Zweiundzwanzigster Bericht ® Naturhistorise se ji Augsburg. Veröffentlicht im Jahre 1873. Druck von Ph, J Pfeiffer in Augsburg. ML Zweiundzwanzigster Bericht des Naturhistorischen Vereins in Augsburg. Veröffentlicht im Jahre 18%. Druck von Ph. J. Pfeiffer. jan) p e] pee es a [et u: = = a j Rechenschafts- Bericht des Naturhistorischen Vereins in Augsburg für die Jahre 1871 und 1872, — 00 0 Bei Veröffentlichung des vorliegenden XXII. Berichtes gereicht es uns zur grossen Befriedigung, unsern Mitgliedern mittheilen zu können, dass im Verlaufe dieses Jahres einem längst gefühlten Bedürfnisse um Erweiterung des Lokales von Seite eines hohen Magistrates. unserer Stadt in bereitwilligster und anerkennendster Weise entsprochen worden ist, indem auf den nördlichen Flügel des Museum-Gebäudes ein weiteres Stockwerk aufgesetzt wurde. Dadureh wurde es möglich, für die mineralogischen und botanischen Sammlungen eigene Lokalitäten einzurichten, und der bisher bestandenen Ueberfüllung der zoologischen Sääle in genügender Weise abzuhelfen. Indem wir dieses zur Kenntniss bringen, sprechen wir wieder- holt einem hohen Magistrat den tiefgefühltesten Dank hiemit aus. In den verflossenen beiden Jahren hat sich der Schriften- Austausch mit wissenschaftlichen Vereinen auch wieder weiter ausgedehnt, indem unser Verein mit elf neuen Gesellschaften in wissenschaftlichen Verkehr getreten ist. Die öffentlichen Vorlesungen fanden auch in den verflossenen Jahren statt, und zwar folgende: 1872. Herr Dr. Körber am 5. März: Ueber die Stimmen und Laute in der Thierwelt. do. am 20. März: Ein verrufenes Thiergeschlecht, und seine Rechtfertigung. Herr Dodl am 24. Februar: Die Sonnenflecken, und das kalte Jahr 1871. 1* 4 Herr Dodl am 13. März: Die Bildung des Sonnensystems nach Laplace's Hypothese und die Spektralanalyse. do. am 3. April: Die Darvin’sche Theorie über die Entstehung der Arten, und die Metamorphose. 1873. Herr Dr. Körber am 5. März: Ein bevorzugtes Thiergeschlecht. do. am 27. März: Der Weg durch die Luft. Herr Dodl am 13. März: Die Eiszeiten und die Umsetzungen der Meere. 1. Theil. do. am 20. März: Dieselben. II. Theil. do. am 3. April: Der Kampf um’s Dasein unter Pflanzen, Thieren und Menschen frei nach Darvin. Herr Bischoff am 27. März: Neues zur Naturgeschichte des Kameels. Leider hat der Verein in den verflossenen beiden Jahren wieder 20 Mitglieder durch den Tod verloren. Aus verschiedenen Gründen sind ausgeschieden 29 Mitglieder. Eingetreten sind 59 Mitglieder. Der Personalstand ist somit: Ehrenmitglieder . . . 30. Korrespondirende Mitglieder 8. Ordentliche Mitglieder . . 339. Ausserordentliche Mitglieder 41. In den Generalversammlungen am 28. Januar 1872 und am 2. Februar 1873 wurden folgende Nummern der Actien für die Kolibii-Sammlung gezogen: 1872. Nr. 196, 100, 145, 121, 94, 158, 232, 89, 231, 233, 250. 1873. Nr. 59, 88, 161, 168, 120, 124, 135, 110, 21, 152, 31, 209. Für die zum Besten der Vereinskasse geschenkten Beträge der gezogenen Actien Nr. 88, 89, 110, 209, wird den verehrlichen Gebern der wärmste Dank hiemit ausgesprochen, zugleich allen Denen, welche durch Geschenke die Sammlungen bereichert haben. Augsburg im November 1875. Der Ausschuss des naturhistorischen Vereins In dessen Namen: H. Dietz, Secretär, Beilage I. Verzeichniss der in den Jahren 1871 und 1872 erworbenen Gegenstände. I. Zu den zoologischen Sammlungen. a) Geschenke: Von Herrn Baeumler, Kaufmann: ein Skorpion, Scorpius europaeus. Von Herrn Bischoff, Lehrer: ein Wespennest der Gattung Polystes. Von Herrn Forster Otto, eine Kolben-Ente g, Anas rufina; eine Stockente Q, Anas boschas, albino. Von Herrn Graf v. Frohberg, k. Oberst: ein Kampfstrand- läufer. Q, Machetes puguax, semmelgelbe Varietät. Von Fräulein Louise Kugler: eine Waldwühlmaus, arvicola glareolus. Von Herrn Leu J.: Schädel von Cercopithecus sabaeus; Schädel von Stenops tardigradus; Schädel von Felis caracal; eine Schleiereule, Striz flammea im Flaumkleide; 2 Meerschweinchen, Cavia cobaya S ẸÌ. Von Herrn Leybold, Baurath: eine Misteldrossel J', Turdus VISCWOTUS. Von Herrn Dr. Lotzbeck in Babenhausen: ein Haubentaucher 9, Podiceps cristatus. Von Herrn Moser in Burgau: der Untertheil eines Hirschge- weihes, 12 Fuss tief in einem Torfmoor gefunden. Von Herrn Rebay in Günzburg: ein weisser Säger, Mergus al- bellus; ein graukehliger Steissfuss, Podiceps suberistatus Q ad. Von Herrn v. Franseko Rosaneck in Roweskale in Lievland: 3 Stück der kleinen Maräne Coregonus albula aus dem Marienburg- schen See, Von Herrn Sander Th.: ein Wanderfalk ©, Falco peregrinus. Von Herrn Wilh. v. Schäzler: zwei monströse Läufe einer Rehgais. Von Herrn v. Stetten Carl: ein Amselnest mit Eiern; einen Wellenpapagei, Mellopsittacus undulatus. Von Herrn yv. Weinland in Günzburg: eine Reiherente g, Anas fuligula. Von Herrn Wiedemann, Lehrer in Kutzenhausen: mehrere Exemplare von Vespertilio Daubentonii, Daubentons Fledermauss. Von Herrn Deschler Fr.: einige Species Schmetterlinge und Raupen für die biologische Sammlung. Von Herrn Dietz Chr.: einige Puppen und Raupengespinnste. Von Herrn Freyer, Cassier: 19 Species Schmetterlinge in 24 Exemplaren. Von Herrn Rösch Otto: einige Species Käfer. Von Herrn Dr. Roger: einige Species brasilianische und chine- sische Käfer, Wanzen und Cicaden etc. Ein Kästchen mit Käfer. Von Herrn Schweiger: einige Species Käfer. Von Herrn Clessin: eine Sammlung amerikanischer Land- und Süsswasser - Conchylien, als: Helix, 9 Species 24 Individuen; Unio, 34 Species 66 Individuen; Alasmodonta, 5 Species 8 Individuen; Anadonta, 4 Species 7 Individuen. Von Herrn Dürr O. in Lindau: ein Röhrenschwamm, Euplectella aspergillum von den Philippinen. Von Frau Hofräthin Stöck in Wallerstein: zwei desgleichen. Von Herrn Dr. Bischoff in Aleppo: eine Pilzkoralle aus dem Mittelmeer, fungia echinata. Von Herrn Korhammer: ein Horn eines indischen Rhinozeros, ein Kofferfisch, eine Anzahl Korallen, Meerigel, Gorgonien etc., eine Sammlung Conchylien 80 Gattungen in 527 Exemplaren und mehrere Petrefakten. b) Durch Kauf und Tausch wurden erworben: Vögel: Sylvia cisticola, Cistensänger J®. „ orphea, Orpheussänger g. Motacilla citreola, gelbköpfige Bachstelze J'. Pyrrhula erythrina, Karmingimpel J®. ; rosea, Rosengimpel g'. Logia bifasciata, Zweibindiger Kreuzschnabel J®. Emberiza pythiornus, Fichtenammer J'®. y aureola, Kragenammer g ad. Parus cyaneus, Lasurmeise g'. Ciconia alba, weisser Storch, Ardea egretta, grosser Silberreiher, Syrrhaptes paradowus, Steppenhuhn. Gallinula pusilla, Kleines Rohrhuhn, jung. i pygmaea, Zwerg-Rohrhuhn g ẹẸÌ. Sterna leucoptera, weissflüglige Seeschwalbe, jung. Skelette, Vespertilio Daubentonii, Daubentous Fledermaus, Sorex araneus, Hausspitzmaus. Mus sylvaticus, Waldmaus. Mellopsittacus undulatus, W ellenpapagei. Pulica atra; Wasserhuhn. Locerta agilis, gemeine Eidechse. Ein Wallrosszahn. Eine Parthie von 51 verschiedenen Vogeleiern. IE. Zu den botanischen Sammlungen. Herr Bezirksgerichtsrath Arnold in Eichstätt übersandte eine reiche Sammlung von Flechten aus den Alpen. Von Herrn Rektor Buchner in Kaufbeuren wurden Beiträge zum Tauschherbar geliefert. Von Herrn Kreis-Schulinspektor Britzelmayr: Beiträge aus der Flora von Augsburg und den bayerischen Alpen. 8 Von Herrn Lehrer Caflisch: Beiträge aus der Flora von Augs- burg und den Algäuer Alpen, sowie durch Tausch erworbene Phane- rogamen aus verschiedenen Ländern Mittel-Europas. Von Herrn Bahnexpeditor Clessin: Beiträge zum Tauschherbar. Von Herrn Dr.Holler in Mering: Phanerogamen und Laubmoose aus der Umgebung von Mering und aus den Algäuer Alpen, sowie Beiträge zum Tauschherbar. Von Herrn Apotheker Jul. Rehm in Memmingen: Beiträge zum Tauschherbar. i III. Zu den mineralogischen Sammlungen, Von Herrn Otto Forster: Fuchsit aus Pregarten, Krystallisirter Glimmer do., Kalkspath do., Bronzit do., Sphen do.; Apatit mit Ripi- dolith und Chlorit vom Rothkopf; Lazulit von Werfen; Brucit von Texas; Rhodochrosit von Kapnik; Brunonit von Przibram ; Ooelestin von Bristol; Anatas, 2 Stück von der Haupenthaler Höhe b. Pfitscher Joch; Kalkspatı von Andreasberg; Botryolith von der Kladzberger Grube; Weissbleierz von Freyung; Wavellit von Czernowitz; Aragonit von Leogang; Scheelit von Zinnwald; Datholit von Bergenhill in Nord- Amerika; Valentinit von Braundorf; Nickelocker auf Kupfernickel von Biber; Vanadinblei von Leadhill; Lasurstein aus Persien; Phosphor- saures Blei von England; Arseniksaures Blei mit Phosphorsaurem Blei aus Cumberland; Kohlensaures Blei von Cornwall, Von Herrn Heinrich Maier, k. b. Betriebs-Ingenieur: Vivianit, 2 Handstücke von Amberg; Asbest, 3 Stücke von Schwarzenbach; Quarz mit Chlorit aus dem bäyer. Walde; Syrosiderit von Siegen; Eisenglanz auf Rauchquarz mit Spatheisen; Humboldtit auf Lignit von Arsberg; Ecklogit von Hof; Egeran, 3 Handstücke aus Böhmen, u. s. É Von Herrn Jungkunz, k. b. Oberpost- Official: eine Goldstufe aus Californien. Von Dr. Otto Roger: Gediegenes Eisen in Pentagon Dodekaëdern krystallisirt aus dem Hochofen von Frohnberg; Montmilch aus den Bergen um Schwandorf (Pläner); Quarze, Flussspath, Kalkspath- krystalle, Eisenerze aus der Umgebung von Schwandorf. . Von Herrn Korhammer: Eine namhafte Mineralien-Sammlung 9 mit Stufen von gediegenem Golde, Silber, Platin, Silber-Kupfer-Erzen u. s. f. in einem schönen Kasten; ebenso eine Mustersammlung von Drogen, Farbwaaren, Körnerfrüchten u. s. f. in zwei Kästen. Von Herrn Glogger Franz, Kaufmann: Quecksilber - Stufen, roher Meerschaum, Tropfstein etc. Von Herrn Löhner, Buchhalter: 3 Californische Goldstufen. Von Freih. v. Seckendorff, Regierungs - Director: 14 Stück Eisenstein-Drusen, Pierres de Tonnère von Chalons. IV. Erwerbe für die palaeontologische Sammlung. Herr Gastgeber Mayer in Mering schenkte ein Fragment von einem Knochen von Dinotherium, gef. in Mering. Herr Pfarrer Bezold überliess käuflich eine Suite Vogelreste aus dem Riese und eine zweite Suite schenkweise. Herr Ingenieur Meyer schenkte mehrere Fragmente von Sigi- larien und Petrefacten aus der Zwickauer Kohle und dem Lias. Herr Dr. Otto Roger: ein Prosopon Spinosus von Amberg, Cidaris maximus, ein Zahn von Hippotherium, ein Amonit und Cida- titen-Stacheln von der Gegend von Schwandorf. Herr Lehrer Wiedemann von Kutzenhausen: mehrere Helix des dortigen Tertiär-Sandes. Herr Expeditor Clessin: mehrere fossile Conchylien aus den Torfstichen um Gessertshausen. Herr Seitz, Goldsticker: einen Knochen eines grössern Säuge- thieres und ein Geweihe-Stück mit Krone von Palaemerix aus dem Tertiär-Sand von Mering. Herr Charcutier Eder: einen grossen Ammoniten vom Hesselberg, von demselben wurde ein weiterer Ammonit, und von einem Brunnen- Macher ein Zehenglied von Mammuth, hier gefunden, käuflich erworben. V. Zu den ethnographischen Sammlungen. Von Herrn Glogger Franz: Cigarren-Etui etc. afrikanische Arbeit; Chinesische Münzen etc, 10 VI. Zur Bibliothek. Die mit * bezeichneten Vereine etc. sind dem Schriften-Austausch seit 1871 beigetreten. a) Von wissenschaftlichen Anstalten und Vereinen. Amsterdam. Verslagen eic. der k. Akademie ete. II. Jahrg. 6. Theil, IIT. Jahrg. 5. Theil. 1871 u. 1872. Processen-Verbal. Mai 1870 bis April 1872. Ansbach. Historischer Verein etc. 37. u. 38. Jahresbericht. Augsburg. Historischer Verein für Schwaben und Neuburg. 35. u. 36. Jahresbericht. Augsburg. Landwirthschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. Landwirthschaftliche Blätter. X. Jahrg. Augsburg, Schwäbisch - bayerische Gartenbaugesellschaft. Rechen- schaftsbericht über dessen Thätigkeit 1871 u. 1872, Bamberg. Wochenschrift des Gewerbevereins. XX. Jahrg., 26 bis 42 Beilagen, 9 bis 12 XXI. Jahrg., XXII. bis 26 Beilagen bis 10. Bamberg. Bericht der naturforschenden Gesellschaft. IX. Bericht, 1869 u. 1870. Basel, Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft. V. Theil. 3. u. 4. Heft. Berlin, Zeitschrift der deutsch-geologischen Gesellschaft. Bd. XXI, XXIV WR, Lou. 2: Hei, Berlin. Verhandlungen des botanischen Vereins etc, Jahrg. X—XII. Bern. Verhandlungen der allgem. schweizerischen Gesellschaft etc. 54, Versammlung 1871, 55, Versammlung 1872. Bern.. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft, Nr, 712 bis 811. 1870—1872. Bonn. Mittheilungen des naturhistorischen Vereins ete. 28, u. 29, Jahrg. Bordeaux. Mémoires de la société des sciences phys. et natur. Tom. VAL u. IX. Cah. 1. : Boston. Society of nat. hist. Memoires. Vol. U, 1—3. — Procee- dings XIII. et XIV. Annuals Reports. 7 Hefte. Bremen. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins. III. Bd. 1—3. Heft. Beilagen 1. u. 2. Breslau. Schlesische Gesellschaft ete. 48. und 49, Jahresbericht. Abhandlungen 1869 - 1972. 11 Brünn, Verhandlungen des naturforschenden Vereins. X. Bd, 1871. Brünn, Mittheilungen der mährisch-schlesischen Gesellschaft. 51. u. 52. Jahrg. u. s. w. Brüssel, Annales de la société malacologigque. Tom. V. Procès- Verbal bis April 1873. ‚Bulletins T. VII. Notice ete. Relation ete. Buenos-Ai res. Annales del museo publico. Entrega 8u.9. II. Ba. 2u38, Cambridge. Havard College. Annual Report ete. 1870 u. 1871. 2 Cataloge. Carlsruhe, Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins. Heft V. 1871. Cassel, Verein für Naturkunde. Bericht 16 bis 18. 1866—1871. Catania. Atti dell Accademia gioenia etc. Ser. II. Tom. V. 1871. | Cherbourg, Mémoires de la société des sciences naturelles: Tom. XV, und XV], Christiania, Kongelige norske Universitet. Forhandlinger etc. 1869 bis 1871, nebst Abhandlungen von C. de Seue, Th. Kjerulf, M. Sars, A. Blytt, H. Mohn. Chur, Naturforschende Gesellschaft Graubündens. Bericht XVI. | "Colmar. ‚Bulletins de la société d’hist. nat. XI—XILI années. Danzig, Schriften der naturforschenden Gesellschaft. Bd. II. 3. u. 4. Heft. Bd. II. 1. Heft. Armstadt. Notizblatt des Vereins für Naturkunde. X. u. XI. Heft. Onaueschingen. Schriften d. Vereins f. Geschichte ete. I. Hft, 1872. "esden. Sitzungsberichte der Gesellschaft IS“. 218 Ala5188. 1873 bis März. ürkheim, Berichte des Vereins „Pollichia“, 18. u. 19. Jahrg. Emde n. Schriften der naturforschenden Gesellschaft. 57. u. 58. Bericht. lorenz, Bullettino della soc. entomolog. ital. Anno II. IV. V. 1.2.3. renz. ‚Bullettino' d Retomitiita geolog. ital. 1871. 1872. 1873. l bis YIM, "ankfurt a/M. Berichte der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft, 1870 bis 1872, "eiburg im Breisgau. Berichte über die Verhandlungen ete. Bd. VI, Heft 1, Festschrift ete: 12 | *Genua. Effemeridi della Soc. di letture etc. Anno II, II, IV. fase. I. bis VI. Giessen. 14. Bericht der oberhessischen Gesellschaft ete. Görlitz. Abhandlungen der naturforsch. Gesellschaft. XIV. Bd. 1871 Görlitz. Neues Lausitzisches Magazin ete. Bd. 49. Graz. Mittheilungen des naturwissenschaftl. Vereins ete. 1871 u. 1872. Greifswald. Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins II. u. IV. Jahrg. Hamburg. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaft- Vi Bd. 2:88: Hannover. 21. Bericht der naturhistorischen Gesellschaft. Heidelberg. Verhandlungen des naturhistorisch - medizin. Vereiß® Bi: Voda VEH.uR 2. Hoeft Hermannstadt. Verhandlungen des siebenbürgischen Vereins oie XXII. Jahrg. Innsbruck. Zeitschrift des Ferdinandeums ete. 16. u. 17. Heft XXXIII. Bericht. Die Schutzmittel des Pollens etc. von A. Kerner. Klagenfurt. Jahrbuch des etc. Landesmuseums. Heft X. 1870. | Königsberg. Schriften der kgl. physikalisch -ökonom, Gesellschaft ZL-XM RIM. E Abth. | Landshut. TI. Bericht des botanischen Vereins. Linz. Museum Francisco-Carolinum. 30. u. 31. Bericht. Luxemburg. Publications de Vinstitut royal. XII. Tom. u. xII. | Lyon. Annales de la Soc. d Agriculture ete. 1868--1870. | Magdeburg. Abhandlungen des naturwissenschaftl. Vereins. 8. ae 1. u. 2. Jahresbericht. 1872. ‚ Mailand. Atti della Soc. ital. ete. Vol. XIV, XV. fasc. 1. Marburg. Sitzungsberichte der Gesellschaft zur Beförderung pr ges. Naturwissenschaft. 1869—1871. Schriften derselben Bd. IX. 1: Mitau. . Sitzungsberichte der kurländ. Gesellschaft ete. 1870 u. Ei Modena. Annuario della Soc. dei Naturalisti. Anno VI. ; München. Sitzungsberichte der kgl. Akademie der Wissenschafte" 1871. 1872, 1873. Heft 1. Abhandlungen etc. XI, 1. Festred® Verzeichnisse, Neisse. XVII., Bericht der „Philomathie.“ 1869-1872. 13 New-York. Annals of the Lyceum ete. IX X. 1—7. Procee- dings etc. Vol. I. 1 bis 15 Bog. | Nürnberg. Abhandlungen der naturhist. Gesellschaft. Bd. V. nebst Nachtrag. Offenbach. XI. u. XI. Bericht des Vereins für Naturkunde. *Osnabrück. I. Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins. Padua. Atti della Soc. Veneto-trentina ete. Vol. I, II. fasc. 1. ‚ Passau, IX. Bericht des naturhistorischen Vereins. Pesth, Közlöny etc. 1870, 1871, 1872. Philadelphia. Proceedings of the Academy ete. 1871. "Pisa. Nuovo Giornale botanico etc. Vol. V. Nr. 3. Prag, „Lotos“, Zeitschrift für Naturwissenschaften. 21., 22. Jahrg. Regensburg. Correspondenzblatt des zool.-mineralogischen Vereins. l 25. u. 26. Jahrg. Reichenberg. Mittheilungen aus dem Verein für Naturfreunde. 1871/73. Riga, Correspondenzblatt des Naturforscher- Vereins. 19. Jahrgang. Festschrift etc. 1872. Stieda, „Bildung des Knochengewebes.“ Salem. Proceedings of the Essex Institute. Vol. VLOT part. Bulletin Vol. II. St. Gallen, Bericht über die Thätigkeit der naturwissenschaftlichen Gesellschaft. 1870—72. Stuttgart. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde. 27. bis 29. Jahrg. Triest, TI’ Amico dei Campi. VII. Jan. bis April. IX. Jan. u. Febr. 1873. „riest, Bollettino della Soc. zoofila triestina. Anno X. punt. 1—3. „Udine, Annali scientifici del? Inst. r. tech. etc. Anno u—VI Udine, Annali della stazione spr. Agr. Anno I. Venedig, Atti del? Instituto etc. Tom. XVI. ser. 3. Tom. II. ser. IV. Venedig, Atti del Ateneo Veneto. Vol. VI. u. VII, VII. Vermont, Orleans County Soc. ete., Archives ett., vol. 1.1. 2. 8. ‘Verona. Memorie dell Academia d’Agricoltura eto. Vol. 49, ser. 9. fasc. 1 u, 2. Washington. Smithsonian Institution. Annual Report etc. 1870. Special Report etc. 1872. 14 Washington. Patent Office. 1868. Vol. 1—4. Washington. Report of Agricultur for 1870/71. Wien. Mittheilungen der k, k. geographischen Gesellschaft. Bd. 4 u. ' 1871/72. Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1871, bis Nr. 10. 1873. — Jahrbuch derselben XXI. bis April 1873. Bd. XXI. — Register, Schriften von Dr, Bunzel, Dr. Neumay™ | Dr. Laube, Dr. Kornhuber etc. Wien. K. k. Gartenbaugesellschaft „Der Gartenfreund“, IV. u. VI, Jahrg bis Ni; 7, Wien. Verhandlungen der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft. Bd... 21:u. 22. Wien.: Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlichet Kenntnisse. Bd. XI. u, XII, Wiesbaden, Jahrbücher des Vereins für Naturkunde. XXV, und XXVI. Jahrg, Würzburg. Gemeinnützige Wochenschrift des polytechn. Central- vereins etc. Jahrgg. 21, 22 u, 23 bis Nr. 42, Jahresberichte 1871 bis 1873, Zürich. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft. 15. U 16. Jahrg, "Zwickau. Jahresberichte des Vereins für Naturkunde, 1871 u. 1872. b) Von den resp. Herren Verfassern und andern Gönnern. Von Herrn Hugo von Asten: Ueber Felsitgesteine und deren Metamorphosen in der Umgegend von Eisenach. Von Herrn J. Barrande: 1. Defense des Colonies. II. 1865. IV. 1870, 2. Distribution des Cephalopodes. 1870. 3. Trilobites etc. 1871. 4. Orustaces et poissons etc, de la Bohême. 1872, Von Herrn Dr, A, F. Besnard: 1. Die Mineralogie in ihren neuesten Entdeckungen. 1870-1872: 2. Flore des environs de Paris etc. 2 Bde. 18 Von Herrn A. Preudhomme de Borre: Y a-t-il des faunes naturelles ete.? Vom Brasilianischen Ministerium in Berlin: Climats, Géologie, Faune et Geographie botanique du Brésil etc. Von Herrn C. Clessin: Neuroptera austriaca von F. Brauer. 2. Anleitung zum Sammeln ete. der Pflanzen von Rabenhorst. Ueber die Riesen des Pflanzenreichs von Dr. Göppert. 4. Ueber die belgische Flachskultur von Dr. Winkler. 5. Flora des Aachner-Beckens von Kaltenbach. 6. Fehler und Erfahrungen in der Kartoffelkultur von Desde. 7. Die Wetterpropheten etc. von J. Klein, 8. Verzeichniss der phanerogamischen Pflanzen in den Schwarzen- burgischen Fürstenthümern von Th, Irmisch. 9. Malacozoologische Blätter. Bd. XIX. Bog. 5, Bd. XX., Bog. 4 bis 6 und 10, 10. Conspectus Molluscorum Sueviae, Norwegiae_ etc. Von Herrn Cornalia: Paléontologie Lombarde ete. publ. p. A. Stoppani. Livr. 37 bis 48. Von Herrn Dr. A, Drechsler: Mittheilungen über die Sammlung des mathemat.-physik. Salons in Dresden, 1873. Von Herrn H. Ritter von Frauenfeld: 1. Zoologische Miscellen, 1. u. 2. Hälfte. 2. Die Frage des Vogelschutzes. Vortrag. 3. Phylloxera Vastatrix, Von Herrn Grandauer: l. Eine Sammlung nach der Natur gemalter Raupen, ca. 60 Blätter. 2. Abbildungen von .Diatomeen etc. aus Guano. 3. Ein Band Zeichnungen von Säugethieren nach Schinz. 1. Histoire naturelle des Oiseaux Mouches et de Paradis. 4 Bde. Von Herrn Director J. Haltrich: Die Macht und Herrschaft des Aberglaubens. Von Herrn Fr. Graf Hundt: Die antiken Münzen des hist. Vereins für Oberbayern. 16 Von Herrn A. Kenngott: | 1. Ueber die Zusammensetzung des Cancrinit. 2. Weitere Mittheilungen über den kaukasischen Obsidian. Von Herrn Th. Lampart: Orographie der Algäuer Alpen von A. Waltenberger mit 2 Karten. Dalla Egregia e nobil Donna Caterina Scarpellini in Rom: Corrispondenza scientifica. 1871 u. 1872 etc, Von Herrn Dr. v. Szontägb in Pesth: Monographische Skizze des Badeortes Koryntnicza. Vom deutschen Studenten-Verein in Wien. Statuten ihres Lesevereins. Von Herrn Rud. Temple. 1. Bilder aus Galizien etc. 2. Mittheilungen über den Kukuck. Von Herrn A. Thielens: 1. Notice sur quelques plantes ou nouvelles de la flore belge. 2. Voyage botanique et palaeontologique en Kifel ete. 3. Les Orchidees de la Belgique et de Louxembourg. Von Herrn Dr. Walser: Catalogue synonymique et descriptif dune petite collection de four- reaux de larves de Phryganides de Bavière etc. Von Herrn Fr. Witz: 1. Conchyliologie von Dezallier von Argenville. 1772 mit 41 Tafeln. 2. Malacozoologische Blätter von Menke etc. 1854—1858. 3. Handbuch der Conchyliologie ete. von Dr. Philippi. 1853 nebst | Lesefrüchte von F. Witz. 4, Synopsis Moluscorum von Dr. Menke. 1830. 5. A. Mousson, Coquilles terrestres et fluviatiles. 1854. Von Herrn Ritter v. Zepharovich: Der Diamant, Vortrag. Ueber Diaphorit und Freieslebenit. Ueber den Diaphorit von Pribram etc. | Die Cerussit-Krystalle von Kirlibaba etc. | Die Atakamit-Krystalle aus Südaustralien, | Mineralogische Mittheilungen. | Die schwedischen Asar. O =e 3. 4. 5. 6. h are». oe Sw u Von der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien: Die Pflege der Jungen bei Thieren. Der Vogelschutz. Von Herrn Die Grundlagen des Vogelschutz-Gesetzes. ( Ritter v. Frauenfeld. Die Wirbelthier-Fauna Niederösterreichs. Dr. Novicki, über die Waizenverwüsterin Chlorops taeniopus ete. Gust. Künstler, die unsern Culturpflanzen schädlichen Insekten ete. c) Angekauft. Stettiner Entomologische Zeitung. 33. u. 34. Jahrg. Die Foraminiferen des schweizerischen Jura von Dr. Kübler. Flora von Württemberg etc. von Martens u. Kemmer. Ed. Schmidlin, Anleitung zum Botanisiren. Dr. E. Plucär, der Fischplatz zu Triest. v. Gleichen, Geschichte der Blattläuse. 1770. Rabenhorst, Süsswasser-Diatomeen. Geschlossen am 31. Oktober 1873. Beilage II. Rechnungs-Berichte Cassa-Saldo für 1872 des Naturhistorischen Vereins in Augsburg für die Jahre: 1735 fl. 31 kr. 1652 fl. 25 kr. 1871. Einnahmen, Cassa-Saldo vom Jahre 1870. . . 561 fl, 22 kr, Zins von angelegten Baarbeständen . 4 fl. 41 kr. Kreisfondsbeitrag pro 1871 . . . 300 f. — kr. Rückvergütung für Photographien . 4 fl. — kr, Mitglieder-Beiträge 865 fl. 28 kr. Ausgaben. Für Zoologie . 145 fl. 6 kr. » Entomologie . e aee. 60 i 56.kr » Geologie und Geognosie . . . 59 fl. 30 kr, » Mineralogie 48 fl. 5 kr. „ Botanik 13 fl. 12 kr. » Bibliothek 08 f; 27 kr „ Jahresbericht 347 fl. 12 kr » Actien-Rückzahlung 70 f = kr a Outos; = 177 fl. 56 kr. „ . Aufseher 180, = kr, „ rede. 42 1, 5 kr „; Regie 601 fl. 56 kr. Abgleichung. Einnahmen 1735 fl. 31 kr, Ausgaben . 1652 fl, 25 kr. 83 f. 6 kr 19 1872. Einnahmen. Cassa-Saldo des Vorjahres . . . 8A. 6 kr. Kreisfonds-Beitrag pro 1872 . . . 300 f. — kr. Ueberschuss am Erlös der Eintritts- u EEE ee 4 fl. 32 kr. Mitglieder-Beiträge . . -s .. 895 fl. 54 kr. Rückvergütung ausgelegter Transport- Non er 4 fl. — kr. Stadtkämmerei Augsburg für über- lassene Schränke . . . . „ar 86 A kr, 1323 f. 32 kr. Ausgaben. Fir Zoologie = 5%, Ze urn m Entomdloge e 2... D A ker. » Geologie und Geognosie . . . 47A. 4 kr. v Anerälogie s ece e Ken „ Acten-Kückzahlıng ; „... on k » Bibliothek o- so s e te y 5i 24 kr, = Ws’ S” no oen n WMM o Cedol und Ankeker . -. — f — ir oo Nee erde 1009 f. 50 kr. Abgleichung. Kunnahmen .— . .-. .- 1388 A 29 kr. AUSBADEN o 5 vn, 1009 A B0 Er Cassa-Saldo für 1873 313 fl. 42 kr. Augsburg am 1. Januar 1873, Der Vereins-ÜOassier: C. Kühny. 2# Ueber Missbildungen der Mollusken und ihrer Gehäuse. Von S. Clessin. 1. Einleitung. Das Gehäuse der Mollusken ist ein diesen Thieren eigen- thümliches Gebilde, welche unter den übrigen Thierklassen keine Analogie besitzt. Man hat dasselbe mit dem Knochengerüste der Wirbelthiere verglichen, mit dem es aber nur das gemein hat, dass es wie dieses grösstentheils aus Kalk besteht; in allen übrigen Beziehungen entbehrt es aller Vergleichungspunkte. Das Skelet ist von Muskeln und Weichtheilen umschlossen , welche ès vor directer Berührung mit der Umgebung schützt, zugleich aber auch für diese Weichtheile eine feste Stütze bildet. Das Gehäuse der Mollusken dagegen bildet gerade jenen Theil des Thieres, welcher vorzugsweise mit der Umgebung in Berührung kommt und dessen wesentlichste Aufgabe es ist, die weichen Wasserreichen Körpertheile der Thiere gegen die Einflüsse ihrer Umgebung zu schützen. Es kann nicht als Hauptaufgabe der Gehäuse betrachtet werden, den Mollusken eine Stütze für die Weichen Körpertheile zu geben, wie dies als wesentlichster Zweck des Skelets der höheren Wirbelthiere selten muss, weil es Mol- lusken gibt, die trotz ihres weichen Körpers gar keine oder eine für diesen Zweck viel zu kleine Schale besitzen. Adanson hat daher nicht das Richtige getroffen, wenn er sagt: „On peut la (coquille) regarder, comme le vrai os des coquillages, puisgw elle n fait les fonctions en servant de base et appui au muscle.“ Auch Moquin-Tandon hat nicht Recht, wenn er in seiner Hist. des Moll. tome I. p. 273 das Gehäuse ein „‚dermato-squelette‘‘ neunt. Das Gehäuse ist bei den Gasteropoden nur durch einen, ei den Bivalven häufig durch zwei Muskeln mit dem Thiere verbunden. Diese Muskeln haben aber nur die Aufgabe, den hieren das Hervorkriechen und Zurückziehen ins Gehäuse, oder 24 das Oeffnen und Schliessen der Schalen möglich zu machen. Die Muskeln hängen namentlich bei den Gasteropoden sehr lose mit den Gehäusen znsammen und vermitteln durchaus keine Ernährung desselben, welche bei den Knochen der Wirbelthiere ununterbrochen vor sich geht. Das Molluskengehäuse steht daher ausser aller organischen Verbindung mit dem Thiere selbst. Es kann nicht erneuert werden und selbst die Reparatur defecter Stellen kann nur durch Neubildungen aus dem ausscheidenden Organe, nicht aber durch Nachwachsen des Gehäuses erfolgen. Das Gehäuse kann daher zu keiner Zeit seines Wachsthums als ein lebender Körper angesehen werden, sondern dasselbe fällt sofort der Verwitterung anheim, welche sich an demselben schon bemerkbar macht, wenn es noch das lebende Thier enthält. Aller- dings geht die Verwitterung der Gehäuse weit rascher vor sich, wenn das Thier aus demselben entfernt ist, und wenn Klima und Witterung ungestört an der Zerstörung arbeiten können. Die sehr verzögerte Verwitterung während der Zeit, innerhalb welcher das Thier seine Schale erfüllt, erklärt sich jedoch voll- kommen durch den Schutz, welchen dieselbe dadurch erfährt, dass sich das Thier vor den Extremen der Witterung sorgfältig verbirgt. _ Thiere, welchen die Beschaffenheit ihres Wohnorte® ein derartiges Zurückziehen weniger gestattet, haben daher auch meistens reichlichere Spuren der Verwitterung tragende Gehäuse: als andere in dieser Hinsicht besser situirte Thiere. Bei einigen Spezies mit langen, thurmförmigen Gehäusen (Stenoggra decollata) wird es sogar zur Regel, die ältesten Umgänge abzustossen, weil sie am lebendigen Thiere vollständig verwittern. 2. Bildung und Bestandtheile der Gehäuse. Die Bildung der Gehäuse und Schalen der Mollusken geht allmählich vor sich und hält gleichen Schritt mit dem Wachs” thume der Thiere. Das Gehäuse entsteht nicht sogleich in seine! vollen Grösse, wie das Chitingerüste der Käfer, kann aber auch nicht abgeworfen und neugebildet werden, wie bei den Orustaceel, 25 obwohl die äussere Hülle dieser Thierklassen noch am meisten Aehnlichkeit mit dem Gehäuse der Mollusken besitzt. Die Bildung der Molluskenschalen ist aber gegenüber diesen beiden Klassen eine so eigenthümliche, dass wir es zur Erklärung des Folgenden für nöthig halten, selbe genauer zu betrachten. Die Schale der Mollusken besteht aus drei Schichten: Die oberste gewissermassen als Epidermis zu betrachtende Schichte (Periotracum, Schmarda, Zoologie 1872) ist eine dünne Haut, getrockneten thierischen Leimes, welcher jene Pigmente enthält, die den Gehäusen die schönen frischen Farben geben. Diese Schichte ist in schwachen Säuren, welche die Kalkschichten der Gehäuse auflösen, nicht löslich, und leistet den Einflüssen der Witterung grossen Widerstand. Die Bänder der Gehäuse sind in dieser Schichte nur angedeutet; die Farbstoffe derselben liegen aber erst in der zweiten Schichte. Das Periotracum löst sich bei Verwitterung der Gehäuse häufig stückweise ab. Nicht selten ist dasselbe in frischem Zustande in Haare, Schuppen und Lappen endigend. Rein weisse, kreidefarbige Gehäuse mit dicker Kalk- schichte verlieren das Periotraeum sehr frühzeitig. Die zweite und dritte Schichte besteht aus einem netzartigen Gerippe von organischer Substanz, in welches Kalkkörperchen eingelagert sind, die meistens eine prismatische Form haben. Die zweite Schichte (Kalkschichte) ist nicht so scharf von der dritten (Perlmutterschichte) geschieden, wie von dem Periotracum. In der Kalkschichte liegen die Farbstoffe der Bänder, auch sind die Maschen der organischen Substanz weiter und desshalb reich- licher mit Kalkkörperchen gefüllt, so dass der Bruch der Schichte ein mehr körniges Aussehen hat. Die Perlmutterschichte besitzt dagegen ein dichteres Gewebe mit weniger zahlreichen Kalk- Prismen, hat einen mehr schiefrigeren Bruch, grössere Festigkeit und einen schönen Perlmutterglanz. Das den Kalk durchsetzende Netz organischer Substanz schützt diesen ungemein vor Verwitterung und wird die Ursache sein, dass sich die Schalen der Weichthiere häufig in den tiefsten Erdschiehten so gut erhalten haben. Die Perlmutterschichte ist 26 bei den Land- und Süsswasserschnecken im Ganzen wenig ent- wickelt, erreicht aber bei Bivalven oft grosse Stärke. Der Kalk der Gehäuse ist vorzugsweise kohlensaurer Kalk, ` als Arragonit auftretend (82—99°/, nach Schmarda), dem geringe Mengen anderer Substanzen beigemengt sind, als kohlensaure Magnesia, Alkalien, Eisenoxyd, Manganoxydul ete. — (nach Döring). — Die organischen Substanzen betragen von 0,4227 % (Hel. ericetorum) — 5,6591, (Hel. arbustorum). *) Die Bildung der Schalen beginnt mit der äussersten Schichte, dem Periotracum. Dieses wird in der ganzen Breite eines Jahres- zuwachses innerhalb verhältnissmässig kurzer Zeit, und zwar je nach der Witterung in 4—6 Wochen gebildet. Der nur aus dem Saume des Mantels ausgeschieden werdende Schleim ist anfangs weich, erhärtet aber sehr bald, wird spröde und dient dann den unteren Schichten als Stütze, ohne welche eine regelmässige Ablagerung dieser nicht stattfinden kann. Anhängsel, als Haare, Schuppen etc. werden gleich anfangs mitgebildet. Die mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Querstreifen, die oft zu starken Rippen auswachsen, entstehen durch das in schmalen Absätzen erfolgende Wachsen der Periotracums. Die ganze Jahresbreite bildet sich sogleich nach dem Erwachen aus der Winterruhe, während die Ablagerung der übrigen beiden Schichten im Laufe des Sommers erfolgt, so dass erst gegen den Herbst zu das Gehäuse seine normale Stärke erhält. Die Witterung begünstigt oder verzögert die Ablagerung der unteren Schiehten und wird häufig auch die Ursache der Ablagerung von Wülsten nahe der Mündung unvollendeter Gehäuse, wenn lang andauernde Feuchtig- keit den Thieren reiche Nahrungsaufnahme möglich macht. An Ausscheidung der unteren Schichten betheiligen sich alle Theile des Mantels. Das Wachsthum des Thieres und der Schale wird während des Winters eingestellt; erst im Frühjahre mit dem Wiedererwachen der Thiere wird der unvollendet gebliebene Haus- *) Nach Moquin-Tandon beträgt die Menge der organischen Substanzen für Hel. pomatia 18,64%/,, was bestimmt zu hoch gegriffen ist. 27 bau wieder aufgenommen, der nach der Gattung der Thiere mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. 3. Verhältniss des Gehäuses zum Thiere. Das Gehäuse oder die Schalen sind den von ihnen umschlos- Senen Thieren unentbehrlich. Die weichen Körpertheile dieser Mollusken sind nämlich so sehr mit Wasser gefüllt, welches den Thieren in ihren Lebensprozessen unentbehrlich ist, dass es eines Schutzmittels gegen die umgebenden Wasser aufsaugenden Medien edarf, Diesen Schutz gewähren die Gehäuse, indem sie eines- theils die Weichtheile bedecken, anderntheils den Thieren es Wöglich machen, sich gegen die Einflüsse der Witterung und des limas durch Zurückziehen ins Gehäuse zu schützen. Landthiere Sind trotzdem immer noch gezwungen, sich an feuchte Orte zu alten, oder sich darauf zu beschränken, bei feuchter Witterung und während der kühleren Tageszeiten ihre Nahrung zu suchen. Das eigenthümliche Verhältnis des Gehäuses zum Thiere ab zur Folge: 1) Dass das Gehäuse Missbildungen erfahren, welche das Thier nicht berühren; 2) dass das Thier Missgestalten annehmen kann, welche das Gehäuse nicht in Mitleidenschaft ziehen und 3) dass das Gehäuse in Folge Krankheit oder Verletzungen der Thiere abnorme Bildungen annimmt, — . Da das Gehäuse dem Thiere vorzugsweise zum Schutze gegen Umgebung dient, ist es natürlich, dass dasselbe mehr und echter yon derselben beeinflusst wird, als das Thier selbst. eine Gehäusemissstaltungen sind daher ziemlich häufig. Ihre Tanlassung lässt sich immer auf eine mechanische Verletzung “Aickführen, welche das Thier gar nicht, oder wenigstens nicht l | A der Art berührt, dass dessen Organe erheblich afficirt werden. Wk dieg hai -einer Verletzung der Fall, oder ist selbst eine Ver- *tzung der Gehäuse so beträchtlich, dass das Thier u Defect nicht repariren kann, so geht es unbedingt zu 28 Grunde, weil die Gehäusemollusken den Schutz, welchen ihnen das Gehäuse gewährt, nicht entbehren können. Erfahren die Thiere allein Missstaltungen, so kann die Veranlassung entweder in einer monstruosen Anlage im Ei, oder in einer mechanischen Verletzung des Thieres liegen, welche letztere nur dann an dem Gehäuse ihren Ausdruck findet, wenn das dasselbe ausscheidende Organ von der Verletzung mitberührt wurde. Nahrung, Feuchtigkeit und andere in der Umgebung des Thieres liegende Verhältnisse können die Organe desselben in der Art beeinflussen, dass selbe mit der Zeit eine Umbildung erfahren, an welche zugleich auch Aenderungen an der Gestalt der Gehäuse geknüpft sein können. Die auf diese Weise ent- standenen Veränderungen an den Organen des 'Thieres können aber auch der Art sein, dass wir selbe noch nicht zu erkenne! vermögen, während durch selbe bedingte Gehäuseabänderunger uns deutlich bemerkbar werden. Auf diese Weise entstanden® Gehäuseabnormitäten ergeben sich sonach immer als secundäre Erscheinungen äusserer Umstände, durch welche das Thier selbst affieirt werden muss. In diese Kategorie von Gehäusemissbil- dungen fallen alle jene Veränderungen, welche durch Krankheite® der Thiere veranlasst werden, oder für welche Mangel der zu Hausbau nöthigen Stoffe die nächste Ursache ist. Die Bildung neuer Varietäten und Spezies setzt die Möglichkeit der Vererbung individueller Abweichungen voraus, welche aber erst durch die natürliche Zuchtwahl zu voller Entfaltung gebracht werden kant Das Verhältniss des Gehäuses zum Thiere hat aber zur Folge, dass nur vom Thiere ausgehende Gehäuseveränderunge® vererbt werden können. Gehäusemissstaltungen, welche das Thier in keiner Weise berühren, haben demnach auch keine Möglichkeit einer Vererbung , ebensowenig wie Verstümmlung®” der Thiere, weil sie durch rein mechanische äussere Verletzung?” entstanden sind, welche die Reproductions- Organe de Thieres in keiner Weise beeinflussen. Nur wenn ab norme Gehäusebildungen durch das Thier veranlas® werden, wenn sie also durch Afficirung innerer 0" pe Sane bedingt sind, welche durch das Centralnerven- System mit dem Reproductionssystem des Thieres in Verbindung stehen, kann Vererbung jener von einem bestimmten Typus sich ergebenden Abweichun- gen eintreten. Dies setzt jedoch voraus, dass gewisse indi- viduelle Abänderungen für das Thier bei gewissen Verhältnissen von Nutzen sind, und dass diese daher durch die natürliche Zuchtwahl bevorzugt werden. Missbildungen der zweiten und dritten Art können daher vererbt werden. Selbst leichtere Grade von Krankheitserscheinungen unterliegen der Möglichkeit der Vererbung, insoferne die Krankheitserscheinungen nicht das Re- Productivsystem in seinen Funktionen beeinträchtigt oder diese völlig hemmt. Beträchtliche Abweichungen von der typischen Form einer Spezies, z. B. Zweiköpfigkeit, haben übrigens sehr wenig Aus- Sicht auf Vererbung, weil solche Abnormitäten, oder besser individuelle Sonderbarkeiten, immer nur vereinzelt auftreten. Da zur Fortpflanzung der Arten die Begattung durch andere Thiere Wöthig ist, da ferner beträchtliche Abweichungen mehr einer individuellen Eigenthümlichkeit als einem Bedürfnisse zuzuschrei- ben sind, wesshalb sie nicht der natürlichen Zuchtwahl unter- Worfen sein können, so ist die Erhaltung dieser Formen kaum Wahrscheinlich. Geringere Abweichungen haben dagegen um so Mehr Aussicht auf Erhaltung durch Vererbung, je Wehr ihre Veranlassung in geänderten Verhältnissen der Umgebung liegt, und je mehr dieselbe dem Thiere im ‚“ampfe ums Dasein von Nutzen sind. Erst im letzteren Falle ann die natürliche Zuchtwahl ihre volle Wirkung äussern, indem mmer mehr in gleicher Weise abändernde Individuen zur gegen- Seitigen Begattung gelangen. Die Möglichkeit der Entstehung individueller Abänderungen haben wir nach Quantität und Qualität in einer individuellen Anlage zu suchen, welche als Ausdruck der Vorgeschichte des hieres betrachtet werden muss. Die Geschichte jedes Individuums asirt sich auf die Geschichte seiner Vorfahren, so dass es mit i seinem Eintritte ins Leben nicht nur die Anlage zu einem ge- wissen auf mehrere andere Individuen sich ausdehnenden Typus (jenen der Spezies, dem es angehört), sondern auch noch eine ihm allein eigenthümliche Anlage mitbringt, welche der Ausfluss jener speciellen Abstammungsreihe ist, und die für jedes einzelne Thier sich wieder nur aus der bestimmten Reihe seiner Vor fahren zusammensetzt. Die individuelle Anlage zur Abänderung hat daher ziemlich weiten Spielraum, der aber bei den jeweiligen Spezies sehr verschieden ist. Nie bedarf jedoch, um zur Ent- faltung gebracht zu werden, immer einer äusseren Anregung: Nicht jede Abänderung muss zur Vererbung, resp. zur Erhaltung gelangen, weil nieht jede für die Art von Nutzen zu sein braucht; und weil sie dann nicht der Wirkung der natürlichen Zuchtwabl unterliegt. Es ergeben sich in dieser Hinsicht folgende Fälle: 1) Die Abänderung wird durch die natürliche Zuchtwahl be- günstigt. 