au: 1 14 aa I a EN En ss ea Aue 11 N I x SSIINIANINSANNNNIIINNIDSTTTSÄNAISIIDSNNNSENNITENNNDONNUEHNNN om — — des Deutſchen Vereins zum Schuhe der Vogelwelt, begründet unter Redaction von E. v. Schlechtendal. Vereinsmitglieder zahlen einen Redigirt von ind erfalten de rie tere Ade e e Zahlungen werden an den Ren⸗ Str.⸗ Inſp. Thiele. ſoweit der Raum es geſtattet. danten des Vereins Herrn Kanzliſt Das Eintrittsgeld beträgt 1 Mark. Rohmer in Zeitz erbeten. IX. Jahrgang. | December 1884. Ur. 12. Inhalt: Auguſt Wilhelm Thienemann (mit Portrait). An die geehrten Vereinsmitglieder. Neu beigetretene Mitglieder. VI. — Scheidemantel: Plinius des Aeltern Verhältniß zur Vogel⸗ kunde. Paulſtich: Neſtbau der Vögel. V. (Schluß.) Dr. R. Blaſius: Verzeichniß der Vögel des Prinzen Ferdinand von Sachſen-Coburg-Gotha in Wien. G. Vallon: Abnorme und ſeltene Gäſte. 1. Gemeiner Staar (Sturnus vulgaris). M. Bräß: Eigenthümlichkeiten des Vogelauges. — Anzeigen. — Auguſt Wilhelm Thienemann. Am fünften November Mittags zwölf Uhr ſtarb unerwartet am Herzſchlag der Vorſitzende unſeres Vereines Auguſt Wilhelm Thienemann, Pfarrer in Zangenberg. Auch der dem Verſtorbenen näherſtehende Kreis von Freunden hatte ein ſo trauriges Ereigniß nicht geahnt. Am Montag zuvor war Thienemann, obwohl ſich unwohl fühlend, noch in Angelegenheiten des Vereins nach Gera gereiſt, am Montag und Dienstag entwickelte ſich ein ganz unbedeutendes Schnupfenfieber, und 21 — u — Xhsonan IN 1 1 * N 7 RICH! \ N ne -a,nı II ı ECTI U L. LC — 282 — es erſchien nun als eine weitgehende Vorſichtsmaßregel, wenn der Arzt ihm empfahl 1 5 ſich ins Bett zu legen. Am Mittwoch befand er ſich wieder ganz wohl und hatte 3 den Wunſch, das Bett zu verlaſſen, als, während er in froher Stimmung mit ſeiner Frau redete, eine Herzlähmung mit Blitzesſchnelle ſeinem Leben ein Ende machte. > Der einzige, welcher ein baldiges Ende geahnt hat, war er ſelbſt. Schon in Gera E: ſprach er Herrn Profeſſor Liebe gegenüber die Befürchtung aus, es möchte das letztemal geweſen ſein, daß ſie ſich ſähen, und als er ſich auf den Rath des Arztes ins Bett begab, nahm er von ſeiner Studirſtube und ſeinen Arbeiten förmlich Ab⸗ ſchied. Und in der That, dies ſchnelle Ende hat ſich von langer Zeit her vorbereitet. Unſer verſtorbener Vorſitzender hat vor ſechs Jahren eine ſchwere Krankheit an Gelenkrheumatismus durchzumachen gehabt und von dieſer Zeit her eine Herzaffection zurückbehalten. Nächſt Familie und Gemeinde des Verſtorbenen erleidet der Verein zum Schutze der Vogelwelt in Deutſchland den größeſten Verluſt. Denn unſer Thienemann konnte allerdings als die Seele des Vereines betrachtet werden. Das Pfarrhaus in Zangenberg war in ornithologiſcher Beziehung das Centrum eines weiten Be— zirkes, von dem aus Fäden nach allen Gegenden Deutſchlands und darüber hinaus— liefen. Es war ſelbſtverſtändlich, daß jede Poſt einen anſehnlichen Haufen von Briefen und Schriften brachte und daß alle dieſe Eingänge in ſchneller Friſt und gewiſſenhaft erledigt wurden. Von hier aus gingen zahlreiche Anregungen an die Mitglieder, Bitten um Beiträge für die Zeitſchrift, um Vorträge für die Wander⸗ verſammlungen u. ſ. w. aus. Die Leſer dieſer Zeitſchrift erinnern ſich aus dem Zeitzer Sitzungsberichte des vorigen Jahres einer Schilderung der zahlreichen und mannigfachen Anforderungen, welche an den Vorſitzenden unſeres Vereins täglich geſtellt wurden. Ich kann beſtätigen, daß der damalige Bericht genau der Wirk— lichkeit entſprach, ja dieſelbe in keineswegs zu lebhaften Farben abbildete. Es wird ſchwer ſein einen Erſatz zu finden, ſelbſt dann, wenn die Functionen, welche Thienemann in feiner Hand vereinigte, auf verſchiedene Perſonen vertheilt wer: den müßten. | Auguſt Wilhelm Thienemann, geboren am 24. April 1830 in Droifig, ent⸗ ſtammt einer Familie, die in ornithologiſcher Beziehung einen bekannten Namen hat, es iſt nicht zu verwundern, daß er ſelbſt von Jugend auf verwandten Inter⸗ eſſen fi) zumandte. Zuerſt waren es Sammlungen, die der Knabe anlegte und in denen er zuſammenbrachte, was nur irgend zu ſammeln war: Eier, Steine, Muſcheln, Knöpfe, Topfhenkel u. ſ. w. Aus dem kindlichen Spiel entwickelte ſich ernſte Wiſſenſchaft. Gegenwärtig iſt die von ihm hinterlaſſene Eierſammlung als complet und muſterhaft zu bezeichnen. i | Thienemann war, obgleich wohl bewandert im Syſtem, doch kein Syſtematiker; — 283 — ſein vornehmliches Intereſſe war auf die Beobachtung des Thierlebens, auf die Pflege und den Schutz der Vögel gerichtet. Auf dem Pfarrhofe zu Zangenberg waren große Volieren erbaut, in denen ſich ſeltenere einheimiſche Vögel, ſowie einige Exoten befanden. Im Freien ſtiegen neben etlichem Hühnervolke ein Kranich und drei Möven umher. Thienemann hatte unter der Veranda ſeinen beſtimmten Platz, von dem aus er das ganze Gebiet überſehen konnte, und es war ihm gar nicht recht, wenn jemand, der die Hausordnung nicht kannte, ſich auf dieſen Platz ſetzte. Stimmgabel und Notizbuch waren zur Hand, um den Sang des Cardinals oder einer Grasmücke oder Hahnes der Nachbarſchaft muſikaliſch feſtzuſtellen. Auch in der Zeitſchrift war die Aufgabe des Vogelſchutzes ſein eigentliches Kapitel. Seine letzte größere Arbeit beſtand in den Vorbereitungen zu einem für die Schulen beſtimmten Wandbilde, deſſen Herſtellung in vorigem Winter in Weißenfels beſchloſſen wurde. ne Wir find nicht im Stande auf Schriften, öffentliche Vorträge oder Reifen als beſondere ornithologiſche Leiſtungen Thienemanns hinzuweiſen; dennoch hat ihm bei ſeiner mehr verborgenen Thätigkeit die Anerkennung von Geſinnungsgenoſſen und Behörden nicht gefehlt. Er ſtand mit den meiſten hervorragenden Männern ſeines Gebietes in freundſchaftlichem Briefwechſel, er wurde wiederholt zu Gutachten über die Schutzfrage bei Ausarbeitung von Geſetzen und Verordnungen aufgefordert, er er— hielt am letzten Frühjahr das Mandat des preußiſchen Miniſters für Landwirthſchaft, Preußen auf dem internationalen Congreſſe zu Wien zu vertreten. Daß es ihm nicht vergönnt war, dieſen Auftrag auszuführen, hat er ſchwer genug empfunden. Dagegen erfüllte ihn der glänzende Verlauf der October-Verſammlung in Torgau mit großer Genugthuung. Es iſt uns eine wohlthuende Erinnerung, daß ihm ſo nahe vor ſeinem Tode, von Seiten des Vereins durch die ſo überaus freundliche Aufnahme in Torgau eine große Freude bereitet wurde. Was wir an unſerem verſtorbenen Vorſitzenden neben ſeinen wiſſenſchaftlichen Fähigkeiten beſonders ſchätzen, iſt ſein liebenswürdiger, anſpruchsloſer Charakter, dem es jedoch nicht an Feſtigkeit und Initiative mangelte. Es ſcheint in der Natur der Sache zu liegen, daß die Freunde der beobachtenden Naturwiſſenſchaft die von ihnen mit ſoviel Eifer gewonnenen Reſultate auch mit einer gewiſſen Lebhaftigkeit vortragen und vertheidigen. Hier war Thienemanns freundliche und friedfertige Natur ein werthvolles Element im Vereine. Es hat wenig Menſchen gegeben, die ſich einer ſo allgemeinen Beliebtheit erfreuten wie er. Da es nach Gottes Willen uns nicht vergönnt war, ihn länger unter uns zu behalten, ſo bewahren wir ihm ein freundliches und ehrendes Andenken: Have pia anima. 21* — 284 — An die geeſirten Vereins mikglieiler. Den Statuten unſeres Vereins gemäß übernimmt Herr Profeſſor Dr. K. Th. Liebe in Gera als zweiter Vorſitzender nach dem Hinſcheiden unſers unvergeß— lichen erſten Vorſitzenden die Redaktion unſrer Monatsſchrift und die Geſchäfts⸗ führung, bis die Neuwahl eines erſten Vorſitzenden und Redakteurs vollzogen iſt, was bis jetzt noch nicht hat geſchehen können. Wir bitten daher ergebenſt, alle für die erſte Redaktion und für den erſten Vorſitzenden beſtimmten Briefe, Sendungen und Manuſcripte an die genannte Adreſſe zu richten. | Der Vorſtand. Neu beigetretene Mitglieder. . VI. Als Mitglieder traten bei: 1. Behörden und Vereine: keine. 2. Damen: keine. 3. Herren: N. Burghardt, Photograph in Torgau; F. A. Crux in Düſſeldorf; Curt Jacob, Buchhändler in Torgau; Georg Roth, Referendar in Erfurt; Scheidemantel, Gymnaſiallehrer in Torgau; Hermann Weiße, Bureau⸗ vorſteher in Erfurt. Plinius des Aelteren Verhältniß zur Vogelkunde. Vortrag gehalten am 15. Okto ber 1884 zu Torgau von Scheidemantel. Hochgeehrte Damen und Herren! Wir haben uns hier verſammelt, um uns durch hervorragende Vertreter der Ornithologie über die neueſten Fortſchritte dieſer Wiſſenſchaft unterrichten zu laſſen. Natürlich läßt ſich aber der Grad des Fort⸗ ſchritts einer Wiſſenſchaft nur dann richtig beurtheilen, wenn man ihren jetzigen Standpunkt mit dem früheren vergleicht. Es dürfte daher gerechtfertigt erſcheinen, wenn ich mir erlaube, Ihre Gedanken auf ein früheres Entwickelungsſtadium jener Wiſſenſchaft zu lenken; und zwar greife ich, — um Ihnen Gegenwart und Ver⸗ gangenheit in recht grellen Gegenſatz zu bringen —, weit zurück, bis auf die Zeiten des erſten Jahrhunderts unſerer Zeitrechnung. Im Jahre 79 nach Chriſti Geburt fand bekanntlich jener furchtbare Veſuv⸗ ausbruch ſtatt, durch welchen die Städte Herculanum, Pompeji, Stabiä und noch * 3 einige kleinere vernichtet wurden. Unter den Opfern dieſes unheilvollen Natur ereigniſſes befand ſich der römiſche Ritter Caj. Plinius Secundus, der zum Unter⸗ ſchiede von einem gleichnamigen Neffen den Beinamen major (der Aeltere) erhalten — 285 — hat.!) Derſelbe hat uns ein 37 Bücher umfaſſendes Werk hinterlaſſen, welches er historia naturalis (Naturgeſchichte) betitelt; welches aber auch in andere Wiſſen— ſchaften, wie Geographie, Arzneikunde, übergreift. Obgleich daſſelbe nirgends auf eigenen Beobachtungen des Verfaſſers zu beruhen ſcheint, kann es immerhin als Maßſtab für die damalige naturwiſſenſchaftliche Erkenntniß angeſehen werden, da es nach eigener Angabe des Plinius aus gegen 100 Schriftſtellern und 2000 Bänden mit dem größten Fleiße excerpirt iſt?). Freilich iſt, wie ja auch kaum anders zu erwarten ſteht, vielfach Wahres mit Falſchem und Märchenhaftem vermiſcht, vor Allem läßt aber die Darſtellung eine wiſſenſchaftliche Methodik und Syſtematik faſt vollſtändig vermiſſen. Der letztere Vorwurf trifft auch ſein 10. Buch, welches die Vogelkunde enthält, und welches dem Folgenden zu Grunde gelegt werden ſoll. Zwar beruht die Eintheilung der Vögel in 2 Klaſſen auf dem richtigen Prinzip, daß man die Vögel am beſten nach den Füßen unterſcheidet: „Sie haben nämlich“, ſagt er, „theils gekrümmte Krallen, theils grade Zehen (digitos) oder Schwimm— füße“ — doch wird dieſes Eintheilungsprincip nirgends ſtreng durchgeführt. In die erſte Klaſſe rechnet er die Vögel mit gekrümmten Krallen, nämlich außer den Raubvögeln noch die Raben und Spechte. Die zweite Klaſſe umfaßt die Singvögel und das Geflügel (alites), und zwar wird als, Merkmal der erſteren Abtheilung der Geſang, als das der letzteren die Größe angegeben. Die Größe hält er über— haupt für ein ſo wichtiges Merkmal, daß er den Strauß — als größten Vogel — allen übrigen voranſtellt. Während er in der erſten Klaſſe noch einigermaßen ſyſtematiſch verfährt, zählt er die Vögel der zweiten Klaſſe ohne jede Ordnung, wie ſie ihm gerade in den Wurf kommen, auf. Selten wird ein Vogel ausführlicher beſchrieben und auch dann gewöhnlich mehr ſeiner Lebensweiſe, als ſeinen äußeren Merkmalen nach. Vor Allem wird die Färbung des Gefieders — wenn überhaupt — faſt immer ſehr oberflächlich berückſichtigt. Da nun außerdem ſeine Namen nicht ſelten der jetzt gebräuchlichen wiſſenſchaftlichen Terminologie nicht entſprechen, iſt es oft ſchwer, oder unmöglich, anzugeben, welche Art eigentlich gemeint iſt. In dem Folgenden berückſichtige ich nur diejenigen Namen, deren Deutung unzweifelhaft, oder wenigſtens annähernd ſicher iſt ?). Der Eintheilungsweiſe des Plinius folgend beginnen wir mit den Raub— vögeln; dieſe theilt er in Adler, Falken, Geier und Nachtraubvögel. Die 6 von ihm aufgezählten Adlerarten, nämlich der Melanaëtos, Pygargos, Morphnos, Perkno— 1) Mit der Beobachtung des Erdbebens beſchäftigt, wurde er wahrſcheinlich durch Schwefel: dämpfe erſtickt; den Leichnam fand man 3 Tage nach der Kataſtrophe. 2) So werden für das 10. Buch 23 einheimiſche (römiſche) und 40 ausländiſche Quellen- ſchriftſteller aufgeführt. 3) Einige Konjekturen über die zweifelhafteren Namen find noch in den Anmerkungen zu finden. — 286 — pteros, Gnesios und Haliaétos dürfen wir mit ziemlicher Sicherheit als reſp. unſerem Königs⸗A. (Ag. imperialis), See- A. (Baliaötus albieilla), Stein-A. (Ag. fulva), Schrei- A. (Ag. naevia), Zwerg-A. (Ag. pennata) und Fiſch⸗A. (Pandion haliaktus) entſprechend anſehen. Die Zuverläſſigkeit der Deutung wird freilich dadurch ver⸗ mindert, daß Plinius mehrfach junge Adler als beſondere Arten aufſtellt; ein Irr⸗ thum, der verzeihlich iſt, wenn man berückſichtigt, wie groß oft die Ver⸗ ſchiedenheit von alten und jungen Raubvögeln hinſichtlich des Gefieders iſt. So behauptet er z. B., der Haliaétos ſei ein Baſtard andrer Adlerarten und er ſelbſt erzeuge wieder den Ossifragus. Mit dieſem Ossifragus (Knochenzerbrecher) meint er ohne Zweifel den Lämmergeier, führt dieſer Raubvogel doch noch heutzutage in Spanien den Namen Knochenzerbrecher (quebranta-huesos), weil er nach glaub: würdigen Berichten Knochen durch Fallenlaſſen aus großen Höhen zerſchellt, um zu ſeiner Lieblingsſpeiſe, dem Mark, zu gelangen. Auf dieſelbe Weiſe verfährt angeblich der Steinadler, um Schildkröten zu tödten; !“) wir brauchen daher für die von Plinius berichtete Sage: Der griechiſche Dramendichter Aeſchylos ſei durch eine Schildkröte erſchlagen worden, die ein Adler habe herabfallen laſſen — wir brauchen, ſage ich, für dieſe Sage keine künſtliche allegoriſche Deutung zu ſuchen, etwa ſo: Die Schild— kröte deute auf den oft ſchwerfälligen Gang der Handlung, der Adler auf den kühnen Schwung in den Dramen jenes Dichters. Was Plinius ſonſt noch über die Adler anführt, entſpricht zum Theil unſeren heutigen Erfahrungen und Beobachtungen. Z. B. wenn er berichtet, wie Waſſer— vögel durch Adler (vermuthlich Steinadler) gejagt und geängſtigt werden und daß die Fiſchadler, wenn ſie ſich an zu große Fiſche wagen, öfters von dieſen unter Waſſer gezogen werden und ertrinken, weil ſie die Fänge nicht wieder befreien können. Auch die Erzählung, daß Hirſche durch Adler mit Flügelſchlägen geblendet und in den Abgrund geſtürzt werden, mag auf wirklich beobachteten Thatſachen beruhen, wenn wir vielleicht anſtatt Adler wieder den Lämmergeier ſubſtituiren; denn daß dieſer Raubvogel in der That auf größere Thiere (Gemſen) und ſelbſt halberwachſene Menſchen unter Umſtänden derartige Angriffe macht, kann wohl nicht länger beſtritten werden.s) Das Uebrige iſt Fabel, z. B. der Bericht von dem Adlerſtein, der ſich in den Horſten vorfinden, unverbrennlich ſein und „zu Vielerlei dienen“ ſoll (nämlich als Heilmittel), oder wenn Plinius uns belehren will, daß die Adler ihre Jungen haßten, während doch gerade die Elternliebe der Raubvögel das höchſte Lob verdient —, oder endlich wenn wir leſen: „Nur der Haliaötos ſchlägt ſeine ) In Cap. 12 wird erwähnt, daß durch Krähen Nüſſe auf ähnliche Weiſe geöffnet werden man vergl. hiermit das Verfahren des Kolkraben mit Muſcheln (Brehm, Thierleben. Aufl. 2, V 433) 5) Unter dem Adler, der mit einer Schlange kämpft (Cap. 4) iſt vielleicht der S buſſard zu verſtehen. r * Funn — 287 — noch unbefiederten Jungen und zwingt fie, von Zeit zu Zeit gerade in die Sonnen: ſtrahlen zu ſehen. Bemerkt er dabei einen, der zwinkert oder thränt, ſo wirft er ihn als einen nicht ebenbürtigen und ausgearteten aus dem Neſte. Das Junge aber, deſſen Auge unverwandt hinblickt, erzieht er.“ | | Hiſtoriſch wichtig iſt noch die Notiz, daß der Adler zum ausſchließlichen Feld— zeichen der römiſchen Legionen durch Marius in ſeinem zweiten Konſulat erhoben wurde; früher mußte er dieſe Ehre mit Pferd, Wolf, Eber und auch dem fabel— haften Minotaurus theilen. Was die Geierarten anlangt, ſo weiß uns Plinius weiter nichts zu berichten, als daß „die ſchwarzen die ſtärkſten ſind“. Ferner fabelt er, ſie legten 13 Eier und brächten das dreizehnte als Sühnopfer für die übrigen zwölf dar, und an einem Orte, wo es Leichen geben würde, erſchienen ſie ſchon drei Tage früher. Von Falkenarten werden 16 als bekannt angegeben und unter anderen aufgezählt der Buſſard (buteo), die Weihe (milvus) und der Aegithus „welcher auf einem Fuße lahm iſt“. Ariſtoteles, dem Plinius Vieles entnommen hat, berichtet über dieſen Vogel noch, daß er in Dornenhecken niſtet; alſo iſt wahrſcheinlich eine Würgerart gemeint.) Eine dunkle Kunde von der Falkenbaize ſcheint dem Bericht zu Grunde zu liegen, daß in der Landſchaft Thrake oberhalb Amphipolis Menſchen und Falken gemeinſam auf Waſſervögel jagten und die Falken ſchließlich ihren Antheil an der Beute erhielten. Daß die Falken zu dieſem Zwecke abgerichtet worden ſeien, ſcheint Plinius nicht anzunehmen; dagegen berichtet er, daß einem gewiſſen Craterus in Carien zwei gezähmte Raben auf der Jagd das Wild aufgeſpürt und zugetrieben hätten. Daß Plinius den Kuckuk aus einem Falken entſtehen läßt, erklärt ſich aus dem falkenähnlichen Fluge dieſes Vogels; wird doch heutzutage noch geglaubt, der Kuckuk verwandle ſich in einen Sperber. Die Thatſache, daß der Kuckuk ſeine Eier in fremde Neſter legt, iſt dem Plinius bekannt, nur nennt er als die unfreiwilligen Pflegeeltern des jungen Kuckuks fälſchlicherweiſe die Ringeltauben. Ueberhaupt miſcht er auch hier wieder Wahrheit und Dichtung, wenn er z. B. ſagt: „Zum Unterſchieben (der Eier) wird er, wie man annimmt, durch das Bewußtſein veranlaßt, daß er allen Vögeln verhaßt ſei —, denn auch die kleinen verfolgen ihn —; er glaubt daher, feine Brut werde nicht ſicher ſein, wenn er nicht täuſche und macht ſich daher kein Neſt, indem er auch ſonſt ſcheu von Natur iſt. So zieht alſo das Weibchen in einem fremden Neſte ihr untergeſchobenes Junge auf. Dieſes, gierig von Natur, nimmt den übrigen Jungen das Futter weg, wird dadurch fett und gewinnt durch ſein hübſches Anſehen die Zuneigung ſeiner Pflegerin. Dieſe — — 6) Als Eintheilungsprincip für die Falken wird die Art und Weiſe angegeben, wie ſie ſich ihrer Beute bemächtigen: „Einige nehmen die Vögel vom Boden auf; andere fangen ſolche, die um Bäume fliegen, andere nur hoch ſitzende, noch andere nur frei fliegende“, BT ge freut ſich über fein Aeußeres, wundert ſich, einen ſolchen Vogel zur Welt gebracht zu haben, verachtet im Vergleich mit ihm ihre eigenen Jungen wie fremde und 1 geſtattet ihm ſogar, dieſelben vor ihren Augen zu verzehren, bis er — flügge geworden 3 — ſie ſelbſt endlich packt.“ 4 Von Nachtraubvögeln erwähnt unſer Schriftſteller den Steinkauz (och), Be den Waldkauz (ulula), den Uhu (bubo) und die Waldohreule (otus). Alle find mehr oder weniger Unglück bedeutend, verkünden aber im Allgemeinen nur öffent- liches, nicht privates Unglück. Beſonders unheilvoll ſoll das Erſcheinen des Brand- vogels (avis incendiaria) ſein, nur daß Plinius ſelbſt nicht recht weiß, was fürn ein Vogel das eigentlich iſt?). Noch finden wir die Fabel, daß die Falken den von anderen Vögeln bedrängten Eulen zu Hülfe kämen. Wie ſchon erwähnt, werden an die Raubvögel noch die aber Krähen und Spechte angeſchloſſens). Von letzteren ſcheint am häufigſten der Schwarzſpecht in der Nähe von Rom vorgekommen zu ſein, ſeltener die Buntſpechte, wie ſich aus den Worten ergiebt: „Seit kurzer Zeit erſt und immer noch ſelten erſcheinen zwiſchen dem Appenninus und der Stadt Rom Spechte, welche, ausgezeichnet durch einen langen gefleckten Schwanz, Buntſpechte (variae) genannt werden.“ Wenig bekannt dürfte es fein, daß ſchon Plinius den Specht mit der Sage von der Springwurzel in Verbindung bringt, wenn er ſagt: „Die von Hirten in ihre Löcher getriebenen Keile ſollen, wie man allgemein glaubt, herausfallen, ſobald ſie ein gewiſſes Kraut daran bringen“. 0 Von den Singvögeln finden wir Droſſeln, Staare, Meiſens), Schwalben o) u. a. 11) meiſt nur flüchtig erwähnt, ausführlicher wird nur die Nachtigall berückſichtigt und ihrer Kunſtfertigkeit begeiſtertes Lob geſpendet. So ſcheint es dem Plinius auch nicht weiter aufzufallen, daß eine Nachtigall unter Umſtänden ſoviel koſtet wie ein Sklave und mehr als ein Waffenträger. Wenn wir ihm glauben dürfen, ſo beſaß die Kaiſerin Agrippina, Gemahlin des Claudius, eine weiße Nachtigall, die für 6000 Seſtertien (über 1000 Mk.) gekauft war. Merkwürdig iſt ſein Glaube ) Savi hält ihn für die Alpendohle (Brehm a. a. O. p. 429). 8) Die Bemerkung: „Es freſſen auch viele dieſer Gattung Eicheln“ geht vermuthlich auf die Häher, die vielleicht auch mit dem an einer anderen Stelle erwähnten galgulus (garrulus ?) gemeint ſind. ER 9) Die Meiſe (vitiparra), deren kunſtvolles Neſt beſchrieben wird, iſt ohne Zweifel die 1 Beutelmeiſe. 9 10) Hinſichtlich des Neſtbaues unterſcheidet er 3 Arten, die nach ſeiner Beſchreibung mit ziemlicher Gewißheit der Mehlſchwalbe, Höhlenſchwalbe und Uferſchwalbe entſprechen; die Rauch⸗ ſchwalbe ſcheint er entweder nicht zu kennen, oder mit der Mehlſchwalbe zu identifiziren. Be 12) Mit einiger Wahrſcheinlichkeit laſſen ſich noch deuten: Der Pyrrhocorax auf die Alpendohle a Br (p. albinuas), die Seleuciden auf den Roſenſtaar (pastor roseus), endlich der chlorion und viel- 2 leicht auch die acanthyllis — die leinene Fäden in ihr Neſt verwebt — auf den Pirol. Fer PEIENEMANN; Präsident des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt, gestorben am 5. November 1884. LICHTDRUCK VON RÖMMLER U, JONAS, DRESDEN. — 289 — daß gewiſſe Singvögel ſich zeitweilig in andere verwandeln, z. B. der Erithacus (Rothkehlchen?) in den Phönicurus (Rothſchwanz). Von den ſogenannten Schreivögeln kennt unſer Autor den Ziegenmelker (eaprimulgus) und erwähnt die Fabel, die dieſem Vogel ſeinen Namen verſchafft hat; die ausgeſogenen Ziegen läßt er blind werden. Für den Mauerſegler giebt er die Namen Kypselos und Apus (der Fußloſe) an, letzteren „weil er die Füße nicht gebrauchen kann“. Vom Eisvogel wird die noch heute geglaubte Fabel erwähnt, daß er ein ſehr kunſtvolles (ſchwammähnliches) und ſchwer zerbrechliches Neſt aus Fiſchgräten baue. Endlich wird noch aus dieſer Ordnung der Wiedehopf mit ſeiner Federhaube aufgeführt.!) Aus der Ordnung der Klettervögel haben wir Kuckuk und Spechte ſchon erwähnt. An Papageien kennt Plinius nur den indiſchen Halsbandſittich (den er sittace nennt); Afrika hatte alſo damals die Lieferung von Papageien nach Europa noch nicht übernommen. Das Gebahren jenes Vogels wird mit folgenden anſchau— lichen Worten beſchrieben: „Er grüßt den Kaiſer und ſpricht die Worte nach, welche er hört. Sein Kopf iſt ſo hart wie ſein Schnabel. Soll er ſprechen lernen, ſo ſchlägt man ihn auf den Kopf mit einem eiſernen Stäbchen, weil er ſonſt die — Schläge nicht fühlt. Wenn er niederfliegt, faßt er mit ſeinem Schnabel zu und ſtützt ſich dann auch auf dieſen und macht ſich ſo leichter, weil ſeine Beine zu ſchwach ſind.“ Hierbei kommt er auf ſprechende Vögel überhaupt, rühmt als ſolche Elſtern, Raben, Staare (Letzteres als große Seltenheit), ja er erwähnt auch je einen Fall von einer ſprechenden Droſſel und Nachtigall; was wir wohl mit einiger Vorſicht aufzunehmen haben. Intereſſant iſt die Erzählung von einem ſprechenden Raben, welcher, einem Schuſter gehörig, jeden Morgen nach dem Marktplatz flog und dort den Kaiſer Tiberius, die kaiſerlichen Prinzen und das Volk begrüßte. Als ein anderer Schuſter, wahrſcheinlich aus Neid, das Thier getödtet hatte, da brachte das erbitterte Volk den Mörder um, der gemordete Rabe aber erhielt ein Leichenbegängniß, wie es den berühmteſten Männern nicht zu Theil wurde. Von Taubenarten nennt Plinius die Turteltaube, die Ringeltaube und die Haustaube. Die letztere, weiß von Farbe, ſtammte aus Cypern. Außerdem gab es noch eine Art halbwilder Feldflüchter, für welche die reichen Römer auf ihren Landhäuſern Schläge in Geſtalt von Thürmchen errichten ließen und welche ſich ihr Futter ſelbſt ſuchten. Den Tauben wird Keuſchheit nachgerühmt, aber Eitelkeit vorgeworfen. Die Meinung des Plinius, daß der Thurmfalk (tinnunculus) die Tauben gegen andere Falkenarten vertheidigt, beruht wohl auf der Thatſache, daß man den Horſt jenes kleinen Raubvogels auf Thürmen oft mitten unter Tauben— 12) Die Beſchreibung des Merops, der feine Eltern füttern ſoll (wenn nicht genitores nur eine falſche Lesart für genitos iſt), paßt annähernd auf den Blauwangenſpint (Merops aegyptius). — 290 — neſtern findet. — Mit der Taubenliebhaberei ſcheint übrigens zu der damaligen Zeit ziemlicher Luxus getrieben worden zu ſein, da für ein Paar ſchon zur Zeit des Pompejus bis zu 400 Denare (280 Mk.) bezahlt wurden. — Auch Brieftauben werden erwähnt: Dec. Brutus ſandte aus dem belagerten Mutina (Modena) Tauben in das Lager der Konſuln Hirtius und Panſa, denen Briefe an die Füße gebunden waren. „Was halfen“, ruft Plinius hierüber aus, „dem Antonius Wall, Wacht⸗ poſten und ſelbſt quer über den Fluß geſpannte Netze, wenn der Bote den Weg durch die Luft nahm“! Unter Umſtänden wurden auch Schwalben zu ſolchen Boten: dienſten herangezogen. Ein vom Feinde belagertes römiſches Heer ſandte dem zum Entſatz herrannahenden Feldherrn eine von ihren Jungen weggenommene Schwalbe mit dem Bedeuten, dieſelbe mit einem am Fuße befeſtigten Faden fliegen zu laſſen; die Zahl der Knoten, welche dieſer Faden enthielt, zeigte den Belagerten an, nach wieviel Tagen ein Ausfall gemacht werden ſollte. Ein römiſcher Ritter, welcher im Wagenrennen geſiegt hatte, ſtrich Schwalben mit einer verabredeten Farbe an und ließ ſie auf dieſe Weiſe ſeinen Freunden die Siegesbotſchaft bringen. Daß unter den Scharrvögeln die Haushühner beſonders ausführlich behandelt werden, kann uns nicht verwundern, wenn wir berückſichtigen, wie viel indirekten Einfluß die heiligen Hühner durch ihr Krähen, ihr Freſſen oder Futterverweigern und ihre Eingeweide auf die Verwaltung des römiſchen Staates hatten. Am beſten ergiebt ſich dies aus den eigenen Worten des Plinius: „Von ihnen gehen die günſtigſten Vorzeichen aus, ſie leiten täglich unſere obrigkeitlichen Perſonen, von ihnen hängt das Vorrücken oder der Stillſtand der römiſchen Liktorenbündel ab, ſie laſſen die Schlachten zu, oder verhindern ſie und ſind die Verkündiger aller unſerer in der Welt errungenen Siege. So haben fie den meiſten Einfluß auf unſere Weltherrſchaft u. ſ. w.“. Ferner werden Hahnenkämpfe beſchrieben, die zum Theil als eine Art Sport angeſtellt wurden 15). Den Hühnern werden ſogar Kennt: niß der Geſtirne und heilige Gebräuche zugeſchrieben, „weil ſie öfters gen Himmel ſehen“. Ziemlich ausführlich wird noch der Pfau wegen ſeines glänzenden Gefieders beſchrieben, andere Hühnervögel, wie Perlhuhn, Faſan (man kannte damals nur den gemeinen Faſan), Auerhahn u. a. flüchtiger. | | Das Gefangenleben des Straußes hatte Plinius Gelegenheit genau zu beobachten, wurden doch damals alljährlich Hunderte dieſer Vögel nach Rom gebracht, um größtentheils in den Jagdſpielen des Cirkus — gleich Hunderten von anderen wilden Thieren — abgeſchlachtet zu werden. Ueber ſein Leben in der Freiheit weiß er uns aber faſt nur Fabeln aufzutiſchen, nämlich außer der bekannten, daß der Strauß ſich vor dem Jäger ſicher fühle, wenn er nur ſeinen Kopf hinter Gebüſch 13) Kampfhähne bezog man aus Rhodus und Tanagra; auch die meliſchen und chaleidifchen waren berühmt. — 291 — verborgen habe, auch noch die, daß er auf der Flucht mit ſeinen Klauen Steine faſſe und ſie gegen die Verfolger werfe. Unter den Watvögeln handelt unſere Quelle am ausführlichſten über die Störche und Kraniche, die damals zum Theil auf Geflügelhöfen gehalten wurden. Auch hier werden uns Fabeln nicht erſpart; der bekannten von dem Kriege zwiſchen den Kranichen und Pygmäen wird noch die folgende hinzugefügt: die Kraniche ſtellten während der Nacht einen Wächter aus, der, auf einem Beine ſtehend, mit dem anderen einen Stein halten müßte; damit er, wenn er aus Unachtſamkeit jenen fallen ließe, ſich ſelbſt überführte. Außerdem werden erwähnt der Ibis, drei Arten Reiher 14), der Waſſerläufer und der Strandreiter; unter dem Vogel, der das Gebrüll der Rinder nachahmt, iſt jedenfalls die Rohrdommel zu verſtehen. Von Schwimmvögeln finden wir verzeichnet den Pelekan 15), den Schwan (an deſſen Geſang Plinius nicht glaubt), Gänſe 16), Enten, Möven und Taucher. Die Beſchreibung der Vögel des Diomedes ſcheint mir am beſten auf den Zwergſäger (Mergus albellus) zu paſſen. Die Platea, welche anderen Vögeln die Beute abjagt, iſt jedenfalls eine Raubmöve. Im Intereſſe der hier ſo zahlreich anweſenden Hausfrauen darf ich einen, auch von Plinius eingehend behandelten Punkt nicht übergehen, nämlich die Rolle, welche die Vögel bei den kulinariſchen Genüſſen der Zeitgenoſſen des Plinius ſpielten. Die Geflügelhöfe und Käfige der dem raffinirteſten Sinnesgenuſſe ergebenen Römer der damaligen Zeit!“) enthielten, außer den Vögeln, die auch jetzt den Stolz mancher Hausfrau ausmachen, noch Störche, Wachteln, Droſſeln u. a. Geflügel. An jagd— barem Geflügel war Italien arm 18), man bezog ſolches meiſt aus entfernteren Gegenden; ſo lieferte Jonien das Haſelhuhn, die Alpen das Schneehuhn, die baleariſchen Inſeln das Sultanshuhn u. A. m. Sonderbar will uns eine Geſchmacks— richtung erſcheinen, welche den jungen Kuckuk und ſelbſt den Buſſard als wohl— ſchmeckend empfiehlt, das Wildpret der Trappe dagegen verſchmäht. Sogar Straußen— braten wurde probiert, aber zäh und wenig wohlſchmeckend gefunden. Auf das Mäſten der Vögel verſtanden ſich die Römer vortrefflich, nur lief dabei viel Thier— 4) Die Namen derſelben: Leukon, Aſterias (der gefleckte) und Pellos (der dunkelfarbige) ürften bezüglich auf den Silber-, Burpur- und grauen Reiher paſſen. 15) Bemerkenswerth iſt die Notiz, daß die Römer ihn aus dem nördl. Gallien bezogen. 16) Außer der Hausgans (anser) werden genannt der Chenaloper (Fuchsgans?) und der Cheneros aus Britannien. 7) Schon 11 Jahre vor dem erſten puniſchen Kriege wurde verboten, mehr als ein Huhn (aber kein gemäſtetes) auf die Tafel zu ſetzen; doch war dieſes Geſetz nur dazu vorhanden, umgangen zu werden. „Die Unſitte, Hühner mit ihrem eigenen Schmalz beträufelt zu verzehren“ ſchreibt ſich aus Delos her. 18) Rebhühner und Wachteln fing man in Netzen mit Lockvögeln. — 292 — quälerei mit unter !9)). Man mäſtete Kapaunen, wußte große Gänſelebern zu erzielen; vor Allem mäſtete man auch Pfauen. Ein gewiſſer Aufidius ſoll zur Zeit des Seeräuberkrieges ein jährliches Einkommen von 60 000 Seſtertien (über 10 000 Mark) aus der Mäſtung von Pfauen bezogen haben. Die Feinſchmeckerei der Römer begnügte ſich aber nicht mit der Ermittelung der ſchmackhafteſten Thiere an ſich, ſondern ſuchte aus dieſen wieder die ſchmackhafteſten Theile heraus. So prangten auf den Tafeln der Reichen Frikaſſees von Hahnenkämmen, ſowie Zungen und Gehirnen verſchiedener Vögel. Als eine beſondere Delikateſſe wird die Zunge des Flamingo gerühmt; was übrigens Brehm beſtätigt. Schließlich ſuchte man ſeinen Ruhm darin, nicht ſowohl möglichſt wohlſchmeckende, als möglichſt theure Schüſſeln herzuſtellen. Der zweifelhafte Ruhm, in dieſer wahnſinnigen Verſchwendung das Höchſte geleiſtet zu haben, dürfte dem Schauſpieler Aeſopus gebühren, welcher für 100 000 Seſtertien eine Schüſſel herſtellte, enthaltend die koſtbarſten Sänger und ſprechenden Vögel die er (das Stück für 6000 Seſtertien) hatte auftreiben können. Doch genug von dieſer unſinnigen Schwelgerei. Noch will ich erwähnen, daß die weichſten Federn aus Germania kamen und 5 Denare (3,50 Mk.) pro Pfund koſteten. Plinius konſtatirt es als ein trauriges Zeichen der Verweichlichung, daß ſelbſt Männer nicht mehr ohne ein Federkiſſen für ihr Haupt auskommen könnten und daß die in Germanien garniſonirenden Soldaten ausgeſchickt würden, um Federn und Federvieh zu ſammeln. Noch reicher Stoff bietet ſich mir, zur Verlängerung meines Vortrages. Ich könnte erzählen von dem fabelhaften Vogel Phönix 20), den Vögeln in dem herzyniſchen Walde Germaniens, welche im Dunkeln leuchten ſollen, von der heiligen Inſel der Iſis in Aegypten, welche angeblich von Schwalben durch Dammbauten vor den Ueberſchwemmungen des Nil geſichert wird, von den Wanderungen der Vögel über das Meer: wie z. B. die Kraniche, um ſtetiger zu fliegen, Ballaſt in Form von Steinchen mitnehmen, die ſchlechtfliegenden Wachteln, geführt vom Wachtelkönig (ortygometra), unter ſtetem Angſtgeſchrei ſich vom Winde treiben laſſen, die Störche in dem Schlangendorfe (Pythonos come) in einer Ebene Afrikas Muſterung halten; doch wozu alle dieſe Fabeln erwähnen. Ueberhaupt dürfte die mir zu Gebot ſtehende Zeit abgelaufen ſein. | 19) Man zwängte die zu mäſtenden Thiere in enge Käfige ein, entzog ihnen das Tageslicht und den Anblick grüner Bäume, nähte ihnen wohl gar die Augenlider zuſammen, damit ſie recht viel Fett anſetzen ſollten. 20) Ein Phönix ſoll unter der Regierung des Kaiſers Claudius nach Rom gebracht worden ſein; man vermuthet, daß es ein Goldfaſan geweſen iſt. | — 293 — Der Neſtbau der Vögel. Von D. Paulſtich. V. In der nächſten Umgebung unſerer Stadt iſt der Eisvogel außerordentlich ſelten, die Uferſchwalbe dagegen ſehr häufig, ſo daß wir hinreichend Gelegenheit haben, ſie bei der Anlage ihrer Niſtröhren zu beobachten. Dieſe werden in unſerer Gegend ſtets in der 1—3 m dicken, auf dem Baſalte lagernden Sandſchicht, die an den Steinbrüchen bei Kl. Steinheim, Dietesheim, Wilhelmsbad, Bruchköpel und anderwärts als ſenkrechte Wand erſcheint, angelegt. 30, 40 und mehr ſolcher Niſtröhren ſind an geeigneten Orten dicht neben und über einander angebracht und zwar meiſt an ſolchen Stellen, zu denen man weder von oben noch von unten leicht gelangen kann. Viele derſelben ſind über 80 em lang, vorſtehender Steine wegen zuweilen etwas gekrümmt und alle nach hinten etwas anſteigend, damit eindringendes Regenwaſſer abfließen kann. Im Querſchnitt ſind die Röhren gewöhnlich ſeitlich etwas erweitert und führen zu dem am hinteren Ende befindlichen Brütraume, der mit wenigen, mangelhaft verflochtenen Hälmchen und Grasblättern belegt iſt. Bei Berückſichtigung des ſchmächtigen Baues des ſchwachen Schnabels und der ſchwachen Füßchen der niedlichen Uferſchwalben muß man die Anlage einer ſolchen Niſtröhre als eine Rieſenarbeit anſtaunen. Am ſchwierigſten iſt für ſie offenbar die Anlage des Flugloches, da der leicht nachgebende Sand das Anklammern an der ſenkrechten Wand erſchwert. Iſt dieſes jedoch mit dem ſcharfkantigen ſpitzen Schnäbelchen erſt gefertigt, ſo kann Schwälbchen bequemer fußen, aber eine neue Schwierigkeit entſteht für unſere kleine Künſtlerin, nämlich das Herausſchaffen des losgehackten Sandes, und dieſe Schwierigkeit ſteigert ſich, je tiefer ſie eindringt. Die losgelöſten Theilchen werden mit den Füßen nach dem Flugloch hin geſcharrt, bis ſie über den Rand desſelben gelangen und an der Wand hinabrollen. Größere Klümpchen werden durch Anſtemmen des Körpers langſam fortgeſchoben und ſo aus dem Wege geräumt. — Im verfloſſenen Sommer habe ich mehrere Niſtröhren der Uferſchwalbe unterſucht und in einigen derſelben zwei, bei einer ſogar drei Brüträume gefunden. Der vorderſte Brütraum war jedenfalls mehrere Jahre früher benutzt worden, und als nun durch Hinwegnahme des Sandes, der zur Aus⸗ beſſerung eines Eiſenbahndammes benutzt wurde, die Niſtröhre zu kurz geworden war, verlängerten die Vögel dieſelbe wahrſcheinlich im folgenden Jahre und legten einen neuen Brütraum ganz hinten an. Im vorderen Brütraume lagen noch Reſte des einfachen Neſtchens. Eine ähnliche Beobachtung hat der mir befreundete Con- ſervator Schmidt in Offenbach gemacht. Derſelbe fand ſogar im vorderen Brütraume das noch vollſtändig erhaltene einfache Neſtchen. — Ob die vorher ausgeſprochene ER — 2 Vermuthung richtig iſt und die Uferſchwalben die Niſtröhren verlängerten, weil ſie durch Hinwegnahme des Sandes zu kurz geworden waren, möge dahingeſtellt fein, möglich wäre es auch, daß einzelne Vögel im erſten Jahre eine nur kurze Niſtröhre fertigen, am Ende derſelben den Brütraum herrichten und im nächſten Jahre erſt die Röhre in normaler Weiſe herſtellten. An die Minierer reihen ſich am beſten die meiſelnden und zimmernden Vögel an, die in unſerm Vaterlande durch die Spechte vertreten werden. Der bekannteſte derſelben iſt der große Buntſpecht, der wie ſeine Gattungsverwandten mit ſeinem ſehr feſten, kantigen, nach vorn keilförmigen und an der Spitze ſenkrecht abge⸗ ſchnittenen Schnabel nicht nur Niſtſtätten, ſondern auch zahlreiche, zu vorübergehen- der Benutzung dienende Schlafſtätten in kernfaule Obſt- und Waldbäume zimmert. Zunächſt wird das ſtets kreisrunde Flugloch gezimmert. Wenn irgend möglich, ſo wird es an einer Stelle angebracht, an welcher der Stamm eine Krümmung zeigt, wahrſcheinlich, damit das an der Rinde herabrinnende Regenwaſſer nicht in das Innere der Höhlung hineinläuft. Es iſt der eigenen Größe genau angepaßt und geſtattet keinem größeren Vogel die Benutzung als Schlaf- oder Niſtraum. Der feſte Holzmantel, welchen die anbrüchigen Bäume in der Regel beſitzen, muß zu nächſt durchbrochen werden, und das iſt für unſern gefiederten Zimmermann eine keineswegs leichte Aufgabe. Oft nöthigt ihn die zu große Anſtrengung das be— gonnene Werk nach tagelanger ſchwerer Arbeit liegen zu laſſen und an einer andern Stelle desſelben Baumes oder eines geeigneter erſcheinenden einen neuen Verſuch zu machen. Häufig benutzt er auch ſolche Stellen, an denen abgebrochene dürre Aeſte ein leichteres Eindringen in den Stamm ermöglichen, zur Anlage des Flug— loches. Sit erſt die äußere feſte Holzſchicht durchbrochen, jo fördert die Arbeit un- gleich ſchneller, da er mit Leichtigkeit große Spähne des anbrüchigen Holzes los— meiſeln kann. Endlich hat die Höhle die erforderliche Größe erreicht, und der Vogel kann zur Glättung der Wände ſchreiten. Nur noch kleine Splitter werden abgemeiſelt, bis ſchließlich ganz feine Spähnchen die Beendigung der Arbeit anzeigen. Fabel iſt es, daß der Specht die losgehackten Spähne von dem Baume weit fort⸗ trage, damit letztere die Niſtſtätte nicht verrathen. Bei allen mir bekannten Specht⸗ löchern hatten die Erbauer ſtets die Spähne und Splitter einfach zum Flugloch hinausgeworfen, und mehrmals führten gerade dieſe zur Entdeckung der Höhle. Dieſe hat eine etwa birnförmige Geſtalt und verläuft vom Flugloch aus zunächſt ſchräg, dann aber gerad nach unten. Niſtſtoffe find darin niemals aufgehäuft. Solche Höhlen werden meiſt mehrere Jahre zum Brüten benutzt. Aeltere Specht⸗ höhlen ſind ſtets an der Rindenüberwallung zu erkennen. Schließlich müſſen wir noch der mauernden Vögel gedenken. Die Spechtmeiſe möge den Reigen eröffnen. Dieſer kleine, in unſerer Gegend ziemlich häufige Vogel — 295 — erwählt zu Niſtſtätten am liebſten natürliche Baumhöhlen, ſeltener Mauerlöcher.