Taf I ' //* ■//>//.. ,/ / ; . S/sS gel für den Schnitt der Monats-Himbeeren lässt sich also 17 kurz fassen: Das Holz darf nie früher weggeschnitten werden, als bis es ganz abgestorben ist. d. Das Anbinden der Himbeersträucher. Dies ist eine sehr nothwendige Arbeit und geschieht aus dem Grunde, um der Sonne genügend Einlass zu dem Strauch zu ge- währen, damit sämmtliche belassenen Fruchtaugen sich zu trag- fähigen Trieben ausbilden, aber auch deshalb, um den Jahrestrieben die nöthige Holzreife zu beschaffen, ohne welche sie grössere Kälte- grade nicht ertragen; dann aber erhalten wir durch das Anheften eine schöne Ordnung und leichten Zutritt bei der Bearbeitung der Pflanze und beim Abernten der Früchte. Am vortheilhaftesten ge- schieht das Anbinden in folgender Weise: Die jungen Triebe werden in gleicher Entfernung an einen Pfahl geheftet und die fruchttragen- den Triebe zu gleichen Hälften in Bogenform an verzinkte Drähte oder an geölte Schnüre, welche durch Tragpfähle längs den Reihen festgehalten werden. Sobald die Ernte vorüber ist und die Frucht- zweige abgeschnitten sind, werden bald die jungen Triebe von den Pfählen an die Drähte oder Schnüre befestigt, und in derselben Weise wird jedes Jahr fortgefahren. Die Zahl der zu belassenden Triebe richtet sich nach der Stärke der Pflanze. Im ersten Jahre lässt man gewöhnlich 2 bis 4 Triebe in die Höhe gehen, in den fol- genden Jahren nach und nach mehr und zwar bis 8. Letztere Zahl setzt aber nahrhaftes Erdreich voraus. e. Die Düngung der Himbeerpflanzen. Zweck der Düngung ist, den Boden in seiner Fruchtbarkeit zu erhalten und dieselbe noch zu erhöhen. Durch die Ernten entziehen wir dem Boden ein bestimmtes Quantum Nährstoffe, besonders Stick- stoff, Kali, Phosphorsäure, Kalk etc.; dieselben müssen wir durch Zufuhr von Dung ersetzen, welcher reich an diesen Nährstoffen ist, — dies ist der feste und flüssige Dung der Thiere. Obwohl der Werth der festen Exkremente in Verbindung mit der Stroheinstreu nicht zu verkennen ist, so werden wir da, wo sonst die physika- lischen Verhältnisse des Bodens günstige zu nennen sind, lieber die flüssigen Exkremente des Thieres benutzen, da dieselben die Nähr- stoffe in sofort aufnehmbarer Form enthalten, was bei den festen 18 Exkrementen nicht so der Fall ist. Haben wir schweren, bündigen Bo- den, womöglich noch in reichen Lagen, so ist die Düngung mit Stallmist, besonders Pferdemist (seiner erwärmenden, lockernden Eigenschaften wegen), unbedingt erforderlich. Für mittleren Boden empfiehlt es sich, während des Sommers mit Jauche zu düngen, und zwar zu wiederholten Malen, das eine Mal vor der Ernte, um auf die Grösse der Früchte zu wirken, das andere Mal nach der Ernte, um die kräftige Entwickelung der Fruchtknospen an den Sommer- trieben zu befördern. Die Jauche darf nur verdünnt angewandt werden. Eine Auflockerung des Bodens hat voranzugehen und sind möglichst regnerische Tage zu dieser Arbeit zu wählen, da dann die Wirkung eine doppelte und dreifache ist. Grubendung in flüssiger Form wirkt in derselben günstigen Weise auf die Ausbildung der Fruchtknospen und der Früchte. f. Die Bodenbearbeitung für die Hi mbeerkultur en. Obwohl die Bodenbearbeitung, in rationeller Weise ausgeführt, auch als eine Art des Düngens betrachtet werden muss, so wollen wir ihr doch ein eigenes Kapitel widmen. Die Bodenbearbeitung besteht im häufigen Behacken und Graben des Kulturlandes mit gleichzeitigem Entfernen der Unkräuter. Im Frühjahr, sobald man in den Boden kann, wird das Land tief umgegraben, womöglich mit Einlegung von Stallmist. Um die Feuchtigkeit und Lockerheit des Bodens zu bewahren, ist das Bedecken desselben mit hierzu sich am besten eignenden Materialien, z. B. strohigem Dünger, altem Stroh, Rohr u. s. w , sehr am Platze. Während der Vegetations- periode wird noch ein mehrmaliges Behacken, unter Umständen auch starkes Giessen nothwendig werden. Im Herbst, vor Eintritt grösserer Kältegrade, wird mit Belassung der rauhen Furche gegraben, welche Arbeit uns grossen Nutzen gewährt, indem das Winterwasser den Wur- zeln besser zugänglich wird, der Frost durch die hier gegebene grössere Angriffsfläche eine erhöhte physikalische Wirkung auf den Boden ausübt und hierbei zugleich viele schädigende Insekten und deren Ler- ven vernichtet. Für sehr exponirte Lagen und empfindliche Sorten ist das Niederlegen der Fruchttriebe und loses Bedecken derselben mit trockenem Laub etc. erforderlich. (Schluss folgt.) 19 Neuheiten aus dem Etablissement des Herrn Späth in Berlin. 1. Ulmus campestris umbraculifera (Kugel-Rüster). (Fig. l.) Von den Persern N alb and, d. h Baum der Schmiede, genannt, weil sich unter ihm, als dem besten Schattenbaum, d r zugleich den sichersten Schutz gegen Regen giebt, mit Vorliebe die Schmiede- (Fig. 1.) Werkstätten etabliren. Diese Rüster wird in Persien und dem süd- lichen Kaukasus ein mächtiger Baum mit grosser, sehr dichter und 20 kugelförmiger Krone. Sie ist eine Abart von U. campestris und hält unsere Winter unzweifelhaft aus, hat auch während der letzten vier Winter in der Späth’schen Baumschule nicht den mindesten Scha- den erlitten. Ihre Krone baut sich in der Jugend etwas nach oben zu- gespitzt, wird aber in späterem Alter vollständig kugelförmig wie die einer Kugel-Akazie, ohne dass sie geschnitten zu werden braucht, und hat der Baum sicher in unserem nordischen Klima, wo die Akazie oft leidet, eine grosse Zukunft. Das Laub hat ein lebhaft grünes Kolorit un-d hält sich im Herbst ebenso lange am Baum wrie bei U. campestris. Fig. 1. ist nach einer Photographie angefertigt, wulche von einem Baum, der auf dem Kirchhofe zu Eriwan steht, genommen wurde. 2. Acer dasyearpum A\ i er i laciniatum. Geschlitztblättriger Silber- Ahorn. (Fig. 2.) Eine äusserst zierliche Form des amerikanischen Silber- Ahorns, wie die hier beifolgende Abbildung eines Blattes zeigt (Fig 2.) \ der natürlichen Grösse. Ueber die eigentliche Herkunft der Form und ihres Namens ist bis jetzt nichts Genügendes ermittelt. Herr Park - Direktor Petzold erhielt ein Exemplar aus Köstritz, Herr Späth dagegen 21 bezog das seinige aus dem Eisass. — Sie ist nicht mit A. dasy- earpum Wagneri dissertum (Wageneri laciniatum) zu verwechseln, welche krüppelbaft dagegen aussieht. Neuheiten von Haage & Schmidt in Erfurt. 1. Xeranthemum annuum sup erbissimum, Haage & Schmidt’ s neues, kugelförmiges, dicht gefülltes. (Fig. 3—5.) Haage & Schmidt berichten hierüber: Die Abbildung Fig 5. dieser neuen, von uns erzielten Race, welcher zum Ver- gleich diejenigen des ursprünglichen Typus und der bisher erzielten Verbesserung (gomphreniflorum) (Fig. 3 u. 4) beigesetzt sind, zeigt am deutlichsten den Werth derselben; die Blüthensiiid vollkommen kugel- förmig, ohne hervortretende Randpetalen oder Manschette und dicht gefüllt wie eine Ranunkel; von besonderer Wichtigkeit für alle Die- j enigen, welche Blumen zum Trocknen gebrauchen, und überhaupt die schönste bis jetzt erzielte Form von Xeranthemum. (Fig. 3.) (Fig. 4.) (Fig. 5.) X. annuum, Typus. X. annuum gomphreniflorum. X. annuum superbissiinum. 2. Begonia hybrida flore pleno Hofgärtner Vetter. (Fig. 6.) Knollenartig. Eine ausgezeichnete Züchtung eines unserer ge- schicktesten und glücklichsten Begonienzüchters, dessen Namen von Haage & Schmidt ihr beigelegt ist. Unter den zahlreichen, nun- mehr schon erzielten gefüllten Sorten zeichnet sich diese besonders durch ihren guten Habitus und leichtes, dankbares Blühen aus; die Färbung der Blumen ist ein ganz neues Roth, was uns in anderen 22 (Fig. 8.) (Fig. 6.) (Fig. 7.) (Fig. 9.; 23 Sorten bis jetzt noch nicht vorgekommen, zwischen karmoisin, Schar- lach und rosakarmin die Mitte haltend. 3. Nicotiana acutifolia St. Hil. (Fig 7.) Eine sehr schöne, durch grosse, rein weisse Blüthen ausgezeich- nete Annuelle aus Uruguay. Die Pflanze bildet eine niedrig blei- bende Staude mit langen, leicht gewellten, glänzend dunkelgrünen Blättern, aus denen die reich verzweigten, 60—80 cm. hohen Blü- thenstengel hervorragen; die einzelnen Blüthen zeichnen sich durch ihre ansehnliche Grösse, ihre sternartig abstehenden Petalen und die sehr lange Köhre vor der N. suaveolens aus. Während des ganzen Sommers, vom Juni bis zu den Herbstfrösten ein ununterbrochener Blumenflor für die Gärten; eine neue Zierpflanze ersten Ranges. 4. Salvia farinacea Benth. (Fig. 8.) Ein schlanker Busch von 1 m. Höhe, viel verzweigt und ähn- lich wie S. splendens wachsend, mit welcher Art farinacea auch die Bliithezeit gemeinsam hat. Schon vom Juli an bedecken sich bei zeitiger Aussaat die Spitzen sämmtlicher Zweige mit 20—40 cm. langen Bliithenähren, die nach aufwärts gerichtet sind. Es sind we- niger die Blüthen selbst als vielmehr die wollig behaarten Kelch- blätter, von lebhaft hellblau bis dunkelblau gefärbt, welche dem Bliithenstand eineu so grossen Effekt und Monate lange Dauer ver- leihen. Das schöne Kolorit, das willige, reiche Blühen und die sehr leichte Kultur sichern dieser Art einen ständigen Platz in unseren Gärten. Einheimisch in Aexiko, ist sie eigentlich ein Blüthenstrauch des temperirten Hauses, da sie aber aus Samen gezogen im ersten Sommer blüht und Samen trägt, so kann sie als Sommerpflanze be- handelt werden; jedenfalls eine Neuheit ersten Ranges. 5. Salvia involucrata Car. (Fig. 9.) Eine andere mexikanische Salvia und sicherlich eine der präch- tigsten Arten. Im Habitus ähnlich der vorigen, jedoch sind Blätter, Stengel und Kelch unbehaart; der Bliithenstand bildet ebenfalls eine lange Aehre mit rosenrothen Brakteen und prächtigen karmoisinrosa, 24 4 cm. laugen Blumen in dicht beisammenstehenden 6blumigen Quirlen. Beide Arten sind auch vortrefflich für Topfkultur geeignet und dauert die Bliithe im Gewächshause bis in den Winter hinein. Die Ermittelung des Sonnenstandes und des davon abhängigen Fensterwinkels für Treibräume*) sowie einige allgemeine Betrachtungen über Fruchttreiberei. Von G. Eich ler, Kgl. Obergärtner und Dozent an der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Sanssouci. (Mit Abbildungen.) Es ist bekannt, dass die Fenster der Gewächs- und Treibhäusei unter verschiedenen Neigungswinkeln angebracht werden müssen, wenn die Häuser den mannigfachen Zwecken, zu denen sie die- nen, entsprechen sollen. Die Fenster von Kalt- und Warmhäusern haben durchschnittlich eine flachere Lage, als die Fenster von Treibräumen, und haben wieder Treibräume, die zur Frühtrei- berei benutzt werden, eine steilere Lage, einen grösseren Neigungs- winkel als Räume, die zur Spättreiberei dienen. Den steilsten Win- kel haben die Fenster der sogenannten Sonnenwände oder Talut- mauern, welche gewöhnlich unter einem Winkel von 50 — 70 Grad angebracht werden. Da die Wirkung der Sonnenstrahlen dann am grössten ist, wenn dieselben unter einem WTirkel von 90 Grad die Glasfläche treffen, so hat man durch die Neigung der Fenster unter einem bestimmten Winkel ein Mittel, den Sonnenstrahlen eine grössere und zu einer bestimmten Zeit die relativ grösstmöglichste Wirkung zu geben. Welcher Art die Wirkung der Sonnenstrahlen im Allgemeinen ist, wollen wir hier nur kurz andeuten, da eine gründliche Beleh- rung darüber, so wiinschenswerth dieselbe auch zum Verständniss *) Diese Abhandlung ist theilweis, soweit es die Tendenz des Werkes zu- liess, in dem kürzlich erschienenen IV. Theil der wissenschaftlichen Garten- kultur, Anleitung zur Obsttreiberei von Tatter, Königl. Hofgärtner in Herren- hausen, veröffentlicht. 25 jeder Pflanzenkultur, insbesondere der Treibkultur ist, nicht in den Bahmen dieser Betrachtungen gehört. Die Wirkung der Sonnenstrahlen ist, streng genommen, eine dreifache, 1) eine wärmeerzeugende, 2) eine lichterzeugende, 3) eine chemische (Aktinismus). Das Verhältniss dieser 3 Prinzipe in den Sonnenstrahlen ist kein konstantes, sondern verändert sich nach dem Winkel, unter welchem die Strahlen auffallen (Jahreszeiten). Wenn wir die in der lebenden Pflanze stattfindenden Verände- rungen als chemische Ergrünen und Entfärben des Chlorophylls, Kohlensäurezersetzung, Bildung von Amylum (Zucker, Fett) etc.] und mechanische (Bewegung des Protoplasmas mit den einge- betteten Chlorophyllkörpern, Gewebespannung in den Bewegungs- organen der Pflanze etc.) auftassen, so werden die ersteren Vor- gänge, also die chemischen von den weniger brechbaren Strahlen des Sonnenlichts (roth, orange, gelb, theilweis grün) vorwiegend hervor- gerufen, während die mechanischen Veränderungen durch die stark brechbaren Strahlen (blau, violett, ultraviolett) besonders bewirkt werden. Da bei der Treibkultur die Pflanzen nicht dem direkten Sonnen- lichte ausgesetzt sind, vielmehr die Sonnenstrahlen erst durch ein mehr oder weniger gefärbtes Medium, Fensterglas, gehen, bevor sie auf die Pflanze einwirken, so erhellt daraus, dass nur bei ganz farb- losem Glase, das die durchgehenden Strahlen am wenigsten rnodi- fizirt, das Verhältniss zwischen den stärker und schwächer brech- baren Strahlen diesem Verhältniss in den frei ein wirkenden Son- nenstrahlen mehr entsprechen wird. Dahingegen wird bei bläulichem oder grünlichem Glas ein Theil der farbigen Strahlen des Sonnenlich- tes absorbirt, also unwirksam gemacht. Das bläuliche Glas dürfte die nachtheiligere Wirkung hervor- bringen, da die Versuche von Prof. Sachs über die Keimung und das Wachsthum unter dem Einfluss des blauen und orangefarbenen Lichtes die Vermuthung nahe gelegt haben, dass im blauen Lichte keine Assimilation, also keine Neubildung organischer Substanz statt- findet, während dies beim orangefarbigen Lichte doch in geringem Grade geschieht und das grüne Licht dem orangefarbigen näher steht als das blaue. Jedenfalls kann man also auch bei dem nur schwachen bläu- 26 liehen Schimmer des zu den Fenstern der Treibräume zuweilen ver- wendeten Glases einen störenden Einfluss auf das Wachsthum der dahinter kultivirten Gewächse annehmen. So wie die verschiedene Beschaffenheit der Sonnenstrahlen (mo- difizirt beim Durchdringen eines gefärbten Mediums), so ist auch die grössere oder geringere Intensität derselben von grossem Einfluss auf das Gedeihen der Gewächse. Nack Prof. Wiesner erlischt die chlorophyllbildende Kraft aller grünen Pflanz norgane (Blätter, weiche Stengeitheile) bei einem und demselben Minimum der Licht- Intensität, und nimmt mit steigender Licht-Intensität bis zu einer bestimmten Grenze an Energie zu. Deshalb ist es nicht aus blossen Reinlichkeitsrücksichten gebo- ten, die Fenster der Treibhäuser vor dem Beginn jeder Treibperiode sorgfältig waschen zu lassen, da die dadurch bewirkte grössere Licht- Intensität sowohl die Chlorophyllbildung wie die Assimilation beför- dert, also begünstigend auf die Wachsthumsverhältnisse der Treib- gewächse einwirkt. Die Bildung von Chlorophyllkörpern (Blattgrün) in den Zellen der Blätter und äusseren Schichten der jungen Triebe geht schon bei sehr geringer Intensität des Lichtes (Dämmerlicht) vor sich, ln den Chlorophyll-Zellen findet dann unter stärkerer Einwirkung der Sonnenstrahlen die Assimilation, die Zubereitung der Pflanzen- nahrung statt. Der Nahrungssaft macht sich durch Auflösung der sogenannten Reservestoffe (Amylum) gehaltreicher, und sind diese Reservestofte unerlässlich für den Erfolg einer Treibkultur. Nur wenn sie in ausreichendem Maasse gegen Ende der letzten Wachs- tliumsperiode (August) abgelagert sind, ist ein reichlicher Frucht- ansatz, sowie eine gute Ausbildung der Früchte möglich. Die Ab- lagerung der Reservestofte ist aber wiederum im Allgemeinen eine Funktion der Chlorophyll-Zellen der Blätter, kann aber nur bei Vor- handensein der erforderlichen Pflanzennahrung im Boden (kalireiche flüssige Düngung im August), und unter dem Einfluss intensiver Sonnenwirkung (trockene, warme Tage) in ausgiebiger Weise aus- geiibt werden, flieraus ergiebt sich die Nothwendigkeit für den Treibgärtner, die Treibbäume selbst zu erziehen und zu pflegen, da nur Bäume, die obigen Anforderungen entsprechen, die also reich- lich Reservestofte abgelagert haben, die Möglichkeit eines Erfolges 27 gewähren, was auch jedem Treibgärtner von einiger Erfahrung hin- reichend bekannt ist. Obstbäume, welche nur ungenügend Reservestoffe abgelagert haben, blühen zwar auch wohl zuweilen reichlich, setzen auch theil- weis an, können aber trotz fleissigen Giessens die angesetzten Früchte nicht zur vollständigen Entwickelung bringen, so dass sie schon meist vor der Reife abgeworfen werden. Diese so einflussreiche Wirkung der direkten Sonnenstrahlen wird aber wesentlich beeinflusst und abgeschwächt durch die Fen- ster des Treibraumes. Das Fensterglas im Allgemeinen lässt nur einen Theil der Sonnenstrahlen hindurch, der andere Theil wird von der Glasfläche zurückgeworfen, reflektirt. Da die zurückgeworfenen Strahlen den im Treibraume befindlichen Gewächsen nicht zugute kommen können, so kömmt es darauf an, eine solche Einrichtung zu treffen, dass möglichst wenig Strahlen zurückgeworfen werden. Die Physik lehrt uns, dass, je grösser der Einfallswinkel ABC eines Strahls C B (Fig. 1), desto grösser die Reflexion ist, d. h. je flacher die Son- nenstrahlen auffallen, desto mehr gehen, abgesehen von der ohnehin schon ver- minderten Wirkungskraft derselben, dui'chReflexion verloren. Bei dem senk- rechten Auffallen der Strahlen, also wenn der Einfallswinkel gleich Null, ist jedoch der Verlust durch Ablenkung nicht ganz aufgehoben, wie man erwarten sollte, aber wenn die Sonnenstrahlen unter einem Winkel von ca. 13 Grad auffallen, so gehen von 1000 Strahlen etwas über 500 verloren, während bei einem Auffallswinkel von 70 — 89 Grad nur 25 Strahlen von 1000 zurückgeworfen werden. Dieser Verlust an Sonnenstrahlen ist für den Treibgärtner ein dreifacher und zwar ein Verlust an Licht, au Wärme und an chemischen Strahlen. Das gewöhnliche Fensterglas lässt überhaupt von 1000 \Y ärmestrahlen im günstigsten Falle nur 520—540 hin- durch. Der Verlust an Lichtstrahlen sowie an chemischen Strah- len ist jedoch empfindlicher, da wrir ihn nicht ersetzen können, während der Verlust an Wärmestrahlen zum Theil durch Heizung wieder ersetzt werden kann. 28 Dieser verhältnissmässig grosse Verlust an Wärmestrahlen er- klärt auch, weshalb wir den Neigungswinkel der Fenster so anneh- men dürfen, dass zu einer bestimmten Zeit die Sonnenstrahlen senk- recht auffallen. In freier Luft würde keins der zu treibenden Ge- wächse bei einem Sonnenstand von 90 Grad , wie er unter dem Aequator zur Zeit der Frühjahrs- und Herbst-Tag- und Nachtgleiche vorhanden, gedeihen können, sie würden in der sengenden Hitze unfehlbar zu Grunde gehen. Da aber nur die kleinere Hälfte der Wärmestrahlen durch das Fensterglas dringt, so haben wir bei einem rechtwinkligen Auffallen der Sonnenstrahlen auf die Fenster des Treibraumes doch nur eine Wärmewirkung, welche einem Sonnen- stand von ungefähr 45 Grad in der freien Luft entspricht, eine Wärmewirkung, wüe wir sie Mitte April für unseren Breitengrad, 52% Grad, empfinden. Dieses starke Abhalteu der Wärmestrahlen durch das Fenster- glas gestattet uns, ohne Besorgniss zu erregen, die Einwirkung der Sonnenstrahlen unter einem Winkel von 90 Grad zu einer bestimm- ten Treibperiode durch entsprechende Neigung der Fensterlage her- beizuführen und so von der dadurch bedingten höchsten Einwirkung der Sonnenstrahlen zu profitiren. Um für jeden einzelnen Fall den Neigungswinkel mit Sicherheit zu bestimmen, unter welchem die Fenster eines Treibraumes ange- legt werden müssen, wenn zu einer bestimmten Treibperiode die kräftigste Einwirkung der Sonnenstrahlen gewünscht wird, ist es nothwendig, dass wir uns etwas eingehender mit dem schein- baren Sonnenstand beschäftigen. Da ich wohl voraussetzen darf, dass es genügend bekannt ist, dass die Sonne in Wirklichkeit "weder aufgeht, steigt noch niedergeht, sondern dass diese tägliche Bewe- gung der Sonne eine scheinbare ist, die durch die Umdrehung der Erde um ihre Achse in der Richtung von West nach Ost (entgegen- gesetzt der scheinbaren Sonnenbewegung) hervorgebracht wird , so werde ich deshalb auch in Zukunft das Wort „scheinbar“ , weil selbstverständlich, fortlassen und nur von Sonnenstand, Sonnenbahn, Ebene der Sonnenbahn etc. sprechen. Der Sonnenstand ist für die Breitengrade nördlich vom Aequator zu Winters- Anfang, am 21. Dezember, am niedrigsten, steigt dann fortwährend gleichmässig bis zu Sommers-Anfang, am 21. Juni, an 29 welchem Tage er die grösste Höhe erreicht hat, und fällt nun wieder gleichmässig bis zum 21. Dezember. Aus dieser Thatsache geht hervor: 1) dass der Sonnenstand für jeden folgenden Monat ein anderer ist, wie für den vorhergehenden und zwar vom 21. Dezember bis 21. Juni ein gleichmässig höherer, vom 21. Juni bis 21. Dezember ein gleichmässig niedrigerer; 2) dass von 10 Monaten je 2 Monate im Jahre einen an- nähernd gleichen Sonnenstand haben müssen und zwar: Januar und November, Februar und Oktober, März und September, April und August, Mai und Juli. Da nun erfahrungsmässig die Sonnenstrahlen zu derselben Zeit desto senkrechter die Erdoberfläche treffen, je mehr wir uns dem Aequator und desto flacher, je mehr wir uns dem Pole nähern, so folgt daraus, dass die geographische Lage, der Breitengrad oder die Polhöhe eines Ortes, entscheidend für den grösseren oder geringeren Auffallswinkel der Sonnenstrahlen sein muss und dass mit Hilfe des Breitengrades der letztere sich berechnen lassen muss. Wenn wir dies als erwiesen betrachten müssen, so folgt für uns daraus, dass genau genommen für jeden Breitengrad ein anderer Winkel der Treibhausfenster nothwendig, wenn zu derselben Zeit die höchste Sonnenwirkung erzielt werden soll. Ein Beispiel wird dies veranschaulichen. Nehmen wir an, es soll der Fensterwinkel eines Kirschhauses ermittelt werden, in welchem Ende März geerntet wer- den soll, wo also um diese Zeit das rechtwinklige Auffallen der Sonnenstrahlen gewünscht wird, so finden wir, dass der Sonnenstand am 21. März beträgt in Christiania und Petersburg 30 Grad, Fensterwinkel 60 Grad, Moskau Th CO 55 55 551 55 Berlin , . 37k 55 55 52k 55 London -fP» 00 CO 5? 55 51k 55 Frag . . 39^ 55 55 50k 55 Wien und München . . . 41* 55 55 >£- CD oV- 55 Rom . . 48^ 55 55 41% 55 Athen . . 52 55 55 38 55 Soll dagegen Ende April geerntet werden, so müssten streng genommen sämmtliche Fensterwinkel um 7,83 Grad flacher angelegt 30 werden, da der Sonnenstand durchschnittlich von Monat zu Monat sich um 7,83 Gr. verändert, steigt bezw. fällt. Es ist danach ferner einleuchtend, dass der Fensterwiukel sich sowohl mit dem Monat, wie auch mit dem Ort ändert, wenn die geographische Breite eine andere geworden ist. In dem Nachstehenden will ich versuchen, ein einfaches Verfahren mitzutheilen, wodurch Jedermann leicht in den Stand gesetzt wird, für jeden Breitengrad sowohl, wie auch für jeden Monat und, wenn es sein müsste für jeden Tag den Sonnenstand zu berechnen und den dazu gehörigen Neigungswinkel der Fenster zu ermitteln. Ermittelung des Sonnenstandes für jede Polhöhe am 21. Dezember und 21. März, 22. September und 21. Juni. Soll der Sonnenstand für einen Ort ermittelt werden, so muss man wissen, unter welchem Breitengrade derselbe liegt. Wenn man dies nicht auf eine andere Weise erfahren kann, so benutzt man die Angaben eiuer guten geographischen Karte. Hat man z. B. gefun- den, dass der Breitengrad von Berlin ca. 52^ Grad beträgt, so er- mittelt man dann zuerst den wahren Horizont. Jeder Himmelskörper, also auch die Sonne, ist sichtbar, so wie sie in unseren wahren Ho- rizont tritt. Erhebt sie sich hingegen 1, 2, 3 etc. Grad über den- selben, so fallen ihre Strahlen unter einem Winkel von 1, 2, 3 etc. Grade aixf den Breitengrad, für welchen der wahre Horizont er- 9 mittelt war. Es sei mir gestattet, die von mir in der 3. Auflage von Legelers ,, prakti- scher Messkunst und Mathematik für Gärt- ner etc.“*) bei Besprechung des Sonnen- standes pag. 4 benutzte Fig. 2 liier vorzu- führen, weil dadurch die Ermittelung des wahren Horizonts sowohl, wie auch gleich- zeitig des Sonnenstandes in sehr einfacher Weise ermöglicht wird. *) Die praktische Messkunst und Mathematik für Gärtner etc. von W. Le- geler, 3. vermehrte irnd verbesserte Auflage von G. Eichler. Leipzig 1877. 31 a. Ermittelung des wahren Horizonts. Man ziehe von dem Breitengrade, in der Figur für Berlin von B, für den man den wahren Horizont ermitteln will, einen Radius nach dem Erdmittelpunkt B 0 und senkrecht hierauf einen Durch- messer, welcher über den Erdkörper hinaus beliebig verlängert ge- dacht werden kann. Dies ist der wahre Horizont für Berlin, HZ, und jeder Weltkörpet, welcher in denselben tritt, wird für Berlin sichtbar. Seine Höhe über dem Horizont giebt gleichzeitig den Win- kel an, unter welchem die von ihm entsendeten Lichtstrahlen auf den oben erwähnten Breitengrad auffallen. b. Berechnung des Sonnenstandes. Die Sonnenbahn beschreibt die Form einer Ellipse*) und ist in der Figur durch St F K H dargestellt. Sie bildet einen Winkel von 23% Grad mit dem Aequator und wird von den beiden Wendekrei- sen des Steinbocks und des Krebses begrenzt Man hat diesen Breitengraden den Namen Wendekreise gegeben, weil die Sonne in ihrer Bahn, Ekliptik genannt, scheinbar umwendet, wenn sie diesel- ben, die 23% Grad nördlich und südlich vom Aequator befindlich, erreicht hat. Wenn wir diese Betrachtungen zu Grunde legen, ist es nicht schwer den Sonnenstand zu ermitteln. Am 21. Dezember steht die Sonne im Wendekreise des Stein- bocks, also bei St, sie befindet sich mithin um das Stück St M über dem Horizont. Nun ist aber der Bogen B M = 90 Grad A M = B M — A B = 90 — 52% = 37% St M = AM — ASt = 37% — 23% = 14 Grad. Mir haben somit für Berlin am 21. Dezember einen Sonnen- stand von 14 Grad, Winter-Solstitium, ermittelt. Zu Frühjahrs-Anfang am 21. März schneidet die Sonnenbahn den Aequator in F, am 22. September auf der entgegengesetzten Seite in H. Man nennt diese Schnittpunkte auch Frühjahrs- und Herbst- Knotenpunkte und die Zeit, in welcher dies Schneiden der Aequa- ) Die Darstellung der Sonnenbahn Fig. 2 als schmale Ellipse ist nur im Interesse der grösseren Anschaulichkeit gewählt. Eigentlich stellt sich die Ellipse nur als gerade Linie K. St. dar, da die Zeichnuug die Projektion der- selben für den Aufriss giebt. Diese korrektere Darstellungsweise haben wir auch in Fig. 3 gewählt, wo dann 0, F und H zusammenfallen. 32 torial-Ebene geschieht, die Frühjahrs- und Herbst-Tag- und -Nacht- gleiche, Aequinoctium. Um den Sonnenstand für den 21. März und 22. September zu finden, der selbstredend gleich sein muss, brauchen wir uns nur klar zu machen, dass die Höhe des Aequators über dem wahren Ho- rizont, also in der Figur das Bogenstück A M gleich der gesuchten Sonnenhöhe sein muss. F/y.J. AM — BM — A b = 80 — 52^ = 37% Grad. Wenn die Sonne im Wendekreise des Krebses in K steht, haben wir den höchsten Sonnenstand, Sommers-Anfang, Sommer-Solstitium, den 21. Juni. Die Höhe des Sonnenstan- des ist gleich K M, gleich der Höhe des Wendekreises des Krebses über dem wah- ren Horizont, also K M = AM + A K = 37j£ + 23& = 61 Gr. Ganz analog lässt sich für jeden Ort, dessen Breitengrad bekannt, der Sonnen- stand ermitteln. Nehmen wir z. B. Palermo, dessen Breitengrad 38 ist. (Fig. 3.) Sonnenstand am 21. Dezember = St M A M = M P — A P = 90 — 38 = 52 St M = AM — ASt - 52 — 23& = 28/2 Grad. Sonnenstand am AM = 52 Grad. 22. Septbr. Sonnenstand am 21. Juni = K M K M = A M + A K = 52 + 23& = 75& Gr. Nachstehende tabellarische Uebersicht, welche mit Hilfe des eben Mitgetheilten berechnet ist, dürfte für den Einen oder Andern viel- leicht von Interesse sein. 33 Ort. Breitengrad. Sonnenstand am Ort. Breitengrad. Sonnensta'od am 21. Dez. 2 1 .März und 22.Sept. 21. Juni. 21. Dez. 21. März und 22.Sept. 21. Juni. Christiania 60 6% 30 53% Prag 50% 16% 39% 63% Petersburg 60 99 99 Krakau 50% 99. 99 Stockholm 59% % 30% 54% Trier 49% 16% 40% 63% Moskau 55% 10» 34% 57% Luxemburg 49% 16% 40% 63% Kopenhagen 55% 10% 34% 57% Karlsruhe 49 17% 41 64% Schleswig 54% 12 35% 59 Stuttgart 48% 17% 41% 64% Königsberg i. Pr. 54% 12% 35% 59% Reutlingen 48% 18 41% 65 Hamburg 53% 13 36% 60 Strassburg 48% 99 99 Berlin 52% 14 37% 61 Paris 48% CO 41 1 65% Hannover 52% 14% 37% 61% Augsburg 48% 99 99 Braunschweig 52% 99 n 99 Wien 48% 18» 41% 65% Amsterdam 51% 15 38% 62 München 48% 48% London 51% Rom 41% 24% n% Leipzig 51% 15% 38% 62% Constantinopel 41 25% 49 72% Gent 51% 15% 38| 62% Madrid 40% 26 49% 73 Breslau 51% Lissabon 38% 27% 51% 74% Dresden 51 15% 39 62% Palermo 38% 28% 51% 75% Brüssel 50% 15% 39% 62% Athen 38 28% 52 75% Frankfurt a. M. 50% 16% 39% 63% (Fortsetzung folgt.) Die schlesische Gartenbau-, Forst- und landwirth- schaftliche Ausstellung in Breslau 1878. Von Gartenbau-Direktor H. Gaerdt. In ausführlicher Weise hat die „Schlesische Zeitung5’ über die in den Tagen vom 13. bis 22. September er. in Breslau veranstal- tete Ausstellung eine Beihe höchst interessanter Berichte gebracht, Herrn Geheimen Medicinalrath Professor Dr. Göppert verdanken wir einen lehrreichen Bericht über die wissenschaftliche Bedeutung dieser Ausstellung und Herr Dr. ConweDz endlich, Assistent am Königl. bot. Garten zu Breslau, hat die oben erwähnten Original- Berichte der schlesischen Zeitung in besonderer Broschüre unter dem Titel „Schlesische Gartenbau-, Forst- und landwirtschaftliche Aus- stellung zu Breslau 1878“ zusammengestellt und damit Schlesiens bedeutungsvoller Gartenbau- etc. Ausstellung auch im Gebiete der Literatur ein bleibendes Andenken geschaffen. Wiewohl demnach anzunehmen ist, dass viele der geehrten Mitglie- der des Vereins zur Beförderung des Gaitenbaues aus den angeführten 3 34 Quellen von Breslau’s glänzender Ausstellung unterrichtet sein werden, so wage ich doch, mit Benutzung der citirten Berichte auch aus meinen Wahrnehmungen an Ort und Stelle einige Mittheilungen über diese Ausstellung zu bringen. Selbstredend werden die Bruch- stücke meines Berichts sich hauptsächlich nur im Gebiete des Garten- baufaches bewegen, da ich weder ira Bereiche des Forstfaches noch d r Landwirthschaft die erforderlichen Sachkenntnisse zur Beurtheilung zu haben glaube. — Das Bestreben der Veranstalter internationaler Gartenbau-Ausstellungen geht dahin, wenn auch nicht alle, so doch möglichst viele Nationen und Länder vertreten und an der Concurrenz theilnehmen zu sehen. Schlesien, 'wohl im Bewusstsein seiner Mittel, zog im Ausstellungsplane eine scharfe Grenze und gestattete nur Zutritt den Leistungen und Erzeugnissen seiner eigenen Provinz. Es vereinigten sich der Gartenbau, die Forst- und die Landwirth- schaft Schlesiens, alle drei innig durch Zwecke der Pflanzenkultur miteinander verbunden, zu einer gemeinschaftlichen Ausstellung in Breslau. Ein so geplantes Unternehmen kann nur da zur Aus- führung kommen, gedeihen und zur schönsten Vollendung gelangen, wo wissenschaftliche Elemente und materielle Mittel mannichfacher Art mit ganzer Hingebung tbatkräftig eingreifen. Es stützte sich die Gartenbau-, Forst- und landwirtschaftliche Ausstellung in Breslau vor allem auf wissenschaftliche Grundlagen, wozu der Impuls gegeben wurde durch die rastlose Thätigkeit des in der Wissenschaft hoch- gefeierten, um Schlesiens Flora und um Breslau’s Verschönerung verdienstvollsten Mannes, Heirn Geheimen Medicinalrath Professor Dr. Göppert, Direktor des botanischen Gartens in Breslau. Die der Provinz Schlesien würdige Ausstattung der geplanten Ausstellung bewirkte ebenso wohl der die Gartenkunst stets eifrig pflegende Grundbesitz Schlesiens, wie der auf nicht minder hoher Stufe stehende intelligente Kreis der Gärtner, die Besitzer von Handelsetablissements etc. Indessen alle diese hervorleuchtenden wissenschaftlichen undpraktischen Kräfte würden für sich allein ausser Stande gewiesen sein, die schönen Ideale in der Weise auszuführen, wie es geschehen, wrenn nicht auch Faktoren mit materiellen Mitteln die Hand zur Ausführung des be- gonnenen Werkes gereicht hätten. Wenn die Stadt Breslau aufs Bereitwilligste das für die Aus- stellungszw'ecke erforderliche Terrain zur Verfügung und Benutzung 35 stellte, so fand sich in der Person des Fabrikbesitzers Herrn G. M. Schott der Mann, der Freund und Förderer der Garten- kunst, welcher dem umfangreichen Unternehmen durch materielle Mittel, Willenskraft und organisatorisches Talent in uneigennützigster Weise die grössten Opfer brachte; ihm verdankt die Ausstellung vielleicht einzig und allein das Zustandekommen in dem grossen Massstabe. Den Ueberblick über die Entstehung und die speciellen Grund- lagen des Unternehmens verlassend und zu der Betrachtung der Ausstellung und ihrer einzelnen Gegenstände übergehend, zeigt sich uns schon bei flüchtiger Totalüberschau ein besonderer Charakterzug von ausserordentlicher Wirkung: die wissenschaftliche für den Fachmann und für den Laien verständliche und belehrende Etiquetti- rung der Pflanzen in einer Durchführung wie wir sie noch auf keiner internationalen noch anderen Gartenbau-Ausstellung wahrgenommen haben. Ein derartiges Unternehmen in so grossem Massstabe erfordert unsägliche Mühwaltungen und ist ein Beispiel eiserner Consequenz im Dienste der Wissenschaft. Wir sehen hier zum ersten Male in einer umfangreichen Ausstellung das zur Ausführung gelangt, wras den botanischen Garten in Breslau in hervorleuchtendster Weise schon seit mehr denn ein Decennium auszeichnet, und was die reichen Pflanzenschätze des Gartens zu instruktiven Material sowohl für die Wissenschaft wie für die Technik macht. Von der Möglichkeit der Durchführung einer wissenschaft- lichen Etiquettirung der Pflanzen giebt also die Breslauer Aus- stellung, wo Tausende von Etiquetten in kurzer Zeit geschrieben werden mussten, das schlagendste Beispiel. Zur Erreichung gründlicherer Pflanzenkenntniss ist es wünschens- werth, dass derartige Pflanzenbezeichnungen, soweit eine wissen- schaftliche Etiquettirung anwendbar ist, recht bald allgemeine An- wendung finden mögen und zwar nicht nur in den Gärten, welche besonders in dem Dienste der Wissenschaft stehen, sondern auch in den Etablissements, welche sich berufen halten, junge Gärtner zu bilden, wie in denen, welche sich denVertrieb der Pflanzen zur Auf- gabe gestellt haben. Wir verdanken das Inslebenrufen der wissen- 3 schaftlicben Etiquettirung der Pflanzen einzig und allein den lang- jährigen Bestrebungen des HerrnGeb. Medicinalrath Prof.Dr. Göppert. Einen zweiten charakteristischen wissenschaftlichen Theil der Ausstellung bildete die fossile Flora, welche ebenfalls den steten Bemühungen des Herrn Geh. Rath Göppert zu danken ist. Mienoeh in keiner Gartenbau-Ausstellung zuvor, vielleicht auch in keiner späteren wieder, sahen wir hier die Repräsentanten unter- gegangener Geschlechter der Urwelt, welche die Bestandtheile des unerschöpflichen Reichthums Schlesiens, der für alle socialen Ver- hältnisse so bedeutend gewordenen Steinkohlen- und Braunkohlen- formation bilden, in ihrer verkohlten Gestalt. In harmonischer Weise sind in einem kleinen Hain von 80jährigen Weybmouthskiefern im Verein mit der recenten Flora, wie mächtigen Baumfarnen Australiens, Abietineen und Araucarien, aneinander- gereiht die den längstvergangenen Zeiten angehörenden Haupt- repräsentanten der Steinkohlenflora: Sigillarien, Stigmarien, Lepido- dendren, Calamarienstämme, Calamiten, Coniferen und Filices. Eines Fossils sei noch ganz besonders Erwähnung gethan, welches in dieser Grossartigkeit in Deutschland noch nicht öffentlich zur Schau ge- bracht wurde. Es betrifft den 12 Euss hohen, fast 3 Fuss dicken Araucarites Rodeanus Göpp., welcher durch die Opferwilligkeit des Herrn Fabrikbesitzer Schott herbeigeschafft wurde. Der Fundort dieses vorweltlichen Stammes ist auf dem Buchberge bei Neurode, wo er, von Süd nach Ost schrägliegend, der Wurzelstamm an tiefster Stelle ca. 1 Meter, an flachster Stelle % Meter unter der Erdober- fläche, sich befand. Dr. Conwenz sagt in seinem Bericht: „Mit der Herbeischaffung dieses Fossils hat Herr Schott sich in der Tbat ein Denkmal „aere perennius” gesetzt. Der fossile Stamm, welcher nach der Ausstellung im botanischen Garten würdige Auf- nahme findet, wird stets die Erinnerung an den Geber wachrufen.'' In der Nähe dieser gigantischen vorweltlichen Vegetabilien lagen hingestreckt die Riesenbäume Schlesiens jetziger Flora: 1 Fichte (Pinus Abies L.) von 45,2 m Länge, 1 Tanne (Abies pectinata D. C ) von 38,67 m Länge, 1 Lärche (Larix decidua Milk) von 40,38 m Länge. Ferner Ruudholzstämme ä 41 m lang: Quercus Robur L. (Traubeneiche), Fagus silvatica L. (Rothbuche), Pinus silvestris L. (Kiefer), Pinus Abies L. (Fichte), Abies pectinata D. C. (Edeltanne), 37 Larix decidua Mill (Lärche), alles Exemplare von seltener Schön- heit, herrliche Repräsentanten des grossen Reichthums der Forsten Schlesiens. Doch verlassen wir die hochinteressanten Fossilen, wie die der Ausstellung zum Opfer gefallenen stolzen Vertreter der Waldflora und wenden uns zu der frischen und üppigen Vegetation, dem Blätter- und Blumenmeere auf der Füller insei idealer Sinn für Landschaftsgärtnerei und menschliche Kraft haben hier aus einem wüsten Stück Landes im Verlauf von wenigen Monaten ein Paradies geschaffen und damit in der schlesischen Garten bau- Ausstellung auch auf diesem Gebiete einen eclatanten Beweis von der Leistungsfähigkeit Schlesiens gegeben. Wir befinden uns hier in einer Anlage, die kein Bild der Nachahmung, vielmehr ein freier Entwurf ist, welcher den klimatischen Verhältnissen sowohl wie der Oertlichkeit volle Rechnung trägt. Die Umwandlung der wüsten Füllerinsel zu paradisischer Schönheit ist eine glänzende Leistung der Landschaftsgärtnerei, welche man der glücklichen Idee des um die Ausstellung überhaupt so verdienten Herrn Fabrik- besitzer Schott verdankt. Die gelungene Ausführung ist das Werk des talentvollen Landschaftsgärtners Herrn Ertel in Breslau. Den Hauptschmuck der jungen Schöpfung bilden weitausgedehnte scharf konturirte Rasenbahnen, die ausgestattet sind mit zierlichen Gruppirungen, Solitärpflanzen und Ornamenten. Der in harmonischen Verhältnissen zu dem Umfange der Rasenbabuen stehende Wasser- spiegel des graciösen Weihers ist von angenehmem Effect. In gleich günstiger Weise verhalten sich auch die Wegetlächen zu der Anlage. Die hervortretendsten Leistungen auf dem Terrain der Füller- insel, ausser der Anlage selbst, sind die Teppichbeetanlagen, diese in der That eigene Geschmacksrichtung der Neuzeit, deren Be- rechtigung sich beschränkt auf unmittelbare Nähe moderner Villen und ähnlicher Bauten und von deren bis zum Uebermaass gesteigerter Anwendung man jetzt mit Recht etwas abzukommen geneigt scheint. Es erfordert der Entwurf und die glückliche Durchführung effektvoller Teppichbeetanlagen ebenso Kenntnisse architektonischer Regeln wie ausgezeichneten Farbensinn, dabei Pflanzenkenntniss und eine fast bis ins Peinlichste gehende Ordnungsliebe des Landschaftsgärt ners. Allen diesen Anforderungen und Bedingungen glauben wir 38 entsprochen zu sehen in den Zeichnungen und der sinnigen Aus- schmückung der Teppichbeete des Garteninspektor Herrn Hampe 1, Vor- steher der Gärten des Reichsgrafen Hans Ulrich von Schaffgotsch auf Koppitz. Ausserdem beanspruchten diese Teppichanlagen eine nicht geringe Mühewaltung, denn die 13 Beete, theils sternförmige, theils arabeskenartige, polygonale und kreisförmige Gestalten erforderten zur Bepflanzung 120,000 Teppichbeetpflanzen. ln dem von dem Fabrikbesitzer Herrn Schott in Breslau erbauten eleganten, den Kulturzwecken entsprechenden Palmen- hause feierte die Pflanzenkultur ihre schönsten Triumphe. — In den Vorhallen des Hauses befand sich eine Sammlung officineller und technisch wichtiger Gewächse; kostbare Species aus den Pflanzen- schätzen des kgl. botanischen Gartens in Breslau, Kulturen des Garteninspektor Nees von Esenbeck, welche nicht ohne Gefahr den Glashäusern entrückt waren, um sie in der von Tausenden besuchten Gartenbau- Ausstellung All n anschaulich zu machen. — Wir wollen nur anführen: Cinchona officinalis L., der Fieberrindenbaum, dessen Rinde in ihrer Wirkung gegen Fieber ganz unersetzlich ist, Ilicium anisatum L., der Sternanis, Cephaelis Ipecacuanha Rieh., brechen- erregende Ipecacuanhapflanze, Camphora officinarum N. ab. Es., Zimmtbaum, Strychnos nux vomica L. aus Ostindien, eine der giftigsten aller Pflanzen, Theobroma Cacao aus dem tropischen Amerika, Thea chinensis Sims, aus China, Zingiber officinale Rose., Sassafras offici- narum N. ab. Es., Saccharum officinarum L , Guajacum officinale, ein Baum Westindiens, dessen Holz wregen seiner grossen Konsistenz zu technischen Zwecken (als Pockholz) vielfach Verwendung findet. Den inneren Raum des Hauses füllten die grandiosen Pflanzen des Grafen Guido Henkel von Donnersmar k-Neudec k, Kultur- erzeugnisse des Garteninspektors Herrn Fox in Neudeck, welche in dieser Ausstellung unübertroffen dastehen. Sie legen den besten Beweis davon ab, zu welcher Höhe sich die gärtnerische Kunst auch im östlichsten Deutschland emporschwingen kann. Jede einzelne hier aufgestellte Pflanze ist würdig, mit dem Prädikat „Kulturpflanze“ bezeichnet zu werden. Wir nennen nur Cycas circinnalis L. mit 70 musterhaften Wedeln, deren jeder gegen 2 m Länge hatte, Encephalartos villosus mit 24 Wedeln von 1,80 m Länge, Encephalartos caffer Lehm , Stamm 1 m hoch, mit 50 Wedeln von 1,70 m Länge, Cycas 39 revoluta Thnbg., Stamm 1 m hoch, 44 Wedel, von denen die jüngsten eine Länge von 1,50 m erreichten, Cyanophyllnm magnificum Lind., ein Exemplar von 0,80 m Höhe, bekleidet mit 16 prachtvollen Blättern, Cyanophyllnm spectandrum mit 18 Blättern, Theophrasta imperialis, 5 m hoch, mit 100 Blättern von circa 1,20 m Länge, Cossignia borbonica, eine besonders dekorative Pflanze, Vriesea gigantea, eine Bromeliaceae mit imponirenden Blättern, ein 1,40 m hohes 1,30 im Durchmesser haltendes Exemplar, Clerodendron ßalfourii Hort, angl., ballonähnlich gezogen, circa 2,25 m hoch, 1,10 m im Durchmesser, ein verbenenartiges Rankgewächs Ostasiens, welches mit seinen hunderten prächtigen, duftenden, weissröthlichen Blumen die allgemeine Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zog. In gleich vorzüglicher musterhafter Beschaffenheit wie die genannten Pflanzen präsentirte sich die Norfolktanne, Araucaria excelsa R. Br., 2,70 m hoch, die Schmucktanne Neu-Caledoniens, Araucaria Cookii R. Br. und Araucaria Bidwilli Hook., eine Tanne Australiens. In das Gebiet ausserordentlicher Kulturen der in Rede stehenden Ausstellung gehören unstreitig auch die überall einen ganz besonderen Anziehungspunkt bildenden Orchideen. Sie sind aus der vorzüglichen Orchideensammlung des Grafen von Magnis zu Eckerslorf; die Ver- dienste um die ausgezeichnete Pflege derselben sind dem in der Orchideenkultur längst rühmlickst bekannten Obergärtner Kittel beizumessen. (Fortsetzung folgt). Ausstellungen. Dresden. Der Landes - Obstbau - Verein für das Königreich Sachsen veranstaltet in der Zeit vom 13. bis incl. 17. Februar 1879 im Lokal der Gartenbau- Gesellschaft „Flora“ in Dresden, Ostra- Allee Nr. 32, eine Ausstellung von Obstprodukten, frischem Winter- obst, Geräthen etc. Anmeldungen bis zum 20. Januar er. an den Geschäftsführer des Landes-Obstbau- Vereins, Lämmerhirt, Dresden, Eschenstr. 4. Bremen Gartenbau- Verein. Rosen- Ausstellung im Bürger- park am 21., 22. u. 23. Juni 1879. Anmeldungen etc. beim Schrift- führer H. Ortgies, Humboldtstr. 76. in Bremen. 40 Literatur, W. Tatter, Kgl. Hofgärtner in Herienhausen. Anleitung zur Obsttreiberei. (Bibliothek für wissenschaftliche Gartenkultur IV. Band.) Stuttgart, Eugen Ul- mer, 1879. 8. 336 S. Mit 72 Holzschnitten. — Die erste Abtheilung behan- delt alle bei der Treiberei eintretenden und mitwirkenden wissenschaftlichen wie praktischen Faktoren. Wir finden hier besprochen die Einrichtungen aller freibiäume, die Grundlehren über die Ermittelung des Sonnenstandes und des davon abhängigen Fensterwinkels, die Erwärmungsweisen, die Hauptauentien für die Treiberei, Licht, Luft, Wärme, Wasser, Erde. Ferner sind die der Treiberei feindlichen 1 liiere wie die bei der Treiberei sich einstellenden Krankheiten nicht nur angeführt, sondern auch Hinweisungen zu ihrer Entfernung angegeben. Die zweite Abtheilung befasst sich speziell mit den zum Treiben verwendeten brächten und den verschiedensten Treibmethoden. Vor nahezu zwei Dezennien erschien bereits von demselben Verfasser unter dem Titel „Die Obsttreiberei“ ein Schriftchen, welches sich durch seinen lehrreichen Inhalt sehr bald allsei- tige Anerkennung und Würdigung erwarb. Dasselbe bietet dem Lehrenden in leicht lässlicher Foim ein vielseitiges Material zu Informationen. Und so bildet denn schon die erste Arbeit des Autors einen vorzüglicheren Empfeh- lungsbriet für die zweite „Anleitung zur Obsttreiberei“, als wie blumenreiche Worte der Rezensenten. jj Gaerdt „Kjökkenhave planterne“ (Die Gewächse des Küchengartens), bear- beitet mir Rücksicht auf ihre Geschichte, Bedeutung, Abarten, wichtigsten Kul- turmethoden und die ihnen schädlichen Pflanzen und Thiere von J. A. Dyb- dahl, Dozent des Gartenbaues an der Königl. Thierarznei- und Landbau-Hoch- schule. Kopenhagen, G. E. C. Gad’s Verlag. 1878. — Das Buch ist eine Wiedergabe der von dem Verfasser an genannter Hochschule gehaltenen Vor- träge und lässt deshalb die Eintheilung und erste Anlage des Gemüsegartens unberücksichtigt, weil, wie Verf. in der Vorrede sagt, diese Gegenstände in einem grösseren Merk behandelt werden, das zugleich die Obstbaumzucht und den Gartenbau im Allgemeinen behandle. Trotzdem aber ist das vorliegende Buch von hoher Bedeutung, weil hier die Kulturgeschichte der meisten Gemüse n einer Vollständigkeit und Gründlichkeit gegeben wird, wie wir sie in einem Buch noch nirgends beisammen gefunden haben. Mit gleicher Gründlichkeit sind die schädlichen Thiere und Pflanzen des Gemüsegariens behandelt. Inter- essant sind ausserdem die Kulturregeln, die in Däntmark wie im Auslande be- folgt werden, die chemische Analyse der wichtigsten Küchengewächse, die Ab- bildungen, nach „Nobbe’s Handbuch der Samenkunde“, der vergrösserten Samen- scha'en von Winter-Raps, Senf und Weisskraut, welch’ erstere Samen, weil billig, in gewöhnlich abgetödtetem Zustande zur Vermischung mit dem bedeutend theuereren Samen von Weiss- und Rothkraut, Blumenkohl u. s. w. benutzt werden, und die Abbildungen der verschiedenen Gemüse in dem Zustande, in welchem sie in die Küche geliefert werden sollten (im „geputzten“ Zustande), obwohl einige dieser Abbildungen nicht ganz korrekt sind, z. B. die der Al- tringhams Mohrrübe, die hier mehr der Braunschweiger Mohn übe ähnlich sieht. Erwähnenswerth ist die hier angeführte Thatsache, dass man von dem berühm- ten „Haage’s Erfurter Zwerg-Blumenkohl“ in Dänemark viel Samen baut, der on Eifuiter Samenhändlern aufgekauft und sehr theuer als echter Same erster 41 Qualität wieder verkauft wird, selbstverständlich auch nach Dänemark. — Vir möchten das Buch als eine anregende und belehrende Lektüre allen Fach- genossen, welche der dänischen Sprache mächtig sind, dringend empfehlen. 0. Ilg. Dr. Arnold Dodel-Port und Carolina Dodel-Port. Anatomisch- physiologischer Atlas der Botanik für hohe und Mittelschulen. Esslingen a.N. bei J. F. Schreiber, 1878. — Das Erscheinen des vorliegenden Werkes wird gewiss von Jedem, dem es obliegt, in der Pflanzenkunde Unterricht zu erthei len, mit ganz besonderer Freude begrüsst werden, doch dürfte auch wohl jeder Andere, der, sei es nun blos aus besonderer Vorliebe für das Gewächsreich, sei es in Ausübung seines Berufes, mit dem Reiche Flora’s in nähere Berüh- rung kommt, ein Werk dieser Art hoch willkommen heissen. Wird doch gerade den Pflanzenfreunden und den Gärtnern durch die Einblicke in das dem unbe- waffneten oder oberflächlich beobachtenden Auge verhüllte geheimste Weben und Schaffen der Natur nicht allein ein hoher Genuss bereitet, sondern auch noch mancher Wink für die Erziehung ihrer Lieblinge und Pfleglinge an die Hand gegeben. Während eine ähnlich angelegte, im Verlage von Wiegandt, Hempel & Parey erscheinende Publikation*), die vom Piof. L. Kny heraus- gegebenen Wandtafeln für den Unterricht in der Pflanzenkunde, speziell die Bedürfnisse der Landwirtschaft sich zum Ziel steckt, wollen die Vexfasser des vorliegenden Werkes, wie ja der Titel besagt, ein weiteres Ziel erreichen, indem sie für das höhere und mittlere Schulwesen eintreten. — Wenn sie, wie im Vorworte des Textes gesagt wird, von dem Grundsätze aus- gehen, das Beste ist für die Schule gerade gut genug, so geben sie schon dadurch eine besondere Garantie für die Ausführung ihres Werkes, dxss sie ihren Programm-Entwurf mit der Verzeichnung sämmtlicher 60 zur Ausfüh- rung proponirten Tafeln vor der Veröffentlichung dem Unheile von 7 Männern unterbreitet haben, welche heut unbestritten als Koryphäen der Wissenschaft vom Pflanzenreich dastehen. — Betrachten wir nun die erste uns vorliegende Lieferung, so dürfen wir wohl behaupten, dass in ibr gerade für Gärtner und Gartenfreunde gar vieles höchst Anregende und Interessante enthalten ist. — Die erste der (nicht numerirten) Tafeln giebt uns ein sehr anschauliches Bild des wunderbar sinnreichen und doch so einfachen Mechanismus, welcher bei der Befruchtung der Gattung Salvia durch die Intervention grösserer Insekten seine Verwendung findet. — Eine andere Tafel giebt uns ein Bild der Fremdbestäu- bung durch Insekten bei einer unserer heimischen Orchideen, Ophrys Arach- nites. — Als Repräsentant der neuerdings so viel besprochenen insektenfressen- den Pflanzen wird uns der heimische Sonnenthau, Drosera rotundifolia, vorge- fübrt, mit genauer Beschreibung des Herganges bei diesem physiologischen Prozess der Verdauung thierischer Nahrung. — Der Volvox Globator, eine bis vor Kurzem den Infusorien zugezählte höchst merkwürdige mikroskopische Alge, welche häufig in unseren süssen Gewässern vorkommt, bildet den Gegenstand einer meisterhaft ausgefühlten Tafel mit erklärendem Text. — Auf einer an- deren Tafel verfolgen wir die eigenthümliche Vei mehrungsweise der gleichfalls mikn skopischen Süsswasser- Ai ge Cosmarium Botrytis. — Endlich führen uns *) Von diesem ausgezeichneten Werke sind seit 1874 leider erst 2 Lieferun- gen, jede von 10 Tafeln, erschienen. 42 die Verfasser noch den Kopfschimmel, Mucor Mucedo, jenen gemeinsten Schim- melpilz vor, indem sie uns den Verlauf seiner Entwicklung und der Entwick- lung seiner Reproduktionsorgane zeigen. — Der bis jetzt vorliegenden ersten Lieferung gebührt das unbestreitbare Lob, dass sie nicht allein ein im höchsten Grade schätzenswerthes Lehrmittel dirbietet, sondern auch, dass mit besonderem Geschick die abgehandelten Pflanzen gerade so ausgewählt sind, dass Jedem, dem es daran liegt, das Vorgetragene mit der Natur selbst zu vergleichen, das Herbeischaffen des nöthigen Materials sehr leicht gemacht ist. J. Grönland. Der Fieberheilbaum. Von dem rühmlichst bekannten Ministerialrath Dr. W. v. Hamm ist kürzlich bei Faesy & Frick in Wien ein kleines Schrift- chen bereits in zweiter, vollständig umgearbeiteter Auflage erschienen, das des interessanten Gegenstandes willen volle Beachtung verdient. Sein Titel ist: „Der Fieberheilbaum oder Blaugummibaum (Eucalyptus globulus). Sein Anbau und seine Eigenschaft der Gesundmachung von Sumpfländereien.“ Preis 60 Kr. Die Eucalyptus-Arten zählen zu der Klasse der Samenpflanzen mit echten Früchten, Ordnung der Myrtenblüthigen oder Myrtaceen (Myrtiflorae). Es sind derselben bereits 160 bekannt. Der Eucalyptus globulus, der eigentliche „blaue Gummibaum1, ist in Neuhollaud und Tasmanien einheimisch; seine Blüthen- knospe hat, ehe sie sich entfaltet, eine rundliche Form, daher ihr specifischer Name „globulus“. Die Gummibäume bilden 99 pCt. von dem Bestände der australischen Wälder. In Europa ist der Blaugummibaum kaum seit ein paar Jahrzehnten bekannt: 1856 und 1857 kamen die ersten Samen nach Paris. Seither haben die Mittheilungen über die ausserordentliche Wirkung, welche Anpflanzungen von Eucalyptus globulus in sumpfigen Gegenden zur Beseitigung der ungesunden Luft und zur Behebung der hierdurch erzeugten Fieber äusserm überall grosses Interesse erweckt und in Folge dessen die Anpflanzungen ver- vielfältigt. Der Eucalyptus wird gegenwärtig in verschiedenen Theilen Süd- Europas, wie in Oesterreich, Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland und Italien, ferner in Palästina, in den Hochländern Indiens, in vielen Staaten von Nord- und Süd - Amerika, in Port -Natal und anderen Gegenden Süd - Afrika’s, endlich auf Cuba, St. Helena, in Aegypten, Korsika und Algerien gezogen, und der Verfasser glaubt, dass er mit der Zeit in vielen Ländern der alten Welt zum Waldbaum werden wird, wie er es, ausser in seiner Heimat, in Amerika zum Theil schon geworden ist. Der Blaugummibaum hat ein ungemein schnelles Wachstlium und neben seiner fieberheilenden Eigenschaft auch einen grossen Werth als Werkholz, Er erfordert ein Klima, in welchem die Temperatur nicht oft und anhaltend unter den Gefrierpunkt sinkt. Alles, was über diesen Baum zu sagen ist, findet sich nun in d m oben genannten Büchlein gründlich zusammengestellt. Thiele & Co. Notiz ■ Kalender für Landwirthschaft und Gartenbau für 1879. Selbstverlag. — Dieser Kalender enthält, abweichend von den meisten, den für Notizen bestimmten Raum nicht nach einzelnen Tagen eingetheilt. Dar- auf folgen die üblichen Tabellen, wobei die für die Aussaaten des Getreides leider noch nach Morgen und alten Scheffeln formulirt ist, eine Konzession, die man jet/t eigentlich dem Leser nicht mehr machen sollte. Sehr gut und aus- führlich ist dagegen die Aussaat-Tabelle für die hauptsächlichsten Gemüse und Samen, und hier ist Gottlob nach Aien und Grammen gerechnet, weshalb der Kalender Empfehlung verdient. 43 H. Lindemuth. Vegetative Bastarderzeugung durch Impfung. Mit 4 Ta- felD. Berlin, Wiegandt, Hempel & Parey, 1873. 8. 55 S. Ed. Lucas, Dr. Die Lehre vom Baumschnitt. Für die deutschen Gärten bearbeitet. Vierte vermehrte Auflage. Mit 4 lithogr. Tafeln und 165 Holz- schnitten. (III. Bd. der Bibliothek für wissenschaftliche Gartenliteratur.) Stutt- gart, Eugen Ulmer, 1878. 8. 298 S. Preis 6 Maik. H. R. Göppert Ueber Agave Goeppertiana Jacobi. 8. 8 S. (Separat- Abdruck aus ,. Gartenflora“.) Die „Wiener Obst- und Garten - Zeitung“ ist seit Anfang dieses Jahres mit dem „Gartenfreund“ fusionirt und Organ der Kaiserlich Königlichen Gartenbau-Gesellschaft in Wien geworden. Der Titel der jetzt unter Redaktion des Hof - Kunstgärtners A. C. Rosenthal und Josef Beermann erscheinenden Zeitung lautet: Wiener iilustrirte Garten-Zeitung, Organ der K. K. Gartenbau-Gesellschaft in Wien. Schober. Over Coniferen, geschikt voor ons Klimaat. Schovenhorst, Put- ten (Veluwe), 1878. 8. 13 S. (Separat - Abdruck aus: Tijdschr. ter bevord. van Nijverheid, Dl. XLI, St. 11.) „Der Obstgarten“, Wochenschrift für Obstbau, Sortenkunde und Obst- benutzung. Herausgegeben von A. W. Freiherr yon Babo, redigirt von Dr. R. Sto 11. Wir wünschen diesem neuen Blatt besten Erfolg. „Milch - Zeitung“, Organ für die gesammte Viehhaltung und das Mol- kereiwesen. Begründet von Benno Martiny. Unter Mitwirkung von Fach- männern herausgegeben von C. Petersen, General - Sekretär der Oldenburgi- seben Landwirthschaftsgesellschaft. Verlag von M. Hein.-ius in Bremen. General - Versammlung de3 Gartenbau-Vereins zu Darmstadt am 4. Dezember 1878. Jahresbericht des Präsidenten. Darmstadt, 1878. 8. 42 S. Siebzehnter Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Mit 2 lithogr. Tafeln. Giessen, 1878 8. 131 S. Martin H. Sutton. Laying down land to permanent pasture and the im- provement of old grass lands. London. 4. 44 S. (Separat Abdruck aus: Journ. of the Royal agricultura: society of England. Vol. XXII part. II.) J. A. Dybdahl. Kjökkenhaveplanterne, gjennemgaaede med hensyn til deres Oprindelse, Betydning, Varieteter, vigtigste Dyrkningsmaader. Med Af- bildninger. Kjöbenhavn, A. E. C. Gad, 1878. 8. 658 und XXXIX S. John Fox. Unsere Treibhäuser, vom empirischen Standpunkte aus be- trachtet. Druck von Th. Kirsch in Beuthen Ob. Schl. 8. 26 S. Sutton ’s geological and railway Map. Sutton & Sons, Reading. Preisverzeichnisse sind eingegangen von: Haage & Schmidt in Erfurt (Hauptverzeichniss und Pflanzenverzeichniss). — C. Platz & Sohn in Erfurt. — F. C. Heinemann in Erfurt. — L. Pail- let in Chatenay-les Sceaux (Seine) bei Paris. — Nolte & Köhler in Arnstadt (Thüringen). — Volkmar Döppleb in'Erfurt. — C. G. Möhrin g in Arnstadt. — Franz Anton Haage in Erfurt. — William Bull, Kings road, Chelsea, Lon don SW. — Emil Kratz in Hochheim-Erfuit. — A. Busch in Gr.-Massow bei Zewitz i. Pomm. (Saatkartoffeln). — Ferdinand Jühlke Nachf. in Erfurt. — Sutton & Sons, the Queens seedsmen in Reading. 1) Sutton’s amateurs guide in horticultuie. 1879. 4. 127 S. Mit farbigen Tafeln und Holzschnitten. 44 2) Sutton’s farmers year book. 4. 40 S. Mit farb:gen Tafeln uud Holz- schnitten. — R. Friedländer & Sohn in Berlin (Bücherkatalog). — V. Le- moine in Nancy. — Otto Mann in Leipzig. — J. Carter & Co., London E. Ernst Benary in Erfurt. (Engros-Verzeichniss). Personal-Nachrichten. Unserm Mitglied?, dem Kunst- und Handelsgärtner Gustav Adolph Schultz zu Berlin (Eckartsberg) ist das Prädikat eines Königl. Hoflieferanten verliehen. — Die Königl. Akademie der Wissenschaften hat in ihrer Gesommt- sitzung am 12. Dezember v. J. den Professor Anton de Bary in Strassburg zum Korrespondenten ihrer physikalisch-mathematischen Klasse gewählt. — Der bisherige Prokurist der Firma Ernst Benary in Erfurt, Herr Friedri h Benary jun., ist seit dem 2. Jauuar er. Thcilhaber des Geschäfts. James M’Nab, Kurator des botanischen Gartens in Elinburgh, geb. 1810 in Rich. mond (Surrey), f am 19. November v. J. io Edinburgh. (Der Professor der Botanik in Dublin, Dr. Will. Ramsay Mac N ab ist Sohn des vorigen.) — Der gesummte Gartenbau hat dureh den am 13. Jauuar d. J. erfolgten plötzlichen Tod des Prinzen Heinrich der Niederlande einen seiner eifrigsten Förderer und Beschützer verloren. — Dr. Wittmack ist zum korrespondirenden Mitgliede der schlesisch m Gesellschaft für vaterländische Kultur ernannt. Vorläufiger Bericht über einige vom Ausschuss für gä* t- nerische Versuche gepiüfte Neuheiten oder hei uns weniger bekannte Pflanzen Um den geehrten Mitgliedern bei Auswahl von Samen für die kommende Saison mit Rath an die Hand zu gehen, folgt nachste- hend ein kurzer Bericht über einige vom Ausschuss für gärtnerische Versuche unter verschiedenen Verhältnissen geprüfte Neuheiten, so- weit sich ein definitives Urtheil bis jetzt abgeben liess. Ein aus- führlicherer Bericht wird später folgen. Die hinter den Sorten ste- henden Buchstaben bedeuten den Namen der Firma, von der die Samen etc. bezogen wurden. B = E. Benary, Erfurt. H & S — Ilaage & Schmidt, Erfurt, D = Gebr. Dippe, Quedlinburg, J = F. Jühlke, Nacbf., Erfurt, H — Huber & Cie., Hyeres, L = Lemoine, Nancy, Hu = F. Heinemann, Erfurt, Lr— L monnb r, La Pyramyde b Angers. V = Vilmorin, Andrieux et Cie., Paris. I. Blumen. Name. Urtheil. Abronia fragrans B dankbar. Anchusa capensis H hübsch. Aster, Viktoria Igel carmoisin B sehr schön. Aster, Zwerg-Päonien-Perfckfion rosa mit weiss, B sehr schöo. Begonien Knollen- diverse, L sehr gut. 45 Name. Browallia Roezli B Campanula spcculum fl. pl. B Chrysanthemum inodurum pleni-simum H & S Chrysanthemum frutescens, Comtesse de Chambord H Crassula Dacbyana H üelphinium Ajacis hyacinthiflorum gef. schwarzblau B EuchlaeDa luxurians H Eulalia (Eiianthus) joponica H & S Godetia Lady Albemarle H Hclianthemum mutabile H & S Iberis coronaria new whiteTomTbumb H Jatropha cartaginensis Lychnis Senoo striata H & S Matiicaria eximia fl. pl. crispa B Mimulus moscha'us Hariissonii H & S Oxalis rosea delicata H Papaver umbrosum B Petunia hybr. nana compacta B Phlox Drummondi grandifloraB u.H&S „ „ maculata D „ „ compacta coccim a II & S „ stellata atro - rosea, desgl. Meteor H & S „ „ verbenaeflora kerme- sina und rosa H & S Polyanthes tuberosa, TuberosePerle H & S Saponaria multiflora compacta pumila alba B Tropaeolum Moritzianum H Reseda pumila erecta H & S „ odorata monstrosa H & S Verbena hybrida candidissima B II. Ge Beete, Salat-, Non plus ullra B Bohne, Stauden-, Emile V „ „ Williams nain hatif V „ „ Kaiser Wilhelm J Erbse, Zucker-, nain royal V Erbse, Mark-, Wilsons V U rth eil. nicht besser als B. elata. vielleicht empfelilenswerth. nur 25 Procent gelullt; aber nicht bi3 zum Spätherbst rein weiss blühend, verdient auch bei uns Verwendung zu Gruppen und Einfassungen, wie in Frankreich. Nicht als Marktpflanze. Am besten aus Stecklingen zu ziehen, ohne Werth. effektvoll. nur für wärmere Gegenden sehr effektvoll für Blattpflanz ngruppen und als Solitärpflanze, nicht effektvoll, reiz nd für Alp'enparlien. zu Einfassungen zu empfehlen, nur von botanischem Werth, empfehlenswert!!, zu empfehlen. sehr schön, leicht zu vermehren. Marktpflanze! zu matt, weniger gut als die Stamm art. blüht den gan en Sommer, zu niedrigen Beeten sehr zu em- pfehlen. fast alle Sorten sehr zu empfehlen, neu, noch nicht genug markirt. der niedrige Wuchs noch nicht sehr ausgeprägt. nicht besonders auffallend, ohne Werth, zu empfehlen, empfehlenswerth. früher sehr beliebt, jetzt weniger an- sprechend, gut. gut. ohne Werth. m ü s e. zart und gut. Hülse wie Bohne bunt, nicht zum grünen Verbrauch geeignet, sonst früh und fleischig. nicht zu empfehlen, wenig fleischig. Schneidebohne, sehr zu empfehlen, sehr früh, auch zum Trockenkochen, keine eigentliche Zwerg- Erbse, aber sehr zu empfehlen, keine eigentliche Zwerg -Erbse. Nicht besonders hervorragend, nach Andern gut zum Marktverkauf. 46 Erbse, Mark-, Supplanter Hn Kohl, hoher, spitzer, von Pisa Lr „ diverse, Lr „ Löwenzahn V Melone, Cantaloupe, mit grünem Fleisch V Mohrrübe, rothe, lange von St. Yalery V Radieschen, neues, rundes, frühes, scharlachrothes, Y Rettig, ovaler, goldgelber Mai- B Salat, römischer Binde- V ., von Montree V „ rother Winter- V zu empfehlen. wohlschmeckend, aber nicht für den Berliner Markt. meist bekannte gute Sorten; die spitz- köpfigen ni< ht lür den Berliner Markt, nicht lohnend, nicht zu empfehlen, zu empfehlen. ganz vorzüglich, früher als andere Sorten (ob iür Treiberei?), gut. von vorzüglichem Geschmack. Die rö- mischen Salatsorten verdienten wegen ihres pikanten Geschmacks bei uns viel mehr Verbreitung, sehr gut (ob zum Treiben?), mehr zur Verzierung; bildet keine Köofe. Abzugebende Samen für die Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Meldungen bis zum 15. Februar beim General - Sekretariat. Nummern genügen. I. Gemüse- und landwirthschaftlicbe Samen. Die gesperrt gedruckten sind meistens Neuheiten von 1878 und vom Aus- schuss für (gärtnerische Versuche empfohlen. Vergleiche den Bericht in dieser Nummer S. 44. Beete (Salatbeete). 86. Belvoir Castle. 87. Chelsea Beet. 88. Dells superb black. 89. Erfurter lange, schwarzrothe. 90. Kronprinz. 91. N on plus ultra. 92. Othello. Bohnen, Stangen-. 93. Mac’s Riesen-Schlachtschwert-, 94. Mont d’or, neue goldgelbe Wachs-. 95. Riesen-Wachs-Schwert- von Algier, mit schwarzen Bohnen. 96. Riesen Zucker Brech- , mit wachs- gelben Hülsen. 97. Riesen Zucker- Wachs- , weissschalige mit schwarzen Samen. 98. Schwarze gelbhülsige Wachs-. 99. Demmler’s frühe Treib-. 100. Buschbohne, Emile. 101. ., blaueFlageolet-Wachs-. 102. „ Kaiser Wilhelm. Erbsen. 103. Kneifei- oder Pahl-, Gold vom Blocksberg, mittelfrüh. 104. Pahl-, Laxton’s Alpha, sehr früh. 105. Laxton’s prolific long pod. 106. Pahl-, Laxton’s prolific early long pod, früh. 107. Pahl-, Laxton’s supreme, früh. 108. Plymouth’s Leopold II. 109. Prince Albert, früh. 110. Ruhm von Kassel, mittelfrüh. 111. Mark-, Supplanter. 112. „ Wilson’s. 113. Zucker-, grosse Schwert-, mit wachsgelben Schoten. 114. Zucker-, nain royal. 115. „ Vilmorin’s frühe. Kohl. 116. Weisser, spitzer von Pisa (neu). 117. Wirsing-, Dublin Prize. 118. „ Groot’s Liebling. 119. Kohlrüben-Samen aus Lulea (Nord- schweden). 120. Linsen, grosse Heller-. 121. Löwenzahn, verbesserter krauser. 122. Lupinus Termis. Mohrrüben. 123. Braunschweiger lange, rothe. 47 124. James’ halblaoge, hocbrotbe. 125. Neue verbess. grünköpfige Riesen-, 126. Rotbe, lange von St. Valery. 127. Violette, sehr lange, feine. 128. Weisse, durchsichtige, feine. 129. Pastinak, Carter’s neuer Maltheser. 130. Puffbohne, Hardy’s Pedigree Windsor. 131. Radieschen, rundes, frühes, scharlachrothes, neu. 132. Rapünzchen mit kleinen Köpfchen. 133. Roggen, Alpen- oder Montagner. 134. Rettig,o valergoldgelberMai-, 135. Runkel'. Dobito’s müde gelbe. 136. „ Erfurter Riesen- Flaschen , gelbe. 137. „ goldgelbe Flaschen-, 138. „ neue goldgelbe Walzen-, 139. „ Oberndorfer rothe, runde. 140. Runkeln, Pohl’s Riesen-, 141. „ rothe lange Mammuth-, 142. Salat, Kopf-, Bruinegeel. 14 3. „ Kopf-, Perpignaner Dauer-. 144. „ von Montree. 145. „ römischer Binde-, Pariser. 146. „ rother Winter- (bildet keine Köpfe). 147. Sellerie, Naumburger Riesen- Knollen. 148. Sorghum saccharatum (Grünfutter). 149. ,, vulgare (Grünfutter). 150. Soja hispida, Sojabohne. 151. Turnips, Bullock, gelbe grünköpfige. 152. „ Dale’s Hybrid. 152a. Euchlaena luxurians (Futter- u. Ziergras für •wärmere Gegenden). 152b. Lupinusluteusleucospc-rmus, gelbe Lupinen mit weissein Samen. 152c. Gurk", Duke of Edinburgh. II. Blumen-Samen. Nr. 153 bis 168 und 190 sind meistens Neuheiten 'on 1878. vom Aus- schuss empfohlen. Yergl. den Bericht i 153. Abronia fragrans 154. Aster, Viktoria, Nadel- oder Igel-, karmoisin. 155. „ neue niedrige Päonien-Per- fektion, rosa mit weiss. 155a. Bignonia luteo-alba (Pflanzen). 156. Campanula speculum fl. pl. 157. Cboysia temata (Pflanzen). 157a. Chrysanthemum inodorum ple- nissimum H. & S. 158. Driphinium Ajacis fl. pl., gefüllt, schwarzblau. 159. Eulalia japonica (Pflanzen). 160. Helianthemum mutabile H. & S. 161. Iberis coronariapumilaTomThumb. 162. Lychnis Senno striata. 163. Matricaria eximia fl. pl. crispa, 164. Papaver umbrosum. 165. Petunia hybrida compacta nana multiflora (Reich!). 166. Reseda odorata pumila erecta. 167. „ odorata monstrosa. 168. Saponaria multiflora compacta (pu- mila) alba. Sortimentsblumen. Astern in diversen Farben. 169. Feder- oder Röhren-, 170. Astern Zwerg-, Bouquet-. l dieser Nummer S. 44. 171. Astern, Truffaut’s Päonien-Perfek- tion, verb. von Benary. 172. Goliath, neu. 173. Rosen-, 174. Kronen-, neue Zwerg-. Levkoyen in diversen Farben. 175. Sommer-, englische. 176. „ immerblühende. 177. „ mit Lackblatt. 178. „ grossblumige. 179. „ „ Bomben, neu. 180. Herbst-. 181. „ neue schottische. 182. Kaiser-. 183. Winter-. Balsaminen, jede in div. Farben. 184. Gefüllte. 185. „ Zwerg-. 186. „ Rosen- (Andrieux). 187. „ Camellien-, 188. „ „ verb. v. Benary. 189. Petunia grandiflora in div. Farben. 190. Phlox Drummondi grandiflora in diversen Sorten. 191. Verbena auriculaeflora (v. Scheurer) in diversen Farben. I. Qual.! 192. Nelken (von Möhring), beste ge- füllte Land-. III. Aus den Royal Botanical-Gardens in Kew. 193. Abies alba. 197. Azalea viscosa, 194. Andromeda ligustrina. 198. Betula papyracea. 195. Andromeda Mariana. 199. Chirita sinensis Lindl. aus Hong- 196. Aralia spinosa. kong. — 48 — 200. Cinchona Calisaya (vera). 201a. u. b. Cinchona Calisaya var. Led- geriana aus Java (2 Proben). 202a.— d. Cinchona officinalis (4 Proben). 203. Citrus Limonum ? (West - Indian- Lime, aus di m botanischen Garten in Trinidad). 204. Copernicia cerifera. 205. Ilex Cassine. 206. Ilex opaca. 207. Juniperuscalifornica var.Utahensis. 208. Kalmia angusUfolia. 209. Kalmia latifolia. Die Nr. 155a, 157 und 159 werden 210. Laurus Benzoin. 211 Laurus Sassafras. 212. Leucodendron argenteum. 213. Magnolia macrophylla. 214a. u. b. Phoenix rupicola (2 Proben). 215. Pinus inonticola. 216. Pinus Strobus. 217. Prinos glaber. 218. Thamnocalamus Falconeri. 219. Thuja occidentalis. 220. Viburoum acerifolium. 221. Vitis cordifolia. 222. Vitis labrusca. erst später übersandt. __ Inhalt. 617. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues (Vi reinsargelegei beiten. Herbst - Ausstellung 1879. Musa paradisiaca var. violacea. Sonerilla Hendcrsoni argentea. Gallenbildung an Syringa vulgaris und Ri1 es alpinum. Taxation von Pflanzen. Heizkessel von Ed. Tänzer. Wittmack, Reisebericht. Yellow' Piue, Pinus australis Mchx., P. pa- lustris Mill.) — Versammlung der Gesellschaft der Garten freunde. (Vereinsangelegenheiten. Ilüttig über Spargelbau.) — A. W. Eich ler, Ouvirandra Hildebrandtii hört. Berol. (Mit Doppeltafel I.) — Bruno Strauwald, Beitrag zur Kultur der Himbeeren. — Neu- heiten aus dem Etablissement des Herrn Späth in Berlin. (Ulmus campestris umbraculifera. Acer dasycarpum Wieri laciniatum.) Mit Abbil- dungen. — Neuheiten von Jlaage & Schmidt in Erfurt. (Xeranthemum annuum superbissimum. Begonia hybrida flore pleno Hofgärtner Vetter. Ni- cotiana acutifolia St. Hil. Salvia farinacea Beutln Salvia involucrata Car.) fr; it Abbildungen. — G. Eicbler, Die Ermittelung des Sonnenstandes und des davon abhängigen Fensterwinkels für Treibräume, so- wie einige allgemeine Betrachtungen über Fruchttreiberei. (Mit Abbildungen.) — II. Gaerdt, Die schlesische Gartenbau-, Forst- und landwirihschaftliche Ausstellung in Breslau 1878. — Ausstellun- gen. Literatur. — Eingegangene Preisverzeichnisse. — Personalnacbriehten. — Bericht über Neuheiten von 1878. — Abzugebende Samejn (S. 46). — Tagesordnung. Tagesordnung für die nächste Sitzung des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues am Mittwoch, den 29. Januar 1879, pünktlich Abends 6 Uhr, Schützenstr. 26. 1. Vortrag des Kgl. Universitätsgärtners Herrn Perring: Allgemeine Grundsätze und Regeln, welche bei Anlage einer Warmwasser- heizung zu beachten sind. 2. Vortrag des Königl. Obergärtners Herrn G. Eichler: Ueber die Anwendung des Kontrastes in der Landschaftsgärtnerei. 3. Feststellung des Programms für die Herbst- Ausstellung 1879. 4. Ueber Foitbildungs-Unterricht für jüngere Gärtner. 5. Geschäftliches. Tagesordnung für die nächste Sitzung der Gesellschaft der Gartenfreunde am Freitag, den 7. Februar 1879, Abends 7/2 Uhr, Wilhelmsstr. 118. 1. Kassenbericht. 2. Fortsetzung der Diskussion über das Treiben der Blüthensträueher. Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den König!. Preussischen Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redakteur: Dr. L. Wittmack, General-Sekretär des Vereins, Cu>tos des Kgl. landw. Museums, Privatdocent an der Universität. Adresse des Vereins: Schützenstr. 26. No. 2. Berlin, im Februar 1879. 618. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Staaten. Verhandelt Berlin, den 18. Dezember 1878. I. In Behinderung des Direktors hatte Herr Dr. Bolle den Vorsitz übernommen. II. Zu wirklichen Mitgliedern wurden vorgeschlagen: 1. Herr Prof. Dr. Schwendener, Direktor des botanischen Instituts der Universität in Berlin. 2. Herr Kgl. Obergärtner und Lehrer an der Kgl. Gärtner- Lehranstalt G. Eiehler, durch Dr. Wittmack. 