Medicinalflora. Eine Einführung in die allgemeine und angewandte Morphologie und Systematik der Pflanzen mit besonderer Rücksicht auf das Selbststudium für Pharmaceuten, Medieiner und Studirende bearbeitet von Dr. Carl Müller, Assistenten “ am pflanzenphysiologischen Institut der Universität und am botanischen Institut der königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin, Am x e / vn sera Mit 380 in den Text gedruckten Figuren. Berlin. Verlag von Julius Springer. 1890. OO mMMaNLIBIBOTANICAL Vorwort. Als der Verfasser vor mehr als Jahresfrist zur Herausgabe der vorliegenden Medieinalflora aufgefordert wurde, zögerte derselbe lange, dem Anerbieten Folge zu leisten. Die Erwägung, dass unsere bo- tanische Literatur ebenso reich an Hand- und Lehrbüchern wie an Sammel- und Bilderwerken ist, liess die Bearbeitung eines neuen Buches kaum nothwendig, wenn nicht ganz überflüssig erscheinen. Kein Coneurrenzbuchschreiben wollen war aber die Vor- bedingung, welche der Verfasser dem Verleger stellte. Wenn nun doch der angeregte Plan verwirklicht wurde, so mussten andere Er- wägungen das Erscheinen des Buches rechtfertigen. Es ist nicht zu leugnen, dass die bekannten Lehrbücher der Botanik fast ausschliesslich darauf abzielen, dem Studirenden im Anschluss an die akademischen Vorlesungen eine Stütze für den Ausbau seines Wissens zu bieten. Nicht aber ist bisher für das Selbststudium der Botanik ausreichend gesorgt worden, ob- wohl auf ein solches die Lage aller derjenigen hindrängt, welchen nicht der lebendige Quell des Wissens im akademischen Vortrage zuströmt. In dieser misslichen Lage finden sich alle jüngeren Apo- theker, also gerade diejenigen, welche später das grössere und streb- samste Contingent der Studirenden der Botanik stellen. Innerhalb der drei Lehrjahre sollen sie das für das Gehilfenexamen nöthige Wissen in den beschreibenden Naturwissenschaften erlangen, und doch sind sie in dieser Zeit fast führerlos, Die wenigen Kenntnisse, welche im glücklichsten Falle das Realgymnasium mitgegeben hat, reichen nicht aus, um in die wissenschaftliche Botanik einzudringen, und der Principal hat sich meist vor 20 und 30 Jahren einmal mit ' Botanik beschäftigt. Noch mehr ist der Provisor auf sich selbst an- gewiesen, bis er nach abermals dreijähriger praktischer Thätigkeit zum akademischen Studium gelangt, und dann soll er in drei Semestern — neben vielem anderen — die ganze Botanik beherrschen lernen! Das ist nur erreichbar, wenn die vorakademischen Jahre, also die führerlose Zeit, energisch ausgenutzt wurden. Hier soll nun die Medi- einalflora ein unentbehrliches Buch, ein Helfer in der Noth, ja noch mehr sein: sie soll dem jungen Manne die Botanik wirklich zu einer scientia amabilis machen. Aehnlich ungünstig ist die Lage der Medieiner. Vom huma- nistischen Gymnasium kommend, sollen sie in den vorklinischen Se- mestern die ganze naturwissenschaftliche Grundlage erwerben. Ge- wöhnlich lassen sie es mit eine m-Semester bewenden, um allgemeine en Botanik zu hören. Mit dem bestandenen tentamen physicum kommt dann gewöhnlich die Botanik aus rein äusseren Gründen in die er Rumpelkammer, weil dem strebsamen Medieiner die Möglichkeit fehlt, durch das Selbststudium das oft angeregte Interesse für die Botanik wach zu halten. 4 5 Ss 0. Nieht besser ergeht es der Mehrzahl der Schulamtskandidaten, = besonders denen, welche Botanik als Nebenfach betreiben. Zum Staats- die einzige deutsche streng wissenschaftlich Registers, IV - Vorwort. examen sind sie vollgepfropft mit Wissen; sie kennen die „grossen Probleme“ der modernen Wissenschaft, sind heimisch auf dem Ge- biete der Anatomie, Physiologie und Biologie, nur nicht auf dem Gebiete, was der Schule zunächst angehört, auf dem Gebiete der ns gewandten Morphologie und Systematik. Die Meisten lernen = -Nothwendige erst beim Unterrichten. Auch hier soll die Mediciusgl flora eine Lücke füllen, sie soll dem „Studirten in Amt und Würden nachträglich das zu treiben ermöglichen, wozu die kurz bemessene Studienzeit nieht ausreichte., Mn Mit besonderer Sorgfalt ist deshalb die Didaktik bericksichtigt worden. WUeberall ist das Prineipielle in den Vordergrund gerückt, und im speciellen Theile ist überall der rothe Faden, welcher sich durch das natürliche System wie durch die künstlichen hindurch- zieht, aufzudecken versucht worden. Der Schilderung der grösseren Gruppen, Reihen, Ordnungen und Familien soll die folgende Gat- tungs- und Artbeschreibung als Relief dienen; sie soll dem Allge- meinen erst Fleisch und Blut geben. Dass die Arten wesentlich dem Rahmen der Ph. 6. I. entnommen sind, ist ein mehr äusserlicher Factor. Das Buch soll ausdrücklich nieht den Titel „Die Pflanzen der Pharmakopoe“ verdienen. Fast gar nicht ist die speeielle Drogenkunde berücksichtigt. F tr diese sorgen die vorzüglichen Bücher von Flückiger u. a. Die Anatomie ist ganz ausgeschlossen, weil sie erst während des Aca- demicums mit Erfolg behandelt werden kann. Unerlässlich hielt es ; der Verf., die Flora im fortlaufenden Texte zu schreiben und trockene i Diagnosen zu vermeiden. Das Buch ist ein Leh rbuch, kein Han d- ee buch. Andererseits ist aber der seichte Ton der „Kaffeeleetüre nicht angeschlagen und damit eine Verflachung des Gegenstandes umgangen worden. Das Buch setzt Ernst und Eifer voraus. a Es bedarf hier noch einiger Hinweise. Die Blüthenmorphologie ist im Sinne der Eichler’schen Blüthendiagramme verarbeitet, dem ganzen Buche Eichler’s System, doch ohne jegliche einseitige Tendenz, zu Grunde gelegt worden. Für die Art- beschreibungen benutzte der Verfasser auf's Ausgiebigste Luerssen 8 & grosses Handbuch, für die heimischen Arten die vorzügliche, bisher Was der Verfasser aus eigenem Wissen hinzugefügt hat, verdankt ‚er zum grösseren Theile der Förderung seiner Studien unter Alex Braun, Eichler und seinen übrigen berliner Lehrern. 0° Endlich Ah der wärmste Dank Herm cand, phil. Zander 3 für die treue Hilfe beim Correcturlesen und für die Anfertigung des nicht minder aber dem Herrn Verleger, welcher mit grosser Bereitwilligkeit die Ausstattung des Buches, namentlich die Beschaffung _ der Habitusbilder aus Baillon’s Histoire des plantes übernahm. Möge sich dem Danke des Autors der Erfolg des Buches an- & schliessen. ie Berlin, im April 1890. | x Der Verfasser. e Flora von Ascherson. Inhaltsübersicht. Einleitung. I. Morphologie ... . . a E 1—40 Thallophyten, Banner — Suatonkrtee, Asonbrte, Bau des reifen Samens. Wurzel, Stamm und Blatt. Nebenblätter. Nieder-und Hochblätter. Sprossbildung. Deck- und Vorblätter. Die Blüthe als Spross. Kelch, Krone, Staubblätter, Fruchtblätter. Samenanlagen, Samenleisten. Hypogynie, Perigynie, Epigynie. Orientirung der Blüthen. Aktinomorphie, Zygomorphie. Dia- gramme. Bau der Samenanlagen. Pollen und Sperma. Be- fruchtung. Frucht und Fruchtformen. Same; Perisperm, Keim- ling, Nährgewebe. Arillus und Carunceula. Verzweigungs- formen. Trichome, Ranken. Zwiebeln. Nectarien. 1. Das natürliche Pflanzensystem. . . . . a) Botanik des Alterthums. Die Kräuterbücher in I“ FERFRR ischen Zeit. Die künstlichen Systeme und Linn‘. Die natür- lichen Systeme von Jussieu, Decandolle, Endlicher; Brongniart, Braun, Eichler; Engler. Specieller Theil. Me ... 51-82 Algen. Allgemeines. Phaeophyceae (Fucus, Laminaria). Rhodophyceae (Chondrus, Gigartina, Alsidium) . . 53-64 Pilze. Allgemeines. Mycel; Sclerotien. Fruchtträger. Sporen. Basidiomyceten, en ee ÜEOBEIOREN ' DM) so ein Flechten. Allgemeines. Symbiose. Basidio- er REEL ah Soredien. Bau des Thallus. (Cetraria) -. . . » 7882 a aa ee Generationswechsel (Spore, Vorkeiin, Geschlöikleonge _ Keimpflanze, Sporogonium, Sporensack, Sporen). ee DE PIE... een... Generationswechel (Spore, Vorkeim, Geschlechtsorgane — Keimpflanze, Cormophyt mit Sporangien und Sporen). Equisetinae, Lycopodinae, Filicinae. (Lycopodium. Aspidium.) Zusatz: Homologienlehre und Homologientabelle . . . » VI | Inhaltsübersicht, IV. 6ymnospermen Cycadeen (Cycas). Coniferen (Dammara, Pinus, Larix, Picea, Abies. — Callitris, Thuja, Juniperus.) . V. Angiospermen . Monocotyledonen . Liliiflorae RE ne era Liliaceae (Urginea, Alo&, Colchicum, Veratrum, Sabadilla, Smilax). Iridaceae (Crocus, Iris). Spadiciflorae a N Palmae (Daemonorops, Metroxylon, Cocos, Areca, Phoenix). Araceae (Acorus). Glumiflorae.. . Er Cyperaceae (Carex). Gramineae (Saccharum, Zea, Oryza, Hordeum, Tritieum). Seitamineae . . Zingiberaceae (Cureuma, Zingiber, Elettaria, Alpinia). Marantaceae (Maranta). Gynandrae . . en Orchidaceae (Orchis, Anacamptis, Gymnadenia, a Platanthera, Vanilla). : DSEpIgBeN en Er a. Choripetalae. Juliflorae. ® Amentaceae. „,, we Cupuliferae (Quereus). Juglandaceae (Juglans). Salicaceae. Urticinae. we ee . Urtieaceae (Fieus, Cannabis, Humulus), Piperinae . on Piperaceae (Piper). . Centrospermae. Polygoninae ...-...; . 0 Polygonaceae (Rheum). Chenopodinae. . ., Deren Ay 0 Chenopodiaceae (Beta). . . . . . ” - . Caryophyllinae ee ‚Caryophyllaceae (Saponaria). Aphanocyelicae, EN yeRrpiche . Lauraceae (Cinnamomum, Sassafras, Laurus). Berberidaceae (Podophyllum). = Menispermaceae (Jateorhiza, Anamirta). Seite 109-136 187-566 140—242 143—166 166-182 182-202 202-222 222—242 Inhaltsübersicht. VI Seite Magnoliaceae (Illieium, Drimys). Ranunculaceae (Pulsatilla, Aconitum, Helleborus). Rhoeadinae. .. ee a en PS Papaveraceae IRRE Fumariaceae. Cruciferae (Cochlearia, Brassica). Cistiflorae . . a Violaceae (Viola). Ternstroemiaceae (Thea). Clusiaceae (Gareinia). Columniferae . . en en, ABaT. e Tiliaceae (Tilia). Stereuliaceae (Theobroma). Malvaceae (Malva, Althaea, Gossypium). Eucyclicae. Gruinsles 2% ae We ee SER Linaceae > Terebinthinae. ... ee rer DOSE Zygophyllaceae EEE Rutaceae (Ruta, Pilocarpus, Citrus). Simarubäceae (Quassia, Picraena). . Burseraceae (Boswellia, Balsamea).. Anacardiaceae. Aesculinae . . ey Ye Sapindaceae (Pasllinia). Polygalaceae (Polygala). Erythroxylaceae (Erythroxylon). Frangulinae .. ai Tr ee EI Rhamnaceae li). Vitaceae (Vitis). en > . Euphorbiaceae(Croton, Remus, Mallotus, Euphorbia) 3835—3%4 Calyeiflorae. Umbelliflorae . . . . . 394—416 & Be Umbelliferae (Carum, Pinpinelia, Oehanthe, Fosni- eulum, Levistieum, Archangelica, Ferula, Dorema, Imperatoria, Conium, Coriandrum). re Saxifraginae 3 he. BE Saxifragaceae Liquidambar). a ee Myrtiflorae ee nr 2 MAR re Myrtaceae (Engenia, Melaleuca, Punica)- a iS Monifloräe --. si >} u BEE Rosaceae (Oydonis; Dos Potentilla, ae Hagen, Quillaja, Prunus). er Leguminosae . . . 436468 Papilionaceae (Ouonis, Trigonella, Melilotus, lyerr a rhiza, Astragalus, Physostigma, Andira, To- luifera). Caesalpiniaceae (Cassia, Ceratonia, Tamarindus, | Copaifera, — nn Mimosaceae N VIH Inhaltsübersicht. Seite b. Sympetalae. Obdiplostemones. we nen Te Ericaceae (Vaceinium, Arctostaphylos). Diplostemones. u Primulaceae (Primula). ee N. Sapotaceae (Dichopsis). Styracaceae (Styrax). Haplostemones. Tubiflorae .. . ee Convolvulaceae (Ipomoea). Asperifoliaceae (Aleanna). B Solanaceae (Solanum, Capsicum, Atropa, Hyoscy- 2 amus, Datura, Nicotiana). R AD ee NR Serophulariaceae (Verbascum, Digitalis). Labiatae (Lavandula, Mentha, Thymus, Melissa, Salvia, Rosmarinus). a ee. Apocynaceae. Asclepiadaceae. Gentianaceae (Gentiana, Erythraea, Menyanthes). Loganiaceae (Strychnos). Oleaceae (Fraxinus, Olea). Campanulinae. Campanulaceae. Lobeliaceae (Lobelia). Cueurbitaceae (Citrullus). Kamine ie Rubiaceae (Coffea, Cinchona, Uncaria). Caprifoliaceae (Sambucaus). ee RN N ee Valerianaceae (Valeriana). Dipsaceae, Compositae (Tussilago, Inula, Spilanthes, Artemisia, Matricaria, Anthemis, Arnica, Cnieus, Ta- raxacum, Lactuca). i Uebersicht des Linnö’schen Systems Register . . 2 ... 500-517 “ « . . . . . . . . . . - . % & 3 x 3 u = % Abkürzungen bekannter Autoren-Namen. Ach. = Acharius. Adans, — Adanson. Alt. = Aiton; Ag. = Agardh. All. = Allioni. Andr. = Andrews. Aschs. = Ascherson. Baill. = Baillon. Benth. = Bentham. Bernh. = Bernhardi. Bess. = Besser. Bl. = Blume. Brot. = Brotero. Burm. = Burmann. Cav. = Cavanilles. Colebr. = Colebrooke. Coll. = Colladon. DU. = De Candolle. Desf. = Desfontaines. Desr. = Desrousseaux. Desv. = Desvaux. Ehr. = Ehrhart. Endl. = Endlicher. Fr. = Fries Forst. = Forster. Gärtn. = Gärtner. Gaud. = Gaudin. il. — Gilibert. Gmel. = Gmelin. — Guill. = Guillemin. H.B. K. — Humboldt, Bonpland und Kunth. Haw. = Haworth. Hook. = Hooker. Houtt. = Houttuyn. Huds. —= Hudson. J. Müll. = Müller. Jacq. —= Jacquin. Juss. = Jussieu. Kth. = Kunth. Ktz. = Kützing. %. = Lime: Lamour. = Lamouroux. Ledeb. = Ledebour. Lindl. = Lindley. Ike Emk:: Lois. = Loiseleur. Lond. —= Londes. Lour. = Loureiro. Mart. = Martius. Meissn. = Meissner. Mich. —= Micheli. Michx, —= Michaux. Mill. = Miller, Miq. = Miquel. | Mirb. = Mirbel. Murr. = Murray. Nutt. = Nuttall. Oliv. = Olivier. Pav. = Pavon: Pers. = Persoon. Poir;; = Poiret. R. Br. = Rob. Brown. Rehb. = Reichenbach. Rich. = Richard. Riv. = Rivinus. Rose. = Roscoe. Roxb. = Roxburgh. Salisb. = Salisbury. Schau. = Schauer. Schlechtdl. = Schlechten- dal. Scop. = Seopoli. Sieb. = Sieber. Sm. = Smith. Sol. = Solander. Sonn. = Sonnerat. Spr. = Sprengel. Steinh. = Steinheil. St. Hil. = Saint-Hilaire. Sw. = Swartz. Tausch. = Tauscher. Thoms. = Thompson. Thuill. = Thuillier. Thunbg. = Thunberg. Tournef. = Tournefort. Vent. = Ventenat. a Wallr. = Wallroth. Web. = Weber. Wedd. = Weddell. Wimm. et Grab. = Wim- mer und Grabowski. Willd. = Willdenow. IE x Berichtigungen. Seite 4 Zeile 6 von oben lies irländisch statt isländisch. 24 > ae Be SE De ; 29 459 n „ ” ” 7 „ unten setze (intrors) hinter innenwendig. 10 und 11 von unten lies Samenanlage statt Samenlage. 6 von unten lies Polysiphonien statt Polysophonien. 1 von unten verbinde mit $. 385 durch Ipecacu- anhae statt Ipecacatanhae. 4 von oben lies Cynanchum statt Cynanchym. ll „ ,„ ,„ Molina statt Molini. EINLEITUNG. Müller, Medicinalflora.. I. Morphologie. Das Verständniss wissenschaftlicher Werke hängt allemal von gewissen Vorkenntnissen ab, deren Nichtbesitz dem Leser entweder den Inhalt des vom Autor Gebotenen völlig verschliesst — und dann wandert das Buch in die Rumpelkammer, Leser und Autor sind unbefriedigt — oder der Leser arbeitet sich mit dem Schatz seines Wissens durch die Darstellung hindurch, dann ist ihm das Buch eine Qual und der geistige Gewinn ER ein fraglicher. Diese Gefahren wachsen, wenn sich ein Buch nicht an die Fachgenossen seines Autors enden sondern vielmehr einem Leserkreise dargeboten wird, welcher wohl an dem Vorgetragenen regsames Interesse hat, dem aber doch näher liegende Berufspflichten weder Zeit noch Musse lassen, seine ganze Kraft einem ihm nebensächlichen, wenn auch wichtigen Wissenszweige zu widmen. Hier giebt es für den Autor keinen anderen Ausweg, als den Grundsätzen zu folgen: Bringe nicht mehr, als nothwendig ist; mache deinem Leser die Sache so leicht und bequem als möglich; setze aber vor Allem nichts voraus, was dir selbst zwar als selbstverständlich erscheint — ohne es zu sein, und erkläre lieber mit wenigen Worten das Nöthigste, ohne weit- schweifig zu werden. Nichts ist ja lästiger als ein Buch, dessen Leetüre voraussetzt, dass man ein anderes als Commentar neben sich liegen habe. Für das Verständniss des Folgenden ist die Kenntniss einiger in der wissenschaftlichen Botanik gebräuchlichen Ausdrücke nicht zu umgehen, sofern das Buch nicht zu einem Leitfaden für gebildete Laien herabsinken soll; namentlich ist es wichtig, auf gewisse, auf die Morphologie, T h. die äussere Gestaltlehre Bezug habende Thatsachen hinzuweisen. - In der Botanik ist es Sitte geworden, alle diejenigen Pflanzen, welche nur aus einer einzigen Zelle oder einer Vereinigung von Zellen bestehen, ohne dass wir an ihnen die Gliederung in Stamm und Blatt nachzuweisen u; als Lagerpflanzen, Thalluspflanzen “oo. r Einleitung. oder Thallophyta!) zu bezeichnen. Beispiele solcher sind A bekannten, allerwärts an den Küsten der Meere oft in grossen Massen auf den Strand gespülten Seetange (jodliefernde Fucus-Arteii und zwei fälschlich als „Moos“ bezeichnete Pflanzen, die als „Carra- geen“ geführte Alge Chondrus erispus (welche im Volksmunde als „igländisches Moos“ geht), sowie die als isländische Flechte (Lichen islandieus) gebräuchliche Cetraria islandica, welche unter dem Namen „isländisches Moos“ verlangt wird, und viele andere. Eine grosse Abtheilung der Thallophyten sind die vom Botaniker als Pilze, von den Laien oft als Schwämme?) bezeichneten Pflanzen, von denen die als Pfefferlinge, Champignons, Steinpilze und Trüffeln bekannten Arten als essbar auf den Markt gebracht werden. Offieinelle Pilze und somit Thallophyten sind das „Mutterkorn“ (Secale cormutum), welches nicht etwa mit einer Getreidefrucht, etwa einem Roggen- korn, der Frucht von Secale cereale, verwechselt werden darf, Bow die als „Hirschbrunst“ geführte Droge, welche den trüffelartigen Fruchtkörper des Hirschpilzes, Elaphomyces granulatus, darstellt. i Im Gegensatz zu den Thallophyten stehen die Cormo phyten?), d. h. diejenigen Gewächse, welche eine Gliederung in Stamm, Blatt und Wurzel aufzuweisen haben. Gräser, Palmen, Kräuter, Sträucher, Bäume sind Cormophyten. Nur verhältnissmässig wenige unter ihnen bringen es niemals zur Erzeugung von Blüthen in dem gewohnten Sinne. Sie sind blüthenlos, und deshalb erzeugen sie auch keine Samen; diese werden durch mikroskopisch kleine Brutzellen, Sporen genannt, vertreten. Als ein Beispiel der sporenbildenden Cormophyten merke man sich die Bärlapppflanze , Lycopodium clavatum. Ihre Sporen (nieht Samen) bilden das bekannte Streupulver „Lycopodium“. Ein zweites Beispiel eines blüthenlosen und dafür sporenbildenden Cormophyten ist das Farnkraut Aspidium Filix mas, dessen unterirdischer, be- wurzelter Stamm als „Rhizoma Filieis® *) offieinell ist. Alle diejenigen Cormophyten, welche behufs geschlechtlicher Fortpflanzung Blüthen in dem Jedem Laien bekannten Sinne erzeugen, heissen Phanerogamen °) oder Anthoph yten®), Blüthenpflanzen. junger, grüner Spross; hier: unge gliederter Pflanzenkörper ; purorv, Gewächs, Pflanze. ; anik zu meiden, da die eigent- lichen Schwämme igenartige Wasserthiere (nicht Pflanzen) sind. Der ge- meine Badeschwamm ist das Fasergerüst eines solchen Thieres. Ra wognös, eigentlich Klotz, .. e; *) Man hüte sich ein für allemal, einen unterirdische n, bewurzelten . Stamm (ein yRhizom“ eine Wurzel zu z0m ist Wurzelstock, Grundstock 5) Von Yurspos, offenkundig, sichtbar, und yaur, Ehe, geschlechtliche Verhältniss der Blü: e thenorgane zu einander, °) Von &v9os, Blüthe, und gpvrös, Gewächs, Pflanze. mit Bezug auf das I. Morphologie. 5 Sie bilden sozusagen das Gros der uns umgebenden Pflanzen und liefern den grössten Theil unserer Drogen. Die mannichfaltige Gliederung des Körpers der Blüthenpflanzen durch gewisse typische, durch Abstraction gewonnene Begriffe zu kenn- zeichnen ist nun die Aufgabe der Morphologie, so weit sie uns hier angeht. Jede Blüthenpflanze entwickelt sich aus einem von der Mutterpflanze sich trennenden Samen, dessen Hülle wir als Samenschale (testa) bezeichnen. Sie besteht zumeist aus zwei, nicht immer von einander trennbaren, geschlossenen Hüllen, der äusseren (meist harten) und der inneren (meist zarten, oft wie Seidenpapier dünnen) Samenhaut. Die Samenschale umgiebt den Keimling (Embryo) und in vielen Fällen eine als Nährgewebe (Eiweiss, Albumen oder Endosperm) bezeich- nete, stärke- oder ölreiche Masse (Fig. 1). Der gerade oder gekrümmte Keimling lässt bereits das Keimwürzelcehen (radieula), ein kurzes Stengelglied, ein oder zwei Keimblätter (eotyledones) und die zwischen ihnen liegende, bei der Keimung austreibende Keimknospe Fig. 1. Längsschnitt des Leinsamens (Samen von Linum usitatissimum) bei 10facher Vergrösserung, s Samenschale, e Nähr- gewebe. Die Mitte des Samensnimmtdergerade Keimliag ein; w Würzel- chen, ce die beiden sich in einer Längslinie be- rührenden Keimblätter, zwischen welchen im Grunde die noch unent- wickelte Keimknospe als ganz unscheinbarer Höcker sichtbar ist. (plumula) erkennen. Figur 2 stellt das Bild einer längsgespaltenen, gemeinen „weissen Bohne“, des Samens von Phaseolus vulgaris L., dar. Die Samenschale (s) umgiebt unmittel- bar den Keimling; es ist hier also kein Nährgewebe vorhanden. Die Hauptmasse des Samens bilden die beiden Keim- blätter (c), von denen eines in der Figur weggeschnitten ist, um das Würzelchen (w), das erste Stengelglied (st) und die ersten Laubblätter (bl) der Keimknospe blosszu- legen. Die mit » bezeichnete Stelle der Samenschale heisst der Nabel des Samens. Fig. 3 stellt nur den Keimling aus dem- selben Samen dar, von welchem nach dem Quellen in warmem Wasser die weisse, pergamentartige Samenschale entfernt wor- den ist. Das auf das Würzelchen (w) sich aufsetzende Stengelstück (st) mit seinen Blättern (bl) bildet die Keimknospe. Man wird übrigens leicht erkennen, dass der Keimling der Bohne nicht wie der des Fig. 2. Eine „weisse Bohne“, d. h. der Same von Phaseo- lus vulgaris längs halbirt. s Samenschale, n Theile des Keimlings sind: «w Keimwurzel, st Stamm- stück der Keimknospe, 5l | erste Laubblätter derselben. e ist einesder beiden grossen, fleischigen, im ruhenden Sa- men knochenharten Keimbl. n Nabel. 6 Einleitung. Leines (vgl. Fig. 1) gerade ist; der Bohnenkeimling ist deutlich tee Die Keimung zeigt sich zunächst SL ‚bl in einem Sprengen der Samenschale; ) es tritt aus ihr das Keimwürzelchen hervor und sorgt für die Ansiedelung des jungen Pflänzchens im Boden). Erst später tritt die Keimknospe aus —( der Samenschale hervor und entfaltet, im Allgemeinen dem Lichte zustrebend, die ersten Blätter, während die Wurzel mit gewisser Energie in den Boden eindringt und durch Verzweigung das Wurzelsystem erzeugt. So können wir schon von vornherein eine mit zwei iu. ; Wachsthumsrichtungen ausgestattete Fig. 3. Keimling aus der „weissen Bohne“ nach der Entfernung der Axe, deren aufsteigenden Theil wir Samenschale. ı# Wurzel, st Stamm- Stamm, deren absteigenden Theil stück der Keimknospe, 52 erste i on den An- Laubblätter derselben, e eines der " Wurzel nennen en . ätter beiden Keimblätter. hangsorganen, welche wir Blätte nennen wollen, unterscheiden. Wurzel, Stamm und Blatt sind die drei wesentlichen Organe des Pflanzen- körpers der Cormophyten. Für die Begriffsbestimmung halten wir fest: | i Wurzel ist der blattlose, nicht durch Blattgrün (Chlorophyll) grün gefärbte, im Allgemeinen abwärtswachsende Theil der Axe. Als Positive Merkmale sieht man das Vorhandensein einer die Wurzel- a spitze (den Scheitel) überziehenden Gewebekappe, der Wurzel- haube (calyptra) und die Anlage der jungen Wurzel im Innern des Pflanzenkörpers (die end Ogene Entstehung) an. Im Allge- meinen ist die physiologische Aufgabe der Wurzel in der Aufnahme von Wasser und darin gelösten Nährsalzen zu erblicken. Stamm heisst die blatttragende (und allein Blätter erzeugende) Axe. Er wächst mit nacktem Scheitel?2), über welchen sich ge wöhnlich die jungen Blattanlagen schützend, die Stammknospe bildend, ') Wer sich über das Keimen der Pflanzen aus eigener Anschauung unter- auf's Wärmste em pfohlen, einige Erbsen oder Bohnen, Die Keimpflanzen entwickeln ng in feuchten Sägespänen er leichter von den Wurzen abei gleichzeitig, dass Erbsen m eine Frucht ist. tzel, deren wesentlichstes Merkmal gerade darin r Wurzelhaube bedeckt ist. I. Morphologie. 2 hinwegwölben. Der junge Stengel (oft auch .der erwachsene) führt Blattgrün (Chlorophyll), bedeckt sich aber bei ausdauernden Ge- wächsen zumeist mit Kork, durch dessen wiederholte Sehichtenbildung die Borke entsteht. Unterirdische, meist mit unscheinbaren, oft schuppenförmigen Blättern besetzte Stämme heissen Grundaxen oder Rhizome. Dieselben lassen oft in ihrem Innern zahlreiche Wurzeln entstehen, welche nach aussen hervorbrechen und nun dem Stamme das trügerische Aussehen einer starken Wurzel mit ihren Neben- wurzeln geben, weshalb die Rhizome im Deutschen oft als Wurzel- stöcke bezeichnet werden. Die ältere Pharmacie bezeichnete diese oft schlechtweg als Wurzeln, und wir finden wohl noch jetzt hin und wieder die fälschlichen Bezeichnungen Radix Calami, Radix Jridis, Radix Zingiberis und andere. Ein Rhizom ist immer an dem Vorhandensein von Blattresten oder Blattnarben erkennbar. Blätter sind seitliche Auswüchse, welche an dem Gewebe des Stammscheitels in „acropetaler“ Ordnung entstehen, d. h. jedes Jüngere Blatt sitzt dem Stammscheitel näher als das ältere; das Jüngste Blatt ist dem Scheitel am nächsten!). Die Blätter werden niemals wie die Wurzeln im Innern des Stammgewebes angelegt, sie sind äussere (exogene) Hervorwölbungen, welche später den ihnen eigenthümlichen Charakter annehmen. Die Anheftungsstelle eines Blattes (man nennt sie gewöhnlich Insertionsstelle, d. h. Ein- fügungs- oder Einreihungsstelle von inserere — einreihen, einordnen) nennt man in Bezug auf den Stamm einen Knoten (auch wenn der Stamm an der betreffenden Stelle nicht knotig verdickt ist). Das Stengelstück zwischen zwei auf- einanderfolgenden Insertionsstellen von Blättern heisst ein Stengelglied oder Internodium. Die Stengelglieder sind bald sehr kurz („ge- staucht“), bald von mittlerer Länge, und dann deutlich sichtbar; bald sind sie sehr lang- gestreckt, und dann pflegt der Stamm nur arm an Blättern zu sein. RS Am typisch entwickelten, grünen Blatte, Fig. 4. Blatt mit den dem Laubblatte, lassen sich im Allgemeinen drei a N SB: Theile unterscheiden: 1) die Blattscheide gen. Scheide, seh, Stiel, st -(vagina), mit welcher das Blatt am Stamme und Spreite, sp. ansitzt, 2) der Blattstiel (petiolus) und 3) die Blattspreite (lamina) (Fig. 4). Die Spreite pflegt ein !) Acropetal kommt von @xgov, Spitze, oberes Ende, hier also Scheitel bedeutend, und petere, nach etwas streben. Acropetal muss also „dem Scheitel zustrebend“, „nach dem Scheitel hin einander folgend“ übersetzt werden. ”* 8 Einleitung. flächenartiges Gebilde von verschiedener Grösse und verschiede- nem Umriss zu sein, doch ist sie gewöhnlich durch eine Mittel- linie, welche sich als Mittelnerv oder Mittelrippe des Blattes markirt, in zwei symmetrische Hälften getheilt. Die Bestimmung der Spreitenform ist besonders für die Artunterscheidung der Pflanzen von höchster Bedeutung. Je nach dem Verhältnis, in welchem Länge und Breite der Spreite zu einander stehen, unter- scheidet man linealische, lanzettliche, längliche, b c d e eiförmige und rundliche ‚Spreiten (vgl. Fig.5, a—e). Fig. 5. Spreitenformen. a: linealisch, d: lan- Ausdrücke wie bandför- zettlich, e: länglich, d: eiförmig, e: rundlich. a mig, viereckig, spatel- i förmig, nierenförmig, pfeilförmig,, spiessförmig , nadelförmig u. a. verstehen sich ohne Weiteres. Lässt sich die Form nicht ge- nügend scharf durch einen der genannten Ausdrücke angeben, so park: Man. sich‘durch Combinationen jener Ausdrücke zu helfen. | So wird selbst der Laie kaum in Zweifel gerathen, ; wie er sich eine her > nierenförmige oder läng a lich-eiförmige Spreite vor- zustellen hat. Viel wich- tiger ist es zu wissen, dass man an der Spreite drei Regionen besonders Fig. 6. Randformen der Spreite. a: ganz, ZU beachten hat, dgE 2BenEe #: gesälint, d; gekerbt, e: ausgerandet, Blattgrund, d. h. die Fi ppelt gesägt, g: doppelt gezähnt. untere Partie der Spreite, welche sich an den Blattstiel bald lang ausgezogen, bald sein kann) und den Blatt- nig oder als, ununterbrochene ; ‚ f und g). Feine Härchen am Blattrande be- zeichnet man als Wi gr zusammengesetzt; ihre Abschnitte werden oft als Segmente * I. Morphologie. 9 bezeichnet, und wenn diese eine auffällige Selbstständigkeit erlangen und sich, für sich betrachtet, so verhalten, wie sonst die ganzen Spreiten der Blätter, so nennt man sie zum Unterschiede vom ganzen Blatt wohl die Blättchen (foliola) desselben. Es ist dabei Sitte, eine Blattspreite „lappig“ zu nennen, wenn die Einschnitte vom Blatt- rande aus nicht tiefer als halbwegs zur Mittelrippe gehen. Geht der Einschnitt noch tiefer, dann ist das Blatt „theilig‘. Reicht aber der Einschnitt bis an die Mittelrippe heran, so ist das Blatt „sehnittig“. Von besonderer Bedeutung ist für die Blattspreite die Be- rippung. Man richtet hierhei sein Augenwerk zumeist auf die stärkeren „Rippen“ (oder „Nerven“), welche auf der Blattunterseite deut- licher zu sein pflegen, weil sie hier meist etwas erhaben auf der Blatt- fläche hervorragen. Die kleineren, undeutlichen Blattnerven bezeichnet man auch wohl als Adern. Wird a die Blattspreite nur von einem Fig. 7. Parallel berippte Spreiten. Nerven, dem Mittelnerven durch- # dreinervig, d parallel berippt, e seit- - . ® lich parallel berippt. zogen, so heisst sie naturgemäss einnervig. Tritt zu dem Mittelnerven rechts und links je 'ein „Seitennery“ hinzu, so wird die Spreite dreinervig und in ana- loger Weise fünf- oder siebennervig. In vielen derartigen Fällen ver- theilen sich dann die Nerven derartig annähernd gleichmässig, dass sie am Grunde dicht nebeneinander in die Be Spreite eintreten, sich Fe dann bogig von ein- ken ander entfernen und au sich gegen die Spitze des Blattes hin wie- a b e der einander nähern. Fig. 8. Schemata für a handförmige, 5 fussförmige, Verlaufen nun viele e fiederige Berippung. % Nerven derartig vom Grunde zur Spitze durch die Spreite, so bezeichnet man sie als parallele Nerven, die Spreite ist parallel berippt. Laufen viele Nerven unter annähernd gleichem Winkel zur Mittellinie von dieser nach dem Blattrande hin, dann nennt man die Nerven seitlich parallel, die Spreite seitlich parallel berippt (vgl. hierzu Fig. 7, a—). Besonders bemerkenswerth sind die Fälle, wo drei, fünf, sieben, ete. Nerven von einem Punkte, meist von der Ansatzstelle des Blatt- stieles aus, mehr oder minder geradlinig und unter gleichen Winkeln .divergirend die Spreite durchlaufen. Man nennt solche Spreiten handförmig berippt (Fig. 8 a). Als fussförmig unterscheidet man 10 Einleitung. hiervon die in Fig. 8 b schematisch dargestellte Berippung. Nicht minder bemerkenswerth ist der Fall, in welchem von der Mittelrippe von Strecke zu Streeke meist paarig Seitenrippen unter gleichem Winkel abgehen. Man spricht dann von fiederiger Berippung (Fig. 8 e). Lässt sich ausser dem Mittelnerven gar keine Regelmässigkeit in der Anordnung der Rippen und Adern erkennen, so wird man gewöhnlich den Ausdruck netzartig berippt zutreffend finden, ein Ausdruck, welcher kaum näherer Erläuterung bedarf. a 7) c Fig. 9. Handförmige Spreiten. a handförmig gelappt, 5 handförmig getheilt, e gefingert. Mit der Berippung correspondirt gewöhnlich die Spreitenform, beide stehen zu einander in Wechselbeziehung. Bei paralleler Nervatur pflegt die Spreite ganzrandig zu sein, während handförmige und fiederige Berippung mit Buchten- und Einschnittsbildung am Spteitenrande verknüpft zu sein pflegt. Wir unterscheiden dann (in Combination mit den obigen Ausdrücken) handförmig gelappte, handförmig getheilte und handförmig eingeschnittene Spreiten. Die letzteren bezeichnet man auch treffender als gefingerte Spreiten (vgl. Fig. 9, a—). Entsprechende Formen der Spreite lassen sich auf die fussförmige Berippung be- ziehen, wodurch man auf fussförmig. gelappte, fussförmig getheilte und fussförmig gefingerte Blätter geführt wird. Redueirt sich bei handförmig zusammengesetzten Spreiten die Zahl der Glieder (Segmente), auf drei, dann erhält man die „gedreiten“ Blätter und zwar entweder das drei- > 2 : „ppige “= ag oder - ; - ngerige Blatt. Die Spreite de a ae men. letzteren wird auch wohl für sich gefiedertes Blatt, e paarig gefiedertes Als „dreiblättrig* (trifoliata) be- © Blatt. zeichnet, wie man sich bezüglich ne = der „Kleeblätter“ erinnern wird. Bei fiederiger Nervatur wird die Spreite entweder fiederlappig resp fiederspaltig, fiedertheilig oder fiederschnittig und bei völliger Selbst- ständigkeit der Fiederabschnitte wird das Blatt zum gefiederten mit seımen „Fiederblättehen“. (Vgl. hierzu Fig. 10, a—c.) Sind die 1. Morphologie. +1 Fiedern paarig angeordnet, ohne dass das Blatt mit einem unpaaren Endlappen oder Endfiederchen endet, so bezeichnet man das Blatt als paarig gefiedert (Fig. 10 c) und im gegentheiligen Falle als un- paarig gefiedert (Fig. 105). Weiter auf den Formenreichthum der Blattspreiten hier einzugehen erscheint nicht am Platze. Man wende sich dieserhalb an die im Vorworte empfohlenen Lehrbücher. Einer Bildung muss hier jedoch nothwendig noch gedacht werden. Oft sitzen am Grunde des Blattstieles oder rechts und links neben diesem am Stamme blattähnliche Gebilde. Man bezeichnet dieselben als Nebenblätter oder Stipeln N (stipulae) (Fig. 11). Sehr charakteristisch sind die 54 Nebenblätter beim gemeinen Stiefmütterchen, der .“ E Viola tricolor, entwickelt. Sie ahmen hier gefiederte Na Laubblätter nach, deren Massenentwicklung das zwischen den Nebenblättern sitzende Laubblatt meist SI übertrifft (Fig. 12). Oft gehen Stipeln in der Scheiden- er Dass bildung des Blattes völlig auf. Sitzen nebenblattartige ie wer Gebilde (und dann meist nur unpaarig) am Grunde der _„Nebenblät- Blättchen gefiederter oder dreiblättriger Spreiten, so Fa Br ; i ; runde des bezeichnet man sie als Nebenblättehen oder Stipellen _Blattstieles. (stipellae) !). , Zum Begriff des Blattes ist das Vorhandensein aller drei Theile desselben (Scheide, Stiel und Spreite) keineswegs erforderlich. Es giebt Blätter ohne Scheide, blos aus’ Stiel und Spreite bestehend (wie etwa Linden- und Eichenblätter), Blätter ohne Stiel, nur aus Scheide und Spreite be- stehend (wie die Grasblätter), oder das ganze Blatt redueirt sich auf seine Spreite (es ist „sitzend“), oder endlich, und das ist der einfachste Fall, das Blatt ist nur durch seine Scheide vertreten. (Scheiden- blätter, Schuppenblätter.) Sehr charakte- ristische Schuppenblätter zeigen die als Gemüse beliebten Frühjahrstriebe des Fig. 12. Laubblatt des Stief- Spargels. : mütterchens, Viola trieolor, i r h b 2 mit laubblattartigen Neben- Im Vorangehenden haben wir das pjättern (n) zu beiden Seiten Blatt bloss an sich betrachtet, nicht in der Laubblattspreite (2). seiner Beziehung zum ganzen Pflanzenstock. Vergleicht man alle an einem solchen vorkommenden Blattformen, indem man vom Grunde des Stammes zur Spitze fortschreitet, so VE MRSNERBE ES ÜRERNEREISRRIEE !) Man beobachte dieselben, falls man Gelegenheit findet, an den Blättern unserer gemeinen Gartenbohnen. Anderwärts sind Nebenblättchen nur äusserst selten zu finden, und ist deshalb die Gartenbohne besonders beachtenswertt. * 12 Einleitung. wird man immer ein Schwanken der Blattgestalten innerhalb gewisser Grenzen beobachten. Im Allgemeinen sind die ersten Blätter der Keimpflanze sehr einfach gestaltet, nehmen dann an Fe Ks ihrer Gliederung zu, um wieder auf einfachere Formen zurücl ” kehren und an diese die Bildung der Blüthen anzuknüpfen. In diem Thatsache beruht die Anschauung von der „Metamorphose“ des Blattes an jeder Pflanze, worunter nicht etwa verstanden werden darf, dass ein und dasselbe Blatt im Laufe der Entwicklung - Pflanzenindividuums eine Wandlung durchmacht. Ueblich ist Jedot e; die Unterscheidung der Blätter als Nieder blätter, Laubblätter und Hochblätter I (welche man abkürzend mit den Buchstaben A, L und Z bezeichnet). Zu den Niederblättern kann man bei den Keimpflanzen das erste, 2 resp. die ersten Blätter, die Cotyledonen oder Keimblätter, rechnen. Ihnen folgen oft un- i : . mittelbar die Laubblätter. An den Trieben er Fr der ausdauernden Pflanzen lässt sich dieselbe stammungsaxe“, d das ihr Unterscheidung durchführen. Mit wenigen pie ee Pe Ausnahmen hebt jeder Trieb als Knospe der mit der Blüthe endende mit schuppenförmigen Niederblättern,, = Spross IT, welcher zunächst Knospenschuppen, an ; diesen folgen die Laub- die beiden Vorblätter @ und ie blätter, welehe im Frühjahr austreiben, bis ren het ib der Spross mit der Blüthenbildung zur Er- legen. Die Blüthenorgane zeugung der Hochblätter schreitet. i ig ee u Irak Unerlässlich nothwendig ist zu wissen, gedeutet. % e R : Blüthe dass in den typischen Fällen jede | in der Achsel eines Hochblattes sitzt, welches als Deck- blatt (bractean) der Blüthe bezeichnet wird. An das selbe schliessen sich, dem Blüthenstiele (also der mit ‚den Blüthenorganen endenden Axe) ansitzend, ein oder zwei weitere, ; Hochblätter an, welche als Vorblätter bezeichnet werden. Dann erst folgt die eigentliche Blüthe. Man präge sich also ein | für alle Mal das durch Fig. 13 gegebene Schema ein. Für das Verständniss des Blüthenbaues ist hervorzuheben : | Jede Blüthe ist nichts anderes als ein mit Hochblättern be setzter Spross, oder sie ist das obere Sprossende eines Haupt Sprosses eines Sprosssystemes. Im letzteren Falle pflegt man die Blüthe als Gipfelblüthe oder Endblüthe (Terminalblüthe) zu bezeichnen. Im Gegensatz zu einer solchen sind alle anderen Blüthen Seitenblüthen. Sie stellen sich dar als der Achselspross ihres Deckblattes. Vom biologischen und phy ist die Blüthe dadurch charakte schlechtsfunetion ausgebildet we siologischen Standpunkte betrachtet risirt, dass ihre Blattgebilde zur Ge rden. Die Blüthe ist demnach der I. Morphologie. 13 die Geschlechtsorgane erzeugende Spross, beziehungsweise Spross- abschnitt. Die typisch vollständige Blüthe setzt sich aus fünf Blatt- kreisen (Blattquirlen) zusammen. Man unterscheidet dieselben als 1) Kelehblattkreis oder kurzhin Kelch genannt. 2) Kronblattkreis „ r Krone 4 3) Aeusserer Staubblattkreis] zusammen Androeceum 4) Innerer Staubblattkreis genannt 5) Fruchtblattkreis, auch Gynaeceum genannt. Fig. 14 stellt eine aus fünf Blattkreisen aufgebaute, schematisch gehaltene Blüthe dar. Man wird daran mit Leichtigkeit die con- stituirenden Quirle erkennen können. Freilich kommen solche Formen der Blüthen normalerweise nirgends vor. Während im vorliegenden Bilde die Stengelglieder zwischen den aufeinander- folgenden Quirlen lang gestreckt ge- zeichnet sind, sind sie bei wirklichen Blüthen in der Regel verschwindend kurz; die Quirle sitzen unmittelbar übereinander. Um so deutlicher erhellt aber die Sprossnatur der Blüthe aus dem von uns entworfenen schematischen Bilde. Die Glieder der Blüthe sind also: Kelchblätter (sepala), Kronblätter (petala), Staubblätter (stamina) und Fruchtblätter (earpidia). Der Axentheil, welcher alle diese Glieder trägt, wird als Blüthenboden (receptaculum, torus) bezeichnet. Hervorzuheben ist dabei, 2 dass die Kelch- und Blumenblätter, Fig. 14. Schematische Dar- ; i stellung einer aus 5 Quirlen welehe man mit dem gemeinsamen Na- (Blattkreisen) sich aufbauenden men Blüthendecke oder Perianth Blüthe, um die Sprossnatur zusammenfasst, für die ‚Geschlechtsfune- Kreis a = tion nur nebensächliche Bedeutung Kreis der Kronblätter, st. ext. haben, obwohl sie vom Standpunkte Kreis der äusseren Staubblätter der Biologie z. B. durch Anlocken der uch. Kelchstaubblätter ge- nannt), st. int. Kreis der inne- Inseeten durch Farbenpracht, Wohl- ren Staubblätter (auch Kron- geruch u. dgl. von wesentlichem Nutzen ggg ern Pr sein können. Man nennt sie deshalb Carpellarkreis genannt). auch wohl die unwesentlichen Blüthen- organe. Wesentlich sind dagegen Staubblätter und Frucht- blätter. Die ersteren sind die männlichen Organe (was in dem Worte Androeceum ausgedrückt liegt); die Fruchtblätter sind die weiblichen Blüthenorgane (daher die Bezeichnung Gynaeceum). Blüthen ohne Kelch und Krone (ohne Perianth) heissen nackt, 14 - Einleitung. Blüthen mit männlichen und weiblichen Organen (Androeceum BE Gynaeceum) heissen zwitterig oder zweigeschlechtig (hermaphro mi Blüthen, welche von den wesentlichen Theilen nur Staubblätter Re Androeeeum) führen, heissen männliche; solche, welche nur a blätter (das Gynaeceum) führen, heissen weibliche. era B* Zeugungsorgane in einer Blüthe, so ist sie natürlich unfrucht a wird dann oft als geschlechtslos oder ungeschlechtig bezeichnet. Neuer dings hat sich die Bezeichnung monoelin für die Ey eigen: bie Fra 2 dielin für die getrenntgeschlechtigen Blüthen eingebürgert. Finde sich beide Formen der dielinen Blüthen auf demselben Pflanzenstocke vor, so nennt man die betreffende Pflanze einhäusig oder mon vertheilen sich dagegen männliche und weibliche Blüthen sr 5° trennt auf verschiedene Stöcke derselben Art, so heisst die Pflanze zweihäusig oder dioeeisch. Finden sich endlich theils eingesch) eu theils zweigeschlechtige Blüthen an derselben Pflanze vor, so heiss diese polygam (seltener setzt man dafür das deutsche „vielehig*). Ausdrücke, wie polygam-dioeeisch u. a. verstehen sich von selbst. dr Die morphologische Ausgestaltung der Blüthenorgane betreffen ist zu bemerken: ch Der Kelch (ealyx) besteht aus meist laubblattartigen, gewöhnlie grünen, ungestielten, ganzrandigen Blättern, welche als Kelchblätter (sepala) bezeichnet werden. Nur ausnahmsweise nehmen dieselben e die Beschaffenheit der zarteren und meist buntgefärbten Blumen blätter (petala) an, welche in ihrer Gesammtheit die Blumenkrone ' (schlechtweg Krone, corolla) bilden. Kelehblätter von blumenblatt- artiger Ausbildung heissen petaloid, und der von ihnen gebildete Kelch wird als eorollinisch bezeichnet. An den Blumenblättern lässt sich manchmal ein schmaler, stielähnlicher Theil, der Nagel, has; dem flächenförmig verbreiterten, der Spreite entsprechenden Theile, der Platte, unterscheiden. Für Kelch- und Blumenblätter wendet man den gemeinsamen Namen B „chorisepalem“) Kelch und („eleutheropetaler“ oder „Choripetaler“) Krone. Bei vielen Blüthen verwachsen aber die Kelch- resp. Blumenblätter unte i: wärts mit ihren Seitenrändern, so dass ein mehr oder minder spitzer, trichterförmiger, röhriger oder glockenförmiger Kelch- oder Kronen grund entsteht, welchen man als Kelch- resp. Kronröhre (tubus) be I. Morphologie. i 8 zeichnet. Die freien Spitzen der Kelch- oder Kronblätter ragen nun über die Röhre hervor, als wenn sie derselben aufge- wachsen wären. Man bezeichnet sie als Zipfel oder Abschnitte. In ihrer Gesammtheit bilden die Zipfel den als Rand (limbus) bezeichneten Theil des Kelches oder der Krone. Uebrigens kann die Verwachsung der Kelchblatt- und Kronblattränder in sehr verschiedenem Grade fortschreiten, und man unterscheidet gespaltene, getheilte, gelappte und gezähnte Kelche und Kronen. Im äussersten Falle markiren sich die einzelnen Glieder derselben am Rande der Röhre nur noch durch minimale Zähnchen, und selbst diese können verschwinden, so dass der Kelch oder die Krone gerade abgestutzt enden. Für die verwachsenblätterigen Kelche hat man die Bezeichnung „gamosepal*“ (auch „synsepal*), für verwachsenblätterige Kronen den Ausdruck „gamopetal“ (oder „sympetal“) eingeführt. a ; ® I. . © Fig. 15. Ein Staub- Fig. 16. Staubblätter, etwa in halber blatt mit Staubfaden Höhe des Staubbeutels quer durch- (f) und Staubbeutel schnitten. I zeigt die vier Pollensäcke (a). Letzterer be- (2), von welchen je zwei auf eine Staub- steht aus zwei Staub- beutelhälfte entfallen; f ist der Staub- beutelhälften. faden, ce das Mittelband. II stellt das- selbe Staubblatt dar, nachdem die beiden Staubbeutelhälften durch je einen Längs- riss die Pollensäcke geöffnet haben. Die Staubblätter (stamina) bilden in ihrer Gesammtheit das Androeceum. Jedes einzelne lässt im Allgemeinen einen faden- förmigen oder wenig verbreiterten, einem Blattstiel vergleichbaren Theil, den Staubfaden (filamentum), und einen als Staubbeutel (Anthere) bezeichneten "Theil unterscheiden (Fig. 15). Im Allge- meinen besteht der Staubbeutel aus zwei Längshälften, den Staub- beutelhälften oder Staubfächern (thecae), welche durch ein mehr oder weniger deutliches Mittelstück, das Mittelband (eon- nectiv), verbunden sind. Sofern es nicht ausdrücklich als Abweichung hervorgehoben wird ist der Bau der Staubfächer so, dass jedes der- selben in seiner Länge von zwei parallel neben einander liegenden Höhlungen, den Pollensäcken (loceulamenta), durchzogen wird (Fig. 16, I bei DJ. Die Scheidewand zwischen je zwei Pollensäcken derselben Staubbeutelhälfte markirt sich meist äusserlich dadurch, dass sich die Pollensäcke wulstig vorwölben und zwischen sich eine 16 Einleitung. tiefe Längsfurche lassen, unter welcher die Scheidewand zu zZ ist. Ganz im Grunde der Furche löst sich zur Reifezeit des blattes die Aussenwand des Pollensackes von der Scheidewand 5 und klappt sich unter Schrumpfen zurück (Fig. 16, U). Jedes .- H beutelfach erscheint dann durch einen Längsriss geöffnet. Der in en Pollensäcken gebildete Blüthenstaub, der Pollen, wird dadurch = E und wird vom Winde oder durch lebende Vermittler, meist dure Inseeten, auf die weiblichen Zeugungsorgane der Blüthen übertragene Der Pollen stellt den männlichen Samen dar. Von dem T ypus abweichende Verhältnisse werden im speciellen Theile dieses Buches gebührende Berücksichtigung finden. RR Verwachsung der Staubblätter kommt innerhalb der Blüthe > E selten vor, obwohl „freie“ Staubblätter die typische Regel darstel ae: 3 Entweder verwachsen die Staubfäden mit ihren seitlichen Rändern; es entsteht dann eine Staubfadenröhre, das Androeceum wird „ein- brüderig“ (monadelphisch), oder die Staubfäden verwachsen eriz 4 weis mit einander, das Androeceum wird „zwei-, drei- oder viel 3 brüderig* (diadelphisch, triadelphisch, polyadelphisch). In anderen ; Fällen haften die Seitenränder der Staubbeutel sehr fest aneinander i (Linne’s „Syngenesia“). Viel seltener ist die völlige Verwachsung aller Staubblätter (Staubfäden und Staubbeutel) zu einer sogenannten — Säule“, n Werden Staubblätter Blüthenstaub, entbehren des Staubbeutels selbst, blättern zu entwickeln, Erscheinung der unfruchtbar, d. h. erzeugen sie keinen sie also auch der Pollensäcke und damit so pflegen sie sich nach Art von Blumen sie werden petaloid. Es beruht darauf die „Füllung“ der Blüthen, die durch Cultur hervor ; zurufen Aufgabe der Kunstgärtner ist. Alle unfruchtbaren Staub- / blätter werden als Staminodien bezeichnet, sobald sie sich ge staltlich von den fruchtbaren unterscheiden. Die Fruchtblätter (Carpiden oder Carpelle genannt) bilden in ihrer Gesammtheit das Gy naeceum, das weibliche Organ det? Blüthe, welches auch wohl als Pistill oder Stempel bezeichnet wird. k Nehmen wir den einfachsten Fall, das Vorhandensein nur eine Fruchtblattes an, so lässt sich dasselbe gewöhnlich als eine sitzende, unterwärts breite, oberwärts in eine Spitze ausgezogene Spreite auf- fassen, welche längs der Mittelrippe so gefaltet ist, dass sich die seitlichen Ränder in einer, der Mittelrippe gegenüberliegenden Nath, der Bauchnath, berühren und längs dieser verwachsen (Fig. 17, a—e) r Es bildet sich auf diese Weise der untere Theil des Fruchtblattes ; | " geräumige Höhle aus, welche als F rucht“ Ovarium bezeichnet wird (Fig. 18, Iund ID. rönt dasselbe als ein fadenförmiger, gerader wird. Die oberste Kuppe desselben ist von mehr oder minder auf I. Morphologie. 17 fälliger, drüsiger Beschaffenheit und wird als Narbe (oder Stigma) unterschieden (Fig. 18, I bei n). Fehlt die Griffelbildung, so ist die Narbe sitzend. Die wichtigsten Gebilde des Fruchtblattes sind die weiterhin näher zu erörternden Samenanlagen (Eier, ovula, auch Samenknospen, gemmulae, genannt). Sie pflegen Auswüchse der Fruchtblattränder zu sein, welche letzteren sich wulstig in die Fruchtknotenhöhle vorwölben und den Namen Samenleisten (Placenten) tragen. Jede Samenleiste lässt gewöhnlich viele Samen- anlagen hinter einander (bei aufrechtstehendem Fruchtblatte also über einander) entstehen. Der Fruchtknoten ist dann als vieleiig zu bezeichnen. Oft sinkt jedoch die Zahl der Samenanlagen auf wenige, zwei, selbst eine einzige herab („eineiige“ Fruchtblätter). a — so Fig. 17. Schematische Darstellung der Fig. 18. Ein Fruchtblatt Bildung eines geschlossenen Fruchtblattes auf Querschnitten. « Querschnitt eines flach ausgebreiteten Blattes, 5 dasselbe mit aufwärts gebogenen Seitenrändern, .e dasselbe, nachdem sich die Seitenränder berührt haben und zur „Bauchnath“ ver- - wachsen sind. Der Punkt markirt in von der Seite und im Durch- schnitt. I. Seitenansicht, zeigt den Fruchtknoten (g), den Griffel (st) und die Narbe (»). II. Querschnitt durch den Fruchtknoten, r die Rückennath, 5 die Bauchnath. In der Frucht- knotenhöhle ist eine Samen- anlage sichtbar. jedem der drei Blätter die Mittelrippe, welche als „Rückennath“ bezeichnet wird. In der Mehrzahl der Blüthen finden sich mehrere Frucht- blätter vor. Mit ihrer Bildung schliesst fast ausnahmslos, in typischen Fällen immer, das Wachsthum des Blüthensprosses ab. (Vgl. Fig. 14, bei carp.) In der Bildung der Fruchtblätter geht also sozusagen der Sprossscheitel auf, mit den Fruchtblättern erlischt seine blattbildende Thätigkeit; es gilt hier also wörtlich das „non plus ultra“. Sind mehrere Fruchtblätter vorhanden, so können sie im Centrum der Blüthe frei neben einander stehen, auch hier meist einen Kreis von Blättern darstellend. In solchem Falle nennt man das Gynaeceum einapokarpes (Fig. 19, 1). Sehr häufig treten aber Verwachsungen ' der sich im Centrum zusammendrängenden Fruchtblätter ein, welche dadurch in verschiedenem Grade ihre Selbstständigkeit aufgeben. Der einfachste Fall ist der, in welchem die Seitenwände der Frucht- .. Medieinalfora. ae 2 18 Einleitung. blätter mit einander verwachsen sind. Zunächst wird diese - 4 wachsung nur die Fruchtknoten betreffen, während die Griffel - bleiben und durch ihre Zahl die Zahl der Fruchtblätter verrathen | (Fig. 19, 2). Schreitet die Verwachsung der Fruchtblätter fort, = wird der zusammengesetzte Fruchtknoten von einem scheinbar gr fachen Griffel gekrönt, welcher aber an seiner Spitze meist in so 2 ; Schenkel spaltet, als zu seiner Bildung Griffel Ku (Fig. 19, 3). Bei völlig durchgeführter Verwachsung kann Fruchtknoten auf seinem Scheitel einen einfachen Griffel mit einfacher, oft knopfiger Narbe tragen (Fig. 19, 4). Es verräth sich dann die Zusammensetzung des Gynaeceums aus mehreren Fruchtblättern meist \ im inneren Bau des Fruchtknotens. E (Vgl. Fig. 20, 1-8). Welchen Fig. 19. Verwachsung der Frucht- Grad die Verwachsung der Pros blätter in verschiedenem Grade. blätter auch erreicht, wo Ver 2. DE re hlitter. wachsung vorhanden ist, nennt man “eo „synkarpen“ Fruchtknoten verwach- das Gynaeceum synkarp. Bei sen, auf welchem drei freie Griffel i Ich ' geringer Verwachsung kann ein Ge Gri@rilweithintveneien Fruchtblattkreis unterwirte Sy 4. Wie der vorige Fall, doch die Griffel karp sein und oberwärts sich ın hehbar einfchen Orma'nen seine Glieder apokarp auflösen. dk! Bisweilen zerfallen anfänglich syn karpe Fruchtblätter in die z erlangt ist. Das Gynaeceum pe apokarp. Man nennt dann die ein | fall des zusammengesetzten Gynae Merikarpien. Sehr beachtens- ie, Man hüte sich, die „Früchte“ des Fenchels und Kümmels (die „Fruetus . Foenieuli“ und „Frue Carvi“) als Samen (Semen) zu bezeichnen. Ä I. Morphologie. 19 zur falschen Scheidewand. Falsche Scheidewände verdoppeln also die Zahl der Fruchtfächer. Man merke sich hierzu als typisches Beispiel die scheinbar zehnfächerigen Kapseln des Leines (Zinum). Da die Fruchtknotenbildung nur ein Mittel ist, um die zarten Samenanlagen in ihrer Jugend durch eine Art Gehäuse zu schützen, so brauchen sich die einzelnen Fruchtblätter bei zusammengesetzten (synkarpen) Fruchtknoten nicht immer so weit einzuschlagen, dass Jedes Fruchtblatt für sich ein Fruchtfach abschliesst. Zunächst kann sich also die Erscheinung zeigen, dass die Fruchtblattränder nicht in dem gemeinsamen Centrum zusammenstossen, wenngleich 8) & 2) sie sich demselben nähern. Ö a Ry Man spricht dann von einem : » 2 kammerigen oder gekam- Rs ö Re Fig. 20. Querschnitte durch drei Gynae- merten Fruchtknöten. Schlagen ceen aus je drei Fruchtblättern. 2 zeigt sich die Fruchtblattränder aber die drei Fruchtblätter frei („apokarp“). nur ein wenig einwärts, um ? zeigt die drei Fruchtblätter zu einem . ” dreifächerigen Fruchtknoten verwachsen. mit den Rändern der benach- In 5 stehen die drei Fruchtblätter nur barten Fruchtblätter zu ver- mit ihren Seitenrändern in Berührung wachsen, so entsteht ein zu- und umschliessen einen einfächerigen Fruchtknoten. 2 und 3 sind Formen sammengesetzter Fruchtknoten — einer er seltener aus dem Grunde des Frucht- Pystee mit Ihrem Deckblatt d knotens oder am einem besonderen und zwei seitlichen (transver- Samenträger (einer centralen Säule) salen)Vorblättern. DieLiniead hervor. Man unterscheidet an der a re ee morphieebene an. Samenanlage (vgl. Fig. 29, I) .einen mehr oder minder langen, fadenförmigen Stiel, den Nabel- strang (funieulus), welcher an seiner Spitze in einen mehr oder weniger massigen Gewebekörper, den Kern (Nucellus) der Samen- anlage ausgeht. Am Grunde desselben pflegen sich nach ein- ander zwei becherförmige Hüllen zu entwickeln, welche den Kern allmählich völlig überwachsen und nur an ihrem oberen Rande eine meist mikroskopisch kleine Oeffnung, die Mikropyle (auch Keimmund genannt) frei lassen. Die Hüllen selbst werden als Integumente bezeichnet. Das innere Integument ist das ältere; es schreitet dem jüngeren, äusseren in der Entwiekelung wenigstens anfänglich voraus. Bisweilen bleibt das innere Integument dauernd länger als das äussere und ragt dann aus der Mündung des äusseren hervor (so in Fig. 29, T). Nahe der Mikropyle bildet sich im Gewebe des Kernes der Samen- anlage eine auffällig grosse Zelle aus. Sie wird als der Keimsack 28 Einleitung. oder Embryosack bezeichnet. Derselbe enthält zunächst nur einen, aus Protoplasma, d. h. dem lebenden Bestandtheile der Pflanze be- stehenden Zellkern, aus dessen wiederholter Theilung (abgesehen von anderen hier nicht zu erörternden Vorgängen) schliesslich sieben Kerne resultiren. Um sechs derselben grenzen sich Inhaltsmassen des Embryo- sackes durch zarte Häutchen ab, es entstehen, wie man sagt, sechs Primordialzellen. Von diesen sitzen drei im unteren Theile des Embryo- sackes. Sie heissen die Gegenfüsslerinnen oder Antipoden. Die drei anderen Primordialzellen sitzen im oberen Theile des Embryo sackes nahe der Mikropyle. Eine von diesen dreien ist die Oos phäre (d. h. die der Befruchtung durch den männlichen Samen harrende Eizelle). Die neben ihr liegenden beiden Zellen werden als Ge- hülfinnen oder Synergiden bezeichnet. Der siebente Kern des Embryosackes nimmt etwa die Mitte desselben ein. Er wird als secundärer Embryosackkern bezeichnet. centa). Es bedeutet J Nabelstrang, a äÄusseres, i inneres Interument, k Kern der Samenanlage; e ist der Keimsack mit si | ber anlage, die Mikropyle. ‚Ehe wir auf die Besprechung des Befruchtungsvorganges ein- gehen, sollen noch die verschiedenen Formen, welche die Samen-, anlage annehmen kann, erwähnt werden. Zunächst kann die Samen- anlage für sich (ohne Bezugnahme auf ihre Stellung zur Samenleiste " oder dem Samenträger) verschieden gestaltet sein. Im einfachsten Falle ist die Samenanlage gerade (man sagt oft „geradläufig“, eine Bezeichnung, welche man sicherlich griechische und obenein schlechtgebildete wollte); fremde Ausdrücke wünscht „orthotrop“ übersetzen wenn man doch einmal jedoch in verschiedenem Es krümmt sich der Kern der- sack (und mit dem Kem natürlich eben Zellkernen; »m ist der Mund der Samen- I. Morphologie. 29 auch die ihn umhüllenden Integumente) bogig gegen den Nabelstrang zurück. Man erhält dadurch zunächst die gekrümmte Samen- anlage (welche man auch wohl als die kampylotrope oder kamptotrope bezeichnet). (Fig. 29, IL.) Noch häufiger ist die Krümmung der Samenanlage so stark, dass der Kern sich völlig rückwärts wendet, und sein äusseres Tagan längs des Nabelstranges diesem änlisgt. Die Mikropyle kommt dadurch gerade umgekehrt zu liegen, wie bei der geraden Samenanlage. Solche umgewendeten Samenanlagen pflegt man als gegenläufig oder anatrop zu bezeichnen (Fig. 29, II). Streng ist von der Krümmung der Samenanlage an sich die Krümmung bezüglich der Richtung der Samenleiste zu trennen (vgl. Fig. 30, I—III). Man denke sich zunächst eine gerade Samen- anlage etwa horizontal von der 7 ug a (Fig.30, 0). 4. - as obere Ende der letzteren ZZ entspreche dem Griffelende des 4 x Fruchtknotens. Biegt man nun Fig. 30. Verschiedene Krümmung die Samenanlage so, dass sie zur anatropen Form übergeht, so kann man den Kern in ver- schiedener Richtung zurückkrim- men, entweder nach aufwärts: der Samenanlage bezüglich der Rich- tung der (schraffirt gezeichneten) Samenleiste. Z/. Gerade, horizontale Samenanlage. II. Aufwärts umge- wendete („epitrope“) Samenanlage. IJII. Abwärts umgewendete („apo- trope“) Samenanlage. dann nennt man die Samenanlage epitrop (Fig. 30, II), oder nach abwärts: dann nennt man die Samenanlage apotrop (Fig. 30, IIT), oder man krümmt den Knospen- kern nach der rechten oder linken Seite hin, also in der Horizontalebene, in welchem Falle die Samenanlage seitlich gewendet oder pleuro- trop heissen mag. In der Charakteristik der Gattungen und Familien wird man also oft auf Ausdrücke stossen, wie „Samenanlagen anatrop- epitrop“ oder „anatrop-apotrop“, etc. Drittens muss noch auf die Richtung des Nabelstranges zur Samen- leiste resp. zu dem Fruchtknoten Rücksicht genommen werden. Die Nabelschnur kann senkrecht gegen die Samenleiste abstehen wie in Fig.30, die Samenlage steht also horizontal; oder die Nabelschnur krümmt sich am Grunde aufwärts: die Samenlage ist aufrecht oder aufstrebend (Fig. 31, T—-II), oder endlich, die Nabelschnur sitzt am oberen Ende den Samenleiste und krümmt sich abwärts: die Samenanlage wird dann als hängend bezeichnet (Fig. 31, II—IV). Fig. 32 zeigt eine hängende anatrop-epitrope, Fig. 33 eine aufrechte anatrop-apotrope Samenanlage bei stärkerer Vergrösserung und von der Fruchtknotenwand umgeben. In beiden letzteren Fällen ist absichtlich die Samenanlage nur mit einem Integument gezeichnet, ' um die Möglichkeit solchen Vorkommnisses zu berücksichtigen. Bei anatropen (umgewendeten) Samenanlagen pflegt das äussere 30 Einleitung. Integument mit dem Nabelstrange völlig zu verwachsen. Die Ver- wachsungslinie bildet die Nath (oder Raphe), doch bezeichnet man hiermit auch häufig das ganze mit dem Integument verwachsene 1 Z Stück des Nabelstranges. Im reifen Z 7 Samen ist die „Samennath“ oft 7 wulstig entwickelt. Da, wo sich der Nabelstrang gegen die Samen- anlage absetzt, bildet sich beim Reifen der Samen eine Trennungs- fläche, welche als Nabel bezeichnet Fig. 31. Lage der Samenanlage zur wird. (Eine sehr breite Nabel- Placenta in Abhängigkeit von der fläche zeigen die rothbraun glänzen- Richtung des Nabelstranges. I, Auf- > vr steigend (aufrecht) epitrope, IT, anf- den Samen unserer Rosskastanie steigend (aufrecht) apotrope Samen- Die Nabelfläche ist bei Fr anlage. III, Absteigend (hängend) In Fir. 2 is epitrope, IP, absteigend (hängend) stumpf, hellbraun.) : "Bohne? apotrope Samenanlage. der Nabel der „weissen bei n angedeutet. a Der Befruchtungsakt vollzieht sich nun in folgender Weise. Der ın den Staubbeuteln erzeugte Blüthenstaub, der Pollen, wird auf die Narbe des Fruchtknotens übertragen. Jedes Pollenkorn wächst dann zu einem fädigen Gebilde aus, es erzeugt einen Pollenschlaue h; m: I Fig. 32, Eine hängende anatrop- : 3 Fig. 53. Eine aufrechte anatrop epitrope Samenanlage in einemFrucht- apotrope Samenanlage in einem knotenfache. Die Samenanlage führt Fruchtfache. Die Samenanlage führt nur ein Integument. Ä nur ein Integument. sein Inhalt bildet das männliche Sperma, Um dasselbe mit der Ei . zelle in einer Samenanlage zusammenzubringen, durchwächst der Pollen ‚sehlauch den Griffel und sucht mit seiner Spitze in die Mikropyle einer Samenanlage einzudringen. Hat er dieselbe durchwachsen, SO löst ‚er das Gewebe über dem Embryosack (die „Kernwarze“) theil weis auf; die Spitze des Pollenschlauches und die Wand des Embryo sackes in der Nähe der Eizelle verschleimen, worauf sich männliches Sperma und Eizelle vereinen. Damit ist die Befruchtung vollzogen- I. Morphologie. 81 Die Folgen der stattgehabten Begattung sind äusserst tief- greifende und mannichfaltige. Aeusserlich zeigen sich dieselben meist in dem schnellen Welken der Blüthenhülle, besonders der Blumen- kronen. Die Staubblätter verdorren meist schon nach dem Verstäuben ihres Pollens. Auch der Griffel und die Narben des Fruchtknotens sterben meist schnell ab. Um so kräftiger wächst der Fruchtknoten selbst heran. Aus seiner Fortentwicklung resultirt dieFrucht. Man merke sich hier ein für alle Male: Frucht ist dasjenige Gebilde, welches aus dem Frucht- knoten einer Blüthe (einschliesslich seiner Samenanlagen) nach der Befruchtung der Samenanlagen hervorgeht. Die Frucht wird also immer aus den Fruchtblättern gebildet. Nur aus- nahmsweise betheiligen sich noch andere Organe der Blüthe oder der Pflanze an der Fruchtbildung. Man verwechsle vor allem niemals „Frucht“ mit „Samen“ und umgekehrt. Man pflegt die zur Fruchtwand werdenden Aussenwände des Fruchtknotens als das Perikarp zu bezeichnen; an ihm lassen sich gewöhnlich drei Schichten unterscheiden, die Aussenschicht (das Exokarp) die Mittelschicht (das Mesokarp) und die Innen- schicht (das Endokarp). Die Beschaffenheit dieser Schichten be- stimmt den Charakter der Frucht. Man unterscheidet je nach der Aus- bildung dieser Schichten Trockenfrüchte und saftige Früchte. Springen die Früchte nicht auf, um die Samen zu entlassen, so sind dieselben als Schliessfrüchte zu bezeichnen ; im entgegengesetzten Falle bezeichnet man die Früchte als Springfrüchte. Die bekannteren Trockenfrüchte sind: 1. Die Nuss. Sie ist ausgezeichnet durch ein holziges, nicht aufspringendes Perikarp. Als Beispiele merke man sich die Haselnuss. (Die Wallnuss ist keine Nuss!) 2. Die Karyopse oder Hautfrucht der Gräser. Sie entsteht aus einem oberständigen Fruchtknoten mit einer Samenanlage. 3. Die Schliessfrucht im engeren Sinne, Achaenium ge- nannt. Sie entsteht aus einem unterständigen Fruchtknoten mit einer Samenanlage. Hierher die Früchte (nicht „Samen“ y) der Sonnenblume und ihrer Verwandten. 4. Das Doppelachaenium, aus zwei unterständigen Frucht- blättern hervorgehend, deren jedes eine Samenanlage um- schliesst. Die beiden Fruchthälften trennen sich schliesslich ; das Doppelachaenium zerfällt in seine beiden Theilfrüchte (Merikarpien), deren jede einem einfachen Achaenium gleicht. Hierher die Früchte des Fenchels, Kimmels ete. 5. Die Kapselfrüchte mit aufspringendem Perikarp. Man unterscheidet als besondere Formen derselben: die Balgfrucht (follieulus), aus einem Fruchtblatt ge- bildet, welches zur Reifezeit an der Bauchnath auf- 32 Einleitung. springt. Bekannte Beispiele sind die Früchte von Helleborus und Aconitum. die Hülse (legumen), aus einem Fruchtblatt gebildet, welches zur Reifezeit an Bauch- und Rückennath aufspringt. Be- kannte Beispiele sind die Früchte der Erbsen und Bohnen!). die Sehote (siliqua), aus zwei Fruchtblättern gebildet, zwischen welchen sich eine „falsche Scheidewand“ er- hebt. Von dieser lösen sich die Fruchtblätter als Klappen beiderseits ab. Hierher die Senfschoten. die Kapseln (capsulae) im engeren Sinne, aus zwei oder mehr Fruchtblättern hervorgehend; bald einfächerig, bald gekammert, bald mehrficherig, bisweilen mit falschen Scheidewänden. Sie öffnen sich entweder längs der Scheidewände (wandspaltig oder septieid) oder durch einen Längsriss in der Mitte der Aussenwand jedes Faches (fachspaltig oder loeulieid) oder durch Zerfall der Scheidewände (wandbrüchig, septifrag)- Vgl. hierzu die schematischen Figuren 34, a—d. a O5 W & Fig. 34. Verschiedenartig aufspringende Kapseln. a dreifächerig®, eschlo i i iei ö Füeseib Tell (cu) geölt 4 diccle wandhrichig (septifrag) geöffnet. Porenkapseln öffnen sich durch Ausfallen oder Auf- klappen scharf umschriebener Wandstücke (bestes Beispiel sind die Mohnköpfe). = Deckelkapseln (Pyxidien) öffnen sich durch Abplatzen eines deckelförmigen Stückes. Man merke sich hier die Frucht des Bilsenkrautes (Hyoscyamus niger). Die wichtigsten saftigen Früchte sind: 1. Die Steinfrucht, mit fleischiger Mittelschicht und stein“ harter Innenschieht. Hierher Kirsche, Pflaume, auch unsere Wallnuss. | 2. Die Beere, id I. Morphologie. 33 Die wichtigste Folge des Begattungsaktes ist jedoch die Weiter- entwickelung der Samenanlagen. Aus jeder derselben geht (sofern sie befruchtet wurde) ein Same hervor. Man merke sich hier nach- drücklich: Same ist das aus der Samenanlage nach der Befruchtung derselben durch den Pollen hervorgehende Gebilde. In der Mehrzahl der Fälle liegt der Same im Inneren der aus den Fruchtblättern gebildeten Frucht. Es wird dabei das äussere Integument der Samenanlage zur äusseren Samenschale, das innere Integument zur inneren Samenschale. Das Gewebe des Kermes der Anlage verschwindet n A 3 im Samen meist völlig. Wo es erhalten bleibt oder gar noch massiger wird, nennt man es Perisperm. Man merke sich übrigens schon an dieserStelle, dass die ausgezeichnetste Perisperm- bildung den Samen der als Reihe Fig. 35. Durchschnitte durch den der Seitamineen bezeichneten Perispermreichen Samen einer Maran- tacee. A Längsschnitt, welcher den Gruppe von Pflanzen eigen ist, hakenförmig gekrümmten Keimling zu welchen die später ein- halbirt. 2 Ein in Richtung des in 4A gehender zu besprechenden Ing- eg reg ee men wergewächse (Zingiberaceen) und p? Perisperm, k Keimling. die Arrow-root liefernden Maran- : taceen gehören. (Vgl. Fig. 35.) Auch die Samen der Pfeffer- gewächse (Piperaceen) sind reich an Perisperm. In dem Embryosack der Samenanlage gehen die wichtigsten Veränderungen vor sich. Zunächst wächst aus der befruchteten Eizelle eine junge Pflanze (das Kind bezüglich der Mutterpflanze) heran. Sie wird als Keimling oder Embryo bezeichnet und gliedert sich meist schon im Samen in Wurzel, Stamm und Keimblätter, in deren Winkel die Keimknospe oder Plumula ruht. (Vgl. Fig. 1 und 2, auch Fig. 3.) Die Keimwurzel liegt der Mikropyle (jetzt Samenmund genannt) zugewandt. Aus dem seeundären Embryo- sackkern geht durch Theilungsvorgünge ein Gewebekörper hervor, welcher reich an Nährstoffen, namentlich Stärke, zu sein pflegt. Man nennt ihn das Nährgewebe (Endosperm, auch Eiweiss, vgl. 8. 5). Es wird früher oder später vom Keimling verzehrt, so dass der reife Same bald „eiweisshaltig‘ (Leinsame), bald „eiweisslos“ (Bohne) an- getroffen wird. Das Vorhandensein oder Fehlen des Nährgewebes, sowie seine Beschaffenheit im reifen Samen bildet ein wichtiges dia- gnostisches Merkmal. Der Keimling liegt dem Nährgewebe bald. seitlich an, bald wird er von demselben umhüllt. Der Keimling selbst ist bald gerade (Fig. 1), bald gekrümmt (Fig. 2), auch zeigen Müller, Medieinalfiora. 3 34 Einleitung. die Keimblätter mannichfaltige Lage zu einander und zum Keim- ‚ würzelchen. Die Keimungsgeschichte wurde schon im Anfang dieser Darstellung zur Genüge berücksichtigt. Besondere Bildungen sind der Samenmantel (Arillus) und der Samenanhängsel (die Caruneula). Als Samenmantel bezeichnet man einen Auswuchs, welcher unter halb des äusseren Integumentes nach der Befruchtung der Samen anlage nach Art eines dritten Integumentes hervorwächst. Ein höchst eharakteristischer Samenmantel bildet sich um denSamen der „Muskatnuss“. Er wird fälschlich als „Mus ; x ? katblüthe* (Macis) bezeich- ii ws Ben Yermehliigner Marantaceen- net. Sehr mannichfaltige n mit verschieden gestalteten Anhängseln i z “Ins (Arillusformen). gs Formen bildet der Arill an den Samen der Maranta- ceen; einige dieser Formen sind in Fig. 36 dargestellt. Die Caruncula ist für die Samen vieler Pflanzen (besonders der Euphorbiaceen) charakteristisch. Sie bildet sich gewöhnlich am Grunde des Samens und ist als ein Gebilde der Samenleiste resp- des Nabelstranges zu deuten. Ausser ‘ordentlich deutlich ist die Bildung der Caruneula bei den Samen der Wolf milchgewächse zu beobachten. Fig. 37 stellt den Samen von Rieinus commum® in verschiedener Ansicht, auch Im Längsschnitt und im Querschnitt dar Fig. 37. FE Die Caruncula ist mit car bezeichnet. ar com ö : Keim* munis. a Same von der gewölbten Fig. 37, c zeigt den geraden oe Rückenseite, 3 von der Bauchseite ling im (punktirt gezeichneten) Nähr- gene ragen gewebe; der Keimling besteht aus dar. Die Samenschale Beet rianeg einem kurzen Würzelchen und zwei a Sg eg welchem breiten, laubigen (im Samen farblosen) Machen Keimblätten a re Keimblättern, welche flach aufeinand Ist; @ ist ein Querschnitt des Sa- liegen. Die Nervatur der Keimblätter Een GEH icon im Samen hr dnlich . Keimblättern. 2 ER muss noch kurz no u: ir ıe Verzweigungsformen eingegange” sea ie dieselben für die Kenntniss Yes Kuhn der Blüthen“ ° wichtig sind. Grundgesetz ist für die Verzweigung der | sen eı ehselspross genannt wird. Das be treffende Blatt heisst: ein das Deckblatt (auch Stützbl: I. Morphologie. 35 oder Tragblatt, bractea; vgl. auch $8. 12). Eine Ausnahme macht natür- lich der aus dem Keimling hervorgehende Hauptstamm der Pflanzen; er wird als die „primäre“ Axe bezeichnet. Bezüglich dieser sind alle Sprosse Nebenaxen. DBeachtenswerth ist, dass man jede Spross- anlage eine Knospe (oder ein „Auge“) nennt. Erzeugt dieselbe beim Austritt Laubblätter, so nennt man den Spross einen Zweig; ältere Zweige (welche gewöhnlich Seitenzweige hervorbringen und dadurch zu einem Sprosssysteme werden) pflegt man Aeste zu nennen. Gewöhnlich bildet sich in der Achsel eines Deekblattes nur ein Achselspross aus; doch kommt es vor, dass neben ihm rechts und links noch Sprosse erzeugt werden. Dieselben stehen dann in einer Reihe nebeneinander und heissen collaterale Achselsprosse. Der zuerst angelegte, mittlere derselben wird als Primans pross von den später angelegten, seitlichen, den Seeundansprossen, unterschieden. Sitzen die Secundansprosse über dem Primansprosse, eine aufsteigende Reihe bildend, so heissen die Sprosse seriale. Solche Sprosse können sich auch unter dem Primanspross in ab- steigender Ordnung, zwischen ihm und dem Deekblatt, entwickeln. bi 4 2 3 4 Fig. 38. Racemöse Verzweigungsschemata. 1. Traube, 2. Achre, 3. Kolben, 4. Dolde, 5. Köpfchen. Die Verzweigungssysteme lassen sich auf zwei Grundformen zurückführen. Setzt sich der von Anfang an kräftigere Mutterspross oberhalb seiner Verzweigungen unverkümmert fort, also immer deutlich als Hauptspross des Systemes kenntlich bleibend, so nennt man die Verzweigung traubig oder racemös. Verkümmert der Hauptspross eines Systemes oberhalb seiner Nebensprosse, so nennt man die Verzweigung trugd oldig oder eymös._ Die wichtigsten Formen der racemösen Zweigsysteme sind (Fig. 38): 1) Die Traube (racemus). Die Achselsprosse sitzen deutlich ge- stielt in der Achsel ihres Deckblattes (Fig. 38, 1). en 2) Die Aehre (spica). Sie ist eine Traube mit ungestielten | („sitzenden“) Achselsprossen (Fig. 38, 2). en 3 * 36 Einleitung. 3) Der Kolben (spadix). Er ist eine Aehre mit fleischiger, dicker Hauptaxe („Spindel“) (Fig. 38, 3). ; Durch Verkürzung der Hauptaxe der Traube entsteht als be sondere Form: 4) Die Dolde (umbella) (Fig. 38, 4). u 5) Das Köpfchen (eapitulum). Es kann definirt werden als eine Dolde mit verschwindend kurzen Strahlen (Fig. 38, 5). Die trugdoldigen (eymösen) Formen sind: 1) Se rewhieg Resien des Gipfels des Hupe ©“ bilden sich zwei, meist genau einander gegenüberstehende za : sprosse aus (Fig. 39, 1a). Verkümmert der Hauptspross ganz, so p ‚00 k das Diehasium „gabelig“ zu werden; es bildet eine „Diehotomie‘. (Fig. 39, 1b). 2) Die eymöse Dolde. Sie lässt sich auffassen als ein Diehasium mit mehr als zwei Seit ensprossen. 3a 4b 2a 2b 3b Fig. 39. Cymöse Verzweigungsschemata. 1a Dichasium mit Endblüthe. 13 Diechasium ohne Endbl 5 : i : deutliche ee I en 3a Schraubel. 33 Schraubel mit deutlicher Scheinaxe (Sympodium). : SB Die Wick 61 (eieinnus). I Sieh sich im Kypischen: Falle nur in Seitenspross, _ etwa nach rechts hin. Dieser bildet wieder nur einen Seitenspross, aber nach links hin u. s.f. Es stehen also die Sprosse abwechselnd nach rechts und links (Fig. 39, 24). Liegen die Wickelverzweigungen in einer Ebene, so bilden sie ein. Fächel (rhipidium). Stellen sich die unteren Sprossstücke (die „Fussstücke*) der aufeinanderfolgenden Wickelglieder in eine gerade Linie, so entsteht eine Wickel ”. “ Scheinaxe (oder ein »Wiekelsympodium* « (Fig. 37, 2b.) Eine . ympodial entfalteteWicke] kann leicht mit einer Traube verwechsel Be u Die Schraubel (bostryx), mur ein Seitensp ‚ etwa nach rechts; Zz ‚ einer diesen aber wieder num I. Morphologie. 37 rechts u. s. f. Die Schraubel ist also eine einseitig fortschreitende Verzweigung (Fig. 39, 3a). Liegen die Verzweigungen in einer Ebene, so nennt man die Schraubel eine Sichel (drepanium). Bilden die aufeinanderfolgenden Fussstücke der Schraubelglieder eine gerade Linie, so bildet sich eine Sichel mit Scheinaxe (ein Schraubel- sympodium). Das Sprosssystem gleicht dann äusserlich einer „ein- seitswendigen“ Traube (Fig. 39, 3b). Durch Combination der genannten „einfachen* Verzweigungs- systeme kommt man zu vielen mehr oder minder complieirten Ver- zweigungsformen, für welche man, wenn möglich, den bezeichnenden Namen anwendet; so wird man kaum in Zweifel gerathen, was man unter doldig vereinten Trauben oder köpfehenartig gehäuften Dichasien u. dgl. zu verstehen hat. Jedoch hat man für einige „zusammen- gesetzte“ Verzweigungssysteme besondere Namen eingeführt. So nennt man Rispe (panicula) eine Traube mit wiederholt verzweigten Sei- tensprossen (Fig. 40, 1). Am häufigsten stellt dieselbe eine . \ Traube aus Trauben dar („zusammengesetzte Traube“), oder die Traubenäste gehen in Aehren aus, etc. Die Rispen- 4 2 äste spreizen entweder weit aus einander, oder sie ziehen sich mehr oder minder zu- Fig. 40. Zusammengesetzte Verzwei- ; } gungssysteme. 1. Eine Rispe aus Trauben sammen. Der Umriss derRispen 7}, traubiger Anordnung. (So die „Wein- ist im Allgemeinen pyramidal. traube“.) 2. Eine Spirre, (Ein gutes Beispiel für Rispen- bildung sind unsere „Weihnachtsbäume“.) Die sehr eng zusammen- gezogene und verkürzte Rispenenntman einenEbenstrauss(thyrsus). Spirre (anthela) ist eine cymöse Verzweigungsform, in welcher viele ungleichlange Sprosse ausgebildet werden, welche bald traubig, bald cymös verzweigt enden. In der Regel sind die unteren Sprosse die längeren und überragen daher die über ihnen stehenden. Die Spirre ist daher von unregelmässigem Umriss; von oben betrachtet ist sie gewöhnlich trichterartig vertieft. In gewissem Sinne ist die Spirre eine umgekehrte Rispe (Fig. 40, 2). Bevor wir die Reihe der Erörterungen aus der Gestaltlehre hier abschliessen, mag die Aufmerksamkeit noch auf einige Ausdrücke ge- lenkt werden, deren Verständniss durchaus nothwendig ist, deren Er- klärung aber nicht rein morphologisch ausfallen kann, weil es sich bei ihnen zumeist um biologische Eigenthümlichkeiten handelt. Zunächst mag erwähnt werden, dass von vielen der neueren Morphologen den drei ; . 38 Einleitung. Elementarorganen der höheren Pflanzen, Wurzel, Stamm und Blatt eine vierte Art gleichberechtigt an die Seite gestellt wird, nämlich die Trichome. Als Triehom bezeichnet man jedes seiner Entwickelung nach einem Haare entsprechende Anhangsgebilde!). Trichome sind also zunächst alle Haarformen selbst, die bald als Seidenhaare, Borstenhaare, Drüsenhaare, Brennhaare etc. auftreten. Man merke sich vor Allem, dass jedes Pflanzenorgan Haare erzeugen kann; Ja, &8 h giebt kaum eine einzige völlig haarlose Pflanze. Sehr auffällig sind b im Allgemeinen die Wurzelhaare, mit welchen die Pflanze die Nahrung aus dem Boden aufzunehmen pflegt. Schwieriger ver ständliche Gebilde sind die Stern- und Schuppenhaare (Schildhaare). Zu den Trichomen rechnet man auch die Dornen der Rosen ete. Sehr schwankender Natur ist die Bildung der Dornen. Sie : sind im Wesentlichen Schutzmittel der sie tragenden Pflanzen; ihre Aufgabe hat also mit ihrer morphologischen Natur gar nichts zu schaffen. Dornen sind bald verhärtete Zweigspitzen (wie beim Schlehendorn, Prunus spinosa), bald verhärtete Laubblätter (mie i beim Sauerdorn, Berberis vulgaris), bald verhärtete Luftwurzeln (wie bei der Palme Acanthorrhiza). Verdormte Nebenblätter zeigen die Blätter unserer „falschen Akazien“ (der Robinia Pseud-Acacia) u. & Dass Trichome zu Dornen werden können, wurde schon oben pe die Rosen erwähnt. Ein anderes bekanntes Beispiel bieten die Stachelbeersträucher. Auch Blattspitzen und Zähne am Rande der Blattspreiten verdomen häufig ?). Auch der Begriff der Ranken ist ein sehr schwankender. Bs giebt viele Pflanzen, deren Stammorgane sich ziemlich regellos zwischen Aesten und Zweigen anderer Pflanzen, an diesen Halt suchend, ver zweigen ; die betreffenden Stämme sind rankende. Andere klettert in sehr regelmässiger Weise, indem sie sich ihnen darbietende Stützen _ Spiralig umwinden. Man spricht dann von windenden Stengeln. Man unterscheidet dabei, je nach dem Sinne, in welchem die Stammspitz® “ beim Winden sich vorwärts und seitlich aufwärts bewegt, re echt windende und linkswindende Pflanzen®). Das Ranken u u das Winden sind Formen des Kletterns der Pflanzen. Dieses kann . aber noch auf sehr verschiedene Weise bewirkt werden. In viel iD munde übliche Unterscheidun “ und „Stacheln lässt si i 2 g von „Dornen“ un ; Er Men morphologisch gar nicht streng durchführen, "Als Stacheln pflegt man er ; arum handelt, wie die fortwachsende Trieb ns De ae zur umwundenen Stütze verhält, nicht wie die von aus sich der Scherben sich für unser Auge an der Stütze darstellt, so ergi rain der Messen enpruch, das in der Botanik das „linkes genanat oe Veh daraufhin die: And. von Laien als „rechts“ bezeichnet zu werden pfl nz die Fig. 41 (a. £. 8). Ä | I. Morphologie. 39 Fällen bilden sich nur einzelne Zweigspitzen, bisweilen mit Neben- zweigen zu „Ranken“ aus. So beim Weinstock und seinen Ver- wandten. Aehnlich wie bei der Dornenbildung betheiligen sich auch Blätter und Blattabschnitte an der Rankenbildung. So rankt der Blattstiel einiger als „Waldreben“ bezeichneten Pflanzen (Clematis). Das Endblättehen und die oberen Fieder- blättehen des zusammengesetzten Blattes der Erbsenpflanzen sind regelmässig in Ranken umgewandelt. Nebenblätter erscheinen als Ranken bei den Sarsaparilla-Arten (Smilaz). Noch complieirter sind die Ranken der Kürbisgewächse aufgebaut. Es ist sehr wahr- scheinlich, dass hier in einzelnen Fällen die Ranken einem ganzen Sprosssysteme ent- sprechen. i i Sprosse können übrigens auch zur soge- ae des Windens. a. Rechts nannten vegetativen Vermehrung (d. h. zur gewundene Ranke. Erzeugung neuer Pflanzen ohne voraus ie een gegangenen Geschlechtsakt) umgewandelt Era werden. Bemerkenswerth ist hier in erster Linie die Bildung soge- nannter Zwiebeln!). Dieselben bestehen aus einem mehr oder minder flachen, kuchenförmigen Stengel- theıl, dem Emishelkuehen, dessen ge- BRERSCOR Internodien meist ringförmig ge- schlossene Blattscheiden (Niederblätter) tragen (Fig. 42). Diese schliessen sehr eng an einander, die Hauptmasse der Zwiebel, die Zwiebelschalen, bildend ?). Im Centrum der Zwiebel ist der Scheitel des Stammes (das „Herz“) zu suchen. Hier befinden sich die Anlagen der später austreibenden Laubblätter resp. des aufstrebenden Blüthenstandes- Sind die Zwiebelschuppen nicht geschlossen, sondern dachziegelig sich deckende Nieder- blätter, so entsteht die Schuppen- zwiebel, wie wir ihnen bei Lilienarten begegnen. Kleine Zwiebeln, welche oft in grösserer Zahl in der Achsel von Fig. 42. Längsschnitt durch Blättern entstehen, um später von der eineZwiebel. (Schuppenzwiebel Mutterpflanze herabzufallen und auf eng 1!) Den Aufbau einer solchen studire man an unserer gemeinen Küchen- zwiebel (der Zwiebel von Allium Cepa). 2) „Bulbus Seillae* sind die zerschnittenen Eisbelchanpek von hit (Seilla) wirken: wenigen Fällen „der Blattspreite 40 Einleitung. dem Boden Wurzeln zu treiben, nennt man Brutzwiebeln (Bul- billen). Schliesslich mag hier noch auf eine Art von Bildungen auf- merksam gemacht werden. Es ist eine fast allgemeine Erscheinung, dass neben den oben besprochenen Organen der Blüthen noch s0- genannte Honigbehälter- oder Honig absondernde Drüsenorgane in denselben angetroffen werden. Man bezeichnet nun Jegliche Art von honigbildenden Organen mit dem Namen Neetarium. Ein solches kann aus der Umwandlung eines ganzen Blattes, etwa eines Blumen- kronblattes, wie bei den Blüthen von Aconitum (Fig. 43) hervor- gehen, oder es bildet sich das untere Ende eines Blumenblattes sack- oder spornartig aus (wie in der Blüthe von Orchis, Fig. 24). In einfacheren Fällen sind die Nectarien drüsige Vertiefungen ‚oder lappige Auswüchse. Im letzteren Falle bilden sie oft eine Scheibe unterhalb des Frucht- knotens: sie bilden hier einen „Diseus hypo- gynus“, Bei unterständigen Fruchtknoten rückt die Drüsenscheibe oft auf den Gipfel desselben hinauf und bildet dann einen „Discus epigy nun Damit ist freilich nicht die Mannichfaltigkeit Fig. 43. Die beiden zu der Neetarienbildungen erschöpft. In vielen Fällen eier sitzen im Fruchtknoten die Nectarien et BR aus der Blüthe von den Scheidewänden (als „Septaldrüsen*). Ihr Aconitum Nopelius L. Secret fliesst an bestimmten Stellen hervor, Kommt nun auch die Mehrzahl der Nectarien in und an Blüthen vor („florale* Nectarien), so finden sich doch auch Neetarien in sehr verschiedener Ausbildung an den vegeta- tiven Theilen der Pflanzen vor („extraflorale“ Nectarien). Besonders häufig sind Nebenblätter zu Neetarien umgewandelt. In anderen Fällen sitzen Nectarien in Form kleiner becherförmigen Drüsen an den Blattstielen, bisweilen paarweis den Blattgrund markirend. In rücken die „Drüsenflecke® selbst auf die Rückseite n (so bei den Blättern des Kirschlorbeers, Prunus Laurocerasus). Es mag hiermit die Reihe der Erörterungen, ohne welche das Verständniss des weiterhin Gegebenen zu unüberwindlichen Schwierig- = keiten für den Anfänger führen würde, abgebrochen werden. wo sg weitere Erläuterungen sich als nothwendig herausstellen werden, sollen dieselben dem Texte des speciellen Theiles eingefügt werden. ll. Das natürliche Pflanzensystem. Wenn es auch der Rahmen dieses Buches nicht gestattet, hier eine ausführliche Darstellung der botanischen Systematik zu geben, so dürfte es doch am Platze sein, das System, nach welchem die Medicinalpflanzen weiterhin besprochen werden, in Kürze hier an- zuführen und die für die Aufstellung der Systeme im Allgemeinen und unseres Systemes im Besonderen massgebenden Gesichtspunkte hervorzuheben. Es ist eine bekannte Thatsache, dass die Botanik ihren Ur- sprung, wie alle Naturwissenschaften, aus praktischen Bedürfnissen genommen hat. Die Pflanze trat dem Menschen als der Träger ernährender, die Gesundheit erhaltender, oder die gestörte Gesundheit wiederherstellender, heilender Kräfte seit den ältesten Zeiten entgegen. Daher musste es zunächst die vornehmste und einzige Aufgabe sein, die nutzbaren, besonders die heilsamen Ge- wächse ‘von den nutzlosen und schädlichen Pflanzen unterscheiden zu lernen, eine Kunst, welche naturgemäss von den Aerzten geübt werden musste. Die Pflanzenkunde wurde damit von vorn herein eine Hilfswissenschaft der Heilkunde. Erst im 17. Jahrhundert gestaltete sich die Pflanzenkunde zu einer selbstständigen Wissen- schaft, obwohl sie bis in unser Jahrhundert fast ausschliesslich von Aerzten und fir Aerzte gelehrt wurde. Die Aerzte des Alterthums zählten mit vielem mystischen Bei- werk ordnungslos heilkräftige Pflanzen auf; so Theophrast, Dioscorides, Plinius, Galen. Die von ihnen gegebenen Pflanzenbeschreibungen sind entweder ungenau oder kritiklos. Vieles ist nur nach dem Hörensagen niedergeschrieben; von vielen Pflanzen werden nur Namen ohne jede Beschreibung überliefert. Sehen wir ab von den scholastischen Commentatoren des Mittelalters, so er- wacht die an die lebendige Natur sich haltende Pflanzenkunde in den Verfassern der sogenannten „Kräuterbücher“, inBrunfels (1532), Fuchs (1543), Bock (1580), Dodonäus (1574), Clusius (1576), 43 Einleitung. Lobelius (1576), Matthioli (1590) und Bauhin ee oz Ä Irrthume befangen, dass die von den Aerzten des Alterthumes - we Pflanzen auch bei uns heimisch sein müssten, suchten sie diesel a: ii, den Kindern ihrer heimischen Flora wiederzufinden, wobei Br oder minder unbewusst zum Vergleich, zur selbstständigen Beobac Bei zur genaueren Beschreibung, theils auch zur Herstellung Fe getreuer Abbildungen der Pflanzen geführt wurden, so dass er . in ihren Arbeiten die Anfänge der modernen Pflanzenkunde erblie je Das philosophische Denken fehlte jenen ältesten ee gänzlich, oder es trat doch völlig zurück; sie reihen die bespro Fe Pflanzen entweder ganz ordnungslos an einander, oder sie er a alphabetisch (so Fuchs), oder sie gruppiren, Aristotele e Me R nach Kräutern, Sträuchern und Bäumen (so Bock). Erst a ge: Bi drängte die fortgesetzte vergleichende Beobachtung zur Fr fassung von sachlich Gleichartigem; es kommt unbewusst rs Pe in die Beschreibungen, obwohl man sich noch vielfach nicht ie Be specifischen Unterschieden klar genug Rechenschaft geben on B: noch nicht einmal der Artbegriff war zum Bewusstsein ge Mit der Abgrenzung gewisser Gruppen nach bestimmten Nez Be wuchs aber ein System in die Wissenschaft hinein, das zunächs e unvollendeter Form bei Lobelius, dann aber in ausgesprochener Weise bei Bauhin zu einem Gefühl für natürliche Verwandtschaften führte, dem gegenüber alle anderen Rücksichten verblassten. Während so auf der einen Seite die nüchterne Natarbeobach#2zee auf die richtige Bahn der Erkenntniss leitete, mischte sich von a Seite fast ebenso unbemerkt in die eben aufkeimende natürlie Systematik ein rein logisches Prineip ein, welches sich für die F 8 zwar als von höchster Tragweite erwies, zunächst aber doch zu u sachlichen Verwirrung, zur Unklarheit führte, bis der Kem ir Sache mit Ausgang des 18. Jahrhunderts wie nach einem Läuterung® processe wieder klar sich herausschälte, in Zunächst mischte sich das Prineip der Ordnung als Er Postulat der praktischen Logik in die bis dahin prineipienlose An“ _ einanderreihung der Pflanzenbeschreibungen, wobei aber gar nieht auf den sachlichen Werth des nommen wurde, die giftigen, narkotischen und scharfen Pflanzen, die milch kam also zunächst gar nicht auf ein objeetiv gültiges Eintheilungsprineip an. Auf die Nothwendigkeit eines solehen wies zwar der italienische Arzt Caesalpin (1588) hin, = ' In der aristotelischen Denkweise geschulter Lehrer aus der Zeit der geistigen Wiedergeburt der Wissenschaften. Ihm folgte in - . zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Jungius, ein deutscher Philosoph; “-. * Il. Das natürliche Pflanzensystem. 45 dessen Bedeutung erst durch Ray (1693) in das rechte Licht ge- stellt wurde. Die ältere empirische Forschung wurde jetzt von der philosophischen Denkweise durchsetzt, die von nun an mehr und mehr Einfluss gewann. So entstanden bis auf Linn& von der Mitte des 17. bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts eine Reihe von Pflanzensystemen, welche im Wesentlichen darin übereinstimmen, dass a priori ein Eintheilungsprineip aufgestellt wurde, nach welchem die Pflanzen aufgezählt und beschrieben werden. Man hat sich ge- wöhnt, diese Art der Systeme speeiell als künstliche zu bezeichnen ; dahin gehören die Systeme von Morison (1669), Ray (1686), Rivin (1690), Tournefort (1700) und auch von Linn& (1738). Mit Letzterem stieg der Classificationseifer auf seinen Gipfel; war es doch Linne’s erstes und letztes Ziel, alle Pflanzen der Erde kennen zu lernen, zu benennen und in das System einzuordnen. In dieser Aufgabe ging ihm fast völlig, und wie wir leider hinzusetzen müssen, geht noch heutzutage in der Meinung des Laien die ganze Botanik auf. Linn&’s System geht von den in Zahl, Anordnung, Ver- theilung und Verwachsungsverhältnissen liegenden Merkmalen der Staubblätter (der männlichen Blüthenorgane) aus. In zweiter Linie werden die Merkmale, namentlich die Zahl der Fruchtblätter (der weiblichen Blüthenorgane) in Rechnung gezogen. Darauf wird nun das ganze Pflanzenreich in ein logisches Fachwerk eingeordnet. Es entsteht ein künstliches, wie es Linn& selbst nennt, ein Sexual- system, welches für uns aber keinen höheren Werth als alle künst- lichen Systeme mehr hat. Wenn es immer und immer wieder re- produeirt wird, so geschieht es theils aus historischer Pietät, weil sich in ihm eine ganze botanische Epoche wiederspiegelt, theils aber aus rein didaktischen Gründen). Durch alle künstlichen Systeme zieht sich nun bis auf Linne jener aus unserer Darstellung bereits ersichtliche Zwiespalt zwischen der aus der empirischen Forschung sich instinetiv aufdrängenden Idee der Verwandtschaft der gleichartigen Gewächse, wie sie sich in den Verfassern der Kräuterbücher mit zwingender Nothwendigkeit _ bildete, und dem rein logischen Schematismus. Das System sollte zugleich eine den natürlichen Verhältnissen Rechnung tragende Gruppirung der Gewächse ermöglichen, zugleich aber auch eine leicht übersichtliche, der formalen und praktischen Logik gleichmässig ® Genige leistende Ordnung darstellen, und das Alles sollten ein einziges oder doch nur wenige a priori herausgegriffene Merkmale leisten, — ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist nun eine merkwürdige Thatsache, dass Linn&, der die a 1) Eine Uebersicht des Linn&’schen Systems findet man dem Texte ‚dieses Buches anhangsweise angefügt. ; 44 Einleitung. künstliche Systematik und ihre Epoche krönte, zugleich auch der- selben den Boden untergrub und das Wesentlichste zu ihrem Falle beitrug, eine Thatsache, welche sich aus seinem eminenten Erfahrungs- schatze und seinem Beobachtungstalente erklärt. Schon 1738 lieferte Linn&ein Verzeichniss von 65 Gruppen und Ordnungen der Pflanzen, welche natürliche Verwandtschaftskreise darstellen, die nicht nach dem üblichen Verfahren durch apriorische Merkmale abgeleitet werden konnten. Ihre Aufstellung wurde durch das verfeinerte „systema- tische Taetgefühl* ermöglicht. Linn& folgte auf diesem Wege Bernard de Jussieu (1759). Beide belegten zunächst die natüir- lichen Gruppen mit besonderen Namen, für welche Antoıne Laurent de Jussieu zuerst wissenschaftliche Definitionen (Diagnosen) schaffte. Es beginnt damit die Aera der sogenannten Matürlichen“ Pflanzensysteme. Sie gehen von dem Grund- gedanken aus, dass alle in einer gewissen Reihe von Merkmalen (nicht in einzelnen, bestimmten) übereinkommenden Gewächse mit einander verwandt sind und zwar um so enger, je grösser die Anzahl der übereinstimmenden Merkmale ist. Wie aber die einzelnen Pflanzen mit einander verwandt sind, so zeigt sich wieder die Ver- wandtschaft der gebildet en Gruppen unter einander, welche zu Gruppen höherer Ordnung vereint werden können u. s. f. So entsteht eine neue Gruppirung, ein System, in’ welchem die Verwandtschaft ihren Ausdruck auch in der Terminologie findet; es werden die Arten zu Geschlechtern (Genera), diese zu Familien, diese zu Ordnungen, zu Kreisen, Unterreichen u. s. w. vereinigt. Man wird schon in dieser Ueberordnung erkennen, dass es sich immer noch wesentlich um ein logisches Fächern des ganzen Pflanzenreiches handelt; es ist nur ein gradueller Unterschied zwischen den künstlichen Systemen der vorlinneischen Periode und den natürlichen Systemen der nach- linneischen Zeit, „Natürlich“ war ja schon bei Linn&’s Auftreten der Artbegrifi, an Bra den Linn& mit Recht anknüpfte und dem er durch die binäre Nomenclatur einen praktisch handlichen Ausdruck gab- Er bezeichnete nämlich die Art mit einem Namen (Nomen), dem er Art von ihr ganz ähnlichen den Trivial- anhängt. So nennt Linne beispielsweise das Viola trieolor. Er giebt durch diese Ber iefmütterchen zu den „Veilchen* gerechnet Viola. Unter diesen ist das Stiefmütterchen ER seiner Blüthen augenfällig gekennzeichnet; a ae „tricolor“ zu mnierscheldende Veilchen, und heisst natürliche en i tola tricolor. Damit ist aber schon unmittelbar die che Olassification beschritten; der Name der Speeies wird zum I. Das natürliche Pflanzensystem. 45 (von 1789), nur einen Schritt in der natürlichen Gruppirung über das Linn@’sche hinaus, indem es die natürlichen Gattungen zu natür- lichen Familien vereinigt. Ueber diese hinaus kommt Jussieu wieder auf einzelne künstliche Merkmale; doch führt sein Eintheilungs- prineip trotzlem auf drei noch heute „natürlich“ erscheinende gleich- werthige Hauptgruppen (die Acotyledonen, Monocotyledonen und Dieotyledonen). In ähnlicher Weise verhalten sich die später auf- gestellten natürlichen Systeme von De Candolle (1819), End- licher (1836), Unger, Brongniart (1843), Lindley (1845), Braun (1860) und Eichler. Jedes derselben spiegelt den Stand- punkt der fortgeschrittenen Forschung wieder. Gemeinsam aber ist allen ein, wie wir jetzt wissen, irriges Dogma: die Annahme von der Constanz, der Unveränderlichkeit der Arten. Der Verwandtschafts- begriff ist also bei allen eine Idee, eine logische Abstraction, welche dahin geht, dass verwandt ist, was einander mehr oder minder ähnlich ist. Daneben macht sich dann wieder im System ein weiteres logisches Prineip geltend, das Fortschreiten vom Niederen, weniger hoch Örganisirten, zu dem Höheren. Aber auch in diesem Prineipe ging man fehl, insofern man die ganze Pflanzenwelt in eine geradlinige Reihe zu bringen sich abmühte, welche vom niedersten Organismus bis zum höchsten aufsteigen sollte. Nur De Candolle bekämpfte diese Vorstellung, die er it Beispielen ad absurdum führte. Es schwebte ihm vielmehr, man möchte sagen, eine ebene Gruppirung als Ideal vor. Die natürlichen Gruppen sollten sich wie die Theile einer Landkarte zu einander verhalten. Für die prak- tische Darstellung wählte aber auch De Candolle ein künstliches, ein lineares System, welches sich auf morphologische, ‘zum Theil auch schon anatomische und entwickelungsgeschichtliche Merkmale stützte. So theilte er das Pflanzenreich in die beiden Hauptgruppen der Vaseular- oder Cotyledonarpflanzen und der Cellular- pflanzen oder Acotyledonen, mit welcher Theilung sich die diehotomischen Gliederungen in Exogene oder Dieotyledonen und Endogene oder Monocotyledonen resp. in Beblätterte (Moose) und Blattlose (Thallophyten) verbinden. Die prineipiellen Unterschiede der in unserem Jahrhunderte auf- gestellten Systeme liegen in der Wahl des für die Eintheilung mass- gebenden Standpunktes; bald tritt die Entwickelungsgeschichte, sei es der vegetativen Organe, sei es der Geschleehtsproducte in den Vorder- grund, bald treten ‘physiologische, bald wieder rein vergleichend- morphologische Momente hervor. So theilte Endlicher in Thallophyten (Lagerpflanzen) und Cormophyten (Pflanzen mit Stamm und Blatt), die letzteren wieder in Aerobrya (d.h. Pflanzen, welche nur an der Spitze fortwachsen), Amphibrya (d.h. solehe, welche ohne Bildung eines geschlossenen Holzkörpers an . = Umfang zunehmen) und Acramphibrya (d. h. solche, weiche 46 Einleitung. zugleich peripherisches und terminales Wachsthum zeigen). Zu der ss besten Systemen zählten das Brongniart’sche und das Braun- sche, dessen Hauptabtheilungen die folgende tabellarische Ueber- E sicht giebt: I. Bryophyta, Keimpflanzen. II. Cormophyta, Stockpflanzen. 1. Kl. Thallodea. |2.Kl. Thallophyliodea. Filices, Farne. 1. Ordn. Algae, 1. Ordn. Charinae. | 1. Ordn. Phyllopterides (Blatt- 2. > Lichenes, » Museinae. farne). : 3 9 Fungi. 2. „ Maschalopterides (Achselfarne). 3. „ Hydropterides (Wasserfarne). — II. Anthophyta, Blüthenpflanzen. aD 1. Abth. Gymnospermae. 2. Abth. Angiospermae. ee 1. Kl. Gymnospermae. 1. Kl. Monocotyledones. 2. Kl. Dicotyledones. | 1. Ordn. ra = Ordn. Helobiae. | Apetalae. cadeae. 2, iei i inae. 2. Ordn. Acerosae. 3. A ee a Sm Fe Coniferae. 4. „ Enantioblastae. 3, z Polygoninae. Gnetaceae.5. „ Liliflorae. er An Asarinae. 6. „ Ananasinae. en 1. „ Seitamineae. Sympetalae. 8. „ Gymnandrae. 1. Ordn. Primulinae. et Diospyrinae. u 5 Bicornes. ri Ligustrinae. Br Tubiflorae. u Labiatiflorae. 7, Contortae. Bug Lonicerinae. 9 . Synandrae. Eleutheropetalae mit 24 Ordn- Wie viele solcher angeblich natürlichen Laufe unseres Jahrhunderts aufgestellt wurden — von 1825 bis 1849 waren es nicht weniger als DR 24 — so befriedigte doch keines; ® ” ne nehr das Umgekehrte ein. Die neuen Systeme musste wendigerweise mit dem Fortschreiten der Wissenschaft immer OR unsere Anforderungen befriedigen und zwar in dem Masse s man klarer und klarer e | zu errei i ; jcht erreichen Ist. Man gewann die Ueberzeugung, dass das wirkliche und einzige natürli 1 dass es einem Systeme aber auch im « I. Das natürliche Pflanzensystem. 47 Könnens liegt, selbst wenn wir ihn construiren könnten. Eine Dar- stellung auf dem Papiere oder im Buche ist eine Unmöglichkeit. Die Idee vom Stammbaume der Pflanzen erhielt aber erst durch das Auftreten Darwin’s eine reale Bedeutung; mit der Darwin ’schen Descendenzlehre nahm die ganze Systematik ein verändertes Gepräge an. Die Idee der „natürlichen Verwandtschaft“ war ja bis dahin lediglich eine aus der Logik entsprungene Annahme Verwandt war ja nur der Ausdruck für eine Aehnlichkeit der äusseren Gestalt, auch wohl nur gewisser, bedeutungsvoller Organe oder für die Gleich- artigkeit der Entwickelung des Einzelwesens. An Stelle dieser nur durch unsere Auffassung supponirten Verwandtschaft trat eine wirk- liche Abstammungsgeschichte, die Idee eines materiellen Zusammen- hanges zwischen den Schöpfungsproducten. Den realen Zusammen- hang, die Phylogenesis, aufzuklären, ist das weitgesteckte Ziel der modernen Systematik. Wir wollen es hier unterlassen, auf die schwierigen und strittigen Fragen der Descendenz- und 'Transmutationslehre einzugehen. Es sei nur erwähnt, dass auch die heutige Systematik von der Voraus- setzung einer durchschnittlich fortschreitenden Stammesentwicke- lung ausgeht, dass sie die niedrigsten Organismen in den einzelligen Lebewesen erblickt. Aus diesen sollen sich mehr- und vielzellige Wesen, zunächst Zellfäden, Zellflächen, dann wenig gegliederte Zell- körper (Thalluspflanzen) entwickelt haben, aus welchen später in Stamm und Blatt gegliederte Formen (Cormophyten) und endlich die dureh Sprossmetamorphose zur Blüthenbildung geschrittenen Gewächse (Anthophyten oder Phanerogamen) entstanden seien. Diese Idee der Phylogenese und die aus der vergleichenden Entwickelungs- geschichte der Individuen, der Öntogenese, sich ergebenden Schluss- folgerungen praktisch zur Aufstellung eines Systemes zu verwerthen, von welchem wir nicht mehr erwarten, als es leisten kann, ist die bescheidene Forderung, welche wir heute aufstellen. Das beste System ist allemal dasjenige, welches dem jeweiligen Standpunkt unserer Wissenschaft am vollkommensten Rechnung trägt. Wir glauben vor der Hand dem Eichler’schen Systeme diesen Vorzug einräumen zu müssen. Es soll der folgenden Bearbeitung zu Grunde gelegt werden. Es stützt sich im Wesentlichen auf Brongniart’s System, welches wiederum ein Ausbau des Jussieu’schen genannt werden darf; die Anklänge an das Braun’sche System sind leicht erkennbar. Eichler’s System geht von dem schon im Linn@’schen Systeme erkennbaren Gegensatze der blüthenlosen und der blüthen- tragenden Pflanzen aus. Wie Linn& bezeichnet er die ersteren, deren Geschlechtsverhältnisse Linn‘ unbekannt waren und die er n deshalb „geheimehige* nannte, als Cryptogamae, denen ale : anderen blüthentragenden Gewächse, deren Ehe eine „offenkundige“, 48 Einleitung. vor aller Augen sich zeigende, genannt werden konnte, als Phanero- amae gegenübergestellt sind. BR ö : Die en umfassen drei Abtheilungen: -. a; Be Stamm und Blatt gegliederten Lagerpflanzen , Th allop $ iz Moosgewächse, Bryophyta, und die namentlich in gewissen . tomischen Merkmalen mit den Phanerogamen übereinstimmen Farnpflanzen, Pteridophyta. ; Die EEE nn in zwei Abtheilungen gruppirt, Be erste die Nacktsamigen, die Gymnosperma e, Be Pi = diejenigen Pflanzen, deren Samen sich nicht in einem gesch Kc h von den Fruchtblättern gebildeten Gehäuse entwickeln. Die Pi Abtheilung ist die der Bedecktsamigen, der Angiospe DIR Be letzteren bilden das Gros derjenigen Gewächse, welche dem u den typischen Begriff „Pflanze“ darstellen. Je nachdeni die . Samen hervorgehenden Keimpflanzen nur ein oder zwei (un u gleichwerthige und gleichgestaltete) Blätter (Keimblätter) bei . Keimung erscheinen lassen, unterscheidet man die Angiospermen - Monocotyleae und Dieotyleae, von denen wieder die letzte i an Zahl bei uns vorwiegen. Diejenigen unter ihnen, deren Blumen krone aus getrennten Blumenblättern (wie bei der Rose er) bildet ist, machen die Unterklasse der Choripetalae (wesent - Braun’s Eleutheropetalae) aus, während die mit „verwachsenblä iger“ Krone (wie etwa die Glockenbluime) ausgestatteten die Unter klasse der Sym petalae darstellen. Fügen wir die in dieser Erläuterung nicht besprochenen EZ _ der Cryptogamen und die Jetzt gebräuchliche Eintheilung de ymnospermen hinzu, so zeigt sich das Skelett des Eichler’schen Systemes in der Uebersicht: ” man nen nn nn 7 (ryptogamae Phanerogamae u I Thallo- II. Bryophyta' III. Pterido-| 1. Gymno- iospermae phyta phyta spermae AP HEIBIONER | 1. Algae |1. Hepaticae |1. Equisetinael 1. Cycadeae. | 1. Monoco- (Algen). | (Leber- (Schachtel- |2, Coniferae. tyleae. 2. Fungi | moose). halme). 3. Gnetaceae. ; (Pilze). |2. Musci - 2, Lyeopodi- a. Choripet& 3. Lichenes (Laub- nae (Bär- (Flechten). moose), lae. lappge- | b. Sympeta- wächse), lae. | 3. Filieinae | (Farne). unterlassen jedoch die Ausführung jener Theilungen er Anordnung des folgenden Stoffes erhellt. II. Das natürliche Pflanzensystem. 49 Nur eines möchten wir dem Anfänger recht dringend zu merken anempfehlen. Sehen wir von der wiederholten in der Systemüber- sicht vorkommenden Zweitheilung ab (Cryptogamae — Phanerogamae; Gymnospermae — Angiospermae ; Monoeotyleae— Dicotyleae; Choripe- talae — Sympetalae), so erhalten wir eine klarere Uebersicht, wenn wir als nahezu gleichwerthige Gruppen des Systemes aneinanderreihen : I. Thallophyten. Il. Bryophyten. III. Pteridophyten. IV. 6ymnospermen. V. Monoeotyledonen. VI. Dieotyledonen. Diese Uebersicht wolle man sich wie das ABC einprägen!! Sind dem Leser die genannten sechs Gruppen des Pflanzen- reiches geläufig geworden, dann wird es ihm ein Leichtes werden, hinterher sich zu merken, dass die ersten drei Gruppen (Thallophyten, Bryophyten und Pteridophyten) unter dem Namen Cryptogamae oder Sporenpflanzen zusammengefasst worden sind, während die letzten drei Gruppen (Gymnospermen, Monoeotyledonen und Dieotyledonen) gemeinsam den Namen Phanerogamen oder Samenpflanzen tragen. Ebenso leicht prägt sich dann auch dem Gedächtniss ein, dass Mono- cotyledonen und Dicotyledonen zusammen als Angiospermen be- zeichnet werden. Ergänzungsweise mag hier nun noch die Bemerkung Platz finden, dass von Engler in einem noch im Erscheinen begriffenen, umfangreichen Werke!) bereits ein anderes System in Vorschlag ge- bracht worden ist, dessen Beziehung zu dem Eichler’schen und ‚damit Zu den älteren Systemen zur Genüge aus der folgenden Uebersicht hervorgeht. Engler gruppirt: II. Thallo-| III. Embryophyta IV. Embryophfta siphonogama. ne hear phsta | zoidiogama Schizo- Bryo- | Pterido- | Gymno- . phyta. phyta phyta spermae Angiospermae Algae | Fungi. | Monoeoty- Dieotyledo- j ledoneae .. neae a. Archichla- mydeae, b. Sympe- |: talae, Wir meinen das ausgezeichnete, durch zahlreiche und BROS Ab- bildungen illustrirte Werk: Engler-Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien. Mäller, Medicinalflora. 4 Engler stellt also die Mycetozoen, eine Gruppe von Organisme welche bald zu den Thieren, bald zu den Pflanzen gerechnet werd an die Spitze seines Systemes. Bisher hat man die Mycetozo _ unter dem Namen Myxomyceten, d. h. Schleimpilze, zu den Tha _ phyten gerechnet. Engler’s Embryophyta sind diejenigen wächse, aus deren befruchteter Eizelle ein Gewebekörper, ein Kei ling, hervorgeht. Alle Pflanzen dieser Art, bei welchen die ruhen Eizelle von schwärmenden, frei beweglichen, männlichen Befru _ tungskörpern, den thierähnlichen Spermatozoiden, aufgesucht wi bilden die Embryophyta zoidiogama, während die Blüthenpfla (wie in unserer Einleitung, S. 30 ausgeführt wurde) ihre Eizelle Hilfe des von dem Pollenkorne ausgetriebenen Pollenschlauch eines „Sipho“) befruchten. Daher bezeichnet Engler die Blüth anzen (unsere „Phanerogamen“) als Embryophyta siphonogama. _ Wir wenden uns nunmehr dem speciellen Theile u 1. THALLOPHYTEN. Algen, Pilze, Flechten. Als Thallophyten oder Lagerpflanzen bezeichnet man alle nicht in Stamm, Blatt und Wurzel gegliederten Pflanzen.!) Ihr Körper wird wegen des Mangels der Gliederung als Thallus (Lager) bezeichnet, Da wir unter Blüthe einen für die geschlechtliche Fort- pflanzung entwickelten Spross verstehen, welcher also aus einem Stammstiick mit bestimmt geformten Blättern sich aufbaut, so geht aus dem Grundeharakter der T'hallophyten zugleich hervor, dass ihnen jegliche Blüthenbildung fehlt. Sie vermehren sich allgemein durch einzelne Zellen (Sporen genannt), welche sich von der Mutter- pflanze trennen und den Ausgangspunkt für die Bildung eines neuen Individuums?) abgeben. Wo geschlechtliche Fortpflanzung vorhanden ist, liegt die weibliche Eizelle (Oosphäre) niemals im Innern eines zu ihrer Production bestimmten Gewebekörpers, sondern sie bildet sich aus dem Inhalte (Plasma) einer oberflächlich gelegenen Zelle (eines einzelligen „Oogoniums“). Man theilt die Thallophyten in drei Ordnungen: 1. Algae, Algen. Chlorophyll (Blattgrün) führend. 2. Fungi, Pilze. Ohne Chlorophyll. 3. Lichenes, Flechten. Aus Algen und Pilzen sich aufbauend. Algae, Algen. Als Algen bezeichnet man alle diejenigen blüthenlosen, meist im Wasser lebenden Pflanzen, deren nicht in Stamm, Blatt und Wurzel gesonderter Körper (Thallus genannt) Chlorophyll führt und dadurch befähigt ist, zu assimiliren, d. h. mit Hülfe des Chlorophylis oder dieses ersetzender Farbstoffe Kohlensäure zu zerlegen. Der aus der Kohlensäure stammende Kohlenstoff wird zur Bildung von Kohlenhydraten (Cellulose, Stärke, Zucker) verwendet, welche an dem !) Man vergleiche die Einleitung, S. 3. i ®) Die „Sporen“ sind demnach in gewissem Sinne den „Samen“ der höheren Pflanzen vergleichbar. Ein Same ist aber ein complieirt gebauter Gewebekörper, keine einzelne Zelle. Näheres über Samen siehe in der Einleitung, N. 5, besonders aber 8, 88. 54 Thallophyten. Aufbau des Pflanzenkörpers einen wesentlichen Antheil haben. Man definirt demnach kurz: Algen sind chlorophyllführende Thallophyten. Die Fortpflanzung geschieht bei den niedersten Formen ungeschlechtlich durch wiederholte Zweitheilung nach einer, zwei oder drei Richtungen des Raumes (Fig. 44), oder durch Keim- zellen, Sporen, welche entweder durch Verjüngung oder durch Theilung des Plasmakörpers einzelner Zellen entstehen. Bewegen sich solche Sporen frei im Wasser mit Hilfe von schwingenden Fäden (Geisseln, Cilien), so nennt man sie Schwärmsporen (Zoosporen). (Fig. 45, 1-3). Fig. 44. Durch wiederholte Zwei- Fig. 45. Entwickelungszustände einer theilung sich vermehrende Alge Fadenalge, Ulothrixz zonata. 1. Stück (Gloeocapsa-Art). 1. Einzelliges In- eines Fadens, aus dessen Zellen paar- dividuum. 2. Zwei Zellen von weise Schwärmsporen austreten. 2. Eine gemeinsamer dGallerthülle um- solcher Schwärmsporen mit 4 Cilien. schlossen. Sie sind Tochterzellen 3. Aus einer Schwärmspore erwachsenes derselben Mutterzelle. 3. Eine Pflänzchen. 4. Fadenstück, aus welchem durch wiederholte Theilung ent- Planogameten (p) austreten. (Nach Dodel- standene „Colonie*. Stark vergr. Port.) Im einfachsten Falle kommen die Schwärmer nach gewisser Schwärmzeit zur Ruhe. Die Schwärmer keimen dann unmittelbar .; oder sie begegnen sich paarweise, verschmelzen mit einander (sie „eopuliren“), und erst das Copulationsproduct, Zygote genannt, keimt zur jungen Pflanze aus. Die beiden die Zygote bildenden Schwärmer heissen Planogameten. (Fig. 45, 4). Für den Be- griff der Zygote kommt die Erscheinung des Schwärmens ihrer Constituenten nicht in Betracht. In vielen Fällen vereinigen sich die Plasmainhalte neben einander oder über einander (meist gekreuzt) liegender Zellen. (Fig. 46). Die Zygote ist hier das Produet 50 genannter Aplanogameten. Die Zygosporenbildung deutet aber ey auf einen Geschlechtsact hin, dem nur noch die morphologische Unterscheidung zwischen männlichem und weiblichem Sperma mangelt. Bei vielen Algen ist aber auch die morphologische Sonderung dureh“ geführt; es suchen frei bewegliche nach Art der Zoosporen schwär“ Algae, Algen. 55 mende, als männlich bezeichnete Plasmamassen („Spermatozoiden*) die gestaltlich von ihnen verschiedene, ruhende, weibliche Plasma- masse, die Oosphäre oder Eikugel, auf, verschmelzen mit dieser, und die so befruchtete Oosphäre wird zum Ausgangspunkt für ein neues Indi- Q ni; viduum, welches zunächst nur durch die Oospore dargestellt wird. (Fig. 47). Iı N | Um j >: y Fig. 46. Bildung von Zygosporen an zwei „copulirenden* Fäden von Spirogyra. Bei 1 begegnen sich zwei seitliche Fortsätze be- nachbarter Zellen der beiden Fäden ; bei 2 sind die Copulations- fortsätze zu einem Kanal ge- worden, durch welchen der Inhalt der Zelle des rechts gezeichneten Fadenstückes in die Zelle des linken Fadenstückes übertritt, ok Kae ne dieser verschmel- end; bei 3 ist die Vereini beider Zellinhalte zu einer er Spore vollzogen. Stark vergr. Fig. 47. Geschlechtsorgane und Befruchtung von Vaucheria sessilis.. 4A. Fadenstück der Alge mit zwei seitlichen Auswüchsen (Zweigen), von welchen der hornförmig gekrümmte das männliche Organ, der bauchig erweiterte das weibliche Organ (Oogonium, og) darstellt. Die mit an bezeichnete Endzelle des gekrümmten Astes (des „Antheridialastes“) heisst Antheri- dium; in ihm werden die männlichen Be- fruchtungskörper (Spermatozoiden) erzeugt. B. Dasselbe Fadenstück im Moment der Be- fruchtung ‚der Oosphäre durch die aus dem Antheridium austretenden Spermatozoiden. €. Ein Spermatozoid (noch stärker wie die Figuren A und 2 vergrössert). Die Systematik der Algen fusst theilweise auf der Anwesenheit bestimmer Farbstoffe in dem scheidet danach: vegetatiren Körper. Man unter- I. Phyeochromaceae (Blaualgen). IH. Diatomaceae (Gelbbraune Kieselalgen). HI. Chlorophyceae (Grünalgen oder Grüntange). IV. Phaeophyceae (Brauntange). V. Rhodophyceae (Rothtange). Es. ist dabei aber wohl zu bemerken, dass, wenn sich die Benennung für die Hauptabtheilungen der Algen auch an die sie Charakterisirenden und innerhalb jeder Abtheilung vorwaltenden Farbstoffe knüpft, damit doch nicht das alleinige T’heilungsprineip E ‚vielmehr zu einer Zweitheilung in Phaeosporeae und Fucat beobachten, 2 RE Thallophyten. ausgesprochen ist. Mit der Eintheilung nach den Farbstoffen decken sich Theilungen nach dem vegetativen Aufbau und nach den Charak- | teren der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Fortpflanzung. Wir/ wollen jedoch nicht auf die Einzelheiten der Systematik eingehen, da hier ja nur wenige Formen interessiren, welche den höchstent- wickelten Reihen, denen der Phaeophyceen und der Rhodophyceen, angehören. R 1 Wir besprechen von diesen zunächst die Phaeophyceae. Alle Phaeophyceen oder Brauntange sind durch eine eigenartige olivengrüne bis lederbraune Färbung aller Organe ausgezeichnet. Sie verdanken diese Färbung einem neben dem Chlorophyll in allen Theilen der Pflanze vorkom menden rothbraunen, in Wasser löslichen Farbstoffe, dem Phyeophaein (Algenbraun, von gux6c, Alge, Tang, und gpaıoc, rothbraun). Wegen der tiefdunklen Färbung der Pflanzen hat man die Phaeophyceen auch wohl Melanophyceae, d. h. Schwarztange (von uf.ag, schwarz Yuvxös, Tang) genannt, obwohl, wie aus unserer obigen Angabe er hellt, diese Bezeichnung weniger zutreffend ist. ‚Jedenfalls charak- terisirt die Färbung alle Glieder der Ordnung, die sich ausnahmslos aus Bewohnern der Meere zusammensetzt. Die Brauntange sind zu meist Gewächse von ansehnlicher Grösse. Die viel üblichere Eintheilung nach gestaltlichen (man sagt gewö lich „morphologischen“) Merkmalen würde bei den Phaeophyceen nicht zum Ziele führen, denn es giebt wohl kaum eine Pflanzenordnung, welche mannichfaltigere Formen umfasst. Von der Gestalt verzweigter Zellfäden erheben sie sich bis zu riesengrossen, bis 300 m langen Pflanzenkörpern, an welchen man ein Haftorgan nach Art einer Wurzel, ein sogenanntes Ha pter, einen stammartigen Theil und flächenartig verbreiterte Zweige, welche man vergleichsweise | „Blätter“ bezeichnet, unterscheiden kann. Auch die Berücksichtigung der Fortpflanzungsverhältnisse führt uns zu keinem einheitlichen Charakter der Reihe; sie führen Bei den Phaeosporeen man : iche For i angelt eine geschlechtliche F% Pflanzung, bei den Fucaceae ist sie in vollendetster Form os Die Fortpflanzun 8 der Phaeosporeen geschieht (abgesehen vonder FE ee vorkommenden vegetativen Vermehrung durch Brutk ww ; is Junge Zweiganlagen, welche sich von der Mutter i nnen) durch ungeschlechtliche Schwärmsporen (Zoosporen), ' sich wie bei vielen niederen Algenformen im Innern haarf Algae, Algen. 57 Zellen entwickeln!). Die ins Freie gelangenden Schwärmsporen schwimmen mit zwei Flimmerfäden (Cilien, Geisseln) eine Zeit lang im Wasser umher, setzen sich dann an irgend welchen Körpern (Steinen, Balken etc.) fest und keimen zu einer jungen Pflanze aus. Die Fortpflanzung der Fucaceen (vom lat. fucus, 'Tang, Alge, welches sich auf das griechische grxög zurückführt) ist an die Aus- bildung von zweierlei Geschlechtsprodueten geknüpft (vgl. Fig. 48). Fig. 48. Fucus vesieulosus. 1. Stück eines Thallus mit Schwimmblasen (2) und zwei Zweigenden, welche in warzig hervortretenden Organen (den Concep- takeln 0) die Geschlechtsorgane erzeugen. 2. Durchschnitt eines Conceptaculums, in dessen Innenraum dünne Haare und die in 3 und 5 gezeichneten Gebilde hineinragen. 3. Ein von dünnen Haaren (Paraphysen) umgebenes Oogonium, dessen Inhalt sich in 8 Portionen theilt. 4. Oogonium, im Begriff die 8 Eizellen (Oosphären) zu entlassen; es ist erst die äussere Haut (ae) geplatzt; die innere Haut (1) ist stark gespannt. 5. Verzweigtes Haar mit Antheridien (e), in welchen die Spermatozoiden (s) gebildet werden. 6. Eine Eikugel (Oosphäre) von Sper- matozoiden umschwärmt. 2—6 stark vergr. (Aus Potonie, Elem.) In besonderen Zellen verzweigter Haare, in den sogenannten Anthe- ridien (Fig. 48, 5 bei a), werden zahlreiche, schr kleine Schwärmer, sogenannte Spermatozoiden (Fig. 48, 58), gebildet. In das 1) Bei einer verschwindend kleinen Anzahl von Phaeosporeen ist die Paarung (Copulation) von Zoosporen beobachtet. Es kommt also hier ein Ge- schlechtsact, freilich niedrigster Form, vor. 58 Thallophyten. Wasser entlassen, schwimmen sie eine Zeit lang frei umher, um Ge- legenheit zu finden, eine der nur passiv beweglichen, weiblichen Eikugeln zu befruchten. Gelingt ihnen dieses nicht, so haben sie ihren Lebenszweck verfehlt, sie sterben ab. Die weiblichen Eikugeln bilden sich in der bauchig oder kugelig anschwellenden Endzelle gewisser Haare, in einem Oogonium (Fig. 48, 3 und 4). Entweder formt sich der gesammte Inhalt einer solchen Zelle zu einer Eikugel, ' einer Öosphäre, um, oder der Inhalt zerfällt in zwei, vier oder acht Eikugeln, welche durch Platzen des Oogoniums frei werden und passiv vom Wasser fortgeführt werden. Sie werden von den in ihrer Nähe entleerten Spermatozoiden aufgesucht, welche oft in grosser Zahl eine Eikugel umschwärmen (Fig. 48, 6). Gelingt es einem der Spermatozoiden, sich an dem Keimfleck der Eikugel mit dieser zu vereinigen, so ist damit der Begattungsaet vollzogen. Aus der vereinigten Masse des Spermatozoids und der Eikugel ist eine Oospore entstanden, welche sich an irgend einen im Wasser be findlichen Gegenstand ansetzt und zu einer jungen Pflanze auswächst. Öffieinell ist nur: Laminaria digitata Lam. Die Gattung Laminaria gehört zur Familie der Laminaria- .eeae und mit dieser in die Unterordnung der Phaeosporeen. Alle Laminariaceen sind grosse, oft riesenartige, unterseeische Wälder bildende Tange. Aus dem verzweigten, wurzelartigen Haftorgane erheben sich die blattartigen Thallusorgane auf mehr oder min langen, lederschnurartigen Stielen. Auch der flächenartige Theil de „Blattes* pflegt von lederartiger Beschaffenheit zu sein. Auf sei Oberfläche stehen keulenförmige, unverzweigte und ungegliederte Haare entweder rasenartig gehäuft oder die ganze Fläche bedeckend Einzelne der Haare bilden sich zu Zoosporangien aus. Der Charakter der Gattung Laminaria liegt in der Form de blattartigen Thalluslappen. Das „Blatt“ entbehrt der verdiekten Rippen. Es stellt entweder eine ungetheilte, bis über handbreit I und oft mehrere Meter lange riemenähnlieche Spreite dar, oder di = selbe zerspaltet in der Längsrichtung wiederholt, so dass das Bl a handförmig oder fingerig zerschlitzt erscheint. Die Fruchthäufel Sind auf der Blattfläche unregelmässig zerstreut. r Laminaria digitata Lam. erhebt einen bis 2 m langen u f ken Stiel aus dem wurzelartigen Haftorgan. : ee a rec sich der Stiel bandartig ab und geht, Be “ ernd, in die Blattfläche über (Fig. 49). Dies Een nr spaltet sich in eine wechselnde Zahl lineali a 7, en ve von olivengrüner, später fast schwa we ne a e geht die alte Spreite zu Grunde, um siel Jahre aus dem verbreiterten Ende des Stieles zu Algae, Algen. 59 riren. Das junge Blatt wird dann eine Zeit hindurch noch von den Resten des alten gekrönt, bis auch diese Reste von den Meeresfluthen zerrissen werden und verschwin- den. Anfänglich ist die junge Spreite ungetheilt, breit eiförmig. Erst später treten in einiger Ent- fernung vom glatten Rande die Längsrisse auf, durch welche die Spreite vom Rande her fingerig wird. Vergl. hierzu die Figur und die zugehörige Erklärung. Die Pflanze liebt die fel- sigen Küsten der nördlichen Theile des Atlantischen und des Stillen Oceans. Sie tritt hier in verschiedenen Formen auf, welche neuerdings als Arten bezeichnet zu werden pflegen. Die breitere, langgestielte Form wird als La- minaria Cloustoni Edm, bezeich- net, unter welcher Bezeichnung sie in die Ph. G. II, 154 aufge- nommen worden ist. Ihre Stiele werden geführt als Laminaria Ph. €. OD. 154 s. Stipites Laminariae. Sie werden in der Chirurgie zur Erweiterung von Canälen und Oeffnungen benutzt, in welche sie wie Son- den eingeführt werden. Die Familie der Fucaceen oder Blasentange mag hier noch kurz erwähnt werden. Im Aufbau des Thallus erinnern die meisten der hierher gehörigen Formen an die La- minariaceen, doch ist die Verzwei- sung der flachen Thallussprosse meist eine ausgiebige, wiederholt gabelige (Fig. 48, 1). Die relativ schmalen Lappen mit ganzem oder unregel- mässig gesägtem Rande durchsetzt gewöhnlich eine deutliche Mittelrippe. Bei vielen Arten ist der Thallusrand mit Schwimmblasen ausgestattet, auch dienen als solche bisweilen besondere Zweige. Die Geschlechtsorgane liegen in Ausserlich warzig hervortretenden Grübchen, den Conceptakeln, dem Thallus ein- gesenkt. Die passiv bewegten Eikugeln werden von frei schwimmenden Sper- matozoiden befruchtet. (Vgl. Fig. 48, 2—6 und die Darstellung auf Seite 57.) Auf die zahlreichen, an allen Küsten wachsenden Arten und Formen ein- Fig. 49. Laminaria digitata Lam. Eine Pflanze, stark verkleinert. «a das wurzel- artige Haftorgan (Hapter); 5 der stiel- artige Theil (Stipes); e der blattartige Theil (Lamina); d die vom Vorjahr herrührenden, absterbenden Theile des Thallus. (Nach Göbel.) 60 Thallöphyten. zugehen, liegt nicht im Rahmen dieses Buches. In England und Frankreich werden Fucaceen in grossen Mengen vom Meere auf den Strand geworfen. Diese ausgeworfenen Massen werden als vorzügliches Dungmaterial verwerthet, viel wichtiger aber ist die Ausnutzung der Tangmassen zur Gewinnung des Jodes. “ Ehe das Leblanc’sche Verfahren der Sodafabrikation bekannt war, stellteman auch die Soda aus den Seetangmassen dar. 3 Die bekannteste Gattung der Familie ist die Gattung Fucus. An den Küsten der Ostsee wird zumeist Fueus vesieulosus, auch Fueus serratus, an den Strand gespült. Rhodophyceae. Die Reihe der Rhodophyeeen oder Rothtange, auch Flori- deae oder Blumentange genannt, vereinigt die herrlichsten, durch rosenrothen oder braunrothen, bisweilen auch violetten Farbstoff — (Phyeorhodin, Phyeoerythrin) ausgezeichneten Algen; nur wenige sind farbstoffarm und sehen im getrockneten Zustande wie gehärtete, durchscheinende Knorpelgebilde aus. Im Allgemeinen sind die Rhodo- phyceen kleinere Meeresalgen, welche den felsigen Meeresboden und Klippen mit dichter, rasenartiger Vegetation zu tberdecken pflegen. Wir begegnen hier zugleich den zierlichsten Formen, bald vielzelligen, meist reich verzweigten Fäden, bald zarten welligen oder zierlich zerschlitzten Flächen, bald eorallenartig verzweigten Körpern, an denen man vergleichsweise wie bei höheren Pflanzen Kurz- und Langtriebe, Blätter und Stengel unterscheidet. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung geschieht durch unbewegliche Brutzellen, welche zu je Vieren in einer oberflächlich gelegenen Mutteı zelle erzeugt zu werden pflegen; sie werden als Tetraspor (Fig. 51, A) bezeichnet. Sehr eigenartig sind die Geschlechtsorgan entwickelt. (Fig. 50 und 51). Die männlichen Befruchtungskör werden in besonderen, meist kugeligen Zellen gebildet, welche ent- weder einzeln an der Oberfläche, an haarförmigen Zweigenden ete, sitzen, oder welche zu fädigen Gebilden und Aggregaten zusammentretei (Fig. 50, Tund 51 B, bei an). Der Inhalt dieser als Antheridiei = bezeichneten Zellen zerfällt meist in zahlreiche Portionen, wel als kugelige oder birnförmige Plasmakörper aus dem platzenden Antheridium austreten. Die freien Plasmakörperchen stellen männliche Sperma dar, welches sich passiv vom Wasser fortfühı lässt, um im glücklicheren Falle die Befruchtung an dem weiblich Geschlechtsapparate zu vollziehen. Man bezeichnet derartige, 1 Passiv bewegliche männliche Befruchtungskörper als Spermati (im Gegensatz zu den spontan durch Schwingung von Geisselfä en: sich bewegenden und munter sich im Wasser tummelnden Spe zoiden anderer Algen) !), | * An, ) Die Bildung von Spermatien kommt unter den Algen nur den R ph d er Arge rer Rhodophy een sind also durch diesen Charakter vor prägen Brei ausgezeichnet, was man seinem Gedächtniss besond Algae, Algen. 61 Das weibliche Geschlechtsorgan ist meist complieirt gebaut (Fig. 50, I—V). In den einfachsten Fällen besteht es aus einer mehr oder minder bauchigen, plasmareichen Basalzelle, dem Karpogon, auf welche sich ein langer, dünner, fein haarförmiger Fig. 50. Die Geschlechtsorgane einer Floridee (Nemalion multifidum). I. Ein Zweig mit einem Antheridien (a%) tragenden Spross und dem weiblichen Organ (Karpogon e), welches in die Trichogyne (t) ausgeht. In jedem Antheridium wird nur ein Spermatium gebildet. Die Trichogyne hat mit zwei Spermatien (sp) eopulirt. II. Die Basalzelle des Karpogons (e) beginnt sich zu theilen. III. Das Karpogon vierzellig; die Trichogyne beginnt zu schrumpfen. IV. Die Sprossungen des Karpogons weiter fortgeschritten; Trichogyne noch mehr verschrumpft. V. Die Verzweigungen des Karpogons haben zur Bildung des Sporenhaufens (Glomerulus, 92) geführt. Die Trichogyne abgestorben. Der Sporenhaufen bleibt unbedeckt (nackt). (Nach Bornet und Thuret in Göbel: Syst. und spec. Morph.) Fortsatz aufsetzt, welcher stets mit seiner Spitze frei in das die Pflanze umgebende Medium hineinragt (in manchen Fällen zu diesem Behufe die Gewebemasse des Algenkörpers durchwachsend). Dieser als Trichogyne bezeichnete Haarfortsatz stellt das Empfängniss- organ dar. An ihm bleiben die ihn berührenden Spermatien (meist nur eines) haften, verwachsen mit ihm und lassen ihren Inhalt in die Trichogyne übertreten. Damit ist der Geschlechtsact vollzogen. Nun sprossen aus der (bisweilen sich erst: in mehrere Glieder theilenden) basalen Zelle des Karpogons zahlreiche Schläuche hervor, bisweilen dichte geknäuelte, kurzgliedrige Aeste bildend; es entsteht a ein Fruchthaufen oder Glomerulus. Es gliedern nämlieh die Schläuche ihre Enden durch Querwände ab, und die so gebildeten Endzellen stellen je eine von der Mutterpflanze sich trennende Spore dar, welche auskeimend eine neue Pflanze erzeugt. In vielen Fällen sprossen nun unterhalb der Karpogonzelle Fäden (Hüllzweige) hervor, welche den ganzen Sporenhaufen krug- oder becherförmig umgeben. Diese fädige Hülle wird das Perikarp genamnt, wäh- rend man Hülle nebst Fruchthaufen mit dem Namen Cystokarp 62 | Thallophyten. oder Blasenfrucht belegt (Fig. 51). Je nach dem Vorhanden- sein oder dem Fehlen der Fruchthülle gruppirt man die Rhodo- Fig. 51. Fortpflanzungsorgane einer Floridee (Lejolisia mediterranea, nc net, 4. Seitenzweig, dessen Endzelle ungeschlechtliche Tetrasporen bilde B. Stück eines Antheridialastes; «@» die als Antheridium bezeichnete Endzelle. Ihr Inhalt zerfällt in zahlreiche Spermatien. ©. Weibliches Organ; e das mel Karpogon, t die Trichogyne. D. Nahezu reife Sporenfrucht (Cystokarp). aus der Spitze des Karpogons hervorgesprosste Sporenhaufen ist von N von Seitenzweigen (%) überwachsen worden. Die Seitenzweige (Hüllfäden) de Sprossungen aus dem unteren Theile des Karpogons; sie bilden in ihrer 6 sammtheit die Sporenhülle, das Perikarp. phyceen in zwei grosse Abtheilungen, die Angiosporeae, mit umhüllten („berindeten“) Sporenhaufen, und Gymnosporeae, nackten Sporenhaufen. ’ Hier kommen nur einige der „angiosporen“ Formen in Betrach l. Chondrus erispus Lyngb. Die zur Familie der Gigartineae gehörige Gattung Chond a umfasst Meeresalgen mit wiederholt gabelig („diehotom*) getheiltem, Seischig knorpeligem Thallus. Kreuzförmig gelagerte Tetraspor® finden sich in schwach hervörragenden Häufchen über die ganze Thallusfläche zerstreut. Die Cystokarpien sind in das T'hallusgew _ eingesenkt und markiren sich äusserlich als nur schwach gewöl Buekelchen. Die hier zu nennende Art Chondrus crispus Lyngb. erhebt ihre reich verzweigten, Rande des Thallus meist kurzen, blattartig flachen Stämme auf eylindrischen Stielen, welche mit flacher Haftscheibe dem Boden Sitzen. Die Thalluslappen sind bald schmal linealisch, am gerundet, abgestutzt oder ausgerandet, bald breiter blattarüg dann gewelltrandig. Die im frischen Zustande hell oder tief purp . rothen Pflanzen verblassen beim Troeknen. Die getrockneten, als in den Handel gebrachten Pflanzen sind meist durchscheinend gel knorpelhart (daher die Namen „Chondrus* und „Knorpelts In Wasser erweicht, werden die Pflanzen wie im frischen Algae, Algen. 63 gallertig schlüpfrig und biegsam. Mit Wasser gekocht geben sie einen gleichmässigen Schleim (Gallerte). Die an den felsigen Küsten Europas (südwärts bis nach Gibraltar hin) und an der Ostküste Nordamerikas häufige Pflanze dient in Eng- land den ärmeren Strandbewohnern als Nahrungsmittel. Getrocknet kommt sie unter den Bezeichnungen Carrageen Ph. G.I, 4 sive Carragaheen ibid. 331, Carragheenmoos, Perlmoos oder irlän- disches Moos!) in den Handel. Man bereitet daraus die Gelatina Carrageen Ph. G. II. 124. Den Hauptbestandtheil der Pflanze bildet Bassorin; sie enthält, wie die meisten Seetange, geringe Mengen von Jod- und Bromsalzen. 2. Gigartina mammillosa Ag. Die Gattung Gigartina ist mit der Gattung Chondrus eng verwandt. Ihr gallertig-fleischiger Thallus verzweigt sich wiederholt gabelig.. Die Zweige sind namentlich unterwärts mehr eylindrisch, oberwärts blattartig flach. Die Tetrasporen sind wie bei Chondrus über den Thallus zerstreut. Der wichtigste Unterschied beruht auf der Beschaffenheit der Cystokarpien, welche bei Gigartina in kurze, eiförmige oder gestielte Auswüchse (in Papillen) eingebettet sind. Diese Papillen sind besonders auf der Fläche der blattartigen Thalluszweige zahlreich zerstreut zu finden. Gigartina mammillosa Ag. gleicht sonst habituell dem Chondrus crispus. Im Allgemeinen sind die Thallusränder jedoch nach einer Seite gebogen, so dass die Zweige canalartig werden. Die Papillen sind ellipsoidisch, kurz gestiel. Es bezieht sich auf ihr Vor- handensein und ihre Massenhaftigkeit die Bezeichnung „mammillosa* = zitzenreich). Mit Chondrus crispus an gleichen Standorten wachsend, wird Gigartina unterschiedslos als Carrageen eingesammelt und ge- trocknet. Oft bildet Gigartina die überwiegende Menge der Droge, welche von der Ph. G. II. 48 deshalb auch definirt wird: „Thallus quem offerunt Chondrus crispus (Fueus erispus) et Gigartina mammillosa.“ Die Droge ist durch viele andere Meeresalgen, besonders durch das fein eorallenartig zerschlitzte Ceramium, durch fädig verzweigte _ Polfsophonien und andere Rhodophyceen, oft durch die aus eyln- drisch fadenförmigen, gabelig verästelten Zweigen sich aufbauende Furcellaria fastigiata verunreinigt. Diese Algen müssen aus der entfernt werden. eu: Als Synonyme kommen vor für Chondrus erispus Ag. Fucus crispus L. und Sphaerococeus crispus Ag., für Gigartina mammillosa Ag. : S !) Der Anfänger wurde schon in der Einleitung davor an, das Care @ geen nicht als „Moos“ zu bezeichnen. Das „Carrageenmoos“ oder „irländische Moos“ des Volkanundes ist eine Alge. 64 : Thallophyten. die Bezeichnungen Sphaerococeus mammillosus Ag. und Mastocarpus mammillosus Kütz. 3. Alsidium Helminthochorton Ktz. Aus der Familie der Rhodomeleae war ehedem Alsidium Helminthochorton Ktz. (= Helminthochorton officinarum Lk., Gigartina Helminthochorton Lamour., Sphaerococcus Helminthochortos Ag.) untet a dem Namen „eorsicanisches Wurmmoos*!) oder „ Wurmtang < (Helminthochorton s. Alga Helminthochorton) offieinell, - Es dürfte wohl auch Jetzt noch, obwohl selten, in der Volksmediem als wurmabtreibendes Mittel Verwendung finden. Die Pflanze unter- R scheidet sich von Chondrus und Gigartina durch den fadenförmigen, gabelig oder fiederig zertheilten Thallus, an welchem die Teetrasporen von tetraödrischer Gestalt verkürzte, mit den vegetativen Aesten | wechselständige Aestchen erfüllen, welche sich zu einer Spirallinie am Stamme anordnen. Auch die Cystokarpien sitzen äusserlich an den Aesten und öffnen sich auf ihrem Scheitel. £ Die nur etwa 4 cm hohen, borstendieken Pflänzchen sind in frischem Zustande Ppurpurroth; trocken sind sie blass bräunlich. Sie wachsen an den felsigen Küsten des Mittelmeeres, besonders an der Küste Corsicas.. Die Droge ist meist durch viele andere Algen verunreinigt. Fungi, Pilze. (Fungi) bezeichnet man alle blüthe nlosen, nicht in Stamm ederten Pflanzen (Thallophyten), welehe durch den grünen Farbstoffes, des Chlorophylis, und auch andereı seiner Funetion ersetzenden organisirten Farbstoffkör gekennzeichnet sind. + Man kann also die Definition kurz dahin zu sammenfassen: Pilze sind chlorophylllose Thallophytei Der Mangel des Chlorophylis ist gleichbedeutend mit dem Man des Assimilationsvermögens ‚, Sofern man darunter die Zerlegung 4® aus der atmosphärischen Luft stammenden Kohlensäure versteht. Du Pilze sind mithin ihrer inneren Natur nach darauf angewiesen, I Nahrung aus bereits organisirten, lebenden oder todten Körpern ‚entnehmen, sie sind Schmarotzer (Parasiten) oder Fäulnissbewohner (Saprophyten) und sind berufen, im Haushalte der Natur hervorragende Rolle als Zerstörer zu spielen. m Der Körper (Thallus) der Pilze ist sehr verschieden entwickelt Die niedrigsten Formen (Bacterien) sind unendlich winzige, einzell ) Die Bezeichnung „Moos“ ist natürlich auch hier falsch. Vgl. di note auf voriger Seite, Als Pilze ' und Blatt gegli Mangel des dasselbe in # Fungi, Pilze. 65 Wesen, welche sich nur durch Zweitheilung, dann aber oft bis ins Unendliche vermehren, dabei Colonien von mehr oder minder charakteristischem Aussehen und oft charakteristisch sich äussernder physiologischer Thätigkeit entwiekelnd (Gährungserreger, Krankheits- erreger, Farbstoffbildner). Viele Formen treten als reich verzweigte, meist durch Querwände gegliederte Fäden auf. Man bezeichnet nun die Pilzfäden ganz allgemein, auch bei den höheren Pilzen, als Hyphen. Die nur aus getrennten Fäden gebildeten Pilze heissen schlechthin Hyphompyceten, Fadenpilze. Die Gesammtheit der Hyphen eines Pilzes pflegt man Myceel zu nennen. Das Mycel ist somit der Pilzkörper, sofern wir von dessen äusserer Gestalt ganz absehen. Bei allen höher organisirten Pilzen verflechten sich die Hyphen zu schwammigen oder filzigen Gewebekörpern („Filzgewebe‘). Im Allgemeinen behält auch hierbei jeder Pilzfaden seine Individualität, wenigstens innerhalb gewisser Grenzen ; das Filzgewebe wird deshalb auch als „unechtes Gewebe“ bezeichnet. Bei vielen Pilzen ist nun wie bei den Algen eine Neigung zur Verflüssigung oder Vergallertung ihrer Fäden vorhanden (in ausgesprochenster Form bei den Tre- mellinen), wie denn überhaupt ein auffälliger ‚Wasserreichthum den Pilzkörpern im Allgemeinen eigen ist. Aber auch der um- gekehrte Fall kommt vor. Viele Pilze können ihr Mycel in einen Dauerzustand versetzen. In solchen Fällen füllen sich die Mycelfäden mit Reservestoffen (meist mit Oelen), verlieren ihren Wassergehalt, so dass sie völlig trocken und hart, selbst brüchig werden, umgeben sich auch wohl mit einer „pseudoparenchymati- schen“ Rinde. Man nennt solehe My- celkörper Selerotien. Das bekann- teste und hier besonders bemerkens- a b werthe Beispiel eines Selerotiums ist i das Mutterkorn, Secale corn utum, ern An welches nichts Anderes ist, als die Pilzhyphe, welche eine Reihe von Dauerform des Mycels, das Selerotium ers (Genie) er ; rt. 5. Ein oberwärts reich ver- von Claviceps purpurea.!) he Conidienträger. Die kuge- Auf dem Mycel oder innerhalb Jigen Conidien zu Reihen geordnet. desselben bilden sich die Fortpflan- (Aus dem Entwickelungskreise des in bekannten graugrünen Zungsorgane, oft auf besonders ge- Behmmmeh®, 3 nfeintam stalteten Fruchtträgern, aus. Im glaucum.) !) Vor dem Fehler, das Claviceps-Selerotium, also einen Pilz, mit einem & Roggenkorne, also einer Getreidefrucht, zu verwechseln, wurde schon in dee Eim leitung gewarnt. Vgl. 8. 4. en _ Müller, Medieinalflora. | , Pilze werden jenen als Gasteromycetes gegenübergestellt. grösseren Abtheilung der Pilze, bei den Ascomycetes. Das ja tan) oder nach einander (durch „suceessive“ Zweitheilung) meist 66 Thallophyten. einfachsten Falle sind die Fruchtträger unverzweigte oder verzweigte Hyphen, welche, ohne dass ein Geschlechtsaet an der Pflanze vorher- gegangen ist, an ihrer Spitze einzelne oder zahlreiche, reihenförmig hinter einander liegende Brutzellen (Sporen, Conidien) abgliedern (Fig. 52). An grösseren Fruchtkörpern vereinigen sich die sporen- bildenden Hyphenenden meist zu besonderen Flächen; sie bilden i ein Hymenium (eine „Fruchtschicht“, „Sporenschicht“ oder ein „Sporenlager*), in welchem jedes sporenbildende Hyphenende als Basidie bezeichnet wird. Die auf ihrem Scheitel sitzenden Sporen heissen Basidiosporen (Fig. 53). Man unterscheidet nach diesem Modus der Sporenbildung eine der umfangreichsten Abtheilungen der Pilze als Basidiomycetes. Liegen die Hymenien frei an der Oberfläche des Fruchtkörpers, so nennt man solche Basidiomyeeten Hymenomycetes zum Unterschied von den Formen, bei welchen das Hymenium innere Höhlen des Fruchtkörpers auskleidet. Solche Fig. 53. Eine Basidie aus dem H 4 8 h (As Er ’ s yme- Fig. 54. Ein Sporenschlauch \ re ar Hutpilzes. b die eigent- au eines Schlauchpilzes Asco- ie Rktalch, e; st die Sterigmen, d. h. myceten. a der eigentliche Ptielchen der Sporen; sp die vier Basi- Schlauch; sp die 8 in ihm diosporen. zeugten Sporen (Ascosporen) Ganz anders vollzieht sich die Sporenbildung bei einer zwe . .r ie keulenförmige Hyphenenden aus, in deren Inner . Gureh sogenannte „freie Zellbildung“ anscheinend gleichzeitig (ei m seltener 4, 16, 32, 64 und mehr Sporen entstehen. Man . ug Hyphenenden A in oder Sporenschläu Be a oıroren oder Schlauchsporen (Fig. 54 were a m heinlich, dass der Bildung der Asei ziemli Sagen “reschlechtsaet vorhergeht, dass die Ascusfrüchte (@ arposporenhaufen (Glomeruli) der Florideen (vgl. Fig. 50 Fungi, Pilze. 67 51) entsprechen. Carpogone (hier Aseogone genannt; vgl. Fig. 50 und Erklärung unter dieser), ja selbst die Bildung von Trichogynen sind bei Ascomyceten bereits aufgefunden worden. In den seltensten Fällen bleiben die Asei nackt (Gymnoasci), häufiger bildet sich aus unfruchtbaren Hyphen ein die Asci umhüllender, kugeliger oder flaschenförmiger Fruchtkörper, ein Perithecium (Fig. 55, III, per) aus. Die Peritheeien bleiben nun entweder isolirt und sind völlig geschlossen (Perisporiaceae), oder sie sind krugförmig, an der Fig. 55. Geschlechtsorgane von Ascomyceten. I. Das einzellige Ascogon (e) von Podosphaera Castagnei mit dem sich anlegenden Antheridialaste; an Antheridium. II. Schraubenförmig gewundenes Ascogon (e) von Eurotium repens, von Anthe- ridialästen (an) umwachsen. III. Geschlossener Fruchtkörper (Perithecium) von Ascobolus furfuraceus; an. Antheridialäste, sich an das Ascogon e anlegend. Aus der mittleren Zelle des Ascogons sind dünne Fäden hervorgewachsen, welche die Asci (ase.) in die Höhlung des Fruchtkörpers (per.) sprossen lassen. Zwischen den Aseis sprossen aus den sterilen Hyphen die haarförmigen Paraphysen p aus. (I und II nach de Bary, III nach Janezewski in Sachs-Göbel.) Spitze mit Lochöffnung versehen (Pyrenomycetes, zu welchen das Mutterkorn gehört). Bei manchen Ascomyceten wird die Öeffnung der Perithecien so weit, dass das Hymenium die Scheibenfläche eines becherförmigen oder ganz flachen Trägers (eines Apotheeiums) aus- kleidet, oder es überzieht die freie Oberfläche des ganzen Frucht- körpers (Discomycetes). Neben der ungeschlechtlichen Fortpflanzung ist vielfach eine ge- schlechtliche bekannt. Die Pilze verhalten sich bezüglich dieser zum Theil genau wie die Algen; es giebt in beiden Classen homo- loge Reihen. Den zygosporenbildenden Algen (Zygosporeen) ent- sprechen zygosporenbildende Pilze (Zygomyeeten) u. s. f. Willkürlich Sich bewegende Spermatozoiden sind nirgends vorhanden (doch kommen bei einigen Pilzen ungeschlechtliche Zoosporen vor). Die Befruch- ‚tung vermitteln passiv bewegliche männliche Befruchtungskörper, Sperm atien; auch kennt man bei vielen Pilzen solche, ohne dass 5* 68 | Thallophyten. man bisher das weibliche Organ auffinden konnte. Bisweilen werden weibliche Eizellen (Oosphären) durch das Plasma pollenschlauchähn- licher Hyphen (Antheridialäste, Pollinodien) befruchtet (Fig. 56); so bei Saprolegniaceen und Peronosporeen, zu welchen unscheinbare, fädige, nur mit dem Mikroskope erkennbare Formen ge- hören. Bei den Perisporiaceen und an- deren Ascomyceten werden die Ascogone in ähnlicher Weise durch Anlegen von Antheridialästen zu weiterer Entwickelung angeregt. (Vgl. hierzu Fig. 55) x Die Pilze theilt man in fünf grosse Gruppen: I. Schizomycetes, Spaltpilze oder LIE. 56. Geschlechtsorgane einer Bacterien. aprolegniacee. Das kugelige i y .- mar Oogon umschliesst zwei Oo- > Blastomy Satan; re sphären. Die beiden aus dem Hefepilze. ; sn Ber: erh II. Myxomycetes, Schleimpilze. sprossten Aeste (Antheridial- : om äste, Pollinodien) senden aus _ Br Phycomy cetes, Fadenp Be (bie ihrer, das Oogon berührenden her die meisten Schimmelpilze). Endzelle u. un a) V. Eumycetes, echte Pilze (hier e eine N A 4 ind en Oosahäre: ers : her unter anderen alle essbaren Pilze). Ohne auf die Betrachtung derjenigen Pilzformen einzugehen, welche dem hier verfolgten Ziele fern bleiben müssen, wenden uns zunächst zur Darstellung des 1. Polyporus fomentarius Fr. Der als Feuerschwamm allerwärts bekannte Pilz ist ein Ve treter der grossen Abtheilung der Basidiomyceten; er erzeu; ' also an der Spitze gewisser Hyphenenden ohne vorhergegangene Geschlechtsaet Sporen, aus deren Keimung ein neues Mycel her — geht. Nun ist ferner wichtig zu merken, dass die sporenbildeı Hyphen sich zu einer geschlossenen Schicht, einem Hymeniu . veremigen (Fig. 57). In diesem stehen die Hyphenenden senk gegen die Oberfläche gerichtet, dicht neben einander. | : Hyphenenden sind fruchtbar, viele sind vielmehr haarförmig, © und wenig plasmareich; man nennt sie Paraphysen (Fig. nn Zwischen ihnen liegen die meist kräftiger entwickelten, spor _ zeugenden Hyphenendzellen, welche man als Basidien beze en (Fig. 57, b). An ihnen bilden sich die Sporen in der Weise, sich. auf ihrem Scheitel yier kreuzweis gestellte, ausserordei re seen canalförmige Ausstülpungen, entwickeln, welch = os 9%; ah ugelig oder ellipsoidisch anschwellen, indem 2 en asmainhalt der Basidie sich in die Anschwellungen Fungi, Pilze. 69 drängt (vgl. auch Fig. 53). Die kugeligen Gebilde sind die Jungen Basidiosporen (sp in Fig. 53 und 57). Sie grenzen sich gegen das sie mit der Basidie verbindende Stielchen, das Sterigma (Fig. 53, st), durch eine Querwand ab, ver- dieken dann ihre Wandung in je nach der Art eigenthiümlicher Weise, in der Regel so, dass sich eine äussere Sporenhaut, ein Exospo- rium, und eine innere Sporenhaut, ein Endosporium, unterschei- den lässt, und fallen dann ausge- reift ab. Die Form der reifen Spore, die Färbung und Beschaffenheit des Exosporiums, welches durch Perlhöckerchen, Stacheln, netzige Verdiekungsleisten ete. reich seulp- Fig. 57. Querschnitt durch die Hy- menialschicht eines Hutpilzes (Russula) ürt zu sein pflegt, geben Charak- nach Strasburger. 5 Basidien, welche tere für die Artunterscheidung ab. auf ihrem Scheitel je vier Sporen Erwähnenswerth ist noch die Er- (Basidiosporen) tragen; p sterile Hy- i ö phenenden (Paraphysen); e eine Cys- scheinung, dass zwischen den tide. Die Basidien, Paraphysen und Basidien und den Paraphysen ge- Cystiden bilden zusammen eine Schicht, wöhnlich sackartige oder blasige a rmlun zen; ee ’ Hyphenenden, meist in verhältniss- mässig geringer Zahl, weit über die Hymenialfläche sich vorwölben. Man nennt diese unfruchtbaren Hyphenenden Cystiden. (Fig. 57, 0). Polyporus gehört nun zu der grossen Gruppe der Basidiomy- eeten, deren Hymenium frei an der Oberfläche der Fruchtkörper erscheint, d. h. zu den Hymenomyceten oder Hautpilzen. As Polyporeen bezeichnet man unter ihnen diejenigen, deren Hyme- nium aus zahllosen parallel neben einander stehenden, senkrecht gegen die Oberfläche des Pilzes verlaufenden Röhren zu bestehen scheint. Die Fruchtschicht der betreffenden Pilze macht den Dani druck, als hätte man in den mehr oder minder festen Fruchtkörper mit einer Nadel zahllose, dicht neben einander stehende Löcher hineingestochen. Der Formenreichthum der Natur ist natürlich auch hier ein ausserordentlicher. Bald sind die Löcher des Hymeniums tief und eng, bald werden sie gröber, und dann wechselt der Umriss des Loches; es wird elliptisch oder fast spaltenförmig-länglich, oder es wird breit spaltenförmig. In anderen Fällen wird die Loch- Öffnung so weit, dass wir besser nur von einer Vertiefung in der Hy- menialfläche sprechen; dann variirt wieder die Anordnung der Poren. Die spaltenförmigen Poren reihen sich in gewissen Richtungen an einander, so dass sie durch lamellenartige Wände von einander getrennt werden, oder die ganze Hymenialfläche wird wabenartig. Auser-r Stamm vermag nicht mehr den Herbststürmen zu widerstehen un ZME ruchtkörper des Pilzes aus der Rinde hervorzubrechen. gewachsen; das fast ebene Hymenium wendet seine Oberfläche 709 Thallophyten. ordentlich mannichfaltig gestaltet sich ferner die Form der ganzen Fruchtkörper, zum Theil in Abhängigkeit von den Lebensverhält- nissen, unter welchen der Pilz vegetirt. Im Allgemeinen sind alle Polyporeen Bewohner todten oder lebendigen Holzes; nur verhältniss- mässig wenige können als terrestrische d. h. auf dem Erdboden lebende Formen bezeichnet werden. Alle Polyporeen entwickeln aus der Basidiospore ein fädiges, reichverzweigtes Mycel, welches bei = terrestrischen Formen den humusreichen Boden fast spinngewebeartig durchzieht, dabei die feuchten, den Humus zum grösseren Theil bildenden todten Pflanzentheile (die abgefallenen Blätter, abgestorbenen Wurzeln ete.) durchwuchernd und zersetzend, oder das Mycel dringt in Wundstellen der Baumrinden ein, namentlich gern an den frischen, vom Windbruch erzeugten Wundstellen der Ast- und Zweigstumpfe oder an den nicht getheerten Schnittflächen, welche beim Aus- ästen der Bäume geschaffen werden. In dem Lebensringe, dem Cambium?), der in dieser Weise infieirten Bäume finden die Myeelien reiche Nahrung; sie durchsetzen dasselbe theils aufwärts, theils abwärts wachsend, senden auch Aeste in das junge und ältere — Holz der Bäume hinein und bedingen hier Zersetzungserscheinungen. welche sich in der Brüchigkeit, der Bräunung, dem Morsch- werden etc. des Holzes zu erkennen geben. So vernichtet das Pilz mycel im Laufe der Jahre den Holzkörper selbst der kräftigsten Bäume, wirkt aber noch verderblicher durch den Schaden, welchen es im Cambium anrichtet. Wo dasselbe vom Pilzmycel durehwuchert wird, pflegt es abzusterben; die mit ihm in Verbindung stehenden Aeste vertrocknen, werfen ihre Rinde ab und zeigen frühzeitig die B Sehädigung des ganzen Baumes an. Ist die Infeetion einmal so weit gediehen, dann bedarf es bisweilen nur noch weniger Jahre, um d ganzen Baume den Garaus zu machen. Entweder entrindet er ganz, um dann mit seinen todten Aesten als ein Opfer der Zeit & seiner Umgebung emporzuragen, oder der vom Pilz durchwuche wird bei Gelegenheit vom Winde umgebrochen. Noch lange ehe zur Katastrophe kommt, pflegen an verschiedenen Stellen des Daun schieht dasselbe an der Unterseite?) der stärkeren Zweige und 4 = mehr oder weniger horizontalen ÄAeste, so ist der Fruchtkö kr ustenartig; sein Rücken ist der ganzen Länge nach dem Aste Erdboden zu. rg Man nennt solche Fruchtkörper resu pin ') Das Cambi ‚ . : ä z r- dr Ben Hm ist die allein fortbildungsfähige, das Dickenwa@ Hols bildet nde Gewebeschicht, welche die Grenze zwischen 2) Niemals erscheinen Zweige und Aeste, die Fruchtkörper auf der Oberseite hori2 Fungi, Pilze. 71 Bricht der Fruchtkörper an dem senkrechten Stamme hervor, so bildet der Pilz eine sich seitlich ausbreitende, an die Gestalt eines Pferdehufes erinnernde Fruchtform, welche mit breiter Fläche dem Baume ansitzt. Auch hier bildet sich das Hymenium auf der erd- wärts gerichteten Fläche des Fruchtkörpers aus (dies die typische Form des Polyporus fomentarius). Bei vielen Arten erhebt sich der das Hymenium tragende Theil des Fruchtkörpers, der Hut genannt, auf einem mehr oder weniger dicken, meist kurzen Stiele. Bricht dieser seitlich am Baume hervor, dann ist der Hut meist einseitig entwiekelt und zwar nach der vom Stamme abgekehrten Seite hin, Der Hut scheint nur mit einer Hälfte entwickelt zu sein und diese ist seitlich gestielt. Solche Fruchtkörper heissen pleuropode. Entwickelt sich aber der Fruchtkörper auf dem schräg ansteigenden Fusse eines Baumes oder auf einem verholzten Wurzelaste, dann steht der allseitigen Entwickelung des Fruchthutes kein Hinderniss entgegen, und wir erhalten dann einen central gestielten, einen mesopoden Fruchtkörper. Diese Formen nehmen naturgemäss auch die meisten terrestrisch lebenden Polyporeen an. Im Gegen- satz zu den pleuropoden und mesopoden Formen: bezeichnet man die seitlich ansitzenden Hüte auch wohl als apod (fusslos). Die ausserordentlich artenreiche Gattung Polyporus Mich. ist nun von den verwandten Gattungen zunächst dadurch unterschieden, dass sich die Gewebemasse des Hutes niemals scharf gegen das Ge- webe des Hymeniums abgrenzt, während die zwischen den „Poren“ des Hymeniums liegende Substanz von der des Hutes verschieden, oft auch anders gefärbt ist. Die Hüte sind gewöhnlich gross, bald fleischig, bald zähe, bald korkig oder gar holzig. Offieinell ist von den überaus zahlreichen Arten nur noch Polyporus fomentarius Fries, der Feuerschwamm. Er lässt seine bis 80 em breit werdenden, an der Anheftungsfläche bis 10 em dieken, hufförmigen, fast dreieckigen, im Umfange halbkreisförmigen Fruchtkörper an den verschiedensten Laubbäumen, besonders häufig an Buchenstämmen zur Entwickelung gelangen. Charakteristisch ist an den Fruchtkörpern die dicke, sehr harte Rinde, deren äusserste Schichten dem Hute ein silbergraues oder fast weisses, oft seidenglän- zendes Aussehen verleihen. Die Oberfläche ist völlig nackt; auf ihr markirt sich der Zuwachs des jahrelang fortwachsenden Hutes durch die Bildung entfernt-eoncentrischer, gewölbter Zonen. Der Rand des Hutes geht wulstig glatt in das die ganze Unterseite bedeckende Hymenium über, welches gewöhnlich rostfarbig erscheint. Schneidet man den Hut senkrecht gegen seine untere Fläche durch, so erblickt man unter der rothbraunen oder rostbraunen, immer dunkleren Rinde das hellzimmetfarbene Gewebe des Hutes, dessen mittlere Partie von floekiger Beschaffenheit ist. Die Poren in der Hymenialschicht sind von verschiedener Länge, die längsten liegen nahe der Ansatzstelle 72 Thallophyten. am Baume, die folgenden werden um so. kürzer, je mehr wir uns dem Hutrande nähern. Es steht diese Erscheinung mit der Zonen- bildung des Hutes in Zusammenhang. y Obwohl durch ganz Nord- und Mitteleuropa verbreitet, kommt jedoch fast ausschliesslich der in Böhmen und Ungarn wachsende Schwamm in den Handel. Das flockige Gewebe des Hutes bildet den früher allgemein in Gebrauch gewesenen Feuerschwamm oder Zunder, welcher noch jetzt als blutstillendes Mittel offieinell ist; er bildet den Fungus ehirurgorum Ph. G. II. 123 s. Boletus ehirurgorum v. Boletus igniarius Ph. G. II. 331. Es ist besonders darauf zu achten, dass der für chirurgische Zwecke ver- wendete „Schwamm“ nicht mit Kalisalpeter oder anderen Salzen ge- tränkt worden ist. Als Synonym zu Polyporus fomentarius Fries ist zu merken Boletus fomentarius L., für die Droge die Benennungen Fungus | igniarius praeparatus v. Agarieus praeparatus v. Aga- 5 rieus Chirurgorum, sowie Agaricus quereinus praepar ratus u.a. 2. Polyporus igniarius Fr. Mit dem „echten Feuerschwamm“ ist diese als „unechter Feuer- oder Weidenschwamm“ untersehiedene Art so nahe verwandt, dass ein Verwechseln beider, leicht möglich ist. Wenn auch der Weiden- schwamm, wie es dieser Name andeutet, besonders gern die alten Weiden heimsucht und an ihnen fast überall angetroffen wird, so findet er sich doch auch, wie der Polyporus fomentarius, an noch vielen anderen Laubholzstämmen vor. Charakteristisch ist das erst Auftreten des Polyporus igniarius. Der mit breiter Basis ansitzende Hut ist in der Jugend fast kugelig oder halbirt-eiförmig, erst späte nimmt er die hufförmige Gestalt an, ist dann aber allgemein flache als der P. fomentarius, auch gewöhnlich reicher und schmaler ge zont, sein Rand sehr stark gewulstet. Seine Oberfläche ist in der Jugend mit zartem, flockig-grauem Anfluge versehen, der sich abeı später verliert und die harte, rauhe, rostbraune, später selbst schwarz: braune, rissige Rinde hervortreten lässt. Auf Querschnitten erschein das ganze Gewebe des Hutes rostbraun, nirgends hellzimmtfarben. Der Hut liefert eine schlechtere Sorte des Feuerzunders, dessen Verwendung zu Heilzwecken nach der Ph. G. IL. ausgeschlossen werden muss. a en Synonyme Bezeichnungen für Polyporus igniarius Fr. sind Boletus 'gmarius L., Boletus obtusus Pers. und Polyporus loricatus «a. Pers. 3. Polyporus offieinalis Fr. Ds dritte der hier zu erwähnenden Arten, der Polyporus offi- einalis, auch „Lärchenschwamm* genannt, gehört zu einer Grupp® Fungi, Pilze. 73 der Polyporus-Arten, welche man als Suberosi (die „Korkreichen“) bezeichnet, weil ihre anfänglich fleischigen ,‚ saftigen Hüte später korkähnlich hart werden. Sie zeigen nur eine dünne Rinde und zarte, im Alter fast ganz verschwindende Poren. Die älteren Hüte des Lärchenpilzes sind im Innern völlig trocken, mehlig-flockig, leicht zerreiblich.. Die Form des Pilzes erinnert an die Frucht- träger der vorgenannten Arten. Im Allgemeinen hufförmig, wölben sie sich jedoch oft kegelförmig oder halbkugelig hervor, bisweilen ganz unförmliche Massen bildend, welche aus der Vereinigung mehrerer, anfänglich isolirten Fruchtkörper hervorgehen. Bis 30 em Höhe und 20 cm Breite bei einer Dieke von 10 em erreichend, werden die Lärchenpilze oft mehrere Kilo schwer. Die gewölbte, bisweilen buckelige Oberfläche ist im Ganzen gelblichweiss, doch grenzen sich auf ihr dunklere, bis braune Zonen+ und concentrische Furchen ab. Die kahle Rinde wird im Alter hart und rissig. Auf dem Querschnitt erscheint das Gewebe des Pilzes gelblichweiss, nicht gezont; auch die kurzen Poren sind gelblich. Die Sporen sind weiss. Der Lärchenschwamm wird vorzüglich in den südlichen Alpen gesammelt, findet sich aber auch in Nordrussland und in Sibirien, bis nach Kamtschatka hin. Er war schon den Griechen als ein Naturprodukt von Agaria (im Lande der Sarmaten) bekannt und wurde als Agarikon bezichnet. Bei uns war er bis zum Erscheinen der Ph. G. II offieinell als Fungus Laricis s. BoletusLarieis v. Agaricus albus. Er diente zur Bereitung der Tinetura Alo&s composita (des „Elixir ad longam vitam“). Wenn nun auch die Ph. G. I für die Herstellung dieser den Polyporus offieinalis jetzt ausschliesst, so wird doch der Lärchenschwamm noch heute vielfach zu „Ansätzen“ begehrt. Die Leute setzen sich ihr „Lebenselixir“ nach alten, im Besitze des Publieums sich forterbenden Hausrecepten an, in welchen der Lärchenschwamm eine hervorragende Rolle spielt und welche alle ein dem Elixir ad longam vitam gleich- kommendes Arzneimittel liefern, Synonyme zu Polyporus offieinalis Fr. sind Boletus offieinalis Vill, Boletus Larieis J acq., Boletus purgans Gmel. 4. Claviceps purpurea Tul. - D Aus der grossen Abtheilung der Ascomyceten, welche ihre Sporen im Innern von keulig-angeschwollenen Hyphenenden, in den Aseis’ oder Schläuchen, meist zu je acht, erzeugen, ist nur noch eine ein- zige Art offieinell, diese aber ist zugleich von höchster Bedeutung für die medieinische Praxis und allgemein unter dem Namen Mutter- korn oder Secale eornutum bekannt. Ohne auf die systema- tische Stellung dieses Pilzes näher einzugehen, wollen wir zunächst ‚seine Entwiekelung verfolgen. (Vgl. hierbei Fig. 58). 74 Thallophyten. Im Sommer findet man nicht selten auf einzelnen Aehren in unseren Roggenfeldern anfänglich schmutzigviolett bereifte, später braune bis schwarzviolette, hornförmige, gewöhnlich zwei bis drei em lange, meist nur drei bis vier mm dicke, schwach gekrümmte Auswüchse von etwa dreikantiger Querschnittsform (Fig. 58, 1 bei s). 18. 58. Claviceps purpurea, das Mutterkorn und seine Entwickelungsformen — 1. Theil einer Roggenähre mit einem Selerotium s (dieses bildet die als Secale cornutum bezeichnete Droge; m ist der Rest der Sphacelia). 2. Sphaceliafom des Pilzes; m das Mycel derselben; e von den Hyphenenden abgeschnürte ee: nidien. > Ein Selerotium (s), welches langgestielte, mit einem Köpfchen endende Fruchtkörper erzeugt (). 4. Ein Köpfchen eines Fruchtkörpers im Längsschnitt, Bewer; p die Perithecien. bF Längsschnitt durch ein Peritheeium (p)} @ die : porenschläuche (Asei). 6. Zwei Asei mit fadenförmigen Ascosporen (sp). 4 zwei Ascosporen. 8. Dieselben keimend. (Fig. 2, 3,6, 7 und 8 stark vergrössert.) “ (Nach Tulasne in Potonie, Elem.) . 5 ka der Regel ziehen sich auf ihrer Oberfläche eine oder zwei ziemlich tiefe Längsfurchen von der Spitze nach dem Grunde hin. Vor der Reifezeit der Roggenähren pflegen diese Auswüchse schon leicht aus den Aehren auszufallen und anf den Boden zu gelangen, wo sie nach en Ernte unbeachtet lie gen bleiben. Man hielt diese Gebilde lang® Zeit für krankhaft verbildete Roggenkörner, welche eingesammelt eines der wichtigsten Arzneimittel der geburtshilflichen Praxis bilden. Fungi, Pilze. 75 mikroskopische Untersuchung eines solchen lehrt zunächst nur, dass wir es hier mit einem Flecktwerk sehr enger, zarter Fäden, Pilz- hyphen, zu thun haben, deren wesentlicher Inhalt als ein fettes, fast farbloses Oel in Tropfenform sichtbar ist. Die Rinde des eigen- artigen Körpers besteht aus sehr kurzen Hyphenzellen, welche sich gegenseitig polygonal abplatten und ein, wie man sagt, pseudoparen- chymatisches Gewebe bilden. Wir nennen das ganze, einen ruhenden Pilzkörper darstellende Gebilde ein Sclerotium, ein Dauer- mycel. Lässt man die Sclerotien des „Mutterkornes* auf öfter zu be- feuchtendem Sandboden bis zum folgenden Frühjahr liegen, so er- halten sie sich zunächst Monate lang unverändert. Kurz vordem auf den Roggenfeldern im Freien die Roggenblüthe beginnt, gewahrt man aber — etwa zu Anfang Mai — dass die Rinde der Selerotien an zerstreuten Punkten gesprengt wird, und zwischen den klaffenden Rändern der betreffenden Stellen erheben sich zart rosafarbene, kugelige Wärzchen, um deren Basis herum sich feine, seidenartige Haarfäden ausbilden whd gegen den Erdboden hinstrahlen. Bald darauf werden die kugeligen Gebilde auf mehr oder minder schlanken, 2—2!/2 cm langen, violett seidenglänzenden, meist unregelmässig hin- und hergekrümmten Stielen emporgehoben (Fig. 58, 3). Wir erkennen nun unzweifelhaft in diesen Sprossungen eigenartige Frucht- körper eines Pilzes. Betrachtet man eines der kugeligen Köpfchen, dessen unterer Theil zur Aufnahme des Fruchtträgers ein wenig aus- gehöhlt ist, mit grösserer Aufmerksamkeit, so erkennt man auf seiner Oberfläche zahlreiche warzenartige, oft dunkler gefärbte Erhebungen. Längsschnitte durch das Köpfchen erweisen, dass auf dem Scheitel jeder Warze der kanalförmige Hals einer flaschenförmigen Grube mündet (Fig. 58, 4 bei p). Jede Grube ist ein sogenanntes Peri- thecium, in dessen bauchförmigem Theil zahlreiche, dicht gedrängt neben einander stehende Hyphenenden von unten her hineingewachsen sind. Alle diese spindelförmigen Enden streben mit ihrer oberen Spitze gegen die Ausführungsöffnung, gegen das Ostiolum des Peritheeiums hin (Fig. 58, 5 bei p). Die weitere mikroskopische Untersuchung lehrt nun, dass jedes der Hyphenenden einen sporen- bildenden Schlauch, einen Ascus darstellt (Fig. 58, 5 bei a). Iso- ren wir einen solchen, so erkennen wir in ihm acht Sporen, Asco- °poren (Fig. 58, 6), welche eine nur sehr selten bei Pilzsporen vorkommende Form zeigen. Jede Spore ist ein äusserst zarter, ver- hältnissmässig langer, farbloser Faden (Fig. 58, 7). (Bei den meisten Ascomyceten sind die Sporen ellipsoidisch; vgl. Fig. 54.) Beobachten wir ein reifes Köpfchen eine längere Zeit bei schwacher Vergrösserung, indem wir unser Augenmerk unverwandt auf eines der Ostiolen richten, so sehen wir von Zeit zu Zeit aus der feinen Oeffnung die Spitze eines Ascus sich wie eine feine Nadel 76 Thallophyten. über den Warzenscheitel hervorschieben. Kaum ist aber die Hälfte des Ascus herausgeschoben, so platzt derselbe, fast explodirend, vor unseren Augen an seiner Spitze, und die dem Aseus entstammenden 8 Sporen finden wir in ziemlich weiter Entfernung wieder, meist fast parallel neben einander liegend. Die Sporen sind mit Gewalt aus dem Ascus herausgeschleudert worden. Bringen wir über dem Köpfchen des Pilzes in mehreren em Entfernung eine gereinigte Glasplatte an, so finden wir sie nach einigen Stunden mit zahlreichen ausgeschleuderten Sporen übersät, denen die Glasplatte als Zielscheibe hingestellt wurde). . Die vorbeschriebene, aus dem Selerotium hervorbrechende Form des Pilzes wird als die eigentliche Claviceps purpurea bezeichnet. Das Aussprossen der Clavicepsform und das Ausschleudern der Ascussporen zieht sich nun bis gegen Ende Mai und Anfang Juni hin, um welche Zeit gerade das Korn auf den Feldern zu blühen pflegt. Exacte Culturversuche haben nun erwiesen, dass die Asco- sporen, auf junge Fruchtknoten der Grasblüthen übertragen, aus keimen und hier zunächst ein lockeres Myc&l erzeugen, welches die Fruchtknoten wie ein Schimmel umspinnt. Bald bedeckt es die Oberfläche des Fruchtknotens ununterbrochen mit einer dünnen, haut- artigen Schicht; dabei dringen auch einzelne Hyphen in die ober- flächlichen Zellschichten des Fruchtknotens ein, dessen normale Weiterentwickelung nunmehr gehemmt und unmöglich gemacht ist. = Die Oberfläche des weissen Mycels bildet sich zugleich zu einem labyrinthartig faltigen Körper heran, dessen strangartig verflochtene und verfilzte Fäden ihre Enden und kurzen Zweige senkrecht gegen die Oberfläche senden, wo sie eine Art Hymenium nachahmen (Fig. 58,9). Jedes Hyphenende schnürt auf seinem Scheitel eine nach ihrer Bildung leicht abfallende, ungeschlechtliche, eiförmige Spore ab, der bald eine zweite folgt u. s. f. Man bezeichnet diese Sporen als Coni dien, die sie bildenden Hyphenenden als Conidienträger. Ds ganze conidienerzeugende Mycel aber nannte man früher die Sphacelia segetum Lev., weil man ihre Beziehung zur Clavicepsform noeh nich 2 erkannt hatte und sie für einen eigenartigen Pilz hielt. Den Namen 8 phacelia hat man für die beschriebene Entwickelungsphase noch Jetzt beibehalten. Während nun die Conidienbildung an der Sphacelia lebhaft im Gange ist, scheidet das Mycel derselben beträchtliche Mengen eine) süsslichen,, klebrigen, gelblichen oder bräunlichen, übelriechenden Flüssigkeit ab, welche zwischen den als Spelzen bezeichneten Deck: 1 i * Er an Gelegenheit findet, versäume nicht, frisch gesammelte Sclorgti a ‚eimen auszulegen, und die Clavicepsform zu erziehen. Wem ein wi pP zur Verfügung steht, sei auch gerathen, sich die ausgeschleuderten WÜ ‚wufgefangenen Ascosporen anzusehen. : Fungi, Pilze. st und Vorblättern der Grasblüthe hervorquillt und in Tropfen an der befallenen Aehre herabläuf. Man hat diese Tropfenabscheidung ehedem als eine besondere Krankheit der Roggenähren angesehen und sie als den „Honigthau des Roggens“ bezeichnet. Dieser Honigthau hat nun eine wichtige biologische Bedeutung. Er wird begierig von allerlei Insecten, namentlich von einem Weichkäfer, der Rhagonycha melanura Fabr., aufgesucht. Die mit dem klebrigen Safte besudelten Thiere besuchen nun auch noch nicht infieirte Roggenblüthen und verschleppen die mit dem Honigthau vermengten Conidien des Pilzes auf gesunde Fruchtknoten. Hier keimen die Conidien zu einem neuen Mycel aus, welches in kurzer Zeit zu einer neuen Sphacelia heranwächst, die wieder zahlreiche Conidien einer zweiten Generation erzeugt u. s. f£ $o wird der Honigthau ein Verderb für viele Roggenblüthen. Hat nun eine Sphacelia die oberflächlichen Schichten eines Fruchtknotens vernichtet, so dringen ihre Hyphen tiefer in denselben ein und verdrängen schliesslich das ganze Fruchtknotengewebe, an dessen Stelle eine dicht verfilzte Hyphenmasse tritt. Der untere Theil derselben erzeugt aber bald keine Conidien bildenden Hyphen mehr, sondern er wächst allmählich zu dem eingangs besprochenen hornförmigen Körper, zu dem Mutterkorn, heran. Der Pilz bereitet in demselben seine für die Ueberwinterung geeignete Selerotiumform aus, deren Scheitel noch eine Zeit lang die verschrumpfenden und vertrocknenden Reste der Sphacelia trägt, welche kurz vor der Reife völlig verloren geht (Fig. 58, 1 bei m). Mittlerweile ist auch die Fruchtreife des Roggens herangerückt; die Mutterkornselerotien fallen von selbst zur Erde oder fallen aus den Aehren nach dem Roggen- schnitte aus und bleiben unbeachtet auf dem Erdboden liegen, um im nächsten Frühjahr den Kreis der Entwickelung des Pilzes zu schliessen. Fassen wir die Entwickelung des Pilzes noch einmal kurz zu- sammen, so erhalten wir folgende Uebersicht: 1) Die überwinternde Dauerform ist das Selerotium, das „Secale cornutum“ oder „Mutterkorn“. 2) Aus ihm entwickeln sich im Frühjahr die als Claviceps pur- purea bezeichneten Fruchtträger mit den ihrem Köpfchen ein- 'gesenkten Peritheeien, welche die Sporenschläuche (Asei) und in diesen die Ascosporen umschliessen. 3) Die ausgeschleuderten Ascosporen keimen auf den jungen Fruchtknoten der Roggenblüthe und bilden hier die als Sphacelia segetum bezeichnete Mycelform. Sie erzeugt die Conidiensporen, welche durch den Honigthau verbreitet werden. 4) Die Conidiensporen werden auf andere Blüthen verschleppt und infieiren deren Fruchtknoten, hier wiederum die Spha- celia erzeugend. 78 Thallophyten. 5) Die Sphacelien gehen am Ende ihrer Entwickelung in die Bildung der als Mutterkorn bezeichneten Selerotien über, womit die Entwiekelung des Pilzes ihren Kreislauf schliesst. Die Selerotien sind bei uns offieinell als Secale eornutum Ph. G. I. 236. Sie liefern das Extractum Secalis cornuti Ph. 6. I. 96 s. Ergotinum Ph. G. I. 333 v. Extracetum haemostaticum Ph. G. I. 333. Die Ph. G. I. schrieb ausserdem noch die Tinetura Secalis cornuti vor. Die Droge wird auch entölt und fein gepulvert verabfolgt. Wirksamer Bestandtheil ist das äusserst giftige Ergotin. Seine blutstillende und wehenbefördernde Wirkung war schon im Mittelalter bekannt und findet in der Be- zeichnung Mutterkorn ihren Ausdruck. Es ist besonders zu wissen nöthig, dass sich das Mutterkorn auch auf vielen anderen Gräsern, namentlich auch auf anderen Getreidearten entwickelt; aber nur das auf dem Roggen (Secale cereale) erwachsene Mutterkorn ist offieinell. Als Synonyme zu Secale cornutum kommen die Namen Sclerotium Clavus DC., Spermoedia Clavus Fr., Clavaria Clavus Schrank und die noch älteren Bezeichnungen Olavi Silaginis, Secalis mater, Secale luxurians u, a. vor. Während Olaviceps purpurea der einzige offieinelle Pyrenomyeet ist, wird vom : Volke, namentlich von Bauern, vielfach der zu den Perisporiaceen gehörige, m Tannen- und Fichtenwäldern nach Art der Trüffeln unterirdisch lebende Elaphomyees granulatus Fr., der ehedem als Boletus cervinus, „Hirschbrunst“ oder „Hirsch- trüffel“ offieinelle Pilz, in Apotheken verlangt. Er befördert in hohem Masse den Geschlechtstrieb der Zuchtthiere und wird Kühen, Stuten, Schafen, Ziegen, Kaninchen ete. gereicht. Der bis wallnussgrosse Fruchtkörper mit fast holzig harter, warziger, anfangs gelblicher, später brauner Oberfläche ist völlig ge schlossen. Sein Inneres besteht aus schwarzem Sporenpulver, welchem weisse haardünne Fäden untermischt sind. Man bezeichnet die Fäden als das „Capillitium“ d. h, Haargeflecht des Frucht körpers. Lichenes, Flechten. ; Die Ordnung der Flechten (Lichenen) steht in einer eigen” artigen Beziehung zu den vorgehend besprochenen Ordnungen er. Algen und Pilze. Man kann nämlich, so widersprechend es au klingt, sagen, die Flechten seien weder Algen noch Pilze, vielmehr seien sie Pilze und Algen zugleich. Die Lösung dieses Paradoxon® HE ein Consortium, dar zwischen je einem Pilze un ge. Die Plechte ist also ihrer Natur nach ein Doppelwesen Lichenes, Flechten. 79 strengen Sinne also überhaupt kein Individuum. Es herrscht zwischen dem constituirenden Pilze und der constituirenden Alge jedoch eine innige Wechselbeziehung. Während die Alge dem Pilze dauernd Nutzen bringt, indem sie ihm gewisse, zu seinem Lebensunterhalte nothwendige Stoffwechselproducte liefert, bietet zugleich der Pilz der Alge gewisse Gegenleistungen, indem er ihr eine mehr oder weniger vorzüglich schützende Hülle schafft, vielleicht auch bei anhaltendem Wassermangel die völlige Austrocknung und damit den Untergang der unter seinem Schutze stehenden Alge verhindert. Es muss hier aber vor allen Dingen festgehalten werden, dass wir es nieht mit einem Schmarotzerthum (Parasitismus) zu thun haben. Der mit der Alge zusammenlebende Pilz schädigt in keiner Weise das Leben der Alge; er hat sie nicht befallen und dadurch dem sicheren Untergange geweiht, ebensowenig wie das umgekehrte Verhältniss der Alge zum Pilze statt hat. Man nennt nun allgemein das Zusammenleben ver- schiedenartiger Organismen am gleichen Orte und unter gleichen Lebensbedingungen eine Symbiose, die zur Lebensgemeinschaft sich vereinigenden Wesen selbst die Symbionten. Bei der als Parasitismus bezeichneten Form der Symbiose ist eine gewisse Gegner- schaft, ein Antagonismus, unverkennbar. Ein Parasit erzwingt sich, ohne irgend eine Gegenleistung zu bieten, von dem befallenen Orga- nismus Vortheile, welche nur ihm, dem Parasiten, zu Gute kommen, dem befallenen Organismus aber oft zu nur gar zu merklichem Schaden gereichen. Der Parasitismus ist also gleichbedeutend mit einer „antagonistischen Symbiose.