*) Da die erſteren aber nicht allzuhäufig ſind, ſo erweiſen ſich unbenutzte Spechtlöcher als für ſeinen Zweck am geeignetſten, und ſolche erwählt er denn mit Vorliebe zu Niſtſtätten. Indeſſen iſt das Flugloch in der Regel zu groß, und da er ungebetene Gäſte, wie das neſterplündernde Eichhörnchen, von ſeiner künftigen Nachkommenſchaft fern zu halten ſucht, ſo vermauert er mit Lehmklümpchen, die er mit ſeinem zähen Speichel zuſammenkittet, das Flugloch ringsum ſo weit, daß es nur noch ihm ſelbſt das Durchſchlüpfen geſtattet. Dieſes Mauerwerk erhärtet dermaßen, daß es nur dem Meißel oder dem Schnabel der Spechte weicht. Auch die Singdroſſel darf an dieſer Stelle nicht unerwähnt bleiben. Ihr Neſt ſteht auf Laub- oder Nadelbäumen in mittlerer Höhe. Mooſe, Halme und Reiſerchen bilden die äußere Neſtwandung und ſind ſehr dicht mit einander ver— flochten und verfilzt, während der ſehr tiefe Napf mit einer Miſchung von faulen Holztheilchen, Lehm nnd Speichel ſehr nett und glatt ausgekleidet iſt. Die anfangs weiche Maſſe erhärtet je nach der Witterung ſchneller oder langſamer und wird ſchließlich ſehr feſt. — Amſeln und Ziemer kleiden das Neſt mit eingeſpeicheltem Lehm aus. Die vollendete Meiſterſchaft im Mauern muß jedoch den Hausſchwalben zu: erkannt werden. Von den beiden bei uns heimiſchen Arten baut die Rauchſchwalbe gern in Stallungen, Remiſen und an ähnlichen Orten und benutzt als Stützpunkt für ihr Neſtchen gern Brettchen und vorſtehende Leiſten. Die Fenſterſchwalbe da— gegen baut an die Außenſeite der Häuſer, am liebſten unter Geſimſe, Dachränder und Balkenköpfe. Als Baumaterial benutzen ſie Klümpchen feuchter Erde, die mit dem Schnäbelchen vom Boden aufgenommen und mit Speichel gehörig vermiſcht werden. An der Bauſtelle werden dieſe feſtgeklebt und haften in den Unebenheiten der Wände ſehr leicht, und jo ſehen wir ſchon am erſten Morgen einen flachen Bogen von angeklebten Klümpchen als erſten Anfang des Neſtes entſtehen. Dann aber ruht die Arbeit bis zum folgenden Morgen. Bis dahin iſt das Mauerwerk gehörig trocken. Auf dieſe erſte Lage wird nun eine zweite, die erſte nach außen überragende und am dritten Morgen eine dritte noch weiter vorſtehende Lage von Erdklümpchen geklebt, und es iſt nun ſchon ein in der Mitte faſt fingerbreiter Rand entſtanden. Vom folgenden Tage an haben die Schwälbchen nicht mehr nöthig, ſich beim Bauen ſtets am Hauſe anzuklammern und in dieſer unbequemen Stellung weiter zu arbeiten, ſondern können auf dem ſchon ziemlich feſten Rande fußen. Eine neue Lage wird gebildet, und ſo häuft ſich Tag um Tag eine Schicht auf die andere, bis endlich die Außenwand, in Geſtalt von Dreiviertheil einer Hohlkugel, ) Anm. d. Red. In Oſtthüringen ſehr gewöhnlich Staarkäſten. L. — 296 — mit engem, oben ſeitlich angebrachtem Flugloch fertig geſtellt iſt. Daß zur Erzie⸗ ? lung größerer Haltbarkeit auch Hälmchen eingemauert werden, ſoll nicht unerwähnt bleiben. Etwa drei Wochen ſind zur Herſtellung dieſes Kunſtwerkes erforderlich. Der innere Ausbau iſt ſchneller bewirkt. Federn, die zum größten Theil in der Luft aufgefangen werden, bilden das weiche Polſter für die zukünftige Brut. Wie die Schwalben überhaupt zur Geſelligkeit hinneigen, ſo bekunden ſie dies auch in dem zur Anlage des Neſtes erwählten Orte. Selten findet man einzelne Neſter der Fenſterſchwalben. In der Regel ſtehen mehrere dicht zuſammen. Ja zuweilen ſind ganze Reihen unter den Geſimſen einzelner Häuſer angeklebt, ſo daß man faſt die Bezeichnung Brutkolonien anwenden könnnte. | Von den ausländiſchen mauernden Vögeln ſei noch der Ofen- oder Töpfervogel erwähnt, welcher aus Lehmklümpchen, vermiſcht mit Pflanzenfaſern ein backofen⸗ förmiges, durch eine Querſcheidewand in zwei Theile geſchiedenes Neſt mit ſeitlichem Flugloch baut. Der Vollſtändigkeit wegen hätte ich noch der Schneidervögel zu gedenken, die mittelſt feiner Faſern oder ſchmaler Grasblättchen große lebend grünende Blätter zuſammennähen und in dem ſo gebildeten Raume das eigentliche Neſtchen bauen. Da wir jedoch keinen einheimiſchen Vertreter für dieſe Art des Niſtens haben, ſo habe ich von der Beſchreibung eines ſolchen Neſtes Abſtand genommen. Vielen der verehrten Leſer habe ich nichts Neues geboten, da der Gegenſtand in der vorhandenen Literatur zur Genüge behandelt iſt. Dies war auch keineswegs meine Abſicht. Mein Streben war lediglich darauf gerichtet, in möglichſter Kürze ein Bild von der großen Mannigfaltigkeit, die — wie überall in der Natur — ſo auch im Neſtbau der Vögel ſich kund giebt, zu entwerfen, dadurch aber auch beim Laien das Intereſſe an der Natur überhaupt und an der Vogelwelt im Beſonderen zu wecken und zu fördern. Sollte dies meiner ſchlichten Darſtellung gelungen ſein, ſo iſt ihr Zweck voll und ganz erreicht. Hanau, den 19. März 1884. Verzeichniß der Vögel des Prinzen Ferdinand von Sachſen⸗Coburg⸗Gotha in Wien. Von Dr. R. Blaſius. Mit Bezug auf meinen Bericht über den erſten internationalen Ornithologen⸗ Kongreß in Wien (ſiehe dieſe Monatsſchrift, Jahrgang 1884, Nr. 5) erlaube ich mir, im Nachfolgenden ein Verzeichniß der Vögel des Prinzen Ferdinand von Sachſen-Coburg-Gotha mitzutheilen, was Seine Königliche Hoheit die Güte hatte, — MM — mir mit eigenhändigen höchſt intereſſanten Bemerkungen zu überſenden. Ich ver— weiſe dabei auf das ausführliche Verzeichniß, das Herr Dr. Ruß in Nr. 34, 35 und 36 der Zeitſchrift „Die gefiederte Welt“, Jahrgang 1878, Seite 348 u. ff. ver- öffentlichte und die entſprechenden Notizen von Herrn Regierungsrath E. v. Schlech— tendal in Nr. 7, Jahrgang V, 1880 dieſer Zeitſchrift, Seite 142. Die Sammlung enthielt im April 1884 lebend folgende Arten: Chrysotis ochrocephala., Psittacula gregaria, P. roseicollis. Pionias senegallus, P. Maximiliani. Nymphicus Novae Zelandiae. Sittace severa. Palaeornis Rosa, P. eyanocephalus, P. Lathami (melanorhynchus). Conurus leucotis, C. luteus, C. Yendaya. Bolborhynchus lineolatus. Brotogerys tirica. Platycercus flaveolus, Pl. Stanleyi, Pl. Novae Zelandiae, Pl. haemorrhous. Euphema pulchella, E. petro- phila. Domicella rieiniata. Trichoglossus discolor. Saltator aurantii- rostris (haben öfters geniſtet). Hedymeles ludovicianus. Coceothraustes vulgaris. Bethylus picatus. Paroaria capitata, P. nigrogenys (äußerſt ſelten). Ramphocelus brasiliensis. Pyranga rubra. Coryphospingus cristatus, C. coronatus. Crithagra musica, Cr. canicollis. Crithologus alario. Serinus canarius. Sycalis luteiventris, S. brasiliensis. Sporophila collaria, Sp. lineola, Sp. albogularis, Sp. plumbea, Sp. aurantia, Sp. gutturalis, Sp. superciliaris, Sp. ornata. Chrysospiza lutea (niſten), Chr. euchlora (niſten). Cardinalis phoeniceus. Oryzornis oryzivora. Munia rubronigra. Sporothlastes fasciata. Acalantha psittacea (Aus Numea (Neu⸗ Kaledonien) importirt). Poephila eineta, P. guttata. Habropyga cinerea, H. mel- poda. Aegintha temporalis. Lagonosticta rufopieta, L. vinacea. Pytelia Mit- chelli, P. phoenicoptera. Spermestes rufodorsalis (Zanzibar). Hyphantornis galbula, H. capitalis, H. vitellinus, H. aureoflavus (niſten), H. castaneofuseus, H. taeniopterus, H. atrogularis, H. cucullatus. Ploceus bengalensis, Pl. erythrops, Pl. sanguinirostris. Sporopipes frontalis. Calyphantria madagascariensis. Pyromelana oryx, P. Sundevalli (niſten), P. flammiceps, P. ignicolor, P. Ed- wardti, P. melanogastra, nigriventris, hybrida (Ploceus erythrops — Pyromelana ignicolor?). Penthetria macroura. Vidua paradisea. Fringillaria tahapisi. Phry- gilis diuca (ſelbſt gezüchtet). Alauda arvensis. Al. cristata. Coereba spic a. Lei- othrix luteus. Copsychus indieus (aus Schlechtendal's Nachlaß). Zosterops palpe- brosa. Saurophagus Maximiliani. Ampelis cedrorum. Chasmorhynchus nudicollis. Cyanocorax cayanus. Sturnella militaris. Pseudoleistes virescens. Cassicus iete- ronotus. Agelaius phoeniceus. Eulabes religiosa. Lamprocolius chalybaeus, L auratus. Amblyrhamphus holosericeus. Temenuchus pagodarum, T. malabaricus. Acridotheres ginginianus, A. cristatellus. Excalfactoria sinensis. Coturnix communis. Folgende Arten ſind nicht mehr am Leben: Domicella reticulata. Trichoglossus coneinnus, Tr. ornatus. Coceoborus coe- ruleus. Orizoborus crassirostris, Or. torridus, Goniaphea nigra. Spermestes nana Sp. variegata. Mariposa granatina. Euplectes aurinotus und Melophus mela- nictera (aus Schlechtendal's Nachlaß). Octopteryx guira, Crotophaga ani, Rampha- stos ariel und R. discolor (aus Südoſt-Braſilien mitgebracht). 22 — 298 — Abnorme und ſeltene Gäſte ee von G. Vallon-Udine. 1. Gemeiner Staar (Sturnus vulgaris). Dieſe äußerſt ſchöne Varietät — die ſchönſte, welche ich gegenwärtig in meiner Sammlung beſitze — wurde mir unter dem landesüblichen Namen „Marattolone di palerde“*) am 21. September d. J. gebracht von einem Mann, welcher den Vogel in einem ſenkrecht aufgeſtellten Netz gefangen hatte. Es iſt ein junges Männchen, welches in Geſtalt und in der allgemeinen Farbe des Kleides ſich allerdings ſehr der ausgewachſenen Calamoherpe turdoides (Droſſelrohrſänger) nähert, obwohl in letzterer mehr eine aſchgraue ſchwach ins röthliche ſpielende Abtönung vorherrſcht. Es iſt dies der erſte Eindruck, welchen der Vogel flüchtig befehen auf den Beſchauer macht; wenn man ihn aber genauer betrachtet, ſo bleibt kein Zweifel, daß man eine Varietät vom gewöhnlichen Staar, St. vulgaris, vor ſich hat, ſowohl nach der Form des Schädels, des Fußes und des Schwanzes, wie noch mehr nach jener der Federn, welche die Kehle und die oberen Theile der Bruſt bekleiden und eine ausgeprägt lanzettförmige Geſtalt haben. Endlich giebt auch die Länge des Körpers noch den Ausſchlag, welche beträchtlich größer iſt als jene der Calamoherpe turdoides. Ä Stirn, Ober- und Hinterhaupt ſind graubräunlich, ſchwach gelb-röthlich über: haucht; die Mitte der Federn kaum merklich dunkler. Die oberen Theile des Halſes und Rückens zeigen dieſelbe Farbe, nur leichter mit ſehr ſchmalen Säumen der erſt beſchriebenen Farben. Die oberen Schwanzdecken ſind gelbröthlich-grau. Ein Streifen von den Naſenlöchern bis zu den Augen und die Kehle ſind weiß mit ſchwachem gelblichen Schein. Bruſt und Bauch haben die Farbe des Rückens nur etwas lichter; die Schaftſtriche der lanzettförmigen Bruſtfedern wie der Kopf. Die Bruſt- und Bauchſeiten licht bräunlich, ſchwach gelb-röthlich überflogen; die untern Bürzelfedern bräunlich mit lichteren Säumen. Die Federn der Oberflügeldecken und die des Kopfes mit ziemlich breiten gelb-röthlich-grauen Rändern. Die Schwingen erſter und zweiter Ordnung braun, erſteren mit ſchmalen und die zweiten mit breiten gelb— röthlich-grauen Säumen. Die Steuerfedern wie die Schwungfedern: die zwei äußeren an den Außenfahnen mit breiten gelb-röthlichen Säumen, die inneren von der nämlichen Farbe, nur lichter. Iris nußbraun; Oberſchnabel braun. Braun iſt auch die Spitze des Unterſchnabels, welcher im übrigen gelb⸗fleiſchfarben iſt. Die Füße gelb-röthlich-braun; Krallen braun. Länge von der Schnabel: bis zur Schwanz: ſpitze 19,5 em., Mundſpalte 2,5 em., Oberſchnabel 158 em. Der Lauf bis zur *) Calamoherpe turdoides. — 299 — Krallenſpitze der mittleren Zehe 5,8em. Mittlere Zehen ſammt Kralle 2,7 em., wovon auf die Kralle 0,9 em. kommt. Aeußere Zehe ſammt Kralle 2,2 em., deren Kralle 1,0 em. iſt. Leider bin ich nicht in der Lage Näheres über die Lebens— weiſe dieſes ſchönen Staares mittheilen zu können. Eigenthümlichkeiten des Vogelauges. Von Martin Bräß. Auge vom Waldkauz (Syrnium aluco), natürliche Größe. Fig. a: Aeußere Anſicht, f Fig. b: Längsdurchſchnitt durch dasſelbe. C Cornea (Hornhaut), / Iris, Z. 3. Ligamentum pectinatum, C. c. Corpus ciliare, Z Linse (Kristallinse), O. sc. Verknöcherungen des Sclerotica, Sc Sclerotica, C Chorioidea, R Retina (Netzhaut), 2 Pecten (Fächer), Mo Nervus opticus (Sehnerv). Das Auge des Vogels übertrifft im Allgemeinen an Schärfe bei weiten das eines jeden anderen Thieres. Wir erſtaunen, wenn wir beobachten, wie der Vogel von Höhen aus, welche kein anderes höher organiſirtes Lebeweſen erreicht, im Stande iſt, ſelbſt kleinere Gegenſtände auf der Erdoberfläche wahrzunehmen. Der Raub— vogel bemerkt auf meilenweite Entfernungen hin das kleinſte Säugethier; — die Schärfe des Falkenauges iſt ſprichwörtlich geworden; — der Kerbthierjäger unter— ſcheidet das winzige und meiſt durch ſeine Färbung ſich nur wenig von der Unter— lage abhebende Inſekt, auch wenn die Diſtanz zwiſchen ihm und dieſem eine ſehr bedeutende iſt. Unſere Verwunderung wird aber noch erhöht, wenn wir bemerken, wie derſelbe Vogel, welcher aus jener ſo weiten Entfernung das Inſekt oder Samen— korn wahrnahm, dieſes nun auch in der größten Nähe ſcharf zu ſehen vermag. Bis zu einem gewiſſen Grade kann die anatomiſch-phyſiologiſche Forſchung dieſe wunderbare Schärfe des Geſichts, wie wir ſie eben nur am Vagel kennen, erklären — bis zu einem gewiſſen Grade; denn uns Menſchen, denen ja die Natur ſolch einen feinen Sinn verſagt hat, werden immerhin jene oben angeführten That— N Ei jachen ebenſo wunderbar bleiben wie z. B. die Fähigkeit des Hundes, ee. en des Geruchſinns die Spur feines Herrn ſtundenweit zu verfolgen. i Bei der Betrachtung eines Vogelauges fällt uns zunächſt die Größe desſelben 1 auf. Erreicht doch das Sehorgan vieler Vögel, und dies gilt namentlich von den Raubvögeln, die Größe und annähernd auch die Schwere des Gehirns, ein Verhältniß, welches bei keinem andern höhern Thiere wieder gefunden wird. Das Auge des Waldkauzes (Syrnium aluco) z. B. hat einen Längsmeſſer von 28 mm und wiegt 9,5 Gramm. (Das Gehirn desſelben Thieres wog 10,5, der knöcherne Schädel nur 7 Gramm.) Dies muß um ſo mehr überraſchen, wenn wir bedenken, wie die Natur am Vogelkopf ungemein geſpart hat, um den meiſt langen Hals ſo wenig wie möglich zu beſchweren; aber die Vortheile, welche aus einem großen Auge dem Beſitzer desſelben erwachſen, ſind ſo bedeutend, daß ſie jenen durch die vermehrte Laſt hervorgerufenen Nachtheil vollkommen ausgleichen. Indeſſen — auch am Auge des Vogels hat die Natur ſo viel wie möglich zu ſparen gewußt. Dies lehrt ein Blick auf die merkwürdige Form des Augapfels. Letzterer ſtellt nämlich keine Kugel dar wie der der Säugethiere, ſondern es laſſen ſich an ihm drei Abſchnitte ſehr wohl unterſcheiden: zwei Kugelabſchnitte, und zwiſchen ihnen ein eingeſchnürtes Verbindungsſtück. Der vordere Abſchnitt, welchen die Hornhaut oder Cornea bedeckt, repräſentirt das Segment einer bei weitem kleineren Kugel als der hintere Theil, in welchen der Sehnerv eintritt. Beide Abſchnitte ſind durch einen dritten, das Mittelſtück, verbunden, welches eine trichterförmige Geſtalt hat und im Gegenſatz zu den beiden andern Stücken von außen mehr oder weniger concav eingezogen erſcheint. Durch dieſe rinnen- und ringförmige Einſchnürung, welche eben die Eigenthümlichkeit der Bildung des Mittelſtücks ausmacht, wird das Gewicht des ganzen Auges ein etwas geringeres (gegenüber der Schwere eines kugelförmigen Auges von gleich großem Durchmeſſer), ohne daß jedoch dadurch ein Nachtheil für das Sehen verurſacht würde. Es müſſen nun auch Einrichtungen vorhanden ſein, welche dem Augapfel die ſoeben beſchriebene charakteriſtiſche Form ſichern. Zu dieſem Zwecke ſind in die Außenwand des Mittelſtücks Verknöcherungen eingelagert. Sie bilden, aus zwölf bis dreißig dünnen viereckigen Knochenplatten beſtehend, welch' letztere mit ihren Rändern dachziegelartig über einander greifen, den ſogenannten Knochenring. Er iſt bei verſchiedenen Vögeln von ſehr verſchiedener Größe und Stärke. Namentlich ſind es die Nachtraubvögel, welche jene ſonderbare Form des Auges ſehr ausgeprägt zeigen und im Zuſammenhange hiermit einen ſtark entwickelten Knochenring beſitzen, während beide Eigenthümlichkeiten am wenigſten bei den Waſſervögeln zur Geste | kommen. — 301 — Die Vögel zeichnen ſich ferner, (mit Ausnahme der eben genannten Waſſer— vögel,) durch ihre ſtark gewölbte Hornhaut aus. Eine ſolche iſt für alle in der Luft ſehenden Thiere von höchſter Bedeutung; ſie repräſentirt durch ihre Form an ſich ſchon eine halbe Linſe, bricht ſogar unter Umſtänden ſtärker als die eigentliche Kryſtall⸗Linſe im Innern des Auges, weil in jene der Strahl direkt aus dem dünnen Medium der Luft, in dieſe aber aus der dichteren wäſſrigen Flüſſigkeit der vorderen Augenkammer eintritt. Den unter Waſſer ſehenden Thieren aber würde eine ſtark gewölbte Cornea keinen Vortheil gewähren: ſie würde den aus dem Waſſer in ſie eintretenden Lichtſtrahl nicht ſtark zu brechen vermögen, da der Brechungs— exponent der Flüſ ſigkeit hinter der Hornhaut nahezu dem des Waſſers gleich iſt. Und in der That, die Bewohner des Waſſers, namentlich die Fiſche, zeigen uns ein Auge, welches mit einer überaus flachen Cornea ausgeſtattet iſt. Eine um ſo größere Brechungskraft beſitzt aber bei dieſen ächteſten Waſſerthieren die Kryſtallinſe infolge ihrer kugeligen Geſtalt und dichteren Conſiſtenz. Das Auge der Waſſervögel nun, deren Ligenthümlicher Nahrungserwerb ja gleichfalls ein Sehen unter Waſſer er— fordert, gleicht in dieſer Beziehung dem Fiſchauge: die Cornea iſt flach, die Linſe ſtark gewölbt. Eine ganz eigenthümliche Bildung beſitzt das Auge verſchiedener durch Scharf— ſichtigkeit ausgezeichneter Vögel in dem ſogenannten „Fächer“ oder Pecten. Es iſt dies ein kegelförmiger, reich gefalteter Fortſatz der gefäßführenden Pigmenthaut; er durchſetzt an der Innenwand im Hintergrund des Augapfels in der Nähe der Eintrittsſtelle des Sehnerven die Netzhaut und dringt in den ſogenannten Glas— körper ein, oftmals ſo weit, daß ſein Ende beinahe die Linſe erreicht. Ueber die Funktion dieſes ſonderbaren Organes war man lange Zeit ganz im Unklaren, und noch jetzt begegnet man verſchiedenen Anſichten. Man hat die Funktion dieſes Apparates mit der des ſogenannten Processus faleiformis im Fiſchauge verglichen und gemeint, wie letzterer ſo habe auch der „Fächer“ des Vogelauges die Aufgabe, die Accomodation zu vermitteln d. h. durch veränderte Lage der lichtbrechenden Medien (Linſe und Glasköper) gegenüber der Netzhaut das Auge bald kurz⸗, bald weitſichtig zu machen. Da aber der „Fächer“ nicht wie jener oben genannte ihm morphologiſch allerdings verwandte Apparat des Fiſchauges ſich an der Linſe ſelbſt anheftet, ſo ſcheint dieſe Funktion ihm nicht obzuliegen, und wir können, vorläufig wenigſtens, ſeine Aufgabe nur in der Ernährung des mächtigen Glaskörpers ſuchen, wozu er durch ſeinen Gefäßreichthum beſonders geeignet erſcheint. Die Einſtellung des Auges für die Nähe und Ferne wird durch einen Accomodations— mechanismus erzielt, der ſich von dem des Säugethierauges nur durch den hohen Grad ſeiner Ausbildung, aber nicht im Princip unterſcheidet. Einmal iſt es die — 302 — ſehr bewegliche Iris und ſodann ſind es die Muskeln des Corpus ciliare, welche jenen Effekt hervorrufen. Die Iris iſt bekanntlich jene Querſcheidewand (Diaphragma | 2 hinter der Cornea und der darunter befindlichen Waſſerfeuchtigkeit und unmittelbar vor der Kryſtall-Linſe, welche in der Mitte eine Oeffnung für die eindringenden 77 87 Lichtſtrahlen beſitzt: die Pupille. Die Iris iſt auf ihrer Rückſeite ſchwarz gefärbt, a auf der Vorderſeite meiſt braun, jedoch auch karminroth (Pirol), goldgelb (Uhu), bläulich (Grünſpecht) ꝛc.; dieſe Farben wechſeln jedoch nach Alter und Geſchlecht. — Wie die muskulöſe Iris ſich bewegt, wenn der Vogel einen weit entfernten und dann einen unmittelbar nahen Gegenſtand fixirt, d. h. einmal ſich ausdehnt, ſo daß die Pupille möglichſt verengert wird, das andere Mal ſich zuſammenzieht, wo⸗ durch jene Oeffnung eine bedeutende Weite erreicht, kann man an jedem Vogel leicht beobachten, namentlich an Raubvögeln, deren helle Iris ſich lebhaft gegen die ſchwarze Pupille abhebt. Zu dieſem Spiel der Iris kann man ſelbſt den Vogel veranlaſſen, indem man ihm einen ſeine Aufmerkſamkeit feſſelnden Gegenſtand bald nähert, bald entfernt. — In den Winkeln, welche die Iris mit der äußern Augen— wand (Cornea und Sclerotica) bildet, ſteht ſie mit letzterer durch ſehnenartige Fäden in Zuſammenhang (das Ligamentum pectinatum). Es muß bei Betrachtung des Vogelauges dieſe Verbindung erwähnt werden, weil ſie bei keinem anderen Thiere als eben bei dem Vogel ſo ausgeprägt iſt; bei dem Menſchen z. B. bleibt dieſes Ligament ganz rudimentär. | Den bei weitem größten Effekt bei Einſtellung des Auges für verſchiedene Ent— fernungen bewirkt jedoch nicht die Iris ſondern das ſchon erwähnte Corpus ciliare. Dies iſt ein Gürtel, welcher den vorderen Theil des Glaskörpers zwiſchen den beiden oben geſchilderten Kugelſegmenten des Augapfels umſchließt und in welchen allenthalben Längsmuskelfaſern eingewebt ſind. Ziehen ſich nun dieſe Muskelfaſern zuſammen, ſo wird zunächſt ein Druck auf den Glaskörper und durch ihn auf die Linſe aus— geübt; zu gleicher Zeit aber findet ein Gegendruck von der Iris aus ſtatt. Auf dieſe Weiſe wird die elaſtiſche Kryſtalllinſe ſtärker gewölbt und ihr Brechungsver— mögen willkürlich erhöht, und der Vogel vermag nahe Objekte deutlich zu ſehen. — Da das Corpus ciliare ſehr blutreich und ſeine hintere Fläche in ſtrahlige Falten gelegt iſt, ſo ſcheint ſeine zweite Aufgabe die zu ſein, dem Glaskörper wie der Linſe reichliche Nährflüſſigkeit zuzuführen. | | Eine Eigenthümlichkeit, welche das Auge einer Anzahl Vögel mit dem vieler Säugethiere gemein hat, iſt die Fähigkeit, auch im Dämmerlicht ziemlich ſcharf zu | jehen, wenigſtens ſich gut zu orientiren. Von den Säugern find es namentlich f ni Raubthiere, aber auch Wiederkäuer, die Pferde u. a., die im Dunkeln oder Halb: Be dunkel mehr oder weniger ſcharf zu ſehen vermögen; unter den Vögeln zeichnen ſich 3 08 die Eulen vor allen andern durch dieſe Fähigkeit aus. Treten wir im Zwielicht dem Auge eines ſolchen Thieres entgegen, ſo ſehen wir Licht aus erſterem heraus— 5 ſtrahlen; die Augen leuchten gleich „glühenden Kohlen“. (Wie viele Spukgeſchichten mögen dieſem Leuchten ihren Urſprung verdanken!) Die hintere Innenwand des Auges iſt nämlich mit einer ſpiegelnden Haut, dem Tapetum, belegt, welche wie ein Hohlſpiegel funktionirt. Die ſchwachen Lichtſtrahlen, die ein dunkler Raum noch in das Auge ſendet, werden von dieſer concaven Haut zurückgeworfen und vermögen nun, in ihrer Geſammtheit geſpiegelt und ſo kräftiger wirkend, in der Richtung der Augenachſe ziemlich intenſiv zu leuchten. Natürlich kann das erleuchtete Geſichts— feld nur ein kleines ſein. Das Licht, welches uns ſolch ein im Dunkeln funkelndes Auge zeigt, kommt demnach wohl direkt aus dem Auge, entſtammt aber der, wenn auch dunkeln, ſo doch nicht durchaus finſtern Atmoſphäre; bei abſoluter Finſterniß kann kein Spiegel ſpiegeln und kein Auge ſehen. Auch inbetreff derjenigen Organe, welche dazu dienen, dem Auge den nöthigen Schutz zu gewähren, zeigt der Vogel beſondere und weſentliche Eigenthümlichkeiten. So iſt das untere Augenlid das größere und beweglichere; es ſchließt das Auge allein ohne Mithilfe des viel kleineren oberen Lids, wie man an einem todten Vogel ſofort bemerkt. Der Vogel beſitzt aber gewiſſermaßen noch ein drittes Lid, die Nickhaut. Sie entſpringt im Winkel der Naſengegend, von wo ſie von Zeit zu Zeit blitzſchnell über die ganze Hornhaut hin und zurück bewegt wird und dieſe von jeder Unſauberkeit, Staub und dergl. befreit. Zwar kommt die Nickhaut nicht ausſchließlich dem Vogelauge zu, ſondern viele Säugethiere (Kaninchen u. a.) beſitzen gleichfalls eine ſolche, und findet ſich ſelbſt bei dem Menſchen dies Organ in freilich verkümmerter Anlage vor. Der Bewegungsmechanismus der Nickhaut iſt aber beim Vogel ein ganz anderer. Leider ſieht ſich Verfaſſer außer Stande, letzteren, der in einem ſehr eigenthümlichen und complizirten Muskelapparat beſteht, zu beſchreiben; ſelbſt eine Abbildung würde die Anſchauung, welche das natürliche Präparat gewährt, nur unvollſtändig erſetzen können. Anzeigen. Dietrich, Dr., Deutſchlands Flora, 9 Bde., Phanerogamen, Cryptogamen, Flechten, Schwämme und Algen, nach den natürlichen Familien geordnet und durch 2455 naturgetreue col. Abb. erläutert, ein Handbuch für Freunde der Botanik, iſt zu verkaufen, ſowie noch A. Hartingers Atlas der Alpenflora, enth. 36 Hefte mit 500 fein col. Tafeln nebſt Text von Prof. Dr. K. W. v. Dalla Torre (noch neu). — Auskunft erth. Karl Bartels in Jena. — 304 — Die bekannten hübſchen Linband-Decken für den Jahrgar natsſchrift 1884, ſowie 1 die früheren, 5 innerhalb des deutſchen 805 europäiſchen Arten, größtentheils nach Gelegen er umfaßt, it I m Schrank zu verkaufen. 1 Zangenberg bei Zeitz. A. Thienemann. . 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I 1 | 7; SICH 2 0 Le — — — zn ea * TTT | des | Deutſchen Vereins zum Schuhe der Vogelwelt, begründet unter Redaction von E. v. Schlechtendal. 9 sahten ine Redigirt von eas von fün Mar ; Anzeigen der Vereinsmitglie⸗ d ten dafür d : ind rien Mar se vate. Paſtor w. Thienemann, der fab oftenfeie Sufnapme, Zahlungen werden an den Ren⸗ 91 Li 5 ſoweit der Raum es geſtattet. danten 23 Vereins Herrn Kanzliſt Prof 555 Liebe, Dr Rey, Dr Frenzel, ' 3 5 401 1 Rohmer in Zeitz erbeten. Str.⸗Inſp. Thiele. r IX. Jahrgang. November 1884. Ur. Il. Am 5. November Mittags ſchied unerwartet aus dieſem Leben unſer theures Mitglied Herr Paſtor Wilhelm Chienemann, Erſter Vorſitzender unſeres Vereins, nachdem er gerade die Durchſicht des Correcturbogens von vorliegender Nummer der Monatsſchrift beendet hatte. — 258 — Die nächſte Nummer wird das Bildniß und den Nekrolog unſeres verſtorbenen f Vorſitzenden bringen. Inhalt: Vereinsverſammlung zu Torgau am 15. October 1884. Beſondere Vereins⸗ angelegenheiten. Neu beigetretene Mitglieder. V. — W. Thienemann: Vogelſchutz. K. Bar⸗ tels: Wie ich für den Vogelſchutz ſorge. Paulſtich: Neſtbau der Vögel. IV. P. Leverkühn: Das Sterben der Möven in der Colonie von Borkum. E. Pfann enſchmid: Ornithologiſche Notizen aus Oſtfriesland. A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube. 28. Spermestes prasina (die lauchgrüne Papagei-Amandine), 29. Domicella reticulata (der Strichellori). (Mit Abbildung.) — Kleinere Mittheilungen: Ausſtellung der „Ornis“ in Berlin. Der zoologiſche Garten in Leipzig. Zwei verwaiſte junge Trappen. Ein außergewöhnlicher Kreuzſchnabel. Abnahme der Kiebitze in Jever. — Literariſches. — Anzeigen. Vereinsverſammlung zu Torgau am 15. Oktober 1884. Wie aus dem Oktoberhefte zu erſehen, hatte der Verein „Torga für Geflügel: zucht, Vogelſchutz und Vogelkunde“ unter Vorſitz des Herrn Baurath Pietſch ein beſonderes Programm entworfen, nach welchem die Verſammlung den Lokal- und Geſelligkeits-Verhältniſſen Torgaus entſprechend ſtattfinden ſollte. In vortrefflicher Weiſe iſt dies Programm am 15. Oktober zur Ausführung gelangt und in Rückſicht auf die überaus lebhafte Betheiligung der Einwohnerſchaft Torgaus, ſowie die Feſt— ſtimmung, in welche die Herren der „Torga“ die Verſammlung zu verſetzen ver— ſtanden, kann conſtatirt werden, daß der Tag in den Annalen des Vereins als ein beſonders hervorragender ſich geſtaltet hat. Die auswärtigen Vorſtands- und Vereinsmitglieder, deren Letztere Vorträge übernommen hatten, wurden am Vor— mittag von den Vorſtandsmitgliedern der „Torga“ am Bahnhofe empfangen, wo— nächſt bei heitrer Morgenſprache alte Bekanntſchaften erneuert und neue geſchloſſen wurden. Hieran ſchloß ſich ein gemeinſchaftlicher Spaziergang, ein Beſuch der Sehens— würdigkeiten der Stadt, des herrlichen Schloſſes, der ſtädtiſchen Sammlung ſächſiſcher Alterthümer u. ſ. w. an. Ein gemeinſchaftliches Mittagsmahl verſammelte dann wiederum viele Mitglieder ſowohl der „Torga“ als auch unſeres Vereines im Hotel zum „goldenen Anker“. Hierauf rüſtete man ſich zu dem Kernpunkt des Programmes der großen Verſammlung im geräumigen trefflich und reich geſchmückten Tivoliſaale. Vögel aller Art, vor allem einheimiſche, vom mörderiſchen Uhu bis hinunter zum Feldſpatz zierten die Wände oder ſchauten aus dem friſchen Grün einer mit Schilf und künſtlichem Fels decorirten Bühne hernieder auf den Präſidententiſch, über welchen eine prachtvolle Straußenfelldecke gebreitet war“), und auf die aus etwa 4— 500 Perſonen, Damen und Herren, beſtehende Verſammlung. Letztere wurde vom Herrn Präſidenten, Paſtor Thienemann begrüßt, welcher die Ziele des ) Der Mühe der Decorirung haben ſich Herr Buchh. Curt Jakob und Herr Kaufm. Schale unterzogen. Ihnen ſei hiermit der Dank des Vereines dargebracht. W. Th. — 259 — Vereins darlegte und dann nachwies, weshalb man gerade Torgau zu dieſer Ver— ſammlung auserſehen, wie man einer dringenden freundlichen Einladung gefolgt ſei, den vielen Vereinsmitgliedern der Stadt entgegenkommen und endlich dem Verein „Torga“, der die gleichen Intereſſen pflege, den Zoll der Anerkennung ent— gegen bringen müſſe. Dann legte der Herr Vorſitzende verſchiedene empfehlens- werthe Bücher vor, welche er ausführlich beſprach und deren Anſchaffung er empfahl. 1. Die Thiere der Heimath von Karl und Ad. Müller, von Vereins— mitgliedern durch Vermittlung des Vorſitzenden für 20 Mark vom Verleger zu beziehen, während das Werk ſonſt 30 Mark koſtet. 2. Dr. Karl Ruß: Das Huhn. 3. M. J. Schuſter: Die Gans, Ilmenau, Aug. Schröters Verlag. 1 Mk. 4. Derſelbe: Die Güte,, 5 75 Pfg. 5. Derſelbe: Der Schwan, „ 5 30 Pfg. 6 . Guftav Prütz: Illuſtr. Muſtertaubenbuch, Hamburg. J. F. Richter, Lieferung mit Farbendruckblättern. 2 Mk. Zu dem Werke von Dr. Karl Ruß „das Huhn“ bemerkt er, daß in der auf S. 256 der Nr. 10 der Monatsſchrift dieſes Jahrgangs gegebenen Recenſion irr— thümlich geſagt ſei, daß das Cochinhuhn in dem betreffenden Werke überſehen worden und aufzuführen unterlaſſen ſei. Er wolle dieſen Irrthum ſeinerſeits be— richtigen, da dieſe Hühnerraſſe auf S. 102 ff. des genannten Werkes vom Herrn Verfaſſer ausführlich beſprochen iſt, was ihm, dem Recenſenten, bei flüchtiger Durch— leſung entgangen ſei. Die Stadt Weißenfels hat an die Verſammlung die Frage richten laſſen: Was hat man zu thun, daß die Schwäne im Herbſt nicht wegfliegen? Der Vorſitzende fragt an, ob jemand in der Verſammlung Erfahrung in dieſer Sache habe. Da Niemand ums Wort bittet, erledigt er die Frage dahin, daß man den Schwänen zunächſt einen für ſie geeigneten Aufenthaltsort anweiſen möge, (viel Waſſer, Schilf u. ſ. w.), daß man ſie ferner an einen beſtimmten Futterplatz gewöhne und daß man ihnen die Flügel lähme. Hierauf hielt Herr Gymnaſiallehrer Scheidemantel Vortrag über das Ver— hältniß der Forſchungen des Plinius zur Vogelkunde unſerer Zeit. In ebenſo wiſſenſchaftlicher, wie, in Rückſicht auf die anweſenden Laien, launiger Weiſe ſchilderte der Herr Vortragende die Vogelkunde im 1. Jahrhundert unſerer Zeitrechnung. Die Eintheilung der Raubvögel: der Adler, Geier und Falken, zu welch' letzteren man den Kukuk rechnete, „der anderen Vögeln ſein Ei unterſchiebt und deſſen Junges die Zuneigung der Pflegemutter durch ſein hübſches Ausſehen gewinnt, die ſich wundert, ſolchen Vogel zur Welt gebracht zu haben und ihm ſogar geſtattet, die eignen Kinder zu verzehren, bis er, flügge geworden, ſie ſelbſt packt!“ Dann 19* — 260 — die Nachtraubvögel, die Raben, die Singvögel, vor allem die Nachtigall, die oft mit ungeheuren Preiſen bezahlt wird, die Verwandlung des Rothkehlchens in einen Rothſchwanz; dann die Schreivögel, die Tauben, die Hausvögel, und endlich die kulinariſche Wichtigkeit der Vögel. — Der intereſſante, mit vielem Beifall auf- genommene Vortrag wird der Monatsſchrift einverleibt werden. Hierauf hielt Herr Prof. Göring aus Leipzig Vortrag über das Naturalien- ſammeln in den Tropen, wie er ſelbſt ſolches betrieben und aus eigner Anſchau— ung kennen gelernt hat. Den Schilderungen der Steppe, der Sümpfe und der Schneegipfel der Cordilleren in Südamerika unter Vorlegung wundervoller Skizzen folgten die Anweſenden mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit und dem lebhafteſten Intereſſe. Hieran ſchloß ſich die Erklärung des unter Leitung des Vorſitzenden, Herrn Thienemann in Zangenberg, von Herrn Göring gemalten und zum erſten Male öffentlich vorgezeigten großen Vogelbildes, welches der Verein den Schulen Deutſch— lands zur Förderung des Intereſſes für Vogelſchutz widmen will. Das Bild war leider noch nicht ganz fertig, verſpricht aber ein wahres Meiſterſtück zu werden, da das bis jetzt Gegebene genau der Natur entſprechend und ohne Tadel iſt, die etwa 60 in Lebensgröße dargeſtellten Vögel ſind prachtvoll gezeichnet und nachdem das Bild durch Buntdruck vervielfältigt iſt, wird es gewiß Eingang in die deutſchen Schulen höherer wie niederer Ordnung gewinnen. Dann hielt Herr Dr. Rey aus Leipzig Vortrag über „eigenthümliche Feder⸗ bildungen“ unter Vorlegung einer großen Sammlung von Repräſentanten der Eisvögel, Häher, Paradiesvögel u. ſ. w., deren köſtliche Farben beſonders bei den Damen gerechte Bewunderung fanden. Endlich ſchilderte der Vorſitzende der „Torga“, Herr Baurath Pietſch, ſeine Beobachtungen an den vier einheimiſchen Schnepfenſpecies, die nach ernſt wiſſen⸗ ſchaftlicher Erörterung in die Darſtellung der beſten Zubereitungsart des Schnepfen— bratens hinausliefen. Alsdann ſchloß der Herr Vorſitzende, nachdem demſelben feierlichſt ein Diplom als Ehrenmitglied der „Torga“ überreicht und von ihm mit bewegten Worten acceptirt war, gegen 10 Uhr die Verſammlung. Nachher hielt ein gemeinſchaftliches Abendeſſen, bei welchem der Herr Feſtungs— kommandant, Oberſt von Natzmer unſeres Kaiſers und Reiches, ſowie der edlen Beſtrebungen des deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt gedachte, Herr Pietſch auf den Vereinsvorſtand, Herr Thienemann auf die „Torga“ toaſtete, von dem unterzeichneten Schriftführer den edlen Damen, welche der Verſammlung und dem Mahle beiwohnten ein Hoch dargebracht, und von Herrn Prof. Göring die Stadt Torgau gefeiert wurde, einen großen Theil der Verſammlung bis nach Mitternacht zu fröhlichem Meinungsaustauſch beiſammen. 4 1 Eh — Der für den 16. Oktober geplante ornithologiſche Spaziergang nach dem Torgauer ſogenannten großen Teiche mußte des Regens wegen unterbleiben. Halle, im Oktober 1884. Thiele, I. Schriftführer. Beſondere Vereinsangelegenheiten. Zu außerordentlichen Mitgliedern des Vereins wurden ernannt: Herr Dr. Guſt ar Radde, Kaiſerl. Ruſſ. Staatsrath in Tiflis; Herr Dr. Guſtav Edler von Hayek in Wien; Herr Alexander v. Homeyer, Major in Greifswald. Zangenberg. Der Vereinsvorſtand. W. Thienemann. Ernennung. Der Verein für Vogelſchutz, Vogelkunde und Geflügelzucht „Torga“ zu Torgau hat unſern Vorſitzenden, Herrn Pf. W. Thienemann, zu ſeinem Ehrenmitgliede ernannt und ihm infolge deſſen ein Ehrendiplom überreicht. Halle, im Oktober 1884. Der I. Schriftführer. Thiele. Neu beigetretene Mitglieder. V. Als Mitglieder traten bei: 1. Behörden und Vereine: die Stadt Hanau. 2. Damen: Frau Oberförſter Eliſe Möbes in Roſenfeld; Fräulein E. Müller in Weimar. 3. Herren: Franz Berck, Gerbereibeſitzer in Gelnhauſen; Johannes Bode, Jäger in Naumburg a/ S.; Hugo Burkhardt, Sergeant in Naumburg a/ S.; A. Creidt in Weißkirchen in Mähren; Dombrowski, Kfm. in Königs— berg; Adam Gärtner, Kaufm. in Sachſenhauſen; Emil Geſtrich, Ser— geant in Naumburg a / S.; Ferdinand Heine, Rittergutspächter in Emers— leben; v. Kauffberg, Rittergutsbeſitzer in Döbern; Lange, Lehrer in Hannover; Chriſtian Leue, Gefreiter im Magdeb. Jägerbataill. Nr. 4 in Naumburg a/ S.; Otto Mahlow, Kfm. in Torgau; Emil v. Müller, Oberjäger in Naumburg a/ S.; Wilhelm Müller I, Jäger in Naum— burg a/ S.; Paul Pantelé, Oberjäger in Naumburg a/ S.; F. Pietzſch in Torgau; Ernſt Polz, Jäger im Magdeb. Jägerbat. Nr. 4 in Naum⸗ burg a / S.; Protz, Zahlmeiſter in Torgau; Ridder, Lehrer in Cappel in Lippe; Zake, Maler in Torgau. — 262 — Vogelſchutz. Von W. Thienemann. Da der Entwurf eines Geſetzes zum Schutze der nützlichen Vögel beim hohen Reichstage zu einer Berathung nicht gelangt iſt, vielmehr ein allgemeines Schweigen über dieſe Angelegenheit herrſcht, iſt es um ſo anerkennenswerther und erfreulicher, daß man in unſeren preußiſchen Regierungsbezirken die Sache in die Hand nimmt; und in der That kann da ſchon recht viel zum Schutze unſerer gefiederten Sänger geleiſtet werden, wenn man richtig und ſachgemäß vorgeht. So beſchäftigt ſich augenblicklich die Königliche Regierung in Merſeburg mit Herſtellung einer für den Umfang des Regierungsbezirks Merſeburg zu erlaſſenden Polizeiverordnnng. Der Entwurf derſelben iſt dem Vorſtande des deutſchen Vereins zum Schutze der Vogel— welt durch den Königlichen Regierungspräſidenten Herrn von Dieſt zu Einſicht und Begutachtung vorgelegt und ſowohl von mir als Herrn Profeſſor Liebe ausführlich in zwei ſchriftlich eingereichten Gutachten beſprochen worden und wir hoffen, daß dadurch ein allſeitig befriedigendes Reſultat erreicht wird. Später mehr hierüber, denn wir werden nicht ſäumen, den Vereinsmitgliedern die Verordnung nach ihrem Erſcheinen ſogleich dem Wortlaute nach mitzutheilen, auch dieſelbe andern preußiſchen Regierungsbezirken ſowie den einzelnen deutſchen Staaten zur Annahme zu em— pfehlen. Nicht weniger Erfreuliches meldet eine Notiz der „Dorfzeitung“, welche uns durch Vereinsmitglied, Herrn Schlag, aus Steinbach-Hallenberg in Thüringen zu— geſendet wurde. Sie lautet: „Aus Sonneberg wird berichtet, daß die Forſtbeamten des Kreiſes beſchloſſen haben, den Vogelfang in den Domainenforſten nicht mehr zu geſtatten und Er! laubnißkarten zum Vogelfang nicht mehr auszugeben.“ | Da man bekanntlich in den Meiningiſchen Landen bisher die Vögel zum Ver— ſpeiſen in Maſſen gefangen hat, ſo wäre dieſes ein guter Anfang, das Uebel ab— zuſtellen. Inwiefern freilich die Forſtbeamten ſolches bewirken können, und ob nicht vielmehr das Verbot des Fangens von den höchſten Behörden der qu. Staaten aus⸗ gehen müſſe, können wir nicht beurtheilen. Es ſcheint mir aber ſchon dieſes „Be— ſchließen“ ein Schritt vorwärts auf dem Wege des Vogelſchutzes zu ſein. Wie ich für den Vogelſchutz ſorge. Von Karl Bartels. b „Gedenket der armen Vögel!