3. Herr Kgl. Obergärtner Koch in Berlin, durch Herrn Klar. 4. „ Kgl. Hofgärtner Butt mann in Sanssouci, durch Herrn Lauche 5. Herr Garten-Inspektor Wredow in Berlin, durch Herrn Späth. II. Ausgestellt war durch Herrn Universitätsgärtner Per ring eine Sammlung von 34 Farnen, die sich zu Handelspflanzen eignen, und wurde ihm dafür am Schluss der Sitzung von den Preisrichtern, den Ilenen Gude, Schwarzburg und Dr. Kuhn, der Monats- preis zugesprochen. 4 50 III. Herr Gartenbau-Direktor Gaerdt, der leider Unwohlseins halber seinen angekündigten Vortrag über die Breslauer Ausstellung nicht halten konnte, hatte grosse, ausgezeichnet gelungene Photo- graphien von der Breslauer Ausstellung, die Herr Fabrikbesitzer Sch ott- Breslau hat anfertigen lassen, zum Umherreichen übersandt. Herr Prof. Eichler sprach den Wunsch aus, dass bei zukünftigen Ausstellungen des Vereins auch in ähnlicher Weise für wissenschaft- liche Etiquettirung gesorgt werden möge, wie dies seitens des Herrn Geh. Medizinal-Rath Göppert mit so grosser Opferwilligkeit bei der Breslauer Ausstellung geschehen sei. IV. Hierauf hielt Herr Universitätsgärtner Perring im An- schluss an die ausgestellten Pflanzen seinen Vortrag über Farne, die sich als Handelspflanzen eignen; derselbe wird in der Monats- schrift besonders abgedruckt werden. An der hierüber eröffneten Diskussion betheiligten sich die Herren Lauche, Dr. Bolle, Drawiel, Hildebrandt und Per- ring. Herr Lauche empfahl Hypolepis amaurorhaphis und H. repens, Herr Dr. Bolle Polypodium vulgare cambricum mit elegant geschlitzten, lederartigen Wedeln, welches übrigens schwer in grösseren Mengen zu haben sein möchte, da es nicht zu fruktifiziren scheint. Herr Perring konnte Pteris tricolor Lindl. nicht empfehlen, da es, je älter, desto unansehnlicher wird. Die jungen Wedel sind allerdings eine grosse Zierde in Bouquets. V. Herr Drawiel sprach den Wunsch aus, dass zu lange und zu wenig in die Praxis eingreifende Artikel, vor allen Dingen aber Aufsätze polemischen Inhalts in der Monatsschrift vermieden werden möchten. VI. Hierauf legte Dr. Wittmack 3 verschiedene Muster von Obstbaumrinden-Biirsten aus Stahlblech von Petzold jun. in Chem- nitz vor und übernahmen die Herren Späth, Gude und Direktor Hiittig je 1 Exemplar zur Probe. VII. Derselbe zeigte dann aus dem Bulletin de la Societa di Orticultura d. Toscana 1878 S. 291 die Abbildung der neu ent- deckten Riesenblume Conophallos Titanum Beccari, welche Bec- cari im südwestlichen Sumatra entdeckt hat, vor. Herr Prof. Eichler bemerkte, dass Rafflesia Arnoldi doch noch immer den Rang als 51 grösste Einzeln-Blume behaupte, da bei Conophallus nur der ganze Bliithen stand so riesige Dimensionen annehme. Weiter zeigte Dr. Wittmack die Samen von Perilla oci- moides L. aus dem landw. Museum vor, welche in Japan zur Gewinnung eines wichtigen Oels dienen. Dies Oel, „Ve Goma“ ge- nannt, wird nach dem Grafen de Castillon*) benutzt, 1) um durch Zusatz von 10 pCt. desselben das Ausziehen des Wachses vonRhus vernicifera und R. succedanea zu erleichtern; 2) um die Regen- mäntel und Regenschirme wasserdicht zu machen; 3) um das be- rühmte japanische Lederpapier herzustellen. Herr Prof. Eichler erbot sich, die Samen, die allerdings schon von der Wiener Aus- stellung 1873 stammen, in Kultur zu nehmen. [Fr an che t und Savatier (Enumeratio plant, in Japonia sponte crescentium I. Paris, 1875 p. 364) führen als Vulgärnamen von P. ocimoides au: Yegoma, Yama hakka, Tennin so (ex Miquel). In dem berühmten japani- schen Werk So mokou Zoussetz vol. 11 fol. 26 ist sie nach den ge- nannten Autoren unter dem Namen E. goma abgebildet. W.] Dr. Wittmack regte ferner an, durch gütige Vermittelung des Herrn Direktor Hüttig Samen von Kohlrüben aus Lulea in Schwe- den (65% Gr. nördl. Br.) zu Versuchen kommen zu lassen, und ge- nehmigte dies die Versammlung. Es würde sieh fragen, ob diese Samen bei uns eine schnellere Entwicklungszeit gegenüber einhei- mischen Samen gleicher Sorte zeigen, wie dies von Schiibeler für viele Pflanzen behauptet wird. Die Versuche, die auf Veranlassung des landw. Museums seit ca. 5 Jahren mit nordischem Getreide an- gestellt sind, haben Schiibeler ’s Behauptung im Wesentlichen be- stätigt. Ausserdem zeigte sich übrigens, namentlich im Jahre 1875, dass im Osten Europa's (wegen des Kontinentalklimas) dasselbe Getreide eher reift als im Westen. Sommer- Weizen aus Umea reifte z. B. 1875 in Zabikowo bei Posen (allerdings auf leichtem Boden und bei Dürre) in 91 Tagen, in Leipzig in 102, in Göttingen in 109, in Poppelsdorf bei Bonn in 114, in Verricres bei Paris in 121 und in Rothamsted, etwas nordöstlich von London , in 150 Tagen. Am letzteren Orte hatten freilich auch der schwere Boden und viel Regen die Reife mit verzögert, die Hauptursache ist aber doch *) Revue hortieole 1878 pag 455, 1879 p. 25. 4' 52 im Seeklima zu suchen. Auch in Eldena bei Greifswald wirkte das- selbe bereits so ein, dass die Ernte erst in 116 Tagen erfolgte.*) Nicht in allen Jahren war der Versuch so schlagend, im Allgemeinen aber überzeugt schon jede Eisenbahnfahrt in ostwestlicher Richtung zur Erntezeit, dass unter annähernd gleichen Breiten das Getreide im Osten früher geschnitten wird als im Westen. Als Referent am 30. Juli 1878 von Berlin nach Paris und England reiste, war der Weizen in Deutschland schon fast überall geerntet, in England sah er ihn noch Mitte und in Schottland selbst Ende August auf dem Halm. Herr v. K osclnitzky- Larisch bestätigte, dass Samen, aus dem Norden bezogen, meist besser gedeihen, als aus dem Süden; wenn bei Berlin die Kohlrüben sich nicht gut entwickeln, so liegt das an dem zu leichten Boden. Diejenigen Mitglieder, welche sich an dem Versuch mit Kohl- rüben betheiligen wollen, werden gebeten, sich baldigst zu melden. VII. Dr. Wittmack theilte mit, dass in Greifswald, nach einer Mittheilung des Herrn Garten - Inspektor Dr. Götze in Gardener's Chronicle, Eucalyptusbäumchen in den Hospitälern aufgestellt seien, und machte weitere Mittheilungen über die verschiedenen Euca- lyptus, besonders darauf hinweisend, dass E. amygdalina Labill das meiste Oel enthält**) und am schnellsten wächst. Nach Mit- theilungen des Fürsten Troubetzkoy erreichteein Exemplar dieser Art am Lago Maggiore in 8 Jahren die Höhe von 17 m. bei einem Umfang von 1,40 m. in 1 m. Höhe.***) Herr Dr. Bolle empfahl, bei unseren korrespondirenden Mit- gliedern Baron Ferd. v. Müller in Melbourne und Rieh. Schom- burgk in Adelaide anzufragen, welche Eucalyptus-Arten für käl- teres Klima geeignet wären, und dann bei uns Versuche damit zu machen. Im Marly-Garten bei Potsdam hat ein vergessener E. glo- bulosus den allerdings milden Winter von 1875 — 76 ohne Schaden ausgehalten. *) Siehe die ausführlichen Beruhte in den landw. Jahrbüchern von v. Na- thusius und Thiel III. (1874) 539, IV. 479, V. 613, VI. 999. **) Bosisto in Victoria (Australia) Official Catalogue of Paris Universal Exhibition. London, 1878 p. 261. ***) Rev. horticolc 1878. 456. 53 Herr Hildebrandt tbeilte mit, dass er auf seiner zweiten Reise in Pomoni auf der Insel Johanna (Comoren) bei dem Zucker- plantagenbesitzer Herrn S uni ey Aussaaten von E ucaly ptus- Arten gemacht habe; er werde jetzt diese Insel wieder besuchen und sei zu hoffen, dass sie dort besser gediehen seien als in Zanzibar, wo wegen der zu grossen Wärme (zwischen 18 — 31 Gr., im Mittel 21 Gr. C.) Eucalyptus globulus nicht recht fort will. Derselbe ersuchte sodann um Samen von den durch Herrn Rieh. Schomburgk aus Adelaide (siehe MonatsscJir. 1878 S. 535) eiugesandten Samen zu Aussaaten auf Johanna. IX. Dr. Wittmack legte eine höchst interessante Sammlung von Holzproben nebst Zapfen, desgl. einige landwirtschaftliche Sa- men vor, welche die Herren Graf Waldburg-Zeil, Dr. ßrehm und Dr. Finsck von ihrer west-sibirischen Reise 1876 mitgebracht hatten und die seitens des Vorstandes der Bremer geographischen Gesellschaft dem landw. Museum zum Geschenk gemacht ist. Derselbe zeigte sodann Milch vor, welche er durch eingetrock- neten, jetzt circa 6 Monate aufbewahrten Saft des Melonenbaumes, Carica Papaya, zum Gerinnen gebracht hatte. Während beim frischen, lufttrocknen Saft die Wirkung schon bei 35 Gr. C. und in wenigen Minuten erfolgte*), trat sie jetzt erst bei 66 Gr. C. (der Tem- peratur, in welcher bei frischem Saft das Fleisch zerfällt) und erst nach 15 Minuten ein. Immerhin ist es aber wichtig, dass der Saft durch Eintrocknen seine Wirkung nicht verliert. X. Herr Dr. Bolle widmete dem dahingeschiedeuen Geh. Hof- rath Schneider in Potsdam, der neben seinen vielen anderen Ge- schäften auch dem Gartenbau sehr viel Interesse zugewendet und speziell in der Kultur der Fettpflanzen Ausgezeichnetes geleistet habe, warme Worte der Anerkennung. XI. Der Ausschuss für Etats- und Kassenwesen empfahl der Versammlung die Genehmigung des Etats pro 1879 in der vom Vor- stande entworfenen Weise. Derselbe weist eine Einnahme von 11,250 Mark, eine Ausgabe von 10,850 Mark, mithin einen Ueber- schuss von 400 Mark auf. Die Genehmigung wurde ertheilt. XII. Als wirkliche Mitglieder wurden aufgenommen: *) Vergl. Sitzungsbericht der Ges. nat. Freuude 1878 S. 40 und Verhandl. des bot. Vereins der Piov. Brandenburg XX. S. 7. 54 1. Herr Kaufmann von Fürieh in Berlin, Schatzmeister der Gesellschaft der Gartenfreunde. 2. Herr Kgl. Kanzleirath Kletschke in Berlin, Sekretär der Gesellscaft der Gartenfreunde. 3. Herr F. Kurtz, Assistent am Kgl. botanischen Garten. a. u. s. (gez.) Carl Bolle. (gez.) Wittmack. B e r ich t über die vom Ausschuss für gärtnerische Versuche im Jahre 1878 ausgeführten Arbeiten. Wie aus dem in der Monatsschrift des Vereins 1878 S. 203 abgedruckten Programm erhellt, hat der von Seiten des Direktors des Vereins eingesetzte „Ausschuss für gärtnerische Versuche“, wel- cher zu seinem Vorsitzenden den Kgl. Hofgarten -Direktor Jühlke, zum 1. Stellvertreter den Kgl. Garten - Inspektor Lauche, zum 2. Stellvertreter den Kgl. Gartenbau - Direktor Gaerdt erwählt hat, seine Thätigkeit nach zwei Kichtungen hin zu erstrecken: erstens nach der praktischen und zweitens nach der wissenschaftlichen Seite. Der praktische Theil sollte sich hauptsächlich auf die Prü- fung der all er neuesten, soeben in den Handel gekommenen Pflanzen beziehen, um auf Empfehlenswerthes bald aufmerksam zu machen, vor nicht Geeignetem aber zu warnen, während der wissenschaft- liche Theil im Jahre 1878 und den nächstfolgenden Jahren haupt- sächlich auf die Prüfung der Wirkung des Stickstoffs, des Kali und der Phosphorsäure, auch des Kalks und des Lehmmergels auf Gemüse, Blüthensträucher und Obstbäume gerichtet werden sollte, wobei übrigens die Lösung anderer Fragen nicht ausge- schlossen blieb. (Vergl. weiter unten.) Für die Zwecke der Prüfung von Neuheiten oder weniger be- kannten Pflanzen wurden 1878 beschafft 137 Sorten Zierpflanzen, da- von 67 Sorten in Samen, 70 Sorten im lebenden Zustande, 50 Ge- müse, 13 Birnbäume, 2 Apfelbäume, 11 Gehölze und 7 Erdbeer- sorten. Dieselben wurden theils angekauft, tlieils von den betreffen- den Firmen mit grosser Liberalität gratis zur Verfügung gestellt. Auf Wunsch einiger Finnen übernahm der Ausschuss auch die Prü- fung einiger älterer Sorten. Dank dem Entgegenkommen des Kuratoriums der Kgl. Gärtner- Lehranstalt und Landesbaumschule, welches bereitwilligst die Anstel- lung des grössten Theils der Düngungsversuche auf dem Terrain der Königl. Baumschule zu Wildpark bei Potsdam gestattete, wurde es auch möglich, einen Theil der Ziergewächse und Gemüse daselbst zu kultiviren, während ein anderer Theil von Spezialisten sorgfältig gepiüft wurde. Es unterzogen sich dieser z. Th. mit vielen Opfern an Zeit und Mühe verbundenen Aufgabe die Herren Ascher-Stut- garten, Br an dt- Charlottenburg, Curio- Weissensee, A. Drawiel- Liehtenberg, Gaerdt-Moabit, C. Mathieu-Charlottenburg, L. Ma- th ieu-Berlin, Mende-Osdorf, Perring-Berlin, Schenk - Steglitz, R. Schultz- Pankow, K. v. Sczaniecki in Miedzychöd bei Schrimm und Frl. Christiane Steinbrecher- Charlottenburg. Auf Grund der von den einzelnen Kultivateuren erstatteten Be- richte ist der folgende Gesammtbericht über die geprüften Pflanzen zusammengestellt worden. Im Allgemeinen waren die Urtheile, trotz- dem die Versuche unter verschiedenen Verhältnissen stattfanden, recht übereinstimmend; wo von einander abweichende Ansichten laut wurden, sind sie sämmtlich aufgeführt. A Praktische Versuche. Bericht über Neuheiten und weniger bekannte Pflanzen. Vorbemerkung. Die vor den Pflauzennamen stehenden Buchstaben be- zeichnen die Bezugsquelle: B = E. Benary, Erfurt, Lr = Lemonnier & Co., La Pyramide- Bll == William Bull, London, Trelaze bei Angers, F = Fröbel & Co., Zürich, R = Magistratsgärtner Reich, Herren- H = Huber & Cie., Hyeres (Dep. du Var), krug bei Magdeburg, Hn = F. Heinemann, Erfuit, T = Transon freres, Orleans, H & S = llaage & Schmidt, Erfurt, V = Vilmorin, Andrieux et Cie., Paris. L = Lemoine, Nancy, 1 Blumen und Ziergräser. B. Abronia fragrans, Blumen weiss, entfalten sich des Nach- mittags, riechen nach Vanille, blühen dankbar. H. Abutilon, la Lorraine (Crousse), noch nicht geblüht. H. Anchusa capensis Thunb. , hübsch, zu empfehlen, beson- ders für die Staudenpartie, wenn sie aushält. H & S. Anemone fulgens Gay, noch nicht geblüht. B. Aster, Zwerg- Päonien - Perfektion , rosa mit weiss, sehr schön. B. Aster, Viktoria Nadel- oder Igel-, karmoisin, sehr schön. H & S. Begonia metallica, einige aufgegangen, jedoch noch nicht geblüht. L. Begonien, Knollen-, 1. Abondance, 2. balsaminaeflora pl., 3. Ch. Balfet, 4. Ch. Boinet, 5. Crepuscule, 6. Emile Lemoine, 7. Gloire de Nancy, 8. John Laing, 9. Lemoine, 10. Marie Lemoine, 11. Octopetale, 12. Oriflamme, Raphael de Smeet. Zeichneten sich alle durch Blüthenreichthum und intensive Färbung aus. B. Begonien, Knollen-, 9 diverse Sorten. Desgleichen. H. Bignonia alba lutea, noch nicht geblüht. B. Browallia Roezli, blieben in Töpfen und entwickelten ihre grossblumigen Blüthen bis in den Herbst. — Nach einem an- deren Bericht nicht besser als B. elata. B. Campanula Speculum L. fl. pl , nach einem Bericht ihres gedrungenen Wuchses und ungemeiner Reichblüthigkeit wegen zu empfehlen; nach einem andern lieferte sie nur 20 pCt. gefülltblumi- ger Pflanzen und ist zwar eine ganz niedliche Varietät, hat aber, wie die Stammart, nur einen geringen blumistischen Werth. H & S. Chrysanthemum frutescens Comtesse deCham- bord. Diese in Frankreich so viel zu Gruppen und hohen Ein- fassungen benutzte Pflanze verdiente auch bei uns zu diesen Zwecken viel mehr Verwendung, im Winter auch für feinere Bouquets. Lässt sich leicht kultiviren und durch Stecklinge vermehren, welches letz- tere für Gruppen das Empfehlens wertheste ist, namentlich um die Sorte konstant zu erhalten. Für den Berliner Blumenmarkt ist sie aber nicht geeignet, da die Blumen einfach und denen der gross- blumigen Kamille ähnlich sind. H & S. Chrysanthemum inodorum plenissimum, 25 pCt. gut gefüllt; die gerühmten Vorzüge, dass es bis zum Spätherbst gut gefüllt bleibe und die rein weisse Farbe behalte, wodurch es sich zu einer hervorragenden Bouquetblume eigne, wurden nicht gefunden. H & S. Clerodendron Benthunianum speciosum, noch nicht geblüht. F. Crassula Daehyana, ohne allen blumistischen Werth. 57 ß. Cuphea Roezli grandiflova superba, noch nicht ge- blüht. B. Delphin iura A jacis L. hy acinthi florura fi. ph, schwarz- blau, Va— % m. hoch, schön effektvolle, schwarzblaue Blumen. Bll. Dracaena Goldieana h. Bull. Diese schöne und äusserst werthvolle Pflanze vermehrt sich schwer und wird deshalb wohl nie Marktpflanze werden. H und H & S. Erianthus japonicus Beauv. (Eulalia ja- ponica Tr.), sehr effektvolles Gras für Blattpflanzen- Gruppen, ähn- lich dem Pampasgras. H & S. Erianthus japonicus Beauv. (Eulalia japonic-a Tr.) fol. var., noch nicht genug entwickelt, war sehr schwach. H. Eryngium Leavenwor thi, ist ausgepflanzt. B. Eschscholtzia hybrida Mandarin, unterscheidet sich von E. californica durch orange-karmoisinrothe Blüthen. H. Euchlaena luxurians Dur. et Asch, aus Guatemala, neues Euttergras, nur für wärmere Gegenden, in Aegypten 5 m. hoch, bei uns vielleicht Ziergras. Die Pflanzen wurden in Töpfen erzogen, entwickelten sich kräftig, gelangten aber nicht zur Blüthe. Ein Theil wurde im Herbst dem botanischen Garten übergeben, um unter ver- schiedenen Verhältnissen ihr Durchwintern zu versuchen. H & S. 12 neue Gesneriaceeu, waren sehr schwach und werden sich erst im kommenden Jahre entwickeln. H. Godetia rubicuuda splendens, Lady Alb emarle (Car- ter), eine zwar ganz hübsche Form, aber für jetzige Ansprüche nicht effektvoll genug zur dekorativen Verwendung. Nach einem andern Bericht Blumen von ungewöhnlicher Grösse, glänzend karmoisinroth, 8 cm. Durchmesser. H & S. Gynerium argenteum Nees, var. juncifolium, do. var. plumosum, do. var. Roi des Rouges, sollen 1879 in’s freie Land gepflanzt werden. H & S. Helianthemum mutabile. Reizend für Alpenpartieu. H & S. Her acleum absynthiifolium Vent.,H. eminens, H. Leichtlini und H. platy taenium, sind in’s Freie gepflanzt und entwickeln sich gut. H. Iberis, Candituft new white Tom Thumb, als Ein- fassung zu empfehlen. 58 H & S. Iris p umila L. nova, ausgepflanzt. H. Jatropha carthaginensis Jacq. = Manihot carthaginensis (Jaeq.) Müll., J. Janipha L. = Manihot Janipha Pohl , nur von bo- tanischem Werth. H & S. Lychnis japonica Senno striata Sieb., wirklich emptehlenswerthe grossblumige Varietät. B. Matricaria eximia fl. pl. crispa (Jiihlke), zu empfehlen. H. Mentzelia ornata, nicht aufgegangen. H & S. Mimulus moschatus Dougl. var. Harrisoni, ent- wickelt sowohl in Töpfen als im Freien seine gelben, rotli getupften Blumen, die viel grösser und schöner als die der Stammform sind, reichlich, lässt sich leicht kultiviren und äusserst leicht durch Steck- linge vermehren. Zu empfehlen, besonders auch als Marktpflanze! B. Mirabilis multiflora, ohne Werth; bei einem anderen Züchter versuchsweise in Töpfen kultivirt, wozu diese Art indess sich nicht zu eignen scheint, wuchs spärlich, blühte wenig. H. Musa Ensete Bruce, Samen nicht aufgegangen. H & S. Ne rin m Oleander L., 6 neue Arten, noch nicht geblüht. H. Oxalis rosea Jacq. delicata, Farbe zu matt und nicht rein, weniger werth als die Stammart. B. Papaver umbrosum, Blumen scharlachroth, am Grunde schwerz gefleckt, blühte den ganzen Sommer hindurch. B. Petunia grandiflora fimbriata fl. pl., nur mittlere Blu- men; wehl nicht die richtige Sorte; es scheint seitens der Samen- handlung eine Verwechselung vorgekommen zu sein. R. Petunia hybrida nana compacta multiflora, ist aus der alten Varietät „Staatsminister v. Selchow'“ hervorgegangen, sehr hübsch, niedrig bleibend und von langer Dauer; zu niedrigen Beeten zu empfehlen. Die Samen gingen leider sehr spärlich auf. B. und H & S. Phlox Drummondi Hook, grandiflora, 1. albo pura, 2. alba oculata coerulea, 3. coccinea, 4. elegans, 5. splendens, 6. superba, 7. violacea albo oculata, zeichneten sich alle durch reiches Blühen und intensive Farben aus. Die gross- blumigen Varietäten der Phlox Drummondi sind eine wesentliche Verbesserung der älteren Form und werden diese voraussichtlich 59 bald ganz verdrängen. Sehr erwünscht würde es jedoch sein, wenn nicht jede, oft ganz unbedeutende Farben-Nüance unter einem be- sonderen Namen in den Verzeichnissen aufgeführt würde, wodurch die Wahl sehr erschwert wird. - Als schönste Sorten sind zu nen- nen: splendens und superba. B. P. Drummondi Heynholdi Perfection, mit grossen, scharlachrothen Blumen, empfehlenswert!], an einer Stelle nicht auf- gegangen. H & S. P. Drummondi hortensiaeflora (Dippe), gut, an einer Stelle nicht aufgegaugen. H & S. P. Drummondi maculata (Dippe), zwar ein neues Farbenspiel, aber noch nicht genug markirt, um in grösseren Massen effektvoll zu wirken. H & S. P. Drummondi maxima stellata atrorosea, nicht besonders auffallend. H & S. P. Drummondi Meteor, desgl. H & S. P. Drummondi nana compacta coccinea, der nie- drige Wuchs erschien nicht sehr ausgeprägt. H & S. P. Drummondi nana nivea, gut, an einer Stelle nicht aufgegangen. H & S. P. Drummondi verbenaeflora kermesina und do. rosea, ganz kleinblüthige, unansehnliche Formen, nur als Kuriosität zu betrachten, ohne blumistischen Werth, nicht zu empfehlen. B. P. Drummondi Victoria, nicht aufgegangen. H & S. Plumiera bicolor R. B., Topfpflanze, noch nicht zu beurth eilen. H. Podolepis gracilis Grah. nana carminea, kleine Kom- posite mit unscheinbaren, rosarotben Blüthen. H & S. Polyanthes tuberosa L., Tuberose, var. Perle, blüht leicht und dankbar, zu empfehlen. H & S. Primula nivalis Pall. var. turke&tan ica, nicht auf- gegangen. H. Primula sinensis Lour. fimbriata alba plena, von 44 Pflanzen eines Kultivateurs waren nur 7 mit doppelter Korolle, die eines anderen sämmtlich einfach. H & S. Reseda odorata L. monstrosa und R. od. pumila, zeichneten sich durch überaus kräftigen Wuchs und reichliches Blü- hen aus. H. Richardia aethiopica Kth. albo maculata, haben sich wenig entwickelt, sind noch ungefleckt (Bekannte Pflanze.) B. Saponaria multiflora eompacta pumila alba, niedrig bleibend, überaus reich blühend, Blumen weiss, zu empfehlen. H. Tropaeolum Moritzianum Kl., wurde ausgepflanzt und blühte den ganzen Sommer hindurch. Diese früher sehr beliebte, jetzt seltene Art hat nach einem anderen Bericht zwar ein sehr hüb- sches Blatt, aber wenig auffallende Blüthen von schmutzig rother Farbe und erscheint dem Kultivateur für unsere heutigen Ansprüche wenig werthvoll, wenn nicht werthlos. B. Verbena hvbrida can didissima, Blumen klein, ohne allen Werth. H. Xanthoxylon alatum Stell. , im Topfe, nicht stark ent- wickelt. 2. Gemüse. B. Beete, Salatbeete, Non plus ultra, lange Sorte, sehr dunkel, zart und gut. Bohnen, Busch- oder Staudenbohnen. Demmler’s frühe Treib-, hochstämmig, überaus lohnend, vorzüglich im Geschmack. (Von Frl. Steinbrecher übergeben.) V. Emile, nicht gut aufgegangen, Hülse und Bohne bunt, da- her zum grünen Verbrauch bei uns nicht geeignet, bleibt aber lange zart. Ertrag nicht reich B. Blaue Flageolet-, nicht so vorzüglich wie die ältere Sorte. J. Kaiser Wilhelm, Schneidebohne, sehr volltragend, Hülsen zart; sehr zu empfehlen, auch zum Trockenkochen, für die Treiberei zu erproben. V. William nain hätif, nicht gut aufgegangen, Hülsen stro- hig, trägt nach einem anderen Bericht reich, verlangt aber guten Boden. Erbsen. Hn. Supplanter, Zwerg-, nicht gut aufgegangen, aber sehr volltragend, 4 — 5 Hülsen neben einander, in jeder 7 — 9 Erbsöll; zu empfehlen. 61 V. Wilson nain, ist keine eigentliche Zwerg-Erbse, nicht be- sonders werthvoll. Nach einem Berichte gut zum Marktverkauf. V. Zucker-Erbse (Pois sans parchemin) nain royal, keine eigentliche Zwerg-Erbse, aber zart, sehr wohlschmeckend und voll- tragend, sehr zu empfehlen. Kohl. Von den Herren Lemonnier & Co. in La Pyramide- Trelaze bei Angers waren dem Verein 37 Sorten Kohl, meist Weiss- kohl, zu Versuchen übergeben. Die meisten davon waren aber ältere bewährte Sorten, die keiner Empfehlung mehr bedürfen. Zu den in Nord-Deutschland weniger gebauten gehören die spitzköpfigen Sorten (Zuckerhutkraut); diese eignen sich jedoch nicht für den Berliner Gemüsemarkt, da die Köpfe nicht so gross werden als die des ge- wöhnlichen Weisskohls. Der Spitzkohl ist aber frühzeitiger und von feinerem Geschmack, daher den Privatgärtneieien zu empfehlen. Vielleicht gelingt es dann, im Publikum Nachfrage für die feineren Kohlsorten zu schaffen. — Nach einem Bericht platzen die Spitz- kohlsorten sehr leicht und früh. Da der Same übrigens etwas spät ankam, so werden die Ver- suche in diesem Jahre von einer Seite noch einmal wiederholt wer- den. Die neue Sorte, weisser Spitzkohl von Pisa, brachte, ins freie Land gesäet, auf leichtem, gut gedüngtem Boden Anfang November sehr schöne und wohlschmeckende Köpfe. Melone Cantaloupe chair verte. Soll zu den Cantaloupen gehören, war aber nicht rippig. Wuchs sehr üppig, bildete viele Rauken und grosse, langgestielte Blätter; auch setzte sie viele Früchte an, welche aber nur die Grösse eines Gänseeis erreichten. Ist griinHeischig und wohlschmeckend, eignet sich aber nicht für den Berliner Fruchtmarkt. V. Löwenzahn, verbesserter krauser, nicht lohnend. V. Mohrrübe, rothe, lange von St. Valery, zu empfehlen, gedieh auf gutem Boden vortrefflich; eine Probe des Herrn Drawiel auf der Ausstellung des Vereins in Charlotteuburg zeigte Wurzeln von 40—50 cm. Länge. V. Radieschen, frühes, rundes, scharlaehrothes (rond ecarlat hätif nouveau), vorzügliches Markt- und Tafelgemüse, bleibt lange zart und ist früher als andere Sorten, von prächtigem An- sehen und feinem Geschmack. Von dem im Juni gewonnenen Samen wurden an einer Stelle im August, September und Oktober neue 62 Aussaaten gemacht, und hielten sich die Radieschen bis Dezember. Sehr zu empfehlen. Für die Treiberei noch zu erproben. V. Rapünzchen, grüne mit kleinen Köpfchen, gab auf leich- tem Boden, nach Radieschen gesäet, ohne frischen Dung, reichliche Ernte. Runkelrüben (Futter-). Lr. Goldgelbe flaschenförmige, wurden mit flüssigem Latrinen- « düng 5,5 — 7,5 kg schwer (siehe Monatsschr. 1878 S. 542.), rothe, lange Mammuth, 5,3 — 7,7 kg schwer (Monatsschrift 1. c.). Nach einem andern Bericht gaben beide auf leichtem Boden Anfang August Rüben von 3 — 3)4 kg, nach einem dritten zeichneten sie sich vor den aus deutschem Samen gezogenen nicht aus. V. Salat von Montree Für diesen war die Mistbeettreiberei vorüber, er wurde deshalb in’s freie Land gepflanzt und gab vortreff- liche Köpfe. Ist jedenfalls auch für die Mistbeettreiberei zu empfehlen. V. Salat, rother Winter-, eignet sich wegen seiner rothbraunen Farbe wohl mehr zur Verzierung von Gemüse, Kompots etc.; bildet keine Köpfe. V. Krauser Schnittsalat mit schwarzem Korn, findet bei uns keinen Markt. V. Salat, römischer Bindesalat, von vorzüglichem aroma- tischem Geschmack. Allgemein wurde im Ausschuss bedauert, dass die römischen Salatsorten, die viel kräftiger schmeck n, bei uns bis jetzt so wenig Eingang gefunden haben. Spargel, Horburger Riesen-. Hierüber berichtet Herr Drawiel: Ueber die im Jahre 1878 von Herrn Obrecht in Hor- burg (Eisass) am 21. Mai erhaltenen 125 Stück Riesen - Spargel- pflanzen kann noch kein ausführlicher Berieft gegeben werden, nur so viel sei bemerkt, dass trotz der späten Pflanzzeit und der grossen 2jährigen starken Pflanzen dieselben sehr gut angewachsen und nur circa 10 pCt. todt gegangen sind. Nach dieser 2jährigen Kultur haben sich die Pflanzen gut entwickelt, und war in der Vereins- Ausstellung in der Flora zu Charlottenburg eine Stande davon mit Wurzeln und ca. 1% m. hohen Stielen ausgestellt. Der Empfehlung von Herrn Ob recht gemäss scheint der Spargel viel zu versprechen. V. Tomaten, rothe verbesserte, gut. 63 3. Landwirtschaftliche Samen. Von speziell landwirtschaftlichen Samen sind nur zu erwähnen: Brassica rapa leucosperma Wittmack (Sinapis glauca Roxb.), sog. Guzerat-Saat aus Ost-Indien, von den Herren Petschow&Co. in Danzig zur Verfügung gestellt Diese sehr frühe Oelsaat hat leider durch Erdflöhe so gelitten, dass kein Urtheil abgegeben wer- den konnte. (Es stehen den sich dafür Interessirenden noch weitere Proben zu Diensten. W.) Soja hispida Mönch, rauhhaarige Sojabohne, von dem inzwi- schen verstorbenen Prof. Haberlandt in Wien zur Verfügung ge- stellt. Die Samen sind ausserordentlich nahrhaft und kommen darin den Lupinen gleich, übertreffen diese aber noch durch ihren grossen Oelgehalt und ihren angenehmen Geschmack (wie Perlbohnen, aber die Schale härter). Von 18 Berichterstattern, die theils auf Ver- anlassung des Gartenbau - Vereins, theils des landw. Museums die Versuche ausführten, haben 11 mehr oder weniger günstig, 7 un- günstig berichtet. An den meisten Orten mussten die Pflanzen künstlich nachreifen; dies würde aber bei früherer Aussaat (späte- stens den 1. Mai) vielleicht nicht nöthig sein. Es scheint, als wenn die Pflanze, wenigstens die vertheilte aus der Mandschurei stam- mende gelbe Sorte, gegen Frühjahrsfröste nicht so empfindlich ist, wie die Bohnen. Auch dürfte sich empfehlen, leichteren Boden zu nehmen. Auf der Kgl. Gärtner-Lehranstalt gaben 60 Pflanzen von in Böhmen erzogenem Saatgut 1360 Samen. Prof. Haberlandt hatte auch noch kleinere Proben gesandt, die in Gegenden mit verschiedener geographischer Breite geerntet waren, um event. einen Unterschied in der Schnelligkeit der Vege- tation zu konstatiren. Dieser stellte sich aber nicht wesentlich her- aus. Von 4 Pflanzen aus Debreczin wurden in der Kgl. Gärtner- Lehranstalt geerntet 60 Samen, aus Sulz desgl. 95, aus Beeskerk 102, aus Marburg in Steiermark 78. — In Miedzychod bei Schrimm sind die Sojabohnen ohne künstliche Nachhülfe gereift, ebenso in Blumberg bei Berlin, an letzterem Ort schon im September, in Miedzychod Ende September und Anfang Oktober, sonst meist erst Ende Oktober und Anfang November. 64 4 Obst und Gehölze. Die beschafften neuen Obstsorten und Gehölze, meist von Tran- so n freres in Orleans bezogen, sind sämmtlioh gut gewachsen, ge- statten aber selbstverständlich noch kein Urtheil, ebenso wenig die Erdbeeren. B. Wissenschaftliche Versuche. 1. Düngungsversuche zu Kohl. Hierüber ist folgender Spezialbericht von Herrn Garten-Inspektor Lauche eingegangen, dem Hr. Prof. Orth noch Erläuterungen bei- gefügt hat. Bericht über die in diesem Jahre in der Königlichen Gärtner-Lehr- anstalt vorgenommenen Düngungsversuche a. mit Kohl. (Grosses braue Schweiger Kraut.) Wie aus dem Märzhefte der Monatsschrift 1878 des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. preuss. Staaten ersichtlich, wurden in der König!. Gärtner-Lehranstalt mit Genehmigung des Curatoriums genannter Anstalt auf Veranlassung des Gartenbau- Vereins die im genannten Hefte näher bezeichneten Düngungsver- suche vorgenommen. Die Gesichtspunkte, welche denselben zu Grunde lagen, hat Herr Professor Orth, Mitglied des Ausschusses für gärtnerische Versuche, so klar und treffend im Maiheft der Monatsschrift des Vereins bezeichnet, dass ein nochmaliges Eingehen auf dieselben hier unnöthig erscheint. Ich werde mich daher nur auf eine mög- lichst kurze Zusammenstellung der gewonnenen Resultate beschränken, und mit Bezug auf die Ort Irschen Ausführungen den Fortgang und Schluss dieser Arbeiten darlegen. Das zu den Versuchen verwendete Terrain war ein bisher un- gediingter, ziemlich feinkörniger Sandboden von durchaus gleicher Beschaffenheit, auf dem früher dem Fiskus gehörende Kiefern standen. In den Eigenschaften dieses fast sterilen Bodens, nämlich für Luft und Wasser sehr durchlassend, trocken und warm zu sein, vermag ich einen Hauptfaktor zu erkennen, weshalb die nicht physi- kalisch durch Stalldünger verbesserten Parzellen grösstentheils diesen nachstanden. 65 Die Anzahl der Versuchsparzellen, wie sie im genannten Hefte vorgeschlagen, erhielt insofern eine Aenderung, als durch das Hin- zukommen anderer Versuche mit Chilisalpeter und flüssigem Dünger, anstatt 20, dreissig Parzellen angelegt wurden. Jede einzelne Par- zelle hatte die Grösse von 1 Q. -Ruthe (14,2 Q -M ) und befanden sich darauf in 3 Reihen, 2 Fuss von einander entfernt, 55 Kohl- pflanzen vom „Grossen braunschweiger Kraut“, einer der besten Weiss- kohlsorten. Um eine etwaige Verschleppung der einzelnen Dungstoffe von einer auf die andere Parzelle zu verhüten, wurden sie durch 1V2 Fuss breite Wege getrennt, welche Entfernung sich auch als hinreichend erwies. Auf den Grundwasserstand wurde dem Vorschläge des Herrn Professor Orth gemäss während der ganzen Vegetationsperiode streng geachtet und wöchentlich einmal Messungen zur Ermittelung vorgenommen und verzeichnet. Man konnte indess trotz der auf- merksamsten Beobachtnng zu keiner auch nur annähernden Schluss- folgerung gelangen, welche ein Korresponcliren der Schwankungen des Grundwasserstandes mit dem mehr oder weniger kräftigen Aus- sehen der Vegetation klar bezeichnete Im Durchschnitt belief sich für die Monate Juni. Juli, August und September der Stand vom Beetniveau auf 1,35 M.; der niedrigste Stand Ende September be- trug 1,55 M. ; der höchste Anfang Juli 1,28 M. Dies waren im Allgemeinen die für alle Parzellen gleich geltenden Beziehungen, woran sich jetzt nun die nähere Betrachtung und De- taillirung der auf jeder einzelnen derselben gewonnenen Resultate knüpfen. Die nachstehenden Gewichtszahlen beziehen sich auf das Durchschnittsgewicht von 5 normal ausgebildeten Köpfen; das Ge- sammtgewicht aller auf einer Parzelle erzogenen Pflanzen konnte nicht genau festgestellt werden, da das Auftreten der Kohlpflanzen- Hernie, hervorgerufen durch Plasmodiophora Brassicae (Woronin) empfindlichen Schaden verursacht hatte. Die Krankheit besteht darin, dass auf den Wurzeln der Kohlpflanzen eigenthümliche Auswüchse versc hiedener Gestalt und Grösse auftreten, wodurch der Kohl ent- weder abstirbt oder doch in seiner Entwickelung weit zurückbleibt. Die Grösse ht angeben, da doch die Bodenverhältnisse und der Werth der einzelnen Sorten in Betracht zu ziehen ist. Maurer in Jena theilte bei der letzten Pomologen- Versammlung in Potsdam mit, dass er von keiner Pflanze einen höheren Ertrag gehabt habe, als von Himbeeren; er hat Jahre gehabt, wo er von einem eben nicht grossen Terrain 10 Centner geerntet hat, das ist, wenn man den Centner nur zu 30 Mark rechnet, eine Rente, die man nicht so leicht von etwas Anderem hat, besonders da die Kulturkosten gering anzuschlagen sind. Garten-Inspektor Silex in Tamsel an der Ost- bal n berichtete ebenfalls in Potsdam über seine bedeutenden Him- bee,-enpflanzungen und liebt besonders eine Stelle von einem halben Morgen hervor, von der er 19 Centner geerntet hat. Den Centner verkaufte er mit 303/t Mark, also pro % Morgen 5743/i Mark. Das wäre ein Ertrag pro Morgen von 1 1 49% Mark, von welcher Summe selbstverständlich die Kulturkosten abzuziehen sind, ebenso der Pflückerlohn. Wir können höchstens Vs des Bruttoertrages an Ko- sten abziehen, erhalten daher einen Nettoertrag pro Morgen von 76b Vh Mark; es giebt dies also eine bedeutende Rente. Viele werden beim Lesen dieser Zeilen den Einwand machen: 95 Dei- Nettoertrag von 600 bis 900 Mark, welchen die Himbeeren durch gute Kultur bringen können, ist allerdings recht schön, aber werden wir auch Alle desselben theilhaftig werden können, werden wir genügenden Absatz erzielen? Darauf antworte ich: Schöne, schmackhafte Früchte haben stets einen grossen Marktwerth, indem die Fabrikation des Himbeersaftes eine grosse Ausdehnung durch Darstellung von Dauerwaare erhalten hat; aber auch der Verbrauch von Himbeeren in rohem Zustande als Dessertfrucht, ferner zu Him- beer-Syrup, Hiinbeer-Gelee und zu Himbeer-Wein ist nicht zu unter- schätzen Also bemühen wir uns nur; an Abnehmern unserer Frucht wird es uns dann nicht fehlen. Sollte der eine oder der andere der werthen Leser dieser Blätter sich durch meine Zeilen veranlasst fühlen, Kulturversuche mit Him- beeren anzustellen und die von mir darin gegebenen Rathschläge zu befolgen, so hätte ich die Genugthuung, ein Geringes mit beigetra- gen zu haben, die heimischen Kulturen dieses Fruchtstrauches zu heben. Die schlesische Gartenbau-, Forst- und landwirt- schaftliche Ausstellung in Breslau 1878. Von Gartenbau-Direktor H. Gaerdt. (Fortsetzung.) Die Eckersdorfer Orchideen-Sammlung gehört zu den besten in Deutschland und ist ein Juwel der Provinz Schlesien. Im Blüthen- schmuck prangten Ansellia africana Lindh, Calanthe Masuca, Catt- leya critpa Lindl , C. pumila Hook., C. elegans Morr., Coelogyne speciosa Lindl., Cymbidium Mastersii Lindh, Eriopsis Sceptrum Lindh, Miltonia spectabilis Lindl, Odontoglossum grande Lindl., 0. hasti- labium Lindl , 0. Reichenheimii Rckb. fil. , Saccolabium Blumei Lindh, Selenipedium Schlimmii Rchb. fil. , Vanda tricolor Lindh In der Nähe der Orchideen hatten, ebenfalls aus dem Garten des Grafen Magnis, einige neu eingeführte Repräsentanten derjenigen Pflanzenfamilie, welche oft vereint mit ihnen in den Urwäldern der Tropen lebt, der Familie der Palmen, Platz gefunden. Unter ihnen Areca Verschaffeltii hört., Cocos Weddeliana hört , Kentia Bai- 96 moreana Ch. Moore, K. Forsteriana hört. Zu den neuesten und in- teressantesten Palmen zählen wir Ravenea Hildebrandti Bouche, eine Fiederpalme Afrika’s, von dunkelgrünem Kolorit, sie bleibt niedrig und erfordert während des Winters nur massige Wärme, da sie aus einer Höhe von 4000 Fuss stammt. Eine Cycadee von gleicher Schönheit ist Cycas Thouarsii R. Br., auch aus Afrika. Beide Pflan- zen sind durch den unermüdlichen Sammler Hildebrandt ein- geführt und zuerst in dem botanischen Garten in Berlin gezogen worden. Durch stattliche Exemplare vieler tadelloser Schaupflanzen aus den verschiedenen Pflanzenfamilien waren die Gärten des Herzogs von Sagan (Garten - Direktor Gireoud) vertreten. Direktor Gi- reoud, seit fast drei Dezennien mit an der Spitze der Pflanzen- kultivateure stehend, hat auch hier mit bewährtem Talent zum Glanz der schlesischen Gartenbau - Ausstellung reiche Beiträge und vielleicht auch manche Pflanzenopfer gebracht. In seltener Kultur- fülle imponirten: Tillandsia tesselata Lindl. et Andr., eine brasilia- nische Bromeliacee mit mosaikartig gezeichneten Blättern, und Dra- caena Drac. L., ein vom Topf an regelmässig und reich beblätteites Exemplar. Zwei Yucca aloefolia L. var. fol. varieg. quadricolor von gleicher Schönheit und Musterform, die als Solitairpflanzcn eine Zierde des Rasens waren, gehörten zu den Kulturen des Oberhofgärtners Schweder in Slawentzitz. Unter den Solitairpflanzen fesselten die Blicke der Besucher ganz besonders die fremdartig erscheinende Amorphopballus Rievieri Duc de Mais des botanischen Gartens. Es ist dies eine interessante Aroidee Ost Indiens, welche während des Winters auf hohem Stiel eine mehrere Fuss hohe Infloreszenz treibt und in den Sommermonaten ein 3 — 4 Fuss hohes Blatt mit hori- zontal ausgebreiteter und zierlich getheilter Lamina entwickelt. Die gestellten, nicht unbedeutenden Anfordei ungen im Gebiete dei Gruppirungen wurden in gelungenster Weise gelöst. Einmal durch die von dem Obergärtnei Schütze (bei Kommerzienrath Eich- horn), aufgestellte Gruppe, die sich durch Leichtigkeit des Arrange- ments sowohl \ue durch gefällige Kontraste und vorzügliche Kultur der einzelnen Individuen ganz besonders auszeichnete, und zweitens durch die nicht weniger beifällig aufgenommenen, vorzugsweise aus Pflan- 97 zen malerischen Charakters bestehenden Gruppen des Herrn Stadt- rath Friebel (Obergärtner Mrozowsky). Zu den hervorleuchtendsten Erscheinungen in der schlesischen Gartenbau- Ausstellung gehören die Leistungen der auf enge Kreise beschränkten Zimmerkulturen. Keine der internationalen Gartenban- Ausstellungen hat Aehnliches zu verzeichnen gehabt, als die in Rede stehende, und die glänzenden Resultate, welche durch die vortreff- liche Pflege des Herrn Inspektor Neumann in Breslau erzielt wor- den sind, dürften wohl überhaupt einzig dastehen. Repräsentanten dieser Kultur waren: Anthurium Scherzerianum Schott, var. grandi- florum, Lapageria rosea, Stephanotis floribunda, A. P. Th. und Agnostus sinuatus, A. Cunn. Jedes einzelne Exemplar hatte Anspruch auf Würdigung als musterhafte Kulturpflanze. Alle diese Pflanzen, den verschiedenen Familien angehörend, aus verschiedenen Ländern des Erdballs stammend, verschieden in den Kulturbedingungen, gaben Zeugniss, bis zu welchem Grade der Vollkommenheit auch ohne Treib- häuser Pflanzen in den Wohnungen gebracht werden können. Kontingente aus der Familie der Farne, von den baumartigen Gattungen an bis zu der Gattung der zarten Frauenhaar-Farne herab, bekundeten, mit welcher Vorliebe sie gepflegt werden und bis zu welcher Schönheit Schlesien sie aufzuweisen hat. In auserwählten Exemplaren waren auch die Pflanzenfamilien reichlich vertreten, deren Kultur gewissermaassen zur momentanen Modesache geworden ist, w’ie Dracaenen, Maranten, Begonien; ferner alle diejenigen Flor- blumen, welche hauptsächlich im Handel gesucht werden und die gewöhnlichen Marktpflanzen bilden, wie Fuchsien, Pelargonien u. dgl. Alle zeichneten sich durch gesunden Wuchs und durch richtiges Ver- hältniss der Gefässe zu den Exemplaren aus. Die Nadelhölzer, die Palmen der nordischen Gegenden, haben fast zu allen Zeiten der Erdentwicklung eine bedeutende Rolle ge- spielt, und wir finden sie auch jetzt über den ganzen Erdball ver- breitet. Nicht nur haben sie einen landschaftlich dekorativen Werth, sondern auch in der Technik und Industrie eine hohe Bedeutung. In Anbetracht des Reichthums Schlesiens an wirthscbaftliehen Nadel- hölzern war wohl zu erwarten, dass die Familie der Koniferen wür- dig vertreten sein durfte. Wir finden denn auch hier nicht blosse Sortimente, wie man sie in der Regel auf Ausstellungen zu sehen 7 98 pflegt, sondern eine systematisch geordnete Zusammenstellung, wie sie derartig wohl noch nirgend zur Anschauung gebracht wurde. Hier war sie durchgeführt nach dem Plan des Geh. Rath Pro- fessor Dr. Göppert, welcher im Verein mit dem Inspektor Nees von Esenbeck den reichen Koniferenschatz des Breslauer bota- nischen Gartens bereitwilligst den Sammlungen der Baumschulen- besitzer Weckwerth und Guder zu Carlowitz zur Seite stellte. Von den Araucarien waren alle sieben bis jetzt bekannt gewordenen Arten vertreten, Araucaria Bidwilli Hook., A. brasiliensis Rchb., A. Cookii R. Br, A. Cunninghami Ait., A. excelsa R. Br., A. imbri- cata Pav., A. Rulei F. v. Müll. Die Vegetation dieser Baumgattung hatte bereits in früheren Epochen der Erde ihren Kulminationspunkt erreicht und treten die Arten heutzutage nur in spärlicher Anzahl und in beschränkten Gebieten auf. Während früher Schlesien mit Arauearienwäldern gesegnet war, haben sie sich heute gänzlich aus der alten Welt nach Süd - Amerika und Australien zurückgezogen. Auch die verwandte Kaurifichte, Dammara australis Lamb., hat ein nur ganz beschränktes Vorkommen auf Neu- Seeland und zeichnet sich durch ein für technische Zwecke vorzüglich geeignetes Harz aus , in dessen Production sie nur noch von den Bernsteinbäumen der Tertiärperiode übertroffen wird. Die Abietineen waren in der Unterabtheilung der Pineen in reicher Anzahl vertreten. So die Zirbelkiefer Süd-Europa’s mit ge- niessbaren Samen (Pinus Cembra L.), die Knieholzkiefer des Riesen- gebirges (P. Pumilo Haenke), die sich durch ihre grossen Zapfen auszeichnende P. Lambertiana Dougl. von der Westküste Nord-Ame- rika’s. Aus der Gattung Cedrus L. waren alle Arten vorhanden, von denen sich Cedrus Deodara Loud., in den Waldungen des Hi- malaya heimisch, durch die fein geformten Nadeln ganz besonders hervorhebt. (Schluss folgt.) 99 lieber zwei Gräser zur Befestigung der Dünen und des Flugsandes. Von C Bouche, Königl. Garten-Inspektor. Für diesen Zweck sind schon verschiedene Pflanzen, z. B. Po- lygonum cuspidatum Sieb, oder Sieboldi hört., der Rhabarber, Rheum Rhaponticum L. nnd einige andere Arten dieser Gattung, Heracleum, Carex arenaria u. s. w., verwendet, keine derselben aber hat sich als wirklich brauchbar erwiesen. Polygonum cuspidatum wurde seiner sich sehr weit ausbreitenden Stolonen halber empfohlen, hat sich aber nicht bewährt, weil es in Sandboden zu dürftig wächst. Rheum und Heracleum sollten den Sand durch ihre breiten Blätter gegen das Verwehen schützen; diesen Zweck erfüllen beide wohl im Sommer, aber nicht im Spätherbst, Winter und in den ersten Früh- lingsmonaten, weil sie zu diesen Zeiten entweder zu dürftig belaubt oder wohl gar blattlos sind. Carex arenaria gedeiht zwar in Sand- boden ganz vortrefflich, allein sie bildet keinen festen Rasen, indem ihre zwar oft sehr langen (5 — 6 m.) Wurzelausläufer, die sich ge- wöhnlich strahlenförmig von der Mutterpflanze ausbreiten, zu spär- lich erscheinen. Am meisten findet man zur Befestigung des Flugsandes fol- gende Pflanzen zur Anwendung gebracht. Elyrnus arenarius, welcher zwar vortrefflich auf den Dünen und dem Flugsande wächst, aber meist nur vereinzelte, bisweilen ziemlich umfangreiche Büsche bil- det, so dass zwischen diesen der Wind mit dem Sande doch freies Spiel hat. Besser, dichter und ausgebreiteter bestaudet sich Psamma arenaria R. S. und einige Calamagrostis-Arten, besonders C. stricta Beauv sowie auch Ammophila baltica Lk. Lycium europaeum wird häufig zur Herstellung von Hecken verwendet, die den leicht beweg- lichen Sand aufiangen sollen, w'ozu es sich auch sehr gut eignet, denn es wächst nicht nur in dem allernahrungslosesten Boden, son- dern treibt auch Stolonen in Menge. Schon seit einer Reihe von Jahren war es mein Bestreben, noch andere Pflanzen, besonders Gräser, zu ermitteln, welche dem Zw^eck ihres Anbaues auf Dünen und Flugsand vollkommener entsprechen. 100 und ich glaube in Spartina cynosuroides W. und Andropogon fur- catus Mühlenb. solche gefunden zu haben; beide sind in Nord- Amerika heimisch und gedeihen sehr gut auf sterilem Sand. Spartina cynosuroides ist ein Gras, welches sich durch viel- fache Stolonen weit ausbreitet und den Boden dicht bedeckt, die Blätter sind sehr hart, also zum Viehfutter wohl nicht brauchbar; in Folge ihrer Festigkeit erhalten sie sich bis zum Frühling, bis neue aus dem Boden hervorspriessen, so dass der Sandboden auch wäh- rend des Winters bedeckt ist. Um sandige Flächen möglichst bald damit zu bedecken, ist es am besten, die alten Stauden möglichst klein zu zertheilen und die einzelnen Ptlanzen nur in Entfernungen von 20 cm. anzupflanzen. Die beste Zeit zur Anpflanzung ist Ende Oktober und Anfang November. Andropogon furcatus ist zwar ein Gras, welches keine krie- chenden Rhizome besitzt, sondern biischelig wächst, hat aber eben- falls die Eigenschaften, dass es auf Sandboden gut gedeiht, seine Wurzeln weit im Boden ausbreitet und seine Oberfläche befestigt, und ziemlich harte Blätter hat, die ebenfalls den Winter überdauern. Die Bepflanzung von Sandboden mit diesem Grase geschieht in der- selben Weise wie bei Spartina. Um das Hervorspriessen der jungen Blätter und Triebe nicht zu beeinträchtigen, ist es zweckmässig, die trocknen Blätter recht zeitig im Frühling abmähen zu lassen, wo sie noch sehr gut als Streu in den Viehställen benutzt werden können, um später noch als Dung nutzbar zu werden. Sonerila margaritacea Ldl. var. Hendersoni argentea. (Abgebildet in Illustration Horticole T. 230.) In der Vereins-Sitzung am 27. November 1878 stellte der Unter- zeichnete ein reichblühendes Exemplar dieser Pflanze aus und machte über dieselbe nachstehende Mittheilungen. Von allen den zahlreichen in den letzten Jahren aus Samen ge- züchteten Varietäten der reizenden, leider in der Kultur etwas dif- fizilen, in Ost-Indien einheimischen Sonerila margaritacea ist Hen- dersoni argentea eine der auffallendsten und von der Stamm-Art ab- weichendsten Formen. Sie unterscheidet sich von der reinen Art durch einen kurzen, gedrungenen Wuchs, durch grössere, auf der 101 Oberfläche glänzend silberweiss gefärbte, mit grünen Mittel- und Seitennerven durchzogene Blätter, sowie durch etwas grössere, zahl- reicher erscheinende, dauerhaftere Blüthen. Die lebhaft rosa gefärb- ten Blüthen bilden zu den zarten, silberweiss gefärbten Blättern einen herrlichen Kontrast. Aber auch ohne Blüthen gehört diese Varietät zu den schönsten kleinen, buntblätterigen Pflanzen und bildet eine Zierde eines jeden niedrigen Warmhauses. In der Kultur ist sie lange nicht so empfindlich wie die Stamm-Art, „nach meiner Erfah- rung sogar eine ziemlich harte Pflanze. Das von mir ausgestellte Exemplar hatte bereits die Herbst - Ausstellung unseres Vereins in der Flora an einer ungünstigen Stelle im Saale mit durchgemacht und war während dieser Zeit vom Aufsichtspersonal so übermässig begossen worden, dass ich glaubte, die Pflanze würde unbedingt zu Grunde gehen. Dieselbe hat jedoch dadurch gar nicht gelitten, son- dern bei einer Temperatur von 10 — 14 Grad auf einem Standorte dicht unter dem Glase eines niedrigen Warmhauses reichliche Blü- then entwickelt und alle Blätter unverletzt behalten, während die daneben stehende alte Sonerila margaritacea durch feuchte Nieder- schläge ziemlich abgestockt ist. Die letztere Pflanze kann mit Er- folg fast nur in den warmen Abtheilungen von Orchideenhäusern oder ähnlich gehaltenen sehr guten Warmhäusern gezogen werden, während die Varietät Hendersoni argentea in jedem niedrigen Warm- hause zu kultiviren ist. Nur nach der Bliithe erfordert dieselbe eine etwas grössere Aufmerksamkeit beim Begiessen ; sie darf bis zum Beginn des neuen Triebes nicht zu nass gehalten werden. Sie wächst sehr leicht aus Stecklingen und gedeiht am besten in einer recht porösen, faserigen Haide -Erde, lässt sich wahrscheinlich auch im Zimmer in einem Ward'schen Kasten oder Terrarium kultiviren und verdient in jedem niedrigen Warmhause einen Platz. Da die ein- zelnen Blätter der Pflanze, noch besser einzelne Zweige mit Blüthen sich zu Blumen-Arrangements aller Art höchst vortheilhaft verwen- den lassen, so glaube ich dieselbe zur versuchsweisen Anzucht als Handelspflanze empfehlen zu können. An Käufern dürfte es der Pflanze, besonders während der Blüthe, nicht fehlen. W. Perring, Universitätsgärtner 102 Ausstellungen im Jahre 1879. Berlin. Gesellschaft der Gartenfreunde, Frühjahrs-Ausstellung vom 1. bis 15. Mai in den Räumen der Berliner Gewerbe-Ausstellung. Berlin. Gewerbe- Ausstellung von 1879. Periodische Ausstel- lungen vom 16. Mai ab alle 14 Tage. Berlin. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. preussischen Staaten. Grosse Herbst - Ausstellung vom 31. August bis 15. September in den Räumen der Berliner Gewerbe-Ausstellung. Dresden. Frühjahrs-Ausstellung der „Flora“, vom 9. bis incl. 15. April, Ostra-Allee Nr. 32. Anmeldungen bis 1. April an den Kgl. Garten-Direktor Krause in Dresden. Koburg. Gartenbau-Verein, Frühjahrs-Ausstellung zur Feier des 50jährigen Stiftungsfestes, vom 12. bis 15. April. Potsdam. Gartenbau- Verein, vom 18. bis 21. April in den Sälen des Voigt ’schen Blumengartens. Halle a. S. Gartenbau- Verein, vom 19. bis 22. April. Hamburg. Gartenbau- Verein für Hamburg- Altona, während der Osterwoche in der „Concordia“. Charlottenburg. Gartenbau- Verein, vom 4. bis 7. Mai in der Flora. Görlitz. Gartenbau-Verein für die Oberlausitz, am 9. Mai. Segeberg. Gartenbau- Verein für die Herzogthümer Schleswig- Holstein, 27. bis 29. Juni. Minden. Verein für Gartenbau und Blumenzucht, vom 19. bis 22. September. Grimmen. Gartenbau- Verein für Neu-Vorpommern und Rügen, am 12. Oktober. Literatur. W. Lauche, Deutsche Pomologie. Berlin, Wiegandt, Hempel & Parey, 1879. Das vorliegende, Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Kronrinzessin des deutschen Reichs gewidmete Werk ist die Frucht langjähriger Studien eines unserer ersten deutschen Pomologen, gleich ausgezeichnet durch den kurzen, prägnanten und doch alles Wesentliche umfassenden Text, wie durch die nach den Originalen des Verfassers wahrhaft künstlerisch ausgeführten Farbentafeln. Lauche’s Pomologie sollte keinem Obstzüchter, keinem Gar- tenbau- und auch keinem landw. Verein fehlen! Man findet in ihr die vom deut- schen Pomo'oges - Verein empfohlenen Sorten wirklich naturgetreu dargestellt und im Text ist ganz besonders Rücksicht auf den besten Standort der betr. Sorte, auf ihren Schnitt und überhaupt auf die beste Kulturmethode genom- men, was bisher noch oft vermisst wurde. L. Wittmack. Georg Löwegren, Det nya växthuset i Göteborg's Trädgardsförenings trädgard. Mit einer Abbildung na'h einer Photographie. 4. 7 S. (Separat- Abdruck aus Svenska Trädgardsföreningens Tidskrift 1879 Heft I.) Dr. Paul Sorauer, Die Obstbaumkrankheiten. Im Aufträge des deut- schen Pomologen - Vereins bearbeitet. Berlin, Miegandt, Hempel & Parey. 8. 204 S. Ein treffliches Buch, auf das wir noch zurückkommen. 103 Dr. Ed. Lucas, Kurze Darstellung des Baumschnitts (III. Bändchen der Grundlehren des Gartenbaues). Mit 2 Tafeln Abbildungen und 3 in den Text gedruckten Holzschnitten. Stuttgart, 1879. Eugen Ulmer. 8. 80 S. W. Tatter, Das Wichtigste aus der Obsttreiberei (IV. Bändchen der Grund- lehren des Gartenbaues). Mit einer Tafel Abbildungen. Stuttgart, 1879. Eugen Ulmer. 8 68 S. Beide vorstehenden kleinen Werke sind kurze, fassliche Leitfäden für Laien wie für angehende Gärtner und werden sicherlich wreite Verbreitung finden. Prof. Dr. Julius Munter, Beitrag 2ur Rhabarbarologie. (Separat-Abdruck ■aus „Actes du Congres international de botanistes etc.“ ä Amsterdam 1877.) 8. 40 S. C. S. Sargent, Noteä on trees and tree - planting. Boston, Rand, Avery & Co., 1878. 8. 22 S. Prizes for arboriculture, oft! red by the frustees of the Massachusetts society for promoting agriculture. Boston, Alfred Mndge & Son, 1876. 8. 29 S. C. S. Sargent, Report upon the condition and progress of the botanic garden and arboretum of Harvard university. Boston , during the year ending 31. August 1878. Rechenschaftsbericht des Vereins für Pomologie und Garten- blau in Meiningen auf die Zeit vom 1. April 1876 bis 31 März 1878. XXI. Heft. Meiningen, 1878. 8. 29. S. Preisverzeichnisse sind eingegangen von: J. Butterbrodt in Hildesheim. — Joseph Klar in Berlin. — Gebr. Dippe in Quedlinburg. — Ernst Benary in Erfurt (Haupt-Samenverzeichniss). — J. M. Krannich in Mellenbach (Thüringen). — Metz & Co. in Berlin (Baum- schulen, Land- und Forstwirthschaft und für Gartenbau), — Gebr. Dittmar in Heilbronn (Instrumente, Werkzeuge und Geräthe für Obst- und Gartenbau). — Wilhelm Pfitzer in Stuttgart. — Bruant in Poitiers (Vienne), France. — E. Boese & Co. in Berlin C., Laudsbergerstr. 70. — Nolte & Köhler in Arnstadt (Thüringen). — Vilmorin, Andrieux & Co. in Paris. — W. Paul- sen auf Nassengrund bei Blomberg, Fürstenthum Lippe (Saat-Kartoffeln). — Ch. Huber & Cie. in Hyeres (Var), Frankreich. — Gräfl. H. Attems’sche Samenkultur-Station in St. Peter bei Graz. Personal-N achrichten. Bei Gelegenheit des diesjährigen Ordensfestes sind verliehen worden: Un- seren Mitgliedern: dem Kammerherrn v. Behr, Mitglied des Herrenhauses, auf Schmoldow, der Rothe Adlerorden dritter Klasse mit der Schleife; dem Stadt- rath M arggraf zu Berlin der Rothe Adlerorden vierter Klasse. Ferner dem Hofgärtner bei Ihrer Kgl. Hoheit der verwittweten Frau Prinzessin Friedrich von Preussen Hessel in Berlin und dem Thiergartengärtner Krause in Berlin das Allgemeine Ehrenzeichen. — Prof. A. Fischer von Waldheim ist zum Direktor des botanischen Gartens in Warschau ernannt. — Der bisherige Kon- servator am botanischen Garten zu St. Petersburg, Schmalhausen, ist zum Professor der Botanik in Kiew ernannt. — Der frühere Kurfürst!, hessische 104 Hofgärtn r Heinrich Schwedler f am 30. November v. J. im 79. Lebens- jahre. — Der Präsident des Gartenbau-Vereins zu Hildesheim, F. A. Büttner, f Ende Dezember v. J. — Joseph Dale, seit 1843 Direktor der Gärten der Society of tbe Middle Temple in London, berühmter Chrysanthemum - Züchter, f am 31. Dezember v. J. im 64. Lebensjahre. — Emanuel Freiherr v. Traut- tenberg, eifriger Förderer der Obstkunde, f am 9. Dezember 1878 im 80. Le- bensjahre. — Der Oekonomie- und Forstrath Fintelmann f zu Breslau am 26. Januare, im 70. Lebensjahre. — Graf Solms -Barutb, Standesherr auf Baruth und Mitglied des Herrenhauses, langjähriges Mitglied unseres Vereins, f am^l. Fe- bruar c zu Baruth. — Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg, v. Jagow, Excell., f am 1. Februar c. in Potsdam. Hildebrandt-Feier. Zu Ehren des am 20. Februar nach Madagaskar ab- reisenden Job. Maria Hildebrandt, korrespondirenden Mitgliedes unseres Vereins, fand am 17. Februar im Hotel du Nord ein glänzendes Abscbieds- escen statt, dem, ausser zahlreichen Koryphäen der Wissenschaft etc., auch sehr viele Vertreter des Gartenbaues beiwohnten. Der Geh. Medizinal - Rath Prof. Yircbow brachte das Hoch auf den Scheidenden aus, der in launiger Weise dankte, während Dr. Nachtigal der Akademie der Wissenschaften für die dem Reisenden gewährte Unterstützung anerkennende Worte widmete. Inhalt. 618. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues. (Ausgestellte Pflanzen; Photographien von der Breslauer Gartenbau- Ausstellung: Obstbaumrindenbürsten; Conophallos Titanum Beccari; Perilla ocimoides L.; Kohlrübensamen aus Lulea: Eucalyptus; durch Saft von Carica Paoaya geronnene Milch.) — Bericht über die vom Ausschuss für grärtnerische Versuche im Jahre 1878 ausgeführten Arbeiten. — Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins am 20. Dezember 1878. (Salix vitellina britzensis; Spargelkul ur ; Vertilgung der Feldmäuse.) — II. Jäger, Erwiederung und Abwehr. — B. Strau- wald, Beitrag zur Kultur der Him.beeren. (Schluss.) — II. Gaerdt, Die schlesische Gartenbau-, Forst- und Iandwirthschaftliche Aus- stellung in Breslau 1878. (Fortsetzung.) — Ausstellungen. — Literatur. — Eingegangene Preisverzeichnisse. — Personalnachrichten. — Hildebrandt- Feier. — Tagesordnung. Tagesordnung für die nächste Sitzung des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues am Mittwoch, den 26. Februar 1879, pünktlich Abends 6 Uhr, Schützenstr. 26. 1. Vortrag des Kgl. Garten-Inspektors Herrn Bouche: Ueber Kultur der Orchideen im Freien während des Sommers. 2. Mittheilungen des König). Garten-Inspektors Herrn Fintelmann: Ueber Baumriesen der Mittelmark. 3. ‘Vortrag des Herrn Dr. C. Bolle: Ueber eine seltene Conifere. 4. Geschäftliches. Die nächste Sitzung der Gesellschaft der Gartenfreunde findet statt am Freitag, den 7. März 1879, Abends 7% Uhr, Wilhelmsstr. 118. Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den König! Prenssischen Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redakteur : Dr. L. Wittmack, General-Sekretär des Vereins, Custos des Kgl. landw. Museums, Privatdocent an der Universität. Adresse des Vereins: Adresse dps Schatzmeisters, Rentier Sonntag: Berlin SW., Schützenstr. 26. Berlin S., Alexaudrinenstr. 61. No. 3. Berlin, im März 1879. 619. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Staaten. Verhandelt Berlin, den 29. Januar 1879. I. Zu wirklichen Mitgliedern wurden vorgeschlagen: 1. Die Herren Rohland & Rösemann in Hettstedt, durch Dr. Wittmack. 2. Herr Obergärtner Riemschneider in Steglitz, durch Herrn Haack. 3. Herr Baumschulbesitzer R. Müller in Elbing, durch Herrn Obergärtner Müller. 4. Herr Hofgärtner Fr. Dreher in Krauchenwies, durch Herrn Garten-Direktor Grube. 5. Herr Fabrikant Ed. Tänzer in Leipzig, durch Herrn Perring. 6. Herr Kgl. Kreis-Boniteur Darso in Berlin, durch Herrn Gartenbau- Direktor Ga er dt. II. Das Protokoll der vorigen Sitzung hatte ausgelegen und wurden Einwendungen dagegen nicht erhoben. III. Die Versammlung genehmigte zunächst nach einer kurzen 106 Diskussion, an der sich die Herren Dr. Bolle, Drawiel, Lackner^ Perring und der Direktor betkeiligten , das von dem hierzu ernannten Ausschuss entworfene Programm zu der vom 31. August bis 15. September d. J. in den Räumen der Berliner Gewerbe- Ausstellung abzuhaltenden grossen Herbst - Ausstellung des Vereins. *) Herr Brebeck ersuchte, auch die periodisch während des Sommers seitens der Berliner Gewerbe - Ausstellung alle 14 Tage veranstalteten Gartenbau- Ausstellungen kräftigst zu unterstützen. IV. Herr Universitätsgärtner Perring hielt hierauf einen Vor- trag über allgemeine Grundsätze und Regeln bei Anlage von Warm- wasserheizungen, welcher in der Monatsschrift besonders abgedruckt werden wird. Vorher suchte der Redner die Bemerkungen des Herrn Cur io in der Versammlung vom 27. November v. J. (Monatsschr. 1879 S. 2), dass der in der Reuthener Schlossgärtnerei aufgestellte Kessel von Ed. Tänzer in Leipzig für die dortigen Räume zu klein sei und schon bei 5 Gr. Kälte nicht mehr ausreichen dürfte, zu entkräften und legte Zeugnisse der Herren Obergärtner Massias- Reuthen, Heinemann - Erfurt, Credener St. Peters - Hütte und Döppleb - Erfurt vor, welche sich alle nach 1- bis 3jäkrigem Ge- brauch des Kessels sehr günstig über denselben äussern. Gleich Vortheilhaftes konnte Herr P erring aus eigener An- schauung aus der Anlage bei Herrn Banquier Gravenstein in Franz.'-Buchholz und in Friedenthal bei Oranienburg berichten, was Herr Garten-Inspektor Fintelmann bezüglich der letzteren Anlage bestätigte. Nach Herrn Fintelmann kommt es übrigens sehr auf das Heizmaterial an. Der anwesende Besitzer der Schlossgärtnerei Reuthen bei Sprem- berg erklärte sich ebenfalls mit dem Tänzer’chen Kessel ausser- ordentlich zufrieden. Acht Gewächshäuser daselbst werden mittelst alter Kessel beheizt, ein neues, einen rechten Winkel bildendes Konservirungshaus dagegen, das in einem Schenkel ca. 75 m, im anderen ca. 22 m, zusammen also fast 100 m lang ist, durch den *) Das Programm dieser Ausstellung hat dem Februar -Heft für die Mit- glieder beigelegen. Weitere Exemplare stehen seitens des Gsneral-Sekretariats Schützenstr. 26 zu Diensten. Besonders soll auch richtige Etiquettirung be- rücksichtigt werden. 107 Tänzer’schen Kessel. Während des ganzen "Winters, bei verhältniss- mässig grosser Kälte (15—16 Gr. R.) nnd trotzdem das Haus nach allen Seiten frei liegt, hat sich andauernd eine sehr zufrieden- stellende Wärme (4 — 5 Gr. R.) erhalten lassen, und bedarf der Kessel nur den fünften Theil der Feuerung, welche die alten Kessel beanspruchen. Als Vortheile des Tänzer’schen Kessels führte derselbe auf: 1) die Kleinheit desselben und geringe Raumeinnahme; 2) den ge- ringen Feuerungsverbrauch; 3) die schnelle und anhaltende Wir- kung; 4) den billigen Preis (ohne Leitungsrübren). In Leipzig ist der Tänzer’sche Kessel auch mit der goldenen Medaille prämiirt worden. Auf das Feuerungsmaterial ist nicht solcher Werth zu legen, wie Herr Garten-Inspektor Fintelmann meint, in Reuthen werden die alten wie der neue Kessel bei gleichem Erfolge mit selbst gewonnenen, ziemlich geringen Braunkohlen geheizt. Herr Drawiel empfahl die einfachen Kessel mit 1 Feuerrohr, wie sie besonders gut von dem (inzwischen verstorbenen) Kupfer- schmiedemeister Quiel, Berlin SW. Lindenstr. 84, gebaut werden. Derselbe habe einen neuen Kessel mit 3 Röhren und einen Sattel- kessel wieder verworfen und sei zum Quiel’schen zurückgekehrt. Herr Hofmarschall a. D. v. St. Paul - Illaire, der auf seiner Besitzung zu Fischbach i. Schl, gleichfalls einen Quiel’schen Kessel benutzt, bemerkte u. A., dass für verschiedenes Brennmaterial ver- schiedene Kesselkonstruktionen nothwendig seien. Er verwende leichten Torf, Stubbenholz und überhaupt leichtes Material, dies werde bei dem Quiel’ sehen Kessel, der cylindrisch ist und in der Mitte ein einfaches Heizrohr hat, während die Feuerung aussen noch einmal herumgeführt ist, gut ausgenutzt. Der Kessel sei ausserdem leicht zu reinigen und koste wenig. Hätte er besseres Feuerungs- material benutzen wollen, so würde er unzweifelhaft einen Röhrenkessel gewählt haben, und nach der vorliegenden Zeichnung glaube er, dass der Tänzer’sche Kessel in seiner Art ganz vorzüglich sei. Für Stein- und Braunkohlen würde derselbe gewiss eine bil- ligere Hitze liefern als ein einfacher Kessel. Für grössere Räume, in denen viel heisses Wasser auf grössere Entfernungen zu treiben ist, rathe er zum Tänzer’schen Kessel; wo man aber kleinere 8* 108 Häuser mit verschiedenen Abtheilungen zu heizen habe, genüge der einfache Quiel’sche, wie ihn Herr Drawiel auch habe. Herr Drawiel bemerkte noch, dass seine Häuser nicht klein seien, sie hätten eine Länge von ca 17 m und eine Tiefe von fast 5 m, das eine Haus wird auf 8 Gr., das andere auf 15 Gr. geheizt. Bei letzterem betrug während der grossen Kälte die Tem- peratur Morgens Uhr immer noch 5 Gr. R. Herr Lackner bemerkte, ein kleiner Kessel müsse auch länger geheizt werden ; denn wenn eine geringere Wassermasse vorhanden ist, so muss sie sich leichter abkühlen ; ein grösserer Kessel braucht natürlich mehr Brennmaterial. Im Allgemeinen ist Redner mehr für kombinirte Dampfwasserheizung; man kann mittelst dieser eine ganze Reihe von Häusern heizen, auch nach Belieben einige davon absperren, und der Feuerungsverbrauch ist im Allgemeinen ein geringerer. Herr Per ring hält für grosse Anlagen mit vielen Häusern die kombinirte Dampfwasserheizung, wie sie z. B. bei Herrn Gustav A. Schultz und bei Herrn Chone ausgeführt ist, für die beste; für kleinere Anlagen ist sie eine Verschwendung, wie sich besonders in Pankow bei mehreren Gärtnern gezeigt hat. Besonders im Herbst, wo die Warmhäuser nur wenig geheizt werden sollen, braucht man sehr viel Feuerung. Her Lackner meinte, ob gross, ob klein, sei ziemlich gleich; wenn man alle Tage heize, könne man mit einem kleinen Kessel auch eine kleine Zahl von Häusern heizen; bei Herrn Späth habe sich im Vermehrungshause ein solcher kleiner Dampfkessel sehr bewährt. Herr Gartenbau-Direktor Gaerdt bemerkte, es käme besonders bei Heizungen auf das Verhältniss zwischen Kesselfläche und Röh- renfläche an. V. Herr Schröder zeigte aus dem Garten des Herrn Fabrik- besitzer Protzen in Stralau mehrere selbst gezogene Sämlinge von Primula chinensis alba fimbriata fl. pl. von ganz besonderer Schönheit vor, und wurde ihm dafür von den Preisrichtern, den Herren Drawiel, Egge brecht und Wendt, der Monatspreis zu- gesprochen. VI. Hierauf hielt Herr Kgl. Obergärtner Eichler, Lehrer an 109 der Kgl. Gärtner- Lehranstalt zu Potsdam, seinen angekündigten Vor- trag über die Anwendung des Kontrastes in der Landschaftsgärtnerei und erläuterte denselben durch zahlreiche selbst gefertigte und sehr schön ausgefiibrte Aquarelle und Zeichnungen. VII. Bezüglich des projektirten Fortbildungs - Unterrichts für jüngere Gärtner bemerkte Dr. Wittmack, dass Aussicht vorhanden sei, diesen Unterricht in einer städtischen Fortbildungsschule unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse der Gärtner vom näch- sten Winter ab ertheilen zu lassen. Zur weiteren Bearbeitung dieser Angelegenheit wird der Direktor einen besonderen Ausschuss ernennen. VIII. Vorgelegt wurde u. A. Deutsche Pomologie, chromo- lithographische Abbildung, Be-chreibung und Kultur-Anweisung der empfehlensw'erthesten Sorten Aepfel, Birnen, Kirschen etc., nach den Ermittelungen des Deutschen Pomologen-Vereins, herausgegeben vom Kgl. Garten-Inspektor W. Lauche, und machte Dr. Wittmack auf dieses vorzügliche Werk eines der ersten Pomologen ganz besonders aufmerksam. Der Text ist, wie sich nicht anders erwarten liess, praktisch und wissenschaftlich gleich gut, kurz und verständlich, die Abbildungen sind nach den Original - Aquarellen des Verfassers von einer Schönheit, dass sie als Muster der deutschen Chromolitho- graphie hingestellt werden und den Vergleich mit den besten belgi- schen und französischen Arbeiten dieser Art aushalten können. Der billige Preis von 2 Mark pro Heft erleichtert die Anschaffung sehr. Ferner lag aus: Sorauer, Handbuch der Obstbaumkrankheiten. Vereinsgabe für die Mitglieder des Deutschen Pomologen-Vereins. Ein sehr brauchbares, kurz gefasstes Werk des auf diesem Gebiete bekannten tüchtigen Spezialisten, das auch im Buchhkandel bei Wie- gandt, Hempel & Parey erschienen ist. Endlich wurden zwei Schreiben der ausgeschiedenen Mitglieder Kgl. Baurath Gärtner und Fabrikbesitzer Wedding verlesen, in welchen sie mit ihrem Austritt zugleich ihren Dank für die man- nigfache Belehrung, die sie im Verein erhalten, aussprechen. IX. Als wirkliche Mitglieder wurden aufgenommen: 1. Herr Prof. Dr. Schwendener, Direktor des botanischen Instituts der Universität in Berlin. 2. Herr Kgl. Obergärtner und Lehrer an der Kgl. Gärtner- Lehranstalt G. Eichler in Potsdam. 110 3. Herr Kgl. Obergärtner Koch in Berlin. 4. „ Kgl. Hofgärtner Buttmann in Sanssouci bei Potsdam. 5. „ Garten-Inspektor Wredow in Berlin. a. u. s. (gez.) Carl Bolle. ( gez .) Wittmack. Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Verhandelt Berlin, den 3. Januar 1879. Bevor der Vorsitzende die heutige Sitzung eröffnete, beglück- wünschte er die Versammlung zum neuen Jahr, dankte für die rege Betheiligung der Mitglieder an den Sitzungen und knüpfte hieran den Wunsch und die Hoffnung, dass die Gesellschaft der Garten- freunde auch in diesem Jahre mit vereinten Kräften an dem Werke, „die Gärtnerei zu heben“, arbeiten und sich günstiger Erfolge zu erfreuen haben möge. Nach diesen einleitenden Worten eröffnet der Vorsitzende die Sitzung , lässt von dem Schriftführer das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen und ersucht danach die Erschienenen, sich von ihren Plätzen zu erheben, um ihnen den Inhalt des Allerhöchsten Handschreibens, womit Ihre Majestät die Kaiserin-Königin den Aller- höchstderselben dargebrachten Glückwunsch der Gesellschaft der Gar- tenfreunde erwiedert, zu verlesen: „Der Vorstand der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins hat Mich zum neuen Jahre durch den Ausdruck seiner guten Gesinnungen und Wünsche erfreut, die ich um so aufrichtiger erwiedere, als Ich von der wahren Theilnahme der Gesellschaft für Unser Wohlergehen vollkommen über- zeugt bin und Ich derselben weiteres Gedeihen wünsche. Berlin, den 3. Januar 1879. (gez.) Augusta.“ Herr v. Für ich erstattete den Kassenbericht, demzufolge die Gesellschaft ein Baarvermögen von 3561 Mark besitzt, und behän- digt Rechnung nebst Belägen der Kassen-Revisions-Kommission. Mit Rücksicht auf die von Herrn Gude in einer früheren Sitzung ventilirte Frage: „Wie kann seitens der Vereine auf Bil- 111 düng der Gärtnergeh ülfen und -Lehrlinge hingewirkt werden?