2) Die Abänderung gewährt dem Thiere keinen Nutzen und unterliegt daher nicht der natürlichen Zuchtwahl. 3) Die Abänderung unterlag bei ihrem Entstehen der natür- lichen Zuchtwahl, ist aber, bevor sie sich auf alle Individuen der Spezies ausdehnen konnte, wieder indifferent geworden. Im ersten Falle wird die Abänderung zum Typus einer neue Art werden, wenn die Dauer, innerhalb welcher sie der natür lichen Zuchtwahl unterlag, ihr die Ausdehnung auf alle Individue” gestattet. Im zweiten Falle wird sie sich auf ein oder wenig? Individuen beschränken und wieder verschwinden. Im dritten Falle wird die Abänderung zwar erhalten, aber nicht zur allein herrschenden werden können. Unter den Individuen derselbe” Spezies werden sich dann zwei oder mehrere Formen in solang? neben einander forterben, bis eine Aenderung ihrer Beziehung?” zur Umgebung eine derselben einer neuen Zuchtwahl unterstellt, und diese dann. zur herrschenden macht. Diese Erscheinung Dimorphismus oder Polymorphismus genannt, hat unter der Mollusken, namentlich bezüglich Färbung und Bänderung der Gehäuse grosse Verbreitung. 31 4. Begriff abnormer Bildung. Nachdem die Möglichkeit der Vererbung für alle jene Ab- änderungen, welche das Thier betreffen, sowie für jene Gehäuse- modificationen, welche durch das Thier vermittelt werden, be- steht, so ist es unmöglich eine feste Grenze zu ziehen zwischen jenen Abänderungen , welche als normal oder abnorm zu be- trachten sind. Die Entstehung der Arten aus einander durch allmählige Summirung kleiner Abänderungen kann nur als ein normaler im Wesen der Organismen begründeter Vorgang be- trachtet werden, und desshalb kann auch das Auftreten indivi- dueller Abänderungen nicht mehr als ein anormales Ereigniss gelten. Kleine individuelle Abweichungen sind aber von den monstruosesten Formen nicht qualitativ, sondern nur quantitativ verschieden, und wir sind somit völlig ausser Stand, eine feste Grenze zu ziehen zwischen normalen Erscheinungen, welche zur Bildung von Varietäten und Spezies führen, und zwischen anor- malen Erscheinungen. Die Erblichkeit hilft uns nicht im ge- ringsten aus der Verlegenheit, da dieselbe nur durch Einwirkung der natürlichen Zuchtwahl sich entfalten kann, und daher viele Abänderungen, welche vererbt werden könnten, es nur desshalb nicht werden, weil sie nicht der natürlichen Zuchtwahl unter- worfen werden. Dieselbe Abänderung kann daher bei einer Spezies der natürlichen Zuehtwahl unterliegen und vererbt wer- den, während dies bei einer anderen Spezies nicht der Fall ist. ur für sehr bedeutend abweichende Aenderungen ist die Ver- erbung so ziemlich ausgeschlossen, wie wir schon oben gezeigt haben. Für diese behalten wir den Namen „Monstruositäten“ bei, wenn sie sich analog den übrigen Thierklassen auf Form- Veränderungen der Thiere beschränken. Für alle jene Aenderungen, Welche die Gehäuse durch Vermittlung der Thiere betreffen, wählen wir die von Porro (Studii su talune variazione offerte da Molluschi flw. e terrestre de conchiglia univalve, in Memorie lella Reale Academia della Scienze di Torino, serie II. Tom. I. 1838) angenommene Benennung „Modificationen.“ Insoferne diese "Scheinungen noch keine Constanz erhalten haben, betrachten 32 Wir werden aber mehr- iren, dass Modifieationen zu wir selbe als anormale Erscheinungen. fach Gelegenheit haben zu konstati Varietäten und Spezies werden können. stellen wir auch die Erscheinungen des Dimorphismus und Poly- Reine Gehäusemissbildungen, für welche Vererbung gehören unzweifelhaft zu den Unter die Modificationen morphismus. vollständig ausgeschlosssen ist, Abnormitäten. Wir benennen sie „Anomalien.“ Fassen wir die als abnorm zu betrachtenden Erscheinungen der Mollusken zusammen, SO ergibt sich folgendes Schema: 1. Monstruositäten, Formveränderungen von beträchtlich ab- weichender Gestalt, welche sich auf die Thiere beschränken. Diese finden ihre Veranlassung 1) in der individuellen Anlage des Thieres, 2) durch Verstümmlung. II. Modificationen, Veränderungen an dadurch veranlasst werden, dass di von der Umgebung afficirt werden: a) mehr durch die Individualität des bedingte 1) Farbenverschiedenheit, 2) Verschiedenheit oder Mangel der Bänderung, 3) Farblosigkeit, 4) Verkehrte Drehung der Windungen; b) mehrinder Umgebung des Thieres begründet® 5) Dünnschaligkeit oder Dickschaligkeit der Gehäus® 6) Verwitterung der Gehäuse, 7) Gehäuseüberwucherungen. III. Anomalien, Gehäusemissbildungen durch mechanische Vet” letzungen veranlasst, welche das Thier nicht berühren: 1) Gehäuseanfressungen, 2) Gehäuseverletzungen durch Stoss oder Bruch, tretend als: a) Gewindeverlängerungen (Skalaride Formen), b) Gewindeverkürzungen, c) Gewindeverschiebungen. den Gehäusen, welche e Organe des Thieres Thiere® auf- 83 Ich werde die einzelnen Klassen durchgehen, wobei ich theils eigene Erfahrungen mittheilen, theils die Literatur über diesen Gegenstand benützen werde, insoweit mir die sehr zerstreuten Mittheilungen ähnlicher Beobachtungen zugänglich waren. Meines Wissens existiren nur zwei grössere Arbeiten, welche sich mit diesem Gegenstande beschäftigen, nämlich: die schon oben eitirte Abhandlung von Porro, und eine neuere von Moquin- Tandon m seiner Histoire natur. de Moll. terr. et flw. de France 1855, tome I. livre troisieme „Des Anomalies des Mollusques.“ — Beide Autoren behandeln den Gegenstand in von meiner Auffassung 0 verschiedener Weise, dass ich deren Eintheilung nicht anzu- nehmen im Stande war. Porro hat sich nicht klar gemacht, in welchem Verhältnisse Thier und Gehäuse zu einander stehen. Er führt 20 Classen von „Variazioni“ auf, von denen 7 „per Cause estranei als „Modificazioni“ und 13 „per cause esterne“ als „Anomalien“ bezeichnet werden. Unter der zweiten Abthei- lung ist angeführt: Nr. 19. Eterotaxia, verkehrte Gehäusewin- dung, und Nr. 20. Dicephalia, Zweiköpfigkeit (es sind doppel- Mündige Clausilien gemeint). Moquin-Tandon theilt die Anomalien m fünf Gruppen: 1. Anomalie de volume. 2. Anom. de forme. 3. Anom. de structure. 4. Anom. de disposition, und 5. Anom. de, nombre. Die erste Gruppe umfasst die Differenzen in der Grösse der Mollusken, welche nur als Folge wechselnder Nahrungs- Menge anzunehmen sind. Ich kann daher Grössenunterschiede gar nicht als eine abnorme Erscheinung betrachten. Die zweite Gruppe enthält die skalariden Formen, die dritte die Farben- Veränderungen, die vierte die verkehrtgewundenen Gehäuse und die fünfte Organverdoppelungen bei lebenden Thieren und Ge- äusen (doppelmündige Clausilien). Die Untersuchung der Gehäusemissbildungen wird uns tiefe inblicke in die Art und Weise, wie das Gehäuse gebaut wird, Sowie über den Werth desselben und über sein Verhältniss um Thiere gestatten. Wir kennen über diese Dinge noch so eniges und es sind hierüber direete Beobachtungen im Freien so schwierig, dass ich es wohl der Mühe werth halte, durch der- 9 9 34 artige Untersuchungen unsere mangelhaften Kenntnisse zu er- gänzen. So wenig beweglich im Ganzen die Mollusken sind, 30 führen sie doch zum Schutze gegen die Unbilden der Witterung | ein so sehr zurückgezogenes Leben, dass es häufig unmöglich | wird, die Thiere in allen ihren Lebensfunktionen im Freien ZU beobachten. Diese Beobachtung im Freien ist aber bei den Eigen” thümlichkeiten des Gehäusebaues unbedingt nöthig; sie kan durch kein noch so naturgetreu hergestelltes Terrarium oder | Aquarium ersetzt werden, weil es uns nicht gelingt, die Thiere in denselben dem Wechsel der Temperatur und des Klimas aus zusetzen. Diese beiden Erscheinungen sind aber auf den Verlauf des Schalenbaues von so wesentlichem Einfluss, dass sie nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. 5. Monstruose Thiere. Die Zahl der beobachteten Thiere dieser Art ist eine seb" | geringe. Es mag allerdings eine Seltenheit sein, missgestaltet® Thiere zu treffen, nichtsdestoweniger ist die grosse Seltenheit gewiss auch dadurch mitbedingt, dass die Gehäuse der Molluske! weit mehr beachtet werden, als die Thiere. Moquin- Tandon (Hist. moll. p.322.) hat bei Toulouse eine Physa acuta (pl. XXX. | Fig. 15.) mit einem gabelförmig getheilten linken Fühler beob | achtet; beide Arme hatten fast gleiche Länge. — Charles des Moulins hat eine ähnliche Erscheinung bei einer Planorbis cow | tortus L. getroffen, deren rechter Fühler etwa in der Mitte etwas aufgeblasen und gewunden war, und sich dann plötzlich theilte Sarrat-Gineste beobachtete folgende Monstruosität von Olausil@ | bidens L.: der linke Fühler dieser Schnecke war an der Spitze N verdickt und endigte in zwei ungleiche Anschwellungen, Y” | denen jede ein Auge trug. Das normale Auge stand auf de Aussenseite des Fühlers, das andere, etwas kleinere, auf der Innenseite (Mog.-Tand. hist. pl. XXIII.. Fig. 24. Abbildung } | Eine ähnliche Form hat St. Simon bei einer Helix Kermovam | beobachtet, deren linker sonst normaler Fühler zwei Augen hatte | von denen das Eine etwas kleiner als das andere, normale war (Mog.-Tand. hist. pl. X1. Fig. 10.). Moquin-Tandon führt ferner eine doppelköpfige Lymnaea auricularia L. an, die er 1823 in der Umgebung von Ganges in Südfrankreich gefunden hat. Das Thier hatte zwei auf je einem Halse stehende, vollkommen ausgebildete Köpfe. Der linke war um ein Dritttheil grösser als der andere; auch war er etwas mehr gefärbt; Schnauze, Mund, Fühler und Augen waren völlig normal. Der andere Kopf hatte auf der linken Seite ein um die Hälfte kürzeren oberen Fühler, an dessen Basis kein Auge Sass. Die übrigen Körpertheile der Schnecke hatten nichts Anormales. Nach demselben Autor ist es nicht selten, dass sich bei Zymnaeen, namentlich bei Lymnaca auricularia L., unter den Eiern solche mit zwei Embryonen finden. Quatrefages und Dumortier haben bei Genus Lymnaea sogar Eier mit mehreren Dottern gefunden. Auch Moquin-Tandon hat in einem Ei von Physa acuta Drap. 3, in einem andern von Planorbis corneus L. Sogar vier Dotter beobachtet. Moquin-Tandon nennt Monstruositäten dieser Art „Anomalies de nombre“ vereinigt mit denselben aber auch Gehäusemissbil- dungen, als Verdoppelung des Mundsaumes und Bildung einer 2weiten Mündung bei den thurmförmig gewundenen Geschlechtern (Clausilia und Pupa). Bei allen aufgeführten Fällen möchte die Veranlassung solcher Monstruositäten schon in der Anlage des Thieres im Ei zu suchen Sein. Es bedarf aber wohl ganz besonders günstiger Umstände, um die Entwicklung zweier oder gar mehrerer Keime möglich zu machen, da die Anlage des Eies nur auf die Ernährung eines Individuums berechnet ist. Von mehreren Keimen wird daher immer nur Einer sich vollkommen entwickeln können. Nur in sehr seltenen Fällen scheint eine gleichzeitige Entwicklung zweier Keime, die aber bald zusammenwachsen, und von denen immer der eine etwas verkiimmert, möglich zu werden. Die Entwick- lung eines vollständigen zweiten Individuums aus einem Ei scheint völlig unmöglich zu sein. 5* 36 6. Verstümmelte Thiere, Die in diese Gruppe gehörenden Thiere finden sich sehr selten, wozu wohl dieselben Gründe, welche wir bei der vorher- gehenden Classe angenommen haben, beitragen mögen. Die Mollusken scheinen übrigens nach einem gerade vor 100 Jahren publizirten Schriftehen eine grosse Reproductionskraft in Bezug auf gewisse Körpertheile zu besitzen. Das Schriftchen D. Jacob. Christian Schäffer’s „Erstere und fernere Versuche mit Schnecken,“ Zwote Auflage, Regensburg 1770, führt eine Reihe von Versuchen auf, die der Autor mit Schnecken machte, indem er angeregt durch Spallanzani’s Beobachtungen, lebenden Schnecken (Limax agrestis, Helix Pomatia und hortensis) die oberen Fühler, die Köpfe und die Schweifspitzen abschnitt. Mehrere der verstüm- melten Thiere gingen zu Grunde, anderen wuchsen aber in ver- hältnissmässig kurzer Zeit die abgeschnittenen Körpertheile wieder vollständig nach und zwar trotzdem zu den Versuchen eine sehr ungünstige Jahreszeit (Oetober und November 1768) gewählt worden war, was zur Folge hatte, dass Schnecken mit unvollständig reprodueirten Körpertheilen sich zur Winterruhe in die Erde vergruben. So interessant diese Versuche sind, kann ich doch nicht weiter auf die Sache eingehen, weil sie mich zu weit von meiner eigentlichen Aufgabe abziehen würde. Jedenfalls möchten derartige Versuche zu erneuern sein, um volle Sicherheit für die von Schäffer mitgetheilten Thatsachen zu erlangen. Den Nachweis scheinen mir aber doch die Schäffer’schen Versuche zu liefern, dass den Mollusken eine grosse Beproductionskraft; gleich anderen niedrig organisirten Thieren, innewohnt. Noch muss ich hervorheben, dass der Kopf der Mollusken bezüglich der in denselben gelagerten Organe durchaus nicht mit dem Kopfe der Wirbelthiere verglichen werden kann, da das Centralnerven- system der Mollusken im Schlundringe, nicht im Kopfe liegt- Verletzungen der inneren Organe führen wohl unbedingt den Tod des Thieres herbei, wenn auch z. B. quer in der Mitte durchschnittene Nacktschnecken nicht augenblicklich todt sind. 37 Abgerissene Stücke an der fleischigen Masse des Fusses müssten sich nach Schäffer’s Versuchen wieder vollständig er- Sänzen können. Ich habe mehrmals solche Verletzungen tragende Thiere beobachtet, was allerdings die Möglichkeit nicht aus- schliesst, dass dieselbe sich noch ergänzen werde. Seltener sind Thiere mit abgerissenen Fühlern. Ich habe einen Fall dieser Art bei Helix rufescens Penn. beobachtet. Der rechte Fühler war bis zu einem Dritttheile seiner ganzen Höhe abgerissen und vernarbt. Das Auge aber erreichte nicht das Ende des Stummels, sondern war fast an der Basis des Fühlers festgewachsen, und konnte nicht mehr zurückgezogen werden. Diese Beobachtung würde gegen Schäffers Behauptungen sprechen, da nach diesem Autor sich die Fühler und die Augen wieder vollständig er- Neuern könnten. Diejenige Verstümmlung, welche am häufigsten vorkömmt, und welche zugleich auch am Gehäuse ihren Ausdruck findet, trifft den Mantel der Thiere und namentlich den Saum desselben, der seiner Lage und Gestalt nach ohnediess am meisten der Ver- letzung ausgesetzt ist. Wenn das kriechende, mit dem Mantel sich an einem Dorne oder hackenförmigen Aststückchen ein- gehängthabende Thier wieder loszukommen sucht, so zerreisst es in den meisten Fällen die vordersten Theile des Mantels. Der Schlitz wächst zwar, je nach seiner Länge mehr oder weniger rasch wieder zusammen, nicht ohne jedoch seine Spuren am Ge- häuse hinterlassen zu haben. Man trifft gar nicht selten Gehäuse, Welche auf ihrer Oberfläche einen der Naht parallelen Streifen tragen, der aussieht, als ob er mit einem spitzen Gegenstande eingekritzt worden wäre. Dieser Streifen ist bei den verschie- denen Gehäusen von verschiedener Länge und verliert sich all- wmählig, wenn das Gehäuse im Wachsthume weiter schreitet. — Diese Missstaltung ist die Folge der beschriebenen Zerreissung des Mantelsaumes. Die auf dem Periotracum deutlicher als auf den unteren Schichten ausgeprägte Verletzung ist die Folge des Umstandes, dass nur der vollständig zerrissene Mantelsaum das- selbe ausscheidet, während die übrigen Schichten von den mehr ins Innere des Gehäuses ragenden Theilen des Mantels gebildet werden, die weniger oder gar nicht verletzt wurden. Die in Wäldern und Büschen lebenden Spezies sind derartigen Ver- letzungen am meisten ausgesetzt; gewöhnlich finden sie sieh bei den grossen Spezies (bei Hel. Pomatia am häufigsten) häufiger als bei kleinen; ich habe jedoch auch schon eine Olausihia bipli- cata Mont. mit solcher Verletzung gefunden. Dieselbe Zerreissung des Mantels findet sich auch bei unseren Bivalven, wo sie an den Schalen die gleiche Missbildung wie an den Gehäusen der Schnecken hervorruft. Meistens ist jedoch der durch die Verletzung des Mantels entstandene Streifen ein tieferer, der gewöhnlich auch eine kleine Einbuchtung der Schale zur Folge hat, was sich aus der von der Form des Mantels der Gewindeschnecken abweichenden Form und Lage des Mantels leicht erklären lässt. Bourgignat hat sein Pisidium sinuatum auf ein derart missstaltetes Exemplar einer anderen Spezies gegründet. Wenn auch die nachstehend geschilderte Missbildung sich nicht auf directe Verletzung des Mantels zurückführen lässt, glaube ich sie doch hieherstellen zu müssen. Der Güte des Herrn A. Baumann in München verdanke ich zwei Exemplare von Helix arbusiorum L., welche eine sehr auffallende Missgestaltung be- sitzen, Von den dritten Umgängen an sind nämlich die Gehäuse verkrüppelt, die Umgänge sind unregelmässig wellig, — runzelig, ohne Epidermis und haben eine tief eingesenkte Naht; das Band ist schwach markirt, die Schale kalkig und ziemlich farblos, der Nabel ist offen; beide Exemplare sind ohne vollendeten Mund- saum. Das grössere Exemplar hat sechs Umgänge und erreicht einen Durchmesser von 17 mm., das kleinere hat fünf Umgänge bei 15 mm. Durchmesser. Beide Schnecken waren in der Spalte eines Steines eingeklemmt, der zerschlagen werden musste, um die Gehäuse herauszunehmen. Im kleineren befand sich noch das lebende Thier. (Ich habe es ohne dasselbe erhalten.) Die Verkrüppelung der Umgänge ist die Folge des Mangels des Perio- tracum, weil dasselbe den sich langsamer verhärtenden, und wenig 39 zähen Kalkenschichten eine feste Stütze gewähren muss, an welche deren Ablagerung sich anlehnt. Das Material der untern Schichten bot den eingeklemmten Thieren wohl der Kalk des Steines dar, dagegen fehlte ihnen vollständig die zur Bildung des Periotracum unbedingt nöthige Pflanzennahrung, welche sie in ihrer unfreiwilligen Gefangenschaft nicht zu erreichen ver- mochten. C. Porro führt sub Nr. IV als Modificatione per Frattura con lesione deli’ animale einen Fall für Hel. arbustorum L. (Ab- bildung bei Porro, F. 4) auf, der von Jan beobachtet wurde. Nach Porro’s Abbildung glaube ich in diesem Falle eine der eben beschriebenen ähnliche Missgestaltung zu erkennen, zu deren Veranlassung eine mechanische Verletzung des Thieres anzu- Nehmen nicht nöthig ist. %. Farbenvarietäten der Thiere und Gehäuse. Die Farbe der Thiere sowohl als die der Gehäuse muss auf individuelle Anlagen der Thiere zurückgeführt werden, die sich innerhalb derselben Spezies vererben, und die als Erscheinungen des Polymorphismus anzusehen sind. Die Farbenveränderungen bewegen sich in der Regel nur innerhalb oft sehr enger Grenzen (Dimorphismus), halten aber für die jeweilige Spezies diese trenzen ziemlich scharf ein. Wo verschiedene Farbenvarietäten beisammen leben, entwickeln sie sich aus Eiern desselben Mutter- thieres, Nichtsdestoweniger ist nicht zu verkennen, dass auch äussere Einflüsse die Farbe der Thiere und deren Gehäuse zu beeinflussen und zu ändern im Stande sind. Unter den Land- Mollusken finden sich im Ganzen weit mehr Spezies, deren Farbe oft beträchtlich varürt, als solche, welche an einer Normalfarbe festhalten, und dies berechtigt uns daher anzunehmen, dass nur m wenigen Fällen die natürliche Zuchtwahl bestimmte Farben günstigt, sondern dass sich dieselbe den Farbenvarietäten Segenüber meistens indifferent verhält. Im Allgemeinen kann angenommen werden, dass dunkler 40 gefärbte Thiere dunklere Gehäuse besitzen. Dies gilt aber nur für die Landmollusken. Bei den Wasserschnecken scheint dagegen die Farbe des Thieres keinen Einfluss auf die Farbe des Ge- häuses zu gewinnen. Ich habe wenigstens bei Lymnaea stag- nalis L. schwarze Thiere getroffen, deren Gehäuse bezüglich der Farbe vollständig mit jener von Gehäusen, welche von hellen Thieren besetzt waren, übereinstimmten. Die Thiere der Lym- näen, welche in den grossen oberbayerischen und österreichischen Seeen leben, sind dagegen durch dichte Besetzung mit silber- farbigen Punkten und durch schön röthlich gefärbte Gehäuse ausgezeichnet. Die Ursache dieser Erscheinung ist in der sehr kalkreichen Nahrung der Thiere zu suchen, welche ihnen diese Wohnorte bieten. Die Farbstoffe des Gehäuses sind im Periotracum nieder- gelegt. Mit der Verwitterung und Ablösung dieser Schichte ver- lieren die Gehäuse ihre Farbe und ihren Glanz vollständig und erhalten ein weisses kalkiges Aussehen, weil dann die zweite (Kalk-) Schichte blossgelegt ist, in welche sich nur die dunkel- farbigen Bänder erstrecken. Man findet desshalb fossile Schnecken- gehäuse häufig mit noch gut erhaltener Bänderung, nie aber mit erhaltener Farbe des Gehäuses. Ausser der Individualität der Thiere gewinnt häufig die Nahrung Einfluss auf die Färbung der Gehäuse. Die Spezies der Gruppe Fruticicola Held besitzen fast alle die bräunliche Farbe abgefallenen, in Verwesung begriffenen Laubes, welches ihr vorzüglichstes Nahrungsmittel ist. Die meisten jener Spezies welche trockene kalkreiche Orte oder Kalkfelsen bewohnen, neb- men eine weisse, kalkfarbige, oder wenigstens eine heller gefärbte Schale an, welche ein sehr dünnes Periotracum erhielt, das häufig bei Lebzeiten der Thiere abspringt. (Genus Herophila Held; viele Clausilien und Pupeen.) Die Spezies der Gruppe Tachea Leach, die vorzüglich von grünen Pflanzen leben, haben dagegen sehr lebhaft und sehr verschieden gefärbte Gehäuse und ein sehr dickes Periotracum. Aber auch die Beschaffenheit eines bestimmten und engbegrenzten Wohnortes kann auf die 41 Farbe der Gehäuse modifizirend einwirken. E. v. Martens (Nach- richtsblatt der deutsch. Malak. Gesellsch. 1872, p. 44) erwähnt einer Helix hortensis L. von braungelber Farbe, die an einem mit Gebüsch bewachsenen Abhang, an welchem Lohgerbereien liegen (bei Birkenfeld), gefunden wurde und vermuthet, dass diese Farbe von der Lohrinde am Wohnorte der Schnecke veranlasst wurde. Ich besitze in meiner Sammlung zwei bei Lindau gesammelte Exemplare derselben Schnecke, welche eine dunkelgraue erdige Farbe besitzen. Ich habe die Thiere nicht selbst gesammelt und kann daher nicht vermuthen, welche Veranlassung diese eigen- thümliche Färbung gehabt hat. Ich zweifle aber nicht, dass selbe in der Nahrung der Thiere zu suchen ist. Bei Helix hortensis L. und nemoralis L. finden sich häufig Färbung und Bänderung, namentlich bezüglich hellerer und dunklerer Farbe und grösserer Farbenfrische an sehr beschränkte Lokalitäten gebunden, und es ist für Kenner ein Leichtes, nach dem Aussehen des Gehäuses auf die Beschaffenheit ihrer Fundorte zu schliessen. So hat z. B. Helix hortensis und nemoralis in Wäldern meist dunklere Färbung und geringe Farbenfrische, was wohl die Folge der oft in faulen- den Blättern bestehenden Nahrung ist. Leben dieselben Spezies in Hecken, Baumgärten, in den Auen grösserer Flüsse, so be- Sitzen sie die grösste Farbenfrische und meistens hellere Farben, höchst wahrscheinlich in Folge der ausschliesslich auf frische Pflanzen sich erstreckenden Nahrung. In Feldbüschen, aus Prunus spinosa bestehend, werden die Farben dunkler und das Perio- tracum erhält ein verwittertes Aussehen. Eisenhaltiger Boden färbt die Gehäuse der Erdschnecken (Hel. pilosa Drap., fruticum L. sericea Müll. etc.) roth; kalkiger Boden gibt ihnen eine weisse Farbe. — Die Gehäuse der Helix hortensis und nemoralis haben häufig sogar zweierlei Farben, indem der Wirbel und die ersten Umgänge anders gefärbt sind, als der übrige Theil des Gehäuses. Die Färbung der dem Wirbel zunächst liegenden Umgänge ist bei lebhaften Gehäusefarben immer etwas matter, als bei den übrigen Umgängen, wie ja auch die Bänder erst später deutlicher und intensiver werden. In den Auen an der Donau bei Dillingen 42 finden sich häufig bänderlose Gehäuse, deren Wirbel bis zum ersten Jahresabsatze rosaroth gefärbt sind. Die Anfänge der übrigen Umgänge sind von mehr gelber Farbe und erst gegen das Ende der Jahresansätze wiederholt sich die rothe Farbe des Wirbels. Der Uebergang der einen Farbe zur andern ist ein ganz allmähliger und ich glaube daher, dass diese mit der im Laufe des Sommers wechselnden Nahrung im Zusammenhange steht. Die Vegetation der Fundstelle (lichter Hochwald mit vielen Krautpflanzen und wenig Gräsern) entspricht sehr gut der eigen- thümlichen Gehäusefärbung. Die Krautpflanzen besitzen nämlich die Bigenthümlichkeit, sich innerhalb kurzer Zeit des Sommers zu entwickeln und dann abzusterben, indem sie den von ihnen innegehabten Boden anderen Pflanzen zur Entwicklung überlassen. Die hier lebende Helix hortensis muss daher im Frühjahre andere Pflanzen zur Nahrung wählen, als im Herbste, und dieses Ver- hältniss scheint die Ursache des Farbwechsels zu werden. Eine sehr schöne eigenthümliche Färbung von Helix hortensis fand ich in dem Garten des Herrn v. Stetten in Elmischwang, die ich mir gleichfalls nur durch die Nahrung der Thiere zu erklären vermag. Die Thiere haben ein gelb-rothes gleichfarbiges Gehäuse, das nur ein breites, aus mehreren farbigen Streifen zusammen- gesetztes Band besitzt. (Wir werden später auf dasselbe zurück- kommen.) Der Wohnplatz der Schnecken ist eine von Jasmin gebildete lebende Hecke, oder besser, eine kleine dicht von nie- driggehaltenen Sträuchern besetzte Fläche, die keinen Pflanzen- wuchs anderer Art aufkommen lässt, so dass die Thiere nur auf die Blätter des Jasmin angewiesen sind. Nicht geringeren Einfluss als die Nahrung gewinnt das Klima auf die Farbe der Gehäuse. Entsprechend der Einwirkung des- selben auf die übrigen organischen Wesen, wird auch die Färbung der Molluskengehäuse mit dem Vorrücken gegen den Aequator eine immer lebhaftere. Namentlich sind die Landschnecken des europäischen Süden durch dunklen Mundsaum, mannigfaltigere Zeichnungen und diekere Schalen ausgezeichnet. Schon zwischen Exemplaren der Helix hortensis und nemoralis, welehe in Schweden 43 und in Süddeutschland gesammelt wurden, bestehen bezüglich der Farbenfrische ziemlich beträchtliche Unterschiede. Noch grössere Unterschiede ergeben sich zwischen Helix Pomatia L. und ihren, sie im Süden ersetzenden, nahen Verwandten, die fast Alle schärfer markirte Bänder und dunklen Mundsaum haben. Solche Farbenänderungen müssen dem intensiveren Sonnenlichte und der wärmeren Lufttemperatur zugeschrieben werden, welche ja bei allen Klassen organischer Wesen so herrliche Farben hervorrufen. Auf Rechnung des südlichen Klima ist auch die schwarze Farbe der Melanien zu schreiben, welche Familie ohnediess dem Süden eigenthümlich ist. Die Wassermollusken (Genus Planorbis, Lymnaea etc.) werden dagegen durch das südliche Klima kaum merklich beeinflusst, und weichen in der Färbung von ihren nordischen Brüdern nicht wesentlich ab. Unter den Tropen treten dagegen einige Genera Büsswassermollusken (Gen. Am- Bullaria, Chilina etc.) auf, die lebhafter gefärbte Gehäuse besitzen, uie aber die Farbenpracht der Landschnecken erreichen. Die Süsswasserbivalven ändern ihre Farben beim Vorschreiten nach dem Süden gleichfalls nur wenig, welches Verhältniss durch ihren beständigen Aufenthalt im Schlamme der Gewässer seine natür- liche Erklärung findet. Die hellere Farbe der die Alpseeen be- wohnenden Muscheln glaubte Fr. Held (Küster in Chemnitz, Genus Anodonta) auf Rechnung des Gebirgsklima schreiben zu Müssen. Ich bin dieser Meinung schon entgegengetreten (Bei- träge zur Molluskenfauna der oberbayerischen Seen, Oorresp.-Blatt des z0olog.-mineral. Vereins zu Regensburg, 187 3), da die helle Farbe der Muscheln nur durch die grosse Menge des dem Thiere mit der Nahrung gebotenen Kalkes veranlasst wird. Ganz das- selbe Verhältnis ergibt sich für Hel. arbustorum L., welche sich im bayerischen Theile der Alpen weit häufiger von heller als von dunkler Farbe findet, und die fast bis 7000’ Höhe hinaufsteigt. Bei den übrigen Mollusken der Alpen der Nordseite konnte ich keine nennenswerthen Farbenunterschiede entdecken, wodurch sie von Exemplaren der Ebenen sich auszeichnen würden. Der Einfluss 44 des feuchten Gebirgsklima findet mehr im Vorhandensein ge | wisser Spezies, namentlich jener der Helixgruppe Campylaea, | seinen Ausdruck. Die Nacktschnecken sind der Farbe nach noch weit ver- änderlicher als die Gehäuseschnecken. Nur wenige Spezies der bei uns heimischen Nacktschnecken (Limax cereus Held. und Limax arborum Bouch) bewegen sich innerhalb eines beschränk- ten Farbenkreises, während die meisten Spezies sich als ungemein variabel erweisen. Es ist durchaus noch nicht festgestellt, ob nicht die meisten der neu beschriebenen Spezies blosse Farben- varietäten der wenigen älteren Arten sind. Im Allgemeinen gilt auch für diese Gruppe der Grundsatz, dass nach Süden zu leb- haftere und mannigfaltigere Färbung und Zeichnung auftritt (Limax cinereo-niger als Limax Dacampi Mene. mit seinen Varie- täten, Bullet. malac. italjano. Jahrg. 1869). Ausserdem konnte ich zur Erklärung gewisser Farbenvarietäten keine Anhaltspunkte gewinnen. Arion empiricorum findet sich stellenweise, z. B. in der Umgebung meines Wohnortes nur in der rothen Varietät; dagegen in dem kaum sechs Stunden entfernten Lechthale nur in der schwarzen. In der Umgebung von Berchtesgaden lebt häufig eine tiefschwarze Varietät mit breiten sehr deutlichen schwarzen Randstreifen auf der Sohle (Arion maurus Held). Seltener findet sich Arion empiricorum am selben Fundorte in mehreren Färbungen gemischt. An der mit Steinen bekleideten Bahnhofböschung bei Dinkelscherben (hier mit den Conglomerat- steinen eingeschleppt) kommen schwarze und braune Farben- varietäten nebeneihander vor. Gewöhnlich erfahren die Farben der Thiere der Nacktschnecken mit zunehmendem Alter sehr beträchtliche Aenderungen, was die Erkennung der Spezies noch schwieriger macht und z, B. die Veranlassung wurde, dass der Jugendzustand von Arion empiricorum als Ar. melanocephalus Faurr-Big. beschrieben wurde. E. v. Martens berichtet im Nachrichtsblatt der deutsch. malak: Ges. 1870 p. 125 über eine Farbenveränderung des Gehäuses bei Lanistes ovum Peters in Folge einer Gehäuseverletzung. Ich be- Sitze ein Gehäuse von Helix hortensis, welches gleichfalls in Folge einer leichten Gehäuseverletzung seinen letzten Umgang mit viel hellerer Farbe und fast durchscheinenden Bändern begann, bis zum Mundsaume aber wieder in die normale Farbe übergegangen ist. Da bei diesem, wie bei dem erstern Falle nirgends die Epi- dermis fehlt, ist die Farbenveränderung nicht Folge einer Ver- letzung des Mantelsaumes, sondern möchte deren Ursache in anderen Verhältnissen zu suchen sein. Während Moquin-Tandon Farbenvarietäten nicht unter seine Anomalien aufgenommen hat, führt Porro selbe sub Nro. XII und XIII als: „Anomalia emeritica, per colore e disegno, sia esistente nel derma soltanta sia nel tessuto“ an. Dieser Autor erwähnt als Beispiele drei Spezies: Helix vermiculata Mill. mit neun Varietäten, Neritina meridionalis Philippi mit zwölf Varie- täten und Hel. sylvatica; Porro vereinigt aber die durch Bänder und verschiedene Zeichnung entstandenen Varietäten mit reinen Farbenvarietäten. Wir werden den ersteren ein eigenes Capitel widmen. Dagegen fällt Porro’s Nro. 9: Anomalia locale „per depositi colorati nach unserer Auffassung in dieses Capitel. 8. Farblose Thiere und Gehäuse. Die „Verweissung‘“ der Thiere, welche sich immer auch auf die Gehäuse ausdehnt, stellt sich nach der Seltenheit ihres Vor- kommens und des sehr vereinzelten Auftretens unter der grossen Menge normal gefärbter Thiere, als eine das Individuum betreffende Krankheitserscheinung dar, welche sich nicht bloss auf eine eigen- thümliche Lagerung der Kalkatome beschränkt, sondern meistens auch die Fähigkeit des Mantels, Kalk auszuscheiden, beeinträchtigt. Es können zwei Grade von „Verweissung“ unterschieden Werden, die ich aber nur als verschiedene Stufen derselben Krank- heit betrachten möchte. Das Thier ist in beiden Fällen dureh Weisse oder wenigstens hellere Farbe vor den normalen Thieren Ihrer Spezies ausgezeichnet. Der höchste Grad der Krankheit ist die „reine Verweissung‘“ 46 (Albinismus), bei welcher Thier und Gehäuse eine sehr intensiv weisse Farbe erhalten. Das Gehäuse ist übrigens noch durch andere Merkmale ausgezeichnet, welche für diesen höchsten Grad der Verweissung characteristisch werden. Dasselbe wird nämlich I | sehr dünnschälig und durchsichtig und erreicht selten die nor- | male Grösse ihrer Spezies. Dass Kalkmangel nicht die Ursache dieser Erscheinung ist, geht sicher daraus hervor, dass albine Thiere auch auf kalkreichem Boden und sogar unter jenen Spezies sich finden, welche nur Kalkterrain bewohnen, wie z. B. Bul | minus detritus Müll. Weit mehr scheint anhaltend feuchte und kalte Witterung auf die Entstehung albiner Thiere von Einfluss zu sein. Hartmann (Erd- und Süssw.-Gast. der Schweiz 1844 Einleitung p. XVII.) hält Albinos als durch Nässe, Kälte und Mangel des Sonnenlichts veranlasst, da er besonders im nassen Sommer 1817 mehrere Albinos gefunden hat. Hartmann sagt! „Sicher liegt diese Erscheinung weniger im Mangel des Kalk stoffes, der die Schnecke umgibt, als in einem von noch unbe kannten Ursachen herrührenden Unvermögen diesen Stoff gehörig zu verarbeiten und ausschwitzen zu können, wozu obengedachte Temperatureinflüsse mit beitragen mögen, während der Mangel des nöthigen Sonnenlichtes auch die Farbe nicht entwickeln lässt.“ Die weisse Farbe der Albinos hat einestheils ihren Grund in der Farblosigkeit des Periotracum, durch welche die weisse Farbe der Kalkschichte ungehindert hindurchscheint, anderntheils be sitzt aber auch diese Schichte eine reinere, intensivere, weiss? Farbe, so dass Albinos jener Spezies, welche normal eine weisse Farbe besitzen, sich schon durch ihre noch weissere Farbe seh! deutlich von normalen Exemplaren ihrer Art unterscheiden lassen Für die dünnere und durehsichtigere Schale und die weisse Farbe albiner Gehäuse, ist die Ursache wohl in der beeinträch” tigten Fähigkeit des Mantels Kalk auszuscheiden, zu suchen, was veranlasst, dass im Gitternetze der unteren Schiehten viel weniger Kalkprismen abgelagert werden. Die Verweissung höchsten Grades kann wohl alle Spezies und Genera der Gehäusemollusken treffen, wenn auch im Ganzen einzelne Spezies dieser Krankheit mehr unterworfen sind, als andere. Sie gehören jedoch immer zu den Seltenheiten. Aus der Classe der Bivalven sind albine Formen meines Wissens Jedoch nie beobachtet worden. Hartmann (Erd- und Süssw.-Gast.) bildet pl. 5. Fig. 9 eine albine Helix arbustorum L. ab. Charpentier (Catal. des Moll. terr. et Flw. de la Suisse) bildet für folgende Spezies albine Varietäten ab: Helix arbustorum T. I, Fig. 2; — Hel. sywatica Drap.; — Hel lapieida L. Fig. T;— Helix villosa Drap. Fig. 10; — Helix sericea Drap. Fig. 12; — Hel. strigella Drap. Fig. 16; — Buliminus montanus Drap. Tab. II, Fig. 2; — Bul. obscurus Müll. Fig. 1. Moquin-Tandon (Hist. moll.) zählt für folgende Spezies albine Exemplare auf: Hel rotundata, cobresiana, arbustorum, Corned, lapicida, ser- Pentina, niciensis, vermiculata, nemoralis, hortensis, sywatica, Pomatia, limbata, incarnata, strigella, sericea, villosa, explanata, glacialis; Buliminus montanus, obscurus, detritus; Cionella lubrica; Stenogyra decollata; Clausilia laminata, biplicata; Pupa doliolum, muscorum, cylindracea; Vertigo minutissima ; Planorbis corneus; Oyclostoma elegans; Pomatias obscurum. A. Gysser Molluskenfauna v. Baden) führt auf: Helix hispida, incarnata; Olausilia biplicata, dubia; Planorbis corneus. ©. A. Westerland (Exposé critique d. Moll. etc. de la Suede et Norvege) zählt auf: Helix arbustorum, lapicida, hispida aculeata, ruderata, Clausilia laminata, biplicata ; Planorbis complanatus L.; — Bythinia tentaculata. A. L. Mörch (Fortegnelse over di i Danmark forekommende Land-og Ferskvandsblöddyr) führt an: Helix rotundata, bidens und lapicida. J. Gwyn-Jeffreys (British Conchology) erwähnt: Planorbis complanatus L.; — Pl. corneus; — Pl. contortus L.; — Physa fontinalis; — Lymmaeus stagnalis; — Lymn. truncatula Müll; — Ancylus fluviatilis; — An. lacustris; — Helix aculeata; — Pomatia; aspersa, rufescens, concinna, hispida, ericetorum, rupestris, wi Buliminus obscurus; — Pupa secale, umbilicata, marginata, Clausilia rugosa, laminata; Cochlicopa tridens, lubrica; Acme lineata: Ich selbst besitze in meiner Sammlung von nachstehenden Spezies albine Exemplare: Helig pomatia, lapicida, rotundata, cobresiana; Buliminus montanus, obscurus, detritus; Olausilia laminata, orthostoma, biplicata; Bythimia tentaculata, Ancylus fluviatilis, und Lymnaea peregra (als v. coerulea m. beschrieben, Nachrichtsblatt. 1870.) Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass vorzugs- weise von jenen Spezies albine Exemplare gefunden werden, welche feuchte, schattige Orte bewohnen, als die Arten der Helixgruppe Fruticicola; einige Clausilien, Pupeen und die Cionellen. — Hiedurch würde Hartmanns Vermuthung ihre Be- stätigung finden. Den geringeren Grad der Albinität möchte ich die „Ver- grünung‘ der Gehäuse nennen. Er unterscheidet sich dadurch von der ächten Verweissung, dass die Gehäuse eine grünliche Farbe annehmen, glashell und durchsichtig werden, ohne aber an ihrer normalen Schalenstärke Einbusse zu erleiden. Die Ver- grünung findet sich am häufigsten bei jenen Spezies, welche eine nur wenig Kalk enthaltende Schale bilden, nämlich den Hyalinien und einigen Clausilien; bei diesen tritt sie weit zahlreicher auf, als der höchste Grad der ächten Verweissung überhaupt beob- achtet wird; ja bei einzelnen Arten scheint sie sogar taxonomi- schen Werth zu gewinnen, da oft alle Spezies einer Fundstelle „vergrünt“ sind. Die oben erwähnten Autoren unterscheiden den geringeren Grad der Albinität nicht von dem höheren, obwohl er sehr wohl eine grössere Beachtung verdient, als dieser. Während nämlich die den höchsten Grad der Verweissung tragenden Thiere fortpflanzungsunfähig werden, scheint der geringere Grad der- selben das Geschlechtssystem nicht in der Art anzugreifen, dass eine Vererbung ihrer krankhaften Anlage ausgeschlossen wird. Es verhalten sich in dieser Hinsicht nicht alle Spezies und Genera in gleicher Weise; dennoch darf auch hiebei als Regel angenommen werden, dass die Vergrünung nicht vererbt wird. ee Vorzüglich ist es das Genus Hyalinia Agass., für welches die Gehäusevergrünung eine höhere Bedeutung gewinnt. Die Farblosigkeit der Gehäuse findet sich bei fast allen Spezies dieses senus; bei mehreren treten sie sogar sehr häufig auf, und es findet sich an bestimmten Fundorten oft nur die vergrünte Ab- änderung vor, was zur Folge hatte, dass dieselbe als eine selbst- Ständige Spezies beschrieben wurde. Moquin-Tandon führt von den 10 hiehergehörenden Spezies *) seines Genus Zonites als albin auf: Zonites nitidus Müll. — Z. lucidus Drap. (= Draparnaldii Beck) — Z. cellarius Müll. — Z. nitens Müll. — Z. striatulus Gray — (nitidosa Fèr) und pura Alder (als viridula Mke). Jeffreys zählt unter seinen sieben Spezies als albin auf: nites cellarius — alliarius — nitidulus (als var Helmi) — pura Ider (als var margaritacea) — radiatulus Gray (nitidosa Fer) ~ nitidus — excavatus (var vitrina). Als selbstständige Spezies wurden beschrieben: die glashelle Varietät der Hyal. striatula Gray als Hyal. petronella Charp, dieselbe Varietät der Hyal. pura Alder als Hyalinia viridula enke™*) und helle Exemplare der Hyal. nitidula Drap. (?) als Yal. margaritacea Schmidt. — Die beiden ersteren finden sich ausschliesslich (?) an feuchten und sumpfigen Orten. Ich habe wenigstens Hyal. petronella Charp, nirgends mit Exemplaren Mier gelblichen Stammform getroffen. Ebenso finden sich glas- elle Exemplare von Hyal. cellaria Müll. an Quellen, ohne mit Norma] gefärbten Exemplaren gemischt zu sein. Unter den üb- o ea HERR, ne Ich schliesse die glashellen Spezies als Hyal. crystallina und ; © Hyal. fuwa für diese Betrachtung aus. Von letzterer wurden sovie “A erfahren konnte, noch nie glashelle, grünliche Exemplare beobachtet. “*) Die Synonymie der Hyalinien ist eine ausserordentlich verwickelte: Yel. pura wird von den einen Autoren auf die ächte nicht gerippte kleine se, yon den. andern. auf die gestreifte Hyal. striatula Gray angewandt. Och mehr im Argen liegen die glashellen Formen, als Hyal. viridula Mke, Dei ; ; i 2 ronella Charp, margaritacea Schmidt. Nach vielen Detailstudien glaube ich 1e hier eingehaltene Synonymie als die einzig richtige annehmen zu können. 4 ` s rigen Spezies des Genus Hyalinia finden sich dagegen die glas- hellen Exemplare nur vereinzelnd und immer mit den normalen vermengt. Ausser den Hyalinien gibt es noch einige Spezies des Genus Clausilia, bei welchen vergrünte Exemplare in grösserer Zahl gefunden werden. Ich habe in meinem Aufsatze „Ueber det Einfluss kalkarmen Bodens auf die Gehäuseschnecken“ einen Fall angeführt, wo Claus. laminata Mont. sich so häufig mit diese! | Abnormität vorfand, dass circa 15%), aller Exemplare desselbet | Fundortes vergrünt waren. Die folgenden Jahre habe ich die” selbe Abänderung nie mehr in so reichlicher Menge am selbe” Orte gefunden. Auch bei Claus. biplicata Mont. habe ich dieselb® Abnormität mehrmals, wenn auch nirgends so häufig als bei 0 laminata getroffen; dagegen habe ich selbe nie an den feuchte Orte bewohnenden Spezies als Claus. ventricosa und lineolatt bemerkt, obwohlımir von beiden Arten viele Tausende von Exem | plaren durch die Hände kamen. Ziegler hat die glashelle Varietib der Cl. laminata, Cl. fimbriata genannt und manche Autor?” betrachten diese als selbstständige Spezies. Ich glaube kauf" dass sich an einzelnen Orten diese Form ausschliesslich findet | und kann ihr daher keine Anerkennung bezüglich ihrer Spezi | berechtigung zu Theil werden lassen. | Die Wassermollusken werden ziemlich selten in albine” Exemplaren gefunden, wo sie jedoch farblos auftreten, lebe” solche Thiere manchmal in grosser Anzahl beisammen. Ich hab? von Lymnaea pereger Drap. var. coerulea Oless. an einer pi schränkten Stelle in kurzer Zeit an 60 Exemplare gesammelti schon ein Jahr später war kein Exemplar mehr zu bekomme! trotzdem die Schnecke noch häufig vorhanden war. Auch Ancy’ fluviatilis fand ich einmal in grösserer Zahl albin an en Fundstelle. Für die in Nordamerika heimische Gruppe Leucochila Albers ; des Genus Pupa, die durch weissliche glashelle Gehäuse ausge” | zeichnet ist, fehlt mir leider ein reicheres Material zur Unter | ui 2 10 suchung. Ich glaube nämlich annehmen zu können, dass d 51 Spezies dieser Gruppe zu anderen Pupeen in demselben Verhält- nisse stehen, wie die glashellen Hyalinien zu ihren Stammarten. Wäre dies wirklich der Fall, so würde hiemit der Gruppe Leucochila die Existenzberechtigung entzogen werden. Es drängt sich nun die Frage auf, welcher Werth den albinen Formen in taxonomischer Hinsicht zuzuschreiben ist. Es bedarf keinen weiteren Beweises, dass alle einzeln auftretenden albinen Thiere und Formen des höheren und niederen Grades nur als individuelle Krankheitserscheinungen betrachtet werden müssen. Diese sind desshalb als reine Abnormitäten zu betrachten und können nicht mit Varietäten gleichwerthig gelten. Anders ver- hält es sich da, wo der geringere Grad von Albinität alle Individuen eines Fundortes umfasst. Hier hat die anfangs als leichte Krankheitsform eines einzelnen Individuums auftretende Farbenvarietät durch gewisse, die Erhaltung der Spezies an einem bestimmten Orte begünstigende Eigenschaften der natürlichen Zuchtwahl unterlegen, wurde von ihr-begünstigt und ist desshalb allmählich zur herrschenden und ausschliesslichen gemacht worden. In diesem Falle muss eine Vererbung des ursprünglich patholo- gischen Zustandes eingetreten sein, und es liegt uns nunmehr eine sich auf die Nachkommen vererbende festgewordene Ab- weichung vom 'Normaltypus vor, welche ihren ursprünglichen Charakter als Abnormität verloren hat. Ich bin daher der Meinung, dass die ausschliesslich an Orten von bestimmter Be- Schaffenheit sich findenden glashellen Hyalinien allerdings so- genannte gute Spezies darstellen, und glaube dass der sehr nasse Boden, den sie bewohnen, die äussere Veranlassung dazu ge- geben hat, dass die treffende Abänderung der natürlichen Zucht- wahl unterworfen wurde. Mag die gleiche Erscheinung farbloser Gehäuse dagegen an anderen Orten durch, ich möchte sagen, zufällige äussere Verhältnisse, auch in grösserer Anzahl zum Vorschein kommen, so werden sie dennoch sehr rasch wieder verschwinden, wenn sie nicht der natürlichen Zuchtwahl und deren Wirkung unterliegen. In diesem Falle befinden sich die farblosen Gehäuse der Clausilien und der Wasserschnecken. 4* 52 Moquin-Tandon stellt die Erscheinungen des Albinismus als einziges Beispiel unter seine „Anomalie de structure“, und glaubt denselben auf Kalkmangel zurückführen zu müssen. — Porro führt den Albinismus gar nicht unter den anormalen Er- scheinungen an. 8. Bändervarietäten. Unter den Gasteropoden finden sich in fast allen Familien und Geschlechtern Gehäuse, welche durch Bänderung verziert sind. Die Zahl, Breite, Lage und Zeichnung der Bänder ist bei den einzelnen Spezies eine so sehr wechselnde, dass nur durch Betrachtung einer möglichst grossen Anzahl von Individuen sich die Gesetze der Bänderung der jeweiligen Spezies erkennen lassen. Ich muss mich daher bei den folgenden Untersuchungen auf die europäischen Spezies beschränken, weil mir nur von diesen eine genügende Anzahl von Exemplaren zu Gebote steht. Mehrere Autoren haben diesen Gegenstand, meistens aber auf einige Spezies sich beschränkend, behandelt; ich erwähne von denselben: G. v. Martens, über die Ordnung der Bänder an den Schalen mehrerer Landschnecken. Nova acta Leop. Carol. XVI. 1832. p. 179 und „die Bänder der Hain- und Gartenschnecke, Württembg- naturwiss. Jahreshefte 1865 p. 218, Assmann, Zeitschrift für Malak. Bd. IX. 1852, ferner Bach, Verhandlungen des Ver. für die preuss. Rheinlande; dieser Autor zählt zuerst alle 89 mög- lichen Fälle der fünfbändrigen Gehäusevariationen, welche durch Zusammenfliessen und Ausbleiben entstehen können auf, nachdem G. v. Martens nur 47 Fälle annahm (1832). Gras, in Description des Moll. terr. et fluv. du depart. d'Jsère. — Grenoble 1840. Jules Colbeau, Materiaux pour la Faune malacol. de Belgique 1859 und J. St. Sawveur, Du classement des var. de Hel. nemoralis L. et. hortensis etc. In Annales de la Soc. malac. de Belgique 1866—61 II. p. 59—108. Hel. nemoralis und hortensis sind die bezüglich der Bän- derung am besten untersuchten Spezies. Für die meisten übrigen | | | | 53 Spezies fehlen noch derartige Untersuchungen. G. v. Martens hat zur Bezeichnung der einzelnen Bänder Nummern verwendet, welche bei dem der Naht am nächsten stehenden Bande beginnen. Diese Methode, die von den meisten Autoren angenommen wurde, scheint mir die zweckmässigste zu sein, namentlich gegen- über der von Gras angewandten, die Bänder durch Buchstaben (die Vocale) zu bezeichnen. Unter den gebänderten europäischen Spezies des Genus Helix lassen sich nach ihrer Bänderung drei Gruppen unterscheiden. Die erste Gruppe hat als Normalzahl fünf Bänder; sie um- fasst die Unterabtheilungen Helicogena Fer (Tachea Leach) — Macularia Albers — Iberus Montfòrt — Pomatia Leach. Die zweite Gruppe hat vier Bänder und umfasst die Gruppen Xerophila Held (Kobelt Catalog der im europ. Faunengebiet lob. Binneneonchylien). Die dritte Gruppe hat drei oder ein Band und umfasst die Gruppen Campylaca Bek. (mit Chilotrema Leach. und Arionta Leach.) und Fruticicola Held. Bevor wir in die Untersuchung der einzelnen Gruppen ein- treten, ist es nöthig, die Lage der Bänder und deren Bedeutung festzustellen. G. v. Martens hat in seiner älteren Schrift richtig hervorgehoben, dass die Bänder der dunkleren Färbung des Rückens der Wirbelthiere entsprechen, und dass die Gegend um den Nabel der Molluskengehäuse der stets heller gefärbten Bauchseite derselben gleichkommt. Die Mittellinie des Rückens fällt bei den Mollusken mit dem Kiele zusammen, wenn einer vorhanden ist, nie aber mit einem der Bänder, gleichviel ob das Gehäuse fünf oder eines besitzt. Während daher die Wirbel- thiere häufig einen durch die dunkelste Farbe bezeichneten Rückenstreifen haben, fällt bei den Gehäuseschnecken die Mittel- linie des Rückens gerade in den hellen Zwischenraum zwischen zwei Bändern (Hel. elegans, lapicida etc.) und wird dieselbe manchmal sogar durch eine ganz weisse Färbung bezeichnet. (Helix limbata). — Auch die Bänderung und Zeichnung der Ge- häuse auf den beiden Seiten der Mittellinie der Gehäuse ist nie 54 eine symmetrische; dies Verhältniss erklärt sich zum Theil daraus, dass beim Aufrollen der Schnecke nur ein geringerer Theil des Rückens auf der Oberseite frei ist, als auf der Unterseite des Gehäuses, weil nach oben die Umgänge sich theilweise auf die älteren Umgänge auflegen, während dies auf der Unterseite nicht der Fall ist. Anderntheils mag die Ursache dieser Erscheinung auch darin zu suchen sein, dass die Oberseite der Gehäuse mehr dem Lichte ausgesetzt ist als die Unterseite. Die Bänder sind im Periotracum farblos, in der Kalkschichte dagegen als braune Streifen angelegt. Sie werden vom Mantel- saume und von den vordersten Theilen des Mantels gebildet. Bei ausgewachsenen Thieren kommen die farbigen Bänder sogar am Mantel selbst, aber nur in der Nähe des Randes, in dunkler Färbung zum Vorschein. Verletzte Gehäuse erhalten noch immer eine braune Bänderung, wenn die Schale auch das Periotracum und die an dasselbe gebundene Grundfarbe nicht mehr besitzt. Verwitterte Gehäuse, von welchen das Periotracum abgesprungen ist, lassen noch immer deutlich ihre Bänderung erkennen, die sich sogar bei fossilen Spezies erhalten kann. Nicht selten bleiben die Bänder der Hel. hortensis und nemoralis in der Kalk- schichte ohne den braunen Farbstoff und bleiben desshalb glas- hell und farblos. Ich möchte diese Erscheinung einen geringeren Grad der „Vergrünung‘ nennen, da sie ziemlich selten und nur vereinzelt sich findet und dieselbe Veranlassung zu haben scheint, wie die im vorigen Capitel erwähnten Erscheinungen. Einzeln auftretende Bänder werden manchmal auf einer oder auf beiden Seiten von helleren, verschwimmenden Streifen eingefasst. Ebenso, findet sich manchmal eine von der Färbung der Oberfläche der Umgänge abweichende, mehr oder minder deutlich ausgedrückte Färbung der Bauchseite vom letzten Bande an bis zum Nabel. Für die erste Gruppe „Pentataenia“ im Sinne A: Schmidts und Kobelts, bildet 5 die Normalzahl der Bänder, die von der Oberseite nach dem Nabel mit den Zahlen von 1—5 bezeichnet werden. Die fünf Bänder sind von verschiedener Stärke und halten unter sich verschiedene, im Ganzen aber doch ziemlich 55 Constant bleibende Zwischenräume ein. Band 1 und 2 sind die Schmälsten; auch sind sie durch den geringsten Zwischenraum getrennt. Band 3 ist von mittlerer Stärke; es ist von Band 2 durch einen breiten, von Band 4 durch den breitesten Raum ge- schieden; Band 4 ist das breiteste; Band 5 ist ziemlich schmal aber durch einen ziemlich breiten, übrigens am meisten wechseln- den Raum, von Band 4 getrennt. Zwischen dem fünften Bande Und dem Nabel bleibt ein sehr breiter Raum frei, der bei den “zelnen Spezies gleichfalls durch die Lage des fünften Bandes Modifizirt wird. Von den Bändern können einzelne oder mehrere “usbleiben oder zusammenfliessen oder in schmale Streifen oder ı Flecken sich auflösen. Hiebei halten die einzelnen Spezies gewisse Typen ein, welche für die Speziesunterscheidung recht Yauchbare Merkmale darbieten. Die Gruppe Helicogena Fer (Tachea Leach) ist jene, bei Welcher die Fünfzahl der Bänder am deutlichsten ausgeprägt ist And bei der die durch Ausbleiben und Zusammenfliessen der änder entstehenden Varietäten am zahlreichsten sind. Inelusive r bänderlosen sind 89 Bändervarietäten möglich, von denen “er noch eine ziemliche Anzahl nicht wirklich gefunden wurden. \ Erleichterung der Uebersicht, und da das Schema noch wenig bekannt ist, gebe ich dasselbe nach G. v. Martens. Die zelnen Varietäten sind mit fortlaufenden Nummern versehen. Ausbleibende Bänder werden durch einen Querstrich oder eine 0 zeichnet , zusammenfliessende durch eine Klammer verbunden. Schema I. Die Normalzahl von 5 Bändern ist vorhanden: 1713198845 „ U. Die Normalzahl von 5 Bändern vermindert sich durch. \Sammenfliessen auf 4 Bänder a ar 2 lIl 2 8 29 | P 3 l LE: 2% am | 16 | 56 auf 4 Bänder 12.2. 2.4.5 PAE Loog. bcD auf 3 Bänder L2 S4 pin PER g o 475 un nn vn) zn Lo 2e Ja aro zn onenen, E2 ao u mn, I 22 00 4.9 e 22:8 kD Te 2a prag auf 1 Band Bar 1.2 3 | : D ee : b| III. Die Normalzahl von 5 Bändern vermindert sich dure Verschwinden auf 4 Bänder 57 = © = g z8 a ap) De = & 45 Laes 5 3s Lbk OP o 3 — 5 45 I = I. 23 24 26 27 28 29 30 31 3.5 auf 2 Bänder 10 } 10 a l N N e LW T. O: O O o o = auf 1 Band 2.2.8. 42 Kein Band i |-- —- — IV. Die Normalzahl von 5 Bändern vermindert sich durch Zusammenfliessen und Verschwinden an demselben Individuum auf 3 Bänder 59 auf 2 Bänder 69 123—- — EEE 70 12 — 4 — De 71 1 2— — 5 pan, 12 PH TI es EEE, 73 = J put = Sn 74 2 (dur u 75 1a 4 — nn 76 = 2 3 4- zen er —— 345 RB, 78 1— — 45 nn 79 — 2—- 4 5 zn 80 — 3 '4°5 auf 1 Band rn 81 I 2— m: — nn 82 — 2 3} — — nn 83 — — 3 4— N PEEBER | 4 |-—-- 45 85 1. 2 3— — a ee 86 — 2 3 4— | un nn. 87 1—— 3 4 5 puaa 88 12 3 4 — | LEINE DE 89 = 8.4 Di |d | St. Sauveur hat eine sehr künstliche Darstellung der Bän- varietäten erfunden, durch welche die Breite derselben u. s. w. Medergegeben werden soll. Dieses System erfordert ein beson- eres Studium, um richtig angewendet werden zu können. Dem 8°genüber ist das v, Martens’sche Schema, welches leicht ange- | | | 60 x i l wendet werden kann und dem Beschauer sofort geläufig wird, | weit praktischer. Dieses Schema kann aber auch, wenn es für I nöthig gehalten wird, alle Bänderbreitenveränderungen, Bänder ' i auflösungen u. s. w. bezeichnen, indem den Ziffern gewisse \ Zeichen beigesetzt werden. Jul. Colbeau hat die 89 Bänder- i varietäten in einer Tafel graphisch dargestellt, ohne die Ueber- | sicht derselben wesentlich zu erleichtern. Alle Spezies der Gruppe Helicogena Fer. haben die bänder | lose Varietät, die sich manchmal an bestimmten Orten allein vorfindet. Nach vorzüglich in Südbayern gemachten Beobachtungel | sind gebänderte Exemplare bei ‚Helix hortensis häufiger als bäu“ | derlose, die sich aber doch auch häufig finden. Für Helis | nemoralis überwiegen die gebänderten Exemplare weit beträcht | licher. Manche Varietäten finden sich an einzelnen Orten ™ grösserer Anzahl, während sie an anderen fehlen. So ist z. B. ‘ die einbändrige Hel. hortensis, 00300, in Augsburgs nächster | Umgebung und auf der Insel Rügen ziemlich häufig; ebenso | Helix hortensis nach Formel 1—3—5 in Feldbüschen bei Dinkel ' scherben und um St. Gallen (nach Harimann); ferner Heis: hortensis mit fünf durchscheinenden Bändern bei Steinekireb (Bayern) an einer Quelle. Helix nemoralis kommt zwischen del | Alpen und der Donau nur mit fehlenden Band 1 und 2 vot während in Norddeutschland deren Bändervarietäten ungemei | zahlreich sind. Dagegen sind die Bändervarietäten der Hel. ` hortensis in Süddeutschland weit zahlreicher, als weiter nach Norden zu. i Bezüglich des Auftretens gewisser Bändervarietäten verhalten sich die einzelnen Spezies der Gruppe ziemlich verschieden: ; Nach E. v. Martens, (Nachrichtsblatt der deutsch. malak. Gesellsch.) sind bei Helix nemoralis die durch das Verschwinden der Bänder; bei Hel. hortensis die durch das Zusammenfliessen derselben ent- stehenden Varietäten die häufigeren. Helix atrolabiata Kry hält sich in dieser Hinsicht an H. nemoralis. Bei Helix austriac® Í Mühlf. ist die Fünfzahl der Bänder entschiedener vorherrschend: | \ als bei den übrigen Spezies; im Uebrigen hält sie sich an Hol , £ ee hortensis. Helix sylvatica Drap. ist durch das Auflösen der Bänder m Flecken ausgezeichnet, welche Erscheinung mehr den südlichen Spezies anderer Heliceengruppen angehört, bei den Spezies der Gruppe Helicogena aber zu den Seltenheiten gerechnet werden muss. Das Auflösen der Bänder in schmale Streifen gehört für diese Gruppe zu den grössten Seltenheiten. Nach E. v. Martens sind bis jetzt nur 14 derartige Exemplare von Hel. nemoralis und fünf von Hel. hortensis gefunden worden. Wie die durch schmale Zwischenräume getrennten Bänder 1 und 2, sowie 4 und 5 am leichtesten zusammenfliessen, so lösen sich die breiten Bänder 3 und 4 am leichtesten in schmale Streifen auf; doch hat Reibisch auch einen Fall der Bänderauflösung für das Band 2 konstatirt. Ich selbst besitze zwei Gehäuse mit Bändervermeh- rungen. Eine Helix hortensis mit Formel 1 2 3 4 5 besitzt zwischen dem dritten und vierten Bande einen vollkommen deut- lich ausgeprägten schmalen Steifen , der dem dritten Bande etwas mehr genähert ist, als dem vierten, aber dennoch nahe der Mündung mit dem vierten Bande etwas zusammenfliesst. Ganz den gleichen Fall besitze ich für Helix austriaca nach Formel 003,45. — Hartmann, Gasterop. der Schweiz, bildet auf T. IX, Fig. 8 und 9 eine sechs- und siebenbänderige Hel. hortensis nach Formel 125 345 und 123,149 (s) ab, bei welchen die Bändervermehrungen augenscheinlich durch Auflösen normaler Bänder entstanden sind. Gehäuse mit durchscheinenden Bändern sind bei Hel. hortensis keine Seltenheit. Unter einer grossen Anzahl solcher Gehäuse, die alle Grade von schwach bräunlicher Bänderfärbung bis fast völlig undeutlich werdenden, kaum sichtbaren Bändern, besitze ich verschiedene Bändervarietäten, unter welchen sogar solche mit zusammengeflossenen Bändern nach folgenden Formeln sich befinden: 1 2 3 4 5 (auch von Herrn Tischbein in Birkenfeld be- lu u zum aiii, er _— — Obachtet) 12345, 12345, a PET 1 29 rox Häufig werden anfangs durchscheinend angelegte Bänder gegen das Ende der Jahresansätze allmählig gefärbt. 62 Hel. splendida Drap.*) besitzt viele Eigenthümlichkeiten, welche sie vor den übrigen Spezies ihrer Gruppe auszeichnet, obwohl sie sich im Ganzen doch sehr nahe an selbe anschliesst- Das vierte Band ist nämlich durch einen sehr beträchtlichen, den weitesten, Zwischenraum vom fünften Band entfernt; ferner lie- gen die drei ersten fast gleich breiten Bänder mehr anf der oberen Seite der Umgänge, während das vierte Band fast genau mit dem schwach angedeuteten Kiele zusammenfällt. Das vierte Band ist desshalb für Hel. splendida dasjenige, welches am, schwersten verschwindet, entgegen der Gewohnheit der übrigen Spezies, welche das dritte Band mehr festhalten. Ferner sind alle Bänder nur wenig an Breite verschieden und lösen sich diese gerne in punktartige Streifen auf. Das Zusammenfliessen der Bänder wird ebenfalls beobachtet. E. Dubrueil, Catal. des Moll. terr. et Flw. de VHerault führt für Helix splendida folgende ` Bändervarietäten auf: 12345, 1.08 4:5,.54::2 re! amrai mean Arne erg er . . . y Aa e aE a O Fee He ee 00045 und 00040. Moquin-Tandon hat ausser meh- reren dieser Varietäten noch folgende beobachtet 12345 ud une onana, Va) An die Gruppe Helicogena Fer. schliesst sich die Gruppe Pomatia Leach an. Die meisten Spezies dieser Gruppe haben die drei Bänder deutlich ausgeprägt und zwar die südlichen, leb- hafter gefärbten in der Regel deutlicher als die bei uns heimische Helix Pomatia L. Bänderlose Varietäten finden sich ebenfalls *) Moquin-Tandon stellt Helix splendida mit Hel. lactea wmd vermiculata ele. unter seine Gruppe Otala; während Kobelt (Catalog) und Albers-Martens (Heli- een) sie unter der Gruppe Tachea (Ilelicogena) unterbringt. — Mog.- Tand. begründet dieses Vorgehen durch die anatomischen Unterschiede der Thiere — Die Charaktere der Gehäuse der Hel. splendida stimmen jedoch weit mehr mit jenen der Gruppe Tachea Leach ( Helicogena Fer) als mit jenen der Gruppe Macularia Albers überein. Dies bestimmte mich, für-die vorliegende Arbeit mich an Albers zu halten, ohne Moquin-Tandon’s Annahme jedoch prin- eipiell zu verwerfen, 63 häufig, im Ganzen aber doch seltener, als bei der vorigen Gruppe; nur Helix aperta Born ist in der Regel ohne Bänder und hat nach Moquin- Tandon nur eine einbändrige Varietät. Helix aspersa L. neigt sich in dem Verhalten ihrer Bänder mehr zur Gruppe Macularia, ihre Bänder sind meistens fleckig unter- brochen. Die ganze Gruppe besitzt die sehr stark ausgesprochene Neigung die ersten drei Bänder, und ganz vorzugsweise Band 2 und 3 zusammenfliessen zu lassen. Nach Hartmann wurden fol- gende Bändervarietäten, welche durch Zusammenfliessen entstan- den sind, für Hel. Pomatia beobachtet: 1234 5, 1234 5, ee aa ar. da Te ı,, Dagegen wird das Ausbleiben einzelner oder mehrerer Bänder sehr selten. Durchscheinende Bänder scheinen bei der ganzen Gruppe zu fehlen. Hartmann hat an Hel. pomatia das Auftreten von Nebenbändern, welche bei Bändern von normaler Breite die Zwischenräume ausfüllen, beobachtet. (Formel 1 2333344 3.) Die Gruppe Macularia Albers besitzt vorzugsweise die Eigen- schaft, die Bänder in Flecken aufzulösen, was mit ihrem übrigen Verhalten gut übereinstimmt. Die Entfernung der fünf Bänder untereinander ist nicht die gleiche wie bei den übrigen Gruppen. Das erste Band ist durch einen beträchtlichen Zwischenraum von dem nahe neben einanderstehenden Bande 2 und 3 getrennt, welch letztere daher gerne zusammenfliessen. Das Band 4 ist das breiteste und von Band 3 und 5 durch fast gleiche, breite Zwischenräume getrennt; das Zusammenfliessen dieser drei Bän- der ist desshalb ein seltenes Ereigniss. Das Auflösen der Bän- der erstreckt sich gewöhnlich nur auf die drei oberen Bänder. Bänderlose Exemplare finden sich bei allen Spezies. Die Bänder sind ohne durchscheinend zu werden, häufig sehr schwach an- gedeutet, und haben überhaupt sehr verschiedene Grade von brauner Färbung. Völlig durchscheinende Bänder werden nicht beobachtet, weil die diekschaligen Gehäuse auch eine dicke Perl- mutterschichte haben, welche das Durchscheinen der Bänder ver- hindert. eo Die Gruppe Iberus Montf. schliesst: sich enge an die vorige an, und stimmt in ihrem Verhalten ziemlich mit derselben über- ein. Es befinden sich jedoch schon mehrere Spezies in dieser Gruppe, bei welchen das Erkennen der Bänderung sehr schwierig wird, und bei welchen die Bänder völlig verschwinden. Die drei oberen Bänder sind häufig zu einer breiten Binde zusammen- geflossen, während das fünfte Band fehlt. (Helix muralis Müll.) Das Auflösen der Bänder in Flecken bildet die Regel. Besitzen die bisher behandelten Gruppen bezüglich ihrer Bändervarietäten ziemliche Uebereinstimmung und lassen wenig- stens einen allmähligen Uebergang erkennen, so trennt selbe doch eine nicht überbrückte Kluft von der zweiten Gruppe der Bänderabnormitäten, wie sie die Gruppe Xerophila Held dar- stellt. Diese Gruppe hat bei der Vierzahl ihrer Bänder das zur Regel werden lassen, was wir bei der ersten Gruppe als grosse Seltenheit getroffen haben, nämlich das Spalten einzelner Bänder. Die Bänder lösen sich hier in mehrere gleich schmale Streifen (3—4, selten mehr), oder in Streifen von verschiedener Breite und mit verschiedener Zeichnung auf. Auch das Auflösen in Flecken, das Zusammenfliessen der Bänder. und namentlich das Ausbleiben einzelner, tritt in so verschiedener Weise auf, dass hiedurch eine im Vergleich zur ersten Gruppe ganz ausserordent- liche Mannigfaltigkeit der Bändervarietäten entsteht, die leider noch viel zu wenig beachtet wurde. Die Mannigfaltigkeit der Bändervarietäten der zweiten Gruppe ist so unendlich, dass sich oft von derselben Fundstelle keine zwei Exemplare finden, die bezüglich der Zeichnung ihrer Bänder vollkommen übereinstimmen. Infolge dieser Bigenthümlichkeit ist es auch schwer, die Zahl der Bänder und deren Lage festzustellen, weil dieselben durch das Auflösen in Streifen breiter werden und sich die Zwischenräume zwischen den Bändern völlig ausfüllen; ja häufig treten sogar Bandstreifen an Orten auf, welche in der Regel frei davon sind, 2. B. bei Helix variabilis in der Nähe des Nabels. — Ausserdem hat jede einzelne Spezies wieder ihre besonderen Eigenthümlich- keiten, die sich ebenfalls wieder in ziemlich weitem Kreise bewegen. Ich muss es mir leider versagen, hier weiter in das ungemein reiche Detail der einzelnen Spezies einzugehen, da Meine Arbeit sonst den ihr zugemessenen Raum weit über- Schreiten würde; ich beschränke mich daher darauf, nur einige der allgemeinen Gesetze hervorzuheben, welche die Gruppe ein- zuhalten scheint. 1) Die Normalzahl der Bänder ist vier, die aber bezüglich ihrer Lage nicht mit Bändern der ersten Gruppe zusammen- fallen. 2) Das erste Band steht ganz nahe an der Naht; es ist meistens in Flecken aufgelöst (Helix variabilis) und fehlt bei ein- zelnen Spezies (Hel. ericetorum und obvia, von der letzteren Schnecke habe ich nur an bei Prag gesammelten Exem- plaren das erste Band in Flecken aufgelöst gefunden). — Das zweite Band steht, wenn ein Kiel vorhanden, oberhalb desselben; der Kiel selbst bleibt immer weiss; es ist jenes Band, das häufig allein vorhanden ist (Unt. Gruppe Turricula und Hel. candidula Stud.), das dritte und vierte Band, meistens in Flecken aufgelöst, befindet sich mit gleichen Zwischenräumen auf der Unterseite des Kieles. 3) Das oberste und das unterste Band verschwinden am leichtesten. 4) Bei allen Spezies kommen bänderlose Exemplare vor. 5) Die Bänder nehmen sehr verschiedene Zeichnungen an; häufig sind selbst zweierlei Zeichnungen an einem Bande combinirt. Das Auflösen in schmale Streifen bildet die Regel. 6) Das Zusammenfliessen der Bänder ist sehr beschränkt (Hel. obvia Z. und ericetorum). 1) Bei vielen Spezies beschränkt sich das Auftreten der Bän- ‘der, wenigstens vorherrschend auf Band 2. (Unt. Gruppe Turrieula ete.) Die ungemein reichen Bändervariationen dieser Gruppe wur- n meines Wissens noch keiner tiefer eindringenden Unter- suchung unterworfen. Die Gruppe, die vorzüglich in Italien in 5 66 zahllosen Individuen der einzelnen Spezies auftritt, kann daher wegen der Grösse des hiezu nöthigen Materials nur von italieni- schen Malakozoologen durchgearbeitet werden, und ich würde e$ mir zum Verdienste anrechnen, wenn meine Arbeit hiezu Ver- anlassung geben würde. Die dritte Gruppe der gebänderten Gehäuse schliesst sich aufs Engste an die vorhergehende an, obwohl die Gehäuse der beiden Gruppen bezüglich ihrer Form ziemlich verschieden sind. Es finden sich aber zwischen den beiden Gruppen so viele Ueber- gänge, welche sich nicht bloss auf die Bänderung beschränken, dass die Entwicklung der beiden Spezies aus einer gemeinsamen; wenn auch zur Zeit noch unbekannten Stammart nicht unwahr- scheinlich erscheint. Die Gruppe Campylaea Beck hat zwar vol” herrschend nur ein Band; dieses eine Band fällt aber mit dem zweiten Bande der vorhergehenden Gruppe zusammen, da ® nieht auf dem Kiele selbst, sondern etwas oberhalb desselber liegt. Mehrere Spezies besitzen drei Bänder, die mit den Bän- dern 1, 2 und 3 der Gruppe Xerophila in ihrer Lage vollständig übereinstimmen. (Hel. trizona Z, — Hel. Raspailii Payr, — Hd Kleciachi Porr., — Hel. Pouzolzüi etc.) Das vierte Band da gegen fehlt durch die ganze Gruppe. Bei den Frutico-Campy“ laeen des Kaukasus ist nur Band 2 und 3 vorhanden; ebens? bei Hel. zonata Stud. — Die Bänder lösen sich nie in Streifen oder Flecken auf, sind von verschieden dunkler Färbung und ist das zweite Band sehr häufig dadurch ausgezeichnet, dass es a" der unteren oder seltener auf beiden Seiten durch heller gefärbte an den Rändern verschwimmende Streifen eingefasst ist (He trizona Z., ichthyomma Held, Foetens Stud. ete.) — Ungebit“ derte Varietäten finden sich nur bei einzelnen Spezies (He Pouzolzü). Im Ganzen sind bei dieser Gruppe gewisse Bänder“ varietäten für die jeweilige Spezies sehr stabil, wesshalb 1° denselben für die Charakteristik der Arten hohen Werth beizt“ legen geneigt bin. ä Bezüglich der Bänderung gehört Helix arbustorum als em“ ziger europäischer Vertreter der Gruppe Arionta Leach, gleich” 67 falls dieser Gruppe an, an welche sie sogar durch die eine ihrer Varietäten von gedrückter Form und etwas geöffneten Nabel sehr nahe heranreicht (var. depressa Held. vom Untersberg). Ich besitze vier Exemplare von Helix arbustorum, welche ausser ihrem normalen Bande noch mehrere Bänder (eine derselben hat im Ganzen sieben deutlich unterscheidbare Bänder) haben, die zwar nicht so kräftig gefärbt, au den Rändern etwas ver- Schwimmen aber doch vollkommen deutlich ausgeprägt sind. Diese ganz abnorme Bänderung weist, wenn die Abnormität überhaupt in diesem Sinne gedeutet werden kann, vielmehr zur Gruppe Xerophila, als zur fünfbändrigen Gruppe Helicogena hin. Ich habe die Gehäuse leider nicht selbst gesammelt und kann daher nicht angeben, ob an deren Fundstelle sich auch andere Spezies mit ihr zusammenfanden, so dass eine geschlechtliche Vermischung mit einer andern Art möglich gewesen wäre. Bei Zwei Exemplaren der abnorm gebänderten Hel. arbustorum reichen die Bänder bis hart an den Nabel, den sie enge umschliessen. Hartmann (Erd- und Süssw.-Gast. der Schweiz p. 62) erwähnt 2wei-, drei-, vier- und fünfbändrige Varietäten derselben Schnecke, Ohne die Lage der Bänder genau anzugeben. An die Campylacen reiht sich die Gruppe Fruticicola Held. an. Es gehört bei dieser Gruppe zwar zu den Ausnahmen, dass Spezies gebänderte Varietäten haben. Wenn dies aber der Fall Ist, entspricht die Lage des Bandes genau derjenigen, welche Band 2 der vorigen Gruppe besitzt. Weit häufiger als gebän- derte Spezies finden sich solche, deren Kiel durch einen weiss- liehen Streifen markirt ist. Hiedurch schliessen sich diese Spezies so innig an die Oampylacen an, dass ich es für gerecht- fertigt halte, bezüglich der Bänderung die Gruppe Fruticicola für einen Ausläufer derselben anzusehen. Die helle Färbung des Kieles findet sich gleichwohl nicht bei allen Arten und nicht mmal bei allen Varietäten derselben Spezies. Am schärfsten Ist diese Farbe bei Helix limbata Drap. ausgeprägt. Unter den Wassermollusken der gemässigten Zone sind nur die grösseren Spezies der Paludineen und die Neretineen mit 5%* 68 Bändern und Zeichnungen aller Art geziert. Die zwei mittel- europäischen Spezies des Genus Paludina haben drei Bänder, welche wie bei den Heliceen den oberen Theil der Umgänge ein- nehmen, und die fast durch gleich breite Zwischenräume von einander getrennt sind. Band 1 ist das breiteste, das meistens etwas verschwimmende Ränder hat; Band 2 und 3 sind schmäler und deutlicher abgegrenzt. Zusammenfliessen der Bänder 2 und 3 wird beobachtet. Ueber das Ausbleiben einzelner Bänder und das Zusammenfliessen von allen Dreien ist mir keine Beobachtung bekannt geworden. Bänderlose Varietäten kommen vor. Die Neretineen sind durch schöne und ungemein mannig- faltige Färbung und Zeichnung ausgezeichnet; reine Bänderung ist dagegen hier selten (Neretina transversalis L.), die Zeichnun- gen der Epidermis sind gewöhnlich nach den Flussgebieten oder nach abgeschlossenen grösseren Wasserbecken, die sie bewohnen, verschieden, werden aber sehr strenge festgehalten. - Dies gibt Veranlassung, dass die Spezies des Genus Neretina fast nur auf die verschiedene Zeichnung ihrer Epidermis gegründet werden. 9, Verkehrtgewundene Gehäuse (Heterotaxien). Verkehrtgewundene Gehäuse gehören zu den grössten Selten- heiten, obwohl sie schon bei vielen Arten gefunden wurden, und sich wahrscheinlich auch noch für jene Spezies, bei welchen sie noch nicht beobachtet wurden, werden finden lassen. Die Ge häuse der Mollusken sind in der Mehrzahl rechtsgewunden, nu" bei wenigen Geschlechtern und Arten ist Linkswindung die normale Erscheinung; beide Windungsmodi können sich in der entgegengesetzten Windung vorfinden. Moquin-Tandon führt von den 223 in Frankreich vorkommen” den Gehäusemollusken nur 44 auf, welche mit verkehrter Win“ dung gefunden wurden, als: Hyalina mitens, — Zomites algirus, — Helix arbustorum, — cornea, — lapicida, — pulchella, -- splendida, — vermiculata, ~ nemoralis, — hortensis, — syWwatica, — aspersa, — pomatia, — | | f 69 aperta, — rupestris, — limbata, — carthusiuna, ~- hispida, — explanata, — apicina, unifasciata, — conspurcata, — fascio- lata, — neglecta, — ericetorum, — cespitum, — pisana, — varia- bilis, — trochoides, — Pupa Braunii, — Lymnaea peregra, — stagnalis, -- limosa, — Cyclostoma elegans, — obscurum, — Datulum, — Valvata piscinalis, — Neretina fluviatilis. — Dann Buliminus quadridens, — Clausilia perversa, — migricans, — plicata, — Pupa (Balea) perversa. Porro kannte für zwölf Arten verkehrt gewundene Exemplare, als: Helix aspersa, — nemoralis, — pomatia, — arbustorum, — lucana Müll., — hortensis, -- regina Fer, — unidentata Chem., — Achatina virginea Brug, — Bulimus citrinus Brug, — Lymnaea stagnalis. Charpentier, Catal. Moll. terr. et fluv. de la Suisse bildet folgende verkehrt gewundenen Spezies ab: Helix sylvatica Taf. I, Fig. 4 und Valvata obtusa (piscinalis) Taf. II, Fig. 19. Hartmann, Gasterop. der Schweiz, gibt Abbildung einer Lymnaea peregra (Taf. 24, Fig. 1 und 2). A. Gysser, Molluskenfaunas Badens führt auf: Helix pomatia und Olausilia biplicata. Hiezu hat Dickin bei Heidelberg noch Buliminus detritus verkehrt gewunden gefunden. O. Pfeiffer, Naturgesch. deutsch. Land- und Süssw.-Moll. bildet in der 3. Abth. Taf. II, Fig. 2 und 3 eine links gewundene Helix pomatia ab. Ich besitze in meiner Sammlung verkehrt gewundene Exem- Plare von Helix pomatia, — hortensis, — arbustorum und eröce- torum, — Clausilia biplicata und Pomatias patulum. Verkehrt gewundene Schnecken finden sich immer nur sehr vereinzelt vor, und es darf angenommen werden, dass unter vielen Tausenden, selbst Hunderttausenden, normal gewundener Exem- Plare erst ein verkehrt gewundenes sich findet. So hat z. B. A. Schmidt unter etwa 300,000 Exemplaren von Clausilia biplicata nur zwei rechts gewundene Exemplare bekommen. Unter den Vielen Tausenden von Olaus. parvula und plicatula, die ich ge- sammelt, war nicht ein verkehrt gewundenes Gehäuse. Von 70 Helix Pomatia werden verhältnissmässig noch am häufigsten ver- kehrt gewundene Exemplare gefunden. Ich besass in meiner Sammlung zehn in Südbayern gefundene Exemplare. Diese grössere Häufigkeit derselben ist aber durchaus nicht auf Rech- nung des häufigeren Vorkommens der Schneeke zu schreiben. Es finden sich kleinere Schnecken nicht nur in weit grössere! Zahl, sondern auch an weit mehr Fundorten als Helix pomatia. Fast aber möchte es scheinen, dass die Grösse der Schnecke von Einfluss auf diese Modification ist, wie wir es später bei den vollständigsten skalariden Formen zu bemerken Gelegenheit haben werden, die sich verhältnissmässig gleichfalls am häufigsten bei Helix pomatia finden. Gewöhnlich finden sich verkehrt gewun- dene Exemplare einer Spezies nur vereinzelt. Die mir zugäng- lich gewesene Literatur verzeichnet nur einen einzigen Fall, den Hartmann (Gasterop. der Schweiz) mittheilt, wo an demselben Fundorte mehrere verkehrt gewundene Exemplare von Lymnaea peregra Müll. (excerptus Hartm.) gefunden wurden. Professor Mousson fand nämlich am 20. Mai 1839 in einer kleinen Pfütze bei Wiedikon, Canton Zürich, unter 150--180 normalen Exem- plaren zwölf links gewundene, Verkehrtgewundene Exemplare zeigen nicht die geringste äussere Verletzung, und gleichen im Ganzen auch, die verkehrte Drehung natürlich ausgenommen, vollkommen dem Typus der normal gewundenen Exemplare derselben Spezies. Wir haben daher die Ursache dieser Erscheinung im Thiere selbst oder wenigstens in den allerersten Entwicklungsstadien desselben, auf welche die Umgebung noch keinen Einfluss zu gewinnen vermag, zu suchen. Es scheint nämlich, dass die Drehungsrichtung der Schnecken durch die Neigung des Dottersackes, der sich nach - hinten während des Wachsthums der in der Bildung begriffenet Schnecke zipfelmützenartig verlängert, ihren Anstoss erhält; wenn der Zipfel des Dottersackes daher aus irgend welchem Grunde sich auf die der normalen Drehung entgegengesetzte Seite wendet, so wird auch die Drehung des Gehäuses dieser Richtung entsprechen müssen. 