“ ſo lieſt man in Vogelſchutzſchriften und Zeitungen gar oft in winterlicher Jahreszeit. Aber ich meine, das Gedenken allein machts — 263 — nicht, man muß auch etwas thun. Unſere Vögel vergelten uns das hundertfältig wieder durch ihren erhebenden Geſang und durch das Wegfangen ſchädlicher Kerb— thiere in Gärten und Feldern. Mein Beſtreben iſt immer geweſen, im Winter die kleinen gefiederten Hungerleider zu ſpeiſen und daran pflege ich immer ſchon im Frühjahr, Sommer und Herbſt zu denken. Ich halte Weichfreſſer, welche täglich mit geriebener Semmel, Ameiſenpuppen, Eierbrot u. drgl. Dingen gefüttert werden. Sie bekommen ihr Futter reichlich zu— getheilt, ſo daß ſie es nie ganz bewältigen können, ſondern ein gutes Theil davon übrig laſſen. Das Uebriggebliebene ſammele ich ſorgfältig, lege es auf eine Horde und dörre es im Sonnenſchein oder auf dem Ofen. Iſt es gut trocken, ſo läßt es ſich in Schachteln oder Blechbüchſen leicht aufbewahren, nur darf man es nicht feucht ſtellen, damit es nicht ſchimmelig wird. Bricht nun der Winter herein und bedeckt der Schnee Feld und Flur, ſo nehme ich täglich eine Quantität meines Vorrathes, die ich zuvor noch mit Hanf, Mohn, Rübſen, Hafergrütze, Brot- und Semmelkrumen vermiſche, auf meinen Spaziergängen mit mir und ſtreue ſie an einen Ort, von dem ich ſchon, durch Erfahrung belehrt, weiß, daß er von der hungerigen Vogelwelt häufig aufgeſucht wird. — Meine Vögelchen finden dann in der Schneezeit nicht einen verdeckten, ſondern einen gedeckten Tiſch und das iſt mir eine Freude. Wer macht's mir nach? Der Neſtbau der Vögel. Von D. Paulſtich. | | IV. Die nächſten heimiſchen Verwandten des Gartenlaubvogels, der Weiden-, Fitis⸗ und Waldlaubvogel bauen bodenſtändige Neſter, die entweder ganz oder theilweiſe gedeckt ſind und ein ſeitliches Flugloch haben. Das des Weidenlaubvogels fand ich im verwichenen Sommer am Rande der kleinen Bulau, nahe dem Kinzig⸗ ufer unter einem verkümmerten Sträuchlein. Aeußerlich war es aus Moos und Blättern gebildet und mit feinen Pflanzenſtengeln und ſchmalen dürren Grasblättern ſcheinbar umwickelt, von den ſeitlich ſtehenden, theils grünen, trocknen Grasblättern aber ſo außerordentlich geſchützt, daß das Auffinden desſelben nur durch Zufall möglich war. Der große ſeitliche Eingang ließ die in Federn beſtehende innere Ausfütterung erkennen, und es ſchien, als ſeien dieſelben mittelſt zarter Gras⸗ blättchen befeſtigt. Bei oberflächlicher Betrachtung glich das zierliche Neſtchen einem Klümpchen Geniſte, wie ſolches beim Hochwaſſer an den Sträuchern überall hängen bleibt und auch in der nächſten Nähe zahlreich zu finden war. Das Neſtchen — 264 — gefiel mir ſo außerordentlich, daß ich beſchloß, es zu holen, ſobald die Jungen es verlaſſen haben würden. Bei einem einige Tage ſpäter gemachten Beſuche ſaß das Weibchen noch feſt auf den 5 Eiern. Acht Tage ſpäter war das Neſt verſchwunden. Futterſuchende Kinder hatten es jedenfalls zerſtört, denn an jener Stelle waren die Grasblätter und andere Futterpflanzen mit der Sichel abgeſchnitten, und nur noch einige kreisförmig in einer Bodenvertiefung liegende Halme verriethen die Stelle, an der die Wiege eines lebens- und liebesfrohen Vogelpärchens geſtanden hatte. Die beiden anderen Laubvögelchen bauen ähnliche Neſter, die gleichfalls der Umgebung ſo geſchickt angepaßt find, daß man ſie nicht leicht findet. Ihre back ofenförmige Geſtalt hat den Erbauern den Namen „Backöfchen“ eingetragen. Das des Waldlaubvogels iſt äußerlich faſt nur aus dürren Blättern, wie ſie in der nächſten Umgebung auf dem Waldboden liegen, gebaut und erſcheint bei ober— flächlicher Betrachtung als ein zufällig zuſammengeſcharrtes Blätterhäufchen. Im Innern enthält es niemals ein Federpolſter, wie es beim Weiden- und Fitislaub⸗ vogel regelmäßig gefunden wird. — Vom Fitislaubvogel beſitzt die Sammlung der „Wetterauiſchen Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde“ ein prächtiges, äußerſt künſtlich verfilztes Neſtchen von kugeliger Geſtalt. Dasſelbe wurde in der Bulau gefunden und ſtand in der Gabel eines verkrüppelten, am Boden kriechenden Sträuchleins, deſſen Zweige äußerſt geſchickt in die Neſtwandung hineingebaut ſind. Das vorherrſchende Baumaterial bildet Moos, welches vorzüglich ſchön verfilzt iſt. Ringsum ſind viele kleine Farnblättchen wahrhaft künſtleriſch verwandt. Dazwiſchen bemerkt man einzelne Kiefernadeln und wenige ſchmale Grasblättchen. Das kleine Flugloch iſt nur aus Moos gebildet und ſo dicht gefilzt, daß es völlig glatt erſcheint. Federpolſterung fehlt, aber die Neſtwandung und -wölbung zeigt eine um ſo dichtere Verfilzung. Der Zaunkönig liebt es, ſein Neſt in irgend eine geeignete Oeffnung zu ſtellen. So finden wir es denn in Mauerlöchern, unter Brücken, im Wurzelwerk über— hängender Ufer, in Reiſighaufen, ſelbſt unter Hausdächern. Verhältnißmäßig ſehr groß, iſt es vorherrſchend aus dürren Blättern, Halmen und Moos gebaut. Der kleine Vogel erweiſt ſich beim Bauen außerordentlich emſig. In ſehr kurzen Zwiſchen⸗ räumen ſieht man ihn Moosbündel, welche der eigenen Körpergröße faſt gleich⸗ kommen, im Schnabel zutragen. Aus dieſen, verbunden mit zarten Reiſerchen, Halmen und Blättern bildet er zunächſt eine ziemlich dicke Neſtunterlage, in deren Umkreiſe der Aufbau der Seitenwände erfolgt, die, je nach der Größe der Höhlung _ dicker oder dünner gefilzt werden. Hat die ſeitliche Wandung etwa die Höhe er— reicht, in welcher vorn das Flugloch entſtehen ſoll, ſo beginnen die Vögel mit Wölbung der Decke. Die hintere Wand wird etwas höher gebaut und über ihr der erſte Wölbebogen geſpannt und zu deſſen Befeſtigung an der Decke der klebrige Ns Speichel verwendet. So ſchreitet der Bau der Wölbung in der Richtung von hinten nach vorn weiter, und die Herſtellung des kleinen Flugloches, deſſen Rand ſehr kunſtgerecht und dicht verfilzt iſt, beſchließt den äußeren Bau. Die äußere Wandung beſteht bei vielen Zaunkönigneſtern vorherrſchend aus dürren Blättern, wie ſie in der Nähe gerade zu finden ſind. Innen dagegen beſteht die ganze Wandung aus dicht verfilzten Moospflänzchen, und auch das zierliche Flugloch iſt lediglich aus dieſen gebildet. Das Innere der geräumigen Wohnung wird mit Hühner-, Enten— und Gänſefedern, die meiſt in der Nähe gefunden, zuweilen aber auch weit her— geholt werden, dicht ausgelegt. Das ganze Neſt erweiſt ſich als eine ſehr geſchickte Filzarbeit, in welche zur Feſtigung geeignete Theile der nächſten Umgebung geſchickt eingebaut ſind, wie man dies namentlich an den im Wurzelwerk ſtehenden Neſtern ſehr gut erkennen kann. Eigenthümlich iſt es, daß die Männchen oft lange vor der Brütezeit loſe Moosneſter in Mauerlöchern errichten, die jedoch ſpäter niemals als eigentliche Brutneſter verwendet werden ). Dem Neſte des Zaunkönigs iſt das des Waſſerſchwätzers ähnlich. Es gleicht ihm nicht nur in der verhältnißmäßig bedeutenden Größe und der kugeligen Ge— ſtalt mit ſeitlichem Flugloch, ſondern auch in dem vorherrſchend als Baumaterial verwendeten Mooſe, dem dichten filzartigen Gefüge und dem Standorte. Man findet es nämlich in Mauer- und Uferlöchern, unter Brücken, ſelbſt in den Schaufeln außer Betrieb geſetzter Waſſerräder. Indeſſen verwendet der Waſſerſchwätzer äußer— lich mehr Moos als der Zaunkönig und zum innern Ausbau, namentlich zur Polſterung der Neſtmulde und zur Bedeckung der hintern Wandung mehr die Blätter. Die vom Zaunkönig ſo ſehr geſchätzten Federn findet man in den Neſtern des Waſſerſchwätzers niemals. Auch iſt das Flugloch nicht ſo glatt und ſchön ge— rundet. Trotzdem verdient das Neſt ein Kunſtbau genannt zu werden. | Weit künſtlicher gefilzt find die Neſter der Schwanzmeiſen und dazu ver: hältnißmäßig ſehr groß. Mooſe und Baumflechten, Rindenſtückchen und allerlei Geſpinnſte ſind äußerſt dicht mit einander verbunden, und der ganze innere Raum iſt mit Federn reich ausgekleidet. Die Geſtalt des Neſtes iſt kugelig-eiförmig. Seitlich, etwas unter der Mitte befindet ſich ein enges Flugloch. Man findet dies Neſt gewöhnlich auf Feld- und Waldbäumen, häufig auch in Wachholderſträuchern, wo es meiſt im Winkel eines ſtarken Aſtes ſitzt und an den Stamm angelehnt iſt. Der Flechtenüberzug paßt zu den Flechten der Umgebung ſo genau, daß das *) Anm. d. Red. Wie die Männchen der Webervögel ꝛc. ſo bauen auch die Zaunkönig— männchen zu ihrer Beluſtigung Neſter, und zwar nicht blos vor der Brutzeit, ſondern auch nament— lich gern, während das Weibchen brütet. Doch ſind dieſe Neſter nie ſo regelmäßig und ſchön, wie die vom Weibchen und Männchen gemeinſchaftlich gebauten Brutneſter. Abgewieſene ledige Männchen der Rothſchwänzchen ꝛc. bauen auch derlei Unterhaltungsneſter. u — 266 — Neſtchen leicht überſehen wird. Die Wetterauiſche Sammlung beſitzt ein ſolches Neſtchen, das faſt nur aus Waldmoos, durchwebt mit äußerſt zarten Reiſerchen, aufgebaut iſt, äußerlich vom Flechtenüberzug keine Spur zeigt und nicht die kugelig eiförmige, ſondern eine mehr geſtreckte, in der Längsrichtung etwas kantige Form hat. Das Gefüge iſt äußerſt dicht, die Neſtwandung mehrere Centimeter ſtark und nur dem Flugloch gegenüber ein weniger dichtes Gefüge bemerkbar. Das Flugloch iſt zirkelrund und wie die ganze Außenwand ſehr nett und glatt. Die Beutelmeiſe, welche mehr dem Oſten und Südoſten unſeres Erdtheils angehört, hin und wieder aber auch in Deutſchland geniſtet hat, iſt unter allen europäiſchen Vögeln unſtreitig die größte Künſtlerin im Neſtbau. Ihr Neſt ſtellt einen länglichrunden Beutel mit ſeitlichem Flugloch dar und hängt an einem Weiden— zweige oder Rohrſtengel frei über dem Waſſerſpiegel. Zähe Baſtfaſern werden zunächſt um einen geeigneten Zweig gewickelt, und nun wird nach unten weiter gebaut. Dient ein Rohrſtengel als Träger des Neſtes, jo werden die Blätter des- ſelben in den oberen Theil der Neſtwandung geſchickt hineingezogen. Dadurch wird nicht nur die Feſtigkeit der Neſtwandung erhöht, das Neſtchen hängt auch weit ſicherer und kann vom Winde nicht herabgeriſſen werden. Die zähen und ſehr langen Baſtfaſern werden mit Pflanzenwolle, wie ſie der Rohrkolben in großer Menge liefert, dicht verfilzt. Die Verfilzung geſchieht ſowohl von innen als auch von außen. Bei einzelnen Neſtern iſt der Filz ſo dicht, daß man mit Ausnahme des oberſten Theiles des Trageſtranges von den das ganze Kunſtwerk zuſammen— haltenden Baſtfaſern auch gar nichts ſieht. Die größte Weite erhält das Beutel⸗ neſt unter der Mitte. Unten iſt es geſchloſſen. Das Flugloch befindet ſich ſtets über der Mitte, zuweilen ganz oben. Selten findet man oben zwei Oeffnungen und noch ſeltener am Flugloch einen nach außen gerichteten röhrenförmigen Anſatz. Einzelne Neſter find äußerlich mit einem Flechtenüberzug verſehen “). Zierliche und ſehr kunſtvoll gefilzte Neſter bauen mehrere Colibri. Den Neſtfilzern mögen die minierenden Vögel, zu denen unter den einheimiſchen der Eisvogel und die Uferſchwalbe gehören, ſich anſchließen. Steile, völlig kahle Uferwände aus bindigem, lehmigem Boden beſtehend, werden vom Eisvogel zur Anlage der Niſtröhren mit Vorliebe dann benutzt, wenn ſie möglichſt wenig von Wurzeln durchzogen ſind und nicht zu viele Steine enthalten. Mit dem langen, kräftigen Schnabel hackt er ſpechtartig an einer geeigneten Stelle der Wand kleine Klümpchen los, die alsbald an der ſteilen Uferwand hinabrollen. Bald ent⸗ ſteht eine kleine Oeffnung, das ſpätere Flugloch, und es wird dem Vogel nun *) Anm. d. Red. Näheres über den Neſtbau der Beutelmeiſe iſt zu finden in der Ab⸗ handelung „die Sänger der Kirgiſenſteppe“ von Hencke in unſerer Monatsſchrift 1882, 154. | L — 267 — leichter, die Lehmſtückchen abzuhacken, da er jetzt bequem Fuß faſſen kann. Indeſſen verurſacht ihm das Hinausſchaffen der Lehmklümpchen, je weiter er vordringt, um ſo mehr Schwierigkeiten, da jedes mit dem Schnabel gefaßt und an den Ausgang der Röhre getragen werden muß!). Endlich hat die Röhre die hinreichende Tiefe von 25—80 em erreicht, und es wird nun der eigentliche Brütraum hergerichtet, der nur eine Erweiterung der Niſtröhre darſtellt. Im Durchſchnitt iſt die Röhre nicht genau kreisrund, vielmehr am Boden etwas erhöht mit ſchwacher Steigung nach dem Brütraum hin. Dieſer wird niemals mit Niſtſtoffen belegt, jedoch findet man bei mehrmaliger Benutzung als Niſtraum Fiſchgräten und Panzertheile von Inſekten dort angehäuft. Es ſind dies die ausgeworfenen Gewölle, die nach und nach auseinanderfallen und zuweilen den ganzen Boden des Brütraumes bedecken. Die Herſtellung einer ſolchen Niſtröhre nimmt gewöhnlich mehrere Wachen in An— ſpruch. Der Eisvogel muß nämlich auf Erbeutung ſeiner Nahrung den größten Theil der Zeit verwenden und kann daher täglich nur kurze Zeit an der Niſtröhre arbeiten. Stößt er während der Arbeit nun gar noch auf nicht vorhergeſehene Hinderniſſe (vorliegende Steine oder Baumwurzeln), ſo wird dadurch die Vollendung derſelben noch mehr verzögert. Das Sterben der Möven in der Colonie von Borkum. Von P. Leverkühn. Anfang September lief durch die Zeitungen eine Notiz des Inhalts, daß in der Mövencolonie auf Borkum die Möven, zumal die jungen, in Maſſen plötzlich geſtorben ſeien. Zufällig in der Lage, über das Kränkeln und Sterben der Vögel den Bericht eines Augenzeugen bringen zu können, beeile ich mich, dieſen den Leſern der Monatsſchrift mitzutheilen. „Am 13. September 1884 beſuchte ich die ſog. Mövencolonie auf dem Oſt— lande der Inſel Borkum. Den Namen „Colonie“ trägt ein viele Morgen großes Areal Dünenlandes, welches von menſchlichen Wohnſtätten entfernt liegt, ſich übri— gens aber in nichts von anderen Dünengebieten unterſcheidet. Es iſt durch einzelne auf hohen Dünen ſtehende Pfähle an der dem Dorfe Borkum zugelegenen Seite gekennzeichnet; man ſagt, diejenigen Eier, welche innerhalb der durch die Pfähle angedeuteten Linie gelegt würden, dürften nicht angerührt, die außerhalb liegenden aber fortgenommen werden. Wie den Vögeln ſelbſt dieſe Maßregel klar gemacht ) Anm. d. Red. Sobald die Röhre tiefer geworden, ſtößt nach unſeren Beobachtungen der Vogel die losgemeiſelte Lehmerde ſcharrend und rückwärtsſchreitend aus dem Loch heraus. Näheres in Brehm's Illuſtr. Thierl. IV. 300. — 268 — wird, iſt mir unbekannt. Es ſoll ein Wärter dieſer „Colonie“ exiſtierenk!) — ich habe denſelben zu erblicken das Vergnügen nicht gehabt. Die meiſten, welche die Colonie beſuchen, erwarten daſelbſt Möven zu ſehen — dieſe Erwartung wird nur zum kleinſten Theile erfüllt. Es wird geſagt, im Juni und Juli ſeien viele Möven dort“*) — das mag fein; im September d. J. waren nur ſehr wenige anweſend und dieſe waren todt. Ich erblickte auf meinem kurzen Wege durch einen kleinen Theil der Colonie etwa 20 — 30 entſeelte junge Möven, jede für ſich daliegend, ohne Zeichen äußerer Verletzung. Nur eine einzige lebende ſah ich; ſie ſchien ge⸗ langweilt und hungerig zu ſein. Ich lief auf ſie zu, da that ſie einige Flügel⸗ ſchläge ohne ſich vom Boden erheben zu können, fiel dann aber — buchſtäblich — auf den Schnabel. Als ich nochmals auf ſie zuſprang, rollte ſie gar völlig hülflos einen kleinen Sandhang hinab, gerieth auf den Rücken und die ausgebreiteten Flügel zu liegen und taſtete nun einige Male mit den langen Füßen in der Luft umher, vergeblich einen Stützpunkt ſuchend — es war ein erbärmlicher Anblick! Schließlich gelang es ihr, ſich wieder aufrecht hinzuſetzen; angſtvoll und traurig ſah ſie mir nach. So wird ſie wohl im warmen Sande regungslos ſitzen geblieben ſein, bis die Sonne ihre letzte Kraft ausdörrte und fie lautlos dahinſtarb, wie un⸗ zählige andere. Alte Möven waren in der Colonie nicht vorhanden; am Strand in weiter Ferne waren vereinzelte zu erblicken. Sie ſchienen die Stätte der Ver⸗ ödung und des Todes zu fliehen, um am Meere ſich die Nahrung zu ſuchen, die die unglücklichen jungen Thiere im trockenen Dünenſande zu finden nicht vermögen.“ Der Anſicht, daß die Möven durch Verhungern ums Leben gekommen ſind, ſteht eine andere gegenüber, nach welcher eine Epidemie unter ihnen geherrſcht haben ſoll. Ein als Badegaſt dort weilender Anatom von der Univerſität Leipzig ſoll eine Sektion angeſtellt haben, doch iſt mir das Ergebniß derſelben nicht bekannt geworden. Nach einem mir zugeſchickten Flügel einer jungen todten Möve habe ich erkannt, daß es Larus argentatus, die große Silbermöve iſt, von welcher Naumann jagt, daß im Auguſt ſchon bei Beginn der Mauſer die Alten läſſig im Füttern würden. Ornithologiſche Notizen aus Oſtfriesland. Von E. Pfannenſchmid. Die Sumpfohreule (Otus brachyotus) iſt in dieſem Jahre von uns gar nicht fortgewandert, denn wir haben ein Mäuſejahr, wie noch nie. Dieſe Vögel *) Exiſtirt in der That. | W. Th. **) Gewiß. Sie brüten zahlreich auf jenen Dünen. Im Herbſte begeben fie ſich weg. W. Th. — 269 — haben bei uns gebrütet. Ihre Vermehrung war großartig und ich habe viele intereſſante Beobachtungen aus dem Leben und Treiben derſelben geſammelt “). Ein volles Gelege von 6 Stück Eiern erhielt ich noch Mitte Auguſt und beſitze heute noch 12 Stück aufgefütterte Junge, welche ſich durch außerordentliche Zahm— heit auszeichnen. — Neu war mir, bei der Aufzucht der vielen Eulen, die Be— obachtung, daß ſie gern und viel trinken. — Die Schleiereulen trinken ebenfalls viel und verrichten dieſes Geſchäft mit der Miene eines probenden Weintrinkers. Thurmfalken, Buſſarde und andere Raubvögel hielten gleichen Schritt in ihrer Vermehrung mit den Eulen. Der außerordentliche Vogelreichthum dieſes Jahres, war Veranlaſſung genug für alles Raubgeſindel, nach Möglichkeit für reiche Nach— kommenſchaft zu ſorgen. Das viele Schlechte, was man dem Sperber (Astur nisus) nachrühmt, kann ich nicht vollſtändig anerkennen. Ich habe junge Sperber auf— gezogen, welche mir ſehr große Freude machten, und beſitze heute noch einen Vogel, der den Wanderfalken an Artigkeit und Zahmheit weit übertrifft. — Dasſelbe gilt auch von der Sumpfohreule, ſie werden zahmer als der Waldkauz. — Aus meiner Vogelſtube. Von A. Frenzel. (Mit Abbildung.) 28. Spermestes prasina. Die lauchgrüne Papagei-Amandine. Wenn man bedenkt, daß die exotiſchen Vögel wochen- ja vielleicht monatelang in der denkbar ungünſtigſten Lage ihr Leben verbringen müſſen: nach dem Fange, dem langwierigen Transport über Land und Waſſer und dem Aufenthalt bei manchem Händler, ſo muß man ſich ſehr verwundern, daß die Exoten trotzdem ſich bei dem Liebhaber bald erholen, ihre ſchöne Befiederung erhalten und ſelbſt zur höchſten Thätigkeit, zur Fortpflanzung in der Gefangenſchaft, ſchreiten. Man kann jagen, daß die Mehrzahl der zu uns eingeführten Exoten ſich jo verhält, allein es giebt auch eine Anzahl Arten, die aus irgend welchen Urſachen ſich nur ſchwer und nur auf kurze Zeit erhalten laſſen, bei aller Sorgfalt, welche der Pfleger gerade ihnen auch widmet. Zu dieſen Schmerzenskindern des Vogel— wirthes iſt auch die Papagei-Amandine zu zählen, ein ſehr ſchöner Vogel, welcher nur von Zeit zu Zeit auf dem Vogelmarkt erſcheint. ) Herr Pfannenſchmid wird uns wahrſcheinlich in nächſter Zeit einen ausführlichen Artikel über die Sumpfohreule bringen. W. Th. — 270 — Trotzdem ich nicht wenige Papagei-Amandinen ankaufte, um dieſe ſchönen Vögel vielleicht auch einmal zur Zucht zu bringen, iſt es mir nie gelungen, ſie längere Zeit am Leben zu erhalten und ich habe den Vogel noch nicht in ſeiner Farbenpracht geſehen. Alle Exemplare, die ich ankaufte, waren nicht gut befiedert, es fehlte ihnen der ſchöne Scharlachſchwanz und das ſchöne Roth des Bauches, nur der grüne Rücken, die grünen Flügel und etwas Blau am Kopfe ließen die Art erkennen; ja ſelbſt etwas unbeholfen kamen mir die Vögel vor und unſchön fand ich den etwas zu großen Schnabel. Wie herrlich es ſein müßte, wenn man ein⸗ mal geſunde, farbenſchöne Papagei-Amandinen in der Vogelſtube fliegen hätte, läßt ſich ahnen, wenn man das ſchöne Bild in Ruß' Werk: „Fremdländiſche Stuben⸗ vögel“, I. Tafel IV, betrachtet. Reichenbach bildet zwei Männchen und ein Weibchen der lauchgrünen Papagei-Amandine, ſo wie noch einige Exemplare verwandter Arten ab, in ſeinem Werke: „Die Singvögel“. 8 Auch andere Vogelwirthe ſcheinen nicht beſonders Glück mit der lauchgrünen Papagei-Amandine gehabt zu haben und ſelbſt unſer Altmeiſter Ruß bekennt trotz ſeiner Bemerkung, daß der Vogel ausdauernd ſei: die Männchen ſeien ihm immer geſtorben! Nur über einer — der einzigen mir bekannten — glücklichen Zucht berichtet unſer Vereinsmitglied, Herr Bargheer, in ſeiner intereſſanten Mittheilung: „Beiträge zur Prachtfinken Züchtung“ in der „Gefiederten Welt“ 1880, 480. Und dann war unſer Vereinsmitglied, Herr Wiener, ſo glücklich, die nur einmal ein- geführte eigentliche Papagei-Amandine, Sp. psittacea (Reichenbach Singvögel, Tafel XI, 96) ſofort zur erfolgreichen Zucht zu bringen. Die lauchgrüne Papagei-Amandine iſt auf Java, Sumatra und nach Dr. Platen (Gef. Welt 1881, 162) auch auf Borneo zu Hauſe. Sie ſoll den Reisfeldern beträchtlichen Schaden zufügen. Man hat deshalb auch den Einwurf gemacht, das Sterben der Vögel ſei jedenfalls darin begründet, daß man denſelben hier den für ſie nothwendigen unenthülsten Reis nicht als Futter reichte. Allein auch dieſer Ein— wurf iſt durchaus unrichtig, ich habe den Vögeln enthülsten und unenthülsten Reis vorgeſetzt, und ſie ſind dennoch geſtorben. Wenn einmal auch ein wenig erfreuliches Bild aus der Vogelſtube entrollt wird, ſo geſchieht es gleichfalls zu Nutz und Frommen des freundlichen Leſers; es iſt auch bei der Vogelzucht nicht alles Gold, was glänzt. 29. Domicella reticulata. Der Strichellori.“) Man kennt zur Zeit etwa 440 Arten Papageien, dieſe werden in fünf Familien eingetheilt, nämlich in: | *) Siehe die Abbildung. — 271 — . Cacatuidae, Kakadus, 5 Gattungen; . Platycereidae, Sittiche oder Langſchwanz-Papageien, 8 Gattungen; . PSsittacidae, Kurzſchwanz-Papageien, 6 Gattungen; . Trichoglossidae, Pinſelzüngler, 3 Gattungen; . Stringopidae, Eulenpapageien, 1 Gattung. Pe 9 8 rm en Unter dieſen Papageien zeichnen ſich die Pinſelzüngler in vieler Hinſicht aus. Sie ſind überaus farbenprächtig, Roth herrſcht bei manchen Arten vor, und dieſe rothen Arten wurden von den Spaniern Lori genannt, welche Bezeichnung auf die ganze Familie übergegangen iſt. Sie ſind geiſtig ſehr begabt, in der Gefangenſchaft er— freuen geſunde Loris ihren Pfleger durch ihr liebenswürdiges, zutrauliches, drolliges und lebendiges Weſen. Sie ſind die Weichfreſſer unter den Papageien, ſaftige Früchte und Blüthenhonig bilden ihre Nahrung in der Freiheit; Neſtorpapageien fallen jedoch auch lebende Thiere, wie Schafe an, um deren Blut zu lecken. | Die Lebensweiſe der Pinſelzüngler machte es ſchwer, ſie in der Gefangenſchaft zu pflegen und längere Zeit am Leben zu erhalten. Die größten Schwierigkeiten boten die Breitſchwanzloris (Gattung Domicella), während die Keilſchwanzloris (Gattung Trichoglossus) ſich ſchon leichter am Leben erhalten ließen; Stumpf— ſchwanzloris (Gattung Nestor) werden höchſt ſelten zu uns eingeführt und unſer Vereinsmitglied, Herr Emil Linden, iſt vielleicht der einzige deutſche Vogelwirth, der ſolche Vögel in ſeinem Beſitz hatte. Allein die Zeit iſt vorüber, in welcher man glaubte, Pinſelzüngler nicht am Leben erhalten zu können, hat doch der bedeutendſte Vogelwirth auf dieſem Gebiete, Herr Scheuba, ſeine reichen, grundlegenden Erfahrungen in unſerer Monatsſchrift niedergelegt, ſiehe Jahrgang 1882, 56. Aber auch die „Gefiederte Welt“ hat beachtens— werthe Mittheilungen über den Gegenſtand gebracht, ſo von Friedrich Arnold, 1881, 405 u. 517 und von A. Eberle 1881, 508. In ſeinem ſchönen „Kalender für Vogelliebhaber“ 1885 hebt Arnold wieder die Schattenſeiten hervor: „Man hat ſeine liebe Noth, um ſie nur, ſelbſt bei beſtem Futter, am Leben zu erhalten. Die Loris ſind eben Fruchtfreſſer und zwar ſehr heikle und wähleriſche. Ehe ſie mit unend— licher Mühe an Körnerfutter gewöhnt ſind, iſt ihr Beſitz ein äußerſt unſicherer. Sie bereiten viele Sorge und verhältnißmäßig wenig Freude, anfangs feſſeln ſie außer— ordentlich durch ihr merkwürdiges Benehmen, ihre pinſelförmige, ſtets unruhige Zunge, ihr drollig⸗plumpes Hin- und Herhüpfen auf einer Stange, ähnlich dem eines jungen Bären, ihre ſcheinbar heftigen, in Wahrheit aber ganz harmloſen Zänkereien und Balgereien und ihre große Gewandtheit im Klettern und Anhängen an ganz dünne Aeſtchen, wie dies ähnlich unſere Meiſen thun.“ — 272 — Außer den genannten Uebelſtänden boten die Loris dem Vogelwirthe noch ein beſonderes Hinderniß: ſie ſtanden ungemein hoch im Preiſe. Man mußte für ein Pärchen Keilſchwanzloris 60—120 Mk., für ein Pärchen Breitſchwanzloris aber 120—200 Mk. zahlen. Wie ich jedoch in unſerer Monatsſchrift, Seite 133 d. J bemerken konnte, gehen die Preiſe für exotiſche vögel immer mehr und mehr herab und ſo boten C. Reiche in Alfeld das Pärchen Strichellori für 60 Mk. und E. Geupel in Connewitz-Leipzig das Paar nur für 40 Mk. aus. Ein Pärchen Breitſchwanzloris 60 Mk! Wer konnte da widerſtehen? Ich gewiß nicht, und einige Poſtkarten wurden abgeſandt, zunächſt Anfrage wegen Fütterung. Die Antwort lautete: „Reis in Waſſer gekocht und dann mit Milch verſetzt.“ Obwohl ich dieſe Antwort erwartet hatte, erſchrack ich doch. Gekochten Reis und gar noch mit Milch verſetzt! Wie lange werden die Vögel da leben? Ich beſtellte trotzdem und die Vögel langten am 15. Mai an, mit zwei Reisbreitöpfen im Verſandtkäfig. Gekochten Reis ſollten die Vögel bei mir nur im äußerſten Nothfalle wieder bekommen, allein die Strichellori waren vernünftiger, als jener von mir gezüchtete Gebirgslori, der mit Kanarien— ſamen aufgezogen und das auch ſein Hauptfutter geblieben war, dann, als er von einem andern Vogelwirth, der ihn zu kaufen vorgab, gründlich verdorben wurde, durchaus kein Körnchen Glanz wieder anrührte und ſchlechterdings Hunger geſtorben wäre. Mit dieſem Gebirgslori machte ich die ſonderbare Erfahrung, daß er hungernd durchaus kein Körnchen annahm, ſobald er aber nur ein wenig Eierbrod freſſen konnte, dann auch zu Glanz überging, ſo daß ich nach und nach den in falſche Pflege gerathenen Vogel wieder zum Körnerfreſſer heranziehen konnte. Den Strichelloris gebe ich nun folgendes Futter: Frühmorgens Früchte, Kirſchen, Birnen, Aepfel, Apfelſinen, je nachdem, was die Jahreszeit bietet; außerdem Hanf— körner, einmal gemahlen, etwas Hafer, täglich friſch gekocht; Mittags Eierbrod, in— deſſen nur ſo viel, als ſie zu einer Mahlzeit brauchen, laſſen ſie etwas übrig, ſo wird das entfernt. Darauf für den Nachmittag und Abend wieder obiges Körner— futter. Die Vögel machten mir keine Schwierigkeiten und ich habe nicht ein einziges Mal gekochten Reis gereicht, ſie gingen an die Frucht, an die gemahlenen Hanf— körner, denen ich jetzt ſchon zur größeren Hälfte ganze Hanfkörner und etwas Glanz beifüge, ſie freſſen ſelbſt auch den gekochten Hafer, mit größter Vorliebe aber das Eierbrod, das ich aber keinenfalls als Hauptfutter reiche, da es vielmehr in größerer Menge genoſſen für die Vögel ſchädlich wirkt und Urſache zu Verſtopfung wird. Friſche Baumzweige lieben ſie und knappern nach Herzensluſt daran herum. Die Vögel baden ſich dann und wann und bedürfen alſo eines Wee Sie ſind ſehr zahm und freſſen mir aus der Hand. Ob die Vögel ein richtiges Pärchen waren, wußte ich nicht, und ebenſo wenig konnte mir C. Reiche darüber Auskunft geben, ſie waren ganz gleich gefärbt, doch — 273 — konnte man nach dem gegenſeitigen Verhalten darauf ſchließen, ſie waren ſtets ſehr zärtlich mit einander und zu meiner Freude beobachtete ich am 23. Juli wiederholt, daß ſich die Vögel paarten. Ich konnte nun ſehen, daß das Männchen etwas größer war als das Weibchen und daß letzeres wiederum etwas ſchöner roth, tiefer roth gefärbt war, das Männchen zeigte viel Gelb, namentlich in den Flügeln. Der eine Vogel war kränklich angekommen, es war, wie ich alſo ſpäter erſt erfuhr, das Männchen. Während das Weibchen ſofort an das Körnerfutter ging, war das Männchen wähleriſcher, ich hoffte indeſſen, es würde ſich erholen und kräftigen, allein es ging abwärts und am 20. Auguſt endete der Vogel. Zu meinem Glück bot nun Frl. Hagenbeck Strichelloris aus und ſandte mir auf meine Bitte ein Männchen, auch dieſes Exemplar war etwas größer als das Weibchen und hatte gleichfalls Gelb in den Flügeln. Es gab große Freude, als ich das neue Männchen in den Käfig ließ, Freuden⸗ rufe ertönten und die Liebkoſungen nahmen kein Ende. Allein das ſchöne Bild änderte ſich doch, ein Umſtand trat ein, den ich nicht geahnt, die Vögel waren noch nicht aneinander gewöhnt und fie zeigten nun eine häßliche Eigenſchaft — Futter: neid. Das Weibchen, im Käfig eingewöhnt, gebrauchte Hausrecht und ließ das Männchen nicht freſſen, ſondern jagte es, ſobald es an das Futter gehen wollte, im Käfig herum. Ich konnte das nicht mit anſehen, ſondern nahm das Männchen wieder heraus und brachte es in einen kleinen Käfig, den ich vor den großen Niſt— käfig ſetzte, ſo glaubte ich, würden ſich die Vögel an einander gewöhnen. Ach mit welchen ſehnſüchtigen Tönen nun das Weibchen den ganzen Tag über rief und lockte, und ſtets dem Männchen gegenüber ſaß oder am Drahte hing, es half aber nichts, acht Tage blieben die Vögel getrennt. Nun vereinigte ich die Vögel, nun ging es auch ein, zwei Tage, dann das alte Spiel, das Weibchen jagte und ließ das Männchen nicht freſſen. Jetzt nahm ich ärgerlich das brodneidiſche Weibchen heraus und ſperrte es in den kleinen Käfig, woſelbſt es zwei bis drei Wochen ver: bringen mußte. Nun hoffte ich gewonnenes Spiel zu haben. Gewiß, es ging auch einige Tage recht gut, die Vögel waren ſehr zärtlich und neſtelten den ganzen Tag ſich gegenſeitig im Gefieder herum — allein, dann begannen die Hetzereien wieder, mit dem Unterſchiede nur, daß jetzt das Männchen jagte und das Weibchen nicht freſſen ließ. Wie ärgerlich, ja aufregend war das für mich. Jetzt ſteckte ich beide Vögel in den kleinen Käfig, hier konnten ſie ſich nicht jagen, hier fraßen ſie friedlich und gemeinſchaftlich aus einem Napfe; ja, ſie paarten ſich in dem kleinen Käfig. Nach Verlauf von zwei bis drei Wochen ließ ich ſie in den großen Käfig zurück, die Sache war dieſelbe geblieben, den dritten Tag ging wieder die Jagerei los, das Weibchen als Verfolger ſaß oben auf der Stange, das Männchen als Ver— 20 — 274 — folgter unten in einem Winkel, fraß nicht und getraute ſich nicht in die Höhe — N es war zum Verzweifeln! Was thun? Doppelte Futternäpfe hinſetzen, machte die Sache nicht beſſer, es blieb nichts übrig, als beide Vögel wieder in den kleinen Käfig zu ſtecken, woſelbſt ſie nun nicht Wochen, ſondern Monate verbringen ſollen. Wie aufgeregt die Vögel ſind, bei dem Herausfangen waren ſie allemal ganz außer ſich und ſchrieen Zeter und Mord. Die lieblichen Fledermauspapageien, ganz die⸗ ſelben Freſſer, wie die Loris, beſitzen auch denſelben Futterneid, nur wenden ſie ein anderes Verfahren an, fie jagen ſich nicht, ſondern fie beißen ſich am Futter⸗ napf einfach todt, jüngere Exemplare ältere, und Weibchen die Männchen, ganz nachdem es eben die Verhältniſſe mit ſich bringen. Dieſer Todtbeißerei der Fleder- mauspapageien kann man vorbeugen, wenn man nur genügend Futternäpfe in den Käfig ſtellt. Wie wünſchte ich nun, daß das erſte Männchen leben geblieben wäre. Statt. daß die Vögel ſich wohl fühlen könnten in dem großen Niſtkäfig und wohl gar zur Brut ſchritten, ſind ſie eingeſperrt in einem kleinen Käfig, dem auch der Niſtkaſten mangelt, in welchem ſie alle Nächte ſchliefen. Trotzdem ſind ſie in dem kleinen Käfig munter und guter Dinge, ſie turnen fleißig an den Drähten auf und nieder, hängen ſich nur mit dem Schnabel auf und laſſen ſo den ganzen Körper hängen, dabei faſſen ſie ſich gegenſeitig mit den Füßen und balgen ſich dann herum; das Klettern im Käfig iſt ſtets mit Balgerei verbunden. Die Loris ſpielen gern, auf dem Rücken liegend, nehmen ſie ein Stück Holz oder dergleichen in die Füße und ſpielen damit, ähnlich wie das ein in der Wiege liegendes Kind thut, dem man etwas in die Händchen giebt. Meine Strichelloris legen ſich nicht mehr auf den Rücken, eine in den Käfig gegebene Holzkugel beachteten ſie nicht, dagegen paßt ihnen ein hölzerner Hampelmann ſehr, den ich an der Käfigdecke befeſtigt habe. Nicht daß ſie an der Schnur zögen, um Beine und Arme des Hampelmannes in Bewegung zu ſetzen, ſondern die Beine und Arme ſelbſt, von ſchönem, weichem Holze, üben große Anziehungskraft aus; dem Hampelmann widmen ſie viele Zeit. Die Strichelloris ſind bei weitem nicht ſo laut als die Gebirgsloris, ſie ſchreien nicht, wohl aber haben ſie angenehm pfeifende Töne; wenn man ſie auch bezüglich ihrer Lautäußerungen nicht mit den Schwalbenloris vergleichen kann, ſo ſind ſie doch in dieſer Beziehung den Gebirgsloris entſchieden vorzuziehen. Sehr verwunderlich iſt deshalb eine Mittheilung des Herrn Scheuba, welcher von drei Strichelloris be— richtet, die eine metalliſch ſcharfe Stimme hatten und noch dazu oft ſo laut wurden, daß ſie als Stubenvögel unerträglich erſchienen. Ich kann es nicht anders ſagen, die Strichelloris gefallen mir ſehr, es ſind ſchöne und liebe, muntere, lebendige, unterhaltende Vögel; die einzige Untugend iſt eben der Futterneid meiner Vögel, welcher ſich aber ſicher auch noch beſeitigen läßt. ü f — 275 — Sie kommen in ihrer Heimath zahlreich vor und es läßt ſich erwarten, daß ſie ein— mal in größerer Menge eingeführt werden. Sollte das der Fall ſein und ſollte man ſie hier züchten, ſo trage ich Sorge, daß ſich die ſchönen rothen Vögel in der Ge— fangenſchaft verfärben, ich befürchte nämlich, die Vögel werden gelb. Dieſer Flavismus iſt ja ſchon mehrfach bei Papageien beobachtet worden, ſo bei Pionias mitratus und Melopsittacus undulatus. Reingelbe Wellenſittiche hat man mehrfach gezüchtet, zu unſinnig hohen Preiſen ausgeboten und wohl auch gekauft; nach meiner Meinung iſt ein gelber Wellenſittich nicht halb ſo viel werth als ein Wellenſittich, der ſein urſprüngliches, herrlich grünes Kleid zeigt. Alle drei Strichelloris, die ich kaufte, zeigen mehr oder weniger Gelb in den Flügeln, als Folge des Gefangenlebens, während unter der großen Zahl der Bälge des Dresdener Muſeums, etwa 20 Stück, ſich kein Flavismus zeigt. Unſer verehrter Herr Präſident ging ar meine Bitte, ein Farbendruckbild der ſchönen Vögel unſerer Monatsſchrift beizulegen, bereitwilligſt ein. Hat doch ſeit dem Tode unſers unvergeßlichen Schlechtendal kein Bild exotiſcher Vögel unſere Monats— ſchrift geſchmückt und von den Strichelloris beſitzen wir Deutſchen überhaupt keine Abbildung. Zwei Abbildungen der Domicella retieulata in engliſchen Werken ſind für uns unerreichbar, das große John Gouldſche Werk: The Birds of New-Guinea and the adjacent papuan Islands including any new species, that may be discovered in Australia, 17 Theile erſchienen (fortgeſetzt von R. B. Sharpe). Preis bis jetzt 1071 Mk., welches wohl nur in ganz wenig Exemplaren in Deutſchland gehalten werden dürfte, bringt in Theil 15 eine vorzügliche Abbildung, dagegen iſt die Abbildung von Eos cyanostriata in den Genera of Birds von G. R. Gray & Mitschell II. p. 417 no. 9, pl. 103 (1845), nach einem Balge gemalt, der Vogel zeigt hier weißen, ſtatt orangerothen Schnabel, u. ſ. w. Das vorzügliche, von unſerm Mützel gemalte Bild, überhebt mich alſo einer Beſchreibung der Befiederung meiner Vögel. Obwohl Herr Mützel die Vögel in meiner Wohnung malte, ſind es trotzdem keine Portraits, Herr Mützel ging vielmehr von der richtigen Anſchauung aus, nicht meine Flavismus zeigenden Vögel, ſondern vielmehr ein genaues Bild der Art zu geben, zu welchem Behufe Herr Hofrath Meyer-Dresden die Güte hatte, einige normal gefärbte Vögel als Vorlagen zur Abbildung zu leihen. Ueber das Jugendkleid von Domicella retieulata giebt Herr Hofrath Meyer in den „Abhandlungen der naturw. Geſellſch. Iſis“ 1884, 16 folgende Mittheilung: „Unter der großen Serie von Exemplaren befinden ſich vier intereſſante Jugend— kleider. Die Bruſt iſt ſchwarz gewellt, die Flügeldecken ebenſo gefleckt, die Mantel— federn haben je zwei rothe Flecken und dazwiſchen tritt die blaue Spitze hervor, welche jedoch nicht ſo groß und lanzettförmig ausgebildet iſt, wie bei ausgefärbten Exemplaren.“ Und desgleichen in der „Zeitſchr. f. d. geſammte Ornithologie“ — 276 — 1884, 196: „Junge Exemplare von Timorlaut haben das Schwarz der Oberſeite g (der Flügeldeckfedern, der Schwingen und des Schwanzes) fahlbraun, ebenſo die Ohrdecken nur mit ſchwacher Andeutung des Blau.“ Die Heimath der Strichel⸗ loris iſt Timorlaut. In der zuerſt genannten Abhandlung des Herrn Hofrath Meyer finden wir über Timorlaut folgende Angaben: „Die gewöhnlich von uns Timorlaut genannte Inſelgruppe zerfällt nach Herrn Riedel in zwei: Die Tenimber (Tanembar) und die Timorlaut (Timorlao) Gruppe. Erſtere umfaßt die nördlichen, nordweſt⸗ lichen und weſtlichen Inſeln, über 50, von denen jedoch nur ſechs bewohnt ſind: Molu, Maru, Vordata, Lutur, Larat und Seera. Zu der Timorlaut-Gruppe gehört die größte Inſel Jamdena, ferner Selaru, ganz im Süden, und zwölf kleinere Inſeln; von dieſen ſind nur die erſten zwei bewohnt. Allein dieſe Eintheilung iſt lediglich eine politiſche, und fauniſtiſch iſt es angezeigt, auch künftighin nur von der Timorlaut⸗Gruppe oder Timorlaut ſchlechtweg zu ſprechen. Auf der Tenimber⸗ Gruppe wohnen circa 6000 Menſchen, auf der Timorlaut-Gruppe circa 6700. Der Oſtmonſun beginnt im Mai und endigt im October, der Weſtmonſun (die Regen⸗ zeit) dauert von November bis April. Der höchſte Berg der Gruppe (auf Laibobar) iſt circa 350 Meter hoch; Erdbeben kommen manchmal vor.“ Kleinere Mittheilungen. Ausſtellung der „Ornis“ in Berlin. Der bekannte unter dem Präſidium des Herrn Dr. Ruß ſtehende und zu hervorragender Blüthe gelangte Verein „Ornis“ in Berlin wird vom 5.— 9. December d. J. eine Ausſtellung halten. Die Aus⸗ ſtellungen dieſes Vereins nehmen bekanntlich eine bedeutungsvolle Stellung ein und ich fordere deshalb ſowohl zur Beſchickung als zum Beſuche auf. Das Nähere im Anzeigetheile dieſer Nummer. W. Th. Der zoologiſche Garten in Leipzig, deſſen Anfänge erſt vom Jahre 1876 her datiren, hat ſich in der kurzen Zeit außerordentlich entwickelt. Der Privat⸗ unternehmer Herr Pinkert in Pfaffendorf hat ein ſehr günſtig gelegenes Stück Land dazu verwendet, welches unmittelbar an das ſchöne Roſenthal grenzt und im vorigen Jahre iſt ihm von den Städtiſchen Behörden noch ein bedeutendes Stück des Roſenthales (über 1 Ha) zugleich zur Vergrößerung des Gartens über⸗ laſſen worden. Der Garten wird von der Pleiſſe durchſtrömt, von welcher aus die Teiche und Baſſins, welche das Waſſergeflügel bergen, geſpeiſt werden. Von den Säugethieren, den Löwen, Tigern, Leoparden, Hyänen, Elephanten, Affen, Bären, Antilopen, Hirſchen, Kameelen u. ſ. w. ſehe ich ab und erwähne vor Allem die Vögel, davon eine reiche Anzahl zur Betrachtung und Belehrung ſtets vorhanden ſind. Unter den Raubvögeln ſind zunächſt von Geiern der Mönchsgeier (Vultur einereus) und der Gänſegeier (Vultur fulvus) vorhanden, Thiere, welche ſich durch ihre coloſſale Größe auszeichnen; von Adlern, ſah ich den Kaiſeradler (Aqu. imperialis) den Steinadler (Aqu. fulva), Seeadler und Schreiadler. Außerdem känn man den Mäuſebuſſard nach ſeinen Varietäten, den rothen und braunen Milan, den Hühnerhabicht, Thurmfalken und mehrere Ausländer daſelbſt genau kennen lernen. Von den Eulen ſah ich den Uhu bei meinem letzten Beſuche in mehreren Exemplaren. Hühner und Taubenarten, welche in vielen Species — 277 — aertreten find, übergehe ich heute. Doch ſei des Somaliſtraußes auch Erwäh— nung gethan. Mich intereſſirten bei dem letzten Beſuche hauptſächlich die Stelz⸗ und Waſſervögel. Von erſteren ſind die Kraniche in 5 Species vorhanden, zunächſt der gemeine Kranich, ein ſchöner, ſtolzer Vogel, vom Publikum ſtets gern geſehen, der Jungfernkranich, ein feines ſchmuckes Thier, ausgezeichnet durch 2 an den beiden Kopfſeiten nach hinten herniederwallende Helmbüſche, Königskranich mit ſtehender, pfauenartiger Federkrone, die Antigone ein äußerſt großer, ſtattlicher Vogel, grau wie die anderen mit rother Färbung des Hinterkopfes und Oberhalſes, der Paradieskranich, ebenfalls ein ſchönes, großes Thier. Storch, Löffelreiher, Fiſchreiher und kleinere Stelzvögel wie Kampfläufer u. ſ. w. find zahl— reich da. Unter den Schwimmpögeln waren Silber-Sturm- und Lachmöve da und ergötzten durch ihr Gebahren und, wenn man will, auch durch ihr Geſchrei. Von dieſen und den übrigen Vögeln werde ich ſpäter einmal ausführlich berichten. — Ich kann jedem Vogelliebhaber, welcher Leipzig auf der Durchreiſe berührt, nur rathen, den zoologiſchen Garten des Herrn Pinkert, welcher letztere unſer Vereins— mitglied iſt, aufzuſuchen. Er wird gewiß nicht unbefriedigt hinweggehen. W. Th. Zwei verwaiſte junge Trappen: „Im Luthersborner Felde (unweit Weißenſee in Thüringen) waren Arbeiter mit Rübenhacken beſchäftigt. Plötzlich kommen aus dem angrenzenden Roggenplane zwei junge Trappen bis dicht an die Arbeiter heran und bleiben vor ihnen ſtehen. Der Aufſeher läßt ſie ergreifen und in das Korn zurücktragen; doch nach kurzer Zeit kehren ſie zurück und ſtehen wieder ſchreiend vor den Arbeitern. Wie erklären Sie ſich das?“ ſchreibt mir Herr Premierlieutenant Baron Leo v. Hagke. Die Antwort lautet: Die jungen Trappen ſind Waiſen, denen die Mutter durch Wilddiebe oder Unfall geraubt war, und die nun hungrig, frierend und ſchutzbedürftig Hilfe bei den in der Nähe arbeitenden Menſchen ſuchten. W. Dh. Ein außergewöhnlicher Kreuzſchnabel. Im vorigen Sommer gab es in meinem Wohnorte einen abſonderlichen Kreuzſchnabel. Er gehörte zum Geſchlechte unſerer Hausgans. Der gekreuzte Schnabel desſelben liegt zur Beſchreibung vor mir. — Zunächſt kann ich bekunden, daß alle Theile desſelben vollſtändig aus— gebildet ſind. Ober- und Unterkiefer ſind gleich lang. Dieſelben meſſen von Mundwinkel bis zur Spitze 5 em. Der Oberkiefer neigt ſich nach links; der Unter: kiefer, mit der mit einer harten Spitze verſehenen Zunge, nach rechts. Die Abweichung beträgt 1,5 cm. Vom Kreuzungspunkte bis zur Spitze des Unter— kiefers meſſe ich 3 em. Die rechtsſeitigen Lamellen dieſes Kiefers find unter einem Winkel von 450 nach innen gedrückt, während die linksſeitigen unter einem Winkel von 135% nad) außen gebogen und meiſt verwachſen erſcheinen. In den Kreuzungs— punkten ſind erhebliche Lücken in die Schnabelwände gerieben und die Lamellen gänzlich verſchwunden. Der ſehr ſtarke Nagel des Oberkiefers iſt Lem nach unten gebogen. Der Schnabel läßt ſich bis zu einer Weite von 3 em öffnen. Am Grunde der linken Seite des Unterkiefers iſt ein ſpitzzahnähnliches, ſeitwärts abſtehendes, 1 em langes Gebilde, welches mit einer pergamentartigen, weißen Haut überzogen iſt, zu ſchauen. Letztere läßt ſich abziehen und erſcheint wie eine kleine Tüte. Der Kern dieſes Gebildes iſt knöchern und ſteht unbeweglich im Unterkiefer feſt. — Die Gans konnte nur ſchwer Nahrung erfaſſen. Sie bog ſtets den Kopf ſehr tief nach der rechten Seite, ſodaß er eine horizontale Lage bekam und erfaßte ihre Nahrung mit dem ſtarken Nagel und den rechtsſeitig nach innen gebogenen Lamellen des Unterkiefers; erhob dann den Kopf und würgte das Erfaßte wie andere Gänſe. Wegen ihres Kreuzſchnabels blieb die Gans ſehr klein und unanſehnlich. Ihr Hals beſonders war auffallend dünn. Acht Monate alt wog ſie nur 2 kg. Das Ge⸗ fieder konnte ſie wie ihre Schweſtern trefflich ölen und ordnen. Mit ihren kleinen Augen verſtand ſie ihren Beobachter 105 gänſeart recht klug anzuſehen. Büchel in Thüringen. Albert Töpel. r ma Abnahme der Kiebitze in Jever. Seit dem letzten Decennium, in welchem alljährlich, wie bekannt, von Jever aus dem Reichskanzler zu deſſen Geburtstage Kiebitzeier geſendet worden ſind, wird unſere Gegend weit und breit als die Wohnſtätte zahlreicher Kiebitze immer mehr und mehr angeſehen. Als Beweis hierfür gelten die vielen von auswärts, von Gourmands und Händlern, hier ein— gehenden Aufträge auf Kiebitzeier. Allerdings iſt der Kiebitz hier verhältnißmäßig zahlreich vertreten, da ſich unſere Gegend mit ihren vielen niedrigen, zum Theil ſumpfigen Gründen zu ſeinem Aufenthalte ganz vortrefflich eignet. Aber die Nach— frage nach Kiebitzeiern hat ſchon ſeit Jahren das Angebot ſtets überſchritten. Der Preis für ſolche, als einer modernen Delikateſſe, hat denn auch gegenwärtig durch— ſchnittlich eine Höhe erreicht, wie er früher für dieſen Artikel hier nicht bezahlt worden iſt. Die Folge davon iſt, daß die Brut- oder Niſtſtätten der Kibitze eifrig nach Eiern abgeſucht werden. Das Ausnehmen der Eier iſt bis zum 1. Mai ge: ſtattet. Erwägt man, daß bei der gegenwärtig ſtarken Liebhaberei für Kiebitzeier bis zum Eintritt dieſer Schonzeit, bei einem zeitigen Frühjahre, z. B. in dieſem Jahre, den einzelnen Kiebitzpaaren mehrere Brutſätze genommen werden können und jo der Geſammtheit (von der lange andauernden Beunruhigung ganz abgeſehen) nur wenig Eier zur Brut verbleiben dürften, ſowie daß dann in der eintretenden Schonzeit die Fruchtbarkeit oft keine mehr recht ergiebige ſein kann und auch die Witterung der Brut nicht immer günſtig iſt, ſo wird es nicht befremden können, wenn die uns lieb gewordenen Vögel anfangen, ſich von Jahr zu Jahr zu verringern und uns mit der Sorge um ihre Zukunft erfüllen. Wenn ihre Erhaltung in dem bisherigen Umfange im Wunſche unſerer Bevölkerung liegt, ſo wird ihnen und ihrer Brut ein ausgedehnterer Schutz als gegenwärtig gewährt werden müſſen. (Weſerzeitung.) Literariſches. Die Vogelſchutzfrage auf dem Erſten internationalen Grnithologen-Congreß zu Wien von dem Direktor der Forſtakademie zu Münden B. Borggreve. (Seperatabdruck aus „Forſtl. Blätter“, Aug.