“ hatte Herr M öller - Barmen sich schriftlich an Herrn Gude gewendet, um von der Gesellschaft der Gartenfreunde eine Beisteuer an Bü- chern etc. für einen Verein junger deutscher Gärtner, welcher sich in Belgien gebildet, zu erbitten. Die Gesellschaft ist diesem Ge- suche nicht entgegen, hält es aber für angezeigt, zuvor über die Lebensfähigkeit und die Tendenz, welcher der qu. Verein huldigt, nähere Mittheilung einzuziehen. Herr Garten-Direktor Hiittig erbietet sich, das zweite ihm zu- stehende Exemplar des Vereins-Organs zu diesem Zweck herzugeben. Herr Späth legte eine briefliche Anfrage aus Neapel vor, da- hin gehend, ob nicht in Berlin ein guter Absatz von Spargel aus Neapel, der dort schon im Januar gestochen wird, zu ermöglichen sei. Nach Erledigung dieser geschäftlichen Angelegenheiten wendet man sich der Diskussion über das Treiben von Blüthensträuchern zu und wird diese beim Schluss des vorberegten Themas, das auf die nächste Tages- Ordnung gesetzt ist, ausführlich und im Zusam- menhänge gebracht werden. Schliesslich fasste mau den Beschluss, aus Vereinsmitteln einen Preis von 150 Mark für diejenige Schrift über Rosentreiberei aus- zusetzen, die, allgemein fasslich gehalten und in welcher namentlich unser Klima und unsere Verhältnisse berücksichtigt werden, von einer zur Prüfung dieser Schrift ernannten Kommission als praktisch empfohlen werden kann. Die schlesische Gartenbau-, Forst- und landwirt- schaftliche Ausstellung in Breslau 1S78. Von Gartenbau-Direktor H. Gaerdt. (Schluss.) Die Unter - Abtheilung der Taxodieae war in meist seltenen Gattungen vertreten. Taxodium distichum Rieh, ist insofern von besonderem Interesse, als es eine von den wenigen Spezies ist, von denen es Prof. Dr. Göppert nachzuweisen gelang, dass sie bereits zur Tertiärzeit existirt haben. Der Riese dieser Abtheilung: Wellingtonia gigantea LdL, galt bis vor wenigen Jahren als der 112 höchste Baum der Erde; er erreicht eine Höhe bis 150 m, wird darin aber neueren Nachrichten zufolge von australischen Myrtaceen übertroffen. — Unter den Taxineen befindet sich auch die bekannte Gattung Salisburia; sie stammt aus China und Japan und ist dort allgemein unter dem Namen Ginkgo bekannt. Die Blätter haben nicht die eigenthümliche Nadelform, sondern sind breit, fächerförmig, durch einen tiefen Einschnitt 21appig. Daher erscheint der Habitus dieses Baumes durchaus nicht als der einer Conifere, als welche ihn aber die Bliithe und Frucht erkennen lässt. — Ausser der systema- tisch aufgestellten Coniferen-Kollektion waren dieselben noch durch reiche Sammlungen und schöne Exemplare repräsentirt aus der Lüdtke’schen (von Dabrizius’schen) Baumschule in Breslau und anderen vorzüglichen Baumschulen Schlesiens. Wenden wir uns nun zu der Baumschulen - Abtheilung, so zeigen die ausgestellten Gegenstände aus den verschiedenen Eta- blissements der Provinz, dass man auch diesen ausgedehnten Zweig des Gartenbaufaches mit grosser Sachkenntnis und Intelligenz pflegt und die schlesischen Baumschulen als ebenbürtig den besten aller anderen Provinzen zu betrachten sind. In der Gehölz- und Zicr- sträucherzueht dürfte wohl die Baumschule „Wilhelmshof“ (Park- Direktor Petzold) alle anderen übertreffen. Von interessanten und neuesten Gehölzen möchten wir nennen: Acer dasycarpum Wierii laciniatum, A.Pseudoplatanustricolor Worlei*), Betula alba fol. atropurpureis, B. elegans pendula Youngii, Fagus sylvatica atropurpurea pendula, Laburnum vulgare aureum , Lirio- dendron tulipifera fastigiata, Populus canadensis aurea van Geertii, Quercus Daimio (Kaiser Eiche), Q. alba elongata, Robinia Pseud- Acacia coluteoides, Salix alba vitellina pendula, S. Petzoldii. Vertreten durch Ziergehölze waren ferner die Baumschuleu von Weckwert und Guder. Mit Zierbäumen, Sträuchern, Allee- und Solitärbäumen in reicher Auswahl dominirten die Baumschulen von Herrn. Lüdtke (v. Dabrizius) in Breslau, Guder & Co. in Schalkau, Lind u er in Freiburg. Die den Grundsätzen und Anforderungen der Baumzucht entsprechend gezogenen Obstbäume aller Gattungen und Formen gaben den schlagendsten Beweis von *) Nach dem Kaufmann Wolle in Hamburg. 113 der Bedeutung, welche man diesem national-ökonomischen Zweig des Gartenbaufaches in Schlesien beimisst und welcher Fleiss darauf ver- wendet wird. Die hier ausgestellten Exemplare, gleichviel ob Hoch- stämme, Pyramiden oder Spaliere, können stets in Konkurrenz treten mit den in Frankreich gezogenen. Um Obstbaumzueht haben sich hier verdient gemacht durch Ausstellung von Muster - Exemplaren das Pomologische Institut zu Proskau (Direktor Stoll), die Baumschulen zu Her twigswalde (Hofgärtner Peicker), die Baum- schulen von Kühnei in Strehlen, die Handelsgärtnerei von Lind n er in Zirlau bei Freiburg i. Schl., die Baumschulen von Herrn. Lüdtke (v. Dabrizius). In stattlichen Formen, reich besetzt mit Früchten, präsentirten sich die in Töpfen regelrecht geformten Fruchtbäumchen, namentlich Aepfel und Birnen. Für den Fachmann bildeten sie einen Glanzpunkt der Ausstellung, ein Beispiel von sachkundiger Pflege. Man verdankt dieses Objekt der Gräfl. Limburg- Styrum’schen Gärt- nerei in Gr.-Peterwitz. Wiewohl feststeht, dass einzelne Theile Schlesiens weniger gün- stig für den allgemeinen Obstbau sind, als die südlich und westlich belegenen Nachbarprovinzen, so erfreulich beweisen andererseits die Früchte, dass die Obstkultur trotz der vorhandenen Hindernisse auf hoher Stufe steht, was ja auch bereits durch die Obstbaumzucht aufs Eminenteste klar gelegt ist. Nicht nur die Reichhaltigkeit der Sortimente, sondern auch die Vollkommenheit der Exemplare Hessen erkennen, dass durch lebhaftes Interesse, sachkundige Pflege und Intelligenz manche der von der Natur gesetzten Schwierigkeiten theilweise zu besiegen sind. Ein reiches Sortiment hatte ausgestellt das Pomologische Institut zu Proskau (Direktor Stoll), welches an der Hebung des Obstbaues in Schlesien sicherlich grossen An- theil hat. Ferner waren interessante Obst-Sortimente und spezielle Sammlungen ausgestellt von Peicker, Hofgärtner in Hertwigswalde, vom Baumschulenbesitzer Lüdtke, von dem Gartenbau - Verein in Ratibor, dem Gewerbe- und Gartenbau - Verein in Grüneberg. An diese grosse Obst-Sammlung schloss sich zugleich auch die Trei- berei an. Das Bewunderungswürdigste auf diesem Gebiete war der Weinstock aus den Treibereien des Grafen Henkel von Donners- mark in Neudeck (Garten - Inspektor Fox), in natürlicher Form ausgestellt in Verbindung mit den Kulturpflanzen in dem Palmen- 114 hause auf der Füllerinsel. Es ist ein aus dem Hause abgeschnitte- ner Rebstock des Muscat Tynningham, ein Wein von besonderer Grösse der Trauben und Beeren, mit 16 Trauben. Aehnliches sah man wohl nie in Deutschland. — Gleichen Anspruch auf Schönheit konnten die Pfirsich Yellow admirable und die 3 kg schwere Ananasfrucht „Glatte Cayenne“ erheben. Auch diese letztgenannten Früchte sind Erzeug- nisse aus Neudeck von Herrn Garten-Inspektor Fox. Die Ananas- treiberei wird in der Provinz Schlesien unstreitig so ausgebreitet betrieben, wie in keiner anderen des Staates, eine reiche Vertretung derselben bestätigte dies auch; denn ausser den schon genannten waren noch aus vielen anderen Treibereien ebenfalls Früchte von seltener Vollkommenheit hier zur Konkurrenz erschienen. Zu den hervorragendsten gehörten die des Obergärtners Weinhold in Rückers bei Glatz, des Obergärtners Kittel in Eckersdorf, des Hof- gärtners Schwedler in Slawentzitz, und Ananas nervosa maxima des Obergärtners Brecht in Gellenau. Gemüse, die zu den fast unentbehrlichsten Nahrungsmitteln ge- hören, hatte die Ausstellung ebenso in reichen Sortimenten wie in schönen Sammlungen einzelner Spezialitäten und von vorzüglicher Qualität aufzuweisen. Von blumistischen Gegenständen zeichneten sich aus reichhal- tige Sortimente von Georginen aller Abtheilungen, Gladiolen, Rosen, Zinnien, Astern und Stiefmütterchen. Alle in schlesischem Boden zur Schönheit gelangt, erinnerten lebhaft an Erfurts Kulturen. In fast allen diesen Gegenständen trat die Firma Schlieben& Franke in Ratibor mit auserwählten Exemplaren in Konkurrenz. Besondere Erwähnung verdient auch noch die durch 3000 Exemplare vertre- tene, an Arten ausserordentlich reiche Kollektion der Zwiebel- und Knollengewächse derselben Firma. Scheidend von den duftenden, an- und verlockenden Früchten, den Blumen- und Blattpflanzen fremdländischer Floren, wenden wir schliesslich unsere Blicke einer Partie zu, welche längst schon un- sere Aufmerksamkeit erregte — den Anlagen der Alpenpflanzen des Herrn Hutstein. Wir stehen hier vor einem theils in sich abgegrenzten und andererseits nachbarlich in Verbindung tretenden, längst bestandenen und auch später fortbestehenden Theile der Aus- stellung, vor dem Werk eines tiefen Studiums der geheimnissvollen 115 Bergflora, der Schöpfung eines Mannes, dessen Ideal und ganze Kraft sich darauf richtete, den Bewohnern der Hochgebirge ein Heim in den Ebenen Breslaus zu schaffen. Hier kann nicht nach Zirkel und Lineal gemessen, auch nicht nach Laune oder Willkür Stein auf Stein geschichtet werden, sondern es soll das, was die Natur oft in grotesker Weise vorbildete, nach klarer Auffassung freihändig aus- gebildet erscheinen. Es ist daher auch eine derartige Anlage eine viel höhere künstlerische Schöpfung, als die reichhaltigsten Entwürfe der Teppichbeete. Die Alpeupflanzen-Anlagen des Herrn Hutstein, die wir hier zu bewundern haben, dürften einzig in ihrer Art dastehen; überall in ihnen herrscht, selbst bei den schroffen Uebergängen, doch stete Wohlgefälligkeit. Sie liefern den Beweis, dass der Schaffung der Anlage ein langes, tiefes Studium der Berge und ihrer Bewohner vorausgegangen sein muss. Es sei mir nun gestattet, über diese Anlagen den Original- bericht der Schlesischen Zeitung theilweise hier wieder zu geben. Der Berichterstatter schreibt: „Was versteht man eigentlich unter Alpenpflanzen? wird wohl Maucher fragen, denn dieser Begriff ist keineswegs so scharf ge- schieden, als es den Anschein hat. So geläufig uns auch der Aus- druck ist, vermag der Forscher diese Pflanzengruppe doch nicht wissenschaftlich zu charakterisiren ; weder geographisch, noch syste- matisch, noch habituell ist dieselbe begrenzt! Wenn wir einen einigermaassen hohen Berg besteigen, können wir uns der Vorstellung nicht verschliessen, dass sich seine Vege- tation mit der Höhe ändert. Dieser Wechsel ist namentlich auf den höheren Bergen der heissen Zone so auffallend, dass nach Alexander v. Humboldt’ s schönem Ausspruche „alle Klimate und deren Er- zeugnisse schichtenweise übereinander liegen und in wenigen Stun- den durchschritten werden können.“ In den obersten Höhenregionen nun hört der Baum wuchs gänzlich auf und es breitet sich ein Gürtel niederer Sträucher und Kräuter aus, den man im Allgemeinen mit dem Namen „Alpenregion“, sowie die daselbst vorkommenden Pflan- zen mit dem Namen „Alpenpflanzen“ bezeichnet. Wenn die Baum- grenze als die unterste Grenze der Alpenregion angenommen wird, so scheint dies im Grossen und Ganzen sehr anschaulich zu sein, in Wirklichkeit ist es aber äusserst unbestimmt. Die hochstämmi- 116 gen Bäume verkrüppeln allmälig und gehen unmerklich in niedere Sträucher über. Viele Berge sind von Wäldern und Bäumen ent- blösst und ermangeln dieser Vegetations werke gänzlich. Die untere Grenze der Alpenregion wird um so mehr verwischt und eine un- sichere bleiben, als sich die Vegetation nicht mit einem Male ändert, sondern stets ein Uebergreifen der Alpenpflanzen nach abwärts und umgekehrt der tiefer gelegenen Vegetation nach aufwärts stattfindet. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der oberen Grenze. Nicht mit einem Schlage hört hier das Pflanzenleben auf, sondern wo auch auf den höchsten Spitzen unter günstigen Umständen von Schnee und Eis entblösstes Erdreich oder nackter Felsen hervortritt, sie- deln sich — wenngleich spärlich und verkümmert — einzelne Pflan- zen an. — Die meisten Alpenpflanzen haben Eigenthümliebkeiten genug, um als solche beim ersten Anblick erkannt zu werden, und geben durch diese den Gegenden, in welchen sie Vorkommen, ein charakteristisches Gepräge, eine eigene Physiognomie. Sie zeich- nen sich im Allgemeinen durch ihren niedrigen, rasenartigen Wuchs, durch die gedrängten kleinen Blätter, durch die stärkere Behaarung aller Theile, durch die gesättigten Farben der verhältnissmäsig grossen Blüthen aus. Allein abgesehen davon, dass es viele Alpen- pflanzen giebt, denen diese Merkmale nicht zukommen, giebt es an- dererseits ähnliche Pflanzenformen in allen Gegenden, oft unter Ver- hältnissen, wo man es am wenigsten vermuthen sollte. Es ist ein Verdienst der Neuzeit, dass man die Kultur der Alpenpflanzen in tiefer gelegenen Orten, sogar in der Ebene versucht hat. Botanische Gärten sind hierin vorangegangen und haben zum Theil erfreuliche Resultate erzielt, namentlich in München und Innsbruck. Die An- lagen aber, durch welche wir hier im Schiesswerdergarten über- rascht werden, können sich jenen zum mindesten ebenbürtig an- schliessen. Sie verdanken einem Manne ihre Entstehung, der, begeistert für das stille Treiben der Natur, mit unsäglicher Mühe und Arbeit das ödeste Stück Land zum schönsten Aufenthaltsort für den Laien und Botaniker umgeschaffen hat. Durch die bereitwilligste Unter- stützung seitens der Stadt Breslau wurde es Herrn Hut st ein er- möglicht, im Laufe vieler Jahre die üppige Flora anzusiedelu, welche wir heut in mehreren hundert Arten von den Hochgebirgen 117 Mittel-Europas dort vertreten finden. Nicht zufrieden mit der kleinen Anlage, ist er bestrebt, dieselbe noch zu erweitern. Wie mühselig jene Kultur alpiner Pflanzen ist, davon kann nur derjenige eine Vorstellung annähernd gewinnen, welcher aus eigener Anschauung weiss, unter welchen verschiedenen klimatischen und Bodenverhältnissen die einzelnen Pflanzen gedeihen. Hier wächst die eine auf humoser Unterlage, die andere auf felsiger, die eine verlangt Granit-, die andere Gneisboden, bald muss der Standort feucht, bald sonnig, bald schattig sein. Dies sind einige der vielen Momente, welche bei der Kultur jeder einzelnen Spezies in Betracht kommen, und es erfordert Einsicht und Sachkenntnis, um eine so gelungene Anlage alpiner Pflanzen zu Stande zu bringen wie die, welche wir hier betrachten. Beim .Anblick derselben muss jedes für Naturschönheit empfängliche Gemüth freudig gestimmt und be- friedigt werden. Wie mancher alte Alpenfreund und botanische Invalid wird nicht durch die aus den kalten Regionen stammenden Pygmäen an längst vergangene Zeiten erinnert, in welchen er zu den Spitzen und Kämmen der Alpen empor kletterte, um dort die fremdartigen Pflan- zenarten zu schauen und den Blick hinausschweifen zu lassen in die weite Welt der blau und weiss schimmernden Eisberge. Auf den Flügeln der Erinnerung getragen, sieht er sich vielleicht auch auf die grünen Berghalden und au den Rand der Schneefelder versetzt, an welchen er einst die violetten Glöckchen der zierlichen Soldanella gepflückt. W7ir begeben uns zur kleinen Brücke, um von hier aus die ganze Anlage von einem etwas erhöhten Standpunkt zu überblicken. Wenden wir uns zunächst nach links. Im Hintergrund fällt ein kleiner Gebirgsbach aus dem Nadelholz- und Farnendickicht herab und schlängelt sich durch bunt umsäumte Ufer, bis er unter unseren Füssen verschwindet. Verschiedene Pflanzen der Gebirgswässer und Moore, wie Calla, Comarum, Calluna, Veronica, bilden die nächste Umgebung, während sich dichte Gebüsche von Farnen und Weiden daran schliessen, bis die grossen Polster von Sedum, Saxifraga, Ericaceen und Juniperus Platz finden. Grossartiger gestaltet sich das Bild rechts von der Brücke. Verfolgen wir den Flusslauf abwärts, so finden wir auf der rech- 118 ten Seite desselben dichte Gebüsche von Fragaria, grosse Rasen von Sedum album, densum, pulchrum, muscoides, die von Farnkräutern, namentlich Polypodium vulgare, Pteris aquilina und Scolopendrium officinarum, Polypodium Phegopteris und Dryopteris, umsäumt werden. Dazwischen sahen wir noch die reizende Campanula pusilla, den einfach schönen Papaver alpinum, die schweizerische Viola cor- nuta, ein grosses Polster von Asarum europaeum und zahlreiche Weidengebüsche. An dem linken Ufer ziehen sich Veronica, Vale- riana, Vaccinium und andere Ericaceen lang hin und schliessen grössere Polster von Sedum - Arten ein. Weiter entfernt erheben sich die sanft ansteigenden Wände der Felsmassen mit ihrer eigen- thümlichen und seltenen Vegetation. Wir erblicken hier die viel- bekannte Azalea procumbens, Sedum, Sempervivum und Saxifraga- Arten, Selaginella, Lycopodium und vieles Andere, das aus der Ferne nicht zu erkennen ist. Ganz links im Hintergründe bemerkt man noch zwei interessante Pflanzen des Hochgebirges, Pinus Pu- milo, das Knieholz, und Betula nana, die Zwergbirke, welche in ihrer Mitte die interessante Wulfenia carinthiaca bergen. Diese Pflanze kommt ausschliesslich auf der Kuhweger Alp in Kärnthen vor und giebt deshalb eine Crux für alle Pflanzengeographen ab, die dies isolirte Vorkommen nicht gut erklären können. Wäre es eine Cryptogame oder unscheinliche Phanerogame, so würde es denkbar sein, sie noch irgendwo wieder zu finden, wo sie so lange über- sehen; aber dies grosse Gewächs mit schönen Blüthen kann schlech- terdings nicht unbemerkt bleiben. Leider ist die jetzige Jahreszeit nicht dazu geeignet, die Alpen- pflanzen in ihrer ganzen Pracht kennen zu lernen, ihre eigentliche Vegetationsperiode ist vorüber. Immerhin gewährt es dem Auge eine wrohlthuende Abwechselung, wenn es von der üppigen Fülle der tro- pischen Vegetation, den kolassalen Dimensionen geschwungener Pal- menkronen seine Blicke über Baumgruppen und Sträucherpartien hinaus zu Felsgruppen hinschweifen lässt, auf denen die Bürger der Alpen in den bezeichneten Formen vertreten sind. Der Anblick dieser letzten Ausklänge des pflanzlichen Lebens jener verzweigten zolllangen Gräser und Weiden, Gentianen und Pri- meln, die mit einer an's Unglaubliche grenzenden Zähigkeit in den eisstarren Regionen ihr Leben fristen und dort in wenigen Wochen 119 ihren Lebenscyklus abschliessen , ist nicht weniger anziehend, an- regend und belehrend, als das Bild kulminirender Kraftfälle und strotzender Ueppigkeit, welches uns in den riesenhaften Blättern tropischer Palmen und Aroideen entgegen tritt.“ — Von der ebenso anmuthigen wie instruktiven alpinen Partie des Herrn Hutstein scheidend, gehen wir am Schlüsse unserer Wan- derung nicht nur mit einem Schatz von Belehrungen aus der Aus- stellung, sondern auch mit der Ueberzeugung, dass Schlesien in allen Fächern des Gartenbaufaches auf hoher Stufe steht, wovon die vor- trefflichen Leistungen in der Ausstellung im Jafre 1878 in Breslau das redendste Zeugniss ablegten. In der Geschichte des Garten- baues wird diese Ausstellung einen Glanzpunkt bilden und durch ihren wissenschaftlichen Charakter ein leuchtendes Vorbild bleiben. Schlesien und alle die, welche Gelegenheit hatten, ein Zeuge dieser Ausstellung sein zu können, werden in dem Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Göppert in Breslau den intellektuellen Urheber, den um- sichtigen Organisator dieser für den Gartenbau segensreichen Aus- stellung erblicken, und in dem Fabrikbesitzer Schott den Bürger Schlesiens erkennen, der den grossartigen Plan mit Intelligenz und Energie zu beleben und durchzuführen wusste. Die Ermittelung des Sonnenstandes und des davon abhängigen Fensterwinkels für Treibräume sowie einige allgemeine Betrachtungen über Fruchttreiberei. "Von G. Eich ler, Kgl. Obergärtner und Dozent an der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Sanssouci. (Fortsetzung.) Ermittelung des monatlichen und täglichen Sonnenstandes. Wir wissen, dass die Sonne alljährlich vom Wendekreise des Steinbocks bis zum Wendekreise des Krebses sich erhebt, was einem Bogen von 2 . 23j^ Grad = 47 Grad entspricht. Diese Steigung von 47 Grad vertheilt sich gleichmässig auf 6 Monate (21. Dezember bis 21. Juni), was pro Monat eine Steigung von 7,833 Grad ergiebt. Ebenso gross ist der monatliche Fall vom 21. Juni bis 21. Dezember. Nehmen wir der bequemeren Rechnung wegen den Monat zu 30 Tagen an, so ergiebt sich eine tägliche Dillerenz von 0,2611 Grad, eine fünftägige von 1,306 Grad und eine zehntägige von 2,611 Grad. Mit Hülfe dieser Data ist die nachstehende Tabelle für Berlin be- rechnet, die sich ebenso gut zur Berechnung des Sonnenstandes für jeden anderen Breitengrad durch (ine kleine Umrechnung benutzen lässt, wie wir weiter unten zeigen werden. Tag Monat Sonnenstand Grad Tag Monat Sonnenstand Grad 1 Januar IG, 61 1. Juli 58,39 10. 18,96 10. 56,04 20. 21,57 20. 53,43 1. Februar 24,44 1. August 50,56 10. 26,79 10. 99 48,21 20. 29,40 20. 45,60 1. März 22,01 1. September 42,73 10. 34,63 10. 40,38 20.- 37,24 20. 37,76 21. 37,50 21. 37,50 1. April 40,11 1. Oktober 34,89 10. 42,46 10. 32,54 20. 45,07 20. 29,93 1. Mai 47,94 1. November 27,06 10. 50,29 10. 24,71 20. 52,90 20. 22,10 1. Juni 55,78 1. Dezember 19,23 10. 58,13 10. 99 16,88 20. 60,74 20. 14,26 21. 99 61,0 21. 99 14,0 Die Intervallen von 10 zu 10 Graden dürften für die Berech- nung des Fensterwinkels meistens genügen; will man aber den Sonnen- stand lür einen bestimmten Tag danach berechnen, so hat dies auch weiter keine Schwierigkeiten, man darf nur pro Tag 0,261 Grad addiren, wenn der Tag in die Periode vom 21. Dezember bis 21. Juni fällt, im anderen Falle subtrahirt man pro Tag 0,261 Grad. So hat z. B. der 25. Januar einen Sonnenstand von 21,57 + 5.0,261 = 22,88 Grad, Der 13. Oktober hat einen Sonnenstand von 32,54 — 3.0,261 = 31,86 Grad. 121 Ermittelung des Fensterwinkels. Da wir mit Hülfe des Vorhergehenden im Stande sind, sowohl den täglichen wie auch für jede Woche den mittleren Sonnenstand zu be- rechnen, so ist es nun nicht schwer, diejenige Fensterlage (Neigungs- winkel) zu ermitteln, welche ein rechtwinkliges Auffallen der Son- nenstrahlen ermöglicht. Untenstehender, entsprechend eingetheilter Halbkreis, Fig 4, gestattet auf eine sehr bequeme Weise das sofortige Auffinden des gesuchten Winkels. Man braucht nämlich nur einen rechten Winkel so in denselben hiueinzulegen (Visitenkarte), dass sein Scheitel in 0 zu liegen kömmt. Wenn dann der linke Schenkel den Sonnenstand anzeigt, dann giebt der rechte Schenkel unmittelbar den Neigungs- winkel der Fensterlage an, den man durch einen Bleistrich, behufs besseren Absehens, markiren kann. Z. B. Sonnenstand 19 Grad, Neigungswinkel 71 Grad, „ 22 „ „ 68 „ ,, 24% „ „ 65% „ Es ist einleuchtend, dass man auch durch einfache Subtraktion des Sonnenstandwinkels von 90 Grad den gesuchten Neigungswinkel ermitteln kann. Nachstehende tabellarische Zusammenstellung giebt eine Ueber- sicht über den Sonnenstand und Fensterwinkel vou Mitte zu Mitte Monat für den Breitengrad von Berlin. 9 122 Tag Monat Sonnenstand Fensterwinkel 15. November*) 23,40 66,60 15. Dezember 15,57 74,43 15. Januar 20,26 C9,74 15. Februar 28,09 61,91 15. März 35,93 54,07 15. April 43,76 46,24 15. Mai 51,60 38,40 15. Juni 59,43 30,57 15. Juli 54,73 35,27 15. August 46,90 43,10 15. September 39,07 50,93 15. Oktober 31,23 58,75 Diese Tabelle lässt sich mit Leichtigkeit auf jeden anderen Breitengrad übertragen. Nehmen wir z. B. die Breite von London an, die 51% Grad beträgt, so sehen wir, dass der Sonnenstand täg- lich um 52% — 51%, also um 1 Grad höher ist als in Berlin, mithin sind für London die berechneten Neigungswinkel für dieselbe Zeit um 1 Grad flacher anzunehmen. Für Luxemburg beträgt die Diffe- renz 3 Gr., für Strassburg 4, für Madrid 12, für Athen und Palermo 14% Grad, so dass z. B. für letztere beiden Orte der Sonnenstand am 15. November 23,40 -f 14,5 = 37,3 Grad, der Fensterwinkel 66,60 — 14,5 = 52,1 Grad betragen würde. Der aus dem Breitengrade von Palermo direkt berechnete Son- nenstand beträgt 37,899 Grad am 15. November, welche Differenz hier ohne Bedeutung ist. Ganz analog ist auch die Tabelle B für jeden gegebenen Breiten- grad zu benutzen. Nachdem wir so gesehen haben, wie man jeden erwünschten Sonnenstand und den dazu gehörigen Neigungswinkel der Fenster ermitteln kann, bliebe uns noch übrig kennen zu lernen, wie man bei ermitteltem Neigungswinkel und gegebener Tiefe oder Höhe die fehlende Dimension eines Treibraumes mit Leichtigkeit berechnen kann. *) Dass hier mit November und nicht mit Januar angefangen, hat in der dadurch erlangten besseren Uebersicht seinen Grund, da Mitte November der früheste Termin für die Treiberei. 123 Berechnung der Tiefe oder Höhe eines Treibhauses, wenn der Neigungswinkel und eine von beiden Dimensionen gegeben ist. Die Auflösung dieser Aufgabe ist entweder eine trigonometrische oder eine tabellarische. a. Trigonometrische Auflösung. Die trigonometrische Auflösung ist eine so einfache, dass Jeder n ach den ersten Unterrichtsstunden in der Trigonometrie im Stande sein dürfte, dieselbe mit Verständniss durchzuführen, vorausgesetzt, dass er die Rechnung mit den einfachen Gleichungen mit einer Un- bekannten auszuführen versteht. Aber auch diejenigen, welche einen Unterricht in der Trigno- metrie nicht genossen haben, dürften nach Durchlesung dessen, was ich in Legeier, Messkunst etc. 3. Aufl. pag 207 pp., über Trigono- metrie gesagt habe, leicht im Stande sein, die hier folgende trigono- metrische Auflösung zu verstehen. Beistehende Fig. 5 soll den Durchschnitt eines Treibhauses mit direkt aufstehender Fen- sterlage, wie sie für Frühtreiberei gebräuch- lich, darstellen. Der Kürze wegen setzen wir für BC, a AC, b AB, c für den Winkel BAC (Neigungswinkel), a (alpha). Es ist nach den Grundannahmen der Trigonometrie tg. a (tangens alpha) folglich a = b . tg. a (Gleichung 1). D. h. man erhält die Höhe a, wenn man die gegebene Tiefe des Hauses b mit der Tangente von a multiplizirt. Tangenten von a sind in nachstehender Tabelle die in Kolonne A aufgeführten Verhältniss- zahlen. 9 124 Verhältniss-Zahl, mit welcher © Ö b (Tiefe) c (Fensterlänge) c (Kensterlänge) .2 *-< © zu multipliziren ist, zu multipliziren ist, zu multipliziren ist, f> -4J CG CG um a oder um a oder um b oder bß P p © durch welche durch welche durch welche P £h bß a (Höhe) a (Höhe) b (Tiefe) • jr? »h zu dividiren ist, zu dividiren ist, zu dividiren ist, JZJ T3 um b (Tiefe) um c (Fensterlänge) um c (Fensterlänge) zu erhalteu. zu erhalten. zu erhalten. A (tg. «) B (sin. ci) C (cos. a) 0 0 0 1,0 l 0,0175 0,0175 0,9998 2 0,0349 0,0349 0,9994 3 0,0524 0,0523 0,9986 4 0,0G99 0,0698 0,9976 5 0,0875 0,0872 0,9962 G 0,1051 0,1045 0,9945 7 0,1228 0,1219 0,9925 8 0,1405 0,1392 0,9903 9 0,1584 0,1564 0,9877 10 0,1763 0,1736 0,9848 11 0,1944 0,1908 0,9816 12 0,2126 0,2079 0,9781 13 0,2309 0,2250 0.9744 14 0,2493 0,2419 0,9703 15 0,2680 0,2588 0,9659 16 0,2867 0,2756 0,9613 17 0,3057 0,2924 0,9563 18 0,3249 0,3090 0,9511 19 0,3443 0,3256 0,9455 20 0,3640 0,3420 0,9397 21 0,3839 0,3584 0,9336 22 0,4040 0,3746 0,9272 23 0,4245 0 3907 0,9205 24 0,4452 0,4067 0,9135 25 0,4663 0,4226 0,9063 2G 0,4877 0,4384 0,8988 27 0,5095 0,4540 0,8910 28 0,5317 0,4695 0,8829 29 0,5543 0,4848 0,8746 30 0,5774 0,5000 0,8660 31 0,6009 0,5150 0,8572 32 0,6249 0,5299 0,8480 33 0,6494 0,5446 0.8387 34 0,6745 0,5592 0,8290 35 0,7002 0,5736 0,8192 36 0,7265 0,5878 0,8090 37 0,7536 0,6018 0,7986 38 0,7813 0,6157 0,7880 39 0,8098 0,6293 0,7771 40 0,8391 0,6428 0,7660 41 0,8693 0,6561 0,7547 42 0,9004 0,6691 0,7431 43 0,9325 0,6820 0,7314 44 0,9657 0,6947 0,7193 45 1,0000 0,7071 0,7071 125 Verhältniss-Zahl, mit welcher o ö Ja* w b (Tiefe) c (Fensterlänge c (Fensterlänge) ö U zu multipliziren ist, zu multipliziren ist, zu multipliziren ist, 02 02 um a oder um a oder um b oder Sr" durch welche durch welche durch welche =5 a (Höhe) a (Höhe) b (Tiefe) zu dividiren ist, zu dividiren ist, zu dividiren ist, Z 'ö um b (Tiefe) um c (Fensterlänge) um c (Fensterlänge) zu erhalten. zu erhalten. zu erhalten. A (tg. «) B (sin. a) C (cos. a) 46 1,0355 0,7193 0,6947 47 1,0724 0,7314 0,6820 48 1,1106 0,7431 0,6691 49 1,1504 0,7547 0,6561 50 1,1918 0,7660 0,6428 51 1,2349 0,7771 0,6293 52 1,2799 0,7880 0,6157 53 1,3270 0,7986 0,6018 54 1,3764 0,S090 0,5878 55 1,4281 0,8192 0,5736 56 1,4826 0,8290 0,5592 57 1,5399 0,8387 0,5446 58 1,6003 0,S480 0,5299 59 1,6643 0,8572 0,5150 60 1,7321 0,8660 0,5000 61 1,8040 0,8746 0,4848 62 1,8807 0,8829 0,4695 63 1,9626 0,8910 0,4540 64 2,0503 0,8988 0,4384 65 2,1445 0,9063 0,4226 66 2,2460 0,9135 0,4067 67 2,3559 0,9205 0,3907 68 2,4751 0,9272 0,3746 69 2,6051 0,9336 0,3584 70 2,7475 0,9397 0,3420 71 2,9042 0,9455 0,3256 72 3,0777 0,9511 0,3090 l'ö 3,2709 0,9563 0,2924 74 3,4874 0,9613 0,2756 75 3,7321 0,9659 0,2588 76 4,0108 0,9703 0,2419 77 4,3315 0,9744 0,2250 78 4,7046 0,9781 0,2079 79 5,1446 0,9816 0,1908 80 5,6713 0,9848 0,1736 81 6,3138 0,9877 0,1564 82 7,1154 0,9903 0,1392 83 8,1443 0,9925 0,1219 84 9,5145 0,9945 0.1045 85 11,4301 0,9962 0,0872 86 14,3007 0,9976 0,0698 87 19,0811 0,9986 0,0523 88 28,6363 0,9994 0,0349 89 57,2900 0.9998 0,0175 90 unendlich 1,0000 0,0000 126 Aus Gleichung 1 folgt b==tg^a (GleichunS 2)- Man erhält also die Tiefe b, wenn man die Höhe a durch die Tan- gente von « dividirt. Hierzu dienen gleichfalls obige Verhältniss- zahlen der Kolonne A. cl Es ist ferner — = sin. a (sinus), c folglich a = c. sin. a (Gleichung 3). Man erhält die Höhe a, wenn man die Fensterlänge c mit dem Sinus von a multiplizirt. Die Sinus a sind in der Kolonne B aufgeführt. Aus Gleichung 3 folgt: c = s-Qa a (Gleichung 4). Man erhält die Fensterlänge c, wenn man die gegebene Höhe a durch den Sinus von a dividirt. Es ist ferner — = cos. a (cosinus), c folglich b = c . cos. « (Gleichung 5) und c - (Gleichung 6). Man erhält also auch die Tiefe b, wenn man die Fensterlänge c mit dem Cosinus a multiplizirt, so wie man die Fensterlänge c erhält, wenn man die gegebene Tiefe b durch den Cosinus a dividirt. Die Cosinus von a sind in der Kolonne C aufgeführt. b. Tabellarische Auflösung. Vorstehende Tabelle ist aber auch durch entsprechend gewählte Ueberschrift der Kolonnen A, B und C so eingerichtet, dass selbst Diejenigen, welche die vorher erwähnten Kenntnisse in der Trigo- nometrie etc. nicht haben, durch dieselbe ein ganz zuverlässiges und bequemes Mittel besitzen, allen Anforderungen in Bezug auf Er- mittelung von Höhe, Tiefe oder Fensterlänge für jeden gegebenen Neigungswinkel zu genügen. Es wird beim Gebrauch der Tabelle nur vorausgesetzt, dass der Betreffende mit Setzwage und Loth erforderlichen Falls umzu- gehen versteht und die Fähigkeit besitzt, eine Multiplikation und Division mit Dezimalbrüchen zuverlässig auszuführen. 127 Da sich der Gebrauch der Tabelle aus den Kolonnen - Ueber- schriften vollständig ergiebt, so kann ich von einer speziellen An- weisung zum Gebrauch der Tabelle absehen und will mir nur ge- statten, an der Hand einiger praktischen Beispiele die Anwendung derselben zu zeigen. Beispiele. Aufgabe 1. Nehmen wir an, dass wir für den Sonnenstand zu Winters- Anfang, am 21. Dezember, einen Neigungswinkel (a) von 76 Grad ermittelt haben und wollen nun bei gegebener Tiefe b von 4 m. die Höhe a berechnen, so suchen wir 76 Grad in der Winkel-Kolonne, finden in der Kolonne A die dazu gehörige Verhältnisszahl 4,0108, mit welcher wir die Tiefe von 4 m. multipliziren , giebt 4 . 4,0108 = 16,04 m., was gleich der gesuchten Höhe B ist. Aufgabe 2. Nehmen wir an, wir haben für den Sonnenstand am 21. Januar einen Neigungswinkel von 68,17 Grad und wollen nun bei gegebener Höhe a von 16,04 die Tiefe b ermitteln, so suchen wir unter 68 Grad in der Kolonne A die Verhältnisszahl 2,4751 auf und dividiren die gegebene Höhe 16,04 durch dieselbe, was 6,48 m. ergiebt. Aufgabe 3. Angenommen, dass unter den Bedingungen der Aufgabe 2 bei gegebener Fensterlänge c von 18,3 m. die Höhe a ermittelt werden soll, so multipliziren wir 18,3 mit der unter 68 Grad in der Ko- lonne B befindlichen Verhältnisszahl 0,9272, was 16,97 m. ergiebt. Aufgabe 4. Angenommen, wir haben für den Sonnenstand am 20. Februar einen Fensterwinkel von 60,6 Grad ermittelt und wollen nun bei gegebener Höhe a von 16,04 m. die Fensterlänge c ermitteln, so dividiren wir diese Länge durch die in Kolonne B für den Winkel von 61 Grad gültige Verhältnisszahl 0,8746, was 18,3 m. ergiebt. Aufgabe 5. Nehmen wir den nach Aufgabe 4 ermittelten Neigungswinkel von 60,6 Grad an und wollen bei gegebener Fensterlänge c von 6,5 m. die Tiefe b ermitteln, so multipliziren wir 6,5 mit der in Kolonne C zu 61 Grad gehörigen Verhältnisszahl 0,4848, was 3,15 m. ergiebt. 128 Aufgabe 6. Nehmen wir den für den Sonnenstand am 21. November ermit- telten Neigungswinkel von 68,16 Grad an und wollen bei gegebener Tiefe b von 2,44 die Fensterlänge c ermitteln, so dividiren wir 2,44 durch die in Kolonne C zu 68 Grad gehörige Verhältnisszahl 0,3746, was 6,54 m. ergiebt. (Schluss folgt.) lieber dekorative Gräser und Cyperaceen, welche in der 616. Versammlung des Vereins am 30. Oktober 1878 vorgelegt worden. Vom Garten-Inspektor C. Bouche. Vor etwa 50 Jahren pflegte man unsere Parkanlagen und Blu- mengärten nur mit Gruppen schön blühender Pflanzen zu schmücken, denn die Anwendung von sog. Blattzierpflanzen war damals noch ziemlich unbekannt. Die Veranlassung, die für den Sommer berech- neten Schmuckgruppen auch mit nicht blühenden, aber schön be- laubten Pflanzen zu besetzen, um ihnen ein malerisches, an die Tro- penwelt erinnerndes Ansehen zu verleihen, mögen wahrscheinlich die in den Ausstellungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues aufgestellten Gruppen, welche dazu beitrugen, den Geschmack zu veredeln und dem Beschauer wirklich etwas Pittoreskes zu bieten, gegeben haben. Als die ersten Gruppen dieses Genres in einzelnen Gärten Berlins und Potsdams auftauchten, erinnert sich der Ver- fasser noch sehr gut, wie ein alter, ehrenwerther Gärtner zu ihm die Aeusserung machte, dass man nun gar anfange, die Blumen- gruppen mit Gras und türkischem Weizen (resp. Kuhfutter) und Schmackeduzen (Typha) zu dekoriren, und in der That wurde auch diese Bepflanzung der Gruppen, welche anfänglich besonders durch den Hofgärtner Hermann Sello auf Charlottenhof begünstigt und mit Liebe gepflegt worden ist, von sehr Vielen, wenn auch nicht bespöttelt, aber doch belächelt. Die erste Veranlassung zu derartigen Bepflanzungen gaben Arundo Donas und der Anfang der 30er Jahre hier eingeführte 129 Riesen-Mais. Sehr bald aber gesellte man diesen Papyrus antiquo- rum, Ricinus, Canna und Alocasia antiquorum bei und vermied es, blühende Pflanzen, wenigstens solche, deren Blumen prädominirten, damit zu vermischen, wodurch dann die Gruppen immer mehr einen malerisch-tropischen Charakter annahmen und zur Geltung* und Nach- ahmung kamen. Die Zahl der Canna - Arten vermehrte sich sehr bald von etwa 10 bis auf 50, man bemiihete sich, von allen Orten Pflanzen mit grossen, schön geformten und verschieden gefärbten Blättern herbeizuschaffen und die Mannigfaltigkeit zu vermehren, und auf diese Weise hat sich der Zweig dieses Gartenschmuckes zu der Höhe und Ausbildung emporgeschwungen , wie wir es allsom- merlich in vielen Gärten wahrnebmen und bewundern können. Mit ziemlicher Gewissheit lässt sich annehmen, dass die Aufstellung sol- cher Gruppirungen aus den Gärten Berlins und Potsdams hervor- gegangen ist und sich weiter verbreitet hat, denn während sie hier schon allgemein Anklang gefunden hatten, vermisste man sie noch in anderen Gärten des In- und Auslandes. Um den Charakter der schwerfälligen Gruppirungen von Canna, Colocasia und anderen grossblättrigen Pflanzen zu mildem und ihnen ein leichteres Ansehen zu geben, habe ich mich bemüht, eine grössere Zahl von Gräsern und Cyperaceen zusammen zu bringen, sie für diesen Zweck zu prüfen und auch in wissenschaftlicher Hinsicht fin- den Botaniker instruktive Aufstellungen auszuführen und die Arten beider Familien in gesonderten Gruppen zu vereinigen. Da der hiesige Königl. botanische Garten eine grosse Zahl von tropischen und subtropischen Gramineen und Cyperaceen besitzt, so veranlasste mich dieser Umstand, weniger bekannte Arten in der oben gedachten Versammlung zur Ansicht vorzulegen und über deren Kultur und Verwendung zu sprechen; während die bekannteren uud verbreiteten Arten unberücksichtigt bleiben und nur folgende er- wähnt werden sollen. 1. Gramineen. Panicum micranthum H. B. K., aus Caracas, ist ein Gras, welches sich ausserordentlich zierlich baut, dessen Halme einen sein- dichten Büschel mit zierlich überhängenden Blättern von 1 m Höhe bilden. Es verlangt im Winter einen hellen Standort bei 12 bis 14 Grad R. 130 Panicum (Ptychop hyllum) sulcatum Aubl., welches hier aus dem Samen, den Dr. Blumen au von der Kolonie St. Katharina in Brasilien 1855 eingesandt hatte, erzogen wurde, hat Aehnlichkeit mit P. Crus Ardeae W., welches eben daher stammt, und Panicum palmifolium Koen. (P. plicatum hört.) aus Ost-Indien, unterscheidet sich aber sehr wesentlich durch viel bi’eitere, an Curculigo erin- nernde, lebhaft grüne Blätter, wodurch es viel eleganter erscheint. Es verlangt im Winter ebenfalls eine Wärme von 12 — 14 Gr. und im Sommer einen gegen Wind geschützten Standort ; ist es dem Winde sehr ausgesetzt, so leiden die Blätter dadurch, dass sie im jugend- lichen Zustande, so lange sie zusamraengefaltet sind, an den nach aussen stehenden Rändern der Falten zerrieben werden und dadurch bei der vollständigen Entfaltung zerschlitzt erscheinen. Panicum (Ptychophyllum) Crus Ardeae W. unterscheidet sich von dem vorigen durch zierlicheren und höheren (1 — 1% m) Wuchs, verlangt sonst aber dieselbe Behandlung. Eulalia japonica Trin., aus Japan, fand ich im Jahre 1851 im botanischen Garten zu Halle, von wo sie bezogen wurde; dort wurde sie in grossen Töpfen gezogen, bot aber aus Mangel an Nah- rung ein kümmerliches Ansehen dar. Sie hält unter Decke sehr gut im Freien aus; die in Töpfen stehenden Pflanzen überwintern am besten im kalten Gewächshause, wo sie dann zuweilen auch auf den 2 m hohen Halmen Blüthenrispen, die denen der Phragmitis communis ähneln, bildet; im Freien kommt sie nicht zur Blütlie, weil die Halme von Natur zwei Jahre alt werden müssen und dann erst blühen. Als Solitärpflanze auf Rasenplätzen bildet sie einen sehr hübschen, 1—1 % m hohen Busch, der nach allen Seiten von unten auf mit in leichten Bogen überhängenden Blättern besetzt ist. Eulalia japonica fol. albo-variegatis der Gärten dürfte viel- leicht einer anderen Gras-Art angehören, denn der Wuchs dieser sehr empfehlenswerthen Pflanze ist viel graciler und die Blätter be- deutend schmäler. Die Varietät mit quer bandirten Blättern ist bis jetzt noch selten in den deutschen Gärten, aber sehr zu empfehlen. Gymnothrix latifolia Schult., aus Montevideo, ist durch seine lebhaft grünen, breiten, zierlich überhängenden Blätter und die dunkelbraunen, an den Internodien verdickten Halme ein höchst in- teressantes Gras, welches besonders als Einzelpflanze Effekt macht, 131 indem es bei reichlicher Düngung über 2 m hoch wird. An der Basis der Pflanze verdicken sich die Internodien, gleichwie bei Panicum bulbosum, so stark, dass sie wie wallnussgrosse Knollen erscheinen, die seitlich wieder Halme treiben. In sehr milden Win- tern hat es hier unter Laubdecke im Freien ausgehalten. Besser ist jedoch, es bei 10 Gr. an einem hellen Platze zu überwintern. Erianthus Ravennae Beauv., am Mittelländischen und Kaspi- schen Meere heimisch, hält daher bei uns unter Laubdecke im Freien gut aus. Ein sehr empfehlenswerthes Gras, indem sein Ha- bitus fast ebenso schön wie von Gynerium argenteum und nicht so leicht dem Eingehen durch Frost oder Fäulniss im Winter unter- worfen ist. Es bildet einen lf2 m hohen Busch, dessen Blätter nach allen Seiten in leichten Bogen Überhängen ; die Bliithenstengel er- reichen eine Höhe von 2 m und darüber, nur können die Rispen keinen Anspruch auf Schönheit machen; dennoch aber ist es als Einzelpflanze sehr effektvoll. Sorghum halepense Pers., ein Gras, welches unter diesem Namen aus Kairo hier eingeführt wurde, aber noch nicht geblüht hat. Die kriechenden Rhizome halten unter Laubbedeckung sehr gut im Freien aus und treiben im Laufe des Sommers 2 — 2J4 m hohe Halme, die einen hübschen Busch bilden. Unter demselben Namen wird in den botanischen Gärten eine Graminee kultivirt, die aber 1 jährig ist und auch oft unter S. nepalense und halepense var. nepalense vorkommt. Phyllostachys bambusoides Sieb, et Zucc., aus Japan, ist eine sehr dekorative Pflanze, die besonders dann schön wird, wenn sie in der Nähe von Gewässern angepflanzt wird, wo sie unter der Erde Stolonen von 2—4 m Länge treibt und sich ungemein aus- breitet. Wie alle Gräser, die zur Abtheilung der Bambnseae gehö- ren, sind die 1 — 2 m hohen Stengel ebenfalls strauchartig, ver- ästeln sich und sind stets mit schönen, breiten, immergrünen Blät- tern bekleidet. Die Pflanze verträgt unsere Winter recht gut im Freien, wenn man die Stengel niederlegt und mit Kiefernreisig und Laub bedeckt. Die so vielfach empfohlenen Bambusa - Arten aus China und Japan, welche in Paris, vielen Gärten Italiens und in Süd-Deutschland so oft und mit vollem Rechte als Dekorationspflanzen benutzt werden, wollen bei uns nicht gut aushalten, wenigstens ist 132 es schwierig, die ebenfalls strauchartigen Halme unter der Be- deckung während des Winters zu erhalten; man thut daher besser, sie im Herbst in Töpfe zu setzen und in einem nur frostfreien Hause zu überwintern. (Schluss folgt.) Ipomoea decora Vatke et J. M. Hildebrandt, eine neue Convolvulacee aus Ost-Afrika. Beschrieben von Wilhelm Vatke. (Hierzu Tafel II.) Caule e basi lignescente herbaceo erecto subadpresse sericeo- villoso, foliis ovalibus ovatisve crassinerviis repandis basi in petiolum contractis apice obtusis vel acutiusculis supra glabris, subtus ad- presse sericeis, pedunculis folio longioribus pluribus cymoso - multi- floris, bracteis numerosis inaequalibus ovato-acuminatis acutiusculis intus glabris, sepalis ovato-acuminatis villosis, corollae tubo modico infundibuliformi, limbo amplo, seminibus fusco-lanatis. $. Die Samen dieser scbönbliitbigen Convolvulacee erhielt der Kgl. botanische Garten zu Berlin von dem Afrikareisenden J. M. Hilde- brandt, der sie an der Ostküste des afrikanischen Kontinents, wahr- scheinlich zu Taita, im Juli 1877 entdeckte. (Es ist nicht ganz sicher, ob Nr. 2843 der getrockneten Sammlung des Königl. Herba- riums hierher gehört.) Bei uns blüht Ipomaea decora im Winter. Sie ist in der Tracht zunächst verwandt mit der im Botanical Re- gister auf Tafel 1116 abgehildeten I. albivenia (Lindl.) Don. von der Delagoabai und I. Gerrardi Hook. f. von Port Natal, von denen sie sich aber auf den ersten Blick durch aufrechten Wuchs, die Häufung der Blüthen und die Zahl der Deckblätter unterscheidet. I. albi- venia hat ausserdem am Grunde herz-eiförmige Blätter, I. Gerrardi entbehrt der seidigen Bekleidung der jungen Theile, welche bei un- serer Pflanze sehr in die Augen fällt, vollkommen. Ueberhaupt ge- hört sie nach der Eintheilung des Herrn Choisy, welcher die Con- volvulaceen in Decandolle’s Prodromus bearbeitet hat, wegen ihres aufrechten Wuchses in eine ganz andere Sektion, ist jedoch diesen 133 beiden windenden Arten, die in der Nähe heimisch sind, am ähn- lichsten. Ich lasse nun eine Beschreibung unserer I. decora folgen: Stengel mehrere aus dem Wurzelstock, eine Höhe von etwa 1 m erreichend, am Grunde verholzend, oberwärts krautartig, mit fast anliegender, zottiger Bekleidung versehen, die jungen Theile von Seidenglanz schimmernd, die Blätter eiförmig oder oval, am Rande geschweift, an 4 bis 4,5 cm langen Blattstielen, Blattfläche 3,5 cm bis etwa 1 dm lang, 2,5 bis 7,3 cm breit, am Grunde in den Blatt- stiel zusammengezogen, seltener schwach herzförmig, auf der Ober- seite grün und kahl, auf der Unterseite angedrückt zottig, an den jüngeren seidenglänzend, am Rande kurzzottig-weissberandet, an der Spitze stumpf und spitzlich, die Blüthenstiele länger als das Blatt, trugdoldig mehrblüthig, die Deckblätter zahlreich, unter einander ungleich, eiförmig zugespitzt, am oberen Ende spitzlich, 1,5 bis 2,2 cm lang, 4,5 bis 8 mm breit, auf der Innenseite kahl, die Kelchblätter eiförmig zugespitzt, zottig, den Deckblättern ähnlich, die Blüthen weiss, Röhre und Schlund violett, die Röhre etwra 5,5 cm lang, der Saum 11 bis 12 cm breit, die Lappen in ein auf- gesetztes Spitzehen endigend, die Staubblätter aus der Röhre der Blumenkrone etwas hervorragend, die Staubfäden von etwas un- gleicher Länge, 1,4 bis 2,2 cm lang, am Grunde verbreitert und dort violett zottig, die Beutel länglich violett, 6 mm lang, der Griffel an der Spitze 2lappig, die Schenkel von ungleicher Länge, die Narbenlappen kopfförmig, der Fruchtknoten 2fächerig, die Fächer 2eiig, durch Fehlschlagen lsarnig, der Same ellipsoidisch zusamraen- gedrückt, braunzottig glänzend, 6mm lang. Erklärung der Tafel. 1. Ganze Pflanze in \ der natürlichen Grösse dargestellt. 2. Ein Zweig in natürlicher Grösse. 3. Staubblätter. 4. Fruchtknoten. 5. Derselbe im Querschnitt. Die Tafel ist naeh einer grossen Original - Zeichnung des Herrn Professor Schmidt gefertigt, welche Herr Professor Eich ler aus der Sammlung des Kgl. botanischen Gartens freundlichst zur Verfügung stellte. 134 Die neue Riesen-Aroidee Conophallus ? Titanum Beccari. Von 0. Beccari, übersetzt von L. Wittmack. (Mit Abbildungen.) Der Güte des Cavaliere E. 0. Fenzi iu Florenz, Redakteur des Bullettino d. R. Societa Toscana di Orticultura verdan- ken wir den Holzschnitt der in genannter Zeitschrift 1878 p. 290 zuerst bildlich dargestellten neuen Riesen-Aroidee Conophallus? Titanum, über welche Beccari, Direktor des botanischen Gartens in Florenz, der sich gegenwärtig auf Entdeckungsreisen befindet, selbst eingehendere Beschreibungen eingesandt hat. Der Knollen dieser Aroidee, von der Beccari zuerst nur ein Frucht-Exemplar auffand, hatte nach ihm (1. c. 271) einen Um- fang von 1,40 m, so dass zwei Männer ihn kaum tragen konnten, während das einzige Blatt einen 3,50 m langen Stiel mit 90 cm Umfang an der Basis besass. Der Blattstiel war glatt, grün gefärbt und dicht mit fast kreisrunden , w'eisslichen Flecken besetzt. Die 3 Aeste, in welche sich der Blattstiel in seinem oberen Ende theilte, hatten die Grösse eines menschlichen Beines und theilten sich noch verschiedene Male, zusammen eine Spreite von 3,10 m Länge bil- dend, so dass das ganze Blatt eine Fläche von 15 m Umfang be- deckte. Der Schaft des Frucht-Exemplars hatte die Grösse des be- schriebenen Blattstiels, der fruchttragende Theil desselben war cylin- drisch, 50 cm lang, 75 cm im Umfang und dicht besetzt mit oliven- förmigen, 35—40 mm langen und 35 mm dicken Früchten von rother Farbe, wie die von Mespilus Azarolus L. Jede enthielt 2 Samen. Kurze Zeit darauf fand Beccari auch ein Blüthen- Exemplar und schreibt darüber (a. a. 0. p. 290) aus Kajutanam im westlichen Sumatra: Die Rafflesia Arnoldii ist übertroffen! Sie hört auf, die grösste bekannte Blume zu sein. Der Riese unter den Blumen ist Conophallus? Titanum*)- Gestern (5. September 1878) habe ich *) Prof. Eich ler bemerkte in der Sitzung des Vereins vom 18. Dezember 1878 mit Recht, dass Rafflesia Arnoldii als Einzelblume doch noch unüber- troffen sei, da wir es bei Conophallus mit einem ganzen Blüthenstande zu thun haben. 135 Fig. 6. Die Riesen- Aroidee, Conophallus? Titanum Beceari. 136 endlich eine Blüthe dieser merkwürdigen Pflanze erlangen können. Im Habitus und in der Farbe ähnelt sie sehr der von Amorpho- phallus campanulatus, auch ist die Form der Scheide beinahe dieselbe. Aber die generischen Charaktere scheinen mir gewisser- en aassen in der Mitte zu stehen zwischen Conophallus und Amor- phophallus; da mir indess hier Bücher fehlen, so kann ich die Frage im Augenblick nicht entscheiden. Ich habe die Reproduktions- Organe in Spiritus aufbewTahrt und hoffe, s. Z. eine genaue Illustra- tion geben zu können. Im Folgenden zunächst eine Beschreibung. Die Blüthe ist mehr als zehnmal so gross als die von Amor- phophallns campanulatus; das Exemplar, welches ich unter- suchte, hatte einen Kolben von 1,75 m Länge, d. h. er war unge- fähr so hoch wie ein Mann mittlerer Grösse, ungerechnet den Schaft, nur gemessen von dem Beginn der Scheide bis zur Spitze des ste- rilen Anhanges. Der Schaft war im Verhältniss zum (früher er- wähnten) Blattstiel nicht sehr gross, ca. 50 cm hoch und 8 cm dick, von Farbe grün und mit kreisrunden, weissen Flecken besetzt. Der grösste Durchmesser der Blüthenscheide betrug 83 cm, die Tiefe ca. 70 cm; die Form derselben ist glockenförmig, mit abstehendem, grob gezähntem und dicht gefaltetem Rand. Im Innern ist sie am Grunde sehr bleich grünlich, am Saum lebhaft dunkelpurpurn, aussen bleich grünlich, in der unteren Hälfte glatt, im oberen Theile run- zelig-kraus. Der von der Scheide befreite Kolben hatte eine Länge von über 1,50 m, aber nur auf 20 cm' Länge war er mit Pistillen (an der Basis) und mit Staubgefässen (w-eiter oben) besetzt; sterile Organe fehlten gänzlich. Für den Anhang (das obere Kolben-Ende) blieb also eine Länge von 1,30 m und hatte dieser an der Basis einen Durchmesser von 18 — 20 cm, der allmälig nach oben gegen die sehr stumpfe Spitze hin abnahm. Die Farbe des Kolbens ist an der Basis schmutzig -gelb, nach der Spitze zu beinahe bläulich- gelb (lividus). Die Ovarien sind violett, 3fächerig und mitunter 2fächerig, mit einem einzigen anatropen Ovulum in jedem Fach. Die einzelnen Ovarien sind kugelig - kegelförmig, von einander ge- trennt und in einen langen Griffel auslaufend, der in eine gelbliche, kugelige, schwach 3lappige Narbe endigt. Die Staubgefässe sind sitzend und haben kugelige, fast 2köpfige, blassgelbe Antheren, die in 2 engen Spalten oder Löchern an der Spitze aufspringen. 137 Beccari sagt weiter: In meinem vorigen Schreiben habe ich die Beschreibung der Frucht gegeben, jetzt habe ich andere Exem- plare gefunden, und bei diesen ist der Schaft im Allgemeinen etwas kleiner und kürzer als der Blattstiel der grössten Blätter. An dem ersten Exemplar, welches ich in Frucht fand, war der Schaft schon zu Boden gefallen und verfault, so dass ich die Höhe nicht gut bestimmen konnte. Ich habe einen ganzen fruchttragenden Kolben in Spiritus aufbewahrt; dieser ist 60 cm lang, sein Stiel war über 1,50 m lang und hatte einen Durchmesser von 10 cm. Die Blätter ähneln denen von Amorphophallus campanulatus sehr, sind aber weit grösser. Die von 0. Beccari an den Marchese B ardo Corsi- Salviati gesandten Samen dieser hochinteressanten Pflanze sind in den Ge- wächshäusern der Villa di Sesto zu Florenz schon aufgegangen und wachsen die jungen Pflänzchen, wie Fenzi mir schreibt, sehr gut. Beccari hatte auch einige Knollen geschickt, und zwei von ihnen befinden sich ebenfalls in den Gewächshäusern des Marquis Corsi, aber sie geben leider wenig Anlass zu der Hoffnung, dass sie aus- treiben werden. Die anderen Knollen sind, wie bekanntlich schon die politischen Zeitungen meldeten, in Italien nicht eingelassen wor- den, weil die Einfuhr lebender Pflanzen und Pflanzentheile streng- verboten ist und als — so schreibt mir Fenzi — nach langen Unterhandlungen man endlich die Erlaubniss, die Knollen an’s Land zu bringen, hätte erhalten können, zeigte sich, dass sie schon ver- fault waren. Gardeners’ Chronicle n. ser. X. 788 giebt bei Besprechung der neuen Riesenblume noch folgende Maasse einiger anderer grosser Aroideen-Blüthenstände, die wir zum Vergleich folgen lassen. Knolle. Blattstiel. Blatt. Schaft. Blüthen- scheide. Kolben. Conophallus Titanum 5 Fuss engl. Umf. 10 Fuss 45 Fuss Umfang 19 Zoll 3 Fuss Durchm. ca. 6 Fuss Godwinia gigas1) 2 F. 2 Z. Umfang 10 Fuss 3 F. 8 Z. lang 4 Fuss 1 F. 8 Z. Durchm. 9 Zoll Amorphophallus campanulatas2) 8-10 Pfd. 3 F. 7 Z. 4-5 Fuss Durch m. ... 2 Fuss Durchm. ca. 2 Fuss Corynophallus Afzelii3) Grösse e. Cbeshire- Käses. 1-2 Fuss — — 13 Zoll auf 1\ Zoll5) 10 Zoll Dracontium aspe- rum (non ala- tatum)4) Grösse eines Turnips 5-6 Fu«s 3-4 Fuss Durchm. 5-6 Zoll 8-9 Zoll 2 Zoll. 0 Gard. Chrom 1869 p. 1330; 1873 p. 73 Fig. 13. 2) „ 1872 p. 1721 Fig. 372. 373. 3) „ 1872 p. 1619 Fig. 343. 4) ., 1870 p. 344 Fig. 58. 5) Gewöhnlich 3mal so gross. 10 138 Die patentirten Warmwasser - Heizkessel ohne Eiii- mauerung für Gewächshäuser von Eduard Tänzer in Leipzig. Von W. Perring, Königl. Universitätsgärtner. (Mit 2 Abbildungen.) Unter Bezugnahme auf die von mir in den Vereins - Sitzungen am 27. November v. J. und am 29. Januar d. J. über vorstehend benannte Kesselkonstruktionen gemachten Mittheilungen erlaube ich mir als Ergänzung nachstehende tabellarische Zusammenstellung über die Grössen- Verhältnisse, Leistungsfähigkeit u. Preis der Kessel zu veröffentlichen und füge zur besseren Ver- anschaulichung der Kessel-Systeme zwei Abbildungen dersel- ben bei. Die Form der Kessel ist für kleinere Heizungen die eines Hufeisens, Fig. A., für grössere die eines Kof- fers, Fig. B. Grössenverhältnisse, Leistungsfähigkeit und Preis der Kessel: Nr. Zeichnung 9 obliqua l'Herit. 272. 59 diversicolor F. Muell. 283. 55 patens Benth. 273. 99 globulus Labill. 284. 99 piperita Sm. 274. 99 gomphocephala DC. 285. 59 polyanthema Schau. 275. 59 goniocalyx F. Muell. 286. 99 redunca Schau. 276. 9’ haemastoma Sm. 287. 99 rostrata Schlechtd. 277. 95 hemiphloia F. Muell. 288. 99 Stuartiana F. Muell. 278. 99 leucoxylon F. Muell. 289. 99 viminalis Labill. 248 Abzugebende Pflanzen Die bestellten Eulalia japonica Trin. nnd Choisya (nicht Choisyia) ternata H. B. K. sind seitens der einheimischen Mitglieder von Mitte Juni an bei Herrn Universitätsgärtner Perri ng, hinter der Universität, abzuholen; den auswärtigen werden sie, falls diese nicht anders bestimmen, auf ihre Kosten zugeschickt werden. Die Pflänzchen von Bignonia lutea, die sich nur kümmerlich ent- wickelt hatten, sind jetzt leider ganz eingegangen. Berichtigung. In dem Protokoll vom 26. Februar 1879 (Monatsschr Aprilheft S. 157 Zeile 6 von unten) muss es anstatt: Wenn man die Köpfe der Orchideen abschneidet etc , heissen: „Wenn man die Köpfe von den Sphagnum- pflänzchen im lebensfrischen Zustande abschneidet und sie während der Vege- tationsperiode der Orchideen auf die Oberfläche der mit Orchideen bestandenen Töpfe dicht auflegt, so entwickeln sich unter den bald freudig zu wachsen be- ginnenden Moosköpfen in kurzer Zeit williger und reichlicher neue Wurzeln, als wie unter todtem Sphagnummaterial.“ Inhalt. 621. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues. (Manicaria saccifera Gaertn.; Beschränkung der ausländischen Kon- kurrenz durch Hebung der einheimischen Kulturen; Helleborus niger; Rau- penharz; Ilsenburger Buschbohne.) — Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins am 7. März 1879. (Wirkung des Edelreises auf die Unterlage bei Salix; Hasenfrass und Mäuseschaden; dendrologischer Garten.) Versammlung am 21. März 1879. (Anmaaäsungen der Todten- gräber; llerabsetzuug der Frachtsätze auf Eisenbahnen: Eintrittsbillets zur Berliuer Gewerbc-Ausstelluug.) — Verlegung der Biemer Ausstellung. — Oberdieck, Deutsche Pomologie von W. Lauche. (Schluss.) — Auszug aus dem Preisrichter-Protokoll der Gesellschaft der Garten- freunde über die Ausstellung vom 2. bis 15. Mai c. — C. Bolle, Ein paar Worte über Pinus mitis Mchx. — C. Bouche, Mittheilun- gen über die Kultur tropischer Orchideen. — C. Koopmann, Mit- theilungen aus Mittel- Asien. (Schluss.) — Die Ausstellung des Pots- damer Gartenbau-Vereins vom 18. bis 21. April 1879. — Die Aus- stellung des Charlottenburger Gartenbau- Vereins in der Flora vom 4. bis 7. Mai 1879. — L. Wittmack, Die grosse Frühjabrs-Aus- stellung des Garten bau - Vereins für Hamburg, Altona und Um- gegend vom 10. bis 14. April 1879. — Literatur. — Eingegangene Preis- verzeichnisse. — Personalnachrichten. — Abzugebende Eucalyptus-Samen. — Abzugebende Pflanzen. — Berichtigung. Tagesordnung für die nächste Sitzung des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues am Mittwoch, den 28. Mai 1879, pünktlich Abends 6 Uhr, im Palmenhause des bot Gartens. 1. Vortrag de3 Herrn Dr. Bolle über Catalpa. 2. Neuwahl der Ausschüsse. 3. Geschäftliches. Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den König]. Preussischen Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redakteur: l)r. L. Wittmack, General-Sekretär des Vereins, Cu>tos des Kgl. landvv. Museums, Privatdocent an der Universität. Adresse des Vereins: Adresse des Schatzmeisters, Rentier Sonntag: Berlin SW., Schützenstr. 26. Berlin S., Alexandrinenstr. 51. No. 6. Berlin, im Juni 1879. Karl Kocli f und Louis Ravene Wiederum ist unser Verein von schweren Verlusten be- troffen worden! Binnen wenigen Tagen entriss uns der Tod zwei unserer hervorragendsten Männer, deren Ruf weit über alle Laude verbreitet war. Am Morgen des 25. Mai d. J. entschlief sanft unser hochgeschätztes Ehrenmitglied, Herr Prof. Karl Heinrich Emil Koch. 24 Jahre lang, von 1849 bis unseres Vereins, und am Abend des wo er sich nach beendeter Kur zur rüstete, Herr Geh. Kommerzienrath Louis Ravene, gleich unserem im vorigen Jahre am 10 April verstorbenen Mitgliede, Herrn Geh. Komm. -Rath R. Borsig, einer der ersten Industriellen Berlins, zugleich auch einer der grössten Kunstkenner und der grössten Pflanzenliebhaber Deutschlands, Mitglied der Park- und Gartendeputation der Stadt Berlin, uud, wie Karl Koch, auch dem Auslande als 1873, General- Sekretär 29. Mai in Marienbad, Heimreise nach Berlin Preisrichter auf liehst bekannt. - an , in wenigen vielen internationalen Ausstellungen riihm- Und seltsam ! Beide Männer schickten sich Tagen ihren Ravene den secb su ndfünfzi gsten Geburstag 1. am zu feiern : Juni, Karl Louis Koch 17 250 / den siebenzigsten am 6. Juni. — Bereits waren die Ein- ladungen zu einer Feier des letzteren, in Gemeinschaft mit dem auf den 4. Juni fallenden 70sten Geburtstage unseres hochgeachteten Ehrenmitgliedes, Herrn Carl Bouche erlassen, als die plötzliche Todesnachricht Alle überraschte. Nicht wollen wir heute die Lebensgeschichte dieser Männer geben, nur un- seren Schmerz wollen wir kund thun über diese schweren Ver- luste. Während Karl Koch in allbekannter Weise durch die Wissenschaft das Gartenbauwesen zu heben suchte, war es Louis Rave ne, der durch seine bewunderungswürdigen Samm- lungen, namentlich die der Blattpflanzen und speziell der Pal- men, von denen er gerade in der letzten Zeit wohl die be- deutendste Privatsammlung in Deutschland besass, die Aus- stellungen des Vereins unter der geschickten Leitung seines Obergärtners Herrn König zu verschönern wusste. Dank, inniger Dank sei beiden Männern für das, was sie unserem Verein waren, und Ehre ihrem Andenken! 622. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Staaten. Verhandelt Berlin, den 30. April 1879. I. Das Protokoll der vorigen Sitzung hatte ausgelegen und wurden Einwendungen dagegen nicht erhoben. II. Zum wirklichen Mitgliede wurde vorgeschlagen: Der Königl. Geh. Ober - Finanzrath v. Pommer-Esche in Berlin, durch Herrn Wirkl. Geh. Rath Sulzer. III. Der Direktor, Herr Wirkl. Geh. Rath Sulzer, theilte zu- nächst mit, dass der Vorstand sich bei der beschränkten Zeit er- laubt habe, selbstständig — aber im Voraus auf die Zustimmung des Vereins rechnend — einen Aufruf zur Begründung einer „Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung“ zur Unterstützung deutscher Gärtner, zum Gedächtniss der goldenen Hochzeit Sr. Majestät des Kaisers, des Protektors des Vereins, und Ihrer Majestät der Kaiserin zu erlassen, und knüpfte weitere Bemerkungen über den Zweck der Stiftung daran. Die Versamm- lung erklärte sich mit diesem Schritte völlig einverstanden. IV. Hierauf wurde der iii der Monatsschrift S. 159 ff. abge- druckte Entwurf, betreffend den Fortbildungs- Unterricht für jüngere 251 Gärtner nach eingehender Debatte, an der sich die Herren Bouche, Drawiel, Dressier, Dr. Liebe, Perring, Fintelmann-Potsdam, Sc hui tze- Pankow, der Direktor und der General -Sekretär bethei- ligten, und in der alle Redner einmüthig sich für einen Unterricht in dem angedeuteten Sinne aussprachen, genehmigt. Y. Herr Garten - Direktor Hiittig sprach hierauf über die Frage: „Welche Bedeutung hat der Samenkern für die Fruchthülle, bezw. welchen Einfluss die künstliche Zerstörung des „Steins“ auf die Entwickelung des Steinobstes, der Pfirsich, Pflaumen etc.?“ — Der Redner bemerkte, er habe in Schweden eine gelbe Eierpflaume kennen gelernt, die dort nur durch Wurzelschösse vermehrt werde. Aus diesem Umstande erkläre es sich vielleicht, dass diese Sorte bald mehr, bald weniger Früchte ohne Steine brächte. Derartige Früchte sind aber dann vollständig unbrauchbar und bilden eine lederartige, schwammige Masse. Ein Geschäftsfreund des Herrn Hiittig, ein grosser Gartenliebhaber, hat nun ein Instrument kon- struirt, welches mit seiner feinen Spitze in die Frucht hineingeführt wird, ehe der Stein hart geworden ist. Durch eine Feder springen dann 2 feine Messerchen heraus, welche den Stein zerstören, wäh- rend der noch milchige Kern ausgesogen wird. Es fragt sich: Wel- chen Erfolg hat das auf die Ausbildung der Frucht? — Erinnert man sich daran , dass die von Maden angefressenen Pflaumen etc. meist die süssesten sind, so möchte man a priori annehmen, dass auch die künstliche Verwundung förderlich auf den Wohlgeschmack und die Ausbildung der Früchte wirken möchte. Herr Prof. Liebe: Durch das Unterdrücken der Samenbildung wird die ganze Nahrung dem Fruchtblatte (Fruchtfleisch) zugeführt werden, und lässt sich daher eine bessere Ausbildung des Frucht- fleisches erwarten. Es ist ähnlich wie beim Kastriren der Thiere- Auch die essbaren Bananen (Musa) haben bekanntlich verkümmerte Samen, während die Arten mit entwickelten Samen (z. B. Musa En- sete) ungeniessbar sind. Auch die Korinthen enthalten bekanntlich keine Kerne. Herr Prof. Ascherson: Die Erfahrungen müssen wohl noch erst vermehrt werden, ehe man die Methode verallgemeinert; ausser- dem dürfte das Verfahren im Grossen auch schwer ausführbar sein. In sehr vielen Fällen ist die volle Ausbildung des Perikarps (Frucht- 17* 252 fleisch) ohne Ausbildung des Samens nicht möglich, so z B. bei der Dattel. In der Wüste findet man nicht selten vereinzelte weibliche Dattelpalmen, die blühen; allein weil keine männlichen Bäume in der Nähe sind, findet keine Befruchtung statt, und bleiben die Früchte, welche zwar angesetzt werden und in der Grösse den nor- malen fast gleich kommen, hart und herb. Schon seit den Zeiten der alten Aegypter werden deshalb die Dattelpalmen künstlich be- fruchtet. Herr Inspektor Bouche: Die Glaskirschen haben fast immer einen hohlen Stein, wahrscheinlich weil sie Bastarde zwischen Süss- und Sauerkirsche sind, und doch bildet sich ihr Fleisch gut aus. Häufig aber kommt es bei ihnen , wie wohl überhaupt beim Stein- obst, vor, dass, wenn die Samen nicht ausgebildet sind, die Früchte leicht abfallen. Herr Dir. Hüttig bemerkte, dass es bei der von ihm vorgeschla- genen Methode sich gewissermaassen nur darum handelt, die Thä- tigkeit der Maden zu ersetzen, eine Befruchtung ist ja vorher- . gegangen. Die erwähnte Eierpflaume ist vielleicht nicht befruchtet worden und hat deswegen so verkümmerte Früchte gebracht. Herr Prof. Asche rson zweifelt an dem vom Vorredner von dem besprochenen Verfahren erwarteten Erfolge. Man habe auch bei den Feigen behauptet, dass der Stich der Feigen - Gailwespe, Cynips psenes L., vortheilhaft sei, indess haben Gasparini’s Untersuchungen die Nutzlosigkeit erwiesen. Herr Garten- Inspektor Fintelmann: Die Pflaumen und Zwet- schen haben meist bei uns keine keimfähigen Samen und werden deshalb aus Wurzelschössen vermehrt. Wahrscheinlich findet in un- serem Klima keine ausreichende Befruchtung statt. Herr Bouche: Die grössten und wohlschmeckendsten Feigen haben gewöhnlich unfruchtbare Samen, während die kleinen frucht- bare Samen tragen. Das Fehlschlagen des Kerns beim Steinobst kann auch vielleicht durch Erfrieren des Griffels verursacht sein. Letzteres findet öfter bei Kirschen und auch bei Acer dasycarpum statt; es wachsen dann die Früchte zwar, aber der Samen ent- wickelt sich nicht ; bei Acer dasycarpum bilden sich die Flügel voll- ständig aus. VI. Herr Prof. Aschers on verlas einen Brief des Herrn H. 253 Soyaux, in welchem derselbe über seine im Aufträge des Ham- burger Kaufmanns Herrn Wörmann ausgeführte Gewinnung von Liberia-Kaffee behufs Anlegung von Pflanzungen berichtet. Derselbe w'ird in der Monatsschrift ausführlich mitgetheilt werden. (S. 277). Weiter ersuchte Herr Prof Ascherson die Vereinsmitglieder, ihm bei Ermittelung der Grenzen des spontanen (wilden) Vorkom- mens der Eothtanne oder Fichte, Picea excelsa Lk., behülflich zu sein. Diese Grenze ist noch nicht genau genug bekannt. Sie durch- schneidet die Mark Brandenburg, fällt im nordwestlichen Deutsch- land mit der Grenze des festen Gesteins ziemlich zusammen, über- schreitet im Königreich Sachsen aber die Elbe, geht dann durch die Niederlausitz und den südlichen Theil der Neumark (nördlich von Crossen), von wo sie sich zur Ostsee zieht, die sie in der Gegend von Danzig erreicht. In Westpreussen ist sie nach v. Klinggräff nur rechts von der Weichsel spontan, während sie in Ostpreussen allgemein als ursprünglicher Waldbaum auftritt. Durch Herrn För- ster Rössler in Gahroer Pechhütte w'urde Vortragender darauf auf- merksam gemacht, dass bei Gross- Mehsow, Kreis Kalau, ein grosser * Fichtenstand sich findet. Wie eigene Nachforschung ergab, ist es ein sehr verwahrloster gemischter Bestand, meistens Fichten, ausser- dem Kiefern, Erlen und Birken; der Untergrund ist sehr feucht. Es würde dies Vorkommen das nächste bisher bekannte an der Reichs- hauptstadt sein, ca. 18 km näher als das bisher bekannte bei Alt- Döbern, welches in der Flora der Provinz Brandenburg des Vortra- genden erwähnt wird. Besonders erwünscht wären Nachrichten über das wilde Vorkommen und die Grenzen desselben in der Mark, in Posen, in Westpreussen und in Pommern.*) Der Herr Direktor empfahl Herrn Prof. Ascherson, sich die Mithülfe des Ministeriums für Landwirthschaft, Domainen und For- sten zu erbitten, welches durch die Herren Oberförster gewüss sichere Nachrichten einziehen könne. VII. Herr Inspektor Bouche zeigte im Aufträge des Vereins- mitgliedes, Herrn Oberkaplan Jende in Neuzelle hohle Blumenstäbe aus Zinkblech vor, welche der Klempnermeister A. Braunsberger in Landsberg a. W. gefertigt. Dieselben sind unten offen und da- ') Herrn Prof. Ascherson’s Adresse ist: Berlin SW, Friedrichstr. 217. 254 selbst getheert, die obere Spitze ist abzunehmen und können die Pflanzen somit durch den Stab begossen werden. Der Preis beträgt für lackirte runde Stäbe 60 Pf., für do. sechseckige schwächere 85 Pf., do. stärkere 98 Pf. pro Stück, bei grösseren Bestellungen etwas weniger. Nach Herrn Jen de haben sie sich als Rosenstäbe nicht zu schwach erwiesen, und die zur Probe über Winter in der Erde belassenen waren in diesem Frühjahr unversehrt. Herr Bouche war der Ansicht, dass diese Stäbe, für die ein Patent nachgesucht ist, in Handelsgärtnereien zu theuer und auch vielleicht zu hinfällig sein würden, auch dürfte es nicht nötliig, ja oft schädlich sein, direkt die Hauptwurzel zu begiessen, da ja nur die feinen Saugwurzeln im Um- kreise das Wasser aufsaugen. Herr Drawiel fürchtete, dass durch das stumpfe untere Ende die Wurzeln beschädigt würden, ein Vorschlägen mit einem Pfahl- eisen sei nothwendig. Weiter empfahl Herr Bouche die fast ganz verschwundene Lobelia lutea L. (Parastranthus luteus D. C.) von Haage & Schmidt in Erfurt als intensiv goldgelbe, den ganzen Sommer blühende Tep- pichpflanze. VIII. Herr Drawiel jun. schilderte darauf die Hamburger Handelsgärtnereien, und wird sein Bericht in der Monatsschrift be- sonders abgedruckt werden. Als Beweis, dass auch in Berlin es möglich sei, ähnliche Rosen wie in Hamburg zu ziehen, hatte der- selbe aus dem Garten seines Vaters eine grössere Anzahl abge- schnittener Rosen und 2 Hochstämme ausgestellt, welche sich des allgemeinsten Beifalls erfreuten. Die ausgestellten Sorten waren: Eugen Appert, Baron Chaurand, Beauty of Waltkam, Com- tesse d’Oxford, Comtesse de Polignac, Comtesse de Se- reny, Duchesse de Vallombrosa, Duke of Edinburgh, la France, Gloire de Dijon, Reinhold’s Hole, Marechal Niel, Mons. Boncennes, Mad. Recamier, Niphetos (Mathilde), Sultan of Zanzibar , Clara Sylvain, Victor V erdier, Vulcain. Die Hochstämme waren: Mad. Falcot und Mons. Boncenne. IX. Dr. Wittmack erstattete hierauf Bericht über die gross- artige Hamburger Frühjahrs-Ausstellung und wird auch dieser Be- richt besonders abgedruckt werden. 255 Derselbe legte ferner vor: 1. Eine Probe eingetrockneten Saftes von Carica Papaya, den Herr Dr. Carl van Nooten in Buiten- zorg auf Java freundlichst übersandt hatte. 2. Eine Anzahl Neuhei- ten von Samen, die Herr F. C. Heinemann freundlichst zur Ver- fügung gestellt. 3. Die Arbeit des Herrn Dr. Zopf über die Alge Crenothrix polyspora Cohn (oder dem Prioritätsrecht zufolge C. Kühniana Rabenh.), welche bei ihrer massenhaften Vermehrung das städtische Wasserleitungswasser im vorigen Jahre so verunrei- nigte. 4. Die Abbildungen von 8 Aepfeln, Lief. 5 und 6 der von Herrn Garten-Inspektor Lauche herausgegebenen „Deutschen Pomo- logie“ nebst den zugehörigen Originalen, aus denen hervorging, dass die Chromolithographien den letzteren jetzt genau entsprechen und die Details, namentlich Ansatz der Staubfäden, Kernhaus etc., noch besser dargestellt sind, als in den ersten Lieferungen. 5. Die von Herrn Garten-Inspektor Lauche nach frischem Material angefertig- ten Abbildungen von Blüthe und Frucht der Actinidia polygama. Diese Pflanze gehört jedenfalls zu den interessantesten japanischen Schlingpflanzen und hält auch bei uns ohne Decke aus.*) Herr Lauche hatte auch ein dickes Stammstück von derselben, das er auf der Wiener Welt- Ausstellung erworben, polirt eingesandt, um die grosse Festigkeit des Holzes zu zeigen. 6. Gleichfalls von Herrn Lauche die Abbildung von Blüthe und Frucht der echten Pirus ussuriensis, die im vorigen Jahre (wohl zum ersten Mal in Deutschland) in der Königl. Gärtner - Lehranstalt und in Char- lottenhof blühte und Früchte trug.**) Die Kelchzähne fallen bei der echten Art vor der Reife ab. 7. Desgl. Abbildungen von der Birne Bonne Louise d’Avranches und dem Apfel Charlamowsky in verschiedenen Stadien der Entwickelung von der BLthezeit an. Endlich machte derselbe im Aufträge des Herrn Lauche auf eine neue Alter nanthera atropurpurea als Teppichpflanze aufmerk- sam, die von Herrn Ed. Pynaert van Geert, 142 rue de Bruxelles in Gent, soeben erst in den Handel gegeben und Herrn Lauche in einem Exemplar zugesandt ist. Dieselbe soll den grossen Vortheil gewähren, dass sie sich auch in einem mässig warmen Hause über- *) Siehe Monatsschrift 1878 S. 484. **) Siehe Monatsschrift 1878 S. 485. 256 wintern lässt. (Preis: 25 Pflanzen 25 Frcs., 50 Pflanzen 40 Frcs., 100 Pflanzen 60 Frcs.) X. Ausgestellt waren, ausser den schon erwähnten schönen Kosen des Herrn Drawiel, noch so vorzügliche andere Gegenstände, dass ausnahmsweise 3 Monatspreise und 1 Ehrendiplom verliehen wurden, und zwar: Geldpreise den Herren Curio - Weissensee für Habrothamnus Xeweli (Neuheit), Drawiel - Lichtenberg für Rosen, Gude - Hasenhaide für eine Gruppe von Clematis und Azalea mollis; ein Ehrendiplom Herrn Obergärtner Eggebrecht für eine neue Azalee eigener Züchtung, „L. Spaeth“ (roth). a. u. s. (gez.) Sulzer. (gez.) Wittmack. Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Verhandelt Berlin, den 4. April 1879. Nach Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung legte der Vorsitzende die an den Verein eingesandten Druckschriften vor, und zwar: 1) Die von dem Vorsitzenden des Vereins für Gartenbau und Landwirthschaft zu Wittstock, Herrn Schneider II., abgefasste Rang- liste der edelsten Rosen, wie solche nach den Berichten von 42’ Gar- tenbau - Vereinen etc. zusammengestellt war. 2) Eine Offerte von Kallenberg & Feyerabend in Ludwigsburg (Württemberg) auf Drahtgeflechte. 3) Den Jahresbericht des Potsdamer Gartenbau- Vereins. 4) Eine Petition des Trierschen Vereins, betr. Erhebung eines Eingangszolls von 10 pCt. von allen aus dem Auslande ein- gehenden Baumschul-Artikeln. 