71 Dass linksgewundene Exemplare von Helis pomatia nicht wieder linksgewundene Nachkommenschaft haben, ist eine mehr- fach beobachtete Thatsache. Allerdings hatte bei dem seltenen Vorkommen verkehrt gewundener Exemplare wohl keinenfalls eine Begattung durch Individuen stattgefunden, welche die gleiche anormale Windung besassen. Es wäre daher sehr werthvoll, durch Versuche zu konstatiren, ob die verkehrte Gehäusedrehung auch dann nicht vererbt werden könnte, wenn die Begattung Sich nur auf je zwei verkehrt gewundene Exemplare beschränken würde, und wenn mehrere Generationen hindurch nur verkehrt gewundene Individuen sich begatten würden. Schon Rossmaessler (Jconogr. III. Bd. p.118) hat auf derartige Versuche hingewiesen und Wien als denjenigen Ort bezeichnet, wo am leichtesten sich mehrere linksgewundene Exemplare von Helix Pomatia auftreiben liessen. Dass die Möglichkeit der Vererbung für die verkehrte Windung nicht ausgeschlossen ist, beweist die Häufigkeit ver- kehrt gewundener Varietäten mehrerer Bulimineen und Olausilien, wie sie sich vorzugsweise in Siebenbürgen finden. 0. A. Bielz, Fauna der Land- und Süssw.-Mollusken Siebenbürgens führt zu Buliminus reversalis Bielz. und zu Clausilia Fussiana Bielz. vechts- und linksgewundene Varietäten an, und es ist höchst Wahrscheinlich, dass, wenn auch nicht alle, doch gewiss die Mehrzahl der von Rossmaessler (Jcon. Bd. III, p. 127) aufge- führten linksgewundenen Clausilien, unter den rechtsgewundenen Olausilien Siebenbürgens analoge Formen besitzen, die. sich aus jenen gebildet haben. Ich muss es mir leider versagen, weiter auf die Einzelnheiten dieser höchst interessanten Formen einzu- gehen, da ich das mir nach dieser Richtung zur Verfügung Stehende Material für nicht ausreichend halte. Der Drehung der Gehäuse entspricht die Drehung der Deckel gedeckelter Gehäusemollusken. Man will in diesen zweischaligen Gehiusemollusken Uebergangsformen von den Bivalven zu den einschaligen Gehäuseschnecken finden, und zwar wie mir scheinen will, mit vielem Grunde. Die Deckel drehen sich in der Regel in einer der Drehung des Gehäuses entgegengesetzten Richtung; 72 ihre Drehung ist jedoch bei den einzelnen Geschlechtern eine sehr verschiedenartige; mehrere Geschlechter drehen ihre Deckel überhaupt nicht. Diese letztern vergrössern sich entweder durch mehr concentrisches Wachsthum (Genus Bythinia) oder durch excentrisches (Genus Paludina). Die sich drehenden Deckel haben einen genau in der Mitte liegenden Kern (Genus Valvata) oder einen excentrischen, in dem die Schnelligkeit der Drehung mit zunehmendem Wachsthume desselben abzunehmen scheint. (Genus Oyclostoma, Pomatias, Papula, Bythinella, Moquin-Tandon ete). Die Deckel sind hornig oder kalkig und manche haben einen nach innen gerichteten Dorn (Gen. Neretina). Die Literatur ver- zeichnet meines Wissens keine Missbildungen der Deckel, obwohl solche gewiss vorkommen werden. Auch mir ist kein solcher Fall bekannt geworden. Die Kenntniss derartiger Missbildungen würde jedoch nicht minder von Interesse sein, als die übrigen Gehäusedifformitäten, und ich möchte daher alle Sammler darauf aufmerksam machen. 10. Wechselnde Schalenstärke der Gehäuse. Die Bildung der Gehäuse ist vom Vorhandensein derjenigen Stoffe abhängig, welche die Schichten der Gehäuse zusammen“ setzen. Da der Hauptbestandtheil der Schalen Kalk ist, so ist es natürlich, dass der Mangel desselben den Aufenthalt und die Ansiedlung der Gehäusemollusken geradezu unmöglich machen . kann. Alle jene Gegenden, deren Boden aus kalkarmen Gesteine! bestehen, besitzen daher eine sehr spärliche Molluskenfauna (Böhmerwald u. s. w.), während die Kalkgebirge in dieser Hin- sicht meist weit reicher bedacht sind. In Granitgebirgen be schränken sich die Gehäusemollusken häufig auf solche Orte welche ihnen Material zum Hausbau in ausreichendem Maasse liefern. Solche Orte sind vorzugsweise die hoch auf Bergen ge legenen Ruinen, deren zerfallende Mauern den Gehäuseschnecken Kalk in hinreichender Menge bieten. Nacktschnecken, welche keine Gehäuse bauen, sind daher auch weit weniger von dem 73 Kalkgehalte des Bodens abhängig, und finden sich diese desshalb auch noch häufig an solchen Orten, wo Gehäuseschnecken nicht mehr existiren können. Die Menge des Kalkes, welcher den Mollusken mit ihrer Nahrung oder durch Ablecken der Steine, Erde ete. zugänglich ist, ist dem entsprechend auch auf die Stärke der Kalkschichten der Gehäuse von Einfluss. Die Thiere werden stärkere Gehäuse bauen, wenn sie sich viel, schwächere und dünnere, wenn sie sich wenig Kalk verschaffen können. In wie weit die Dünnheit der Gehäuse sich ausdehnen kann, habe ich mehrmals an Exemplaren von Helix nemoralis und hortensis zu beobachten Gelegenheit gehabt. Obwohl nämlich die Gehäuse völlig ausgewachsen waren, entbehrten sie fast jeder Kalkschichte, und waren diese so ungemein dünn und zart, dass der leiseste Druck genügt, um bleibende Eindrücke zu hinterlassen. Solche Gehäuse finden sich ausschliesslich in dunkeln Laubwäldern , wo die alljährlich sich anhäufenden Mengen abfallender Blätter eine dichte Humusschichte bildet, welche den Schnecken zu dem kalk- haltigen Boden den Zugang verwehrt. Die dünnschaligen Ge- häuse stellen daher eine abnorme Erscheinung dar und bilden ein Uebergangsstadium, das wahrscheinlich mit dem Absterben der Art seinen Abschluss findet, wenn der Kalkmangel den höchsten Grad erreicht hat. Grosse Schalenstärke wird zunächst durch Kalkreichthum veranlasst. Wir finden dem entsprechend nicht nur alle dem Kalkboden eigenthümlichen Arten mit sehr starken und festen Gehäusen , sondern es nehmen auch in der Regel jene Arten, Welche nicht ausschliesslich auf Kalkboden vorkommen, eine festere Schale an, wenn sie auf denselben gerathen sind. So besitzen z. B. alle jene Helices, welche den kalkreichen Kies- boden der Flussauen an den Alpenflüssen bewohnen, sehr feste Gehäuse, und Helix hortensis findet sich bei Augsburg häufig Wit weissem kalkigem Wirbel. — Auch die dünnschaligen Lym- näen (stagnalis und auricularia) nehmen in den kalkreichen een der Voralpen eine sehr feste und dicke Schale an. Die- selbe Abänderung lässt sich bei den Bivalven dieser Seen beob- T4 achten. (Unio pictorum v. decollatus; Anodonta callosa, sogar Pisidium henslowianum v. solidum m. im Chiemsee). Nur Unio margaratifer scheint von dieser Regel eine Ausnahme zu machen, da sie ausschliesslich die Bäche kalkarmer Urgebirge bewohnt und dennoch jene Muschel ist, welche die dickste Schale besitzt. Da aber die jene Bäche erfüllenden Wasserpflanzen, von deren faulenden Resten die Muscheln leben, nach den Untersuchungen des Apothekers v. Baumgarten (Corresp.-Blatt des zoolog. mineral. Vereins, 1856, p. 165) verhältnissmässig sehr viel Kalk enthalten, so steht die Dickschaligkeit dieser Muschel nicht im Widerspruch mit unserer Behauptung. Das Klima besitzt nicht minderen Einfluss auf die Schalen- stärke der Mollusken, welche im Allgemeinen gegen die Tropen stärkere und kalkreichere Gehäuse bekommen. Die Ursache dieser Erscheinung ist in der wärmeren Lufttemperatur zu suchen, welche den Mantel der Thiere zu grösserer Productionskraft reizt. Die dicke Schale verleiht den Mollusken dagegen auch weit mehr Schutz gegen die heisse, die Feuchtigkeit aufsaugende Luft, welche sie in den südlichen Gegenden umgibt, und es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die den südlichen Spezies eigen” thümliche Schalenstärke durch die natürliche Zuehtwahl ihre Be- festigung erhalten hat. Auffallende Verschiedenheiten ergaben sich bezüglich der Schalenstärke zwischen Exemplaren der Helis aspersa die in Belgien, und solchen die in Italien und Griechen- land gesammelt wurden. — Die Wassermollusken sind im Ganzen betrachtet, weniger einem derartigen Wechsel unterworfen. Es treten jedoch nach Süden neue dickschalige Arten und Genera auf, die in den gemässigten Klimaten keine Vertreter mehr haben- Verschiedene Schalenstärke kann vererbt und befestigt wer- den, weil die veranlassenden äusseren Ursachen die Organe des Thieres in Mitleidenschaft ziehen müssen, um am Gehäuse ihren Ausdruck zu finden. Nehmen wir z. B. an, es gerathen Wasser“ schnecken, die kalkarme Gewässer bewohnten, in ein sehr kalk- haltiges Bassin, welches trotzdem noch jene Bedingung enthält, die die Art zur Existenz bedarf. Vorausgesetzt, dass die Be } | i | 75 schaffenheit des neuen Wohnortes keine Veränderung erfährt, werden sich die Organe der Thiere nicht nur allmählig daran gewöhnen, grössere Mengen Kalk aufzunehmen und am Gehäuse abzusetzen, sondern der Organismus der Thiere wird sich im Laufe vieler Jahre sogar derart an die gesteigerte Mantelthätig- keit anbequemt haben, dass er seine Anbequemungsfähigkeit wenigstens theilweise eingebüsst hat. Würden nämlich in einem zweiten Bassin mit geringerem Kalkgehalte als das erste, aber höheren als jenes Gewässer, welches die Stammart bewohnt, Thiere von dieser und solche aus dem ersten Bassin zusammen- kommen, so würde höchst wahrscheinlich die Stammart sich leichter und schneller an die neuen Verhältnisse gewöhnen als die starkschalige Abart; und wenn zwischen beiden der Kampf ums Dasein sich entspinnen sollte, so ist sicher anzunehmen, dass die starkschalige Abart unterliegt, weil sie sich weniger leicht an die neuen Verhältnisse accommodiren konnte. Aus der Starkschaligen Abart ist aber im Laufe der langen Zeit eine neue Spezies geworden, die hier gegen ihre Stammart im Nach- theile ist. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachte ich gewisse Starkschalige Lymnaeen der Voralpenseeen, als: Lymn. tumida Held, Lymn. rosea Gallenstein, Lymn. rubella Olessin (im Chiemsee.) 11. Gehäuseüberwucherung. Unter gewissen Verhältnissen kann den Mollusken an einem bestimmten Wohnorte eine grössere Menge von Baumaterial ge- boten werden, als es in der Regel der Fall ist. Ungewöhnlich lang andauernde feuchte Witterung im Laufe des Sommers macht es z. B. manchmal den Schnecken möglich, mehr Kalk mit der Nahrung aufzunehmen, als sie zum vollen Ausbau ihres Gehäuses bedürfen. Nicht ausgewachsene Thiere lagern solche überschüssige Kalktheile in Form von Wülsten in der Nähe des Endes des Jahresansatzes ab. Ausgewachsene Thiere verwenden dieselben zur Verstärkung der Mündung des Gehäuses durch Ablagern von Wülsten, Leisten und Lamellen oder Zähne, oder durch kanal- 76 artige Verlängerungen der Mündungsöffnungen. Wasserschnecken (Lymnaea stagnalis und auricularia) nehmen bei ähnlichen Fällen den durch den erweiterten Mundsaum als vollendet zu betrach- tenden Hausbau von Neuem auf und bauen nun das Gehäuse in sehr erweitertem Masse noch ein Stück weiter, oder sie bauen vor dem bereits vollendeten Mundsaume einen neuen zweiten (Hartmann, Gasterop. T. 47 und 48, Lymnaea auricularia). Auch die Planorben, namentlich die Verwandten des Plan. corneus: bauen ihr Gehäuse plötzlich in beträchtlicher Erweiterung fort. (Planorbis multivolvis Case aus Nordamerika ist vielleicht nut eine derartige Abnormität). — Ein ähnlicher hierher gehöriger Fall kam mir für Calyculina lacustris Müll. vor, welche Muscheln von Dr. Poulsen in Kopenhagen in einem ausgetrockneten Gra- ben gefunden wurden. Die Muschelchen bestanden gewisser- massen aus zwei durch eine schmale Terrasse verbundene Ab- sätze. Der obere den Wirbeln nahe gelegene Theil war normal entwickelt bis etwa zur Hälfte der Muschel. Diese musste nut wegen des abnehmenden Wasserstandes ihres Wohnortes in dem Tempo ihres Schalenbaues gestört worden sein, indem ihr die Aufnahme der Nahrung beschränkt wurde, und der Weiterbau der Schalen erfolgte eine Zeitlang in weit geringerem Grade, als er angefangen hatte. Nachdem später der Graben sich wieder mit Wasser gefüllt hatte, wurde der Schalenbau wieder in der zuerst begonnenen Weise aufgenommen und zu Ende geführt. Im Sommer 1872, der sich durch lang andauernde feucht® Witterung auszeichnete, habe ich an einer Stelle Clausilia bipl cata Mont. und plicatula Drap. in vielen Exemplaren gesammelt, deren Mündungen durch Ablagerungen überschüssiger Kalktheile röhrenförmig veglängert waren, und von denen manche soga! einen deutlichen zweiten Mundsaum hatten. Ich hatte an der- selben Stelle in den Vorjahren nie solche missstaltete Gehäus® gefunden und schreibe daher diese Abnormität der feuchten Witterung des Sommers 1872 zu. Die Gehäuse der Mollusken erreichen eine gewisse normale Grösse und stülpen, wenn sie vollendet sind, ihren Rand nach TA aussen etwas um oder setzen an der Mündung Wülste etc. ab, welche den Mundsaum verstärken. Diese Wülste oder Leisten stellen sich nicht nur als Querleisten dar, sondern erscheinen bei einzelnen Arten und Geschlechtern auch als den Umgängen entlang laufende Längsrippe, welche als Falten oder Lamellen bezeichnet werden. Diese Leisten, Wülste, Zähne, Falten und Lamellen gewinnen meistens für die jeweilige Art hohen taxono- mischen Werth, weil sie sich in den meisten Fällen als sehr Constant erweisen. Dennoch ist es mitunter der Fall, dass vor- handene Zähne und Wulsten bei Exemplaren derselben Spezies ausbleiben, als auch dass solche an neuen Stellen auftreten (Pupa minutissima Hartm. ete.), oder dass sie sich verdoppeln. Ich habe in einer kleinen Arbeit (Ueber den Einfluss kalkarmen Bodens auf die Gehäuseschnecken, Corresp. des zoolog. mineral. Vereins zu Regensburg 1872) bereits darauf hingewiesen, dass für Olausilia biplicata Mont. die Ursache der Verdopplung der mittleren Gaumenfalte auf den grossen Kalkreichthum sich zu- rückführen lässt, welcher den Thieren an bestimmten feuchten Orten mit ihrer Nahrung zukömmt. Mehrere Autoren halten auch bezüglich Pupa muscorum, welche manchmal mit zwei Zähnen und Pupa minutissima, welche mit einem Zahne vor- kommt, diese Erscheinung richtig gewürdigt, indem sie solche Formen unter einer Spezies zusammenfassen. Dieser Vorgang ist daher nur zu billigen, weil specielle Wohnortsverhältnisse auf die Bildung von Zähnen und Lamellen Einfluss zu gewinnen Scheinen. Alle Zahn- und Leistenbildungen ete. sind ja im Grunde nichts anderes als Ablagerungen überschüssigen Baumaterials, das die Schnecke mit der Nahrung aufnimmt, aber zur eigent- lichen Vergrösserung des Gehäuses nicht mehr verwenden kann, Weil sie selbst und mit ihr das Gehäuse seine normale Grösse erreicht hat. — Vererbt werdende und festgewordene derartige Ablagerungen zeichnen sich durch ihre Regelmässigkeit und Polirtheit gegen alle jene Bildungen aus, welche durch eine besondere Constellation äusserer Verhältnisse veranlasst werden, die nicht regelmässig wiederkehren. Ueberwucherungen, welche 78 als abnorme Erscheinungen zu betrachten sind, sind daher durch ihre rauhe Oberfläche und dureh die Ungleichheit ihrer Formen bei den einzelnen Individuen leicht zu erkennen. Porro hat mangelnde oder überschüssige Zahnbildungen unter Nr. XVII. als Anomalia emeritica „per accidenti parziali“ ent- standen betrachtet. — Ich betrachte mit Rücksicht auf die Mög- lichkeit der Vererbung alle jene constant auftretenden Formen mit einzeln fehlenden oder überschüssigen Zähnen oder Lamellen als Varietäten, da sie häufig auch allein an besonderen Fund- orten gefunden werden. Fast alle mit Zähnen etc. versehenen Arten und Genera sind übrigens bezüglich der Zahl und Stärke, derselben mehr oder weniger dem Wechsel unterworfen, wie z. B. erst kürzlich Jickeli es im Nachrichtsblatt der deutsch. malakol. Gesellschaft 1872, p. 87 für das Genus Melampus Mont. nachgewiesen hat. Die Grenze zwischen Varietät und Abnormität läuft jedoch hier wie bei allen derartigen der Möglichkeit der Vererbung unterwerfenden Modifieationen durcheinander. Was Porro unter Nr. VIII, Anomalie locale, per sopraeccitazione di vitù begreift (Helix nemoralis mit Abbildung T. V, Fig. 7, und Helix albopustulata Jan.) gehört bestimmt hieher. 12. Gehäuseanfressungen. Gehäuseanfressungen finden sich nicht selten. Ich habe sie bei folgenden Spezies beobachtet: Bythinia tentaculata, Lymnaea stagnalis, palustris und peregra, Clausilia biplicata und plicatulas Helix hortensis und Paludina vivipara. Gehäusecorrodirungen haben verschiedene Veranlassungen; sie lassen sich in solche eintheilen, welche auf mechanischem Wege und in solche, welch® durch Chemismus entstanden sind. Alle Arten von Gehäuse anfressungen erstrecken sich, wenn nicht auf alle, doch wenig” stens auf die Mehrzahl der Individuen eines Wohnortes. Auf mechanischem Wege entstandene Gehäuseanfressunget werden durch das Abnagen der Schalen von Thieren derselben Spezies veranlasst, wenn sie an einem bestimmten Wohnorte da# í | i f 79 zum Hausbau nöthige Material auf andere Art sich nicht ver- schaffen können. Ich habe meine darauf bezüglichen Beobachtungen schon in dem mehrfach erwähnten Aufsatz „Ueber den Einfluss kalkarmen Bodens auf die Gehüuseschnecken“ mitgetheilt, uud beschränke mich hier darauf einige Punkte hervorzuheben. Die Gehäuse setzen sich nämlich aus drei Schichten zu- sammen, deren Stoffe sehr ‚verschieden sind. Das Periotracum besteht aus thierischem Leime, während die zweite und dritte Schichte vorzugsweise Kalk in ihren Bestandtheilen hat. Die Thiere können sich daher entweder mit dem Abnagen des Perio- tracum begnügen, wenn ihnen ihre Nahrung die in demselben enthaltenen Stoffe zu spärlich oder gar nicht liefert, oder sie greifen auch die Kalkschichten an, wenn sie Kalk nicht auf andere Weise zu erhalten vermögen. Ich habe beide Fälle be- obachtet. Der im Nachrichtsblatt der deutsch. mal. Ges. 1873, P. 28 von mir mitgetheilte Fall einer Gehäuseannagung bei Lymnaea peregra beweist übrigens, dass die das Periotracum bildenden Stoffe an frische Pflanzennahrung gebunden sind. Dr. Kobelt hat in demselben Blatte 1872, p. 46 eine ähnliche Beobachtung mitgetheilt, nach welcher eine Helix arbustorum Sogar ihr eigenes Periotracum abgeweidet hat. Die Gehäuseanfressungen, welche durch Thiere veranlasst werden, sind meistens auf die älteren und ältesten Windungen beschränkt; nur in selteneren Fällen werden auch die jüngeren, ja sogar der letzte Umgang angegriffen. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn Mangel der zum Periotracum nöthigen Stoffe das Thier zum Berauben ihrer Artgenossen treibt. Ist dagegen Kalkmangel die Ursache der Gehäuseanfressung, so werden in der Regel nur die ältesten und älteren Umgänge abgenagt, weil an diesen das Periotracum sich oft abgeschält hat, und hiedurch die Kalkschichten bloss liegen. In diesem Falle werden die An- Nagungen natürlich auch tiefer sein und kleine Grübchen bilden. Bythinia tentaculata, sowie die kleineren Lymnäen fressen oft ihr Gehäuse an, wenn sie in pflanzen - und algenreichen, aber kalkarmen Gräben leben. Aber auch Landschnecken, namentlich 80 die gerippten Olausilien (Claus. biplicata Mont.) nagen ihre Ge- häuse ab. Anfressungen durch chemische Agentien verursacht, finden sich nur bei den Wasserschnecken und namentlich bei den theilweise im Schlamm steckenden Muscheln. Die chemische Zersetzung der Gehäuse wird entweder durch die dem Wasser- oder dem Boden- schlamme beigemengten Säuren (wohl meistens Kohlensäure) oder durch Algen veranlasst, welche auf den Gehäusen wachsen. Das Anfressen durch Algen gehört zu den selteneren Fällen. Ich habe es nur einmal beobachtet. In einem kleinen sumpfigen Wiesengraben , der jetzt durch die Cultur ausgetroeknet wurde, war eine kleine Form von Lymnaea stagnalis vorhanden, deren Gehäuse von Algen völlig überzogen waren. Die Algen frassen während ihres Wachsthumes die Gehäuse an und liessen punkt- oder streifenförmige bis zur dritten Schichte eindringende Grübchen zurück, welche die Gehäuse in ihrer ganzen Ausdehnung bis hart an den Mundsaum bedeckten. Ich habe leider übersehen, die Algenspezies in frischem Zustande festzustellen. Im Herbste zogen sich die Algen an den Gehäusen in kleine kugelige Wärz- chen zusammen. — Nicht alle Algen scheinen sich in gleicher Weise zerstörend gegen die Molluskengehäuse zu verhalten. Ich habe nämlich Lymnaea stagnalis, Bythinia tentaculata und manche Unionen und Anodonten gleichfalls dicht mit Algen bewachsen gefunden, ohne dass dadurch die Gehäuse angegriffen worden wären. Gehäuseanfressungen durch -dem Wasser beigemengte Säuren werden gleichfalls selten beobachtet. Solche Anfressungen sind durch die rundliche Form ihres Umrisses kenntlich; sie sind über die ganze Oberfläche des Gehäuses zerstreut. — Ich habe sie einmal bei Lymnaea peregra Müll. in einem Quellenbache þei Scheuring im Lechthale beobachtet. Das unterbrochene Aufstei- gen kleiner Bläschen vom Grunde an die Oberfläche des Wassers machte mich auf die Anwesenheit der demselben beigemengten Säuren aufmerksam. Weit häufiger leiden die im Boden oder im Schlamme steckenden Muschelschalen durch chemische Zersetzung 81 ihrer Bestandtheile. Ich habe die Ursache der Schalenanfressungen in einem Aufsatze (Die Corrosion der Süsswasserbivalven, Corresp.- Blatt des zoolog.-mineralog. Vereins zu Regensburg 1871, p.125) schon eingehender dargelegt, und muss daher auf diese Arbeit verweisen, indem ich mich hier darauf beschränke, die Haupt- Sätze hervorzuheben. Die Bivalven sind nur an jenen Theilen angefressen, mit welchen sie im Boden der Gewässer stecken. Die Anfressungen beschränken sich daher auf die Gegenden um den Wirbel, und namentlich auf die gegen den Mundrand der Muscheln zu gelegenen Theile. Solche Corrosionen werden daher üur durch die chemische Beschaffenheit des Bodens, in dem sie stecken, veranlasst; nur manchmal mag eine kleine Annagung eines Insectes, oder eines anderen Thieres, die Veranlassung werden, dass die Wirkung chemischer Reagentien rascher auf die Kalkschichten einwirkt, da das Periotracum fast gar nicht durch Säuren angegriffen wird, und daher die darunter liegenden Kalk- Schiehten durch dasselbe sehr wirksam geschützt werden. Lehm- boden, namentlich zäher blauer Letten greift die Muscheln am Stärksten an, und löst vorzugsweise den Kalk derselben auf; reiner Sand und feiner erdiger Schlamm hält die Muscheln am besten unversehrt. Humusreicher Schlammboden macht das Perl- Mutter fleckig und greift vorzugsweise das Periotracum an. Die Ausgedehntesten und tiefsten Gehäuseanfressungen werden durch zähen Lehmboden, der mit humusreichem Schlamme bedeckt ist, erzielt, da sich beide gegengeitig in die Hände arbeiten. Muscheln, Welche kalkarme Gewässer bewohnen, sind immer an den Wirbeln gefressen, und ich glaube daher, dass das grosse Kalkbedürfniss der Thiere theilweise wenigstens dazu beiträgt, den Boden, in dem sie stecken, geneigter zur Zersetzung der Muschelschalen 2u machen. Kalkreiche Gewässer bewohnende Muscheln sind Meistens gar nicht, nie aber in dem Maasse angefressen, wie die üscheln kalkarmer Gewässer. Alle Gehäuseanfressungen werden ausschliesslich durch äussere erhältnisse veranlasst, die keinen Einfluss auf das Thier selbst ZU gewinnen vermögen. Ich kann zerfressene Gehäuse desshalb 6 82 nicht einmal als Varietäten, geschweige denn als Arten betrachten. Selbst wenn sich solche Anfressungen bei einzelnen Arten vor” zugsweise finden sollten, wie z. B. bei Lymnaea .Blauneri Shuttlew, möchte immer erst die sorgfältige Abwägung der übrigen Charaktere vorauszugehen haben, bevor etwaige Anfressungen ihre Berück- sichtigung finden könnten. C. Porro stellt die hieher gehörigen Erscheinungen sub Nr. 1- „Modificazioni per azione locale di pura corrosione sulla con- chiglia“ — Derselbe Autor führt folgende 14 Arten als corro- dirt auf: Navicella tessellata Lam.; — Lymnaeus stagnalis; — Lym stagnalis var. bicolor; — Lym. palustris Drap.; — Lym. perege" Drap.; — Ampullaria intorta Lam.; — Ampullaria n. s. affine alla Paludinoides Jan.; — Paludina littoralis Chem., — Paludina impura Drap.; — Melanopsis acicularis Fèr.; — Mel. oliva Jan; — Pyrena ceylanica Jan.; — Melanopsis pardalis Meg.; — und Neretina fluviatilis L. 13. Gehäuseverkrüppelungen. Wenn das Gehäuse der Mollusken eine Verletzung erhält, so sucht das Thier den Schaden zu repariren. Hiebei kommt jedoch weit weniger der Wille des Thieres als die Möglichkeit in Betracht, dass die das Gehäuse bildenden Organe, nach der Grösse, Lage und Beschaffenheit des Schadens, diesen wieder herzustellen im Stande sind. Die Reproductionsfähigkeit der Mollusken in Bezug auf das Gehäuse ist im Ganzen keine sehr grosse, und wenn es ihnen auch manchmal gelingt, erstaunlich grosse Defecte wieder zu verbessern, so liegt der Grund hiefür mehr in der besonderen Beschaffenheit des Defectes, als in de! hohen Reproduetionskraft der Schnecke. Ich habe eine gross? Zahl auf alle mögliche Weise verletzter Gehäuse untersucht UN bin hiebei zu folgenden Resultaten gekommen: Das Periotracum kann nur von den Drüsen des Mantel- saumes produeirt werden, während an der Ablagerung der beiden | 83 unteren Schichten alle Theile des Mantels, ja sogar alle Theile des Thieres, welche mit dem Gehäuse unmittelbar in Berührung stehen, sich betheiligen. Da der Gehäusebau mit dem Wachs- thume des Thieres vollkommen gleichen Schritt hält und die Production des Periotracum nur dem äussersten Ende des Mantels obliegt, so kann das Thier bei allen Schalenverletzungen, welche es überhaupt zu repariren im Stande ist, gleichviel ob sie nahe der Mündung oder weiter von ihr entfernt liegen, das Periotracum nie noch einmal an derselben Stelle absetzen. Es ist daher immer nur die zweite und namentlich die dritte Schichte, welche das Thier am verletzten Gehäuse nachzubilden vermag. Weit von der Gehäusemündung entfernte Defeete werden nur durch Ablagerung der dritten Schichte reparirt. Da aber der Mantel des Thieres mit zunehmendem Alter die Fähigkeit Kalk auszuscheiden immer mehr verliert, so wird die Möglichkeit, das verletzte Gehäuse zu repariren, bei vorgerückterem Alter eine immer geringere, und ich habe öfter Gehäuse gefunden, deren Verletzungen nur mehr mit einer ganz dünnen Haut verschlossen waren. ; Die Möglichkeit, eine verletzte Stelle zu repariren, hängt im Wesentlichsten davon ab, dass der Defeet des Gehäuses nicht grössere Stellen des Mantels blosslegt. Ist dies der Fall, sind nämlich an der zerbrochenen Stelle die Stücke des Gehäuses weggefallen, so kann sich das Thier häufig der schädlichen Ein- flüsse der umgebenden Medien auf den blossgelegten Mantel nicht tasch genug erwehren, und das Thier geht dann an dem Defect zu Grunde; bleiben aber die abgebrochenen Stücke auf der defectgewordenen Stelle liegen, so kann das Thier sehr bedeu- tende Defecte repariren, falls es nicht selbst verletzt wurde. Ich habe von Helix hortensis, nemoralis und arbustorum ganz zertretene Gehäuse gefunden, welche von ihren Thieren wieder reparirt und zusammengekittet worden waren. (Hartmann, Gast. der Schweiz T. XI bildet zerbrochene Gehäuse dieser Art nach Hel. hortensis ab.) — Für kleinere Schnecken bleiben bei grösseren Verletzungen der Gehäuse die Thiere selbst weit seltener unver- 6* 84 letzt als bei den grösseren Helices; die ersteren gehen daher meistens zu Grunde. Bei den Wasserschnecken werden die zer- brochenen Stücke verletzter Gehäuse vom Wasser regelmässig weg- geschwemmt; sie gehen daher an, an sich unbedeutenderen Defecten mehr zu Grunde als die Landmollusken. Werden von im Wachsthum begriffenen Gehäusen die frisch gebildeten Theile abgerissen und völlig entfernt, so ist zwar das Thier nicht mehr im Stande, das Periotracum für dieselbe Stelle nochmals zu bilden, wohl aber kann es für den abgerissenen Theil die zweite und dritte Schichte nachbilden, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob dieselben schon an dem abgebrochenen Theile abgesetzt war oder nicht. Es ergaben sich hiebei jedoch einige Eigenthümlichkeiten, welche näher zu betrachten sind. Das rasch spröde werdende Periotracum gibt nämlich für die länger weichbleibende zweite Kalkschichte einen festen Stütz- punkt ab, an den sich diese ablagert. Fehlt nun das Periotracum, so hat die Kalkschichte keinen festen Halt zur Zeit ihrer Ab- lagerung, und dies hat zur Folge, dass sie runzelig sich zusammen- schiebt. Während die Aussenseite hiedurch uneben bleibt, wird die Innenseite des ergänzten Umganges durch die Perlmutter- schichte etwas geebnet oder wenigstens geglättet. Da ferner die Grundfarbe der Gehäuse ihren Sitz’im Periotracum hat, so ist auch die nachprodueirte Stelle entweder völlig farblos, oder be- sitzt eine weisse, sonst den Gehäusen der Art nicht eigene Kalk- farbe, die sehr leicht schmutzig wird, weil sie nicht geglättet ist. Die dunkle Farbe der Bänder, welche dagegen auch bei normal gebildeten Gehäusen in der zweiten Kalkschichte liegt, lässt sich auch bei Gehäusen mit mangelndem Periotracum deut- lich erkennen, wenn sie auch weniger scharf und schön abge- grenzt sind. Beim Abbrechen grösserer Theile des zuletzt gebildeten Umganges macht sich häufig eine Störung in der Fär- bung der Bänder bemerkbar. Gewöhnlich sind an den nach- gewachsenen Schalentheilen die Bänder desto weniger dunkel gefärbt, je näher der ergänzte Theil dem unverletzten Gehäuse“ reste liegt. Dieselbe Erscheinung wird übrigens auch häufig a? 85 nicht verletzten Gehäusen bemerkt, indem eine kleinere Differenz bezüglich der Dunkelheit der Bänder zwischen dem Anfang und Ende desselben Jahresabsatzes besteht. Diese Differenz ist durch die gegen das Ende des Jahresansatzes etwas zunehmende Dicke der Kalkschichte veranlasst. Wird das Gehäuse, nachdem der abgerissene Theil in seiner vollen Länge wieder hergestellt ist, weiter gebaut, so werden bei diesem Neubau von dem Punkte an, mit welchem er die abgerissen gewesene Stelle überschreitet, die Schichten wieder vollständig normal mit dem Periotracum weitergeführt. Infolge des grösseren Kalkverbrauches ist jedoch das Thier nur in selteneren Fällen im Stande, sein Gehäuse wie- der bis zur vollen normalen Grösse zu bringen, wenn grössere Stücke der letzten Umgänge abgebrochen wurden. Hierauf hat das Alter des Thieres grossen Einfluss, weil mit der Zunahme desselben die Thätigkeit des Mantels sich mindert. Verletzungen der Gehäuse sind zur Zeit des Hausbaues, namentlich zur Zeit der Bildung das Periotracum und unmittel- bar nach Absetzung desselben, wenn die neugebildeten Umgänge noch nicht die verstärkende Kalkunterlage erhalten haben, am leichtesten möglich, und ereignen sich daher auch zu dieser Zeit am häufigsten. Dies ist vorzugsweise bei jenen Arten der Fall, deren Lebensweise die Gehäuse zu verletzen begünstigt. Die Clausilien gehen z. B. bei Regenwetter an glatten Bäumen oder Mauern und Felsen in die Höhe, und lassen sich dann bei ein- tretender trockener Witterung aus ziemlicher Höhe herabfallen ; hiedurch werden sehr häufig die noch dünnen frisch gebildeten Umgänge verletzt und abgebrochen, die an Hecken und in der Nähe der menschlichen Wohnungen lebenden grösseren Helices werden dagegen häufig durch Zertreten beschädigt. Eine ganz eigenthümliche Veranlassung zur Missgestaltung der Umgänge ergibt sich für Helix pomatia L., wenn von dem festen kalkigen Epiphragma, das beim Erwachen im Frühjahre abgestossen wird, ein Stück in der Mündung stecken bleibt. Ich besitze zwei auf diese Weise verunstaltete Gehäuse, die Thiere konnten die zurückbleibenden Reste des Epiphragma (bei einem 86 Exemplare ist der steckengebliebene Theil 5 mm. breit und 19 mm. lang) nicht entfernen und setzten den Weiterbau des Gehäuses über die festsitzenden Stücke hinweg fort. Hiedurch wurde der neue Umgang nicht nur beträchtlich verengert, sondern es wurde auch der untere Theil desselben durch das zurückgebliebene Epiphragmastück beträchtlich aus seiner Lage verdrängt. Wahr- scheinlich wurde ganz unten gegen den Nabel zu der Mantel- saum durch den scharfen Rand des Epiphragmastückes verletzt, weil der unterste Theil des Umganges ohne Periotracum sich bildete. Nach oben zu erlitt der neue Umgang keine Störung. Im folgenden Jahre blieb wieder ein Stück des Epiphragma von gleicher Länge, aber von nur 2 mm. Breite im Gehäuse zurück und gab wieder Veranlassung zu einer sehr ähnlichen, wenn auch kleineren Missgestaltung. Eine sonderbare, mehrfach missdeutete Gehäuseabnormität ergibt sich durch das thurmförmige Gewinde für die Clausilien und Pupeen. Es werden nämlich manchmal für diese Genera Gehäuse mit zwei mehr oder weniger vollkommen ausgebil- deten Mündungen gefunden. Diese Dopp elmündigkeit hat ganz dieselbe Ursache zur Veranlassung wie jede andere Gehäuse- verletzung. Die Form der Clausilien und Pupeen macht es näm- lich möglich, dass das Gehäuse hinter seiner Mündung, und ohne diese zu verletzen, ein Loch erhält. Das Thier kann nun wegen dieser Oeffnung nicht mehr zu seiner Mündung gelangen und baut sich, wenn es noch Kraft genug dazu besitzt, an der ver- letzten Stelle eine neue Mündung, die ihm dieselben Dienste leisten soll, wie die alte, unbenützt bleibende. Diese zweite Mündung hat daher mit einer Zweiköpfigkeit des Thieres gar nichts zu thun. — C. Porro nennt diese Abnormität Anomalia monstrosa Nro. XX. „per dicefalia‘“, und verkennt damit die Ent- stehungsursache dieser reinen Gehäuseanomalie. Moquin-Tandon hist. Moll. I. erklärt das Thier doppelmündiger Clausilien für nicht verschieden von Thieren mit normal gebildeten Gehäusen, er vereinigt selbe aber doch mit reinen monstruosen Thieren unseres $. 5 unter den „Anomalies de nombre.“ | | \ | 87 Für das Genus Pupa ist die Doppelmündigkeit eine weit seltenere Erscheinung als wie für das Genus Olausilia, was sich durch die grössere Schalenstärke der Pupeen gegenüber den Clausilien hinreichend erklärt. Mog.-Tand. führt Pupa cylindrica und Pupa polyodon als mit doppelter Mündung beobachtet an. — Bei den Clausilien sind es hauptsächlich die Arten der Gruppe Iphigenia, die meistens ziemlich dünnschalig sind, welche mit doppelter Mündung beobachtet werden. — Der eben er- wähnte Autor führt Clausilia laminata Mont. und bidens Z. (= pupillaris Mühlf,) als mit doppelter Mündung beobachtet an, Hartmann, Gast. der Schweiz, bildet Olausilia gracilis Pfeiff. und Olausilia plicata Drap. doppelmündig ab. Hart- mann hat die Ursache dieser Abnormität richtig erkannt und hat sogar Versuche gemacht, um doppelmündige Clausilien sich bilden zu lassen, was ihm auch bei Ol. gracilis Pfeiff. (saxatilis Hartm.) und Ol. parvula Stud. gelungen ist. Ich besitze gleich- falls einige doppelmündige Olausilien: zwei Exemplare von Clau- silia cruciata Stud. mit vollständig erhaltener älterer Mündung und je ein Exemplar von Claus. biplicata Mont. und laminata Mont., von welchen an der alten Mündung der obere Theil etwas abgebrochen ist. Die beiden Mündungen stehen einander fast völlig entgegengesetzt; die später gebaute ist meistens etwas verkümmert und hatte immer eine schiefere mehr nach der Spindel geneigte Lage. Ich besitze im Ganzen sieben Clausilien mit zweiter Mündung (nur bei den vier eben erwähnten ist die erste Mündung vollständig oder fast vollständig vorhanden, die übrigen drei haben nur kleinere Reste der abgebrochenen ersten Mündung) und 42 Exemplare mit durch Abbrechen der letzten mgänge verstümmelten oder verkrüppelten Mündungen, die ich Alle selbst gesammelt habe. Doppelmündige Clausilien sind da- her gar nicht so selten, als Hartmann meint. Bei Clausilien mit verstümmelter Mündung, denen, wie schon Hartmann richtig be- Obachtete, das Periotracum fehlt, wenn die ganze Mündung neu gebildet wurde, sind die Mündungscharaktere nie vollständig ent- wickelt, Nicht nur fehlt meistens das Clausilium vollständig, 88 sondern es sind auch fast immer die Lamellen und Falten höchst mangelhaft gebildet. Dies Verhältniss ist übrigens das natürliche, da alle Nachbildung verletzter Gehäusetheile von der mit dem Alter abnehmenden Reproductionsfähigkeit abhängig ist. Schon J. Geoffrey de St. Hilaire kannte doppelmündige Clau- silien, welche er in seiner Histoire gen. et part. des Anomalies T. IL, p. 206 beschrieb. Es war mir leider diese Schrift nicht zugänglich. Bei den Wasserschnecken und Bivalven kommen im Ganzen weit weniger Gehäusedefecte vor, und finden sich desshalb auch missstaltete Gehäuse weit seltener. Nur die Planorben sind wegen ihrer flachen Gehäuseform unter gewissen Umständen sehr geneigt dazu. Auch die dickschaligen Wasserschnecken, Neretinen und Melanien, welche in starkfluthenden Wassern leben, erfahren häufiger Defecte. C. Porro hat die durch die gleiche Veranlassung entstandenen Missbildungen, je nachdem sie das ausgewachsene oder unvoll- endete Gehäuse betreffen, ungerechtfertigter Weise getrennt. Es gehören daher nachstehende Nummern von Porro’s Zusammen- stellung hieher: Nro. II. Modificazione „per frattura sulla conchiglia giovane“ (mit drei Beispielen Hel. pomatia und Hel. colubrina Jan.) ; Nro. III. Modificazione „per frattura su conchiglia adulta“ (mit zwei Beispielen Helix aspersa und Helix holoserivea Mich); ferner Nro. VII. Modificazione „per canaliculazione.