“ Anders in dem Fall, wo Pilz und Alge zur Bildung einer Flechte zusammentreten. Beide leben sich gegenseitig zu Nutz und Frommen; es ist in vollem Sinne ein Consortium auf Gegenseitigkeit, ein „Mutualismus“, und man spricht deshalb gern von einer „mutualistischen Symbiose“. Aus allen dem geht nun hervor, dass wir weder ein Recht haben, die Flechten zu den Algen zu stellen, noch zu den Pilzen; sie sind eben keines von beiden und doch beides. Nachdem wir uns mit dieser grundlegenden Idee vertraut gemacht haben, wollen wir die Flechten nach ihrer morphologischen und systematischen Seite hin, soweit es hier zulässig, kennen lernen. Die behufs der Flechtenbildung mit den Pilzen zusammen- tretenden Algen gehören sehr verschiedenen Formenkreisen derselben an; in der grossen Mehrzahl der Fälle begegnen wir Cyanophyceen und Chlorophyceen. Bald sind die Algen einzellig und dann colo- ‚hienartig im Flechtenthallus von Pilzhyphen umsponnen, bald sind sie fadenartig und treten dann ‘dem Pilze gegenüber an Masse gewöhnlich vor, bestimmen auch wohl die äussere Gestaltung der Flechte. Wie aber auch die Verhältnisse liegen mögen, man hat sich gewöhnt, die im Fleehtenverbande stehenden Algen nicht als Algen, sondern als die „Gonidien“ der Flechte zu bezeich- 80 Thallophyten. i nen!). Wo sie im Flechtenthallus innerhalb einer bestimmten Schicht vorwiegend oder ausschliesslich angetroffen werden, bezeichnet man diese als die Gonidienschicht. Innerhalb des Flechtenthallns büssen die Algen übrigens niemals die Fähigkeit ein, sich durch Theilung ihrer Zellen („vegetativ“) zu vermehren, dagegen bringen sie es nie- mals zur Bildung von Geschlechtsproducten. Die zur Flechtenbildung schreitenden Pilze gehören ebenfalls zu sehr verschiedenen Formenkreisen dieser, immer aber sind es Eumyceten, aus den grossen Abtheilungen der Basidiomyceten und der Aseomyceten. Man unterscheidet dementsprechend zwei grosse Flechtengruppen, die nur in wenigen Vertretern bekannten Basi- diolichenes, und die ein fast endloses Heer von Arten und Gattungen umfassenden Ascolichenes. Innerhalb der letzteren Abtheilung gehören die eonstituirenden Pilze den Gruppen der Diseo- myceten (mit scheibenförmig offenem, die Schläuche (Asei) bergen- dem Hymenium) und den Pyrenomyceten (mit krugförmig einge- senktem, nur am Scheitel offenem „Peritheeium“) an. Wie schon aus dieser Aufzählung hervorgeht, bringen es die zur Flechtenbildung schreitenden Pilze zur Ausbildung ihrer charakteristischen Fortpflan- zungsorgane. Aus diesem Grunde hat man wiederholt die Flechten mit den Pilzen vereinigt. Wir halten es aber aus rein didaktischen Prineipien für angemessener, die Flechten als eine systematisch ein- heitliche Gruppe zu betrachten, umsomehr, als viele Flechten ihre Individualität so weit treiben, dass sie ihre eigene Vermehrungsform erzeugen. Sie bilden eine Art ungeschlechtlicher Brutkörper, Soredien genannt, welche aus einer Gruppe von Gonidien hervorgehen, welehe sich mit einem Pilzhyphenknäuel umsponnen aus dem Mutterthallus der Flechte losmachen und die Grundlage zu einem neuen Flechten- > individuum abgeben. IE Ihrem anatomischen Baue nach sind die Flechten entweder „ho möomer, d. h. ihre Gonidien sind regellos und annähernd gleich — mässig durch den ganzen Thallus zerstreut, oder die Flechten sind „heteromer“, d. h. die Gonidien beschränken sich auf eine besondere Gonidienschieht. Weitere Unterschiede bietet die Berindung des Thallus durch die oberflächlichen Hyphen des Pilzes. Bilden diese auf der Oberseite des Flechtenkörpers eine pseudoparenchymatische Gewebeschicht aus, so ist der T’hallus oberseits berindet. Der ähn- liche Fall gilt für die Thallusunterseite. An den höher entwickelten Thallusformen lässt sich beiderseits eine Rindenschicht erkennen. Lockere Hyphenmassen im Innern des Flechtenthallus pflegt mar als Markschicht zu bezeichnen. Die höchst entwickelten Flechten ') Man verwechsle nicht Gonidien, also Al i idien, d. h. den i gen, mit (onidien, d. h. @eÜ ungeschlechtlichen Sporen vieler Pilze. Vel. Fig. 52 und die Schilderung us i * . Lichenes, Flechten. 8 formen lassen daher auf Querschnitten von der Oberseite nach der Unterseite hin folgende Schichten unterscheiden : 1. Obere Rindenschicht. 2. Gonidienschicht. 3. Markschicht. 4. Untere Rindenschicht. Die letztere wird oft uneben oder unterbrochen durch Hyphenbündel, welche die Flechte an ihrem Substrat (an Baumrinde, an Steinen, etc.) befestigen. Man nennt diese Haftorgane Rhizinen. Für die Terminologie ist noch zu bemerken, dass die scheibenförmigen Hy- menien der Aseolichenen als Apothecien bezeichnet werden. Die äussere Gestalt der Flechten ist eine äusserst wechselvolle. Wir finden den Thallus bald strauchartig, bald laubig, bald krusten- förmig, in selteneren Fällen gallertig oder fädig. Mit Eichler geben wir daher die Eintheilung der Lichenes nach dem Schema: A. Homoeomerici. 1. Gelatinosi, Gallertflechten. 2. Byssacei, Fadenflechten. B. Heteromerici. 3. Kryoblasti, Krustenflechten. 4. Phylloblasti, Laubflechten. 5. Thamnoblasti, Strauchflechten. Offieinell ist nur noch: 1. Cetraria islandiea Ach. Diese unter dem Namen „Isländisches Moos“ bekannte Flechte (also nicht „Moos“) gehört zur Familie der Ramalineen, deren von Anfang an strauchiger, blatt- oder bandartig verbreiterter Thallus beiderseits berindet ist!). Er trägt die grossen, schüssel- oder schild- förmigen Apotheeien mit sehr flachem Hymenium gestielt oder sitzend auf den breiten Flächen der meist reich verzweigten Thalluslappen. Die Gattung Cetraria Ach. ist innerhalb der Familie durch die ° aufsteigenden, vielfach gelappten, knorpeligen, im trockenen Zustande sehr starren, nur etwas röhrig nach einer Seite (der „Oberseite“) sich zusammenbiegenden Thalluszweige ausgezeichnet. Diese sind auf der Unterseite heller, fast weissgrau gefärbt und tragen auf der Oberseite die sehr breiten, schildförmigen Apotheeien nahe dem Vorderrande besonders breiter Lappen. Cetraria islandica Ach. ist als Art unverkennbar. Ihr Thallus Wird bis 10 em hoch. Seine aufreehten Lappen bilden oft mehr als ‚Es giebt in der Familie nur eine Gattung, welche nur oberseits berindet ist. Müller, Medieinalflora. > 82 Thallophyten. handgrosse Rasen. Frisch sind sie oberseits olivengrün, auf der dem Lichte abgewendeten Seite grünlichweiss oder weisslich, mit weissen, grubigen, unregelmässigen, zerstreuten Fleekchen übersät. Der trockene 'Thallus wird knorpelhart und lederbraun. Die wiederholt sich gabelig verzweigenden Lappen sind am Rande mit wimperähn- lichen, steifen und festen Fransen besetzt. Viele derselben sind an der Spitze schwach bauchig erweitert und zeigen bei mikroskopischer Untersuchung, dass sie eine mit einer Lochöffnung auf dem Scheitel endende Höhle umschliessen, welche mit männlichen Befruchtungs- körpern, Spermatien, erfüllt ist. Man nennt diese Organe die Sper- mogonien. Die grossen, flachen, breit ovalen oder kreisrunden Apo- thecien sind mit einem, anfangs grünbraunen, später kastanienbraunen Hymenium ausgekleidet. Gegen den sterilen Lappen des Thallus grenzt sich jedes Apotheeium durch einen niedrigen, wulstigen, hier und da kerbig eingeschnittenen Rand ab. Die Flechte findet sich im hohen Norden in der Ebene, in den gemässigten Zonen vorzüglich in lichten Gebirgswäldern und auf sub- alpinen Gebirgskämmen (so beispielsweise im Riesengebirge). Ausser in Europa findet sie sich in Sibirien und im arktischen Nordamerika, doch geht sie auch ziemlich weit südwärts (bis nach Virginien). In Südamerika findet sie sich am Cap Hom. Wo die Flechte wächst, kommt sie stets in grosser Menge vor, oft den Boden auf weite Strecken hin überdeckend. ‚ | Die getrockneten Pflanzen bilden den offieinellen Lichen Is- landieus Ph. G. II. 154, welcher zur Bereitung der Gelatina Lichenis Islandici Ph, G.I. 125 dient. Die Ph. G. I. schrieb als weitere Präparate noch vor den Lichenislandieus ab ama- ritieliberatus und die Gelatina Lichenis Islandiei sae- charata sieea. Den Hauptbestandtheil der Droge bildet da Bassorin (auch Lichenin oder Flechtenstärke genannt). Neben diesem — findet sich ein Bitterstoff, das Cetrarin. Die Flechte bildet einen wichtigen Nahrungsstoff in dem Haushalte der nordischen Völker. Ihrer Nährkraft wegen wird sie bei uns bei Dyspepsie mit Verfall der Kräfte angewendet. Synonyme zu Cetraria islandica Ach. sind Lichen islandieus L+ Lobaria islandica Hoffm., Physcia islandica DC. 3 . „ Von Flechten, welche längst als obsolet bezeichnet, aber doch hin und wieder vom Volke in Pharmaeien begehrt werden, mögen noch genannt werden: Die Lungenflechte, Stieta pulmonacea Ach. (= Lobaria pulmonacea Hoffm.), welche areas gegen Lungenkrankheiten in Gebrauch war und als Ziehen pulmonarins „per up u u die Hundswuth angeblich gute Dienste, [EHE Lichen caninus in Dina en wi wer ee ae aphthosn 5 Hoi. walls ar eg 2 : = wie die verwandte Art Peltige ande ’ phthosus officinell war. Gegen Keuchhusten verwan man die Strauchflechte Usnea barba » ; ie arboreus geführt wurde. arbata Fr., welche in den Pharmacien a 1. BRYOPHYTEN. Lebermoose und Laubmoose. Die Bryophyten, auch Muscineae, Moose genannt, unterscheiden sich wesentlich von den vorbesprochenen Thallophyten. Zunächst vertheilt sich ihre Entwickelung auf zwei sich aneinanderschliessende Generationen, eine aus ungeschlechtlich erzeugten Sporen hervor- gehende Generation, welche die Geschlechtsorgane erzeugt und in diesem Sinne die geschlechtliche oder Geschlechtsgeneration genamt werden kann, und eine, aus dem Geschlechtsact herrührende, gestalt- lich von der ersten Generation total verschiedene zweite Generation, welcher die Erzeugung der ungeschlechtlichen Sporen obliegt, mit denen der Entwiekelungskreis geschlossen ist. Wir treffen hier also durchweg einen auffälligen Generationswechsel an. Zweitens ist ein wesentlicher Unterschied gegen die Thallophyten darin zu erblicken, dass die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane mehr oder minder complieirt gebaute Gewebekörper (nicht einzelne Zellen) sind, in deren Inneren die frei beweglichen männlichen Samenkörper, Spermatozoiden resp. die ruhenden, weiblichen Eizellen, Oosphären, gebildet werden. Im Besonderen ist dabei Folgendes zu merken: Die auf ungeschlechtlichem Wege erzeugten Sp oren (Fig. 59, 1), (deren Bildung weiterhin geschildert werden soll) keimen auf dem feuchten Erdboden in der Weise aus, dass sich unter Sprengung der äusseren Sporenhaut (des „Exosporiums“) die innere Sporenhaut (das „Endosporium“) zunächst schlauchartig hervorstülpt (Fig. 59, 2) und zu einem, an gewisse Algenformen erinnernden, fädigen Vorkeim, zum Protonema (Fig. 59, 3), auswächst. Dasselbe ist fast aus- nahmslos sehr unscheinbar, nur mit dem Mikroskop genauer zu stu- diren, entweder verkürzt und unverzweigt oder mehr oder minder reich verzweigt und dann oft ausdauernd, den Boden durchsetzend. An dem Protonema bilden sich gewöhnlich seitliche Knospen, welche ‚Sich in Stamm und Blätter differenziren (Fig. 59, 3 bei kn); es er- wächst aus ihnen die Moospflanze (Fig. 59, 4), wie sie Jeder- mann aus der Anschauung bekannt ist. Meist bilden die Moos- Pflanzen durch wiederholte Verzweigung dichte Rasen und Polster, 86 Bryophyten. die erste zusammenhängende Pflanzenschicht auf dem Boden er- zeugend. Bemerkenswerth ist dabei, dass den Moosen Jegliche Bildung von Wurzeln fehlt. Die meist reich und dicht beblätterten Stengel ersetzen die Wurzeln durch fadenförmige Haare, sogenannte Rhizoiden. (Fig. 59, 4 bei r). Die kräftig vegetirenden Moospflanzen schliessen ihre Entwicke- lung zumeist mit der Bildung der Geschlechtsorgane ab, welche den Fig. 59. Die Entwickelungsphasen der ersten Generation eines Laubmooses- 1. Spore (ungeschlechtlich erzeugt). 2. Spore keimend. 3. Die Spore hat em Se verzweigtes Protonema erzeugt, an welchem die Knospe An als seitliche * Sprossung entstanden ist. 4. Eine beblätterte Moospflanze. Die Stelle dr sen vertreten die Rhizoiden r. 5. Gipfel einer fructifieirenden Moospflanze © männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane erzeugend. 6. Ein Antheridium enge Organ) von unfruchtbaren Haargebilden (Paraphysen, p) umgeben. « Männliche Befruchtungskörper (Spermatozoiden), aus dem Antheridium aus > stossen (sehr stark vergr.). Das untere der beiden Spermatozoiden lässt orkzieherähnliche Gestalt und die beiden Flimmerfäden erkennen. 8. Weibliches | Organ, Archegönium, in dessen Bauche die Oosphäre ruht. Scheitel der „fructifieirenden“ Triebe einnehmen. (Fig. 59, 5)- Die männlichen Organe sind keulenförmige Gewebekörper, Anth eridien (Fig. 59, 6) genannt. Sie erzeugen in ihrem Inneren zahlreie Spermatozoiden, welche zur Geschlechtsreife ausgestossen werden. und in Wassertropfen eine Zeitlang lebhaft herumschwärmen. Spermatozoiden: aller Moose sind korkzieherartig gewunden, tragen aber nur zwei Geisselfäden („Cilien“), durch deren leb’ user Sehwingbewegungen die freiwillige („spontane“) Ortsveränderung bewirkt wird. (Fig. 59, 7). Die weiblichen Organe der Moose sind : Moose. 87 flaschenförmige Gewebekörper, Archegonien genannt. (Fig. 59, 8). Sie bestehen aus einem freien (nicht eingewachsenen) Bauchtheile, welchem sich ein langer Hals aufsetzt, dessen Spitze sich zur Reife- zeit öffnet und den Zugang zu dem schleimerfüllten Halskanal er- möglicht, welcher unterwärts in dem Bauchtheil mündet, in welchem die empfängnissbereite Eikugel, die Oosphäre, ruht. Es handelt sich nun darum, dass eines der Spermatozoiden den Weg in den Hals- kanal des Archegoniums findet und sich bis zur Oosphäre Bahn bricht, um mit ihr zu verschmelzen. Gelingt dieses, so ist der Ge-, schlechtsaet vollzogen, und die Oosphäre wird damit zu weiterer Ent- wickelung befähigt. Es beginnt damit ein neues Individuum und mit ihm setzt eine neue Generation ihre Entwickelung ein. Die erste Generation besteht also aus Spore, Vorkeim und eigentlicher Moospflanze mit ihren Geschlechtsorganen. Oosphäre plus Spermatozoid bilden (nach ihrer Vereinigung) den Anfang eines neuen Wesens, eines Keimlings oder Embryo. Der- selbe wächst zu einem Gewebe- körper, dem Sporogonium, heran (Fig. 60, 1), welches seiner Gestalt 4. nach gar nicht an die Mutterpflanze ' erinnert, vielmehr als „Moosfrucht“ nur eine geringe Massenentwicke- lung zeigt. . Das Sporogon ist nie- mals in Stamm und Blatt gegliedert; Blattbildung fehlt demselben voll- ständig. Die typische Form des Sporogons stellt sich dar als ein Fig. 60. Die zweite Generation der eylindrisch - fadenförmiger Stiel, (die „Seta*) (Fig. 60, 1 s), welcher mit seinem unteren Ende, dem Fuss (Fig. 60, 1 f), in das Ge- webe des beblätterten Moospflänz- chens sich eindrängt. Der Fuss ist eine Art Saugorgan, mit welchem das Sporogon die ihm nothwendigen Stoffe aus der Mutterpflanze auf- nimmt; das Sporogon schmarotzt in gewissem Sinne auf seiner Mutter. Laubmoose. 1. Sporogon (Moosfrucht). f der in das Gewebe der Mutter- pflanze eingesenkte Fuss; s der Stiel; ce die Calyptra, welche die Kapsel überdeckt. 2. Eine Calyptra. 3. Die von der Calyptra befreite Kapsel mit ihrem Stiele. 4. Deckel der Kapsel. 5. Kapsel, nach Abnahme des Deckels; p ihr Mündungsbesatz (Peristom). 6. Eine reife Kapsel im Längsschnitt (schematisirt). p Peristom; w Kap- selwand; sp Sporenmasse; co Colu- mella. Das obere Ende des Sporogons ist ein bald kugeliger, bald ellip- soidischer, bald eylindrischer oder prismatischer Gewebekörper, welchen man als Mooskapsel oder „Büchse“ (Theca) zu bezeichnen pflegt. (Fig. 60, 3 bei t). Sie ist je nach Art, Gattung, Familie ete. des Mooses verschieden, oft reich in sich gegliedert. Ausnahmslos 88 Bryophyten. bildet sich in ihr eine bestimmte Schicht als sporenbildende Schicht aus. Man bezeichnet sie inclusive der sie umhüllenden Zellschieht als den Sporensack. Die ihn erfüllenden Zellen sind die Mutter- zellen der (hier also ungeschlechtlich) sich bildenden Sporen, von welchen wir in unserer Betrachtnng ausgingen. Zur Reifezeit werden die Sporen in sehr verschiedener Weise aus den „Mooskapseln“ ent- lassen. Entweder zersetzt sich das Gewebe der Mooskapsel unter den Einflüssen des umgebenden Mittels (dies ist der seltenste Fall), oder es öffnet sich die Mooskapsel durch unregelmässiges Aufreissen, oder die Mooskapsel spaltet regelmässig in meridianer Richtung an vier Längslinien; es bilden sich dadurch vier Klappen, welche entweder am Scheitel der Kapsel verbunden bleiben (so bei den Andreaeaceen), oder die vier Klappen lösen sich völlig am Scheitel von einander und klappen dann sternförmig auseinander (so bei vielen der so- genannten Lebermoose). Der häufigst vertretene Fall ist aber der, in welchem sich ein ringförmiger Spalt (in horizontaler Richtung) unterhalb des Scheitels der Kapsel bildet, durch welchen der ganze obere Theil der Kapsel in Form eines Deckels (Fig. 60, 4) ab- gesprengt wird. Der Rand des die Sporen nun ausstreuenden unteren Kapseltheiles (der „Büchse* im engeren Sinne) wird als Mündung (Stoma) bezeichnet. Bei dem Gros der Moose ist er nicht einfach, nackt, sondern es bildet sich an ihm ein eigenartiger Mündungsbesatz aus, welcher als Peristom (Fig. 60, 5 bei p) bezeichnet wird und in der Systematik der Moose eine wichtige Rolle spielt. Fast aus- nahmslos besteht das Peristom aus zierlichen Zähnen, deren Zahl ein Multiplum von vier darstellt (meistens sind es 16, 32 oder 64 Zähne). Die Entstehung der Zähne ist verschiedenartig, doch setzt ein Verständniss ihrer Bildung die Kenntniss des Gewebeauf- baues und der Zellbildungen voraus, Bei den höheren Moosen wird die Axe der Mooskapsel von einem eylindrischen Gewebekörper ein genommen, welcher als Säulchen (Columella) bezeichnet wird. (Fig. 60, 6 c). Beim Ausstreuen der reifen Sporen vertrocknet und verschrumpft das Säulchen und wird daher bald unkenntlich. Da die Kenntniss des Generationswechsels der Moose für ds Verständniss der Entwickelung aller folgenden, höheren Abtheilungen 2 - Pflanzenreiches, besonders der Pteridophyten, von höchster Be- Js deutung ist, so mag hier noch folgende Uebersicht über den Ent wickelungsgang der Moose eingeschaltet werden: re Erste Generation, ungeschlechtlich erzeugt, aber die Geschlechts organe hervorbringend, besteht aus: s 1) Sp ore (im Sporensack der Mooskapsel erzeugt). Bi keimt aus und erzeugt das n 2) Protonema oder den „Vorkeim“, an welchem an eine endständige, noch häufiger seitliche Sprossung a: Moose. 89 3) Moospflanze entsteht, welche sich mehr oder minder reich ausgestaltet, bei den höheren Moosen sich stets in Stamm und Blätter gliedert, doch nie Wurzeln, sondern nur Wurzelhaare (Rhizoiden) bildet. An den Sprossscheiteln bilden sich die Geschlechts- organe in Form von Gewebekörpern, und zwar a) Antheridien (die männlichen Organe), welche die männlichen Befruchtungskörper, die Spermato- zoiden (je mit zwei Cilien) entlassen, und b) Archegonien (die weiblichen Organe), welche in ihrem freien Bauchtheile je eine Oosphäre um- schliessen. Zweite Generation, durch Geschlechtsact (Vereinigung von Spermatozoid und Oosphäre) erzeugt, ist das unscheinbare, niemals in Stamm und Blatt gegliederte 4) Sporogonium („Moosfrucht“ genannt). Es gliedert sich in: a) Fuss (ein Saugorgan, mit welchem das Sporo- gon auf seiner Mutterpflanze sich einwurzelt). b) Stiel (stets unverzweigt, eylindrisch faden- förmig, von verschiedener Länge). c) Kapsel (auch Büchse oder Theca genannt). In ihrem Innern (im „Sporensack“) bilden sich ohne vorhergehenden Geschlechtsaet (also un- geschlechtlich) die d) Sporen, mit deren Freiwerden die erste Gene- ration wieder ihre Entwickelung anhebt. Besonders beachtenswerth ist, dass die „Moospflanzen“, wie sie jedem Laien bekannt sind, der ersten Generation im Entwickelungseyelus angehören. Alle anderen Entwickelungsphasen sind wenig augen- fällig und werden vom Laien gänzlich übersehen. Schliesslich muss noch eine Bildung an dieser Stelle erwähnt werden. Die embryonale Anlage des Sporogoniums findet natürlich im Bauche des Archegoniums statt. Die Entwickelung des Sporogons stösst dabei bald auf Widerstände; es füllt die ganze Bauchhöhle des Archegons aus. Dieses selbst schwillt zwar, so lange es dazu higt ist, noch an und nimmt an Volumen zu, wird aber doch schliesslich dem Untergange geweiht; es wird der Bauchtheil des Archegons durch das heranwachsende Sporogon gesprengt. Bei den _ höheren Moosen (den „Laubmoosen“) geschieht dies nun fast aus- ' nahmslos in der Weise, dass sich der obere Theil des Archegonium- Sauches mit dem scheitelständigen Halse nach Art einer Mütze (Calyptra) vom unteren Bauchtheile abtrennt. (Fig. 60, 1 bei ce und 2). 90 Bryophyten. Die Mütze sitzt dann der Spitze des Sporogons, d. h. der jungen Mooskapsel auf und wird bei der Streckung des Stieles des Sporogons mit der Kapsel in die Höhe gehoben. Bei manchen Moosen ist die Mütze von höchst charakteristischer Gestalt, und wird dieselbe in der Systematik zur Bestimmung der Gattungen und Arten vielfach verwendet. Man merke also: Die Mütze (Calyptra) der Moose ist ein Rest des Archegoniums, welcher die Spitze des Sporogons, speciell der Kapsel desselben, zu bedecken pflegt. Auf die Systematik der Moose an dieser Stelle näher einzugehen, erscheint hier nicht am Platze. Man ziehe betreffs dieser die Lehr- bücher der Botanik zu Rathe. Zur Zeit ist kein Moos mehr offieinell. IH. PTERIDOPHYTEN. Equisetinen, Lycopodinen, Filicinen. Die Pteridophyten oder Farnpflanzen bilden die höchste Stufe in der Reihe der blüthenlosen Pflanzen, der Cryptogamen oder Sporophyten. Charakteristisch ist für sie der Kreislauf ihrer Ent- wickelung und zwar deshalb, weil sich derselbe, wie bei den Moosen, in zwei scharf gesonderte Entwickelungsphasen zerlegt, die gestalt- lich und physiologisch ausserordentlich verschieden sind. Wir finden auch hier zwei verschiedene Generationen, welche im steten Wechsel sich aneinanderreihen und ergänzen, wir haben einen typischen Generationswechsel zu verfolgen. Als erläuterndes Beispiel wählen wir die Entwickelung von Aspi- dium Filix mas, einer der wenigen noch offieinellen Arten. m N \ \ DS OD VL QV) ) & EN XL N STETS RI Ns Fig. 61, Schnitt durch einen Sporangienhaufen (Sorus) eines Wedelfiederchens von Aspidium Filix mas (nach Sachs). Die Sporangien (sp) sitzen auf einem Polsterartigen Auswuchs auf der Unterseite des schraffirt gezeichneten Fiederchens. i—: das Indusium, welches die Sporangien überdeckt. u VER D ‚Im Laufe des Frühjahrs und des Sommers treibt jeder unter- irdische Stamm der Pflanze ( jedes „Rhizom“) an seiner Spitze mehrere Spiralig gestellte Blätter, welche sich über dem Erdboden zu einer straussförmigen Blattgruppe aufrichten. Jedes Blatt ist zierlich wieder- holt gefiedert und wird in der Laiensprache wie in der Wissen- schaft als „Farnwedel* bezeichnet. Auf der Unterseite der Fiedern derselben entwickeln sich, mit blossem Auge sichtbar und oft sehr auffällig werdend, punkt- oder linienförmige, braune Häufchen von haarähnlichen Gebilden. Man nennt jedes dieser Häufchen einen D Sorus. In vielen Fällen werden die Sori von einem zarten Häutchen, ' mem „Schleier“ (Indusium) überdeckt. (Fig. 61). Löst man 094 Pteridophyten. einige der Haargebilde eines Sorus mit einer Messerspitze von der Pflanze ab und betrachtet dieselben mit Hilfe des Mikroskopes, so erkennt man in jedem derselben ein haarförmig gestieltes Köpfchen, dessen Gestalt sich vergleichen lässt mit zwei auf einander passenden Uhrgläsern, deren Ränder durch einen Ring eigenartig verdickter Zellen — den Annulus — vereinigt sind. Man nennt jedes dieser gestielten Köpfchen ein Sporangium (d. h. wörtlich ein Sporen- gefäss). (Fig. 62). Man kann also den Sorus auch als Sporan- gienhaufen bezeichnen. Oeffnet man das Sporangium, so entlässt es zahlreiche mikroskopisch kleine Fortpflanzungszellen, Sporen, Y) IX) Hy Bao“ A Ze: N) =. DEREN 2a BET Y ereR at (H [ OH ls RT FIM Y En Fig. 62. ‚Ein Sporangium von As- Fig. 68. Prothallium eines Farns von der pidium Filix mas, stark vergrössert. dem Erdboden zugekehrten Unterseiteg® dr eine Haardrüse, welche für die sehen. r die Rhizoiden (die Wurzelhaare Sporangien dieser Farnart charak- ersetzend); an Antheridien; ar Arche- En teristisch ist. Im Sporangium selbst gonien. (Stark vergr) (Aus P otonib, sieht man die Sporen liegen. Elem.) welche im Innern des Sporangiums auf ungeschlechtlichem Wege erzeugt worden sind. Sät man die Sporen auf feuchter Erde oder auf feucht gehaltenem Torf aus, so keimen dieselben. Jede treibt einen fädigen, später sich meist flächenförmig verbreiternden Vor“ keim, ein „Prothallium*, (Fig. 63). Bei vielen Farnpflanzen nimmt das Prothallium die Form einer herzförmigen, durchscheinen- den, grünen Gewebefläche an, deren Scheitelpunkt in der tiefen Ein- Dachtäi 8 zu suchen ist, während die Spore, aus welcher das Pro thallium hervorging, am spitzen Ende ansass. Das ganze Prothallium ist übrigens nur wenige mm lang und breit und wird vom Laien gänzlich übersehen. Es ernährt sich völlig selbstständig und pflegt sich auf der Unterseite mit zarten Wurzelhaaren, Rhizoiden, ZU Farnpflanzen. 95 decken und mit diesen an den Boden zu heften. Es stellt die erste, die ungeschlechtlich erzeugte Generation aus dem Entwickelungs- kreise des Farnkrautes dar. Ist das Prothallium dem Abschluss seiner Entwickelung nahe, so entstehen auf seiner Unterseite in der Nähe des eingesenkten Scheitels die männlichen und weiblichen Befruch- tungsorgane. Die ersteren, die An- theridien, sind papillenartige Aus- wüchse, in deren Inneren eine grössere Zahl von männlichen Befruchtungskör- pern, Spermatozoiden, erzeugt wer- den. (Fig. 64, D. Die Spermatozoiden aller Farne sind korkzieherartig oder doch spiralig aufgewunden und mit vielen Flimmerfäden (auch Cilien oder Geisseln genannt) versehen. Wird der Scheitel eines reifen Antheridiums mit Wasser benetzt, so platzt dasselbe auf und entlässt die Spermatozoiden, welche eine Zeit lang im Wasser mit Hilfe der schnellen Bewegung ihrer Flimmerfäden lebhaft herumschwimmen. Mit der Entfaltung der männlichen Be- fruchtungsorgane geht in der Regel die Bildung der weiblichen Hand in Hand. Dieselben stellen sich dar als in das Gewebe des Prothalliums eingesenkte flaschenföormige Gebilde — Arche- gonien — in deren eingewachsenem Fig. 64. Geschlechtsorgane von der Unterseite eines Farnpro- thalliums. I. Ein Antheridium (an), aus welchem die spiralig gewundenen männlichen Be- fruchtungskörper, die Sperma- tozoiden, entlassen werden. II. Ein Archegonium (ar), in dessen Bauche die weibliche Eizelle, die Oosphäre, der Be- fruchtung durch ein Sperma- tozoid harrt. Aus dem geöff- Bauchtheile eine kugelige Plasmamasse, die Oosphäre oder Eikugel, der Be- frmehtung harrt. (Fig. 64, ID). Der halsförmige Theil des Archegoniums pflegt über die Fläche des Prothalliums ein’ zu weisen bestimmt ist). neten Archegoniumhalse ‚wird Schleim ausgestossen (welcher den ihn berührenden Sperma- tozoiden den Weg zur Oosphäre Alle Figuren sind stark vergrössert. (I nach: Lürssen.) wenig hervorzuragen. Ist die Eikugel empfängnissreif, so öffnet sich‘ der Hals des Archegoniums bei Be- rührung mit Wasser klaffend, und es handelt sich nun darum, dass es ‚einem der männlichen Befruchtungskörper, einem Spermatozoid, gelingt, an die Eikugel zu gelangen und mit derselben zu verschmelzen, womit der Begattungsact vollzogen ist. Der Eiffeet desselben zeigt sich zunächst darin, dass sich das Ei mit einer Haut umgiebt. Es ‚stellt jetzt die erste Anlage der neuen, durch Geschlechtsaet erzeugten | Pflanze dar. Wir nennen sie vor der Hand den Keimling oder x den Embry o. Mit ihm beginnt die zweite Generation aus dem Entwickelungsgange der ganzen Farnpflanze. Ehe wir jedoch die 96 Pteridophyten. Weiterentwiekelung des Embryo verfolgen, wollen wir bemerken, dass die Bildung der Antheridien und der Archegonien nicht immer an ein und demselben Vorkeime stattfindet. Bei vielen Farnen bringen gewisse Prothallien nur männliche Organe, Antheridien, andere nur weibliche Organe, Archegonien, hervor. Man spricht dann von männlichen und. weiblichen Prothallien. Sie können dabei beide aus derselben -Art ungeschlechtlich erzeugter Sporen hervorgehen, und man nennt alle solche Farne isospor. Es giebt aber Pteridophyten, in welehen nieht nur die männlichen Pro- thallien von den weiblichen gestaltlich verschieden sind, bei welchen sich vielmehr der Unterschied der Geschlechter schon in den unge- schlechtlich erzeugten Sporen auffällig geltend macht. Gewisse Sporangien, Mikrosporangien genannt, erzeugen viele relativ kleine Sporen, Mikrosporen, aus welchen stets männliche Pro- thallien hervorgehen, während andere Sporangien, die Makrospo- rangien, nur wenige und grosse Sporen, Makrosporen, ausbilden, welche stets weibliche Prothallien entstehen lassen. Pteridophyten, denen diese Sonderung der beiden Formen der ungeschleehtlichen Sporen eigen ist, werden als heterospore Farne bezeichnet. Schliesslich mag noch bemerkt werden, dass mit der Bildung der Mikro- und Makrosporen eine Reduction der vegetativen Organe, der Prothallien, Hand in Hand zu gehen pflegt. In den extremen Fällen bleibt fast das ganze Prothallium in der Membran der Spore ein, geschlossen, diese als ein Gewebekörper ausfüllend, der nur die Ge schlechtsorgane (Antheridien und Archegonien) aus der Sporenhaut hervortreten lässt. Die Kenntniss dieser Erscheinung ist für die vergleichende Betrachtung von besonderer Wichtigkeit, weil sich ähnliche Verhältnisse bei den Blüthenpflanzen wiederfinden, deren Pollenkörner den Mikrosporen analoge Gebilde sind, während den Makrosporen “die Embryosäcke in den Samenanlagen entsprechen. Doch genüge es, auf diesen Punkt an dieser Stelle kurz hingewiesen zu haben. Nur eine Thatsache muss besonders hervorgehoben werden! Bei allen höheren, Samen bildenden Pflanzen (den Phanerogamel oder Blüthenpflanzen) tritt das männliche befruchtende Plasma niemals als frei beweglicher Samenkörper, niemals als Sperma tozoid in die weibliche Eizelle, die Oosphäre, über. Frei beweg liche, in Wassertropfen schwimmende Spermatozoiden kommen a gewissen Thallophyten, allen Moosen und allen Pteridophyten zu Es wurde schon oben bemerkt, dass die zweite Generation UF Bu Entwiekelungskreise der Farnpflanzen mit dem Moment ins Leben tritt, in welchem das männliche Sperma, das Spermatozoid, mit I Oosphäre, der weiblichen Eikugel, sich vereint. Die aus der bei einigung von Spermatozeid und Oosphäre entstandene Plasma masse ist der Anfang eines neuen Individuums, welches w in seinen ersten Entwickelungsphasen den Keimling oder Embry? Farnpflanzen. 97 zu nennen pflegen (Fig. 65). Derselbe scheidet zunächst eine zarte Zellhaut aus und ist jetzt einzellig. Sein Wachsthum manifestirt sich bald durch die Bildung einer Wand, der „Halbirungswand“, welche den Embryo zweizellig werden lässt (Fig. 65, A bei I). Der ersten Wand A B c 1 b = Ss e) en w*T X ER Fig. 65. Schematische Darstellung der Entwiekelung eines Farnkeimlings. 4. Ein zweizelliger Embryo (wie man ihn bald nach der Befruchtung der Oosphäre im Archegoniumbauche findet); I—I die Halbirungswand. 2. Ein vierzelliger Embryo; I—I die Halbirungswand, II—II die Quadrantenwand. Der Quadrant s wird zum Stamm, w zur Wurzel, 5 zum Blatt, / zum Fuss der jungen Farn- pflanze. €. Eine junge Farnpflanze, mit ihrem Fusse f den erweiterten Bauch des Archegons im schraffirt gezeichneten Prothallium ausfüllend. _s die Stamm- anlage, w die erste Wurzel, 5 das erste Blatt der Farnpflanze, welche die „zweite Generation“ aus dem Entwickelungskreise darstellt. folgt eine auf ihr senkrechte, die „Quadrantenwand“; der Embryo wird dadurch vierzellig und zwar so, dass die vier ihn aufbauenden Zellen den vier Quadranten einer Kugel oder eines Ellipsoids ent- sprechen (Fig. 65, B bei ID). Es hat sich nun erwiesen, dass jedem Quadranten für den Aufbau der jungen Pflanze eine besondere Rolle zufällt. Von den beiden am Vorderende des Embryo liegenden Quadrantenzellen erzeugt eine durch fortgesetzte Zelltheilungen den jungen Stamm, die zweite das erste Laubblatt (Fig. 65, C, die mit s und b bezeichneten Abschnitte). Beide liegen auf derselben Seite der „Halbirungswand“ des Embryo. Die beiden anderen Quadranten- zellen, auf der entgegengesetzten Seite der Halbirungswand gelegen, erzeugen die erste Wurzelund ein ihr in gewissem Sinne vergleich- bares Organ, welches als Fuss bezeichnet wird, und zwar orientiren sich Wurzel und Fuss so, dass die Wurzel aus demjenigen Quadranten hervorgeht, welcher dem stammerzeugenden diametral gegenüberliegt (Fig. 65, C, die mit w und f bezeichneten Abschnitte). Streng geometrisch Müssten also Stamm- und Wurzelquadrant nur eine Linie gemeinsam haben, während die beiden Innenflächen des Wurzelquadranten sich an die entsprechenden von Blatt- und Fussquadranten anlegen (vgl. die Skizzen Fig. 65). Der Fuss entwickelt sich demnach diametral dem ersten Blatt gegenüber. Um das ganze Verhältniss noch anders darzulegen ‚ können wir auch sagen: Stamm und Fuss liegen auf derselben Seite der „Quadrantenwand“ des Embryo, Blatt und Wurzel auf der anderen Seite der Quadrantenwand. An dem Prothallium Prientiren sich die vier Erstlingsorgane (Stamm, Blatt, Wurzel und Fuss) immer so, dass der Fuss gleichsam in das Gewebe des Pro- ae Müller, Medieinalflora. 7 98 Pteridophyten. thalliums hineinzuwachsen strebt; er füllt die ganze sich ausweitende Bauchhöhle des Archegoniums aus. Der junge Stamm legt sich dieht an die untere Fläche des Prothalliums an, unter dessen Schutze vor- wärts wachsend. Das erste Blatt liegt noch unter dem Stamme, zwischen diesem und dem Substrat. Das Blatt krümmt sich aber früh- zeitig mit seinem Blattstiele so, dass es seine kleine Spreite über den Boden erhebt (Fig. 66, b). Unterdem Fusse liegt die erste Wurzel, welche in den Erdboden zu dringen bestrebt ist. (Vgl. hierzu die schematische Figur 65, C). Auf die von diesem Typus abweichenden Verhält- nisse bei gewissen Farnen einzugehen, ist hier nicht der Ort. Nur auf eines soll noch speciell aufmerksam ge- macht werden. Der als Fuss bezeichnete Theil des Embryos ist ein Saugorgan, mit welchem die junge Pflanze die ihr noth- wendigen Nährstoffe aus der Mutterpflanze, dem Prothallium, zieht, bis die junge Pflanze sich selbstständig zu ernähren vermag, und dann pflegt auch das Prothallium abzusterben und unterzugehen. Die junge Farnpflanze (Fig. 66) er- starkt ziemlich schnell. Ihrem ersten Blatte, das man auch als Keimblatt oder Cotyledo De he Feine bezeichnen kann, folgen an dem erstarken- welche auf der Unterseite den Stamme bald weitere, grösser werdende des Prothalliums » aus der Blätter, und zugleich bewurzelt sich der rg en ran Stamm mit Hilfe von zahlreichen Biken herangewachsen ist. w; die Wurzeln. So erhalten wir dann schliesslich. ne Wurzel des Pflänz- die üppigsten, unter Umständen selbst baum ens, 0; eine Nebenwurzel; fürs F A che eine Zierde 5 das erste Blatt des Farn. rmigen Farnpflanzen, wele : krautes. (Fuss und Stamm der Gärten und der Gewächshäuser, nicht eng a tet minder aber der Wälder und Gebirgs Sadts: schluchten bilden. = Als ganz besonders wichtig zu merken, & stellen wir nochmals den vorbeschriebenen Generationswechsel m der Uebersicht zusammen: & Erste Generation, ungeschlechtlich erzeugt, aber die Geschlechts organe hervorbringend, besteht aus: w 1) Spore (im Sporangium erzengt); diese erzeugt das. 2) Prothallium oder den „Vorkeim“. Dieser trägt m a) Antheridien (die männlichen Organe), welche di Spermatozoiden entlassen, und die b) Archegonien (die weiblichen Organe), welche je cin Oosphäre umschliessen. ; Farnpflanzen. 99 Zweite Generation, durch Geschlechtsact (Vereinigung von Spermatozoid und Oosphäre) erzeugt, ist die 4) Farnpflanze. Diese gliedert sich in a) Fuss (später verschwindendes Saugorgan), b) Wurzel (später durch Seiten- und Adventivwurzeln ersetzt), c) Stamm (meist als „Wurzelstock* unter der Erde fortwachsend) und d) Blätter, welche als „Wedel“ über dem Boden erscheinen und dem Laien die „Farnpflanze“ aus- zumachen scheinen. An den Blättern bilden sich ohne Geschlechtsaet: a) die Sori oder Sporangienhaufen, bestehend aus meist zahlreichen Sporangien. Diese enthalten in ihrem Inneren b) die ungeschlechtlich erzeugten Sporen. Die Classe der Pteridophyten ist die erste Gruppe der als Cryptogamen bezeichneten Pflanzen, bei welchen sich im anatomischen Aufbau gewisse Gewebeformen wie bei den höheren Blüthenpflanzen vorfinden, auf deren Vorhandensein sich die Holzbildung bei vielen der letzteren zurückführen lässt. Die Farnpflanzen sind die einzigen Uryptogamen, welchen sogenannte Gefässbündel (auch Leitbündel genannt) zukommen. Man hat deshalb die Pteridophyten auch wohl als Gefässeryptogamen (Üryptogamae vasculares) allen übrigen Uryptogamen (den Cryptogamae cellulares) entgegengestellt. Die Eintheilung der Pteridophyten gründet sich auf vegetative und entwickelungsgeschichtliche Merkmale. Man unterscheidet: I. Equisetinae. Pflanzen mit oberirdisch reich verzweigten oder kräftigen, schaftartigen Stengeln. Die quirlig gestellten Blätter sind bei den lebenden Formen mit ihren Seitenrändern zu eylindrischen oder trichterförmigen Scheiden verwachsen. Die fruchtbaren Triebe enden mit einer „Fruchtähre“ aus quirlig gestellten, schildförmigen, kurzgestielten Blättern, welche an ihrer Unterseite die Sporangien zu mehreren bei einander tragen, ähnlich wie die Staubblätter mancher höheren Pflanzen (Gymnospermen) ihre Pollensäcke ausbilden. Die Sporangien („Sporensäcke“) enthalten nur eine Art von Sporen, deren äussere Haut sich von der inneren ablöst und in vier schmale Bänder spaltet, welche als Schleuderorgane (Elateren) dienen. Die Prothallien sind dioeeisch, laubig; die männlichen sind kleiner als die weiblichen. Hierher nur eine noch jetzt lebende Familie, die der Equisetaceae oder Schachtel- halme. Ihre Stengelglieder sind lang gestreckt, die Blatt- scheiden gezähnt. Die einzige Gattung: Equisetum. 100 Pteridophyten. II. Lycopodinae. Pflanzen mit verzweigten oberirdischen Stämmen mit zahlreichen, kleinen Blättern dicht besetzt. Die Sporan- gien sitzen einzeln in den Winkeln der Blätter; bisweilen rücken sie auf den Blattgrund, bisweilen am Stengel hinauf. Die als „Deckblätter“ der Sporangiensäcke fungirenden Blätter sind meist etwas verbreitert und bilden an den Trieben end- ständige Aehren. Die Ordnung enthält isospore und heterospore Gattungen, welche in drei Familien vertheilt sind: 1) 2) Lyeopodiaceae, Bärlapparten. Isospore Pflanzen, d. h. Pflanzen mit nur einerlei Sporen in den Sporangien. Die Prothallien sind knollenförmig, sehr winzig. Hier- her die Gattung Lycopodium. Selaginellaceae. Heterospore Pflanzen, d. h. Pflanzen mit zweierlei Sporen, mit wiederholt gabelig ge- theilten, meist buschigen Stämmen, deren Zweige Rücken- und Bauchseite unterscheiden lassen (die Zweige sind „dorsiventral*). Die Blätter sind vierzeilig angeordnet. Zwei Blattreihen aus kleineren Blättern sitzen der Rücken- seite der Zweige auf, zwei Blattreihen stellen sich fast genau seitlich. Die fruchtbaren Blätter bilden vierzeilige (oft vierkantige) Aehren am Ende der Zweige und tragen in ihrer Achsel je ein Sporangium. Im unteren Theil der Aehren pflegen Sporangien mit zahlreichen sehr kleinen Sporen (Mikrosporangien mit Mikrosporen) ausgebildet zu sein, während die Sporangien im oberen Theile der Aehre nur wenige (meist nur 4) sehr grosse Sporen enthalten (Makrosporangien mit Makrosporen). In den Mikrosporen bildet sich ein einziges Antheridium aus, welches einer einzigen vegetativen Zelle ansitzt. Letztere stellt das redueirte Prothallium dar. Die Makrosporen erfüllt ein weibliches Prothallium, an dessen Vorderrande sich einige Archegonien entwiekeln. Hierher nur eine Gattung men etwa 300 Arten, die Gattung Selaginella. 3) Isoötaceae. Pflanzen mit gestauchtem Stengel und pfriemlichen, oft beträchtlich langen Blättern, welche auf der Innenseite des scheidenartig verbreiterten BIRD: \ grundes ein durch parallele Querwände gekammerte® 2 Sporangium tragen, oberhalb dessen sich ein häutiges Blattzüngelchen (eine „Ligula“) ausbildet. Die Sporangien führen in einigen Kammern zahlreiche Mikrosporen, a anderen Kammem viele Makrosporen. Die Prothallien bleiben wie bei den Selaginellen im Innern der Mikro“ und Makrosporen eingeschlossen. Hierher nur eine Gattung mit etwa 50 Arten: Isoötes. Farnpflanzen. 101 II. Filieinae. Pflanzen mit meist reicher Blattentwickelung und unterirdischen, kriechenden Stämmen (Wurzelstöcken, Rhi- zomen), selten mit baumartigen Stämmen. Die Sporangien werden zahlreich an den Blattunterseiten oder an meta- morphosirten Blattabschnitten angelegt. Die Mehrzahl der Gattungen sind isospor, es finden sieh nur einerlei Sporen, aus welchen selbstständig vegetirende Prothallien hervorgehen, Die heterosporen Gattungen sind unscheinbare Sumpf- und Wasserpflanzen. Mikro- und Makrosporen erzeugen nur rudi- mentäre Prothallien. Hierher das Gros der Pteridophyten, mehr als 3500 Arten, welche sich in zwei Familien unter- bringen lassen: 1. Filices, Farne im engeren Sinne. Isospore Pflanzen, d. h. Pflanzen mit nur einerlei Sporen, aus welchen nur einerlei laubige Prothallien hervorgehen, welehe entweder Archegonien und Antheridien erzeugen (monoeeische, monocline Prothallien), oder Antheridien und Archegonien sind auf verschiedene Prothallien vertheilt (dioeeische, dieline Prothallien). Die Sporangien sitzen an der Unter- seite oder am Rande der Blätter (Wedel), bisweilen an besonderen Fiedern derselben. Jedes Sporangium mit besonders gestalteter Zellgruppe (einem Ring oder An- nulus). Hierher die Gattung Aspidium. 2. Hydropterides. Fame mit complieirten „Sporen- früchten“ und zweierlei Sporen, welche in Mikro- und Makrosporangien gebildet werden. Hierher zwei Unter- familien: a) Marsilieae. Sumpfpflanzen, deren Sporenfrüchte zugleich Mikro- und Makrosporangien umschliessen (mit „monoelinen“ Sporenfrüchten). b) Salvinieae. Schwimmende Wassergewächse, deren Sporenfrüchte entweder nur Mikro- oder nur Makro- sporangien führen (mit „dielinen“ Sporenfrüchten). Eine nähere Betrachtung verdienen hier nur zwei Pflanzen: 1. Lycopodium elavatum L. Die Gattung Lyeopodium, mit mehr als 100 Arten über die ganze Erde und mit 6 derselben dureh Deutschland verbreitet, ver- tritt fast ausschliesslich die isosporen Formen der Ordnung der Lyco- podinen, deren diagnostische Merkmale schon oben gegeben wurden. Als besondere Merkmale der Gattung stechen folgende Eigenthüm- lichkeiten hervor. Die mehr oder weniger reich verzweigten Stämme kriechen entweder weit über den Boden hin, sich nur hin und wieder 102 Pteridophyten. mit wenigen, meist unverzweigten, fadendünnen Wurzeln festheftend und ihre kurzen Zweige aufwärts sendend, oder die Stämme sind kurz aufrecht und dann meist wiederholt gabelig verzweigt. Tropische Formen lassen die Zweige ihrer epiphytisch!) lebenden Stämme oft lang herabhängen. Bei den meisten Arten sind die Stammorgane dieht mit schmalen, zugespitzten Blättern in spiraliger Anordnung besetzt, doch kommt auch quirlige Blattstellung vor. Bei einigen Arten bepflastern die Blätter die Zweige ähnlich, wie es bei Cypressen (Lebensbäumen) angetroffen wird. Die fruchtbaren Blätter sind entweder nicht von den unfrucht- baren zu unterscheiden, oder sie bilden mehr oder minder lanze endständige Aehren an den Zweigspitzen, sie bilden eine „Fruchtähre . In letzterem Falle pflegen die fertilen Blätter deckblattartig verbreitert zu sein. Noch auffälliger wird der Fruchtstand, wenn sieh der Stengel unterhalb der Aehre verlängert und nur spärlich mit schmalen Blättern besetzt ist. In solchen Fällen erscheinen die Fruchtähren lang gestielt. Bei der hier interessirenden Art Lycopodium clavatum schliesst der Fruchtstand oft mit zwei und mehr (bis 6) Aehren ab. Löst man eines der fruchtbaren Blätter von seiner Axe ab, s0 findet man auf seiner Innenseite oder in seiner Achsel einen meist nierenförmigen Sporensack, welcher sich durch einen quer über seinen gerundeten Scheitel hinweggehenden Riss öffnet und seine Wände wie zwei muschelförmige Klappen auseinanderspreizen lässt. Jeder Sporensack (Sporangium) enthält zahlreiche, mikroskopisch kleine, einzellige Sporen, welche in grösserer Menge beisammen ein äusserst feines Pulver bilden, dass durch seine gelbliche Färbung an „Schwefel blumen“ erinnert. a Die Keimung der Sporen und die Bildung der knolligen Pro- thallien ist erst neuerdings genauer bekannt geworden. i Lycopodium celavatum L., der gemeine Bärlapp (Fig. 67), ist er Art durch den ausdauernden, weithin kriechenden Stamm ausge” zeichnet, welcher oft über einen, bisweilen 2—83 m Länge erreicht. Der Hauptstamm darf als ein Sympodium angesehen werden, wel sich wiekelartig aus den Gliedern des ungleich gabelig sich theilenden = Sprossendes aufbaut ?). Die Seitenzweige sind meist nur fingerlang? längere Seitenäste verhalten sich ähnlich wie der Hauptstamm. = S kurzen Seitenäste steigen meist mit ihrer Spitze aufwärts. 5 | Stengelorgane sind stielrund und dicht mit spiralig, theilweise nee: S mit quirlig angeordneten Blättern bedeckt. Diese sind klein, _ alisch und gehen in eine lange weisse Haarspitze aus. Der Im st äusserst fein gezähnt. Alle Blätter krimmen ihre Enden s0 A !) Epiphytisch heisst, auf anderen Pflanzen lebend, doch ohne 3 zu schmarotzen, Von Ent, auf, und Yvrör, Pflanze. ?) Vergleiche hie 0.99, 20 rzu die Verzweigungsschemata auf $. 36, besonders Fig. 39 SE Farnpflanzen. 103 wärts, dass am Stamme in der Regel eine Bauchseite deutlich wird (ähnlich wie bei den als „„Doppeltannen‘“ bezeichneten Weihnachts- bäumen). Die Farbe der Laubblätter ist graugrün. Die Triebspitzen der Zweige überragt gewöhnlich ein weisser Haar- schopf, welehen die jüngsten, über den Scheitel sich zusammenneigenden Laub- blätter bilden. Die Fruchtstände beenden seitliche Zweige, welche im unteren Theile (einige em lang) dicht beblättert sind; daran schliesst sich der schaftartig senkrecht aufsteigende Theil des Fruchtzweiges, welchen gelblich grüne, kürzere, ange- drückte Blätter unvollkommen bedecken. Dieselben pflegen in kürzeren Abständen gruppenweise fast quirlig an einander zu rücken. An der Spitze des meist mehr als fingerlangen schaftartigen Theiles der Fruchtäste steht entweder eine einzige, eylindrische Aehre, oder der Fruchtschaft endet dichotom mit zwei gleichlangen Aehren. Seltener sind die Fälle, in denen drei, vier, selbst fünf bis sechs Fig. 67. Lycopodium elavatum L. Ein Theil einer fruetifi- eirenden Pflanze. Oben links ein Blatt vergrössert. Unten rechts ein „fertiles“ Blatt der Fruchtähre, welches auf seiner Innenseite ein Sporangium trägt. Links neben diesem Blatte zwei Sporen. Aehren diehtgedrängt über einander stehen. Jede Aehre ist etwa 5 cm lang und endet spitz. Ihre dach- ziegelig sich deckenden fruchtbaren Blätter sind breit eiförmig, grün- lich-gelb und ziehen sich ähnlich wie die Laubblätter in eine haar- fürmige Spitze aus; ihr mikroskopisch gezähnelter Rand ist trocken- häutig, weisslich. Die breit nierenförmigen Sporangien sitzen auf der Innenseite oberhalb des Blattgrundes. Sie enthalten viele kugelig- tetraödrische Sporen mit netzig-verdickter äusserer Sporenhaut (Exo- sporium). Die Pflanze ist durch ganz Europa, Nordasien und Amerika weit verbreitet. Sie findet sich bei uns am Rande von Torfmooren und in Nadelwäldern, oft in grosser Menge, so dass sie an manchen Orten zu Kränzen verarbeitet wird. Die Fruetification fällt in die Monate Juli und August. Die Sporen bilden ein geschmack- und geruchloses, sehr leichtes, vom Volke „Hexenmehl*“ genanntes Pulver, welches als Lycopodium Ph. G. II. 172 s. Semen Lycopodii Ph. G. II. 340 offieinell ist. Es wird als Streupulver für Pillen verwendet, um das Aneinanderkleben derselben zu verhüten. Als Puder wird Lycopodium auf durch an- haltendes Nässen wundgewordene Hautstellen gestreut. Innerlich findet es feinst zerrieben in Form von Emulsionen Anwendung. 104 Pteridophyten. 2. Aspidium Filix mas Sw. Die Gattung Aspidium ist ein typischer Vertreter der Familie der Filieces oder „echten“ Farne. Innerhalb der Familie gehört As- pidium zur Unterfamilie der Polypo- dieae, welche dadurch charakterisirt sind, dass die auf der Unterseite der Wedel zu Sori vereinigten Sporangien auf meist langen, haardünnen Stielen sitzen. Jedes Sporangium zeigt einen verticalen, un- vollständigen Ring mechanisch wirk- samer Zellen (einen „verticalen Annu- lus‘‘), welcher am Grunde, nahe der An- heftung am haarförmigen Stiele beginnt, über den Rücken und den Scheitel in meridianer Richtung hinwegzieht und auf der herablaufenden Seite (der Bauchseite) oberhalb des Sporangiumgrundes aufhört (Fig.62 aufS.94). Durch Zusammenziehen er 1 A es . ? MA AUG der Annuluszellen verkürzt sich der ver- OR . . . a tical stehende Ring und in Folge dessen an springt das Sporangium mit querem Risse Fig. 68. Aspidium Filix mas. klaffend auf, um die zahlreichen, unge Ein Wedel nebst einigen We- x lassen delanlagen (stark verkleinert). schlechtlich erzeugten Sporen zu ent En Oben links ein Fiederchen von Die Sori sind innerhalb der Unterfamilie, en erertibchdenu Welche etwa 2400, fast ausmahmil überdeckten Soris. krautige Arten umfasst, sehr verschieden { angeordnet, und gründet sich darauf die weitere Eintheilung der Unterfamilie. Die Gattung Aspidium gehört nun zu den Formen, deren Sori auf dem Rücken der Wedel- abschnitte am Ende oder an der Seite der Blattnerven aufsitzen, dabei aber immer vom Blattrande fern bleiben („Notosoreae“‘). Ab unterscheidende Merkmale für die Gattung gelten die rundlichenn dem Rücken der seitlichen Nerven der Blattfiedern aufsitzenden Sori (F ig. 61 auf 8. 93) und die Ausbildung sie überdeckender nieren- förmiger oder herznierenförmiger Schleierchen (Indusien): (Fig- 68). Jedes Schleierchen ist in der Einbuchtung oder in der Mitte ang® heftet und erscheint dadurch schildförmig (daher die Bezeichnung Aspidium, Diminutiv von denis, Schild, und der deutsche Name „Schildfarn“). Von den etwa 250 bekannten Arten der Gattung ME ” meisten Bewohner der Tropenländer; in Deutschland sind 8 Arten heimisch, von denen nur eine offieinell ist: _ Aspidium Filiz mas Sw., der „männliche Schildfarn,“ no a „Wurmfarn“ genannt. Sein horizontal kriechender oder aufsteigender unterirdischer Stamm (Rhizom) wird über 30 em lang, 4 8 Nr E SE N SIEBTE E = = aan S 2 ENTP/ETA- > Farnpflanzen. 105 ist aber meist kaum 2 Finger stark (2—2!/g cm), obwohl er durch die Reste der zahlreichen, den Stamm dicht besetzenden Blattstiele viel dicker, etwa armstark erscheint. Aus den Blattstielbasen brechen überdies zahlreiche verästelte Nebenwurzeln hervor, welche den Stamm mit einem dichten Wurzelpelz überziehen. An der Spitze des Stammes erheben sich die eine oberirdische, straussförmig trich- terige Rosette bildenden Blätter („Wedel“), welche in spiraliger Ord- nung (nach ®/s, später ®/ıs und endlich $/eı Stellung) entstehen. Die Mitte der Blattrosette nehmen die erst nach dem Entfernen der Wedel deutlicher sichtbar werdenden Jungen, schneckenförmig ein- gerollten, von braunen „Spreuschuppen“ (schuppigen Haargebilden) völlig überdeckten Wedelanlagen ein. Die ausgewachsenen Wedel werden mehr als einen Meter lang und erreichen eine Breite von 25 «m. Ihr dicker, kurzer Stiel ist beiderseits scharfkantig und dicht mit grossen braunen, glänzenden Spreuschuppen bekleidet, zwischen welchen schmälere, bis haarartige Schüppehen stehen, welche auch die Mittelrippe der Wedelspreite (die „Blattspindel‘) und die Mittelrippen der Fiedern bekleiden. Der Umriss der Wedelspreite ist länglich oder länglich-lanzettlich. Nach der Spitze zu verschmälert sich die Spreite allmählich, nach dem Grunde zu nur sehr wenig. Man pflegt sie als fiederschnittig- fiedertheilig zu bezeichnen. Aus breitem Grunde verjüngen sich die Fiedern nach der Spitze hin allmählich, schliesslich ziemlich spitz endend. Jeder Wedel führt jederseits an seiner Mittelrippe etwa 20—35 solcher Fiedern- oder „Segmente erster Ordnung“. Jede dieser Fiedern ist nun wieder dureh tiefe Einschnitte fiederartig zer- theilt („federschnittig“), sie baut sich aus Fiederchen oder „Segmenten zweiter Ordnung“ auf. Das Fiederchen sitzt mit breitem Grunde der Mittelrippe seiner Fieder an und richtet seine fast parallelen Seitenränder etwas schräg-vorwärts nach der Fiederspitze hin. Der Umriss der Fiederchen ist länglich und stumpf gerundet, oft fast stumpf-gestutzt. Ihr Rand ist kerbig- oder eingeschnitten - gesägt, doch enden die Sägezähne niemals mit Stachelspitze (wie bei den Wedeln der nahe verwandten Art Aspidium spinulosum Sw.). Die Unterseite der Fiederchen ist namentlich in der Jugend spärlich mit bräunlichen, haarartigen Schuppen besetzt. Im Ganzen sind die Wedel mehr oder minder derb, oberseits stets kahl und dunkler grün, unterseits heller. Die jungen Wedel sind in der Regel ziemlich Weich, fast schlaf und überraschen durch ihre freudig grüne Färbung. Bemerkenswerth ist die Nervatur der Fiedern und Fiederchen. ie Mittelnerven sind meist ziekzackförmig unter sehr stumpfen Winkeln geknickt, also nicht völlig geradlinig. Sie machen den ndruck von Sympodien. In den Fiederchen pflegen die nach dem e de hin strebenden Seitennerven sich in einiger Entfernung vom Mittelnerven einmal, weiterhin aber nicht wieder zu gabeln. Doch 106 Pteridophyten. erreichen beide Gabeläste des Nerven den Blattrand nieht; sie enden blind in der Fläche je eines Sägezahnes. Ueberraschend zierlich sind die fructifieirenden Wedel. In der Regel tragen nur die Fiederchen des oberen und mittleren Wedel- theiles auf ihrer Unterseite die Sporangienhaufen (Sori) und zwar zweireihig in der unteren Hälfte. Jeder Sorus sitzt auf dem vorderen Gabelaste eines der Seitennerven (Fig. 68) und wird von einem herz- nierenförmigen, in der Einbuchtung gestielten, bleifarbenen, zuletzt bräunlichen Schleier (Indusium) überdeckt. Unter diesem bilden die Sporangien einen schwarzbraunen Haufen. Die Sporen sind dunkel- braun und lassen (mit dem Mikroskop betrachtet) unregelmässige, gewundene, oft muschelförmig leistenartige Verdiekungen ihrer Aussen- haut (ihres „Exosporiums“) erkennen. Die Wedel überwintern nicht und fructifieiren vom Juni bis September. Der „Wurmfarn“ ist einer unserer gemeinsten Farne. Er liebt schattige Wälder und Schluchten und nicht gar zu trockene Abhänge Er findet sich durch ganz Europa, ist aber auch in Nordasien, im Kaukasus und im Himalaya heimisch. In Afrika beschränkt sich ? sein Vorkommen auf Algerien, während er Amerika von den Ver einigten Staaten bis nach Peru hin bewohnt. In Gebirgen steigt er bis in die subalpinen Regionen hinauf (bis nahe an 2000 m Höhe). & Offieinell ist der Wurzelstock als Rhizoma Filiis h.6GH 227 s. Radix filicis maris Ph. G. II. 339. Aus ihm wird ds gegen den Bandwurm mit sicherstem Erfolge angewandte Extrac- tum Filieis Ph. G. IL 89 hergestellt. Er enthält ein fettes grünes Oel, eine als Filixsäure bezeichnete Substanz und Spuren von Harz, Gerbstoff und einem ätherischen Oele. Zur Erzielung eines sicher wirkenden Extraetes sollen nur einjährige, frische Rhizom- triebe, von Blattstielresten, Spreuschuppen etc. befreit und mit durch” weg saftgrünem Bruch, verwendet werden, “ Synonyme zu Aspidium Pilix mas Sw. sind Polypodium Fils mas L., Polystichum Filix mas Roth und Nephrodium Filiz mas Mich. Aspidium Filix mas wird bisweilen aus Unkenntniss oder ab“ sichtlich mit Aspidium montanım Aschs. und Asplenium Filix femina- Bernh. (dem „weiblichen“ Wurmfarn) verwechselt. Ein leicht Unterscheidungsmerkmal liefern Schnitte durch die Blattstielbasen dieser Farne. Bei Aspidium Filix mas zeigt der Blattstielquersehnitt 8—12 rundliche Punkte, die Querschnitte von Gefässbündeln, etw. kreisförmig angeordnet; bei Aspidium montanum gewahrt man %% ihrer nur zwei Gefässbündel, bei Asplenium Filix femina zwei bA artige, rechts und links stehende Bündel, welche höher hinauf Blattstiel zu einem rinnig-hufeisenförmigen Bündel werden. $ innen, 107 Zusatz. Schon mehrfach wurde betont, dass die Kenntniss des Genera- tionswechsels für die Systematik von höchstem Werthe ist. Es hat sich ergeben, dass von den Bryophyten aufwärts alle Klassen des Pflanzenreichs in den Grundzügen ihrer Entwickelung übereinstimmen. Der Generationswechsel der Moose, bei welchen sich an die selbst ungeschlechtlich erzeugte, aber die Geschlechtsorgane bildende Gene- ration eine zweite, geschlechtlich erzeugte, aber selbst geschlechts- lose anreiht, findet sich modifieirt bei den Farnen, Gymnospermen und Angiospermen wieder. Die für alle Klassen durchgeführte Nebeneinanderstellung der gleiehwerthigen Entwickelungsstufen bezeichnet man als Homologienlehre, die ein vorzügliches Mittel giebt, das ganze Pflanzenreich vom Gesichtspunkte der Entwickelungs- geschichte aus zu durchblicken. Wenn die Homologienlehre bereits an dieser Stelle erwähnt wird, so geschieht es, weil sie besonders geeignet ist, die seit Linn& bestehende Kluft zwischen Cryptogamen und Phanerogamen zu über- brücken. Auch wird dem Leser hierbei Gelegenheit, die wesent- lichsten Momente der vorhergehenden Darstellung repetitorisch zu- sammenzufassen und das Verständniss der folgenden zu vertiefen. Was von den Blüthenpflanzen zum Verständniss der am Schlusse ge- gebenen Tabelle benöthigt wird, ist auf S. 15—16, resp. 28 und 30 der Einleitung gegeben; für die Gymnospermen verweise ich auf 8. 112. Für die Tabelle sei bemerkt, dass wir von den niederst ent- wickelten Formen, den Bryophyten, aus zu den stufenweise sich höher organisirenden Pteridophyten, Gymnospermen und Angiospermen aufsteigen. Man beachte dabei, dass die für die Moose und Farne (auf S. 88—89 resp. 98—99) unterschiedene erste, die Geschlechts- generation, in der Entfaltung ihrer vegetativen Organe mehr und mehr zurückgeht, d. h. es treten die nicht an dem Geschlechtsacte betheiligten Organe an Masse zurück, während die Sonderung nach den Geschlechtern in den Vordergrund tritt. Bei den Moosen ist die Moospflanze selbst der augenfällige Vertreter der ersten Genera- tion. Ihr ist „homolog“* das weniger auffällige, aber noch selbstständig lebende Farnprothallium, welches bei den heterosporen Formen Selaginella) schon rudimentär wird. Bei den Gymnospermen ist das männliche Prothallium rudimentär, nur noch durch 1—3 Zellen im Innern des Pollenkornes angedeutet, während das weibliche Prothallium als Endosperm einen Gewebekörper ohne Blattgrün bildet. Bei den Angiospermen sinkt endlich das männliche Pro- thallium auf eine hautlose Zelle im Pollenkorne, das weibliche Pro- thallium auf die drei Antipoden herab. Die zweite Generation nimmt im Gegensatz zur ersten beständig an reicherer Entfaltung zu. Bei den Moosen ist sie durch das un- scheinbare Sporogon repräsentirt; diesem ist homolog die Farnpflanze, der &ymnosperme Baum und die angiosperme Pflanze. 108 -UPEMZ Op UL UOLNWAIDURFK) 94519 oIp okaqwr Aop ydnuyyıoa uaspyg uoje uf aopusum 10Jun uoyays opus -sdunpPJoTnyuzf uopuoyo3ioaıay Aapuzurs sung op ‘oytoyy aus of ur aopuzur uaqou oppiqeg uadopowoy op uayags OljogqeL A9p ur yowsokaqwrf Uo]J]oT yoBsoAıquurg uojod oaodsoaywy Srodsorsyim arodg aaodg | | | | | | (uore1ousn) umpmag AOBsuo][od ummao yOBsuoffog Junuwsodsonyun umwwerodsoayin unduwıodg yowsuatodg EANHENEYN] * Die 3 ne 5 Eee | | uorw.douen vuriwdsorduy Be al Et ae oyamz okıqum ofıqurg ofıqur ofaqum oSıqum A OIPZIHL vwunodg aıyydsog vwwaodg Jeagydsog prozoyuwasdg| arydsog prozopzunedg | auyydsog prozopzwaodg | i | | | | | | uopısıousg "TyPsue]fod -uooypıy yonepypsuspjogfuosoysry wurproyjuy uodayaıy umıptaoyguy | uosoypay umıpraoyguy (uorwaouod x F ® = # Br 2: sSYPOTLPS9H) NZ ZUR] SOON wore.dauR uopodıyuy Ara yoag Pflwsdsopug) yyoag& puaryjoad Pl yoag& poag P wntjegjoad I | | n H \ eg DIS ypvsoAqwif uo[og yovsoLıquum uojfogd Jpaodsoayem Srodsosyım arodg rodg -uouıodsorsuy | "uauodsouuiy "u9yAydopriagg "uoydiydokag IV. GYMNOSPERMEN. Cycadeen, Coniferen und Gnetaceen. Als Gymnospermen oder Nacktsamige bezeichnet man diejenigen Blüthenpflanzen, deren Samenanlagen nicht in einem geschlossenen Blattgebilde, also nicht wie bei den höheren, weiterhin zu besprechenden Blüthenpflanzen innerhalb eines Fruchtknotens zur Entwickelung gelangen. Die Samenanlagen der Gymnospermen bilden sich vielmehr — wenigstens in den typischen Fällen — auf der inneren Fläche oder an dem Rande meist flach ausgebreiteter Blätter, der „Fruchtblätter‘. Bezüglich dieser liegen die Samenanlagen also frei und offen, unbedeckt, und man hat deshalb die ganze Abtheilung dieser Gewächse die „Nacktsamigen“ genannt. Damit ist nun freilich nicht gesagt, dass die eines Schutzes gegen von aussen kommende Unbilden bedürftigen Samenanlagen ganz frei sich den Blicken dar- bieten. In der Mehrzahl der Fälle sind die Fruchtblätter schuppen- artig entwickelt und schliessen so eng aneinander, dass die weiblichen Blüthen zu mehr oder minder festen Zapfen werden; so besonders in.der Familie der Zapfenträger (Coniferen), zu denen unsere be- kannten Nadelbäume, die Tannen, Fichten und Kiefern, gehören. Die Tannenzapfen dürften jedermann zur Genüge bekannt sein. (Vgl. Fig. 80). In vielen Fällen liegen aber die Samenanlagen fast völlig frei, die Spitze besonderer Zweige besetzend, doch bilden sich selbst in solchen Fällen schützende Hüllen, häutige Schuppenblättchen, nach Art von Knospenschuppen an dem Grunde der Samenanlage aus. Auch die den Blüthenstaub erzeugenden Blätter, die Staubblätter, entbehren in der Regel des Schutzes durch eine besondere Blüthen- hülle. Sie sitzen frei in Quirlen oder in spiraliger Anordnung an einer Blüthenstandsaxe und tragen die Pollenfücher — Pollensäcke — meist zu mehreren auf ihrer Rückenseite. Sehr bedeutungsvoll ist für die systematische Stellung der Gymno- spermen die Bildung des Eiapparates in der Samenanlage. Der Kern derselben entwickelt in einer oder in mehreren grossen Zellen, den Embryosäcken, ohne dass ein Befruchtungsact vor sich gegangen Ist, einen fleischigen Gewebekörper, das Endosperm oder Nährgewebe). An diesem entstehen flaschenförmige, in den Gewebekörper ein- !) Das Endosperm der Gymnospermen ist ein dem Prothallium der Pterido- phyten gleichwerthiges („homologes“) Gebilde. Siehe die Tabelle auf S. 108. 112 Gymnospermen. gesenkte Gebilde — Archegonien!) — in deren Bauchtheile die zu befruchtende Eizelle, die Oosphäre, der Befruchtung durch das Plasma des Pollenschlauches harrt. Nach der Befruchtung wächst die Ei- zelle zum Keimling heran, welcher an seinem oberen Ende zwei oder mehrere, bisweilen viele Cotyledonen (Keimblätter) trägt. Die Abtheilung der Gymnospermen umfasst drei wohl begrenzte Familien: I. Cycadeae, farnähnliche, bisweilen hochstämmige, unver- zweigte Gewächse — Farnpalmen — mit zweihäusig ver- theilten Blüthen. II. Coniferae, reichverzweigte, hochstämmige Holzpflanzen, in ihren typischen Formen als Nadelhölzer bekannt, meist mit einhäusigen Blüthen. ; III. Gnetaceae. Pflanzen von eigenartigem Aussehen, mit zwei- häusig vertheilten Blüthen. Die männlichen Blüthen mit Blüthenhülle (Perigon) ausgestattet, daher eine Mittelstellung zwischen Nacktsamigen und Bedecktsamigen einnehmend. Nur die beiden erstgenannten Familien kommen hier in Betracht. * Cycadeen. Die nur wenige Gattungen (Oycas, Zamia, Dioon, Encephalartos, Ceratozamia und einige andere) umfassende Familie der Cyeadeen vereinigt palmenähnliche Gewächse mit knolligem oder unverzweigtem, meist niedrigem und relativ diekem, seltener baumartig-schlankem Stamme, an welchem der Mangel jeglicher Borken- und Rindenkork- bildung charakteristisch ist?). Es wird nämlich die gesammte Stamm- oberfläche (wenigstens in der Jugend) ohne Unterbrechung von den dicht gedrängten, stets spiralig angeordneten Blättern bedeckt. Die Blätter sind von zweierlei Art. Die endständige Stammknospe en zeugt zunächst eine grössere Zahl sitzender, etwa 5 em langer, leder- artiger oder holziger, brauner und flacher Schuppen (Niederblätter), denen periodenweise grosse, eine schöne Laubkrone bildende Wedel, die Laubblätter, folgen, unter deren Schutze die endständige, vM Jüngeren Schuppen zapfenartig bedeckte Stammknospe sich fortbildet, .) Die Archegonien der Gymnospermen nannte man früher Corpuseula Uebrigens merke man sich bei dieser Gelegenheit, dass Archegonien nur bei Bryophyten, Pteridophyten und Gymnospermen vorkommen. Man kann mei i Bryophyten, Pteridophyten und Gymnospermen auch unter dem Namen A g 2a ae anlagen. ilie ‘ e een sind bei uns nicht officinell. Nichtsdestoweniger diese FAN wegen ihrer Wichtigkeit für die vergleichende Betrachtung hier behandelt wer Cycadeen. 113 um erst nach längerem Intervall (oft nach einem oder zwei Jahren) eine neue Laubblattrosette auszubilden. Die ausserordentlich regelmässigen, einfach gefiederten Laub- blätter tragen an der 1—3 m langen Hauptrippe (Spindel) harte, lederartige, graugrüne oder glänzend dunkelgrüne, ganzrandige oder dorniggezähnte Fiedern, welche sich selten genau rechts und links gegenüberstehen; einer Fieder rechts folgt erst etwas höher eine solehe links, so dass sich das Blatt scheinbar nach dem Schema einer Wickel- dichotomie (vgl. Fig. 39, 2 a) aufbaut. In der Knospe ruht jedes Laub- blatt oder jede Fieder desselben ähnlich wie die Wedel der Farne von der Spitze nach der Basis hin eingerollt (in „eireinativer“ Knospen- lage). Die Entfaltung geschieht basifugal, d. h. die unteren Fiedern können schon nahezu völlig entfaltet sein, während die oberen noch in der Knospenlage verharren. Die Anlage der Fiedern erfolgt jedoch meist basipetal. Die Geschlechtsorgane werden auf be- sonders gestalteten Blättern entwickelt. Die Staubblätter sind bei der hier allein in- teressirenden Gattung Cyecas 7—8 cm lange Schuppenblätter, welche an ihrer Un- terseite zahlreiche Pollensäcke in Gruppen von 3 bis 5 tragen. (Fig. 69, 2). Sie bilden in ihrer Gesammtheit einen 30-40 em langen Zapfen, welcher als männliche Blüthe oder als männlicher Blüthenstand zu bezeichnen ig, 69. Fruchtblatt und ist. Die Fruchtblätter sind flächenförmig Staubblatt von Cyeas eir- Mens Fiederblätter von 20—25 em re ah nge, etwa handgross; die unteren Fie- anlagen (e). 2. Staubblatt dern gehen an ihrem Scheitel in je eine er er & er völlig nackte, nur von einer Hülle (Inte- e Peer Potonis, Elem.) gument) umgebene Samenanlage aus, welche noch vor der Befruchtung bis zur Grösse einer Pflaume heran- wächst, nach derselben aber zu einem Samen von der Grösse eines mittleren Apfels ausreift. Säümmtliche Fruchtblätter ersetzen, an- fänglich zapfenartig zusammenschliessend, eine Laubblattrosette, deren Scheitel aber später von Neuem Schnppenblätter und Laubblattkronen bildet. Es findet hier normal eine „Durchwachsung“ des weiblichen Zapfens statt. Die hier nicht interessirenden übrigen Gattungen tragen mehr oder weniger schildförmig entwickelte Staub- und Frucht- blätter, letztere mit zwei Samenanlagen. Die männlichen Zapfen Sind den weiblichen äusserlich mehr oder minder ähnlich und lassen sich ihrer Form nach mit dem Fruchtstande der Equisetaceen ver- gleichen. Alle Cycadeen sind zweihäusig. ; Aus der hier gegebenen Schilderung der Familie ergeben sich ' um Theil zugleich die Merkmale der Gattung: Müller, Medieinalflora. 8 114 Gymnospermen. (yeas. Bäume mit säulenförmigem, dauernd von Blattschuppen bedecktem Stamme, einfach gefiederten Blättern und in der Jugend eingerollten Blattfiedern mit nur einem Mittelnerven. Die grossen männlichen und weiblichen Zapfen sind endständig, die letzteren werden normal von der Stammaxe durchwachsen. Fruchtblätter nicht schildförmig, mehr oder weniger deutlich gefiedert, beiderseits an dem verbreiterten Stiele 2—4 Samenanlagen tragend. Diese stellen ein gerades, hori- zontal abstehendes oder aufrechtes Ovulum mit einem Integument dar. Same steinfruchtartig, mit mehlig- fleischigem Nährgewebe, welches den geraden Embryo umschliesst. Be- wohner des tropischen Asiens, Austra- liens und Polynesiens. Oycas circinalis L., ein bis 10 m hoher Baum Ostindiens (Fig. 70), trägt bis3 m lange Blätter, deren zahlreiche bis 25 cm lange, schmallanzettliche, fast sichelförmige Fiedern am Rande flach auslaufen. Die untersten Fiedern sind zu spitzen Blattstieldornen ver kürzt. Die Fruchtblätter deuten nur durch zahnförmige Einschnitte ihres oberen Spreitentheiles eine Fie- derung an (Fig. 69, 1). Fig. 70. Cycas eireinalis. Oycas revoluta L.,: ein DE (Aus Potonie, Elem.) wenige Meter hoch werdender Baum, ist durch die schmal-linealischen, spitzigen, oberseits glänzend dunkelgrünen, am Rande zurückgerollten („revoluten“) Fiedern seiner Laubblätter und durch die braunfilzigen Fruchtblätter mit tief fiederspaltiger Spreite ausgezeichnet. Im süd- lichen Japan einheimisch, durch Cultur in den eivilisirten Ländern weit verbreitet, ist diese Art bei uns als Zierpflanze wegen ihrer schönen Wedel beliebt, welche namentlich decorativen Zwecken bei Leichenfeierlichkeiten (als „Palme des Friedens“) dienen. | Sr Die genannten Arten sowie einige andere werden in ihrer Heimath vielseitig verwerthet. Das stärkereiche Mark der Stämme liefert einen groben Sago, weshalb die Cycadeen fälschlich als „Sagt palmen“ bezeichnet werden. = Coniferen. 115 Coniferen. Die Familien der Coniferen oder Zapfenträger werden dia- gnostisch dadurch gekennzeichnet, dass von den meist einhäusig ver- theilten Blüthen die männlichen nur aus Staubblättern gebildet werden, welche kätzchenförmig an gemeinsamer Axe gehäuft stehen. In der Regel stellt sich jedes einzelne Staubblatt dar als eine excentrisch ge- stielte Schuppe, welche auf ihrer Unterseite 2, 3 und mehr, ja bis 20 einfächerige Pollensäcke trägt, welche sich durch einen queren oder längsgerichteten Riss öffnen!). Die männlichen Kätzchen sitzen bis- weilen traubig gehäuft an gemeinsamer Hauptaxe, welche nach der Blüthezeit den vegetativen Spross fortsetzt. Die weiblichen Blüthen bestehen in der Regel nur aus schuppenförmigen oder schildförmigen Fruchtblättern, welche in ihrer Achsel oder auf der Innenfläche oder auf einem besonderen Auswuchse die Samenanlagen tragen, deren Zahl je nach Geschlecht und Art wechselt. Sämmtliche Frucht- blätter pflegen zu einem Zapfen zusammenzuschliessen. Sie werden zur Fruchtreife mehr oder minder holzig, in einigen Fällen beeren- artig fleischig (so beim Wachlolder, Juniperus, hier auch wohl „Zapfenbeeren“ genannt). Die holzigen Zapfen öffnen die Schuppen in verschiedener Weise. Die beim Oeffnen freigelegten Samen sind oft mit grossem, häutigem Flügel versehen. In selteneren Fällen entwickeln sich die Samenanlagen an Zweigspitzen einzeln oder paarig, auch wohl in grösserer, obwohl immerhin geringer Anzahl und werden dann durch fleischig werdende Integumente beerenartig. Was die vegetativen Verhältnisse betrifft, so sind alle Coniferen reich verzweigte, ausdauernde Holzgewächse von buschigem oder hochstämmigem Wuchs. Man erinnere sich unserer Nadelbäume als der besten Beispiele. Die fast stets einfachen, oft nadelförmigen Blätter stehen spiralig (nach höheren Blattstellungsgesetzen) oder in abwechselnden 2-, 3- oder mehrblättrigen Quirlen. Fast alle ormen sind reich an Harzen und ätherischen Oelen. Von den etwa 350 bekannten Arten gehören die meisten den Semässigten Zonen an, doch steigen einige bis in die alpinen Re- gionen und in die kalten Zonen. Viele Formen bilden grosse und werthvolle Waldbestände, die den physiognomischen Charakter grosser nderstrecken bestimmen. : Die Eintheilung der Familie in Unterfamilien hat mannichfache Wandlungen erfahren. Die ältere von Parlatore gegebene Glie- ee I ') Die Staubblätter vieler Coniferen erinnern lebhaft an die fruchtbaren Blätter der Equisetaceen; auch hier sitzen die Sporensäcke auf der Unterseite "childförmiger Blätter. 8*+ 116 Gymnospermen. derung ist die relativ einfachste. Er unterscheidet zwei Haupt- abtheilungen : I. Abietineae, monöeisch, mit vollkommener Zapfenbildung. I. Taxineae, monöeisch oder diöcisch ohne Zapfenbildung. Später gab Eichler die folgende übersichtliche Gruppirung: a. Taxineae. Weibliche Zapfenbildung fehlend oder unvoll- kommen. Hierher Tazus. b. Cupressineae. Zapfenbildung vollkommen. Zapfen- schuppen in Quirlen, wie die Laubblätter. Samenanlagen aufrecht. Hierher Juniperus, Cupressus, Thuja (der Lebensbaum). ce. Abietineae. Zapfenbildung vollkommen; Zapfenschuppen spiralig, wie die Laubblätter (Nadeln) geordnet. Jede Zapfenschuppe gliedert sich in zwei übereinanderliegende Gebilde (Deckschuppe und Fruchtschuppe), welche mehr oder minder eng mit einander ver- schmelzen. Die auf der Fruchtschuppe sitzenden Samenanlagen sind umgewendet. Hier die Gattungen Pinus (Kiefern), Picea (Fichten), Abies (Tannen), Larix (Lärchen) u. a. Die neueste von Eichler gegebene Uebersicht geht zunächst auf die ältere Zweitheilung zurück. Die Gliederung ist folgende: I. Pinoideae. Zapfen vollkommen; Samenschale holzig, lederig oder knochenhaıt. Blätter und Zapfenschuppen spiralig, Samenanlagen um- gewendet: 1. Abietineae Blätter und Zapfenschuppen gegen- oder quirlständig, Samenanlagen aufrecht: 2. Cupressinea®. I. Taxoideae. Zapfenbildung unvollkommen; Frucht meist auf nackte Samen redueirt. Same mit fleischigem äusseren Integu ment (Arillus) oder mit pflaumenartiger Schale. Samenanlage umgewendet 83. Podocarpea®. Samenanlage aufrecht 4. Taxeae. Wir schliessen uns für die folgende Darstellung dieser Ein- theilung an und besprechen zunächst die Unterfamilie der | Abietineen. Die in der vorhergehenden Uebersicht definirte Gruppe der Abietineen ist von Eichler nach der Gestalt der weiblichen Frucht schuppe und nach den Eigenheiten der Samenanlagen in drei Unter“ gruppen zerlegt worden, von welchen uns nur die beiden ersten IM ‚teressiren. Die erste derselben, die bei uns nicht heimischen | Araucariinae haben einfache Fruchtblätter, welche auf ihrer # . Coniferen. 117 Innenseite nur eine einzige, umgewendete Samenanlage führen, während die Abietinae, zu welchen fast alle unsere heimischen Nadelholzbäume gehören, ihre weiblichen Zapfen aus zweierlei Schuppen aufbauen. Statt des einfachen Fruchtblattes tritt eine „Deckschuppe“ und über dieser eine meist viel grössere „Frucht- schuppe“ auf. Letztere trägt auf ihrer Innenseite zwei umge- wendete Samenanlagen. Zur Untergruppe der Araucariinen gehört die hier zu nennende: 1. Dammara alba Rumph. Die Gattung Dammara Lamb. (Agathis Salisb.) umfasst harz- reiche, immergrüne, hochstämmige Bäume der malaiischen Inseln, der Philippinen, Polynesiens und des nördlichen Australiens. Die leder- artigen, flachen, ziemlich breiten, am Grunde stielartig verschmälerten Blätter bedecken die Hauptäste und den jungen Stamm allseitig, stellen sich aber an den Zweigen mehr oder weniger deutlich zweizeilig, fast gegenständig (Fig. 71). Von den fast durchgehends zweihäusig vertheilten Blüthen sind die männlichen als oval-längliche, blatt- achselständige Kätzchen mit zahlreichen Staubblättern entwickelt (Fig. 71, B). Jedes einzelne Staubblatt stellt sich dar als breit endende Schuppe, welche unterwärts stielartig verschmälert ist. Auf dem Rücken der Schuppe sitzen 5—15 längliche Pollensäcke an (Fig. 71, C und D). Die weiblichen Zapfen sind kugelig-eiförmig, etwas gedrückt, endständig. Die einzelnen Zapfenschuppen sind lederartig und schliessen sehr eng dachziegelig an einander. Die voll- ständig freie Samenanlage ist einseitig oder ungleich beiderseitig ge- flügelt. Zur Reifezeit lösen sich die einzeln abfallenden Zapfen- schuppen, um die geflügelten Samen fallen zu lassen. Der Keimling nur zwei Keimblätter. Von den wenigen bekannten Arten ist officinell Dammara alba Rumph (— Dammara orientalis Lamb., Agathis‘ Dammara Rich., Agathis alba), ein auf den malaiischen Inseln und den Philippinen bis 30 m Höhe erreichender Baum mit eiförmig- lanzettlichen, 6—12 em langen und bis 4 cm breiten, an den Zweigen Segenständigen, festen Blättern. Die undlichen Zapfen werden bis faustgross (Fig. 71). i Die sehr harzreichen Bäume liefern das farblose oder gelblich durchsichtige Dammarharz, die Resina Dammar Ph. 6. IL 225. Dammara australis Lamb. (— Agathis australis Salisb.), die Kaurifichte, ein bis 60 m hoher Baum Australiens und Neu-Seelands, ünterscheidet sich von der vorgenannten Art durch viel kleinere, starre Blätter, welche auch an den Zweigen spiralig ansitzen; auch die Zapfen der Kaurifichte sind kleiner als bei der vorigen Art. von den Bäumen stammende, in mächtigen Klumpen auf und 118 Gymnospermen. im Boden der Kauriwälder anzutreffende Harz kommt als Kauri- Kopal in den Handel. Fig. 71. Dammara alba Rumph. A. Ein zapfentragendes Zweigstück, dahinter ein Blattzweig. 2. Ein eich Zapfen erg Gr). ©. Ein Staubblatt von der Seite, D im Querschnitt. Z. Längsschnitt durch eine Zapfenschuppe Iter eine der auf ihrer Innen(Ober-)seite liegenden Samenanlagen. F. Ein geflüge : Same. (Nach Eichler in Engler-Prantl.) Wahrscheinlich ist das als Resina Dammar in den Handel kommende Dammarharz verschiedenen Ursprungs. Die Pharmacopo® giebt ausser Dammara-Arten noch Hopea micrantha und Hope“ splendida, zwei Dipterocarpaceen an, ihr Autor fügt aber bezüglich weiterer Stammpflanzen noch die treffende Bemerkung hinzu: nescio an etiam aliae arbores in India meridionali nascentes. Aus der Gruppe der Abietinae sind mehrere Gattungen hier zu besprechen, welche früher meist unter dem gemeinsamen Namen Pinus zusammengefasst wurden, und noch heute nennen viele Br Coniferen. 119 taniker aus diesem Grunde die Abietinen lieber die Pineen. Gemein- same Charaktere liegen in den einhäusigen Blüthen, von denen die männlichen aus Staubblättern sich aufbauen, deren Pollensäcke der unteren (äusseren) Seite des filamentartigen Theiles längs angewachsen sind. Die immer in der Zweizahl vorhandenen Pollensäcke öffnen sich mit je einer entweder längs- oder schräg- oder quergerichteten Spalte. Die Pollenkörner sind meist mit zwei blasigen Aussackungen ihrer Aussenhaut („Flugblasen“) versehen. An den weiblichen Zapfen sind Deek- und Fruchtschuppe stets nachzuweisen, doch wechseln die Grössenverhältnisse beider je nach der Gattung. Die Differenzirung beider Schuppen kann ausserdem im Alter durch Verwachsung beider sehr verwischt werden. Erwähnung verdienen hier die Gattungen Pinus, Larix, Picea und Abies. Die diagnostische Uebersicht über diese liefert der folgende Schlüssel: A. Durch Sprosse von zweierlei Art (durch „Lang-“ und „Kurz- triebe*) sind ausgezeichnet: 1. Pinus. Langtriebe mit schuppenförmigen, häntigen Niederblättern besetzt. Die Kurztriebe bringen ausser einigen häutigen Schuppen nur wenige wintergrüne Nadeln (je nach der Art 2—9) hervor. 2.Larix. Lang- und Kurztriebe mit weichen, nadel- förmigen, sommergrünen Blättern besetzt. Die Nadeln der Kurztriebe in grosser Zahl büschelig bei einander, . “ . [73 3 B. Sprosse von nur einerlei Art (nur „Langtriebe*) kenn zeichnen: 3. Pieea, mit vierkantigen, wintergrünen Nadeln und hängenden Zapfen mit stehenbleibenden Schuppen, d. h. Zapfen ganz abfallend („Tannenzapfen*). 4. Abies, mit flachen, wintergrünen Nadeln und auf- rechten Zapfen, deren Schuppen sich zur Reifezeit von der auf dem Baume sitzenbleibenden Zapfenspindel einzeln ablösen und abfallen. Wir besprechen hiervon eingehender die Arten der Gattung: 2. Fa E Die Gattung Pinus_L. im engeren Sinne umfasst die als Kiefern oder Föhren bekannten, äusserst harzreichen Nadelbäume. Ihre männlichen Blüthen sind von einer grundständigen. Schuppenhülle umgeben. Die einzelnen Staubblätter enden mit aufwärts gerichtetem schüppchen und tragen auf der Unterseite zwei der Längenach aufspringende Pollensäcke. Die weiblichen Zapfen sind eiförmig es 120 Gymnospermen. läuglich, anfänglich geschlossen. Sie bleiben zwei bis drei Jahre auf dem Baume, ehe sie völlig ausgereift sind, um dann als ganze Zapfen mit klaffend gespreizten Schuppen auf den Boden zu fallen („Kienäpfel“) Fig. 72. Jede Zapfenschuppe entsteht aus einer mit Fig. 72. Weibliche Zapfen von Pinus silvestris (nahezu nat. Gr.). 4. Zapfen vor der Samenreife mit geschlossenen Schuppen. 2. Zapfen zur Samenreife mit klaffend spreizenden oberen Schuppen. (Nach Willkomm.) dem Altermehr und mehr verküimmernden Deckschuppe und einer viel grösseren, holzig werdenden Fruchtschuppe, welche gewöhnlich keil- förmig-prismatisch geformt ist und nach aussen mit fast rhombischer Fläche endet, auf welcher sich ein sogenannter Nabelfleck markitt, welcher bisweilen in eine hervorragende Spitze ausgezogen ist. In den Achseln der spiralig gestellten häutigen Blätter der Langtriebe entwickeln sich die sehr kurzen Zweige (Kurztriebe), welche die meist kräftigen Nadeln erzeugen. Jeder Kurztrieb hebt mit häutigen Schup- penblättern an, aus welchen sich die grünen Nadeln, je nach der Art, zu zweien, dreien oder bis zu sieben und neun hervorschieben. Der Rücken der Nadeln pflegt convex g& wölbt zu sein. Von den etwa 70 bekannten, fast ausschliesslich der nördlichgemässigten Fi TE Kin Kurkikeh Zone angehörenden Arten sind zu merken: der Kiefer, Pinus silvestris, 1. Pinus silestris L, unsere gemeine san Ich zwei Nadeln Kiefer, ein bei uns verbreiteter Waldbaum nei ee a ng mit anfänglich pyramidaler, später unregel- blattschuppen zusammen- mässig schirmförmig ästiger Krone. Die ragen ren Links kräftigen spitzen Nadeln stehen zu Paaren Querschnitts- . A : i bild eines Nadelpaares, vereint und legen sich mit flachen Seiten (Nach Willkomm.) in der Knospe an einander (Fig. 73). Die Coniferen. 121 eonvexe Aussenseite der Nadel ist dunkelgrün. Die männlichen Blüthen mit ihren schwefelgelben Pollensäcken stehen büschelig am Ende der Langtriebe gehäuft (Fig. 74). Die weiblichen Zapfen sind anfänglich kugelig, krümmen sich aber schon im ersten Jahre deutlich abwärts. Sie nehmen bald spitzkegelförmige Gestalt an, werden dunkelgrün und zeigen die rhombischen Felder der Zapfen- schuppen sehr deutlich. Jedes Feld erhebt sich pyramidenförmig und endet mit einem stumpfen Nabel (Fig. 73, A). Die reifen Zapfen sind graubraun, ganz stumpf); es spreizen besonders die obersten Schuppen weit auseinander (Fig. 73, B). Die mit häutigem Flügel versehenen braunen Samen sind klein, etwa 3 mm lang. Die Kiefer ist einer der wich- tigsten Waldbäume. Sein Holz („Kien- holz“) findet mannichfache Verwen- dung, besonders als Bau- und Brenn- holz. Das aus den Wundstellen des Stammes ausfliessende und an der Luft festwerdende Harz bildet den gemeinen oder deutschen Terpen- tin, aus welchem das ofhieinelle Ter- pentinöl, das Oleum Terebin- thinae Ph. G. IL. 204°), durch Destilliren gewonnen wird. Der Destillationsrückstand bildet das Co- lophonium oder Geigenharz. Fig. 74. Pinus silvestris; Zweig- stück, an dessen linkem Triebe männliche Zapfen dicht gedrängt stehen. Links oben ist ein sol- cher Zapfen mit häutigem Schup- penblatt vergrössert dargestellt, daneben ein Staubblatt mit zwei längsgeöffneten Pollensäcken. Die jungen weiblichen Zapfen sind am rechten Triebe des Zweigstückes dargestellt. Zwei etwas ältere weibliche Zapfen sitzen am unteren Ende des Zweigstückes. Rechts neben ihnen ist eine junge Zapfen- schuppe mit den beiden Samen- anlagen, etwas höher eine alte Schuppe mit zwei geflügelten Samen dargestellt. Als Theer, Pix liguida Ph. G. I. 211 s. Resina empy- “eumatica liquida Ph. G. II. 340 bezeichnet man das durch 'toekene Destillation des Holzes gewonnene Produet, aus welchem Aqua Picis Ph. G. II. 33 bereitet wird. Durch Schmelzen des Tohen Terpentins in Töpfen erhält man das P ech. Durch Ver- brennen des „kienigen* Holzes und der Destillationsrückstände des Terpentins erhält man den Kienruss (Fuligo). 4 Die erste Ausgabe der Pharmacopoea germ. schrieb ausserdem ) Stumpf im G i änzend, N ‚Die elle Pie Pr gl Bere betrefis der Stammpflanzen des Punenfins und des Ol. Terebinth. an: Abietinene, praecipue Pinus Pinaster et es ‚ resp. Pinus Pinaster et Pinus australis et Pinus Taeda. » 122 Gymnospermen. als offieinell vor: Turioness. Gemmae Pini, die jungen Kiefern- schosse, aus welchen die Tinetura Pini composita bereitet wurde; ferner sind dort noch aufgeführt die Resina Pini s. Re- sina communis vel Pix burgundiea, das Colophonium und die Pix navalis s. nigra v. Pix Pini v. Pix solida, Fig. 75. Pinus montana. Links ein Zweig mit weiblichem Zapfen, rechts ein Zweigstück mit vielen männlichen Zapfen. Links unten ein geflügelter Same. welche zur Herstellung verschiedener Pflaster dienten. 2. Pinus.montana Mill. (= Pinus Pumilio Hünke), die Zwergkiefer, auch Krummholzkiefer, Legföhre, Latsche u. s. w. genannt, ist ein mit der gemeinen Kiefer nahe ver wandter Baum der subalpinen Re- gionen der mitteleuropäischen Gebirge, von den Pyrenäen bis zum Kaukasus. Er kommt in verschiedenen Varietäten vor; so als Hakenkiefer, Pinus und nata Ram., als Zwerg- oder Krumm- kiefer (Knieholz), Pinus Pumilio Hänke, und als Mugokiefer, Pins Mughus Seop. (Fig. 75). Die Unterscheidungsmerkmale lie- gen zunächst in der Wuchsform. Ent- weder liegen die Stämme vielfach hin und hergebogen auf dem Boden der Gebirgsmoore oder hängen über die Felshalden steiler Berglehnen herab, mit ihren aufstrebenden Fig. 76. Pinus montana. @ Reifer weiblicher Zapfen von der Seite, 5 von unten her gesehen. Aesten ein dichtes Buschwerk bildend, oder der Stamm legt ie nur unterwärts über den Boden hin, um sich weiterhin mit pr midaler Krone als deutlicher, aufrechter Hochstamm zu erheben. Die Kurztriebe sind zweinadlig wie bei der gemeinen Kiefer, die Nade aber für gewöhnlich kürzer, gedrungener, auch stumpfer, oft. sichel . Co niferen. 123 förmig gekrümmt, grasgrün und stehen dicht gedrängt. Die Knospen- schuppen sind schön hellroth oder carminpurpurn. Die in der Jugend aufrechten weiblichen Zapfen sind reif glänzend braun, fast wie polirt aussehend. Ihre Grundfläche ist nahezu eben, der ganze Zapfen er- scheint von der Spitze nach der Basis hin gedrückt-eiförmig (Fig. 76). Das aus den jungen Trieben gewonnene „Latschenkiefernöl* oder „Krummholzöl* (Oleum templinum) war früher offieinell. Das vielfach angepriesene „Kiefernadelöl“ (Tannenduft) ist angeblich ein Destillationsproduet der Nadeln von Pinus Pumilio. 3. Pinus Larieio Poir., die Schwarzkiefer, ist ein durch ganz Südeuropa, von Spanien bis zum Schwarzen Meere, nördlich bis zum Wiener Walde, theilweise weite Bestände bildender Baum mit starkem, bis meterdickem Stamme. Die kräftigen, spitzen, dunkelgrünen, rauh- kantigen Nadeln von bedeutender Länge (meist 9—10 em), in manchen Fällen bis fast handlang (16 cm) werdend, stehen wie bei der gemeinen Kiefer zu zweien bei einander. Die kräftigen, bis 10 cm, also etwa fingerlangen Zapfen sind länglich-eiförmig, gelbbraun (Fig. 77). Die Schuppen enden flach pyramiden- förmig mit grossem Nabel. Die Samen sind wie bei der Kiefer geflügelt. Der offieinelle Terpentin, Te- rebinthina Ph. G. IL 268 wird hauptsächlich von Pinus Laricio durch Anbohren des Stammes ge- wonnen, 4. Pinus Pinaster Sol. (— Pinus maritima Poir.), die Seestrandskiefer oder Igelföhre, ist ein im westlichen Mittelmeergebiete, besonders in Süd- frankreich weitverbreiteter Baum mit bis 30 m hohem und weit iiber meterdieckem Stamme und pyra- midaler, sich wenig abwölbender Krone. Seine Nadeln sind ausser- ordentlich kräftig, 12—20 em lang und bis 2 mm breit, beiderseits glänzend grün, stachelspitzig, halbrund, besitzen aber keine rauhen Kanten. Die schief abwärts gerichteten oder hängenden Zapfen (Fig. 78) sind länglich oder ei-kegelförmig, stumpf. Die einzelnen chuppen enden hoch-pyramidenförmig, ihre Spitze mit dem Nabel weit rückwärts biegend. Die grossen bis 8 mm langen Samen sind geflügelt, Der Baum liefert wie Pinus Laricio die ofhieinelle Terebin- thina Ph. G. II. 204 und das daraus gewonnene Oleum Tere- Dinthinae Ph. G. II. 204. Fig. 77. Zapfen von Pinus Laricio. 124 Gymnospermen. 5. Pinus halepensis Mill., die Aleppoföhre, vertritt die vorge- nannte Seestrandskiefer in den östlichen Mittelmeergebieten, be- sonders in Kleinasien. Sie steht der Seestrandskiefer so nahe, dass Fig. 78. Weiblicher Zapfen von Pinus Pinaster, Fig. 78a. Zapfenschuppen von Pinus Taeda mit dornig bespitztem Nabel, A von der Unterseite, 3 von der scharfkantigen Seite der Schuppe her, C von vom gesehen. sie von den Botanikern meist gar nicht als besondere Art anerkannt wird. 6. Pinus Taeda L., die Weihrauch- kiefer, bildet grosse Waldbestände Ame- rikas, von Florida bis Nordcarolina. Ihre 16—20 cm langen, spitzen Nadeln stehen zu dreien beisammen und flachen sich daher dreikantig ab (ihre Rückenfläche ist gewölbt). Die Kanten sind etwas rauh. Die einzeln oder zu 2—5 gehäuft an- sitzenden, nicht gestielten Zapfen sind ei- förmig, kegelig, 8—10 cm lang, gelbbraun, Der Nabel der Zapfenfelder ist dornig bespitzt (Fig. 78). Liefert ebenfalls offieinellen Terpen- tin, Terebinthina Ph. G. H. 204 s0- wie Terpentinöl, Ol. Tereb inthinae Ph. G. DO. 204. Das Colophonıium Ph. G.D. 62 s. Resina ecolophonium Ph. G. H. 340 stammt vorzüglich von dieser Art und der folgenden. 7. Pinus australis Michx., die Besen- kiefer (Yellow Pine, Pitch Pine oder Broom Pine der Amerikaner) ist ein von Florida bis Virginien verbreiteter ‚DRME aus der Taeda-Gruppe; seine Nadeln stehen also wie bei der vorigen Art zu dreien bei einander. Die Kanten der Nadeln sind rauh, stachelspitzig, bis 35 em lang. Die Schuppen der bis 20 em langen, eylindrisch-kegelförmigen, hängenden 5 fen enden erhöht pyramidenförmig, Eur querem Kiel und breitem, gekrümm stachelspitzigem Nabel. ; Liefert Terpentinöl und Colophonium. Vgl. die vorige Art. an . 2 n 1 Von denjenigen Pinus-Arten, deren Nadeln zu mehr als Ar vereinigt sind, mag die in Nordamerika von Canada bis zu den er ghanies heimische, bei uns als Zierbaum beliebte Weymouthskiefer, Coniferen. 125 Pinus Strobus L., ein bis 50 m Höhe erreichender Baum genannt werden. Seine Nadeln sind zu Büscheln von je fünf vereinigt äusserst schlank und dünn, sehr biegsam, 6—10 em lang, auf dem Rücken grün, ihre Seitenflächen weisslich. Die bis 15 cm langen, schlanken Zapfen tragen lockere Schuppen mit endständigem Nabel. Der Baum liefert Terpentin wie viele andere hier nicht näher zu besprechende Arten. Auch Europa hat eine hierhergehörige Art als Repräsentanten aufzuweisen, die in den Alpen und Karpathen, auch im nördlichen Ural und in Sibirien verbreitete Zirbelkiefer oder Arve, Pinus Cembra L. Ihr mehr als 20 m Höhe und mehr als 1!/g m Dicke erreichender Stamm trägt eine im Alter unregelmässig umgrenzte Krone mit reicher, dichter Benadelung. Die etwas stumpfen, gekrümmten Nadeln sind nur 4—8 cm lang; sie stehen wie bei der Weymouthskiefer in Büscheln von je fünf bei einander. Die kurz gestielten Zapfen sind eiförmig, stumpf, reif zimmtbraun. Sie umschliessen ungeflügelte, stumpf dreikantige, grosse (über ein em lange) Samen (Zirbel- nüsse“), welche als essbar zu Markte gebracht werden; sie liefern ein früher bei Lungenkrankheiten empfohlenes Oel (Zirbelnussöl). Auch das Harz des Baumes war ehedem als Balsamum carpa- thieum oder „Cedrobalsam“ offieinell. 3. Larix Mill. Die Gattung Larix umfasst etwa 8, als Lärchenbäume bezeich- nete Arten von Nadelbäumen Europas, Nordasiens und Nordamerikas. Der Gattungscharakter liegt zunächst in der Hinfälligkeit der an den Kurztrieben büschelig gehäuft stehenden Nadeln. Die Staubblätter öffnen ihre Beutel mit schiefem oder querem Riss. Die Pollenkörner haben keine Blasenanhänge. Die meist kleinen Zapfen mit lederigen Schuppen reifen schon im ersten Jahre und allen ganz ab. Zur Reifezeit sind die Deekschuppen etwa halb so lang als die am Grunde ausgehöhlten Fruchtschuppen. Von den Arten verdienen Erwähnung: i . „1 Zarix europaca DC. (= Larix deeidua Mill.) (Fig. 79), ein 2 den Alpen und Karpathen heimischer, bis 30 m Höhe erreichen- der Baum mit fast drehrundem, gerade aufstrebendem Stamm, ab- stehenden schlanken Aesten und herabhängenden Zweigen. Die im Frühjahr schön hellgrün hervorbrechenden Nadeln stehen zu 30 ne 40 bei einander, bleiben immer weich und dünn, kaum = cm Länge überschreitend. Viel länger pflegen die an den Langtrieben Stehenden , spiralig geordneten Nadeln zu werden. Die weiblichen = Blüthen sind anfinglich schön purpurroth. Die Zapfen sind ei- 2 ee graubraun und erreichen etwa die Länge eines Finger- es, 126 Gymnospermen. Die Bäume liefern durch Anbohren den venetianischen Terpentin, Terebinthina venetas.laricina, welcher noch in der ersten Ausgabe der Ph. G. als ofhieinell aufgeführt wurde. Er diente zur Herstellung des Unguentum Tere- binthinae compositum. 2. Larix sibirica Ledeb. (= Pims Ledebourii Endl.) ist ein in Sibirien und Nordrussland bis an die nördliche Baum- grenze hin weite Bestände bildender Baum, welcher sich von der europäischen Lärche durch die viel längeren Nadeln (3—5 em) unterscheidet, welche in viel enger ge drängt stehenden Büscheln vereinigt sind. Die hellgrünen weiblichen Blüthen bilden sich zu Zapfen mit wenigen Schuppen aus. Die Deekschuppen sind an der Spitze fast kapuzenförmig zurückgebogen, auch IE N Lars Süropare. Zip: sind die Zapfenschuppen von feinem Haar- fen tragende Zweige. Links filz bedeckt. _. nn Nach Flückiger liefert diese Art 5 Proskschufns a ser einen Theil der in den Handel kommen- geflügelten Samen. den Pix liquida Ph. G. II. 211. 4. Picea Lk. ; Die Gattung Picea umfasst die als „Fichten“ und „Rothtannen“ bezeichneten Nadelbäume, deren Charakter sich zunächst darin aus spricht, das sämmtliche Zweige als spiralig benadelte Langtriebe aus gebildet werden. An dem in der Jugend gerade aufstrebenden Stamme sitzen die Nadeln rings herum gleichmässig vertheilt, dem Stamme fast aufrecht angedrückt (man erinnere sich des Haupt- stammes unseres „Weihnachtsbaumes“). Von Strecke zu Strecke bilden sich in den Achseln solcher Nadeln seitliche Aeste aus, welche einen scheinbaren Astquirl darstellen, dessen einzelne Aeste fast horizontal stehen, oder am Ende schwach aufwärts gebogen sn Die Seitenäste verzweigen sich in einer Ebene. An ihnen stehen die meist kurzen, vierkantigen Nadeln zwar spiralig, doch beugen sie sich zum Theil unter Drehung ihres blattstielartigen Grunde so, dass die Nadeln der Nebenäste nach rechts und links abstehen die Nebenäste sind (namentlich unterseits) deutlich gescheitelt. MW intensiver Beleuchtung wird die Scheitelung der Nadeln oberseils meist undeutlich; die Nadeln beugen sich dann fast durchweg 5 E der Zweigoberseite hin (sogenannte „Doppelfichten“ oder „Dort 7 tannen“ im Sprachgebrauche des Volkes). Die männlichen Blüthen Bi Coniferen. 127 stehen meist einzeln in den Achseln der Nadeln vorjähriger Triebe; die weiblichen Zapfen sind meist endständig (Fig. 80). Für die herabgebogenen oder hängenden, meist schlan- ken Zapfen sind diegrossen, flachen, lederigen Frucht- schuppen charakteristisch, auf deren Rücken die sehr kleinen, am geschlossenen Zapfen nicht sichtbaren Deckschuppen angewach- sen sind (Fig. 80 B). Die paarweise auf der Innen- seite jeder Deckschuppe zur Entwickelung kommen- den Samen (Fig. 80, C und D) reifen schon im ersten Jahre; sie sind mit langem, gerundetem Flügel versehen. Nach dem Aus- fall der Samen fallen die Zapfen ganz zur Erde. Die männlichen Blüthen stehen meist paarweise (rechts und links) nahe dem Ende der vorjährigen Triebe. Die einzelnen Staubblätter tragen auf ihrer Unterseite zwei mit Längsriss sich öffnende Pollensäcke (Fig. 80, E). Die Pollenkörner sind mit Flugblasen ausgestattet. Von den 12 bekannten Arten, welche sich auf die Nördlich gemässigte Zone der Erde beschränken, ist besonders wichtig: Fig. 80. Picea exeelsa. 4A. Weiblicher Frucht- zapfen. B. Eine Zapfenschuppe von der Rücken- seite (Aussenseite); am Grunde ist die kleine Deekschuppe sichtbar. €. Fruchtschuppe von der Innenseite, die beiden geflügelten Samen tragend. D. Ein geflügelter Same. A 2 nahezu in nat. Gr. (Nach Willkomm.) E. Ein Staubblatt von der Unterseite gesehen. Die beiden Pollensäcke haben sich mit je einem Längsspalt geöffnet. . Pieea excelsa Lk., die gemeine Fichte oder Rothtanne. Ihre bis 50 m Höhe und bis 2 m Durchmesser erreichenden, bis 600 E Jahre alt werdenden Stämme sind ausserordentlich gerade, kegel- förmig nach dem Gipfel hin sich verjüngend. Die Krone ist pyra- midenförmig, zugespitzt; ihre Aeste sind fast horizontal und dann bogig aufwärts gekrümmt. Die Rinde ist gelbroth (deswegen „Roth- tannet), Die walzlichen, hellbraunen Zapfen werden 12—16 cm 128 Gymnospermen. lang (vgl. Fig. 80, A). Die Nadeln sind dagegen nur wenig länger als 1 cm. Die im mittleren und nordöstlichen Europa heimische Rothtanne ist einer der wichtigsten Waldbäume. Sie bildet namentlich in un- seren Mittelgebirgen (Thüringen, Harz, Sudeten, ete.) fast aus- schliesslich den Forstbestand und liefert geschätztes Bau- und Werk- holz, Harz und viele andere Producte, unter anderem die Pix bur- gundica der britischen Pharmacopoe. Ueber Terpentin, Terpentinöl, ete. vergleiche die Noten bei Pinus silvestris. Sehr verzwickt ist die Synonymik der Picea excelsa Lk. Je nach der wechselnden Auffassung von Gattung und Art hat man dieselbe auch bezeichnet als Pinus Abies L., Pinus Picea Duroi, Pinus excelsa Lam., Abies excelsa DC. und Picea vulgaris Lk. 5. Abies Juss. Die Gattung Abies begreift die schlechtweg als „Tannen“ oder zum Unterschied von den „Rothtannen“ (Fichten, Picea) als „Edel- tannen“ bezeichneten Nadelbäume. In der Tracht gleichen sie fast völlig den Arten der Gattung Picea, doch ist die Beblätterung der Seitenzweige der Edeltannen meist deutlich kammförmig. Die spi- ralig angeordneten immergrünen Nadeln wenden sich nämlich scharf Fig. 81. Zapfenschuppen von Abies alba. 4. Schuppe von der Rückenseite (Aussenseite) gesehen; d die Deckschuppe; f die Fruchtschuppe. 2. „Fruch R schuppe von der Innenseite mit den beiden geflügelten Samen s; 2 Flügel - Samens. nach rechts und links, sich in eine horizontale Ebene stellend, 50 dass der Zweig ober- und unterseits deutlich gescheitelt wird Die Nadeln sind durchgängig flach; sie lassen oberseits einen Ver tieften Mittelstreifen erkennen, welcher unterseits als Mittelnerv hervortritt. Rechts und links neben diesem verläuft je eine weisse Längslinie, a Die innerhalb eines Jahres reifenden Zapfen lassen die Deck- schuppen meist deutlich (aueh von aussen) erkennen (Fig. 8 ) . Coniferen. 129 Die Deckschuppen enden meist dreispitzig, oder die Seitenspitzen treten zurück, sich mehr oder minder abrundend, während die End- spitze zwischen den lederigen Fruchtschuppen des Zapfens zum Vor- schein kommt. Allgemein stehen die Zapfen am Ende der sie tragenden Zweige aufrecht und zerfallen nach dem Entlassen der geflügelten Samen von oben her. Die nackte Zapfenspindel überragt lange Zeit den untern Theil des Zapfens, der seine Schuppen allmählich einzeln verliert. Für die männlichen Blüthen ist charakteristisch, dass die beiden auf der Unterseite jedes Staubblattes ansitzenden Pollensäcke sich mit einem schiefen oder queren Riss öffnen (Fig. 82). (Ebenso verhält Br Herin). Fig. 82. Staubblätter von Abies Von den etwa 20 auf die nördlich < ö ee der Beiie: oh gemässigte Zone beschränkten Arten unten gesehen. verdient hier besprochen zu werden: Abies alba Mill., die Weisstanne, auch Silber- oder Edel- tanne genannt, ein bis 60 m hoch werdender, stattlicher Waldbaum, mit pyramidaler, abgestumpfter Krone, welche nach dem Abwurf der unteren Aeste eine mehr gerundete, nestförmige Gestalt annimmt. Den schlanken, walzlichen Stamm bedeckt eine anfänglich oliven- braune Rinde, welche im Alter silberig weissgrau wird. (Daher die Bezeichnungen Weisstanne, Silbertanne). Sehr charakteristisch sind die kammförmig die Seitenzweige be- setzenden Nadeln (Fig. 83). Durehschnittlich 25 mm lang und etwa 1!/s mm breit, sind sie fast parallelrandig linealisch; ihre anscheinend stumpf gerun- dete Spitze ist deutlich ausgerandet. Wäh- rend die Oberseite glänzend dunkelgrün, oft fast schwarzgrün erscheint, zeichnet sich die hellergrüne Unterseite durch die beiden deutlich bläulichweissen Längs- linien neben dem Mittelnerven aus. a a . An den männlichen Blüthen endet Br ee ir er rgessei Jedes Staubblatt mit aufwärts gerichteter oben gesehen; e Nadel- Schuppe und breitem, ausgerandetem Spitz- querschnitt. chen. Die weiblichen Zapfen lassen Deck- und Fruchtschuppe deutlich unterscheiden (Fig. 81). Die Deck- schuppe ist fast zungenförmig und verbreitert sich zu einem, am de wimperig gezähnten Endlappen, welcher zwischen den Frucht- schuppen hervorragt und sein freies Ende rückwärts umbiegt. Die pfen sind dick walzenförmig, bis 20 em lang und enden oberwärts auffällig stumpf; ihre Farbe ist anfänglich röthlich-violett oder oliven- braun, geht aber später in braun über. Die Samen sind geflügelt. Müller, Medicinalflora. 9 R IF 1 1 | | I IE DR | | i IE IHE 130 Gymnospermen. Die Weisstanne ist ein werthvoller Waldbaum, welcher Bestände im mittleren und südlichen Europa, von den Pyrenäen bis zum Kaukasus bildet. Nordwärts verbreitet er sich bis zum Harz, süd- wärts bis Corsica, Sieilien und Macedonien. Er liefert vorzügliches Bau- und Werkholz, sowie Harz, welches als Strassburger Terpentin, TerebinthinaArgentoratensis s. Terebinthina alsatica in den Handel gebracht wird. Von den nordamerikanischen Abies-Arten verdient Abies balsamea (L.) Mill. genannt zu werden. Sie ist unserer Weisstanne sehr ähnlich, auch im Bau der Zapfen, doch stehen ihre Nadeln dichter, sind kürzer und oberwärts undeutlich gescheitelt. Der im östlichen Nordamerika heimische Baum liefert den grössten Theil des sogenannten „Kanadabalsams“, der jedoch bei uns nicht offieinell ist, aber vielfach zum Einschliessen mikroskopischer Präparate verwendet wird. Cupressineen. Nachdem wir im Vorhergehenden die Gruppe der Abietineen, d. h. diejenigen zapfenbildenden Coniferen (Pinoideen) besprochen haben, denen an allen Zweigen und mithin auch an den Zapfen beiderlei Geschlechts spiralig geordnete Blätter (Nadeln, Zapfen- schuppen) eigen sind, wenden wir uns nunmehr derjenigen Gruppe der zapfenbildenden Coniferen (Pinoideen) zu, welche durchweg quirlig gestellte Blätter (und damit quirlig gestellte Zapfenschuppen) aufweisen. Wie in der oben gegebenen Ueber- sicht (vgl. S. 116) bereits angegeben wurde, vereinigt sich mit dem Charakter der Quirlstellung aller Blattgebilde das unterscheidende Merkmal der in der Achsel der Fruchtblätter aufreehten Samen anlagen. Was nun die weniger auffälligen Kennzeichen der Gruppe an geht, so merken wir, dass die Laubblattquirle in ihrer Stellung mit einander wechseln; die Blätter jedes höheren Quirles stehen über den Blattlücken des unter ihm befindlichen; man nennt solche Quirle decussirt oder alternirend. Im Allgemeinen sind die Quirle zwei- gliedrig; wir haben also „decussirte Blattpaare“, doch kommen bei Cupressineen auch drei- und viergliedrige Quirle vor. Die Blätter sind übrigens häufig schuppenförmig, mit ihrer ganzen Fläche dem Zweige angewachsen, so dass dieser von den Blättern lückenlos br pflastert erscheint (wie die Zweige des „Lebensbaumes“, Thuj a) in selteneren Fällen erhebt sich die Blattspreite deutlich als Nadl (80 beim Wachholder, Juniperus communis). zZ a eingeschlechtigen, monoeeisch vertheilten Blüthen nehmen e allgemein die Enden der (oft verkürzten) Zweige ein. Die mEaR lichen Blüthen sind kätzchenförmig, aus 4—8 Quirlen von Staub blättern sich aufbauend, welche auf ihrer Unterseite 3—5 rundlichg mit Längsspalten sich öffnende Pollensäcke tragen (vgl. Fig. 8%, e Coniferen. 131 bei d, sowie B—D). Die weiblichen Blüthen sind zapfenförmig, entweder nur aus einem Quirl oder doch nur aus wenigen (2—6) Quirlen von Fruchtblättern aufgebaut, welche auf ihrer Innenfläche eine bis viele Samenanlagen tragen (Fig. 84, A bei 9). Für die Eintheilung der Cupressineen in Untergruppen verwerthete Eichler die Beschaffenheit der Fruchtschuppen der reifen Zapfen. Danach ergiebt sich die Uebersicht: 1. Zapfen holzig: @. Fruchtblätter klappig zusammenschliessend Actinostrobinae. ß. . dachig sich deckend . . . Thujopsidinae. Y- “ schildföormig . . . . . Cupressinae. 2. Zapfen beerenartig oder steinfruchtähnlich . Juniperinae. Besondere Besprechung verdienen hier nur: . Fig. 84. Callitris quadrivalvis.. 4. Zweigstück mit scheinbar viergliedrigen Blattquirlen, einem weiblichen Zapfen (2) und mehreren männlichen Zapfen (J). 2. Ein männlicher Zapfen, etwas vergr. C. Ein Staubblatt von der Vorderseite (mit 5 Staubbeuteln. D. Ein Staubblatt von der Innenseite; die Staubbeutel Pollensäcke) haben sich mit einem Längsriss geöffnet. E. Ein geöffneter weib- licher Zapfen. F. Ein doppelt geflügelter Same. (Nach Eichler in Engler-Prantl.) l. Callitris quadrivalvis Vent. Die zur Untergruppe der Actinostrobinen gehörige Gattung Callitris erstreckt sich auf etwa 15 Arten Afrikas und Australiens mit meist schuppigen Blättern, welche 2-, 3- oder 4-gliedrige Wirtel ilden. Die hüllenlosen Zapfen werden scheinbar aus nur einem Quirl von 4, 6 oder 8 holzigen, auf dem Rücken mit einem Zahn- fortsatz versehenen Klappen gebildet, welche sich mit den Seiten- "ändern (klappig) berühren. Zur Reifezeit — Klappen 132 Gymnospermen. vom Scheitel her aus einander, die zweiflügeligen Samen freilegend (Fig. 84, E und F). Callitris quadrivais Vent. (Fig. 84) ist als Art gekennzeichnet durch die zweigliedrigen Blattquirle, welche paarweise zusammen- geschoben sind und dadurch scheinbar viergliedrige Quirle erzeugen (Fig. 84, A). Auch die Zapfen werden von einem Paare zweiblät- triger Quirle gebildet; sie sind daher vierklappig („quadrivalvis“) (Fig. 84, E). Von den vier Klappen sind zwei (die dem unteren der constituirenden Quirle angehörigen) breiter ‚ nach aussen convex gewölbt. Sie tragen je 2—3 Samen in ihrer Achsel; die beiden höheren (inneren) Klappen sind schmäler, sattelförmig gekrümmt und tragen in ihrer Achsel nur eine Samenknospe, welche bisweilen ganz verkümmert. Die Pflanze bewohnt die Gebirge des westlichen Nordafrika, besonders den Atlas. Sie liefert aus Rindeneinschnitten und Wunden das gelbliche oder braune Sandarakharz, Sandaraca s. Resina Sandaraca, welches noch in der Ph. G. I. aufgeführt wurde?). Die Droge diente zur Herstellung des Emplastrum Mezerei eantharidatum. Synonyme Bezeichnungen für die Pflanze sind Thuja artieulata Desf. und Frenela Fontanesii Mirb. 2. Thuja oceidentalis L. Die Gattung Thuja gehört zur Untergruppe der Thujopsidinen, d. h. zu denjenigen Cupressineen mit holzigen Zapfen, bei welchen die 2—4 Fruchtblattquirle dachig über- einandergreifen. Die untersten Zapfenschuppen sind kleiner als die oberen, welche allein Samen in ihren Achseln tragen (bei Thuja gewöhnlich zwei). Ein Gattungscharakter von Thuja liegt darin, dass alle Blattquirle zweigliedrig sind, Die Blätter sind schuppenförmig und bilden plattgedrückte Zweige, welche ein® Ober- und Unterseite unterscheiden lassen. Man nennt solche Zweige dorsiventral?). Der Zapfen baut sich aus 3—4 Paaren von !) Das Sandarakharz ist dem Aussehen und dem Bruche nach dem vn Pistacia Lentiseus (einer Dicotyledone) stammenden Mastix zum Verwechseln ähnlich. Sandarak ist jedoch härter als Mastix. Das charakteristischste Unterscheidung merkmal liegt aber für den Apotheker darin, dass Sandarak beim Kauen el feines, nicht an den Zähnen haftendes Pulver giebt, während Mastix beim Kauen = sich in eine teigige Masse verwandelt. Vergl. Flückiger, Pharmakognos S. 95 und Wiesner, Rohstoffe, S. 110—111. I ‚_?) Dorsiventral ist ein in der Botanik sehr gebräuchlich gewordene Ausdruck. Dorsiventral sind alle Gebilde, welche eine Ober- und Unterseite („Rücken-* und „Bauchseite“) unterscheiden lassen. Die Blätter der meisten Pflanzen, die Lebermoospflanzen, die Farnprothallien ete. sind dorsiventrae Coniferen; 133 Fruchtblättern auf, von denen die beiden obersten unfruchtbar sind und zu einer die Mitte des Zapfens einnehmenden holzigen Säule (Columella) werden. Thuja occidentalis L., als gemeiner Lebensbaum bei uns überall eultivirt, ist ein bis 20 m Höhe erreichender Baum der Sumpf- gegenden Nordamerikas (von Kanada bis Virginien verbreitet). Seine dicht beblätterten, oberseits dunkelgrünen,, unterseits fast bläulichen Zweige sind horizontal. ausgebreitet. Die Zapfen sind eiförmig- länglich, zimmtbraun, an kurzen Zweigen herabgebogen. Die grösseren Zapfenschuppen sind linealisch. Die Zweige waren als Ramuli s. Summitates v. Frondes Thujae oceidentalis offieinell, auch wurde die Droge als Herba Arboris vitae bezeichnet. Die Ph. G. I schrieb noch die Tine- tura Thujae vor. Jetzt ist Thuja oceidentalis obsolet. Die Zweige enthalten ein kampherartig schmeckendes Oel, Thujaöl. Nächst verwandt ist die in China und Japan heimische, auch bei uns häufig eultivirte und auch als Lebensbaum bezeichnete Thuja orientalis L. (Biota orientalis Endl.), leicht kenntlich an den in einer Ebene verzweigten und fast senkrecht aufsteigenden Zweigsystemen!),. Die Zapfen sind ziemlich dick, bläulich bereift, mit hakig zurückgekrümmten Schuppen versehen. Ist nicht offieinell. 3. Juniperus L. Mit Uebergehung der Gruppe der Cupressinen oder „echten Cy- pressen“ wenden wir uns zu denjenigen Cupressineen, deren Zapfen durch Fleischigwerden ihrer Schuppen zu beeren- artigen Früchten werden, d. h. zu den Juniperinen. Es gehört hierher nur die einzige Gattung Juniperus, deren in der nörd- lichen Erdhälfte verbreitete Arten (etwa 30) als aromatische Bäume und reichästige Sträucher auftreten. Die Blätter sind zu 2- oder 3-gliedrigen Quirlen vereinigt. Die männlichen Blüthen sind kleine, kugelige oder eiförmige Kätzchen, welche kurze Seitenzweige beenden. Die Staubblätter sind schildförmig und tragen auf der Unterseite des Schildes 3—6 rundliche Pollensäcke. Die weiblichen Blüthen sind achselständig, nur aus einem oder aus 2—4 Frucehtblattquirlen auf- gebaut. Als Arten sind zu besprechen : ; 1. Juniperus communis L., der gemeine Wachholder, (Fig. 85), ein gewöhnlich Manneshöhe nicht überschreitender Strauch von pyra- midalem Wuchs. Seine dünnen, aufstrebenden Aeste sind mit drei- gliedrigen Nadelquirlen besetzt. Die bläuliehgrünen Nadeln sind i ') Man merke sich also den Unterschied der beiden bei uns gleich häufig " Parkanlagen, auf Kirchhöfen ete. angepflanzten „Lebensbaumarten* etwa so: Thuja oeeidentalis hat horizontale Zweigsysteme. en Thuja orientalis hat senkrecht stehende Zweigsysteme. In diesem Charakter tritt der Artunterschied am auffälligsten für das Auge hervor. 134 Gymnospermen. starr, scharf spitzig, werden unterwärts etwas breiter und setzen dann gegliedert ab. Sie stehen fast senkrecht von den Zweigen ab, an welchen drei herablaufende Linien von Quirl zu Quirl zu verfolgen sind. Die männlichen Blüthen sind sehr klein, kugelig oder kugelig-eiförmig. Die auf anderen Stöcken sich entwickelnden weib- lichen Blüthen!) bestehen aus drei Frucht- blättern, mit denen drei das Centrum der Blüthe einnehmende Samenanlagen abwechseln. Im ersten Jahre bildet sich die Blüthe zu einem grünlichen, matt- Fig. 85. Juniperus communis, bereiften Zapfen aus, welcher im folgen- gemeiner Wachholder. Oben den Jahre zu einer kugeligen, wenig - Sanbbistt,.. linke eine saftigen, blaubereiften Beere wird, welche, beerentragende Zweigspitze und ! h eine Beere quer durchsehnitten; ihres Reifüberzuges beraubt, fast schwarz rechts eine Zapfenbeere intact. glänzend erscheint 2), Baumförmige Wachholder trifft man nur selten an; niemals werden die Pflanzen hochstämmig. Die buschige Krone reicht ziemlich tief herab®). Öffieinell sind die Zapfenbeeren als Fructus J uniperi Ph. G. U, 120 s. Baccae Juniperi Ph. G. II. 330. Sie dienen zur Bereitung des Suceus Juniperi inspissatus Ph. G. I. 251 ». Roob juniperi Ph. @. II. 340 und des Oleum Juniperi Ph. G. II. 197. Letzteres findet Verwendung im Acetum aromati- eum Ph. G. II. 1 und im Unguentum Rosmarini composi- tum Ph. G. II. 299. Die Beeren finden auch Verwendung bei der Bereitung des Spiritus Angeliecae compositus Ph. @. II. 244. In der Volksmediein finden die Wachholderbeeren als Räucher- werk und zur Herstellung des Wachholderbranntweins Verwendung, ebenso das durch trockene Destillation des Holzes gewonnene Oleum Juniperi ligni nigrum. Wachholderbeeren dienen auch als Gewürz. 2. Juniperus Oxycedrus L., der Cederwachholder oder die Cade, ein dem Wuchs nach dem gemeinen Wachholder ähnlicher Strauch der Mittelmeerflora, unterscheidet sich vom Wachholder durch stark kantige Aeste umd unterseits scharf gekielte, oberseits nicht rinnig vertiefte Nadeln mit bläulichweissen Furchen. Die durchschnittlich !) Juniperus communis ist also „zweihäusig“. & ..”) Der Wachholderstrauch blüht jährlich. Da nun seine Früchte erst IM zweiten Jahre reifen, so findet man in jedem Jahre an den weiblichen Pflanzen ausser den jungen, grünen Zapfen auch reife, dunkelblaue „Beeren“. a °) Das kräftigste Baumexemplar, welches ich bisher zu sehen Gelegenhe T hatte, besass einen etwa 10-12 Fuss hohen, etwa schenkeldieken, schwach “a bogenen Stamm. { Coniferen. 135 10—12 mm dicken Zapfenbeeren sind grösser als die bekannteren Wachholderbeeren, von welehen sie sich auch durch braunrothe, glänzende Oberfläche unterscheiden. Das von der Pflanze gelieferte Oleum Juniperi empyreu- maticum s. Oleum cadinum v. Pyroleum Oxycedri, das Cadenöl, ist jetzt bei uns obsolet. Es wurde noch in der Ph. @. I aufgeführt !). 3. Juniperus Sabina L., der Sade- oder Sevenbaum (Fig. 86), ist ein den Hochthälern der Alpen, Pyrenäen, des Kaukasus, den Gebirgszügen Süd- und Mitteleuropas, auch Nordasiens eigenthümlicher Strauch mit reichästigem, meist kriechendem Stamm und aufstrebenden, buschigen, meist spitz endenden Zweigen. Die Unterschiede bezüglich der verwandten Wachholderbüsche sind sehr augenfällig. Zunächst sind die Laubblätter des Sade- baumes nicht nadelförmig, sondern klein schuppenförmig und liegen den Zweigen dicht an; nur an eultivirten Exemplaren werden die Spitzen der Schuppenblätter hin und wieder nadelförmig und spreizen dann etwas vom Zweige ab. Auffällig ist ferner die vorherrschende Zwei- zahl der Blattquirle. Während " die Blüthen des Wachholders zweihäusig vertheilt sind, trägt derselbe Stock des Fig. 86. Juniperus Sabina, Sadebaumes männliche und weibliche dr PORIRUNSOE: Blüthen, beide an den Enden verkürzter Laubtriebe. Die Staubblätter der eiförmig-rundlichen männlichen Kätzchen enden mit kreisrunder Schildschuppe, welche in ihrer Mitte eine Oeldrüse trägt. Die fast kugelrunden, schwarzen, blaubereiften Beerenzapfen hängen an kurzen, gekrümmten Zweigen und bauen Sich aus zwei oder drei Fruchtblattquirlen auf, zeigen also bald 4, bald 6 verwachsene Schuppen, welche auf ihrem Rücken einen kurzen, Spitzen, später verschrumpfenden Höcker tragen. In jedem Beeren- zapfen kommen nur wenige (1—4) Samen zur Reife. Die im April und Mai blühenden Büsche liefern die Summi- tates Sabinae Ph. G. II, 254, auch wohl als Herba Sabinae * Ramuli vel Frondes Sabinae bezeichnet. Sie enthalten !) Juniperus Ozyeedrus heisst zwar Cederwachholder, ist Jedoch nicht mit dem in der biblischen Geschichte oft erwähnten Cederbaume, Cedrus Libani Loud., me. Die Ceder ist ein mit der Kiefer verwandter Baum mit immergrünen Nadeln. 136 Gymnospermen. ein brennend schmeckendes, giftiges Oel, das Sabinaöl, welches mit dem "Terpentinöl gleiche, chemische Zusammensetzung hat. Jedes Laubblatt zeigt auf der Mitte seines Rückens eine damit erfüllte längliche oder linealische Drüse. Oleum Sabinae ist in der Ph. G. H. nicht mehr auf- geführt, wohl aber Extractum Sabinae Ph. G. I. 95 und Un- guentum Sabinae Ph. G. II. 300. Das Sadebaumöl und die dasselbe enthaltenden Präparate sind sehr heftig wirkende Gifte, welche nur auf unzweifelhaft ärztliche Verordnung hin an das Publieum verabfolgt werden dürfen, dem sie vielfach zu ver- brecherischen Zwecken dienen. Als Synonym ist zu merken Sabina officinalis Garcke. Die nordamerikanische Art Juniperus (Sabina) virginiana L., welehe bei uns häufig angepflanzt wird, soll die gleiche arzneiliche Wirkung üben wie der Sadebaum, doch ist sie bei uns nicht offieinell. Aus der Gruppe der Taxoideen brauchen hier keine Ver- treter näher besprochen zu werden. Bekannt ist der bei uns ur sprünglich heimische, doch nur noch selten wild (im Bodethal etc.) anzutreffende Eibenbaum, Taxus baccata L. . Er lieferte die längst aus dem Arzneischatz gestrichenen Drogen Summitates s. F olia Taxi, Lignum Taxi et Baccae Taxi. | ” hf ANGIOSPERMEN. Monocotylen und Dicotylen. Die Angiospermen oder Bedeektsamigen sind diejenigen Blüthenpflanzen, deren Samenanlagen (Ovula) im Innern eines ge- schlossenen Fruchtknotens (des Ovariums) liegen, welcher sich im einfachsten Falle aus nur einem einzigen Fruchtblatte (Carpell oder Carpid) bildet, doch können zur Constituirung eines Fruchtknotens auch zwei und mehr, selbst viele Fruchtblätter zusammentreten, welche dann mit ihren Randsäumen oder mit grösseren Flächen- Stücken längs den eingeschlagenen Rändern verwachsen). Es ent- steht dabei eine einfache Fruchtknotenhöhle, oder es bilden sich mehrere Fruchtknotenkammern (Fächer). Die Spitzen der Frucht- blätter setzen sich über dem Fruchtknoten fort, entweder getrennt bleibend und dann mehrere „Griffel“ darstellend, oder sie verwachsen wie die den Fruchtknoten bildenden Blatttheile zu einem fadenförmigen oder säuligen Organ, welches den Fruchtknoten krönt. Ein derartiger einfacher Griffel spaltet dann bisweilen am oberen Ende in so viel Spitzen ( Griffelschenkel) aus einander, als Fruchtblattspitzen vorhanden sind, oder er endet stumpf, lappig oder knopfig. Die Spitze des Griffels, die Narbe, bildet den die Empfängniss vermittelnden äusseren weiblichen Gesehlechtsapparat. Sie hält den auf sie fallenden Blüthen- staub (Pollen) fest, welcher die als Pollenschläuche bezeichneten Keimfäden aussendet, die, den Griffel durchwachsend, bis an, resp. in die Samenanlagen getrieben werden. Der Inhalt des Pollen- schlauches, das männliche Sperma, vereinigt sich dann mit der im Keimsack (Embryosack) liegenden weiblichen Eizelle, einer der Oosphäre der Cryptogamen vergleichbaren Plasmamasse, womit der Geschlechtsact vollzogen ist?). Die vereinigte Plasmamasse (Sperma plus Eizelle) ist die erste Anlage einer jungen Pflanze, eines Keim- EEE ; 1) Vergleiche hierzu die Einleitung, 8. 16 fi. und die dort gegebenen Figuren 17%. 2) Die Vermittelung des Geschlechtsaetes durch Pollenschläuche kommt ur den Blüthenpflanzen (Gymnospermen und Angiospermen) zu. Man nennt sie deshalb „siphonogam“ (von of, Schlauch und yagr, Ehe, geschlechtliche Vereinigung). Vgl. auch die Einleitung, 8. 50 sowie die Schemata auf S. 108. * 140 Angiospermen. lings. Dieser gliedert sich gewöhnlich noch auf der Mutterpflanze in Wurzel, Stamm und Blatt. Mit der fortschreitenden Ausbildung der Keimanlage zum Keimling hält die weitere Ausbildung der Samenanlage gleichen Schritt; sie wird zum Samen. Schliessen Keim- ling und Same ihre Entwickelung auf der Mutterpflanze ab, so ist der Same als reif zu bezeichnen. Die Ausbildung der Samen be- einflusst aber zugleich die Fortentwickelung der die Fruchtknoten bildenden Fruchtblatttheile; die Fruchtknoten werden zur Frucht. Mit der Samenreife fällt gemeinhin die Fruchtreife zusammen. Die Frucht fällt von der Mutterpflanze ab, entlässt die Samen in ver- schiedener Weise, und letztere keimen nun aus, d. h. der im Samen liegende Keimling entfaltet sich zur selbstständigen Pflanze, womit der Kreis der Entwiekelung des Individuums geschlossen ist!). Ganz besonders bemerkenswerth ist die Bildung des Nähr- gewebes (Endosperm, Sameneiweiss) innerhalb des Embryosackes. Es bildet sich bei den Angiospermen erst nach stattgehabter Befruchtung aus?) und erfüllt oft den grösseren Theil des Samens, um später bei der Keimung derselben verzehrt zu werden. In anderen Fällen wird das Nährgewebe vom Keimling schon während dessen Ausgestaltung verzehrt; der Same ist dann eiweisslos, d. h. er ent- behrt des Nährgewebes. | Nach der Anzahl der Keimblätter am Keimling theilt man die Angiospermen in Monoeotyledones, Einkeimblättrige, und Dieotyledones, Zweikeimblättrige. Wir betrachten zunächst die erste dieser beiden grossen Classen. Monocotyledones. Der Typus der Monocotyledonen (auch Monocotylen 8° “nannt) spricht sich am schärfsten in dem Charakter der Einkeim- blättrigkeit der jungen Pflanzen aus, welche es in vielen Hinsichten nn nur zu begrenzter und einfacher Ausbildung ihrer Organe bringe: Zunächst sind die Pflanzen meist krautig, d.h. es sterben ihre ober- n irdischen Organe alljährlich ab. Häufig dauern dann.die Mono cotylen durch Wurzelstöcke (Rhizome) aus, welche alljährlich neue ') Ueber die Begriffe Frucht und Same gi ie Einleitung (S- : giebt die Einleitung . 33) Aufschluss. Die Keimung der Samen ist auf 8. 5 eingehender bebamiel = 2) Bei den 6 : i . oe der Befruchtung! re ng bildet sich das Nährgewebe im Monoeotyledonen. 141 Triebe über die Erdoberfläche senden. Baumformen sind unverhält- nissmässig selten, und bleiben diese dann mit wenigen Ausnahmen unverzweigt (Palmen und baumartige Liliaceen, z. B. Alo&-Arten). Die Holzbildung tritt bei allen Monoeotyledonen sehr zurück; es fehlt überall die Bildung sogenannter Jahresringe. Es kann vielmehr als ein (wenn auch nicht den Monoeotylen allein eigener) Charakter angesehen werden, dass in allen Fällen die Gefässbündel (von welchen sonst die Jahresringbildung ausgeht) ein begrenztes Wachsthum haben!). Sie erscheinen auf dem Querschnitt des Monocotylen- stammes jederzeit zerstreut, nicht in einen Kreis geordnet, wie es bei den Dicotyledonen Regel ist. Die Hauptwurzel der Monoeotylen stirbt allerwärts frühzeitig ab und wird durch zahlreiche, oft wenig verzweigte Seitenwurzeln ersetzt. Die Blätter sitzen zwei oder dreizeilig am Stamme, seltener folgen sie in ihrer Anordnung höheren Gesetzen. Sie sind meist schmal und parallelnervig, ihr Rand ist ganz. Zusammengesetzte, reichgegliederte Blattformen sind fast völlig ausgeschlossen; nicht einmal der Blattstiel ist beim Gros der Monocotylen entwickelt. Die Blätter erheben sich aus mehr oder weniger stengelumfassender Basis und bleiben auf der Stufe der scheidenartigen Entwickelung stehen. Die Blüthen beherrscht in allen Kreisen die Dreizahl?2). Dem meist adossirten Vor- blatte folgt die nur selten in Keleh und Krone sich gliedernde Blüthendecke. Sie besteht aus zwei alternirenden, dreigliedrigen, blumenblatt- artigen Blattkreisen, welche man als Perigon oder Blüthenhülle bezeichnet?). Es folgen dann zwei dreigliedrige Staubblattkreise (das i% “ „Androeeeum“ bildend) und ein dreigliedriger d Fruchtblattkreis (das „Gynaeceum*). Der Fig. 87. Grundriss der Grundriss der Blüthe, welchen man sich zum Erpigen Re Dei Verständniss der folgenden Darstellungen ein a Pa (d) gegenüber für alle Male einprägen wolle, ist dement- befindet sich das „ados- sprechend (Fig. 87). sirte“ Vorblatt(v), diesem . sie wieder gegenüber das Zur möglichst kurzen Charakteristik des Monocotyledonen. | 151 Colehieumzwiebel in umgekehrter Folge. Schon im Spätsommer und Herbst, von Ende August bis in den November hinein, kommen die (bei anderen Zwiebelgewächsen erst im folgenden Jahre zum Aus- treiben gelangenden) Blüthen zu voller Entfaltung. Sie blühen ab, ohne dass auch nur ein Laubblatt von der Zwiebel ausgetrieben worden wäre. Erst im folgenden Frühjahre tritt der Austrieb der obersten Blattanlagen der Zwiebel ein. Sie entwickeln sich zu schönen länglieh-lanzettlichen, beiderseits verschmälerten, glänzend grünen, fast fettig sich anfühlenden, parallelnervigen Laubblättern, welche eine bodenständige, fast trichterförmige „Blattlaube“ bilden. Meist bringt es jede Pflanze nur auf drei bis vier Laubblätter, seltener auf fünf oder sechs. Die Mitte des Blatttrichters nehmen die etwa fingerlangen und daumdicken, aufgeblasenen, länglichen oder eiför- migen Kapseln ein, deren Spitzen die vertrockneten Griffelreste tragen. Die im Frühjahre blattgrünen Kapseln reifen im Juni, dabei hellbraun und unregelmässig querrunzelig werdend. Die zahlreichen, die Fruchtfächer nicht ausfüllenden Samen sitzen ordnungslos an der wulstigen Samenleiste, sich aus kugeliger Grundform gegenseitig etwas kantig drückend. Ihre dunkelbraune Samenschale ist grubig- gerunzelt. Jeder Same trägt einen fleischigen, später durch Ver- trocknen verschrumpfenden Anhang, eine „Caruncula*. Wichtiger als die Samenproduetion ist für die Fortpflanzung der Herbstzeitlose die Bildung ihrer überwinternden Knollen. Es wurde schon oben darauf hingewiesen, dass der kurze Stamm der Pflanze nur eine sehr beschränkte Anzahl von Blättern und dementsprechend von Stengelgliedern erzeugt. Zunächst stossen wir auf zwei über- einanderstehende Niederblattscheiden. Diesen folgen die wenigen Laubblätter in spiraliger Anordnung. Das erste Laubblatt trägt in seiner Achsel eine Knospe, die Anlage des noch im Herbste des laufenden Jahres zur Blüthe kommenden Sprosses, welchen wir die Ersatzknos pe nennen wollen. In der Achsel des zweiten Laub- blattes sitzt ebenfalls eine Knospenanlage, welche sich aber nicht normalerweise zu entwickeln pflegt. Wir können sie als Reserve- knospe betrachten. In den Achseln der 2 oder 3 folgenden Laub- blätter hatten sich aber die schon im Vorjahre, der ganzen Laub- entwickelung voraneilenden Blüthen auf ganz kurzen Stielen entfaltet. Jetzt sitzen in diesen Achseln statt der Blüthen die langen Kapseln. Die schematische Darstellung würde mithin auf die Fig. 92, I und II hinführen. Wir finden in I alle Stengelglieder gestreckt dargestellt, während in Wirklichkeit anfänglich alle Glieder so ver- kürzt sind, dass die Blätter unmittelbar über einander stehen und einander einschachteln. Um nun die Kapseln über den Boden zu erheben , streckt sich das zwischen dem zweiten und dritten Laub- blatte befindliche Stengelglied, während das zwischen dem ersten "nd zweiten Laubblatte befindliche Glied (zur Seite der Ersatzknospe I) 153 Angiospermen. während der Sommermonate ausgiebig ernährt wird. fast alle von den Laubblättern erzeugten N Fig. 92. Schematische Darstellungen zur Erläu- terung des morphologischen Aufbaues der Herbst- zeitlose. I. Folge der Niederblätter (N, und N;) und der Laubblätter (Z, bis Z,) nebst den Achsel- sprossen (I und IT, resp. den Blüthen) ohne Rück- sicht auf die Verkürzung, resp. Verdiekung der Stengelglieder, sowie ohne Rücksicht auf die zeit- lichen Verhältnisse. (Zur Blüthezeit sind alle Stengelglieder gestaucht, alle Laubblätter erst in der Anlage vorhanden). II. Schematische Dar- stellung einer Frühjahrspflanze. Das Stengelglied zwischen Z, und Z, schwillt zum stärkereichen Speicherorgan an; das zwischen Z, und Z, befind- liche, Glied ist gestreckt und hat die Laubblätter Z; bis L, nebst den achselständigen Fruchtkapseln über den Boden erhoben. Im Laufe des Sommers stirbt die ganze Pflanze bis auf das Stengelglied zwischen Z, und Z, und die Achselknospe I] des (ebenfalls absterbenden) Blattes Z, ab. Die Ersatz- knospe treibt noch im Herbste des laufenden Jahres ® die von ihr erzeugten Blüthen aus. Blüthenorgane nur durch eine bedeutende Längsstreckung ü So bildet das Perigon eine bis 25 cm lange, Erdboden. Ihm kommen ährstoffe, welche nicht zur Ausbildung der Sa- men und zur Selbst erhaltung der Blätter F& nöthig sind, zu Gute; es wird zu einem Nahrungs speicher und schwillt zu einer stärkereichen Knolle von fast eiför- migem Umriss an; seine stärker convexe Seite wendet sich von der Achselknospe des ersten Laubblattes (Z,), welche der flacheren Knollen- seite dicht anliegt (Fig. 92, II) ab. Mutteraxe und Ersatzknospe stehen übrigens nur mit klei- ner, kreisförmiger Stelle in Zusammenhang (es ist dies die „Insertions stelle der Seiten knospe). Stirbt die Mutterpflanze ab, 9 bleibt das Knollenglied mit der Knospe erhal- ten; letztere bewurzelt sich mit zahlreichen Wurzelfasern und treibt noch im selben Jahre, im Herbste, die an ihrer Spitze angelegten Be then aus. Damitistdanm der Entwiekelungskreis er geschlossen. a Wir betrachten nun noch den Bau der eW zelnen Blüthe. Da ihr ganz kurzer rn : tief unten ım gr steckt, so nz 2 dünne, Monoecotyledonen. 153 * bleiche Röhre, welche ihren sechstheiligen Saum mit den zarten, länglich elliptischen, blasslilarothen Lappen schön glockig kurz über dem Erdboden entfaltet. Die drei inneren Lappen sind kleiner als die äusseren, alle werden von 15—20 geschlängelten Längsnerven durchzogen. Dem Schlunde der Perigonröhre sind die sechs Staub- gefässe eingefügt (die drei den inneren Kreis bildenden höher). Sie tragen auf verhältnissmässig kurzem Faden den länglichen, schaukelnd über dem Grunde der Innenseite befestigten Staubbeutel, welcher seine beiden Fächer durch je einen Längsriss des Beutelrandes nach aussen hin öffnet. Die auf dem Blüthenboden sitzenden oberständigen Fruchtknoten tragen auf ihrem Scheitel drei dünne, fadenförmige Griffel, welche die Perigonröhre durchziehen und in dem glockigen Blüthensaum die Staubblätter noch überragen. Die Griffel enden mit schwach keulig verdickten, etwas nach aussen gekrümmten Narben. Offieinell sind nur noch die Samen, Semen Colchiei Ph. G. II. 237. Sie dienen zur Bereitung von Tinetura Colehiei Ph. G. I. 277 s. Tinet. seminis colchiei Ph. G. II 342 und von Vinum Colehiei Ph. G. H. 303. Die Ph. G. L. schrieb ausser- dem das Acetum Colechiei und das Oxymel Colchiei vor. Obsolet sind bei uns die Knollen, welche als Bulbus s. Tuber vel Radix Colchiei offieinell waren. | Das in allen Theilen der Pflanze enthaltene Alkaloid Colchi- ein ist ein ausserordentlich heftig wirkendes Gift. 4. Veratrum album L. Unter den Melanthieen ist die Gattung Veratrum gekenn- zeichnet durch das tief 6-theilige, fast freiblättrige Perigon und die zur Reifezeit einfächerigen („monotheeischen“) ‚nieren- fürmigen extrorsen Staubbeutel (Fig. 93). Habituell sind Fig. 98, Veratrum album L. 4. Blüthe, vergr. 3. Ein geöffnetes Staubblatt. ‘(Nach Luerssen). die Veratrum- Arten nicht zu verkennen. Aus dem dicken, walzigen, mit kräftigen Wurzeln im Boden befestigten Rhizome erheben sich Starke, blühend über mannshoch werdende, in der Laubregion unver- 2weigte Stengel mit unterwärts grossen, bis 40 em langen, breit elliptischen, längsfaltigen, hellgrünen Blättern, welche mit langer ge- 154 Angiospermen. schlossener Scheide den Stamm umfassen. Die spiralig geordneten * Blätter werden oberwärts kleiner und rücken dabei weiter auseinander. Den Gipfel des Stammes bildet eine pyramidenförmige Blüthenrispe mit reichblüthigen, trauben- oder ährenförmigen Zweigen. Von den 9 in der nördlich gemässigten Zone heimischen Arten ist hier allein zu besprechen: Veratrum album. L., die Nieswurz oder der Weisse Germer. Der etwa fingerlange, daumenstarke, eylindrische oder verkehrt kegel- förmige Wurzelstock ‚ist von braunen, faserigen Scheidenresten vor- jähriger Blätter besetzt. Schief aufsteigend, am Kopfende mit zahlreichen fleischigen, bis über handlangen Wurzeln befestigt, er- hebt sich aus ihm der kräftige, eylindrische hohle Hauptstamm mit den schönen, längs- gefalteten Laubblättern (Fig. 94). Die Blüthenrispe verzweigt sich aus schmalen, lanzettlichen Deckblättern. Die fast sitzen- den, kleinen Blüthen führen ein innen weisses, aussen am Grunde grünliches Pe- rigon, dessen fast gleichgestaltete Zipfel sich sternförmig ausbreiten (Fig. 9, A). Jeder Perigonzipfel zeigt einen unregel mässig gezähnelten Rand und viele grün liche Längsnerven; am Grunde laufen zwei drüsige Längsstreifen nahe dem Rande hin. : Die Staubblätter, welche kaum die halbe 4 9 MMecgrira re Länge der Perigonzipfel erreichen, sind pet und Frucht. (Alle Figuren Hussersten Grunde derselben angehe en verkleinert.) Aus verbreitertem Basaltheil erheben sich die Staubfäden spreizend, später sich nach aussen krümmend. Die Klappen der geöffneten Beutel stehen auf recht, breiten sich aber später zu einer rundlichen Platte aus. Die oberständigen sitzenden, zum Theil in den Blüthen verküimmernden Fruchtblätter bilden einen dreifächerigen Fruchtknoten, welcher !n die hornförmig nach aussen gekrümmten Griffel mit stumpfer Narbe ausgeht. Die Samenanlagen sitzen zweireihig im Innenwinkel jedes Fruchtfaches. Die reifen, schwarzbraunen, kurz dreihörnigen Kapseln umschliessen mit ihrer papierartigen Aussenwand die zahlreichen schief länglichen, flachen, ringsum flügelig gesäumten Samen v- blassbrauner Farbe. (Das Diagramm der Veratrumblüthe ist dasselbe wie das der Colehieumblüthe, Fig. 90.) Die auf den Hochwiesen und längs den Ufern 4 der höhern Gebirge Europas und Sibiriens (auch schon im Biese® gebirge vorkommende) Pflanze gelangt im Juli und August zu Man unterscheidet die Varietäten Monoeotyledonen. ; 155 viridiflorum Mert. et Koch (= virescens Gaud. oder Veratrum Lobelianum Bernh.) mit innen und aussen blassgrünem Perigon. viride Baker (— Helonias viridis Ker., Melanthium virens Thunbg., Veratrum viride Ait. als Art) mit lockerblüthigen, oft abwärts ge- bogenen Rispenästen. In Nordamerika verbreitet. Der frisch knoblauchartig riechende, trocken geruchlose, beim Pulvern heftiges Niesen veranlassende Wurzelstock ist offieinell als Rhizoma Veratri Ph. G.II. 230. s. Radix veratri albi Ph. G. I. 339 v. Radix hellebori albi Ph. G. I. 339!). Man bereitet daraus das Alkaloid Veratrinum Ph. G. D. 301 und die Tinetura Veratri Ph. G. I. 289. Das Veratrin wird fast nur äusserlich in alkoholischer Lösung, besonders zu Einreibungen angewandt. Es kommt als feines, staubiges Pulver in den Handel. Die minimalste Menge des Vera- trinstaubes reizt die Schleimhäute der Nase aufs Empfindlichste, so dass lang anhaltendes, heftiges Niesen eintritt. Man öffne desshalb Gefässe mit trockenem Veratrin sehr vorsichtig, hüte sich auch, Spuren von Veratrin in die Augen kommen zu lassen (etwa dadurch, dass man sich die Augen mit den Fingern reibt, welche vorher mit Veratrin bestäubt waren). Die grössere Menge des Veratrins liefert übrigens nicht Veratrum album, sondern 5. Sabadilla offieinarum Brandt. Die dem wärmeren Nordamerika mit nur fünf Arten angehörende Gattung Sabadilla (= Sehoenocaulon Asa Gray) ist von der Gattung Veratrum im Blüthenbau nur wenig verschieden. Das bleibende, tief 6-theilige Perigon der Blüthen zeigt ausgebreitete, gleichge- staltete Zipfel mit nur 3—5 Längsnerven (statt der vielen bei Veratrum); ausserdem trägt jeder Perigonzipfel 5 C Innen am Grunde ein Ho- Niggrübehen (Fig. Fig. 95. Sabadilla offieinarum. 4. Blüthe. Die St 5 (ie ar = 3. Staubblatt von der Aussenseite. €. Seitlich BEOEENEIENRIIRE GE /006 gesehen. Alle Figuren vergr. (Nach Berg und lang oder länger als das Schmidt). u FE !) Man hüte sich, Rhizoma Veratri wegen des falsch gewählten Syne- nyms Radix hellebori albi und des deutschen Namens „Weisse Nieswurz mit Rhizoma s. Radix hellebori viridis Ph. G. I. und Rhizoma v. Radix hellebori ni gri zu verwechseln. Helleborus viridis und Helleborus niger sind Dieotyledonen, welche im Deutschen als „grüne“ und „schwarze Nieswurz“ be- ea werden. Veratrum hat aber botanisch nichts mit Helleborus un. 156 Angiospermen. Perigon und öffnen sich ähnlich wie bei Veratrum extrors mit querem Riss (Fig. 95, B und C). Die an der Spitze geschnäbelten Samen umgiebt eine flügellose, glänzend dunkelkastanienbraune Sehale. Viel auffälliger sind die habituellen Unterschiede gegen die Veratrum-Arten. Die Sabadillpflanzen sind Zwiebelgewächse mit langen, grasähnlichen, steifen Blättern mit rauhem Rande. Auf langem, unbeblättertem Blüthenschafte erhebt sich eine lange, reich- blüthige, schlanke, ährenförmige Traube. Sabadilla officeinarum Brandt ist ein den Bergwiesen Mexieos . angehöriges und bis zur Meeresküste abwärts gehendes, bis nach Guatemala und Venezuela südwärts sich ausbreitendes, theilweise auch angebautes Arzneigewächs. Aus der verhältnissmässig kleinen (nur bis 4 em. langen) Zwiebel mit dunkelbraunen, häutigen äusseren Schalen erheben sich die bis über meterlangen, ganz schmalen (6 bis 12 mm breiten) oberseits flachrinnigen Blätter und der kahle, etwa ein Meter hohe, unterwärts kantige Blüthenschaft, welcher mit einer noch nicht fingerdicken, 25—50 em langen, diehtblüthigen, eylindrischen Traube endet. Das Perigon ist gelblich, seine Ab- schnitte sind nur etwa 4 mm lang, abgerundet. Die reifen, bis 15 mm langen, papierdünnen, hellbraunen Kapseln führen meist 24 Samen in jedem Fruchtfache. Die Samen waren noch nach der Ph. G. I. bei uns offieinell als Frucetus et Semen Sabadillae. Ihren Namen „Läusesamen“ erhielten sie, weil sie im vorigen Jahrhundert zur Vertreibung der Läuse dienten. Als Präparat schrieb die Ph. G. I. vor das Vera trinum s. Veratria v. Veratrina Sabadillina. Das Vera trin wird nach Hilger ausschliesslich aus den Sabadillsamen 5% wonnen, welche noch Sabadillin und Sabatrin enthalten. Ueber Veratrinum vgl. auch 8. 155. | Als Synonyme sind zu merken: Schoenocaulon offieinale A. Gray, Asagraea offieinalis Lindl., Asagraea caracasana Ernst, Ver atrum offieinale Schlechtdl. und Helonias offieinalis Don. 6. Smilax Tourn. Die Gattung Smilax ist der typische Vertreter der Unter- familie der Smilaceen, d. h. der mit Beerenfrüchten ausgestatteten Liliaceen. Wir begegnen in ihr hoch windenden, immergrünen | Sträuchern mit hin- und hergebogenen, oft stacheligen Stengeln, n deren wechselständig zweizeilige, gestielte Blätter dadurch ganz sonders bemerkenswerth sind, dass sie rechts und linke@e I Blattstielgrunde eine Ranke tragen, welche als ein Nee blattgebilde gedeutet werden muss. Sind nun Nebenblätter schm | überhaupt eine ganz ausnahmsweise Erscheinung bei den Monoeotyled; “. so sind Nebenblattranken noch viel seltener im ganzen Reich ® u = Monoeotyledonen. 157 Blüthenpflanzen anzutreffen. Auch die Blüthen von Smilax sind bemerkenswerth, zunächst schon, weil sie durchgängig dioeeisch sind. Das unscheinbare Perigon besteht aus zwei gleichartigen drei- zähligen Kreisen völlig freier Blätter. In den männlichen Blüthen besteht das Androeceum typisch aus 6 Staubblättern, doch ver- mehren sie sich bisweilen auf 7 und mehr, ja bis auf 20. (Vgl. Fig. 96, die Blüthe links). Die Fruchtblätter sind spurlos unterdrückt. In den weiblichen Blüthen ist das Androeeeum noch durch 6 (oder weniger) fadenförmige Gebilde, Staminodien, ange- deutet. Die drei Fruchtblätter bilden einen oberständigen Frucht- knoten mit drei meist sitzenden Narben (Fig. 96, rechts). In jedes Fruchtknotenfach hängen von der Spitze des Innenwinkels zwei atrope Samenanlagen herab, von denen bisweilen eine verkümmert. Die kugeligen Beeren umschliessen 1—6 Samen mit dünner, netziger Schale und reichem, hornartigem Endosperm. Von den 187 gut bekannten Arten der Gattung sind viele ohne Unterschied offieinell als Sassaparilla liefernde Pflanzen. Am sichersten bestimmt ist die Abstammung der Droge von 1. Smilax medica Cham. et Schlchtdl. Diese gehört wie alle Sassaparilla liefernden Arten zur Untergattung Eusmilax DC. in welcher alle diejenigen Arten vereinigt sind, deren männliche Blüthen typisch 6 Staubblätter führen, und deren weibliche Blüthen in jedem Fruchtfach nur eine Samenanlage aufweisen; überdies ge- hört aber noch zur Charakteristik, dass die Perigonblätter der männ- lichen Blüthen zurückgekrümmt oder zurückgeschlagen sind. Die Artcharaktere liegen in dem kräftigen, kantigen, gebogenen, schwach gestreiften Stengel, der nur gegen die Blattbasen hin durch wenige, schwach rückwärtsgerichtete Stacheln bewehrt ist, während die schlanken, rundlichen oder quadratischen, vierkantigen Zweige zick- zackförmig schlingen. Die Blätter stehen auf langscheidigen, wenig stacheligen, aber mit langen Nebenblattranken versehenen Blattstielen. Die Blattspreiten sind herzförmig oder pfeilförmig gelappt, bis hand- lang, unterwärts 5- oder 7-nervig, doch erreichen nur der Mittelnerv und die beiden benachbarten Seitennerven die Blattspitze. Die Blüthen stehen auf 1—4 em langen Doldenstielen bis zu 24 bei einander, jede auf 8-10 mm langem Blüthenstiele. Die 8—10 mm Durchmesser haltenden, dreisamigen Beeren sind kugelig, roth. Die Heimath der Pflanze ist Mexieo. Sie liefert die Veracruz- Sassaparille. > 2. Smilax offieinalis Kth. ist eine im tropischen Südamerika heimische Art mit anfänglich rundlichen, später fast vierkantigen, blassgelben Zweigen, welche zerstreut mit zurückgekrümmten, an der Spitze schwarzen Stacheln besetzt sind. Die zugespitzten, herzför- migen, über handgrossen Blätter erheben ihre Spreiten auf etwa 3 cm langen Blattstielen. Die Pflanze ist noch mangelhaft bekannt. 158 Angiospermen. 3. Smilax syphilitica Humb. et Bonpl. zeichnet sich durch starke, bis 5 mm dicke, runde, glatte Stengel aus. An der Basis jedes Blattes sitzen zwei oder vier stark zurückgekrümmte Stacheln. Die Blätter sind länglich-lanzettlich, bei 26 em Länge nur 7 cm breit, 5-nervig, lederig, kurz-zugespitzt, am Grunde abgerundet. Der bis auf halbe Länge breitscheidige Blattstiel trägt zwei kräftige Ranken. Die Blüthen und Früchte sind unbekannt. Die Heimath der Pflanze ist das tropische Südamerika. 4. Smilax pseudosyphilitica Kth. ist eine in Brasilien und Guiana heimische Art, welche auf 10—15 mm langen, scheidigen Blattstielen (5 Fig. %. Smilax pseudosyphilitica. 1/s nat. Gr. (Nach Berg und 8 Kan 2 «Di 20 em. lange, elliptische oder länglich - lanzettliche, 5-nerig® Spreiten trägt, deren Mittelnerven auf der Oberfläche vertieft sind, unterseits aber scharf hervortreten. Es sind nur männliche BlueheN stände bekannt geworden (Fig. 96). | Monoeotyledonen. 159 5. Smilax papyracea Duhamel, eine unvollkommen bekannte Art Brasiliens und des französischen Guiana ist durch scharf 4—6- kantige Stengel und Aeste ausgezeichnet. 6. Smilax Schomburgkiana Kth. ist eine in Surinam und Bra- silien wachsende Art mit cylindrischen, schwarzwarzigen Aesten. Alle vorgenannten Arten und wahrscheinlich noch viele andere liefern die als Droge bekannte, offieinelle Radix Sarsaparillae Ph. G. II. 224 s. Radix salsaparillae Ph. G. II. 389 v. Radix sassaparillae Ph. G.I. 339. Sie dient zur Herstellung des Deecoctum Sarsaparillae eompositum fortius Ph. G. DO. 71 s. Decoet. Zittmanni fortius Ph. G. II. 333 und des Deeoctum Sarsaparillae compositum mitius Ph. G. II. 72 8. Decoct. Zittmanni mitius Ph. G. I. 332. Der in der Ph. G.I. aufgeführte Syrupus Sarsaparillae compositus ist in die neue Pharmacopoe nicht aufgenommen. Die Sassaparillaprä- parate waren früher als Antisyphilitica hochberühmt, haben aber jetzt an Werth sehr verloren. In der Pharmacognosie unterscheidet man die Handelssorten als Sarsaparilla de Honduras, de Guatemala, de Caracas sive La Guayra, de Manzanilla, de Para s. Maranhäo s. Sarsaparilla brasiliensis u. a. Die Ph. 6. II. lässt nur die Honduras-Sarsaparille zu, obwohl neuerdings behauptet wird, es sei gerade die billige Veracruz-Sarsa- parille die wirksamste. 7. Smilax China L., ein in Japan gemeines, aber auch in China, auf Hongkong und Formosa heimisches Gewächs, ist die einzige hier zu erwähnende Art, welche nicht der Untergattung Eusmilax angehört, weil jedes Fruchtknotenfach zwei Samenanlagen ausbildet; sie vertritt die als Nemexia bezeichnete Untergattung. Als Art ist Smilax China gekennzeichnet durch den unregelmässig-oblongen, 6—16 cm langen Wurzelstock mit knotigen Verdiekungen. Den nicht windenden, cylindrischen Stamm bewehren ‚zerstreute, schwach zurückgekrümmte Stacheln, während die rundlichen, 8” streiften und knieförmig gebogenen Zweige unbewehrt sind. Die Blätter tragen an dem kurzen, bis zur Hälfte scheidigen Blattstiele Jederzeit eine Ranke. Die rundliche, zugespitzte oder gestutzte Spreite durchziehen 5 Hauptnerven. Die kurzgestielten Blüthendolden sind teichblüthig, die Blüthenstielehen nur 1 em lang. Die kleinen grün- lichen Blüthen - zeigen nichts Besonderes. Die bis 1 em Durchmesser haltenden rothen Beeren umschliessen 1—6 bohnenförmige braun- schwarze Samen. Die Pflanze lieferte die noch in der Ph. G. I. aufgeführte Radix s. Rhizoma v. Tuber Chinae, die China- oder Pocken- Wurzel, welche einen Bestandtheil des in der Ph. G. I. vorgeschrie- nen Syrupus Sarsaparillae compositus bildete. Die 160 Angiospermen. Chinawurzel war ehedem wie die Sarsaparilla als Antisyphilitieum geschätzt. !) 2 Die Unterfamilie der Smilaceen hat übrigens auch bei uns eine Reihe von recht bekannten Vertretern. Ich erwähne zunächst die als Zierpflanzen beliebten Maiblumen (mit verwachsenblättrigem Perigon), von denen das Maiglöckchen, Convallaria majalis L., die obsoleten Flores Convallariae s. Liliorum eon- vallium lieferte, welche noch jetzt in der Parfumerie Verwerthung finden. Die Wurzelstöcke der „italienischen“ Maiblume, Polygonatum offieinale All., waren als Rhizoma s. Radix Polygonati v. Sigilli Salomonis (Salomonssiegel) beim Volk in Ansehen. Einer anderen Gruppe gehört die giftige Einbeere, Paris quadrifolia L., an, welche wegen der vierzähligen (promiscue auch 5- und 6- zähligen) Blüthen als ganz vom Monocotylentypus abweichend gelten muss. Sie lieferte die Herba Paridis s. Solani quadrifolii. Der als Küchengewächs bekannte Spargel, Asparagus offieinalis L., mag nur genannt werden. Er lieferte die Turiones Asparagi und die Radix Asparagi, welche beide jetzt noch anderwärts offieinell sind. Iridaceae. Die Familie der Iridaceen oder Schwertliliengewächse unterscheidet sich in zwei Punkten wesentlich von den Liliaceen: _ Unterständiger Fruchtknoten mit drei oberwärts getrennten Narben, und unvollständiges, durch Unter drückung des inneren Staubblatt- kreises auf die drei Glieder des äusseren Kreises reducirtes Androe- ceum machen den Charakter derFa- milie aus. Es ergiebt sich mithin die Blüthen- formel P 3+3, A 3+0, 6 (8) und das Diagramm, Fig. 97, in welchem Deckblatt und Abstammungsaxe, und zwischen dieser der Blüthe das wenigstens für die Gattung Iris stets hinzuzudenkende „adossirte“ zwei‘ kielige Vorblatt angegeben sind. Was nun den morphologischen Ausbau der Blüthe, die sogenannte „Plastik“ derselben betrifft, so ist die gewöhnlich verschiedene Aus bildung der beiden Perigonkreise bemerkenswerth. In der Regel sind beide Kreise kronenartig entwickelt, unterwärts zu einer dem Fruchtknoten aufgesetzten Perigonröhre verwachsen, welche oberwärts in sechs gleiche ‚ mehr oder weniger glockig zusammenschliessende Abschnitte (so bei Crocu s) ausgeht oder sich in zwei deutlich ver schiedene Kreise sondert. Letzterer Fall ist in der Gattung I Fig. 97. Grundriss der Blüthe von Iris. (Nach Eichler.) \ : ; zu i y Man bringe die Chinawurzel nicht in irgend welche Besicheie 72 Se Chinarinde (Cortex China), welche von Arten der Gattung 2 lich stammt. Cinchona ist nicht monoeotyl, sondern dicotyl. Die einzig® AN keit zwischen Chinawurzel und Chinarinde ist — der Name! Monoeotyledonen. ' 161 vertreten, in welcher die drei äusseren Perigonzipfel sich schön bogig zurückkrümmen, ihre oft zierlich gebärtete Oberfläche bloss- legend, während die drei inneren aufwärts gerichtet zu einer fast gloeckigen Hülle zusammenneigen (Fig. 98), sofern sie nicht, wie bei einigen Arten, sehr klein sind und Neigung zum Schwinden zeigen. Die Gattung Gladiolus bildet ihr Perigon median-zygomorph, aufstei- gend, horizontal oder hängend glockig aus. Die drei vor den äusseren Perigonabschnitten epigyn oder der Perigonröhre eingefügten Staubblätter sind bei den hier in Betracht zu ziehenden Gattungen frei, ihre Staub- beutel extrors, und öffnen sich mit Längsspalten. Die drei Frucht- Fig. 98. Blüthe von Iris forentina. blätter bilden einen dreifächerigen, 1jg nat. Gr. (Nach Berg und Schmidt.) vieleiigen Fruchtknoten mit ein- fachem Griffel, welcher in drei „dorsale* (über die Fächer fallende), selten in drei „commissurale“ (über die Scheidewände fallende) Narben ausgeht, welche bei der Gattung Crocus zerschlitzt, bei Iris blumenblattartig erweitert sind. (Vergl. Fig. 101.) Im vegetativen Aufbau zeigen die Iridaceen manche bemerkens- werthe Eigenthümlichkeit. Fast alle Arten sind ausdauernde Kräuter, welche sich entweder durch knollige (Crocus) oder fleischige, krie- chende Wurzelstöcke (Iris) erhalten. Die Blätter sind entweder alle grundständig (Crocus), oder sie stehen zweizeilig dieht über einander, ihre Spreiten fächerartig in der gemeinsamen Medianebene ausbreitend ( „reitende“ Blätter). Die Blüthen stehen endständig ein- zeln oder zu mehreren bis vielen in einer einfachen Aehre (welche bei Gladiolus einseitswendig wird), selten in Rispen. Die Gattung Iris besitzt Fächeln, deren Verzweigung aus den adossirten Vor- blättern erfolgt. Hierher die Gattungen Croeus, Iris, Gladiolus. 1. Crocus sativus L. Die Gattung C rocus umfasst Knollengewächse mit sehr kurzem Stengel, an welchem sich wenige, häutige, einander tutig umschlies- sende Niederblätter und darüber wenige, schmal linealische, ‚oberseits _ "innige, dunkelgrüne Blätter entwickeln, zwischen denen sich meist "ur eine, den Gipfel des Stammes einnehmende Blüthe entfaltet, | Welche von zwei häutigen Hochblättern umhüllt wird. Das immer Müller, Medieinalflora. 11 162 Angiospermen. sehr zarte, bald weisse, bald sattgelbe, bald blauviolette Perigon geht in sechs fast gleiche Abschnitte aus, welche sich auf der langen und schmalen Perigonröhre glockig oder trichterförmig entfalten. Die drei Staubblätter sind dem Perigonschlunde eingefügt. Ihre pfeil- förmigen Staubbeutel werden von flachen Filamenten getragen. Die Narben sind fleischig, breit keilförmig, und enden mit zerschlitztem, gezähneltem Rande, oder sie enden eingeschnitten lappig. Die zur Reifezeit papierartige, längliche Kapsel umschliesst viele kugelige Samen mit homigem Nährgewebe. Wichtiger als diese sind für die Arterhaltung die Knollen der Pflanze. Während sich die austrei- bende und später blühende Knolle erschöpft und im Laufe der Vege- tationsperiode verschrumpft, bildet sich in der Achsel des obersten Laubblattes eine Knospe aus, deren Stengeltheil sich mit Reserve- stoffen, namentlich Stärke, füllt und dadurch zur Knolle anschwillt, welehe beim Absterben der Mutterpflanze, von vertrockneten Scheiden umhüllt, erhalten bleibt, um im nächsten Jahre auszutreiben. Von den etwa 50 Arten, welche sich auf die Mittelmeergebiete beschränken, ist offieinell | Crocus sativus L., der Saffran (Fig. 99), mit niedergedrückt kugeligen Knollen, welche am Grunde und am Scheitel vertieft sind und von nussbraunen, parallelfaserigen Scheiden locker umhüllt werden. Den blühenden Stengel umgeben unterwärts 5 bis 6 häutige Niederblätter und 6 bis 9 schmal linealische, stumpfe Laubblätter mit rückwärts umgerolltem Rande und kielartiger; weisser Mittelrippe. Die über den scheidigen Hochblättern nur sehr kurz gestielte End blüthe (neben der sich bisweilen noch eine Seitenblüthe entwickelt) erhebt ihr 10 bis 15 cm langes, unterwärts engröhriges Per gon mit eiförmig-länglichen, stumpf gerun deten Zipfeln, welche durch ihre zarte : schaffenheit und ihre blassviolette, dunkel violettstreifige Farbe das Auge fesseln. AM EN dem bärtigen Schlunde des Perigons ER Fig. 99. Crocus sativus. die Staubblätter mit langen, linealischen ke nödten eines der Beuteln und die drei dunkelorangerothel P r rmigen Staubblätter; unterwärts gelblichen, herabgebogenen Nam rechts unten die drei Nar- sie. u er, ® benschenkel. ben heraus. | Ä Vielleicht aus dem Orient stammen a wird diese Art in den wärmeren Ländern, namentlich in Südeurop% 2 in ausgedehntem Massstabe gebaut. Sie liefert die Narben als Droge Croeus Ph. G. IL. 68 s, Stigmata Croci, schlechthin . 63 oder Safran genannt. Man bereitet daraus die Tinetura et Monoeotyledonen. 163 Ph. G. 1. 278 und verwendet sie bei der Bereitung der Tinetura Opii erocata Ph. G. II. 284, der Tinetura Alo&s compo- sita Ph. G. I. 271 und anderer, nicht mehr vorgeschriebenen Prä- parate, von denen das Emplastrum oxyceroceum in der Volks- _ mediein noch eine bedeutende Rolle spielt. Es wurde noch in der Ph. G. 1. aufgeführt, ebenso wie der Syrupus Croei, das Emplastrum Galbani crocatum und das Elixir Proprietatis Paracelsi. 2 DE Die Gattung Iris, deren zahlreiche Arten als Schwertlilien bei uns beliebte Gartenzierpflanzen sind, ist in dreifacher Weise inner- halb der nach ihr benannten Familie ausgezeichnet: durch die dick- fleischigen, verzweigten, kriechenden Wurzelstöcke, durch die 2-zeilig fächerförmigen, schwertförmig „reitenden“ Blätter und die zu Fächeln vereinigten Blüthen. Betrachten wir zunächst den Bau des schwertförmigen Blattes (Fig. 100). Wie es bei vielen Monocotylen der Fall ist, sitzt das- selbe winkelig längsgefaltet (<) dem ge- stauchten Axentheile an. Denken wir uns nun auf dem scharfkantigen Rücken dieser Scheide einen Kiel aufgesetzt (—<), und lassen wir diesen Kiel weit über die Spitze der Scheide schwertförmig sich verlängern, so erhalten wir das Irisblatt, dessen Sprei- tentheil mit der Medianebene des Blattes zusammenfällt, während ja bei gewöhn- liehen Laubblättern die Spreite recht- winklig zu dieser Ebene steht und in die sogenannte Transversalebene fällt. Die Inflorescenzen der Irisarten sind ziemlich complicirt gebaut. Im einfachsten Falle stehen die Blüthen einzeln in den Achseln laubblattartiger oder schuppiger Deckblätter. Jeder Blüthe kommt ein adossirtes Vorblatt zu. Entwickelt sich "un in der Achsel des Vorblattes wieder ya eine Blüthe, deren Vorblatt gegen die erste 2 gg isch). Rechts Blüthe gewandt ist u. s. f., so entsteht ie Querschnittsformen in an Stelle jeder Einzelblüthe eine Fächel. Höhe der danebenstehenden chwieriger ist das Verständniss derjenigen punktirten Pfeile, Formen, in welchen jeder Blüthenzweig a mit einer Endblüthe abschliesst, welcher eine Anzahl zweizeilig ge- stellter Hochblätter vorausgehen, von welchen die beiden oberen zu einer zweiklappigen Blüthenhülle zusammenschliessen. Nur in dem 1° 164 Ängiospermen. obersten der beiden zur Hülle werdenden Hochblätter entwickelt sich eine Seitenblüthe mit adossirtem Vorblatt, an welches sich even- tuell noch zwei weitere, wieder zu einer Hülle zusammenrückende . Hochblätter anschliessen. Die einzelne Blüthe (vgl. Fig. 98) besteht aus dem unterstän- digen Fruchtknoten, auf welchen sich die Röhre des Perigons auf- setzt. Sie spaltet sich in die sechs Perigonabschnitte, von denen die drei äusseren breite kronblattartige Gebilde sind. Diese schlagen sich mit zierlicher Krümmung rückwärts oder breiten sich bogen- förmig fast horizontal aus. Ihr Grund ist auf der Innenseite bald nackt, bald von einer bürstenförmigen Haarleiste, einem „Barte“, bedeckt. Die drei inneren, aufrechten, an der Spitze zusammen- neigenden Perigonblätter sind meist am Grunde blattstielartig ver- engt („genagelt“), ihr spreitenförmiger Theil kann jedoch unscheinbar werden, wie bei der bei uns heimischen Iris Pseud-Acorus. Ueber den äusseren Perigonblättern stehend, ragen die drei Staubblätter mit den linealischen, extrorsen, au der Basis dem Staubfaden an- gehefteten Beuteln hervor. ie krümmen sich im sanften Bogen nach aussen und werden von oben her durch die blumen- blattartigen, an der Spitze meist winkelig ausgeschnittenen Narbenschenkel gedeckt (Fig. 101). 3 Die grossen, stumpf drei- kantigen, derbwandigen Kapseln enthalten in jedem der drei Fächer viele horizontal über ze 101. De ”- blumenblattartigeen einander liegende, flache Samen en von Iris florentina. Unter d : z er, vorderen liegt das mit ihr Berg mit brauner oder scher) dirende Staubblatt mit seinem extrorsen lederiger oder paple .. Beutel. (Nach Berg und Schmidt.) brüchiger Schale und hornigem Nährgewebe. Von den etwa 80 bekannten ‚ fast ausschliesslich unserer 20 ”, ; angehörigen Arten sind nur drei mit bärtigen Perigonabsehnitten (Barbatae) offieinell: 1. Iris germanica L., die deutsche Schwertlilie. Aus ihrem ‚kräftigen, verzw eigten, fast zwei Finger breiten, etwas abgeplattelen stellenweis etwas verengten Wurzelstock erheben sich senkrecht U" steigend die breiten, schwach sichelförmig gebogenen, spitzen Schwert“ blätter von hellgrüner Farbe und zwischen ihnen (an den blühenden Trieben) die eylindrische, 30 cm bis nahe 1 m hohe Blüthenstan” axe mit den fast faustgrossen Blüthen. Die Hochblätter sind unt > Monoeotyledonen. 165 wärts oder zum grösseren Theile krautig grün, nicht trockenhäutig. Die nieht über die Hochblätter hervorragende Perigonröhre trägt die drei verkehrt-eiförmigen, dunkelvioletten äusseren Perigonabschnitte mit orangegelbem Barte. Der Grund der Abschnitte ist gelblich weiss, von braunen Adern durchzogen. Die drei inneren Perigon- abschnitte stehen den äusseren an Grösse nicht nach. Sie sind rundlich, plötzlich in den verschmälerten Nagel zusammengezogen, am Rande etwas wellig, von heller violetter Farbe. Ueber die Staub- blätter wölben sich die nach der Spitze beständig an Breite zunehmenden Narben- schenkel hinweg, deren Spitzen breit aus- einanderspreizen. Die in Süd- und Mitteleuropa hei- mische, in Deutschland nur selten wild anzutreffende, aber allerwärts in Gärten gezogene Pflanze entfaltet bei uns im Mai ihre schwach wohlriechenden Blüthen. Öffieinell ist der Wurzelstock als Rhi- zoma Iridis Ph. G. ID. 229 s. Radix iridis Florentinae Ph. G. II. 339, in der Volksmediein „Veilchenwurzel“ genannt. FF Die Droge bildet einen Bestandtheil des Fig. 102. Iris germanica. Pulvisfumalisnobilis, eines Räucher- mittels. Vorgeschrieben ist nur noch die Verwendung zu den Spe- ties peetorales Ph. G. II. 242. Bekannt ist, das man zahnenden Kindern grössere Stücke der Veilchenwurzel reicht, damit sie an derselben kauend Erleichterung beim Zahndurchbruch finden sollen. 2. Iris florentina L. ist der vorgenannten Art sehr ähnlich. Sie unterscheidet sich von jener durch die nur am Rande trocken- häutigen Hochblätter, durch am Grunde allmählich sich in einen Nagel verschmälernde innere Perigonblätter und durch die gerade vorwärts gerichteten Spitzen der in der Mitte verbreiterten Narben- schenkel. Viel auffälliger als diese diagnostischen Merkmale ist der Farbenunterschied der Blüthen. Das Perigon der Iris florentina ist weiss, am Grunde der Zipfel braungeadert. In Südeuropa heimisch, wird die Art wie die vorige bei uns vielfach in Ziergärten eultivirt. Sie blüht im Mai und Juni. Offieinell ist der Wurzelstock als Rhizoma Iridis Ph. G. II. 229. Siehe oben. 3. Iris pallida Lmek. unterscheidet sich leicht von den beiden Yorgenannten Arten dadurch, dass ihre Hochblätter vom Grunde an froekenhäutig sind. Die inneren Abschnitte des durchweg hellvio- letten, im Sehlunde braungeaderten Perigons sind elliptisch-verkehrt- eiförmig, plötzlich in den Nagel verschmälert. Die Narben gleichen denen von Iris florentina (Mitte am breitesten, Spitzen gerade vor 8streckt). Die Staubbeutel sind kürzer als die Staubfäden. 166 Angiospermen. Im Orient und in Südeuropa heimisch, wird diese Art, wie die vorigen, viel bei uns als Ziergewächs gepflanzt. Sie liefert wie die ‚ vorigen Rhizoma Iridis Ph. G. II. 229. Die durch Knollenbildung, median-zygomorphes, tief-sechstheiliges, fast zweilippiges Perigon, einseitswendige Blüthenähre und viele andere Merkmale ausgezeichnete, mit vielen Arten am Cap vertretene Gattung Gladiolus mag hier nur. kurz erwähnt werden. Die bei uns auf Wiesen sehr zerstreut sich vor- findende Art, Gladiolus paluster Gaud,, umhüllt ihre Knollen mit netzig-faser- igen Scheidenresten. Der Volksaberglaube legte deshalb den Knollen eine vor allerlei Unheil, namentlich Kriegsgefahren schützende Macht bei, die sich in dem Volksnamen der seltenen Pflanze, Allermannsharnisch, wiederspiegelt. Die Knollen waren früher officinell als Buldi @ladioli s. Vietorialis rotundae. Die ganze Ordnung der als Enantioblastae bezeichneten Monocotylen, welche sich durch atrope Samenanlagen auszeichnen, bei welchen sich mithin im reifen Samen der Keimling (#A«orog) der Anheftungsstelle des Samen, dem ‚ Nabel gegenüber (&vavrios) befindet, kann hier ganz übergangen werden. Wir _ wenden uns sofort zur dritten Reihe, den Spadicifloren. Spadiciflorae. In der Ordnung der Spadieifloren oder Kolbenblüthigen tritt die Individualität der Einzelblüthe fast ausnahmslos zu Gunsten des ganzen Blüthenstandes zurück; dieser allein tritt dem Beobachter mehr oder min- der auffällig entgegen, eine Art Sammel“ blüthe bildend. Die meist sehr kleinen eingeschlechtigen (nur selten zwitterigen) Blüthen sind bald monoeeisch, bald dioeeisch vertheilt und gruppiren sich, meist dicht gedrängt an einer fleischigen, dicken er zu einem sogenannten Kolben, welchen em grosse, oft blumenblattartig gefärbte BR e z blattscheide, eine „Spatha* stützt oder & umschliesst (Fig. 103). Nur in den wen 187 E typischen Fällen drängen sich die a reichen Blüthen an rispig verzweigten zu zusammen, welche auch dann von einer gr Fig. I Fam vo Arum meinsamen Scheide umhüllt werden, wäh m. Die „Spatha® 2: 5. nt iner be (A) vorn abgeschnitten url die einzelnen Rispenäste per e ao di durch die Kolbenaxe 7 mit sonderen Scheide geschützt sind. u d weiblichen Blüthen (o), Einzelblüthen ist das Perigon nieM‘ en männlichen Blüthen (m) Re io entwickelt; 8" und sterilen Blüthenrudi. Ftattlie ronenartig Ibst: menten (f) sichtbar. weder ist es unscheinbar oder fehlt i Monoecotyledonen. 167 gänzlich). Die an Endosperm reichen Samen umschliessen stets einen nur kleinen Keimling. Bei uns nur durch wenige Formen vertreten (unter denen die sogenannten Rohrkolben, Arten der Gattung Typha, am bekann- testen sein dürften), ist die Reihe als diejenige zu bezeichnen, welche den Tropenländern ihren physiognomischen Charakter verleiht. Von den sechs Familien der Ordnung kommen hier nur zwei in Betracht: I. Palmae, die Palmen, Bäume der heissen Zone, mit grossen fächerförmigen oder gefiederten Blättern und meist einfachem, eine stattliche Blattkrone tragendem Stamm. IH. Araceae, ausdauernde, aus Knollen oder Wurzelstöcken treibende, oft epiphytisch lebende und dann lange Luftwurzeln aussendende Gewächse mit meist spiessförmigen Blättern. Ihre Blüthen bilden immer einen mit Spatha versehenen Kolben. Hierher der Kalmus, Acorus Calamus. Palmae, Palmengewächse. Wer dächte nicht bei dem Namen Palmen an die Pracht der tro- pischen Landschaften, und wer dächte nicht unwillkürlich dabei an irgend ein Charakterbild einer solchen! Sicherlich figurirt auf demselben eine Gruppe jener hochstämmigen, schlanken, unverzweigten Gewächse, welche ihre aus mächtigen, langgestielten Blättern sich aufbauende Krone majestätisch emporheben. Wenn wir aber auch behaupten dürfen, dass jeder gebildete Laie mit dem typischen Habitusbilde der Palmen bekannt und vertraut ist, so müssen wir hier doch auf die diagnostischen Merkmale der Familie eingehen, deren Kenntniss allein die Erfahrung zum Wissen macht. Wenn in unserer Anschauung die Palmen hochstämmige Tropen- bäume sind, so bedarf sie insofern einer Correetur, als wir hinzu- fügen müssen, dass auch viele kurzstämmige Formen vertreten sind, ja die einzige in Südeuropa noch wild vorkommende Palme, die Chamaerops humilis, ist meist völlig stammlos. Ihre fächerförmigen Blätter bilden eine bodenständige, straussförmige Gruppe. Noch weiter entfernt sich von dem durchschnittlichen Typus der Habitus der Rohrpalmen (Calameen), mit deren bekanntestem Vertreter, dem „Spanischen Rohr“ (Calamus Rotang), die Jugend in der ganzen &ivilisirten Welt ja frühzeitig in Berührung kommt. Die Rohrpalmen sind kletternde Gewächse der Tropen, Lianenformen, welche die Undurchdringlichkeit der Urwälder zum Theil bedingen. Nach dieser RE ') Die Spadieifloren theilen diesen wichtigen Charakter der Kleinblüthigkeit ünter den Monocotylen nur mit den Glumifloren (zu welchen die Gräser gehören). Man hat deshalb auch Spadieifloren und Glumifloren gemeinsam als Mieranthae allen anderen Monocotylen mit grossen Blüthen, den Maeranthae, gegenübergestellt. 168 Angiospermen. Berichtigung unserer Anschauung von dem Habitus der Palmen wollen wir noch hinzufügen, dass ihnen niemals, auch nieht den hochstämmigen, eine Pfahlwurzel, wie unseren heimischen Baum- formen, zukommt. Die frühzeitig absterbende Hauptwurzel wird bei allen Palmen durch meist einfache Nebenwurzeln ersetzt, welche einen gegen den Boden hin sich erweiternden Wurzelkegel zu bilden pflegen, auf dessen Spitze der Stamm sich erhebt. Ein normal yer- zweigter Stamm kommt nur der Dumpalme des Nilgebietes, der Hyphaene thebaica, zu. Wichtiger als die Charaktere des Stammes sind Bau und Ent- wiekelung der Blätter der Palmen. Unter dem Schutze der älteren Blätter der Krone entwickelt sich an dem Stammscheitel zunächst die Scheide und die spätere Mittelrippe („Rhachis“), an welcher sich die Spreite des jungen Blattes als eine flossenartige Ausbreitung ausbildet. Diese legt sich bald nach ihrem Auftreten in Folge über- wiegenden Breitenwachsthumes in dicht aneinandergepresste Falten, welche bei Fächerblättern (deren Rhachis stark verkürzt ist) längs gerichtet sind, bei Fiederblättern (deren Rhachis sieh mehr oder weniger streckt) aber als Querfalten erscheinen. Ist die junge ge faltete Spreite völlig angelegt, so schiebt sich das Blatt durch das nachträgliche Einschalten des Blattstieles aus der Stammknospe her- vor, um die Spreite zu entfalten. Hierbei sterben nun bestimmte Kanten der Falten theilweise oder bis zum Spreitengrunde ab; die Spreite zerlegt sich in einzelne Abschnitte. Es zeigen sich dabei je nach Gattung und Art mannichfache Verschiedenheiten. Entweder stirbt in jeder Spreitenfalte nur die Oberkante ab, wie bei der Dattelpalme, Phoenix dactylifera, zum Theil auch bei den Fächer- palmen Chamaerops und Livistona, und dann wendet jedes Blattsegment seine Mittelrippe nach unten, oder es sterben nur die Unterkanten ab, und dann wenden die Abschnitte ihre Mittel- rippe nach oben, wie bei den Blättern der Cocospalmen und der Calamusarten, oder es sterben dieOber- und Unterkanten zu. gleich ab, so dass die Blattabschnitte gar keine Mittelrippe zeige", wie es zum Theil bei Chamae rops der Fall ist; endlich können an mehrfach gefalteten Blättern auch noch seitliche Kanten ab- sterben, wodurch, wie bei Caryota, fiederig getheilte Blattab- schnitte entstehen. Diese Bildungsweise der Blätter ist im ganzen Gewächsreiche kaum wieder anzutreffen. Im Uebrigen mag noch bemerkt werden, dass die Palmenblätter ganz allgemein spiralige Anordnung am Stamme zeigen. Nach dem Absterben der Spreiten bleiben die unteren Blattstielenden oder die Blattscheiden gewö" lich am Stamme erhalten, den sie oft völlig bedecken. Bisweilen fasern die Blattstiel- und Scheidenreste im Alter aus; der Sam. ” * i ” er erscheint dann wie von einem Flechtwerk zerfetzter Lappen bedacht | In den Fällen, wo die Blätter sich an der Scheideninsertion Y Monoeotyledonen. 