5) Eine Offerte auf das unter dem Namen Crepin in den Handel gekommene „flüssige Universal-Insekten- Vertilgungsmittel“ , welches nach den von Herrn Garten - Inspektor Bouche zu Berlin und Herrn Garten-Inspektor Lauche angestell- ten Versuchen und höheren Orts eingereichten Berichten mit vollem F'ug und Recht empfohlen werden kann. Dies Mittel ist von Herrn Bovenschen in Krefeld pro Liter für 6 Mk. zu beziehen. Herr Spaeth hatte eine im F r eien gepflückte Iris reticulata mitgebracht. Diese hält im Freien ohne Decke aus, blüht im März und darf auf grössere Verbreitung vollen Anspruch machen. Von 257 Herrn Drawiel jun. war eine hochstämmige Theerose, Niphetos oder Mathilde, ausgestellt, von der bereits in früheien Sitzungen ausführlich gesprochen. Aussteller, dem der Monatspreis zuerkannt wurde, bemerkte nur noch, dass diese Kose 14 Tage früher als Ma- rechal Niel und Madame Falcot blühe. Herr Kowalleck theilte mit, dass Herr Fabrikant Wimmel, welcher die Gewerbe- Ausstellung mit Gartenvasen besetzt, es sehr gern sehen würde, wenn die Herren Gärtner dieselben dekoriren würden. Zu Ordnern der Ausstellung wurden gewählt die Herren Garten- Inspektor Wredow, Hofgärtner Link, Garten -Direktor Hüttig; dieselben nahmen die Wahl an. Herr General-Sekretär Dr. Wittmack berichtet, dass im April oder Mai 1880 im landw. Museum eine internationale Fischerei- Ausstellung stattfinden wird, und ersucht die Herren Gärtner und Baumschulenbesitzer, zur Verschönerung dieser Ausstellung durch Einsendung von Coniferen, Formbäumen etc. beizutragen. Zum Ankauf von Verloosungs - Pflanzen wurden die Herren v. Fürich, WTeckmann und Krüger gewählt und nahmen selbige die Wahl an. Der Vorsitzende verlas darauf die ihm von unserem korrespon- direnden Ehrenmitgliede, Herrn Direktor Scharrer zu Tiflis, zu- gegangenen, interessanten Mittheilungen über das Klima und die Vege- tation im Kaukasus. Herr Dr. Wittmack annektirt diese Mittheilungen als werth- volles Material für die Monatsschrift, durch welche sie den särnmt- lichen Mitgliedern der beiden Vereine werden zugänglich gemacht werden. Schliesslich erging sich Herr Kunstgärtner Mengelberg in einem längeren Vortrage über Bienenzucht, und wurde hierbei von dem bekannten Bienenzüchter Herrn Jansa, welcher gleichzeitig die Bienenkästen, wie er solche bei sich eingeführt, vorführte, unter- stützt. Herr Kunst- und Handelsgärtner Braun zu Wloclawek in Polen wurde von Herrn Kunst- und Handelsgärtner Ebers als Mitglied angemeldet. 258 Verhandelt Berlin, den 18. April 1879. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit der Mittheilung des Beschlusses der Stadtverordneten vom 3. April 1879 auf unsere Ein- gabe, betr. die Verwerthung der Osdorfer Rieselfelder. — Eine Ein- gabe des Vorstandes des Militär-Kurhauses in Warmbrunn um Her- gabe von Pflanzen für den Kurgarten wurde den Herren Gärtnern zur Kenntnissnahine und eveut. Berücksichtigung mitgetheilt. Die Offerte des Chemikers Rüdiger in Nordhausen auf Prä- parate konzentrirter Pflanzennährstoffe, des Herrn Schmidt zu Dö- beln in Sachsen auf Nummer-Zangen, und eine Anzeige des Herrn van Geert in Gent, wonach es ihm gelungen, eine neue gefüllte indische Azalee unter dem Namen „Kaiserin von Indien“ in den Handel zu bringen, zirkulirten bei den Anwesenden. Herr Garten - Inspektor Wredow berichtete über den augen- blicklichen Stand und die in Aussicht gestellte Beschickung der Pflanzen - Ausstellung und brachte es zur Kenntniss der Versamm- lung, dass der Direktor des botanischen Gartens, Herr Prof. Dr. Eichler, die Betheiligung des botanischen Gartens an dieser Aus- stellung entschieden abgelehnt habe. Der Vorsitzende konnte nicht umhin, bei dieser Gelegenheit eine Parallele zwischen der Verfahrungsweise des Direktors des botani- schen Gartens in Breslau, Herrn Geh. Medizinalrath Dr. Göppert, wie sie bei der Breslauer Ausstellung 1878 anerkennend hervor- getreten und der des Herrn Dr. Eichler zu ziehen, und gelangte Nr. 480 der Schlesischen Zeitung „Ueber die wissenschaftliche Be- deutung der Breslauer Ausstellung im September 1878“ zur Ver- lesung. Er sprach die Hoffnung aus, dass Herr Prof. Eichler, den Traditionen unseres botanischen Gartens entsprechend, bei späteren Ausstellungen die Betheiligung desselben veranlassen werde, damit auch in Zukunft die im Garten kultivirten neuen und selteneren Pflanzen den Gärtnern und dem grossen Publikum bekannt werden. Darauf ging man zu der auf der heutigen Tages-Ordnung stehenden Frage über Veilchenkultur über. An der von Herrn Bluth u. a. mit der Frage: „Welches Veil- chen bringt das Meiste ein?“ eröffneten Diskussion betheiligte sich Herr Wi eh le- Schöneberg, der seit Jahren das sogenannte Barren- Stein’ sehe Veilchen führt, welches sich zwar nicht treiben lässt, von 259 dem er aber in der Zeit vom 14. bis 30. März von 8 Fenstern 1022 Dutzend, und nach der Zeit noch ungefähr 500 Dutzend Blu- men. pro Dutzend 10 Pf., gepflückt habe. Herr Drawiel jun. hat mit dem Viktoria -Veilchen zwar nicht so glänzende Resultate wie sein eben genannter Kollege, aber immer- hin einen Ertrag erzielt, demzufolge die Veilchenkultur als nicht unrentabel hinzustellen ist. Von den Veilchen, w’elche hier am meisten gezogen werden, sind der Czar, das Viktoria-Veilchen, das Parma- Veilchen und ein gefüllt blühendes zu nennen, welchem letzteren Herr Hoflieferant Grieben das Wort redet, da es namentlich im April, wo die einfachen Veilchen meist schon verblüht sind, einen sehr guten Nothbehelf abgiebt. Herr Garten-Inspektor Wredow glaubt, dass es sehr auf den Standort ankommt, um die Veilchen zum reichlichen Blühen zu bringen. Herr Crass will das gefüllte Veilchen zwar nicht verdrängen, bemerkt aber, dass sich die Nachfrage des Publikums nach diesem fast auf Null reduzire. Die Frage des Herrn Spaeth, ob in Berlin Veilchen-Sortimente zu haben seien, wurde verneint, und spricht derselbe sein Bedauern darüber aus , dass Berlin noch keine Sortiments - Gärtnereien , wie Erfurt etc., aufzuweisen habe. Herr Bluth hatte einige Exemplare des schön kornblumenblau blühenden Lithospermum frutescens, welches im kalten Hause blüht, nie stockt und stets dankbar blüht, ansgestellt, wofür ihm der Dank der Gesellschaft zu Theil wurde. Zum Schluss unterhielt Herr Dr. Witt mack die Versammlung mit einigen Mittheilungen über die Hamburger Ausstellung, die wir gewiss binnen Kurzem ausführlich in der Monatsschrift zu lesen be- kommen werden. Neue gefüllte Azalea indica, Kaiserin von Indien, Imperatrice des Indes. (A. van Geert). Mit Tafel III. Wir geben auf Tafel III. die Abbildung dieser prächtigen, ge- füllt blühenden indischen Azalee, welche nach den Aeusserungen des 260 Züchters, Herrn A. van Geert in Gent, wohl als die schönste Va- rietät bezeichnet werden darf, welche in letzterer Zeit in den Han- del gebracht wurde Ihre Vorzüglichkeit beruht nicht allein in der Schönheit der Farbe und dem regelmässigen Bau der Blumen, son- dern auch in der schönen dunkelgrünen Belaubung, dem kräftigen, kompakten Wuchs, sowie im reichlichen Kuospenansatz. Diese ver- einigten Qualitäten machen sie zu einer Markt- und Ausstellungs- pflanze ersten Ranges. — Die Blumen sind von vollendetster Form und von seltener Grösse. Die leicht wellenförmigen Petalen sind ein wenig zurückgeschlagen, wodurch die zahlreichen mittleren Pe- talen noch mehr hervortreten. — Die Grundfarbe ist ein leuchtend lachsfarbenes Rosa, garnirt mit einem rein weissen Band, welches sich an dem oberen Theil der Petalen hinzieht. Gehoben werden diese Farben durch eine dunkelkarminrothe Zeichnung, welche von der Basis nach dem oberen Theile der Blumen strahlenförmig ver- läuft. — An Reinheit der Farbe sowie an edler Form soll sie von keiner anderen Azalee übertroffen werden. Auf der internationalen Ausstellung zu Gent im April 1878, wo diese prächtige Azalee zum ersten Mal ausgestellt war, erhielt sie den ersten Preis unter dem provisorischen Namen: „Heros desFlandres“. Bei der Versammlung des Floral-Comitee der Royal horticultural Society am 11. März 1879 zu London wurde ihr die höchste Aus- zeichnung zu Theil: „A first dass certißcate“. Der Züchter hat sie neuerdings der Beherrscherin des ursprüng- lichen Vaterlandes zu Ehren „Kaiserin von Indien“ genannt. Zugleich machen wir auf die neue weisse Azalea indica Louis a Pynaert aufmerksam. Diese Azalee ist nach Angabe des Züchters die grösste und bestgeformteste Varietät, welche bis jetzt existirt. Die Blumen haben einen Durchmesser von 13 cm und sind von derber, leder- artiger Struktur. Diese Eigenschaft, im Verein mit ihrem dank- baren Blühen, macht sie zu einer der werthvollsten und unentbehr- lichsten Blumen für die Bouquetbinderei. Sie wurde von Herrn L. Brügge in Gent gezüchtet, welcher bereits durch Züchtungen einer Anzahl der besten Handelsvarietäten bekannt ist. Bezüglich der Preise verweisen wir auf das Inserat. AZALEA 1ND1CA IMPERATRICE DES INDES A VANGEERT - De Pannemaeker prax et Chrcmolith G&r.a 261 Mittheilungen über die Kultur tropischer Orchideen. Von C. Bouche, Inspektor des botanischen Gartens zu Berlin. (Schluss.) Nachdem in dem Vorhergehenden meine Mittheilungen über die Erfolge der während des Sommers im Freien behandelten Orchideen erschöpft sein dürften, kann ich nicht unterlassen, noch einige an- dere Erfahrungen bezüglich der Kultur dieser interessanten Pflanzen- familie mitzutheilen. Die tropischen Orchideen finden sich in ihrer Heimath, mit Aus- nahme derjenigen, die in dem Erdboden wachsen, meist in Gesell- schaft vieler anderer epiphytischer Gewächse, welche die Stämme und Zweige der Bäume bevölkern, namentlich wuchern sie zwischen Bromeliaceen, Farnen, Aroideen, in deren Schutz sie keimen, wach- sen und ihre Wurzeln zwischen denen ihrer Gesellschafter hinein- treiben, sie an den Stämmen und Aesten der Bäume anlegen oder sie auch in der überaus feuchten Luft der Tropenwälder frei schwe- ben lassen, so dass ich mir oft die Frage gestellt habe: Weshalb entzieht man die Orchideen dieser natürlichen Gesellschaft und isolirt sie in besonderen Häusern? Die einzigen Gründe bestehen wohl darin, dass man sie nicht der Verunreinigung durch tropisches Ungeziefer aussetzen oder sie mehr unter Aufsicht haben will. Ich habe auf meinen vielen Reisen in der Regel in kleinen Gärtnereien, wo es nicht möglich war, den Orchideen besondere Räume anzuweisen und genöthigt war, sie mit anderen Pflanzen zu vereinigen, sie nicht selten in ganz besonderer Ueppigkeit gefunden, und zwar darunter oft auch Ar- ten, die bei der Kultur Schwierigkeiten bereiten. Ich bin dadurch unter Hinzunahme des natürPchen Vorkommens zu der Ueberzeugung ge- langt, dass es zweckmässiger sei, in den Orchideenhäusern auch andere Pflanzen zu kultiviren, die unter gleichen lokalen Verhält- nissen wie jene Vorkommen, und zwar auch aus dem Grunde, dass andere, besonders grossblättrige Pflanzen, viel Feuchtigkeit ausschei- den und der Luft mittheilen, wodurch jedenfalls die Luft in einen den Orchideen zuträglicheren Zustand versetzt wird, was um so nöthiger ist, da die Orchideen im Allgemeinen nicht viel Feuch- 262 tigkeit durch die Wurzeln aufnehmen und daher auch nicht viel zur Schwängerung der Luft abgeben können; ausserdem können die Orchideen durch höhere, leichtblättrige Palmen, z. B. Chamaedorea, mässig mit einer stets wechselnden Beschattung versehen werden. Betrachtet man grosse Büsche von Orchideen, die aus dem Vaterlande importirt sind, so wird man finden, dass im Innern der- selben oft eine sehr grosse Menge des vorzüglichsten Humus vor- handen ist, der sich zwischen den Wurzeln der Gesellschaftspflanzen entweder durch das Verwesen derselben oder durch dazwischenfallende Blätter allmählich bildete und den Orchideen zur Nahrung diente. Weshalb wendet man daher zur Orchideenkultur das mit diesen Pflanzen durchaus in keiner Beziehung stehende, sehr wenig Nah- rungsstoffe bietende Torfmoos (Sphagnum) im Allgemeinen an? Ich muss gestehen, dass ich vor vierzig Jahren, als man von der An- wendung des Sphagnum und der faserigen Torfmoor- oder Wiesen- erde keine Ahnung hatte und für solche Zwecke nur Kiefernnadel- erde kannte, in dieser, unter Zusatz von Korkstücken, Akazienrinde, Scherben, zerschlagenen Ziegeln u. dgl., Brassia, Oncidium, Catasetum, Cycnoches, Cyrtopodium, besonders C. Andersoni in einer Vollkom- menheit selbst gezogen habe, wie man sie jetzt kaum sieht, obgleich damals die Orchideenkultur sich noch in der Kindheit befand. Da es mir naturgemässer erscheint, den Orchideenwurzeln auch ein gutes Quantum Humus bieten zu müssen, so habe ich die Mooskultur mit wenigen Ausnahmen aufgegeben, kultivire wieder in einem Erdreich, welches aus faseriger Torfmoor- oder ähnlicher Kiefernnadel -Erde, Holzbrocken, Kohlen, zerschlagenen Ziegeln u. dgl. besteht, und hoffe dadurch recht gute Resultate zu erzielen. Die Wurzeln bleiben wäh- rend des Winters sehr gesund, weil, was die meisten Orchideen gerade haben wollen, die Erde dazu beiträgt, die Wurzelballen stets in einer geringen aber gleichmässigen Feuchtigkeit zu erhalten. Das Moos ist in vielen Fällen zeitweise entweder zu nass oder zu trocken, selbst wfenn es möglichst fest eingepackt wird ; begiesst man ziemlich ausgetrocknete Moosballen, so bleiben diese, besonders in den Wintermonaten, einige Tage zu nass. So elegant auch die jetzt so üblichen Schieferplatten aussehen und so viel sie auch zur Reinlichkeit beitragen mögen, haben sie doch ihre grossen Nachtheile nicht nur für die Orchideen, sondern 263 auch für viele andere Pflanzen, was besonders seinen Grund darin hat, dass der Schiefer ein guter Wärmeleiter ist und aus Mangel an Porosität nicht die Fähigkeit hat, Feuchtigkeit aufzusaugen und wieder an die Luft abzugeben. Bestehen die Stellagen über den Heizapparaten aus Schieferplatten, so erwärmen sie sich sehr bald, ihre Oberfläche wird trocken, die Wärme theilt sich den Wurzel- ballen mit und treibt die Feuchtigkeit von unten, wo sich oft die besten Wurzeln befinden, zur Oberfläche, so dass diese oft noch sein- feucht erscheint, w'ährend die unteren Wurzeln grossen Mangel an Feuchtigkeit leiden. Da der Schiefer in Folge seiner grossen Dich- tigkeit kein oder doch sehr wenig Wasser aufsaugt, so muss er, um eine Verdunstung von Wasser herzustellen und zu unterhalten, sehr häufig begossen werden. Seine grosse Fähigkeit, die Wärme zu lei- ten, bringt den Pflanzen auch insofern Nachtheile, dass er w'ährend der Nacht zu sehr abkühlt und zur Erkältung der Saugwurzeln bei- trägt. Dieser grosse Wechsel von Wärme und Kälte ist den Pflanzen höchst nachtheilig und ebenfalls naturwidrig. Von Natur wechselt allerdings je nach den klimatischen Verhältnissen die Temperatur ebenfalls ausserordentlich, aber wir werden niemals so plötzliche und so bedeutende Differenzen finden, sondern es nimmt die Wärme ent- weder zu gewissen Jahreszeiten oder nach plötzlichem Wechsel der Lufttemperatur nach und nach ab oder zu. Um diese Uebelstände, welche die Anwendung der Schieler- platten im Gefolge hat, zu beseitigen, lasse ich die Aussenkanten derselben mit schmalen, 4 cm breiten und 2 cm hohen Leisten ver- sehen, um die Schieferflächen mit Torfgrus oder Sand, der immer mässig feucht erhalten wird, bedecken zu können; am besten ist Torf, weil er die Wärme w-eniger als Sand leitet und die Wurzeln am meisten gegen Erkältung schützt. Zuweilen werden zu diesem Zweck auch Steinkohlen-Asehe oder Koaksgrus benutzt, die aber weniger als Torfgrus zu empfehlen sind, weil Steinkohlen-Asche, in der sich stets eine Menge mineralischer Schlacken befindet, ein ziem- lich guter Wärmeleiter ist und beide Materialien immer noch eine grosse Menge Schwefeitheile enthalten, die sich besonders bei starker Sonnenw'ärme durch ihren Geruch bemerkbar machen und leicht die Veranlassung sein können, dass sich in der Luft schwefelige Säure bildet. Ausserdem bieten diese Materialien, ihrer 264 Unregelmässigkeit halber, stets Schwierigkeit dar, um die Töpfe gerade darauf zu stellen. Noch muss ich einen anderen Nachtheil der Schieferplatten erwähnen, der darin besteht, dass darauf zu stellende Töpfe stets mit Unterlagen versehen sein müssen, weil sich zwischen dem Topfboden und der glatten Fläche des Schiefers Wasser an- sammelt, in Folge der Adhäsion nicht leicht abfliesst, und den regel- mässigen Abzug desselben beeinträchtigt. Um die Luft in den Orchideenhäusern während des Sommers feuchter zu erhalten, lässt man oft die Doppelfenster das ganze Jahr hindurch darauf liegen oder wendet wohl gar eine doppelte Vergla- sung in der Eisenkonstruktion der Bedachung an. Beides halte ich für ganz unzweckmässig, denn erstens erhalten die Pflanzen in den Sommermonaten während der Zeit, wo die Beschattung entbehrlich ist, zu wenig Licht, und zweitens erwärmen sich die Häuser in Folge zu starker Brechung der Sonnenstrahlen nicht ausreichend. Ist es in den Orchideenhäusern hinreichend warm und kann mehr gelüftet werden, so wird man auch ein häufigeres Austrocknen der Erde er- zielen. Begiessen kann man, sobald es nöthig ist, immer wieder, aber nicht die übermässige Feuchtigkeit aus den Wurzelballen her- aussehaflfen; je häufiger diese bis zu dem erforderlichen Grade aus- trocknen, desto gesünder werden die Pflanzen sein. Werden die Pflanzen regelmässig durstig, so nehmen sie die ihnen dargebotene Feuchtigkeit begieriger, gleichsam mit mehr Appetit auf, und die Saftzirkulation wird reger und lebhafter sein, wodurch auch den Pflanzen mehr Nahrungsstoffe zugeführt werden. Wird eine Pflanze mit Feuchtigkeit und den damit in Verbindung stehenden Nahrungs- stoffen übersättigt, so wird sie trägwüchsig; allerdings müssen Wasser- und Sumpfpflanzen von dieser Behauptung ausgeschlossen werden. Noch muss ich erwähnen, dass ich bei den Orchideen, um die Pflanzen reichlicher mit triebfähigen Knospen zu versehen und sie buschiger und voller zu machen, recht gute Erfolge dadurch erzielt habe, dass ich die älteren, unthätigen Scheinknollen durch das Ab- schneiden der Rhizome von dem vorderen, treibenden Theile ge- trennt habe. Schliesslich lasse ich noch ein Verzeichnis der Orchideen, die ich im Sommer in der freien Luft kultivirte, folgen. 265 Anmerkung. Die mit. * be^eichneten Arten entwickelten im Freien Knospen und Blüthen, die mit 0 bezeichnten aber erst im Laufe des Herbstes und Winters. * Acropera Loddigesi, „ Wagneri, Angnloa CJowesii, „ Rückeri, Bletia byacinthina, „ verecunda, Brassia caudata, „ Cowaui, „ Gireoudiana, „ maculata, „ striata, „ verrucosa, Calanthe discolor, 0 „ veratrifolia, Cattleya Mossiae, Coelogyne elata, „ cristata, " ,, firubriata, „ daccida, „ ocellata, „ Parishii, Cirrbaea fusco-lutea, ,, Russeliana, Cyrtochilum grandidorum, *°Cypripedium barbatum, „ fioribundum, „ insigne, „ venustum, „ villosum, Dendrobium aggregatum, „ humile, „ nobile, „ speciosum, "Epidendron cocbleatnm, „ alatum, „ ionosmum, „ Stamfordianum „ phoeniceum, 0 „ viscidum, Eria rosea, „ velntina, Gongora cinnamomea, * „ galeata, * „ tricolor, Liparis cylindrostachys', „ filipes, Lycaste aromatica, „ Barringtoni, „ candida, „ Deppei, „ davida, ,. leptocepbala, „ macrochila, 0 „ macropbylla, Maxillaria aurea, „ alba grandidora, *° „ decolor, „ densa, 0 „ luteo-alba, „ picta, „ porrecta, 0 ,, punctata, * „ rufescens, „ squalens, Miltonia bicolor, * „ candida, 18 266 * M iltonia Clowesii, „ flavescens, „ Regnelli purpurasc. „ speciosa, „ spectabilis, Odoütoglossum bictouiense, „ citrosmon, » grande, „ hastatum, „ pulchellum, „ Reichenheimii, Oncidium auritum, „ albo-violaceum, „ amictum, „ ampliatum, „ altissimum, „ bicallosum, „ Cavendishianum, „ dichromaticum, „ Ephippium, „ flexuosum, „ bieroglyphicum, „ incurvam, „ leueochilum, „ papillosum, „ quadricorne, Oncidium sphegiferum, Pliolidota imbricata, °Rodriguezia densiflora, Sarcanthus rostratus, * Stanhopea aurea, 99 Devoniensis, 99 eburnea, * 99 grandiflora, 99 guttata, * 99 insignis, 99 Lindleyi, * 99 ocnlata, 99 punctata, 99 saccata, * 99 tigrina, 99 venusta, * 99 Wardii, Trichopilia coccinea, 0 99 gloxiniaeÜora. 99 suavis, * 99 tortilis, °Zygopetalum crinitum, „ Mackayi, „ maxillare, „ velutinum. Die grosse Frühjahrs-Ausstellung des Gartenbau- Vereins für Hamburg, Altona und Umgegend vom 10. bis 14. April 1879. Von Dr. L. Wittmack. (Schluss.) Um auf die Ausstellung des botanischen Gartens zurückzu- kommen, so waren unter der Pal men Sammlung mehrere ganz vor- zügliche Exemplare, von denen einige vielleicht ihre Schönheit dem 267 Umstande verdanken, dass sie im hohen Sommer in’s Freie an einen recht vor Wind geschützten Platz gebracht werden. Wir nennen nur: Pritchardia pacifica Hook., Chamaedorea Wendlandi aus Mexiko (drei Exemplare in Blüthe!;, 2 Ch. geonomaeformis, mit Blüthen und mit Früchten, eine prachtvolle Trithriuax elegans, Kentia elegans, Hau- ritia flexuosa, Chamaedorea Abrenbergiana, Livistona chinensis, L. Hoogendorpii, Licuala spinosa etc. und die hier mit aufgestellten Todea africana. Alsopbila australis, Encephalartos brachyphyllus, Pandanus- Arten etc. In der gemischten Gruppe des botanischen Gartens glänz- ten selbstverständlich die Orchideen, an denen dieser Garten, Dank der Liebe des Herrn Prof. Reichenbacb zu dieser Familie und der ihm durch die besonders tüchtigen Kultivateure Herren Donat und Holtz gebotenen Unterstützung, so reich ist, wie wohl kaum ein anderer des Kontinents. Brassia Keiliana Rchb. fil., prachtvoll, B. Gireoudiana Rchb. fil. aus Costa - Rica mit 8 cm langen Perigon- zipfeln, Oncidium phymatochilum Lindl mit grosser, reichblumiger Rispe, 0. Cavendisbianum Batem. (0. pachyphyllum Hook.), Tricho- pilia Wagneri Rchb. fil., eine fast verschwundene Art, Coelogyne corymbosa Rchb. fil., erst voi Kurzem von W. Bull in London in den Handel gegeben, Lycaste tricolor, Rodriguezia bahiensis Rchb. fil , Cypripedium Dayanum Rchb. fil. , Cattleya Skinneri und C. citrina Lindl., Mesospinidium sanguineum, Aerides virens rar. Daya- num und Vanda tricolor var. Rollisoni, das w’aren die hervorragend- sten blühenden Arten. Ausserdem fanden sich ihnen beigesellt: Cyanophyllum magnificum, Bertolonia van Houttei, eine prachtvolle neue Melastomaceae, Eupborbia Sibthorpii in Blüthe, Maranta vit- tata, Gleichenia circinnata , Chamaedorea geonomaeformis mit Blü- then und Früchten etc. Das Merkwürdigste war aber wohl ein Blüthenkopf der Prownea grandiceps, dieser eigenthümlichen Caesal- niniaceae, deren rosafarbene Blüthen mit blumenblattartigen Kelch- blättern zu einem dichten Kopf von der Grösse einer starken Geor- gine von ca. 16 cm Durchmesser zusammengedrängt sind.*) — Xur durch die erwähnten Dracaenen des Herrn Stange von der gemisch- ten Gruppe des botanischen Gartens getrennt, fand sich die schon erwähnte Gruppe der Frau Senator Jenisch (Oberg. Kramer), und *) Abbildung u. a. in Flore des serres VI 581 u. 58‘2. — Wir gedenken über die Pflanze noch ausführlicher zu sprechen. W. 18* 268 wahrlich nichts Schöneres als diese 3 Sammlungen hätte mau als „erstes Hauptstück“ zwischen den beiden Eingangstbüren des Saales plaziren können! In der Jenisch’schen Sammlung bildeten die Perle wiederum die Orchideen, deren Kultur Gottlob in Hamburg auch noch andere eifrige Liebhaber findet (so den Herrn Hell, Herrn Heinr. v. Ohlendorff, Herrn Friedr. Worlee u. s w.). Als be- merkenswertbeste Arten unter den Jenisch'schen nennen wir: Den- drobiuin Kingianum vom Cameroon, D. Bensoniae, D. crassinode, Odontuglossum gloriosum, 0. Roezlii, 0. Pescatorei, 0. triumphans, Oncidium variegatum, 0. ciliatum, Lycaste tricolor, L. fulvescens, L. biseriata, Cypripedium Hinksianum, C. Harrissonii, C. barbatum Crossii, die tief braune, eigentümliche Mormodes Roezlii, das herr- liche Angraecum eburneum, Restrepia antennifera et''. Im Verein mit ihnen sah man schöne Blatt-Orchideen, ferner die herrliche Ma- ranta Massangeana in einem Prachtexemplar, Pavonia Wioti, Anthu- num crystallinum , Aechmea glomerata, Amaryllis Adele Assmann und König der Niederlande, Franciscea calycina, Anthurium Scher- zerianum, roth und weiss, Primula denticulata und P. pulcherrima etc. Ausserhalb des Programms waren ferner eingesandt: von Herrn W. F. Witter schöne getriebene Syringen (Flieder), Azalea indica und Cyclamen, von welch’ letzteren der Aussteller gegen 15 — 16,000 Stück jährlich zieht, von Herrn Peter Smith & Co. eine Gruppe bunter und neuer Gehölzveredelungen, von Herrn Kommerzienrat Alexander (Oberg. F. Scheele), welcher auch die oben erwähnte, von Herrn Stange ausgestellte Collectiun Dracaenen ankaufte, eine schöne gemischte Gruppe, in welcher uns besonders auffielen: Gym- nostacbys Pearcei, Strelitzia Reginae, Pteris scaberula, Lachenalia tricolor etc. B. Neuheiten. Drei neue Kaltauspflanzen waren ausgestellt von Herrn Friedr. Worlee (Oberg. Ohm) und zwar Agaven: Victoria Reginae, hystrix, utahensis. Drei neue Rosen von Herrn Friedr. Harms: Mme. Francois Bouyer (Gonod 1878), Geoffroy St. Hilaire (Eng. Verdier 1879), Souvenir de Laffey (Eug. Verdier 1879). Desgl. von Herrn E. L. Behrens (Oberg. Bartels): Mme. Jules Caboche (1876), Princesse Elise Trubetzkoi (1877), Monsieur Gabriel Tourner (1876/77); 269 ferner und ausser Konkurrenz: John Stuart Mill (1876), Penelope May (1877/78), Mme. Lambard (1877/78), Mme. Marie Verdier (1 877/78), Cannes la Coquette (1877/78). Drei neue Coniferen von Herrn Sehlobohm: Thuja Rosenthalia, Cupressus Lawsoniäna elegantissima, Picea excelsa (Zwergvarietät, eigene Züchtung). Fünf neue Hyacin- then von Herrn P. F. Leissner in Altona: Obelisk, Bird of para- dise, beide einfach gelb, Charles Dickens, einfach hellroth Grand vainqueur, gef. weiss, King of the blues, einf. dunkelblau. — Den Preis für neue Züchtungen (Cyclamen persicum) erhielt Herr F. W. Böttch er. C. Kulturpflanzen. Die grosse Fülle des Stoffs zwingt uns, hier mehr kursorisch zu verfahren. Die meisten Preise erwarb sich Herr Heinr. v. Ohlen- dorff (Obergärtner W. Drazdak). Unter den zu einer äusserst ge- schmackvollen Gruppe zusammengestellten Pflanzen desselben ragten hervor: Verscbaffeltia splendens, Astrocarynm Malybe, Ptychosper- mum rupicola, Latania rubra, Plectocomia elongata, eine sehr schöne Dracaena Goklieana, Dr. Ohlendorffii etc., Croton Disraeli u. a., Eriostemon pulchellura, Boronia tetrandra, Nepenthes Hookeri etc. — Warmhaus-Farne und Adianten waren sehr schön von Herrn Rob.Mart. Sloman (Oberg. Liidicke) ausgestellt; ein Encephalartos Altensteinii und Alsophila funebris von Herrn Gust. G Pohl, die dieser selbst im- portirte; schöne Maranten von Herrn F F. Stange; Orchideen in vorzüglicher Kultur von Herrn Hell (Oberg C. Berger) (Phajus Blumei, Lycaste cochleata, L. Skinneri, L. gigantea, Cymbidium aloe- folium, Pholidnta Pholas Pchb. fil., Leptotes bicolor); Bromeliaceen von Herrn Fr. Worlee (Oberg. Ohm) (Tillandsia tesselata, Vriesia splendens, V. glaucophylla, Nidularium fulgens, N. guttatum etc.); Rhododendron arboreum von Herrn E. L. Behrens (Oberg F. Bar- tels); Cyclamen (Zimmerkultur) von Frl. A. Höge; ein schöner Laurus tinus von Herrn Johs. Baur in Altona (Oberg. R. Hin- richs); 15 buntblättrige Phormium von Herrn Fr. Worlee (Obei'g. Ohm); Rhododendron Edgeworthii von Herrn R. M. Slom an (Oberg. Lüdick"). Auch die neue Palme Ravenea Hildebrandtii Bouche, eingesendet von unserem Mitgliede Herrn Otto Neu mann in Schöne- berg bei Berlin, fehlte nicht; sie erwarb sich eine grosse silberne 270 Medaille und wurde von Herrn Heinrich v. Ohlendorff ange- kauft. Frl v. Horn (Oberg. J. Michelsen) hatte Bowiea volubilis in Blüthe ausgestellt; Frau Lippert (Oberg. H Hägemann) eine desgl., nicht blühend, sowie Toxicophloea Thunbergi (Apocyneae), Euphor- bia Monteiri in Blüthe, Strelitzia etc.; Herr F. F. Stange mehrere insektenfressende Pflanzen (Sarracenien) in vorzüglicher Kultur; Herr Otto Deseniss 6 Cocos Weddelliana. Als Ampelpflanze machte sich eine reich entwickelte Begonia Comte Alfred de Limminghe vortrefflich. Als Kulturpflanzen sind auch noch 12 Cinerarien des Herrn Konsul D. Schütte (Oberg. Zabel) zu nennen. Auffallend war uns das fast vollständige Fehlen von Azaleen und Camellien, diesen lieblichen Frühlingskindern, ohne die wir uns kaum eine Ausstellung im April denken können. Wir wurden be- lehrt, dass diese, namentlich die ersteren, von den bedeutendsten Züchtern Hamburgs auf diesem Gebiete, Herren A. F. Riechers & Söhne, in einigen Wochen in ihrer grossartigen „Pßanzenfabrik“ selber ausgestellt werden. D. Sortimente. Auch hier müssen wir uns kurz fassen, denn das diesbezügliche Programm umfasste nicht weniger als 65 Nummern. In Caladien zeichneten sich aus: Herr H. v. Ohlendorff (Oberg. Drazdak), Herr W. Behrens Oberg. F. Sander), der ausserdem u. a. vorzüg- licbeRhododendron undCinerarien ausstellte; in Gloxinien Frau Jans sen (Oberg. W. Brandt) (fast alles aufrechte Formen); in Cyclamen Herr F. L. Stueben und Herr F. W. Böttcher; in Cinerarien (Namensorten) Herr Senator Godeffroy (Obeig. Backenberg); in Cinerarien (Sa- menpflanzen) Herr Sloman (Oberg. Lüdicke); in buntblättrigen dreifarbigen Pelargonien Herr Johs. Baur in Altona (Oberg. Hin- richs) und Herr H. Wientapper in Altona. Richardia aethiopica war ausgestellt von Herrn E Hüben er. Für 10 hoch- und halb- stämmiee Rosen, desgl. für 25 Remontant-Rosen (ohne Beschränkung der Höhe) erhielt Herr Eduard L. Behrens (Oberg. Bartels) die ersten Preise, für 10 Thee- und Bourbon- Rosen Herr Harms den ersten, Herr Behrens den zweiten, für 10 Moos-Rosen Herr F. W. Böttcher, für 15 Monats-Rosen Herr G. Wichmann in Ottensen, der auch 10 Rosa Bourbon Hermosa ausgestellt hatte, den ersten, 271 Herr J. A. W. Stolz sen., ebendaselbst, den zweiten Preis. Weiter sind zu nennen: die Aucuba japonica mit Früchten des Herrn G. Wichmann, die 10 Reseda des Herrn Johs. Baur (Oberg. E. Hin- richs), die Aurikeln (Luyker) des Herrn H. Wrede in Lüneburg, die gefüllten Primula cl inensis des Herrn W. P. F. Leissner in Altona, die 25 Hyacinthen der Herren W. P. F. Leissner, Stolz sen. und E. Hübener, die Kronen - Myrtken der Herren Leissner und Thiessen, die Teppichpflanzen und ein Teppichbeet des Herrn Ferd Martienssen, die Viola tricolor (mit Namen) des Herrn C. Hamann in Altona und des Herrn H. Wrede in Lüneburg, die Lorbeern des Herrn H. Tümler und des Herrn Traugott Marsch, die vorzüglichen Citrus sinensis des Herrn F. F. Stange, von denen er alljährlich grosse Sendungen nach Russland macht etc. E. Abgeschnittene Blumen und Blumen-Arrangements. Abgeschnittene Blumen als solche waren nur durch Viola tri- color vertreten, wrnfür Herr Wrede in Lüneburg den ersten, Herr P. V eit den zweiten Preis erhielten. Um so reicher und anziehen- der war aber die Ausstellung von Blumen- Arrangements, und wir empfanden beim Anblick all’ der Schönheiten, die sich da dem Auge boten, ein gewisses schmerzliches Gefühl darüber, dass in Berlin diese Konkurrenzen meist so schwach — wenn auch stets durch vorzügliche Leistungen — besetzt sind. Unser Schmerz sollte sich aber gar bald in ein freudiges Gefühl verwandeln, denn als die Namen der Prämiirten bekannt wurden (erst nach Aussprechung der Ur- theile) zeigte es sich, dass in mehreren der Haupt-Konkurrenzen, namentlich in der wichtigsten: eine hervorragend neue Leistung in Blumen- Arrangements, ein Berliner, Herr A. Thiel, Leipziger- strasse 50a, den ersten Preis davongetragen — und zwar z. Th. mit Rosen, die er sich aus Hamburg, von Herrn Spiess in Lock- stedt, dazu hatte schicken lassen. Es war aber auch nur eine Stimme darüber, dass die Thiel’scben Leistungen, besonders die Kleider- und Haargarnituren, das Trauersymbol und das Blumenkissen (letz- tere scheinen in Hamburg noch nicht bekannt gewesen zu sein) ganz aussergewöhnlicber Art waren. Der Sieg fällt um so mehr in’s Gewicht, als eben die Konkurrenzen so ausserordentlich i*eich beschickt waren. Für den schönsten Blumenkorb wurden z. B. 272 ausser den 3 programm massigen Preisen, von denen Herr Thiel den ersten erhielt, noch 3 Extrapreise gegeben, ebenso bei den Brautbouquets u. m. a. In Ball-Bouquets zeichneten sich aus: Herr G. Desebrock, erster Preis und Herr A. Thiel, Berlin, zweiter Preis. Den ersten Preis für ein Handbouquet (ohne Draht) erhielten die Herren Wiebe & Rabe; für ein Vaseubouquet Gebr. Seyder- helm, für ein Brautbouquet Herr A. Thiel, Berlin, für einen Braut- kranz Herr Mohr, für einen Trauerkranz Frau Veit in Altona, für einen Taufkranz Frl. Kruse, für einen Palmwedel mit Bouquet Gebr. Seyderhelm, für ein Trauersymbol Herr A. Thiel, Berlin, für einen Haarputz Gebr. Seyderhelm. Unter den als „hervorragend neue Leistung“ ausgestellten Arran- gements sah man, ausser den erwähnten des Herrn Thiel, riesige Oster-Eier aus Blumen, einen kleinen Garten mit Tempel aus Blu- men, einen riesigen Aufsatz, und als Merkwürdigstes einen Lehn- stuhl nebst Teppich davor, ganz mit Blumen und Blättern garnirt. Schade um die viele Mühe für eine solche Geschmacksverirrung wie Letzteres! F. Obst und Früchte. Begreiflicher Weise war hier die Konkurrenz nicht gross; was aber eingeliefert war, war meist ausgezeichnet (für Händler waren den Preisrichtern besondere Preise zur Verfügung gestellt). Die ersten Preise erzielten: Herr Joh. Wesselhoeft (Oberg. F. Dub- bert) für vorjährige Tafel-Aepfel, Herr H. L. New mann (Oberg. J. F. Horst mann) für Koch-Aepfel, für Tafelbirnen und für Koch- birnen. — Aufmerksam zu machen ist ferner auf das vorzügliche Obst des Herrn L. W. C. Michelsen (Händler), sowie auf eine von Herrn Senator Godeffroy (Oberg. Backenberg) neu eingeführte, sehr späte und deshalb um so werthvollere Tafelbirne Prince Napo- leon, von vorzüglichem Geschmack. Endlich aber auch auf die be- kannten vorzüglichen Fruchtkonserven von Dr. Nägeli in München. G. Gemüse. Das Gemüse war leider äusserst schwach vertreten und scheint, darnach zu urtheilen, bei der leichten Einfuhr von auswärtigen Pro- dukten in Hamburg, auf Gemüsetreiberei fast gar kein Werth mehr 273 gelegt zu werden. Vortrefflich war aber das überwinterte Gemüse von Herrn Claus Cordes auf Wilhelmsbmg. — Kartoffeln waren in 2 reichhaltigen Sortimenten ausgestellt, und zwar beide von Mitgliedern unseres Vereins: Gräfl. H arden berg 'sehe Gärtnerei (Garten-Inspektor Ru nt zier) zu Hardenberg bei Nörten, Hannover (Vertreter Herr H. Runtzler, Hamburg, St Georg], 1. Preis, und Herr Amtsvorsteher Rein hold Gärtner, Flecken Zechlin in der Mark, 2. Preis. In beiden Sammlungen sah man die empfehlenswerthesten Sorten in schönen Exemplaren, und möchten wir bei Bedarf von Saatgut auf diese Quellen binweisen. Herr Gärtner hatte seiner Sammlung noch einen ausführlichen Bericht über vergleichende Kartoffelversu che beigelegt, in welchem er zugleich die Bewohner Zechlins auftordert, seinem Beispiel zu folgen und Zechlin zu einer Spezialstelle für Saatkartoffel-Anbau zu machen. Der beim Obst schon erwähnte Händler Herr L. W. C. M i- ch eisen hatte auch sehr schönes importirtes Gemüse eingelicfert und sogar ein sehr zierliches Teppichbeet aus Mohrrüben, Salat etc. hergestellt! Vielleicht, wenn auch unabsichtlich, eine Persiflage der modernen Teppichgärtnerei! H. Verschiedenes. Hier wären besonders die in ziemlich reichem Maasse ausge- stellten Gartengeräthe etc. zu nennen, doch wollen wir uns be- gnügen, hinzuweisen auf eine neue Rasenscheermaschine, die nach dem S cheerenpriuzip wie die grösseren in der Landwirthschaft be- nutzten Mähemasehinen arbeitet, ausgestellt von den Herren Biernatzk i & Co., ferner auf die Messer und Scheeren der Herren W. Weber in Hamburg und Fr. Wellmann in Altona, auf sehr zweckmässige Schattendecken von Herrn Ed. Zimmermann in Altona und auf den Raffia- (besser Raphia-) Bast, der hier von dem Importeur des Gegenstandes, Plerrn A. H. Höbbel, welcher im Jahre 1870 die erste Probe von Mauritius einführte, ausgestellt war. Besonderer Beachtung erfreute sich ferner der grosse Original- plan der in Angriff genommenen Regulirung des Walles zwi- schen Dammthor und Holstenthor des um die Verschönerung der Stadt Hamburg hochverdienten Herrn Ober - Ingenieur Franz Andreas Meyer, welcher mit Bewilligung des Präses der Baudeputation, 274 Herrn Senator v. Melle, im Theatersaal ausgestellt war. — Nach diesem genialen Plan zu urtheilen, muss an gedachter Stelle eine herrliche Anlage entstehen, und nach dem, was wir vor wenigen Jahren als Meyer’sWerk an den Anlagen bei der Lombardsbrücke und an der Aussenalster gesehen haben, zweifeln wir keinen Augenblick daran, dass auch diese neue Schöpfung wieder ganz wesentlich mit zur Verschönerung Hamburgs beitragen wird. — So reichen sich in Hamburg Behörden und Private die Hand, um den Schönheitssinn auch durch Garten-Anlagen zu wecken; der Gartenbau- Verein aber ist es, in dem sich alle diese rüstigen Kräfte vereinen, und darum wünschen wir ihm aus vollem Herzen ein weiteres fröhliches Ge- deihen! — Bericht über einige Handelsgärtiiereien iu Hamburg. Von Paul Drawiel. Vorgetragen in der Sitzung am BO. April 1879. Meine Herren! Wenn Sie in der heutigen Tages-Ordnung Herrn Dr. Wittmack und meine Wenigkeit als Berichterstatter über die Hamburger Frühjahrs-Ausstellung und die dortigen Gärtnereien ver- zeichnet gefunden haben, so möchte ich Sie im Voraus bitten, nicht allzu grosse Anforderungen an mich zu stellen und nicht zu denken, einen langen, ausführlichen Vortrag von mir zu hören , da mir nur sehr kurze Zeit zur Verfügung stand und ich Alles so zu sagen nur im Fluge gesehen habe. Indess will ich doch versuchen, das Gesehene in kurzen Worten Ihnen mitzutheilen. Ich werde mit den Hamburger Gärtnereien anfangen, da Herr Dr. Wittmack wohl die Güte haben wird, die Ausstellung speziell zu schildern. Wir, d. h. Herr Dr. Wittmack und meine Wenigkeit, besuch- ten zunächst die bekannte und in letzter Zeit möchte ich sagen be- rühmt gewordene Rosengärtnerei des Herrn Spiess in Lockstedt. Hatte ich schon etwas Schönes zu sehen erwartet, so waren doch hier alle meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Wir sahen Rosen, wrie man sie in Deutschland nicht schöner und vollkommener sehen kann, und zu meinem Erstaunen alles Sorten, welche bei uns 275 auch getrieben wurden und z. Th. noch getrieben werden, so z. B. Charles Lefebre, Mad. Baronne de Rothschild, Marie Baumann, Le Havre, Fisher Holmes etc., Sorten, die wir aber wegen mangelhaften Blühens alle kassirt haben. Dort sah ich dagegen 12 bis 14 und noch mehr schöne, vollkommene Blumen und Knospen an einem Stock. Und wenn man die Preise hört, welche in Hamburg für Bosen bezahlt werden, so lässt sich ermessen, dass das ein äusserst lukratives Geschäft sein muss Ausser der guten Kultur machte auch die sehr grosse Reinlichkeit im Hause einen erfreulichen Ein- druck; Wände, Stellagen, Töpfe, Glas — Alles war auf das Sauberste gereinigt, und glaube ich aus eigener Erfahrung konstatiren zu kön- nen, dass das ein grosser Vortheil speziell für die Rosentreiberei ist, und man deswegen nur halb so wenig mit dem berüchtigten Rosenschimmel zu kämpfen hat. — Gegen den Rosenschimmel hat nun Herr Spiess ein Geheimmittel, wie er uns sagte, mit welchem er die Rosen spritzt, wenn sie anfangen auszutreiben, weil dann gerade der Zeitpunkt ist, wo der Schimmel anfängt sich auszubilden und zu verbreiten. — Auch war mir neu, zu hören, dass Herr Spiess seine Rosen jedes Jahr treibt. Ich sah eine Rose (wenn ich nicht irre Mad. Victor Verdier), von der Herr Spiess sagte, dass er sie schon 10 — 12 Jahre getrieben habe, und die Pflanze war noch ohne Tadel. Ferner sahen wir noch die Veilchentreibereien desselben Herrn. Diese Veilchen-Treibhäuser sind ganz eigener Konstruktion; die Stellagen hängen in Ketten und sind zum Hoch- und Nieder- winden eingerichtet — eine sehr schöne, aber kostspielige Einrich- tung. Ob sie gerade praktisch ist, darüber will ich mir kein Urtheil erlauben, nur das Eine will ich erwähnen, dass bei jedesmaligem Giessen die Stellagen niedergewunden werden müssen und das mit grosser Vorsicht. Dann besuchten wir das in ganz Europa bekannte Rosen- Etablissement des Herrn Fr. Harms in Eimsbüttel. Hier konnten wir leider nur wenig sehen, weil die schönsten Exemplare von Rosen auf der Ausstellung waren, und das Interessanteste, die Vermehrung, für Fremde unzugänglich war. Im freien Grunde eines Hauses sahen wir dort eine schöne, grosse Marechal Niel, mit Hunderten von Blumen und Knospen bedeckt. 276 Hierbei kann ich nicht unterlassen, der Ausstellungspflanzeu des Herrn Harms zu erwähnen, mit welchen er, nebenbei gesagt, den ersten Preis errungen hat. Die Rosen, welche man von ihm dort sah, waren ohne Tadel, und wenn die Grösse der Pflanzen auch der dt r englischen Ausstellungs-Rosen nicht gleich kam, so doch die der Rlumen, welche vielleicht noch schöner und vollkom- mener waren. Ich will hier einige Sorten erwähnen, die besonders in’s Auge fielen, wie z. B. Perfection de Montplaisir, Mad. Melanie Willermotz, Adam, Marie Siesley, Grossherzogin Mathilde, Marie Baumann etc. Von neueren und neuesten Sorten war Innocente Pirola, rein weiss, die schönste und beste, und versicherte mir Herr Harms, dass diese Rose sich sehr gut treiben lässt und der Niphetos gleich kömmt. Nun begann ich meine Wanderung allein, da Herr Dr. Witt- mack anderweitig in Anspruch genommen war. Ich besuchte noch die Gärtnerei von den Herren Riechers & Söhne in Barmbeck, welche als grosse Azaleen- und Cameliien-Kultivateure bekannt sind. Dort sah ich zu meinem Erstaunen auch schon einige Hunderte Exemplare der Rose Niphetos, aber noch zu sehr theueren Preisen, 2 Mk. für einjährige Veredelungen. Ferner besuchte ich die Gärtnerei von Herrn Saul in Wands- beck. Dieser Herr treibt auch Rosen und zwar mit fast demselben Erfolge, wie Herr Spiess; auch dort wird auf Reinlichkeit gehalten. Die Sorten waren dieselben wie bei Herrn Spiess, mit Ausnahme von Mons. Boncennes, eine Rose, welche ich bei Herrn Spiess nicht bemerkt habe, die w'ir in Berlin aber viel treiben. ln letzter Zeit ist sehr viel über Rosentreiberei im hiesigen Gartenbau- Verein sowohl wie in der Gesellschaft der Gartenfreunde gesprochen worden, und man hat die Berliner Rosentreiber gewisser- maassen beschuldigt, dass sie sich nicht genug Mühe geben, um ebenso schöne Rosen zu erzielen wie die Hamburger. Dem gegen- über w'ill ich mich nun nicht mit Worten verantworten, sondern mit Thatsachen, indem ich mir erlaube, Ihnen, meine Herren, einige Ro- sen aus unserer Treiberei vorzuführen, welche hoffentlich zeigen werden, dass der Unterschied zwischen Berliner und Hamburger Rosen nicht mehr allzu gross ist. *) Vergl. S. 254. 277 lieber die Kultur der Coffea liberica Hiern in ihrem Vaterlande. Aub einem Briefe des Herrn H. Soyaux an Herrn Dr. G. Schweinfurth, mitgetheilt von Prof. Ascherson. Herr Hermann Soyaux, welcher der Loango- Expedition als Botaniker beigegeben war, hat sich im vorigen Jahre wiederum nach Afrika begeben, um auf den Besitzungen des Hamburger Hauses C. Wörmann am Gabon Plantagen anzulegen. Als Gegenstand der Kultur wurde vor Allem der mit so grossen Hoffnungen begriisste Liberia-Kaffee in!s Auge gefasst. Herr Soyaux erhielt daher den Auftrag, an Ort und Stelle (also in Liberia selbst) die Kulturen dieser Pflanze kennen zu lernen und, falls er sich davon günstige Ergebnisse verspreche, Pflanzen re-p. Samen zu acquiriren. Die Mit- theilungen eines unbefangenen Augenzeugen über diese neuerdings so viel besprochene Pflanze dürften auch für unsere Leser wohl nicht ohne Interesse sein. Herr Soyaux schreibt an Herrn Dr. G. Schweinfurth in Kairo vom Bord der „Aline“, den 31. December 1878 unter 3° 14' n. Br. im Meridian des Kap Three points: „Am 1. September d. J. verliess ich an Bord des Wörmann- schen Schiffes „Taikun“ Hamburg, um nach Liberia zu gehen. Am 19. November erst betrat ich die Strassen der Hauptstadt Monrovia. Um die grossen Kaffeefarms zu besuchen, musste ich den pracht- vollen St. Paulsfluss hinauf gehen, und zwar im Kanoe, denn der kleine Dampfer, der sonst hier fährt, war gerade in Reparatur. Der St. Paul mündet etwa 3-4 Seemeilen nordwestlich von Monrovia in’s Meer, ist aber mit dem unmittelbar bei der Stadt aus- mündenden Meserado- River durch den Stockton - Creek verbunden, welcher als Wasserstrasse nach dem St. Paul benutzt wird. An letzterem Strom liegen die reichsten Anpflanzungen, z. B. New- Georgia, Virginia, Clay - Ashland, Millsburg etc., fast durchgehends mit Kaffeebau beschäftigt In Clay-Ash'and hielt ich mich mehrere Tage bei den beiden grössten Farmern der Republik auf und habe mich durch eigene Anschauung und Erkundigung bei den beiden zuverlässigen Herren genau informirt. 278 Das praktische Ergebniss dieses Besuches war der Ankauf von 1000 Kaffeebäumen und IC Bushel Kaffeefrüchten (ca. 20,000 Sa- men). Der Preis für die Bäume stellt sich auf 5 Cents pro Stück einjährig, 6 Cents pro Stück zweijährig, 25 Cents pro Stück mehr- jährig. Die Regierung hat jedoch die Absicht, einen Ausfuhrzoll von 5 Cents pro Baum und 1 Dollar pro Bushel Samen, den ich noch mit Dollar bezahlte, zu erheben. Die Bäume wurden sofort eingepflanzt und haben Zeit, sich in den Kisten einzuwurzeln, werden also hoffentlich den Seetransport an Bord der „Ella“, welche im Januar in Monrovia ankommt, ohne Schaden ertragen. Unter den 1000 Bäumen befinden sich 25 Stück grössere, schon tragende, an denen ich sehen will, ob sie sich ohne grossen Schaden transportiren und verpflanzen lassen. Das kann ich in 2 Jahren schon sehen, wonach sich dann eine spätere Zufuhr von schon alten oder jungen Bäumen zu richten haben würde. Gleich- zeitig mit den Kaffeebäumen erhalte ich mit der „Ella“ 3 Bassa- männer, vorläufig auf 1 Jahr engagirt, die schon in Kaffeeplantagen gearbeitet haben. Die Früchte des liberianischen Kaffeebaums sind ausserordent- lich veränderlich, ihre Form und Farbe sehr mannigfaltig, gross, klein, rund, länglich, rothblau, gelb und grasgrün. Mein Streben ist, in meine Farm möglichste Gleichartigkeit zu bringen, weil die Verschiedenheit der Frucht viele Missstände bei der Bearbeitung, z. B. in den nur fi r gleich grosse Bohnen einge- richteten Entschälungsmaschinen mit sich bringt. Der Liberia-Kaffee hat aber neben einem viel feineren Geschmack und der beträchtlichen Grösse der Bohnen viele Vorzüge vor dem gewöhnlichen Kaffee. So z. B. fallen die Früchte, wenn sie reif sind, nicht ab, sondern bleiben am Stamm sitzen, und vor Allem ist der Ertrag viel reicher. Ich habe 40jährige Bäume gesehen, welche zwi- schen 30 — 40 engl. Pfund Kaffee trugen, ein Alter, welches Coffea arabica nicht erreicht, oder in welchem diese Art nicht mehr trägt. Blüthe- und Fruchtzeit vertheilen sich über das ganze Jahr, obwohl es allerdings Haupt-Erntezeiten giebt. Der liberische Kaffee verlangt die glühende Sonne, im Schatten bringt er nur Laub. Er trägt durchschnittlich vom 4. bis 5. Jahre an; der Durchschnitts-Ertrag wird in den grösseren Plantagen auf 279 5 — 7 Pfd. gerechnet, dabei betonen aber die Farmer selbst, dass ihre Wirtschaft nicht rationell sei und dass bei einer solchen der Durchschnitts-Ertrag sich bedeutend heben müsse. Der Boden, auf welchem er am besten gedeiht, ist ein rother, etwas steiniger, aber mit Lauberde vermischter Lehm, genau wie ich ihn in den Wäldern von Majombe und Angela gefunden, das Zersetzungsprodukt des west - afrikanischen Schiefergebirges. Die Gleichartigkeit desselben ist ja nachgewiesen, so dass ich sicher bm, den gleichen Boden auch am Gabon zu finden. Die Behandlung des Baumes und die Zubereitung des Kaffees für den Markt ist bei den verschiedenen Farmern recht verschieden, weil der Anbau noch zu jung ist, als dass sich ein Resultat aus einer grösseren Summe von Erfahrungen ziehen liesse.“ Aus Sizilien. Korrespondenz von Dr. W. Landau. Trapani*), den 26. März 1879. Eine Tour durch den westlichsten Theil des schönen Siziliens ist bis jetzt von Deutschen nur wenig unternommen worden. Ver- anlassung zu dem geringen Besuch gab hauptsächlich das Briganten- wesen, welches bis 1875 diesen Theil der Provinz Palermo arg heimsuchte. Den Anstrengungen der italienischen Regierung scheint es jedoch gelungen zu sein, dasselbe sehr zu unterdrücken. Man hört davon jetzt nur sehr wenig, am allermeisten noch von furchtsamen Deutschen darüber sprechen. Dieser Theil der Insel, von Palermo nach Castelvetrano (Se- linunt), Marsala, Trapani (Monte St. Giuliano), Calatafimi, Segesta etc., verdient in hohem Grade besucht zu werden. Für den Naturfreund sowohl wie für den Alterthumsforscher bietet die Gegend eine ergie- bige Quelle zur Bereicherung des Wissens. Das Land selbst ist grösstentheils wie ein Garten, die Vegetation von einer Ueppigkeit, wie man sie in wenig anderen Gegenden Italiens findet. Seit einigen Tagen ist auch noch das junge grüüe Laub der Bäume mit abfallen- den Blättern hervorgetreten, so dass die ganze Landschaft im schön- sten Frühlingschmuck prangt Der Weizen hat bereits z. Th. ge- 280 schosst, die Pnftbohne und der Flachs stehen in voller Bliithe. Die Obstbäume sind fast sämmtlich verblüht, Orangen- und Citronen- bäume werden binnen Kurzem im vollsten Blüthenschmuck sein. Der Boden besteht hier, wie in dem grössten Theil der Insel, aus Thon oder Lehm, Sandmischungen findet man nur vereinzelt. Da der Boden grösstentheils ein Verwittern ngsprodukt des Muschelkalks ist, so ist er sehr kalkreich und nicht schlecht zu nennen, man fin- det z. B. Esparsette viel wild wachsend. Von Früchten baut man hier hauptsächlich Weizen, Gerste, Puffbobne und Flachs. Der Weizen wird wohl schon im Mai reif sein. Die Can seiner zahlreichen, vorzüglich ausgeführten Holzschnitte eine Zierde jedes Salons sein. Dasselbe könnte man vielleicht auch von dem hier sehr warm empfohlenen Lev> tzow’schen Kulturtopf sageD, der indess, nach unserer eigenen und mehrjährigen Erfahrung, den Blumenzüchter keineswegs der Sorge um seine Lieblinge entbindet. 0. Hg. Sorauer, Paul, Dr., Die Obstbaumkrankheiten. Im Aufträge des deut- schen Pomologen-Vereins bearbeitet. Berlin, 1879. Wiegandt, Hempel & Parey. 8. 204 S. — Der Verf. giebt in vorliegender Schrift weit mehr als der blosse Titel besagt; denn wenn auch die Krankheiten der Obstbäume besonders aus- führlich behandelt sind, so hat doch im ersten Kapitel; „Krankheiten durch ungünstige Ernährungsbedingungen“, welches fast die Hälfte des Werkes aus- macht, der Verf. Gelegenheit genommen, die Beispiele zweckentsprechend auch aus anderen Zweigen der Gärtnerei sowie der Land- und Forstwirthschaft zu entlehnen und dabei die Resultate der allerneucsten Forschungen zu berück- sichtigen. Eine grosse Erleichterung bei Bestimmung der Pilze bieten die nach den Nährpflanzen geordneten Uebersichten der Parasiten am Schlüsse des Wer- kes, und sei letzteres hiermit bestens empfohlen. Zu bedauern bleibt nur, dass keine Abbildungen gegeben werden konnten, die allerdings den Preis sehr er- höht hätten. W. Weicbardt, Carl, Motive zu Garten-Architekturen. Eingänge, Veranden, Brunnen, Pavillons, Bäder, Brücken, Ruheplätze, Volieren, Terrassen, Frei- treppen, Veduten. Fünfundzwanzig Blatt, enthaltend 20 Projekte und etwa 100 Skizzen in Randzeidinuugen, nebst 3 Bogen Details in natürlicher Grösse. Weimar, 1879. Bernhardt Friedrich Voigt. 12 Mk. 292 Mulack, C., Lehrer in Oderberg i. M., Praktische Winke über Baum- und Beer-Obst, nebst Anweisung zur Bereitung der Obstgetränke. 8. 34 S. Preis 50 Pf. Voss, C., Kurze Anleitung zur Veredelung und Pflege der Rosen und Obst- bäume. Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage. Detmold, Meyer’scbe Hof- buchhandlung (Gebr. Klingenberg), 1879. kl. 8. 40 S. Preis 60 Pf. G. Masbaum, Thierschutz. Ein Büchlein für die Jugend. Mit 12 Ab- bildungen. Osnabrück, 1879. Verlag von Gottfried Veith. 8. 24 S. (Preis 20 Pf., in Partien 15 Pf.). Preisverzeichnisse siud eingegangen von: William Bull in KiDgs road, Cbelsea, London SW. — A. Topper in Hille- gom bei Haarlem (Holland) (Haarlemer Blumenzwiebeln). — James Veitcb & Sons, Cbelsea, London. — Gt. van Waveren & Kruyff in Sassenheim bei Haarlem. — Constant Lemoine in Angers (Maine et Loire), nebst einer Pho- tographie einer fruktifizirenden Cocos Weddelliana. Personal«Nachrichten. Dem Oberlehrer Dr. Liebe an der Friedrichs- Werderseben Gewerbeschule zu Berlin, Mitglied unseres Vereins, ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden. Verein für Gartenbau und Landwirtschaft zu Wittstock a. D. Zweigverein des landw. Central- Vereins zu Berlin. Rosen! P. P. Auf den besonderen Wunsch der geehrten Mitarbeiter, beson- ders der Herren Handelsgärtner, habe ich im Aufträge des hiesigen Vereins den nachfolgenden neuen Fragebogen entworfen; derselbe dürfte weiteren Anforderungen genügen. Es ist darin geändert wor- den: die Anzahl der nach Farben geordneten Varietäten; die Re- montant- und Bourbonrosen sind von den Thee- und Noisetterosen gesondert, die leuchtend rothen Farbennüanzirungen sind von ein- ander geschieden worden und 4 neue Fragen, Treib-, Zimmer-, Säulen- rosen und deutsche Züchtungen betreffend, sind hinzugekoramen. Auch die neue Liste verfolgt den Zweck, die 4 — 5000 in deut- schen Gärten kultivirten Rosen Varietäten auf eine beschränkte Zahl der wirklich werthvollen Züchtungen zu reduziren, dieselben zu publiziren und auf diese Weise zur vorzugsweisen An- pflanzung zu empfehlen. 293 Ich erbitte die Berichte bis spätestens den 1. Dezember 1879 franko an mich gelangen zu lassen — nachträglich einlaufende Ur- theile finden keine Berücksichtigung — mit deutlicher Unter- schrift, auch Angabe des Standes versehen zu wollen, um die Zu- sendung der Resultate zu ermöglichen. Bei jeder Rose ist der Name des Züchters sowie das Jahr ihrer Einführung, soweit solches dem Berichterstatter bekannt ist, anzu- geben. Die Rangliste bietet dazu Anhalt. Die Anzahl der aufzu- führenden Varietäten ist nicht zu überschreiten; auch sind nur Ro- sen ersten Ranges aufzuführen; man lasse alle mittelmässigen Sorten fort, notire lieber eine Varietät weniger. Die Beobachtungen wolle man gefälligst im Laufe des kommenden Sommers unter Zu- hiilfenahme der Rangliste und des neuen Fragebogens machen, da- mit das Resultat ein einhelligeres werde als 1878. Die verehrlichen Redaktionen der Garten - Zeitungen bitte ich wieder um Aufnahme der Fragen in ihre Journale, die geehrten Vorstände der Gartenbau- Vereine um Vorlage der Liste in den Ver- sammlungen, die werth en Mitarbeiter um möglichste Verbreitung dieses Aufrufs. Das Resultat der diesjährigen Berichte wird nur den Redak- tionen der betheiligten Gartenschriften und den Mitarbeitern — und zwar franko — zugehen. Nichtbetheiligte finden keinerlei Berück- sichtigung, um die Kosten dieses gemeinnützigen Unternehmens, die der hiesige Verein allein trägt, nicht unnöthig zu vergrössern. Mit hochachtungsvoller Ergebenheit Friedrich Schneider II., Vorsitzender des Vereins. Inhaber der grossen silbernen, vom Kgl. Ministerium verliehenen Stattsmedaille etc. etc. Wittstock a. D. (Ost-Priegnitz), Januar 1879. Nr. Name und Stand des Berichterstatters : Ort und Datum: Ich bitte nachstehende Fragen beantworten zu wollen: I. Welches sind nach Bau und Form, Entfaltung, Füllung, Hal- tung und Wohlgeruch die 3 vollkommensten Rosen in folgenden Far- ben (von jeder Farbe 3 anzugeben)? — 294 — A. Remontant- und Bourbonrosen. a. rein weiss: b. nüanzirt weiss (zart fleischfarbig): c. hellrosa: d. dunkelrosa: e. karminroth: f. Scharlach- und zinnoberroth : g. pur- pur- und karmoisinroth : h. schwärzlich- oder bräunlichroth: i. violett: k. gestreift: P>. Thee- und Noisetterosen. I. rein weiss oder leicht nüanzirt: m. rosa: n. nüanzirt rosa: o. hell- und dunkelgelb: p. nüanzirt gelb: II. Welches sind die 3 schönsten Moosrosen? III. Welche 5 Rosen sind die beliebtesten und verbreitetsten im Bezirk des Berichterstatters? IV. Welche 5 Rosen zeichnen sich besonders aus a durch ununterbrochenes Remontiren? b. durch feinen Wohlgeruch? c. durch Widerstandsfähigkeit gegen Kälte? V. Welche 5 Remontantrosen liefern a. den reichsten Sommer- Hor? b. den reichsten Herbstflor? VI. Welches sind die 10 vorzüglichsten Treibrosen? VII. Welche 5 Varietäten sind besonders zur Zimraerkultur geeignet ? VI II. Welches sind die 3 schönsten Säulenrosen? IX. Welche 10 Neuzüchtungen, Varietäten der Jahrgänge 1873 bis 1878, sind von so hervorragender Schönheit, dass ihre Anpflan- zung und Verbreitung rückhaltslos empfohlen werden kann? X. Welche deutschen Züchtungen sind zu nennen? An alle deutschen Gärtner und alle wirklichen Liebhaber richte ich — anknüpfend an Frage X — die Aufforderung, für die An zuclit deutscher Rosen Varietäten mit Wort und That einzu- treten, ihr Eingang zu verschaffen, ihr Bahn zu brechen, sie zu be- treiben und zu fördern. Dem Schwindel mit Neuheiten, der allseitig verurtheilt wird und der jährlich so bedeutende Summen in's Aus- land lockt, wird dadurch am wirksamsten entgegengetreten und die Hebung eines so wichtigen, einträglichen Zweiges des Gartenbaues am nachhaltigsten gefördert. Ich weise auf das Beispiel englischer Gärten hin, die in den letzten Jahren Rosenvarietäten allerersten Ranges gezüchtet, Rosen, 295 denen selbst französische Rosisten, Guillet fils u. A., bewundernde Anerkennung nicht versagen können. Die englische Rosenzucht ist der französischen völlig ebenbürtig, dazu ist sie reeller; denn den Werth der Neuheiten bestimmt in England nicht der Züchter, son- dern die Royal Horticultural Society und die National Rose Society in öffentlichen Konkurrenzen auf Rosen Ausstellungen. Es wird der Intelligenz, dem Eifer, der Energie und der Aus- dauer unserer deutschen Gärtner, die „Einigkeit und gegenseitiges Vertrauen“ so rühmlich auszeichnen, sicher gelingen, dem Vorbild ihrer englischen Berufsgenossen gemäss, die Rosenzucht im Vater- lande, in Deutschland, auf die Stufe zu erheben, die sie bei unseren Nachbarn einnimmt. Anzucht deutscher Rosen Varietäten sei die Parole deutscher Rosengärtner. Eine grosse goldene und dito silberne Medaille (Staatspreise), ausgesetzt vom landw. Central- Verein zu Berlin (Präsident: Ritterschafts-Direktor v. WedMl-Malchow), sind erste Preise für gelungene, deutsche Rosenzüchtungen. Meldun- gen erbitte ich mir. Bei genügender Anzahl erfolgt das Ausschrei- ben zu einer Konkurrenz. F. Schneider II. Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für deutsche Gärtner. Allen verehrlichen Mitgliedern, deutschen Gartenbau - Vereinen und einzelnen Personen, die uns bei der Wilhelm- und Augusta- Jubelstiftung für deutsche Gärtner so thatkräftig unterstützten, einst- weilen unseren wärmsten Dank! Wir haben die von einigen Seiten beantragten Aenderungen im Statuten-Entwurf thunlichst berücksich- tigt, werden letzteren nunmehr der Vereins- Versammlung am 25. Juni zur Genehmigung vorlegen und dann den sämmtlichen deutschen Gartenbau- Vereinen mit der Bitte, sich einverstanden zu erklären, zusenden. Soll aber den vielen in Aussicht stehenden Gesuchen um Unter- stützung Genüge geleistet werden, so sind noch weit beträchtlichere Mittel nöthig, und bitten wir daher um noch weitere gütige Zusen- dungen. — Sicherlich Hessen sich auch die Ueberschiisse von Ausstel- lungen etc. zu diesem Zweck sehr gut verwenden. Eine Liste der Geber wird thunlichst bald veröffentlicht werden. Der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Ein Nekrolog des verstorbenen Herrn Prof. Karl Koch nebst Portrait folgt in nächster Nummer. 296 Weiter abzugebende Samen vom Baron Ferd v. Müller in Melbourne. 290. Eucalyptus alpina Ldl. 292. Eucalyptus gomphocepbala D C., 291. „ Baileyana F. v. M. verlangt etwas kalkigen Boden. 293. Pleiococca Wilcoxiana F. v. M. Berichtigung. Im Maiheft. S. 240 Zeile 3 von unten muss es an Stelle „internationalen Gartenbau-Ausstellung im Jahre 1879“ heissen 1869. Inhalt. Karl Koch f und Louis Ravene +. — 622. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. (Wilhelm- und Augusta- Jubelstiftung. Fortbildungs - Unterricht für jüngere Gärtner. Einfluss der künstlichen Zerstörung des Steins auf die Entwickelung des Steinobstes. Liberia - Kaffeepflanzungen. Vorkommen der Rothtanue. Picea excelsa Lk. Hohle Blumenstäbe aus Zinkblech. Lobelia lutea L. Hamburger Handels- gärtnereien. Vorgezeigte Gegenstände.) — Versammlung der Gesell- schaft der Gartenfreunde Berlins am 4. April 1879. (Vorgelegte Ge- genstände. Iris reticulata. Hochstämmige Theerose. Internationale Fischerei- Ausstellung 1880.) Versammlung am 18. April 1879. (Azalee „Kaiserin von Indien“. Pflanzen - Ausstellung. Veilchenkultur.) — Neue gefüllte Azalea indica „Kaiserin von Indien“ (A. van Geert). Mit Tafel IH. — C. Bouch4, Mittheilungen über die Kultur tropischer Orchi- deen. (Schluss.) — L. Wittmack, Die grosse Frühjahrs-Ausstellung des Gartenbau-Vereins für Hamburg, Altona und Umgegend vom 10. bis 14. April 1879. (Schluss.) — Paul Drawiel, Bericht über einige Handelsgärtnereien in Hamburg. — Ueber die Cotfea liberica Hiern in ihrem Vaterlande. — Dr. W. Landau, Aus Sizilien. — — Dr. F. Tschaplowitz, Untersuchungen über die Lagerreife des Kernobstes. — Vermischtes. — Literatur. — Eingegangene Preisverzeichnisse. — Personalnachrichten. — Verein für Gartenbau und Land wirth schaff zu Wittstock a. D. Rangliste edler Rosen. — Weiter abzugebende Samen. — Berichtigung. Tagesordnung für die nächste Sitzung des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues (zugleich Jahres - Versammlung) am Mittwoch, den 25. Juni 1879, pünktlich Abends 6 Uhr, im Palmenhause des bot. Gartens. 1. Herr Dr. C. Bolle: Gedächtnissrede auf Prof. Karl Koch. 2. Jahresbericht des Direktors. 3. Neuwahl des Vorstandes. 4. Beschlussfassung über die Art der Herbst-Ausstellung in der Ber- liner Gewerbe-Ausstellung. Um recht zahlreiches Erscheinen, namentlich wegen des letzteren Punktes, wird gebeten. Exkursion am Montag, den 30. Juni, nach der Kgl. Gärtner-Lehranstalt und Sanssouci. Abfahrt 2 Uhr. Potsdamer Bahn nach Wildpark, Kaffee daselbst. Abendessen ä la carte in Cafe Sanssouci. Tagesordnung für die nächste Sitzung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins am Freitag, den 4. Juli 1879, Abends 7% Uhr, im Vereinslokal, Wilhelmstrasse 118. 1. Diskussion über das Ueberwintern der Eriken. Referent: Herr Crass. 2. Diskussion über die Vermehrung hartholziger Pflanzen. Referent; Herr Eggebrecht. Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussisclien Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redakteur: I)r. L. Wittmack, General-Sekretär des Vereins, Cnstos des Kgl. landw. Museums, Privatdocent an der Universität. Adresse des Vereins: Adresse des Schatzmeisters, Rentier Sonntag: Berlin SW., Schützenstr. 26. Berlin S., Alexandrinenstr. 51. No. 7. Berlin, im Juli 1879. 623. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Staaten. Verhandelt Berlin, den 28. Mai 1879. I. Das Protokoll der vorigen Sitzung hatte ausgelegen und wurde ohne Widerspruch genehmigt. II. Vorgeschlageu wurden: a. Zu Ehrenmitgliedern. 1. Herr Geh. Ober-Regieruugsrath Heyder iu Berlin. 2. Sir Joseph Dalton Hooker, Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew. 3. Herr Henri Vilmorin (in Firma Vilmorin, Andrieux & Co.) in Paris. 4. Frau Wirkl. Geh. Rath von Strantz, Excel!., in Berlin. b. Zu korrespondirenden Mitgliedern. 1. Herr Alphonse Karr in St. Rafael bei Nizza. 2. „ Prof. Thiselton Dyer, Assistent-Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew. 3. Herr Prof. Sargent in Cambridge (Massachusetts). 20 298 c. Zu wirklichen Mitgliedern. 1. Herr Kunst- und Handelsgärtner Thiele in Berlin. 2. „ Kunst- und Handelsgärtner Kropp (A. Schmidt Nachf.) in Berlin. 3. Herr Fabrikbesitzer Jul. Blancke in Merseburg. 4. „ Kunst- und Handelsgärtner Strenger in Steglitz. 5. „ Kupferschmiedemeister Quiel in Berlin. III. Herr Dr. Bolle widmete darauf dem am 25. Mai ver- storbenen und am 27. Mai unter allseitigster Theilnahrae zur Ruhe bestatteten Ehrenmitgliedo und langjährigen General-Sekretär, Prof. Karl Koch, warme Worte der Erinnerung, und erhob sich die Ver- sammlung zu Ehren des Dahingeschiedenen von ihren Plätzen. IV. Ausgestellt waren: 1. Ausser Konkurrenz seitens des Kgl. botanischen Gartens eine hübsche Auswahl blühender Pflanzen, die Herr Inspektor Bouche näher erläuterte. Vor Allem machte er aufmerksam auf einen Bastard zwischen Cineraria Web bei und C. cruenta oder C. hybrida. Erstere ist noch, gleich wie C. lactea, eine der wenigen guten Arten unter den Cinerarien, während fast alle übrigen Bastarde zwischen C. hybrida und C. cruenta sind, die wegen ihres meist nur einjährigen Lebens mehr den Charakter von C. cruenta zeigen. Während letztere meist niedrig bleiben, ist C. Web bei, welche der Garten s. Z. dem Herrn Dr. Bolle ver- dankt, eine ca. 1% bis 2 m hohe, halbstrauchige Pflanze und eignet sich daher gut zur Dekoration von Gewächshäusern. Der Bastard, der im vorigen Jahre sich freiwillig zwischen C. Web bei und C. cruenta, die beide nebeneinander standen, gebildet hat, hält in Bezug auf Höhe etwa die Mitte zwischen beiden, in der Färbung kommt er C. cruenta näher und ist auch fast so grossblumig wie tetztere. Er trägt keimfähige Samen und dürfte sich zur Dekoration sehr empfehlen. Ausserdem fanden sich in dieser Sammlung Cyclo- bothra alba Benth., eine sehr selten gewordene Liliaceae, Nidu- larium Meyendorffi Regel var. spejctabilis, N. Carolinae, N. Delphinium nudicaule*), diese nicht genug zu empfehlende Pflanze, Muscari Armeniacum, eine sehr hübsche, ziemlich gross- blumige Trauben - Hy acinthe, Cypripedium parviflorum, aus *) S. Monatsschr. 1878 S. 339. 299 Nord-Amerika, eine grössere Anzahl selten gewordener Neuholländer und Kappflanzen, wie z. B. Adenandra fragrans, Andersonia sprengelioides etc. Sehr zu empfehlen ist auch Fuchsia boli- viensis, die fast den ganzen Winter blüht und in den Blumen Aehnlichkeit mit F. corymbiflora hat. Iris tectorum, von dem durch seine Liliaceen- und Irideenkultur bekannten englischen Vikar Ellacomb erhalten, wahrscheinlich eine nord-amerikanische Spezies, Pelargouium crispum, eine alte, gute Art, die früher viel gezogen wurde und die, bei der Fülle der Blüthen, die an sich zwar nicht gross, doch einen vorzüglichen Effekt macht, ähnlich wie P. roseum, von dem im Garten des Vaters von Herrn Bouche ein hochstämmiges Exemplar von 8 cm Stammdurchmesser und 1 m Kronendurchmesser stand, das im Herbst gestutzt wurde und dann im Frühling mit Tausenden von Blüthen prangte. Weiter nennen wir: Gefüllte Cinerarien, gefüllte Ficaria ranu'nculoides (setzt keine Bulbillen an), Selago myrtifolia, Anemone sylvestris, Viola palmata, Globularia nudi- caule etc. 2. Von Herrn Kunst- und Handelsgärtner Cur io in Weissen- see ganz vortreffliche Myosotis von sehr schöner, dunkelblauer, leuchtender Farbe. Der Aussteller sah die Sorte vor zwei Jahren in Schlesien, ohne dass es ihm möglich war, den Namen zu er- fahren. Sie eignet sich vorzüglich zu Gruppen, da sie fast den ganzen Sommer über blüht. Man vermehrt sie am besten durch Stecklinge, die, Ende August gemacht, im nächsten Frühjahr üppige Stöcke liefern. Herr Bouche vermuthete, da diese Sorte keinen Samen trägt, dass es ein Bastard zwischen Myosotis alpestris und M. oblon- gifolia sei, welch’ letztere wir s. Z. durch Herrn Dr. Bolle von den Kanarischen Inseln erhalten haben. Herr Lackner glaubte, die ausgestellte Sorte sei identisch mit der vor etwa 12 Jahren von Haage & Schmidt in Erfurt in den Handel gebrachten Sorte „Kaiserin Elisabeth“. Diese letztere wollte übrigens in Stadtgärten nicht recht gedeihen. Die Preisrichter, die Herren G. Fintelmann, C. Mathieu und Per ring, sprachen den Myosotis des Herrn Curio den Monats- 21 300 preis zu. Der Aussteller übergab die Exemplare am Schluss der Sitzung freundlichst zur Verloosung. 3. Herr Garten-Inspektor Lauche legte ein Sortiment vorzüg- licher Stiefmütterchen vor, welche aus Samen, die dem Verein von Herrn Kunst- und Handelsgärtner Döppleb in Erfurt freundlichst zur Verfügung gestellt waren, gezogen waren. Ausserdem zeigte er Orchis militaris und Orchis fusca, beide von ihm kultivirt, in reicher Blüthe vor, und machte auf die neue grosse, zum Frühtreiben sehr geeignete Erdbeere „Königin Marie Henriette“ von Ed. Pynaert Van Geert in Gent aufmerksam. V. Hierauf hielt Herr Dr. Bolle einen Vortrag über eine neue Catalpa, welcher in der Monatsschrift besonders abgedruckt werden wird. VI. Dr. Wittmack theilte mit, dass von dem als bestes Mittel zur Vertilgung von Insekten (auch Blutlaus) bekannten Crepin sich eine Niederlage bei Herrn J. W. Kropp, in Firma Ad. Schmidt Nachf. , Berlin SW. Belleallianceplatz 17, befindet, woselbst auch passende Verstäuber (Rafraichisseurs) zu 1 M. 75 Pf. zu haben sind. VII. Eine ausgedehnte Debatte entspann sich hierauf über die auffallend geringe Betheiligung der Berliner Gärtner bei der Berliner Gewerbe-Ausstellung, und suchte man den Hauptgrund dafür in den ungünstigen Lokalitäten. Es wurde mitgetheilt, dass am 21. Mai eine gemeinsame Sitzung der Vorstände des Vereins zur Beförde- rung des Gartenbaues, der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins und der Gruppe XV. (Gartenbau) der Berliner Gewerbe-Ausstellung stattgefunden und dass man beschlossen habe, die Gärtner zu regerer Betheiligung durch 3 Herren persönlich auffordern zu lassen. Herr Lackner machte, als Vorsitzender der Gruppe XV., darauf aufmerksam, dass man bei den periodischen 14tägigen Aus- stellungen nicht eine ästhetische Aufstellung von Gruppen beabsich- tigt habe, sondern nur habe die Produkte der gewerbsmässigen Gärt- nerei vorführen wollen. Dazu seien die Räume aber ganz vorzüglich geeignet. Da in den jetzt zur Verfügung stehenden Lokalitäten eine geschmackvolle Aufstellung der Pflanzen bei der grossen Herbst- Ausstellung des Vereins unmöglich scheint, so wurden die Ordner, 301 die Herren Brandt, Haack und Perring, ersucht, genau alle Forderungen zu präzisiren, die in Bezug auf Umänderung der Räume, Herstellung von Tischen für Obst- und Gemüse etc. , sowie für Er- stattung der Transportkosten an die Kgl. Institute etc. nöthig sein dürften. Der Vor stand wird diese Anforderungen dann dem Central- Comite unterbreiten , und falls dieses bedauerlicher Weise darauf nicht eingehen sollte, vom Verein weitere Verhaltungsmaassregeln erbitten. VIII. Die Wahlen eines Ausschusses für die Vorbereitung der Neuwahl des Vorstandes und der technischen Ausschüsse haben fol- gendes Resultat ergeben: I. Ausschuss zur Vorbereitung der Neuwahl < V orstandes. 1. Herr Apothekenbesitzer Augustin. 2. 99 Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein. 3. 99 Gärtnereibesitzer J. Hoffmann. 4. 99 Kgl. Oekonomierath Noodt. 5. 99 Gärtnereibesitzer Lackner. II. Ausschuss für Erziehung von Blumen und T reiberei. 1. Herr Kunst- und Handelsgärtner R. Brandt. 2. 99 Gartenbau-Direktor Gaerdt. 3. 99 Kunst- und Handelsgärtner Gude. 4. 99 Kunst- und Obergärtner Haack. 5. 99 Gärtnereibesitzer Lackner. 6. 99 Kunst- und Handelsgärtner C. Mathieu. 7. 99 Universitätsgärtner Perring. III. Ausschuss für Gehölzkunde und bildend Gartenkunst. 1. Herr Dr. C. Bolle. 2. 99 Kgl. Garten-Inspektor Boucbe. 3. 99 Stadt-Obergärtner A. Fintelmann. 4. 99 Oberlehrer Dr. M. Kuhn. 5. 