““ — Porro führt hiezu vier Beispiele an: Helig praetexta Jan., Hel. po- matia L., Hel. nemoralis L. und Zonites vesticillus Fèr. mit Ab- bildung Fig. 6. — Wird nämlich der frisch gebildete Umgang in seiner ganzen Breite abgerissen, so bildet sich häufig am nachgebildet werdenden Theile desselben eine sehr vertiefte, un“ regelmässige und weniger anschliessende Naht, so dass der neue Umgang weniger auf die älteren aufzuliegen scheint. Diese Missbildung findet sich nur an Umgängen, welche zum zweiten“ male gebildet wurden, denen daher das Periotracum fehlt. Dar Mangel desselben ist desshalb auch die Ursache dieser Erschel- nung, die übrigens in den meisten Fällen eine Abweichung von - am en e gr 89 der normalen Windung der Umgänge zur Folge, die wir in den folgenden Kapiteln beschreiben werden. Unter den fünf Bei- spielen, welche C. Porro zu Nro. X Anomalia emeritica „per strofia parziale d’un systema“ aufführt, befindet sich als Nro. 35: Paludina impura Drap. (abgebildet Fig. 8.), v. torriculata, anfratti distinti per profunda sutura, carena pronunciatissima. Ich kann diese Abnormität nur als Folge einer äusseren Verletzung an- sehen, die sich aber vielleicht nur auf das Thier allein erstreckt. Ich besitze nämlich ein Exemplar von Olausilia biplicata Mont., welches vom sechsten Umgange an eine sich allmählig ent- wickelnde sehr deutliche wulstartige, abgerundete Carina besitzt, die bis zur Mündung reicht. Die ersten fünf Umgänge lassen keine Spur derselben erkennen, und erst mit dem sechsten Um- Sange tritt die Carina fast plötzlich auf. Ich vermuthe daher, dass hier eine Verletzung des Thieres diese Abnormität veranlasst hat, weil das Gehäuse selbst keine Beschädigung aufweist. Leider habe ich die abweichende Form des Gehäuses erst bemerkt, nachdem das Thier eingetrocknet war. Die übrigen vier Bei- Spiele, welche Porro noch zu seiner Nro. X anführt, betreffen: Helix muralis Müller (v. carenata); Helix umbrosa Partsch (o. carenata); Helix pyramidata Drap. (v. testa duplo minor, @nfranta ultimo subcarinato, ein offenbar krankhaft verkümmertes Exemplar); und Helix albolabris Say (var. subcarenee Fer.). — Ich wage nicht zu entscheiden, ob bei diesen vier Fällen wirklich in Folge Verletzung eine schwache Carina gebildet wurde, da Porro keine auf die einzelnen Fälle sich beziehenden näheren Daten anführt. Mit Ausnahme der erwähnten Clausilia habe ich selbst keinen derartigen Fall beobachtet. Das Verschwinden der vor- handenen Carina ist mir dagegen mehrmals bekannt geworden. Für die einzige gekielte, bei uns heimische Schnecke, Helig lapicida L., kann ich drei beobachtete Fälle anführen. Ich selbst habe yon dieser Schnecke in einem Walde bei Zusmarshausen einige Exemplare gesammelt, die eine mehr oder weniger ver- Schwundene Carina hatte. F. Forster führt im Üorresp.-Blatt des 20ol.-min. Vereins zu Regensburg 1847, p. 69 ähnliche Exem- plare dieser Schnecke auf, die von Voith bei Regenstauf auf Stachelbeersträuchern gesammelt wurden ; Dr. Weinland auf Hohen- wittlingen hat mir gleichfalls ein Exemplar von Hel. lapieida mitgetheilt, das die Carina völlig verloren hatte. Die sämmt- lichen Exemplare, welche ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, besassen nicht die geringste äussere Verletzung, und es ist daher die Ursache dieser Erscheinung in anderen Verhältnissen zu suchen. Die beiden ersten Fälle habe ich in dem mehrfach er- wähnten Aufsatze „Ueber den Einfluss kalkarmen Bodens auf die Gehäuseschnecken“ eingehender besprochen und dort die Ursache in der Kalkarmuth ihrer Wohnorte finden zu müssen geglaubt. Bis jetzt ist mir kein Umstand bekannt geworden, der diese Annahme als irrig erwies. — Das Auftreten einer Carina bei nicht gekielten Arten, und ebenso das Verschwinden des Kieles bei gekielten Spezies scheint demnach mehr durch andere Ursachen, als durch äusserliche Verletzungen veranlasst zu werden. Leider gehören derartige Abnormitäten zu den gröss“ ten Seltenheiten, und da mein darauf bezügliches Material noch ein sehr spärliches ist, wage ich es nicht, weiter auf die Sache einzugehen. Was Porro sub Nro. XI, Anomalia emeritica „per ipertrofia parziale ad un sistema" aufführt: Lymnaea pallustris mit Ab- bildung Fig. 9 und Lymnaeas corvus Gmel. ist sicher Folge äusserer Verletzung. 14. Skalaride Gehäuse. Wir haben bisher nur die Ergänzung der verletzten Stellen betrachtet, ohne den Einfluss zu berücksichtigen, welchen die Verletzung des Gehäuses auf die Lage des Gewindes gewinnen kann. Die Verletzung stört entweder: 1) den normalen Aufrollungsmodus nicht, oder 2) sie stört denselben; in diesem Falle kann das Gewinde ver- längert oder verkürzt werden. 91 Im Allgemeinen wird die Schnecke die normale Richtung der Gehäusewindung einzuhalten suchen, wenn dies nicht durch besondere Umstände geradezu unmöglich gemacht wird. Bei nur theilweiser Zerstörung der Breite eines Umganges hat dies keine Schwierigkeiten; ist aber der Umgang seiner ganzen Breite Nach abgerissen worden, oder haben sich Gehäusestücke, oder andere kleine Gegenstände (Steinchen, Erdbröckchen) zwischen allenfalls stehend gebliebenen Resten des abgebrochenen Um- Sanges festgekeilt, so wird hiedurch das Thier aus seiner nor- malen Richtung gedrängt und gezwungen, in einer anderen Weiter zu bauen. Höchst wahrscheinlich ist an der Aenderung der normalen Gehäusewindung in den meisten Fällen der Muskel Witbetheiligt, welcher das Thier mit dem Gehäuse verbindet. Wird dieser Muskel bei gewaltsamer Gehäuseverletzung aus seiner "sprünglichen Lage an der Spindel des Gehäuses verrückt, so Muss die Drehung desselben von diesem Momente an eine andere werden. Gewindeverlängerungen oder skalaride Gehäuse entstehen, wenn die Höhe des Gewindes einer gewissen Art eine beträchtlich grössere wird, als es unter normalen Verhältnissen er Fall ist. Ohne äusseren Anstoss, resp. ohne Verletzungen, "ind skalaride Gehäuseformen nicht möglich. Bei genauer Unter- Suchung wird sich der Anfang der skalariden Bildung, der nie vollständig mit dem Anfang der Windung des Gehäuses zu- Sammenfallen kann, immer auf eine Verletzung des Gehäuses zurückführen lassen. Die skalariden Gehäuse setzen sich daher Immer aus zweierlei Gewinde zusammen: dem normalen, die “testen Umgänge bildenden und dem verlängerten, der letzten „gängen. Je früher das Gehäuse die Verletzung erfahren, desto ‚üger ist der skalare Theil desselben. Bei den grössern Helices Ist es wegen der grösseren Stärke ganz junger Gehäuse möglich, dass selbe schon an den allerersten Umgängen beschädigt wer- N, ohne dass hiebei das Thier selbst irgendwie verletzt wird. ei so frühzeitiger Verletzung wird dem Thiere für den Fortbau ès Gehäuses der Stützpunkt entzogen, und es entstehen hiedurch 92 en jene sonderbaren dütenförmigen Gehäuse, die von mehrer Autoren schon beschrieben und abgebildet wurden. So z. B. Pfeiffer, Naturgeschichte, III. Theil, Taf. 2 für Helix pomatia und hortensis L.; Draparnand Histoire des Moll. pl. V, F. 21, 22 für Helix pomatia; Rossmaessler Jconogr. F. 300 für Helia Po matia; Hensche, Nachtrag zur Molluskenfauna Preussens (Schriften der physik. ökonom. Gesellschaft zu Königsberg 1862, p- 197, und zoologischer Garten 1863, p. 106 mit Abbildung; für Heis Pomatia (reine Dütenform). Von den kleineren Heliceen, deren Anfangsgewinde sehr zart sind, und deren Thiere auch viel mehr und leichter beschädigt werden, gehen die meisten oder wohl alle Thiere an jenen Verletzungen zu Grunde, welche sie in sehr jugendlichem Alter erhalten. Für diese Spezies finden sich da- her nur solche skalariden Bildungen, welche sich auf die letzte? Umgänge beschränken. Mehr oder weniger skalaride Bildunge” haben wohl die meisten, wenn nicht alle unserer heimische! Helices aufzuweisen; während vollkommen reine skalariden F orme? nur auf die grösseren Arten: Hel. pomatia, nemoralis, hortensis und arbustorum beschränkt bleiben. Die Vermuthung des französischen Autor Gassies, der a Moquin-Tandon hist. des Moll. T, p. 317 wenigstens nicht gan? zu verwerfen scheint, dass skalaride Formen durch Bastardirunf flach- und hochgewundener verschiedener Spezies entstehen könn” ten, muss mit aller Entschiedenheit verworfen werden. Mir er scheint diese Idee so barok, dass ich es gar nicht einmal pur nöthig halte, darzulegen, warum ich einen solchen Vorgang us unmöglich erklären muss. Moquin-Tandon gibt im ersten Bande seiner Hist. d. Moll p. 316 eine Zusammenstellung der bis 1855 in Frankreich 8° fundenen skalariden Spezies, deren Betrachtung uns manch® interessante Aufschlüsse gibt, und die ich, da wir eine ähnliche vollständige Zusammenstellung noch von keinem anderen Lande besitzen, hier wiedergebe: uch Die skalarid beobachteten Spezies sind: Namen der Gruppe | oder Genera Zahl der Spezies Davon skalarid beobachtet 5 Gen. ZomitesMontf, 2 | Zon. candissimus und algirus, also keine eigentliche Hyalina. Gr. Delomphalus | 1 | Hel. rotundata. Gr. Caracollina = Gr. Trigonostoma | — 4 2 2 1 (Gr. Jacosta 1 | H. explanata. 2 Gr. Corneola — l (Gr. Helicodonta | — 2 (Gr. Chilotrema 2 | H. foetens und cornea. | A Gr. Vortex 1 | H. lapicida. | 1 Gr. Lucena 1 | H. pulchella. 15 (Gr. Zonobia 2 | H. carthusiana und hispida*). 13 (Gr. Helicella 8 | H. apieina, conspurcata, ericeto- rum, fasciolata, neglecta, ces- pitum, Terveri und candidula.| 8 Gr. Otala 4 | H. vermiculata, splendida, serpen- tina, niciensis. I (Gr. Arionta 1 | H. arbustorum. l (Gr. Helicogena | 1 | H. pomatia. l (Gr. Fruticicola 4 3 H. fruticum, rupestris, limbata**) H. pisana, variabilis, maritima. H. nemoralis, hortensis, sylvatica. Gr. Hygromane | Gr. Heliomane ' 3 [Gr. Tachea | 1 Gr. Oryptomphalus H. aspersa. 2 (Gr. Coenatoria | l (Gr. Cantareus H. aperta. m * : b ) Zu dieser Gruppe habe ich Hel villosa Drap., Hel. rufescens Penn. Cobachtet, "*) Hel. incarnata Müll, die M. T. zu dieser Gruppe stellt, habe ich l "ehrfach halbskalarid gesammelt. 94 k = oa au = .2 |Namen der Gruppe #3 Die skalarid beobachteten Spezies = = oder Genera 832 sind: Sa mg an — 3 |Gr. Petasia pE 4 |Gr. Theba 2 | H. terrestris, pyramidata. 2 Gr. Cochlicella 2 | H. bulimoidea, acuta. 78 Helices 37 11 (Gen. Bulimus 1 Bul. decollata. 14 |Gen. Clausilia A. parvula und laminata. 23 |Gen. Papa 9 Gen. Vertigo 12 |Gen. Planorbis Pl. fontanus, complanatus, carına“ % tus, rotundatus, albus, corneus ) 4 |Gen, Physa 8 |Gen. Lymnaea L. stagnalis, palustris, truncatula. 8 (Gen. Cyclostoma 4 |Gen. Acme 2 2 4 Gen. Bythinia B. viridis. Gen. Paludina 2 6 3 4 Gen. Valvata ai V. piscinalis. 14 189 Total 51 Unter den Helices finden sich skalaride Formen am häufig“ kton ii dsr Grappe Kerapliln „Held... (Heliedlia, mit ie ie Cochlicella Moq.-Tand.), ferner in der Gruppe Tachea. Nicht selten sind sie unter den Helices der Gruppe Fruticicola Has. *) Zu den skalariden Formen der Planorden gehören auch die auffallen go den Formen von Verschiebungen derselben aus der horizontalen Lage, die ganz regellosen Gewindeverdrehungen. Solche Gewindeverschiebung®" finden sich häufig bei der scheinbar am wenigsten hiezu geneigten u contortus. Halbskalaride Formen habe ich ferner bei PU, nautileus beobachtet 95 (Hygromane und Zenobia Moq.-Tand.). — Gar keine skalariden Formen wurden beobachtet für die Genera Hyalinia, Vitrina, Succinea und die Helixgruppen Gonostoma und Triodopsis Mog.- Tandon. Noch auffallender ist der Mangel skalarider Bildungen bei den thurmförmig gewundenen Pupeen, Bulimineen und Clau- Silien, deren Lebensweise und Wohnorte Gehäuseverletzungen sehr begünstigen, da alle diese Thiere die Gewohnheit haben, an Bäumen und Felsen bei feuchter Witterung in die Höhe zu stei- sen, bei nachfolgend trockener Witterung aber sich herabfallen zu lassen. Es liegt somit die Vermuthung nahe, dass das thurm- förmige Gewinde ganz vorzugsweise geeignet ist, unter den er- Wähnten Verhältnissen dem Thiere schädlich werdende Gehäuse- Verletzungen zu verhüten, und dass sogar die nur auf die Ge- häuseform sich beziehende Aenderung durch natürliche Zuchtwahl Sich entwickelt haben könnte. — Auf Bildung skalarider Formen ist überhaupt die Lebensweise und die Beschaffenheit des Wohn- Ortes von grossem Einflusse. So wird z. B. fester oder steiniger Boden weit häufiger die Gehäuse beschädigen, als weicher, elastischer. Aus diesem Grunde sind skalaride Formen unter den Helices der Gruppe Xerophila, welche ausschliesslich festen, Steinigen Boden bewohnen, nicht nur nach der Zahl der Arten, Sondern auch nach jener der Individuen so häufig. Die Spezies der Gruppe Fruticicola Held. besteigen bei Regen Bäume und Gesträuche und lassen sich bei trockener Witterung wieder herab- fallen. Trotzdem diese Gruppe daher nur Wohnorte mit weichem, feuchten Boden besitzt, werden dennoch häufig skalaride Exem- Plare bei ihr beobachtet, was durch ihre beschriebene Lebens- Weise begründet ist. Unter den Wasserschnecken sind skalaride Formen, mit Ausnahme der Planorben, ziemlich selten. Für das Genus Lymnaea enne ich nur eine rein skalaride Form von Lymnaea palustris rap., welche sich in der Sammlung des naturhistorischen Vereins von Augsburg befindet. Ausserdem sind die Skalariden dieses NS wenig ausgezeichnet, so z. B. die von Hartmann abgebil- eten Formen von Lym. stagnalis T. XII und von Lym. peregra Müll. (T. XXIV, Fig. 5 und 6). Gerade die kurzgewundenen Lym. auricularia Z. und ovata Drap. wurden meines Wissens noch gar nicht in skalarider Form beobachtet. Dies erklärt sich allerdings durch die sehr nach unten verlängerte Spindel der Lymmaeen, welche das Verschieben des Thier- und Gehäuse- verbindenden Muskels fast unmöglich macht. Das verhältniss- mässig sehr vereinzelte und seltene Vorkommen skalarider Wasser- schnecken, das bei der meist sehr grossen Menge der beisammen lebenden Individuen um so auffallender ist, findet dennoch seine natürliche Erklärung theils in dem Umstande, dass die im Wasser lebenden Mollusken (namentlich die in stehenden Gewässern sich aufhaltenden) weit weniger Verletzungen ihrer Gehäuse ausgesetzt sind, theils auch dadurch, dass den Thieren blosse Gehäuse“ verletzungen, wie schon oben bemerkt, gefährlicher werden. Die Planorben bilden in dieser Hinsicht eine Ausnahme, welche durch die Eigenthümlichkeit ihrer Gewindeaufrollung, sowie durch ihre Gehäusebildung bedingt ist. Obwohl die hiedurch bedingten Aenderungen ganz dieselbe Ursache haben wie die skalariden Formen der übrigen Mollusken, werde ich sie dennoch in einem eigenen Capitel behandeln, auf welches ich hier verweise. Einzelne Genera und Spezies besitzen eine grosse Neigung zu Gewindeverlängerungen, so z. B. Valwata piscinalis Müll.; Bythinia tentaculata L.; Helix arbustorum L. u. s. w. Solche mehr thurmförmig gewundene Varietäten dieser Spezies finden sich häufig in grösserer Zahl unter normal gewundenen Forme”, zeigen aber keine äussere Verletzung, welche die Gewindever” längerung veranlasst haben könnte. Es scheint dieselbe daher durch andere Verhältnisse veranlasst worden zu sein, welche sic bis jetzt noch unserer Beobachtung entzogen haben. Auffallen bleibt der Umstand, dass dieselbe subskalare Form der Heli“ arbustorum, wie sie jetzt noch lebend als v. trochoidalis Rof an mehreren Orten sich findet, schon im sogenannten Sauerka bei Stuttgart und Cannstatt vorkommt, obwohl die Ablagerung dieses Kalkes sicher während der älteren Diluvialperiode erfolg ist. Wo sich H. arbustorum v. trochoidalis Roff. lebend findet, 97 habe ich sie nie ausschliesslich, sondern immer mit normalen Ge- häusen gesammelt. Die Beobachtung gilt für die höhergewundene Varietät der Bythinia tentaculata L., während Valvata piscinalis Müll. seine thurmförmigen Varietäten auf die Vorgebirgsseen beschränkt, wo diese Form die Alleinherrscherin ist. Die skalariden Gehäuse lassen sich nach der Länge des skalaren Theiles eintheilen: 1) in vollkommen skalaride Gehäuse, wenn das Ge- winde in seiner ganzen Länge stöpselzieherartig oder düten- förmig bleibt; _ 2) in thurmförmig skalaride Gehäuse, wenn das ganze Gewinde mehr oder weniger gethürmt ist, die Umgänge aber aufeinander gelegt sind; 3) halbskalaride Gehäuse, wenn der obere Theil des Gewindes normal gewunden, und erst die letzten Umgänge skalarid sind, und 4) mit mehr oder weniger losgelöstem Mundsaume ver- sehene Gehäuse. Die vollkommen skalariden Gehäuse der grossen Helixarten fallen ausser durch ihre sonderbare Form noch durch einige Ver- hältnisse auf , die näher zu betrachten sind. Diese Gehäuse be- Stehen nämlich aus einer konischen Röhre, deren Wände Nach allen Seiten hin gleich stark sind, und ferner ist der Durchmesser der Mündung ausgewachsener Thiere weit kleiner, als.jener von normal gestalteten Gehäusen. Normale Gehäuse besitzen an jenem Theile des Umganges, der Sich auf die Aussenwand des vorhergehenden auflegt, nur eine dünne Haut, die nur bei manchen Arten zu einem kurzen zu- Sammenhängenden und lostretendem Mundsaume sich verstärkt. Da die Bildung der Gehäuse durch das Bedürfniss des Schutzes gegen die umgebende Luft veranlasst wird, so bedarf es der directen Einwirkung der Luft auf den Mantel des Thieres, um diesen zu seiner vollen Thätigkeit zu reizen. Beim normalen Aufrollen der Gehäuse, wenn sich die neuen Umgänge auf die í A. älteren auflegen, ist ein Theil des Mantels nicht mehr der direeten Einwirkung der Luft ausgesetzt, und derselbe entfaltet daher nur an der den. älteren Umgängen abgewendeten Seite seine volle Thätigkeit, indem er hier eine dicke aus drei Schichten be- stehende Schale ausscheidet. An jenem Theile des Umganges; mit welchem der neue auf dem älteren aufliegt, wird daher in den meisten Fällen (nur die Planorben machen hievon eine Aus- nahme) nur eine ganz dünne Haut abgesetzt, die wahrscheinlich nur von dem Mantelrande herrührt, der immer mit der Luft in Berührung bleibt. Dies Verhältniss gestattet daher der Schnecke: einen grossen Theil ihres Hausbaumateriales zu sparen; ja sie kann sogar bei Wahl ihrer Nahrung mehr auf solche Stoffe Rück- sicht nehmen, die ihr mehr Material zu eigenem Wachsthume darbieten, als zu jenem ihres Gehäuses. Je mehr aber das Ge häuse skalarid wird, desto mehr tritt das Bedürfniss nach Kalk in den Vordergrund, weil mit der Gewindeverlängerung die Um- gänge immer weniger aufeinander aufliegen. Ist das Gehäuse vollkommen dütenförmig skalarid geworden, so muss das Thier sich nach allen Richtungen mit einer gleich starken Röhre um- geben, und das Bedürfniss nach Kalkaufnahme wird in diesem Falle für das Thier ein so grosses, dass hiedurch das Thier selbst an seinem eigenen Wachsthume sehr wesentlich beeinträchtigt wird. Die skalaride Schnecke ist aber noch in manch anderer Hin- sicht sehr benachtheiligt. Das lange skalaride Gehäuse wird dem Thiere beim Kriechen durch seine Form sehr unbequem, während das Thier durch das normale kurzgewundene Gehäuse nicht im geringsten gehindert wird. Ebenso gewährt das kurzaufgerollte Gehäuse beim Ueberwintern, Verkriechen in die Erde u. s W viele Vortheile, gegenüber dem skalariden Gehäuse. Die kur? gewundene Form der Helices ist daher für ihre derzeitige Lebens” weise mehr entsprechend, als eine lange düten- oder wurmförmig®: wie sie eine grosse Classe von Seeconchilien, die Vermetiden noch besitzen. Da ferner unter den fossilen Landmollusken eine nun ausgestorbene Gattung sich findet, welche ein theilweise auf- d l sie gerolltes Gehäuse mit einem langen wurmförmigen letzten Umgange besitzt, so liegt die Vermuthung nahe, dass das kurz gewundene Gehäuse für die Gehäuse- Landmollusken die höchst vollendete Form darstellt, und dass diese Form sich allmählig aus der reinen kegelartigen Wurmform gebildet hat, deren längst ausgestorbene Anfänge wir noch nicht gefunden haben. Da die ausscheidende Thätigkeit des Mantels an die Ein- Wirkung der umgebenden Luft gebunden ist, so muss dem ent- “Prechend der Reiz, den die Luft auf den Mantel ausübt, mit der Zunahme der Lufttemperatur gegen den Aequator zu ein Stösserer werden, Namentlich wird dies der Fall sein, wenn die Wasser aufsaugende Kraft der Luft durch die Temperatur ge- steigert wird. Als Folge dieses Verhältnisses ergibt sich, dass alle an feuchten Orten lebenden Landschnecken dünne und durch- Scheinende Gehäuse haben, während jene, die an trockenen Orten leben, feste undurchsichtige Gehäuse besitzen. Mit dem Fort- Schreiten gegen Süden werden dem entsprechend auch im All- $emeinen die Molluskengehäuse weit fester und dickschaliger; Ja Sogar dieselbe Spezies findet sich im Norden mit dünneren, m Süden mit diekeren Gehäusen (z.B. Hel. aspersa; von Belgien ünnschalig gegen dickschalige Gehäuse aus Italien und Griechen- and; auch zwischen Gehäusen der Heliæ hortensis aus Schweden und Süddeutschland ergibt sich in dieser Hinsicht ein merklicher üterschied). Moquin-Tandon behandelt die skalariden und halbskalariden Formen unter seinen „Anomalies de forme;“ O. Porro unter Nr. 14 als „Anomalies emeritica per elongazione dell’ asse della spira.‘ leser Autor führt 27 Spezies als skalarid an, darunter die von us noch nieht erwähnten: Heliv Mazulti Jan, — Hel. cincta ne ikalia Müll., — Hel. cingulata Stud, — Hel, Piriplana Olio., — Cyclostoma elegans Drap., — Planorbis Onte L,.— Paludina rubens Mke, — Neretina fluviatilis L. 7" 15. Gewindeverkürzungen. Gehäuseverletzungen haben manchmal eine Gewindeverkürzung zur Folge, indem die Umgänge mehr zusammengeschoben werden. sich mehr auf die älteren Umgänge auflegen und das Gehäuse flacher wird. Solche Formen sind übrigens weit seltener als die entgegengesetzten verlängerten; auch ist diese Missbildung immer weniger deutlich ausgedrückt und weniger in’s Auge fallend. Ausser der Verkürzung des Gewindes sind Gehäusedifformitäten dieser Art durch die mehr vertiefte Naht und häufig auch dureh den erweiterten Nabel vor der Normalform ausgezeichnet. Be Spezies mit bedecktem Nabel bleibt dieser häufig offen. Ich selbst habe nur zwei Fälle einer solchen Gewindeverkürzung be obachtet und zwar bei Helix incarnata und Hyalinia nitens Mich. — ©. Porro führt unter Nro. 15, die er mit Nro. 14 verbindet, als Anom. emerit. „per abbreviazione dell’ asse della spira folgende sieben Arten an, welche mit verkürztem Gewinde beobachtet wurden: Helix pisana, lucorum, platychela , candidissima; Bul- minus radiatus und Bul. modestus Jan. und Paludina rubens Mke. Wahrscheinlich gehört aber auch das hieher, was Por? sub Nro. VII „Modificazione per canaliculazione‘“ aufführt ® Hel. praetexta Jan. (platychella Mke.), Hel. pomatia L. W nemoralis L. Die Einsenkung der Naht entsteht dadurch, dass der ab- gerissene und dann nachgebildete Umgang kein Periotracum be’ sitzt; diese Nahtvertiefung ist daher immer das Merkmal einer (ehäuseverletzung. Hartmann, Erd- und Süsswassergast. p. 216 erwähnt einer Olausilia parvula, „au welcher sich die Umgänge rückwärts e" weitern und gleichsam in einander gestossen sind.“ Er sagt ferner: „Ich kann mir die Ursache dieser Missbildung nieht 8 hörig erklären, indem solche von keinem Stosse herzurühre": sondern die abnorme Bildung allmählig zu entstehen schien. m ist auch keine Spur einer stattgefundenen Verletzung zu ® : | | i 101 decken.“ — Trotzdem vermuthe ich dennoch eine Verletzung des Thieres, welche aber vielleicht mehr die Lage des Spindelmuskels verrückte, als das Thier oder Gehäuse beschädigte; vielleicht ist es sogar möglich, dass dieser Muskel allein in seiner normalen Lage verrückt werden kann. Jedenfalls möchte aber gerade die Verrückung des Spindelmuskels für Bildung abnorm verkürzter oder verlingerter Gewinde von grossem Einflusse sein. Das Auftreten eines Nabels bei genabelten sowohl als das Verschwinden desselben bei enggenabelten Arten ist nicht immer Folge erhaltener Verletzungen, sondern wird häufig durch Ver- hältnisse veranlasst, welche sich nicht direct auf äussere Ein- flüsse zurückführen lassen. Solche Erscheinungen gehören nicht in das Bereich der Anomalien, da sich derartige Abänderungen vererben und zu Localvarietäten werden können, wie z. B. die -Varietät depressa Held. von Helix arbustorum L., die sich aus- schliesslich am Schlossberge zu Salzburg, am Untersberge und anderen Orten findet. 2 C. Porro behandelt diese Formen unter Nro. 16 als Anomalia emeritica „nel diametro della spira," und führt drei Spezies als umbilicata und perforata an: Helix cincta Müller, Helix candi- dissima Drap. und Helix marginata Lam., denen ich Helix Poma- tia L. und arbustorum L. anzufügen habe und eine Spezies als „imperforata“: Helix pisana Müll. — Ebensowenig wie Gruppe 16 gehören Porro’s Gruppe 17 „nella struttura superfiziale“ und Nro. 18 »per accidenti parziali“ zu den Anomalien. 16. Gewindeverschiebungen. _ Gewindeverschiebungen ergeben sich vermöge der flachen Form der Gehäuse vorzugsweise, ja fast ausschliesslich bei den Planorben. Sie sind bei mehreren Spezies dieses Genus in sehr grosser Individuenzahl beobachtet worden, so dass ich es für nöthig finde, die Ursachen dieser Erscheinung näher zu unter- Suchen, obwohl alle derartigen Bildungen, wie überhaupt alle 102 reinen Gehäusemissbildungen ihre erste Veranlassung in einer Gehäuseverletzung finden. Ich habe diesen Gegenstand bereits ausführlicher in den Malako-zoolog. Blättern (XX. Bd. pag. 68 „Ueber Gehäusemissbildungen der Planorben“) behandelt uud habe dort die sämmtlichen mir bekannt gewordenen Fälle be- sprochen. Ich muss daher im Ganzen auf diese Arbeit verweisen, indem ich mich hier darauf beschränke, die Hauptpunkte meiner dortigen Untersuchungen hervorzuheben. Das Genus Planorbis Guett. besitzt die Eigenthümlichkeit, dass seine neu angesetzten Umgänge vollständige Röhren bilden, welche sich auf die älteren Umgänge aufheften. Es wird bei Bildung derselben nicht wie bei Heliceen an dem gegen die älteren Umgänge sich anlehnenden Theile keine oder nur eine sehr schwache Mantelausscheidung abgesetzt, sondern die Planorben lagern aus allen Theilen des Mantels und nach allen Richtungen hin ein Periotracum und oft auch eine starke Kalkschichte ab- Hiedurch wird es möglich, dass durch gewisse Umstände eime vollständige Ablösung des röhrenförmigen neuen Zuwachses ein treten und dass diese abgelöste Röhre nach allen möglichen Richtungen hin gebogen werden kann, ohne dass selbe abbricht- Ein scharfer flacher Gegenstand, z. B. ein im Wasser liegendes Blatt, kann den frischen noch weichen und dünnen, bloss aus Periotracum bestehenden Anwachsstreifen von dem älteren Um- gange, auf den er sich aufgelegt hat, ablösen, ohne ihn wesent- lich zu verletzen und das Thier wird den Schaden möglichst bald in der Art zu repariren suchen, dass es allenfalls vorhanden® kleine Oeffnungen an der Biegungsstelle schliesst. Die abge trennte Röhre aber kann es nicht mehr an die alte Stelle au“ heften. Je nachdem diese in irgendwelche neue Richtung gebracht wurde, setzt das Thier in dieser Richtung seinen Hausbau fort, bis es auf irgendwelche Weise wieder einen neuen Anstoss er hält, durch den es in eine andere Richtung gedrängt wird. Auf diese Art entstehen nicht nur skalaride Formen des verschieden- sten Grades, sondern auch die sonderbarsten, aller Regel spotten- den Formen, wie sie Louis Piré von Plan. complanatus L. (ma ginatus Drap.), die bei Magnde in Belgien in grossen Mengen gefunden wurden, beschrieben und abgebildet hat. (Annales de la société malacol. de Belg. T. VI. 1871. Pl. 3.) — Diese sonder- baren Formen können sich sowohl wegen des eigenthümlichen Schalenbaues, als auch wegen des tellerförmigen Gewindes‘nur bei den Planorben finden. Aus denselben Gründen sind geringere Grade, bei welehen die Gewinde in einer nur wenig gestörten, welligen Fläche liegen, nur bei den Planorben möglich. Ich habe zur Bezeichnung dieser Formen den Namen „Gewinde- Verschiebungen“ gewählt, und begreife darunter die unregel- Mässigen Formen meiner oben erwähnten Arbeit, nämlich: 1) die verschlungen-skalariden Formen, bei welchen die Umgänge ohne Regel und nach verschiedenen und mehr- fach wechselnden Richtungen liegen; ferner 2) die mit einfach verschobenen Gewinden, wobei die Umgänge nur wenig aus der normalen Richtung gedrängt sind. Gewindeverschiebungen geringeren und höheren Grades, bis u halb- und reinskalariden Formen werden durch verschiedene Umstände, gewöhnlich in einer grösseren Menge von Exemplaren an derselben Stelle erzeugt. Ich kann an den mir theils dureh gene Beobachtung, theils durch die Literatur bekannt geworde- nen Fällen, dreierlei verschiedene, Veranlassung gebende Umstände rvorheben. Diese sind: 1) Dichte Pflanzenmassen , welche den Thieren das Durch- kriechen erschweren. Dieser Fall wurde von Herrn L. Piré für Plan. marginatus Drap. in Magnee (Belgien) beobachtet, wo Lemna minor eine dicke Decke in dem von dieser Art bewohnten Weiher bildete; ferner für Plan. albus. Müll. von mir in einem mit Moos dicht durchwachsenen Graben bei Dinkelscherben (.Mollusken-Fauna v. Augsburg) und für Plan. fontanus Light. von Hartmann, in letzterem Falle bedeckte die von den Thieren bewohnte Pfütze eine dichte Lage abgefallener Eichenblätter. 104 2) Der Wellenschlag an den Ufern grösserer Seeen. Von mir im Chiem- und Bodensee als Veranlassung der Gewinde- verschiebungen var. deformis Hartm. für Plan. albus Müll. nachgewiesen. (Beiträge zur Mollusken-Fauna der Oberbayel- + Seeen. ÜCorresp.-Blatt des zool.-min. Vereins zu Regensburg: 1873. pag. 56.) 3) Das Verkriechen in den Boden austrocknender Pfützen- Ich habe diesen Fall für Plan. dispar. West., als var. des Plan. contortus L. für eine Pfütze meines Wohnortes beob- achtet. (Malak. Blätt. XX. Bd. p. 78.) Moquin-Tandon (Hist. des Mollusq.) hat von den Planorben Frankreichs 6 Spezies (Plan. fontanus, complanatus, carinatus: rotundatus, albus und corneus) als skalarid gefunden, aufgeführt: Füge ich die übrigen als skalarid und mit Gewindeverschiebung®” gefundenen Spezies hinzu, nämlich Pl. contortus, acies, cristatus und albus, von mir beobachtet, und vortex (nach C. Porro), so wurden von eilf mitteleuropäischen Planorben zehn mit Gehäuse“ anomalien beobachtet. Plan. nitidus Müll. ist der einzige noch nicht als skalarid beobachtete Planorbis. — Kein anderes Gen hat unter seinen Spezies eine so grosse Zahl von Gehäuseanoma” lien aufzuweisen. Ueber die Unmöglichkeit der Vererbung dieser Gehäuse Missbildung habe ich mich schon in der eitirten Arbeit eingehen“ der ausgesprochen. Wenn auch noch so viele Exemplare eines Fundortes in gleicher Weise missstaltet sich vorfinden, und wen auch diese Missstaltung während vielen Generationen sich wieder“ holt, so unterliegt eben jedes einzelne Gehäuse immer wieder der gleichen oder ähnlichen äusseren Verletzung, wie sie die Beschaffenheit des bestimmten Wohnortes immer wieder erzeugt: Gerade bei den Planorben ist wegen des eigenthümlichen Schalen“ baues jede derartige Verletzung viel mehr noch auf das Grehäuß® beschränkt, als bei anderen Generibus, und desshalb kann eine Vererbung dieser Gehäuseanomalien ebensowenig eintreten , vi alle anderen durch Verletzungen hervorgerufenen Anomalien. 105 C. Porro führt die in diesem Capitel erwähnten Formen unter seiner Nro. 5. „Modificazione per discontinuazione d’alouno degli anfratti" auf; wozu er als Beispiel Plan. submarginatus Drap. nebst Abbildg. t. V, Fig. 5 gibt. — Porro’s Nro. 6. „Modif. per distaco del peristoma“ stellt den geringsten Grad der Skala- vidität, „den losgelösten Mundsaum“ dar, welche Form nur der Grösse nicht der veranlassenden Ursache nach, von anderen Ge- häuseskalariden verschieden ist. Ich finde daher die Trennung von diesen nicht gerechtfertigt. 17. Schlussbetrachtungen. Ich habe nun soweit es mir das grösstentheils selbst ge- sammelte Material und die mir zugänglich gewesene Literatur erlaubte, alle jene Missbildungen vorgeführt, welche für die Ge- häuseschnecken beobachtet wurden. Für die Kenntniss der ab- normen Schalenbildungen der Bivalven existiren einige sehr gute und den Gegenstand ausführlicher behandelnde Werke, als: Th. v. Hessling, die Perlmuschel und ihre Perlen; C. Picard, Mémoire sur les deviations dans le genre Unio, wesshalb ich sie ausschliessen zu können glaubte. Ich selbst habe in einer kleine- ten Arbeit „Ueber die Corrosion der Süsswasserbivalven“ (Corresp.- Blatt des zoolog.-mineralog. Vereins zu Regensburg, Jahrg. 1871, Pag. 125) einen kleinen Beitrag dazu geliefert. Ueberblicken wir nun die Resultate, welche die Untersuchung der einzelnen Fälle lieferte, so erhalten wir nicht nur in Bezug auf den Bau der Schale und das Verhältniss derselben zum Thiere höchst werthvolle Andeutungen, sondern wir gewinnen auch manchen Einblick in die Umbildung der alten und in die Ent- stehung der neuen Formen. Die Art und Weise, wie der Ge- häusebau sich vollzieht, habe ich in den Anfangscapiteln schon dargelegt und ich kann daher nur die Hoffnung aussprechen, dass die in den späteren Capiteln abgehandelten Difformitäten zu meinen Darlegungen auch wirklich den Beweis geliefert haben. 106 Die vorgeführten Abnormitäten scheinen mir aber noch der Meinung eine gewisse Berechtigung zu geben, dass im Allge- meinen die Begrenzung der Spezies, wie sie in der Regel ge handhabt wird, eine viel zu enge ist, und dass der Formenkreis derselben erweitert werden muss. Der Hauptwerth für die Spezies- unterscheidung muss unter allen Verhältnissen auf die Beschaffen- heit des Thieres gelegt werden, und obwohl die neuere Forschung dasselbe weit mehr als es sonst der Fall war, berücksichtigt, 50 bin ich dennoch der Meinung, dass diess noch immer nicht in dem Maasse geschieht, wie es sein Verhältniss zum Gehäuse erfordert. Die Variabilität des Thieres ist zwar kaum eine minder geringe als die des Gehäuses, nichts destoweniger kann aber das Thier doch nur in weit beschränkterem Maasse von seiner Um- gebung beeinflusst werden, als das Gehäuse, welches am Ende doch nur das Ausscheidungsproduct eines an sich ziemlich unter- geordneten Organes des Thieres ist, das noch dazu diese Aus- scheidung nach der Heftigkeit des äusseren Reizes modifizirt: So sehr es daher die Aufgabe der derzeitigen Naturforschung sein mag, alle Formen zu beschreiben und festzustellen, 50 wenig sind wir bei der vorhandenen Literatur jetzt schon iM Stande, endgültig die Begrenzung der Arten und Varietäten und die Einreihung der letzteren vorzunehmen. Dazu sind möglichst viele und möglichst umfassende Localfaunen von Orten der ent- ferntesten Gegenden nöthig, und erst wenn diese vorhanden sind, kann neben der geographischen Verbreitung der Arten und Varie- täten auch die Begrenzung derselben sich feststellen lassen. Eime Form kann nämlich in einer gewissen Gegend sehr isolirt, und ausser aller Verbindung mit Nebenformen stehen, und wird dess- halb für diese Gegend als sogenannte gute Spezies angesehen werden, während dieselbe Form an einem andern Orte mit Zwischen” formen an einer Stammform sich anschliesst und dort desshalb nur als Varietät betrachtet werden wird. Das Gehäuse mus# unter allen Umständen weit mehr und namentlich viel früher, ja sogar in sehr kurzer Zeit, von seiner Umgebung beeinflusst werden, als das Thier, dessen Körpertheile und Organe sich viel 107 schwerer an die Aenderung äusserer Verhältnisse gewöhnen kön- nen, weil für dasselbe keine Aenderung eines Organes denkbar ist, ohne dass auch die Uebrigen mehr oder minder beeinflusst werden. Die Formen der Gehäuse sind daher, insoferne sie nur in der Umgebung ihre Veranlassung finden, wenig konstant und gelangen erst nach sehr langer Dauer und unterbrochener Ein- wirkung zur Vererbung. Diese Thatsache muss bei Feststellung der Spezies wohl berücksichtigt werden, und es muss daher die Beobachtung der zu beschreibenden Thiere in der freien Natur als die wesentlichste Aufgabe des Natur- forschers gelten, insoferne diese Beobachtung irgendwie Möglich ist. Das Sammeln missgestalteter Thiere und Gehäuse aber kann ‚Nicht genug empfohlen werden. Die Laub- und Torfmoose der | Umgebung von Augsburg von Dr. A. Holler. 