-Sept.-Heft 1884.) — Der nicht nur als Ornitholog, ſondern auch als Schriftſteller auf ornithologiſchem Gebiete und überdies als feiner Beobachter und klarer Darſteller in unſeren Kreiſen längſt bekannte Herr Verfaſſer beſpricht und kritiſirt in dieſem Artikel den Wiener Congreß und zwar vor allem die Vogelſchutzfrage. Es iſt hier nicht der Raum um näher auf dieſe intereſſante Beſprechung einzugehen. Freilich iſt er mit dem Reſultat des Congreſſes nicht zu— frieden, denn er hat nicht erreicht, was er wünſchte. Ich geſtehe, daß auch meine Ziele auf dem Congreſſe noch lange nicht erreicht ſind. Indeſſen der Anfang iſt gemacht, der Grund iſt gelegt und ohne einen Anfang wird nie ein Ende erreicht, ohne einen Grund kein Bau aufgeführt. Iſt aber der Anfang gemacht, iſt der Grund gelegt, dann darf man auch gewiß auf eine Weiterführung des begonnenen Werkes hoffen. Damit haben wir auf dem Congreß zu Wien ſchon ſehr viel er— reicht. Ich begrüße hiermit den Herrn Verfaſſer beſtens und danke für freundliche Zuſendung. W. Th. Dreizehnter Jahresbericht der Ornitholog. Geſellſchaft zu Zaſel. H. Georg, Neu- kirchſche Verlagsbuchhandlung in Baſel, 1883. Preis 80 Cts. — Inhalt: Bericht über Vereinsthätigkeit, Vertheilung der Ausſtellungsgeſchäfte, Rechnungsabſchluß, Status des Vermögens, Bericht der Taubenſektion u. ſ. w. Die Geſellſchaft zählt jetzt 363 Mitglieder. Ich rufe hierdurch dem verehrten Vereinsvorſtande einen freundlichen Gruß zu! W. Th. W. J. Schuſter, die Ente im Dienſte der Land- und volkswirthſchaft. Ilmenau. Aug. Schröters Verlag 1884. Preis 75 Pf. — Der Verfaſſer weiß die Entenzucht in ein helles Licht zu ſetzen und behandelt dieſelbe ſehr genau. Nachdem das All- BE gemeine dargelegt iſt, ſpricht er über die Nutzenten, Kreuzungen, Zierenten und Wildenten. Als Anhang finden wir noch die Entenjagd erwähnt. Es kann das Büchlein jedem Freunde von Waſſergeflügel empfohlen werden. W Dh W. J. Schuſter, der Schwan als Zier- und Uutzvogel. Ilmenau. Aug. Schröters Verlag. 30 Pf. — Geſchichte, Nutzen, Zucht (Stall, Fütterung) des Schwanes werden in anziehender Weiſe beſprochen. Als Arten werden aufgeführt: Der Höckerſchwan, Singſchwan, kleiner Singſchwan, ſchwarzer und ſchwarzhälſiger Schwan. Ich habe das Büchlein; welches 21 Seiten hält, mit Intereſſe geleſen und empfehle dasſelbe zur Benutzung den Schwanliebhabern, deren es freilich nicht allzuviel giebt. W. Th. Bernhard Fleck, Blätter für Geflügelzucht, Centralorgan des Clubs deutſcher und öſterreichiſch-ungariſcher Geflügelzüchter u. ſ. w., erſcheint wöchentlich 1 Nummer. Verlag und Expedition Meinhold u. Söhne, Dresden. Beſtellungen nehmen alle Poſtanſtalten an. — Ein vortreffliches Blatt, welches jeder Geflügelzüchter halten ſollte. Gediegene Aufſätze über Zucht und Sport, über Ausſtellungen, Vereins— angelegenheiten der verſchiedenſten Geflügelzuchtvereine, Krankheits- und Sektions— berichte machen das Blatt anziehend und intereſſant und als Beigabe hat man noch eine reiche Anzahl von Anzeigen. Das Abonnement koſtet vierteljährlich 555 2 Mark. W. Th. Siebenter Geſchäftsbericht für Vogelſchuz und Vogelkunde für Großenhein und Umgegend auf die Jahre 1881/82 und 1882/83. Großenhain. — Wir entnehmen dem Berichte, daß der Verein ſeit 1875 beſteht, 63 Mitglieder zählt und jetzt unter dem Vorſitz des Herrn M. Neumann ſich befindet. Man pflegt die Vogelkunde durch Vorträge, deren 18 gehalten worden ſind, den Vogelſchutz durch Aufhängen von Niſtkäſten u. ſ. w. Unter den Beobachtungsnotizen iſt zu erwähnen, daß die Hausſchwalbe (Hir. rustica) ſeit dem maſſenhaften Dahinſterben im Juni 1881 nicht wieder in Großenhain brütete. Am 1. Januar 1883 erſchienen 18 Seidenſchwänze bei kaltem, regneriſchen Wetter, den 1. März 6 Stück. Der Girlitz brütete bereits auch in jener Gegend. Den Eisvogel vertheidigt man gegen allzuſcharfe und deshalb ungerechte Angriffe. Wir wünſchen dem Verein fröhliches Gedeihen! W. Th. Der Nutzen und Schaden des Sperlings (P. domest.) im Haushalte der Natur, von Schleh, Lehrer der Landwirthſchaft an der Landwirthſchaftsſchule zu Herford. Sep. Abdr. aus Thiel's Landwirthſchaftl. Jahrbüchern. Herr Dr. Schleh hat ſich außerordentliche Mühe gegeben, die Nahrung des Sperlings bis ins Kleinſte zu erforſchen und dadurch den Nutzen oder Schaden feſtzuſtellen. Seine Beobachtungen hat er in höchſt klarer und verſtändlicher Weiſe in dieſem 24 Druckſeiten haltenden Artikel dargelegt. Das Reſultat der fleißigen Forſchung iſt dieſes, „daß der Sperling während ſeiner ganzen Lebenszeit überwiegend ſchädlich iſt“, eine Anſicht, welche unſere Monatsſchrift ſtets verfochten hat. Herrn Schleh aber gebühret die Ehre, daß er durch unermüdliches Forſchen und Streben alle dahin gehenden Anſichten beſtätigt und beglaubigt hat. — W. Th. Fünfter Jahresbericht des Annaberg-Buchholzer Vereins für Naturkunde. Anna⸗ berg in Sachſen (v. 6. Nov. 1876 — 6. Nov. 1879). Dieſer mir erſt unlängſt zuge- gangene Bericht giebt zunächſt die 8 des Vereins. Letzterer ſteht unter dem Vorſitz des Herrn Dr. Krauſe, Prof. Dr. Lindemann u. A. Er zählt 8 Ehren— mitglieder, 17 correſpondirende und 113 erdenkliche Mitglieder und iſt ſchon ſeit gerau— mer Zeit Mitglied unſeres Vereins. Die Vereinsverſammlungen zeichnen ſich durch wiſſenſchaftliche Vorträge aus. Da der Verein die geſammte Naturkunde umfaßt, ſo iſt ein außerordentlich reicher Stoff zu dieſen Vorträgen verwendet worden. Leider iſt die Ornithologie noch etwas dabei vernachläſſigt worden. Nun hoffentlich werden wir bald hören, daß dieſelbe auch in Angriff genommen und der Vogelſchutz betont worden iſt. W. Th. — 280 — | Anzeigen Zur Beſchickung ihrer vierten Ausſtellung von Sing⸗ und Schmuck⸗Vögeln, welche in den Tagen vom 5. bis 9. December d. J. ſtattfinden ſoll, ladet die „Ornis“, Verein für Vogelkunde und Liebhaberei in Berlin, die Beſitzer von werthvollen, insbeſondere ſelbſtgezüchteten Vögeln ein. Anmeldungen nimmt ſchon jetzt der Vorſitzende Dr. Karl Ruß, Berlin, Belleallianceſtr. 81 entgegen. Zur Prämiirung ſind goldene, ſilberne und bronzene Vereinsmedaillen nebſt Diplomen bereit; für ſelbſtgezüchtete Kanarien und desgleichen vorzugsweiſe werthvolle fremd ländiſche Vögel ſind auch Staatsmedaillen vom Miniſter erbeten. Auch die her- vorragendſte Leiſtung auf dem Gebiet der Hilfsmittel für die Vogelpflege und Zucht, alſo Käfige u. a. ſoll mit einer goldenen Medaille bedacht werden. Wie üblich wird die Ausſtellung auch mit einer Lotterie verbunden ſein, deren Gewinne nur in guten, auf der Ausſtellung gekauften Vögeln, Kanarien, Prachtfinken, Papageien u. a. beſtehen ſollen. Pfannenſchmid's Univerſalfutter „Garnelenſchrot“ verſendet in bekannter Güte, rein, ohne Zuſatz, 5 Kilogr. für 7 Mark 50 Pfg. poſtfrei Ed. Pfaunenſchmid in Emden (Dftfriesland). Faſanerie⸗Sträucher liefere ich ſchon von 80 Mark per 1000 an. Kataloge gratis und franco. E. Schmalfuß, Gehölzſchule Uichteritz bei Weißenfels. Zu verkaufen ii: Schinz, Dr N, Naturgeſch. D; Vögel, mit vielen col. Abb., darunter Neſter und Eier. 2. verm. Aufl., wie neu, für 46 Mark 50 Pf. Sowie auch eine ſehr reichhaltige Sammlung exot. See-Conchylien nebſt verſch. Korallen, nur gute ausgeſuchte. Alle Exemplare mit Namen verſehen für 240 M. Nebſt einer kleinen Mineralienſammlung hauptſächlich die Felsarten der Alpen enthaltend. Auskunft ertheilt Carl Bartels in Jena. Unterzeichneter erlaubt ſich an alle Mitglieder, ſobald ſie im Beſitz von Vogelcadavern ſich befinden, die für ſie keinen Werth haben, die ganz ergebene Bitte zu richten, ihm dieſelben zum Zweck anatomiſcher Studien überlaſſen zu wollen. Portoauslagen werden mit größtem Dank zurückerſtattet werden. Martin Bräß, Leipzig, Nürnbergerſtraße 30. G. Bode aus Brasilien, Handelsmenagerie in LEIPZIG, Universitätsstrasse mL empfiehlt in ganz tadelloſen Exemplaren: Uhu 50 %; Graue Kardinäle P. 12 %; Große Textorweber in Putz P. 20 , Nonnen, Tigerfinken P. 3 %; Wellenſittiche z. Zucht P. 10%; rothe u. blaue Aras St. 75 ; blauſtirn. Amazonenpap. St. 20 %; Inka-Kakadus St. 36%; große Gelbh.⸗Kakadus St. 15 ; Nymphenſittiche P. 12%; Goldkragen-Cubafinken P. 18 W,; echt wilde Kanarien 15 2 Diamantfinken P. 20 A; Indigofinken Mchen. 3,50 A: Wbchen. 2,50 ; Nonpareilfinken Mch. 4 , Wch. 3.4 Bandfinken, Aſtrilden, Amaranthen P. 3,50 & Ueber das ganze reichhaltige Lager ſteht Preisliſte gratis und poſtfrei zu Dienſten. Redaction: W. Thienemann in Zangenberg bei Zeitz. Druck von Ehrhardt Karras in Halle. S ä —II> S I 8 ä Ilhan IHN R e En II II A 5 N N Il) | S b p S S r — Ze S des 1 Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt, begründet unter Redaction von E. v. Schlechtendal. 5 mugliener 11970 Ainet Redigirt von ahres = Beitrag von fünf Mar . Anzeigen der Vereinsmitglie⸗ d lten dafür die Monats⸗ w 2 e u. poftfeel. Paſtor W. Thienemann, der finden koſtenfreie Aufnahme, Zahlungen werden an den Ren⸗ Dr. Li l . ſoweit der Raum es geſtattet. danten bes Vereins Herrn Kanzliſt Prof Liebe, Dr Rey, Dr Frenzel, . Rohmer in Zeitz erbeten. Str.⸗Inſp. Thiele. eee IX. Jahrgang. Oetober 1884. | Nr. 10. Inhalt: An die geehrten Vereinsmitglieder. Programm für die Vereinsverſammlung in Torgau. — F. Lindner: Der Sumpfſänger (Calamoherpe palustris). H. Schacht: Das Schwarzkehlchen (Pratincola rubicola). Dr. R. Blaſius: Naturhiſtoriſche Studien und Reiſeſkizzen aus der Mark und Pommern. II. Carl Bartels: Der Kukuk als Stubenvogel. Beyer: Ueber Anſetzung von Nachtigallen in Greiz. — Kleinere Mittheilungen: Maſſenmord der Wachteln. Schleiereule und Taube. Warnung für Hühnerhofbeſitzer. Mittel gegen das Ueberfliegen der Hühner. Der Hecht als Feind der Schwalbe. — Literariſches. — Anzeigen. An die geefirken Vereinsmitglieder. Torgau hat ſchon längſt um eine Verſammlung unjeres Vereins gebeten. Wir mußten die Erfüllung dieſes Wunſches, der zugleich auch der unſerige war, aus verſchiedenen Gründen hinausſchieben. Jetzt ſteht nichts mehr im Wege und wir wollen den 15. Oktober d. J. dort tagen und hoffen, daß unſere Vereins— mitglieder ſich recht zahlreich an der projektirten Verſammlung betheiligen werden. 17 au“ N 1 D 5 7 1 > 9 — 226 — Der Verein „Torga“ zu Torgau hat es ſich nicht nehmen laſſen, ein Programm Be für dieſen Tag zu entwerfen, mit dem ich mich natürlich ganz einverſtanden erkläre, und welches ich auf beſonderen Wunſch dieſes uns ſo eng befreundeten Vereins, namentlich des Herrn Vorſitzenden, des Königl. Baurathes Herrn Pietſch, hier— durch veröffentliche. N Zangenberg, im September 1884. Der Vereinsvorſtand. W. Thienemann. Program m für | die Verſammlung des Deulſchen Vereins zum Schutze der Vogelwell in Torgau, Mittwoch den 15. Oktober 1884, entworfen vom unterzeichneten Vorſtande des Vereins „Torga“ zu Torgau. 1. Am 15. Oktober 10 Uhr Vormittags Begrüßung der ankommenden Vorſtands— und Vereinsmitglieder auf dem Bahnhofe. 2. Nach Ankunft Frühſchoppen im „Preußiſchen Hof“, darauf Beſichtigung der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten. 3. Mittags ½ 2 Uhr gemeinſchaftliches Mittagseſſen im „Goldenen Anker“. Preis des Couverts 1,50 Mk. 5 4. Abends ½ 8 Uhr große Verſammlung in „Tivoli“. Als Redner find bis jetzt notirt: die Herren Paſtor Thienemann, Profeſſor Göring, Dr. Rey, Gymnaſiallehrer Scheidemantel und der Vorſitzende des unterzeichneten Vereins. 5. Nach Beendigung der Verſammlung Feſteſſen im „Tivoli“, zu welchem Gäſte willkommen ſind. Preis des Couverts 1,50 Mk. (Menu: Torgauer Karpfen, Haſenbraten, Butter und Käſe, Kaffee.) 6. Am 16. Oktober Vormittags ornithologiſcher Spaziergang nach dem großen Teiche. N Anmeldungen zur Theilnahme an dem Mittag- und Abendeſſen werden bis zum 12. Oktober an den mitunterzeichneten Schriftführer erbeten. Torgau, 19. September 1884. Der Vorſtand des Vereins „Torga“ für Geflügelzucht, Vogelſchutz und Vogelkunde. Pietſch, Kgl. Baurath, Alfred Wenck, Kaufmann, Curt Jacob, Buchhdlr., Vorſitzender. Kaſſirer. N Schriftführer. Burghard, Photograph, Stellvertreter. — 227 — Der Sumpfſänger (Calamoherpe palustris). Von F. Lindner. Eine für Ornithologen ſehr erfreuliche Thatſache iſt es, daß von Jahr zu Jahr ein bisher wenig beachteter, in den meiſten Gegenden Deutſchlands ſeltener Sänger überall häufiger auftritt und ſein Wohnungsgebiet ſtetig erweitert: es iſt der Sumpfſänger. Es iſt intereſſant, die Naturgeſchichte des Sumpfſängers in unſerer ornitho— logiſchen Literatur zu verfolgen. Bis zum Altvater Bechſtein war dieſer Vogel als eigene Spezies nicht bekannt. Bechſtein ſelbſt hat ihn in der erſten Ausgabe ſeiner nachmals jo weitverbreiteten „Naturgeſch. der Hof⸗ und Stubenvögel“ gar nicht aufgeführt, in der erſten Auflage ſeiner „Naturgeſch. Deutſchlands“ unrichtig; ebenſo hat J. A. Naumann dieſen Vogel nicht genau unterſchieden. Die Be— ſchreibung (Bd. 1 S. 227 u. 29) und Biographie iſt mangelhaft, die Abbildung zweifelhaft. Erſt ſeit Bechſteins 2. Auflage und den Veröffentlichungen des älteren (Ch. L.) Brehm (in ſeinen „Beiträgen“) und des jüngeren, unvergleichlichen J. F. Naumann iſt er, namentlich von letzterem Forſcher, genau beobachtet und bekannt gemacht worden. In der Färbung des Gefieders, in Geſtalt und Größe gleicht der Sumpf— ſänger faſt ganz dem allbekannten Teichrohrſänger (Cal. arundinacea), welcher faſt in jedem Röhricht an Flüſſen, Sümpfen, Teichen und See'n anzutreffen iſt. Die Unterſchiede in den Farbennüancirungen ſind ſehr geringe: der Bürzel des Sumpfſängers olivengrün, beim Teichrohrſänger olivenbraun; auch herrſcht bei letzterem auf dem ganzen Oberkörper eine mehr dunkelroſtgelbe Färbung, auf dem Unterkörper ein roſtgelber Anflug vor, während der Oberkörper des erſteren dunkel⸗ olivengrün, der Unterkörper hellockergelb, oft rein weißlich gefärbt iſt. Dann iſt aber auch der Schnabel des Sumpfſängers etwas kürzer, die Bruſt breiter und die Flügel länger als beim Teichrohrſänger. Der Sumpfſänger ſieht einem längere Zeit im Käfig gehaltenen und daher verblichenen Spötter (Hypolais vulgaris) ſehr ähnlich. Schon dieſe, an ſich allerdings nicht ſcharfen Unterſchiede müßten zu— ſammengefaßt, ſelbſt bei ſonſt völliger Uebereinſtimmung beider Arten, den Sumpf— ſänger vom Teichrohrſänger als ſpecifiſch verſchieden erweiſen. Die Hauptmomente jedoch, welche eine Identificirung genannter Species gradezu unmöglich machen, bieten die Lebensweiſe, der Geſang, Aufenthalt und Neſtbau beider Arten. Dieſe Hauptunterſchiede ſind kurz gefaßt folgende: Der Teichrohrſänger iſt ein echter Schilfbewohner mit Typus der eigent— lichen Schilfſänger, welcher Bäume und Büſche möglichſt meidet, und ſtets über dem Waſſer im Schilfe niſtet. Sein Geſang iſt das ſchwache Echo des Geplauders des 10% — 228 — großen Droſſelrohrſängers, ohne das für letzteren charakteriſtiſche „karra karrekied“. Seine Eier ſind ſtets dunkler als diejenigen des Sumpfſängers. Dieſer liebt vor allem Weidengebüſch he: etwas feuchtem Boden, nicht das Schilf, welches er faſt ganz meidet. Er geht oft auf Bäume, ins Getreide, in Raps- und Bohnenfelder, ſteht in feiner Lebensweiſe und Geftalt mitten inne zwiſchen dem Teichrohrſänger und dem Gartenſänger (Hypolais vul- garis), niſtet nie über dem Waſſer, ſondern ſtets über feſtem Boden (im Nothfall Weidrich oder Weidengeſtrüpp), hat viel hellere Eier und namentlich einen unver- gleichlich ſchöneren Geſang, auf welchen ich im folgenden zurückkommen werde. Es iſt faſt unbegreiflich, daß bei ſolch charakteriſtiſchen Unterſchieden, die ſchon J. F. Naumann mit bekannter Schärfe und Genauigkeit angegeben hat, (Vögel Deutſchl. Bd. III S. 630 ff.) noch die Identität des Sumpfſängers mit dem Teichrohrſänger behauptet werden konnte: nämlich von dem ſonſt ſo trefflichen Orni— thologen Grafen Caſimir v. Wodzicki (Journal für Ornithologie 1853 Anhang S. 67) und v. Schütt (Borggreve verzichtet auf eine Entſcheidung). Dieſe Anſicht iſt völlig unhaltbar. In neueſter Zeit zweifelt, ſoviel mir bekannt, kein Ornitholog mehr an der Verſchiedenheit der Species palustris und arundinacea. Die Lebensweiſe des Sumpfſängers iſt in unſerer Monatsſchrift in den trefflichen Arbeiten von Prof. Liebe und H. Schacht“) ꝛc., auf welche ich den freundlichen Leſer nochmals ausdrücklich aufmerkſam mache, mit großem Geſchick und wahrer Forſchertreue geſchildert. Der Sumpfſänger iſt, wie alle Rohrſänger, auch Nachtſänger; alle ſeine Familienverwandten übertrifft er bei weitem in der ſchönen Kunſt des Geſanges; jene ſind Stümper, er iſt Virtuos. Im Nachahmen iſt er der größte Künſtler der befiederten Sänger Deutſchlands. Mit Recht findet daher in neuerer Zeit der Name Sumpfſpötter mehr und mehr Anklang. Der eigene Geſang des Sumpf: ſpötters iſt an ſich ſchon reichhaltiger als der der Gartengrasmücke; er ähnelt dem: jenigen der ſogenannten gelben Grasmücke oder Baſtardnachtigall, iſt aber ſanfter, flötender und abwechſelnder. Von ſeinem melodiſchen Originalgeſange find Imita⸗ tionen aus den Geſängen anderer Vögel, die er immerfort einflicht, kaum zu unter⸗ ſcheiden. Im Nachahmen iſt der Sumpfſpötter im eminenteſten Sinne Meiſter, über⸗ trifft hierin bei weitem den rothrückigen Würger, von deſſen geborgtem Geſange mit Recht viele Liebhaber entzückt ſind. In der Tonnachahmungskunſt erinnert er mehr als der Eichelhäher, Würger, Gartenſänger und andere deutſche Vögel an die er⸗ ſtaunlichen Leiſtungen des allbeliebten, afrikaniſchen Graupapagei oder Jaco. Seine herrlichen Geſangsleiſtungen, von denen Proben gleich folgen, ſind wohl imſtande, *) Jahrg. 1880 S. 151. — 1883 S. 28. — 229 — ihm viele Beobachter und Freunde zu erwerben. Während meiner Beobachtungen Ende Mai bis Anfang Juli (länger ſingt der S. nicht) haben die ſingenden Männchen den Geſang oder Lockton folgender Vögel nachgeahmt: Amſel, Lock- und Warnruf täuſchend ähnlich, nur ſchwächer als die Amſel, Singdroſſel, weniger genau, Strophen aus ihrem Geſange gut, den Plattmönch, die Gartengrasmücke, die Dorngrasmücke und (weniger gut) die Zaungrasmücke, den Warnruf des rothr. Würgers und ſämmtlicher Grasmücken, vorzüglich den Geſang und Lockruf der Baſtardnachtigall, den Lockruf vom Rebhuhn, Buſſard, allen Schwalben, das Geplauder des Staares, täuſchend ähnlich auch den Lockruf der weißen, gelben und grauen (großen gelben) Bachſtelze, des Gartenroth— ſchwanzes, des Finken, Grünlings, Hänflings, der Gold-, Grau- und Rohrammer, des Eisvogels, Flußregenpfeifers (Charadrieus minor), Roth: ſchenkels (Totanus calidris). Ferner brachte er Strophen aus dem Geſange des Teichrohrſängers, der Feldlerche (weniger genau), der Nachtigall (mangel- haft), der Tannenmeiſe (weniger genau). Ganz täuſchend ähnlich gab er den Lockruf vom Haus: und Baumſperling, vom Kleiber, von der Kohl: und Blaumeiſe, vom Fitis, Wald- und Weidenlaubvogel, Wendehals (ganz genau), Ba umläufer, Buntſpecht (Picus major und minor), Stieglitz, ſowie den kreiſchenden Lockruf des Pirols wieder. Alle dieſe aufgeführten Vögel ſind unmittelbare oder mittelbare Nachbarn des Sumpfſängers; daher kommt es auch, daß er faſt nur ihre Geſänge wiedergiebt und nicht diejenigen von ſolchen Vögeln, die er nur flüchtig auf dem Zuge gehört hat. So hörte ich nicht die Nachahmung vom Roth⸗ kehlchen, Fliegenſchnäpper, Pieper, Schwanzmeiſe ꝛc., merkwürdigerweiſe aber auch nur ſelten, den von der Lerche entlehnten Geſang, obwohl ſie Nachbarin des Sumpfſängers iſt. Alle dieſe Geſänge vereinigte der Sumpfſänger zu einer buntgemiſchten Compoſition, bei der oft ein komiſches Potpourri zuſtande kommt. So hörte ich z. B. ein Männchen, welches erſt wie ein Gartenrothſchwanz lockte, dann wie ein Grünling weiter ſang, Strophen aus dem Hänflingsgeſange einflechtend, dann aber mit einem mehrmaligen Lockruf der Bachſtelze ſchloß; darauf lockte es mit dem Rufe der Schwalbe, ſang dann den Geſang der Baſtardnachtigall und ſchloß mit den Lockrufen des Rebhuhns, Buſſards und rothr. Würgers. Dieſes bunte Durcheinander, dieſe freie, ungeregelte Miſchung der verſchiedenſten Vogelſtimmen giebt dem Vortrage des kleinen Singemeiſters einen ganz eigenartigen Charakter. Wenige ſingende Sumpfſänger repräſentiren eine kleine ſingende Vogelwelt. Vor dem Forum der idealen Muſik beſteht freilich dieſes Gemiſch, wie jedes Potpourri, kritiſch nicht den Vergleich mit dem Originalgeſange der Nachtigall, Sing⸗ droſſel oder Gartengrasmücke, aber doch iſt es grade dieſer eigenthümliche erborgte — 230 — Geſang, welcher dem Sumpfſänger viele Freunde wirbt. Es iſt ſehr zu bedauern, daß dieſer talentvolle Sänger, der nur ſelten auf den Vogelmarkt kommt — meiſt bekommt man ſtatt des angezeigten C. palustris die gewöhnliche, werthloſe arundi- nacea — ſich ſeiner Weichlichkeit wegen für die Gefangenſchaft ſehr wenig eignet. Er läßt ſich zwar nicht ſchwer eingewöhnen, wohl aber ſchwierig für längere Zeit erhalten oder gar überwintern. Er ſingt bald und fleißig, wenn er vor Mitte Juni gefangen wird; nach dieſem Termin eingefangen iſt er im Käfige ein ſtummer Geſell und meiſtens ſicherer Todescandidat; denn die meiſten gefangen gehaltenen S. ſterben im Januar oder Februar vor oder bei der Frühjahrsmauſer. Doch darf der Vogelliebhaber wegen bisher häufiger Mißerfolge den Muth nicht ſinken laſſen. Es iſt ja in neuerer Zeit unter nicht wenigen Vogelwirthen eine Art Sport aufgekommen, der darin beſteht, daß man alle erdenklichen Verſuche macht, ſolche Vögel, deren Haltung in der Gefangenſchaft bislang für unmöglich galt, „durchzubringen“. Es fallen dieſer Liebhaberei allerdings nicht wenige Vögel zum Opfer, aber es wird vielleicht durch fie ein Sieg der menſchlichen Ausfindigkeit gewonnen, der dann der Vogelwirthſchaft weitere neue Bahnen erſchließt. Schon iſt es gelungen den Zaunkönig, die Goldhähnchen, Weidenlaubſänger, ja Baumläufer, Mauerläufer, Spechte und die Nachtſchwalbe in der Ge— fangenſchaft glücklich am Leben zu erhalten; es iſt daher wohl ſicher zu hoffen, daß man auch Mittel finden wird, den Sumpfſänger glücklich zu durchwintern. Gelingt dieſer Verſuch, dann iſt man für alle aufgewandte Mühe reichlich belohnt.“) Der Sumpfſänger nährt ſich in Freiheit von allerhand Kerbthieren, welche ihm ſein Aufenthalt bietet. Ausnahmsweiſe naſcht er im Herbſte auf dem Zuge wohl auch Beeren. Er braucht ſehr viel zu ſeinem Unterhalt. In der Gefangenſchaft muß er ſehr gute Nahrung erhalten. Ich habe ihm täglich 3—6 Mehlwürmer ge: geben. Mit dem Futter habe ich öfters gewechſelt. Die Hauptbeſtandtheile blei⸗ ben: Ameiſenpuppen, etwas, aber nur ſehr wenig geriebene Mohrrübe oder beſſer, gewiegte Feige; als Erſatz: Beeren und geriebenes Eierbrot (abwechſelnd mit dem weniger fettſtoffhaltigen Zwieback oder Weißbrot). Garnelenſchrot hat mein Sumpffänger ſtandhaft verweigert. Dagegen dürfte ihm Weißwurm wohl munden, doch damit habe ich noch keinen Verſuch gemacht. Auch darf man in Bezug auf Wärme“), Trink- und Badewaſſer, ſowie Reinhaltung des Käfigs und Vermeidung von Zug nichts verſäumen. Man befeſtige in dem Käfige, welcher ) Ich möchte doch dringend empfehlen ſolche Verſuche nur alten erprobten Vogelhaltern zu überlaſſen. W. Th. **) Der Sumpfſänger iſt recht eigentlich Sommervogel, da er erſt früheſtens Anfang Mai kommt und uns ſchon Ende Auguſt, ſpäteſtens Anfang September wieder verläßt. — 231 — durchaus nicht klein ſein darf, außer den wagerechten Springſtäben noch einige ſchiefſtecrfende vom Boden aus nach oben, damit der Vogel, welcher im Freien kaum eine Secunde ruhig ſitzt, klettern kann. Dies iſt nothwendiges Bedürfniß für ihn, da er zum Fettwerden disponirt iſt. Am beſten würde man verfahren, wenn man ſich den Vogel möglichſt zeitig im Jahre, gleich nach ſeiner Ankunft, beſorgt, ihn nur ſo lange behält als er ſingt und ihm dann die Freiheit wiederſchenkt. Der Sumpfſänger nimmt, wie ſchon flüchtig erwähnt, von Jahr zu Jahr an Ausbreitung und Zahl zu. Der alte Naumann hat nur wenige auf dem Zuge ge— ſehen, keinen ſingen hören und kein Neſt gefunden. Bechſtein kann ihn auch nur flüchtig beobachtet haben. Der jüngere Naumann hat ihn hauptſächlich im Holſtein— ſchen beobachtet, und bis vor kurzem gehörte er zu den ſelteneren Singvögeln Deutſchlands. Seit wenigen Jahren hat er an vielen neuen Orten Einzug ge— halten, an den früheren ſich ſtark vermehrt und es ſteht ſicher zu erwarten, daß er noch in ſteter Zunahme begriffen ſei. Bei Zeitz, wo ich ihn ſchon vor etwa 6 Jahren zum erſtenmale niſtend fand, iſt er nicht häufiger geworden. 3—5 Paare bevölkern jährlich die nähere Umgebung der Stadt. Dagegen habe ich ihn in dieſem Jahre bei Leipzig geradezu ſehr häufig angetroffen. Schon voriges Jahr war er nicht ſelten, auch fand ich ein Neſt vor. In dieſem Jahre ſind leider in Leipzigs Umgegend die allermeiſten Neſter durch die in der Mitte des Juni herein— brechende Ueberſchwemmung vernichtet worden. Nur an einer Stelle in der Nähe des „Fiſcherbades“ ſind alle Bruten, durch einen Damm und günſtige Lage vor der Ueberſchwemmung geſchützt, glücklich aufgekommen.“) Will man die Aufzucht eines Jungen dieſer Art verſuchen, ſo laſſe man die Jungen erſt flügge werden. Sie verlaſſen ſehr früh das Neſt, noch ehe ſie recht fliegen können. In dieſer Zeit kann man ſie ſehr leicht mit der Hand erhaſchen, da ſie, wenn ſie verfolgt oder aufgeſcheucht werden, nur eine kleine Strecke weit fortflattern, und ſich dann im Geſtrüpp oder unter einen Raſenbüſchel niederducken, ohne weiteres ergreifen laſſen. Der kleine Gefangene muß aber mit Ameiſenpuppen geſtopft werden, bis er dieſelben von ſelbſt frißt. Der Sumpfſänger niſtet gewöhnlich nur einmal im Jahre und zwar mei- ſtens Anfang Juni. Am 9. Juni dieſes Jahres fand ich ſchon ſtark bebrütete Eier. Das Neſt ſteht, wie ſchon oben bei der Vergleichung des Sumpfſängers mit dem Teichrohrſänger geſagt wurde, nie über dem Waſſer, ſondern, oft ziemlich weit davon entfernt, über trockenem Boden, iſt, wie die Neſter der anderen Rohrſänger zwiſchen 3 Halmen oder Stengeln von Weiden, Weiderich, Brombeere, Neſſeln, Riedgras u. ſ. w. aufgehängt. Faſt ausnahmslos iſt es von Brennneſſeln um— ) Dort traf ich an einer Stelle 6—8 Paare C. palustris, 3 Paare C. locustella, an einer anderen Stelle bei Möckern C. pal. in Nachbarſchaft von C. turdoides, arundinacea, phragmitis. — 232 — geben und verdeckt und daher“) nicht leicht zu finden; in der äußeren Geſtalt und f dem Niſtmaterial iſt es dem des Teichrohrſängers ſehr ähnlich. Die Eier des Sumpfſängers ſind auf bläulichweißem Grunde mit feinen grauen Punkten beſäet, daneben mit größeren grauen Flecken verſehen, ſowie mit weniger zahl⸗ reichen Punkten von dunkelbrauner oder olivenbrauner Farbe beſetzt. Sie ſind zart und glattſchalig, glänzen nicht und unterſcheiden ſich von den Eiern des Teichrohr⸗ ſängers dadurch, daß ſie heller ſind und gröbere Flecken tragen. Sie werden 13—14 Tage von beiden Eltern bebrütet. Das Gelege enthält in der Regel 5 Eier. Das Männchen, welches in den Mittagsſtunden brütet, unterhält die übrige Zeit hindurch das brütende Weibchen mit ſeinem Geſange, hält ſich immer in der Nähe des Neſtes auf, ſich froh im Weidengebüſch oder auf einem benach— barten Baume tummelnd und begleitet das Weibchen ſingend von Buſch zu Buſch, wenn es einmal auf Nahrung ausgeht. Uebrigens ſcheint auch das Weibchen zu ſingen, natürlich weit geringer als das Männchen. Sobald der Sumpfſänger häufiger und allgemein bekannter wird, wird er ſicher viele Liebhaber finden. Ich empfehle meinen Liebling den freundlichen Leſern auf's angelegentlichſte zur Schonung! Das Schwarzkehlchen (Pratincola rubicola).“) Von H. Schacht. Um ein ferneres und zwar das ſchönſte und buntfarbigſte Mitglied unſerer Schmätzergruppe, das Schwarzkehlchen oder den Strauchſchmätzer, kennen zu lernen, dürfen wir uns die Anſtrengung einer Tour ins Gebirge nicht verdrießen laſſen. Freilich brauchen wir nicht hinaufzuklettern in die Regionen des Krummholzes, wo die Ringamſel ihre Sommerheimat erwählt hat oder wo der Waſſerpieper und Flüvogel (Ac. alpinus) wohnen, denn ſchon in mäßiger Höhe, etwa 500 — 1000 Fuß über dem Meeresſpiegel, da, wo das Kulturland aufhört und niederes Fichten— geſtrüpp, Haidekraut, Farren und kleineres Buſchwerk den Boden der dürren und magern Gelden überſchattet, hat der Vogel ſeinen Brutſitz aufgeſchlagen. Hier macht er ſich auch dem Nichtkenner ſofort bemerklich, indem er ſtets auf der Spitze eines Buſches oder Bäumchens fußt, ſich von hier nach Nahrung umſchaut oder ſein Lied zum Beſten giebt. | Das alte Männchen im Hochzeitskleide iſt mit lebhaften Farben geſchmückt. Das tiefe Schwarz des Kopfes und der Kehle, das Braunſchwarz des Oberkörpers, ) Glücklicherweiſe! g W. Th. ) Siehe Abbildung Schmätzer zu Nr. 8 d. Jahrg. — 233 — das Roſtroth der Bruſt, das helle Weiß der Halsſeiten, des Flügelſchildes und Unterleibes gereichen ihm zur ſchönſten Zierde. Im Herbſtkleide werden die dunklen Federpartien durch roſtfarbige Kanten verdeckt. Das Weibchen hat mehr eine braungraue Färbung und erſcheint aus einiger Entfernung, wie das Weibchen des Hausrothſchwanzes. Die Jungen ſind faſt am ganzen Körper mit gelben und gelblichgrauen Flecken überſäet. Das Schwarzkehlchen iſt ein Zugvogel, der oft ſchon zu Anfang des Aprils, wenn die Sonne den Schnee an den öden Berggeländen weggeleckt hat, in der Heimat anlangt, aber manchmal ſeine vorzeitige Ankunft mit dem Tode bezahlen muß. Ein plötzlich hereinbrechender Nachwinter, welcher nur wenige Tage anhält, gereicht ihm unfehlbar zum Verderben. Traurig, mit herabhängenden Flügeln und geſträubtem Gefieder fliegt der ſonſt ſo muntere Sommergaſt an den offenen Bergwaſſern auf und ab und ſucht irgend ein Kerbthier zu erhaſchen. Die Abreiſe im Herbſt findet gewöhnlich familienweiſe ſtatt und machen die Wanderer oft in den Gärten der Gebirgsdörfer oder auf bebuſchten Dreiſchen ſtundenlang Raſt. Einmal erſchien ſogar noch im November ein einzelnes Männchen in der Nähe meines Hauſes und ſtellte im Glanz der bleichen Morgenſonne ſeine Jagden von der Gartenhecke aus an. Das Schwarzkehlchen iſt im ganzen ein harmloſer Vogel, der jedoch ſeine Sicherheit nie leichtſinnig aufs Spiel ſetzt. Sobald man ſein Brutrevier betritt, kommt das Weibchen ſofort herbei und warnt mit einem hohen fid, fid, fid oder fd, ber. Nähert man ſich dem Neſte, jo kommt es wohl auf 10 Schritt herbei und ruft kläglich von einem Buſch herab ein jammerndes fid, fid, fid. Das Männ— chen iſt meiſtentheils viel zurückhaltender und bleibt ſtets auf 40—50 Schritt Ent: fernung vom Beobachter. Unſer Vogel zeigt ſich den ganzen Tag hindurch frei auf den Buſch⸗ und Baumſpitzen. Von hier aus ſteigt er in die Luft und jagt den fliegenden Kerbthieren nach oder er ſtürzt ſich von dieſem Standpunkte ins Gras und Haidekraut herab und ergreift am Boden ſeine Beute. Manchmal rüttelt er mit haſtig zitternden Flügelſchlägen einige Augenblicke in Manneshöhe in der Luft, um ein im Graſe zappelndes Kerbthier zu erſpähen. Auf dem Gipfel junger Fichten ſieht man ihn oft Mücken oder Fliegen im Sprunge von einem Zweige zum andern erhaſchen. Der kurze Schwanz iſt in beſtändiger Bewegung. Meiſt wippt er denſelben langſam nach unten, iſt aber irgend etwas in der Nähe, was ſeine Aufmerkſamkeit erregt, ſo breitet er die Schwanzfedern fächerförmig aus— einander und ſchlägt ſie ſchnell auf und ab. Sein Flug iſt ſchwirrend, fledermaus— artig. Er fliegt nie hoch durch die Luft, ſondern immer niedrig zwiſchen den Büſchen dahin. Mit andern Vögeln ſeines Gebietes lebt er friedlich und ver— träglich, da Raufen und Jagen eben nicht ſeine Paſſion iſt. Ich ſah ihn ſchon — 234 — in Geſellſchaft dreier Baumpieper friedlich auf der Krone eines Fichtenbäumchens ſitzen. Nur einmal, als eine neugierige Dorngrasmücke in unmittelbarer Nähe des Neſtes erſchien, riß dem auf der Wacht ſtehenden Weibchen der Geduldsfaden und es trieb die Vorwitzige hinweg. Aeußerſt erregt iſt das Männchen zur Zeit der Liebe. Um die Gunſt des Weibchens zu erringen, ſchwirrt oder flattert es von einem Buſche zum andern, ſitzt hochaufgerichtet auf einem hervorragenden Zweige, zuckt mit den Flügeln, ſchlägt den Fächerſchwanz mit Grazie auf und ab und ſingt eifrig ſein kurzes, einfaches aber wohlklingendes Liedchen. Dasſelbe iſt ein Mittelding zwiſchen dem Geſange des Steinſchmätzers und Wieſenſchmätzers, erinnert aber in Rhythmus und Klangfarbe mehr an den Geſang des erſtern. An heitern warmen Frühlingstagen ſingt der Vogel recht fleißig, hüllt ſich aber von Mitte des Sommers an ſchon wieder in tiefes Schweigen. Mit dem Neſtbaue beginnt der Vogel ſelten vor Ende Mai, wenn die in der Nähe wohnenden Wieſenpieper bereits zur zweiten Brut ſchreiten. An paſſenden Niſtplätzen hat er nie Mangel, denn in dem hohen Haidekraute, in den mit Ge— ſtrüpp, Farren und verſchiedenen Grasarten dicht überwucherten Boden finden ſich überall lauſchige und geſchützte Plätzchen. Die Grundlage des Neſtes beſteht aus dürren aber ziemlich ſtarken Reiſern und Haideſtengeln, die Wandung iſt von Erd— und Sumpfmoos nett und feſt gefilzt und das Innere mit Rehhaaren, Haſenwolle, Ziegenhaaren und einzelnen Federn ausgelegt. Sehr gern benutzt der Vogel auch, wenn ihm ähnliche Stoffe nicht zu Gebote ſtehen, die gelben Blütenſtiele des Sumpf⸗ mooſes zur inneren Auspolſterung. Die 4—5 Eier find von ſtumpfer Geſtalt und haben eine bläuliche Grundfarbe, auf welcher ſich hin und wieder verwaſchene bläuliche Flecke zeigen. Ein von mir noch kürzlich unterſuchtes Neſt ſtand mitten in einem Büſchel rothblühender Erika und gewährte mit den drei flüggen munter in die Welt ſchauenden Inſaſſen einen köſtlichen Anblick. Der Unrath der Jungen wird von den Alten bis zum Verlaſſen des Neſtes ſorgfältig fortgeſchafft. Wenn die erſte Brut zu Grunde geht, niſtet der Vogel noch einmal im Jahre und ver: zögert ſich die letzte Brut oft bis zum Ausgange des Auguſt. Wenn auch der Feinde des Schwarzkehlchens nur wenige ſind, der Menſch | ihn ſelten oder nie bedroht und nur die Bruten dann und wann durch kleinere Raub⸗ und Nagethiere vernichtet werden, fo iſt doch dieſer allerliebſte Vogel in ſteter Abnahme begriffen, was immer als ein empfindlicher Verluſt für unſere Ornis bezeichnet werden darf. — 235 — Be urhtkomgor Studien und Neiſeſkizzen aus der Mark und Pommern. Von Dr. R. Blaſius. II. Gegen / 7 Uhr des Abends kam ich in Anclam an. Herr Major Alexander von Homeyer, der bekannte Afrika-Reiſende, empfing mich auf der Eiſenbahn, da Tancré's Familie nach Stralſund gereiſt war. Wir unternahmen ſofort einen Spaziergang nach dem nahen Park Blutsluſt, und erfreuten uns an dem Ge— ſange von 4 prachtvollen Sproſſern, die ſich ſehr vortheilhaft von denen in Kuſſow durch Mannigfaltigkeit des Geſanges und vorzüglich durch das kräftig vorgeſtoßene „David, David, David“ auszeichneten. Beim Spaziergang durch den Park fand ich ſehr bald das Neſt des einen Paares mit 5 Eiern nahe dem Wege in einem Hollunderbuſche unmittelbar auf der Erde aufſtehend. Es gleicht voll— ſtändig dem Neſte unſerer Nachtigall und auch die Eier haben, abgeſehen von der Größe (ſie ſind etwas größer als die der gewöhnlichen Nachtigall) auffallende Aehnlichkeit mit unſerer gewöhnlichen Nachtigall. In dem Hotel zur goldnen Traube an dem großen Markte, in der Mitte der Stadt, hatte ich ſehr gute Unterkunft gefunden. Am andern Tage holte mich Major v. Homeyer ab und zeigte mir ſeine ſeit Jahren zuſammengebrachte Schmetterling-Sammlung. Dieſelbe erſtreckt ſich im weſentlichen auf Europa, Aſien und Nordafrika und iſt nach denſelben Prinzipien angelegt, wie Eugen v. Homeyer's und Tancré's Vogel-Sammlung, denn ganz dieſelben Arten ſind von möglichſt verſchiedenen Gegenden zuſammengebracht, um etwaige „lokale-Abänderungen in ein und derſelben Art zu conſtatiren.“ Es ſcheinen bei den Schmetterlingen wie bei den Vögeln in dieſer Beziehung ganz beſtimmte lokale Verſchiedenheiten ſich zu zeigen. So kann man Bläulinge vom Harze von derſelben kleinen Art aus Norwegen, den Alpen, den Pyrenäen, dem Kaukaſus ꝛc. häufig unterſcheiden. In Betreff des Inhaltes der Sammlung laſſe ich am beſten Herrn A. v. Homeyer ſelbſt ſprechen, er ſchrieb mir darüber unter dem 12. Januar 1884 Folgendes: Da ich von kleinauf Ornithologie getrieben, ſo liegt die Frage nahe, warum ich dieſe Wiſſen— ſchaft verlaſſen und zur Lepidopterologie überging. Es war zur Zeit, als alle Ornithologen ſich um den Begriff „der Art“ ſtritten, zur Zeit, als alle bezüglichen Fachzeitſchriften voll dieſes Streites waren. Zur Theilnahme berufen an dieſem Streit waren eigentlich nur die Ornithologen, die umfaſſende Studien in großen Muſeen gemacht hatten, oder in Muſeen und der großen Gottesnatur zuſammen; wenn dennoch auch viele Andere mitſprachen und publicirten, ſo wurde die Sache nur noch verwirrter, bis endlich ſich Alles mehr oder minder um des Kaiſers Bart ſtritt, d. h. die Wiſſenſchaft kam nicht weiter. Da mir der Beſuch großer Muſeen nicht geſtattet war, und ich als aktiver Offizier mir keine bezüglichen ornithologiſchen Sammlungen anlegen konnte, ſo kam ich auf — 236 — die Idee, Schmetterlinge zu ſammeln, da doch die Naturgeſetze bei dieſen Thieren dieſelben wie bei den Vögeln ſein mußten. Mir war bei den Ornithologen ſoviel klar geworden, daß die Nahrung und das Klima wohl die Hauptfaktoren ſein mußten, die bei dem „was iſt Art, was nicht“ mitzu⸗ ſprechen hätten, und da ſchienen mir zu meinen Studien gerade die Schmetterlinge am geeignetſten da die Raupe das größte Fraßthier (Nahrung) und der ſich daraus entwickelnde Schmetterling das größte Luftthier (Klima) ſei. — Gedacht, gethan, ich fing an Schmetterlinge zu ſammeln, habe im Laufe der Zeit (18 Jahre) ca. 50,000 Stück (Sammlung und Doubletten) zuſammengebracht, und ſehe ich jetzt klar, daß ich vollkommen Recht hatte, gerade dieſe Abtheilung gewählt zu haben, denn mir iſt durch das Studium der Lepidopteren der Begriff Art, Unterart, Lokalform, klimatiſche Va⸗ rietät ꝛc. viel klarer, als ehedem bei der Ornithologie geworden. Ich nehme trotz Darwinismus noch heute die Art als feſtſtehend an; es iſt ihr allerdings erlaubt, durch Klima, Nahrung ꝛc. ab⸗ zuändern, ſie verliert aber nie völlig ihren Charakter. Manche Arten ſind äußerſt konſtant d. h. Klima und Nahrung ändern ſie kaum ab, andere aber ſind ſehr variabel und laſſen eine Fülle von lokalen Abänderungen zu, doch ſind dieſe Abänderungen an Ort und Stelle in ſich gleich und bilden alſo ſtändige Lokalformen. Solche Formen bilden ſich durch verſchiedene Nahrung, durch verſchiedenes Klima, oder auch durch beides zuſammen. Ein Thier, welches kaum variirt, iſt der Diſtelfalter (Vanessa cardui). Wenn die Raupe auch in der Nahrung nicht viel wechſelt (Diſtelarten und Gnaphalium), ſo lebt das Thier in allen Zonen, ſowohl in Deutſchland, wie 7000 hoch in der Schweiz, und unter dem Aequator, ſowohl in der Tiefebene Afrikas, wie auf den Bergen Oſt-Indiens und in Nord-Amerika und Canaria. Und wenn in beiden letzteren (weit auseinander liegenden) Gebieten wohl die abändernde Form huntera vorkommt, ſo iſt ſich der Falter aller übrigen höchſt verſchiedenen Lokalitäten doch jo zu ſagen gleich. Denn wenn auch die afrikaniſche Form kleiner und trüber gefärbt iſt, ſo kommen der— artige Stücke auch in Deutſchland und in der Hochſchweiz vor. Ein Thier, welches ſehr variirt, und in ſehr verſchiedenen Zonen lebt, iſt Melitaea didyma. Der Verbreitungsbezirk geht von Portugal quer durch Europa und Aſien bis Kamtſchatka. An gewiſſe Oertlichkeiten iſt das Thier nicht gebunden, es lebt ebenſo gut auf dem Hochgebirge, als wie in der Ebene, auf fettem Boden wie auf der Sandſteppe. Aber überall, je nach der Art der Oertlichkeit wandelt das Thier in Färbung und Größe, auch wohl in der nebenſächlichen Zeichnung, behält aber immer den Charakter der Art durch die Grundzeichnung, und bleibt in ſeiner Ab— änderung für die betreffende Oertlichkeit ſich gleich. — So fliegt die Stammart didyma in Deutſch⸗ land, Voralpen, Gallien, Ungarn, während die Form alpina auf den Hochalpen fliegt, meridio- nalis in Sicilien, Süd-Frankreich, Griechenland, Kl.