99 Stadtgarten-Direktor Mächtig. 6. 99 Kgl. Garten-Direktor Neide. 7. 99 Stadtgarten-Inspektor Rö nnen k amp. 302 IV. Ausschuss für Obstbau. 1. Herr Gartenbau-Direktor Gaerdt. 2. „ Garten-Inspektor Fintelmann. 3. „ Kgl. Obergärtner G. Fintelmann. 4. „ Kgl. Garten-Inspektor Lauche. 5. „ Kunst- und Handelsgärtner C. Mathieu. 6. „ Baumsehulbesitzer Metz. 7. „ „ Spaeth. V. Ausschuss für Gemüsezucht und Handelspflanzen. 1. Herr Kunst- und Handelsgärtner Drawiel. 2. ,, „ G. Ebers. 3. „ „ L. Mathieu. 4. „ Stadt-Obergärtner Men de. 5. „ Obergärtner Schenk. 6. „ Hoflieferant G. A. Schulz. 7. „ Lehrer R. Schultze. VI. Ausschuss für Revision der Kasse, der Bibliothek und Aufstellung des Etats. 1. Herr Apothekenbesitzer Augustin. 2. „ Rittergutsbesitzer Berend- Beeren. 3. „ Kaufmann Brebeck. 4. „ Oberlehrer Dr. M. Kuhn. 5. „ Fabrikbesitzer Protzen. IX. Der Direktor hatte die Rechnung für das Jahr 1878 nebst Belägen ausgelegt und das Protokoll des Rechnungs-Ausschusses mit- getheilt, wonach beantragt wurde, dem Schatzmeister für die ge- legte Rechnung pro 1878 Decharge zu ertheilen. Die Versammlung beschloss demgemäss. X. Als wirkliches Mitglied wurde aufgenommen: Herr Geh. Ober-Finanzrath von Pommer-Esche in Berlin, a. u. s. (gez.) Sulzer. (gez.) Wittmack. 303 Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1878 79 des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preuss. Staaten. Erstattet vom Direktor Wirkt Geh. Rath Sulzer Excellenz. Am 26. Juni 1878 zählte der Verein 420 wirkliche, 10 Ehren- und 17 korrespondirende Mitglieder. Seitdem verlor er durch frei- williges Ausscheiden 39, durch den Tod 8 wirkliche Mitglieder, wäh- rend 1 korrespondirendes und 2 Ehrenmitglieder verstarben. Als wirkliche Mitglieder neu aufgenommen sind 47 ; 2 kor- respondirende und 1 Ehrenmitglied wurden neu erwählt. Der Bestand von wirklichen Mitgliedern (420) ist demnach un- verändert geblieben; vod ihnen sind 229 (gegen 240 am Schluss des vorigen Vereinsjahres) hiesige und 191 (gegen 180 damals) auswär- tige, ferner 176 Berufsgärtner (gegen 164 damals). Die weit über- wiegende Mehrzahl der Ausgeschiedenen bestand aus Mitgliedern, welche der durch Stimmenmehrheit beschlossenen Aufhebung des Versuchsgartens widersprochen hatten. Möge das fernere gärtnerische Wirken dieser Herren, nachdem sie in dem Verein ein ihnen zu- sagendes Gebiet dafür nicht mehr finden zu können glaubten, ein dessen Zwecken förderliches bleiben. Unter den Verlusten, welche der Tod dem Verein verursacht hat, sind zwei ganz besonders beklagenswerth. Zunächst der des Herrn Geh. Kommerzienraths Ravene. Sein lebhaftes Interesse für die Gartenkunst, seine Freude an deren PHege, seine stete Opfer- willigkeit dafür haben seine Gärten zu einer Zierde Berlins erho- ben, der Gärtnerei seit Jahren durch Pfianzenkultur und deren Er- folge reichen Gewinn, den Freunden derselben Belehrung und Freude gebracht. Seit langer Zeit Mitglied des Vereins, hat er demselben stets warme Theiluahme gewidmet und zu dessen Xutzen und Ehre sich mannigfach bethätigt. Für alle Ausstellungen des Vereins hat er die Zierden und Schätze seiner Gewächshäuser hergegeben und die ehrenvollsten Preise dafür erworben. Ihm folgt die dankbare Anerkennung des Vereins, der sein Andenken in Ehren bewahren wird. V eit über die Grenzen des Vereins hinaus ist der Tod des Prof. Karl Koch zu beklagen. Mas er der Wissenschaft geleistet hat, wie und mit welchen Erfolgen er sie der Praxis dienstbar 304 machte, was er insbesondere für den Verein und dessen Zwecke als vieljähriger General-Sekretär desselben gewirkt hat, ist in unser Aller dankbarer Erinnerung. Aus beredtem Munde eines in Wissen- schaft und Praxis seiner würdigen Genossen soll ihm ein Ehren- gedächtniss gewidmet werden. Auch im verflossenen Jahre hat sich der Verein der Gunst Sr. Excell. des Herrn Ministers für Landwirthschaft etc. und dessen Unterstützung durch Bewilligung der bisherigen Subventionen zu er- freuen gehabt. Durch dieses 'Wohlwollen, das mit vollem Dank an- erkannt wird, ist die Fortführung der Verwaltung sowie der gärt- nerischen Versuche gesichert. Die statutenmässigen Versammlungen des Vereins haben regel- mässig unter befriedigender Theilnahme der Mitglieder stattgefunden. Möge ihnen diese auch in dem neuen Vereinsjahre zu Theil werden und allseitig in ihnen für die Vereinszwecke anregend und frucht- bringend gewirkt werden. Grössere Vorträge wurden in den Versammlungen gehalten: am 7. September 1878 von Herrn Bou che über Samengewinnung, am 30. Oktober von Herrn Prof. Eich ler über Ouvirandra Hil- debrandti, am 30. Oktober von Herrn Dr. Bolle über Zwerg-Coniferen, am 30. Oktober von Herrn Bouche über Ziergräser, am 30. Oktober von Herrn Dr. Witt mack über seine Reise nach Frankreich und England, am 18. Dezember von Herrn Per ring über Farne, am 29. Januar 1879 von Herrn Perring über Warmwasser- heizungen, am 29. Januar von Herrn Obergärtner Eichler über die An- wendung des Kontrastes in der Landschaftsgärtnerei, am 26. Februar von Herrn Dr. Bolle über Pinus mitis, am 26. Februar von Herrn Dr. Wittmack über Maregraviaceen, am 26. Februar von Herrn Bouche über Kultur der Orchideen, am 26. Februar von Herrn Fintelmann über Baumriesen der Mittelmark, am 26. März von Herrn Dr. Kuhn über Farne, am 28. Mai von Herrn Dr. Bolle über eine neue Catalpa. Die ständigen Ausschüsse haben auch im abgelaufenen Jahre 305 durch aufopferungsvollen Eifer und, wie die in der Monatsschrift veröffentlichten Sitzungsprotokolle ergeben, zu mannigfacher Beleh- rung über Pflanzen und deren Kultur dem Verein gedient, der ihnen dafür volle Anerkennung und Dank schuldet. Die sonstige Wirksamkeit des Vereins betreffend, so hatte die Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins, wie andere Gartenbau- Vereine so auch den unsrigen aufgefordert, sich einer Petition an den Herrn Reichskanzler um Belegung der Einfuhr von abgeschnittenen Blumen und Blättern aus Frankreich und Italien mit einem Eingangszoll von 25 pCt. des Werthes anzuschliessen. Noch bevor der Verein hierüber berathen hatte, ward er durch Reskript Sr. Excell. des Herrn Ministers für Landwirthschaft etc. angewiesen, behufs Erwä- gung der Frage, ob zur Vermeidung der Einschleppung der Reblaus etwa besondere Maassregeln oder gar ein Einfuhr- verbot für abgeschnittene Blumen und auch für ganze Pflanzen etc., die von Nizza und Umgegend eingehen, zu erlassen sei, sich darüber zu äussern, in welchem Umfange der Verkehr der Handelsgärtnereien aus Nizza mit Pflan- zen und Vegetabilien aller Art nach Deutschland statt- finde und ob in Folge der Verbreitung der Reblaus in der Nähe von Nizza von diesem Verkehr möglicherweise eine Gefahr für den deutschen Weinbau zu besorgen sei. Der Verein erkannte zwar den grossen Umfang des fraglichen Verkehrs und die erhebliche Beeinträchtigung der deutschen Han- delsgärtnerei durch denselben an, sprach sich aber entschieden da- hin aus, dass ein solches Einfuhrverbot nur geringen Erfolg haben, ausserdem aber die Interessen der Blumenhändler erheblich beein- trächtigen und auch indirekt die Fortentwickelung der Gärtnerei gefährden würde. Dem entsprechend ist der verlangte Bericht er- stattet worden, auch der gedachten Aufforderung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins weitere Folge nicht gegeben, statt dessen aber die Frage, ob nicht durch Hebung der einheimischen Kult uren jener Konkurrenz entgegengewirkt werden könne, dem Ausschuss für Blumen- und Gemüsezucht zur Prüfung über- wiesen und auf dessen Vortrag in de. Märzversammlung des Ver- eins eingehend berathen, was zu ausgedehnteren, für die Handels- gärtnerei voraussichtlich erspriesslichen Kulturversuchen führen möge, 306 vielleicht auch den Ausschuss für gärtnerische Versuche hierzu anregen könnte, falls und soweit ihm dafür Lokalitäten und Kräfte zu Gebote stehen. Einen sehr erfreulichen Beweis dessen, was in dieser Beziehung schon jetzt erreicht ist, lieferte ein herrlich blühender Hochstamm der Rose „Elisabeth Vigneron“, welchen Herr Wen dt in der Februar- Versammlung ausgestellt hatte, und eine von Herrn Drawiel in der Versammlung vom 30. April ausser mehre- ren von ihm ausgestellten Hochstämmen vorgelegte Collektion ab- geschnittener Rosen ausgezeichneter Kultur und Schönheit in 19 S< rten. Auch im verflossenen Jahre hat die Förderung einer befriedi- genderen Ausbildung angehender Gärtner den Verein beschäftigt. Frühere Verhandlungen über diesen wichtigen Gegenstand hatten zur Feststellung eines ausführlichen Planes einer gärtnerischen Hoch- schule geführt, welcher, da er nur vom Staat ausgeführt werden konnte, zunächst dem Herrn Minister für Landwirtschaft vorgelegt war, indessen wenigstens vorläufig weitere Folge nicht finden konnte. Während dieser Plan eine in wissenschaftlicher und künstlerischer Richtung sehr hohe gärtnerische Ausbildung zu fördern geeignet war, hat der besondere Ausschuss, welcher bei Wiederaufnahme der Verhandlungen über den Gegenstand im letzten Jahre eingesetzt wurde, der Fürsorge des Vereins auf diesem Gebiete ein weniger hohes, aber für ihn en'eichbares und zugleich erfolgversprechendes Ziel gesetzt, dahin nämlich, dass die jungen Leute, ohne ihre eigent- lich wissenschaftliche Ausbildung anzustreben, in anregender Weise zum eigenen Nachdenken und zum eigenen Arbeiten anzuleiten seien. Dafür sind die Grundzüge des Planes eines Hülfsunterrichts entworfen, dessen Ausführung sehr geringe Kosten erfordern und, den Unterricht in den allgemeinen Elementarfächern den Fortbil- dungsschulen überlassend, sich auf das rein Gärtnerische und für dieses Grundlegende beschränken würde. Dabei ist allerdings darauf gerechnet, dass Männer, insbesondere aus der Mitte unseres Vereins, sich zur Unterrichtsertheilung werden bereit finden lassen. Der je länger je mehr fühlbar werdende Mangel an einer auch nur zur Erreichung mittlerer Stufen der Gärtnerei ausreichenden Vorbildung der Lehrlinge und Gehülfen, der Mangel sowohl an ihrem Ver- ständnis dessen, was sie betreiben und lernen sollen, als auch an 307 lebendigem Interesse dafür, wird, wie zn hoffen steht, Jeden, dem die Zwecke des Vereins am Herzen liegen, vermögen, ein Unter- nehmen, das die Beseitigung dieser Mängel verheisst, thatkräftig zu unterstützen, ganz abgesehen davon, dass, was das Ganze damit ge- winnt, auch dem Einzelnen durch bessere Dienste seiner Lehrlinge und Gehülfen zu statten kommen würde. Der Verein hat jene Grundzüge genehmigt und ist der betreffende Ausschuss ersucht worden, nunmehr einen erschöpfenden Plan zu deren Ausführung zu entwerfen. Der Vereinsdeputirte im Kuratorium der Kgl. Gärtner - Lehr- anstalt hat in statutenmässiger Weise an dessen Verhandlungen Theil genommen. Der von ihm erstattete, in der Monatsschrift ab- gedruckte eingehende Bericht sowohl über die Lehranstalt selbst, als auch über die Jahresprüfung ihrer Eleven liefert ein ebenso inter- essantes als belehrendes Bild derselben und legt ihre grossen Er- folge für die allseitige und hohe Ausbildung ihrer Eleven dar. Durch die Güte Sr. Excell. des Herrn Handelsministers ist auf den Antrag des Vereins ein Delegirter desselben in die Kommission für die Eisenbahntarife berufen worden, um die erheblichen Inter- essen der Handelsgärtnerei bei diesem Gegenstände zu vertreten. WTie die in den Monatsversammlungen und zwar zahlreicher als früher ausgestellten Gegenstände mehrfach durch Kultur, Schönheit und Neuheit ausgezeichnet waren, so hat die grosse Herbst- Ausstellung durch ihren grossen Reichthum wie durch ihre Man- nigfaltigkeit, durch ausgezeichnete Schönheit und Vollkommenheit, und mehrfach auch Seltenheit des Ausgestellten, zugleich aber auch durch das Gesammtbild, welches sie in künstlerischer Gruppirung des Eingelieferten und höchst gelungener, zweckmässiger Benutzung der von der Direktion der Flora mit dankenswerther Bereitwillig- keit zu Gebote gestellten schönen Räume gewährte, eine Anerken- nung gefunden , welche den Herren Ausstellern und Allen , die für die Ausstellung thätig waren, zu hoher Ehre gereicht und den Verein zum wärmsten Dank verpflichtet. Dieser Dank gebührt vor Allem den Herren Ordnern, sowohl für ihre opferwillige, unermüd- liche Thätigkeit, als auch für die kunstsinnige und zugleich beleh- rende Zusammenstellung der einzelnen Theile jenes Gesammtbildes. Der Verein kann auf diese Ausstellung mit um so grösserer Ge- 308 nugthuung znriickblicken, als sie nicht, wie seine früheren Aus- stellungen, durch pekuniäre Opfer erkauft ist, vielmehr durch seinen vertragsmässigen Antheil an den Eintrittsgeldern nach Bestreitung aller ihm zur Last fallenden Kosten noch einen Ueberschuss ge- währt hat. Einer solchen Ausstellung nach wenigen Monaten oder zur Feier des heutigen Tages abermals eine öffentliche Ausstellung folgen zu lassen, erschien nicht rathsam. Um so bereitwilliger ist daher auf das Anerbieten des Central Com ites der zeitigen Gewerbe- Ausstellung, ihre Räume zu Blumen-Ausstellungen herzugeben, der- gestalt in Gemeinschaft der Gesellschaft der Gartenfreunde eingegan- gen, dass Delegirte beider Vereine mit voller Selbstständigkeit für die gärtnerische Ausschmückung des Ausstellungsterrains mitzuwir- ken hätten und dass jene Gesellschaft am Beginn der Ausstellung, unser Verein gegen deren Ende eine besondere Ausstellung daselbst veranstalten sollten. Leider haben sich die Berliner Gärtner an der Gtwerbe-Ausstellung bisher in sehr geringem Maasse betheiligt, und auch unser Verein wird seine Ausstellung nur dann daselbst ver- anstalten können, wenn das Ceutral-Comite zur Erfüllung derjenigen Bedingungen bereit ist, welche die für unsere Ausstellung auser- sehenen und dafür zunächst verantwortlichen Ordner als zu einer würdigen Herstellung derselben unerlässlich erachten. Entgegen- gesetzten Falles würde der Verein zur Zurücknahme seines An- erbietens so berechtigt als genöthigt sein und für die diesjährige Herbst-Ausstellung wiederum die Flora erwählen. Der Verkehr mit anderen gärtnerischen Vereinen hat, ausser einem weiter unten zu erwähnenden Punkte, bemerkensw'erthe Er- folge nicht gehabt, wohl aber erfreulicher Weise zu einer engeren Verbindung mit der Gesellschaft der Gartenfreunde geführt dadurch, dass diese unsere Monatsschrift auch zu ihrem Organ erwählt hat. Wie hiervon eine lebendigere Gemeinsamkeit beider Vereine zu er- hoffen ist, so wird auch eine gegenseitige Nutzbarkeit unserer bei- derseitigen Leistungen und ein Gewinn an Gehalt und Ansehen der Monatsschrift dadurch erreicht wrerden. Sie wird für das Jahr 1879 in 825 Exemplaren gedruckt, von denen 417 an Mitglieder unseres Vereins und 187 an die Gesellschaft der Gartenfreunde gelie- fert werden. Ueberschüsse hat sie nicht geliefert. Für die Sammlung des reichlich zuströmenden Materials und für die mit 309 vielfachen Mühen verbundene Redaktion der Monatsschrift schuldet der Verein dem Herrn General-Sekretär seinen Dank. Die Bibliothek des Vereins ist auch in diesem Jahre durch die dafür disponiblen Mittel sowie durch gegenseitigen Austausch mit anderen Gesellschaften und Geschenke bereichert worden. Es wurden aus ihr 403 Schriften an 111 Personen, gegen 296 Schriften an 115 Personen im Jahre 1877/ 78, darunter viele nach ausserhalb, verliehen. Das Vermögen des Vereins betrug am Schlüsse des Jahres 1878 an Aktivis: 1500 Mark Berlin -Stettiner Prior.- Aktien zu 4j^ pCt., 900 „ Berliner Pfandbriefe „ 4 \ „ 327 „ ,, „ ,, 4]£ „ letztere aus dem General-Konsul Maurer’schen Legat. Die Einnahme des Jahres 1878 betrug 15 286,33 Mark. Ausgabe 13 582,10 „ Mithin Ueberschuss 1 704,23 Mark. Die Leistungen des Ausschusses für gärtnerische Versuche er- streckten sich, wie dessen erster in der Monatsschrift veröffentlichter Bericht das Nähere ergiebt, auf einerseits praktische Versuche durch Anzucht von Blumen und Ziergräsern, theils Neuheiten, theils we- niger bekannten Pflanzen, sowie von Gemüsen, landwirthschaftlichen Samen, Obst und Gehölzen, andererseits auf wissenschaftliche Ver- suche, bestehend in Düngungsversuchen zu Kohl, zu Rüben und zu Rosen, ferner zu Obstbäumen behufs Ausbildung der Fruchtaugen, sodann auf Untersuchung über den Einfluss des Wildlings bei Obst- bäumen, auf Versuche über den Gummifluss der Kirschbäume, auf Untersuchung der Haide-Erde für Azaleenkultur und auf Versuche über die Abnahme des Gewichts der Kartoffeln während der Auf- bewahrung, und über den Einfluss des Abkeimens auf die spätere Ent- wickelung. Schon die blosse Aufzählung dieser Versuche, noch mehr aber die in dem Bericht dargestellten Methoden und Erfolge dersel- ben liefern das Bild einer höchst dankenswerthen Thätigkeit des Ausschusses, aber auch deu Beweis für die Richtigkeit des Vereins- beschlusses, wodurch der frühere Versuchsgarten aufgegeben und die jetzige Einrichtung in’s Leben gerufen wurde Es geschah dies in dem so vollständig bewährten Vertrauen zu dem Kgl. Ministerium, zu dem Kuratorium der Kgl. Landesbaumschule und Gärtuer-Lehr- 310 anstalt, insbesondere zu den Herren Hofgarten-Direktor Jiihlke und Garten- Inspektor Lauche. Diesen um den Gartenbau so hochver- dienten Herren, ebenso aber den übrigen geehrten Mitgliedern des Ausschusses schuldet der Verein um so grösseren Dank, als ihre Hülfe ihm die Entwickelung einer für die Wissenschaft wie für die Praxis auch in weiteren Kreisen fruchtbringenden Wirksamkeit er- möglicht hat. Durch die lür diese Versuche von Sr. Excell. dem Herrn Minister für Landwirthschaft etc. auch für das laufende Jahr bewilligte Subvention ist der Verein in den Stand gesetzt, das be- gonnene Werk fortzuführen, wozu er freilich der ferneren Unter- stützung jener Herren bedarf, aber auch auf sie rechnen zu können hofft. — Zur Vertheiluug an Vereinsmitglieder sind Sämereien von nicht geringem Werth theils von Samenhändlern mit grosser Opfer- willigkeit geschenkt, theils vom Ausschuss übergeben, theils käuf- lich erworben und in 2100 Portionen vergeben worden. Nachdem das Projekt eines bei Treptow7 zu errichtenden den- drologischen Gartens längere Zeit geruht hatte, ist die Wieder- aufnahme desselben durch die von dem hiesigen Magistrat beabsich- tigte Verpachtung des dazu ausersehenen Terrains dringend gewor- den. An den Herrn Minister für Landwirthschaft etc. ist deshalb vom Vorstande Namens des Vereins das Gesuch gerichtet, für die Bewilligung einer ersten Rate für jene Zwecke in dem nächsten Staatshaushalts-Etat wirken zu wollen. Doppelt schmerzlich ist es, dass, gelingt dies, dem Prof. Koch nicht beschieden war, ein seiner Initiative zu verdankendes und vorzugsweise ihm am Herzen liegen- des Werk in’s Leben treten zu sehen. Steht, was er erdachte und wrollte, einst vollendet da, so wird es fortlebend das schönste und würdigste Denkmal dieses um die Botanik wie um den Gartenbau und unseren Verein hochverdienten Mannes sein. Wenn wir beim Beginn des heute abgelaufenen Verwaltungs- jahres es aussprachen, dass durch Gottes fernere Gnade unser er- habener Protektor erhalten und baldig genesen möge, damit wir an dem nächsten Stiftungstage nicht, w'ie damals, in tiefem Schmerz, sondern mit freudigem Danke gegen Gott des theueren Herrn ge- denken könnten, so sehen wir heute diesen Wunsch erfüllt. Wie wir uns dessen aus vollem Herzen erfreuen, so gedenken wir heute in gleich herzlicher Freude der Feier der goldenen Hochzeit unseres 311 erlauchten Herrsch erpaares, nachdem an dem Festtage selbst Ihren Majestäten bereits die dankbare Huldigung des Vereins in einer Adresse dargebracht ist. Die zur segensreichen Erhaltung des An- denkens an dieses Freudenfest errichtete deutsche Wilhelm - und Augusta-Jubelstiftung zur Unterstützung hülfsbedürftiger Gärtner und ihrer Angehörigen, sowie zur Unterstützung angehender Gärtner behufs ihrer Fortbildung, hat sich auch der Theilnahme anderer deutscher Gartenbau -Vereine zu erfreuen gehabt. Unter Berücksichtigung der von ihnen ausgesprochenen Wünsche ist das Statut der Stiftung nunmehr festgestellt, das Ver- zeichniss der Beiträge zu dem Grundkapital aber noch nicht abge- schlossen, weil, wie zuversichtlich zu hoffen steht, deren noch ein- gehen werden. Zur Vermehrung des Grundkapitals auch durch unseren Verein werden sich im Laufe der Zeit passende Gelegenheit und Mittel finden. Die bis jetzt eingegangenen Beiträge werden sofort zinsbar belegt werden, damit schon im nächsten Jahre an dem Tage jenes hohen Festes Unterstützungen vertheilt werden können. Steht dazu alsdann auch nur eine verhältnissmässig ge- ringe Summe zu Gebote, so ist doch das Werk begonnen. Möge es durch Mildthätigkeit Aller, welche, wie wir, dem Gartenbau dienen, gedeihen uud so das Reis, welches der Verein zum Gedächtniss der goldenen Hochzeit seines allverehrten und geliebten Protektors ein- pflanzte, mit Gottes Hülfe zum fruchtbaren Baum erwachsen! Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung’. Adresse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues an Ibi*e Majestäten den Kaiser und die Kaiserin, nebst Antwort. Berlin, den 11. Juni 1879. Allerdurchlauchtigster, Grossmächtigster Kaiser, Allerguädigster König und Herr! Allerdurchlauchtigste Kaiserin, Allergnädigste Königin und Frau! Euer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten legen die Mit- glieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. preussischeu Staaten ihre freudige Huldigung zur Feier fünfzig- 312 jähriger Dauer Allerhöchstdero Ehebundes in aller Unterthänigkeit und Treue zu Füssen. Gottes reichster Segen, der auf dem erha- benen Herrscherpaare Preussens und Deutschlands bis zum heutigen Jubelfeste ruhte, der Euer Majestäten beseeligende Freuden des Fa- milienlebens und unverwelkliche Lorbeern des Ruhmes schenkte, der Euer Majestäten schwere Gefahren und schmerzliches Leid in festem Gottvertrauen tragen und überwinden liess und so Alles, was Euere Majestäten bedrohte, zu Allerhöchstdero Heil und damit zur Freude und Wohlfahrt des Vaterlandes hinausführte: dieser Gottes Segen möge Euer Majestäten bis zur fernsten Grenze menschlichen Lebens erhalten, er möge Arbeit und Sorgen landesväterlicher Herrscher- pflicht, unermüdliche, an Thaten und Erfolgen reiche landesmütter- liche Barmherzigkeit lohnen, und wie durch des Gärtners Schaffen dem ihm anvertrauten Boden Blumen und Früchte entwachsen, so mögen auch ferner aus Allerhöchstdero Walten dem eigenen Herzen Blumen edelster Freuden, dem Vaterlande Früchte der Wohlfahrt entspriessen! Um das heutige Fest im Sinne Euer Majestät unseres erhabenen Protektors und Euer Majestät der, auch für unseren Verein stets huldreichen Pflegerin alles Schönen und Edlen zu feiern und um das Andenken an den seltenen Freudentag segenbringend in unserem Verein zu erhalten, ist von ihm, unter Betheiligung anderer gärtne- rischer Vereine Deutschlands, eine Stiftung zur Unterstützung sowohl deutscher hülfsbedürftiger Gärfner und deren Hinterbliebenen, als auch behufs Fortbildung junger Gärtner errichtet. Euer Majestäten wollen in dieser Stiftung, die wir durch den Namen Wilhelm- und Augusta- Jubelstiftung ehren möchten, in Gna- den ein schwaches Zeugniss unserer freudigen Theilnahme für Aller- höchstdero Jubelfeier sowie der unvergänglichen Ehrfurcht, Dank- barkeit und Treue entgegennehmen, womit wir verharren Euer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten allerunterthänigster Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. preuss. Staaten. 313 Bad Ems, den 25. Juni 1879. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben aus der Adresse des Vorstandes vom 11. Juni gern ersehen, dass aus Ver- anlassung des Ehejubiläums eine Stiftung zur Unterstützung hülfs- bedürftiger Gärtner und zur Fortbildung junger Gärtner errichtet worden ist, und wollen Allerhöchstdieselben den für diese Stiftung gewählten Namen „Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung“ huldreichst genehmigen. Der Geh. Kabinetsrath, Wirkl. Geh. Rath (gez.) v. Wilmowski. An den Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preus-ischen Staaten. Berlin. Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Verhandelt Berlin, den 16. Mai 1879. Nach Verlesung des Protokolls der Sitzung vom 18. April c. theilte der Vorsitzende mit, dass unsei ältestes Mitglied, die Erau Baronin v. Romberg geb Gräfin v. Dönhoff auf Gross - Carnmin, das Zeitliche gesegnet habe und die Gesellschaft bei der Bestattung zugegen gewesen sei. Er widmete der hingebenden Treue, mit wel- cher die Heimgegangene zu dem Verein gestanden, Worte ehrender Anerkennung, und seiner Aufforderung entsprechend ehrten die Mit- glieder der Versammlung einmüthig das Andenken der Dahingeschie- denen durch Erheben von den Sitzen. An Korrespondenzen waren eiugegangen und gelangten durch Verlesung zur Kenntnissnahme der Erschienenen: 1. Ein Schreiben des Kabinets-Sekretärs Ihrer Maj. der Kaiserin- Königin vom 1 7. April c., demzufolge Ihre Majestät der Gesellschaft der Gartenfreunde zu ihren diesjährigen Blumen-Ausstellungen einen Tisch als Ehrenpreis zu bestimmen geruht haben. 2. Ein Schreiben des hiesigen Magistrats vom 23. April c., in welchem derselbe seine Bereitwilligkeit erklärt, Meldungen auf pacht- weise Ueberlassung von Parzellen der Osdorfer Rieselfelder zum Be- 21 314 trieb der Gärtnerei, und zwar noch für dieses Jahr und so weit dies möglich ist, zu berücksichtigen. 3. Ein Schreiben des Kgl. Ministeriums für Landwirtschaft, Domainen und Forsten vom 28. April c., womit der Gesellschaft drei silberne Medaillen und drei in Bronze ausgeprägte Medaillen zur Verteilung bei der Blumen- etc. Ausstellung überwiesen werden. 4. Ein Schreiben desselben Ministeriums, worin uns mitgeteilt wird, dass Seine Majestät der Kaiser und König geruht haben, auch für die diesjährige Blumen- etc. Ausstellung als ersten Preis eine goldene Medaille zu bewilligen, eiche durch den Herrn Geh. Ober- Regieruugsrath Hey der, als Kommissarius des Herrn Ministers für Landwirtschaft, Domainen und Forsten, verteilt werden wird. 5. Ein Schreiben des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preussischen Staaten vom 10. Mai c., betreffend die Wahl zweier Mitglieder bezüglich des für jüngere Gärtner augebahn- ten Fortbildungs-Unterrichts. Herr Späth und Herr Gude wurden in den betreffenden Aus- schuss gewählt. Ferner wurde vorgelegt eine Aufforderung des Vorstandes des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. preussischen Staaten zur Theilnahme und Unterstützung einer durch diesen Ver- ein gelegentlich der goldenen Hochzeit des Kaisers und seiner Erlauchten Gemahlin zu begründenden „Wilhelm- und Augusta- Jubelstiftung“ behufs Unterstützung von Gärtnern des gesammten deutschen Reiches. Ausgelegt war der 22. Jahresbericht des Gartenbau- Vereins für Bremen und seine Umgegend und das Programm für die 27. Aus- stellung des Gartenbau-Vereins zu Bamberg Zur Betheiligung an der von Herrn Dr. Wittmack bereits früher besprochenen, im nächsten Jahre stattfindenden internationalen Fi- scherei-Ausstellung wurde der Verein offiziell eingeladeu. Herr Bluth stellte den Antrag auf Ankauf eines grösseren Quan- tums von dem so gelobten „Krepin“. Herr Crass machte auf ein Mittel zur Vertilgung schädlicher Insekten aufmerksam, welches von einem Herrn Macks aus dem Extrakt von Tabaksblättern hergestellt wird. Hierauf kam das Preisrichter-Protokoll vom 2. resp. 9. Mai zur 315 Verlesung und die den Ausstellern zuerkanuten Prämien zur Ver- keilung. Der Vorsitzende dankte den wenigen Ausstellern, welchen es gelungen war, durch Aufstellung reichhaltiger, schöner Gruppen we- nigstens einigermaassen eine Blumen- etc. Ausstellung herzustellen, und rechtfertigte die oben angedeutete zweimalige Preisvertheilung damit, dass bei Eröffnung der Ausstellung zwar manches Preiswür- dige, im grossen Ganzen aber nur sehr wenig ausgestellt gewesen sei. Die Verdienste des Herrn Hofgärtners Link, welche er sich nicht nur als Ordner um diese Ausstellung, sondern schon um die früheren Ausstellungen erworben, wurden durch Verleihung der grossen silbernen Vereins Medaille anerkannt, nachdem Herr Garten-Direktor Hüttig und Herr Garten-Inspektor Wredowr jede Anerkennung ab- gelehnt. Der Rest des Abends wurde mit Untersuchungen darüber hin- gebracht, wie es überhaupt möglich gewesen, dass die Gesellschaft der Gartenfreunde, die sich in früheren Jahren doch stets anerken- nenswerther Ausstellungen zu erfreuen gehabt, in diesem Jahre sich, gelinde ausgedrückt, in zu bescheidenen Grenzen gehalten, und wurde bald der Witterung, bald dem Central-Comite der Gewerbe- Ausstel- lung, bald den Gruppen- Vorständen , endlich auch den Ausstellern, die angemeldet und Nichts eingeschickt hatten, die Schuld für dieses Fiasko beigemessen. Untersuch imgeii über die Lagerreife des Kernobstes. Von Dr. F. Tschaplowitz. Chemischer Assistent der pomologischen Versuchs-Station zu Proskau (Schluss.) • Gewichtsverlust. Der zumeist auf Wasserverdunstung und nur in sehr geringem Maasse auf Kohlensäure zurückzuführende Gesammtgewichtsverlust betrug je nach der Aufbewahrungsart verschiedene Mengen. Am geringsten war der Wasserverlust derjenigen, welche in Glasgefässen unter langsamem Luftwechsel aufbewahrt wurden. Mehr hatte eine auf dem Tisch liegende bedeckte Partie ausgegeben und am meisten 21* 316 — wohl zu viel — die unbedeckte grössere Menge, die Exemplare dieser waren weit runzliger geworden, als die bedeckten ; die in den Glasgefässen waren glatt und glänzend geblieben. In allen Fällen war der Gewichtsverlust der kleineren Exemplare — bis 90 Gramm schwer — grösser als der derjenigen, welche über 95 Gramm wogen. Temperatur in den Früchten. Die vielen Zahlen, welche ich notirte, beweisen, dass diese Temperatur unter obwaltenden Verhältnissen nur von der Umgebung abhängt, dass sie mit derselben steigt und fällt und zwar um so langsamer, je grösser das einzelne Frucht- Exemplar ist. Um so euger ist dann natürlich auch die Temperaturamplitude, was schon Göppert vor Jahren nachgewiesen hat. Kohl en säur e au sgabe. Es waren zur gegenseitigen Controle zwei Apparate aufgestellt mit je zwanzig Stücke Aepfeln und ein dritter musste dazu dienen, den Kohlensäuregehalt und die Feuchtigkeitsmengeder Zimmerluft zu bestimmen. Es ergab sich, dass die entwickelte Kohlensäuremenge im Allgemeinen mit fortschreitender Jahreszeit oder mit fortschreitender Reife abnimmt, und, dass sie am Tage grösser ist als des Nachts. Sie betrug im Durchschnitt pro Tag (24 Stunden) 72 Milligramm, für die ganze Versuchsdauer also etwa sechs Gramm. Hierzu muss allerdings bemerkt werden, dass der ganze Apparat nicht sofort zu Beginn der Untersuchung, sondern erst am 18. December beschafft und in Gang gesetzt werden konnte. Die Durchschnittszahlen aus diesen Untersuchungen stellte ich auf folgender kleinen Tabelle zusammen: Durchschnittlicher Gewichtsverlust der Früchte in Frozenten des Anfangsgewichts. Durchschnitts- Temperatur. » Hygrometerstand. (Relative Feuchtigkeit.) Oktober bis In Gefässen. Bedeckt. Un- bedeckt. November 7,5 pCt. 8,0 pCt. 8,0 „ 7- 15° C. 20-50 pCt. Dezember 10,6 „ 11,3 „ 14,5 „ 4-12 u C. 20-40 „ Januar 14,1 „ 15,7 „ 19,3 „ 6-14 u C. 20-50 „ F ebruar 16,6 „ 18,3 ,. 22,5 „ 7—14° C. 20-40 „ März 17,3 „ 19,5 „ 27,3 „ 7 — 14 u C. 20—40 „ April 18,4 „ 20,7 „ 31,7 „ 8— - 15 0 C. 20—50 „ 317 Der Gesammtgewichtsverlust kleiner Aepfel betrag . in Gefässen nnbedeckt 18,8 pCt. 34,0 pCt. Die grossen Aepfel verloren an Gewicht in Gefässen nnbedeckt 17,2 pCt. 28,7 pCt. Als Beispiele des Ganges der Temperatur in den Früchten mögen folgende dienen: Datum. Freies Thermometer Therm Apfel Nr. 1. ometer n Apfel Nr. 2. 26. Oktober 9 Uhr 11,6 o C. 10,6 0 C. 10,7 0 C. 1 „ 11,8 0 0. 11,3 0 C. 11,35 0 C. 6 „ 11,2 0 C. 11,3 0 C. 11,35 0 C. 29. Oktober 10 „ 11,3 0 C. 10,6 0 C. 10,6 0 C. 11 ., 11,5.° C. 11,3 0 C. 11,3 0 C. 11,3 0 C. 0 1 1,6 0 C. 11,4 0 C. 3 „ 12,0 0 C. 11,9 0 C. 11,9 0 C. 6 „ 11,0° C. 11,8 0 C. 11,7 0 C. 12. November 10 „ 11 „ 11,9 0 C. 12,2 0 C. 11,5 0 C. 11,7 0 C. 11,5 0 C. 11,7 0 C. 1 „ 12,8 0 C. 12,5 0 C. 12,5 0 C. 3 ., 13,5 0 C. 13,0 0 C. 13,1 0 C, 4 „ 12,6 0 C. 13,3 0 C. 13,4 0 C. 3 „ 12,0 0 C. 12,8 0 C. 12,8 0 C. 18. Dezember 11 „ 7,5 0 C. 7,0 0 C. 7,0 0 C. 1 „ 7,8 0 C. 7,4 0 C. 7,2 0 C. 3 „ 7,5 o C. 7,4 u C. 7,3 0 C. 4 „ 7,3 0 C. 7,3 0 C. 7,2 0 C. 5 7,3 0 C, 7,3 u C. 7,1 0 C. 6 „ 7,3 ü C, 7,2 0 C. I 7,1 o C. Die chemischen Bestandtheile. Die nach den vorhandenen und bekannten Methoden ausgeführten Analysen ergeben die auf beigefügter Tabelle verzeichneten Resul- tate. Ganz besondere Schwierigkeiten bereitet die Trockensubstanz- bestimmung. Als Resultate, welche für die Praxis von Nutzen sein könnten, möchten sich etwa folgende ergeben: Aus den Zahlen für die Verdunstung (Gesammtgewichtsverlust) geht hervor, dass dieselbe sich einigermaassen reguliren lässt dadurch, dass man das Obst in mehr oder weniger trockene oder feuchte Räume bringt. Lukas schlägt vor, allzu feuchte Räume durch Chlorcalcium auszutrocknen. Ich würde für die Kasseler Reinette etwa um 50 pCt relative Feuchtigkeit als das richtige Verhältniss 318 ansehen, wenn auf Hygrometer-Angaben viel zu geben wäre. Viel- leicht Hesse sich durch Wägungen das Richtige — also das Ver- dunstungsoptimum — finden und treffen, und dann möchte ich die in obiger Tabelle unter „Bedeckt“ aufgeführten Gewichtsverluste als die nächst richtigen einzuhalten empfehlen. Je trockener das Zim- mer ist, um so grösser ist freilich die Verdunstung, aber auch um so geringer der Prozentsatz an faulen Früchten. Aus der nachfolgenden Tabelle über die chemischen Bestand- teile geht hervor, dass der Zucker sich mit fortschreitender Reife vermehrt und dass er wahrscheinlich auf Kosten der Pektinstoffe, der Säure und vielleicht auch der Cellulose zunimmt. Okt.-Nov. Dezbr.-Jan. Februar März März-April Trockensubstanz 14,9 pCt. 16,4 pCt. 16,0 pCt. 17,85 pCt. 22,42 pCt. In hundert Theilen Trockensubstanz sind enthalten: Albuminate 3,0 pCt. 3,0 pCt. 3,3 pCt. 3,2 pCt. 3,0 pCt. Aptelsäure 4,9 „ 2,3 „ 2,3 „ 2,0 „ 2,1 „ Gesammtzucker 66,0 „ 69,9 „ 74,8 „ 74,1 „ 74.1 „ Gummi und lösl. Pektinstoffe 1,5 „ 3,9 „ 1,7 „ 2,7 „ 3,5 „ Wachs (Rohfett) 2,3 „ 2,5 „ 2,0 „ 1,7 „ 2,2 „ Rohfaser 7,0 „ 6,9 „ 6,0 „ 6,0 „ 6,0 „ Unlösl. Pektinstoffe 7,1 „ 4,9 „ 2,2 „ 1,4 „ 1,4 „ Asche 6,7 „ 6,0 „ 5,6 „ 5,9 „ 6,0 „ Der nssurische Birnbaum (Pirus ussuriensis Maximowicz). Von W. Lauche. (Mit Abbildung auf Tafel IV.) Der Osten des asiatischen Kontinents, so weit er der kälteren gemässigten Zone angehört, ist die Heimath auch dieses Gehölzes. Dasselbe ist in zwei Formen, einer wilden und einer zum kulti- virten Obstbaum umgestalteten, zu uns gelangt, die erstere aus den zu so grossem Vortheil der Arborikultur neuerdings erschlossenen Amurländern, die zweite aus dem Norden des himmlischen Reichs. Die Einführung beider ist so neuen Datums, dass erwachsene Bäume noch nirgend in Deutschland sich vorfinden. Die Königl. Gärtner-Lehranstalt besitzt den in Rede stehenden Birnbaum in beiderlei Gestaltungen, und hat die edlere derselben unter der Benennung „Birne von Peking“ erhalten und vermehrt. Letztere hat schon vor einigen Jahren Früchte getragen, mittelgross W. I etliche del Jl'A. Meyn liih 1~ 3. Pyrus ihssanensis Maxim . b-8 Actinidia fiolygama Sieb Japxuv 319 und von rundlicher Form, deren Geschmack sich indess als nicht besonders aromatisch herausstellte, so dass vom rein pomologischen Standpunkte aus die Wichtigkeit des Baumes als eine sehr unter- geordnete erscheinen muss. Ganz neuerdings haben sich auch die wilden Früchte entwickelt, an welche der Gaumen natürlich noch geringere Anforderungen stellen darf. Immerhin haben wir in Pirus ussuriensis einen interessanten Zierbaum aus der Pomaceensippe ge- wonnen, dessen Wüchsigkeit und Blüthenfülle, verbunden mit einer durchaus abweichenden Belaubung, zur Mannichfaltigkeit unserer An- lagen angenehm beitragen kann und wird. Der Zukunft überlassen bleibt, ob Aussaaten resp. Kreuzungen noch einmal bessere und grössere Früchte zu erzielen im Stande sein werden, ebenso ob die Spezies, deren Härte erprobt ist, sich vielleicht, wenn man sie in genügender Menge vermehrt haben wird, zur Unterlage für Zwerg- bäume eignen werde. Noch vor einer kurzen Reihe von Jahren war der ussurische Birnbaum von so vielem Dunkel umgeben, dass Autoritäten ersten Ranges ihn für eine der Stamm-Arten unseres Apfels ansehen konn- ten, während wir jetzt unleugbar wissen, dass wir es in ihm entschie- den mit einer Birne zu thun haben, deren Kultur bei den Chinesen in eine sehr frühe Periode hinaufreichen möchte. Die Blüthen haben eine schneewreisse Färbung, das Kolorit der Früchte ist aussen zimmtbraun und das Fleisch von fester Beschaf- fenheit. Als das charakteristische Merkmal der Spezies stellt sich die überaus feine und gedrängte Zähnung des Blattrandes heraus, die dergestallt auffällig ist , dass sie allein eine Verwechselung un- möglich macht. Die einzelnen Sägezähne verlaufen in eine scharfe, fast haarförmige Spitze. Actinidia polygama Sieb. Von W. Lauche. (Mit Abbildung auf Tafel IV.) Japan hat uns eine Anzahl Schlingpflanzen geliefert, von denen es wohl die Mehrzahl mit dem benachbarten China gemein hat und von welchen einige nicht ohne Bedeutsamkeit für unsere Gärten 320 sind. Treten sie auch nicht alle mit der Blüthenpracht der Glycine ehinensis oder Tecoma grandiflora auf, so besitzen sie dagegen an- dere Eigenschaften, welche sie für unsere Zwecke empfehlen: Rasch- wüchsigkeit, Schönheit der Belaubung u. s. w. Ich will heute nur von einer unter ihnen reden, welche mir nach längerer Beobachtung der Aufmerksamkeit werth erscheint. Es ist dies die Actinidia polygama, eine Ternströmiaceae von ungemein kräftigem Wuchs und schönem Habitus. Sie stellt einen Schlingstrauch nach Art des Celastrus scandens dar und dürfte diesem mit der Zeit auch in ihren räumlichen Dimensionen gleich kommen. Seit etwa 8 Jahren kultivire ich dieselbe an einer Veranda in der Kgl. Gärtner - Lehr- anstalt, wo sie schnell herangewachsen ist und in letzter Zeit regel- mässig geblüht, ja im vorigen Jahre auch Früchte getragen hat, wie denn letzterer Umstand hier in Potsdam auch beim Hofgärtner Herrn Th. Nietner in Charlottenhof stattfand. Die Blüthen sind poly- gamisch oder diöcisch; 5 Kelch- und 5 Kronenblätter, letztere in der Knospe etwas gedreht; zahlreiche Staubgefässe mit beweg- lichen Beuteln; Fruchtknoten vielfächerig, mit fast horizontal nach aussen gerichteten Griffeln; Eichen zahlreich im inneren Winkel der Fächer; Frucht eine Beere; Samen in den Fruchtbrei eingehüllt. Die Blüthen erscheinen zahlreich im Juli, sind weiss, mit schwärzlichen Staubgefässen, von zwar nicht prunkendem, aber doch lieblichem und interessantem Ansehen. Blätter länglich oval, am Stiel und an der Spitze länglich zugespitzt, glatt, scharfzähnig-gesägt, Stiel ander Anhef- tungsstelle wenig verdickt; Kelchblätter länglich, abfallend; Blumen- blätter 5, weiss; Beere länglich-rund, von der Grösse der Mirabellen, hellgrün, auf der Sonnenseite etwas bräunlich, von den bleibenden Griffeln gekrönt. Die Samen im Kreise in 21 Reihen übereinander stehend. Im Vaterlande sollen die Beeren gegessen werden. Von den meisten mir zu Gesicht gekommenen Exemplaren blie- ben die Blüthen, vielleicht wegen mangelhafter Befruchtung, steril; es ist auch möglich, dass der Stamm ein gewisses Alter erreichen muss, um sich als fruchtbar zu erweisen. Die Blüthezeit dieses in unseren Gärten noch recht seltenen Gewächses fällt in den Juni oder Juli; die Periode seiner Fruchtreife in den Herbst. Da dasselbe weithin rankt und schnell bedeutende Strecken zu überziehen ver- mag, so dürfte es am füglichsten nach Art des oben erwähnten 321 Baumwürgers oder nach derjenigen der griechischen Schlinge, Peri- ploca graeca, zu -verwenden sein. Es vermehrt sich mit grosser Leichtigkeit durch Stecklinge in krautartigem Zustande und vermag unserer stärksten Winterkälte selbst ohne Decke Trotz zu bieten. Seine Einführung bei uns erfolgte wohl hauptsächlich, wenn auch nicht ausschliesslich, vom Berliner botanischen Garten aus, und ist unstreitig durch die sammelnden Mitglieder unserer ersten grossen ost - asiatischen Expedition , die leider schon verstorbenen Herren Wichura und Schottmüller, in’s Werk gesetzt worden. Das jedenfalls älteste Exemplar der Mark Brandenburg befindet sich in der sog. Japanischen Gruppe des erwähnten Gartens freistehend, und zwar im Winter unter Decke. Auch in dem reichhaltigen und schönen Arboretum meines Freundes, des Herrn Dr. Bolle, auf der Insel Scharfenberg, sind zwei ältere, stärkere Pflanzen dieser Spezies im üppigen Gedeihen vorhanden und erfreuen den Besitzer durch alljährliches Blühen, ohne bis jetzt Neigung zum Fruchtansatz ge- zeigt zu haben. Der genannte Kultivateur theilt mir mit, dass allzu heftiger Sonnenbrand bei trockenem Standort dieser Actinidia, die er für ein schattenliebendes Waldgehölz ansieht, leicht verderblich werde und in einzelnen Fällen ihr plötzliches Absterben verursachen könne, auch dass stark sandiger Boden ihr absolut widerstehe. Man wähle daher Halbschatten und frisches, selbst feuchtes, humoses Erdreich. Mit der verwandten mandschurischen Art, Actinidia Kalomikta Maxim., darf sie nicht verwechselt werden. Letztere ist eine bei weitem we- niger begehrenswerthe, dabei noch viel spärlicher vertretene Insassin unserer Gärten; ihre Belaubung von stumpferem Grün und ihr Wachsthum ein unverhältnissmässig trägeres; das Bankvermögen der mehr strauchartigen Pflanze endlich ein nur schwach ange- deutetes. *) *) Vergl. über Actinidien auch Rein in Monatsschr. 1877 S. 218; ferner die Bemerkungen in Monatsschr. 1878 S. 484. D. Red. 322 Vorläufige Mittheilung über den Krebs der Apfelbäume. Von R. Goethe, Direktor der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim a. Rh. ln meiner Abhandlung über den Krebs der Apfelbäume (Berlin und Leipzig 1877, bei Hugo Voigt) war ich zu dem Schluss ge- kommen, dass der Frost der direkte Urheber aller echten Krebs- wunden sei und Pilze als Erzeuger solcher Wunden nicht angesehen werden könnten. Zu demselben Resultat war auch Dr. Sorauer gelangt; von ihm angestellte Pfropfungen mit dem Mycel des Fu- sidium candidum, welches schon Willkomm als Urheber des Krebses bezeichnet hatte, blieben erfolglos. Verschiedene mir zugegangene Bemerkungen über den Krebs und seine Entstehungsursachen und die von mehreren Seiten erho- bene Behauptung, dass der Krebs auch in Ländern vorkomme, in welchen der klimatischen Verhältnisse wegen von einer schädlichen Einwirkung des Frostes abgesehen werden müsse, veranlassten mich, der verheerenden Krankheit wiederholt nahe zu treten und ihre Ur- sachen sowie ihren Verlauf nochmals einer genauen Untersuchung zu unterwerfen. Liegt auch das Resultat dieser Arbeit heute abgeschlossen vor mir, so möchte ich doch noch einige Versuchsreihen vollständig be- endigen, ehe ich mit ausführlichen und durch zahlreiche Abbildun- gen erläuterten Mittheilungen vor die Oeffentlichkeit trete; da aber die Beendigung der genannten, das Gesammtresultat übrigens nicht mehr beeinflussenden Versuche noch längere Zeit in Anspruch neh- men könnte, so beschränke ich mich darauf, in gedrängter Kürze einen vorläufigen Ueberblick über diese wiederholte Untersuchung des Krebses zu geben und die Resultate nach einander aufzuzählen. Boten mir vordem ausschliesslich die Krebswunden älterer Bäume das nöthige Untersuchungsmaterial, so fanden sich diesmal in der Baumschule der Kaiserl. Obst- und Gartenbauschule Grafen- burg bei Brumath im Eisass nur zu viel krebskranke Bäume, welche durch ihre vom Krebs bereits ergriffenen und getödteten Sommertriebe den unumstösslichen Beweis lieferten, dass der Krebs 323 auch ohne Einwirkung des Frostes (es hatte in diesem Frühjahr nicht einmal Spätfröste gegeben) entstehen könne. Sowohl auf diesen Sommertrieben als auch auf den mit ihnen in enger Verbindung stehenden echten Krebswunden zeigten sich, sobald man sie nur 24 Stunden in Wasserverschluss gebracht hatte, in den weitaus meisten Fällen weisse Pilzräschen aus Haufen 5- bis 7zelliger, leicht gekrümmter, cylindrischer Sporen bestehend, die jedenfalls mit dem Fusidium caDdidum Willkomm’s identisch sind. Säet man diese Sporen (Conidien) in Wasser aus, so beginnen sie nach einigen Stunden zu keimen und lange, vielfach verästelte Schläuche zu treiben; wmrden die Sporen auf einjährige Apfeltriebe gebracht und diese in anderen Gläsern feucht gehalten, so dringen die Keimschläuche durch die Epidermis in die Rinde ein, sei sie nun verletzt oder unversehrt, und rufen nach ca. 4 Wochen an den besäeten Stellen echte Krebs wunden mit den charakteristischen, konzentrischen Sprüngen und Rissen hervor. Das Einsinken der Rinde erfolgt gewissermaassen ruckweise in schmäleren oder brei- teren Partien ; es entstehen auf diese Weise die eben genannten konzentrischen Sprünge und Risse. Verbleiben die infizirten Triebtheile noch länger in der feuchten Luft, so brechen alsbald an blassroth aussehenden Stellen der Ober- fläche die oben erwähnten weissen Sporenhäufchen, durch die Epi- dermis hervor. Nach kurzer Zeit werden auf denselben Stromata rundliche, anfangs mennigrothe, später seharlachrothe Kügelchen in grösserer oder geringerer Anzahl kenntlich, welche die zweite Form des Pilzes repräsentiren und seine Perithecien sind, ln diesen bil- den sich in zahlreichen Schläuchen 2zellige Sporen von eiförmiger Gestalt (Ascosporen), je 8 in einem Schlauch, die mit erlangter Reife aus den Schläuchen entleert werden und in gelblichen, un- regelmässig gewundenen Ketten, dem unbewaffneten Auge sichtbar, aus der Mündung der Perithecien hervorquellen. Auch mit diesen Sporen kann man auf Theilen 1 jähriger Apfeltriebe die beiden Ver- mehrungsformen des Pilzes erzeugen, nur treten bei diesen Ver- suchen die Krankheitserscheinungen viel langsamer und schwächer hervor, als bei den Conidien-Saaten. Bringt man die Conidien im Freien in seichte Rindenverletzun- gen ljähriger Apfeltriebe, so entwickeln sich ebenfalls binnen circa 324 4 Wochen echte Krebswunden; auf die unversehrte Rinde ausgesäet, bleibt der Versuch, so weit sich bis heute sagen lässt, resultatlos. Ebenso geben nach dem augenblicklichen Stand der Beobachtungen Versuche mit Aussaaten von Ascosporen sowohl auf unversehrte als auf verletzte Rinde negative Resultate, so dass es im Freien wohl hauptsächlich die Conidienform ist, welche die gefährliche Krankheit erzeugt. Auf Blätter ausgesäet, riefen sowohl Conidien als Ascosporen braune Flecken hervor; Aussaaten von Conidien auf 1jährige Triebe gewisser Birnsorten (Sparbirn, Herzogin von Angouleme) ergaben die für den Birnbaum charakteristischen Krebswunden. Den Namen des Pilzes ganz genau zu bestimmen , ist nicht so leicht, da sich bei den vorhandenen Beschreibungen kleine Verschie- denheiten vorfinden und die Exemplare der einzelnen Pilzsammlun- gen resp. deren Benennungen nicht übereinstimmen. Eine kleine Verschiedenheit in der Form der Ascosporen und der bisher nicht aufzufindenden Spermatien abgerechnet, dürfte der Pilz mit der Nectria ditissima Tulasne’s identisch sein, und werde ich vor- läufig an dieser Bezeichnung festhalten. Ich fühle mich um so mehr dazu veranlasst,- als der um die Krankheiten der Waldbäume so hochverdiente R. H artig die Nectria ditissima Tulasne als eine der vier Ursachen des Rothbuchen- krebses erkannt hat und Aussaaten der Conidien unseres Pilzes in verletzte Rinde von Rothbuchentrieben nur insofern ein positives Re- sultat gegeben haben , als die, die infizirten Stellen umgebenden Rindenpartien ebenfalls nach ca. 4 Wochen blatternartig aufge- schwollen und etwas vertieft waren. Wie sich die Infektion resp. deren Wirkung später gestaltet, konnte ich meiner Uebersiedelung nach Geisenheim wegen nicht weiter beobachten. Wahrnehmungen an Buchenbeständen der Vogesen sowohl als des Rheingauer Nieder- waldes’ lassen mich vermuthen, dass die Wunden des Rothbuchen- krebses überhaupt nicht so tief sind, als diejenigen der Apfelbäume. Von mir an Buchenkrebswunden aufgefundene Perithecien stimm- ten sowohl in Bezug auf ihre Form als auf ihren Inhalt mit unse- ren Perithecien überein. Bringe ich damit die von mir mehrfach konstatirte Thatsache in Verbindung, dass Apfelbäume gewisser besserer Sorten in der unmittel- 325 baren Nähe von Bachenwaldungen in der verheerendsten Weise vom Ki-ebs befallen sind, so wird dadurch die Ueberzeugung um so mehr befestigt, dass sowohl der Rothbuchen- als auch der Apfelkrebs durch dieselbe Ursache, durch denselben Pilz hervorgerufen werden, und s. Z. die Nectria ditissima aus den Wäldern auf unsere Apfel- bäume übergesiedelt ist. Der Pilz beschränkt sich nicht allein auf Rothbuchen und Apfelbäume, da mir zahlreiche Infektionen der Triebe von Acer pseudo-platanus gelungen sind. Infektionen auf Ulmus und Aesculus Hi ppocastanum gaben ein negatives Resultat. Allgemeine Grundsätze und Regeln, welche bei Anlage einer Warmwasserheizung* für Gewächshäuser zu beachten sind. Aufgestellt und kurz erläutert von W Perring, Königl. Universitätsgärtner in Berlin. Obgleich jede Anlage einer Warmwasserheizung durch einen sachverständigen, praktisch erfahrenen Techniker ausgeführt werden muss, so sollte doch jeder Gärtner, der eine derartige Heizung für seine Gewächshäuser anlegcn lassen will, mit den wichtigsten Grund- sätzen und Regeln, welche dabei in Betracht kommen, vertraut sein, um beim Entwerfen des Planes wie auch bei Ausführung der An- lage berathend und kontrolirend mitwirken zu können. Durch die Kenntniss der Bedingungen, unter denen jede Warmwasserheizung- angelegt werden muss, wenn sie zweckmässig wirken soll, wird der Gärtner auch im Stande sein, sowohl die Vortheile und Nachtheile verschiedener Kesselkonstruktionen und Heizsysteme, wie auch spe- zielle Pläne und Kostenanschläge über projektirte Heizanlagen genau zu prüfen und eine Wahl zu treffen, von der er mit Sicherheit den besten Erfolg erwarten kann. Da die bei Wasserheizungs-Anlagen hauptsächlich in Betracht kommenden Fragen von vielen Gärtnern noch gar nicht oder nicht genügend gekannt sind, die Ansich! en hierüber andererseits vielfach von einander abweichen, eine zweckmässig angelegte Heizung aber 326 von der allergrössten Wichtigkeit für die Pflanzengärtnerei ist, für den Handelsgärtner sogar eine Lebensfrage bildet, so erlaube ich mir, meine auf langjährige praktische Erfahrungen beruhenden, so- wie durch Studium der betreffenden Literatur und durch Belehrung von anerkannt sachverständigen Technikern gewonnenen Kenntnisse und Ansichten über diesen Gegenstand in gedrängter Kürze mitzu- theilen. Die Zweckmässigkeit einer Warmwasserheizung, d. h. die aus- reichende Wirkung derselben mit verhältnissmässig möglichst gerin- gem Verbrauch von Brennmaterial, hängt hauptsächlich ab: 1. von der leichten und schnellen Erwärmung des im Kessel befindlichen Wassers mit möglichst geringem Verbrauch von Brennmaterial; 2. von dem richtigen Verhältnis der Grösse des Kessels und der Menge des darin befindlichen Wassers zur Länge und Stärke der Heizrohren; 3. von dem richtigen Verhältnis der quadratischen Heizfläche der Röhren zum kubischen Inhalt der zu heizenden Räume nach Maassgabe der erforderlichen Temperatur; 4. von der leichten und schnellen Wassercirkulation vom Kessel aus durch die ganze Rohrleitung und zurück in den Kessel. 1. Die leichte und schnelle Erwärmung des im Kessel befind- lichen Wassers mit möglichst geringem Verbrauch von Brennmaterial hat zur Folge, dass das in dem gesammten Heizapparate befindliche Wasser in Cirkulation gesetzt und die Heizung dadurch in kurzer Zeit zur Wirksamkeit gebracht wird. Je schneller und mit je ge- ringeren Mitteln dies möglich ist, desto schneller wirkt die Heizung und desto billiger stellt sich dieselbe. Die leichte, schnelle und billige Erwärmung des im Kessel be- findlichen Wassers w'ird bedingt: A. durch eine zweckmässige Feuerungs- Anlage; B. durch Konstruktion eines Kessels, der bei möglichst grösster Feuerfläche möglichst wenig Wasser enthält; C. durch das Material, aus dem der Kessel hergestellt ist. A. Eine zweckmässige Feuerungs-Anlage erfordert: a. einen dem zu benutzenden Brennmaterial angepassteu, im 327 richtigen Verhältniss zur Heizfläche des Kessels stehenden Feuerraum; b. eine möglichst schnelle und vollständige Verbrennung des Heizmaterials; c. eine möglichst vollständige Ausnutzung der Feuerhitze. a. Für die Feststellung der Grösse des Feuerraumes kann im Allgemeinen das Verhältniss der Rostfläche zur Feuerfläche des Kes- sels wie 1:15 als Grundlage angenommen werden. Bei Verwen- dung intensiv wirkender Brennmaterialien, wie Koaks oder Stein- kohlen, genügt für den Feuerraum eine Höhe von 20 30 cm, bei Verwendung von Brennmaterialien mit geringerer Heizkraft, wie leichtes Holz oder Torf, ist eine etwas grössere Rostfläche und ein 30 — 45 cm hoher Feuerraum erforderlich. b. Die möglichst schnelle und vollständige Verbrennung des Heizmaterials wird durch einen guten Zug der Feuerung erreicht. Zur Erzeugung eines guten Zuges ist eine ausreichende Zuführung- atmosphärischer Luft zum Feuer, schneller Abzug des Rauches durch genügend weite Züge und durch einen diesen entsprechend weiten und möglichst hohen Schornstein erforderlich. Zur Zuführung atmo- sphärischer Luft zum Feuer genügen im Allgemeinen die Zwischen- räume in der Rostfläche. Sollte dies ausnahmsweise nicht der Fall sein, so muss durch einen weiteren Rost oder durch Anbringung einer kleinen Zugthür oder Oeffnung in der Ofenthür für grössere Zuführung von Luft gesorgt werden. Die Rostfläche kann 5mal grösser sein als die Summe des Querschnitts der Züge, und diese ist die nothwendige Grösse des Querschnitts vom Schornstein. Je höher der Schornstein ist, desto besser zieht derselbe, er kann also nie zu hoch sein; allein die Kosten desselben müssen in einem zweckentsprechenden Verhältniss zu dem durch die Höhe zu erreichenden Vortheil stehen. Absolut nothwendig ist: 1. dass der Schornstein mindestens 2mal so hoch ist, wie die gesammte Länge der Züge beträgt, und 2. dass derselbe höher ist, als seine nächste Umgebung. c. Eine möglichst vollständige Ausnutzung der Feuerhitze, d. h. die Aufnahme des grössten Theils derselben, von dem im Kessel be- findlichen Wasser durch die Feuer flächen des Kessels, wird durch möglichst grosse Länge der Züge und durch zweckmässige Führung 328 und Verkeilung derselben erreicht. Die Führung der Züge muss möglichst derartig angelegt sein, dass sich dieselben unter den Kessel- flächen befinden, so dass die Feuerhitze nach oben hin auf die Heiz- flächen des Kessels wirken kann. B. Die Konstruktion eines Kessels, der bei möglichst grösster Feuerfläche möglichst wenig Wasser enthält, ist zweckmässig, weil es sich bei der Wasserheizung nur darum handelt, die erforder- liche Wärme in kurzer Zeit im Kessel zu erzeugen, die- selbe vermittelst der Wasser-Cirkulation in die Heizroh- ren zu übertragen, damit sie von hier aus nach und nach an die zu heizenden Räume abgegeben werden kann. Es ist mithin nur erforderlich, dass das gesammte in den Heiz- rohren vorhandene Wasser zur Erwärmung über die heissen Kesselflächen geleitet wird, eine unnütze Vermehrung dieser Wassermasse im Kessel würde den Prozess nur verlängern und vertheuern. Ein Kessel, der eine grössere Wassermasse enthält, wird zwar die darin aufgespeicherte Wärme nach dem Verlöschen des Feuers allmälig und längere Zeit durch Cirkulation des Was- sers in die Heizrohren übertragen, als wie dies bei einem Kessel mit sehr geringem Wasserinhalt der Fall sein kann, allein dieser scheinbare Vortheil wiegt die durch die langsamere Erwärmung des Wassers im Kessel und durch die in Folge dessen langsamere Wasser- Cirkulation entstehenden Nachtheile nicht auf. Bei einer langsamen Cirkulation, die nach dem Verlöschen des Feuers sehr bald, selbst bei Kesseln mit sehr grosser Wassermenge, eintritt, kühlt sich das Wasser in den Röhren früher ab, bevor es in die entferntesten Theile derselben gelangt. Es kommt deshalb auch die aus dem Kessel in die Röhren strömende Wärme nur den ersteren, zunächst liegenden Räumen zu Gute, die aber ohnehin schon eine genügende Wärme erhalten. Wo es auf eine möglichst nachhaltige Heizung ankommt, da empfiehlt es sich vielmehr, stärkere Heizrohren zu verwenden und an besonders erforderlichen Stellen Wasseröfen anzubringen, als wie grössere Wassermassen zur Wärmeergänzung im Kessel zu belassen. Je dünnschichtiger das Wasser auf die Wände der Feuerfläche des Kessels vertheilt ist, desto schneller findet die Erwärmung des ersteren statt. Bei den besten derartig konstruirten Kesseln kommen 329 auf 1 qcm Heizfläche 2,5 bis 5 ccm Wasser. Bei älteren Kesseln, die sehr grosse Wassermassen enthalten und ungenügende Feuer- flächen besitzen, kommen dagegen auf 1 qcm Feuerfläche bis 28 ccm Wasser. C. Das Material, aus dem der Kessel gefertigt ist, hat sowohl durch den höheren oder geringeren Grad der Wärmeleitungsfähigkeit, wie auch durch die grössere oder geringere Stärke, in der es verwendet ist, einen wesentlichen Einfluss auf die Erwärmung des im Kessel befindlichen Wassers. Kupfer ist zwar das theuerste, aber auch in jeder Beziehung das beste Material zur Anfertigung von Warmwasser- Heizkesseln. Da sich Kupfer in viel geringerer Stärke als Schmiede- und Gusseisen verwenden lässt und ersteres auch eine grössere Wärmeleitungsfähigkeit als letztere beiden Materialien besitzt, so wird sich selbstverständlich das Wasser in einem kupfernen Kessel leichter erwärmen lassen, als in einem schmiede- oder gusseisernen. Selbst wenn der geringeren Anschaffungskosten halber die Heiz- rohren aus Eisen angefertigt werden sollten, würde es sich empfeh- len, den Kessel aus Kupfer herstellen zu lassen, weil gerade beim Kessel die geringere Stärke und bessere Wärmeleitungsfähigkeit des Metalls mehr in Betracht kommt, als bei den Heizrohren. Die in eisernen Heizrohren vorhandene Wasserwärme wird sämmtlich, wenn auch vielleicht etwas langsamer, als es bei kupfernen Röhren der Fall sein würde, an den zu heizenden Raum abgegeben, während diejenige Wärme, die ein eiserner Kessel weniger aufnimmt als ein kupferner, unnütz in den Schornstein entweicht. 2. Das richtige Verhältniss der Grösse des Kessels und seines Wasserinhalts zur Länge und Stärke der Heizrohren ist erforder- lich, um das nothwendige Maass von Wärmeaufnahme für die Wärme- abgabe herzustellen. Bei zu grossen Wärmeaufnahmeflächen würde das Wasser sehr leicht zum Kochen gebracht werden, im umgekehr- ten Fall würden die vom Kessel am entferntest liegenden Röhren nicht mehr genügend erwärmt werden können. Bei Feststellung der Richtigkeit dieser Verhältnisse kommen in Betracht: A. das Verhältniss der quadratischen Feuerfläche des Kessels zur quadratischen Heizfläche der Röhren; 22 B. das Verhältniss des kubischen Wasser - Inhalts des Kessels zum kubischen Wasser- Inhalt der Heizrohren. Beide Verhältnisse stehen in einem innigen Zusammenhänge mit einander, es handelt sich bei beiden um Wärme-Aufnahme und Wärme- Abgabe, ln Bezug auf die Grösse des Verhältnisses A wei- chen die Ansichten der Sachverständigen und Gartenschriftsteller sehr von einander ab. Nach Fox in „Unsere Treibhäuser etc.“ ist das Verhältniss wie 1:5, nach Wörmann im „Garten-Ingenieur“ wie 1 : 20. Ich halte das Verhältniss je nach der Zweckmässigkeit der Kesselkonstruktion wie 1:15 bis 20 für richtig. (Schluss folgt.) Notizen über den Gartenbau am nördlichen Fasse des kaukasischen Gebirges. Von H. Scharrer in Tiflis. (Mit Benutzung der gedruckten Mittheilungen des Agronomen V. Geefsky.) Der Reisende, welcher den gewaltigen Don überschritten hat (der Bahnzug führt ihn nicht weit von der Mündung des mächtigen Stromes bei Rostofl über eine lange, sehr schöne Eisenbrücke), be- merkt mit jeder Station, die er nach Süd- Ost weiter zurücklegt, wie der Charakter des Klimas und Bodens allmälig sich verbessert. Es treten andere Gewächse auf, wasserreiche Flüsse in breiten und tiefen Betten durchschneiden die Ebene, weit ausgedehnte Dörfer, von zahlreichen Viehheerden umgeben, tauchen hier und dort auf. Es sind besonders Malvaceen, Lippenblüthler und Compositen, welche mit dichter Pflanzendecke den Boden überziehen, so dass das wohlgenährte Vieh mit halbem Leibe und mehr im Kraut steht, wir sagen nicht im Grase, denn die Grasarten bilden hier nicht den grössten Theil der Pflanzen. Während nach links von uns die Ebene unabsehbar sich ausbreitet, steigen rechts die grotesken Formen des Beschtau - Gebirges auf, scharf geschnittene Profile in Formen von Zuckerhüten und Graten bildend, die ohne Vermittelung der sanf- teren Vorberge aus der Ebene emporstreben. Dorthin, in jenen Thälern, liegen die berühmten Mineralquellen von Pätigorsk, Kiss- 331 lowodsk, Schelesnowodsk u. s. w. Hin und wieder zeigen die Ort- schaften an der Bahn schon Anfänge von Baumpflanzungen, obgleich noch sehr schüchtern und schwach, während bis dahin alle Dörfer kahl in der Steppe gelagert waren. Mit dem Schnellzuge von Ro- stoff am Abend abgereist, sind wir gegen Abend des folgenden Tages im Angesicht des Hochgebirges, dessen Umrisse deutlich her- vortreten. sobald wir die Nähe des Beschtau-Gebirges verlassen. Und welches majestätische Panorama rollt sich vor unseren entzückten Blicken auf. Der Kamm des Gebirges ist nicht viel über 10 Meilen von uns in der Luftlinie entfernt bei den Stationen Alexandroffski und Kutais, die Bahnlinie zieht sich in vollkommener Ebene dahin und vor uns dehnt sich noch eine gute Strecke der blühende Wie- senboden aus; dann, ohne Mittelglieder, ragen die Felswände plötzlich 5- bis 6000 Fuss in die Luft, die Schatten des Abends verdunkeln schon ihre unteren Partieen, aber hinter ihnen weiter und weiter bauen sich die Grate und Spitzen auf bis 12,000 Fuss über unserem Standpunkt, greifbar klar wie in nächster Nähe und übergossen von glühendem Abendgold der eben untergegangenen Sonne. Die Feder versagt den Dienst, das Schauspiel will gesehen sein. Links in dämmernder Ferne zieht sich im Halbkreis die niedere Kette der Kabardiner und Sundscha-Berge hin, mit der Hauptkette der kau- kasischen Alpen zusammenhängend den Thalkessel von Wladikawkas bildend, vom wilden Terekfluss durchströmt. Man kann den Kreis Wladikawkas seiner Bodenbeschaffenheit nach in 2 Theile theilen, die Gebirgsgegend und die Vor berge und ebeneren Landstriche. Während im ersteren Theil oft nicht ausreichender Platz für ein Stückchen dürftiges Gerstenland und die Bevölkerung auf fremde Zufuhr angewiesen ist, der hohen Lage wegen kaum eine Kirsche oder ein Sommer-Apfel zur Reife gelangt, von Gartenbau also keine Rede ist, zeigen im zweiten Theil des Landes alle Baum- und Feld- früchte ein bewundernswürdiges Wachsthum, aber weite Flächen har- ren noch des menschlichen Anbaues. In geringer Entfernung jen- seits der Kabardiner Berge nach Ost und nach Nord herrscht voll- kommener Steppencharakter. Vergleichende Höhen- und Temperatur- messungen bezeichnen genauer die Unterschiede im Klima dieser Regionen : 22* 332 Mittlere Mittlere Niedrigste Jahrestemperatur. Sommertemper. Wintertemper. Tiflis 1350 Fuss sup. mar. + 12,68° C. -(- 24,29° C. — 0,4°C. Wladikawkas 2429 „ „ „ -f- 9,14° C. -j- 19,09° C. — 25°C. Bei Wladikawkas reift das Kernobst noch vorzüglich, das Stein- obst aber nur in den Kirschen und Pflaumen, dagegen sind Pfirsiche sauer und ungeniessbar. An feuchten Niederschlägen fallen im Jahr in Wladikawkas 800 mm, in Tiflis aber nur 481,7 mm. Interessant ist, damit zu vergleichen die Zahlen der jährlichen Niederschläge: in Gudaur 8713 Fuss sup. mar. (die Passhöhe der kaukasischen Alpen- kette) 136 mm, in Aralich am Ararat 170 mm, in Redutkale am Schwarzen Meer 1633 mm, und fast ebenso am Lenkoron (Caspi- See). Während im Steppenlande die Uebergänge von Feuchtigkeit zu Dürre und von Kälte zu Hitze ausserordentlich schroff und un- vermittelt sind, leidet das Thal von Wladikawkas nicht durch der- gleichen, sondern geniesst eine mehr gleichmässige Vertheilung dex*- selben. Der Boden, in den oberen Regionen krystallinisch und schieferig, in den unteren Jurakalk und Kreide, ist auf dem Gebirgslande äusserst steinig und mit Geröll vermengt; die Bauern reinigen all- jährlich die Ackerstücke von den groben Steinen, düngen sie sogar und jäten das Unkraut aus den kleinen Kornfeldern; diese gefürch- teten Bergbewohner sind also sorgsamere Wirthe, als die bequemeren Bewohner der fruchtbareren Ebene. Die Thalsohle von Wladikawkas ist gebildet durch angeschwemm- ten Boden, sandig, mit grossem Prozentsatz Humus; je mehr nach Osten, desto mehr nimmt der Humus ab und thonartige Beschaffen- heit ist vorherrschend. Bei der Ansiedelung der Kosaken in den Stanitzen wurde Jedem ein Stück Land dicht am Hause zum Garten zugewiesen, es wurden theils von den Vorgesetzten, theils von der Oberverwaltung Bäume, Reben und Edelreiser, Samen u. s. w. vertheilt und die Nichtbefol- gung der angeordneten Pflanzungen strenge bestraft. Fürst Wo- ronzoff legte in Wladikawkas eine Baumschule an für die Hebung des Gartenbaues. Die Hausgärten sind nicht gross; einige Stanitzen besitzen grosse, zusammenhängende Gärten ausserhalb des Dorfes, wie die Michailoff'sche, Archonsche und Assinische Stanitza, die raei- 333 sten aber leiden an zu dichter Pflanzung und mangelhafter Pflege der Bäume. Das Veredeln der Bäume ist nicht überall den Be- sitzern bekannt und wenden sie nur das Pfropfen in den Spalt an. Das Obst ist nur Sommer - Obst geringer Qualität, hauptsächlich Sauerkirschen, so dass das Obst, überall zu gleicher Zeit reifend, fast ohne Werth ist und in der Stadt am Markt zu 80 Kopeken bis 1 Rubel 50 Kopeken das Pud (36 Pfd.) verkauft wird. Dieser Ueberfluss an unhaltbarem Obst ist die Ursache einer Menge Krankheiten, besonders Fieber. Die Dörfer der Bergbewoh- ner, Osseten und Inguschen, haben ebenfalls mehr oder weniger Gartenbau und Baumpflanzungen, welche, meist ohne Regel auf- wachsend, undurchdringliche Dickichte bilden und nur Kirschen und Pflaumen hervorbringen. Nur die Dörfer näher bei Wladikawkas und Alaghir zeichnen sich durch bessere Sorten Obst und bessere Pflege der Bäume aus. Der Ingusche und Ossetine hielt es bis jetzt für eine Schande, mit seinen Früchten zu Markte zu ziehen oder sie zu verkaufen. Er ladet bei der Reife derselben die Ver- wandtschaft zum Gartenfest ein, und da das ganze Dorf verwandt ist, so ist der Zuspruch sehr zahlreich. Bei der Stadt Wladikawkas liegt die deutsche Kolonie Michaelsdorf mit grösseren Fruchtgärten, aber das Obst ist eine Auswahl der geringsten Sorten und somit werthlos. In dem 45 Werst entfernten Hüttenorte Alaghir hat sich durch die Bemühungen der Hüttenbeamten seit Fürst Woronzoff’ s Zeiten eine Blüthe des Obstbaues entwickelt, welche den Reisenden überraschen kann. Besonders sind vorzügliche Winterfrüchte dort erzielt und eine Spielart der Beurre gris unter dem Namen Schwarze Alaghirsche Butterbirne verdient den Namen einer ausgezeichneten Tafelfrucht. Ausserdem findet man Bergamotten, St. Germain, Du- chesse. Das haltbare Obst, besonders die Alaghir-Birne, wird nach St. Petersburg verkauft, wo mau das Pud bis 18 Rubel Silber (48 M. 50 Pf.) bezahlt hat. Die Ausfuhr beträgt jährlich ca. 500 Pud. Die Alaghirsche Birne zeichnet sich aus durch Haltbarkeit und Güte, der Baum durch schnellen Wuchs und Tragbarkeit und die langen, peitschenähnlichen Triebe, so dass er von weitem schon zu erkennen ist. Die Bonchretien geben oft 10 bis 12 Pud Früchte von einem Baum, welche zu 2 Rubel das Pud verkauft werden. Duchesse d’Angouleme 3 Rbl., Alaghir-Birne aber 5 bis 10 Rbl. das 334 Pud am Platz. Aus den Alaghirschen Gärten werden jährlich viel junge, veredelte Bäume an die Bauern der Umgegend verkauft, so dass der Obstbau hier stetig fortschreitet. Zur Seite der Stadt Wladikawkas sind noch 2 Gärten zu be- merken, der des Bürgers Samsonoff und die Ferme ecole des Di- rektors Buschek. Samsonoff, ein einfacher Landmann aus Wo- ronesch, hat durch 12jährige Arbeit und Energie einen schönen Frnchtgarten in einer Wildniss von Buschwerk und Dornen ge- schaffen, hat durch eigene Versuche erst feststellen müssen, welche Fruchtsorten das Klima ertragen, und die zarten Sorten, wie Pfir- siche und Pistazien, ausgeschlossen, so dass er jetzt über 1000 vor- zügliche Obstbäume der besten Wintersorten besitzt und eine Masse Beerensträucher für die Marktfrüchte. Das Winter- Obst geht nach Moskau zu 5 Rbl. Silber, und die Erdbeeren in die Badeörter zu 20 Rbl. das Pud. Der Garten des Direktors Buschek liegt 14 Werst von der Stadt entfernt, ist im Jahre 1869 angelegt und konnte im Jahre 1876 eine Frucht- Ausstellung allein veranstalten, wobei 70 Sorten Aepfel und 30 Sorten Birnen figurirten. Der Fruchtgarten hat über 600 Morgen, die Baumschule 12 Morgen, und sind beide mit den besten Frucht-Sortimenten Europas versehen. Was die Vollkommen- heit der Ausbildung der Früchte anbelangt, Grösse sowohl als Güte und Schmackhaftigkeit, so wird man in Europa lange suchen müssen, um Rivalen dieser Prachtstücke zu finden, auch seine Bäume lassen Nichts zu wünschen übrig. Diesen Beispielen fol- gend, werden jetzt eine Menge Fruchtgärten in verschiedenen Ge- genden angelegt; besonders zeichnen sich darin aus die Herren Silvestrowitsch , Ulianoff, Grabowsky, General Eglau, Ne- rutscheff, Dr. Koch u. A. In der Entfernung von circa 200 Werst von Wladikawkas sind 2 bedeutende Gärten gegründet, in Stawropol von Herrn Stassenko und bei der Station Tiflis am Kuban. Ersterer beschäftigt in seinen ausgedehnten Baumschulen und Orangerien unter anderen 4 deutsche Gärtner, giebt gedruckte Kataloge seiner Collektionen heraus und hat ein Filialgeschäft in Rostoff am Don, wo er glänzende Geschäfte macht. Der Weinbau ist bei Wladikawkas ein Luxusgegenstand, nur an den Süd- Abhängen der Sundscha-Berge gedeihet der Wein und 335 wird vom unteren Terek, wo er in den heissen Gegenden sehr gut gedeihet, in frischer Waare fuhren weise zur Stadt gebracht, wo man die Fuhre von ca. 25 Pud mit 25 bis 32 Rbl. bezahlt. Zum Anbau zieht man die Donischen Sorten den europäischen vor, da sie bei weitem härter sind als diese und den oft einfallen- den Spätfrösten im Maimonat besser widerstehen. Die Weinsorten sind sehr ertragreich, zur vergleichenden Be- urtheilung wäre aber ein längeres Studium nöthig. Die Sorten heissen: Weisser Puchlakofscher, länglich zugespitzt; Gelber Astra- chan, ovale Beeren; Weisser, halbrunder; Weisser, runder, früher; Rothbunte Eicheltraube; Schwarzer Tawlinscher; Runder, schwarz- beeriger. Die Weinpflanzung ist so originell, dass sie einer Erwähnung verdient. In 3 Saschen (21 Fuss) Entfernung gräbt man eine Grube aus und legt einen Kranz von zusammengeflochtenen Reben hinein, von welchem man bis 15 Reben wachsen lässt und an Gerüste von Stangen bindet, welche in der Mitte auf 4 hohen Stützen, am Rande auf 3 Fuss hohen, niederen Stützen ruhen, nach den 4 Eckpfählen zieht man je 3 bis 4 Reben. Zwischen den Stöcken bleiben Gänge Irei. Beschneiden des Stockes und Bearbeiten des Bodens wird mit Sorgfalt getrieben und die Weinreben im Winter niedergelegt und mit Erde bedeckt. Nach 3 Jahren ist die Ernte fertig und von jedem Stock erntet man bis 10 Pud, also über 150 kg Trauben. Der Wein wird verkauft von 50 Kopeken bis 2 Rubel pro Wredo (15 Flaschen). lieber Eucalyptus für kältere liegenden und über die Weideu Australiens. Vom Baron Ferd. v. Müller in Melbourne. Unser verehrtes korrespondirendes Mitglied, Herr Baron Ferd. v. Müller in Melbourne, antwortet auf die im Aufträge des Vereins gestellte Anfrage, ob es nicht Eucalyptus für kältere Gegenden gebe (siehe Monatsschrrift 1879 S. 52) mit gewohnter Bereitwilligkeit Folgendes: 336 „In Beantwortung Ihrer Frage möchte ich bemerken, dass aller- dings die alpinen Arten von Eucalyptus vielleicht das Klima Mittel- Europas ertragen würden; aber selbst dann würde der Wuchs dieser Spezies (E. alpina Ldl., E. urnigera H. F., E. vernicosa H. F., E. Gunnii H. F., E. pauciflora Sieb., E. coccifera H. F.) wohl zu langsam sein, um bedeutende hygienische Einflüsse auszuüben. Ich sende Ihnen jedoch einstweilen etwas Samen von E. alpina, so dass Sie selbst Versuche über die Widerstandsfähigkeit dieser Art gegen Kälte anstellen können. Erlauben Sie mir, die Samen von E. gomphocephala hinzuzufügen, da dieser schöne west-australische Baum noch nirgends eingeführt ist, selbst noch nicht am Mittelmeer. Ich schulde dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues dort auch noch meinen besten Dank für die wiederholten Zusendungen der wichtigen Abhandlungen Ihrer schönen Gesellschaft. Gelegentlich würde ich bereitwillig einen kurzen Beitrag für diese Schriften lie- fern. Um auf Ihren Zweck zurück zu kommen, Miasmen und Con- tagien durch Baurapflanzungen zu unterdrücken, möchte ich in Ihrer Zone das massenhafte Anpflanzen aller Art Coniferen, namentlich derjenigen Arten, welche in sumpfigem Boden gedeihen, ganz be- sonders empfehlen. Wie bei den Eucalyptus - Arten das Kajeput ähnliche Oel sowohl Ozon als Doppeloxyd von Wasserstoff entwik- kelt, ebenso geschieht dies durch die flüchtig-öligen Terpentin-Exha- lationen der Coniferen , und damit ist eins der mächtigsten Mittel gewonnen, um Krankheitsstoffe in der Sumpfluft oder in ungesunden Stadtgegenden zu zersetzen.