1873. ee sind nicht nur für die an Ort und Stelle wohnen- den Freunde der Botanik der Compass, welcher sie auf ihren usflügen leitet, sie haben auch als Aufzeichnungen pflanzen- Seographischer Thatsachen ein weiteres, über den heimathlichen rchthurm hinausreichendes Interesse. Dasselbe wird, soweit es Sich um Laubmoose handelt, keineswegs dadurch abgeschwächt, ass bereits mustergültige Floren grösserer Länder und ganzer Yelttheile vorliegen, zu deren Herstellung sonst naturgemäss te Localfloren hätten das Material liefern müssen. Der Eintwicklungsgang der neuern Mooskunde ist die Ursache er befremdenden Erscheinung. Die Schmiegsamkeit der meisten aubmoose, welche ihnen gestattet, sehr ausgedehnte Verbreitungs- ezirke einzunehmen, mindert das Bedenkliche, das solche Werke ätten, wenn es sich beispielsweise um Phanerogamen handeln Würde ieg . Aber auch die Bryologie hat nicht ganz ohne Nachtheil tesen verkehrten Weg eingeschlagen. Denselben bezeichnen Wesentliche Lücken in den Verbreitungsbezirken vieler Arten, Akenntniss von manchen lokalen Formen, vielleicht selbst Ausser- "chtlassung mancher neuen Art. Solche Lücken , wenigstens für den Theil der bayerischen Ochebene, den unser Florengebiet umfasst, auszufüllen, soll die gabe der nachfolgenden erstmaligen Zusammenstellung von "8sburgs Laub- und Torfmoosen sein. An Bemühungen, ein möglichst treues und umfassendes Bild der Augsburger Moosflora zu gewinnen, haben es der Verfasser seine Freunde nicht fehlen lassen. Schon seit mehr als 0 Jahren wird Augsburgs Umgebung von Caflisch und mir nach und 112 Moosen durchforscht; später schloss sich der unermüdliche Dr. Pfeffer, Verfasser der „Laubmoose Rhätieng“, höchst erfolg” h unsern Bemühungen an und stellte mir die Resultate seiner zahlreichen Ausflüge, die vor Allem den nördlichen und west- lichen Theilen unseres Gebiets galten, in einem Manuscript ZU! reic Verfügung. Ich muss diess um so dankbarer anerkennen, a8 mein Beruf mir nicht erlaubte, während des letzten Dezenniums diese Gegenden eigener erneuter Untersuchung zu unterwerfen. Wenn ich noch erwähne, dass Sendtner, Lorentz und Molendo öfter theils allein, theils in meiner Begleitung einzelne Theile eg vol“ des Gebiets durchsuchten, dass Dr. Progel während ein übergehenden Aufenthalts in Hofhegnenberg und mein Freun Sartorius von Mergentau aus einige Moose sammelten und das® in neuester Zeit sich Herr Kreis-Schulinspector Britzelmayr ge eifriger und glücklicher Bryologe hervorthat, so habe ich r ziemlich Alle genannt, welche in den letzten Jahrzehnten &° Erforschung unserer Moosflora sich angelegen sein liessen. Es gereicht mir zum grossen Vergnügen, sowohl allen diese” Mitarbeitern, als auch dem Verein selbst für die gestattete Be- nützung seiner Sammlungen hier meinen Dank auszuspreche®- Dort finden sich auch die Belege für die meisten der angegebene" Arten. Nur ganz wenige mussten im Vertrauen auf den Ge- währsmann allein aufgenommen werden und wurde diess jede® Mal eigens bemerkt. Ueber die zum Verständniss nöthigen topographischen un‘ geognostischen Verhältnisse des Florengebiets wüsste ich nichts Bündigeres und Erschöpfenderes zu sagen, als was Caflisch 7 Jahren (1850) in der Einleitung zu seiner „Uebersicht der ko von Augsburg“ schrieb. Von den Grenzen, die dieses Büchler! um das Gebiet zieht, bin ich jedoch aus practischen Rücksichte" etwas abgewichen, insoferne ich dieselben nach Osten und Süden erweiterte. Das zwischen Augsburg und München an der Bahn gelegene Haspelmoor wird von den Augsburger Botaniker so vielfach ausgebentet, dass diese Abweichung wohl gerechtfer erscheint. tigt | 113 Zudem ist es der am genanesten nach Moosen durchforschte Theil des ganzen Florengebiets und eine Berücksichtigung seiner interessanten Moosschätze umsomehr am Platz, als ihm von Seiten der Cultur — vor der Hand freilich nur durch Entwässerung und fabrikmässige Torfgewinnung — gründliche Veränderungen drohen, deren Endresultat vielleicht ein Necrolog sein dürfte, den ünftige Botaniker mancher Seltenheit zu widmen haben werden. Der Florenbezirk bekommt durch diesen Zuwachs ungefähr die Form einer langgezogenen Ellipse, deren beide Brennpunkte Augsburg und Mering sind, und deren Peripherie nach Osten und Südosten durch die Ortschaften Bachern, Ried, Baindlkirchen, gach, Hattenhofen, Luttenwang, Egling, Winkl gegenüber aflisch’s Begrenzung erweitert wäre. Die Erweiterung umfasst also das Quellgebiet der Glon und der Maisach, sowie den Ober- auf der Paar, des Steinbachs und der als „verlorner Bach“ unter den Geröllen des rechtseitigen Lechfelds verschwindenden Ruhrach. Diese Thäler sind sämmtlich in den Thonboden des östlichen Öhenzugs eingeschnitten, die Höhen sind grossentheils gut be- Waldet (Nadelwald, selten gemischte Bestände). Feuchte, wiesen- teiche Thalsohlen erstrecken sich längs der kalkarmen meist mit Seringem Gefäll fiessenden Quellbäche. Nicht selten sind Ver- "Umpfungen, wie z.B. in den Mulden und Waldthälchen zwischen Örmannsberg, Bairaberg und Mittelstetten, an der Finster zwi- Schen Mering, Hochdorf und Steinach, im Haspelmoor (1660), a Wasserscheide zwischen Ammer und Paar. Sie tragen alle — as letztgenannte sogar in sehr ausgesprochenen Zügen den “tacter der Hochmoore. Nur einzelne Parthieen des Paarthals "nd die sumpfigen Stellen des Meringer Lechfelds am Galgenbach Ey d am verlornen Bach sind Wiesenmoore, stellenweise mit "emlicher Almbildung. h An wenigen Orten, z. B. am Fusse des Berges dan Hof- au enberg, bei Heinrichshofen, Egling und Winkl ist die unter a Thon und Humus der Oberfläche gelagerte Nagelfluh des Piluviumg entweder durch natürliche Abschwemmung oder in olge der Bearbeitung durch Menschenhand blossgelegt und 8 114 bildet eine für den Bryologen nicht ganz unwichtige Station. Leider sind diese Stellen nicht sehr gross und gar nicht þe- schattet und befeuchtet, sonst würden daselbst wohl mehrere von jenen Arten zu finden sein, welche Münchens Moosflora vO% der unsrigen voraus hat. Im Ganzen sind die Verhältnisse in Augsburgs Umgebung dem Gedeihen der Laubmoose keineswegs günstig. Der wenige”, noch dazu bloss aus Kalkgesteinen bestehenden natürlichen Fels- partieen wurde schon gedacht. Wald und Moor, beides Haupt- stationen für Moose, werden von Jahr zu Jahr durch Lichtung und Austrocknung mehr zurückgedrängt. Schon ist der grösste Theil der Thalsohlen in saftige Culturwiesen umgewandelt, die höchstens im Winter und Frühling spärlichen Hypneen und Dieraneen das Dasein gestatten. Ueppige — aber kaum einige Phascaceen, Pottiaceen und Dicranaceen beherbergende Saatfelder bedecken allenthalben die Höhen, ja schieben sich selbst ins Lechfeld hinein und berauben es allmählig seines urwüchsige" Characters. In den theilweise stark gelichteten Nadelwälder® bedeckt eine endlose gleichförmige Decke von Polytrichacee®: Hypnen und Hylocomien den Boden, während auf den Kies me Schlammbetten von Lech und Wertach die rasche Fluth die Moosansiedlung von gestern überschwemmt und mit blendendem sterilen Kalkgerölle oder sandigem Schlamm erstickt. Durch alle diese Erscheinungen wird unserer Moostlora unendlich monotone Physiognomie aufgeprägt, die der Wechs® vom Gewöhnlichen zum noch Gewöhnlichern mit sich bringt Doch — seien wir nicht zu ungerecht! Die fernen Alpen: welche sich duftig vom südlichen Horizont abheben , senden uns oleichsam als Gruss einige Arten, deren am Schlusse spezielle! gedacht werden soll, und auch manches der verbreitetern Moos? weekt durch Bildung eigenthümlicher Formen unser Interesse. Bezüglich der Nomenelatur und systematischen Reihenfolge bei Aufzählung der Arten bin ich Milde gefolgt, obschon 1° nicht alle Anschauungen, die er in seiner Bryologia silesiact jene (Leipzig 1869) niedergelegt hat, theilen kaun. Ich thue dies® | 115 desshalb, weil das genannte Werk das neueste der Art ist, welches genaue, auch dem Anfänger fassliche, deutsche Diagnosen sämmtlicher aufgezählter Arten unserer Flora enthält, sogar selbst dieselbe in sich schliesst, indem es eine allerdings bis zur Un- kenntlichkeit verstümmelte Münchner Moosflora noch in seinen Bereich zieht. Das Buch, dessen Anordnung auch dem geneti- schen Zusammenhang der Arten Rechnung trägt, ist überdiess durch seinen mässigen Preis Jedermann zugänglich, enthält die seit dem Erscheinen von Schimpers Synopsis musc. europ. neu aufgestellten Arten, hat also für den. Lokalfloristen in mehrfacher Hinsicht Vorzüge vor dem letztgenannten classischen Werke, welches leider allzulange auf eine neuere Auflage oder wenigstens billige, der alten sich anschliessende Supplements warten lässt. Zur leichtern Uebersicht der Verbreitung der einzelnen Arten wurde neben jeder in römischen Ziffern der Theil des Florengebiets bezeichnet, in welchem sie schon beobachtet wurde. I. ent- Spricht der Lech-Wertachebene, II. bedeutet die westlichen und III. die östlichen Höhen.*) Die abgekürzten Namen der Ent- decker sind: C. Lehrer Caflisch in Augsburg ; P. Dr. Pfeffer, Dozent der Botanik in Marburg; B. Kreis-Schulinspektor Britzelmayr in Augsburg; Sr. Professor Sendtner + in München; Ns. Gutspächter Sartorius in Mergentau, nunmehr Fabrik- director in Bielefeld. Von mir selbst beobachtete Standorte werden mit ! kenntlich gemacht. ee RR *) Zu letztern wurde auch die Thalsohle des Paarthals da gerechnet, wo sie nur durch die unbedeutend erhöhte Wasserscheide des Lechfelds vom Lech getrennt ist. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass künftige Jahre mannigfache Be- tichtisungen dieser Angaben bringen werden. nannan gr zu FAR, Musci acrocarpi. Weisiaceae. 1. Weisia crispa Lindbg. (Astomum Hpe.) II. III. Sehr selten. An der Wertachbrücke zwischen Bobingen und Strass- berg auf kalkhaltigem Boden einige Räschen P. Auf dem humosen Boden eines Maulwurfshaufens am Wirthsgarten in Hochdorf, gleichfalls sehr spärlich !. 2. Weisia microstoma C. Müll. II. II. Sand- und Lehm- boden der westlichen und östlichen Höhen nicht zu häufig, be- sonders an Rainen. Strassberg P. Hainhofen ©. Mühlhausen bis Scherneck P. Zwischen Derching und Stätzling, Friedberg C Kissing am Burgstattl, Hochdorf !. Sandboden bei Ried !. 3. Weisia viridula Brid. I. II, III. Auf humoser, kalki- ger, sändiger und thoniger Erde häufig z. B. am Lechufer beim Ablass, Meringer-Au O. Strassberg an Grabenböschungen in den Sümpfen C. Hardtwald bei Mering !. Haspelwald zwischen Alt- hegnenberg und Mittelstetten !. 4. Hymenostylium eurvirostre Lindbg. (Gymnosto- mum Hedw.) I. Häufig an den Mauern eines Canals vor dem rothen Thor C., spärlich zwischen dem Klinker- und Wertach- bruckerthor. Zwischen Lechhausen und Mühlhausen an Wasser- leitungen P. Lechfeld bei Königsbrunn auf kalkiger Erde im einem Graben spärlich aber fruchtend P. Var. p cataractarum fast in allen Lechkanälen, doch meist auf deren Grund. Sehr reichlich in einem solchen vor dem rothen Thor. Früchte sehr spärlich P. 5. Trematodon ambiguus Hsch. II. Haspelmoor in ungeheurer Menge an dem Fussweg nach Luttenwang auf nassem Torf Sr. !. 6. Dieranella Schreberi Hedw. I. III. An entblössten Stellen im Siebentischwald auf stark kalkhaltiger Erde sehr 117 spärlich P. Thoniger Grabenauswurf am Waldrand zwischen Althegnenberg und Steinach !. 7. Dieranella cerviculata Schpr. I. III. An einem aufgeworfenen Graben des Wiesenmoors bei Stätzling spärlich P. Massenhaft an den senkrecht abgestochenen Wänden der Torf- gruben im Haspelmoor, vorzüglich nördlich der Bahn !. 8. Dieranella varia Sehpr. I. II. IH. Auf feuchter, kalkiger, sandiger und lehmiger Erde häufig, besonders gerne an nicht allzulange abgestochenen thonigen Grabenböschungen. 9. Dieranella rufescens Schpr. II. II. Auf sandigem Lehm am Wege zwischen Diedorf und Leitershofen spärlich P. Auf Lehm am Rande des Hardtwaldes zwischen Mering und Hochdorf in einem Graben !. Häufiger und schöner auf blauem Mergel der Uferböschung des Haspelbachs nach seinem Abfluss aus dem Moor am Rande des Haspelwalds! 10. Dieranella heteromella Schpr. II. III. Auf Lehm- und Sandboden der Höhen. Giebelthal C. Leitershofen, Deuringer Wald, Hammel, Aystetten P. Biburg B. Westheim. Affing C. Mergentau !. Hardtwald bei Mering unweit des Spitzerhofs !. Wald bei Althegnenberg gegen Hörbach !, an beiden letztern Standorten an Grabenböschungen auf Thon. 11. Dieranum montanum Hedw. I. II. III. An alten Baumstöcken ziemlich verbreitet, doch meist steril. Siebentisch- wald, Leitershofen, Anhausen B. Affinger Berg P. Hardtwald bei Mering, Haspelmoor an Birken !. Mit Früchten in der Meringer- Au an Fichtenwurzeln C., im Wald zwischen Hammel und Aystetten an alten Fichten P., im Wald zwischen Hörbach und Hofhegnen- berg auf gleichem Substrat !, am Waldsaum beim Lindenhof unweit Althegnenberg auf Birken !. 12. Dieranum viride Lindbg. I. III. An Baumstöcken und Stämmen, namentlich Fichten nicht selten. Siebentischwald, vom gegen die Bahn zu ziemlich häufig. Sehr- spärlich am Affinger-Berg, bei Mühlhausen P., im Hardtwald bei Mering ! und in den Wäldern um Althegnenberg !, woselbst das Moos hie und da auf Roth- und Weissbuchen übergeht. Nur steril. 13. Dicranum flagellare Hedw. I. I. II. An Baum- stöcken, besonders Fichten, nicht selten, z. B. im Siebentisch- wald, der Meringer-Au, im Giebelthal, Hammelwald, bei Biburg, Derching P., im Hardtwald bei Mering! und in den Wäldern um Althegnenberg !. Immer nur steril. ; 14. Dicranum scoparium Hedw. I. II. III. An Baum- stöcken seltener, auf der Walderde häufig, auffallender Weise in- dess um Augsburg nicht oft fruchtend, z. B. im Deuringerwald O. Hofhegnenberg !, Hardtwald bei Mering !. Unter mehreren von der Normalform abweichenden Var. des Mooses ist eine der auffallendsten Var. turfosum. Sie wächst unfruchtbar im Haspelmoor im breiig nassen Torf !. 15. Dieranum Mühlenbeckii B. 8. I. Lechfeld hinter Haunstetten P. und bei Mering ziemlich häufig !, nur steril, nicht selten mit D. palustre gemischt. Das Moos ist sonst alpin und hat in den Algäuer Bergen bei 4000' seine untere Grenze. 16. Dicranum palustre B. 8.1. II. I. Sehr verbreitet an feuchten Stellen, in Mooren. Siebentisch, Lechfeld sowohl auf dem linken P. als rechten ! Ufer des Flusses, Giebelthal, Anhauserthal, Mühlhausen P. Mering auf dem erhöhten rechten Paarufer bei Rabesmühle !, in Gräben an der Eisenbahn !, im Haspelmoor !. Gewöhnlich steril. Früchte trägt bei uns nur Var. $ juniperifolium Schpr. auf dem Kissinger Lech- feld in einer mit Wasser gefüllten Mulde, nicht sehr weit vo” der Eisenbahn !. Am 30. V. 73 waren junge und überreife Früchte an der Pflanze. Var. y polyeladum ist nicht selten. Nasse Waldwiese unter dem Spitzerhof bei Bairaberg!, Haspelmoor, besonders in dem Birkenwäldchen gegen Luttenwang !. 17. Dicranum Schraderi Schwgr. II. HaspelmooH sehr kräftig sowohl im tiefen Torfsumpf, als namentlich zwischel Sphagnumrasen am Fusse von Pinus Pumilio, oft Fusslang und reichlich fruchtend !. 18. Dicranum undulatum Turn. I. IL. IH. In feuchten, 119 schattigen Wäldern verbreitet. Siebentischwald, Meringer-Au, Wertachleithen bei Strassberg P. Giebelthal c. fruct. Leiters- hofen, Wald zwischen Hammel und Louisensruh c. fr. ©. Scher- neck, Mühlhausen P. Haspelmoor, besonders an den Rändern, wo der Wald angrenzt, doch auch an tiefern Stellen noch zwischen Sphagnen !, Wälder um Althegnenberg !. 19. Dieranodontium longirostre B. 8. I. HI. Zwi- schen Biburg und Diedorf, Anhauserwald nicht häufig B. Ab- stiche der Torfgräben im Haspelmoor zahlreich. Am Rande des Haspelwalds gegen das Moor zu an einem modernden Baumstock auch mit einigen Früchten !. 20. Campylopus turfaceus B. S. Ill. Haspelmoor, stellenweise ziemlich häufig, besonders in dem Theile des Moors, den der Fussweg nach Hörbach durchschneidet und der längs der Bahn gegen Althegnenberg zu sich erstreckt. Daselbst auch mit Früchten !. Leucobryeae. 21. Leueobryum glaucum Sehpr. I. IL II. Feuchte Wälder nicht sehr häufig. Siebentischwald, Strassberg, Loh- wäldchen P. Hammelberg sehr reichlich, indess nur sparsam fruchtend P. Wald bei Affing O. Haspelmoor am Rande des Haspelwalds und am Fusse der letzten Föhren gegen Althegnen- berg sehr üppig, zahlreich aber nur steril !*). Fissidentaceae. 22, Fissidens bryoides Hedw. II. III: An schattigen Stellen auf Lehm- und Sandboden verbreitet. Strassberg, Die- dorf €. Bergheim, Hammel, Scherneck, Mühlhausen, Derching P. Meringzell !, Hardtwald !, bei Beifertsbrunn und Bairaberg !, Hohlweg bei Hochdorf !. SAEN *) Das Moos wird nach B. vor Allerseelen von Bauernweibern auf dem Markte verkauft, um zum Schmuck der Gräber verwendet zu werden. 0 23. Fissidens crassipes Wils. I. Verbreitet in den Lechkanälen, meist auf dem Grunde. An der Mauerung des kleinen Canals links vom rothen Thor unmittelbar unter dem Wasserspiegel P. 24. Fissidens pusillus Wils. III. Sehr selten. Im Walde beim Mergentauer Weiher auf alten Ziegelsteinen !. Vielleicht anderswo nur übersehen. 25. Fissidens taxifolius Hedw. I. IL. IM. Auf Lehm“, sandigem Thon- und Kalkboden verbreitet. Museumsgarten P. Siebentischwald in einem Graben am Nordrande desselben C- Gersthofen !. Lechfeld, Strassberg P. Deuringen, Biburg B. Scherneck, Mühlhausen P. Wulfertshausen B. Kissing am Burg- statt! !. Althegnenberg an den Böschungen des Bahneinschnitts gegen Haspelmoor !. 26. Fissidens adiantoides Hedw. I. IH. An Bach rändern, in sumpfigen Wiesen, an Baumwurzeln nicht sehr ver- breitet. Nagelfluhfels eines Bahndurchlasses bei Hochdorf !- Stätzlinger Wiesenmoor P., Mühlhausen P., an Baumstämmel zwischen Anwalding und Gersthofen, am Bache bei Siebenbrunn P. Ablasskiesgrube B. Eine kräftige sterile, grossblättrige Form in einem Lechkanal vor dem rothen Thor, ungefähr 4 Fuss unter Wasser P. Seligeriaceae. 27. Seligeria tristicha Br. Sch. I. Sehr selten. An Nagelfluh auf dem prot. Gottesacker und an der Bahnbrücke be! Oberhausen spärlich P. Trichostomaceae. 28. Sphaerangium muticum Schpr. III. Auf lehmige® Aeckern und Grabenrändern, selten. Waldrand hinter Mering- zell !, Hattenhofen bei Haspelmoor !. Baindlkirchen ! Sphaerangium triquetrum Schpr. könnte möglicher Weise noch irgendwo im Florenbezirk versteckt sein. 29. Phascum cuspidatum Schreb: I. I. IH. Auf 121 Humus, Lehm-, Sand- und Kalkboden verbreitet. Von Varr. wurde bisher nur f macrophyllum in Mering !. Hörmannsberg und Baira- berg ! beobachtet. Phascum eurvicollum Ehrh. wäre vielleicht noch auf- zufinden. 30. Pottia cavifolia Ehrh. II. Sehr selten, aber suis locis zahlreich zwischen den beiden Schienengeleisen am Bahn- damme in Hochdorf ! etwa in der Gegend des Wirthshauses und von da bis vor Althegnenberg. Auf sandigem Lehm in dem Hohlweg hinter Mering gegen Reifertsbrunn !. 31. Pottia Starckei ©. Müll. var. 8 gymnostoma Lindbg. (P. minutula Sch.) II. Sehr zerstreut auf Thon und Thonsand. Mering in der Nähe der Zolleis’schen Filzfabrik !, zwischen Bairaberg und Tegernbach !, am Fussweg zwischen Althegnenberg und Hofhegnenberg !. Ist vermuthlich auch auf den westlichen Höhen noch zu finden. 32. Pottia truncata Fürnr. I II. HI. Verbreitet ohne bezüglich des Bodens wählerisch zu sein. Lechfeld zwischen Kalkkies !, Haspelmoor ! und Bairaberg ! auf schwerstem Ziegel- thon, Mering auf Humus !. 33. Pottia lanceolata ©. Müll. I. IL III. (Anacalypta Röhl.). Nicht selten. Siebentischwald C., Rosenauberg O. Lech- hausen. Brachäcker bei Haunstetten B. und auf dem Meringer Lechfeld !. Prittriching an der Leithen !, Rain bei Reiferts- brunn auf Thon!, Ummauerung des Kirchhofbergs in Kissing !, Hohlweg hinter Kissing am Wege nach Bachern auf Thonsand !. Var. £ intermedia humose Aecker des Lechfelds bei Mering!. 34. Pottia bryoides Lindbg. I. III. Sehr selten. Auf einem Schutthaufen bei der Hammerschmiede gegen Lechhausen Spärlich P. Auf thonigem Grabenauswurf bei Sirchenried !. 35. Triehostomum rubellum Rabenh. (Didymodon B S) LI. Nagelfluhsteine und Alleebäume, bisweilen sogar auf Erde übergehend. Ulmenstämme am Eserwall ©. Pappeln am Weg nach Mühlhausen und nach Friedberg, hier massenhaft w und vorzugsweise an der Nordseite der Stämme !, Meringer-Au p Bahndurchlässe bei Mering und Haspelmoor auf Nagelfluh !. 36. Trichostomum tophaceum Brid. I. Lechkanäle vor dem rothen Thor an Mauerwänden nicht selten, fruchtend P. Meringer Lechfeld auf Steinen im Galgenbach steril !. 37. Trichostomum caleareum Lindbg. I. (Gymnosto- mum N. et H.) Mauerwände eines Canals vor dem rothen Thor spärlich P. 38. Barbula rigida Schultz. II. Selten. Mering am Fussweg nach Reifertsbrunn unweit B. ambigua und auf Thon- sand im Bahneinschnitt neben dem dritten Bahnwärterhaus gegen Althegnenberg !, Kissing auf Thonsand am Wege nach Bachern !- Winkl unter den Nagelfluhblöcken der Kiesgrube unweit der Philomena-Capelle auf lehmigem, stark kalkhaltigem Boden !. 39. Barbula ambigua B. S$. III. Sehr selten auf Thon und Thonsand in dem Hohlweg hinter Mering gegen Reiferts- brunn !. 40. Barbula muralis Hedw. I. II. HI. Auf Mauern, au Steinen, selbst auf altem Holzwerk häufig. Kiesgrube am Ab- lass B., Nagelfluhsteine der Gottesäcker, bei Hochdorf, ur Heinrichshofen und Winkl, sowie der Bahndurchlässe bei Mering !, Sandsteine und alte Bretterzäune in Kissing ! ete. 41. Barbula paludosa Schwgr. I. Sehr selten. Kalk- tuf auf dem prot. Gottesacker steril C. 42. Barbula convoluta Hedw. I. I. Il. Ziemlich ver” breitet auf Kalkkies, an lehmigen Rainen, selbst auf Torf. Meist steril, so namentlich auf dem Lechfeld; in Brunnen !. Strass- berg C. mit Frucht. Ausserdem noch fruchtend beobachtet 1m der Meringer-Au P. und am Ostrande des Haspelmoors auf ziem- lich trockenem Torf in grosser Menge !. 43. Barbula Hornschuchiana Schultz. I. Nicht häufig- Auf Kalkboden, Wertachauen bei Pfersee, Siebentisch, Meringe!” Au, Lechfeld bei Königsbrunn P. 44. Barbula gracilis Schwgr. IH. Selten. Auf thonigem und thonsandigem Boden. Auf ersterm zwischen Mering und 123 Hochdorf neben der Bahn !, auf letzterm bei Mering hinter dem Sommerkeller gegen Reifertsbrunn !. Zwischen Kissing und i Hörmannsberg an den Wänden eines nunmehr abgegrabenen Hohlwegs ! steril. Vielleicht an andern Orten nur übersehen. 45. Barbula rigidula Milde. (Trichostomum Sm.) I. II. Auf Nagelfluh nicht selten. Gottesäcker, Bahnbrücke bei Ober- hausen und im Siebentischwald P., sowie Durchlässe bei Mering, Haspelmoor !, Gottesackermauer in Meringzell und Steinach !. Scherneck P. Sehr häufig in Winkl, woselbst auch eine kurz- und gedrängtblättrige Form auftritt, die einigermassen an Tricho- Stomum luridum erinnert; zwischen den Rasen derselben finden sich zahlreiche kuglige, 1—4zellige Brutknospen. 46. Barbula fallax Hedw. I. II. III. Auf Erde sehr ver- breitet, besonders auf Lehm und kalkhaltigem Lehm, z. B. Ro- senauberg, prot. Gottesacker, Siebentischwald, Ablasskiesgrube, Strassberg C. Wöllenburg bis Anhausen, Friedberg und Wulferts- hausen B. und an unzähligen Stellen um Mering !. brevicaulis B. S. Auf ockerhaltigem Sand am Peters- berg in. Kissing !. ; Barbula insidiosa Jur. et Milde. Eine sterile und dess- halb nicht mit Sicherheit von der Vorigen zu trennende gegen 2" hohe Pflanze kann möglicher Weise hieher gehören. Nie wächst auf feuchter Erde zwischen den Nagelfluhfelsen des Pitzelbachdurchlasses an der Hauptstrasse von Mering nach Stier- hof !. Vielleicht geben in andern Jahren Früchte über dieselbe Aufschluss. 47. Barbula recurvifolia Schpr. I. IH. Nagelfluh und zwischen Kalkgerölle, Thonsand und Thon nicht häufig. Prot. Gottesacker, Lech- und Wertachauen P. Mering hinter dem Sommerkeller gegen Reifertsbrunn !. Thonige Grube an der Bahn gegen Hochdorf (prachtvoll) !, sowie im Hohlweg von da Segen Steinach !. Nur steril. 48. Barbula unguiculata Hedw. I. I. II. Auf Erde und Nagelfluh häufig. Allee am Eserwall, Grabmonumente der Gottesäcker C., B. Nagelfluhfelsen bei Hausen am Fusse von Hofhegnenberg !, Ziegellehm in und um Mering! an unzähligen Orten, Bahndämme, Kiesgerölle des Lechfelds etc. 49. Barbula inelinata Schwagr. I. Auf Kalkgeröllen des Lechfelds und der Lech- und Wertachauen stellenweise Mas“ senvegetation bildend. Die Pflanze der Flussauen fructificirt reichlich, die des trockenern Lechfeldes seltener und hat auch gerade, kürzere Kapseln. Früchte der letztern Art finden sich in dem westlichen Graben an der Bahn zwischen Stierhof und Schwabhof !, Früchte der normalen Pflanze unweit Göggingen im Schinderhölzchen an der Wertach P., bei Siebenbrunnen P. und Mering am Lech !. 50. Barbula tortuosa W.etM. I. Auf steinigem Kalk- boden der Lech- und Wertachebene häufig, seltener auf Nagel- fluh. So z. B. an einem Bahndurchlass des Lechfelds bei Kis- sing !. Früchte sind selten, beim Ablass P., B. 51. Barbula subulata Brid. IL II. Auf Lehm und sandigem Lehmboden der westlichen und östlichen Höhen nicht selten. Strassberg, Hammel P. Stadtbergen, Biburg B. Leiters- hofen ©. Hammel P. Scherneck, Mühlhausen, Wulfertshauser P, B. Hardtwald bei Mering !, Hofhegnenberg ! und Wälder um Althegnenberg !. 52. Barbula laevipila Brid. I. Selten. Linden in der Allee vor dem Schwibbogenthor ©. An Alleebäumen zwischen Lechhausen und Mühlhausen einige sterile Räschen P. ; 53. Barbula papillosa Wils. I. Einige Exemplare zwr schen Barb. pulvinata und Orthotrichen von Alleebäumen aM obern Graben, steril P. Gegenüber der Häufigkeit dieses Mooses in ganz Norddeutsch- land ist dessen Seltenheit südlich der Mainlinie sehr auffallend und wenigstens für unsere Flora sicher nicht durch Unkenntuls® oder nachlässig betriebene Jagd auf dasselbe zu erklären. 54. Barbula ruralis Hedw. I. II. III. An Bäumen, Steinen und auf Stroh- und Ziegeldächern häufig und gewöhnlich Massen“ vegetation bildend. Unter den Bäumen bevorzugt es Pappeln und Linden. Früchte ee, sind meist sehr zahlreich, gelangen aber in manchen Jahrgängen nicht zur vollen Reife. Trockene Frühlinge scheinen ihnen vor Allem gefährlich zu sein. 53. Barbula intermedia Wils. (B. pulvinata Ja) 1. IN. An Alleebäumen um die Stadt nicht selten P. !. Merching an Pappeln !. Mering, am Fusse alter Salix alba in der Seufzer- allee hinter dem Schloss. Kissing auf Salix fragilis am Fuss des Burgstattls (Molendo). Immer steril. Bisweilen geht das Moos auf alte Dachplatten (Kissing !) und selbst auf einer mor- schen Dachrinne (Mering !), überzogen von Oscillatorien, wurde 8 schon beobachtet. Bezüglich des Artenwerths dieser Barbula theile ich voll- kommen die Anschauungen Mildes. Man findet auch bei uns kaum zwei Exemplare, welche sich vollständig gleichen, und kann bei aufmerksamem Studium leicht die ganze Reihe von der ächten ` intermedia bis zur vollendeten B. ruralis verfolgen. ~ 54 Ceratodon purpureus Brid. I. I. II. Wohl das Verbreitetste unter unsern gipfelfrüchtigen Moosen, fast auf allen Möglichen Substraten und bei allen nur denkbaren Feuchtigkeits- Staden derselben gedeihend. Auf kalkhaltigem, thonigem, thonig- Sandigem Boden, im Torfsumpf, auf Baumwurzeln und Baum- Stöcken , auf Kohlenstätten und Strohdächern allenthalben, am Schönsten jedoch auf thonigem Boden mässig lichter Nadelwälder, namentlich an deren Saume. Leptotricheae. 55. Pleuridium subulatum B. S. II. IH. Auf Lehm und Sandigem Lehm der westlichen und östlichen Höhen nicht | Selten. Strassberg, Bergheim, Leitershofen, Lohwäldchen P. | “ering im Hardtwald !, bei Hörmannsberg !, Bairaberg ! und ™ den thonigen Grabenrändern um Althegnenberg und Hörbach !. „6. Pleuridium alternifolium B. S. II. Ist entgegen ildes Behauptung bei uns weit seltener als das Vorige. Hof- gnenberg (Progel), Althegnenberg gegen Mittelstetten !. 57. Leptotrichum tortile Hampe. II. II. Auf Lehm und Quarzsand, nicht häufig. Sandiger Hohlweg zwischen Berg- heim und Strassberg P. Am Fahrweg zum Schloss Mergentau massenhaft und habituell sehr an Triehodon erinnernd !. Var. pusillum, thonige Grabenränder an der Bahn zwischen Mering und Althegnenberg !. Hardtwald! 58. Leptotrichum flexicaule Schpr. I. IL ID. Sehr verbreitet auf Kalk und Thon, an trockenen und nassen Locali- | täten. Lechkies beim Ablass C. Lechfeld !, daselbst am Lech- ufer bei Mering auch mit Früchten !. Anf Diluvialkies bei Hirb- lingen C. Thonige Grube an der Bahn zwischen Mering und Hochdorf, auf Thonmergel in Gräben neben der Eisenbahn zwa | schen Althegnenberg und Haspelmoor !. Gewöhnlich ist das Moos steril. Die Pflanzen der trockenen Standorte zeichnen sich durch gedrängtere,, kürzere Blätter aus und sind manchmal dem Distichium ähnlich. 59. Leptotrichum pallidum Hampe. II. Auf Thon“ sand mit Quarz gemengt in einer jungen Birkenwaldung bei Mergentau gegen Kissing ziemlich zahlreich !. Dürfte wohl aucb auf den westlichen Höhen zu erwarten sein. Distichieae. 60. Distichium capillaceum B. 8. I. Sehr selten. = Nagelfluhfelsen eines Bahndurchlasses im Lechfeld bei Kissing‘ 30. VI. 73 c. fruet. f. Cinelidoteae. | Cinclidotus riparius B. S., welcher in München zahil- reich an den Auskleidungen der Isarkanäle wächst, dürfte mög licher Weise auch irgendwo an dergleichen Stellen in den Aug® burger Lechkanälen zu finden sein. Grimmieae. 61. Grimmia apocarpa Hedw. I. IL IH. Ziegelstein® und Nagelfluhfelsen. Dach des Ziegelstadels bei Stadtbergen | 127 Ziegelsteine im Walde bei Scherneck P. Nagelfluh bei der Ober- hauser-Bahnbrücke P. Kalktuff auf dem prot. Gottesacker C. Ziegeldach in Hörmannsberg !. Nagelfluhfelsen bei Hausen, unweit Hofhegnenberg bei Althegnenberg !, bei Heinrichshofen ! und in Winkl !. Sandsteine eines Bahndurchlasses zwischen Mering und Hochdorf in grosser Menge !. 62. Grimmia pulvinata Sm. I. I. I. Zerstreut. Auf einem Kalkblock beim Ablass P. Grenzstein am Wald hinter Stadtbergen B. Kirchhofmauer in Affıng C. und B. Nagelfluh- felsen bei Althegnenberg, Steindorf und Winkl !. Sandsteinfelsen eines Bahndurchlasses zwischen Mering und Hochdorf !. Ziegel- dächer in Althegnenberg !. Kissing am Petersberg !. 63. Grimmia gigantea Schpr. I. Sehr selten. Rand des Lechfelds. An dem sumpfigen Ufer eines Quellbachs unweit dem Wasserhäusl zwischen Mering und Bergen bei 1550', eine Reihe von Jahren hindurch beobachtet !. Im neuester Zeit scheinen Wegspülungen und Veränderungen des Ufers an der genannten Stelle den Standort vernichtet zu haben. Die sonst alpine Pflanze findet sich auch bei München im Dachauer-Moos und ist mir noch nirgends ausserhalb der Alpen begegnet, in welchen sie bis circa 2500' herabgeht. Ist bis jetzt überhaupt nur steril bekannt. 64. Racomitrium canescens: Brid. I. IL. IH. Nicht häufig. Auf Kalk- und Mergelschiefergeröll des Wertachdamms zwischen Pfersee und Oberhausen P. Kalkgeröll und zwischen dem magern Grase auf dem Lechfeld bei Mering !. Aystetten B. Kissing in der Sandgrube am Weg zum Seebachhof gegen Bachern, hier massenhaft, aber steril !. Schattige Böschung einer sandi- gen Grube nicht weit von dem Wirthshaus in Hochdorf reichlich fruchtend !. Orthotricheae. 65. Ulota Ludwigii Brid. L I. IL Meringer-Au C. Birken bei Burgwalden C. An Fichten zwischen dem Giebel- und Anhauserthal, sowie zwischen Banacker und Strassberg P. 128 Fiehtenzweige im Hardtwald bei Mering in der Nähe des Asfalg- hofs !. Althegnenberg !. Birken im Haspelmoor !. 66. Ulota Bruchii Hornsch. II. Sehr selten und spärlich an Fichten zwischen Banacker und Strassberg P., zwischen den beiden Folgenden. 67. Ulota erispa Brid. I. II. Nicht häufig. Siebentisch- wald, Lohwäldchen, Hammelberg gegen Louisensruh P. C., zwi- schen Stadtbergen und Anhausen zahlreich B., Wälder um Strass- berg P. 68. Ulota erispula Bruch. I. II. III. Nicht häufig. Föhren im Siebentischwald C. Buchen bei Wöllenburg C. Strassberg, Engelhof, Banacker P. Hammel P. Hardtwald bei Mering !. 69. Orthotrichum anomalum Hedw. I. II. Ziemlich verbreitet. Auf der Mauer des Göggingerthors C. Nagelfluh und Sandsteine auf dem prot. Gottesacker P. B. Nagelfluh bei der Oberhauser-Bahnbrücke, Ziegeldach in Au P. Ummanerung des Gottesackers in Meringzell ! und Kissing !. Mergentau Ss. Nagel- fluh in Heinriehshofen. An der Bahn bei Althegnenberg !. 70. Orthotrichum obtusifolium Schrad. I. IL. IL An Alleebäumen häufig, auch mit Frucht. Friedberger Allee !- Allee vor dem Jakoberthor B. Merching !, Nanhofen !, an Pappeln, ebenso an der Strasse nach Mühlhausen C. Auf Weiden. (Salix alba) in der Allee nach dem Spickel, auf Föhren im Sieben- tischwald ©. 71. Orthotrichum pumilum Sw. I. II II. An Sam- bucus, Alleebäumen und altem Holzwerk, Zaunpfählen und Zaun- stangen häufig. 72. Orthotrichum fallax Schpr. I. I. II. Nicht selten an Bäumen und alten Brettern. Augsburg an den Holzgeländern der Lechkanäle C., vor dem Jakoberthor und am Weg nach Pfersee, Pappeln bei Haunstetten und Mering !, Crataegus bel Bobingen C., Corylus bei Heinrichshofen. ; 73. Orthotrichum affine Schrad. I. II. III. An Wald- und Feldbäumen häufig. 74. Orthotrichum fastigiatum Bruch LIT. DM 129 Pappeln bei Haunstetten O. und zwischen Lechhausen und Mühl- hausen spärlich P. Hochdorf und Steinach bei Mering !. Balken an der Wertachbrücke zwischen Bobingen und Strassberg C. 75. Orthotrichum patens Bruch. I. II. Auf alten Bänken in Siebentisch C. (ist zweifelhaft); Althegnenberg !. Bei Maisach (schon ausserhalb des Bezirks) Sr. 76. Orthotrichum speciosum Ns. I. U. UI. Eines der häufigsten Moose an Feld- und Waldbäumen der verschiedensten Art. Eichen im Eichelau O. und an der Leithe zwischen Mering und Bergen !. Föhren und Lärchen im Siebentischwald C., Pap- pPeln am Weg nach dem Spickel C. und bei Althegnenberg !, Crataegus bei Hochdorf !, Fichten im Hardtwald bei Mering ! ete. 77. Orthotrichum stramineum Hornsch. I. II. Balken der Meringer-Au, Pappeln an der Strasse nach Pfersee, Fichten bei Strassberg C. 78. Orthotrichum leueomitrium Bruch. I. Selten. Weiden in der Allee nach dem Spickel C. 79. Orthotrichum diaphanum Schrad. I. Nicht häufig. P appeln vor dem Jacoberthor O., an der Strasse zwischen Lech- ausen und Mühlhausen P., beim Pitzelhof zwischen Mering und Stierhof !. Pfersee P. Balken des Ablasswehrs vor der Mühle m Kissing !. 80. Orthotrichum lejocarpum B. et Sch. I. II. II. An Wald- und Feldbäumen verbreitet. Birken im Deuringer- Wald O. Eichen bei Mering gegen Bergen !. Espen, Buchen und Fichten bei Althegnenberg !. Siebentischwald B. 81. Orthotrichum Lyellii Hook. II. Zwischen Banacker nd Strassberg an alten Fichten einige Räschen steril P. Encalypteae. 82. Encalypta vulgaris Hedw. II. IH. Lehm und sandi- ger Lehm, an Mauern und auf Erde zwischen Nagelfluhgestein wenig verbreitet, Rosenauberg, zwischen Mühlhausen und Scherneck P, irchhofmauer in Kissing und ebendaselbst auf lehmigem Sand 9 im Hohlweg gegen Hörmannsberg !. Nagelfluh in Heinrichs- hofen gegen Egling massenhaft !. 83. Encalypta ciliata Hedw. II. IH. Sandiger Hohl- weg zwischen Bergheim und Strassberg ein Räschen P. Deurin- gen C. Sandiger Lehmboden im Wald zwischen Mühlhausen und Anwalding mit Bartramia pomif. Bryum capillare und Hypnum Sommerfeltii ziemlich häufig P. 84. Encalypta streptocarpa Hedw. I. II. Auf Nagel- fluh und steimigem Kalkboden im Lech- und Wertachthale ve!” breitet. Bahndurchlass im Kissinger Lechfeld ! und bei Mering Mit schönen Früchten auf Kalktuff im prot. Gottesacker und m der Kiesgrube beim Ablass P. B. Auf Backsteinmauer am Eser- wall C, seltener an Baumstämmen, wie beim Hallthor P. Im Walde zwischen Anwalding und Scherneck auf stark sandigem Lehm- boden einige sterile Räschen. Auf gleichem Substrat an einer Quelle am Fuss des Kissinger Burgstattls, und am Wege zwi- schen Kissing und Hörmannsberg. Auf sehr schwerem Lehm auch im Wald zwischen Nanhofen und Günzelhofen an der östlichsten Grenze des Gebiets, bereits ausserhalb desselben N Die letztgenannten Formen sind sämmtlich steril, robust mit etwas kürzern Blättern und ähneln oft täuschend der Barbula alpina var. inermis Milde. Ob sie nicht vielleicht doch eher üppige Formen von E. ciliata sind ? Splachnaceae. 85. S al odati ampullaceum L. I. IIL Sehr selten Im Wiesenmoor zwischen Gersthofen und Anwalding ein Rasen p. Haspelmoor Sr. !. An letzterm Standort ist das Moos, wie scheint seit 1852, als wir es beobachteten, verschwunden. Es mag diess vielleicht mit dem Umstand zusammenhängen, dass das Moor gegenwärtig nicht mehr wie früher als Viehweide benützt wird. Physcomitrieae. 86. Ephemerum serratum Hampe. III. Verbreitet um Mering auf Lehm, auf Aeckern z, B. zwischen Brunnen u 131 Bergen !, bei Hörbach !, an Grabenrändern und Wegrainen, bei Hochdorf !, Hörmannsberg !, Tegernbach !, oft gemischt mit Phascum cuspidatum u. Pleuridien !. Auf den westlichen Höhen wohl nur übersehen. 87. Physcomitrium pyriforme Brid. I. D. IIL An feuchten Grabenrändern und - Auswurf häufig. Am Canal der grossen Spinnerei O., Schmutterthal, Deuringer Wald ©. Mering!, Kissing !, Althegnenberg !, am reichlichsten an den Bewässerungs- Sräben, in welche sich bei der Sägmühle unterhalb Prittriching der verlorne Bach zertheilt !. 88. Funaria faseicularis Schpr. IIL ( Entosthodon C. Müll) An Grabenrändern im Giebelthal bei Strassberg spär- lich P. > i 89. Funaria hygrometrica Hedw. I. II. III. Eines der Semeinsten Moose, auf allen möglichen Substraten, Humus, Sand, Lehm, Kalk- und Thonmergel, Mauerschutt und Mörtel, faulem Holz und Kohlenstätten, Torfmoor (sowohl mit Wiesen- als mit Hochmoorcharacter). Bryaceae. 90. Leptobryum pyriforme Schimp. I. IE. MT. Selten. Nagelfluh auf dem prot. Gottesacker und auf dem Kalkcement ‚ der Mauern des Lechkanals vor dem rothen Thor spärlich P. Böschung eines kleinen Hohlwegs am Eingang nach Bobingen unter Gebüsch O. Kirchhof-Ummauerungen und Mauern am ege nach Schönhausen in Kissing !. 91. Webera elongata Schwägr. I. III. Sandige Hohl- wege nicht häufig; zwischen Bergheim und Strassberg, zwischen Diedorf und Leitershofen P. Aystetten, Affing O. Mergentau m Wald gegen Kissing auf Quarzsand !. 92. Webera nutans Hedw. I. III. Nicht sehr häufig. Nandige Hohlwege, feuchter humoser Boden, am Fuss vermodern- der Baumstöcke, auf Torf. Wertachleithe bei Strassberg C. und aspelmoor ! in Moorgräben, Giebelthal, Bergheim, Banacker, Diedorf nach Leitershofen, Biburg bis Aystetten P. Zwischen 9* Stätzling und Derching C. Am Saum des Hardtwaldes bei Mering unter dem Asfalghof !. Var. bicolor Haspelmoor 6r. Var. longiseta Haspelmoor Sr. !. 93. Webera cruda Schpr. II. Sandiger Abhang im Walde zwischen Anwaldig und Scherneck ziemlich häufig P. Quarzsand im Wald an der Fahrstrasse zu Schloss Mergentau L Sandiger Hohlweg bei Steinach gegen Hochdorf !, Wände der Torfgruben im Haspelmoor, besonders im südlichen Theil geger Luttenwang !. 94. Webera carnea Schpr. I. III. Auf feuchtem Kalk- boden in den Lech- und Wertachauen nicht selten P. !. Auf schwerem Thon an einem Zaun in Ried bei Mering !. 95. Webera albicans Schpr. I. II. Auf feuchtem Kalk- boden in den Lech- und Wertachauen nach P. verbreitet. Von mir daselbst nie bemerkt, wohl aber auf Sand und Thonsand an der Eisenbahn zwischen Mering und Hochdorf !, in Mittelstettet am Ufer des Bachs mit wenigen Früchten !. 96. Bryum pendulum Schpr. I. Auf steinigem Kalk- boden in den Lechauen hinter Lechhausen und in der Meringer” Au spärlich P. 97. Bryum longisetum Bland. III. Bisher nur im Has“ pelmoor, daselbst aber in einigen vor nicht allzulanger Zeit ab- gestochenen Torfgruben längs der Bahn in ungemessener Menge: gemischt mit Br. bimum !. Ist wohl das Moos, das bereits S als Bryum intermedium von der gleichen Stelle kennt. 98. Bryum bimum Schreb. II. II. Hochmoore bei Strass- berg nicht häufig P. Haspelmoor in grosser Menge !. Bildet daselbst gerne auch eine forma polyclada, die besonders im Spät- herbst an trocknern Grabenrändern gefunden wird. 99. Bryum eirrhatum H. et N. I. II. II. (B. bimum $ cuspidatum). Mauern des Lechkanals am rothen Thor mit Br. caespiticium P. Auf Nagelfluh eines Bahndurchlasses ha Hochdorf !. Biburg B. 100. Bryum erythrocarpum Schwgr. I. Einige Räschet "133 will P. in den Wertachauen zwischen Pfersee und Oberhausen gefunden haben. Mir ist die ächte Pflanze aus Schwaben nur von Vöhringen bekannt, wo sie von Benefiziat Meier auf steini- gem Waldboden in Gesellschaft von Leptotrichum pallidum ge- sammelt wurde. 101. Bryum Klinggräffii Schpr. I. Unter Br. badium am sandigen Lechufer bei Mering einmal zahlreich gefunden !. 102. Bryum versicolor A. Br. I. Lech- und Wertach- auen ziemlich vereinzelnt. Pfersee, linkes Lechufer oberhalb Lechhausen P., bei Mering !. 103. Bryum caespiticium L. I. I. III. Mauern, Nagelfluh- und Sandsteinfelsen, Kohlenplätze und selbst Strohdächer häufig. V. 8 imbricatum an Nagelfluh - Quadern der Bahndurch- lässe bei Mering !, und bei Heinrichshofen auf anstehendem Nagelfluhgestein ʻ 104. Bryum badium Bruch. I. Lechauen bei Mering stellenweise zahlreich !. 105. Bryum argenteum L. I. II. II. Auf sandigem, lehmigem und kalkhaltigem Boden, auf Kalktuff des prot. Gottes- ackers C., an Mauern häufig. Zwischen Strassenpflaster (vor dem Ordinariat B.), auf Kohlenstätten (Bairaberg !), Bahndämme !. 106. Bryum capillare Dillen. L II. II. Auf Baum- Stöcken, schattigem humosem Waldboden, in hohlen Weiden ziemlich verbreitet, z. B. Siebentischwald P., Gersthofen !, Strass- berg, Hammel P., Mühlhausen, Mering !, Haspelwald !. j 107. Bryum Psendotriquetrum Schwgr. I. IL. I. An Grabenrändern , Sinterquellen und in Sumpfwiesen ziemlich ver- breitet. Quellbäche von Augsburg gegen den Lech mit Frucht (Braun), Lechfeld P., daselbst bei Mering !, gleichfalls fruchtend Wiesenmoore an der Ach P. Giebelthal (fruchtend) und Wertach- leithen bei Strassberg O. Gräben im Sehmutterthal C. B. Wald- wiesen zwischen Hörmannsberg, Bairaberg und Sirchenried !. Alt- hegnenberg !. Bei Brunnen ! und an zahlreichen andern Stellen um Mering, an denen das Moos gewöhnlich in der Form duvalioi- des Molendo und steril sich findet. 