-Aſien, Syrien; die Form didymoides in öſtl. Sibirien, Amur; die Form Neera bei Sarepta; die Form graeca in Griechenland und Hyrcanien; die Form caucasica in Armenien; die Form occidentalis in Dalmatien und Mauretanien; die a Form Athene am ſüdlichen Amur — Nord-China; die Form Persea in Perſien, Süd-Armenien; die faſt fleckenloſe Form Fergana in Turkeſtan. Damit ſind die Formen dieſer Art noch durchaus nicht erſchöpft, die Sammler, welche in Central-Aſien thätig ſind, bringen alle Jahre neue Lokal⸗ formen in die Hände der Wiſſenſchaft. Daß auch hier nicht alle Meinungen unter einen Hut zu bringen ſind, iſt ſelbſtverſtändlich, dafür ſind ja die Beurtheiler Menſchen, die ja ſtets gern ihre eigene Meinung haben wollen, und noch dazu Gelehrte, die ſich in ihren Meinungen noch ſchlechter einigen laſſen. Mag der Eine eine von der Stammart ſehr abweichende Lokalform als ſelbſtſtändige Art anſprechen, während ein Anderer dies nicht thut, bleibt für die Wiſſenſchaft gleichgültig, und nach Stimmen⸗ mehrheit läßt ſich hier nicht entſcheiden, wer Recht hat; aber dies thut auch Nichts zur Sache. — Ich für meine Perſon lieb' an eine Stammform zu glauben, und an ſo und ſo viel Lokalformen. Nehmen wir alſo Didyma mit den Lokalformen als Beiſpiel an, ſo würde ſich die Sache alſo anſehen: a Melitaea Didyma. a) var. alpina, b) var. meridionalis, e) var. didymoides, d) var. Neera, e) var. graeca, f) var. caucasica, g) var. Athene, h) var. oceidentalis, i) var. Persea, k) var. Fergana, — 237 — Gerade dieſer Richtung der Lokalformen und ihre Beziehung zum Stamm bin ich beim Sammeln mit Vorliebe gefolgt. Ich ſammelte ganz gewöhnliche Schmetterlinge aus den verſchieden— ſten Gegenden, Oertlichkeiten, und intereſſirte mich ſpeciell am meiſten dabei die Conformité der Form unter denſelben Verhältniſſen. — Um dieſe zu konſtatiren, war es natürlich nöthig, immer mehrere Exemplare derſelben Lokalität meiner Sammlung einzuverleiben; ſo habe ich von Didyma und Lokalformen vom Stamm ca. 20, von den Lokalformen je 4 — 8, ſodaß die ganze Kollektion aus ca. 100 Stücken beſteht. Nur ſo erklärt ſich die Reichhaltigkeit meiner Sammlung von ca. 35,000 Stück, während 15,000 auf die Doubletten kommen. Beim Sammeln iſt es nöthig, daß man ſich Grenzen ſteckt. Wenn man Alles ſammelt, ſo wird nichts Ordentliches daraus. Ich ſammele die Lepidopteren des europäiſchen Faunen-Gebiets, alſo die von Europa, Nordafrika, Weſt- und Nord-Aſien, wobei China die Grenze bildet, und Oſt— Indien (indo-auſtral. Fauna) ausgeſchloſſen iſt. — Dies iſt mein Sammelgebiet; ich will nicht ſagen, daß ich einen hübſchen Chineſen oder ein Thier vom Himalaja ausſchließe, aber ich lege nur dann ſpeciellen Werth darauf, wenn er 2 europ. Gattungen durch eine Gattung illuſtrirt, die im Europäiſchen Fannen-Gebiet nicht vorkommt. — Ich ſammele auch Kleinſchmetterlinge, doch nur ſoviel, um mir dadurch eine klare Ueberſicht über dieſe kleinen Thiere zu verſchaffen, die ja namentlich durch die Art ihrer Entwickelung ſo anziehend werden. Wenn ich nun auch beim Sammeln der Großſchmetterlinge vorzüglich den Arten den Vor— zug gab, welche variiren und die intereſſanten Lokalformen liefern, ſo bin ich doch immer auch be— ſtrebt geweſen, die anderen Arten nicht zu vernachläſſigen. Durch Herrn Dr. Staudinger, der die größte Lepidopteren⸗Sammlung des europ. Faunengebiets hat, habe ich ſehr intereſſante Species erworben, neuerdings aber namentlich durch meinen Freund, Herrn R. Taneré zu Anclam in Pom— mern, der ſeit faſt 8 Jahren Naturalienſammler in Central-Aſien unterhält. Es dürfte nun noch die Frage zu erörtern ſein, ob es denn richtig iſt, die Grenze bis nach Central⸗Aſien auszudehnen. Es giebt hier ſehr viele Gegner, aber mit Unrecht, denn die intimſte fauniſtiſche Zuſammengehörigkeit von Europa und Weſt- bis Central-Aſien iſt nicht zu läugnen. Viele dieſer Gegner find auch nur Gegner, weil die Liebhaberei für centralaſiatiſche Schmetterlinge viel Geld koſtet. — Wenn 60 Procent und darüber aſiatiſcher Schmetterlinge der— ſelben Art auch in Europa vorkommen, ſo gehören die Faunen jedenfalls zuſammen und ſind nicht zu trennen. Eine andere Frage iſt aber die, „gehört nicht das nördliche Amerika zum europäiſchen Ge— biet?“ und auch dieſe Frage iſt mit „Ja“ zu beantworten, denn 60 Procent dortiger Arten kom— men in gleichen oder ſehr ähnlichen Formen wie in Europa vor. — Wenn ich alſo Nordamerikaner nicht ſammle, ſo geſtehe ich gern, daß dies wiſſenſchaftlich nicht richtig iſt, aber meine Verhältniſſe erlauben mir nicht, dieſer Richtung gerecht zu werden. Dennoch habe ich vor, baldmöglichſt wenig— ſtens Nordamerikaner als Repräſentanten meiner Sammlung beizufügen; nur um die Zuſammen— gehörigkeit zu den Europäern nachzuweiſen. Was nun meine Sammlung ſelbſt anbetrifft, ſo iſt dieſelbe nach dem Katalog des Herrn Dr. Staudinger geordnet. Ich halte in der Sammlung ſehr auf gute reine Exemplare und gute Präparate. So genannten Wildfängen d. h. in der Natur gefangenen Schmetterlingen gebe ich unter allen Verhältniſſen den Vorzug vor Zimmerzuchten, wo ja die Einwirkung des maßgebenden Kli— ma's nicht erſichtlich iſt. So verſchwindet z. B. die Eigenthümlichkeit des im Ober-Engadin (6000“ hoch) vorkommenden Bombyx Quercus var. alpina (Frey) ſofort bei der Zimmerzucht. Ich habe Wildfänge und auch Stücke, die der alte Hnatek aus Raupen des Ober-Engadin aber im warmen Zimmer gezogen hat, welch' letztere die eigenartige, lange, birkengraue Behaarung der Wildfänge nicht zeigen. Die meiſten Sammler ſchwärmen für Thiere der Zimmerzucht, und wie es „e. J.“ heißt, ſo ſind ſie zufrieden, ich aber nicht, mir ſind gute Wildfänge 100 mal lieber. Nach dieſen allgemeinen Expektorationen gebe ich noch einige Details meiner Sammlung. — Ich habe von den im Staudingerſchen Katalog verzeichneten Arten der Großſchmetterlinge circa 85 Procent, von den Micros circa 35 Procent. — Von beſonderen Seltenheiten aus der erſten Abtheilung nenne ich: — 238 — Rhopalocera. Tagſchmetterlinge.“) 1. Papilio Maackii und Wintergeneration Raddei. 2. Ismene Helios. 3. Parnassius Bremeri, Apollonius, Actius, Delphius, Felderi, Tenedius (3 g und 29, roth, gelb, ſchwarz geäugt), Clarius, Nordmanni. 4. Aporia Hippia. 5. Pieris Cheiranthi, iranica, da- plidiei var. Raphani, Callidice var. chrysidice. 6. Anthocharis Pyrothos. 7. Zegris Fausti. S. Colias Nastes var. Rossii, aurorina, var. libanotica, aurora, var. Clos, Wiskotti. 9. Rhodocera aspasia und var. amurensis. 10. Thecla smaragdina, lutea, Ledereri, Fri- waldszkü, fusca. 11. Thestor mauritanicus, Nogelü, callimachus und Fedtschenkoi. 12. Po- lyommatus caspius, asabinus, Satraps. 13. Cigaritis siphax. 14. Lycaena fortunata, Fischeri, Cleobis, Loewii, anthracias, bellargus var. cinnus, dorylas var. nivescens, Hopferi, phyllis, Kindermanni, Damocles, iphigenia. 15. Apatura ilia ab astasioides. 16. Lime- nitis Sydyi ab latifasciata, Homeyeri (Tancré). 17. Neptis Philyroides, Thisbe, Raddei. 18. Vanessa callirrhöe und var. vuleanica. 19. Thaleropis Jonia. 20. Melitaea Baetica Arduinna', Dejone. 21. Argynnis Chariclea, polaris, Angarensis (vera), Elisa, Sagana. 22. Melanargia arge. 23. Erebia Turanica, und var. Laeta, Maurisius (Altai), Theano, Parmenio, 'Tianschanica, Hades, Jordana, calmucca, Zapateri, tristis, cyclopius (auch 9). 24. Oeneis Tarpeia, Sculda, mongolica, urda, bore und var. Taygete, Crambis, Semidea. 25. Satyrus Prieuri und var. Uhagoni, autono&, Heydenreichi, Staudingeri, Regeli, Josephi, stulta, parisatis, abdelkader, Baldus. 26. Pararge Eversmanni, Gaschkewitschi (China), Xiphioides, Nasreddini (auch 9), Maackii und Schrenckii. 27. Epinephele Wagneri, Cyri, Dysdora, capella, interposita, hilaris, capella, Haberhaueri. 28. Coenonympha arca- noides, corinna, Saadi, amaryllis, Nolckeni, Rinda, sunbecea. 29. Syrichtus nobilis, an- tonia, Speyeri, Andromedae, Phlomidis, Poggei, maculatus. 30. Nisoniades montanus, Marloyi, Thetys. 31. Hesperia sylvatica, hyrax, trax, Zelleri. 32. Cyclopides ornatus. Heterocera. Nachtſchmetterlinge. 1. Sphingidae Schwärmer. 1. Deilephila Zygophylli, Tithymali, Nieaea, Dahlii, osyris (Central-Afrika), alecto, syriaca. 2. Smerinthus Tatarinovii, Maackii, Carstanjeni, Kindermanni, Caecus, Argus, Dissimilis. 3. Sesia melanocephala, scoliaeformis, stomoxiformis, palariformis, Zimmermanni, Schmidtüformis. 4. Thyris Diaphana. 5. Heteroginis penella und paradoxa. 6. Zy- gaena cambysea, armena, Dorycni, oxytropis, graslini, Fraxini, Manlia, Trugmena, Haber- haueri, Olivieri, Ganymedes, formosa, sedi. 7. Syntomis Bactriana, Thelebus. 2. Bombyces = Spinner. 1. Earias insulana. 2. Nudaria senex. 3. Lithosia ochraceola, cereola. 4. Emy- dia cribrum var. chrysocephala. 5. Nemeophila Metelkana. 6. Callimorpha dominula ab Rossica. 7. Aretia flavia, fasciata, festiva (Lappland) cervina, quenseli. S. Oenogyna baetieca, hemigena, Atlantica. 9. Spilosoma lubricipeda ab Zatima. 10. Dionychopus niveus. 11. Cossus Terebra. 12. Hypopta Thrips, caestrum. 13. Heterogenea hilaris. 14. Psyche Turatü, albida und var. Millieri, Tenella. 15. Epichnopterix helieinella. 16. Fumea salicicolella, erassiorella. 17. Orgyia aurobimbata, trigotephras, Prisca. 18. Por- thesia Kargalika. 19. Oeneria Lapidicola.. 20. Chrondrostega Pastrana (Perſien). 21. Bombyx Evermanni und quercus in 15 Varietäten. 22. Lasiocampa sordida. 23. Me- gasoma Repanda. 24. Bramaea lunulata und Ledereri. 25. Saturnia Isabellae und Cae- eigena. 26. Harpyia verbasei, biscuspis, erminea. 27. Hybocampa Milhauseri. 28. Lo- phopteryx Siversi (). 29. Pygaera Timon. 30. Gonophora derasoides (Amur). 31. Cymatophora ampliata, albicostata. *) Dieſes Verzeichniß gehört eigentlich nicht in unſere Moratsſchrift, allein um die übrigen intereſſanten Mittheilungen des Herrn Dr. Blaſius nicht entbehren zu müſſen, haben wir es mit anfgenommen. W. Th. — 239 — 3. Noctuae = Eulen. 1. Simyra nervosa var. argentacea. 2. Eogena contaminei. 3. Acronycta alni, lutea. 4. Agrotis hyperborea und ab. carica, fuscostigma, sincera var. Rhaetica, florida, larixia, luperinoides, musiva, lucernea, culminicola, ripae var. Weissenbornii (in vielen Varie— täten), lidia, Christophi, conspicua (in allen Uebergängen zu Lycarum, Herr Taneré erhielt circa 250 dieſer Art aus dem Altai), crassa und var. lata, obesa, graslinii, fatidica (Engadin). 5. Brithys Encaustus. 6. Mamestra Leineri und var. cervina, und var. Pommerana; splen- dens (Stralſund), peregrina, Dianthi. 7. Polia serpentina, canescens, suda. S. Oxytripia orbieulosa (3 F 1 2). 9. Hadena solieri, gemmea, rubrirena, hepatica, pabulatricula, Ober- thueri, ophiogramma. 10. Hydroecia leucographa. 11. Coenobiarufa. 12. Senta mari- tima mit allen Varietäten. 13. Tapinostola Bondii von der Inſel Rügen (ſelbſt 2. 8. 79 auf Stubbenkammer gefunden): 14. Sesamia nonagrioides, cretica. 15. Leucania scirpi, Zeae, alboradiosa (Altai), Loreyi var. (Altai). 16. Mithymna impar. 17. Caradrina congesta, albina, selini (Poſen), superstes (Bornich am Rhein durch Herrn Tetens), funesta, lepigone. 18. Amphipyra perflua (Ober-Bayern, Anclamer-Stadtwald), Schrenckii, cinnamomea (Wies— baden durch Poſtſekretär Maus). 19. Calymnia campostigma (Amur). 20. Cirroedia am— busta (Schleſien, Selbſtfang, das erſte ſchleſiſche Exemplar, Sept. 1872). 21. Orthosia pista- eina mit ſämmtlichen Varietäten maſſenhaft in Vorpommern (Bartelshagen bei Stralſund) Sept. 1879 und 1880 gefangen. 22. Orrhodia Daubei, und vaceinii mit außerordentlich intereſſanten Varietäten. 23. Xylina semibrunnea vielfach in Vorpommern, durch mich im September 1879 gefangen. 24. Scotochrosta atrovittatus. 25. Dasypolia Templi. 26. Cucullia Postera (Amur), campanulae, praecana, eineracea, Gnaphalii, spetiosa, spectabilis, magnifica, splen- dida. 27. Telesilla virgo. 28. Plusia Emychi (Amafia), Beckeri, Zosimi, bractea, aemula, var. argentuum, circumflexa, ain. 29. Anarta nigrita, Richardsoni, Schoenherri, Zetter- stedti. 30. Ala picteti. 31. Heliaca callicore. 32. Janthinea Friwalszkyi. 33. Helio- this nubiger. 4. Aedophron rhodites. 35. Chariclea victorina, Treitschkei. 36. Xan- thodes malvae, Gra@llsii. 37. Euterpia Laudeti. 38. Acontia urania, Titania, Hueberi. 39. Talpochares candidana aus Vorpommern. 40. Erastria obliterata. 41. Metoponia ochracea. 42. Euelidia munita. 43. Zethes insularis, musculus. 44. Agnomonia juve- nilis. 45. Bolina flavomaculata. 46. Leucanitis Rada (Altai), pieta, Langi, clio, cestis. 47. Catocala Lara, dilecta, Dula, pacta und var. altaica in litt., serenides, Dissimilis, Euty- chea, disjuneta var. separata, und noch einige nicht beſtimmten Arten vom Amur, der serenides naheſtehend. 48. Toxocampa lubrica. | 4. Geometrae = Spanner, 1. Geometra albovenaria (2 % 19), glaucaria. 2. Phorodesma gratiosaria, ne- riaria, albicostaria, fulminaria. 3. Acidaria humifusaria, pygmaearia, perpusillaria. vittaria, filacearia, flavcelaria, litigiosaria, nexata, laevigaria, elongaria, politata, filicata. Seboldiata, rufomixtata, frigidaria, corrivalaria (Pommern), flaceidaria, subtilata. 4. Problepsis Phoe- bearia (Amur). 5. Zonosoma albiocellaria (durch Tetens vom Mittel-Rhein). 6. Stigma Kouldgaensis. 7. Pellonia dispar. 8. Abraxas flavomarginaria. 9. Haltia Eurypyle. 10. Orthostixis cribraria, calcularia, Bremeraria. 11. Stegania trimaculata und var. cogna- taria, dileetaria, cararia, dalmataria. 12. Cabera Schaefferi. 13. Numeria pruinosaria. 14. Eugonia fuscantaria. 15. Selenia indictinaria. 16. Azelina maracandaria. 17. Cro- callis Tuseiaria. 18. Uraptery sambucaria var Persica. 19. Heterolocha Laminaria. 20. Eversmannia exornata. 21. Epione acuminaria, aurantiacaria. 22. Elicrinia cor- diaria, subcordaria unb var. anicularia, trinotata. 23. Macaria nigronotaria, proditaria. 24. Chemerina caliginearia. 25. Anisopteryx Primigena. 26. Chrondrosoma fidu- ciaria. 27. Biston lapponarius, hirtarius var. septentrionalis (Meves). 28. Amphidasis Tendinosaria. 29. Apocheima flabellaria. 30. Synopsia serrularia, Phaeoleucaria (gewiß eigene Art, und nicht Varietät von serrularia). 31. Boarmia Doerriesaria, umbraria, roboraria var. (Amur), repandata ab. conversaria. 32. Thephronia oppositaria, sepiaria, eremiaria. 33. Gnophos stevenaria, dumetata und var. Daubearia (vom Mittel Rhein durch Tetens), — 240 — respersaria, sartata, aspersaria, Poggearia, Zelleraria, Andereggaria, caelibaria und var. spur- caria. 34. Dasydia Wockearia (Padella, Engadin). 35. Psodos alticolaria (Padella). 36. Egea pravata. 37. Eremia culminata. 38. Athroolopha pennigeraria, chrysitaria und kabylaria. 39. Selidosema granataria. 40. Halia vincularia, gesticularia, contaminaria, loricaria. 41. Diastietis artesiaria. 42. Phasiane scutularia, rippertaria, biparata. 43. Eubolia Hopferaria. 44. Enconista miniosaria und var. perspersaria. 45. Scodiona bel- garia. 46. Cleogene niveata, Peletiearia. 47. Aspilates formosaria, strigillaria var. gri- searia (Anclamer-Stadtforſt). 48. Eusarca terrestraria, jacularia. 49. Ligia Jourdanaria. 50. Heliothea Iliensis, discoidaria. 51. Gypsochroa Renitidata. 52. Sterrha sacraria. 53. Lythria plumularia. 54. Stammodes pauperaria, Danilowii. 55. Polythrena Haber- haueri. 56. Odezia tibiale und die beiden Varietäten. 57. Lithostege flavicornata, Stau- dinger. 58. Anaitis Lythoxylata, columbata, Boisduvaliata, simpliciata, pumilata. 59. Lobophora externata, appensata, viretata. 60. Sparta Paradoxaria. 61. Ptychoptera Staudingeri. 62. Eucosmia montivagata. 63. Lygris Roessleraria, convergenata, populata var. Musauaria, pyropata. 64. Cidaria Fixeni, serraria, frigidaria, multistrigaria, cambrica, incursata, fluviata, vittata (Anclam), filigrammaria, polata, flavicinctata, infidaria, tophaceata, nobiliaria (Bernina Hospiz), achromaria, incultaria, alpicolaria, corollaria, funerata, hydrata, unifasciata (Mombach) und var. aquilaria, cerrusaria, nymphulata, testaceata (häufig in Pom⸗ mern), Blomeri, albostrigaria, Ribbearia, literata, silaceata var. deflavata (Ober-Engadin), ni- grofasciaria, Alhambrata, lapidata, aemulata. 65. Eupithecia gueneata, breviculata, glauco- mictata, irriguata, insigniata, digitaliata, laquaearia, coronata, millefoliata, scopariata, hyper- boreata, tamarisciata, isogrammaria, valerianata, selinata, euphrasiata, silenata, phoniceata. Bei der Aufzählung habe ich nicht beſonders der Aberrationen, der zufälligen Abänderungen Erwähung gethan; auch hierin iſt meine Sammlung ſehr reich. Ich lege keinen wiſſenſchaftlichen Werth auf dieſe Stücke, wohl aber ſchmücken ſie die Sammlung auf das Vortheilhafteſte. Früher hatte ich auch 2 Hermaphroditen von Smerinthus populi und Selenia lunaria, ſowie auch einen Hermophrodyten und Hybriden in ein und demſelben Stück von Smerinthus populi und ocellata. Letztes iſt ein äußerſt werthvolles Stück. Ich gab aber alle 3 Exemplare an Herrn Wiskott in Breslau ab, der ſpeciell Hermaphroditen und Hybriden ſammelt, und nach dieſer Richtung hin die größte Sammlung hat, während ſeine Sammlung überhaupt nach Dr. Staudingers Mittheilung, nach Staudingers eigner Sammlung, die größte des europäiſchen Continents iſt. Nur in England giebt es eine Rivalin. Das Intereſſe für meine Microlepidopteren-Sammlung iſt durch den permanenten großen Zuwachs von Aſiaten etwas zurückgetreten, während ich in früheren Jahren (1870—1874) den Kleinſchmetterlingen große Aufmerkſamkeit ſchenkte; beſonders ſchön ſind die Pyraden vertreten, welche großen Zuwachs aus Aſien erhielten. Die Tortrieiden find nicht reichhaltig, wohl aber einige Gruppen aus den Tineiden. Beſondere Aufmerkſamkeit hatte ich für die Depreſſarien. Den Schluß der Sammlung bildet eine hübſche Collection von Nepticeln, welche ich der Güte des Herrn Dr. Wocke (Breslau) verdanke, wie endlich die Pterophorinen, die Federmotten, welche ich mit ge— wiſſer Vorliebe ſammele. l Nachdem wir Herrn und Frau Tancré vom Bahnhof abgeholt hatten, begaben wir uns nach Tancré's Privathaus und widmeten uns dem Studium ſeiner Vogel⸗ Sammlung. Dieſelbe gleicht in vielen Beziehungen der des Herrn v. Homeyer in Stolp. Sie ſcheint mir in den Suiten mancher Arten ebenſo reichhaltig zu ſein. Von den gewöhnlichen Species, auf die ich hier nicht näher eingehen will, ſind aus Deutſchland, Frankreich, Italien, Spanien, England, Südrußland, dem Kaukaſus und dem Altai reiche Mengen vorhanden. Von außergewöhnlichen, ſelteneren und intereſſanteren Exemplaren beſitzt die Sammlung folgende: — 241 — 2 Bartgeier (Gypaetos barbatus) aus Griechenland und Kleinaſien. 9 Kuttengeier (Vultur einereus), darunter 1 Dunenkleid aus der Dobrudſcha. 8 10 24 1 2 — — 2 = 12 12 O — 1 |) — — de) 12 6 25 Gänſegeier (Gyps fulvus), darunter 1 Dunenkleid aus der Dobrudſcha, Klein- aſien und Sarepta. Schmutzgeier (Neophron perenopterus) aus Kleinaſien, Egypten und Do— brudſcha. Stein- und Goldadler (Aquila fulva et chrysaetos), alte und junge aus Sarepta, Schonen, Lappland, Altai, Schweiz. Kaiſeradler (Aquila imperialis), alte, junge und Uebergangskleider aus Sarepta und Dobrudſcha. | jungen Prinzenadler (Aquila Adalberti) aus Spanien. Zwergadler (Aquila minuta) aus Sarepta und Dobrudſcha. große Schelladler (Aquila orientalis Cab.), alte und junge, darunter auch 3 Dunenkleider aus Sarepta und Dobrudſcha. große Schreiadler (Aquila clanga Pall.), alte und junge aus Sarepta, Altai und Egypten. kleine Schreiadler (Aquila naevia Brss.), darunter 2 Dunenjunge, aus Pommern, Dobrudſcha, Lenkoran und Egypten. Bonelli's Adler (Aquila Bonellii Bp.) aus Italien und Marokko. Schlangenadler (Circaetos gallicus) aus Dobrudſcha und Sarepta. Seeadler (Haliaetos albieilla), alte, mittlere, junge und Dunen-Exemplare aus Sarepta. alter Weißkopf-Seeadler (Haliaetos leucocephala) aus Nordamerika. Band⸗Seeadler (Haliaetos leucoryphus), alte, mittlere und junge, von Sa— repta und Altai. Fiſchadler (Pandion haliaetos), alte und junge aus Pommern, Sarepta, Egypten, Lenkoran und Lappland. nordiſche Jagd falken (Falco islandicus, areticus und candicans), alte und junge Exemplare. norwegiſ che Jagdfalken (Falco gyrfalco), alte, junge und Dunenkleider. Wanderfalken (Falco peregrinus) aus Pommern, Sarepta, Egypten, Lenkoran und Grönland. 20 4 2 8 22 Würgfalken (Falco laniarius) aus Sarepta, Altai, Dobrudſcha. Eleonoren-Falken (Falco Eleonorae) von den Cycladen. Juggerfalken (Falco jugger) aus Indien. Baumfalken (F. subbuteo), aus Pommern, Sarepta, Lenkoran und Egypten. Rothfußfalken (Falco rufipes) in diverſen Kleidern und aus verſchiedenen Gegenden. 18 — 242 — 20 Thurmfalken (Falco tinnunculus), ebenſo. 5 Uhu's (Bubo maximus) aus Pommern, Sarepta, Lappland, Moskau. 4 Uhu's (Bubo scandiacus) aus Sarepta und Altai. 2 virginiſche Uhu's (Bubo virginianus) aus Nordamerika. 2 3 Fiſcheulen (Ketupa ceylonensis) aus Syrien. lappländiſche Eulen (Strix lapponica). 15 Habichtseulen (Strix uralensis) aus Moskau, Altai, Amur. 5 Schnee⸗Eulen (Strix nivea), darunter eine reinweiße, ganz ungefleckte. 10 Sperber-Eulen (Strix nisoria), aus verſchiedenen Gegenden. 8 Rauchfußkäuze (Strix dasypus), ebenſo. 5 Sperlings-Eulen (Strix passerina), ebenſo. 2 Scops plumipes von Ascold. 4 Zwergohreulen (Scops surnia) vom Amur, Aſcold. 1 Strix japonica vom Amur. 2 Strix meridionalis von Algier. 80 Buſſarde, darunter 20 Rauchfußbuſſarde (Buteo lagopus) aus verſchiedenen Gegenden, 30 Mäuſebuſſarde (Buteo vulgaris), 12 Steppenbuſſarde (B. tachardus) aus Sarepta und Altai, 5 Adlerbuſſarde (B. rufinus) aus Do⸗ brudſcha, 8 weißſchwänzige Buſſarde (B. leucurus) aus Sarepta, 3 Buteo eirtensis aus Marokko, 2 Buteo borealis von Nordamerika. 10 Weſpenbuſſarde (Pernis apivorus) aus verſchiedenen Gegenden. 1 Pernis cristatus, vom Amur. Eine große Anzahl unſerer gewöhnlichen Weihen, Rohrweihen (Circus rufus), Kornweihen (eyaneus), Wieſenweihen (eineraceus) und Steppenwehen (pallidus). 4 Circus melanoleucos vom Amur. 2 Butastur teesa von Indien. 2 Astur badius aus Indien. 3 Kurzfangſperber (Astur brevipes) aus Kleinaſien. 12 Habichte (Astur palumbarius) aus verſchiedenen Gegenden und 4 Varietäten des Habichts aus Sarepta. 7 Milvus govinda vom Altai. 12 egyptiſche Gabelweihen (Milvus aegyptiacus). | Von Segler-Arten 6 Cypselus affinis, 2 Cypselus pacificus, 2 Cypselus caudacuta, 2 Cypselus pallidus. | Von Schwalben 2 Hirundo rufa, 4 Höhlenſchwalben (H. rufula), 6 H. cahi- rica, und 1 Baſtard von der Rauch- und Hausſchwalbe (H. rustica und urbica) und außerordentlich reiche Suiten beider Arten. | 13 6 19 8 14 — 243 — Schwarzſpechte (Picus martius) aus Pommern, Altai, Amur, Dobrudſcha und Lappland. Pieus Saundersi Taez. von Lenkoran und Kaukaſus. weißrückige Buntſpechte (Picus leuconotus) aus Aſcold, Amur, Altai, Dobrudſcha, Schweden. Picus erissoleucos von Amur, Baikal, Altai. dreizehige Spechte (Picus tridactylus) aus verſchiedenen Gegenden. Große, mittlere und kleine Buntſpechte (Picus major, medius und minor) 10 0 SE Je e aus verſchiedenen Gegenden in großer Anzahl. Ganz prachtvoll iſt die Suite vom kleinen Buntſpecht. Zunächſt ein Exemplar vom Katon Karagai, ein großer alter Vogel mit ganz weißer Unterſeite, ein reiner Hochgebirgsvogel; dann ein großer, etwas gefleckter, auf der Unterſeite weißer Vogel aus Lappland; ferner ein auf der Unterſeite ſtark gefleckter, mittelgroßer Vogel aus Norwegen und endlich von unſerem deutſchen kleinen Buntſpecht ſehr kleine Exemplare mit unten ſchmutzig weißlicher Färbung. Ex. des kleinen Buntſpechtes aus Kamtſchatka (Picus kamtschatkensis). Exempl. von Pölzam's großen Buntſpecht (Picus Pölzami) von Lenkoran und Kaukaſus. Ex. vom Picus mauritanicus aus Marokko. Ex. des ſyriſchen Buntſpechtes (Pieus syriacus und eruentatus). St. Johann's Buntſpechte (Pieus St. Johannis) vom Kaukaſus und kleines Ex. aus der Dobrudſcha. Picus seintilliceps vom Ascold. Picus leptorhynchus aus Turkeſtan. Pieus maj oroides aus Indien. Graufiſcher (Cliedo rudis) aus Egypten. gewöhnliche und bengaliſche Eisvögel (Alcedo ispida und bengalensis). Blauwangenſpinte (Merops persica) aus Egypten und Lenkoran. Ex. der Amur⸗Spechtmeiſe (Sitta amurensis). Ex. von Krüper's Spechtmeiſe (Sitta Krüperi), alte und junge. Ex. der Himalaya-Spechtmeiſe (Sitta himalayensis). Roſenſtaare (Pastor roseus), alte und junge Ex. aus verſchiedenen Gegenden. Beutelmeiſen (Parus pendulinus) aus verſchiedenen Gegenden und mit ver— ſchiedenen Kopffärbungen. Schwanzmeiſen (Parus caudatus) aus Pommern, Amur, Altai, Lappland. Roſenmeiſen (Parus roseus). Graumantelmeiſen (Parus tephronotus). Parus dichrous. | 18* — 21 10 ſibiriſche Meiſen (Parus sibirieus) aus verſchiedenen Gegenden. 8 Alpenmeiſen (Parus borealis) aus verſchiedenen Gegenden. 14 Zirbelmeiſen (Parus kamtschatkensis) aus verſchiedenen Gegenden. 2 Trauermeiſen (Parus lugubris). | 12 Parus minor vom Amur. 15 La ſurmeiſen (Parus eyaneus). 2 gelbbrüſtige Meiſen (Parus flavipectus). 1 Ex. von Pleske's Meiſe (Parus Pleskei). 6 Er. der Pecking-Meiſe (Parus peckinensis). 3 Ex. vom Parus songarus aus Turkeſtan. 2 Ex. vom Parus bocharensis aus Turkeſtan. 2 Parus phaenotus vom Kaukaſus. 5 2 Parus Bewani von Indien. Unter den Fliegenſchnäppern leuchtet eine wundervolle Suite (12 Stück) des narcißgelben Fliegen ſchnäppers (Muscicapa nareissina) vom Amur und Ascold hervor. g 5 kleine Fliegenſchnäpper (Museicapa parva) aus verſchiedenen Gegenden. > e W | vom Amur und Baikalſee. 3 Museicapa einereo- alba 8 graue Mennigvögel (Pericrocotus einereus) vom Amur. 10 Limoniadromus indicus vom Amur. > Einige 30 große Würger (Lanius excubitor mit feinem verſchiedenen Varietäten major, Homeyeri etc.) aus verſchiedenen Gegenden. 3 Lanius borealis. 3 Lanius tschagra aus Marokko. 10 Lanius isabellinus und arenarius. 9 Lanius phoenieurus und phoenicuroides 10 Maskenwürger (Lapius personatus). 6 Elſtern von Amur (Pica intermedia). 10 weißflügelige Elſtern (Pica leucoptera) vom Amur. 6 Blauelſtern (Pica eyanea). | 16 Ex. von Brandt's Häher (Garrulus Brandti) von Amur, Ascold, Baikal, Altai. 6 ſchwarzköpfige Häher (Garrulus melanocephalus) von Syrien und Algier. 9 hyrkaniſche Häher (Garrulus hyreanus) vom Kaukaſus und Lenkoran. 12 ſibiriſche Dohlen mit weißlicher Halsbinde und Unterſeite (Monedula daurica) vom Amur, Baikalſee, Ascold und Altai. | | 8 Alpenkrähen (Pyrrhocorax graculus) vom Altai und Kleinaſien. vom Amur, Altai und Turkeſtan. — 245 — Eine große Suite der verſchiedenen Varietäten reſp. naheſtehenden Formen und Arten unſeres gewöhnlichen Staares (6 Sturnus einerascens, 5 Sturnus dauricus, 12 Sturnus Poltoratzkyi vom Altai, 3 Sturnus purpurascens). Von ſeltenen Droſſeln ſind vorhanden: 12 Miſtel⸗ und Hodgſon's Droſſel (Turdus viseivorus und . aus verſchiedenen Gegenden. 12 Hügeldroſſeln (Turdus Naumanni) in verſchiedenen Kleidern. 12 dunkle Droſſeln (Turdus obscurus) dito. 2 Turdus pelios. 2 Turdus manilensis von Ascold. 2 Einſiedlerdroſſeln (Turdus Pallasi). 20 ſchwarzkehlige Droſſeln (Turdus atrogularis) in diverſen Kleidern. 14 rothhalſige Droſſeln (Turdus ruficollis), dito. 6 Roſtflügeldroſſeln (Turdus fuscatus), dito. 2 Rieſenſ chwarzdroſ ſeln (Merula maxima Seebohm) aus Turkeſtan. 2 Petroeinela solitaria vom Ascold. 2 purpurflügelige Seidenſchwänze (Bombyeilla phoenicoptera). 5 Gelbſteißbülbül (Ixos xanthopygus). Reichhaltige Reihen von Steinſchmätzern: 3 Saxicola cachinnans, 3 S. saltatrix, 13 Nonnenſteinſchmätzer (S. leucomela) und S. morio, 15 Gilbſtein— ſchmätzer (S. stapazina) und S. aurita, 4 S. deserta. Von Wieſ enſ chmätzern: 18 Pratincola indica und Hemprichi und 5 Pr. Moussieri, darunter ein junges Exemplar. Von Rothſchwänzchen: A Rutieilla erythrogastra, 14 R. erythronota in ver⸗ ſchiedenen Kleidern, 6 R. semirufa, 5 R. mesoleuca, 3 R. frontalis, einige 20 R. phoenieurus (unſer gewöhnliches Gartenrothſchwänzchen) aus ver- ſchiedenen Ländern, 12 R. aurorea vom Amur und Baikalſee. Von Nachtigallen eine Suite von 15 Sproſſern (Lusciola philomela) aus verſchiedenen Gegenden und 6 fes Nachtigallen (Lusciola Hafizi) aus Transkaukaſien. Blaukehlchen (Cyanecula suecica, leucocyanea, Wolfi etc.) in circa 60 Exem⸗ plaren, aus Pommern, Lappland, Helgoland, Schweiz, Kaukaſus, Egypten, Altai, Europäiſchem Rußland und Amur. 6 Nemura cyanura vom Amur. 2 Cyanoptera cyanomelaena Temm. 3 Rubinnachtigallen (Calliope kamtschatkensis). 1 Calliope pectoralis. 5 Ex. des kaukaſiſchen Rothkelchens (Rubecula hyrcana) aus Lenkoran. — 246 — Von ſeltenen Gras mücken: 6 Maſkengrasmücken (Curruca Rüppeli), 6 . fuscipilea Sewertz, 2 C. mystacea, 6 C. passerina und Schlüpfgrasmücken (C. provincialis). Von Laubvögeln: 12 Trauerlaubſänger (Phyllopneuste tristis) aus ver⸗ ſchiedenen Gegenden, 10 Goldhähnchenlaubſänger (Ph. supereiliosa), 2 Ph. coronata, 2 Ph. viridana, 3 Ph. sibirica und 3 Regulus proregulus. | Von Baſtardnachtigallen: 15 Hypolais elaica und olivetorum. | Von der Gruppe der Rohrſänger: 20 Iduna salicaria, 10 Calamoherpe sten- | torea aus Egypten, 4 Salicaria aedon, 2 S. cantax, 4 S. orientalis, 3 Arun- dinax olivaceus, 15 Heuſchreckenrohrſänger (Salicaria locustella), 2 8. lanceolata, 10 S. fluviatilis (darunter 1 bei Anclam geſchoſſenes Exemplar, dem dann in dieſem Frühjahre noch 1 aus dortiger Gegend hinzugefügt iſt), 4 Tama— riſkenrohrſänger (Calamoherpe melanopogon), 5 Cal. agricola (capistrata), 2 Cal. hortieola Brhm., 15 Binſenrohrſänger (Cal. aquatica [cariceti]), 9 Cal. magnirostris etc. | Von Zaunkönigen: 2 Troglodytes fumigatus und 1 Tr. nipalensis. Außerordentlich reiche Suite von Waſſerſtaaren (25 Cinclus leucogaster in verſchiedenen Kleidern vom Altai und Amur, 2 C. asiaticus, 2 C. Pallası, 12 C. aquaticus und melanogaster). Gelbe Bachſtelzen (Budytes) in über 100 Exemplaren in allen Abſtufungen der Kopffärbung von Hellaſchgrau bis Sammtſchwarz, mit und ohne Augen— ſtreifen, gelbe und grünköpfige, ſo wie mehrere intereſſante Varietäten vom Amur, aus Lappland, Pommern, Rußland, Altai, Lenkoran, und Egypten. Weiße Bachſtelzen (Motacilla): 35 alba und Yarelli aus verſchiedenen Gegen— den und in verſchiedenen Kleidern, 12 ocularis, 10 personata, 5 luzoniensis und paradoxa, 3 amurensis (lugens), 2 kamtschatkensis. Sporenſtelzen: (Motacilla eitreola und eitreoloides) in 15 Exemplaren von Sarepta, Altai, Amur. Von Flüvögeln 3 ſchwarzkehlige Flüvögel (Accentor atrigularis), 8 Berg— flüvögel (Acc. montanellus) von Altai, Sarepta und Amur, 5 Altai— Flüvögel (Ace. altaicus). | Sehr reichhaltige Suite von Lerchen: 15 Alauda Brandti, bicornis und larvata, 15 Alpenlerchen (Al. alpestris) aus verſchiedenen Gegenden, darunter einige ganz weiße Exemplare aus Lappland, ſehr ähnlich der Brandti; 35 Al. eristata, unſere Haubenlerche, aus verſchiedenen Gegenden und in verſchiedenen Kleidern, namentlich intereſſant 3 dunkle im Winter in Egypten geſammelte Exemplare; c. 80 Ex. von der Feldlerche (Al. arvensis), Kalanderlerche (calandra), 4 Stummellerche (brachydactyla), pispoletta, Heinei, minor, bugiensis (viel — 247 — dunkler auf Rücken und Vorderſeite, als die gewöhnliche bei Anclam geſammelte A. arvensis), sibirica, tatarica, mongolica etc. aus verſchiedenen Gegenden. Von Piepern: 35 rothkehlige Pieper (Anthus rufigularis) aus Egypten, Sarepta, Lappland, Amur, 6 Sporenpieper (A. Richardi), 18 Brachpieper (A. campestris) aus verſchiedenen Gegenden, 5 A. Cantelli, 12 A. agilis, 4 A. var. orientalis Br., 2 A. japonieus).' Eine Suite von Ammern, die die ganze Gruppe aus dem Gebiete der weſtlichen palaearctiſchen Region und Central- und Nordaſien faſt vollſtändig repräſentirt: 25 Goldammern (E. eitrinella) aus verſchiedenen Gegenden und mit ver: ſchiedenen Varietäten; 12 E. luteola, 25 Weidenammern (E. aureola) aus ver: ſchiedenen Gegenden und in verſchiedenen Kleidern; 6 E. rutila, 15 Kappen— ammern (E. melanocephala), 22 E. pityornus in verſchiedenen Kleidern und aus verſchiedenen Gegenden; 15 E. cioides, 20 Zippammern (E. cia), 8 E. Stratschei, 3 E. Godlewskyi, 2 E. Tristrami, 2 E. Stewarti aus Indien, 8 Gimpelammern (E. pyrrhuloides), einige 20 Rohrammern (E. inter- media bis schoenielus hinab in allen verſchiedenen Schnabelgrößen), 8 E. Pallasi und minor, 15 Prachtammern (E. elegans), 20 Waldammern (E. rustica), 13 E. fucata, 15 Zwergammern (E. pusilla), 14 E. spodiocephala, 3 E. Huttoni, 8 E. einerea, 10 Roſtammern (E. caesia), 20 Hortulane (E. hortulana) aus verſchiedenen Gegenden, 12 Sporenammern (Plectro— phanes lapponica) und 20 Schneeammern (Pl. nivalis) aus verſchiedenen Gegenden und in verſchiedenen Kleidern. Eine faſt noch reichhaltigere Suite von finkenartigen Vögeln (Fringillidae): 6 Maurenfinken (Fringilla spodiogena); 3 Schneefinken (Fr. nivalis) vom Kaukaſus; 3 Passer ammodendrus von Turkeſtan, eine ſchöne Art mit weiß— grauer Unterſeite, weißlich und ſchwärzlich geſtrichelter Oberſeite und Roſtgelb an beiden Kopfſeiten; Passer domesticus und montanus in großen Suiten aus Europa und dem Altai, die europäiſchen von den aſiatiſchen Exemplaren abſolut nicht zu unterſcheiden; Passer eisalpinus und hispaniolensis ebenfalls in großen Suiten vertreten. 12 P. salicarius, 12 Cannabina bella vom Altai, 5 Gold— ſtirngirlitze (Serinus pusillus), 15 Leucostiete Gigliolii, 12 L. aretoa, 4 L. brunneinucha; circa 100 Leinfinken (Acanthis linaria etc.) mit verſchiedenen Arten reſp. Varietäten aus Pommern, Schweden, Lappland, Europäiſchem Rußland, Altai, Amur, Amerika, in Sommer-, Winter-, Alten- und Jugend— Kleidern; 9 Carduelis orientalis, 6 C. elegans var. bella vom Altai, 4 auf- fallend große Exemplare vom Carduelis carduelis aus Katon Karagai, 15 C. karawahiba, 1 Fringillauda sordida (ſchönes Weibchen) vom Altai, 1 Frin- gillauda nemoricola, 2 Procarduelis nipalensis aus Indien, 16 Roſen— — 248 — karmingimpel (Carpodacus roseus) vom Amur, Baikal, Ascold, 20 Karmin⸗ 3 gimpel (C. erythrinus) in verſchiedenen Kleidern und aus verſchiedenen Gegen⸗ den, 3 C. rubricillus, 3 C. rhodochlamys, 40 Meiſengimpel (Uragus sibiricus und sanguinolentus) in verſchiedenen Kleidern und aus verſchiedenen Gegenden, 5 Pyrrhula eineracea, 6 Coceothraustes japonicus, 3 C. personatus, 3 C. melanurus. 18 Kreuzſchnäbel: Fichtenkreuzſchnabel (Loxia corvirostra), Kiefernkreuzſchnabel (pityopsittacus), amerikaniſche Kreuzſchnäbel (americana), Weißflügelkreuzſchnabel (leucoptera), Weißbindenkreuz— ſchnabel (bifasciata), Rothbindenkreuzſchnabel (rubrifasciata) und aſia⸗ tiſcher Kreuzſchnabel (asiatica). Von Tauben: 8 Felſentauben (Columba rupestris), 3 C. Eversmanni, 2 C. meena, ſämmtlich vom Altai; 4 Palmtauben (C. senegalensis), verſchiedene Turteltauben, Hohl- und Ringeltauben. Von Flughühnern: 7 Ringelflughühner (Pteroeles arenarius), 12 Spieß⸗ flughühner (Pt. alchata) und 13 Fauſthühner (Syrrhaptes paradoxus). 10 Schottenhühner (Lagopus scotieus) 15 Moorhühner (Lagopus albus) 12 Schneehühner (Lagopus mutus) 6 Tſchukar (Caccabis chukar). 5 Rothhühner (Caccabis rubra). 6 Klippenhühner (Caccabis petrosa). 4 Steinhühner (Caccabis saxatilis und graeca). 6 Rebhühner (Perdix einerea var. robusta v. Homeyer vom Altai). 8 Perdix barbata vom Amur und Baikalſee. 5 Königshühner (Megaloperdix Nigelli) vom Altai und Tabargatai. 1 Königshuhn (Megaloperdix caucasicus) vom Kaukaſus. Phaſanen (3 Phasianus torquatus) vom Amur, 3 Ph. colchicus, var. torquatus, 3 Ph. mongolicus, 5 Ph. chrysomelas aus Turkeſtan. 12 Auerhühner (Tetrao urogallus), Männchen und Weibchen von Lappland, Schweden, Ural (var. uralensis) und 2 hahnenfedrige Weibchen. 15 Birkhühner (Tetrao tetrix), darunter hahnenfedrige Weibchen, und huhn, fedrige Männchen. S Rackelhähne reſp. Hühner (Tetrao intermedius) darunter 2 Weibchen. 5 Jungfernkraniche (Grus virgo). 4 Schneekraniche (Grus leucogeranus). 5 gewöhnliche Kraniche (Grus einerea), darunter 2 Dunenjunge. 3 Großtrappen (Otis tarda). 4 Kragentrappen (Otis Macqueni). 32 Se in Sommer-, Herbſt⸗, Frühling und | Winterkleidern. — 249 — 13 Zwergtrappen (Otis tetrax), darunter 2 Dunenjunge. 16 Brachſchwalben (Glareola pratincola und melanoptera) nebſt Uebergängen. 20 Mornell- und Goldregenpfeifer (Charadrius morinellus und pluvialis) aus verſchiedenen Gegenden. Ä 10 Kiebitzregenpfeifer (Squatarola helvetica) in Sommer- und Winterkleidern. 4 Tundraregenpfeifer (Charadrius fulvus). 6 aſiatiſche Regenpfeifer (Charadrius asiaticus). 2 Geoffroy's Regenpfeifer (Charadrius Geoffroyi). Steppenkiebitze (Vanellus gregarius und flavipes) und Sporenkiebitze (Hoplo- pterus spinosus) in verſchiedenen Exemplaren. 6 rothfüßige Strandreiter (Himantopus rufipes). 13 Pfuhlſchnepfen (Limosa rufa) in diverſen Kleidern. 1 Limosa brevipes vom Ascold. 12 Uferſchnepfen (Limosa melanura) von Sarepta, Altai und Pommern. 5 Terek⸗Waſſerläufer (Xenus einereus). Circa 20 Brachvögel (Numenius arcuatus), Regenbrachvögel (N. phalaropus) und Sichlerbrachvogel (N. tenuirostris) aus verſchiedenen Gegenden. Moorwaſſerläufer (Totanus fuscus), Glutt (T. glottis), Teichwaſſerläufer (T. stagnatilis), Bruchwaſſerläufer (T. ochropus) und Waldwaſſerläufer (T. glareola) in Sommer- und Winterkleidern, je 6 — 12 Stück. 30 Bergſtrandläufer (Tringa Schinzi), Al penſtrandläufer (Tr. alpina), Sichlerſtrandläufer (Tr. subareuata), Roſtſtrandläufer (Tr. canutus), alte und junge Exemplare. 15 Sandläuferchen (Tringa Temmincki) und Zwergſtrandläufer (Tr. minuta). 5 kleine Zwergſtrandläufer (Tr. subminuta Mittendorf). 14 Sumpfläufer (Limicola pygmaea), alte und Dunenjunge aus verſchiedenen Gegenden. | 14 Sanderlinge (Calidris arenaria), darunter Sommer- und Winterkleider und 2 Dunenjunge. 7 Odinshennen (Phalaropus einereus), Sommer- und Winterkleider. 2 Pfuhlwaſſertreter (Phalaropus rufus). 22 Mittelſchnepfen (Scolopax major) aus verſchiedenen Gegenden. Von ſeltenen Schnepfen noch A Scolopax heterocerca, 3 Sc. stenura, 3 Se. solitaria. Circa 20 gewöhnliche Waldſchnepfen (Scolopax rusticola) aus verſchiedenen Gegenden. 7 Goldrallen (Rhynchaea capensis). 10 Zwergſumpfhühnchen (Gallinula pusilla und G. Bailloni). 2 Sultanshühner (Porphyrio chloronotus) von Egypten. 10 7 6 6 = . Pe» oa © — — S O — = S ο h o e e ee — 250 — Purpurhühner (Porphyrio hyaeinthinus) von Lenkoran und Aſtrachan. Löffelreiher (Platalea leucorodia). | ſchwarze Störche (Ciconia nigra). Flamingo's (Phoenicopterus a und erythracus), darunter 1 Dunen⸗ junges. große Rohrdommeln (Botaurus stellaris). Sumpfrohrdommeln (Botaurus lentiginosus). Edelreiher (Ardea alba) aus Lenkoran, Egypten und Sarepta. Seidenreiher (Ardea garzetta). Ardea russata aus Lenkoran. Ardea virescens var. scapularis von Ascold. Rallenreiher (Ardea comata). kleine Rohrdommeln (Ardea minuta). Nachtreiher (Ardea nyeticorax). Nil gänſe (Anser aegyptiacus). graue Gänſe (Anser einereus). Saatgänfe (Anser segetum). Zwerggänſe (Anser minutus) aus Lappland, Egypten, Lenkoran und Amur. Bläßgänſe (Anser albifrons). Rothhalsgänſe (Anser ruficollis) aus Sarepta, Lenkoran und Sour Nonnengänſe (Anser leucopsis). Bernikelgänſe (Anser bernicla). Marmelenten (Anas marmorata). Anas discors. Brautenten (Anas sponsa). zweifledige Enten (Anas bimaculata), darunter 2 Dunenjunge. Sichelenten (Anas falcata), darunter 1 Dunenjunges. Anas galericulata, darunter 2 Dunenjunge. Ruderenten (Anas mersa), darunter 2 Dunenjunge. Roſtgänſe (Casarca rutila). Kolbenenten (Fuligula rufina). Prachteiderenten (Sommateria Stelleri). Eiderenten (Sommateria mollissima).. | ammetenten (Oidemia fusca), Trauerenten (O. nigra), Tafelenten (Fuli- gula ferina), Schnatterenten (Anas strepera), Büffelenten (Clangula albeola) ꝛc. ꝛc., je 3 —6 Stück und mehr. 5 . m ne Kr ur 5 — 251 — Mantelmöven (Larus marinus), Caspiſche Silbermöven (L. leucophaeus), Eismöven (L. glaueus), Elfenbeinmöven (L. eburneus), Häringsmöven (L. fuseus), Hutmöven (L. melanocephalus), Zwergmöven (L. minutus), Roſen— ſilbermöven (L. gelastes) 2c. ꝛc. je 4 — 12 Stück. 1 Larus melanurus von Ascold. 9 Zwergſcharben (Phalacrocorax pygmaeus). 3 Kormorane (Phalacrocorax cormoranus). 