“*) Auf eine weitere Anfrage, ob die so gepriesenen anstralischen Weidegründe denn wirklich Weiden in unserem Sinne seien, da doch schon die blossen Namen der betreffenden Gräser mehr einen horstweisen als einen geschlossenen rasenartigen W’uchs voraussetzen lassen, bemerkt Herr Baron Ferd v. Müller wie folgt: „Bezüglich der australischen Weideländereien wäre auf Ihre An- frage zu bemerken, dass wir hier nur ausnahmsweise den dichten Grasrasen einheimisch besitzen, welcher so manchen schönen Teppich über Mittel- und Nord-Europa hinzieht. Erst in unseren Alpen, mit erhöhter Feuchtigkeit und erniedrigter Temperatur, kommt ein dich- *) Leider gedeihen in Städten unsere Coniferen nur so schlecht; der ein- zige Baum, der gut fortkommt, der Taxus, enthält keine Harze. D. R. 337 ter Graswnchs häufiger vor. So nähren unsere Grasländereien, die nur selten Wiesen genannt werden könnten, auch nur eine viel ge- ringere Anzahl Rinder oder Schafe, als in Europa auf Strecken glei- cher Ausdehnung gedeihen ; daher schreiten die Heerdenbesitzer auch hier nach und nach zum Anbau europäischer Gräser, um — nach- dem sie ihr Weideland käuflich erstanden — eine grössere Anzahl Weide- thiere darauf nähren zu können. In meinem Buche „select plants“, das eine Uebersetzung in’s Deutsche verdiente, habe ich alle diejeni- gen Gräser angegeben, die für Kulturen im Wiesenbau hier anwend- bar sind, nachdem ich viele derselben zuerst in Australien einführte und mit denselben im botanischen Garten zu Melbourne experimen- lirte. Wie Sie treffend bemerken, sind viele der australischen Gräser recht hart und trocken, aber gerade dadurch ist es ermöglicht, dass sie der Dürre und dem Sirokko widerstehen. “ Der Redakteur d. Z. ist sehr erfreut, seine Vermuthungen über den Charakter der australischen Weiden, die er in seinem Bericht über die Pariser Welt- Ausstellung*) aussprach, hierdurch bestätigt zu finden. Ausstellung des Herrn J. F. Seidel in Dresden In den Tagen vom 31. Mai bis 8. Juni c. war Blumenfreunden und Kennern in Dresden ein seltener Genuss geboten. Herr J. F. Seidel hatte einen Theil seines Ziergartens zu einer Ausstel- lung umgewandelt, die in dem Geschmack der Anordnung, in der Farbenpracht der ausgestellten Exemplare den Vergleich mit den Ausstellungen ganzer Vereine wohl aushalten konnte. Bei dem Ein- tritt in den rotundenförmig abgegrenzten, mit Jute überdachten Platz wurde das Auge des Beschauers durch das überraschende Farbenspiel gefesselt, das sich durch das Arrangement des Ganzen ergab. Die Mitte wurde gebildet von einer Pinus canadensis-Gruppe, von deren dunklem Grün sich einzelne daraus hervorragende Rhodo- dendron mit ihren karminrothen Blüthen effektvoll abhoben. Den Hintergrund bildete ein mit hineingezogenes Syringa-Gebfisch, unter - *) Wittmack, Die Nutzpflanzen aller Zonen auf der Pariser Welt - Aus- stellung. Berlin, 1879. 8. 92. 338 mischt mit weiss gefüllten Spiraea filipendula, eine Farbenzusammen- stellung von wirkungsvoller Pracht und um so wohlthuenderem Ein- druck, je mehr das Auge in der eigentlichen Ausstellung durch die leuchtendsten Farben gesättigt wurde. Treten wdr nun den Rund- gang durch den mit 2 Springbrunnen en miniature geschmückten Raum an, so sind es besonders folgende Rhododendron, die einzeln oder in Gruppen von der mannichfaltigsten Anordnung ausgestellt waren: Jean Verschafifelt (dunkelkarmoisiu), Princesse Amelie (kar- minrosa), Bajadere (lilarosa, reich und schön in Belaubung), Betty Trotwood (leuchtend rosa, niedriger Wuchs), Dr. Hooker (bläulich- rosa;, coelestinum (weiss mit rosa Anflug), Jewess (rosa, pyrami- denartiger Stutz), Mr. John Standish (feurig scharlachroth) , Erzher- zogin Margarethe (rosa, grossblumig), Mammouth (dunkelroth) , als ältere, aber gut bewährte und empfehlenswerthe Sorten. Gleich beim Eintritt begrüsst uns eine Gruppe, deren Effekt unwillkürlich zum längeren Stehenbleiben nöthigt, durch ihr Farben- spiel mächtig wirkend; es ist „Tsuda“, dunkel scharlachroth, sehr feurig, in kleinen, schön belaubten Exemplaren und in einzelnen hervorstehenden Pflanzen von „Primulum elegans“, leuchtend gelb, reich blühend. „Tsuda“, Herrn Seidel’s Züchtung, wird einen hervorragenden Platz in den Rhododendron- Sammlungen einnehmen. „Primulum ele- gans“ ist als Handelspflanze des sparsamen Wachsthums wegen we- niger zu empfehlen. In einzeln stehenden, sich oft wiederholenden Exemplaren sind hervorzuheben die ferneren Züchtungen des Herrn Seidel: Crispi- florum (bläulich-rosa, mit gelblich heller Zeichnung, ausserordentlich reicher Blüher), Georg Steek (feurig rosa), Julias Riippel (rosakar- min, die weissen Staubfäden sehr hervortretend, guter Wachser), Justizrath Stein (lachsrosa), Mars novus (scharlachroth, efiektvolle Blume), Rudolph Abel (feurig roth, grossblumig). Aeltere, doch entschieden heute noch als gut zu bezeichnende Sorten mögen er- wähnt sein in theils sehr grossen, an Alter reich bejahrten, theils niedrigen, buschig gedrungenen Exemplaren: viola (Liebig.), (weiss), Prince Camille de Rohan (weiss, in Chamois übergehend, Stutz sehr gross), Omer Pascha (dunkelkarmoisin, mit fast schwarzer Zeichnung, 339 dankbarer Blüher), Mars (scharlachroth), Mrs. Fitz-Gerald (lebhaftes karminrosa), Jean Verschaffelt (dunkelkarmoisin). Schliesslich ist noch „Ludwig Leopold Liebig“ (Liebig) namentlich hervorznheben. Dieses Rhododendron hat eine leuchtende, sehr schöne dunkelscharlaehrothe Farbe, dabei die gute Eigenschaft eines höchst willigen Blühers, und wird sich demnach ebenbürtig an die erwähn- ten Züchtungen des Herrn Seidel anreihen. In üppiger Blüthenfiille zeigten sich die Kulturpflanzen der Azalea indica, in gleicher Schönheit der Farbenpracht sich an die Rhododendron anreihend, und will ich nur einige Hauptrepräsentan- ten nennen: Roi de Hollande (D. Verv.) (selten schöne duukelrothe Farbe), Gloire avant tout (Versch.) (weiss, gut geformt), Kron- prinzess Victoria (Schulz) (glänzend rosakarmin, sehr stark gefüllt), Pluto (Schulz) (dunkelblutroth, reich blühend, mit gutem Bau), Ladislaus Rieger (grosse, weiss gefüllte Blume), König Albert von Sachsen (Petzold) (hochrosa), Schnee (Schulz) (rein weiss, blendend schön), Bernhard Andreae fl. albo-pl. (Linden), Flambeau, Emilie Petzold, Kaiser Wilhelm, Dr. W. Neubert u. s. w. Eingefasst waren die zu Gruppen stehenden Pflanzen mit der vorzüglichen Azalea in- dica „Kammerrath Hoffmann“ (Seidel) (glänzend weiss, sehr schön und auch als früh treibend nicht genug zu empfehlen), abwechselnd mit Deutzia gracilis. Von Fachinteresse war noch bemerkenswert^ ein Sämling von Rhod. ponticum , sich durch extragrosse Blumen und vorzüglichen Stutz auszeichnend, dabei den Charakter des ponticum nicht verlierend. Die dunkle Pinus-Gruppe, die Rhododendron, untermischt mit prächtigen Azalea-Exemplaren, die Syringen mit den Spiraeen, die gut gehaltene grüne Rasenfläche, Alles vereinigte sich höchst wir- kungsvoll und bot dem Auge des Beschauers ein ebenso seltenes als genussreiches Bild. Conrad Schulze. Ausdauernde Gehölze in Edinburgh Im Arboretum et Fruticetum von P. Lawson & Son zu Edin- burg fand ich bei meiner einstigen Anwesenheit folgende Pflanzen ganz im freien Lande ausdauernd, deren Zahl sich jedenfalls heute noch bedeutend vermehrt hat. 340 Acacia dealbata Link. Lophanta Wild. ,, Julibrissin Wild. Aloysia citriodora Orteg. Aralia spinosa L. Arancaria imbricata Pav. Arbutns Andrachne L. „ hybridra Ker. „ procera Douglas. „ tomentosa Pursh. „ Unedo L. nebst den Va- V arietäten. Aucuba japonica Tbnb. Camellia japonica L. Cedrus Deodara Roxb. „ Libani Barr. Cerasus Laurocerasus Loisl. ,, lusitanica Loisl. Ceratonia Siliqua L. Cineraria maritima L. Clianthus punieeus L. Cunninghamia sinensis Rieh. Cupressus sempervirens Mill. Daphne Laureola L. „ neapolitana Lodd. „ pontica L. Diospyros Lotus L. Edwardsia microphylla Sab. Erica arborea L. „ australis L. „ mediterranea Dd. Fabiana imbricata R. et P. Fuchsia coccinea Ait. „ conica L. „ globosa hört. „ gracilis Lindl. „ microphylla Kth. Hvdrangea arboiescens L. „ hortensis Sieb. „ japonica. „ nivea Mchx. „ quercifolia Bartrara. Ilex angustifolia W. „ Aquifolium L. und die Va- rietäten. „ balearica Desf. „ Cassine Ait. „ excelsa Royle. „ latifolia hört. „ opaca Ait. „ vomit.oria Ait. Jasminum officinale L. „ revolutum Ker. ,, Wallichianum Lindl. Juniperus phoenicea L. „ sinensis. Laurus nobilis L. und Varietäten. Ledum latifolium Ait. Leycesteria formosa Wall. Maclura aurantiaca Nutt. Magnolia conspicua Salisb. „ cordata Mchx. „ grandiHora L. „ macrophylla Mchx. Olea europaea L. „ excelsa Ait. Paulownia iraperialis Sieb. Pernettia microphylla Gaud. „ mucronata Gaud. „ pumila Gaud. Phylliraea angustifolia L. „ buxifolia. „ latifolia L. ,, ligustrifolia Ait. 341 Phylliraea media L. „ neapolitana. „ obliqua Ait. Pinus Banksiana Lamb. „ Bruttia Ten. „ canariensis Lindl. „ Devoniana Lindl. „ Hartwegii Lindl. „ Pinea L. „ pyrenaica Lapeyr. „ Sabiniana Dougl. „ Taeda L. Pittosporum undulatum Ait. Polygala Chamaebuxus L. Punica Granatum L Quercus Ballota Desf. „ Ilex nebst Varietäten. „ ilicifolia Wangh. „ Suber L. „ virens Ait. Rhododendron arboreum Sm. nebst Varietäten. Rhododendron catawbiense Mchx. nebst Varietäten. „ caucasicum Pall. nebst Varietäten. „ maximum L. „ myrtifolium Lodd. „ ponticum L. nebst Varietäten. Rosmarinus officinalis L. Santolina Chamaecyparissias L. „ viridis W. Schinus Molle L. Taxodium sempervirens. Ulex europaeus L. „ nanus Forst. „ strictus Mackay. Viburnum Tinus L. Yucca alöeeifolia L. „ gloriosa L. „ mexicana. recurva Hort, serratifolia. Garten-Inspektor H. Fintelinanu in Potsdam. Statut der deutschen Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung. § L Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussi- schen Staaten errichtet, unter Mitbetheiligung der in dem anliegen- den Verzeichnisse aufgeführten deutschen Gartenbau - Vereine und Mitglieder solcher, zum dauernden Gedächtniss freudiger, ehrfurchts- voller Theilnahme an fünfzigjähriger Dauer des Ehebundes Seiner Majestät des Kaisers und Königs, seines erhabenen Protektors, und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin eine gärtnerische Unter- stützungskasse unter dem Namen „Wilhelm- und Augusta - Junel- stiftung“ für deutsche Gärtner. § 2. Die Zinsen des für diese Stiftung gesammelten und durch fernere Zuwendungen zu mehrenden Grundkapitals sind zur Unterstützung 342 hülfsbedürftiger Gärtner des gesammten deutschen Reichs oder deren Hinterbliebenen und zur Unterstützung angehender, durch Talent und Tüchtigkeit hervorragender deutscher Gärnter, denen die zu ihrer Fortbildung erforderlichen Geldmittel fehlen, alljährlich zu ver- wenden. §•3. Das Grundkapital bildet zwar hinsichtlich seiner Verwaltung einen Theil des Vermögens des mit Korporationsrechten versehenen Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staa- ten, ist jedoch als ausdrücklich nicht zu den Zwecken desselben, sondern ausschliesslich zu dem in § 2. angegebenen Zwecke eingezahlt und bestimmt, ein von dem Vermögen des gedachten Vereins völlig und für immer getrennter, daher auch für etwaige Ansprüche Dritter an den Verein nicht haftender besonderer Fonds, als solcher zu ver- walten und nach den für Mündelgelder bestehenden Gesetzen zinsbar zu belegen. § 4. Die Unterstützungen (§ 2.) werden für ein Jahr oder ausnahms- weise höchstens für drei Jahre gewährt, für längere Zeit nur unter ganz besonderen Umständen und beim Mangel anderer vorzugsweise nothleidender Unterstützungsbedürftiger. Sollte in einem Jahre Statuten mässige Veranlassung zur Gewäh- rung von Unterstützungen fehlen, so sind die betreffenden Jahres- erträge dem Grundkapital der Stiftung zu überweisen. § 5- Die Unterstützungen werden alljährlich am 11. Juni den dazu Erwählten ausgehändigt. § 6. Die Verwaltung der Stiftung und ihres Vermögens wird von dem Vereinsvorstande durch dessen Schatzmeister geführt, welcher jenem alljährlich Rechnung zu legen hat, worauf der Vorstand dem Verein über die Ergebnisse seiner Verwaltung einen Jahresbericht zu erstatten hat, welcher den übrigen Vereinen, die zu dem Grund- kapital beigetragen haben oder künftig beitragen, mitzutheilen ist. § 7. Diese (§ 6.) Vereine haben ihre etwaigen Unterstützungsvor- schläge alljährlich bis zum 1. März dem Vorstande anzumelden, welcher unter thunlichster Rücksichtnahme auf dieselben seine eigenen Vorschläge über Verwendung des Jahreszinsertrages bis zum 1. April jenen Vereinen mitzutheilen hat. Sollten diese davon abweichende Vorschläge berücksichtigt wissen wollen, so haben sie dies binnen vier Wochen präklusivischer Frist dem Vorstande anzuzeigen. 343 § 8. Der Vorstand hat demnächst endgültig über die Verwendung des Jahresertrages zu entscheiden. § 9. Das gegenwärtige Statut kann nur abgeändert werden, wenn der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten und eine Mehrheit von % der Vereine, welche ausser ihm zu dem Grundkapital beigetragen haben oder noch beitragen, solches beantragt. § io. Die beantragten Aenderungen sind durch die Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten bekannt zu machen und den sämmtlichen betheiligten Vereinen zuzu- stellen. Die Beschlussfassung über dieselben erfolgt nach Ermessen des Vorstandes des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues schriftlich oder in einer besonders zu berufenden Delegirtenversammlung. Jeder Verein hat für jede volle 100 Mark Einlage bei der Abstimmung eine Stimme. Die Aenderung gilt als beschlossen, wenn sich we- nigstens % der Stimmen dafür entscheiden. § ii. Für den Fall des Erlöschens des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten hat dessen letzter Vorstand einem gärtnerischen Vereine, vorzugsweise einem aus der Zahl der- jenigen Vereine, welche Beiträge zum Grundkapital geleistet haben, das Stiftungsverraögen zu dessen Verwaltung und Verwendung nach Maassgabe gegenwärtigen Statuts zu übergeben. Berlin, den 11. Juni 1879. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preuss. Staaten. Sulzer. Bolle. Gaerdt. Direktor 1. Stellvertreter. 2. Stellvertreter. Sonntag. Wittmack. Schatzmeister. General-Sekretär. Grosse Herbst- Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vom 31 August bis 15. September d. J. Die grosse Herbst-Ausstellung findet laut Beschluss der ausser- ordentlichen Vereinsversammlung vom 16. Juli d. J. definitiv in den Räumen der Berliner Gewerbe-Ausstellung statt und laden wir alle Interessenten von nah und fern zu einer recht regen Betheiligung ein. Ganz besonders ergeht an die Herren Gartenbesitzer Berlins, Liebhaber wie Handelsgärtner, die Bitte, durch reiche Einsendungen zu einer würdigen Vertretung der Berliner Gärtnerei beitragen zu wollen. Zu Ordnern sind die Herren Obergärtner Haack, Berlin W Thiergartenstr. 32, Kunst- und Handelsgärtner R. Brandt, Char- lottenburg, und Universitätsgärtner W. Perring, Berlin, erwählt. Anmeldungen sind mit möglichst genauer Angabe des erforder- 344 liehen Baumes bis spätestens den 24. August an Herrn Universitäts- gärtner Perring, Berlin KW, Hinter der Universität, zu richten. Die Sendungen sind zu adressiren: An die Berliner Gewerbe-Ausstellung, Gruppe XV. Programme sind vom General-Sekretariat, Berlin SW, Schiitzenstr. 26, zu beziehen. Personal-Nachrichten. Prof. Dr. Karl Neubauer, f in der Nacht vom 1. zum 2. Juni c. zu Wiesbaden. — Dr. Hermann von Nathusius-Hundisburg, Geh. Ober- Reg.- und Vortragender Rath im Ministerium für Landwirtschaft, Domainen und Forsten, f am 29. Juni c. im 70. Lebensjahre. — Der Archivratb und Prof, der Botanik am Gymnasium zu Sondershausen, Dr. irmisch, f am 28. April c. zu Sondershausen. Inhalt. 623. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues. (Aufnahme von Mitgliedern. Erinnerung an Prof. K. Koch. Aus- gestellte Pflanzen. Krepin zur Vertilgung von Insekten. Herbst- Ausstellung. Neuwahl der Ausschüsse.) — Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1878/79 des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten. — Adresse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues an Ihre Majestäten denKaiser und die Kaiserin bei Gelegenheit der goldenen Hochzeit, nebst Antwort. (Wilhelm- und Augusta - Jubelstiftung.) — Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins am 16. Mai 1879. — Dr. F. Tschaplo witz, Untersuchungen über die Lagerreife des Kernobstes. (Schluss.) — W. Lauche, Der ussurische Birnbaum (Pirus us3uriensis Maximowicz). Mit Abbildung auf Tafel IV. — W. Lauche, Actinidia polygam a Sieb. Mit Abbildung auf Tafel IV. — R. Goethe, Vorläufige Mittheilung über den Krebs der Apfelbäume. — W. Perring, Allgemein e Grundsätze und Regeln, welche bei Anlage einer Warmwasser- heizung für Gewächshäuser zu beobachten sind. — H. Scharrer, Notizen über den Gartenbau am nördlichen Fusse des kaukasi- schen Gebirges. — Ferd. v. Müller, Ueber Eucalyptus für kältere Gegenden und über die Weiden Australiens. — Ausstellung des Herrn J. F Seidel in Dresden. — H. Fintelmann, Ausdauernde Gehölze in Edinburg. — Statut der deutschen Wilhelm- und Augusta- Jubelstiftung. — Grosse Herbst-Ausstellung des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues v. 31. August bis 15. Sept. c. — Personalnachrichten. Tagesordnung für die nächste Sitzung des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues am Mittwoch, den 20. August 1879, pünktlich Abends 6 Uhr, im Palmenhause des bot. Gartens. 1. Herr Dr. C. Bolle: Gedächtnissrede auf Prof. Karl Koch. 2. Verschiedenes. NB. Die Versammlung Ende Juli fällt aus. Tagesordnung für die nächste Sitzung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins am Freitag, den 8. August 1879, Abends 7& Uhr, im Vereinslokal, Wilhelmstrasse 118. 1. Bericht des Ausschusses für die Feier des Stiftungsfestes und Be- schluss über dieselbe. 2. Vorlage und Feststellung des Programms für die im Frühjahr 1880 zu veranstaltende Pflanzen- und Blumen- Ausstellung. 3. Diskussion über die Frage: „Wie vertilgt man Ameisen und Schnecken in den Gärten?“ Referent: Herr Garten-Inspektor Wredow. 4. Mittheiluügen des Herrn Hofgärtner Hofmann über das Erfrieren der Coniferen im letzten Winter. Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redakteur: Dr. L. Wittmack, General-Sekretär des Vereins, Cnstos des Kgl. landw. Museums, Privatdocent an der Universität. Adresse des Vereins: Adresse des Schatzmeisters, Rentier Sonntag: Berlin SW., Schiitzenstr. 26. Berlin S., Alexandrinenstr. 51. No. 8. Berlin, im August 1879. 624. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Staaten Verhandelt Berlin, den 25. Juni 1879. I. Das Protokoll der vorigen Sitzung wurde ohne Bemerkun- gen genehmigt. II. Zum korrespondirenden Mitgliede wurde vorgeschlagen Herr Dr. Paul Sorauer in Proskau, zum wirklichen Mitgliede Herr Graf Clemens von Schönburg-Glauchau, Erlaucht, auf Gusow. III. Herr Garten - Inspektor Bouche stattete zunächst dem Verein in warmen Worten seinen Dank für die ihm bei Gelegenheit seines 70. Geburtstages durch den Vorstand überreichte Adresse ab, und berichtete dann über die ausgestellten Pflanzen IV. Ausgestellt waren: von Herrn R. Brandt-Charlottenburg sehr schöne, meist niedrige Phlox Drummondi, deren Samen der Ausschuss für gärtnerische Versuche von den Herren V ilm o rin, Andrieux & Co. in Paris erhalten hatte, und stellte Herr Brandt dieselben freundliehst zur Verloosnng. Diese neuen Züchtungen sind 23 346 sowohl als Topf- wie auch als Teppichpflanzen zu verwenden. We- gen der guten Kultur erhielt Herr Brandt ein Ehrendiplom. Herr Curio - Weissensee zeigte eine Celosia cristata, President Thi ers, vor, deren Samen ebenfalls dem Verein übersandt war. Nur wenige waren aufgegangeii und noch wenigere empfehlenswerte Da- gegen fanden die abgeschnittenen Pelargonien des Herrn Curio, deren Zucht bekanntlich eine Spezialität des gedachten Herrn bildet, vielen Beifall. Herr Schwanecke - Oschersleben (Prov. Sachsen) hatte ein grosses Sortiment wahrhaft prächtiger Stiefmütterchen (Pensees) übersandt; es zeichneten sich darunter besonders aus: Schneewittchen, Blanda, Kaiser Wilhelm, purpurea margi- nata, azurea etc., und wurde ihm der Monatspreis zugesprochen. Herr Obergärtner Krüger, Wilhelmstr. 65, theilte im Anschluss hieran mit, dass er Samen dieser schönen Schwanecke’schen Stief- mütterchen käuflich abzulassen habe. — Der botanische Garten hatte wiederum eine reiche Fülle von Pflanzen ausgestellt. Darunter Stylidium Kunthii, interessant wegen der bei dieser Gattung vorkommenden Bewegung der mit den Staubfäden verwachsenen Griffelsäule*); ferner Agathosma erecta Bartl, var. rosea, Eugenia Ungni Molin, schön belaubt, mit myrtenartigen weissen Blüthen, und wie mehrere andere Eugenien, z. B. E. elliptica Hook., E. myrsinoides und E. rubricaulis, neben der jetzt fast allein noch kultivirten E. australis Coli, auch dem Handelsgärtner zu empfehlen. Casuarina muricata Roxb. , aus Ostindien, eine der wenigen nicht neuholländischen Casuarineen- Arten , wegen ihrer feinen Verzweigung, wie alle Casuarineen, eine hübsche Dekorations- pflanze. Wenn man sie durch den Winter bringen will, muss man die Töpfe in Untersätze stellen und in diese Sand thun, der stets feucht zu halten ist, damit die Wurzeln sich dahin ziehen, denn die Pflanze wächst im Sumpf. Der Gehülfe des botanischen Gartens, dem die Kultur anvertiaut ist, hat mehrere Stecklinge in einen Topf gesetzt, und bilden diese zusammen eine sehr hübsche Py- ramide. Ferner: Passiflora trifasciata hört., eine sehr hübsche Passionsblume des Warmhauses, während P. coerulea-racemosa Sabin, P. coerulea L., P. floribunda (Bastard von P. coerulea ) Siehe die neuen Untersuchungen von Dr. J. Gad im Sitzungsbericht des bot. Vereins der Provinz Brandenburg, Jahrg. 1879 S. 84. W. 347 und P. kermesina) im Sommer, gleichwie P. filamentosa Cav. jetzt im botanischen Garten ausgepflanzt und mit Mimosa margi- nata L. und M. prostrat a Lam. zu Festons benutzt werden. So- dann: Sinningia floribunda, Rosanowia spectabiJis, Steno- gastra concinna (Gesneraceen) und eine Gesnera sp. von Herrn G. A. Schultz. Als Beweis für die Zweckmässigkeit des Kulti- virens der Orchideen während des Sommers im Freien war eine Anguloa Rückeri mit kräftigen Blüthen ausgestellt; ferner Oxalis Ortgiesii von Fr. Adolph Haage jun., mit purpurrothen Blät- tern, Hoja bella Hook., mit überaus zierlichen Blumen, die den ganzen Sommer reicht blüht und eine gute Zimmerpflanze bildet, Cereus tuberosus, eine der selteneren Cacteen, mit tief in den Boden dringenden, verästelten Wurzeln etc. Herr Garten-Inspektor Lauche legte mehrere der seltensten euro- päischen Erd-Orchideen vor, die er auch dies Jahr mit bekannter Meister- schaft in der Gärtner-Lehranstalt erzogen hatte. Darunter Aceras an- thropophora R. Br., vom Kaiserstuhl in Baden bezogen, Nigritella nigra Rchb. fiJ, aus Pontresina (Graubündten) erhalten, Epipactis rubiginosa Crtz. (E. atrorubens Schultes), Serapias Lingua L. und S. latibracteata aus Florenz, Ophrys arachnites Murr., Pla- tanthera bifolia Rchb. vom Steiger bei Erfurt, P. viridis Lindl. vom Riesengebirge. Ferner hatte Herr Lauche von den ca. 80 Sor- ten Erdbeeren, die in der Kgl. Gärtner-Lehranstalt kultivirt werden, Proben der besten neueren Sorten überreicht. Zu diesen gehören namentlich Marguerite, zum Einmachen sehr geeignet, sehr dank- bar tragend und grossfrüchtig, boule d'or, gross und von gutem Geschmack, la bonne airnee, sehr gut, James Veitch, eine der besten etc. Zum Treiben eignet sich besonders Roseberry maxima, die sehr dankbar ist. Ferner sind zu nennen: Marie Amalie, Dr. Moriere, Helene Gloede, Duncan, klein, aber vortrefflich und sehr reich tragend etc. Herr A. Drawiel ■ Lichtenberg legte Muster der von ihm freundlichst im Aufträge des Ausschusses für gärtnerische Ver- suche zur Kultur übernommenen neuen Gemüse vor: a. Gurke „ Carter’ s Modell“, ganz neu und von England sehr empfoh- len. Sie ist für Privatgärtnereien recht geeignet, doch er- schwert die gebogene, hornartige Form den Transport zum Markt 23* 348 und deshalb ist sie wohl nicht für Handelsgärtner passend. Die Form ist sehr variabel, denn sobald die Gurke beim Wachsthum auf irgend ein Hinderniss stösst, biegt sie um, und so entstehen oft die merk- würdigsten Gestalten. Diese Gurke ist überhaupt sehr empfindlich und musste auf Steine gelegt werden, damit sich keine Faulflecke bildeten.*) b. Gurke „Kelway’s Paragon“. Ist zwar gerade, wird aber leicht gelb. Beide Gurken sind nicht für die Friihtreibeiei. c. Einen röthlich -w eissen, runden Rettig, dessen Samen er unter dem Namen „Münchener Speiserübe“ erhalten. Es sind dies die beliebten „Münchener Rettige“, welche nicht so scharf sind wie die schwarzen, und verdienen sie auch bei uns mehr eingeführt zu werden. Auf dem Markt wurden sie gleich gern gekauft, d. Viola tricolor maxima rechtfertigt ihren Namen nicht. Herr Drawiel ersuchte zugleich, dass die Mitglieder des Aus- schusses für gärtnerische Versuche zur Besichtigung der im Auf- träge des Ausschusses ausgeführten Kulturen seitens der Spezialisten aufgefordert werden möchten, und werden letztere gebeten, zur ge- eigneten Zeit dem General-Sekretär Anzeige zu machen. Herr Neumann - Schöneberg zeigte die von ihm zur Kultur übernommene Erbse Laxton's früheste langschotige Mai- Erbse, eine reich tragende, ziemlich frühe Sorte, und Carter’s first crop vor. Letztere ist noch etwrns früher als erstere, scheint aber nicht so reich zu tragen. Herr Garten - Inspektor Jos. Wrede in Alt-Geltow übersandte im Aufträge des Herrn Kunst- und Handelsgärtners Gerntz in Pots- dam einen Strauss prachtvoller w:eisser Fede melken, von letzterem gezogen, und bemerkte mit Rec'.t dazu, dass sie sich besonders zu Kränzen und Bouquets eignen, da zur jetzigen Zeit weisse Blumen selten sind. Die Sorte geht unter dem Namen Dianthus pluma- rius virginalis und ist von Herrn Gerntz zu beziehen. V. Hierauf w urden Mittheilungen wregen der Herbst- Ausstellung gemacht und von Herrn Quistorp für den Fall, dass von der Ber- liner Gewerbe-Ausstellung Abstand genommen w^erde, die grossarti- *) Bei Herrn Schenk, der diese Gurke im Freien am Spalier zog, ähn- lich wie es in den englischen Gurkenhäusern üblich ist, hat sie sich bis fast 3 m hoch empor gerankt und gegen 200 Flüchte arigesetzt, die allerdings (zufälligerweise) meist von Kellerwürmern abgefressen wurdeo. W. 349 gen Räume der „Germania“ bei Westend empfohlen. Ein definitiver Beschluss wurde nicht gefasst, vielmehr soll dem Gruppenvorstand der Gruppe XV. der detaillirte Kostenanschlag mit der Bitte um weitere Uebermittelung an das Central-Comite übergeben werden. VI. Nächstdem wurde der Entwurf eines Statuts der (Kaiser) „Wilhelm- UDd Augusta-Jubelstiftung“ zur Unterstützung hülfsbedürf- tiger junger Gärtner und deren Hinterbliebenen des deutschen Rei- ches eingehend be’athen und mit einigen Aenderungen genehmigt. VII. Hierauf verlas der Direktor des Vereins den Jahres- bericht, welcher in der Monatsschrift besonders abgedruckt werden wird*), und ersuchte Herrn Oekonomierath Xoodt, die Neuwahl des Vorstandes zu leiten. Die letztere ergab die Wiederwahl der bis- herigen Vorstandsmitglieder, nämlich: Direktor: Wirkl Geh Rath Dr. Sulzer Excell., 1. Stellvertreter: Dr. C. Bolle, 2. Stellvertreter: Gartenbau-Direktor Ga er dt, Schatzmeister: Rentier Sonntag, General-Sekretär: Dr. L. Wittmack, die sämmtlich die Wahl dankend an nahmen. VIII. Herr Inspektor Bouche machte zu dem von Herrn Apotheker Paul Müller in Freistadt in Niederschi, eingesandten Raupenharz, welches sich vor dem Becker'schen Brumata - Leim durch grosse Billigkeit auszeichnen soll, folgende Bemerkungen: Die Streifen in 1 m Höhe anzubringen ist nicht zweckmässig, wTeil sich alsdann viele (Maden) Raupen unterhalb des Papierstreifens auf der freien Rinde einnisten; \ m Höhe ist am geeignetsten. — Zur Ver- tilgung der Obstmaden bedarf es nur der Papierstreifen ohne Kleb- stoff, weil die Raupen nicht darüber hinwegkriechen, sondern sich lieber unter dem Papierstreifen verbergen, wenn dieser nach unten lose und locker den Stamm umgiebt. Das Bestreichen des Stammes unterhalb des Papierstreifens ist nicht nur nachtheilig für den Stamm , sondern verhindert auch das Einkriechen der Maden zwischen diesem und dem Papier, jedenfalls werden sie sich lieber unterhalb des Papierstreifens Schlupfwinkel unter loser Rinde aufsuchen. ■) Siebe S. 303. 350 Die zur Vertilgung der Obstmaden umgelegten Ringe müssen Ende Oktober, sobald das Obst abgeerntet ist, abgenommen werden. Ferner machte Herr Garten -Inspektor Bouche Mittheilungen über die ersten Exemplare der Abies Nordmanniana, welche in Deutschland eingeführt wurden; es sind davon im Kgl. botanischen Garten zu Berlin 3 Exemplare vorhanden, von denen das stärkste 36 Fuss (11,29 m) hoch ist und eine Stammstärke von 1 Fuss (31 cm) hat. Im Jahre 1848 erhielt Herr B ouche von Alex. v. Humboldt einige von Herrn Dr. Noodt im Kaukasus gesammelte Samen, unter denen eine Kapsel nur mit Pinus bezeichnet war; er säete diese aus und glaubte in den jungen, 1- bis 2jährigen Pflänzchen A. pectinata vor sich zu haben, und pflanzte sie daher mit anderen Coniferen in die Baumschule. Erst später fand er, dass es doch eine besondere, ihm unbekannte Art sein müsse. Nachdem später von A. Xordmanniana durch Herrn Garten-Inspektor Scharrer in Tiflis eine Menge Samen hierher gesandt wurden, erkannte er die 3 bis 4 Fuss hohen Tannen als A. Nordmaiiniana. Nach Vollendung des Palmenhauses im Jahre 1858 wurden jene Tannen in der Umgebung desselben angepflanzt und haben sich in den 21 Jahren bis zu der angegebenen Grösse entwickelt. Es dürfte demnach wohl anzunehmen sein, dass es die ältesten in Deutschland eingeführten Exemplare sind. So lange sie in der Baumschule stan- den, haben sie, obgleich niemals geschützt, nicht im Geringsten durch Frost gelitten. Als aber Anfang Januar 1861 bei hohem Schnee 22 Gr. Kälte eintraten, erfror das der Sonne am meisten ausgesetzte Exemplar so sehr, dass es beseitigt werden musste, während ein zweites, etwas schattig stehendes, nur in den unteren, dicht über dem Schnee liegenden Aesten beschädigt wurde und jetzt die oben angegebenen Dimensionen erreicht hat. In unmittelbarer Nähe der A. Nordmanniana befindet sich ein 20 Fuss (6,27 m) hohes, mit 10 Zoll (20 cm) starkem Stamm ver- sehenes Exemplar der Thuja Warreana, welches im Jahre 1832 im hiesigen botanischen Garten als 3 Zoll (8 cm) hohes Pflänzchen aus England eingeführt wurde und ebenfalls wohl als das älteste Exem- plar Deutschlands zu betrachten sein dürfte. IX. Herr Prof. Eich ler theilte mit, dass am Dienstag, den 351 17. Juni, die feierliche Enthüllung des Denkmals für Alex. Braun im botanischen Garten stattgefunden habe, und lud zu einer Besich- tigung desselben am Schluss der Sitzung ein. X. Als Ehrenmitglieder wurden proklamirt: 1. Herr Geh. Ober -Regierungsrath Heyder in Berlin. 2. Sir Joseph Dalton Hooker, Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew\ 3. Herr Henri Yilmorin (in Firma Vilmorin, Andrieux & Co.) in Paris. 4. Frau Wirkl. Geh. Rath von Strantz, Excell., in Berlin. Als korrespondirende Mitglieder: 1. Herr Alphonse Karr in St. Rafael bei Nizza. 2. „ Prof. Thiselton Dy er, Assistent-Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew. 3. Herr Prof. Sargent in Cambridge (Massachusetts). 4. „ Dr. Paul Sorauer in Proskau. Als wirkliche Mitglieder: 1. Herr Kunst- und Handelsgärtner Thiele in Berlin. 2. „ Kunst- und Handelsgärtner Kropp in Berlin. 3. „ Kunst- und Handelsgärtner Strenger in Berlin. 4. „ Kupferschmiedemeister Quiel in Berlin. 5. „ Fabrikbesitzer Jul. Blancke in Merseburg. a. u. s. (gez.) Sulzer. (gez.) Wittmack. Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Verhandelt Berlin, den 6. Juni 1S79. Der Vorsitzende ersuchte, bevor man in die Tages - Ordnung eintrat, die Erschienenen, ihm einige Augenblicke Gehör zu schen- ken, um unseres werthgeschätzten Ehrenmitgliedes, des Herrn Pro- fessors Dr. K. Koch, eines Mannes zu gedenken, der kurz vor seinem 70. Geburtstage aus unserer Mitte gerissen, eines Mannes, der sich nach allen Seiten um die Gärtnerei, namentlich aber um die Dendrologie grosse Verdienste erworben, dessen Vorlesungen 352 Viele von uns mit grosser Theilnahme gefolgt und dessen wahr- haften Werth nicht nur sein engeres Vaterland, sondern vornehmlich auch das Ausland, wie z. B. Belgien, Holland, Russland und an- dere Länder, auf deren Pflanzen- etc. Ausstellungen der Verewigte zu verschiedenen Malen als Preisrichter fungirt, dankbar anerkennen. Die Erschienenen erhoben sich, um das Andenken unseres hochver- dienten, werthgeschätzten heimgegangenen Freundes zu ehren, von den Sitzen. Auch Herr Garten-Direktor Hüttig, welchem der Heimgegan- gene 30 Jahre hindurch ein stets treuer und lieber Freund gewesen, gedachte der Verdienste des Herrn Professors K. Koch und glaubte bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt lassen zu dürfen, dass die Nachricht, das Kgl. Ministerium für Landwirthschaft etc. habe eine Summe für den anzulegenden dendrologischen Garten im nächsten Etat vorgesehen, die letzten Augenblicke des aus dieser Zeitlichkeit Abberufenen verklärt habe. Professor Koch war es, dem die Idee zur Anlegung eines dendrologischen Gartens kam, er arbeitete un- ablässig an den Plänen zu diesem grossartigen Werke und hat we- nigstens noch auf seinem Sterbebette die Beruhigung gehabt, dass seine Idee und seine Pläne anerkannt worden und zur Ausführung gelangen werden. Hieran schloss sich die Verlesung des Protokolls vom 16. Mai, welches nach Vornahme einiger Aenderungen angenommen wurde. Die in der vorigen Monatssitzung zu Mitgliedern Vorgeschla- genen, Herr Gutsbesitzer Jansa, Rixdorf, „ Fabrikbesitzer Bensch, Berlin, „ Kunst- und Handelsgärtner Gur io, Weissensee, „ Kunst- und Obergärtner Heinrich, Schloss Filehne, wurden als Mitglieder proklamirt. Herr Späth hatte in den verschiedensten Farben blühende Clematis (patens, lanuginosa und viticella), sowie schön duftende Stauden von weissem und rothem Flieder, verschiedene Crataegus und die Zweige buntblättriger Gehölzsorten aus seinen Baumschulen ip Britz mitgebracht und liess sich des Ausführlicheren über die betreffenden Sträucher und Bäume, von welchen die vorerwähnten Blüthen und Zweige genommen, aus. 353 Herrn Späth wurde der Dank der Gesellschaft für die nicht uninteressanten Mittheilungen zu Theil. Zur Berathung des Programms für die Frühjahrs- Ausstellung wurden die Herren Ebers, Lehmphul, Späth, Gude, Wiehle, Biuth und Neumann, und in die Kommission zur Vorbereitung der Feier des diesjährigen, am 14. August c. stattfmdenden Stif- tungsfestes die Herren v. Fürich, Lackner, Biuth und Kletschke gewählt. Herr Garten-Inspektor Wredow und Herr Biuth unterwarfen die Stellung des Gartenbau - Vereins zur Gewerbe - Ausstellung in der letzten Sitzung des Gartenbau -Vereins, wo die Frage wegen der Pflanzen- etc. Ausstellung im Herbst zur Debatte gestellt war, einer Kritik, welcher von dem Vorsitzenden in Anbetracht der freundschaftlichen Beziehungen, in denen wir zum Gartenbau-Verein stehen, und weil die ganze Angelegenheit überhaupt noch nicht so unbedingt feststehe, wie sie Herr Garten - Inspektor Wredow ge- schildert, der Boden entzogen wurde. Die Herren Grass und Eggebrecht, welche mit Vorträgen auf der heutigen Tages-Ordnung standen, aber unentschuldigt aus- geblieben, werden an Erledigung derselben für die nächste Monats- sitzung erinnert worden. Der 20. Juni c. ist zu einem gärtnerischen Ausflug nach Weissensee bestimmt. Verhandelt Berlin, den 4. Juli 1879. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, liess das Protokoll der Sitzung vom 6. Juni c. durch den Schriftführer verlesen und brachte darauf nachstehende inzwischen eingegangene Korrespondenzen zur Kenntniss der Erschienenen: 1. Ein Schreiben des Kabinets - Sekretärs Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin, Herrn v. d. Knesebeck, vom 29. Juni c., worin derselbe für die Allerhöchstderselben zur Feier der goldenen Hoch- zeit von der Gesellschaft der Gartenfreunde dargebrachten Glück- wünsche im Allerhöchsten Aufträge dankt. 2. Das Programm für die Ausstellung des Gartenbau -Vereins in Eberswalde vom 7. bis 14. September c. 3. Eine Offerte des Handelsgärtners Herrn Gerntz zu Potsdam 354 (Wildpark) auf rein weisse Federnelken im Preise von 30 Mark für stärkere, 20 Mark für schwächere Pflanzen. Die Blumen, von denen Herr Gerntz ein Bouquet übersandt, dürften sich vorzüglich für feinere Bindereien eignen. 4. Ein von dem Herrn Leussmann in Hannover empfohlenes Mittel zur Vertilgung des Ungeziefers an Pflanzen Dieses Mittel, von dem eine Niederlage bei Herrn Guttmann, Michaelkirchstr. Nr. 21, befindlich, besteht aus einem Tabaks-Extrakt und wird mit Erfolg angewendet, indem man einen Drosophor oder Rafraichisseur mit einer Mischung von 1 Theil Extrakt und 10 Theilen Wasser für härtere, 1 Theil Extrakt und 20 Theilen Wasser für weichere Pflanzen oder Pflanzentheile füllt und mittelst dessen die Mischung in feinster Form auf die mit Insekten behafteten Theile bläst. Bei dieser Gelegenheit gedenkt Herr Späth eines Mittels, wel- ches er schon seit Jahren in seinen Baumschulen mit Erfolg gegen die den Bäumen schädlichen Insekten, namentlich gegen die schwarze Laus auf den Kirschbäumen, anwendet. Dieses Mittel besteht eben- falls aus einem Tabaksabsud, welcher mit schwarzer Seife versetzt wird. Diese Mischung wird zu einem steifen Schaum geschlagen und auf die Stämme aufgetragen; um aber auch die einzelnen Zweige von dem lästigen Ungeziefer zu befreien, lässt er die Zweige zu- sammendrücken und dieselben mit den Händen so zu sagen einseifen. Herr Inspektor Bouche redet den vorangeführten Mitteln eben- falls das Wort und räth beiläufig den Calceolarien- und Cinerarien- züchtern, diese Pflanzen in Kästen zu überwintern, um von ihnen das Ungeziefer fern zu halten. Bevor dieses für Gärtner, Blumenfreunde etc. höchst wichtige Thema verlassen wird, wendet man sich noch gegen die Blutläuse gegen welche Fuselöl mit grüner Seife, auch die Anwendung von Firniss am Platz sein dürfte. Ehe die Herren Grass und Eggebrecht zu ihren Vorträgen übergehen, welche — da die bezüglichen Notizen von dem Herrn Referenten noch ausstehen — in der nächsten Sitzung verlesen Averden sollen, erbittet sich Herr Inspektor Bouche das Wort, um dem Verein für die ihm an seinem 71. Geburtstage überreichte Glückwunsch-Adresse zu danken und der darin gleichzeitig aus- 355 gesprochenen Bitte, auch ferner unserer Gesellschaft mit Rath und That zur Seite zu stehen, Gehör zu schenken. Für den 18 Juli wurde ein Besuch des dendrologischen Gar- tens des Herrn Dr. Bolle auf der Insel Scharffenberg in Aussicht genommen. Allgemeine Grundsätze und Regeln, welche bei Anlage einer Warmwasserheizung fiir Gewächshäuser zu beachten sind. * Aufgestellt und kurz erläutert von W. Perring, König!. Universitätsgärtner in Berlin. (Schluss.) Das Verhältniss B, Wasserinhalt des Kessels zum Wasserinhalt der Heizrohren, ist bisher noch wenig in Betracht gezogen worden. Ich habe dasselbe nur von Wörmann mit 1 : 20, in günstigen Fäl- len bis 24 angegeben gefunden, was mir indess für manche Fälle als etwas zu hoch gegriffen erscheint. Ein Kessel mit sehr grossem Wasserinhalt und kleiner Feuerfläche wird wohl schwerlich genügen, um 20 mal so viel Wasser, wie sein Inhalt beträgt, in allen Theilen der Röhren auf die zur Heizung erforderliche Temperatur zu er- wärmen, besonders aber dann nicht, wenn die Wassercirkulation eine mangelhafte ist. Das Verhältniss B ist jedoch lange nicht so wich- tig, wie das Verhältniss A, ersteres ist eigentlich auch nur dann in Erwägung zu ziehen, -wenn beabsichtigt wird, zur Erzielung einer nachhaltigen Wirkung der Heizung sehr starke oder mittelstarke Röhren mit Wasseröfen zu verwenden. Bei der Verwendung schwa- cher oder mittelstarker Heizrohren bis zu 4 Zoll = 10 cm Durch- messer wird die in den Röhren zulässige Wassermenge bei richtigem Verhältniss der Feuer- zur Heizfläche nicht erreicht. Im Allgemeinen dürfte das Maximum dieses zulässigen Verhältnisses wohl zwischen 1:15 bis 20 liegen. 3. Das Verhältniss der quadratischen Heizfläche der Röhren zum kubischen Inhalt des zu heizenden Raumes ist das wichtigste aller bei Anlage einer Warmwasserheizung in Betracht kommender 356 Verhältnisse. In Bezug auf die Grösse desselben weichen die An- sichten der Praktiker wie auch der Theoretiker sehr weit von ein- ander ab. Dieser Umstand erklärt sich 1) aus der ausserordentlich von einander abweichenden Leistungsfähigkeit der verschiedenen Kesselsysteme und Heizungsanlagen, und 2) aus der Schwierigkeit der Feststellung des höheren oder geringeren Grades der Abkühlung der verschiedenen Gewächshäuser. Die genaue Grösse des Verhält- nisses muss für jede einzelne Heizungs - Anlage unter Berücksich- tigung aller Bedingungen, welche die Erwärmung und die Abküh- lung der Gewächshäuser beeinflussen können, festgestellt werden. In dieser Beziehung ist hauptsächlich in Erwägung zu ziehen: a. die Grösse und Beschaffenheit der Abkühlungsflächen der Gewächshäuser; b. die örtliche Lage derselben, d. h. ob dieselben frei oder geschützt, zum Theil in oder gänzlich über der Erde liegen; c. die örtlich klimatischen Verhältnisse. Grösse und Beschaffenheit der Abkühlungsflächen der Gewächs- häuser haben den wesentlichsten Einfluss auf deren leichtere oder schwierigere Erwärmung, ganz besonders aber auf das schnellere oder langsamere Fallen der in den Häusern erzeugten Temperatur. Gewächshäuser, welche tief in der Erde liegen, dabei gut verkittete, nicht zu steile Glasdächer haben, also im Ganzen wenig ungünstige Abkühlungsflächen besitzen, lassen sich mit sehr geringer Heizung leicht erwärmen Können solche Häuser lange Zeit doppelt und fest zugedeckt bleiben und bedürfen die darin kultivirten Pflanzen nur weniger Wärmegrade, wie dies bei jungen, harten Kalthauspflan- zen, z. B . Camellien ohne Knospen, Rhododendron etc., der Fall ist, so gebraucht man dafür in den meisten Fällen keine Heizung. Tiefe Gewächshäuser haben im Verhältniss zu ihrem Rauminhalte kleinere Abkühlungsflächen, als schmale Gewächshäuser, erstere erfordern deshalb auch verhältnissmässig geringere Heizflächen, als letztere. Aus diesem Grunde hat man bereits mehrfach sehr tiefe Gewächs- häuser durch Aufstellung mehrerer nebeneinander liegender, auf Trägern ruhender und miteinander verbundener Satteldächer her- gestellt, die sich in Bezug auf die geringe erforderliche Heizung als zweckmässig bewährt haben. Da mithin die Abkühlungsflächen der Gewächshäuser den gross- 357 ten Einfluss auf deren Heizung ausüben, so sollte man eigentlich die erforderlichen Heizflächen nur nach den Verhältnissen der erste- ren feststellen, und ist dies auch bereits früher von Herrn Gartenbau- Direktor Gaerdt angeregt worden. Allein die Aufstellung allge- meiner Regeln für die Anwendung dieses Verhältnisses, Heizfläche zur Abkühlungsfläche, zum praktischen Gebrauch geeignet, ist noch nicht erfolgt und bietet auch mancherlei Schwierigkeiten. Die Aufstellung eines solchen Verhältnisses könnte, meiner Ansicht nach, nur auf Grundlage des physikalischen Gesetzes der Wärme- leitungsfähigkeit der Körper, welche die Begrenzungsflächen der Gewächshäuser bilden, geschehen. Es beträgt die Wärmeabgabe pro Stunde und Quadratmeter- Umfassung bei 32 Gr. R. Temperatur- unterschied (z. B. im Hause -j- 16 Gr., im Freien — 16 Gr.): a. für Ziegelsteinmauern von 13 26 38 51 61 78 cm Stärke circa 80 59 48 40 34 30 Calorien (Wärmeeinheiten); b. für Fenster 1) einfache Fenster 110 Calorien, 2) Doppelfenster 70 „ Für 1 qm Rohrheizfläche rechnet man bei Warmwasserheizung circa 500 Calorien Wärmeabgabe. Hiernach müsste die Gesammt - Summe der Wärmeabgabe der Gewächshäuser durch deren Begrenzungsflächen nach Calorien be- rechnet und darnach die erforderliche Wärmeabgabe der Heizrohren festgestellt werden. Allein auch diese Methode ist für die Praxis nicht brauchbar, wenn es nicht gelingt, bestimmte, leicht fassliche Verhältnisse als allgemein gültige Regeln aufzustellen. Vorläufig muss die Feststellung der erforderlichen Heizfläche noch nach der Grösse des kubischen Inhalts stattfinden. Wie bereits erwähnt ist, weichen die hierauf bezüglichen, in der Literatur an- gegebenen Verhältnisse ganz bedeutend von einander ab. Dieselben schwanken von 1 : 2 bis zu 1 : 10 für Warmhäuser und von 1 : 4 bis 1 : 20 für Kalthäuser. Zuweilen sind die Verhältnisse ganz un- praktisch aufgestellt, wie dies z. B. in einem namhaften Werke über Gewächshausbauten , in dem das Verhältniss wie 0,886:4,173 bis 8,347 angegeben, der Fall ist. Das Verhältniss muss für den prak- tischen Gebrauch immer von einer Einheit ausgehen und braucht 358 nur in ganzen Zahlen ausgedrückt zu sein; tausendstel Bruchtheile haben keinen praktischen Werth und können nicht einmal theoreti- schen Werth beanspruchen, so lange die Grösse der ganzen Zahlen noch nicht anerkannt festgestellt ist. Bei schneller Cirkulation des Wassers, welche eine Erwärmung desselben in den Heizrohren auf 65 bis 70 pCt. R. gestattet, genügt für gut gebaute Gewächshäuser, die entweder gedeckt werden oder mit Doppelfenstern versehen sind, bei einer erforderlichen Temperatur von 20 — 25 Gr. R. 1 qm Heizfläche für 4 — 5 cbm Raum, 1 iv oo i 6 7 55 XU ,, ,, -L ,, ,, 55 U ^ 10 12 1 8 9 1 11 M 11 12 •• 11 -10 -5 14—20 Für Häuser, welche verhältnissmässig grosse Glasflächen be- sitzen und dabei eine freie, den Winden ausgesetzte Lage haben, wendet man das grössere, im entgegengesetzten Falle das kleinere Verhältniss an. Das grössere Verhältniss muss ferner in Anwen- dung kommen, wenn die Heizrohren aus ästhetischen Rücksichten durch Felsen, Grotten etc. verdeckt oder theilweis in unterirdische Kanäle gelegt werden müssen, wodurch ein Theil der den Röhren entströmenden Wärme für den zu heizenden Raum verloren geht. Nachdem die erforderliche quadratische Heizfläche festgestellt ist, wird die derselben entsprechende Rohrlänge von der zur Heizung zu verwendenden Rohrstärke berechnet. Zu einem Quadratmeter Heizfläche gehören: von 50 mm cn starken Röhren 6,366 laufende m Röhren 55 65 55 (2D 55 55 4,896 55 55 55 55 80 55 (3") 55 55 3,980 55 55 55 55 95 55 ( 4 " sächs.) 55 55 3,352 55 55 55 55 105 55 (4" preuss.) 55 55 3,033 55 55 55 In früheren Jahren wurden fast ausschliesslich sehr starke, 6 Zoll = 16 cm im Durchmesser haltende Heizrohren verwendet und ausserdem noch sehr häufig grosse Wasseröfen damit in Ver- bindung gebracht. Diese Methode wird in neuerer Zeit von der Theorie verworfen, dagegen die Anwendung schwacher Heizrohren von 50 bis 80 mm (2 — 3 Zoll) Durchmesser empfohlen und die Un- zweckmässigkeit stärkerer Heizrohren nachzuweisen versucht. Dieser 359 Ansicht kann ich mich durchaus nicht anschliessen und glaube auch annehmen zu können, dass die grosse Mehrheit der praktischen Gärtner, welche Wasserheizungen mit starken und schwachen Köhren kennen gelernt haben, letzteren nicht den Vorzug geben wird. In meinem früheren Wirkungskreise habe ich mehrere Jahre Gelegenheit gehabt, Heisswasserheiznngen mit ihren ca. nur 1 Zoll starken Röh- ren, sowie Warmwasserheizungen mit schwachen und starken Röhren nebeneinander zu vergleichen, so dass ich mich wohl für kompetent erachten darf, ein Urtheil über diese verschiedenen Heizungssysteme abzugeben, wenn es auch der Theorie widerspricht. Die Hochdruck- oder Heisswasserheizung wirkt mit ihren schwa- chen Röhren, die auch in der Feuerung in Form einer dichten Spi- rale den Kessel vertreten, von allen mir bekannten Heizungen am schnellsten, aber auch nur in ganz vorübergehender, flüchtiger Weise. Sie erfordert bei strenger Kälte während der Nacht ein ununter- brochenes Feuer und ist schon aus diesem Grunde, abgesehen von ihren anderen Uebelständen, die sie für die Pflanzenkultur hervor- ruft, wie trockene Luft und schroffer Temperaturwechsel, für Ge- wächshäuser unzweckmässig. Die Warmwasserheizung wirkt mit starken Röhren zwar nur sehr langsam, aber auch desto anhaltender, mit mittelstarken Röhren etwas schneller, aber nicht ganz so nachhaltig, mit schwachen Röhren zwar noch schneller, aber nicht andauernd genug. Demnach sind Heizrohren von mittlerer Stärke im Allgemeinen als am zweckmässigsten zu empfehlen. Röhren von ca. 4 Zoll = 95 bis 105 mm Durchmesser werden in den meisten Fällen allen Anforderungen genügen und sind auch am weitesten verbreitet. In Belgien und England habe ich 4zöllige Heizrohren fast ausschliess- lich in Anwendung gefunden. Wenn durch einen Kessel mehrere Gewächshäuser oder Abthei- lungen geheizt werden sollen, so wendet man häufig, je nachdem die Häuser wärmer oder kälter gehalten werden müssen, stärkere oder schwächere Röhren an. Dies Verfahren ist je loch nicht nothwendig, weil durch Oeffnung und Schliessung der für jede einzelne Abthei- lung erforderlichen Absperrhähne oder Drosselklappen die Temperatur in gewünschter Weise geregelt werden kann. Selbstverständlich müssen die wärmsten Abtheilungen dem Kessel am nächsten liegen. 360 Sehr vorteilhaft ist es, dass nicht allein jede Abtheilung von der Wassercirkulation abgeschlossen, sondern auch ganz allein durch den Kessel geheizt werden kann. Grössere Häuserkomplexe oder von einander entfernt liegende Gewä hshäuser werden dagegen zweck- mässiger durch mehrere, als durch einen Kessel geheizt, weil zur Heizung eines aussergewöhnlich grossen Kessels bei gelinder Wit- terung, wo nur die wärmsten Häuser künstliche Wärme erfordern, zu viel Heizmaterial erforderlich sein würde. 4. Die leichte und schnelle Wassercirkulation vom Kessel aus durch die ganze Rohrleitung und zurück in den Kessel ist erforder- lich, um in kürzester Zeit eine von allen Theilen der Röhren mög- lichst gleichmässige Wirkung der Heizung zu erzielen. Bei zu lang- samem Kreislauf des Wassers in einem sehr weit ausgedehnten Rohr- system können die letzten Theile desselben entweder überhaupt nicht mehr oder nur nach langem und augestrengtem Heizen so weit ge- nügend erwärmt werden, um die in den Häusern erforderliche Tem- peratur zu erzielen. Zur Erzielung einer leichten und schnellen Wassercirkulation ist ausser den richtigen Verhältnissen des Kessels und der Röhren, welche in den Abschnitten 1. und 2. aufgestellt worden sind, er- forderlich : a. dass der Kessel tiefer zu liegen kommt, wie die Heizrohren ; b. dass das Wasser zuerst durch einen auf dem Kessel ange- brachten Stutzen senkrecht hoch, dann allmählich bis zum höchsten Punkt der Heizrohren steigt und von hier aus nach und nach bis zu der an der unteren Kesselfläche seitwärts angebrachten Einmündung in den Kessel fällt; c. dass die Röhren inwendig glattwandig sind und nothwendige Biegungen derselben in gut abgerundeten Bogen ausgeführt werden ; d. dass plötzliche Auf- und Abwärtsbiegungen der Heizrohren, wenn irgend möglich, vermieden werden, und wenn dies nicht zu umgehen ist, der tiefste Theil der Biegung nicht unter dem Horizontal-Niveau der Kesseloberfläche zu liegen kommt, unter keinen Umständen aber tiefer liegen darf, wie die Einmündung des Rückflussrohres in den Kessel; e. dass die Heizrohren und Wasseröfen, wenn letztere vorhan- Monatsschr. <1. Vereins z. Bef. d. Gartenb. XXII. Jahre], Tafel V. 361 den sind, stets vollständig mit Wasser gefüllt sind und in keinem Theile der Heizung ein Luftraum vorhanden ist; f. dass das Expansionsgefäss, welches zur Ausdehnung und Nachfüllung des Wassers erforderlich ist, höher liegt wie der höchste Punkt der Heizrohren. In Bezug auf den unter d erwähnten Fall bemerke ich, dass man in neuerer Zeit mit Erfolg versucht hat, die sich der Wasser- cirkulation durch nothwendig wiederholte Ab- und Aufwärtsbiegun- gen der Heizrohren entgegenstellenden Hemmungen durch grösseren Wasserdruck vom Kessel aus leichter zu überwinden. Zu diesem Zweck führt man das Zuflussrohr vom Kessel aus 1 bis 2 m hoch, ■ lässt es nach einer sanften Biegung wieder senkrecht fallen und führt es dann in gewöhnlicher Weise weiter. Unbedingt besser ist es jedoch, wenn sich die Auf- und Abwärtsbiegungen der Heizrohren gänzlich vermeiden lassen. Hiermit glaube ich die wichtigsten Gesichtspunkte, welche bei Anlage einer Warmwasserheizung in Betiacht kommen, zwar so kurz als möglich, aber zum allgemeinen Verständniss genügend erläutert zu haben, und schliesse mit der Zusicherung, dass eine nach den gemachten Angaben angelegte Wasserheizung allen gerechten Anfor- derungen genügen wird. Gedächtnissrede auf Professor Karl Koch, (Geb. am 6. Juni 1809, f am 25. Mai 1879.) Gehalten in der Sitzung des VereiLS zur Beförderung des Gartenbaues am 20. August 1879 von Dr. C. Bolle. (Hierzu Tafel V.) Geehrte Versammlung! Die gegenwärtige Stunde soll uns Veranlassung geben, einen tiefen Schmerz zu erneuern. Ich erbitte von Ihnen die Erlaubniss, vor und mit Ihnen ein Thema zu behandeln, welches die empfind- lichsten Saiten unseres Herzens in Schwingungen versetzt hat, eine Thatsache, welche Ihnen Allen im frischesten Bewusstsein lebt, die 24 362 aber nicht allein gefühlt, sondern auch besprochen sein will, nicht etwa nur damit sie ein Gedächtniss verewige, welches ohnedies unzer- störbar in uns fortleben wird, nein, viel eher, damit das bisher Zurückgehaltene seinen öffentlichen Ausdruck finde und für Jeden ein noch helleres Licht sich um Lebensverhältnisse webe, die viel- fach und in glückspendender Weise mit den unseren verknüpft ge- wesen sind. Das erste und nächste Recht hatte wohl die Thräne, nach ihr die stille Trauer und nach dieser erst das lebendige Wort, in dessen Inhalt sich Wehmuth und Anerkennung gleichmässig theilen; zuletzt von Allem die Prüfung und Würdigung des Verdienstes durch die Nachwelt, jener von grossen und guten Menschen hienieden zurückbleibende Hauch, den wir mit einem vielleicht zu stolzen Na- men Unsterblichkeit zu nennen gewohnt sind. Möge, unter dem noch unverwischten Eindruck der ganzen Grösse des erlittenen Verlustes, heut noch einmal das geliebte Bild eines Lehrers, eines Genossen, eines Freundes, dasjenige Karl Koeh's, vor uns aufsteigen. Mögen Erlebnisse seines Vorüber- rauscliens über den irdischen Schauplatz seiner Berufsthätigkeit und seines privaten Daseins noch einmal sich uns vergegenwärtigen, die ihm Landsleute und Zeitgenossen gewiesen sind und lebhafter für ilm gefühlt haben, als von der Welt draussen und von den Genera- tionen, die erst kommen sollen, verlangt werden darf. Bei der Be- schränkung, welche Zeit und Raum mir auferlegen, kann es nicht meine Aufgabe sein, eit en erschöpfenden Umriss von Koeh's Le- bensverhältnissen vor Ihnen zu entrollen; nur auf die bedeutsamsten Momente seiner Existenz will ich Gewicht legen und glücklich würde ich mich schätzen, wenn es mir gelänge, einen schwachen Abglanz jener Besonderheit zu erfassen, die in jedem Menschen das eigentlich Individuelle ausraaeht, seine intimste Persönlichkeit repräsentirt, die »•ewissermaassen seinen Schattenriss aufs Deutlichste vom Horizonte seiner Lebensepoche abhebt. Diese Persönlichkeit war bei Koch eine schärfer und schöner ausgeprägte, als bei vielen Anderen. Sie wird ihn uns nie anders als auf der Höhe einer vorzugsweis eigen- artigen Begabung erscheinen lassen. Ein länger als gewöhnlich verspäteter Frühling hatte im Mai- mond endlich seine ersehnten Verheissungen zu erfüllen begonnen, als die Gärtner und die Gelehrtenwelt Berlins sich anschickte, in 363 nächster Zukunft ein Jubelfest zu begehen, dem sie den Tribut ihrer Erkenntlichkeit weder vorenthalten wollte, noch konnte. Der das siebzigste Jahr vollfüllende Geburtstag Professor Karl Koch 's war nahe. Er sollte mit demjenigen des gleichaltrigen und uns gleich interessirenden Garten-Inspektors Karl Bouche zusammen gefeiert werden. Reiche Huldigungen, Adressen, ein Festmahl bereiteten sich vor. Man wusste den zu Ehrenden in gewohnten Lebens- und Ge- sundheilsverhältnissen, nur Heiteres und Anmuthiges schienen die kommenden Wochen in ihrem Schoosse zu bergen, da durchlief plötz- lich mit der Schnelligkeit des Blitzes und mit der grauenvollen Ueberraschung eines Donnerschlags aus klarem Himmel die Trauer- kunde von Koch’s Ableben, den Glanz eines wundervollen Maien- sonntags trübend, unsere Stadt, die Reihen seiner zahlreichen Freunde, bis in die w eitesten und entferntesten Kreise hinein Kummer verbreitend. Es warein Vondannenraffen, ein Entschwinden im eigentlichsten Sinne des Worts. Kein Krankenlager hatte darauf vorbereitet, keine letzten Abschiedsgrüsse waren gewechselt worden Wohl war es, was man einen schönen Tod zu nennen pflegt, eben weil es ein schmerzloser, ein rascher, ein urplötzlich hereinbrechender ist; aber die Bestür- zung, Sie Alle, meine Herren, wissen das, ist darum nur eine um so ergreifendere gewesen. Am 27. Mai bestatteten wir den Verblichenen auf dem Fried- hofe der Matthäi-Gemeinde, trotz seiner Neuheit einem Ruheplatze so mancher zeitgenössischen Grösse, auf der Höhe jener Stadtberge der früheren Schöneberger Feldmark, welche das Häusergewirr Berlins in so imponirender Massenhaftigkeit sich zu Füssen ausgebreitet sehen. Wir bestatteten ihn, geehrt noch im Augenblick seines Scheidens vom Lichte durch ein Gefolge, wie unsere Stadt es nur ihren Aus- erwählten gewährt, durch Schmuck von Palmenwedeln, Blumen und Kränzen, wie er dem hervorragenden Kenner und Freunde der Pflan- zenwelt gebührt, durch Gesang und Fahnensenken, mehr noch durch den feuchten Glanz im Auge so vieler Leidtragender. Für den Ver- ewigten hatte die Zeit abgeschlossen, das düstere, unfassbare Reich der Ewigkeit begonnen; zugleich mit diesem, nach dem Brauche der Menschen, das Anrecht und die Verpflichtung, geprüft und nach dem Werthe seines Wirkens abgewogen zu werden. Mold dem, der, gleich ihm, das Urtheil der Mitwelt nicht zu 94* 364 scheuen braucht! Wohl demjenigen aber auch, an dem diese nicht theilnahmlos vorübergeht, wenn das Buch seines Lebens zugeklappt wird, der durch die Bedeutung seiner Persönlichkeit sie vielmehr gewissermaassen zwingt, sich nachhaltig mit ihm zu beschäftigen. De mortuis nil nid bene lautet der Spruch der Alten. Er ist ein kinderleicht zu erfüllendes Gebot am jungen Rasengrün eines Grab- hügels, unter dem ein Menschenfreund, ein Mann der Wissenschaft schlafen gegangen ist, von dem während seines ganzen Lebens, und um wie viel mehr nach seinem Tode, schwerlich jemals etwas An- deres als Gutes gesagt worden ist, noch gesagt werden konnte. Karl Heinrich Emil Koch war ein Sohn des grünen Thü- ringerlandes, welches mit Recht für das Herz der deutschen Erde gilt. Er ward geboren auf seinem väterlichen Gute auf dem Etters- berge bei Weimar am 6. Juni 1809, zu einer Zeit, wo alle Selbst- ständigkeit und aller Ruhm weggefegt schienen aus unserem Vater- lande, auf dem unerbittlich die Fremdherrschaft lastete und das nur in den Heroen seiner klassischen Litteraturepoche noch die schützen- den Genien eines letzten Restes von Grösse besass. Was aber küm- mert das Kind in der Wiege, was den scheu und trotzig in die Welt hinausblickenden jungen Knaben der Flug der Adler am poli- tischen Horizont!? Genug, dass die zarte Menschenknospe aufwachsen durfte in der würzigen Luft jener Waldberge. Wir erfahren aus kostbaren biographischen Aufzeichnungen von der Hand der Frau Pro- fessorin Therese Koch, auf Wunsch vieler Freunde neuerdings nieder- geschrieben, denen wir mit specieller Erlaubnis der verehrten Ver- fasserin manche hochinteressante Angabe, manches längere Citat ent- lehnen werden, dass seine Geburtsstätte eine romantische Lage hatte und man von ihr aus Weimar und das ganze Ilmthal mit seinen vielen klassischen Orten überschauen konnte. Es ist bemerkens- werth für Koch’s spätere Wirksamkeit, dass sich aus den Obst- gärten und Baumpflanzungen seines Vatererbes die jetzige Landes- baumschule des Grossherzogthums Weimar gestaltet hat. Im Verlauf der Zeit wurde hauptsächlich der Kriegsläufte wegen das grössere Sicherheit bietende Weimar, allwo eine zweite Besitzung des Vaters innerhalb der Stadt selbst lag, der eigentliche Wohnsitz der Familie und mit ihr derjenige des Knaben. Nur w'enig ist uns in Betreff des Einwirkens der Eltern auf ihn überliefert worden. 365 Wir müssen uns mit den Andeutungen beguügen, dass in dem Vater Strenge und Rauhigkeit die Milde überwogen und statt eines Entgegen- kommens für die früh sich entwickelnde geistige Richtung der kind- lichen Individualität vielmehr das Gegentheil stattfand Die ganze im sechsten Jahre vermöge des Schulbesuchs recht eigentlich begin- nende Erziehung war darauf hin gerichtet, einen tüchtigen, prakti- schen Landwirth und nur einen solchen aus ihm heranzubilden. Dies legte den Keim zu Meinungsverschiedenheiten, welche bei der Energie, die sich in des Knaben Sinn zeitig entwickelt zu haben scheint, zu einer immer mehr sich steigernden Entfremdung zwischen Vater und Sohn führten. Die Luft in Weimar war aber so durchsättigt mit litterarischen Elementen, so angefüllt mit den Erinnerungen littera- rischer Excentricität, so durchwärmt und durchleuchtet vom Strahl des Genius, dass wir in diesem Umstande allein den mächtigsten Bundesgenossen selbst für kindliche Widerstandsgelüste erkennen dürfen. In nächster Nachbarschaft schon umgaben den sich als eigenartig offenbarenden Knaben die Helfer, die Förderer, fast möchte man sagen die Mitschuldigen. Sehr früh bereits hatte ihn die Natur in jenen Bann gezogen, dem es nicht leicht, ja dem es in den mei- sten Fällen unmöglich ist, wieder zu entrinnen. Aus dem spielenden Sammeln von Blumen ward unvermerkt eine eingehendere Beschäf- tigung mit denselben. Der Heuboden verbarg bald als schützendes Asyl verbotene Schätze: Bücher, Hefte, jenes audere Heu kleiner Herbarien, welche liebevolle Zuneigung der Hausgenossen vor dem gestrengen Herrn Vater verstecken half. Alles in Allem war der Kleine, selbst für Weimar, ein ungewöhnliches Kind; so sammelte sich sogar nicht selten unter den geöffneten Fensterflügeln die Diener- schaft des Gutes, wenn dasselbe begeisterte Anreden hielt und das oft selbstständig Gelernte volksthiimlich auszumalen versuchte. Des Familienlebens im eigentlichsten Sinne fast entbehrend, von der Härte des Vaters mehr abgestosseu als angezogen, nur von der Mutter zwar liebevoll beschützt und gepflegt, abet dennoch vielleicht kaum ganz verstanden, suchte und fand der Knabe bald ausserhalb des Hauses Gönner und Freunde. Es ist bezeichnend für seine grosse kindliche Liebenswürdigkeit, dass dies ihm so leicht wurde; es ist ferner bezeichnend für seine Lernbegierde, dass er die Letzt- genannten mehr im Kreise der Erwachsenen als unter ihm Gleich- 366 altrigen aufgesucht zu haben scheint. Auch die unvertilgbar ihm eingepflanzte Vorliebe 1 ü r das Pflanzenreich fand hierbei schon ihren vollen Ausdruck. Hofgärtner Fischer im weimarischen Park nahm sich des kaum mehr als Zehnjährigen an und förderte, seine un- gemeine Begabung erkennend, auf jede Weise die Entwicklung seines Wissens, ln wie hohem Grade dies geschah und wie eng die Zu- neigung zwischen Beiden sich gestaltet haben muss, geht daraus her- vor, dass kurz darauf — sicher etwas Ungewöhnliches — im Schloss- garten ein Platz zu eigenen Anpflanzungen dem kleiuen Botanikus übergeben wurde. Derselbe befand sich hinter den Rabatten unter den Bäumen im Park am breiten Wege zum römischen Hause, einer Lieblingspromenade des Grossherzogs Kail August. Hier ward ihm freigestellt, sich im Kleinen ein Bild des jussieuschen natür- lichen Systems aus lebenden Pflanzen aufzubauen, und hier sollte zugleich der bis an’s Ende ihn verklärende Strahl des seinem irdi- schen Ziele sich entgegenneigenden Gestirns unseres Dichterfürsten auf ihn fallen. Nicht nur der Grossherzog, auch Goethe liebte den Spaziergang des breiten Weges. Wie erstaunte dieser, als er liier zufällig auf systematisch geordnete Pflanzenaufstellungen stiess, die er einem Kundigen eher als einem Kinde zugetraut hätte. Die Hof- gärtner nannten ihm den kleinen Gartenkünstler und stellten ihm auf sein Verlangen den damals erst elfjährigen Knaben als Urheber der Anlage vor. Mitten in seiner Arbeit überrascht, Erde an den Händen und erröthend kam er, sich zu präsentiren. Des Halb- gottes olympische Stirn entrunzelte sich. Die Hände auf den Rücken gelegt, beschaute derselbe verschiedenemale das Werk. Er frug dann den Kleinen, wer ihn das gelehrt und üörte gern und freundlich die Antwort: „Ich denke mir still aus, dass es wohl so sein muss.“ Aus seinem Munde erklangen Worte, welche an sie gerichtet zu hören, damals für die Besten der Nation eine Wonne gewesen wäre: Wir arbeiten nun zusammen. Bringe mir alles Neue und Sel- tene, wovon Du viel zu finden scheinst, und erzähle mir, wie Du auf all’ das Sinnen gekommen. Dabei klopfte ihm Goethe auf die Schulter und ein Band des Einverständnisses war hergestellt, welches die herrlichen Anlagen des Parks fortan zum Schauplatz hatte und welches der mächtigste Sporn zum Geistessckwunge für den Heranwachsenden werden musste. 367 Wie selten ist wohl einem Kinde direkte Anregung und Ermunte- rung aus so erhabener Geistesphäre zu Theil geworden! Seitdem liess sich Goethe, den wir mit Recht als eigentlichen Schöpfer der vegetativen Morphologie ansehen, häufig allerlei pflanz- liche Missbildungen von dem vielfach im Freien umherschweifenden kleinen Koch, Karlchen genannt, bringen, weil die von ihm zuerst aufgestellte Lehre von der Metamorphose der Pflanze damals immer noch ein Lieblingsgegenstand seines Nachdenkens war. Zugleich wird erzählt, dass ebenfalls Goethe es gewesen sei, der die Lust, den Ursprung unserer Obstbäume zu erforschen, zuerst in des Kna- ben Seele wach gerufen habe. Mancher weiss an sich selbst, mit welch' leidenschaftlicher Erregung Kinder bisweilen pflanzengeogra- phische Probleme erfassen. Es darf nicht Wunder nehmen, dass hier bereits der erste Impuls zu einer stetig vorwaltenden Richtung in Koch’s Lebenstendenz zu suchen ist. Wie Hofgärtner Fischer im Parke, unterwies ihn ein anderer väterlicher Freund, Hofgärtner Mohs im Bertuch 'sehen Garten. Von dem Einen ward er in die Lehre von den Blumen und Zier- gehölzen, von dem Anderen in die für ihn nicht minder interessante vom Obst eingeweiht. Es gewährt ein ansprechendes Schauspiel, die zu Rüste gehende Sonne Weimarischer Geniusgrösse eine Gärtnerthätigkeit und eine Pflanzenliebhaberei von tief eingehender Bedeutsamkeit umleuchten zu sehen. Der längst schon ruhiger fliessende Strom der literari- schen Sturm- und Drangperiode verlor sich mit anmuthigem Wellen- geriesel zwischen blumenreichen Pflanzungen und exotischem Grün. Zum grossen Theil war der schöne Ausspruch Wieland’s zur Wahr- heit geworden, „alle Knaben müssten Hirten, alle Männer Jäger und alle Greise Gärtner sein.