134 Das Moos scheint bei uns im eigentlichen Hochmoor voll- ständig durch Br. bimum ersetzt zu werden, obschon gerade die zuletzt angeführten Standorte, die sämmtlich Thonboden haben, beweisen, dass es den Kalk, mit dem es an andern Orten (z. B. Lechfeld) ganz inerustirt ist, nicht als nothwendiges Lebens- bedürfniss braucht. 108. Bryum pallens Sw. III. Sehr selten. Hohlweg hinter Hainhofen C. 109. Bryum turbinatum Schwgr. I. II. Strassberg in Gräben, Lützelburg C. Wasserhäus] zwischen Mering und Bergen !, am Rand des Lechfelds auf in dem kleinen Weiher befindlichen Brunnendeicheln. Am gleichen Standpunkte an der Wasserleitung neben der Bahnmeister-Wohnung bei Mering, welche aus dem genannten Weiher gespeist wird.. Sendtner gibt das Moos auch im Haspelmoor an. Exemplare von seiner Hand im Ver. Herb. gehören indess zu Br. bimum. 110. Bryum roseum Schreb. I. I. HI. Auf Baumstöck®: schattigem Waldboden, seltener auf trockenen Haiden, nicht sehr häufig, meist steril. Früchte wurden von Professor Kittel m Siebentischwalde gegen Siebentisch gefunden. Sonst wurde das Moos noch auf Haiden zwischen Bobingen und Strassberg, bei Ham“ mel P., Biburg, Deuringen, hinter dem Stadtberger-Ziegelstadel B. steril gefunden. Auffallender Weise konnte es im östlichste! Theile des Bezirks, um Mering noch nicht gesehen werden. 111. Mnium punctatum Hedw. IL II. An Bächen, ® feuchten Waldschluchten, Wertachleithen bei Strassberg, Giebel- thal P., zwischen Wöllenburg und Leitershofen c. fr. C. Wulferts“ hausen P. Mörgentau !. Althegnenberg im Walde gegen Hörbach '- 112. Mnium rostratum Schrad. I. I. III. Auf feuchte” Wald- und Moorboden, auf Nagelfluh nicht sehr verbreitet. Prob Gottesacker P, Aystetten, Mühlhausen, Wulfertshausen , Stätz- linger Moor P. Hardtwald ! und Wälder um Althegnenberg !' 113. Mnium cuspidatum Hedw. I. IL. II. Auf Sand- und Lehmboden, besonders am Fusse von Waldbäumen ziemli6 verbreitet. Gersthofen !. Strassberg P. Zwischen Anwalding 135 und Mühlhausen, Wulfertshausen P. Mergentau, Haspelwald bei Althegnenberg !. 114. Mnium affine Schwägr. I. IŁ III. Sumpfige Wiesen, besonders Waldwiesen, an Quellbächen verbreitet. Wertachleithen bei Strassberg m. Fr. C. Mergentau (fruchtend) Sartor. Quell- bäche des Lechfelds bei Mering, besonders in der Nähe des Wasserhäusl !. Gräben an der Eisenbahn von Mering nach Alt- hegnenberg !, Im Erlenbruch an der Finster zwischen Alt- hegnenberg und Haspelmoor massenhaft, auch spärlich fruchtend!. Torfgräben des Haspelmoors, besonders im südlichen trockenen Theile gegen Luttenwang !. Nicht selten als Var. $ elatum. Strassberg, Mühlhausen, Derching und Wul- fertshausen etc. P. In Sümpfen bei Mittelstetten. Mnium insigne Mitt., das Milde von der Var. p elatum des Vorigen, mit dem es nach Schimper identisch ist, trennt, wurde bei uns noch nicht gefunden. Keines der zahlreichen Exemplare von vielen Standorten, welche ich untersuchte, zeigte den herablaufenden Blattgrund, durch welchen er es von M. affine unterscheidet. Vielleicht findet sich die ächte Pflanze doch noch im Gebiet. 115. Mnium undulatum Neck. I. I. III. An Hecken, Unter Gebüsch in Wäldern häufig. Mit Früchten im Siebentisch- wald P. Bei Strassberg ©. In den Wäldern um Althegnenberg Segen Hofheguenberg !; in Merehing; zwischen Kissing und Ried!. 116. Mnium serratum Brid. I. II. Hohlweg gegen Aystetten, schwäbisches Himmelreich C. : Haspelwald zwischen Althegnenberg und Mittelstetten !. 117. Mnium spinosum Schwägr. IIL Wald bei Mer- Sentanu !. Haspelwald bei Althegnenberg am Weg nach Mittel- Stetten in grosser Menge und reichlich fruchtend ! bei 1700. „18. Mnium stellare Hedw. Il. Strassberg spärlich mit k rüchten. Hohlweg zwischen Bergheim und Strassberg, zwischen !edorf und Leitershofen, Hammel P. Wöllenburg B. 119. Meesea longiseta Hedw. HI. Im Hochmoor. Has- Pelmoor in zahlloser Menge Sr. !. 136 120. Meesea tristicha Br. et Sch. II. III. Wie Vorige, mit der sie gemischt vorkommt. Quellsümpfe von Banacker gegen Strassberg C. Meesea Albertinii B. et Sch. wird von Sendtner im Has- pelmoor angegeben. Was ich und die neuern Forscher sowohl an Ort und Stelle als in den verschiedenen Herbarien fanden und untersuchen konnten, gehört unzweifelhaft zu 121. Meesea uliginosa Hedw. III. In Torfgräben und auf Sandboden an der Bahn zwischen Mering und Hochdorf !- Haspelmoor, zahlreich in den Torfgruben unmittelbar hinter dem Magazin !. 122. Aulacomnium androgynum Schwagr. I. m. Selten, wie überhaupt in ganz Südbayern. Häufig wurden die Formen von Tetraphis mit Brutknospen dafür gehalten. Aecht aber steril am Wöllenburger Weiher, im Giebelthal, bei Strass“ berg P. 123. Gymnocybe palustris Fr. LI. II. (Aulacomnium Schwägr.) Auf Sumpfwiesen, in Mooren nicht verbreitet, häufig nur steril. Meringerau, Giebelthal, Wertachleithe bei Strassberg m. Fr. P. C. Aystetten, zwischen Muttershofen, Affaltern und Peterhof mit Frucht O. Zwischen Diedorf und Leitershofen P: Mergentau Ss. Waldwiese mit Hochmoorcharaeter zwischen Ried und Bachern neben Sphagn. eymbifol. fruchtend !. Ebenso grosser Menge und Schönheit im Haspelmoor !. Var. ð polycephala an der Bahn zwischen Mering und Hoch- dorf, im Haspelmoor !. 124. Bartramia pomiformis Hedw. II. III. Sand- und Lehmboden nicht selten, wie auch Var. crispa. Strassberg Banacker, Bergheim, zwischen Diedorf und Leitershofen P. schwäbisches Himmelreich C., zwischen Mühlhausen und Scherne® sehr üppig P. Mergentau !. 125. Philonotis fontana Brid. II. III. Hochmoore und sumpfige Waldwiesen auf Thon. Hochmoor des Giebelthals 1 ziemlicher Menge P. An der Bahn zwischen Mering und Hoch- dorf in reichfruchtenden Exemplaren, die mehr den robuste? 137 Habitus der folgenden Art besitzen !. Sumpfige Mulden zwischen Hörmannsberg und Bairaberg !. Haspelmoor !. 126. Philonotis calcarea B. Sch. I. II. Bäche gegen Siebenbrunn P. Quellbäche am Lechfeld bei Mering !. Gräben im Moor an der Wertachleithe und im Giebelthal bei Strassberg. An letzterm Standorte stehen nach Pfeffer beide Philonotisarten im nämlichen Hochmoor; nieht gemischt, sondern in den ersten Gräben von Strassberg aus Ph. fontana g und Q, weiter ent- fernt dann Ph. calcarea J und Ẹ mit Dieran. palustre, Clima- cium und Hypnum cuspidatum. Pfeffer wirft bei dieser Gelegen- heit die Frage auf, ob hier vielleicht kalkhaltige Quellen ein- treten, eine Frage, die für den überflüssig ist, welcher auch an andern Orten Ph. calcarea auf kalkfreiem Substrat beobachtet, der also in ihr nicht etwa eine kalkfreundliche Parallelform der Ph. fontana sieht. Es lässt sich übrigens nicht läugnen, dass Ph. calcarea auf kalkarmem Boden weit seltener fruchtend ge- funden und vielleicht desshalb öfter verkannt wird. Georgiaceae. 127. Tetraphis pellucida Hedw. IL. Ill. Auf modern- dem Holze und Torf nicht selten. Wertachleithe bei Strass- berg P.C. Wöllenburg P. Laubwald am Deuringer Ziegelstadel C. Hammelberg P. Biburg B. Anwalding C. Mühlhausen P...Has- pelwald bei Althegnenberg !. Abstiche der Torfgruben im Has- pelmoor !. Polytrichaceae. 128. Atrichum undulatum P. Beauv. II. Hl. Lehm- und Sandboden der Höhen, sowohl im Walde als exponirt, häufig. Auch im Haspelmoor, aber nur an Stellen, wo Lehm zu Tage tritt, nicht auf Torf !. Neben der Normalform tritt in Wäldern hie und da eine zweite, viel kleinere mit kurzgestielter Büchse auf, wohl nur ein Product mangelhafter Ernährung, wie es ihr Standort , trockenere, und besonntere Stellen mit sich bringt, 2. B. Hardtwald bei Meringzell !. Auf Sumpfwiesen dagegen, besonders an Waldrändern findet 138 sich bisweilen eine hochstämmige, reichlich beblätterte, sterile Pflanze, die habituell viel an C. angustata erinnert. Solche z. B. um Bairaberg ! und a. a. O. 129. Pogonatum nanum P. Beauv. II. III. Selten. Einige Exemplare auf sandigem Lehmboden zwischen dem Giebel- und Anhauserthal P. Meringzell ! und an der Böschung einer Thongrube neben der Bahn zwischen Mering und Hochdorf !. 130. Pogonatum aloides Pal. Beauv. II. III. Auf Sand, sandigem und schwerem Lehmboden nicht zu häufig. Zwischen Bergheim und Strassberg, zwischen Diedorf und Leitershofen P.B. Zwischen Biburg und Aystetten P. Hardtwald bei Mering und Hohlweg bei Bairaberg !. 131. Pogonatum urnigerum Sehpr. II. HI. Mit dem Vorigen, gleichfalls nicht sehr verbreitet. Giebelthal, Bergheim P. Wöllenburger Wald ©. Diedorf P. Mering und Althegnenberg ! 132. Polytrichum 'graeile Dieks. II. Auf Torf m Haspelmoor häufig !. Bisweilen entwickeln sich wie bei andern Arten der Gattung aus dem Centram der männlichen Blüthen- scheibe Verlängerungen der Achse, welche einen zweiten und dritten männlichen Blüthenstand tragen. 133. Polytrichum formosum Hedw. I. I. IH. In Wäl- dern verbreitet und daselbst oft grosse, schwellende, dunkel- grüne Polster bildend, von denen sich die Gipfelblätter als zier- liche Sterne abheben. Siebentischwald, Strassberg, Wulferts- hausen P. Hardtwald bei Mering !. Wald bei Althegnenberg!- 134. Polytrichum commune L. II. IH.*) Nasse Wald- wiesen, Waldsümpfe und an den Rändern von Hochmooren- Hochmoore des Giebelthals bei Strassberg ziemlich häufig. P Mergentau Sartor. Hardtwald bei Mering, unterm Asfalghof mit Sphagn. acutifolium und Nardus stricta !. Wälder hinter Hof- hegnenberg gegen Althegnenberg und Hörbach !. Griesbäckerzell P *) Das Moos verdient nach seinem Vorkommen in unserer Gegend un- zweifelhaft am wenigsten seinen Namen. Das Gleiche dürfte so ziemlich für die ganze bayerische Hochebene gelten. u CSN ß perigoniale neben der Stammform am trockenern Saum des Haspelmoors !. Hardtwald !. 135. Polytrichum piliferum Schreb. II. IH. Auf Sand- und Thonboden, besonders an trockenen Rändern von Nadel- wäldern nicht häufig. Giebelthal P. Banacker C. Wöllenburger Wald B. Hammelberg, Aystetten, Scherneck P. Mergentau !. Waldränder bei Althegnenberg gegen Hofhegnenberg und hinter dem Lindenhof !. 136. Polytrichum juniperinum Willd. U. II. Auf feuchten Wiesen, in Wäldern an feuchten und trockenen Stellen ziemlich verbreitet. Giebel- und Anhauserthal P. Burgwalden C. Diedorf, Hammelberg P. Hardtwald bei Mering !. Haspelmoor ! 137. Polytrichum strictum Menz. II. Haspelmoor häufig be Buxbaumiaceae. 138. Diphyscium foliosum Mohr. H. IN. Auf Sand, Sandigem Lehmboden und Thon, besonders in Hohlwegen der Wälder nicht häufig. Strassberg, Banacker, Bergheim P. Aystetten bis Biburg P. Leitershofen, Wöllenburg B. Mergentau im Wald gegen Kissing !. Bairaberg !. 139. Buxbaumia aphylla L. TI. HI. An sandigen Hohl- wegen, auf Thonboden in lichtem Nadelwald, besonders an dessen Saume. Selten. Zwischen Banacker und Strassberg, zwischen Biburg und Aystetten P. Zwischen Hörmannsberg und Baira- bergt: Das Wäldehen, in dem das Moos vor circa acht Jahren entdeckt wurde, ist seitdem leider der Cultur zum Opfer gefallen und mit ihm die Pflanze. Gleiches Schicksal droht ihr durch die Axt in wenigen Jahren an der Waldspitze unter dem Linden- hof gegen Althegnenberg! Vielleicht genügen diese Andeutungen, um die einheimischen Moosfreunde zur Aufspürung neuer Stand- Orte des seltenen und originellen Florenbürgers aufzufordern. Es unterliegt keinem Zweifel, dass das Moos im Gebiet verbreiteter ist, als man glaubt. Man unterlässt nur gewöhnlich an den wenig versprechenden Stellen, die es meistens bewohnt, die Nach- forschung. 140 Musei pleurocarpi. Thuidiaceae. 140. Leskea polycarpa. Ehrh. I. II. An Feldbäumen nicht zu häufig. Um den Gesundbrunnen vor dem Klinkerthor- Zwischen Lechhausen und Mühlhausen. Weiden in den Wertach- auen bei Pfersee P. Bairaberg !. Alte Weiden an der Strasse von Kissing gegen den Kalkofen !, daselbst am Fuss der Bäume übergehend in Var. 8 paludosa. Letztere am gleichen Standort auch beim Gesundbrunnen. 141. Leskea nervosa Myr. III. Sehr vereinzelt, jedoch fruchtend an einem Obstbaum in Steindorf, am Fusse von Escher in Meringzell. An Buchen, die sie doch bei München fast aus“ schliesslich bewohnt, wurde sie hier noch nie bemerkt, dagege® an alten Weiden der Allee unter Mergentau Sartor. 142. Anomodon longifolius Hartm. II. II. Sehr selten. Baumstämme bei Wöllenburg. Scherneck C. 143. Anomodon attenuatus Hartm. Il. IH. Verbreitet in Wäldern auf Bäumen und Erde. Strassberg, Hammel, Mühl- hausen, Anwalding, Scherneck P. Stätzling ©. Mergentau u. s. W Spärlichst fruchtend an Weiden bei Kissing !. 144. Anomodon viticulosus B. et Sch. I. I. II. Au Wald- und Feldbäumen, auf Nagelfluh und Thonerde ziemlich verbreitet, meist jedoch steril. Alleebäume vor dem Hallthor P. an Schwarzpappeln beim Ablass. Miedring ©. Hammel, Scher- neck P. Mit Frucht an einem Nagelfluhblock im Walde zwische" Mühlhausen und Anwalding P. An einer alten Esche in Steinach: an Eichen und Eschen bei Pittriching !. Auf Thonboden i» Meringzell !. Pseudoleskea tectorum Schpr., welche auf Hausdächer" in München vorkommt, könnte an ähnlichen Localitäten auch und um Augsburg beobachtet werden. 145. Thuidium minutulum B. S. III.? Pfeffer will e” 141 Räschen am Grunde eines Baumstamms im Wald zwischen An- walding und Gersthofen gefunden haben. Ein Exemplar von diesem Standorte habe ich nicht gesehen, wohl aber befindet sich als solches ein anderes, von ihm zwischen Siebentisch und Ab- lass gesammeltes Thuidium im Vereinsherbar, das ich für eine kleine Form von Th. abietinum halten möchte. 146. Thuidium tamariseinum B. Sch. I IL UI. An Rainen und in Wäldern sowohl am Boden als am Fuss der Bäume verbreitet, z.B. Strassberg C., Hardtwald bei Mering und Wälder um Althegnenberg. Ist mir von hier nur steril bekannt. 147. Thuidium delicatulum B. et Seh. I. I. IH. Häufi- ger als das Vorige, an Rainen, Bahndämmen, Wäldern und auf feuchten Waldwiesen. Steril. 148. Thuidium abietinum B. et Sch. I IL. II. Ver breitet auf trockenen Stellen, an Bahndämmen, in Kiesgruben, an Rainen, im lichten Nadelwald sowohl auf Thonboden als auch auf Kalknagelfluh und - Kies. Nur steril. Das Vereinsherbar bewahrt eine sehr auffallende forma robusta, vermuthlich um Augsburg gesammelt C. Fabroniaceae. 149. Anacamptodon splachnoides Brid. I1. Sehr selten. Auf dem Querschnitt einer Fichte im Walde hinter Schloss Hofhegnenberg. 20, IX. 73. mit alten Früchten !. Fontinalaceae. 150. Fontinalis antipyretica L. I. II. In fliessendem Wasser verbreitet. Lecheanäle, Wertach und deren Canäle, z. B. Holzbach B. Paar bei Mering und Kissing !, allenthalben nur steril. Brunnen im Taubstummeninstitut B. Neckeraceae. > 151. Neckera pennata Hedw. I. III. Sehr selten. Sieben- tischwald an Fichten, Wälder bei Althegnenberg ! an Buchen, st. 142 Neckera pumila Hedw. IIL.? Eine sterile Form im Fichtenwald bei Althegnenberg von Caflisch und mir gesammelt, scheint hieher zu gehören, könnte aber auch nur eine kleine Form der Vorigen sein. Neckera erispa Hedw. wurde zwar noch nicht innerhalb unseres Florenbezirks, jedoch unweit seiner Grenze bei Gesserts- hausen an Eichen gefunden (Spahn). 152. Neekera complanata Br. et Sch. Il. Einige Rasen am Fusse einer Fichte bei Wulfertshausen, st. P. 153. Homalia trichomanoides B. et Sch. IL II. An Waldbäumen verbreitet, sowohl auf den westlichen Höhen, Strass” berg P., Wöllenburg an Buchen C., als auf den östlichen, z. B. Mergentau, Meringzell !. Hypnaceae orthocarpae. 154. Leucodon seiuroides Schwägr. I. IL IH. Gemein an Wald- und Feldbäumen, auf altem Holzwerk, auf Nagelfluh in sonniger Lage, z. B. in Hausen bei Hofhegnenberg, in Hein- richshofen, in Winkl. Auf letztern Standorten immer und auch sonst meist steril. Mit Früchten an alten Buchen bei Diedorf, an Weiden bei Ottmaring, im Walde bei Wöllenburg C. und auf einer Birke unweit des Lindenhofs bei Althesnenberg !. Häufiger finden sich die Aeste mit zahllosen als Brutknospel dienenden Aestehen besetzt, besonders an freistehenden Pappeln in Alleen (Althegnenberg !), jedoch auch im Walde, z. B. Hardt- wald bei Mering (an Carpinus) !. 155. Antitrichia curtipendula Brid. II. IH. Selten: Deuringer Wald an Fichtenzweigen ©. Hardtwald bei Mering an Carpinus, Hochwald hinter Hofhegnenberg an Fichtenwurzeln, steril !. 156. Climaeium dendroides W. et M. L 11. IH. Auf nassen Wiesen verbreitet, jedoch gewöhnlich steril. Mit Frucht im Giebelthal bei Strassberg spärlich P. 157. Platygyrium repens B. 8. I. II. III. Ziemlich ver- 143 breitet auf der Rinde lebender Bäume sowohl als auch auf Baum- stöcken, bisweilen selbst auf altes behauenes Holzwerk, Balken und Bretter übergehend. Siebentischwald, Wälder um Strassberg, Bergheim, Banacker P. Wöllenburg, Stadtberger Ziegelstadel B. Hammelberg P. Die- dorf P. Deuringen C. Scherneck, Hardtwald bei Mering, Wäl- der um Althegnenberg, an Birken im Haspelmoor !. 158. Cylindrothecium concinnum Sehpr. I. II. Auf trockenem steinigem Kalkgerölle der Lechebene, Siebentisch- wald P., Lechfeld !, Lech- und Wertachauen, auf dem Kalkkies des Bahndamms bei Mering, daselbst noch auf Nagelfluh der Durchlässe !. Geht bisweilen, wie z. B. zwischen Althegnenberg und Haspelmoor ! auch auf Thonboden über. Immer steril. 159. Homalothecium sericeum B. 8. L HI. DL An Mauern, Wald- und Feldbäumen nicht selten, meist steril. Mit Frucht beim Ablass P., an Schwarzpappeln, an Weiden bei Ott- maring C., an einem Eichenstamme beim Lindenhof unweit Alt- hegnenberg !, Stadtmauer zwischen dem Königsplatz und dem rothen Thor B. 160. Pylaisia polyantha Schpr. I. I. IH. Allenthalben an Baumstämmen, häufiger aber an Feld - wie an Waldbäumen. Wolfszahn B. An Pappeln beim Gesundbrunnen und bei der Lechbrücke, an Fichten bei Hammel O., an Weiden, Linden und Eichen bei Mering !. 161. Isothecium myurum Brid. IL IT. In Wäldern sowohl auf Baumstämmen als auf Erde verbreitet. Buchen bei Strassberg, Wöllenburg, Deuringen U., zwischen Althegnenberg und Bairaberg, an Fichten im Hardtwald bei Mering, meist reich- lich fruchtend !. Hypnaceae camptocarpae. . 162. Eurbynchium depressum B. 8. I. (Rhynchoste- Stum B. S.) Auf eisenschüssigen Sandsteinbrocken am Hammel- erg bei Hammel P. 163. Eurhynchium strigosum Schpr. IL III. Wälder der Höhen, besonders am Fuss der Bäume. Deuringer Wald C. Strassberg gegen das Wertachthal P. Im Thale zwischen Scher- neck und Au P. Hardtwald bei Mering !. Wälder um Alt- und Hofhegnenberg, besonders schön und reichlich im Haspel- wald gegen Haspelmoor und Mittelstetten !. 164. Eurhynchium striatum B. et Sch. I. M. IU. In Wäldern der Ebene und der Höhen häufig, stellenweise Massen- vegetation bildend. Wöllenburg, Anhausen, Hammelwald b. Wälder um Althegnenberg, besonders gegen Hörbach und Baira- berg !. Hardtwald bei Mering !. 165. Eurhynchium piliferum B. et Sch. I. IL IL In Wäldern, an Grabenrändern, unter Gebüsch, besonders auf thoni- gem Boden stellenweise häufig und mehrfach varürend. Von der Normalform, die nicht selten einzeln unter andern Moosen, besonders Brachytheeien bemerkt wird, und die sowohl in den Lechauen bei Gersthofen P. B. und im Siebentischwald als auch auf den Höhen beobachtet wurde — Deuringer Ziegelstadel C. Mühlhausen, Wulfertshausen P. Hochdorf, Lindenhof, Althegnen- berg und Hofhegnenberg ! — weichen namentlich drei Formen auffallend ab. Die eine, « obseura Form des schattigen feuchten Waldes ist weit robuster als die Stammform, glanzlos von schmutzig grüner Färbung und findet sich im Hardtwald bei Mering aM Fusse junger Fichten !. Eine zweite 8 julacea, ausgezeichnet durch Kürze der Aeste, gedrungene Beblätterung, ins Gelbe und Goldbraune spie- lende Färbung derselben liebt vorzüglich sonnige Böschunge® und findet sich neben der Normalform auf Thon an der Bahn zwischen Althegnenberg und Haspelmoor, sowie in der Allee hinter Schloss Hofhegnenberg !. Die dritte, sonst der Normalform am nächsten stehende Form y laetevirens besiedelt die Bretter - Einfassungen der Quellen und Brunnenstuben in Hausen bei Hofhegnenberg UN gleicht im Wuchs und in der Verzweigung einiger Masse" 145 dem Amblystegium filieinum, mit dem es sich in genannten Standort theilt. Sowohl die erwähnten Varietäten als auch die Normalform wurden bisher hier nur steril gesehen. 166. Eurhynchium praelongum B. Sch. L I. HF Ueberall verbreitet, sowohl auf humosem Garten- und Ackerboden als zwischen Steinen auf ungedüngter Erde. Indess zieht es un- verkennbar bei uns thonigen Boden den kalkhaltigen Geröllen vor, vielleicht wegen des grössern Feuchtigkeitsgehalts des erstern. Bei Mering auch vom Fuss alter Weiden auf deren Rinde über- gehend. Früchte finden sich nur sehr vereinzelnt, am ehesten auf feuchten Waldwegen. So z. B. zwischen Hochdorf und dem Lindenhof, zwischen Hörbach und Hofhegnenberg !. Dem Eurhynchium Schleieheri Schpr. nähert sich eine Form, die auf Thon im Hohlweg hinter Hochdorf wächst. Ob die Art von der vorigen specifisch verschieden ist, dürfte wohl noch bezweifelt werden. 167. Eurhynchium Stokesii Br. et Sch. III. Feuchte Waldwege in Nadelwäldern, stellenweise in Gesellschaft von Eur. Praelongum. Haspelwald bei Haspelmoor mit E. strigosum, Hoch- wald zwischen Hörbach und Hofhegnenberg ! sehr häufig, auch fruchtend, Hardtwald zwischen Bairaberg und Meringzell !, sowie Zwischen Bairaberg und Reifertsbrunn !. Wahrscheinlich im Plorengebiet noch mehr verbreitet aber verkannt. In Südbayern Ist es sonst nur aus der Gegend von Laufen bekannt (Progel). Unsere Standorte haben sämmtlich thonigen Boden. 168. Eurhynchium murale B. et Sch. I. L. IL. (Rhyn- chostegium Schpr.) Wenig verbreitet. Nagelfluh auf dem prot. Gottesacker, bei der Oberhauser Bahnbrücke, bei Scherneck P. und an einem Bahndurchlass des Kissinger Lechfelds !. Alte Ziegelsteine am Fusse des Kissinger Burgstattl, in Mering !. Steiniger Kalkboden im Siebentischwalde P. Strassberg B. 169. Eurhynchium ruseiforme B. et Sch. I ML An Steinen und Holz im Wasser zerstreut. Lechcanäle, Gesund- brunnen vor dem Klinkerthor P. Zwischen Lechhausen und 10 u nn Mühlhausen P. Ablasswehre bei Mering und Kissing an der Paar. 170. Eurhynchium speciosum Schpr. III. Sehr selten. Sonst aus Südbayern nicht bekannt. Ufer der Paar zwischen Mering und Kissing, am Fusse alter Weiden zwischen Carex- stöcken !. Das Moos ist leider an dieser Stelle besonders im Früh- jahr häufigen Ueberschlämmungen ausgesetzt, daher wohl noch nieht mit Früchten gefunden. Die Richtigkeit der Diagnose wurde seinerzeit von Molendo bestätigt, welcher in neuester Zeit das Moos auch um Passau beobachtet haben will. 171. Plagiotheeium nitidum Lindb. I. IM. a Pl. nitidulum B. Sch. An einem Fiehtenstock im Siebentisch“ wald einige Räschen P. b. Pl. pulchellum B. $. Haspelmoor an den Wänden eines Torfgrabens einmal in grosser Menge, aber nur mit wenigen Früchten gefunden !. Die Stelle scheint inzwischen zu Grunde gegangen zu sein, da es bereits seit einer Reihe von Jahre" nicht mehr gelang, das seltene Moos wiederzufinden. 172. Plagiothecium silesiacum B. S. I. II. II. Au alten Baumstöcken, namentlich Nadelholz ziemlich verbreitet- Diebentischwald, Strassberg, Bergheim, Leitershofen P., Ban- acker C. Hammelberg P. B. Zwischen Anhausen und Wöllen- burg B. Deuringer Ziegelstadel ©. Anwalding C. Mühlhausen P. Hardtwald bei Mering auf der Römerschanze, Haspelwald zwi- schen Althegnenberg und Mittelstetten !. Im Allgemeinen scheint das Moos auf den westlichen Höhen verbreiteter zu sein wie auf den östlichen. 173. Plagiothecium sylvaticum B. S. I. II. Auf sandigem Lehmboden in feuchten Wäldern wenig verbreitet- Anhauser Thal C. Kobel P. Zwischen Derching und Stätzling: Thalschlucht vor Wulfertshausen P. Bairaberg!. Erlenbruch a! der Finster zwischen Haspelmoor und Althegnenberg neben Pp. denticulatum !. 174, Plagiothecium Roesei B. 8. II. (P. sylvaticu® 147 B eavifolium Jur.) Thoniger und thonsandiger Waldboden der östlichen Höhen. Zwischen Mühlhausen und Anwalding, zwischen Derching und Stätzling P., bei Mergentau !. Nur steril !.*) 175. Plagiothecium denticulatum B: 8. I. I. II. An faulen Baumstöcken nicht selten. Bisweilen auch auf Torferde, besonders wo dieselbe stark mit moderndem Holz und Wurzeln durchsetzt ist. So z. B. in den senkrecht abgestochenen Rän- dern der Torfstiche im Haspelmoor !, an der Finster zwischen dort und Althegnenberg ! im Erlenbruch, Siebentischwald, Strass- berg, Hammelberg, Mühlhausen P. Lengenmoos im Quellbezirk der Glon !. 176. Amblystegium subtile B: S. I. II. An Wald- bäumen (Buchen und Eichen) wenig verbreitet. Hammelberg. Zwischen Derching und Stätzling, Mühlhausen P. Zwischen Meringzell und Reifertsbrunn !, bei Althegnenberg !. 177. Amblystegium tenuissimum B. 5. IM.? Frag- liche Exemplare (steril) an Eichenstämmen im Garten des Franz- bauers in Meringzell !. Das Moos sei auch anderweitig der Nachforschung empfohlen. 178. Amblystegium serpens B. S. I. IL II. An Steinen und auf Holz sehr verbreitet. Besonders gerne in der Nähe des assers, wesshalb das Moos vorzugsweise die Einfassungen von Brunnen und den Fuss alter Weidenstämme besiedelt. In Hirb- lingen auch auf einem Strohdach O. Das meist ziemlich ver- Worren kriechende Moos nimmt bisweilen einen veränderten Habitus an dadurch, dass sich seine Aeste steif aufrecht stellen. Solche Formen finden sich an den Pappeln der Friedberger-Allee und sind geeignet, den Unkundigen zu verwirren. Auch andere nn ae *) Ich finde es inconsequent von Milde, diese von allen Seiten aner- kannte Varietät noch als Art aufzuführen, daneben aber die sicher nicht minder gut characterisirten P. pulchellum und P. nitidulum in eine Art zu vereinigen, G@ egen die von Milde berührte „grosse Constanz“ des P. Roesei ‘essen sich in den Alpen und Voralpen mancherlei bedenkliche Belege Sammeln. 10 * Bar: weniger gut characterisirte Formen dieses vielgestaltigen Mooses thun diess und fehlen unserm Gebiet nicht. ` 179. Amblystegium radicale B. S. II. Alte Garten planken in Meringzell !, steril. 180. Amblystegium filieinum Lindbg. I. I. DI. An Quellen, besonders kalkhaltigen, auf den Holzeinfassungen der- selben und auf Sumpfwiesen häufig. Lech- und Wertachauen, Strassberg, Mühlhausen, Stätzling P. Ottomühle bei Mering reichlichst fruchtend !. Hofhegnenberg !. Das Moos fehlt auch dem reinen Thon nicht ganz, obschon es daselbst seinen Habitus nicht selten bis zur Unkenntliehkeit verändert; solche Formen haben nimmer das Fiedrige, Fam krautartige, wegen dessen das Moos unzweifelhaft seinen Namen erhielt. Dieselben werden zart, unregelmässig gefiedert, nehme? gelbe oder gelbbräunliche Färbung an, sind auch weit ärmer an Paraphyllien und nähern sich so manchen alpinen Varietätel- Solche Formen werden beobachtet in Thongräben unweit dem Ziegelstadel bei Steindorf, an den Böschungen lehmiger Hohlweg® bei Hochdorf, in Quellsümpfen bei Brunnen ! ete. Fruchtend sah ich diese Formen nie. Im Gegensatze zu denselben , deren Blätter nicht sehr stark gekrümmt sind, steht eine andere, an altem Holzwerk nicht ganz seltene, welche sich durch längere weit stärker sichelförmig gekrümmte Blätter, zahlreiche Para phyllien und sehr regelmässig fiedrige Verästlung kennzeichnet: Sie wurde mehrfach bei Mering ! und bei Hofhegnenberg ! 8% sammelt. 181. Amblystegium irriguum Schpr. I. IH. Torf- gräben bei Stätzling, Mühlenwehr der Hinterholzmühle bei Au walding c. fruct. P. Quellbäche am Lechfeld bei Mering. Mühl- wehr bei Kissing und Mering c. f. !. 182. Amblystegium Kochii B. 8. III. Zahlreich 2” sumpfigen Ufer der Paar zwischen Mering und Kissing an Care stöcken ! sowie in Bahngräben bei Hochdorf! Sehr spärlich in der Wertachauen bei Pfersee auf Schilf und an Pfahlwerk P. 183, Amblystegium riparium B. $. LI. II. Auf 149 feuchtem Holz der Mühlwehren und Bacheinfassungen, auf Ziegel- steinen in ausgemauerten Brunnen, auf schlammigem Boden der Bachufer verbreitet. Brunnen im Museumsgarten B. Ziehbrunnen in Mering !, "Wehr bei St. Franzisk und bei der Rabesmühle un- weit Mering !. Von den Varietäten des polymorphen Mooses werden bei uns beobachtet: Var. 8 abbreviatum Schpr. am Mühlwehr bei Kissing !. Var. ô elongatum am Ablasswehr vor der Rabesmühle bei Mering st. und bei seiner Aehnlichkeit mit manchen Fontinalis- arten nur durch Untersuchung des Zellnetzes und Blattbaues zu erkennen. Vielleicht gehört hieher auch die von Gattinger an der Fontäne in Nymphenburg angegebene Fontinalis squamosa, welche Sr. dort vergeblich suchte. (Vide Gerber, „die Laubmoose Oberbayerns“, Flora 1861 Nro. 20 und 21.) E longifolium. Ablassschleuse bei der Tuchfabrik Mering !. Hieher scheint auch eine von P. gesammelte ähnliche Form von der Hinterholzmühle zu gehören. z 184. Camptothecium lutescens B. et Sch. Ien. Ui Verbreitet an trockenen steinigen und sandigen Stellen, sowohl auf Kalk- als auf Thonboden. Früchte in der Kiesgrube am Ablass C. An der Wegböschung zwischen Mering und Hörmanns- berg auf Thonsand !. Sonst noch auf schwerem Thon des Eisen- bahndurchschnitts bei Althegnenberg !. 185. Camptothecium nitens Schpr. L IL MI. Sumpfige Wiesen, stellenweise zahlreich. Wiesenmoore bei Mühlhausen und Anwalding P. Stätzling, Giebelthal, Bannacker, Westheim C. Sumpfwiesen an der Finster bei Mering !. Mit Frucht im Hoch- moor der Wertachleithe bei Strassberg P. und im Haspelmoor ! Sr. 186. Brachythecium salebrosum Schpr. I. II. III. Auf humosem Waldboden, alten Bäumen, besonders Weiden, auch auf Sandstein. Siebentischwald, Pappelallee nach Friedberg !, Deurin- ser Wald C., Wertach- und Lechauen, Giebelthal, Leitershofen, Hardtwald bei Mering !, Mergentau Sart. Auf Sandstein-Ein- fassung des Bahndurchlasses neben der Station Mering!. Im Ganzen t50 ist das Moos hier nicht so häufig wie anderswo. Verbreiteter ist das nahe verwandte 187. Brachythecium Mildeanum Schpr. I. II. IIL, das vorzüglich auf feuchten Wiesen das Vorige ersetzt. Canal vor dem rothen Thor, Wertachauen bei Pfersee P. Biburg B. Um Mering an vielen Orten. So z. B. im Bach ober dem Wasser- häusl gegen Bergen !, am Ufer der Finster neben der Tuch- fabrik !, auf den Sumpfwiesen am Weg zur Rabesmühle !, zwi- schen Hörmannsberg und Bairaberg !, an der Bahn gegen Hoch- dorf !. Haspelmoor !. Früchte sind seltener und wurden vO? Pfeffer bei Pfersee, von mir in einer sumpfigen Mulde zwische! Meringzell und Reifertsbrunn auf Thon gesammelt. Das Moos ist vielleicht doch nur Form des vielgestaltigen Br. salebrosum. 188. Brachythecium velutinum B. et Sch. I. I In. Eines der verbreitetsten Moose auf Walderde, Baumwurzeln und am Fuss von Baumstämmen, vorzüglich Weiden, Buchen, Lindet und Fichten. 189. Brachythecium Rutabulum B. et Schpr. I. I. II. Verbreitet an feuchten Rainen, auf Wiesen, unter Gebüsch und Hecken ohne besondere Bodenwahl. Wird manchmal als Var. y flavescens B. e. Haspelwald !, manchmal als Var. d robustum B. e. beobachtet. Letztere, dem Br. rivu lare einigermassen ähnlich, ist sehr häufig in dem Erlenbruch a® der Finster bei Althegnenberg gegen Haspelmoor und im Moo! selbst !. 190. Brachythecium campestre B. Sch. I. wird vol Britzelmeier als an alten Weiden bei Gersthofen gesammelt an“ gegeben. Soweit ich mich der Exemplare entsinne, die ich ein“ mal flüchtig besah, finde ich keinen Grund, die Richtigkeit der Angabe zu bezweifeln, möchte indess das Moos noch weiter? Nachforschungen empfohlen haben. Brachythecium populeum B. et Sch., bisher um Aug® burg noch nicht aufgefunden, dürfte schwerlich unserer Flo ganz fehlen. 151 191. Brachythecium glareosum B. et Sch. I. IL IH. Auf Thon- und steinigem Kalkboden nicht sehr häufig. Wertach- auen P. Siebentischwald. Zwischen Friedberg und Wulferts- hausen B. P. Hochdorf , zwischen Althegnenberg und Haspel- moor !. Hammel P. Eine kätzchenförmig runde, sterile, gelblich grüne Form von thonigem Waldboden hinter Bairaberg ist frag- lich hieher gehörig und neigt sich sonst vielfach zum Folgenden. 192. Brachythecium albicans B. et Seh. I. II. Auf Sand- und Thonboden an Rainen und im lichten Nadelwald. Bergheim , zwischen Diedorf und Leitershofen an Hohlwegen, Zwischen Derching und Stätzling P. Reifertsbrunn, Hardtwald zwischen Meringzell und Bairaberg !, Haspelwald an der be- schatteten Uferböschung des Haspelbachs, daselbst auch mit Früchten !. 193. Brachythecium rivulare B. et Sch. Ill. Feuchte Waldschluchten der östlichen Höhen wenig verbreitet. Zwischen erching und Stätzling st. Vor Wulfertshausen mit wenigen Früchten P: 194. Hypnum Sommerfeltii Myrin. I. H. IM. In Wäl- dern am 'Fusse von Baumstämmen und auf humosem Boden ziemlich verbreitet, aber überall nur spärlich. Siebentischwald, Ablass, Burgwalden, Strassberg, zwischen Mühlhausen und An- walding P, Mergentau, Mering !. 195. Hypnum elodes R. Spruce. I. II. Selten. Sumpfige Quellufer des Lechfelds bei Mering !. Haspelmoor gegen Nassen- ausen !. Steril; 196. Hypnum chrysophyllum Brid. I. IL II Nicht selten auf steinigem Kalkboden, Nagelfluh, auch auf Thon mit Kalkkies gemischt und auf Holz. Lech- und Wertach- Ebene, z B. an Canalwandsteinen im Siebentischwald B., auf dem Lech- feld, auf Thon bei Mering und zwischen Althegnenberg und aspelmoor im Bahndurchschnitt, hier in unsäglicher Menge !. tüchte sind seltener, sehr schön auf dem prot. Gottesacker T 197. Hypnum stellatum Schreb. I. In sumpfigen Wiesen, au Quellbächon nicht sehr häufig. Fruchtend bei Lechhausen und am Wertachufer O. P. Quellbäche des Lechfeldrandes zwi- schen Mering und Bergen (st.) !. 198. Hypnum squarrosum L. I. II. IH. (Hylocomium Schpr.). Auf Wiesen, beschatteten Rainen und an Waldrändern häufig. Früchte am Saume des Hardtwalds unterhalb dem Asfalg“ hof und am Saume eines kleinen Wäldchens zwischen Kissing und Mergentau !. 199. Hypnumtriquetrum L. (Hylocomium Schpr.) 1.11.10. Auf dem Boden unserer Wälder das häufigste Moos; daselbst nur stellenweise von Hylocomium splendens oder Eurhynchium striatum verdrängt. Findet sich jedoch auch in sonnigen Lage: besonders an Rainen, auf mässig feuchten Wiesen und a” trockenern Stellen des Hochmoors. Früchte sind spärlich. Strass- berg C. Leitershofen C. Wulfertshausen P. Bairaberg !.*) | 200. Hypnum loreum L. (Hylocomium Schpr.). I. Im Walde zwischen Leitershofen und Anhausen einmal vor vielen Jahren fruchtend gefunden!. Das Moos ist sonst in Südbayer! nur subalpin und dürfte in den genannten Wald wohl dure die gleiche Veranlassung gelangt sein, welche etwas oberhalb, bei Wöllenburg die Ansiedlung und das Gedeihen von Alnus viridis ermöglichte. 201. Hypnum polygamum Schpr. II. III. Nicht häufig An altem Holze der Wertachbrücke zwischen Bobingen W Strassberg, am Holzwerk des Canals, der von der Ottschen Bade- anstalt abfliesst, Pfähle am Bach vor Mühlhausen spärlich Haspelmoor, daselbst auch reichlich fruchtend !. Var. y fallaciosum (H. fallaciosum Jur.) häufig i Wertachauen zwischen Pfersee und Göggingen in austrocknende" Tümpeln und an nur wenig feuchten Stellen mit spärlich" Früchten. Massenhaft aber nur steril am und im Galgenba‘ des Meringer Lechfelds, oft ganz mit Kalk incrustirt !. n den 4 . m *) Das Moos wird am häufigsten zur Anfertigung von Kränzen, 7 Verzieren der Untersatzbretter des Christbaums und zum Ausfüllen Winterfenster verwendet. 158.5 202. Hypnum uncinatum Hedw. III. Sehr selten. Nur im Haspelmoor auf einem Baumstock hinter dem Maschinenhause am Rande des Abzugsgrabens am 18. IV. 73 fruchtend getroffen !. 203. Hypnum fluitans Dill. I. II. II. Sumpfige Wiesen, Gräben verbreitet. Wertach- und Lechauen. Nasse Gräben des Lechfelds neben der Eisenbahn zwischen Stierhof und Mering !. Giebelthal, Mühlhausen, Wulfertshausen, Derching P. Mering am Weg nach Meringzell und bei der Tuchfabrik !. Haspelmoor!!. reichlichst fruchtend und vielfach variirend. Die hier beobachteten Formen sind: Var. $submersum Schpr. Haspelmoor in tiefern Tümpeln !. Var. y faleatum Schpr. Haspelmoor mit der Vorigen !. Var. ¢ stenophyllum Schpr. (giganteum mihi in Sched.). Unsere Abart, welche in tiefen Tümpeln des Haspelmoors ! vor zehn Jahren sehr häufig war, seitdem aber theils in Folge der Entwässerung, theils in Folge des Nachwachsens von Torf an den erwähnten Stellen nicht mehr beobachtet wurde, weicht von Schimpers Beschreibung dadurch ab, dass die Blätter nicht braunroth oder schwarzpurpurn, sondern, namentlich die der Aestchen, lebhaft glänzend gelbgrün sind. Var. n pseudostramineum ©. Müll. Haspelmoor am Grabenauswurf gegen Nassenhausen ohne Frucht !. Var. 9 turgidum m. caulis subsimplex, ramis brevibus, dense foliosis instructus, fol. faleatis, forma normali triplo latioribus, Profunde sulcatis, costa sub apice non serrata evanida, areo- latione lineari, cell. angular. valde inflatis. Flor. et fruct. non vidi. Eine sehr ausgezeichnete Form, welche vielfach an H. lyco- Podioides erinnert. Haspelmoor !. $ Hypnum exannulatum Gümb. Dr. Pfeffer hat unter diesem Namen im Vereinsherbar ein steriles Moos niedergelegt, Welches er im Mühlhauser Moor sammelte. In seiner Zusammen- stellung unserer Laubmoose erwähnt er dasselbe nicht mehr und dürfte wahrscheinlich dasselbe identisch sein mit einem ächten H. fluitans, das ich von seiner Hand mit der gleichen Standorts- bezeichnung in meiner Sammlung bewahre. Es wäre übrigens 154 nicht ganz unmöglich, dass dieses dem Vorigen so ganz ähnliche Moos in unserm Florengebiete vorkommen könnte. Die von mir untersuchten Formen, deren mehrere auch von Andern schon geprüft werden konnten, gehören sämmtlich bestimmt zu Hyp». fluitans. Hypnum lycopodioides Schwägr. ist von seinen Ver- wandten in ganz Oberbayern das seltenste und fehlt nach unsern Erfahrungen im Gebiet der Augsburger Flora vollständig. Einer täuschend ähnlichen Form des H. fluitans wurde bereits Oben gedacht. 204. Hypnum scorpioides Dill. I. III. Ziemlich ver- breitet in Wiesen- und Hochmooren. Quellbäche des Lechfelds bei Mering mit H. arcuatum !. Wiesenmoore um Derching, Stätz- ling, Wulfertshausen bis Mühlhausen P., hier überall nur steril Prachtvoll und reichlichst fruchtend im Haspelmoor !, Sr. 205. Hypnum Kneiffii B. 8. 1. II. II. In feuchten Gräben, auch wenn dieselben mit Wasser gefüllt sind, verbreitet. Wertachauen P., Gräben am Lechfeld an der Bahn gegen Mering ! Strassberg, Stätzling, Mühlhausen P., Haspelmoor mit zahlreicher Früchten in der Form H. polyearpum Bland !. Ausserdem finden sich dortselbst und anderswo bei uns noch Var. y laxum Schpr. und Var. d pungens H. Müll., nebst einer Var. e elatum mihi., welche vorzugsweise in den tiefer" Tümpeln des genannten Moors neben H. intermedium, Wilson! und fluitans wächst, fast die Länge von 1’ erreicht, wenig ver ästelt ist, dabei jedoch kleinere Blätter als die beiden ander Formen hat. Sie ist nur steril. 