1 Krähenſcharbe (Phalacrocorax graculus). Steißfüße (Podieipidae), Seetaucher (Colymbidae), Lummen (Uria), Alken (Alea), Lunden (Mormon) ꝛc., ebenfalls zahlreich vertreten. Von den meiſten der aufgeführten Vogelarten ſind auch die Eier in Gelegen und ſchönen Suiten vorhanden, von ſehr vielen, namentlich den ſibiriſchen, auch die Neſter. Gegen Abend unternahmen wir einen Spaziergang in die in der Nähe liegende Seifenfabrik von Herrn Tancré und erfreuten uns bei einem Glaſe Bier in einem nahe liegenden Garten des Geſanges der Sperber-Grasmücke (Sylvia nisoria), die in Vorpommern noch ſehr häufig vorkommt, während ſie z. B. bei uns in Braun— ſchweig von Jahr zu Jahr mehr verſchwindet. Donnerstag, den 31. Mai fuhren wir beim prachtvollſten Wetter in den Anclamer Stadtwald. Beim erſten Forſthauſe wurde eingekehrt, um dort in der Nähe den Zwergfliegenſchnäpper zu hören, den Herr Major von Homeyer vor einigen Tagen dort beobachtet hatte. Wir ſuchten und ſuchten, hörten einige Vögel, die einen ähnlichen Geſang zu haben ſchienen, aber die Betrachtung mit dem Opernglaſe und das Erlegen einiger Exemplare beſtätigte, daß wir es mit dem Trauerfliegenſchnäpper und zwar der jugendlichen grauen Form (Muscicapa luctuosa) zu thun hatten. Dann ging es weiter in den Wald zu einem ſchattigen Frühſtücks— platz. Tancré hatte Speiſe und Trank, in Eis gekühlt, mitgebracht, ſo daß wir in voller Behaglichkeit den materiellen Genüſſen uns widmen konnten. Dann wurde der Oberförſter Schumann abgeholt, und weiter nach einem Wanderfalken-Horſte zu gefahren. Kaum waren wir auf 200 Schritte herangekommen, ſo „knatterte“ der Alte in der Nähe und bäumte etwa 100 Schritte von uns entfernt auf. Ich ſuchte mich anzupirſchen, und kam auf circa 100 Schritt heran; ein glücklicher Schuß mit Nr. 3 lieferte das alte Männchen. Der dortige Forſtlehrling hatte vor 6 Wochen mit einer Kugel durch den Horſt geſchoſſen und zwar des Morgens 9½ Uhr. Die Verwundung durch die Kugel, eine tiefe noch nicht ganz vernarbte Stelle an der Vorderbruſt, bewies, daß ſeiner Zeit das Männchen in den Morgenſtunden auf dem Horſte gebrütet hatte; offenbar hatte es ſich von dem Schuſſe ziemlich erholt, da es recht gut im Fleiſche war. Um das Weibchen zu überliſten, ſtellte ich mich — 252 — unter dem Horſte an, kam aber leider nicht mehr zum Schuſſe. Den Fiſchadler⸗ Horſt in der kgl. Forſt zu beſuchen, hatten wir keine Zeit mehr und ſtatteten nur noch der Fiſchreiher-Kolonie einen kurzen Beſuch ab. Durch Excurſionen der Fähn⸗ riche aus der Anclamer Fähnrichsſchule war der Beſtand ſehr dezimirt und zeigte im Ganzen nur noch 12 Horſte beſetzt. Gegen 4 Uhr waren wir zurück in Anclam. Am Abend fuhr ich weiter mit der Bahn nach Stralſund, um jenſeits des Meeres in der ſkandinaviſchen Halbinſel meine naturhiſtoriſchen Studien fortzuſetzen. Der Kukuk als Stubenvogel. Von Karl Bartels. So ſehr man in letzter Zeit ſeine aufmerkſame Forſchung auf den Kukuk gelenkt hat, ſo wenig hat man dieſen Vogel als Stubenvogel beobachtet. Alt ge— fangen iſt er ſchwer einzugewöhnen und bleibt ſtets mißtrauiſch, ſtörriſch und ſcheu, jung aufgezogen wird er jedoch zutraulich und ergötzt auch den Liebhaber. Freilich macht ſeine Aufzucht Mühe. Da ich den Kukuk in Bezug auf ſeine Lebensweiſe in der Gefangenſchaft näher kennen zu lernen wünſchte, habe ich nacheinander mehrere Vögel dieſer Art auf: gezogen. Ich ſuchte mir hierzu junge Neſtvögel zu verſchaffen, welche ich auffütterte. In verſchiedenen naturwiſſenſchaftlichen Büchern las ich, daß es große Schwierig— keiten mache, dieſen Vogel aufzuziehen und längere Zeit am Leben zu erhalten, namentlich ihn zu überwintern. Ich habe dieſes aber nicht ganz beſtätigt gefunden. Meines Erachtens hängt das Reſultat einzig von der Behandlung des Vogels ab. Mehrmals fand ich Gelegenheit junge Vögel aus Neſtern der weißen Bachſtelze oder des Rothkehlchens zu erhalten. Dieſelben waren von der Größe eines Staares und erſt theilweis befiedert. Ich gebe hier die Geſchichte eines derſelben. Ich erhielt ihn Ende Juni. Da ich nicht wußte, ob es ein Männchen oder Weibchen war, indem beide Geſchlechter in ſo früher Jugend ſchwer zu unterſcheiden ſind, füttterte ich ihn auf gut Glück auf und zwar mit friſchen Ameiſeneiern und Käſequark. Ich mußte ihn lange ſtopfen, ehe er ſich bequemte allein zu freſſen und darum machte mir die Aufzucht viel Mühe. Er wuchs kräftig heran, gab aber keinen Ton weiter von ſich, als ein „Ziß, ziß, ziß“, welches er hauptſächlich dann hören ließ, wenn er Hunger hatte und Futter verlangte. Erſt im Herbſt geſellte ſich zu den genannten Lauten noch ein leiſes „Kwa, kwa“. Letzteres wurde ſpäter⸗ hin während des Tages öfter, ſowie auch Abends bei Licht gerufen. (Das Weibchen ruft anſtatt deſſen „Quik, quik“). Beim Nahen des Winters brachte ich den Vogel aus dem Vorzimmer in ein geheiztes Zimmer. Zur Nahrung erhielt er nun ein » — 253 — Gemiſch von aufgeweichter, fein zertheilter Semmel, Ameiſeneier und Quark, wozu ich zeitweilig Engerlinge, Mehlwürmer und Bärenraupen, von denen ich mir immer einigen Vorrath zu verſchaffen ſuchte. Fleiſch vermied ich ganz. Im Februar und Anfang März mauſerte der Vogel und ſchwieg während dieſer Zeit beharrlich. Als aber die neuen Federn ihn deckten, fing er auch an ſein „Kwa, kwa“ wieder zu rufen und zwar lauter und öfter als vor der Mauſer. Aus dem „Kwa, kwa“ wurde bald „Kwakwa“, ſodann „Kwakuk“ und endlich „Kukuk“. Meine Freude war groß, als ich in meiner mühſamen Aufzucht dieſes Ziel erreicht hatte. Mehrere Jahre habe ich das Thier bei ſtets ſorgſamer Pflege und guter Abwartung am Leben erhalten und mich ſeiner lauten Stimme gefreut; doch nicht bloß ich, auch alle meine Bekannten, welche den Vogel hörten, freuten ſich ſeines angenehm klingenden Rufes, den er oft hundert mal an einem Tage hören ließ. Ueber Anſetzung von Nachtigallen in Greiz. Von Beyer, Vorſitzendem des Vereins der Naturfreunde. „Nachtigallen können des rauhen Klima's halber hier nicht niſten.“ Das war in Greiz von jeher allgemeine Annahme. Meinem Vereine wollte aber dieſe vorgefaßte Meinung angeſichts unſerer herrlich gelegenen, reichlich mit Waſſer durch— zogenen und vielfach dicht bebuſchten, fürſtlichen Parkes, nicht recht einleuchten und er beſchloß die Probe darauf zu wagen. — Um nun möglichſt ſicher zu gehen wandte ich mich rathſuchend an die Herren E. v. Homeyer und Prof. Dr. Liebe. Beide Herren hatten die Güte meinem Wunſche zu willfahren und ſchlugen über— einſtimmend vor, die zum „Ausſetzen“ beſtimmten Nachtigallen bereits im Herbſt anzuſchaffen und möglichſt in der Nähe des Ausſetzurgsortes zu überwintern. Ferner gaben dieſelben noch verſchiedene praktiſche Anweiſungen, welche auch mit gutem Erfolge dankend verwendet wurden. — Den erſten Wink, die Nachtigallen ſchon im Herbſt anzuſchaffen, konnten wir in praxi nicht überſetzen, da uns ein Herr Vogelhändler aus Plagwitz-Leipzig trotz bündigſter Zuſage ſchmählich im Stich ließ. Indeſſen der Muth war groß! Wir hatten's uns einmal vorgenommen, mochte es nun werden wie es wollte; es wurde dennoch gewagt! Wir ließen im Frühjahr 1883 je 10 Paare von Köln und von Köthen kommen. Nach Verlauf von ca. 14 Tagen, noch ehe die Paarungszeit begonnen, ſetzten wir die noch verbliebenen 34 Nachtigallen, nachdem jeder eine Schwinge etwas beſchnitten, im erwähnten fürſtlichen Parke aus und fütterte darauf noch ohngefähr 14 Tage, morgens und abends. Sieben Paare niſteten nun von unſern Lieblingen, leider — 254 — ging aber eine Brut davon durch Katzen zu Grunde. — Im Herbſt zogen die Alten mit der Nachkommenſchaft dem ſchönen Süden zu. Wir waren um ihre Wiederkehr beſorgt. Doch, wer beſchreibt unſere Freude. Die Nachtigallen kamen im ver- floſſenen Frühjahr wieder! — Elf prächtige Schläger erfreuten die in dieſem Punkte mehr oder weniger zweifelhaft geweſenen Herren durch ihre herrlichen Weiſen und ſchaarenweis ſtrömte man herbei, um ſich an dem himmliſchen Geſange zu ergötzen. Kleinere Mittheilungen. Maſſenmord der Wachteln. Nach offiziellen Ausweiſen wurden im Laufe einer einzigen Woche des Monats Mai im Hafen von Meſſina allein verladen und verſendet nicht weniger als 80000 Wachteln! In Ancona wurden vom 15. bis 31. Mai von einem einzigen Handelshauſe 10700 Stück Wachteln verſchickt. Der größte Theil der Wachteln wird en gros mit Netzen gefangen; außerdem aber geht Groß und Klein, Alt und Jung, wer nur eine Schußwaffe tragen kann, während der Zeit der Ankunft der Schwärme mit allerlei Schießgewehr, mit Stöcken und dergleichen auf die Jagd, um die von dem langen Fluge über das Meer ermatteten Vögel zu ſchießen oder zu erſchlagen. Unzählig find dieſe „Jäger“, welche an einem einzigen Tage mit Leichtigkeit hundert und mehr Wachteln er— beuten. Im ganzen kann man die Zahl der Wachteln, welche in Italien bei der Ankunft dieſer Vögel gefangen und getödtet werden, auf mindeſtens 500000 Stück ſchätzen. (Deut. Tagebl.) Schleiereule und Taube in einem Neſte. In Dörnigheim bei Hanau hat eine Schleiereule ihr Quartier in einem Taubenſchlage genommen und ihre Eier in ein Taubenneſt gelegt. In dasſelbe Neſt hat aber auch eine Taube gelegt und nun ſind die Eier ausgebrütet und das Ergebniß zeigt 2 Eulen, 1 junge Taube und 3 verdorbene Euleneier in einem Neſte. Als man den Thatbeſtand feſtſetzte war die eine der Eule ſchon halb flügge. Herr Pfarrer Israel, Oberlehrer an unſerer Realſchule, theilte mir den Fall mit. Er hat die junge Eule mit hierher genommen und hält ſie in einem geräumigen Käfig. Hanau. D. Paulſtich. Warnung für Hühnerhofbeſitzer. In dieſem Jahre kommen bei der Kar⸗ toffelernte vielfach ſogenannte „kranke“ d. h. angefaulte Kartoffeln vor. Man pflegt dieſelben auszuleſen und gekocht an das Vieh, namentlich auch an die Hühner zu verfüttern. Bisweilen kann man dieſes ungeſtraft thun, oft aber bringt dieſes Futter böſe Seuchen über die Hühner, welche außer dem Verluſte an Eierertrag auch meiſtens das Erſterben mehrerer Hühner nach ſich ziehen. Da ich ſelbſt in — 255 — dieſem Stücke trübe Erfahrungen gemacht habe, warne ich hiermit alle Geflügel— züchter und Landwirthe vor der angedeuteten Verwerthung der „kranken“ Kar— toffeln. | W. Th. Mittel gegen das Ueberfliegen der Hühner. Es iſt eine große Fatalität für den Gartenbeſitzer, wenn die Hühner ihm über die Umzäunung fliegen. Bis jetzt kannte man nur 3 Mittel dagegen: 1. man verſchnitt den Hühnern einen Flügel, 2. man machte die Umzäumung ſo hoch, daß ein Ueberfliegen nicht mehr möglich; 3. man ſchaffte ſich Hühner an, die überhaupt nicht fliegen können, z. B. Cochins. Der Brandenburger Anzeiger bringt noch ein viertes Mittel, welches ich hierdurch mit— theile. Man ſchlägt nämlich 4zöllige Drahtſtifte 5—6 Zoll (aber nicht weiter) aus einander auf das Gehege. Es ſoll bei ſolcher Vorrichtung kein Huhn mehr überfliegen. Gewiß ein einfaches Mittel; bei Steinmauern freilich nicht anwendbar. W. Th. Der Hecht als Feind der Schwalben. Daß die Karpfen aus dem Waſſer ſpringen, um nach vorüberfliegenden Inſekten zu ſchnappen, iſt bekannt. Bekannt iſt auch, daß der Hecht den auf dem Waſſer ſchwimmenden jungen Entchen nachſtellt; daß aber dieſer Raubfiſch auch die Schwalben gefährdet, dürfte weniger bekannt ſein. In Deutſch⸗Wartenberg hatte man im Juni d. J. einen Hecht gefangen, bei deſſen Oeffnung man eine noch unverdaute Schwalbe im Magen fand. Da die Schwalben in dieſem Jahre nicht an Nahrungsmangel zu leiden hatten, wie ſolches im Juni 1881 der Fall war, wo ſie maſſenweis aus Entkräftung in die Flüſſe fielen, ſo dürfte wohl anzunehmen ſein, daß der gefräßige Floſſer die dicht über dem Waſſer hinſtreichende Schwalbe erſchnappt hat. Vielleicht hat ein Vereinsmitglied hierüber Beobachtungen gemacht. W. Th. Literariſches. Sitzungs-Protokolle des Erſten internationalen Ornithologen-Congreſſes in Wien. Wien 1884. Verlag des Ornitholog. Vereins in Wien. — Demjenigen, welcher ſich genauer über die intereſſanten, vom 7—11. April auf dem Kongreß geflogenen Verhandlungen erudiren will, wird durch Herausgabe dieſer Broſchüre volle Gelegen— heit hierzu gegeben. Den Protokollen iſt eine Mitgliederliſte beigefügt. W. Th. M. J. Schuſter, Die Gaus im Dienſte der Land- und Volkswirthſchaft, ſowie als Ziervogel. Ilmenau 1884, Aug. Schröters Verlag. Preis 1 Mark. — Auf 74 Seiten hat hier der Verfaſſer ziemlich ausführlich die Naturgeſchichte, Geſchichte, Nutzen, Pflege, Züchtung, Mäſtung u. ſ. w. der Hausgans dargeſtellt. Selbſt die Recepte zur Zubereitung fehlen nicht. Die 2. Abtheilung enthält Charakteriſtiken der einzelnen d. Z. bekannten nutzbaren Spielarten der Hausgans, ihrer Kreuzungen mit Höcker⸗ und Toulouſer Gans, Beſchreibung der Ziergänſe und Anleitung zu ihrer Zucht (Hongkong-Gans, Kanadische, Aegyptiſche Kappengans). Zuletzt wird noch einiges Wenige über die wilden Gänſe geſagt. Das Werkchen iſt für jeden Gänſezüchter brauchbar. W. Th. — 256 — Dr. Karl Ruß, Das Huhn als Mutzgeflügel für die Stadt- und Landwirthſchaft. Magdeburg, Creutzſche Buchhandlung (R. & M. Kretſchmann) 1884. Preis 2 Mk. — Mit dieſem Buche tritt der Verfaſſer einerſeits den in Hinſicht auf die Geflügel⸗ zucht in letzter Zeit eingeriſſenen Mißbräuchen entgegen, andererſeits bemüht er ſich durch prakt. Rathſchläge dem Geflügelzüchter zur Hand zu gehen. Viele der jetzt gebräuchlichen Hühnerraſſen ſind aufgeführt. Daß mein Lieblingshuhn, das Cochin, nicht mit behandelt wird, gereicht dem Büchlein und dem Herrn Verfaſſer nicht zum Vorwurf, denn Nutzen bringt letzteres nicht; im Gegentheil, es koſtet den Lieb⸗ habern gar manchmal nicht geringe Summen, um es durch neues Blut aufzufriſchen und die Zucht in gutem Stande zu erhalten. Mein Freund, Herr A. Wiedemann in Erfurt, einer der bedeutendſten Cochinzüchter Deutſchlands, dem ich hierbei einen Gruß zurufe, wird mir dies bezeugen. Das Buch iſt allen Hühnerzüchtern dringend zu empfehlen, denn es dehnt ſeine Rathſchläge bis zur Einrichtung des Hühnerſtalles und Heilung der leider jetzt ſo häufig eintretenden Hühnerkrankheiten, von denen man vor 50 Jahren noch faſt gar nichts wußte, aus. W. Th. Alexander von Homeyer, Ueber die Beziehungen der Amſel zur Nachtigall. Freier Vortrag zu Rüdesheim am 28. Mai (aus den Jahrbüchern des Naſſauiſchen Vereins für Naturkunde. Wiesbaden, Jul. Niedner, 1881). Der Verf. kommt zum Reſultat, daß die Amſel eine Feindin unſerer Nachtigall nicht ſein könne, da ſie ſonſt in Friede und Freundſchaft mit ihr lebt. Der Vortrag iſt in poetiſcher, ſchwungvoller Sprache abgefaßt und enthält farbenreiche intereſſante Schilderungen. W. Th. Anzeigen. Sommerrübſen offerirt in beſter Qualität auch in dieſem Jahre wieder Richard Bock in Zeitz. Verlag der Creutz'ſchen Buch- und Muſikalienhandlung in Magdeburg: Lehrbuch der Stubenvogelpflege, Abrichtung und Zucht von Dr. Karl Ruß. Mit einer chromolithogr. Tafel und zahlreichen Holzſchnitten. Vollſtändig in 7—8 Lief. a 3 . In Aug. Schröter's Verlag in Ilmenau iſt ſoeben erſchienen und ſowohl direct wie durch jede Buchhandlung zu beziehen: Der Papageien-Freund. Beſchreibung, Zucht, Pflege, Abrichtung ꝛc. ſämmtlicher bis jetzt bekannten Papageien, herausgegeben von M. J. Schuſter, Gymnaſial⸗ lehrer. Preis: 2 .M Directe Beſtellungen finden gegen Einſendung des Betrages ſofortige Erledigung. Alle Geldſendungen, als Mitgliedsbeiträge, Gelder für Diplome und Einbanddecken, ſowie auch Beſtellungen auf letztere beide ſind an Herrn Rendant Rohmer in Zeitz zu richten. Redaction: W. Thienemann in Zangenberg bei Zeitz. Druck von E. Karras in Halle. 4 ar 1 7 & BI IN In | eutſchen Verein zum Schutze der Vogelwelt, begründet unter Redaction von E. v. Schlechtendal, redigirt von Paſtor W. Thienemann, Prof. Dr. Liebe, Dr. Rey, Dr. Frenzel, Steuer-Inſpector Thiele. Neunter Band. Jahrgang 1884. Zangenberg b. Zeitz, Gera und Halle a. S. — Im Selbſtverlage des Vereins. 5 ug, RICHMONGD COLLECTION. I wsohian inst, IN SON 5519 O 4 Gena Musee, N 8 — * sont * Subaft. merernsangelegenhbeiten. Seite Zuſammenſetzung des Vereinsvorſtandes . .. e e Aen Generalverſammlung zu Weißenfels am 17. Januar 1884 ae ene e eee bei dieſer Gelegenheit von W. Thienemannnn . 2 des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt! 9 Neu beigetretene Mitglieder .. N l, . 0 83. 169, 261 An Deutſchlands Thier- und eee reine von mi Fiche RE EN.) Mittheilung betreffend die „Thiere der Heimath“ von Adolf und Karl Müller eee eaumlung zu Zeitz den 20. Februar 188Ä 44. 426 iin W Thienemanns zum Congreß nah Win... g 81 enmlung zu Eilenburg am 17. März 1884auaua . 114 fammlung zu Naumburg a. S. am 10. Juni 1884. 137 An die Vereinsmitglieder .. e 70 98194 2958 Anzeige von W. Thienemanns Hinſcheiden Tub ET este an h2at enmlung zu Torgau am 15. Oktober 188114144. 42258 e eee e Ein engliſcher Vogelſchutzverein von P. Leverkühnn .. 12 Verzeichniß der im Herbſt 1883 bis 8. Dezember zu Udine in Italien Ai Markte gebeten Vögel von Graziano Ballon. . . 1 W Der zoologiſche Garten zu Amſterdam von Walther Kühnemann „% N Der Dompfaff von F. Schlag 30 Zur Begründung eines Einwurfes gegen den „uneingeſchränkten⸗“ Nutzen der Feldtauben von i Dr. Julius Kühn Halle „ Der Somaliſtrauß, Struthio molybdophanes Reichn. bon 8. G. Henke eee baltimore ⸗Oriol, Icterus galbula, Coues, von H. Nehrlingg 441 Die Ringeltaube, Columba palumbus, von Pfannenſchmid — Emden. . . 49 Dr. Rey's Zoologiſche Sammlung in Leipzig von W. Thienemann . eee Ornithologiſche Skizzen von K. Th. Liebe. VIII. Unſere Taucher En Assitbung) ne ran, Die Bewohner unferer Brutkäſten von H. Schacht IJ. er ee II %% neee III enen ne f Seite Einige Bemerkungen über das Cochinhuhn von A. W. 5 5 3 Erſter internationaler Ornithologencongreß in Wien von Dr. R. 81 a 20 8 ** Der Neſtbau der Vögel von D. Paulſtichn JI. 2 II. III. IVIVIVW VEU. K WWW 2 Ans meiner Vogelſtube von A. Frenzel: 5 | 26. Trichoglossus discolor, der Schwalbenlori .. • * 27. Plectolophus sulphureus, der kleine Gelbhaubenkakadu G —+—9— „„ 28. Spermestes prasina, die lauchgrüne Papagei-Amandii ken. 269 29. Domicella reticulata, der Strichellorrt eee ß ³ rEUU Die Wachholderdroſſel von C. Krezſchmar . 3 Ornithologiſche Mittheilungen aus Oſtfriesland von Ed. Pfannenſchmid II. . III. Ueber die Ausſtellung des Ornithologiſchen Vereins in Wien im April 1884 von A. v. Pelzeln 127- Bericht über die Thätigkeit des Hannover'ſchen Vogelſchutzvereins im Jahre 1883 von P. L. . 131: Naturhiſtoriſche Studien und Reiſeſkizzen aus der Mark und Pommern von Dr. R. Blaj ius I. 146 II. 235 Jagdergebniſſe aus dem Jahre 1883 von P. Leverkühn .. e Die Schmätzer von W. Thienemann. I Der Steinſchmätzer at Abbildung) „ Die Verbreitung der Wachholderdroſſel von E. F. von Homeyer .. . 181 Die Alpen-, Horn- oder Indianerlerche, Eremophila alpestris, Boie, von H. Nehblge 188 Der Vogel im Dienſt der Pflanze von Martin Brä ß ⁰P Der Vogelſchutz in Gera von Emil Fiſ cher Eee Ornithologiſche Notizen von W. Thienetann . . n WE Mein guter Coco von M. Allihn. .. ö·q 797974 Der Sumpfſänger (Calamoherpe palustria] von F. Lindner 7 Das Schwarzkehlchen (Pratincola rubicola) von H. Schacht Der Kukuk als Stubenvogel von Karl Bartecei s ee Die Ausſetzung von Nachtigallen in Greiz von Beyerrrrr Vogelſchutz von W. Thienemann. ‚ J.. Ta Wie ich für Vogelſchutz ſorge von Karl Bartels 8 „e Das Sterben der Möven in der Colonie von Borkum von . Levetühn „ Der Nekrolog W. Thienemanns (mit Portrait) .. - Plinius des Aelteren Verhältnis zur Vogelkunde von Sd W „ 28 Verzeichniß der Vögel des Prinzen n von a. Coburg - Gotha in Wien von Dr. N Blas 3 Abnorme und ſeltene Gäſte von G. Vallon in Udine. i Gemeiner Staar „ „ e e Eigenthümlichkeiten des Vogelauges von Martin 81 (mit Abbildunge)zs, m 3. Kleinere Mittheilung en Internationaler Ornithologen-Congreß zu Wien .. 22. Der Düſſeldorfer Verein für Geflügel-, Sing- und Biervägäugt von A. W. Sinting Der Verein „Torga“ zu Torgau von W. Th.. 8 2 Die erſten Frühlingsboten von Degner Eine Schwindſuchtsepidemie unter Hühnern. Ein Sperlingsneſt auf einen brütenden Staar gebaut Der Fernblick der Vögel Die erſte Ausſtellung des Vereins Koran N Seite Der Verein für Geflügelzucht und Bogelſchut 3 he e d Aus Genf von Günther Anton 110 Robert Oettel . . . 110 Der Girlitz als Standvogel von F. r 85 5 „„ Einige Notizen über die Taucher in der Oberlauſitz von 6. res ſchn Ra l Die erſte Geflügelausſtellung des Düſſeldorfer . e 132 Die Saatkrähe von W. Th. De 1 VA Frühjahrs⸗Einführungen von Dr Frenzel R 7 ee ee, N al de der Hecken von W. Th. 133 eee icchutzess von W Th... 133 ö 134 , 134 Intereſſanter Kampf zwiſchen Störchen .. FV Aus dem Gemüthsleben der Vögel von J . Rohweder VVV Eine Tour nach dem Eislebener Salıfer \ ee EI | Wie man vor hundert Jahren die Vogelkunde behandelte von W. Th. %) ͤ Taubenfütterung auf dem Markusplatz in Venedig von Günther Anton .. 222 Maſſenmord der Wachteln. 17177. Wand a u, 204 Schleiereule und Taube in einem Neſt von D. Paul Rio 171 a rd Warnung für Hühnerhofbeſitzer von W. Th... VVV Mittel gegen das Ueberfliegen der Hühner von W. 2 . CI En 0 ne ee els Feind der Schwalben von W Th. : 2 2: 22 3455 dee Denis in Berlin von W. Th.. 276 idiſche Garten in Leipzig von W Th. 4276 Zwei verwaiſte junge Trappen von W. Th... , % Ein außergewöhnlicher Kreuzſchnabel von Albert Töpel ae 7 Abnahme der Kiebitze in Jever .. , ee S ae Niteraviides. L. Freeſe, Der Kanarienzüchter . F 2 Louis van der Snickt, Chasse et Peéche, . Elevage Sen A ei a Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel . . . 2: 2:22 2 2 ea 2 55 Ernſt Schmalfuß, Ideen über Eiſenbahnbepflanzungen .. RT EN a Prof. Dr. Wilh. Blaſius, Ueber eine kleine Sammlung von Vögeln aus Java 8 ale) Prof. Dr. Wilh. Blaſius, Ueber wahrſcheinlich ſchon von den eingebornen Sammlern und Jägern ausgeführte Fälſchungen von Vogelbälgen aus Ecuador... 135 E. Lier, Deutſchlands Vögel .. )) ĩ Guſtav Prütz, Illuſtrirtes Muſtertaubenbuch J))ͤ ĩð ͤ a er li O. von Rieſenthal. Vogelleben und Vogelſchuzzz .. r Friedrich Arnold, Illuſtrirter Kalender für Vogelliebhaber und o befagelcher 2 Dr. Karl Ruß, Die Webervögel und Widafinken .. . Zeitſchrift für Ornithologie und praktiſche Geflügelzucht .. 22 Prof. Dr. W. Blaſius, Ueber die letzten Vorkommniſſe des Rieſen⸗ Alkes und die in Braun⸗ ed befdlichen Exemplare dieſer Alt. 223 Prof. Dr. W. Blaſius, Zur Geſchichte der Ueberreſte von Alca impenn iss 223 Sitzungsprotokolle des erſten Internationalen Ornithologen-Congreſſes in Wien .. 255 M. J. Schuſter, Die Gans im Dienſte des Land- und Volkswirthſchaft, ſowie als Ziervogel 255 Dr. Karl Ruß, Das Huhn als Nutzgeflügel für die Stadt- und Landwirthſchaft . . . 256 Alexander von Homeyer, Ueber die Beziehungen der Amſel zur Nachtigall. 256 B. Borggreve, Die Vogelſchutzfrage auf dem erſten internationalen Congreß in Wien. . 278 = "Fur Dreizehnter Jahresbericht der Ornithologiſchen Geſellſchaft zu Baſel . W. J. Schuſter, Die Ente im Dienſt der Land- und Volkswirthſchaft . W. J. Schuſter, Der Schwan als Zier- und Nutzvogel. P Bernhard Fleck, Blätter für Geflügelzucht 5 Ber Geſchäftsbericht des Vereins für Vogelſchutz und went. fi Umgegend 5 a ef BER Dr. Schleh, Der Nutzen und Schaden bes Sperlings Un „ . Fünfter Jahresbericht des Annaberg— Buchholzer Vereins für en, Bet: 5. Anzeigen. S. 24. 55. 56. 112. 136. 168. 192. 224. 256. 280. 303. Negi ten (Jahrgang 1884.) 55 7 . > g 1 x . 4 N \ £ . + 8 . 5 8 8 * . . h A „ . . x N - N . . 1 4 „ ur N ** 8 = raue in Acanthis brunnescens 166. — Hornemanni 166. — linaria 166. 247. — rufescens 166. — sibirica 166. Accentor alpinus 160. — erythropygius 160. — modularis 17. Acredula caudata 156. — irbii 156. — rosea 156. — tephronotus 156. Adlerarten 285. Adlerjagd 175. Aedon familiaris 161. — galactodes 161. Alauda alpestris 163. 189. — arborea 17. — arvensis 17. 163. — brachydactyla 17. — bugiensis 163. — cristata 17. 246. Alcedo ispida 17. 148. 293. Alpenbraunelle 160. Alpendohle 15. Alpenlerche 188. Amazonenpapagei 8. Ampelis phoenicopterus 156. Amſel 16. 295. Anas acuta 19. — boschas 17. — celangula 19. — penelope 19. Anser einereus 150. Anthus agilis 247. — aquaticus 17. 162. — arboreus 17. — Blackistoni 162. — cantelli 162. — cervinus 162. — japonicus 247. — oObscurus 162. — Pratensis 17. 162. — Richardü 19, Anthus rufieularis 247. — spinoletta 162. Aquila fulva 147. — naevia 147. Ardea cinerea 17. — purpurea 19. Astur nisus 17. Auerhuhn 18. 139. 140. Bachſtelze 17. 148. 161. 187. — , gelbe, Varietäten 246. ı Baltimore: Driol 41. Baſtardnachtigall 18. 160. Baumläufer 158. 186. Baumnachtigall 161. Baumpieper 17. Baumſpatz 75. Bekaſſine 18. Beobachtungsſtationen 92. Bergamſel 15. Bergfink 16. Berglaubſänger 18. Berglerche 163. Beutelmeiſe 266. Binſenſänger 18. Birkhuhn 18. 140. Blaßſpötter 18. Blaukehlchen 18. 159. Blaumeiſe 17. 99. Botaurus stellaris 17. 150. Brachvogel, großer 19. Bradypterus Cettii 17. Braunelle 17. Brieftauben 290. Budytes borealis 162. — campestris 162. — flaveolus 162. — flavus 17. 161. 246. — Kaleniczencki 162. — melanocephalus 161. — melanocervix 161. Bücher ornitholog. Inhalts 23. 55. 80. 111. 135. e 259% eee eee 209, Bullocksoriol 43, Buntſpecht, großer 155. 243. 294. —, kleiner 155. 243. Buſſard 164. Butalis grisola 19. Buteo vulgaris 17. 146. 164. Cacatua sulfurea 208. Caccabis saxatilis 18. Calamodyta salicaria 18. Calamoherpe arundinacea 161. — horticola 161. — palustris 227. — pinetorum 161. — turdoides 206. Calidris arenaria 19. Cannabina linota 16. Caprimulgus 289. Carduelis elegans 16. Certhia brachydactyla 158. — costae 158. — familiaris 158. 186. Charadrius pluvialis 19. Chlorospiza chloris 32. Ciconia nigra 150. Cinclus aquaticus 17. 148. — asiaticus 158. — leucogaster 158. — melanogaster 158. — Pallasi 158. Circaetos gallicus 147. Coccothraustes vulgaris 15. Cochinchinahuhn 76. Coco 214 Columba livia 18. — oenas 18. — palumbus 18. 49. Colymbus nigricollis 150. — rubricollis 150. Corvus corax 15. — cornix 15. 149. — glandarius 8. Coturnix communis 18. Cotyle riparia 293. Crex pratensis 18. Cuculus canorus 19. Curruca atricapilla 17. Cygnus imutabilis 126. Cyanecula leucocyanea 159. — sueeica 18. 159. — Wolfi 159. Diſtelfink 207. Domicella reticulata 270. Dompfaff 30. 308 — Drehhals 186. Droſſel, Naumanns- 149. — ſibiriſche 149. Droſſelrohrſänger 206. Edelfink 16. 148. 164. 207. Eichelhäher 8. 15. Eisvogel 17. 148. 266. 293. Elſter 15. 149. 205. Emberiza cia 16. — cirlus 16. — bortulana 16. — melanocephala 18. — miliaria 16. — pusilla 19. — pyrrhuloides 16. — schoeniclus 16. Eremophila alpestris 188. Eulen 288. Falco aesalon 19. — tinnunculus 17. — vespertinus 147. Falkenarten 287. Federwild 171. Feldlerche 17. 163. Feldpieper 162. Feldſpatz 75. Feldſperling 201. Feldtaube 34. Felſentaube 18. Fenſterſchwalbe 295. Feuertrupial 42. Ficedula polyglotta 160. Fichtengimpel 148. Finkmeiſe 98. Fire-bird 42. Fiſchreiher 17. Fitislaubſänger 17. Fitislaubvogel 264. Fliegenfänger, grauer 183. —, graurückiger 184. Fliegenſchnäpper 19, 202, 244. —, narcißgelber 244. Fringilla chloris 16. — coelebs 16. 148. 164. — linaria 166. — montifringilla 16. — nivalis 16. — spinus 16. — spodiogenys 164. Fulica atra 18. Fuligula clangula 150. Gänſeſäger 150. Gärten, zoologiſche 20. Galerita eristata 163. — Miramarae 163. — Theclae 163. Gallinago gallinula 18. Gallinula chloropus 18. 127. — Porzana 19. — pusilla 19. Gallinago scolopacinus 18. Garrulus glandarius 15. Gartenammer 16. Gartenlaubvogel 207. Gartenrotſchwanz 18. 182. Gecinus canus 155. Geierarten 287. Gelbhauben-Kakadu, kleiner 208. Generalverſammlung zu Weißenfels 6. Gimpel 15. 164. Gimpelammer 16. Girlitz 15. 110. Golddroſſel 42. 148. Golden Robin 42. Goldſtirngirlitz 247. Goldregenpfeifer 19. Goldtrupial 43. Grus einerea 147. Grauammer 11. Graugans 150. Graupapagei 214. Grauſpecht 17. 155. Grauwürger 18. Großtrappe 134. Grünfink 16. 32. Grünſpecht 17. 1 Habichtseule 150. Hänfling 16. Haidelerche 17. Halsbandfliegenfänger 149. Halsbandſittich, indiſcher 289. Haſelhuhn 147. Haubenlerche 17. 163. 246. Haubenmeiſe 101. Haubentaucher 65. 203. Haushuhn 91. Haushühner 290. Hausrotſchwanz 17. 182. Hausſchwalbe 295. Hausſperling 16. Hirundo cahirica 156. — daurica 156. — rufula 156. 309 — Hirundo rustica 156. Höhlenſchwalbe 156. Hohltaube 18. Horned Lark 188. Hornlerche 188. Horntaucher 70. Hühnerkrankheiten 53. Hypolais pallida 18. — polyglotta 18. — vulgaris 18. Icterus-Arten 43. — Bullockii 43. — galbula 41. Indianerlerche 188. Iynx torquilla 17. 155. 186. 200. Kampfläufer 19. Kanarienvogel 166. Kappenammer 18. Kernbeißer 15. Kiebitz 18. 278. Klappergrasmücke 18. Kleiber 149. 157. Klein-Vogelſchutz-Verein 12. Klettervögel 289. Kohlmeiſe 17. 98. 150. Kolkrabe 15. Krähen 288. Krammetsvogel 19. Kranich 147. 291. Kreuzſchnabel 15, 277. Krikente 18. Kuhſtelze 17. 161. Kuckuk 19. 168. 252. Kurzzehlerche 17. Lanius collurio 19. 149. — excubitor 19. 156. 244. — Homeyeri 156. — maior 149. 156. — minor 18. — Phoenicuroides 156. — Phboenicurus 156. Lanbvögel 104. Leinzeiſige 16. 166. Lerche 163. Linaria rubra 16. Loxia curvirostra 15. Luscinia philomela 18. Machetes pugnax 19. Mäuſebuſſard 17. 146. Mauerſegler 289. Mergus albellus 19. — merganser 150. Merlinfalke 19. Merula vulgaris 16. Miſteldroſſel 16. Mittelſpecht 17. 155. Moorſchnepfe 18. Motacilla alba 17. 148. 161. 187. — baicalensis 161. — cervicalis 161. — eitreola 161. — citreoloides 161. — kamtschatkensis 161. — ocularis 161. — personata 161. — Yarelli 161. Muscicapa albicollis 149. — grisola 184. — museipeta 184. — hnarcissina 244. — Parva 149. 165. Nachtigallen 253. Nachtraubvögel 288. Nebelkrähe 15. 149. Neuntöter 149. Nonnenſäger 19. Nucifraga caryocatactes 15. Numenius arquatus 19. — phaeopus 19. Oedicnemus erepitans 18. Ohrentaucher 70. 110. 150. Orèeocincla aurea 148. Oriolus galbula 18. Otocorys albigula 163. — alpestris 163. 190. — Penicillata 163. Otus brachyotus 268. Papagei-Amandine, lauchgrüne 269. Parus ater 17. 100. 157. — alpestris 157. — boeccharensis 157. — borealis 157. — caudatus 17. — coeruleus 17. 90. — cristatus 101. — flavipectus 157. — kamtschatkensis 157. — major 17. 98. — minor 156. — Palustris 17. 101. 157. — phaeonotus 157. 310 — Passer ammodendrus 247. — cisalpinus 247. — domesticus 16. — hispaniolensis 247. — Italiae 16. g — montanus 75. 201. Perdix cinerea 18. 147. Petroeinela saxatilis 18. Pfeifente 19. Phyllopneuste Bonelli 18. — rufa 17. — sibilatrix 18. — tristis 160. — trochilus 17. — viridana 160. Pica caudata 15. 149. Picus canus 17. — kamtschatkensis 155. — leptorhynchus 155. — leuconothus 148. — major 155. — medius 17. — minor 155. 243. — Pölzami 155. 243. — St. Johannis 155. — syriacus 155. — viridis 17. Pieper 162. Pirol 18. 205. Plattmönch 17. Plectolophus sulphureus 208. Pleetrophanes nivalis 19. Podiceps auritus 70. 110. 150. — cCornutus 70. — cristatus 65. 103. — longirostris 70. — minor 58. 111. — rubrieollis 70. 111. 150. 204. | Pratincola Hemprichi 159. — indica 159. .— Tubetra 18. — rubicola 16. 159. 232. Provence-Sänger 160. Publikationen, ornithologiſche 27. 111. 135. 191. 192. 223. 255. 256. 278. 279. Purpurreiher 19. Pyrrhocorax alpinus 15. Pyrrhula enucleator 148. — major 164. — minor 164. — vulgaris 15. 30. Querquedula erecea 18. — 311 — Raben 288. Schwarzhalstaucher 70. Rackelhahn 172. 248. Schwarzkehlchen 16. 232. Rallus aquaticus 18. 127. Scolopax rusticola 18. 148. Raubwürger 19. 149. 156. Segler 289. Rauchſchwalbe 156. 295. Sehkraft der Vögel 54. Rebhuhn 18. 147. Seidenrohrſänger 17. Rechenſchaftsbericht 2. Serinus hortulanus 15. 110. Regenbrachvogel 19. Shore Lark 188. Regenvogel 186. Silvia curruca 18. Regulus eristatus 17. Singdroſſel 16. 125. 148. 295. Ringdroſſel 16. Singvögel 288. Ringelſpatz 75. Sitta baikalensis 158. Ringeltaube 18. 49. — caesia 157. Rohrammer 16. — europaea 102, 149, 157. Rohrdommel 17. 150. Somali⸗Strauß 38. Rohrſpatz 206. Sommergoldhähnchen 17. Rothbläßhuhn 18. Spechte 288. Rothfußfalke 147. ö Spechtmeiſe 102. 149. 294. Rothhalstaucher 70. 111. 150. 204. Spechte, Nutzen und Schaden 150. Rothkehlchen 17. Sperber 17. Rothkehlchenpieper 162. Sperbereule 150. Rothrückenwürger 19. Sperling 53. 126. Rothſchenkel 18. Spermestes prasina 269. Rothſchwänzchen 159. Spießente 19. Rothſchwanzwürger 156. Sporenpieper 19. Rubecula silvestris 17. Sporenſtelze 161. Ruticilla atra 182. Sprachmeiſter 18. 160. — Oairei 159. Sproſſer 18. — phoenicura 18. 182. Stgar 18 98. 115 1292 749167.2298, — tithys 17. — , einfarbiger 164. — Varietäten 245. Saatkrähe 132. Steinadler 147. Sonderling 19. Steinhuhn 18. Sardenſänger 160. Steinkauz 17. Satzungen unſres Vereins 9. Steinröthel 18. Saxicola leucomela 159. Steinſchmätzer 18. 148. 159. 176. — lugens 159. Stelze, weiße 187. — oenanthe 18. 148. 159. 176. Stieglitz 16. — saltatrix 159. Stockente 17. Schafſtelze 161. Störche 154, 291. Schellente 19. 150. Storch, ſchwarzer 150. Schlangenadler 147. Strauß 290. Schleiereule 17. 254. —, gemeiner 41. Schneeammer 19. Strichellori 270. Schneeeule 150. Strix brachyotus 125. Schneefink 16. — flammea 17. Schreiadler 147. — nisoria 150. Schriften, ornithologiſche 23. 27. 111. 135. 191. — nyctea 150. 255. 256. 278. 279. — uralensis 150. Schwalbenlori 104. Struthio camelus 41. Schwan, unveränderlicher 126. — molybdophanes 27. Schwanzmeiſe 17. 156. 265. Sturnus Polteratzkyi 164. Schwarzhalsdroſſel 149. — purpurascens 164. Sturnus unicolor 164. — vulgaris 15. 71. 125. 149. 298. Südſperling 16. Sumpfſänger 227. Sumpfmeiſe 17. 101. 157. Sumpfohreule 125. 268. Sylvia provincialis 160. — sarda 160. Syrnium aluco 17. 299. Tannenhäher 15. Tannenmeiſe 17. 100. Tanben 222. Taubenarten 289. Taucher 57. Teichrohrſänger 161. Teichwaſſerläufer 19. Tetrao bonasia 147. — intermedius 248. — medius 172. — tet 18. 140. — urogallus 18. 139. 140. The Diky Bird Society 12. Thurmfalk 17, 104. Totanus calidris 18. — stagnalis 19. Trappe 134. 277. Trauerſchmätzer 159. Trichoglossus discolor 105. Triel 18. Troglodytes borealis 158. — fumigatus 246. — nipaleusis 246. — parvulus 17. Trupiale 43. Tüpfelſumpfhuhn 19. Turdus atrogularis 149. — iliacus 19. — musicus 16. 125. 148. — Naumanni 149. — pilaris 19. 122. 181. — sibirieus 149. — torquatus 16. — Viscivorus 16. Uferſchwalbe 266. 293. Upupa epops 19. Halle, Druck von Ehrhardt Karras. 312 — Vanellus eristatus 18. Verſammlungen 2. 26. 258. Vögel, ſprechende 8. Vogeljagd 171. f | Vogelſchutz 86. 131. 133. 198. 262. Vogelzug 115. a Vorſtandsmitglieder 1. Wachholderdroſſel 122. 181. Wachtel 18. 254. f Wachtelkönig 18. Waldhühner 139. Waldkauz 299. Waldlaubſänger 18. } Waldrothſchwanz 182. Ban 199 Waldſchnepfe 18. 148. , Waſſerpieper 17. 162. | 0 1 Waſſerralle 18. EN Waſſerſchmätzer 265. NR Wafferftaar 17. 148. 158. 246. Weidenlaubſänger 17. 1 Weidenlaubvogel 263. a AR N Weindroffel 19. 0 Weißbläßhuhn 18. Weißſpecht 148. Wendehals 17. 117. 155. 186. 200 aa Wiedehopf 19. Wieſenpieper 17. 162. Wieſenſchmaͤtzer 18. 159. Wintergoldhähnchen 17. Würger, großer 244. Zaunammer 16. Zaunkönig 17. 264. Zeiſig 16. Zeimer 122. Ziegenmelker 289. Ziemer 295. Zippammer 16. nr 1 Zug der Vögel 115. 5 Zwergammer 19. 1 9 Zwergfliegenfänger 149. 165. i Zwergſumpfhuhn 19. . Zwergtaucher 58, 111. ö 5 “ i all eee ABI = a) TSRERRÄNÄINANENS . i des 555 | Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt, begründet unter Redaction von E. v. Schlechtendal. r u inet Redigirt von ahres⸗Beitrag von fünt Mar : Anzeigen der Vereinsmitglie⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ aſtor W. i 5 fbrirt unentgeltlich u. poſtfrei. Paf Thienemann, der finden koſtenfreie Aufnahme, Zahlungen werden an den Ren⸗ Prof. Dr. Li Dr. Dr. ſoweit der Raum es geſtattet. danten 28 Vereins Herrn Kanzliſt 5 ai Liebe, Rey, Frenzel, 2 Das Eintri trägt 1 A Rohmer in Zeitz erbeten. Str.⸗Inſp. Thiele. eee IX. Jahrgang. September 1881. 8 Ur. 9. Inhalt: An die geehrten Vereinsmitglieder. Beſondere Vereinsangelegenheiten. — Martin Bräß: Der Vogel im Dienſte der Pflanze. Emil Fiſcher: Vogelſchutz in Gera. W. Thiene— mann: Ornithologiſche Notizen. D. Paulſtich: Neſtbau der Vögel. III. A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube. 27. Plectölophus sulphureus (der kleine Gelbhauben-Kakadu). M. Allihn: Mein guter Coco. — Kleinere Mittheilungen: Taubenfütterung auf dem Markusplatz in Ve— nedig. — Literariſches. — Anzeigen. . Kn die geehrten Vereinsmitglieder. Die Zahl der ſeit dem 1. Januar d. J. bis zum heutigen Tage dem Vereine beigetretenen Mitglieder iſt eine ganz erhebliche und beträgt 112. Wir ſehen daraus, daß wir noch immer in ſtetigem Wachsthum begriffen ſind, daß alſo unſere gute Sache immer mehr Freunde und Anhänger gewinnt. Dabei will ich die Be— merkung nicht unterdrücken, daß jede gute Sache Geld koſtet, und daß ſich heut— zutage nur etwas ſchaffen und unternehmen läßt, wenn man Geldmittel in den | 15 — — m n onjan Instit RICHMOND 9 608 N elle f Se. 17 1. 1 N Pa Pin C N 1 f N 5 ona Muse eng u I ION. — 194 — Händen hat. Nun hat ſich aber unſer Rendant in jüngſter Zeit öfter über Mangel an letzterem bei mir beklagt. Ich ſpreche es darum offen aus, es würde uns ſehr lieb ſein, wenn wir die 2000 Mark, welche von den Jahresbeiträgen noch reſtiren, bald nach Ausgabe dieſer Nummer per Poſtanweiſung erhielten und in Einnahme ſtellen könnten. Vom 10. September wird Poſtnachnahme ſtattfinden. Zangenberg, den 23. Juli 1884. Der Vereinsvorſtand. W. Thienemann. Beſondere Vereinsangelegenheiten. Die nächſte Vereinsverſammlung wird Mittwoch den 15. October in Torgau ſtattfinden. Vorträge haben vorläufig die Herren Prof. Göring, Dr. Rey, Königl. Baurath Pietſch und der Vorſitzende übernommen. Zuſammenkunft im „Goldenen Anker“. Sitzungslokal: Tivoli. Anfang der Sitzung 7½ Uhr Abends. Zangenberg. Der Vereinsvorſtand. W. Thienemann. Der Vogel im Dienſte der Pflanze. Von Martin Bräß. Thiere und Pflanzen ſtehen in innigſter Beziehung zu einander. Ohne Pflanzen: welt würde es keine Thierwelt geben; erſtere fabrizirt ja die organiſche Subſtanz, mit deren Conſum das thieriſche Leben verbunden iſt. Aber auch viele Pflanzen ſind in verſchiedener Hinſicht mehr oder weniger abhängig von Thieren. Es iſt bekannt, in welch” ausgedehnter Weiſe die Inſekten die Befruchtung jo vieler Blü— then ermöglichen, indem ſie den Pollen der einen Blume auf die Narbe der andern bringen. Weniger bekannt dürfte ſein, daß dasſelbe Geſchäft in einzelnen Fällen auch den Thieren zukommt, denen unſere Monatsſchrift ihr Intereſſe widmet, den Vögeln. Die Familie der Trochiliden (Kolibris), jener kleinſten Vögel mit dem bunten, metalliſch glänzenden Gefieder und dem langen pfriemenförmigen Schnabel, ſowie die der Meliphagiden oder Honigſauger, Vögel von gleichfalls prachtvoller Färbung, unter welch’ letzteren beſonders Nectarinia famosa III. hervorzuheben iſt, und andere ſpielen in Braſilien und Südafrika eine nicht unweſentliche Rolle bei der Befruch— tung gewiſſer Pflanzen, letztere haben Blüthen von meiſt ſcharlachrother Farbe, jad- artiger Geſtalt und horizontaler Lage, ſo daß es den Vögelchen überaus leicht wird, die Blumen zu finden und, vor ihnen ſchwebend, ſich mit Hilfe ihrer langen Zunge des maſſenhaft abgeſonderten Honigs zu bemächtigen, — gelegentlich auch der Inſekten, welche bereits dieſen aufgeſucht haben —, und zugleich infolge des Beſuchs verſchiedener Blumen den Austauſch des Pollens zu vermitteln. Dieſen Dienſt erweiſen nun einheimiſche Vögel unſerer Flora nicht; aber in anderer Weiſe ſorgen fie doch für die Nachkommenſchaft gewiſſer Pflanzen. Es ſei 5 — 195 — meine Aufgabe, die Vogelwelt als ein Verbreitungsagens für Samen und Früchte zu charakteriſiren. Auf zweifache Weiſe tragen die Thiere überhaupt bei zur Verbreitung der Pflanzen, indem ſie nämlich entweder die Früchte und Samen freſſen, alſo im Innern ihres Darmkanals mit ſich weiterführen, oder aber äußerlich dieſelben ver— ſchleppen, wenn Sachen und Früchte an verſchiedenen Theilen ihres Körpers hängen geblieben ſind. Die erſtere Verbreitungsart wird unſer Intereſſe, da wir es hier mit der Vogelwelt zu thun haben, faſt ausſchließlich in Anſpruch nehmen. Das Säugethier hingegen mit ſeinem mehr oder weniger dichten Pelz wird ſich bei weitem beſſer für das Haftenbleiben der Samen eignen, als der Vogel, welcher bekanntlich nicht nur die Gewohnheit hat, von ſeinem Schnabel die geringſte Un— reinigkeit zu entfernen, ſondern auch infolge der zahlreicheren und beweglicheren Halswirbel die Fähigkeit beſitzt, alle Theile ſeines Körpers einer höchſt gründlichen Reinigung zu unterziehen. Man lege einem Vierfüßler, etwa einem Hunde, und einem Vogel, z. B. einem Huhne, eine Klette auf den Rücken, und man wird ſehen, daß ſich erſterer nur nach den verzweifeltſten Anſtrengungen derſelben entledigen kann, während der Vogel ſie einfach mit dem Schnabel ergreift und fallen läßt. Jedoch dürfen wir nicht leugnen, daß der Vogel auch gelegentlich an ſeinem Kleide Samen verſchleppt. Bekannt iſt, um nur ein Beiſpiel zu erwähnen, jenes niedliche Fruchtköpfchen des Benediktenkrauts (Geum urbanum) mit den zahlreichen hakig gekrümmten Griffeln; in lichten Laubwaldungen iſt die Pflanze ganz allgemein verbreitet. Hat ſich nun hier eine Schaar Vögel auf den Boden niedergelaſſen, ſo würde es bei einem ſchnellen Aufflug derſelben kaum denkbar ſein, daß nicht wenigſtens einige dieſer Fruchtköpfchen an den Federn der Vögel hängen blieben und von dieſen weiter getragen würden. Bedenken wir aber, daß im allgemeinen, wie auch in dieſem Beiſpiel, die Früchte und Samen der Pflanzen nur mit Haft— vorrichtungen oder Klebſtoff verſehen ſind, deren Wuchs ein geringer iſt, ſo ſcheint die Verbreitung der Samen jenem äußeren Wege doch mehr dem auf dem Boden lebenden Sängethiere obzuliegen, während der Vogel die Samen in den Früchten der Bäume und Sträucher verſchlingt und durch die Entleerung ſeines Darmes mit den Excrementen verbreitet. Der Pflanze wird aber nur dann hierdurch ein Dienſt erwieſen, wenn der Same nach dem Verlaſſen des ihn bergenden Darmes noch keimfähig iſt. Daß dies ſehr oft nicht der Fall, iſt leicht einzuſehen. Die Körner von Roggen und Weizen z. B. ſind bei ihrer Reife ganz nackt; die ſchützende Hülle fehlt ihnen, infolge deſſen ſie bis zur Keimunfähigkeit wohl von allen Vögeln verdaut werden. De Candolle hat es von den hühnerartigen Vögeln nachgewieſen; ſie zerreiben die Samen gewiſſermaßen in ihrem Magen. Dennoch mögen immer gewiſſe andere 15 * — 196 — Körner, namentlich wenn der Vogel große Mengen von Nahrung zu ſich genommen hat, lebensfähig ſein. — Nun giebt es aber eine ganze Anzahl von Pflanzen, deren Samen ſo beſchaffen ſind, daß ſie vollſtändig keimfähig den Darmkanal ihres Wirthes verlaſſen, ja eventuell ſo weit infolge des ätzenden Magenſaftes erweicht ſind, daß ihre Keimung noch befördert wird. Zu jenen Pflanzen gehört die Kermesbeere (Phytolacca decandra), deren Verbreitung in Südeuropa den Schwarzdroſſelnn und andern Vögeln, welche die Beeren gern freſſen, zuzuſchreiben iſt. Biſchof berichtet von der in gleicher Weiſe erfolgten Verbreitung der Muskatnuß (Myristica moschata). Er ſagt: „Den Inſeln der Südſee, auf welchen die Holländer aus merkantiliſchen Gründen den Muskatnußbaum ausgerottet hatten, ſollen die Vögel denſelben durch das Einſchleppen des Samen wieder zugebracht haben.