169 Stamme ablösen, zeigt der Stamm noch in hohem Alter die Blatt- narben deutlich. In den Achseln der Laubblätter bilden sich in grösseren Zeit- intervallen oder in jeder Vegetationsperiode die Blüthenstände aus. Selten sind dieselben einfach; meist sind sie reich rispig verzweigt, hängend und werden dann unterhalb der Krone sichtbar; seltener sind reichblüthige und dann bis zur Spitze dicht mit Blüthen be- setzte Kolben. Ganz allgemein werden die Blüthenstände von Hoch- blättern scheidenartig umgeben. Die einzelnen kleinen, actinomorphen Blüthen sind ungestielt oder bei fleischigen Kolben der Axe dieser eingesenkt. Ihrem Grundplane nach sind sie durchgängig dreizählig nach der typischen Monoeotylenformel P3 +3, A3 +3, 63. Dabei ist nun aber zu bemerken, dass zweigeschlechtige Blüthen fast ausschliesslich der Gruppe der Sabaleen eigen sind; sonst finden sich nur eingeschlechtige, monoeeisch oder dioeeisch vertheilte Blüthen vor. : Das unscheinbare Perigon ist derb, deutlich in zwei Kreise gegliedert, von denen der äussere klein, dachig, der innere grösser und klappig ist, oder es tritt der umgekehrte Fall ein; selten sind die beiden Perigonkreise gleichgestaltet. Bald sind die Perigon- blätter frei, bald verwachsen sie mehr oder weniger hoch hinauf. In den männlichen Blüthen alterniren die Staubblätter regelmässig mit den Perigonkreisen, doch kommen Abweichungen doppelter Art nicht selten vor; entweder wird das Androeceum dureh Abort in der Gliederzahl vermindert, oder es wird durch Spaltung in der Zahl vermehrt (auf 9, 12 und mehr Glieder). Die Staubfäden sind bald frei, bald röhrig verwachsen; sie tragen auf dem Rücken angeheftete, innenwendige Staubbeutel, deren Fächer sich mit je einem Längsrisse öffnen. In den weiblichen Blüthen ist das Gynaeceum sehr mannich- faltig ausgebildet. Allerwärts wird dasselbe durch drei oberständige Fruchtblätter repräsentirt, deren jedes eine einzige, bald völlig atrope, bald völlig anatrope und in letzterem Falle bald apotrope, bald epitrope Samenanlage!) umschliesst. Schwankend ist nun das gegen- seitige Verhalten der Fruchtblätter; bald bleiben sie fast völlig von einander getrennt, ein „apokarpes Gynaeceum“ bildend, wie bei den Dattelpalmen, bald pressen sie sich eng an einander, wie bei Chamae- rops humilis, bald verwachsen sie mit einander zu einem dreifächerigen Fruchtknoten, ein „synkarpes Gynaeceum“ darstellend. In dem letz- teren Falle können nun aber wieder verschiedene Typen unterschieden werden, welche durch mannichfaltige Abstufungen verbunden sind. Entweder wird nur eine der drei Samenanlagen befruchtet, und nur as sie einschliessende Fruchtblatt bildet sich zu einer Beere oder Steinfrucht aus, oder alle drei Samenanlagen werden zu Samen aus- gebildet, und es entsteht eine zusammengesetzte Steinfrucht oder en ') Ueber „apotrop“ und „epitrop* vergleiche die Einleitung, 8. 29. 170 Angiospermen. Beere, oder es wird nur eine Samenanlage befruchtet, und doch wachsen alle drei Fruchtblätter zu einem gemeinsamen Perikarp heran (so bei den Calameen), oder endlich, es ist das eine Frucht- blatt schon in der Blüthe bevorzugt durch auffällige Grösse, und alle drei Fruchtblätter reifen zu gemeinschaftlichem Perikarp (so bei den Areeapalmen) aus. Die Samenanlagen sind immer sitzend, ihre von der dicken Raphe und dem Nucellus nicht scharf gesonderten Integumente fleischig. Der Keimsack ist relativ gross. An der Frucht (die bald als Beere, bald als Steinfrucht, bald als Nuss bezeichnet werden kann) sind frühzeitig die drei Schichten des Perikarps, das Exo-, Meso- und Endokarp, zu erkennen. Das Mesokarp ist oft von vielen Fasersträngen durchzogen (so bei der „Cocosnuss“), das Endokarp oft als ein ausserordentlich harter Steinkern entwickelt (Cocosnuss), weleher an einer bestimmten Stelle sehr dünn oder lochartig dureh- bohrt ist, um dem Keimling später das Austreiben zu gestatten. Das Endosperm ist stets reich entwickelt, bald fleischig, bald hornig oder steinhart (so bei der bekannten, technisch verwertheten „Stein- nuss“, dem Samen der Phytelephas macrocarpa). Bei Calamus, Areca und vielen anderen dringt die innere Samenhaut faltig in das Nährgewebe ein, welches dadurch ähnlich wie bei der späterhin zu besprechenden „Mus- katnuss“ marmorirt erscheint.!) Der Keimling ist bei allen Palmen relativ klein. ; Nach Drude gliedert sich die Familie in die 4 Unterfamilien der Lepidocaryinae, Borassina®, Ceroxylinae und Coryphina®. l. Daemonorops Draco Bl. Zwei Charaktere sind in erster Linie bestimmend für die früher mis Ä der Gattung Calamus vereinigte E Gattung Daemonorops, die Schup Fig. 104. Raphia Ruffia. Reife Frucht, an Coniferenzapfen er- innernd, mit nach rückwärts sich penbildung an den reifenden Früchten deckenden ni er Karen 5 (Fig. 104) und das Klettern der inenfruc un (Nach Le Maoüt et Decaisne). mehr als 100 m langen, rohrartige i Stimme. Beide Charaktere sind v , : grösserer Tragweite. Der erstere weist die Gattung DaomonaFizs S der Unterfamilie der Lepidocaryinae zu, der letztere bildet ee ) Man nennt derartig marmorirte Endosperme gewöhnlich ruminat: Monocotyledonen. 171 wesentliche Merkmal der Calameae, der als „Rohrpalmen“ bezeich- neten Tribus. Was nun die engere Abgrenzung der Gattung anbetrifft, so gründet sich diese zunächst auf die Besonderheiten des Blüthenbaues. Die Blüthen sind dioeeisch vertheilt und zu rispig verzweigten Kolben vereint, an denen jeder Ast von einem Scheidenblatt umhüllt oder doch gestützt wird. Die männlichen Blüthen (Fig. 105, A) führen ein glockiges, Fig. 105. Blüthe und Frucht einer Daemonorops-Art. 4A. Männliche Blüthe nach Wegnahme des äusseren Perigons. 3. Fruchtknoten der weiblichen Blüthe. C. Frucht mit rückwärts gerichteten Schuppen bedeckt. (Nach Drude). dreizähniges, unscheinbares äusseres Perigon, welchem ein tief-dreithei- liges inneres folgt. Hieran schliessen sich in gewohntem, regelmässigem Wechsel die sechs das Androeceum darstellenden Staubblätter an, deren Fäden an der Basis röhrig verwachsen sind. Die freien Beutel sind an der Basis fast pfeilförmig ausgeschnitten. Ein Frucht- knotenrudiment fehlt. In den weiblichen Blüthen sind die Staub- blätter durch ein becherförmiges Gebilde mit kurzen Spitzen ersetzt. Den dreifächerigen Fruchtknoten krönen drei zurückgekrümmte, pfriemliche Narben. Jedes Fruchtknotenfach enthält eine einzige anatrop-epitrope Samenanlage, welche einem kurzen Nabelstrange aufsitzt. In jeder Blüthe wird nur eine der Anlagen befruchtet, welche zum Samen heranreift, während sich alle drei Fruchtblätter an der Ausbildung der nicht ganz Wallnussgrösse erreichenden Frucht betheiligen, welche sich zur einsamigen Beere ausgestaltet (Fig. 105, C). Sehr charakteristisch ist an dieser die Ausbildung der Oberfläche. Während nämlich die Frucht heran- wächst, bildet die äussere Fruchtschale, das Exokarp, Schuppenaus- wüchse, welche von der Spitze des Fruchtknotens nach dem Grunde hin nach einander zum Vorschein kommen; man sagt, sie entwickeln Sich in „basipetaler“ Folge. Daher deckt nun jede ältere, höhere Schuppe die unter ihr stehende jüngere mit ihrem abwärts wachsen- dem Schildrande, und die reife Frucht verhält sich somit umgekehrt wie ein Fichtenzapfen (vgl. auch Fig. 80). Wir müssten uns einen solchen an seiner Spitze an den Zweig angeheftet und dann auf kugelige Gestalt redueirt denken, um das Bild der „Lepidocaryinen- 172 Angiospermen. frucht“ zu erhalten.) Morphologisch ist dabei festzuhalten, dass die letztere nur Auswüchse der äusseren Schicht der Fruchtblätter zu Schuppen umgestaltet, während beim Tannenzapfen die ganzen Frucht- blätter (resp. die oberen Hälften derselben, die „Fruchtschuppen“) zur Zapfenbildung sich vereinigen. Der einzige, grosse Same der Dae- monorops-Früchte ist überdies durch marmorirtes Nährgewebe aus- gezeichnet. Der kleine Keimling liegt nahe dem Nabel. Daemonorops Draco Blume, der Drachenblut-Rotang oder die Drachenblutpalme, ist ein Bewohner der sumpfigen Urwälder der Sundainseln. Die über 100 m langen, kletternden Stämme sind mit Querreihen ungleich langer, aufwärts angedrückter Stacheln besetzt, während die Stiele und Mittelrippen der Blätter mit rückwärts ge- richteten, abstehenden Stacheln gruppenweise besetzt sind. Sehr häufig setzt sich die Mittelrippe der gefiederten Blätter in ein langes, peitschenförmiges Ende fort. Die Blattfiedern sind linealisch-lanzett- lich, lang zugespitzt, ihre Längsnerven sind unterseits mit Stacheln besetzt. Die Früchte sind scharlachroth, fast kugelrund, und enden mit kurzer, gipfelständiger Spitze. Die dieken rautenförmigen Schuppen durchzieht eine seichte, mittlere Längsfurche. Aus den Früchten quillt ein in verschiedener Form (in Stangen gegossenes oder in unregelmässigen Stücken) versandtes, tiefrothes Harz, welches als Drachenblut offieinell war. Die Ph. G. I. führt dasselbe noch auf als Sanguis s. Resina Draconis. Es diente zur Bereitung des Pulvis arsenicalis Cosmi, findet aber noch jetzt zur Färbung von Zahnpulvern, zur Firnissfabrikation etc. Ver- wendung. E Synonyme zu Daemonorops Draco Blume sind Calamus Dra0 Willd. und Calamus Rotang et Draco L. Als „Drachenblut“ kamen auch Rohproducte von Dracaena Draco L., Dracaena Ombet Kotschy und Dracaena Cinnabari Balf., dreier baumartigen Liliaceen in den 3 Handel, ebenso von einer Leguminose Pterocarpus Draco L., doe ; war die Einfuhr dieser Drachenblutsorten stets eine sehr beschränkte. 2. Metroxylon Rumphii Mart. Die Gattung Metroxylon erweist sich durch ihre schup pig® = etwa hühnereigrossen Früchte als ein zu den Lepidocaryinen gehörige Palmengeschlecht, welches jedoch nicht der vorangehend besprochenen : Tribus der Calameen angehören kann, weil letztere durch dünne kletternde Stämme augenfällig ausgezeichnet sind. Metroxylon gehört dagegen zu einer Gruppe von Lepidocaryinen, den Raphieen, welehe = durch aufrechte, meist dicke, gedrungene Stämme mit gipfelständiger En, Die Unterfamilie der Lepidocaryinae trägt ihren Namen nach der Gattung = Lepidocarya, von lenis— Schuppe, und z&gva = Nuss. Die Zusammensetz „Sehup pennuss“ bezieht sich also auf die charakteristisch schuppigen, nussat*® ) nn Früchte. ; 2 Monoeotyledonen. 173 Blätterkrone den typischen Palmenwuchs an sich tragen. Die paarig gefiederten Blattspreiten, die den Calameen eigen waren, sind auch hier vorhanden. Die grossen, rispig verzweigten Blüthenkolben hängen aus den unteren Laubblattachseln herab; die Blüthen sind in der ganzen Gruppe monoeeisch. Die diagnostischen Merkmale der Gattung Metroxylon erinnern zum Theil lebhaft an die der Gattung Daemonorops. Zunächst führen die röthlich-gelben Blüthen ein tief dreitheiliges äusseres und ein weniger tief dreitheiliges inneres Perigon, welches in den männlichen Blüthen ein aus sechs Staub- blättern gebildetes Androeceum umschliesst. Für dasselbe ist die Verwachsung der Fila- mentbasen (ähnlich wie Daemonorops) charakteristisch. (Fig. 106). Zum Unter- Fig. 106. Männliche Blüthe schiede ist hier aber ein Fruchtknotenrudi- von Metroxylon laeve auf- ment in den männlichen Blüthen vorhanden. Be In den weiblichen Blüthen sind die männ- wachsen. lichen Organe ebenfalls rudimentär ent- wickelt; sie stellen eine gloekig verwachsene Röhre mit kurzen Spitzen dar, welche aber keine Staubbeutel tragen. Die Früchte sind lang zugespitzt. Wie bei allen Lepidocaryinen entwickelt sich auch hier in jeder Frucht nur eine der anatrop-epitropen Samenanlagen zu einem Samen, der in der Gattung Metröxylon (wie bei Daemo- n0rops) ein marmorirt aussehendes Nährgewebe umschliesst. Von den Arten der Gattung soll hier nur erwähnt werden: Metroxylon Rumphii Mart. h (Fig. 107), eine auf den Sun- dainseln Wälder bildende Form, deren Stämme bis 10 m Höhe erreichen. Ihre fast auf- recht stehenden gefiederten Blätter erreichen eine Länge von mehr als 6m. Stiele und Rachis sind mit zertreuten oder unterwärts zusammen- fliessenden Stacheln besetzt. (Auch dieser Charakter er- innert an Daemonorops). Aus dem Mark der Jüngeren ‚Stämme, welche es noch nicht um Blüthenaustrieb gebracht haben ‚ gewinnt man den . besten Sago. Als „echte Sagopalme* trägt Metroxylon Rumphü auch den älteren, zum Theil bekannteren Namen Sagus Rumphü willd, a Fig. 107. Metroxylon Rumphii. (Aus Potonie, Elem.) 174 Angiospermen. Schliesslich mag noch bemerkt werden, dass auch andere Palmen- arten Sago liefern. So die Art Metroxylon laeve Mart. — Sagw laevis Rumph., Sagus farinifera Lam. und Vertreter anderer Unter familien. Ueber den Sago von Cycas vgl. S. 114. Der bei uns käufliche Sago ist fast ausschliesslich ein aus Kartoffelstärke her- gestelltes Kunstproduct. 3. (Cocos nueifera L. Es giebt wohl kein Palmengeschlecht, welches in der Laienwelt so oft genannt wird als das der Cocospalmen, und wir gehen wohl kaum fehl, wenn wir behaupten, dass in der Vorstellung des Laien die Cocospalmen die Charakterpflanze der tropischen Flora sein müssten, dass die Cocospalmen viel- leicht selbst die Grundlage des Begrifis „Palmen“ geliefert haben. Umsomehr haben wir daher Grund, die Stellung der Cocos palmen nach wissenschaftlichen Prineipien hier eingehend kennen zu lernen. Zunächst halten wir fest, dass die Co- eospalmen der Unterfamilie der Geroxy° linae angehören, deren Vertreter durch gefiederte (nicht gefächerte) Blätter aus gezeichnet sind, welche den verschieden- gestalteten Stamm mit einer Krone ab- schliessen. Ein wichtiges Merkmal liegt ın den monoeeischen Blüthen, welche sich zu meist ästigen, von zwei oder mehreren “ Scheiden umschlossenen Kolben vereinigen. Typisch sind an diesen je drei Blüthen zu einer Gruppe geordnet ; eine weibliche Blüthe = wird immer rechts und links von je ame een Coeos nucifera. männlichen flankirt (Fig. 108). Für M seine männliche Blüthe; iu. . ieder die be darunter dieselbe nach Ent- weiblichen Blüthen gilt nun wiede i fernung des inneren Peri- sondere Regel, dass ihre drei oberständigen \ : Peer a en Fruchtblätter zu einem gemeinsamen F ruehl- an dessen Grunde eine weib- Knoten verwachsen sind ; sie bilden eın „sya liche Blüthe mit zwei hinter karpes“ Gynaeceum. Jedes Fruchtblatt um ihr ansitzenden männlichen 3 s . anatrop® Blüthen sichtbar. Der obere SChliesst nur eine mehr oder weniger Theil des Zweiges ist dieht und apotrope Samenanlage, von welchen pt „Männlichen Blüthen den ungepanzerten Früchten nur eine zum besetzt. (Nach Drude, in BE : Engler-Prantl.) Samen heranzureifen pflegt. . die Innerhalb der Unterfamilie bilden a Coeospalmen die Tribus der Cocoineae. Als solche sind* sie gnostisch gekennzeichnet durch die paarig gefiederten Blätter Monoeotyledonen. 175 schmalen, stark winkelig zurückgeschlagenen Fiedern, deren starker Mittelnerv eine oberseitige Kante bildet. Die in den Blattachseln meist aufrecht stehenden Blüthenkolben werden von zwei Scheiden umschlossen, von denen die obere zur Blüthezeit völlig aufgerissen wird; beide Scheiden bleiben nach dem Abblühen des Kolbens dauernd erhalten. Bemerkenswerth ist das Verhalten des Gynaeceums in den befruchteten weiblichen Blüthen. Jedes Fruchtblatt umschliesst eine gekrümmte, bis fast apotrope Samenanlage, welche mit den Rändern des Carpells aufs Innigste verwachsen ist. Durch die Ver- wachsung der Fruchtblattränder und der Basen der drei Samen- anlagen bildet sich eine Art centraler Säule im Fruchtknoten aus, von welcher ausgehend die Samenanlagen sich vorgewölbt in das innere Fruchtfleisch, das Endokarp, einsenken. In der reifen Frucht ist stets nur ein Same entwickelt anzutreffen, welcher mit dem steinharten Endokarp verwachsen ist. Verschiedene Ausbildung erhält das mittlere Fruchtfleisch (das Mesokarp) in der Gruppe der Cocoineen. Bei den Oelpalmen (Elaeis) ist es fleischig, öl- reich; bei der Gattung Cocos bildet es eine faserige Hülle um den Steinkern. Was die Charaktere der Gattung Cocos im Besonderen betrifft, so bemerken wir, dass die mittelhohen oder sehr hohen, schlanken Stämme durch die Blattnarben geringelt erscheinen, wenn sie nicht durch ausdauernde Blattstiel- und Scheidenreste schuppig bedeckt sind. Die Blattstielränder pflegen faserig zu zerschlitzen; bisweilen sind sie dornig gesägt. An den von stachelspitzigen Scheiden um- hüllten Kolben sind die männlichen Blüthen von einem gelblichen, dreiblättrigen äusseren Perigon umgeben, dessen lanzettliche Ab- sehnitte deutlich gekielt sind. Das innere Perigon bilden drei häu- tige, zartere, aufrechte oder zusammenneigende, flache, meist etwas breitere Blätter. Diesen folgt das sechszählige Androeceum mit pfriem- lichen Staubfäden, welche die fast pfeilförmigen Beutel tragen. Die Mitte der Blüthe nimmt ein unscheinbares, oft völlig verschwindendes Fruchtknotenrudiment ein. Die weiblichen Blüthen umhüllt ein grün- liches, pergamentartiges oder häutiges Perigon aus ZW ei Kreisen ze. kreisrunder, freier Blätter. Diesen folgen sechs schuppenförmige Staubblattrudimente („Staminodien“), während die Mitte der Blüthe von dem eiförmigen oder gedrückt-kugeligen Fruchtknoten einge- nommen wird. Die meist stumpf dreikantigen Früchte umhüllen den am Scheitel zugespitzten, am Grunde mit drei Poren versehenen, knochenharten Stein (wesentlich aus dem Endokarp hervorgehend) mit dem dicken, trocken faserigen Mesokarp, welches nach aussen durch das glatte, graubraune Exokarp abgeschlossen wird. Cocos nucifera L., die „Cocospalme* im engeren Sinne, ist durch den schlanken, 20—25 m hohen, durch Blattnarben geringelten | Stamm, 4—5 m lange Blätter mit schmalen, zugespitzten Fiedern 2; 176 Angiospermen. und bis fast 2 m langen Kölben mit tief gefalteten Scheiden aus- gezeichnet. Die bekannten, grossen, stumpf dreikantigen, meist eiförmigen Früchte („Cocosnüsse*) sind an beiden Enden genabelt. Der im oberen Theile des Mesokarpes eingebettete Steinkern lässt die Zusammensetzung aus drei Fruchtblättern an drei kielförmigen, ‘in dem Scheitel zusammenlaufenden Längsrippen erkennen. In den unreifen Früchten ist das Nährgewebe des Samens noch nicht er- härtet; es bildet eine milchige Flüssigkeit, welche als „Cocosmilch“ genossen wird. In den reifen Früchten ist das Nährgewebe fleischig erhärtet, weiss und radial gefasert. Es liefert ausgepresst das in der Ph. G. II. 196 aufgeführte butterartige Oleum Cocos. In neuerer Zeit kommt das gereinigte Fett der Cocosnüsse auch unter dem Namen „Cocosnussbutter“ als Nahrungsmittel, welches als reines Pflanzenfett nicht dem Kunstbuttergesetz untersteht, in den Handel. Zur Seifenfabrikation findet das Rohfett schon lange Verwendun („Coeosseife*). | Die Cocospalme ist ein Küstenbewohner 'aller tropischen Länder. Sie bildet ausgedehnte Wälder auf den Inseln und Küsten besonders des indischen und des stillen Oceans, wo sie in mannichfaltigster Weise ausgenutzt wird. Ihre Stämme liefern Bauholz, die Blätter Flechtwerk; die Rinde dient zum Gerben, liefert. auch ein Gummi; die Früchte liefern das zur Bereitung von Speisen benutzte Oel; die Coeosmilch giebt gegohren branntweinartige Getränke etc. 4. Areca Catechu L. In der oben näher besprochenen Unterfamilie der Ceroxyleae bilden die Areca-Palmen und ihre Verwandten eine besondere Tribus, die der Arecineae. Sie stimmen in manchen Charakteren mit den Cocoineen fast völlig überein; so in dem Charakter der säulenförmigen Hochstämme und der paarigen Fiederung der Blätter. An den Kolben sitzen die Blüthen wie bei den Cocoineen zu Je dreien neben einander. Unterscheidend sind aber die Merkmale der hängenden, unter dem Blattschopf herabreichenden Kolben, deren paarige, anfänglich geschlossene Scheiden zur Blütbezeit abfallen (bei den Cocoineen sind sie ausdauernd). Noch wesentlicher® Unterscheidungsmerkmale bieten die Fruchtblätter der weiblichen Blüthen. Wie bei den Cocoineen bilden die Carpelle einen „syP k SEP en“ oberständigen Fruchtknoten, doch bildet sich nur eh: einem seiner drei Fächer eine anatrope, mit breitem Nabeir Strange ansitzende Samenanlage aus. Die Frucht wird eine m. samige Beere oder Nuss, in welcher zum Unterschiede von den DR ineen der Same nicht mit der inneren Fruchtschale, dem Endokarp verwächst. Innerhalb der Tribus ist die typische Gattung Areca durch Monocotyledonen. 177 die sehr hohen, schlanken, geringelten Stämme und kammförmig ge- fiederten Blätter ausgezeichnet, an welchen die längsfaltigen, schmalen Fiedern oft an der Spitze geschlitzt sind. Die beiden Endfiedern der Blätter pflegen zu einem breiteren, abgestutzten Endlappen zu verschmelzen. An den bald einfachen, bald reichverzweigten Kolben zeigen die männlichen Blüthen ein gekielt-dreiblätteriges, äusseres Perigon, welchem drei innere Perigonblätter folgen (Fig. 109). Das Androeceum besteht bald aus 3, bald aus 6, bald aus 9 Staubblättern, deren pfriemliche, am Grunde zusammenhängende Fäden linealische Beutel tragen. Die Mitte der Blüthe nimmt ein Fruchtknotenrudiment ein. Auch die weiblichen Blüthen führen zwei getrennte, dreiblätterige Pe- rigonkreise, welche das durch Staminodien angedeutete redu- eirte Androeceeum und einen Fruchtknoten mit drei sitzenden Narben umhüllen. Die Beeren- Fig. 109. Blüthen von Areca Catechu. früchte zeigen ein faseriges 4. Männlicher Blüthenzweig (nat. Gr.). Fruchtfleisch (Perikarp). _Der 3: Einzelne männliche Blüthe vergr. Same rm ein me C. Eine Gruppe weiblicher Blüthen aus ’S dem unteren Verzweigungsbereich eines Nährgewebe. Blüthenstandes. (Nach Drude in Engler- Areca Catechu L., die Betel- Prantl.) palme, ist ein auf den malay- ischen Inseln und in Ostindien verbreiteter Baum, dessen schlanker Stamm 12—15 m Höhe erreicht. Zwischen den Blättern, deren ver- schmolzene Endfiedern durch den gestutzten, ausgefressen gezähnten Rand auffällig sind, hängt der reich verzweigte Kolben mit ab- stehenden Aesten herab. Er trägt die vom bleibenden Perigon ge- Stützten, etwa hühnereigrossen, am Scheitel genabelten Früchte, welche, anfänglich weiss, durch Grün und Gelbgrün in goldgelbe oder orange Färbung übergehen. Das anfänglich fleischige, später faserig- zähe Fruchtfleisch umgiebt das dünne, krustige oder häutige Endo- karp, in welchem ein am Scheitel breit gerundeter, fast halbkugelig gewölbter Same eingeschlossen liegt, dessen netzaderige Schale mit dem Nährgewebe fest verwachsen ist. Diese Samen (Arecanüisse, Betelnüsse) bilden zerschnitten einen wichtigen Handelsartikel der ayen. In China und Indien dienen sie als wurmabtreibendes Mittel. Nach der irrthümlichen Angabe unserer Ph. 6: OD. liefert lie Arecapalme das in ihrer Heimath gewonnene Product Catechu Müller, Medieinalfora. 12 178 Angiospermen. Ph. G. IL 49, welches nicht von dem Produete der dieotylen Ru- biacee Unearia Gambir unterschieden wird.!) | Das Catechu verdankt seine Anwendung seinem beträchtlichen Gehalte an „Catechin“. Aus der vierten Unterfamilie der Palmen, der Unterfamilie der Coryphinae, deren weibliche Blüthen durch apokarpe Frucht- blätter ausgezeichnet sind (während bei allen anderen Palmen syn- karpe Fruchtblätter angetroffen werden), liefert Phoenix dactyli- fera L., die Dattelpalme, die allerwärts als Genussmittel bekannten „Datteln“ (Fig. 110). S) —I> > Fig. 110. Phoenix dactylifera, die Dattelpalme. Links ein einzelnes Blatt. Araceae. ‚Der Typus der Araceen, einer in mehr als 750 Arten bekannten und botanisch wichtigen Pflanzenfamilie, von welcher bei uns nuf noch der Kalmus, Acorus Calamus, offieinell ist, prägt sich in erster Linie aus in dem eigenartigen Blüthenstande. Fast ausnahmslos treffen wir zahlreiche Blüthen sitzend an einem dicken; fleischigen Kolben, welchen ein oft lebhaft gefärbte® Hochblatt, die Spatha, stützt resp. in der Jugend um hüllt. Die Blüthen bedecken entweder die ganze Oberfläche m Kolbens (so gerade bei Acorus), oder es bleibt das obere En yes desselben ganz nackt und bildet sich als eine oft charakteristisch en färbte, fleischige Keule aus (so bei Arum; vgl. Fig. 103). Im Bau der Blüthen ist charakteristisch, dass ihnen weder !) Die Arecanüsse enthalten ein an Gerbsäure gebundenes AUnailAr Fe Arecan. Die Eingeborenen von Süd- und Ostasien kauen die Nüsse MT zu gebranntem Kalk und einem Blatte von Piper Betle L. Dieser Be sich etwa mit dem Opium- und Tabakrauchen resp. Tabakkauen ander® use schaften vergleichen. Das Catechu wird jedoch nicht aus den gewonnen, welche nach Flückiger überhaupt kein Catechin en Monoecotyledonen. ia 179 Deek- noch Vorblatt vorausgeht. Sie sind entweder zwitterig („hermaphrodit“, „monoelin“), wie bei Acorus (siehe Fig. 111) und den damit verwandten Calleae, oder, und das gilt für das Gros der Familie, sie sind getrenntgeschlechtig („dielin*). An dem Kolben vertheilen sich die Blüthen oft so, dass derselbe unterwärts von weib- lichen Blüthen besetzt ist, dann folgt ein mit männlichen Blüthen besetztes Kolbenstück. Bisweilen bleibt ein Theil des Kolbens zwischen männlichen und weiblichen Blüthen ganz nackt. In an- deren Fällen folgen oberhalb der männlichen noch rudimentäre, ge- schlechtslose Blüthen und dann das nackte Kolbenende (so bei der bei uns einheimischen Gattung Arum, Fig 103). Die Einzelblüthe folgt in ihrem Aufbau dem Typus der Mono- eotylen, den am reinsten die Blüthe von Acorus erkennen lässt. (Vergl. Fig. 111). Hier ist die Blüthe ganz regelrecht aufgebaut aus zwei dreigliederigen Perigonkreisen, zwei regelrecht alterniren- den Staubblattkreisen und einem dreigliederigen Fruchtblattkreis. Bei den verwandten Calleen fehlt zunächst das Perigon, dann kommen abweichende Zahlen in den Staubblattkreisen hinzu. Bei den ge- trenntgeschlechtigen (dielinen) Blüthen des Gros der Familie fehlt das Perigon völlig, bei den männlichen Blüthen immer. Letztere bestehen nur aus sitzenden Staubblättern mit zweifächerigen Staub- beuteln, die sich allerwärts extrors öffnen. Introrses Oeffnen der Antheren zeigen nur die Blüthen von Acorus. Die Zahl der Fruchtblätter schwankt bei den weiblichen Blüthen zwischen 1—6. Sind mehrere Fruchtblätter in der Blüthe entwickelt, so sind sie stets zu einem bald ein- bald mehrfächerigen Fruchtknoten verwachsen („synkarp“), auf welchem gewöhnlich sitzende Narben, kein Griffel, anzutreffen sind. Form und Richtung der Samenanlagen schwankt. Im vegetativen Bau der Araceen kommen mannichfaltige Formen vor. Die unscheinbarsten Formen sind die bei uns auf allen stehenden Gewässern zu Millionen anzutreffenden „Wasserlinsen® (Lemna, auch „Entengrütze“ genannt). Wenig auffällige, krautige Formen sind die bei uns heimische Calla palustris, eine Sumpfpflanze mit kriechendem Wurzelstock , ferner das mit knolligem Stamme ausgestattete Arum maculatum. Viel kräftiger entfaltet sich unsere Kalmuspflanze, deren schwertförmige Blätter an die der Iridaceen erinnern. Ausserordent- lich formenreich sind dagegen die tropischen Araceen. Ihre en lang gestielten Blätter (mit oberem und unterem „Blattstielgelenk ) en vielfach pfeilförmige oder spiessförmige, zum Theil auch 5 lappte oder durchlochte, kräftige Spreiten. Ihr Stamm piegt sIc sympodial zu verzweigen. Viele Formen sind Klettergewächse ’ ei dere leben epiphytisch; fast alle entsenden auffällige Luftwurzeln (Haft- und Nährwurzeln). U Engler, der Monograph der Familie, unterscheidet 10. Unten familien. Wir schliessen uns lediglich aus oe a die hier 180 Angiospermen. verfolgten Ziele der übersichtlichen Dreitheilung der Familie nach Eichler an. Derselbe unterscheidet: F a. Areae. Blüthen meist monoeeisch eingeschlechtig, die weib- lichen den unteren Theil des Kolbens bedeekend. Land- pflanzen. Hierher Arum, Dracunculus. b. Orontieae. Blüthen zweigeschlechtig. Hierher die Sumpf- pflanzen Acorus und Calla. e. Lemneae, Wasserlinsen; kleine schwimmende Wasser- pflanzen mit redueirten Blüthenständen. Offieinell ist nur noch: Acorus Calamus L. Nach der obigen Eintheilung der Familie der Araceen gehört die Gattung Acorus zu den typischen Vertretern der Unterfamilie der Orontieen. Innerhalb dieser bildet sie den Mittelpunkt der nur durch drei Arten vertretenen Gruppe der Acoreae, welche ausge- zeichnet sind durch streng nach dem Monoeotylentypus mit Perigon ver- sehene, 3- resp. 2zählige, zweigeschlechtige Blüthen, deren gefächer- ter Fruchtknoten viele atrope Samenanlagen umschliesst. Für den vegetativen Aufbau ist zu merken, dass wir es hier mit Kräutern zu thun haben, welche durch ein kriechendes Rhizom ausdauern, all welchem die Blätter zweizeilig rechts und links geordnet sind. Die Glieder des Wurzelstockes bilden ein Sympodium, welches durch Sprossbildung aus dem jedesmalig letzten Laubblatte entsteht, wäh- rend sonst die Araceensympodien aus dem jedesmaligen vorletzten Laubblatte die Sprossung fortsetzen. Für die Gattung Acorus ist charakteristisch, dass die reich- verzweigte Grundaxe alle Triebspitzen ihrer Sprosse mit schwert- förmigen, reitenden Blättern (an gestauchten Internodien) besetzt. Wo es die Pflanze zur Blüthe bringt, treibt die Sprossspitze zum nackten, mit dem Blüthenkolben endenden Schafte aus, weleher mit _ dem einzigen, unter dem Kolben Hochblatte, der Spatha, zu enden scheint. Die R Spatha setzt sich nämlich in die Verlängerung des Blüthenschaftes und drängt den in Wer i lichkeit endständigen Kolben schief zur Seite. . / Der Kolben ist bis zur Spitze dicht mit Bau a i besetzt, welche durchaus regelmässig n Be UL Büe von sind (Fig.111), entsprechend der Blüthenfoe 7 Inerssen.) P3+3,A3-+ 3, G (3) und dem DisgraSZ & Fig. 87. Der besondere Charakter der Bl! liegt in dem freiblätterigen Perigon, den freien Staubblättern D verbreiterten Staubfäden und introrsen, zweifächerigen Staubbente) welche mit einem kleinen Spitzchen (dem Mittelbande angehören sitzenden dreizäblig Monocotyledonen. 181 enden. Dem kegelförmigen, fast abgestutzten, dreitächerigen, ober- ständigen Fruchtknoten sitzt die unscheinbare Narbe fast punktförmig auf. Jedes Fruchtknotenfach umschliesst viele, aus der Spitze her- abhängende, atrope Samenanlagen von ganz besonders auffälliger Ausbildung. Ihr inneres Integument überragt flaschenhalsartig das äussere, und beide Integumentmündungen („Exostom“ und „En- dostom*) sind fast wimperig berandet. Auffällig ist ferner eine filzige Haarwucherung um den Grund der Samenanlage. Die Haar- bildung gehört der Samenleiste und dem Nabelstrange an. Die schwammig-trockenen (nicht saftigen) Beerenfrüchte lassen gewöhn- lich nur wenige Samen reifen, an welchen das äussere Integument der Samenanlage zu einer fleischigen, äusseren Samenschale wird, deren Exostom lang bewimpert ist. Das von den Samenschalen umhüllte Nährgewebe ist fleischig, weiss und umschliesst den Wo seiner Axe liegenden eylindrischen Keimling. _ Acorus Calamus L., der gemeine Kalmus (Fig. 112), ist eine durch ihren kräftigen Wuchs ausgezeichnete Pflanze. Die oft mehr als ein halbes Meter lange und mehr als fingerdicke, schwammig-fleischige, auf dem Bruche meist schneeweisse, aussen zart röthliche Grundaxe treibt viele Laub- blattbüschel, welche sich aus mehreren, oft mehr als armlangen, senkrecht auf- strebenden, schmal linealischen, lang zu- gespitzten Blättern zusammensetzen. Jedes Blatt beginnt mit einer 30—50 em lan- gen, stark spitzwinklig längsgefalteten Scheide, welche die Scheiden der jungen Blätter von beiden Seiten her umfasst. Ueber die Scheide setzt sich die hell- grüne Spreite wie beim Iris-Blatte schwertförmig fort, vom Mittelnerven und ihren parallelen Seitennerven durch- 20gen. Nur selten findet man bei uns F blühende Sprosse. Bei solehen erhebt sich zwischen den Laub- blättern die Sprossspitze als ein langer, zusammengedrückt dreikan- tiger Schaft, etwa von der Gestalt einer stark keilförmigen Messer- klinge mit etwas ausgekehlter Rückenfläche, welcher nach oben hin der etwa fingerlange, kegelförmige Kolben eingefügt zu sein scheint. Ueber diesem setzt sich der Schaft scheinbar ununterbrochen fort wie ein Laubblatt. In Wirklichkeit ist dieses Laubblatt die Spatha des Kolbens, und der Kolben ist, obwohl ursprünglich gipfelständig angelegt, durch sie zur Seite gedrängt worden. “u Der Kalmus ist durch fast ganz Europa verbreitet, findet sich aber auch in Asien und Nordamerika, sowie auf der Insel Bourbon. Fig. 112. Acorus Calamus. 182 Angiospermen. Er liebt die Uferränder langsamfliessender oder stillstehender Ge- wässer. In der norddeutschen Tiefebene gehört er zu den popu- lärsten Pflanzen. Seine Blatttriebe werden zu Pfingsten als Fest- schmuck in die Wohnungen gebracht. Offieinell ist die eigenartig aromatisch riechende Grundaxe als Rhizoma Calami Ph. 6. II. 227 s. Radix Calami Ph.G.I. 339 v. Radix Acori, die „Kalmuswurzel*. Sie liefert das Ex- traetum Calami Ph. G. II. 84, das Oleum Calami Ph. 6. Il. 193 und die Tinetura Calami Ph. G. U. 273 und andere hier nicht nothwendig zu nennende Präparate. Ihr wirksamer Bestand- theil ist das grüngelbe Kalmusöl. Der kandirte Kalmus (Confeetio Calami) ist in manchen Apotheken viel begehrter Handverkaufsartikel und dient wie alle Kalmuspräparate als Stomachicum. In der Veterinärpraxis bildet grob gepulverter Kalmus ein wichtiges Arzneimittel. ?) Aus der Gruppe der Calleae, welche wegen ihrer 2-geschlechtigen Blüthen zu den Orontieen gehören, sich aber wegen des Mangels eines Perigons der Blüthen und wegen aufsteigender, anatroper Samenanlagen von den Acoreen unterscheiden, war die bei uns heimische Calla palustris L. ehedem offieinell. Sie lieferte ihre Grundaxe als Radix Dracuneuli aquatiei 8. palustris. Die in unseren Sümpfen vielfach vorkommende Pflanze ist leicht kenntlich an den gestielten, herzförmigen, zugespitzten, fettglänzenden, ziemlich fleischigen Blättern, welche von vielen parallelen Nerven durchzogen sind, welche am Spreitengrunde und an der Spreitenspitze convergiren. Die etwa handhoch 27 stielten, nur wenige cm langen, etwas mehr als bleistiftdiecken Kolben sind weiss, von Blüthen dicht besetzt. Am Grunde des Kolbens sitzt ein schneeweisses spitzes Hochblatt, die Spatha. Die Beeren sind korallenroth und bedecken den Kolben lückenlos. Aus der Gruppe der Aroideae, welche bei uns die Unterfamilie der Areae vertritt, war das in unseren schattigen Laubwäldern, besonders im BHarze zerstreut wachsende Arum maculatum L. mit knolligem Rhizom, wenigen pfeil- oder spiessförmigen, lang gestielten Laubblättern und monoeeisch u nackt endenden Kolben vertheilten Blüthen officinell. Es lieferte das Rhizom# Ari s. Dracontii minoris. Die in den Mittelmeerländern heimische, BR verwandte Aroidee Draeunculus vulgaris Schott. lieferte ihre Knolle (ein Rhizom)) als Radix Dracunculi s. Serpentariae majoris. Glumiflorae. 2 Die Ordnung der Glumifloren ist kaum schwieriger ZU -. stehen, als die Mehrzahl aller anderen, welche sie an Wichtigkeit | ee. Weitem überragt. Sie umfasst nahezu an 6000 bekannte Arten 2 2 so wesentlich übereinstimmenden Grundcharakteren, das 06 7 1) ‚Der dem Rhizoma Calami ähnliche Wurzelstock von Jris ” en Aecorus ist geruchlos. Monoeotyledonen. 183 allgemeine Sprachgebrauch mit allerwärts verständlichen Worten be- zeichnet: Gräser und Riedgräser bilden zusammen die Ordnung der 6lumifloren. Bedenken wir nun, dass die Gräser eine nicht unwichtige Rolle in der Physiognomie oft ausserordentlich weiter Länderstrecken spielen -- man erinnere sich der Steppen, der Prairien und Savan- nen, ohne unsere Wiesen und Felder zu vergessen — so würde man die Betrachtung derselben hier ungern vermissen, wenngleich nur noch verschwindend wenige Vertreter der ganzen Reihe offieinell ge- nannt werden können. Der Typus der Glumiflören ist ausgesprochen in dem Un- scheinbarwerden der einzelnen Blüthen.!) Sie sind nicht nur durchgängig sehr klein, sondern es mangelt ihnen die Bildung eines auffälligen Perigons. Dasselbe fehlt entweder ganz oder ist auf versteckte Schüppchen redueirt, oder es ist durch Haargebilde erzetzt. Auch das Androeceum pflegt redueirt zu sein. In den nach dem Grundplane der Monocotylen dreizählig aufgebauten Blüthen abortirt gewöhnlich der innere Staubblattkreis (also wie bei den Iridaceen). Auch das Gynaeceum pflegt in der Zahl seiner Glieder redueirt zu sein. Immer baut es sich aus oberständigen Frucht- blättern auf, deren bald drei, bald zwei, bald nur eines entwickelt sind. Stets eonstituirt sich ein einfächeriger Fruchtknoten mit nur einer einzigen Samenanlage. Diese ist in der Familie der Gräser hängend, in der Familie der Riedgräser (Cype- raceae) aufrecht. Viel auffälliger als die Einzelblüthen sind die Blüthenstände, welche meist zahlreiche Blüthen vereinen, wobei zusammenge- setzte Aehren und Rispen vorwiegend vertreten sind. (Man erin- nere sich der „Aehren“ des Roggens, des Weizens, der Gerste, der Rispen des Hafers ete.) Charakteristisch ist dabei, dass die ‚Blüthen- standszweige resp. die Blüthen von harten, schmalen, oft in eine lange Spitze (eine Granne) ausgehenden Hochblättern gestützt oder umgeben sind, welche man allgemein als „Spelzen“ (glumae) bezeichnet. (Man erinnere sich der begrannten Spelzen der Roggen- und Gerstenähren). Auch der vegetative Aufbau ist charakteristisch und bekannt. Alle Glumifloren sind krautige Gewächse mit schwanken Stengeln, welche der Volksmund als „Halm“ zu bezeichnen pflegt. Er trägt die langen, bandförmigen, parallelnervigen, ungestielten Blätter, welche unterwärts in eine meist lange Scheide zusammengezogen sind, Von den Ausnahmen von dieser Regel ist nur das „Bambusrohr” zu er- wähnen, in welchem uns ein Gras mit baumartigem Stamme (der aber wie alle Grashalme Knoten zeigt und innen hohl ist) und ganz gestielten Blättern begegnet. !) Vgl. die Fussnote auf 8. 167. 184 Wesentliche Merkmale der beiden hierhergehörigen Familien sind: I Angiospermen. Cyperaceae, Riedgräser. Blüthen eingeschlechtig und meist monoecisch vertheilt (Cariceae) oder zweigeschlechtig (Seirpeae), zu einfachen Aehren vereint oder zusammen- gesetzte Aehren bildend, welche sich aus ein- oder mehr- blüthigen „Aehrchen“ zusammensetzen. Für die Einzel- blüthe gilt die allgemeine Formel: PO oder borstenförmig, A 3 od. 2 +0, G (2) od. (3). Der Fruchtknoten umhüllt nur eine einzige aufrechte Samenanlage. Halme dreikantig, Blätter dreizeilig, aus ge- schlossener Scheide bandartig oder pfriemlich. a) Cariceae. Blüthen getrenntgeschlechtig, männliche in einfachen Aehren, weibliche in zusammengesetzten Aehren aus einblüthigen Aehrehen, welche vom Vor- blatt (Utrieulus) eingeschlossen sind. Perigon fehlt stets (man sagt: Blüthen „nackt“). b) Scirpeae. Blüthen meist zweigeschlechtig, zunächst zu mehrblüthigen Aehrehen vereint, welche sich zu Blüthenständen höherer Ordnung (Köpfchen, ete.) grup- piren. Perigon durch Haarbildungen ersetzt. Gramineae, Gräser. Blüthen meist zweigeschlechtig, zu nächst zu wenigblüthigen Aehrehen vereint, welche zu zu sammengesetzten Aehren oder Rispen gruppirt sind. Formel der Einzelblüthe ist in den typischen Fällen: PO oder rudimentär, A 3+0, G (2) Der von zwei Narben gekrönte Fruchtknoten umhüllt nur eine einzige hängende Samenanlage. Same und Frucht- knotenwand verwachsen beim Heranreifen zu einer Haut frucht, welche als Caryopse bezeichnet wird. Jedes Aehrehen ist von 2—6 sterilen Hochblättern (Glumae) be hüllt; jede Blüthe steht in der Achsel eines Deeckblattes (hier „Deekspelze“* genannt) und beginnt mit einem ados- sirten Vorblatt (hier „Vorspelze“* genamnt). Halme rund, hohl, mit meist deutlichen, oberirdischen Knoten; Babe zweizeilig, meist mit einseitig offener, langer Scheide. MB der Grenze zwischen dieser und der Spreite ein häufiger = Auswuchs, ein „Züngelchen* (Ligula). er a) Panicoideae. Gräser mit mehr als zwei „Hull: . spelzen“ (glumae). Hierher der Reis, der Mais, die Ba ı b) Poaeoideae. Gräser mit nur zwei Hüllspelzen- Hierher alle Getreidearten, Bambusa und viele andere. Monoeotyledonen. 185 Cyperacesae. Die mit über 2000 Arten vertretene Familie der Cyperaceen oder Riedgräser ist pharmaceutisch ganz unwichtig geworden. Die einzige noch in der Ph. G. I. aufgeführte Art, Carex arenaria, ist nicht mehr in die Ph. G. II. aufgenommen worden, doch wollen wir angesichts der schon oben angedeuteten Wichtigkeit der Familie so- weit auf dieselbe eingehen, als es die Abrundung der Darstellung dieses Buches erheischt. Fast alle Arten der Familie sind Bewohner feuchter Standorte, sie bilden das Gros der Bewohner der „sauren“ Wiesen und der Torfmoore, in welchen sie dichte und feste Polster zu bilden pflegen. Durch reich verzweigte Grundaxen ausdauernd, deren Zweige bald kurzgegliedert sich unter einander unentwirrbar verfilzen, bald lang- gegliedert weithin als Ausläufer den Boden durchsetzen, erheben sie die alljährlich absterbenden Blattbüschel an gestauchter Axe über den Boden. Jeder Trieb beginnt mit einigen scheidigen Nieder- blättern, welche sich absterbend braun oder rothbraun färben und später meist faserig zerschlitzen. Ihnen folgen die dreizeilig ge- stellten, gewöhnlich schneidend scharfrandigen Laubblätter, welche den meisten Arten den volksthümlichen Namen „Schneidegräser* eingetragen haben. Die Scheide der Blätter pflegt vollkommen geschlossen zu sein. Sie geht fast unmerklich in die meist rinnig gekielte Spreite über. Die älteren Scheiden werden oft auf der der Spreite abgewandten Seite gesprengt, doch so, dass die festeren Nerven als ein Netzwerk erhalten bleiben. Die Scheidenränder . erscheinen dadurch bisweilen wie zusammengenäht. Die blühenden Halıne erheben sich aus dem Blattbüschel als nackte, knotenlose Schafte, welche mit verschieden gestaltetem Blüthenstande enden. Fassen wir hier nur die oben schon diagnostisch bestimmte Unterfamilie der Cariceae ins Auge und innerhalb dieser die allein bemerkenswerthe, bei uns mit mehr als 100 Arten vertretene Gattung Carex, so haben wir im Besondefen zu merken, dass der blühende _” Halm mit einer endständigen Aehre abschliesst. In der Untergattung der Psy llophorae bleibt diese völlig isolirt, doch ist dies der seltenere Fall. Viel häufiger gesellen sich zu ihr noch seitenständige, meist dieht über einander stehende Aehren, deren jede ein Achselspross eines laubigen, kürzeren oder längeren Deekblattes ist. Entweder sind nun alle Aehren eines Blüthenstandes unter einander gleichgestaltet, ‚Sie enthalten männliche und weibliche Blüthen in gleichartiger Ver- teilung — so in der Untergattung der Homostachyae — oder Männliche und weibliche Blüthen vertheilen sich auf die verschiedenen Aehren desselben Blüthenstandes, gewöhnlich so, dass die endstän- dige Blüthe allein oder diese und einige der unter ihr stehenden Aehren | @Wihliche, sind -— :5o::ini.der Untergattung der Heterostachyae 186 Angiospermen. Den Uebergang von den weiblichen zu den männlichen Aehren ver mittelt bisweilen eine Aehre, welche unterwärts weibliche, oberwärts männliche Blüthen oder umgekehrt trägt, eine sogenannte „andro- gyne“ Aechre. Wichtig ist die Kenntniss des morphologischen Aufbaues der Äehren. I 1 Fig. 113. Morphologischer Aufbau der Blüthen von Carex. 4. Schema der männlichen Blüthe. d, das der Axe / angehörige Deckblatt, in dessen Winkel die nackte männliche Blüthe IT steht. B. Das Diagramm der Figur A. C. Schema der An- ordnung der weiblichen Blüthen. ZAxe des weiblichen Blüthenstandes, d, das ihr angehörige Deckblatt, in dessen Winkel die Axe // mit ihrem Blatte d, entwickelt ist. do fungirt als Deckblatt der weiblichen Blüthe II. D. Das der Figur 0 ent- sprechende Diagramm. Die männlichen Aehren setzen sich so zusammen, dass in der Achsel der dicht gedrängt spi- ralig geordneten Deckblätter je eine nackte Blüthe steht, welche nur aus drei Staubblättern besteht, die an haardinnem Faden die schweren, linealischen, zweifächerigen Staub- beutel herabhängen lassen, welehe vom Winde hin- und hergeschüttelt werden. Den männlichen Blüthen fehlen Vorblatt, Perigon und Frucht- blattrudimente; wir haben also hier den denkbar einfachsten Fall mäm- licher Blüthen und einer Aehre vor uns. (Vergl. hierzu Fig. 113, 4 und das zugehörige Diagramm B.) Die weiblichen Aehren sind complieirter aufgebaut. Die Haupt- axe trägt, wie bei der männlichen Aehre, spiralig gestellte Deckblätter dicht gedrängt über einander. der Achsel jedes Deekblattes sitzt aber nicht eine Einzelblüthe, sondern ein einblüthiger Spross. Be; beginnt mit einem adossirten 2 blatt, welches für die einzige ZU Entwickelung kommende Blüthe als Deekblatt fungirt, während die Axe, welche dieses Deekblatt und die Blüthe trägt, blind ZZ verkümmert. Es ergiebt sich also das in Fig. 113 C gezeic die Schema für den weiblichen Blüthenstand und die Stellung = zelnen Blüthe (der „Partialinfloreseenz*). Die weibliche Bien en = also ein Spross, welcher um einen Grad in der Ordnung r als die männliche Blüthe. Das Deckblatt der weibe 2 bildet sich dabei stets schlauchförmig aus und umhüllt « . eB Uebrigen nackten Fruchtknoten. Man bezeichnet es inz : den Schlauch oder Utrieulus. Der Fruchtknoten baut sich b hend drei, bald aus zwei Fruchtblättern auf und ist dementspre© | von drei oder zwei fadenförmigen Narben gekrönt. Das = ee (für den Fall von drei Fruchtblättern geltend) ist demnach Fig. 113 D gegebene. Der einfächerige Fruchtknoten ums | Monoeotyledonen, | 187 _ die im Grunde aufrecht stehende, anatrope Samenanlage, welche heran- reifend mit der Fruchtknotenwand verwächst und eine sogenannte Caryopse entstehen lässt. Diese fällt, von dem bleibenden Vorblatt, dem Utriculus, umhüllt, zur Reifezeit auf den Boden. Von den Arten ist hier nur zu erwähnen: Carex arenaria L. Auf Flugsandfeldern, Dünen, an sandigen Wegen und in san- digen Haiden ist diese Pflanze, Sandsegge genannt, durch ihren Wuchs leicht kenntlich (Fig. 114). Man ist oft überrascht, ihre über Fig. 114. Carex arenaria, Sandsegge. (Nach Hager.) dem Boden erscheinenden Blattbüschel in fast gleich weiten Ab- ständen in gerader Linie bis auf 20 Fuss Länge verfolgen zu können, als wären die Pflanzen kunstgerecht in dieser Linie in den Boden eingesetzt worden. Gräbt man nun etwa eine Hand tief in den Sand, um eines der Blattbüschel auszuheben, so trifft man auf eine etwa federkieldicke, von zerfaserten Niederblattscheiden bedeckte eylin- drische Grundaxe, welche nur spärlich an den Knoten bewurzelt ist, Die Grundaxe ist übrigens von beträchtlicher Zugfestigkeit. Lerrt man sie gewaltsam aus dem Sandboden heraus, 50 giebt der Sand- boden oft über ihr nach, und es gelingt, die ganze Reihe der ober- irdisch erscheinenden Blattbüschel zu entwurzeln und sie an der Grundaxe wie an einer festen Schnur aufgereiht einzusammeln. Jeder 188 - Angiospermen. aufsteigende Spross beginnt mit einigen weissen, scheidigen Nieder blättern, welchen das Blattbüschel aus wenigen starren, bogig über- neigenden, oberseits rinnigen, kahlen, am Rande rauhen Laubblättern folgt, deren Scheidentheile noch im Böden zu stecken pflegen. Aus der Mitte der Laubblattrosette erhebt sich der scharf dreikantige, oberwärts rauhe, 20—25 cm lange, ziemlich schlanke und schwan- kende, nackte Blüthenschaft, welchen meist viele kurze, gedrängt stehende Aehren beenden. Von diesen sind die unteren rein weiblich, die mittleren sind an der Spitze männlich, die oberen sind rein männlich. Charakteristisch ist die Form der Deckblätter. Die Trag- blätter der Aehren sind nur verhältnissmässig kurz, das der untersten Aehre ist nur wenig länger als diese, starr, fast senkrecht gegen den Blüthenschaft abstehend und mit scharfer Spitze endend. Auch die Deekblätter der männlichen Blüthen und der weiblichen Aehrehen sind fein zugespitzt, und erhalten dadurch sämmtliche Aehrchen en fast kurzdorniges Aussehen. Die die Früchte umhillenden zwei i spitzigen Schläuche sind zweikielig, ihre Kiele geflügelt und die Flügel am Rande rauh. Die Deckblätter sind rostbraun und werden von einem kielartigen grünen Mittelstreifen durchzogen; ihre Ränder sind glashell durchsichtig. Die Schläuche sind ebenfalls bräunlich, längsnervig. (Vergl. Fig. 114, oben rechts.) Im Mai und Juni blühend ist die Art bei uns weit verbreitet. Sie findet sich ausser in Europa auch in Nordamerika und wird vielfach auf Dünen zur Befestigung des Flugsandes angesät. Offieinell war der Wurzelstock als Rhizoma Carieis s. Radix Cariei® arenariae und diente als diuretisches Mittel, besonders aber als ein Surrogat der Sarsaparille („deutsche Sarsaparille*). = Gramineae. Wichtiger als die grosse Familie der Cyperaceen ist die der , Gramineen, der Gräser im engeren Sinne. Einestheils zeichnen sie sich durch die Fülle der Arten aus, deren man nahezu AU 4000 zählt, andererseits gehören zu ihnen unsere wichtigsten Cultur- pflanzen, die uns im vollen Sinne des Wortes das tägliche ner liefern, und endlich dürfen wir behaupten, dass kaum eine Flora angetroffen werden kann, in welcher nicht Gräser wenigstens ar die Zahl der Individuen eine hervorragende Rolle spielen. ae dieses wird die nähere Betrachtung an dieser Stelle rechtfertigen obwohl schon oben die diagnostischen Merkmale in Kürze zusammen” gestellt worden sind. Es wurde schon bemerkt, dass die Gräser (wie alle krautige, nur ausnahmsweise holzige und baumartige Ge das „Bambusrohr*) sind. Viele sind einjährig, andere und zwar — sofern wir die Bambusarten zunächst ausser Glumifloren) wächse (wie dauern aus Monoeotyledonen. | 189 lassen — wie die Cyperaceen entweder mit reich verzweigten, kurz- gliederigen Wurzelstöcken, welche die oberirdischen Triebe zu mehr oder minder umfangreichen Büscheln, Rasen und Polstern werden lassen, oder der Wurzelstock treibt lange, kriechende Ausläufer, welche von Strecke zu Strecke Sprosse über den Boden entsenden, Während nun bei den meisten Cyperaceen die aufsteigenden Sprosse mit einem grundständigen Blattbüschel beginnen, über welches hin- aus der Stengel sich blattlos oder doch blattarm und daher knoten- los in die Höhe erhebt, pflegen die meist einfachen, eylindrischen Halme der Gräser zwar unterwärts dichter beblättert zu sein, doch werden die Stengelglieder in aufwärts steigender Ordnung allmählich länger, die Blätter riicken weiter und weiter aus einander und lassen an ihrer Einfügungsstelle die Knoten des Halmes meist deutlich, ja auffällig hervortreten. Zwischen je zwei Knoten, welche sich durch ihre Festigkeit auszeichnen, pflegt das Halmglied hohl zu sein (man erinnere sich der „Strohhalme*, d. h. der getrockneten Stengel un- serer verschiedenen Getreidearten). Die Blätter der Gräser sind stets zweizeilig angeordnet; einem Blatte rechts folgt höher hinauf eines links u. s. f. Charakteristisch ist dabei, dass jedes Blatt mit einer langen, den Halm völlig umhüllenden Scheide beginnt, welche das Einknicken des Halmes beträchtlich erschwert. Die Scheide pflegt an der dem Insertionspunkte gegenüberliegenden Seite offen zu sein, doch greifen die Scheidenränder hier regelmässig über einander. Ge- schlossene Scheiden, wie sie den ÜUyperaceen allgemein zukommen, sind nur wenigen Gräsern eigen. Die bandartigen, parallelnervigen Spreiten der Grasblätter bilden die unmittelbare Fortsetzung der Scheiden, doch markirt sich die Grenze zwischen beiden Blatttheilen fast ausnahmslos sehr deutlich durch eine frei aufragende, farblos durchsichtige Haut (Ligula, Züngelchen oder Blatthäutehen genannt). Diese Haut setzt gleichsam die Scheide noch oberhalb des Abganges der Spreite fort, deren Grunde sie quer aufgewachsen ist, Regel ist für die Grashalme, dass sie an ihrem oberen Ende mit einem reichblüthigen Blüthenstande abschliessen, dessen Aufbau kennen zu lernen von besonderer Wichtigkeit ist. Betrachten wir. denselben zunächst für die wichtigste aller Gattungen, für die Gat- tung Tritieum, zu welcher wir: Weizen und Roggen aeebnen: Der Weizenhalm endet mit der sogenannten „Aehre”, welche der Botaniker aber correet als eine zusammengesetzte Achre bezeichnen muss. Sie setzt sich, wie man leicht ikennk WR BON zeilig übereinanderstehenden Theilblüthenständen („Partialinflores- tenzen“) zusammen, welche an der abwechselnd nach rechts und links sich bauchig krümmenden Hauptaxe, der Sp indel aM Achre, ansitzen. Jede Partialinfloreseenz ist ein Seitenspross, em y Achselspross eines verktimmerten Hochblattes. Für sich allein be; 5 frachtet, ist dieser Spross eine wenigblüthige Aehre, welche en 190 Angiospermen. Beziehung auf den Gesammtblüthenstand (der ja volksthümlich auch als Aehre bezeichnet wird) ein Aehrchen nennt. Betrachten wir nun den Aufbau eines solchen Aehrehens. = Jedes Aehrchen ist zunächst (wie der blättertragende Halm) zweizeilig beblättert, doch sind die Blätter als kahnförmige, läng- liche, derbe, oft 2-kielige Schuppen entwickelt, welche an der Open in eine mehr oder weniger lange, starre Spitze, die Granne, aus Fig. 115. Schema des Auf- baues eines Grasährchens. 9ı und 95 die beiden Hüll- spelzen (glumae), in deren Achsel kein Spross ent- wickelt wird. d, bis d, die Deckspelzen (Deckblätter), in deren Achsel je eine Blüthe steht. Der Blüthen- spross 2% ‚mei jedesmal mit einem adossirten Vorblatt (Vorspelze, v, bis »,), an welche sich die Blüthen- organe (zwei Perigonschüpp- chen, Lodieulae, drei Staub- blätter und der Frucht- knoten) anschliessen. gehen. Jedes dieser Hochblätter kann als Gluma, als Spelze bezeichnet werden ; mor- phologisch ist dieselbe nichts anderes als ein Deckblatt, in dessen Achsel sich eine weitere Verzweigung ausbilden kann. Den- ken wir uns nun, um auf das Beispiel des Weizenährchens wieder zurückzugehen, an der Aehrehenaxe sechs solcher Deekblätter entwickelt (vgl. das Schema, Fig. 115) von denen drei links, drei rechts an der Axe sitzen, und lassen wir in den Achseln der vier oberen Deckblätter je einen Achsel- spross, eine Blüthenknospe, zur Z lung kommen, dann können wir die beiden untersten Deckblätter 9, und I als un fruchtbar (steril) gegenüber den vier er: . dı, d,, d, und d, ansehen. Diese st nn fruchtbar (fertil), d. h. sie tragen “. Blüthe in ihrer Achsel. Nun beginnt Zn Blüthe, wie es bei den Min z 3 Regel ist, mit einem gegen die an axe fallenden, einem „adossirten“ Vor welches sich gewöhnlich zweikielig ent- n wickelt. Ihm folgen die | a zwar ein rudimentäres Perigon, aus ©” Schüppehen, den Lodieulae, S dann drei Staubblätter mit fadendünne SS Filamenten und schweren, linealische werden. federigen Narben gekrönt sind. Die einzige hängend - anatrope emmE ist an der gegen die Axe des Aehrchens gewandten Naht des knotens befestigt. Man erkennt also in dem Aehrcehen des Weizen . . a A a ttern m einen vierblüthigen Spross, welcher mit zwei sterilen Blattere 7 R R r ö & u gınnt. Meist sind aber nicht alle vier Blüthen re i manchen Triticum-Arten verkümmern die oberste oder peiden n, mit es zwei Längsrissen sich öffnenden Staubbeuteln, welche an dem F hängend vom leisesten Luftzuge hin und bergeschwenkt we Das Centrum der Blüthe nimmt der eiförmige Fruchtknoten el wird von zwei Fruchtblättern gebildet, welche von zwei Monocotyledonen. 191 obersten Blüthen; das Aehrchen wird drei- oder zweiblüthig, und dann pflegt die Aehrehenaxe ganz blind, fadenförmig zu enden (so beim Roggenährehen). Bei anderen Gräsern werden die Aehrehen oft selbst einblüthig; es folgen also auf die sterilen Glumae nur ein Deekblatt (d, des obigen Schemas) und seine achselständige Blüthe. In anderen Fällen werden die Aehrehen wohl auch viel blüthig; es folgen an der Aehrchenaxe ausser den sterilen Deckblättern viele fertile. (Ein natürliches Bild eines Weizenährchens giebt Fig. 116). Fig. 116. Ein Weizenährchen nebst Darstellungen der Einzelblüthe. 4. Das Aehrehen mit den beiden Hüllspelzen g, und 9 und vier von Deck- und Vor- blatt umhüllten Einzelblüthen. Die oberste derselben zeigt weder Staubbeutel noch Narben. d, bis d, die vier Deekblätter, v| bis e, die vier Vorblätter. — 2. Eine Einzelblüthe mit ihrem Deck- und Vorblatt (Deck- und Vorspelze). —_ €. Eine Einzelblüthe nach Entfernung von Deck- und Vorblatt; 2 Lodienlae. Weitere Variationen ergeben sich aus der verschiedenen Streckung der Axenstücke. Beim Aehrehen sitzen ja alle Deck- blätter ganz dicht über einander, auch die Blüthen sind ganz kurz gestielt, meist völlig sitzend, sodass das Vorblatt vom Deckblatt ganz verdeckt und umhüllt wird. Denken wir uns nun die Aehren- spindel zwischen je zwei Aehrehen lang auseinandergezogen und auch die Aehrehen lang gestielt, dann erhalten wir den einfachsten Fall einer Rispe. Diese wird noch eomplieirter, wenn wir ın der Achsel der verschwindend kleinen Deekblätter der Hauptspindel mehrere langgestielte Blüthensprosse entstehen lassen, welche aus den Achseln ihrer Deekblätter wieder langgestielte Sprosse hervor- bringen u. s. f., bis die letzten Zweige mit Aehrchen der oben- beschriebenen Form enden. Auf diese Weise entstehen die compli- eirten, reichverzweigten Rispen vieler Grasarten. Auf weitere Varia- tionen soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, wohl aber ist ” nöthig, die in den botanischen Lehrbüchern übliche Nomenclatur 1er zu erwähnen. Zunächst hat sich für die sterilen Deckblätter der Grasährchen der Name Glumae im engeren Sinne eingebürgert, und weil sie eine Art Hüllkelch für das ganze Aehrchen ausmachen, giebt man ihnen. | 193 Angiospermen. im Deutschen den Namen Hüllspelzen (Hüllblätter, Klappen oder Bälge). Für die ihnen gleichwerthigen Deckblätter (d, bsdy, m Fig. 115) und die ihnen nicht gleichwerthigen Vorblätter (v; bis y in Fig. 115) hat man die Bezeichnung paleae, Spelzen im engeren Sinne, eingeführt, unterscheidet aber die Deckblätter als Deek- spelzen, die Vorblätter als Vorspelzen. Da nun je eine Deck- spelze dicht unter der Vorspelze (dem Vorblatt ihres Achselsprosses) sitzt, so bezeichnet man die Deckspelze auch als untere Deckspelze (palea inferior) und nennt die Vorspelze im Gegensatz zu jener die obere Deckspelze (palea superior). Es erübrigt nun noch, die Grasblüthe nach ihrem diagram- matischen Aufbau zu erörtern, und wenden wir uns dieserhalb an das typische Monoeotylendiagramm (dessen Formel P3+3, A 3+3, 6 3 ist). Um aus diesem Diagramm das der Grasblüthe ab- zuleiten, denken wir uns zunächst den äusseren Kreis der Perigonblätter ganz und vom inneren Kreise das nach hinten fallende Perigonblatt unterdrückt, sodass nur die beiden seitlich nach vorn fallenden Blätter des inneren Kreises erhalten bleiben. Diese stellen die als Lodiculae bezeichneten Fig: 117. Grundriss einer Schüppehen dar. Von den beiden Staub- Deikaattiian Deck: blattkreisen ist (wie bei den Iridaceen) der | spelze genannt); v das Vor- innere völlig unterdrückt; nur bei wenigen Be ke san ge- Gräsern ist auch dieser Kreis normal ent “ ride regen er ler ' wickelt, die Blüthe also mit 6 Staubblätten fallendenGliederdesinneren ausgestattet (so bei der Gattung Bambusa Kreises entwickelt. und den Reisarten, Or yz a). Der äussere Kreis der Staubblätter pflegt völlig ausgebil- det zu sein. Ueber die Deutung des Fruchtknotens ist man getheilter Meinung. Entweder erblickt man in ihm ein einfaches Fruchtblatt, und zwar das im typischen Monocotylendiagramm nach vorn GA oder man leitet ihn ab aus der Verwachsung der beiden dort nach hinten fallenden Fruchtblätter, worauf die zwei Narbenschenkel biadaeEE würden. (Vgl. hierzu die Diagramme Fig. 117, dann Fig. 97 und Fig.87, in welchen d das Deckblatt, v das zweikielige Vorblatt andeutet). Für die Systematik der Gräser ist nun von besonderem nn die Zahl der sterilen Deckspelzen, der Hüllspelzen. Es wurde st oben darauf hingewiesen, dass nicht immer nur zwei solche 0 handen sind, obwohl dies die allgemeine Regel genannt werden _ es kommen vielmehr auch Gräser vor, deren Aehrehen ash er Hüllspelzen, meist 3 oder 4, beginnen. Alle diese - vacidat _ hirseartige, Panicoideae, von den übrigen Gräsern, den unterschieden (vgl. die Uebersicht auf Seite 184). Monocotyledonen. 193 Endlich ist noch die Kenntniss des Samens der Gräser uner- lässlich (Fig. 118). Nachdem die einzige Samenanlage im Frucht- knoten befruchtet worden ist, entwickelt sie sich zum Samen, welcher mit der Fruchtknotenwand aufs engste verwächst. Es bildet sich dadurch eine Hautfrucht, eine Caryopse, welche entweder zur Reifezeit aus der Aehre ausfällt (beim Getreide „ausgedroschen“ wird) oder von den beiden Paleae, der Deck- und Vorspelze, dau- ernd umschlossen bleibt, wie bei den Früchten des Canariengrases, welche unter der Bezeichnung „Spitzzamen“ als Vogelfutter verwerthet werden. Beim Hafer und der Gerste verwachsen Deck- und Vorspelze mit der Caryopse so innig, dass die Spelzen nur schwierig entfernt werden können, Fig. 118. Weizen- wovon zum Theil die ungenügende Verdauung Fe 27 em des an Pferde verfütterten Hafers herrührt. Der wandung; e das Inhalt des Grassamens ist zum grössten Theil stärkereiche Nähr- a f jE gewebe; kderKeim- stärkereiches Nährgewebe, welches, zu Staub zer- Tino, s das Seu- mahlen, als Mehl in den Handel kommt (Roggen-, tellum desselben. Weizen-, Gersten-, Hafermehl ete.). Die äusserste Schicht des Samens ist frei von Stärke und reich an Eiweissstoffen (Proteinsubstanzen); sie liefert mit der Frucht- und Samenschale gemahlen die Kleie. Der Keimling liegt am Grunde des Nähr- gewebes diesem seitlich an; sein Keimblatt ist ein breit flächenför- miges, fleischiges Gebilde und wird das Schildchen (seutellum) ge- nannt. Die abwärts gerichtete Keimwurzel wird von einer fleischigen Tasche, der Wurzelscheide (Coleorrhiza), umschlossen, welche von der Wurzel beim Keimen klaffend durchbrochen wird. Besprochen zu werden verdienen an dieser Stelle von den Panicoideae: 1. Saccharum offieinarum L. Die Gattung Saceharum gehört zu einer Gruppe von Gräsern, welche als die Tribus der Andropogoneae bezeichnet wird. Alle zu dieser Gruppe gehörigen Formen sind zunächst dadurch aus- gezeichnet, dass die Aehrehen des rispenartigen oder fingerförmig Sich aus schmalen Aehren zusammensetzenden Blüthenstandes von vorn nach hinten („transversal“) plattgedrückt erscheinen. Sodann ist zu merken, dass jedes Achrehen mit drei Hüllspelzen beginnt, von denen die beiden unteren (9; und 93) derber und grösser sind als die oberste (93), welche wie die folgenden Deck- und Vorspelzen durchsichtig häutig und nervenlos ist. Gewöhnlich ist jedes Aehr- _ ur eine Deckspelze, in deren Achsel die Blüthe mit ihrer Vor- spelze steht. Nicht selten werden aber die Achrchen dadurch zwei- _ Müller, Medieinalflora. 13 chen einblüthig; es folgt also den sterilen Hüllspelzen gewöhnlich er & beiden Blüthen ist vollständig und zweigeschlechtig. ; = ‚gezeichnet, aus welcher sich mehrere dicht neben einander stehen n bis 4 m hoch werdende Halme erheben, die unterwärts eine Dieke 194 Angiospermen. blüthig, dass sich in der Achsel der dritten Hüllspelze eine männ. liche Blüthe entwickelt. Für den Bau der einzelnen Blüthe ist cha- rakteristisch, dass der Fruchtknoten der zweigeschlechtigen Blüthe einen ziemlich langen Griffel trägt, welcher in die noch längeren beiden purpurnen oder gelben, wedelförmigen Narben ausgeht, welche etwa in mittlerer Höhe des Aehrchens seitlich hervortreten. Charak- teristisch wie der Bau des Aehrchens und seiner Blüthe ist auch die Zusammensetzung des Blüthenstandes. Es sitzen nämlich je zwei Aehrchen an einem gemeinsamen, kurzen Stielehen. Sitzen nun diese Aehrehenpaare dicht gedrängt über einander an gemeinsamer Axe, so bilden sie in ihrer Gesammtheit eine mehr oder minder lange, fast eylindrische Aehre höherer Ordnung. Sitzen wieder mehrere solcher Aehren dicht über einander (eine von ihnen ist die gipfel- ständige, die anderen sind seitliche Aehren bezüglich des den Blüthenstand tragenden Halmes), so erscheinen sie als eine gefingerte: : Infloresceenz. Sind aber die Aehrchen weniger dicht gestellt, und spreizen sie auf längeren Stielchen von der gemeinsamen Axe ab ud tritt obenein eine reichere Verzweigung in dem Blüthenstande auf, n ehe es zur Bildung der Aehrehen kommt, so bildet sich eine mehr a oder weniger umfangreiche Rispe aus. Von den beiden paarign Aehrehen ist jedesmal eines das endständige, das andere seitenständig, ” ‚dieht unter dem ersteren stehend und gestielt, so dass das endstän dige Aehrehen sitzend erscheint. An den Zweigspitzen der Rispen resp. am Ende der gemeinsamen Aehrenspindel sitzen dicht unter dem Endährehen zwei seitliche, gestielte. In allen Fällen sind nun die Endährchen zwitterig, während die Seitenährchen nur eine männ- . liche Blüthe bergen. en Alle diese Charaktere sind gemeinsame Merkmale für die gan Gruppe der Andropogoneen, Für die Gattung Saecharum gilt nun . im Besonderen noch, dass wir es hier mit sehr grossen, ausdauernden ne Gräsern zu thun haben, deren fester, holziger Stamm (Halm) mit reich verzweigter Rispe endet, in welcher alle Aehrchen fruchtbar sind. Auffällig ist, dass jedes Aehrehen am Grunde von langen, m seitig abstehenden, seidenweissen Haaren umgeben ist; ferner pflegt jedes Aehrehen unvollkommen zweiblüthig zu sein, nur die obere der Saccharum officinarum L., das „Zuekerrohr“ (Fig. uapz als Art durch die stark bewurzelte, kurzgliederige Grundaxe au von 5cm erreichen. Die Halme sind eylindrisch, glatt; ihre zZ treten an den Enden der oft mehr als handlangen Glieder ge Bazar Wichtig ist zu merken, dass die Stengelglieder nicht W Bader Mehrzahl der Gräser hohl sind. Sie werden von I saftig-schwammigen Mark erfüllt ‚ welches reich an Rohrzucker Monoeotyledonen. 195 der früher fast ausschliesslich durch Auspressen des Zuckerrohres gewonnen wurde. Die linealischen, pfriemlich zugespitzten, am Rande scharf gezähnelten, in der Mitte von einem kielförmig hervorspringenden Nerven durchzogenen Blattspreiten erreichen eine Länge von 1!/a m bei einer Breite von 4—5 em. Die Ligula ist durch eine Haarreihe am Spreitengrunde vertreten, Bemerkenswerth ist ferner, dass die Blatt- scheide nur am Grunde geschlossen ist, Die bis 60 em lange, im Umrisse pyra- midale Blüthenrispe setzt sich aus grösse- ren, niedergebogenen, sehr zerbrechlichen, gegliederten Aesten zusammen, Die im tropischen Asien heimische Pflanze ist als Culturpflanze in alle Tro- penländer verbreitet worden, in denen die Zuckerrohrplantagen bekanntlich eine wichtige national-ökonomische Rolle ge- spielt haben. Die Bedeutung des Zucker- rohres hat erst durch die Rübenzucker- industrie in den letzten Jahrzehnten Einbusse erlitten. Bis dahin lieferte das Fig. 119. Saccharım offieina- Zuckerrohr ausschliesslich das Saccha- rum, Zuckerrohr. rum album der Pharmacopöen, wie es (Aus Potonie, Elem.) Ja auch aus dem Namen „Rohrzucker“ erhellt, womit das Product des „Zuckerrohres* ursprünglich bezeich- net wurde. Von den Arten der Gattung Andropogon, nach welcher die Gruppe der Andropogoneen benannt wurde, mögen einige hier nur anhangsweise genannt werden. Andropogon Nardus L., Andropogon eitratus DC. und Andropogon Sohoe- nanthus L., drei in Ostindien und auf Ceylon heimische Arten, liefern das ‚in- dische Gras- oder Lemon-Oel. (Oleum Andropogonis s. Graminis In diei.) _Andropogon laniger Desf., in Nordafrika heimisch, lieferte die Herba Schoenanthi v. Squinanthi s. Junci odorati, und von dem ostindischen Andropogon muricatus stammte die sogenannte Vetiverwurzel, die Radix Vetiveriae s. Iwarancusae. 2. Zea Mays L. Die sich vielfach von dem allgemeinen Typus der Gräser ent- fernende Gattung Zea schliesst sich in den wichtigsten Merkmalen der Gruppe der Andropogoneen an. Die einzige Art, Zea Mays L. (Fig. 120), als Mais, Welschkorn oder türkischer Weizen, in Oester- reich als Kukurucz bekannt, ist ein einjähriges Gras, dessen kräftige, holzige und markführende Stengel eine Höhe von 3m ‚erreichen. ie grossen, deutlich zweizeiligen, bis armlangen Blätter sind in der Jugend längsgerollt. Aus ihrer offenen, mit kurzer, lang- 5 werden muss), während die männlichen mit zweien anheben. 196 Angiospermen. haarig gewimperter Ligula endenden Scheide erheben sich die oft mehr als armlangen, bogig überhängenden Spreiten mit welligem, gewimpertem Rande. Die Spreiten sind oberseits fein zerstreut behaart. Die diagnostischen Merkmale liegen zunächst in der scharfen Trennung der weiblichen und der männlichen Blüthenstände. Die letzteren erscheinen als eine den Stamm abschliessende Rispe, während die weib- lichen von vielen bauchigen, eng über einander liegenden, 20—25 em langen Seheiden umhillte Kolben darstellen, welche ih den Achseln der unteren und mittleren Laubblätter zur Ausbildung ge- langen. Der Mais ist also einhäusig. Die männlichen Blüthenstände bauen sich aus durchschnittlich zweiblüthigen Aehrehen auf. Jedes derselben beginnt mit zwei krautig-weichen, länglieh-lan- re wg Sen rare zettlichen, mehrnervigen Hüllspelzen- Blüthe, links unten ein Frucht- Diesen folgen die durchsichtig-häutigen, kolben. (Aus Potonie, Elem.) ausgerandeten, oberwärts gewimperten, schwach 5-nervigen Deckspelzen, in deren Achsel je eine Blüthe mit ihrer 2-nervigen, sonst wie die Deckspel@® beschaffenen Hüllspelze steht. Die Blüthe selbst besteht nur aus zu fleischigen , gestutzt quadratischen Lodieulae und den typischen drei = Staubblättern. Ein Fruchtknotenrudiment ist nicht vorhanden. Aehn lich wie bei allen Andropogoneen vereinigen sich nun immer zwei Aehrehen an einem gemeinsamen Stielehen, doch so, dass das en liche der beiden Aehrehen sitzend und vom Grunde des endstän- . digen Aehrchens abgerückt ist, wodurch dieses Letztere gestielt erscheint. Diese je zwei Aehrchen tragenden Zweiglein Der nun ziemlich dicht die langen Rispenäste, welche also eme © zusammengesetzter Aehren (Scheinähren) darstellen. Die Beh per = ähren sitzen spiralig an dem Gipfel des Halmes und bilden spe —_ und überhängend die männliche Rispe. t. “ | Die weiblichen Blüthenstände sind ein wenig einfacher — e Zunächst sind die Achrehen fast durchgehends einblüthig; sie be" näche i ai chnt aber mit drei Hüllspelzen (weshalb Zea den Panicoiden ge den drei Hüllspelzen sind die beiden unteren fleischig, it zs häutig und wimperig ausgerandet; die dritte (oberste) Hallepe) ı ‚häutig-durchsichtig und trägt bisweilen in ihrer Achsel a mie Ei: stets fehlschlagende) Blüthe. Den Hüllspelzen folgt die bRuNE A sichtige Deckspelze und die ebenso gebildete Vorspelm. 7 gebenen Früchte (die Reiskörner) glie Monoeotyledonen. 197 Spelzen sind breiter als lang. Zwischen Deck- und Vor- spelze sitzt nun die nur durch den Fruchtknoten dargestellte weib- liche Blüthe. Sie ist ganz besonders charakterisirt durch den mehr als handlangen, fadenförmigen, gelblichgrünen Griffel, welcher an der Spitze in die beiden Narbenschenkel spaltet. Wie bei den männlichen Blüthenständen sitzen auch an dem weiblichen Kolben je zwei Aehrehen dicht neben einander, hier aber kaum gestielt; später erscheinen sie sogar der fleischigen Kolbenaxe eingesenkt. Sind die Fruchtknoten nach der Befruchtung herangewachsen, so be- decken sie den Kolben ganz dicht und lassen 8—16 paarweis genäherte Längszeilen am Kolben erkennen. Diesen umhüllen die bleibenden Blattscheiden, an deren Gipfel die Griffelenden büschelig herausragen. Die reifen Maiskörner sind ausserordentlich hart, je nach der Varietät verschieden gestaltet. Ihre Aussenfläche ist mehr oder weniger stark gewölbt. Die Fruchthaut ist meist glänzend dunkelgelb, seltener roth, braun oder weiss. Das stärkereiche Endosperm liefert das als „Maismehl* oder „Maizena* in den Handel kommende Mahlproduct. Aus Amerika stammend (angeblich in Paraguay wild vorkom- mend) ist der Mais eine für Amerika und Südeuropa höchst wich- tige Getreideart. Bei uns ist die Pflanze nicht offieinell, doch werden anderwärts die Narben als Stigmata Maydis geführt. 3. Oryza sativa L. Die Gattung Oryza ist der Vertreter einer besonderen Gruppe der Panicoideen, die nach ihr die Gruppe der Oryzeae benannt wird. Zunächst ist bemerkenswerth, dass wir an jedem der von den Seiten her zusammengedrückten Aehrehen vier Hüllspelzen finden, yon denen die untersten die kleinsten sind; bisweilen verkümmern sie gänzlich. Viel grösser sind die papierartigen Deck- und Vorspelzen, von denen die letztere einen Mittelnerv und zwei Seitennerven führt. Die Aehrehen sind stets einblüthig, die. Blüthe ist zwitterig oder ein- geschlechtig.. Ganz besonders beachtenswerth ist die Ausbildung der Staubblätter; bald sind deren drei, bald sechs vorhanden. Die Blüthe nähert sich also viel mehr wie bei den meisten Gräsern dem normalen Monocotylentypus. Es gilt dies gerade für die hier inter- essirende Art, den Reis, Oryza sativa. In der Gattung Oryza sind die unteren Hüllspelzen immer verkimmert, nur dureh Höcker angedeutet; auch die beiden oberen Hüllspelzen sind klein, fast borstenähnlich. Die Blüthen bilden eine grosse, lockere Rispe. Die von Deck- und Hüllspelze ke dern sich zur Reifezeit von dem Aehrehenstiele ab. Oryza sativa L., der gebaute Reis, ist eine einjährige, etwa meter- Pflanze mit faseriger Wurzel. Die Rispe ist meist eng zusammen- 198 Angiospermen. gezogen und pflegt zur Reifezeit bogig überzuhängen. Sie wird durch die Früchte auffällig schwer. Der Reis ist eine Sumpfpflanze der Tropenländer. In Ostindien heimisch, wird er weit und breit, auch in Südeuropa, besonders aber in Süd- und Ostasien gebaut. Die Früchte waren ehedem offeinell als Fructus s. Semen Oryzae. Sie liefern die vorzügliche Reis stärke, welche als „Poudre de riz‘‘ ein bekannter Toiletteartikel ist. Bisweilen wird dasselbe auch mit Lycopodium gemischt als Streu- pulver für Kinder benutzt. Aus der Unterfamilie der Poaeoideae besprechen wir zu nächst: 4. Hordeum L. Der wichtigste Charakter der Gattung Hordeum, welche die sogenannten Gerstenarten umfasst, liegt in der Anordnung der Aehrehen, welche zur Bildung einer zusammengesetzten Aehre von typischer Form zusammentreten und zwar in der Art, dass die sitzenden oder kurzgestielten Aehrchen bis zu sechs neben einander in je einer Ausbuchtung der Hauptspindel sitzen. In der Regel ist das mittlere Aehrehen allein fruchtbar, während die seitlichen nur männ- liche Blüthen erzeugen und eine Neigung zu mehr oder minder weitgehendem Schwinden zeigen. Ein zweiter Charakter liegt ım Aufbau des bei den echten Gerstenarten gewöhnlich ein-, seltener zweiblüthigen Aehrehens. Jedes derselben beginnt mit zwei fast gleichgestalteten, lanzettlichen bis borsten förmigen, begrannt zugespitzten Hüll- spelzen, mit welchen sich die folgenden Deckspelzen kreuzel Die Deckspelzen sind fast stets lang be grannt, besonders auffällig bei der W# ganz besonders interessirenden angebaufen 3 Gerste. Die Vorspelzen sind zweikielig- . Ueber die Blüthe resp. die Blüthen hin _ setzt sich die Aehrenaxe als nacktes Sp ” - chen fort. Charakteristisch ist schliesslie! 5 noch die Ausbildung der Prochilnen = an ihrem oberen spitzen Ende sin en fein behaart und tragen die beiden N | | unterhalb der Spitze eingefügt. Die F Fig. 121. Hordeum vulgare, gen: eo Ber Deck- » und gemeine Gerste. Links oben und zeigt eine breite Furche. Be Er ee unten ein Aehrehen. (Aus Gerste (Fig. 121), ist unter den = er 2 Potonie, Elem.) Arten dadurch ausgezeichnet, . Monoeotyledonen. 199 Aehrchen sitzend sind und nur zweigeschlechtige Blüthen enthalten. Die Deckspelzen der fruchtbaren Blüthen sind lang begrannt, 5-nervig. Die ganze Aehre pflegt nickend überzuhängen. » Die Gerste wird in ein- und zweijährigen Varietäten vielfach gebaut; als Hauptformen unterscheidet man gewöhnlich: var. a. genuinum, die Wintergerste. Ihre Aehren erscheinen fast vierkantig, weil die mittleren Aehrchen weniger gedrängt stehen und der Hauptspindel dicht anliegen, während die seitlichen Aehrehen sich zusammendrängen und von der Hauptspindel etwas abstehen. Die mittleren Aehrehen bilden nun zwei gegenüberliegende Längs- zeilen an der Aehre. Diese werden rechts und links von je einer Reihe der seitlichen Aehren flankirt, wodurch die vier Kanten der Aehre hervortreten. var. b. hexastichum, die sechszeilige Gerste, vertheilt ihre Aehrchen ziemlich gleichmässig und lässt sie etwas von der Hauptspindel ab- stehen. Es treten also die zwei Reihen der mittleren Aehrehen ebenso deutlich hervor wie die vier Reihen seitlicher Aehrehen; die langen Grannen lassen daher die Aehren deutlich sechskantig er- scheinen. 2. Hordeum distichum L., die Sommergerste, ist eine andere, überall wie die vorige angebaute Art. Ihre Aehren sind von den nicht mit Aehrehen besetzten Seiten her zusammengedrückt. Die seitlichen Blüthen sind kurzgestielt und führen eine einzige männ- liche Blüthe mit grannenloser Deckspelze. Die aufrecht der Haupt- spindel angedrückten Mittelährchen werden von linealisch-pfriemlichen Hüllspelzen flankirt, und ihre zweikieligen Deckspelzen tragen eine aufrechte, schmal bandförmige, lange Granne, Da nun zwei Reihen von Mittelährchen an der Hauptspindel stehen, so stehen sich auch die langen Grannen zweizeilig gegenüber, die ganze Aehre ist also zweikantig. Uebrigens führen nur ie Mittelährehen weibliche Blüthen, sie sind also allein fruchtbar. Auch von dieser Art werden viele Varietäten unterschieden. Die Sommergerste ist einjährig. ein! Für das Gedächtniss wird es von Nutzen sein, wenn wir die obige Darstellung in der Uebersicht zusammenfassen : 1. Hordeum vulgare L. Alle Aehrehen sitzend, mit zweigeschlech- tigen Blüthen. a) genuinum: Vierkantige Aehren tragend. b) hexastichum: Sechskantige Aehren tragend. 2. Hordeum distichum L. Seitliche Aehrehen kurz gestielt, mit männlichen Blüthen, ohne Granne; mittlere Aehrehen sitzend, mit weiblichen Blüthen und langer Granne. Zweikantige Aehren tragend. | Bis zum Erscheinen der Ph. 6. IL. waren: die Früchte der gebauten Gerstenarten auch bei uns offieinell als Fructus s. Semen 200 Angiospermen. Hordei v. Hordeum decorticatum. Sie liefern gemahlen ds Gerstenmehl, welches als Farina Hordei praeparata ebenfalls offieinell war. Die’ gekeimte und dann gedörrte Gerste bezeichnet man als Malz, welches ebenfalls offieinell war und als Maltum auch noch in der Ph. G. I aufgeführt wurde. Daselbst wurden ferner noch folgende Gerstenpräparate vorgeschrieben : Extraetum Malti, das Malzextract, das Extractum Malti ferratum und die Species pectorales cum fruetibus. Wenngleich nun das Extractum Malti nicht mehr offieinell ist, so ist es doch noch ein Volksheilmittel im vollen Sinne des Wortes. Vielfach dient das Malzextraet dazu, um schlecht schmeckende Arzneimittel in an- genehmerer Form zu reichen. 5. Triticum L. Zum Unterschiede von der Gattung Hordeum, welche die Gerstenarten vereint, sind die Tritieum- oder Weizenarten (soweit sie hier in Betracht kommen) immer durch einzeln stehende Aehrcehen ausgezeichnet, welche zweireihig die Spindel der mehr oder weniger langen Aehren besetzen. Ferner ist jedes Aehrehen mindestens zweiblüthig, meist sogar mehrblüthig au gelegt und zwar so, dass die untersten Blüthen jedes Aehrehens zwitterig, die obersten dagegen unvollkommen entwickelt sind, of g männlich werden, jedenfalls selten sich fruchtbar erweisen. Die zusammengedrückten oder planeonvexen Aehrehen sitzen übrigens so der Aehrenspindel an, dass bei gedrängter Stellung jedes untere Aehrehen das obere an seinem Grunde deckt; die Aehrchen stehen : transversal zur Spindel, d. h. sie liegen nicht in der durch Mo Spindel und die Mittellinien der Aehrehen gelegten Ebene (We zum Unterschiede bei der verwandten Gattung Lolium der Ba ist). Gegen die Hordeum-Arten ergiebt sich ein durchgreifender Unterschied für die Tritieum-Arten darin, dass bei letzteren die 2 Hüllspelzen und die Deek- und Vorspelzen in derselben Ebene (der „Transversalebene“) liegen, während sie bei Hordeum er kreuzen. Bei Tritieum pflegen auch alle Spelzen ziemlich or lang zu sein; ihr Rücken ist (wenigstens oberwärts) gekielt. ! Deckspelzen sind je nach Art und Varietät bald grannenlos, er kurz-, bald langbegrannt. Ein weiteres Merkmal liegt in den anf knoten und den Früchten. Die Fruchtknoten der Weizenarten ur ' an der Spitze fein behaart und tragen die beiden federigen - ). ' auf ihrem Scheitel (nicht wie die Gersten unterhalb der Spitze” Die Weizenkörner sind stets frei, d. h. die Früchte verwachsen DIE n wie bei der Gerste mit der sie einhüllenden Deck- und Vorspf" Von den Arten sind hier zu nennen: insten 1» Triticum repens L., die Quecke (Fig. 122), eines der ee Gräser, welches durch ganz Europa, den nördlichen Monoecotyledonen. 201 und in Nordamerika an Weg-, Wiesen- und Waldrändern angetroffen wird und auf Aeckern und in Gärten ein lästiges Unkraut ist, lästig, weil es mit seinen reich verzweigten, lange Ausläufer treibenden, „kriechenden“ Wurzel- stöcken ausdauert. Die aufrechten oder aufsteigenden, meist etwa fuss- langen, doch bisweilen selbst mehr als Meterhöhe erreichenden Stengel sind wie die Blattscheiden kahl. Die schmalen Blattspreiten sind unterseits glatt, ihre Oberseite wird durch vorwärtsgerichtete Höckerchen auf den Parallelnerven rauh. Ein wichtiges diagnostisches Merkmal liefern die Aehrchen. Sie sind während der Blüthezeit fast rhombisch, flach und meist fünfblüthig. Die Hüllspelzen sind lanzettlich, zugespitzt, und wie die Deckblätter fünfnervig. Letztere Fig. 192. Triticum repens. sind bei der gemeinen Form stumpflich, (Aus Wagner’s Flora.) bei anderen Varietäten zugespitzt, selbst begrannt. Die Spindel der Aehre ist nicht brüchig, sondern zäh und biegsam. Die ganze Pflanze ist zur Blüthe- zeit ziemlich dunkelgrün, „grasgrün“, die Aehrchen sind oft violett oder pur- purn überlaufen. Die Betrachtung der Varietäten kann hier iibergangen werden. Offieinell ist der Wurzelstock als Rhizoma Graminis Ph. G. I. 228 s. Radix graminis Ph. G. II. 339. Von Präparaten ist nur das Extrae- tum Graminis Ph. G. IL 90 bei uns gebräuchlich. 2. Triticum vulgare Vill., der ge- wöhnliche, gebaute Weizen (Fig. 123), gehört zu den Arten mit zäher Aehren- spindel, welche ein endständiges Aehr- yig. 123. Triticum vulgare, ge- chen abschliesst. Die Aehrchen sitzen wöhnlicher ME Bra dicht über einander und lassen die Aehre ee Tnderigen Nar- vierkantig erscheinen. Jedes Aehrehen ben; links unten Aehrehen einer ist vierblüthig, doch sind nur die drei grannentragenden Varietät: unteren Blüthen fruchtbar. Die knor- a peligen Hüllspelzen sind breit-eiförmig, unterwärts bauchig mit ge- rundetem Rücken, ihr gestutztes Ende überragt eine kr Stachelspitze, welche sich als Kiel auf den oberen Rückentheil der # Perigon aufgebaut sind, welche aber niemals alle 202 Angiospermen. Spelze abwärts verfolgen lässt. Die Deckspelzen sind etwa von der Länge der Hüllspelzen; auch sie sind knorpelhart, ihr oberes Ende ie ist wenig gefurcht und je nach der Varietät grannenlos oder kurz : oder langbegrannt. Die gelben, fast orangefarbenen, bauchigen, mit schmaler Furche versehenen reifen Früchte, die „Weizenkörmer‘, fallen zuletzt aus den Spelzen heraus. Die im Juni und Juli zur Blüthe gelangende Pflanze wird bei uns auf besserem, „schwerem“ Boden vielfach gebaut; sie ist als „Sommerweizen“ einjährig, als „Winterweizen“ zweijährig. Die Samen liefern ein vorzügliches Mehl (Weizenmehl) und die Weizen- stärke, welche als Amylum Tritici Ph. G. I. 27 geführt wird und zur Herstellung des Unguentum Glycerinis. Glycerinum eum Amylo diente. Weizenstärke bildet auch einen Bestandtheil des Salieylstreupulvers (des Pulvis salieylieus cum Talco) und der Phosphorpillen. Verwandte, doch weniger allgemein angebaute Weizenarten sind Triticum Spelta L., der Spelt, Spelz oder Dinkel genannt, Triticum dieoceum Schrk., Triticum monocoecum L., der Einkornweizen U. Ihre Früchte finden als „Weizen“ wie die der besprochenen Art Verwendung. Die Betrachtung der eben genannten Arten gehört nicht hierher, ebensowenig wie die Erörterung der Unterschiede der als Roggen allgemein bekannten Art Triticum cereale Aschs. (= % e cereale L.), von welcher das Mutterkorn (Secale eornutums ein Pilz (vgl. 8. 73 f.), eingesammelt wird. Scitamineae. Die Ordnung der Seitamineen umfasst stattliche zum Theil rieser hafte Krautgewächse der Tropen mit ganzrandigen, parallelnerviget Blättern. Der diagnostische Charakter liegt in den #7 dian-zygomorphen oder asymmetrischen, fast en = zweigeschlechtigen Blüthen, welche zwar nach dem gewöhn = lichen 3 + 3-zähligen Monoeotylentypus mit kronen = = ‚blätter in der gewohnten Form (fertil) ausbilden. vn > = sechs Staubblättern sind entweder fünf fruchtbar, und das nach 2 “ fallende ist verkümmert (so bei den Musaceen), oder e8 sind € fünf nach vorn fallenden Staubblätter unfruchtbar, und OR all in 2 nach hinten fallende, in der Zygomorphie-Ebene liegende ist n. fruchtbar (so bei den Zingiberaceen und Marantaceen). Der Fru = . knoten ist ausnahmslos aus drei unterständigen F ruchtbläH zusammengesetzt und ist dreifächerig. Die Samen sind. _ > Endosperm oder entbehren desselben völlig; statt seiner ist ein ee liches Perisperm ausgebildet (d. h. ein Gewebekörper; weleber = Monocotyledonen. if 203 dem Kerngewebe der Samenanlage hervorgeht). Es gehören hierher die drei Familien: ö 1. Musaceae, grosse, baumartige Kräuter der Tropen. Nur das hintere, mediane Staubblatt unfruchtbar, ohne Staub- beutel; die 5 anderen Staubblätter verwachsen mit ihren Fäden zu einer hinten offenen Röhre. 2. Zingiberaceae. Tropische Kräuter mit fleischigen Wurzel- stöcken. Nur das hintere, mediane Staubblatt fruchtbar, mit zweifächerigem Staubbeutel. Hierher die offieinellen Arten der Gattungen Zingiber, Cureuma, Elettaria und Alpinia. 3. Marantaceae. Meist kleinere tropische Kräuter mit paarigen Blüthen, welche einzeln betrachtet asymmetrisch sind, doch als Paar den Charakter einer median-zygomorphen Blüthe annehmen. In jeder Blüthe ist nur ein Staubblatt fertil, welches aber nur einen halben Staubbeutel ausbildet. Der gewöhnlich knollige Wurzelstock ist reich an Stärke (Arrow- root). Die erste der drei Familien, die der Musaceen, kann hier über- gangen werden, sie liefert keine offieinellen Drogen. Wir wenden uns daher sofort zur Familie der Zingiberaceae. Median-zygomorphe, zweigeschlechtige Blüthen nach dem 3-+ 3-zähligen Schema der Monocotylen- blüthen mit der ganz eigenartigen Anomalie, dass das Androeceum nur ein fruchtbares Staubblatt (das me- diane hintere) entwickelt, während alle übrigen Staubblätter blumenblattartige Staminodien darstellen, bedingen die Abgrenzung der Familie ‚ welche mit mehr als 250 Arten sich ganz auf die Tropenländer ‚ besonders Asiens, beschränkt. Die Familie ist phar- maceutisch besonders wichtig, und ist daher eine eingehendere Kennt- niss derselben unumgänglich nöthig. Beginnen wir zunächst mit der specielleren Morphologie der Blüthen. Die Blüthen der Zingiberaceen oder Ingwergewächse sind stets seitlichen Ursprungs; sie sitzen in den Achseln von oft bunt ge- färbten (,„, spathaähnlichen*) Hochblättern am oberen ‚Ende aufrechter, verlängerter Sprosse, dieselben mit einem bald einfach traubigen (meist ährenförmigen oder kopfigen) oder dureh Wickelverzweigung omplieirter werdenden Blüthenstande abschliessend. Jeder Blüthe gehört ein Vorblatt von schuppen-, scheiden- oder sackförmiger Beschaffenheit an. Niemals ist dieses Vorblatt, wie es bei den Monoeotylen im Grossen und Ganzen üblich ist, adossirt; es nimmt ausnahmslos eine mehr oder minder ausgesprochen seitliche Stellung 204 Angiospermen. am Blüthenstiele ein. Bei Wiekelbildung fungirt es als Deckblatt einer in seiner Achsel zur Entwickelung kommenden Blüthe. Betreffs der Einzelblüthen ist hervorzuheben, dass ihre Median- zygomorphie sich zwar besonders in der Ausbildung des Androeceums ausspricht, doch verräth sie sich auch bereits in der Blüfhenhülle, dem Perigon. Dasselbe ist oberständig und gliedert sich in ge wohnter Weise in zwei dreigliederige Quirle, welche gewöhnlich beide blumenkronartig ausgebildet sind. Der äussere Perigonblattkreis stellt sich gewöhnlich als eine dreizähnige Röhre dar, die zur Blüthe- zeit einseitig, meist vorn, aufschlitzt. Der innere Perigonblattkreis ist nur unterwärts röhrig und geht oberwärts in drei freie Abschnitte aus, von welchen der unpaare hintere die beiden vorderen ausnahms- los umgreift und deckt. Dieser Deekung entspricht die massigere Entwickelung des hinteren Abschnittes, er übertrifft die beiden seitlichen vorderen beträchtlich an Breite. Das Androeceum ist sehr eigenartig ausgestaltet; in ihm sich der Charakter der Familie am schärfsten aus. Die Glieder des- selben sind dem Schlunde des inneren Perigons aufgewachsen, und zwar ist nur eines derselben fruchtbar, alle anderen stellen kronblattartige Gebilde („petaloide Staminodien“) dar. Das frucht- bare Staubblatt steht vor dem hinteren Perigonabschnitt, es entsprieht also dem hinteren Gliede des typischen inneren Staubblattkreises; es trägt eine innenwendige, symmetrisch - zweifächerige Anthere, welche in ein kräftiges, blumenblattartiges Mittelband (Conneetiv) ausläuft. Von den blumenblattartigen Staubblättern, den Stamino- dien, fällt eines median nach vorn. Es ist dem Schlunde des Perigons breit eingefügt und bildet meist den ansehnlichsten Theil der ganzen Blüthe. Es wird als Labellum bezeichnet. Sein grosser breiter, oft eigenartig gefärbter Endlappen ist in der Regel an der Spitze ausgerandet oder gespalten; er löst sich also in zwei seitliche Lappen auf. Die neuesten Untersuchungen von Eichler haben nun erwiesen, dass dieses Labell die beiden vorderen seitlichen Staubblätter des inneren Staubblattkreises ersetzt. Die Glieder des äusseren Staubblattkreises sind entweder ganz spurlos unterdrückt, oder es kommen die beiden seitlichen hinteren Staubblätter in u E von blumenblattartigen Staminodien zur Entwickelung. Sie werden a als Flügel bezeichnet. Das mediane vordere Staubblatt des im ren Kreises ist stets unterdrückt. eo Das Gymaeceum besteht aus drei normal gestellten F rueht- nn blättern. Sie bilden einen unterständigen, dreifächerigen Fruc n . knoten mit vollständigen Scheidewänden. Die anatropen e. En anatropen Samenanlagen sind den centralen Samenleisten Im # 3 oder mehr Reihen angeheftet. Den Gipfel des Fruchtknotens zn ein einfacher Griffel, dessen fadenförmiger Theil sich rückwärts © “ das Filament des fruchtbaren Staubblattes anlehnt und oben IM _ spricht Monocotyledonen. 205 zwischen den beiden Staubbeutelfächern liegenden Rinne des Mittel- bandes ruht. Der Griffel endet mit verschieden gestalteter Narbe, Nach dieser Darstellung ergiebt sich für die Zingiberaceenblüthe das Diagramm Fig. 124. Vielfach gab man aber den Theilen des Androeceums eine andere Deutung, man sah das Labellum als das vor- dere Staubblatt des inneren Staub- blattkreises an, glaubte also diesen Kreis als völlig entwickelt annehmen zu müssen. Vom inneren Kreise wäre dann das fruchtbare hintere Staubblatt allein vorhanden und fertil. Die vor- deren beiden Staubblätter des inneren Kreises glaubte man in zwei faden- förmigen oder dieken Drüsen erkennen zu müssen, welche im Grunde des et Perigons dem Scheitel des Frucht- ee EPF Deckblatt: knotens aufsitzen. Eichler wies » das seitlich stehende Vorblatt. jedoch ühre Natur als Nactarien mach, _ Ya sr Suhlnnl welche mit Staminodien nichts zu den Glieder als „Flügel“ (/4 und thun haben. As) entwickelt. Die beiden nach Die Frucht der Zingiberaceen vo a .. ern ist eine lederige, dreiklappig fach- menblattartiges Gebilde, das La- spaltige Kapsel; selten wird dieselbe bellum (45). (Nach Eichler.) zur nichtaufspringenden Beere. Die Samen sind auffällig gekennzeichnet durch Ausbildung eines Samen- mantels (Arillus) und des hornigen Perisperms.!) Der kleine, gerade Keimling wird vom spärlich vorhandenen Endosperm umschlossen. Den vegetativen Aufbau betreffend ist zu merken, dass die Zingiberaceen fast durchgängig mit kriechendem, fleischigem Wurzel- stock ausdauern. Durch Verkürzen seiner Glieder wird derselbe oft kuollig. Die aufsteigenden Sprosse sind unverzweigt, meist sehr verkürzt. Sie beginnen mit einigen - scheidigen Niederblättern, welchen eine Anzahl zweizeilig geordneter Laubblätter folgt. Diese innen mit langer Scheide, welche sich mehr oder minder stiel- artig zusammenzieht und oberwärts in die ganzrandige, einfache Spreite überleitet, welche von seitlich parallelen Nerven durchzogen wird. Die Mittelrippe tritt schärfer hervor. Bisweilen bildet sich an der Grenze zwischen Blattscheide und Spreite ein Blatthäutehen, eine Ligula aus, welche an das Vorkommen derselben bei den Grasblätter erinnert. Besonders bemerkenswerth ist die Erscheinung, dass durch die in einander geschachtelten langen Laubblattscheiden a SE RAREREER \ !) Veber die Begriffe Perisperm und Endosperm, welche nicht pn i wechselt werden dürfen, vergleiche man die Einleitung 5. 33. a 206 Angiospermen. sehr häufig die Sprosse sehr lang gestielt aussehen; die Scheiden bilden einen Scheinstamm. Die blüthentragenden Sprosse sind bisweilen nur von Niederblättern besetzt, zwischen denen die Stengel- glieder gestreckt sind; nichtsdestoweniger übertreffen die unfrucht- baren Blattsprosse die Länge der Blüthensprosse, weil eben jenen die langen Scheinstämme eigen sind. Man theilt die Familie in drei Unterfamilien: 1. Hedychieae. Blüthen mit „Flügeln“ (Staminodien des äusseren Staubblattkreises). Hierher Curcuma. 2. Amomeae. Blüthen ohne Flügel, oder diese nur durch kurze Zähnchen ersetzt. Hierher Zingiber, Elettaria, Amo- mum. 3. Alpinieae. Wie Amomeen, aber hochstengelige Kräuter mit unterwärts laubig beblätterten Blüthensprossen. Hierher Alpinia. 1. Cureuma. Die Gattung Curcuma, wegen der deutlichen Flügelbildungen zur Unterfamilie der Hedychieen gehörig, ist durch das kurze, dreir zähnige äussere und das längere, trieh- terförmige innere Perigon, noch mehr aber durch die Ausgestaltung des Androe- ceums der Blüthen charakterisirt (vel. Fig. 125). Zunächst pflegen die ae Flügel (also Glieder des äusseren we blattkreises) sehr kräftig, Ieronblattähnli entwickelt zu sein; sie erreichen di® Grösse der Abschnitte des inneren pe rigons, oder sie überragen dasselbe. Gleiches gilt für das Labellum; ER: Fig. 125. Blüthe von Cureuma aromatica. (Nach Berg und Schmidt.) « äusseres Perigon (Kelch); i die drei inneren Perigonblätter (Krone); 4 die beiden Flügelstaminodien, zwi- schen welchen die unterwärts gehörnten Staubbeutelhälften und ‚das Griffelende sichtbar sind; Za5 das Labellum. staminodienartiger Drüsen. Der dreifächerige Fruchtknoten umst viele Samenanlagen. Der fadenförmige Griffel endet hohler, fein gewimperter Narbe. Die Frucht ist eine d Kapsel, deren Samen einen Arillus führen. breiter, abstehender Endlappen ragt @ ü fällig aus dem Schlunde der Blüthe, ‘ein Landungsplatz für blüthenbesuchend® u Inseeten, hervor. Das einzige 1 a bare, hintere Staubblatt ist ganz a; es artig ausgebildet; seine beiden * en beutel tragen an ihrem Grunde ein tes ee wärts gerichtetes, schwach ein ist a Horn. Nicht minder car # ; £ i usbi = für die Gattung die A denförmigen | Nectarien in Form langer, fa hlie mit kopfigen Monoeotyledonen. 207 Im vegetativen Aufbau entspricht die Gattung Cureuma dem allgemeinen Typus der Zingiberaceen. Aus dem knolligen Wurzel- stoeke erheben sich lang scheidig-gestielte Blätter.” Die Blüthen- schafte erscheinen seitlich oder endständig; sie werden von scheidigen Hochblättern bedeckt, denen die ziegelartig geordneten grossen Deck- blätter des Blüthenstandes folgen. Jedes derselben ist bauchig, fast sackartig, meist bunt gefärbt und trägt in seiner Achsel eine 2- bis 5-blüthige Partialinflorescenz. Die obersten Deekblätter sind steril, d. h. sie tragen keine Blüthen in ihren Achseln; der Blüthenstand schliesst mit einem sterilen Blätterschopfe ab. Von den 25 bekannten, auf das südliche Asien beschränkten Arten sind offieinell:: 1. Curcuma longa L., die Curcumapflanze oder Gelbwurzel. Ihr etwa 4 cm dicker, knolliger, frisch zerbrochen gelber oder orange- farbiger, knolligfleischiger Wurzelstock setzt sich aus rundlichen bis birnförmigen, durch Blattnarben quergeringelten Gliedern zusammen, welche diünnere und längere Seitenäste (von 1'/g em Dicke und etwa 6 cm Länge) treiben. Die Wurzeln sind faserig, unverzweigt und schwellen zum Theil an ihrer Spitze zu stärkereichen, eiförmigen, weisslichen Knollen an. Die grundständigen Laubblätter sind lang scheidig-gestielt und tragen bis handbreite und armlange, lanzett- liche, zugespitzte Spreiten. Der centrale Blüthenschaft ist etwa handlang und trägt einen etwa ebenso langen Blüthenstand, dessen Deckblätter weisslich, fast eiförmig und zugespitzt sind, Die Blüthen sind gelblich, ihr Labellum dunkler gelb. Die den Schopf bildenden Rn sterilen Deekblätter pflegen an der Spitze röthlich überlaufen zu sein. Wegen der Wurzelstöcke wird die in Südasien heimische Pflanze in Ostindien, Ceylon und in Japan, neuerdings auch in West- indien und auf der Insel Bourbon im Grossen gebaut. Sie liefert das noch in der Ph. G. 1. als offieinell aufgeführte Rhizoma Cur- Cumae, welches einen intensiv. gelben Farbstoff, das Curcumin, neben einem ätherischen Oel, dem Cureumaoel, enthält. D en Rhizom dient als Färbemittel, theilweise auch als Gewürz. Die Handelswaare wird unterschieden als Cureuma longa, sofern sie aus den längeren, dünneren Aesten des Wurzelstockes ‚besteht. Die kurzen, rundlichen Glieder des Wurzelstockes bilden die Curcuma "otunda des Handels. Synonym mit Ourcuma longa L. 9. 0% N ittwer“ corrumpirt aus var rcuma Zedoaria Rose., als „Zittwer ( SEP ist die Bezeichnung Amomum bekannt !), unterscheidet sich von der vorigen Art zun ne. x ; rcuma Zedoaria, sie !) Die „Zittwersamen“ sind nicht etwa Samen von (u ! Sad überhaupt kei ‘» kleinen Blüthenköp: pt keine Samen, sondern die kleine zu besprechenden Cbinpeuili; der Artemisia maritima Var. Stechmanniana. fchen einer später r 208 Angiospermen. dass alle Laubblätter grundständig sind und aus kurzem Scheidenstiel eine lanzettliche, etwa 40 em lange und 11 em breite Spreite mit stark verschmälertem Grunde tragen. Neben der Mittelrippe ver- läuft jederseits ein dunkelpurpurner Längsstreifen. Der seiten- ständige (nicht wie bei Cure. longa endständige) Blüthenschaft erscheint vor dem Austrieb der Laubblätter. Er erreicht eine Höhe von etwa 30 em und ist nur locker mit stumpfen Scheidenblättern besetzt. Die fertilen Deckblätter sind breit verkehrt eiförmig, am Grunde sackartig erweitert, ihr Rand gewöhnlich purpurn gesäumt, In ihrer Achsel sitzen 3—4-blüthige Partialinflorescenzen, deren Blüthen ein hellgelbes Perigon, hellgelbe Flügel und eine dunkelgelbe Lippe mit breitem, ausgerandetem Endlappen zeigen. Die zum Schopf zusammentretenden sterilen Deekblätter sind schön purpurroth gefärbt. Der Wurzelstock der Pflanze gleicht äusserlich nahezu dem von Cure. longa; seine Seitenäste sind oft handförmig getheilt. Auf dem Bruch erscheinen die Glieder grau. Die Wurzeln sind theils faserig, theils enden sie knollig.. Der Wurzelstock ist officinell als Rhizoma Zedoariae Ph. G. II. 230 s. Radix zedoariae Ph. G. I. 339. Er dient zur Bereitung der Tinetura amara Ph. G. II. 271 und der Tinetura Alo&s composita Ph. 6. Il. 271; die Ph. G. I. schrieb ausserdem die Anwendung zur Aqua foe- tida antihysterieca und zum Eleectuarium Theriaca vol, Neben Stärke enthält die Droge ein bitteres Weichharz und em campherartig riechendes ätherisches Oel, das Zittweröl (Oleum Zedoariae). Synonyme Bezeichnungen sind Oureuma Zerumbet Roxb., Amomum Zedoaria Willd. und Amomum Zerumbet König. 3. Curcuma aromatica Salisb. ist im morphologischen Aufbau der vorgenannten Art sehr ähnlich. Ihre Blätter sind breit (nicht stark verschmälert), ihre Spreite ohne purpurne Längsstreifen. Die Deck- blätter des Blüthenstandes sind zugespitzt, die Blüthen weisslich mit röthlichen Perigonspitzen, gelber Lippe und gelben Flügeln. Rhizom ist dickknollig, aussen braun, innen gelb. os In Östindien, China und auf den malayischen Inseln iz | liefert die Pflanze ihre Wurzelstöcke zu gleichen Zwecken wie m vorgenannte Art, ist jedoch nicht als offieinell anerkannt. a 4. Curcuma angustifolia Roxb. und Curcuma leucorrhiea ea liefern nach Endlicher aus ihren Wurzelstöcken ein „Arrow-r0" von gelblicher Farbe. Beide Arten sind in Ostindien heimisch. 2. Zingiber. rtretern Die Gattung Zingiber gehört zu den wichtigsten Ve are der Unterfamilie der Amomeen, welche durch die unscheinb ns wickelten Flügelstaminodien und die von den Blatttrieben a Monocotyledonen. 209 schiedenen Blüthentriebe ausgezeichnet sind. Die besonderen Gat- tungscharaktere sind bezüglich des Blüthenbaues folgende: Der kurze, dichtährige, fast kopfige Blüthenstand krönt den Gipfel eines halb unterirdischen und verlängert aufrechten, nur mit Scheidenblättern besetzten Schaftes. Die kurzen Deckblätter sind dachziegelig geordnet und enden mit 2- oder 3-lappiger Spitze. ‚In der Achsel jedes Deckblattes sitzt nur eine einzige sehr hinfällige Blüthe (vgl. Fig. 127) mit weissem, gelbem oder rothem Perigon. Dasselbe gliedert sich in ein scheidiges, bisweilen dreizähniges, kurzes, äusseres Perigon und ein längeres, trichterförmiges, inneres Perigon, dessen drei Zipfel so spreizen, dass sich der hintere rückwärts beugt, während die beiden seitlichen sich nach vorn zurückschlagen. Das äussere Perigon wird dadurch fast zweilippig (nach #4). Das La- bellum endet dreilappig oder fast ungetheilt. Die Flügel schliessen sich ihm seitlich als kurze Zähnchen an. Das fertile Staubblatt trägt zwei parallele, linealische Staubbeutel, oberhalb welcher sich das Mittelband (Conneetiv) röhrig verlängert, um das obere Ende des langen, fadenförmigen Griffels aufzu- nehmen, welcher mit trichterförmiger, am Rande 3 auffällig gefranster Narbe endet (Fig. 126). De. et Die Kapsel ist beerenartig, doch öffnet sie sich giber offieinale mit dreiklappig, um die zahlreichen, mit einem fransiger Narbe. Mantel (Arillus) umgebenen Samen zu entlassen. Auch der vegetative Aufbau charakterisirt die Gattung. Viel länger als die Blüthenschafte erscheinen die sterilen, mit Laubblättern 2weizeilig besetzten „Blatttriebe“. Dieselben sind einjährig, er- reichen aber eine Höhe von 2 m, jedoch nur durch die Bildung von Scheinstämmen. Es schliessen nämlich an die untersten, nur scheidig entwickelten Blätter die Laubblätter mit äusserst langen eylindrischen, blattstielartigen Scheiden an, gegen welche sich die Spreite durch ein Blatthäutehen (eine Ligula) abgrenzt. Der kriechende Wurzelstock ist fleischig, gegliedert und heftet sich mit dieken Wurzeln im Boden fest. | Unter den 20, besonders in Südasien, ausserdem in Japan und Afrika heimischen Arten sind offieinell:: ; 1. Zingiber offieinale Roseoe, die Ingwer- oder Ingberpflanze (Fig. 127). - Aus dem wagerecht kriechenden, verzweigten und knollig segliederten Wurzelstock erheben sich die bis meterhohen Blatttriebe mit lanzettlichen Blättern, deren Spreite etwa handlang wird. Das Blatthäutehen erscheint rechts und links als ein gerundeter Lappen am Grunde der Spreite (man nennt sie „2-öhrig“). Rache O0 Blatttrieben entspringen von Zeit zu Zeit die viel kürzeren, etwas mehr als handhohen Blüthentriebe mit eiförmig-kopfiger Endähre von etwa halber Fingerlänge. An ihnen sind die äusseren Bei Müller, Medicinalflora. 14 "210 Angiospermen, blätter troekenhäutig, grünlich und violett punktirt; die inneren sind“ dünnhäutig, gelb. Die achselständigen Blüthen zeigen ein einseitig aufgeschlitztes, dreizähnig endendes, kurz- röhriges, äusseres Perigon; das innere ist grüngelb, mit braunvioletten Punkten und Streifen geziert. Das verkehrt-eiförmige Labellum zeigt neben dem breiten Mittel- lappen zwei kleinere Seitenlappen; alle drei sind schwarzpurpurn und gelb punktirt. Wegen der getrocknet als Ingwer in den Handel gebrachten Wurzelstöcke wird die Pflanze schon seit Alters her in den Tropenländern gebaut. Wahrscheinlich war sie ursprünglich nur in: Südasien heimisch. Der Wurzelstock ist offieinell als Rhizomä Zingiberis Ph. G. I. 231 ». Radis Fi 1 % a Aus zingiberis Ph. G. II. 339. Er dient nale, ee as zur Bereitung der Tinetura Zingibers eine Einzelblüthe. Ph. 6. IL 289, der Tinetura arom# tiea Ph. G. II. 272 und vieler anderen bei uns nicht vorgeschriebenen Präparate. Die Verwendung des Ingwer zu Liqueuren und als Gewürz ist bekannt. Ihren eigenartigen Geruch und Geschmack verdankt die Droge dem in ihr enthaltenen Ingweröl, dem Oleum Zingiberis. Sie kommt ungeschält (als Radix Zingiberis nigri) und geschält (als Zingiber album in den Handel. Der bengalische Ingwer besteht aus Wurzelstöcken, welche nur auf den beiden flachen Seiten geschält sind. : Die Wurzelstöcke von den verwandten Arten Zingiber Zerumbet ne Rosc. (als Rhizoma s. Radix Zerumbet, Zerumbet-Ingwer I den Handel kommend) und von Zingiber Cassumunar Roxb. luteae, Rhizoma s. Radix Cassumunar =. Zedoariae de Cassumunar, Blockzittwer oder Gelber Zittwer in den Han der Phar kommend) sind weniger gewürzig und deshalb auch von macopoe ausgeschlossen. 3. Elettaria. Die Gattung Elettaria unterscheidet sich von der nahe wandten Gattung Zingiber am auffälligsten durch das Verhalten ihrer blühenden Triebe. Der Schaft derselben ist zur N s Boden verborgen und zwar so, dass er horizontal unter der Boden Er oberfläche hinkriecht und nur den traubigen oder rispigen stand über den Boden sendet. Bisweilen kriechen die Blüthe ni horizontal unbedeekt über den Boden hin, niemals aber eig . wie bei Zingiber gleich vom Grunde an aufrecht in die I R . Als Merkmale der Blüthen sind die ungelappte oder doch nur ® ka Hälfte im Monoeotyledonen. 211 gelappte Lippe und das Fehlen des röhrigen Mittelbandes über den Staubbeutelhälften anzuführen. Das Griffelende wird nur von der rinnigen Vertiefung zwischen den Beutelhälften aufgenommen; auch ist die Narbe klein trichterförmig und nicht wie bei Zingiber gefranst. Ein weiteres Gattungsmerkmal liefern die Früchte. Elet- taria führt dreifächerige, stumpf dreikantige Kapseln, welche von lederiger Beschaffenheit sind. Die ziemlich grossen Samen um- hüllt ein sehr zarthäutiger Mantel. Die offieinelle Art ist: 1. Elettaria Cardamomum White et Maton. Aus ihrem daumen- starken, kriechenden, mit starken Wurzeln im Boden befestigten Rhizome erheben sich die Blatttriebe unverzweigt bis zu 2 und 3 Metern Höhe. Ihr oberer Theil wird nur von den langen, sich ein- ander umschliessenden Blattscheiden gebildet (Scheinstamm). Die Blätter sind zweizeilig angeordnet. Die weisshaarige Scheide endet mit einem abgerundeten, rinnigen, bis 8 mm langen Blatthäutchen. Die Spreite ist oberseits flaumhaarig, unterseits seidenhaarig; ziemlich schmal lanzettlich und lang zugespitzt erreicht sie etwa Armlänge. Gegen das Licht gehalten, erblickt man in ihr zahlreiche durch- scheinende Punkte (Oeldrüsen). Die Blüthentriebe legen sich horizontal über den Boden, senkrecht vom Wurzelstock abstehend. Sie erreichen eine Länge von 60 cm. Am Grunde sind sie von kurzen, fast eiförmigen, weiterhin von schmäler und länger werdenden Scheiden- blättern besetzt. Dieselben sind häutig, längsstreifig geadert. Die Scheidenblätter des oberen, aufstrebenden Theiles des blü- henden Triebes fungiren als Deckblätter der Rispenzweige, welche nur wenigblüthig büschelig sind. Jede Blüthe ist kurz- gestielt, ihr Vorblatt den Deekblättern ähnlich (Fig. 128). Das Perigon der Blüthe ist hinfällig. Das etwas mehr als 1 em lange äussere Perigon bildet eine fast eylindrische, stumpf dreizähnige, fein gestreifte Röhre; das innere Perigon besteht ebenfalls aus Fig. 128. Einzelblüthe von einer Röhre, welche dicht oberhalb des Elettaria Cardamomum. « 2 ä i inneres Perigon; äusseren Perigons in drei fast gleiche, aaa f der unter- stumpf gerundete, längliche, grünlich-weisse ständige a , bschnitte ausgeht. Auffällig ist auch hier (Nach Berg ua das nach vorn (resp. unten) gewandte, im a “ Umrisse gerundet dreilappige Labellum der Blüthe. Im un | es weiss, doch durchziehen fächerartig sich ausbreitende blaue .. und Streifen seine Fläche, während der etwas krause Rand nee“ ist, Aus dem Perigonschlunde ragt die Anthere des EEE N blattes fast walzenförmig hervor und lässt über sich die Spitze des von Ahr umhüllten Griffels erscheinen. Der er verkehrt- 212 Angiospermen, eiförmig und enthält in jedem seiner drei Fächer etwa 12 horizontal So stehende Samenanlagen, welche sich zu zwei Längsreihen an der een- | tralen Samenleiste anordnen. Die reifen Früchte stellen sich als kurz- gestielte, stumpf dreikantige Kapseln dar, die bei 5—10 mm Durch- messer eine verschiedene Länge (nicht über 2 cm) erreichen und daher bald eiförmigen, bald länglichen Umriss zeigen. Oft ist ihr Scheitel schwach eingedrückt und durch die Reste des Perigons mit ‘einem Spitzchen genabelt. Die Fruchtklappen sind matt graugelb, dünn lederartig oder papierähnlich und durch deutliche Längsnerven dieht gestreift. Die Scheidewände der Fruchtfächer sind äusserst dünn. Die Samen sind braun oder graubraun, bei 4—5 mm Länge etwa 3 mm dick. Sie drücken sich gegenseitig unregelmässig kantig. Dem gestutzten Scheitel liegt der vertiefte Nabel gegenüber. Die Seitenflächen sind grob runzelig. Der äusserst zarte Samenmantel ist nur am Nabel, auch wohl am Scheitel deutlich, wo er sackartig hervorragt (Fig. 129). Fig. 129. Same von Elettaria Die Hauptmasse jedes Samens bildet Cardamomum. 4. Same mit Aril- das sackartig gegen den Nabel hin aus“ lus a. B. Same im Längsschnitt: . i Öö s die Samenschale; p 8 Peri. gehöhlte Perisperm. Sun Buzz s das Nährgewebe, in entspricht die sie erfüllende Masse des welchem der Keimling ruht, dessen Endosperms, welehes wieder ın ähn- Würzelchen dem Hohlraum des 2 ; Be Perisperms zugewandt ist. (Nach licher Weise den Keimling ums Berg und Schmidt.) dessen Wurzelende frei gegen die W am Nabelende des Samens hervo Die Pflanze findet sich wild in den höheren Gebirgswäldern der Früchte Küste von Malabar, wird aber viel auf Ceylon eultivirt. Ihre uch sind offhieinell als Fructus Cardamomi Ph. 6. I. 119 ®- Carda momum minus Ph. G. I. 331 v. Cardamomum malabar rieum Ph. G. II. 331 v. Fructus Cardamomi minore® IB . G. I. 334 v. Semen cardamomi minoris Ph. 6. I. re werden als „kleine Cardamomen“ bezeichnet. Sie dienen zur reitung der Tinetura amara Ph. G. I. 271, der Tineturs Rhei vinosa Ph. G. II. 287 und vieler anderer Präparate, es denen die Ph. G. I. noch Elecetuarium Theriae aromaticus aufführte. Ihren charakteristischen, würzigen Geruch und Geschmack verdanken die Same Br momen dem ätherischen Cardamomenöl (Oleum Car damomi). Als Synonyme sind zu Elettaria Cardamomum White et aromatisch 88 - ” * zu 4 Namen Alpinia Cardamomum Roxb. und Amomum repens BODEN merken. 2. Elettaria major Sm., welche in den Wälde und südlichen Ceylon wild wächst, dürfte nur eine „und Pol “ n der Card ı Maton die ’ : rn des mittleren 1. Monocotyledonen. 213 vorigen Art sein, von welcher sie sich durch unbehaarte Blatt- scheiden und kahle Blattoberseiten, besonders aber durch die viel längeren, deutlich dreikantigen, oft bogig gekrümmten, graubraunen Kapseln unterscheidet, welche zahlreiche grössere, aber weniger aromatische Samen enthalten. Die Früchte bilden die (bis 4 em langen) „langen“ oder „Ceylon-Cardamomen“, Cardamomum longum s. zeylanieum, deren Verwendung die Ph. G., I. ausschliesst. Zwischen die Gattungen Zingiber und Elettaria würde die Gattung Amomum, nach welcher die Unterfamilie benannt wurde, einzureihen sein. Im Habitus an die Elettaria-Arten erinnernd, nähert sie sieh im Blüthenbau der Gattung Zingiber; den fruchtbaren Staubbeutel überragt ein breiter, kamm- artiger, ungetheilter oder gelappter Fortsatz. Von den etwa 30 Arten der Gattung liefert Amomum Cardamomum L., in Siam, auf Sumatra und Java heimisch, die „runden Cardamomen“ (Cardamomum rotundum), Amomum zanthioides Wall. die „Bastard-Cardamomen“. Diese und andere Cardamomen-Sorten kommen aber wenig auf den europäischen Markt. Die im tropischen Westafrika, beson- ders an der Pfefferküste heimische Art Amomum Melegueta Roscoe, deren weiss- liche Blüthen mit hellpurpurrother Lippe und vierlappig-halbmondförmigem F ort- satz des Mittelbandes des fruchtbaren Staubbeutels einzeln auf den Blüthentrieben sitzen, trägt mehr als fingerlange, bis 4 em dicke, flaschenförmige Früchte, welche zahlreiche braune Samen in farblosem, breiigem Fruchtfleische (der „Pulpa“) enthalten. Die Samen sind als Grana s. Semen Paradisi, Piper Melegueta, Melegueta-, Mallaguetta- oder Maniguetta-Pfefter u. s. w. bekannt. Jetzt obsolet, finden sie höchstens noch in der Veterinärmediein Verwendung. 4. Alpinia. Die Gattung Alpinia ist der typische Vertreter der Unter- familie der Alpinieen. Aus den holzigen, kriechenden Wurzelstöcken werden die bei manchen Arten bis 5 Meter hohen Stengel meist in rasenförmigen Büscheln ausgetrieben. Die Stengel enden mit trau- bigen, ährigen oder rispigen Blüthenständen, deren Einzelblüthen ein dreispaltiges inneres und ein ebensolches äusseres Perigon zeigen. Letzteres geht in gleiche oder ungleiche Abschnitte aus. Die grosse Lippe ist ganz oder 2—3-lappig getheilt. Die Flügelstaminodien sind (wie bei den Amomeen) verkürzt. Das fruchtbare Staubblatt trägt einen dicken Staubbeutel ohne Fortsatz des Mittelbandes. Die Frucht ist beerenartig und enthält meist nur wenige, von einem Mantel umhüllte Samen. Von den etwa 30 Arten der Gattung ist | bei uns nur eine offieinell, die Alpinia offieinarum Hance. reich verzweigten und dadurch filzig- Aus dem langen, kriechenden, verwachsenen Rhizome, dessen as ©ylindrische, 12—18 mm dicke rothbraune und ganz glatte Aeste ederblattscheiden besetzt sind, - Ringnarben zurücklassen, er- Die zweizeiligen Blätter mit vergänglichen, bleichen, grossen Ni Welche ihre Spuren als unregelmässige heben sich die Stengel bis zu Meterhöhe. führen eine lange Scheide, welche mit einem spitzlichen, grossen ne 214 Angiospermen. Blatthäutchen endet, das abwärts verfolgt in die Scheidenränder übergeht. Die Spreiten sind 20—35 em lang, lanzettlich (etwa 25 mm breit) und glänzend glatt. Gegen den Grund hin sind sie stark verengt, ohne doch einen Blattstiel zu bilden. | Der endständige, die Laubblätter überragende Blüthenstand schliesst mit kurzer, dichtblüthiger Rispe ab. Seine Hauptaxe ist flaumig behaart. Die grünen Deckblätter der Blüthen sind spatha- artig und bilden mit dem Vorblatt zusammen eine die kürzere Blüthe umhüllende Scheide (ähnlich wie Deck- und Vorspelze bei den schon früher besprochenen Blüthen der Gräser). Die umschlossene Blüthe ist fast ungestielt, etwa 31/2 em lang. Ihr röhriges, weisses, äusseres Perigon endet kurz 2—3-lappig mit häutigen, gerundeten and gewimperten Abschnitten und ist aussen filzig - flaumig behaart. Das innere Perigon bildet unterwärts eine ebenfalls weisse, aussen und innen flaumig behaarte Röhre, welche in drei stumpfe, an der Spitze tutige Lappen ausgeht, von denen der hintere der grössere und breitere ist. Die Lippe der Blüthe geht in einen ganzrandigen, schwach zugespitzten oder ausgebuchteten Lappen aus, dessen Rand ganz und ein wenig kraus ist. Die Färbung der Lippe ist im Ganzen weiss, doch durchziehen weinrothe Streifen ihre Mitte und verbreiten sich gegen den Rand hin fächerartig, dabei zu einem deutlichen Mittelfleck zusammentretend. Von den Mittelstreifen aus strahlen helle rothe Linien zierlich bogenförmig nach dem Aussenrande. Die beiden Flügelstaminodien sind auf pfriemliche, fleischige, ein wenig zurückgekrümmte, 2—3 mm lange Zähnchen redueirt. Das fruchtbare Staubblatt ist halb so lang als die Lippe- Der Fruchtknoten ist dicht weissfilzig behaart; der Griffel erweitert sich allmählich und endet mit der trichterförmigen, am Rande ge fransten Narbe. Die epigynen Drüsen sind kaum länger als 1 mm, gelb, abgestutzt, ganzrandig oder schwach lappig. Die Heimath der Pflanze ist das Innere der Insel Hainan, doch = dürfte sie auch in den Wäldern Chinas wild wachsen, aus dessen südlichen Provinzen die grossen Mengen der Handelswaare stammen. Vielleicht wird die Pflanze dort auch im Grossen gebaut. Offieinell ist der Wurzelstock als Rhizoma Galanga® = ; 6. II. 228 s. Radix galangae Ph. G. I. 339, Galgantwurze . genannt. Er dient bei uns nur zur Herstellung der DeeSEzE aromatica Ph. G. I. 272. Die Droge enthält das ätherise ö Galgantöl, welches ihren aromatischen Geruch bedingt. Für gewöhn \ lich wird die beschriebene Droge als Radix galanga® minorlt en unterschieden von der auf den malayischen Inseln, besonders = Er Java, gewonnenen Radix galangae majoris. Stammpflan dieser ist: i a i 2. Alpinia Galanga Sw. Ihre Laubblätter sind breit-lanzettlich, die rispigen Blüthenstände setzen sich aus 2—6-blüthigen Monocotyledonen. 215 zusammen. Das kräftige Rhizom liefert die „grosse Galgantwurzel“, das Rhizoma Galangae ‚majoris s. Radix galangae majoris, welches namentlich von Java aus importirt wird. Nach der Ph. G. I. ist es bei uns nicht offieinell. Möglicherweise stammen von der Pflanze auch die chinesischen Galanga - Carda- momen. Marantaceae. Die Familie der Marantaceen (von welcher wir die verwandte Gruppe der Cannaceen ausschliessen) gehört zu den eigenartigsten, welche wir im ganzen Reich der Blüthenpflanzen antreffen. Es be- ruht auch hier die Eigenart in dem complieirten Blüthenbau, in- sonderheit des Androeceums, dessen Struetur wir nirgend wo anders wieder antreffen werden. A Fig. 130. Blüthe von Maranta bicolor. 4. Ganze Blüthe von vorn gesehen; sw das Schwielenblatt; /%, und %, die Flügelstaminodien. ‚BP Blüthe Dres): spalten und ausgebreitet; ij, 2%, 23 die drei inneren Perigonblätter (Kronen! Biaalss Aı und %, die Flügelstaminodien (hintere, ige Glieder des geht blattkreises); sw Schwielenblatt, A Kapuzenblatt und st fruchtbares eg yuar| (0, k und st sind die Glieder des inneren Staubblattkreises). mr htbare st erhebt sich das gekrümmte Griffelende mit der Narbe. 0. Das fruc ist Staubblatt (st ap) mit dem Kapuzenblatt (k) von Maranta en die blumenblattartig gewordene Hälfte des Staubbeutels. (inch. MMRBeR: Zunächst merken wir uns,. dass die Einzelblüthe der Maranta- «een asymmetrisch entwickelt ist (Fig 130, 4). Bemenn und Vorblätter pflegen zu fehlen, doch findet sich hin und wieder ein 'schüppchenartiges Vorblatt, welches bald schräg nach Fr d median nach hinten („adossirt“) angetroffen wird. Die - selbst lässt sich auf ‘den Typus der Monoeotylen unschwer zurück- en. Sie zeigt zunächst einen dr eiblätterigen Kelch, welcher aus a 216 Angiospermen. drei freien, laubartigen Blättern sich aufbaut. Er ist also nicht corollinisch als ein äusseres Perigon entwickelt, wie es bei den Monoeotylen mit deutlichen Blüthendecken gewöhnlich der Fall ist. Mit den Kelchblättern wechseln drei Kronblätter, welche unterwärts mehr oder minder deutlich röhrig verwachsen sind. Complieirt ist nun das Androeceum. In demselben ist nur ein Staubblatt frucht- bar und obenein nur mit einer halben Anthere versehen, welche zwei Pollensäcke enthält und sieh in gewohnter Weise innenwendig mit einem Längsriss öffnet. An Stelle der zweiten Hälfte des Staub- beutels entwickelt sich an dem fruchtbaren Staubblatt ein blumen- blattartiger Lappen (Fig. 130, Cbei ap). Diese Bildung findet sich ausser bei den Marantaceen nur noch bei den Cannaceen wieder. Es ist bei den Marantaceen also die Rückbildung des Androeceums noch weiter fortgeschritten, als bei den vorangehend beschriebenen Zingibera- eeen. Auch diese führen ja nur ein fruchtbares Staubblatt, (welches aber eine symmetrische Anthere mit zwei Beutelhälften an seiner Spitze trägt). Wie bei den Zingiberaceen gehört das fruchtbare Staubblatt der Marantaceen dem inneren Staubblattkreise an; es ist das hintere, unpaare Glied desselben. Während nun bei den Zingiberaceen die beiden vorderen Glieder desselben Staubblatt- kreises stets durch ein Organ, das Labellum, dargestellt werden, sind dieselben bei den Marantaceen in Form zweier verschieden gestal- teten, blumenblattartigen Organe entwickelt. Eines von ihnen (das äusserste) ist durch schwielige Ausbildung seines verbreiterten, oberen Endes ausgezeichnet und wird deshalb das Se hwielenblatt ge nannt (Fig. 130, B bei sw). Das andere, welches vom Schwielen- blatt und dem blumenblattartigen Anhängsel des fruchtbaren Staub- blattes umgriffen wird (also das innerste Blatt des inneren Staub- blattkreises genannt werden muss), ist an seinem oberen Ende kapuzenartig entwiekelt und heisst deshalb das Kapuzenblatt (Fig. 130, B und € bei K). Sehr verschieden ist der äussern Staubblattkreis entwickelt. Im einfachsten Falle (wie bei der ur = tung Marantopsis und einigen anderen) fehlt der äussere Staub“ blattkreis gänzlich, das Androeceum beschränkt sich dann also en das halbfruchtbare Staubblatt, das Schwielen- und Kapuzenbla = anderen Fällen entwickelt sich vom äusseren Staubblattkreise Er en ein Glied und zwar das dem Schwielenblatt gegenüberstehende ei das vor der Lücke zwischen fruchtbarem Staubblatt und BT blatt befindliche). Es ist stets blumenblattartig entwickelt und wı als Flügel bezeichnet. Bei der Gattung Maranta kom noch ein zweites Flügelblatt, welches dem Kapuzenblatt 808° ni steht. Hier sind also die beiden seitlichen Glieder des Auss® Staubblattkreises (freilich blumenblattartig) entwickelt (F ig MET . flı und /l,). Das median nach vorn fallende Staubblatt des en - Kreises wird bei den Marantaceen (wie bei den Zingiber er mt hierzu Monoeotyledonen. I 217 niemals entwickelt.!) Es ergiebt sich mithin für die Maranta- blüthe das Diagramm Fig. 131, dessen Aehnlichkeit mit dem Grund- riss der Zingiberaceenblüthe (vgl. Fig. 124) augenfällig ist. Aus demselben ist auch ersichtlich, dass den Marantaceen (wie den Zin- giberaceen) drei Fruchtblätter zukommen, welche hier wie dort zu . einem unterständigen, dreifächerigen Fruchtknoten zusammenschliessen. Während aber in jedem Fruchtfach der Zingiberaceen (auch der Canna- eeen) mehrere oder viele Samenan- lagen entwickelt werden, sind die Marantaceen durchweg durch ein- eiige Fruchtknotenfächer ausgezeich- net und dadurch von allen ver- wandten Familien, von allen übrigen 2 ; Seitamineen unterschieden. Bemer- a A io rg ak kenswerth ist die Bildung von so- platt: » das (meist unterdrückte) genannten Septaldrüsen (Neeta- Yorblat; Ki gung fa ge rien) in den drei Scheidewänden des ri Kaptzenbiatt. Fruchtknotens. Der Griffel ist meist (Nach Eichler.) kurz und dick, immer krümmt er sich a bogig gegen das Kapuzenblatt, dessen kappenförmiger "Theil die mehr oder minder deutlich dreilappige, etwas buckelig-knopfige Narbe bis nach dem Verstäuben des Pollens der Blüthe völlig überdeckt, eine Einrichtung, durch welche die Kreuzungsbefruchtung der Blüthen (d. h. die Bestäubung durch den Pollen einer anderen Blüthe) gesichert ist. Die Samenanlagen der Marantaceen sind aufrecht und sitzend, d. h. sie entbehren des Nabelstranges. Sie führen allerwärts zwei Integumente und krümmen sich bald campylotrop, bald völlig ana- trop nach aussen; sie können also als campylotrop-apotrop oder ana- trop-apotrop bezeichnet werden. | Die Frucht der Marantaceen ist meist nicht über il: gs lang, bald kugelig, bald tonnenförmig, bald birnförmig. Ihr Perikarp 'st bisweilen fleischig, häufiger aber leder- oder krustenartig (so = Aranta); auch häutig dünne Fruchtwände kommen vor. Im E gemeinen springen die Früchte fachspaltig mit drei Klap ag zur Vebrigens sind nicht immer alle drei Fruchtfächer fertil. Bei der Gattung Maranta und einigen anderen ist in jeder Blüthe nur das:inach dem ersten Flügelblatt (fl) hin gewandte Fruchtblatt a ETRELRERE . .) Man merke also, dass bei den Marantaceen niemals mehr als 5 ha m Androeceum vorkommen, wohl aber weniger (4 oder gar nur 9) # ; er "wenblattartig entwickelt, und das einzige fruchtbare hat sogar nur eine »Monotheeische“) Anthere. 218 Angiospermen. fruchtbar; der Fruchtknoten wird hier also durch Fehlschlagen zweier Fächer „eineiig“, die Frucht einsamig.!) wi Die Samen sind meist kugelig oder lang gestreckt, ihre graue, braune oder schwarze Samenschale ist oft mit Längs- oder Querfurchen versehen oder unregelmässig runzelig. Charakteristisch ist die Bil- dung eines Arillus (Samenmantels) von gelblichweisser Farbe. Dem Arillus der Marantaceen ist die Bildung zweier rück- wärts gerichteten Anhängsel eigen, welche sich auf der Rückenseite des Samens bis- weilen kreuzen (Fig. 132, 1) oder bandförmig parallel neben einander liegen und sich bis tiber den Scheitel des Samens hinweg wölben (Fig. 132, 3). Bei der Gattung Maranta pflegen die beiden Anhängsel des Arillus fransig _ oder fingerig gelappt zu sein (Fig. 132, 2). Solche Formen des Samen mantels sind bisher nur bei den Marantaceen bekannt geworden; sie Fig. 132. Samen von Marantaceen. 1. Same einer Calathea; 2. von Maranta lutea; 3. von nanthe Luschnathian.. Alle Figuren nach Eichler. ar überall der Arillus. B Th Fig. 133. Same einer Marantacee, Clinogyne grandis. 4. Längsschnitt. 2. Querschnitt in Richtung des punktirten Pfeiles in 4 und senkrecht zur Papierebene. 3 Samenschale; p „Perisperm; k Keimling; 4 deckelartiges Stück der Samenhaut über dem Wurzelende des Keimlings. (Nach Eichler.) Geweberesten erfüllt ist. Bei Maranta u. a. theilt sich der R zwischen welchen das gekrüm® Perisperm hindurchgeht. Mit der Form des Perisperms correspol® spermkanal in zwei Gabeläste, dirt nun auch die Form des Keimlings. Anfänglich gera er sich später mehr und mehr hakenförmig, entsprechen pylotropen Form des Perisperms. Die Wurzelspitze des bleibt dabei dem Mikropylen-Ende so nahe, dass sie schli 1) Durch die eigenartige Gruppirung der Blüthen im Blüthenstande ppirung der vorderen) das fruchtbare Fruchtfach immer nach der dem Beschauer zugewandten ( a Seite der Blüthe zu liegen. spielen bei der Ausstreuung ni der Samen eine Rolle. Nicht minder charakteristisch ist ; der innere Bau der Samen 2 (Fig. 133). Nach der Be fruchtung bildet sieh der Kern der Samenanlage U einem mehligen Perispen aus und lässt dabei = ! campylotrope Form m und ie deutlich werden. Es bildet sich dadurch ze tiefer Perispermkanal, en eher mit mulmig-faserige" Perı- de, krümmt - d der cam Kei ® ; “ esslich der kommt Monoecotyledonen. 219 Banienschale völlig anliegt. Bei der Keimung hebt sich dann d über der Keimwurzel liegende Stück der Samenschale deckelarti er Auch diese Erscheinung findet man nur äusserst selten im Peisenreihlh War nun schon der Bau der Einzelblüthe und der aus ihr Pu vorgehenden Frucht und ihrer Samen sehr eigenartig, so ist der morphologische Aufbau der Blüthenstände nicht werben heinerkuusr werth. Die Blüthenstände sind theils endständig, theils eitenwiändh zum Theil stellen sie besondere Triebe aus dem unterirdischen Rhi- zome (ähnlich wie bei den meisten Zingiberaceen) dar. Im Ganzen - die Blüthenstände traubig zu nennen, d. h. an gemeinsamer n Sg eine grössere oder geringere Zahl von Hochblättern (Deck- z er), in deren Achseln aber nicht einzelne Blüthen stehen (wie s ni. echten Traube), sondern in der Achsel jedes Deckblattes e ig Ben kurz gestieltes, zweiblüthiges, gabeliges Dichasium.!) En wie es bei den unteren Hochblättern der Blüthenstände en. ‚ durch einen längeren Blüthenzweig von traubiger Zusam- an eo Yangesan so wird die ganze Inflorescenz zur Rispe. ee. i er vor allen Dingen fest, dass die Blüthen niemals Be ehen, sondern immer zu Paaren. Es tritt nun hier der or ressante Fall ein, dass ‘zwar jede einzelne Blüthe für sich züglich ihrer Medianebene asymmetrisch ist,°) dass aber jedes Blüthenpaar eine Zygo- morphie darstellt. Es ist in jedem Paare die rechts stehende Blüthe spie- gelbildlich der links stehenden gleich. Die Zygomorphieebene des Blüthen- Paares ist die Medianebene, oe. durch die Hauptaxe und ei Deckblatt des ” enpaares bestimmt ist. t Grundriss eines Blüthen- _. ist daher der in Fig. 134 ns: Man wird in dem- s en leicht die Combination Us zwei Diagrammen wieder- Fig. 134. Grundriss eines Blüthenpaares einer Maranta. Die beiden Blüthen stehen in der Achsel eines gemeinsamen Deck- blattes, stammen aber von der im Centrum punktirt angegebenen Axe ab; bezüglich dieser sind die Blüthen ohne Deck- und Vorblatt. / und A, sind Flügelstami- nodien; sw das Schwielenblatt; & das Ka- puzenblatt der linken Blüthe. (Nach Eichler.) [> . . . kennen, wie sie in Fig. 131 für die Einzelblüthe gegeben sind. Endlich sind noch die vegetativen Ku nn dente . ) bla ) ie wegen der ungleic „asymmetrisch“, weil Schwielen Merkmale der Familie 1 r ) Nach anderer Auffassung ist dasselbe als eine zweiblüthige Wickel zu hen Hälften des fruchtbaren Staub- blatt und Kapuzenblatt verschieden 220 | Angiospermen. kurz anzudeuten, Alle Marantaceen sind krautige Gewächse, welche durch Rhizome ausdauern. Aus den Achseln der scheidenförmigen, weissen Niederblätter erheben sich zum Zweck der Laub- und Blüthen- bildung die oberirdischen Sprosse, welche nach ein- oder zweijäh- riger Wachsthumsperiode absterben. Auch die Endknospe des Rhi- zomes erhebt sich zum oberirdischen Spross. Dadureh ist das Rhizom gezwungen, sich durch Seitentriebe aus der Achsel des einen oder anderen Niederblattes fortzusetzen; es ist also jedesmal sympodial zusammengesetzt. Bei vielen Arten treiben unterirdische Sprosse zu langen Ausläufern aus, welche bei gewissen Arten an ihrer Spitze zu Knollen anschwellen, deren Endknospe sich im nächsten Jahre als oberirdischer Trieb entfaltet. Die oberirdischen Sprosse sind wie die Rhizome zweizeilig be blättert. Meist bilden sie eine bodenständige Blattgruppe (eine „Bodenlaube“). Die Pflanze erscheint also stengellos. In anderen Fällen streckt sich der Stengel oberhalb der grundständigen Blätter und erzeugt dann oberhalb des Erdbodens nochmals eine Gruppe gedrängt gestellter Blätter; es bildet sich eine neue „Blattlaube‘, und dieser Vorgang kann sich dann mehrmals wiederholen. In wenigen Fällen ist der oberirdische Stengeb gleichmässig beblättert (s0 bei | der wichtigsten Art, Maranta arundinacea) und erreicht dann selbst 2 Meterhöhe. Die Laubblätter sind sehr typisch entwickelt. Sie lassen all- gemein sehr deutlich Scheide, Stiel und Spreite erkennen (etwa me das schematische Blatt in Fig. 4 unserer Einleitung). Die Scheide ist sehr ansehnlich, vorn offen, bisweilen endet sie oberwärts et zwei nebenblattartigen Spitzen (Ohren). Der Stiel ist sehr schieden lang, bisweilen fast schwindend, andererseits aber kann et bis Meterlänge erreichen. Er ist meist eylindrisch und endet mt charakteristischem Gelenk am oberen Ende. Die Gelenkbildung der Blattstiele unterscheidet die Marantaceen 1 . allen übrigen Seitamineen.!) Die Spreiten der UNE: ceenblätter sind ebenfalls charakteristisch gebildet. Wie bel “= Zingiberaceen sind sie ganzrandig, von kräftiger Mittelripp® dure . zogen, von welcher aus die Seitennerven parallel bogig zum ME bis hin verlaufen. Oft sind die Oberseiten zierlich gezeichnet; elle = silbergraue Streifen wechseln mit sattgrünen oder dunkelgrünen © sammetartig-schwarzen Feldern ab. In anderen Fällen durchzie ar hellrosa Streifen die Spreitenfläche. Marantaceen sind aus a Grunde von vielen Kunstgärtnern mit Vorliebe gezüchtet® ar pflanzen“, Eine auffällige Erscheinung liegt dariä, m von den beiden Spreitenhälften der Blätter ie ..___) Die Marantaceen stimmen in diesem Punkte mit den meisten überein, ne Monoeotyledonen. 221 mässig eine breiter ist als die andere. In der Knospenlage sind die Blätter stets seitlich gerollt und zwar immer so, dass die später breitere Spreitenhälfte von der schmäleren umschlossen wird. Entweder sind nun die auf einander folgenden Blätter alle in gleichem Sinne (und dann immer rechts) gerollt, oder es wechselt die Rich- tung des Rollens bei den auf einander folgenden Blättern, einem rechtsgerollten Blatte folgt ein linksgerolltes Blatt. Eichler nennt solche Marantaceen antitrope, während er die gleichsinnig (rechts) gerollten als homotrope jenen entgegensetzt. Von den etwa 180 bekannten Marantaceen gehören die meisten dem tropischen und subtropischen Amerika an. Sie vertreten hier die Zingiberaceen der alten Welt. Nur wenige Gattungen gehören der alten Welt an. Hier interessirt nur eine Gattung, die den Typus der Familie darstellt, die Gattung Maranta L. Zunächst charakterisirt sich diese Gattung durch ihren Wuchs. Die oberirdischen Triebe beginnen mit einer Bodenlaube von kräftigen Laubblättern, über welcher sich der Stengel mit gleichmässig ver- theilten Knoten erhebt. Die Verzweigung geschieht oft reichlich aus den Achseln fast aller Laubblätter. Die Blätter sind homotrop, alle rechtsgerollt, und ihre rechte Spreitenhälfte ist die schmälere. Jeder Zweig beginnt mit einem adossirten Grundblatt, über welchem unmittelbar das erste Laubblatt steht!). Die Blüthenstände sind endständig am Hauptzweig und an den Nebenzweigen. Sie sind ährig aus Blüthenpaaren zusammengesetzt. Unterhalb jedes Blüthenpaares entwickeln sich oft in serialer Folge weitere Blüthenpaare. Jeder Blüthenstand endet auch mit einem endständigen Blüthenpaare. Von den beiden Blüthen eines Paares, welche auf gemeinsamem, ziemlich langem Stiel in der Achsel eines Hochblattes sitzen, ist die eine auf etwas längerem Gabelstiel empor- gehoben. Specialdeck- und Vorblätter fehlen. In der Einzelblüthe ist charakteristisch die ziemlich lange, ns Kelch meist überragende Kronenröhre. Das Androeceum führt ausser dem fruchtbaren Staubblatt, dem Schwielen- und Kapuzenblatt noch wei, dem äusseren Kreise angehörige Flügel, welche hier immer usehnlich blumenblattartig entwickelt sind und die Glieder des neren Staubblattkreises überragen. Das Schwielenblatt trägt auf seiner Innenseite einen gerade herablaufenden Kamm, der jedoch bisweilen ganz fehlt. Der Fruchtknoten wird durch Fehlschlagen nen. j E !) Es tritt hier also der sehr seltene Fall einer An ”weier Blätter auf. Die vergleichende Betrachtung Be a nahme, dass in diesem Falle ein dem Grundblatt gegenüberstehendek » e blatt“ fehlgeschlagen ist. den 0 Angiospermen. eineiig, die unfruchtbaren beiden Fächer sind minimal entwickelt. Die Narbe des Griffels sitzt seitlich und ist schief zweilippig. Die se eiförmigen Früchte zeigen ein fleischiges oder lederartiges Perikarp und öffnen sich unvollkommen dreiklappig. Die Samen sind drei kantig-rundlich, längsgerunzelt, ihr Arillus kurz und ganzrandig oder fransig gelappt. Der Perispermkanal ist gerade oder gabelig getheilt; der Keimling gekrümmt. Von den etwa vierzig Arten kommen nur zwei in der alten Welt vor, vielleicht nur durch Cultur hierhin verbreitet, nämlich: 1. Maranta arundinacea L. Aus dem dicken, fleischigen, weiss lichen Wurzelstock treibt diese Art bis 30 em lange, am Grunde verdünnte Ausläufer, welche dicht mit weissen, schuppigen. Nieder blättern besetzt sind. Die Triebspitzen erheben sich über. den Boden und wachsen hier zu oft mehr als meterhohen.. verzweigten, gleich- mässig beblätterten Stengeln heran. Die Laubblätter sind länglich- : eiförmig, oberwärts etwas schmaler, von feinen Flaumhaaren bedeckt. : Der unterwärts scheidige Blattstiel ist an den unteren Stengelblätten am längsten; an den höher eingefügten Blättern nimmt seine Länge allmählich ab. Die halbfingerlangen Blüthen zeigen einen grünel Kelch aus spitz-lanzettlichen Blättern und eine weisse Krone, deren Röhre unterwärts gekrümmt und schwach bauchig ist. Die Kronen zipfel sind stumpf, länglich. 40 Im tropischen Amerika von Mexico bis Brasilien heimisch, winl diese Pflanze vielfach in den Tropenländern wegen der stärkereichen | Wurzelstöcke gebaut, namentlich in Westindien und auf den Ber mudasinseln. Auch die Tropenländer der alten Welt, besonder® Westafrika, Natal, Ostindien, Java und die Philippinen, sind Oultum stätten dieses nützlichen Gewächses geworden. Das aus den Wurze® stöcken gewonnene Stärkemehl bildet das Amylum Marantatı welches noch in der Ph. G. I. als offieinell aufgeführt wurde. io allerwärts bekannt unter der Bezeichnung Arrow-root oder Pie wurzelmehl. a 2. Maranta indica 'Tussac. unterscheidet sich von der Maranld arundinacea 1. durch kahle Blätter und wird von einigen Au nur als eine Varietät der letztgenannten Art angesehen. Sie Mr vorzüglich in Ostindien, auf Java und den Philippinen eultivirt. im Wurzelstöcke liefern ebenfalls Arrow-root, welches von Arrow-root der Maranta arundinacea nicht unterschieden werden Be Gynandrae. Der Haupteharakter der ganzen Ordnung der Gynandrae 2 der völligen Verwachsung der wenigen zur Ausbildung eg Staubblätter mit dem Griffelende des allerwärts unterständigen Monoeotyledonen. 293 knotens.!) Im Besonderen ist dann noch zu bemerken, dass die Blüthen stets median-zygomorph entwickelt sind. Das dem vieleiigen, unterständigen Fruchtknoten aufsitzende Perigon ist blumen- kronartig entwickelt. Alle hierhergehörigen Gewächse sind aus- dauernde Kräuter oder Halbsträucher, welche in den mannichfal- tigsten Formen vorzüglich Bewohner der 'Tropen sind, Nur verhält- nissmässig wenige Vertreter gehören unserer heimischen Flora an und sind Glieder der einzigen hier interessirenden Familie der Orchidaceae. Vier Hauptmerkmale genügen für die vorläufige Charakteristik dieser wichtigen Pflanzenfamilie. Erstens sind die Blüthen (wie bei allen Familien der Ordnung) ausnahmslos und auffällig medianzygomorph. 5 Zweitens treffen wir hier zum ersten Male auf einen ein- fächerigen unterständigen Fruchtknoten. Drittens ist das Perigon durchweg blumenkronartig und an- sehnlich entwickelt, aus drei äusseren und drei inneren Blättern ge- bildet mit der Besonderheit, dass das unpaare innere Perigonblatt stets von abweichender, oft absonderlicher Gestalt angetroffen wird. Es wird als Labellum bezeichnet. Viertens ist das Androeceum niemals vollzählig entwickelt. Typisch ist nur ein einziges (das dem Labellum gegenüberstehende) Staubblatt fruchtbar entwickelt und mit dem Griffel zu einer eigen- artigen, Gynostemium genannten Säule verwachsen. Wir erhalten somit als allgemeine Blüthenformel P3+3, A1+0,6ß), welcher das Diagramm Fig. 135 (links) entspricht. Die besonderen Merkmale der Orchideenblüthe sind aber so mannichfaltiger Art, dass eine eingehende Betrachtung nicht . umgangen werden kann. Schon die Entfaltung der Blüthen ist eigenartig. Wir begegnen nämlich niemals 4 Gipfelblüthen ; typisch sind et alle Blüthen seitlichen Ur- x at 8 ce — Sprungs und sitzen je in der — 2 x 2) Achsel eines mehr oder we- ; ink: ; Ä 2 0.185. Di mme von Orchideen. Links Wger auffällig entwickelten Fig en ge „monandrischen“, rechts Deckblattes. Vorblätter sind das der „diandrischen“ Arten. nn ‚') Auf diese Verwachsung bezieht sich die Bezeichnung . ——r az yvvi, Weib und dvdoet«, Mannheit gebildet. Die „Gynandria” bilden die zwar "igste Klasse des Linnd’schen Systems. 224 Angiospermen. nirgends anzutreffen. Der Blüthenstiel wird immer durch den unter ständigen Fruchtknoten ersetzt. Nun ist das Perigon wie bei den | typischen Monoeotylenblüthen (vgl. das Diagramm Fig. 87) orientirt, das unpaare innere Perigonblatt fällt also in der Knospenlage der Blüthe nach hinten, gegen die 'Abstammungsaxe, wie es auch das Diagramm Fig. 135 zeigt. Entfaltet sich nun die Blüthe, so dreht sich der Fruchtknoten in der Mehrzahl der Fälle so, dass die ganze Blüthe um 180° gedreht erscheint; das Labellum steht also in der entfalteten Blüthe vom resp. für den Beschauer nach unten gewandt, wie es Fig. 136 zeigt. Was also in der Knos- penlage hinten war, ist jetzt vorn, was links war, ist rechts und umgekehrt. Man bezeichnet diese eigenartige Stellungsände- rung bei Blüthen als Resu- Fig. 136. Blüthe einer Orchisart (nach pination. ei Dieselbe kam erfolgter Resupination). dr das Deckblatt. übrigens auch ohne Drehung des Fruchtknotens herbeigeführt werden. Bei der Orchideengattung Cypripedium ist meist nur eine, scheinbar endständige Blüthe vorhanden. Diese kippt auf dem Blüthenschafte immer so um, dass ihr Labellum nach unten (vorn) zu liegen kommt. a Das blumenkronartige, oberständige (d. h. dem Fruchtknoten aufsitzende, Perigon besteht aus meist völlig getrennten Gliedern- Nur selten tritt eine Verwachsung der beiden hinter dem Labellun stehenden (der paarigen, seitlichen) äusseren Perigonblätter en, u es unter anderen die überhaupt in vielen Punkten abweichen # bauten Blüthen von Cypripedium zeigen. Bei der exotise n Gattung Physosiphon sind die drei äusseren Perigonblätter hoch hinauf zu einer Röhre verwachsen. Während nun die äussere rag | Perigonblätter im Allgemeinen einander gleichgestaltet sind, sind © drei inneren ungleich entwickelt. Die beiden seitlichen Yo at a sind unter sich gleich; man könnte sie als Flügelblätter u zeichnen. Dagegen ist das unpaare, in der Knospenlage nae hin e (gegen die Abstammungsaxe) fallende innere Perigonblatt, die Li a E (Labellum), gewöhnlich unterwärts kahnförmig, in vielen Fallen mn !) Die Resupination der Orchideenblüthen ist ein so eigenartiger Charae S dass wir demselben in diesem Buche nur selten wieder begegnen nn supinirende Blüthen finden sich nur noch bei der dieotylen Familie Be ceen Fr bei den Lobeliaceen wieder. s plätter. ie ) Also nach der Resupination hinteren (resp. oberen) Perign” Monocotyledonen. 295 artig oder in einen rückwärts gerichteten Sporn (wie in Fig. 136) ausgezogen. Sie bildet ein „florales“ Neetarium. Gegen den kahn- förmigen Theil setzt sich der obere Lippenabschnitt gewöhnlich scharf ab und bildet einen zierlich und auffällig gezeichneten, oft drei- theiligen Lappen, welcher auf seiner Oberseite (Innenseite) bald Schwielen, bald Höcker, bald Haarpolster und dergleichen Gebilde trägt. Im Centrum des Perigons erhebt sich das kräftige, fleischige, gewöhnlich in der Medianebene der Blüthe schwach gekrümmte Gy- nostemium. Es wendet seine concave Seite dem Labellum zu, wäh- rend der eonvexe Rücken von den beiden seitlichen inneren und dem unpaaren äusseren Perigonblatte (auch wohl von letzterem allein) überdeckt wird. Die Krümmung des Gynostemiums erweckt dadurch den Anschein, als stehe es dem Labellum gerade gegenüber, während es doch ein centrales Organ ist. Uebrigens ist es so complieirt ge- baut, dass man sich das Verständ- niss desselben besonders angelegen sein lassen muss. Bei dem Gros der Orchideen nehmen an dem Aufbau des Gy- nostemiums drei Staubblätter und die drei Fruchtblattspitzen theil. Von den sechs im Grundplane der Monoeotylenblüthe (vgl. Fig. 87) liegenden Staubblättern ist nur das unpaare, nach vorn fallende des äusseren Staubblattkreises, mit- hin das dem Labellum gegenüber- stehende fruchtbar entwickelt. ” (Vgl. Fig. 136 und das Diagramm Fig. 135 links). Es besitzt eine 'ünenwendige, meist zweifächerige Anthere und entbehrt scheinbar Ge eines Staubfadens, weil der- Fig. 137. Gynostemium einer aus- selbe in den convexen Rücken ländischen („exotischen“) Orchidee, 6 i : Coelogyne eristata. Links das Gyno- Fre gsgähgen 1a stemium von der dem Labellum zu- r Anthere erscheint dadurch gewandten enge nn er Fa P. R : 2 t en. a e ; | eın dem äussersten Ende des es ee des Clinandriums; r das R er ; re aufsitzendes Gebilde. (Vgl. Rostellum (oberer Narbenzipfel); » die Fig. 187 bei a). Hebt man die Narbenfläche (Gynixus). e.- * ) Die Orchideen sind also typisch „monandrisch* (einmännig), para °, welchen sie mit den Zingiberaceen und Marantaceen theilen, bei a = er das einzige fruchtbare Staubblatt das mediane des inneren Stau “ Kreises is. Nach der Resupination steht aber das fruchtbare Staubblatt ben hideen gerade an derselben Stelle wie bei den Zingiberaceen, nämlich in der ...2e oben resp. hinten. | Müller, Medieinalflora. 15 296 Angiospermen. Anthere ab, so erbliekt man (namentlich bei den exotischen Arten) eine grubige Vertiefung, in welcher die Anthere wie in einem be- quemen Lehnsessel ruhte. Die Vertiefung heisst das Clinandrium. In unserer Figur 137 zieht sich der Rand (cl) desselben kragenartig hinter der Anthere herum. Für das weitere Verständniss ist der in Fig. 138 gegebene Längsschnitt durch das Gynostemium be sonders lehrreich. Derselbe zeigt, wie die Anthere (in welcher de | Pollenmasse punktirt angegeben ist) mit ihrem oberen Ende (ober Fig. 138. GynostemiumvonCoe- Fig. 139. Anthere und Pollinien von he logyne ceristata, längs durch- eristata. A. Die Anthere von der Sei 1linien schnitten, um die von oben C von unten gesehen. In 3 sind die ae her auf das Rostellum herabge- noch nicht entfernt; C stellt nur die er senkte Anthere und den Griffel- wand dar. .D. Die Pollinien von on u kanal zu zeigen. Die Pollen- unten her gesehen. E correspon enncheibe: masse in der Anthere ist punk- mit 2. In beiden Figuren ist die 2 tirt angegeben. punktirt gezeichnet. halb der Pollenmasse) an die Rückenpartie der Griffelsäule > ein ganz kurzes Staubfadenstück angeheftet ist. Dasselbe ist © noch an der abgetrennten Anthere (in Fig. 139 A, ob wiederzuerkennen. Betrachtet man nun die Anthere von en veret seite, mit welcher sie die Fläche des Clinandriums berührte, rn man das in Fig. 139 B gegebene Bild. Die Anthere armen als zweifächerig, und jedes Fach ist mit einem Längsr!#® Rn aus welchem die Pollenmassen hervorsehen, die sich am . ib Ende an eine (punktirt gezeichnete) Scheibe, die Biene : ansetzen. Berührt man diese (etwa mit einer Nadel oder ee stiftspitze), so kann man mit Leichtigkeit die ganze *> aus der Anthere herausziehen; es bleibt dann nur die An ea übrig, wie es Fig. 139 C zeigt. Nun ist es schon überrase Monocotyledonen. 227 die ganze Pollenmasse sich herauszieht, während doch bei allen bisher besprochenen Pflanzenfamilien der Pollen staubig aus den Staubbeuteln ausgestossen wird. Obenein zeigen aber die Bilder D und E der Figur, dass die Pollenmasse vier keulige, paarweise zusammenge- hörige Theilkörper bildet, welche mit ihrem unteren Ende der Kleb- scheibe ansitzen. Es erklärt sich dies in folgender Art. Wie es bei Staubblättern der Angiospermen allgemeine Regel ist,') führt auch die Örchideenanthere vier Pollensäcke. Nun zerfällt aber der Inhalt derselben nicht in die einzelnen Pollenkörner, zu einem stau- bigen Pulver, sondern die Pollenmasse jedes Pollensackes wird durch eine wachsartige Substanz dauernd zusam- mengehalten; deshalb bleiben die vier Theilmassen, den vier Pollensäcken entsprechend, auch ausserhalb der Anthere in ihrer Form erhalten. Man nennt diese eigenartigen Pollenmassen der Orchi- deen Pollinarien oder Pollinien. Solche finden sich im ganzen Gewächsreiche nur noch bei einer einzigen dicotylen Familie, bei den Asclepiadaceen, wieder. Uebrigens ist die Ausbildung der Polli- narien vielen Schwankungen unterworfen. In vielen Fällen schwin- det die Scheidewand zwischen den Pollensäcken jeder Antherenhälfte, so dass sich der Pollen in Form von nur zwei Pollinarien aus der An- there herausziehen lässt (so bei unseren heimischen Orchideen), oder es wird jede Pollenmasse in eine obere und untere Hälfte getrennt, so dass man aus der reifen Anthere acht Pollinarien herauszieht (so bei den in Treibhäusern eultivirten Phajus-Arten). Endlich kann auch der nor male, aber hier seltene Fall eintreten, dass sich der Pollen fast staubig ausbildet (so bei unserer heimischen Neotti a). Es kleben dann auch hier gewöhnlich noch je vier Pollenkörner als „Pollentetrade“ an einander. Uebrigens ist auch die Klebscheibe nicht immer wie in Fig. 139 D und E entwickelt; oft ist sie verschwindend klein. Sind die Pollinarien gestielt, so nennt man ihre Stielchen die Caudieulae. Bei unseren heimischen Orchideen sind die beiden Antherenfächer meist so nn ordnet, dass ihr Längsriss frei nach aussen liegt, wie es Fig. 136 zeigt. ) Kehren wir nun zum Bau der Säule zurück. Wie aus Fig. 137 ersichtlich ist, ragt unterhalb der Anthere das rechts mit r bezeich- nete Spitzchen hervor. Es ist die Spitze desjenigen Griffeltheiles, auf welchem die Anthere mit ihrer Grundfläche ruht. Man RER: diese Spitze das Rostellum oder Schnäbelchen. Unterhalb desselben erbliekt man eine immer mit einem honigartigen, klebri u Schleime ausgekleidete Vertiefung (n in Fig. 137). Dieselbe ist die Narbenfläche und wird nicht als Stigma, sondern als Gy ge be- zeichnet. Man erkennt aus der Figur leicht, dass die Narbe drei Felder unterscheiden lässt. Das obere Feld läuft yon unten her in ') Vgl. die Einleitung, 8. 15. ?) Vergl. auch Fig. 140, bei an. 15* Angiospermen. 228 die Fläche des Rostellums aus, ist also median gestellt; die beiden unteren Felder laufen (wenigstens in dem gezeichneten Falle) eben- ; falls in (wenn auch kurze) Spitzen aus. Es ist nun leicht ersicht- lich, dass die drei Narbenfelder den drei Fruchtblattspitzen ein sprechen, welche zur Griffelbildung verwendet worden sind. Das Rostellum ist die Spitze des dem Labellum gegenüber- stehenden (des unpaaren, medianen) Fruchtblattes Wie sich die Narbenfläche tief unter dem Rostellum einsenkt, zeigt der Längsschnitt Fig. 138. Man sieht hier auch, wie von der Narbe aus ein weiter Griffelkanal die Säule abwärts durchzieht. bei un seren Orchideen ist übrigens das Rostellum oberseits gewöhnlich grubig vertieft und überdeckt die unteren Enden der klebrigen | Stielechen der Pollinarien. Eine derartige Bildung des Rostellums bezeichnet man als Drüsentäschehen, als Bursicula. ne Das Verständniss des Blüthenbaues unserer heimischen ment; deen, besonders der häufiger vorkommenden Arten wird meist da : durch erschwert, dass die Griffelsäule ver | schwindend kurz ist, wie es Fig. 140 zeigt. a Es sitzt hier die Anthere (an) unmittelbar ım 2 Grunde des Perigons; unter ihran de ia “ fläche des Einganges in die Höhle ac \ sp bezeichneten Spornes ist die nz = fläche, der Gynixus n, sichtbar. Zwise wi den beiden Staubbeutelhälften wendet sıel das Rostellum mit seiner Spitze aufwärts; eine Bursieula bildend. © er s Fig. 140. Gynostemium mit Umgebung von Orchis mili- taris. an die Anthere; s die seitlichen Staminodien; nr die Narbenfläche. Zad ist ein Stück des Labellums, welches in den Sporn sp ausgezogen ist. (Man ver- gleiche dieses Bild auch mit Figur 144.) (Nach Berg und Schmidt.) blattartig, fleischig oder zahnartig aus. Wir nennen sie sta entwickelte Glieder des Androeceums. Gattung Cypripedium zeigt nun das sehr merkwüi dass gerade die sonst ganz verkiümmerten oder staminod Sind nun auch die Staubblätter 4 eines (das fertile) unterdrückt, 0 findet ma = doch häufig noch Spuren der übrigen zwar zunächst der beiden seitlichen, : deren des inneren Staubblattkreises. Pe a zeigt dieselben in Form der beiden es neben der fruchtbaren Anthere (der > : seitigeist mitst bezeichnet). Bei re a Arten ziehen sich diese Höcker oft | a mıno nn Die schon mehrfach erwähnte - rdige Verballeh ialen beiden uchtbat vor vorderen (die „paarigen“) Staubblätter des inneren Kr 3 werden. Dafür ist aber das bei allen übrigen Orchideen dem Labellum gegenüberstehende Staubblatt bei Cyp als ein breites, scheibenförmiges Staminodium (also unfrue wickelt. (Vgl. hierzu das Diagramm Fig. 135, rechts). ; Der unterständige Fruchtknoten der Orchideen zeigt ripedium = ha) ebenfal Monoeotyledonen. 239 manche beachtenswerthe Eigenschaft. Da sich keine Scheidewände in ihm bilden, so sitzen die zahllosen, äusserst winzıgen, anatropen Samenanlagen an sogenannten „wandständigen“ oder „Parietal- placenten* an. Die Fruchtknoten werden zu zarthäutigen oder lederartigen Kapseln, welche sich durch Längsspalten in sehr ver- schiedener Weise öffnen. Gewöhnlich hängen die Klappen der Kap- seln am oberen und unteren Ende zusammen; die reife, geöffnete Frucht erinnert an ein Laternengestell, namentlich wenn zwischen den die Placenten tragenden Klappen noch schmale Stücke erhalten bleiben, wie es der schematische Querschnitt Fig. 141 A andeutet. In anderen Fällen bilden sich drei Spalten nach dem m TEN in B gegebenen Schema; £ a IR % die Kapsel öffnet sich fach- v 0 spaltig,') oder es bilden er — - e:- ; a A B c D sich zwei Längsrisse, wie im Schema C, oder die Fig. 141. Schemata des Aufspringens der Orchi- Kapsel klafft nur an einem deenfrüchte. (Nach Le Maout et Decaisne). Längsspalt aus einander, wie in Schema D. Die Samen der Orchideen sind ausserordentlich klein. Sie entbehren einer harten Schale und sind fast staubartig; es fehlt ihnen jegliches Nährgewebe, auch umschliessen sie einen mikroskopisch kleinen, nicht gegliederten Keimling, an welchem weder Wurzel noch Stamm, noch Blatt erkannt werden können. Schliesslich ist auch der vegetative Aufbau in Kürze zu be- sprechen. Alle Orchideen sind Kräuter mit büscheligen oder knol- ligen Wurzeln, seltener dauern sie mit Rhizomen aus. Die Blätter bilden eine bodenständige Gruppe, entfernen sich aber, oberwärts kleiner werdend, von einander, entweder in zweizeiliger oder = spiraliger Anordnung die Stämme besetzend. Gewöhnlich sind die Blätter fleischig, bei ausländischen Arten meist sehr dick und leder- artig, kahl und glänzend, ganzrandig und parallelnervig. Be Be den Stengeln mit scheidenartigem Grunde an; eine Blattstielbildung kommt nur höchst selten vor. Die Blüthen vereinigen sich allgemein zu traubigen oder ährigen, end- oder seitenständigen Blütbenständen, denen die Griffelblüthe typisch fehlt. Der Mangel der Ausbildun össerer, bei den ee Arten durch in rzeivet Fortpflanzung ausge- glichen. Die Bildung von Rhizomsprossen, Brutknospen auf a ü. dergl. kann hier übergangen werden; wichtig ist aber das Ver- Ständniss der Knollenbildung. Bei den pharmaceutisch wichtigen, auf der Erde lebenden Arten findet man im Frühjahr immer zwei ist stark ge- Knollen am Grunde des Stengels, eine grössere, MC Fe RE 1) Wie bei den Lilieen, loeulieid. Vgl. auch die Einlei keimfähiger Samen wird tung $. 32. 230 Angiospermen. schrumpfte, bräunliche, die ältere Knolle, und eine kleinere, pralle, meist schneeweisse, die jüngere oder Ersatzknolle (Fig. 142). Die- Fig. 142. Knollenpaar von Orchis militaris. A dieältere, schrumpfende Knolle,welche im laufenden Jahre ausge- trieben hat. A’ die Ersatz- knolle für das kommende Jahr; sie trägt auf ihrem Scheitel die im nächsten Jahre austreibende Knospe. w ein Stück einer gewöhn- lichen, fadenförmigen Nähr- wurzel. (Nach Luerssen.) Fig. 143. HandförmigeKnol- len einer Orchidee. (Nach Hager). a die ältere, 5 die Jüngere Knolle. selbe stellt einen Achselspross eines der untersten Scheidenblätter der entwickelten Pflanze dar. Dieser Achselspross trägt auf seinem Scheitel die Blattknospe, welche im nächsten Jahre zum Austreiben gelangt. Das unter ihr befindliche, einem Stengel- gliede mit seimer sehr verkürzten Wurzel entsprechende Axenstück wird in ausgiebig- ster Weise von der Mutterpflanze mit Re- servestoffen versorgt, welche in Form einer schleimigen, in Wasser stark quellenden Masse aufgespeichert werden. Dadurch schwillt das Gewebe ausserordentlich stark an; es bildet die „Salepknolle*. Treibt die- selbe ‘im nächsten Frühjahre ihre Knospe über den Boden, so verbraucht sie dabei ihre Reservestoffe und schrumpft demgemäss ein, während gleichzeitig wieder eine neue Knolle als Seitenspross eines Niederblattes angelegt wird u. s. f£ Die Knollen sind bald rundlich, bald ellipsoidisch bis länglich, oder sie ziehen sich in eine lange, abwärts wachsende, dünne Wurzel aus. Werden meh- rere solcher bereits von der jungen Knolle angelegt, so erscheint dieselbe handfürmig oder gefingert (Fig. 143).!) Von den etwa 6000 bekannt geworde* nen Arten bewohnen die meisten als Ep!- phyten die feuchten Tropenwälder. Die ausserordentliche Mannichfaltigkeit der For- men und der liebliche Duft ihrer Blüthen hat sie zu den Lieblingen der Blumenfreunde gemacht, so dass die Orchideentreiberei schon seit langen Jahren zum Sport 90 worden ist. Unsere heimischen Arten SM ausnahmslos terrestrisch (erdbewohnend); ne sie lieben feuchte Wiesen und Waldplätze, meiden aber Culturland. Wenige Arten ® ') Die handförmigen Orchideenknollen spielen im Volksaberglauben En grosse Rolle. Die braune geschrumpfte Knolle ist die „Teufelshand”, die ) Ehe weisse Knolle ist die „Gotteshand“. Wer die letztere im Säckchen = er auf der Brust trägt, wird vom Bösen verschont, hat Glück im Spiel, is wundbar und dergl. Monoeotyledonen. | 231 sind durch saprophytische Lebensweise ausgezeichnet, d. h. sie leben von den verwesenden Pflanzenresten (dem „Humus“) feuchten Waldbodens. Diese Lebensweise prägt sich schon im Aussehen der betreffenden Pflanzen aus. Sie entbehren des Blattgrüns, sind gelb- lich, bräunlich oder röthlich; auch fehlen ihnen die Laubblätter. ?) Die bisher gegebenen Eintheilungen der Familie stützen sich wesentlich auf die Eigenart der Antheren und der Pollinarien. All- gemein angenommen ist die Scheidung in zwei Hauptabtheilungen : Monandrae. Nur das unpaare Staubblatt des äusseren Staubblattkreises fruchtbar. (Diagramm Fig. 135, links.) Diandrae. Die beiden paarigen Staubblätter des inneren Kreises fruchtbar, das unpaare äussere als Staminodium entwickelt. (Diagramm Fig. 135, rechts.) Das Gros der Orchideen bilden die monandrischen Arten. Da von diesen nur Vertreter zweier Gruppen hier zur Besprechung gelangen, so soll auf die weitere Theilung nicht eingegangen, vielmehr nur der Charakter der in Betracht kommenden Gruppen angegeben werden. Vergleicht man die in Fig. 138 und 140 dargestellten Formen der Antheren mit einander, so wird man leicht erkennen, dass die in Fig. 140 gezeichnete Anthere normal aufrecht steht. Die Pollen- säcke berühren also mit ihrem unteren Ende die von dem Ei Rostellum gebildete Bursieula; mithin entwickeln in diesem Falle auch die Pollinarien ihre Anhängsel, die Caudieulae, an ihrem unteren Ende, an ihrer Basis. Man fasst deshalb alle hierher gehörigen Gattungen als die Basitonae zusammen, doch ist der ältere Name Ophrydinae der gebräuchlichere, Figur 138 zeigt : im Gegensatz hierzu, dass die Anthere sich hier so in das Clinan- : drium von oben her herabsenkt, dass ihre Spitze gerade gr Rostellum zu liegen kommt; die Anthere ist gleichsam auf ihrem Filament umgekippt. Die den Caudieulae entsprechende Klebscheibe / wird also nicht an der Basis, sondern an der Spitze, dem oberen Ende der Pollenmasse, entwickelt. Man fasst deshalb alle so charak- terisirten Gattungen im Gegensatz zu den Ophrydinen als die Acroto + nae zusammen. Unter ihnen ist nur eine Art, die Vanille, offieinell. Wir besprechen hier zunächst die offieinellen Formen ar Ophrydinen und zwar die Gattung 1. Orchis L. Unter dem Namen Orchis begreift man diejenigen a \ deen, d, h. „basitonen“ Orchideen, deren u = ee flanzen h !) Aehnliche Erscheinungen findet man bei vielen a ni wieder. Man beachte aber, dass echte Schmarotzer unter den Orchi be angetroffen werden. Die epiphytischen Arten leben auf den en ar ee diesen irgend welche Nahrung zu erhalten. Auch die saprophytischen Art greifen niemals lebende Pflanzen an. | “ -@.:D. 182». Decoctum 932 en Angiospermen. Ende der beiden Pollinarien völlig voneinander ge sind; die Klebmassen liegen also getrennt rechts und _ en er der Spitze des Rostellums in der gemeinsamen Bursieula. Die = en Antherenfächer stehen ziemlich weit von einander entfernt ‚ 50 dass sich das Rostellum aufwärts zwischen die Fächer einschiebt (Fig. ke Alle Orchisarten sind erdbewohnende Pflanzen, welehe ga RL im Vorjahre gebildeten, mit Reservestoffen gefüllten Knolle im - Jahr einen mit reichblüthiger Aehre endenden Spross über en Boden senden. Gewöhnlich beginnt dieser Spross mit einigen ei scheidigen Niederblättern, welchen die fleischigen, länglichen u. blätter folgen. In der Regel sind nur drei bis fünf solche vor handen, welche eine bodenständige „Blattlaube“ bilden, aus deren Mitte sich der meist nur handhohe ‚ seltener höhere Blüthenschaft erhebt. Derselbe trägt entweder noch einige kleinere Laubblätter, oder er ist von schmalen Hochblättern bedeckt, welche in die Form der Deckblätter der Blüthen überleiten. In allen Füllen ist der Blüthenstand eine einfache, meist sehr reichblüthige Aehre. Jede Blüthe beginnt mit ihrem deutlich gedrehten, unterständigen Frucht- knoten, welcher auf seiner Spitze das wohl entwickelte, meist schön gefärbte Perigon trägt. Die äusseren Perigonblätter sind fast gleich- gestaltet, die Lippe ist nach rückwärts deutlich gespornt und geht nach vorn in einen meist dreilappigen Spreitentheil aus. Die Griffelsäule ist verschwindend kurz. Neben der Anthere sitzen gewöhnlich zwei „Oehrchen“, lappige Anhängsel, welche die früher besprochenen beiden staminodialen Glieder des inneren Staub- blattkreises darstellen. Von den eirca 70 bekannten Arten sind die meisten in Europa heimisch; in Deutschland finden sich etwa 20 derselben. Sie sind im Volke bekannt als Kuekucksblumen oder Knabenkraut.?) BAR rundlichen oder handförmigen Knollen aller Arten-aiıd. ofen als Tubera Salep Ph. G. II. 292 5. Radix Salep Ph. G. I. 339. ) Sie werden gepulvert zur Herstellung von Mueilago Salep Ph. Salep Ph. G.II. 332 verwendet. Salep theils als Nahrungsmittel anzusehen, welehes elatina Sale p und als Salepehocolade ge det auch einen Bestandtheil des Racahout. ist theils als Arznei-, auch in Form von @ reicht wird. Salep bil —_. 0. !) Der Name „Knabenkraut“ knüpft an das Vorhandensein der rundlichen oder eiförmigen Knollen vieler Arten an. Dieselben sitzen dicht neben einander und sind von verschiedener Grösse, Sie erinnern deshalb an die F' OEmE ei i ‚Hoden. Darauf zielt auch der Gattungsname Orchis hin. Das reger 00x15 bedeutet der Hoden, und schon Dioscorides bezeichnete deshalb als 0@215 eine Pflanze mit Knollen von der Form der Hoden. 9) Streng genommen lässt die Ph. G. II. die handförmigen Ophrydeenknollen nicht zu. Es heisst ausd 2 rücklich: Tubera globosa vel pyriformia, quae offerunt variae Öphrydeae. Monoeotyledonen. 233 Die bekannteren, bei uns heimischen Arten sind: 1. Orchis militaris Hudson. Sie ist eine der schönsten und kräftigsten Orchideen und kann als der typische Vertreter der von Lindley als Herorchis bezeichneten Gruppe angesehen werden. Alle zu dieser gehörigen Arten führen ungetheilte Knollen und sämmtliche Perigonblätter schliessen mit Ausnahme der Lippe helm- artig über dem Gynostemium zusammen !) (Fig. 144). Orchis mili- taris führt kräftige, eiförmige Knollen (vgl. Fig. 142), aus welchen sich im Frühjahr ein fast fingerdicker, bis 1"/a Fuss Höhe erreichender Stamm erhebt. Die drei bis fünf bodenständigen Laubblätter von schöner, hellgrüner Farbe und mit fast fettig anzufühlender, glän- zender Oberfläche sind länglich-eiförmig, fast handgross. Der gerade aufstrebende Blüthenschaft trägt meist nur ein unscheinbares Laub- Fig. 144. Blüthe von Örchis militaris von vorn und von der Seite her (nach der Resupination) gesehen. (Nach Berg und Schmidt.) blatt und endet mit einer reiehblüthigen, walzenförmigen, an kräf- tigen Exemplaren beinahe fingerlaugen Blüthenähre. Jede Blüthe steht in der Achsel eines sehr kleinen, dünnhäutigen Deckblattes. Die Lippe ist dreilappig, doch so, dass den beiden schmalen seit- lichen Lappen ein grosser Mittellappen folgt, welcher zweilappig ausläuft und zwischen den Endlappen gewöhnlich ein Spitzchen er- kennen lässt. Der Sporn ist kräftig entwickelt, fast kegelförmig, "er als die Lippe und kürzer als der Fruchtknoten. Die übrigen fünf Perigonblätter sind sämmtlich zugespitzt. Der von ihnen gebil- T dete Helm ist aussen weisslich rosa, innen lilapurpurn und dunkler _ Pürpurn gestreift, Die Lippe ist weiss oder zart lila und mit pur- Prröthen Haarbüscheln zerstreut besetzt. 2) en » Vermuthlich bezieht sich hierauf die Zusammensetzung gg von Hong, Held und Öpyıs, worauf auch der Artname militaris =. t. : Eon. vom betrachtet, erinnert die Lippe in ihrer Gestalt an ein ae hen, zu welchem die Anthere den Kopf bildet, über welchen sich der weite Helm wie eine Sturmhaube hinwegwölbt. 234 RE Angiospermen. Die Pflanze liebt fruchtbare, mässig feuchte Wiesen. Getrocknet verbreitet sie einen starken Cumaringeruch. Ihre Blüthezeit fällt in die zweite Hälfte des Mai und in den Juni. Synonym sind Orchis Rivini Gouan. und Orchis cinerea Schrk. 2. Orchis purpurea Huds. ist die grösste und herrlichste aller bei uns vorkommenden Ophrydeen. Sie wird bis nahezu ein Meter hoch, erinnert aber in ihrer Form so lebhaft an die vorgenannte Art, dass sie lange Zeit gar nicht als von dieser verschieden gehalten wurde. Die unteren Blätter sind sehr gross, länglich, spitz. Die oberen umhüllen den Schaft scheidenartig, welcher mit sehr grosser, anfänglich kegelförmiger, später eylindrischer Aehre endet. Der Mittellappen der Lippe verbreitert sich unterwärts allmählich zu den länglichen, gestutzten, am Rande meist gezähnelten Lappen. Der eylindrische Sporn ist etwa halb so lang als der Fruchtknoten. Der Helm ist aussen rosa, dunkelpurpurn gefleckt oder ganz schwarz- purpurm (daher das Synonym Orchis fusca Jaeqg.); innen ist der Helm grünlich weiss, purpurn gefleckt. Die Pflanze findet sich bei uns sehr selten in Laubwäldern und auf Kalkboden. Sie blüht im Mai und Juni. 3. Orchis ustulata L. ist eine bei uns selten vorkommende, kleine, schlanke Art mit rundlichen Knollen, länglichen, unterwärts büschelig beisammen stehenden, kaum fingerlangen Blättern. Die oberen Stengelblätter sind scheidig entwickelt. Die dichtblüthige Aehre ist kaum von halber Fingerlänge und etwa fingerdick, eylindrisch. Die kleinen Blüthen!) stehen in den Achseln einnerviger Deekblätter, welche fast so lang sind wie die Fruchtknoten. Die weisse, roth punktirte Lippe erinnert an die von Orchis militaris, doch sind die Endlappen fast ausgerandet gestutzt. Der Sporn ist kegelförmig und erreicht etwa nur ein Viertel der Fruchtknotenlänge. Der Helm ist aussen schwarzbraun, so dass die an der Spitze mit noch ge schlossenen Blüthen besetzte Aehre wie verkohlt oder verbrannt aus- sieht. Es bezieht sich hierauf die Bezeichnung „ustulata® (von ustus, gebramnt). Die Blüthen duften angenehm honigartig. Die Pflanze ist bei uns selten. Sie blüht im Mai und Juni auf grasigen Hügeln und hochgelegenen, trockenen Wiesen. Trotz ihrer Seltenheit ist sie in der Ph. G. II. als Salep liefernd namhaft gemacht. 4. Orchis coriophora L. gleicht der vorigen in der Form der Eee, etwa 1 em grossen Knollen. Der schlanke, ziemlich et ec zahlreichere linealiseh-lanzettliche, nach oben Ben . SCHOIGCHATUE werdende Blätter. Die eylindrische Aehre ssig-grosse Blüthen mit bräunlich purpurnem, olivengrün geadertem Helme, dessen Blätter am Grunde ziemlich fest mit ein 1) Orehi : . . Baden his ustulata hat von allen bei uns vorkommenden Arten die kleinsten Monocotyledonen. = 235: ander verklebt sind. Die Lippe ist dreitheilig, olivengrün und pur- purn geadert. Die Seitenlappen sind rhombisch; der sie an Grösse nicht übertreffende Mittellappen ist länglich und spitz. Der Sporn ist gekrümmt und abwärts gerichtet. Die Pflanze ist unverkennbar durch den wanzenähnlichen Geruch ihrer Blüthen!). Sie findet sich bei uns ziemlich selten auf mässig feuchten Wiesen, doch an ihren Standorten sehr gesellig. Sie blüht später als die meisten anderen Arten (im Juni und Juli). 