206. Hypnum Sendtneri Schpr. I. I. IH. Auf nassen Wiesen, im Moor nicht selten. Wertachauen. Wöllenburge! Weiher, Giebelthal, Wiesenmoore bei Derching, Wulfertshausel: Sumpfwiesen auf Thon zwischen Hörmannsberg und Bairaberg '; bei Günzelhofen !. Im Haspelmoor ! steril. Einige Früchte fand Pfeffer im Moor zwischen Gersthofen und Anwalding. p Wilsoni Schpr. Haspelmoor! steril. Unsere Exemplare 155 Sind im Vergleich mit Schimper’schen Originalien etwas robuster, dunkel und mehr den Abbildungen von H. aduncum hamatum und giganteum der Bryol. eur. entsprechend. 207. Hypnum intermedium Lindbg. H.I. H. Cossoni Schpr. Am Wöllenburger Weihe steril P. (sub nomine H. Wil- Soni). Haspelmoor ! in den Torfgruben hinter der Station, an Seichtern Stellen reichlich fruetifizirend, hellgrün und sich mehr dem H. vernicosum nähernd, in den tiefern Tümpeln laxer be- blättert, schwarz mit sehr spärlicher Fructification. Darnach ist das was Molendo in Moosstudien aus den Algäuer Alpen (acht- zehnter Jahres-Ber. 1865, pag. 176) über die Umwandlung von H. vernicosum in intermedium (dort fälschlich H. Wilsoni ge- nannt) zu berichtigen. 208. Hypnum verniecosum Lindbg. I. II. II. Sumpf- Wiesen, ziemlich selten. Sehr häufig im Stätzlinger Moor P., Zwischen Gersthofen und Anwalding P., Strassberg steril. Wenige Prüchte im Giebelthal P. Häufig, auch fruchtend und als ver- ängerte Form im Haspelmoor !. 209. Hypnum commutatum Hedw. I. An kalkigen Gewässern der Ebene nicht zu häufig. Lechfeld, Siebentisch P. Mergentauer Lechfeld Ss. Mit Frucht bei Siebenbrunn P. und zwischen Mering und Bergen am Ufer des Bachs oberhalb dem asserhäusl !. Daselbst neben dem Folgenden: 210. Hypnum faleatum Brid. I. An kalkhaltigen Ge- Wässern häufiger als das Vorige, dessen Abart es zu sein scheint. ine Uebergangsform zum Vorigen findet sich am Museums- brunnen C. Sonst zahlreich an Lechkanälen, im Lechfeld P., an der Quelle der Ach !. Beim Wasserhäusl und im Galgen- bach des Meringer Lechfelds ! steril. Früchte fand P. bei Sie- nbrunnen. Eine Var. fluctuans hat robustern Bau wie-die Ormalart und wächst auf Holz in fliessendem Wasser an der trasse nach Mühlhausen C. . Var. hamatum m. planta elata, laxior et minus regulariter Pinnata quam forma normalis, ramis saepe elongatis, paraphylliis Paucioribus et foliis remotioribus, hamatis, sulcatis, margine 156 integra et costa ad apicem producta instructis, cellul. alaribuf non inflatis. Plantae normalis forma inundata videtur !. Gräben an der Bahn bei Mering sowohl gegen Stierhof, als gegen Alt- hegnenberg !. An gleicher Localität im Haspelmoor !. Nur steril bekannt. ; 211. Hypnum rugosum Ehrh. I. IL. II. Kalk- und Lehmboden. Verbreitet in der Ebene, spärlicher auf den Höhen. Lechfeld !. Ablasskiesgrube B., Aystetten B. Scherneck P. Bairaberg, Hofhegnenberg !, Haspelmoor auf nassem Torf m" Dicranum Schraderi !. Nur steril. 212. Hypnum cupressiforme L. 1 I. III. Das ve” breitetste unserer Pleurocarpen. An Bäumen, auf Erde in Wald und auf der Haide, vielfach variirend. Var. p ericetorum B.S. Lechfeld bei Mering !. Var. y filiforme B. 8. Hammelwald C. Hochwälder hinte” Wöllenburg fruchtend B. Hardtwald bei Mering !. Var. d brevisetum. Auf dem Querschnitt von Fichte! am Waldsaum bei Bairaberg. 213. Hypnum patientiae Lindbg. IL. III. Auf sandige” Lehmboden und schwerem Thon in Hohlwegen, an Rainen der Höhen nicht selten. Zwischen Bobingen und Strassberg. Ban“ acker, Giebelthal, Diedorf, Leitershofen P. Stadtbergen, schwi” bisches Himmelreich ©. Hammel P. Hörmannsberg !, Mering ' l, Althegnenberg gegen Haspelmoor im Einschnitt des Haspelbachs ' sehr üppig; bei uns nur steril bekannt. Hypnum pratense B. $., das dem Vorigen sehr nahe steht, könnte möglicher Weise im Gebiet gefunden werden. Es fehlt wenigstens der Münchner Flora nicht. 214. Hypnum molluscum Hedw. I.I. Trockene Haide? mit Kalkkiesunterlage, Wiesenmoore der Ebene, jedoch auch at Thon an einer kalkhaltigen Quelle der östlichen Höhe zwische! Kissing und Mering, gegenüber der Ottomühle. Daselbst au? fruchtend !. Sonst mit Frucht noch im Siebentischwald P. pie Pflanze der Ebene, besonders am Lechfeld, nähert sich gern gi Var. condensatum Schpr., so bei Kissing und Mering | 157 215. Hypnum Crista Castrensis L IM II. Auf humosem Boden und zwischen andern Moosen im Nadelwald, nicht überall. Siebentischwald P. Giebelthal, Burgwalden, An- hausen B. Leitershofen P. Mit Frucht im Wald zwischen Petershof und Gablingen C., am Hammelberg P., Mergentau gegen Bachern Ss. Hardtwald beim Asfalghof und bei Bairaberg !. Wald zwischen Bairaberg und dem Lindenhof !, bei Hofhegnen- berg. Im Haspelmoor in dem Birkenwäldehen südlich am ‚Fuss- weg gegen Luttenwang an den Wurzeln von Pinus Pumilio !. 216. Hypnum cordifolium Hedw. II. Nicht häufig. In Gräben am Saume des Hardtwalds hinter Reifertsbrunn auf Thon steril. Haspelmoor Sr. Reichlich fruchtend bei Althegnen- berg, im Walde gegen Hörbach in dem Graben, an dessen Ufern Weiter oben die seltene Viola Sehultzii Bill. wächst auf Thon !. 217. Hypnum giganteum Schpr. I. II. II. In Wasser- Sräben, in Mooren ziemlich verbreitet. Wertachauen P. Gräben àn der Bahn bei Mering !. Strassberg P. Mühlhausen, Stätz- ling, Wulfertshausen‘ P. B. Kissing gegen die Pappendeckel- abrik !. Sumpfwiesen zwischen Hörmannsberg und Bairaberg !, Haspelmoor !. Nur steril. 218. Hypnum stramineum Dicks. III. Haspelmoor Sr., !, häufig theils zwischen andern Moosen, vorzüglich Sphagneu, theils für sich grössere Strecken der Abzugsgräben ausfüllend. o z.B. hinter dem Maschinenhaus der Torfpresse, wo es an dem breiten Abzugsgraben neben Sphagnum laxifolium reichlich fructifizirt \. Die Exemplare des erstgenannten Standortes sind \nmer etwas compacter und nähern sich der Var. compactum Milde. 219. Hypnum trifarium W. et M. I. MI. Wiesenmoore an der Ach, z. B. bei Stätzling ziemlich häufig P, spärlich zwi- Schen Gersthofen und Anwalding mit H. scorpioides !. Stellen- Weise zahlreich im Haspelmoor !, besonders gegen Nassenhausen, Jedoch auch — und zwar sehr üppige Rasen, in den tiefen Torf- Stuben hinter dem Stationsgebäude zwischen H. giganteum !. Ur steril. 220. Hypnum cuspidatum L. I M. M. An feuchten 158 Stellen, auf Sumpfwiesen, in Gräben überall. Mit Frucht seltener; z. B. Mering zwischen der obern Mühle und der Fabrik !, bei der Rabesmühle !, zwischen Althegnenberg und Haspelmoor iM Erlenbruch an der Finster ! ete. Var. pungens Schpr. Auf thoniger Böschung an de! Bahn zwischen Althegnenberg und Haspelmoor, steril !. 221. Hypnum Schreberi Willd. I. II. II. An feuchter und trockenen Stellen, vorzüglich auf dem Boden von Nadel- waldungen gemein. Auch auf Torf des Hochmoors, vorzüglich an mehr trockenen Stellen. Mit Früchten bei Banacker, Wöllen burg, Diedorf, Deuringen ©. Mergentau !, Bairaberg !, Haspel- moor am Fussweg gegen Luttenwang !. Die meist gelbgrün® Pflanze bekommt in schattigen Nadelwäldern manchmal eine sattgrüne Färbung und schwellender beblätterte Zweige. Derartig® Formen z. B. im Hardtwald !, Heulach zwischen Kissing und Bachern ! ete. 222. Hypnum purum L. I. IL II. An feuchten Stellen in schattigen Wäldern verbreitet. Früchte im Siebentischwald und in den Lechauen oberhalb des Ahlasses P. Im Wald zwi- schen Sirchenried und Baindlkirch !, im Haspelwald unweit des Einschnittes, den der Haspelbach macht !. Sehr turgeseirend und etwas an Brachytheeium eirrhosum erinnernd im Haspel moor selbst und zwar im Birkenwald gegen Luttenwang !. 223. Hypnum palustre L. I. An Wehren, auf Holz und Stein am Wasser nicht selten, meist als Var. ð subsphaericarpon B. S. Lechkanäle, Mühle vo Stätzling P. Am Ablasswehr unweit St. Franzisk bei Mering ist die Normalform !. 224. Hylocomium splendens Schpr. LILII. Ueberall in Wäldern, daselbst stellenweise auf dem Boden (sowohl at Kalk als auf Thon) Massenvegetation bildend. Gewöhnlich reid” fruchtend z. B. Strassberg, Hardtwald bei Meringzell und Baira- berg !. Wälder um Althegnenberg, besonders gegen Hörbacl und Hofhegnenberg !. 225. Hylocomium brevirostrum Sehpr. I. 11.? Zweifelhaft hieher gehörige Formen an Baumwurzeln am Ufer- rande des Kissinger Lechfelds beim Kalkofen sowie am Saume des Haspelwalds in dem Einschnitt des Haspelbachs !, steril. Sphagna 226. Sphagnum acutifolium Ehrh. I. III. Giebelthal, Wöllenburg P., zwischen Leitershofen und Diedorf C., im Hoch- Moor. Hardtwald bei Mering am Rande unterhalb des Asfalg- hofs auf sumpfiger Waldwiese mit Hochmoorcharacter (Thon- boden) !. Haspelmoor zahlreich, auch fruchtend !. (Letzteres sonders am westlichen Rand gegen Althegnenberg !) ô purpureum Schpr. Nicht selten im Haspelmoor, am schönsten und auch reichlich fructifizirend in dem Birkenwäldchen Segen Luttenwang !. e fuscum Scehpr. Haspelmoor, bisweilen unter der Vorigen ud Normalform. 227. Sphagnum cuspidatum Ehrh. I. Sph. Mou- Seotii Schpr. Haspelmoor, häufig, auch mit Frucht. So z. B. m den Tümpeln am Westrande des Moors gegen Hörbach !. 228. Sphagnum laxifolium ©. Müll. II. Haspelmoor iefen Tümpelr und Abzugsgräben, besonders am Westrand em ersten Bahnwärterhaus gegen Althegnenberg mit Hypnum ramineum und Polytr. commune. Nur steril !. 229. Sphagnum fimbriatum Wils. II. Selten. Nur einmal A der äussersten Grenze des Florengebiets in dem Nadelwalde #wischen Fogach und Weihern zahlreich aber steril beobachtet ! 230. Sphagnum squarrosum Pers. II. Sehr selten. Wpelmoor am Fusse einiger Föhren in dem Graben längs der ahn, nicht weit von dem kleinen Wirthshaus gegen Althegnen- Tg !. Novb. 1873 mit spärlichen Früchten !. 231. Sphagnum rigidum Schpr. IH. a ar. y squarrosum Russow. Haspelmoor in Torfgräben Rande des Haspelwaldes ster. !. Unsere Pflanze weicht habituell in 4 160 von der Normalform des Sph. rigidum ziemlich ab und nähert sich etwas dem Sphagn. eymbifolium. Am Ende gar eigene Art? 232. Sphagnum subseeundum N. et H. HL. IL Hoch- moore und Waldsümpfe der Höhen. Giebelthal, zwischen Diedorf und Leitershofen P. Sumpf im Wald bei Hammel C. Torfgräber in der Nähe des Hardthofs bei Mering ! (jetzt durch Aussteche® dieser Gräben verschwunden). Haspelmoor, hier auch mit Früch- ten, besonders in den Tümpeln gegen Hörbach !. B contortum Schpr. Haspelmoor, ziemlich häufig, be sonders in austrocknenden Tümpeln. Sehr häufig am Westran gegen Hörbach und in einer helleren Form in dem nördlich der Bahn gelegenen Theile des Moors !. Die Varietät wurde noch nieht mit Früchten gesehen. 233. Sphagnum eymbifolium Ehrh. I. II. Giebel- thal P. Mergentau Ss. Sumpfwiesen in einem Waldthälche” zwischen Ried und Bachern !. Haspelmoor zahlreich, auch als forma compacta und purpurascens. Letztere reichlichst fruchtend in dem Birkenwäldchen gegen Luttenwang !. Aus der vorangehenden Zusammenstellung unserer Laub’ und Torfmoose lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 1) Die Augsburger Laubmoosflora ist im Wesen lichen eine Flachlandsflora, welcher nur einzeln® alpine und subalpine Arten eingesprengt sind. Weni sie als solche auch arm an sogenannten Seltenheiten ist, 80 ist sie doch keineswegs arm an Arten, denn sie zählt mit Hinzu rechnung zweier im Nachtrag anzuführender Arten 140 Aa carpen, 87 Pleurocarpen und 8 Sphagna, in Summa 235 sich? unterschiedene Arten., München, dessen Moosflora schon seit viel länger und desshalb weit genauer durchforscht ist, das auch wegen grössere! Nähe der Alpen und in Folge des grössern Wasserreichthu@® der Umgegend eine feuchtere Atmosphäre besitzt, daher für Lat ; moose weit günstiger situirt ist, zählt nach Sendtners, Arnold Lorentzs und Molendos sowie meinen eigenen Beobachtung?” etwa 170 Acrocarpen, 107 Pleurocarpen nebst 8 Sphagnen, im Ganzen also 285 Arten. Von den Arten der Münchner Flora fehlen um Augsburg: Dieranum longifolium, spurium. Seligeria pusilla, Donii, recur- Vata. Fissidens osmundoides. Sphaerangium triquetrum, Phas- cum curvicollum, Triehostomum cylindricum, luridum, crispulum und rupestre. Eucladium verticillatum, Leptotrichum homo- mallum. Barbula flavipes. Trichodon cylindricus. Cinclidotus riparius. Grimmia conferta? ovata, Racomitr. sudeticum Hed- Wigia ciliata. Tayloria serrata. Funaria Mühlenbergii Webera ànnotina, Ludwigii, Bryum Funkii. Mnium medium und ortho- thynchum. Catoscopium nigritum, Bartramia Halleriana, Oederi. Atrichum angustatum und tenellum. Buxbaumia indusiata. Yurella julacea. Anomodon rostratus, Pseudoleskea tectorum, Pterigynandrum filiforme *), Neckera crispa, Cylindrothecium cladorrhizans, Orthothecium rufescens und intricatum. Tham- nium Alopecurum Eurhynchium crassinervium, Vaucheri, demis- Sum, tenellum, confertum, rotundifolium. To converfoides und Sprucei. tachytheeium populeum, laetum. Ypnum lycopodioides, ineurvatum, fertile, pratense und nemorosum. Das Uebergewicht der Münchner-Laubmoosflora beruht also Yornehmlich in der grössern Anzahl Wald- und Felsbewohner nd hat die dortige Felsbewohnende Flora grössere Mannigfaltig- eit, da zahlreiche erratische Blöcke auch aus kalkfreien Gesteinen stehen, deren um Augsburg keine zur Ansiedlung von Moosen Beeignete vorkommen. Dagegen hat Augsburg — die drei dem Aspelmoor eigenthümlichen Arten: Trematodon ambiguus, Bryum 1 Sisetum und Hypnum intermedium abgerechnet, welche mit ‚selben Rechte auch der Münchner-Flora zugesprochen werden unten — nur acht Arten, die der dortigen Moosflora fehlen, von Welchen jedoch sicher einige nur übersehen wurden. Es sind dies: Tee A “ntd zwischen auch um Augsburg II., an Buchen bei Althegnenberg, deckt |, 11 ni Dicranum Mühlenbeckii, Barbula latifolia B. Sch. (III, während des Drucks steril an alten Weiden bei Kissing aufgefunden D Bryum pendulum und Klinggräffi, Eurhynchium speciosum und Stokesii, Amblystegium Kochü und Brachytheeium albicans. *) 2) Innerhalb unseres Florengebiets ist die Ver’ theilung der Arten keine gleichmässige. Die Ebene — das Thalbecken des Lechs und der Wertach — wird von 146 Arten bewohnt. Von den Höhen — den die Ebene zu beiden Seiten ein fassenden Diluvialhügeln nebst den dazu gehörigen Seitenthäle der kleinern Flüsse und Bäche (Giebel-, Anhauserbach, Schmutte" Ach und Paar, Glon nebst ihren Confluenten) besitzen die west- lichen 136, die östlichen dagegen mit Einschluss des Haspelmoo? 195 Arten, von denen 14 dem letztern allein eigenthümlich sind: Trematodon, Dicranum Schraderi, Campylopus turfaceus, BryW" longisetum, Meesea longiseta, Polytrichum gracile und strictum: Hypnum uncinatum und stramineum. Sphagnum cuspidatum, laxifolium, squarrosum und rigidum. a) Nur in der Ebene kommen vor: Hymenostylium curvirostre, Dicranum Mühlenbeckii, Fissiden® crassipes, Seligeria tristicha, Trichostomum tophaceum Y” calcareum, Barbula paludosa, Hornschuchiana , inclinat tortuosa (laevipila und papillosa). Distichium capillaceum. Grimmia gigantea, (Orthotrichum lene0“ a unt günst” *) Der Vergleich beider Floren fiele freilich für Augsburg weit a Lhi ger aus, wenn man die Zusammenstellung der Münchner-Flora nach $ Buch entwerfen wollte, das nach der Angabe des Autors in der Vorz® : und einigen Citaten im Text auch die Flora von Münchens nächster i gebung umfassen soll. Es ist zu verwundern, dass Milde, der doch mit 1 competentesten Kennern der Münchner sowohl als überhaupt der A a | bayerischen Moosflora, Lorentz und Molendo in persönlichem und brieflich® N Verkehr stand, diese Gelegenheit nicht benützte, um statt seiner Carrica . ” E . . . 4 4 ` i einer Münchner Moosflora ein richtiges Bild derselben in sein Werk a flechten. Mit der Aufzählung von ein paar Seltenheiten, die sonst ten gti Buche verloren gegangen wären, ist Niemand gedient, am allerwenig dem, der Floren in pflanzen-geographischem Interesse studirt. 163 mitrium und diaphanum). Bryum pendulum, Klinggräffi, erythrocarpum, versicolor und badium. Brachythec. campestre. Hypnum commutatum, falcatum und palustre. Im Ganzen also — mit Abrechnung der vier eingeklammerten Baumbewohner 21 Arten. b) Den westlichen Höhen allein eigenthümlich sind: (Ulota Bruchii, Orthotrichum Lyellii). Bryum pallens, Mnium stellare, Funaria fascicularis, Eurhynchium depressum. Hypnum loreum, demnach mit Ausschlnss von zwei Baumbewohnern nur fünf eigenthümliche Arten. e) Nur auf den östlichen Höhen — mit Ausschluss der 14 dem Haspelmoor eigenthümlichen schon Oben erwähnten Arten finden sich: Fissidens pusillus, Sphaerangium mutieum, Pottia cavifolia und Starkei, Barbula ambigua, rigida graeilis und (latifolia). Pleuri- dium alternifolium, Leptotrichum pallidum, Ephemerum ser- ratum, Webera cruda, Mnium spinosum, Meesea uliginosa. (Thuidium minutulum?) (Anacamptodon splachnoides, Neckera complanata). (Pterigynandrum filiforme.) Eurhynchium Stokesii, speciosum, Plagiothecium Rösei (Ambly- Stegium tenuissimum, radicale) und Kochii. Brachythecium rivulare. Hypnum cordifolium, Sphagnum fim- briatum, also mit Ausschluss von 6 Baum- und Holzbewohnern 21 Arten. Ausser den genannten, jedem Höhenzuge eigenthümlichen Arten gibt es noch eine Anzahl solcher, welche beiderseits auf den Höhen beobachtet wurden, die jedoch der Ebene fehlen. Solche Arten sind: Weisia microstoma. Dicranella rufescens und heteromalla. Dierano- dontium longirostre. Fissidens bryoides, Barbula subulata. Pleuridium subulatum, Leptotrichum tortile. Encalypta vulgaris 11* 164 und ciliata, Webera elongata und nutans, Bryum bimum. Meesea tristicha. Aulacomnium androgynum, Bartramia pomiformis. Philonotis fontana, Tetraphis pellucida, Atrichum undulatum, Pogonatum nanum, aloides und urnigerum. Polytrichum commune, piliferum und juniperinum. Diphyscium foliosum, Buxbaumia aphylla. Anomodon longifolius (Homalia trichomanoides, Antitrichia curti- pendula, Isothecium myurum), Eurhynchium strigosum, Plagio- thecium sylvaticum, (Amblystegium subtile), Brachythecium albicans, Hypnum intermedium und patientiae. Sphagnum acutifolium, subseeundum und cymbifolium. Solcher Arten sind demnach ohne die sechs Baumbewohner 37. Aus den angeführten Zusammenstellungen der jedem Theil unseres Florengebiets angehörigen Arten ergibt sich das bei Be- rücksichtigung der geologischen Verschiedenheiten von Ebene und Höhen zu erwartende Resultat, dass die sämmtlichen der Ebene allein eigenthümlichen Moose solche sind, welche vorzugs- weise auf Kalk vorkommen oder wenigstens durch den Gehalt des Substrats und des Wassers an Kalk nicht in ihrer Existenz gefährdet werden. Umgekehrt trägt die Moosflora der Höhen sowohl, was die Artenzahl als auch die numerische Stärke der einzelnen Arten anbelangt, den ausgesprochensten Character der Silicatenflora im Sinne Sendiners. Es ist diess eine Wiederholung der auch für die Phanerogamen unserer Flora giltigen Gesetze, welche schon von Caflisch des Nähern erörtert wurden. Weiter fortgesetzte Nachforschungen werden zwar manche Berichtigung zu Tage fördern, sie werden, wie es bisher schon oft der Fall war, manchem Moos der Ebene auf den Höhen eine Stätte ausfindig machen, sie werden auch die Zahl der für die einzelnen Höhen als eigenthümlich bezeichneten Arten ändern — die Grundverschiedenheit in der Physiognomie der Moosflora von Thal und Höhen wird bleiben, und, wenn durch Nichts Anderes; durch das numerische Uebergewicht der Arten aufrecht erhalten werden, Vielleicht tragen die Kalkgesteine, welche als Nagelfluh oder Kalkkiesgeröll auf den östlichen Höhen mitunter zu Tag treten, nicht wenig zu der Ueberzahl von Arten bei, welche diese Höhen gegenüber denen am linken Ufer der Ströme auszeichnet, so untergeordnet die Erscheinung an sich ist. Diess wird aber nicht erklären, warum die östlichen Höhen ausser zahl- teichern Arten überhaupt auch eine unverhältnissmässig grössere Zahl von eigenthümlichen Arten beherbergen. Die Mehrzahl dieser Arten ist nämlich anderswo entschieden kalkfeindlich. Möglicher Weise lässt sich zur Erklärung ausser der An- hahme einer genauern Durchforschung der Umstand heranziehen, dass das Gebiet auf der rechten Seite des Lech sich weiter nach Süden erstreckt, als das auf der linken. Dadurch wird es den Alpen und den grossen Wasserreservoirs derselben (Ammersee) häher gerückt. Es tritt hier hart an die nördlich vom Ammer- see markirte Grenze des Eiszeitgletschers, dessen Thätigkeit wir vielleicht das genannte Seebecken verdanken. Wenigstens möchte ich nieht unterlassen, zum Schlusse als Belege für die eben vorgetragene Hypothese jener seltsamen Vorkommnisse zu gedenken, von welchen als eines Grusses aus den Alpen schon Eingangs die Rede war. ` Das Vorkommen des Dicranum Mühlenbecküi und der Grimmia gigantea auf dem Lechfeld, das Auftreten von Hypnum loreum im Walde zwischen Leitershofen und Anhausen, das massenhafte Erscheinen von Mnium spinosum im Haspelwalde, des Plagio- thecium pulchellum im Haspelmoor in Höhen von 16—1700' sind in ihrem Zusammenhang so auffallende Thatsachen, dass sie mit Recht zu einer eingehendern Besprechung herausfordern. Die genannten Arten stehen — vielleicht mit Ausnahme des Mnium spinosum und des Plagiothecium — so ohne alle Ver- bindung mit ihren natürlichen Verbreitungsbezirken, dass man Sich fragen muss: Wie und wann sind wohl dieselben in unsere Flora gekommen? Sind sie Colonien neuern und neuesten Datums, durch Winde oder sonstige heutzutage noch wirkende Einflüsse den heimathlichen Alpen entführt? Ich bin geneigt, für die beiden dem Lechfeld eigenthümliehen Alpinen diese Frage ver- 166 neinend zu beantworten. Weder entspricht die Localität ihres Vorkommens den Voraussetzungen einer Ansiedlung jüngern Datums, noch sind die übrigen Verhältnisse dazu angethan, diesen Schluss zu erlauben. Grimmia gigantea speziell, welche noch nie mit Früchten beobachtet wurde, welche sich überhaupt wie ein letzter Mohikaner unter ihren Verwandten ausnimmt, wider- spricht direet einer solchen Annahme. Ich vermuthe vielmehr in diesen Arten die letzten Reste einer längst entschwundenen, damals über unser ganzes Florengebiet verbreiteten alpinen Pflanzendecke, welche sich im Kampfe mit der modernen Vege- tation siegreich erhielten, als nach Ablauf der Eiszeit die Tem- peratur- und Feuchtigkeitsverhältnisse der Gegend sich änderten und so der heutigen Flora Eingang gewährten. Betreffs einer andern Pflanze, welche neben Dicranum Mühlenbeckii zahlreich auf dem Lechfeld vorkommt, Hieracium Hoppeanum, spricht Nägeli mit Bezug auf ihr Vorkommen auf der Garchinger Haide bei München dieselbe Ansicht aus. Auch steht das hiesige Vorkommen der Grimmia gigantea nicht vereinzelt da. Dieselbe Pflanze findet sich im Dachauer Moos bei München in Gesellschaft von Catoscopium und Cincli- dium stygium. Unser Haspelmoor beherbergt ausser den er- wähnten Moosen noch Cerastium alpinum, Pinus Pumilio, Lyco- podium Selago und Hypnum uncinatum; nicht sehr weit davon entfernt, bei Althegnenberg blüht zahllos das nordisch - alpine Polemonium. Dieselben Wälder, welche auf den westlichen Höhen das Hypnum loreum bergen, tragen auch Alnus viridis und Veratrum album. Durch dieses gleichzeitige Auftreten alpiner Phanerogamen wird das Bild wirksamer beleuchtet, welches das isolirte Vor- kommen eines unscheinbaren Mooses uns gestattet, von längst- hingeschwundenen Zeiten zu entwerfen — Zeiten, gegenüber denen die ganze Jahrhunderte lange Geschichte der alten Augusta sich nur wie ein Moment darstellt. — E E Beiträge Flora des k. Regierungsbezirkes Schwaben und Neuburg. Zusammengestellt von J. Fr. Caflisch. Nachstehend theile ich die seit dem Erscheinen unseres letzten 21.) Jahresberichtes uns bekannt gewordenen neuen Beobach- tungen in dem Florengebiet des Regierungsbezirkes Schwaben uud Neuburg mit. Sie beziehen sich auf die Umgebungen von Augsburg, Dinkelscherben, Memmingen und die Algäuer Alpen. Die aufgeführten Arten und Varietäten sind theils solche, welche den bezeichneten Gebieten neu aufgefunden, theils solche, für Welche neue Standorte entdeckt wurden, die geeignet scheinen, Unsere bisherige Kenntniss über die Verbreitungsverhältnisse der- selben zu ergänzen oder zu berichtigen. Arten, deren Auftreten den Charakter des Zufälligen, Sporadischen an sich trägt, und Me wir desshalb nicht als Constituenten unserer heimischen E ; ; = fanzendecke betrachten können, sind mit kleinerer Schrift Sedruckt, Anemone ranunculoides L. Bisher nur in wenigen Exem- ae zwischen Friedberg und Wolfertshausen beobachtet, wurde en 17. April 1873 von Hrn. Lutzenberger am Anhauser ach in grosser Menge aufgefunden. 168 Drosera longifolia L. Sumpfige Stellen im Meringer Lech- feld. Dr. Holler. Brassica migra Koch. An der Lehmgrube nächst dem Meringer Ziegel- stadel. Octb. 1872. Dr. Holler. Tritt im Gebiet nur sporadisch auf. Sinapis alba L. Auf Aeckern bei Schwabhof angebaut. Diplotaxis viminea De Cand, Am Bahndamme bei Mering. 1872. Spora- disch. Dr. Holler. Isatis tinctoria L. Bahndamm bei Stierhof. Dr. Holler. Viola mirabilis L. In Gebüsch an der Bergener Leithe bei Mering. Dr. Holler. Trifolium fragiferum L. Feuchte Stellen auf Wiesen am Ufer der Paar bei Kissing. Dr. Holler. War bisher nur in der Thal- ebene des Lechs und der Wertach beobachtet. Fragaria elatior Ehrh. Gebüsch im Lechfeld beim Bitzel- hof. Dr. Holler. Scheint in der Umgebung von Augsburg selte! zu sein. Patentilla inclinata Vill. An einem Rain zwischen Ried und Kissing. 28. Sept. 1873. Dr. Holler. Kommt in de! | Donauhochebene sehr zerstreut und vereinzelt vor; wurde bisher nur an einem sonnigen Abhang bei Deggendorf und an zwei Stellen um München (Bahndamm bei Olching und Raine bei Maisach) beobachtet. Pirus Aria — aucuparia Irmisch. (Sorbus hybrida L) Algäu: ein hoher Baum in gemischtem Wald an der Halde obet- halb St. Loretto bei Oberstdorf. Hier ohne Zweifel wild! Diese! auch im übrigen Deutschland sehr seltene Baum wurde in Süd- bayern bisher nur in einzelnen Exemplaren (bei Steingaden U” am Tegernsee) beobachtet. In Gärten und Anlagen findet a sich hie und da cultivirt, z. B. im Merz’schen Gartengute. Hydrocotyle vulgaris L. In Gräben bei Dinkelscherbet 1872. Clessin. Wurde von demselben auch am Chiemsee m obachtet. Für den bayerischen Antheil der Donauhochebene SW diese beiden Standorte die einzigen bisher bekannt gewordene" Im württembergischen Oberlande wird sie ebenfalls nur an zw Stellen (am Schussensee bei Aulendorf und an der Schuss?” zwischen Otterswang und Traubhausen) angegeben. Ee un A Helosciadeum repens L. Quellränder bei dem Schuhbauerhof auf den Tertiärhöhen von Kissing. Dr. Holler. (Um Augsburg bisher nur im Wertachthale beobachtet.) Bupleurum rotundifolium L. Ebenfalls am Bahndamme zwischen Mering und Hochdorf. Dr. Holler. Nördlich der Donau verbreitet, für unsere Jmgebung kann es jedoch nur als sporadische Erscheinung betrachtet Werden, Laserpitium pruthenicum L. Var. denudatum Dr. Holler. Mit kahlem Stengel. Feuchte, schattige Waldwiesen im Hardt- wald bei Mering. Caucalis muricata Bisch. Bahndamm zwischen Mering und Hochdorf. Dr. Holler. Anthriseus nitida Garcke. (A. alpestris W. et Gr., A. syl- vestris Var. p alpestris Koch. Syn.) In einem lichten, kräuter- Yeichen Ahornwalde nächst dem Stuibenfalle im Oythale bei Oberstdorf. Dr. Holler. Bidens cernua L. f. normalis discoidea. Gräben unweit Rei- fertsbrunn bei Mering. Selten. Die Form mit Strahlblüthen m unsern Gegenden diegewöhnliche. Dr. Holler. Cirsium canum M. B. An der Bahnstation Stierhof. Britzelmayr. Crepis setosa Hall. fil. Auf Brachäckern zwischen Mering und Bergen. Dr. Holler. Hieracium staticefolium Vill. Bisher nur als Ansiedler aus den Alpen auf den Kiesbänken des Lech beobachtet, wurde es "un von Herın Dr. Holler auch am Bahndamm bei Hochdorf aufgefunden. Hieracium tridentatum Fries (H. rigidum Hartm.). Im Hardt- wald bei Mering; am Lechufer bei Lechhausen. Phyteuma nigrum Schmidt. Auf Waldwiesen bei Eisenburg nd Ottobeuren in der Nähe von Memmingen von Herrn Apo- theker J, Rehm aufgefunden. Nach Herrn von Kolb auch um Kempten. Nach Garcke nur Varietät von Ph. spicatum L. Campanula latifolia L. Algäu, Oythal am Stuibenfall. Dr. Hol- °r August 1872. Campanula Cervicaria L. Im Hardtwald bei Mering. Dr. Hol- er War bisher nur westlich vom Lech beobachtet. 170 Polemonium coeruleum L. In Menge in einem Erlenbruch bei Althegnenberg. Dr. Holler. Limosella aquatica L. Var. caespitosa Ptm. ZL. tenuifolia Nutt. (Blüthenstiele so lang als die fadenförmigen Blätter.) Sumpfige Waldwege am Asfalghof im Hardtwald bei Mering. Dr. Holler: Auch aus der Gegend von Memmingen finden sich in unserem Vereinsherbar Exemplare dieser Form. Orobanche minor L. Kleeäcker zwischen Kissing und Hör- mannsberg. Dr. Holler. Mentha sativa L. An Gräben bei Hofhegnenberg. Dr. Holler. Mentha aquatica X sativa. Bei Hofhegnenberg in Gesell- schaft der Stammeltern. Dr. Holler. Atriplex hortensis L. Hie und da verwildert z. B. am Weg nach Pfersee. Britzelmayr. In Mering. Dr. Holler. Polygonum amphibium. Var. y terrestre Koch. Auf dem Bahndamm bei Mering. Blühend. Septbr. 1873. Dr. Holler. Salix incana X purpurea. An der Paar im Garten des Lasselwirths in Kissing. Dr. Holler. Zanichellia palustris L. An der Maisach, in der Paar (Kis- sing). Dr. Holler. Bisher war ihr Vorkommen in unserer Donauhochebene nur bei Füssen, Kaufbeuren und Ulm constatirt. Bei genauerer Nachforschung dürfte das leicht zu übersehende Pflänzchen sich auch anderwärts finden. Arum maculatum Ù. Gebüsch an der Bergener Leithe bei Mering. Dr. Holler. Herminium Monorchis R. Br. Auf den Tertiärhöhen (Lehm- sand) zwischen Kissing und Hörmannsberg. Dr. Holler. Allium rotundum L. An einem Strassengraben bei Merin- ger-Zel. Dr. Holler. Das einzige bisher beobachtete Vor- kommen in Südbayern diesseits der Donau, während die Pflanze jenseits derselben im Gebiet des Jura nach Schnizlein und Friekhinger an verschiedenen Stellen auftritt. Heleocharis ovata R. Brwn. Sowohl auf den westlichen Höhen (Wälder bei Lützelburg) als auf den östlichen (im Hardtwald bei Mering). War früher nur für die Lech-Wertachebene angegeben. | | U } -d | \ Ä À SNE Phalaris canariensis L, findet sich nicht selten guasi spont. an Wegrändern um Augsburg, Mering, in Oberstdorf. Bromus tectorum L- Bahndamm bei Mering. Dr. Holler. Aspidium aculeatum Döll. Im Walde bei Peterhof. Aug. Braun. In den Alpen und den Vorbergen sehr verbreitet, ist für unsere Umgebung dieser Standort ein ganz vereinzelter. Im Anschluss an obige Mittheilungen gebe ich nun noch ein Verzeichniss der in der Umgebung von Augsburg vorkommenden Arten der Gattung Rubus L. (Brombeere. Himbeere.) Es war ursprünglich meine Absicht, in dem vorliegenden richte eine Beschreibung der bei uns vorkommenden Arten leser Gattung zu liefern. Verschiedene Erwägungen veranlassten mich von diesem Vorhaben vorläufig abzustehen. Von den meisten er unten angeführten Species sind bereits mustergiltige Beschrei- ungen vorhanden. Dagegen gibt es hier noch manche Formen, Namentlich unter den Drüsentragenden, die schwer mit bereits eschriebenen zu identifieiren sind und die noch sorgfältiger, Wiederholter Beobachtung bedürfen, ehe ich es wagen darf, mit Maor Beschreibung derselben hervorzutreten. Zudem ist in Bälde as Erscheinen eines Werkes zu erwarten, das geeignet sein dürfte, für das Studium dieser schwierigen Gattung eine sichere "undlage zu bieten. Herr Dr. W. O. Focke, dessen frühere Sründliche Forschungen auf diesem Gebiete*) allgemeine An- er . TER . Mi | kennung gefunden haben, ist gegenwärtig mit der Ausarbeitung A l. j | ei : : Ep ~ Synopsis Kuborum Germaniae beschäftigt. Ich glaube en, nn ern En 3.0, Focke, Beiträge zur Kenntniss der deutschen Brombeeren. a Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins in Bremen, 1867, 1e dessen Nachträge zur Brombeerflora der Umgegend von Bremen, 172 nichts Besseres thun zu können, als Freunde der Botanik hin- sichtlich der Beschreibung deutscher Brombeere im Voraus auf diese Arbeit hinzuweisen und beschränke mich desshalb hier darauf, nachstehend die sicher bestimmten und begrenzten Arten unseres Florengebietes aufzuführen. Ich ergreife mit Vergnügen diese Gelegenheit, Herrn Dr. Focke für die freundliche Unter- stützung, welche mir derselbe bei meinen Bestrebungen ‘durch Bestimmung kritischer Arten zu Theil werden liess, meinen ver- bindlichsten Dank auszusprechen. Auch den hieher bezüglichen Schriften von Prof. Dr. Otto Sendtner,*) Otto Kuntze**) und A. Gremli, ***) sowie dem anregenden persönlichen Ver- kehr mit beiden ersteren habe ich viele Belehrung und Förderung zu danken. — Vielleicht wird es mir später einmal ermöglicht; die Rubus-Formen eines weiteren Gebietes ausführlicher zu be- arbeiten, In Beziehung auf die Verbreitung der Arten in unsere! Gegend im Allgemeinen bemerke ich noch im Voraus, dass sämmtliche schwarzfrüchtige Arten, der Rubus fruticosus L. der Koch’schen Synopsis, nur auf den lehmig-sandigen Tertiärhöhe® welche die Lech-Wertachebene nach Ost und West begrenzen vorkommen, auf dem kalkreichen, trocknen Boden der letzter aber augenscheinlich ihr Fortkommen nicht finden. Ein Strauch von R. bifrons Vest., den ich vor einigen Jahren im Siebentiseh walde fand, ging nach kurzer Zeit wieder ein. 1. Rubus tomentosus Borkh., wurde zwar in der Nähe w Augsburg noch nicht aufgefunden ; ich glaube aber, diese ausgezel® i nete Art hier nicht übergehen zu dürfen, da sie in sehr benat } barten Florengebieten, z. B. um München, und häufig auf den Jurahöhen jenseits der Donau vorkommt, und da überdies hier : f 5 ‚ Flora *) O. Sendiner, Zur Kenntniss der bayerischen Brombeersträucher. F 1856, Nro. 18. **) Olto Kuntze, Reform deutscher Brombeeren. Leipzig 1867. #) 4, Gremli. Beiträge zur Flora der Schweiz. Aarau 1870. l | 173 schon Formen gefunden worden sind, welche auf eine Hybridi- sirung mit tomentosus schliessen lassen. Ende Juni blühend. 2. R. suberectus Anders. (R. fruticosus X Idaeus?) In Wäldern, Waldränder. Verbreitet durch das ganze Gebiet, doch meist in einzelnen Exemplaren vorkommend: selten fructifieirend. Diese Umstände, sowie das intermediäre Verhalten der Charaktere sprechen für die von manchen Botanikern vertretene Ansicht, ‘dass diese Pflanze hybriden Urprungs sei. Mitte Juni. 3. R. fruticosus L. Durch die ganze Gegend verbreitet, meist an Rainen, Feldgebüsch, Waldsäumen: z. B. bei Deuringen, Leitershofen, Burgwalden ete. Juni. 4. R. sulcatus Vest. (R. Rhenanus Wirte.) In Wald- Schlägen, an Waldsäumen verbreitet. Kobelwald, Wald bei Wolferts- hausen, bei Wöllenburg. Ende Juni. Häufiger als vorige Art. 5. R. candicans Wh. et N. Diese sonst verbreitete Art Scheint in unserer Umgebung selten zu sein; bisher wurde von Mm. Kreis-Schulinspektor Britzelmayr nur 1 Exemplar nächst = Wirthschaft in Reinhardhausen aufgefunden. Wie es scheint, Wird er bei uns vertreten durch den nahe verwandten „6 R. elatior Focke in litt. In Waldschlägen und an Wald- "Almen der östlichen und westlichen Höhen sehr verbreitet z. B. bei Wolfertshausen, am Kobel, bei Gailenbach, auf dem Schloss- rg von Dinkelscherben. T. R. bifrons Vest. In Wäldern: bei Wolfertshausen, Mer- Sentan , Mering, im Hardtwald; Siebentischwald, doch hier nur vorübergehend; am schwäbischen Himmelreich, am Schlossberg von Dinkelscherben. Nicht gerade häufig aber in unserer Donau- chebene sehr verbreitet. Ich traf ihn am Peissenberg, im lgäu bei Gunzesried, von Hrn. Britzelmayr wurde er bei Ober- udorf beobachtet; von Hrn. Dr. P rogel aus der Gegend von "aunstein mitgetheilt. Mitte Juli. a Mscolor Wh. undN., der nach Gremli einerseits um Zürich, anderer- S nach Mittheilungen von Dr. P rogel bei Waging, in der Nähe von je anatein, vorkommt, dürfte in unserm zwischen diesen beiden Punkten Senden Gebiete wohl auch noch aufzufinden sein. 8. R. villieaulis Koehler. In Wäldern und an Rainen in | der Nähe der Wälder. Nicht häufig. Kobelwald; Leitershofen 5 nächst der Alp. Juli. 9. R. vestitus Wh. et N. Bisher nur am Waldrand des , Schlossbergs bei Dinkelscherben aufgefunden. Juli. 10. R. radula Wh. et N. Sehr verbreitet in den Wäldern der östlichen und westlichen Höhen. Juli. Oft grosse Strecken mit seinen diehtverschlungenen Ranken überziehend. 11. R. rudis Wh. et N. An Waldrändern, in Waldschlägen- Kobelwald, Wald auf dem Schlossberg und in der Lohzeise bei Dinkelscherben. Juli. 12. R. pygmaeus Wh. et N. In Wäldern der westlichen und östlichen Höhen. Um Augsburg die häufigste und verbreitetste | Art. Von Ende Juni bis October blühend. Häufig Blüthen und reife Früchte an demselben Strauch. 13. R. pallidus Wh. et N. Sehr zahlreich im Kobelwald, in Wäldern bei Dinkelscherben. Anfangs Juli. 14. R. hirtus Wh. et N. An Waldrändern, in Waldschläge" bei Leitershofen, Kobel, Deuringen, Dinkelscherben. Anf. Juli: 15. R. Bellardi Wh. et N. Bisher nur in der Lohzeise be! Dinkelscherben, aber dort zahlreich in schattigem Laubwald mit moderreichem, feuchtem Waldboden. Anfangs Juli. 16. R. brachyandrus Gremli. In Wäldern bei Dinkelsch von Clessin gesammelt. 17. R. dumetorum Wh. et N. Sehr verbreitet, in schiedenen Formen, an Waldrändern, Feldgebüschen, Hecken ® ia Ende Juni. Unter den hieher gerechneten Formen sind ohn® Zweifel Bastarde des R. caesius, deren zweite Stammart bisher nicht festgestellt werden konnte. 18. R. caesius L. Durch das ganze Gebiet, besonders hä auf dem kalkreichen Alluvialboden der Lech-Wertacheben® hier fast der einzige Repräsentant der Gattung. Juni bis Sep? 19. R. Idaeus L. Verbreitet und häufig in allen Wälder? nur in den Lech- und Wertachauen eine äusserst seltene Er- scheinung. Mai bis Juni. erben yer” ufig un 1 { | b - 175 20. R. saxatilis L. In schattigen Wäldern. Auch an Gräben des Moores zwischen Lechhausen und Derching. Mai bis Juni. Von Bastarden wurden beobachtet: R. caesius X Idaeus Meyer. In Hohlwegen bei Schlipsheim und am schwäbischen Himmelreich. R. caesius X elatior m., im Walde bei Wolfertshausen. R. caesius X bifrons Gremli. Waldrand bei Wolfertshausen. R. caesius X tomentosus O. Kuntze. (Nach W. O. Focke). Am Schlossberge bei Dinkelscherben. a Inhalt. Rechenschaftsbericht des Naäturhistorischen Vereins in Augsburg für die Jahre 1871 und 1872 Beilage I. Verzeichniss der in den Jahren 1871 und 1872 er- worbenen Gegenstände Il. Rechnungsberichte des Naturhistorischen Vereins in Augsburg für die Jahre 1871 und 1872 Ueber Missbildungen der Mollusken und ihrer Gehäuse. Von S. Clessin Die Laub- und Torfmoose der Umgebung von Augsburg von Dr. A. Holler. 1873 Beiträge zur Flora des k. Regierungsbezirkes Schwaben und Neu- burg. Zusammengestellt von J. Fr. Caflisch Seite | A -n Nana man