“ (?) Nur durch Vögel konnten Roſen und Liguſter, die Caſpary auf dem Cölner Dome beobachtete, ausgeſät ſein, wie gleichfalls den Vögeln Ebereſchen und andere Bäume und Sträucher ihren oft eigenthümlichen Standort auf Mauern, Ruinen u. ſ. w. verdanken. Hildebrand erwähnt den Bericht von einem Vogel Guatemalas, der in die Rinde gewiſſer Bäume ein Loch pickt und in dieſes ſeine Excremente fallen läßt, welche die Samen eines Schmarotzergewächſes enthalten. Iſt dieſe Nachricht nicht Fabel, ſo würde der ſonderbare Liebesdienſt, welchen der betreffende Vogel (leider fehlt jede Angabe über ihn) einer zukünftigen Pflanze erweiſt, faſt rührend, zum wenigſten hochintereſſant ſein. Der Vogel iſt, wie kein anderes Thier geeignet, auf dieſe ſonderbare Weiſe, durch Verſchlingen und Entleerung der Samen zur Verbreitung derſelben bei— zutragen. Einmal nämlich werden nie viel Samen nahe bei einander zu liegen kommen, weil der Vogel infolge des kurzen Dickdarms, der ſeinen Beſitzer beim Flug, der ſchwierigſten Bewegung, die es giebt, nicht beſonders erſchwert, die Ent— leerung des Kothes ſehr häufig, aber allemal nur in geringem Maße vollzieht; dann aber wird dem Samen bei der Keimung der ſo geſchätzte Vogeldünger zum Vortheil dienen; endlich iſt gerade der Vogel befähigt, infolge ſeiner eignen weiten Wanderungen der Pflanze ebenfalls eine weite Verbreitung zu ermöglichen. Betrachten wir nun die Mittel, welche der Pflanze zu Gebote ſtehen, den Vogel zum Genuß ihrer Früchte aufzufordern. Zunächſt müſſen die Samen eine fleiſchige Hülle beſitzen, die den Thieren ein kräftiges und reichliches Nahrungs— mittel darbietet. Ferner iſt aber den Früchten noch ein eigenthümlicher Geruch und Geſchmack und eine auffallende Färbung nöthig. Wenn wir auch das Geſchmacks— organ der Vögel im allgemeinen ſehr feiner Empfindungen nicht fähig erachten — bekanntlich bleibt ja nur bei den Papageien die papillenreiche Baſis der Zunge im ganzen Umfange weich —, ſo erlangen unſere Thiere dennoch einen ihnen an⸗ genehmen Geſchmack der Früchte. Denn ſelbſt in den Fällen, wo zwar dieſer ſich — 197 — noch nicht völlig ausgebildet hat, aber die Farbe ſchon die definitive iſt, werden die Früchte doch nicht gern von den Vögeln verzehrt, höchſtens nur hier und da gekoſtet. Die Spatzen laſſen die noch nicht ſüß ſchmeckenden Kirſchen, ſobald reife vorhanden ſind, wie bekannt, ſtets unbehelligt, ebenſo die Schwarzdroſſeln, welche die Kirſchen ſammt den Kernen, wie viele Menſchen, verzehren, und ſo zur Ver— breitung dieſer Samen beitragen, während erſtere Vögel bekanntlich nur das Fleiſch von den Kernen abpicken und dieſe am Stiele hängen laſſen. Hier möge zugleich erwähnt werden, daß viele Früchte infolge der Größe ihrer Steine durch Vögel einen Transport nicht erfahren können. Oder welchem unſerer Vögel ſollte es ein— fallen, eine Frucht von der Größe des Pfirſichs ſammt ihrem Kerne zu verſchlucken! Aber dieſe Gewächſe, wie Pflaumen, Pfirſiche, Aprikoſe, machen auch auf dieſe Art der Verbreitung keinen Anſpruch. Sie erhalten ſich lediglich durch die Cultur, der ſie ja auch ihr Daſein verdanken. Gewiß hatten die wilden Urahnen dieſer Bäume kleine Früchte mit kleinen Kernen, wie wir es bei Prunus avium in unſern Wäldern, der Stammform der ſüßen Kirſchen, noch heute nachweiſen können. — Was nun die Färbung der Früchte betrifft, ſo werden wir ſtets finden, daß dieſe ziemlich auffallend iſt. Je mehr ſich die Frucht von dem grünen Laube abhebt, deſto leichter natürlich wird ſie von dem Vogel erblickt und deſto größer iſt die Wahrſcheinlichkeit für den Transport des Samens. Es kommt nicht vor, daß reife fleiſchige Früchte genau das Grün der Blätter tragen; vielmehr finden wir ſie bald roth, gelb, blau, orange, bald violett, auch ſchwarz gefärbt; letztere Farbe ver— richtet ihren Zweck ebenfalls ganz gut. Grüne Früchte würden, obwohl der Vogel ein ſo herrlich organiſirtes Auge, wie kein anderes Thier beſitzt, doch mehr oder weniger von ihm unbemerkt bleiben. Ekndlich wollen wir noch hervorheben, daß alle dieſe die Vögel anlockenden Eigenſchaften der Früchte, alſo die ausgezeichnete Färbung, der angenehme Geruch und Geſchmack erſt dann eintreten, wenn die Samen reif ſind, wodurch dem zu frühen Verſchleppen vorgebeugt wird; auch paſſiren nur dann die Samen unver— ſehrt den Darmkanal des Vogels, wenn ſie mit ihrer Reife die nöthige Härte und Widerſtandskraft ihrer Schalen erreicht haben. Gleichfalls erhalten auch die Früchte, welche äußerlich, ſei es am Federkleide des Vogels, ſei es auf dem Pelze des Vier⸗ füßlers wandern ſollen, die geeignete Stärke, Verdickung und Geſtalt der Haftorgane erſt zu der Zeit, wenn die Samenreife eingetreten iſt; als Beiſpiel möge wieder das oben angeführte Geum urbanum dienen. Fragen wir zum Schluß darnach, wie ſich die genannten, für die Pflanze ſo vortheilhaften Eigenſchaften entwickelt haben, ſo wiſſen wir nun die folgende Ant— wort: Dieſelben ſind zum großen Theil das Produkt der natürlichen Zuchtwahl. Die Pflanze hat ſich der Eigenthümlichkeit des Vogels angepaßt. Von ihren Nach— — 198 — kommen waren diejenigen im Vortheil, die ſich zufällig durch einen gewiſſen Wohl⸗ geſchmack, eine etwas abnorme Färbung, oder auf der andern Seite durch hakige Organe ihrer Früchte vor den anderen auszeichneten. Sie wurden verſchleppt und waren nun vor ihren Geſchwiſtern im Vortheil. Die genannten minimal anfangen⸗ den Eigenſchaften haben ſich dann im Laufe der Jahrtauſende vervollkommnet zu ihrer gegenwärtigen Ausbildung. Vogelſchutz in Gera. (Kurzer Geſchäftsbericht der Section für Thierſchutz daſelbſt.) Seit langen Jahren beſtand am hieſigen Platze ein Thierſchutzverein, welchem es trotz aller Bemühungen leider nicht gelingen wollte, ſo ſegensreich zu wirken, wie es wünſchenswerth geweſen wäre. Am 18. Januar 1881 beſchloſſen deshalb die Mitglieder in beſonderer Sitzung die Auflöſung ihres Vereins und übertrugen hierauf der „Geſellſchaft von Freunden der Naturwiſſenſchaften“ den Vermögensbeſtand mit dem Erſuchen, die Functionen des Thierſchutzvereins fort— zuführen. Am 8. Februar fand auf Einladung des Herrn Prof. Dr. Liebe eine außerordentliche Verſammlung ſtatt, in welcher man einmüthig der Anſicht war, daß die Geſellſchaft von Freunden der Naturwiſſenſchaften als ſolche die dargebotene Erbſchaft nicht antreten könne; beſchloß aber, im Intereſſe der guten Sache, eine beſondere „Section für Thierſchutz“ zu conſtituiren. Dieſe Section müſſe von dem Hauptvereine vollſtändig getrennt beſtehen, eine eigene Kaſſenverwaltung und einen beſonderen Vorſtand haben. Gewählt wurden die Herren Prof. Dr. Liebe als 1. Vorſitzender, Lehrer Emil Fiſcher als 2. Vorſitzender, Hofbibliothekar F. Hahn als 1. Schriftführer, Maler A. Hahn als 2. Schriftführer, Lehrer E. Schein als Kaſſirer. Die Geſchäfte der einzelnen Vorſtandsmitglieder wurden beſonders feſtgeſtellt und ebenſo die Wirkſamkeit der Section berathen, um dieſelbe möglichſt nutzbringend zu geſtalten. Leider verlor der Vorſtand nach einem Jahre durch den Tod den ſehr thätigen zweiten Schriftführer. Die neugeſchaffene Section, welche gegenwärtig an 350 Mitglieder zählt, hat ſich nun bemüht, alle Gebiete des Thierſchutzes zu berückſichtigen und zu pflegen. Es würde zu weit führen, wollten wir über die abgehaltenen Sitzungen Bericht geben und außerdem alle Eingaben, Gutachten, Beſchwerdeſchriften u. ſ. w. einzeln regiſtriren. Ik: In ſehr vielen Fällen war im letzten Jahre die Berufung einer öffentlichen Verſammlung nicht nothwendig, da die einzelnen Gegenſtände vom erſten oder zweiten Vorſitzenden ſofort erledigt werden konnten. Beſondere Pflege wurde unſeren — 199 — gefiederten Sängern in Wald und Feld dadurch zu Theil, daß im Winter für aus- reichende Futterplätze und im Frühlinge für das Anbringen zahlreicher Niſtkäſten Sorge getragen wurde. Es ſind bis jetzt ſchon gegen 200 Stück von zweckmäßig eingerichteten Brutſtätten für Staare, Meiſen, Fliegenſchnäpper und Rothſchwänzchen aufgeſtellt, von denen auch die größte Zahl zur Freude der Gartenbeſitzer be— zogen wurde. Jahresberichte erhielt die Section für Thierſchutz von den Vereinen in Aachen, Altona, Auerbach, Augsburg, Braunſchweig, Breslau, Kaſſel, Chemnitz, Darmſtadt, Dresden, Elbing, Frankfurt, Freiberg, Glogau, Gotha, Güſtrow, Hamburg, Han— nover, Hildesheim, Homburg, Karlsruhe, Kiel, Köln, Königsberg, Langenſalza, Leipzig, München, Neubrandenburg, Nürnberg, Osnabrück, Paſſau, Pirna, Plauen, Roſtock, Schleswig, Schwerin, Stargard, Stettin, Straßburg, Straubing, Stutt⸗ gart, Wiesbaden, Würzburg, Zittau und Zwickau. Als Gegengabe konnten ein Flugblatt und zwei Broſchüren verſandt werden. Dieſe drei Arbeiten des Herrn Prof. Dr. Th. Liebe fanden, wie aus vielen Zeitungsberichten erſichtlich iſt, großen Beifall. Es ſeien die Titel kurz angeführt: 8 1. „Das Frühjahr 1883 und die Futterplätze.“ 2. „Vogelfang und Vogelhaltung.“ 3. „Winke, betreffend das Aufhängen der Niſtkäſten für Vögel.“ Die letzte Broſchüre iſt auf Wunſch verſchiedener auswärtiger Vereine auch im Buchhandel erſchienen, und die hieſige Firma Ißleib & Rietzſchel hat gegen Erſtattung von Druck- und Verſandtkoſten in uneigennütziger Weiſe den Vertrieb übernommen. Es erging im Februar d. J. an alle Vogel- und Thierſchutzvereine nachfolgender Aufruf: „Das Frühjahr ſteht wieder vor der Thür und unſere heimkehrenden Lieb— linge, die fröhlichen Sänger in Wald und Feld, beziehen gern die Wohnungen, die ihnen der Menſch in ihrer Abweſenheit in liebender Vorſorge bereitet hat. Daß dieſe Wohnungen aber auch ihrem Zwecke voll und ganz entſprechen, dafür giebt das aus der fachkundigen Feder des Herrn Prof. Dr. Liebe gefloſſene Schriftchen, „Winke, betreffend das Aufhängen der Niſtkäſten für Vögel“, welches von der Verlagsbuchhandlung Ißleib & Ritzſchel in Gera in Partieen zu 500 Exemplaren für 20 %, 100 Exemplare für 4,50 %, 50 Exemplare zu 2,50 , 25 Exemplare für 1,50 , bezogen werden kann, bewährte Fingerzeige. Die Thier- und Vogelſchutz-Vereine haben nicht mit Unrecht die Anbringung von Niſtkäſten zu einem edlen Sport erhoben, und ſo wird vorliegende Schrift, vermöge ihres billigen Preiſes zur maſſenhaften Verbreitung unter den Mitgliedern ganz beſonders geeignet, gewiß eine willkommene Gabe ſein. Wir empfehlen dieſelbe zur baldigſten Beſtellung bei obiger Verlagsbuchhandlung. Gera, 1884. Geſellſchaft von Freunden der Naturwiſſenſchaften. Section für Thierſchutz.“ — 200 — Zur Gewinnung der Jugend für die edlen Beſtrebungen des Thierſchutzes hielt es die Section auch für angemeſſen, 100 Thierſchutzkalender und 25 Thier⸗ ſchutzbilderbücher zur Vertheilung zu bringen. Zum Schluß an alle Leſer dieſer wenigen Zeilen die ganz ergebeue Bitte, beizutragen, daß die Thierſchutz-Ideen in immer weiteren Kreiſen Eingang finden, und daß vor allen Dingen in den Kindern das wahre Gefühl und die richtige Humanität gegenüber allen lebenden Weſen geweckt werde, denn „Ein Kind, das Thiere quält, wird einſt auch Menſchen quälen, Dem, das ſie liebt, wird Menſchlichkeit nie fehlen!“ | Gera, den 1. April 1884. Emil Fiſcher. Ornithologiſche Notizen. Von W. Thienemann. Der Wendehals (Jynx torquilla), ein ſonſt ganz harmloſer Geſell, zeigte mir, wie man auch als ſolcher doch als Neſtplünderer und Ruheſtörer auftreten kann. Ein Kohlmeiſenpaar hatte ſich eine in meiner Gartenmauer künſtlich bereitete Höhlung zum Niſtplatze erwählt, viel Material hinzugetragen und bereits mehrere Eier gelegt. Eines Tages höre ich den Ruf des Wendehalſes ſehr fleißig im Garten erklingen. Als ich an das Fenſter trete, bemerke ich, wie ſo eben ein ſolcher Vogel vom Baume herab nach der Mauer fliegt, ſich vor der Oeffnung, in welcher das Meiſenneſt ſich befindet, anklammert und ſtill und unverwandt hineinſchaut. Das war früh kurz nach 5 Uhr. Um 7 Uhr ſaß er noch da und ich fing an ſeine Wißbegierde, die ihn veranlaßte, ſo ſtill und ſtandhaft das auf dem Neſt ſitzende Meiſenweibchen zu beobachten, zu bewundern. Ich wurde nun durch Geſchäfte abgehalten ferner dahin zu ſehen, als ich jedoch um 10 Uhr Zeit fand, wiederum ans Fenſter zu tre— ten, ſah ich ihn noch immer gleich einem braunen Semikolon vor der Meiſenhöhle ſitzen, ſtill und unbeweglich. Am andern Morgen bemerkte ich, wie er in der Höh— lung ſitzend den Kopf hervorſtreckt und einige Stunden lang, ohne ſich zu rühren, mit beneidenswerther Seelenruhe in den Garten ſchaute. Mir währte das Ding zu lange, ich ging hin ihn zu vertreiben. Er flog auch hinweg. Unterhalb des Niſt⸗ loches aber an der Erde lagen die Niſtmaterialien der Meiſen zerſtreut und dabei 4 bis 5 unbebrütete, zerbrochene Eier der Kohlmeiſe. Der Wendehals hatte die Höhle völlig ausgeräumt, ja in der Hitze des Gefechtes hatte er ſogar ein Ei von ſich, welches er zu den Meiſeneiern gelegt haben mochte, auch mit hinausgeworfen. Es lag zerbrochen neben den Eiern der Kohlmeiſe. Ich hoffte nun die Wendehälſe würden von dem ohne viel Kampf eroberten Niſtplatze Beſitz ergreifen und darin brüten — mit nichten. Noch einige Male ließ ſich der Neſtplünderer hören, dann — 201 — flog er davon und niſtete nicht weit hinter dem Garten in einer hohlen Weide. Die Brut der Meiſen aber war und blieb vernichtet, auch ſie kehrten nicht wieder — die Niſthöhlung blieb vereinſamt. In derſelben Mauer, jedoch in einer andern Höhle, brütete ein Feldſperlings— paar (Passer montanus), welches mich ſchwer kränkte. Ich konnte es aber doch nicht über mich gewinnen es zu ſtören, was durch Verſtopfung des Neſteinganges leicht hätte geſchehen können. Vor einigen Jahren pflanzte ich 4 kräftige Ebereſchen— bäumchen auf meinen Hof. Das ſchönſte und kräftigſte derſelben erwählten ſich die beiden Sperlinge zum Object, woran ſie ihren Frevel verüben wollten. Sie biſſen nämlich an den oberen Kronenſproſſen die Blätter ab, ſo daß dieſe ſtets kahl wie Beſenreis in die Luft hineinragten und nicht im Stande waren friſche Triebe zu bilden. Sobald ein Blättchen eine gewiße Größe erreicht hatte, wurde es ab— gebiſſen und fortgetragen, und ſtets fand ich im Garten friſche Ebereſchenblätter zerſtreut umher liegend, oft auch unter der Neſthöhlung. Ausgeſpannte Fäden, aufgehängte Scheuſale halfen ſtets nur einige Tage, dann begann das Zerſtörungs— werk von neuem. Erſt mehrere an Stangen befeſtigte Bälge großer Hofhühner vermochten die Sperlinge einige Wochen fern zu halten, ſo daß die Zweige ſich einigermaßen mit Grün bedecken konnten. Herr Poſtdirector A. v. Gizycki in Ohlau klagt gleichfalls über die Sperlinge und ſchreibt mir unter dem 5. Juli d. J. wie folgt: „Auch bei mir haben ſich die Sperlinge ſchon von jeher inſofern unnützlich gemacht, als ſie regelmäßig andere Vögel am Niſten hinderten. Erſt nach 10 jähriger ſyſtematiſcher Verfolgung dieſer Gaſſenvögel iſt dieſes Jahr das erſte, in welchem es mir einigermaßen gelang, ſie fern zu halten. Der Schaden, den dieſe Thiere in den Gärten an den Blüthen der Obſt— bäume und Obſtſträucher anrichten, wird leider viel zu wenig beachtet und doch iſt derſelbe in ſolchen Jahren, wo es an Obſt mangelt, ſehr fühlbar. Namentlich ſind es die Birnenknospen, wenn ſie gerade im vollſten Saft ſtehen, welche einen beſonders vorzüglichen Leckerbiſſen für ſie ausmachen. Aber auch die Stachelbeerblüthen ver— ſchmähen dieſe Unholde nicht, ſo hatten dieſelben einem Gartenbeſitzer vor 2 Jahren etwa die Hälfte aller Blüthen abgefreſſen. Daß ſie, abgeſehen von ihrer Naſchhaftigkeit, ſchon durch ihre Plumpheit in feinen Gärten Schaden anrichten, dürfte auch manchem andern Gartenbeſitzer fühl— bar geworden ſein. So hat erſt neulich bei mir ein ſolcher Bandit, der ſich bei ſtarkem Regen und Wind auf die hervorſprießende Stammſpitze einer ſeltenen Tanne mit ſeiner ganzen Wucht auffallen ließ, die Spitze auf eine Länge von 7 Zoll um— geknickt; von anderen derartigen Schandthaten zu ſchweigen. Jedenfalls wäre es ſehr angezeigt, ihnen nicht noch behördlicherſeits Schutz angedeihen zu laſſen. Der — 202 Schaden, den die Sperlinge an reifen, ſüßen Weintrauben anrichten, dürfte eher bekannt ſein.“ Herr v. Gizycki fügt noch ferner hinzu: „Zum erſten Male wiederum ſeit mehreren Jahren haben wir hier wieder eine kleine Anzahl Schwalben, was ſehr erfreulich iſt, da der eine Juni fürchterlich unter ihnen aufgeräumt hatte, veranlaßt dadurch, daß ſie bei der anhaltenden kalten und naſſen Witterung jenes Jahres zuförderſt ihre Jungen am Leben zu erhalten ſtrebten, und ſo entkräftet ſelbſt zu Grunde gingen.“) | In dieſem Jahre habe ich mir Niſtkäſten mit nur 3 em großen Rundöffnungen herrichten laſſen, welche aber auch von anderen Vögeln bisher nicht benutzt wurden; möglich, daß die Oeffnungen doch zu klein gerathen ſind, ſie ſollten aber den Sper— lingen den Zutritt verwehren. Von Ende Mai ab niſteten in meinem Garten Fliegenſchnäpper, und zwar auf einem der Niſtkäſten.““) Schon im Vorjahre nahm ich ihre in dieſer Beziehung eigenthümliche Vorliebe wahr, obgleich damals der auserwählte Niſtkaſten eine geräumige Oeffnung hatte. Dieſe Vögel ſcheinen ſich alſo nicht gern in enge Räume einzuzwängen; wie ſie ja auch ſonſt ſtets einen möglichſt freien Standort lieben. Vermuthlich ein anderes Paar, da die Fliegenſchnäpper nur einmal jährlich niſten ſollen, richtet ſich jetzt auf einem anderen Niſtkaſten häuslich ein und hat es gegenwärtig ſchon zu 3 Eiern gebracht. Intereſſant war mir die Wahrnehmung, daß die erſten Fliegenſchnäpper ihr Neſt, nachdem es die Jungen verlaſſen hatten, mit einer aus Halmen ꝛc. beſtehenden Decklage verſehen haben, vermuthlich alſo doch, um es im nächſten Jahre möglichſt unverſehrt wieder zu benutzen.“) Aus jenem für die hieſige Gegend ſo berüchtigten Juni, welcher hier durch das anhaltende Unwetter ſo viele Singvögel der Vernichtung preisgab, fällt mir noch eine Begebenheit ein, welche ſich in meinem Garten abſpielte. Eine kleine graue Grasmücke, — Müllerchen — deſſen Weibchen auch nicht mehr zum Vorſchein kam, war in der glücklichen Lage, ſchon nach Verlauf von | 8 Tagen zu einer zweiten Ehe ſchreiten zu können, worauf das Pärchen das bei Lebzeiten des erſten Weibchens in einem Stachelbeer-Bäumchen halb gefertigte Werk des Neſtbaues nunmehr ganz, und zwar in einer außergewöhnlich gediegenen Weiſe, zu Ende führte und 5 Junge glücklich aufzog.“ — *) Das war der Juni 1881, wo Kälte und damit verbundener Nahrungsmangel auch in Zangenberg und in vielen andern Orten die Schwalben maſſenhaft tödteten. W. Th *) Scheint eine beſondere Liebhaberei der Fliegenſchnäpper zu fein und kommt öfter vor. W. Th. *) Ich bezweifle dieſe Intelligenz und Berechnungsgabe. | W. Th. — 203 — Auf dem „großen Teiche“ bei Torgau ſcheint in dieſem Jahre eine bedeutende Verſchiebung der Brutzeit des Haubentauchers ſtattgefunden zu haben. Während derſelbe ſonſt gewöhnlich in der Mitte des Mai zur Brut ſchreitet, ſo daß man gegen Ende genannten Monats das Gelege vollzählig findet, hat unſer Vereins— mitglied, der Königliche Baurath Herr Pietſch zu Torgau, in dieſem Jahre am 1. Juli noch Eier dieſer Vögel gefunden. Genannter Herr hat die Güte mir unter dem 9. Juli d. J. folgendes brieflich mitzutheilen: Hochverehrteſter! Unter Bezugnahme auf die treffliche Liebeſche Abhandlung über die Taucher in Nr. 4, dem Aprilheft 1884 Ihrer Zeitſchrift, ermangele ich nicht, Ihnen folgende kurze Mittheilung zu machen, welche ich anheimgebe, in der Monatsſchrift zu ver— öffentlichen: ö Gelegentlich einer Entenjagd am 1. Juli dieſes Jahres auf dem großen Teiche bei Torgau fand ich in der Saubucht, einem faſt ganz mit Schilf und Rohr um— gebenen Ausläufer deſſelben nach Weſten hin, ſieben Neſter des Haubentauchers (Podiceps cristatus), von welchen eins in der Mitte der Bucht auf zwar mit zahl— reichen Nymphäen bedecktem, ſonſt aber freiem Waſſer zwiſchen etwa 30 einzel— ſtehenden Binſenſtengeln, die anderen ſechs dagegen in durchſchnittlich 50 m Abſtand, faſt im Kreiſe um das erſterwähnte, an der inneren Schilfgränze erbaut waren. Das mittelſte Neſt enthielt ein Gelege von drei Eiern, von welchen indeß nur die zweifellos von einem in der Nähe horſtenden Circus rufus zertrümmerten Schalen vorgefunden wurden. Zwei der anderen Neſter enthielten Gelege von je drei, drei von je zwei und eins von fünf, völlig unverſehrten, in der bekannten Art und Weiſe mit Niſtſtoffen bedeckten Eiern. Das Neſt mit dem Gelege von fünf Eiern ſchwamm nur 2 m von einem mit drei Eiern beſetzten Neſte entfernt. Alle Eier zeigten eine ſehr verſchiedene Färbung, zwiſchen ſchmutzig hellweiß und dunkellehm— gelb variirend, und zwar fanden ſich in ein und demſelben Neſte verſchiedene Farben— nüancen vertreten. Die Auffindung dieſer Niſtcolonie intereſſirte mich in um ſo höherem Grade, als mir bis dahin unbekannt geweſen war, daß ſich auch die Haubentaucher, ähnlich den Reihern und anderen Vögeln, während des Brutgeſchäftes zu Geſellſchaften ver— einigen. Ja, ich glaubte vielmehr dies Factum auf Grund des von Dr. Brehm im Thierleben, 1. Auflage, Band IX, Seite 941, mitgetheilten Aeußerung Nau— manns: „Jedes Pärchen behauptet ſeinen Niſtplatz und da, wo es der Umfang des Gewäſſers mehreren oder vielen zu brüten geſtattet, giebt es zu Anfang der Begattungszeit gar viel Raufereien, bei denen zuletzt der Beſiegte den Verfolgungen des Siegers gewöhnlich nicht anders, als durch den Flug zu entgehen weiß“ — bezweifeln zu müſſen. Der große Teich bei Torgau bietet nun Raum genug für — 204 — hunderte von Paaren des Tauchers, aber dennoch ſchließen ſich die brütenden Vögel ohne irgendwie ernſtliche Kämpfe auf beſtimmten Plätzen ſtets eng aneinander und verrichten ihr Brutgeſchäft in geſelliger Eintracht. Die Unterſuchung der verſchieden gefärbten Eier deſſelben Neſtes hat übrigens ergeben, daß alle in dem nämlichen Stadium der Entwickelung waren, woraus ich faſt ſchließen möchte, daß die direktere Färbung nicht der längeren Bebrütung, ſondern vielleicht dem Geſchlecht des Embryo zuzuſchreiben ſein dürfte. N Ferner hebe ich noch hervor, daß während der Unterſuchung der Neſter ſich kein einziger Taucher, ſelbſt nicht in überſehbarer Ferne, blicken ließ oder durch irgend— welchen Klagelaut aus dem Rohrdickicht ſeine Sorge um die Brut zu erkennen gab. Auch ein Pärchen von dem bisher dort niemals beobachteten Zwergtaucher (Podiceps minor) fand ich an demſelben Tage auf dem großen Teiche vor, doch konnte ich das Neſt desſelben leider nicht entdecken. Glücklicherweiſe gelang mir aber, von der obenerwähnten Rohrweihe, welche die Eier des „in medio residens“ Podiceps eristatus verzehrt hatte, das Weibchen eine halbe Stunde ſpäter beim Abſtreichen vom Horſt zu erlegen, den Horſt zu er= mitteln und die auf demſelben befindlichen drei jungen Räuber, welchen eben die Federn zu ſprießen begannen, zu erbeuten. Mit vorzüglicher Hochachtung und verbindlichſten Grüßen Ihr treuergebenſter Pietſch. Ich bemerke zu den intereſſanten Mittheilungen des Herrn Pietſch, daß jene genannte Bucht am Torgauer Teiche mir ſchon ſeit 40 Jahren als ein beſonderer Lieblingsaufenthalt der Haubentaucher bekannt iſt. Warum dieſe Vögel gerade hier ſich aneinander drängen, während ſie ſonſt mehr vereinzelt leben, mag in den örtlichen Verhältniſſen, vielleicht in der geſchützten Lage jenes Theiles des genannten Teiches liegen. Obgleich dort mehrere Paare dieſes Vogels neben einander niſten, ſo möchte ich doch von einer Niſtcolonie nicht ſprechen, da die einzelnen Paare in einer Beziehung zu einander nicht ſtehen, d. h. indem keins von ihnen um des andern willen den Ort zur Niſtſtätte erwählt hat, wie die Saatkrähen, Seeſchwalben u. a. Vögel thun, ſondern jedes nur deshalb ſich hier niederließ, weil die Lokalitäts⸗ verhältniſſe ihm ganz beſonders günſtig zu ſeinem Gedeihen erſchienen; auch mag die anererbte Gewohnheit dabei eine Rolle ſpielen, da die vorhandenen Paare wahr⸗ ſcheinlich alle in der Saubucht aufgewachſen ſind, wie ſchon ihre Ureltern darin lebten und für ſie ſchwärmten. | Ich für meine Perſon habe ſowohl bei dem Haubentaucher als bei dem Rothhalstaucher ſtets die weißen Eier als ganz friſch gelegte befunden, dagegen die gebräunten mehr oder weniger bebrütet. Daß ſich kein alter Vogel ſehen und hören läßt, wenn man ſich dem Neſte naht, ſcheint die Regel zu ſein. Der alte — 205 — Vogel entfernt ſich meiſtens ganz ſtill von ſeinem Neſte, wenn der Menſch noch ſehr weit davon entfernt iſt, windet ſich durch die Rohrwaldungen hindurch, ſchwimmt größtentheils unter dem Waſſer bis in die größte Ferne und erſcheint endlich auf der Höhe des Teiches oder Sees ſchwimmend ſoweit von uns entfernt, daß man ihn bei nur einigermaßen hochgehenden Wellen gar nicht bemerkt. Der Neſtbau der Vögel. Von D. Paulſtich. LEI: Am eigenthümlichſten iſt das Neſt der Elſter gebaut. Mit Vorliebe erwählt fie hohe Pappeln in der Nähe von Ortſchaften oder einzelnen Gehöften zu Trägern des Neſtes, und da ſie faſt ausſchließlich die frühen Morgenſtunden zum Bauen verwendet, ſo geſchieht es nicht ſelten, daß das Neſt erſt dann entdeckt wird, wenn es bereits vollendet iſt. Aus Reiſern und Würzelchen, die ſorgfältig unter ein— ander und mit den nächſten Zweigen des Neſtbaumes verflochten werden, wird die äußere Neſtwand gebildet. In dieſes Geflechte werden ſtachelige Reiſer und ſpar— rige Dornen ſo eingefügt, daß ſie oben weit vorſtehen und einen Helm bilden, der nur einen engen ſeitlichen Eingang frei läßt. Von der äußeren Wand wird eine zweite, aus Erde gebildete umſchloſſen. Der Napf iſt ſtets tief und mit mancherlei weichen Stoffen, namentlich mit Würzelchen ausgefüttert. Zuweilen ſind darin Steinchen und Schieferſtücke eingebettet. Ein derartiges Neſt wurde wenig— ſtens vor mehreren Jahren in der Nähe unſerer Stadt zerſtört. Im Jahre vorher war einer der alten Vögel beim Neſte erlegt worden. Die Schrote hatten den Boden deſſelben vielfach durchlöchert. Trotzdem wurde im folgenden Jahre an derſelben Stelle ein neues Neſt erbaut, deſſen Boden mit Schieferſtücken wie ge— pflaſtert war. Als Vertreter der einheimiſchen webenden Vögel iſt in erſter Linie der Pirol“) oder die Goldamſel zu nennen. Das Neſt dieſes allbekannten Vogels hängt ge— wöhnlich in der mittleren Höhe eines Baumes ampelartig zwiſchen einer Aſtgabel, von den nächſten Zweigen verdeckt und ſo den Blicken entzogen. Die Vögel bilden zunächſt aus Wolle, Garn oder ähnlichen leicht dehnbaren Stoffen Schnüre, indem ſie dieſelben mit den Füßen feſthalten und mit dem Schnabel ſo lange daran ziehen, bis ſich der Stoff ſtrangartig geſtaltet. Das eine Ende des Stranges wird um ) Da ich nur ein Goldamſelneſt bis dahin geſehen, auch die Vögel beim Bauen niemals beobachtet, ſo habe ich mich bei Beſchreibung des Baues dieſes künſtlichen Ampelneſtes nach der trefflichen Schilderung gerichtet, welche die Brüder A. und K. Müller in ihrem Werke: „Thiere der Heimath“ geben. — 206 — eine der Gabeläſte gewickelt, während das freie Ende durch wiederholtes Ziehen verlängert und hierauf an dem andern Gabelaſte befeſtigt wird. In gleicher Weiſe werden noch mehrere Stränge angebracht, und ſo entſteht eine flache Mulde, die durch wiederholtes Niederdrücken vertieft wird. Nun beginnen die Vögel mit der Bildung der äußeren Neſtwand. Das hierzu verwendete Material beſteht in Wolle, langen Baſtfaſern, Birkenrinde und Hobelſpähnen, welche Stoffe an den Aeſten in der Weiſe befeſtigt werden, daß ſie ſich unten kreuzweiſe decken. Nach jeder neuen Lage des äußeren Gewebes bemühen ſich die Baukünſtler durch Eindrücken des Körpers in die Neſtmulde dieſe mehr und mehr zu vertiefen, bis endlich ein tiefer Napf gebildet wird. Zur Erreichung größerer Dichtigkeit werden außen neue Baſt— ſchnüre und Wollfäden verwoben und da, wo ſie um die Zweige gewickelt ſind, mit Spinnfäden und Inſektengeſpinnſten befeſtigt. Nun wird auch der am wenigſten gebogene äußere Strang, da, wo die Aſtgabel am meiſten auseinander ſteht, mit den genannten Stoffen verwoben und verdichtet. | Durch häufiges Drehen im Neſte und Anſtemmen gegen die Neſtwandung erhält das Ganze eine nahezu kreisrunde Form, und es muß nun die innere Neſt— wand gebildet werden. Hierzu werden Halme und lange Grasſtengel verwendet, die, mit dem Schnabel gefügig gemacht, in kranzförmigen Lagen das Innere aus— kleiden, und deren Enden in die äußere Neſtwandung geſchoben werden. Zur weiteren Befeſtigung der Schnüre, namentlich da, wo ſie um die Aeſte geſchlungen ſind, wird der klebrige Speichel verwendet, und die nun folgende Abrundung des Neſtrandes ſchließt den Bau des künſtlichen Gewebes. Sehr kunſtvolle Neſter weben auch die Rohrſängerarten, unter denen der ſogenannte Rohrſpatz“*) bei uns am bekannteſten iſt. Sein Neſt findet man im Rohr der Teiche und Flüſſe etwa Um über dem Waſſerſpiegel an Rohrhalmen befeſtigt. Zarte Halme, dünne Pflanzenſtengel oder ſchmale Grasblätter werden um einen Rohrhalm gewickelt, die freien Enden zu den nächſten Rohrhalmen übergeführt und dort befeſtigt. Der größeren Haltbarkeit wegen werden die nächſtſtehenden Blätter des Rohres in die Neſtwandung mit eingewoben und die Bauſtoffe an den Rohrhalmen mit Inſektengeſpinnſten befeſtigt. Die ſehr hohe äußere Neſtwand wird bis oben hin von den Rohrſtengeln durchdrungen und mit Moos, Pflanzen- wolle und ähnlichen Stoffen verdichtet. Schließlich wird der ſehr tiefe Napf mit den zarteſten Grasriſpen ausgelegt. An zwei gegenüberſtehenden Stellen zeigt der Rand einen flachen Eindruck. Das Neſt theilt alle Bewegungen des vom Wind und Waſſer gebogenen Rohres. Trotzdem fallen die Eier, ſelbſt wenn die Rohr: halme bis auf den Waſſerſpiegel herabgebogen werden, nicht heraus, weil der Napf des Neſtes außerordentlich tief iſt. *) Droſſelrohrſänger (Cal. turd.). W. Th. — 207 — Die kunſtvollſten Neſter dieſer Art bauen wohl die eigentlichen Webervögel. Unter den gefilzten Neſtern iſt das des Edelfinken am bekannteſten. Auf Wald⸗, Obſt⸗ oder Zierbäumen findet man es entweder nahe am Stamm, von einigen Reiſern geſtützt, oder hoch oben in einer Aſtgabel, oder auch auf dünnen Zweigen, vom Stamme weit entfernt und von den nächſten Zweigen und Blättern verdeckt. Mit Spinngeweben verfilzte, trockene Stengel und Halme bilden den Unterbau. Auf dieſem fußt das Weibchen und bildet nun aus Inſektengeſpinnſt, Stengelchen, Halmen und Moos die äußere Neſtwand, indem es dieſe Stoffe um den als Maß dienenden Leib herumlegt, an der Unterlage ſowohl als auch unter einander befeſtigt und durch Drehung des Körpers rundet. Nach Vollendung der äußeren Neſtwand beginnt das Weibchen mit der inneren Auskleidung, die vor— herrſchend aus Pferdehaaren ſehr ſorgfältig hergeſtellt wird. Dieſelbe Sorgfalt wird auf die Glättung des Randes verwendet. Mooſe und Flechten, wie fie am Baume, der das Neſt trägt, wachſen, werden mit Hülfe von Spinnfäden und In— ſektengeſpinnſten äußerſt geſchickt hineingefilzt, und ſo wird das ſchön gerundete Neſt der Umgebung ſo genau angepaßt, daß nur ein Kennerauge es entdeckt. Bei oberflächlicher Betrachtung ſieht es nämlich einem Knorren des Baumes zum Ver— wechſeln ähnlich. Indeſſen haben nicht alle Buchfinkenneſter dieſen Flechtenüberzug. Der Vogel richtet ſich nämlich genau nach der Umgebung des Neſtes. Trägt der Neſtbaum z. B. gar keine Flechten, ſo werden auch ſolche beim Bauen nicht ver— wendet. Im vorletzten Sommer hatte ein Edelfink auf dem Schulhofe der hieſigen Realſchule unmittelbar vor dem Haupteingang auf einer der jungen Linden ſein Neſt gebaut. Daſſelbe ſtand in einer Höhe von wenig über 2m da, wo der noch dünne Stamm endigt und ſich in vier Aeſte theilt. Das Neſt hatte keinen Flechten— überzug, war aber äußerlich ſo glatt und ſtimmte mit der Färbung der Rinde ſo genau, daß man es als die Verlängerung des Stammes anſehen und ſo überſehen mußte. Es blieb auch unentdeckt, bis die Jungen gefüttert wurden. Dem Neſte des Edelfinken iſt das des Diſtelfinken ſehr ähnlich, doch iſt es kleiner als jenes and äußerſt ſelten mit einem ſchwachen Flechtenüberzug verſehen. Gewöhnlich ſteht es hoch oben in der Gabel oder auf den ſchwankendſten Zweigen eines Obſt⸗ oder Zierbaumes. Die Neſtwand iſt aus ſehr feinen Hälmchen und Würzelchen, dünnen Stengeln und Moos gebildet, und dieſe Stoffe ſind ſtets äußerſt künſtlich und dicht mit einander verfilzt. Aeußerlich ſieht das nette Neſtchen wie gedrechſelt aus, innen aber iſt es zunächſt mit Haaren und dann mit Pflanzen— wolle, z. B. mit der der Weidenkätzchen oder mit den Haarkrönchen der Diſtelköpfe dicht und reich gepolſtert. Nicht weniger intereſſant iſt das Neſtchen des Gartenlaubvogels oder gelben Spötters. Würzelchen, Stengelchen, zarte Halme und Baſtfaſern bilden das vor— — 208 — herrſchende Baumaterial, und der tiefe Napf iſt in der Regel mit Pferdehaaren und Wolle dicht ausgepolſtert. Außen iſt das Neſt mit allerlei auffälligen Stoffen: Papierſchnitzel, Birkenrinde und dergleichen verziert und ſein Rand ſehr dicht und glatt gefilzt. Im letzten Frühling wurde mir ein Neſtchen gebracht, das vor⸗ herrſchend aus den feinen Würzelchen des ſpaniſchen Flieders, wie ſolche beim Graben im Frühling in Menge abgeſtochen werden, gebaut war. Dieſem vor⸗ herrſchenden Bauſtoff waren trockne Pflanzelſtengelchen beigegeben. Außen war das Neſtchen mit den zarten beblätterten Stengelchen eines dicht weißfilzigen Pflänzchens geſchmückt und ihm dadurch ein ſonderbares Ausſehen verliehen. Auch waren in der Außenwand einzelne weiße Fäden angebracht. Pferdehaare, braune Schaafwolle, rothe und ſchwarze Wollfäden bildeten die innere Auskleidung. Ein anderes Neſt war faſt nur aus wie gebleicht erſcheinenden Grasblättchen gebaut. Aus meiner Vogelſtube. Von A. Frenzel. 27. Pleetolophus sulphureus. Der kleine Gelbhauben-Kakadu. Nachdem ich mein zweites Paar Edelpapageien abgegeben hatte (vergl. dieſe Monatsſchrift, 1883. 331), wurde mein großer Käfig wieder frei. Dieſer Käfig, der von Beſuchern meiner Vogelſtube ſchon Giraffenkäfig genannt wurde, hat folgende Maße: Höhe 2,00 Mtr., Breite 1,50 Mtr., Tiefe 0,72 Mtr. Ich bezog ihn von unſerem Vereinsmitgliede, Herrn Heiland, Drahtwaarenfabrikant in Halle. Der Käfig iſt vorzüglich, von ſo ſtarkem Drahte, daß man in ihm die ſtärkſten Papageien wie hyacinthblaue Arara oder dgl. halten könnte. Nun bat ich Fräulein Hagenbeck um Sendung eines Paares großer Papageien, gleichgiltig, ob Graupapageien, Amazonen, Kakadus oder Araras. Nur die ärgſten Schreier mußte ich mir vom Leibe halten. Ein Pärchen Graupapageien wäre mir am liebſten geweſen, leider aber hat man bei Graupapageien und Amazonen gar keinen Anhalt, um die Ge— ſchlechter zu unterſcheiden, leichter geht dieſe Unterſcheidung bei Kakadus und Araras. Frl. Hagenbeck ſandte mir ein Pärchen kleine gelbhaubige Kakadus. Die Kakadus haben wegen ihrer hervorragenden geiſtigen Befähigung einen gewiſſen Ruf und ich war mit der Sendung zufrieden. Sofort ſtachen die Kakadus die Edelpapageien aus. Es wurde mir nun erſt recht klar, was für überaus langweilige und dumme Thiere die Edelpapageien ſind. Obwohl ich das alte Pärchen ſeit 6 Jahren pflege, iſt dasſelbe doch nicht zahm geworden, im Gegentheil flüchten heute noch beide Vögel in den Niſtkaſten, ſobald man in das Zimmer tritt und wenn das grüne Männchen vor dem Kaſten ſitzen bleibt, ſo iſt es nur aus dem Grunde, daß es von e dem rothen Weibchen nicht in den Kaſten gelaſſen wird. Die Edelpapageien ſind und bleiben furchtſam, obwohl ſie durchaus keinen Grund dazu haben, ſie gehen nicht an das Futter herunter, ſo lange man im Zimmer verweilt und es iſt ihnen möglich, ſtundenlang auf einem Platze zu verharren, unbeweglich, ſo daß man ſie für ausgeſtopfte Vögel halten könnte; letzteres gilt indeſſen vorzugsweiſe von den grünen Männchen. Womit mich die Edelpapageien am meiſten kränken, iſt die Dummheit, daß ſie friſche Baumzweige, die man ihnen in den Käfig giebt, ganz unberührt laſſen, während doch andere Vögel mit wahrer Gier über ſolche Gaben herfallen. Wahrlich die ſo ſchön gefärbten Vögel verdienen die Bemühungen nicht, die man ſich mit ihnen macht, es war nur die befremdende Thatſache der ſo ver— ſchiedenen Färbung der Geſchlechter, welche zu den Züchtungsverſuchen anregte. An den weißen Kakadus fällt zunächſt die bewegliche Haube auf, die ſie bei jeder ihnen auffälligen Erſcheinung in die Höhe richten, wobei ſie gewöhnlich mit dem Schnabel klappen, bei guter Laune auch mit dem Kopfe nicken, ja den ganzen Körper ducken und graziöſe Bücklinge machen. Gute Laune haben ſie eigentlich immer, nur bei niederer Temperatur wird es ihnen unbehaglich, ſie ſind Wärme bedürftig und bei einer Temperatur von 10° R. und darunter fühlen ſie ſich nicht mehr wohl, ſondern ſitzen ſtill zuſammengekauert, und mit aufgepluderten Federn da. Die Vögel ſind gleich gefärbt, ſo daß man zunächſt Männchen und Weibchen nicht unterſcheiden kann. Weiß, mit gelber Haube, gelbem Backenfleck und gelbem Anflug auf Bruſt und Bauch. Der eine Vogel war dreiſt und kampfbegierig, der andere ſchüchtern und zurückhaltend, ich hielt erſteren für das Männchen, letzteren für das Weibchen. Allein ich hatte mich getäuſcht, denn ich beobachtete ſpäter Paarungsverſuche, bei welchen ſtets der dreiſte Vogel ſich niederduckte, u. ſ. w. Letzterer iſt auch bemerkbar kleiner, als der ſchüchterne, hat braunrothgefärbte Augen, wie ſie dem Weibchen des kleinen gelbhaubigen Kakadu zugeſchrieben werden, während das Männchen ſchwarze Augen hat. Dieſes ſchon ſeit langer Zeit angegebene Unterſcheidungsmerkmal trifft alſo auch bei meinen Vögeln zu, wobei ich noch be— merken will, daß mein ſchwarzäugiges Männchen auch den gelben Anflug auf Bruſt und Bauch zeigt, keineswegs alſo noch ein junger Vogel iſt. Das Weibchen iſt mittlerweile ganz zahm geworden, das Männchen ſchüchtern wie zuvor. Erſteres klettert mir im Käfig nach, wohin ich gehe, läßt ſich überall, auch am Kopfe, krabbeln und giebt mir Pfötchen. Nähme ich den Vogel heraus, ſo würde er mir wohl auch auf die Hand gehen. Indeſſen iſt eine gewiſſe Vorſicht bei den Kakadus immer geboten, denn man wird unverſehens auch einmal gezwickt Auch iſt der zahme Kakudu nur gegen mich zutraulich, während er andere Perſonen nicht an ſich heranläßt. 