5. Orchis Morio L. (Fig. 145) ist die am frühesten zur Blüthe gelangende, zugleich auch die kleinste unserer Orchisarten. Ihre Knollen sind rundlich, die drei oder vier kleinen, länglichen oder linealischen Blätter stehen, sich rückwärts krümmend, vom kaum spannenhohen Stengel ab, welchen noch einige Scheidenblätter um- hüllen. Er endet mit einer armblüthigen Traube (mit 6—8 Blüthen), an welcher die verhältnissmässig grossen Deckblätter deutlich drei- oder fünfnervig sind. Die Blüthen sind ziemlich gross. Ihr kurzer, tundlich gewölbter Helm endet stumpf. Die purpurnen Perigonblätter sind von auffällig kräftigen, parallelen, grünen Adern durchzogen. Die purpurfleckige Lippe ist durch die breiten, am Rande nen N ee der keu- Fig. 145. Orchis Morio (etwa porn steht horizontal oder 1, der nat. Gr.). Links oben wendet sich deutlich aufwärts. eine Blüthe in nat. Gr. Die Pflanze liebt trockene, kurz- tasige Wiesen und lichte Wälder mit schwerem, Lehm und Mergel haltendem Boden. Sie blüht in den ersten Tagen des Mai. 6. Orchis mascula L. (Fig. 146) schliesst sich nach der Knollen- form zwar den vorigen Arten eng an, doch ist sie der Vertreter der zweiten als Androrchis?) bezeichneten Gruppe der Orchisarten. Der Helm wird hier nicht mehr von fünf Perigonblättern gebildet; € schlagen sich vielmehr die beiden seitlichen äusseren Perigon- blätter tlügelartig zurück, wie es Fig. 136 veranschaulicht. Das Gynostemium wird also nur von dem unpaaren äusseren und den | Mr ’ ) Es bezieht sich darauf die Bezeichnung eoriophora, von xogıs, n ap er Mannsorchis“ ü is® ji ‚ i nso Mann und Kr ar ze km gerade auf die als Orchis ae ve @eichnete Figur an, welche wegen ihres kräftigen Baues die „mannhafte - 8) genannt worden ist. Im Gegensatz zu ihr sind die schwächeren rien *ben nur „Knaben“kraut. Wanze bersetzen (von avno, 236 Angiospermen. paarigen inneren Perigonblättern überwölbt. Orchis mascula ist nun innerhalb der Gruppe durch die schön purpurrothen, eine reich- blüthige, aber doch lockere Aehre bilden- den Blüthen gekennzeichnet. Dieselben stehen in der Achsel einnerviger Trag- blätter, führen längliche, spitze Perigon- blätter und eine dreilappige, breite Lippe mit gerundeten Seiten- und gestutztem Mittellappen. Der Sporn ist eylindrisch, so lang als der Fruchtknoten. Abge- sehen von der Blüthenfarbe und den be- sprochenen Merkmalen ähnelt die Pflanze im Wuchse der Orchis militaris. Sie wird über fusshoch, zeigt schön hellgrüne, saf- tig fleischige, glänzend glatte Blätter und einen oberwärts fast nackten Blüthen- schaft, welcher die prächtig purpurrothe Aehre über die Laubblätter emporhebt. Die Pflanze ist in vielen Gegenden Deutsch" Fig. ron ._ masela lands, namentlich in Thüringen, im Harz, a much in Sachsen ete. in lichten Wäldern und auf trockenen Wiesen nicht selten. 7. Orchis sambueina L. ist eine nicht leicht zu verwechselnde Art. Ihre Knollen sind eylindrisch oder spindelförmig und enden an der Spitze gewöhnlich kurz 2- oder 3-lappig. Auffälliger ist aber, wenigstens bei der typischen Form, die gelblich weisse Färbung des Perigons!). Wie bei den folgenden Arten sind die Stengel hohl, tragen 4—6 Laubblätter, und die Deekblätter von krautiger Beschaffenheit übertreffen oft die Fruchtknoten an Länge. Anfänglich ist die Aehre fast kugelig, später wird sie kurz eylindrisch. u Io Pflanze gehört dem östlichen und südöstlichen Gebiete ” ands an. Sie blüht im Mai und Juni. 8. Orchis latifolia L. ist die bei uns gemeinste Art. Ihre Knollen n raaseiie mig dreitheilig.. Die vom Grunde nach der Mitte : Slerkt ru unteren Laubblätter sind in der Regel schwar? > gewöhnlich er oberste Laubblatt spitzt sich lang zu und überragt _ gespitzte % Grund der gedrängten, anfänglich pyramidal zu ® - kei “ nehee..; Die lilapurpurnen Blüthen führen auf der Lippe ge Linienzeichnung auf hellerem Grunde. 9. en = feuchten Wiesen vom Mai bi Me a : @ L. ist der vorige rt sehr ähnlich. wöhnlich fehlt ihren Blättern die eine: u verschmälern Ste — ©) sind Ge- = De last allen ühr: . A n übrigen deut . A a lüthen mehr oder minder deutlich a Orchisarten sind die Blüth Monoeotyledonen. 237 dieselben schon vom Grunde an und ziehen sich an der Spitze kappenförmig zusammen. Das Perigon ist gewöhnlich ganz hell- purpurn, häufig ganz weiss. Die Pflanze blüht mit der vorigen zusammen auf feuchten Wiesen von Ende Mai bis in den Juni hinein. 10. Orchis maculata L. ist den vorigen Arten nahe verwandt, unterscheidet sich aber leicht von ihnen durch den nicht hohlen, derben Stengel, auch wird die Aehre meist weit über das letzte Stengelblatt emporgehoben. Die Deckblätter sind kürzer als die Blüthen, welehe hellpurpurn oder weisslich gefärbt sind. Die Art blüht erst relativ spät, von Mitte oder Ende Juni bis Anfang Juli. Sie liebt trockene Wiesen und lichte Gebüsche. 2. Anacamptis pyramidalis Rich. Die Gattung Anacamptis unterscheidet sich wesentlich darin von der Gattung Orchis, dass die Pollinien der beiden Antheren- fächer unterwärts einer gemeinsamen Klebmasse aufsitzen, welche von der Bursieula umschlossen wird. Das flache, dreilappige Labellum trägt auf seiner Oberseite zwei erhabene Längs- leisten und zieht sich in einen langen, dünnen Sporn aus. Die paarigen äusseren Perigonblätter stehen seitlich (nach Art von „Flügeln“) ab. Die Gattung begreift nur eine Art, welche in Europa und Afrika heimisch ist. Bei uns ist sie äusserst selten. Anacamptis pyramidalis Rich. trägt kugelförmige, etwa 1 cm grosse Knollen und zahlreiche, am Stengel zerstreut stehende, läng- liche, oberwärts schmäler werdende Blätter. Die diehtblüthige ‚kurze Aehre ist anfangs pyramidal und zugespitzt, später erscheint sie fast kugelig. Die Blüthen sind ziemlich klein, lebhaft purpurroth gefärbt. Die Pflanze liebt kalkhaltigen Wiesenboden. Sie blüht im Juni und Juli und erreicht bis zwei Fuss Höhe. Ihre Knollen liefern Salep (efr. Ph. G. IL.) wie die Orchis-Arten. abe Reh Synonyme sind Orchis pyramidalis L. und .Aceras pyramidalis hb. il. 3. 6ymmadenia conopea R. Br. Unter den Salep liefernden Orchideen wird auch ae diese Art aufgeführt. Die Gattung Gymnadenia ist dadure Charakterisirt, dass die Klebmassen der Pollinien nicht von einer Bursieula umschlossen sind, sie liegen zumeist nackt oder werden von Fortsätzen der Anthere umschlossen '). . Gymnadenia conopea erhebt die schlan fürmig getheilten Knollen. Die zerstreut 5 Enns 1) Es bezieht sich darauf die Bezeichnung Gymnadenia, eig und «dv, Drüse. ken Stengel aus tief hand- tehenden Laubblätter sind von yuuvös, Platanthera solstitialis Boe 238 Angiospermen. von mässiger Grösse, ungefleckt. Die oberen leiten allmählich zu den krantigen Deckblättern der kleinen Blüthen über, welche eine lockere, reichblüthige, walzliche Aehre bilden, die selten mehr als fingerdick erscheint. Die seitlichen Perigonblätter stehen tlügel- artig nach rechts und links; das fast ebene, dreilappige Labellum trägt einen fadendünnen, spitz endenden Sporn, welcher bis doppelt so lang als der Fruchtknoten wird und sich durch auffällige Krümmung auszeichnet. Die Pflanze entfaltet auf trockenen Wiesen ihre lilapurpurnen Blüthen von Ende Mai bis Anfang Juli; sie wächst meist gesellig. Nach der Ph. G. IL sind ihre handförmigen Knollen nicht offieinell. Synonym ist Orchis conopsea L. 4. Platanthera bifolia Rehb. Die Gattung Platanthera ist durch das breite und niedrige, eines mittleren Fortsatzes ganz entbehrende Rostellum ausgezeichnet '). Die Klebflächen der Pollinien stehen zu den Caudieulis in rechtem Winkel. Unsere Art Platanthera bifolia Rehb. ist eine nicht zu verkennende Form. Aus der länglichen, unterwärts in eine dünne Wurzel verlängerten Knolle erhebt sie einen bis 50 em hohen Schaft, welcher nur zwei bodenständige, fast zungenförmige, ovale, stumpf gerundete Blätter trägt, die sich unterwärts fast blattstielartig rinnig verschmälern. Der etwas kantige Schaft trägt dann weiterhin bis zur Blüthen- ähre nur noch wenige schmale, aufrecht angedrückte Hochblätter, welche in die Form der laubigen, grünen Deckblätter überleiten. Die nicht auffällig grossen Blüthen führen ein schmutzig weisses Perigon mit seitlich abstehenden Flügeln. Die Lippe ist grünlieh weiss und wendet sich gerade abwärts; sie ist völlig ungetheilt, linealisch oder lanzettlich. Unterwärts geht sie in einen langen, fadenförmigen , fast geraden, horizontalen oder aufstrebenden Sporn aus, Die Aehre ist ziemlich lockerblüthig, fast walzlich. nn Die Pflanze ist bei uns an lichten Waldstellen, auch auf trockenen _ Wiesen nicht gerade selten. Ihre im Juni und Juli zur Entfaltung kommenden Blüthen verbreiten namentlich in den Abend- und Nacht- ‚stunden einen herrlichen, an Maiblumen erinnernden Duft. Synonym sind Orchis bifolia Schmidt, Habenaria bifolia R. Pr, Walhstk. nninghausen und Conopsidium stenantherum Ihre Knollen liefern Salep (vgl. Ph. G. ID), wie die Knollen noch gg anderer Ophrydeen, deren Beschreibung hier aber unterbleiben kann. Viel Salep liefern orientalische Orchisarten. Der indische we { * ) Platanthera kommt von arierus, breit und anthera, Staubbeutel. Monoeotyledonen. 239 Salep soll von Eulophia campestris Lindley und Eulophia herbacea Lindi. stammen. 5. Vanilla Sw. Während die Ophrydeen die Salep liefernden Orchideen ge- nannt werden können, liefert uns die Gattung Vanilla ihre aroma- tischen Früchte als beliebtes und allerwärts bekanntes Gewürz. Was die systematische Stellung der Vanillearten betrifft, so rechnete man sie früher zu der Sippe der Arethuseae, d. h. zu denjenigen Orchideen, deren Antheren zur Zeit der Pollenreife leicht vom Gynostemium abfallen und deren Pollinien weiche und körnige Be- schaffenheit zeigen. Pfitzer hat nun aber die von uns oben de- finirten Acrotonae nach ihrem morphologischen Aufbau in Unter- abtheilungen zerlegt. Er bezeichnet als Acranthae diejenigen Formen, deren Blüthenstände die Spitzen der einzelnen (nebenbei bemerkt, sympodial verbundenen) Sprosse einnehmen, während er als Pleuranthae alle Formen vereinigt, bei welchen die Blüthenstände besondere Seitensprosse darstellen '). Die Vanillengewächse (Va- nilleae) gehören zu den Acranthen und zwar wegen ihrer weich bleibenden Pollenmassen zu der Sippe der Neottiin ae, deren weitere Charaktere darin liegen, dass die Blätter in der Knospen- lage vom Rande her eingerollt (nicht längsgefaltet) sind und die Blattspreite nicht an der Scheidengrenze abgliedern. Bei den Vanillen | ist die Lippe ungespornt?) und umhüllt von den Seiten her das Gynostemium. Als besondere Merkmale der Gattung Vanilla gelten 1) die starke Verwachsung der Lippe mit der ver- längerten, nicht geflügelten Griffelsäule; 2) die körnige Beschaffenheit der Pollinien; 3) das Fleischigwerden der langen Früchte, welche kaum oder erst spät mit zwei ungleichen Klappen (nach dem Schema C in Figur 141) von oben her aufspringen; 4) die Ausbildung zahlloser schwarzer Samen mit krustiger Schale. a bieten Die etw tt sind in allen Tropengebie Swa 20 Arten dar SSSSEEng odien anzutreffen, An als hochkletternde Gewächse mit langen Intern : jedem Knoten entspringt je eine Luftwurzel (vgl. Fig. 147). Offieinell sind nur die Früchte von a _— rwähnten Bezeichnungen aus- zt aus dxgor, die Spitze, das thae aus mAevge, die Seite 9) Diese Charaktere sollen durch die e gedrückt werden. Acranthae ist zusammengeset Oberste Ende, und &v$ög, die Blüthe; Pleuran „und avsög. ?) Alle von uns besprochenen Ophrydeen führen eme gesporn 2 une 240 Angiospermen. Vanilla planifolia Andr. (Fig. 147). Sie klimmt mitihren stark hin- und hergebogenen, fleischigen, etwa fingerstarken, glatten, walz- lichen Stämmen hoch in die Baumgipfel, sich dabei mit den dünnen, fast armlangen Luftwurzeln, welche sich der Baumrinde anschmiegen, festhaltend. Die fast zweizeilig gestellten, länglich-eiförmigen, zu- gespitzten, etwa handlangen Blätter sind glatt und fleischig, durch Fig. 147. Vanilla planifolia (etwa Y/g der nat Gr.). Rechts unten das Labellum von seiner Innenseite, links oben das Gynostemium halb seitlich gesehen. (Nach Berg und Schmidt.) die Längsadern gestreift; sie sitzen mit rinniger, sehr kurzer Scheide am Stamme, L Die endständigen (aus den obersten Laubblattachseln auch seitenständigen) Blüthenstände führen kleine, bleibende Deck- blätter, in deren Achsel Je eine Blüthe ihr Perigon auf langem, einen Blüthenstiel darstellenden Fruchtknoten trägt. Alle Perigon- blätter sind gelblich grün, fast lanzettlich, stumpf, nach dem Grunde Monoeotyledonen. 241 hin verschmälert und schliessen hier fast röhrig zusammen. Sie werden bis 7 cm lang. Die etwas kürzere Lippe ist dunkler grün, ihr schwach dreilappiger Saum fein gekräuselt und gekerbt; in ihrer Mitte trägt sie auf der Innenseite einen gelben, winzigen Fleck (Fig. 147, unten rechts). Noch kürzer als die Lippe ist das halb- eylindrische, wenig gekrümmte Gynostemium (Fig. 147, oben links), welches auf seiner flachen Vorderseite !) fein behaart ist. Neben der Anthere zieht sich der Rand des Clinandriums beiderseits zahnförmig vor. Man deutet diese Zähne als die Staminodien des inneren Staub- blattkreises. Die offieinellen Früchte, Fruetus Vanillae Ph. G. II. 122 s Siliqua Vanillae Ph. G. I. 340, werden noch vor der völligen Reife eingeerntet, zur Nachreife in wollene Tücher gehüllt und schwach (nicht völlig) getrocknet. Erst bei dieser Behandlung tritt ihr charakteristischer Geruch nach Vanillin auf, welches in weissen Krystallnadeln bei längerer Aufbewahrung der Früchte an deren Oberfläche erscheint. . Die Bildung der dunkelschwarzen Samen (und mithin das Reifen der Früchte) setzt natürlich eine stattgehabte Befruchtung voraus. In der Heimath der Pflanze, dem östlichen Mexiko, vermitteln Inseeten die Bestäubung der Narbenflächen mit dem Pollen. Man hat nun die Pflanze auch in Westindien, auf Java, Bourbon und Mauritius im Grossen angepflanzt?). Hier fehlen aber die natürlichen Bestäubungsvermittler; es muss also in den Plantagen die Bestäubung mit Pollen künstlieh durch Menschenhand bewirkt werden. Itnmerhin lohnt sich diese mtihevolle Arbeit, denn kräftige Culturpflanzen liefern 30—40 Jahre hindurch jährlich etwa 50 Früchte. Gewöhnlich wird die Vanilleeultur mit der des Cacao- baumes vereinigt; man siedelt die Vanille auf der Rinde dieser Bäume an. Deshalb entstammt auch die grössere Menge der inden Handel kommenden Vanille cultivirten Stöcken; die Früchte der Wildwachsenden Pflanzen sollen von geringerer Güte sein. Das Vanillin wird in neuerer Zeit auch nach verschiedenen Methoden künstlich hergestellt. Es ist ein beliebtes Aromatieum, welches in Thee, Chocolade ete. vielfach verwendet wird. Die 6. I. schrieb Tinetura Vanillae und Vanilla saccha- Tata vor, n nonyme sind Vanilla sativa und silvestris Schiede, @ Blume und Myobroma fragrans Salisb. { Vanilla ae Sw., be heimisch, wurde früher für ” Stammpflanze der Vanillefrüchte gehalten, doch sollen die Früchte 1eser Art geruchlos sein. Sie unterscheidet sich von Van. planifolia Van. viridi- ist diese die Hinterseite. !) Bei d i inirten Blüthe ee ee hlecht keimenden Samen, sondern Man zi ie i den sc ‚aus Ablegern. ieht die Pflanzen nicht aus Müller, Medicinalflora. r ’ Angiospermen. durch die Färbung des Perigons. Die Lippe der Blüthen von V. aromatica ist milchweiss, oberseits mit zwei gelben, roth ein- gefassten Längsstreifen geschmückt. Die übrigen Perigonblätter sind nur aussen grün, rollen ihre Spitzen rückwärts und zeigen dabei theilweise ihre weisse Innenseite. Vanilla Pompona Schiede, in Mexico, Columbien und Guyana heimisch, liefert eine minderwerthige Sorte von Vanille, Vanillon oder Vanille de la Guayra des Handels. Die Ph. G. H. lässt nur die Verwendung der Früchte von V. planifolia zu). Die Reihe der Helobiae kann hier ganz übergangen werden. Zur Zeit ist keine der hierhergehörigen Pflanzen mehr offieinell. Die Helobien sind aus- nahmslos Sumpf- und Wassergewächse, welche ihre Blätter und Blüthen entweder über die Wasseroberfläche erheben oder an der Oberfläche schwimmen und nur die Blüthen aus dem Wasser emportreiben. Viele sind völlig untergetaucht (submers). Die Blüthencharaktere sind ziemlich schwankende. Im allgemeinen neigen die Helobien zur Vermehrung der Staubblätter und der Fruchtblätter (sie werden „polyandrisch“ und „polykarp“). Die Fruchtblätter bleiben dabei ge- wöhnlich frei (apokarp), nur bei einigen Arten verschmelzen sie zu synkarpen Fruchtknoten. In vielen Fällen sind die Blüthen getrenntgeschlechtig (dielin). Wir schliessen hiermit die Besprechung der Monoeotylen und wenden uns zur Betrachtung der zweiten und wichtigsten Klasse der Angiospermen, zu den Dicotyledones. Will man sich mit einer negativen Definition begnügen, so kann man sagen, die Dieotyledonen (kürzer auch Dicotylen genannt) sind alle Blüthenpflanzen, welche nach Ausschluss der Gymnospermen und Monoeotylen übrig bleiben; doch muss man sich hinzumerken, dass dieser „Rest“ das Gros aller Blüthenpflanzen umfasst. Positiv spricht sich der Typus der Dicotylen zunächst in dem Charakter der Zweikeimblätterigkeit des Embryos und mithin der Keimpflanzen aus, welche es im Allgemeinen zur höchsten Stufe der Entwiekelung aller vegetativen Organe bringen. ?) Deshalb begegnet man hier auch 1) Vielfach hört man bei uns die ganz falsche Bezeichnung „Vanille- S schoten“, wie auch die Ph. G. II. noch das Synonym Siliqua Vanillae aufführt. Schotenbildung kommt aber bei den Orchideen, ja überhaupt bei gar ae Monoeotyle vor. Die Vanillefrucht ist eine Kapsel, welche nur ausser gewöhnlich fleischig ist. Betrefis der Definition der „Schote“ vgl. Einl. 8. 3% un 2 2 Tweikeimblätterigkeit genügt nicht allein zur Definition der Dieo: Iedon« en . der Gymnospermen keimt ebenfalls mit zwei Coty- en, und andererseits kennt man einige Dieotylen, welche wie die Mono- cotyl : R : er ee Keimblatt entwickeln. So das Alpenveilchen, Corydalis-Arten, gewächsen ranunculoides und Carum Bulbocastanum. Bei einigen Schmarotzer- entwickelt der Embryo gar kein Keimblatt (Orobanche). Dieotyledonen. 243 einer solehen Fülle von Formen, dass es dem Anfänger schwer wird, sich einen Ueberblick über die zahlreichen Reihen, Ordnungen und Familien der Dieotylen zu verschaffen. Um so mehr ist es geboten, hier auf gewisse Punkte hinzuweisen, welche dem Leser die Mittel zur Bewältigung der Schwierigkeiten bieten werden. Bei den Dicotylen finden wir alle Wuchsformen (selbst thallöse) vertreten. Wir begegnen (obwohl in der Minderzahl) bald einjährigen („annuellen“) Gewächsen, bald zweijährigen („biennen*) Arten, welehe im ersten Jahre gewöhnlich nur eine bodenständige Blattrosette erzeugen, aus deren Mitte dann im zweiten Jahre die Endknospe als blüthentragender Spross aufschiesst. Ein- und zweijährige Pflanzen blühen nur einmal, setzen dann Samen an und sterben ab. Viel grösser ist die Zahl der ausdauernden („perennirenden*) Arten, welche &ine lange Reihe, bisweilen Hunderte von Jahren alljährlich Blüthen und Früchte tragen. Zeigt sich hierbei ein ähn- liches Verhalten wie bei dem Gros der Monocotylen, dass alljährlich die oberirdischen Organe gänzlich absterben, während der unter- irdische Stamm die Ersatzknospen für den nächstjährigen Austrieb erzeugt, so nennt man solche Pflanzen Staudengewächse. Bleibt dagegen der oberirdische Stamm mit allen seinen Aesten lebens- fühig, so unterscheidet man je nach seiner Höhe Sträucher und Bäume. Der Charakter der Sträucher liegt darin, dass der ober- irdische Stamm sich kurz iiber dem Boden verzweigt und holzig wird. Bei den Bäumen wird dagegen die ganze Masse der Aeste und Zweige als Krone hoch über den Erdboden emporgehoben. Während also den Monoeotylen im Allgemeinen die oberirdische Verzweigung (abgesehen von der Blüthenregion) fast völlig fehlt, wird sie bei den Dieotylen geradezu typisch. Strauchbildung kommt bei Monoeotylen i inigen aum vor; Bäume begegnen uns nur ım den Palmen und einig bt die Verzweigung Liliaceen (Alo&, Dracaenen), und auch hier blei ’ in der Krone ganz aus oder ist doch sehr beschränkt. Viel näher stehen dagegen die Gymnospermen in der Wuchsform den Dieotylen, x in diesem Buche beschriebenen Gymnospermen sind ja aus- Nahmslos Bäume. Mit diesen Erscheinungen hängt ein anderer Charakter ‚der, Dieotylen zusammen. Bei fast allen stehen die Gefässbündel (siehe Anm. 1 auf 8. 141) auf dem Querschnitte durch den einjährigen mm oder Trieb in einen Kreis geordnet, so dass die Holztheile er Bündel einen „Holzring“ ausmachen, welcher sich gegen die inde durch eine das Dickenwachsthum des Stammes vermittelnde Gewebeschicht, däs Cambium (vgl. 8. 69), abgrenzt. Dasselbe bildet in jedem Jahre einen neuen Holzring, so dass man aus der Zahl nn Ringe das Alter der Zweige resp. des Baumes bestimmen kann. ese Jahresrin gbildung kommt keiner re Mono 244 Angiospermen. wohl aber allen Gymnospermen zu!). Der Querschnitt des Dico- tylenstammes lässt typisch von aussen nach innen folgende eoncen- trischen Schichten erkennen : 1) Eine verkorkte Rindenschicht (bisweilen als Borke entwickelt). 2) Die sogenannte „grüne* Rinde. 3) Die als Bastrinde oder schlechthin als Bast bezeichnete Schicht. 4) Den Holzkörper (welcher bei Bäumen die Hauptmasse ausmacht) und 5) Das centrale Mark. Zwischen Bast und Holzkörper liegt das nur unter dem Mikroskop deutlich sichtbare Cambium, Während nun bei den Monoeotylen die Hauptwurzel allerwärts frühzeitig abstirbt und durch Nebenwurzeln ersetzt wird, bleibt die Hauptwurzel der Dicotylen fast stets erhalten. Sie dringt keilförmig senkrecht in den Boden ein und trägt viele Nebenwurzeln. Man nennt sie die Pfahlwurzel. Ist sie bei keil- oder birnförmiger Gestalt fleischig, so bezeichnet man sie als Rübe?). Gewöhnlich geht die Pfahlwurzel unmerklich in den unteren Theil des Stammes über, und man bezeichnet die Uebergangsregion als den Wurzel- hals oder Wurzelkopf. An der Spitze desselben steht bei Stau- dengewächsen entweder nur eine Ersatzknospe, welche im Frühjahr austreibt, oder es bilden sich in den Achseln der bodenständigen Laubblätter viele Ersatzknospen. Man spricht deshalb wohl auch von ein- oder vielköpfigen Wurzeln. Bleibt nun das Stammstück, welches als „Wurzelkopf“ alljährlich neue Knospen treibt, sehr kurz, so wird die Grenze gegen die Pfahlwurzel, welche sich im Alter bezüglich der Holzbildung ganz wie ein Stamm verhält, ganz ver- wischt, und so entstehen Axenorgane, welehe ebenso richtig als Wurzel wie als Stamm bezeichnet werden können. 3) Daher findet man für diese Organe in der Pharmakopoe bald die Bezeichnung Radix, bald Rhizoma. *) Eine strenge Grenze lässt sich also hier manch- !) Auf dem Querschnitte des Stammes zerstreute Gefässbündel, wie sie bei den Monocotylen typisch sind, finden sich nur bei sehr wenigen Dicotylen (Ra- nunculaceen, Nymphaeaceen). Man erinnere sich der Mohrrübe, Runkelrübe u. a. > So verhält sich der einjährige „Rüberettig“ und das „Radieschen“. ) Die Pharmakopoe verfährt in der Unterscheidung von Radix und Bhi- „oma nicht consequent, Radix Angelicae ist definirt als „Rhizoma breve*; Radix Gentianae als „Radieum rami et rhizomata“; Radix Helenii als per rer Age Radix Pim p inellae als „Rhizomata ae ken wi 8 „Rhizomata (denen überhaupt jede Wurzel fehlt); RA alerianae als „Rhizoma ... . confertum radieibus.“ Es scheint demnach, als habe man überall da, wo Rhizome mit Wurzeln als Droge in den Handel Dieotyledonen. 945 mal nicht ziehen. Daraus geht aber nicht hervor, dass man zweifel- lose Rhizome aus Bequemlichkeit auch wohl schlechthin Wurzeln nennen dürfe. Der Antänger hüte sich im Gegentheil vor solcher Nach- lässigkeit, welche ihm unter Umständen sehr verdacht werden kann. Auf die reiche Gliederung der Blätter der Dicotylen soll hier nicht näher eingegangen werden. Man vergleiche bezüglich dieser die Einleitung zu diesem Buche. Hier merke man sich, dass die Blätter der Dieotylen gewöhnlich in Stiel und Spreite gesondert sind, während die Scheidenbildung, welche bei den Monocotylen die ganze Blattbildung beherrschte, zurücktritt. In vielen Fällen ist die Scheide durch Nebenblätter (siehe 8. 11) ersetzt, deren Vorhandensein oder Fehlen für ganze Familien charakteristisch ist. Bei den Monoeotylen kommt die Bildung von Nebenblättern fast gar nicht vor. Die Spreiten der Dieotylenblätter sind selten völlig ganzrandig (wie bei den Oleander- und Lorbeerblättern). Viel allgemeiner ist der Rand durch Zahn- und Buchtenbildungen unterbrochen. Zusammengesetzte Blattformen sind ganz auf die Dicotylen beschränkt. !) Auch die parallele Nervatur der Monoeotylenblätter trifft man nur selten bei Dieotylen wieder. Im Allgemeinen ist die Berippung netzartig bei ausgeprägter Mittelrippe. Die Blüthen betreffend wurde schon in der Einleitung hervor- gehoben: Die Blüthe der Dieotylen wird fast durchgängig von der Fünfzahl beherrscht. Die für die Monocotylen typische Drei- zahl kommt nur ganz ausnahmsweise bei Dieotylen vor. Viel häu- figer sind die Ausnahmefälle der zwei-, vier und sechszähligen Blüthen. Gemeinhin kommen jeder Dicotylenblüthe zwei Vorblätter zu (nicht wie bei den Monocotylen nur eines). Bei den Seitenblüthen stehen die Vorblätter transversal (rechts und links), während das Monoeotylenvorblatt gewöhnlich adossirt ist. Den Vorblättern folgt das Perianth selten in Form eines Perigons; gewöhnlich sondert sich die Blüthendecke scharf in einen grünen („laubigen“) Kelch und eine viel zartere, bunte, niemals rein grüne Krone. Typisch steht dabei das bei der Anlage der Blüthe zuerst sichtbar werdende (das „genetisch erste“) Kelchblatt möglichst weit von dem jüngeren, dem #-Vorblatte, entfernt und fällt nach vorn; es füllt in der Basler ei was freilich für Radix Rhei die Bezeichnung Rhi- s „Rhizoma ramosum“, “ treibt; ebenso wird vidis“. Für Rhi- Rhizoma unacum kommen , die Bezeichnung Radix beibehalten, Nicht zutrifft, Inconsequent würde dann aber zweifellos zas Imperatoriae bleiben, denn dieses ist definirt al dessen Hauptstamm „Würzelchen und verholzte Stolonen !zoma Veratri definirt als „Rhizoma cum radieibus fla ge Filieis schreibt die Pharmakopoe ausdrücklich vor: „ liorum basibus, radieibus et paleis.“ ') Die gefiederten Palmenblätter sind ursprüngl Ans ‚Fiederung erst beim Entfalten durch Einreissen eintritt, wurde auf S. 168 geschildert. ich einfache Spreiten. Dass längs bestimmter Kanten 246 Angiospermen. somit die zwischen dem Deckblatt und dem «-Vorblatt liegende Lücke aus, die Abstammungsaxe gerichtet (Fig. 148). sich dann auch die Kelchblätter so, wie es Fig. 148 andeutet und wie er er d Fig. 148. Diagramm einer Dieotylenblütheohne Krone. d das Deckblatt, in dessen Achse] die Blüthe steht. « und 3 die beiden „transver- salen“ Vorblätter. Im Pe- rianth steht das erste Glied (l) vorn links, d. h. mög- lichst entfernt von 8. Das „genetisch zweite* Glied (2) steht hinten, gegen die Abstammungsaxe gerichtet. (Das Diagramm gilt für die männlichen Blüthen des Hanfes und des Hopfens). € Fig. 149. Diagramm für die in der Mehrzahl der Dieo- tylenblüthentypische Kelch- stellung und Deckung der Kelchblätter. (Blatt] vorn links, Blatt 2 median nach hinten). Vgl. auch Fig. 148, den Kelchblatt das ten, symmetrisch zum ersten, %) Zu ihnen 2) Primulace die Flores Par es schon auf S. 25 für Fig. 26 auseinander- gesetzt wurde. Diese Stellung und Deckung der Kelehblätter ist bei den Dieotylen so typisch, dass man sie als die normale an- sehen kann (Fig. 149). Die Fälle, in welchen das erste Kelchblatt die Lücke zwischen deme«-Vorblatt und der Abstammungsaxe füllt, also in der Knospe seitlich nach hin- ten fällt, sind äusserst selten und dadurch für einige Familien gera- dezu charakteristisch. Bei den Lobeliaceen !) fällt bei dieser aus- nahmsweisen Stellung des ersten Kelchblattes das zweite Kelch- blatt nach vorn (über das Deckblatt), und man bezeichnet deshalb diese Kelch- orientirung kurzweg als Lobeliaceen- stellung (Fig. 150). Bei den Primulaceen ?) dagegen folgt dem ersten seitlich nach hinten fallen- Das genetisch zweite Kelchblatt ist dann allgemein gegen Gewöhnlich decken () me” Fig. 150. Diagramm für „Lobeliaceenstel- lung“ eines Kelches. Das erste Kelchblatt steht seitlich hinten (in der Figur rechts oben), das zweite fällt median nach vorn, das dritte wieder nach hinten (in der Figur linksoben). Zur Uebung numerire der Anfänger die fünf Blätter dieses und des vorhergeben- den Diagramms, ent- sprechend der Figur 148. TR) 19) Re / a Fig. 151. Diagramm der männlichen, kro- nenlosen Blüthe fvon Pistacia mit „Primu laceenstellung“ ihres Kelches. Blatt 1 und 2 stehen symmetrisch rechts und links nach hinten, Blatt fällt median nach hinten. zweite ebenfalls seitlich nach hin- eine Orientirung, welche als Pri- gehört Lobelia inflata, welche Herbae Lobeliae liefert. en sind bei uns nicht mehr offieinell. Primula offieinalis lieferte alyseos Ph. G. L | Dicotyledonen. sein, also über dem Deekblatt stehen. Diese Stellung ist charakteristisch für eine der grössten Gruppen der Dicotylen, für die Mehrzahl der Leguminosen, speciell für die Familien der Pa- pilionaceen !) und Caesalpiniaceen ?) und wird als - Papilionaceenstellung bezeichnet (Fig. 152). In allen diesen Fällen (Fig. 148 bis 152) be- gegnen wir derselben Deckung (welche 8. 25 als ?/s-Stellung bezeichnet wurde). In der Systematik nennt man sie die quincunciale dachige. Man kann sie kurz so definiren: Zwei Blätter stehen ganz aussen, sie sind die deckenden; das dritte Blatt steht halb aussen, halb innen, deckt also und wird gedeckt; die beiden übrigen Blätter stehen ganz innen und werden gedeckt.?) Nun kommen aber häufig Fälle vor, in 247° | mulaceenstellung bekannt ist (Fig. 151). Endlich kann das erste Kelehblatt in der Medianebene nach vorn gerichtet Fig. 152. Diagramm einer ÜCaesalpinia- ceenblüthe (von Cas- sia) mit „Papiliona- ceenstellung* ihres Kelches. Das erste Kelehblatt (1) steht median vorn, über welchen nur ein Blatt des fünfzähligen Quirles dem Deckblatt. ganz aussen steht; drei andere stehen halb aussen, halb innen, decken also und werden gedeckt, während das fünfte Blatt ganz innen steht, also nur gedeckt wird. Steht das alleinig äussere Blatt in der Blüthe vorn (seitlich oder median), Fig. 154. Diagramm für eine Fig. 153. Di ür ei g. 153. Diagramm für eine absteigende Deckung. aufsteigende Deckung. 0 heisst die Deckung eine aufsteigende (Fig. 153); steht 88 hinten (seitlich oder median), dann heisst die Deckung eine ab- steigende (Fig. 154). Man kann in den durch Fig. 153 und 154 segebenen Fällen auch die Blätter als je zwei paarige und ein un- Paares auffassen. Bei der aufsteigenden Deckung deckt das vordere Blattpaar das seitlich hintere Paar, und dieses deckt wieder das un- — 3 Zu ihnen gehören Erbsen, Bohnen, Merl die Süssholzarten u. v. 4. ) Zu diesen gehören Cassia, Tamarindus, Copatfera 1. & . °) Ein schönes Beispiel für die quineuneiale dachige Anordnung der Kelch blätter bieten die Rosenknospen. Die beiden ganz aussen stehenden Kelchzipfel den - gewöhnlich beiderseits gefiedert, der halb aussen stehende nur am deekende de. Die beiden inneren Kelchzipfel sind beiderseits ganzrandig. wiesen, dass die 248 - Angiospermen. paare hintere Blatt. Bei der absteigenden Deckung deckt das hintere Blattpaar das seitliche vordere Paar und dieses wieder das unpaare vordere Blatt. Am kürzesten definirt man: Bei aufsteigender Deckung decken die nach hinten liegenden Blattränder die nach vorn fallenden. (Hin- terränder deckend, Vorderränder gedeckt.) Bei absteigender Deckung decken die nach vorn gewandten Blattränder die nach hinten fallenden. (Vorderränder deekend, Hinterränder gedeckt). In einigen Familien decken die Kelchblätter aufsteigend, die Kronblätter absteigend (Papilionaceae). Eine andere charakteristische Art der Deckung ist die ge- drehte oder contorte, Hier deckt jedes Blatt und wird auch gedeckt. Sind in allen Blättern die deckenden Ränder (von aussen gesehen) die linken, so spricht man von linksgedrehtem Quirle (Fig. 155), sind die deekenden Ränder die rechten, von rechts- gedrehtem Quirle (Fig. 156). 3 er ie, Fig. 156. Links gedrehter Blattquirl. Rechts gedrehter Blattquirl. . Endlich findet sich der Fall, dass sich die Blätter eines Quirles in der Knospenlage gar nicht gegenseitig decken. Berühren sich dann die benachbarten Blätter mit ihren Rändern, so spricht man von klappiger (valvater) Knospenlage!). Berühren sich die Ränder aber gar nicht, so ist die Knospenlage eine offene. In allen den Fällen, wo die quincuneiale Stellung nicht siehtbar vorhanden ist und auch die Entwickelungsgeschiehte der Blüthe nicht Aufschluss giebt, welches der fünf Kelehblätter das „erste* genannt werden muss, sieht man das vom #-Vorblatt entfernteste vordere > Kelchblatt als das „genetisch erste“ an; man nimmt also dann das Vorhandensein des durch Fig. 149 dargestellten Normalfalles an. Die Mannichfaltigkeit der Blüthencharaktere ist hiermit keines- wegs erschöpft. Es wurde zwar in der Einleitung darauf hinge- | typische Angiospermenblüthe, wie es Fig. 14 auf 8.18 darstellt, aus fünf alternirenden Kreisen von Blättern auf- gebaut ist (man nennt sie deshalb pentacyclisch). Wir erhalten — ’) Man entsinn: ich hi # Gallitris Quadrivalvis; vgl. $, a - hier der klappigen (valvaten) Zapfen von 4 Dieotyledonen. 249 vo also für die fünfzählige Dieotylenblüthe das typische Diagramm Fig. 26, welches hier seiner Wichtigkeit wegen nochmals als Fig. 157 eingefügt werden soll. Die typische Dieotylenblüthe ist also di plo- stemon (vgl. 8. 26). Leider ist es nun nicht möglich, in ähnlicher Weise wie bei den Monocotylen, alle Dicotylen auf ein Diagramm, auf das typische der Fig. 157 zurückzuführen. Wir begegnen vielen Familien mit durchweg obdiplostemonen Blüthen, deren Dia- Fig. 157. Das für fünfzählige Dieotylen- Fig. 158. Diagramm der fünfzähligen, blüthen typische Diagramm. d das Deck- pentaeyelischen Dicotylenblüthe mit blatt, « und 3 die beiden Vorblätter. Die 5 obdiplostemonem Androeceum. d das Kelchblätter sind normal angeordnet, so- Deckblatt, « und 2 die ‚beiden Vor- wohlbezüglichihrerStellungalsauchihrer blätter; der Kelch wie in Fig. 157 kung (eutopisch-quincunecial mit dem orientirt. zweiten Kelchblatt median nach hinten). gramm in Fig. 27 auf 8. 26 bereits erläutert wurde. Wir repro- dueiren dieses als das zweitwichtigste hier als Fig. 158. In dritter Linie beachten wir, dass es grosse Abtheilungen der Dicotylen giebt, in welchen, ohne dass ein Abort stattgefunden hat, die Blüthe typisch aus nur vier Kreisen (tetracycelisch) aufgebaut ist, Es fehlt dabei entweder die Krone, und hatte man früher Alle so charakterisirten Familien der Dieotylen als Apetalae zu- Sammengefasst; oder es ist typisch nur ein Staubblattkreis vorhanden, die Blüthen sind tetraeyelisch haplostemon (vgl. 8. 26). Zieht man nun noch in Rechnung, dass ausser der Fünfzahl in freilich sehr beschränktem Masse die Zweizahl (bei der als Fran- Sulinae bezeichneten Reihe) oder die Vierzahl, bisweilen auch die Sechszahl bei den Dicotylen auftritt, so kann man die allgemeine Formel der Dieotylenblüthe als & n,nCn,An+nıU6un ; bezeichnen , won ag ine n — 2, 4 oder 6 zu setzen Ist, Während n — 3 nur in ganz ausnahmsweisen Fällen vorkommt. Die gegebene Formel ist jedoch nicht erschöpfend. Es ee rg Abtheilungen, in welchen namentlich im Bumenn e Mehrung der Staubblattquirle stattgefunden hat, während das Gynae 250 Angiospermen. ceum weniger als n Glieder aufweist (man sagt oligomer, d.h. weniggliederig wird); gewöhnlich treffen wir dann 3, 2 oder nur 1 Fruchtblatt. Man bezeichnet solche Blüthen als polyandrisch (vielmännig) und giebt ihre Formel durch KK, Cu, Ant tn +..:.. ‚Gn-m. In anderen Fällen vermehrt aber gerade das Gynaeceum seine Glieder, es wird vielzählig oder pleiomer, und die Blüthen heissen dann, namentlich wenn die einzelnen Carpelle frei (apokarp) bleiben, polykarpische. In ähnlicher Weise wird man auch polype- talen, gleichsam typisch und natürlich gefüllten Blüthen begegnen.') Es ist nun der gewöhnliche Fall, dass bei eintretender Pleiomerie, betreffe sie das Androeceum („Polyandrie“), das Gynaeceum („Poly- karpie“) oder die Krone („Polypetalie*), mit der Vermehrung der Glieder ein Undeutlichwerden der Kreise verknüpft ist; die be- treffenden Blüthen sind nicht mehr „eucyclisch“ , sondern aphano- eycelisch?). Die Vermehrung der Glieder beruht aber nicht immer auf einer Vermehrung der alternirenden Quirle oder eines Uebergangs der- selben in spiralige Anordnung ihrer Glieder. In vielen Familien tritt eine Spaltung (Chorisis) der einzelnen, im Grundplane der eyelischen Blüthe liegenden Glieder, namentlich der Staubblätter, ein. Ist dann die Spaltung der Staubblätter eine unvollkommene, oder verwachsen die Spaltungsproducte wieder in bestimmter Ordnung zu Complexen, so entstehen Staubblattgruppen ‚ welche man als Pha- langen bezeichnet, Uebrigens können auch Staubblätter bei normal eyelischem Bane gruppenweise zu je einer Phalanx verwachsen. Als wichtige Regeln merke man sich nun: Bei fünfzähligen Blüthen mit zwei Fruchtblättern stehen die letzteren fast ausnahmslos median, ein Fruchtblatt vorn, eines hinten. Bei vierzähligen Blüthen mit zwei Fruchtblättern stehen die letzteren fast immer transrve rsal, eines rechts, eines links. Bei Anwesenheit von drei Fruchtblättern stehen dieselben bald, wie bei dem Gros der Monocotylen- blüthen, eines median nach vorn, die beiden anderen seitlich nach hinten, bald umgekehrt, eines median isch hinten, dieranderen seitlich nach vorn; Zu allem unterscheidet man nun noch, ob die Staubblätter dem Blüthenboden (dem „'halamus“) unmittelbar aufgewachsen (Thalam 4° !) Man betrachte ich die Blü i i AaBr, tar gelegentlich die Blüthen unserer weissen Teichrose, . eigen alba. Dieselben sind im angegebenen Sinne polypetal und polyandrisch und zeigen auch ein pleiomeres Gynaeceum. Von dyavng, unsichtbar, hier undeutlich, und z{xAos, Kreis. q Dieotyledonen. 251 floren), ob sie dem Kelchrande eingefügt (Calyeifloren), oder ob sie den Kronenblättern angeheftet sind (Corollifloren). Die aufgeführten Merkmale bieten nun Mittel genug, um die grosse Fülle der Dieotylen übersichtlich zu gruppiren, ohne dass dabei der Begriff der natürlichen, realen Verwandtschaft, wie er auf $. 47 entwickelt wurde, ausser Acht gelassen zu werden braucht. Gerade mit Rücksicht darauf hat man aber die Dicotyledonen, wie schon 8. 48 erwähnt wurde, zunächst in zwei grosse Abtheilungen (Unterklassen) zerspalten. Es ist anzunehmen, dass Blüthen mit frei neben einander stehenden Gliedern ihrer Quirle eher existirt haben als solche, bei welchen Verwachsungen der gleichwerthigen Glieder stattgefunden haben. Man gruppirt deshalb als I. Choripetalae, die Dieotylen mit freien Blumenkron- blättern, und I. Sympetalae, die Dieotylen mit unterwärts röhrig ver- wachsenen Blumenkronblättern. Wir besprechen zunächst die Unterklasse der Choripetalae. In der auf Seite 46 gegebenen Uebersicht des Braun’schen Systems finden wir noch die ältere, von Jussieu herrührende Ein- fheilung der Dicotylen in Apetalae (Blumenblattlose), Sym pe- talae (mit ‘verwachsenblätterigen) und Eleuthe ropetalae (mit freiblätterigen Blumenkronen). Diese Dreitheilung ist schon von Braun und Anderen als unnatürlich erkannt worden, und hat man 8 für angemessen erachten müssen, die Apetalen ganz unter die Familien der Eleutheropetalen zu vertheilen. Die dadurch er- weiterte Abtheilung der letzteren hat nın Eiehler mit dem Namen Chorip etalae belegt!). Wir werden in derselben also natur- gemäss kronenlosen (apetalen) und kronenführenden (corollaten) Gewächsen begegnen. Im Allgemeinen folgt man dem a von den apetalen Familien zu den corollaten aufzusteigen. Im Verfolg dieser Idee kommt Eichler zu der Eintheilung der ganzen Unterklasse in sechs Reihen: I. Juliflorae. Durch constante und typische „Apetalie* aus- gezeichnet. Blüthen in „Kätzchen“. er I. Centrospermae. Durch die „centrale Placentation er Samenanlagen ausgezeichnet. nn i i Blumen- ') Von zwois, Spaltung, Trennung, Getrenntsein, und zeralov, kronblatt. X @ ’ P 8; , 252 Angiospermen. II. Aphanocyclicae. Durch völlig oder theilweise acyklischen Blüthenbau, oder bei eyklischer Blüthe durch das Schwanken in der Zahl der zur Blüthendecke oder zum Aufbau des Androeceums und Gymaeceums verwandten Quirle aus- gezeichnet. IV. Eueyclieae. Durch cyklische Blüthen mit oberständigem Fruchtknoten ausgezeichnet. Die Zahlenverhältnisse der Kreise werden nicht durch Spaltungen verwischt. V. Trieoeeae. Durch ausnahmslos eingeschlechtige Blüthen („Dielinie“) ausgezeichnet; entweder völlig apetal, oder das Perianth immer unterständig einfach, selten mit Kelch und Krone. Ziemlich constant sind drei Fruchtblätter, worauf sich der Name Tricoccae bezieht. ; VI. Calyeifloren. Durch fast ausnahmslos eyklische Blüthen mit peri- oder epigynischem, in Keleh und Krone gesondertem Perianth ausgezeichnet). I. Reihe. Juliflorae. Nach den vorausgegangenen Erörterungen kann man die Juli- floren als die typisch apetalen, thalamifloren Choripetalen be- zeichnen. Ihre Blüthen sind durchweg sehr klein, häufig getrennt- geschlechtig (dielin), in allen Kreisen wenig hoch entwickelt. Das Perianth fehlt entweder ganz oder ist doch nur sehr unscheinbar als einfache Blüthendeeke entwickelt. Sehr allgemein treten dafür die Blüthen zu dichten, ähren- oder kolbenförmigen Blüthen- stinden zusammen, welche der Volksmund mit dem jetzt von der Wissenschaft beibehaltenen Namen Kätzchen bezeichnet hat ?). Die Reihe umfasst drei Ordnungen: 1. Amentaceae, Durchgehends dielin, Same ohne Endo- sperm. Meist Holzgewächse (unsere heimischen Laubwald- bäume), ') Der in dem Worte Calycifloren ausgedrückte Charakter der ger gesprochenen Peri- und Epigynie, dem zufolge die Staubblätter dem Kelchran aufgewachsen erscheinen, ist so auffällig, dass man den Calyeifloren alle voran gehenden Reihen (Julifloren, Centrospermen, Aphanocyelische, Eueyelische Trieoecen) als Thalamifloren gegenüberstellt. Vgl. die Auseinandersetzung auf S. 250. °) Die „Kätzchen“ der Weiden sind gewiss Jedermann bekannt. Sie 7 scheinen als die ersten Boten des Frühlings und werden zur Osterzeit, namentlich zum Palmensonntag, bei uns zu Lande allerwärts auf den Markt gebracht. Die Kätzchen der Pappel E e Ki n sind noch länger als die der Weiden und hängen, WI die männlichen der Erlen und Haselnusssträucher „lämmerschwänzehenähnlich an den meist noch blattlosen Zweigen. Von der Kätzchenform der Blüthenstän hat die ganze Reihe ihren Namen. Schon Theophrast wendet für Kätzchen - #5 Pine das Wort fovlog an. Julifloren lässt sich also als „Kätzchenblüthig® Dicotyledonen. 258 2. Urtieinae. Dielin, Same meist mit Endosperm. Theils Kraut-, theils Holzgewächse. Viele führen Milchsaft. 3. Piperinae. Gewöhnlich monoelin (zwitterig) und ohne Blüthendecke (völlig „nackt“), Same mit Endosperm und massigem Perisperm. Amentaceae. In den Amentaceen!) begegnen wir fast allen bei uns heimischen, Waldbestände bildenden Laubbäumen. Die Eichen, Buchen, Birken sind typische Vertreter. Von anderen Laubholz- arten sind die Erlen, die Haselsträucher, die Nussbäume, die zahl- reichen Weiden- und Pappelarten als hierher gehörig zu nennen. Charakteristisch sind die stets getrenntgeschlechtigen Blüthen. Die männlichen führen in der Regel ein aus 4, 5 oder 6 Blättern gebildetes, einfaches Perigon und eine wechselnde Anzahl von Staub- blättern, bisweilen ebenso viele wie Perigonblätter, und dann stehen sie über diesen, nicht in den Lücken. Die weiblichen Blüthen sind öfter nackt, meist aus 2 oder 3 synkarpen Fruchtblättern gebildet. Ihre Samenanlagen bilden sich oft erst nach der Bestäubung der Narben aus. Die Ordnung umfasst drei hier zu erwähnende Familien: Cu- Puliferen, Juglandaceen und Salicaceen. Cupuliferae. Der Hauptcharakter dieser Familie liegt in der eigenartigen Verwachsung der die weiblichen Blüthen oder Blüthengruppen stützenden und umhiillenden Hochblätter. Sie bilden um die meist Aussartigen, einsamigen Früchte einen Fruchtbecher, eine Capula. Am bekanntesten sind diese Gebilde von der Eiche, bei welcher jede Einzelfrucht (die Eichel) von einem solehen Becher umbüllt wird. Bei den Buchen sitzen je zwei Früchte (Bucheckern) a ah gemeinsamen, vierspaltigen Cupula. Aehnlich verhält sich die echte (essbare) Kastanie, Castanea vesca°). Es würde jedoch zu weıt Ä ren, wollten wir eine vergleichende Betrachtung über den Be Isgischen Werth der Cupulargebilde hier einschalten. Wir = Schränken uns nur auf die Besprechung der hier interessirenden Gattung Quereus L. Als gemeinsame Merkmale der etwa 30 Eichenarten, welche wir unter dem Namen SE a Vom lateinischen amentum, Kätzchen. ) Die bei uns überall angepflanzte Rosskastanle, gehört nicht zu den Amentaceen, sondern zu ei enden Ordnung der Dicotylen. 0 bekannt gewordenen Quercus zusammen- 254 Angiospermen. fassen, gelten in erster Linie die Charaktere der Kätzchen. u. männlichen Kätzchen entspringen in den Achhein De Schuppenblätter, welche paarweise zusammengehören, Neben Bee darstellen und zugleich die Function der Knospenschuppen nommen haben. Jedes Fig. 159. Weibliche Blüthe von Quercus Robur (etwa 8fach vergr.). Rechts das schmale Deckblatt. Aus der Jungen Cupula ragt das Grif- felende mit den drei Narben hervor. (Nach Berg und Schmidt.) 6) Fig. 160. Eine weibliche Eichenblüthe nach erfolgter Bestäubung längs durch- schnitten. Am Grunde die Cupula, deren jüngste Blät- ter von den älteren über- wölbt sind. Der Frucht- knoten hat seine Fächer gebildet; in jedem derselben ist eine gewölbte Samen- anlage von der Mittelsäule aus hervorgesprosst. Am Grunde des Griffels sind die Spitzen des oberständigen Perigons (rechts und links) gezeichnet. Kätzchen besteht aus einer fadendünnen, schlaf? herabhängenden Axe (Spindel) ‚am welcher die Einzelblüthen gewöhnlich ziem- lich weit von einander entfernt in der Achsel je eines sehr kleinen Deckblattes Bıtgail, Jede Blüthe besteht aus einem ungleich 6- oder 7-theiligen, einfachen Perigon, welches eine unbestimmte Anzahl von Staubblättern umhüllt. Jedes Staubblatt hängt mit seinem schlafen, fadendünnen Filament abwärk, und führt einen zweifächerigen, mit zwei Längsrissen sich öffnenden Staubbeutel. Fruchtblattrudimente fehlen den männlichen Blüthen völlig. ; z Die weiblichen Blüthenstände sitzen IN den Achseln der Laubblätter, nahe der ar der blühenden Sprosse. Ihre Axe (Spindel) ist gewöhnlich kräftig und wenig In der Regel sitzen ihr nur wenige Fam; Blüthen an, welche sich oft Een zusammendrängen. Jede weibliche Einze blüthe sitzt ohne Stiel in der Achsel vn schuppenförmigen Niederblattes (Fig. 159). Sie ist am Grunde umhüllt von der ea Cupula, welche sich wahrscheinlich übera aus vier Hochblättern bildet, an Kon Aussenseite kleine Höckerchen oder DAB fortsätze hervorsprossen. Jede Cupula nn hüllt nur eine Blüthe, an welcher er einen unterständigen, aus drei F et blättern gebildeten, dreifächerigen Frue ? knoten und ein meist 3 + 3zähliges, A unscheinbares Perigon erkennen kann. 0 a : halb desselben setzen sich die Fruchtblä ei als kräftiger Griffel fort, welcher an sein . a di- Spitze in drei breite, dicke Narbenlappen spaltet. Staubblattru mente sind in den weiblichen Blüthen nicht vorhanden. Besonders bemerkens drei Fruchtknotenfächer stäubung der Narbe aus ist also die weibliche Blü werth ist die Erscheinung, dass an in jeder Blüthe erst nach der oc bilden (Fig. 160). Zur Zeit der DIOR Ye - the in gewissem Sinne noch unfertig; Dieotyledonen. 255 führt noch nicht einmal die Samenanlagen, denn diese können ja erst hervorsprossen, wenn die Fruchtknotenfächer entstehen. In jedem Fruchtknotenfach bilden sich nun zwei hängende Samen- anlagen; die weibliche Blüthe führt also im Ganzen sechs solcher. Von diesen wird stets nur eine einzige zum Samen ausgebildet. Es vergrössert sich dabei die Cupula und die Fruchtknotenwand, welche lederartige Beschaffenheit annimmt und die „Eichelschale“ darstellt. Der verhärtende Griffelrest sitzt der Eichel als kleines Spitzchen auf. Der Inhalt der Eichel ist der grosse Same, dessen Hauptmasse die beiden fleischigen Cotyledonen des Keimlings ausmachen, welche flach an einander liegen und eine sehr kleine Keimwurzel und Keim- knospe zwischen sich erkennen lassen. Näührgewebe ist im reifen Samen niemals vorhanden. Man kann die Eichel als eine Nuss mit lederigem Perikarp definiren, Nuss, weil das letztere niemals vor der Keimung aufspringt, sondern von der Keim- wurzel unregelmässig zersprengt wird. Alle Eichenarten sind Sträucher und Bäume der nördlich gemässigten Zone. Nur sehr wenige Arten finden sich in den kälteren Regionen der Gebirge der heissen Zone. Die je nach den Arten bald sommergrünen, bald immergrünen Blätter sind gewöhnlich lederig hart, bald ganzrandig, bald gezähnt, bald gelappt ‚oder buchtig, niemals gefiedert. Am Grunde der Blattstiele sitzen zwei hinfällige Nebenblätter. Die Früchte (Eicheln) reifen theils im ersten, theils erst im zweiten Jahre; sie schieben sich sehr ver- schieden weit aus derCupulahervor. Die hier zu besprechenden Ei- thenarten gehören ausnahmslos zu der als Lepido- alanus be- 2eichneten Unter- Sattung, für wel- che die becherför- mg offene, nicht erspringende und schuppenbesetzte 'upula charakte- "stisch ist, wie wir e bei unseren heimischen Arten en. 1. Quercus Ro- Blühender Zweig mit lang Kätzchen. (Nach Baillon.) : Fig. 161. Quercus Robur. Es (Fig. 161), kerabhängindde männlichen 256 Angiospermen. unsere bekannte deutsche Eiche, ist durch ihre sommergrünen, läng- lich-verkehrt-eiförmigen, schön gebuchteten Blätter gekennzeichnet. Die im Frühjahre angelegten Eicheln reifen im Herbste. Nach der Beschaffenheit der Blätter unterscheidet man gewöhnlich drei Varie- täten, welche von manchen Botanikern für besondere Arten gehalten werden. a) Quercus pedunculata Ehrh., die Stiel- oder Sommereiche, trägt lockerblüthige weibliche Kätzchen. Zur Reifezeit sitzen nur wenige (meist eine oder zwei) Eicheln an der Spitze der oberwärts absterbenden Kätz- chenaxe (Fig. 162). Es erscheinen des- halb die Eicheln am Ende eines langen Stieles (des unteren Theiles der Kätz- chenaxe). Darauf bezieht sich der Name „Stieleiche“, sowie die botanische Be- nennung „pedunculata“ (von peduneulus, Blüthenstiel). Die Blätter der Stieleiche sind dagegen fast ganz ungestielt; ihr Stiel ist nicht länger als die halbe Breite des Blattgrundes. b) Quercus sessiliflora Sm., die Trau- ben-, Winter- oder Steineiche trägt ihre Fig.162. Fruchtstand der Stiel- Weiblichen Blüthen meist zu mehreren eiche, Qnercus pedunculata. geknäuelt bei einander am Ende der sehr Die Eicheln sitzen an gemein- kurzen Kätzchenaxe. Deshalb sitzen die samem, langem Stiele. ; 2 i reifen Eicheln dicht neben einander, traubig (deshalb „Traubeneiche*), und die ganze Eichelgruppe erscheint fast ungestielt, weil”der untere Theil der Kätzchenaxe nur äusserst kurz ist (Fig. 163). Auf diese Erscheinung zielt das Wort „sessiliflora® (d. h. sitzend- blüthig, mit sitzenden Blüthen) hin. Während nun die Eicheln ungestielt er Fig. 163. Fruchtstandder Trau. SCheinen, sind gerade die Laubblätter Ds or dieser Eichenvarietät deutlich Be verschwindend een, Getada gestielt (während sie bei der Qu. P samem Stiele. dunculata ungestielt sind). : ; €) Quercus pubescens Willd. ist die dritte, der bei uns vorkommenden Varietäten. Sie gleicht der vorigen fast völlig, unterscheidet sich von ihr nur dadurch, dass ihre Blätter N Frühjahr filzig behaart sind, später aber unterseits flaumhaarlg er sich ganz kahl werden. Es bezieht sich auf diese Eigen er Name „pubescens“ (d. h. flaumhaarig, weichhaarig). Man merke sich also die Unterschiede der drei Unterarten etwa 80: Dicotyledonen. 957 Qu. pedunculata hat „gestielte“ Eicheln, aber sitzende Blätter ; Qu. sessiliflora hat „ungestielte“, knäuelig gehäufte Eicheln, aber gestielte Blätter; Qu. pubescens gleicht der sessiliflora bis auf die be- haarten Blätter. Alle drei zusammen sind von Linn& als Quercus Robur bezeichnet worden. Die Verbreitung dieser Eichen ist nicht allzu gross. Sie be- schränken sich auf Europa, Kleinasien und die Kaukasusländer und zwar so, dass die als sessiliflora bezeichnete Form die geringste Verbreitung zeigt; sie verdient nach Ascherson mit besonderem Rechte den Namen „deutsche Eiche“, weil sie nicht weit über die deutsche Flora hinausgeht. Qu. pedunculata geht weiter nördlich und östlich (bis nach Schweden und Russland); in Bergländern geht sie nicht bis tiber 1000 m Höhe hinauf. Qu. pubescens zieht die südlicheren Gebiete vor. Von Südeuropa geht sie nordwärts bis nach Böhmen, Thüringen und in die Rheingegenden. Quercus Robur liefert mannichfache Drogen und daraus bereitete Producte. Offieinell ist bei uns nur noch Cortex Quereus Ph. G. II. 68. Man versteht darunter die Rinde 10—25 Jahre alter Bäumchen, welche zum Zweck der Schälung besonders eultivirt werden. Die beste Rinde wird als Spiegelrinde in den Handel ge- bracht. Sie enthält einen Bitterstofl, Querein, besonders aber eisenbläuende Eichenrinden-Gerbsäure. Die Rinde wird ge- schnitten und grob gepulvert, vor direetem Sonnenlicht und ammoniak- haltiger Luft geschützt aufbewahrt. Früher waren auch die Eicheln offieinell als Semen Quercus s. Glandes Quereus deeorti- “Atae, welche in den Cotyledonen den Eichenzucker, Quereit, enthalten. Sie liefern den noch heut vielfach angepriesenen Eichel- kaffee, welcher auch zur Herstellung des Eicheleacaos dient. ., > Quereus lusitaniea Webb. ist durch eiförmige, läng- liche oder verkehrt-eiförmige, spitze, am Grunde abgerundete, ge- zähnte oder lappige Blätter ausgezeichnet. Die männlichen Kätzchen Bleichen denen von Qu. Robur. Das 4—7-lappige Perianth ist Aussen behaart. Die weiblichen Kätzchen gleichen denen unserer ercus sessiliflora; die Eicheln sitzen kurzgestielt dem Zweige wo Die Eichel ist schlanker als bei unseren heimischen Arten; sie tber- "gt die Cupula um das Drei- bis Vierfache. : ; i ee bei uns Quercus Robur tritt die lusitanische Eiche im : Nittelmeergebiete mit vielen Varietäten auf, welche De Can dolle auf drei Unterarten Quercus faginea, orientalis und baetica ig on diesen Kt hier nur orientalis in Betracht. Sie tritt ge- Yöhnlich in Strauehform, selten als Baum auf. Ihre kleinen, . MM Winter absterbenden, aber an den Zweigen hängen bleibenden »Marcescenten“) Blätter sind regelmässig gesägt oder Ben 7, 8% niemals gezähnt-gelappt. Sie lassen mit re uge 3 kaum eine Behaarung erkennen. Zu merken ist die Varietät: _ Müller, Medicinalflora. H ® 2358 Angiospermen. a, infectoria DC. (— Qu. infectoria Oliv.), die Färber- oder Gall- äpfeleiche. Sie bildet gewöhnlich nur mannshohe Büsche mit 5—6 cm langen, etwa 3 cm breiten, oft noch viel kleineren, länglich verkehrt eiförmigen Blättern, welche nur ganz kurz gestielt sind. Die fast völlig sitzenden Früchte finden sich einzeln oder bis zu dreien bei einander. Die Eichel ist walzlich, etwa 4 em lang. In Kleinasien und Syrien bis zum Tigris hin ist die Färbereiehe weit verbreitet, findet sich aber auch auf Cypern und in Thracien. Sie liefert die Gallae Ph. G. II. 124 s. Gallae Hale- penses, Levanticae v. Turcicae Ph. G. II. 334, die Aleppo- Galläpfel oder levantischen und türkischen Gallen (Fig. 164). Fig. 164. Galläpfel, von Cynips gallae tinetoriae an Quercus infeetoria erzeugt. « ein ganzer Gallapfel mit Flugloch der Wespe; 5 und e durchschnittene Gall- äpfel; 5 zeigt die centrale Larvenkammer, e zeigt diese und den von ihr aus gehenden Bohrkanal. (Nach Hager.) Dieselben entstehen an den Triebspitzen der Eiche durch den Stich einer Gallwespe, der Cynips gallae tinctoriae Olivier (— Diplolepis gallae tinctoriae Latreille). Die weibliche Wespe legt nämlich beim Anstechen der Triebspitzen ein Ei in das junge Gewebe derselben. Aus dem Ei entschlüpft eine Larve, und während diese heranwächst und sich von den Säften der sie umgebenden pflanzlichen Gewebe nährt, wobei sie die Pflanze zu beständigem Säftezufluss reizt, bildet sich die Galle als ein krankhaftes Umwandelungsproduet der ganzen Triebspitze aus. Die Wespenlarve lebt in der centralen Höhle der Galle, in der Larvenkam mer, in welcher sie sich auch ver puppt. Schlüpft nun die ausgebildete Wespe im Frühjahr aus der Puppenhaut aus, so sucht sie in's Freie zu gelangen, um wieder zur Eierablage Triebspitzen anzustechen. Sie frisst sich deshalb einen Ausgang aus der Larvenkammer: sie bohrt sich ein Flugloch. Viele der ‚Gallen zeigen ein solches nicht; man findet dann die Wespe (bisweilen noch lebend) in ihnen. Die Gallen enthalten bis 7000 des als Gallusgerbsäure bezeichneten Gerbstoffes und dienen zur Bereitung der Tinetura Gallarum Ph. G. II. 2802). N) Die Erö j 2 ne ir A Fi Erörterung der verschiedenen Gerbsäurearten gehört nicht in en Anfänger merke sich bei dieser G i den Ei Fer elegenheit nur, dass an a heimischen) zahlreiche verschiedene Gallen angetroffen we ei. von sehr verschiedenen Cynips-Arten hervorgerufen werden. Am nn Dicotyledonen. 259 3. Quercus Suber L., die Korkeiche, ist ein im westlichen Mittel- meergebiete heimischer Baum mit immergrünen, eiförmigen bis länglichen, meist scharf domig gezähnten, anfänglich graufilzigen, später oberseits kahlen Blättern. Die männlichen Kätzchen sind nebst den Deckblättern und dem stumpf-sechslappigen Perianth der Einzelblüthen filzig behaart. Die weiblichen Kätzchen sind nur äusserst kurz gestielt und bringen gewöhnlich nur einzelne Früchte innerhalb des laufenden Jahres zur Reife. Die Eichel ist glänzend gelbbraun und 2—3mal länger *'als die fast halbkugelige, nach unten kegelig auslaufende, graufilzige Cupula, welche mit nur loeker angedrückten Schuppen bedeckt ist. Sehr charakteristisch ist für den Baum die reiche Korkbildung. Schon 15-jährige Stämme liefern geschält bis 5 em dicke Kork- platten und werden dann nach Zeiträumen von mindestens 8 bis 10 Jahren immer wieder von neuem geschält. Der zur Herstellung der Pfropfen dienende Kork stammt fast ausschliesslich von Qu. Suber. 4. Qu. occidentalis Gay, eine sommergrüne Eichenart Spaniens und Südfrankreichs ‚ welehe ihre Früchte erst im zweiten Jahre reift, liefert nur geringe Mengen des in den Handel kommenden Korkes, welcher jedoch zu Mixturkorken unbrauchbar ist. Juglandaceae. Die Familie der Juglandaceen oder Nussbaumgewächse umfasst ausschliesslich Bäume von ansehnlicher Grösse. Für die ganze Familie sind charakteristisch grosse, unpaarig gefiederte Blätterohne Nebenblätter und monoeeisch vertheilte Kätzchen. Bei einigen Arten sitzen männliche und weibliche Blüthen an der- selben Kätzchenaxe („androgyne“ Kätzchen). Die männlichen Blüthen führen ausser dem Deckblatte zwei seitliche Vorblätter, welchen 2—4 Blüthendeckblätter in spiraliger Ordnung folgen. Die Staub- blätter sind meist zahlreich und regellos dem Blüthenboden ein- Re a Er kanntesten sind die besonders an Quereus peduneulata in Süddeutschland und terreich zu findenden Knoppern. Dieselben sind missbildete Cupulae. en entstehen als eine weitere Folge des Stiches von Cynips ealyeis Burgsdorfi. Die Chinesischen und japanischen Galläpfel stammen dagegen nicht von ichen und werden auch nicht von Gallwespen erzeugt. Sie sind zu Gallen umgewandelte Fiederblättehen einer Terebinthacee, der Ahus semialata Murr. Jar. Osbeekii und bilden die Wohnung und Brutstätte einer bestimmten Blattlaus, der Aphis chinensis Doubleday. Da nun die Pflanzengallen Krankheitserschei- Nungen der betreffenden Pflanzentheile darstellen, so hat man den aus Gallen gewonnenen Gerbstoff als pathologischen bezeichnet. Gerbstoffe nn von fast allen Pflanzen gebildet und spielen im Leben derselben eine wie tige lie. Deshalb kann man aus noch sehr vielen Pflanzen, namentlich aus deren Rinden und Früchten Gerbstoffe gewinnen, welche man (obwohl mit schlechtem . Grunde) als physiologische Gerbstoffe bezeichnet. a 260 Angiospermen. gefügt. Die weiblichen Blüthen stehen ebenfalls einzeln in den Achseln ihres Deckblattes und werden von zwei Vorblättern be- gleitet. Sie führen ein oberständiges, sehr unscheinbares Perigon und einen einfächerigen Fruchtknoten mit zwei Narben. Der Fruchtknoten wird aus zwei Frucht- n blättern gebildet, lässt aber vom Grunde aus in seine einfache Höhle nur eine einzige aufrechte und gerade 9a- d | menanlage hervorsprossen (Fig. 165). Erst später bilden sich unvollkommene Scheide- wände aus, welche die Frucht unvollständig Fig. 165. Weibliche Blüthe 2- oder 4-fächerig machen und eine sehr Damen, Ju: au ffäll ige Lappung des 8 amens be- d das Deckblatt; pdas ober- dingen. Die Frucht führt eine fleischige, ee Aateeur» ” benz als Epikarp bezeichnete Schale, während Fruchtknotenhöhle ragtvom das Endokarp holzig oder kmochenhart wird. de her die einzige, au- Die Frucht muss deshalb als eine Stein- zechte Samenanlage hinein. frucht bezeichnet werden 1), Das Epikarp springt bisweilen regelmässig 2- oder + klappig auf; bei der Wallnuss platzt es in unregelmässigen Stücken ab. Der Same ist stets ohne Nährgewebe; seine Masse ist fast ganz vom Keimling, speciell dessen fleischigen Cotyledonen gebildet. Die Samenschale ist nur als feine (bei unseren reifen Wallnüssen bräun- liche) Haut entwickelt. Hier ist nur eine Gattung mit einer Art zu besprechen. Juglans regia L. Die Merkmale der Gattung Juglans liegen im Aufbau ihrer blühenden Sprosse und in den Blüthencharakteren. Die männlichen Kätzchen stehen immer an vorjährigen Seitenzweigen einzeln oder zu zweien oberhalb der Blattnarbe eines abgefallenen Laubblattes, dessen Achselsprosse sie darstellen. Oberhalb der männlichen Kätzchen treibt die den Zweig abschliessende Knospe aus. Den Knospenschuppen folgen einige grosse, gefiederte Laubblätter, und über diesen schliesst der Jahrestrieb mit einer armblüthigen, aus weiblichen Blüthen gebildeten Aehre ab. Wir erhalten somit für die blühenden Triebe von J uglans das halbschematische Bild Fig. 166. Jede männliche Blüthe führt unbestimmt »viele (8—40) Staub- blätter, welche sich in zwei oder mehr Reihen ordnen. Die dieken Staubbeutel Sitzen auf sehr kurzem Faden und werden von dem Connectiv überragt. Ein Fruchtknotenrudiment fehlt gänzlich. ‚An den weiblichen Blüthen verwachsen das Deckblatt und die beiden Vorblätter hoch hinauf mit dem Fruchtknoten, welchen ein nn 4 .) Die „Nüsse“ der Wallnussbäume sind also keine Nüsse! Dieotyledonen. 261 unscheinbares , vierzähniges, grünes Perigon krönt, in dessen Mitte sich die zweilappige Narbe erhebt (Fig. 165). Die Narbenlappen stehen median. Die aus dem Frucht- knoten hervorgehenden grünen Stein- früchte erlangen eine ansehnliche Grösse. Ihr Epikarp platzt unregelmässig ab, wodurch der Steinkern, die „Nuss“, freigelegt wird. Die holzige „Nuss- schale* (sie ist nur das Endokarp) ist aussen unregelmässig gerunzelt; bei der Keimung zerspringt sie zweiklappig. Von den 8 Arten der Gattung wird bei uns allerwärts eultivirt Juglans regia L., der Wallnussbaum (Fig. 167), dessen verhältnissmässig kurzer, gedrungener Stamm eine schöne, weit ausgebreitete Krone trägt. Die gelblich grünen Fiederblätter tragen an der kräftigen, mehr als handlangen Mittelrippe 5 bis 9, meist 7 Fieder- paare. Jedes Blättchen ist eiförmig oder länglich, spitz und ganzrandig, etwas lederig und fast völlig kahl; nur unterseits findet man Haarbüschel in den Achseln der grössten Fiedernerven. Die länglichkugelförmigen Früchte füh- ren eine glatte, grüne Schale mit sehr kleinen, weisslichen Punkten. Zur Reife- zeit wird die Schale schwarz, schrumpft und zerreisst dann unregelmässig, um den am Scheitel kurz zugespitzten Stein- kern, die „Nuss“, zu entlassen. Wegen seiner essbaren Samen wird der Wallnussbaum in fast ganz Europa, nders in wärmeren Gegenden ge- Pflanzt. Er stammt aus dem Orient. Wild findet er sich im Kaukasus, in Armenien und weiter ostwärts bis zum Imalaya hin. Sein Holz ist zu Tisch- lerarbeiten sehr geschätzt. Offieinell Sind bei uns nur die Blätter als Folia Juglandis Ph. G.II. 114. Sie dienen ve Bereitung eines Infusums, des „Nuss- Ä lätterthees“ , welcher in der Volks- Mediein als blutreinigend in Ansehen Fig. 166. Halbschematische Dar- stellung eines blühenden Triebes von Juglans regia. Die männ- lichen Kätzchen (f)kommen aus den Achseln vorjähriger (abge- fallener) Blätter; die weiblichen Blüthen (9) bilden eine den jungen Frühjahrstrieb abschlies- sende, wenigblüthige Aehre.(Nach Eichler.) Rechts die Diagramme männlicher Einzelblüthen unter Weglassung ihrer regellos das Centrum füllenden Staubblätter. Fig. 167. Blühender Zweig von Juglans regia. Stark verkleinert. EN bilden sich vieleiige, 262 Angiospermen. steht. Das Fruchtfleisch war als Cortex Fructus Juglandis = noeh in der Ph. G. I. aufgeführt. Es enthält ein fettes Oel, Nuein, und einen Gerbstof, Nucitannin. Nussschalenextraet ist ein be- kanntes Haarfärbemittel. Salicaceae. Die Familie der Salicaceen oder Weidengewächse mag hier der Vollständigkeit wegen in Kürze betrachtet werden. Sie um- fasst nur zwei Gattungen, Salix (Weiden) und Populus (Pappeln). Im Gegensatz zu den Cupuliferen und Juglandaceen begegnen wir hier nur dioecisch vertheilten Blüthen. Männliche und weibliche Kätzchen sind reichblüthige Aehren (während bei den Cupuliferen und Juglandaceen die weiblichen Kätzchen gewöhnlich armblüthig sind). In allen Fällen sind die Kätzchen seitlichen Ursprungs; sie entspringen aus den Achseln vorjähriger Blätter (wie die männlichen Kätzchen von J uglans). Niemals schliessen Kätzchen den vor jährigen Trieb ab; denn bei Salix fehlt demselben eine über- winternde Endknospe, und bei Populus, wo eine solche vorhanden ist, erzeugt sie im Frühjahre nur Laubblätter. Die Blüthen sind in beiden Geschlechtern sehr einfach gebaut. Bei Salix sitzen in der Achsel jedes nicht zerschlitzten, ganz randigen Deckblattes gewöhnlich zwei Staubblätter, eines rechts, eines links, ohne eine Spur eines Perigons. Bei manchen Arten sind mehr als zwei (3—12) Staubblätter entwickelt. Meistens findet man in der Mediane der Blüthen eine zwischen den Staubblättern und der Mutteraxe sitzende Nectardrüse, zu welcher ‚sich bei einigen Arten noch eine ebensolche zwischen den Staub- blättern und dem Deckblatte gesellt. Bei Populus ist das Deck- blatt jeder Blüthe fransi 8 zerschlitzt; in seiner Achsel sitzen 88 wöhnlich viele Staubblätter (4—12), welche von einem nach hinten abschüssigen Drüsenbecher umgriffen werden. Die weiblichen Blüthen sind ausserordentlich einfach. Ueberall finden wir in der Achsel Jedes Deckblattes einen einfächerigeh aus zwei seitlichen Fruchtblättern gebildeten Frucht knoten, welcher sich in einen kurzen Griffel auszieht, der zwei einfache oder 2- bis 4-spaltige Narben trägt. An den in der Medianebene liegenden beiden Verwachsungslinien der Fruchtblätter wandständige Placenten aus. An ihnen sitzen genden, anatropen Samenanlagen er ir die Reihen. Hierin liegt ein wichtiges re systematische Abgrenzung der Familie. Bei Populus bilde sich um den Fruchtknoten ein Drüsenbecher, wie in den männlichen Blüthen, s die vielen aufste; 2wei oder mehr Die reifen Früchte sind Kapseln, welche sich fachspaltig | Dicotyledonen. 263 (loeulieid) zweiklappig öffnen und die Klappen hornförmig zurück- rollen, um die zahllosen, sehr kleinen, mit häutiger Schale versehenen Samen zu entlassen. Charakteristisch ist für die Samen die Bildung eines Schopfes von langen, seidenglänzenden schnee- weissen Haaren, welche aus dem Funiculus hervorsprossen. Die Samen sind ohne Nährgewebe. Die stets einfachen Blätter der Weiden sind fast ausnahmslos schmal (linealisch bis rundlich), die der Pappeln sind gewöhnlich sehr breit, oft breiter als lang (rundlich, dreieckig oder viereckig). Auf die beiden Gattungen näher einzugehen, soll hier unter- lassen werden, da zur Zeit keine einzige Art mehr bei uns offieinell ist. Cortex Salicis, welcher hauptsächlich von Salix pentandra, fragilis, alba und purpurea gesammelt wird, ist reich an Saliein und ist anderwärts noch offieinell. Das russische Juchtenleder wird mit Weidenrinde gegerbt. Von den Populus-Arten lieferten Populus nigra (die Schwarz- pappel), Pop. pyramidalis (die bekannte, allerwärts an Chausseen an- gepflanzte Pyramidenpappel), Pop. balsamifera (die nordamerikanische Balsampappel) und andere die harzreichen Winterknospen als Gemmae Populi, welche nach der Ph. G. I. bei uns offieinell waren und zur Herstellung des Unguentum Populi dienten. Urticinae. Die Urtieinen bilden die zweite Ordnung in der Reihe der Julifloren. Wie bei der ’ersten Ordnung, den Amentaceen, finden wir auch hier stets dikline (getrenntgeschlechtige) und stets kronenlose (apetale) Blüthen. In den männlichen Blüthen folgen dem 4- oder 5-theiligen Perigon wenige Staubblätter; in den weiblichen umhüllt das stets unterständige Perigon ein einzi ge 8 Fruchtblatt mit einer Samenanlage. Tritt ein zweites Fruchtblatt hinzu, so ist es immer rudimentär entwickelt und ge- wöhnlich nur als Griffel oder Narbenschenkel sichtbar. Die unan- sehnlichen Blüthen bilden niemals typische Kätzchen, wie Sie die Amentaceen aufweisen. Die allgemeine Blüthenformel ist für die männlichen Blüthen: P 4—5, A 4—5 über P, G 0. für die weiblichen Blüthen: P 4—5, A 0, & (1-2). Die Ordnung umfasst nur wenige Familien, von welchen die Urticacee n, Ulmaceen und Platanaceen Erwähnung ver- dienen. Urticaceae. Der Charakter dieser mehr als 1700 Arten umfassenden, be- sonders in der heissen Zone vertretenen Familie deckt Wesentlichen mit dem der ganzen Ordnung. Wir begegnen hier 264 Angiospermen. Kräutern und Bäumen mit Nebenblättern, welche ihre Blüthen und Blüthenstände aus den Achseln oft verkümmernder Zweigvorblätter entwickeln. Die Früchte sind nussartig, einsamig. Die Samen führen Endosperm. Nach der Knospenlage der Staubblätter und nach der Beschaffenheit der Samenanlagen hat Eichler die Familie in vier Unterfamilien zerlegt: a) Urticeae, Nesseln. Filamente der Staubblätter in der Knospe eingekrümmt. Samenanlage aufrecht und gerade. Frucht- knoten mit nur einer Narbe. Ohne Milchsaft. Hierher unsere Brennnesseln (Urtica). b) Moreae, Maulbeerbäume. Filamente wie bei den Urticeen. Samenanlage hängend und gekrümmt. Fruchtknoten mit zwei Narben. Oft mit Milchsaft. Hierher unsere Maul- beerbäume (Morus). e) Artocarpeae, Feigenbäume. Filamente der Staubblätter gerade. Narben und Samenanlagen wie bei den Moreen. Milchende Holzpflanzen. Hierher die Feigenbäume (Fieus). d) Cannabineae, Hanfgewächse. Filamente gerade wie bei den Artocarpeen. Narben und Samenanlagen wie bei den Moreen und Artocarpeen. Kräuter ohne Milchsaft. Hierher der Hanf (Cannabis) und der Hopfen (Humulus). Besprechung verdienen an dieser Stelle: 1. Fieus L. Die Gattung Ficus ist der typische Vertreter der als Ar- tocarpeen bezeichneten Unterfamilie, für welche drei Merkmale charakteristisch sind: 1) In der Knospenanlage gerade (nicht gekrümmte) Fäden der Staubblätter; 2) hinfällige, zu einer die End- knospe der Zweige anfänglich völlig umhüllenden Tute verwachsene Nebenblätter '); 3) die gerollte Knospenlage der Laubblattspreiten. Die Gattungsmerkmale liegen in dem Bau und der Anordnung der dielinen, monoeeisch vertheilten, sehr kleinen Blüthen. Die männ- lichen Blüthen führen ein 2—6-theiliges einfaches Perianth, welches bald nur ein einziges, bald zwei, bald 3—6 Staubblätter umschliesst. Die weiblichen Blüthen zeigen einen oberständigen, einfächerigen Fruchtknoten, an dessen Bildung wesentlich nur ein Fruchtblatt nr ') Zu den Ficus-Arten gehört der bei uns vielfach in Zimmern eultivirte Gummibaum, Mm, Fieus elastica. Man beobachte an diesem gelegentlich die fast hand- lange, schön roth gefärbte Nebenblatttute, welche die Endknospe des Stammes SEAL bei dem Entfalten des der Tute folgenden Laubblattes aber gespalten De und bald abfällt. Die nun die Endknospe umhüllende, anfänglich grüne re ng der Verwachsung der Nebenblätter des eben entfalteten, jungen Laubblattes hervorgegange 2 en Dieotyledonen. 265 betheiligt ist. An der Nath desselben entspringt eine absteigende, campylotrop-epitrope Samenanlage. In der Regel entwickelt sich ein zweites Fruchtblatt in der Art rudimentär, dass es auf der nach der Abstammungsaxe gekehrten Seite einen kürzeren Griffelschenkel des Fruchtknotens darstellt (Fig. 168). Höchst bemerkenswerth ist die Anord- nung der Blüthen. Denken wir uns zunächst einen flachen Kuchen, welcher das Ende eines kurzen, die Blüthen erzeugenden Sprosses darstellt. Auf der flachen Oberseite des Kuchens — man nennt ihn das Rece p- taculum — entwickeln sich nun zuerst in seinem Centrum weibliche Blüthen, deren Bildung nach dem Rande des Kuchens fort- schreitet, während dieser sich fortwährend vergrössert. Bald hört die Erzeugung weib- licher Blüthen auf; es entstehen statt ihrer männliche Blüthen, welehe die ganze Peri- Pherie des Kuchens einnehmen. Während aber die Bildung der Blüthen centrifugal vorwärtsschreitet, krümmt sich der Rand des Kuchens mehr und mehr aufwärts, so dass: das Centrum des Kuchens vertieft er- scheint. Die Aufkrümmung des Randes hält nun so lange an, bis das Reeeptaculum krugförmig geworden ist. Seine Aussenseite ist die morphologische Unterseite des Kuchens gewesen; seine Innenseite, welche ganz mit Blüthen bedeckt ist, war die morphologische Ober- seite des Kuchens. Ist der Krug fertig gebildet, dann $estattet nurnoch eine enge Oeffnung, das Östiolum, en Zugang zu seiner mit Fig. 168. Fruchtknoten einer weiblichen Blüthe des Caprifieus mit ungleichen Narben (r) im Längsschnitt. Derselbe entstammt einer als „Profichi“ bezeichneten, nicht essbaren Feigenfrucht. Durch den Griffelkanal hat die Wespe Blastophaga ein Ei (e) in den Fruchtknoten geschoben, der von der Sa- menanlage ganz erfüllt ist. f Fruchtknotenwand, « äus- seres, ? inneres Integument; s der im Nucellus derSamen- anlageliegendeEmbryosack. (Nach Solms-Laubach.) Fig. 169. Feigenfrucht von Ficus Carica. a Blüthen erfüllten Höhle und selbst diese Oeiinig Wird noch durch das Her- yorsprossen von schuppen- förmigen Blättchen verengt. ae Reifezeit bleibt das ugförmige Receptaculum Längsdurchschnittener, krugförmiger Blüthen- boden, dessen Höhlung überall mit Blüthen be- setzt ist. Der Zugangskanal, das Ostiolum, ist sichtbar. 5 Eine reife Feige (Scheinfrucht) von aussen gesehen. An ibrem vertieften Scheitel sieht man die Mündung des in die Feige füh- renden Kanales. e Eine männliche, d eine weibliche Blüthe, aus dem Innern der Feige entnommen. (Nach Hager.) 266 Angiospermen. fleischig und wird bei der hier interessirenden Art, Ficus en - einer essbaren Frucht, welche als Feige bezeichnet wird (Fig. \ ). Sie enthält die Reste der männlichen Blüthen und zahllose, aus len weiblichen Blüthen resp. deren Fruchtknoten ee samige Nüsschen, welche harte Körnchen in dem Innern der Feige zu sein scheinen. Jedes Nüsschen enthält einen gekrümmten, - Nährgewebe ganz umhüllten Keimling. Aus dieser Darstellung ge so hervor: i 2 Die Feige ist ein Blüthenstand mit zahllosen männ- lichen und weiblichen Blüthen. Der fleischige, ess- bare Theil ist der gemeinsame, krugförmige Blüthen- boden. Die im Innern der Feige zu findenden, zahllosen, harten Körnchen sind die aus den weiblichen Blüthen hervorgegangenen Einzelfrüchte (Nüsschen). Will man die Feige eine Frucht — so muss man sie eine Scheinfrucht, oder, weil sie zahllose Einzel- früchte umschliesst, eine Sammelfrucht nennen. z Nun ist noch der Sitz der Feigenfrüchte bemerkenswerth. Denken wir uns (Fig. 170) ein Laubblatt Z mit seiner tutenförmigen, | die Hauptaxe A umfassenden Ne- benblattscheide st, so entwickelt sich, wie es normal geschieht, in der Achsel des Laubblattes eine Laubknospe kn. Dieser sind, wie es wieder normal ist, zwei grund- ständige, seitliche Vorblätter, 4 und #, eigen. In der Achsel jedes derselben entwiekelt sich ein kurz gestielter Blüthenstand, also nach Fig. 170. Diagramm für die An- ordnung der Feigenfrüchte am Feigen- stamme. 4 ist die Mutteraxe (der Stamm) des Baumes. Z ein der Axe 4 ansitzendes Laubblatt, dessen tuten- förmige Nebenblattscheide sö um den Stamm herumgeht. In der Laubblatt- achsel steht der Spross kn (eine Laub- blattknospe) mit ihren Vorblättern « und #. In der Achsel jedes derselben entwickelt sich ein Blüthenstand, eine Feige, welche schematisch im Quer- ‚schnitt dargestellt ist. Jede Feige trägt am Grunde zwei Vorblätter («' ß resp. &ı Pı). (Nach Eichler.) _ Feigenbechers angesehen werden missen, unserer obigen Darstellung eime Feige. Dieselbe ist nichts Anderes als der Achselspross eines der Vor- blätter (@ resp. £). Wie es aber Regel ist, hebt dieser An (die Feige) wieder mit zweı grun ständigen Vorblättern, « ß resp- &, f,, an. Deshalb findet man au Grunde der Feige stets drei Blätt- chen vor («, « ß’ resp. ß, &ı Pr) von denen eines als Deckblatt, die beiden anderen als Vorblätter des Gewöhnlich braucht nun i : . ibt die Feige lange Zeit zu ihrer völligen Reife; die Knospe An bleib unentwickelt blatttute st bar aus ä E Yoben- ‚ und das Laubblatt Z geht mitsammt seiner N unter. Daher scheinen dann die reifen Feigen unmi dem Feigenstamme hervorgesprosst zu sein. Dieotyledonen. 967 Ist nun die Bildung der Feigen für alle Arten der Gattung Fieus, von denen mehr als 600 durch alle Tropenländer, besonders in Asien und Australien, verbreitet vorkommen, höchst charakteristisch und überall die gleiche, so ändert doch die Form der ganzen Pflanzen auf's Mannichfaltigste ab. Wir finden Feigenbäume von riesigen Dimensionen (Ficus religiosa) neben kleinen, aufrechten Bäumehen (wie unseren Gummibaum). Viele Arten sind klimmende Sträucher, welche an den Epheu erinnern und sich mit Luftwurzeln an anderen Bäumen und an Gemäuer festklammern. Ihre Blätter sind bald krautig weich, bald lederig, bald diekfleischig, bald ganzrandig, bald gelappt, bald glänzend glatt, bald rauh-, bald weichhaarig. Alle Arten sind aber reich an Milchsaft, welcher an Wundstellen massig hervorquillt, ähnlich wie bei unseren heimischen Wolfsmileharten. Von den vielen Arten sind hier zu erwähnen: 1. Ficus Carica L., der gemeine Feigenbaum, welcher mehr oder weniger strauchartig eine Höhe von 8 Metern erreicht. Seine kräftigen, handgrossen Blätter sind gewöhnlich tief 3- oder 5-lappig, oberseits rauh, dunkelgrün, unterseits weichhaarig und gelblichgrün ; ihr Grund ist herzförmig, die Lappen sind stumpf gerundet. Die Feigen sind birnförmig, anfänglich dunkelgrün, reif werden sie röthlich, violett oder bräunlich, bisweilen sind sie gestreift. Sie umschliessen viele gestielte Blüthen, von denen die männlichen ein 5-theiliges Perigon und 3—5 Staubblätter führen, während die weiblichen mit 3—5 theiligem Perigon einen einfächerigen Fruchtknoten mit zwei ungleichen Narben umschliessen. Das Fruchtfleisch (Receptaculum) der Feigen ist reich an Zucker (bis 70%). Die hoch interessanten biologischen Verhältnisse, welche bei der Cultur der essbaren Feige eine Rolle spielen, können hier nur flüchtig berührt werden. Man unterscheidet zwei Varietäten des Feigenbaumes, den wildwachsenden Caprificus und den eultivirten Baum. Der Capri- fieus trägt dreierlei Früchte (mammi, profichi und mammoni der Italiener). Die Verschiedenheit derselben beruht, abgesehen von der verschiedenzeitigen Entwickelung derselben, in der verschiedenen Vertheilung der männlichen und weiblichen Blüthen. Die männlichen walten in ihnen vor; neben ihnen sind oft nur unvollkommene weibliche vorhanden. Niemals werden die Feigen des Caprificus zu essbaren Früchten. Nach den Untersuchungen des Grafen zu Solms - Laubach und Fritz Müller’s ist der Caprificus als männlicher Feigenbaum anzusehen. Der gewöhnliche Feigenbaum trägt zweierlei Früchte (pedagnuoli und eimaruoli), deren Entwickelung wiederum an bestimmte ‚Jahreszeiten geknüpft ist. In ihnen walten venmez Blüthen vor oder sind allein entwickelt. Der gewöhnliche Feigen- baum ist also als die weibliche Pflanze anzusehen, welche allein die essbaren Früchte ausreift. Es ist nun eine alte Erfahrung, dass die Befruchtung der weiblichen Blüthen durch Insekten, namentlich Gall- 968 Angiospermen. wespen, vermittelt wird. Dieselben legen ihre Eier in die -__ knoten der weiblichen Blüthen des Caprifieus (Fig. 168) > “ in Folge dessen zu Gallen werden. Die aus diesen me weiblichen Gallwespen besuchen nun, überstäubt mit dem Po n : männlichen Blüthen, an welchen sie vorbeistreifen müssen, die Fir des gewöhnlichen Feigenbaumes und vermitteln hierbei die Bestäul ung der weiblichen Blüthen in diesen letzteren. Nur diejenigen ® eigen, in welehen die Befruehtung stattgefunden hat, reifen in der z Weise Aus. Die Bestäubung der weiblichen Blüthen mit Hülfe ee Gallwespen bezeichnet man als die Caprification der Feigen. = Fieus Carica ist das caprifieirende Inseet eine als Blastophaga gr sorum Grav. (von Liune als Cynips Psenes) bezeichnete Wespe. Der im Orient heimische Baum wird im ganzen MitsekunsecgäHEE im wärmeren Asien, jetzt auch in Amerika wegen seiner no eultivirt, welche schön den alten Culturvölkern ein geschätztes er waren. Bei uns waren dieselben bis zum Erscheinen der Ph. 6. . offieinell als Caricae, welche auch einen Bestandtheil der Speel 2 peetorales cum fruetibus ausmachten. Noch heute werden I Feigen in vielen Pharmacien geführt. Das Volk verlangt Sie, = sie als Kataplasma auf Zahngeschwüre aufzulegen. Geröstete ag? liefern den Feigenkaffee oder Gesundheitskaffee, welcher als Kaffee surrogat vielfach angepriesen wird.!) BR 2. Ficus elastica L., der bei uns beliebte „Gummibaum ) Fe schönen, festen, oberseits dunkelgrün glänzenden, länglichen, zug spitzten und ganzrandigen Blättern, ist ein stattlicher Baum zz Sein Milchsaft liefert Kautschuk (der aber noch von vielen andere Pflanzen gewonnen wird). Kr .n 3 Ficus religiosa L., ein stattlicher Baum Ostindiens, länglich-herzförmigen, ganzrandigen, sehr stark zugespitzten a. liefert Kautschuk und den zur Bereitung des Schellacks dienende Gummilack. _ 4. Fieus indica L., ist ein Baum Ostindiens mit ausgebreite = reichästiger Krone, deren Zweige sich bis auf den Erdboden _. senken und hier wieder Wurzeln schlagen. Seine Blätter sind läng : , bespitzt, glatt und ganzrandig, seine Früchte fast kugelig. Er liefe = Kautschuk und Gummilack. 2. Cannabis sativa L. i .7° . en Die schon oben kurz erläuterte Unterfamilie der Cannabin we Amtasst nur die Gattungen Cannabis und Humulus, von denen .. erstere nur eine einzige Art, Cannabis sativa L., aufweist. Beide Gattung ! i : ine - Die sogenannten Cactusfeigen oder Indischen Feigen sind en Feigen; sie sind die fleischigen, feigenähnlichen Früchte von Oaetus Opuntia Opuntia Fieus Indien Haw., einer Caetus- Art. Dieotyledonen. 269 zeigen einen sehr einfachen Bau ihrer stets dioeeisch vertheilten Blüthen. Die männlichen Blüthen führen ausser dem kleinen Deck- blatt zwei schüppchenförmige seitliche Vor- blätter und ein einfaches, tief 5-theiliges Pe- F rianth, vor dessen Gliedern, wie es das Dia- gramm Fig. 148 zeigt, fünf Staubblätter ein- gefügt sind, welche an fadendünnen, leicht beweglichen Filamenten die schweren, zwei- fächerigen, innenwendigen Staubbeutel herab- hängen lassen. Die weiblichen Blüthen (deren d Diagramm Fig. 171 giebt) umfasst ein grosses „spathaartiges“ Deckblatt (@), welchem unmittel- Fig. 171. Diagramm der : . weiblichen Blüthe von bar ein becherförmiges, den unteren Theil des (annabissativa. d Deck- Fruchtknotens eng umschliessendes Perigon (P) blatt; p ringförmig ‚ge- mit ungetheiltem Rande folgt. Der Frucht- A knoten ist einfächerig, endet aber mit zwei Lupulus.) mediangestellten, langen Narben. Die einzige, in den Fruchtknoten hineinsprossende Samenanlage ist hängend cam- pylotrop. Sie entwickelt sich zu einem Samen mit häutiger Schale, welche einen gekrümmten Keimling, aber kein Nährgew ebe um- schliesst. Das Fruchtblatt wird zu einer, dem Samen eng anliegenden, harten Schale, weshalb die Frucht als Nuss bezeichnet werden muss, Gilt nun alles dies für die Gattungen Cannabis und Humulus gemeinsam, so gelten für den Hanf die folgenden Merkmale: Cannabis sativa L., der gemeine, gebaute Hanf (Fig. 172), ist ein aufrechtes, rauhhaariges, ästiges Kraut, dessen gerader Hauptstamm gewöhnlich iiber mannshoch, bei man- chen Varietäten 3—6 Meter hoch wird. Die langgestielten Blätter sind schön gefingert. Die 5 bis 7, seltener 9 Fingerblättchen sind schmal lan- zettlich, beiderseits verschmälert und grob gesägt. Am Grunde des Blatt- stieles sitzen je zwei freie Neben- blätter, Die männlichen Pflanzen enden mit einer grossen, unterwärts belaub- ten Blüthenrispe, deren Aufbau cha- rakteristisch ist. Ihre Zweige sitzen Fig. 172. Oberes Ende einer Hanf- in den Achseln unvollkommen ent- pflanze, Cannabis ‚sativa. Links wickelter Laubblätter, welche im obe- Einzelblüthen. ven Theil der Rispe auf ihre beiden Nebenblätter ei sind. Die Zweige selbst bringen es aber noch Dicht zur Blüthe; sie tragen nur wenige Laubblätter, und ge ee verschwinden im oberen Rispentheile, s0 dass die Zweige als ku : 270 Stummel (I in Fig. 173) sitzen rechts und links ß 1 Fig. 173. Schema des Auf- baues eines Rispenzweiges der männlichen Hanfpflanze. Der Zweigstummel I steht in der Achsel des schraffirt gezeichneten Deckblattes. Bei ®« und 3 entspringen zwei Seitenzweige (der «- und $-Spross), von welchen nur der -Spross in der Zeichnung ausgeführt ist. Er bildet ein Wickelsympo- dium, dessen Glieder ab- wechselnd rechts und links bei 17, IIZ, IF und F enden. Jedes „Sympodialglied“ ent- springt in der Achsel eines P-Vorblattes (bei £, 8, 8” etc.), aus jedem «-Vorblatt @«,@, a” etc.) entspringt einer der reichblüthigen Ris- penzweige. (Nach Eichler.) sich die beiden Vorbhlätt Angiospermen. erscheinen. Die blüthentragenden Zweige neben dem verkümmernden Achselspross I und können als «- und -Spross bezeichnet werden. Sie sind Achselsprosse der unter- drückten Vorblätter des Zweigstummels I; wir begegnen also hier einem Zweigdicha- sium,. ‚Jeder der beiden Zweige baut sich nun als Wiekelsympodium nach dem Schema Fig. 173 auf. Das erste Wickelglied ist der bei # beginnende und bis zur Blüthe u reichende Sprossabschnitt; derselbe trägt die beiden Vorblätter « und #°. Das zweite Wickelglied reicht von £’ bis III; es trägt die Vorblätter «” und £”. Aehnlich ver- hält sich das dritte Wickelglied (von f bis IV) und auch die folgenden. Nun ist aber aus der Figur 174 ersichtlich, dass jedes Wickelglied aus dem Winkel des Ur Vorblattes einen Seitenzweig entwickelt, welcher mit einer Blüthe abschliesst; zugleich setzen sich aber weitere Verzweigungen aus den Achseln der Vorblätter dieser Seiten- zweige fort. Die weiblichen Pflanzen sind fast bis zum Gipfel hin reich belaubt; sie er- scheinen deshalb gedrungener als die männ- lichen. Ihre Blüthenstände sind nieht rispig entwickelt. Zunächst entwickelt sich der in Fig. 173 als Stummel gezeichnete Spross zu einem belaubten Zweige, an dessen Grunde er @ und $ deutlich entwickeln, in deren Achsel nur je eine weibliche Blüthe sitzt, für welche das «- resp. P-Blatt die spathaartige Hülle bildet. In den reifen Früchten, welche gewöhnlich schlechtweg als Hanf oder Hanfkörner, fälschlich auch wohl als Hanfsamen in den Handel kommen, umschliesst der Same einen . einfach gebogenen fettreichen Keimling. Die zerbrechliche Fruchtschale ist glänzend grünlich-grau, mit zierlichem, weissen Adernetz gezeichnet. Der Hanf ist eine aus Indien stammende, höchst wichtige Cultur- = . pflanze ‚ welche weg 2 : allem die i } : ie en ihres Bastes im Grossen gebaut wird. D ; n R . . N) werden zu vielen Gespinnsten verwendet; sie liefern v i : r- grösste Menge des zu Tauen, Seilen und Sehntren ve wendeten Rohmateriales (Hanfseile, Hanfschnüre). Der Abfall bildet Hanföl, Gipfelsp „Werg“, Aus den Früchten gewinnt man durch Auspressen er Oleum Cannabis. Pharmacentisch wichtig ‚sind “ rosse der weiblichen Stengel der im nördlichen Indien wer Dieotyledonen. . 971 senden, als Cannabis indica Lam. bezeichneten Hanfvarietät. Sie ist weniger hoch und ästig als der bei uns cultivirte Hanf und eignet sich auch nicht zur Bastfasergewinnung. Charakteristisch ist aber für den indischen Hanf das Vorhandensein von harzführenden Drüsen (glandulae oleiferae) auf den spathaartigen Blüthendeckblättern. Das in ihnen enthaltene Harz, das Cannabin, hat berauschende Wirkung. Im Oriente wird es mit Tabak gemischt geraucht und bildet das als Haschisch bekannte Genussmittel. Der indische Hanf kommt in zwei Handelssorten, als Bhang und Gunjah, in den europäischen Handel und bildet die offieinelle Herba Cannabis Indicae Ph. G. HI. 128. Sie dient zur Bereitung von Tinetura Cannabis Indicae Ph.G.H. 274 und Extractum Cannabis Indicae Ph. G. II. 85, das neben Salieylsäure einen Bestandtheil des „Hühneraugeneollodiums“ bildet. Die Früchte waren bei uns offieinell als Fructus Cannabis Ph. G. I. 3. Humulus Lupulus L. Die nur in zwei Arten bekannte Gattung Humulus unter- scheidet sich im Bau ihrer Einzelblüthen nur wenig von der Gattung Cannabis. Das Diagramm der männlichen Blüthe, Fig. 148, und das der weiblichen Blüthe (Fig. 171) gilt deshalb zugleich für Hu- mulus und Cannabis. Die Merkmale des Hopfens liegen in der Eigenart seines Wuchses und des Aufbaues seiner Blüthenstände. Die Besprechung mag aber der Einfachheit wegen mit der Betrach- tung der hier allein interessirenden Art verknüpft werden. Humulus Lupulus, der Hopfen (Fig. 174), ist ein ausdauerndes Kraut, welches aus seinem Rhizome schlanke Stengel über den Boden sendet, welche rechts windend (vgl. Fig. 41, a auf 8. 39) sich an Stützen oder anderen Pflanzen bis zu einer Höhe von 5 Metern hinauf- ranken. Die Blätter sitzen abwechselnd gegenständig (deeussirt) dem sechskan- tigen Stengel mit langem Stiele an, neben dessen Einfügungsstelle rechts und links ein ziemlich lang zugespitztes, aussen sammethaariges Nebenblatt entwickelt ist, welches sich dem nächst höheren Stengel- gliede anlegt. Da nun die Laubblätter fig. 174. Humulus Lupulus F immer paarig einander gegenüberstehen, Zweigstücke von männlichen so findet man an jedem Knoten vier ee ne de un Nebenblätter. In der Regel verwachsen Jiche und eine weibliche Blüthe. die auf derselben Seite des Stammes an- Sitzenden beiden Nebenblätter unterwärts, Knoten zwei Laubblätter und mit ihnen gekreuzt schein so dass man an jedem bar nur zwei 272 Angiospermen. Nebenblattgebilde findet. Von den sechs Flächen des Stengelgliedes liegen jedesmal die beiden breitesten, einander parallelen unter- halb der Nebenblattpaare, während je zwei andere, schmälere, unter spitzem Winkel sich schneidende Flächen des Stammes auf je ein Laubblatt zulaufen, dessen Stiel gerade auf die Kante der beiden schmalen Flächen aufgesetzt ist. Die in der Knospenlage eigenartig scharfkantig gefalteten Laubblattspreiten sind rundlich oder eiförmig, ihr Grund ist herzförmig. In den mittleren Regionen des Stengels trifft man fast ausnahmslos drei- oder fünflappige Blätter. Alle Spreiten sind grob stachelspitzig gesägt, oberseits unbehaart, unter- seits mit verschieden gestalteten Haaren und in der Jugend mit gelben Drüsen besetzt. Ganz besonders beachtenswerth sind die auf allen Blattrippen, namentlich aber auf dem Rücken und am Rande des Blattstieles, sowie auf den sechs Stengelkanten sitzenden Stachel- haare, welche die Hopfenpflanze beim Klimmen wie Haken benutzt. Man nennt sie gewöhnlich die Klimmhaare des Hopfens. Auf den Blattstielen gleichen sie in ihrer Form einem zweispitzigen Amboss; auf den Stengelkanten neigt sich jedoch das zweispitzige Haar so, dass der nach aufwärts gerichtete Schenkel der Kante sich anschmiegt, während die abwärts gerichtete Spitze unter spitzem Winkel vom Stamme absteht und dadurch eine Art Widerhaken bildet. Man kann daher bequem zwischen Daumen und Zeigefinger den Stengel von oben nach unten durchstreichen lassen. Will man aber in gleicher Weise mit den beiden Fingern von unten nach oben streichen, so merkt man sofort die Widerhaken. Will man eine Hopfenranke von ihrer Stütze herunterziehen, so fühlt man den Widerstand der zahllosen, sich in die Stütze einsetzenden Hakenhaare. Charakteristisch ist (wie beim Hanf) der Aufbau der Blüthenstände des Hopfens. Bei den männlichen Pflanzen entspringen die Blüthenzweige in den Achseln von Laubblättern, welche an den blühenden Zweigenden aufihre Nebenblätter redueirt sind. Den schematisehen Aufbau eines männlichen Blüthenstandes giebt Fig. 175. Es bezeichnet d das Laubblatt (Deek- blatt), in dessen Achsel die Blüthenrisp® er entwickelt wurde, st sind die dem Blatte an- zu. Schematischer gehörigen Nebenblätter (Stipeln). Am Grunde 2 ne as a der Blüthenstandsaxe stehen (bei « und #) zwei fens, Erklärung im Test. Seitenzweige, welche als «- und $-Spross be- (Nach Eichler.) zeichnet werden können, obwohl die beiden Vor- RS blätter « und £ nicht entwickelt sind, Weiter oben bilden sich an der Axe der Rispe mehrere Nebenblattpaare Aus, eg a. nur das unterste in der Figur mit st bezeichnet worden h üthentragenden Seitensprosse verhalten sich nun ver Dieotyledonen. 973 schieden. Während der «- und der ß-Spross mit je einer Endblüthe abschliessen, welche aus ihren beiden Vorblättern Sprosse höherer Ordnung aussendet, sitzen in dem Winkel jedes Nebenblattpaares st je zwei wickelartige Zweigsysteme, zwischen welchen die gemeinsame Mutteraxe (die Endblüthe) fehlgeschlagen ist. Sie ist in der Figur dureh punktirte Linien angedeutet worden. Die männliche „Hopfen- rispe“ ist also ganz anders aufgebaut als das „Wickelsympodium“ des männlichen Hanfes. Die Blüthenstände der weiblichen Hopfenpflanze bilden, wie man sagt, Zäpfchen (strobili), von denen jedes aus einer grösseren Zahl zweizeilig geordneter Schuppenpaare zusam- mengesetzt ist. Jedes Schuppenpaar entspricht zwei Nebenblättern (Stipeln st) eines im Uebrigen völlig unausgebildet gebliebenen Blattes (d). (Vergl. die sche- matische Fig. 176.) In der Achsel jedes Schuppenpaares findet man vier Blüthen, jede von einem besonderen Deckblatt (e, £, f, 8) umhüllt. Eichler hatdiese Blüthen- e (a) gTuppe so erklärt: In der Achsel des auf seine Stipeln st redueirten Deckblattes d steht ein Zweigstummel, welcher nur zwei seitliche Vorblätter, « und £, trägt, in deren Achsel sich je eine weibliche Blüthe ent- Fig. 176. Halbschematische Darstellung einer Partial- inflorescenz aus einem weib- lichen Blüthenstande (Zäpf- chen) des Hopfens. (d) mar- kirt das verkümmerte ge- meinsame Deckblatt, dessen Nebenblätter(st)als „Zapfen- wickelt; « und £ dienen diesen Blüthen als Deckblatt. Nun führt die «-Blüthe nur das eine, nach vorn fallende Vorblatt ß ; in dessen Achsel wieder eine Blüthe steht, und ebenso bildet die $-Blüthe nur das nach vorn fallende Vorblatt £ aus, in dessen Achsel die vierte Blüthe steht.) Die Hopfenzäpfehen sitzen in traubiger Anordnung am Ende kürzerer und längerer Seitenzweige der Hopfenpflanze. Betreffs des Baues der männlichen Blüthen kann auf die Figur 177 (links) ver- wiesen werden; die weiblichen werden ausser von ihrem Deekblatt von einem becherförmigen Perianth umgeben. Ihr Fruchtknoten schuppen“ entwickelt sind. Ueber die Blüthendeck- blätter «a, ß, £', & vergl. den Text. (Nach Eichler.) u . ..) Vergleicht man die beschriebene Partialinfloreseenz aus dem Hopfen- ?äpfchen mit den weiblichen Hanfblüthenständen, so ergiebt sich zum Theil Yöllige Homologie. Beim Hanf ist das Deckblatt d laubig entwickelt; sein beim Hopfen zum Stummel gewordener Achselspross ist beim Hanf reichbeblättert. er führt aber wie beim Hopfen ein «- und #-Vorblatt und in den Achseln dieser die beiden Blüthen. Eine weitere Verzweigung hat aber beim Hanf nicht mehr Statt; die mit 8° und 8, bezeichneten Vorblätter und zugehörigen Blüthen kommen Aur dem Hopfen zu. { * üller, Medieinalflora. 18 | 97 4 Angiospermen. trägt zwei lange, fädige Griffel (Fig. 177, rechts) und wird zur ein- samigen Nuss, deren eiweissloser Same einen spiralig eingerollten Keimling enthält. Der Hopfen findet sich durch ganz Europa, in Sibirien und in den Kaukasusländern wild in feuchten Gebüschen, namentlich an Flussufern und Waldrändern. Er wird vielfach im Grossen gebaut und ist zu diesem Zwecke auch in Nord- und Südamerika, auch in Australien ein- geführt worden. Der Anbau geschieht wegen der technisch und pharmaceu- tisch verwertheten weiblichen Zap- Fig. 177. Blüten des Hopfans' f°n- Dieselben bilden, Ende Augmm (vergrössert). Links eine männliche und Anfang September eingesammelt Blüthe; rechts eine Zapfenschuppe und getrocknet, die Strobili Lu- mit zwei in ihrer Achsel sitzenden N ‘ (morphologisch verschiedenwerthi- P uli einiger Pharmakopöen. Auf der gen) weiblichen Blüthen. (Nach Aussenseite der Zapfenschuppen, der Berg und Schmidt.) Blüthendeekblätter und auf den die Nitsschen umhüllenden Becherperl gonen sitzen zahlreiche, goldgelbe Drüsenhaare, welche von den Zapfen durch Abschlagen in einem Siebe gesammelt werden und die Glandulae Lupuli Ph. G. II. 125 =. Lupulinum darstellen. Sie enthalten neben verschiedenen anderen Stoffen Hopfenharz Hopfenbitter. Wegen des letzteren ist der Hopfen als Bierwürz® seit alter Zeit bei uns im Gebrauch. Die Glandulae Lupuli, welche unter Lichtabschluss aufbewahrt und alljährlich erneuert werden müssen, werden hauptsächlich gegen Pollutionen angewandt. Piperinae. Die Piperinae stellen die dritte Ordnung in der Reihe Julifloren dar, unter welchen sie sich durch die Zwitterblüthen vol den (stets getrenntgeschlechtige Blüthen führenden) Amentaceen Un Urtieinen unterscheiden. Hier kommt nur eine der ausnahmslos fremdländischen Familien in Betracht, die der Piperaceae. _DiePiperaceen oder Pfeffergewächse sind einjährige oe ausdauernde Kräuter und Sträucher mit wechselständigen, seltener gegen- oder quirlständigen Blättern. Diese gehen aus scheidiger Basis in den Blattstiel und die meist ungetheilte, ganzrandige BIak spreite über, welche nicht selten lederartig oder saftig-feischig wird. - Blüthenstände sind allgemein kätzchen- oder kolbenförmige Aehren mit sitzenden oder in die Kolbenaxe halb eingesenkten Blüthen, Dicotyledonen. 275 welche stets mit Deckblättern, jedoch nicht mit Vorblättern versehen sind. Niemals führen die Blüthen ein Perigon; sie sind völlig nackt und bestehen nur aus Staub- und Fruchtblättern, welche beide meist in Dreizahl vorhanden sind. Die Piperaceen nähern sich dadurch und durch noch weitere, hier nicht zu erörternde Merkmale den Monoecotylen !). Charakteristisch sind für fast alle Pipera- ceenblüthen vierfücherige, innenwendige Staubbeutel. Der Fruchtknoten ist stets einfächerig und enthält eine grundständige, aufrechte und gerade Samenanlage, welche zu einem kugeligen Samen mit dünner, häutiger Schale wird. Dieser ist reich an mehligem Perisperm, während der fleischige, kleine Embryo vom spär- lichen Endosperm eingeschlossen wird. (Fig. 178.) Fig. 178. Längsschnitt der Frucht von Piper nigrum, eines „Pfefferkornes“. Die punktirte Inhaltsmasse ist das Perisperm; e ist das viel kleinere Endosperm mit dem Keimling. (Nach Baillon.) Von den etwa 1000 Arten entfallen mehr als 600 auf die hier zu besprechende Gattung Piper L. Die Gattung Piper umfasst zum grösseren Theile schlingende, ausdauernde Gewächse der Tropen mit rebenähnlichen, an den Knoten angeschwollen gegliederten Stämmen, wech- selstindigen Blättern und ährigen, end- oder seitenständigen Blüthenständen. Die Blüthen Sitzen gewöhnlich der Aehrenaxe eingesenkt, wie es Fig. 179 darstellt. Unter ihnen sitzt das becherartig entwickelte Deckblatt, wäh- rend sich seitlich hinter ihnen die Gruben- tänder der Axe schuppig - blattartig ent- wickeln. Die Zahl der Staubblätter schwankt Je nach den Arten zwischen 1—10. Sie sind frei, unterhalb des Fruchtknotens (hypogyn) eingefügt und tragen auf dem kurzen Fila- Ment eine stets vierfächerige Anthere, welche sich mit zwei seitlichen Längsrissen dentlich vierklappig öffnet. Der aus drei Carpellen gebildete einfächerige Frucht- Fig. 179. Theil einer Aehre von Piper nigrum mit Zwit- terblüthen. (Nach Baillon.) knoten trägt einen kurzen Griffel mit dreilappiger Narbe. Die Früchte | Sind sitzende oder gestielte Beeren. Offieinell ist: > \) Ihre Blüthenformel kann als P 0, A3+3, 6 (8) angenommen werden. 18* 976 Angiospermen. iper Cubeba L. fil., der Cubebenpfeffer (Fig. 180). Man ee. ei Art zu der als Eupiper ee in welcher die Blüthen (wie in Fig. 179) zwei nn e a Staubblätter führen, von welchen dann eines hinten ste 2 ne ristisch ist besonders die Stellung der Blüthenähren. oe beendet einen Zweig, welcher aus der Achsel aeg Fe einen Tochterzweig entwickelt. Dieser drängt nun die en Fig. 180. Piper Cubeba. (Nach Baillon.) Aehre des Mutterzweiges zur Seite und stellt sich in die Ve der Mutteraxe. Der blühende Theil des Stammes ist, gs ai Wickel mit gerader Scheinaxe, wie es das Schema 2b Fr . der Einleitung darstellt. Wie es Fig. 180 zeigt, scheine _ dadurch die Blüthen- und Fruchtstände seitlichen Ursprungs at jeder Fruchtstand steht einem Laubblatt gegenüber. Gewö : : ; ersten sind nicht alle Blüthen einer Aehre zweigeschlechtig, die ob sind meist rein weiblich. Dieotyledonen. - 977 Als Art ist der Cubebenpfeffer dadurch scharf gekennzeichnet, dass die anfänglich sitzenden, eine reichtragende Aehre bildenden Beeren kurz vor der Reife sich an der Basis in einen langen Stiel ausziehen, welcher ein Theil der Frucht (nicht Blüthenstiel) genannt werden muss. Der bis 6 m hoch klimmende Stamm mit gabelig- verzweigten Aesten trägt an den verdickten Knoten wechselständige, kurzgestielte, zugespitzte, lederige, am Grunde schief- herzförmige, kahle Blätter. Seine Blüthen sind dioeeisch vertheilt. Die männ- lichen Pflanzen tragen schlanke, walzenförmige Aehren mit schild- förmigen Deckblättern, auf deren Innenseite 2 oder 3 Staubgefässe sitzen. Die weiblichen Aehren sind viel dicker und tragen die nackten Fruchtknoten in der Achsel eiförmig abgerundeter Deckblätter. Auf Borneo, Java und Sumatra heimisch, wird die Pflanze in ihrer Heimath und auf den Antillen (gewöhnlich in Kaffeeplantagen) eultivirt wegen der offieinellen Früchte Cubebae Ph. G. II. 69 s. Fructus eubebae ibid. 334 v. Baccae eubebae ibid. 330. Sie werden unreif eingesammelt und werden erst beim Trocknen dureh Schrumpfen des Beerenfleisches netzig-runzelig. Wegen ihrer nahezu 4 em langen Fruchtschwänze führen sie auch den Namen Schwanzpfeffer.!) Sie dienen zur Bereitung des Extraetum Cubebarum Ph. G. I. 87 und bilden einen Bestandtheil der Species aromaticae Ph. G. I. 240. Sie enthalten ätherisches 0, Cubebenkampher, Cubebin, Cubebensäure und Harz. Sowohl _ Früchte wie Extraet werden gegen Gonorrhoe angewandt. Synonym ist Cubeba officinalis Miquel. 2. Piper nigrum L., der schwarze Pfeffer, ist ein wie Epheu kletternder Strauch mit fingerdiekem Stamme und knotig gegliederten Aesten, rundlich-eiförmigen, zugespitzten, etwa 13 em langen, kurz gestielten Blättern und schlanken, hängenden, lockerblüthigen Aehren. Die Blüthen sind polygam, theils monoeeisch, theils dioeeisch vertheilt. Die männlichen Blüthen führen nur zwei Staubblätter, wie die Zwitterblüthen in Fig. 179. Die kugeligen, erbsengrossen engen sind anfänglich grün, werden dann roth und verblassen bei völliger Reife mit gelblicher Färbung. Die in Ostindien heimische Pflanze ist eine wichtige Culturpflanze Hinterindiens, der Sundainseln, der Philippinen, Westindiens und anderer Tropenländer. Ihre Beeren liefern eines unserer wichtigsten Speisegewürze,, den Pfeffer. Der schwarze Pfeffer, Piper Rigrums. Fruetusv. Baccae Piperis nigri, stellt die unreif eingesammelten Beeren dar, deren fleischiges Pericarp beim Trocknen netzig-runzelig und schwarz geworden ist. Der weisse Pfeffer, 2 !) Die Droge wird oft mit den ungestielten Früchten von Myrtus Pimenta, Piper nigrum und Rhamnus eathartiea verfälscht oder verwechselt. 278 Angiospermen. Piper albums. Semen Piperisalbum, wird durch mehrtägiges Maceriren der reifen Beeren unter Wasser gewonnen. Zwischen den Händen gerieben, löst sich das macerirte Pericarp von den Beeren. Es bleibt also der von dem weisslichen Endocarp umgebene Same zurück. Man merke sich also, dass die Namen „weisser“ und „schwarzer“ Pfeffer (resp. Piper album und nigrum) nur die Droge, nicht die gemeinsame Stammpflanze bezeichnen ‚ gerade so, wie Alo& lueida nicht die Aloöpflanze, sondern ihr Product be- zeichnet (vgl. den Text auf 8. 149). Zur näheren Erläuterung ver- gleiche man Fig. 178. Dieselbe stellt den Längsschnitt durch eine intacte Beere von Piper nigrum dar. Dem ziemlich dicken, weiss gelassenen Aussenfleisch (Pericarp) folgt das feste, schraffirt gezeichnete Endocarp. Diesem liegt der Same eng an. Umhüllt wird derselbe von der zarten Samenhaut, innerhalb welcher die grössere, punktirt gezeichnete Partie das Perisperm darstellt, an dessen Spitze das schwach entwickelte Endosperm ( und der von diesem umschlossene Keimling sichtbar sind. Die Pfefferfrüchte enthalten das flüchtige Pfefferöl, Oleum Piperis und das Alkaloid Piperin. 3. Piper offienarum DC, ist der vorgenannten Art sehr ähnlich, von welcher sie sich durch die äusserst kurz (einige mm lang) ge- stielten, länglich-elliptischen, lang zugespitzten, fiedernervigen Blätter und streng dioeeische Ver- theilung der Blüthen unterscheidet. Die Deck- blätter der männlichen Blüthen sind schildförmig. Die weiblichen Blüthen sind der Aehrenspindel tief eingesenkt, so dass die Beeren zu cylindrischen Fruchtständen vereint stehen. (Fig. 181.) Auf den Sundainseln, den Molukken und Philippinen eultivirt, liefert diese Art die vor völliger Reife gesammelten und getrockneten Fruchtstände als Piper longum s. Spadices Piperis longi v. Spadices Chavicae, den langen Pfeffer des Drogenhandels. Synonyme sind Piper longum Rumph, P. Ama- Fig. 181. Frucht- [ago L. und Chavica offieinarum Mig. Nicht mit seen ee: ofi- ihm zu verwechseln ist: Pfeffer.) . 4. Piper longum L., eine in ÖOstindien und (Nach Baillon.) auf den Philippinen heimische mit weicheren, a, rundlichen bis länglich - eiförmigen, handförmig berippten, unterseits auf den Nerven behaarten Blättern. Die Frucht- stände bilden den Bengalischen langen Pfeffer, sind aber durch ihre geringe Länge (2,5 cm) von dem viel längeren vorgenann- ten „langen Pfeffer“ leicht zu unterscheiden. Synonym ist Ohavica Rozxburghi Mig. Piper longum ist also ein Drogenname wie Piper nigrum a Be Sa >) Soio, ”n in =D. vn ze b o Kl oz Y-y- 9.40 IT ER 08 6,5% Be ur 978 DD, 8% er ee © REES 039. se I 9a 5 Tall > Dieotyledonen. 2379 und album, der sich nicht mit der botanischen Artbenennung deckt! 5. Piper Betle L., der Betelpfeffer, ist durch die zweizähnigen Stiele seiner länglichen, zugespitzten, siebennervigen Blätter ausge- zeichnet. Er ist eine wichtige Culturpflanze Östindiens und der malayischen Inseln. Ueber das Kauen der Betelblätter mit den zer- schnittenen „Arecanüssen“ vergleiche die Fussnote auf 8. 178. Zusatz: Als Matico oder Folia Matico, HerbaMaticae und Yerba del soldado (Soldatenkraut) kommen die Blätter einer im tropischen Amerika (Peru, Brasilien, Panama) heimischen Art, Piper angustifolium Ruiz et Pavon, in den Drogenhandel. Die Art gehört nicht zur Untergattung Eupiper wie alle vorigen, weil die Bracteen der blattgegenständigen Aehren nicht mit den Blüthen verwachsen und den Zwitterblüthen vier paarweise lateral und median gestellte Staubblätter eigen sind. Die etwa 10 cm langen, nur 3 cm breiten Maticoblätter sind sehr kurz gestielt. Ihre lanzettliche Spreite verschmälert sich vom ungleich“ herzförmigen Grunde allmählich bis in die lang ausgezogene Spitze. Die warzige und rauhhaarige Blattoberseite lässt ein vertieftes, engmaschiges Adernetz er- kennen, welches noch deutlicher auf der weichen behaarten Unterseite erhaben hervortritt. Der Blattrand ist sehr fein gekerbt. Synonyme zu Piper angustifolium sind Piper elongatum Vahl, Steffensia elongata Kunth und Artanthe elongata Mig. In Südamerika bezeichnet man als Matico die Blätter noch vieler anderen Piperarten, besonders die von Piper adun- eum L. (= Artanthe adunca Mig.). Matico ist also eine volksthümliche Bezeich- nung, wie etwa bei uns der Name Pfeffer, womit man allerlei scharf beissende Gewürze bezeichnet. Piper Melegueta von 4Amomum Melegueta Roscoe, einer Zingiberacee (siehe S. 213), hat ebensowenig botanisch mit den Piperaceen zu thun, wie Piper hispanicum, der „spanische Pfeffer“, welcher die Früchte der Solanacee Capsicum annuum L. (Fructus Capsiei Ph. G. II.) darstellt, die häufig durch die kleineren Früchte anderer Capsieum-Arten ersetzt werden und als „Cayenne-Pfeffer“ allerwärts bekannt sind.!) II. Reihe. Centrospermae. Wie der Name andeutet, liegt der Charakter der Reihe der Centrospermen in der eentralen Placentation der oft campy- lotropen Samenanlagen. Entweder steht nur eine Samenanlage auf- recht im Centrum des stets einfächerigen Fruchtknotens, oder im Centrum erhebt sich eine frei in die Fruchtknotenhöhle hinein- ragende Säule, eine „freie Centralplacenta“, welche auf ihrer ganzen Aussenfläche mit zahllosen Samenanlagen bedeekt ist.) In den ersten Familien der Reihe stellt sich das Perianth noch als einfaches Perigon dar, die Blüthen sind apetal; in den letzten Familien ist dagegen die Bildung eines doppelten Perianths die Regel, die Blüthen ') Das spriehwörtliche „Land, wo der Pfeffer wächst“, ist das ungesunde Cayenne, die französische Verbrechereolonie, also nieht das Land, wo „Piper, unser gewöhnliches Pfeffergewürz, wächst, Ostindien. i a 2) Gefächerte Fruchtknoten finden sich nur in der hier nicht in Betracht kommenden Familie der Aizoaceen. Unvollkommene Fächerung ist dagegen öfter angedeutet. | 980 Angiospermen. sind corollat. Völlig nackte Blüthen kommen in der Reihe nicht vor. Das Androeceum führt bald einen, bald zwei Kreise; in einigen Familien kommt zu Polyandrie führende Spaltung vor. Fast alle Centrospermen sind krautige Gewächse mit wechsel- oder gegen- ständigen, stets einfachen Blättern. Man kann die ganze Reihe (wie sie historisch entstanden ist) in drei Ordnungen theilen, welche jedoch durch Uebergangsformen so eng mit einander verbunden sind, dass Eichler u. A. von der Theilung ganz Abstand genommen haben. Hier sollen der leichteren Uebersicht zu Liebe als Ordnungen aufgestellt werden: 1. Polygoninae. Blüthen kronenlos diplostemon. Die im Grunde der Fruchtknotenhöhle aufrecht stehende Samenan- lage gerade (atrop). Blätter wechselständig mit grosser Neben- blatttute. Hierher nur eine Familie: Pol ygonaceen. 2. Chenopodinae. Blüthen kronenlo s, oft getrenntgeschlech- tig. Androeceum meist haplostemon. Die im Grunde des Fruchtknotens auf langem Nabelstrange inserirte Samenan- lage verschieden stark gekrümmt (campylotrop). Blätter theils wechsel-, theils gegenständig. Hierher Cheno podiaceen, Amarantaceen, Nyetaginiaceen. 3. Caryophyllinae. Blüthen typisch mit Krone ausgestattet. Androeceum gewöhnlich diplostemon. Viele Samenanlagen an freier Centralplacenta. Blätter gegenständig. Hierher die Caryophyllaceen, Polygoninae. Der Charakter der Polygoninen als der ersten Ordnung der Centrospermen ist schon zur Genüge in der vorangehenden Ueber- sicht gegeben worden, und da wir es nur mit einer Familie zu thun haben, so fällt die weitere Schilderung dieser mit derjenigen der Ordnung zusammen. Polygonacesae. Die Familie der Polygonaceen oder Knöterichgewächse umfasst etwa 600 über die ganze Erde verbreitete Arten von sehr verschiedenem Wuchse. Alle sind dureh in der Knospenlage nach _ Aussen gerollte Blätter ausgezeichnet, deren Stiel sich am Grunde scheidig erweitert und zu einer stengelumfassenden, bleibenden Neben- blatttute (ochrea) wird, welche sich dem Grunde des nächst höheren Internodiums eng anlegt. Die Knoten des Stengels markiren sich . gewöhnlich noch durch mehr oder minder starke Anschwellung des oberen Endes jedes Stengelgliedes, worauf sich die Namen Poly: g0onum und Knöterich beziehen, Dieotyledonen. 981 Die Blüthen sind meist zwitterig und lassen zwei transversalen Vorblättern (« und /£), ähnlich wie beim Gros der Monoeotylen, ein dreizähliges kronenartiges Perigon folgen, welches aber oft den inneren Kreis zweizählig ausbildet, wodurch sich die für die Dieotylen typische quineunecial-dachige Stellung der Perigonglieder constituirt. In vielen Fällen besteht auch der äussere Perigonkreis aus nur zwei Blättern, das Perigon wird also 2 + 2-zählig. Aehnliche Abwandlungen kommen auch in dem diplostemonen Androeceum vor. Während die äusseren Staubblätter zur Spaltung (zum „Dedoublement“) hinneigen, neigen die inneren zum Schwinden. Die in Zwei- oder Dreizahl vorhandenen Fruchtblätter geben sich immer durch die Zahl der freien Griffel zu erkennen; sie werden zu einer nussartigen, meist scharfkantigen Hautfrucht, welche einen Samen mit reichem, mehligem Endosperm und excentrisch gelegenem Keimling umschliesst. Die Blüthen bilden meist stattliche Rispen oder reich- blüthige Aehren. Wir beschränken die Besprechung auf die pharma- ceutisch wichtigste Gattung: Rheum L. Die etwa 20 bekannten Arten von Rheum sind die wichtigsten Vertreter der Unterfamilie der Rhabarbareae, der Rhabarber- gewächse, deren Charakter in den meist zwitterigen Blüthen mit 3+3-, seltener 2 + 2-zähligem Perigon und in der durch Spal- tungen im äusseren Staubblattkreise vermehrten Gliederzahl des An- droeceums liegt. Die aus 3 oder 2 Fruchtblättern hervorgehende Frucht ist nackt, dreikantig oder linsenförmig und erweitert ihre Kanten flügelartig. Der Keimling liegt in der Axe des Endosperms (nicht seitlich). | Alle Rheum-Arten sind kräftige, mit diekem, holzigem, mehr- köpfigem Rhizom ausdauernde Kräuter. Im Frühjahr treiben die faustgrossen Knospen desselben zuerst eine bodenständige Rosette von langgestielten, ausserordentlich grossen Blättern mit herzförmiger, oft buchtig-gezähnter oder handförmig-gelappter, von fingerstarken Hauptrippen durchzogener, weichkrautiger Spreite. Die Ochrea welkt bald und zerreisst trockenhäutig, Wegen der riesenhaften Blätter sind die Rheumarten beliebte Gartenpflanzen, welche mit Vorliebe in die Mitte von Blumenbeeten gesetzt werden.') Im Mai und Juni treiben dann die ausserordentlich dicken, hohlen, mit reich- blüthigen Trauben und Rispen endenden, über mannshoch werdenden Stimme aus, welche nur wenige kurz gestielte, oberwärts sitzende und an Grösse schnell abnehmende Laubblätter tragen, ım deren 1) Die armlangen, daumenstarken, meist rothen Blattstiele werden bei uns im Frühjahr zu Markte gebracht. Sie liefern ein an Stachelbeeren erinnerndes. Compot. 282 Angiospermen. Achsel sich seitliche Blüthenstandszweige entwickeln. Dieselben tragen in den Achseln schuppenförmiger Deckblättehen meist büschelig gehäufte Blüthen, welchen die Vorblätter ganz fehlen oder welche nur das S-Vorblatt, aus dem die Verzweigung stattfindet, erkennen lassen. Die Blüthenbüschel sind gewöhnlich Doppelwickel mit dieha- sischem Anfang (etwa wie der in Fig. 173 unten rechts bei «@ ent- springende Blüthenzweig von Cannabis). Die Einzelblüthe von Rheum erinnert wegen der Dreizahl in ihren Kreisen an die Monoeotylenblüthen. Das weisse oder grünliche, auch wohl rosen- oder blutrothe Perigon besteht aus 3+3 nahezu gleichen Abschnitten, richtet aber ein Glied des äusseren Kreises gegen die Abstammungsaxe nach hinten (während im 4 typischen Monoeotylendiagramm das ihm ent- ER sprechende Perigonblatt nach vorn fällt). Man f: N vergleiche deshalb Fig. 182 mit Fig. 87 auf 8 a 3.141. Da nun in der Rheumblüthe eine durch- (% © >) aus regelmässige Alternanz der fünf Quirle statt- tk findet, so fallen hier allemal diejenigen Glieder Fig. 182. Diagramm Mach hinten, welche bei den Monocotylen nach der Rhabarberblüthe. vorn liegen und umgekehrt. Ganz besonders be- (Nach Eichler.) merkenswerth ist nun das „Dedoublement“ der drei äusseren Staubblätter; wir finden statt jedes derselben zwei nebeneinanderstehende (in der Figur sind sie durch punktirte Linien verbunden), Der Grundplan des Androeeeums ist also 3+-3, doch wird er durch die Verdoppelung zu 2X3 + 3, was in der Blüthenformel gewöhnlich durch 3?+3 ausgedrückt wird (3? ist also in der Formel keine Potenz, sondern soll heissen: 6 durch Verdoppelung aus 3 hervorgegangene Blätter). Nimmt man noch die 3 Fruchtblätter hinzu, so wird also die Blüthenformel für Rheum: P3+3, A 3? +3, 6 (8). Auch in ihr prägt sich die Aehnlichkeit mit der Monocotylenformel auf $. 143 aus. Der scharfkantige Fruchtknoten trägt drei kurze, kopfige Narben und entwickelt an seinem Grunde gewöhnlich rundliche Drüsen, = welche einen „intrastaminalen Diseus“, eine zwischen den Staubblatt- kreisen und dem Gynaeeeum stehende Scheibe, bilden. Von den in Centralasien (von Südsibirien bis zum Himalaya, westlich bis nach Russland) verbreiteten Arten sind wichtig: “ch, Rheum officinale Baill., die offieinelle Rhabarberpflanze (Fig. 183). Das mehrköpfige, eylindrische ,‚ schief aus dem Boden aufsteigende und etwa handlang über dem Boden erscheinende Rhizom treibt über meterlange Blätter mit fast eylindrischem, kurz weich- haarigem Blattstiele und mit aus herzförmigem Grunde handförmiger, 5- oder 7-lappiger, zugespitzter Spreite, deren Hauptlappen wieder- Dieotyledonen. 283 holt gelappt und gezähnt sind. Die bis 2 m hohen oberirdischen Stämme enden mit grossen Rispen, welche sich aus dichtblüthigen Aesten zusammensetzen. In den Blüthenbüscheln sind die Einzel- blüthen kurzgestielt, führen eiförmige, concave Perigonblätter und einen 9-kerbigen instrastaminalen Discus (vgl. Fig. 183). Fig. 183. Rheum offieinale. Links eine Blüthe mit Perigon, darunter der Fruchtknoten mit drei Narben (rn) und dem intrastaminalen Discus (a); rechts eine Blüthe im Längsschnitt, darunter eine hängende Frucht. (Nach Baillon.) Die Pflanze wurde erst 1867 im östlichen Tibet aufgefunden, wächst aber wahrscheinlich auch im westlichen und nordwestlichen China. Baillon beschrieb sie erst 1872. Ihr Rhizom ist das allein offieinelle Rhizoma Rhei, welches in der Ph. 6. II. 223 fälschlich als Radix Rhei aufgeführt wird. Die auf dem Landwege über Russland zu uns gebrachte Droge bildete den russischen oder Kronrhabarber, Radix Rhei moscowitica 8 zossio® Jetzt wird fast aller Rhabarber auf dem Seewege von chinesischen Häfen aus zu uns gebracht und je nach den. Ausfuhrorten als chi- nesischer, ostindischer und Cantonrhabarber bezeichnet. Charakteristisch ist der aromatischen, festmarkigen Droge i die auf Quer- und Längsschnitten sichtbare, stra hlige Maserbil dung, 284 Angiospermen. welche allen europäischen Rhabarbersorten fehlt und nur noch dem Rhizom von Rheum Emodi in geringerem Masse zukommt. Der Rha- barber enthält Chrysophansäure und drei wenig bekannte Harze., Man bereitet aus ihm Extraetum Rhei Ph. G.H. 94, Extract. Rhei compositum Ph. G. I. 94, Tinetura Rhei aquosa Ph. G. I. 286, Tinctura Rhei vinosa Ph. 6. I. 287, Syru- pus Rhei Ph. G.I. 262; auch dient er zur Herstellung der Tine- tura Aloös composita Ph. G. II. 271, des Pulvis Magne- siae cum Rheo und vieler anderen, bei uns nicht vorgeschriebenen Arzueien. Im Handverkauf wird der Rhabarber häufig in Würfel- form zum Kauen abgegeben. In kleinen Dosen wirkt Rhabarber magenstärkend, in grösseren abführend. : 2. Rheum palmatum L. ist durch im Umriss rundlich-herzförmige, handförmig gelappte Blätter mit buchtigen, zugespitzten Lappen und fast eylindrische, glatte, oberseits rinnige Blattstiele ausgezeichnet. Die Früchte sind breit geflügelt. Die in den centralasiatischen Ge- birgen heimische Pflanze wird bei uns viel in Gärten eultivirt WS sie im Mai ihre bis 1!/’g m hohen blühenden Triebe entfaltet. An- geblich soll die am Kuku-nor in Tangut wachsende Varietät Rheum palmatum tanguticum Maximowiez einen Theil des importirten Rha- barbers liefern, was jedoch von anderer Seite bestritten wird. 3. Rheum undulatum L. mit halbeylindrischen, oberseits con- caven Blattstielen und aus herzförmigem Grunde eiförmigen, kurz- zugespitzten, ganzrandigen, am Rande wellig gebogenen Spreiten ist eine aus dem südlichen Sibirien stammende, in Gärten eultivirte Art, welche im Mai und Juni zur Blüthe gelangt. 4. Rheum Rhaponticum L. mit halbeylindrischen, oberseits flachen, unterseits gefurchten Blattstielen und tief herzförmigen, rundlieh- eiförmigen, stumpfen Spreiten, stammt wie die vorige Art aus Süd- sibirien und wird bei uns angebaut, Sie blüht im Mai und Juni. Angeblich bildet die Hauptwurzel (wahrscheinlich nur das Rhizom „ die nicht offieinelle Radix Rhapontiei s. Radix Rhei sibiricl v. Radix Rhei nostratis, den „inländischen“ oder „Rhapontik- rhabarber“. Der Droge fehlt die charakteristische Maserung des offi- einellen Rhabarbers. Die ungeschälte „Rhapontikwurzel“ wird in der Veterinärpraxis in grober Pulverform an Stelle des theueren echten Rhabarbers angewendet. , 9 Rheum compactum L. mit fast lederigen, kahlen, breit eiför- ; Augen, stumpfen, am welligen Rande klein gezähnten Blättern, aus Südsibirien, wird wie Rh, Rhaponticum bei uns eultivirt und liefert einen Theil des inländischen Rhabarbers. Aus der Gattung Pol Quineuneial-dachiges P & ’g0num, deren Blüthen ein normal orientirtes, 5+1 oder 5+0 Sta erigon führen, dessen Grunde bald 5 +38, bald 5+2 oder ubblätter eingefügt sind, ist zur Zeit keine Art mehr of- Diecotyledonen. | 285 einell; dagegen wird die bei uns auf Aeckern und Triften, ‚besonders gern auf Wegen und zwischen den Steinen des Strassenpflasters wachsende Art Polygonum avieulare L., der Vogelknöterich (gewöhnlich „Schweinegruse“ genannt), in recla- menhafter Weise als „Homeriana-Thee* angepriesen. Der Vogelknöterich ist durch seine niederliegenden, sehr ästigen Stengel und die kleinen, etwa 1!e—2 em langen linealischen oder länglichen, fast sitzenden Blätter ausge- zeichnet, welche ihre Spreiten flach auf den Boden legen. Die silberig glänzen- den, troekenhäutigen, kurzen Nebenblatttuten sind zweispaltig. In den Blatt- winkeln sitzen 3—5-blüthige Wickeln aus sehr winzigen, wenige mm grossen Blüthen mit grünlichem oder purpurnem Perigon und 8 Staubblättern. Die Früchte sind dreikantig, glanzlos; ihr Same enthält hornartiges Endosperm und einen gekrümmten Keimling, dessen Wurzel dem Rücken eines der Cotyledonen aufliegt. Die Pflanze ist einjährig und äusserst fruchtbar. Chenopodinae. Die von uns als Chenopodinen bezeichnete Ordnung (End- licher’s Oleraceae) schliesst sich auf’s Engste an die Ordnung der Polygoninen an. Der Charakter liegt in den der Tute entbehrenden, also nebenblattlosen Blättern, in dem Mangel der Blüthenkronen und in dem Vorhandensein nur einer, aber stets eampylotrop ge krümmten Samenanlage. Von den hierhergehörigen Familien sind dieChenopodiaceen, Amarantaceen und Nyetaginiaceen zu nennen. Chenopodiaceae. Die Chenopodiaceen sind meist einjährige oder ausdauernde Kräuter mit ungegliedertem Stengel und wechselständigen, seltener gegenständigen, weichkrautigen oder fleischigen Blättern. Die un- scheinbaren, sehr kleinen Blüthen sind gewöhnlich zwitterig. Ihr einfaches 5-zähliges Perianth zeigt die normale Orientirung (das ge- netisch zweite Blatt median nach hinten) und die normale quineun- eiale Deckung. Den 5 Perianthblättern sind 5 Staubblätter mit in- trorsen Antheren superponirt, und diesen folgt ein. aus zwei Carpellen in Medianstellung gebildeter Fruchtknoten mit einer ein- zelnen, grundständigen Samenanlage. Die Blüthenformel ist also P5,A 5, G (2). Abweichungen von diesem Typus kommen zwar vor, interessiren hier aber nicht. Die Früchte sind ausnahmslos Schliessfrüchte mit häutigem, selten lederigem oder fleischigem Pericarp. Sehr charakteristisch ist der Bau der Samen. Sie führen einen peripherisch liegenden, gekrümmten, oft spiraligen oder _ förmig gekrümmten Keimling, welcher aussen um das Nährgewe e herumläuft. Steht nun die Ebene des gekrümmten Keimlings in e- Fruchtknoten so, dass sie ihm längs halbirt, also dureh Basis und Spitze geht, so sagt man, der Keimling (und mit ihm der Same) = vertical. Liegt dagegen die Ebene des Keimlings in einer u schnittsebene des Fruchtknotens, so nennt man den Keimling (un den Samen) horizontal. 286 Angiospermen. Von den mehr als 500 Arten der Familie sind viele Bewohner von Salzböden und Steppen, viele sind Garten- und Schuttpflanzen. Als Gemüsepflanze ist Spinacia oleracea L., der Spinat, jedermann bekannt. Das Gleiche gilt von der hier zu besprechenden, viel wichtigeren Runkelrübe, Beta vulgaris L. Die Runkelrübe ist eine bald ein-, bald zweijährige Art der Gattung Beta, welche ihre Zwitterblüthen zu 2—3-blüthigen Knäul- chen vereinigt. Das 5-spaltige Perianth verwächst unterwärts so mit dem Fruchtknoten, dass dieser halbunterständig wird. Die 5 Staub- blätter sind einem ringförmigen Discus eingefügt. Zur Reifezeit wird das mit dem Fruchtknoten verwachsene Perianth etwas fleischig, auch verwachsen die Früchte, welche aus je einem Blüthenknäuel hervor- gegangen sind, und fallen als Fruchtknäuel ab. Der Same ist hori- zontal und enthält einen ringförmigen Keimling. Beta vulgaris L. ist als Art durch die kahlen, aufrechten, sehr ästigen Stengel ausgezeichnet, welchen eine grundständige Ro- sette aus langgestielten, eiförmigen, stumpfen, am Rande welligen Blättern vorausgeht. Die wechselständigen, viel kleineren, gestielten Stengelblätter sind länglich bis lanzettlich. Die Blüthenstände sind dichte, sehr lange Scheinähren. Jede Partialinflorescenz ist ein drei- > Dichasium in der Achsel eines lineal-lanzettlichen Hoch- attes. Die an den Küsten Südeuropas heimische Pflanze wird in ver- schiedenen Varietäten angebaut. ‚var. Cicla L. hat eine eylindrische, nicht sehr fleischige Wurzel. Dick und fleischig sind die Blattstiele und die Hauptrippen der boden- ständigen Blätter, welche als Gemüse (römischer Spinat, Mangold) benutzt werden, ; var. Rapa Dumortier. Mit spindelförmig-fleischiger, bis fuss- langer und fast schenkeldicker Rübe 1) ist die eigentliche Runkel- rübe, welche als Viehfutter angebaut wurde, Jetzt ist der Anbau im Grossen eingeführt, weil die Rübe als „Zuekerrübe* die Haupt- menge des Rohrzuckers, Saccharum album, liefert, der bis a die Mitte unseres Jahrhunderts ausschliesslich vom „Zucker ohr (vgl. 3. 194) gewonnen wurde. Jetzt ist die Rübenzucker industrie von höchster volkswirthschaftlicher Bedeutung geworden. Die Pharmakopoe bestimmt übrigens niehts über die Stammpflanze von Saccharum album. Eine kleinere, an rothem Farbstoff reiche Zuckerrübe ist unsere rothe Rübe. K— !) Die Wurzel keine Rübe! der wilden Pflanze ist nicht dieker als ihr Stamm, also Dieotyledonen. 287 Chenopodium ambrosioides L., eine einjährige, in Mexico und Peru heimische Pflanze, wurde wegen ihres nach Kampher und Pfeffermünze riechenden Krautes auch bei uns cultivirt. Das Kraut war noch nach der Ph. G. I. offieinell als Herba Chenopodii ambrosioidis v. Botryos mexicanae und bildet den Jesuiterthee (nicht zu verwechseln mit Jesuitenthee, der von Ilex paraguariensis stammenden, auch als Mat& oder Paraguaythee bekannten Droge). Caryophyllinae. Nachdem wir die Polygoninen und Chenopodinen als die kronen- losen (apetalen) Ordnungen der Centrospermen betrachtet haben, lernen wir in den Caryophyllinen die kronenführenden Centro- spermen kennen. Von den hierher gehörigen Familien kommt jedoch nur eine in Betracht, die Familie der Caryophyllaceae. Wie schon der Name andeutet, vertreten die Caryophylla- een den Typus der Ordnung, und wenn man die Mannichfaltigkeit der vom Typus abweichenden Formen in Rechnung bringt, so ver- treten sie selbst den Charakter der ganzen Reihe. Da nun die Familie den aussertropischen Gegenden der nördlichen Erdhälfte mit mehr als 1000 Arten angehört, von denen etwa 100 auf die deutsche Flora entfallen, so verlohnt es sich schon, auf die Familie hier einzugehen, obwohl sie gar keine offieinellen Arten mehr enthält. Die Caryophyllaceen sind durch aetinomorphe, hermaphrodite (selten durch Abort eines Geschlechtes dielin gewordene) Blüthen ausgezeichnet, in welchen uns zum ersten Male der Typus der fünf- zähligen Dieotylen in voller Reinheit entgegentritt, zugleich aber auch so variirt, dass sich gerade darin der Charakter der Familie aus- spricht. Mit dem normal gebauten!) grünen Kelche alternirt die freiblätterige Krone, die bei vielen Arten zum Schwinden neigt und manchmal auch völlig unterdrückt ist; dann folgen zwei Staubblatt- kreise und im günstigsten Falle 5 synearpe Fruchtblätter mit völlig freien Griffeln. Wir begegnen also der Formel K5C5A5+566). Die 5 Fruchtblätter stehen entweder episepal, so dass das typische Diagramm Fig. 157 verwirklicht ist!), oder die 5 Fruchtblätter stehen epipetal, was auf Obdiplostemonie hinweist, welche bei einigen tungen auch völlig rein vorliegt?). Für diese gilt dann dieselbe Formel, aber das in zweiter Linie typische Diagramm Fig. 158. nn 1) So bei den bei uns häufigen Cerastium-, Melandryum-, Lychnis-, Coronaria- Arten und vielen anderen. ; u ?) So bei der Kornrade, Agrostemma Githago, den Spergula und Malaechium. 288 Angiospermen. Nieht selten ist dann die auf $. 250 besprochene Öligomerie des Fruchtblattkreises anzutreffen, so dass die obige Formel über- geht in: K5 C5 A5+5, G (3) oder K5 C5 A5+5, 6 (2) und dann greifen die auf $. 250 erwähnten Regeln Platz: Bei 3 Carpellen eines median (nach hinten), bei 2 Carpellen eines vorn, eines hinten. Diese Fälle sind bei sehr bekannten heimischen Arten und Gattungen vertreten. Die ganz gemeine Vogelmiere, Stellaria media, und ihre Verwandten, die meisten in Gärten als „Taubenkropf*“ gezogenen Silene-Arten u. a. führen 3 Carpelle; unsere allbe- kannten Nelkenarten, die Gattung Dianthus bildend, und das noch in der Ph. G. I. aufgeführte Seifenkraut, Saponaria officinalis, u. a. führen 2 Carpelle. Völliger Abort kommt ausser in der Krone noch im Androeceum vor, und stellen sich dabei folgende Structurabänderungen ein: a) Kronstamina fehlend; also die Formel K5 C5 A5+0, 6 (5) resp. (8) oder (2). b) Krone fehlend, also die Formel 5 K5 C0 A5+5, G (5) resp. (8) oder (2). ec) Kronstamina und Krone fehlend; also die Formel K5, C0 A5+0 6 (5) resp. (8) oder (2). d) Krone und Kelehstamina fehlend; also die Formel K5,C0C0,A0+5, 66). e) Krone, Kronstamina und ein Theil der Kelch- stamina fehlend; die Formeln werden dabei K5,0C0A1,2,3 odr 4+0, 6 (2) oder (3). Endlich kommen noch vierzählige Blüthenformen hinzu, für welehe dann die Formel K4 04 A4-+A4, 6 (4) resp. (2) eintritt. es ur Bei all dieser Mamnichfaltigkeit bleibt aber ein Charakter aus- nahmslos erhalten: Bei allen Caryophyllaceen bildet sich in dem einfächerigen Fruchtknoten eine centrale Säule aus, welche in der Regel viele campylotrop® Samenanlagen trägt. Die Zahl der Samenanlagen kann aber ‚bei gleichzeitiger Verkürzung der Centralplacenta bis auf eine ein- zige herabsinken, und damit schliesst sich dann die Familie aufs Engste an die Chenopodiaceen an, mit welcher sie auch der Charakter der Samen verknüpft. Die Samen der Caryophyllaceen führen einen ringförmi gen oder gebogenen, periphe- tisch gelegenen oder doch exeentrischen Keimling und mehliges resp. fleischiges Endosperm. Die Früchte sind mit wenigen Ausnahmen Kapseln, welche sich | Dicotyledonen. | 289 _ loeulieid. oder septieid oder zugleich loculieid und septieid an ihrer Spitze öffnen. Die Zahl der Klappen hängt natürlich von der Zahl der Fruchtblätter ab. Auch der vegetative Aufbau ist beachtenswerth. Zum Unter- schiede von den Polygonaceen fehlt den Caryophyllaceen die Neben- blattbildung (die „Tute“); zum Unterschiede von den Chenopodiaceen tragen sie ausnahmslos gegenständige Blätter, welche übrigens stets einfach und ganzrandig sind. Oft verwachsen die Blattbasen paar- weise scheidig, die Spreiten sind ein- oder dreinervig.!) Für die Blüthenstände ist die eymöse Gabelung charakteristisch. Gewöhnlich schliesst der Haupttrieb mit einer Gipfelblüthe ab, und die Ver- zweigung geht von den Achseln des unter der Blüthe stehenden Blatt- Paares aus; es bildet sich also ein Dichasium (vgl. Fig. 39, 1a). Jeder Dichasialzweig endet wieder mit Gipfelblüthe und zwei Seiten- Sprossen, welche als «- und 8-Spross bezeichnet werden müssen; es tritt also wiederholte Dichasienbildung ein. In der Regel bleibt aber der «-Spross in der Entwiekelung zurück, oder er verschwindet in der weiteren Verzweigung ganz; jeder Spross erzeugt nur immer wieder einen P-Spross, wodurch die oberen Blüthenzweige in Wickel- form aneinandergereiht werden. Man drückt dies gewöhnlich so aus: Die Verzweigung geschieht in Dichasien mit Wickeltendenz, wobei die Förderung aus dem f-Vorblatt statt hat. Diese Verzweigungsart ist so typisch für die Caryophyllaceen, dass „Wickelwuchs mit För- derung aus ß* als Caryophylleen-Typus bezeichnet wird. Die Caryophyllaceen werden in drei Unterfamilien eingetheilt, welche von einigen Botanikern als selbstständige Familien aufgefasst werden. Ihre Abgrenzung giebt die Uebersicht: a. Paronychieae. Frucht einsamig. b. Alsineae. Frucht mehrsamig. Kelch freiblätterig, Kron- . blätter sitzend, ohne Nagel und Ligula (Nebenkrone). Hierher die Vogelmiere, Stellaria media. ; % Sileneae, Frucht mehrsamig. Kelch verwachsenblätterig, eine lange Röhre bildend. Fruchtblätter deshalb langgestielt (mit „Nagel“ versehen) und oft mit Ligula. Hierher die Nelken (Dianthus-Arten) und Saponaria. Besprechung verdient hier nur: Saponaria offieinalis L. Die Gattung Saponaria umfasst etwa 30 zur Unterfamilie der Sileneen gehörige Arten, welche mit den Nelkenarten und einigen anderen Gattungen die Section der Diantheae bilden. Diese sind leicht kenntlich an dem eylindrischen Kelch, an welchem keine Läng stippen die Verwachsungslinien der Kelchblätter äusserlich en ') Man sehe sich daraufhin gelegentlich eine Gartennelke an. En Müller, Medicinalflora, 19 290 Angiospermen. markiren!). Die Kronblätter sind in der Knospe stets rechts- gedreht, und der Fruchtknoten besteht stets aus zwei medianen Fruchtblättern mit zwei vom Grunde an freien Griffeln. Die ein- fächerige Kapsel springt am Scheitel vierzähnig auf. Der Gattungscharakter von Saponaria liegt in dem ganz krau- tigen, an keiner Stelle trockenhäutigen Kelch, an dessen Grunde sich nicht (nicht wie bei den Nelken 2—3 Paare) decussirte, schuppen- förmige Hochblätter zusammendrängen. Der schmale Nagel der fünf Kronblätter ist mit Flügelleisten besetzt. An der Grenze zwischen Nagel und Platte sitzen zwei Zähnchen, welche als Ligula oder Nebenkrone beschrieben werden. Sie sind der Ligula bei Gras- blättern entsprechende Gebilde. Saponaria offieinalis L., das Seifenkraut (Fig. 184), ist ein mit weit kriechenden, verzweigten, eylindrischen, nicht ganz fingerdicken Ausläufern ausdauerndes Kraut. Die aufrechten, etwas rauhen, nur ober- wärts wenig verzweigten Stengel sind an den Knoten schwach angeschwollen und tragen elliptische oder längliche, spitze, am Rande rauhe, sonst völlig kahle, dreinervige Blätter in deeus- sirten, am Grunde ein wenig ver wachsenen Paaren. Die büschelig ge häuften , Blüthen sind kurz gestielt. Aus dem hellgrünen oder braunrothen, weichen, eylindrischen Kelehe ragen die schmal keilförmigen, seieht aus“ gerandeten (am Rande nicht gezän ten), weissen oder hellfleischfarbenen Platten der Kronblätter heraus und Fig. 184. Saponaria offeinalij;. breiten sich fast tellerförmig aus. Die Links unteneinlanggenageltesKro- länglich-eiförmige Kapsel enthält viele Feigen 2 2 ntehkneken nierenförmige, zusammengedrückte runde der Platte: ts di ; a mit vier Zähnen en Samen mit gekrümmtem Keimling- Kapsel. Die Pflanze findet sich auf feuch“ tem Sandboden in Gebüschen, Ufern und Wegen in fast ganz Europa und in Kleinasien. Sie blüht ' Im Juli und August und erreicht bis 50 em Höhe. Die mit Wasser äehin; menden, Saponin®) enthaltenden, unterirdischen Theile waren offieinell als Radix Saponariae, Seifenwurzel. Die Droge ist durch die an Saponin viel reichere Quillaja-Rinde (ron ) ren nennt solche Verwachsungslinien Commissuralrippen- ; Ar billi “ ge er Senegin, weshalb vor einiger Zeit Radix Saponarıae llıger ‚Taste für Radix Senegae empfohlen wurde. ee Dieotyledonen. 291 Quillaja Saponaria, einer Rosacee, stammend) ziemlich ver- drängt worden. Die Radix Saponariae levanticae s. hispanicae v. aegyptiacae stammt von einer anderen Dianthee, von Gypsophila Struthium L. Die Blüthen der aus Südeuropa stammenden Garten-Nelke, Dianthus Caryophyllus L., lieferten die Flores Caryophyllorum rubrorum. Dagegen merke man sich, dass die Caryophylli Ph. G. II. 49 Blüthen einer Myrtacee, Eugenia caryophyllata sind, welche wir an anderer Stelle ausführlich besprechen werden. III. Reihe. Aphanocyclicae. Die Reihe der Aphanoceyclicae ist gekennzeichnet durch das im Namen ausgedrückte Merkmal des völlig oder theilweise acyklischen Baues der Blüthen der hierhergehörigen Gewächse. In den wenigen Fällen, wo ein eyklischer Bau vorliegt, macht sich wenigstens eine Veränderlichkeit in der Zahl der auf die einzelnen Formationen (Kelch, Krone, Androeceum resp. Gynaeceum) entfallen- den Quirle geltend, oder es tritt eine Vermehrung der Staubblätter durch Spaltung ein. Da nun Perianth und Androeceum. stets hypo- gyn angetroffen werden, so kann man die Aphanoeyclicae auch kurz als die typisch polyandrischen Thalamifloren definiren. Die Reihe umfasst vier Ordnungen: 1. Polycarpiecae. Blüthen vorwiegend spiralig aufgebaut und dadurch acyklisch werdend, bei cyklischem Bau stets mit wechselnder Quirlzahl. Kelch und Krone oft nicht ge- trennt oder Krone ganz fehlend.. Androeceum gewöhn- lich vielzählig (o), jedoch niemals durch Spal- tungen einfacher Anlagen. Gynaeceum aus meist vielen apokarpen Fruchtblättern gebildet. Hierher: Lauraceen, Berberidaceen, Menispermaceen, Myristicaceen, Ranunculaceen u. a. 2. Rhoeadinae. Blüthen eyklisch 2—4zählig, daher im Grundriss gewöhnlich kreuzförmig angeordnetes Perianth zeigend, weshalb die Ordnung auch als die der Orueif lora e bezeichnet wird. Kelch und Krone von einander geschieden. Androeceum aus vier Gliedern, welche gewöhnlich Spal- tung erfahren, daher wechselt die Zahl zwischen 4 und R. Gymaeceum nie apokarp, aus 2—0 Carpellen synkarp mit wandständigen Placenten. Frucht mit Klappen aufspringend, welche sich in den typischen Fällen von den Placenten ab- lösen. Hierher Papaveraceen, Crueiferen, Fuma- riaceen und Capparidaceen. 3. Cistiflorae. Blüthen vorherrschend eyklisch mit Kelch und Krone, aber gewöhnlich 5-zählig. Kelch dachig. Androeeeum aus dem 5-zählig haplo-, diplo- oder obdiplo- ; 19* « 292 Angiospermen. stemonen Grundplan gewöhnlich durch Spaltung poly= andrisch. Oft sind die Staubblätter gruppenweise (in „Brüderschaften“, monadelphisch oder polyadelphisch) ver- wachsen. Gynaeceum aus 3—5 synkarpen Fruchtblättern ein- oder mehrfächerig und dementsprechend bald mit wandständi- gen, bald mit axilen Placenten. Hierher Violaceen, Hype- ricaceen, Ternstroemiaceen, Clusiaceen u. v. 4 4. Columniferae. Blüthen eyklisch mit Kelch und Krone, wie die Cistifloren 5-zählig, Kelch klappig (nicht dachig!). Androeceum aus haplo- oder diplostemonem Grund- plan durch Spaltung polyandrisch (wie bei vielen Cistifloren). Gynaeceum stets synkarp aus 2—o Frucht- blättern und stets vollständig gefächert, mithin auch mit axilen Placenten. Hierher Tiliaceen, Stereuliaceen, Malvaceen. Polycarpicae. Nach der schon in der Uebersicht der vier Ordnungen der Aphanocyelicae gegebenen Charakteristik kann man die Poly- ecarpicaediespiralig-acyklischen Thalamifloren nennen, deren Polyandrie fast niemals auf Spaltungen beruht; ihre Polyandrie ist entweder zurückzuführen auf die Vermehrung der Staubblattquirle oder auf die spiralige Anordnung der ganzen Blüthe. Wie es bei allen Uebergangsordnungen und -Familien gewöhnlich ist, schwankt der Blüthencharakter innerhalb weiter Grenzen. Die spiralige Anordnung der Blüthenorgane macht sich entweder schon im Perianth geltend, weshalb oft Kelch und Krone nicht scharf ge- sondert sind oder eine Krone überhaupt nicht unterschieden werden kann, oder die Spiralstellung beginnt erst im Androeceum oder Gy- naeceum. Kronenlose Formen (typische „Apetalie*) kommen in der Ordnung wie bei den Julifloren und Centrospermen vor. Die hier zu berücksichtigenden Familien sind: Lauraceae. Blüthen zwitterig, apetal, gewöhnlich aus drei- zähligen Quirlen aufgebaut, von denen 2 auf das Perianth, 2—5 auf das Androeceum entfallen. Die Staubbeutel öffnen sich mit Klappen. Berberidaceae. Blüthen gewöhnlich, zwitterig, mit Krone. Kelch aus 2 bis 8 Quirlen, Krone aus 2 Quirlen. Androeceum aus 2 Quirlen, in welchen bisweilen Spaltungen eintreten. Die Beutel öffnen sich gewöhnlich mit Klappen. Menispermaceae. Blüthen dioeeisch vertheilt, mit Krone. Au den Kelch entfallen 2 bis 10 Quirle, auf Krone und Androe ceum gewöhnlich je 2. Myristieaceae. Blüthen dioeeisch vertheilt, ohne Krone. Männ- = Dieotyledonen. 293 liche Blüthen mit Staubbeutelsäule, A (3 bis 15). Die Beutel öffnen sich extrors mit Längsriss. Magnoliaceae. Blüthen gewöhnlich zwitterig und mit Krone nach der Formel K3, C3+3 oder 0, A»,G =». Die Krone ist (zum Unterschiede von den nahe verwandten Anonaceen) dachig. Ranuneulaceae. Blüthen zwitterig, meist mit Fünfzahl be- ginnend, bald mit Perigon, bald mit Kelch und Krone. An- droeceum meist vielzählig und mit extrorsen Antheren. Gy- naeeeum gewöhnlich vielzählig und apokarp. Lauraceae. Die etwa 1000, meist an aromatisch-ätherischen Oelen reiche Arten umfassende Familie der Lauraceen oder Lorbeergewächse ist ausschliesslich auf die wärmeren Erdstriche beschränkt. Neben der typischen Apetalie (Blumenblattlosigkeit) sind die stets aktino- morphen Blüthen meist durch dreizählige Quirle ausgezeichnet, und erinnert ihre Formel wie die der Rheum-Arten an den Mono- eotylentypus; doch ist auch hier die Insertion des dreizähligen Pe- rianths im Anschluss an die beiden (nieht immer entwickelten) Vor- blätter umgekehrt wie bei den Monoeotylen, ein Blatt des äusseren Periauths ist gegen die Axe gewandt. Immer ist das Perianth aus zwei kelchartigen Quirlen (als Perigon) entwickelt. Gewöhnlich folgen dann vier oder fünf Staminalquirle von sehr charakteristi- schem Verhalten. Entweder sind alle Staubblätter fruchtbar, mit innenwendigen Antheren ausgestattet, oder die beiden äussersten Staubblattquirle sind mit innenwendigen, der dritte Staubblattquirl ist mit aussenwendigen Antheren versehen, während der resp. die folgenden Quirle unfruchtbar sind und ihre Glieder als Staminodien entwickeln. In den beiden äusseren Quirlen sind die Fäden drüsen- los, im dritten tragen sie am Grunde zwei ansehnliche, meist ge- stielte Drüsen, welche auch die Hauptmasse der folgenden Stami- nodien ausmachen. Ganz besonders beachtenswerth ist das Auf- springen (die „Dehiscenz“) der fruchtbaren Staubbeutel. Gewöhnlich bildet jede Antherenhälfte zweiPollenfächer über ein- ander aus, und jedes Fach öffnet sich mit einer unten sich ablösenden und dann sich aufwärts und rückwärts krümmenden Klappe. Jede Anthere führt also gewöhnlich vier Klappen in zwei Etagen (Fig. 185). Der Fruchtknoten ist immer einfächerig und eineiig; der kurze einfache Griffel endet mit ein- facher oder dreilappiger Narbe.!) Die Frucht ist beerenartig, Ihr ; en, j " 2 1) Die dreilappig vorkommenden Narben und theoretische Erwägungen ree fertigen die Annahme, dass der Fruchtknoten der Lauraceen aus drei Fruchtblättern gebildet ist. Die allgemeine Blüthenformel wird daher für die Familie: P3+3, A 3+3+3+3+3, 6 8). 294 Angiospermen. Same ist ohne Nährgewebe und enthält einen geraden Keimling mit dickfleischigen Cotyledonen (Fig. 186). Die Laubblätter der meist Fig. 185. Blüthe von Cinnamomum zeylanicum (vergr.). Fig. 186. Frucht des Links in Seitenansicht mit 6 Perigonzipfeln; rechts Längs-- Lorbeerbaumes im schnitt, den centralen Fruchtknoten mit.der hängend-ana- Längsschnitt. Das tropen Samenanlage zeigend. Man beachte die Klappen fleischige Perikarp an den fruchtbaren Staubbeuteln. (Nach Baillon.) umschliesst den Sa- men, dessen er 3 masse die beiden strauch- oder baumförmigen Arten sind einfach, Cotyledonen bilden, ganzrandig, meist lederig, glänzend (Lorbeerblätter) in deren Winkel die und entbehren der Nebenblätter, (eb wirle DS Aus der Familie sind zu besprechen: (Nach Baillon.) 1. Cinnamomum Burm, Die Gattung Cinnamomum umfasst immergrüne, aromatische Sträucher und Bäume („Zimmtbäume“) des tropischen und subtropischen Asiens. Die schönen, lederigen, immergrünen, oberseits glänzenden Blätter sind gegen- oder wechselständig, handförmig drei- oder fünf- nervig. Ihr Rand wird von einem „Randnerven* umzogen. Die kleinen, weissen oder gelben Blüthen bilden end- und achselständige Rispen und vertreten den typischen Lauraceencharakter (Fig. 185). Pen 3-3, nur am Grunde wenig trichterförmig verwachsenen Perigon- blättern folgen vier Staubblattquirle (zwei mit introrsen, einer mit extrorsen Antheren, einer mit Antherenrudimenten; der dritte führt die gestielten oder sitzenden Drüsen an kurzen Fäden). Die fruchtbaren Antheren sind zweietagig-vierfächerig, vierklappig- an Fruchtknoten trägt an seiner in der Blüthe nach vorn fallenden Nath die einzige hängend-anatrope Samenanlage (vgl. Fig. 185, rechts) und wird zu einer Beere mit dünnem Perikarp. Diese wird zur Reifezeit durch eine Art Fruchtbeeher gestützt, welcher dadurch entsteht, dass die lederigen Perigonblätter oberhalb ihrer Basis ab- fallen und die breit gestutzten Basen als Zähne des Fruchtbechers zurücklassen. Offieinell ist Dieotyledonen. 295 1. Cinnamomum zeylanicum Breyn., der Zimmtbaum (Fig. 187). In den Wäldern Ceylons, seiner Heimath, erreicht derselbe bis 10 m Höhe, wird aber in fast allen Tropen- ländern in Strauchform gezogen. Seine Zweige sind cylindrisch, oberwärts stumpf-vierkantig und mit decussirten Paaren wagerecht auf kurzem (3-16 mm langem), oberseits rinnigem Stiele ab- stehenden Blättern besetzt. Die ei- förmigen, stumpfen oder kurz zuge- spitzten, je nach der Varietät in Grösse und Form wechselnden, stark lederigen, 3—7-nervigen Spreiten sind in der Jugend rotl, nehmen aber später ober- seits dunkel- oder gelblich-grüne, un- terseits hellere, graugrüne Färbung an. Die Hauptrippen sind durch zahl- Fig. 187. Cinnamomum zeylani- reiche, fast senkrecht zu ihnen stehende cum, der Zimmtbaum. (Etwa !js Queradern verbunden. Die kleinen, nat. Gr.) nur bis 4 mm langen, monvelinen Blüthen sind weiss, ihr Perigon aussen seidenhaarig. Wie alle Cul- turpflanzen variirt auch der Zimmtbaum in der Cultur sehr stark, und unterscheidet man gewöhnlich folgende Varietäten : | a. commune Nees (= Laurus Oinnamomum L., Persea Cinna- momum Spr., Cinnamomum zeylanicum vulgare Hayne) mit eiförmigen oder länglich-eiförmigen, 3—5-nervigen, stumpfen oder sehr kurz stumpf zugespitzten, am Grunde abgerundeten Spreiten von nahezu Handlänge. Die Rinde ist stark aromatisch. $. inodorum Nees mit geruchloser Rinde, aber sonst der Varietät & gleichend. Kar y. subcordatum Nees (= Cinnamomum zeylanicum cordifolium Hayne) mit am Grunde schwach herzförmigen, meist 5-nervigen Spreiten und aromatischer Rinde. d. mierophyllum Nees mit kleinen, dreinervigen Blattspreiten und aromatischer Rinde. Ä ? &. Cassia Nees (= Laurus Cassia Burm.) mit beiderseits all- mählich verschmälerten, fast stets dreinervigen, 5—12 cm langen, nur 2—3 cm breiten Blättern und schwächer aromatischer Rinde. (Man verwechsele diese Varietät nicht mit der folgenden Art.) Von allen Varietäten (vielleicht 8 ausgenommen) wird die Rinde der 2—3 m langen, fingerdieken Zweige nach der tropischen Regen- zeit abgeschält, von den äusseren Partien (Aussen- und Mittelrinde) befreit, zu mehreren Platten aufeinandergelegt und dann längsgerollt und getrocknet. Sie kommt als Cortex Cinnamomı zeylanici s» Cinnamomum acutum, Ceylonzimmt, feiner oder echter 296 Be Angiospermen. Zimmt, auch als Kaneel in den Handel. Nach der Ph. G. I, war F derselbe offieinell und diente zur Bereitung von Oleum Cinna- momi zeylanici. Anderwärts ist er noch jetzt offieinell und dient als Aromaticum zur Herstellung vieler Arzneien. Die Blätter liefern ein billigeres Oel, das Zimmtblätteröl, welches zum Verfälschen des Gewürznelkenöles benutzt wird. Die Ph. G. II. schliesst die Verwendung des Ceylonzimmts ganz aus. Die von der Varietät &. stammende, schwächer aromatische Rinde kommt in einfachen, dicken Röhren oder in rinnigen Stücken als Cassia lignea, Holzzimmt, Holzkassie oder Malabarzimmt in den Gewürzhandel. Sie bildet den beim deutschen Materialwaarenhändler schlechtweg als Zimmt bezeichneten Verkaufsartikel für die Küche. 2. Cinnamomum Cassia Bl., der Kassien-Zimmtbaum, ist ein an- sehnlicher Strauch des südlichen China und Cochinchinas, welcher auch auf Java, Sumatra, Ceylon und an der Malabarküste viel eul- tivirt wird. Die jungen Zweige der reichästigen Krone sind zu- sammengedrückt vierkantig und nebst Blattstielen und Blüthenstands- zweigen grau- oder gelblich-weichhaarig. Die unterwärts an den Zweigen wechselständigen, oberwärts gegenständigen Blätter hängen gewöhnlich an 8—16 mm langem, oberseits flachem oder ganz schwach convexem (also nicht wie beim Ceylonzimmt rinnigem) Blattstiele abwärts. Die bis handlangen, länglichen, zugespitzten, drei- nervigen, stark lederigen Spreiten sind oberseits glänzend grün und vertieft netzaderig, unterseits bläulichgrün und kurz weichhaarig. An den armästigen Blüthenrispen sitzen kleine, gelblichweisse, seiden- haarige Blüthen mit eiförmigen Perigonzipfeln, nach deren Abfall die Perigonbasis eine halbkugelig-kegelförmige, sechskerbige Frucht- hülle bildet. Die stark und rein nach Zimmt riechende Rinde kommt einfach-gerollt in den Handel als Cortex Cin namomi Ph. @. I. 65 s. Cortex Cinnamomi chinensis Ph. 6.1. 831. In der Ph. 6. L wurde sie als Cortex Cinnamomi Cassiae geführt. Andere Bezeichnungen der Droge sind Cortex einnamomea, Cinnamomum, chinesischer Zimmt, auch wohl Zimmtkassie. Sie ist durch ihre dunkelzimmtbraune Farbe kenntlich. Charakteristische Unterscheidungsmerkmale liegen in den schief ver- _ laufenden hellfarbigen Adern und in dem Nichtschleimig- werden beim Kauen.!) ') Hierdurch unterscheidet sich die in der Ph. G. II. vorgeschriebene Cor- u net von dem oben bezeichneten Holzzimmt, der Cassia ligneä, ur RR um zeylanicum var. €. Cassia Nees, welcher bei längerem Kauen schleimig wird, und dessen Pulver mit Wasser gekocht zur Gallerte erkaltet. Die Bezeichnung Cassia führt leicht zu Missverständnissen. Abgesehen davon, dass die Art Cinmam. Cassia Blume nicht mit der Varietät des Ceylonzimmts, Oinnam- ern var. Oassia Nees verwechselt werden darf, wozu die deutschen Namen assie und Holzkassie verleiten, bezeichnet man die getächerten Hülsen Dieotyledonen. en Die Verwendung von Cortex Cinnamomi ist eine mannich- faltige. Die Rinde liefert das Oleum Cinnamomi Ph. G. I. 195 s. Oleum Cinnamomi Cassiae ibid. 338 v. Oleum cassiae ibid. 338, das Zimmtkassienöl, welches in der Heimath der Droge durch Destillation gewonnen wird. Aqua Cinnamomi Ph. G.IH. 32, Tinetura Cinnamomi Ph. G. H. 277 und Tinet. aro- matica Ph. G. D. 272, Tinct. Opii crocata Ph. G. DI. 284, Decoetum Sarsaparillae compositum mitius Ph. G. DH. 72 und Elixir Aurantiorum compositum Ph. G. D. 74 sind Präparate, deren Herstellung die Verwendung von Cortex Cinnamomi einschliesst. Acetum aromaticum Ph. G. I. 1 und Mixtura oleoso-balsamieca Ph. G. H. 179 werden mit Oleum Cinnamomi zubereitet. Die Ph. G. I. schrieb ausserdem noch Syrupus Cinna- momi, Pulvis aromaticus und das Electuarium Theriaca vor, deren aromatischen Bestandtheil Cortex Cinnamomi lieferte. Synonyme zu Cinnamomum Cassia Bl. sind Cinnamomum aro- maticum Nees, Laurus Cassia ©. G. Nees und Persea Cassia Spr. Nach Flückiger ist es sehr wahrscheinlich, dass die offieinelle Zimmt- rinde von verschiedenen chinesischen Zimmtarten stammt. Als solche führt man Cinnamomum obtusifolium Nees, Cinnam. Tamala Nees und Cinnam. nitidum Nees vom Himalaya an. Vielleicht liefern auch Cinnam. iners Reinw. in Ostindien, Ceylon und auf den Sundainseln, sowie Cinnam. Burmanni in China, Japan, auf den Philippinen und auf den Sundainseln einen Theil der Handelswaare. Die Ph. G.H. verzichtet deshalb auf die Angabe der Stammpflanze ganz und betont nur die chinesische Abstammung („species Cinnamomi Chinae meridionalis“); sie verlangt starken und reinen Geruch der Droge. Als Zimmtblüthen (Flores Cassiae, Clavelli Cassiae, auch Zimmtnägelehen genannt) kommen die kurz nach der Blüthezeit eingesammelten Fruchtansätze von Cinnamomum Cassia Blume, Cinnam. Loureirii Nees u. a. in den Handel und werden bisweilen im Handverkauf verlangt. 3. Cinnamomum Camphora Nees et Eberm., der Campherbaum (Fig. 188), ist von allen vorgenannten Arten wesentlich verschieden und bildet den Typus einer besonderen, als Camphora zusammen- gefassten Untergattung. Zunächst sind die Laubknospen schuppig- dachig (nicht nackt), wie es die Endknospe des in der Figur dar- gestellten Zweiges veranschaulicht; sodann sind die Laubblätter nicht 3- oder 5-nervig, sondern fiedernervig und führen in den Achseln der grösseren Nerven unterseits je eine Grube, welche oberseits blasig hervortritt; ferner entwickelt sich gewöhnlich in den Blüthen ein fünfter innerster Staubblattkreis (wie der vierte) staminodial, während den Zimmtarten sonst nur vier Staubblattkreise (also Früchte!) einer Leguminose, Cassia Fistula L., als Röhren- oder Rohrkassie, Die Gattung Cassia hat natürlich gar nichts mit den Lauraceen zu than. Von Cassia-Arten stammen auch die viel gebrauchten Sennesblätter. Nelken- kassie ist die Rinde der brasilianischen Lauracee Dieypellium caryo- phyllatum Nees. 298 Angiospermen. zukommen, von denen nur einer, (der 4.) staminodial entwickelt ist. Das Diagramm ist mithin das in Fig. 189 dargestellte. Endlich fallen Fig. 189. Grundriss der Blüthe von Cinna- momum Camphora. Den beiden Vorblät- tern folgen 3+3 Pe- rigonblätter, 3+ 3 Staubblätter mit in- trorsen, 3 Staubblätter mit extrorsen Staub- beuteln, dann 3+3 Staminodien. Am ex- trorsen Staubblatt- E kreise und dem fol- : \ genden Staminodien- 2 quirl sind die Drüsen- R anhänge durch kleine Fig. 1°8. Cinnamomum Camphora, der Campherbaum. Kreise angedeutet. (Nach Baillon.) (Nach Eichler.) die Perigonzipfel unmittelbar an ihrer Basis ab, so dass die Frucht von einer ganzrandigen (nicht gestutzt gezähnten), scheibenförmigen Becherhülle umgeben ist. Der Campherbaum ist ein stattlicher, im Wuchse unseren Linden vergleichbarer Baum Japans, Chinas und der Insel Formosa, der aber in vielen Tropenländern eultivirt wird. Seine wechselständigen, anfänglich papierartig dünnen Blätter sitzen an dünnen, bis 3 em langen Stielen. Die eiförmigen bis länglichen, beiderseits verschmd- lerten Blätter sind völlig kahl, oberseits grün, unterseits bläulich bis weisslich. Die Blüthen sitzen niemals an endständigen, sondern ımmer an seitenständigen, sehr kurzen Rispen. Die kleinen, gelb- lichen Blüthen sind aussen kahl, innen dagegen dicht flaumig-behaart. Die fast kugeligen, erbsengrossen Beeren sind glänzend schwarzroth. Alle Theile des Baumes, besonders das Holz, sind reich an einem ätherischen Oel, dem Campheröl, welches sich mit Sauerstoff zu Campher verbindet, welcher als Rohecampher durch Sublimation Dicotyledonen. A aus den Blättern und Zweigen gewonnen wird. Gereinigt bildet er Camphora Ph. G. II. 47, den Campher, welcher nach Besprengen mit Aleohol zu Pulver, Camphora trita, zerrieben werden kann. Er dient zur Bereitung von Oleum camphoratum Ph. G. II. 193, Spiritus camphoratus Ph. G.II. 244, Spiritus Angelicae eompositus Ph. G. II. 244, Vinum camphoratum Ph. G.I. 302, Tinetura Opii benzoica Ph. G. II. 203, Linimentum ammoniato-camphoratum Ph. G. II. 156, Linim. saponato- camphoratum Ph. G. I. 157, Linim. saponato-camphora- tum ligquidum Ph. G. I. 158, Emplastrum fuscum cam- phoratum Ph. G. I. 77 (= Empl. matris Ph. G. II. 333 v. Empl. minii adustum, Empl. nigrum, Empl. Noricum, Emp]. universale, ibid. 333), Unguentum Cerussae cam- phoratum Ph. G. II. 295 und vieler anderen Präparate. Der Campher ist ein in kleineren Gaben nervenberuhigendes Mittel; er wirkt krampfstillend und lähmungswidrig, schmerzstillend und resorbirend. Er wird viel gegen rheumatische Schmerzen an- gewandt, besonders in Form von Einreibungen. Synonym zu Oinnamomum Camphora Nees et Eberm. sind Lau- rus Camphora L., Persea Camphora Spr., Camphora offieinarum Bauhin. 2. Sassafras offieinale Nees. Während den zimmtartigen Lauraceen (den Perseeae) zwei- geschlechtige Blüthen mit 4 (bei Camphora selbst 5) Staubblatt- quirlen eigen waren, führt die Gruppe der Oreodaphneae ein- geschlechtige, dioecisch vertheilte Blüthen mit 3 Staub- blattkreisen (also 9 Staubblättern); der vierte staminodiale Quirl des Androeceums fehlt ganz oder ist doch nur noch spurenhaft ent- wiekelt. Den Staubfäden des dritten Kreises kommen (wie bei den Perseeae) je zwei kugelige Drüsen am Grunde zu. Die Beeren, früchte sind stets nackt, niemals von dem becherförmigen Perigon- rest eingeschlossen. Die Gattung Sassafras ist innerhalb der Gruppe dadurch ausgezeichnet, dass den männlichen Blüthen nur introrse Staub- blätter zukommen (die drei innersten Staubblätter sind also nicht extrors wie bei den Zimmtarten). Jeder Staubbeutel führt vier Pollenkammern in zwei Etagen (Fig. 190). In den weiblichen Blüthen sind 6—9 gestielte Staminodien mit länglich-herzförmigen Antherenrudimenten entwickelt (Fig. 191). Sassafras officinale Nees, die einzige Art der Gattung, bewohnt das ganze östliche Nordamerika (doch nur jenseits des Missouri, von Canada bis Florida). Im Norden nimmt sie die Form eines Strau- ches an, südlicher gehend wird sie baumförmig und erreicht ganz im Süden bis 30 m Höhe. Die eylindrischen, zähen Zweige sind an- fänglich graufilzig, später gelblichgrün und tragen Laubknospen mit 300 Angiospermen. trockenen, kastanienbraunen Schuppen. Die sommergrünen, weich- krautigen (nicht lederigen) Blätter sind wechselständig, anfangs flaumig ‘behaart, später nur unterseits grau-seidenhaarig, zuletzt kahl. Aus Fig. 190. Männliche Blüthe Fig. 191. Weibliche Blüthe. ‚von Sassafras offieinale. (Nach Berg und Schmidt.) dem schlanken, bis 4 em langen Stiele verbreitert sich die fieder- nervige Spreite keilförmig zu ovalem Umriss und läuft stumpf oder zugespitzt aus. Die nach dem Knospenaustrieb gebildeten Blätter sind meist dreilappig mit stumpf gerundeten Buchten. Die Blüthen bilden schlaffe Doldentrauben, welche vor dem Laubaustrieb auf- blühen. Die Perigonblätter sind grünlich gelb, nur 4 mm lang, kahl und stumpflich. (Siehe Fig. 190 und 191.) Sie fallen an der Basis ab, so dass ein ganz kurzer Fruchtbecher mit 6 Kerben zurück- bleibt, welcher die eiförmige, blauschwarze Beere (die natürlich nur aus weiblichen Blüthen hervorgeht) stützt. Der Fruchtbecher ist roth. Die Blüthezeit fällt in die Monate März und April. Synonyme sind Laurus Sassafras L., Persea Sassafras Spr. und Sassafras album Nees. Man merke sich besonders den deutschen Namen Sassafraslorbeer, um die Zugehörigkeit der Pflanze zu den Lorbeergewächsen, den Lauraceen, im Gedächtniss zu haben. Offieinell ist das 1—20%/0 Sassafrasöl enthaltende Wurzel- holz nebst der an Oel noch reicheren Wurzelrinde als Lignum Sassafras Ph. G. II. 156, während das fast völlig geruchlose Stammholz medieinisch ganz unbrauchbar ist. Aus dem Sassa- frasöl setzt sich in der Kälte Sassaf rascampher ab. Das Sassa- frasholz (auch Fenchelholz genannt) bildet einen Bestandtheil der Species Lignorum Ph. G. II. 241; die Ph. G. I. schrieb die Verwendung zu Syrupus Sarsaparillae compositus und Tinetura Pini composita vor. Die zur Gruppe der Oreodaphneae gehörige Gattung Neetandra, einen Uebergang zwischen Cinnamomum und Sassafras insofern darstellend, als der dritte Staubblattkreis zwar extrors ist, während der vierte staminodiale Quirl des Androeceums in den zwitterigen Blüthen fehlt, lieferte Semen Pichurim (älschlich auch Fabae Pichurim, Pichurimbohnen, Cotylae Pichurim, Sassafras- müsse oder Brasilianische Bohnen genannt). Die Droge besteht aus den von der Fruchtwand und der äusseren Samenschale befreiten Samen, deren Hauptmasse Dieotyledonen. 301 z die fleischigen Cotyledonen des Keimlings ausmachen. Semen Pichurim majus soll von Neetandra Puchury major Nees, Semen Pichurim minus von N. Puchury minor Nees (zwei in Nordbrasilien heimischen Bäumen) stammen. 3. Laurus nobilis L. Die dritte, als Litsaeaceae bezeichnete Gruppe der Laura- ceen ist dadurch charakterisirt, dass die doldigen oder knäueligen Blüthenstände von einer 4—6-blätterigen oder vielrei- higen Hochblatthülle gestützt sind. Im Uebrigen trifft man gewöhnlich auf dioeeisch vertheilte Blüthen, und zwar führen die männlichen niemals extrorse Staubblätter (sie verhalten sich also wie bei Sassafras). Staminodien fehlen völlig, obwohl mehr als drei Staubblattquirle entwickelt werden. Die Gattung Laurus ist in der Gruppe und damit zugleich in der ganzen Familie eigenartig gekennzeichnet. Die der Vorblätter stets entbehrenden Blüthen beginnen regelmässig zweizählig (nicht wie bei allen vorher besprochenen Lauraceen dreizählig), und zwar setzen dieselben mit zwei seitlichen („transversalen*) Perigon- blättern ein. Diesen folgen zwei innere Perigonblätter in Median- stellung, so dass das Perigon ein transversal-medianes Kreuz bildet. In den männlichen Blüthen folgt nun zunächst ein viergliederiger Staubblattkreis in Diagonalstellung, au welchen sich eine wechselnde Zahl alternirender vier- oder zweigliederiger Quirle anschliesst. Die Zahl der Staub- blätter variirt deshalb zwischen 8 und 14, nach den Formeln A 4—+4 resp. A4+2-++-2, . A4+4+2 resp. A4+2+2+ 2 oder BER A4-+44+4-+2. Fig. 192 stellt einen dieser A Fälle im Diagramm dar. Die Staubfäden des ) äusseren Quirles sind immer drüsenlos, was auch bisweilen beim nächstfolgenden vorkommt. At In den weiblichen Blüthen folgt dem trans- a versal-medianen 2 + 2-gliederigen Perigon es anti Tre ein dem äusseren Staubblattkreise männlicher von Laurus nobilis, ei- Blüthen entsprechender Kreis von vier Stami- ern rag Fan nodien und dann ein centraler Fruchtknoten Formel P2+2, A4+2 mit stumpf dreikantiger Narbe. -+2+2 darstellend. Von den beiden bekannten Arten inter- (Nach Eichler.) essirt nur Laurus nobilis L., der allerwärts bekannte Lorbeerbaum. Er bildet 2—5 m hohe Büsche oder 6—8 m hohe Bäume mit dicht be- blätterten, aufrechten Aesten. Die lederigen, länglich-lanzettlichen, beiderseits zugespitzten Blätter mit schwach umgebogenem, welligem Rande sind als „Lorbeerblätter“ ein bekanntes Küchengewürz. Sie sind oberseits dunkelgrün, unterseits heller, beiderseits völlig kahl . und von Oeldrüsen durchscheinend-punktirt. Die Blüthen stehen in HIN 309 Angiospermen. 3—6-blüthigen Köpfchen aus gekreuzten Paaren bei einander. Jeder Blüthenstand ist ein mit vier Hüllblättern beginnender Achselspross eines Laubblattes. Das Perigon ist gelblich oder weiss. Die Früchte (Fig. 186) sind eiförmige, schwarzblaue, 8—10 mm lange, von zartem Stiele getragene, einsamige Beeren (Lorbeeren). Je nach der Breite der Laubblätter unterscheidet man ver- schiedene Varietäten (« latifolia Nees, £ lanceolata Meissn., y angusti- folia Nees und y undulata Meissn.). Der in Kleinasien heimische Baum wird in allen Mittelmeer- ländern ceultivirt. Bei uns zieht man ihn in grossen Holzkübeln als Ziergewächs. Öffieinell sind die Beeren als Fructus Lauri Ph. G. U. 121 5. Baecae lauri Ph. G. II. 330. Sie enthalten in grossen Zellen der Fruchtschale das grünliche, durch Auspressen der Früchte ge- wonnene Oleum Lauri Ph. 6.1. 198 s. Ol. Lauri expressum v. Ol. lauri unguinosum v. Ol. laurinum Ph. G. I. 338, das Lorbeeröl. Die Lorbeeren werden besonders von der Land- bevölkerung im Handverkauf verlangt. Dasselbe gilt von dem zu Ein- reibungen benutzten Lorbeeröl („Alte Lore“, corrumpirt aus Ol. Lauri). Die „Kirschlorbeerblätter“ stammen weder von einer Laurus-Art, noch von einer Lauracee überhaupt. Sie stammen von Prunus Laurocerasus, einer mit unserer gemeinen Kirsche verwandten Pflanze, Berberidacesae. Diese bei uns durch die Berberitze (Berberis vulgaris L.) ver- tretene Familie ist durch aktinomorphe, zweigeschlechtige Blüthen ausgezeichnet, deren Kelch, Krone und Androeeeum aus zum Min- desten verdoppelten, regelmässig alternirenden, 3-(selten 2-)zähligen 2 Quirlen bestehen, während das Gynaeceum aus nur einem einzigen _ Fruchtblatt besteht. Die Formel der Blüthe ist also im Allgemeinen: K3+3,08+83,A3+3 61. Neben der Vermehrung der Quirle (der Kelch allein kann bis 8 um- | fassen) sind Spaltungen der Glieder des inneren Kronblattkreises und in den Quirlen des Androeceums bei der hier besonders in- teressirenden Gattung Podophyllum zu beobachten. Die Staub- beutel öffnen sich gewöhnlich (wie bei den Lauraceen) mit Klappen, = doch sind sie überall zwei fächerig. Eine Ausnahme macht auch hier Podophyllum, dessen Antheren sich nicht mit Klappen, sondern mit Längsriss öffnen. Das Fruchtblatt umschliesst immer mehrere, oft viele Samenanlagen. Zu besprechen ist nur: Podophylium peltatum L. ... Das nur mit 2 Arten vertretene Geschlecht Podophyllum ist durch viele morphologische Eigenheiten ausgezeichnet, welche aus dem Charakter der hier genannten Art hervorgehen. Dieotyledonen. Se Podophylium peltatum L. (Fig. 193) sendet aus seinem horizontal kriechenden Rhizom jährlich einen kahlen, grünen, drehrunden, 30—50 em hohen Stengel von etwa Federkieldicke über den Boden. Er endet mit einer einzigen weissen, nickend überhängenden, fast | Fig. 195. Podophylium peltatum. (Vs nat, Gr.) (Nach Baillon.) glockigen Blüthe, welche im Winkel der beiden alleinigen, grossen, handförmig gelappten Blätter sitz. Man kann diese beiden Laub- blätter als die seitlichen, gegenständigen Vorblätter der Blüthe an- sehen. Diese letztere bilden: Zwei dreizählige Kreise blumenblattartiger Kelch- blätter. Sie bilden eine äussere Blüthenhülle und zwar derart, dass bezüglich der durch die Laubblätter gegebenen Transversal- ebene drei Kelchblätter nach vorn, drei nach hinten fallen. Es folgen Zwei Kreise von Kronblättern. Drei Blätter stellen den äusseren Quirl dar. Der innere Quirl verdoppelt seine drei Glieder gewöhnlich auf sechs, welche paarweise in die Lücke zwischen zwei äussere Kronblätter treten. Die Krone ist also 3+ 6-gliederig (in Zeichen 33°). Unterbleibt die Verdoppelung im inneren Quirle ganz oder theilweise (an einem Gliede oder an zweien), so schwankt die Zahl der inneren Kronblätter zwischen 3 und 6 (in Zeichen 1+1+-1, resp. 14+1-+2, resp. 1+2+2 oder 2+2-+ 2), die ganze Krone also zwischen 6 und 9. Aehnlich verhalten sich die Zwei Kreise von Staubblättern. Der äussere Kreis ist normal 3-gliederig, während statt jedes Gliedes des inneren drei auf- treten, so dass das Androeceum 3 + (3X 3), also 12 Glieder umfasst, welche durch weitere Spaltungen auf 20 vermehrt werden können. \ | 304 Angiospermen. Die Antheren öffnen sich mitje zwei Längsrissen, wo- dureh Podophyllum ganz vom Typus der Berberidaeceen abweicht. Das einzige Fruchtblatt ist gewöhnlich schief ge- stellt, d. h. seine Bauch- und Rückennath fallen nicht in die Me- dianebene der Blüthe. Es endet mit breit schildförmiger Narbe und trägt an der Bauchnath eine grosse Zahl vielreihig geordneter, hori- zontaler oder aufsteigender, anatrop-apotroper Samenanlagen. Nach dieser Erörterung ergiebt sich das typische Diagramm Fig. 194, in wel- chem die Laubblätter Z die transversalen Vorblätter der Blüthe darstellen. Die Frucht ist eine grosse Beere, welche viele eiförmige Samen in der pul- pös-fleischigen Masse der Placenta einge- En re de bettet führt. In Nordamerika werden “es Blüthe von Podophyllum Früchte als „may apple“ oder „Mandarake peltatum. (Nach Eichler.) gegessen. = rm a en Die in Nordamerika heimische Pflanze blättern in Fig. 193. liefert das bei uns nicht offieinelle Rhi- zoma Podophylli, aus welchem das Podophyllinum Ph. G. II. 213 durch Extraction mit Alkohol und Fällen durch Wasser gewonnen wird. Es wirkt heftig abführend und fördert die Gallenabsonderung. (Uebrigens enthält Podophyllum in seinem Rhizom kein Berberin, obwohl dies oft fälschlich ange- geben wird.) Menispermacesne. Der in der Veränderlichkeit der Zahl der Blüthenkreise liegende Charakter der Ordnung der Polycarpicae zeigte sich schon in den besprochenen Familien der Lauraceen und Berberidaceen. In beiden waren dreizählige Blüthen mit aus zwei Kreisen von Blättern sich aufbauender äusserer Blüthenhülle typisch. Bei den kronenlosen Lauraceen nannten wir letztere das Perianth, bei den corollaten Berberidaceen nannten wir sie den Kelch. Bei den Menispermaceen finden wir wieder vorwiegend dreizählige Blüthen mit Kelch und Krone, welche beide typisch aus je zwei Quirlen bestehen, doch steigt die Zahl der Kelehquirle bei manchen Arten bis auf 10 ‚© dass zwischen 6—30 Kelchblätter angetroffen werden, während die Krone sich auf 3 und 4 Quirle vermehrt, also bald aus 6, 9 oder 12 Blättern besteht, Trotz des Reichthums an Gliedern der Blüthen- decke sind die Blüthen doch stets sehr klein und unansehnlich. Die Kelchblätter sind gewöhnlich bracteenartig dachig. Die Kronblätter ‚sind oft noch kleiner als die Kelchblätter; in einigen Fällen sind sie zu Schüppchen redueirt, in einigen fehlen sie ganz. Im letzteren Falle sind sie dann „abortirt“, Dicotyledonen. 