“ Auf unseren Koch indess passte dies nicht ganz, denn der ist, im echtesten Sinne des Worts, von früher Kindheit an sein Lebelang ein rechter Gärtner gewesen. Wohl möglich aber, dass er dies in erhöhtem Grade noch im Alter unter uns geworden wäre, wenn sein Lebensfaden sich länger ausgespouneu und günstigere Gestirne auf hohe Pläne seiner späteren Zeit nieder- geblickt hätten. Es ist nicht ganz leicht, sich den kleinen Freund des grossen Goethe, den seine Keimblätter entfaltenden Botaniker, der unter- 368 dess auch die persönliche Bekanntschaft seines Landesvaters gemacht hat und von demselben oft mit Bonbons beschenkt wird, zugleich als Schulknaben und der engen Zucht der damaligen Zeit unter- worfen, vorzustellen. Weit leichter ist es, zu begreifen, wie jene im Grunde ernsten Zerstreuungen ihn häufig genug von seinen Gym- nasialpflichten abziehen mochten und wie die Zufriedenheit von Leh- rern und vom Vater mit ihm durch dieselben nur mässig geför- dert wurde. Selbstredend war, dass da manche Unregelmässig- keit im Schulbesuch mit unterlief. Wir begegnen hier einem jener Fälle, welche unser eigener Lehrer, der spätere Konsistorialrath Fournier, ces gründe s consolations de la jeunesse zu nennen pflegte, wenn er allerdings nicht K och’sche kleine Verirrungen, sondern jene weit betriibenderen Pflichtvergessenheiten so jugendlicher Sünder und späterer grosser Männer, wie z B. die des heiligen Augustin, mit Vorliebe schilderte. Unnöthig zu erwähnen, wie an dem gesunden Kern von Koch’s Veranlagung diese leichteren Störungen, wenn es überhaupt welche waren, spurlos vorübergingen, wie sein Lerneifer immer und immer wieder auch in den Lehrstunden überwog und wie er, als gereifter Jüngling im Herbst 1829 das Gymnasium seiner Vaterstadt, gründlich vorgebildet, zu verlassen im Stande war, um die Universität Jena zu beziehen. Zu den Häusern, in welchen er während der oben geschilderten Zeit viel verkehrt hat, gehörte insbesondere auch dasjenige des Geheimen Kammerraths Kruse, damaligen Vorstehers der grossherzoglichen Gärten. Auch hier befand sich Koch in einem Familienkreise von Distinktion, der für seine Neigungen einer der anrauthendsten war und dem er, schon als Gymnasiast, Leichtigkeit des feinen geselligen Tones, sowie Förderung in der Kenntniss neuerer Sprachen verdankte. Wir begleiten den jungen Studenten der Medizin nur flüchtig auf jene kleine, aber geistig regsame Hochschule Thüringens, an welcher damals freilich sein Lieblingsfach, die Naturwissenschaften, nur stiefmütterlich gepflegt wurden , so dass er keine Gelegenheit fand, zu Füssen eines der grossen Meister derselben zu sitzen. Es entsprach dem idealen Schwünge seiner Ideen, dass er sich dort der Burschenschaft anschloss, jener die nationale Einheit schon da- mals anstrebenden und vorbereitenden Verbindung, für welche bald so trübe Tage der Verfolgung anbrechen sollten. Fritz Reuter 369 war sein Studiengenosse daselbst Seine eigene Mässigung, sowie seine einflussreichen Verbindungen in der Vaterstadt, bewahrten ihn indess ebenso sehr vor der Theilnahme an politischen Ausschreitun- gen, wie vor dem tragischen Geschick so vieler seiner Kameraden. Trotzdem sind ihm, dies habe ich öfters ihn selbst äussern hören — dies sind auch die Worte seiner späteren trefflichen Gattin — die hochsinnigen Ziele jener Verbindung lieb geblieben bis zum letzten Augenblick und noch über seinem Sarge haben jene lieben drei Far- ben fröhlich geweht. Aber w'er zum Naturforscher geboren ist, taugt selten zum Politiker. Wald und Flur lockten unseren Helden hin- aus in die reizvollen Umgebungen Jena’s, das Kalkgebirge erschloss ihm seine fast südlich zu nennende Vegetation. Wenn die grüne Trommel auf seiner Schulter klirrte, v rgass er freudig die Bierseidel und die Utopieen der Burschenschaftskneipe. Die Silhouette der vorderasiatischen Hochgebirge mag damals schon oft genug hinter den bleichen Bergkuppen des Saalthaies vor seinem geistigen Auge aufgestiegen sein. Sicher ist, dass die Reiselust der Zukunft seinen Studien, welche in der Botanik vielfach autodidaktische w'aren, ihr eigenthümliches Gepräge aufdrückte. Goethe sah er zuweilen in Dornburg, wohin er gern in den dortigen bezaubernd schönen Schloss - galten wanderte. Er bewalme bis an sein Lebensende den Blüthen- zweig einer Myrte, den dieser ihm gereicht hatte, als er unseren flotten Studenten, in einer Rosenlaube sitzend, in die Lektüre des Tasso vertieft fand. Das Jahr 1831 führte unseren Koch von Jena nach Würzburg, um ihn den Jüngern des berühmten Arztes Schön- lein anzureihen. Von dort aus unternahm er im Herbst 1832 eine längere Reise durch die Schweiz, auf der er zuerst die Alpenflora bis hinauf zu den Quellen des Rheins und der Rhone kennen lernte. Es verdient bemerkt zu werden, dass ihm bis dahin, also fast während seiner ganzen Universitätszeit, der strenge Vater, immer noch nicht daran verzweifelnd einen Landwürth und seinen Nach- folger im Gutsbetrieb aus ihm zu machen, so gut wie jede peku- niäre Unterstützung entzogen hatte. Erst jetzt, nachdem der junge Mann die medizinische Doktorwürde erlangt und 1833 auf kurze Frist wieder nach Weimar zurückgekehrt war, trat hierin eine Aen- derung zum Besseren ein. Nun war es Zeit für ihn, der unterdess für das akademische 370 Lehrfach sich entschieden, und deswegen den Ruf, eine Pfälzer Aus- wanderergesellschaft zuerst als Schiffsarzt nach Amerika zu begleiten, abg.elehnt hatte, Jena wieder aufzusuchen und sich, nach, wie es die Vorschrift verlangte, absolvirtem Doctor philosophiae , daselbst als Privatdozent zu habilitiren . Schon damals hatten ihm wohl früh aber unzerreissbar gesponnene Bande des Herzens diese Stadt und Universität vor anderen lieb gemacht; lag sie ja doch auch seinem Geburtsorte Weimar so nahe, der ihn, wenn auch verwaist durch Goethe’s Dabinscheiden, noch immer mit allen süssen Erinnerun- gen der Knabenzeit umfing und fesselte. Das Sommer-Semester 1834 sah ihn seine Vorlesungen beginnen. Sie besassen alle Frische und allen Reiz der Jugend, von der Gelehrsamkeit allen Ernst und alle Tiefe, aber nichts von deren Staub und von deren Pedanterie. Mehr noch fast als im Hörsale ward dozirt auf jenen Exkursionen durch Wald und Flur, die für jugendliche Gemiither so anziehend sind, weil sie den Kultus der Blumengöttin mit demjenigen der Natur im Grossen und Ganzen verschmelzen. Weithinein führten sie in die Schluchten und auf die Kämme des herrlichen Waldgebirges, wo jeder Schritt eine Ueberraschung, wenn nicht eine Entdeckung bietet und den, der selbst noch von allen Grazien des Jünglingsalters be- gleitet war, die Schaar lernbegieriger Jünglinge frohen Muthes um- ringte Zum Professor wurde Koch im März 1835 ernannt und ist als solcher im Jenenser Katalog noch viele Jahre nach seiner Ueber- siedelung nach Berlin regelmässig fortgeführt worden. Aber weiter, unabsehbar weit schweift n die Gedanken, Pläne ver- dichteten sich zu Entscbliessungen. Zu reisen, die Ferne jenseit der Steppen, jenseit der Meere zu schauen, die Wunder fremder Zonen zu enträthseln ist und wird auch in Zukunft noch jedem wahren Naturforscher am Morgen seines Lebens ein Bedürfnis sein. Erst die Spur seines Fusses, die sich dem wildfremden Boden einprägt, erst der Klang seines Ruders auf entlegenen Gewässern, erst das Ruhen seines leiblichen Auges auf niegeschauten Gestaltungen des organischen und unorganischen Lebens verleiht und verlieh vielmehr noch in jenen Zeiten schwieligerer Fortbewegung dem Adepten zumal der Pflan- zenkunde die rechte Weihe, jenes im Jugc'ndalter zu erringende Gepräge, welches den Jüngling zum Weltbürger stempelt, ehe die 371 Mannessorgen an ihn herantreten. Nicht ungehört erklangen diese Sirenenlockungen unserem vom Heimweh nach der unendlichen Ferne erfassten Koch. Das so einfach erscheinende und doch so schwierig zu lösende, vor seinem Geiste sich mehr und mehr komplizirende Problem von der Herkunft unserer Obstbäume zeichnete ihm die Richtung des Weges vor. Dieser ging nach Osten, jenen Spuren entgegen, welche auf die Wiege des Menschengeschlechts, auf die Wiege zugleich seiner hauptsächlichsten Nahrungsquellen hindeuten; er verlängerte sich jenem geheimnisvollen Orient entgegen, der die Lösung auch dieses Räthsels in sich zu bergen schien. Die nach des Vaters unterdess erfolgtem Tode angetretene Erbschaft bot die Mittel zum Zwecke, mit welchen er nicht knauserte. Männer wie Froriep und Friedrich von Müller zu Weimar förderten seine Bestrebungen Sie lenkten auf sein kühnes Vorhaben die Aufmerk- samkeit einer hohen und vielvermögenden Dame, der damals in Weimar regierenden Grossfürstin Maria Paulowna. Koch fand in dieser hochherzigen Tochter des Czarenhauses, der Mutter unserer allverehrten erhabenen Kaiserin Augusta, eine gnädige und wohl- meinende Beschützerin. So — sind wieder die schönen Worte der Frau Professorin Koch - folgten viele belehrende und anerkennende Stunden an ihrer Seite; warme Theilnahme unterstützte so manche gerechte Wünsche und begleitete den jungen Forscher für sein ganzes Leben. Empfehlungsbriefe an den Kaiser Nikolaus, den Bruder der hohen Frau, sowie an viele bedeutende Männer, erleichterten die grossen Opfer, die freudig der Wissenschaft gebracht werden sollten. Die Ernennung zum Professor an der Universität Jena hatte er noch vor seiner Reise erhalten. Da reichte er mir in wahrer, seltener Liebe seine Hand fiir's Leben, wir verlobten uns — ich wai noch sehr jung- — doch das Vertrauen auf Gottes Segen gab mir Stärke, als wir uns trennten. Nachts 12 Uhr vom 4. zum 5. Mai 1836 führte ein langsamer, schwerer Postwagen den begeisterten jungen Forscher seinen hohen Zielen zu. Lange tönte in den vom Mondschein strah- lenden Bergen das schallende Posthorn, doch mir entführten diese Klänge immer weiter den Geliebten. Diese Verlobte war eine Zierde ihres Geschlechts, Therese Weichhardt, die Tochter des Jenenser Professors der Mathematik gleichen Namens, damals erst sechszehnjährig. Sie ist demjenigen, 372 welchem diese Worte nachklingen, in langer und glückseliger Ehe eine unzertrennliche Gefährtin gewesen und hat für die Liebe, welche sie widmete, von dem Gatten stets die ungetrübteste Zärtlichkeit als Gegengabe zurückempfangen. Jetzt dehnt sich vor uns die lange, staubige Strasse des frei- willigen Exils, der Heimathboden des Wanderers, der, den weissen Stab in der Hand, seine ruhelose Bahn verfolgt, nicht wissend ob Palast oder Hütte ihm, wenn der Abend sinkt, Obdach geben werden. Noch ist die Epoche des völkerverknüpfenden Schienenwegs, auf auf dem das Dampfross braust, nicht angebrochen. Die Kibitke, von struppigen Kosakenpferden gezogen, rollt über den Kies der Steppe; der nordische Birkenwald schaut herab auf das hurtige Ge- fährt; bald wird es die noch unentdeckte Nordmannstanne sein, welche für unseren Reisenden die Gletscher des Kaukasus durch ihre Lichtungen blauen lassen will. Zuerst jedoch mag die Czarenstadt an der Newa den in eines Pallas Spuren Tretenden fesseln, morgen mag das heilige Moskau, später Tiflis, das transkaukasische, dasselbe thun. Aber vor der Hand sind wir noch nicht soweit. Die erste Etappe der Reise war nothwendiger Weise Berlin. Das Berlin von 1836! Wie verschieden von dem gegenwärtigen. Bei aller Bedeutsamkeit um wie viel geräuschloser und dennoch, um wieviel gewaltiger. Eine Heroenstadt wissenschaftlicher Grösse, zu wel- cher eine autoritätsgläubigere Generation als die unsrige mit Schauern der Verehrung emporblickte, eine Stadt, in welcher ein Humboldt, in der vollen Glorie seines Weltruhms, auf den Gebieten, welche uns hier angehen, den Ton angab. Die fine fieur der Bildung, alle Quintessenz auf's Höchste potenzirter Civilisations-Elemente trat un- serem Reisenden in den Gelehrtenkreisen dieser Stadt entgegen , in der er im Voraus sicher war, auf’s Freundlichste und Zuvorkom- mendste aufgenommen zu werden, ohne Ahnung davon, dass sie ihm einst Heimath werden sollte, ja, dass er in ihr einst den Stein fin- den werde, darunter er zum Schlaf sein Haupt verberge. Reiche Aufschlüsse, überaus nützliche Winke für seine Wande- rungen wurden Koch am Ufer der Spree zu Theil. Seine Vertraut- heit mit dem berühmten und einflussreichen Ehrenberg, der ihm 373 stets wohlgesinnt blieb, stammt aus jener Zeit. Alexander von Humboldt in seiner liebenswürdigen Weise, sagt er selbst, führte mir die Bekanntschaft von Dubois de Montpereux zu, der eben die Gegenden verlassen, denen ich zueilte. Es folgte ein längerer Aufenthalt in Petersburg, allwo der Zauber, welchen er in Gestalt von Empfehlungsbriefen der ^zarewna bei sich trug, seine Wirkung nicht verfehlte. Dort vervollständigte er seine Ausrüstung an Waffen und wissenschaftlichen Instrumenten, wenn es ihm bei der Kürze der Zeit und bei seiner verhältniss- mässig geringen Neigung znm Sprachstudium auch nicht gelang, sich die Kenntniss des Russischen schon jetzt in wünschenswerthem Maasse anzueignen. Eine Schilderung der Reise selbst geht über die Grenzen des uns hier Gestatteten hinaus. Es fällt um so leichter, auf eine solche zu verzichten, da Koch eine treffliche Beschreibung derselben entwor- fen und in zwei Bänden veröffentlicht hat, deren Lektüre von spannen- dem Interesse ist und nicht genug empfohlen werden kann. Es genüge hier zu sagen, dass Tiflis, welches er das Paris der Kaukasusländer nennt, für lange sein Hauptquartier war, und er sich von dort aus die Gunst des Oberbefehlshabers im Kaukasus, des später von der Höhe seiner vizeköniglichen Würde so jäh herabgestürzten Barons v. Rosen, an den er empfohlen war, sicherte. Aus keiner anderen Quelle hätte er ergiebigere Aufschlüsse über Land und Leute sich verschaffen können. Die Aufschlüsse über die Naturreichthümer dieses Gebirges verdankte er seiner eigenen Beobachtungsgabe. Ein getreues Tagebuch, die Briefe an seine Braut wurden nach allen, oft schweren Anstrengungen des Tages, bisweilen erst in später Nacht, nachdem die Pflanzenschätze eingelegt worden waren, nieder- geschrieben. Dem Gefieder eines selbstgeschossenen Vogels entnahm er die Feder, welche hierzu diente; ein flackernder Kienspahn, von Kosacken- oder Ossenhänden gehalten, leuchtete dazu. Alle Wonnen des Forscher-, alle Abenteuer des Wanderlebens umgaben ihn. Dazu kam der Gewinn eines intimen Seelenbundes, welchen er zu Tiflis mit einem Busenfreunde für's Leben, dem Fürsten Konstantin Suwo- roff, einem Enkel des berühmten Feldmarschalls, geschlossen hatte. Er würde, trotz mancher Enttäuschungen auf dem Gebiete seiner Pomaceenstudien, sich eines vollkommenen Glücks zu erfreuen ge- 374 habt haben, hätte ihn, der ungefährdet in der verpesteten Luft von Gegenden verweilt, in denen die Hühner selbst vom Fieberfrost zit- terten, trotz eines Segensbriefes, den ihm der armenische Patriarch zu Etschmiadsin ertheilt, nicht am Fuss des Ararat, gerade im Begriff diesen vierfach gegipfelten biblischen Bergriesen in Gesellschaft des Geologen Ab ich zu ersteigen, eine schwere und schmerzhafte Krank- heit niedergeworfen. Dieselbe hatte ihre Ursache in einem Sonnen- stich und barg in dessen Gefolg ein langdauerndes hitziges Nervenfieber. Das leichtgläubige Volk Armeniens, sich daran erinnernd, dass selbst dem grossen Nadir-Schah dasselbe Unternehmen misslungen, hielt dies Uebel für eine gerechte Strafe des Himmels, die Jeden ereilt, welcher, gleich ihm, die heilige Stätte der Arche betreten will, wohin nach Noah kein Mensch mehr kommen soll. Hiermit war, bei äusserst geschwächten Körperkräften, der weiteren Fortsetzung der Reise und ihrer Ausdehnung auf Persien ein gebieterisches Halt zugerufen. Der Rekonvalescent verweilte, vom Fürsten Suworoff wie ein Bruder gepflegt, noch den Winter hindurch in Tiflis und ging dann mit sei- nem genannten Freunde nach Odessa, wo er in dessen elterlichen Hause liebevoll aufgenommen und von dessen trefflicher Mutter, einer Fürstin Galitzin, auf Händen getragen, längere Zeit seiner Genesung widmete. Die Pest und deren Folge, eine längere Qua- rantaine, dazu ein jene Handelsstadt verwüstendes Erdbeben, war- fen trübe Schatten auf diese Tage. Der Heimweg ging auf dem weiten Umwege über Petersburg nach Jena, wo der Vielgewanderte zur unaussprechlichen Freude der Seinigen am 16. Mai 1838 Mor- gens acht Uhr eintraf. Die Reise hatte volle zwei Jahre gedauert. Unzugänglich war indessen der vaterlandsliebende Koch für alle Anstrengungen geblieben, welche gemacht worden waren, ihn der Hei- math zu entfremden und für den kaiserlich russischen Staatsdienst, insbesondere für die Organisirung des Unterrichtswesens in Traus- kaukasien, zu gewinnen. Nach wenigen Tagen der Ruhe und des seligsten Wiederlindens begann derselbe seine akademischen Vor- lesungen, jetzt als eine berühmte Grösse, auf's Neue. Am 2. Oktober 1838 verheirathete er sich und bezog das rei- zende Sommerhaus der Mutter seiner jungen Gattin, welches vom Garten umhegt, mitten im herrlichen Saalthal lag, mit Bergen und und Burgen am Horizonte, auf einer Insel innerhalb der Stadt, 375 welche Koch nur die glücklichste Insel nannte. Eine hohe Linde stand vor dem Hause, eine weisse und eine rothe Akazie schlangen sich, wie die verschiedenfarbigen Rosenstöcke des Mährekens, um die Fenster der Wohnung. Unter diesem idyllischen Dache, welches seine Pforten eingedenk vielfach in der Ferne empfangener Gast- freundschaft auch seinerseits vielen Fremden gastfrei öffnete, schrieb der grosse dänische Dichter Andersen, der zwei Tage als Gast unter demselben ausruhte, reizende, auf die Lage des Orts und auf das junge Koch "sehe Ehepaar bezügliche Verse, deren Poesie doch vielleicht nicht ganz an das Glück der Wirklichkeit reichte, welches darin genossen wurde. Von jetzt an wurde Koch durch auf seine Reisen sich bezie- hende Arbeiten, darunter auch kartographische, öfter nach Berlin geführt. Seine Verbindungen daselbst mehrten sich und gewannen an Festigkeit. Vorschläge, welche Humboldt und Ritter, diese Koryphäen der Erdkunde, denen sich noch Gustav Rose anschloss, ihm machten, kamen seinen eigenen Plänen zur Erneuerung seiner orientalischen Reise entgegen. Wie leicht ist doch der Entschluss zu einer solchen gefasst, im Vergleich zu den fast immer unüber- steiglicben Schwierigkeiten, welche das Leben einer dritten Reise nach liebgewonnenen Gegenden entgegenstellt. Die alte Gönnerschaft Schelling's und dessen Verschwägerung mit der Familie des Mi- nisters Eichhorn bewirkten einen Reisegeldzuschuss aus der Cha- toulle Friedrich Wilhelm's IV., zugesellt einer offiziellen Entsen- dung Koch's durch die Berliner Akademie d£r Wissenschaften. Als Reisegefährte war ihm der junge Sprachforscher Georg Rosen bei- gegeben worden. Frau Professorin Koch, eifrig bemüht, ihrem Gatten über den Schmerz der Trennung hinwegzuhelfen, einzig ihren im zartesten Kindesalter stehenden Söhnen lebend, blieb zurück an der Seite ihrer Mutter und unter dem Schutz ihrer Geistesvertrauten, des Philo- sophen Fries und der Frau v. Wohlzogen, Schiller's Schwägerin. Diese zweite Reise, 1843 im Mai begonnen, richtete sich zu- vörderst auf die östlichen Provinzen des türkischen Reichs. Die- selbe ging über Wien, wo Koch seine alten Freunde Endlicher und Fenzl wiedersah und wo Fürst Metternich 's Protektion durch an- sprechende Persönlichkeit gewonnen ward, indess seine schmeichel- 37ü hafte AnerbietuDg, in den österreichischen Staatsdienst zu treten, unberücksichtigt bleiben musste, nach Koustantinopel, von dort in die Tiefen Kleinasiens nach Trebisond, hinein in jenes vielberufene politische Gebirg, damals noch nicht verherrlicht durch des Fragmen- tisten Fallmerayer poetische Schilderung seines immergrünen Busch- waldes, wohl aber seit länger als einem Jahrhundert von keinem Naturforscher betreten, also so gut wie jungfräulichen Boden, zumal dem Botaniker, darbietend. Dreimal überstieg er diesen gewal- tigen Bergzug, ihm dadurch nahe an's Herz gelegt, weil von hier aus die Ueberführung und erste Einbürgerung edler Kirschen nach Italien, durch Lukullus, erfolgt sein sollte. Wohl war der Aufent- halt daselbst in hohem Grade lohnend. Die Quellen dreier grosser Ströme, des Euphrat, des Tschoruk, des Araxes, wurden erforscht. Zum erstenmale wieder, seit Tournefort und Gundelsheimer, ruhte das Auge eines europäischen Pflanzenkundigen auf jenen unab- sehbaren Tannenwaldungen der Elate trapezuntico, welche wir jetzt als Picea Orientalin in unseren Anlagen kultiviren. Den Hauptgegen- stand seiner Nachforschungen, den Kirschbaum, fand Koch allerdings im Ueberfluss vor, aber unerwarteter Weise nicht den Sauer-, son- dern den Süsskirschbaum, wild ebensowohl als angepHanzt und mit vortrefflichen Früchten beladen. Dazu die trapezuntische Haselnuss und den Pinienbaum in unzweifelhaft wildem Zustande; nicht minder tausend andere PHanzensehätze in der seit Medea’s Tagen kräuter- reichen Urheimath des Kirschlorbeers, des Rhododendrons und der pontisclien Azalee. Durch Hocharmenien und Kurdistan ging er auf vielfach gewundenem Wege bis zu den Wohnungen der Teufels- anbeter oder Jeziden, um sich spät im Jahre 1843 wieder der russischen Grenze zuzuwenden. Wiederum begannen nun so frucht- bringende kaukasische Studien, wie sie jetzt ein anderer nicht minder begabter Landsmann von uns, der Staatsrath Radde, an Ort und Stelle auf das Eifrigste fortsetzt. Koch sah das ewige Feuer der Naphtafjammen von Baku und den Feuergottesdienst, zu dem sie Veranlassung gaben, die Gestade des kaspischen Meeres, das wilde Daghestan, damals lodernd in allen Flam- men des Unabhängigkeitskrieges, in welchem ihm einmal durch Schamyl das Loos der Gefangenschaft drohte. Anfangs August überstieg er noch einmal den Hochkamm des Kaukasus und begab 377 sich längs der damals der Streifereien der Tscherkessen wegen sehr gefürchteten Kubanlinie nach der Halbinsel Taman und später nach der Krimm, hauptsächlich um den Obst- und Weinbau daselbst kennen zu lernen. Er hielt sich hier hauptsächlich an der w7egen ihres Klima’s gefeierten Siidkiiste in der Nähe von Sympheropol auf. Zuletzt schlug er über Odessa, dann aber durch Bessarabien und die Moldau über Lemberg den nächsten Weg, zur Heimath ein. Wohlbehalten langte er am 30. Oktober 1844 in Jena, wo immer noch seine Penaten standen, wieder an. Viele Schätze des Orients, sind die Worte seiner Gattin, Teppiche, Seidenstoffe, Gegenstände der feinsten und schönsten Art, brachte er mir als Andenken mit. Ueberall, wo es ihm wohlergangen war, hatte er Erinnerungen ge- sammelt. Sie schmückten und schmücken noch unversehrt unser Haus. Koch batte auf dieser zweiten Reise im Kaukasus überall Be- kannte und Freunde angetroffen; nicht allein als Naturforscher und Geograph, sondern auch ganz besonders seiner ärztlichen Kenntnisse wegen hatte er den Bevölkerungen imponirt. Eine grosse Fertigkeit im Reiten und im Gebrauch der Schusswaffen, welche ihm Manche, die ihn erst in späteren Lebensjahren kannten, vielleicht kaum Zu- trauen werden, hatte ihm in den Augen der rossekundigen und krie- gerischen Eingeborenen, mit welchen er sich in Bartwuchs und Tracht vollkommen identifizirt und unter welchen er mit beinah fürstlich zu nennendem orientalischen Pomp aufgetreten war. hochgestellt und ihm zu einem hervorragenden Ansehen verholten. Als Bergbesteiger suchte er, selbst unter jenen Gebirgsbewohnern, seines Gleichen. Eine Probe seiner auch dort bewährten Herzensgüte und Freigebig- keit, wenn es deren überhaupt bei der allgemeinen Anerkennung seines herrlichen, stets sich gleich gebliebenen Charakters noch be- dürfte, mag hier, am meisten der lokalen Färbung halber, ihren Platz finden: Tief im Winter befand er sich auf den verschneiten Kämmen des Kaukasus, in der Festung Alexandropol. Wohl umgab ihn da- selbst ein Kreis von Freunden und vielen ihm wohlbekannten russi- schen Offizieren; aber dennoch beschleicht — es ist Weihnachts- heiligabend — die Sehnsucht nach den Seinen schmerzlich sein Ge- müth. Da kommt durch die Sohneemassen watend eine Stafette. Ein Soldat mit Gewehr bringt ihm Briefe aus der Heimath , ein 25 378 Daguerreotypbild seiner jungen Frau. Seine Freude darüber war iibergross. Sie fand augenblicklich ihren Ausdruck darin, dass er ein Tannenbäumchen aushob und es mit Allem schmückte, was er besass. Uhr, Kette, Ringe und Petschaft hingen zwischen den Lich- tern an diesem Christbaum in derWildniss und wurden den Freun- den als Geschenk zuertheilt So feierte der Gute im Kaukasus einen echt deutschen Weihnachtsabend. Nun ist unser Held glücklich dem Vaterlande wiedergegeben. Er ist es, trotz vielfach erneuter Lockungen, sich in der Fremde geehrt und hochgestellt anzusiedeln. Wir wissen, zu unserer Freude, er ist es jetzt für immer. Das Durchschweifen ferner Länder wird nun der emsigen Arbeit im Kabinet, der Forschung im Garten, im Gewächshaus, im Herbarium und in der Bibliothek den Platz ein- räumen. Es ging zuvörderst an das Ordnen seiner umfangreichen Sammlungen, von welchen, was Pflanzen betraf, alle Doubletten dem Königl. Herbarium zu Neu Schöneberg übergeben wurden; ferner an den Beginn der Veröffentlichung seiner letzten Reise, welche drei Bände füllt. Genussreiche, ihn ehrende Stunden verlebte er jetzt häufig am Hofe zu Weimar und Belvedere in der Umgebung der Gross- fürstin Maria Paulowna, welche nicht müde ward, Kunde aus den entlegenen Theilen ihrer Heimath durch seinen Mund zu empfangen. Hier knüpfte sich auch das Band seiner Bekanntschaft mit dem Erb- grossherzog, jetzigem regierenden Grossherzog von Sachsen- Weimar. Man sieht, die Gunstbezeigungen, die Aufforderungen im engeren Vaterland zu bleiben und diesem seine Kräfte zu veeihen, fehlten nicht. Es war allein der Wunsch, einer grösseren Universität an- zugehören, noch erspriesslicher, in noch weiteren Kreisen der Wissen- schaft zu leben, welches den jetzt doppelt gefeierten und berühmt gewordenen Reisenden bewog, sich von seinen wohlerworbenen Lor- beern zu erheben und einem Rufe nach Berlin, der durch den Mi- nister Eichhorn an ihn erging, Folge zu leisten. Ich glaube, dass wir Alle, Dank der Gewinnung einer littera- rischen und nicht allein einer litterarischen Grösse wie Koch für unsere Stadt, dem oft verkannten Staatsmanne, welcher das Werk seines Vorgängers Altenstein fortsetzte, zu Dank verpflichtet sind. Der Eintritt des jenenser Professors in den Kgl. preussischen Staatsdienst vollzog sich unter den für ihn günstigsten Vorbedingungen 379 und berechtigte zu persönlichen Hoffnungen, die, wie gegründet die- selben auch anfangs scheinen mochten, doch grossentheils unerfüllt geblieben sind, es dem Talent und der Arbeitskraft des Verewigten überlassend, die volle Höhe seines gemeinnützigen Wirkens auf selbst- geschaffener Leiter zu erklimmen. Im Jahre 1847 siedelte Koch mit seiner Familie in unsere Mauern über. Zuerst war ihm nur auf zwei Jahre ein Gehalt be- willigt worden, um seine Karten der durchreisten asiatischen Pro- vinzen zu bearbeiten, welche in hohem Grade zugleich das wissen- schaftliche Publikum und den preussischeu Generalstab interessirten und ihn in enge Beziehung zu dem vielfach in seinem Familienkreise verkehrenden Karl Ritter setzten. Er selbst und seine Gattin hatten die freundschaftlichste Aufnahme in den Häusern der Natur- forscher Ehrenberg, Mitscherlich, Heinrich und Gustav Rose, Poggendorf u. a. gefunden. Im Frühling 1849 wurde er Adjunkt am hiesigen Königl. botanischen Garten unter Link und begann zugleich seine Vorlesungen an der Universität. Er nahm ausserdem, was für uns das Wichtigste ist, nicht lange Zeit darauf, vorzugsweis durch Lenne dazu bewogen, im Sommer 1852, die auf ihn gefallene Wahl eines General-Sekretärs unseres Gartenbau- Vereins an, so eine neue Aera der Prosperität für denselben eröffnend; denn es begann gleichzeiti ■, jene nicht minder mühselige als glänzende Redaktion unserer Verhandlungen durch ihn, später 1857, diejenige seiner Wochen- schrift, welche er ohne Unterbrechungen zum Wohle der deutschen Hor- tikultur bis znm Jahre 1873 fortgesetzt hat, wo Umstände verschiedener und nicht immer erfreulicher Art seinen Rücktritt und das Aufgeben des Journals in der bisherigen Form veranlassten. Wir legen mit Recht ein Hauptgewicht auf diese langdauernde journalistische Thätigkeit Koch ’s, weil sie ihn an die Spitze des Fortschritts innerhalb unseres Gebietes stellte und die Mehrzahl seiner späteren wissenschaftlichen Beobachtungen, sowie seiner Schrilten überhaupt, in sich schliesst. Seit neun und zwanzig Jahren also ist Koch der unsere ge- wesen, mit aller Entschiedenheit seines Wollens und Strebens, mit aller Energie seiner wahrhaft staunenswerthen Arbeitskraft. Er ist dies auch, wenn auch unter verschiedenen Phasen seiner Thätigkeit, mit Wort, Rath und That geblieben bis zu seinem letzten Athemzuge. Me;ne Herren, seien wir stolz darauf, einen solchen Mann so 25* 380 lange und so ungetbeilt besessen zu haben. Machen wir uns seiner würdig, indem wir uns bemühen, in seinem Sinne weiterzuarbeiten, unermüdlich in seine Fusstapfen zu treten. Was einmal so schön und ganz unser eigen war, gehört uns für alle Zukunft, wird der Verein in treuem Andenken als ein kostbares Erbe kommenden Ge- schlechtern überliefern. Koch 's Wirken ist jedem Einzelnen unter uns eine bekannte Sache, wie die Liebenswürdigkeit und gleichmässige Güte seines Charakters es ist, wie seine edlen und gemüthvollen Züge, die nur langsam das Gepräge der Jugend einbüssten , vor dem Auge eines Jeden unter uns schweben, als weile er noch, wie vor Kurzem, körperlich in unserer Mitte. Wohl aber mag nicht Vielen von uns klar sein, wie es zugegangen, dass einer Kapazität, wie er es war, beim reichsten Wissen und bei allgemeinster Beliebtheit doch Hin- dernisse im Wege standen, die fortzuränmen unmöglich gewesen ist. Wir begegnen hier einer sehr natürlichen, nur zum Theil psycholo- gischen Frage. Wie kam es denn, dass einem Manne, der hoch und fest stand in der Achtung der ersten Persönlichkeiten des Staates, dem selbst der Monarch gewogen war, den die Fremde mit Aus- zeichnungen überschüttete und der mit vielen der maassgebendsten unter den wissenschaftlichen und administrativen Grössen durch Bande der Freundschaft eng verbunden war, trotzdem manche der höchsten Ehrenbezeigungen, welche die Wissenschaft allein oder haupt- sächlich zu verleihen hat, vorenthalten blieben? Hierauf Antwort zu geben, ist nicht leicht; vielleicht, wenn an- ders man es vermöchte, selbst unrathsam. Versuchen wir es dennoch leis andeutungsweise, mit jener Wahr- heitsliebe, welche wir den Manen des Dahingeschiedenen, mit jener Unerschrockenheit, die wir, weil sie einem sich seitwärts von den Partheien haltenden Charakter wohl ansteht, uns selbst schulden. Zuerst und hauptsächlich mochte das in den Wirren des Jahres 1848 schnell erbleichende Gestirn des Ministers Eichhorn auch das- jenige seines intimen Schützlings in seiner zum Zenith aufsteigenden Bahn gehemmt haben. Thatsache ist, dass des Philosophen Schel- ling länger währender, aber weniger intensiv wirkender Einfluss nicht mehr im Stande war, eine gleich glückverheissende Konstel- lation hervorzuzaubern Es mag ferner eine eigene Bewandtniss 381 haben mit jenem geräuschlosen Stoss und Gegenstoss der Coterieen, mit jenen unsichtbaren aber um so mächtigeren Strömungen, welche sich unter der Oberfläche der über Aemter gebietenden Kreise fortsetzen, deren Einfluss derjenige am leidendsten unterliegt, der im Salon oder selbst in der Antichambre den Kücken am wenigsten zu krümmen ver- steht. Lächeln und Händedrücke zwischen einem Humboldt und einem Leopold v. Buch so wohlgefällig und so kordial ausge- tauscht, verbargen nur schwach einen Antagonismus, unter dem auch die Klienten dieser grossen Männer allzu oft zu leiden hatten. Ausserdem war Koch von jeher zu stolz gewesen um zu bitten, zu uneigennützig um angestrengt für sich selbst etwas zu fordern. Er schwieg lieber und verschmähte es, am rechten Orte jene leisen Tropfen schmeichelnder Rede fallen zu lassen, welche zuletzt auch den Stein aushöhlen. Ich habe, meine Herren, bisher nur mit lichten Farben ge- malt und malen wollen. Sie selbst w'erden an dieser Stelle, so oft durch seine Gegenwart verschönert und geweiht, alles Andere eher als eine Kritik Koch’s von mir verlangen. Sollte man mich indess fragen: Hat das Bild, das uns gezeigt wird, denn gar keine Schatten? so will ich ein Zugeständniss machen. Ja, es mochte hier eine Grenzlinie von des Verewigten Befähigung geben. Die Wissenschaft der Pflanzenkunde, einst vorzugsweis die liebenswürdige genannt, hat in der Neuzeit Bahnen eingeschlagen, die ihr den Stempel eines grü- belnden Ernstes, ja einer gewissen Trockenheit auf die Stirn prägen. Auf diese Bahnen, die Mancher widerwillig, aber zu seinem Vortheil dennoch betritt und die zum Panier, unter grösstmöglicher Miss- achtung alles dessen, was der Falkenblick des unbewaffneten Auges erschliesst, das Mikroskop und nur dieses erwählt haben, wollte Koch nicht unbedingt, konnte er seiner Naturanlage nach vielleicht nicht folgen. Er bedurfte eines frischeren Luftzuges, seine Schläfen darin zu baden, eines gewaltigeren sich Vertiefens in die Mysterien der All- mutter Natur. Vielleicht war es auch schon ein Unrecht, fast einer Anklage gleich zu achten, insoweit aus den Schranken der Kaste herausgetreten zu sein, als er der unbedingten Hingebung an das Gemeinwohl freudig die Exklusivität des Gelehrten zum Opfer brachte. Eben darum aber ward er so voll und ganz der Unsrige. Jene scheinbar seinen Genius einengende Schranke erschloss ihm um so 382 weitere, um so grenzenlosere Gebiete, verband um so enger ihn mit zwar nicht absolut seientifischen, aber in ihrer Sphäre um so be- deutenderen Männern unserer eigenen, ja fast aller civilisirten Nationen, deren Sympathie ihm sonst schwerlich in gleichem Maasse zu Theil geworden wäre. Sei dem wie ihm wolle, es hat keines Fauteuils der Akademie, keiner besonders bevorzugten Stellung an der Universität oder an anderen Instituten bedurft, um Koch einen Weltruf zu verleihen, um ihn zu einem hervorragenden Staatsdiener, zu einem der geachtetsten und am meisten segensreich wirkenden Bürger unserer Stadt, in bestimmten Kreisen zu einem der ge- leseusten Schriftsteller deutscher Zunge zu machen. Sein war ausserdem noch ein zufriedenes Gemüth. Wohl durfte er auch in amtlicher Beziehung, obwohl oder vielleicht gerade weil er auch hier, selbstlos, nie etwas für sich in Anspruch nahm, sich befriedigt fühlen. Besass er ja doch auf seinem Gebiete das Vertrauen und die Achtung der Staatslenker, lieh ja doch mehrfach selbst des Kaisers und Königs Majestät, mit gnädigem Eingehen in seine Pläne, ihm ein geneigtes Ohr. Er hat bis zuletzt Kollegen um sich gesehen, denen übler als ihm vom Schicksal mitgespielt wurde, denn ihm ward eine, wenn nicht nach Verdienst glänzende, so doch auskömmliche und Ehrfurcht gebietende Stellung, welche durch unausgesetzte schriftstellerische Thätigkeit eine noch festere Grundlage gewann. Wünschen wir, meine Herren, nach obigen Betrachtungen, zu einem Dinge uns Glück; dazu, unser bescheidenes, durch Garten- grün gleitendes Lebensschiff in einem Fahrwasser zu wissen, welches fern von jenen Untiefen verläuft, über welchen die Fluth, an der der Biberflei'ss der tribu savante seine akademischen Hütten baut, oft unheimlich sich kräuselt Es geht ein Zug durch Koch’s Charakter, der ihm, neben seiner nie sich verläugnenden Wahrheitsliebe und neben seiner Men- schenfreundlichkeit und steten Hülfsbereitschaft, immer zur höchsten Ehre gereichen wird. Dies ist der ungeduldige Enthusiasmus, mit dem er rastlos über das abstrakt Wissenschaftliche hinausstrebte, in Allem und überall die praktischen Ziele in’s Auge zu fassen ver- stand. Seine Ideale lagen nach der Richtung des sich in möglichst schöner Form verkörpernden Nützlichkeitsprinzips zu. Ein Gelehrter 383 ersten Ranges, der auch dem kleinen Manne die Hand bietet Nur das stand ihm hoch, was dem Wöhle der Gesammtheit zu dienen ver- sprach. Bei ihm war nie die Rede von Vornenmthuerei , von ste- rilem Wortschwall, von mit sich selbst kokettirendem Afterwissen oder Selbstüberhebung. Man merkt diese Tendenz entschieden sogar seiner Schreibweise an. Schmucklos und dreist geht letztere gerade auf ihr Ziel los und verschmäht es, dasselbe auf blumigen Umwegen zu erreichen. Sie kleidet sich in eine fast spartanisch zu nennende, jedoch nie der Originalität entbehrende Einfachheit und gefällt um so mehr, da sie es augenscheinlich abweist, sich iii verwöhnte Ohren einzuscbmeicheln und in knappester Form nur den Inhalt, seltener die minutiösen Feinheiten des Styls in’s Auge fassen will Diese Züge aus Koch’s Seelenleben, in ihrer Gesammtheit auf- gefasst, haben, verbunden mit ursprünglicher Naturanlage, ihn eben den Pfad entlang geführt, der den Botaniker erst zum Gärtner macht und so, nach unserem Ermessen, den Pflanzenkundigen in seiner Vollendung darstellt. Er war ja, wie wir erfuhren, ein Gärtner von Kindesbeinen an und schickte sich am Abend seines Lebens an, ein solcher in noch höherem Maasse zu werden und zu sein. Er ist aber mehr noch gewesen, meine Herren. Ohne Widerrede war er drei Jahrzehnte hindurch der Freund und Lehrer, zugleich die laute tönende Stimme des deutschen Gärtnerstandes, dessen Organ, zumal den Berufsgenossen im Auslande gegenüber. Sollte er Gegner haben, — und ich glaube kaum, dass es Personen giebt, die ihm ernstlich übel wollten — sollten sich Stimmen zu seiner Verkleinerung erheben, so wollen wir denselben erwiedern: Steigt doch erst herab von gleicher wissenschaftlicher Höhe, wenn ihr es vermögt, um, gleich ihm, in nie ermüdender Anspannung der Kräfte für Staat und Nation, für Wissen- schaft und Gewerbe gleich wirksam aufzutreten Zum Beweis hierfür rufen wir als Zeugen an die deutsche Po- mologie, die von ihm zuerst zum Range einer selbstständigen Wissen- schaft erhobene Dendrologie, die Landesverschönerung. Zum Belag hierfür nennen wir die uns, wenn arnh zum Thtil über das Grab herüber zustimmenden Gesinnungsgenossen und Freunde Koch’s, Wenige unter unendlich Vielen, einen Stadtrath Thränhardt, einen Superintendenten Oberdieck, einen Hofgärtner Gustav Fintel- mann, einen Garten-Inspektor Lauche, einen Stadtgarten-Direktor 384 Meyer, einen Baumschulbesitzer Späth, einen Andre Leroy, einen Murray, zuletzt, den berühmtesten Aller, den genialen Fürsten P ückler- Muskau , mit welchem eine zwanzig Jahre lang gepflegte Intimität ihn aufs Innigste verband und dessen zweite Schöpfung, das liebliche Branitz, er zur Freude des Besitzers, unter seinem ver- ständnisvollen Auge aufwachsen sah und öfters zum Sommerauf- enthalt wählte. Alles mochte Koch aus dem Morgenlande mitgebracht haben, nur nicht jenen träumerischen Hang zur Beschaulichkeit, der den Orientalen auszeichnet. Seine Pulse klopften unausgesetzt im stürmi- schen Drange nach Thätigkeit, nicht für sich aber, sondern für das Allgemeine. Eine grosse Hinterlassenschaft Koch’s, wohl, wenn auch in verschiedenem Sinne, gleichwerthig mit seinem Hauptwerke der „Den- drologie“, bleibt seine ureigene Schöpfung, der leider jetzt eine so bedaueruswerthe Krisis durchmachende deutsche Pomologenverein, dies so überaus gemeinnützige Werk, welches er jahrelang gemeinsam mit seinem Freunde Thränhardt geplant hatte und endlich 1853 in’s Leben treten sah. Schon allein diese Errungenschaft hätte genügt, um seinem tarnen die Unsterblichkeit zu sichern, welche auf dem Ge- biete der Systematik die schöne Conifere Pinm Kochianu , Kltzch. aus Armenien, auf demjenigen der Blumistik die dunkelrothe Rose Professor Kurl Koch ihm ausserdem noch gewährleisten. Die Herren Oberdieck und Lucas haben ihm bei der Organisirung und ferneren Leitung dieses hochwichtigen Vereins, dessen Präsidentschaft er an- dauernd bis fast auf die Gegenwart herab geführt hat, lange hülf- reich, schön und treu wirkend zur Seite gestanden. Der geringste unserer neu augelegten Obstgärten zeugt für ihrer aller gemein- nützigen Sinn. Eine nicht minder ausgezeichnete Stellung nahm Koch dadurch ein, dass er von 1856 an fast auf allen grösseren, immer aber auf den internationalen Kongressen und Ausstellungen die Vertretung des Gartenbaues unseres Vaterlandes auf sich nahm. In Erwägung seiner besonderen Befähigung hierzu und seines hohen Rufes im Auslande ernannte ihn die Königl. preussische Regierung regelmässig zu ihrem Kommissar bei den grossen europäischen Floralien, so zu London und Paris, zu Amsterdam, St. Petersburg, Gent, Brüssel, 385 Hamburg, Wien, Trient und Florenz. Nie lehnte er die Mühselig- keit derartiger Missionen ab. Seine Gesundheit schonte er dabei so wenig , dass die grossen Anstrengungen , die er sich während der Weltausstellung zu Paris 1867 zumuthete, den ersten Keim zu dein Leiden gelegt haben sollen, welchem er zwölf Jahre später erlag. Er vertrat in jenen Hauptstädten die Interessen des deutschen Garten- gewerbes und der deutschen Pflanzenkunde mit jener wohlwollenden Würde, die eine grosse Lebendigkeit, welche selbst an Derbheit gren- zen konnte, nicht ausschloss. Unzählige Male zum Preisrichter er- nannt und den Preisrichterkollegien präsidirend, auf diesem Felde daher ganz heimisch, war ihm hierbei stets die strengste Gewissen- haftigkeit, verbunden mit einem durch höchste Uebung geschärften Kennerblick, eigen. Noch im Jahre 1865 war Koch, der so oft schon eine allzu bescheidene Stellung im Vaterlande den glanzvollen Würden im Aus- lande vorgezogen hatte, in der Lage, einen höchst ehrenvollen und vortheilhaften Kuf nach Brüssel abzulehnen, wohin man ihn als Di- rektor des dortigen botanischen Gartens unter den lockendsten Be- dingungen rief. Er war aber einmal Preusse mit Leib und Seele geworden , wollte es daher auch bleiben und ist bei uns geblieben, um so mehr da das landwirtschaftliche Ministerium sich beeilte, ihn durch eine angemessene Gehaltszulage für jenen Verzicht wenig- stens in etwas zu entschädigen. Schon beschäftigten ihn ausserdem seit lange Pläne für einen bei Berlin in’s Leben zu rufenden den- drologischen Garten, zu welchem seine Studien in der Königl. Lan- desbaumschule den ersten Anstoss gegeben haben mochten, der aber die neckische Fata morgana seines späteren Lebens werden sollte. Bald scheinbar mit Händen zu greifen durch die gnädige Zustim- mung unseres erhabenen Monarchen, durch die hochherzigen Ent- schliessungen unserer Stadtgemeinde, verwirklicht auf dem Papier durch die Zeichnungendes unvergesslichen Meyer, hängend in grandioser Mächtigkeit bald über dem Waldhügel von Steglitz, bald längs der Oberspree vor oder hinter Treptow, musste derselbe immer wieder zu Nichts zerrinnen im Augenblick, wo die Stunde der Verwirk- lichung schlagen sollte; und dies fast grausam zu nennende Spiel unglücklicher Zufälle denke man sich als sich fortsetzend bis in die 386 letzte Lebenswoche Koch’s hinein, ja noch zur heutigen Stunde schwebend gleich einem Damoklesschwerte über seinem Grabe. Nichtsdestoweniger ist dieser beabsichtigten und hoffentlich bald, zur Ehre unserer Stadt, in’s Leben tretenden Schöpfung, der gross- artigsten unter den von Koch jemals konzipirten, durch nichts mehr vorgearbeitet, ist sie durch nichts auf eine so gediegene und nach- drückliche Weise angebahnt worden, als durch sein grosses im Jahre 1869 erschienenes Werk „Die Dendrologie“. Nicht minder dienten zum Theil gleichem Zwecke jene regelmässigen Wintervorlesungen, die er die letzten Jahre hindurch vor grösserem, nicht immer auf die Männerwelt beschränktem Zuhörerkreise hielt. Ihre Vortrefflich- keit machte sie zum Tagesgespräch unserer Stadt und liess sie selbst im Auslande lebhaften Wiederhall finden, sowie ihre Veröffentlichung in selbstständiger Buchform nie anders als hochwillkommen erscheinen. Nach dem Tode Alexander Braun’s übernahm Koch ein ganzes Jahr hindurch das Direktorium unseres botanischen Gartens. Er sollte den Traum seines Lebens, Vorsteher dieser berühmten Anstalt zu sein, wofür man ihn häufig im Auslande hielt, wenn auch nur vorübergehend, verwirklicht sehen, und erhielt bei seinem Rück- tritte von diesem Posten vom Kultusminister ausgedehnte Vergün- stigungen in Betreff der ihm zugestandenen selbstständigen Be- nutzung eben dieses Gartens. Aber schon war seine Gesundheit erschüttert, wenn auch noch nichts auf die Nähe eines plötzlichen traurigen Ausgangs schliesseu liess. Immer noch war er durch Vor- lesungen, mehr noch schriftstellerisch thätig. Letzteres war ihm dergestalt zur Gewohnheit geworden, dass man ihn, selbst auf Er- holungsreisen, welche er alljährlich gewöhnlich mit seiner Familie unternahm, sich keine vollständige Ruhe gönnen sah. Im Waggon sogar füllte er, vermöge seines Gedankenreichthums und seiner Ar- beitslust, fast unausgesetzt kleine Blättchen, auf den Knieen schrei- bend, mit jener perlengleichen, zierlichen Handschrift, welche er sich als Kind, schon in früher Morgenstunde den Schreibübungen oblie- gend, angeeignet hatte. Ein neues, bis jetzt unveröffentlichtes, auch für die höheren Kreise des Gymnasial-Unterrichts berechnetes Buch aus seiner Feder: „Die Bäume und Sträucher des alten Griechen- lands und deren ästhetische Verwendung“ betitelt, beschäftigte ihn bis fast zuletzt. Es sollte sein Schwanengesang sein und voll gedie- 387 gener klassischer Reminiscenzen jenen der Antike günstigen Ideen- gang fortspinnen, der ihm in jüngeren Jahren sein interessantes Werk „Der Zug der Zehntausend“, in die Feder diktirt hatte. Dies Werk schloss er ab am 23. Mai; Abends um halb 10 Uhr erklärte er es, den Seinen gegenüber, für beendigt. Tags darauf fühlte er sich matter als bisher, und von Brust- beklemmungen angegriffen. Seine Gattin bat ihn Morgens länger im Bett zu bleiben, was er ungern that, weil er gern zum gemeinsamen Frühstück erschien. Die Kinder umgaben ihn mit der Frau Pro- fessorin. Er sprach viel über seine eben vollendete Arbeit, die er mit viel Energie zu Ende geführt hatte, über den Werth derselben, die auch für höhere Lehrinstitute fördernd sein könne. Die Be- willigung zur Anlage des dendrologischen Gartens war von Seiten des Herrn Ministers Dr. Friedenthal erfolgt, was er mit Thränen im Auge freudigst vernahm. Der Gedanke an dies Werk hatte ihn dreissig Jahre hindurch belebt und begeistert. Er sagte noch: Die Pläne sind alle vollendet, jeder Baum ist für seine Stelle verzeichnet und diese Bäume hilft mir die ganze Welt pflanzen! Den Na h- mittag füllte trauliches Gespräch mit seiner Lebensgefährtin, das zum Theil wreit rückwärts liegende Erinnerungen, zum Theil Reise- projekte für einen bevorstehenden Winteraufenthalt im Süden, nach vollzogenem Emser Kurgebrauch, umfasste. Wie leicht phanta- sirend rief er, als die Abendsonne das Zimmer erleuchtete, mit klarem Blick und klangvoller Stimme: Nun bin ich in Gottes schöner freier Natur! Nach einem rührend liebevollen ändedruck sagte er: Gute Nacht, meine Therese! trank ein Glas frische Milch und fügte noch zur Gattin gewendet hinzu: Giebst Du mir den Rest auch morgen? Sanft schlief er ein. Seine Athemzüge waren ruhig und friedlich. Am 25. Mai, dem schönsten Maiensonntag, richtete sich Frau Therese Koch auf, sah den Schlummernden, wagte nicht aufzustehen. Die eine Hand lag ruhig ausgestreckt, in die andere hatte er den Kopf gestützt. Als man ihm, nichts ahnend, sanft über die Stirn strich, blieben die lieben Augen geschlossen — im Schlafe war der Tod unvermerkt eingetreten. Seine drei Kinder traten weinend herzu. Sie hatten den besten und treuesten Vater verloren. So endete ein Ehrenmann, dessen Andenken in uus Allen fort- 388 leben soll und wird bis zum letzten Athemzuge. Trauere um ihn wer immer das grüne Handweik treibt, sei es mit Spaten und Hacke, sei es mit Feder oder Griffel in der Hand, denn nicht leicht wird wieder dem deutschen Gartenbau ein so liebevoll thätiger Fürsprecher, wie er es war, erstehen. Unwiederbringlich ist er selbst uns verloren für diese Welt, aber es bleiben uns die reichen Schätze seines Geistes, seine Bücher, seine Sammlungen, mehr noch, sein leuchtendes Beispiel. Ist unser Verein auch nicht reich genug, über- haupt nicht iu der Lage jene für sich selbst zu erwerben, so spreche ich dennoch, wohl mit Recht, im Namen aller Gegenwärtigen den Wunsch aus, dieselben möchten, vermöge der Munificenz einer hohen Staats- regierung, dieser Hauptstadt des deutschen Reichs als Hinterlassen- schaft eines der besten ihrer Adoptivsöhne, und den eigenen Wün- schen des Verstorbenen gemäss, erhalten bleiben. Ich füge mit noch grösserer Innigkeit, nicht minder in Ihrem Namen, den Ausdruck der Hoffnung hinzu, dass der leitende Gedanke von des Seligen letz- ten Jahrzehnten, der vielbesprochene Berliner dendrologische Garten, endlich aus dem Stadium der Wüsten- und Luftspiegelung in das- jenige der Wirklichkeit eintreten möge. Wir, meine Herren, wollen dann die Ersten sein, welche den Marmor von Koch’s Büste zwi- schen dem jungen Lohdengrün der Pflanzungen des ersehnten Insti- tuts, seiner Verdienste und Tugenden eingedenk, aufstellen werden. Das Imprägiiiren des Holzes mit Kupfervitriol auf natürlichem Wege. Von R. Müller in Praust. Dass das Kupfervitriol (schwefelsaures Kupferoxyd) die Eigen- schaft besitzt, Holz und andere Stoffe, welche mit demselben im- prägnirt werden, gegen die Einwirkung der Feuchtigkeit, also gegen die Fäulniss widerstandsfähig zu machen, ist bekannt. Bindfaden z. B., welcher einen Tag lang in einer Lösung von Kupfervitriol in Wasser gelegen hat, hält, zum Anbiuden von Etiquetten benutzt, zwei- bis dreimal so lange als solcher, welcher, wie er vom Seiler kommt, dazu verwendet wird. Holz wird durch blosses Hiueinlegen in der Lösung jedoch nicht vollständig imprägnirt, es gehört viel- 389 mehr dazu die Anwendung von hohem Druck, wie er auch beim sog. Kyanisiren der Eisenbahnschwellen und Telegraphenstangen an- gewendet wird. Dies kann daher nur in besonders dazu eingerich- teten fabrikartigen Anlagen ausgeführt werden. In der Gärtnerei, besonders in Baumschulen, bilden die Holz- waaren, als Etiquetten, Pfähle und Stäbe, alljährlich einen ganz an- sehnlichen Posten im Ausgabe- Etat, und es ist gewiss von Wichtig- keit, wenn man genannte Artikel zwei- und dreimal so lange be- nutzen kann. Dies wird durch das Imprägniren mit Kupfervitriol erreicht. In den Prauster Baumschulen hat das Kupferoxyd schon längst Anwendung gefunden. Mir fielen hier ganz besonders allem An- scheine nach sehr alte Etiquettepfähle von einem leichten Holze auf, welche noch eine grosse Festigkeit besassen. Ich erfuhr, dass die- selben schon 10 Jahre in der Erde ständen und dass sie aus im- prägnirten Pappel- und Weidenstämmen verfertigt seien. Da wir in vergangenem Jahre wieder eine ziemliche Menge Holz zu Pfäh- len etc. imprägnirten, nahm ich mir vor, das Verfahren, welches man im Gegensatz zum Kyanisiren das Imprägniren auf natürlichem Wege nennen kann, in der Monatsschrift mitzutheilen. Dasselbe muss an grünem Holz mit frischen Blättern vorgenommen werden. Die beste Zeit dazu ist der Spätsommer und Herbst, wenn der Trieb der Bäume vollendet ist. Jede Art Holz ist dazu verwendbar. In jeder grösseren Baumschule giebt es alle Jahr eine Menge Holz, seien es nun nur starke Aeste oder Bäume, die vielleicht zum Verpflanzen zu stark geworden sind oder die irgend einen Fehler haben, auch vielleicht weniger werthvolle Bäume, wie Pappeln oder Weiden, für welche nicht immer Nachfrage ist, etc. Dies Alles wird meist nach dem Holzplatz gebracht, um später verbrannt zu werden. Hier haben wir nun geeignetes Material zum Imprägniren. Man fülle ein Gefäss oder mehrere, vielleicht Petroleumtonnen, zu zwei Drittheilen mit Wasser, gebe in dasselbe Kupfervitriol im Verhältnis von % Kilo Kupfervitriol zu einer gewöhnlichen grossen Giesskanne Wasser, oder auch bis zur Sättigung; was zu viel ist, bleibt un- aufgelöst auf dem Boden des Gefässes. Nun schneidet man starke Aeste oder ganze Bäume von 4 bis 10 cm Durchmesser, letztere dicht über der Erde ab. Man lichtet die Kronen etwas, entfernt bei 390 stärkeren Stämmen oder Aesten einige Seitenzweige ganz und beeilt sich, die so zugerichteten Stämme rasch in die Lösung zu stellen, ehe die Blätter welken. Letztere ziehen sofort den Saft aus den Stämmen an sich, die Lösung dringt in die Saftgefässe nach und steigt bis in die äussersten Spitzen und Blätter, wo das Wasser theilweis verdunstet. Nach Verlauf von 2 bis 3 Tagen ist die Im- prägnirung vollendet, die Blätter sind schwarz geworden. Nun wer- den die Stämme aus der Lösung genommen und, nachdem die Rinde abgeschält und die dünneren Zweige abgeschnitten worden sind, an einem schattigen Ort, unter einem Schuppen oder auf einem Boden getrocknet und bis zum Winter aufbewahrt, um dann zu Etiquetten, Pfählen etc. verarbeitet zu werden. Die Lösung kann nun, so lange Material vorhanden ist, weiter benutzt werden, ist jedoch selbstver- ständlich jedesmal durch entsprechende Zugabe von Kupfervitriol und Wasser aufzufrischen. Hat man Gelegenheit, Bohnenstangen von Fichten oder Kiefern, aus dem Wald frisch gehauen, zu erhal- ten, so ist es von grossem Vortheil, dieselben oben beschriebenem Verfahren zu unterwerfen. So präparirt, halten auch die zu Leit- stäben bei Spalieren verwendeten Ruthen und die in vielen Gegen- den zum Anbinden der Topfgewächse benutzten sog. Naturstäbe mehrere Jahre vor. Ausstellungen Wittstock, Verein für Gartenbau und Landwirthschaft. Herbst- Ausstellung von Obst uml Obstbäumen, Gemüse, Nutz- und Zier- pflanzen, Blumen, Getreide, Kartoffeln, Futtergewächsen, Garten- und Feldgeräthen etc. vom 27. bis 29. September er. Prag. Internationale Spezial- Ausstellung für landwirtschaft- liche Industrie vom 2 7. September bis 5. Oktober er. Literatur. Dr. L. Wittmack, Die Nutzpflanzen aller Zonen auf der Pariser Welt- Ausstellung 1878. Bericht, erstattet Sr. Exeell. dem Kgl. preussischen Minister für Landwirthschaft, Domainen und Forsten, Herrn Dr. Friedenthal. Berlin, Wiegandt, Hempel & Parey, 1879. 8. 112 S. Prof. Dr. H. R. Göppert, Der botanische Garten Breslaus im Sommer 1879. Aus der Breslauer Zeitung. Derselbe. Ueber Arten und Varietäten der Gattung Citrus. Sep.-Abdruck aus den Sitzungsberichten der botanischen Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. 391 Dr. M. Westermaier, Ueber das markständige Bündelsystem der Bego- niazeen. Mit 2 Tafeln. Regensburg, 1879. 8. 24 S. Dr. Emil Kalender, Der Reynold’scbe Apparat fReynold’s American Evaporator) zum Abdampfen von Obst, Gemüse und Hopfen, seine Konstruk- tion uüd seine grossen Vorzüge. Köln, 1879. Comm.-Verlag von J. P. Bachem, kl. 8. 13 S. Preisverzeichnisse sind eingegangen von: C. F. Chone in Berlin 0, Frankfurter Allee 60. — Wallern & Legrand, Nachf. von Adolph Stelzner in Gent. — E. Boese & Co. in Berlin C, Lands- bergerstr. 70. — E. H. Krelage & Sohn in Haarlem. — F. C. Heinemann in Erfurt. — Ed. Pynaert van Geert in Gent (Belgien). — Franz Anton Haage in Erfurt. — V. Döppleb in Erfurt. — Haage & Schmidt in Erfurt. — Gebr. Dippe in Quedlinburg. — L. Jacob-Makoy & Cie. in Lüttich. Personal-N achrichten. Der Kgl. Hofgärtner Fr. Hille brecht zu Schloss Benrath bei Düsseldorf t am 8. August er. nach eben vollendetem 55. Lebensjahre. Ausflüge des Vereins. Am 30. Juni machte der Verein eine sehr genussreiche Exkur- sion durch die wahrhaft musterhaften Anlagen der Kgl. Gärtner- Lehranstalt und die Kgl. Gärten bei Potsdam unter der persönlichen Führung des Kaiserl. Hofgarten- Direktors Herrn Jiihl ke, wobei mit grossem Interesse die mannigfachen Verschönerungen in den Gärten in Augenschein genommen wurden. Am 15. Juli fand eine gleich- falls sehr interessante Excursion nach den Baumschulen des Herrn Späth in Britz statt, wo unter der freundlichen Führung des Besitzers diese wahrhaft grossartigen und gut gehaltenen Anlagen, die ca. 100 zusammenhängende Hektaren (400 preuss. Morgen) umfassen und somit wohl fast alle anderen Baumschulen an Grösse übertreffen, eingehend besichtigt wurden. Grosse Herbst-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten hat die Kgl. Direk- tionen der Staats- und unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen — letztere vorbehaltlich der Zustimmung der Gesellschaftsvertretun- gen -- unterm 31. Juli d. J. ermächtigt, für diejenigen Gegenstände, 392 welche an die Berliner Gewerbe - Ausstellung, Gruppe XV. adressirt sind und auf der in der Zeit vom 31. August d. J. bis 15. September d. J. in Berlin stattfindenden Ausstellung von Pflan- zen, Blumen, Obst und Gemüse etc. ausgestellt werden und unver- kauft bleiben, eine Transportbegünstigung in der Art zu gewähren, dass der Hintransport als Eilgut mit den Personenzügen unter An- wendung der Stückgutfracht, der Rücktransport auf derselben Route an den Aussteller aber frachtfrei erfolgt, wenn durch Vorlage des Original-Frachtbriefes für die Hintour, sowie durch eine Bescheini- gung des Vereinsvorstandes nachgewiesen wird, dass die Gegenstände ausgestellt gewesen und unverkauft geblieben sind, und wenn der Rücktransport innerhalb vierzehn Tagen nach Schluss der Ausstel- lung stattfindet. Auch von sämmtlichen in Berlin einmündenden Privatbahnen, sowie von der Thüringer Bahn sind ähnliche Vergünstigungen be- willigt, Inhalt. 624. Versammlung desVereirs zur Beförderung des Garten- baues. (Ausgestellte Pflanzen. Vorstandswahl. Müller’sches Raupenharz. Abies Nordmanniana. Aufnahme neuer Mitglieder.) — Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins am 6. Juni 1879. — (Prof. K. Koch f. Ausgestellte Pflanzen. Frühjahrs-Ausstellung.) Versammlung am 4. Juli 187 8. (Korrespondenzen. Mittel zur Vertilgung von Ungeziefer an Pflanzeo.) — W. Perring, Allgemeine Grundsätze und Regeln, welche bei Anlage einer Warmwasserheizung für Gewächshäuser zu beobachten sind. (Schluss.) Dr. C. Bolle, Gedächtnissred e auf Professer Karl Koch. (Mit Porträt auf Tafel V.) — R. Müller, Das Impräguiren des Holzes mit Kupfervitriol auf natürlichem Wege. Ausstellungen. — Literatur. — Eingegangene Preisverzeichnisse. — Per- sonalnachrichten. — Ausflüge des Vereins. — Grosse Herbst-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Die nächste Sitzung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues findet am Mittwoch, den 24 September er , im Palmenhause des botanischen Gartens statt. Stunde und Tages-Ordnung werden im Septemberheft bekannt gemacht werden. Die Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins versammelt sich am Freitag, den 5. September 1879, präzise 7% Uhr, Wilhelmstrasse 108, zu ihrer Monats - Sitzung und wird die Tages-Ordnung vor Beginn der Sitzung ausgegeben werden. Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Künigl. Preussisclien Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redakteur: Dr. L. Wittmack, General-Sekretär des Vereins, Cu>tos des Kgl. landw. Museums, Privatdocent an der Universität. Adresse des Vereins: Adresse des Schatzmeisters, Rentier Sonntag: Rerlin SW., Sehützenstr. 26. Berlin S., Alexamlrineiistr. 51. No. 9. Berlin, im September 1879. 625. (Ausserordentliche) Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Staaten. Verhandelt Berlin, den 16. Juli 1879. Direktor i. V.: Herr Gartenbau-Direktor Gaerdt. I. Das Protokoll der vorigen Sitzung hatte ausgelegen und wurde ohne Einwendungen genehmigt. II. Zum Mitgliede wurde vorgeschlagen: Herr F. B. Wex in Uhlenhorst bei Hamburg, durch Dr. Wittmack. III. Der Hauptzweck dieser Versammlung war die definitive Beschlussfassung über den Ort der grossen Herbst-Ausstellung. Es wurde mitgetbeilt, dass das Central Komite der Berliner Gewerbe- Ausstellung sich bereit erklärt habe, den grössten Theil der von den Herren Ordnern gewünschten Umänderungen und Kostenbeiträge zu übernehmen, so dass dem Verein nur noch ca. 275 bis 300 Mark Kosten (ausser den 1500 Mark Prämien) erwachsen würden, und nach längerer Debatte, an der sich die Herren Gaerdt, Lackner, 26 Haack, Perring, Hüttig, Boucke, Wredow, Gude und Witt- m ack betkeiligten, definitiv beschlossen, die Ausstellung vom 31. August bis 15. September in den Bäumen der Berliner Gewerbe- Ausstellung abzuhalten. IV. Herr Dressier legte hierauf sehr interessante Wurzel- stücke vou Kiefern vor, die in 1 m Tiefe in einem wasserhaltigen Boden sich unzweifelhaft sehr viele Jahre erhalten hatten, während der obere, der Luft ausgesetzte Theil der betreffenden Bäume oder Stümpfe läDgst verfault war. Noch merkwürdiger waren Ueberreste von Kiefernwurzeln, die aus 6 bis S m hohen aufgewehten Sand- hügeln ausgegraben waren und an denen sich der Sand, wie es scheint, so mit dem Harz der Wurzeln verbunden hat, dass die ganze Masse wie versteinert oder wie mit Sinter überzogen aussah. Beim Ausgraben war die Masse noch ganz weich, erst an der Luft erhärtete sie. (Vielleicht ist auch eine wirkliche Versteinerung durch Kieselsäure anzunehmen.) V. Herr Schenk hatte ein Sortiment Bohnen, die er im Auf- träge des Ausschusses für gärtnerische Versuche kultivirt, eingesandt und berichtete darüber folgendermaassen : Um festzustelleu, welche von den Staudenbohnen, die ich von dem bez. Ausschuss zur Prü- fung erhielt, die früheste ist, legte ich am 11. Mai d. J. folgende Sorten: 1. Emile, niedrige; dieselbe entwickelte sich kräftig, ist früh und fruchtbar. 2. William, niedrige, frühreife; dieselbe ist ebenfalls zu empfehlen. 3. Marmorirte japanische Bohne; kann ich als Markt- frucht nicht empfehlen. 4. Kaiser Wilhelm; ist von allen Schneide-Staudenbohnen die schönste; sie zeichnet sich durch kräftigen Wuchs, schöne, lange Hül- sen aus, trägt sehr reich und ist die früheste von allen Sorten. 5. Weisse Flageolet; sehr fruchtbar und früh, auch zum Treiben geeignet. 6. Neue Flageolet-Wacksbohne; vorzüglich fruchtbar. 7. Ilochstaudige Schneidebohne; es ist zu empfehlen, dieser Bohne Reiser beizustecken, damit sie nicht so auf der Erde liege; sie ist die späteste von den geprüften 8 Sorten. 395 8. Weisse Treibbohne; im Frühbeet sehr zu empfehlen, im freien Lande aber sehr empfindlich. Im Anschluss hieran berichtete gleichfalls Herr Dressier über Buschbohnen-Varietäten, die er zum Theil auch für den Ausschuss kultivirt: 1. Allerfrüheste schwarze Wachsbohne; ist unbedingt die früheste und niedrigste von allen. 2. Kaiser Wilhelm; eine ganz vortreffliche Schneidebohne, folgt unmittelbar auf erstere, ist aber noch werthvoller. 3. Weisse Ilsenburger; ist, trotzdem Herr Dressier früher daran zweifelte, wirklich früher als die Bunte Ilsenburger. Sehr hochstaudig. 4. Englische frühe Treibbohne (als Demmler’s frühe Treibbohne irrthümlich von Frl. Steinbrecher übergeben); ist später. 5. Rothe Flageolet; ist ziemlich spät. Herr Lackner bemerkte, dass bei ihm die Weisse Ilsenburger Buschbohne nur einen geringen, niedrigen Wuchs zeige, aber über- reich angesetzt habe. VI. Dr Wittmack machte hierauf Mittheilungen über die Anwendung des Saftes von Carica Fapava (Melonenbaum) gegen Magenbeschwerden in Kolumbien und gegen Keuchhusten in Hono- lulu, so dass man die Hoffnung hegen könne, dass vielleicht auch Diphteritis dadurch geheilt oder wenigstens den Patienten eine Er- leichterung verschafft werden könnte. Desgleichen berichtete der- selbe über die Benutzung der gemahlenen und mit Zucker gemisch- ten Samen dieses Baumes in Kolumbien gegen Würmer, selbst gegen Bandwürmer. Endlich sprach er über das Gerinnen der Milch durch Feigensaft und durch Bliithen der wilden Artischocke. Ueber alle diese Gegenstände werden ausführlichere Mittheilungen folgen. VII. Als wirkliches Mitglied wurde aufgenommen: Herr Graf Clemens von Schönburg-Glauchau, Erlaucht, auf Gusow. a. u. s. (gez.) Gaerdt. (gez.) Wittmack. 26 396 P r o t o k o 1 1 über die Vertheilung der Preise auf der grossen Herbst- Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. preussischen Staaten. Verhandelt Berlin, den 4. September 1879. Nachdem die erwählten Preisrichter am Sonntag, den 31. August eine Sitzung gehalten, welcher als Staats- Kommissar der Herr Geh. Ober-Reg.-Rath Hey der beiwohnte, traten dieselben am Donnerstag, den 4. September, nochmals zusammen, um über die inzwischen von Ihrer Majestät der Kaiserin - Königin Luldvollst gespendeten Preise zu beschlossen und dementsprechend Abänderungen zu treffen. Es wurden zuerkannt-: I. Ehrenpreise. 1. Der Ehrenpreis Seiner Majestät des Kaisers, eine goldene Medaille, von Seiten des Herrn Staats-Kommissarius, vorbehaltlich der Genehmigung des Herrn Ministers für Landwirtschaft etc., der Kollektion auserlesener Neuheiten und Schaupflanzen der Schloss- gärtnerei Reuthen bei Spremberg (Oberg. Massias). 2. Ein Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin, eine grosse Vase (Potpourri), Herrn Komm. -Rath Gruson in Buckau-Magde- burg (Oberg. Leidner) für Croton und Dracaenen eigener Züchtung. 3. Ein Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin, zwei Blumen- vasen,'Herrn Obergärtner König für die langjährige treffliche Kultur der ausgestellten Palmen aus dem Ravene’schen Garten. 4. Eine grosse silberne Staatsmedaille für Leistungen im Gartenbau von Seiten des Herrn Staats-Kommissarius, vorbehaltlich der Genehmigung Sr. Excell. des Herrn Ministers für Landwirth- sehaft etc., Herrn Gustav Adolph Schultz, Königl Hollieferant, Eckartsberg, für Marktpflanzen. 5. Eine desgl. unter demselben Vorbehalt Herrn R. Brandt in Charlottenburg für Fuchsien, Pelargonien etc. 6. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner A Curio in Weissensee für Pelargonien und Begonien. 7. Eine Vermeil -Medaille des Vereins für Förderung der 397 Zwecke des Vereins durch allgemeine Förderung des Gartenbaues für Liebhaber, Frau Geh. Komm. -Rath Louise Borsig. 8. Desgl. für Gärtner Herrn Garten-Inspektor C. Bouche. II. Sektionspreise. A. Für Warm- und Kalthauspflanzen. 9. Eine goldpue Vereinsmedaille Frau Rittergutsbesitzer Reichenheim (Oberg. Haack) für Farne, Gräser und Cyperaceen in dekorativer Aufstellung. 10. 100 Mark Herrn Universitätsgärtner Perring für Dio- naeen, Sarracenien etc. und für technologische Pflanzen. 11. Eine silberne Staatsmedaille Herrn Komm. - Rath A. Heck mann (Oberg. Maecker) für Caladien. 12. Demselben 30 Mark für Farne etc. 13. Eine silberne St^atsmedai I le Herrn Kunst- und Hau- delsgärtner Flicke in Potsdam für Lorbeeren, Yucca, Agaven etc. 14. Eine grosse silberne Vereinsmedaille Herrn Garten- Direktor Gireoud in Sagan für 50 Coleus. 15. Desgl. und 30 Mark dem Kgl. Kriegsministerium (Oberg. Eisholz) für Coniferen, Palmen etc. 16. Eine kleine silberne Vereinsmedaille Herrn Kunst- und Handelsgärtner 0. Wahlsdorf in Berlin für Succulenten. 17. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner A Hardt in Schöneberg für Araucarien, Aucuben und Viburnum Tinus. 18. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Hildmann in Berlin für Cacteen. 19. Eine bronzene Vereinsmedaille der Berlinischen Gar- tengesellschaft „Versuchsgarten“ für Neuheiten. 20 Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner R Brandt in Charlottenburg für diverse neue Einführungen. 21. Eine desgl Herren Thiele & Co. für 50 Pilocereus. 22. Ein Ehrendiplom und 30 Mark Herrn Kunst- und Handelsgärtner Pawlitzky in Moabit für Palmen, Agaven etc, 23. Eine bronzene Vereinsmedaille und 2 0 Mark Herrn Schuster in Pankow (Ob. rg. Krull) für Kronen-Myrten etc, 24. Ein Ehrendiplom Herrn Botenmeister Danz in Moabit für 3 Kronen-Myrten. 398 25. Ein Ehrendiplom Herrn J. C. Schmidt (Kuntze) für Granaten (Schanpflanzen). B. Baumschul - Artikel und Freilandpflanzen. 20. Eine grosse silberne Vereins medaille Herrn Julius Kuntze in Charlottenburg für Coniferen. 27. Desgl. Herrn C. Schultze in Charlottenburg für Coniferen. 28. Eine silberne Staatsmedaille Herrn Baumschulbesitzer Kiesewetter in Genthin für Rosen. 29. Eine kleine silberne Vereinsmedaille Herrn Kunst- und Handelsgärtner Wen dt in Berlin für Rosen. 30. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Friebel in Boxhagen für Blumenzwiebeln. 31. Eine bronzene Vereinsmedaille Herrn Buntzel in Nieder- Schönweide für hochstämmige Veredelungen. 32. Ein Ehrendiplom Herrn Joseph Klar in Berlin für Blumenzwiebeln. C. Obst. 33. Eine grosse silberne Vereinsmedaille Herrn Carl Mathieu in Charlottenburg für Kern- und Steinobst. 34. Eine bronzene Staatsmedaille der Gräfl. Stolberg- schcn Schlossgärtnerei zu Gr.-Cammin (Garten-Inspektor D riese) für Obst. 35. Eine desgl. Herrn H. B. Warne ken, Gut Marssei. Station Burg-Lesum bei Bremen, für Obst und Weintrauben. D. Gemüse. 36. Eine kleine silberne Vereinsmedaille Herrn Kuust- und Handelsgärtner G. Ebers, Hasenhaide bei Berlin, für Melonen. 37. Eine bronzene Staatsmedaille Herren Friedr. v. Grö- ling & Co. in Lindenberg bei Berlin für ein Kartoffel-Sortiment. 38. Eine desgl. der Guts Verwaltung in Osdorf (Oberg. Mende) für diverse Gemüse. 39. Eine desgl. der Gräfl. Dohna’schen Gärtnerei in Kotzenau (Oberg. Gnatz) für Ananas. 40. Eine desgl. Herrn Busse in Franz.- Buchholz für Gemüse. 399 41. Eine bronzene Vereinsmedaille Herrn v. Sydow auf Bärfelde (Oberg. Lincke) für Ananas und Gurken etc. E. Markt- und Handelspflanzen. 42. Eine grosse silberne Staatsmedaille Herrn Franz Blutli für Camellieri, Azaleen etc. 43. Eine grosse silberne Vereinsmedaille Herrn Gustav Ebers, Hasenhaide bei Berlin, für Myrten, Metrosideros etc. 44. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Birkel in Charlottenburg für Piimula chinensis* 45. Eine desgl. der Erziehungsanstalt in Berlin am Urban (Oberg. Ramme) für Cyclamen. 46. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Fricke in Potsdam für Marktpflanzen. 47. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Richter in Potsdam für Marktpflanzen. 48. Eine kleine silberne Vereins med aille Herrn Kunst- und Handelsgärtner Gude, Hasenhaide bei Berlin, für Marktpli anzen. 49. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Schumann in Moabit für Marktpflanzen. 50. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Rössel, Hasenhaide bei Berlin, für Myrten, Azaleen etc. 51. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Käding in Schöneberg für Eriken. 52. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner 0. Neu- mann in Schöneberg für Marktpflanzen. 53. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Kunkel in Schöneberg für Polyanthus tuberosus. 54. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Wieble in Schöneberg für Marktpflanzen. 55. Eine bronzene Vereinsmedaille Herrn W. Kleiner, Georgenkirchhof, für Myrten. 56. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Wendt, Hasenhaide bei Berlin, für Cyclamen. 57. Eine desgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Kosch- mann für Azaleen und Eriken. 400 58. Eine clesgl. Herrn Kunst- und Handelsgärtner Pawlitzky in Moabit für Marktpflanzen. 59. Ein Ehrendiplom Herrn Kunst- und Handelsgärtner Kam os iii Charlottenburg für Fuchsien. CO. Ein desgl. Herrn C. A. Schmidt, für Maiktpflauzen. F. Florblumen etc. 61. Eine bronzene Vereinsmedaille Herrn Kunst- und Handelsgärtner Koschmann für Fuchsien (Schneewittchen). . 62. Eine desgl. Herrn Gustav Ebers, Hasenhaide bei Berlin, für Erythrina. G. Abgeschnittene Sortimentsblumen und Arrangements. 63. Eiue grosse silberne Vereinsmedaille Herrn Harms in Eimsbüttel für ein Kosen -Sortiment. 64. Eiue bronzene Staatsmedaille Herren Halbentz & Engelmann in Zerbst für Georginen. 65. Eine kleine silberne Vereinsmedaille Herrn Härtelt in Rothwasser bei Kohlfurt für Georginen. 66. Ein Ehrendiplom Herrn VVrede in Lüneburg für Stief- m ütterchen. 67. Ein desgl. Herrn Schwanecke in Oschersleben für Viola. 68. Ein desgl. Herrn Garten-Inspektor Wredow in Berliu für Lilium tigrinum. 69. Eine grosse silberne Vereinsmedaille und 30 Mark Herrn Gustav Schmidt in Berlin für die Gesammtleistung in Blumen-Arrangements. 70. Eine grosse silberne Vereinsmedaille Herrn A. Thiel in Berlin für die Gesammtleistung in Blumen-Arrangements. 71. Eine bronzene Vereinsmedaille Herrn Maschner in Berlin für ein Kissen mit Edelweiss und einen Brautkranz. 72. Eine desgl. Herrn Kölke in Berlin für ein Rosenbouquet. 73. Eine desgl. Herrn Look in Berlin für Bouquets aus ge- trockneten Blumen und Gräsern. 74. Eine desgl. Herrn Taussig in Berlin für einen Frucht- korb und 1 Fruchtbouquet. 75. Ein Ehrendiplom Herrn A. C. Schmidt in Berlin für ein Blumeukissen. 401 H. Geräthe. 76. Eine bionzene Vereinsmedaille Herrn Nitsche in Berlin für Garten-Instrumente, Messer etc. 77. Eine desgl. Herrn Bode in Berlin für Giesskanueu. 78. Ein Ehrendiplom Herrn Tessnow in Berlin für eiserne Karren. 79. Ein desgl. Herrn Bohrloch in Berlin für Bouquet- manschetten. 80. Ein desgl. Herren Anciou & Schnerzel in Berlin für Jardinieren etc. 81. Ein desgl. Herrn Schulz in Berlin für Blumentische und Ständer. I. Garten 1 iteratur. 82. Eine grosse silberne Vereinsmedaille Herren Wie- gandt, Hernpel & Parey für die Herausgabe von Lauche’s Deutscher Homologie, namentlich mit Rücksicht auf die trefflich ausgeführten Tafeln. 