16 — 210 — Der Verſchluß der Käfigthüre, durch welche Futter und Waſſer gereicht wird, De war ſehr einfach, allein Edelpapageien und Gebirgsloris hatten nie den Gedanken erfaßt, die Käfigthür zu öffnen, anders die Kakadus. Dieſe hoben den Riegel ſehr bald und ſpazierten heraus, ſo daß ich gezwungen war, vor der Thür noch einen großen Riegel anbringen zu laſſen, welchen ſie nicht herauszuziehen vermögen. Nun gab es noch eine Seitenthür, auch nur durch einfachen Riegel verſchließbar. Sehr bald war auch dieſes ausgekundſchaftet, ſie hoben den Riegel, drückten die Thür herüber und wenigſtens ein Kakadu flog heraus. Hierbei war merkwürdig, daß die Thür nie offen ſtand, ſondern angelehnt war, ſobald ſich ein Kakadu im Freien befand und ich glaube, daß die Kakadus abſichtlich die Thür anlehnten, denn ſie müßte eigentlich immer offen geblieben ſein. Nun wurde auch hier außen ein Riegel angebracht, welcher drehbar, aber durch ſeine eigene Schwere immer herunter fällt. Die Kakadus könnten die Freiheit gewinnen, wenn ſie jetzt gemeinſchaftlich an das Werk gingen, der eine den Riegel höbe und der andere die Thür auf— drückte, allein ſo weit reicht der Kakadu-Verſtand doch nicht; dagegen iſt der innere Riegel jederzeit von den Kakadus ausgehoben. | Ich fürchtete ihr Geſchrei, allein fie benahmen ſich ſehr anſtändig und ihre Lautäußerungen waren durchaus nicht unangenehm. So ging es lange Zeit, jetzt aber, zur warmen Sommerszeit, wird ihr Geſchrei bereits läſtig und man muß ihnen oft ſteuern, der Hauptſchreier iſt das ſehr bewegliche Weibchen; ein Stecken liegt auf dem Käfig, dieſer wird in die Hand genommen, wenn der Lärm zu toll wird, die Vögel flüchten in einen Niſtkaſten und die Ruhe iſt für einige Zeit wieder hergeſtellt. | Abends gehen fie nicht in den Kalten, ſondern übernachten auf einer Sitz— ſtange; kommt man mit Licht an ihren Käfig heran, ſo fauchen beide, klappen mit den Schnäbeln, erheben ihre Haube und ärgern ſich über die Störung. Treten ſie am Tage in Gefechtsſtellung, ſo breiten ſie, unter Fauchen und Schnabelklappen, ſelbſt die Flügel aus. Sprechen können meine Kakadus kein Wort. Mit dem Weibchen, das alle Morgen beim Füttern an das Gitter geflogen kommt, unterhalte ich mich dann und ſpreche ihm einige Worte vor, allein bis jetzt ohne Erfolg. Die Kakadus ſind eben nicht ſo talentirt wie die Graupapageien oder Amazonen. Sprechen lernen indeß einige Exemplare doch. So konnte man ſich mit einem weißen Kakadu des Dresdner zoologiſchen Gartens etwas unterhalten, der dann, wenn man ſich zum Fortgehen anſchickte, einem zurief: „Bleib doch da!“ Ganz erſtaunlich viel arbeiten ſie in Holz, die dickſten Sitzſtäbe ſind in kurzer Zeit zernagt und man muß deshalb letztere oft wechſeln. Etwa Frühauf'ſche Niſt⸗ — 211 — kaſten von weichem Holze ihnen in den Käfig zu geben, wäre reiner Baumfrevel, denn von einem ſolchen Kaſten würde nach Verlauf einer Woche nicht viel mehr zu ſehen ſein. Um ihnen trotzdem Niſtkaſten zu geben, verſchaffte ich mir dicke hohle Baumſtämme, in denen und an denen ſie nach Belieben wirthſchaften können. Zudem bekommen ſie dann und wann friſche Baumzweige, mit welchen ſie nach Verlauf einiger Stunden fertig ſind! Eine Frau, welche mit einem Einſpänner von einem nahen Dorfe allwöchent— lich mehrmals mit Brennholz zur Stadt fährt, verſorgt mich mit friſchen Baum— zweigen, die für alle Papageien und auch für viele Finken ein wahres Bedürfniß ſind. Gebadet haben ſich meine Kakadus nie, auch bei der diesjährigen großen Hitze nicht. Als Futter bekommen ſie, wie alle größeren Papageien: Hanf- und Sonnen— blumenkörner, Mais und unenthülſten Reis; der Mais wird täglich friſch gekocht und zwar derart, daß die Körner Eindrücke mit dem Fingernagel annehmen. Ferner als Zugabe etwas Obſt, auch wohl ein wenig Eierbrod und Sepia; von Obſt reiche ich nur Kirſchen, Birnen und Aepfel, nie Beeren oder ſonſtige Leckereien. Bei dieſer Ernährungsweiſe erfreuen ſich die Vögel einer guten Geſundheit. Geniſtet haben meine Kakadus in dieſem Jahre nicht, ich erhoffe es für das nächſte Jahr, nachdem ſie ſich mittlerweile heimiſcher gemacht haben. Bekanntlich ſind Kakadus bereits gezüchtet worden und zwar hat Herr Dulitz in Berlin vom großen gelbhaubigen Kakadu zwei Junge aufgebracht (ſiehe Gefiederte Welt 1883, 384 und 535). Abbildungen unſeres Kakadus bringen ſowohl Ruß in dem Werke: „Fremd— ländiſche Stubenvögel“, als auch Reichenow in „Vogelbilder aus fernen Zonen.“ Der kleine gelbhaubige Kakadu iſt im oſtindiſchen Archipel zu Hauſe, er findet ſich auf Celebes, Lombock, Timor und anderen Inſeln. Ueber ſein Freileben iſt wenig bekannt. Herr Hofrath Dr. Meyer in Dresden gab in „The Ibis“, 1879, 44 folgende ſchöne Schilderung: „Cacatua sulphurea (Gm.) a Gatalla und Cacatua puti ſind malayiſche Namen; puti bedeutet weiß, der malayiſche Ruf Cacatua Kneipzange oder Beißzange, gewählt nach dem Schnabel des Vogels, gewiß ein guter Name. 5 Ueber dieſen Vogel mögen einige Worte geſagt werden, da ſich hier und da einige nicht ganz richtige Angaben finden, vielleicht infolge der eigenthümlichen geographiſchen Verbreitung. Wallace ſcheint dieſe Art nicht im wilden Zuſtande auf Celebes geſehen zu haben und von Martens jagt, daß in Südeelebes nichts bekannt ſei von ihrem Vorkommen. In der Minahaſſa iſt der Vogel unbekannt, ſo weit ich es erfahren konnte; ich ſah nicht ein Exemplar in Gefangenſchaft und 16* DER Er Niemand konnte mir Aufſchluß darüber geben. Im wilden Zuſtande iſt er auch Be. unbekannt in der Gegend von Gorontalo, aber Käfigvögel kommen bisweilen dort vor. Aber als ich quer über die Inſel von Gorontalo bis Kwandang und Suma- latte an der Nordküſte ging, erfuhr ich, daß er hier zeitweilig erſcheint und in Kwandang ſah ich das erſte Exemplar in Gefangenſchaft, ein ſelbſt hier ſeltenes Vorkommen, denn ich mußte für dieſen Vogel ein ganzes Stück Shirting bezahlen. Von den kleinen Inſeln in der Nachbarſchaft von Kwandang bekam ich wilde Exemplare. Zuverläſſige Eingeborene erzählten mir, daß die Art häufiger im Oſten von Kwandang, nach der Seeküſte, ſei. Dann kommt er wiederum vor an der Küſte in der Tomini-Bucht (die Südküſte der nördlichen Halbinſel), nämlich nahe Paguatt und Tilamutan, woher ich mir eine Anzahl Exemplare verſchaffte. Ich vermuthe, daß er rings um die ganze Küſte in der Bucht ſich findet bis Poſſo im Süden, wo man annehmen kann, daß das Centrum von Celebes beginnt, im Gegenſatz zu den vier kürzeren Armen, und wo ich auch den Vogel wieder ſchoß. Auf der Togian-Inſel fand ich den Vogel nicht, ebenſo wenig in Todjo, mehr im Oſten, an der ſüdlichen Küſte der Bucht, und die Eingeborenen ſchienen den Vogel nicht zu kennen. Auf alle Fälle iſt dieſe unterbrochene geographiſche Vertheilung eine bemerkens⸗ werthe. Es könnte angenommen werden, daß die Jahreszeit einen Einfluß auf die Verbreitung habe, aber ſie hat ihn zum Mindeſten nicht allein, da der Vogel in der Minahaſſa und in der Nähe von Gorontalo nicht vorkommt. An der Weſtküſte von Celebes mehr im Süden, zu Mandar, iſt wiederum ſein Auftreten conſtatirt, jo viel ich erfahren konnte. Ich ſchoß wiederholt einige Exemplare an der Weſt— küſte, noch mehr im Süden, nahe Mandalli, wo die Bergkette die Seeküſte erreicht; aber auf Maros und Makaſſar iſt der Vogel unbekannt. Die Eingeborenen behaupten, daß er nicht vorkommt im Innern von Gelebes, aber das iſt ſelbſt⸗ verſtändlich nicht zuverläſſig. Cacatua sulphurea muß als ein ſeltner Vogel erklärt werden, in dem Sinne, daß ſeine Verbreitung eine ſehr unregelmäßige in Celebes iſt. Auf der Inſel Buton erſcheint er häufiger im wilden Zuſtand, und viele gefangene Exemplare wurden von Binonko nach Amboyna gebracht. Einmal bekam ich von Makaſſar vier Exemplare von einem directen Schiff von Buton. Dr. Beccari brachte die Art von Kandari. | | Wegen der Farbe der Iris kann ich beſtimmt erklären, daß die Exemplare, welche ich von den Inſeln nahe Kwandang bekam, ſchöne rothe Augen hatten, aber die Exemplare von der Küſte der Tominibucht braune, einige ſogar ſchwärzliche. Ich vermuthete deshalb zuerſt, daß die verſchiedenfarbigen Augen je nach dem Wohnorte wechſeln, aber von den oben erwähnten vier lebenden Exemplaren von — 213 — Buton beſaßen drei eine ſchwarze Iris und einer eine bräunliche; ferner zeigte ein lebender Vogel, welchen ich im September 1871 von Tilamutan bekam, eine dunkel⸗ gefärbte Iris, welche nach und nach ſich röther färbte (ich nahm ihn mit nach Europa im Jahre 1872), während ein andres Exemplar, welches ich von Kwandang mit nach Europa nahm, ſchöne rothe Augen behielt. Ich nehme nun darum an, daß die jungen Vögel dunkle Augen und die alten rothe Augen beſitzen, und ſolch ein Wechſel der Farbe hat feine Parallelen. “) Auch das Gelb der Federn iſt viel intenſiver bei älteren Exemplaren, als bei jungen, nicht nur die Wangen ſind gelblich, ſondern auch ein zarter ſammet— artiger gelber Farbenton bedeckt den ganzen Vogel und verleiht ihm einen eigen— thümlichen Reiz. Auf Poſſo ſah ich zuerſt Cacatua sulphurea in großen Flügen auf Bäumen nahe der Seeküſte bei Sonnenuntergang. Es war ein prächtiger tropiſcher Abend, die Vögel vergnügten ſich und machten einen ungeheuren Lärm, welchen man nicht oft auf Celebes hört und darum auch nicht leicht vergißt. Ich konnte die Vögel mit meiner Flinte nicht erreichen, ſie hielten ſich zu hoch, aber am folgenden Morgen ſchoß ich einige, welche mir größer zu ſein ſchienen, als die von Kwandang; ſpäter konnte ich keinen Unterſchied in der Größe finden. Das Dorf Poſſo iſt eine Feſtung, die Eingeborenen liegen beſtändig im Kriege mit ihren Nachbarn und ſo auch als ich bei ihnen war. Sie ſind Kopf- jäger, wie die Dajaks auf Borneo und bewahren die Schädel ihrer Feinde in einer Hütte inmitten ihres Dorfes auf. Dort ſteht eine Gruppe großer Bäume zwiſchen den Hütten und ich ſah des Morgens einige weiße Kakadus ſchlafen im Laubwerk, ein auffallender Gegenſatz des Friedens in der Natur zu dem Krieg unter den Menſchen. Ich ließ dieſe hübſchen Vögel ungeſtört auf ihrem hohen Raſtplatz. Auch in Südcelebes ſah ich Cacatua sulphurea nur auf hohen Bäumen. Sie ernähren ſich von Waldfrüchten, und wo ſie ſie finden, von Früchten der Pflanzungen der Eingeborenen, als Kokusnüſſe, Bananen und Mais. Ihr Schrei im Walde iſt laut und ſchrill. Ich verſchaffte mir eine Reihe von Exemplaren von Tilamutan (Paguatt), Poſſo und Kwandang im Auguſt, auf Südcelebes im September; und ich glaube, daß Exemplare mit richtiger Fundortsangabe und im wilden Zuſtand geſchoſſen, ſehr ſelten in Sammlungen ſind.“ ) Das iſt richtig, junge Graupapageien z. B. zeigen ſchwarze Augen, während alte gelbe Augen beſitzen. Nach dieſer Annahme müßten ſich alſo die ſchwarzen Augen meines Kakadu— Männchen nach und nach röthen; ob es zutrifft, wird die Zeit lehren und ich kann ſpäter hierüber Mittheilung machen. Fr. .. — 214 — Unſer Kakadu, welcher auch wohl Salonkakadu genannt wird, wird ſchon ſeit ſehr langer Zeit lebend eingeführt und dieſe Art iſt es hauptſächlich, welche man auf Jahrmärkten und den üblichen Reiter- und Vogelſchießen in Schaubuden er⸗ blickt: bedauernswerthe Exemplare, welche entweder in kleinen viereckigen Draht⸗ käfigen ſtecken, oder auch angekettet auf einem Bügel hocken müſſen. Der Preis beträgt 24 bis 30 , per Kopf. Mein guter Coco. (Eine pſychologiſche Studie über den Graupapagei.) Von M. Allihn. Beſagter Coco iſt ein Graupapagei bekannter Art. Wer hat nicht ſchon den graugefiederten, mit weißem Geſicht, ſchwarzen Flügelſpitzen, und rothen Schwanz⸗ federn gezeichneten Künſtler bewundert! Wer hat nicht den Wunſch gehabt, einen ſolchen Sprachmeiſter zu beſitzen, aber nicht minder auch die Klage gehört, daß er unerträglich ſchreie, alles anfreſſe, was ihm vor den Schnabel komme, und ohne ſicht⸗ bare Veranlaſſung plötzlich wegſterbe, daß es alſo mit ihm nichts ſei. Von anderer Seite ſpendet man demſelben Vogel höchſtes Lob und hat durchaus keinen Grund zu Klagen. Wer hat nun recht? der, welcher klagt, oder der, welcher des Lobes voll iſt? Im Grunde genommen beide. Aber ſehen wir uns den Burſchen etwas näher an. | Seine Heimath ift Afrika von der Südgrenze der Wüſte bis hinab zu den Kapländern. Ueber das Freileben dieſes bekannteſten aller Papageien iſt faſt gar nichts bekannt. Man kennt nicht ſeine Niſtgewohnheiten, ſeine Nahrung; nicht ein— mal das Jugendgefieder iſt feſtgeſtellt worden. Man weiß nur, daß der Jaco, wie ſein verbreitetſter Name lautet, an der Weſtküſte Afrikas, der Goldküſte, der Niger— gegend, wo er allenthalben vorkommt, in dem unzugänglichen Schlammlande der Flüſſe niſtet; dort in den Gras- und Mangrovedickichten meißelt er ſich in Baum: höhlungen ſein Neſt. Der Neger, auch wenn er einen Niſtort aufgefunden hat, hütet ſich wohl, einen Vogel aus ſeinem Neſte herauszuholen, er ſagt, in dieſen Neſtern herrſche eine ſolche Hitze, daß man ſich die Hand verbrenne. Das nun wohl nicht, aber der alte Vogel, welcher ſeine Jungen vertheidigt, dürfte ganz barbariſch beißen. So läßt denn der Neger den jungen Vogel ausfliegen und fängt ihn, ſolange er unbehülflich am Boden herumflattert. Nach Beendigung der Niſt⸗ zeit ſammeln ſich die Graupapageien in großen Schaaren und ziehen ſchreiend über Land, um die Maisfelder der Schwarzen zu verwüſten und Abends auf hohen Bäumen in großer Geſellſchaft zu übernachten. Er iſt in ſeinen Gewohnheiten — 215 — unſerer Saatkrähe ziemlich ähnlich; er iſt wie dieſe ein Freund großer Volks⸗ verſammlungen, er liebt ſtreng regelmäßige Tageseintheilung, hat beſtimmte Flug⸗ ſtraßen und Flugzeiten, iſt ein kluger Geſell, aber hat eine ſehr häßliche Stimme. Ein Krähenbuſch iſt kein ſehr angenehmer Aufenthalt von wegen des Conzertes, aber das iſt ein harmloſes Gezwitſcher gegen das furchtbare Gekreiſch und Geplapper, welches die Graupapageien bis in die Nacht hinein erheben. Und dieſer ſchauder— hafte Schreier hat ein Sprachorgan von einer Feinheit, wie er bei keinem anderen Thiere wieder gefunden wird. Seine Schwäche, die der Jaco übrigens genau kennt, iſt die im Verhältniſſe zu ſeinem ſchweren Körper geringe Größe ſeiner Flügel. Er iſt ein erbärmlicher Flieger; mit kurzen ſchnellen Flügelſchlägen ſtrebt er ſeinem Ziele zu, beim Erſcheinen eines Raubvogels erhebt er ein großes Angſtgeſchrei, ein Schuß bringt ihn völlig außer Faſſung. Hierin liegt die Erklärung einer Charakter— eigenthümlichkeit des Jaco, ſeine außerordentliche Schüchternheit. Er iſt darum von Natur ſo furchtſam, weil er von Natur ſeinen größeren Feinden gegenüber ſo wehrlos iſt. Hat man erſt ſein tiefes Mißtrauen überwunden, ſo hat man gewonnenes Spiel. Aber jede, auch die geringſte Aenderung ſeiner Umgebung erweckt es neu, und es dauert acht Tage oder länger, bis er ſeine Unbefangenheit wieder gewinnt. Man muß damit rechnen, wie mit einem von der Natur gegebenen Temperamente. So bekannt, verbreitet und beliebt nun auch Jaco iſt, ſo iſt es doch weder leicht noch billig, ſich einen ſolchen anzuſchaffen, denn ſie haben die traurige Gewohn— heit, bald nach ihrer Ankunft in Europa rettungslos verloren zu gehen. Es werden jährlich viele Tauſende importirt, von denen einige Dutzend am Leben bleiben. Alle anderen ſterben in wenig Wochen dahin, beſonders wenn man ihnen Waſſer giebt. An Ort und Stelle koſtet der Jaco etwa vier Mark, friſch eingeführte koſten in London ſechzehn, in Hamburg zwanzig Mark; nachdem ſie einige Wochen am Leben erhalten wurden, ſteigt ihr Preis auf 30 bis 50 Mark, man hat aber immer noch wenig Ausſicht einen lebensfähigen Vogel zu erhalten. Kauft man ſich einen billigen Papagei, verliert ihn, kauft einen zweiten oder dritten mit gleichem Erfolge, ſo hat man eine erhebliche Ausgabe gemacht, reichlichen Aerger gehabt und giebt den Wunſch, einen Graupapagei zu haben, ſeufzend als unerfüllbar auf, während man aus Unkenntniß an dem Mißerfolge ſelbſt ſchuld war. Man wende gleich eine höhere Summe an, kaufe aus beſter Hand oder laſſe es ganz und gar. Woran liegt nun die Hinfälligkeit der neu importirten Jacos? Läßt ſich da nichts thun, einrichten, vorbeugen? Nein. Alle Verſuche ſind mißlungen. Die Jacos ſterben, wie ärztlich nachgewieſen iſt, an Blutvergiftung, einer ebenſo an— ſteckenden, wie tödtlichen Krankheit, die ſie ſich vermuthlich durch Ernährung mit faulem Futter oder jauchigem Waſſer zuziehen. Man machte hierfür die Matroſen — 216 — oder Unternehmer verantwortlich, welche die Jacos aus Afrika mitbringen. Und in der That, die Behälter, in denen die armen Vögel die Reiſe zurücklegen müſſen, ſind wahre Marterkaſten; die Pflege iſt gering, die Behandlung ſchlecht und da auf Seeſchiffen das Waſſer für die Menſchen knapp iſt, ſo erhalten die Vögel, welche als blinde Paſſagire mitreiſen, wenig mehr als nichts. Um nun dieſen Uebelſtänden abzuhelfen, hat vor zwei Jahren ein Londoner Haus ein mit allem Nöthigen ausgerüſtetes Schiff nach Afrika geſchickt, etliche tauſend Vögel importirt und genau denſelben Mißerfolg gehabt, wie zuvor. Es bleibt alſo nur die Annahme übrig, daß die Neger durch nachläſſige und verkehrte Aufzucht der jungen Thiere den Todeskeim in ſie hineinlegen. Und in der That, wenn einzelne Exemplare dem allgemeinen Sterben entgingen, waren es meiſt alte Vögel, die an ſich wider— ſtandsfähiger ſind und die Pflege der Neger nicht genoſſen haben mögen. Die Lage der Sache iſt alſo eine ganz verzweifelte, denn Neger ſind nicht zu belehren. Es iſt jammerſchade um die tauſende von Jacos, die jährlich importirt werden, um einen ſicheren Tod zu finden. Wenn es ein afrikaniſches Vogelſchutzgeſetz gäbe, müßte daſſelbe den Export der Jacos einfach verbieten. | Trotz dieſer Schwierigkeiten wollte ich gern gerade einen Jaco haben. Denn es giebt keinen Concurrenten, der ihm irgendwie gleichkommt. Auch andere Papageien ſind klug, zuthulich und zahm, ſprechende Papageien giebt es in ſo großer Zahl daß mit ihrer Beſchreibung Dr. Ruß, der bekannte Ornithologe, ein ganzes Buch angefüllt hat; aber keiner von ihnen allen iſt im Stande, die menſchliche Stimme jo täuſchend nachzuahmen, wie der Graupapagei. Die grün- gefiederten Amazonen lernen gleichfalls viele Worte ſprechen, aber ihr Organ iſt rauh, ſie ſprechen Worte, auch deutliche Worte, aber der Ausdruck fehlt. Der Graupapagei ahmt nicht allein die einzelnen Stimmen der Familienglieder nach, er weiß ſogar einen bittenden, ſchmeichelnden, zürnenden Ton in ſeine Worte zu legen. Er macht den Eindruck eines intelligenten Weſens, welches weiß, was es ſagt und Bosheit genug hat, das Enfant terrible zu ſpielen. Als ich im vorigen Sommer mich in der Nothwendigkeit befand“), meine Vogel— ſtuben aufzulöſen, wollte ich wenigſtens einen Graupapagei behalten. Ich ſchrieb an Fräulein Chriſtiane Hagenbeck in Hamburg, die Schweſter des weltberühmten Thierhändlers, welche ihrerſeits einen Handel mit exotiſchen Vögeln treibt: „Senden Sie mir einen Graupapagei, der ſchon längere Zeit hier iſt. Auf Schönheit des Gefieders oder eine große Menge Worte, die er kann, kommt es mir nicht an. Es muß ein noch junger und gelehriger Vogel ſein.“ Ich wurde, wie ich es von ) Es geſchah der Mäuſe wegen, die in dem alten Haufe abſolut nicht auszurosten waren. Ich muß mich mit Dr. Ruß tröſten, dem es früher einmal ebenſo gegangen iſt. W An 2 5 * ug E er nö = ie RR Fräulein Hagenbeck — im Gegenſatz zu mancher anderen Handlung — ſtets zu rühmen Grund hatte, ausgezeichnet bedient und erhielt einen ruppigen Papagei, der außer einigem unklaren Geplapper und ſchrillen Menagerietönen nichts konnte, deſſen Jugend an ſeinen lichtgrauen Augen zu erkennen war und der ſich von den erſten Tagen an als höchſt gelehrig bewies. Dies iſt „mein guter Coco“, deſſen Name den Anfang dieſes Berichtes ziert. Wenn ich jetzt von dieſem guten Coco etliches erzähle, habe ich nicht die Ab— ſicht Wundermähren zu melden, ſondern ein möglichſt wahres Bild von den oft überſchätzten Fähigkeiten des Jaco zu geben. Dieſe Fähigkeiten ſind bei verſchiedenen Exemplaren nach natürlicher Anlage und Alter verſchieden. Mehr Bedeutung liegt jedoch in richtiger oder falſcher Behandlung. Viele, welche über Untugenden ihres Jaco klagen, haben ſich den Mißerfolg ſelbſt zuzuſchreiben. Es kommt auf eine gleichmäßige, methodiſche Behandlung ſehr viel an; mit Gewalt iſt nichts zu erzwingen, auch nicht durch Hungerkuren, die bei anderen Vögeln nicht ſelten gut anſchlagen, beim Jaco aber mehr ſchaden als nützen. Mein Coco hat in dem Jahre, ſeit ich ihn beſitze, etwa fünfundzwanzig Phraſen gelernt. Das ſcheint zwar wenig, indeſſen würde es ein Fehler ſein ſchneller vorwärts zu ſchreiten. Das Neugelernte muß fleißig repetirt, im Vorrathe des Alten eingegliedert, völlig freier Beſitz geworden ſein, ehe man Neues vorbringen darf. Das Verfahren iſt genau dasſelbe, wie das— jenige eines erfahrenen Elementar-Schulmeiſters. Auch die Wahl der Phraſe iſt wichtig. Sie muß dem Sinne nach vielfache Anwendung zulaſſen und leicht mit anderen zu combiniren ſein, ſie muß kurz ſein und einen charakteriſtiſchen Klang haben. Auf Zureden eines Freundes habe ich meinem Coco auch eine längere Phraſe bei— gebracht, die ich ſonſt nicht gewählt haben würde; es hat ein volles Vierteljahr gedauert, bis er ſie ganz frei und korrekt ſprechen lernte. Jetzt ruft er mit dem Ausdrucke tiefer Zerknirſchung: O jerum, jerum, jerum, O quae mutatio rerum! Es iſt ein altes Studentenlied und heißt zu deutſch: O Jerum, Jerum, Jerum, Die Sache wendt ſich ſehr um! Aber weiß der gute Coco auch, was er ſagt. Es klingt ganz genau ſo. Kommt früh morgens das Dienſtmädchen ins Zimmer, ſo ſpricht er in ihrer Ton— art, indem er ihre thüringiſche Ausſprache in ergötzlicher Weiſe perſiflirt: „Gomm, mein guder Gugu!“ Worauf ſich das Mädchen ärgert, denn ſie glaubt wirklich, der Papagei verſpotte ſie, worauf ſie mit dem Handwedel droht, worauf der Coco in ein unbändiges Gelächter ausbricht. Neulich kam ein Muſikant zu mir und — 213 — hielt mir eine lange Rede von der Pflege der Kunſt, und wie das Volkswohl es erheiſche, daß für Muſik mehr geſchehen, und daß ihm, dem wohlverdienten Stadt⸗ muſikus, eine Zulage von 300 Mark gewährt werden müſſe. Mein Coco, der ganz ſtill hinter der Thür auf ſeiner Stange geſeſſen hatte, ergreift nun das Wort und jagt mit großer Beſtimmtheit: „Alter Schafkopp.“ Mein Stadtmuſikus erſchrickt und ſpricht: „Iſt da drin jemand?“ Worauf ihm ſein Titel mit noch größerer Beſtimmtheit abermals verabreicht wird. „O, du Spitzbube!“ ruft mein Muſikus lachend, aber iſt doch der Meinung, daß ſolch ein Thier Verſtand haben müſſe. Wenige Tage darauf trat ein ſchüchterner junger Mann zu einer Stunde ein, von der er wiſſen mußte, daß er mich ſtörte, um ein Geſuch vorzutragen. Das that er denn auch in einer ſo ausführlichen Weiſe, daß mein guter Coco die Geduld verlor und verfügte: „Allons nach Haus — na, wirds bald?“ Die Sache war ſo frappant, daß ich Mühe hatte, ernſt zu bleiben. Glücklicherweiſe war der junge Mann ſo befangen, daß er das freundliche Compliment nicht verſtand. Eines Abends, als Coco die Unterhaltung, wie er das liebt, an ſich geriſſen und die anweſende Geſellſchaft weidlich unterhalten hatte, kriegte ich ſelbſt den alten Schaf— kopp zu hören. Er trieb ſich nämlich außerhalb des Käfigs herum und wurde mit dem Commando „Allons nach Haus“ mit Gewaltmaßregeln, nämlich einem Fuchsſchwanze, den er für eine Art Raubthier hält, nach Haus ſpedirt. Er wollte nicht, ſetzte ſich zur Wehr und ſchimpfte, wie ein Rohrſpatz. Half ihm aber nichts, denn wir halten große Stücke auf gute Erziehung und auf Wahrung der Autorität. Als er in der Thür ſeines Käfigs angelangt war, drehte er ſich um, ſträubte die Federn und ſagte höchſt ärgerlich: „Biſt e alter Schafkopp.“ — Eine Dame bat meinen guten Coco mit ſüßeſtem Lächeln: „Sprich doch, mein lieber Coco. Hörſt du nicht? Sprich doch, ſprich doch, bitte, bitte.“ Coco ſitzt da, wie ein verdroſſener Philoſoph und ſagt: „J je, papperlapapp!“ Worauf er ſich weiter ausſchweigt. Papageien ſprechen nicht bloß Worte, ſie imitiren alles, was ſie wiederholt hören, ſelbſt Töne, wie metallenes Knirſchen und Klingen, deren Nachahmung man für unmöglich halten ſollte. Mein Coco hat ab und zu einen ganz gefährlichen Katarrh, den er mir vor etlichen Wochen abgehört hat. Das iſt nun zwar nicht ſchön, läßt ſich jedoch ertragen; nun aber hat er ſich auch in den Kopf geſetzt, das Wagenraſſeln auf der Straße zu imitiren; das iſt nicht mehr ſchön und wird prinzipiell nicht geduldet. Jedesmal, wenn er den Bierwagen anrollen läßt, bekommt er mit dem loſe zuſammengelegten Taſchentuche ſeine ſchönſten Prügel, und wenn ich „warte, warte“ rufe, ſo weiß er ſchon, was die Glocke geſchlagen hat, ſpringt auf ſeinem Bauer herum und ſchreit: „Biſt du ruhig!“ Neulich hatte er wieder einmal ſeine Tracht Schläge erhalten, war ſehr zerknirſcht, raſſelte aber, ſich ver⸗ geſſend, doch wieder. Ich erhob mich mit dem Zeichen großer Entrüſtung und lange B ARE J A ͤö.. —.Uw·]m T8 — DIN. Eu 2 5 * * ’ 2 £ f 5 ö - — 219 — das Taſchentuch vor, worauf Coco bettelnd wie ein Hund das große Wort gelaſſen ausſprach: „Sie werden entſchuldigen.“ Als er ein andermal keine Luſt zum Pariren hatte und mich in den Finger zwickte, ſagte er ganz ärgerlich: „Warte! Warte!“ und zu einer Dame, die mit einem Küßchen kommen wollte: „Nicht beißen.“ So paſſirt alle Tage etwas, wovon man ganz frappirt iſt und wobei man ſich fragt, hat ein ſolches Thier nicht wirklich Verſtand? Es muß doch wiſſen, was es ſagt, ſonſt könnten doch ſolche Antworten nicht zu Stande kommen. Zunächſt iſt zu berückſichtigen, daß ein Papagei ſtundenlang ſchwatzt, ohne daß man ſeiner achtet, daß er zahlreiche unſinnige Combinationen macht, ehe ein— mal etwas Schnurriges oder Ueberraſchendes zu Tage kommt. Hierbei gruppiren ſich ſeine Phraſen ſo, wie er ſie gruppenweiſe gelernt hat, oder ſo, wie der Klang von einem Worte zum andern führt. Er ſagt: „O — Jerum — o tatz — jo — jerum. Das ſind die ſignificanten Punkte, die auch beim Lernen zuerſt auftauchten. Der Reim wird ihm ganz beſonders ſchwer, es geht ihm ſo, wie es uns gehen würde, wenn wir mechaniſch, ohne den Sinn zu verſtehen, Reime in fremden Sprachen lernen wollten. Was uns den Gleichklang des Reimes auseinander hält, iſt doch die Verſchiedenheit des Sinnes; aber dies Unterſcheidungsmittel geht dem Papagei ab. — Er ſagt: „Mein alter Coco“, „mein guter Schafkopp“, aber ebenſo harmlos: „mein guter Schafcoco“. „Eins zwei drei — Laura —“ ſtatt hurrah, „ich will was ha- fkopp“, wobei ſichtlich der Gleichklang des Vokals in „haben“ und „Schaf: die Brücke abgegeben hat. Er wechſelt mit Betonung und Ausdruck ganz nach Belieben und zwar nicht bloß nachahmender Weiſe, er combinirt auch Neues. Er ſagt „Allons nach Haus“ fünfmal hintereinander, jedesmal mit einer anderen Be— tonung, er ſagt ſogar, was er nie gehört hat, in den ſüßeſten Schmeicheltönen: „Mein guter Coco? Biſt e alter Schafkopp“. Gerade durch die Freiheit in der Betonung erhält ſeine Sprache etwas ſo frappant Menſchenähnliches. Dies alles läuft auf eine äußerlich überraſchende, jedoch innerlich ſinnloſe Combi— nation hinaus. Aber der Papagei verbindet mit ſeinem Worte auch eine Art Sinn, zwar nicht den Sinn, den das Wort hat, ſondern die Bedeutung von Ort, Zeit oder Umſtänden, unter denen das Wort geſprochen und gelernt wurde. Bei Tiſch ſteigt mein guter Coco vom Bauer herab, ſchreitet, eine große Zehe über die andere ſetzend, gravitätiſch durchs Zimmer, ſtellt ſich zu meiner Rechten auf und ſpricht: „Ich will was haben.“ Wenn ihm dann ſein Stückchen Brod abgeſchnitten wird, ſagt er: „Na komm! Na da komm!“ Dieſe Worte braucht er nur, wenn es ſich um Nahrungsfragen handelt, höchſtens auch, wenn er die Bauerthür geöffnet haben will. Sie ſind ihm ein Ausdruck des Wunſches, den ja die meiſten Thiere, ſei es durch Schlagen der Flügel oder Wedeln des Schwanzes oder Geſtus oder Ruf ausdrücken. Mehr drückt der Papagei auch nicht aus, wenn er menſchliche — 220 — Worte braucht. Merkwürdig iſt, daß mein Coco, wenn er ſich anſchickt, auf den Fußboden herabzuſteigen, ſagt: „Allons nach Haus!“ Dies Wort hat er am meiſten gehört, wenn er nicht zu Haus war, ſondern in der Stube umherſpazirte, ſo iſt ihm die Reiſe durch die Stube, oder der Aufenthalt auf dem Fußboden ein Allons nach Haus geworden. Wenn er ſich alſo entſchließt, ſeine Reiſe zu machen, ſagt er ſein Allons nach Haus, von dem er keine Ahnung hat, daß es das Gegentheil bedeutet. — Wenn es klopft, ſo ſagt er in energiſchem Tone „herrein!“, wenn die Perſon eingetreten iſt, begrüßt er ſie mit „Morjen“. Er ſagt nur dann, wenn es geklopft hat, herrein, wenn er alſo Luſt hat, ſein Herrein zu rufen, klopft er zuvor mit dem Schnabel auf den Blechboden ſeines Käfigs. Er hat das Wort Herrein nur im Zuſammenhang mit dem Klopfen gehört und gelernt, darum gehört ihm letzteres zur Sache, wie der Punkt über das i. Hieraus iſt auch erſichtlich, wie Sprechpapageien angelernt werden müſſen. Soll er Morgens „Guten Morgen“ ſprechen, muß man es nur Morgens lehren, ſoll er „bitte, bitte“ oder „Dankeſchön“ ſagen, wenn man ihm etwas anbietet, ſo darf er die Worte nur in den betreffenden Momenten hören. Bei allen dieſen Aeußerungen handelt es ſich um eine pſychologiſche Thätig— keit, welche nicht über das Vermögen anderer klugen Thiere hinausgeht, die nur durch den ausgezeichneten Sprechapparat etwas ſcheinbar Uebernatürliches erhalten. Der Papagei, auch der Graupapagei, gehört nicht einmal zu den geiſtig höchſt ent- wickelten Thieren. Er hat etwas Stätiges, Schwerfälliges, Unbehülfliches. Läßt man ihn ins Zimmer hinab und verändert die Stellung des Käfigs nur um wenige Fuß, ſo findet er ſich nicht nach Haus. Er wandelt ſo zu ſagen immer nur auf ausgetretenen Wegen, er iſt nichts weniger als findig. Ein Webervogel, eine Krähe, ein Hund übertreffen ihn in dieſer Beziehung bei weitem. Daß auch ſeine Sprachkunſt immer etwas künſtlich Erworbenes bleibt, iſt daran zu ſehen, daß er immer eine gewiſſe Vorliebe für kreiſchende Töne behält, die ſeiner Naturſtimme nahe liegen. | Ich habe jetzt zwei Cocos, einen guten Coco und einen ſchlechten Coco. Letzterer iſt noch ziemlich roh und hat die üble Gewohnheit, daß er ab und zu tſchilßpt und ſchreit. Es war ſehr nett, dieſe zwei Cocos nebeneinander zu haben, mußte aber nach zwei Tagen wieder aufgegeben werden, da mein guter Coco mit erſtaunlicher Geſchwindigkeit alle Untugenden des ſchlechten aufgeſchnappt hatte. Endlich möge noch der muſikaliſchen Fähigkeiten des Graupapagei gedacht werden. Derſelbe lernt nicht allein pfeifen, ſondern auch ſingen. Mein Coco pfeift: „Ach du lieber Auguſtin“, ſowie ein Tyroler Schnaderhüpfl und componirt aus beiden ſelbſtändige moderne Salonmuſik. Man nimmt an, daß ein pfeifender Vogel an eine beſtimmte Tonhöhe gebunden ſei, was beim Dompfaffen und Staar ar auch zutrifft; mein guter Coco ift muſikaliſch viel durchgebildeter. Er pfeift am liebſten aus B dur. Setze ich mich ans Clavier und ſpiele B dur, fo pfeift er in gleicher Tonhöhe ſeinen Auguſtin, oder was er ſonſt kann, dazu. Gehe ich unver— mittelt nach A oder As oder G, ſo ſetzt er ganz richtig in die Tonart ein. Das klingt ſehr wunderbar, iſt es aber im Grunde doch nicht ſo ſehr, als daß er die Klangfarbe und Tonhöhe der menſchlichen Sprache ſo täuſchend nachzuahmen vermag. Ich fürchte nun nicht, daß die ſtrikte Wahrhaftigkeit meiner Angaben ange— zweifelt wird, aber erwarte doch den Einwand: „Ja, das muß ein ganz beſonders guter Papagei ſein; meine Erfahrungen ſind viel weniger günſtig. Mein Papagei kreiſcht — oder ſpricht undeutlich oder wirft alles durcheinander, zerfrißt Teppich und Vorhänge, iſt biſſig u. ſ. w. Was den erſten Punkt anbetrifft, ſo wurde mir von einer Dame die Vermuthung ausgeſprochen, daß mein Coco, welcher gar nicht kreiſche, wohl von einer anderen Papageienart abſtamme, als der ihre, welcher ganz entſetzlich kreiſche. Bei näherer Erkundigung kam zu Tage, daß die Dame, um nur Ruhe zu haben, dem kreiſchenden Schlingel Leckerbiſſen zuſteckte. „Aber meine gnädige Frau,“ rief ich aus, „das iſt ja die reine Prämie auf Unarten, die Sie ausſtellen. Das iſt ja ein pädagogiſcher Fehler, der ſchwerer wiegt, als wenn Sie Ihr Lieschen mit Zuckerbrod beruhigen, wenn es unartig iſt.“ „Warum ſchlimmer?“ | „Weil ein Papageiencharakter Schneller verdorben werden kann, als ein Kindes— charakter.“ | | „Aber was thun?“ „Nehmen Sie die Blumenſpritze und ſpritzen Sie Ihrem Jaco ein paar Tropfen Waſſer ins Geſicht, nota bene ſo lange es noch warm iſt, dann wird er es ſchon laſſen.“ | Solche Erziehungsfehler aber werden in Menge gemacht, weil man bei einem Thiere nicht für nöthig hält, die etwaigen Folgen von Mißgriffen zu bedenken. Wenn ein Papagei unordentlich oder undeutlich ſpricht, ſo liegt es meiſt daran, daß er unmöglich mehr lernen kann, als ihm gelehrt wird. Entweder wird ihm undeutlich vorgeſprochen, oder man läßt ihm keine Ruhe und verwirrt ihn mit allerlei Dingen, die auf ihn eingeſprochen werden. Vor allen muß man ihn vor den Domeſtiken hüten, welche ihre Freude daran haben, dem Papchen Worte ihres Geſchmackes beizubringen. Ein einziges ſolches Wort, welches der Jaco ebenſogern lernt, als jedes andere, kann ihn ſalonunfähig machen. Hat man nicht das Unglück einen Vogel von ſchlechten Anlagen, denn auch dieſe giebt es, zu kaufen, wird er verſtändig und conſequent erzogen, ſo fallen alle — DE Unarten von jelbit weg, und man hat an ihm einen liebenswürdigen, unterhalt⸗ ſamen Hausfreund — bis er eines Tags ausreißt, wie es mir neulich mit meinem Coco ergangen iſt; aber ich habe ihn wieder. Kleinere Mittheilungen. Taubenfütterung auf dem Markusplatz in Venedig. Nach einem alten Herkommen ließ man in Venedig am Palmſonntag von den Kirchen Tauben fliegen, welche in den umliegenden Gebäuden niſteten und bis zu Ende der republi— kaniſchen Herrſchaft von der Regierung gefüttert wurden, jetzt aber von Privat- perſonen unterhalten werden. Täglich um zwei Uhr wird ihnen auf dem Markus— platz Futter geſtreut, und bietet fich dort um dieſe Zeit ein höchſt liebliches Bild dem Zuſchauer dar. Nach Möglichkeit will ich verſuchen ein ſolches, deſſen Zeuge ich ſelbſt geweſen, in folgendem kurz zu ſkizziren. Es fehlen wenige Minuten an zwei Uhr. Von ſeinen prächtigen Paläſten eingeſchloſſen liegt der herrliche Markusplatz noch in ſeiner Mittagsruhe da; nur am weſtlichen Ende iſt etwas mehr Leben. Mehrere Fremde haben ſich mit Mais gefüllte Papierdüten in einem nahen Laden gekauft und ſtreuen die gelben Körner zahlloſen am Boden lebendig auf und ab trippelnden Täubchen hin. Da verkündet eben die Uhr die zweite Stunde, und wie mit einem Zauberſchlage ändert ſich das Bild. Hurtig fliegen ſämmtliche Tauben in die Höhe, andere von den nahen Ge— bäuden kommen herzu, und der ganze, Tauſende zählende Schwarm ſetzt ſich in die Fenſter und Niſchen der nördlichen Facade des den Platz einſchließenden Palaſtes. Noch wenige Augenblicke, eines der Fenſter wird geöffnet, und auf die breite ſteinerne Brüſtung ſtreut man Futter der immer dichter herbeieilenden Schaar. Da ſitzt nun Täubchen neben Täubchen, ja vielfach eines auf dem andern, während wieder andere Hunderte die zum Platz herabgefallenen Körnchen aufleſen. Doch bald iſt die für die große Anzahl nur klein erſcheinende Futtermenge ver- zehrt, und von neuem fliegen ſie herab zum Markusplatze, um von den mittlerweile in größerer Menge herbeigeſtrömten Neugierigen und Fremden ſich weiter füttern zu laſſen. Gar nicht ſcheu ſind die muntern Thierchen; hier ſetzt ſich eines einem alten Engländer auf die Schulter, während dort andere gar gern aus dem zier— lichen Händchen einer ſchönen ſchwarzäugigen Italienerin ihre Körner picken. Mir ſelbſt ſetzten ſie ſich abwechſelnd auf Schulter und Hand, einmal ſogar ſaßen mehrere Minuten lang drei auf dem Arm, zwei auf der Hand und pickten fröhlich bald aus der vorgehaltenen Papierdüte, bald aus der Höhlung meiner Hand ihren Mais, während auf dem Fußboden Hunderte der herabfallenden Körnchen harrten. Dieſe Fütterung um zwei Uhr iſt die hauptſächlichſte, indeſſen ſieht man Na DB auch häufig zu andern Tagesſtunden Fremde, denen es Freude bereitet, die ſchmucken zutraulichen Thierchen zu füttern. Ihre Nachtruhe verbringen ſie in den um— liegenden Gebäuden, und kann man ſie beſonders Abends recht zahlreich in den Bogengewölben der Markuskirche wahrnehmen. Venedig, den 25. April 1884. Günther Anton. Literariſches. Dr. Karl Ruß, Die Webervögel und Widafinken. Magdeburg, Creutz'ſche Buch— handlung, R. u. M. Kretſchmann. — Die meiſten Vogelliebhaber haben ihre beſondern Lieblinge, während der eine Exoten hält, züchtet der Andere einheimiſche Vögel, während der eine ſich an Waſſervögeln erfreut, zieht der andere Hühner oder Tauben vor. Es giebt Vogelwirthe, welche nur Kerbthierfreſſer halten; es giebt ſolche, welche ſich der Finken, andere, welche ſich der Kernbeißer annehmen u. ſ. w. In vorliegendem aus der fleißigen Feder meines Freundes, des Herrn Dr. Ruß, hervor— gegangenen Werkchen wird dem Liebhaber der Webervögel und Wittwen eine Mono— graphie ihrer Pfleglinge gegeben, welche eingehend alles, was zur Naturgeſchichte, zur Pflege und Zucht derſelben gehört, in intereſſanter, ausführlicher Weiſe beſpricht. Durch beigefügte Holzſchnitte wird das Geſagte erläutert. Da es viele Freunde der Webervögel, welche letztere durch fleißigen und geſchickten Neſtbau Intereſſe er— wecken, ſowie der Widafinken, welche durch ihren langen zierlichen Schweif das Auge erfreuen, giebt, zweifeln wir nicht daran, daß das Büchlein, welches außerdem ſehr billig iſt, vielen Vogelfreunden als eine recht dankeswerthe Gabe des Herrn Verf. erſcheinen wird. 5 W. Th. Zeitſchrift für Ornithologie und praktiſche Geflügelzucht, redigirt vom Vorſtande des Stettiner Zweigvereines. VII. Jahrg., 1883. Stettin. — Dieſe Zeitſchrift, welche viele gute Originalaufſätze namhafter Ornithologen bringt und die Wiſſen- ſchaft nach den verſchiedenſten Seiten hin bereichert, verfolgt auch den Zweck des Vogelſchutzes. Wir finden Artikel hierüber S. 39 von C. Petermann, S. 3 von Stürmer, S. 18 von E. v. Homeyer, S. 120 von Falk, S. 132 von E. v. Homeyer, u. ſ. w. Die geſchickte Redaction durch Herrn H. Röhl weiß das Blatt jedem Leſer intereſſant zu machen. W. Th Prof. Dr. Wilh. Blaſius, eber die letzten Vorkommniſſe des Rieſen-Alkes (Alea impennis) und die in Braunſchweig und an anderen Orten befindlichen Exemplare dieſer Art. Separatdruck aus dem III. Jahresberichte des Vereins f. Naturw. z. Braunſchweig f. 1881/82 u. 1882/83 (26 Seiten). — Der Herr Verf. giebt zunächſt das Literariſche über dieſen merkwürdigen, ſeit etwa 40 Jahren von der Erde verſchwundenen Vogel und beſpricht hierauf die ausgeſtopften Exemplare, Bälge, Skelette und Eier deſſelben, welche noch in einzelnen Sammlungen gefunden werden. 7 W. Th. Prof. Dr. Wilh. Blaſius, Zur Geſchichte der Ueberreſte von Alca impennis. Sep.⸗Abdr. aus Cabanis Journal f. Ornithologie 1884. — Dieſe gediegene, höchſt intereſſante Arbeit, welche von dem gründlichen Studium des Herrn Verf. zeugt, bringt eine ganz ausführliche Darſtellung der Geſchichte der uns von genanntem Vogel gebliebenen Ueberreſte an Bälgen, Skeletten, Eiern und bietet auf 118 Seiten des Intereſſanten ungemein viel. Das in vorgenanntem Artikel kurz Angedeutete iſt in großer Ausführlichkeit mit vielen Zuſätzen verſehen ausgearbeitet worden. Die Städte, welche in ihren Sammlungen noch Ueberreſte des Rieſenalkes bergen, ſind in alphabetiſcher Ordnung aufgeführt, die Objecte ſelbſt aufs genauſte beſchrieben. | W. Th. — 224 — Anzeigen. Die Jahrgänge der Monatsschrift 1878, 1879, 1880, 1882 u. 1883 ſind noch vorhanden und zu folgenden Preiſen durch Herrn Rendant Rohmer in Zeitz zu beziehen: 1878 u. 79 für je 3 W 1880, 82 u. 83 für je 5 ö . Mit ele⸗ gantem Einband je 1 %, mehr. Hans Maier in Alm a. d. Donau, directer a italien. Producte, liefert, lebende Ankunft garantirt, franko: halberwachſene ital. Hühner und Hahnen, ſchwarze Dunkelfüßler , 1,65, bunte Dunkelfüßler 4. 1,75, bunte Gelbfüßler W, 2, reine bunte Gelbfüßler . 2,25, reine ſchwatzs Lamotta M 2.25, Hundertweiſe billiger. Preisverzeichniſſe poſtfrei. Junge Kraniche werden eig Es bittet um Offerte und Preisangabe W. Thienemann, Zangenberg b. Zeitz. G. 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Alle Geldſendungen, als Mitgliedsbeiträge, Gelder für Diplome und Einbanddecken, ſowie auch Beſtellungen auf letztere beide find an Herrn Rendant Rohmer in Zeitz zu richten. | Redaction: W. Thienemann in Zangenberg bei Zeitz. Druck von E. Karras in Halle.