305 Während nun Lauraceen und Berberidaceen meist monocline (zwitterige) Blüthen führen, sind die Menispermaceen fastaus- nahmslos mit dielinen, dioeeisch vertheilten Blüthen ausgestattet. zwei Staubblattkreise, doch kommen auch 3, 4, selbst 8 solche vor. Im Centrum der Blüthe sitzen dann noch drei rudi- mentäre Fruchtblätter. In den weib- lichen Blüthen folgen der Krone gewöhnlich sechs Staminodien (den beiden typi- schen Staminalkreisen entsprechend) und drei freie (apokarpe) Fruchtblätter mit je einer hängend-epitropen Samenanlage. Die typische Blüthen- formel ist demnach: K3+3, C3+3, A3+3, 6 3. und da den Blüthen allgemein ein Deck- blatt und zwei transversale Vorblätter eigen sind, so ergiebt sich das Diagramm Fig. 195, in welchem die Fruchtblätter in der Stellung angedeutet sind, wie sie sich in den weib- lichen Blüthen vorfinden. Was nun die Ausbildung, die sogen. Plastik der wesentlichen Blüthentheile be- trifft, so scheidet diese die Menispermaceen streng von den Lauraceen und Berberidaceen. Die Staubbeutel öffnen sich bei letzteren typisch mit Klappen, was bei Menisperma- ceen nie vorkommt. Hier sind die Staub- beutel gewöhnlich intrors und öffnen sih mit Längs- oder Querspalte, in einigen Fällen mit Löchern. Ganz besonders auffällig ist aber die charak- teristische Samenkrümmung, wel- cher die Familie ihren Namen verdankt. Menispermaceen heisst „Krummsamige*. Nach der Befruchtung krümmt sich die zum Samen heranwachsende Samenanlage sehr stark eampylotrop, wie es die drei Bilder in Fig. 196 veranschaulichen, wobei auch das Fruchtblatt die Krümmung mitmacht. In den männlichen Blüthen folgen der Krone meist a, KEsY et Fig. 195. Typisches Meni- spermaceendiagramm für die männliche Blüthe mit An- deutung der drei Frucht- blätter, welche nur in rein weiblichen Blüthen frucht- bar sind. (Nach Eichler.) ? A B Fig. 196. Halbschematische Darstellung der fortschrei- tendenKrümmungderFrucht und des in ihr liegenden Samens der Menisperma- ceen. In 4A ist das Frucht- blatt aufrecht, die Samen- anlage (schraffirt) ist ana- trop-epitrop; in 2 ist das Griffelende schon seitlich verschoben, die Samenan- lage schon schwach nieren- förmig campylotrop; in © ist das Griffelende der Frucht bis an die Basis der Frucht herabgekrümmt und der Same ist stark nierenförmig campylotrop. In € ist der gekrümmte Keimling an- gedeutet. Sein Wurzelende liegt links, die beiden Coty- ledonen liegen nach rechts. (Nach Eichler.) Der anfänglich scheitel- ständige Griffel rückt auf die Seite und kommt endlich ganz nach unten zu liegen. Der reife Same ist dann hufeisenförmig gekrümmt (vgl. Fig. 198). gekrümmten Keimling und mehr oder mind Müller, Medicinalflora. Seine zarthäutige Schale bedeckt den meist stark er reichliches Endosperm, 20 306 Angiospermen. welches aber auch völlig fehlen kann. Die Fruchtschale ist gewöhn- lich innen steinhart, aussen mehr oder weniger fleischig. Die Früchte sind deshalb Steinfrüchte zu nennen. Fast alle Menispermaceen sind schlingende Gewächse mit hol- zigem oder krautigem, im anatomischen Baue vom Dieotylentypus abweichendem Stamme und ausdauerndem, fast senkrecht im Boden steckendem Rhizom. Die wechselständigen, nebenblattlosen Laub- blätter sind meist gelappt. Die Blüthen sitzen meist zu traubigen, seitlichen Blüthenständen vereint. Fast alle Arten gehören dem tropischen Asien, Afrika und Amerika an. Wir besprechen : l. Jateorhiza Columba Miers. Die Gattung Jateorhiza gehört zu der als Chasmanthereae bezeichneten Unterfamilie, für welche der mit gespreizten Coty- ledonen im Endosperm liegende Keimling der reifen Samen charakteristisch ist. Für Jateo- rhiza ist der Bau der männlichen Blüthen bemerkenswerth. Auf die sechs gleich- gestalteten Kelchblätter folgen kleinere, die sechs freien Staubblätter kahnförmig von hinten her deckende Kronblätter. . Be @ Die gekrümmten Staubfäden tragen ver- F ee Be breiterte Antheren, welche sich auf der Vergr. (Nach Baillon.) Scheitelfläiche mit vier Löchern öffnen (Fig. 197). Die weiblichen Blüthen führen sechs Staminodien und drei Fruchtblätter; jedes der letzteren endet mit zurückgekrümmtem, sich in drei Narben spaltendem Griffel. Die Steinfrüchte sind eiförmig. Jateorhiza Columba Miers ist ein Schlinggewächs der ostafrika- nischen Wälder und Madagaskars. Aus dem grossen, fleischigen, sehr dieken Wurzelstock entspringen bis 30 em lange und 6 em Durch- messer haltende, spindelförmig-knollige Wurzeläste und alljährlich absterbende, krautige oberirdische Stengel. Die letzteren sind stiel- rund, gedreht und längsfurchig und wie alle Theile der Pflanze zottig- drüsenhaarig. Die männlichen Pflanzen sind meist unverzweigt, die weiblichen ästig. Die grossen, bis 30 cm Durchmesser erreichenden = langgestielten Laubblätter tragen im Umrisse rundliche, aus tiefherz- a förmigem Grunde handförmig 5—7-lappige Spreiten mit ganzrandigen, kurz gespitzten Lappen. Die männlichen Blüthenstände sind über ‚30 em lang und ausserordentlich reichblüthig. Die weiblichen tragen hen haselnussgrosse, abstehend behaarte Früchte. Alle Blüthen sind blassgrün, en, unterscheidet gewöhnlich zwei Varietäten, Jateorhiea pal- hu iers und Jateorhiga Columba Miers, welche auch als besondere Dicotyledonen. 307 Arten aufgefasst worden sind. Bei der ersteren sind die männlichen Blüthenstände fast kahl. Synonyme sind Menispermum palmatum Lam., Menispermum Columba Roxb., Cocculus palmatus DC., Jateorhiza Miersü Oliv. und Chasmanthera Columba Baill. Die Ph. G. H. schreibt Jateorhiza Calumba. Uebrigens soll: der Name Jateorhiza richtiger Jatrorhiza heissen. Die ostafrikanischen Eingeborenen nennen die Pflanze Calumb. Die frisch innen schön gelben, aussen braunen Wurzeläste bilden in Scheiben zerschnitten und getrocknet die Radix Colombo Ph. G. I. 218 s. Radix columbo Ph G. I..339 v. Radix Ca- lumbae, die Colombo-, Calombo- oder Columbowurzel. Sie enthält Columbabitter, Columbasäure und Berberin. Die Ph. G. I. schrieb Extraetum Calumbae vor. Colombopräparate sind wirksam bei Dyspepsie und als stopfende Mittel (namentlich bei Schwindsüchtigen). 2. Anamirta Coceulus Wight et Arm. Die zu den Chasmanthereen gehörige Gattung Anamirta ist besonders durch die Vermehrung der Staubblattkreise in den männ- ‚lichen Blüthen ausgezeichnet. Man findet in denselben bis 24 Staubblätter vor, welche sich fast extrors zurückbeugen und ihre Beutel mit querem Riss öffnen. Durch Verwach- sung der Filamente bildet sich eine Art Staubblattköpfehen Fig. 198. Anamirta Coceulus. Links eine aus (Fig. 198, links). Die männliche Blüthe. Rechts eine Frucht (nicht ; - Same!) im Längsschnitt. Die schraffirte sechs Ausseren Biüthenderk Partie ist das den Samen umschliessende blätter (die Kelehblätter) sind Gewebe des Steinkerns (des „Endocarps*). gewöhnlich bracteenartig und (Nach Baillon.) sehr klein. Die weiblichen Blüthen führen oft statt 6 Staminodien deren 9; immer sind die- selben frei. Die Zahl der Carpelle steigt bisweilen von 3 auf 6. Die Steinfrüchte (Fig. 198, rechts) sind schief nierenförmig; der hol- zige Kern ist tief eingebuchtet. Der gekrümmte Embryo liegt mit schmalen, zarten Cotyledonen im fast hornigen Endosperm. Anamirta Cocculus Wight et Arn. (Fig. 199) ist ein hoch schlingender Strauch Ostindiens, Ceylons und der malayischen Inseln, mit grossen, breit-eirunden, am Grunde meist herzförmigen, in der Jugend flaumig behaarten Blättern und grossen, hängenden Blüthen- rispen. Die Früchte sind unter dem Namen Kokkelskörner, Fructus Coceuli, Coceuli indiei, auch unter der falschen Bezeich- nung Semen Coceuli bekannt. Sie enthalten nichtgiftiges Meni- spermin und das äusserst giftige Pierotoxin und dürfen deshalb. nur gegen Giftschein verabfolgt werden. Jetzt sind die Kokkels- 20* ’ 308 Angiospermen. körner ganz obsolet, doch werden sie noch wegen ihrer Bitterkeit und wegen der berauschenden Wirkung bisweilen zur Bierfälschung benutzt. Kokkelskörner betäuben Fische und können deshalb zum Fischfang benutzt werden. Synonyme sind Menispermum Cocculus L. und Anamirta pani- ceulata Colebr. Fig. 199, Anamirta Coceulus. (Nach Baillon.) R ‚Verschiedene hier nicht näher zu besprechende Menispermaceen lieferten die nicht mehr offieinelle Radix Pareirae. Die „echte“ Pareirawurzel, Ra- dix Pareirae bravae, stammt von Chondodendron tomentosum Ruiz et Pavon ( Ooceulus Ohondodendron DC., Coceulus platyphylius St. Hil. und Botryopsis platy- phylla Miers), einer in Brasilien und Peru heimischen Schlingpflanze. Eine „falsche“ Pareirawurzel lieferte Cissampelos Pareira L. . Dieotyledonen. 309 Myristicaceae. Die Familie umfasst nur die Gattung Myristica, welche mit nahezu 100 Baumarten dem tropischen Asien und Amerika angehört; nur wenige Arten sind in Afrika und Australien heimisch. Alle sind ausgezeichnet durch aktinomorphe, dioeeisch vertheilte Blüthen mit einfachem, dreilappigem, unterwärts becherförmigem Perigon, welches in den männlichen Blüthen 3—15 zu einer Säule verwach- sene Staubblätter (Fig. 200) umschliesst, deren Antheren sich extrors mit Längsrissen Öffnen. Die weiblichen Blüthen Fig. 200. Fig. 201. Androeceum der männlichen Weibliche Blüthe, links von aussen Blüthe, eine Säule bildend, mit Perianth, rechts im Längsschnitt, von Myristica moschata. * (Fig. 201) führen ein einziges, vom hoch hinauf verwachsenen Perigon umhülltes Fruchtblatt mit nur einer aufrechten Samenanlage. Das Diagramm (Fig. 202) ist daher für die männlichen und weiblichen Blüthen gleich einfach. Die wichtigsten Merkmale liegen in der Eigenart der heranreifenden Früchte. Sie bilden eine pfirsichartige, fleischige, A n einsamige Beere, welche vom Scheitel bis zur Basis längs Bauch- und Rückennath De 202. ee ed aufplatzt, während die Frucht noch am örge er eich Baume hängt. (Vergl. Fig. 205.) Der B der weiblichen Blüthe. durch das Klaffen der Fruchtwand sicht- (Nach Eichler.) bar werdende grosse Same ist von einer fleischigen, unregelmässig zerschlitzten Hülle, einem Samenmantel (Arillus) umgeben, wie wir ihn schon, freilich in viel bescheidenerer Form, bei den Marantaceen (vgl. Fig. 132 auf 8. 218) kennen ge- lernt haben. Derselbe wächst erst nach der Befruchtung der Samen- anlage als ein drittes Integument von unten her über dieselbe hinweg. Figur 203 zeigt uns denselben in seiner natürlichen Lage, nachdem. 310 Angiospermen. die vordere Hälfte des Fruchtfleisches der Beere weggeschnitten worden ist. Unter dem Arillus (a in Fig. 204) liegt zunächst die äussere häutige oder fleischige Schale des grossen, länglichen oder kugeligen Samens. Ihr folgt eine steinharte Schalen- schicht (s), an welche sich ein zartes Innengewebe anschliesst, welches in die Fugen und Vertiefungen des stark und unregelmässig zerklüf- Fig. 203. Frucht von Myristica moschata. Fig. 204. Same des Muskatbaumes Die vordere Hälfte des Fruchtfleisches ist vom Arillus (der „Macis“) umhüllt, entfernt und dadurch der Arillus (Samen- im Längsschnitt. a Arillus, s die harte mantel) frei gelegt. Unter ihm (der fülsch- Samenschale, » das Nährgewebe mit lich als „Muskatblüthe* bezeichnet wird) dem Keimling %. Nur der mit » be- liegt der Same (der fälschlich „Muskat- zeichnete Körper bildet die Muskat- nuss genannt wird) (Nach Baillon.) nuss des Handels. (Nach Baillon.) teten, ziemlich festen Nährgewebes (n) hineinwächst. Auf Quer- schnitten erscheint dasselbe deshalb eigenartig marmorirt. Gewöhnlich nennt man ein derartiges Nährgewebe ein „ruminates Endosperm“'). Im Grunde desselben liegt der mit flachen Cotyledonen versehene, gerade Keimling (k). . Myristica moschata Thunbg., der Muskatbaum (Fig. 205), ist die einzige erwähnenswerthe Art, welche wegen der traubig ange- ordneten männlichen und der einzeln stehenden weiblichen Blüthen die Seetion Eumyristieca vertritt. Jede Blüthe sitzt in der Achsel eines hinfälligen Deckblattes, welchem an dem Blüthenstiele ein unterwärts zweikieliges Vorblatt superponirt ist. Dasselbe ist aus der Verwachsung zweier nach vorn convergirenden Vorblätter abzuleiten. Das Vorblatt umhtillt die junge Blüthe fast völlig. Ihm folgt das aussen sternhaarig-filzige, gelblich-weisse, 6—8 mm lange Perigon mit drei, in der Knospe klappigen Zipfeln. In den männ- N) Wir begegneten einem solchen bish i eini bei er nur bei einigen Palmen; so Daemonorops Draeo und Areca Catechu. Vgl. deshalb Text und Fussnote auf 8. 170. Ruminates Endosperm zei : 3 zeigen auch . ie fr dten ;Anonasesn. g ch die mit den Myristicaceen nächst verwan Dicotyledonen. 311 liehen Blüthen besteht das Androeceum aus 9—12 Staubblättern mit extrorsen, linealischen Beuteln, welche mit den verwachsenen Staubfäden die in Fig. 200 dargestellte Säule bilden. Das Frucht- blatt der weiblichen Blüthen wächst nach der Befruchtung der Samen- Fig. 205. Fruchtzweig von Myristica moschata. (Nach Baillon.) anlage zu der schon oben besprochenen, 4—5 em langen, fast birn- förmigen oder kugeligen, ockerfarbenen, kurzhaarigen und hängenden Frucht heran. Der fleischige, blutrothe, aromatische Samenmantel umgiebt den schiefeiförmigen, mit einem Spitzchen versehenen, bis 3!/a cm langen Samen. Seine glänzend dunkele bis schwarzbraune Schale umhüllt die wesentlich aus dem Endospermkörper bestehende braungraue, mehlig. bestäubte „Muskatnuss*. Der Muskatbaum erhebt seine weitästige, pyramidale Krone bis zu 20 m. Die lederigen, immergrünen, kurzgestielten Blätter sind eiförmig-elliptisch, beiderseits zugespitzt, ganzrandig und kahl. Die anfänglich sternhaarig-filzigen Zweige bedecken sich später wie der Stamm mit grünlich-aschgrauer, innen rother Rinde. Auf den Mo- lukken und im westlichen Neuguinea bildet der Muskatbaum dichte Waldbestände. Jetzt wird er in vielen Tropengebieten (in Ost- und Westindien, auf Sumatra und in Brasilien) vorwiegend in weiblichen Exemplaren cultivirt. Die von der Schale befreiten Samen sind als Semen Myristicae Ph. G. I. 238 s. Nux moschata Ph. G, I. 338 v. Nuclei Myristicae, Muskatnüsse, bekannt. Der Samenmantel, der allgemein (obwohl ganz falsch) als „Muskatblüthe® bezeichnet wird, bildete den offieinellen Arillus Myristicae Ph, 312 Angiospermen. G. L,s. Macis. Durch Auspressen der „Nüsse“ wird das noch jetzt offieinelle Oleum Nucistae Ph. G. I. 199 s. Butyrum. Nucistae Ph. G. I. 331 v. Oleum Myristicae, Oleum Nucis moschatae, ein in Stücken in den Handel kommendes, festes Fett („Muskatbutter“) gewonnen. Durch Destillation der frischen Samen mit Wasser wird ein farbloses, dickflüssiges, ätherisches Oel, Oleum Nucistae aethereum, erhalten. Die frische Maeis giebt destillirt das strohgelbe, später gelbröthlich werdende Oleum Macidis Ph. G. II. 199, das Maeis- oder „Muskatblüthenöl“. Tine- tura Macidis, Ceratum Myristicae, Emplastrum aro- maticum sind jetzt nicht mehr offieinell, doch wird Ol. Macidis zur Bereitung von Mixtura oleoso-balsamica Ph. G. H. 179, Ol. Nueistae zu Unguentum Rosmarini compositum Ph. G. IL. 299 noch gebraucht. Magnoliaceae. Zeigten die Blüthen aller bisher besprochenen Polycarpicae (Lau- raceen, Berberidaceen, Myristicaceen, Menispermaceen) nur Vermeh- rung (und zwar meist Verdoppelung) der auf Keleh, Krone und Androeceum kommenden Quirle, so tritt bei den Magnoliaceen neben der gleichen Erscheinung meist noch Spiralstellung der Glieder hinzu. Der Charakter der „aphanocyklischen“ Blüthen ist also hier durch gleichzeitiges Vorhandensein von Quirl- und Spiralstellung ausgeprägt. Man nennt deshalb mit Rück- sicht auf die unvollkommen („halb“) durchgeführte Bildung der Quirle („Cyklen“) die Magnoliaceenblüthen wohl auch hemieyk- lisch, !) Gewöhnlich führen die Blüthen einen kronenartigen, drei- gliederigen Kelch; dann folgt eine vielgliederige, spiralig aufge- baute Krone, ein aus vielen Gliedern bestehendes ( „polyandrisches“), spiralig angeordnetes Androeceum und an verlängerter Axe viele spiralig gestellte Fruchtblätter (ein „polykarpisches“ Gy- naeceum). Abweichungen von diesem Typus kommen freilich noch vielfach vor. Dem quirligen Kelche folgt bisweilen eine quirlige (nicht spi- ralige) und dann 3 + 3-gliederige Krone, und auch das Gynaeceum kann bei Verkürzung seiner Axe auf wenige, quirlig gestellte Frucht- _ blätter zurückgehen (vgl. Fig. 207). Immerhin darf man jedoch als Normalformel der Blüthen annehmen: KL, C0,Aw,Go, .w das Zeichen co („unendlich“) unbestimmt viele Glieder andeutet. Die Magnoliaceen sind mithin die erste Familie, bel ') Von Zu, halb und zöxAog, Kreis, Quirl.. Dicotyledonen. 313 welcher unstypische, auf Spiralstellung zurückzuführende Polypetalie, Polyandrie und Polykarpie begegnet.) Die mannichfachen Abwandelungen des Typus bedingen die Theilung der Familie in vier Unterfamilien: Magnolieae. Durch grosse, in der Knospenlage gerollte, von tutenförmigen Nebenblättern umschlossene Blätter von allen folgenden (nebenblattlosen) Magnoliaceen unterschie- den. Ihre Blüthen sind nach der oben gegebenen Normalformel zweigeschlechtig. Wintereae. Nebenblattlose Magnoliaceen mit zweigeschlechtigen Blüthen und wohl entwickelter Blüthendecke (mit Kelch und Krone). Trochodendreae. Durch gänzliches Fehlen der Blüthendecke ihrer zweigeschlechtigen oder polygamen Blüthen ausgezeichnet. Schizandreae. Durch rein eingeschlechtige Blüthen (ohne jede Andeutung des anderen Geschlechtes) gekennzeichnet. Hier interessiren nur die Wintereen 1. Mlieium anisatum Lour. Die Gattung Illieium umfasst immergrüne Sträucher und Bäume mit spiralig gestellten, drüsig punktirten Blättern und einzeln end- oder achselständigen oder zu armblüthigen Trauben vereinten Blüthen von mittlerer Grösse. Die Grenze zwischen Kelch und Kron- blättern ist nicht scharf ausgeprägt; als Kelch kann man die drei äussersten, kürzeren und breiteren Blätter der Blüthendecke ansehen. Es folgen dieser die zahlreichen Staubblätter, welche auf oberwärts verdiekten, rinnen- oder kahnförmigen Fäden intrors mit Längsriss sich öffnende Beutel tragen. Die Fruchtblätter schliessen die Blüthe als mehrgliederiger, apokarper Quirl ab (Fig. 207). Jedes Fruchtblatt enthält eine einzige, aufsteigend ana- trop-apotrope Samenanlage. Zur Reifezeit breiten sich die lederigen oder holzig-harten Einzelfrüchte zu einer sternförmigen Sam- melfrucht aus und öffnen sich längs der Bauchnath kahnförmig, um den mit lederiger, glänzender Schale versehenen Samen zu ent- lassen. Jede Einzelfrucht ist eine Balgfrucht. (Vgl. 8. 31 der Einleitung.) 1) Bisher gelangte nur regellose Polyandrie bei Juglans und Populus, ek aut bei Salix we Auf Vermehrung der Quirle beruhende Polyandrie wurde bei Lauraceen (Cinnamo mum, Laurus) und bei wenigen Menispermaceen (Anamirta) angetroffen, während auf Spaltungen zurückzuführende Polyandrie nur die Berberidacee Podophyll um aufwies. In allen diesen Fällen waren aber nur ein oder wenige Fruchtblätter vorhanden, also Polykarpie ausgeschlossen. Nur die Menispermaceen nehmen in dem Frei- bleiben (der „Apokarpie“) ihrer wenigen (meist 3) Fruchtblätter einen Anlauf zu „apokarp-polykarper“ Ausbildung des Gynaeceums. 314 Angiospermen. Illicium anisatum Lour. ist ein 6—8 m hoher Baum Chinas, Cochinchinas und Japans mit schwärzlich-grauer, rissiger Rinde und lederigen, glänzenden, unterseits hellgrünen Blättern, welche ihre längliche, beiderseits zugespitzte, 4—8 em lange Spreite auf cm langem Stiele tragen. In den gelblich-weissen Blüthen (Fig. 206) folgen den drei eiförmigen Kelchblättern etwa 20 nach innen schmäler, bis linealisch werdende Kronblätter, etwa ebensoviele Staubblätter Fig. 206. Blüthe Fig. 207. Gynaeceum Fig. 208. Frucht von Illieium anisatum. und meist 8, in der Jugend aufrechte, schmale Fruchtblätter (Fig. 207), welche sich beim Heranreifen allmählich horizontal stellen und schliesslich einen achtstrahligen Stern bilden (Fig. 208). Jede Theil- frucht ist eine holzige, grau- bis rostbraune, gesehnäbelte Balgfrucht, welche, kahnförmig geöffnet, die glänzend glatte, roth- oder braungelbe Innenwand und einen glänzend gelbbraunen, elliptischen, scharfrandig flachen Samen blosslegt. Die Früchte bilden den nicht mehr offieinellen Stern-Anis, Fructus Anisi stellati s. Badiani v. Anisum stellatum. Sie enthalten das süss-aromatische, ätherische Oleum Anisi stellati, Sternanisöl. Der als Droge werthlose Same enthält in dem Nähr- gewebe eine grosse Menge fettes Oel. Sternanis wird besonders als Geschmackscorrigens angewendet; auch sind ihm blähungsfördernde, magenstärkende und krampfstillende Wirkungen eigen. Stermanisöl wird auch vielen Liqueuren zugesetzt. Die Ph. G. I. (nicht mehr Il.) schrieb die Verwendung des Sternanis zu 8 pecies pectorales vor. Der Anfänger verwechsele nicht den Sternanis mit dem einer ganz andere: später zu besprechenden Familie angehörenden gewöhnlichen Anis von Pimpi- nella Anisum L. und merke sich, dass die Früchte des dem Stern-Anis sehr ähn- lichen japanischen Baumes Ilieium religiosum Sieb. giftig sind, weshalb der Gebrauch des echten Sternanis Jetzt sehr beschränkt ist. Die Früchte des Ilieium religiosum sind viel kleiner als die von Ziie, anisatum und laufen in einen stark aufwärts gebogenen, spitzen Schnabel aus. 2. Drimys Winteri Forst, , An die Gattung Illieium schliesst sich unmittelbar Drimys an, bei welcher die Blüthen von einem sackartig geschlossenen, bei der Entfaltung unregelmässig in 2—4 Lappen aufreissenden Kelche um- Dicotyledonen. 315 hüllt sind. Die Krone ist wenigblätterig, spiralig-dachig. Die Staub- blätter tragen auf diekem Faden extrorse Beutel. Die nur in ge- ringer Zahl (bisweilen in Einzahl) vorhandenen Fruchtblätter enthalten viele Samenanla- gen zweireihig ge- ordnet und werden zu beerenartigen Früchten (Fig.209). Drimys Winteri Forst. (Fig. 210) ist ein baumartig werdender Strauch Südamerikas (von Mexico bis Cap Horn verbreitet) mit länglich -eiför- migen, oberseits glänzend - grünen, unterseits bläulich- grünen, ganzran- digen, 8-10 cm langen, an 1—2 cm langen Stielen sit- zenden Blättern. Dieglänzendglatten Zweige und Blatt- stiele sind schön carminroth. Von dieser Art stammte die jetzt ganz ob- solete, gegen Seor- but und früher auch als Ersatz der Chi- narinde angewen- dete „Winterrinde“, Cortex Winteranus. Fig. 209. Blüthe von Drimys Winteri im Längsschnitt. (Nach Baillon.) Fig. 210. Drimys Winteri. (Nach Baillon.) Ranunculaceae. Die Familie der Ranunculaceen bringt den in Spiralstellung der Blüthenorgane sich aussprechenden aphanoeyklischen Charakter namentlich im Androeceum und im Gynaeceum zum Ausdruck, wäh- rend die Vermehrung der Glieder der Blüthendecke mehr in den Hintergrund tritt. Oft fehlt die scharfe Sonderung in Kelch und Krone, und wir begegnen dann einem Perigon wie bei den Mono- .316 Angiospermen. cotylen, doch ist die für fast alle vorbesprochenen Polycarpicae gel- tende Dreizahl der quirlig gestellten Blüthenglieder bei den Ranun- eulaceen oft durch die den Dieotylen typische Fünfzahl ersetzt. Sind Kelch und Krone streng geschieden, so ist doch ersterer oft kronen- artig und bildet dem Laien die „Blume“ (so bei Aconitum, Helle- borus u. a.), während die Krone rudimentär wird oder ihre Glieder in eigenartige Honigbehälter („Neetarien“) umgestaltet. Dabei werden dann die Blüthen bisweilen auffällig zygomorph!). Endlich kommen Blüthen mit normalem, laubigem Kelch und deutlicher Krone vor (so in der Gattung Ranunculus). Bisweilen bildet sich unter- halb des Perianths ein Hochblattquirl zu einem „Hüllkelche“ aus (so beim Leberblümehen, Hepatica), welcher zu einer Laubrosette wird, sobald er sich vom Blüthengrunde entfernt (so bei den Ane- monen). Die Inconstanz in der Zahl der auf die Blüthenformationen ent- fallenden Glieder wird nun besonders dadurch begünstigt, dass die Spiralstellung innerhalb derselben Blüthe oftmals ändert. Es kann einem dreizähligen Kelehquirle (weleher ja nur eine Grenzform einer Spirale darstellt) eine fünfzählige Krone (in ?/s-Stellung), dieser ein nach ®/s-Stellung weiterschreitendes Androeceum folgen u. s. f. Oder es beginnt der Kelch mit ?/5-Stellung, die Krone schliesst sich an mit ®/s-Stellung, und im Androeceum schreitet diese allmählich zu 5/18- oder ®/21-Stellung fort. Im Gynaeceum wird die Spiralstellung entweder noch gefördert, wir erhalten ein polykarpes Fruchtköpfchen (wie bei Ranunculus) oder einen schwanzartig verlängerten Frucht- stand (wie bei Myosurus). Umgekehrt kann aber die Spiralstellung nach dem spiralig-polyandrischen Androeceum im Gynaeceum plötz- lich auf niedere Stellungen zurücksinken; man findet dann 8, 5 oder 3 Fruchtblätter als Quirl zusammengedrängt; bei Actaea’ ist das Gynaeceum durch ein einziges Fruchtblatt vertreten. Alle diese mannichfaltigen Formen lassen sich als Abwande- lungen eines Typus auffassen: Die Ranunculaceenblüthen neigen zu durchweg spiraliger Anordnung aller Glieder, doch so, dass das Stellungsgesetz innerhalb derselben Blüthe schwankt. Gewöhnlich wird vom Perianth ausgehend die Stellung im Androeceum am com“ plieirtesten und macht dann wieder einer Vereinfachung nach dem Gynaeceum hin und in diesem selbst Platz. Man kann die Ra- nunculaceen die typisch polyandrisch-polykarpen Di- eotylen mit ausgeprägter Spiralstellung der Blüthen- Organe nennen. Polyandrie und Polykarpie beruht hier nie auf Spaltung einzelner Anlagen. Die Früchte der Ranuneulaceen sind entweder einsamige Haut- früchte oder vielsamige Balgfrüchte. Bisweilen verwachsen die Frucht- !) Zygomorphe Dieotylen begegnen uns hier zum ersten Male. Dieotyledonen. 317 blätter zu einem schwach synkarpen Gynaeceum, welches aber zur Reifezeit immer apokarp wird. Beerenfrüchte bildet nur Actaea. Die Samenanlagen sind stets anatrop, bald hängend (und dann stets apotrop), bald aufsteigend oder horizontal. Der reife Same enthält einen sehr winzigen Keimling am Grunde des hornigen Nährgewebes. Mit mehr als 1200 Arten verbreitet sich die Familie über die ganze Erde, entfaltet ihren Formenreichthum aber besonders in den gemässigten Zonen. Viele Arten sind bei uns gemeine Pflanzen. Fast alle sind krautig, einjährig oder ausdauernd; wenige bringen es zu holzigem, strauchigem oder kletterndem Stamme. Die neben- blattlosen Blätter sind gewöhnlich spiralig gestellt und oft mehrfach getheilt (besonders oft hand- und fussförmig, daher „Hahnenfuss- gewächse“). Viele sind scharf giftig. Nach dem Bau der Blüthen und Früchte theilt man die Ranun- eulaceen in fünf Gruppen: Clematideae. Kelch kronenartig, klappig. Früchte nussartig, durch den bleibenden Griffel geschwänzt. Blätter gegen- ständig. Samenanlage hängend. Anemoneae. Perigonblätter dachig. Früchte nussartig, bald geschwänzt, bald ungeschwänzt, Blätter nicht gegen- ständig. Samenanlage hängend. Ranuncenleae. Kelch und Kronegetrennt, dachig. Früchte nussartig, nie geschwänzt. Blätter nie gegenständig. Samenanlage aufrecht. Helleboreae. Kelch kronenarti g, dachig. Krone fehlt oder durch Nectarien ersetzt. Früchte mehrsamige Balg- kapseln. Samenanlagen horizontal. Paeonieae. Kelch und Krone deutlich. Früchte mehr- samige Balgkapseln. Staubblätter intrors, während sie bei allen anderen Gruppen extrors sind. Besprechung verdienen hier nur: 1. Pulsatilla Tournef. Die Gattung Pulsatilla umfasst diejenige Gruppe der oben | bezeichneten Anemoneae, deren Blüthenschaft unterhalb der mit einem glockenförmigen Perigon ausgestatteten, endständigen . eine aus drei Hochblättern gebildete Hülle aufweist. Die drei Hüll- blätter sind (wie die Laubblätter) wiederholt gefiedert und een mit ihren Scheidentheilen ringförmig. Die Nussfrüchte sind durch den bleibenden, langen und behaarten Griffel geschwänzt und bilden in ihrer Gesammtheit einen kugeligen Fruchtstand (im Volke Hexen- besen und Rübezahlsbesen genannt). Alle Arten sind ausdauernde Kräuter, 318 Angiospermen. 1. Pulsatilla vulgaris Mill. (Fig. 211), die Kuh- oder Küchen- schelle, treibt aus dem senkrecht absteigenden, holzigen, gewöhnlich vielköpfigen Wurzelstock im März zottig-behaarte, einblüthige Triebe, aus deren Hüllblattkrause sich.die zier- liche glockenförmige Blüthe mit ober- wärts ausgebreitetem, hellviolettem, meist sechsblätterigem Perigon er- hebt. Die Perigonblätter sind wie die ganze Pflanze aussen zottig be- haart; ihre Spitze rollt sich nicht zurück. Das Perigon bleibt deshalb immer beträchtlich länger als die gel- ben, dicht gedrängt stehenden Staub- blätter und die die Mitte der Blüthe einnehmenden, ein gedrängtes Bündel bildenden Griffel. Die doppelt-ge- Fig. 211. Pulsatilla vulgaris. fiedert-fiedertheiligen Laubblätter mit schmal-linealischen Zipfeln entwickeln Sich erst nach der Blüthezeit und bilden eine bodenständige Rosette, in deren Mitte sich der bis fusshohe Fruchtstand erhebt. Die Pflanze findet sich auf sonnigen, sandigen Hügeln zerstreut durch ganz Europa. 2. Pulsatilla pratensis Mill. unterscheidet sich von der vorigen Art durch ihre niekend en Blüthen mit eng geschlossenem, innen dunkelviolettem Perigon, dessen Zipfel nach aussen zurückgerollt sind, so dass die Perigonblätter kaum länger als die Staubblätter erscheinen. Aus dem mehrköpfigen Wurzelstock erheben sich im Frühjahr (April—Juni) dieht neben einander zwei und mehr, etwa 20 cm hohe, einblüthige Triebe. Die Blätter gleichen fast völlig denen der vorigen Art. Die Pflanze findet sich bei uns in sonnigen, san- digen Kiefernwäldern, auch auf Anhöhen, besonders gern an Weg- und Ackerrändern. Als Droge war bis zum Erscheinen der Ph. G. I. das Kraut der beiden vorgenannten Pflanzen offieinell; es bildete die Herba Pulsatillaes. Herba Pulsatillae nigricantis Ph. G. I. 183, aus welcher ein Extraectum Pulsatillae und eine Tinctura “ Pulsatillae hergestellt wurden. Wirksamer Bestandtheil ist der die schon im März ihr . Pulsatillenkam pher (Anemonin), ein Nareoticum. Aus der Unterfamilie der Anemoneen lieferte Hepatica triloba Gil., das Leber- blümchen, die ehedem offieinelle Herba Hepaticae nobilis, die als „Leber- krant noch Jetzt in manchen Gegenden zu gemischtem Kräuter- und Brustthee rlangt wird. Hepatica triloba ist eine unserer zierlichsten Frühjahrspflanzen, entfaltet. Ch a: mit schön himmelblauem Perigon ausgestatteten Blüthen | di arakteristisch ist die unmittelbar unter dem Perigon eingefügte, aus 1 ganzrandigen Hochblättern gebildete Hille (ein „Aussenkelch“). Die Früchte ei; ungeschwänzt, die Laubblätter sind lederig, aus herzförmigem Grunde spitz . Dicotyledonen. 319 winkelig dreilappig. Unterseits sind sie violettbraun („leberfarbig“, daher der Name Hepatica von hepar, die Leber, und der deutsche Name „Leberkraut“; sicher knüpft sich daran auch die eingebildete Heilkraft bei Leberkrankheiten). Offieinell ist zur Zeit nur noch eine Art aus der Unterfamilie der Helleboreen: 2. Aconitum Napellus L. In der Gattung Aconitum stossen wir zum ersten Male auf ausgesprochen zygomorphe Blüthen, welche sich zu langen, traubigen oder rispigen Blüthenständen vereinigen. Den beiden win- zigen, transversalen Vorblättern folgt ein aus fünf normal gestellten (eutopisch-quincuneialen) Blättern gebildeter kronenartiger Kelch, dessen hinteres (oberes) Blatt helmartig gewölbt ist und die beiden seitlichen hinteren, flügelartig verbreiterten deckt, während die beiden vorderen (unteren) die Blüthe von unten her abschliessen (Fig. 212). Ist schon der Kelch auffällig zygomorph, so gilt auch das Gleiche von der aus acht Blättern gebildeten Krone. Dieselbe entwickelt die paarig nach hin- Fig. 212. Bläthe von ten (oben) fallenden Glieder als Nectarien von Aconitum Napellus . der in Fig. 43 auf $. 43 gegebenen Form. Die mit zygomorph ent- übrigen sechs Kronblätter sind unscheinbare wickeet: biakien- ronartigem Kelch. Schüppchen, von denen die vorderen (unteren) (Nach Baillon.) bisweilen ganz fehlschlagen. Die Krone ist an der Blüthe von aussen gar nicht siehtbar. Die fol- genden, extrorsen Staubblätter tragen die kleinen Beutel auf unter- wärts verbreiterten Fäden. Das Centrum 5 der Blüthe nehmen drei oder fünf völlig freie (apokarpe) Fruchtblätter ein. Ihr läng- licher Fruchtknoten endet mit spitzem Griffel. An ihrer Bauchnath sitzen viele Samenan- lagen zweireihig. Jedes Fruchtblatt wird zu f Ss einer vielsamigen Balgfrucht. Die Formel 620,2 A der Aconitblüthe ist nach dieser Darstellung IL ) K 5 (eorollinisch), C 8, Aw, G 3—5. NE % y Das Diagramm giebt Fig. 213. — Aconitum Napellus L., der blaue Eisen- 7 oder Stu j nann nn. dr auch Me ge ; t, a Da eın ausdauerndes, kräftiges Kraut ler Bläthevon Aconitum. (Nach Vor- und Hochgebirge der nördlich gemässig- Baillon.) ten Zone. Charakteristisch ist das aus zwei (seltener aus drei) fingerlangen, etwa daumenstarken, rübenförmigen Knollen bestehende Rhizom, welches man in seiner morphologischen Eigenart etwa mit der Bildung der Orchisknollen vergleichen kann. Von den beiden Knollen ist eine, die ältere, dunkler braun. Aus 320 Angiospermen. ihr erhebt sich der im laufenden Jahre den oberirdischen Kraut- stengel bildende Trieb, welcher mit dem Blüthenstande abschliesst. Im Laufe der Vegetationsperiode schrumpft die ältere Knolle mehr und mehr und wird oft schon zur Blüthezeit der Pflanze (Juni— August) hohl angetroffen. Gleichzeitig entwickelt sich die jüngere, hellbraune, fleischig-saftige Knolle als Ersatzknolle, welche sich mit Reservestoffen für die auf ihrem Scheitel sitzende, im folgenden Jahre zum Austrieb gelangende Knospe füllt. In Fig. 214 sind die Knollen rechts oben gezeichnet. Die grössere Knolle (links) ist die ältere, welche ausgetrieben hat, die kleinere (rechts) ist die Ersatzknolle. An sehr kräftigen Exemplaren der Pflanze bilden sich ausnahmsweise zwei Ersatzknollen im selben Jahre. Der oberirdische Stamm (Fig. 214) ist meist völlig unverzweigt, kahl und glatt, schwach kantig und wird bis 1!/a m hoch. Er trägt in spiraliger Ordnung tief handförmig 5—9theilige, oberseits kahle, dunkel- grün glänzende, unterseits hellgrüne Blätter. Ihr mittlerer Abschnitt ist tief dreispaltig, die seitlichen Abschnitte sind meist zweispaltig, in linealische, ganzrandige Zipfel eingeschnitten, welche sich sichelförmig zurückkrümmen. Die endständige Blüthentraube ist gewöhn- lich weichhaarig. Die Blüthen sind gross, tief blauviolett (von der Farbe des Berlinerblau), seltener violettroth oder hellblau bis weiss. Das hintere Kelchblatt, der „Helm“, ist re i hoch als breit, seine Kuppe ist halb- Blühender Trieb (bares Day Kugelig gewölbt, der vordere Rand in Rechts das Knollenpaar, darın- einen kurzen Schnabel vorgezogen. Die ter die drei Balgfrüchte. seitlichen Kelchblätter sind unsymme- trisch verkehrt - eiförmig, die vorderen sind länglich oder lanzettlich. Die Fruchtblätter stehen in der Blüthe bis zum Griffelende dicht aufrecht neben einander, spreizen dann kurz nach der Blüthezeit oberwärts aus einander, neigen aber zur Samenreife wieder zusammen. Die Samen sind schwarzbraun, scharf dreikantig, auf dem Rücken etwas faltig. Die Heimath der Pflanze sind die deutschen höheren Mittel- gebirge, die Alpen, Karpathen, und Pyrenäen, doch findet sie sich auch in England und in Nordamerika; nach Norden geht sie bis ‚nach Skandinavien und Sibirien. Auch aus dem Himalaya ist sie bekannt geworden, Wegen der Variabilität der Pflanze ist eine grössere Reihe von Synonymen zu verzeichnen, so Aconitum pyramı- dale W. et Grab., Acon. variabile Hayne, Acon. Kolleanum Rehb., Dicotyledonen. 321 Acon. tauricum Wulf. u. a. Offieinell sind die Rhizome als Tubera Aconiti Ph. G. U. 291 s. Radix Aconiti v. Radix Na- pelli. Sie enthalten das narkotisch -giftige, scharf brennend schmeckende Alkaloid Aconitin neben Pseudaconitin, Aconin, Pseudaconin und Picraconitin, Mannit und anderen Stoffen, Offi- einelle Präparate sind Extraetum Aconiti Ph. G. II. 82 und Tinetura Aconiti Ph. G. I. 270, nicht mehr das Aconitinum Ph. G. I. Das Aconitin des Handels ist kein reines Präparat, son- dern ein Gemisch von Alkaloiden. Es ist eines der stärksten Gifte, muss also unter Verschluss verwahrt werden. Die Maximal-Einzeldosis war zu 0,004 gr festgesetzt! Aconitpräparate finden innerlich und äusser- lich bei rheumatischen und neuralgischen Beschwerden Anwendung. 3. Helleborus viridis L. Aktinomorphe Blüthen mit fünfzähligem, bleibendem, kronen- artigem Kelch, einem vielgliederigen Kreis kleiner, zu Neetarien um- gewandelter Blumenblätter und am Grunde verwachsene Fruchtblätter bilden den diagnostischen Charakter der Gattung Helleborus. Die Nectarien 1 PR . PR : B u% S - sind gewöhnlich röhrenförmig, abgeplattet 16) Ale) 2: und schwach zweilippig, die Laubblätter Ser, I SS, meist fussförmig-gefingert (eine NEEY äusserst seltene Erscheinung!). Die Blüthen- Fig. 215. Diagramm von Helle- formel ist K 5, C 5— w, Aoo, G 3—00; borus viridis. (Nach Eichler.) das Diagramm (in welehem die Kelche der in den Achseln der Vorblätter « und # zur Entwickelung kom- menden Seitenblüthen angegeben sind) giebt Fig. 215. Alle Arten der Gattung sind narkotisch-giftige, mit kriechenden Rhizomen ausdauernde Kräuter der Gebirgswälder Europas und Westasiens. Sie zeichnen sich durch die in die Wintermonate (Februar, Anfang März) fallende Blüthezeit aus, und werden deshalb mehrere grossblüthige Arten in Gärten gepflanzt. Bis zum Erscheinen der Ph. G. II. war offieinell i Helleborus viridis L., die grüne Nieswurz. Aus dem kriechen- den, etwa fingerlangen, 1 em dieken Rhizome erheben sich sie kahlen, gabelig-ästigen Stengel fast senkrecht bis zu 50 cm Höhe. Sie enden mit Gipfelblüthe, unterhalb welcher die laubigen Vor- blätter paarig gegenüberstehen, so dass ihre wieder mit Gipfelblüthe endenden Achselsprosse gabelig opponirt sind. Die grundständigen, erst nach der Blüthe erscheinenden, langgestielten Laubblätter spalten fussföormig in 7—12 Abschnitte, die bisweilen nochmals 2—3-theilig in breit lanzettliche, ungleich grob gesägte Abschnitte zerlegt er: Die Blätter der blühenden Triebe sind viel kleiner, kurzgestielt oder sitzend, meist dreitheilig mit zweispaltigen Seitenlappen. Alle Blätter sind lederig, scharf ungleich gesägt und zeigen deutlich Müller, Medicinalflora. 21 32 Angiospermen. hervortretende Netzadern. Die etwa 4 cm Durchmesser zeigenden Blüthen führen ziemlich flache, breit-eiförmige, gelblich-grüne Kelch- blätter und 9—12 gelbgrüne Nectarien (Kronblätter) mit eingerolltem Lippenrande. Die Pflanze blüht im März und April in den süd- und mitteldeutschen Gebirgswäldern. Sie lieferte Rhizoma Helle- bori viridis Ph. G. I. s. Radix Hellebori viridis, den mit Wurzeln besetzten Wurzelstock, aus welchem Tinctura Helle- bori viridis Ph. G. I. bereitet wurde. Wirksame Bestandtheile sind die Glyeoside Helleborein und Helleborin. Helleborus niger L., von der vorigen Art durch nur 1—2-blüthige Stengel und unterhalb der Blüthen sitzende eiförmige Deckblätter, sowie durch die weit glockenförmigen, bis 9 em Durchmesser haltenden Blüthen unterschieden, lieferte Rhizoma Hellebori nigri s. Radix Hellebori nigri. Die Droge ist nicht mehr offieinell. Es wurde schon auf 8. 155, Anm. 1 darauf aufmerksam gemacht, dass man „grüne und schwarze Nieswurz* nicht mit Veratrum album verwechseln dürfe, weil letztere Pflanze den deutschen Namen „weisse Nies- wurz“ trägt. Rhoeadinae. Der Aufbau des Perianths aus drei gesonderten Quirlen, von denen einer auf den Kelch und zwei auf die Krone, oder umgekehrt, zwei auf den Kelch und einer auf die Krone entfallen, sowie das Ver- halten des Androeceums bedingen die Zugehörigkeit der Rhoeadinen zu den Aphanocyclicae. Das Androeceum ist entweder aus vielen Quirlen gebildet, oder es besteht aus nur zwei Quirlen, welche durch Spaltung eine Ueberzahl an Gliedern erhalten. Am augenfälligsten ist die fast durchgängig vertretene Zweizäh ligkeit der Quirle; niemals trifft man auf typische Fünfzähligkeit. Gemeinhin setzt die Blüthe mit zwei medianen Kelchblättern ein, damn folgen mit ihnen gekreuzt zwei transversale Kelch- resp. Kronblätter, mit welchen meist wieder gekreuzt zwei mediane Kronblätter wechseln. Auf diese „Kreuzstellung“ der Perianthkreise bezieht sich die Bezeichnung der Rhoeadinen als Crueiflorae (Kreuzblüthige). Ein charakteristisches Merkmal liegt für alle Rhoeadinen im Bau ihres niemals apokarpen Gynaeceums, Die Fruchtblätter verwachsen gewöhnlich nur mit den Rändern und bilden einen einfächerigen oder gekammerten, nicht aber gefächerten Fruchtknoten, in welchem die Samenanlagen wandständig _ („parietal“) angeheftet sind, Das eigenartige Aufspringen der reifen Früchte mag später erörtert werden. i Die hierhergehörigen Familien lassen sich kurz so charak- terisiren ; Papaveraceae. Reich an Milchsaft, während alle folgenden desselben entbehren. Blüthen aktinomorph nach der Formel K23,C2+2,A a”, G 2—o). Same mit Endosperm. Diecotyledonen. 323. Fumariaceae. Ohne Milchsaft, mit transversal zygomor- phen Blüthen und ganz eigenartig gebautem Androeceum. K23,02+23, A 2240, 6 (2). Same (wie bei den Papaveraceen) mit Endosperm. (rueiferae. Ohne Milchsaft, mit aktinomorphen Blüthen, deren Formel K2+23,04A2+2°, G (2). Same ohne Endosperm. Ei Capparidaceae. Ohne Milchsaft, mit mehr oder weniger deut- lich zygomorphen Blüthen, deren Formel K2-+2, 04 A 2+2 oder mehr, G (2—8). | Same ohne Endosperm oder mit Endospermrest. Der Frucht- knoten meist auffällig gestielt. Wir besprechen hier zunächst die Papaveraceae. Die mit etwa 100 Arten der nördlich-gemässigten Zone ange- hörige Familie der Papaveraceen oder Mohngewächse kann nach unseren obigen Erörterungen kurz als die Familie der milch- saftführenden, polyandrischen Crucifloren definirt wer- den. Nach dem Bau der Früchte unterscheidet man wenige Gattungen, von welchen pharmaceutisch nur eine wichtig ist, die Gattung . Papaver L. Die 14 als „Mohnarten“ unter dem Namen Papaver zusam- mengefassten Pflanzenarten sind Kräuter mit wechselständigen, neben- blattlosen Blättern und grossen, endständigen Einzelblüthen, welche die Hauptaxe und Seitenzweige abschliessen. Die im Knospen- zustande nickenden Blüthen werden von der verlängerten, blattlosen, einen langen Blüthenstiel darstellenden Axe in die Höhe gehoben. Die beiden medianen Kelchblätter fallen schon beim Oeffnen der Blüthen ab, und nun entfalten sich die vier in der Knospenlage auf- fällig geknitterten Kronblätter zu einer leicht abfallenden, weit- glockigen oder schüsselförmigen Krone („Klatschrosen“). Das Innere der Blüthe nehmen zahlreiche Staubblätter ein, welche auf schlaffen, bisweilen verbreiterten Fäden an der Basis angeheftete extrorse Beutel tragen. Der die Staubblätter nur wenig überragende, kräftige Fruchtknoten ist kurz gestielt und endet mit scheibenförmiger oder pyramidaler, am Rande gelappter Narbenfläche, auf welcher papillöse Narbenstreifen strahlig-sternförmig verlaufen. Zur Bildung des Frucht- knotens treten 4—15 Fruchtblätter zusammen, deren gegen das Fruchtknotencentrum zustrebende Verwachsungsränder unvollkommene Scheidewände bilden, welche die Fruchtknotenhöhle ea: Zahl- 1 324 Angiospermen. lose, sehr kleine Samenanlagen bedecken die Flächen der mit scharfer Kante endenden Scheidewände und bilden sich zu nierenförmigen Samen mit netzig grubiger Oberfläche aus. In ihrem ölreichen Nähr- gewebe ruht der dünne, mehr oder weniger stark gekrümmte Keimling (Fig. 216). Die Mohnfrucht, bei uns allerwärts „Mohnkopf“ genannt, ist eine holzig-brüchige Kapsel mit weiter, von den Samen nicht ausgefüllter Höhle. a Ye! VoR: Pabayer ‚Jede Kammer der Kapsel öffnet sich somniferum, stark vergr. Links lochförmig durch eine kleine, dicht unter der Längsschnitt desselben, den dem Rande der holzig-trockenen Narben- ee eineken. "Kührebwebs fläche sitzende Klappe. Aus den Löchern zeigend. (Nach Baillon). lassen sich die reifen Samen leicht aus- schütteln, und bilden die Mohnköpfe des- halb vielfach ein Nasch- und zugleich Spielwerk für Kinder. Die Zahl der Kammern correspondirt mit der Zahl der Narbenlappen und Narbenstrahlen. Letztere liegen über je einer Kammerwand, entsprechen also Verwachsungslinien der Fruchtblätter; man nennt solche Narben commissural. 1. Papaver somniferum L., der Schlafmohn, Fig. 217, ist eine ein- Jährige, kahle, blaugrün bereifte, bis 1,5 m hohe Pflanze mit läng- liehen, ungleich eingeschnitten-gesägten Blättern.: Die unteren Stengelblätter sind buchtig, ihr Grund verschmälert, während die oberen mit herzförmigem Grunde stengelumfassend ansitzen. Die Blüthenstiele sind meist wagerecht-ab- stehend-steifhaarig. Die grossen, 10 und mehr em Durchmesser haltenden Blüthen führen weisse und am Grunde lila ge- färbte, oder hellviolette und am Grunde dunkel purpurne oder schwarzviolette Blumenblätter. Die Staubfäden verbrei- tern sich oberwärts und umhüllen den kugeligen oder eiförmigen, kahlen Fruchtknoten. Die reife, graubraune Kapsel zeigt oft 5—6 em Durchmesser. Die 7—15-strahlige Narbenscheibe ist Fig. 217. Papaver somniferum. flach, ihr Rand gekerbt. Die sehr kleinen Samen sind reif, weiss oder bläulich schwarz, nierenförmig; ihr Keimling ist hufeisenförmig gekrümmt. Der Schlafmohn ist eine auch bei uns gebaute Culturpflanze Südosteuropas und des Orients. Die wilde Stammpflanze soll eine auf den hyerischen Inseln, auf Corsica, im Peloponnes und auf. Cypern Dicotyledonen. 325 heimische Art, Papaver setigerum DC., sein, bei welcher jeder Blatt- zahn mit einer Borstenspitze endet. Wie alle Öulturpflanzen ändert auch der Mohn vielfach ab. Als Varietäten unterscheidet man: var. album DC. mit weissen Blumenblättern und weissen Samen. Die Kapseln öffnen sich nicht. Synonym ist Papaver officinale Gmelin. var. nigrum DC. mit violett-purpurnen, am Grunde schwarz-vio- letten Blumenblättern und bläulich-schwarzen Samen, Synonym ist Papaver somniferum Gmel. var. apodocarpon Hussenot, mit ungestielten, sich nicht öffnenden Kapseln. Re: Öffieinell sind die unreif eingesammelten und getrockneten Früchte als Fructus Papaveris immaturus Ph. GI. 121 s. Capita papaveris v. Capsulae papaveris-ibid. 331. ‚Man benutzt gewöhnlich die Früchte der var. album DC. Die reifen Samen dieser Varietät bilden Semen Papaveris Ph. G. I. 236. s. Semen Papaveris album. Durch Pressen in der Wärme erhält man aus Mohnsamen Oleum Papaveris Ph. G. I. 201, Mohnöl, welches auch als Speiseöl Verwendung findet. Das bei weitem wichtigste Product der Mohnpflanze ist das Opium Ph. @. I. 205 s. Lau- danum Ph..G. II. 336 v. Meconium Ph. G. I. 837.: Das Opium ist der an der Luft durch Austrocknen zu einer zerreiblichen Masse ers: härtete weisse Milchsaft, welcher aus Wunden der unreifen Kapseln ausfliesst. Die Pharmakopoe verlangt, dass das Opium aus Kleinasien stammt und dass sein Ausfluss aus den Kapseln von Insectenstichen veranlasst oder ganz freiwillig geschehen sei. Es ist jedoch bekannt, dass der grösste Theil des Opiums durch künstliche Verwundung der unreifen Kapseln (durch Einschneiden und Anritzen der Kapselwand) gewonnen wird. Ein Theil des Opiums wird durch Eindampfen des aus den Mohnpflanzen durch Auspressen erhaltenen Saftes gewonnen. Im Handel unterscheidet man viele Opiumsorten (Türkisches Opium, als Smyrna-Opium und Konstantinopel-Opium unterschieden, Aegyp- tisches oder 'T'hebaisches Opium ete.). Opium lässt sich auch: aus dem bei uns eultivirten Mohn gewinnen. Es ist ein Gemisch von vielen Körpern, unter denen Alkaloide eine grosse Rolle spielen. i Wichtigster Bestandtheil ist das Morphin (Morphium), dessen salz- a saure Verbindung als Morphinum hydrochlorieu m Ph. & 2 >. 180 und dessen schwefelsaure Verbindung als Morphinum sul- furicum Ph. G. II. 181 offieinell sind. Ein zweites offieinelles Alkaloid des Opiums ist das Codeinum Ph. G. II. 59. Weniger wichtig sind die als Thebain, Papaverin und Laudanin unter- schiedenen Alkaloide des Opiums. % Bekanntere Opiumpräparate sind Extraetum Opii Ph. G. U. 92 s. Extr. thebaicum, Tinctura Opii benzoica Ph. 6.1. 283 s. Elixir paragorieum ibid. 332, Tinct. Opii ero- 326 Angiospermen. cata Ph. G. II. 284s. Laudanum liquidum Sydenhami ibid. 336, Tinet. Opii simplex Ph. G. I. 285 s. Tinctura me- conii v. thebaica ibid. 342, Emplastrum opiatum u. a. Aus Fruetus Papaveris wird Syrupus Papaveris Ph. G. II. 261 s. Syrupus diacodii ibid. 341 hergestellt. Alle Mohnpräparate (mit Ausnahme des Mohnöles) sind giftig. Die Morphin- und Codeinpräparate sind bekannte Schlafmittel, welche aber mit grosser Vorsicht anzuwenden sind. Die berauschende Wir- kung des Opiums, welches im Orient ein verbreitetes Genussmittel ist, mag hier nur angedeutet werden. 2. Papaver Rhoeas L. ist eine bei uns auf Aeckern und sonnigen Feldern häufig wachsende, einjährige Mohnart, welche bis 60 cm Höhe erreicht. Alle grünen Theile der Pflanze sind von wagerecht abstehenden,, steifen Haaren rauh. Die Blätter sind mattgrün, tief fiederspaltig mit länglichen, eingeschnitten gezähnten Abschnitten. Die grosse Krone ist leuchtend scharlachroth, ihre Blätter sind am Grunde oft schwarz gefleckt. Die Staubfäden sind pfriemenförmig, glänzend schwarz. Die Kapsel ist verkehrt-eiförmig, kahl, fast hasel- nussgross. Die flache Narbenscheibe ist am Rande kerbig-gelappt; ihre 8—12 Lappen decken sich gegenseitig. Die Pflanze blüht im Juni und Juli. Öffieinell waren die Blumenblätter als Flores s. Petala Rhoeados, aus welchen Syrupus Rhoeados bereitet wurde. Chelidonium majus L., das Schöllkraut, ist ein in ganz Europa und im ge- mässigten Asien verbreitetes, bei uns auf Aeckern, an Zäunen, in Parkanlagen und Gärten gemeines, ausdauerndes Kraut, welches in allen Organen reichlich orangerothen Milchsaft führt. Die sehr weichen Blätter sind oberseits hellgrün, unterseits blaugrün; die bodenständigen Blätter sind langgestielt, die Stengel- blätter kurzgestielt, oberwärts sitzend. Die Spreiten sind gefiedert oder fieder- spaltig, ihre Abschnitte eiförmig, ungleich eingeschnitten gekerbt. Die kleinen Blüthen stehen in 3—8-strahligen Dolden bei einander. Ihre gelben Kronblätter sind in der Knospe nicht geknittert. Der aus zwei Carpellen gebildete Frucht- knoten ist walzenförmig und endet mit kurzem Griffel und zweilappiger Narbe. Die Frucht ist eine schotenförmige Kapsel, deren beide Klappen sich vom Grunde nach der Spitze von den stehenbleibenden Samenleisten loslösen. Die glänzenden, dunkel-olivenfarbigen Samen führen eine kammförmige, weisse Caruncula. Bis zum Erscheinen der Ph. G. II. war das Kraut der Pflanze offieinell als Herba Chelidonii, aus welcher Extraetum Chelidonii bereitet wurde. Die morphologisch hoch interessante Familie der Fumaria- «een muss hier völlig übergangen werden. Ihre transversal-zygo- morphen Blüthen resupiniren und werden dadurch scheinbar median- zygomorph. Wer sich über den Blüthenbau informiren will, wird leicht Gelegenheit finden, die in Gärten unter dem Namen „Brennende Herzen“ oder „Brennende Liebe“ eultivirte Dicentra spectabilis zu untersuchen. Dicotyledonen. Cruciferae. 327 Obwohl die Familie der Crueiferen oder „Kreuzblüthler“ im engeren Sinne pharmaceutisch nur noch von untergeordneter Bedeu- tung ist, so verlangt sie hier doch eingehende Besprechung. Denn abgesehen davon, dass von ihren mehr als 1200, fast ausschliesslich der nördlich-gemässigten Zone angehörigen Arten mehr als 100 in Deutschland vertreten und viele Culturgewächse von höchster volks- wirthschaftlicher Bedeutung sind — alle Kohlarten, Raps, Rübsen gehören der Familie an — so zeichnet sie sich doch durch so viele morphologische Eigenheiten aus, dass ihre Kenntniss unerlässlich ist. Der Charakter der Familie sprieht sich zunächst im Blüthenbau aus. Die Cruei- ferenblüthe ist stets seitlichen Ur- sprungs (Gipfelblüthen kommen niemals vor), und dennoch entbehrtsiein den typischen Fällen zugleich der Vor- blätter und ihres Deckblattes, ein Verhalten, welches von der auf S. 12 aus- drücklich betonten Regel abweicht. Die Blüthe setzt unmittelbar mit dem Kelch ein, welchen zwei mediane äussere und zwei transversale innere Kelchblätter bilden. Der Kelch be- steht also aus zwei Quirlen, welche ein median-transversales Kreuz dar- stellen. Hierauf folgt eine vi erblätterige Kronein diagonalem Kreuz (Fig. 218), d. h. die vier Kronblätter stellen sich so in die Lücken der vier Kelehblätter, als ob diese einem einzigen Quirle angehörten. Man sagt, die vier Kelchblätter bilden einen „com- plexen“ Quirl. Das Androeeeum umfasst wieder zwei Quirle. Zwei kurze äussere Staubblätter stehen transversal (rechts und links), vier längere innere Staubblätter stehen paarweis median (2 vorn, 2 hinten) (Fig. 219). Eichler hat nun nachgewiesen, dass die vier längeren Staubgefässe zwei Staubblatt- anlagen entsprechen, welche durch Spaltung (Chorisis, vgl. 8. 250) in Staubblattpaare übergehen: Die beiden medianen, im Grund- plane liegenden Staubblätter sind dedou- blirt, ähnlich wie es auf $. 282 für die Rhabarberblüthe geschildert wurde. Man eo Fig. 218. Blüthe von Bras- sica nigra. (Nach Baillon). Fig. 219. Tetradynami- sches Androeceum von Cheiranthus Cheiri, dem Goldlack, in normaler Orientirung (die Äusseren beiden Staubblätter rechts und links, die inneren und längeren paarweis vorn und hinten eingefügt). Zwischen den längeren Staubblättern steht das aus zwei seitlichen Frucht- blättern gebildete Gynae- ceum. Vergr.2:1. (Nach Baillon.) 328 beachte zugleich, dass die Staubblätter nach Einschaltung der diago- Angiospermen. nalen Krone nicht wie der Kelch in median-transversalem, sondern Fig. 220. Diagramm der Crueiferenblüthe. Deck- und Vorblätter fehlen. Die punktirten Linien geben die Rich- tung der Median- und Transversalebene an. Die letztere geht durch die beiden inneren Kelchblätter, die beiden äusseren Staubblätter und durch die Mitten der beiden Frucht- blätter. Fig. 221. Schote von Cheiranthus Cheiri, vom Grunde her mit zwei Klappen aufsprin- or : eg np wel- chen lum* stehen bleibt. un“ die- sem sitzen die hängen- den Samen. (Nach Baillon). umgekehrt in transversal-medianem Kreuz folgen. Linn& war besonders die Er- scheinung auffällig, dass von den sechs Staub- blättern stets vier länger angetroffen werden; er nannte die Cruciferenblüthe deshalb vier- mächtig (tetradynamisch,. Den Staubblatt- kreisen schliesst sich im regelmässigen W echselder Fruchtblattkreis an: Zwei seitliche Frucht- blätter sindzum Gynaeceum verwach- sen. Nach dieser Darstellung ergiebt sich für die Cruciferen die charakteristische Blüthenformel: K2+23,C04,A2+2°,G() und das ebenso charakteristische Diagramm Fig. 220. Der Bau des Gynaeceums und der aus ihm hervorgehenden Frucht ist besonders bemerkens- werth. Die beiden transversalen Fruchtblätter berühren sich mit ihren Rändern in der Median- ebene der Blüthe; hier bilden sie (vorn und hinten) je eine Samenleiste, längs welcher die Samenanlagen hervorsprossen. Auffälligerweise entwickelt sich aber eine gewöhnlich papier- dünne Scheidewand median zwischen den beiden Fruchtblättern. Sie gehört keinem derselben an; es ist eine „falsche“ Scheidewand. Durch sie wird der Fruchtknoten in der Art zwei- fächerig, dass die Samenanlagen in vier wand- ständigen („parietalen“) Reihen stehen, von denen die beiden linksseitigen dem linken, die beiden rechtsseitigen dem rechten Fruchtblatt angehören. Den Fruchtknoten krönt ein kurzer Griffel mit zwei kurzen, über den Placenten stehenden („commissuralen“) Narben. Zur Reife- zeit platzt in der Mehrzahl der Fälle die trockene, kapselartige Frucht, wie es Fig. 220 zeigt, vom Grunde her mit zwei Klappen auf, so dass nach dem Abfallen derselben nur die Samenleisten (das „Replum“) und die zwischen ihnen ausge- spannte falsche Scheidewand auf dem Fruchtstiele stehen bleiben. Nur diese Art der Früchte darf als Schote (siliqua) bezeichnet werden! (Vgl. hierzu die Anm. auf $. 32). Für die Eintheilung der Familie hat man sich zunächst an die Dicotyledonen. 329 Ausbildung der Früchte gehalten. Linn unterschied die Schote (siliqua) vom Schötehen (Ssilicula), indem er festsetzte, dass die erstere mindestens 1/2 mal so lang als breit sein müsse; Schötchen sind etwa so lang als breit. Neben den normalen, mit Klappen sich öffnenden Schoten (siliquae v. siliculae dehiscentes) giebt es Schoten, welche sich nie öffnen. Die Schote des Rettichs, Raphanus sativus, gliedert sich durch Querwände in übereinanderstehende Stücke, welche je einen Samen enthalten; sie heisst deshalb eine Gliederschote (lomentum). Ferner bleiben einige einsamige Schötchen dauernd geschlossen und erinnern an echte Nussfrüchte. Man nennt sie des- halb Nussschötchen (nucamentum). Mit Berücksichtigung dieser Fruchtformen hat man die Cruciferen eingetheilt in: a) Siliquosae. 1. dehiscentes. Mit normal, d. h. mit zwei Klappen aufspringenden Schoten. 2, lomentaceae. Mit (nicht aufspringenden) Gliederschoten. b) Silieulosae. 1. dehiscentes. Mit normal aufspringenden Schötehen. 9. nucamentaceae. Mitnussartigen Schötchen. Nach Linn& hat De Candolle für die grosse Zahl der „de- hiscenten Silieulosen‘ noch eine weitere Theilung durchgeführt. Gewöhnlich sind die Schötehen (wie die Schoten) flach gedrückt. Ist nun die Abplattung in seitlicher Richtung erfolgt, so zeigt sich der Querschnitt des Schötchens wie in Fig. 222, die Scheidewand (das „Septum“) entspricht dem „breiten“ Durchmesser des Schötchens. Das- selbe ist latisept (breitwandig). Erfolgt dagegen die Abplattung von vorn nach hinten, so zeigt sich der Querschnitt wie in Fig. 223, die Scheidewand Fig. 222. Quer- entspricht dem schmalen Durchmesser des Schötchens. ee Dasselbe ist angustisept (schmalwandig). Die elle) Schöt- Silieulosae dehiscentes zerfallen demnach in zwei chens. Unterabtheilungen, die Latiseptae und die An- gustiseptae. Neben dieser Eintheilung hat sich eine andere, von De Candolle herrührende eingebürgert, welche Fig. 223. Quer- sich auf den Bau der Samen stützt. Mit wenigen Aus- gene . nahmen sind die Samenanlagen der Cruciferen kam- euere pylotrop und hängend-epitrop. Die reifen Samen Schötchens. sind eiweisslos, der Keimling erfüllt das Innere der Samenschale völlig. Nun ist der Keimling stets stark gekrümmt, aber die Krümmung erfolgt sehr verschieden. Liegen die beiden Keimblätter fach auf einander, so kann sich das Keim- würzelchen (wie bei der Bohne, vgl. Fig. 3) seitlich längs der Kante der Keimblätter herabkrümmen. Der Querschnitt des 330 Angiospermen. Samens ergiebt also das Bild a in Fig. 224, für welches man ab- kürzend das darunter angegebene Zeichen o—= eingeführt hat. Alle Crueiferen mit derartig gekrümmtem Keimling bilden die Abtheilung ol e ol! d Fig. 224. Quer- und Längsschnitt durch Cruciferensamen, die verschiedene Lage der Keimwurzel zu den Keimblättern veranschaulichend. In allen Bildern liegt die Keimwurzel links innerhalb der doppelt contourirten Samenschale. a. Querschnittsbild für die Pleuro- rhizeae, o — ; b. Querschnittsbild für die Notorhizeae, 0|| ; c. Querschnittsbild für die Orthoploceae, 0>>; d. Längs- schnittsbild für die Spirolobeae, o || ||; der Pleurorhizeae (von rhvod, Seite und of, Wurzel). Bei flach aufeinanderliegenden Keimblättern kann sich aber das Würzelcehen auch auf dem Rücken des einen Keimblattes abwärts krümmen, ohne das zweite Keimblatt zu berühren. Der Querschnitt des Samens entspricht dann dem Bilde b in Fig. 224, wofür man das Zeichen o|| eingeführt hat. Alle Cruei- feren mit so gekrümmtem Keim- ling bilden die Abtheilung der Notorhizeae (von röre, Rücken, und oila). Drittens können die Keimblätter aufein- anderliegen und längs der Mittel- linie gefaltet sein, so dass eines innen, das andere aussen liegt, und das Keimwürzelchen findet dann im Winkel der Keimblätter e. Längsschnittsbild für die Dipleco- lobeae, o/||||| . (Nach Baillon und Luerssen.) seinen Platz. In solchen Fällen ergiebt der Samenquerschnitt das Bild e in Fig. 224, für welches das Zeichen o>> gilt. Alle Crueiferen mit so gekrümmtem Keimling fasst man als Orthoploceae (von 6o$ög, gerade, ohne Krümmung, und Ad, falten) zusammen. Eine vierte Krümmungs- form zeigt Bild d in Fig. 224. Hier zeigt der Längsschnitt des Samens eine spiralige Rollung der beiden aufeinanderliegenden Keimblätter. Ein Querschnitt würde also links das Würzelchen, dann nach rechts folgend zweimal das Keimblattpaar treffen. Das abkürzende Zeichen ist deshalb so o|l|| gewählt worden. Alle mit derartig spiralig gerollten Keimblättern ausgestatteten Crueiferen bilden die Abtheilung der Spirolobeae (von oneio«, Gewinde, Spirale, und Aoßdg, Lappen, Keimlappen). Endlich finden sich Samen mit hin- und hergefalteten Keimblättern, so dass der Längs" schnitt dem Bilde e in Fig. 224 entspricht. Der Querschnitt würde in solchen Fällen links das Würzelehen und dann nach rechts folgend mindestens dreimal das Keimblattpaar treffen. Man hat deshalb das abkürzende Zeichen o|||| || eingeführt. Alle mit so hin- und her- gebogenen Keimblättern ausgestatteten Crueiferen bilden die Ab- Dieotyledonen. 331 theilung der Diplecolobeae (von dis, zweimal, ır8rw, falten und 2oßös, Samenlappen). Man merke sich also die DeCandolle’ sche Eintheilung kurz so: I. Pleurorhizeae. o= II. Notorhizeae. o || III. Orthoploceae 0o>> IV. Spirolobeae. o|||| V. Diplecolobeae. o|||| || Der vegetative Aufbau der Cruciferen bietet wenig zu beachten. Alle Arten sind einjährige, zweijährige oder ausdauernde Kräuter; Baumformen sind ganz ausgeschlossen. Die nebenblattlosen, einfachen oder fiederig zerschnittenen Blätter bilden gewöhnlich eine boden- ständige Rosette. Die viel kleineren Stengelblätter bleiben gewöhnlich ungestielt und nehmen oberwärts schnell an Grösse ab. Die Blüthen- stände sind zumeist reichblüthige Trauben, welche die Hauptaxe und die oft zahlreich entwiekelten Seitenzweige abschliessen. Häufig strecken sich die Trauben während der Blütheperiode beträchtlich, so dass man unterwärts die jungen Früchte vorfindet, während die eben entfalteten Blüthen sich doldenartig um die das Ende der Traube bildenden Blüthenknospen zusammendrängen. Wir besprechen hier: 1. Cochlearia offieinalis L. Nach der DeCandolle’schen Eintheilung gehört die Gattung Cochlearia zur ersten Abtheilung der Cruciferen, zu den oben definirten Pleurorhizeae, und inner- halb dieser zu der als Alyssineae be- zeichneten Gruppe, welcher Schötchen mit breiter Scheidewand eigen sind. Man kann also die Alyssineen als die „pleurorhizen, latisepten Silieulosen“ be- zeichnen. Das wichtigste Merkmal der Gattung Cochlearia liegt in den kleinen, fast kugelig aufgedunsenen Schoten mit netzig-geaderten Klappen. Den Blüthen sind kurze, schlaffe, gleichgestaltete Keleh- blätter, kurzgenagelte Kronblätter und fast gleichlange (schwach tetradynamisch entwickelte) Staubblätter eigen. Cochlearia officinalis L., das Löftel- kraut, Fig. 225, ist ein kahles, hell- grünes, blattarmes Gewächs mit auf- i sft steigendem oder aufrechtem, einfachem oder ästigem, kantig-gestreiftem Stengel. Die bodenständigen Blätter sind langgestielt; ihre ganz- Fig. 225. Cochlearia offieinalis. 3323 Angiospermen. randige oder geschweifte Spreite ist breit-eiförmig. Die Stengel- blätter umfassen den Stengel mit herzförmigem Grunde; ihre Spreite ist rundlich oder eiförmig, ihr Rand eckig-gezähnt. Alle Spreiten sind auffällig klein und etwas fleischig. Die kleinen, weissen, wohl- riechenden Blüthen entfalten sich im Mai und Juni. Die etwas beuligen Schötchen stehen auf ziemlich langen Stielen wagerecht von der Blüthenstandsaxe ab. Sie enthalten in jedem Fache 1—4 roth- braune, fein-warzige Samen. Die Pflanze wächst auf salzhaltigem Boden, besonders an den Meeresufern Nordeuropas. Zerstreut findet sie sich durch ganz Mittel- und Nordeuropa, auf Island, Spitzbergen und Nowaja-Sem]ja. Das scharf und salzig schmeckende Kraut ist offieinell als Herba Cochleariae Ph. G. II. 129 und dient zur Bereitung von Spiritus Cochleariae Ph. G. II. 245. Es enthält ein ätherisches Oel (Löffel- krautöl) und ist ein berühmtes Mittel gegen Seorbut. 2. Brassica L. Die Gattung Brassica gehört der dritten Abtheilung der Crueiferen, den Orthoploceae an, d. h. in den Samen ist der Keimling so gekrümmt, dass das Würzelchen in der Rinne der beiden dachig-gefalteten Keimblätter liegt. Innerhalb der Abtheilung ist die Gattung Brassica der typische Vertreter der nach ihr benannten Gruppe der Brassiceae, für welche normale, mit 2 Klappen auf- springende Schoten charakteristisch sind. Die Brassiceen sind mit- hin „orthoploce Siliquosen“. Der wichtigste Charakter der Gattung Brassica liegt in den verlängerten, stielrunden oder fast 4-kantigen Schoten, deren Klappen ein einziger starker Mittelnerv durchzieht. Neben diesem lassen sich bisweilen auf jeder Klappe noch zwei geschlängelte aus vereinigten Seitenadern entstehende Seitennerven erkennen. Die Schmalheit der Brassiea - Schoten bewirkt überdies, dass die vier Reihen der Samenanlagen sich so nach der Mitte zusammenschieben, dass die Samen injedem Fache einreihig zu liegen scheinen. Die in verlängerten Trauben stehenden, mittelgrossen, meist schwefelgelben Blüthen führen aufrechte oder etwas abstehende Kelch- blätter; die seitlichen sind gewöhnlich am Grunde sackartig vertieft. Die Kronblätter sind lang genagelt, die Staubblätter sind deutlich tetradynamisch entwickelt. Auf dem Blüthenboden befinden sieh vier Nectardrüsen; zwei derselben sitzen zwischen dem Frucht- knoten und den kürzeren Staubblättern, zwei zwischen den medianen Kelchblättern und den Paaren der längeren Staubgefässe. Von den etwa 80 aufgestellten Arten ist offieinell: en 2 etz nigra Koch a Sinapis nigra L.), der schwaPHe ig, ), eine einjährige Pflanze mit aufrechtem, bis über meterhohem, sparrig-ästigem, unterwärts zerstreut-behaartem Stengel. Dicotyledonen. 333 Sämmtliche Blätter sind gestielt und grasgrün (nicht bläulich bereift) ; die unteren sind leierförmig gefiedert, d. h. sie enden mit grossem Lappen. Im vorliegenden Falle ist der- selbe eiförmig oder länglich und ungleich buchtig-gezähnt. Die oberen Blätter sind lanzettlichundganzrandig. AndenBlüthen- trauben überragen die Knospen die ober- sten, geöffneten, fast wagerecht auf ihren Stielen abstehenden Blüthen. Die an- fänglich eylindrisch zusammenneigenden Kelchblätter spreizen später auseinander und stehen zuletzt fast wagerecht vom Blüthenstiele ab. Die verhältnissmässig kurzen, fast 4-kantigen, etwas holperigen Schoten sind dagegen sammt den Frucht- stielen aufrecht der Traubenaxe ange- drückt, wodurch die Fruchtstände ruthen- förmiges Aussehen erhalten. In jedem Schotenfach sitzen 4-6 kugelige, etwalmm grosse Samen mit schwärzlicheroder braun- Fig. 226. Brassica nigra. rother, fein netzig-grubiger Samenschale. Die an Flussufern und Wiesengräben wachsende, vom Juni bis August blühende Pflanze findet sich in ganz Europa, in Nordafrika, im südlichen Sibirien, im Orient und in China. Wegen ihrer Samen wird sie im Grossen gebaut. Der grössere Theil der Samen findet als Gewürz, namentlich in der Form von Mostrich („Senf“) Verwendung. Offieinell sind die Samen als Semen Sinapis Ph. G. II. 239. Erst nach der Behandlung mit kaltem Wasser liefern sie durch Destillation flüchtiges ätherisches Senföl, Oleum Sinapis Ph. G. II. 202; dasselbe ist im reifen Samen also nicht vorgebildet. Dagegen enthalten die Samen gegen 200 fettes Oel, welches durch Auspressen gewonnen und als Speiseöl benutzt werden kann. Wegen seiner Giftigkeit darf Oleum Sinapis nicht: im Handverkauf abgegeben werden. Dem Publicum wird an seiner Stelle zu Einreibungen Spiritus Sinapis Ph. 6. II. 249, BER spiritus, verabfolgt. Charta sinapisata Ph. G. I. 53, Senfpapier, ist mit vom fetten Oel befreiten Senfpulver bestrichenes Papier. Als Klebstoff dient eine mit Benzin’ und Schwefelkohlenstoff bereitete Kautschuklösung. Soll Senfpapier applieirt werden, so muss e8 erst in Wasser getaucht werden, damit sich das wirksame ätherische Senföl erst kurz vor dem Gebrauch bildet. 2. Brassica juncea Hook. fil. et Thoms. (— Sinapis juncea L.) ist ein einjähriges, kahles Kraut der Steppen Südrusslands und der Gebiete des caspischen Meeres, Nordafrikas und des wärmeren Asiens, Es wird in Ostindien und namentlich bei Sarepta im russischen 334 Angiospermen. Gouvernement Ssaratow im Grossen wegen der Samen gebaut. Diese liefern, von der Samenschale und dem fetten Oel befreit, gepulvert das russische Senfmehl oder Sa- repta-Senfmehl, welches wie das Pulver von Semen Sinapis verwendet wird. Russischer Spiritus ist em Mixtum compositum, nicht aber aus rus- sischem Senf bereiteter Spir. Sinapis. 3. Brassica Rapa L., der Rübsen (Fig. 227), ist eine vermuthlich aus Süd- europa stammende, bei uns häufig ge- baute und oft verwildert anzutreffende Art mit kahlem, aufrechtem, meist ober- wärts ästigem Stengel. Die unteren Blätter sind grasgrün, gestielt, leierförmig- fiederspaltig und steifhaarig; die oberen sind blaugrün bereift, aus herzförmigem, stengelumfassendem Grunde eiförmig und Fig.227. BrassicaRapa, Rübsen. gezähnt. Die obersten Blätter sind ganz- randig. Die schmalen, langen Schoten stehen fast aufrecht auf abstehenden Fruchtstielen und enthalten zahlreiche braune, fein grubig-punktirte Samen. Als unterscheidendes Merkmal gilt, dass die unentwickelten Blüthen von den auf- geblühten überragt werden. Man eultivirt drei Formen der Pflanze: a. annua Koch, Sommerrübsen. Er ist einjährig, wird im Frühjahr gesät, blüht im Juli und August und reift seine Samen Ende August bis Mitte September. b. oleifera DC., Winterrübsen. Er ist kräftiger als der Sommerrübsen. Die im Spätsommer ausgesäten Pflanzen überwintern und kommen im April und Mai des folgenden Jahres zur Blüthe, die Pflanze ist also zweijährig. ce. rapifera Metzger wird wegen ihrer fleischig-verdickten Wurzeln (als Weisse Rübe, Turnips, Teltower Rübchen) gebaut. Die Varietät ist zweijährig und blüht im April und Mai. Die Samen der beiden Rübsenvarietäten sind reich an fettem Oel, welches als Rüböl zu vielen technischen Zwecken verwendet wird. Offieinell ist dasselbe als Oleum Rapae Ph. G. Il. 201. Für dasselbe ist jedoch nicht die Herkunft vom Rübsen vorgeschrieben, da alle Brassica-Arten das gleiche fette Oel in ihren Samen ent- halten. Die Pharmakopoe beschränkt sich nur auf die Angabe, dass Oleum Rapae aus den Samen der eultivirten Brassica-Arten stammen soll. 4. Brassica Napus L., der Raps, steht der vorgenannten Art sehr nahe. Wie diese wahrscheinlich aus Südeuropa stammend, wird der Dieotyledonen. 335 Raps bei uns ebenfalls häufig gebaut. Raps und Rübsen sind ein- ander fast zum Verwechseln ähnlich. Das augenfälligste Merkmal bieten die Blüthenstände. Die Trauben des Rapses sind schon beim Aufblühen locker, die unentwiekelten Blüthen überragen die aufgeblühten, während der Rübsen das umgekehrte Ver- halten zeigt. Der Raps ist meist auffällig blaugrün bereift, was auch für seine unteren, gestielten Blätter gilt. Wie beim Rübsen cultivirt man drei Formen des Rapses: a. annua Koch, den Sommerraps (einjährig). b. oleifera DC., den Winterraps (zweijährig). e. Napobrassica L. mit knollig verdiekter Wurzel, welche als Kohlrübe bezeichnet wird. Die beiden Varietäten a und b werden wegen der ölreichen Samen gebaut. Im Handel wird das Rapsöl nicht vom Rüböl unter- schieden; der letztere Name hat sich fast ausschliesslich eingebürgert. In zahlreichen Varietäten und Spielarten tritt Zrassica oleracea L., die Kohl- pflanze, auf; doch gehört die Besprechung derselben nicht hierher. Unter dem Namen Weisser Senf, Semen Sinapis albae s. Semen Erucae kommen die gelblichen Samen von #Sinapis alba L. als Gewürz in den Handel. Dieselben lassen mit Wasser angerieben kein Senföl entstehen. Die Gattung Sinapis ist durch langgeschnäbelte Schoten ausgezeichnet, deren Klappen von drei starken, geraden Nerven durchzogen werden. Cistiflorae. Soweit sich der Charakter der Cistifloren in Kürze darlegen lässt, ist es auf Seite 291 bereits geschehen, und weitere Angaben würden voraussetzen, dass wir uns auf die 17 zur Ordnung gehörigen Familien einlassen, von welchen nur drei, Violaceen, Tern- stroemiaceen und Clusiaceen, von pharmaceutischem Interesse sind. Wir beschränken uns deshalb darauf, die Unterschiede der Cistifloren von den übrigen Ordnungen der Aphanocyelicae hervorzuheben. Die Cistifloren weichen von den Polycarpieae durch das fast immer synkarpe Gynaeceum und durch die aus Spaltungen aus eyklischem Grundplane (nicht aus Spiralstellung oder Quirlver- mehrung) hervorgehende Polyandrie ab; gegen die Rhoeadinen grenzen sich die Cistifloren durch das Vorwalten der Fünfzahl in den Blüthen und den Mangel jeglicher Klappenbildung der Früchte ab; von den mit klappiger Knospenlage der Kelchblätter ausgestatteten Columni- ferae sind die Cistifloren durch die dachige Knospenlage des Kelches unterschieden. Nach diesen Andeutungen wenden wir uns sofort zur Be- sprechung der 336 Angiospermen. Violaceae. Wären die Violaceen nicht durch die zweifellose Verwandt- schaft der zu ihnen gehörigen Gruppe der Alsodeien mit den typischen Cistiflorenfamilien aufs Engste verknüpft, so würde man sie gar nicht als Aphanoeyclicae anerkennen. Bei den Blüthen der Viola- ceen kommt nirgends der aphanocyklische Charakter zum Ausdruck. Die Blüthen sind durchgehends nach der Formel K5, 05, A5, G (3) aufgebaut; wir treffen hier also ausnahmslos auf Blüthen mit einfachem Staubblattkreise (auf „Haplostemonie“). Im Be- sonderen ist nun noch Zu bemerken, dass die Violaceenblüthen stets seitliche Stellung haben; sie sitzen in der Achsel eines laubigen Deckblattes, dann folgen am Blüthenstiele die beiden für die Dicotylen typischen Vorblätter, und der quincuneiale Kelch wendet sein zweites Blatt nach hinten gegen die Abstammungsaxe. Die Krone deckt stets absteigend (vgl. Fig. 154, 8. 247), und von den drei Fruchtblättern wendet sich das un paare nach vorn. Charakte- ristisch ist aber besonders die parietale Placentation der Samenanlagen, die wir schon bei den Rhoeadinen durchgängig an- trafen. Bei den Violaceen öffnen sich aber die einfächerigen Frucht- kapseln stets fachs paltig; die drei Fruchtklappen stehen also ‚ wngekehrt wie die drei Fruchtblätter (eine Klappe nach hinten), denn jede Klappe besteht Ja aus den beiden Hälften zweier benach- barten Fruchtblätter, Nach dem Ausbau der Blüthen unterscheidet man zwei Unter- familien: Violeae, mit median-zygomorphen Blüthen. Alsodeieae, mit aktinomorphen Blüthen. Zur erstgenannten Unterfamilie gehört die typische Gattung Viola Tournef. „Veilchen® und „Stiefmütterchen® sind allerwärts bekannte Viola-Arten. Es wird dem Anfänger deshalb ein Leichtes sein, | den Charakter der Gattung Viola an der Hand unserer Darstellung aus eigener Anschauung kennen zu lernen. : Alle Viola-Arten sind ein- oder zweijährige, oder ausdauernde Kräuter mit Ausläufer treibenden oder verkürzten Stämmen, an welchen die einfachen ‚ mit grofsen Nebenblättern versehenen Blätter wechselständig einander folgen. Die meist ansehnlichen und zierlichen Blüthen sitzen einzeln achselständig auf langem, dünnem Stiele, an welchem die beiden schuppigen Vorblätter in verschiedener Höhe eingefügt sind. Dicht unterhalb der Blüthe ist der Blüthen- stiel scharf rechtwinkelig oder noch stärker gekrümmt. Dadurch i Dieotyledonen. 337 kommt die Vorderseite der Blüthe bei der Entfaltung nach unten, die Hinterseite nach oben zu liegen. Die Plastik der Blüthe, deren Diagramm Fig. 228 giebt, ist sehr bemerkenswerth. Die fünf freien, grünen Kelchblätter sind fast gleichgestaltet und gehen in rückwärts ge- richtete,gerade abgestutzte Anhängsel a aus. In der Krone drückt sich die Median- EN! zygomorphie der Blüthe ausserordent- { (D ) ) lich auffällig aus. Das vordere unpaare (im NSY/Z der entfalteten Blüthe also untere) Kronblatt ist das grösste und breiteste, oft auffällig ge- — zeichnete; nach rückwärts geht es in einen sack- __ . r ö : £ Fig. 228. Diagramm artigen Sporn (in ein Neetarium) aus. Weniger ger Blüthe von Viola. durch Grösse und Färbung bevorzugt ist das An denKelchblättern Paar der seitlichen Kronblätter, am wenigsten sinddiecharakteristi- schen Anhängsel an- aber das Paar der hinteren (oberen) Kronblätter. gedeutet. (Nach Eich- Auf diese Ungleichheit zielt der deutsche Name ler.) ‘ „Stiefmütterchen“ hin, weil die Volkspoesie in den ungleich ausgestatteten Kronblättern eine Stiefmutter, ein Paar rechte Geschwister und ein Paar Stiefgeschwister erblickt. Androeceum und Gynaeceum sind an der entfalteten Blüthe äusserlich nicht sicht- bar. Das erstere besteht aus fünf, dicht um den Fruchtknoten sich zusammendrängenden Staubblättern, deren kurze, bandartige Filamente in ein breites Connectiv ausgehen, auf dessen Innenseite die mit Längs- riss sich öffnenden Staubbeutel sitzen. Ueber diese setzt sich das Connectiv als kronblattartiger Lappen fort. Die Zygomorphie findet nun auch in der Ausbildung des Androeeeums Ausdruck, indem die beiden vorderen (unteren) Staubblätter auf ihrem Rücken je einen spornartigen Fortsatz tragen, welcher in den Sporn des unpaaren Kronblattes hineinragt. Auch das Gynaeceum nimmt an der Zygo- morphie Theil. Der von den drei Fruchtblättern gebildete, einfächerige Fruchtknoten trägt auf seinem Scheitel einen einfachen, in der Medianebene meist stark gekrümmten Griffel, der an seiner stark ver- diekten Spitze die Narbe auf der Innenseite einer Erweiterung trägt. Auf dem Längsschnitt durch den Griffel lässt sich meist eın weiter Griffelkanal bis in die Fruchtknotenhöhle hinein verfolgen, in welcher zahlreiche anatrop-epitrope Samenanlagen den drei Placenten angeheftet sind. Die Frucht ist eine stumpf - dreikantige oder kugelige Kapsel, welche längs der Mittellinien der drei Frucht- blätter (also loculieid) aufspringt. Es bilden sich dadurch drei schiffehenförmige Klappen, welche sich gewöhnlich sternförmig aus- breiten, um die freiliegenden, in der Mittellinie der Klappe u hefteten Samen völlig ausreifen zu lassen. Die Samen sind klein, eiförmig oder kugelig. Ihre oft glänzende Schale umschliesst reich- liches, fleischiges Nährgewebe, in dessen Axe der gerade Keimling . Müller, Medicinalflora. ai 338 Angiospermen. mit flachen Keimblättern ruht. Um den Nabel des Samens bildet sich eine Caruneula aus. Viola odorata L., das wohlriechende Veilchen (Fig. 229), ist eine wegen des herrlichen Duftes ihrer Blüthen allerwärts in die Gärten verpflanzte, in unseren Laub- wäldern heimische, ausdau- ernde Art. An der ge- stauchten, verlängerte Aus- läufer treibenden Hauptaxe sitzen die in der Knospenlage mit ihren Rändern einwärts gerollten, rundlich-eiförmigen, tief-herzförmigen Blätter fast rosettenartigauf langen Stielen über einander. Die Neben- blätter sind wenig auffällig, eiförmig-lanzettlich, spitz, mit Fig. 229. Viola odorata (!/a nat. Gr.). Fransen besetzt, welche kürzer bleiben, als die halbe Breite der Nebenblätter beträgt. Die im Frühjahre (vom März bis Mai) sich entfaltenden Blüthen sind meist von der charakteristischen, als veilchenblau (violett) bezeichneten, selten von hellblauer oder weisser Farbe. Die Blüthenstiele sind kurz-weichhaarig, die hellgrünen Kelchblätter sind stumpf. Die mittleren Kronblätter stehen seitlich ab. Der Griffel ist wenig gekrümmt und oberwärts kaum verdickt. Meist erweisen sich die Frühjahrsblüthen als völlig unfruchtbar. Die fruchtbaren Blüthen übersieht der Laie meist ganz, denn sie führen meist verkümmerte Blumenblätter, die über den Geschlechtsorganen der Blüthe dauernd zusammenschliessen. Solche sich nicht öffnende Blüthen bezeichnet man als kleistogame Blüthen. Die von ihnen hervorgebrachten Kapseln sind kugelig und behaart. i Die getrocknet ihren Geruch verlierenden Blüthen, Flores Violae, werden im April gesammelt, und ihre Blumenblätter werden frisch zur Bereitung des Syrupus Violae verwendet, welcher als Veilchensyrup, Veilchensaft oder Blauveilchensaft namentlich m Frankreich und Elsass - Lothringen ein Handverkaufsartikel ohne Jegliche arzneiliche — ausser der eingebildeten — Wirkung ist. - = Viola tricolor L., das Stiefmütterchen (Fig. 230), ist eine bei uns auf Aeckern, trockenen Hügeln und Triften, auf Rainen und an Be Aalen gemeine, nich ausdauernde ” ein - und zweijährig vor- : f einfachem, bald ästigem, niederliegendem, aufsteigendem oder aufrechtem, scharfkantigem Stamm und gestreckten abi za odorata gestauchten) Stengelgliedern. Die nntereh, a anggestielt, herz - eiförmig, die oberen kürzer gestie e schmäler, länglich-elliptisch bis lanzettlich. Besonders auf- Dicotyledonen. 339 fällig sind die laubigen Nebenblätter (vgl. Fig. 12 auf 8. 11). Sie sitzen paarig am Grunde der Blätter und sind leier- förmig-fiederspaltig. Ihr grosser Endlappen ahmt die Form der Laubblattspreite nach. Die Fiederlappen der Nebenblätter sind meist schmal linealisch, oft etwas sichel- förmig zurückgekrümmt und ganzrandig, während der Endlappen wie die Spreite des Hauptblattes flach und entfernt gekerbt ist. Alle grünen Theile der Pflanze sind kurz- und zerstreut-, fast flaumig-behaart. Für den Systematiker ist die Aus- bildung der Blüthenorgane von ausschlag- gebender Bedeutung. Das Stiefmütterchen stimmt mit den verwandten Arten (welche Fig.230. Violatricolor. Links Reichenbach als Untergattung Gram- das vordere (untere) Blumen- meionium zusammengefasst hat) darin blatt mit seinem Sporn; rechts überein, dass die vier paarigen Kronblätter u ameae Ver ruchtknotenquerschnitt. sich in der entfalteten Blüte nach auf- wärts wenden, während sich das unpaare Kronblatt abwärts richtet. Die drei unteren Kronblätter sind an ihrem Grunde bärtig. Der stark gekrümmte Griffel verdiekt sich an seinem Ende keulig und endet mit fast kugeliger, hohler Narbe, deren Oeffnung von zwei längeren Haarbüscheln flankirt wird. . Die vom April bis in den Herbst hinein blühende Pflanze ist in ihrer Tracht sehr veränderlich. Man unterscheidet gewöhnlich zwei Hauptformen: a) vulgaris Koch. Blumenblätter länger als der Kelch, die beiden oberen dunkelviolett, die beiden seitlichen hellviolett oder gelblich, das unpaare gelb mit violetten Streifen und violetter Spitze. b) arvensis Murr. Blumenblätter kürzer als der Kelch, alle gelblichweiss, das untere dunklergelb mit violetten Streifen, bisweilen die oberen theilweise hellviolett. Das im Sommer eingesammelte und getrocknete Kraut, Herba Violae trieoloris Ph. G. I. 133 s. Herba jaceae Ph. G. II. 835 v. Herba trinitatis bildet den Stiefmütterchen- thee, welcher als blutreinigendes Mittel, besonders gegen Hautaus- schläge und Milchschorf der Kinder beim Volke in Ansehn steht, Ternstroemiaceae. Während bei den Violaceen der acyklische Charakter der Blüthen gar nicht zum Ausdruck kommt, tritt er bei den Ternstroemia- ceen zum Theil sehr auftällig hervor. Fast durchgängig ist das Androeceum hochgradig polyandrisch, lehrt die 340 Angiospermen. Entwickelungsgeschichte, dass die grosse Zahl der Staubblätter der weitgehenden Spaltung von fünf epipetalen Staubblattanlagen ihren Ursprung verdankt. Die Erörterung der weiteren Charaktere der stets aktinomorphen, mit Kelch und Krone versehenen, zweigeschlech- tigen Ternstroemiaceenblüthe soll hier unterlassen bleiben. Das Wissenswerthe ergiebt sich aus der Betrachtung der einzigen hier interessirenden Pflanze Thea chinensis L. In dem seit den ältesten Zeiten in China eultivirten Thee- strauch (Fig. 231) tritt uns der typische Repräsentant der Familie entgegen. Einfache, glän- zende, wechselständige, nebenblattlose Blätter und verhältnissmässig grosse, einzeln achselständigeBlü- then geben ihm sein äus- seres Gepräge. Betrachten wir zu nächst den Aufbau der nickend-hängenden Blü- then. Da fällt sofort in's Auge, dass sich zwischen den beiden normalen Vor- blättern und dem Kelch noch schuppige Zwischen- blätter (meist zwei) ein- schalten. Sie leiten in die normal orientirte ?/s-Spi- rale der fünf Kelehblätter über, an welche sich die gleichsinnig weiter führende ?/s-Spirale der Kronblätter anschliesst, und zwar so, dass das \ erste Blatt der Kron® Fig. 231. Thea chinensis. (Nach Baillon.) median nach vo in die Lücke zwischen dem ersten und dritten Kelchblatt fällt. Die äusseren Staubblätter — sind auf eine kurze Strecke unter sich und mit den Kronblätten verwachsen, während nur die fünf innersten völlig frei bleiben. Ds aus drei Fruchtblättern gebildete Gynaeceum lässt einen dreifäche rigen, zottig-behaarten Fruchtknoten mit drei freien, röhrigen, kahlen essükel unterscheiden. Jedes Pracktkanteniach enthält ae ängende, anatrope Samenanlagen, von welchen gewöhnlich nur eine Dieotyledonen. 341 zum grossen, fast kugeligen, glänzend braunen Samen heranreift, welchen der gerade Keimling mit dicken, fleischigen Cotyledonen ganz erfüllt. Die Frucht ist eine holzige, fachspaltige Kapsel. Die kurzgestielten, lanzettlichen oder länglich-eiförmigen, zu- gespitzten, gesägten, beiderseits kahlen Blätter bilden gerollt und ge- trocknet den chinesischen Thee, der in vielen Handelssorten je nach der vorangehenden Behandlung als schwarzer undgrüner Thee unterschieden wird. Sie enthalten bis 4,8°/0 des früher als Thein bezeichneten, mit Coffeinum Ph. G. II. 60 völlig iden- tischen Alkaloids, dessen nervenanregende Wirkung den chinesischen Thee zu einem beliebten Genussmittel gemacht hat. Ausser den Theeblättern enthalten bekanntlich — darauf deutet schon der Name des Alkaloids hin — die Kaffeebohnen nennenswerthe Mengen Coffein. Doch merke sich der Anfänger, dass die Kaffeepflanze mit der Theepflanze garnicht verwandt ist. Enge Verwandtschaft besteht dagegen zwischen Thea ‚chinensis L. und der beliebten Zierpflanze Camellia jJaponica L., bei welcher der acy- klische Bau der sitzenden Blüthen schon mit den Vorblättern beginnt; es schliessen sich an dieselben bis 6 Zwischenblätter an, welche allmählich in die Kelehbildung übergehen, und ebenso verwischt sich die Grenze zwischen Kelch und Krone. Das Gynaeceum von Camellia besteht aus 5 Fruchtblättern. Trotz dieser Unter- schiede sind die Gattungen Thea und Camellia wiederholt als eine Gattung aufgefasst worden, welcher man bald den Namen Thea, bald den Namen Ca- mellia gab. Synonyme sind deshalb Camellia Thea Lk. für Thea chinensis L. und Thea Camellia Hoffm. oder Thea japoniea Baill für Camellia japonica L. Clusiaceae. Die Familie der Clusiaceen umfasst tropische Bäume und Sträucher mit abwechselnd-gegenständigen („decussirten“), grossen, lederigen, fiedernervigen Blättern ohne Nebenblätter und aktinomorphen, gewöhnlich dioecischen oder polygamen Blüthen, welche sich im Bau nur unwesentlich von denen der Ternstroemia- ceen unterscheiden. Viele Arten führen harzigen oder gummiartigen, oft gelb gefärbten Saft; die Clusiaceen bildeten deshalb früher den Mittelpunkt einer als Guttiferae bezeichneten Ordnung, deren Familien jetzt zum grösseren Theil den Cistifloren zugerechnet werden. Besprechung verdient hier nur Gareinia Morella Desrousseaux, der Gummiguttbaum (Fig. 232), ein stattlicher Baum des süd- östlichen Asiens, mit reichverzweigter Krone, dicker, röthlich gelb- brauner, an Gummigängen reicher Rinde und kurzgestielten, ellip- tischen, kurz zugespitzten, ganzrandigen, oberseits glänzenden Blättern. Die männlichen, zu 3 bis 5 gebüschelt in den Blattachseln sitzenden kleinen Blüthen sind mit vier Kelch- und vier Kronblättern aus- gestattet, welche auf halbkugeligem Blüthenboden zu einem Köpfchen vereinigte Stanbblätter (30—40) umschliessen. Diese sind von höchst 342 Angiospermen. eigenartigem Bau. Ohne Staubfaden ansitzend bepflastern die vier fächerigen Staubbeutel den Blüthenboden so dicht, dass sie, von aussen betrachtet, schildförmig zusammenschliessen. Zur Zeit der Pollen- reife löst sich dann der ganze obere Theil des Staubbeutels in Form eines flachen Deckels ab. Diese Art des Aufspringens kommt übrigens nicht allen Gareinia-Arten zu. Die weiblichen, einzeln in den Blattachseln sitzenden Blüthen gleichen im Bau des Perianths den männlichen, doch fol- gen der Krone 12-30 am Grunde ringför- mig verwachsene Sta- minodien mit keuli- gen, gestielten, un- fruchtbaren Anthe- ren. Der dicke, fast kugelige, fleischige Fruchtknoten istvier- ficherig und endet mit sitzender, dach- förmiger, _ strahlig- vierlappiger, wulstig- kerbiger Narbe. Die Frucht ist eine vom bleibenden Kelche gestützte, fast kuge- lige, röthliehbraune Beere, welche ge wöhnlich nur einen Samen enthält. Das Fleisch der DBeere entsteht aus den In- tegumenten der Sa- ä menanlagen. es Fig. 232. Garcinia Morella. (Nach Baillon.) Von der typ! schen, in den feuch- bi Wäldern Südindiens und Ceylons wachsenden For des Baumes Menden männlichen Blüthen) hat man die in Cambodscha, else südlichen Cochinchina heimische (mit gestielten männ- beide F. en) als var. pedicellata Hanb. unterschieden, doch scheinen e ormen durch Zwischenformen in einander überzugehen. Wich . r me zu Garcinia Morella Desrousseaux sind Gareinia @ull@ Triane, @ res Roxb., G. Gaudichaudii und acuminata Planchon © Be iptica Wallich, @., cambogioides Royle, sowie Cambogt# D nd ie Hebradendron cambogioides Graham. a aus Rindeneinschnitten ausfliessende, gelbe Gummiharz wird a Dicotyledonen. 343 in Bambusröhren aufgefangen, in welchen es zu eylindrischen Stangen erhärtet. Das an den Bäumen selbst erhärtende Gummiharz bildet unregelmässige Klumpen. Es kommt als Gummigutti oder Cam- bogia in den Handel und ist offieinell als Gutti Ph. G. II. 127 s. Gummi-resina Gutti ibid. 334. Es wirkt sehr heftig ab- führend und wird namentlich in Pillenform verabreicht. Bekannt ist die Verwendung des Gummigutts als Tuschfarbe, bei deren Ge- brauch wegen der Giftigkeit aber Vorsicht geboten ist. Den Clusiaceen schliesst sich die auf die Tropen beschränkte Familie der Dipterocarpaceae an. Die Blüthen der Dipterocarpaceen sind durch am Grunde glockig verwachsene Kelchblätter ausgezeichnet, deren freie Abschnitte sich zur Fruchtreife zu grossen Flügeln ausbilden. Zu der Familie gehört der den Borneocam pher liefernde Baum Dryobalanops camphora Colebr., sowie die noch ungenügend bekannten, angeblich einen Theil des Dammarharzes lie- fernden Hopea-Arten, H. mierantha Hook. fil. und H. splendida. Riesige, in Südasien Waldbestände bildende, zur Gattung Dipterocarpus gehörende Bäume liefern Balsamum Dipterocarpi, den Gardschan- oder Gurjun- balsam. Columniferae. Nach der auf $. 291—292 gegebenen Uebersicht der Ordnungen der Aphanoeyclicae liegt der wesentliche Unterschied zwischen den Cistifloren und Columniferen in der Knospenlage (der „Präfloration“) der Blüthenkelche. Die Columniferen zeichnen sich durch klap- pige Knospenlage des Kelches aus, während den Cisti- foren die dem Gros der Dieotylen eigene normale quincuneial- dachige Kelchlage zukommt. Dem klappigen Kelche schliesst sich bei den Columniferen dann oft eine gedrehte Krone au. Im Uebrigen beherrscht die Blüthen der fünfzählige, diplo- oder obdiplo- stemone Grundplan. Der aphanocyklische Charakter der Columni- feren spricht sich wesentlich nur in der im Androeceum gemeinhin auftretenden, bis zu hochgradiger Polyandrie führenden Spaltung der Glieder, niemals im Perianth aus. Die Ordnung umfasst nur drei Familien: Tiliaceae. Blüthen mit diplostemonem Grundplan, durch weitgehende Spaltung der Staubblattanlagen meist hoch- gradig-polyandrisch. Staubbeutel ditheeisch (zwei- fächerig) und intrors. Kelch und Krone freiblätterig. Sterenliaceae. Blüthen obdiplostemon, die Kelchstamina stets unfruchtbar (ohne Anthere), die Kronstamina ein- oder mehrmal gespalten, daher das Androeceum schwach-poly- andrisch. Staubbeutel bald ditheeisch, bald mono- theeisch (einfächerig), aber stets extrors. Kelch ver- wachsenblätterig, Krone freiblätterig. Malvaceae. Androeceum hochgradig-polyandrisch, unter- wärts eine lange und enge, die Griffel umhüllende Röhre Angiospermen. bildend, welche. oberwärts in viele Fäden ausgeht, deren jeder einen monotheeischen Beutel trägt. Kelch ver- wachsenblätterig, Kronblätter am Grunde unter sich und mit der Staubfadensäule verwachsen. Tiliaceae. Die Familie der Tiliaceen umfasst etwa 330 über die ganze Erde verbreitete Bäume und Sträucher mit meist abwechselnden, ein- fachen Blättern und kleinen, hinfälligen Nebenblättern. Die fast durchgehends zweigeschlechtigen Blüthen sind — wie bei allen Co- lumniferen — aktinomorph und in den typischen Fällen nach der Formel K5,C5,A,G6) aufgebaut. Den meist vorhandenen beiden transversalen Vorblättern folgt der klappige, freiblätteri ge Kelch in normaler Stellung; sein genetisch zweites Blatt ist der Abstammungsaxe zugekehrt. Die fünf mit den Kelchblättern alternirenden, v öllig freien Kron- blätter decken sich in der Knospe nicht rein rechts- oder links- gedreht; gewöhnlich steht das median-vordere ganz aussen, so dass es die beiden benachbarten aufsteigend deckt. In der Krone der Tilie eeenblüthe combinirt sich also die gedrehte Knospenlage mit der dachigen. (Vgl. Fig. 233.) Der Bau des Androeceums zeigt die meisten und wichtigsten Abänderungen; doch lassen sich alle unter einen gemeinsamen Ge- sichtspunkt bringen, wenn man mit Eichler für die Tiliaceenblüthe ein diplostemones Androeceum annimmt, wie es in einigen Fällen rein vorliegt. Es folgen dann fünf äusseren (den episepalen) fünf innere (die epipetalen) Staubblätter im regelmässigen Wechsel. Diesem einfachsten Falle steht als Extrem das Vorkommen von 10 (5 episepalen und 5 epipetalen) vielgliedrigen Staubblattbrüder- schaften („Adelphieen‘ , »Phalangen“) gegenüber. Man muss sich dabei die Bildung jeder Adelphie so denken, als hätte man ein ur- sprünglich einfaches Staubblatt der Länge nach pinselförmig in Fäden zerspalten, und jedem Faden sei dann eine volle zweifächerige An- there gegeben worden. Innerhalb der erörterten Extreme ergibt sich nun eine Fülle von Abstufungen, je nachdem nur die episeplen oder nur die epipetalen fünf Staubblätter zu Adelphieen verviel- fältigt sind, in welchen Fällen dann die nicht gespaltenen Staub- blätter noch unfruchtbar werden können oder ganz verschwinden. In der Regel geht innerhalb jeder Adelphie die Spaltung sehr tief. Die zur Adelphie gehörigen Staubblätter sind nur am Äussersten Grunde eben noch vereint. Tritt aber auch hier noch die Trennung ein, dann wird das Androeceum gleichmässig poly andrisch, nichts verräth m i Do : ätl ehr das ru is mengehören seiner Glieder. gruppenweise Zusammeng Dieotyledonen. 345 Das Gynaeceum wird gewöhnlich von fünf synkarpen Frucht- blättern gebildet, welche — wie es bei diplostemonen Blüthen üblich — episepal stehen, doch kommt auch Stellung über den Kronblättern vor. Sind nur zwei Carpelle vorhanden, dann stehen sie, der all- gemeinen Regel folgend, median (vorn und hinten). Den der Zahl der Fruchtblätter entsprechend gefächerten Fruchtknoten krönt ein einfacher Griffel. Die anatropen Samenanlagen hängen gewöhnlich zu 1—2 im oberen Innenwinkel der Fruchtfächer, oder sie ordnen sich bei Mehrzahl in zwei bis viele Reihen. Die Früchte sind nuss-, steinfrucht- oder beerenartig. Die Samen führen fleischiges Nährgewebe und einen geraden oder ge- krümmten Keimling. Öfficinelle Arten enthält nur die Gattung Tilia L. Die Gattung Tilia umfasst die als Linden bekannten, der nördlich-gemässigten Zone angehörigen Bäume. Nach der Erörterung des Blüthenbaues der ganzen Familie ist es leicht, den Charakter der Gattung auszudrücken: Die en Gattung Tilia zeichnet ihre fünfzühligen CERN Blüthen aus durch völlige Unterdrückung BES der fünf äusseren (episepalen) Staub- { 0, “> ) } blätter und Spaltung der fünf inneren ER (epipetalen) zu ebensovielen Gruppen e— (Adelphieen) nur am äussersten Grunde - Y noch zusammenhängender oder ganz u PR freier Staubblätter. Die Blüthenformel j&ine von TR rin: ist deshalb zu schreiben difolia. (Nach Eichler.) K5,C5,A0+5%,G66). Ihr entspricht das in Fig. 233 gegebene Diagramm, aus welchem zu- gleich die klappige Lage des Kelches, die gedreht-dachige Lage der Krone und die episepale Stellung der Fruchtblätter erhellt. Im Besonderen ist nun noch zu merken, dass die Staub- beutel durch die Verbreiterung des Connectivs deutlich halbirt wer- den, wobei sich die Beutelhälften fast extrors zur Seite wenden. Sie öffnen sich mit Längsriss. Der von dem einfachen Griffel mit er- weiterter Narbe gekrönte Fruchtknoten enthält in jedem seiner fünf Fächer zwei aufsteigende apotrope Samenanlagen wie in Fig. 33, von denen meist nur eine einzige, selten die beiden eines Faches zu Samen ausreifen. Die Frucht wird dadurch einfächerig und einsamig, und, da sie nicht aufspringt, nussartig. Höchst eigenartig ist der Aufbau der blühenden Zweige und der Blüthenstände. Im Frühjahr treibt jede nur von zwei Schuppen (ihren Vorblättern) geschützte Knospe zu einem zweizeilig mit fünf schief-herzförmigen Blättern besetzten Spross aus, welcher blind, d.h. 346 Angiospermen. ohne Gipfelknospe, scheinbar mit dem fünften Laubblatte endet. Kurz nach dem Laubaustrieb fallen die paarig am Grunde der Blätter stehenden, den Knospenschuppen ähnlichen Nebenblätter ab, und nun gewahrt man in den Achseln aller Laubblätter neue Knospen, von welchen die vier obersten noch im laufenden Jahre zum Aus- trieb kommen. Es sind die Blüthenstandsknospen. ‚Jede derselben wird zu einem Spross, dessen Bild Fig. 234 giebt. Seine Spitze schliesst mit der Endblüthe £ ab. An seiner Axe sitzen die fünf Blätter e, ß, y, d, & Von diesen stehen « und f transversal zu dem Laubblatt, in dessen Achsel sich der Spross eut- wickelte; « und £ sind mithin seine beiden Vor- blätter, an welche sich Ö, y, & in ?/s-Stellung an- schliessen. Auffällig ist an dem Sprosse die un- gewöhnliche Grösse des Vorblattes «, mit dessen Mittelrippe die Sprossaxe bis zu halber Höhe verwachsen ist. Das «-Vorblatt ist zu einem ß Fig. 234. Aufbau des Blüthenstandes (der „Cyma*) von Tilia grandifolia. Der mit dem gemeinsamen Blüthenstiele (der Sprossaxe) verwach- sene Flügel istdas un- gewöhnlich stark ent- wickelte &-Vorblatt des Sprosses, dessen Gipfelblüthe bei t an- gedeutet ist. (Nach Eichler.) seitlich stehenden Flügel entwickelt. In den Achseln der Blätter d und & entwickelt sich je eine Seitenblüthe, deren Stiel unterwärts mit dem zugehörigen Deckblatt ($ resp. &) ver wachsen ist. Jede Seitenblüthe beginnt wieder‘ mit zwei Vorblättern (welehe man wieder als u- und #-Vorblatt bezeichnen müsste). Aus dem oberen derselben (dem #-Blatt) setzt sich dann die weitere Verzweigung fort. Dieselbe stimmt also: im Wesentlichen mit dem Typus der Caryo- phylleen-Verzweigung (S. 289) überein. Ebenso auffällig wie die Ausbildung des @ Vorblattes des ganzen Blüthensprosses zu einem grossen Flügel ist, mit dessen Hilfe später der Herbstwind die Fruchtstände hoch in die Luft wirbelt, ist die Entwickelung einer in der Achsel des grund- ständigen #-Vorblattes sitzenden Kuospe, welche jedoch erst im fol- genden Frühjahr in der oben angegebenen Weise ausschlägt. Ihr Vorhandensein führt aber leicht zu einer Täuschung. Da der Blüthen- stand und die an seinem Grunde in der Achsel seines A-Vorblattes = entwickelte Knospe in der Achsel eines Laubblattes stehen, so wird der Anschein erweckt, als sei die Knospe die normale Achselknospe des Laubblattes und der Flügel des Blüthenstandes ein Deckblatt. Die Arten der Gattung Tilia gruppiren sich zu zwei Unter gattungen:: 1. Pentapetalae. Krone radförmig sich ausbreitend, An- droeceum aus 20—40 Staubblättern bestehend, ohne Staminodien. 3 2. Decapetalae. Krone nicht völlig sich ausbreitend, An- roeceum aus 50—70 Staubblättern bestehend, das innerste ‚Gli Dieotyledonen. 347 jeder der fünf Adelphieen zu einem kronblattartigen Stami- nodium ausgebildet, so dass jede Blüthe scheinbar eine „innere Krone“ zwischen Androeceum und Gynaeceum führt. Zu den „pentapetalen“ Linden gehören die beiden offieinellen Arten: 1. Tilia parvifolia Ehrh., die Winterlinde, ein häufig ge- pflanzter Baum mit beiderseits kahlen, unterseits blaugrünen, in den Winkeln der stärkeren Adern rostgelb bärtigen Blättern und reich- blüthigen Blüthenständen. Blüht im Juni und Juli. Synonym sind Tilia cordata Mill., T. ulmifolia Scop., T. micro- phylla Vent. Als Varietät unterscheidet man Tilia intermedia DC. (= T. vulgaris Hayne); sie trägt grössere, unterseits nicht blaugrüne Blätter mit weisslichen Aderbärten und weniger reichblüthigen In- floresceenzen (meist mit fünf Blüthen). 2. Tilia grandifolia Ehrh., die Sommerlinde, belaubt sich etwa 14 Tage früher als die Winterlinde mit beiderseits grünen, weichhaarigen Blättern, welche die Blätter der Winterlinde meist an Grösse bedeutend übertreffen. Die Blüthenstände sind auffällig arm- blüthig, meist 3-blüthig, seltener 5-blüthig. Die einzelnen Blüthen sind grösser als die der Sommerlinde. Dem früheren Laubausbruch entspricht die frühere Blüthezeit (Anfang Juni). Synonym sind Tilia platyphylla Scop. und 7. paueiflora Hayne. Die Blüthenstände (inel. des Flügels) der beiden vorgenannten Arten (welche Linn& als eine einzige Art, Tilia europaea, ansah) sind offieinell als Flores Tiliae Ph. G. IH. 111. Der aus ihnen her- gestellte „Lindenblüthenthee“ wirkt gelind schweisstreibend. Aqu a Tiliae, Lindenblüthenwasser, ist ein nicht mehr offieinelles Destil- lat der frischen oder trockenen Lindenblüthen. 3. Tilia tomentosa Moench, die in Ungarn heimische, bei uns als Zierbaum angepflanzte Silberlinde, mit oberseits fast kahlen, grünen, unterseits dicht weissfilzig-behaarten Blättern und wenig- blüthigen Inflorescenzen gehört zu den „decapetalen“ Linden. Die viel robusteren Blüthenstände mit grösseren Blüthen und oft mehr als 2 em breitem Flügel lässt die Ph. G. II. ausdrücklich nicht als Flores tiliae zu. Synonyme sind Tilia argentea Desf. und T. alba W. K. Sterculiaceae. Der einheitliche Charakter, welcher die mehr als 500 ausschliess- lich den Tropen angehörigen Arten der Stereuliaceen verbindet, liegt in der Obdiplostemonie des Androeceums ihrer Blüthen. Sprieht sich allein schon hierin eine Bevorzugung des epipetalen Staubblattkreises aus, so wird diese bei den Stereuliaceen noch in doppelter Art gefördert. Einerseits werden die innerhalb des epi- petalen Staubblattkreises angelegten episepalen Stau bblätter geschlagenen Zipfeln." Die rosenrothen Kronblätter sind wie bei allen 348 Angiospermen. niemals fruchtbar entwickelt, niemals sind sie mit Staub- beuteln versehen. Im günstigsten Falle erscheinen sie als blumen- blattartige Spitzen, doch häufiger verkümmern sie und sind in vielen Fällen völlig unterdrückt. Mit dieser Neigung zur Unterdrückung der episepalen Staubblätter geht andererseits die üppigere Entfaltung der epipetalen Hand in Hand. Wir finden sie zwar auch noch oft mit nur einer Anthere, häufiger aber treten statt dieser zwei oder drei, ja selbst bis fünf auf. Die Zahl der fruchtbaren Staubblätter schwankt mithin zwischen 5—25. Dass nun die Vermehrung der Antheren auf Spaltung ursprünglicher Anlagen beruht, lehrt uns so- wohl der Verfolg ihrer Entwickelung als auch das häufige Vorkom- men monothecischer Antheren, welche nichts anderes als Hälften normaler, dithecischer sind. Durchgreifend ist dabei für die ganze Familie die extrorse Stellung der Antheren. Während nun den Tiliaceenblüthen das Streben innewohnt, die Glieder des Androeceums völlig zu isoliren, den Zusammenhang innerhalb jeder Adelphie auf- zuheben, tritt bei den Stereuliaceen das Umgekehrte ein. Die Fila- mente aller Glieder des Androeceums verbreitern sich unterwärts bandartig und verwachsen mit wenigen Ausnahmen am Grunde zu einer geschlossenen Röhre, sie bilden eine „monadelphische Pha- lanx“. Dieses einbrüderige Zusammenhalten findet sich auch im Kelch der Stereuliaceen ausgeprägt. Die 5 Kelchblätter sind stets am Grunde verwachsen und bilden einen trichterförmigen oder glockigen Becher, während die freien Zipfel in der für die Ordnung charakte- ristischen Weise klappig zusammenschliessen. Die Kronendeckung ist ausnahmslos gedreht. Die Ausbildung des Gynaeceums und der Früchte ist in ähnlicher Weise mannichfaltig wie bei den Tiliaceen, nur wiegt bei Fünfzahl der Fruchtblätter deren epipetale Stellung, dem obdiplostemonen Blüthenbau entsprechend, vor. Ohne auf die Familie näher einzugehen, besprechen wir nur: Theobroma Cacao L. “Der Cacaobaum (Fig. 235) gehört der als Büttnerieen bezeichneten Unterfamilie der Stereuliaceen an. Seine scheinbar aus dem Holz des Stammes und der Aeste, in Wirklichkeit aus der Achsel längst abgefallener Blätter meist zu dreien büschelig hervorbreehen den Blüthen führen einen rosenrothen, tief-fünftheiligen, bleibenden Keleh mit länglich-lanzettlichen, spitzen, abstehenden, später zurück Büttnerieen charakteristisch gegliedert. Einem kapuzenförmigen Ba saltheil sitzt ein stark verschmälerter und zurückgekrümmter, weiter hin spatelförmiger Spreitentheil auf. Die monadelphisch verwach- senen Staubblätter bilden einen den Fruchtknoten umhüllenden Becher, auf dessen Rande fünf episepale, lang und spitz ausgezogene Zipfel aufgesetzt sind, welche, die Griffel weit überragend, über dem Gynae Dicotyledonen. 349 ceum zusammenneigen. Diese Zipfel stellen die unfruchtbaren epi- sepalen Staubblätter (Staminodien) dar. Zwischen ihnen sind dem Becherrande die fünf viel kürzeren, fruchtbaren, epipetalen Staub- oO x [N i Mi I) TMIEBAULT Au Fig. 235. Theobroma Cacao. Etwa !/s nat. Gr. (Nach Baillon.) blätter eingefügt. Ihr fadenförmiger Theil krümmt sich so nach aussen, dass die Antheren in den Kapuzentheil der vor ihnen stehen- den Kronblätter hineinragen. Jede Anthere führt vier kreuzförmig angeordnete Pollenfächer. Dieselben gehören paarweis zusammen. Die beiden Fächer jeder Seite entsprechen einer normalen Anthere, wie es das Diagramm Fig. 236 zum Ausdruck bringt. Jedes Pollenfach öffnet sich mit einem Längsriss. Das Gymaeceum zeigt einen fünf- kantigen Fruchtknoten mit fünf epipetalen Fächern und einen in fünf Narbenschenkel aus- gehenden Griffel. Im Innenwinkel jedes Frucht- knotenfaches sitzen zwei Reihen horizontal- pleurotroper Samenanlagen. Fig. 236. Diagramm Die Frucht ist eine gurkenähnliche, 15 bis von Theobroma Cacao, 20 em lange Beere mit 10 buckelig-unebenen, stumpfen Längsrippen. Unter der lederigen, hochgelben, orange- farbenen oder röthlichen Fruchtschale folgt das wenig fleischige, blass- gelbe bis lebhaft rothe oder purpurviolette, zur Reifezeit völlig aus- trocknende Mesokarp. Das Endokarp bildet eine farblose, schlei- mige Masse um die zahlreichen, grossen Samen. Die Scheidewände lösen sich zur Reifezeit von der Fruchtwand und liegen als papier- artige Lappen zwischen den Samen, welche durch die centrale Pla- 350 Angiospermen. centarsäule zusammengehalten werden. Die eiförmigen, etwas platt- gedrückten, bis über 25 mm langen Samen, gewöhnlich Cacao- bohnen genannt, sind frisch farblos und fleischig; trocken zeigen nr sie eine dünne, zerbrechliche, hellbraune Schale, unter welcher die innere Samenhaut ein dünnes, schlüpfriges, trocken seidenpapier- ähnliches Häutchen bildet, dessen Falten sich in die Spalten der un- regelmässig zerknitterten, dickfleischigen Keimblätter des geraden Embryos fortsetzen. Die Keimblätter bilden die Hauptmasse des Samens. Frisch sind sie weiss und fleischig; trocken sind sie grau, violett bis schwarzbraun und auffällig spröde. Bei geringem Druck zerspringen sie in scharfkantige Stücke. Die vegetativen Verhältnisse betreffend, ist zu bemerken, dass der Cacaobaum bei 15—20 cm diekem Stamme eine Höhe von 4—12 m erreicht. Seine reichbelaubte, ausgebreitete Krone trägt kurzgestielte, eiförmige, ganzrandige, zugespitzte, nach unten keilig verschmälerte oder abgerundete, beiderseits kahle Blätter von 20—30 em Länge. Die jungen Blätter sind rosenroth, von linealisch-pfriemlichen, hinfälligen Nebenblättern begleitet. Die Heimath des Cacaobaumes ist das tropische Amerika, wo er in geschützten Thälern und an Flussufern gedeiht. Wegen der Samen wird er in seiner Heimath, sowie im tropischen Asien und Afrika eultivirt. Er blüht das ganze Jahr hindurch, setzt aber nur wenige Früchte an, welche jährlich zweimal (im Frühjahr und Herbst) eingesammelt werden. Die den Früchten entnommenen Samen werden gewöhnlich vor dem Trocknen einem Gährungsprocess unterworfen, damit sie ihren bitteren Geschmack verlieren und ihr eigenartiges Aroma annehmen. Das durch Auspressen aus den Samen gewonnene, bei ge wöhnlicher Temperatur feste Oel (Caeaobutter), ist offieinell als Oleum Cacao Ph. G.I. 192. Es schmilzt bei 30—35° und zeigt unter allen Fetten die geringste Neigung zum Ranzigwerden, worauf sich seine pharmaceutische Verwendung stützt. Es wird zu Augen ‚salben und kosmetischen Präparaten (Lippenpomade u. dergl.) benutzt. Hochgeschätzte Genussmittel sind die aus den gerösteten und ent ölten Cacaosamen hergestellten Präparate, welche als Cacao schlecht hin, als Choeoladenmasse, Gesundheits-Chocolade et. m den Handel kommen. Sie enthalten das ähnlich wie Coffein wirkende — Alkaloid Theobromin. Dasselbe ist auch in den Schalen der Cacaobohnen enthalten; die Schalen können deshalb an Stelle des Kaffees zum Theeaufguss (als Cacaothee) benutzt werden. er - Malvaceae, X Die Familie der Malvaceen bringt die in der Reihe der _ Kolumniferen ausschlaggebenden Eigenheiten am vollendetsten zum Dicotyledonen. 351 Ausdruck. Den Tiliaceen ist, wie wir hervorgehoben haben, die weitgehende, zu hochgradiger Polyandrie führende Spaltung im An- droeceum eigen, aber es herrscht zugleich ein Streben, alle Glieder der Blüthe zu isoliren (Kelchblätter frei, Kronblätter frei, Glieder der Adelphieen annähernd oder ganz frei, selbst das Gynae- ceum kommt freiblätterig, apokarp vor). Bei den Stereuliaceen tritt die Spaltung im Androeceum zurück, die Blüthe beherrscht viel- mehr ein Streben, alle Glieder ihrer Kreise zu consolidiren. (Die Kelehblätter verwachsen, die Kronblätter bleiben noch frei, aber das Androeceum bildet stets eine monandrische Phalanx, und das Gynae- ceum ist ausnahmslos synkarp.) Die Malvaceen combiniren die extremen Eigenschaften. Ihr Androeceum wird durch die Spaltungen zwar hochgradig polyandrisch; die Spaltung geht selbst so weit, dass wir auf den Filamenten nur halbe Antheren antreffen, aber zugleich beherrscht alle Blüthenkreise die Tendenz, die Glieder unterwärts monadelphisch zu vereinen: Die Kelchblätter sind am Grunde ver- wachsen, die Kronblätter sind am Grunde nicht nur unter sich, sondern auch mit dem Androeceum vereint — beim Welken fallen deshalb Krone und Androeceum in einem Stücke ab —, und das Androeceum bildet unterwärts durch Verwachsung aller Glieder eine lange Röhre, eine hohle Säule, deren Vorhandensein der ganzen Ordnung ihren Namen Columniferae, d.h Säulenträger, verschafft hat. Auch das Gynaeceum entspricht jener Tendenz zur Ver- wachsung; wir treffen es fast ausnahmslos synkarp. Zugleich tritt aber auch bei ihm nicht selten — und darin liegt ein hervor- stechender Charakter der Malvaceen — die auf Spaltungen der An- lagen beruhende vielgliederige Ausbildung auf. Die Zahl der Fruchtblätter bewegt sich meist zwischen 5—20, doch kommen selbst 50 und mehr vor. Die Blüthenformel ist nach dieser Darstellung: K.(5), C5, A(®), Go). Die C und A verbindende Klammer soll hier den Zusammenhang zwischen Krone und Androeceum andeuten; die schwache Verwachsung der Kronblätter unter sich ist nieht durch eine Klammer () an- gegeben. ; Zu den drei Haupteigenheiten, welche die Worte Poly andrie, Polykarpie und Monadelphie zusammenfassen, tritt bei den Malvaceenblüthen noch eine bemerkenswerthe Erscheinung. Häufig findet man dieht unter dem Keleh einen Kranz von Hochblättern, welche man als Aussen- oder Hüllkelch (Involuerum) bezeichnet. Morphologisch entsprechen sie den Vor- und Zwischenblättern, wie wir sie schon an der Primanblüthe der Lindeninflorescenz kennen gelernt haben (a, ß, y, d, & in Fig. 234). Bei den Malvaceen sind diese Hochblätter aber kräftig entwickelt, bleibend und beeinflussen die Orientirung der ganzen Blüthe. Während bei den hüllkelchlosen Malvaceengattungen der Keleh in der gewohnten Weise sein unpaares 352 Angiospermen. Blatt median nach hinten wendet (wie in Fig. 233 und 236), kehrt sich beim Vorhandensein des Hüllkelches die Stellung des Kelches und damit aller folgenden Kreise der Blüthe gewöhnlich um; das unpaare Kelchblatt fällt nach vorn. Diese Umkehr wird leicht ver- ständlich, wenn ein 5-blätteriger Hüllkelch vorliegt, dessen Blätter wir nach „Primulaceenstellung“ (Fig. 151) mit a, £, y, d, & bezeichnen wollen. Es ergiebt sich dann für das Perianth das Bild dreier regel- mässig alternirenden Kreise, 2. 5; wie es Fig. 237 (links) dar- e = WERE stell. Sind nun die Blätter @ Mn I ee FEN ‘ und £ unterdrückt, dann er- ' giebt sich der Fall des 3-blätte- N) N 2) “ rigen Hüllkelches, Fig. 237 y ß en et (rechts), wie er bei Malven a a > nicht selten vorkommt. « und i können d ueleich als Fig. 237. Diagramm des Perianths mit ß ; nnen dann zug ’ Hüllkelch umgebener Malvaceenblüthen. die Vorblätter der Blüthe an- Pi = nen fünfblätterig (e, gesehen werden. ‚Y, 0, €), rechts dreiblätterig. In beiden : - Fällen steht ein Kelchblatt median vorn ; Diener Auffassung Ze und die Kronblätter decken links-gedreht. spricht das Verhalten der Blü- thenstände der Gattung Malva. Man findet hier in der Achsel der Laubblätter blühender Triebe zunächst eine Blüthe (Fig. 238). Ihr Deckblatt ist das Laubblatt. Vom Grunde des Blüthenstieles gehen aber, etwas nach hinten verschoben, zwei Zweige ab, welche wegen ihrer Stellung als «- und P- Spross angesehen werden müs- Fig. 238. Diagramm einer Blüthe von sen, obwohl die Vorblätter @ Malva mit Andeutung der an Stelle v. i i « und $ stehenden Zweige. Bei « Bas ee - wickelt sich ein Laubspross, bei 8 eine Der @-Spross ist ein Laubspros$ Blüthenwickel. der -Spross ist eine Blüthe, eine „Seeundanblüthe*, welche sich ähnlich so verhält, wie die „Primanblüthe*, von der wir aus gingen. Die Secundanblüthe erzeugt an der ihrem #-Vorblatt ent- sprechenden Stelle eine neue, eine „Tertianblüthe*, und so gebt es fort. Man wird hieraus leicht erkennen, dass die Blüthen als Wickel aneinandergereiht sind und zwar so, dass die Wickelbildung aus dem f-Vorblatt geschieht. Die gleiche Verzweigung kommt nun allen übrigen Malvaceen zu. Verschiedenheiten liegen nur in der Zahl der zu einer Wickel gehörigen Blüthen und dergl. 2 Was die Plastik der Blüthen anbetrifft ‚ so kann auf die nach Dieotyledonen. 353 folgenden Gattungs- und Artbeschreibungen verwiesen werden, Hier mag nur bemerkt werden, dass die Malvaceen in etwa 700 Arten über die ganze Erde mit Ausnahme der arktischen Gebiete ver- breitet sind. Sie treten als Kräuter, Sträucher und Bäume mit ein- fachen, handnervigen oder handförmig-gelappten, wechselständigen Blättern auf. Unscheinbare, hinfällige Nebenblätter sind allen Arten eigen. Besprechung verdienen nur einige Gattungen: 1. Malva L. Die Gattung Malva vereinigt einjährige und ausdauernde, meist behaarte Kräuter mit gestielten, handförmig-gelappten oder handförmig- getheilten Blättern und in den Blattachseln büschelig-gehäuften Blüthen, deren Anordnung in Wickeln oben eingehend besprochen wurde. Selten begegnet man Arten mit einzelnen, gestielten Blüthen, an deren Grunde sich einseitig der Laubspross entwickelt. Die Bildung grosser, endständiger, zusammengesetzter Blüthentrauben ist der Gattung fremd. Die Einzelblüthen führen einen dreiblätterigen Aussen- kelch, einen fünfspaltigen Kelch und fünf, meist schmale, verkehrt- herzförmige Kronblätter. Die enge, die Griffel umschliessende Staub- fadenröhre ist bis dicht unterhalb der sich kopfig zusammendrängenden Staubbeutel geschlossen. Die kurzen, die Beutel tragenden freien Fädchen gehören entwiekelungsgeschichtlich paarweis zusammen, wie es das Diagramm Fig. 238 andeutet. Die zusammengehörigen Paare stehen ursprünglich in radialen Reihen hinter resp. über einander, und Je zwei solcher Reihen stehen einander genähert voreinem Kron- blatt. Es herrscht deshalb die Anschauung, dass je zwei zusammen- gehörige Reihen aus einer epipetalen Anlage hervorgegangen sind. Bei der Gattung Malva entwickelt jede Radialreihe gewöhnlich 4—8 Paare von Staubblättern. Da nun 10 Radialreihen vorhanden sind, so ergeben sich durehsehnittlich 80—160 einfächerige Antheren (Halb- antheren) für jedes Androeceum. Dieselben sind nierenförmig und öffnen sich extrors mit Längsriss. Die Fruchtblätter schliessen zu einem vielfächerigen, scheibenförmigen Fruchtknoten mit gerundet-wulstigem Rande zusammen. Aus dem schwach eingedrückten Centrum der Scheibe erhebt sich der unterwärts einfache Griffel, welcher sich an seiner Spitze pinselartig in so viele fadenförmige Narbenschenkel spaltet, als Fruchtknotenfächer vorhanden sind. Jedes derselben enthält eine im Innenwinkel aufsteigende, anatrop-apotrope Samenanlage. Die reife Frucht zerfällt der Zahl ihrer Fächer entsprechend in nieren- förmige, nichtaufspringende Theilfrüchtchen (Achaenen). Der das Achaenium ganz ausfüllende Same enthält kein Nährgewebe. Der Keimling ist gekrümmt; seine Keimblätter sind faltig oder in einan- der gewunden. Officinell ist: Müller, Medieinalflora. | ” 354 Angiospermen, 1. Mala siWwestris L., eine zweijährig und ausdauernd vor kommende, grössere Art mit rauhhaarigem, niederliegendem oder au rechtem und dann meist ästigem, bis meterhohem Stengel. Die Lappen der handförmig-gelappten Blätter sind spitz und kerbig-gesägt; die Blattstiele sind abstehend behaart. Die ziemlich grossen, gestielten Blüthen breiten ihre über 2 cm langen, die Kelchzipfel 3—4- mal an Länge übertreffenden, hellpurpurnen, von dunkleren Streifen durchzogenen, tief ausgerandeten Kronblätter fast tellerförmig aus. Die Pflanze findet sich durch ganz Europa an Wegen und Zäunen, auch auf Schutt. Bei uns ist sie stellenweise sehr gemein. Sie blüht vom Juni bis in den Herbst hinein. Die Blüthen sind offieinell als Flores Malvae Ph. G. IL. 110 s. Flores malvae silvestris v. Flores malvae vulgaris ibid. 334. Ihren Aufguss benutzt man als Gurgelwasser. Die schleim- reichen Blätter werden als Folia Malvae Ph. G. I. 114 s. Herba malvae ibid. 335 geführt. Man benutzt sie zu schleimigen Kata- plasmen; sie bilden einen Bestandtheil der Species emollientes Ph. G. IL 241. 2. Malva neglecta Wallr. (Fig. 239) ist eine einjährig und aus dauernd vorkommende Art mit niederliegendem Stengel und rundlich- herzförmigen, seicht 5—7lappigen Blät- tern. Die Blattstiele sind angedrückt be- haart, die Lappen stumpf gerundet, ge kerbt-gezähnt. Die kleinen Blüthen führen hellrosa bis fast weisse, meist trichter- förmig zusammenneigende, tief-ausgeran- dete Kronblätter, welche den Kelch 2-bis 3-mal an Länge übertreffen. Die Frucht- stiele krimmen sich deutlich abwärts. Die Früchtchen sind glatt, ihr Rand ab- gerundet. Die Pflanze findet sich dureh ganz Europa an Wegen und Zäunen, & Triften und unbebauten Orten. Sie blüht vom Juni bis zum September. es Synonyme sind Malva vulgaris Fr Fig. 239. Malva neglecta.. und M. rotundifolia aut. Die Blätter sind offieinell als Folia Malvae Ph. 0 II. 114, werden also von denen der vorigen Art nicht als besondere Droge (Folia Malvae minoris) unterschieden. 3. Malva rotundifolia L. gleicht im Aussehen der vorigen Art, unter scheidet sich aber durch kürzere, am Vorderrande nur seicht US geschweifte Kronblätter, welche den Kelch nicht überragen, some durch netzig-runzlige, scharfrandige Früchtchen. Synonyme sind Malva pusilla With., M. borealis Wallmann und Dieotyledonen. 355 M. Henningii Goldbach. Ihre Blätter wurden wie die der vorigen Art früher als Folia Malvae minoris geführt. 2. Althaea L. Die Gattung Althaea ist von der Gattung Malva nur wenig unterschieden. Im Ganzen sind die Althaea-Arten robustere Gewächse mit grossen, an Rosen erinnernden Blüthen („Stockrosen“), welche mit 6—9-spaltigem Hüllkelch ausgestattet sind. Althaea officinalis L., der Eibisch, ist eine mit kräftigem, bis 3 cm dickem Rhizom ausdauernde Pflanze. Die einzeln oder zu mehreren beisammen stehenden, aufrechten, über meterhohen, zer- streut-ästigen, innen markigen Stengel sind wie die Blätter, Blüthen- stiele und Kelche sammetfilzig behaart. Die gestielten Blätter zeigen eiförmige, spitze, ungleich gekerbt-gesägte, schwach 3—5- lappige,, am Grunde oft herzförmige Blätter. Die mittelgrossen Blüthen, welche ihre Vorblätter (wenigstens das ß-Vorblatt) ent- wickeln, sitzen in den Blattachseln knäuelig-gehäuft. Ihre röthlich- weissen Kronblätter sind seicht ausgerandet und fast so breit wie lang. Die oben gewölbten Früchte sind am Rande abgerundet, kurz und dicht behaart. Die Pflanze findet sich zerstreut durch ganz Europa, in Nord- und Westasien an Gräben und Zäunen, besonders in feuchten Ge- büschen. Sie liebt salzhaltigen Boden. Ihre Blüthezeit fällt in den Hochsommer. Die getrockneten Blätter sind offieinell als Folia Althaeae Ph. G. I. 112 s. Herba althaeae ibid. 335. Sie bilden wie die Malvenblätter einen Bestandtheil der Species emol- lientes Ph. G.II. 241 und Species ad Gargarisma Ph, GL Die bis 15 em dieken und bis 50 em senkrecht in den Boden hinab- steigenden, graugelblichen, innen weissen, schleimig-fleischigen Wur- zeln der Pflanze werden im Frühjahr und im Herbst ausgegraben und bei gelinder Wärme getrocknet; sie bilden die Radix Althaeae Ph. 6. II. 218. Geschnitten wird dieselbe viel begehrt als Althee oder Eibischthee. In gleicher Form macht sie einen Bestand- theil der Species pectorales Ph. 6. I. 242 aus. Der Eibisch- aufguss ist stark schleimig und eigenartig süss. Gepulverte „Althee- wurzel“ (Eibischpulver) wird häufig zu Pillen und Pastillen ver- wendet, darf aber nur in geringer Menge der Pillenmasse zugesetzt werden, weil die Pillen sonst steinhart austrocknen. Syrupus Al- thaeae Ph. G. I. 255 wird als Altheesyrup, Eibischsaft oder weisser Brustsaft oft in der Kinderpraxis verschrieben. 3. Gossypium L. Die hochwichtige Gattung Gossypium gehört deren Gruppe der Malvaceen, den Hibisceae, an. Diese unter- 23* einer beson- 356 Angiospermen. scheiden sich von den echten Malven, den Malveae, dadurch, das sich die Staubfadenröhre über die Antheren hinaus in fünf nackte Zähnchen oder Schüppchen fortsetzt, und dass ihre Früchte aus meist wenigen (2—5) Carpellen gebildete, fachspaltige Kapseln sind, niemals also in einsamige Theilfrüchte zerfallen. Für die Gattung Gossypium gilt nun im Besonderen, dass die Blüthen von einem grossen, von drei herzförmigen Blättern ge- bildeten Hüllkelch umgeben sind. Der Kelch ist abgestutzt oder kurz 5-zähnig, auf seiner Aussenseite wie auch der Hüllkelch häufig schwarz punktirt. Der 3—5-fächerige Fruchtknoten führt in jedem Fache zahlreiche Samenknospen und geht in einen keuligen, 3—5- furchigen, in die entsprechende Zahl von Narbenschenkeln spaltenden Griffel über. Die erbsengrossen Samen sind von langen, weichen, der ganzen Oberfläche ihrer Schale entspringenden Wollhaaren be- deekt. Sie enthalten wenig oder gar kein Nährgewebe. Der Keim- ling besitzt laubige, stark gefaltet geknitterte, oft schwarz punktirte Keimblätter, welche mit basaler Erweiterung (Oehrehen) die gerade Keimwurzel umwickeln. Alle Arten sind kräftige, den Tropen angehörige Stauden- gewächse, welche ausdauernd gewöhnlich strauchig, selbst baumartig werden. Ihre Blätter sind meist handförmig 3—-9-lappig, ihre Blüthen gross, meist gelb oder purpurn. Die Verwerthung der Samen haare als Baumwolle hat den meisten Arten die höchste volks- wirthschaftliche Bedeutung verschafft. Ihre Cultur wird in allen warmen Ländern (schon in Südeuropa) betrieben. Die wichtigsten Culturformen sind: 1. Gossypium herbaceum L., eine ein- oder zweijährige, ver“ muthlich aus Ostasien stammende Staude, welche in allen Baumwolle produeirenden Ländern, besonders in Ostindien, Kleinasien und Süd europa gebaut wird. Ihr krautiger Stamm trägt fünflappige Blätter mit kurzen, abgerundeten Blattlappen. | 2. Gossypium arboreum L., ein kräftiger, baumartig werdenden, im warmen Asien heimischer Strauch, wird namentlich in Ostindien, China, Aegypten und Westindien ceultivirt. In seiner Heimath wird er 15—20 Jahre alt und liefert jährlich zwei Ernten; anderwär® geht er viel früher ein und muss wieder aus Samen, welche seiner Heimath entstammen, angezogen werden. Seine handförmign — Blätter führen lanzettliche Lappen. en 3. Gossypium barbadense L., eine ausdauernde, krautige a ; halbstrauchige, vermuthlich in Westindien heimische Art, wird In allen tropischen und subtropischen Ländern eultivirt. Die steifen Zweige des reichästigen, 2—3 m hohen Stammes sind reichlie schwarzdrüsig punktirt, oft purpurn überlaufen und, weichhaarie Die gestielten Blätter führen breite Spreiten mit herzförmigem Grun Dicotyledonen. 357 Die untersten Blätter sind meist ungetheilt, eiförmig, die mittleren sind 5-lappig, die obersten 3-lappig, Die Lappen sind eiförmig- länglich, zugespitzt und ganzrandig. Die Blätter des Hüllkelches sind tief eingeschnitten-gelappt. 4. Gossypium hirsutum L., ein Strauch des wärmeren Amerika, namentlich in Westindien eultivirt, zeichnet sich durch rauhhaarige Zweige und Blattstiele aus. 5. Gossypium religiosum L., ein in China heimischer Strauch, trägt viel kleinere Kapseln als die vorigen Arten, Die Samenwolle ist hell- bis rostbraun. Die genannten Arten und ihre vielen Culturvarietäten, die zum Theil für besondere Arten gelten, liefern den grösseren Theil der in den Handel kommenden Baumwolle, deren Verarbeitung viele In- dustriezweige beschäftigt. Die Güte der Wolle hängt nicht nur von der Stammpflanze, sondern auch von Klima, Boden und Culturver- hältnissen ab. Die gereinigte Baumwolle bildet das Gossypium depuratum Ph. G. I. 126. Sie ist ein vorzügliches Verband- und Deckmittel, besonders bei offenen Wunden. Die Form, in welcher Baumwolle zur Verwendung kommt, ist sehr mannichfaltig. Anti- septische Watten (Salieyl-, Carbol-, Sublimat- und Jodoform-Watte), Baumwollencharpie, baumwollene Verbandstoffe ete. sind bekannte Verkaufsartikel. Collodium Ph. G. I. 60, in trockener Form als Lana Collodii, Pyroxylin oder Schiessbaumwolle bezeichnet, ist nitrirte Baumwolle (Cellulose). In Tafelform gepresstes Collodium ist das Celloidin. Vorgeschriebene Präparate sind Col- lodium cantharidatum Ph. G. IH. 61 und Collodium elasti- cum Ph. G.II. 62. Oleum Gossypii (Baumwollenöl) ist das durch Auspressen oder Extraetion gewonnene fette Oel der Baumwollen- samen. Es wird oft an Stelle des Olivenöles benutzt, zu dessen Verfälschungsmitteln es zählt. IV. Reihe. Eucyclicae. Der Name Eucyelicae (von ed, rein, unverfälscht, normal, und x0x%os, Kreis) hat die dreifache Bedeutung, dass den Blüthen der zur Reihe gehörigen Pflanzen ‚1) rein cyklischer, nie = durch Spiralstellungen gestörter Bau, 2) reine, ‚nicht durch Spaltungen verwischte Zahlenverhältnisse ınner- halb der Kreise und 3) rein hypogyne Einfügung von Perianth und Androeceum eigen ist. Die Vereinigung dieser drei Eigenheiten trifft man zwar auch bisweilen innerhalb anderer Reihen, doch machen sich dann weitere unterscheidende Merkmale geltend; so gehören die eucyklischen Caryophyllaceen wegen 3 freien Centralplacenta zur Reihe der Centrospermen, die Violabeen 358 Angiospermen. wegen der parietalen Placentation ihrer Samenanlagen zu den Cisti- foren. Solche Fälle beweisen eben, dass wir es mit natürlichen Eintheilungsprineipien halten, bei welehen Ausnahmen vom einen oder anderen Merkmal keinen Belang haben. Im Allgemeinen bringen die Eucyclicae den Typus der Dieo- tylenblüthe am reinsten zum Ausdruck. Den meisten entspricht das Diagramm Fig. 158 und die Blüthenformel K5,C5,A5+5,6G5. Die Reihe zerfällt in vier Ordnungen: 1. Gruinales. Blüthen ohne Discus (vgl. S. 40); Androeceum meist obdiplostemon und vollzählig. 2. Terebinthinae. Blüthen mit intrastaminalem Diseus; Androeeeum meist obdiplostemon und vollzählig oder durch Fehlen der Kronstamina haplostemon. 3. Aesenlinae. Blüthen mit extrastaminalem Diseus; Androeceum obdiplostemon und oft durch Abort unvollständig. 4. Frangulinae. Blüthen mit verschieden entwickeltem Diseus; Androeceum typisch haplostemon. Gruinales. Die Blüthen der Gruinales sind fast durchgehends 5-zählig, aktinomorph, mit Keleh und Krone ausgestattet. Ihr obdiplostemones Androeceum ist gewöhnlich vollzählig entwickelt, doch kommt Steril- werden, rudimentäre Ausbildung, selbst völliges Fehlen der Kron- stamina gelegentlich vor. Der fehlende Diseus ist bisweilen durch einzelne Drüsen am Grunde der Staubblätter ersetzt. Das Gynae- ceum bilden fast ausnahmslos fünf, der ÖObdiplostemonie entsprechend epipetale, synkarp zum vollständig gefächerten Fruchtknoten ver- wachsene Fruchtblätter, Die Samenanlagen sind hängen d ana- trop-epitrop. Hierher die Familien der Geraniace en, Tropa eolaceen, Oxalid aceen, Linaceenund Balsaminaceen. Zu besprechen ist nur: Linum usitatissimum L. Die Gattung Linum vertritt in ihren Charakteren zugleich die Familie der Linaceen. Ihre aktinomorphen, durch alle Quirle 5-zähligen Blüthen, mit seitlichen Vorblättern ,‚ normal orientirtem Kelch und gedrehter Krone zeigen die Besonderheit , dass das am Grunde monadelphische Androeceum seine epipetalen Glie- der auf kurze sterile Zähnchen reducirt (Fig. 240), wäh- z rend das Gynaeceum mit freien Griffeln seine Fächer durch vom Dieotyledonen. Rücken der Fruchtblätter gegen das Cen- trum vordringende falsche Scheide- wände halbirt. Der Fruchtknoten er- scheint dadurch 10-fächerig, und jedes Fach enthält nur eine hängend-epi- trope Samenanlage. Alle Linum-Arten sind einjährige oder ausdauernde Kräuter mit schmalen, ganzrandigen, meist wechselständigen Blättern. In der Blüthenregion sind sie meist rein dichasisch oder nach dem Caryophylleentypus (vgl. S. 289) ver- zweigt. Linum usitatissimum L., der Lein oder Flachs (Fig. 241) ist eine ein- Jährige Art mit steif aufrechtem, kahlem, bis 60 em hohem, nur in der Blüthen- region verzweigtem Stamme und schmal- lanzettlichen, spitzen, kahlen, graugrün bereiften Blättern. Die im Juni und Juli sich entfaltenden, mässig grossen Blüthen führen einen grünen, freiblätte- rigen, bleibenden Kelch, mit eiförmigen, zugespitzten, am Rande fein gewimperten Blättern. Die himmelblauen, spatelför- migen Kronblätter sind äusserst hinfällig. Die fünf fruchtbaren Staubblätter tragen auf dem weissen, unterwärts bandartig- flachen Faden je einen intrors mit Längs- rissen sich öffnenden, blauen Staub- beutel. Der Fruchtknoten wird zu einer 6—7 mm im Durchmesser haltenden, vom aufrechten Fruchtstiele getragenen, kahlen Kapsel, in welcher gewöhnlich alle zehn Samen völlig ausreifen (Fig. 242). Der Lein ist eine der ältesten Cul- turpflanzen, deren Vaterland nicht sicher bekannt ist. Er wird als Gespinnstfaser- pflanze durch ganz Europa, in Aegypten, Nordafrika, Nordamerika, Brasilien, Australien und in Ostindien gebaut. Man unterscheidet zwei Hauptformen: a. vulgare Schübler et Martens, den Dreschlein, dessen reife Kapseln sich nicht öffnen, weshalb die Samen aus- gedroschen werden müssen, und Fig. 240. Androeceum und Gy- naeceum von Linum usitatissi- mum. Die Kronstamina sind nur als Spitzen zwischen den Kelchstamina entwickelt (4 mal vergr.).(Nach Bergund Schmidt.) Fig. 242. Querschnitt durch die Kapsel von Linum usitatis- simum. Die 5-fächerige Anlage ist durch die punktirten Linien hervorgehoben; der Raum zwi- schen je zweien derselben ent- spricht einem Fruchtblatt. Zwi- schen den beiden Samen je eines Faches schiebt sich die falsche Scheidewand ein. (Vergr.) (Nach Berg und Schmidt.) 360 Angiospermen. b. erepitans Schübler et Martens, den Springlein, dessen Kapseln septieid und loeulieid aufspringen (Fig. 243). Die flachen, im Umriss eiförmigen, glänzenden, 4—6 mm langen Samen (die von a sind dunkelbraun, die von b sind heller) enthalten spärliches Nähr- gewebe und einen geraden Keimling mit flach auf- Fig. 248. einanderliegenden Keimblättern (Fig. 1). Sie sind Aufspringende Offieinell als Semen Lini Ph. G. II. 238. Warm Kapsel von Li- ausgepresst liefern sie Oleum Lini Ph. G. II. 1%, as ac raeesc das Leinöl, welches ausser zu medieinischen Zwecken pitans,vomblei- vielfach technisch verwendet wird. Es gehört zu den ee trocknenden fetten Oelen und wird dementsprechend Nat. &r) leicht ranzig. Frisch ausgepresstes Leinöl ist auf dem Lande ein beliebtes Speiseöl. Der Pressrückstand der Samen bildet die Leinkuchen, Placenta Seminis Lini Ph. G. I. 211, welche gepulvert Farina Lini, das Leinmehl, geben. Leinkuchen sind ein billiges Material zu schleimigen, breiigen Um- schlägen. Der Leinsamenschleim bildet sich dureh Wasserauf- nahme aus der Oberhaut der Samenschale. Terebinthinae. Die Terebinthinen stimmen im allgemeinen Blüthenbau mit den Gruinalen überein, kennzeichnen sich aber durch die Bildung eines deutlichen intrastaminalen Diseus. Als solchen bezeichnet man eine ring- oder polsterförmige, bisweilen beeherförmige Erweiterung des Blüthenbodens, welche sich zwischen Androeceum und Gynaeceum einschiebt. Mit wenigen Ausnahmen sind die Samenanlagen (wie bei den Gruinalen) epitrop. Die Mehrzahl der Terebinthinen sind Holzgewächse ‚ welche sich durch reichen Gehalt an ätherischen Oelen und aromatischen Stoffen aus- zeichnen, worauf der Name der Ordnung hinweist. Es gehören hierher die Zygophyllaceen, Rutaceen, Simarubaceen, Bursera ceen und die von allen durch apotrope Samenanlagen unterschiedenet Anacardiaceen. Zygophyllaceae. Die Zygophyllaceen sind die Terebinthinen mit wenigst entwickeltem Diseus. Im Diagramm und selbst in der Plastik ihrer Blüthen stehen sie deshalb gewissen Gruinalen (den Gerania- ceen) nahe. Ihre Blüthen sind aktinomorph , zweigeschlechtig Pi allen Kreisen 5-zählig. Dem normal orientirten Kelch folgt die Ge Beischte Krone und 10 freie, introrse Staubblätter, deren iplostemonie sich weniger in der Insertion als in der Rückwärts beugung, auch wohl in der Verkürzung der epipetalen geltend macht. Dieotyledonen. 361 Sehr gewöhnlich ist an allen oder doch an den epi- sepalen die Ausbildung gefranster oder schuppiger Staubfadenanhängsel. Das Gynaeceum ist stets synkarp und vollständig gefächert. Die Samenanlagen sitzen meist hängend im Innenwinkel der Fächer. Die Früchte zerfallen (ähnlich wie bei den Malven) in einzelne, den Carpellen entsprechende Schliessfrüchte, welche sich von einer bleibenden Mittelsäule, der Fortsetzung der Blüthenaxe, ablösen. Die Bildung septieider Kapseln beschränkt sich auf die hier allein in Betracht kommende Gattung Gua- jacum. Die etwa 100 den heissen und wärmeren Gebieten der nördlichen Erdhälfte angehörenden Arten treten als Kräuter oder Sträucher, oft mit knotig-gegliederten Zweigen und gegenständigen, gefiederten Blättern auf. Die Blattstiele sind häufig flach oder geflügelt. Unter den Terebinthinen sind die Zygophyllaceen die einzigen, welche oft bleibende Nebenblätter entwickeln. Zu besprechen ist nur: Guajacum L. Die Gattung Guajacum zeichnet sich innerhalb der Familie der Zygophyllaceen durch viele vom Typus abweichende Merkmale aus, Zunächst findet man gelegentlich dureh- gängig 4-zählige Blüthen und häufig auch bei 5- e zähligen nur zwei oder drei Fruchtblätter, welche, (7: N wie schon betont, zur septieiden Kapsel N # J werden. Die Blüthen sitzen zu 3 und mehr in INE> / einer Zweiggabel resp. zwischen zwei Blättern (vgl. Fig. 245). Diese sind stets paarig gefiedert und führen abfallende Nebenblätter. Kelch und Krone sind hinfällig, der intrastaminale Dis- cus ist unansehnlich und den Staubfäden fehlen die typischen Anhängsel, oder sie sind doch nur als häutige Schüppchen auf der Innenseite der Fäden entwickelt, wie es das Diagramm Fig. 244 an- deutet. Jedes Fruchtfach bildet nur einen ei- förmigen Samen mit hornigem Endosperm aus. Fig. 244. Diagramm der Blüthe von Gua- jacum angustifolium mit obdiplostemonem Androeceum und nur zwei Fruchtblättern. Die Schüppchen an der Innenseite der Staubfäden sind an- gedeutet. (Nach Asa Gray.) Guajacum sanctum L. (Fig. 245) ist ein immergrüner Baum mit deutlich gegliederten Aesten. unsymmetrisch eiförmige, fast rhombische, ganzra Die Blüthen sind durchweg 5-zählig, pfriemlichen Staubfäden tragen keine 5-ficherigen Kapseln sind fast geflügelt 5 Baumes sind Südflorida, die Bahamas- Seine Blätter führen 3—4 Paar sehr ndige Fiederblättchen. auch im Gynaeceum. Die Schuppenanhängsel. -kantig. Die Heimath des und westindischen Inseln. Die Guajacum officinale L. ist wie die vorige Art ein immergrüner Baum. Seine kurzgestielten Blätter tragen nur 2, selt en 8 Paar 362 Angiospermen, unsymmetrisch-eiförmige Fiederblättchen. Die langgestielten Blüthen mit beiderseits seidenhaarigem Kelch und blassblauen, am oberen Rande fein gewimperten Kronblättern führen nur zwei Frucht- blätter, welche zu einer flachgedrückten im Umrisse breit- verkehrt-herzförmigen Kapsel werden. Die Heimath des Baumes sind die Nordküste Südamerikas und die westindischen Inseln. Das Holz beider besprochenen Arten > zeichnet sich dureh seine Schwere (spec. Gewicht 1,3), geringe Spaltbarkeit und grosse Härte aus und ist des- halb für viele Drechs- lerarbeiten geschätzt. Man benutzt es viel zur Herstellung von Kegelkugeln. Die bei den Drechslerarbeiten sich ergebenden Ab- fälle bilden das Lig“ num Guajaci Ph G. U. 155 s. Lignum Fig. 245. Guajacum sanetum. (Nach Baillon) sanetum ibid. 3 £ v. Lignum vita® Die Ph. G. II. lässt nur das hellbraune, an der Luft olivengrün werdende, harzreichere Holz von Guajacum offieinale , nicht das gelbliche, fast weissliche Holz von @. sanctum zu. Den aromatischen, an Benzoösäure erinnernden Geruch verdanken die Guajakhölzer ihrem Gehalt an Guajakharz, welches als Resina Guajaeis. Gumml Guajaeci v. Guajacum officinell war. Es fliesst theils freiwillig aus den Bäumen aus, theils wird es durch Einschneiden der Bäum® zum Ausfluss veranlasst. Ein Theil des Harzes wird durch Schwein oder Auskochen des Holzes gewonnen. Das braunrothe Harz we n grosse Neigung, bei Zutritt von Licht und Luft zu oxydiren grüne oder blaue Färbung anzunehmen. Es gilt als Mittel m rheumatische, serofulöse und veraltete syphilitische Leiden. Zur Per = st Lignum Guajaei nur noch offieinell als Bestandteil der Speei® — Lignorum Ph. @. II. 241. Dicotyledonen. 363 Rutaceae. Die Familie der Rutaceen umfasst etwa 700, besonders den wärmeren Gegenden angehörige Arten. Die meisten sind Bäume und Sträucher, wenige sind Kräuter, alle aber sind reich an Oel- drüsen. Die 5- oder 4-zähligen Blüthen sind gewöhnlich aktino- morph und zwitterig. In dem obdiplostemonen Androeceum sind die Kronstamina oft unterdrückt. Der intrastaminale Diseus ist meist ansehnlich entwickelt. Die Fruchtblätter ver- halten sich sehr verschieden, und gründet sich darauf zum Theil die Gruppirung der Arten in Unterfamilien. Wir werden dieselben nur so weit berücksichtigen, als sie offieinelle Vertreter haben, verknüpfen aber ihre Besprechung mit der Betrachtung der betreffenden Arten. Zur Familie gehören: l. Ruta graveolens L. Die Gattung Ruta gehört zur ersten Unterfamilie der Rutaceen, zu den Ruteae. Diese sind durch fast völlig apokarpe Fruchtblätter ausgezeichnet, welche nur am Grunde im Centrum der Blüthe zur Bildung eines gemeinsamen Griffels zusammentreten. Die Samen- knospen hängen zu drei bis vielen im Innenwinkel jedes Carpells. Die reife Frucht ist eine Art Kapsel, deren Fächer sich reif fast völlig trennen und nun balgfruchtartige Theilfrüchte bilden, welche längs der Innennath loeulieid aufspringen. Die Gattung Ruta umfasst etwa 40 krautige, ausdauernde, oft am Grunde holzige (halbstrauchige) Arten, deren blühende Triebe sich nach dem Caryophylleentypus dichasisch - wiekelig verzweigen, dabei aber das merkwürdige Verhalten zeigen, dass die Gipfel- blüthe inallen Kreisen 5-zählig ist, während die Seiten- blüthen durchweg 4-zählig sind. Die gelben oder grüngelben, wie alle Theile der Pflanze stark und unangenehm riechenden Blüthen führen einen bleibenden, am Grunde verwachsenblätterigen Kelch, kurz - genagelte, durch Aufbiegen der Ränder vertiefte Kronblätter und einen stark gewölbten, ringförmigen Discus. Die rings um den einfachen Griffel stehenden, durch tiefe Furchen gegen einander ab- gegrenzten Fruchtfächer zeigen je 6—12 hängende oder fast horizontale, epitrope Samenanlagen im Innenwinkel. Zur Reifezeit trennt sich die Fruchtwand nicht in gesonderte Schichten. ; Ruta graveolens L., die Raute, erhebt ihre aufrechten, bis meterhohen Stengel zu mehreren bei einander. Die graugrün be- reiften, gestielten, oberwärts fast sitzenden Blätter sind doppelt bis dreifach fiedertheilig, ihre Lappen spatelförmig und vorn breit-gerundet. In der Blüthenregion gehen die Laubblätter allmählich in die Form einfacher, laubiger Deckblätter über. Die auf dem Rücken gerundeten, etwas warzigen Früchte reissen auf der Innenseite bis auf den Rücken hin ein und werden dadurch kurz zweiklappig. 364 Angiospermen. Die aus Südeuropa stammende Pflanze wurde bei uns als Arznei gewächs eultivirt und findet sich bisweilen in Weinbergen und an Mauern verwildert. Sie blüht vom Juni bis August. Ihre Blätter waren offieinell als Folia Rutae. Sie enthalten, wie alle Theile des Krautes, das flüchtige, sehr giftige ÖOleum Rutae, Rautenöl, welches nur mit Vorsicht im Handverkauf abzugeben ist. Rautenblätter sind in einigen Gegenden Volksmittel. 2. Pilocarpus pennatifolius Lemaire. Die Gattung Pilocarpus gehört zur zweiten Unterfamilie der Rutaceen, zu den Cusparieae, deren Blüthen niemals ihr Androe- ceum vollständig entwickeln. Entweder sind die Kronstaubfäden spurlos unterdrückt, oder sie sind als Staminodien ausgebildet; in einigen Fällen ist selbst ein Theil der Kelehstaubfäden staminodial verbildet, und die Blüthen werden dann median- oder schrägzygomorph. Auffällig sind ferner die vorkommenden Verwachsungsverhältnisse. Gewöhnlich kommen den Cusparieen verwachsenblätterige Kelche und selbst verwachsenblätterige Kronen zu. Der Rutaceencharakter spricht sich aber doch zweifellos in der Bildung des bis zur Becherform sich entfaltenden Discus und in dem Verhalten des Gynaeceums aus Die Fruchtfächer führen nur zwei übereinanderstehende epitrope Samenanlagen. Zur Reifezeit sondert sich die innere Fruchtwand als elastisches Endokarp von der äusseren, dem Epikarp, ab. Die Gattung Pilocarpus weicht unter allen Cusparieen am wenigsten vom Charakter der Ruteae ab. Die Blüthen sind gleich- sam Rutablüthen ohne Kronstamina, mit lederigen, abstehenden oder zurückgeschlagenen Kronblättern. Die Fruchtfächer enthalten nur einen reifenden Samen ohne Nährgewebe. ; Pilocarpus pennatifolius Lemaire ist ein Strauch Brasiliens mit ‚dieht rothgelb behaarten Zweigen und lederigen, oberseits kahlen unterseits kurzhaarigen, unpaarig 1—3-jochig gefiederten Blättem. Die seitlichen Fiederblättchen sind kurz gestielt oder sitzend, während das Endblättehen einem bis 3 em langen Stiele aufsitzt. Die Blättehn sind lanzettlich oder eiförmig, etwas stumpf oder ausgerandet. Bw .. erreichen bis 16 em Länge bei 4—7 em Breite, Gegen das Licht h gehalten erscheinen sie von Oeldrüsen punktirt. Die Blüthen bilden dichte, endständige Trauben. a. Die Blätter sind offieinell als Folia Jaborandi Ph. G.I. 11% = Sie enthalten ein schweiss- und urintreibendes Alkaloid, Pilocarpimy dessen Chlorverbindung als Pilocarpinum hydrochlorieum Ph. 6. I. 209 offieinell ist. Pilocarpin hat die umgekehrten Wirkungen ‘wie das bekannte Atropin (es verengert die Pupille und ist em Gegenmittel bei Atropinvergiftung); es soll auch den Haarwuchs fördern, Dicotyledonen. 365 Nach den Untersuchungen von Poehl ist die Stammpflanze der echten Jaborandi-Blätter Pilocarpus offieinalis Poehl. Die Unterscheidung dieser Art gründet sich wesentlich auf die anatomischen Merkmale der Blätter. In Brasi- lien bezeichnet man übrigens die Blätter sehr verschiedener Pflanzen als Jabo- randi. Ein Theil der Jaborandiblätter wird von Piper-Arten gesammelt, doch schliesst die Pharmakopoe die Verwendung solcher aus. Eine ähnliche Unbestimmtheit liegt in der Bezeichnung Buccoblätter, Folia Bucco, Folia Diosmae oder Folia Barosmae. Man bezeichnet damit Blätter mehrerer Barosma-Arten und einer Empleurum-Art vom Cap der guten Hoffnung. Die Gattungen Barosma und Empleurum sind haide- krautartige Rutaceen, welche sich als Unterfamilie der Diosmeae an die Cus- parieen anschliessen. In der Fruchtbildung stimmen beide wesentlich überein, doch enthalten die Samen der Diosmeen einen gekrümmten, die der Cusparieen einen geraden Keimling. Empleurum zeichnet sich im Besonderen durch 4- zählige, dikline, kronenlose Blüthen aus. Die weiblichen Blüthen führen nur ein Fruchtblatt. 3. Citrus L. Die Gattung Citrus ist der typische Vertreter der als Auran- tieae unterschiedenen Unterfamilie der Rutaceen. Gemeinsam ist allen Aurantieen die Bildung von Beerenfrüchten, die wir als Citronen, Apfelsinen und Pomeranzen kennen. Die Blüthen sind durchweg aktinomorph und hermaphrodit, 5- oder 4-zählig; ihr Androeceum ist meist vollständig obdiplostemon entwickelt. Die Gattung Citrus weist im Blüthenbau jedoch viele Ab- weiehungen vom allgemeinen Typus auf. Das Perianth schwankt hier zwischen 4- und 8-zähliger Ausbildung; ihm folgen in einem Kreise 20—60 Staubgefässe, die insehr ve ränderlicher Weise zu Bündeln (Adelphieen) verwachsen sind. Dem becher- förmigen Diseus folgen dann unbestimmt viele (je nach der Art 6—10, oder 8—15 resp. 10—20) Fruchtblätter, welche zu einem rundlichen Fruchtknoten verwachsen, den ein einfacher, am Grunde sich abgliedernder Griffel mit kopfiger Narbe krönt. Jedes Frucht- knotenfach enthält zahlreiche Samenanlagen in zwei Reihen. Die Frucht ist eine grosse, kugelige oder längliche, dickrindige Beere, deren Fächer durch häutige Scheidewände abgegrenzt sind, längs welchen sich die Frucht in einzelne Schnitte zerlegen lässt. Die im Fruchtfache schief absteigenden Samen sind von lederiger oder er häutiger Schale umgeben. Sie enthalten kein Nährgewebe, aber meist mehrere, nicht aus einem Geschlechtsaet geh gegangene („parthenogenetisch“ entstandene) > linge mit kleinen Würzelchen und fleischigen , sich unregelmässig kantig drückenden Keimblättern. Man bezeichnet das Vorkommen mehrerer Keimlinge in einem Samen als Polyembry en : Die wenigen im nördlichen Ostindien, ın Cochinchina und dem südlichen China heimischen Arten sind Bäume und Sträucher, in vielen Varietäten in allen wärmeren Ländern gebaut werden. Ihre immergrünen, lederigen Blätter gliedern ihre Spreite scharf gegen welche _ | 366 Angiospermen. den meist geflügelten Blattstiel ab. Wir begegnen hier un- paarig gefiederten Blättern, welche nur aus dem End- blättehen bestehen. In den Achseln der Laubblätter findet man gewöhnlich neben der Achselknospe einen grünen Dorn ent- wickelt. Derselbe ist ein verdorntes Blatt, und zwar stellt er eines der beiden transversalen Vorblätter der Achselknospe dar. Die Blüthen sitzen gewöhnlich einzeln in den Laubblattachseln. Ihr Blüthenstiel trägt stets mehrere Hochblättchen, aus deren Achseln bisweilen Seitenblüthen hervorsprossen und die Bildung gedrängt- blüthiger Trauben bewirken. 1. Citrus vulgaris Risso, die Pomeranze, ist ein 6—13 m hoher Baum mit reichästiger Krone und elliptischen, am Rande undeutlich gekerbten Blättern, deren scharf abgesetzter Blattstiel durch die Flügel verkehrt-eirund erscheint. Die annähernd kugelige, orange- gelbe, meist 8-fücherige Frucht führt eine mässig dünne, rauhe, aber - nicht warzige Schale und bitteres Fleisch. Synonymsind Citrus Bigaradia Duhamel und C. Aurantium L. var.@. Die unreifen Pomeranzen sind offieinell als Fruetus Au- rantiiimmaturi Ph. G. II. 118. Die Schale (das Epikarp) der reifen Früchte bildet Cortex Fructus Aurantii. Das weisse Innengewebe der Schale ist unbrauchbar; die nach seiner Entfernung übrigbleibende, an Drüsen reiche Aussenschale bildet den allein nutz- baren Flavedo Aurantiorum. Die Blätter sind als Folia Aurantii, die’Blüthen als Flores Aurantiis. Naphae offieinell. Präparate der Schalen sind Syrupus Aurantii Cortieis Ph. G. II. 256, Elixir Aurantiorum compositum Ph. G.IL 74, Tinetura Aurantii Ph. G. I. 273. _ Pomeranzenschalen- extrat (Extractum Aurantii cortiei s) und Pomeranzen- schalenöl (Oleum Aurantii eortiei s) sind bei uns nicht mehr ‚offieinell. Pomeranzenschalen bilden auch einen Bestandtheil zur Herstellung von Tinetura amara Ph. G. II. 271, Tinct. Chinae composita Ph. G. I. 276 und Tinect. Rhei vinosa Ph. @. I. 276. Confectio Aurantiorum ist die als Orangeat in den Handel kommende, frisch überzuckerte Schale der Früchte einer als var. spatafora Risso unterschiedenen Spielart. Aus den Pomeranzen- blüthen wird das Pomeranzenblüthenwasser ‚Aqua Florum Au- Tantii Ph. G. II. 32 bereitet. Es dient zur Herstellung des 8y° zupus Aurantii Florum Ph. G. I. 257. Durch Destillation . der frischen Blüthen mit Wasser gewinnt man das wohlriechende Neroli-Oel, Oleum Aurantii Florum Ph. G. II. 192 s. Oleum neroli v. Oleum florum naphae ibid. 338. Es findet ausser in der Parfumerie zu Mixturaoleoso-balsamica Ph. G. II. 179 Verwendung. wi en ne Aurantium Risso, von der Pomeranze durch fast füügel- iele und eiförmig-längliche Spreiten unterschieden, liefert Dicotyledonen. 367 die wegen ihres süssen Fruchtfleisches beliebten Apfelsinen. Linn& unterschied diese Pflanze als Citrus Aurantium var. ß. 3. Citrus Bergamia Risso, mit schmal geflügelten Blattstielen und kleinen weissen Blüthen, trägt birnförmige oder flach kugelige, am Scheitel eingedrückte Früchte mit dünner, blassgelber Schale und grünlichem, bitterlich-säuerlichem Fleische. Die als Bergamotten bezeichneten Früchte liefern das nicht mehr offieinelle Oleum Ber- gamottae. Es dient nur zu Parfumeriezwecken. 4. Citrus Limonum Risso ist der aus dem nördlichen Ostindien stammende, in den Mittelmeerländern viel eultivirte Citronenbaum. Er erreicht bis 5 m Höhe. Seine länglichen, zugespitzten, kerbig gesägten Blätter sitzen auf kaum geflügelten Stielen. Die weissen Blüthen sind aussen roth überlaufen. Die länglichen Früchte mit zitzenförmigem Scheitel sind 10—12-fächerig, ihre Schale ist dünn, _ das Fruchtfleisch sehr sauer; sie kommen alsCitronen in den Handel, Offieinell ist die in spiraligen Bändern von den reifen Früchten abgeschnittene und getrocknete Fruchtschale als Cortex Fructus Citri Ph. G. I. 67. Sie wird zur Bereitung des Decoctum Sarsa- parillae compositum mitius Ph. G. I. 72 gebraucht. Das durch Auspressen (nicht durch Destillation) aus den frischen Schalen der reifen Citronen gewonnene Oleum Citri Ph. G. II. 195 =. Oleum de cedro ibid. 338, das Citronenöl, dient zur Herstellung von Acetum aromatieum Ph. G.IH. 1 und Mixtura oleoso- balsamica Ph. G. II. 179. Der Saft des Citronenfleisches enthält die Citronensäure, Acidum eitrieum Ph. G. I. 9, welche zur Bereitung von Chininum ferro-eitricum Ph. G. I. 54, Mag- nesia eitrieca effervescens Ph. G. H. 175 und Potio Riveri Ph. G. II. 214 dient. Wasser mit frisch ausgepresstem Citronen- saft versetzt oder mit Citronensäure angesäuert bildet ein erfrischen- des, durstlöschendes Getränk, Limonade. Diese mit dem Namen Limone (gleichbedeutend mit Citrone) zusammenhängende Bezeich- uung ist jetzt auf alle schwach angesäuerten Getränke übergegangen. 5. Citrus medica Risso steht der vorigen Art sehr nahe. ‚Ihre länglichen, bis kopfgrossen Früchte besitzen eine sehr dicke, höcke- tige, eitronengelbe Schale, welche mit Zucker eingesotten das Ci tro- nat bildet. Linn hielt diese Art für die echte Citrone, CO. medica var. @ und die vorige für eine Abart dieser, ©. medica var. P. Simarubaceae. Die Simarubaceen sind Bäume und Sträucher der Tropen, welche sich von den Rutaceen wesentlich nur durch den Mang el der Oeldrüsen und den reichen Gehalt an Bitterstoff (Quassiin) unterscheiden, welcher Rinde und Holz, auch andere Theile, durchsetzt. Im Blüthenbau bestehen zwischen Rutaceen und Sima- 368 Angiospermen. rubaceen keine nennenswerthen Unterschiede. In den Fruchtformen walten Steinfrüchte vor. Offieinell sind: l. Quassia amara L. Die Gattung Quassia ist nur durch eine einzige, in Surinam heimische Art, Quassia amara L. (Fig. 246), vertreten. Sie tritt als Strauch oder kleiner, bis 5 m hoher Baum mit kahlen, unpaarig gefiederten, nur 1-2- jochigen Blättern auf. Die Blattstiele sind gefiedert - geflügelt (auch zwischen den Fiederpaaren). Alle Fiederblättchen,auch das Endblättchen, sind sitzend, länglich, beiderseits zugespitzt und ganzrandig. Die grossen, fast 4 cm langen, _scharlach- rothen Blüthen bil- deneinfache endstän- dige Trauben. Deek- und Vorblätter sind unscheinbar. Dem 5- theiligen, in der Kn- spe dachigen Kelch folgt die freiblätte- rige, gedrehte Krone, deren Blätter zu einer Röhre zusammenner ; i gen, aus welcher die Fig. 246. Quassia amara. (Nach Baillon.) Y4 nat. Gr. 10 deutlich obdiplo- Fil en stemonen, auf fädigen amenten die introrsen Antheren tragenden Staubblätter hervor Tagen. Die Staubfäden tragen auf ihrer Innenseite am Grunde eine zottig-behaarte Schuppe. Die fünf Fruchtblätter sind fast völlig frei (apokarp), nur die oberen Enden der Griffel sind zu einem spiralig Betten Faden verwachsen, welcher mit seiner winzigen Narbe die ee nn überragt. Im Innenwinkel jedes Frachtk0ZE a rein Samenanlage herab. Der Discus m = er mein Ire1goR, als „Gynophor sich zwischen Androee 2 Ynaeceum einschiebendes Zwischenglied, auf welchem späte Dicotyledonen. 369 die länglich-eiförmigen, schwarzen, netzaderigen Steinfrüchte fast ab- stehend sternförmig aufsitzen. Die endospermlosen Samen enthalten einen gekrümmten Keimling, dessen Wurzel von den planeonvexen Keimblättern eingeschlossen wird. Das gelbliche, leicht spaltbare Holz bildet das offieinelle Li- gnum Quassiae Ph. G.II. 155 s. Lignum quassiae Surina- mensis ibid. 336, Quassien- oder Bitterholz, wegen der An- wendung seines Aufgusses zum Fliegentödten auch Fliegenholz genannt. Es dient zur Bereitung von Extractum Quassiae Ph. G. II. 93. Der in dem Holz und der Rinde enthaltene Bitter- stoff Quassiin ist das bitterste aller Bittermittel. 2. Pieraena excelsa Lindley. Die Gattung Pieraena umfasst drei tropisch-amerikanische Baumarten mit unpaarig-gefiederten Blättern und kleinen, grünlichen polygamen, bald 5-, bald 4-zähligen Blüthen, welche sich zu achselständigen Rispen vereinen. In den männlichen Blüthen sind nur die Kelchstamina entwickelt, in den weiblichen sind auch diese unterdrückt oder doch rudimentär entwickelt. Das in den männ- lichen Blüthen fehlende oder unvollkommene Gynaeceum ist in den weiblichen Blüthen aus 3—4 Fruchtblättern gebildet, welche sich ganz wie bei Quassia verhalten. Picraena excelsa Lindl. ist ein bis 20 m hoher, im Wuchs an unsere Eschen erinnernder Baum Westindiens. Seine Laubblätter tragen an dem nicht geflügelten Blattstiele 4—7 Paare sehr kurz gestielter, länglich-eiförmiger, zugespitzter, kerbig-gesägter Fiedern. Die glänzend - schwarzen , verkehrt- eiförmigen Steinfrüchte sind von Erbsengrösse. Synonym sind Simaruba excelsa DC., Quassia excelsa Swartz und Picrasma excelsa Planchon. Offieinell ist das blassgelbe Holz dieser Art und zwar ebenfalls als Lignum Quassiae Ph. G. I. 155. Es wurde früher als Lignum Quassiae jamaicense, Jamaika-Quassia, vom Arzneigebrauch ausgeschlossen und ausschliesslich als Fliegenholz, Lignum muscarum oder Lignum museieidum, verabfolgt. Das sogenannte giftfreie Fliegenpapier (worunter arsen- freies verstanden wird) ist Fliesspapier, das mit einer mit Brech- weinstein versetzten Quassienholz-Abkochung durchtränkt und dann getrocknet worden ist, Die Pharmakopoe macht jetzt keinen en schied mehr zwischen der Surinam- und der Jamaika-Quassia. ) N das Quassia !) Der Anfänger mag hier aufmerksam gemacht werden ’ nicht mit Cassia zu verwechseln ist. Ueber die sehr verschiedene Bedeutung des Wortes Cassia ist die Anm. auf S. 296 einzusehen. Müller, Medicinalflora. ni 370 Angiospermen. Burseraceae. Die Familie der Burseraceen unterscheidet sich von den $i- marubaceen und den Rutaceen wesentlich nur durch in der Rinde längs verlaufende Harzkanäle. In den Blüthen ist das obdiplostemone Androeceum meist vollzählig entwickelt, und das vom Discus umfasste, aus 2—5 Fruchtblättern synkarp gebildete Gy- naeceum zeichnet sich durch vollständige Fäche- rung und einen einfachen, meist kurzen und dicken Griffel aus. Jedes Fruchtknotenfach führt im Innenwinkel zwei neben einander hängende, anatrop-epitrope Samenanlagen. Die Frucht ist eine 2—5-steinige Steinfrucht, deren Epikarp Eu Al: reintrucht sich manchmal wandspaltig-klappig von den Stei- vonBoswelliapapyra. wen löst (Fig. 247). cea mit dreiklappig Zu erwähnen sind: sich ablösendem Epi- karp. (Nach Baillon.) l. Boswellia Rox). Die Gattung Boswellia umfasst wenige, zum Theil noch un- genügend bekannte tropische Bäume mit papierartiger Rinde und abfallenden, an den Zweigspitzen sich zusammendrängenden, unpaarig-gefiederten Blättern. Die typisch 5-zähligen, aktinomorphen und zwitterigen Blüthen (Fig. 248) von mittlerer Grösse führen gewöhn- lich einen dreifächerigen Frucht- knoten, aus welchem sich eine cha- rakteristische dreikantige, dreistel- nige und dreiklappige Steinfrucht (Fig. 247) entwickelt. Die knochen- harten Steine, deren Schale aus der Fig. 248. Blüthe von Boswellia inneren Fruchtwand hervorgeht, loop papyracea. (Nach Baillon.) sich von der centralen, dreikantigen Fruchtaxe; sie enthalten je einen zusammengedrückten, häutig-berandeten Samen ohne Nährgewebe. Der Keimling zeichnet sich durch vielspaltige Keimblätter aus , Boswellia Carteri Birdwood ist ein 4—5 m hoher Baum der Ge birge der Somaliküste und Arabiens ,‚ aus dessen Aesten kurze weichhaarige oder filzige Zweige hervorbrechen, welche mit fast rosetüg gedrängten, 7—10-jochig gefiederten Blättern besetzt sind. Die Pie“ derblättchen sind eiförmig-länglich, an der Spitze und am Grunde stumpf gerundet, am Rande wellig-gekerbt und beiderseits weich Bang, Das Endblättehen ist meist grösser als die nur 3!/s cm langen Seitenfiedern, Die Blüthen bilden handlange, einfache, achselstän dige Trauben. Von ihren weissen Kronen sticht der rosenrothe Dicotyledonen. 371 den Fruchtknoten bis zu halber Höhe becherartig umschliessende Diseus ab. Die verkehrt-eiförmige, stumpfe Frucht wird etwa 1 cm lang. Synonym ist Boswellia sacra Flückiger. Boswellia Bhan-Dajiana Birdwood ist ein dem vorigen sehr ähnlicher Baum der Somaliküste. Die Blüthen zeichnen sich durch einen stark behaarten, grünlichen Discus aus. Die unreifen Früchte verschmälern sich am Grunde stielartig. Boswellia neglecta S. Le M. Moore, ein Baum des nördlichen Somalilandes, zeichnet sich durch 8—10-jochige, stark und fast rauh behaarte Blätter aus. Seine sehr kleinen Blüthen bilden armblüthige Rispen. Die genannten und vielleicht noch einige verwandte Arten liefern ein aus Rindeneinschnitten ausfliessendes, milchweisses, zu gelblich- weissen oder blassröthlichen Tropfen („Thränen“) erstarrendes, zwischen den Zähnen knetbares Gummiharz, Olibanum, den Weih- rauch, der schon im Alterthum ein hochgeschätztes Räucherwerk bildete. Jetzt ist Weihrauch nicht mehr offieinel. Die Ph. G. I schrieb seine Verwendung zu Emplastrum aromaticum, Empl. opiatum und Empl. oxyeroceum vor. 2. Balsamea Gleditsch. Die Gattung Balsamea unterscheidet sich von der Gattung Boswellia durch polygame, meist 4-zählige, sehr kleine Blüthen. Dem becherförmigen, vierzähnigen, bleibenden Kelch folgen vier in der Knospe fast aufrechte, eingefaltet-klappige Kronblätter. In den männlichen Blüthen sind dann acht Staubblätter dem Rande des kurz-becherförmigen Discus eingefügt, während in den weiblichen Blüthen ein 2- oder 3-fächeriger Fruchtknoten das Centrum ein- nimmt. Die Frucht ähnelt derjenigen der Boswellien. Balsamea Myrrha Engler ist ein kleiner Baum der Gebirgs- abhänge der Somaliküste und der Westküste Arabiens. An den sparrigen, in einen spitzen Dorn endenden Aesten sitzen kurzgestielte, dreizählige Blätter büschelig bei einander. Die sehr kleinen Seiten- blättchen sitzen öhrchenähnlich am Grunde des viel grösseren, ver- kehrt eiförmigen, stumpfen und ganzrandigen Endblättehens. Synonym ist Balsamodendron Myrrha Nees von Esenb. — Das freiwillig austretende, in Körnerform oder in löcherigen Massen erstarrende Gummiharz des Baumes bildet die offieinelle Myrrha Ph. G. I. 182 s. Gummiresina Myrrha ibid. 334, welche neben Weihrauch schon in den ältesten Zeiten zu Salben und Räucherwerk benutzt wurde. Offieinelles Präparat ist jetzt nur noch Tinetura Myrrhae Ph. G. I. 283. Die Ph. G.L schrieb die Verwendung der Droge zu Eleetuarium Theriaca, Elixir Proprietatis Paracelsi, Emplastrum oxyceroceum und Unguentum Terebinthinae compositum n - 4 372 Angiospermen. Das in der Ph. G. I. nicht mehr aufgeführte, unter dem Namen Elemi bekannte Gummiharz stammt wahrscheinlich ausschliesslich von Burseraceen, Die Stammpflanzen sind jedoch nicht mit völliger Sicherheit anzugeben. Man nennt als solche Arten von Canarium und Protium (= leica). Aus der Familie der Anacardiaceae, welche sich von allen Terebinthinen durch die apotropen Samenanlagen unterscheidet, waren bis zum Erscheinen der Ph. G. II. mehrere Vertreter offieinell. Rhus Tozieodendron L., der Giftsumach, lieferte die Folia Toxicodendri s. Rhois. Von Rhus semialata Murr. stammen die gerbstoffreichen chinesischen Gallen. Von der in den Mittelmeerländern weit verbreiteten Pistaeia Lentiscus L. kommt das Mastixharz. Eine kurze Besprechung verdient hier nur die Gattung Ana- cardium wegen ihrer schräg-zygomorphen Blüthen. Wie es das Diagramm Fig. 249 zeigt, kommen denselben ausser Deek- und Vorblättern ein normal orientirter Kelch und eine normal damit alterni- rende Krone zu. Von den 10, dem obdiplostemo- nen Grundplan der Anacardiaceen entsprechenden Staubblättern ist aber nur eines, das vor dem ersten Kelchblatt stehende fruchtbar entwickelt und zeich- net sich durch ausserordentliche Länge aus. Am Fig. 249. Diagramm der Grunde sind alle 10 Staubblätter monadelphisch schrägzygomorphen Blüthe verwachsen. Das Gynaeceum besteht nur aus einem, vonAnacardiumoceidentale. wie das fruchtbare Staubblatt in die Richtung des Der punktirte Pfeil giebt ersten Kelchblattes fallenden Carpell, dessen faden- die Richtung der (gegen förmiger Griffel wie bei den Menispermaceen durch nee 1 gerichteten) Schiefwerden des Fruchtknotens seitliche Stellung y mE Ye a (Nach erhält. So bedingen Androeceum und Gynaeceum die eine gegen das erste Kelchblatt gerichtete Zygo- morphie, während das Perianth normal und aktino- morph entwickelt ist. Zur Reifezeit entwickelt sich der Fruchtknoten zu einer Steinfrucht mit harzreichem Perikarp. Im Kern liegt ein nierenförmiger Same mit grossem Keimling, aber ohne Nährgewebe. Die Steinfrüchte waren ehedem ofieinell als Elephantenläuse. An der Fruchtbildung betheiligt sich aber auch der Fruchtstiel. Er schwillt zu einer birnförmigen, hühnereigrossen, die eigentliche Frucht an Grösse übertreffenden, essbaren „Steinfrucht“ an. Bei der verwandten Gattung Semecarpus schwillt nur der obere Theil des Fruchtstieles an, nachdem er sich schon vorher becherförmig um den Grund der jungen, fast herzförmigen, flachen und schwarzen Steinfrucht ausgebildet hat. Die Früchte von Semecarpus Anacardium L. fil. wurden als ostindische Elephanten- läuse von den oben erwähnten, von Anacardium oeeidentale L. stammenden west- indischen unterschieden. Aesculinae., 2 Während die Terebinthinen durch den fast nie fehlenden intra staminalen Diseus ihrer Blüthen gekennzeichnet sind, ist bei den Aeseulinae die Bildung eines extrastaminalen Discus die n Regel. Es schiebt sich also häufig eine drüsige Anschwellung ausser” halb der Staubblätter zwischen diese und das Perianth ein. Da nun aber der Discus der Aesculinen häufig nur schwach, manchmal nu einseitig, ja bisweilen gar nicht entwickelt ist, so würde die Ab grenzung der Ordnung auf Grund der Discusbeschaffenheit eine u Diecotyledonen. 973 sichere bleiben, wenn nicht andere Merkmale die Ordnung als eine natürliche erkennen liessen. Zunächst begegnet uns wieder bei allen Aesculinen der eucyklisch-obdiplostemone Grundplan der 5-zähligen Dieotylenblüthe, jedoch besteht das Gynaeceum nur aus 2 oder 3synkarpen Fruchtblättern. Die typische Blüthenformel ist demnach K5,C5,A5-+5, G (2) oder (3). Die Formel erleidet nun aber durch die eigenartige Plastik der Blüthen mannichfaltige Abänderung. Den meisten Aeseulinen kommen zygomorphe und besonders häufig schräg-zygomorphe Blüthen zu, in welchen dann ein nicht vollzählig entwickeltes Androe- ceum angetroffen wird. Die Aesculinen gruppiren sich danach in sechs grössere Familien: 1. Malpighiaceae. Blüthen schräg-zygomorph gegen das dritte Kelehblatt des normal orientirten Kelches. G (3). 2. Sapindaceae. Blüthen schräg-zygomorph gegen das vierte Kelehblatt des normal orientirten Kelches. & 8). Hierher unsere Rosskastanie, Aesculus Hippocastanum L. 3. Vochysiaceae. Blüthen schräg-zygomorph gegen das vierte Kelechblatt des normal orientirten Kelches. 6 (8). Das Androeceum ist auf ein einziges fruchtbares Staubgefäss reducirt. 4. Aceraceae. Blüthen schwach-zygomorph gegen das zweite Kelehblatt des normal orientirten Kelches, d. h. medianzygomorph. G (2). Hierher alle Ahornarten (Acer). 5. Polygalaceae. Blüthen stark-zygomorph gegen das zweite Kelehblatt, mithin medianzygomorph. & (2). 6. Erythroxylaceae. Blüthen nieht zygomorp h. Die 10 Staubblätter am Grunde monadelphisch verwachsen. G (8). Sapindaceae. Die Sapindaceen bilden eine vielgestaltige Familie. Neben der stattliehen Baumform, wie sie uns in der Rosskastanie entgegen- tritt, finden wir viele als Lianen der tropischen Urwälder mit ab- norm gebauten, kletternden Holzstämmen; nur wenige Arten erschei- nen als Halbsträucher oder fast krautig. Der mannichfaltigen Stamm- bildung entspricht die Verschiedenartigkeit der Belaubung. Gefiederte, zum Theil immergrüne Blätter wechseln mit durch Abort der Fieder- paare einfach werdenden oder mit fingerförmigen. Nebenblätter sind bald vorhanden, bald nicht. Typisch bleibt aber für alle Sapinda- ceen der Bau ihrer Blüthen. Bei der grossen Mehrzahl finden wir die Schrägzygomorphie nach dem vierten Kelchblatt hin. Um diesen Ausdruck verständlich zu machen, zeichnen wir 374 Angiospermen. uns das bekannte Normaldiagramm der Dicotylen. Axe und Deck- blatt median, «- und £-Vorblatt transversal und Kelch in normaler Örientirung mit Blatt 2 gegen die Axe, gerade wie es Fig. 249 an- ‚giebt. Nun legen wir die Symmetrielinie (die „Symmetrale“) durch die Mitte des vierten Kelchblattes und das Öentrum des Diagramms, so geht dieselbe durch die Lücke zwischen dem 3. und 5. Kelchblatt, Bezüglich dieser Symmetralen kann man Kelehblatt 3 und 5 das vordere, Kelchblatt 1 und 2 das seitliche Paar der Kelehblätter, Blatt 4 das unpaare hintere Kelehblatt nennen. Nun tragen wir von Kelehblatt 4 aus zwei seitlich hintere und dann zwei seitlich vordere Kronblätter (wie in Fig. 249) ein, lassen aber das unpaare in der Symmetrale, mithin das die Lücke zwischen Kelehblatt 3 und 5 füllende, weg, so haben wir die vierblätterige Sapindaceenkrone. Nun markiren wir die Plätze der 10 Staubblätter (5 vor den Kelch-, 5 vor den Kronblättern) und lassen die beiden vor Kelchblatt 1 und 2 ausfallen, dann erhalten wir die acht, das Androeceum bildenden Glieder. Endlich führen wir die drei Fruchtblätter so in das Centrum des Diagramms ein, dass das eine als unpaares in die Symmetrale nach vorn fällt, während die beiden paarigen nahezu in die Richtung von Kelchblatt 1 und 2 zu stehen kommen; dann ist das diagramma- tische Bild der Sapindaceenblüthe festgestellt. Auf die Plastik der Sapindaceenblüthe soll hier nieht näher ein- gegangen werden. Nur sei hervorgehoben, dass die drei Frucht- blätter zu einem vollständig gefächerten Fruchtknoten mit einfachem Griffel verwachsen, und dass in jedem Fache ein oder zwei aufrechte, anatrope oder kampylotrope, stets apotrope Samenanlagen sitzen. Von den etwa 700 bekannten Sapindaceen verdient nur eine Art nähere Besprechung: | Paullinia sorbilis Mart. Die Gattung Paullinia umfasst etwa 80 tropische Lianen mit einfachen oder ein- bis mehrfach gefiederten, wechselständigen Blättern. Die polygam-dioeeischen Blüthen sind zu achselständigen Trauben oder Rispen vereint, deren unterste beiden Zweige meist in Ranken umgestaltet sind. In den Blüthen entwickelt sich der extr& staminale Discus excentrisch vierlappig (stärker gegen das 4. Kelchblatt hin), wodurch auch Androeceum und Gynaeceum | excentrisch werden. Die Kronblätter tragen auf ihrer Innenseite einen schuppigen Auswuchs. Die Frucht ist eine gestielte, dreikantige oder dreiflügelige, wandspaltige Kapsel mit lederiger Wandung. . Paullinia sorbilis Mart. (— Paullinia Cupana Kunth) ist ee zuen Brasiliens mit gefurchten Aesten und braun-weichhaarig" Zweigen. Die unpaarig-gefiederten, von lanzettlichen Nebenblättern begleiteten Blätter sind aus kurzgestielten, eiförmig-länglichen, # Dicotyledonen. 375 gespitzten und grob kerbig-gesägten Fiederblättehen zusammengesetzt. Die Kapseln sind eiförmig und meist einsamig. Die mit grossem, kreisrundem, mehlig-weissem Nabel versehenen, den Kastanien ähneln- den Samen mit kurzem Arillus enthalten einen gekrümmten Embryo mit dickfleischigen Keimblättern und geben, geröstet und grob zer- trieben, die Hauptmasse der Pasta Guarana s. Guarana, welche in Südamerika, wie bei uns der Kaffee, als Genussmittel dient. Sie enthält 4—5°/o Guaranin, welches sich als völlig identisch mit Coffein erwiesen hat. Bei uns hat man Guarana besonders als Mittel gegen Migräne eingeführt. Polygalaceae. Die Familie der Polygalaceen ist durch ausgesprochenste Medianzygomorphie und ganz eigenartige Plastik ihrer diseuslosen Blüthen ausgezeichnet. Mit Deckblatt und transversalen Vorblättern versehen, zeigen sie zwar normal orientirte, nach ?/5-Stellung sich deckende, aber sehr ungleich ent- wickelte Kelchblätter (Fig. 250). Während ß die paarigen vorderen (1 und 3) wie das unpaare (2) ganz unscheinbar bleiben, ver- grössern sich die seitlich hinteren (4 und 5) zu breiten, kronblattähnlichen Flügeln, welche hülsenartig zusammenneigend alle übrigen Blüthenorgane verdecken. Von der Krone sind meist nur drei Blätter entwickelt, das median vordere und die beiden seitlich N Sy Fig. 250. Diagramm der ee von Polygala. d Deckblatt; « und $& die transversalen Vorblätter; 1—5 die normal nach ?/s-Stellung orientirten hinteren. Das mediane ist gewöhnlich rk, hiaster Die beiden schiffehenförmig und wird als Carina be- unterdrückten Kronblätter zeichnet. Das Androeceum bilden meist sind durch punktirte Linien, das median-vordere fehlge- schlagene Staubblatt durch acht Staubblätter, deren Fäden monadel- ein Kreuz ( x )markirt. phisch zu einer hinten (oben) offenen, vorn (unten) eingespaltenen Röhre verwachsen sind. Die Staubbeutel öffnen sich mit je einem Loch auf ihrem Griffel. Die beiden medianen Staubblätter sind entweder ganz unter- drückt, oder das median-hintere ist als unpaare Drüse entwickelt, Das Gynaeceum bildet sich aus zwei medianen Fruchtblättern, welche 'synkarp zu einem 2-fächerigen Fruchtknoten mit einfachem, nach hinten gekrümmtem Griffel verwachsen. Jedes Ovarfach enthält nur eine einzige, hängende, anatrop-epitrope Samenanlage, aus welcher ein Same mit krustiger, oft behaarter Schale wird. ‚Der gerade Keimling mit planconvexen Keimblättern liegt im mehr oder minder reich entwickelten Nährgewebe. Die Frucht ist eine loeulicide Kapsel oder eine geflügelte Schliessfrucht. 376 Angiospermen. Die Familie ist mit 400 Arten von sehr verschiedenem Wuchse über die ganze Erde verbreitet. Hier interessirt nur die Gattung Polygala L. Der Charakter dieser Gattung liegt in dem oben als typisch be- schriebenen Blüthenbau. Besondere Merkmale bietet die Carina, welche bei Polygala helmartig-concav mit dreilappiger Spitze und unterseitigem, kammartig zerschlitztem Anhängsel erscheint und über- dies mit den beiden hinteren Kronblättern unterwärts so verwächst, dass die Krone zu einer hinten offenen Scheide wird, in welcher die Staubfadenröhre Aufnahme findet. Die Frucht ist eine seitlich zu- sammengedrückte Kapsel. Polygala amara L., ein bei uns auffeuchten Wiesen hin und wieder vorkommendes, ausdauerndes Kraut, entsendet aus seinem verzweigten Rhizom kurze, 5—15 em hohe, meist unverzweigte Stengel, welche mit reichblüthiger Traube enden. Die kleinen, hellblauen oder milchweissen Blüthen mit länglich-verkehrt-eiförmigen, dreinervigen Flügelblättern des Kelches werden von den Deekblättehen auch im Knospenzustande nicht überragt. Die grundständigen, verkehrt-eiförmigen, ganzran- digen Blätter bilden eine nur wenige cm grosse Rosette. Die kaum über einen em langen, wechselständigen Stengelblätter sind keil- förmig-länglich, spitzlich, wie die ganze Pflanze kahl. Die Blüthe zeit fällt in die Monate Mai und Juni. Das ganze, nach dem Standort im Wuchs und auch im Gehalt an Bitterstoff (Polygalamarin) stark abändernde Pflänzehen war offi- einell als Herba et Radix Polygalae s. Herba Polygalae. Es wird als Kreuzblumenkraut hin und wieder zu Abkochungen verlangt und gegen hartnäckigen Lungenkatarrh angewandt. z Polygala Senega L., ein ausdauerndes Kraut der nordamerika- nischen Gebirgswälder, treibt aus seinem vielköpfigen Wurzelstock aufrechte, bis 20 em hohe, unverzweigte, kurzhaarige Aeste, welche un grünlich-weisser, weisser oder röthlicher Blüthentraube enden. Die wechselständigen, keine Rosette bildenden Blätter sind unter- wärts schuppenförmig-oval und gehen allmählig in die Form der grösseren, lanzettlichen, zugespitzten und am Grunde verschmälerten ganzrandigen Stengelblätter über, um nach der Blüthenregion in ae wieder an Grösse abzunehmen und in die Deckblattform überzuleiten . Die Deckblätter sind hinfällig, überragen aber anfänglich die Blüthen knospen. Die fast kreisrunden Flügel des Kelches sind von drei #ärkeren, durch nicht verzweigte Adern verbundene Nerven dur ng Die Carina trägt einen zweilappigen Anhängsel mit kamm- förmig 4-theiligen Lappen. Die fast kreisrunde, an der Spitze herz förmig ausgerandete, flache Kapsel enthält zwei Samen mit 2-lappigem; ir go ragen Länge des Samens einnehmendem Arillus. Die im Mai blühende Pflanze treibt aus der geringelt-runzeligeN; "Dicotyledonen. 377 finger- bis handlangen Hauptwurzel dicht unter dem Wurzelkopf ent- springende, etwa federkieldicke, holzige Wurzeläste, welche auf einer Seite längsgekielt sind, während die andere Seite holperig- verdickt und stellenweise ringförmig eingeschnürt ist. Die unter- irdischen Theile der Pflanze sind offieinell als Radix Sen egae Ph. G. II. 224, Senegawurzel. Aus der Droge wird Syrupus Senegae Ph. G. II. 263 bereitet. Senega ist ein namentlich in Ab- kochungen gegen stockenden Auswurf geschätztes Expectorans. Wirk- samer Bestandtheil soll das mit dem Saponin identische Senegin sein. Erythroxylaceae. Aktinomorphe, streng nach der auf 8. 373 für die Aeseu- linen gegebenen Formel aufgebaute Blüthen mit monadelphischem Androeceum kennzeichnen die Familie der Erythroxylaceen. Der für die Aesculinen als charakteristisch angegebene extrastami- nale Discus ist bei den Erythroxylaceen in die Bildung der Staub- fadenröhre aufgegangen, an welcher er sich bisweilen noch als ge- zähnter oder gekerbter, aussen am Grunde der freien Staubfäden- theile herumlaufender Saum erkennen lässt. Von den 53, ausschliesslich den Tropen angehörigen Arten der Familie entfallen 50 auf die Gattung Erythroxylon. An diese mag deshalb die nähere Besprechung anknüpfen. Erythroxylon L. Zu dem Familiencharakter tritt als Gattungsmerkmal die eigen- artige Ausbildung der Kronblätter. Wie aus Fig. 251 ersichtlich, Fig. 251. Erythroxylon Coca. Links die aktinomorphe, 5-zählige Blüthe; da- neben ein Kronblait mit dem charakteristischen er = men monandrische Androeceum (10 Staubblätter); vom Gynaeceum sind nur die Griffel mit kopfigen Narben sichtbar. (Nach Baillon.) setzt sich über dem Nagel derselben ein zweilappiger, doppelsprei- tiger Anhängsel, eine Ligula, fort. Ueberdies zeigt auch das aus drei Fruchtblättern gebildete Gynaeceum ein beachtenswerthes Ver- halten. Es gliedert sich in den dreifächerigen Fruchtknoten und in drei freie oder nur am Grunde verwachsene Griffel. Von den drei Fruchtknotenfächern ist aber gewöhnlich nur eines fruchtbar; es ent- 378 Angiospermen. hält eine hängende, anatrop-epitrope Samenanlage, während die anderen Fächer leer und oft nur durch schmale Spalten angedeutet sind. Die Frucht ist eine einsamige Steinfrucht. Ei Sehr bemerkenswerth gestalten sich die vegetativen Verhältnisse. Die Erythroxylon-Arten sind kahle, selten sparsam behaarte Bäume oder Sträucher mit in der Jugend zusammengedrückten Zweigen, an welchen zahlreiche, bleibende, schuppige Nieder- blätter den 2-zeilig geordneten Laubblättern vorausgehen, Diese tragen am Grunde der Stiele bleibende Nebenblätter, welche zwischen Blatt und Stamm zu einer zweikieligen, dem nächst höheren Stengelgliede sich anschmiegenden Schuppe verwachsen. Dieselbe er- innert an die Ligula der Grasblätter, wird aber wegen ihrer Nebenblattnatur als Axillar- oder Intrape- tiolarstipel bezeichnet. Die kleinen, meist weissen Blüthen entwickeln sich ein- zeln oder traubig-büschelig in den Achseln aller Blätter, besonders häufig aber der Schuppenblätter; niemals ss schliessen die Zweige mit endständigen Blüthen ab. Erythroxylon Coca Lam. (Fig. 252) ist ein Strauch £ von 1—2 m Höhe mit el .M förmigen oder länglichen, Fig. 252. Erythroxylon Coca. (Etwa %s nat. ganzrandigen oder schwach Gr.) (Nach Baillon.) geschweiften, kahlen, ober- seits hellgrünen , unterseits = matt blassgrünen, dünnfleischigen Blättern, welche bis 6 em lang 3 em breit werden. Ein charakteristisches Erkennungs’ zeichen der Cocablätter sind zwei symmetrisch zur Mittelrippe vom Blattstielansatz bis in die Spitze de Spreite verlaufende feine Bogenlinien. Dieselben treten deutlich hervor, wenn man das Blatt gegen das Licht hält. A frischen Blättern sind die Linien auf der Blattunterseite ein wenig erhaben. In den 2—6-blüthigen Trauben ist jede Blüthe von ihren beiden Vorblättern begleitet, über welchen sich der sehr schlanke Blüthenstiel deutlich abgliedert. Die etwa 1 cm langen, eiförmigen Früchte sind scharlachroth. Dicotyledonen. 379 Die erfrischend schmeckenden Blätter enthalten neben Cocagerb- säure das in neuerer Zeit zu hohem Ansehn gelangte Alkaloid Co - cain, welches als Anaestheticum namentlich in der Augenheilkunde ein unschätzbares Mittel geworden ist. In Peru und Bolivia, der Heimath des Cocastrauches, sowie in anderen südamerikanischen Ländern wird die Pflanze viel eultivirt, weil ihre Blätter ein beleben- des Getränk wie bei uns Kaffee und chinesischer Thee geben. Coca- weine sind mit Cocablättern angesetzte Mediecinalweine, Frangulinae. Die Ordnung der Frangulinae ist durch aktinomorphe, fast ausnahmslos haplostemone Blüthen gekennzeichnet. Der vor- handene Staubblattkreis ist bald der episepale, bald der epipetale. Neben Gattungen mit 5-zähligen Blüthen machen sich viele mit 4- zähligen Blüthen bemerklich, so dass wir bald der Formel K5,C5,A 5,6 (2) oder (3), bald der Formel K 4, C4, A 4, G (4) oder (2) begegnen. Aus diesen geht hervor, dass nur die Carpidenzahl eine schwankende ist, während Keleh, Krone und Androeceum stets aus der gleichen Anzahl von Gliedern sich aufbauen. Uebrigens wird das Gynaeceum stets synkarp angetroffen und zwar meist nach der Zahl der Fruchtblätter gefächert. Die an centralen, nur bei den Pittosporaceen an parietalen Placenten eingefügten Samen- anlagen sind ausnahmslos apotrop, in den Fächern bald auf- recht, bald hängend, bald beides in derselben Familie. Der Discus fehlt nur den Pittosporaceen, bei den übrigen Familien ist er bald intra-, bald extrastaminal. Aktinomorphie, Haplostemonie und Apotropie als gleichzeitig bestehende Charaktere unterscheiden die Frangulinae von allen verwandten Choripetalen. Von den Familien der Ordnung kommen nur die beiden mit epipetalem Staubblattkreise in Betracht: 1. Rhamnaceae. Mit wohlentwickeltem, klappigem Kelch und zum Schwinden neigender Krone. Fruchtknotenfächer mit nur einer grundständigen Samenanlage. 2. Vitaceae. Mit auf Zähnchen redueirtem Kelch und wohl entwickelter klappiger Krone. Fruchtknotenfächer mit zwei grundständigen Samenanlagen. Rhamnaceae. Die Blüthen der Rhamnaceen sind insofern yon morpho- logischem Interesse, als sie den Uebergang von eucyklischer Aus- 380 bildung zu reiner Perigynie und selbst zur Epigynie darstellen. Ge- wöhnlich finden wir ihren oft lederigen Kelch unterwärts als kreisel- oder krugförmige Röhre entwickelt, welche in kurze, dreieckige, in der Knospe klappige Zähne ausgeht, auf deren Innenseite eine scharfe Mittelleiste verläuft. Die kleinen, zum Schwinden neigenden Kronblätter zeigen in der Knospe keine Deckung; sie umschliessen gern die vor ihnen stehenden Staubblätter kapuzen- oder taschenartig. Kron- und Staubblätter sind dem Schlunde der Kelchröhre aufge- Angiospermen. wachsen. Der bald rein oberständige, bald halb-, bald ganz unter- ständige Fruchtknoten ist bei den 5-zähligen Blüthen meist dreifächerig und wendet ein Fach nach hinten, zwei nach vorn (in Zeichen $); in 4-zähligen Blüthen sind vier im median-transversalen Kreuz stehende Fächer die Regel. Die Frucht ist meist eine beerenartige Stein- frucht. (Vergl. hierzu die Diagramme Fig. 253 und 254.) Rhamnus L. Die Gattung Rhamn u s umfasst etwa 60 baum- und strauchförmige Arten mit zwitterigen oder polygam-dioeeischen Blüthen vom typischen Bau der Rhamnaceen. Die einfachen, gestielten, fiedernervigen Laub- blätter mit hinfälligen Nebenblättern sitzen den normal entwickelten oder dornig bespitzten Zweigen wechsel- oder gegenständig an. In ihren Achseln entspringen die unscheinbaren, meist traubigen Blüthen- stände. In den beerenartigen Steinfrüchten bleiben die Steine getrennt, KRhammus cathartica L., der Kreuzdorn, ist durch viele Merkmale ausgezeichnet. Zunächst sind seine Blätter gegenständig, dem entsprechend bilden sich auch die aus ihren Achselknospen her vorgehenden Zweige und Aeste gegenständig. Da nun die Zweig spitze jedes Jahrestriebes sich in einen geraden Dorn verwandelt, [0] PP — RB AN 0 mm Fig. 253. Diagramm der vierzähligen Blüthe ' von Rhamnus cathar- tica. (Nach Eichler.) median-transversales Kreuz bilden. Nun ist aber zu beachten, dass die Blüthen niemals rein zwitterig sind, dass sich vielmelf _ Verkümmerung der Staubblätter weiblich, und durch vo klimmerung der Fruchtblätter männlich funetionirende Blüthenformen herausbilden , wie es eben der Charakter polygam-dioeeiseh® Formen ist. In den weiblichen Blüthen entwickelt sich der freiß; so findet man diesen später in dem Winkel zweier gegenständigen Zweige, im Winkel einer „Zweiggabel“ vor. Die Blüthen sind, wie 68 das Diagramm Fig. 253 darstellt, charakterı- stisch 4-zählig. Den vier im rechtwinkligen median-transversalen Kreuz stehenden Kelch blättern folgen die vier Kronblätter und die vor ihnen stehenden Staubblätter im diagonalen Kreuz, während die vier schon äusserlich am 4-spaltigen Griffel erkennbaren Fruchtblätter wieder übereinstimmend mit dem Kelch em Dicotyledonen. 381 oberständige Fruchtknoten zu einer anfänglich grünen, später glän- zend schwarzen, glatten, vierkernigen Steinfrucht, deren Fleisch beim Troeknen stark schrumpft und die Frucht grob netzig-runzelig macht. Die in den dreikantigen Kernen sitzenden Samen sind mit tiefer Rückenfurche versehen, so dass ihr Querschnitt hufeisenförmig wird. Die Laubblätter des Kreuzdorns sind eiförmig, kerbig-ge- sägt. Jederseits entspringen dem Mittelnerven drei bogig-aufstei- gende Seitennerven. Der Kreuzdorn ist in fast ganz Europa in Laubwäldern und an Wegrändern als hecken- und gebüschbildende Pflanze heimisch. Die kleinen schmutzig-weissen Blüthen erscheinen im Mai und Juni. Die reifen Früchte sind frisch und getrocknet offieinell als Fructus Rhamni catharticae Ph. G. I. 122 s. Baccae spinae cer- vinae Ph. G. I. 33, Kreuzbeeren, Kreuzdorn- oder Hirschdorn- beeren. Sie dienen zur Bereitung des mild abführenden Syrupus Rhamni eathartieae Ph. G. II. 262. Rhamnus Frangula L., der Faulbaum, unterscheidet sich vom Kreuzdorn durch schuppenlose Laubknospen, wechselständige, (nieht gegenständige!), heller grüne Laubblätter, deren elliptische, ganzrandige Spreiten jederseits vom Mittelnerven 6—8 schräge, parallele Seitennerven zeigen. Die Aeste sind dornenlos. Die mit transversalen Vorblättern versehenen Blüthen sind fünfzählig und zweigeschlechtig, entsprechend dem Dia- gramm Fig. 254. Die weisslichen, genagelten . Kronblätter sind längs der Mittellinie scharf 2_5 gefaltet und umfassen die Staubblätter kapuzen- f % } artig. Der dreificherige Fruchtknoten trägt & eo) B\ einen einfachen Griffel mit kopfiger Narbe. Ya Die kugeligen, glatten Steinfrüchte sind an- a fänglich roth, reif sind sie schwarz wie die Fig. 254. Diegrbiabn vu Kreuzdornfrüchte, von welchen sie aber leicht jünfzähligen Blüthe von durch das Vorhandensein von nur drei Stein- Rhamnus Frangula. kernen zu unterscheiden sind, in denen je (Nach Eichler.) ein flach linsenförmiger Same liegt. a Der Faulbaum ist ein bis 5 m hoher Strauch, der sich in ganz Deutschland in Laubwäldern, an Bächen und Wegen findet. Er blüht im Mai und Juni. Synonym sind Frangula Alnus Mill. und Frangula vulgaris Rehb. Die Be kleinen, weissen, quergestreckten Korkwarzen pen aussen graue, innen braunrothe, auf dem Bruche gelbfaserige Rinde ist offieinell als Cortex Frangulae Ph. G. 2:66 & Cortex rhamni frangulae ibid. 332. Sie muss mindestens zwei Jahre trocken liegen, ehe sie zu Arzneizwecken verwerthet werden darf. Faulbaumrinde ist das wohlfeilste Abführmittel. Das Holz des Faul- baums dient zur Pulverfabrikation („Pulverholz“). 382 Angiospermen. Zizyphus vulgaris Lam., ein dorniger, bisweilen in Baumform auftretender Strauch der Mittelmeerländer, trägt aus zwei medianen Fruchtblättern hervor- gehende, eiförmig-längliche, glänzend-braunrothe, 2—3 cm lange Steinfrüchte mit ovalem, zugespitztem Steine, dessen dicke knochige Schale gewöhnlich nur einen Samen umschliesst. Die getrockneten Früchte waren offieinell als Juju- bae oder Brustbeeren. Päte de Jujubes ist noch jetzt in den Reichslanden ein geschätztes Mittel gegen katarrhalische Beschwerden. Vitaceae. Die als Vitaceae bezeichnete Familie weist nur unscheinbare, zu Rispen vereinigte Blüthen von sehr einfachem Baue auf. Mit dem kurzzähnigen Kelch wechselt die in der Knospe stets klappige Krone und der einfache Kreis episepaler, introrser Staubblätter ab (Fig. 255). Nun folgt gewöhnlich ein ring oder becherförmiger, auch wohl gelappter intrastaminaler Discus, und diesem sitzt der meist aus zwei Fruchtblättern gebildete zwei- fächerige, zur Beere werdende Fruchtknoten mit einfachem Griffel auf. Die Fruchtknoten- fächer enthalten stets zwei im Grunde neben einander stehende, aufrechte Fig. 255. Diagramm der Blüthe von Vitis vinifera. Der schwach füntlappige Discus ist schraffirt ge- zeichnet; injedem Frucht- knotenfach sind die bei- den Samenanlagen . an- gedeutet. (Das Diagramm ist aufrällig wegen der Lobeliaceenstellung des Kelches und wegen der Transversalstellung der Carpiden. Siehe den Text auf 8.384.) (Nach Eichler.) Die Gattung Vitis, im alten Sinne gefasst, vereinigt hose klimmende Rankengewächse mit 5 -zähligen Blüthen, den Kronblätter oberwärts so innig mit einander verklebt sind, 4 die Krone beim Aufblühen mützenartig abgeworf wird. Die reifen, oft saftreichen Beeren bilden die gewöhnlich, . fälschlich als „Trauben“ bezeichneten Fruchtstände. Dieselben sind wie die Blüthenstände Rispen. dass „Weintrauben“ gar keine sind. Die in den Beeren nicht zeigen eine knochig welches den kleinen, -spröde Schale und knorpeliges Nährgewebe; geraden Keimling einschliesst. | anatrop-apotrope Samenanlagen. Von den etwa 250 den Tropen und den wärmeren Erdstrichen der gemässigten Zonen angehörigen Arten der Familie sind die meisten Rankengewächse mit knotig-gegliedertem Stamme und wechselständigen, gestielten, meist handförmig-gelappten und gefingerten, selten ungetheilten Blättern. Bekannte Ver treter der Familie sind der Weinstock, vitis vinifera L. und der „wilde Wein“, Ampelopsts quinquefolia. Hier interessirt nur: : Vitis vinifera L. Der Anfänger merke sich dep „Trauben“, sondern Beeren ri8p® immer vollzählig entwickelten Samen Dieotyledonen. 383 Vitis vinifera L., die seit den vorhistorischen Zeiten eultivirte Rebe, ist ein im wilden Zustande bis 10 und mehr Meter Höhe er- reichender Strauch mit reichästigem Ran- kenstamme, von welchem die faserige Borke sich in langen Streifen abblättert. Der Holz- körper ist nach zwei Seiten stärker ent- wickelt. Die Reben setzen sich aus mor- phologisch verschiedenen Gliedern zusammen. Zunächst sind zweierlei Triebe an dem Rebstock zu unterscheiden, unbegrenzt in die Länge fortwachsende „Langtriebe*, von den Winzern Lotten genannt, und wenig in die Länge wachsende „Kurztriebe“, von den Winzern Geizen genannt. Fig. 256 giebt das Schema einer Lotte. Eine solche beginnt mit zwei grundständigen Schuppen- blättern, welchen unbestimmt viele (bis 40) zweizeilig geordnete Laubblätter folgen. Den 3—5 untersten steht keine Ranke gegenüber; über ihnen folgen aber die Rankeningrosser Regelmässigkeit und zwar so, dassimmer zweiranken- tragenden Blattknotenein ranken- loser folgt. Immer steht die Ranke dem entsprechenden Blatt gegenüber; man sagt deshalb, den Weinstöcken seien blatt- gegenständige Ranken eigen. Die Ranken sind zweiarmig und werden von den Winzern Gabeln genannt. An der Gabelstelle findet sich ein schuppenförmiges Blatt, das Deckblatt des längeren Ranken- armes. Daraus folgt nun, dass die Wein- ranken Zweige sind (nicht etwa metamor- phosirte Blätter, wie man aus ihrer seit- lichen Stellung gegenüber einem gewöhn- lichen Laubblatte urtheilen möchte). Zu- gleich ergiebt sich aber aus der Zweignatur der Ranken, dass die ganze Lotte ein Sprosssystem ist, welches nahezu einer Wickel mit Scheinaxe (vgl. Fig 39, 2b auf S. 86) entspricht. In dem Schema Fig. 256 sind die Sprossglieder so unterschieden, dass die ungeraden (das erste, dritte, ete.) nicht schraffirt, die geraden (das zweite, vierte, etc.) schraffirt gezeichnet sind. Das erste Fig. 256. Schema für den sympodialen Aurbau einer „Lotte* des Weinstocks. Das erste Sprossstück endet oberhalb des ersten Pfeiles links als Ranke. Inder Achsel des beim Pfeile nach rechts abgehenden Blattes hatsich das schraffirtgezeich- nete, bei #3 endende Spross- stück entwickelt, dessen Spitze beim ersten Pfeil rechts als Ranke nach rechts zur Seite gedrängt ist. In der Achsel des ersten schraffirten Blattes (links) hat sich das dritte bei ts endende Sprossstück ent- wickelt, dessen Spitze als Ranke durch das darüber- stehende, schraffirte Spross- stück (beim zweiten Pfeile rechts) zur Seite geiringet Vergl. auch den Text. (Nach Eichler.) 384 Angiospermen. Sprossglied ist mit vier Laubblättern gezeichnet, die folgenden un- geraden tragen stets zwei Laubblätter, die geraden nur je eines, Die Ranken sind also jedesmal das obere Ende eines der Spros- glieder. Die Sprossspitzen liegen bei t,, ty, ty, f,. Da, wo die Pfeile gezeichnet sind, wird jedes Sprossende als Ranke von dem darüberstehenden Spross zur Seite gedrängt. Der Stamm der Lotte baut sich nur aus den unteren Enden der Sprosse auf. Als Geizen bezeichnet man die in den Achseln der Blätter der Lotte zur Entwickelung kommenden Kurztriebe. In Figur 256 sind sie nur als Knospen in den Blattachseln angedeutet. Jede Geize beginnt mit einem seitlich gestellten, schuppigen Vorblatt, dann folgen wie bei der Lotte zweizeilig gestellte Laubblätter, Die Rankenbildung beginnt beim zweiten Laubblatt der Geize, welche sich im Uebrigen wie die Lotte selbst verhält, nur im Ganzen | kümmerlicher bleibt. Niemals aber bringt es die Geize zur Blüthen bildung, Die Blüthenrispen („Gescheine“ inder Winzer sprache) entwickeln sich nur an Stelle der untersten Ranken einer Lotte, Die in den Laubblattachseln einer Geize sich bildenden Knospen ergeben (wie alle Knospen einer Lotte) ausschliesslich wieder Geizen, Die Lottenknospen entstehen nur in der Achsel des grundständigen seitlichen Vorblattes einer Geize. Die kleinen, grünen Blüthen unseres Weinstockes zeigen ge wöhnlich den im Diagramm Fig. 255 dargestellten Bau, das unpaare Kelechblatt also nieht wie bei normaler Örientirung nach hinten, sm dern median nach vorn. Es begegnet hier also die selten vom kommende Lobelienstellun g der Blüthe (vgl. $. 246); normale Örientirung ist jedoch nicht ausgeschlossen. Auch die Stellung der Fruchtblätter verstösst oft gegen die allgemeine Regel (wonach bei d-zähliger Blüthe zwei Carpelle median zu stehen pflegen). Beim e Wein stehen sie bald normal median, bald schief, bald (wie m Fig. 255) transversal. Die Blätter sind 3—5-lappig handförmig, die Innenwinkel der Lappen abgerundet, ihr Rand grob-gesägt. Am Grunde des Blattstiels sitzen elliptische Nebenblätter. Die Beeren sind bald grünlich, bald schwarzblau, bereift. Sie liefern durch Keltern (d. h. Ausdrücken) den Most, welcher durch Gährung iR das bekannte alkoholische Getränk Wein übergeht. ; Ä Als Medieinalweine werden namentlich sisse Weine (weisse und rothe) benutzt. Die Pharmakopoe schliesst natürlich sogenannte „Kunstweine“ aus. Zu den arzneilichen Präparaten wird Vinum gsenerosum album et rubrum und Vinum Xerense benutzt, wobei unter Vinum generosum (Edelwein) Wein von edler He kunft, überhaupt guter Wein zu verstehen ist. Die Ph. 6: I giebt die Vorschriften für die Herstellung von Vinum camphV ratum, Vinum Chinae, Vinum Colchiei, Vinum Ipeea® Dicotyledonen. 385 fanhae, Vinum Pepsini und Vinum stibiatum. An der Luft oder am Weinstocke getrocknete, zuckerreiche Weinbeeren sind die grossen Rosinen, Passulae majores s, Ulvae Passae majores (Zibeben und kernlose Sultaninen). Die getrockneten Beeren einer in Griechenland cultivirten Varietät Vitis apyrena L. (= Vitis minuta Risso) kommen als kleine Rosinen oder Corinthen, Passulae minores, in den Handel. Rosinen werden bisweilen zu Theemischungen benutzt. V. Reihe. Tricoccae. Die Reihe der Trieoccae lässt sich nicht durch einheitliche Merkmale kennzeichnen. Ziemlich durchgreifend ist nur die Diclinie der Blüthen, d. h. die Sonderung männlicher und weiblicher Blüthenformen, welche bald monoecisch, bald dioeeisch vertheilt sind. Wäre nun aber die Dielinie ganz ausnahmslos vor- handen, so bliebe sie doch immer nur ein gemeinsamer, nicht aber unterscheidender Charakter, denn Diclinie begegnet ja beinahe in allen Reihen der Dicotylen. Die diagrammatischen Verhältnisse sind äusserst mannichfach, Ausser Blüthen ohne Perianth („nackten“ Blüthen) finden sich solche — und das ist die Mehrzahl — mit einfachem Perianth („monochlamydische*), endlich aber auch solche mit doppeltem Perianth („dichlamydische*), und dann sind Kelch und Krone meist deutlich verschieden. Beachtet man nun noch das Schwanken in der Zahl der Glieder des Perianths, dann lässt sich die ganze Mannichfaltigkeit ausdrücken durch die Formeln PO, P2, P3 ‚oder P5, resp. P2-+2 oder P3+3, resp. K5, C5. Ein ähnliches Schwanken der Kreise und ihrer Gliederzahl herrscht im Androe- ceum. Man stösst auf die denkbar niedrigste Zahl von nur einem Staubblatt, findet aber auch Blüthen mit 2, 3 und mehr Staub- blättern, ja selbst ausgeprägteste Polyandrie, also in Zeichen Al—o. Dabei stehen die Staubblätter bald in einem Kreise (Haploste- monie), bald in zwei Kreisen (Diplostemonie), bald in mehreren Kreisen (Polyandrie). Am gleichmässigsten ist das ie gebaut. In der grossen Mehrzahl der Fälle bildet es sich — un darauf zielt der Name Trieoccae hin — aus drei Fruchtblättern, doch kommt Verminderung auf 1—2, sowie Vermehrung auf > Carpelle vor. Ausnahmslos ist der Fruchtknoten gefächert, und Ja Fach führt im Innenwinkel eine einzige oder zwei (niemals mehr) neben einander angeheftete Samenanlagen. Die eg Krümmung ihres Funieulus führt zur Gliederung der Reihe in vier Familien: 25 Müller, Medicinalflora. 386 Angiospermen. Euphorbiaceae. Samenanlagen hängend-epitrop. Mit Kapsel- frucht. 23 Callitrichaceae. Samenanlagen hängend-epitrop. Frucht in vier Theilfrüchte (Klausen) zerfallend. Wasserpflänzchen. Buxaceae. Samenanlagen hängend-apotrop. Empetraceae. Samenanlagen aufsteigend-apotrop. Von diesen kommen allein die mit etwa 3500 Arten über die ganze Erde verbreiteten Euphorbiaceen in Betracht, denen gegenüber die übrigen Familien mit zusammen kaum 50 Arten ganz zurücktreten, Euphorbiaceae., Der mannichfaltige Blüthenbau der Trieoecae kommt, wie sich von vornherein erwarten lässt, gerade in dieser artenreichen Familie zum Ausdruck, und kann daher wegen der diagrammatischen Ver- hältnisse auf die vorangehende Charakteristik der Reihe verwiesen werden. Hier mag nur betreffs der Plastik (der äusseren Gestaltung) bemerkt werden, dass überall, wo bei Euphorbiaceen ein Periantlı entwickelt ist, dieses hypogyn, niemals epigyn angetroffen wird, wohl aber ist die Verwachsung seiner äusseren Glieder die Regel, während etwa vorhandene Kronen freiblätterig sind. Darauf gründet sich die Anreihung der Trieoecae an die Eucyclicae. Die fast durchgehende Diclinie nähert die Trieoccae (namentlich die nackt blüthigen und monochlamydischen) den Amentaceen, während die — polyandrischen Formen Anklänge an die Aphanoeyelicae verrathen. Die Samen der Euphorbiaceen sind gewöhnlich mit Caruncula versehen, führen mehr oder weniger entwickeltes Nährgewebe md einen verschieden gestalteten Keimling. Beim Aufspringen der drei klappigen Kapseln lösen sich die Samen von einer stehenbleibenden Mittelsäule ab. | Die meisten Euphorbiaceen sind Bewohner der Tropen. In u. Tracht sind sie sehr verschieden. Baum- und Strauchformen herrschen — neben ausdauernden und einjährigen Kräutern vor. Bei uns sind nur krautige Arten verbreitet. Viele führen scharf-giftigen Milchsaft. Die Gliederung der Familie ist: Re I. Stenolobeae. Keimling mit schmalen, halbeylindrischen Cotyledonen. Auf Australien beschränkt. OD. Platylobeae, Keimling mit breiten, flachen Cotyledonen Fruchtknotenfächer mit zwei Samenanlagen (mit „biovulaten Fächern): Phyllantheae und Bridelieae. « Fruchtknotenfächer mit einer Samenanlage (mit „uniovulaten Fächern): Crotoneae, Acalypheae, Hippomaneatı Dalechampieae, Euphorbieae. Wir besprechen hier nur: Dicotyledonen. 387 l. Croton L. Die Gattung Croton umfasst etwa 450 tropische Arten, welche den Typus der Crotoneae,d. h. derjenigen Euphorbiaceen bilden, welchen monoecisch vertheilte Blüthen ohnegemeinsame Hoch- blatthülle eigen und bei welchen die Staubblätter in den Knospen der männlichen Blüthen (wie bei Urticeen und Moreen) scharf einwärts gekrümmt sind. Dass die Croto- neen zu den „uniovulaten Platylobeen“ gehören, geht aus der obigen Eintheilung der ganzen Familie hervor. Für die Gattung Croton merken wir, dass die Blüthen end- ständige, zusammengesetzte Trauben bilden, in welchen die weib- lichen Blüthen unten sitzen, während die männlichen den oberen Theil einnehmen (vgl. Fig. 257). Die Einzelblüthen sind sehr hoch entwickelt; sie führen ein doppeltes Perianth, aus 5 dachigen Keleh- und 5dachigen Kronblättern. Letztere verkümmern nicht selten in den weiblichen Blüthen. In den männlichen Blüthen folgt der Krone ein polyandrisches Androeceum, welches sich aus mehreren 5-zähligen Staubblattquirlen auf convexem Blüthenboden aufbaut. Der äusserste Quirl ist meist unfruchtbar und durch staminodiale Drüsen ersetzt; der innerste ist oft drei- oder zwei- zählig, oder ein centrales Staubblatt bildet den Abschluss der Blüthe. Die Formel für die männliche Blüthe ist also K 5, C5, Aw, wo das Zeichen © bald 5+ 5, bald 5+5 +5, bald 5 +5 +5+5, oder 5+5+5-+3 oder 5+5 +5 -+2 u. dgl. ersetzt. In den weiblichen Blüthen ist das Androeceum nur durch fünf staminodiale Drüsen angedeutet, oder auch diese fehlen und werden durch die zu Drüsen redueirte Krone ersetzt. Der dreifächerige Fruchtknoten trägt drei ein- bis mehrfach gabelig gespaltene Griffel. Die meisten Arten treten als Sträucher, viele auch als Bäume oder Kräuter, wenige als einjährige Gewächse auf. Die wechselstän- digen Blätter sind meist gestielt, einfach und ganzrandig oder gezähnt. l. Oroton Eluteria Benett ist ein kleiner, nur auf den Bahama- Inseln vorkommender Baum mit eiförmig -lanzettlichen, lang zuge- spitzten, geschweift-gezähnten, auf der Unterseite dicht mit gelblich- silberglänzenden Schildhaaren bedeckten Blättern; am Grunde der kurzen Blattstiele sitzen keine Nebenblätter. Der Baum gehört zu den Arten, deren männliche und weibliche Blüthen wohl- entwickelte Kronen führen. In den männlichen trifft man gewöhnlich 12 fruchtbare Staubblätter mit ringsum behaarten Fäden ; in den weiblichen ist der Fruchtknoten mit Schildhaaren bedeckt und trägt doppelt-gabeltheilige Griffel. Die kurzgestielten Blüthen vereinigen sich zu loekerblüthigen, ährenförmigen Rispen. Synonym ist Olutia Eluteria L. ige \ Die eigenartig riechende, durch Cascarillin stark bittere Rinde ist offieinell als Cortex Cascarillae Ph. G. II. 68 ». 95* 388 Angiospermen. Cortex Eluteriae, Cascarilla oder Cascarillrinde, Sie dient zur Bereitung von Extractum Cascarillae Ph. G. OD. 8 und Elixir Aurantiorum compositum Ph. G. I. 74, 2. Oroton niveus Jacg. (= Croton Pseudo - China Chamisso et Schlechtdl.) ist ein bis 3 m hoher Strauch Mexicos, Venezuelas, Neu- granadas und Columbiens. Wegen der alle jüngeren Organe bedeckenden, bräunlich-silberglänzenden Schildhaare, auch wegen des Baues seiner Blüthen ähnelt er der vorigen Art, unterscheidet sich aber durch herz-eiförmige, am Grunde deutlich 5-nervige Spreiten und dicht- blüthige Blüthentrauben. Seine Rinde, Cortex Copalchi darf nach der Ph. G. II. nicht als Cascarilla-Ersatz dienen, 3. Oroton Tiglium L., Fig. 257, ist ein Strauch, der bisweilen die Form eines bis 6 m hohen Baumes an- nimmt. Seine ziemlich langgestielten, mit Sternhaaren zer streut besetzten, im Alter fast kahlen Blät- ter führen eine ei förmige, zugespitzte, 3-nervige, am Grunde mit je zwei rund- lichen Drüsenaus gestattete Spreite. Am Blattstielgrunde sitzen etwa 3 mm lange, pfriemenförmige, meist schwach zurückgebe gene, abfallende Neben blätter. Die grün lichen männlichen Blü- then führen einen ziem- lich flachen, tief 5° theiligen Kelch mit RM Fig. 257. Croton Tiglium. (Nach Baillon,) der Spitze gewimpe” } ten Zipfeln. Die u zettlichen Kronblätter sind auf ihrer Innenseite lang behaart. De en Androeeeum besteht aus 15 —18 fruchtbaren Staubblättern mit kahlen Fäden. Die weiblichen Blüthen führen dagegen einen ze pn, glockigen Kelch mit zurückgekrümmten Zipfeln; die D ter sind auf pfriemliche, an der Spitze koP Bi rüsen redueirt. Der wie die Bracteen, die Blüthenstiele WX Diecotyledonen. 389 die Kelchaussenseite mit Sternhaaren besetzte Fruchtknoten trägt drei einfach gegabelte Griffel. Er wird zur stumpf 3-kantigen Kapsel mit kahler, unebener, blassbrauner Wand. Die Samen sind den Rieinus-Samen ähnlich, sind aber nicht glänzend, sondern matt, wie bestäubt, meist hellröthlich-braun; auch ist die Caruncula nur äusserst klein. Die Heimath der Pflanze ist das südliche Ostindien, doch wird die Art wegen der Samen in ganz Ostindien, auf Ceylon, den Sunda- inseln und den Philippinen, auch auf Mauritius eultivirt. Synonym ist Tiglium officinale Klotzsch. Die äusserst giftigen Samen, Semen Crotonis s. Semen Tiglii v. Grana Tiglii liefern durch Auspressen das dickflüssige, braune Crotonöl, Oleum Crotonis Ph. G. II. 196. Es ist das am heftigsten wirkende Abführmittel. Auf der Haut be- wirkt es brennenden Schmerz und Blasenbildung. Innerlich ge- nommen, können schon 15 Tropfen den Tod herbeiführen. Die maximale Einzeldosis ist 0,05 gr! Beim Arbeiten mit Crotonöl ist grösste Vorsicht geboten. 2. Rieinus communis L. Die Gattung Rieinus ist ein Vertreter der Acalypheae, d. h. derjenigen uniovulaten Platylobeen, deren bald monoeeische, bald dioeeische Blüthen durch die klappige Knospenlage des äusseren Perianths ausgezeichnet sind, und deren männliehe Blüthenknospen gerade, nichteingekrümmte Staubblätter führen. Die monotypische, d. h. nur in einer Art auftretende Gattung Rieinus zeichnet sich durch monoeeische, in traubenförmigen Rispen stehende Blüthen aus. Dabei ist die Vertheilung der Blüthen um- gekehrt wie bei Croton, die männlichen Blüthen unten, die weiblichen oben, beide mit Deck- und Vorblättern und gegliedertem Stiele. Die Blüthen sind kronenlos, zeigen also nur ein einfaches Perianth (während Croton K und © führt). Bei den männlichen, zu dreien geknäuelten Blüthen besteht es aus fünf freien , eiförmigen, aussen graugrünen, innen weisslichen, zur Blüthe- zeit zurückgeschlagenen Lappen (Fig. 258, 2). Ihnen folgen auf schwach eonvexem Blüthenboden 30 und mehr baumförmig verzwe igte Staubblätter in alternirenden Quirlen, von denen die äussersten noch zur Blüthezeit kenntlich sind. Die weiblichen Blüthen lassen den beiden seitlichen Vorblättern drei freie, schmal lanzettliche Perianthblätter wie bei Monoeotylen nach # orientirt, d. h. eines median-vorn, folgen. Von Krone und Androeceum ist keine Spur vor- handen; es folgt also unmittelbar der kräftige, oft weichstachelige Fruchtknoten, der wie bei Monocotylen sein unpaares Fach nach vorn wendet, also wie das Perianth nach 2 orientirt ist. Auf seinem 390 Angiospermen. Scheitel trägt er drei, bis nahe zum Grunde gabelig gespaltene Griffel, deren Schenkel ringsum mit purpurrothen Narbenpapillen be- setzt sind (Fig. 258, 1). Die reifen, eiförmig-kugeligen, bis 2!/a cm langen Kapseln enthalten drei Samen von dem in Fig. 37 auf S. 34 dargestellten Bau. Die harte, spröde, glänzend glatte Schale ist verschiedenartig grau, braun oder rothbraun, oft fast schwarz und meist mit Punkten, Flecken oder Bändern gezeichnet. Am Nabelende sitzt die in Wasser fleischig aufquellende Caruneula, Die innere, zart häutige Samenschale bleibt an dem ölreichen Nähr- gewebe hängen, in dessen Mitte der gerade Keimling mit kleinen Würzelchen und flach aufeinanderliegenden, sehr dünnen Keim- blättern ruht, wie es Fig. 37, e darstellt. Ricinus communis L., Fig. 258, zeichnet sich durch eine auf- fällige Schnellwüchsigkeit aus, weshalb die Pflanze bei uns als Wunderbaum oft in Gärten gepflanzt wird. In ganz Mittel- europa ist die Pflanze einjährig und wächst in wenigen Monaten zu einer bis 2 m hohen Staude mit bereiftem, grünem oder röth- lichem, unterwärts mehrere Fin- ger diekem,hohlem Stamme heran. Dieser trägt auf langen, hohlen, fast eylindrischen Stielen Blätter von zum T'heil mächtigen Dimen- sionen (bis 1 m Durchmesser). Die schildförmigen, krautigen, dunkel graugrünen Spreiten sind Fig. 258. Rieinus communis. handförmig 5—11-lappig, ihre Lappen zugespitzt und unglei gesägt -gezähnt. Die Nebenblätter verwachsen zu einer stengelum fassenden, häutigen, früh absterbenden Scheide. An dem Blattstiele sitzen meist unterhalb der Spreite, oft aber auch in der mittleren | Region und auch am Grunde schüsselförmige Drüsen („extraflorale Nectarien). Bei uns blüht die Pflanze im August. In Südeuropa dauert ; die viel kräftiger werdende Pflanze 23 Jahre aus und erreicht bis “ 5 m Höhe. In den Tropen dagegen wird sie ein 10-13 m hoher > Baum mit 30—50 em Durchmesser erreichendem Holzstamm. Seine : Heimath ist wahrscheinlich das südliche und östliche Asien. : | Das durch Auspressen aus den Samen gewonnene, farblose; . diekflüssige Oleum Rieini Ph. G. II. 201 s. Ol. castoris" Ol. palmae Christi ibid, 338, Rieinusöl, ist ein mildes WE sicheres Abführmittel. Präparat desselben ist Collodium elasti" ar“ Ph. G. II. 62 s. Collodium flexile ibid. 332, Die Samet arenalsSemenRieinis.Semen Cataputiae m ajoris ofheinel® Dicotyledonen. 391 3. Mallotus philippinensis J. Müll. Die Gattung Mallotus, mit etwa 80 Arten im tropischen Asien und auf den malayischen Inseln vertreten, umfasst baum- oder strauchförmige Acalypheen, welche sich von Ricinus schon durch die dioecische Vertheilung der Blüthen unterscheiden. Diese treten meist zu ährigen oder traubigen, achselständigen (nicht wie bei Rieinus endständigen) Blüthenständen zusammen. Das stets ein- fache Perianth ist 3— 5-theilig. In den männlichen Blüthen ist fast stets ein Discus entwickelt, und der eonvexe, nicht behaarte Blüthenboden trägt zahlreiche, einfache, introrse Staubblätter; bis- weilen ist auch noch ein Fruchtknotenrudiment sichtbar. In den weiblichen Blüthen folgt dem Perianth unmittelbar der meist drei- zählige Fruchtknoten, welcher aber, umgekehrt wie bei Rieinus, nach 3 orientirt ist, d. h. sein unpaares Fach wendet sich nach hinten. Die nicht gabeligen Griffel tragen die Narbenfläiche auf ihrer Innenseite. Die Samen zeigen keine Caruncula. Den Blättern fast aller Arten ist eine charakteristische Behaarung der Unterseiten eigen. Mallotus philippinensis J. Müller, ein Strauch oder bis 6 m hoher Baum Ostindiens, Ceylons, der Sundainseln und der Philippinen, auch Hongkongs und des östlichen tropischen Neuhollands, gehört zur Untergattung Eumallotus, in welcher den männlichen Blüthen der Discus fehlt. Dieselben sitzen zu dreien in den Achseln am Grunde verdickter Deckblätter. Den eiförmig-lanzettlichen Perianth- zipfeln folgen 15 — 30 Staubblätter. Die weiblichen Blüthen sitzen einzeln in den Deckblattachseln. Ihr Perianth umgiebt den drei- fächerigen, zu einer erbsengrossen Kapsel heranreifenden Fruchtknoten. Die wechselständigen, ziemlich kurzgestielten Blätter tragen 8—12 cm lange, am Grunde deutlich 3-nervige, ganzrandige, oberseits kahle Spreiten von wechselndem Umriss. Bald sind sie rhombisch-eiförmig oder rhombisch-lanzettlich, bald länglich elliptisch oder eiförmig. Diese Formverschiedenheit beruht zum Theil auf der mehr oder minder auffälligen Zuspitzung von Spitze und Spreitengrund; der letztere rundet sich auch wohl ab oder wird herzförmig. Sehr auffällig ist die Behaarung. Alle jüngeren Zweige, auch die Blüthenstandsaxe, die Blatt- und Blüthenstiele sind rostigfilzig von einfachen und sternförmigen Haaren. Zwischen diesen sitzen z ahl- reiche rothe Drüsen. Eine solche Behaarung zeigen auch die Blattunterseiten, vor allem aber die Fruchtknoten. Hier walten die scharlachrothen Drüsen vor den Sternhaaren so vor, dass die Kapseln dieht mit Drüsen bedeckt erscheinen. j Ä Synonyme sind Croton philippinense Lam., Rottlera tinctoria Roxb. und Rottlera aurantiaca Hook. et Am. Die von den Früchten abgeschüttelten, geruch- und geschmack- losen Drüsenhaare bilden die Kamala Ph. G. IL. 152 s. Glan- 392 Angiospermen. dulae rottlerae ibid. 334, ein stark abführendes und meist Übel- keit erregendes Bandwurmmittel. 4. Euphorbia L. Die Gattung Euphorbia repräsentirt mit ihren über 700 über die ganze Erde verbreiteten Arten den grösseren Theil der har Euphorbieae zusammengefassten Euphorbiaceen mit breiten Kem- blättern und uniovulaten Fruchtfächern. Die Blüthen sind hier ausnahms- los eingeschlechtig und einhäusig, zeigen aber die Besonderheit, dass stets vielemännlicheundjeeine zuihnen centrale, die gemeinsame Axe als Endblüthe abschliessende weib- liche Blüthe zu einer Gruppe zu- sammentreten, welche von einer becherförmigen Hülle,demCyathium, umschlossen wird. Dadurcherwecken nun die Blüthengruppen den An- schein zweigeschlecehtiger, polyan- drischer Blüthen mit gestieltem Fruchtknoten (Fig. 259 und 260). Fig. 259. einer Euphorbia, halb schematisch, im Längs- schnitt. Die Becherhülle mitzweihörnigen Drüsen umschliesst viele, je aus nur einem Staubblatt Cyathium bestehende männliche Blüthen und eine centrale langgestielte, nach links übergebogene weibliche Blüthe. Letztere wird nur durch den Frucht- knotenmitseinen Griffeln dargestellt. Der Bau der Einzelblüthen ist ausser- ordentlich einfach. Jede männliche Blü- the besteht nur aus einem einzigen, nackten Staubblatt, welches auf dem Scheitel seines eylindrischen, geraden Faden einen zweifächerigen Staubbeutel trägt, dessen : anfänglich kugelige Hälften zur Blüthezeit ß gewöhnlich weit auseinanderspreizen und sich I mit einem über ihren Scheitel hinweggehenden Riss öffnen. Der Staubfaden bildet die Ver- längerung eines cylindrischen Stieles, gegen welchen sich der Faden deutlich abgliedert: Dieser Stiel ist der Stiel der männlichen Blüthe Es (Fig. 259). Die weibliche Blüthe entspricht ganz der Einfachheit ” der männlichen. Ihr Stiel trägt auf seinem Scheitel einen aus Be Rn Fruchtblättern gebildeten Fruchtknoten mit dreitheiligem Griffel, dessen Schenkel gabelig gespalten sind. Die Frucht ist die für die me a biaceen typische dreisamige Kapsel. Die Euphorbien führe eo also völlig nackte Einzelblüthen. .. Um nun den Aufbau einer von einem Cyathium umschlossen Blüthengruppe verstehen zu lernen, denken wir uns eine m oo weiblichen Gipfelblütbe endende Axe und an dieser einen Quirl Be ee fünf Hochblättern, in deren Achseln je eine Wickel aus mannE En Blüthen hervorsprosst ‚ verkürzen aber jede Wickel so, dass SIE Be der Achsel ihres- Hochblattes zu einer fast knäueligen Grupp® here männlichen Blüthen der oben beschriebenen Art zusammenschrump" =. der | er Dicotyledonen. 393 Lassen wir nun die fünf Hochblätter aufwärts strebend zur Becher- hülle verwachsen, so erhalten wir ein treffendes Bild des Euphor- bieeneyathiums. Dasselbe umschliesst fünf Gruppen männlicher Blüthen, welche in die Richtung der Zipfel des Bechers fallen. Den meisten Euphorbien sind nun ausserdem rundliche oder ovale Nectar- drüsen eigen, welche die Buchten zwischen den Zipfeln der Becher- hülle einnehmen. Sie werden von unten her durch Träger gestützt, welche sich bei vielen Arten hornförmig rechts und links ausziehen und die Bildung „zweihörmiger Drüsen“ veranlassen. Während solche vielen unserer heimischen Euphorbien zukommen, werden die Anhängsel der exotischen Arten häufig breite, blumenblattartige Ge- bilde, wie in Fig. 260. In solchen Fällen gleicht das Cyathium noch mehr einer einfachen, zweigeschlechtigen Blüthe. Die Cyathien treten meist wieder zu Blüthenständen höherer Ordnung zusammen. Bei der hier interessirenden Euphorbia resini- fera trägt jedes Cyathium am Grunde zwei Vorblätter. Das erste, den blühenden Spross abschliessende Cyathium lässt aus seinen Vor- blättern je ein seitliches Cyathium hervorsprossen, so dass je drei Cyathien nach Art eines Diehasiums wie in Fig. 39, 1 a beisammen stehen. Viel reicher gliedern sich gewöhnlich unsere heimischen Euphorbien. Hier wiederholt sich die Dichasienbildung mehrfach, oder es geht eine wieckelartige Verkettung der Cyathien aus den Dichasien hervor. In anderen Fällen beginnt die erste Verzweigung mit einer drei- bis vielstrahligen eymösen Dolde. Die vegetativen Verhältnisse der Euphorbien sind sehr mannich- faltig. Neben einjährigen, sehr winzigen Formen finden sich viele als ausdauernde Kräuter; andere sind halbstrauchig. Die exotischen sind meist Sträucher und Bäume. Eine grosse Zahl ist durch eactus- artigen Wuchs ausgezeichnet. Die meisten Euphorbien sind reich an giftigem Milchsaft, der ihnen bei uns den Namen Wolfsmilch eingebracht hat. Die Blätter sind wechsel- oder gegenständig, ungestielt und ganzrandig. Nebenblätter fehlen oder sind schuppig entwickelt; in einigen Fällen sind sie auf Drüsen redueirt, und bei den cactusähnlichen Formen bilden sie sich zu Stacheln um. : Euphorbia resinifera Berg, die einzige officinelle Art, gehört zu den cactusartigen Formen, welche als Section Diacanthium Boissier zusammengefasst werden. In den Berggegenden des Innern von Marocco bildet sie einen bis 2 m hohen, vom Grunde an auf- strebend verzweigten Strauch mit kaum verzweigten, daumstarken, vierkantigen, unten harten, graurindigen, oben fleischigen, bläu- lich-grünen Aesten mit concaven Seitenflächen. Auf den stumpfen Kanten sitzen die Nebenblattdorne paarweıs ın regel- mässigen, kurzen Abständen auf fast dreieckigem Blattpolster. Die Laubblattspreiten sind ganz verkümmert. Kurz oberhalb der Polster 394 entspringen die kurz und dick gestielten Blüthenstände. mittlere sitzende Cyathium wird von den kurzgestielten, seitlichen Angiospermen. Das flankirt. Die glockigen Becherhüllen tragen am Rande ‚fünf grosse, goldgelbe, breit-keilförmige, kronblattartige Drüsen (Fig. 260). Die grossen, ihre drei Fächer fast kugelig vorwölbenden Kapseln zeigen dicke, holzige, glatte, auf dem Rücken gekielte Klappen. Die fast kugelrunden Samen haben keine Caruncula. Der durch Anschneiden der Aeste zum Fig. 260. Cyathium Ausfliessen veranlasste Milchsaft der Pflanze er- von Euphorbiaresini- fera mit fünf blumen- härtet an der Luft zu einem matt gelblichen, blattartigen Anhäng- leicht zerreiblichen Gummiharz, Euphorbium seln der Becherhülle. Ph. G. II. 80. Seine Verwendung ist nur noch Fr lach zu Emplastrum Cantharidum perpetuum Berg und Schmidt) Ph. G. II. 76 vorgeschrieben. YI Reihe, Calyciflorae. Die peri- oder epigyne Einfügung von Kelch und Krone, meist auch des Androeceums unterscheidet die Calyeifloren von allen bisher besprochenen Chori- petalen. Die Blüthen lassen sich also fast ausnahmslos auf die Schemata b und e in Fig. 21 beziehen. Im Uebrigen wechselt s0- wohl der diagrammatische Aufbau als auch die Plastik der Blüthen auf’s Mannichfaltigste. Man unterscheidet folgende, zum Theil nur wenig scharf umgrenzte Ordnungen: 1, 4. Umbelliflorae. Blüthen rein epigyn. Kelch zum Se hwin- den neigend, Krone wohl entwickelt. Androecum haplo- stemon, Saxifraginae, Blüthen mit allen Zwischenstufen von hyp” gynem durch perigynen zu epigynem Bau (je nach Gattung und Art) fortschreitend. Kelch wohl entwickelt, Kron® zum Schwinden neigend. A meist obdiplostemon. Opuntinae. Blüthen rein epigyn, unter allen Calyeifloren allein durch ausgesprochen spiraligen Bau ausgezeic | K und C ’&, ohne scharfe Grenze in einander übergehend, Aw, G (8) bis (o), stets einfächerig mit vieleiigen Parietalplacenten. Cactusgewächse. x Passiflorinae. Blüthen epi- oder perigyn mit Kelch und. Krone. Durchgreifender (aber nicht unterscheidender) Charakter liegt in den drei, zum einfächerigen F ruchtknoten mit Pari etalplacenten verwachsenen Fruchtblättern- Dieotyledonen. 395 5. Myrtiflorae. Blüthen epi- oder perigyn, Kelch meist klappig und Krone wohl entwickelt. Fruchtknoten gefächert und Griffel fast ausnahmslos verwachsen (während freie Griffel bei allen übrigen Calyeifloren die Regel bilden). 6. Thymelaeinae. Blüthen perigyn, meist ohne Krone und dafür mit kronenartigem Kelch, Gynaeceum aus nur einem, frei im Centrum stehenden Fruchtblatt mit nur einer Samenanlage. 7. Rosiflorae. Blüthen perigyn, doch auch mit Zwischenstufen bis epigyn. Keleh und Krone meist 5-zählig und normal orientirt. Androeceum sehr veränderlich, meist polyan- drisch (l— @); Gynaeceum ebenfalls schwankend (1— »), stets mit freien Griffeln und zu Apokarpie neigend. 8. Leguminosae. Blüthen peri- oder hypogyn, niemals epi- gyn. Durchgreifender und unterscheidender Charakter liegt in der Fruchtbildung: Nur ein oberständiges zur Hülse (legumen) werdendes Carpell vorhanden. Umbelliflorae. Die Umbellifloren führen durchweg kleine, zu Dolden oder doldenartigen Blüthenständen vereinte, meist aktinomorphe und zwitterige Blüthen mit unscheinbarem, meist auf kurze Zähnchen redueirtem Kelch, freiblätteriger Krone und einem Kreise episepaler Staubblätter. Der ausnahmslos unterständige Frucht- knoten ist stets vollständig gefächert, und in jedes Fach hängt vom oberen Innenwinkel eine anatrope Samenanlage herab, meist so, wie es Fig. 32 darstellt. Die drei Familien der Ordnung unterscheiden sich vorzüglich im Bau der Früchte und in der Zusammensetzung der Blüthenstände wie folgt: Umbelliferae. Blüthen nach der Formel K 5, € 5, A 5, 6 (2). Mit Doppelachaenien (vgl. 8. 32) und Doppel- dolden. Samenanlagen hängend anatrop-epitrop. Araliaceae. Blüthen nach der Formel K 5, C 5, A 5, 6 2— )- Wie die Zahl der Fruchtblätter schwankt, findet man auch bisweilen Abweichungen in der Zahl der Staubblätter bis- weilen sind alle Blüthenkreise mehr als 5-zählig. Mit Beeren- oder Steinfrüchten und meist traubig angeordneten, einfachen Dolden. Samenanlagen wie bei Umbelliferen hängend anatrop-epitrop. Hierher der Epheu. Cornaceae. Blüthen nach der Formel K 4, C 4, A 4, 6 (2). Mit Beeren- oder Steinfrüchten und Rispen, welche sich oft doldenartig abflachen (Doldenrispe n). Samen- anlagen hängend anatrop-apotrop. Hierher die Cornelkirsche. Hier kommen nur in Betracht: 396 Angiospermen. Umbelliferae. Der Charakter der durch die ganze Familie der Umbelli- feren oder Doldenträger mit grosser Gleichmässigkeit gebauten Blüthen ist schon oben berührt worden. Den oberen Rand des Fruchtknotens bilden fünf bis zum völligen Schwinden verkürzte Kelchzähne in normaler Örientirung. Zwischen ihnen sitzen fünf kurz genagelte, meist mit ihrer Spitze scharf einwärts gekrümmte Kronblätter, mit welchen fünf freie, normal gebaute Staubblätter ab- wechseln. Das Centrum der Blüthe nimmt ein oft rundliches oder kegelförmiges Griffelpolster, ein „Discus epigynus“, ein, aus dessen Scheitel die beiden freien Griffel hervorragen und sich in der Median- ebene nach vorn und hinten krümmen. Es ergiebt sich dadurch das typische Bild Fig. 261 und das ihm entsprechende Diagramm Fig. 262. Fig. 261. Blüthe von Pim- Fig. 262. Diagramm der Fig. 263. Querschnitt pinella Anisum, von der Seite Umbbelliferenblüthe. durch die Frucht von gesehen. (Nach Berg und Foenieulum capilla- Schmidt.) 8:1 ceum. Vergr, : Von hoher Bedeutung ist für die Systematik der Bau der Früchte. Die beiden das Gynaeceum bildenden Fruchtblätter stehen regelrecht median, einen zweifächerigen Fruchtknoten bildend. Jedes Fach hängt vom oberen Innenwinkel, wie es Fig. 32 zeigt, eine nur mit einem Integument versehene anatrop-epitrope Samen anlage herab. Fig. 32 stellt also nur die Hälfte eines Umbelliferen gynaeceums im Längsschnitt vergrössert dar. Aeusserlich machen sich an dem Fruchtknoten resp. an der Frucht gewöhnlich 2x%5 Längsrippen bemerkbar, welche sich oft flügelartig ausgestalten, so dass der Querschnitt der Frucht der Fig. 263 entspricht. Auf jedes Carpell entfallen fünf Rippen (Hauptrippen, Juga primaria); die mittlere heisst Rückenrippe (jugum dorsale), die beiden rechts und links an der Verwachsungslinie der Fruchtblätter sind die Seitenrippen (juga lateralia), die beiden zwischen ihnen und der Rückenrippe die Zwischenrippen (juga intermedia). Die mit den Rippen abwechselnden Längsfurchen heissen Thal & ‚chen (valeculae). "Treten in diesen nochmals Längsrippen auf, 0 bezeichnet man diese als Nebenrippen (juga secundaria), HF Verwachsungsebene der Carpelle heisst die Fugenfläche ode Dicotyledonen, 397 Commissur. Auf dieser und im Grunde der Thälchen (aber auch bisweilen in anderer Ordnung) sieht man gewöhnlich mit ätherischen Oelen erfüllte Hohlräume der Fruchtknotenwand, sogenannte Oel- striemen (vittae), etwa wie in Fig. 264, durchscheinen. Ihr Fehlen oder Vorhandensein, ihre Zahl und Anordnung giebt wichtige Gattungsmerkmale ab. Auf dem Quer- schnitt erscheinen sie als mehr oder minder weite Löcher (vgl. Fig. 263). Nach der Befruchtung wächst die Samen- anlage zu einem an weissem, flei- schigem Nährgewebe reichen Samen heran, in welchem ein meist kleiner, gerader Keimling nahe dem er ee Mikropyle-Ende, mit dem Würzelchen Ds een Links nach oben schauend, ruht. Gewöhnlich eine von der Rückenseite ge- füllt der Same das Fruchtfach völlig aus, sehen, mit vier ae gr m dessen zähe, lederige Wand die Bildung ng nik u On fester Samenschalen überflüssig macht. (NachBerg und Schmidt.) Vergr. So bildet nun jedes Fruchtblatt mit seinem ‘Samen eine Schliessfrucht, ein Achaenium. Da nun aber an der Fugenfläche stets je zwei solcher Achaenien verwachsen sind, so stellt die junge Frucht ein Doppelachaenium dar. Erst bei völliger Reife pflegt eine Trennung längs der Fugenfläche einzutreten, die Frucht zerfällt in zwei Theilfrüchte (Merikarpien). Häufig bleibt dabei ein die Fortsetzung des Fruchtstieles bildendes, die Mitte der Fugenflächen bis zum Griffelpolster hin durchziehendes Säulchen, der Fruchtträger (das „Carpophorum*), stehen. Von ihm lösen sich die Theilfrüchte von unten her ab und bleiben bisweilen an seinem oberen Ende schaukelnd aufgehängt. In vielen Fällen spaltet sich das Carpophorum gabelig, entweder nur an der Spitze oder bis zur Mitte, selbst bis zum Grunde hin, und an der Spitze jedes Gabel- astes hängt dann eines der Theilfrüchtchen. : Charakteristisch wie die Fruchtbildung ist auch im Allgemeinen der Wuchs der Umbelliferen. Von den etwa 1300 bekannten, über die ganze Erde verbreiteten Arten sind die meisten Kräuter, welche es aber oft in einer Vegetationsperiode zu stattlicher Entwickelung bringen, Strauch- und Baumformen sind so gut wie ausgeschlossen; nur wenige sind aus Afrika und Neuholland bekannt. Die fast aus- nahmslos wechselständigen Blätter beginnen meist mit deutlicher, zum Theil sehr auffällig vergrösserter Scheide, welche sich in den meist kräftigen Blattstiel fortsetzt. Die Spreiten sind in den typischen Fällen wiederholt fiederig zerschlitzt, Bei der Mehrzahl der Arten schliessen der Hauptstamm und die Seitenäste mit den höchst charakteristischen Doppeldolden ab, wie es Fig. 275 veranschaulicht. Jeder Spross geht also in strahlig geordnete 398 _ Angiospermen. Zweige aus, er bildet eine Dolde (umbella), und jeder Doldenstrahl wiederholt diese Theilung, er bildet an seiner Spitze ein Döldchen (umbellula). Die Strahlen des letzteren enden mit je einer Blüthe. Da nun die Umbelliferendolden nichts anderes als verkürzte Trauben sind, deren Seitenäste von einem Punkte ausgehen, so trifft man an diesem Punkte in der Regel die Deckblätter der Aeste, d.h. der Doldenstrahlen als Hochblattquirl zusammengedrängt. Die am Grunde der Dolden sitzenden Hochblätter heissen die Hülle (involuerum), die am Grunde der Döldchen das Hüllchen (in volucellum). Vorhandensein und Fehlen von Hülle und Hüllchen bieten wieder unterscheidende Merkmale. Die Eintheilung der Familie stützt sich auf die Form des Nähr- gewebes im reifen Samen. Man unterscheidet danach: I. Orthospermae, Geradsamige, deren Nährgewebe auf der Fugenseite der Früchte völlig flach, niemals concav ist, mithin auf Quer- und Längsschnitten an der Fugenseite gerade erscheint. (Fig. 265, die beiden Bilder links.) Hierher fast alle ofliei- nellen Arten der Familie. 2 II. Campylospermae, Gefurcht Fig. 265. Quer- und Längsschnitte samige, deren Nährgewebe auf von Umbelliferenfrüchten, halbschema- a Fue eite eine tisch. Die beiden Bilder links gelten er ee R für die Orthospermae, die mittleren Längsfurche besitzt, © für die Campylospermae, die beiden es auf dem Querschnitte nierem rechts für die Coelospermae. In allen förmi fd Längsschnitt Figuren ist die Fruchtwand schraffhrt ee gezeichnet; der Eiweisskörper des gegen die Fugenseite gerade = Samens (das er m aeg, ist weiss scheint. Hierher Conium. (Fig n En 265,diebeidenmittleren Bilder) II. Coelospermae, Hohlsamige, deren Nährgewebe fast halbkugelig gewölbt, aufder Fugen" seitealsoderart ausgehöhlt ist, dass es auf Quer- und Länge schnitten concay gegen die Fugenseite hin erscheint. Bier- her nur Coriandrum (Fig. 265, die beiden Bilder rechts). Eine neuere Eintheilung von Bentham und Hooker sieh yon der Gestalt des Nährgewebes ganz ab und zieht in erster Linie ‚die Charaktere der Dolden- und der Fruchtrippen in Betracht. DE: nach ergiebt sich die Theilung:: I. Heteroseiadiae. Dolden nicht in der gewohnten Form, entweder einfach oder unregelmässig (traubig) | sammengesetzt. Hierher Saniecula. 399 Dieotyledonen. IH. Haplozygiae. Dolden zusammengesetzt („Doppeldolden*). An den Früchten nur die Hauptrippen deutlich. Hierher das Gros der Arten. Diplozygiae. Mit Doppeldolden. An den Früchten ausser den Hauptrippen noch meist stärker als diese entwickelte Nebenrippen, so dass die im Grundplane liegende Rippenzahl gleichsam verdoppelt wird. Hierher Daueus (die Möhre). Der reiche Gehalt aller Organe der Umbelliferen an milch- saftartigen, mit ätherischen Oelen gemischten Secreten, welche mi- kroskopisch kleine, die ganze Pflanze durchziehende Kanäle er- füllen, ist selbst den Laien auffällig. Viele Arten spielen deshalb schon seit Alters her eine wichtige Rolle als Cultur- oder Arznei- pflanzen, Zu den ersteren gehören die Mohrrübe, Daucus Carota L., die Petersilie, Petroselinum sativum Hoffm., die Selleriepflanze, Apium graveolens L., der Dill, Anethum graveolens L., der Kerbel, Anthriscus Cerefolium L., u. a. Die Früchte des Kümmels, Carum Carvi L., und des Corianders, Coriandrum sativum L., sind bekannte Gewürze. Von pharmaceutisch wiehtigen Arten sind zu besprechen: II. 1. Carum Carvi L. Die Gattung Carum gehört zu den Orthospermen und vertritt unter diesen die Gruppe der Ammeae (nach der Gattung Ammi benannt.) In dieser Gruppe finden wir stets seitlichzusammengedrückte Früchte, der mediane Durchmesser ist länger als der transversale. Die Fugenfläche der Früchtchen ist sehr schmal. Als Schema des Ammeen- frucht-Querschnittes kann eine 8 gelten. Jedes Theilfrüchtchen führt nur 5 gleich- artige Hauptrippen, welche sich bis- weilen bis zum Verschwinden abflachen, nie- mals aber zu Flügeln auswachsen (Fig. 266). Als Gattungsmerkmale von Carum gelten der undeutliche Kelehrand, verkehrt-eiförmige Kronblätter mit eingebogenen Spitzchen und ein stark kegelförmig-convexes Griffelpolster. Die reifen, ziemlich schlanken Früchte zeigen deutliche, fadenförmige Rippen und in jedem Thälchen eine Oelstrieme (Fig. 266). Das Doppelachaenium zerfällt gewöhnlich in die Merikarpien unter Bildung eines nur an der Spitze ga Dolden und Döldehen führen nicht immer Fie: 266. Querschnittder Frucht von Carum Carvi. Die Oelstriemen liegen in der Fruchtwand. Die Halbellipsen in der Mitte der beiden die Frucht- fächer erfüllenden Nähr- gewebskörper sind Quer- schnitte der m en webe liegenden Keim- ‚ee (Nach Berg und Schmidt.) beligen Fruchtträgers, Hülle und Hüllchen. Die 400 Angiospermen. kahlen Blätter sind stets doppelt gefiedert, die Enden der scharf gezähnten Blättchen ziehen sich schmal linealisch aus. Carum Carvi L., der gemeine Kümmel, Fig. 267, ist unter den 45 Arten der Gattung durch Fehlen von Hülle und Hüllchen kennt- lich. Bisweilen ist die Hülle durch ein einziges, schmales Blättehen angedeutet. An den etwas glänzenden Blättern sitzen die beiden untersten Seitenfiedern unmit- telbar am Grunde des scheidigen Blattstie- les. Der bis meterhohe, von unten an stark ästige Stengel ist hohl, kahl und kantig- gerief. Wegen der Früchte wird die bei uns im Mai und Juni auf Wiesen und an Wegrändern blühende, zwei- jährige Pflanze bisweilen eultivirt. Die trocken sich meist schwach sichelförmig krümmenden Theilfrüchte (nicht Samen!) sind als Fructus Carvi Ph. G. IL 119 s. Semen Carvi Ph. G. II. 340 offieinell. Sie liefern ein flüchtiges, dünnflüssiges Oel, Fig. 267. Carum Carvi. aus Carvol und Carven bestehend. “ Das erstere, bei 224° siedend, ist das Oleum Carvi Ph. G. II. 193, welches innerlich und äusserlieh Verwendung findet. ’ 2. Pimpinella Rivin. r Die Gattung Pimpinella gehört wie Carum zu den Am meae. Bei nahezu ibereinstimmendem Blüthenbau unterscheiden sich beide Gattungen zunächst im Bau der Früchte; bei Pimpinellen sind diese gedrungener als beim Kümmel, meist eiförmig. J . Theilfrüchtehen ist auf dem Querschnitt rundlich-fünfkantis die Rippen sind äusserst schwach, fadenförmig, in jedem Thäl- chen liegen mehrere Striemen (vgl. Fig. 269 und Das Carpophorum ist 2-theilig oder 2-spaltig, tiefer als beim K : gegabelt. Die Blätter der hier in Betracht kommenden Arten aur einfach-gefiedert, ziemlich fleischig und straff. Die Hüllen fehlen oder sind 1—2-blätterig; auch die Hüllchen fehlen oder sind doch wenigblätterig. Von den etwa 70 bekannten Arten sind “ drei deutschen officinell. Allen dreien fehlen Hüllen und Hülleh Pimpinella magna L., der grosse Bibernell, ist eine k harte, bis meterhohe, ästige Pflanze mit kahlem, kantig gefur@ tem, blattarmem Stengel. Die grundständigen, mehr als han kahlen Blätter sind unpaarig-gefiedert mit kurzge stielten, I förmigen, grob eingeschnitten gezähnten Fiedern. An den DER Dicotyledonen. 401 blättern sind die Fiedern auffällig schmal und verkimmern ober- wärts mehr und mehr, so dass die obersten Stengelblätter nur noch ihre Scheiden ausbilden. In den kräftigen, gewölbten Dolden spreizen die Strahlen erster Ordnung ziemlich weit von einander, so dass die einzelnen Döldchen deutlich hervortreten. Die mit vielköpfigem, häufig ästigem, aussen blassbraunem Rhizom ausdauernde Pflanze findet sich bei uns zerstreut auf Wiesen und in Gebüschen, besonders gern an Waldrändern. Ihre Blüthezeit fällt in die Sommermonate. Pimpinella Sazxifraga L., die kleine Bibernellpflanze, Fig. 268, ist in fast ganz Europa gemein auf Wiesen und Triften, auf Hügeln und an sonnigen Waldwegen. Von der vorigen Art ist sie durch den viel bescheideneren Wuchs leicht zu unterscheiden. Die kaum !/s m hohen Stengel sind wenig und dann sparrig verästelt, stielrund, fein gerillt, nicht kantig-gefurcht. Die grundstän- digen, noch nicht handlangen Blätter tragen sitzende, rundliche, kerbig-ge- sägte, etwas am Blattstiel herablaufende Fiedern. Oberwärts werden die Blätter fiedertheilig, ihre Abschnitte schmäler, lanzettlich bis linealisch; die obersten Blätter sind auf die Scheiden redueirt. Die Früchte sind kahl wie bei der vorigen Art. Ihren Querschnitt stellt Fig. 269 dar. Zur Blüthezeit, Juni bis September, sind die Griffel kürzer als dieFruchtknoten, während sie bei Pimpinella magna länger als diese sind. ; Die Pflanze dauert aus mit meist u: en: A re unverzweigtem, kaum fingerdickem, 8 bis ga mit dreistriemigen Thälchen. 25 cm langem Rhizom. Gewöhnlich ist (Nach Berg und Schmidt.) dasselbe eylindrisch, nach unten dünner, schwach geringelt und mit rundlichen Querwülsten besetzt, aussen gelblich oder braungelb. Bei der in der Mark Brandenburg gemeinen var. nigra Willd. ist das Rhizom etwas dünner und schwärzlich, seine Schnittfläche färbt sich bläulich. : Die Rhizome beider Bibernellarten sind offieinell als Radix 26 Müller, Medicinalflora. 403 Ängiospermen. Pimpinellae Ph. G. II. 222'). Sie zeichnen sich durch scharf aro- matischen, bockartigen Geruch aus und dienen zur Bereitung von Tinetura Pimpinellae Ph. G. II. 286, Bibernell-, Pimpinell- oder Pimpernelltropfen. Sie werden gegen Heiserkeit und katar- rhalische Beschwerden gegeben. - u Pimpinella Anisum L., die Anispflanze, ist zum Unterschied von den vorigen eine einjährige, meist weichhaarige Art von etws schlaffem Wuchse. Der oberwärts ästige, nur 30 — 50 em hohe Stengel ist stielrund;' fein gerillt. Die unteren Laubblätter sind ungetheilt, rundlich-nierenförmig, eingeschnitten gesägt und langgestielt, die mittleren gefiedert mit keilförmigen, 2—3- spaltigen Abschnitten und kürzer gestielt, dieoberen 3—5-theilig, fast sitzend, die obersten oft ungetheilt, schmal linealisch. An den graugrünen, breit-eiförmigen, flaum haarigen Früchten sind die An den flachen Thälchen zahlreich vorhandenen Oelstriemen äusserlich nicht sichtbar (Fig. 270). Ä = Die im Juli und. August blühende, aus dem Orient stammende Pflanze wird besonders in Mittel- und Südeuropa wegen der Früchte eultivirt. Diese sind offieinell als Fruetus Anisi Ph. G. H. 118 s. Fructus Anisi vulgaris ibid. 334, v.Semen anisi vul- garis ibid, 340. Sie liefern durch De : stillation das ätherische Oleum Anisi Ph. von Pimpinella Anisum. Krystallinische Masse, über 15° eine farblose (NachBergundSchmidt.) Flüssigkeit bildet. Fruectus Anisi findet Verwendung zu Decoctum Sarsaparillae compositum fortius Ph. G. II. 71 und Species laxantes Ph. G. 241 (St.-Germain-Thee); Ol. Anisi dient zur Bereitung” von Tinet. Opii benzoiea Ph. G. I. 283 und Liquor Ammonii anisati Ph. G. II. 160. Das Anisöl ist meist nur Geschmackscorrigens, doch gilt es auch als Mittel gegen Blähungen Kolik und Katarrh. Die „Aniskörner“ werden vielfach als Gewürz ui - angewendet. Ueberzuckerter Anis (Confeetio Anisi) und Anis ‚kuchen ‚sind als Naschwerk bekannt. 3. Oenanthe Phellandrium Lmk. ur 4, Die Gattung Oenanthe gehört (wie die nachfolgend bespr Pen Gattung Foeniculu m) der als Seselineae bezeichneten Grupp® der Orthospermen an. Waren die Früchte der Ammeae durch ii. 2,Die Bezeichnung Radix Pimpinellae ist keine correete, mil Hatptmasse ‚der Droge den Rhizomen entstammt. Radix ist höchstens = eo verjüngte Spitze jedes Wurzelstockes. Die Pharmakopoe definirt e b die Droge im Widerspruch mit ihrem Namen als „Rhizomata radieata .Dieotyledonen. 403 Schmalheit ihrer Fugenfläche charakterisirt, so zeichnen sich die Seselineae durch die Breite derselben aus. Die Fugenfläche ist hier nicht kürzer als der mediane Durchmesser, der Querschnitt der Frucht erscheint dadurch kreis- rund oder doch rundlich, nicht seitlich zu- sammengedrückt (Fig. 271). Die Gattung Oenanthe zeichnet sich durch zwei Merkmale besonders aus. Blüthen und Früchte zeigen einen scharf 5-zäh- nigen Kelch und die fast glatten, eylindrischen, eiförmigen bis kugeligen, vom kegelförmigen Griffelpolster und aufrecht stehenden Griffeln gekrönten Früchte zerfallen zur Reife- Fig. 271. Querschnitt B i R R ; ; der Frucht von Oenanthe zeitnichtindie Theilfrüchte, weil das eier rüheg (Nach Carpophor mit-den Fugenwänden verwächst. Berg und Schmidt.) Oenanthe Phellandrium Lmk., der Pferde- kümmel oder Rossfenchel (Fig. 272), ist eine leicht kenntliche, an sumpfigen Wiesengräben ‚und Teichrändern, seltener an Flussufern wachsende Art. Der !/,—1 m hohe, fast buschige, viele Dolden ohne Hülle, aber Döldehen mit mehrblätterigen Hüllchen tragende Stamm ist kahl, ungleich kantig und hohl. Die ünterwärts sich stark verkürzenden Glieder nehmen an Dicke auffällig zu, so dass der Stamm am Grunde mehrere Finger stark und kurz gekammert wird. Der Stammbau gleicht dadurch dem des Wasserschierlings (Cicuta virosa), von dem sich unsere Pflanze leicht durch die Blätter unterscheiden lässt. Diese sind doppelt bis SI ME dreifach gefiedert mit eiförmigen, fieder- I = spaltigen Blättchen, deren letzte, sehr II N \ HU kleinen Abschnitte länglich oder linea- TERERIY/ NE lisch, an der Spitze rundlich sind, während sich die dreifach gefiederten Blätter von Cieuta in scharf gesägte, schmal lanzettliche, 2—3 cm lange Fiederchen auflösen. Reisst man kräftige Öenanthepflanzen aus dem Sumpfboden ig. 272. Oenanthe Phellan- heraus, so ist man gewöhnlich bezüglich dium der Kräftigkeit ihrer Theile enttäuscht. i Die hohlen Stengelglieder und die wie diese kantigen und hohlen Blattstiele krachen unter den Händen zusammen. Einen Theil des ge- kammerten Rhizoms reisst man dann gewöhnlich mit einem grossen Schlammballen heraus. Spült man diesen im Wasser ab, so findet man die unteren Stengelglieder ‚und das es ge schnieeR 404 Angiospermen. ' weissen, schnurdünnen, nicht verzweigten und fast geraden Wurzeln bedeckt. Die von Juni bis August weissblühende Pflanze ist zweijährig. Ihre widerlich aromatischen Früchte, deren Thälchen fast völlig von je einer Oelstrieme ausgefüllt sind, sind offieinell als Fructus Phellandrii Ph. G. II. 121 s. Semen phellandrii aquatiei ibid. 340, v. Semen Foeniculi aquatici. Jede der bis 5 mm langen und 2 mm breiten Theilfrüchte ist auf dem Rücken tiefbraun und zeigt auf der hellgelben Fugenfläche zwei schmale, braune Striemen, zwischen denen eine helle, vom Carpophor gebildete Leiste sichtbar ist. Die Früchte finden vorzüglich in der Veterinärpraxis Verwendung, worauf schon die Namen Pferdek immel, Pferde- samen und Rossfenchel hindeuten. 4. Foenieulum capillaceum Gilibert. Die nur in drei oder.vier Arten bekannte Gattung gehört wie Oenanthe zu den Seselineen. Als Gattungsmerkmale gelten der undeutliche Kelch und gelbe, rundliche Kronblätter mit ein- gerolltem, fast 4-eckigem Endlappen, sowie längliche, im Quer- schnitt fast kreisrunde Früchte mit stumpfgekielten Rippen und ein- striemigen Thälchen. Der Fruchtträger der sich trennenden Theil- früchtehen ist 2-theilig. Auffälliger als der Blüthenbau ist der Wuchs. Die kahlen Stengel tragen mehrfach fiedertheilige Blätter mit faden- oder borstenförmigen Zipfeln. Foeniculum capillaceum Gilib., der Fenchel, ist eine ein- oder zweijährige, auch ausdauernd vorkommende Art mit 1—2 m hohem, rundem, oberwärts ästigem, hohlem Stamme, welcher von hell- und dunkelgrünen Längslinien gestreift erscheint. Die sattgrünen Blätter gehen aus ziemlich langer, stengelumfassender, enger Scheide in hohlen Blattstiele und die schlaff herabhängenden, schmal pfriemenm förmigen,. oberseits rinnigen, 4—8 cm langen Fiederchen aber (Ihretwegen wird die Art als capillaceum, haarförmig, bezeichnet.) De grossen, 20—30-strahligen Dolden ohne Hülle und Hüllchen mit langen dünnen Strahlen sind wenig auffällig, weil die kleinen, gelben, Kuöpf chen ähnlichen Blüthen keine geschlossene Fläche bilden. Die schlau: ken, länglich-eiförmigen, bis 8 mm langen Früchte erscheinen durch die grünlich-gelben Rippen und die flachen, braunen Thälchen streifig. Jedes Theilfrüchtehen führt zwei Oelstriemen auf der Fugenfläche. i Die im Juli und August blühende, in den Mittelmeerländern heimische Pflanze wird in Deutschland, Frankreich und Italien ” Kanbie wegen gebaut. Dieselben sind offieinell als Frust Foeniculi Ph. G. I. 120 s, Semen Foenieuli ibid. ge Sie liefern mit Wasser destillirt das dünnflüssige Oleum Foeni“ euli Ph; G. IL. 196, Fenchelöl. Die Verwendung der Früchte ist Dicotyledonen. 405 vorgeschrieben zu Aqua Foeniculi Ph. G. OH. 32, Syrupus Sennae Ph. G. II. 264, Species laxantes Ph. G. I. 241 und Pulvis Liquiritiae compositus Ph. G. 216 (Kurella’sches Brustpulver). Ihr Infus ist als Fenchelthee ein beliebtes Medi- cament der Kinderstube. Fenchel ist ein Mittel gegen Blähungen, auch befördert er die Milchseeretion. Grob gepulverter Fenchel ist nie fehlender Bestandtheil von „Milchpulvern“. Als Fructus Foenieculi romani unterscheidet man die bis 12 mm langen, meist stark gekrümmten und flügelartig gerippten Früchte der südeuropäischen, einjährigen Varietät Foeniculum dulce DC. Synonyme sind Foenieulum vulgare Gärtn. und Anethum Foenieulum L. Die Gattung Anethum der neueren Autoren beschränkt sich jedoch nur auf eine Art, Anethum graveolens L., welche als Dill ein bekanntes, dem Fenchel im Wuchs sehr ähnliches Küchengewächs ist. Der eigenartig riechende Dill ge- hört aber nicht zu den Seselineen, also gar nicht in die Verwandtschaft des Fenchels. Die nicht offieinellen Fructus Anethi sind geflügelt und stark plattgedrückt (Charakter der Peucedaneae). 5. Levistieum offieinale Koch. Die monotypische (d. h. nur in einer Art bekannte) Gattung Levisticum gehört unter den Orthospermen zur Gruppe der An- geliceae. Die Früchte dieser zeigen in Richtung der Fugenfläche stets einen grösseren Durchmesser als in der Medianebene, die Theil- früchtehen erscheinen also von vorn und hinten her (von ihrem Rücken aus) gegen die Fugenfläche abgeplattet. Mit der Ab- plattung verbindet sich das Merkmal, dass die Seitenr i ppen stets zu breiten Flügeln erweitert sind, welche deutlich ge- trennt seitlich abstehen. Das Schema des Querschnittes der Angeliceenfrucht ist also =o—., Levistieum unterscheidet sich von den verwandten Gattungen da- durch, dass alle Rippen der länglich-eiförmigen Früchte geflügelt sind (Fig. 273), die ziemlich dieken Seitenrippen sind aber etwa doppelt so breit wie die übrigen. ' In jedem Thälchen liegt nur eine Fig. 273. Querschnitt der Frucht Oelstrieme. von Levisticum offieinale. (Nach Levisticum offieinale Koch, das Berg und Schmidt.) Liebstöckel, ist eine kräftige, aus Südeuropa stammende, bei uns nam dörfer zum Arzneigebrauche gezogene FHa Rhizom geht ohne deutliche Grenze in die bis einfache, lange, gelbbraune Aeste getheilte Wurzel über. entlich in Gärten der Gebirgs- Pflanze. Das mehrköpfige 5 em dicke, in wenige Die kräftigen, 5 em. Es geht in eine lange Hauptwurzel und kräftige, am Grunde aufgeblasen. Die eiförmigen, zugespitzten, ungleich stachelspitzig” vielstrahligen Dolden entbehren der Hülle oder ersetzen diese durch ein schmales Blättehen; die Hüllchen sind borstlich vielblätterig- Sich die äussere Fruchtwand von der inneren, die0el 406 Angiospermen. bis 2 m hohen, kahlen, runden, gestreiften und’ hohlen Stengel sind nur oberwärts ästig. Die unteren Blätter sind doppelt-, die oberen einfach-fiedertheilig, mit glänzenden, breit verkehrt-eiförmigen, keilig verschmälerten, eingeschnitten - gesägten Blättehen. An den viel strahligen Dolden sind Hüllen und Hüllchen aus vielen zurück- geschlagenen Blättchen entwickelt. Die blassgelben Blüthen führen einen undeutlichen Kelch und rundliche Kronblätter mit stumpfem, ein- gebogenem Endläppchen. Synonyme sind Ligusticum Levisticum L., Angelica paludapi- foium Lmk. und Levisticum paludapifolium Ascherson, Die im Juli und August blühende Pflanze liefert Rhizom und Wurzel als Radix Levistici Ph. G. I. 220 s. Radix Ligu- stici. Die Wurzeln kommen längsgespalten und getrocknet in den Handel. Zerschnitten sind sie zu diuretischen Species sehr beliebt. 6. Archangelica offieinalis Hoffm. Die Gattung Archangelieca unterscheidet sich von Levisti- eum wesentlich nur im Bau der Früchte. Die Rücken- und Zwischenrippen sind stumpf-kielfö rmig, dick, fast fden förmig, die Seitenrippen sind als breite, häutige Flügel ausgebildet. Die Fruchtschale führt viele Oelstriemen. a Archangelica offieinalis Hoffm., die Engelwurz, ist die . grösste unserer heimischen Umbelliferen. Obwohl nur zweijährig, erreicht ihr kurzes ‚ gestauchtes, dicht geringeltes oder mit Blattscheidenresten besetztes Rhizom doch eine Dieke von 2"/a bis bis 1 cm dicke, gewöhnlich zopfig zusammengewundene® Seitenwurzeln aus, welche frisch angeschnitten einen gelblichen Milchsaft geben. Der bis 2 m hohe ‚ stielrunde, hohle, roth oder violett überlaufene, bereifte und nur oberwärts verzweigte Stamm trägt grosse, bisweilen meterlange, 2—3-fach gefiederte Blätter mit drei- lappigem Endblättchen. Die oberen Stengelblätter sind meist MUF einfach-gefiedert. Alle Blattscheiden sind auffällig bauchig gezähnten Blättchen sind unterseits blaugrün. Die grossen, n Doldenstiel und Doldenstrahlen sind flaumig behaart. Die grünlich weissen Blüthen erscheinen im Juli und August. Die Theil- früchte zeigen die eigenthümliche Erscheinung, dase striemen enthaltenden trennt. Letztere liegt dem u : dicht an, so dass dieser lose in der (äusseren) Fruchtschale zu liegen scheint, ‘Alle Theile. der Pflanze enthalten ein sehr eigenthümlich . riechendes ätherisches Oel. Dieotyledonen. 407 Im nördlichen Europa und Asien heimisch, findet sich die Pflanze bei uns an Flussufern und Grabenrändern, sowie auf feuchten Wiesen der Ebene und der Mittelgebirge bis zu den Alpen hin. In Gebirgsdörfern wird sie wie Levisticum gezogen. Officinell sind Rhizom und Wurzeln als Radix Angelicae Ph. G. I. 218 s. Radix archangelicae Ph. G. U. 339, ein Handverkaufs- artikel, dem das Volk allerlei Heilkräfte beilegt. Die Engelwurzel gilt als magenstärkendes und Blähungen vertreibendes Mittel. Früher hielt man sie für das beste Mittel gegen Schwindsucht (deshalb „Brustwurzel“). Innerlich und äusserlich wird noch jetzt Spiritus Angelicae compositus Ph. G. I. 244 s. Spir. theriacalis ibid. 241 gebraucht, Synonym zu Archangelica offieinalis Hoffm. sind Archangelica sativa Bess., Angelica Archangelica L., Angelica sativa Mill und An- gelica litoralis Fr. Die Gattung Angelica unterscheidet sich aber leicht durch die Früchte, deren Wand sich nicht spaltet; auch sind die Thälchen einstriemig. Durch diese Merkmale lässt sich die bei uns heimische Angelica silvestris L. leicht von der offieinellen Pflanze unterscheiden. 7. Ferula L. Die Gattung Ferula gehört zu derjenigen Gruppe der Ortho- spermen, bei welchen die Abplattung der Früchte auf's Aeusserste ge- trieben ist. Die breit geflügelten Theilfrüchte berühren sich an der breiten Fugenseite so eng, dass auch die Flügel in der Fugenfläche rechts und links verwachsen. Die Rippen sind stets flach, faden- förmig. Das Schema des Fruchtquerschnittes ist demnach — O—. Nach der Gattung Peucedanum bezeichnet man alle Umbelliferen mit solchen Früchten als Peucedaneae. (Vergl. Fig. 274.) Als Gattungsmerkmale gelten für Ferula fast verschwindende Kelchzähne, breite, an der Spitze meist kurz eingebogene Kron- blätter und ein flaches, am Rande meist wellig begrenztes Griffel- polster. Die äusserst flachen, auf dem Rücken kaum convexen, im Umrisse rundlichen oder elliptischen Früchte führen gewöhnlich viele Oelstriemen in den Thälchen; das Carpophor ist 2-theilig. Viel strahlige, grosse Dolden mit Hülle und Hüllchen, sowie 3—+-fach fiederig zerschlifzte Blätter sind fast allen Arten eigen. Diese (etwa 60) vertheilen sich nach Boissier auf drei Gruppen: EP 1. Peucedanoides. Nur eine breite Strieme in jedem Thäl- chen der Früchte. 2. Euferula. Je 2-3 Striemen in einem Thälchen. 3. Seorodosma. Zahlreiche, äusserlich nicht hervortretende Striemen liegen in der inneren Fruchtwand. Aus der Gruppe der Peucedanoiden sind offieinell: 1. Ferula galbaniflua Boiss. et Buhse, eine Hochgebirgspflanze Persiens, im Elbursgebirge am Demavend zwischen 1200—2500 m 408 Angiospermen. Höhe wachsend, wo sie 1848 von Buhse zum ersten Male aufge- funden wurde. Sie treibt aus dem ausdauernden Rhizome einen 3—4em dieken, nackten, cylindrischen, nur in der Blüthenregion verzweigten Stamm, welcher kurz weichhaarige, gestielte, unterwärts 30—40 em lange Blätter mit nicht aufgeblasener, verlängerter Scheide trägt. An den vierfach fiedertheiligen Spreiten sind die Fiedern erster und zweiter Ordnung lang gestielt, die letzten Fiederzweige kurz linealisch-borsten- förmig, ungetheilt oder 3-spaltig. Nach oben hin nehmen die Blätter schnell an Grösse ab und sind schliesslich nur noch durch spreiten- lose, längliche Scheiden angedeutet. Die 6—12-strahligen, hüllen- losen Dolden tragen gelbliche Blüthen mit an der Spitze ein- gerollten Kronblättern. Der Randflügel der 13—18 mm langen, 5—8 mm breiten Früchte macht fast deren halbe Breite aus. In jedem Thälchen nimmt die aufgeblasene Strieme die ganze Fläche zwischen den kaum hervortretenden Rippen ein. Die Fugenfläche ist striemenlos. Der aus den unteren Stengeltheilen und am Grunde der Blatt- stiele aus Wunden austretende, klebrige Milchsaft erhärtet zu dem schmutzig-gelben Gummiharz Galbanum Ph. G. II. 123, welches wegen seiner Wirkung auf den Uterus als „Mutterharz“ bezeichnet wurde, jetzt aber fast nur noch einen Bestandteil von Pflastern, des i Emplastrum Lithargyri ecompositum Ph. G. I. 78 („Zug pflaster“), Empl.oxyeroceum, Empl. Galbanierocatum ei bildet. I Synonyme zu Ferula galbaniflua Boissier et Buhse sind Ferda gummosa Boiss. und Ferula erubescens Boiss. Letzterer Name gilt n zum Theil auch für die auf folgender Seite besprochene Galbanumpflane Ferula rubricaulis Boiss. 2. Ferula Narthex Boiss., eine Asapflanze des westlichen Tibet, dauert mit mächtigem, gestauchtem, in die dieke Wurzel übergehen" dem, von faserigen Scheidenresten beschopftem Rhizom aus. Dem über 3 m hohe, fast armdicke Stamm ist von unten auf reich beblättert. Die unteren, etwa !/g m langen Blätter sind 2—3-Ta0 fiederspaltig mit fast linealen, stumpfen, blaugrünen Zipfeln. Pr Spreiten der oberen Blätter verkümmern. Die Blattscheiden ® bauchig aufgeblasen und auffällig gross. Kurze, dolden | Zweige entspringen schon aus den Achseln der unteren Sten blätter, häufen sich aber mehr nach der Spitze des Stammes un Durch diese Verzweigungsart und durch die Reichblätterigkeit en scheidet sich Ferula Narthex schon äusserlich von der in Fig. abgebildeten Ferula Asa foetida L. Ueber die von beiden pfl gelieferte Asa foetida vergl. Seite 411. ge Synonym zu Ferula Narther Boiss. ist Narther 454 foetida Falconer. Aus der Gruppe der Euferula-Arten ist nur anzuführen‘ Dicotyledonen. 409 3. Ferula tingitana L., eine angeblich aus der Oase des Jupiter Ammon in der lybischen Wüste stammende, ausdauernde Pflanze Nordafrikas und Vorderasiens (bis Chios und Rhodos verbreitet), mit mannshohem, oberwärts doldenrispig (ähnlich wie in Fig. 275) verzweigtem Stamme und grossen, bläulich-grünen, 4-fach fieder- theiligen Blättern, deren kurze, längliche, stachelspitzige Blätt- chen am Rande schwach zurückgerollt und in einen kurzen Stiel verschmälert sind. Die elliptischen, schmal geflügelten Frücht- chen führen je drei Striemen in den Thälchen und vier Striemen auf der Fugenfläche. Die Pflanze liefert das afrikanische Ammoniacum. Aus der Gruppe der Scorodosma-Arten sind offieinell: 4. Ferula rubricaulis Boiss., eine Galbanum liefernde Pflanze der persischen Gebirge, deren mannshohe, 3—4 cm dicke, glatte, oberwärts reichästige Stämme sich durch weissliche, später auffällig rothe Färbung (daher „rubricaulis“) auszeichnen. Die grossen, mit mächtiger, aufgeblasener, röthlicher Scheide versehenen Blätter führen eine 4-fach fiederschnittige, kurzhaarige Spreite mit gestielten Fieder- chen 1. und 2. Ordnung. Die letzten Spreitenabschnitte sind läng- lich, eingeschnitten gesägt, am Grunde herablaufend verschmälert. Die obersten Stengelblätter bestehen nur aus der grossen Blattscheide. Die Dolden stehen zu je dreien auf gemeinsamem Zweige; nur die mittlere, kurzgestielte ist fruchtbar, erweist sich also als weiblich; während die beiden seitlichen langgestielten keine Früchte ansetzen, sich also als männlich erweisen, obwohl alle Blüthen zwitterig zu sein scheinen. Man nennt nun (vgl. S. 14) Pflanzen mit theils zwitterigen, theils eingeschlechtigen Blüthen polygam, und da im vorliegenden Falle beiderlei Blüthenformen an demselben Pflanzenstocke entwickelt sind, gp ist Ferula rubricaulis eine polygam-mo- noecische Art. Die auf kaum ver- diekten, ganz kurzen Stielen sitzenden Früchte sind eiförmig-länglich, etwa 12 i mm lang und 6 mm breit, anfangs rosen- an ze. erg roth, später blass braunroth. Die Flügel hrioaslis. (Nach Berg und nehmen nahezu die halbe Breite der Schmidt.) Frucht ein, deren Rippen kaum hervor- treten. In vo richechäle liegen viele Oelstriemen (Fig. 274). Die Pflanze liefert einen Theil des Galbanum Ph. G. H. (Vergl. Seite 408.) ' Synonym ist nur zum Theil Ferula erubescens Boiss., da dieser Name auch Formen von Ferula galbaniflua Boiss. et Buhse begreift. 5. Ferula Asa foetida L., die echte Asapflanze, Fig. 275, zeichnet sich wie Ferula Narthex durch eine mehrjährig ausdauernde, rüben- 410 Angiospermen. artige, bis schenkeldicke Wurzel mit fast horizontalen Aesten aus, Der Wurzelkopf ist ein kurzes, gestauchtes Axenstück (Rhizom), welches eine Reihe von Jahren hindurch nur bodenständige, jährlich absterbende Blätter treibt, deren Scheidenreste einen F'aserschopf bilden, aus dessen Mitte frühestens im fünften Jahre die Stammknospe zu einem cylindrischen, glatten, innen schwam- mig-markigen Stamm von 1!/a—2 m Höhe und bis 10 em Durch- messer austreibt. Er trägt nur wenige, nach oben hin schnell klei- ner werdende, schliess- lich nur durch Schei- den angedeutete Blät- ter und endet dann kurz traubig, fast dr dig verzweigt mit blattlosen, indieDop peldolden ausgehen den Aesten. DieBü then sind polygamı ähnlich wie bei dr vorigen Art. Die männ lichen (Fig. 276) be sitzen ein rudimen türes Gynaeceum ohne Griffel, die weiblichen (Fig. 277) entwicken statt der Staubblät ter "einen gekerbten, discusähnlichen haut Ihre Vereinigung 2! „weiblichen“ Dolden zeigt Fig- 278. Aus diesen Bildern ist U gleich ersichtlich, dass 3 den Kronblättenm 7 Fig.275. Ferula Asa foetida. (Nach Berg und Schmidt.) sonst bei Umbelliferen der Spitze fehlt. F Ben Biker sen e: lache Kronblätter gehören sum u (Fig. 279) corodosma-Arten. Die eiförmigen es elir reitem Flügelrande und kaum hervortretenden Rippe! reich vorhandenen Oelstriemen mit unbewaffnetem © Dieotyledonen. 4i 1 nichterkennen. Ihren Querschnitt giebt Fig. 280. Die grossen blaugrünen, wie die ganze Pflanze flaumig behaar- ten Wurzelblätter zeigen einen am Grunde breit scheidigen, halb- runden Stiel und eine 3—4-fach dreizählige Spreite mit länglich-lan- zettlichen, einseitigherablaufenden Blättehen. Die Reduction der Stengelblätter auf die Scheiden ist aus Fig. 275 ersichtlich. Auf den kieselsandigen, salz- reichen Steppen Persiens zwischen dem Aralsee und dem persischen Meerbusen wächst die Pflanze ge- sellig und bedeckt zur Blüthezeit weite Strecken wäldchenartig. Die Wurzeln liefern angeschnitten oder eingeritzt einen rein weissen Milch- saft, welcher an der Luft zu einem zartrothen, später rothviolett. bis braun werdenden, widerlich knob- lauchartig riechenden Gummiharz Asafoetida Ph.G.II. 36 (Asant, Stinkasant, Teufelsdreck) erhärtet. Von Präparaten ist nurnoch Tine- tura Asae foetidae Ph.G.L. 272 vorgeschrieben. Die Ph. G.1. führte: Asa foetida als Bestand- theil von Aqua foetida anti- hysterica, Emplastrum foe- tidum, ete. auf. Asa ist ein krampfstillendes, die Darmbewe- gung anregendes Mittel, welches besonders bei Hysterie in verschie- dener Form angewendet wird. Die relativ grössten Mengen der Asa foetida werden in der Veterinär- praxis verbraucht (gegen Kolik der Pferde, ete.). Synonym zu Ferula Asa foe- tida L. sind Scorodosma foetidum Bunge und Ferula Scorodosma Benth. et Hook. vi d Fig. 278. Weibliches Döldchen. io, 280. Fruchtquerschnitt. (Alle a Aa nach Berg und Schmidt.) ‚ 412 Angiospermen. 8. Dorema Ammoniacum Don. ey Die wenigen Arten der Gattung Dorema zeichnen sich unter allen hochstämmigen Umbelliferen durch den Mangel der Doppel- dolden aus. Den mächtigen, fast blattlosen Stamm schliesst ein \ | DAN) N A N ji \ N j Ws —e = 5 ee =: | Fig. 231. Dorema Ammonia- _ cum. (Nach Berg und Schmidt.) rispenförmiger Blüthenstand mit aufstrebenden, fast ruthenförmigen Aesten ab, an welchem seitlich einfache Doldenvon fast kugeligem Um- riss ansitzen. Die Blüthencharaktere sind wesentlich die der Gattung Ferula. Dem undeutlichen Kelch folgen eiförmige, gelbe Blumenblätter mit langgezogenen stumpfer, eingebogener Spitze. Das Griffelpolster geht seitlich in einen schwach welligen Rand aus. Die im Umriss länglich-eiförmigen Früchte führen zwischen den fadenförmigen Rippen je eine Oelstrieme, während die Fugen- seite mit 2—4 Striemen versehen ist (Fig. 283). Dorema Ammoniacum Don (Fig. 281) schliesst ihre bis 30 em lange, etwa 8 cm dicke, rübenförmige, in wenige horizontale Aeste sich theilende Wurzel mit einem kurz gestauchten Wurzelkopfe ab, weleher in den ersten Jahren wie bei Ferula Asa foetida nur bodenständig® Blätter treibt, deren Reste als Faser schopf lange erhalten bleiben. Im fünften Jahre treibt die Stammknospe in den letzten Tagen des Mai schnell zu einem 2 bis 2!/a m hohen, am Grunde armdicken, hohlen, nur an den Knoten quergefächer" | ten, gelbgrünen, fast blattlosen Stamm aus, welchen wie alle jungen Theile 0 Pflanze ein Flaum aus weissen ei haaren tberdeckt. Dieser Flaum verliert . sich jedoch bald, und zur Beifezeit der Früchte ist die ganze Pflanze gewwE lich völlig kahl und glatt. Die Gr er tragen auf etwa 25 cm langem, breitrinnigem Stiele eiie e 50 cm lange, doppelt-gefiederte Spreite mit led erigen, ober n seits kahlen, ‚dunkelgrün-glänzenden, länglichen, bis 6m ws Blätte ttchen. Die Stengelblätter sind auf breite, fast drejeckig® a eine zurückgeschlagene Spitze ausgezogene Scheiden redueir m 9 Dicotyledonen. 413 schmalgeflügelten Früchte (Fig. 282) zeigen sehr deutliche, meist höher als die Rippen hervorragende Striemen. Ihr Querschnitt ist in Fig. 283 dargestellt. Rücken- und Fugenansicht giebt Fig. 264. Dorema Ammoniacum bewohnt dieselben Steppen wie Ferula Asa foe- tida, besonders das Gebiet zwischen dem Syr-Darja und dem Amu-Darja. Der in allen Theilen der Pflanze vorhandene Milchsaft tritt freiwillig oder in Folge von Insectenstichen aus dem Stengel und dem über den Fig. 282. Früchte von Dorema Am- Boden hervorragenden Wurzelkopf moniacum ee Du aus und erhärtet zu bräunlichen, innen weissen, bis wallnussgrossen Körmnern. Dieselben sind das offi- einelle Gummiharz Ammonia- En 5 ; ir ze Aare en 2. Fig. 288. Querschnitt der Frucht von Dorema Ammoniacum. (Nach Berg trum Lithargyri composi- und Schmidt.) tum Ph. G. II. 78 vorgeschrieben ist; die Ph. G. I. schrieb noch die Verwendung zu Emplastrum Ammoniaci, Empl. foetidum und Empl. oxyceroceum vor. Ammoniacum hat äusserlich angewendet vertheilende Eigenschaften (bei Geschwülsten, Geschwüren, ete.); innerlich in Emulsionen und Pillen genommen erleichtert es den Auswurf. In der Veterinär- praxis dient Ammoniacum zu Latwergen. Dass das Gummiharz Ammoniacum Körper Ammoniak (Salmiakgeist) gemein hat, bedarf wohl eines weiteren Hinweises.' nichts mit dem chemischen kaum 9. Imperatoria Ostruthium L. a umfasst die breitblätterigen Die Gattune Imperatori h n einundeutlicher. Peucedaneen, als deren besondere Merkmale Kelch und auf der Fugenseite oberflächlie Striemen gelten. = Imperatoria Ostruthium L., die Meiste kräftige, ausdauernde, im Wuchs den Angeliceen ähnelnde deutsche Pflanze. In der norddeutschen Tiefebene ist sie auf feuchten Wiesen ‚selten, häufiger findet sie sich auf den mitteldeutschen Gebirgs- wiesen, vom Harz bis zu den Sudeten. Wie Levisticum und Archangelica trifft man sie dort häufig in Dorfgärten angepflanzt. Aus dem etwa 3 cm dicken, bis 10 cm langen, von Blattnarben ge- ringelten, kurze, horizontale, etwas plattgedrückte Ausläufer treiben- den Wurzelstock erhebt sich der hohle, fein gestreifte, nur unter- h liegende Oel- rwurz, Fig. 284, ist eine 414 Angiospermen. halb der Dolden flaumig-behaarte Stengel bis zu Meterhöhe, Die ‚unteren Blätter sind doppelt-dreizählig, gestielt, die oberen meist einfach-dreizählig, ungestielt. Die Blatt- scheiden sind grün, aufgeblasen. Die Blättchen der Spreiten sind breit eiför- mig, ungleich grob gesägt, das Endblätt — chen 3-spaltig, die Seitenblättchen m gleich 2-spaltig. Auffällig ist die lebhaft — grüne Färbung ihrer Ober- und das Bläulichgrün der Unterseiten sowie die Rauhigkeit der Blattstiele und der unter- seits hervorragenden Blattnerven. Der kantige Blattstiel ist hohl, seine Wand derbfleischig. Die grossen Dolden ent behren der Hülle oder deuten diee durch nur ein Blättchen an; die Hüllchen -sind sehr klein, nur durch 1—3 hin ; i fällige Blättchen vertreten. re ag re en Die in den Sommermonaten weis blühende Pflanze liefert Rhizomalm peratoriae Ph. G. II. 228, fälschlich auch als Radix Impe ratoriae v. Radix Ostruthii v. Radix Astrantiae bezeich n net. ‚ Meisterwurz wird nur noch hier und da als Volksmittel 4 = schätzt und bildet häufig einen Bestandtheil von Viehpulvern, ; ; Synonym zu Imperatoria Ostruthium L. ist Peucedanum Ost ni thium Koch. z 10. Conium maenlatum L. | Die Gattung Conium ist die einzige hier zu besprechende at der Unterfamilie der Cam pylospermen. Innerhalb dieser gehört | sie zur Gruppe der Sm yrnieae, welche Gattungen mit aufge dunsenen, un geschnäbelten, meist seitlich zusammengedrück ten Früchten ohne Nebenri ppen (Haplozygieae) umfasst. ‚ Conium zeichnet sich durch eiförmige Früchte mit ‚ber vorragenden, wellig-gekerbten Rippen und striemeh losen, vonvielen oberflächlichen Längsstreifen dureh 20genen Thälchen aus. Der Fruchtträger ist zweitheilig" Weniger charakteristisch ist'an den Blüthen der undeutliche K n rand, die verkehrt herzförmigen Kronblätter mit eingebogene Spitzchen und das flache, kerbig-gerandete Griffelpolster. Von a beiden bekannten Arten ist die bei uns heimische, Conium pe) latum I, der gefleckte Sehierling, eine an Zäunen, in Hecken, sonders in Dorfstrassen häufige, äusserst giftige, nach Mäus ehar ziechende Pflanze. Ihr 1—2 m hoher, hohler, wenig holzigen; wärts. reichästiger Stamm ist völlig kahl und glatt, bI#EIH Dieotyledonen, 415 bereift und unterwärts meist, aber nicehtimmer rothgefleckt. Die schlaffen Blätter zeichnen sich aus durch schmale, häutig be- randete Scheiden, glatte, hohleylindrische Stiele und 3-fach gefiederte Spreiten. Die tief eingeschnitten-gesägten Fiederchen sind ober- seits matt dunkelgrün, unterseits schwach glänzend blaugriün und gehen in kurze, weissliche Stachelspitzen aus. An den Dolden sind die 5-blätterige Hülle und die 3—4-blätterigen Hüll- chen zurückgeschlagen. Die Art ist zweijährig. Das zur Blüthezeit (Juni, Juli) eingesammelte Kraut ist offieinell als Herba Conii Ph. G. I. 130 s. Herba Conii maeculati v. Herba eicutae Ph. G. I. 335. Alle Theile desselben, auch die jungen Früchte, enthalten das farblose, widerlich riechende, äusserst giftige Alkaloid Coniin. Das Kraut wird zu schmerz- stillenden Kataplasmen verwendet. Als Präparate sind zu erwähnen Emplastrum Conii, Empl. Conii ammoniacatum, Ex- traetum Conii und Unguentum Conii. Innerlich wird Schier- ling gegen Krebs, Seropheln ete. gegeben. ll. Coriandrum sativum L. Die Gattung Coriandrum ist der einzige hier nennenswerthe Vertreter der Coelospermae und zugleich der besonderen Gruppe der Coriandreae, deren Charakter in den kugeligen Früchten mit flachen, geschlängelten Hauptrippen und stärker als diese hervorragenden Nebenrippen (Fig. 285, A) liegt. Als Gattungsmerkmale gelten der 5-zähnige Kelch, verkehrt-eiförmige Kron- blätter mit eingebogenem, ausgerandetem Lappen und kugelige Früchte mit striemenlosen Thäl- chen und 2-theiligem Carpophor. Nur die BERRERBERERTIRETE, beine am a a gechnit, € im Quer- frucht zeigt zwei flache A ist die Fruchtwand; e das Nährge- Striemen. An den wenig- _ webe des Samens; e En en An strahligen Dolden sind die > een er int a Keimling in jedem randständigen Blüthen 'Sı2 en im oberen Ende des Nährgewebes liegend stark strahlend (d.h. gezeichnet. (Nach Berg und EI) median zygomorph) ent- wickelt (Fig. 286). Ihr vordere s Kronblatt ist tief herzförmig, die ‚paarig-vorderen sind „halbherzförmig“ und die un mal, wie bei den aktinomörphen Blüthen entwicke > ie Zygo morphie prägt sich auch in dem Kelch aus, dessen vordere paarige Zähne stark vergrössert sind (Fig- 287). 416 Angiospermen. -Coriandrum sativum L., der Koriander, ist eine in den Mittel- meer- und Kaukasusländern heimische, meist angebaute, auch bei uns eingeführte einjährige Art mit kahlem, dünnem, 30—60 em hohem Stengel. Die unteren, frühzeitig absterbenden Blätter sind ein- fach gefiedert mit rundlich-keilförmigen, fiederspaltigen Blättchen, Fig. 226. Medianzygomorphe („strah- Fig. 287. Gynaeceum von Coriandrum lende“) Blüthe vom Rande der Dolde sativum. Links mitzygomorphem Kelch, von Coriandrum sativum, (Vergr.) rechts im Längsschnitt. deren Zipfel am Vorderrande kerbig-gesägt sind. Die mittleren und oberen Stengelblätter sind doppelt-gefiedert mit schmal-linealischen N Zipfeln. Den nur 83—5-strahligen Dolden fehlt die Hülle meist völlig, die Hüllchen sind fädig vielblätterig. Die 2—3 mm dieken hohlen Früchte sind gelbbraun. Sie waren offieinell als Fruetus Coriandri, finden jetzt aber fast nur noch als Gewürz Verwendung Die im Juni und Juli weissblühende Pflanze riecht wanzen ich, < (daher der griechische Name xopiavvor von x6g15, Wanze). den trockenen Früchten verliert sich dieser Geruch. Saxifraginae. - Die Saxifraginen, welche im Gegensatz zu den Um ihre hypo-, peri- oder epigynen Blüthen fast stets mit wo wickeltem Kelch ausstatten, lassen sich auf zwei Familien vT theilen. a 1. Crassulaceae. Blüthen rein obdiplostemon nach u: FormelKn, Cn An+n,Gn (won=3 bis 30), bald perigyn, niemals epigyn. Die der Obdiplostem‘ sprechend epipetalen Fruchtblätter apokarp) vielen, der Bauchnath angehefteten, aufsteig end oder zontal anatrop-epitropen Samenanlagen. Blätter stets A fach, ausserordentlich dickfleischig (daher Cras® ulaec = d. h. Fettpflanzen und die auf die ganze Ordnung 72 tragene Bezeichnung Suceulentae). hl ent Dicotyledonen. 417 2. Saxifragaceae. Blüthen meist obdiplostemon nach der Formel K 5, C 5, A5-+5, G (2), doch auch mit 4 oder 5 Fruchtblättern oder 4-zählig vorkommend. Fruchtblätter syn- karp oder doch nur ihre Spitzen frei, meistmit wulstigen Parietalplacenten, die sich oft im Centrum des Frucht- knotens berühren und dann wohl auch verwachsen. Meist mit vielen anatropen, gewöhnlich epitropen Samenanlagen in wech- selnder Lage (aufsteigend, horizontal oder hängend). Sehr umfangreiche, vielgestaltige Familie (1600 Arten!). Öffieinell ist nur: Liquidambar. Die Gattung Liquidambar bildet mit der Gattung Buck- landia eine als Liquidambareae oder Bucklandieae, auch wohlals besondere Familieder Balsamifluae abgegrenzte Gruppe der Saxifragaceen. Charakteristisch ist ihnen die unvollkommene Ausbildung der polygamen oder monoecisch-einge- ‚schlechtigen Blüthen. Bei Liquidambar stehen die Blüthen (wie bei Pla- tanen) in Köpfehen an gemeinsamer, verlängerter Zweigaxe (Fig. 288), und zwar ist das unterste, meist abgerückte, weiblich, die oberen, dichter gedrängten, männlich. Die männlichen Blüthen sind völlig nackt. Sie bestehen aus . Gruppe unbestimmt vieler, sehr kurz gestielter nn ie zweifächerigen, seitlich mit Längsriss sich öffnenden sr n. Müller, Medicinalflora, 418 Angiospermen. weiblichen Blüthen besitzen einen rudimentären, saumartigen Kel eine unbestimmte Zahl staminodialer Staubblätter (ohne oder mit unfruchtbarer Anthere) und zwei Fruchtblätter, deren 2-fächeriger Fruchtknotentheil mit den vieleiigen Placenten der Köpfchenaxe eingesenkt ist, während die oberen Theile ge- trennt (apokarp) aus dem Köpfchen hervorragen und sich als Griftel- — schenkel zurückrollen. | 1. Liquidambar orientalis Mill., Fig. 288,'ist ein bis 13 m hoher Baum der Südwestküste Kleinasiens mit kahlen, bis 9 em langen, handförmig 5-lappigen, schlank gestielten, sommmergrünen Blättern. Die Blattlappen sind mehr oder weniger spitz, am Rande gesägt, oft jederseits mit kleinem Seitenlappen versehen. Die reifen von den bleibenden Griffeln kurz bespitzten Früchte bilden einen morgensternförmigen Fruchtstand, eine. „Sammelfrucht“, an welcher sich jede frei hervorragende Fruchtspitze kapselartig mit zwei Klappen ; _ septicid öffnet, um die zahlreichen kleinen, abgeplatteten Samen u entlassen, die an ihrem Mikropyle-Ende in einen häutigen Flügel ausgezogen sind. 4 Synonym ist Liguidambar imberbe Aiton. Die balsamreiche Rinde des Baumes liefert durch Auskochen und Auspressen den dickflüssigen , trübgrünen, freie Zimmt- und Benzo&säure enthaltenden offieinellen Storax, Styrax liquidus Ph. G. II. 251 s. Storax liquidus, der in Form von Salben und Linimenten ein Mittel gegen Krätze, auch noch jetzt, wie im Al thum, ein Bestandtheil von Räuchermitteln (Räucherkerzen, Räucher- essenzen etc, ist). : 2. Liquidambar styraciflua L., ein in Centralamerika, Mexico, Florida und nordwärts bis Conneeticut hin heimischer Baum, unter scheidet sich durch grössere, meist 7-lappige, in den Nerven winkeln bärtige Blätter mit schärfer gesägtem Rande. Er liefert aus Rindeneinschnitten einen klar durehsichtigen, bräunlich-gelben Storax (Liquidambar, Balsamum indieum album, Bals- peruvianum album, Ambra liquida), welcher zu Räucher mitteln und zur Verfälschung des Tolubalsam benutzt wird. & Der Leser merke sich an di er alte griech! Name für ein Räuchermittel ist, 2 a ee orientahh auch von Styrax offieinalis L., einem Baum der östlichen ME gehe Die Familie der Styracaceae mit der Gattung Styr also R gar nicht zu den Choripetalen, sondern zu den Gamopetalen, rax en en weit von den Liquidambareen entfernt. Man beachte also: Styr ee Ph. G. u. ist eine Droge und kommt nieht von na ‚ auch nicht einmal von einer Styracacee! Mit Uebergehung der Opuntinae und Passiflorinae wend uns zu den in der Ueb i i nie BDE essicprinirten ersicht der Calyeiflorenordnunge er Dicotyledonen. 419. Myrtiflorae. Wir begegnen hier fast ausnahmslos zwitterigen Blüthen mit unterständigem, nach der Zahl der Carpelle voll- ständig gefächertem Fruchtknoten und einfachem Griffel. Neben 5-zähligen Blüthen sind 4-zählige nicht selten. Gewöhnlich ist der Kelch klappig, die Krone gedreht oder dachig. Das Androeceum entspricht einem diplo- oder obdiplostemonen Grund- plan. (Zum Studium dieser Charaktere seien die leicht zu erlan- genden Blüthen unserer Fuchsia empfohlen !) Die Familien der Ordnung sind leicht zu kennzeichnen. Die Rhizophoraceen führen je zwei hängende Samenanlagen in jedem Fruchtknotenfach, die Combretaceen haben hängende Samenanlagen, aber zum Unterschiede von allen übrigen Myrtifloren einfächerige Fruchtknoten. Lythraceen und Melastoma- ceen sind ausgezeichnet durch Perigynie, und die Staubbeutel der letzteren öffnen sich mit einem Loch an der Spitze. Die Onagra- ceen (hierher Fuchsia) sind typisch 4-zählig. Endlich bleiben noch die allein näher zu besprechenden Myrtaceae. Die Myrtaceen sind die typisch polyandrischen Myrti- floren. Ihre hochgradige Polyandrie beruht auf Spaltung der einem diplostemonen Grundplane angehörigen Staubblattanlagen. Es begegnet uns hier derselbe Charakter, der die Tiliaceen kenn- zeichnete, doch weist der völlig unterständige Fruchtknoten den Myrtaceen ihre Stellung unter den Calyeifloren zu. Da 4-zählige Blüthen vorwalten, so ist die typische Formel K4,0C4A mw, G (2) bis (4). Die meisten Myrtaceen sind Holzpflanzen und reich an aromatischen Stoffen. Nach dem Bau der Früchte ordnet man die etwa 1800 bekannten Arten in Unterfamilien als: I. Myrteae. Mit Beeren- oder Steinfrüchten. Hierher Myr- tus, Eugenia. I. Leptospermeae. Eucalyptus. i : . u II. Leeythideae. Mit grossen, holzigen Früchten. Hierher Bertholletia, deren Samen (nicht Früchte!) als „Para- nüsse* eingeführt werden. 3 : ; IV. Granateae. Mit 2—83 Fruchtblattkreisen. HierhernurPunica. Besondere Besprechung verdienen: 1. Eugenia caryophyllata Thunbg. Die Gattung Eugenia umfasst etwa 500 Bäume und Sträucher des heissen Asiens und Amerikas. Die einzeln ann oder Mit Kapseln. Hierher Me laleuca, 490 Angiospermen. zu eymösen achsel- und endständigen Inflorescenzen vereinten Blü sind fast ausnahmslos 4-zählig. Dem kugeligen, kegelförmigen oder eylindrischen Fruchtknoten sind die vierKelchblätterimortho- gonalen Kreuz (d. h. 2 median, 2 transversal) unmittelbar auf gesetzt. Die vier diagonal gestellten Kronblätter stehen frei ab oder neigen kugelig zusammen; in einigen Fällen verwachsen sie selbst zu einer Mütze, die zur Blüthezeit abgeworfen wird. Das Androeceum bilden vier epipetale Staubbeutelgruppen, die bisweilen deutliche Phalangen (Adelphieen) sind. Die eingekrümm- ten Fäden tragen normale schaukelnd angeheftete Beutel. Das Gynaeceum besteht immer aus zweimedianen Fruchtblättern mit schlankem, geradem Griffel und punktförmiger Narbe. Die Blüthenformel ist demnach K4C4,A0+49,G (2). | Die Fruchtfächer sind vieleiig, doch entwickeln sich gewöhnlich n 1—4 kugelige oder durch Druck kantige Samen in der vom blei- benden Kelch gekrönten Beere. Die häutige oder lederige Samen schale umgiebt den fleischigen, mit kurzer Wurzel und grossen Coty ledonen ausgestatteten Keimling. ; 5 Eugenia caryophyllata 'Thunbg., der Gewürznelkenbaum, ist em immergrüner, pyramidal-verzweigter, bis 12 m hoher Baum der Molukken, der seiner Blüthen wegen in seiner Heimath, auf Malacca, Sumatra, in Zanzibar und auf den westindischen Inseln eultivirt wird. Die fingerlangen, gestielten Blätter führen eine lederige länglich-elliptische, am Grunde keilförmig verschmälerte Spreite mi oberseits rinniger, unterseits hervorragender Mittelrippe. Im Blatt fleisch liegen äusserst feine Oeldrüsen dieht neben einander. Die Blüthen stehen in 8-fach dreispaltigen eymösen Dolden (in „Triche ‚sien“), deren letzte, gedrückt-4-kantige Zweige mit einer von hin = fälligen Vorblättern gestützten Blüthe enden. Diese beginnt ei dem eylindrischen, etwa 1 em langen, mit den 4 Kelchblättern endenden dunkelrothen Fruchtknotentheil. Die kugelig zusammen schliessenden Kronblätter sind weiss und rosenroth überlaufen. De beiden Fruchtknotenfächer mit je etwa 20 Samenanlagen liegen dicht unterhalb des Kelches in der derbfleischigen F ruchtknoten ER, deren äusseres Gewebe von zahlreichen Oeldrüsen durchse® ist. Die reife Beere ist etwa 25 mm lang, ellipsoidisch und en hält meist nur einen Samen. ar an Synonyme sind Eugenia aromatica Baill., Caryophyllus aromaloR L. und Myrtus caryophyllus Spr. 6 \ Die Blüthenknospen sind getrocknet die Caryophy 1i de I. 49, die Gewürznelken, Gewürznägeldes Küchengebraue” ie man nicht versäume, gelegentlich auf ihren Bau zu untersu® m ‚NVel. dazu Fig. 289). Sie liefern durch Destillation Ole" Caryophyllorum Ph. G. II. 194, das schlechtweg als Nelke 3 Dicotyledonen. 421 bezeichnet wird. Es dient zur Bereitung von Acetum aroma- ticum Ph. G. I. 1 und Mixt. oleoso-balsamica, wird aber auch viel zu Nelkenwassern, Nelkenbalsam, Zahntineturen, Zahnpillen ete. verwendet. Innerlich genommen wirkt es magenstär- kend; seine äussere Anwendung beruht auf antiseptischer Wirkung und auf seinem Wohlgeruch. Die Caryophylli bilden einen Bestandtheil der Species aromaticae Ph. G. II. 240 und dienen zur Bereitung der Tinet. aromatica Ph. G. I. 272 und Tinet. Opii erocata Ph. G. I. 284. Die unreif getrockneten Beeren wurden als Anthophylli, Mutternelken, meist zu abergläubischen Zwecken benutzt. Es wurde schon auf Seite 291 hervorgehoben, dass die Caryophylli Ph. G. II. nichts mit der Garten-Nelke, Dianthus Caryophyllus L., — ausser dem ähnlichen Geruch — gemein haben. Sie stammen also weder von einer Nelke, noch von ep Caryophyllacee, noch von einer in die Reihe er Caryophyllinae (Seite 287) gehörigen Pflanze. Ihr in der Pharmacie gebräuchlicher Name ist von dem Synonym zu Eugenia caryophyllata, von Caryophyllus aromatica abzuleiten! Fig. 289. Blüthe und Frucht von Eugenia caryophyllata. (Nach Hager.) Blüthen- knospe fin nat.Gr.2. Längs- schnitt derselben, vergr. h, stielartiger Theil des unterständigen Fruchtkno- tens, /, seine beiden viel- eiigen Fächer; a, Kelch, e, Krone, s, Staubblätter, st, Griffel. r, ist ein disceus- artiger Wulst. 2. Melaleuca Leucadendron L. Die Gattung Melaleuca, mit etwa 100 Arten (Sträuchern und Bäumen) auf Australien beschränkt, gehört zu den Leptospermeen, in deren gewöhnlich 5-zähligen Blüthen der aus 8 (nach 2 ge- stellten) Carpellen bestehende Scheitel her loeulieid aufspringenden, Das Androeceum lässt gewöhnlich die Staubblätter als epipetale Gruppen (Phalangen) erkennen. Als Gattungsmerkmale von Melaleuca gelten zerstreu meist kleine oder schmale und starre, ganzrandige, hzogene Blätter und einzeln in samigen Kapsel wird. oder von wenigen Längsadern dure Fruchtknoten zu einer vom meist viel- t stehende, nervenlose der Achsel hinfälliger Deckblätter sitzende Blüthen nach der typi- schen Leptospermeenformel K 5, C 5, AO freien, trockenhäutigen Kelchblätter sitzen dem Fruchtknoten en Becher, dem „Recepta- die Staubblätter mehr oder glockigen oder krugförmigen, dessen obere Hälfte perigyn umgebend eulum“, auf. Die Kronblätter sind frei, weniger hoch hinauf zu epipetalen Phal fadenförmigen Griffel herum ist der Fruc tief eingedrückt. angen verwachsen. htknoten mehr oder minder Charakteristisch sind die Blüthenstände. Die aus- +5®, G(8). Die gewöhnlich einem aufgesetzten oder Um den 4923 Angiospermen. nahmslos seitlichen Blüthen sitzen einzeln in den Achseln der an den Zweigenden sich zusammendrängenden Deckblätter, und bilden daher einfache Aehren. Sind die Blüthen nun voll entfaltet, so stehen die Staubblätter so dicht gedrängt rings um den Zweig, das der ganze Blüthenstand lebhaft an eine Cylinderbürste erinnert, — Später wächst nun der Gipfel wieder als blattbildender Spross weiter; es findet eine „Durehwachsung“ des Blüthenstandes statt, so dass die Früchte ringsum in der mittleren Region eines oben und unten be- blätterten Zweiges ansitzen. Melaleuca Leucadendron L. ist ein bis 27 m Höhe und bis 1,30 m Stammdieke erreichender Baum Hinterindiens, der malayischen Inseln und Australiens mit auffällig schwammiger, in dünnen Schichten abblätternder Rinde, schlanken, meist hängenden Zweigen und elliptischen bis lanzettlichen Blättern von zweierlei Gestalt. Breite, sehr starre Blätter von 4—8 em Länge wechseln mit schmalen, oft 12—16 em langen, eine Er scheinung, welche als Heterophyllie bezeichnet wird. Eine zweite Eigenthümlichkeit der an rundlichen Oeldrüsen reichen Blätter liegt darin, dass sie ihre Spreite nicht, wie üblich, horizontal stellen; sie bringen diese durch eine Drehung ihres stielartigen Grunde m verticale Richtung, sie gleichsam auf die Kante stellend. Statt Ober- und Unterseite zeigen die Blätter also rechte und linke Seite, und beide Seiten sind von gleichem Bau. In den 4—12 cm langen Aehren sind die aussen kahlen oder behaarten, bisweilen wollig filzigen Blüthen mit weissen Kronblättern und bald gelblichen, weiss lichen, rosa- bis purpurrothen, noch nicht 1 cm langen Staubblatt bündeln ausgestattet. Die Früchte sind etwa erbsengross. “ Die Pflanze tritt in sehr verschiedenen Formen (selbst a kleiner Strauch mit starren, aufrechten Zweigen) auf. Daher erklärt sich die grosse Zahl der Synonymen, Melaleuca minor Smith, HM viridiflora Gaertn., M. saligna Blume, M. Cunninghamü Schau, M. Cajeputi Roxburgh etc. a Die Blätter der auf den malayischen Inseln heimischen, sonst i als M. minor Sm. bezeichneten Form (mit fast kugeligen Aehren und seidig oder zottig behaarten Blüthen) geben mit Wasser dest lirt das ätherische, dünnflüssige, grünliche Oleum Cajeputi Ph G. II. 192, welches gewöhnlich Spuren von Kupfer aus den Der lationsgefässen enthält. Es wird innerlich und äusserlich (meist I Tropfen) angewandt. 3. Punieca Granatum L. _ Die monotypische, die Unterfamilie der Granateae vertretend® Gattung Punica ist durch einen höchst auffälligen F ruchtbeS = ausgezeichnet. Die ansehnlichen, einzeln endständigen oder (wie © | Fig. 290) achselständigen Blüthen mit granatrothem, meist in Dieotyledonen. 493 Kelchzipfel ausgehendem Receptaeulum und meist 6, in der Knospen- lage geknitterten, sehr hinfälligen, scharlachrothen Kronblättern führen zahlreiche, auf dem nach dem Blüthencentrum hin abschüs- sigen Kelchrande eingefügte Staubblätter mit breit-ovalen, schaukeln- den Beuteln auf den nach innen zu kürzer werdenden Fäden. Der vollkommen unterständige Fruchtknoten zeigtgewöhnlichzweiKreise von Fächern, einen äusseren, epipetalen und einen inneren mit 3 Fächern. Auf dem Längsschnitt bilden die äusseren Fächer eine höhere Etage mit den Samenleisten an der Aus- senwand, die inneren eine tiefere Etage mit den 9a- menleisten im Innenwinkel. In besonders kräftigen Blüthen (sie kommen bis 8-zählig vor) findet man wohl auch drei Kreise von Fruchtblättern, gewöhnlich einen epipetalen, einen damit alter- nirenden und endlich einen dreizähligen Kreis. Die typische Blüthen- formel ist demnach: K6,C6,A@, G6+3 resp. 6+6+3. Im Centrum der Blüthe erhebt sich auf verdickter Basis der faden- förmige, einfache, mit knopfiger Narbe endende Griffel. Die Frucht, der Granatapfel, ist eine faustgrosse, vom bleibenden Kelch gekrönte Beere mit dicker, lederiger, grünlich-, gelblich- oder blutrother Schale und häutigen Scheide- wänden. Ihre zahlreichen, un- regelmässig-kantigen Samen führen eine innen holzige, aussen in dickes, durchsichtig saftiges, rosenrothes Fleisch übergehende Schale und einen Keimling mit breiten, spira- lig umeinandergerollten, am Grunde geöhrten Cotyledonen, Punica Granatum L., Fig. 290, ist ein im Orient heimischer, in allen wärmeren Ländern eultivirter Strauch oder kleiner Baum mit un- regelmässig verzweigtemStam- me und gegenständigen, an den Kurztrieben gebüschel- ten, sehr kurz gestielten Blättern. Die fiedernervigen, län förmigen, ganzrandigen Spreiten keine Oeldrüsen. Fig. 290. Punica Granatum. (Nach Baillon.) glich-lanzettlichen bis verkehrt-ei- sind schwach lederig und führen ET Angiospermen. Offieinell ist die Rinde des Stammes, der Aeste und der Wurzeln als Cortex Granati Ph. G. II. 67. Ihre Abkochung ist ein bekanntes Bandwurmmittel. Ehedem war nur die Wurzelrinde als Cortex Granati radieis offieinell, und ist noch jetzt die Be- zeichnung „Granatwurzelrinde* für Cortex Granati üblich. Rosiflorae. Die Rosifloren sind typisch polyandrische Calyeiflo- ren, bei welchen die Polyandrie fast ausnahmslos mit einer Ver- mehrung der Staubblattkreise verknüpft ist. Auch im Gynaeceum waltet die Tendenz zu vielgliederiger, ap _ karper Ausbildung, die in den extremen Fällen zu einer Pop karpie führt, wie wir sie bei den Ranunculaceen bereits kenn gelernt haben. Wo mehrere Fruchtblätter vorhanden sind, bleiben die Griffel (im Gegensatz zu den Myrtifloren) stets getrennt. Die nach dem Bau der Carpelle früher unterschiedenen Familien hat man jetzt zu einer einzigen vereinigt als Rosaceae. Die mannichfaltigen Blüthenformen der Rosaceen können m als Abwandlungen eines Typus ansehen, der sich am deutlichsten im Bau der wildwachsenden (nicht gefüllten) Rosen ausprägt. Wir finden hier exquisit perigyne Blüthen, bei welchen ein nor mal orientirter Kelch, eine damit alternirende dachige Krone ın zahlreiche, normal gebaute Staubblätter (mit zweifächerigen, introrsen Antheren) dem Rande einer glockenförmigen Röhre, eines „Recepta” culums“, wie in Fig. 21b, aufgewachsen sind. Im Grunde desselben, theils auch höher hinauf an der Innenwand sitzen zahlreiche, völlig freie Fruchtblätter, jedes mit einer einzigen hängenden Samenan to im Fruchtknotentheil und oberwärts in einen einfachen, Griffel ausgezogen. Von den Fruchtblättern ist dasjenige das ent wiekelungsgeschichtlich jüngste, welches dem Centrum des Blüthen“ i bodens am nächsten sitzt, denn hier ist der Scheitel der mit der Blüthe abschliessenden Axe zu suchen. Je weiter die F ruchtblätter . von diesem entfernt sind, um so älter sind sie. Die Abweichungen von diesem T'ypus ergeben sich einerseits aus der Verminderung © Zahl der Fruchtblätter, andererseits aus der Verminderung und r e schiedenen Anordnung der Staubblätter. Sehen wir von einigen _ ganz ausnahmsweisen Vorkommnissen ab, so finden wir im MT sten Fall das Androeceum aus nur 5 bald epipetalen, bald 7 palen, einem einzigen Kreis angehörigen Staubblättern gebildet. - = Blüthe von Quillaja, Fig. 291, begegnen uns wie bei der nom Dieotylenblüthe 5 episepale und 5 epipetale Stamina. Dieotyledonen. 435 aber bilden den äusseren Kreis 10 paarweis vor den Kronblättern (bisweilen auch vor den Kelchblättern) genäherte Staubblätter; ihnen folgt ein Kreis aus 5 epipetalen Staubblättern, an welchen sich dann regelmässig alternirende weitere Kreise anschliessen können. Bis- weilen sind aber auch der zweite, selbst der dritte und die folgenden Kreise 10-gliederig, und dadurch ergiebt sich dann für das Androe- 4 £ ar r ceum die wechselnde Formel A 5 B a A een ige oder 5+ 5, resp. 10 +5, 10 +5 +5,10 +5+5-+5,... resp. 10+10+ 10 bis 10+10+-10 +10+10; mithin schwankt die Zahl der Staubblätter zwischen 5 bis 50. Da nun aber in den höheren Kreisen häufig Unter- drückung einzelner Glieder, in anderen Fällen aber auch weitere Vermehrung der Kreise statt hat, so wird die Zahl eine vielfach schwankende, und wir setzen deshalb das allgemeine Zeichen A ©; halten aber dabei fest, dass das Androeceum stets aus eykli- schem Grundplane hervorgeht. Im Gynaeeceum begegnen wir analogen Schwankungen. Im einfachsten Falle finden wir wie in Fig. 292 ein einziges, median oder schief gestelltes Frucht- blatt im Centrum des Blü-' thenbodens.. Wo zwei Car- pelle vorkommen (wie bei Hagenia), stehen sie aus- nahmslos median, drei sind nach #, vier im rechtwink- ligen Kreuz geordnet, wäh- rend fünf (wie bei Aepfeln und Birnen) über den Kelch- blättern stehen. Drängen Fig. 292. Blüthe von Prunus Amygdalus. sich mehr als fünf Frucht- (Nach Baillon.) blätter (wie bei Rosen, Erd- ; i x beeren, Himbeeren ete.) zusammen, so bilden sie 5-zählige über ein- ander stehende Quirle oder ihre Stellung lässt sich nicht mehr mit Sicherheit eruiren. Bleiben nun auch die Carpelle gewöhnlich völlig frei, so kommt doch auch theilweise oder völlige Verwachsung ihrer Fruchtknotentheile vor, und für die Unterfamilie der Pomeae ist di karpen Fruchtblätter mit dem Recepta- ee ee hier allen Stufen zwischen eulu istisch. begegnet ın charakteristisch. Man begegn der äusseren Blüthen- rein perigyner und rein epigyner Insertion kreise. Will man nun für alle diese Fälle eine umfassende Blüthen- formel bilden, so wird man in 426 Angiospermen. K5,C5,Ao,Gw den allgemeinen Typus erblicken. a Schwankend wie der Aufbau der Blüthen ist auch die Frucht | der in mehr als 1000 Arten bekannten Rosaceen. Neben Kräutem (wie den Erdbeerpflanzen) finden wir Sträucher (wie Rosen und Himbeeren) und Bäume (unsere bekanntesten Obstbäume) meist mit wechselständigen, einfachen oder zusammengesetzten, meist gesägten Blättern und sehr verschiedenartigen Früchten. Die Betrachtung der Unterfamilien mag mit der Besprechung der pharmaceutisch nutzbaren Arten verknüpft werden. Als solche merken wir: I. Pomeae. Mit aus unterständigem Fruchtknoten hervor- gehenden Apfelfrüchten. Hierher unsere Apfel- und Birn- bäume. 1. Cydonia vulgaris Willd. Die Gattung Cydonia gehört wegen ihrer Früchte in die Unterfamilie der Pomeae. In derselben findet man alle Genera vereinigt, bei welchen die Fruchtblätter unter sich und mit dem Receptaculum verwachsen, also nach dem in Fig. 21e gegebenn Schema einen unterständigen, meist 5-fächerigen Fruchtknoten bilden. : Dieser bildet sich zu einer mehr oder minder fleischigen, niemals aber schleimig- oder wässerig-saftigen Beere aus, die man ge wöhnlich als Apfelfrucht bezeichnet. Aepfel und Birnen sind die typischen Formen derselben. Hier grenzen sich die Fruchtfächer durch pergamentartige Wände gegen das verhältnissmässig feste, est sehr spät breiig werdende Fruchtfleisch ab. 2 Cydonia zeichnet sich durch grosse, einzeln achsel- oder end- ständige, seltener zu armblüthigen Ständen vereinte Blüthen aus Dem bleibenden, bei der Fruchtreife laubblattartig wer a denden Kelche folgt die gedrehte Krone und ein 20- und mehr . gliederiges Androeceum. Die Früchte gleichen unseren Aepfeln und . Birnen, unterscheiden sich aber, abgesehen von dem laubigen, ihnen n aufsitzenden Kelch dadurch, dass in jedem Fache des pergament artigen Kernhauses viele, aus 2-reihig geordneten, aufsteigenden Samenanlagen hervorgehende Samen sitzen, deren Schale ihre Ober haut mit Wasser zu einem zühen Schleime aufquellen lässt, i Oydonia vulgaris Willd., die im Orient und Südeuropa heimische, : bei uns in Gärten eultivirte Quitte, ist ein Strauch oder kleiner Baum mit kurzgestielten, eiförmigen, ganzrandigen, unters ee sraufilzigen Blättern und drüsig-gesägten, rundlichen bis lanzeit- lichen Nebenblättern. Aus den grossen endständigen, wie die jungen Zweige aussen zottig behaarten Blüthen mit röthlichweisser Krone entwickeln. sich grosse, gelbe oder grünliche, spinnwebig-hl218® Früchte mit 6—20 matt rothbraunen, spitz eiförmigen oder ken _ gegenseitig kantig drückenden, bis 1 cm langen Samen in jede Dieotyledonen. 497 Fach. Nach der Form der Früchte unterscheidet man die Apfel- quitte, var. maliformis Mill., mit beiderseits genabelten Früchten, die Birnquitte, var. oblonga Mill., mit birnförmigen Früchten, und die portugiesische Quitte, var. lusitanica Mill., mit eben- solehen, aber gerippten Früchten. Die Samen werden als Semen Cydoniae, Quittenkörner, geführt. Sie liefern Mueilago Cydoniae, Quittenschleim. II. Roseae. Mit krugförmigem, fleischig werdendem Recepta- culum. Hagebuttenfrüchte. 2. Rosa Tournefort. Die Unterfamilie der Roseae wird nur von der mit zahlreichen Arten vertretenen Gattung Rosa gebildet. Die Blüthen sind hier ausgesprochen perigyn. Das Receptaculum tritt schon an den Rosen- knospen deutlich als ein von den fünf Kelchzipfeln gekrönter, am Schlunde verengter Becher hervor. Die Kelchzipfel decken normal quineuneial. Gewöhnlich sind sie stark laubig entwickelt und zwar so, dass Blatt 1 und 2 deutlich gefiedert sind, während Blatt 3 nur auf der in der Knospenlage nicht gedeckten Seite schmale Fieder- chen trägt. Blatt 4 und 5 sind nie gefiedert. Die grossen, meist hellrothen (rosafarbenen) Kronblätter decken in gleichem Sinne wie die Kelehzipfel quineuneial. Die zahlreichen, in der Knospe nach innen gekrümmten Staubblätter neigen zu petaloider Aus- bildung hin, eine Eigenschaft, welche die „gefüllten“ Rosen zu den beliebtesten Blumen gemacht hat. Die vielen im Innern des Receptaculums frei neben einander stehenden Frucht- blätter bestehen je aus einem eineiigen Fruchtknoten mit langem, fädigem Griffel. Sie werden zu einsamigen, vom Griffel geschwänzten Nussfrüchten ‚ welche von dem zur Reifezeit mennigrothen, flei - sehigen Receptaculum umschlossen die Hagebutte bilden. Diese Früchte sind für die Roseae charakteristisch. Die Laubblätter aller Rosen sind unpaarig gefiedert mit rundlichen oder eiförmigen, ge sägten Blättchen. Die Nebenblätter verwachsen mit dem Blattstiele zu einer meist flachen Scheide. Die Stämme sind meist mit zurück- gekrümmten Stacheln (Dornen) besetzt, welehe weder Blättern (wie us) entsprechen, bei Euphorbien) noch Zweigen (wie bei Rhamn sondern Haargebilde der Stammoberfläche sind. dass 1. Rosa gallica L., die Essigrose, ist eine der in vielen Formen eultivirten Arten. Sie bildet meist niedrige, bis 1,5 m hohe, viele Schösslinge treibende Stöcke mit theils geraden, borstenförmigen, theils schwach sichelförmigen Stacheln und zahlreichen Drüsenhaaren. Die Blätter führen 5 ziemlich grosse, etwas lederige, oberseits rn, unterseits blaugrüne, behaarte Blättehen. Die grossen Blüt m tragen Drüsenborsten auf den Stielen und dem Receptaculum. e satt purpurrothen Kronblätter breiten sich auch bei den ge- _ mit gefingerten oder unpaarig gefiederten Blättern und meist gol nn zipfel an, zwischen welche sich schmale, einen Neben - oder AusseN” 428 Angiospermen. füllten Formen aus. Die fast kugeligen, dunkel scharlachrothen Hage- butten sind anfangs vom zurückgeschlagenen Kelch gekrönt, desse Zipfel zuletzt abfallen. Die in Mitteleuropa an Weg- und Wald- rändern im Mai und Juni blühende Pflanze wird in vielen Formen in Gärten gezüchtet. 2. Rosa centifolia L., die Oentifolie, ist ein bis 3 m hoher Strauch mit grossen, stark gekrümmten, derben Stacheln und nicken- den, meist rosafarbenen, stets gefüllten Blüthen, deren Kron- blätter dicht zusammenschliessen. Die Hagebutten sind eiförmig. Im Orient heimisch, wird sie bei uns in vielen Formen eultivirt, Eine der bekanntesten Culturformen ist die Moosrose. 3. Rosa damascena Mill., die Damascener oder Monatsrose, trägt nur einerlei und zwar starke, sichelförmige, meist rothe Stacheln. Sie soll aus Syrien stammen, wo sie aber noch nicht wild gefunden wurde. Von ihr stammen viele unserer Edelrosen. Die blassrosa, stets econcaven Kronblätter der Centifolie sind offieinell als Flores Rosae Ph. G. I. 110. Richtiger ist die seltener übliche Bezeichnung Petala Rosae. Sie sind Volksarznei- mittel, dienen auch gepulvert als Streupulver. Mel rosatum Ph. G. DO. 178, Rosenhonig, ist das einzige vorgeschriebene Präparat derselben. Die dunkelrothen, flachen Kronblätter der Essigrose werden als Petala Rosae rubrae s. Flores Rosae rubra®, die der Monatsrose als Petala Rosae Damascenae s. Flores Rosae Damascenae unterschieden. Die letzteren dienen fast aus“ schliesslich im Orient zur Gewinnung des Rosenöls, Oleum Rosa® Ph. G. II. 202. Es dient nur zur Parfümerie und zur Bereitung von Aqua Rosae Ph, 6. II. 34. II. Potentilleae. Receptaculum flach und niemals flei- schig. Die zahlreichen Früchte bilden an der verlängerten Blüthenaxe ein oberständiges Köpfchen. Hierher Erd- beere und Himbeere. 3. Potentilla Tormentilla Schrank. a Die Gattung Potentilla umfasst Kräuter und Halbsträueher e gelben, seltener weissen Blüthen, welche im Aufbau wesentlich mit denen der Erdbeerpflanzen übereinstimmen. Dem Rande des En 2 beckenförmigen Receptaculums sitzen die meist bleibenden Kelch“ keleh bildende Blättchen einschieben. Dieselben en tspreehen : Nebenblätte rn der Kelchblätter. Da sich nun in der Lück zwischen je zwei Kelchblättern das rechte Nebenblatt des einen das linke des anderen begegnen, so verwachsen diese meist ZU eine Blättchen des Nebenkelches, das aber häufig mit zwei Spitzen und dadurch seine Entstehung aus zwei Blättchen erkennen 3 Dieotyledonen. 429 Solche Nebenkelche zeigen auch die Erdbeerblüthen. Den abfallen- den, rundlichen oder verkehrt herzförmigen Kronblättern folgen das hochgradig polyandrische Androeceum und das polykarpe Gynaeceum. Letzteres besteht aus sehr winzigen, mit fast endständigem, abfallen- dem Griffel ausgestatteten, eineiigen Fruchtblättern, welche zu ein- samigen Nüsschen werden. Diese Nüsschen sitzen köpfehen- artig auf der trockenen, nicht wie bei der Erdbeere fleischig werdenden Blüthenaxe und werden von dem eben- falls trocken bleibenden Receptaculum und den Kelchzipfeln umhüillt. Potentilla Tormentilla Schrank ist eine der leicht kenntlichen Arten. Das schief indem Boden steekende, mit dünnen Faserwurzeln besetzte Rhizom ist 2—7 em lang, bis 2 cm dick, einfach oder wenig verästelt, walzlich, gekrümmt oder gerade, bisweilen knollig, aussen braunroth, innen meist blutroth. Die dünnen, kurzhaarigen, nur ober- wärts verzweigten, bis 30 cm langen Stengel steigen aus nieder- liegendem, aber nicht wurzelndem Grunde auf und tragen aus- schliesslich sitzende und dreizählige Blätter mit keil- förmig-länglichen, vorn eingeschnitten gesägten, unterseits angedrückt behaarten Blättchen und grossen, laubigen, fingerförmig 3—5- spaltigen Nebenblättern. Die aus den Rhizomköpfen her- "vorsprossenden, grundständigen Blätter sind dagegen langgestielt, doch meist wie die Stengelblätter dreizählig. Die einzeln auf langem, zartem Stiele sitzenden Blüthen sind fast stets vierzählig, von kaum 1 em Durchmesser. Die verkehrt-eiförmigen Kronblätter sind rein gelb, am Grunde fast orange. Sie überragen, flach ausgebreitet, nur wenig die zugespitzten, grünen Kelehblätter und die eben so langen Blättchen des Nebenkelches. Das Androeceum besteht meist aus 16 Staubblättern. Die Früchtehen sind kahl. Die bei uns auf feuchtem Waldboden und Wiesen nicht seltene, im Juni und August blühende Pflanze findet sich mit Ausnahme der südlichsten Gebiete in ganz Europa. : Synonyme sind Potentilla silvestris Necker und Tormentilla erecia L. Der an Gerbsäure reiche, im Frühjahre vor dem Blattaustriebe gesammelte und getrocknete Wurzelstock ist als Rhi zoma Tormen- tillae Ph. G. II. 229 s. Radix tormentillae ibid. 339, Tor- mentill-, Ruhr- oder Blutwurzel offieinell. Er ist fast nur noch zes verkaufsartikel (ein Hausmittel gegen Durchfall und Ruhr). Fein gepulvert wird er in der Veterinärpraxis mehrfach verwendet (gegen Blutharnen der Rinder, ete.). 4. Rubus Idaeus L. Unter den Potentilleen ist die Gattung Rubus durch auffällige Merkmale ausgezeichnet. Den nach der Formel K 5, € 5, A »,G rg gebauten Blüthen fehlt der Neben kelch, und die zahlreichen, mit fadenförmigem Griffel endenden Fruchtblätter sitzen dicht- a : 430 Angiospermen. gedrängt auf der im Grunde des Kelchbechers sich kegelig frei er- hebenden, meistschwammig werdenden Blüthenaxe, Jeder Fruchtknoten enthält zwei neben einander angeheftete („collaterale*), fast hängende Samenanlagen, von welchen stets nur eine zum Samen heranreift. Jeder Fruchtknoten wird dabei zu einer wenige mm grossen Steinfrucht, die man treffend mit einer winzigen Kirsche ver- gleichen darf. Da nun viele solcher Steinfrüchte aus je einer Blüthe hervorgehen und der kegeligen, schwammigen Axe des Gynaeceums ansitzen, so erscheinen sie in ihrer Gesammtheit als eine einzige, saftige Frucht, die als Brombeere resp. Himbeere bezeichnet wird. Brombeeren und Himbeeren sind also keine Beeren, sondern Gruppen von dicht gedrängt an gemeinsamer Axe sitzenden, saftigen, einsamigen Steinfrüchten, welche aus einem polykarpen Gynaeceum hervorgehen. Die meisten Rubus-Arten sind ausdauernde Gewächse mit reben- artigen, stacheligen Schösslingen, wechselständigen, _dreizähligen oder unpaarig gefiederten Blättern und mittelgrossen, weissen oder rosarothen, gewöhnlich achselständige Rispen bildenden Blüthen. Die Umgrenzung der Arten ist wegen der grossen Zahl der bekannten Bastarde eine unsichere und schwierige. Rubüs Idaeus L., die Himbeere, ist eine mit holzigem Rhi- zome ausdauernde Art. Die oberirdischen, fastaufrechten Schösslinge sind zwe ijährig. Im ersten Jahre sind sie un verzweigt und tragen nur Laubblätter an dem krautigen, stielrunden, grauweiss bereiften, unterwärts stets stachelborstigen Stamme. Im zweiten Jahre verholzt dieser, wird braunrindig und treibt nur kurze, beblätterte Triebe, welche ausser der endständigen Blüthenrispe noch achselständige, wenigblüthige, schlaf überneigende, feinbehaarte und stachelborstige Rispen tragen. Jede Blüthe zeigt fünf lang zugespitzte, . beiderseits feinbehaarte, an der reifen Frucht zurückgeschlagene Kelch zipfel, fünf weisse, aufrechte, schmal-verkehrt-eiförmige Kronblätter und viele gleichlange, sich fast zueinem Kreise zusammendrängende = Staubblätter. Die ku rz-sammethaarigen, rothen Stel früchtcehen haften so an einander, dass sie sich bei völliger Reife leicht von dem weissen, schwammigel, nicht essbaren, vom bleibenden Kelch gestützten Fruchtboden als Ganzes ablösen lassen. . Diese Stein“ früchtehen bilden den essbaren Theil der Himbeere !). Fe Die Blätter sind unpaarig gefiedert mit 3—7 Blättcehen, von denen : die seitlichen ungestielt dem fein behaarten, unterseits meist dormigeh, gemeinsamen Blattstiele ansitzen. Jedes Blättchen ist eiförmig, SP» essbare Theil der Frucht, während die sehr kleinen, auf seiner 0) zerstreut sitzenden, aus den Fruchtknoten hervo harten Ä rgehenden, dem ainbaren Theile der Himbeere entsprechen. Dicotyledonen. 431 ungleich gesägt und unterseits weissfilzig. Die pfriemlichen Nebenblätter verwachsen (wie bei den Rosen) mit dem Blattstielgrunde. Wegen der wohlschmeckenden und wohlriechenden Früchte wird der in schattigen Wäldern und Gebüschen durch ganz Europa heimische, im Mai und Juni blühende Strauch überall in Gärten eultivirt. Die frischen Himbeeren, Frucetus Rubi Idaei s. Baccae Rubi Idaei, liefern durch Pressen den Sueeus Rubi Idaei, Himbeer- saft, weleher mit Zucker versetzt den als Geschmackscorrigens be- liebten Syrupus Rubi Idaei Ph. G. II. 263 bildet. IV. Poterieae. Das krugförmige, zuletzt erhärtende Re- ceptaculum umschliesstnur wenige(l —4) einsamige Nüsschen. 5. Hagenia abyssinieca Willd. Die monotypische Gattung Hag enia ist wie die Mehrzahl der Poterieen dureh aktinomorphe, polygam-dioeeische, 4- und 5- zählig vorkommende Blü- then mit Deck- und Vor- blätternausgezeichnet. Als Gattungsmerkmale gelten 1) das Vorhandensein eines nach der Blüthezeit sich vergrössernden Ne- benkelches, 2) klappige Knospenlage der Kelch- blätterund 3) Ausbildung von nur zwei medianen Fruchtblättern mit end- ständigem Griffel und scheibenförmiger Narbe. Hagenia abyssinica Willd. ist ein bis 20 m hoher Baum der höheren Gebirge Abyssiniens mit von Blattnarben geringel- ten, in der Jugend hell gelbbraun behaartenZwei- gen und wechselständigen, ziemlich dicht stehenden, etwa handlangen, un- I, paarig-gefiederten Blät- Er tern. Die grossen, häu- tigen Nebenblätter ver- wachsen mit dem Blatt- i ; stiele zu einer langen, bis nahe an das unterste Fiederpaar en den, mit ihrem Grunde den Zweig völlig umfassenden Scheide. Dieser Fig. 293. Hagenia abyssiniea. (Nach Baillon.) des Nebenkelches anfänglich völlig denen des tellerförmig sich aus“ 432 Angiospermen. folgen 4—7 Paare länglicher, spitzer, am Grunde schief herzförmiger, sitzender Fiedern. Das Endblättchen ist gleichhälftig, am Grunde abgerundet. Alle Fiederblättchen sind scharf gesägt, am Rande zottig & seidenhaarig gewimpert und beiderseits mit vielen kleinen, gelblichen Drüsen besetzt. Die anfänglich dichte Behaarung verliert sich auf der Blattoberseite meist gänzlich. Beachtenswerth ist die Bildung kleiner, etwa 1 em lang werdender, rundlicher, ganzrandiger oder kerbig gesägter Blättchen, welche sich zwischen die seitlichen Fiedern als Zwischenfiedern einschalten und das Blatt zu einem „unter- brochen* gefiederten machen. Die Blüthen bilden grosse (bis 30 em lange), reichblüthige Rispen, deren unterste Aeste oft von kleinen gefiederten oder einfachen, nur mit dem Endblättehen versehenen Hochblättern gestützt sind. Die höheren Verzweigungen geschehen aus den Achseln ellipsoidischer _ oder rundlicher, den Nebenblattscheiden entsprechender Blätter. Den 7—8 mm Durchmesser haltenden Blüthen (Fig. 294) gehen zwei grosse, rundliche, netzaderige Vorblätter voraus. Inden männlie hen Blüthen Fig. 294. Polygam-dioeeische Blüthen von Hagenia abyssinica nach Abfall der kleinen, hinfälligen Kronblätter. Links eine männlich functionirende, 5-zählige Blüthe mit grossen Kelchblättern, welche den Nebenkelch verdecken. WET eine weiblich funetionirende, 4-zählige Blüthe mit vergrössertem Nebenkelch, welchem die mit ihm alternirenden normalen Kelehblätter aufliegen. (Nach Baillon.) folgen diesen die lanzettlichen, grünlichen Blätter des Nebenkelches _ welche von den viel grösseren, ovalen, netzaderigen, grünlichen, zul zurückgeschlagenen Kelchblättern überdeckt werden. Den weissen, schmal lanzettlichen, hinfälligen Kronblättern schliessen sich meist 20 normal gebaute Staubblätter an, ‚innerhalb welcher sich der Bam des aussen zottigen Receptaculums als lappig gekerbter Saum (als R eine Art Discus) erhebt, Die beiden Fruchtblätter bleiben rudimentär- In den weiblichen Blüthen gleichen die ovalen, netzaderigen Blätter breitenden normalen Kelches, vergrössern sich aber na® u = Blüthe bis auf das Dreifache (Fig. 294) und werden Bi Ppurpurfarbig. Den hinfälligen, weissen Kronblättern folgen nu dimentäre Staubblätter mit unfruchtbaren Beuteln und zwei KPD entwickelte Fruchtblätter. Jeder Fruchtknoten führt eine hänge” Samenanlage, doch bildet sich meist nur eine zur einsamigen, "2 Dicotyledonen. 433 Griffelrest geschnäbelten, eiförmigen Nuss aus. Der Same enthält einen fleischigen Keimling, aber kein Nährgewebe. Synonym zu Hagenia ist Brayera anthelminthica Kunth. Die nach der Blüthezeit eingesammelten weiblichen, durch die Rothfärbung der Kelche kenntlichen Rispen liefern die als Band- wurmmittel geschätzten Flores Koso Ph. G. I. 109 s. Flores Kosso v. Fl. brayerae anthelminthicae ibid. 334. V. Spiraeeae. Das trockene Receptaculum umschliesst meist fünf freie, oberständige, stets zu mehrsamigen Balg- früchten werdende Fruchtblätter. 6. Quillaja Saponaria Molini. Die Gattung Quillaja umfasst wenige südamerikanische Baum- arten mit immergrünen, diek-lederigen Blättern. Die zu armblüthigen, end- und achselständigen Doldentrauben vereinten Blüthen entsprechen der Formel K 5, C5, A5 +5,65. Sie führen keinen Nebenkelch. Kelch und Krone sind klappig. Im Androeceum sind die episepalen Staubblätter in auffälliger Weise den Spitzen einer 5-lappigen Scheibe eingefügt. (Vgl. Fig. 291.) Die fünf fast völlig freien Fruchtblätter werden zu vielsamigen an der Bauch- und Rückennath aufspringenden Früchten. = Quillaja Saponaria Mol., ein Baum Chiles und Perus, zeichnet er sich durch seine an Saponin ausserordentlich reiche Rinde — < a Dieselbe wird als Cortex Quillaja, Quillaja-, Panama- oder Seifen rinde geführt, ist aber nicht offieinell. Vgl. hierzu S. 290. VI. Pruneae. Im Grunde des Receptaculums sitzt nur ein einziges, oberständiges Fruchtblatt, aus welchem eine einsamige Steinfrucht hervorgeht. Hierher die Kirsche und Pflaume. 7. Prunus Tournef. Die unter den Pruneen allein beachtenswerthe, mit etwa 80 Arten den gemässigten Klimaten der nördlichen Erdhälfte angehörige Gattung Prunus umfasst Bäume und Sträucher mit einfachen, gesägten, sommer- oder immergrünen Blättern und hinfälligen Nebenblättern. Die oft vor dem Laubausbruch erscheinenden Blüthen bilden mehr oder minder reichblüthige Trauben oder Dolden an den Spitzen zer ' kurzer Seitentriebe. Den typischen Bau der stets Sera x geschlechtigen Blüthen veranschaulicht Fig. 292. Auf a - e des krugförmigen, innen im Grunde ringsum drüsigen Receptaculums sind die in der Knospe dachigen Kelchblätter und die meist ausehn- liehen, weissen oder rosarothen, hinfälligen IN aa ie normal gebaute Staubblätter eingefügt. Die letzteren we en > je lich drei Kreise nach dem Schema 1045 +5 resp. I oder 104 10-10. Das im Grunde der Blüthe stehende Fruc 28 Müller, Medicinalflora. 434 Angiospermen. blatt, mit endständigem Griffel und meist erweiterter Narbe, wendet seine Bauchnath median oder schräg nach hinten. An dieser Nath sitzen zwei hängende, eollaterale Samenanlagen (vgl. Rubus), von welchen gewöhnlich nur eine zum Samen mit häutiger Schale und fleischigem, geradem Keimling obne Nährgewebe heranwächst. Die Fruchtknotenwand bildet ihre innere Partie stets zu einem festen Steinkerne aus, in welchem der Same ruht. Das Mesokarp wird gewöhnlich saftig fleischig und macht viele Früchte zu beliebten Obstsorten. Bei den Pfirsichen ist das Fruchtfleisch meist mehlig, bei den Aprikosen und Pflaumen ist es meist derb, bei den Kirschen pflegt es am saftigsten zu sein. Anden Steinfrüchten ist keine Spur des nach der Blüthe abfallenden Recep* taculums mehr zu erkennen. Hierdurch unterscheiden sich die Pruneen von allen übrigen Rosaceen, bei denen ja das Receptaculum gewöhnlich an der Fruchtbildung theilnimmt. Man betrachtete des- halb früher die Pruneen als eine besondere Familie der Drupacea® (von drupa, Steinfrucht, abgeleitet). Prunus Amygdalus Baill., der Mandelbaum, ist ein 5—6 m hoher, von Persien bis nach Kleinasien und Syrien, sowie in den östlichen Mittelmeerländern heimischer, in Südeuropa und Nordafrika viel eul- tivirter Baum, der wegen seiner grossen, im März und April vor dem ‚ Laubausbruch erscheinenden Blüthen auch bei uns in Gärten an gepflanzt wird. Die Blüthen sitzen auf sehr kurzem Stiele einzeln oder zu zweien neben einander. Charak teristisch ist der zottig behaarte Fruchtknoten. Aus ihm entwickelt sich eine saftlose,sammethaarige, grünliche, längs einer seitlichen Furche, der Bauchnath, bersten’ de Steinfrucht (Fig. 295). Der ziem- lich flache Stein ist hart, furehig runzelig und tief grubig punktirt. Bei der als = Knack- oder Krachmandel bekannten Sn sag Per I Varietät ist er dünn und zerbrechlich. von Prunus Amygdalus innat. Er enthält meist nur einen eiförmigen, N Gr; ersteres im Längsschnitt, bis 5 die Mand el) 2 um die hängende Samenanlage em langen Samen ( . zu zeigen. mit längsrunzeliger, lederig-häutiger, - - zimmtbraunen, blasenförmigen Haaren - 2 bestäubt erscheinender Schale, welche sich nach dem Ueberbrüben der Mandel leicht entfernen lässt. Der so erhaltene Mandelkem besteht nur aus dem fleischigen Keimling (Fig. 296), dessen Haupt masse die glatten, flach auf einander liegenden Keimblätter (k) aus machen. Am spitzen Ende ragt das Keimwürzelchen (e resp- MS: frei hervor, während die kleine Stammknospe (9) zwischen den beiden Keimblättern Schutz findet. Dieotyledonen. 435 Die Laubblätter tragen die lanzettliche, spitze, drüsig-gesägte a Spreite auf mit Drüsen besetztem oder drüsenlosem Stiele. Als Varie- täten unterscheidet man: var. duleis DC., mit süsslich schmecken- dem Keimling (Süsse Mandeln). Die Blattstiele mit Drüsen. var. fragilis DC., mit zerbrechlicher Steinschale und süsser Mandel (Knack- mandeln). var. amara DC., mit bitter schmecken- dem Keimling (Bittere Mandeln). Die Blattstiele drüsenlos. Fig. 296. Von der Samen- Synonym ist Amygdalus communis L. Aus De ra Officinell sind die bitteren Mandeln Keimling: kesiuntoiden Kama: als Amygdalae amarae Ph. G. I. 25 blkkien., e a s. Semen amygdali amarum ibid. Beleeriing übe Ach Tora 9% 340, die süssen als Amygdalae dulces wandten Beinhleiien.de dan Ph. G. I. 26 s. Semen amygdali ausserder Keimwurzel 7 u dulce ibid. 340. Nur die bitteren Man- ei 2 Noch Ks ger deln enthalten das bei Gegenwart von Wasser in der Wärme in Bittermandelöl und Blausäure zer- fallende Amygdalin; sie dienen deshalb zur Darstellung des Blausäure enthaltenden Bittermandelwassers, Aqua Am ygdalarum ama- rarum Ph. G. II. 29, welches verdünnt als Kirsch- oder Mandel- wasser verabfolgt wird. Syrupus Amygdalarum Ph. 6. II. 255 s. Syr. emulsivus ibid. 341 ist ein Präparat aus bitteren und süssen Mandeln. Das nicht giftige Oleum Amygd alarum Ph. G.n. 191, Mandelöl, wird durch Auspressen der süssen und bitteren Mandeln gewonnen. Es ist ein fettes, nicht trocknendes, erst bei —20° fest werdendes Oel. Es ist in den Cotyledonen oder Mandeln fertig gebildet, während das äusserst giftige, nicht offieinelle Bitter- mandelöl, wie oben erwähnt, ein Zersetzungsproduct aus ..— Mandeln ist. Ol. Amygadal. bildet einen Bestandtheil von Un- guentum leniens Ph. G. I. 298 und _ zur Herstellung der Emulsiones oleosae Ph. G. H. 79 verwendet. Prunus Cerasus L., die Sauerkirsche, ist ein kleiner, Ausläufer treibender Baum mit rostbraunen, hängenden Zweigen und etwas lederigen, kahlen, eiförmigen, zugespitzten, kerbig-gesägten Blättern. Die Blattstiele sind drüisenlos. Die ziemlich kleinen Blüthen mit weissen, rundlichen Kronblättern sitzen doldig gedrängt auf pein Stielen an kurzen, nur wenige Laubblätter erzeugenden at es Charakteristisch sind die nieht bereiften, niedergedrückt w ni Steinfrüchte, die meist schwarzrothen „Sauerkirschen . Sie enthalten einen fast kugelrunden, sehr harten, 8 hei en Wegen der Früchte wird der aus Vorder-Asien 2 stammende, im z 436 Angiospermen. April und Mai blühende Baum bei uns allerwärts gepflanzt. Die reifen, schwarzen Sauerkirschen liefern sammt den Kernen zerquetscht den Kirschsaft, welcher mit Zucker versetzt als Syrupus Cera- sorum Ph. 6. I. 257 offieinell ist. Die getrockneten Fruchtstiele, Peduneuli s. Stipites Cerasorum werden bisweilen als Blut- reinigungsthee verlangt. Das früher durch Destillation aus zerstampften Kirschkernen hergestellte Kirschwasser, Aqua Cerasorum, wird jetzt durch verdünntes Bittermandelöl ersetzt. Prunus Laurocerasus L., der Kirschlorbeer, ist ein bis 6 m hoher Strauch Thraciens, Kleinasiens, der Kaukasusländer und Nordpersiens, ‚der wegen seiner immergrünen, glänzend lederigen, ellip- tischen oder länglichen, entfernt gesäügten und kurzgestielten Blätter auch bei uns als Zierstrauch eultivirt wird. Die kleinen weissen _ Blüthen stehen in aufrechten, achselständigen Trauben. Die Früchte ähneln den bekannten schwarzen Herzkirschen. Die Blätter werden bei uns jetzt viel zu Kränzen an Stelle der ähnlichen Lorbeerblätter verarbeitet, Früher waren sie ofhieinell als Folia Laurocerasi. Das in ihnen enthaltene Laurocerasin zerfällt ähnlich wie das Amygdalin in Bittermandelöl und Blausäure. Statt des nicht mehr offieinellen Kirschlorbeerwassers, Aqua Lauroceras i, wird jetzt Aqua Amygdalarum amararum verabfolgt (vgl. Ph. G. II. 30). Leguminosae. Der unterscheidende Charakter der Leguminosen liegt allein in der schon mehrfach erwähnten Fruchtbildung. Die fast ausnahmslos zweigeschlechtigen Blüthen führen nur ein einziges, ober’ ständiges Fruchtblatt, welches zur Hülsenfrucht (zum „legumen“*) wird. Die Bildung dieser hat man sich so vorzustellen, wie es auf 8. 16 und durch Fig. 17 erläutert ist. Das Frucht blatt faltet sich längs seiner Mittelrippe, der Rückennath, 80, dass seine Ränder sich in der Medianebene hinten (gegen die Mutter axe zu) berühren und hier zur Bauchnath verwachsen, längs welcher Ex | die Samenanlagen meist in Mehrzahl und zweireihig angeheftet sind. Die Einfügung von Perianth und Androeceum schwankt zwischen _ Hypogynie und Perigynie. (Vgl. Fig. 21, a und b.) Zur Reihe 6° x . hören drei, durch Uebergangsformen verbundene Familien: Papilionaceae, Blüthen z ygomorph. Kronendeckung ab: ; steigend. = Caesalpiniaceae. Blüthen z ygomorph. Kronendeckung aU ir, . steigend, a Mimosaceae. Blüthen aktinomorph. Krone klappi& Dicotyledonen. 437 Papilionaceae. In den gewöhnlichen Papilionaceenblüthen findet man die im Diagramm Fig. 297 därgestellte Anordnung der Blüthenorgane. Dem Deckblatt und den beiden seitlichen (nicht immer entwickelten) Vor- blättern folgt ein 5-zähliger Kelch, dessen unpaares, genetisch erstes Blatt nach vorm, über das Deckblatt fällt, während das zweite und fünfte ein nach hinten gerichtetes Paar bilden. Diese von der normalen Kelehstellung der Dicotylen abweichende Orientirung wurde schon auf S. 247 als die Papi- lionaceenstellung bezeichnet. Während nun die freien Kelchzipfel sich gar nicht oder . wie in Fig. 297 aufsteigend decken, zeigen IN die 5 mit ihnen wechselnden Kronblätter Ä o))) stets absteigende Deckung. Das An- droeceum bilden 10 Staubgefässe (5 episepale I und 5 epipetale), die bald sämmtlich mit ihren NE Fäden zu einer Röhre, zu einer „monadel- phischen Phalanx“ verwachsen, bald derart zwei Gruppen bilden, dass das median hintere Staub- Fig. ron an blatt (Fig. 298, 4) frei bleibt, während die 9 'Nkehe, (Dieschrafirtge- übrigen Staubblätter eine hinten offene Röhre zeichneten Kelchblätter zeigen aufsteigende, die <> bilden. Zuletzt folgt das median nach vorm ET enabwechselnden as gerichtete Fruchtblatt frei im Grunde der Kronblätter absteigende Blüthe. Die Formel ist demnach K 5, C 5, Deckung.) Nach Eichler. A5+5,61. 4 Mit der charakteristischen Orientirung der Blüthen vereinigt sich die nicht minder auffällige Plastik derselben. Die Papiliona- ceenblüthe ist ausgesprochen median-zygomorph x 298, 1). Schon der Kelch ist durch ungleiche Grösse und et hohe Verwachsung seiner Glieder nach 3 zweili ppig, d. h. die zwei nach hinten (in der entfalteten Blüthe also nach oben) ge- wandten Kelchblätter stellen sich hoch hinauf verwachsen als a | lippe der Gruppe der drei nach vorn gerichteten, die Unt = Fe bildenden Kelchblätter gegenüber (Fig. 298, 2) Viel a > gr ist die Zygomorphie der Krone. Das unpaar® hintere (n i i int Entfaltung obere) Kronblatt pflegt das grösste zu sein. Es is symmetrisch entwickelt und endet mit breiter, oft er rückwärts gekrümmter Platte (v). Man bezeichnet — E Kron- (vexillum). Die von der Fahne umgriffenen ‚beiden seit ie ze. Se blätter sind einzeln unsymmetrisch, unter sich aber e. n pie gleich (a). Man bezeichnet sie als Flügel (alae). as = vorderen Kronblätter (c) schliesst, mi i i alb oder sich innig berührend, kahnförmig zusammen und wird desh als Schiffehen (carina) bezeichnet. In der Knospenlage liegt das. Schiffehen zwischen den beiden Flügeln. 438 Angiospermen. Der Form des Schiffehens entspricht dasseinen Hohlraum ausfüllende Androeceum (Fig. 298, 4). Die Staubfadenröhre ist längs der Median- ebene gefaltet und gleicht bei den mit 9-gliederiger Phalanx aus- gestatteten Formen einer hinten offenen Messerscheide, Die freien Staubfadentheile sind dann zumeist in der Medianebene rückwärts Fig. 298. Analyse einer Schmetterlingsblüthe (Erbsenblüthe). 1. Entfaltete Blüthe, nur Kelch und Krone dem Auge darbietend. 2. Kelch mit ungleichen Zipfeln (2-lippig). 3. Die 5 Kronblätter frei präparirt; v die Fahne, a die beiden Flügel, o die beiden, das Schiffchen bildenden Blätter. Die absteigende Deckung der Kronblätter siehe in 1. 4. Androeceum, aus einer 9-gliederigen Gruppe und einem freien Staubblatt; das bei » endigende Gynaeceum wird unterwärts von der einseitig offenen Staubfadenröhre umhüllt. 5. Das Gynaeceum aus nur einem Fruchtblatt gliedert sich in den langen Fruchtknoten, den knieförmig sich an- schliessenden Griffel und die seitliche (der Bauchnath des Fruchtblattes an- gehörige) Narbe (n). | gekrümmt und nehmen nach rückwärts an Länge ab. Auch der in der Staubfadenröhre liegende Fruchtknoten zeigt die Zygomorphie. In Richtung der Medianebene ist er gewöhnlich stark zusammengedrückt, die Rückennath ist meist anders gekrümmt als die Bauchnath, und der Griffel krümmt sich wie die Staubfäden median nach rückwärts und bildet seine Hinterseite verschieden von der Vorderseite aus (Fig. 298, 5). Die an der Bauchnath horizontal oder schwach auf- steigend oder schwach absteigend angehefteten Samenanlagen sind anatrop- oder campylotrop-epitrop gekrümmt. Sie reifen gewöhnlieh E . zu grossen, nährgewebelosen Samen mit lederiger oder knochenhartet Schale heran, welche einen grossen Keimling mit fleischigen Keim- Est . blättern (vgl. Fig. 3, 8. 6) umschliesst. Die Keimwurzel ist wie ba den pleurorhizen Cruciferen gekrümmt !), = Der Charakter der Perigynie tritt bei den Papilionaceenblüthen = sehn, oft bis zu völlig hypogyner Ausbildung zurück. 5 Er Von den etwa 3000 Arten mit sehr verschiedenem Wuchse sind na meisten einjährige oder ausdauernde Kräuter, die bald wie Klee ) Man versäume nicht, einige i nen typisch u ‚ einige in Wasser gequollene Erbsen und Bohne! als typische Papilionaceensamen zu vergleichen. Den essbaren Theil derselben ” ag e ;perm- ilden die mit Reservenährstoffen angefüllten Keimblätter, nicht Endosper- Dieotyledonen. 439 und Lupinen aufrecht, bald wie die meisten Wicken iiber den Boden hin wachsen; viele klettern wie die Erbse mit Hilfe von zu Ranken umgewandelten Blättern oder winden regelmässig wie die Bohne an Stützen in die Höhe. Auch Strauch- und Baumformen sind nicht selten. Am bekanntesten sind von letzteren die „falschen“ oder „Kugelacacien*“ (Robinia Pseud-Acacia). Die mit holzigen Stämmen kletternden Bauhinien der Tropen bilden einen Theil der Lianen der Urwälder. Fast allen Papilionaceen sind einfach gefiederte Blätter, mit grossen, am Grunde der Blattstiele ansitzenden, laubigen, bisweilen wie bei Robinia verdomenden Nebenblättern eigen. Ist wie beim Klee u. v. a. nur ein Paar seitlicher Fiederblättehen ausser dem Endblättehen vorhanden, so erscheinen die Blätter dreizählig. Bei den rankenden Formen verwandeln sich gern das Endblättehen oder auch noch die obersten Fiederpaare in fadenförmige Ranken, wofür die Erbse ein schönes Beispiel liefert. Die Blüthen bilden stets seitliche Blüthenstände ohne Gipfelblüthe, und zwar herrschen reichblüthige, einfache Trauben (Goldregen, Robinie) vor, welche bisweilen doldig oder kopfig verkürzt sind (Klee). Viel seltener sind einzeln achselständige Blüthen (so bei manchen Wieken) oder Rispen (so in der Gruppe der Dalbergieae). Die Bildung von Unterfamilien und Gruppen beruht auf den Charakteren der Hülsen und der Keimblätter. Die typische Form der Hülse ist dem Leser unter dem volksthümlichen, aber durchaus falschen Namen „Schote“ von den jungen Erbsenfrüchten her be- kannt. Sie öffnet sich zweiklappig durch Aufspringen INagITABE Bauch- und Rückennath. Auf dem Querschnitt erscheint Pr _ fächerig. Abweichende Formen ergeben sich dadurch, dass sieh die Hülse längs der Rückennath, wie bei Astragalus-Arten, oder nr der Bauchnath, wie bei Oxytropis, tief einfaltet. Die Hü Isa wi i dadurch in der Län gsriehtung mehr oder minder deutlich ._ fächerig. In der Gruppe der Hedysareen bildet ee Je zwei Samenanlagen eine Querwand, so dass ‚die Hülse in ” er einanderliegende, einsamige Kammern getheilt wird, BFIERB n = auch meist äusserlich als Glieder erkennen lassen. > ya > ee zerbricht dann auch gewöhnlich der Quere nach in ae ER welche einzeln einsamigen Nüsschen gleichen. ee ‘ zeichnet man als Gliederhülsen. Ist nun eıne solche nur gi samig und eingliederig, dann erinnert sie an das a. ” Cruciferen. Es gehören hierher die Hülsen der hin und wieder an gebauten Esparsette (Onobrychis sativa) , (Arachis hypogaea) u. a. Die keimenden Samen der Pap verschieden, als die Keimblätter entweder lau Laubblätter, und über dem Boden entfaltet we Cotyledonen), oder diekfleischig sind und von ilionaceen verhalten sich insofern big sind, wie normale Hülsen be- en der amerikanischen Erdnuss rden (epigaeische . der Samenschale um 440 Angiospermen. hüllt im Boden bleiben (hypogaeische Cotyledonen). ” Ein Beispiel für die letzteren bietet die Erbse (Pisum sativum). IR Die pharmaceutisch wichtigen Arten vertheilen sich auf die Unterfamilien wie folgt: I. Lotoideae. Hülsen einfächerig oder unvollkommen längs- gefächert, zweiklappig aufspringend. Keimblätter laubig und epigaeisch. l. Ononis spinosa L. Die Gattung Ononis mit etwa 60 Arten gehört zu der als An- thyllideae bezeichneten Gruppe der Lotoideen. Diese umfasst Gattungen, deren Blüthen nicht deutlich zweilippigen, sondern gleichmässig 5-zähnigen oder 5-spaltigen Kelch und ein monadelphisches Androeceum aufweisen. In letzterem sind die freien Staubfadentheile sämmtlich oder abwechselnd nach oben verbreitert. Als Gattungsmerkmale gelten für Ononis kurz gestielte, wechsel- ständige, dreizählige Laubblätter, deren Nebenblätter mit dem Blattstiel scheidenartig verwachsen. Die meist rosenrothen Blüthen sitzen gebüschelt zu 2—3 an oft mit steriler Spitze endendem, blatt- achselständigem Sprosse. Dem 5-spaltigen, bleibenden Kelch folgt die breit rundliche oder verkehrt-eiförmige Fahne, kurz ge nagelte, eiförmig-längliche Flügel und das in eine deutliche Spitze . vorgezogene („geschnäbelte“) Schiffehen. Der zwei- bis vielsamig, meist zur aufgedunsenen Hülse werdende Fruchtknoten endet mit ; aufwärts gebogenem Griffel und kopfiger oder schiefer Narbe. Ononis spinosa L., der Hauhechel, ist ein durch fast ganz Europa an unbebauten, trockenen Orten, an Weg- und Waldrändern häufigen, ' vom Juni bis zum September blühender Halbstrauch mit kräftiger, bis 40 cm langer und oberwärts daumenstarker, obwohl holziger, doch zäh biegsamer, längsrunzeliger, bisweilen gedreht erscheinender, aussen graubrauner Wurzel. Die aufstrebenden, 30—50 cm langen, zuletd 'holzig werdenden Stengel sind meist purpurn übe rlaufen und derart abwechselnd zweizeilig behaart, dass auf der _ dem Blatte abgekehrten Seite je eine Haarleiste von Knoten U Knoten herabläuft, während bei den übrigen, bei uns heimischen Br Arten die Stengel ringsum abstehend behaart sind. In der oberen = ® s Hälfte entwiekeln die Haupttriebe steife und kurze, in einen Er Dorn auslaufende Achselsprosse, die aus ihren Blattachsen . wieder kurze Dormnenzweige treiben. Die rosenrothen Blüthen En stehen einzeln, selten zu zweien in den Blattachseln. Die auf- Be ‚gedunsenen, eiförmigen Hülsen sind so lang oder länger als der bleibende Kelch und stehen auf aufrechtem Fruchtstiele. Die 3-zähligen, oberwärts auf das Endblättehen redueirten Blätter führen schief“ Dieotyledonen. 441 eiförmige, gezähnte Nebenblätter. Die Blättchen sind länglich, gezähnt, spitzlich, gestutzt oder abgerundet. Offieinell ist die im Volke als Blutreinigungsmittel geltende, im Spätherbst oder im Frühjahr gesammelte und getrocknete Wurzel als Radix Ononidis Ph. G. I. 222 s. Radix Restis bovis. Sie bildet einen Theil der Species Lignorum Ph. G. II. 241. 2. Trigonella foenum graecum L. Die mit etwa 70 Arten besonders dem Mittelmeergebiete an- gehörige Gattung Trigonella gehört zu der als Trifolieae be- zeichneten Lotoideengruppe, deren typischer Vertreter der allerwärts bekannte Klee (Trifolium) ist. Alle Trifolieen sind Kräuter mit dreizähligen, aus einem Endblättehen und einem Paar Fiederblättchen bestehenden Blättern und zu achselständigen Trauben oder Köpfchen vereinten Blüthen, in welchen das median hintere Staubblatt völlig frei ist. Die freien Staubfädentheile sind nach der Spitze hin häufig verbreitert. Die Hülse ist gewöhnlich normal entwickelt. Trigonella theilt mit verwandten Gattungen den 5-spaltigen oder 5-zähnigen Kelch und freie, nicht wie beim Klee mit den Staubblättern unterwärts röhrig verwachsene Kronblätter, unterscheidet sich aber durch linealische, zusamm engedrückte oder walzliche, 6- bis vielsamige Hülsen, welche gar nieht oder nur an der Bauchnath, seltener zweiklappig aufspringen.. Trigonella foenum graecum L., der Bockshornklee, ist ein zer- streut behaartes, einjähriges, 30—50 em hohes, regen Thüringen und im Voigtlande im Grolsen gebautes Kraut mit eg eischigen Blättern. Den 3-eckig lanzettlichen, ganzrandigen, zu- gespitzten Nebenblättern folgen zwei kurzgestielte dee und ein länger gestieltes Endblättehen. Alle Blättchen sind läng x E gestutzt und am Vorderrande gezähnt. Die gelblichweissen, ziem ich großsen Blüthen sitzen einzeln, selten zu ee gestielt in den Blattachseln. Der Kelch ist etwa halb so lang = die etwa 12 mm lange Krone; das Schiffehen ist sehr En "= 10—20-samige Hülse ist schwach sichelförmig ‚gekrimm! = schmälert sich allmählich in einen geraden, fast ein Drittel der er Länge ausmachenden Schnabel. Die graugelblichen Oder Me Ey 5-5 mn langen, etwa 2 mm dicken, fast rhombischen m. : mässig rundlichen Samen zeigen jederseits eine tiefe, fast en ur Furche, welche den die dicke Keimwurzel bergenden .. ir des Samens gegen den grösseren, die Cotyledonen enthaltenden grenzt. Die Samen enthalten keine Stärke und eu N eigenartigen Geruch und widerlich bitterlichen er nen sind offieinell als Semen Faenugraeei Ph. Foenu Graeei v. Foenum graecum. Sie finden noch häufig Verwendung in Viehpulvern. 443 Angiospermen. 3. Melilotus Tournefort. Die Gattung Melilotus gehört wie Trigonella zu dn Trifolieen, unter welchen sie sich dadurch auszeichnet, dass ihre kleinen, weissen, gelben oder blauen Blüthen reiehblüthige, achsel- ständige, meist walzliche Trauben bilden, an welchen die oberen Blüthen häufig unentwickelt bleiben und keine Früchte ansetzen, weshalb die Fruchtstände gewöhnlich mit kahler Spitze enden. Die Hülsen sind stets sehr klein, gerade, kugelig oder eiförmig und springen gar nicht oder nur unvollkommen auf. Sie enthalten stets nur wenige (1—4) Samen. 1. Melilotus altissimus 'Thuill., der grosswurzelige Steinklee, ge- hört wie die folgende Art zu den typischen Formen mit verlängerten Trauben und hängenden Blüthen. Die eiförmigen, zugespitzten, an- gedrückt kurzhaarigen, netzig runzeligen Hülsen sind meist zweisamig, schwarz. Die 1—1!/ı m hohen, aufrechten, ästigen, ziemlich harten, kahlen Stengel tragen kleine, dreizählige Blätter mit pfriemlichen, am Grunde ganzrandi gen (nicht wie bei M. dentatus Pers. gezähnten) Nebenblättern. Die Fiederblättchen sind länglich, meist gestutzt und entfernt scharf gesägt. Die von Juni bis September ihre goldgelben Blüthen entfaltende, zweijährige Pflanze findet sich bei uns ziemlich häufig auf Wiesen, in feuchten Gebüschen und an Gräben und ist an ihrem Cumarin- geruch leicht zu erkennen. Synonyme sind Trifolium Melilotus offieinalis L. fil., Trifol. macror- rhizum W. et K., Trifol. offieinale Hayne, Melilotus offieinalis willd., Melilotus macrorrhizus Persoon. = 2. Melilotus officinalis Desr., ein der vorigen Art sehr nahe stehender Steinklee, ist durch seine eiförmig-stumpfen, stachelspitzigen, kahlen, querfaltig runzeligen, meist einsamigen, reif gelb- braunen Hülsen ausgezeichnet. Seine heller goldgelben Blüthen bilden noch dünnere, lockere Trauben als bei der vorigen Art. en _ aufsteigenden oder niederliegenden , bis 1 m langen Stengel sind bisweilen oberwärts zerstreut behaart. = ' Die von Juli bis September blühende Pflanze liebt Lehmboden und Ss findet sich bei uns zerstreut an Wegen und auf Aeckern. ie due = nach Cumarin. BE. . _Symonyme sind Trifolium Melilotus officinalis L. fil., Trifol. Palit Pierreanum Hayne, Melilotus officinalis Koch, Melilotus arvensis we und Mel. pallida Besser. a . Die Blätter und blühenden Zweige in beiden besprochenen Are bilden getrocknet Herba Meliloti Ph. G. II. 132 s». Summi’ a ‚tates meliloti ibid. 341 v. Herba Meliloti eitrini. : gepulvert finden sie nur noch zu Species emollientes mi I. 291 Verwendung. Em plastrum Meliloti ist nieht mehr vo geschrieben. . Dicotyledonen. 443 4. Glyeyrrhiza Tournef. Die mit nur wenigen Arten auf Südeuropa, Nordafrika und den Orient beschränkte Gattung Glyeyrrhiza gehört unter den Lotoideen zur Gruppe der Galegeae, in welcher Kräuter und Sträucher mit unpaarig gefiederten, niemals in Ranken auslaufenden Blättern vor- herrschen. In den Blüthen ist das unpaare hintere Staubgefäss ganz oder wenigstens bis zur Hälfte frei, die freien Staubfadentheile sind aber nicht (wie bei den meisten Trifolieen) nach der Spitze hin verbreitert. Die Hülsen sind gewöhnlich normal. Als Gattungscharakter für Glyeyrrhiza gelten achselständige Trauben mit meist zahlreichen, ziemlich kleinen, blauen oder violetten Blüthen, deren deut- lich 2-lippiger Kelch eine 2-spit- zige Ober- und eine d-spitzige Unter- lippeerkennen lässt. Die schmale, gerade vorgestreckte Fahne umgreift die kür- zeren, schief-oblon- gen Flügel und das noch kürzere, meist spitze Schiffchen aus getrennten Blättern. Die Blätter führen meist viele Fiederpaare und unscheinbare, häutige und hin- fälligeNebenblätter. Die lederige, flache, gewöhnlich linea- lische Hülse enthält nur 1—4 Samen undspringtgarnicht oder erst spät un- vollkommen zwei- klappig auf. Fig. 299. Glyeyrrhiza 1. Glyeyrrhiza glabra L., Fig. 299, ist eine mit tief in den Boden eindringender Wurz 5 Pflanze, Charakteristisch ist für sie die Bildung fingerdicker, 2 hin horizontal im Boden kriechender, von ganz er glabra. */s nat. Gr. (Nach Baillon.) el ausdauernde geschnürte Hülsen hervor. Heimath der Pflanze ist das SU 444 Angiospermen. unverzweigten Wurzelästen sich durch einen eckigen Markkörper unterscheidender Ausläufer (Stolonen). Aus den Achseln sehr früh- zeitig absterbender, schuppiger Niederblätter treiben diese Aus läufer senkrecht über den Boden aufstrebende, 1!/s bis 2 m Höhe erreichende Schösslinge, welche einigen entfernt stehenden, häufigen fast stengelumfassenden Schuppen die oberwärts sich reicher md vollkommener entfaltenden Laubblätter folgen lassen. Diese führen | ausser dem am Grunde in ein Stielehen verschmälerten Endblättehen 5—8 Blättchenpaare.. Alle Fiederblättchen sind oval-elliptisch, stumpf, stachelspitzig und unterseits klebrig. Nebenblätter fehlen. Die Blüthentrauben sind kürzer als das zugehörige Lau blatt. Die meist 4-samigen Hülsen sind kahl (darauf bezieht sich der Artname glabra!), nicht domig. Die bei uns im Juli und August blühende Pflanze tritt in ver- schiedenen Varietäten auf; man unterscheidet: a. typica Regel et Herder, die in Südeuropa, den Kaukasus ländern und Nordpersien eultivirte Hauptform mit blauer Blüthe. ß. violacea Boiss., die violett blühende Form der Euphrat-Länder. y. glandulifera Regel et Herd., die sich durch mehr oder minder auffälligen Reichthum an Drüsenhaaren des Stengels, der Blätter und der Hülsen auszeichnende Form. Sie wird in Südeuropa, West asien bis Afghanistan und Südsibirien eultivirt. & ö. pallida Boiss., eine Form mit röthlichweissen Blüthen, bi welcher das Vorkommen von Drüsen auf den Kelch beschränkt is, Sie ist nur aus Assyrien bekannt. : = a Als Synonym zu Glyeyrrhiza glabra L. ist Liquiritia offieinalis Moench zu merken. Linn& unterschied von dieser Art: 2. Glycyrrhiza echinata L., mit stacheliger Hülse (daher echinata, von &yivog, Igel) und nebenblattführenden Blättern mit sitzendem Endblättchen. Sie gehört dem südöstlichen Mittelmeer“ gebiet, Ungarn und Südrussland an. en 2 3. Glyeyrrhiza asperrima L. fil. zeichnet sich durch stachelig = rauhhaarige Stengel, Blattstiele und Blattnerven aus. Alle Fieder blättchen enden stachelspitzig. Aus den grossen Blüthen gehen kahle, 8 gekrümmte, nach der Zahl der Samen (83—8) perlschnurartig N östliche Russland, die kaspische Wüste bis zum Altai und Nordpersien- Die Wurzeln und Stolonen aller genannten Arten sind unter dem Age Süssholz seit Alters her bekannt. Die A nannten ie Stammpflanze Süsswurzel (yAvxıdolln von yhundg, SÜSS, und oila, Wurzel), und er TEN die Droge bei lo römischen Aerzten Radix dulcis. Aus dem griechischem wo 2 wurden durch Corrumpiren desselben „Liquiritia® und „Lakrit > Radix Liquiritiae Ph. G. II. 221 s. Radix glyeyrrbiz@® Hispanica v. Radix Liquiritiae glabra ibid. 339 soll " Dieotyledonen. 445 die einfachen Stolonen von @Glycyrrhiza glabra mit den ihnen an- haftenden Wurzeln umfassen. Die offieinelle Droge soll also gar nicht aus Wurzeln, sondern aus den Ausläufern, mithin Stengel- organen bestehen. Als Radix Liquiritiae mundata Ph. G.D. 221 s. Radix glycyrrhizae echinata v, Radix liquiritiae Russica ibid. 339 sind geschält in den Handel kommende Wurzeln und Stolonen einer russischen Art offieinell. Die Ph. G. II, giebt Glyeyrrhiza glabra var. glandulifera an, doch bleibt es zweifelhaft, ob nicht wenigstens ein Theil des „russischen Süssholzes“ von @lyeyrrhiza echinata oder Glycyrrhiza asperrima abstammt. Nach Flückiger fehlen der Glyc. echinata jedoch die Stolonen völlig; die „mundirte* Waare müsste deshalb nur aus Wurzeln dieser Art bestehen. Süssholz und seine Präparate sind als Mittel gegen allerlei katarrhalische Beschwerden sehr geschätzt. Radix Liquiritiae mundata bildet einen Bestandtheil von Speeies Lignorum Ph. G. I. 241 und Species peetorales Ph. G. II. 242. Radix Liquiritiae ist Bestandtheil von Pulvis Liquiritiae com- positus Ph. G. I. 216 und Pulvis gummosus Ph. G. 216. Das bekannteste Präparat ist der eingedickte Extraet des Süssholzes, der Lakritzen, Suceus Liquiritiae Ph. G. Il. 252 und Succus Liquiritiae depuratus Ph. G. Il. 252. Aus dem gereinigten Lakritzen wird Elixir e Suceo Liquiritiae Ph. G. I. 75 ER Elixir pectorale ibid. 382 v. El. e. Sueco Glyeyrrhizae ibid. 333 bereitet. Syrupus Liquiritiae Ph. G. I. 259 ist ein ammoniakalisches Extract des mundirten Süssholzes. Häufig bildet Radix Liquiritiae ein Geschmackseorrigens, dessen Anwendung für Decoet. Sarsaparillae compositum mitius und fortius in der Ph. G. II. vorgeschrieben ist. 5. Astragalus L. Die Gattung Astragalus vertritt mit mehr als 800 > eine besondere, als Astragaleae bezeichnete Gruppe der Lotoideen, Wie bei den Trifolieen und Galegeen findet sich auch bei den Astra- galeen das median hintere Staubgefäss isolirt, Unterscheidend ist dagegen der Bau der Hülse. Die Astragaleenhülse ist dureh die Einfaltung der Rückennath des Carpells in der Längsrichtung mehr oder weniger vollständig ge- fächert. Inder Gattung Astragal us herrschen ausdauernde, -.. oder halbstrauchige Arten mit meist vieljochig unpaarig-gefi erten Blättern vor. Bisweilen läuft die Hauptrippe des Blattes in einen Dorn aus. Die Nebenblätter verwachsen entweder mit dem u. stielgrunde, oder sie sitzen frei am Stengel zu beiden _ > es Blattes, oder sie verwachsen auf der dem Blatte gegenüber een Stengelseite. Die Blüthen bilden achselständige, meist reichb en “ Trauben, Achren oder Köpfchen, Dem glockigen, 5-zähnigen Melc Griechenlands und Cretas, in 1500 bis 2000 m Höhe wachsend, ist 446 Angiospermen. folgen die meist lang genagelten Kronblätter. Das Schiffchen stumpf. Die arzneilich wichtigen Arten gehören den Gebirgen Vord asiens und dem östlichen Mittelmeergebiete an. Alle gehören zur Unter-Gattung Tragacantha, welche Sträucher und Halbsträueher mit einfachen Haaren und in einen Dorn endenden Blattmittelrippn umfasst. Die Verdornung der Rippen wird gewöhnlich a den älteren Blättern auffällig, weil dieselben von oben her ihre Seiten fiedern einzeln abwerfen, während die gemeinsame Rippe stehen bleibt. Die Blüthen sitzen einzeln oder zu mehreren in _ den Blattachseln (Fig. 299). Die Hülsen sind stets klein, rundlich und einsamig. Erwähnung verdienen: 1. Astragalus brachycalyx Fischer, im persischen Kurdistan und Luristan in 1500—2100 m Höhe wachsend, ein Strauch von etwa Meterhöhe mit stachelspitzigen Blattfiedern. Die stumpfen Deck- blätter sind wie bei den beiden folgenden Arten kürzer als die Kelchröhre. ss 2. Astragalus leiocladus Boiss., ein Strauch des mittleren md westlichen Persiens mit niedergestreckten, im Alter nackten Zweigen Die Deckblätter der Blüthen sind sehr klein. 3. Astragalus ascendens Boiss. et Hausskn. In den südwestlichen — Gebirgen Persiens bis in 3000 m Höhe wachsend, bildet diese At mehr als meterhohe Sträucher mit schirmartig aufsteigenden, reich und kurzverzweigten Aesten. Br, 4 Astragalus gummifer Labillardiere. Ein in den subalpinen Regionen vom Libanon bis in die Gegenden des Euphrat und Tier verbreiteter Strauch von 30—60 em Höhe. Die Blätter führen nf 4—6 Paare eiförmig-länglicher Fiedern. Die hellgelben, verhärtenden Mittelrippen lassen die Aeste sehr dornig erscheinen; nur die ältesten Aeste sind nackt. Charakteristisch sind für diese und die folgende 3 Art grosse, hinfällige Deekblätter der Blüthen. 2 i 5. Astragalus verus Oliv. (Fig. 300), im westlichen Persien und = in Kleinasien heimisch, unterscheidet sich von der vorigen Art dure = x die vieljochigen Blätter mit sehr schmalen, linealischen Fiedern. De dieken, filzig behaarten Zweige sind durch Blattreste kurz bedornt- 6. Astragalus creticus Lam., ein kleiner Strauch der Gebirge 2 ‚dicht mit schlanken, abstehenden Blattstieldornen besetzt. Die Blätter sind 5—6-jochig. . e Die genannten und eine Reihe von anderen Arten (Astragalus . Pyonocladus Boiss. und microcephalus Willd., stromatodes Bunge ud en nn Boiss., sowie cylleneus Boiss. et Heldr.) liefern den in viele eo lelssorten bekannten Traganth, Tragacantha Ph. G. II. 290° ummi Tragacantha ibid. 334. Derselbe ist kein Secret der Pflanzen, das etwa Harz- oder Milchsäften in der Art seinen Dicotyledonen. 447 kommens verglichen werden könnte. Der Traganth bildet sich viel- mehr als ein Umwandlungsproduct der vom Holzkörper der Zweige umschlossenen, am Lebensprocess der Pflanze nicht mehr activ betheiligten Ge- webemassen, welche vonden Anatomen als Mark und Mark- strahlen bezeichnet werden. Der im Wasser stark quel- lende Traganth tritt aus den Rinden- rissen und aus Wun- den der älteren Aeste hervor und erhärtet an der Luft zu weisslichen oder gelblichen, verschie- den gestalteten Mas- sen. Seine Verwen- dung ist zwar nur noch zu Unguen- tum Glycerini Ph. G. II. 296 vor- geschrieben, doch dient er viel zur Be- reitung von Pillen- massen Pastillen r e Tabletten ete. Fig. 300. Astragalus verus. !/s nat. Gr. (Nach Baillon.) II. Hedysaroideae. Charakteristisch sind für diese Ken see auf S. 439 besprochenen Gliederhülsen. eim wie bei den Lotoideen laubig und ep ae inen oft gebaute Zur Gruppe gehört die auf Sandboden an Stelle yes nen Serradella, Ornitkopus sativus Brotero. Wer dieselbe ke i 96 bei einander stehenden legenheit findet, versäume nicht, sich die zu A er stehenden Gliederhülsen anzusehen. Dieselben erinnern lebhaft an or Vogel und Zehen eines Vogelfusses, worauf der Name Or a allch und sub- moVs, Fuss) hinzielt. Ferner gehört hierher die in alle hypogaea L., ein ein- tropischen Ländern, besonders in Afrika, gebaute pre hig prarig-gefiederten Jähriges Kraut mit 30-60 cm langen Stengeln und nur 2-J0€ di gelben Blüthen Blättern. Die einzeln lang gestielt in den gg ee krümmt sich der zeigen ein monadelphisches Androeceum. Nach n- no pi Erdboden versenkt Fruchtstiel so, dass die etwa halbfingerlange Hülse in ndsichel bezeichnet Wird, weshalb dieselbe als Erdnuss, Erdmandel oder Er 448 Angiospermen. wird. Die ziemlich dieke, strohgelbe, gegittert-netzige Schale ist zwischen beiden von ihr umschlossenen, ölreichen, mit kupferrother Haut bedeckten gewöhnlich schwach eingeschnürt, zeigt aber keine Querwand im Inner. aus den Samen ausgepresste „Arachis-Oel“ gleicht dem Olivenöl. II. Vieioideae. Papilionaceen mit normaler, 2-klappiger Hülse, Charakteristisch sind die dickfleischigen, hypo- gaeischen Cotyledonen. Die Laubblätter sind meist paarig-gefiedert und laufen in eine, das Endblättchen er- setzende Ranke aus; bisweilen sind auch das oberste, wohl auch eines oder mehrere der folgenden Fiederpaare, niemals aber die oft sehr grossen Nebenblätter in Ranken um- gewandelt. !) Hierher die Erbse (Pisum sativum L.), die Linse (Lens eseulenta L.) und de zahlreichen Pieia-Arten (Wicken). IV. Phaseoloideae. Hülse 2-klappig, normal oder mit schwammigen Querwänden. Keimblätter diekfleischig, grün, 88 wöhnlich epigaeisch. Blätter gewöhnlich 3 - zählig (vgl. Fig. 301). Vorherrschend windende Pflanzen. 6. Physostigma venenosum Balfour. Die monotypische Gattung Physostigma steht unseren al bekannten Bohnen sehr nahe. Unterscheidende Merkmale liegen NIE ; in der eigenartigen Ausbildung des Griffels und der Samen. ie _ _Physostigma venenosum Balf., die Calabarbohne, Fig. 3 ist die im tropischen Westafrika heimische, halbstrauchige Art, deren = unterwärts bis 4 cm starke Stengel bis zu 15 m Höhe winden. grossen, 3-zähligen Blätter mit eiförmigen, zugespitzten Fiedern ee: = innern lebhaft an diejenigen unserer gemeinen Bohne. Wir finden am Blattstielgrunde kleine Nebenblätter (stipulae) und am Grunde = der Fiedern höchst charakteristische nebenblattartige | Anhängsel (stipellae, Nebenblättehen). Die ansehnlichen, pupur rothen Blüthen vereinigen sich zu hängenden, achselständigen Traube! von der Länge der Laubblätter. Die Einzelblüthen sitzen 80° büschelt zu mehreren an kurzen, polsterförmigen Knoie der Blüthenstandsaxe. 2 5 Die Charaktere der Einzelblüthen liegen in der stark gekrümmten Krone mit nach unten (vorn) zusammengebogener Fahne, inneres welcher die völlig freien Flügel das in einen fast spiralig gedrehten Es Schnabel verlängerte Schiffchen flankiren. Das median hintere, Y e freie Staubblatt ist am Grunde knieförmig gebogen und mit u...)Die Ranken der Vieioideen sind eines der besten Beispiele für 2 een sen. Ueber dieNebenblättern entsprechenden Ranken von Smilaz vergl. 8. Dass die Ranken des Weinstocks Stengelgebilde sind, wurde auf 8. 383 el Der Blüthenstand muss deshalb als „zusammengesetzte“ Traube Dieotyledonen. 449 hängseln versehen. Der gestielte Fruchtknoten ist am Grunde von einem scheidenartigen, gefurchten Diseus umgeben (Fig. 302). Der lange, spiralig auf- gerollte, im mittleren Verlaufe verdickte Griffel trägt auf der Innenseite desoberen Endes eine auffäl- lige Bartleiste, oberhalb welcherdie Narbe ein klei- nes Polster bil- det. Ueber die Nar- be hinaus ist das Griffelende zu einem blasenar- tigen, zurückge- bogenen Anhäng- sel erweitert. (Da- her die Bezeichnung Physostigma, von püoo, Blase, und otiyua, Narbe.) Die etwa hand- lange, unserer „grü- nen Bohne“ iähnli- che, breit linealische, rauhe Hülse enthält nur 1—3, matt schwarzbraune Sa- men von der in Fig.303 dargestellten Form und Grösse. Charakteristisch istfürdieselben der fastdenhal- benUmfangein- nehmende, als breite, flache, von wulstigem, rtothbraunem Rande ein ge- fasste Furcheer- scheinende Nabel. Müller, Medicinalflora. r Fig. 301. Physostigma venenosum. 1/g nat. Gr. . Gynaeceum Fig. 303. Same es, am (Calabarbohne) Grunde von einem Dis- innat. Gr. (Nach ceus umgeben. Vergr. Baillon.) 29 450 Angiospermen. Die Samen (Calabarbohnen) waren offieinell als Faba Cala- barica s. Faba Physostigmatis v. Semen Physostig- matis. Sie enthalten ausserordentlich giftige Alkaloide, besonders das Physostigmin, dessen salieylsaure Verbindung als Physo- stigminum salieylicum Ph. G. II. 208 s. Eserinum sali- eylicum ibid. 333 offieinell ist. Ein zweites Alkaloid, Calabarin, ähnelt dem Strychnin. Die Anwendung des Physostigmins und des Eserin und Calabarin enthaltenden, nicht mehr offieinellen Extraetum Fabae Calabaricae beruht auf der Eigenheit des Physostigmins, die Pupille energisch zu verengern. Es wirkt also umgekehrt wie das für die Augenheilkunde hochwichtige Atropin. V. Dalbergieae. Papilionaceen mit rispigen Blüthenständen. Im Blüthencharakter weichen sie durch die Vielgestaltigkeit des Androeceums vom Typus der Familie ab. Entweder verwachsen alle 10 Staubblätter zu einer hinten offenen Röhre, oder das median hintere bleibt frei, bisweilen nur am Grunde; oder ausser dem median hinteren bleibt auch das median vordere frei, während die seitlichen zu je vier verwachsen. Bei der Gattung Stereocarpus bilden je 5 Staubblätter eine seitliche Phalanx. Die Hülsen der Dalbergieen sind sehr verschieden gebaut; gewöhnlich springen sie nicht auf. Hierher: 7. Andira Araroba Aguiar. Die Gattung Andira umfasst 17 tropische, mit einer Ausnahme amerikanische Bäume mit unpaarig-gefiederten Blättern und rosen rothen oder violetten, zu endständigen Rispen vereinigten Blütben. Letztere zeigen einen sehr kurz oder undeutlich gezähnten Kelch, fast gleiche Gestalt derals Flügel und Scehiffchen be’ zeichneten Kronblätter und einen meist gestielten Fruchtknoten mit 1—4 Samenanlagen. Die aus ihm hervorgehende eiförmig® Hülse entwickelt sich steinfruchtartig und enthält nur einen Samen Andira Araroba Aguiar, ein Baum Südamerikas, besonders der . . brasilianischen Provinz Bahia, mit sehr bitterem Holze, liefert. eme ' in Höhlen der Stämme sich vorfindende, pulverige Masse, das Go hE ; oder Ararobapulver, aus welchem das offieinelle Chrype robinum Ph. G. II. 58 gewonnen wird. Es wird an Stelle den : Chrysophansäure zu äusserlichem Gebrauch bei Hautkrankheiten . gegeben. we „Zu den Dalbergieen gehört die tropische Gattung Pterocarpuf® a ee: Kehfigelten, einsamigen Früchten. Ihre süd- und ostasiatischen Arten Kir zz : neinschnitten einen schön rothen, an Kinogerbsäure reichen, an der er zu granatrothen Stücken erhärtenden Saft, das nicht mehr ofieinelle KIN 's Kino malabaricum. Es stammt von Pierocarpus Marsupium Rosb., einel Dicotyledonen. 451 schlanken, bis 25 m hohen Baume Ostindiens, Ceylons und besonders der Wälder der Malabarküste. — Wegen des hohen Cumaringehaltes sind.die Samen von Arten der tropisch-amerikanischen Gattung Dipteryx (=Coumarouna Aublet) bekannt. Dipteryx steht der Gattung Andira sehr nahe, unterscheidet sich aber dadurch, dass die Kelche ihre beiden oberen (hinteren) Zähne zu grossen Flügeln werden lassen. Die in Guinea heimische .Dipteryz odorata Willd. liefert die grossen holländischen Tonkabohnen, Dipteryz oppositifolia Willd. in Brasilien und Cayenne die kleinen englischen Tonkabohnen. VI. Sophoreae. Unter allen Papilionacen sind dieselben dadurch ausgezeichnet, dass sie in ihren Blüthen 10 völlig freie oder doch nur am Grunde ein wenig verwachsene Staubblätter führen. Die ungegliederte Hülse springt ge- wöhnlich nieht auf und die Zygomorphie der Krone tritt oft nicht mehr so auffällig wie bei den vorhergehenden Gruppen hervor. Die Sophoreen bilden deshalb den Ueber- gang zu den Caesalpiniaceen. Hierher: 8. Toluifera L. Die Gattung Toluifera beschränkt sich auf wenige (höchstens 6) südamerikanische Baumarten mit unpaarig-gefiederten, immer- grünen Blättern. Die weisslichen, zu einfachen, achselständigen Trauben vereinten Blüthen (Fig. 304) weichen auffällig vom Typus der Schmetterlingsblüthen ab. Ihr schief kreiselförmiger, mit drüsiger Innenwand ausgekleideter Kelchgrund (das „Recep- taculum“) lässt deutlich den peri- gynen Charakter der Blüthe hervor- treten. Aus der weiten, kurz und un- gleich 5-zähnigen Kelehröhre ragen die Fig. 304. Blüthe von Toluifera ihr eingefügten Kron- und Staubblätter u. 4mal vergr. (Nach hervor. Die breite, rundliche Fahne . Baillon.) erinnert wohl noch an die typische Schmetterlingsblüthe, doch kind Flügel und Schiffchen durch 4 herr sich fast gleiche, viel kleinere, schmal lanzettliche A Die 10 freien, unter sich gleichen Staubblätter sind mit den a blättern in gleicher Höhe inserirt. Die Beutel enden erel Spitze, einem Conneectivfortsatz. Das Fruchtblatt ist er : gestielt. Der kurze, nur 1—2 Samenanlagen eg knotentheil endet mit einem kurzen, schwach rückwärts gebogenen Griffel. Die Narbe ist punktförmig. Die Hülse (Fig. 305) bietet das wichtigste BMFERgmere Wie der Fruchtknoten ist sie oberhalb des en. aa deutlich gestielt. Dem Stiele folgt ein steriler, er 2 Median- nach zwei Seiten geflügelter Theil. Die Flügel liegen ın der ü - und ebene der Blüthe, entsprechen also Auswüchsen m. en un 459 - Angiospermen. Rückennath. Letzterer gehört der schmale (in der Figur Fr Br Flügel an, während der mehr als doppelt so breite Fr ni ji der linke) der Bauchnath aufgesetzt ist, also der me ii in = Seite des Fruchtblattes angehört. Das a wo hängenden Hülse also untere Ende der Frucht ist ast Be aufgetrieben. Es birgt einen einzigen, fast en ir mit häutiger Schale. Auf beiden Seiten des Samens bildet si der Hülsenwand je ein grosser Balsambehälter aus. Be 1. Toluifera Balsamum Mill., Fig. 306, ist ein - Ra bis 26 m hoher, hochstämmiger Baum, der seine Lau - erst in 13—19 m Höhe ausbreitet. Die Fiedern der nn jochigen Blätter sind verkehrt-eiförmig, zugespitzt ir v I ganzrandig. Die dicht- und reichblüthigen, aufrechten Fig. 305. Gestielte, hän- gende Hülse von Tolui- fera Balsamum. 2/3 nat. Gr. (Nach Baillon.) trauben sind etwas mehr als fingerlang (7—12 em). Die bis 10 em langen Hül- sensindam Stiel- ende kaum ver- schmälert. Imnordöstlichen illon. Süd-Amerika, beson- Fig.306. Toluifera Balsamum. }/snat. Gr. (HacbDe ders im Gebiete des i insch Magdalenenstromes heimisch, liefert der Baum aus BZ den frisch zähflüssigen, braungelben, einige Jahre aufbewa ) nitten zuenet Dieotyledonen. 453 braunen, krystallinischen Masse erhärtenden Tolubalsam (Balsa- mum tolutanum). Derselbe kommt gewöhnlich in zu blassgelb- lichem Pulver zerreiblichen Stücken zu uns. Er enthält Zimmet- säure und Benzoösäure und giebt trocken destillirt Toluol. Seinen Namen hat der Balsam von dem Hauptsammelorte Tolu. Synonyme zu Toluifera Balsamum L. sind Myrospermum tolwi- ferum A. Rich. und Myroxylon toluifera H. B. et K. 2. Toluifera Pereirae Baillon ist ein der vorigen Art sehr ähn- lieher, doch ziemlich kurzstämmiger Baum, der seine aufstrebenden Aeste schon in 2—3 m Höhe entsendet. Die lockerblüthigen Trauben sind durchschnittlich handlang (15—17 em). Die gelblichen Hülsen sind am Grunde stark verschmälert. Die eng begrenzte Heimath des Baumes sind die Bergwälder der Costa del Balsamo an der Westküste Central-Amerikas in der Republik San Salvador. Durch ein eigenthümliches Verfahren (Anschlagen der Bäume mit stumpfen Instrumenten, bis die Rinde sich in Fetzen ablöst, und nach einigen Tagen erfolgendes Ausbrennen der Wunden) werden die Bäume zu reichlichem Balsamfluss veranlasst. Der austretende Saft wird durch Lumpen, mit welchen man die Wunden der Bäume wiederholt verbindet, aufgesogen und später aus den Lumpen aus- gekocht. Er bildet eine syrupdicke, rothschwärzliche, nicht klebrige und nicht fadenziehende, an der Luft nicht erhärtende Flüssigkeit vom spec. Gew. 1,14—1,16, Balsamum Peruvianum Ph. 6. U. 398 s. Bals. Peruvianum nigrum v. Bals. ibid. 330, Perubalsam. Er wird äusserlich bei Geschwüren, Frost- beulen, zur Wundheilung und gegen Hautkrankheiten, innerlich in Emulsionen gegen Schleimflüsse angewendet, auch bildet er einen Bestandtheil der Mixtura oleosa-balsamica Ph. G. I. 179. Caesalpiniacea®. Die mit etwa 1500 Arten fast ausschliesslich den Tropen an- gehörige, bei uns gar nicht vertretene Familie der Cae I u. eeen umfasst Bäume und Sträucher, welche im Gesammtwuchse, 2 Bau der Blätter, Blüthen und Früchte zwar an = _ Papilionaceen erinnern, doch niemals die ausgeprägten =. der derselben zeigen. Das wesentlichste Merkmal 2 en . aufsteigenden Kronendeckung, die eo; irren < fr eie Piniaceenblüthen eigen ist; zweitens findet man fast dure je er Staubblätter, und die gewöhnlich schwache sh oie ee der ganzen Blüthe verbindet sich mit theilweisem ar d er e- Abort einzelner Glieder der es Bee ceums. Im Einzelnen ist nun zu merken: ; ns Die Blüthen der Caesalpiniaceen stehen wie m porn nn; naceen in einfachen oder zusammengesetzten, der Gipfelblü . kelt behrenden Trauben oder Aehren. Sind die Vorblätter entwickelt, Indieum er 454 Angiospermen, so sind sie oft von ansehnlicher Grösse, sie können selbst eine AR: Hülle (Involuerum) für die Knospe darstellen. Der Kelch zeigtdie charakteristische Papilionaceenstellung, ist aber meist frei- blätterig und in der Knospe dachig. Die Freiblätterigkeit des Kelches bedingt natürlich fast durchweg hypogyne Einfügung der Krone und des Androeceums; wo aber der Kelch unterwärts röhrig (als Receptaculum) entwickelt ist, wie bei Tamarindus, begegnet man auch ausgesprochener Perigynie. Die aufsteigend deckende Krone besteht aus freien Blättern, von denen das median hintere zwar oft fahnenartig entwickelt ist, doch fehlt den paarigen Kron- blättern der Gegensatz zwischen Flügeln und Schiffchen. Die Schiffehenbildung findet sich bei Caesalpiniaceen niemals. Da die Zygomorphie der Krone bei Papilionaceen und Caesalpiniaceen sich in auffälliger Bevorzugung (Förderung) der hinteren Hälfte der Blüthe ausspricht, so wird man es verständlich finden, dass bei eintretendem Abort zunächst die dem Schiffehen entsprechenden, paarig vorderen Kronblätter betroffen werden. Bei Tamarindus und Krameria besteht die Krone denn auch nur aus den hinteren Kronblättern (Fig. 313 und 318). Bei den Swart zieen bleibt nur das median hintere erhalten. Bei Ceratonia und Copatfera ist die Krone gänzlich verschwunden (Fig. 312 und 315). Das Androeceum entspricht dem in Fig. 152 angedeuteten diplostemonen Grundplane. Obwohl aber die rein monadelphische und die 9+-1-gliederige Ausbildung wie bei den Papilionaceen auch bei Caesalpiniaceen vorkommt, so sind doch freie Staubblätter bei letzteren die Regel, und häufig gesellt sich dazu noch, dass einzelne Glieder steril oder rudimentär entwickelt sind oder gant fehlen. Gefördert ist dabei, gerade umgekehrt wie bei der Krone, die Vorderseite (vgl. Fig. 307). Das Gynaeceum gleicht ge wöhnlich dem der Papilionaceen. Häufig ist es, ähnlich wie bei Toluifera, gestielt und bei perigynen Formen, wie Tamarindus, verwächst der Stiel gern mit dem nach hinten gewandten Theile der Kelchröhre. S Im vegetativen Aufbau gleichen die Caesalpiniaceen vielen Papilio : naceen durch die gefiederten Blätter, doch herrschen reicher und 0 je : paarıg gefiederte Formen vor. Den typischen Formen, den En caesalpinieen,, sind sogar doppelt-gefiederte Blätter eigen, . die bei Papilionaceen nie angetroffen werden. Andererseits tritt für die Papilionaceen charakteristische Nebenblattbildung bei den = Caesalpiniaceen sehr, selbst bis zu völligem Schwinden zurück. l. Cassia L. a : Die in den wärmeren und heissen Ländern mit mehr als a0 i theils baum-, theils strauchförmigen, theils krautigen Arten N breitete Gattung Cassia vertritt die nach ihr benannte Grupp® g Diecotyledonen. f 455 Cassieae. Dieselbe umfasst Caesalpiniaceen mit einfach-gefiederten Laubblättern und fast rein hypogynen Blüthen. Die sehr verschieden entwickelten Hülsen sind mehrsamig; die Samen führen Endosperm. Die Gattungsmerkmale von Cassia liegen in den wohl entwickelten, zweigeschlechtigen, meist gelben Blüthen mit 5 sehr ungleichen Kelch- blättern und ebenso vielen, bald gleichen, bald ungleichen Kron- blättern. Am mannichfaltigsten ist die Ausgestaltung des Androe- ceums. Es besteht immer aus 10 freien Staubblättern. Diese sind entweder alle fertil und gleichlang, oder alle fertil und werden nach hinten zu kürzer. Häufig sind die 3 hinteren Staubblätter stark verkürzt und steril (staminodial entwickelt), während die drei vor- deren stark verlängert sind (Fig. 307). Bisweilen ist auch das median vordere Staubblatt noch staminodial verbildet, oder es fehlen alle Kronstamina. Immer- hin kann das gerade für uns wich- tige Diagramm Fig. 152 als das typische gelten. Bemerkens- werth ist besonders die Em Aa nn kom sur Art des Aufspringens (die Schmidt.) „Dehiscenz“) der Staub- : beutel. Sie öffnen sich mit 2 kurzen, schiefen Längsrissen nahe der Spitze, oder es bilden sich hier 2 rundliche Löcher. Der sitzende oder kurz gestielte, häufig gekrümmte Fruchtknoten ist gewöhn- lieh vieleiig und entwickelt sich zu sehr verschieden gestalteter Hülse mit meist flach gedrückten Samen. Von den Arten verdienen Erwähnung: ; ; . 1. Cassia Fistula L., die Röhrenkassie, Fig. 308. Diese in Ostindien heimische, doch in Kleinasien, Aegypten, im tropischen Afrika sowie in Westindien und Brasilien eultivirte Art voria mit etwa 20 weiteren Arten die als Fistula bezeichnete Cassiengruppe. Die Blüthen derselben zeigen die Besonderheit, dass die 3 BR (anteren) Staubblätter auf sehr langen, bogigen Fäden mit . % spalten sich öffnende Beutel tragen, während die 7 hinteren ar blätter auf kurzen Fäden Beutel tragen, welche Ben a a a mit Poren („Basalporen“) öffnen. Ein zweites ne De den kolzigen, nicht aufspringenden, fast eylindrischen = E ie äusserlich lebhaft an ein Tabakspfeifenrohr (daher „Bst a‘) . innern. Die Röhrenkassie ist ein bis 16 m hoher Baum mit er 5— 7-jochigen Fiederblättern mit breit - eiförmigen, ah ii Fiedern. Die grossen, gelben, wohlriechenden Blüthen sind zu langen, ; ichen bei hängenden Trauben vereint. Die hängenden Hülsen erreic etwa Fingerdicke bis 60 cm Länge, sind schwach geringelt, glatt #56 Angiospermen. und schwarzbraun. Dünne, holzige Querwände tächern die Hülse in zahlreiche, etwa 6 mm hohe Kammern. Jede derselben enthält einen eiförmigen, rothbraunen, glatten Samen, welcher in schwarz- braunem, süsslichem Fruchtbrei (der „Pul- pa“ ) eingebettet liegt. In ausgetrockneten Hülsen liegt die Pul- pa den Querwänden der Hülse als kle- brige Schicht auf, um derentwillen die Hülsen oft als Nasch- werk feilgeboten wer- den. Wegen der ab- führenden Wirkung der Pulpa waren die Hülsen offieinell als Cassia Fistu- la sive Fruetus Cassiae Fistu- lae. Das Cassien- mus, Pulpa Oas- siae depurata, wird namentlich in Frankreich nach Art der Pulpa Tama- rindorum verwen det. Das lateinische 6a8" sia entstammt ‘einem Fig. 308. Cassia Fistula. (Nach Baillon.) '/4 nat. Gr. griechichen Namen» für den Zimmt. Da nun die Zimmtrinde bekanntlich in Röhrenform seit Alters her in den Handel kam, so erhielt diese Droge den Namen cassia fistula. Diese Bezeichnung ist später willkürlich oder aus Missverständniss auf die Hülsen der oben be sprochenen Pflanze übergegangen. Linn& wählte in Folge dessen den Namen Cassia für die besprochene Caesalpiniaceengattung und Cass ia Fistula für die in Rede stehende Art. Botanisch hat natürlich der Ausdruck Cassia nichts mehr mit dem Zimmt gemein, doch hat sich für Zimmt und nach Zimmt riechende | en noch vielfach der Name Cassia erhalten. vgl. hierzu 8, 296 und be sonders die Anm. 1 daselbst. 2. Cassia angustifolia Vahl. gehört wie die weiterhin zu e” wähnenden Arten zur zweiten Untergattung, zuSenna Roxb., welche sich von der Fistula- Gruppe durch den Mangel von Basalporen - den 7 oberen Staubbeuteln unterscheidet. In der Sen na-Grupp® öffnen sich alle fruchtbaren Staubbeutel mit scheitel- > Dieotyledonen. 457 ständigen Löchern („Scheitelporen*). Innerhalb der etwa 160 Arten der Gruppe gehören die offieinellen zur Section Chamae- sennae,d. h. Zwergsenna; hiermit soll zunächst angedeutet werden, dass die typischen Vertreter unscheinbare Sträucher, nicht Baum- formen sind. Die diagnostischen Merkmale liegen jedoch darin, dass den Blüthen nur 7 fruchtbare Staubblätter eigen sind, während die drei hinteren (Fig. 307) staminodial verkümmert sind; ferner sind die Hülsen völlig flach und die quer- oder schiefliegenden Samen nehmen an dieser auffälligen Flachheit theil. Als Art ist Cassia angustifolia leicht kenntlich. Die aufrechten oder aufsteigenden, oberwärts fast ziekzackförmig gebogenen Zweige des nur bis 60 em hohen Busches sind gewöhnlich 5—8-jochig gefiedert. Die fast sitzenden Fiederblättchen sind lanzettlich, zugespitzt und ganzrandig. Sie werden bis 6 cm lang und bis 2 em breit (Fig. 309). Die Hülsen sind dadurch kenntlich, dass der in Form eines Spitz- chens erhaltene Griffelrest am Ende des oberen Randes des Hülsenumrisses sitzt. Die Bauchnath der Hülse (in Fig. 309 nach links gewandt) ist im Ganzen gerade. Heimath der Pflanze ist das tro- pische Ostafrika, Südarabien und das westliche Vorderindien. Synonyme sind Cassia lanceolata Royle, C. ligustroides Fig. 309. Fiederblättehen und Schrank, C. decipiens Desv., (C. Ehren- Hülse von Cassia angustifolia. bergii Bisch., C. medicinalis Bisch., Senna (Nach Baillon.) angustifolia Batka und 8. officinalis Roxb. 3. Cassia acutifolia Del. ist ein dem vorigen ee uch mit bleichen, runden oder stumpfkantigen, anfangs kurz-weich en später kahlen Zweigen und gewöhnlich nur 4 — 5-jochigen Blättern. Die Blättchen sind spitz - eiförmig, meist stachelspitzig, steif papierartig und schwach knorpelig ganzrandig, unterseits bleich oder graugrün (Fig. 310). Sie erreichen nur selten 3 cm Länge und sind gewöhnlich schmäler als 13 mm, sind also, obwohl verhältnissmässig breiter, doch absolut gemessen viel kleiner als die Blätter von C. angustifolia. Die Fig. 310. Fiederblättchen und Hülsen sind schwach längs der Bauchnath yülsen von u rege gekrümmt, und da die Rückennath am (Nach Baillon. 458 Angiospermen. oberen Ende hoch gewölbt sich rundet, so erscheint das Spitzchen des Griffelrestes seitlich (Fig. 310). Heimath der Pflanze ist das tropische Afrika. Synonyme sind Cassia Senna 8. L., C. lanceolata Collad., C. lenitiva Bisch., C. orien- talis Pers., Senna acutifolia Batka. . 4. Cassia obovata Collad., Fig. 311, mit 3—7-jochigen Blättern und verkehrt-eiförmigen, stumpfen, abgestutzten oder selbst aus- gerandeten Fiederblättehen von 1—2 cm Länge zeichnet sich vor den obengenannten nahe verwandten Artenda- durch aus, dass die sichelförmig ge- krümmten Hülsen in der Mittellinie beider Klappen mit je einer Reihe blättchenarti- gerAnhängsel kamm- artig besetzt sind. Die Pflanze ist durch fast ganz Afrika und Westasien bis nach Vorderindienhinver- breitet. Synonyme sind Cassia Senna L. zum Theil, Cassia obtus“ Roxburgh . obtusata und Senna Batka. Offieinell sind als Folia Senna® pe mm : Sennesblättef; Fig. 311. Cassia obovata. Y/s nat. Gr. (Nach Baillon) die Fied erblätt- Cassi Re chen (foliola) von En en und acutifolia, nicht von C. obovata. Die Blätter virten Planes m Wera zum grössten Theil von kräftigeren, eulti- Beimengun gg 1 SERRE AREA und kommen ohne nennensw® Ä empfiehlt n = Indische Senna in den Handel. Die Ph. 6: schaft Tinnev m wi Bis von eultivirten Pflanzen aus der d- Senna ch f bei Caleutta stammende Droge, die Tinnevelly’ gezogen Aa er über Arabien kommenden Mecca-Senna WE 1: = ‚Oassia acutifolia stammenden Blättchen bilden die nische Senna, die ausser mit Bruchstücken der Ale Dieotyledonen. 459 Stammpflanze oft mit fremden Beimengungen in den Handel kommt. Die Droge enthält Blättchen von C. obovata und gewöhnlich steif lederartige, verbogene und runzliche Blätter einer Asclepiadacee, Oynanchgm Arguel Del. (= Solenostemma Arghel Hayne), welche aber leicht an der Bedeckung mit kurzen, steifen Haaren zu er- kennen sind. Die abführende Eigenschaft der Sennesblätter ist allgemein be- kannt. Sie finden dieserhalb Verwendung zu Electuarium e Senna Ph. G. II. 73 s. Eleet. lenitivum ibid. 332, Syrupus Sennae Ph. G. II. 264, Infusum Sennae compositum Ph. G. 140, Decoct. Sarsaparillae comp. fort. Ph. G. I. 71, Pulvis Liquiritiae compositus Ph. 6. I. 216 und Species laxantes Ph. G. II. 241 (St.-Germain-Thee). Wie die Sennes- blätter sind die Hülsen der offieinellen Cassia-Arten als Sennes- bälglein (Follieuli Sennae) besonders in Süddeutschland in Gebrauch. Die Bezeichnung „Bälglein“ für „Hülsen“ lässt sich theil- weis rechtfertigen, weil die Früchte der Senna- Gruppe nicht elastisch zweiklappig aufspringen. Sie öffnen sich oft nur wie echte „follieuli* längs einer Nath. Der Leser merke sich besonders, dass die Sennesblätter nur Bruchtheile, Abschnitte von zusammengesetzten Blättern sind. Es sind die Blättehen (foliola) von Fiederblättern (von foliis pinnatis); vgl. die Einleitung, 8.10. Man sollte die Droge besser als Foliola Cassiae oder Foliola Sennae bezeichnen. ; Zu den Cassieen gehört die in den Mittelmeerländern heimische = a. | vielfach cultivirte Gattung Ceratonia. Ihre kleinen Ko Pe Härsen (Fig. 312) bilden kurze, achselständige Trauben mit a Deck- und Vorblättern. Auf- fällig ist die gänzliche Unterdrückung der Krone und der epipe- talen Staubblätter. Die männlich funetioniren- den Blüthen führen nur sehr unscheinbare, hinfällige ern und über diesen introrse i ten n ia Sili Imal sich ug eine Fig. 312. ge ER ne aan Ihr Grundriss Am Gynaeceum steht auf Ye'st- | iScusartirer Ausbreitu angen i des Blüthenbodens, en wird zu einer bis 25cm i irlgee en flachen Hülse mit glänzend dunkelbrauner Aussen- gs re rothbraunes, wand. Zwischen den Fruchtwänden bildet sich ein were sind äusserst hart und liegen einzeln in je .. er 2 Sjochig ne | am Rande welligen Fiedern. Die werk (Johannisbrot) zu uns. Sie Siliqua dulei die Anm. 1 auf 8. 32. 460 2. Tamarindus indiea L. Angiospermen, Die monotypische Gattung Tamarindus ist ein Vertreter der Gruppe der Amherstieae, deren Blüthen sich dureh deutliche Perigynie auszeichnen und dabei die Besonderheit zeigen, dass der Fruchtknoten mit seinem stielartigen Basaltheile der median hinteren Wand der Kelchröhre (dem „Receptaculum“) angewachsen ist. Tamarindus indica L. ist ein immergrüner, bis 25 m hoher Baum des tropischen Afrikas, Südasiens und Nordwest-Australiens. An den Zweigen der weit ausgebreiteten Krone stehen die paarig- Fig. 313. Blüthe von Tamarindus india. 3malvergr. (Nach Baillon.) gefiederten, 10—20 -jochigen Blätter wechselständig. Die kleinen, nur 12 bis 20 mm langen, fast sitzenden Fiedern sind linealisch-lanzettlich,, abgerundet bis ausgerandet, ganzrandig und unter- seits blaugrün. Die zu wenigblüthigen, endständigen Trauben vereinten Blüthen sind von hinfälligen Deck- und grossen, hüllkelchartigen Vorblättern (vgl. Fig. 313) geschützt und erschei- nen entfaltet auffällig median- zygomorph. Derstark röhrige, innen mit drüsiger Wandung ausgekleidete Kelchgrund (das Receptaculum) trägt nur vier freie Kelchzipfel, von denen sich drei nach vorn zurück- schlagen, während der hintere (sel Diagramm Fig. 314) aus der Ver wachsung des zweiten und fünften Kelchblattes hervorgeht. Die Vierzähligkeit des Kelches ist also nur eine scheinbare. Von den im Grundplane der Blüthe liegenden 5 Kronblättern sind nur die [} 2>5 I @) ee a d Fig. 314. Grundriss der Tamarindus-Blüthe. d, ihr Deckblatt, « und # diehüllkelchartigenVor- blätter; von den5 Kelch- blättern sind 2 drei hinteren entwickelt. Ihre gelbliehe, von rothen Adern durchzogene Platte zeigt aut fällige Wellung des Randes. Das Androe- ceum ist nur unvollkommen entwickelt. Das median hintere Staubblatt ist ganz am drückt. Die 9 übrigen bilden wie bei den typischen Papilionaceen eine nach hinten offene Röhre, doch tragen nur die drei vor deren episepalen Staubblätter (Fig. 313 und. 314) je einen schaukelnd befestigten, mit Längsspalten sich öffnenden Beutel auf hi längertem, freiem Faden. In der bogig 8° krümmten Staubfadenröhre ruht der Frucht: knotentheil des Gynaeceums, der langen fädigen Griffel ausläuft. x Dieotyledonen. 461 Frucht ist eine nicht aufspringende, an holzigem Stiele hängende, bis 15 cm lange Hülse, welche lebhaft an die Frucht des Johannisbrotbaumes erinnert. Ihr hellbraunes oder gelbliches, rauhes Epikarp ist krustig- zerbrechlich; das Mesokarp ist reichlich als braunes Mus (als „Pulpa“) entwickelt. Die einsamigen Fruchtfächer kleidet das pergament- artige Endokarp aus. Die rundlich-viereckigen Samen bedeckt eine glänzend rothe, zerbrechliche Schale. Sie enthalten kein Nähr- gewebe (wie die Samen der Cassieen), dafür sind aber die Keim- blätter des Embryos hornig. Wegen der Früchte wird der Baum in den Tropen, auch in Amerika vielfach cultivirt. Der mit Bruchstücken des Exo- und Endokarps, auch mit den Samen untermischte Fruchtbrei bildet die Pulpa Tamarindorum eruda Ph. G. 214 s. Fructus Tama- rindorum ibid. 334 v. Tamarindi ibid. 341. Gereinigt bildet er Pulpa Tamarindorum depurata Ph. G. H. 214. „Tama- rindenconserven“ sind ein beliebtes eröffnendes Mittel. Als solches findet die Pulpa auch Verwendung im Eleetuarium e Senna Ph. I... 73: 3. (Copaifera L. Die mit 12 Arten fast nur im tropischen Amerika verbreitete Gattung Copaifera vertritt die als Cynometreae unterschiedene Caesalpiniaceengruppe, für welche der unterse heidende Cha s rakter in den nur 1- oder 2-eiigen Fruchtknoten liegt, welche zu einer nur einsamigen Hülsenfrucht werden. Im Gegensatz zu den Amherstieen entwickeln die Cynometreen kei- nedeutlicheKelch- töhre; sie sind fast völlig hypo- gyn. Innerhalb der Gattung Co- pai fera begeg- nen wir nur klei- nen,meist weissen, € er kronenlosen Fig. 315. Blüthe und Frucht von Copaifera offieinalis. Blüth en hinfälliger Deckblätter ohne Vorblätter in der Achsel schuppiger, £ ga zu einfachen oder zusammengesetzten Aehren vereint: sind. ie bei Tamarindus ist der Kelch scheinbar 4-zählig, weil die Blätter (2 und 5) des hinteren Paares zu einem breiteren Blatte _ sind (Fig. 315). Das Androeceum besteht aus 8 oder 10 e- Staubblättern, deren schaukelnde Antheren mit Längsrissen 462 Angiospermen. springen. Für die schief- elliptischen Früchte ist der vom Scheitel herabhängende, eiweisslose Same charakteristisch. | Seine untere Hälfte wird von einem fleischigen, becher- förmigen Arillus umhüllt. 1. Copaifera guianensis Desf. ist ein bis 13 m Höhe erreichender Baum Guianas und des nördlichen Brasiliens. Die 3—4-jochig paarig-gefiederten Blätter zeichnen sich dadurch aus, dass die ellip- Fig. 316. Copaifera offieinalis. /a nat. Gr. (Nach Baillon. tischen oder länglichen ‚ gestielten, drüsig- punktirten und ober“ ‚seits glänzenden Fiedern genau gegenständig der gemein" samen Blattrippe (der Rhachis) ansitzen. Sie sind lang und schmal zugespitzt und erreichen 6—10 cm Länge. Die achselständigen Blüthenrispen sind zartgraufilzig. Diese Behaarung zeigen Kae ie Oberseiten der Kelchblätter. Der Fruchtknoten ist raub- haarig, die reife, etwa 2!/s em lange Hülse dagegen kahl. Dicotyledonen. 463 2. Copaifera officinalis L. (Fig. 316), ein den Küstenländern von Guinea bis Panama, auch Trinidad angehöriger Baum, unter- scheidet sich von der vorigen Art fast nur dadurch, dass die Fiedern längs der Rhachis stets wechselständig ansitzen, auch sind sie nur kurz und stumpf zugespitzt. 3. Copaifera Langsdorffii Desf. ist eine sehr formenreiche, auch in Strauchform auftretende, brasilianische Art, welche sich durch braunröthlich behaarte, nur wenig verzweigte Blüthenrispen unter- scheidet. Die braunrothe Behaarung erstreckt sich auch auf die Oberseite der röthlichen Kelchblätter und auf die Fruchtknoten. Synonyme sind Copaifera nitida Hayne und Sellowii Hayne. 4. Copaifera coriacea Mart. ist ein sehr ästiger Baum des öst- lichen Brasiliens. Charakteristisch sind die diek lederigen, nicht drüsig-punktirten, eiförmigen, beiderseits stumpfen, nur 2—3 cm langen Blattfiedern. Die Rispen sind röthlichbraun behaart. Die Stämme aller genannten Arten enthalten weite Balsamgänge, welche aus der Zersetzung von Holzmassen hervorgehen. Der aus künstlichen und natürlichen Wunden (Bohrlöchern und Spaltrissen) austretende, bald farblos dünnflüssige, bald gelblich bis bräunlich dick- flüssige Balsam ist offieinell als Balsamum Copaivae Ph. G. II. 38. Er wird innerlich (in Mixturen und Pillen, besonders aber in gelatinösen Kapseln) und äusserlich, auch zu Injectionen und Suppositorien, angewendet. 4. Krameria triandra Ruiz et Pavon. | ige Gattung Die mit 12 Arten dem warmen Amerika angehör Krameria bildet die den Caesalpiniaceen angereihte, durch die Reduction der Blüthenorgane charakterisirte Gruppe der Krameri z Die einzeln achselständigen oder zu en dständigen Trauben der einten Blüthen sind auffällig median-zygomorph. Den beiden m : lichen Vorblättern folgt der 5-zählige oder wie bei Tamar 2 n Se und Copaifera 4-zählige Kelch. Er zeigt die ‚für die ei 2 Piniaceen charakteristische aufsteigende Deckung (Fig- 317) nn setzt durch Grösse und Färbung die nur unvollständig entwie er Krone (Fig. 318). Die beiden vorderen TE Stets indicke, drüsige, den Fruchtknoten er = Bu Schuppen. verwandelt Des hinteren Kronblätter sind schmal und unscheinbar. A, : eeum sind nur 4 oder 3 episepale Staubblätter en lt; ; ning fehlen ganz. Die Fäden das median vordere und die een Brands monadelphisch, der Staubblätter verwachsen gewöhnlich am © Scheitelporus. und die Beutel öffnen sich wie bei Cass1# era 1 derigen, nicht Der 2-eiige Fruchtknoten wird zu einer kugeligen "b Es us zeigt aufspringenden, einsamigen Frucht. Der nährgewe®e keinen Arillus. 464 Angiospermen. Krameria triandra Ruiz et Pav. ist ein sparrig-ästiger, nur 20—30 cm hoher Strauch der Cordilleren Perus und Bolivias. Aus der noch nicht handlangen, 2—4 cm dicken, knorrigen oder un- förmlich knolligen, mehr- köpfigen Wurzel treiben die kurzen Hauptstämme aus, an deren Grunde bis meterlange, niederliegende Zweige hervor- brechen. Wie bei der Mehr- zahl der Arten tragen alle Zweige einfache, neben- blattlose Blätter. Bei Kr. triandra sind sie sitzend, Fig. 317. Diagramm Fig. 318. Blüthe nur etwa cm-lang, verkehrt- von Krameria triandra. ee sale = Die Blüthe in nat. Gr. nach Baillon, das eiförmig oder länglich, zu gespitzt, stachelspitzig, ganz- Diagramm nach Eichler. 4 randig und dick. Die achsel- ständigen, langgestielten Blüthen lassen den lanzettlichen, gegenständigen Vorblättern die Blüthentheile nach der Formel K 4,02, AUF folgen. Wie die Laubblätter und jungen Zweige sind ‘die Kelch- blätter aussen silberhaarig-grau; innen sind sie wie die beiden lan- zettlichen Kronblätter purpurroth. Der zottig behaarte Fruchtknoten mit pfriemlichem Griffel wird zu einer mit kastanienbraunen, wider- hakigen Stacheln besetzten, behaarten Frucht. Die als Radix Ratanhiae Ph. G. II. 223, Ratanhawurzel, offieinellen, 10 und mehr em langen, etwa 3 cm dicken Wurzeläste sind reich an Gerbstoffen (Ratanhiagerbsäure) und an einem rothen Farbstoff (Ratanhiaroth). Der Gerbsäuregehalt macht die Ratanha _ zu einem kräftigen Adstringens. Sie dient auch zu Wund- und Zahnmitteln. Vorgeschrieben ist nur noch Tinetura Ratanhiae Pb: G: DH. 286. Mimosaceae. Die mit 1500 Arten ausschliesslich den Tropen angehörige Familie der Mimosaceen umfasst die nicht zygomorphen 5 Leguminosen. Die meist sehr kleinen, zwitterigen Blüthen, ui. Deckblatt, aber ohne Vorblätter, treten gewöhnlich zu kugeligen | Köpfehen oder zu Ähren zusammen, welche zu Blüthenständen höherer . Ordnung gruppirt sind. Für die Einzelblüthe sind typisch: ein gamosepaler, meist klappiger Kelch, eine stets wohlent- e wickelte klappige Krone, eindiplostemonesAndroeceul; dasaber durch Abortder Kronstamina scheinbar haplo stemon oder durch Vermehrung seiner Glieder hoeb- gradig polyandrisch werden kann, und endlich das für alle Leguminosen charakteristische oberständig® Dicotyledonen. 465 Fruchtblatt. Die Blüthenformel ist daher K5, 05, A5-+0 resp. 5+5 oder ®, G 1. Neben Fünfzahl kommt jedoch häufig auch Vierzähligkeit vor. ei Die Plastik der Mimosaceenblüthe bietet manche Besonderheit. Fünfzählige Blüthen zeigen immer die Papilionaceenstellung ihres Kelches, dessen Verwachsenblätterigkeit oft zu perigyner An- ordnung der Krone und des Androeceums führt. Die durch- gehends klappige Knospenlage der Krone scheidet die Mimosaceen streng vondenPapilionaceen und den Caesalpiniaceen. Die Glieder des Androeceums sind fast stets frei und von gleicher Länge; dabei zeigen die kleinen, introrsen Antheren häufig Querfächerung, so dass jeder Pollensack in eine Reihe übereinanderliegender Kammern (meist 2) getheilt ist 1), In jeder Kammer pflegt sich ein zusammengesetztes Pollenkorn zu entwickeln, welches bei linsenförmigem Umriss aus einem Multiplum von 4 Theilkörnern besteht, welche gewöhnlich in gesetzmässiger Ordnung aneinanderliegen. Häufig ist die Gruppirung der Theil- kömer zu je 4 (Tetraden), je 8 (Oktaden), je 12 und 16, doch können auch 32 oder 36 vereinigt sein. Andererseits finden sich in den Gattungen oft einzelne Arten, deren Pollenkörner, wie es normal ist, völlig isolirt aus den reifen Antheren entlassen werden. Für die vegetativen Verhältnisse ist beachtenswerth, dass fast alle Mimosaceen in Baum- und Strauchform erscheinen und dass die Laubblätter mit wenigen Ausnahmen doppelt -paarig gefiedert sind. Bemerkenswerth sind hier nur zwei Gruppen: . 1. Mimoseae. Blüthen mit einfachem oder doppeltem Staubblatt- kreise. Antheren mit zahlreichen Pollenkörnern. 2. Acacieae. Blüthen hochgradig polyandrisch. Pollensäcke in 2—6 Kammern quergetheilt, welchen ebensoviele zusammen- gesetzte Pollenkörner entsprechen. Hierher nur: Acacia Willdenow. Die mit etwa 420 Arten durch die wärmeren Erdstriche,, ei sonders in Afrika und Australien verbreitete Gattung Acac i . um- fasst die Mimosaceen mit polyandrischem, nicht rö oh monadelphischemAndroeceum. Die sehr kleinen, zu 319) chen oder eylindrischen Ähren zusammengedrängten Be: G “ el! führen einen glockigen, gezähnten oder gelappten Re " N mehr oder weniger gamopetale Kron®, innärhalb WO © mehr als 50 Staubblätter auf schlan ken Fäden ihre äusserst kleinen, introrsen, mit Spalten sich öffnenden Beutel tragen, a jeder gewöhnlich 8, paarweise je einem Pollensack entsprechen e : i i die auf ') Die Kammerung der Pollensäcke erinnert in gewissem Sinne an dıe rfächerung beruhende Bildung der Gliederhülsen. Pr Müller, Medieinalflora. 466 Angiospermen. Kammern ‚enthält, denen je eine Pollengruppe aus meist 16 Einzel- körnern entspringt. Jede Anthere .erzeugt also typisch nur 8 zusammengesetzte Pollenkörper. Die ausserordent- liche Menge der Staubblätter je einer Blüthe und noch mehr jedes Köpfehens oder jeder Ähre, welche wie bei Mela- leuca durch die Stamina geradezu bürstenähnlich werden, hebt die Pollen- armuth der einzelnen Antheren auf. Am mannichfaltigsten, aber für die Verthei- lung der Arten völlig belanglos, ist die Ausgestaltung der Früchte. Platte, eylin- drische, gerade, gekrümmte, gewundene, holzige, lederige und häutige, aufsprin- gende und nicht aufspringende, selbst ge‘ fächerte Hülsen kommen vor. Gewöhnlich Fig. 319. Blüthe von Acacia enthalten sie mehrere, an langem und arspang ee (Nach. ‚oft eigenartig gekrümmtem Funieulus aufgehängte Samen ohne Nährgewebe. Die Laubblätter der fast ausnahmslos baum- und strauchförmigen Arten sind typisch doppelt-paarig-gefiedert (Fig. 320) mit vielen Fiederblättehen. Beiden australischen Arten, die als Phyllodineae zusammengefasst werden, ist dagegen jedes Blatt durch den spreiten- artig verbreiterten Blattstiel (ein Phyllodium) ersetzt. Die Neben- blätter fehlen entweder ganz oder sind klein, entwickeln sich aber bei den hier besonders interessirenden Gummiferen zu meist an- sehnlichen, bis handlangen Dornen. Zu erwähnen sind: 1. Acacia Catechu Willd., ein bis 10 m hoher Baum mit reich- ästiger Krone und bis 30 em langen, anfänglich aufrechten, später abstehend und bogig zurückgekrümmten Blättern, deren 8—30 Fieder- paare mit je 20-60 Paaren sitzender, linealischer, bläulich-grüner, nur 5 mm langer und 1 mm breiter Blättchen besetzt sind. De Blattstiel trägt auf seiner Oberseite dicht unterhalb des ersten Fieder paares eine schüsselförmige Drüse; eine solche entwickelt sich auch 5 dicht unterhalb der obersten Fiedern. Die jüngeren Äste führen unterhalb der Blätter paarige Stacheln, welche jedoch nicht den Nebenblättern hervorgehen (weshalb diese und etwa 60 andere ir Arten zu der Gruppe Vulgares vereinigt werden). Die Blüthen bilden fingerlange, walzliche Ähren, welche zu 1—3 in Laubblatt- ‚achseln stehen. Die breit linealischen, flachen Hülsen erinnern leb- Ei haft an die „grünen Bohnen“. ‚Sie öffnen sich 3-klappig, um die = ' wenigen rundlichen, dunkelbraunen Samen zu entlassen. en © 2 Heimath des Baumes ist Ostindien und Ceylon. Synonyme we : Mimosa Catechu L. fil. und Mimosa. Sundra Roxb. 2 2. Acacia Suma Kurz, ist ein Baum Ostindiens, welcher sich m. Dicotyledonen. 467 vorigen durch stärkere Stacheln und aussen weisse Rinde unterscheidet. Synonym ist Mimosa Suma Roxb., vielleicht auch Acacia Catechu Schweinfurth. Das schwere, dunkelrothe bis braune Kernholz der beiden ge- nannten Arten wird in Ostindien zerkleinert und ausgekocht. Der eingedampfte Auszug bildet das schwarz- braun glänzende Ca- techu, dessen Ab- stammung die Ph. G. U. fälschlich auf Areca (vgl. 8. 177) zurückführt. 3. Acacia Senegal Willd., ein kleiner, bis 6 m hoher, oft aber strauchig bleiben- der Baum mit nur 3 bis 4 em langen, 3—5-jochig gefieder- ten Blättern, deren Fiedern je 10—15 Paare kleiner, linea- lischer Blättchen tra- gen, während die ge- meinsame Rippe (die Rhachis) ähnliche Drüsen trägt, wie die der Blätter von Acacia Catechu, zeichnet sich in der Gruppe der Vulgares dadurch aus, dass die kurzen, gekrümmten, gSlänzendschwar- BR zen Stacheln zu Fig. 320. Acacia arabiea. (N dreien unter je- dem Blatte sitzen (und zwar einer Nebenblättern). Die Blüthenstände sind Tragblatt (bis 8 em). Die breit linealischen, Hülsen sind dünn-lederig und gelblich. ; £ Die a Die Barnes sind die Wälder Seneg ne Tan lich .am Nordufer des Senegal. Linn& nannte ur u das Mimosa Senegal. Der Baum heisst aber dort „vere "Ähnlich wie ach Baillon.) */s nat. Gr. median, zwei seitlich unter den stets länger als das laubige bis 11 em langen Sy nonym Acacia Verek Guill. et Perrottet abzuleiten ge 468 Angiospermen. unsere Kirschbäume bildet der Baum durch Desorganisation der Rinde das freiwillig austretende Gummi Arabicum Ph. GH. 127. Die beste, weisse Sorte desselben wird von den im Nilgebiete wachsenden Bäumen gewonnen. Ein grosser Theil der Handelswaare stammt aber von anderen afrikanischen Arten, namentlich von denen, welche als Gummiferae vereinigt sind, und welche sich vor den Vulgares dadurch auszeichnen, dass ihre meist sehr grossen, oft hand- langen Dornen aus den Nebenblättern hervorgehen. Es gehören hierher: 4. Acacia arabica Willd., Fig. 320, mit. 6-jochig gefiederten Blättern und kugeligen, gelben Blüthenköpfehen. Die geraden, flachen Hülsen sind zwischen je zwei Samen eingeschnürt, bald filzig (Acacia vera Willd.), bald kahl (Ac. nilotica Del.). Heimath des Baumes sind die Nilländer, Ostafrika und Senegambien. 5. Acacia fistula Schweinf., in Nubien und Sennaar heimisch, mit sichelförmigen, eingeschnürten Hülsen, zeichnet sich durch lange, starke, am Grunde zwiebelig aufgeblasene und hier hohle und elfen- beinweisse Dorne aus. Synonym ist Ac. Seyal- Del. var. fistula, Sympetalae. Nachdem wir vorangehend die formenreichste Unterklasse der Dieotylen, die Choripetalen mit ihren sechs Reihen (Juliflorae, Cen- trospermae, Aphanocyeclicae, Eueyelicae, Tricoccae und Calyeiflorae) kennen gelernt haben, bleiben nun noch die leichter zu tbersehen- den Sympetalen zu erörtern, Wie schon in der Einleitung auf S. 48 und auf 8. 251 hervorgehoben wurde, liegt das unterschel- dendeMerkmalfürdie Sympetaleninder Verwachsung der Blumenblätter. Die Krone ist wenigstens am Grunde ring förmig geschlossen, oft aber weit hinauf röhrig, trichterförmig oder glockig verwachsen. Sie fällt nach dem Verblühen als ein Stück ab, und wurde deshalb von älteren Morphologen irrthümlich für ein einziges Blumenblatt gehalten. Daher begegnet man noch jetzt dem unpassen- den Ausdrucke Mono petalae. Andere Forscher drückten die inne Verschmelzung der Kronblätter in dem Worte Gamopetala® (von Jam, Ehe, und eralor ‚ Blumenblatt) aus. Da aber Kronblätter keine Geschlechtsorgane sind, ihre Verwachsung also mit geschlecht- 5 licher Vereinigung nichts zu thun hat, so soll hier der Name Sym- Petalae beibehalten werden. 5 Der Charakter liegt natürlich nicht allein in der Verwachmg der Kronblätter; denn abgesehen davon, dass eine solche ausna & lan auch einigen Choripetalen zukommt (man erinnere sie “caciq-Arten und der Gruppe der Cusparieen unter den ae: Anden sich auch Sympetalen mit getrenntblätteriger © die ganze Familie der Pirolaceen, auch einige Plumbagin® der Ruta Diecotyledonen. 469 ceen). Die meisten Sympetalen sind Kräuter mit einfachen, netzaderigen Blättern. Die Blüthen sind meist 5-zählig, niemals polyandrisch und niemals polykarp. Das Androeceum ist beim Gros der Sympetalen haplostemon, während dem Restein normal diploste- mones oder obdiplostemones Androeceum zukommt (vgl. 8. 27 und die Diagramme Fig. 26—28). Die Zahl der Fruchtblätter ist bei allen diplostemonen und obdiplostemonen Sympetalen gleich der Zahl der Blumenblätter, also abgesehen von den wenigen 4-zähligen Formen stets 5. Die diplo- und obdiplostemonen Formen entsprechen also den Eueyelicae unter den Choripetalen. Sachs bezeichnete sie als Isocarpae im Gegensatz zu den haplostemonen Sympetalen, welche zum grösseren Theil nur zwei mediane, seltener drei und nur ausnahmsweise fünf Carpiden führen, und welche er deshalb Aniso- €arpae nannte. Mit Berücksichtigung dieser Verhältnisse vertheilen sich die Sympetalen auf drei Reihen: I. Obdiplostemones. Hierher nur Ericinae. II. Diplostemones. Hierher nur Primulinae und Diospyrinae. II. Haplostemones. Hierher 6 Ordnungen, drei mit oberständigen Fruchtknoten: Tubiflorae, Labiatiflorae und Contortae; drei mit unterständigem Fruchtknoten : Campanulinae, Rubiinae und Aggregatae. Gemeinsamer Charakter für alle ist durchweg eyklischer Bau der Blüthen; acyklische kommen gar nieht vor. Mit Aus nahme der wegen der unterständigen Fruchtknoten als ep igyn zu bezeichnenden Campanulinen, Rubiinen und Aggregaten ist fast ar; übrigen Sympetalen hypogyne Insertion von Krone und n. - blättern eigen. Fast durchgehends findet man aber, auch Eu n *pigynen Haplostemonen, dass die Staubblätter mit ihren Fi en mit der Krone verwachsen; sie erscheinen also der Krone —n | Ausnahme von dieser Regel machen nur einige Erieinen, “ linen (Fam. der Plumbaginaceen) und alle Campanulinen. ag der Sympetalen reiht sich also den thalamifloren und calyei Choripetalen als die Corollifloren (vgl. S. 251) an. I. Reihe. Obdiplostemones. mfasst, so kann man die Namen liegende Eigen- Kron- Da die Reihe nur eine einzige Ordnung u Charakteristik der ersteren auf die in ihrem di schaft beschränken: In den Blüthen bilden ai seh stamina den äusseren, die Kelchstamina den rl Kreis, und die Fruchtblätter stehen über ar Per blättern. Für alle gilt also das Diagramm Fig. 27 und die | K5,Ch)A5+5, 60). 470 Angiospermen. Ericinae, Blüthen aktinomorph, 5-zählig, seltener 4-zählig, und in allen Quirlen vollzählig entwickelt. Nur die Epaeridaeeen werden durch Abort der Kronstamina scheinbar haplostemon. Von den Familien kommen hier nur in Betracht: Ericaceae. Will man den Blüthencharakter der Familie in möglichster Kürze ausdrücken, so genügt die Angabe: Die Ericaceen sind die eucyklisch-obdiplostemonen Sympetalen, deren unterhalb des Frucht- knotens (hypogyn) eingefügte, völlig freie, auch nicht mit der Krone verwachsene Staubblätter die besondere Eigenheit zeigen, dass sie ihre Beutel mit je zwei Löchern (porieid) öffnen, um den aus zahl- reichen Gruppen von je vier Pollenkörnern (aus „Tetraden“) be- stehenden Blüthenstaub zu entlassen. Im vegetativen Charakter stimmen fast alle Ericaceen darin überein, dass sie als ausdauernde, meist kaum kniehohe Sträucher mit einfachen, kleinen Laubblättern und meist reichblüthigen Trauben auffallen, da sie oft als Haide- kräuter weiten Länderstrecken ein eigenartiges Gepräge verleihen. Ihre Wuchsform ist so charakteristisch, dass man geradezu von ericoiden Pflanzenformen spricht. Zur Plastik der Ericaeeenblüthe sei noch erwähnt, dass bei den typischen 5-zähligen Blüthen der normal orientirte ‚ d. h. mit dem zweiten Blatte nach hinten gerichtete Kelch seine bald freien, bald mehr oder minder hoch verwachsenen Blätter in dachiger, klappiger oder offener Knospenlage entwiekelt. Bei den nicht selten 4-zähligen Blüthen stehen die beiden äusseren Kelchblätter median 1). Die Krone ist meist glockig, am Rande kurz gezähnt (so bei allen als Zierpflanzen beliebten, meist vom Cap stammenden Erica-Arten). Vorherrschend sind rosenrothe und weisse Kronen. Die Staubbeutel tragen häufig eigenartige Anhängsel, sterile Verlängerungen der beiden Thecae. Dadurch erscheinen die Antheren gehörnt, und hat sich daher die Bezeichnung Bicornes für alle Erieineen einge bürgert. Das Gynaeceum bildet einen entsprechend der Carpiden zahl gefächerten Fruchtknoten mit einfachem Griffel, dessen Narben in der Richtung der Verwachsungslinien der Carpiden, also über den Scheidewänden des Fruchtknotens stehen (sogen. „Commissural- I “ . : Be narben“). Die centralen Samenleisten sind mit vielen anatrpe® Samenanlagen bedeckt, welche zu sehr kleinen Samen mit fleischigem “ a} Die nahe verwandten Rhodoraceen ‚die als Rhodoreae auch wohl zu den Ericaceen gestellt werden, zeigen die seltene Lobeliaceen stellung pa Blüthen (vgl. Fig. 150, 8. 246). Zu ihnen gehören die Alpenrosen (Rhoar ron-Arten) und die Azalea-Arten. Br Dieotyledonen. ER a7ı Nährgewebe und axilem Keimling werden. Von den Unterfamilien sind hier zu berücksichtigen: I. Vaceinieae. Fruchtknoten unterständig, zur Beerenfrucht werdend. H. Ericeae. Fruchtknoten oberständig, meist zur fachspaltigen Kapsel, nie zur Beere werdend. Besprechung verdienen: 1. Vaceinium. Die Gattung Vaecinium umfasst etwa 100 meist strauchige, der nördlich-gemässigten Zone angehörige Arten mit wechselständigen, lederartigen und meist kleinen Blättern. Die zu end- oder achselstän- digen Trauben vereinten Blüthen sind 4- oder 5-zählig, ihre Formel also bald K 4, C (4), A4+4, 6 (4), bald K 5, C (5), A5 +5, 6). Dem ungetheilten Kelch und der glockigen Krone folgen die meist völlig freien Staubblätter, deren Beutel am Scheitel in zwei gerade, an der Spitze mit einem Loche sich öffnende Röhren verlän gert sind. Diese Röhren sind so charakteristisch, dass man die Vaccineen auch als Familie der Siphonandrae (von oipow, Röhre und ario, Mann, hier in Bezug auf die Staubbeutel) bezeichnete. Die unterständigen, nachsder Zahl der Frucht- blätter gefächerten Fruchtknoten zeichnen die Vaceinieen ‚vor allen Gliedern der Erieineenreihe aus. Der gerade, fast nadelförmige Griffel e endet mit punktförmiger Narbe. : er Ro 1. Vaceinium Myrtillus L., die allbekannte, in ganz Europa a streckenweise fast ausschliesslich die Bedeckung des Wald- und Haide- Sn bodens bildende Heidel- oder Blaubeere, ist em kahler, bis 30 em hoher Strauch mit auffällig - scharfkantigen, grünen Aesten. Diese und die eiförmigen, spitzen, klein-kerbig- gesägten, hellgrünen, lederig-häutigen, völlig @ beuen Blätter unter- scheiden die Pflanze von den verwandten die grünen, meist purpurnüberlaufenen, gewöhnlich 5 den Blüthen einzeln oder zu zweien in den untere mes der Frühjahrstriebe. Die schwarzen, blaubereiften Beeren = AR Besinge, in Hamburg Bickbeeren genannt) werden allerw zu Markte gebracht. Getrocknet waren sie ne ofhieinell als Fructus s. Baceae Myrtilli. mittel gegen Durchfall. 2. Vaccinium Vitis Idaea L., die nie i i z ebenfalls weite Wald- und Haidestrecken überziehende ing > oder Kronsbeere, ist ein kaum handhoher BR. aa “ Aesten und imme rgrünen, elliptischen oder verke en pe undeutlich-gekerbten, am Rande schwach rüc rollten,fleischig-lederigen Blättern, Arten. Im Maierschamen . -zähligen, hingen n Laubblattachsemn h nach der P.G.L n Sie dienen als Hu er weit verbreitete, deren glänzend dunkel- : 472 Angiospermen. grüne Oberseite auffällig gegen die hellgrüne, zerstreut schwarz- punktirte Unterseite absticht. Die 4-zähligen, am Ende vor- Jähriger Aeste eine nickende, gedrängtblüthige Traube bildenden Blüthen führen glockenförmige, porcellanweisse Kronen. Die scharlachrothen Beeren werden vielfach eingemacht. Die Blätter werden in manchen Gegenden gegen Husten, Durchfall und Stein- leiden verlangt. 2. Aretostaphylos Uva Ursi Spr. Die Gattung Arctostaphylos nimmt in vielen Beziehungen eine vermittelnde Stellung zwischen den Vaccinieen und Ericeen ein. Die zerstreut stehenden, lederigen und immergrünen Blätter erinnern an die ersteren, während der Blüthenbau sich mehr dem der Ericeen nähert. Die mittelgrossen, mit Deck- und Vorblättern versehenen, nickenden Blüthen bilden endständige Trauben oder Rispen. Sie führen einen 5-theiligen, bleibenden Kelch und eine kugelige, fast glockige, abfallende Krone mit 5 zurückgebogenen Lappen, welche die 10 Staubblätter völlig ein- schliesst. Die Staubbeutel sind sehr charakteristisch entwickelt (Fig. 321). Dicht unter dem Scheitel, an welchem sich jede Hälfte mit einem Loch öffnet, sind sie fast frei hängend dem unterwärts verbreiterten Staubfaden angeheftet, während sich nach rückwärts zwei pfriemliche (nicht wie bei Vaceimum hohle) Hörner abwärts krümmen. Im Gegen- satz zuden Vaceinieen besitzt Arctostaphylos Fig.321. Aretostaphylos Uva einen oberständ igen Fruchtkno- Ursi. Links unten eine i i harak- n ceen chara Blüthe vergrössert; rechts ein a TE : Staubblatt mit den charak- teristisch ist, doch enthält er in jedem teristischen Hörnern. seiner 5 Fächer nureine einzige, N vom Scheitel herabhängende 8a° ' menanlage. Die reife Frucht erinnert wieder an die Beeren der Vaceinieen. Sie ist eine beerenähnliche Steinfrucht mit 5, je einen Samen umschliessenden Steinen, während den echten Ericeen trockene Kapseln eigen sind. Von den 15 bekannten, E fast ganz auf Mexico und Californien beschränkten Arten ist nur eine eg den Nadelwäldern und Haiden fast der ganzen nördlichen Erd- = ‚hälfte, auch in Deutschland vorkommend, verbreitet: \ Bi Arctostaphylos Uva Ursi Spr., die Bärentraube (Fig. 321), en ' mit 30 cm bis 1 m langen, reich verzweigten Aesten rasig nieder 5 liegender Strauch mit immergrünen, verkehrt-eiförmigen, etwa 2 een x Diecotyledonen. 473 langen und 8 mm breiten, in einen noch nicht 3 mm langen Stiel verschmälerten Blättern. Für die am Ende breit gerundete, auch bisweilen in ein Spitzchen ausgehende, ganzrandige, oberseits glänzend dunkel-, unterseits blassgrüne Spreite ist die beiderseits ein- gedrückt-netzaderige Nervatur ein untrügliches Er- kennungsmerkmal. Die bei uns im April und Mai erscheinenden Blüthen führen weisse Kronen mit abgerundeten, rosa Zähnen. Die glatten, rothen, erbsengrossen Steinfrüchte unterscheiden sich von den entfernt ähnlichen Preisselbeeren leicht durch das Vorhanden- sein des sie von unten her stützenden Kelches. Die von den Blättern der Preisselbeeren durch die Nervatur, auch durch den Mangel der schwarzen Pünktchen auf der Unterseite leicht zu unterscheidenden Folia Uvae Ursi Ph. G. I. 117 s. Folia aretostaphyli ibid. 334 v. Herba uvae ursi ibid. 335 enthalten neben einem Glyeosid, Arbutin, reichlich Gerbsäure. Ihr Aufguss wird gegen Blasenleiden angewandt. Sein Genuss bewirkt olivengrüne bis dunkelbraune Färbung des Harns, der an der Luft stehend schwarz wird. Synonyme sind Arctostaphylus offieinalis Wimm. et Grab., Arct. procumbens E. Meyer und Arbutus uva ursi L. II. Reihe. Diplostemones. Reihe der diplostemonen Sympetalen Den Grundplan der zur Gi als Kanal: gehörigen Blüthen zeigt das Diagramm Fig. 26, we Norma} diagramm für alle Dieotylen angesehen werden kann, ähnlich a Fig. 25 das Normaldiagramm für die Monocotylen darstellt. ; 2 diplostemonen Sympetalen sind durchrein Sheet fünfzähl ige Blüthen charakterisirt. Beachtenswerth ist en bei besonders, dass in Folge der strengen Alternanz ‚der Blüt en quirle die Fruchtblätter mit den Kelehblättern auf gleichem Br stehen („episepal“ sind), während sie bei den ES REREEEEER €ineen naturgemäss mit den Kronblättern gleiche te . ae (also „epipetal“ sind). Zweitens ist zu merken : Tritt bei En diplostemonen Sympetalen Abort im ee 2 so wird stets der äussere (episepale) Staubblat e : betroffen ‚ die Blüthen sind dann scheinbar haplostemon, er aber die fruchtbaren Staubblätter über den Petalen. Zur Reihe gehören zwei Ordnungen: I. Primulinae, mit freier Centralplacenta. II. Diospyrinae, mit gefächertem Fruchtknoten. Primulinae. der Primulinen zeigen fast . : . th a Die. stets. aktinomorphen BINTST mlichkeit, dass der episepale durchgängig die oben erwähnte Eigenthü Fruchtknoten trägt einen einfachen, fadenförmigen Griffel. Er wird gr einer, vom bleibenden Kelch umhüllten oder gestützten vielsamigen Kapsel, die sich meist mit 5 epipetalen Zähnen am Scheitel öffnet. Anagallis löst sich der obere Kapseltheil deckelartig ab (Deckel- kapsel). Die Samen führen einen kleinen, im fleischigen wüBt, homigen Nährgewebe eingebetteten Keimling. Offieinell war men neuere Zeit nur: : 474 Angiospermen, Staubblattkreis vollständig schwindet, seltener noch durch Drüsen, Schüppchen oder kronblattartige Staminodien angedeutet ist. Die fruchtbaren Kronstamina sind allgemein den hinter- liegenden Petalenangewachsen. Bezüglich des Gynaeceums könnte man die Primulinen die Centrospermen unter den Sympetalen nennen. Die Fruchtknoten sind nie gefächert; die Samenanlagen sitzen an einer frei im Grunde sich erhebenden, oberwärts oft mit einer Spitze endenden Säule, welche bei einsamigen Formen auf den Funieulus der Anlage redueirt ist. Auf Grund dieser Verhältnisse gruppiren sich die Familien der Ordnung wie folgt: I. Fruchtknoten mit vieleiiger Centralplacenta und einfachem Griffel: 1. Primulaceae. Frucht eine Kapsel. 2. Myrsinaceae. Frucht eine Beere. I. Fruchtknoten mit nur einer grundständigen Samenanlage. Griffel völlig frei oder nur unterwärts verwachsen : 3. Plumbaginaceae. Frucht eine einsamige Kapsel. Primulaceae. or Die mit etwa 250 Arten in der nördlichen Zone verbreitete Familie der Primulaceen zeichnet ihre Blüthen durch die in Fig. 151 angedeutete Örientirung aus, die man als Primulaceenstellung (vgl. S. 246) unterschieden hat. Grund zu dieser von der Regel ab weichenden Stellung ist vielleicht das t ypische Fehlen der Vorblätter, deren Rolle die nach hinten convergirenden Kelch- blätter 1 und 2 übernehmen, so dass das 4. Kelehblatt alsun paares median-hinten steht. Bei 4-zühligen Blüthen stehen die Kelehblätter 1 und 2 (wie sonst die Vorblätter) transversal. Die Verwachsungsverhältnisse ändern mannichfaltig ab. Der Kelch ist bald sackartig-glockig, kurzgezähnt, bald tief eingeschnitten, bald bis auf den Grund getheilt. Ebenso ist die Krone bald a langer, bald mit kurzer Röhre ausgestattet, auf deren Rande die freien Rn Lappen der Kronblätter bald schüssel-, bald trichter-, bald tellerförmig ‚aufsitzen. Beim Alpenveilchen (Cyelamen) schlagen sich die langen Zipfel an der nickenden Blüthe nach rückwärts. Die Staubbeutel sind stets innenwendig und öffnen sich mit Längsspalten. Der oberständige® Dicotyledonen. 475 Primula offieinalis Jacq. Die Gattung Primula umfasst etwa 80, meist die höheren Ge- birge bewohnende Arten, welche aus meist reichverzweigten Rhizomen grundständige Blattrosetten treiben, aus deren Mitte sich gewöhnlich ein nackter Blüthenschaft erhebt, welcher an seinem Ende eine von Hochblättern (Bracteen) gestützte Blüthendolde trägt. Jede der ge- stielten Blüthen führt einen röhrigen, oft aufgeblasenen, bleibenden Kelch, eine mit eylindrischer Röhre und schüssel- bis tellerförmigem Saume ausgestattete Krone, in deren Schlunde die epipetalen Staub- blätter mit äusserst kurzem, freiem Faden eingefügt sind. Der kugelige oder eiförmige Fruchtknoten trägt auf dem Scheitel den fadenförmigen Griffel mit kopfiger Narbe. Die Kapsel öffnet sich mit 5, bisweilen sich nochmals spaltenden Zähnen, um die schild- förmigen, mit concaver Bauchfläche der kugeligen oder kegelförmigen Centralplacenta ansitzenden Samen zu entlassen. Primula offieinalis Jaeq., die bei uns im April und Mai auf trockenen Wiesen, an Wegrändern, in lichten Gebüschen und Wäldern häufig blühende Scehlüsselblume, Fig. 322, treibt aus aufsteigendem, ziem- lich fleischigem Rhizome grundständige Rosetten von eiförmigen, stark runzeligen, wellig-gezähnten, unterseits sammethaari- gen, plötzlich in einen flachen, fast geflügel- ten Stiel verschmälerten Blättern, welche in der Knospenlage deutlich rückwärts ge rollte Ränder zeigen. Der blattlose, meist mehr als handhohe Blüthenschaft trägt zahlreiche Blüthen in verschiedenem Ent- wickelungsstadium. Zwischen den = u: rechten, entfalteten Blüthen hängen die I? nicht entfalteten an gekrümmten Stielen. ER Aus dem aufgeblasenen, 5-kantig-gloeken- « a förmigen, weisslich sammethaarigen Kelche Fig. 322. Primula offieinalis, ragt die dottergelbe, am Sehlunde mit 5 orangefarbenen Flecken gezeichnete Krone mı (nicht flach ausgebreitetem) Saume hervor. Gebräuchlich waren die Flores Primulae s. als „Brustthee*. t schüsselförmigem Paralyseos * ” ” 5 E A Ü&, Synonym zu Primula offieinalis Jaeq. ıst Pr. veris L. var Erscheinung , dass Blüthen Beachtenswerth ist bei /rimula offieinalis die Bei der lang griffeligen verschiedener Stöcke in zweierlei Form auftreten. I. okkrend die Form schneidet die Narbe etwa mit dem Schlunde der Kro der Kronröhre ein- Staubbeutel in mittlerer Höhe einer schwachen ee Griffel nur hie. wu gefügt sind. Bei der kurzgriffeligen Form m it der Staubbeutel halben Höhe der Röhre, seine Narbe steht ‚also in der, mi 476 Angiospermen. insertion der langgriffeligen Form correspondirenden Entfernung vom Blüthn- schlunde, der bei der kurzgriffeligen Form zur Aufnahme der Staubbeutel becher- förmig erweitert ist. Man bezeichnet solche Zweigestaltigkeit (solehen „Dimor- phismus“) der Blüthen als Heterostylie. Sie kommt vielen Primulaceen, aber auch Arten anderer Familien zu; man erblickt darin eines der Mittel, durch ‘welches die Selbstbestäubung (Befruchtung der Samenanlagen durch den Pollen der nämlichen Blüthe) verhindert, die Wechselbestäubung (Befruchtung der Samenanlagen durch den Pollen einer Blüthe eines anderen Stockes) zur Erzeugung einer lebenskräftigeren Nachkommenschaft begünstigt wird. Diospyrinae. Die Diospyrinen weichen von den Primulinen wesentlich nur im Bau des Gynaeceums ab. Während den Primulinen durchweg ungefächerte Fruchtknoten mit freier Centralplacenta eigen sind, be- sitzen die Diospyrinen normal gefächerte Fruchtknoten. Im Androeceum sind gewöhnlich beide Staubblattkreise entwickelt, obwohl auch hier die Kelchstamina manchmal staminodial (unfrucht- bar) bleiben. Die Diospyrinen sind vorwiegend tropische Holzgewächse. Hierher: I. Sapotaceae. Blüthen zweigeschlechtig, Staubblätter der Krone eingefügt. Fruchtknoten oberständig, mit nur einer Samen- anlage in jedem Fach, I. Ebenaceae. Blüthen dioeeisch, Staubblätter nicht der Krone angeheftet. Fruchtknoten oberständig, mit zwei Samen anlagen in jedem Fach. III. Styracaceae. Blüthen zweigeschlechtig, Staubblätter der Krone eingefügt, wie bei den Sapotaceen, aber die wenigen Fruchtknoten halb oder ganz unterständig. Sapotaceae. Die etwa 330 tropische Baum- und Straucharten umfassende Familie der Sapotaceen zeigt im Diagramm und in der Plastik der 2-geschlechtigen, aktinomorphen Blüthen eine Menge von Ab- änderungen, auf welche hier nicht im Einzelnen eingegangen werden soll. Durchgehends fehlen den Blüthen die Vorblätter, doch ist die Orientirung des bei 5-zähligen Formen quincuneial deckenden Kelbs nicht bekannt. Bei den nicht selten 4-, 6-, selbst g-zählig uf tretenden Blüthen bilden die Kelchblätter zwei gesonderte Kreise. Am meisten schwankt der Bau des Androeceums. Im einfachsten n ‚Falle gleicht er dem von Primula, ist dann also scheinbar haplo- en: —n i Häufiger ist aber der episepale Staubblattkreis durch staminodiale Schuppen vertreten, und bei der hier besonders inter essirenden Gattung Isonandra (Dichopsis) sind beide Staubblatr kreise normal entwickelt. Nahezu gilt für alle Sapotaceen > eztrorse Staubbeutelstellung. Der oberständige, den ein? fachen Griffel tragende Fruchtknoten wird zu einer Beere. Hiorbarns Dienizludaneie 477 Dichopsis 6utta Benth. et Hook. Die Gattung Diehopsis umfasst etwa 30 tropisch asiatische, meist Ceylon und die malayischen Inseln bewohnende, milchsaft- reiche Bäume mit lederigen, unterseits gelb- oder rostfilzigen Blättern und in den Achseln diesjähriger oder über der Narbe ab- gefallener, vorjähriger Blätter büschelig gehäuften Blüthen, deren Formel K (6), C (6), A 6+6, 6 (6) ist. Die extrorsen Staub- beutel krönt ein spitzer, stumpfer, ausgerandeter oder zweispaltiger Connectivfortsatz. Der zottig behaarte Fruchtknoten wird zu einer durch Abort meist einsamigen Beere. Dichopsis Gutta Benth. et Hook., Fig. 323, ist ein bis 13 m hoher Baum der malayischen Inseln mit rostroth-behaarten Zweigen und verkehrt eiförmig-länglichen, ganz- randigen, fiedernervigen, in einen Stiel verschmälerten, unterseits goldgelb glän- zenden Blättern. Die auf kurzen Stielen fast nieckenden Blüthen zeigen einen glockigen, stumpflappigen, goldglänzen- den Kelch und eine auf kurzer Röhre ihre Lappen fast radförmig ausbreitende Krone, welche von den Staubblättern und dem Griffel überragt wird. Die fast kugelige, vom bleibenden Kelch gestützte Beere wird durch Abort von vier der sechs Samenanlagen meist 2-samig. Synonym ist Isonandra Gutta Hook., doch rechnet man zu Isonandra.neuer- dings nur die Arten mit 4-zähligen Blü- e i ; then, deren Formel also K (4), C (4), Fig. 323. Dichopsis Gutta. A4+4, 6 (4) ist. i Der aus Rindeneinschnitten reichlich ausfliessende, zu einer schwammigen Masse erhärtende Milchsaft bildet die wie Kautschuk verwendete Gutta percha, welche als Percha lamellata Ph. G. II. 207 offieinell ist. In Chloroform gelöst bildet sie das Collo- dium vertretende Traumaticin. Besonders präparirte weisse Gutta percha wird in Stangen in Wasser aufbewahrt und dient, da sie in heissem Wasser leicht knetbar wird, als Zahnkitt. : a Ara Ausser Dichopsis Guttasollen noch viele rt = re FORT . ge a Es d Forme . Im, 2 ” Li Figur. ke einge: ar die von Bentham und Hooker Gutta percha liefern. Die Ph. G. II. giebt auch die in die Gruppe der Crotoneen gestellte Euphorbiaceengattung Ceratophorus Sond. (= Gelonium Roxb., Erythrocarpus Blume) als . liefernd an. Mit Uebergehung der Ebenaceae, zu welchen die in der gap tischlerei verwertheten Ebenholzbäume (Arten der Gattung Dios- Pyros) gehören, wenden wir uns zur Familie der 478 Angiospermen. Styracaceae. Die aktinomorphen, zweigeschlechtigen, ohne Vorblätter zu achsel- oder endständigen, einfachen oder zusammengesetzten Trauben vereinten Blüthen der Styracaceen sind typisch 5-zählig nach der Formel K (5), € (5), A 5-+5, G (5) oder (3). Dem 5-lappigen öder 5-zähnigen Kelche folgt die glockige bis fast radförmige Krone, welcher die beiden Kreise des Androeceums mit verflachten oder töhrig-verwachsenen Fäden eingefügt sind'). Die introrsen Antheren öffnen sich mit Längsspalten. Charakteristisch ist der halb- öder ganz unterständige Fruchtknoten mit einfachem Griffel. Seine Scheidewände hängen im Centrum meist nur lose zusammen, so dass die Fruchtknotenhöhle fast nur gekammert ist. Wenige (meist 1 oder 2) anatrope Samenanlagen hängen im Innen- winkel jedes Faches und werden zu Samen mit fleischigem oder hornigem Nährgewebe. Die Frucht ist meist eine Beere oder Stein- frucht; bei der hier besonders interessirenden Gattung Styrax, welcher die Familie ihren Namen verdankt, ist das Perikarp aus nahmsweise trocken und öffnet sich dreiklappig. Von den etwa 220, dem wärmeren Asien, Australien und Amerika angehörigen, durchweg baum- oder strauchartigen Gliedern der Familie ist nur zu besprechen: Styrax Tournefort. Für die Blüthen der Gattung Styrax sind charakteristisch der glockige, gestutzt 5-zähnige’ Kelch, tief 5-theilige, fast freiblätterige Kronen mit länglichen, aufrecht spreizenden Lappen und 10, dem Kronengrunde eingefügte, oft mehr oder minder hoch röhrig ver wachsene Staubblätter. Der fast völlig oder ganz ober- ständige Fruchtknoten ist in der Jugend unvollkommen drei- fächerig, wird aber später durch das Auseinanderweichen der die Samenanlagen an ihren Rändern tragenden Scheidewände einfächerig: . Da ferner die Samenlagen bis auf eine abortiren, so wird die vom er harten Perikarp umschlossene Frucht einsamig. Der mit krustiger 3 oder harter Schale ausgestattete Same sitzt mit breiter Nabelfläche wie etwa der Same der Rosskastanien) im Grunde der von ihm = völlig ausgefüllten Fruchthöhle. Das Perikarp öffnet sich gewöhnlich n : iR -klappig, bleibt aber auch bei manchen Arten geschlossen, a a es-bei anderen bis auf das Endokarp hin fleischig wird, und dm öffnet sich das Endokarp 3-klappig. Be Pi he ') Die Gattung Symplocos ist eine der verschwindend wenigen unter den nis ; Be ein aus vielen Kreisen gebildetes, polyandrisches we Dieotyledonen. 479 Von den etwa 60 Arten, die sich auf die Tropengebiete Asiens und Amerikas beschränken, ist nur officinell .. Styrax Benzoin Dryander, der Benzo&-Storaxbaum, ein mittelhoher Baum. Javas und Sumatras mit mannsdickem Stamme und schöner Krone. Die von bräunlichem Steinhaarfilz bedeckten Zweige tragen auf kurzen, rostfilzigen Stielen die bis 11 em langen und 4!/g em breiten, eiförmig-länglichen, zugespitzten, geschweift-ganz- randigen, oberseits schwach glänzenden, kahlen, unterseits dicht weiss- filzigen Spreiten. Die aus etwa 4 cm langen Trauben rispig zusammen- gesetzten Blüthenstände sind wie die schwach 5-zähnigen Kelche weissfilzig. Die in der Knospe klappigen, lanzettlichen Kronblätter sind aussen silberweiss seidenhaarig, innen (wie der Kelch) roth- braun und kahl. Die Staubblätter sind deut- lich röhrig verwachsen (Fig. 324), ihre freien Fadentheile zerstreut sternhaarig, wie die Röhre braunroth. Die schmalen Antheren- fächer sind gelb. Der weisslich-zottige Frucht- knoten führt in jedem der nur unterwärts ge- schlossenen Fächer etwa 6 zweireihig-auf- steigende Samenanlagen. Er wird zur ge- drückt kugeligen, holzigen, nicht aufspringen- den, runzeligen, graubraunen Frucht, welche nur einen röthlieh-kastanienbraunen, mit a sechs helleren Längsstreifen gezeichneten Samen Aiyräz Benzoin. (Nach enthält. Luerssen.) Etwa 3mal Synonyme sind Laurus Benzoin Houtt. vorgr: und Benzoin officinale Hayne. Dass die Pflanze mit den Lauraceen gar nichts gemein hat, braucht kaum betont zu werden. Die Rinde des Baumes ist reich an einem Ris r schnitten in beträchtlicher Menge ausfliessenden, weisslichen, =; er Luft erhärtenden Harze, welches in braun und weiss RD vanilleartig riechenden Stücken in den Handel kommt ei = Benzoö Ph. G. I. 40 s. Resina benzo@s ibid. Die Durch vorsichtige trockene Destillation giebt es die n ge u Plättchen sich absetzende, im Harze bereits vorgebildete Benzo a4 inet. Opii Acidum benzoicum Ph. G. DH. 5, welche > Tu benzorca Ph. G. II. 283 Verwendung findet. Gage der häufig Ph. G. II. 273 ist ein alkoholischer Auszug des Harzes, Sar DUNEE Styraz officinalis L., der nicht offieinelle Stor nickenden, arm randigen, unterseits weissfilzigen Blättern und zu ” nn ee Steinfrüchten, blüthigen Trauben vereinten, weissen Blüthen Ba rer { nach Dalmatien hin). liebt die felsigen Orte der östlichen Mittelmeerländer CM auf $. 418 vergleiche. Er lieferte früher Storax, betrefis dessen man en : z aus Rissen und Ein- mit ovalen, ganz- 480 Angiospermen. III. Reihe. Haplostemones. Für die vorangehend besprochenen drei Ordnungen der Sym- petalen war der 5-zählige Grundplan mit zwei Staubblattkreisen charakteristisch. Alle scheinbar davon abweichenden Blüthenformen lassen sich mit Leichtigkeit auf jenen Typus zurückführen, um so leichter, als sich mit ihm fast ausnahmslos die Isokarpie des Gynaeceums verbindet. Im Gegensatz hierzu stimmen alle sechs übrigen Ordnungen der Sympetalen indem Merk- male überein: Sie führen nur einen einzigen Staubblattkreis, an welchen sicheintypisch anisokarper Fruchtblattkreis an- schliesst. Man gewöhne sich daher, diesen Charakter mit dem Sinne des Wortes Haplostemones zu verbinden, obwohl in ihm (von arrhoög, einfach, und orwor, Staubblatt abgeleitet) nur der Cha- rakter des Androeceums ausgedrückt ist. Da nun auch hier, wie überhaupt bei den Dieotylen, fünfzählige Blüthen an der Regel sind, so lässt sich der oben betonte Charakter auch so fassen: Bei den das Gros der Sympetalen ausmachenden sechs Ordnungen der Haplostemonen sind Blüthen mit vier Kreisen typisch. Es folgen im Wechsel5 Kelchblätter, 5 verwachsene Kron- blätter, 5 episepale Staubblätter und weniger als 9 (meist 2 oder 3) Fruchtblätter. Aufdas Sinken der Zahl der Fruchtblätter bezieht sich der oben gewählte Ausdruck anisokarp (von &vıoos, ungleich, hier als Gegensatz zu der unter sich gleichen Zahl der Kelch-, Kron- und Staubblätter, und zuorrc, Frucht, hier Fruchtblatt).. Zieht man aber noch das ausnahmsweise Vor kommen von 5 Fruchtblättern (Isokarpie) in Rücksicht, dann ergiebt sich als Gedächtnissanhalt die Formel : K5,C()A5, G 2-5). ; Für die Plastik der Haplostemonenblüthe gilt fast durchweg die eorolliflore Insertion des Androeceums, d. h. die Staub- blätter sind meist der Krone angewachsen. Beziglich des Gynaeceums ' merke man sich, dass die drei ersten Ordnungen, Tubiflorae, Labiati- florae und Contortae, durch obers tändige Fruchtknoten, also hypogyne Insertion von Kelch, Krone und Androeceum, x drei letzten Ordnungen, Campanulinae, Rubiinae und Aggregataı dureh unterständige Fruchtknoten, also epigyneInsertim von Perianth und Androeceum, ausgezeichnet sind. Wir betrachten s hier zuerst die Tubiflorae. gr Die Tubifloren sind unter den hypogyn-haplostemonn we Sympetalen durch die strenge Regelmässigkeit im Aufbau ihrer ER 2 Blüthen ausgezeichnet. Zygomorphie kommt nur in Ausnahmefällen, Dieotyledonen. 481 häufiger (in der ganzen Familie der Solanaceen) versteckt vor, prägt sich aber gewöhnlich nicht oder doch nur schwach in den drei äusseren Blüthenkreisen, namentlich nicht in der Krone aus. Regel ist, dass die Kronblätter hoch hinauf verwachsen, wo- durch die Krone wenigstens im unteren Theile auf- fällig röhrig („tubulös“) erscheint, auf welche Erscheinung der Name „Tubiflorae* hinweisen soll. Besonders hervorzuheben ist, dass die der Krone angehefteten Staubblätter vollzählig entwickelt sind. Typisch sind zwei Fruchtblätter. InBe- tracht kommen hier: 1. Convolvulaceae. Windengewächse mitgedrehterKrone und meist 2-fächerigem Fruchtknoten. NurzweiSamen- anlagen in jedem Fach. 2 2. Asperifoliaceae. Rauhblätterige Gewächse mit verschiede- ner Kronendeckung. Höchst charakteristisch ist der Zerfall der beiden Fruchtblätter in vier Theilfrüchte (Klausen). Vgl. 8. 484. 3. Solanaceae. Narkotisch-giftige Gewächse mit verschiedener Kronendeekung. Charakteristisch ist die durch Schief- stellung der Fruchtblätter bedingte versteckte Schrägzygomorphie der im übrigen meist aktinomorphen Blüthen. Die Fruchtblätter schliessen stets zu einem viel- eiigen Fruchtknoten zusammen. Convolvulaceae. Die Convolvulaceen sind dureh rein aktinomorphe, Blüthen seitlichen Ursprungs ausgezeichnet, Den beiden transversalen, oft grossen und bleibenden Vorblättern folgt der normal quincuneiale Kelch (Fig. 325) und die in der Knospenlage constant rechtsge- drehte Krone mit eigenartiger Längs- faltung. Letztere geschieht so, dass von jedem Kronblatt nur ein in Farbe, Behaarung ete. 5-zählige markirter Mittelstreif äusserlich sichtbar bleibt, während sich der rechte Rand jedes Kronblattes scharf nach innen faltet. Den introrsen Staub- blättern folgt gewöhnlich ein intrastaminaler Dis- eus, dann die beidenzum oberständigen, zweifächerigen Frucehtknoten EIRR wachsenen Fruchtblätter in Median- stellung (vgl. die Regel 8. 256). edes Fruchtfach enthält zwei aufrechte, anatrop-apotrope Samenanlagen, welche in der zur Kapsel oder Beere we häutiger Schale, fleischigem Nährgewe Müller, Medicinalfiora. rdenden Frue Fig. 325. Grundriss der Convolvulaceen- blüthe. Kelch nor- mal orientirt, Krone rechts gedreht. Rings um den + eiigen Fruchtknoten ist der schraffirt ge- zeichnete intrasta- minale Discus ange- deutet.(NachEichler.) ht zu Samen mit be und grossem, gekrümmten 31 = onen auf ganzrandigem, intrastaminalen Diseus. 432 Angiospermen. Keimling mit laubigen, gefalteten Keimblättern werden. Offieinell ist nur noch Ipomoea Purga Hayne. Die mit nahezu 400 Arten fast ausschliesslich den Tropen an- gehörige Gattung Ipomoea bringt den Typus der Familie in gleicher Reinheit wie die bei uns heimische Gattung Convolvulus zum Ausdruck. Fast alle Arten sind linkswindende Gewächse (vgl. Fig. 41,b) mit wechselständigen, meist ungetheilten Blättern, in deren Achseln sich einzelne, ansehnliche, seltener durch Sprossung aus den Vorblättern dichasisch vereinte Blüthen entwickeln. Den fünf, die Frucht später aufrecht umschliessenden Kelchblättern folgt gewöhnlich die grosse, trichter- oder glockenförmige, meist purpurne, seharlachrothe oder blaue, selten weisse Krone mit breit 5-lappigem _Saume. Am charakteristischsten ist für die Gattung der Bau des Gynaeceums. Jedes der beiden Fruchtfächer wird durch eine von unten her sich zwischen die beiden Samen- anlagen einschiebende Leiste, eine „falsche Scheidewand“* getheilt, so dass der Fruchtknoten im unteren Theile entsprechend der Zahl ‚der Samenanlagen vierfächerig wird. Der fadenförmige Griffel endet mit kugeliger oder zweiknopfiger, nicht wie bei Convolvulus in zwei deutliche Schenkel gespaltener Narbe. Die kugelige, häutige oder lederige Kapsel öffnet sich meist wie bei unserer - Ackerwinde vom Scheitel her 4-klappig, um die grossen Samen zu entlassen. Ipomoea Purga Hayne, die Jalape oder Jalapenwinde, ist eine ausdauernde Art der Ostabhänge der mexikanischen Anden. Aus der über faustgrossen, fast kugeligen, weissfleischigen, in ein schwanzartiges, nur unterwärts verzweigtes, hin- und hergekrümmtes Ende auslaufenden Knollenwurzel treiben mehrere bis 3 m hoch windende, meist roth überlaufene Stengel aus, welche auf langen ö > Stielen die breit herzförmigen, ganzrandigen, kahlen, unterseits purpurnen Spreiten tragen, Dicht am oberen Wurzelscheitel entspringen ‚aus Niederblattachseln unterirdisch horizontal kriechende Ausläufer, welche stellenweise anschwellen und dadurch Veranlassung zur Bildung = neuer Knollen geben, welche im Gegensatz zu der grösseren Mutter? oder Hauptknolle als Nebenknollen bezeichnet werden. Die einzeln oder dichasisch zu dreien in den Blattachseln sitzenden, 8 % stielten Blüthen setzen mit kleinen, eiförmigen Vorblättern ein, Von den eiförmig-länglichen, gerundeten Kelchblättern sind die inneren länger als die äusseren. Die purpurrothe Krone besteht aus der“ | etwa 5 cm langen, oben schwach bauchigen Röhre und dem etwa T em breiten, tellerförmigen, kurzlappigen Saume. Die auf geraden ungleich langen Fäden stehenden Staubbeutel ragen etwas über den Schlund der Krone hervor. Der kegelförmige Fruchtknoten erhebt Dieotyledonen. 483 Offieinell sind als Tubera Jalapae Ph. 6. I. 29% s Radix Jalapae Ph. G. II. 339 die ohne Rücksicht auf die Jahres- zeit eingesammelten, milchsaftreichen Knollen, welche zum Theil behufs leichteren 'Trocknens mit Längseinschnitten versehen oder in Stücke gespalten werden, Ein Theil der Handelswaare wird über Feuer getrocknet. Präparate sind Resina Jalapae Ph. 6. I. 226, Pilulae Jalapae Ph. G. Ik 210 und Sapo jalapinus Ph. G. I. 233. Arzneilich wirksam ist das im Jalapenharz enthaltene Convolvulin, ein vortreffliches Purgirmittel, Zum Studium der Familie empfiehlt sich die bei uns allerwärts vorkommende Ackerwinde, Convolvulus arvensis. Die Pflanze milcht wie die Ipomöen, zeigt die charakteristische Rechtsdrehung der Krone und die Links windung der Stengel. Im Wuchse ist ihr die nur in allen Theilen robustere Convolvulus Scammonia L. der östlichen Mittelmeerländer ähnlich, deren bis 2 m lange, 4—6 cm dicke, stark milchende, innen gelbliche Wurzel als Radix Scammoniae offieinell war. Sie lieferte das zum Theil noch angewendete „Seammonium“, Resina Seam- moniae s. Gummi-resina Scammonium. Asperifoliaceae. Wenn die pharmaceutisch völlig belanglos gewordene Familie der As perifoliaceen hier nicht übergangen wird, so hat dies ver- schiedene Gründe. Zuvörderst ist die Familie trotz ihrer etwa 1200 über die ganze Erde verbreiteten Arten eine der natürlichsten er am schärfsten begrenzten im ganzen Pflanzenreich, eine Thatsache, welche ihre Erklärung darin findet, dass der morphologische Aufbau sowohl der Vegetationsorgane als auch der Blüthen so beachtenswerthe Eigenheiten zeigt, dass schon aus diesem Grunde die Kenntniss der Familie unabweislich wird. Überdies aber sind bei uns viele und aller Orten vorkommende Arten vertreten, die selbst der Laie beim ersten Anblick als verwandt erkennt — man erinnere sich der Vergiss- meinnicht-Arten —, und obenein bahnt die Betrachtung der Familie die Kenntniss der folgenden in trefflicher Weise an. ö Die Asperifoliaceenblüthe ang Re iagrammatischen Aufbau völlig mit dem rn Te Convolyulaceentypus überein. Wir begegnen Va ERRNDR ANe auch hier der 2-geschlechtigen, 5-zähligen, Fruchtblättern, haplostemonen Blüthe mit zwei medianen Ser jedes Carpell welche im Ganzen nur vier Samenanlagen (2 gr die Plastik kommend) erzeugen: (Fig. 326). Wesentlich ne iR h.. Dem blei- der ganzen Blüthe. Typisch: ist sie > re orientirten benden, oft nur am Grunde schwach röhrigen, 31* | - 484 Angiospermen. Kelche folgt die unterwärts meist eine eylindrische Röhre bildende Krone, deren anfänglich gewöhnlich dachige, niemals wie bei den Convolvulaceen faltig-gedrehte Saumlappen sich später glocken-, trichter- oder radförmig ausbreiten. Im Kronenschlunde sind die 5 episepalen Staubblätter der Kronenröhre eingefügt. Mit ihnen wechseln häufig sogenannte Schlundanhänge oder Sehlund- klappen ab, welche man leicht als nach innen gerichtete Einstül- pungen der Kronenröhre erkennt. An der Aussenseite der Krone ent- sprieht der Einstülpung eine taschenartige Vertiefung; die Schlund- anhänge sind also wie ein Handschuhfinger hohl. Gewöhnlich überdecken sie die nicht über dem Kronensaum er- seheinenden Staubblätter, zeichnen sich auch oft durch abweichende et Färbung und besondere Beschaffenheit aus. (Beim Vergissmeinnicht, 2 Myosotis, heben sich die gelben Schlundanhänge zierlich von dem himmelblauen Kronensaume ab.) Höchst charakteristisch ist für die ganze Familie der Bau des Gynaeceums. Wie bei den Convolvulaceen be- gegnen wir zwei medianen Fruchtblättern mit je zwei, in Summa also mit vier Samenanlagen. Nun faltet sich jedes Fruchtblatt in der Medianebene, mithin vom Rücken her so gegen das Blüthen- ecentrum ein, dass die beiden Samenanlagen in jedem Fache völlig von einander getrennt werden, und da sich überdies die beiden Fruchtblätter in ihrer Verwachsungsebene, also in der Transversal- ebene durch eine tiefe Furche gegen einander abgrenzen, s0 zen fällt der ganze Fruchtknoten entsprechend der Zahl und Stellung seiner Samenanlagen in vier diagonal orientirte Theil- fruchtknoten, deren jeder aus einem halben Fruchtblatt besteht, dessen Höhlung von der Samenanlage völlig ausgefüllt wird. Die Fruchtblatthälften schmiegen sich also allseitig der zugehörigen Samen- anlage an. Die Einschnürung der Fruchtknoten bedingt zugleich sinkt gleichsam im Mittelpunkte der Blüthe zwischen die vier Theil- | Inserirte Griffel gynobasisch (vgl. hierzu Fig. 341, 4). Zur Zeit : . der Fruchtreife wird jeder Theilfruchtknoten zu einem Theilfrüchtehen er dem ‚halben Fruchtblatt entsprechenden Fruchtschale besteht. M ai : nennt ein solches Theilfrüchtehen eine Klause. Da sich ur Fruchtschale nicht von dem Samen trennt, so ist die Klause eine a bildung der Asperifoliaceen kehrt im ganzen pflan = eesithe nurbeieiner grösseren Familie, den weiter” — NN besprechenden Labiaten, wieder, doch grenzen ® eine eigenthümliche Stellung des stets einfachen Griffels. Derselbe fruchtknoten ein, so dass diese ganz frei rings um die Griffelbasis 2: . gruppirt erscheinen. Man nennt derartige an der Fruchtknotenbas® welches aus einem von häutiger Schale bedeckten Samen und der = - Art Schliessfrucht, die auch wohl oft als Nüsschen bezeichnet wird, : = 2 weil die Fruchtschale nicht selten äusserst hart wird. Die Klausen Dieotyledonen. 485 die Asperifoliaceen von diesen scharf durch den Charakter der Samen- anlagen ab. Die Samenanlagen der Asperifoliaceen sind zwar bald horizontal, bald schwach aufsteigend, bald aufrecht inserirt, doch sind siestets epitrop-anatrop gekrümmt, während sie bei den Labiaten umgekehrt, apotrop- anatrop gekrümmt sind. In beiden Familien führt übrigens, wie bei fast allen Sympetalen, die Samenanlage nur ein Integument. Ein wichtiges Kennzeichen der Asperifoliaceen bilden die meist traubig oder rispig angeordneten Blüthenzweige. Jeder derselben endet mit einer Gipfelblüthe (Primanblüthe), welcher zwei Vorblätter, das tiefer eingefügte «-Vorblatt und das höher eingefügte #-Vorblatt, vorangehen. In der Achsel jedes Vorblattes der Primanblüthe ent- wickelt sich eine Seitenblüthe (Seeundanblüthe), so dass ein Dichasium nach dem Schema Fig. 39, 1a angelegt wird. In der Mehrzahl der Fälle führt nun jede Seeundanblüthe wieder ihr #-Vorblatt, aus dessen Achsel wieder eine Blüthe mit ihrem #-Vorblatt hervorsprosst u. s. f£. Es bildet sich hierdurch in der Achsel jedes Vorblattes ein Sprosssystem, eine Blüthenreihe aus, welche auf 8. 36 als Wickel bezeichnet wurde und deren Förderung, wie gewöhnlich, aus den -Vorblättern geschieht. Auf 8. 289 haben. wir diese eigen- artige Verzweigung als Caryophyllaceen-Typus bereits kennen gelernt. Die Doppelwickeln der Asperifoliaceen sind gewöhnlich dadurch ausgezeichnet, dass jede Wickel an ihrer Spitze, wo die Neubildung der Blüthen lange fortdauert, schneckenartig eingerollt ist. Diese Einrollung hat wohl die Bezeichnung „Wickel“ herbei- geführt. Die Blüthenentfaltung schreitet von unten nach oben fort, wobei sich die Wickel allmählich entrollt. Niemals bl üben alle Blüthen der Wickel gleichzeitig auf. (Für die Beobach- tung empfehlen sich namentlich unsere Vergissmeinnicht-Arten.) Als Kennzeichen der Wiekelbildung beachte man besonders die Stellung der Vorblätter. Da dieselben abwechselnd rechts und links stehen, so bilden sie zwei seitliche Reihen, in welcher jedes RO Vor- blatt vom nächst älteren von hinten her überdeckt wird rs schlächtige Deckung). Da aber ferner die Wickelspitze a i : hr oder weniger deutlich auf gerollt ist, so rücken die Vorblätter mehr < ite frei bleibt: die Rückenseite des Sprosses, während die Bauchseite frei . Goebel nennt deshalb die Asperifoliaceenwickel dorsiventrale Blüthensprosse. ichtigkei Im ee Aufbau ist noch ein Punkt a rheag Tr Es ist eine bei den Asperifoliaceen er ee a : ae eitenzweig mi 2 Zweige mit ihrem Deckblatt oder der Beide Vorkommnisse stellen Spross (sein Mutterspross) verwächst. Busiggns Fig. Are Fig. pi er Im ersten Falle erscheint das Deck blatt wie ein höher inserirtes Blatt seines Ve re . ._ _ halten sich oft die $-Vorblätter in den Doppelwickeln); im 486 Angiöspermen. Falle rückt der Achselspross von seinem Tragblatte soweit fort, ‚dass er entweder als „extraaxillärer“ Seitenspross oder als „blattgegen- Fig. 327. Schema- tische Darstellung der Verwachsung der Blätter Ln und Ln+1 des Sprosses I mit ihren (schwarz ge- ‚zeichneten) Achsel- ‚sprossen II und II, welche je mit einer Blüthe enden, deren Vorblätter @, $, resp. eo’, ß' sind. (Meta- topie. der Deck- blätterLn undIn+:), Fig. 328. Schema- tische Darstellung der Verwachsung der in den Winkeln der Blätter L„n und Lo+i erzeugten (schwarz gezeichneten) Achsel- sprosse II und I mit der Hauptaxe I. Alle Sprosse enden mit Gipfelblüthe, de- ren Vorblätter anden „Secundanaxen“ mit «, 8 resp. a’, 8’ be- zeichnet sind. (Me- tatopie der Achsel- ständiger“ Spross gegenüber einem Blatte des Mutter- sprosses erscheint. Man nennt solche durch An- wachsen bedingte Verschie- bung der Organe eine Meta- topie. (Metatopie des Trag- blattes, Metatopie des Achsel- sprosses.) Schliesslich sei noch darauf hingewiesen, dass sich fast alle Asperifoliaceen durch steife, zum Theil stachelige oder borstige Haare auszeich- nen, welche Stengel und Blätter bedecken. Es bezieht sich hierauf der Name der Familie (von asper, rauh, und folium, Blatt). Die Blätter sind übrigens fast stets sprosse.) einfach und ganzrandig, ab- : wechselnd (nicht wie bei den Labiaten gegenständig). Die Spreite läuft gewöhnlich als schmaler Flügel am flachen Blattstiele herab, lässt sich aber oft selbst noch am Stengel abwärts verfolgen (herablaufende Blätter). Zur Zeit ist gar kein Vertreter der Familie mehr offieinell. Die Ph. GI ‚ führte noch Aleanna tinctoria Tausch., ein ausdauerndes Kraut mit niederliegen- den Stengeln, dürre, sandige Orte Ungarns, Südeuropas, Kleinasiens und Nord- afrikas bewohnend, auf. Die Wurzeln, Radix Alcannae, führen in der Rinde den als Alkannin oder Alkannaroth bezeichneten Farbstoff, welcher als vo unschädlich zum Färben von Salben etc. verwendet wird. Von den einheimischen Formen stehen die Blätter von Pulmonaria offieinalis L., des LungenkrauteS, noch jetzt beim Volke im Ansehn. Die schon im April und Mai erscheinenden, anfangs rosarothen, dann blauvioletten Blüthen sind dimorph wie die Blüthen von Primula officinalis. Solanaceae. Die pharmaceutisch hochwichtige Familie der Solanaceen stimmt mit den Convolvulaceen und Asperifoliaceen im Tubifloren* | eharakter überein. Auch hier finden wir fast durchgängig die 5 | zählige, haplostemon-sympetale Blüthe nach der Formel K 5, © B) A5, G (2). Unterscheidend und charakteristisch sind aber Anordnung und Bau der Fruchtblätter. Während den Convolvulaceen und Asperifoliaceen zwei mediane Fruchtblätter i ; Dieotyledonen. mit in Summa nur vier Samenanlagen eigen waren, zeigen die Sola- naceen constanteSchrägstellungderFruchtblätter, welche ausnahmslos zu einem vieleiigen, zweifächerigen Frucht- knoten mit wul- stigen Placenten und einfachem Griffel verwach- sen. Als typisch gilt dabei die in Fig. 329 gezeich- nete Carpidenstel- lung: Die Sym- metrieebene der Fruchtblätter und damit der ganzen Blüthe ist gewöhn- lich das erste Blatt des normal orien- tirten (mit dem zweiten DBlatte Fig. 329. Diagramm der Blüthe von Datura. Kelch normal, mit Blatt 2 gegen die Axe, Krone rechts ge- dreht. Die Fruchtblätter symmetrisch gegen Kelch- blatt 1, wodurch die ganze Blüthe schräg-zygomorph wird. (Nach Eichler.) Fig. 330. Diagramm der Blüthe von Hyoscyamns. Zum Unterschiede von den meisten Solanaceen schräg- zygomorph gegen Blatt 3 des normal orientirten Kel- ches. Kröne gegen Kelch- blatt 3 absteigend deckend. (Nach Eichler.) gegen die Axe gerichteten) Kelches. Schrägstellung gegen das dritte Kelchblatt, wie in Fig. 330, findet sich nur bei dem Bilsenkraut, Hyoscyamus. . Ist nun die Schrägstellung der Fruchtblätter schon an und fr sich selten (wir haben sie bisher übe zygomorphen Blüthen der Anacardiacee Aesculinen angetroffen), so treten die der auf $. 250 angeführten Regel heraus. Wechselbeziehung, blätter und der ganzen Plastik der den systematischen Lehrbüchern pflegt man dieselbe In der That sind auch die in versc zu bezeichnen. verwachsenen Kelchblätter meist von gleicher Gestal fach für die Kronblätter gilt, besonders schwach röhrig verwachsen sind. In vi deutlich zygomorph und zwar entsprec gegen das erste, nur bei Hyose blatt, gegen welches dann auch die absteigend decken (wie in Fig. 330). one ausgesprochen zweilippig- Bezüglich des Androeceums ist trorsen Staubblätter mit ihren Fäd doch sind die Fäden nicht selten von ungl so, dass das vor dem ersten Kelehblatt ste kürzesten ist, während die anderen paarweise gl rhaupt nur in den schräg- n und in der Ordnung der Solanaceen damit ganz aus Wichtiger aber ist die welche zwischen der Schrägstellung der Frucht- yamus Solanaceenblüthe besteht, In als aktinomorph hiedenem Grade t, was auch viel- wenn diese am Grunde nur elen Fällen ist aber die Krone hend der Fruchtblattstellung gegen das dritte Keich- Saumlappen in der Knospenage Im extremen Fall wirdde zu bemerken, dass die stets in- «den der Kronröhre eingefügt sind, eicher Länge und zwar hende Staubblatt m eich lang sind. In e 488 ‚Angiospermen. einigen Fällen ist das in der Symmetrieebene liegende Staubblatt unfruchtbar, in einigen Gattungen sogar ganz unterdrückt. Fasst man alle diese Erscheinungen unter gemeinsamem Gesichts- punkt zusammen, so ergiebt sich, dass die Solanaceenblüthen fast stets versteckt- und zwar schräg-zygomorph sind. Die Schrägzygomorphie prägt sich am deutlichsten im Gynaeceum aus, schwächer im Androeceum, noch schwächer in der Krone und am wenigsten im Kelche. Die Zygomorphie verliert sich also, je mehr sich die Blüthenkreise vom Centrum, dem Vegetationspunkte der Blüthe entfernen. Die Stellung der Blüthen hängt mit einer höchst eigen- artigen Verzweigung der Solanaceen zusammen. Zunächst er- zeugt der Hauptstamm gewöhnlich zweierlei Seitensprosse, solche, welche erst nach einer Reihe von (nach ?/5-Stellung geordneten) Laub- blättern mit einer Gipfelblüthe enden, und solche, welche gleich auf zwei meist laubige Vorblätter eine Gipfel- blüthe folgen lassen. Man unter scheidet danach 1) belaubte Zwei ge und 2) Blüthenzweige. Letz tere gruppiren sich vorzugsweise traubig oder rispig am Gipfel der en Fie. 331, f Fast allgemein entwickeln sich aber Datur. Wisterbohe dehasisch aus den er der beiden Volles ung verbunden mit Metatopie der Gipfelblüthe neue, mit einer Blüthe En Prey (Nach gbschliessende Achselsprosse. Wir er- : halten dadurch wieder dieselben gabe- ligen Dichasien, welche wir im Caryophylleentypus und in den Doppelwickeln der Asperifoliaceen kennen gelernt haben, besonders dann, wenn die Förderung der Verzweigung einseitig aus dem B-Vorblatt geschieht. Bei den Solanaceen sind aber die Vorblätterder Blüthen gewöhnlich gross und laubblatt- artig, das f-Blatt dabei oft grösser als das a-Blatt, | ihre Achselsprosse verhältnissmässig lang. Wird schon hierdurch der Aufbau der Zweige unübersichtlich, so gesellt sich hierzu noch die als Metatopie bezeichnete Verwachsung, deren Modi = bei den Asperifoliaceen bereits eine Rolle spielen (vgl. $. 486). Die Erörterung einiger der lehrreichsten Fälle wird das Verständniss : ‚aller obwaltenden Verhältnisse anbahnen. = Bei der. Gattung Datura endet die in Fig. 331 die Laubblätter — In, Lit, und L,+, tragende Hauptaxe I mit einer Gipfelblüthe, als deren Vorblätter («) und (8) die Laubblätter L„+, und Lats MM zusehen sind. In ihren Achseln haben sich die beiden (schwarz 8° E zeichneten), bei II mit je einer Gipfelblüthe endenden Sprosse rn Dicotyledonen. 489 wickelt. Jeder derselben trägt nur zwei Blätter, «, und f, res [7 und (schraffirt gezeichnet). Diese Blattpaare sind die Vor. blätter der bei II angedeuteten Blüthen. In den Achseln dieser Vorblätter stehen nun wieder (weiss gezeichnete) Zweige, von welchen in der Figur die in den Achseln der $-Vorblätter gezeichneten bei IH mit je einer Gipfelblüthe enden, deren (weiss gelassene) Vorblätter % und f, resp. @” und £” sind. Die ganze Verzweigung ist also eine wie- derholte dicha- sische Gabelung. Nun wird man aber leicht bemerken, dass die Blätter « und £ hoch hinauf mit ihren schwarz gezeichneten Achselsprossen (II) verwachsen sind; es liegt also eine Meta- topie wie in Fig. 327 vor. Die mit III be- zeichneten Seiten - sprosse der bei II endenden Axen: ste- hen den Blättern L,+, undL,.,schein- bar „extraaxillär* gegenüber, während die nicht bezeichneten Sprosse (rechts und zu In+, und L.+, aussehen. Öprosse Achselsprosse zu &, Pi wieder mit ihren Achselsprossen bis zur An Fig. 332. Verzweigungs- schema für Atropa. Wiekelsympodiumdurch Förderung aus dem je- desmaligen #-Blatt der Sprosse I—II, verbun- den mit Metatopie der $- Blätter. „Gepaarte* Blätter b und «, 8 und @), fı und «g etc. um- gleichwerthig, weil ver- schiedenen Sprossen an- gehörig. (Nach Eichler.) In Wirklichk 4, fg resp. @", 8” ete. verwachsen. Bei Atropa ist dieselbe Verzweigung der Vorblätter ausgeprägt (Fig. 332), aur aus dem $-Vorblatt erfolgt. Statt d eine wickelartige Sprossfolge. ithe endende Hauptaxe trägt die Laubb ei ‚älteste derselben, L., spielt di ie jüngeren L,+, und Lu+s sind di Blüthe I. Nur das /#-Blatt hat einen Achselspross mit den (schraffirt gezeic en die Metatopie erscheint aber ß ie analoge Erscheinung wiederholt $ mit a, in gleicher ich mit dem Blatte Fig. 333. Verzweigungs- schema für Solanum. Wickelsympodium, aus den #-Blättern gefördert wie in Fig. 332, doch gleichzeitig neben einan- der Metatopie der Deck- und Metatopieder oberen Axenstücke I, II, Il ete. „Gepaarte“ Blätter und scheinbar „extraaxil- läre* Blüthenzweige. links) wie Achselsprosse eit sind aber alle diese « und #', doch sind diese Blätter heftungsstelle der Blätter und dieselbe Metatopie die Verzweigung ist jedesmal er Gabelung entsteht mithin Die bei I mit der Gipfel- Jätter Lu, Lurı und Int. e Rolle eines Deckblattes (b), e Vorblätter («) und (#) der bei II mit Blüthe endenden hneten) Blättern &ı und fı- Höhe inserirt. ß, und 490 Angiospermen. r seinem (weiss gezeichneten) bei III mit Blüthe endenden Achselspross, > dessen Blätter «; und £, sind. Von diesen verwächst wieder fs mit seinem (schwarz gezeichneten) Achselspross IV u. s. f. Während nun die unteren Glieder der Axen I, TI, II und IV eine Schein- axe, ein Sympodium, in dem auf 8. 36 entwickelten Sinne bilden, stellen sich an diesem immer zwei ungleichwerthige und meist auffällig ungleich grosse Blätter (b und @, $ und m, Pi und @,) neben einander, welche man als gepaarte Blätter zu bezeichnen pflegt. Sie unterscheiden sich von den gewöhnlichen gegenständigen Blättern leicht durch den Winkelabstand, der bei den letzteren 180° beträgt. Da aber bei den Solanaceen jedes Vorblattpaar (z. B. @, £) jedes folgende («,, f}) kreuzt, so stehen 9 und & (und ebenso f, und «,, ß, und 4, ete.) nahezu im rechten Winkel neben einander. In der Gattung Solanum, Fig. 333, findet sich im Wesent- lichen dieselbe Verzweigung wie bei Atropa wieder. Abweichend verhalten sich nur die Spitzen der einander folgenden Axen LH, II ete. Jede derselben endet mit einer Blüthenwickel, welche im unteren Theile mit dem Achselspross des f-Blattes nach dem in Fig. 328 für die Asperifoliaceen dargestellten zweiten Schema ver wächst. In Fig. 333 vereinen sich also beide Verwachsungs modi an einem Sprossstücke. An den bei I endenden Achselspross von L„.+, ist das (weiss gelassene) Tragblatt Ln+> und die Hauptaxe I angewachsen; ebenso verhält sich Spross II und Blatt fı zu Spross IH, ete. Solanum hat also gepaarte Blätter und scheinbar extraaxilläre Blüthenstände. | Die Eintheilung der mindestens 1250 Arten der Solanaceen gründet sich auf die Ausgestaltung der Früchte und Samen, Der vollständig gefächerte, stets vieleiige Fruchtknoten wird zur wand- spaltigen oder mit Deckel aufspringenden Kapsel oder zur saftigen Beere. Die zahlreichen Samen mit häutiger, oft netzig-runzeliger Schale enthalten meist einen stark gekrümmten, fast spiraligen Keimling im fleischigen Nährgewebe. Man unterscheidet danach: I. Curvembryae. Mit gekrümmtem Keimling. Hierher: 1. Solaneae. Mit Beerenfrucht. Krone in der Knosp® . gefaltet oder klappig. Hierher Solanum und Capsium 2. Atropeae. Mit Beerenfrucht, aber Krone dachig- : Hierher Atropa. Er 3. Hyoscyameae. Mit Deckelkapsel. Hierher HyoscyamuS: = 4. Datureae. Fruchtknoten durch falsche Scheidewände En vierfächerig, meist zur fachspaltigen Kapsel werdend. Hierher Datura. Pe! Dieotyledonen. 49] II. Rectembryae. Mit fast oder völlig geradem Keimling. 5. Nieotianeae. Mit Kapsel, deren beide Klappen sich zuletzt von der Scheidewand völlig ablösen. Hierher Nicotiana. 6. Salpiglossidae. Mit ausgesprochen 2-]ippigen Blüthen. Als zum Theil hochwichtige Arzneipflanzen sind zu besprechen : l, Solanım L. Die Gattung Solanum ist mit etwa 900 Arten über die ganze Erde, besonders in den Tropenländern, vorzüglich Amerikas, ver- breitet. Ihr Charakter liegt in den rein aktinomorph erscheinenden Blüthen. Dem unscheinbaren, 5- lappigen oder 5-theiligen, zur Fruchtzeit nicht vergrösserten Kelch folgt meist eine radförmig sichausbreitende Krone mitäusserst kurzer Röhre, Die 5, auf sehr kurzen, gleichlangen Fäden aufrecht stehenden Staub- beutel schliess en, sich seitlich berührend, zu uber kegelförmigen Röhre rings um den fadenförmigen Griffel zusammen und öffnen sich intrors, scheinbar poricid durch einensehr kurzen Längsspalt am Gipfel, Der Fruchtknoten wird zu einer vom bleibenden Kelch gestützten Beere. Betreffs der charakteristischen „gepaarten Blätter“ und der „eXtraaxillären Blüthenstände“ vergleiche Fig. 333. 1. Solanum Dulcamara L., als Bittersüss oder klettern- der Nachtschatten bekannt, Fig. 334, ist ein durch ganz Europa verbreiteter, auch in Asien und Nordamerika eingebürgerter Be Aus seinem kräftigen, stark verästelten Rhizome erheben en hin- und hergebogen kletternden, schnurdünnen und gr > kantigen, später holzig-hohlen Stengel bis zu 3 m Höhe. Die = gestielten, fast kahlen oder beiderseits zerstreut ars rc randigen Spreiten sind bald länglich-eiförmig, spitz oder en meist am Grunde herzförmig. Nicht selten bilden sie 3 ee ..- seitlich abstehende Blattlappen („Ohren“), wodurch ale fürmig, fast dreilappig wird. Die ziemlich kleinen, fast 2 zagate" in geknickt spreizenden Wickeln vereinten Blüthen en rem durch dunkel violette, sternförmige, tief 5-sp Bug mn & gesäumte Lappen der Krone zeigt am Grunde zwei Be Früchte Flecke. _ Die Staubbeutel aind gelb. Die anfang EENeN — T werden zu eiförmig-länglichen, glänzenden, seharlachrothen, hänge saftreichen Beeren. i Durch die kletternde Lebensweise ist die Art Sep . 2; Säyee bei uns heimischen unterschieden. Die im Frühjahr offieinell als in blattlosem Zustande eingesammelten Range waren Stipites Dulcamarae. 2. Solanum tuberosum L., die Kar sich durch unterbrochen-gefiederte toffelpflanze, zeichnet Blätter mit 3—5 Fieder- ee 493 Angiospermen. paaren aus. Die wie die kantigen, ästigen Stengel kurz grau-haarigen Blättchen sind eiförmig, zugespitzt, am Grunde schiefherzförmig, “oberseits schmutzig dunkelgrün und durch Vorwölben des Blatt- fleisches zwischen dem Adernetz auffällig runzelig. Die ziemlich =Z, \SPE TR Fig. 334. Solanum Duleamara. (Nach Baillon.) grossen, zu endständigen Inflorescenzen vereinten Blüthen führen fast trichterförmige, weisse oderröthliche Kronen mit 5 -eckigem Saume. Die kugeligen, grünen, wenig saftigen Beeren sind nahezu haselnussgross. | Die aus den südamerikanischen Anden stammende Pflanze wurde bekanntlich wegen der Bildung ihrer unterirdischen Knollen als Culturgewächs bei uns eingeführt. Ihr bei uns erst durch Zwangs“ mittel erfolgter Anbau ist jetzt von höchster national-ökonomischer Bedeutung. In vielen Gegenden ist die-Kartoffel ein Hauptnahrung®" Dieotyledonen. | 493 mittel der Bevölkerung. Die Kartoffeln sind die knollig verdiekten Enden unterirdischer Ausläufer, mithin Stammorgane. Die sogenannten „Augen“ sind Knospen in den Achseln unscheinbarer, häutig-schuppiger Niederblätter mit halbmondförmiger Insertionslinie. Stirbt im Herbste die oberirdische Mutterpflanze (das „Kartoffelkraut“) sammt den Knollenträgern ab, so werden die Knollen frei. Im folgenden Jahre treibt dann jedes Auge aus und erzeugt wieder eine reich verzweigte Staude. Die Kartoffeln sind mithin der ungeschlechtlichen Fort- pflanzung, der vegetativen Vermehrung dienende natürliche „Ableger“ ihrer Mutterpflanze. Um diese Lebensaufgabe erfüllen zu können, speichern die anfänglich wasser- reichen Knollen gegen den Herbst hin grosse Mengen von Nähr- stoffen, namentlich Stärke; die Kartoffel „reift“. Die Nährstoffe stellen das Baumaterial dar, aus welchem die im men = der Kartoffel aussprossenden „Keime“ gebildet werden. ysio- logisch ee die Kartoiieks mithin Reservestoffspeicher in gleichem Sinne, wie etwa das Nährgewebe der Samen oder die stärkereichen Cotyledonen der Erbse und Bohne. Die aus den zerkleinerten Kartoffeln ausgeschlemmte Stärke, auch zum Unterschiede vom Weizenmehl ete. als Kar h offelm " hl bezeichnet, ist nicht offieinell. Durch Erhitzen liefert sie Dextri m das auf chemischem Wege leicht in Trau benzucker Deniz übergeführt werden kann. Aus der Gährung der era der bei uns in grossen Massen erzeugte Spiritus (Karto Es 1, hervor. Hauptbestandtheil desselben ist (neben Fuselöl) MR :zitus Ph. G. IL 242 alkohol, der mit 9—10 P/o Wasser den Spiritu ER bildet. Seine‘ mannichfache Anwendung in der era en allerlei Gewerben macht ihn zu einem unentbehrlichen Product. 2. Capsicum L. a . B ri Die Gattung Capsicum umfasst enma BON um theils ausdauernde Kräuter der Tropen. Die wi -weissen, gelben extraaxillär, aber meist einzeln stehenden, schmutzig r E £ ; weit-glockigen, oder violetten Blüthen sind ausgezeichnet Erg n zähnigen Kelch. stumpf 5-kantigen, gestutzten © j Die Krone Arad: in EA Radform und durch he Röhre mehr an die Solanum - Blüthe. Höchst cha dam Grunde staltet sich das Androeceum: Die St aubfäden ® er unden. Die durch eine kurze, gefältelte Membran v um zeichnet sich Beutel öffnen sich intrors mit Längsrissen. ee we Samen werden- dadurch aus, dass die zu flachen, fast u auf jeder Seite den Samenanlagen gewöhnlich nahe dem re echt ist eine meist der beiden Fruchtfächer eingefügt sind. = ce Beere, welche flache, längliche, lederhäutige, saftlose, oft aufge 494 Angiospermen. gewöhnlich, aber fälschlich als „Schote* (Pfefferschote) bezeichnet wird. Die falsche Benennung ist zweifellos dadurch entstanden, dass die Beere gewöhnlich zu beiden Seiten der Scheidewand, die sich im oberen Theile der Frucht ganz verliert, hohl erscheint. Der Laie hält deshalb die Capsieumbeere für eine der „Erbsenschote“ gleichwerthige Frucht, begeht also einen doppelten Fehler, weil die Erbsenfrucht eine Hülse ist. 1. Capsicum annuum L., in Mexiko heimisch, in Sideuropa, besonders aber in Ungarn eultivirt, ist ein einjähriges, reichästiges, etwa !/g m Höhe erreichendes, kahles Kraut, mit elliptischen, ganz- randigen, zugespitzten Blättern und schmutzig-weissen, nickenden Blüthen. Unterscheidendes Merkmal sind die fingerlangen, 2—3 em dieken, kegelförmigen, glänzend glatten, vom nicht vergrösserten Kelch gestützten, aufrechten Beeren, die je nach der Culturform schar- lachroth, gelb und rothfleckig oder weiss vorkommen. 2. Capsicum longum Fingerhut, steht der vorigen Art so nahe, dass man sie als Varietät derselben ansehen kann. Sie unter- scheidet sich wesentlich nur durch hängende Beeren von rother, gelber oder violetter Farbe. Gewöhnlich sind die Früchte gekrümmt. Im tropischen Amerika heimisch, wird diese Art in vielen Formen wie die vorige in allen warmen Ländern eultivirt. Die Früchte beider Arten sind offieinell als Fructus Capsiei Ph. G. II. 119 s. Piper hispanicum ibid. 274. Im Süden, be- sonders aber in Ungarn, sind sie pulverisirt ein hochgeschätztes Ge- würz (Paprika, spanischer Pfeffer), das auch bei uns für den Küchengebrauch eingeführt wird. Seine ausserordentliche Schärfe beruht auf dem Gehalt an Capsiecin, welches nach Arth. Meyer seinen Sitz ausschliesslich in den Plaeenten, nicht in der Frucht wand und nicht in den Samen hat. Es reizt die Haut zur Röthung und selbst zur Blasenbildung und ist wirksamer Bestandtheil der Tine tura Capsiei Ph. G. II. 274, die einen Theil des bekannten Ge heimmittels „Pain-Expeller“ ausmacht. y Ausser den genannten Arten liefert eine Reihe anderer, Capsicum Fastigiatum ‚Bl. (= minimum Roxb.) und Caps. frutescens L., aus Amerika stammend und in Ostindien und Afrika cultivirt, ihre viel kleineren, tief orangerothen 1—1!s em langen, flachen Früchte als Guinea- oder Cayennepfeffer. $ie dienen vor- züglich als Gewürz zum Einmachen (Mixed pickles, Anchovis etc.). R Betreffs der nur auf den brennend-beissenden Geschmack bezüglichen ae zeichnung „Pfeffer“ vergl. die Anm. auf $. 279. . 3. Atropa Belladonna L. Die monotypische Gattung Atropa stellt sich als Vertreter der zweiten Solanaceengruppe, der Atropeae, dar, welche zwar wie die Solaneen Beerenfrüchte aufweist, aber wegen der in der Knosp® nicht längsgefalteten Kronblätter, deren freie Zipfel sich wenigsten® am Grunde dachig übereinanderlegen, abgetrennt wird. Da für —n ii: ist das schwefelsaure Salz, Atropinum Dicotyledonen. ; 495 Atropa Gattungs- und Artcharaktere zusammenfallen, so besprechen wir sofort die Art c Atropa Belladonna L., die Tollkirsche. Aus der bis 60 cm langen und bis 5 em dicken, spindelförmigen, fleischigen, erst später holzigen Wurzel erheben sich die nach dem Schema Fig. 332 ver- ästelten, buschig verzweigten, oberwärts wie die Blätter drüsig-weich- haarigen Stengel bis zu halber Mannshöhe. Von den gepaarten Blättern ist das eine (das jedesmalige «-Blatt) auffällig klein, während das grössere bis 20 em lang und 10 em breit, also nahezu handgross wird. Seine weiche, fast fleischige, eiförmig-zugespitzte, ganzrandige Spreite:verschmälert sich nach unten in den kurzen Blattstiel. Die nickenden, von dem Blattpaare gewöhnlich überdeekten Blüthen führen einen grünen, laubigen, 5-theiligen Kelch, dessen eiförmige, spitze Zipfel becherförmig um den Grund der etwa doppelt so langen, eylindrisch-glockigen, unterwärts gelbbraunen, gegen die rückwärts gebogenen Saumlappen schmutzig violettbraunen Krone zusammen- schliessen. Die dem Grunde der Krone eingefügten, den Kronen- schlund nicht überragenden Staubblätter tragen die blassgelben, ellipsoidischen, mit Längsrissen sich öffnenden Beutel auf bogig-ge- krümmten, fast eylindrischen Fäden. Der kräftige, unbehaarte, ellipsoidische, einem ringförmigen Discus aufsitzende Fruchtknoten trägt auf dem fädigen, die Krone nicht überragenden Griffel eine verbreiterte, beiderseits herabgebogene Narbe. Aus ihm geht die glänzend -schwarze, von violettem Safte strotzende, süsslich-fade schmeckende Beere hervor, die wegen ihrer Aehnlichkeit mit einer Herzkirsche nur allzu oft Kinder zum Naschen verleitet, obwohl eine Verwechselung mit Kirschen selbst bei nur geringer Aufmerk- samkeit vermeidlich ist. Die als „Tollkirsche“ bezeichnete Atropa- frucht enthält ja viele kleine Samen, aber keinen Stein, ausserdem ist sie am Grunde von dem sternförmig ausgebreiteten, nach der Blüthe- zeit schwach, aber doch deutlich vengeöngerbah Kaf ERLn in I i *+to]- und süddeutschen i> n den schattigen mittel- un © nicht selten. Sie blüht West- und Mittelasien ist die Tollkirsch # 1 vom Juni bis zum August. Die während dieser Zeit Arge trocken papierdünnen brüchigen Blätter sind offieinel bs Beilsdchnas ei 113 s. Herba belladonna®e ıb1 Ba Aus ihnen wird in den Apotheken nur noch > se; Ba erue Belladonnae Ph. G. I. 83 hergestellt. en, u donnae, Unguentum Belladonna® ie PR en Belladonnae sind in die Ph. G. II. nicht mehr at ebenso wenig wie Radix Belladonnae® s. Radix = serst furiosi. Das in allen Theilen der er ea Ant nur giftige Alkaloid Atropin und seine Verbindungen RarOeR ; = hergestellt. Offieinell in chemischen Fabriken (aus der Bein KEG. 30 496 Angiospermen. Die Anwendung des Atropins in der Augenheilkunde ist allgemein bekannt. Eintröpfelung schwacher Lösungen in das Auge bewirkt unter Herabsetzung der Reizempfindlichkeit des Augapfels eine ausser- ordentliche Pupillenerweiterung, weshalb Tollkirschenauszüge im Mittelalter zu den Schönheitsmitteln der Frauen zählten, worauf sieh bekanntlich die Bezeichnung Belladonna für die Pflanze gründet. Innerlich findet Atropin Anwendung gegen Nervenleiden und Muskel- krämpfe. 4. Hyoseyamus niger L. Unter den wenigen, durch die Bildung von Deckelkapseln ausgezeichneten Gattungen der Hyoscyameae ist die mit nur 8—9 Arten auf die Mittelmeerländer beschränkte Gattung Hyos- eyamus scharf gekennzeichnet 1) durch die auffällige Zygo- morphie der Einzelblüthen und 2) durch die den Wuchs der ausnahmslos krautigen Formen charakterisirenden, reichblüthigen Wickelinflorescenzen. Die kurz gestielten Blüthen beginnen mit einem röhrig-becherförmigen, kurz 5-spaltigen, bei der Frucht- reife sich vergrössernden Kelch, welcher von dem Saum der gegen das 3. Kelchblatt auffällig zygomorphen Krone über- ragt wird. Die beiden bezüglich der Symmetrieebene (Fig. 330) vorderen Lappen sind zu einer Art Unterlippe verkürzt, während die drei hinteren, absteigend deckenden Lappen eine grössere Ober- lippe darstellen. Die der Mitte der Kronröhre eingefügten 5 Staub- blätter krümmen ihre gegen die Oberlippe hin kürzer werdenden Fäden abwärts; ihre eiförmigen Beutel öffnen sich mit Längsrissen. Der zweifächerige Fruchtknoten wird zu einer samenreichen, vom Kelch umhüllten, dünnwandigen Kapsel. Diekwandig ist dagegen der nicht vom Kelch bedeckte, oft sich durch eine sehwache Ring- vertiefung markirende Deckel. Die grubig-warzigen Samen enthalten einen fast spiralig gekrümmten Keimling. Hyoscyamus niger L., die einzige auch bei uns heimische, durch ganz Europa verbreitete, doch auch in Sibirien, Nordindien und im Kaukasus vorkommende Art, das Bilsenkraut (Fig. 335), ist ein drüsig, fast zottig weichhaariges, widerlich riechendes, durch seine gelblich-graue Färbung auffälliges Kraut von 30—40 em Höhe. Aus der einfachen, senkrechten Wurzel erhebt sich ein meist einfacher, nur bei kräftigen Exemplaren in der Blüthenregion ästiger Stamm mit buchtig- fiederspaltigen oder buchtig - gezähnten Blättern. Die grundständigen Blätter sind gestielt und bilden eine zur Blüthezeit (die sich vom Juni bis zum Oktober hinzieht) bereits abgestorbene | Rosette. Die Stengelblätter sind sitzend. Ihre Grössenabnahme in der Blüthenregion lässt den Wickelaufbau der Inflorescenzen augenfällig werden. Die ziemlich grossen Blüthen lassen den klebrig zottigen, etwas schiefen, zur Fruchtreife fast stachelig gezähnten eiförmigen, buchtig-gezähnten, am Grund Dicotyledonen. 497 Kelche eine zarthäutige, schmutzig-gelbe Krone folgen, deren Schlund und gerundete Zipfel innen mit einem zierlichen, dunkelvioletten Adernetz gezeichnet sind. Dasselbe fehlt nur der als Hyoscyamus pallidus unter- schiedenen Varietät. - Öffieinell sind die oberirdischen Theile der Pflanze als Herba Hyoseyami Ph. G. IH. 130 s. Folia Hyoseyami ibid. 334. Präparate sind Extraetum Hyosceyami Ph. G. II. 91 und Oleum Hyosceyami Ph. G. I. 197 s. Ol.hyos- „eyami coetum ibid. 338. Nicht mehr aufgeführt sind Semen Hyoscyami und einige andere Präparate. Wirksamer Bestandtheil ist das in allen Theilen der Pflanze enthaltene, äusserst giftige Alka- loid Hyoseyamin, welches ähnlich, aber stärker wirkt als Atropin. Bilsenkraut- öl ist bekannt als schmerzstillendes Mittel. Car Fig. 335. Hyoseyamus niger. 5. Datura Stramonium L. Die Gruppe der Datureae, deren Charakter in dem Ein- schieben falscher, vom Rücken der Fruchtblätter her gegen die Mitte der wulstigen Placenten vordringender Sche sich auf die Gattung Datura, welche mit nur ten und heissen Gebiete der Erde bewohnt. Im alle durch Kräftigkeit aus, einige treten sogar fleischigen Blättern entsprechen handlange Blüthen mit lang- -gefalteter, rechtsgedrehter, in 5 ne. Die Staubblätter sind dem Den grossen, buchtig gezähnten, grosse, bei einigen Arten mehr als röhrigem Kelche und scharfkantig lange, spitze Lappen ausgezogener Kro idewände liegt, beschränkt 12 Arten die gemässig- Wuchs zeichnen sich als kleine Bäume auf. Grunde der engen und langen Kronröhre eingefügt. a: 336, ist ein Datura Stramonium L., die Stechapfelpfl bei uns an den Dorfstrassen und auf Schu muthlich in Südrussland, Kaukasien und de anze, Fig. tt nicht seltenes, ver- r Tartarei heimisches, zweigung auf $. 488° kräftiges Kraut, dessen wiederholt gabelige Ver . Sein oft über fingerdicker, besprochen worden ist (vgl. auch Fig. 331). unte 2 kahler Hauptstamm entwickelt dicht unter der aus ihr hervorgegangenen jun gen Kapsel x der Gipfelblüthe resp. stark spreizende, bei allen Gabelungen Meist ungleich starke Gabeläste (der .Spross ist ; g ıke Gabeläste (der P-Sp deck Die ut der geförderte). Die Pflanze wird wild höchsten enseite schwach weichh lenden, im u, hellgrünen, auf der Inn | ne fleischig weichen, fast fettig anzufüh lätter mit bis handgrossen, oberseits ‘ Müller, Medicinalflora. dunkel, unt e herzförmigen oder & 32 aarigen Aeste tragen Alter völlig kahlen erseits heller grünen, estutzten E 498 Angiospermen. Spreiten. Die etwa fingerlangen Blüthen beginnen mit dem scharf 5-kantigen, schwach aufgeblasenen, gelblich-grünen Kelche. Die etwa doppelt so lange, schneeweisse, wohlriechende Krone geht in lang zugespitzte Zipfel aus. Ihre auffällige Längsfaltung und Rechts- drehung entspricht dem Gattungscharakter. Die auf langen Fäden aufreehten Staubbeutel öffnen sich intrors mit Längsrissen, ragen aber nicht aus dem fast trichterföormigen Kronenschlunde hervor. Der im unteren Theile deutlich 4-fächerige, anfänglich von weichen Stacheln bedeckte Fruchtknoten wird zu einer kurzgestielt aufrechten, eiförmigen Kapsel von der Grösse der Rosskastanienfrüchte. Die Fig. 336. Datura Stramonium. (Nach Baillon.) "a nat. Gr. dickfleischige, dunkelgrüne Fruchtschale, das Perikarp, zeigt vier, den Scheidewänden des Fruchtknotens entsprechende, auf dem Scheitel der Kapsel sich in einem Punkte (der Griffelnarbe) treffende Längs" furchen, während auf den von ihnen umgrenzten vier Feldern die zahlreichen , kräftigen, kegelförmigen, 1—1!/2 em langen Stachen = ‚entwickelt werden, welche der Frucht den Namen Stechapfel verschafft haben. Sehr auffällig ist das Verhalten des Kelches. dem Welken der Krone geht auch die Kelchröhre zu Grunde, doch . so, dass ihr unterer Theil als ein ringwallartiges, fleischiges® bilde erhalten bleibt, das sich beim Heranwachsen der Frucht rn vergrössert und dabei sich anfänglich tellerförmig ausbreitet; SP nn ' aber schlägt sich der Kelchgrund mit seinem Rande so zurück, er unter der Kapsel als rückwärts gerichtete Manschette erscheint, : auf deren Innenseite die scharfkantigen Mittelrippen der Kelehblätter dauernd sichtbar bleiben. Dicotyledonen. 499 Öffnet sich die reife, stets grün bleibende Kapsel vom Scheitel her 4-klappig, so gewahrt man zu beiden Seiten der bis in den Scheitel sich fortsetzenden, vollständigen, papierartigen Scheidewand die vier, paarweise auf gemeinsamer, scheidewandartiger Basis stehenden wulstigen Placenten, welche bis zum Scheitel hin von den grossen Samen lückenlos bedeckt sind. Unterhalb des Scheitels (in etwa ®4 der Placentenhöhe) treten auch die falschen, den Seheitel nicht erreichenden Scheidewände zwischen den Samen hervor. Letztere sind flach, nierenförmig, 31/.—4 mm lang, 1—1V/s mm dick. Auf den Placenten stehen sie ordnungslos neben einander, ihre eonvexe Kante nach aussen wendend. Die namentlich auf dem Rücken der Samen grob netzig-runzelige, schwarze oder braunschwarze Samen- schale umschliesst das hornige Nährgewebe, in welchem der stark gekrümmte Keimling ruht. = Offieinell sind bei uns nur noch Folia Stramonii Ph. G, U. 117, die zur Blüthezeit der Pflanze (Juni—Oktober) einge- sammelten Blätter. Sie enthalten wie alle Theile der Pflanze das mit dem Atropin identische Alkaloid Daturin. Früher waren auch die Samen als Semen Stramonii offieinell. Präparate von Datura sind in der Ph. G. I. gar nicht mehr aufgeführt. Die für Asthmatiker empfohlenen Cigaretae antiasthmaticae ent- halten Daturablätter als Theil ihrer Einlage. 6. Nieotiana Tabaeum L. ER Aus der durch fast völlig gerade Keimlinge ne % gewebe der Samen charakterisirten, also zur Unterfamilie = een embryae gehörigen Gruppe der Nicotianeae u . die Gattung Nicotiana in Betracht. Die etwa 50 be er. . einjährigen, krautigen, theils ausdauernden und dann $ lanaceen Arten sind im Wuchs vor allen vorangehend Du er en durch ihre endständigen, rispig oder tranbig ARD! Lolies ’ ichasisch-wie eligen Blüthenstände ausgezeichnet, deren Aeste dem d i Solanaceenaufbau Else Die den Blüthen en blätter sind nur äusserst klein. Jede Einzelblüthe -. ich nn glockigem oder eiförmigem, 5-spaltigem Kelch. engere minder langen Kronröhre sitzen die 5 cas = u tellerförmig auf. In der En esliastir: einwärts-gebogenen Rändern : klappig) NT Die der Mitte der Kronröhre eingefügten, bblätter tragen in- den Schlund gewöhnlich nicht überragenden ee auf ringförmigem trors mit Längsrissen aufspringende Bea Fruchtknoten mit dick- oder gelapptem Discus sitzende, TE nd trägt einen wulstigen Samenleisten auf der Mitte der Nar Er wird zur fädigen Griffel mit erweiterter, oft 2-Jappiger 5 u j kugeligen oder länglichen, vom bleibenden Kele en he anliegend um 500 Angiospermen. sehlossenen Kapsel, welche sich bei völliger Reife vom Scheitel her zweiklappig öffnet, um die zahlreichen, sehr kleinen, netzig-runzeligen Samen zu entlassen. Zuletzt fallen die Fruchtklappen von der mit den Placenten stehenbleibenden Scheidewand ganz ab. Die letztere lässt sich also in gewissem Sinne mit dem Replum der Crueiferen vergleichen. Nicotiana Tabacum L., als Tabakspflanze eines der wichtig- sten Culturgewächse, ist eine einjährige Art mit aufrechtem, bis mannshohem, rundem, nur in der Blüthenregion verzweigtem, kräftigem Stengel. Die unterwärts bis 60 cm langen und bis 15 cm breiten, sitzenden Blätter sind länglich-lanzettlich, ganzrandig, beiderseits ver- schmälert. Von der halbstengelumfassenden Basis aus lassen sich _ die Blattränder eine Strecke am Stamme abwärts verfolgen. Ober- wärts nehmen die Blätter successive an Grösse ab und werden schliesslich zu schmal-lanzettlichen Deekblättern. Die Blüthenrispe beginnt dichasisch gegabelt. Die Blüthen führen einen eylindrischen, in dreieckig-lanzettliche Spitzen ausgehenden, grünen Kelch, welchen die rosenrothe Krone mit in der Mitte bauchig erweiterter Röhre _ und tellerförmigem, in 5 Spitzen ausgehendem Saume weit überragt. Während alle grünen Theile der Pflanze drüsig - kurzhaarig sind, wird der völlig nackte Fruchtknoten zu einer glatten, lederbraunen, ziemlich dünnwandigen, vom Kelehe eng umschlossenen, eiförmigen, etwa 2 cm langen Kapsel. Die in Südamerika heimische Pflanze wurde schon bei der Ent- deckung Amerikas als Culturgewächs der Eingeborenen angetroffen bei denen das Rauchen des getrockneten Krautes aus „Tabaco* ger nannten Pfeifen, sowie das Kauen des Tabaks Sitte war. Von Spaniern wurden bereits 1518 Samen nach Europa gebracht und um Lissabon die ersten Tabakseulturen angelegt. Von hier verpflanzte Jean Nicot, ein französischer Gesandter, den Tabaksbau nach Frankreich. Jetzt wird derselbe in allen tropischen und subtropischen Ländern und durch ganz Europa betrieben. Offieinell sind die ge troeknet braun werdenden Blätter als Folia Nieotianae Ph. @. Hl. 115 s. Herba nicotianae ibid. 335. Sie enthalten das wider- lich-riechende, narkotisch giftige Nicotin. Der Aufguss om Tabaksblättern dient zur Vertilgung von Ungeziefer. = Labiatiflorae. : Während in der Ordnung der Tubifloren der aktinomorphe un, 5 der haplostemon -hypogynen Blüthen vorwiegt und selbst in den a © schräg-zygomorphen Blüthen der Solanaceen in den äusseren Blüthen- = kreisen erhalten zu bleiben pflegt, tritt die Zygomorphie der Labiati florenblüthe als hervorragendster Charakter der ganzen Ordnung I den Vordergrund. Die Blüthen der Labiatifloren sind aus“ 5 esprochen median-zygomorph meist so, dass die Zygomorphie im S s. Dicotyledonen. 501 ; augenfälligsten Theile, der Krone, am ausgeprägtesten auftritt. In der normal orientirten Blüthe bilden die beiden hinteren Kronblätter gewöhnlich eine Oberlippe, die drei nach vorn gewandten eine Unterlippe, ein Verhältniss, welches man gewöhnlich als „nach $ zweilippig“ bezeichnet. Umgekehrt ist der Keleh gewöhnlich „nach $ zweilippig* (Fig. 341). Vonden 5 im Grundplane liegen- den Staubblättern sind gewöhnlichnur 4 fruchtbar ent- wickelt. Das median-hintere ist meist spurlos unterdrückt. Nicht selten schwindet auch noch das Paar der seitlich-hinteren Staubblätter, oder es steht hinter den beiden kräftigeren vorderen in der Ent- wickelung zurück, in welchem Falle man das Androeceum als didy- nam (zweimächtig) bezeichnet. In den typischen Fällen, und nur diese kommen hier in Betracht, gesellen sich zwei m ediane, oberständige Fruchtblätter mit einfachem Griffel hinzu, deren Verhalten bei der Frucht- und Samenbildung für die Mehrzahl der Familien bestimmend ist. Von diesen erwähnen wir nur: Serophulariaceae. Mit zweifächeriger, vielsamiger Kapsel. Labiatae. Mit Klausen früchten (vgl. die Asperifoliaceen). Gesneraceae. Mit einfächerigem Fruchtknoten und vielen an zwei Parietalplacenten (vgl. 8. 229) sitzenden Samenanlagen. Lentibulariaceae. Mit ein fächerigem a und freier Centralplacenta (wie die Primulaceen). | RAR, Mit versteekt-zygomorphen, 4-zählig aktinomorph erscheinenden Blüthen. Scrophulariacea®e. we Die mit etwa 1900 Arten besonders den Ländern en ten Zonen angehörende Familie der Serophulariac ie Er sich auf der einen Seite unmittelbar den Solanaceen ab, hren i : : dtschaft mit den im Sich auf der : ‚en Seite die enge Verwan . ei nicht verkennen lässt. Mit Folgenden zu besprechenden Labiaten khaki nah die Scrophulariaceen den z x ei 4 ” 2 ä : 8 : » vieleiigen Fruchtknoten gemein, Are m. u. | 2ygomorphie dem Labiatencharakter entsprie ee -.- fi Ilung der Serophulariaceen entspricht der Forme n üthen. ® EEE Zunächst ist zu beachten, dass den Labiatifloren Ber hg Gipfelblüthen fehlen ; die Blüthen sind or ieh $prungs und meist mit zwei transvers& = ER an: versehen. Diesen schliesst sich fast ausnahmslos ke le Stets normal orientirter Kelch an, dessen mehr ich i ne bald rein quineuncial hoch verwachsene Abschnitte sich in der nn hohe (Fig. 338), bald aufsteigend (Fig. 337), a auch wohl klappig berühren. Nicht selten ist das zweite, daS 502 - Angiospermen. hintere Kelchblatt das kleinste; bei Veronica-Arten ist es oft nur als kleines Zähnchen wahrzunehmen, während es bei anderen Arten und Gattungen spurlos unterdrückt ist, so dass der Kelch aus vier diagonal AR TEN N 3 @) & @) Fig. 337. Diagramm der Fig. 338. Diagramm der Fig. 339. Diagramm der Blüthe von Verbascum. BlüthevonDigitalis. Kelch Blüthe von Veronica, Kelch aufsteigend, Krone quincuneial, normal orien- scheinbar 4-zählig in absteigend deckend. Alle tirt. Krone mit 2 äus- Kelch und Krone. Nur 5Staubblätter entwickelt. _seren, deckenden Lappen. 2, die seitlich-mittleren (Nach Eichler.) Androeceum didynam. Staubblätter entwickelt. gestellten Gliedern wie in Fig. 339 zu bestehen scheint. Prägt sich nun schon die Zygomorphie in der Grössenverschiedenheit der Kelch- blätter aus, so pflegt sie bei auf- oder absteigender Deckung noch deut- licher in der Förderung der Unter- resp. der Oberseite hervorzutreten. Die normal 5-zählige Krone schwankt in der Plastik zwischen fast aktinomorpher, tief 5-theiliger Schüs- selform (so bei Verbascum) bis zu rein 2-lippiger Ausgestaltung nach 3 (wie bei Pedieularis u. a.) Im letzteren Falle ist die Krone meist auffällig seitlich zusammengedrückt. BE 90. ee Verschmelzen nun obenein die beiden, maskirte Blüthe von Meeris die Öberlippe darstellenden Blätter num majus, dem Gartenlöwen- so, dass ihr Umriss einem einfachen u “2 ee n u Blatte gleicht, wie bei Veron j Air Rechts die Oberlippe vonder Innen. 0 erscheint auch die Krone 4-zählıg dis a a rer mer vier mit 2 seitlich-äusseren und 2 median- amen Staubblättern. Uehb N ne ihnen markirt sich die Berührun a inneren Lappen'). In der Grupp linie für den Gaumen der Unter- der Antirrhineae stülpt sich die er ein, dass dieser durch den „Gaumen (die Einstülpung) völlig verschlossen wird (Fig. 340). Man nennt solche Kronen maskirt, und darauf bezieht sich die vielfach für die ) Diese Art der scheinbaren Vierzählickei i ine Reduction 5-zähli z igkeit, welche sich als eine Reduct! a Shheey ee end Blüthen herausstellt, wird bei den Plantaginaceeh | Dieotyledonen. N 503 ganze Reihe gebräuchliche Bezeichnung Personatae (von persona, Maske). Bisweilen ist dabei die Kronröhre vorn am Grunde aus- gesackt (wie bei Antirrhinum, dem Gartenlöwenmaul) oder selbst lang gespomt (wie bei Linaria). Wichtiger ist für die Systematik die verschiedene Deekung der Kron- lappen; absteigend ist sie bei den meisten Antirrhineen, anfsteigend bei den meisten Rhinantheen; daneben findet sich häufig, dass die Seitenlappen der Unterlippe deren Mittellappen und zugleich die Oberlippe decken (so bei Digitalis; vgl. Fig. 338). Mannichfaltig, aber stets der Medianzygomorphie entsprechend, gestaltet sich auch das Androeceum. Fünf fruchtbare Staubgefässe finden sich bei Verbascum (Fig. 337); bei Serophularia ist das median-hintere, also das in die Zygomorphieebene fallende, un- fruchtbar (staminodial) entwickelt. In der Mehrzahl der Fälle fehlt es aber ganz, so dass das didynam-4-zählige Androeceum als typisch gelten muss (Fig. 338). Bei den Gattungen Veronica und Gratiola fehlt auch noch das vordere Staubblattpaar, das Androeceum beschränkt sich hier also auf die beiden mittleren, seitlichen Staubblätter (Fig. 339). Die Staubbeutel öffnen sich ausnahmslos intrors mit Längsrissen. Die beiden, das oberständige Gynaeceum bildenden Fruchtblätter sind gewöhnlich ungleich stark entwickelt. Sie bilden einen Frucht- knoten, der bei rundlichem Querschnitt mit breiter, bei seitlich zu- ® sammengedrücktem Querschnitt mit schmaler Scheidewand ausgestattet ist, Der Mitte dieser sind die wulstigen Placenten mit zahlreichen anatropen Samenanlagen aufgewachsen, wie es ın den en Fig. 337 und 338 angedeutet ist, Der einfache Griffel > 3 - kopfiger oder 2-lappiger Narbe. Die Frucht ist Ne a Kapsel. Die kleinen Samen enthalten einen geraden Keimling a fleischigem Nührgewebe. . = sg Bi der Bau der Einzelblüthen wechselt auch der Aufbau der Blüthenstände. Im einfachsten Falle begegnet as einzelnen Blüthen in den Achseln von Laubblättern Da es Arten, Gratiola), häufiger treten sie zu endständigen .. Digi- Ähren ohne Gipfelblüthe zusammen augen ee talis). Bei Verbaseum erzeugt jede Blüthe der Ae > PER > blüthen aus den Achseln ihrer Vorblätter, 50 dass En i e wi dreiblüthigen Dichasien zusammensetzt. Bei Serop ie bei vielen gegnen wir reichblüthigen Trauben, deren Az s Diebasum Asperifoliaceen und auch bei Nicotiana ein 8A an den A-Vor- = mit Endblüthe bilden, doch so, dass durch Förderung es blättern die Gabelzweige zu Wickeln werden. any den we Für den vegetativen Aufbau ist zu ee. 6 ei BE wiegend krautigen Formen theils wie den ven nständige (deeum hende, theils wie bei den Labiaten abwechselnd-gege a Sirte) Blätter eigen sind. 504 Angiospermen. Eichler theilte die Familie in zwei Unterfamilien: / a) Antirrhineae. Kronendeckung meist absteigend. Nichk parasitisch lebende („autotrophe*) Pflanzen. Hierher Verbas- cum, Digitalis, Gratiola, Veronica. / b) Rhinanthaceae. Kronendeckung meist aufsteigend. Blatt- grün (Chlorophyll) führende Halbsehmarotzer, beim Trocknen schwarz werdend. Hierher Euphrasia. l. Verbaseum L. Die mit etwa 140 Arten der alten Welt eigene Gattung Ver- bascum gehört wegen der absteigenden Kronendeekung in ihren Blüthen zur Unterfamilie der Antirrhineen, schliesst sich aber so eng als Uebergangsgattung an die Solanaceen an, dass sie von Ben- tham als einer besonderen Gruppe der Pseudosolaneae angehörig angesehen wird. Grund hierfür sind die äusserst schwach zygomorphen Blüthen, deren tief 5-spaltigem Kelch eine flach schüsselförmige oder radförmige Krone mit ganz kurzer Röhre und fast freien, ein wenig ungleichen Lappen folgt. Das Androeceum ist vollständig entwickelt, besteht also aus fünf (nicht wie bei den meisten Serophulariaceen aus 4) Staubblättern, welche von vorn nach hinten an Grösse abnehmen, wie es auch bei Solanaceen vorkommt. Dagegen stehen die beiden Carpiden (vgl. Fig. 337) median wie bei allen Serophulariaceen. Charakteristisch ist für Verbaseum die Bildung langer, rispiger oder einfach traubig er- scheinender Blüthenstände, welche den oft mannshohen, unterwärts unverzweigten Stamm abschliessen und den heimischen Arten den Namen „Königskerzen“ verschafft haben. Es wurde schon auf 8. 508 bemerkt, dass die Trauben aus „Partialinfloreseenzen* auf- gebaut sind, deren jede ein 3-blüthiges Dichasium darstellt, welches durch Verkürzung der Blüthenstiele zu einem Blüthenknäuel wird. Niemals findet man den ganzen Blüthenstandin vollem Flor, da die ungleich alten Blüthen sich zu ungleichen Zeiten öffnen ; neben abgetrockneten Blüthen finden sich entfaltete, andere im Knospenzustande. Die fast kugeligen Kapseln öffnen sich (ähnlich wie bei Nicotiana) 2-klappig; meist spalten die Klappen an der Alle Formen sind leicht kenntlich als dicht gelblich- odergrau° = sit ig-fi lzige Pflanzen ‚ deren Behaarung sich gleichmässig über beide Seiten der Laubblätter, zum Theil selbst auf die Blüthen- Spitze nochmals zweitheilig. Mit den Solanaceen haben die fast | = Organe erstreckt. Man bezeichnet deshalb auch die bei uns heimischen in Dieotyledonen. 505 Thapsus-Arten als Wollkraut. Im Wuchs zeichnen sie sich durch den endständigen, dicht-ährenförmigen, fast knüttelförmigen Blüthen- stand aus. Die Blüthen sind dadurch charakterisirt, dass die paarig- vorderen Staubblätter längere, kahle Fäden haben, während die 3 hinteren Staubblätter kürzere, weisswollige Fäden zeigen. Die Staubbeutel sind schief angeheftet und laufen deutlich am Faden herab. Als Artmerkmale gelten die hellgelben, ziemlich grossen Blumen- kronen, deren flache, breit-gerundete, aussen sternhaarige Lappen durchschnittlich 1!/g em lang sind. Der Griffel zeigt eine herab- laufende, nicht kopfige Narbe. Die gekerbten Blätter sind unterwärts eiförmig, werden aber oberwärts länglich-eiförmig, spitz. Die mittleren und oberen Stengelblätter laufen am Stamme kurz, nicht bis zum nächst unteren Blatte herab. & Die im Juli und August blühende Pflanze liebt bei uns sonnige Hügel und Brachen, besonders Sandfelder. t 2. Verbascum thapsiforme Schrader steht der vorigen Art 3n allen diagnostischen Merkmalen sehr nahe. Die hellgelben Blüthen mit eben- falls flacher Krone und am Griffel herablaufender Narbe lassen keine Sichere Unterscheidung zu. Nach Ascherson liegt das beste Merkus der Art in den länglich-elliptischen Blättern, von welchen die mittleren und oberen am Stamme bis zum nächst unteren Blatte re Die bei uns meist häufige und auf Sand gesellig vo ee z Pflanze wird über mannshoch (2 m). Sie blüht vom Juli bis ehe Oktober hinein. Öffieinell sind die Blüthen beider genannten Arten als Flores Verbasci Ph. G. I. 111. Sie bilden einen Theil der Species Pectorales Ph. @. II 242. Verbascum Thapsus L., Mi = % tn eine dritte Art, en R ech Ale een Ale unterscheidend gelten en . a ‚meist nur 1 cm Durchmesser haltenden, dunkler gelben .,. Narbe, förmig-vertiefter, nicht flacher Krone und kopfiger, nicht are: unteren Blatte Die Laubblätter laufen (wie bei 7. thapsiforme) ge "laser Art vom Ge am Stamme herab. Die Ph. G. IL. schliesst die Bläthen | brauche aus. ; 2, Digitalis purpurea L. Er Die mit nur 18 Arten auf Europa sowie ur cher Ai durch- asien beschränkte Gattung Digitalis BORBER ee die Aus autotrophen Lebensweise zu den A en aufsteigend Knospenlage der Lappen der Krone (vgl. Fig. fast ‚freiblätterigen, als absteigend genannt werden muss. re Kelehe schliesst sich schwach zygomorphen, quineuneial deckenden 2 achen, nur durch eine bauchig-röhrenförmige Kron® = "Dicht über dem seichte Einbuchtungen angedeuteten Lappen en r didynamen Grunde ist die Krone stark verengt. Die Bar der Kronröhre Staubblätter krimmen ihre dem BBEReN 2 E 506 Angiospermen. aufgewachsenen, breiten Fäden so gegen den Rücken der Krone, dass die paarweise zusammenneigenden Staubbeutel der Oberlippe angedrückt sind. Die Beutelhälften spreizen fast rechtwinklig vom Connectiv ab und öffnen sich durch einen gemeinsamen, über den Antherenscheitel hinweggehenden Riss. Der deutlich zygomorphe Fruchtknoten geht in einen fadenförmigen, in der Mediane unter der Oberlippe verlaufenden Griffel aus, dessen sehr kurze, anfänglich flach aufeinanderliegende Narbenlappen erst nach dem Verstäuben der Antheren hinter diesen vorgeschoben werden, um sich dann ober- halb derselben klaffend zu trennen. Die Frucht ist eine eiförmige, _ viele kleine Samen enthaltende Kapsel; sie öffnet sich unvollständig 2-klappig. Meist spaltet eine der Klappen nochmals unvollkommen längs ihrer Mittellinie. Die sämmtlichen Arten treten als zweijährige oder ausdauernde Kräuter mit kräftigem, aufrechtem, meist einfachem Stamme auf. _ Ihre einfachen, gekerbten oder ganzrandigen Blätter sitzen (wie bei Verbaseum und den Solanaceen) zerstreut, nicht gegenständig an. Die meist ansehnlichen, purpurnen, gelben oder weissen Blüthen bilden lange, endständige Trauben, an welchen die sämmtlichen Blüthen nach einer Seite überhängen („ein- seitswendige Trauben*). Digitalis purpurea L., der durch ganz Westeuropa (von Sardinien bis Seandinavien) verbreitete, namentlich die sonnigen Schläge der Bergwälder liebende rothe Fingerhut ist eine zweijährige Art, welche im ersten Jahre eine Rosette von sammetartig graufilzigen, eiförmigen, gekerbten, lang und flachgestielten Blättern erzeugt, aus deren Mitte sich im zweiten Jahre der aufrechte, runde, fast stets unverzweigte, mit fast armlanger Traube abschliessende Stamm bis zu 1'/k m Höhe erhebt. Den unteren, langgestielten Blättern folgen kürzer gestielte, welche allmählich in die Form der ungestielten oberen Blätter übergehen. Alle sind grauwollig-sammethaarig, 88 kerbt und schwach runzelig. Das reich verzweigte Adernetz tritt besonders deutlich auf der Blattunterseite her- vor. Wie die Blätter sind auch die Stengeltheile, die Blüthenstiele die Unterseite der ganzrandigen, spitzen Deckblätter und die Aussen — _ der breit-eiförmigen, stumpfen Kelchblätter grau-sammethaari nieht durch verschlungene Haare filzig-wollig. Die grossen, glockig- : bauchigen, aussen kahlen Kronen sind auf dem etwas flachen Rücken Ihrer Oberlippe schön pürpurroth. Ihre Unterlippe geht aussen in's Weisse über, während sie innen mit zahlreichen, dunkelrothen, weiss gesäumten Flecken und Punkten gezeichnet ist, zwischen welchen n sich zerstreut farblose, lange, weiche Haare erheben. Die fast band- artigen Staubfäden sind schneeweiss, die dicken Staubbeutel hell- 2 Der im Grunde der Kronröhre verborgene, längliche, in der. = te schwach verengte Fruchtknoten ist sammethaarig, graugrün. Dicotyledonen. 507 Der Griffel geht nach der Spitze hin in weissliche und rosarothe Färbung über. Öffieinell sind die von wild wachsenden Pflanzen während deren Blüthezeit (Juli, August) eingesammelten und getrockneten Blätter als Folia Digitalis Ph. G. DO. 112 s. Herba Digitalis Purpureae ibid. 335. Ausser zur Herstellung eines Infusums dienen sie zur Bereitung von Acetum Digitalis Ph. G. IH. 2 und Tinetura Digitalis Ph. @. I. 278. Extraetum Digitalis Ph. G. II. 88 wird aus dem frischen Kraute der blühenden Pflanze hergestellt. Wirksam ist in allen Präparaten das narkotisch-giftige Digitalin, ein nicht einheitlicher Körper. Digitalis-Präparate sind wichtige, die Herzthätigkeit regulirende Arzneimittel. Sie verlangsamen die Pulsschläge, machen dieselben aber zugleich kräftiger. i Wer nicht Gelegenheit findet, den in der norddeutschen Tiefebene seltenen, in Thüringen dagegen häufig und gesellig wachsenden Fingerhut zu untersuchen, dem sei die Betrachtung des Gartenlöwenmauls, Antirrhinum majus L., für das Studium der Familie empfohlen. Diesem sehr ähnlich gebaut ist das in Nord- deutschland gemeine Leinkraut, Zinaria vulgaris Mill., auch wildes Löwenmaul genannt. Seine hellgelben Kronen mit safrangelbem Gaumen sind unterwärts in nen langen, geraden, spitzen Sporn verlängert. Antirrkinum und Linaria zeichnen sich übrigens dadurch aus, dass ihre Kapselfächer sich nahe dem Scheitel mit je zwei Löchern öffnen. Man begegnet hier also den immerhin seltenen Poren- kapseln. Labiatae. In gleichem Sinne, wie die Serophulariaceen unter den Labiati- floren den Solanaceen unter den Tubifloren entsprechen, entsprechen die Labiaten den Asperifoliaceen. Beide Familien stimmen in dem der Früchte überein: s0 ausserordentlich charakteristischen Bau er, Die Labiaten führen dieselben Klansenfrüchte wie ea Asperifoliaceen. Hier wie dort zerfallen also die beiden median gestellten Fruchtblätter nach der Zahl ihrer v ier Samenanlagen (zwei pro Carpell) in vier einsamige Theilfrü ehtehen, be- züglich welcher man sich die Definition einpräge: Eine Klause der Labiaten oder Asperifoliaceen istein halbes Frucht“ blatt mit einem Samen. Dabei besteht aber doch En Rh greifender Unterschied in beiden Familien. Die Samen ee der Labiaten sind aufrecht anatrop-Ap0trDP (Fig. 33), ‚ bei den Asperifoliaceen sind sie ausnahmslos ep1trop a d Ord- Zieht man nun noch die verschiedene, een ei die nungen liegende Plastik der Blüthen in Betracht, so kann man dı ') Ausser bei den Asperifoliac 2 er unse von Klausenfrüchten ‚ und zwar auch von je 4 Em: 4 ihten Calli- Fi ruchtblättern, noch bei den auf 8. 386 den Euphorbiaceen En welche wie trichaceen. Letztere führen hängend- Ben tattet sind. bei Asperifoliaceen und Labiaten mit nur einem Integument ausges een und Labia 508 Angiospermen. Asperifoliaceen als aktinomorph -röhrenblüthig gewordene Labiaten, die Labiaten also umgekehrt als median-zygomorph-zweilippig ge- wordene Asperifoliaceen ansehen. Bezüglich der Labiatenblüthe sind Fig. 341. Charakteristik der Labiatenblüthe. 1. Die Blüthe in nat. Gr. von der Seite gesehen. Ihre Krone deutlich 2-lippig. o Ober-, « Unterlippe. 2. Der nach # zweilippige Keleh. 3. Längs durchschnittene Blüthe; die ungleich langen Staubblätter und der mit der Narbe » abschliessende Griffel werden von der Oberlippe überdeckt. 4. Fruchtknoten angeschnitten, um den gynobasischen Griffel und die von der Frucht- knotenwand umschlossenen aufrechten, anatrop-apo- tropen Samenanlagen zu zeigen. 5. Eine Theilfrucht (Klause). / die aus einem halben Fruchtblatt hervorge- gangene Fruchtwand, s der von ihr umschlossene Same. dabei die in Fig. 341 und im Diagramm Fig. 28 dargestellten Charaktere zu be- achten. Den typisch vorhandenen beiden transversalen Vor- blättern schliesst sich der normal orientirte, 5-zähnige, meist nach $, seltener nach # zweilippige Kelch an. Die stets median- zygomorphe Krone ist nach $ zwei- lippig mit aus- nahmslos abstei- gender Deckung, Fig. 342. Diagramm der Blüthe von Salvia. Die nach $ zweilippige Aus- bildung des Kelches an- gedeutet. Die Krone mit absteigender Deckung.ImAndroeceum ist das median hintere Glied (x) fehlgeschlagen, das mittlere Staubblatt- paar (.) rudimentär, das vordere fruchtbar ent- wickelt, jedes trägt aber nur den halben, nach vorn liegenden Bentel. (Nach Eichler.) die Oberlippe deckt also in der Knospe die Unterlippe. Bisweilen ist die Oberlippe sehr verkürzt, die Unter- lippe dagegen, wie überhaupt die ganze vor dere Hälfte der Blüthe gefördert. Diese För- derung spricht sich besonders im Androeceum aus. In den typischen Fällen fehlt das me- diane hintere Staubblatt völlig, während von den vier vorhandenen, der Kronröhre einge fügten das vordere Paar (wie in Fig. 340) das längere ist. Das Androeceum ist also typisch didynam. Bei den Mentha-Arten tritt dieser Gegensatz zurück (Fig. 344), wäh- rend er bei anderen Gattungen krass hervor- tritt. Bei Rosmarinus und Salvia ven kümmert das hintere Paar, und das vordere entwickelt obenein nur die vordere Staub- beutelhälfte fruchtbar, wie es in Fig. 345 und im Diagramm Fig. 342 dargestellt ist. Betrefls des Gynaeceums ist das Wissenswerthe bereits durch die Besprechung der Klausenfrüchte er ledigt; zu erwähnen ist nur, dass der wie bei den Asperifoliaceen gynobasische Griffel an seiner Spitze in kurz 2-schenklig® Narbenlappen spaltet, wie es Fig. 341, 3 bei n zeigt. | Dicotyledonen. a g en ‚509 Im Aufbau der ü = | | verkennbarer ie eg ee a = = RE entwickelten Pflanzen fehlt stets pr 1 er an een Gipfelblüthe, die Blüthen ze er ea ’ seitlie ° Sur ale er stehen in de Askaeinärun hr oder Ak er 2 eibt die achselständige Blüthe isolirt. In den ai E. ar r Si ge sie als Primanblüthe aus den Achseln gt bar orblätter zwei Seeundanblüthen. Hört die Ver- mit diesen auf, so haben wir das bekannte 3-blüthige eu se es bei S alvia vorliegt. Wie bei den Asperifoliaceen, doeh die at einem Theil der Serophulariaceen wiederholt sich ektthen ithenbildung in den Achseln der Vorblätter der Seeun- En. 2 wodurch dann eine fortgesetzte dichasische Gabelung her ) ei sie bei Calamintha u. a. vorliegt. Regel ist aber tin $ ass in den Gabelzweigen wieder eine Förderung aus den ee ern eintritt, wodurch dann Wiekelendigungen erzeugt werden, ls r een betrachtet haben. Am häufigsten sind die ER en; ie Wickeläste unmittelbar aus den Vorblattachseln der En + hervorgehen, mithin gabelige Doppelwickeln vor a sind. Bei den Labiaten sind dieselben aber gewöhnlich da- Se dass alle Blüthen fast ungestielt sind. Die Ve sind also stark verkürzt, so dass die Blüthen in gleicher irung neben einander zu stehen scheinen; sie bilden einen wei Aühten Scheingquirl in der Achsel des Deckblattes der Priman- K e Folgen solehe Scheinguirle an den aufeinanderfolgenden noten dicht hinter einander, so wird unterbrochen-, bald continuirlich-ährig oder auch kopfig. re. Wuchs ‚stimmen die etwa 2600 über die ganze Erde ver- ei Fe , zumeist krautigen, seltener strauchigen, niemals aber in ho mform auftretenden Arten darin überein, dass ihre nebenblatt- € sen Laubblätter paarig - gegenständig gekreuzt (ein Paar rechts- inks, das folgende vorn-hinten U. 8 f£.) dem meist vierkantigen Stamme oder Zweige ansitzen (, decussirte* Blattstellung). Fast alle oberirdischen Theile der Pflanzen sind reich an figen Drüsenhaaren ätherischen Oelen, welehe von kop ... schieden werden.) /OlMeMRE u# Unterscheidung dr } ruppen einzugehen, betrachten wir nur die wenigen, noch jetzt ge räuchlichen Gattungen, =: 1. Lavandnla vera DC. Ih Die Gattung Lavandula, mit etwa 20 Art ern angehörend, vertritt uns die Gruppe welcher die wenigen Labiaten vereinigt sind, namen Staubblätter ihre Fäden abwärts, gegen der Krone neigen, während die nierenförmigen Staubb en den Mittelmeer- bei welchen die didy- der Gesammtblüthenstand bald =. der Oeimoideae, ia 2 die Unterlippe a s eutel ihre am 510 Angiospermen. Scheitel (wie bei Digitalis) zusammenfliessenden Hälften nach dem Aufspringen zu einem rundlichen Plättchen schrumpfen lassen. Als Gattungscharakter gelten für Lavandula der röhrige, kurz 5-zähnige, 13—15-nervige Kelch und die blaue oder violette, schwach 2-lippige Krone (Fig. 343), welcher oberhalb eines Haarringes die vier, die Kronröhre nieht überragenden Staubblätter eingefügt sind. Die 2—10-blüthigen Scheinquirle in den Achseln unscheinbarer Hochblätter treten zu endständigen, ährenförmigen Blüthen- ständen höherer Ordnung zusammen, welche auf verlängertem Stengelgliede von dem beblätterten Theile des Stam- ala vera. Rechts die vom 8 ahgeräekt Finil. ’ aufgeschlitzte Krone ausgebrei- Lavandula vera DC., die aus Süd- tet. (Nach Luerssen.) europa in unsere Gärten verpflanzte La- vende loder Spike, ist ein halbmanns- hoher, wegen der aufrechten Aeste und seiner linealischen, an den Rändern zurückgerollten,, anfangs graufilzigen Blätter dürr erschei- nender Strauch. Die in den Achseln brauner, trockenhäutiger, zuge- spitzter Hochblätter sitzenden, 6—1 0-blüthigen Scheinquirle bilden eine unterbrochene Scheinähre. Dem eylindrischen, drüsig-punktirten, bläulichen Kelehe mit deckelartigem, hinterem Zahne folgt die blaue, aussen weichhaarige Krone. Die Klausenfrüchtchen sind länglieh- rund und glatt. Gewöhnlich entwickeln sich in den Laubblattachseln sehr kurze Zweige mit büschelig-gehäuft erscheinenden Blättern. . Synonyme sind Lavandula officinalis Chaix, L. angustifolia Moench, Spiea L. var. a., L. Spica Lois. und L. vulgaris Lam. var. a. Der Name Lavandula hängt mit lavare, waschen, zusammen; das angenehm riechende Kraut wird zu Bädern und Waschungen benutzt. Offieinell sind nur die Flores Lavandulae Ph. G. U. 109 ». Fl. lavendulae Ph. G.H. 334, die Lavendelblüthen, welche durch Destilliren das ätherische Oleum Lavandulae Ph. G. I. 198, Lavendelöl, liefern, welches einen Bestandtheil von Acetum aro- maticum Ph. G. IL 1 und Mixtura oleosa balsamica Ph. G. U. 179 ausmacht. Die Blüthen bilden einen Theil der Speeies aromaticae Ph. G. II. 240 und dienen auch zur Bereitung von 2 z Spiritus Lavandulae Ph. G. DL 247. 2. Mentha Tournef. Die Gattung Mentha umfasst eine Anzahl schwierig abzu- grenzender, durch ihren Pfefferminzgeruch leicht kenntlicher Kräuter aus der Gruppe der Saturejea e, deren Name von dem als „Bohnen een} bekannten Küchengewächs Satureja hortensis abzuleiten ist. ie | die Ocimoideen zeichnen sich die Saturejeen durch schw eh Dicotyledonen. 511 zygomorphe,meistsehrkleine Blüthen aus. Die fast regel- mässigen Kronen zeigen ganz flache Lappen und oft gerade vorwärts gestreckte, nicht paarweis zusammenneigende Staubblätter. Dieser Charakter tritt nun in der Gattung Mentha in seiner Reinheit auf, Dem regelmässig 5-zähnigen, trichterig-gloekigen, 10-nervigen Kelche folgt die ihn mit ihren Zipfeln überragende Krone. Gewöhnlich erscheint dieselbe dadurch fast aktinomorph 4-lappig, dass die beiden hinteren, die Oberlippe bildenden Saumlappen hoch hinauf verwachsen (Fig. 344), ein Vorkommniss, welches an gewisse Serophularia- ceen (vgl. S. 502) erinnert. Die vier gleichlangen Staub- blätter verwischen den zygo- morphen Charakter noch mehr, und da überdies im Grunde der Blüthe die vier glatten Klausen folgen, so täuschen die Mentha- blüthen einen aktinomorph-4-zäh- Fig. 344. Blüthe von Mentha piperita. ligen Bau vor. Rechts die vorn ‚aufgeschlitzte Krone ö : . breitet, um die gleichlangen Staub- Für die Artunterscheidung nletee zu zeigen. Die beiden, die ist die Anordnung der gewöhnlich Oberlippe bildenden rer ur vielblithigen Scheinquirle wichtig. hinauf verwachsen. (Nach Äirers Sitzen dieselben ausschliesslich in den Achseln der Laubblattpaare in R % r so scheint der Stengel mit jedem Internodium einen Eu wachsen. Er schliesst dann am Scheitel mit ne Häufen sich aber die Scheinquirle gegen ‚den RER gleichzeitiger Reduetion der Deckblätter, 50 wird der n stand unterbrochen ährenförmig und scheinbar endständig. i ivi rten mit Der ungeschlechtlichen Vermehrung . ae re —. schuppigen Niederblättern besetzte, horizontal krie ; . i ne, an Verlaufen dieselben oberirdisch, so tragen se nn ee =. die normalen Laubblätter erinnernde Niederb nn in überall zum 1. Mentha piperita L., die Pfefferminze; zo 1 m.hobem Arzneigebrauch gebautes Kraut mit meist ”’ ndständigen Stengel und dicken, fast walzlichen, ö : h den ge- Scheinähren. Die Einzelblüthe zeichnet ech furehten Kelch mit zur Fruchtreife zen En sind innen völlig pfriemlichen Zähnen. Die lilafarbenen gesägten, aufkurzem. kahl (Fig. 344). Die spitz eiförmigen, seh as Die EIBRTT der mittleren Stengelregion, Stiele sitzenden Spreiten werden bis east auffällig na durchzieht ein kräftiger ; “tischen Ausläufern ae a vun, = treiben die Stöcke auch oberirdische, mit I | | den Knoten wurzelnde. 512 Angiospermen. Die Blätter, Folia Menthae piperitae Ph. G. H. 115 s. Herba Menthae piperitae ibid. 335 gehören als „Pfeffer- minzthee* zum Volksarzneischatz. Sie liefern das zum grösseren Theil aus Pfefferminzkampfer, Menthol, bestehende Oleum Men- thae piperitae Ph. G. U. 199, das Pfefferminzöl. Die Blätter bilden einen Bestandtheil von Species aromaticae Ph. 'G. H. 240 und dienen zur Bereitung von Aqua Menthae pipe- ritae Ph. G. I 33 und Syrupus Menthae Ph. G. ID. 261. Das Oel wird verwendet zu Spiritus Menthae piperitae Ph. G. I. 248 und Elixir amarum Ph. G. II. 73. Mit Zucker wird es in Form der bekannten „Pfefferminzplätzchen*, der Rotulae Menthae piperitae Ph. G. II. 231 verabreicht. Die Pfefferminz- präparate, besonders der „Pfefferminzthee*, auch Pfefferminzliqueure sind Hausmittel gegen Blähungen und krampfartige Koliken, be- sonders der Kinder, weshalb auch Ol. Menthae pip. immer Be standtheil der „Choleratropfen* ist. Mentholstifte sind in den letzten Jahren als „Migränestifte* Gegenstand der Reclame geworden. Be- kannt ist die Anwendung von Menthol gegen Zahnschmerz („Pohof). 2. Mentha crispa L., die Krauseminze, wird von einigen nur als Varietät der Pfefferminze angesehen, von welcher sie sich durch zerstreut kurzhaarige Stengel und ebenso behaarte Blattunterseiten, besonders aber durch die auffälligkrausen, sitzenden Sprei- ten unterscheidet, welche zur Benennung cris pa und Krause- minze geführt haben. In der Blüthenregion ist die Pflanze schlanker verzweigt. Die Scheinähren sind weniger diek und walzlich; sie pflegen spitz auszulaufen. Die herzförmigen oder rundlich-eiförmigen Blätter sind die F olia Menthae crispae Ph. G. I. 115 s. Herba Menthae erispä® ibid. 335. Vorgeschrieben ist nur noch das „Krauseminzenwasser“, Aqua Menthae erispae Ph. G. I. 33 ‚ nicht mehr aber das „Krauseminzöl*, Oleum Menthae crispae. 3. Thymus Tournef, Die mit etwa 80 Arten besonders den Mittelmeerländern an- gehörige, auch bei uns vertretene Gattung Thymus umfasst Halb- sträucher und kleine Sträucher mit winzigen, ganzrandigen Blättern und kleinen, meist röthlichen, oft polygamen Blüthen, die zu wenig blüthige n Scheinquirlen vereinigt sind. Auffällig wird der Blüthen- 4 stand nur dann, wenn die Scheinquirle ähnlich wie bei Mentha zu Aehren oder Köpfchen am Gipfel der Triebe gehäuft erscheinen. _ Charakteristisch sind der glockenförmige, 10—13-nervige Kelch mit breiter, 3-zähniger Oberlippe, der seinen Schlund nach der Blüthezeit | mit schneeweissem Haarkranz verschliesst, und die deutlich 2-lippse Ent Krone, deren fast flache, ausgerandete Öberlippe fast aufrecht steht, ' während sich die Unterlippe mit ihrem breiteren Mittellappen hori- Dieotyledonen. | 513 zontal oder abwärts stellt. Die didynamen Staubblätter überragen spreizend den Kronenschlund. In ihrem Spreizen macht sich der Saturejeen-Charakter geltend. Die Staubbeutelhälften sitzen zu beiden Seiten eines oft breiten Connectivs an, wodurch das Staubblatt an die Form eines T erinnert. 1. Thymus vulgaris L., als Thymian ein bekanntes Küchen- kraut, ist ein nur bis 30 em hoher, von kurzen Haaren grauer, auf- rechtästiger Strauch, dessen vierkantige, niemals am Boden wurzelnde Aeste ziemlich dieke, bis 9 mm lange und höchstens 3 mm breite, sitzende oder kurz gestielte, am Rande zurückgerollte, mehr oder weniger behaarte Blätter mit grossen Oeldrüsen tragen. Unterhalb der ährig oder kopfig zusammengerückten Blüthenquirle entstehen gewöhnlich in den Laubblattachseln verkürzte, blattreiche Seitensprosse, charakteristische Blattbüschel bildend. Die im Mai und Juni hellroth bis weisslich blühende, in dem westlichen Südeuropa wild wachsende Pflanze wird viel in Gärten zum Küchengebrauch ceultivirt. Offieinell ist das blühende Kraut als Herba Thymi Ph. G. II. 132. Aus dem frischen Kraute ge- winnt man das stark ätherische Oleum Thymi Ph. G. Il. 204, das Thymianöl, das als wesentlichen Bestandtheil Thymiancampher, Thymol, enthält. Das Oel findet Verwendung in dem Lini- mentum saponato-camphoratum Ph. G. I. 157, g* Opo- deldoc, und dessen flüssiger Form, Lin. sapon.-camph. rag dum Ph. G. II. 158; es bildet auch einen Bestandtheil der Mix- tura oleoso-balsamica Ph GL 1NM. a 2. Thymus Serpyllum L., der Quendel, ist eine der u sten, bei uns auf sonnigen Hügeln und Waldlichtungen, i i rasenbildenden rändern un trockenen Wiesen gemeinen, "Die nden, an den Knoten Pflanzen. Die über den Boden hinkrieche 5 wurzelnden Haupttriebe tragen in den Achseln aller = aufrechte, dieht neben blätter meist nur fingerlange, oft noch kürzere, e Seiten- | ee unfe dend einander aufstrebende, mit den reichblüthigen gi Br Stengeln sprosse. An den kaum mm-dieken, ringsum 7 ; u die höchstens 7 mm langen und 1 ar ei er am Rande schwach umgerollten, in einen I ale a förmig verschmälerten,, fast lederigen ee lich dunkelgrünen folgenden Paaren. Im Sommer werden die an re Kelchen Rasen geradezu zu Blüthenteppiehen. Den edenen Rasen ver- folgen hellpurpurne Kronen, deren Form in ve® TEN lüthen beob- schieden angetroffen wird, Bei den en Staubblättern- achtet man relativ grosse E nen mit wohle : N be 4 Kro N seine Narben die nach dem Verstäuben von dem sich na ale m... schenkel öffnenden Griffel überragt ei u halten sich die eingeschlechtige", blichen Blüthen. i ier Staubblatt- Im Schlunde der viel kleineren Krone sitzen nur = ‚Müller, Medieinalflora. 514 Angiospermen. rudimente, während der lange Griffel in kräftigere Narbenschenkel ausgeht. Das blühend gesammelte Kraut, Herba Serpylli Ph. G. II. 132, verdankt seinen angenehm aromatischen Geruch dem in seinen Oeldrüsen erzeugten Oleum Serpylli, dem Quendelöl, welches mit dem Thymianöl nicht identisch ist. Das Kraut bildet einen Bestandtheil der Species aromaticae Ph. G. I. 240. 4. Melissa offieinalis L. Die wenigen (3—4), auf Europa, West- und Mittelasien be- schränkten Arten der Gattung Melissa entfernen sich bereits vom typischen Charakter der Saturejeen durch die auffällig zygomorphen Blüthen. Der glockenförmige, 13-nervige, 2-lippige Kelch mit auf- fällig flacher, 3-zähniger, zurückgeschlagener Oberlippe erinnert zwar noch an den Kelch der Thymusarten, dagegen nähert sich die Krone mit ihrer rückwärts gekrümmt-aufsteigenden Röhre und dem stark '2-lippigen Saume mehr der in Fig. 341 abgebildeten Form. Ebenso vermisst man das auffällige Spreizen der didynamen Staubblätter. Dieselben krümmen vielmehr ihre Fäden nach rückwärts gegen die flach-aufrechte Oberlippe der Krone. Die Staubbeutelhälften stellen sich quer zum Faden und öffnen sich mit gemeinsamem, über den Scheitel hinweggehendem Spalt. Die wenigblüthigen Scheinquirle sitzen in den Achseln der ziemlich grossen, kerbig-gesägten Laub- blätter einseitswendig. Melissa offieinalis L., wegen ihres eitronenähnlichen Geruches in Gärten oft als Citronenmelisse gepflanzt, ist ein aus Südeuropa eingeführtes, oft mehr als halbmannshoch aufrechtes, meist ästiges Kraut mit zottig weichhaarigem Stamm und weichen, dünnfleischigen, breit-eiförmigen oder herzförmigen, stumpf zugespitzten, höchstens 4 cm langen und 3 cm breiten, kahlen oder unterseits flaumig be- haarten, ziemlich langgestielten Blättern. Die Spreite zeigt jederseits nur 5—10 Kerbzähne. Die ziemlich grossen Blüthen zeichnen sich durch ihre weissen Kronen aus. 2 Zu Arzneizwecken gern in Dorfgärten gebaut, liefert die Pflanze ihre Blätter als FoliaMelissae Ph. G.I. 115s. Herba melissa® ibid. 335 v. Melissae eitratae. Ausser zu Theeaufgüssen dit n = die Droge nur zur Herstellung des als „Karmeliterwasser“ bezeichneten a, Spiritus Melissae compositus Ph. G. II. 247. 5. Salvia offieinalis L. ‚Die Gattung Salvia ist mit ihren etwa 450 in den gemässigten > und wärmeren Erdstrichen der alten und neuen Welt verbreiteten Arten der eigentliche Vertreter der Gruppe der Monardeae. Für : | in dieselben ist das Diagramm Fig. 342 charakteristisch; es verkümmem ai die seitlich-hinteren Staubblätter, so dass sich das Androe Dicotyledonen. 515 ceum nur auf zwei, die beiden vorderen Staubblätter reducirt. Für die Gattung Salvia ist nun der in Fig. 345 dar- gestellte Blüthenbau bestim- mend. Dem 2-lippigen, röh- rigen oder glockigen Kelche folgt die Krone mit bauchiger oder ausgesackter Röhre und exquisit 2-lippigem Saume, Die aufrechte, gewölbte, meist seitlich zusammengedrückte Öberlippe überdeckt die un- Fig. 345. Blüthe von Salvia oflicinalis. ter ihr aufsteigenden beiden Rechts die vorn aufgeschlitzte und ausge- Staubblätter und den über breitete Krone. (Nach Luerssen.) ihre Spitze hervorragenden Griffel, während die breite, 3-lappige Unterlippe den blüthenbesuchen- den Insecten einen Landungsplatz bietet. Am auffälligsten gestalten sich jedoch die beiden vorderen Staubblätter. In der Fig. 345 rechts sieht man auf jedem der stark gekrümmten Staubfiden das Mittelband (Connectiv) nach Art eines ze WRTEREER Hebels entwickelt. Nur der in der Knospenlage vordere, in der ent- falteten Blüthe obere Hebelarm endet mit einer fruchtbaren Halb- i Hebelarm mit einem sterilen anthere, während der hintere (untere) Isle. uuäht.. -Dieas. Knöpfehen, der verkümmerten zweiten Beutell en merkwürdige Ausbildung der Staubblätter ist eine ee die mit Hülfe von Inseeten vollführte Wechselbestäubung (vgl. >- der Blüthen, auf welche hier nicht eingegangen werden n . des Aufbaues der zu Aehren, Trauben oder Rispen grupp n : quirle der Salvien ist die Darstellung auf 8. 509 a Salbei Salvia officinalis L., die einzige bei uns TER Gärten ver- aus Südeuropa zum Küchengebrauch allerwärts ın Ce ives, i Klima ein bis pflanzte Art, ist bei uns ein halbstrauchiges, im wärmeren et- i . ; echten Aesten und grau-sanım meterhoch strauchiges Gewächs mit aufr az weh at ziemlich haarigen, in der Jugend fast weissen DI4 er. ne langem, schlanken Stiele die längliche bis fast re .. . kerbte, am Grunde verschmälerte, selten abgeru ur uffällig ist das herzförmige, ziemlich derbfleischige Spreite tragen. er ver Dur And. SOGAR ga ue 1 Blattoberseite eigen- das Blattfleisch fast warzig vorwölbt, wodurch die er hatt. ° ke thümlich runzelig, die Unterseite vertieft narbıg us : ; :« 10 em durchschnittlich eultivirten Pflanzen werden die ee lb ce fingerlang bei 1"/a—2 cm Breite, Dulcamara. Die meist Rissitengrunde „Oehrehen* wie bei nn . ie; bald ab- 3-blüthigen Halbquirle sitzen in den Achse eh inende fallender Hochblätter. Für die im Jun u 15-nervige Kelche Blüthen sind charakteristisch fast trichterförmig® , 83* 516 Angiospermen. und blau-violette, aussen fein weichhaarige Kronen mit helmartiger, gerade aufsteigender, im Vergleich zu den bei uns heimischen Salbei- arten wenig gekrümmter Oberlippe und auffällig breiter Unterlippe. Die Blätter, Folia Salviae Ph. G. II. 116, werden fast nur noch zu Hausmitteln, namentlich zur Bereitung von Gurgelwässern, gebraucht. 6. Rosmarinus offieinalis L. Die der Gattung Salvia nahe stehende Gattung Rosmarinus weicht wesentlich nur in der Gestalt der Kronen und der frucht- baren Staubgefässe ab. Die nur wenig über den Kelch hinaus ver- längerte Kronröhre trägt einen deutlich 2-lippigen Saum, dessen ge- rade aufsteigende, an der Spitze kurz zweispaltige Oberlippe vorn weit geöffnet ist und die Geschlechts organe (Staubblätter und Griffel) nicht überdeckt. An den fruchtbaren Staubblättern entwiekelt das Connectiv nur den vorderen, die Halbanthere tragenden Hebelarm, während der hintere ohne Andeutung einer Anthere auf ein unscheinbares Zähnchen redu- eirt ist. Da sich nun der fruchtbare Schenkel des Conneetivs ganz in die Staubfadenrichtung stellt, so erscheint der unfruchtbare unter- halb der Mitte des scheinbaren Fadens in dem erwähnten Zähnchen. Man könnte also Salvia und Rosmarinus so unterscheiden: Salvia entwickelt das Connectiv der vorderen Staubblätter zum zwei armigen, Rosmarinus zum einarmigen Hebel. Die einzige, durch die Mittelmeerländer verbreitete, bei uns oft in Töpfen cultivirte Art ist Rosmarinus officinalis L., ein immergrüner, sparrig- ästiger, in seiner Heimath bis 2 m hoher Strauch mit 4-kantigen, anfangs weisslich- filzigen, später braungrauen Zweigen und ähnlich wie bei den Topf- myrten dicht gestellten, sitzenden, linealischen, bis halbfingerlangen, etwa 6 mm breiten, am Rande stark zurückgerollten und daher unter- seits tiefrinnigen Blättern. Ihre glänzende, graugrüne Oberseite ver- räth die lederige Beschaffenheit, während die Unterseite von weiss- lichem Sternhaarfilz bedeckt ist. Die Blüthen sitzen an kurzen, arm blätterigen Achselsprossen, zu wenigen eine kleine Traube bildend. Dem kleinen, eiförmigen Deckblatt folgt die sehr kurz gestielte Blüthe mit eiförmig-glockigem, 2-lippigem, graufilzigem Kelch. Die weissliche oder blassblaue Krone gliedert ihre mit dunkleren Zeichnungen vo sehene Unterlippe deutlich in zwei seitlich abstehende Lappen einen auf breitem, concavem Mittelstück (einem „Nagel*) getragenen, an den Rändern wellig-gekerbten Mittellappen. | In ihrer Heimath liebt die von März bis Mai blühende Pflanze . trockene, sonnige Felsabhänge. Man sieht sie auch bei uns, namentlich im kleineren Städten oft an Fenstern auf Blumenbrettern blühen. Die Blätter, FoliaRosmarini, sind bei uns nicht mehr offieinell, wohl aber das aus ihnen dargestellte Oleum Rosmarini Ph. G. II. 202. Es dient zur Bereitung von Acetum aromaticum Ph. G. D. ae # Dieotyledonen. 517 Linimentum saponato-camphoratum Ph. G. I. 157 (Opo- deldoe) und Linim. sapon.-camph. liquidum ibid. 158. In der Volksmediein erfreut sich Rosmarin der Verwendung zu Wund- wässern und Salben. „Rosmarinsalbe“ wird gegen Lähmungen und Quetschungen zum Einreiben verlangt. Die vielen bei uns heimischen Arten der Labiaten gehören den Gruppen der Nepeteae, Stachydeae und Ajugoideaean. Alle besitzen typisch didy- name Staubblätter, welche paarig unter dem Rücken der Krone aufsteigen. Den Nepeteen sind meist l5-nervige Kelche und 2-lippige Kronen, den Stachy- deen (vgl. Fig. 343) 5- oder 10-nervige Kelche und 2-lippige Kronen eigen, während bei den Ajugoideen dem 10-nervigen Kelche eine Krone mit kurzer, fast verschwindender Oberlippe folgt. Contortae. Mit Uebergehung einer Reihe von unwichtigeren, obwohl morpho- logisch interessanten Familien wenden wir uns zur Betrachtung der dritten Ordnung der haplostemonen Sympetalen, zu den wegen des häufigen, doch nicht ausnahmslosen Vorkommens von gedrehter Knospenlage der Kronblätter als Contortae vereinigten Formen. Im Blüthencharakter schliessen sie sich, namentlich bei 5- zähligem Bau an die Tubifloren an, unter welchen ja gedrehte Knospenlage den Charakter der Familie der Convolvulaceae ausmacht. Unterscheidend ist aber für die Contortae, dass die blühenden, Gen ch Axen durchweg mit Gipfelblüthe abschliessen und die gr blätter fast ausnahmslos wie bei den a, 2 wechselnd-gegenständig (deeussirt) oder in a = a selnden Quirlen eingefügt sind. Von den eg war « Contorten jedoch durch die streng aktinomorp Ei 2 Hauch scharf getrennt. Auffällig häufig treten neben Fünfza z er : a 5 andere Zahlenverhältnisse, namentlich die Vierzahl auf. # us ar los besteht das Gynaeceum (wie bei Ben. : : htblättern. Labiatifloren) aus zwei oberständigen a. ee Die Staubbeutel öffnen sich in allen Fällen er ie nie hörigen Familien gruppiren sich am übersichtlichsten A562. Krone s ; 5), Apocynaceae. Blüthenformel K 5, c ( m stets gedreht. Fruchtblätter mit vielen eg " ih 5 mit den Griffeln verwachsen. Hier Be Oleander, die bekannte Zierpflanze. 2. Krone Asclepiadaceae. Blüthenformel K 5, © &). A ” er gedreht. Fruchtblätter unterwärts frei, aber hsen. unter sich und mitdenStanbbenteln YPFR. in Unter allen Dicotylen Ben. Antheren» welcher. die (Pollanmamne Ju 99? . 518 Angiospermen. hälfte wie bei den Orchideen unter den Mono- cotylen zu einem Pollinium verklebt. Gentianaceae. Blüthenformel K 5, C (5), A 5, G (2), häufig auch K 4, C (4), A 4, G (2) oder 6- und 7-zählig. Krone gedreht. Fruchtblätter oben zu einem einfachen Griffel, unter- wärts nur mit den Rändern verwachsen, so dass die Frucht- knoten einfächerig, die vieleiigen Placenten wandständig werden. Loganiaceae. Blüthenformel K 5, C (5), A 5, G (2) oder K4, C (4), A 4, G (2). Krone gedreht oder klappig. Frucht- blätter völlig verwachsen, also mit einfachem Griffel und zweifächerigem Fruchtknoten, oft erst bei der Fruchtreife längs der Verwachsungsfläche oder nicht zerfallend. Qleaceae. Blüthen zweizählig nach der Formel K2 +2, C (2), A 2,G (2) oder K4,C (4), A 2, G (2). Krone meist klappig. Fruchtblätter völlig verwachsen, mit einfachem Griffel und zweifächerigem Fruchtknoten, dieser aber nur mit zwei Samenanlagen in jedem Fach. Jasminaceae. Blüthen nur im Androeceum und Gynaeceum zwei- zählig, im Perianth mehrzählig nach der Formel K.n, C (n), A 2, G (2). Fruchtblätter wie bei den Oleaceen, oft nur mit je einer Samenanlage in jedem Fach. Es wird dem Leser nicht entgehen, dass in der obigen Familien- aufzählung drei Charaktere unabhängig von einander variiren. Erstens geht die Fünfzahl, die dem Gros der Haplostemonen eigen ist, auch auf die Apocynaceen und Asclepiadaceen über, während die Blüthen- formel und, wie wir weiterhin kennen lernen werden, der ganze dia- grammatische Aufbau bei den Gentianaceen in’s Schwanken geräth. Dieses Schwanken zeigt sich in geringerem Maasse bei den Loganiaceen, wo sich die Vierzähligkeit neben der Fünfzahl constituirt hat, während bei den Oleaceen die Zweizahl in den Vordergrund tritt, um sich bei den Jasminaceen wenigstens in den Geschlechtsorganen zu erhalten. Zweitens finden wir die Kronendeckung bei den Apocynaceen, Ascle- piadaceen und dem Gros der Gentianaceen dachig, während bei den Loganiaceen die klappige Knospenlage fast gleichberechtigt hervor- = tritt, um bei den Oleaceen und Jasminaceen die Oberhand zu ge degree Drittens schreitet die Verwachsung der Fruchtblätter von Familie zu Familie fort, auffallender Weise aber so, dass die innigste Verschmelzung der Carpiden am Scheitel beginnt. Bei den Asele- : e piadaceen sind die Griffel verwachsen, aber die Fruchtknoten noch frei a (apokarp), während bei den Gentianaceen die Verwachsung der F ruchtblattränder eben eintritt, doch nur zu parietaler Placentation, mithin zur einfachst möglichen Synkarpie führt. Bei den Logania- ceen ist die Verwachsung perfect, der Fruchtknoten ist zweifächerig Dieotyledonen. IR 5 = 519 & zerfällt jedoch später in seine Constituenten. Bei den wenigsamigen x Oleaceen und Jasminaceen fällt auch dies fort; sie führen meist Schlies- früchte oder Beeren, es findet also auch bei völliger Reife keine Carr-- pidentrennung statt. Wir beschränken die nähere Betrachtung nur auf einige der Familien, und wenden uns zunächst an die Gentianaceae. Mit Uebergehung der Apocynaceen!) und Aselepiadaceen ?) ver- suchen wir ein Bild der Familie der Gentianaceen, deren etwa 520 über die ganze Erde verbreitete Arten vorzüglich den gemässigten Klimaten und zumeist als Gebirgsbewohner angehören, zu entwerfen. Es wurde schon in der Charakteristik der Contorten hervorge- hoben, dass die Gentianaceen eine Uebergangsfamilie darstellen, eme Thatsache, welche sich zunächst im diagrammatischen a En Blüthen ausprägt. Im einfachsten Falle begegnen wir einzeln et x ständigen „Gipfelblüthen“, häufiger aber ist eine Bereicherung Hz achselständige Seitenblüthen, so dass Trauben und Rispen u - eussirten Sprossen Regel sind. Von Wichtigkeit ist nun das handensein oder das Fehlen der Vorblätter, die bei den Gipfelblü natürlich durch das letzte Laubblattpaar vertreten sind. ee Sind zwei transversale Vorblätter Ye u stehen 5-zählige Blüthen normal, ihr Kelch wenden SM FERN Blatt gegen die Axe, wie in Fig. 148. Vie | tern fo dem Kelch die Decussation fort; den iransrersalen VarbEnEn ea zwei mediane äussere, dann wieder zwei transve e RK | DER !) Von den etwa 900 bekannten Apocymäf ich nur Vince minor Lr wärmeren und heissen Ländern an. Bei iin allerwärts gepflanzt paarig-gekreuzt, bilden aber an kräftigen er ickel glioderige Quirle. Oberhalb te ee ar Gipfelblüthe drei hinfällige Hochblätter b, & } i Diese fü hervorgeht, welcher wieder mit einer dblüthe abschliesst, transversale Vorblätter « und 2, von Ce er Beide Vorblätter tragen in ihrer Achsel me "Förderung sichtbar bevorzugt (gefördert). Tritt nun hraubeln, während die.achon blättern der «-Blüthen ein, so erhält man hlüthenstände ihre Entstehung mehrfach in diesem Buche besprochenen en fortgesetzter Förderung aus den ß-Vorblättern 2 Gonolobus Condurango, deren 2) Offieinell ist von Asclepindaeein 65 geführt wird. Da die Ab- Rinde als Cortex Condurango "" a tellt er stammung der Droge jedoch nicht ganz nn worden. Besprechung der Stammpflanze Abstand gene rzählige Blüthen setzen mit n scheint, so ist von der 520 Angiospermen, blätter. Die beiden Fruchtblätter stehen in beiden Fällen normal, also median. Fehlen die Vorblätter, so zeigen 5-zählige Blüthen ge- wöhnlich Primulaceenstellung, ihr Kelch wendet also das vierte Blatt gegen die Axe, und Blatt 1 und 2 des Kelches ersetzen die Vor- blätter, wie es in ähnlicher Weise auf 8. 351 für den Malvaceenhüll- kelch dargestellt wurde.!) Vierzählige Blüthen setzen aber mit zwei transversalen, äusseren, die Vorblätter ersetzenden Blättern ein und lassen diesen zwei mediane innere folgen. Die Fruchtblätter stehen aber bei fehlenden Vorblättern transversal, entgegen der allgemeinen Regel also nicht median. Neben diesen Abänderungen findet sich bei der Gattung Ery- thraea die ganz ausnahmsweise Lobeliaceenstellung und bei einigen Gentianen ist selbst Papilionaceen- stellung beobachtet worden. Zieht man hierzu noch den in Fig. 346 dargestellten Fall von Menyanthes, wo die Blüthe schief zur Abstammungsaxe steht, so ergiebt sich, dass bei den Gentianaceen alle überhaupt bekannten Orientirungsarten des Kelches (vgl. $. 245) vertreten sind. Fig. 346. Diagramm der Blüthe von Menyanthes trifoliata. «, # Vorblätter. 1—5 der quincunciale, schief orientirte Kelch. Die Medianebene ist durch eine punktirte Li- Betrefis der Kronen beachte man, dass die Drehung gewöhnlich rechts stattfindet. Klappige Knospenlage zeigt nur Menyan- thes. Die einfächerigen, mit Parietalpla- centen ausgestatteten Fruchtknoten werden zur häutigen oder derben Kapsel, welche sich längs den Verwachsungsnäthen der Fruchtblätter, also in der Mitte der benachbarten Placentar- wülste 2-klappig öffnet. Die aus anatropen Anlagen hervorgehenden Samen enthalten einen sehr kleinen Keimling im fleischigen Nähr- gewebe. Öffieinell sind: ! nie angegeben. (Nach Eichler.) l. 6entiana L. Die etwa 180 Arten der Gattung Gentiana sind einjährige oder ausdauernde, zum Theil sehr kräftige Kräuter mit durchweg sitzen- den, einfachen Blättern und meist einzeln end- und achselständigen, 4—7-zähligen Blüthen. Dem am Grunde verwachsenblätterigen Kelche folgt die rechtsgedrehte Krone mit meist gloekiger oder cylindrischer, selten sehr kurzer Röhre und aufrechtem, trichter- oder tellerförmig sich ausbreitendem Saume. Für viele Arten sind Schlundanhänge ttheils Wimpern, theils mit den Saumlappen abwechselnde Schuppen) eharakteristisch. Die Staubblätter sind der Kronröhre eingefügt und !) Auch den Primulaceen fehlen „typisch“ die Vorblätter. Vgl. 8. 474. rn Dicotyledonen. 591 En bei langröhrigen Formen nicht den Schlund. Betreffs der 5 - gelten die im Familiencharakter angeführten Regeln, e- u BER L., der gelbe Enzian, Fig. 347, ist eines der gsten Kräuter. Die Y/a—1 m lange, bis 31/2 cm dicke, gelblich- graue, geringelt-runzelige, fleischige = Wurzel dringt unverzweigt, nur mit Nebenwurzeln besetzt in den Boden. Ihrem Kopfe entspringen gewöhnlich mehrere bis 1'/; m hohe, einfache runde, fingerstarke, hohle Stengel. Die untersten, etwa handbreiten und dop- n so langen, elliptischen, ganzran- igen Blätter sind in einen breiten, rin- nig-flachen Stiel verschmälert, die höher eingefügten,, allmählich in die Hoch- blätter des Blüthenstandes überleitenden Daten sind sitzend, dabei verwachsen == halbstengelumfassenden Basen jedes ‚lattpaares so, dass um jeden Knoten 2 kurze Manschette entsteht. Jede er oberseits freudig -grünen, unter- fast bläulichen Spreiten wird von oder 7, am Grunde und an der Spitze zusammenlaufenden Längs- tippen durchzogen. Die Blätter erinnern deshalb an den Typus der Monoeotylen. Die grossen gelben, 5- oder 6-zähligen Blüthen sitzen gedrängt, Scheinquirle bildend, in den Hochblattachseln und am Stamm- scheitel, so dass der Blüthenstand endständig und unterbrochen er- scheint. Die häutigen, durchscheinenden Kelche spalten einseitig auf, Später entfaltet diese so dass sie die Krone scheidenartig umfassen. ihre nahe bis zum Grunde freien, länglich - lanzettlichen, einfarbig gelben oder mit drei Reihen brauner Punkte gezeichneten Zipfel fast radförmig. Die kräftigen, spreizenden Staubfäden tragen linealische, Iutrorse Beutel. Den Grund des länglichen, in einen kurzen Griffel Mit zurückgerollten Narbenlappen verjüngten Fruchtknoten umgeben 5 Diseusdrüsen. Die längliche Kapsel enthält viele eiförmige, flache, von einem Hautrande geflügelte Samen. ; - 2. Gentiana purpurea L., im Ganzen weniger kräftig als die vorige Art, unterscheidet sich wesentlich nur im Bau der meist 6- zähligen Blüthen. Dem scheidig-gespaltenen Kelche folgt eine aussen Purpurrothe, innen gelbliche, glockige Krone, deren eiförmige Lappen etwa 3-mal kürzer sind als die Röhre. Der Blüthenstand beschränkt sich meist nur auf die Se beiden obersten Hochblattpaaren. Die Laubblätter sin Al Heimath der im Juli und August pen, die Karpathen und Norwegen. . ZZ i . EEE NN, . Fig. 347. Gentiana lutea. heinquirle in den d meist 5 - nervig. blühenden Pflanze sind die 522 Angiospermen. 3. Gentiana pannonica Seop., eine von August bis September in den Alpen, den Karpathen und im Böhmerwald blühende Art unter scheidet sich von den vorigen durch meist 6- oder 7-zählige Blüthen mit gleichmässig gezähntem, glockigem Ke lceh, welchem die glockige, dunkelpurpurne, mit schwarzen Punkten ge- zeichnete Krone folgt. Auffällig sind die extrorsen, röhrig zusammenhängenden Staubbeutel. 4. Gentiana punctata L., wie die vorige durch glockige Kelche, aber gelbe, schwarzpunktirte Kronen der meist 6- und 7- zähligen Blüthen ausgezeichnet, bewohnt die Alpen, die Karpathen und die höchsten Theile der Sudeten. Die unterirdischen Theile aller vorgenannten Arten kommen meist längsgepalten getrocknet in den Drogenhandel als Radix Gentianae Ph. 6. II. 219, Enzianwurzel. Als Bittermittel findet dieselbe Ver- wendung zu Extractum Gentianae Ph. G. II. 90, Tinet. Alo&s ceomposita Ph. G. II. 271, Tinet. amara Ph. G.D. 271, Tinet. Gentianae Ph.G. I. 281 und Tinet. Chinae composita Ph. G.I.276. Weit und breit bekannt ist der in den Alpen und im Jura aus der frischen Droge bereitete Enzianbranntwein (Enzianbitte r). 2. Erythraea Centaurium Pers. Die Gattung Erythraea umfasst nur etwa 30 als einjährige oder ausdauernde, meist kleine Kräuter auftretende Arten mit 5,, selten 4-zähligen, zu reichverzweigten Rispen vereinten Blüthen. Charakteristische Merkmale dieser liegen in dem röhrigen, in der Mediane seiner freien Zipfel gekielt-kantigen Keleh mit der seltenen Lobeliacsenstellung. Die ihn überragende, meist rosenrothe Krone beginnt mit eylindrischer, enger Röhre, deren ver engtem Schlunde die rechtsgedrehten, sich trichter- oder teller- förmig entfaltenden Saumlappen ansitzen, welche nach der Blüthezeit sich über der Kapsel wieder zusammendrehen. Die dem oberen Ende der Kronröhre eingefügten, mit ihren Fäden aus dem Schlunde her- vorragenden Staubblätter zeichnen sich dadurch aus, dass ihre in- trorsen Beutel nach dem Verstäuben spiralig rechts-gedreht ver- trocknen. Erythraea ist also hochgradig „eontort“. Der längliche Fruchtknoten mit stark eingerollten Placenten endet mit einfachem Griffel und kopfiger oder 2-lappiger Narbe. Die Kapsel öffnet sich 2-klappig längs der Verwachsungslinie der beiden Fruchtblätter. Erythraea Centaurium Pers. ist das bei uns heimische, ein- un zweijährig auftretende Tausendgüldenkraut. Aus der kurzen einfachen Wurzel erhebt sich der höchtens 2 mm dicke, handlange oder etwas höhere, einfache, 4-kantige Hauptstamm steif aufrecht. Unterhalb der Gipfelblüthe sprossen die dichasisch wiederholt ver- zweigten Inflorescenzäste hervor, die zu einer diehten, doldig er scheinenden Rispe zusammenneigen. Die schön rosenrothen Kronen Dicotyledonen. 523 mit bleicher, enger Röhre machen die Pflanze zu einer der lieb- liehsten unserer Wiesen und feuchten Waldtriften. Die Laubblätter bilden am Stengelgrunde eine Rosette aus verkehrt-eiförmigen, ganz- randigen, weichen, wie die ganze Pflanze haarlosen Spreiten; bei 4 em Länge erreichen sie höchstens 2 em Breite. Ihr Grund ver- schmälert sich in einen sehr kurzen, flachen Stiel. Die viel kleineren, an Grösse nach oben abnehmenden Stengelblätter sind sitzend, paarig, meist spitzlich. Die Blüthezeit fällt in den Hochsommer, Die oberirdischen Theile der Pflanze bilden die Herba Cen- taurii Ph. G. I. 129 s. Herba centaurii minoris ibid. 335. Ihre Verwendung ist nur noch zu Tinet. amara Ph. G. OD. 271 vorgeschrieben. Synonyme sind Gen rium Sm. tiana Centaurium L. und Chironia Centau- 3. Menyanthes trifoliata L. Während sich Erythraea sehr eng an die Gattung ja tiana anschliesst, bildet Menyan thes den arme : - = benannten Gruppe der Menyan theae. Diese tritt nicht yp n halb der Familie, sondern innerhalb der ganzen Ordnung = : forten durch abwechselnde naeh u Stellung 82% N nicht deceussirte) Blätter als anomal hervor. rer i e tianaceen sind die Menyantheen durch induplicativ-klapp 8 Kronen und Samen mit holziger Schale gekennzeichnet. Alle Arten sind Sumpf- und Wasserbewohner. Die einzige, nassen Moorwiesen und Sumpfgräben Europas, Oentralasiens und Nordamerikas eigene, bei uns im Mai und Juni blühende Art der Gattung Menyanthes ist Menyanthes trifoliata L., der Fie- ber- oder Bitterklee, Fig. 348, aus“ gezeichnet durch eine ganze Reihe her- vorragender Eigenheiten. Zunächst dau- ert die Pflanze mit einem oberflächlich kriechenden oder dicht unter dem Wasser . i e : ie spiegel horizontal wachsenden, bis ya E: 2 Menyaaties trifo- Oberfläche ist völlig kahl, glänzend grün, Son Birochesn abgestorbenen Strecke umhüllen ihn die Scheidenreste der älteren nr no ee Blätter, wihrend einzelne lange, 5 1 stgon. erheben ie Wurzeln aus ihm hervorbrechen. # den ann ee kieldiekit wenige (3—5) Laubblätter auf bis handlanei> ander deckenden mit langen, am Rande fast häutigen Scheiden 524 “ Angiospermen. Stielen und dreizähligen, an Kleeblätter erinnernden Spreiten (daher Bitterklee). Die fast sitzenden drei Blättchen sind verkehrt oder länglich-eiförmig, ganzrandig oder undeutlich gekerbt, glänzend grau- grün und frisch fast fettig fleischig. Die aufstrebende Sprossspitze erhebt sich als blattloser, etwa handhoher, mit einer gedrängten, ein- fachen Blüthentraube endender Schaft, an welchem die bald normal orientirten, bald wie in Fig. 346 schief gestellten, 5-zähligen Blüthen aufrecht neben einander stehen. Dem bei Seitenblüthen den Vor- blättern sich anschliessenden, quineuneial deckenden, 5-theiligen Kelch folgt die weisse oder röthlich angehauchte, fast glockige und fleischige Krone, deren lanzettliche Zipfel auf der ganzen Innenseite auf- fällig zottig bärtig sind. Die den Schlund der Krone nur wenig überragenden Staubblätter enden mit schaukelnden, roth - violetten Beuteln. Wie bei Primula sind die Blüthen verschiedener Stöcke auffällig dimorph; Menyanthes ist eines der besten Bei- spiele für Heterostylie (vgl. 8.476). In der kugeligen Kapsel reifen gewöhnlich nur wenige Samen mit holziger, glatter, glänzender Schale. Die Blätter, Folia Trifolii fibrini Ph. G. I. 117 s. Herba trifolii fibrini ibid. 335, sind ein bekanntes Bittermittel (Bitter- ‚ klee). Ausser zum „Thee“-Aufguss dienen sie zur Bereitung von Elixir Aurantiorum eompositum Ph. G. II. 74 und Ex- tractum Trifolii fibrini. Dass die volksthümlichen Namen Bitterklee, Fieberk lee, sowie die immer noch gebräuchliche Drogen- ' bezeiehnung Trifolium fibrinum nur auf die „trifoliaten* Laub- blätter sich stützen, bedarf kaum der Erwähnung. Man hüte sich deshalb um so mehr, Men yanthes in irgend welche Beziehung zu Trifolium, dem Klee, bringen zu wollen! Loganiacesae., Die etwa 350, fast ausschliesslich den Tropen angehörigen Arten der Loganiaceen schliessen sich im diagrammatischen Aufbau eng an die Gentianaceen an, von welchen sie durch die zweifäche- rigenFruchtknoten streng unterschieden sind. Die Samenleisten sitzen wie etwa bei den Solanaceen oder Serophulariaceen auf der Mitte der Fruchtknotenscheidewand ( „Centralplacenten“). Weniger durchgreifende Unterscheidungsmerkmale liefern die übrigen Blüthen- kreise. Wie bei den Gentianaceen ‚sind 5-zählige und oft 4-zählige Blüthen vorhanden, die zumeist traubige oder dichasische Inflores- eenzen mitGipfelblüthen bilden. Jede Blüthe beginnt mit zwei Vorblättern, an welche sich bei Fünfzahl ein normal orientirter Kelch anschliesst, während bei Vierzahl den transversalen Vorblättern zwei mediane, äussere und dann wieder zwei transversale innere Kelch- blätter folgen. Die Fruchtblätter stehen, wie üblich, median (Fig. 349)- Eine Abänderung erleidet dieser Typus nur durch das Vorkommniss, Dieotyledonen. | 525 dass den beiden normalen Vorblättern noch ein damit gekreuztes, medianes Paar folgt, an welches sich bei einigen Arten noch fünf, einen Aussenkelch bildende Hochblätter in = normal quincuneialer Stellung anschliessen. N Vom Contortencharakter weicht die Kronen- TEEN deckung häufig ab. Neben gedrehten Fo Kronen sind klappige (Fig. 349), auch \ ur) ) quineuncial-dachige nicht selten. Br: Neben 2-klappigen Kapseln finden sich auch ne Beeren- und Steinfrüchte. Die Samen führen Fe. 349. Blüthendia- 5 ; re 8. . einen in der Nähe ihres Nabels im fleischigen gramm von Strychnos oder hornigen Nährgewebe eingebetteten Keim- Nux vomica. Kelch nor- mal orientirt, quincun- ling (Fig. 351). Hierher: Eis Krone Happig, dy- naeceum aus zwei me- Strychnos Nux vomica L. dianen Fruchtblättern 5 mit centraler Placenta- Von den 60 tropischen Arten der Gattung tion der Samenanlagen. Strychnos treten die einen als Bäume, die (Nach Eichler) anderen als oft hochschlingende Sträucher mit krautigen oder lederigen, ganzrandigen, paarigen Blättern auf. Die meist weissen, dieht gehäuften Blüthen sind theils 5-, theils 4-zählig. Den Deckblättern folgt ein kurz- gloekiger Kelch, eine langröhrige Krone mit klappigem, später tellerförmig sich ausbreiten- dem Saume und fast sitzenden, dem Kronen- schlunde angehefteten Staubbeuteln (Fig. 350). Den zweifächerigen Fruchtknoten krönt em einfacher Griffel mit schwach 2-knöpfiger Narbe. Die Frucht ist eine meist kugelige Beere, in welcher durch Fehlschlagen u meisten Anlagen nur ein oder zwel, manchen Krsh viele Samen ausgebildet werden. RE Strychnos Nux vomica L., der een elle ar gebieten Ostindiens, den malayischen Inseln nme der Jugend grau- gehöriger Baum mit kurzem, dickem Stamme. n Si haarigen, wiederholt 3-theiligen oder gabeligen di = Die Blätter durch schrittweisse an Dicke abnehmende Interno en bis fingerlangen beginnen mit kurzem, rinnigem Stiele. Die eiförmigen, Ä A 3- oder 5-nervig mit Spreiten sind oberseits glänzend grün, > vo Blüthen führen eine ig. 350). Die in Gestalt und im Grunde innen kurzhaarige Krone Farbe an kleine Orangen erinnernde ’ bitteren Fleische nach T'gehirch meist ur r 3 cm breit und V/a cm dick churaktei förmig entwickelt ist (Fig. 851). In = 526 Angiospermen. coneaven einen Seite sitzt der ziemlich lange Funieulus an, ‚nach dessen Entfernung eine centrale Narbe an der Schale, der „Hagel- fleek* oder Nabel, zurück- bleibt. Von diesem aus läuft eine schwach erhabene Linie nach Art einer Raphe nach dem Mikropylenende des Samens hin, an welchem der Keimling mit seinem Würzelchen_ liegt. Fig. 351. Same von Strychnos Nux vo- Das hornige, weissgraue Nähr- mica, ein wenig verkleinert. (Nach : ' se Luerssen.) Rechts halbirt, um die dicke Benaker Bilder die Hana Samenschale s, das Nährgewebe e und des Samens. Es wird von einem den Keimling zu zeigen. der Abflachung der Schale ent- sprechenden Mittelspalt durch- setzt. Die Oberfläche des Samens ist graugelb, seidenhaarigglän- zend durch radial gerichtete, angedrückte Haare, Die als Krähenaugen bekannten Samen, Semen S tryehni Ph. 6. I. 239, sind bekanntlich ausserordentlich giftig. Ihren Namen Brechnüsse, Nux vomica Ph. G. II. 338, verdanken sie theils ihrer medieinischen Verwendung gegen Brechen bei Dyspepsie, theils der Härte ihrer Schale. Botanisch ist die Bezeichnung „Nuss* (= nux) natürlich ganz falsch, weil eine Nuss eine Frucht, die Brechnuss aber ein Same ist. Noch ferner liegt jede Bezugnahme auf die Wall- nuss (vgl. 8. 260). Präparate sind Extractum Strychni Ph. G. I. 96 s. Extr. nueum vomicarum spirituosum v. Extr. Stryehni spirituosum ibid. 333 und Tinetura Strychni Ph. G. II. 288. Wirksam sind die stark giftigen Alkaloide, be- sonders Strychnin und Brucin, die in den reifen Strychnos- Samen enthalten sind. Offieinell ist Strychninum nitrieum Ph. G.1I. 250. Strychnin wirkt energisch auf das Rückenmark und das damit in Zusammenhang stehende Nervensystem. Die Alkaloide der Strychnos-Samen sind auch in der nicht offi- einellen Rinde des Baumes, der Cortex Strychni oder „falschen Angosturarinde“, enthalten. Oleaceae, Die mit nur etwa 180 Arten vorzüglich die heissen und wärmeren Länder bewohnende Familie der Oleaceae zeigt die bei den Gen- tianaceen eingeleitete und bei den Loganiaceen fortgesetzte Reduction der Blüthenkreise als unterscheidenden, constanten Charakter. Die Oleaceenblüthe ist typisch zweizählig nach der Formel K2 + 2,C (2), A 2, G (2). Die Blüthe setzt mithin die in der nen Region für alle Contorten herrschende Decussation der 2-gliederigen Quirle bis zu ihrem Scheitel, dem Gynaeceum, fort. Ist Dieotyledonen. 527 nun aber Androeceum uud Gynaeceum ausnahmslos das Product zweier decussirten, also gekreuzt stehenden Blattpaare, so findet man doch gewöhnlich ausser den 2 +2, also 4 Kelchblättern oft 4 statt 2 Kronblätter, so dass die obige Formel auch in K4, C (4), A 2, G (2) abändert, worin man unmittelbar die Beziehung zu den bei Gentianaceen und Loganiaceen häufigen 4-zähligen Blüthen erkennt. Von hohem Interesse ist wieder die wechselnde Orientirung der Oleaceenblüthen. Gewöhnlich stehen dieselben traubig oder rispig vereint an decussirten Zweigen, deren Scheitel nach Art eines 3-blüthigen Dichasiums abschliesst. Den Endblüthen gehen aber gewöhnlich mehrere Vorblattpaare voraus, aus deren Achseln die Seitenblüthen oder Seitenzweiglein hervorsprossen. Die Seitenblüthen führen gewöhnlich die bekannten beiden transversalen Vor- blätter, doch können dieselben auch fehlen. Danach richtet sich nun wie bei den Gentianaceen der Anschluss der ganzen Blüthe. Bei transversalen Vorblättern wechseln zwei median-äussere mit zwei transversal-inneren Kelehblättern. Lassen wir diesen theo- retisch zwei mediane Kronblätter folgen, so werden die beiden Staubblätter über den inneren Kelch- ın blättern transversal, die beiden Fruchtblätter % über den äusseren Kelchblättern median stehen l hy) ® o)) müssen. Dieser Normalfall ist denn auch häufig g: E verwirklicht, meist aber mit der Variation, dass > die beiden Kronblätter in ihrer Mitte Rn er Ru dedoublirt) zu denken sind und nun als diago- Fig. 352. Diagramm er ß erscheinen. Es ergiebt sich also der _ - Olea das Diagramm Fig. 352. Fehlen die Vorblätter, (Nach Eichler.) dann wird der Kelch zwei äussere transversale und zwei innere mediane Blätter aufweisen, an wele : Bere zwei transversale Kronblätter und dann wieder zwei medi wer pe 5 und zwei transversale Fruchtblätter anschliessen. Dieser Fall i a ; 1 ‘o Spaltung der beiden Kron zwar bekannt, doch tritt auch hier häufig die m. blätter ein, so dass man wiederum vier diago erhält, ein Fall, welcher an den Aufbau des P (vergl. 8. 327) lebhaft erinnert. Eines halte man abe lung der Blüthenkreise ar handensein oder Fehlen der innere immer stehen die beiden Btaubblätter va ER nz ; die Fruchtblätter vor den ee PIER Blüthen Entfernen sich die Oleaeeen durch die bee den übrigen Con- von dem häufigeren Vorkommen der Fünfzahl bei = in 1) Für die hier nicht eingehender zu bespree ge a mehr) Gliedern Kelch und Krone stets aus mehr als 4 (ON 2 2 ;den Staub- und der beiden besteht, ist gerade die umgekehrte Stellung Rn“ a Fruchtblätter charakteristisch. he sich theoretisch erianths der Crueiferen rfest: Die Stel en Vorblätter nicht aceen, deren nale Glieder der Krone r sich wird durch das ot geändert, 528 Angiospermen. torten (und damit überhaupt vom Typus der Sympetalen und des grösseren Theils der Choripetalen), so fehlt ihnen auch oft die ge- drehte Knospenlage der Krone. Gemeinhin trifft man sie bei den Oleaceen klappig, wie es bei dem spanischen Flieder (Syringa) bequem zu beobachten ist. Der dritte Charakter der Familie liegt in der Bildung des 2-fächerigen Fruchtknotens, in dessen Fächer meist nur je zwei Samenanlagen neben einander („collateral“) herabhängen. Die Frucht ist bald eine geflügelte Schliessfrucht, bald eine 2-klappige Kapsel, bald eine Beere oder Steinfrucht. Zur Familie gehören: l. Fraxinus Ornus L. Die Gattung Fraxinus umfasst etwa 30 der nördlichen Erd- hälfte angehörige Baumarten („Eschen“) mit meist unpaarig-ge- fiederten Blättern und traubigen, bald rispig, bald gebüschelt vereinten, kleinen, häufig unvollkommenen und polygamen Blüthen. Dem 4-theiligen, oft kaum angedeuteten Kelche folgen gar keine oder zwei oder vier Kronblätter, zwei fast hypogyn eingefügte Staubblätter mit fast extrorsen Beuteln und der mit einfachem Griffel und 2- lappiger Narbe endende Fruchtknoten, der sich durch Abort von drei der vier Samenanlagen zu einer einsamigen Flügelfrucht (Fig. 354) entwickelt. Fraxinus Ornus L., die Mannaesche, ist ein bis 10 m hoher Baum der südeuropäischen und kleinasiatischen Bergwälder. Er zeichnet sich unter seinen Verwandten durch vollkommen nach der Formel K 4, C (4), A 2, G (2) entwickelte Blüthen (Fig. 353) aus. En Diese erschei- nen im Mai zu- gleich mit dem Laube in gros- sen, pyramida- len,sowohlend- als achselstän- digen, zuletzt nickenden Ris- pen. Die Blät- ter sind 8 Fig. 353. Blüthe i- Fi i i a e Be Ofkna, &hack vergr: | "lm Frashee Drug hack et gefederk: DIE gestielten, ei . förmigen bis länglich-lanzettlichen Blättchen von 4—10 cm Länge sind 5 ke Rande kerbig-gesägt, oberseits lebhaft grün, unterseits blaser und am Mittelnerven behaart. Die bis 35 mm langen Flügelfrüchte ig. 354) enden mit ziemlich stumpfem Flügel. is Synonyme sind Ornus europaea Pers, und Fraxinus florifera k Scop. Im Norden Sieiliens wird der Baum viel eultivirt. Aus hori- zontalen Rindenschnitten liefert er einen braunen, in wenigen Stunden weiss erhärtenden Saft, die Manna Ph. G. II. 177, die in rundlich- dreikantigen, flachen oder rinnigen, schwach gelblichen Stängehen als Manna cannulata oder in weniger reiner Form in Körnchen und Klümpchen als Manna communis in den Handel kommt. Ihr süsser Geschmack rührt von einer besonderen Zuckerart, dem Mannit, her. Manna dient zur Bereitung von Syrupus Mannae Ph. G. H. 260. 2. Olea europaea L. Im Gegensatz zu den mit Flügelfrüchten ausgestatteten Fraxi- neen bildet die Gattung Olea den Mittelpunkt der Gruppe der Oleineae, für welche durch Abort einsamige Beeren- oder Steinfrüchte charakteristisch sind. Von den 35 über die Mittel- meerländer, Afrika und das wärmere Asien verbreiteten Arten sind die meisten Bäume und Sträucher mit ganzrandigen, schuppenhaarigen . Blättern und kleinen, weissen, oft in einem der Geschlechter unvoll- kommenen Blüthen, welche zu rispigen oder "büscheligen, meist achselständigen Inflorescenzen gehäuft sind. Dem kurzen, 4-zähnigen Kelche folgt eine klappig 4-lappige Krone mit kurzer Röhre. Die = a beiden Staubblätter tragen die fast extrorsen Beutel auf sehr kurzem er Faden. Der kurze Griffel endet mit kopfiger oder 2-lappiger Narbe. Die Frucht ist eine eiförmige bis ku hartem oder krustigem Endokarp, fleischigem Nährgewebe und geradem umschliesst. 3 st ah Olea europaea L., der Oelbaum (auch Olive genannt) ‚ist ein immergrüner Strauch, im Alter ein an unsere Weidenbäume ee der Baum mit reichästiger Krone und lederigen, fast sitzen = oberseits dunkelgrünen, unterseits von Haarschuppen en, “=; rostig-schülferigen Blättern mit schwach BE ia ; Die achselständige Trauben bildenden Blüthen sind 2-gese &- ige nickende Mei ) i ‘odem Blüthenstande nur wenige nie , ee chte mitöligem Fleische welches nur einen Samen mit Keimling (wie in Fig. 354) und braunem, knochenhartem, n% Der REREEER Same enthält ölreiches Nährgewebe und einen ' ölrei imline; nn Er ee wird der Oelbaum im Oriente und den Mittel meerländern in vielen Varietäten eultivi Blätter, auch durch die zwischen bald grünen, bald weisslichen oder unterscheiden. Das auf verschiede wonnene, namentlich im Fruchtfleise! fette Oel ist als Olivenöl, Baumd Müller, Medieinalflora. rt, welehe 1—4 em Lä sthlichen bis schwarzen Früchte ise aus den letzteren ge nn “) enthaltene 1 allerwärts = & n he (dem „Sarkokarp 1 oder Provencerö u 34 gelige Steinfrucht mit knochen ovale ; ; . bte Frü 2 bis kugelige, verschieden gefärbte hellergeadertemSteine —_ sich in der Formder nge schwankenden, 530 Angiospermen. bekannt. Die Ph. G. II. verlangt als Oleum Olivarum eine un- verfälschte, gelbe oder schwach grünliche, in der Kälte durch Aus- pressen des Fruchtfleisches gewonnene Oelsorte vom spec. Gew. 0,915 bis 0,918. Schlechtere Waare bildet das Oleum Olivarum com- mune Ph. G. II. 200. Die mannichfaltige Verwendung des Olivenöles zu Einreibungen, Salben, etc. braucht hier nicht näher erörtert zu werden. "Zum Studium der Familie empfiehlt sich der bei uns häufig zu Garten- hecken benutzte Liguster, Ligustrum vulgare L., mit weissen Blüthen und schwarzen Beeren, sowie der spanische Flieder, Syringa vulgaris L. und Syringa persica L., der wegen seiner violetten resp. pfirsichblüthfarbigen, auch wohl weissen Blüthenrispen bei uns allerwärts cultivirt wird. Syringa vertritt wegen der Kapselfrüchte die dritte Gruppe der Oleaceen, die Syringeae. Campanulinae. Mit der Ordnung der Campanulinen eröffnen wir die Be- ‚sprechung der drei letzten, durch unterständige Fruchtknoten, also epigyne Insertion von Kelch, Krone und Androeceum ausgezeich- neten Gruppen der Sympetalen. Es wurde schon mehrfach betont, dass auch hier die für das Gros der Dicotylen massgebende Fünfzahl vor- herrscht. Die Campanulinen entsprechen diesem Typus für Kelch, Krone und Androeceum, dagegen ist das Gynaeceum bei der Mehr- zahl der Arten durch drei Fruchtblätter vertreten, von welchen meist das unpaare hinten steht. Daneben findet sich in fast gleicher Häufigkeit das für die Sympetalen mit oberständigen Frucht- knoten gewöhnliche Gynaeceum aus zwei medianen Frucht blättern. Viel seltener begegnet die Reduetion auf ein Fruchtblatt oder die bei diplo- und obdiplostemonen Sympetalen gewöhnliche Iso- a karpie. Fasst man alle diese Variationen zusammen, so ergiebt sich als typische Blüthenformel: K5,C0(6,A 5,6 1—. i Für die Plastik ist von Interesse, dass die Kelchblätter fast stets als schmale, laubblattartige Zipfel am Rande des unterständigen Fruchtknotens erscheinen; dann folgt gewöhnlich eme weitglockige Krone, wie es der von campanula, Glocke, her: geleitete Name Campanulinae andeutet. Innerhalb der Glocke stehen ‚aber die Staubblätter auf dem Fruchtknoten eingefügt, die Staub ‚blätter sind also nicht wie beim Gros der Sympetalen en durch ihre Fäden mit der Krone verwachsen. ! Durch diesen Charakter unterscheiden sich die Campanulinen scharf von ‘den Rubiinen und Aggregaten, mit welchen sie den Charakter der © unterständigen Fruchtknoten gemein haben. Beachtenswerth ist da bei in zweiter Linie, dass die Staubbeutel häufig seitlich mit einander verkleben und im extremen Falle eng mit einander verwachsen. Dicotyledonen. 531 Man hat deshalb die Campanulinen auch als Synandrae (von ot, zusammen, hier verwachsen, und #%g, Mann, hier rücksichtlich der Staubblätter als männlicher Organe) bezeichnet. In allen Fällen, wo mehr als ein Fruchtblatt vorhanden ist, ist das Gynaeceum nach der Zahl der Fruchtblätter gefächert, die vieleiigen Placenten vereinigen sich also stets im Blüthencentrum. Endlich merke man sich, dass Baumformen unter den Campanulinen kaum vorkommen. Beachtenswerth sind nur drei Familien der Ordnung: 1. Campanulaceae. Blüthen aktinomorph, zweigeschlechtig, mit freien Staubfäden und höchstens lose verklebten Beuteln. Frucht meist eine Kapsel. Hierher viele Milchsaft führende Kräuter; unsere „Glockenblumen“ (Campanula-Arten). i 2. Lobeliaceae. Blüthen median-zygomorph, meist zwei- geschlechtig, mit röhrig zusammenneigenden Staubfäden und zu einer Röhre verwachsenen Beuteln. Frucht meist eme 2-fücherige Kapsel, seltener eine Beere. ee: 3. Cueurbitaceae. Blüthen aktinomorph, aber meist ein geschlechtig. Staubblätter sehr auffällig verwachsen, mit & rschmolzenen ; iner Säule ve se extrorsen, gruppenweise oder zu einer e x; Gurken) er Beuteln. Meist grosse Beerenfrüchte (Kürbisse, zeugend. Vorherrschend Rankengewächse. Pharmaceutisch sind von Interesse: Lobeliaceae. Boen Die etwa 500 besonders den Tropen und der man er hälfte angehörigen Arten der Lobeli aceen können | median-zygomorphen Campanulinen be- zeichnen. Ist schon allein dieser Charakter unter- scheidend, so gesellt sich hierzu noch die für die ( nstellung a der ausnahmslos in den Achseln von Laub- oder / N \ ständigen Blüthen. Dem Deckblatt und den Vor- a . blättern & und £ folgt also (F . Fig: ie er = ' 80 orientirt, dass das erste Blatt (1) schräg Da yelia in „Lobeli- ‚hinten auf der von 8 abgewandten Sei i während das zweite Kelchblatt (2) nach er z über das Deckblatt fällt. (Vgl. hierzu > nn Hslfte der Blüthe ellung auf 8, 246) Im Ganzen IE EN die eiden hinteren Kelch die geförderte, und dementsprechend sin Se kiopie m De zipfel oft grösser, der Kelch - en ekehrt wie der Kelch) Krone ist meist auffällig zweilippl&; aber m, die Unter- nach 3, d. h. die Oberlippe besteht aus Anl der Mitte der lippe aus nur zwei. Gewöhnlich ist die Aro "94* I er 2 532 Angiospermen. Unterlippe (also vorn) gespalten. Der Zygomorphie entspricht auch das Androeeeum,. Die Staubblätter sind ungleich lang, neigen sich oft gegen die Unterlippe, und von den introrsen Beuteln sind zuweilen nur die beiden oberen bärtig. Die beiden stets medianen Fruchtblätter verwachsen zum zweifächerigen Fruchtknoten mit cen- tralen, vieleiigen Placenten. Der einfache Griffel ist unter den kurzen Narbenschenkeln bärtig. Sehr auffällig ist aber das Verhalten der sich eben entfaltenden Blüthen. In der Lobeliaceenstellung stehen sie ja gerade umgekehrt, wie normal orientirte 5-zählige Blüthen. Diese Umkehrung verschwindet bei der Entfaltung, indem sich der kurze Blüthenstiel so dreht, dass die Vorderseite der Blüthe nach oben, die Hinterseite nach unten gewendet wird; die Lobeliaceenblüthe resupinirt also genau wie die Orchideenblüthen (vergl. 8. 224) um 180°. Sie erscheint deshalb entfaltet ähnlich wie eine Labiatenblüthe 2-lippig nach 3. Offieinell ist nur: Lobelia L. Die weit zerstreute, den Typus der Familie vertretende Gattung Lobelia umfasst etwa 200 meist krautige oder halbstrauchige Arten von sehr verschiedenem Wuchse. Die achsel- ständigen Blüthen häufen sich an den Spross- spitzen zu terminalen Trauben, welche um 50 auffälliger als Blüthenstand hervortreten, je un- scheinbarer die Deckblätter werden. Der Blü- thencharakter ist bereits in der Charakteristik der Familie und durch Fig. 3856 gegeben. Als unterscheidende Merkmale sieht man das Ver- hältniss und die Richtung der Kronlappen ZU einander an. Der Fruchtknoten erhebt sich in der Regel innerhalb des Kelchrandes mit star- Ra Blüthe von ker Wölbung, so dass er zur Fruchtreife als inflata, etwa z : 3-fach vergr. (Nach halb- und selbst fast ganz oberständige Kapsel Luerssen.) erscheint, welche sich vom Scheitel her loeulieid 2-klappig öffnet. nr 1. Lobelia inflata L., im östlichen Nordamerika bis zum Missis- sippi hin auf Brachen, an Wald- und Wegrändern heimisch, ist eine einjährige Art mit bis 60 em hohem, kantig-gefurchtem, kurz rauh- haarigem, stark milchendem Stamme und sitzenden, oberwärts 6. kleiner werdenden, eiförmigen bis lanzettlichen Blättern. Die sc hwach ; gekerbten Spreiten sind oberseits satt grün und zerstreut behaart, unterseits heller und reichlicher behaart. Der Rand trägt Drüsen und Haarborsten. Die kleinen, etwa 7 mm langen, ziemlich schlank gestielten, weisslichen Blüthen stehen in den Achseln sie ‚überragen“ der, spitz-eiförmiger Deckblätter. Die endständige Traube wird dureh ‚Beitensprosse oft unterwärts rispig. Die blassblauen Kronen Dicotyledonen. 533 zeigen am Grunde der nach der Resupination nach unten gewandten Oberlippe eine gelbe Schwiele. Die beiden oberen der dunkelgrau- blauen Staubbeutel sind bärtig. Charakteristisch sind für die Art die blasig aufgetriebenen Kapseln (daher: inflata, auf- geblasen. Die gelblich - braune, dünne Kapselwand zeigt unterhalb der bleibenden Kelchzipfel 10 Längsrippen und zwischen diesen ein Adernetz. Die dunkelbraunen, netzig-grubigen Samen sind kaum 2 mm gross. Officinell ist das zur Blüthezeit eingesammelte, nach Art des Tabaks in Packete gepresst in den Handel kommende Kraut als Herba Lo- beliae Ph. G. II. 181 s. Herba lobeliae inflatae ibid. 335. Ausser dem Aufguss ist Tinetura Lobeliae Ph. G. II. 282 in Ge-. brauch. Wirksam ist das im Kraute enthaltene, dem Nieotin nahestehen- de Lobelin. Lobeliapräparate dienen besonders gegen Asthma und — Keuehhusten. 2. Lobelia syphilitica L., Fig. 357, ist ein kräftigeres, ausdauern- des Kraut mit unregelmässig gezähnten, wellig gerandeten _ Blättern und bis 2 cm langen, vio- lettblauen Blüthen. Die Pflanze ist längst nicht mehr offieinell. Syno- Fig. 357. Lobelia syphilitica. nym ist Lobelia antisyphilitica Hayne. (Nach Baillon.) Cucurbitaceae. Die mit über 500 Arten, wie die Lobeliaceen besonders reich in den wärmeren und heissen Ländern vertretene Familie der Cu- turbitaceen begreift meist saftige, kräftige Kräuter mit liegenden oder mittelst Ranken kletternden Stengeln und grossen, zum Theil riesigen Früchten, die als Kürbisse, Melonen, Gurken ete, allbekannt sind. Der charakteristische Aufbau der Pflanzen entspricht dem folgenden Typus. Der aus der Keimpflanze sich unbegrenzt fortentwiekelnde Haupt-. a a 534 Angiospermen. stamm erstarkt gemeinhin zu einem wasserreichen, oft hohlen, 5- kantigen Stengel, an welchem den beiden gegenständigen, laubigen Keimblättern spiralig fortlaufend nach ?/s5 - Stellung geordnete, den Flächen (nicht den Kanten) des Stammes eingefügte, einfache, ge- lappte, hand- oder fussförmig getheilte, gestielte Laubblätter folgen. Verläuft dieBlattspiralerechtswendig (vgl. Fig. 41a), folgen also die Blätter in gleicher Ordnung, wie die Kelchblätter etwa im Diagramm Fig. 26, so sitzt links von jedem Blatte (auf dessen „anodischer“ Seite, vgl. pag. 25) eine einfache oder handförmig ver- zweigte Ranke. Bei linkswendiger Blattspirale sitzen alle Ranken rechts neben ihrem Blatte. Schreitet der Hauptspross zur Blüthenbildung, so findet man in der Achsel jedes Laubblattes meist eine einzelne, männliche oder weibliche Blüthe, zwischen ihr und der seitlichen Ranke einen beblätterten Bereiche- rungsspross, auf der anderen Seite der Blüthe aber einen (gewöhnlich männlichen) Blüthenzweig, neben welchemsichin einigen Fällen noch eine zweite Ranke bildet. Wegen dieses Vorkommens sieht man die achselständige Blüthe als den Gipfel eines gabeligen Dichasiums (Fig. 39, 1a) an. Die beiden Ranken entsprechen den beiden Vorblättern der Blüthe, aus deren Achseln Bereicherungs- und Blüthenzweig als seitliche Gabelzweige hervorgesprosst sind. Nach dieser Auffassung sind also die Ranken der Cueurbitaceen die transver- salen VorblätterdeszumLaubblatte gehörigen Achsel- sprosses.!) Häufig ist dabei aber die einseitige Förderung ‚ nach der anodischen Seite des dem Hauptstamme angehörigen Laub- blattes auffällig. Wo noch keine Blüthenbildung auftritt, ist ja, wie oben erwähnt, nur die seitlich-anodische Ranke entwickelt. Ausser ‚dieser entwickelt sich meist nur die Einzelblüthe und der zwischen ihr und der Ranke stehende Bereicherungsspross. Letzterer ist übrigens stets dem Hauptsprosse ge genläufig (antidrom), d. h. seine Blattspirale ist linkswendig (vgl. Fig. 415), wenn die des Hauptsprosses rechtswendig ist, resp. rechtswendig, wenn die letztere _ linkswendig ist. Daraus folgt wieder nothwendig, dass, wenn die Ranken links neben den Blättern des Hauptsprosses stehen, die Ranken des Bereicherungssprosses rechts neben den Blättern dieses stehen. Charakteristisch wie der vegetative Aufbau ist auch der Bau der Einzelblüthen. Gewöhnlich sind sie getrenntgeschlechtig und 5-zählig. Ihr Kelch ist normal (mit dem unpaaren Blatte gegen die Mutteraxe) _ _') Ueber den verschiedenen Werth von Ranken vgl. Anm. 1 auf $. 448. die Cucurbitaceenranken als Vorblättern gleichwerthig gelten, so sei auch an die als Dornen entwickelten Vorblätter von Citrus (S. 366) und das als Flüg el entwickelte Vorblatt der Lindeninflorescenzen (S. 346) erinnert. Dieotyledonen. 535. orientirt. Oft verwächst er (bei den weiblichen Blüthen oberhalb des Fruchtknotens) mit der meist weitglockigen oder trichterigen Krone wie bei perigynen Blüthen zu einem becherförmigen, von den Kelch- und Kronzipfeln überragten Gebilde, dessen Rande dann auch die Staubblätter eingefügt sind (Fig. 358). Nur selten sind fünf Staub- blätter mit extrorsen, monothecischen Beuteln (Halb- antheren, vgl. S. 351) vorhanden. Viel häufiger verwachsen je zwei benachbarte Staubblätter zu einem symmetrischen Doppelgebilde, so dass das Androeceum aus drei Gliedern aufgebaut erscheint, aus zwei Doppelstaubblättern und dem unpaaren, unsymmetrischen, fünften Staub- blatte (Fig. 358). Diesen Fall verwirk- licht auch die Blüthe der bei uns allerwärts eultivirten Gurkenpflanze Fig. 358. Citrullus Coloeynthis. Krone der männlichen Blüthe (Cucumis sati- aufgeschlitzt und von innen gesehen, mit scheinbar nur drei : Staubblättern. Rechts daneben eines der symmetrischen Doppel- vus L.). Beim staubblätter und das unsymmetrische unpaare Staubblatt. Gartenkürbis (Nach Berg und Schmidt.) (Cueurbita Pe- Staubfäden (ähnlich wie bei Lobelia) zu einer eylindrischen, hohlen. Säule zusammen, welche an ihrem Gipfel die völlig mit einander 'verschmolzenen Beutel in Form eines nach aussen verstäubenden Köpfchens trägt. Mit der seitlichen Verschmelzung einzelner Staub- blätter zu Gruppen (2 + 2 -+ 1) und der Verschmelzung dieser zur eentralen Staubblattsäule verbindet sich noch ein eigenthümliches Ver- halten der Antheren. Jede Beutelhälfte erscheint #-förmig gekrümmt, ‚so dass ein ditheeisches Staubblatt einen Beutel von der Form am ‚aufweisen müsste. Bei fünf Staubblättern würden sich die ditheeisch gedachten Beutel mithin so im Umkreise an einander schliessen: ianinwinaninminm: In Wirklichkeit entwickelt aber jedes Staubblatt nur eine halbe Anthere, so dass die Halban- theren so neben einander folgen: vn ni ow.. Durch Wer wachsung je einer rechten und einer linken Hälfte zweier benach- a barten Staubblatthälften ergiebt sich hieraus, wie leicht ersichtlich, = die Gruppirung un n cum, welche das Aussehen zweier ditheeisch- x symmetrischen und eines unpaaren, monotheeisch-unsymmetrischen z Staubblattes ‚ mithin eines dreigliederigen Androeceums vortäuscht. = Bei der Gattung Cyelanthera verschwindet nun noch die #-Form pollenbildenden Ringe abschliesst. :P0) und vielen anderen Arten schliessen die bandartig verbreiteten der Beutel, so dass die Staubbeutelsäule mit einem horizontalen, ee 536 | Angiospermen. In den weiblichen Blüthen (Fig. 359) findet man Kelch und Krone deutlich epigyn, das Androeceum durch Staubblattrudimenute angedeutet oder völlig fehlgeschlagen. Den Fruchtknoten bilden gewöhnlich drei Fruchtblätter, von denen das unpaare bald hinten (Fig. 360), bald vorn steht. Vier Fruchtblätter stellen sich stets diagonal, fünf stets episepal. In allen Fällen schlagen sich die Frucht- blattränder bis in das Centrum des Fruchtknotens ein; die Samenleisten wenden sich aber so weit gegen die Aussenwand der entstehenden Fächer Fig. 359. Citrullus Coloeynthis. zurück, dass jedes Fach nochmals oh her an Same) getheilt und die Samenleisten wand- ständig erscheinen. Die zahlreichen ana- . tropen Samenanlagen sind horizontal, auf- steigend oder hängend befestigt. Der centrale, meist kurze und dicke Griffel endet mit drei dieken, bisweilen 2-spal- tigen, commissuralen Narben. i Die bei manchen Arten bis centner- = Arne iind 5 schweren Früchte (Kürbisfrüchte) den drei Fruchtblättern liegt führen gewöhnlich eine lederige bis hol- rg en De PO zige Rinde (Flaschenkürbisse) und ‚ein wachsungslinien der benach- wasserreiches oder schwammiges Fleisch barten Fruchtblätter an. (so bei den Melonen und Gurken). Bei der Gattung Luffa vertrocknet dasselbe unter Zurücklassung eines filzigen Netzwerkes verholzter Stränge, die als „Luffaschwamm“ technisch verwerthet werden. Die meist flachen Samen liegen anfänglich in schleimiger Gewebemasse eingebettet. Sie enthalten kein Nährgewebe. Kann man nach dieser Darstellung die meisten Kürbisfrüchte als Beeren bezeichnen, so zeigen doch viele insofern abweichendes Verhalten, als sie bei völliger Reife bei _ einigen Arten explodirend unregelmässig, oder mit Deckel oder klappig aufspringen. Man spricht in solchen Fällen von saftigen Spring früchten. Offieinell ist nur: : Citrullus Coloeynthis Schrader. - Der unterscheidende Charakter der drei dem tropischen Asien und Afrika angehörenden Arten der Gattung Citrullus liegt in dem durch Fig. 358 und 359 dargestellten Bau der monoeeisch ver theilten,, ziemlich grossen, gelben, einzeln achselständigen Blüthen mit weitglockiger, gemeinsamer Basis von Kelch und Krone und mit scheinbar 3-gliederigem Androeceum. In den männlichen Blüthen Dieotyledonen. 537 findet sich ein drüsiges Griffelrudiment, während in den weiblichen Blüthen 3 kurze Staminodien das Androeceum andeuten. Die kugelige, nicht aufspringende Beerenfrucht enthält viele längliche, zusammen- gedrückte Samen. TAGE “ ori ptsprosses von Citrullus Coloeynthis. _ Fig. 361. Theil eines fruchttragenden Hau (Nach Baillon.) Citrullus Ooloeynthis Schrad. (Fig. 361) ist eine ausdauernde Art mit niederliegendem, hin- und hergebogenem, über meterlangem, kantig - gefurchtem, brüchig borstenhaarigem Stengel und ... behaarten Blättern, die auf 2—6 em langem ‚Stiele die am Grunde _ herzförmige, 3—5-theilige, ziemlich steife Spreite tragen. Alle Blatt- 598 Angiospermen. lappen sind buchtig-fiederspaltig mit stumpfen Segmenten. Die spiralig gerollten Ranken sind unverzweigt. Die in der Jugend schwach be- haarten und grünen, zur Reifezeit kahlen, fein eingestochen-punktirten, gelblichbraunen Früchte erreichen die Grösse der Orangen. Das von der lederigen Rinde umschlossene, schwammig-trockene, äusserst bittere Fruchtfleisch spaltet von der Fruchtmitte aus leicht in drei Stücke. Jeder Spalt ist eine T'rrennungslinie zwischen den beiden zu demselben Frucht- blatte gehörigen Placen- ten, durch deren starke Zurückkrümmung die Samen auf scheinbar 6 Fächer vertheilt sind. (Fig. 362.) Die unserer Gurke nahe verwandte,nachMo- schus riechende Pflanze wird in den Mittelmeer- ländern, inAfrika,undim südlichen Asien zum Arz- neigebrauch auf trocke- nem Sandboden er Fir. 362. F ; : flanzt. Synonyme sin ee ee ee, cht Oil Colocynthis L. den punktirten Linien in Fig. 360. (Nach Baillon..) und Colocynthisoffieinalis Schrader. Die geschält und getrocknet in den Handel kommenden Früchte, Coloquinten, sind offieinell als Fructus Coloeynthidis Ph. G. I. 120 s. Poma Coloeynthidis ibid. 339. Sie dienen zur Be- reitung von Extractum Colocynthidis Ph. G. H. 87 und Tinetura Coloeynthidis Ph. G. I. 278. Wirksam ist das giftige, heftig abführende und urintreibende Coloeynthin, weshalb das gepulverte Fruchtfleisch der Coloquinten auch Bestandtheil vieler abführenden Pillen (auch der Morison’schen) ist. Rubiinae. Die Ordnung der Rubiinen zeichnet sich vor den Campanu- linen dadurch aus, dass der blattartige Kelch der Blüt hen stark zum Schwinden neigt. Häufig ist derselbe nur durch kurze Zähnchen am oberen Fruchtknotenrande angedeutet. In zweiter Linie unterscheidet sie die Einfügung der Staubblätter auf der Krone. Von der nachfolgenden Ordnung der Aggregaten weichen die Rubiinen dadurch ab, dass ihre Fruchtblätter stets zu einem gefächerten Fruchtknoten verwachsen, Dicotyledonen. 539 dessen Fächer je eine oder mehrere und dann zweizeilig geordnete Samenanlagen umschliessen. Die Laubblätter sind vorherrschend paarig-gekreuzt (decussirt) und meist mit freien, oft sehr auf- fällig laubblattartig entwickelten Nebenblättern aus- gestattet. Hierher nur zwei Familien: Rubiaceae. Blüthen aktinomorph, meist 4- bis 5-zählig und mit zwei zum unterständigen Fruchtknoten verwachsenen Frucht- blättern. Nebenblätter meist auffällig entwickelt. Caprifoliaceae. Blüthen von aktinomorpher bis zu stark zygo- morpher Ausbildung schreitend, meist 5-zählig und mit mehr als zwei (3—5) Fruchtblättern. Nebenblätter schwach ent- wickelt oder fehlend. Rubiaceae. Die Familie der Rubiaceen mit mehr als 4000 besonders den wärmeren Ländern angehörigen, mit einer ihrer Gruppen aber auch bei uns vertretenen Arten zeigt so wenig charakteristische Merkmale in der Plastik ihrer Blüthen, dass wir es unterlassen, die Fülle aller Einzelheiten hier zu skizziren. Obwohl aber kein einziges durch- greifendes Merkmal die Rubiaceen kennzeichnet, so ist doch die Familie eine der natürlichsten, welche wir kennen. Ziemlich allge- mein begegnen wir zweigeschlechtigen Blüthen nach der Formel KnC(n,An6G (2), wo n bald 4, bald 5 ist. Die Staubblätter sind meist völlig frei, ohne besondere Auszeichnung. Die Samen führen fleischiges oder horniges Nährgewebe. Die Laubblätter sind einfach und ganzrandig. Für die Systematik spielen die Neben- blätter eine hervorragende Rolle. Man unterscheidet zum Theil nur nach ihnen: E a) Stellatae. Nebenblätter blattartig, daher scheinbar quirlige Laubblätter. Fruchtfächer einsamig. Hierher alle bei uns heimischen Arten der Familie, beispielsweise der Wald- meister (Asperula odorata) und viele Galium-Arten. ; b) Coffeae. Nebenblätter schuppenförmig; Fruchtfächer ein- samig. Hierher Coffea und Cephaslıs. “ c) Cinchoneae. Nebenblätter schuppenförmig. Frucht vielsamig. Hierher Cinchona. 1. Coffea arabica L. fea vertretene Unterfamilie der (deeussirte) Laub- Scheinquirle.!) Typus durch die Gattung Cof Coffeae. Wir treffen hier paarig- gekreuzte blätter mit schuppigen Nebenblättern, keine = i : $ ; i tire Quirl- | 1) Die Stellatae zeichnen sich durch höchst eigenartig irbe 2 ildung der Laubblätter aus. Die gewöhnlich langgestreckten Bingelgiigen . Mit Uebergehung der Stellaten wenden wir uns sofort an de m 540 Angiospermen. Dagegen stimmen die Coffeen mit den Stellaten darin überein, dass jedes der beiden Fruchtknotenfächer nur je eine Samenanlage umschliesst. Die etwa 20 dem tropischen Asien und Afrika eigenen Arten der Gattung Coffea sind kleine, schlanke, immergrüne Bäume mit ausgebreiteten, im Alter bogig herabhängenden Aesten. Die kleinen, in den Blattachseln knäulig-gehäuften Blüthen führen einen kurzen, gamosepalen, schwach gezähnten, den Fruchtknoten krönenden Kelch und eine langröhrige Krone mit in der Knospe gedrehtem Saume. Die dem Kronenschlunde eingefügten Staubblätter tragen schmale, auf dem Rücken nahe dem Grunde den kurzen Staubfäden angeheftete, introrse Beutel. Der einfache Griffel spaltet in zwei zurückgekrümmte Narben. Besonders charakteristisch ist der Bau der Frucht. Die Fruchtknotenscheidewand trägt jederseits auf der Mitte eine schildförmige, anatrop-apotrope Samenanlage, aus welcher der von einer dünnhäutigen Samenschale umgebene Same hervorgeht. Die Hauptmasse desselben bildet das hornige, von beiden Seiten her unsymmetrisch gegen die Fruchtknotenscheidewand zurück- gebogene Nährgewebe. Auf der flachen Seite des Endospermkörpers erscheint die Grenze zwischen deckendem und gedecktem Rande als Längsfurche, welche sich auf dem Querschnitt des Samens als ge- wundener Spalt verfolgen lässt. In diesen hinein setzt sich die dünne Samenhaut fort. Der Keimling sitzt seitlich im unteren Theile des Nährgewebes. Die Fruchtknotenwand wird zu einem wenig fleischigen Epikarp und zwei lederigen Endokarpien, welche die Samen eng um- schliessen. Die Frucht wird deshalb als Steinfrucht mit zwei sich in der Mittelebene gegenseitig abflachenden Steinen bezeichnet. Coffea arabica L., der Kaffeebaum, Fig. 363, ist eines der wichtigsten, in vielen Varietäten eultivirten, aus Abyssinien stammen- den Tropengewächse. Die schlanken Aeste des bis 8 m Höhe er- reichenden, in den Plantagen meist kleineren Baumes tragen bis enden mit einem Quirle von 4, 6, 8, 10 oder 12 schmalen, ganzrandigen, stern- förmig um den Knoten gruppirten, meist gleich gestalteten und daher scheinbar _ gleichwerthigen Blättern. Es ist jedoch erwiesen, dass jeder Scheinquirl aus zwei gegenständigen Laubblättern und den ihnen gleichen- = den, rechts und links frei neben ihnen sitzenden Nebenblättern hervorgeht. Der normale Quirl sollte also 6 Blätter aufweisen (2 Laubblätter plus 2 X 2 Nebenblätter). Durch Verwachsen benachbarter Nebenblätter (des rechten des einen Laubblattes und des linken des anderen) wird der Seheingquirl *+-blätterig. Tritt dagegen eine Spaltung (Dedoublement) der Nebenblätter ein, © so dass jedes durch 2 Blätter ersetzt wird, so wird der Scheinquirl 10 Blätter zeigen (2 Laubblätter plus 4 > 2 Nebenblätter). Hiervon abweichende Glieder- zahl ist die Folge fortgesetzter Theilung oder paariger Verwachsung der an der _ Quirlbildung theilnehmenden Nebenblätter. Nur die beiden Laubblätter jedes Quirles erzeugen Achselsprosse, und da letztere an den auf- einanderfolgenden Knoten paarig-gekreuzt stehen, so entsprechen die alterni- renden Quirle der Stellaten völlig den decussirten Laubblättern der übrigen Dicotyledonen. 541 handlange, längliche, schlank zugespitzte, wellig-ganzrandige, lederige, oberseits glänzend dunkelgrüne, unterseits matt hellgrüne Blätter auf bis em-langen Stielen. Die pfriemlich-zugespitzten Ne- er benblätter sind auf der In- DEREN nenseite drüsenhaarig. Die r SEHEN 2 weissen Blüthen mit cem- > IT 65” Q langer Kronröhre und teller- »Z RS N förmigem Saume sind di- 3535: | T} | ER morph (vgl. Primula). Die RE r en AR rothen, ovalen Steinfrüchte TE f = ER enthalten zwei eitronengelbe ER ? Mel 72 Steine mit pergamentartiger DA N FERR Wand. Das hornige Nähr- To N En gewebe der Samen istjenach 2) DIN az der Culturvarietätgrau, grün- Rp a AR UDe lich, bläulich oder gelblich. N us Als Coffealiberica Hiero- IR BEDN % Ss nymus unterscheidet man a ee Ag, Be > eineinWestafrika heimische, A Pi Kr: R in englischen Colonien und AFTER > N AR Sa auf Java viel eultivirte Art ER a > N mit 6—9-zähligen (nicht wie Cofjea arabica 5-zähligen) Blüthen und kugeligen, grösseren Früchten. } Die Samen sind als i „Kaffeebohnen* Jeder- ' mann wohl bekannt. Sie enthalten wie die Blätter von Thea ($. 340) und die Guarana (8.375) dasnach der Kaffeepflanze benannte Coffeinum Ph. @. II. 60. - ge Vgl. hierzu $. 341. Um den EEE En Kaffeebohnen den bitteren Fig. 363. Coftea arabica, der Kaffeebaum. Geschmack zu nehmen, wer- (Nach Baillon.) den sie bekanntlich für den se L f BL LEN. # = 7 esentlichen Endospermkörper. | 2, Cephaslis Ipeeacuanha W id. Im Blüthenbau weicht die Gattung Cephadlis n lich von Coffea ab. Unterscheidend sind die beiden, icht wesent- vom Grunde ; $ 542 Angiospermen. jedes Fruchtknotenfaches aus aufrechten, anatrop - apotropen, nicht schildförmigen, sondern keilförmigen oder zusammengedrückten Samen- anlagen. Die Samen führen wie bei Coffea horniges Endosperm und die mediane Längsfurche, welche auch oft an den knochenharten bis knorpeligen Wänden der beiden Steine der trockenen oder fleischigen Steinfrucht sichtbar ist. Von allen Verwandten unterscheidet sich Cephaßlis durch kopfige, end-oder achselständige Blüthen- knäuel. Cephaelis Ipecacuanha Willd., Fig. 364, ist eine der halbstrauchigen Arten mit knotig-gegliedertem, holzigem, kriechendem Stämmcehen, aus welchem die mit Ringwülsten und Höckern besetzten Wurzeln hervorbrechen. Der oberirdische, meist unverzweigte, 15 bis 40 cm hohe Stamm ist oberwärts krautig, 4-kantig und kurz- haarig. Die eiförmi- gen, kurzgestielten Blätter sind oberseits dunkel-, unterseits hellgrün; scharfe, kurze Borsten sitzen am Rande, auch ober- seits zerstreut. Die paarig verschmolze- nen Nebenblättersind oberwärts fransig ge- spalten. Das meist einzeln endständige, zuletzt nickende Blü- thenköpfehen wird von 2 deecussirten, weichhaarigen Hoch- blattpaaren umhüllt, Nr Die sehr fleischigen, [} b Aa B Rn schwarzvioletten, ei- förmigen Steinfrüchte Fig. 364. Cephaölis Ipeeaeuanha. !/s nat. Gr. enthalten blass-gelb- (Nach Baillon.) liche Steine. Hei- 3 math der Pflanze sind die feuchten, schattigen Wälder Südamerikas, besonders Brasiliens. _ Synonym sind Uragoga Ipecacuanha Baillon, Callicocca Ipecacuanha Brotero, Callicoeca emetica Pers., Psychotria Ipecacuanha und Ipe- cacuanha officinalis Arruda. Dieotyledonen. 543 Die bis handlangen, federkieldicken Wurzeln, Radix Ipeca- cuanhae Ph. G. Il. 220, enthalten ein Brechen erregendes Alkaloid Emetin (daher Breehwurzel). Sie dienen zur Bereitung von Syrupus Ipecacuanhae Ph. G. I. 259, Tinetura Ipecacu- anhae Ph. G. H. 282, Vinum Ipecacuanhae Ph. G. H. 303 und Pulvis Ipecacuanhae compositus Ph. G. I. 216 =. Pulv. Doweri ibid. 303. 3. Cinchona L. Die Cinchoneen sind die Rubiaceen ohne Blattschein- quirle und mitvielsamigen Kapselfrüchten. Die kleinen flachen Samen umgiebt ein breiter, trockenhäutiger, zackig gerandeter Flügel. Innerhalb der Unterfamilie bilden die als Chinabäume bezeichneten Arten die Gruppe der Eucinchoneen, für welche klappige (nicht gedrehte oder dachige) Knospenlage der Kronlappen und kantige, der Mitte der Kapselscheidewand aufsitzende Samenleisten charakteristisch sind. Für die Gattung Cinchona sind zwitterige, 5-zählige, heterostyl- dimorphe, weissliche, hellrothe bis purpurne, zu endständigen (an den spanischen Flieder erinnernden) Rispen vereinte Blüthen unterschei- dend. Ihre eylindrische Kronröhre trägt flach ausgebreitete, aussen flaumhaarige, am Rande dicht und fein gewimperte, zarte Saumlappen. Die Kapseln spalten längs der Mitte ihrer Scheide- wand (septieid) von unten nach oben, ähnlich wie die Umbelli- ferenfrüchte, doch so, dass die Kapselhälften an der Spitze vom bleibenden Kelche zusammengehalten werden. Die äusserst schwierig abzugrenzenden, durch Uebergangsformen verbundenen, leicht Bastarde bildenden Arten sind Bewohner einer bestimmten, etwa 500 Meilen langen Region der westlichen Abhänge | und Urwaldschluchten der südamerikanischen Anden. In 1200 bis 3500 m Höhe wachsend, binden sie sich an das sonnenreiche, von Stürmen und fast neun Monate des Jahres hindurch von dichten Nebeln und Regenschauern unterbrochene Klima. Hier blühen und fruchten die einzeln oder gruppenweise, weithin durch eigenartige Färbung sichtbaren, den Urwald unterbrechenden immergrünen Bäume das ganze Jahr hindurch, bis sie die planlos fällende Axt der Cas- carilleros (Rindensammler, vom spanischen casca rilla, Rinde) vernichtet. Seit etwa 40 Jahren betreibt man die jetzt erfolgreich gewordene Cultur von Cinchonawäldern auf Java und in Ostindien. & Die schwankende Artabgrenzung erhellt daraus, dass Weddell 51 Arten auf 5 Verwandtschaftsstimme (stirpes) vertheilte, die er e als 1) Stirps der Cinchona offieinalis, 2) der Cinchona rugosa, 3) der Cinchona mierantha, 4) der Cinchona . Calisaya und 5) der Cinchona ovata unterschied. Kuntse führt dagegen alle Chinabäume auf 4 Arten und deren Bastarde (im 544 Angiospermen. Ganzen auf44 Formen) zurück. Die Stammformen sollen 1) Cinchona Weddelliana, 2)Cinchona Pahudiana, 3) Cinchona Howardi- ana und 4) Cinchona Pavoniana sein. Als wichtige Arten gelten: 1. Cinchona suceirubra Pav., Fig. 365, ein schöner, bis 25 m hoher Baum mit dünnen, grossen, beinahe !;s m langen, oft 35 cm breiten Blättern und weisslich-rosafarbenen Rispen,. Die unreif hoch- rothen Kapseln sind rippenlos, länglich. Von dem Westab- falle des Chim- borazo steigtder Baum bis tiefin die Thäler, süd- lich bis Nord- peruherab. Auf Ceylon gedeiht er jetzt in 600 bis 1500 m, in den Nilgher- ries der Mala- barküste in 1500— 2200 m Höhe. Der Rin- de entquillt bei Verwundung ein farbloser, an der Luft schnell milchig und dann roth werdender Saft (daher die Art „suceirubra*). Sie ist be- kanntalsrothe Chinarinde, Cortex Chi- nae ruber des Fig. 365. Cinchona suceirubra Pavon. Vs nat. Gr. Handels. (Nach Baillon.) 2. Cinchona Calisaya Wedd. ist ein hoher Baum mit oft mehr als mannsdickem Stamme und ” dicht belaubter Krone, Die weichen, verkehrt-eiförmigen, oberseits . sammetglänzend dunkelgrünen, unterseits blassgrünen, etwa hand- r . aeg: Blätter stehen auf em-langem, röthlichem Stiele. Die Spreite Dicotyledonen. 545 zeigt in den Aderwinkeln deutliche Grübchen. Die eiförmigen, rip- penlosen Kapseln sind reif rostfarbig, am Scheitel kaum verschmälert. Heimath des Baumes sind die Anden Bolivia’s und Peru’s, besonders die Gebirge um den Titicaca- See. Hier wächst die Art in 1500— 1800 m Höhe. Von den Unterarten ist besonders die var. Jose- phiana Wedd. hervorzuheben, welche etwa 300 m höher wachsend als Strauch von nur 2—3 m Höhe mit nur 3—5 cm starkem Stämm- chen und aufrechten Aesten vegetirt. Die Rinde ist die Königs-Chinarinde, Cortex Chinae Calisayae s. Cortex Chinae regius des Handels. 3. Cinchona Ledgeriana Moens wurde in Java aus in Bolivia gesammelten Samen erzogen. Sie steht der Calisaya sehr nahe, unterscheidet sich aber durch fast lederige, lanzettliche bis länglich- eiförmige, von der Mitte aus nach beiden Seiten hin stark ver- schmälerte Blätter mit orangefarbenem Stiel, sehr hinfällige, gekielte Nebenblätter und kleine, an den Rispenzweigen nickende Blüthen, deren grünliche Kronröhre mit weissen oder er&me-farbigen Lappen endet. Die kleinen Bäumchen liefern die alkaloidreichste Rinde. 4. Cinchona officinalis Hook. fil., in Eeuador und Peru heimisch, zeichnet sich durch kleine, schön earminrothe Blüthen, meist lanzett- liche, 5—12 em lange, beiderseits kahle Blätter und gestreift gerippte Kapseln aus. Zu den vielen Formen der Art gehört wahrscheinlich Ruiz et Pav., Cinch. nitida R. et P., sowie Cinch. peruviana How. Die von ihnen stammenden Rinden werden als Cortex Chinae fuscus, braune Chinarinden, bezeichnet. Cortex Chinae Ph. G. II. 63 soll von Stämmen und Zweigen eultivirter Cinchonen, besonders von Cinehona suceirubra stammen und ein roth- braunes Pulver liefern. Der Werth der Rinden wird bedingt durch ihren Reichthum an Alkaloiden, besonders an Chinin, dessen fiebervertreibende Wirkung die China- oder Fieberrinden zu hochwichtigen Arznei- mitteln gemacht hat. Vorgeschriebene Präparate aus Cortex Chinae Ph. 6. I. sind Extractum Chinae aquosum Ph. G. II. 86, Ph. 6. I. 276 und Tinet. Chinae composita Ph. G. I. 276. Vinum Chinae Ph. G. H. 302 ist mit Tinet. C hinae ver- setzter spanischer Wein. Fabrikmässig werden viele Chininprä- > _ parate hergestellt. Offieinell sind nach der Ph. GMC h ininum bisulfurieum, Chin. ferro-eitrieum, Chin. hydrochloricum und Chin. sulfurieum. Als Chinordinum Ph. G. I. 56 wird ‚ein nicht einheitlicher, harzähnlicher, dunkel- bis schwarzbrauner, in Wasser, Spiritus und Chloroform löslicher Körper, ein Gemisch von Tinetura Chinoidini Ph. G. I. 276. _ Müller, Medieinalflora. : 35 Cinchona laneifolia Mutis; nahe verwandt sind Oinchona mierantha Extr. Chinae spirituosum Ph. G. D. 86, Tinetura Chinse . > Alkaloiden der Chinarinden, bezeichnet. Er dient zur Bereitung von 2 et 546 Angiospermen. Die Bezeichnung Chinarinde hat keinerlei Beziehung zu dem Lande China, sie entstammt vielmehr der Sprache der Eingeborenen Südamerikas, welche die Rinde als Quina, die besten Sorten als Quina -Quina bezeichneten, woraus später die Europäer Quinquina, Kina und China machten. Ueber Smilax China und die von ihr stammende Chinawurzel vergl. S. 159. 4. Unearia Gambir Roxb. Die mit etwa 30 Arten im tropischen Asien, besonders auf den malayischen Inseln vertretene Gattung Uncaria umfasst hoch- kletternde Sträucher mit kurzgestielten Blättern und einzeln achselständigen, kugeligen Blüthenköpfen, aus welchen gewöhnlich einzelne armblüthige oder unfruchtbare Zweige sich zu einer haken- oder ringförmigen Ranke umwandeln. Die Uncarien sind so ge- nannte Hakenkletterer. Die aus den 5-zähligen Blüthen hervor- gehenden, wandspaltig 2- klappigen Kapselfrüchte mit vielen dach- ziegelig geordneten Samen lassen die Verwandtschaft der Uncarien mit den Cinchoneen unverkennbar hervortreten. Die Samen sind an beiden Enden geflügelt. Uncaria Gambir Roxb., auf Ceylon, in Hinterindien und auf den malayischen Inseln heimisch, ist eine Art mit rundlichen Zweigen, elliptischen bis fast lanzettlichen Blättern und rosenrothen Blüthen. Der zur Trockene eingedickte Auszug der Pflanzen bildet einen Theil des Catechu Ph. G. II. 49. Vgl. hierzu $. 178. Caprifoliaceae. Die pharmaceutisch wenig wichtige Familie der Caprifoliaceen beschränkt ihre Arten (etwa 200) fast ganz auf die nördlich ge- mässigte Zone. Die fast durchgängig 5-zähligen Blüthen unterschei- den sich von denen der Rubiaceen gewöhnlich durch ein mehr als 2-gliederiges Gynaeceum. Vorherrschend sind 3 Carpiden, doch kommen auch deren 4 oder 5 gelegentlich, noch seltener 2 vor. Nach der Plastik der Blüthen unterscheiden wir die Unterfamilien: I. Lonicereae, mit mehr oder weniger deutlich median- zygomorphen Blüthen und gewöhnlich glockigen oder lang- röhrigen Kronen. Fruchtfächer mit vielen Samenanlagen. II. Sambuceae, mit aktinomorphen Blüthen und tellerförmigen, einer Röhre fast. ganz entbehrenden Kronen. Fruchtfächer mit nur einer Samenanlage. Hierher: , Sambneus nigra L. Die wenigen (etwa 10) Arten der Gattung Sambucus zeichnen sich durch eylindrische Zweige und Stengel mit reich entwickel- tem Mark und decussirte, unpaarig gefiederte Blätter aus. Die Nebenblätter fehlen oder sind laubig entwickelt; oft sind sie durch schüsselförmige Drüsen ersetzt, In einigen Fällen entwickelt % sich am Grunde jedes Fi ederblattes ein Nebenblättchen, und auch . “2 Dieotyledonen. 547 diese „Stipellen“ können Drüsenform annehmen. Die kleinen, weissen, gelblichen oder röthlichen Blüthen zeichnen sich durch extrorse Staubblätter aus (Fig. 366). In jedes der 3—5 Fruchtknotenfächer hängt vom oberen Innenwinkel eine anatrop-epitrope, sich später meist pleurotrop stellende Samenanlage herab. Der vom kurzen, dicken Griffel oder der sitzenden Narbe gekrönte Fruchtknoten wird zur beerenartigen Steinfrucht mit 3—5 knorpeligen Steinen. Sambucus nigra L., der bei uns heimische Hollunder oder deutsche Flieder zeichnet sich durch die grossen, flachen, schräg aufsteigende [5% Zweige abschliessenden Doldenrispen aus. ( ıCcDI° } Die gelblich weissen, stark riechenden Blüthen breiten ihre rundlichen, bis zu den kurzen Staub- 872 2 fäden hin getrennten Kronlappen tellerförmig aus. u Die kleinen, fast kugeligen, glänzenden, schwarz- g E ; ; ö « Fig. 366. Blüthen- violetten Steinfrüchte werden als „Fliederbeeren diagramm von Sam- oft zu „Fliedermus“ zerkocht und gegessen. Die bueus nigra. Staub- nur 2-jochigen Blätter mit grösserem Endblätt- eh RR Be chen sind völlig kahl und meist nebenblattlos. Wegen der Blüthen und Früchte wird der Hollunder bei uns viel in Gärten gepflanzt. Die ersteren, Flores Sambuci Ph, a I. 110, bilden den als schweisstreibend bekannten „Fliederthee & Das nicht mehr offieinelle Fliedermus, Sueeus s. Roob Sambueci, ist ein bekanntes Laxirmittel. Zu gleichem Zwecke dürften die Blüthen einen Bestandtheil der Species laxantes Ph. 6. HD. 241 bilden. . Aggregatae. Die letzte Ordnung der Sympetalen, die Aggregatae, ir nen sich durchgehends durch Reduction ihres oft erst zur Frue‘ t- zeit sichtbar werdenden Kelches und die unvollkommene Entwicke- lung ihrer Früchte au. Obwohl das Gynaeceum nı® aus ei- nem, meist aus zwei Fruchtblättern ee ent- wickelt es doch stets nureine Samenanlag®. sind ausnahmslos einsamige Achaenien. Der Name Aegregatan soll darauf hindeuten, dass die meist sehr kleinen Blüthen sie h ufg 80 dicht zu Köpfehen zusammendrängen, dass diese „Äggregaüonen den Eindruck einfacher Blüthen erwecken. Von den Campanu sn; mit denen die Aggregaten manche Berührungspunkte haben, unter scheiden sich die letzteren durch das ausnahmslos der rel i fügte Androeceum. Die Aggregaten sind also typische Corolli | . Hierher: | | Sn 1. Valerianaceae. Blüthen durch Abort Im a = Gynaeceum stets asymmetrisch. Von den drei Frucht. d. blättern nur eines fruchtbar. Samenanlage h 2 4 gen Die Früchte _ a 548 Angiospermen. 2. Dipsaceae. Blüthen median-zygomorph. Androeceum durch Abort des hinteren Staubblattes 4-gliederig. Stets zwei mediane Fruchtblätter mit nur einer hängenden Samenanlage. 3. Compositae. Blüthen theils aktinomorph, theils (im selben Köpfehen) median-zygomorph. Androeceum stets vollzählig, mit röhrig verbundenen Antheren. Stets zwei mediane Frucht- blätter mit nur einer, aber aufrechten Samenanlage. Valerianaceae. Die Familie der Valerianaceen umfasst etwa 300 krautige, zumeist der nördlich gemässigten Zone, im tropischen Asien und Amerika den Gebirgen angehörige Arten mit typisch 5-zähligen, zwitterigen oder durch Abort des einen Geschlechts polygamen bis rein dioeeischen, durch viele Eigenheiten ausgezeichneten Blüthen. Zunächst fehlt der Blüthe fast jegliche Andeutung eines Kelches. Im günstigsten Falle bildet sich ein solcher erst an der Frucht als unscheinbarer Saum, der bei der Gattung Vale- riana in eine unbestimmte Zahl anfänglich eingerollter, später sich ausbreitender, fiederig-behaarter Strahlen ausgeht. Ein solcher, in Haargebilde aufgelöster Kelch heisst Pa ppus (Fig. 367). Die glockige, bis triehterförmige Krone neigt stets (wie bei den Lonice- reen)zur Me- dianzygo- morphie. Ihre Röhre ist vorn Fig. 367. Valeriana offieinalis. A. Blüthe von der Seite ihres SACkartig, bis- «-Vorblattes her gesehen. B. Dieselbe Blüthe längs halbirt. weilen selbst . Junge Frucht mit eingerollten Pappusstrahlen. D. Reife spornförmig er- Frucht. z 0: weitert, ihr in der Knospe dachiger Saum ist schief oder 2-lippig entwickel. Das An- droeceum ist stets unwrollstän- dig. Das median-hintere Staubblatt fehlt stets. In der Regel abortirt auch nn oh A noch das vordere, vom ß-Vorblatt am Fig. 368, Diagramm der Blüthe weitesten entfernte Staubblatt (Fig. 368). yon Valeriana. In der Achsel Bei fortschreitendem Abort wird dann des3-Vorblattes ist die Secundan- - blüthe und die Wickelfortsetz auch wohl das zweite vordere, hierauf . amgegeben. (Nach Eichle.) das von # entferntere hintere, endlich Dicotyledonen. 540 bei dioeeischen Formen auch das 5. Staubblatt unterdrückt. Man kennt also Formen mit 4, 3, 2, 1 oder 0 Staubblättern. Drückt man die Schwindefolge im Diagramm durch Nummern aus, so sind die Modificationen des Valerianaceen-Androeceums abgeleitet von dem ersten Zeichen: 1 x x x x %: 5 3. folgendes a u Bau Be 23 2 3 x 83 x. x x Die fehlenden Staubblätter sind hierbei durch je ein Kreuz ersetzt. Auch im Gynaeceum ist Schwinden einzelner Glieder durchgreifende Regel. Wie bei Sambucus werden drei Fruchtblätter (eines median vorn) angelegt. Davon bleiben zwei steril, während das dem £-Vorblatt am meisten genäherte eine ein- zige, im oberen Innenwinkel hängende, anatrop-apotrope Samenanlage birgt. Bei Valeriana spaltet der fadenförmige Griffel in drei Narbenschenkel. Die Frucht ist stets ein Achaenium, an welchem die sterilen Fruchtblätter als samenlose Fächer, häufiger aber als unscheinbare Rippen auftreten. Vergegenwärtigt man sich nach allen dem, dass der Kelch gar keine Orientirung erkennen lässt, die Krone medianzygomorph, das Androeceum unvollständig, das Gynaeceum aber stets einseitig nach ß hin entwickelt wird, so erkennt man, dass die Valerianaceenblüthe aus aktinomorphem Grundplan durch Medianzygomorphie zu völliger Asymmetrie schreitet. Die stets nebenblattlosen, decussirten Laubblätter sind am Grunde der Haupttriebe meist rosettig gehäuft; oberwärts gehen sie allmählich in Hochblätter über, aus deren Achseln die traubig, doldig oder kopfig gehäuften, mit Endblüthe abschliessenden Inflorescenzäste her- vorsprossen, welche meist nach dichasischer Gabelung unter Förderung aus # in Wickeln ausgehen. Valeriana offieinalis L. | Der Charakter der Gattung Valeriana geht bereits aus der obigen Schilderung der Familie und den Figuren 367 und 368 her- vor. Die empirische Blüthenformel ist danach K 0, C 6) A3,6G 8). Charakteristisch ist besonders der unterwärts trichterig-membranöse, 5—15-strahlige Pappus der reifenden Früchte, an wel Fächer auf schmale Rippen redueirt sin Valeriana offieinalis L., der Ba a durch Europa, Nordasien und Japan verbrei ee langem, kaum fingerdieken Rhizom, dessen kurze | narben kenntlich sind. Ausser zahlreichen, hellbräunlichen Wurzeln entspringen ihm horizontal unterirdisch kriechende, mit häutigen Blattscheiden besetzte Ausläufer, p _ des Mutterrhizoms sitzenden Knospen ım Frühjah chen die sterien d. Die Krone ist vorn ausgesackt. ldrian, ist eine ausdauernd, deren Endknospe wie die am Kopffe r eine bodenstäin- 550 Angiospermen. dige Laubrosette treibt. Aus der Mitte dieser erhebt sich der steif aufrechte, schnurgerade, gefurchte Stengel unverzweigt bis zu 1V/a m Höhe mit entfernt stehenden Blattpaaren, um mit reichblüthiger, doldig erscheinender Rispe abzuschliesseu. Die grundständigen Blätter tragen auf langem, rinnig 3-kantigem Stiele eine unpaarig fieder- theilige Spreite mit vielen eiförmigen, eingeschnitten gezähnten Fie- dern. Die kleineren, oberwärts sitzenden Stengelblätter führen meist schmal linealische, ganzrandige Fiedern. Die Rhizome (nicht Wurzeln!) der auf unseren feuchten Wiesen und in Gebüschen im Juni und Juli blühenden Pflanze sind als Radix Valerianae Ph. G. I. 225 s. Radix valerianae minoris v. Rad, valerianae montanae ibid. 339, Baldrian- wurzel, offieinell. Sie dienen zur Bereitung von Tincetura Va- lerianae Ph. G. II. 288 und Tinet. Valerianae aetherea Ph. G. I. 339. Die Droge und ihre Präparate verbreiten den eigen- artigen, den Katzen auffällig angenehmen Geruch der Valeriansäure. Baldrian gilt als eines der vorzüglichsten krampfstillenden Mittel. Compositae. Die formenreiche Familie der Compositen, die mit mehr als 10000 Arten die grösste Familie des Pflanzenreiches, aber dennoch eine der am schärfsten umschriebenen ist, kennzeichnen in erster Linie zwei Charaktere: 1) Die Anhäufung (Aggregation) zahl- reicher Blüthen auf gemeinsamem Boden und 2) die röhrige Ver- wachsung der Staubbeutel (nicht der Fäden) innerhalb jeder Einzel- blüthe. Beide Charaktere sind bereits in den vorangehenden Familien angebahnt, beide kommen aber bei den Compositen zu höchster Voll- endung und erfordern deshalb besondere Besprechung. Die Köpfchenbildung wird bereits durch die gedrängt- . blüthigen Formen vieler Valerianaceen angedeutet; bei den nächst . verwandten Dipsaceen tritt sie eigenartig modifieirt auf, bei den Compositen verhält sie sich wie folgt. Man denke sich eine ein- fache Axe dicht mit spiralig geordneten, schuppigen Hochblättern derart besetzt, dass erst von einer bestimmten Region an je eine ‚sitzende Seitenblüthe in der Achsel je eines der Hochblätter wie bei einer einfachen Aehre (Fig. 38, 2) entwickelt wird, und stauche nun die gemeinsame Hochblattaxe von oben her wie einen Zwiebelkuchen zusammen, so wird man einen kegelförmigen, bei weiterer Stauchung tellerförmigen oder gar schüsselförmig vertieften Blüthenstand er- halten, in welchem die Basis der nicht gestauchten Axe nach der Stauchung zur Randpartie, der ehemalige Scheitel (8) zum Mittel- punkt wird. Der Längsschnitt des gestauchten Köpfchens wird sich ‚also etwa wie in Fig. 369 darstellen. Vom Scheitel s aus wird man 'r jeder Blüthe ihr Deckblatt finden, während man an dem Um- Dieotyledonen. Sol kreise des gemeinsamen Bodens (d. h. des kuchenförmigen Axen- theiles) die sterilen (schraffirten) Hochblätter i trifft. Man bezeichnet ‚dieselben in ihrer Gesammtheit als Invo- luerum oder gemeinsamen Hüllkelch des Köpfchens. Innerhalb desselben besetzen die Einzelblüthen den gemeinsamen Blüthen- boden meist dicht gedrängt, lückenlos, die Jüngsten dem Scheitel am nächsten. Dadurch erweckt das Köpfchen den Anschein einer einfachen Blüthe, während es einen Blüthen- stand darstellt, welcher eine Blüthe höherer Ordnung oder zweiter Potenz genannt wer- den könnte. Man bezeichnet es auch wohl mit besonderem Namen als Anthodium. Die dem Rande eingefügten, unmittelbar dem Involuerum folgenden Blüthen unterscheidet man als Randblüthen von den meist zahl- reicheren, den übrigen Blüthenboden be- deekenden Scheibenblüthen. Entfernt man sämmtliche Blüthen, so erblickt man in vielen Fällen ihre Deckblätter als trocken- häutige oder borstliche Schuppen. Sie wer- den gewöhnlich als Spreublätter oder Spreuschuppen beschrieben. Die Variationen des Köpfehenbaues hän- gen von der Zahl und Ausbildung der con- stituirenden Theile ab. Das Involuerum kann aus wenigen (mindestens 5) oder vielen Blät- tern bestehen, die sich in einen einfachen oder doppelten Kranz ordnen. Häufiger decken sie sich in zierlich spiraliger Ordnung dachziegelig wie die Schuppen am Tannen- zapfen; so bei der bekannten Kornblume (Centaurea Cyanus) und der Artischocke (Cy- nara). Meist ist die Zahl der Einzelblüthen eines Kopfes sehr gross, wie bei der Sonnen- blume (Helianthus annuus); andrerseits kann aber der Kopf auch recht armblüthig werden. In den Köpfen der Artemisia Cina (Fig. 377) finden sich nur 3—6 Blüthen, in den weib- lichen Köpfen von Xanthium nur je 2. Die Fig. 369. Köpfchen einer Composite schematisch. s Scheitel der gestauchten Blüthenstandsaxe (des „ge- meinsamen Blüthenbo- dens“). Die sterilen un- teren (bezüglich des Bodens äusseren) Hochblätter bil- den das Involuerum . Die fertilen Hochblätter auf der Fläche des Blüthen- bodens, die Spreublätter, sind die kleinen Deck- blätter hinter den sitzenden Einzelblüthen. r die Rand- blüthen, auf der Scheibe die Scheibenblüthen. Fig.370. Einzelblütheaus dem Kopfe der Sonnen- blume längs median hal- % birt. 5 das Spreublatt. » die zwei Narbenschenkel des fadenförmigen Griffels. (Nach Baillon) Köpfchen der Gattung Echinops sind sogar einblüthig, doch treten S hier wieder viele solcher Köpfehen zu einem kugeligen Kopfe höherer 2 Ordnung zusammen. © Dentypischen Bau der stetssitzenden Einzelblüthen zeigt Fig.370. 2 5 352 Angiospermen. In der Achsel des Deckblattes (der Spreuschuppe) b sitzt ohne Vor- blätter der unterständige Fruchtknoten, in dessen Höhle eine aufrechte, anatrope, mit einem Integumente versehene Samenanlage hineinragt, deren Raphe gegen das Deckblatt b gewendet ist. Der nur selten normal mit 5 Gliedern entwickelte Kelch ist in der Mehrzahl der Fälle durch zur Fruchtzeit sich vergrössernde und mannichfaltig sich ausgestaltende Haargebilde (vgl. Fig. 373), durch einen Pappus, ersetzt. In Fig. 370 vertreten ihn zwei dem Fruchtknoten aufsitzende Schuppenblätter. Die unterwärts röhrige Krone endet mit inder Knospe stets klappigen Saum- lappen. Die fünf mit ihnen abwechselnden Staubblätter sind mit freien Fäden der Kronröhre eingefügt, enden aber mit linealischen, introrsen Beuteln, welche nach Art klappig zusammenschliessender Organe seitlich so innig mit einander verklebt sind, dass sie eine eylindrische Staubbeutelröhre bilden, welche von unten her von dem fadenförmigen Griffel durchwachsen wird. Letzterer fegt dabei den die Staubbeutelröhre erfüllenden Pollen nach Art eines Kanonen- wischers aus, zu welchem Zwecke das obere Griffelende gewöhnlich mit Haaren bedeckt ist. Ist die Griffelspitze durch die Beutelröhre hindurchgewachsen, so krümmen sich die bis dahin flach aufeinander- liegenden Narbenschenkel (Fig.”370, n) bogig zurück, wodurch die Narbenflächen der Bestäubung zugänglich werden. Die beiden in die Medianebene der Blüthe fallenden Narbenschenkel beweisen übrigens, dass der einfächerige, unterständige Fruchtknoten aus zwei medianen Fruchtblättern entstanden ist, deren vorde- rem die scheinbar centrale Samenanlage angehört. Dieselbe ist des- halb als epitrop-anatrop zu bezeichnen. . Allen diesen Verhältnissen entspricht die Formel K5%, C (5), A 5, & (2), noch besser aber das Diagramm Fig. 371. Kehrt nun auch der vorstehend besprochene Typus mit grosser Beharrlichkeit bei allen Gliedern der Familie wieder, so ist doch die Plastik der Blüthe vielen Schwankungen zu- . gänglich. Am auffälligsten verhält sich hierbei Fig. 371. Diagramm die Krone. In den Scheibenblüthen ist sie ge- . der Compositenblüthe. wöhnlich aktinom orph und langröhrig Ba (tubulös) entwickelt, wie in Fig. 370 und in Fig. 372, a. Man bezeichnet deshalb solche Blüthen als Röhren- ' blüthen. In den Randblüthen (vgl. Fig. 369) sind dagegen die 5 =: Saumlappen bis zu den äussersten Spitzen verwachsen, so dass sie WE: noch als äusserst kleine Zähne zu erkennen sind. Beim Auf- 5 blühen spaltet aber die Krone auf der median-hinteren Seite zwischen dem ‚hinteren Zahnpaare der Länge nach auf und schlägt die obere @ Hälfte zungenartig nach vorn zurück. Man bezeichnet solche akti- Dicotyledonen. 553 nomorphangelegten, gleichsam einlippig nach $ spaltenden und dadurchmedian-zygomorph werdenden Blüthen als Zungen- blüthen (Fig. 372, b). Bei _ einer grossen Zahl südameri- kanischer Arten spaltet der Kronenrand jedoch zwischen dem seitlich vorderen und dem hinteren Paar der Saumlap- pen, die Krone spaltet zwei- lippig nach 3 und wirft die grössere, 3-zähnige Unter- lippe zungenförmig nach vorn. Solche Blüthen werden als Lippenblüthen (Fig. 372 e) unterschieden. Sie werden Fig. 372. Formen der Compositenblüthen. meist dian- - a. Röhrenblüthe (aktinomorph); b. Zungen- rer Rn blüthe (durch einseitiges Aufspalten median- morph an gelegt. zygomorph einlippig nach 9; ER Lippen- Es wurde schon oben blüthe (median-zygomorph zweilippig nach $). darauf hingedeutet, dass sich die Randblüthen gewöhnlich als Zungenblüthen entfalten, während die Scheibenblüthen die Röhrenblüthenform behalten; das rein topo- graphische Merkmal deckt sich also oft mit dem morphologischen. Das ist aber keineswegs durchgreifend. Ein und dasselbe Köpfchen ‚kann vielmehr enthalten 1) nur Röhrenblüthen oder 2) nur Zungen- blüthen oder 3) nur Lippenblüthen oder 4) Zungenblüthen als ‚Rand-, und Röhrenblüthen als Scheibenblüthen oder 5) Lippenblüthen als Rand-, und Röhrenblüthen als Scheibenblüthen. Nach diesen Merkmalen theilten Lessing und Decandolle die Familie in drei Abtheilungen : I. Tubuliflorae. Köpfchen nur Röhrenblüthen oder ausser diesen noch Zungenblüthen als Randblüthen führend. I. Liguliflorae. Köpfehen nur Zungenblüthen führend. III. Labiatiflorae. Köpfchen nur Lippenblüthen führend. - Wesentlich anders ist das Theilungsprineip, welches Linne& ae die Compositen anwandte. In seinem System bilden sie die 19. Klasse, die er wegen der Verwachsung der Staubbeutel Syn ge nesia er Obv, gemeinsam, und ydveoıs, Geschlecht) nannte. Nun ist he hai gewöhnliche Erscheinung, dass die Randblüthen unfruchtbar er en ‚Oft verkümmert ihr Androeceum, sie erscheinen dann rein wel 5 \ In einigen Fällen aber erzeugen sie allein reifende Hrochle: . Ompositenköpfe sind also gemeinhin echte res ‚heben zwitterigen auch eingeschlechtige Blüthen umschliessen. ilte daraufhin die Syngenesia in 5 Ordnungen: 4 Polygamia aequalis. Alle Blüthen zwitterig. 554 Angiospermen. 2. Polygamia superflua. Randblüthen weiblich und wie die zwitterigen Scheibenblüthen fruchtbar. 3. Polygamia frustranea. Randblüthen weiblich oder ge- schlechtslos, stets unfruchtbar; nur die Scheibenblüthen fruchtbar. 4. Polygamia necessaria. Randblüthen weiblich und allein fruchtbar; die zwitterigen Scheibenblüthen verhalten sich rein männlich. 5. Polygamia segregata. Jede Blüthe ist von der benach- barten durch ein Involuerum getrennt. Der Blüthenstand ist also ein Kopf aus einblüthigen Köpfchen !). Eine dritte Klassification von Jussieu stützt sich auf den Bau und die Anordnung der Köpfe. Man unterscheidet danach: 1. Corymbiferae. Blüthen sämmtlich röhrig oder häufiger die Randblüthen zungenförmig und dann einen Kranz das Köpfchen strahlig abschliessender Kronen bildend 2). Griffel unterhalb der Narbenschenkel nicht verdickt und hier ohne Haarbürste. (Strahlköpfige Compositen.) 2. Cynarocephalae. Alle Blüthen röhrig, die Randblüthen oft grösser, aber nie zungenförmig strahlend. Involuerum meist stark entwickelt mit dachziegelig sich deckenden Schup- penblättern. Griffel unterhalb der meist kurzen Narben- schenkel knotig verdickt und hier mit Haarbürste. (Distel- köpfige Compositen.) 3. Ciehoriaceae. Alle Blüthen sind zungenförmig strahlend. Griffel fädig-eylindrisch, ohne Knoten in die meist langen, zurückgekrümmten Narbenschenkel ausgehend, an welchen jedoch nur die untere Hälfte der Innenseite als Narbenfläche entwickelt ist. Fast alle Arten sind reich an Milchsaft. (Zungenblüthige Compositen.) Für die Unterscheidung der Gattungen und Arten liefern oft die verschieden ausgestatteten Schliessfrüchte, die Achaenien, nament- !) Eine ähnliche „Segregation“ zeigen die Köpfe aller Dipsaceen. Im Gegen- satz zu den spiralig geordneten Blüthen der Compositenköpfe entstehen die Dip- saceenköpfe aus dicht gedrängten, meist 2-zähligen Blüthenquirlen. Jede Einzel- blüthe besitzt einen Aussenkelch, d. h. eine kelchartige, unterhalb des Fruchtknotens am verkürzten Blüthenstiele entspringende, den Fruchtknoten eng umschliessende Hülle mit vier transversal-medianen Kanten. Diese Dipsaceen- nn Aussenkelche sind als becherartig (in der Medianebene der Blüthe) verwachsene, transversale Vorblätter der Einzelblüthen anzusehen. ?) Vergleicht man das Corymbiferenköpfehen (das Anthodium) mit einer einfachen Blüthe, so ist das Involuerum analog einem Kelche, die strahlenden Randblüthen sind analog einer Krone, während die meist gelb gefärbten, röhrigen Scheibenblüthen dem Androeeum und Gynacceum einer einfachen Blüthe fune- fionell gleichkommen. Da man die zungenförmigen Randblüthen oft als Strahl blüthen bezeichnet, so nennt man die Corymbiferen auch häufig die Radiatae Dieotyledonen. 555 lich die mannichfaltigen Formen ihres Pappus, charaeteristische Merkmale. Fig. 373 stellt einige Beispiele vor Augen. Besonders beachtenswerth ist das Bild b, weil es den seltenen Fall normal ent- wickelter Kelchzipfel zur Anschauung bringt. In d schaltet sich zwischen der Frucht und den Pappus- strahlen ein faden- förmiges Gliednach Art eines Stieles Fig. 373. Verschiedene Formen der Achaenien von Compositen. ein; ein Der Pappus in: a zweizähnig, b kelchartig, c als einfacher Haar- Ich kranz; d lang geschnäbelte Frucht mit einem Kranz einfacher rg Pappushaare; e Frucht von Cnieus mit dreifachem Pappus, einem demSchei- gekerbten Rande und zwei Kreisen von Borsten; f mit doppeltem tel der Haarschopfe; g eine pappuslose Frucht im Längsschnitt. Der Same Bucht füllt die Frucht ganz aus. aufsitzender, steriler Fortsatz wird als Fruchtschnabel bezeichnet. Bild e stellt einen sehr complieirten Pappus dar. Das Achaenium krönt ein zackiger Rand, innerhalb dessen sich ein äusserer Kreis längerer und ein innerer Kreis kürzerer Pappusborsten entwickelt hat. Einen doppelten Haarkranz bildet der Pappus in f. Endlich _ zeigt g ein pappusloses Achaenium im Längsschnitt. Der die Frucht völlig ausfüllende Same zeigt einen geraden, aufrechten Keimling mit fleischigen Cotyledonen. Nährgewebe fehlt stets. Bezüglich der vegetativen Organe ist zu merken, dass die oft kräftigen, zum Theil riesigen einjährigen Stämme — man erinnere sich der Sonnenblume — gewöhnlich spiralig geordnete, einfache oder fiederig eingeschnittene, krautige Blätter ohne Nebenblätter tragen, doch kommen paarig- deeussirte Blätter, wie sie bei Valerianaceen und Dipsaceen durch- Baumformen kommen nur in den Tropen vor. Offieinell sind: 1. Tussilago Farfara L. a | ; In der Unterfamilie der Tubulifloren zeichnet sich die mono typische Gattung Tussilago durch eylindrische, aus nur einer Reihen weiblicher Randblüthen mit schmal - zungenfürmiger Krone \ und zahlreiche, zwitterige, röhrige Scheibenblüthen. Die ee schen, gerippten, nur aus den Randblüthen hervorgehenden Ser te führen einen Pappus aus einfachen Haaren. Spreublätter en den Köpfchen. Die Gattung billet den Typus der Gruppe der Tussi- 2 lagineae, Sie gängig angetroffen werden, auch bei Compositen vor. Strauch- and. Blattre ihe bestehende Hüllkelche aus. Diese umschliessen mehrere 556 Angiospermen. Tussilago Farfara L., die bei uns auf Lehmboden, nament- lich an feuchten Stellen. nicht seltene, als Huflattich bekannte Art (Fig. 374), ist ein mit tiefgehendem, mehrköpfigem, unterirdische Ausläufer treibenden Rhizom ausdauern- des Kraut. Im ersten Frühjahre, oft schon im Februar, erschei- nen die etwa hand- hohen, mit einem Köpfchen abschlies- senden, weissfilzi- gen, nur mit auf- rechten, purpurvio- letten Schuppenblät- tern besetzten Blü- thentriebe, um die goldgelben Blüthen zu entfalten. Die erst nach der Blüthe- zeit sich entwickeln- den, bis handgrossen Laubblätter sind sämmtlich grund- ständig und langge- stielt. Die rundlich- eiförmigen, buchtig- eckigen, ziemlich derben Spreiten sind oberseits kahl und intensiv grün, unter- n, un- Fig. 374. Tussilago Farfara. (Nach Baillon.) ee dicht weissfilzig. Die unterseits schwach hervortretenden Hauptadern entsprechen dem fuss- förmigen Typus (Fig. 8, b); oberseits heben sie sich meist, besonders am Spreitengrunde durch schwarzpurpurne Färbung ab. Die vom Mai bis Juni gesammelten und getrockneten Blätter, Folia Farfarae Ph. G. II. 113 s. Herba farfarae v. Herba tussilaginis finden besonders zum Theeaufguss gegen hartnäckige Katarrhe Anwendung. Sie bilden deshalb auch einen Bestandtheil von Species pectorales Ph. G. IL 242, 2. Inula Helenium L. x Unter den Tubuliferen mit Strahlblüthen bildet die Gattung Inula den Typus der als Inuleae bezeichneten Gruppe, für Dieotyledonen. 557 welche spreublattlose Köpfe, haarförmiger Pappus und am Grunde mit Anhängseln versehene („geschwänzte*) Antheren characteristisch sind. Die etwa 50 Arten der Gattung Inula sind meist durch die ansehnlichen, einzeln endständigen, doldenrispig, rispig oder traubig angeordnete Aeste abschliessenden Köpfe mit hochgelben Rand- und Scheibenblüthen kenntlich. Die zungenförmigen Rand- blüthen sind weiblich und einreihig geordnet; sie sind wie die Scheibenblüthen fruchtbar (Polygamia superflua). Die abwechselnden Blätter sind einfach, ganzrandig oder gesägt. Inula Helenium L., der Alant, ist eine der kräftigsten, bis mannshohen, ausdauernden Arten. Aus dem kurzen, fast armstarken, in senkrecht absteigende, fleischige, fingerdicke, verzweigte Wurzeln ausgehenden Rhizom mit geringelter, gelbbrauner Rinde erheben sich aufrechte, unverzweigte oder nur oberwärts verästelte, gefurchte, unten rauhhaarige, oberwärts zottige Stämme mit ungleich-kerbig- gezähnten, oberseits rauhhaarigen, unterseits sammetartig- filzigen Blättern; die grundständigen sind mit dem langen, rinnigen Stiele bis meterlang, länglich-elliptisch, spitz in den Stiel verschmälert. Die Stengelblätter sind herzeiförmig, stengelumfassend, zugespitzt. Die bis 8 em Durchmesser haltenden Köpfe mit linealischen. Zungen- blüthen zeigen einen fast halbkugeligen, aussen sammetfilzigen Hüll- kelch mit dachigen Blättern, von denen. die äusseren, eiförmigen abstehen, während die inneren successive schmäler werden. | Die im Hochsommer blühende Pflanze findet sich durch fast ganz Europa (zum Theil nur verwildert), in Nord- und Mittelasien. Sie liebt feuchte Wiesen und Grabenränder. Das gewürzig riechende, schleimreiche (Inulin enthaltende) Rhizom mit den stärkeren Wurzeln ist nicht geschält, zum Trocknen oft längsgeschnitten offieinell als Radix Helenii Ph. G. 219 s. Radix enulae ibid. 339. Es dient zur Bereitung von Extractum Helenii Ph. G. D. 91. 3. Spilanthes oleracea Jacq. Die Gattung Spilanthes gehört zu der nach unserer in Gärten Heliantheae. Für diese sind schuppige Spreublätter der Köpfe, geschlechtslose oder weibliche, aber stets unfruchtbare, bisweilen ganz unterdrückte Strahlblüthen und zwitterige Scheibenblüthen m t meist schwarzen, ungeschwänzten Antheren eharaete- 3 tistisch., Die Früchte sind pappuslos oder tragen zwei er ; _ Spreublattartige Pappusschuppen (Fig. 369), bei der _ n x 5 ist. der Pappus auf seitliche Grannen (Fig. 372, a) . mals ist der Pappus als Haarschopf entwicke Die etwa 40 meist auf Amerika Spilan thes zeichnen ihre einzeln endständigen , Interne ee a _ vielfach cultivirten Sonnenblume benannten Tubuliflorengruppe beschränkten Arten der Gattung 558 Angiospermen. mittelgrossen Köpfe durch einen kegelförmigen Blüthenboden aus. Der kurzglockige Hüllkelch ist aus zwei Hochblattreihen gebildet. Zungenförmige Randblüthen fehlen oft ganz. Den Pappus vertreten zwei mediane Grannen, die den seitlich zusammengedrückten, auf den Kanten gewimperten Früchten auch ganz fehlen können. Be- sonders beachtenswerth sind die deeussirt paarigen Blätter. Folge dieser Blattstellung ist die oft auffällige Gabelung der Seiten- sprosse. Die Köpfe erscheinen dadurch auf blattlosem Schafte im Winkel der Gabeläste. Spilanthes oleracea Jacq., die Parakresse, Fig. 375, ist ein südamerikanisches, in Deutschland zum Arzneigebrauch gebautes, von Juli bis October blühendes, einjähri- ges Kraut mit lie- gendem oder auf- strebendem, meist purpurn überlaufe- nem, rundem, kaum federkieldickemSten- gel und gestielten, anfangs flaumhaari- gen, später fast kah- len, herzförmigen oder am Grunde ver- schmälerten Blättern mit ausgeschweift- oder kerbig - gesäg- tem Rande. Die auf Fig. 375. Spilanthes oleracea. (Nach Baillon.) finger- bis hand- langem, gefurchtem Schafte emporgehobenen Köpfe entbehren der Strahlblüthen. Die Scheibenblüthen sind goldgelb, oder die mittleren sind sammt den Deckblattspitzen wie die Schuppen des Hüllkelches purpurbraun. Das nieht mehr offieinelle Kraut, Herba Spilanthis, wurde als Mittel gegen Scorbut geschätzt. Die am besten aus dem frischen Kraute hergestellte Tinetura Spilanthis wird gegen Zahn- schmerz angewendet. 4. Artemisia L. Mit der Gattung Artemisia eröffnen wir die Besprechung der als Anthemideae unterschiedenen Tubulifloren. Wir begegnen i hier wie bei den Heliantheen meist zwitterigen Scheibenblüthen ' mit ungeschwänzten, aber gelben Antheren und pappuslosen, nie mit : Haarschopf ausgestatteten Früchten. Sind Strahlblüthen vorhandn, so sind sie wie bei den Heliantheen unfruchtbar; gewöhnlich sind Ei der Wermutk. dureh. die: Bei Dicotyledonen. 559 die Zungen weiss. Die Gattung Artemisia bringt den letztge- nannten Character freilich nicht zum Ausdruck. Die meist sehr kleinen, kurz gestielt nickenden, seltener aufrechten Köpfehen sind meist in ausserordentlicher Menge, oft geknäuelt und wieder zu rispig angeordneten Trauben und Aehren vereinigt vorhanden — man ent- sinne sich der perlgrossen Köpfchen des Beifusses — und doch er- blickt der Laie in ihnen kaum eine Blüthe, Die Form der Köpfchen bestimmen zumeist die dachziegelig geordneten, trockenhäutig ge- randeten Blättchen des Hüllkelches, welche von den unscheinbaren Röhrenblüthen nicht überragt werden. Die weiblichen, stets unfrucht- baren Randblüthen bilden eine Reihe fadenförmiger oder dünn- röhriger Blüthen, deren kurz 2—3-zähnige, auf der Innenseite tiefer geschlitzte Röhre sich niemals zungenförmig ausbreitet und nie über den Hüllblättern erscheint. Deckblättchen sind nicht entwickelt, doch kommt Behaarung des flachen bis halbkugeligen Blüthenbodens vor. Die 200 der nördlichen Erdhälfte angehörigen Arten treten meist als grauhaarige Kräuter und Halbsträucher mit wechselständigen, einfachen oder wiederholt fiedertheiligen Blättern auf. 1. Artemisia Absinthium L., die bekannte Wermuth- oder Absinthpflanze, Fig. 376, ist eine halbstrauchige, seidenartig- graufilzige Art, welche aus dem Wurzel- kopfe meist mehrere aufrechte oder auf- strebende, sehr ästige, bis mannshohe, dünne Stämme treibt. Die 3-fach-, an den blühenden Trieben meist doppelt- und oberwärts einfach-gefiederten, ge- stielten, am Grunde nieht geöhrten Blätter sind oberseits silbergrau, unter- seits grünlich, durchscheinend punktirt. Die Fiederabschnitte aller Blätter sind länglich-lanzettlich und stumpf. Die äusseren, lineal-länglichen Hüllblätter der fast kugeligen, nickenden Köpfe sind aussen filzig-grau; die inneren sind breit häutig gerandet. Von den übrigen bei uns vorkommenden Arten haarung des Blüthenbodens der Fig.376. Artemisia Absinthium. Köpfe streng unterschieden. en ; In Siiddeutschland an unbebauten Orten RORRINEh: = ei die Art zum ÄArzneigebrauch vielfach angebaut und oft, re an Dorfstrassen, verwildert durch ER ge ” u se und Nordasien. Sie blüht vom Juli bis Septem Rr R “ Die stark aromatischen, äusserst bitteren Blätter De a den Triebe sind die Herba Absinthii Ph. 6. II. 128 s. Summi- 560 Angiospermen. tates absinthii ibid. 341. Sie dienen zur Bereitung von Tinc- tura Absinthii Ph. G. I. 270. Die dem Wermuth nachgerühmte, dem Absinthöl (Oleum Absinthii) zuzuschreibende, magenstär- kende Eigenschaft hat bekanntlich seit Alters her das Ansetzen von Wermuthschnäpsen veranlasst. Besonders beliebt ist der Absinth- genuss in Frankreich. 2. Artemisia Cina Berg gehört zu einer Gruppe von Arten, welche sich durch äusserst kleine, wenigblüthige, nur Zwitterblüthen enthaltende Köpfchen mit nacktem Boden auszeichnen. Die genannte Art ist ein Halbstraueh der Kir- gisensteppen, dessen dickes, gewundenes, faserig-berindetes Rhizom viele bis !/’g m hohe, unterwärts holzige Stengel treibt, welche etwa von der Mitte ab durch zahlreiche, dünne, aufstrebende, köpfehen- tragende Zweige besenartig erscheinen. Die spinnewebig-behaarten, graugrünen Blätter sind doppelt-fiederschnittig, unterwärts gestielt, oberwärts fast sitzend, schliesslich werden sie 3-theilig und zuletzt linealisch. Die länglichen, etwa 3 mm langen Köpfchen (Fig. 377) bestehen aus etwa 12—18, locker zusammenschliessenden, stumpfen Hüll- blättchen mit grünem Mittelstreif und häutigem Rande. Sie sind beiderseits mit vielen goldgelben Harzpapillen besetzt. Solche zeigen auch die Kronen der winzigen, zu 3—6 im Köpfchen ein- ni Be, " geschlossenen Blüthen. Nahe verwandt ist: vergr. (Nach Berg 3. Artemisia maritima L., eine unsicher be- und Schmidt.) grenzte Art der Steppen Turkestans. Die kleinen Köpfe der als var. Stechmanniana Bess. beschrie- ' benen Form sollen sich von denen der Artemisia Cina nicht unter- scheiden lassen. Dieselben sind offieinell als : Flores Cinae Ph. G. I. 330 s. Semen einae v. Seme sanctum v. Semen santonici ibid. 340. Im Volke sind sie als „Wurmsamen“* oder „Zittwersamen“ bekannt. Sie sind ein vor zügliches wurmabtreibendes Mittel, welches vielfach Kindern zur Vertreibung von Aseariden (Spulwürmern) mit Syrup gereicht wird. Wegen der falschen Bezeichnung Zittwersamen, von dem veralteten Drogen- namen Semen Zedoariae stammend, vergleiche man die Textanmerkung auf Es ‚8. 207. Es wäre wünschenswerth, dass die einzig richtige Bezeichnung der Droge, Anthodia Cinae Ph. G. II. 330, sich statt der durchaus falschen Be- . . : . nennungen Flores, Semen und Samen für die Blüthenköpfe einbürgert. d. Matricaria Chamomilla L. Im Volksmunde bezeichnet man alle bei uns heimischen mit S wohl entwickelten, weissen Strahl- und goldgelben Scheibenblüthen er ausgestatteten Anthemideen von dem ungefähren Aussehen der Fig. 38 als Kamillen. ‘Nach der Auffassung der neueren Syste- Disotylsdänen, 561 matiker gehören sie den Gattungen Chrysanthemum und Anthemis an, deren Unterschied man sich so einpräge: Die Köpfe der Chrysanthemum-Arten sind spreublattlos, dieKöpfeder Anthemis-Arten führen deutliche Spreu- blätter. Im übrigen finden wir stets die Randblüthen weiblich und fruchtbar wie die 2-geschlechtigen Scheibenblüthen, deren Staub- beutel an der Spitze mit länglich-eiförmigem, abgerundetem Anhäng- sel versehen sind. Linn& unterschied nun von Chrysanthemum die Gattung Matricaria wegen der Schuppen des Hüllkelches. Bei ersterer sind die Schuppenränder häutig, bei Matricaria sind die äusseren Hüllschuppen nicht häutig berandet. Matricaria Chamomilla L., die „echte“ Kamille, zeichnet ihre einzelnen, nicht auffällig lang gestielten Köpfe durch den kegel- förmig verlängerten, hohlen Blüthenboden aus. Im übrigen ist die Art leicht an dem bekannten süsslichen Geruch der Köpfe zu erkennen, während sie im Wuchse vielen Anthemis-Arten zum Verwechseln ähnlich ist. Die kahlen, ästigen, aufrechten oder ausgebreiteten Stengel werden meist nur handhoch und wenig holzig (die Pflanze ist einjährig). Die Blätter sind fein zerschlitzt doppelt- fiedertheilig; ihre schmal-linealischen, flachen Zipfel sind stachel- spitzig, doch nicht stechend. Die innen fein 5-streifigen, pappuslosen Früchte sind ungeflügelt, schwach gekrümmt und nur wenig von der Seite her zusammengedrückt. ; Re Auf Lehmäckern und an Wegrändern ist die Pflanze durch ganz Europa nicht selten. Die mittelgrossen Köpfe findet man vom ' Mai bis in den August hinein blühend. Getrocknet bilden sie die Flores Chamomillae, Ph. G. I. 108, eines der bekanntesten Hausmittel. „Kamillenthee“ ist als gelind schweisstreibendes, magen- stärkendes und krampfstillendes Mittel beliebt. Der Name Matri- caria („Mutterkraut“) deutet auf die Benutzung des Thees seitens der Frauen hin. Kamillen bilden auch einen Bestandtheil von. Species emollientes Ph. @. I. 241. Wirksam ist das ätherische, | im reinen Zustande prächtig blaue Kamillenöl, das durch Destil- " lation mit Wasser aus den Kamillen gewonnen wird. Nicht ee wechseln ist damit das Kamillenöl des ee worunter man mit Olivenöl bereitete Auszüge der Droge verste t. a, Synonyme sind Chrysanthemum Chamomilla P. M. et E. uud Chamomilla officinalis C. Koch. Er 6. Anthemis nobilis L. . 2 In der durch: das. Vorhandensein.der.Spreubiätter ausgezeichneten, niemals hohle Blüthenköpfe .. Gattung Anthemis sind etwa 80 Europa und namen =. Er & Mittelmeergebiete eigene Formen vereinigt. Von diesen rn wi = | Anthemis nobilis L., eine ausdau ernde, mit. Müller, Medieinalflora. Sr ER 562 Ängiospermen. flaumig bis zottig behaarten, meist Rasen bildenden Stämmchen, von welchen die kurzen nicht zur Blüthe gelangen, während die kräf- tigeren, bis 30 em hohen und oft ästigen Sprosse mit Köpfen ab- schliessen, welche in der äusseren Form unserer Kamille namentlich wegen des verlängert-kegelförmigen Blüthenbodens ähnlich, durch ihre beträchtliche Grösse aber leicht zu unterscheiden sind. Die Blätter sind denen unserer Kamille sehr ähnlich. (Fig. 378.) Die in Frankreich, Spanien und Portugal, auch in England heimische Pflanze wird in Deutschland und Bel- gien in beschränktem Maasse zum Arzneigebrauch eultivirt. Die vom Juni bis August blühenden Köpfe sind zwar nach der Ph. G. II. nicht mehr offieinell, werden jedoch allerwärts noch geführt und verlangt als „römi- sche Kamillen“, Flores Chamo- millae romanae. Sie wirken kräf- tiger, im Uebrigen aber ebenso wie unsere Kamille, welche bei den roma- nischen Völkern gar nicht in Ge- brauch ist. Es bezieht sich allein hierauf die bei uns eingebürgerte Be- zeichnung römische Kamille, welche mit der Stadt Rom nichts zu thun hat. Synonyme für Anthemis nobilis L. sind Chamomilla nobilis Godron und Chamaemelum nobilis All. 7. Arnica montana L. Fig. 378. Anthemis nobilis. BR Palo) Die Gattung Arnica gehört zu der an die Anthemideen sich unmitte- bar anschliessenden Gruppe der Senecioneae, deren Typus die‘ > . bei uns in vielen Arten vertretene Gattung Senecio darstellt. De ' meist spreublattlosen Köpfe enthalten gewöhnlich hochgelbe Rand und Scheibenblüthen, erstere rein weiblich, aber wie die Scheiben _blüthen fruchtbar. Abweichend von den Anthemideen statten ale | Benecioneen ihre Früchte mit einem Haarkranze aus, welcher 8 den randständigen Blüthen oft frühzeitig abfällt oder ganz fehl 5 Als Merkmale der mit etwa 10 Arten in Europa, Asien und Nord- amerika verbreiteten Gattung Arniea gelten grosse, "hochgelbe Dicotyledonen. 563 Köpfe mit glockenförmiger, aus zwei Reihen gleicher Blättchen be- stehender Hülle und längliche, gefurchte, durchweg mit einem Pappus aus steifen, etwas rauhen Haaren versehene Früchte. Die Laub- blätter sind ausnahmslos gegenständig (vgl. Spilanthes). Arnica montana L., die Arnica- oder Wohlverleihpflanze, ist eine der herrlichsten Pflanzen der moorigen Wiesen, namentlich der süd- und mitteleuropäischen Gebirge. Aus dem schief aufsteigenden, nur fingerlangen und kaum fingerdicken, mit schwarzen Blattscheiden- resten bedeckten und unterseits wurzelnden Rhizome treiben einzeln aufrechte, meist 20—30 em hohe, gewöhnlich einköpfige, drü- sig kurzhaarige Stengel aus. An ihrer Basis bilden zwei decussirte Paare sitzender, länglich-verkehrt-eiförmiger, 5-ner- viger, ganzrandiger, oberseits kurzhaariger, unterseits kahler Blätter von auffällig „freudig“ grüner Farbe eine bodenständige Rosette. Am Blüthenschaft sitzen meist noch vier Blätter, von denen die beiden unteren länglichen oder lanzettlichen und dreinervigen ein gegenständiges Paar bilden, mit welchem die beiden oberen, meist nicht genau in gleicher Höhe eingefügten sich kreuzen. Letztere sind vorblattartig klein, schmal und einnervig. Bisweilen erzeugt jedes derselben in seiner Achsel noch einen kurz gestielten Blüthen- kopf mit zwei kleinen, transversalen Hochblättern. Im Juni und Juli entfalten die 56 em Durchmesser haltenden Köpfe ihr 15 bis 20 Randblüthen mit ziemlich breiten, mit drei Zähnen endenden sich horizontal ausbreitenden Zungen. Entfernt man alle Blüthen, so erscheint der convexe Blüthenboden innerhalb des Doppelkranzes der lanzettlichen, purpurn berandeten Hüllblätter grubig mit ge- wimperten Grubenrändern. Die behaarten Fruchtknoten werden zu schwarzbraunen, stumpf 5-kantigen Achaenien mit bis 8 mm langen, steifen Pappushaaren. e : : Die un Köpfen entnommenen Blüthen (nicht die ganzen Köpfe) sind als Flores Arnicae Ph. G. IL. 107 offieinell, doch bezeichnet man mit demselben Namen auch oft die ganzen, getrocknet in den Handel gelangenden Köpfe. Bekannt ist der volksthümliche 24 brauch der aus den Blüthen bereiteten Tinetura Arnicae FARAL 107, der „Arnicatinetur“, zu Einreibungen bei Quetschunge 1, Verrenkungen und Lähmungen. Viel beschränkter ist der innere Gebrauch der Arnica. 8. Cnieus benedietus L- Die monotypische Gattung Cnieus ist die einzige er ” sprechende Art aus der Unterfamilie der Gynarmesr 5 . Innerhalb dieser gehört sie zur Gruppe der Centau : ” nn deren typischsten Vertreter wir die allbekannte blaue ind Köpfe Centaurea Cyanus L., ansehen dürfen. Allen Centaureen $ ns A a öhrenblüthen = mu meist mehr oder minder zygomorphen R 36* a 564 Angiospermen. mit ungeschwänzten Antheren eigen. Der gemeinsame Blüthenboden ist mit Spreublätter vertretenden Borsten besetzt. Die seitlich angehefteten Achaenien tragen einen Pappus aus mehreren Borstenreihen, welche am Grunde von einem die Frucht krönenden Ringwulste (einem „äusseren“ Pappus) umgeben sind. Cnicus benedictus L., das Benedietenkraut, Fig.379, ist eine einjährige, distelähnliche Pflanze mit dünner Pfahlwurzel und aufrech- tem, bis 40 em hohem, oberwärts gespreizt ästigem, nebst den Blättern zottig und klebrig behaartem, fast spinn- gewebfilzigem Stengel. Die unteren Stengel- blätter sind über handlang, länglich-lanzett- lich, buchtig fiederspaltig und verschmä- lern sich in einen breiten, kantig-geflügelten Blattstiel. Die mittleren und oberen, viel kleineren Blätter sind sitzend. Die herab- laufenden Blattränder bedingen eine sattel- förmige Krümmung des Spreitengrundes. Die obersten, breit eiförmigen, wie alle Blattlappen stachelspitzig gezähnten Stengel- blätter umhüllen die eiförmigen, bis 3 em langen Blüthenköpfe, deren Hüllblätter in rechtwinklig zurückgebogene, kammartig mit 4—5 Stachelpaaren besetzte Dornen ausgehen. Die schön gelben Röhren- Fig. 879. Cniens bens- blüthen überragen nicht den Hüllkeleh. dietus. Die Randblüthen zeigen einen 3-spaltigen Saum und sind unfruchtbar. Die Scheiben- blüthen sind 2-geschlechtig, ihr Kronensaum ist 5-spaltig, die An- theren sind pfeilföormig. Die aus ihnen hervorgehenden Früchte sind in Fig 373 bei e abgebildet. Ihr Pappus besteht aus einem 10-spitzigen Krönchen (dem „Aussenpappus“) und zwei Borsten- reihen, einer äusseren aus 10 langen und einer inneren aus 10 kurzen Borsten. Die Frucht ist zierlich gerippt. e Synonyme sind Centaurea benedicta L., Caleitrapa lanuginosa Lam. und Carbenia benedicta Adans. Wegen des distelartigen Wuchses wird die Pflanze oft als Carduus benedictus bezeichnet. Dieser Name hat sich für die aus den Blättern und Blüthensprossen bestehende ne : Droge, HerbaCardui benedieti Ph. G. II. 129, erhalten. Man stellt daraus Extraetum Cardui benedicti Ph. G. I. 85, ein Bittermittel, dar, 9. Taraxacum offieinale Weber. ppirung zur Unterfamilie der Ligulifloren; die Köpfe zeigen ' Die Gattung Taraxacum gehört nach der von uns befolgen Dieotyledonen. 565 also durchweg, am Rande und auf der Scheibe, Zungenblüthen. Der Reichthum der hierher gehörigen Arten an Milchsaft verräth den Typus derCichoriaceae. Innerhalb dieser gehört Taraxacum wegen des nackten (spreublattlosen) Blüthenbodens und der langgeschnäbelten Früchte mit einfachen, weichen und weissen Pappushaaren zur Gruppe der Chondrilleae. Als Gattungsmerkmal gilt der länglich- glockenförmige, dachziegelige Hüllkelch, dessen äussere Blätter eine abspreizende oder sich zurückschlagende Aussenhülle bilden, während die inneren, schmalen Blätter parallel-aufrecht, fast eylindrisch zu- sammenschliessen. Die zwitterigen, mit 5-zähniger, linealischer Zunge versehenen Blüthen sind goldgelb. Die spindelförmigen, un- deutlich gerippten Früchte sind oberwärts spitzhöckerig und zeigen an der Basis des braunen Schnabels einen kleinen, aber deutlichen Ringwulst. Taraxacum officinale Web. ist als Kuh- oder Butterblume in ganz Deutschland bekannt und gemein. Das fleischige, stark milchende, senkrecht absteigende Rhizom treibt grundständige Rosetten aus oft mehr als handlangen, fast keilförmig lanzettlichen, grob schrotsägeförmigen Blättern, welche der Pflanze den Namen Löwenzahn (latein. Dens leonis, griech. Leontodon) ver- schafft haben. Die vom April bis in den Herbst hinein blühenden Köpfe stehen einzeln auf blattlosem, gelblich grünem, weitröhrig hohlem, dünnwandigem, stark milchendem Schafte. Die schmutzig grünen, bisweilen aussen an den Spitzen dunkel purpurnen Hüllblätter 'umschliessen die zahlreichen Blüthen, deren äusserste unterseits blau- grau gestreift sind. Die Antheren sind am Grunde pfeilförmig ge- schwänzt. Die reifen, ein kugeliges Köpfchen bildenden Früchte werden von Kindern zur Spielerei gern weggeblasen (Pust blumen). Diese Spielerei illustrirt sehr schlagend den Zweck der Pappushaare. Synonyme sind Taraxacum vulgare Schrk., Tarax. Dens leonis Desf., Leontodon Taraxacum L., Jeontodon vulgare Lmk. und Hedy- Pnois Taraxacum Scop. - i Am Rhein, in Eickeeich und England werden die noch nicht ergrünten Blätter im Frühjahr viel als Salat gegessen. Die urin- treibende Wirkung spricht sich im französischen Pisse-en-lit zur m Herba Ph. G.D. 225. Es . ix Taraxacicu sind offieinell als Radix Tar Taraxaci Ph G. Sie dienen zur Herstellung von Extractum AI 97. 10. Laetuea virosa L. i Y » den Ligulifloren Die Gruppe der Lactuceae verräth unter vr resp. Ci i i Verwandtschaft mit den Chondrilleen ‚resp. Cichoriaceen ihre nahe Ver ten ERgER dureh die stark zusammengedrückten, mit einem Ringwulste gekrönten Früchte. Genüge aus. Die vor dem Blühen eingesammelten, ganzen Pflanzen In der Gattung Laetuca es : 366 Angiospermen. begegnen wir rispig angeordneten, meist kleinen Blüthenköpfen mit eylindrischem, kurz vor der Fruchtreife am Grunde oft abgesetzt bauchigem Hüllkelche. Der Blüthenboden ist flach. Lactuca virosa L. ist durch steif-aufrechte, unterwärts stachelige, bis 1!/g m hohe, gelblichweisse Stengel ausgezeichnet, an welchen die bis 12 mm langen, länglich-eiförmigen, stachelspitzig buchtig gezähnten, bläulich- grünen Blätter horizontal abstehen (bei verwandten Arten stellen sie sich oft auf- fällig senkrecht, ihre Flächen also nach rechts und links). Die Nerven der Blatt- unterseite, besonders die Mittelrippe, sind mit Stacheln besetzt. Die blassgelben, vom grünen Hüllkelch umgebenen Blüthen erscheinen im Juli und August. Die Früchte sind dunkelschwarz, langgeschnä- belt, ihr Pappus schneeweiss. Die im nördlichen und nordöstlichen Deutschland fehlende, in West- und Süd- europa an Gräben, felsigen Orten und lichten Waldstellen nicht seltene, giftige Fig. 380. Lactuca virosa. Pflanze liefert den an Opium erinnernden, an der Luft erhärteten Milchsaft als Lac - tucarium Ph. G. I. 153 s. Lactucarium Germanicum ibid, 336. Nächst verwandt mit dem besprochenen „Giftlattich“ ist Laetuca sativa L. Die kopfig gezogenen, nicht blühenden Pflanzen sind als Kopfsalat jeder- mann bekannt. 567 Uebersicht des Linne’schen Systems. Linn& (geboren 1701 zu Raeshult, gestorben 1778 zu Upsala in Schweden) theilte das Pflanzenreich in 24 Klassen ein, deren jede eine beschränkte Anzahl von Ordnungen umfasste, innerhalb welcher die Gattungen mit ihren Arten aneinandergereiht wurden. Klassen und Ordnungen wurden numerirt, erhielten aber auch besondere Namen und zwar die Klassen: I. Kl. Monandria. Einmännige PA. Eintheilungsprineip: „ Diandria. Zweimännige MI. „ Triandria. Dreimännige IV. „ Tetrandria. Viermännige V. „ Pentandria. Fünfmännige VI. „ Hexandria. Sechsmännige Zahl der Stanbblätter. VI. „ Heptandria. Siebenmännige VI. „ Oetandria. Achtmännige IX. „ Enneandria. N eunmännige X. „ Decandria. Zehnmännige XI. „ Dodecandria. Zwölfmännige X. ‚ Jeosandria. Zwanzigmännige N Zahl u. Einfügung XIH. „ Polyandria. Vielmännige der Staubblätter. XIV. „ Didynamia. Zweimächtige } Zahl und Länge der XV. ,„ Tetradynamia. Viermächtige Staubblätter, „ Monadelphia. Einbrüderige Wr 8 XVH. „ Diadelphia. Zweibrüderige es ar EG £ XVIM. „ Polyadelphia. Vielbrüderige Verwachsung der Staub- XIX. „ Syngenesia,. Verwachsenmännige wart .d.Staubbl. XX. „ Gymandria. Weibmännige a au XXI. „ Monoveeia. Einhäusige XXI. „ Dioecia. XXI. Polygamia. Vielehige XXIV. a Inseriuie Verborgenehige d. h. Blüthenlose. Hiernach umfassen die ersten 23 Klassen die Blüthen pflanzen; Klasse I—XX die Pflanzen mit zweigeschlechtigen, Klasse Axl bis XXI die Pflanzen mit eingeschlechtigen Blüthen. Für die Klassen I—X drückt der Name die Zahl der freien, unter sich gleichen Staub- blätter (der „Männer“) aus. In der XI. Klasse schwankt die Zahl der Staubblätter zwischen 11—19. | RT Pflanzen mit 20 und mehr Staubblättern in jeder Blüthe untergebracht. | Für die XII. Klasse ist aber perigyne Insertion, für die XIII. hypo- mit dem Griffel, Vertheilung der ein- geschlechtigen Bl. In der XI. und XII. Klasse sind ne . gyne Insertion der Staubblätter maassgebend. Die XIV. Klasse deckt sich mit dem Gros der Labiatifloren (vgl. 8. 500 ff.), die XV. mit der natürlichen Familie der Cruciferen (vgl. S. 327 ff.). In beiden Klassen Sn wird die verschiedene Länge (die „Mächtigkeit“) arg a 568 a Uebersicht des Linn@’schen Systems. fäden in Rücksicht gezogen. Für die XVIL—XIX. Klasse ist die Phalangenbildung des Androeceums ausschlaggebend. Die XIX. Klasse deckt sich mit der Familie der Compositen und bringt in erster Linie die Verwachsung der Staubbeutel zum Aus- druck. Die XX. Klasse enthält alle Örchidaceen, über deren „gynan- drische‘“ Blüthen 8. 223 ff. Aufschluss geben. Für die Ordnungen der ersten 13 Klassen ist die Zahl der freien Griffel resp. der Narben maassgebend gewesen. Linn& unter- schied hier (analog den Klassen): 1. Ordn. Monogynia, Einweibige, 2. „ Digynia, Zweiweibige, 3 „ Trigynia, Dreiweibige, 4. „ Tetragynia, Vierweibige, etc. bis n. „. Polygynia, Vielweibige. Er beging dabei den Fehler, die Zahl der Fruchtblätter (der Weiber“) nach der Zahl der freien Griffel zu bestimmen. Dass diese Methode unstatthaft ist, lehrt unsere Figur 19 (S. 18), welche vier Formen eines dreigliederigen Gynaeceums darstellt. Die Modificationen 1 und 2 in Fig. 19 wären nach Linnö bestimmend für Trigynia, die Modi- ficationen 3 und 4 für Monogynia. Die XIV. Klasse theilte Linn& in 1. Ordn. 6ymnospermia, Nacktsamige, 2. „ Angiospermia, Bedecktsamige, wobei er von dem Irrthum geleitet wurde, dass die Klausen früchte der Labiaten (vgl. $. 484) nackte Samen seien. (Die Gymno- . spermen der modernen Systematik vertheilen sich bei Linn& auf die XXI. und XXII. Klasse.) Die Theilung der XV. Klasse in 1. Ordn. Silieulosa, Schötehenfrüchtige, 2. „ $iliquosa, Schotenfrüchtige, wurde schon auf $S. 329 erwähnt. In den Klassen XVI—XVIIH und XX— XXI wiederholt sich zum Theil die Classification der Monan- dria bis Polyandria, doch mit dem verminderten Werthe von Ord- ' nungen. Beispielsweise gliedert sich die XVI. Kl. Monadelphia in: 1. Ordn. Diandria, 2. „5 Triandria, 3 | 3. „ ‚Tetrandria ete. Bezüglich der Ordnungen der XIX. Klasse vgl. S. 553 f. . Der Anfänger merke sich vor allem, dass das längst veraltete Linn&’sche System ein künstliches ist und wegen der von den Geschleehtsorganen entnom- u Theilungsprincipien ein Sexualsystem genannt Die Kenmntniss des Linn &’schen Systems wird noch jetzt von vielen Examinatoren verlangt! Die Uebersicht des Eichler’schen stems ergiebt sich aus dem Inhaltsverzeichnisse dieses Buches. DT Mn REINER Register. Die Namen der Drogen und Arzneimittel sind nicht aufgeführt. A . Abies 116. 119. 128. Abietineae 116. Ableger 493. abortiren 23. Absinth 559. Abstammungsaxe 12. 20. absteigende Deckung 247. Acacia 465. Acacieae 465. Acalypheae 386. 389. Acantorrhiza 38. Achaenium 31. Achselfarne 46. Achselspross 12. 20.34. 35. Acer 373. Aceraceae 373. Acerosae 46. Ackerwinde 483. Aconitum 82. 40. 319. Acoreae 180. Acorus 167. 178. 180. Acotyledonen 45. Acramphibrya 45. Acranthae 239. Acrobrya 45. acropetal 7. - Acrotonae 231. 239. Actaea 316. 317. Actinostrobinae 131. Adelphie 344. Adern 9. ‚adossirt 24. Aehre 35. 196. Aesculinae 358. 372. Aesceulus 253. 373. Agarieus 73. Agarikon 73. Agathis 117. Aggregatae 469. 547. : Agrostemma 2337. Aizoaceae 279. Akazie 38. 439. aktinomorph 22. ala 437. Alant 597. albumen 5. 33. Alcanna 486. Aleppoföhre 124. Aleppogalläpfel 258. Aletris 144. Algae 46. 48. 53. Alkannaroth 486. Allermannsharnisch 166. Allium 39. Aloö 144. 146. 243. Alpenrosen 470. Alpenveilchen 242. Alpinia 203. 206. 212. 213. Alpinieae 213. Alsidium 64. ® Alsineae 289. Alsodeieae 336. alterniren 22. 130. Althaea 355. Alyssineae 331. Amarantaceae 280. Amentaceae 252. Amherstieae 460. Ammeae 399. Ammoniacum 409. 413. Amomeae 279. Amomum 212. 213. Ampelopsis 382. Amphibrya 45. Amygdalus 435. Anacamptis 237. Anacardiaceae 372. Anacardium 372. Anagallis 474. Anamirta 307. Ananasinae 46. 206. 207. 208. anatrop 29. Andira 450. Andreaeaceae 88. Androeceum 13. 15. 26. androgyn 186. 259. Andropogon 195. Andropogoneae 19. Androrchis 235. Anemoneae 316. 317. Anethum 399. 405. Angelica m 407. Angeliceae ; Angiospermae 46. 48. 49. 107. 137. 2% Angiosporeae Angosturarinde 526. stiseptae 329. Anis 314. 402. Anisocarpae 469. anisokarp 480. annuell 243. Annulus 94. 104. anodisch 25. Anonaceae 310. anthela 37. Anthemideae 558. Anthemis 561. Anthere 15- Antheridialäste 67. IR Antheridien 57. 60. 86.9. Anthodium 551. 554. Anthophyten 4. 46.40. Anthriseus 399. Anthyllideae 440. antidrom 9 Antipoden 28. 107. Antirrhineae 503. 504. Antirrhinum 503. 507. antitrop 221. Apetalae 46. 249. Apfel 425. Apfelfrucht 426. 570 Apfelquitte 427, Apfelsine 367. aphanocyklisch 250. Aphanocyelieae 252. 291. Apium 399. Aplanogameten 54. Apocynaceae 517. 519. apod u apokarp 17. Apothecium 66. 80. apotro r Boeikone 454. Araceae 167. 178. Arachis 439. 447. Araliaceae 395. Araroba 450. Araucariinae 116. 117. Arbutus 473. Archangelica 406. Archegoniaten 112. Archegonium 87. 95. 112. Archichlamydeae 49, Arctostaphylos 472. Areae 180. Areca 170. 176. 467. Arecanuss 279, Arethuseae 239. Arecineae 176. Arillus 34. 116. 218. Arnica 562. Aroideae 182. 220. Arrow-root 203. 208. 222, Artanthe 279. Artemisia 207. 558. Artischocke 551. Artocarpeae 264. Arum 178. 180. 182, Arve 125. Asa 41l. Asagraea 156. Asant 411. Asarinae 46. Asclepiadaceae 227. 459. 519. Ascogon 66. Aseolichenes 80. Ascomycetes 66. Ascosporen 66. 75. Aseus 66. 75. Asparagus 160. . nn e 481. 483. Asperula 539. Aspidium 4. 93. 101. 104. Asplenium 107. Register. aufrechte Samenanlage 29. aufsteigende Deckung 247. Auge 35. 49. Aurantieae 369. Ausläufer 444. Aussenkelch 318. 351. Aussenpappus 564. Aussenschicht 31. aussenwendig 150. Axillarstipeln 378. Azalea 470. a-Vorblatt 24. B. Bacterien 64. 68. Baldrian 549. Bälge 192. Balgfrucht 32. Balsam 343. Balsamea 371. Balsamifluae 417. Balsaminaceae 358. Balsamodendron 371. Bambusa 192, Bambusrohr 183. Barbatae 164. Bärentraube 472. Bärlapp 4. 48. 100. 108. Barosma 365. Basalporen 455. Basidie 65. 68, Basidiolichenes 80. Basidiomycetes 65. 68. Basidiosporen 65. 68. basifugal 113. basipetal 113. Basitonae 231. Bassorin 63. 82. Bast 244. Bauchnath 16. Baum 243. Baumöl 529. Baumwolle 356. Bedecktsamige 48. 139. 568. Beere 32. Befruchtungsakt 30. Begattung 31. Belladonna 496. Benedietenkraut 564. Benzoö-Storaxbaum 479. Berberidaceae 292. 302, Berberis 38. 302. Bergamotten 367. Berippung 9. Bertholletia 419, Besenkiefer 124. Besinge 471, Bestäubung 476. Beta 286. Betelpalme 177. Betelpfeffer 279. Bhang-Hopfen 271. Bibernell 400. Bieornes 46. 470. Bickbeere 471. Bidens 557. Bilsenkraut 32. 496. Biota 133. biovulat 386. Birne 425. Birnquitte 427. Bitterklee 523. Bitterholz 369. Bittermandelöl 435. Bittersüss 491. Blasenfrucht 62. Blasentang 59. Blastomycetes 68. Blastophaga 268. Blatt. 4; 6. 7. 9. I Ik 56. 163. 257. 486. 490. Blättchen 9. Blattfarne 46. Blattgrün 6. 7. Blattgrund 8. Blatthäutchen 189. Blattkreise 13. 22. Blattlaube 151. 220. Blattquirl 13. 22. Blattrand 8. Blattscheide 7. Blattspindel 105. Blattspitze 8. 15. Blattspreite 7. 8. 10. Blattstellung 25. 509. Blattstiel 7. 141. Blaualgen 55. Blaubeere 471. Blockzittwer 210. Blumenblatt 14. eng Blumenta ; Blüthe 122.26. 248. 338. 352. 385. Blüthenboden 13. 250. 551. Blüthendecke 13. Blüthenformel 142. Blüthenhülle 14. 25. 112. 141. 16 Blüthenorgane Blüthenpflanzen 4. 46. 96. Blüthenspross 485. Blüthenstaub 16. 30. Blüthenstiel 12. Blüthenzweige 488. 534. Blutwurzel 129. Bockshornklee 441. Bodenlaube 220. Bohne > 6. il: 88, 300. Bohnenkraut 510. ; Boletus 73. 78. Borassinae 170. Borke 7. 244. Borneokampfer 343. bostryx 36. Boswellia 370. Botryopsis 308. bractea 12. 21. 35. Brasilianische Bohnen 300. Brassica 332. Brassiceae 332. Brauntange 55. Brayera 433. Brechnuss 526. Brechwurzel 543. brennende Herzen 326. brennende Liebe 326. Bridelieae 386. Brombeere 430. Brustbeeren 332. Brustsaft 359. Brustwurzel 407. Brutknospen 56. Brutkörper 80. Brutzellen 4. 60. 69. Brutzwiebeln 40. Bryophyten 46. 48. 49. 83. 407.112. Buceoblätter 365. Bucheckern 253. Büchse 87. Bucklandia 417. Bucklandieae 417. Bulbillen 40. Burseraceae 370. Bursicula 228. Butterblume 569. Büttnerieae 348. Buxaceae 386. Byssacei 31. $-Vorblatt 24. c. Cacao 348. Cactus 268. 394. Cade 134. Caesalpiniaceae 247. 436. 453 Calabarbohne 448. Calameae 167. 170. 171. Calamintha 509. Calamus 167. 170. 172. Caleitrapa 564. Calla 179. 180. 182. Callieoeca 542. Callitrichaceae 386. 507. Callitris 131. Calombowurzel 307. Calumb 307. Calyeifloren 251. 252. 394. Calyptra 6. 89. calyx 14, Cambium 69. ‚243. Register. Cambogia 342. 343. Camellia 341. Campanulaceae 531. Campanulinae 469. 530. Campher 343. Camphora 297. 299. Campylospermeae 398. campylotrop 28. 29 Canariengras 19. Canarium 372. Cannabineae 264. Cannabis 268. Cannaceae 215. 217. Cantonrhabarber 283. Capillitium 78. capitulum 36. Capparidaceae 323. Caprification 268. Caprifieus 267. Caprifoliaceae 539. 546. Capsicum 279. 493. capsula 32. Carbenia 564. Cardamomen 212. 213.215. Carduus 564. Carex 185. 187. Cariceae 184. 185. carina 439. Carpell, Carpid 13. 16.139. Carpogon 66. Carpophorum 8397. Carposporen 66. Carrageen 4. 63. Carum 18. 242. 399. Caruncula 34. Caryophyllaceae 280. 287. Caryophyllinae 280. 237. Caryophyllaceentypus 289. 346. 485 Caryophyllus 420. Caryopse 184. 193. Caryota 168. Cascarilla 388. Cassia 297. 454. Cassieae 455- Castanea 253. Catechu 467. 546. Caudiculae 227. Cayennepfeffer 279. 49. Gederwachholder 134. Cedrobalsam 125. Cedrus 135. Celloidin 357. Centaurea 551. 568. 564. Centifolie 428. centrale Placentation 18. Centrospermen 251. 279. sephaälis 541. Ceramium Cerastium 287. Ceratonia 454. 459. | Ceratophorus 477. 571 Ceratozamia 112. Ceroxylineae 170. 174.176. Cetraria 4. 81. Ceylonzimmt 295. Chamaemelum 562. Chamaerops 167. 158. 159. Chamaesenna 457. Chamomilla 561. 562. Champignon 4. 73. Charinae 46. Chasmanthera 307. Chasmanthereae 306. Chavica 278. Chelidonium 326. Chenopodiaceae 270. 285. Chenopodinae 280. 285. Shenopodium 287. Chinabäume 543. Chinarinde 160. 315. 544. 545. Chinawurzel 159. 160. chinesische Gallen 372. Chironia 523. Chlorophyeeae 55. 79. Chlorophyll 6. 7. Choeolade 350. Chondodendron 308. Chondrilleae 569. Chondrus 4. 62. 63 choripetal 14. Choripetalae 48. 251. chorisepal 14. Chorisis 250. Chrysarobin 450. Chrysanthemum 561. Cichoriaceae 554. 565- eieinnus Cieuta 403. Cilien 54. eimaruoli 267. Cinchona 160. 543. Cinchoneae 539. Cinnamomum 29%. eireinativ 113. Cissampelos 308. Cistiflorae 291. 335. Citrone 367. Citronenmelisse 514. Citrullus 536. Citrus 365. Clavaria 78. Claviceps 65. 73. 76. Clematideae 817. Clematis Clinandrium 226. Clusiaceae 341. Clutia 387. Cnieus 563. Cocain 379. Coceulus 307. 308. Cochlearia 31. Cocoinae 174. 572 Cocos 174. Coeosnuss 170. 176. Codein 325. Coelospermae 398. Coffea 539. Coffein 341. 375. Colehieaceae 149. Colehieum 144. 149. Coleorrhiza 193. collateral 35. Collodium 357. 477. Coloeynthis 538. Colombowurzel 307. Coloquinthen 32. 538. Columella 88. 133. Columniferae 292.343.351. Combretaceae 419. Commissur 397. commissural 161. 324. Commissuralnarbe Commissuralrippen 290. complexer Quirl 327. Compositae 548. 550. Conceptaculum 57. 59. Conidien 65. 76. 79. Conidienträger 66. 76. Conidiosporen 66. Coniferen 46. 48. 109. zit. 130.515, Conium 398. 414. Connectiv 15. Conopsidium 238. contort 248. Contortae 46. 469. 517. Convallaria 160. Convolvulaceae 481. Convolvulus 482. 483, Copaifera 454. 461. eopuliren 54. Coriandreae 415. Coriandrum 898. 415. Corinthen 385. en 4.6. 45. 46. Cornaceae 39. Cornelkirsche 395. eorolla 14. Corollifioren 251. 469. eorollinisch 14. Coronaria 287. Re Corpuseulum 112. Corydalis 242. Corymbiferae 554. Coryphinae 170. 178. = Cotyledonarpflanzen 45. On 5 0 112. 439. 440. Coumarouna 451. 324. Register. Crotoneae 386. 477. Cruciferae 323. 327. 567. Cruciflorae 322. Cryptogamen 47. 49. 567. Cubeba 277. Cucumis 535. 538. Cueurbita 535. Cueurbitaceae 531. 533. Cupressinae 131. Cupressineen 116. 130. Cupressus 116. eupula 253. Cupuliferae 253. Cureuma 203. 206. Curvembryae 490. Cusparieae 364. 468. Cyanophyceae 79. Cyathium 392. Cycadeen 46. 48. 109. 112. Cycas 112, 113. 114. 474. Cyelamen 474. Cyelanthera 535. Cydonia 426. Cyklen 22. 23. cymös 35. 36. Cynanchum 459. Cynara 551. Cynarocephalae 554. Cynometreae 461. Cyperaceae 183. 184. 185. Cypripedium 224. 228. Cystiden 69. Cystokarp 61. D. Dachige Deckung 247. Daemonorops 144. 170. Dalbergieae 450. Dalechampieae 386. Dammara 117. Dammarharz 343. Dattelpalme 168. 169. 178. Datura 488. 497. Datureae 490. 497. Daucus 399. Dauermycel 75. Decandria 567. Decapetalae 346. Deckblatt 12. 20. 24. 34. 100. 190. Deckel 88. Deckelkapsel 32, Deckschuppe 117. Deckspelze 184. 192. Deckung 237. 485. deeussirt 130. 509. Dedoublement 23. 281. Dehiscenz 293. 455. Dextrin 493. Diacanthium 393. | Diadelphia 467. diadelphisch 16. Diagonalebene 21. Diagramm 23. 25. Diandrae 231. Diandria 567. Diantheae 289. Dianthus 288. 289. 291. Diatomaceae 55. Dicentra 326. Diehasium 36. dichlamydisch 385. Dichopsis 476. 477. Dichotomie 36. Diekenwachsthum 69. dielin 14. Dieotyledonen 25. 45. 46. 48. 49. 140. 242. Dieypellium 297. didynam 26. 501. Didynamia 567. Digitalis 505. Digynia 568. Dill 399. 405. dimer 23. Dimorphismus 476. Dinkel 202. Dioecia 567. dioeceisch 14. Dioon 112. Diosmeae 365. Diospyrinae 46. 473. 476. Diospyros 477. Diplecolobeae 331. diplostemon 26. 249. Diplostemones 469. 473. Diplozygiae 399. Dipsaceae 548. 554. Dipterocarpaceae 343. Dipterocarpus 343. Dipteryx 451. Discomyceten 66. 80. Discus 40. 282. 396. ditheeisch 150. Divergenzwinkel 25. Dodecandria 567. Döldchen 398. Dolde 36. 398. Doldenträger 396. Doppelachaenium 31. Doppelfichte 127. Doppeltanne 127. Doppelwickel 485. 509. Dorema 412. Dornen 38. 393. dorsal 161. dorsiventral 132. 485. Dracaena 144. 172. 243. Drachenbaum 144. Drachenblut 144. 172. Dracuneulus 22 82. dreigliederig 23. drepanium 37. Dreschlein 359. Drimys 314. Drupaceae 434. Drüsenfleck 40. Dryobalanops 343. Dumpalme 168. E. Ebenaceae 476. Ebenholz 477. Ebenstrauss 37. Echinops 551. Edeltanne 128. 129. Ei 17. Eibenbaum 136. Eibisch 355. Eichel 255. Eichelcacao 257. Eichelkaffee 257. Eichelzucker 257. Eichenrindengerbsäure 251. Eikugel 87. 95. Einbeere 141. 160. einbrüderig 16. eineiig 17. 386. einfächerig 19. 158. einhäusig 14. Einkornweizen 202. einseitswendige Traube Eisenhut 319. Eiweiss 5. 33. Eizelle 28. 53. 85. 112. Elaeis 175. Elaphomyces 4. 78. Elephantenläuse 372. Elettaria 203. 206. 210. eleutheropetal 14. Eleutheropetalae 46. 48. eleutherosepal 14. Embryo 5. 33. 87. 95. 96. Embryophyta 49. er ange 28.30. 33. 96. 9. Empetraceae 386. Empleurum 365. Enantioblastae 46. 166. Encephalartos 112. endogen 6. Endogene 45. Endokarp 31. 170. Endosperm 5. 33.107. 111. ‚140. 310. Endosporium 69. 85. Endostom 181. Engelwurz 406. z Enneandria 567. Entengrütze 179. Enzian 521. Epheu 395. ° Farne 46. 48: .. Register. epigaeisch 439. epigyn 19. 20. 40. 396. Epicarp 260. epipetal 26. epiphytisch 102. 231. episepal 26. epitrop 29. Equisetaceae 99, Equisetinae 48. 91. 99. Equisetum 100. Erbse 6. 32. 448. Erdbeere 425. 430. Erdeichel 447. Erdmandel 447. Erdnuss 439. 447. Ericaceae 470. Ericeae 47]. Erieinae 469. 470. ericoid 470. Erythraea 522. Erythrocarpus 477. Erythroxylaceae 373. 377. Erythroxylon 377. Esche 528. Esparsette 439. Essigrose 427. Eucalyptus 419. Eueinchoneae 543. Eueyclieae 252. 357. eucyklisch 23. 24. 250. Euferula 407. Eugenia 291. 419. Eulophia 239. Eumallotus 391. Eumycetes 68. Eumyristica 310. Euphorbia 392. Euphorbiaceae 34. 386. Euphorbieae 386. 392. Euphrasia 504. Eupiper 276. Eusmilax 157. exogen T. Exogene 45. Exokarp 31. Exosporium 69. 85. Exostom 181. 'extraaxillär 486. extraflorales Nectarium40. extrors 150. F. ae. 26 Fäche me A Fahne 437. Fadenflechten 81. Fadenpilze 68. fachspaltig 32. Färbereiche 258. 93. 101. Farnpalme 112. = Fucus 4. 57. | Fuligo - | Füllung 16. 973 Farnwedel 93. Faulbaum 3831, Fäulnissbewohner 64. fehlschlagen 23. Feige 264. 266. Fenchel 18. 403. 404. Fenchelholz 300. fertil 103. 190. Ferula 407. Fettpflanzen 416. Feuerschwamm 71. 72. Fibrovasalstrang 99. Ficaria 242. Fichte 116. 126. Ficus 264. Fieberklee 523. Fiederblatt 10. fiederschnittig 105. fiedertheilig 105. filamentum 15. Filices 46. 101. Filieinae 48. 91. 101. Fingerhut 506. Fistula 455. Flachs 359. Flechten 4. 48. 53. 78. Flechtenstärke 82. Flieder 528. 530. 547. Fliegenholz 369. florales Nectarium 40. Florideae 60. Flugblasen 119. Flügel 204. 216. 437. Foenienlum 18. 404. foliolum 9. follieulus ii‘ Frangula x Frangulinae 249. 358.379. Fraxinus 528. freiblätterig 14. Frenela 132. Frondosae 46. Frucht 6. 18.27. 31.10. Fruchtähre 99. 102. Fruchtbecher 253. Fruchtblatt 13. 14. 16. 17. + J& BE HL 3 Fruchtblattkreis 13.18.23. Fruchtfleisch 32. 456. 529. Fruchthaufen 61. re Fruchtknoten 16. 18. 19. 20. 27. 139. RE Fruchtschicht 65. Fruchtschnabel a Ben, Fruchtschuppe 111. Fruchtträger 65. 397. Fucaceae 56. 59. Fuchsia 419. i 60. 63. Su Fugenfläche Too 19: 574 Fumariaceae 224.323. 326. Fungi 46. 48. 53. 64. Funieulus 27. Furcellaria 63. Fuss 87. 97. Fussstück 36. 6. Gabel 383. gabelig 36. Galanga-Cardamomen215. Galbanum 408, Galegeae 443. Galgantwurzel 214. Galium 539. Galläpfel 258. 259. Gallen 258. 372. Gallertflechten 81. Gallusgerbsäure 258. Gallwespen 268. gamopetal 15. Gamopetalae 468, gamosepal 15. Gareinia 341. Gardschanbalsam 348. Gartenlöwenmaul 503.504. Gartennelke 291. 421. Gasteromycetes 66. Gaumen 502. gedrehte Knospenlage 248. gedreite Blätter 10, gefächert 18. Gefässbündel 99. 141. Gefässeryptogamen 99. gefiedertes Blatt 10. Gegenfüsslerinnen 28, gegenläufig 29. een 486. ehülfinnen 28, Geigenharz 121. Geisseln 54. gekammerter Fruchtkno- nn ten 19. r an Samenanlage 3 Gelatinosi 31. Gelbwurzel 207. Gelonium 477, Gemmula 17. 2 ser Er unnschnel 85.983. Gentiana 530, Gentianaceae 518. 519, _ gepaarte Blätter 490, re Samenanlage Gerbale 357, _ Gerbstoff 259. 262. ee 2 Register. Germer 154. Gerste 193. 198. Gescheine 334. geschlechtslose Blüthen14. geschnäbeltes Schiffchen Gesneraceae 501. gestaucht 7. Gesundheitskaffee 268. getrenntgeschlechtige Bl. 14. Gewürznägel 420. Gewürznelke 420. Giftlattich 566. Giftlilien 149. Giftsumach 372. Gigartina 63. Gigartineae 62. Gipfelblüthe 12. Gladiolus 161. 166. Gliederhülse 439. Gliederschote 329, Gloeocapsa 54. glomerulus 61. 66. Gluma 189. 190. 191. Glumaceae 46. Glumiflorae 167. 182. Glyeyrrhiza 443. Gnetaceae 46. 48.109. 112. Goapulver 450. Gonidien 79. Gonidienschicht 80, Gonolobus 519. Gossypium 355. Gotteshand 230. Gramineae 184, 188, Grammeionium 339. Granatapfel 428. Granateae 419. Granatwurzelrinde 44. Grandiflorae (Alo&) 147. Granne 183. 190. Gräser 4. 167.183.184.188, Grasöl 195. Gratiola 503. 504. Griffel 16. 18. 30. 139. 508. Gruinales 358. Grünalgen 55. Grundaxe 4. 7. Grundriss (Blüthe) 28, Grundstock 4. Grüntange 55. Guajacum 361. Guaranin 375. Guineapfeffer 494. Gummi Arabieum 468, Gummibaum 264, 268, Gummiferae 466, Gummignutti 341. 348. Gummilack 268. Gunjah 271. Gurjunbalsam 343. Gurke 535. 536. Gutta percha 477. Guttiferae 341. Gymnadenia 237. Gymnoaseci 66. Gymnospermae 46. 48. 49. 99. 107. 109. 112. 568. Gymnospermia 568. Gymnosporeae 62. Gynaeceum 13. 14. 16. 17. 18. 19. Gynandrae 46. 222, Gynandria 223. 567. Gynixus 227. gynobasischer Griffel 484. 508 Gynostemium 19. 223. Gypsophila 291. H. Haare 38. 272. Habenaria 238. Hafer 193. Haftorgan S0. Hagebutte 427. Hagelfleck 526. Hagenia 425. 431. Hahnenfuss 317. Haidekraut 470, Hakenkiefer 122. Hakenkletterer 546. Halbirungswand 97. Halm 183. Hanf 264. 269. 270. hängende Samenanl. 29. haplostemon 26. 249. Haplostemones 469. 480. Haplozygiae 399. Hapter 56. Haschisch 271. Hauhechel 440. Hauptaxe 21. Hautfrucht 31. 193. Hautpilze 69. Hebradendron 342. Hedychieae 206. Hedypnois 565. Hedysareae 439. Hedysaroideae 447. Hefepilze 68. Heidelbeere 471. Heliantheae 557. Helianthus 551. Helleboreae 317. 319. Helleborus 32. 321. Helminthochorton 64. Helobiae 46. 242. Helonias 155. 156. hemieyklische Blüthe 312. Hepatica 316. 318. Hepaticae 48. Heptandria 567. herablaufende Blätter 486. Herbstzeitlose 150. hermaphrodite Blüthe 14. Herorchis 233. heteromer 80, Heteromeriei 81. Heterophyllie 422. 524. Heterosciadiae 398. heterospore Farnpfl. 96. Heterostachyae 185. Heterostylie 476. Hexandria 567. Hexenbesen 317. Hexenmehl 104. Hibisceae 355. Himbeere 425. 430. Hippomaneae 386. Hirschbrunst 4. 78. Hirschpilz 4. Hirschtrüffel 78. Hochblätter 12. Hollunder 547, Holz 69. Holzkassie 296. Holzkörper 244, Holzring 243. Homerianathee 285. homöomere Flechten 80. Homoeomerici 831. Homologienlehre 107. Homostachyae 185. homotrop 221. Honigbehälter 40. Honigthau 76. Hopea 118. 343, Hopfen 271. Hordeum 198. Huflattich 556. Hüllblätter 192. Hüllchen 398. Hülle 398. Hüllkelch 316. 351. 551. Hüllspelze 134. 192. Hülse 32. 436. Humulus 271. Humus 231. Hundsflechte 82. Hut 70. Hyaecinthe 144. Hydrobryinae 46. Hydropterides 46. 101. Hymenium 65. 68. Hymenomycetes 66. 69. Hyoscyameae 490. 496. Hyoseyamus 487. 496. Hyphaene 168. Hyphen 65. Hyphomyeetes 65. ige 440. N hypogyne Insertion 19. mar Register. i: Icica 372. Ieosandria 567. Igelföhre 123. Dex 287. Illieium 313. Imperatoria 413. induplicativ-klappig 499. Indusium 94. Ingwer 33. 209. 210. Innenschicht 31. innenwendig 24. Insertion 7. Integument 27. 28. 29. 33. 34. Internodium 7. intrors = innenwendig 24. Inula 556. involucellum 398. involuerum 351. 398. 551. Ipecacuanha 542. Ipomoea 482. Iridaceae 160. Iris 160. 163. irländisches Moos 4. isländisches Moos 4. Isocarpae 469. Isoötaceae 100. Isoötes 101. isomer 23. Isonandra 476. 477. isospore Farne 96. J. Jaborandiblätter 365. Jahresring 141. 243. Jalape 482. Jasminaceae 518. 527. Jateorhiza 306. Jatrorhiza 307. Jesuitenthee 237. Jesuiterthee 287. Johannisbrot 459. Juglandaceae 253. 259. Juglans 260. jugum E Jujubae 382. Juliflorae vo a Juniperinae # Tolmparas 115. 116. 133. K. Kaffeepflanze 341. 539. Kalmus 167. 178. 181. Kamala 391. Kamille 561. 562. kammerig 19. _Kampher 287. kamptotrop 29. 975 kampylotrop 28. 29, Kanadabalsam 130. Kapselfrucht 31. 32. Kapuzenblatt 216. Karpogon 6l. Kartoffel 491. Karyopse 31. Kassien-Zimmtbaum 296. Kastanie 253. Kätzchen 251. 259. Kautschuk 268. BR 5,18; 38,98. Keimknospe 5. 6. 33. Keimling 5. 33. 34. 87. 95. 96. 112. 139. 166. 285. 365. Keimmund 27. Keimpflanze 12. 46. Keimsack 27. 28. 139. Keimung 6. Keimwürzelchen 5. 6. Keimzellen 54. Kelch 13. 14. 15. 19. 20. 98. 145. 351. Kerbel 399. Kerm 27. 28. Kernwarze 30. Kiefer 116. 122. 123. Kienapfel 120. Kienholz 120. Kienruss 122. Kieselalgen 55. Kino 450. Kirsche 434. Kirschlorbeer 302. 436. Klappen 192. klappig 248. 499. Klatschrose 323. Klause 484. Klebscheibe 226. Klee 441. Kleie 19. kleistogam 338. Klettern 38 Klimmhaare 272. Knabenkraut 232. 235. Knaeckmandel 435. Knieholz 122. Knoppern 259. Knorpeltang 62. Kuospe 12. 35. Knospenlage 113.248.343. Knoten 7. Knöterich 280. Kohlrübe 335. Kokkelskörner 307. | Kolben 36. Kolbenblüthler 166. Koloquinten 538. Königskerze 504. Köpfchen 36. 576 Kopfsalat 566. Koriander 416. Kork 7. Korkeiche 259. Kornblume 551. 563. Kornrade 287. Krähenauge 526. Krameria 454. 463. Kramerieae 463. Krauseminze 512. Kreuzblumenkraut 376. Kreuzblüthler 322. 327. Kreuzdorn 380. Krone 13. 14. 15. 20. 23. 245. Kronrhabarber 283. Kronsbeere 471. Krummhbholzkiefer 122. Krummsamige 305. Krustenflechten 81. Kryoblasti 81. Küchenschelle 318. Kuckucksblume 232. Kugelakazie 439. Kuhblume 565. Kuhschelle 318. Kukuruez 195. Kümmel 18. 399. 400. Kürbis 39. 535. L. Labellum 204. 223. 224, Labiatae 501. 507. Labiatiflorae 46. 469. 500. 553. 567. Lactuca 565. Lagerpflanzen 3.45.48.583. Lakritzen 444, lamina 7. 59. Laminaria 58, Lärche 116. 125. Lärchenschwamm 72, Larix 116. 119. 125. Latiseptae 329. Latsche 122. -Laubblatt 5. 7. 97. 112. Laubflechten 81. Laubmoose 48. 83. Lauraceae 292. Laurocerasin 436. Laurus 295. 297. 299. 300. + 801. 479. Läusesamen 156. "= Gavanduls 500; Lavendel 510. De = Lebensbaum 133. Lebenselixir 73. Lebensring 69. Leberblümehen 316. 318. Register. Lecythideae 419. Legföhre 122. legumen 32. 436. Leguminosae 247.395.436. Lein 19. 359. 360. Leinkraut 507. Leitbündel 99. Lemna 179. Lemneae 180. Lemonöl 19. Lens 448. Lentibulariaceae 501. Leontodon 569. Lepidobalanus 255. Lepidocaryinae 170. Leptospermae 419. Levistieum 405. Lichen 4. 82. Lichenes 46. 48. 53. 78. Lichenin 82. Liebstöckel 405. ligula 100. 184. 189. Liguliflorae 553. 565. Ligusticum 406. Ligustrinae 46. Ligustrum 530. Liliaceae 143. Lilieae 144. Liliiflorae. 46. 143. Lilium 21. 144. limbus 15. Limonade 367. Limone 867. Linaceae 358, Linaria 503. 507. Linde 345. Linse 448. Linum 5. 19. 358. Lippe 224. Lippenblüthen 558. Liquidambar 417. Liquiritia 444. Litsaeaceae 301. Livistona 168. Lobaria 32. Lobelia 582. Lobeliaceae 224. 531. Lobeliaceenstellung 246. loculamentum 15. loeulicid 32. Lodieulae 190. Löffelkraut 331. Loganiaceae 518. 524. Lolium 200. lomentum 329. Lonicereae 546. Lonicerinae 46. Lorbeerbaum 301. Lotoideae 440. Lotten 383. Löwenmaul 503. 507. Löwenzahn 565. Luffa 536. Lungenflechte 82. Lungenkraut 486. Lychnis 287. Lycopodiaceae 100. Lycopodinae 48. 91. 100. Lycopodium 4. 100. 102. Lythraceae 419. M. Maeis 34. 312. Macranthae 167. Magnoliaceae 293. 312, Magnolieae 313. Majanthemum 141. Maiblume 141. 144. 160. Maiglöckchen 160. Mais 6. 19. Makrosporangium 96. Makrospore 9. Malachium 287. Mallaguettapfeffer 213. Mallotus 391. Malpighiaceae 373. Maltum 200. Malva 352. 353. Malvaceae 343. 350. Malveae 356. Malz 200. mammi 267. mammoni 267. Mandarake 304. Mandelbaum 434. Mangold 286. Maniguettapfefter 213. Marmaesche 528. Mannit 321. Maranta 215. 221. Marantopsis 216. Marantaceae 33. 34. 203. 215. 200 marcescent 257. Mark 244. Markschicht 80. Marsilieae 101. Maschalopterides 46. maskirt 502. Mastixharz 372. Mastocarpus 64. Mat& 287. Matico 279. Matricaria. 560. Maulbeerbaum 264. Medianebene 20. medianzygomorph 22. Meerzwiebel 145. Meisterwurz 413. Melaleuca 421. Melandryum 287. ‚Melanophyceae 56. Melanthieae 144. 149. Melanthium 155. Melastomaceae 419. Melegueta 213. 279. Melilotus 442. Melissa 514. Melone 536. Menispermaceae 292. 304. Menispermum 307. 308. Mentha 508. 510. Menthol 512. Menyanthes 523. Merikarpium 18. 31. Mesokarp 31. mesopod 70. Metamorphose 12. Metatopie 486. Metroxylon 172. Micranthae 167. Migränestift 512. Mikropyle 27. 28. 33. Mikrosporangium 96. Mikrosporen 96. Milchpulver 405. Mimosa 466. 467. Mimosaceae 436. 464. Mimoseae 465. Mittelband 15. Mittelnerv 8. Mittelrippe 8. 168. Mohn 323. - Möhre 399. Mohrrübe 399. Monadelphia 567. 568. monadelphisch 16. Monandrae 231. Monandria 567. monandrisch 225. Monardeae 514. Monatsrose 428. monochlamydisch 385. monoelin 14. Monoeotyledonen 25. 45. 46. 48. 49. 140. Monoeeia 567. monoeeisch 14. Monogynia 568. monosymmetrisch 22. Monopetalae 468. monotheeisch 158. monotypisch 389. Moos 4. 63. 81. 107. Moose 45. 48. 85. Moosfrucht 37. Mooskapsel 87. Moospflanze 85. Moosrose 422. Moreae 264. Morphium 325. - Morphologie 3. 5. Most 334. Mostrich 333. 5 '. Müller, Medicinalflora. Register. Mugokiefer 122, Musaceae 203. Musci 48. Muscineae 46. 85. Muskatbaum 310. Muskatblüthe 34. 311. Mutteraxe 20. Mutterharz 408. Mutterkorn 4. 65. 66. 73. Mutterkraut 561. Mutternelken 421. Mütze 89. Mycel 65. Mycetozoa 49. Myobroma 241. Myosotis 484. Myosurus 316. Myristica 309. Myristicaceae 292. 309. Myrospermum 453. Myroxylon 453. Myrsinaceae 474. Myrtaceae 419. Myrteae 419. Myrtiflorae 395. 419. Myrtus 277. 419. Myxomycetes 50. 68. N. Nabel 5. 30. Nabelstrang 27. 28. 29. 30. 34 Nachtschatten 491. Nacktsamige 48. 111. 568. Nagel 14. Nährgewebe 5. 33. 111. 140. Narbe 17. 18. 30. 139. 324. Nath 30. Nebenaxe 21. Nebenblätter 11. 40. 378. Nebenblattdornen 393. Nebenblattranken 156. Nectandra 300. Nectarium 40. Nelke 291. 421. Nelkenkassie 297. Nelkenöl 420. Nemalion 61. _Nemexia 159. Neottia 227. Neottiinae 239. Nephrodium 107. Nerium 517. 519. Nerven 9. Nessel 264. Nieotiana 499. 505. Nieotianeae 491. 499. Niederblätter 12. Nieswurz 154. 155. 321. 322. 1% Oryza 192. 577 Notorhizeae 330. Notosoreae 105. nucamentum 329. nucellus 27. Nuein 262. Nueitannin 262. Nuss 81. Nüsschen 484. Nussbaum 259. Nussschötchen 329. Nyctaginiaceae 280. Nymphaea 250. Nymphaeaceae 244. v. obdiplostemon 26. Obdiplostemones 469. Oberlippe 437. 501. oberschlächtig 485. oberständig 19. 20. ochrea 280. Oeimoideae 509. 510. Octandria 567. Oelbaum 529. Oelpalme 175. Oelstriemen 397, Oenanthe 402. Ohren 491. öhrig “ Oktade 465. Olea 529. Oleaceae 518. 526. Oleander 517. 519. Oleineae 529. Oleraceae 285. Olibanum 371. oligomer Olive 529. . Onagraceae 419. Onobrychis 439. Ononis 440. 28. 30. 53. 55- 58.85.87. 95.112. 139. Oospore 55. 58. Ophrydinae 231. Opium 3. Opuntinae 394. 418. Orchidaceae 223. = Orchis 22. 40. 231. 238. Oreodaphneae 29. ns (6) 8 x Ormithogalum 145. Omithopus 447. Ornus 529. Orobanche 242. Orontieae 180. Orthoploceae 330. Orthospermeae 39. orthotrop 28. u 1.5 978 ostiolum 75. 265. ovarium 16. 139. ovulum 17. 139. Oxalidaceae 358. P. Paeonieae 317. palea 192. Palmen 4. 114. 167. Panamarinde 433. erregen 184. 193. panicula 37. Papaver 323. Papaveraceae 322. 323. En nnanane 247. 436. 487. Papilionaceenstellung 247. Papillen 63. Pappel ’262. Pappus 548. 552. Paprika 494. 'Paraguaythee 237. parakarp 19. Parakresse 558. Paranüsse 419. Paraphysen 57. 68. Parasiten 64. Parasitismus 79, .Parietalplacenta 289, Paris 141. 160. Paronychieae 229. parthenogenetisch 365. Partialinflorescenz 189. Parviflorae 147. Passiflorinae 394. 418. Paullinia 374. Payena 477. Pech 122. Pedieularis 502. pedagnuoli 267. ‚Peltidea 82. Peltigera 82. — Penieillium 66. pentacyklisch 23. 24. 248, pentamer 23. 25. Pentandria 567. Pentapetalae 346. 300. 186. vomeerern 18. ‚Plantaginace, Register. Perubalsam 453. petalum 13. 14. petaloid 14. 16. 204. petiolus 7. Petersilie 399. Petroselinum 399. Peucedaneae 405. 407. Peucedanoides 407. Peucedanum 407. Pfahlwurzel 244. Pfeffer 213. 274. 277. 494. Pfefferling 4. Pfefferminze 511. Pfefferschote 494. Pfeilwurzelmehl 222. Pferdekümmel 403. Pfirsich 434. Pflaume 434. Phaeophyceae 55. 56. Phaeosporeae 56. Phajus 227. Phalanx 250. Phanerogamen 4. 47. 48. 49. 96. Phaseoloideae 448. Phaseolus 5. Phoenix 168. 178. Phyeochromaceae 55. Phycoerythrin 60, Phycomycetes 68, Phyeorhodin 60. Phyllantheae 386. Phylloblasti 81. Phyllodineae 466. Phyllodium 466. Phyllopterides 46. ‚Physcia 82. Physosiphon 224. Physostigma 448. Phytelephas 170. Picea 116. 119. 126. 128. Pichurimbohne 300. Pieraena 369. Pierasma 8369. Pilocarpus 364. Pilze 4. 48. 53. 64. 68. 79. Pimpinella 314. 400. Pineae 119. Pinoideae 116. Pinus 116. 119. 120. 128. Piper 178. 213. 275. 494. Piperaceae 33. 274. Piperinae 46. 253. 274. Pirolaceae 468 Pistacia 132. 372. Pistill 16. Pisum 448. Placenta 17. 27. 28. Platanthera 238. Platte 14. Platylobeae 386. pleiomer 23. 250. Pleuranthae 239. pleuropod 70. Pleurorhizeae 330. pleurotrop 29. Plumbaginaceae 468. 474. plumula 5. 38. Poaeoideae 184. 198. Pockenwurzel 159. Podocarpeae 116. Podophyllum 302. Pollen 16. 30. 139. Pollenfach 111. - Pollenkorn 96. 465. 470. Pollensack 15. 111. Pollenschlauch 30. Pollentetraden 465. 470. Pollinarien 227. Pollinien 227. 518. Pollinodien 67. Polyadelphia 567. polyadelphisch 16. Polyandria 567. polyandrisch 250. Polycarpiecae 291. 292. Polyembryonie 365. Polygala 376. Polygalaceae 373. 375. Polygalamarin 376. polygam 14. Polygamia 553. 567. Polygonaceae 280. Polygonatum 160. Polygoninae 280. Polygonum 284. Polygynia 568. polykarp 250. Polypetalie 250. Polypodiaceae 101. Polypodieae 104. Polypodium 107, Polyporeae 69. Polyporus 68. 72. Polysiphonia 63. Polystichum 107. polysymmetrisch 22. Pomeae 425. 426, Pomeranze 366. Populus 262. Porenkapsel 32. 507. porieid 470, Potentilla 428. Potentilleae 428. Poterieae 431. Präfloration 343. Preisselbeere 471. Primanspross 35. Primordialzelle 28. Primula 45. Primulaceae 474. Primulaceenstellung 246. Primulinae 46. 469. 473. profichi 267. Prothallium 94. 96. Protium 372. Protonema 85. Protoplasma 28. Prunea 433. Prunus 38. 40. 302. 433. Pseudosolaneae 504. Psychotria 542. Psyllophorae 185. Pteridophyta 48. 49. 91. 99. 107. 112. Pterocarpus 172. 450. Pulmonaria 486. Pulpa 32. 456. Pulsatilla 317. Pulverholz 381. Punica 422. Pustblume 565. Pyrenomycetes 66. 80. Pyxidien 32. N. Quadrantenwand 97. Quassia 367. 368. 369. Quecke 200. Quendel 513. Quercus 253. Quillaja 291. 424. 433. Quillajarinde 290. 438. quineuneial 247. Quirle 22. 130. 509. Quitte 426. R. Racahout 232. racemus 35 radicula 5. Radieschen 244. radix 244. Ramalineae 81. Rand 15. Randblüthen 551. Ranke 38. 156. 448. 534. Ranunculaceae 244. 293. 315. Ranuneuleae 317. _ Ranuneulus 316. Raphanus 329. Raphe 30. Raphia 170. Raphieae 172. Raps 334. Ratanhawurzel 464. Ratanhiagerbsäure 464. Ratanhiaroth 464. Raute 363. Register. Receptaculum 13. 265. Reetembryae 491. regelmässig 22. Reis 197. reitendes Blatt 161. 163. Replum 328. 500. resupinat 70. Resupination 224. 532. Rettig 329. revolut 114. Rhabarber 281. 282. 283. Rhabarbareae 281. Rhachis 168. Rhamnaceae 379. Rhamnus 277. 380. Rhapontikwurzel 284. Rheum 281. Rhinanthaceae 503. 504. rhipidium 36. Rhizinen 80. Rhizoiden 86. Rhizom 4. 7. 93. 244. Rhizophoraceae 419. Rhododendron 470. Rhodomeleae 64. Rhodophyceae 55. 60. Rhodoraceae 470. Rhodoreae 470. Rhoeadinae 291. 322. Rhus 259. 372. er 34. Ye di iedgräser 189. Rinde 69. 244. Rindenschicht 80. Rippe 9. 396. Rispe 87. Robinia 38. 439. Röhrenblüthen 552. Röhrenkassie 459. Rohrkassie 297. Rohrpalmen 167. 171. Rohrzucker 195. 286. Rosa 427. Rosaceae 424. Rose 425. Roseae 427. Rosenhonig 428. Rosiflorae 395. 424. Rosine 385. Rosmarinus 503. 516. Rossfenchel 403. Rosskastanie 253. Rostellum 227. Rotang 172. Rothtange 55. 60. Rothtanne 126. Rottlera 391. Rübe 244. KRübezahlshesen 317. Rubiaceae 539. Rubiinae 469. 538. Rübsen 334. 579 Rubus 429. Ruhrwurzel 429. ruminat 170. 310. Runkelrübe 286. Ruta 363. Rutaceae 363. 468. Ruteae 363. S. Sabadilla 144. 155. Sabaleae 169. Sabina 136. Saecharum 193. 286. Sadebaum 135. Safran 162. Sago 174. Sagopalme 114. 173. Sagus 173. Salbei 515. Salep 232. 238. Salepknollen 230. Salicaceae 253. 262. Salix 262. Salomonssiegel 160. Salpiglossidae 491. Salvia 508. 509. 514. Salvinieae 101. Sambuceae 546. Sambueus 546. Same 5. rer 140. Samenanhä a Samenanlage 17. 27. 28. 2.29. 18% Samenbildung 27. Sameneiweiss 140. Samenhaut 5. Samenknospe 17. Samenkörper 85. Samenleiste 17. 27. 28. 29. 34. Samenmantel 34. Samenmund 33. Samennath 30. Samenpflanzen 49. Samenschale 5. 6. 33. Samenträger 27. Sammelfrucht 266. 418. Sandsegge 187. Sapindaceae 373. Saponaria 288. 289. Sapotaceae 476. Saprolegniaceae 67. Saprophyten 64. 231. Sarkokarp 529. Sarsaparilla 39. 159. 188. Sassafras 299. Sassaparilla 157. Satureja 510. | Saturejeae 510. Sauerdorn 38. Sauerkirsche 435. 31* 580 Säule 16. Säulenträger 351. Saxifragaceae 417. Saxifraginae 394. 416. Scammoninm Schachtelhalm 48. 99. Scheibenblüthen 551. Scheide 11. Scheidewand 19. 32. Scheinähre 196. Scheinaxe 36. 37. - — Seheinfrucht 266. Scheinquirl 509. - Beheinstamm 206. Scheitel 6. Scheitelporen 457. — Sehichtenbildung 7. Sehierling 414. Schiessbaumwolle 357. Schiffchen 437. Schildfarn 105. Schimmel 66. 'Schimmelpilze 68. Schizandreae 313. Schizomycetes 68. Schizophyta 49. Schlafmohn 324. Schlauchsporen 66. Schlehendorn 38. Schleier 93. 4 Schleimpilze 50. 68. 440. — Schliessfrucht 31. Schlüsselblume 475. 'Schmarotzer 64. 79. 231. = Schnäbelchen 227. Sehneidegräser 185. sehnittig 9. eanien 155. 156. Schöllkraut 326. Schötchen 329. Schote 32. 328. schräg-zygomorph 22. s Beheanel Pl Schuppen 112. Schuppenblätter 11. Sen 144. 145, Selerotium 65. 75. 78. Scorodosma 407. 411. Register. Secundanblüthe 352. 485. Secundanspross 35. Seestrandskiefer 123. Seetang 4. Segment 8. Seifenkraut 288. 290. Seifenrinde 483. Seifenwurzel 290. Seitenblüthe 12. Seitennerv 9. Selaginella 100. Selaginellaceae 100. Selbstbestäubung 476. Sellerie 399. Semecarpus 872. semen 18. Senecio 562. Seneeioneae 562. Senegawurzel 377. Senegin 290. 377. Senf 332. Senna 456. 457. 458. Sennesblätter 297. 458. sepalum 13. 14. Septaldrüsen 40. septieid 32. septifrag 32. septum 329. seriale Sprosse 35. Serradella. 447. Seselineae 402. seta 87. Sevenbaum 135. Sexualsystem 43. 568. Sichel 37. Silberlinde 347. Silbertanne 129. Silene 288. Sileneae 289. silicula 329, Silieulosae 329. 568. siliqua 32. 328. Siliquosae 329. 568. Simaruba 369. Simarubaceae 367. Sinapis 333. 335. Siphonandrae 471. siphonogam 139. Siphonogama 49. ' sitzendes Blatt 11. Smilaceae 144. 156. Smilax 39. 144. 156. Smyrnieae 414. Solanaceae 481. 486. 506. Solaneae 490. Solanum 490. 491. ' Soldatenkraut 279. Solenostemma 459. Sommereiche 256. | Sommergerste 199. » | Sommerlinde 347. iR: m .. 2 Stachel 38. Staubbentel 15. Sommerrübsen 334. Sonnenblume 551. Sophoreae 451. Soredien 80. Sorus 9. Spadiciflorae 46. 166. spadix 36. spaltig 9. Spaltpilze 68. Spargel 11. 144. 160. spatha 166. 178. Spelt 202. 183. Spergula 287. Sperma 30. spermatium 60. 67. 81. Spermatozoiden 55. 57. 60. 67. 85. 86. 95. Spermoedia 78. Spermogonium 81. Sphacelia 76. Sphaerococeus 63. 64. spica 95. Spiea 510. Spiegelrinde 257. Spike 510. Spilanthes 557. Spinacia 286. Spinat 286. Spindel 36. Spiraeeae 433. Spiritus 334. 493. Spirogyra 55. Spirolobeae 330. Spirre 37. Spitzsamen 193. Sporangium 94. Sporen 4. 53. 54. 65. 85. 88. 94. % Sporenhaut 69. 85. Sporenlager 65. Sporenpflanze 49. Sporensack 88. Sporenschicht 65. manga Sporogonium Are 8. 9. 10. 11. Spreublätter 551. Spreuschuppen 105. 551. Springfrüchte 31. Springlein 360. Spross 12. 34. 35. 39. Sprosspilze 68. Squilla 145. stamina 15. 26. staminodium 16. Stamm 4. 6. 33. 97. Stammknospe 6. Stärke 493. _ Staubblatt 13. 14. 15. 16. 20. 23. Staubfach 15. Staubfaden 15. Staude 242. Stechapfel 498. Steffensia 279. Steineiche 256. Steinfrucht 32. Steinklee 442. Steinnuss 170. Steinpilz 4. Stellaria 289. Stellatae 539. Stempel 16. Stengel 7. Stengelglied 7. Stenolobeae 386. Sterculiaceae 343. 347. Stereocarpus 450. Sterigmen 66. 68. steril 190. Sternanis 314. . Stieta 82. Stiefmütterchen 11.44. 336. 338. 339. Stiel 11. 87. Stieleiche 256. stigma 17. 227. Stinkasant 411. stipella 11. 448. 547. stipula 11. 378. Stipes 59. Stockpflanzen 46. Stockrose 355. stolon 444. stoma 88. Storax 418. 479. Strauch 243. Strauchflechten 81. strobilus 273. Strychnos 525. Sturmhut 319. Stützblatt 34. stylus 16. Styracaceae 418. 476. 478. . Styrax 418. 478. Suberosi 12: Suceulentae 416. Sultaninen = _ . superponirt 23. Süssholz 444. Swartzieae 454. Symbionten 79. Symbiose 79. symmetrisch 22. sympetal 15. a 251. 468. Symplocos 478. Sympodium 36. 37. Spnandrae 46. 531. Sympetalae 46. 48. 49. Register. Synergiden 28. Syngenesia 16. 553. 567. synkarp 18. 19. synsepal 15. Syringa 528. 530. Syringeae 530. T: Tabak 500. Taeda 124. Tamarindus 454. 460. Tanne 116. 128. Taraxacum 564. Taubenkropf 289. Tausendgüldenkraut 522. Taxeae 116. Taxineae 116. Taxoideae 116. 136. Taxus 116. 136. Teichrose 250. Terebinthaceae 259. Terebinthinae 358. 360. Terminalblüthe 12. Ternstroemiaceae 339. Tertianblüthe 352. testa 9. tetracyklisch 23. 249. Tetraden 465. Tetradynamia 567. Tetragynia 568. tetramer 23. Tetrandria 567. 568. Tetrasporen 60. Teufelsdreck 411. Teufelshand 230. Thalamiflorae 250. thalamus 250. Thallodea 46. Thallophyllodea 46. Thallophyta 4. 45. 48. 49. 50. 53. Thallus 53. Thalluspflanzen 3. 47. Thamnoblasti 81. Thapsus 504. Thea 340. theca 15. 87. Theer 121. Theestrauch 340. Theilfrüchte 18. theiliges Blatt 9. Thein 341. Theobroma 348. Thuja 116. 132. Thujopsidinae 131. Thymelaeinae 395. Thymian 513. ; Thymus 512. thyrsus 37. Tiglium 389. Tiha 395. _ 58 Tiliaceae 343. 344. Tollkirsche 495. Tolubalsam 452. Toluifera 451. 454. Tonkabohne 451. Tormentilla 429. torus 18. Tragacantha 446. Traganth 447. Tragblatt 35. Transversalebene 21. transversal-zygomorph 22. Trapa 242. Traube 35. 36. 37. Traubeneiche 256. Traubenzucker 49. Tremellinae 65. Triandria 567. 568. Trichogyne 61. 66. Trieoccae 252. 385. trieyklisch 23. trifoliatus 10. Trifolieae 441. Trifoliium 441. 442. Trigonella 441. Trigynia 568. trimer 23. 24. Tritieum 189. 200. Trochodendreae 313. Trockenfrüchte 31. Tropaeolaceae 358. Trüffel 4. Tubiflorae 46. 469. 480. Tubuliflorae 553. tubus 14. Tulpe 14. 144. Tussilagineae 555. Tussilago 555. Tute 289. Typha 167. U. Ulothrix 54. umbella 36. 398. Re, Umbelliferae 395. 36. Umbelliflorae 394. 95. umbellula 398. umweibig 20. ae Uncaria 178. 546. = ungeschlechtige Blüthe 14. uniovulat 380. ei unpaares Kelchblatt 25. + unregelmässige Blüthe 22. unterständig 19. 0. Unterlippe 437. 501. Uragoga 542. , Urginea 144. Urtica 264. Urtieaceae 263. - Urtieeae 264. Urtieinae 353. 263. TUsnea 82. Utrieulus 184. ar _ Vaceinieae 471. Valeriana 22. 549. Valerianaceae 547. 548. _Veilehenwurzel 165. ıswagen 319. Verek 467. Vergissmeinnicht 484. vexillum 437. _Vieia 448. Vieioideae 448. vielbrüderig 16. vielehig 14. Tochysiaceae 373. ogelknöterich 285. — Register. Waldrebe 39. Wallnussbaum 261. wandbrüchig 32. wandspaltig 32. wandständig 229. Wasserfarne 46. Wasserfenchel 403. Wasserlinse 179. 180. Wasserschierling 403. Watte 357. Wechselbestäubung 476. Wedel 99. 106. 112. weibliche Blüthe 14. Weide 262. Weidenschwamm 72. Weihrauch 371. Weihrauchkiefer 124. Weinstock 382. Weisstanne 129. Weizen 195. 200. 201. Welschkorn 195. Wermuth 559. Weymouthskiefer 125. Wicke 448. Wickel 36. Wimpern 8. winden 38. Wintereae 313. Wintereiche 256. Wintergerste 199. Wintergrün 519. Winterlinde 347. Winterraps 335. Winterrinde 315. Winterrübsen 334. Wirtel 22. Wohlverleih 563. Wolfsmilch 393. Wollkraut 504. Wunderbaum 390. Wurmfarn 105. 107. Wurmmoos 64. Wurmsamen 560. Wurmtang 64. Wurzel 4. 6. 33. 86. 97. Wurzelhals 244. Wurzelhaube 6. ' Wurzelkopf 244. Wurzelscheide 193. Wurzelspitze 6. | Wurzelstock 4. 7. 9. 2: Xanthium 551. Y; Yucca 144. 2. Zamia 112. Zäpfchen 273. Zapfenbeeren 115. Zapfenträger 111. 115. Zea 195. Zellkern 28. Zeugungsorgane 14. Zibeben 385. Zimmt 294. 295. 296. 297. 456. = Zingiber 203. 206. 208. 3 Zingiberaceae 33. 208. 217. 225. Zipfel 15. Zirbelkiefer 125. Zirbelnuss 125. Zittwer 207. 210. Zittwersamen 207. 560. Zizyphus 382. Zoidiogama 49. Zoosporen 54. 56. Zuckerrohr 194. Zuckerrübe 286. Zugpflaster 408. Zunder 71. Züngelchen 184. 189. Zungenblüthen 553. zweibrüderig 16. zweirächerig 150. Zweig 35. zweigeschlechtig 14. Zweiggabel 330. zweihäusig 14. zweilippig 26. 501. zweimächtig 26. 501. Zwergkiefer 122. e Zwiebel 39. a zwitterig 14. Er zygomorph 2. Zygomycetes 67. RR | Zygophyllaceae 360. Zygosporeae 67. Stephan Geibel & Co. in Altenburg. Zygote 54.