83. Eine kleine silberne Vereinsmedaille Herrn Hoppe in Pankow für Gartenpläne, unter besonderer Berücksichtigung des Plans eines Landsitzes und eines Gartens in römischem Stil 84. Eine bronzene Vereinsmedaille Herrn Kreis- Ober- gärtner Kuphal in Kyritz für Pläne. 85. Ein Ehrendiplom Herrn Dr. Stoll in Kloster-Neuburg für Herausgabe des Obstgartens 86. Ein desgl. Herrn Finken in Potsdam für Zeichnungen zu Tafeldekorationen. 87. Ausserdem eine grosse silberne Vereinsmedaille Herrn Schriftsteller A. Woldt in Berlin für seine langjährigen fach- geraässen und wissenschaftlich gehaltenen Berichte über Gartenbau- Ausstellungen in der Vossisehen Zeitung. 402 Die grosse Herbst- Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Räumen der Berliner Gewerbe-Ausstellung vom 31. August bis 15. September 1879. T. Abschnitt. Allgemeines. Von L. Witt mack. Mit vielem Bangen und Zagen war der Verein an die Ver- anstaltung seiner Ausstellung in den Räumen der Gewerbe-Ausstel- lung herangegangen. Hatten doch die von Anfang Mai bis Mitte August daselbst veranstalteten Gartenbau-Ausstellungen leider wegen vieler verschiedener Umstände nicht, diejenige Betheiligung gefunden, welche die Berliner Gärtnerei würdig darzustellen im Stande gewesen wäre. Um so erfreulicher war es daher, dass zur grossen Herbst- Ausstellung unseres Vereins alle Gärtner Berlins und Umgegend, sowohl Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues wie der Gesellschaft der Gartenfreunde, desgleichen viele keinem der genannten Vereine ungehörige Gärtner und Garten fi eunde, ja selbst mehrere der berühmtesten Namen von ausserhalb, vor allem aber auch die Direktionen der Kgl. Hofgärten und des Kgl. botanischen Gartens auf Einladung des Vereins und auch des Gruppenvorstandes, und namentlich dessen unermüdlichen Vorsitzenden, Herrn Carl Lackner, ingleichen des Herrn Gartenbau-Direktor Gaerdt, ein- müthig in dem Bestreben gewesen waren, die Gruppe XV, Gartenbau, den übrigen Gruppen der Gewerbe-Ausstellung ehrenvoll an die Seite zu stellen. Im schönsten Maasse ist das gelungen. Verdanken wir dies einerseits der reichen Betheiligung, so nicht minder andererseits dem Talent der Herren Ordner: Haack, Perring, Brandt und C. Ma- thieu. Diese Herren haben es verstanden, die zahllosen Gegen- stände in den ungünstigsten Räumlichkeiten in einer Weise zu einem harmonischen Ganzen zu gruppireu, dass allgemein das nordöstliche Ende der Ausstellung als ein kleines Paradies, die beiden Gewächs- häuser am anderen Ende, voll der seltensten Pflanzen, als ein Schatz- kästlein, und die Fontaine im Mittelportal mit ihrer geschmack- 403 vollen Dekoration von Farnen, Nymphaeen und der Victoria regia als ein Feensee bezeichnet wurden. Der schönste Lohn für all’ ihr Mühen ist aber auch Ordnern wie Ausstellern zu Theil geworden! Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, welche am Tage nach der Eröffnung gemeinsam die Gewerbe-Ausstellung besuchten, sprachen wiederholt ihre vollste Befriedigung sowohl über das Arrangement wie über die Vorzüg- lichkeit der Gegenstände aus, und Ihre Majestät die Kaiserin sen- dete aus eigenem Antriebe als besonderes Zeichen Ihrer Huld Ehren- preise in Form dreier kostbarer Porzellan - Vasen , während Seine Majestät der Kaiser bereits vor Eröffnung der Ausstellung, wie früher, eine goldene Medaille gnädigst bewilligt hatte. Auch Seine Excellenz der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, der am 9. September in Be- gleitung des Herrn Geh. Ober-Regierungsraths Hey der die Ausstel- lung besuchte, sprach sich in hohem Grade befriedigt über die Lei- stungen aus, und bewilligte dem Verein auf Vorschlag des Staats- kommissars (Geh. Ob. -Reg -R. Heyder) 3 grosse silberne Staats- medaillen für Leistungen im Gartenbau. Sehen wir nun, wie d:e Herren Ordner die Ausstellung im All- gemeinen gestaltet, so ist zunächst zu erwähnen, dass die an sich unschöne grosse Blumenhalle am nordöstlichen Ende im Innern bedeu- tend umgeändert worden war. Die Terrassen zeigten sich sehr verbreitert und die Halle erhielt in den ersten Tagen der Ausstellung selbst auch noch mehr Fenster, da zu grosse Dunkelheit herrschte. Die Mittelgruppe dieser Halle nahm die imposante Palmensammlung des verstorbenen Geh. Komm. -Rath Ravene (Oberg. König) ein; sie erschien zum ersten — und leider vielleicht auch zum letzten Male — in einer solchen vollständigen Zahl (82 Spezies in ca. 110 Exemplaren). Es gestattete der Raum jedoch nicht, die ganze Sammlung, die ca. 180 Exem- plare zählt und wohl eine der reichsten Privat-Kollektionen darstellt, aufzustellen. Rechts und links waren Dekorationspflanzen des Kgl. botanischen Gartens, des Kgl. Kriegsministeriums (Oberg. Eisholz), des Herrn Fricke, Wildpark, und des Herrn Pawlitzky aufgebaut, während im Vordergrund die schönen Bouquets und sonstigen Arran- gements der Herren Gustav Schmidt, Thiel, Maschner und Rölke sich anmuthig von dem dunklen Grün abhoben. Die 404 Majestäten verweilten längere Zeit in Betrachtung all’ der herr- lichen Palmen und bedauerten tief, dass mit dem verstorbenen Geh. Komm. -Rath Ravene einer der grössten Pflanzenliebhaber Berlins dahingeschieden. Die rechte schmale Seite der Halle war .eingenom- men von den herrlichen Croton des Herrn Komm. -Rath Gruson in Buckau-Magdeburg (Oberg. Beniner), denen schöne Blattpflanzen als Hintergrund dienten. Seine Majestät der Kaiser äusserte beim Anblick all’ der seltenen Exemplare des Herrn Gruson scherzend, er hätte nie gedacht, dass Herr Gruson, der sich sonst nur mit schwerem Eisen beschäftige, auch so zarten Pflanzen seine Aufmerk- samkeit zuwende — Die linke Schmalseite der Halle gewährt ein besonders anmuthendes Bild durch die malerischen, so verschieden- farbigen Caladieu des Herrn Komm.- Rath Aug. Heck manu (Oberg. Maecker), umrahmt von schönen Baumfarnen und üppigen Palmen Zwei liebliche Cissus hingen von zierlichen Ampeln graziös herab. Auch dieses Bild fesselte die Majestäten ungemein. Ebenso erfreuten sie sich über die herrlichen Arrangements aus abgeschnittenen Blu- men, und Ihre Majestät die Kaiserin nahm huldvoll aus den Händen der Frau G. Schmidt ein Bouquet schöner Rosen entgegen. Aussen war die Vorderfront der Halle in der Mitte durch eine üppige Gruppe immergrüner Gehölze in z. Th. riesigen Dimensionen gedeckt. Ganz besonders ragten hervor 2 mächti e Magnolien und 2 Pittosporum Tobira aus dem Kgl. Schlossgarten zu Charlottenburg (Hofg Kellner), umgeben von Melaleuca fimbriata, Pistacia narbo- nensis, Casuarina Fraseriana, Aucuben, Myrten etc. aus dem Kgl. botanischen Garten, die an den Seiten wieder abgestuft waren durch Phormium tenax, Dasylirion serratifolium etc. An den Seiten da- gegen hatte links eine prachtvolle Gruppe Kalthauspflanzen aus dem Garten des Kgl. Kriegsministeriums (Oberg. Eisholz) Platz gefun- den, darunter eine mächtige Cryptomeria elegans von ca. 6 m Höhe, Cupressus funebris, Cupressus Lawsoniana, Taxodium sempervirensetc., alle nicht viel niedriger. Lächelnd bemerkte hier Seine Majestät der Kaiser, er habe gar nicht gewusst, dass das Kriegsministerium auch solche Schätze berge, er habe dort immer nur Akten gesehen. Ein Promenadenweg trennte die Halle von dem Mittelstück der ganzen Blumen-Ausstellung, das in der Art eines Pleasure-grouuds komponirt war. Um das Centrum, eine hübsche Fontaine, hatte 405 Herr Garten - Inspektor Wredow bereits seit einigen Monaten ein höchst geschmackvolles Arrangement in Form eines Teppichbeetes angelegt, welches als willkommener Kardinalpunkt diente, um rund herum, an den Böschungen, namentlich an der Längsseite vor der Halle, den üppigsten Blumenschmuck hin zu zaubern. An der Frontseite der Böschung waren es besonders die herrlichen Lilium speciesum Thunb. (laneifolium Hort) var. rubrum des Herrn Brandt in Charlott* nburg, umgeben von Tritonia aurea aus dem Borsig’schen Garten in der Mitte des obigen Randes, sowie die feurigen Pelargonien des Herrn Cur io - Weissensee, welche das Auge fesselten, unter letzteren ganz besonders die neueren Sor- ten: Souvenir de Carpeaux (gefüllt rosa) und President Thiers (einfach Scharlach), ebenso dessen zahlreiche Begonien und Pe- tunien. Ihnen reihte sich im schönen Verein rechts eine gemischte Gruppe blühender und buutblättriger Pflanzen aus dem Königlichen botanischen Garten, wie Abutilon Darwini, A. Tonnellianum, A. Schneeball, Erica Limanniana, Hypericum salicifolium, Leche- naultia splendcns, Myrtus tenuifolius, Stevia glutinosa u. s. w., ferner Pelargonien des Herrn Fr icke und kleine Coniferen des Herrn Mosisch (letztere aus der permanenten Ausstellung) an, während links die herrlichen Kultur - Exemplare von Coleus aus dem Borsig’schen Garten (Gartenbau- Direktor Gaerdt) stimmungs- voll hinüberleiteten zu den Fuchsien des Herrn Kamos. Dies Ganze war umsäumt von Lorbeerbäumen des Herrn Harder (zur permanenten Ausstellung gehörig), von Myrten des Herrn Schuster (Oberg. Krull), von 2 her» lieh blühenden riesigen Clethra arborea (dem Maiblumenbaum , wie die zahlreichen Besucher die PHanze nannten) aus dem Ravene’scheu Garten, und vor allen von 2 mäch- tigen Orangen aus dem Kgl. Schlossgarten zu Charlotteuburg, in deren Mitte eine riesige Araucaria Bidwilli aus dem Garten des Kriegsmini.'teriums Platz gefunden. Die gegenüber liegende Böschung hatte links (vom Parterre ge- sehen) neben der permanenten Ausstellung von Gehölzen des Herrn L. Späth Herr Oberg. Haack aus dem Garten der Frau Ritter- gutsbesitzer Reichen heim mit gewohntem Geschmack in ein von schlanken Gräsern und Cyperaceen, graziösen baumtarnen und son- stigen Blattpflanzen (darunter auch eine Musa Ensete) beschattetes 40G Beet verwandelt, welches an das Ideal eines tropischen Rasens im Urwalde erinnerte. Ihnen zur Seite traten wieder Neuholländer des Kgl. botanischen Gartens, und in der Mitte der Böschung erhoben sich die zahlreichen hoch- und niederstämmigen Rosen des Herrn K iese wetter-Genthin, welche den Hauptanziehungspunkt auf dieser Seite bildeten. Rechts von ihnen schlossen sich wieder Gehölze des Herrn Späth, Agaven des Herrn Mosisch und Obstgehölze des Herrn Lorberg (alle drei permanent) an. — • Umsäumt war auch diese Böschung an de.- oberen Kante von Lorbeern des Herrn Har- der, von 2 Orangen aus dem Charlottenburger Schlossgarten, von Myrten des Herrn Schuster, von einer riesigen Punica Granatum aus dem Ravene’schen Garten, einer prächtigen Cedrus Deodara aus dem Gattendes Kriegsministeriums, vonGunnera, Ym caundChamaerops des Herrn L. Mathieu und von Araucarien und Viburnum Tinus des Herrn A Hardt. Rechts von dem ganzen Blumengarten hatten die schönen Coniferen der Herren Schnitze - Charlottenburg (Ober- gärtner Bergemann) und Jul. Kuntze- Charlottenburg, die Lor- beern, Yucca und sonstigen Blattpllanzen des Herrn Fricke- Potsdam, die Gehölze des Herrn Mosisch (permanent) Platz ge- funden, links wurde das Bild eingefasst von deu Alleebäumen des Herrn C. Schulze und den permanenten, die Strasse verdeckenden Gehölzanlagen, denen zu Füssen sich eine lange Reihe von Markt- pflanzen, z. Th. den Hauptexportartikeln Berlins, ausgestellt von den Herren Gustav Ad. Schultz- Eckartsberg, Otto Neumann- Schöneberg, Kleine r, St, G eorgenkirchhof, Kose h m an n und Kamos- Chailottenburg ausdehnte. So schweifte das Auge von dem stilvollen Parterre des Herrn Garten-Inspektor Wredow, dessen Rasen Seine Majestät der Kaiser ganz besonders lobte, über die reizendsten Blumenanlagen hinüber nach den ernsteren Laub- und Nadelhölzern, die das Ganze male- risch umschlossen — wahrlich ein bezauberndes Bild! Dieser Blick fesselte auch unwillkürlich die Majestäten bei Ihrem ersten Eintritt in den Blumengarten in vollstem Maasse; Sie hemmten Ihre Schritte und sprachen huldvolle Worte über solche Leistungen der Berliner Gärtner zu den Führenden aus.*) Ihre Majestät die Kaiserin aber *) Der Besuch Ihrer Majestäten war so plötzlich angesagt, dass ausser den Mitgliedern des Ceutral-Conntes, den Herren Fritz Kühnemann, Vogts und 407 empfahl noch ganz besonders die Kultur der Coniferen als eines der wirksamsten Mittel in der Garten-Scenerie. Unmittelbar an diesen abgeschlossenen Tneii der Gartenbau- Ausstellung grenzte ein Beet mit gut kultivirten Prim ln des Herrn Bi rkel- Charlotteniburg, ein anderes mit vorzüglichen Zwerg-Granaten des Herrn Fr. Bluth und eins mit besonders üppigen Tuberosen des Herrn Kunkel, während auf der gegenüberliegenden Seite unter der Aussenhalle der eigentlichen Gewerbe-Ausstellung die abgeschnit- tenen Georginen der Herren Hablentz & Engel mann in Zerbst und Härtel in Roihwasser, die Trockenbouquets des Herrn Look, die Bouquetmanschelten des Herrn Bohrloch, die Rosen des Herrn Jungk-Jena und des Herrn Harms-Hamburg, die Stiefmütterchen der Herren W rede -Lüneburg und Soli wanecke-Osehersleben Auf- stellung erhalten hatten. Vor allen waren es hier die zahlreichen abgeschnittenen Rosen des Herrn Harms, welche die Aufmerksam- keit der Majestäten erregten; Ihre Majestät die Kaiserin aber sprach hier den innigen Wunsch aus, dass man doch über dem Stre- ben nach immer schönerer Form und Farbe der Rosen nicht eine der Hauptsachen, den herrlichen Duft, vernachlässigen möge. „Ich habe erst in diesem Frühjahr die grosse Ausstellung der Londoner Gartenbau-Gesellschaft besucht“, so waren die Worte Ihrer Majestät, „und habe auch dort prächtige Rosen gesehen, aber wenn man den neueren Rosen sich nähert, so vermisst man nur zu oft den Wohl- geruch. Da lobe ich mir doch die alte Centifolie, die ewig schön bleibt, die Moosrose, die Gloire de Dijon etc.!“ Wir hoffen, dass diese Worte Ihrer Majestät nicht ungehört verhallen werden. Hat sich doch auch schon anderweitig derselbe Wunsch erhoben. Von ganz besonderer Schönheit waren die Granaten des Herrn Franz Bluth, ebenso die nahe dem Eingang aufgestellten Sehau- ptlanzen derselben Gattung des Herrn J. Kunze (J. C. Schmidt), welcher auch noch den hübschen Blüthenstrauch des Herbstes, Clethra Komm.-Rath Weigert, vom Verein nur Herr Gartenbau-Direktor Gaerdt und der General - Sekretär beim Empfange gegenwärtig sein konnten. Letzteren beiden wuido die Ehre der Führung in der Gartenbau- Ausstellung zu Theil. Der Direktor des Vertins, Excell Sulzer, schloss sich später au, nachdem auch einer der Ordner, Herr Perring, die Ehre gehabt hatte, gleich mehreren Aus- stellern vorgestellt zu weiden. 408 alnifolia, ihnen beigesellt hatte, und das schon erwähnte Exemplar aus dem Ravene’schen Garten. Die geschmackvollen Garten - Anlagen des Herrn Stadtgarten- Direktors Mächtig, die in der letzten Zeit durch mehrere Teppich- beete der Herren Benda und Wahlsdorf ausser den schon früher vorhandenen der Flora und der Herren 0. Neumann, Kunkel und Wen dt noch bedeutend verschönert worden, begrenzen den folgenden längeren, geradlinigen Theil der erwähnten Aussenhalle. Hier fes- selten hauptsächlich blühende Markt- und Kalthauspflanzen das Auge. Zunächst auf der Terrasse neben den permanent ausgestellten vor- züglichen Blumenzwiebeln des Herrn Friebel die Cyclamen der Herren G. A. Schultz, dann eine zu einem anmuthigen Bilde zu- sammeng' stellte Kollektion von Blumen- und Gemüse-Neuheiten, ge- zogen von der Berlinischen Garten-Gesellschaft „Versuchsgarten“ in Treptow, unter denen besonders die Astern und Torenia Fournicri spectabilis durch Schönheit der Blumen, ein Amarantus gibbosus durch hübsches Kolorit und Tra ht hervorragten Cyclamen des Herrn 0. Neumann und die sich durch besonders gute Kultur aus- zei< hnenden Cyclamen der Erziehungsanstalt am Urban, Obergärtner Ramme, schieden diese Gruppe von der grossen Ausstellung des Herrn R. Brandt -Charlottenburg, welche den grössten Theil der Tafel einnahm. Beginnend mit schönen Verbenen (unter denen die Sorten Argus, Marquis ä la Panzoni, primulaeflora hervorragten), setzte sich diese Gruppe zusammen aus gut gefüllten Petunien, gefüllten Pe- largonien (besonders schön: Mad Waddington, rosa, Henri Beurier, rosa-lachsfarben, Mr. de Mareere, M. Gelein Lovagie, schön scharlach- roth, grossblumig), Heliotrop (darunter album plenum, Anna Pfitzer, Gloire desMassifs), niedrigen und mittelhohen Lautana (Vert luisant, Roi des pourpres, Faust, Figaro etc ) und schönen Fuchsien in Kro- nenform. Hierauf folgten die Cyclamen des Herrn Wendt, während die Primeln und Cyclamen, sowie die schönen Fuchsien (Schnee- wittchen) des Herrn Kose h mann die Reihe beschlossen Gegenüber der Terrasse umrahmten vorzügliche Azaleen und Metrosideros des Herrn G. Ebers, gut kultivirte Eriken und Azaleen des Herrn A. Käding und desgl. Azaleen und Myrten des Herrn Rössel die mit den Teppichbeeten der Flora und der Herren Benda (unstreitig dem schönsten von allen) und Wendt geschmückter) 409 Rasenböschungen. - — An den Wänden der Halle dagegen, wo Herr Garten-Inspektor Wredow eine grosse Zahl seiner Gartenpläne wäh- rend des ganzen Sommers ansgestellt, hatten Herr Garten-Ingenieur Hoppe und Herr Kreis-Gärtner Ku phal-Kyritz eine Anzahl sehr hübscher Gartenpläne, Herr Finken dagegen Zeichnungen zu Tafel- dekorationen im Kronpriuzl. Palais und Herr Direktor Hüttig (per- manent) mehrere Pläne der von ihm in Schweden ausgeführten Gar- tenanlagrn angebracht. Ein ganz besonderer Schmuck war, wie schon erwähnt, der Fon- taine in dem nun folgenden Hauptportal der eigentlichen Gewerbe- Ausstellung verliehen worden. Bereitwilligst hatten die Ordner dem Wunsche des Herrn Fritz Kühnemann entsprochen, dem es immer als ein Ideal vorgeschwebt, die Fontaine, ihrem hervorragenden Stand- ort gemäss, entsprechender, als bisher geschehen, zu dekoriren. „Da kamen bei Nacht, eh' man’s gedacht“, die Gnomen der Firma Schäffer & Hauschner und trugen zierliche Tuffsteine herbei; in früher Morgenstunde des Eröffnungstages erschien der Meister der gärtnerischen Zauberkunst, Herr Haack, und llugs waren die schön- sten Baumfarne, Aroideen und Maranten zwischen den Steinpartien in graziösester Weise anfgebaut. Der Obermeister aber, Herr Gar- tenbau-Direktor Gaerdt, vollbrachte ein Wunder, was wohl noch auf keiner Ausstellung gesehen: Er schuf inmitten eines Bassins, das er mit den schönsten exotischen Seerosen schmückte, die maje- stätischste aller Nymphäen: die herrliche Victoria regia, und noch dazu eine wurzellose Varietät, indem er nämlich, so oft eine Blume in dem Victoriahause des Borsig'schen Gartens aufgeblüht, dieselbe abschneiden und hierher bringen liess. — Zwei herrliche Musa Ensete aus dem Ravene'schen Garten, w^eit kräftiger als wir sonst die Musen uns denken, hielten zu beiden Seiten der holden Nymphen Wa Otto Hendel, 1879. — Der Verfasser hält sich, unserer Ansicht nach, zu sehr bei der Vorrede, d. h. beim allgemeinen Theil, auf und bringt bei dem Ab- schnitt „Bestandteile und Bau der Pflanzen“ die absurdesten Dinge vor, z. B. p G4 bei Blumenkrone, p. G5 Blutenstaub etc. — Gyps soll nach Ansicht des Verfassers (p. 44) nur auf die Pflanzen, gar nicht auf den Boden wirken. (!) — Der praktische Theil ist besser. Dr. F. Teich man n, Der junge Mineralog. Darstellung des Gesammt- gebictes der Mineralogie. Mit Abbildungen. 2. verb. Aufl. kl 8. 119 S. Eleg. geb. Preis 1 Mk. Halle a. S. , Otto Hendel. — Wenn es möglich ist, auf 119 kleinen Seiten einen Abriss der Mineralogie und Petrographie zu gebeu, so dürfte in vorliegendem Werkchen das Notwendigste zusammengestellt sein. Die Eintheilung ist aber veraltet, der Namen vielleicht schon zu viele, die che- mische Konstitution, die allerdings bei der Eintheilung der Mineralien zu Grunde gelegt ist, ist iui Text zu wenig berücksichtigt. Mehr Figuren wären wün- schenswert gewesen. Register fehlt. Dr. Gustav Bernhardt, Di*1 Schmetterlinge. Eine Anleitung zur Kennt- niss der Schmetterlinge und Raupen, welche in Deutschland Vorkommen, nebst einer Anweisung, Schmetterlings- und ltaupen-Samml ungen zweckmässig anzu- legen. Mii 35 kolorirten Abbildungen auf G Tafeln 7. Aufl kl. 8. Eleg. geb. Preis 1 Mk. Halle a. S., Otto Hendel. — Eine kurze, fassliche Anleitung für Anfänger auf diesem Gebiet. Nur die Abbildungen hätten wir besser gewünscht; auch wäre bei den Namen Angabe der Autoren wohl notwendig gewesen, ebenso ist kein Register der lateinischen Namen vorhanden. l)r. Otto Penzig, Die Dornen von Arduina ferox E. Mey. Regensburg, 1879. 8. 7 S. Mit einer Tafel. (Sep -Abdruck us der „Flora“ 1879 Nr. 22.) Alph. Lavallee, Arboretum Segredanuin. Enumeration des arbres et arbrisseaux cultivez a Segiez (Seine et Oise). Comprenant synonymie et leur origine av< c l’inäication d’ouvrages daus lesquels ils se trouvent figures. Paris. Librairie J. B. Bailiiere et fils. 1877. 319 S. 11. F. Jonkman, Geschlachtsgeneratie der Marattiaceeen. 1879. Druk van de firma L. E. Bosch & Zoon, Utrecht, 4. 60 S. Mit 3 iithogr. Tafeln. 440 J. C. Jacobsen et Tyge Rothe. Description des. scrres du jardin bo- tanique de l’universite de Copenhague, avec l’explication du plan du jardin, tel qu’il a ete arrete et execute en 1871 — 1874. Copenhague, 1879. gr. fol. 21 S. und ]6 Tafeln. Preisverzeichnisse sind eiugegangen von: J. D. Zocher & Voorhelm Schneevogt in Haarlem (Holland). — Emil Liebig, vorm. L. L. Liebig in Dresden. — Vilmorin, Andrieux & Co. in Paiis. — Otto Mann in Leipzig. — Wilhelm Pfitzer in Stuttgart. Personal-N achrichten. Der Rentier und trübere Kuust- und Handelsgärtner E. Crass f am 25. Vugust er. im 78. Lebensjahre. Inhalt. 625. (ausserordentliche) Versammlung des Vereins zur Be- tör d v i u n g d t s G arte n ba u es. (Giesse Herbst - Ausstellung. Interessante Wurzelstücke. Anbauversuche mit Bohnen. Carica Papaya.) — Protokoll über die Veitbeilung der Preise auf der grossen Herbst- Ausstel- lung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. — Die grosse, Herbst- Ausgtellon g des Vereins zur Beförderung des Garten- baues in den Räumen der Berliner Gewerbe Ausstellung. 1. Ab- schnitt. Allgemeines Von Dr. L. Wittm ack. — Dr. C. Bolle, Ueber Catalpa, iusonderheit über einen neuen nordamerikanischen Baum dieser Gattung, Catalpa speciosa, Sargent. — Pr. 0. Wolf- fenstein, Phytoptus lycopersici W. — W. Lauche, Der deutsche Obstbau und die deutsche I omologie. — Ed. Pynaert van Goert, Erdbeere „Königin Marie Henriette“. — Beurtheilung einiger blumistischer Neuheiten. — Vermischtes. — Ausstellungen. — Literatur. — Eiugegangt n< PreisVei zeichnis-e. — Per.s< nalnachrichten. Die nächste Sitzung des Vereins zur Beförderung des Gar- tenbaues findet am Mittwoch, den 24 September c., pünktlich Nachm. 4 Uhr, im Palmenhause des botan Gartens statt. Die Tages- Ord nung wird bei Beginn der Sitzung mitgetheilt werden. Die Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins versammelt sieh am Freitag, den 3. Oktober 1879, präzise 7^ Uhr, Wilhelmstrasse 108, zu ihrer Monats -Sitzung und wird die Tages-Ordnung vor Beginn der Sitzung ausgegeben werden. Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Köuigl. Prenssischen Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redakteur : Dr. L, Wittmack, General-Sekretär des Vereins, Custos des Kgl. landw. Museums , Privatdocent an der Universität. Adresse des Vereins: Adresse des Schatzmeisters, Rentier Sonntag: Heidin SW., Scliiitzenstr. 26. Berlin S., Alexandrinenstr. 51. No. 10. Berlin, im Oktober 1879. 626. Versammlung* des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Staaten. Verhandelt Berlin, den 20. August 1879. I. Das Protokoll der vorigen Sitzung wurde ohne Bemerkun- gen genehmigt. II. Zum Mitgliede wurde vorgeschlagen: Herr Kunst- u. Handelsgärtner Pawlitzky, Moabit 1 1 7 1 • 1 8, durch Herrn Per ring. III. An dieser Versammlung, die hauptsächlich zur Erinnerungs- feier an den verewigten Prof. Karl Koch bestimmt war, nahm am h Frau Prof. Koch und deren Familie, sowie mehrere Freunde des Verstorbenen Theil. IV. Der stellvertretende Direktor, Herr Dr. Bolle, ertheilte zunächst Herrn Inspektor Bouche das Wort, um über die seitens des Königl. botanischen Gartens ausgestellten Ptlanzen zu berichten und anderweitige Mittheilungen, die in der Monatsschrift besonders abgedruckt werden, zu machen. In Bezug auf Torreya myristica bemerkte Herr Dr. Bolle, dass er diese Conifere seit 12 Jahren im Freien halte. Sie wird im 29 442 Winter nur mit etwas Rohr umgeben, wächst aber sehr langsam und ist jetzt erst 1 m hoch. V. Hierauf hielt Herr Dr. Bolle in meisterhafter Form die angekündigte Gedächtnissrede auf Prof. Karl Koch, welche auf die Versammlung den tiefsten Eindruck machte. (Dieselbe ist be- reits im Augustheft der Monatsschrift abgedruckt.) Zu dieser Erinnerungsfeier war seitens des freien deutschen Hochstiftes in Frankfurt a. M. folgende Depesche eingegangen: „Die Verwaltung des freien deutschen Hochstiftes, zur Sitzung vereinigt in Goethe’s Vaterhaus, bekundet ver- ehrungsvoll ihre herzlichste Theilnahme an der Erinnerungs- feier zu Ehren des hochverdienten Meisters der Pflanzen- kunde, Herrn Prof. Karl Koch; sein Andenken bleibe ge- segnet hier wie dort. Freundesgruss allen Freunden deut- scher Wissenschaft. Hochachtung dem Verein zur Beför- derung des Gartenbaues. gez. Volger, Obmann.“ Durch einen Irrthum in der Adresse kam die Depesche erst un- mittelbar nach Schluss der Versammlung zu deren Kenntniss. VI. Herr Garten - Inspektor H. Fintelmann legte Rhamnus frangula aus der Nauener Stadtforst vor, welcher an Blättern oder Stengeln ganz durch einen Rostpilz, Aecidium Rhamni Pers. Obs. (A. crassum Pers. Syn.) verunstaltet war. Dieser Pilz ist, wie Dr. Witt mack bemerkte, mit dem Berberitzenrost, Aec. Berberidis, nahe verwandt und ihm auch insofern ähnlich, als er, wie dieser, den Rost auf dem Getreide mit veranlagst. Während aber der Ber- beritzenrost in seiner zweiten und dritten Generation als Uredo linearis Pers. und Puccinia graminis Pers., d. h. als gelbrother und schwarzbrauner Rost, besonders auf Wintergetreide lebt, findet sich die zweite und dritte Generation des Aecidium Rhamni meist auf Sommergetreide, besonders Hafer. Die gelbrothen Rosthaufen, welche zuerst, nachdem die Sporen des Aecidium Rhamni auf dem Hafer eingedrungen sind, auftreten und aus einzelligen Sporen bestehen, heissen Uredo rubigo-vera D. C., die im Nachsommer auftretenden schwarzbraunen, aus zweizeiligen Sporen bestehenden Puccinia coronata Corda. Herr H. Fintelmann legte ferner' Blätter von Populus tre- m u 1 a vor, die an den Rändern stark umgerollt waren. Es dürfte 443 dies nach Dr. Wittmack wohl von Pemphigus affinis Kaltb. veranlasst sein. Aehnliche Umrollungen fand Dr. Wittmack kürz- lich bei Altenbrak im Harz an Prunus spinosa, die wohl durch Aphis prunicola Kaltb. bewirkt sind. Weiter zeigte Herr H. Fintelmann Blätter von Acer cam- pestre vor, welche auf der Oberseite mit schön roth gefärbten, zierlichen Gallen dicht besetzt waren, und regte an, ob man nicht etwa diese Missbildungen fortzüchten und so eine interessante Ahorn- form erzielen könnte. Nach Dr. Wittmack werden diese Gallen durch eine Milbe, Phytoptus (Volvulifex) Aceris Am. hervor- gerufen. Endlich legte Herr H. Fintelmann ganz vorzüglich ausgebil- dete Kartoffeln in riesiger Grösse vor, die Herr Kunst- und Han- delsgärtner R. Meyer, Mildpark bei Potsdam, gezogen. Es waren dies: Schneeflocke, Alpha und Weisse Rosen-Kartoffel. Von jeder Sorte hatte Herr Meyer ca 5 hl geerntet; die einzelnen Stau- den trugen zwar nicht überreich, aber die Knollen zeichneten sich alle durch ihre ausserordentliche Gleichmässigkeit in der Grösse so- wie durch schönes Ansehen, dünne Schale etc. aus. Die Kochprobe ergab später, dass, trotz der riesigen Grösse, der Geschmack ein sehr feiner war. VII Herr Kunst- und Handelsgärtner Lu bätsch in Zossen hatte selbstgezogene Hyacinthenzwiebeln von vorzüglicher Beschaffen- heit eingesandt, um zu beweisen, dass es auch ausserhalb Berlins möglich sei, Hyacinthenzwiebeln zu bauen. — Derselbe hatte ausser- dem kranke Gurkenpflanzen übersendet und dabei bemerkt, dass noch niemals die Gurkenkrankheit solchen Schaden bei ihm ange- richtet habe, wie in diesem Jahre. Die Krankheit beginnt mit gel- ben Flecken auf dem Laube und auf den Stengeln , später werden auch die Früchte ergriffen. Diese zeigen schliesslich tiefe Löcher, welche mit einem grauen Pilz bedeckt sind. Herr Demmler sen. fügte hinzu, dass die Gurkenkrankheit in diesem Jahre vorherzusehen gewesen wäre, da sie gewöhnlich nach kaltem Wetter einzutreten pflege. Dr. Wittmack bemerkte, dass in England die Gurkenkrank- heit in den letzten Jahren Gelehrte und Praktiker sehr beschäftige. Es scheinen mehrere Krankheiten vorzukommen, die in dem äusseren 29* 444 Auftreten ähnlich sind, aber auf verschiedenen Ursachen beruhen. Während man bis vor Kurzem annahm, dass allein ein Pilz, My- xosporium (Gloeosporium) orbiculare Berk., die Ursache sei, sind neuerdings einzeln auch kleine, Trichinen ähnliche Würmchen (An- guillulen) in den Wurzeln gefunden, und mag bald das eine, bald das andere die Veranlassung sein. Im vorliegenden Fall zeigen sich einzellige, zweizeilige und vierzellige Conidien, die einem Fusispo- rium (Hypomyces) entsprechen, wahrscheinlich aber erst in Folge der Krankheit aufgetreten sind. Dr. Witt mack theilte weiter mit, dass man in Quedlinburg, z. B bei Gebr. Dippe, die Freiland-Gurkeu gern zwischen Mais baue, da dieser ihnen Schutz gegen Wind giebt. Nach Herrn Dressier ist dies nur in kalten Jahren zweck- mässig, wie es überhaupt dann auch gut ist, die Beete möglichst wenig zu hacken, damit das Unkraut die Gurken schütze. VIII. Herr Demmler sen. übergab einige Kohlpflanzen, die von der Kropfkrankheit (Hernie) befallen waren und an den Wurzeln zahlreiche knollige Auswüchse zeigten. Derselbe theilte mit, dass die Krankheit in diesem Jahre massenhaft im Osten von Berlin, z. B bei Friedrichsfelde, aufgetreten sei. Dr. Wittmack bemerkte hierzu, dass diese Krankheit nach Woronin’s Untersuchungen (Pringheim’s Jahrbücher für wissen- schaftliche Botanik XI p. 548 ff.) von einem Schleimpilz, Plasmo- diophora Brassicae Woron. l.errühre. (S. auch Monatsschrift 1879 S 65.) Ganz neuerdings hat Franck in Leipzig (Bot. Zeitung 1879 S. 398) die alte Meinung, dass dergleichen Anschwellungen durch die Maden der KohlÜiege veranlasst werden, wieder insofern bestä- tigt, als nach ihm zweierlei Arten von Anschwellungen bei Cruci- feren vor' ommen, die eine durch Plasmo diophora, die andere durch die Kohlfliege bewirkt. Letztere Krankheit charakterisirt sich durch eine ungefähr kugelige, ringsum gehende oder einseitige An- schwellung au der Hauptwurzel. Dr. Kessler in Kassel hat da- gegen konstatirt, dass, wenn die unteren Theile des Stengels an KohlpHanzen, unmittelbar über der Wurzel, gallenartige Auswüchse einzeln oder oft wirtelförmig beisammen zeigen, dies durch die Made eines Rüsselkäfers, Ceutoi hynchus sulcicollis, bewirkt ist. 445 (Landw. Zeitung, Organ des landw. Vereins für den Reg.-Bez. Kassel, 1879, daraus in Deutsche landw. Presse 1879 Nr. 69.) Kessler fand bei Kassel an den meisten Pflanzen beide Krankheitserscheinungen, Ceutor hynchus und Plasmodiophora, gleichzeitig. Die von Herrn Demmler übergebenen Exemplare zeigten deut- lich eine Verknollung an den Wurzeln, und zwar nach allen Rich- tungen bin; Spuren von Larven oder Larvengängen waren nicht zu finden, und die spätere mikroskopische Unteisuchung zeigte die Plasmodiophora Brassicae im schönsten Stadium der Sporenbil- dung; ausserdem auch Sporangien einer Chy tridiaceae mit Schwärm- sporen, etwas abweichend von der, die nach Woronin 1. c. gefun- den; ein Hals an dem Bläschen fehlt. (Ob Synchytrium? W.) IX. Als Mitglied wurde aufgenommen: Herr F. B. Wex in Uhlenhorst bei Hamburg, a. u. s. (gez.) C. Bolle. (gez.) Wittmack. Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Verhandelt Berlin, den 8. August 1879. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung und liess durch den Schriftführer das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen. In Folge eines eingegangeneu Schreibens des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, betreffend die Herbst - Ausstellung von Pflanzen etc., ersuchte derselbe namentlich die Herren Gärtner, sich nach Kräften an dieser, mit dem 31. August c. beginnenden und am 15. September c. schliessenden Ausstellung (in den Räumen der Gewerbe-Ausste'lung) zu betheiligen. Herr D riese meldete sich, bevor in die Tages-Ordnung einge- treten wurde, zum Wort, um Namens der nächsten Verwandten un- seres heimgegangenen ältesten und werthgeschätzten Mitgliedes, der Frau Baronin v. Romberg, geh. Gräfin v. Dönhoff, für die Theil- nahme zu danken, welche der Verblichenen bei ihrer Bestaltung sei- tens der Gesellschaft der Gartenfreunde gezollt worden, und erledigte sich des ihm gewordenen Auftrages, den Herrn Grafen Reinhard 446 zu Stolberg- Wernigerode auf Gr. - Kamin als Mitglied anzu melden. Herr Kropp meldete Herrn Obergärtner Wei ekelt zu Fürsten- walde, und Herr Kädiug Herrn Thonwaarenfabrikant W. Schlei- nitz zu Weissensee als Mitglied an. Herr Egge brecht hatte eine Nertera depressa ausgestellt, welche sich wegen ihrer hübschen Früchte sowohl zur Schmückung des Teppichbeetes, als auch für das Wohnzimmer empfiehlt. — Der Herr Aussteller empfiehlt, die Nertera durchaus nicht warm zu hal- ten, sondern so kalt wie möglich zu stellen. Obgleich nach Herrn Eggebrecht’s Meinung dieselbe im Freien bei irgend zweckmässiger Lage aushält, so hat er solches doch noch nicht versucht, sondern die Pflanzen, die sich durch Zerreissen des Wurzelballens sehr leicht und schnell vermehren lassen , erst im Frühjahr beim Beginn der Vegetation iu's Freie gebracht. Herr Neumann legte eine Neuheit, die „Froelichia gracilis“, vor, der er jedoch nicht glaubte das Wort reden zu können. Herr Gude berichtete über die Kohlsorten, die er aus franzö- sischem Samen gezogen, und liess Blätter derselben zirkuliren. Gleichzeitig machte derselbe auf einen Fuchsien-Sämling, den er aus Samen von Schneewittchen gezogen, aufmerksam. Abweichend von der Mutterpflanze baut sich derselbe ganz kraus und zeichnet sich von dieser durch ein myrtenartiges Blatt aus. Der Vorsitzende dankte den ebengenannten Herren für ihre Mittheilungen und ersuchte Herrn Gude, den Sämling von Schnee- wittchen als Neuheit recht bald in den Handel zu geben. Herr Bluth referirte über die vom Ausschuss für das dies- jährige Stiftungsfest getroffenen Vorbereitungen, gegen welche kein Widerspruch erhoben wurde. Der Vorsitzende liess darauf durch den Schriftführer den Ent- wurf des Programms für die nächste Frühjahrs-Ausstellung verlesen. Der Entwurf wurde mit einigen Aenderungen und zwar durch Ein- fügung der Worte: „Die Herren Aussteller werden gebeten, auf obige allgemeine Bestimmungen genau zu achten,“ und dadurch, dass der Preis für blühende Remontant-Nelken, „eine 447 kleine silberne Medaille“, in „eine grosse silberne Medaille“ umge- wandelt wurde, genehmigt. Für den unter Nr. 37. ausgesetzten Preis für einen Gartenplan bestimmte man, diesem den Boppplatz, das ist der Platz am Kott- buser Damm, welcher zwischen der Lachmann- und Schönleinstrasse liegt, zu Grunde legen. Die Fragen, wie vertreibt man die Ameisen und Gartenschnecken aus den Gärten, fanden dahin ihre Beantwortung, dass die ersteren durch Bespritzen mit Petroleum, durch Anwendung von mit Kienöl getränkten Schwämmen, welche unter einen Topf gestellt werden, und auch durch Crepin getödtet würden. Anlangend die Vertreibung der Gartenschnecken , so hat das Streuen von trockenem Gips od r Tabaksstaub insofern das Ab- suchen derselben von den Beeten etc. erleichtert, als sie durch den Gips und Tabaksstaub in ihrem Weiterkriechen behindert wrurden. Die Herren Driese, Späth und Bluth geben aber dem Federvieh, namentlich Puten und Enten, von allen angepriesenen Mitteln, die Raupen, Schnecken und anderes Ungeziefer von den Baumschulen, Gärten und Feldern abzuhalten, den Vorzug, um so mehr, als diese den Feldern, wie z. B. den Kohlfeldern, keinen Schaden zufügen. P r ä m iirungen bei Schluss der Berliner Gewerbe- Ausstellung. Diplome erhielten: Gruppe XV. (Gartenbau): Franz Bluth, W. Harder, Carl Wre- dow, H. Lorberg, L. Spaeth, „Flora“ Charlottenburg, W. Wendt, W. Kurtz, Osdorfer Rieselfelder, Werderscher Obstzucht-Verein, Carl Fr. Friebel, Otto Neumann, Carl Mellieu, Otto Benda, W Niemetz, G. Ebers, 0. Marschner, Louis Ravene, Frau Rittergutsbesitzer Rei- chenheim, A. Thiel. (Voss. Zeitung.) 448 Der deutsche Obstbau und die deutsche Pomologie. Vom Königl Garten-Inspektor W. Lauche. (Schluss.) Der Obstbau wirkt aber auch oft auf andere Geschäfte nütz- lich ein. So hat die Ausfuhr der Koolstockbirn in der Umgegend von St Trond in Belgien die Korbmacherei in Aufschwung gebracht, denn sie erfordert jährlich für 120,000 Francs Körbe zur Ver- packung. Die Vereinigten Staaten von Nord -Amerika haben nach einer Mittheilung der N. Frkf. Pr. 4,500,000 Acres Land dem Obstbau gewidmet, und zwar ist diese Fläche in folgender Weise bepflanzt: 112 Millionen Apfelbäume, 28 Millionen Birnbäume, 112 Millionen Pfirsichbäume, 142 Millionen Weinstöcke. Der jährliche Gesammt- wertb der Obsternte wird im Durchschnitt auf 138,216,700 Dollars berechnet. Den grössten Pfirsiohgarten der Welt besitzt ein Amerikaner Shelterow in Middletown in Delaware. Er verschiffte vor einigen Jahren an 125,000 Körbe Pfirsiche nach New-York, nachdem er aus Mangel an Arbeitskräften 25,000 Körbe ungepflückt lassen musste. Sein Garten bedeckt einen Fläcbenraum von 1000 Acres mit über 100.000 Bäumen. Ein Herr Briggs in Yubacity in Kalifornien hat einen 85 Hektaren grossen Obstgarten angelegt; das Terrain kostete incl. der Bäume und Bearbeitung 30,000 Dollars und wird auf 50.000 Dollars geschätzt. In demselben befinden sich 8000 Pfirsich-, 3000 Aprikosen-, 4000 Kirsch-, 8500 Pflaumen- und 2000 Apfel- bäume, sowie 1000 Birn- und 1500 Wallnussbäume. Interessant sind auch die grossartigen Kulturen von Erd-, Heidel- und Preisselbeeren in Amerika. Von letzteren wurden für 200.000 Dollars, von ersteren für 100,000 Dollars in New-York ver- kauft. Der Acker mit grossfrüchtigen Preisselbeeren (Vaccinium macrocarpum) wrird dort bereits mit 1000 Dollars bezahlt und giebt einen Ertrag von 300 Dollars. In Deutschland steht nun trotzdem die Obstkultur leider noch lange nicht auf der erreichbar höchsten Stufe der Vollkommenheit, ja es darf nicht verschwiegen werden, dass sie noch nicht einmal in 449 allen Gegenden des deutschen Vaterlandes heimisch geworden ist. So kommt es denn, dass der deutsche Obstbau bei weitem nicht unser Bedürfniss an Obst zu befriedigen im Stande ist, dass der Konsum an Obst im Reich einen bedeutenden Import erfordert. Die Einführung getrockneten Obstes nach Deutschland steigt von Jahr zu Jahr; in den Zollverein betrug dieselbe durchschnitt- lich in den Jahren 1851—1854 etwa 104,017 Ctr., 1855—1859 142,756 Ctr., 1860—1864 183,506 Ctr., und 1865 282,960 Ctr. Die Einfuhr hat also in steter Steigerung zugenommen; rechnet man den Ctr. nur zu 24 Mark, so hat der Zollverein jährlich mindestens 3,600,000 Mark für trockenes Obst an das Ausland gezahlt. Im Jahre 1872 betrug nach amtlichen Zoll-Ausweisungen die Einfuhr von frischem Obst in den Zollverein nicht weniger als 742,639 Ctr. Es kamen von Dänemark 81, Ostsee 422, Russland 915, Oesterreich 318,142, Schweiz 366,000, Frankreich 21,444, Bel- gien 2436, Niederlande 11,016, Nordsee 378, Bremen 399, Hamburg 18,364, preuss. Zoll- Ausschluss 2455 und Oldenburg 1 Ctr. In den Jahren 1872 — 1875, also innerhalb des kurzen Zeit- raums von 4 Jahren, betrug das in’s Ausland gehende Geld für die Einfuhr von Obst die ungeheure Summe von 43,749,000 Mark, sage 43 Millionen Mark. Nach der in den vom statistischen Reichsbureau publizirten Tabellen über den Waarenverkehr im Zollverein für das Jahr 1877 gegebenen Auskunft über die Einfuhr und Ausfuhr Deutschlands an frischem Obst beträgt der Verkehr pro 1877 von Dänemark 119, Ostsee 423, Russland 2044, Oesterreich 382,262, Schweiz 99,251, Frankreich 36,170, Belgien 16,862, Niederlande 31,520, Nordsee 231, Bremen 294, Hamburg 21,169, preuss. Zoll-Ausschluss 6818, Oldenburg 1115 Ctr., im Ganzen also 598 278 Ctr. An getrocknetem Obst wurde eingeführt: aus Dänemark 10, Ostsee 3657, Russland 10, Oesterreich 221,400, Schweiz 1518, Frank- reich 1856, Belgien 3992, Niederlande 6824, Nordsee 1512, Bremen 24,392, Hamburg 28,600, preuss. Zoll-Ausschluss 8464, Oldenburg 262, Postverkehr 112 Ctr., im Ganzen also 302,609 Ctr. Diese höchst bedauerliche Thatsache hat aber nicht einzig ihren Grund in der geringen Ausdehnung unseres Obstbaues und unserer Obstanlagen, auch nicht in der meistens mangelnden Kenntniss der 450 verschiedenen Manipulationen, welche Anzucht, Pflege, Düngung und Schnitt der Obstbäuine erfordern, noch viel weniger in dem Mangel an rationeller Kultur und mangelhafter Verwerthung des Obstes, sondern in erster Linie ist es die fehlerhafte uud unrichtige Aus- wahl der bei uns angebauten Sorten, welche fremdes Obst in so immenser Menge auf den deutschen Markt zieht. Das Fundament eines rationellen Obstbaues ist ohne Zweifel die Sortenkenntniss oder Homologie. Wir sündigen häutig bei un- seren pomologischen Anpflanzungen gegen die richtige Wahl, haben daher oft Missernten und mangelhafte Erträge zu beklagen. Wer aus dem Obstbau Nutzen ziehen will, der treffe die für seine Ge- gend, für die besonderen klimatischen, örtlichen und Bodenverhält- nisse geeignete Wahl der Sorten, beschränke sich auf eine möglichst geringe Zahl der anzupflanzenden Varietäten und lokalisire diesel- ben, wie man es in Frankreich längst gethan hat, wo z. B. in der grossen Baumschule von Andre Leroy in Angers im Grossen kaum ein Dutzend Aepfel- und Birnsorten veredelt und vermehrt werden. Den in der Gegend bereits erprobten Sorten von Werth, nach denen stets Nachfrage auf dem Markte sein wird, weil ihre guten Eigenschaften bekannt sind, füge mau die anerkannt besten bewährten Sorten bei. Oberdieck sagt schon in seiner Anleitung zur Kenntniss und Anpflanzung des besten Obstes für das nördliche Deutschland 1852 S. 49 ganz richtig: „Die grösste Gefahr droht der Pomologie von dem noch immer fortgehendeu massenhaften Anwachsen neuer Sor- ten, die bereits auf eine Zahl gestiegen sind, dass selbst eigentliche Pomologen nicht mehr im Stande sind, alles vorhandene Obst genau kenueu zu lernen, und wenn das so fortgeht, es mit den Obst- früchten zuletzt wohl gehen möchte, wie mit Pelargonien, Georginen und anderen Blumen, dass über dem stets Neuen das Alte verloren geht. In der übergrossen Zahl der Obstfrüchte liegt vorerst das grösste iiinderniss eines weiteren Fortschritts der Pomologie! Bringt man noch immerfort ohne hinreichende Ursache neue Früchte in’s Publikum, so hat höchstens der Erzieher einen kleinen Vortheil davon, aber selbst Pomologen können dann die vorhandene Obst- masse mit ihren Forschungen nicht mehr umfassen und das Publikum wird gegen Obstkenntniss gänzlich gleichgültig und muss sich, wie — 451 — schon jetzt geschieht, den Baumschulen-Inhabern auf Diskretion er- geben nnd gar oft unzweckmässig pflanzen. Möchte man zunächst allgemeiner aufhören, immer noch mehr zu sammeln und stets neue Früchte in’s Publikum zu bringen, was forthin nur geschehen darf, wenn eine neue Fracht vor anderen gleichzeitig reifenden wirklich Vorzüge hat. Ich glaube nicht, dass es gelingen könne, noch Besseres als bereits vorhanden ist zu erzielen, als höchstens im Einzelnen, und die erwachte Sucht nach neuen Früchten dient gegenwärtig nur dazu, Spekulationen auf den Geldbeutel der Pflanzer rege zu machen. Statt mehr zu sammeln, wollen wir uns beschränken, das Beste auszuscheiden, die vorhandenen besten Obstsorten immer noch genauer nach ihren Eigenschaften und bestem Gebrauch kennen zu lernen, iLre Beschreibungen zu vervollkommnen, neue Unterschei- dungsmerkmale und Kennzeichen an ihnen aufzusuchen, und dadurch zur Hebung des Obstbaues und dei Obstkunde beizutragen und unsere Pomologie von allem unnöthigen Ballast zu entledigen.“ Auch in Belgien ist man zu der Einsicht gekommen, die Sorten zu beschränken, und Professor van Houlle fordert im Bulletin d’arboriculture 1875 eine Preisaufgabe für eine beschränkte Aus- wahl der besten Birnen für jeden Monat des Jahres. Er sagt, Jeder- mann sei überzeugt, dass die Zahl der Obstsorten für die Kultur zu gross sei, dass es im Interesse der Züchter wie der Konsumenten liege, dieselbe zu verringern. Namentlich sei dies bei den Birnen nöthig, wo über 2000 Varietäten geführt würden, von denen Huu- derte kaum bemerkenswerte Unterschiede böten, 50, höchstens 75 Sorten für die verschiedenen Jahreszeiten genügten vollständig. Diese Vereinfachung würde schwer einzuführen sein, denn was würde aus dem Garten eines solchen Garteufreundes, der nur diese aus- rangirten Früchte gerade kultivirt? Was wird aus der Liste, welche Herr X. empfohlen hat? u. s. w. Männer, welche sich mit der Po- mologie und Obstbaumzucht beschäftigen, müssen es als ihre fort- währende Pflicht ansehen, die Liste der empfehlenswertesten Sorten zu vereinfachen, und er würde vorschlagen, dass man jährlich in allen Ländern Europa’s, wo die Kultur der Birnen lohnend ist, und auf allen pomologischeu Ausstellungen, welche gehalten werden, die Lösung folgender Preisaufgabe forderte: „AVelches sind die 2 besten Varietäten für den Juli, die 3 für den August, die 6 für den Sep- 452 tember, die 9 für den Oktober, die 8 für den November, die 8 für den Dezember, die 6 für den Januar, die 3 für den Februar, die 3 für den März und die 2 für den April? Man gelange dann zu einem Resultat, das, ohne vollkommen zu sein, Jedermann genügen würde, dann könnten auch die Baumschulenbesitzer diese vermehren und verbreiten.“ Auch Prof. Koch spricht sich in seinen Vorlesun- gen über die „deutschen Obstgehölze“ energisch in diesem Sinne aus. Welchen Schaden muss der Obstbau nicht erleiden, wenn immer- fort, meistens zu erhöhten Preisen, neue, noch gar nicht bei uns beobachtete und auf ihr Verhalten und ihren Werth hinlänglich ge- prüfte Sorten empfohlen werden? Als Beispiele solcher Sorten will ich nur einige anführen, z. B. Edelrother, Edelböhmer, Kienast’s Reinette, Sary Sinach, Himbsel’s Rambour, Heliote Dundas, Com- missaire Delmotte, Souvenir de Leopold I. Nur solche Bestrebungen sind anzuerkennen, die darauf gerichtet sind, die werthvollsten, reichtragendsten und dauerhaftesten, für unser Klima geeigneten Obstsorten auszu wählen und zu verbreiten, dagegen das weniger Gute zu beseitigen. Denn was hat die Pomologie und Wissenschaft davon, dass dergleichen werthlose Sorten bis in’s Un- endliche vermehrt, verbreitet, gesammelt und erhalten werden? Wenn auch dagegen gesagt wird, dass der Pomologe Alles sammeln und beschreiben müsse, wie ja der Botaniker alle Unkräuter benenne und beschreibe, so ist doch darauf zu erwiedern, dass der Botaniker keine Unkräuter als solche beschreibt und dass es keinem Gärtner noch Botaniker einfällt, alle Varietäten und Formen der Georginen, Ver- benen, Fuchsien, Petunien, Aurikoln, Nelken u s. w. zu beschreiben und zu erhalten. Das Bessere ist auch hier des Guten Feind, und wir haben es beim Obst ebenfalls nur mit veränderlichen Varietäten zu thun, die sich jährlich durch Aussaaten leicht um Hunderte ver- mehren Hessen. Der Forscher, der alle Obstsorten der Beachtung, Untersuchung uud Erhaltung würdig hält und deshalb alle Sorten pflanzt, beschreibt und erhält, die längst als werthlos anerkannt sind, leistet für die Verbreitung und Hebung des Obstbaues nur wenig, denn in der grossen Menge von Obstsorten, die er nur in einer kurzen Zeit und nicht einmal alle Jahr zu beobachten Gelegenheit hat, geht ihm nicht selten die Erkenntniss des wirklich beachteuswerthesteu Obstes ver- 453 loren, die Beschreibungen und Empfehlungen werden mangelhaft und der Verkauf der Sorten in Stämmen und Reisern wird oft zur Hauptsache. Die Welt verliert nichts daran, wenn auch die auftauchenden vielen mittelmässigen Sorten nicht beschrieben, vermehrt und erhal- ten werden, wohl aber ist die Möglichkeit vorhanden, dass man die- selben verbreitet und anpfhmzt. In Staatsanstalten liegt natürlich die Sache anders. Da sollen alle älteren und neueren Sorten angepflanzt, beobachtet, geprüft, die besten für die verschiedenen Zwecke und Lagen empfohlen und vor der Anpflanzung nicht bewährter Sorten gewarnt werden. Geschieht dies mit der gehörigen Sorgfalt und werden die Beobachtungen unter verschiedenen klimatischen Verhältnissen gemacht, so kann dem Obstbau treibenden Publikum viel Geld und Enttäuschung erspart werden. Die allgemeinen Versammlungen deutscher Pomologen haben sich hauptsächlich dadurch ein grosses Verdienst um den Obstbau erworben, dass sie in den verschiedenen Versammlungen mit grosser Umsicht eine Anzahl der besten und nutzbarsten Obstsorten zur all- gemeinen Anpflanzung für die verschiedenen wirthschaftlichen Zwecke, Lagen, Boden, Formen bezeickneten und damit die Auswahl erleich- terten Die erste Versammlung, hervorgerufen durch den Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, und namentlich durch die Bemühungen des damaligen General-Sekretärs Prof. Koch, fand in Naumburg 1853 statt; ihr folgten die Versammlungen in Gotha 1857, in Berlin 1860, in Görlitz 1863, in Reutlingen 1867, in Braun- schweig 1872, in Trier 1874 und in Potsdam 1877. Selbstverständlich sind diese Obstsorten für die gewöhnlichen und guten Obstlagen in Nord- und Süddeutschland bestimmt, für die rauheren und sehr hohen Lagen können nur lokalgültige Listen aufgestellt werden, bei denen vor Allem auf Dauerhaftigkeit, Fruchtbarkeit und Nutzungs- werth der Sorten für die Wirthschaft Rücksicht zu nehmen ist, von ihrer Güte für die Tafel aber meistens ganz abgesehen werden muss. Dass dies Verzeichniss nicht für alle Zeiten gelten kann, ist selbst- verständlich, es enthält die nach dem jetzigen Stande der Kenntniss, Beobachtung und Erfahrung der Pomologen bezeiclmeten Sorten und giebt dem Obstzüchter eine Garantie, dass die empfohlenen Sorten 454 auch gedeihen und tragen, wenn er bei der Auswahl berücksichtigt, was über Boden, Düngung, Lage u. s. w. gesagt ist. Um nun dem Obstbau treibenden Publikum die Vergleichung und genaue Kenntniss dieser Sorten zu ermöglichen, sind dieselben in der bei Wiegandt, Hempel & Parey in Berlin erschienenen „Deut- schen Pomologie“ abgebildet und beschrieben, auch mit Kulturbemer- kungen versehen, sowie über die schädlichen Insekten und Krank- heiten das Nöthige gesagt. Es soll keineswegs die Anpflanzung aller 5U Aepfel, 50 Birnen u. s. w. vorgeschlagen, noch viel weniger an- gepriesen werden; der Obstbautreibende soll sich vielmehr auf diejeni- gen Sorten der grossen Auswahl beschränken, die den lokalen Verhält- nissen seines Wohnsitzes entsprechen. Die detaillirten Beschreibun- gen, die Angaben über Boden, Lage, Schnitt, Unterlage, wirthsehaft- lichen Werth u. s. w., welche der Text bietet, werden ihn in den Stand setzen, mit Sicherheit die rechte Wahl treffen zu können. Das vorliegende Werk bringt, abweichend von der bisherigen Art der Darstellung der Früchte in pomologischeu Werken — schwarze Um- risszeichnungen — die einzelnen Obstsorten in sorgfältig ausgeführ- ten Durchschnittszeit hnungen und in ganzer Ansicht. Damit der Obstzüchter aber im Stande sei, die richtige Benennung der von ihm bisher angebauten oder der neu bezogenen Sorten mit grösserer Sicherheit und Leichtigkeit festzustellen und zu kontroliren, sind die Abbildungen aufs Sorgfältigste in Farbendruck ausgeführt wor- den, der durch die Verlagsbuchhandlung so vorzüglich gut bewerk- stelligt ist, dass die nach der Natur gemalten Nachbildungen den Originalen bis in’s kleinste Detail entsprechen. Mit gleichgesinnten Pomologen strebe ich danach, dem Obstbau im deutschen Keiche die Stellung zu erringen, die er schon längst in Frankreich und Belgien einnimmt. Möge es mir gelungen sein, durch Herausgabe dieses Werkes, das ich dem Wohlwollen aller Obstzüchter und Pomologen empfehle, dem vorgestreckten Ziele näher zu kommen. Actinidia polygama Sieb. Auf den Artikel im Juliheft S. 319: „Actinidia polygama von W. Lauche“ gingen dem Verfasser folgende beide Zuschriften zu: 455 „Ihre mit Illustrationen versehene Beschreibung der Actinidia polygama Sieb, in der letzten Monatsschrift unseres Gartenbau- Ver- eins veranlasst mich, Ihnen zur Vervollständigung derselben noch einige nicht unwichtige Notizen hinzuzufiigen, die Sie vielleicht Ge- legenheit nehmen, auch noch zu veröffentlichen. Ich habe nämlich den Samen dieser Actinidia im Jahre 1870 an die Herren Garten- Inspektor Bouche und Baumschulenbesitzer Späth in Berlin von Japan aus gesendet, weil dies dort wild wach- sende Bankgewächs ganz ausserordentlich wohlschmeckende Früchte trägt, die mir als eine werthvolle Einführung erschienen. Der Werth dieser Frucht besteht darin, dass sie durch alle Stadien der Reife- zeit genossen werden kann, mit der noch harten Beere beginnend, bis zur verschrumpften Ueberreife, immer lein und wohlschmeckend und so beschaffen, dass sie auch nach dem PHücken längere Zeit aufbewahrt und versendet werden kann. Was den Geschmack be- trifft, so bietet sie einen förmlichen Ersatz für eine ganze Reihe unserer beliebtesten Früchte, denn, noch hart und förmlich abknackend, hat sie bereits einen feinen Apfelgeschmack , und in ihrer weiteren Entwickelung schmeckt mau namentlich die Feige, Stachelbeere, Erd- beere und Traube heraus, und auch die schönsten Rosinen, wenn schon Reif und Schnee die Gefilde bedecken. — Den Samen fand ich, entgegen Ihrer Zeichnung, so feinkörnig, dass es mir, trotz aller angewendeten Mühe, s. Z. nicht gelang, denselben auszuwaschen, auch war er kaum mit den Augen wahrzunehmen und durch das Gefühl gar nicht zu erkennen. Es blieb mir daher nichts weiter übrig, als denselben mit dem zähen, schleimartigen Fleische auf Pa- pier zu streichen, an der Luft zu trocknen und mit einem Briefe nach Berlin zu senden. Er ging aber an beiden Orten reichlich auf, und ich habe von beiden Herren Empfängern mir im Jahre 1873 einige Pflanzen ausgebeten, die hier vortrefflich gedeihen, auch schon seit 3 Jahren blühen, zu meinem Bedauern aber noch keine Früchte angesetzt haben. Da ich indessen auch in Japan nur an wirklich starken Stämmen Früchte gefunden habe, so gebe ich mich immer noch der Hoffnung hin, dass sie auch hier uns noch damit erfreuen werden, und deshalb war es mir sehr lieb, zu hören, dass Ihre mir sehr wohl bekannte Pflanze, die wohl älter als die meinigen ist, diese Hoffnung bereits bestätigt hat. Ich muss aber 456 darauf aufmerksam machen, dass der Standort dieser Actinidia in Japan immer ein entschieden nasser und kalter ist, denn sie wächst fast ausschliesslich nur an den Rändern und Ufern der eiskalten Gebirgsgewässer und Giessbäche, wo sie alle Bäume und Gesträuche überrankt und zu Boden zieht, so dass man die grössten Geläge und undurchdringliche Dickichte davon antrifft, besonders in den nur schwach mit Holz bestandenen Ausläufern der Gebirge, denn im Schatten der Bäume gedeiht sie auch nicht. — Die grossen Jessocr Bären und auch die häufig doit vorkommenden Wachbäreu nähren sich von den Früchten. Die Japaner achten diese kostbare Frucht nur wenig, denn sie kommt nur selten auf den Markt und auch auf dem Lande und in den Bergen naschen wohl höchstens die Kin- der einmal davon. Das liegt aber daran, dass die Japaner über- haupt nicht den Genuss reifer, aromatischer und süsser Früchte lie- ben, denn sie brechen selbst die grossen, schönen Pfirsiche steinhart und verzehren sie in diesem Zustande. Die von Ihnen erwähnte Actinidia. kalomikta Maxim, ist dort auch stark vertreten. Sie wächst als Strauch auf tiockeueu Höhe- ländereien bis in den Dünensand der Seeküste hinein, oft das domi- nirende Gesträuch bildend. Wenn ich mich recht entsinne, trägt diese Actinidia röthliche Beeren. Ausserdem giebt es aber noch eine andere Spezies von Actinidia, die der A. polygama im Blatt und ganzen Habitus so ähnlich sieht, dass ich sie lange Zeit von dieser nicht zu unterscheiden vermochte, bis ich endlich herausfand, dass die Rinde der starken Stämme und Nebenzweige von der A. polygama abblätterte, während die Rinde der anderen Art fest sitzen blieb, korkartig dick und tief gekerbt war. Die Bliithen dieser letzteren Art waren, so viel ich mich ent- sinne, auch weiss, aber grösser und effektvoller als die der A. po- lygama, und die sehr schön geformten und glänzend roth gefärbten Früchte sassen in einem grünen, steifen Kelch, sind aber so ent- setzlich streng und ätzend giftig schmeckend, dass ich nur einen einzigen sehr kurzen Versuch machte, denselben kennen zu lernen. Actinidia polygama habe ich in der Hoffnung auf den werth- vollen Fruchtansatz bereits zu meinem eigenen Bedarf vermehrt und könnte ca. 3 m lange, kräftige Pflanzen abgeben, falls Liebhaber dafür sich finden sollten. — Als Dekorationspflanze, selbst auf trok- 457 kenem Boden gepflanzt, sucht sie ihres Gleichen, besonders wenn sie nicht mehr so üppig wächst und dann sich dichtere, kurze Laub- partieen bilden. Sie giebt im Frühjahr mit das erste Grün, und wenn sie dann auch einmal ganz schwarz herunterfriert, so nimmt sie das durchaus nicht übel, sondern ist nach wenigen Tagen mit ihrem saftig-grünen Schmucke wieder da. Flecken Zechlin, 12. August 1879. R. Gaertner.“ „lieber die Actinidia Kalomikta, die Sie im Vereins-Monatsheft besprachen und geringschätzend abfertigen, erlaube ich mir einige Notizen zu machen. A. Kalomikta ist seit etwa (> Jahren im Kgl. Garten zu Oliva als frei auf dem Rasen stehendes Gehölz angepflanzt, gegen Westen geschützt durch eine 6 m hohe, mit Schlingpflanzen bezogene Mauer. Der etwas mit Kalk und Ziegelschutt gemischte sandige Boden wurde mit Lehm und Lauberdezusatz gekräftigt und das Gehölz da- durch zu üppiger Entwickelung gebracht. Sie bedeckt sich mit vielen überhängenden, wenig rankenartigen Zweigen, die an vorjähri- gem Holz viele zierliche, glockenförmige, weisse Blüthen nebst Blättern entwickeln. Das Gehölz ist ein besonderer Schmuck, weil etwa V3 der beim ersten Trieb sich entwickelnden Blätter zur Hälfte, selbst mehr, aber auch weniger, der Quere nach bis zur Blattspitze lebhaft rein weiss gefärbt sind. Das Weiss geht von Mitte Juli ab in zart rosa über und ist. vom August ab lebhaft dunkelrosa gefärbt. Die Färbung hält bis September vor und wird erst spätei missfarbig. Diese lebhafte Färbung giebt dem Gehölz einen besonderen Werth, wozu der leichte Habitus und die reiche und freudig-grüne Belaubung beiträgt. In keinem Werk oder keiner Abhandlung ist ein solches Buntwerden beschrieben, und habe ich dieses Gehölz weder in hiesigen noch auswärtigen Gärten gesehen Ich habe dies Gehölz von Simon Louis freres bei Metz be- zogen, es ist mir aber nicht bekannt, ob die Pflanze dort bunte Blätter besitzt. Ich vermehre sie durch Ableger, die hier bunt bleiben. Oliva*, 14. August 1879. Schoudorff.“ Königl. Garten •Inspektor. 30 458 Die Entwickelung der Birne und des Apfels. Von W. Lauche und L. Wittmack. Hierau Tafel VI. und VH. Die Frucht des Birnbaums, Pirus communis L , und des Apfel- baums, Pirus Malus L. , wird gewöhnlich als eine „Scheinfrucht“ bezeichnet, weil nicht die Fruchtblätter allein daran Theil nehmen, sondern die verdickte, fleischig werdende Achse mit ihnen verwächst Eich ler hat aber in seinen Blüthendiagramraen II. 499 darauf hin- gewiesen, dass dies nicht gerechtfertigt ist, da man dann alle unter- ständigen Fruchte, bei welchen doch stets die peripherische Schicht von der mehr oder minder becherförmig erweiterten Achse gebildet ist, auch so nennen müsste — Es soll nun hier nicht untersucht werden, ob der fleischige Theil der „Apfelfrucht“ (Pomura), wie wir kurz mit einem älteren Ausdruck die Frucht sämmtlicher Pomaceen nennen wollen, nur aus der verdickten Achse besteht, oder ob, wie dies manche Missbildungen anzudeuten scheinen, auch die Basen der Kelchblätter mit daran Theil haben (siehe Wittmack in Sitzungsber. des bot. Vereins der Provinz Brandenburg XIX (1877) 140 ff.; vergl. auch Pirus prunifolia); es soll hier vielmehr nur die Entw'ickelung der Birne und des Apfels von der Bliithe bis zur Rei e in Zwischen- stufen von je 1 Monat erläutert und dabei die Frage des Kernhauses näher erörtert werden. Im Allgemeinen sprechen die Figuren so für sich selbst, dass wenig hinzugefügt zu werden braucht. Tafel VI. stellt die Birne „Gute Fouise von Avranches“ in ihren verschiedenen Entwickelungsstadien dar. Fig. 1 die Blüthe von unten gesehen, Fig. 2. dieselbe von oben, nach Entfernung der Kro- nen- und Staubblätter, um die bis zur Basis völlig von einander getrennten Griffel zu zeigen, Fig. 3. die Blüthe von der Seite. Fig. 4. und Fig.’ 12. (letzteres ein Stadium kurz vor der Blüthe) zeigen die 5 Fruchtfächer, und was ganz besonders wichtig ist, auch die 10 Hauptgefässbündel (5 für den Kelch, 5 für die Krone). Diese Gefässbiindel werden bei der Birne im Gegensatz zum Apfel mit der fortschreitenden Reife immer unkenntlicher, so dass sie zur Reife- zeit oft ganz zu fehlen scheinen. In Wirklichkeit werden ihre sträng- Taf VI. 'I'af VII. II 'Lauche ■.Li 459 artigen Elemente nur nicht so stark verdickt wie beim Apfel und treten deshalb, zumal bei der Birne sich viele Zellen in sog. Stein- zellen oder Granulationen verwandeln, nicht so hervor. — Fig. 5. zeigt einen Längsschnitt zur Blüthezeit, vergrössert, und man erkennt deutlich, dass die G-efässbündel von Fig. 4. direkt nichts mit den eigentlichen Fruchtblättern, dem Kernhaus, zu thun haben; diese letzteren besitzen vielmehr besondere Gefässbündel, welche in der Achse mit jenen zu einem centralen Strang zusammentreten — Fig. 6., 7. u. 8. stellen die „Gute Louise von Avranches“ im Alter von 4 Wochen dar, Fig. 9., 10. u. 11. dagegen im Alter von 2 Monaten, während Fig. 13., 14. und 15. sie nahe vor der völligen Reife zeigen. Man sieht an den Querschnitten überall die nach aussen abgerundeten Fächer des Kernhauses mit den beiden meist neben einander, fast auf gleicher Höhe eingefügten Samen. Anders bei dem Apfel, dessen Entwickelung auf Tafel VII. an dem „Charlamowsky“ erläutert ist. Im Allgemeinen entsprechen die Figuren-Nummern denen der Tafel VI. — Fig. 2. zeigt deutlich im Gegensatz zur Birne, dass die 5 Griffel beim Apfel an der Basis verwachsen sind, Fig. 7. und 11. dass, wie bekannt, die Fächer des Kernhauses nach aussen spitz, Fig. 13. dass die Samen meist iibereinand.r angeheftet sind. In Fig. 4. treten die beim Apfe viel mächtiger entwickelten 10 Hauptgefässbündel deutlich hervor, Fig. 5 zeigt, dass diese, ebenso wie bei der Birne, schon an der Basis abzweigen und dass die Fruchtblätter besondere Gefässbündel besitzen. Fig. 8., 10. u. 13. erläutern, wie die Hauptgefässbündel durch die Verdickung des untersten und obersten Tlieils der Achse gewissermaassen überwallt und scheinbar mehr in’s Innere gerückt werden. Bekanntlich wechselt die Richtung, welche diese Gefässbündel hierbei annehmen, je nach den Sorten ausserordentlich; es ist aber klar, dass dies vorzugsweise durch die Art, in welcher die Ver- dickung der Achse erfolgt, bedingt ist. Ein länglicher Apfel wird deshalb auch meist in schwachem Bogen aufsteigende Gefässbündel haben, ein breitgedrückter wird die Gefässbündel bauchig, mehr flach zwiofelförmig nach den Seiten vortretend zeigen. Die verschiedene Art des Gefässbündelverlaufs giebt den Pomologen wichtige Anhalts- punkte bei der systematischen Beschreibung der Aepfel. Geh Rath 30* 460 v. Flotow hat nun, wahrscheinlich nur um einen kurzen Ausdruck zu haben, den ganzen inneren Theil des Apfels bis zu den Gefäss- bündeln als Kernhaus bezeichnet, während er das eigentliche Kern- haus Samenkapsel nennt (Pomol. Monatssehr. 1857, 36), und die meisten Bearbeiter des Illustrirten Handbuchs der Obstkunde sind ihm hierin gefolgt (Bd. I p. 9). Es scheint uns aber angemessen, den Begriff Kernhaus oder Fruchtgehäuse doch wieder in seiner eigentlichen Bedeutung zu nehmen und darunter nur den von den pergamentartigen Fruchtblättern umschlossenen Theil zu verstehen, denn der zwischen diesem Kernhaus und den Gefässbiindeln liegende Theil des Fleisches hat, wie die Entwicklungsgeschichte lehrt, keine Beziehung zu den Fruchtblättern, höchstens den, dass diese an ihn angewachsen sind. — Es ist auch gewissermaassen nur zufällig, dass die Gefässbündel beim Apfel (und der Birne) so weit im In- nern liegen und nur durch die ausserordentliche Entwickelung des äusseren Theils des Fleisches bedingt (vergl. Tafel VI u. VII. Fig. 4. mit 14.). — • Bei Pirus baccata und spectabilis ist es zwar noch ähnlich, bei Crataegus und Sorbus aber, und ganz besonders bei der Mispel , liegen sie viel weiter nach aussen , bei letzterer dicht unter der Schale. Da musste mau denn fast die ganze Frucht als Kern- haus bezeichnen, und damit würde sich wohl Niemand einverstanden erklären wollen. Wünschenswert!! wäre es allerdings, für den von den Gefäss- bündeln begrenzten inneren Theil des Fleisches einen kurzen techni- schen Ausdruck zu haben; vielleicht möchte sich dazu die Bezeich- * nung „Inneres Fleisch“ empfehlen. Die grosse Herbst- Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Räumen der Berliner Gewerbe-Ausstellung vom 31. August bis 15. September 1879. 11. Abschnitt. Die Warmhauspflanzen. Von W. Perring, Kgl. Universitätsgärtner. Unter allen Erzeugnissen des Gartenbaues nahmen die Warm- hauspflanzen unstreitig den hervorragendsten Rang ein, wie dies 461 ja auch fast auf jeder grösseren Herbst-Ausstellung der Fall sein wird, weil gerade in dieser Jahreszeit die meisten Pflanzen des Warmhauses auf der höchsten Stufe ihrer Entwicklung stehen, schön blühende Kalthauspflanzen dagegen, mit Ausnahme der Flor- blumen, fast gänzlich fehlen. Die Warmhauspflanzen waren je nach dem höheren oder ge- ringeren Grade ihrer Empfindlichkeit in den beiden Gewächshäusern und in der grossen Halle ausgestellt. Das grössere, 15 m lange und 6 m breite Puls’sche Gewächs- haus, mit halbrund gebogenem Satteldach, enthielt die seltensten und empfindlichsten Pflanzen der Warmhäuser und eignete sich zu der Ausstellung dieser Pflanzen ganz vorzüglich. Dieselben waren auf dem niedrigen Mittelbeete und auf den schmalen Seitentischen sehr vortheilhaft aufgestellt und fanden daselbst die Bedingungen, welche zu ihrem Gedeihen erforderlich sind, in viel höherem Grade vor, als wie dies jemals auf einer hiesigen Ausstellung der Fall gewesen ist. Der einzige Fehler, den das Haus hatte, war der Mangel eines Vor- baues vor der Eingangsthür. In Folge dessen hatten die in der Nähe des Eingangs stehenden empfindlichsten Pflanzen bei dem steten Oeffnen und Schliessen der Thür etwas von der dadurch erzeugten Zugluft zu leiden. Auf der links vom Eingänge befindlichen Tablette hatte der Kgl. Gartenbau-Direktor Gaerdt aus den Schätzen des Gartens der Frau Geh. Commerzienräthin Borsig eine grössere Anzahl Schau- pflanzen ohne Goncurrenz ausgestellt. Die schönste dieser schönen Pflanzen, ja die schönste Pflanze in der ganzen Ausstellung, war das 0,75 m hohe und 1,25 m breite Anthurium crystallinum. Die 24 Blätter von 0,50 — 0,75 m Länge und untadelhafter Form und Zeichnung gruppirten sich über dem Topf der Pflanze kegelförmig und deckten denselben von allen Seiten vollständig; es war eine Schaupflanze, die allen Anforderungen genügte. Ausserdem sind noch besonders hervorzuheben: Dichorisandra ovata, von 1 m Durchmesser, mit 10 prächtig blauen Blüthenrispen, Philodendron Wendlandii, 1 m breit, Alocasia cuprea C. Koch, 0,75 m Durch- messer, Cyanophyllum magnificum, eine Pflanze, die wir seit längerer Zeit auf unseren Ausstellungen vermisst haben, zwar noch jung, aber desto schöner. 1 m hoch und 1,25 m breit, Coccoloba 462 pubescens, 1 m hoch, von seltener Schönheit. Ferner waren die beiden Gattungen Maranta und Dracaena (Cordyline) durch je ein Dutzend Schaupflanzen in den besten und neueren Arten und Ab- arten vertreten. Der Glasgiebel des Hauses wurde durch hohe Käffeebäume, Zuckei rohrpflanzen, sowie durch eine, an einem 2 m hohen und 1 m breiten Spaliere gezogene Mimosa pudica L. gedeckt. Die Zwischenräume zwischen den Schaupflanzen füllten reichblühende Gloxinien, Vriesia splendens, schöngefärbte Gissus discolor, Selagi- nellen und Farne würdig aus. Ueber den Pflanzen hingen reich- blühende Stanhopeen und verbreiteten ihren angenehmen Duft durch das ganze Haus. Auf der Tablette rechts vom Eingänge standen 27 neue Dracaenen- und 20 neue Cro ton -Züchtungen aus dem Garten des Herrn Commerzienrath Gruson in Buckau (Obergärtner Leidner). Die Pflanzen hatten noch keine Namen, sondern vorläufig nur fort- laufende Nummern erhalten, weil sie noch nicht alle vollständig characterisirt waren. Eine genaue Beschreibung der einzelnen Pflanzen ist unter diesen Umständen nicht erforderlich, hoffentlich bietet sich uns auf einer späteren Ausstellung Gelegenheit, die Züchtungen sämmtlich vollständig characterisirt und mit Namen versehen zu besichtigen und zu beschreiben. Unter den Dracaenen fanden sich etwa ein Dutzend 0,75 — 0,90 m hohe Pflanzen von musterhafter Kultur vor, die anderen Exemplare hatten dagegen 0,30 — 0,50 m Höhe. Die meisten Pflanzen waren roth, röthlich und gelblich, dagegen nur wenige weisslich gezeichnet, erstere zeigten einige Aehnlichkeit mit Dr. terminalis stricta und magnifica, letztere mit Dr. Tellingi. Die Croton wiesen viel lebhaft gelb gefärbte, kleinblättrige Zwerg- formen auf. Vor allen aber zeichneten sich zwei, wahrscheinlich von G. longifolium und aucubaefolium abstammende Varietäten durch ihre langen, schmalen, dunkelgrünen, lebhaft gelüpunktirten Blätter höchst vortheilhaft und als ganz neue Formen aus. An diese neuen Züchtungen schlossen sich die bekannten Ravenea Hildebrandti des Herrn Handelsgärtners Neumann- Schöneberg und an diese die seltenen neueren Pflanzen des Kgl. botanischen Gartens (Garteninspector Bouche) an. Unter den letzteren Pflanzen fanden sich besonders schöngezeichnete, 463 theilweis blühende Bromeliaceen, wie Tillandsia Saundersii, Vriesia splendens, Aechmea miniate, A. discolor vor, ferner zwei Schau- pflanzen von Adiantum Farleyense, Pandanus Boucheanus C Koch mit Frucht, Spigelia splendens mit röhrenförmigen lebhaft roth gefärbten Blüthen mit weisser Spitze, und endlich Artanthe Rollisonii, eine sehr grossblättrige Piperaceae, die wohl eine grössere Verbreitung als Blattpflanze für Warmhäuser verdient. Die herz- förmigen. graugrünen, unten weisslichen Blätter erreichen einen Durchmesser bis zu 0,50 m. Der Stengel und die Blattstiele sind mit Längsrippen versehen, und diese mit weissen Haaren filzartig besetzt. Die Pflanze scheint nicht sehr empfindlich zu sein, schnell zu wachsen und sich leicht aus Stecklingen zu vermehren. Wenn es gelingt, reife Früchte von ihr zu ziehen, wie dies im vorigen Winter im hiesigen botanischen Garten der Fall gewesen ist, kann man aus dem feinen Samen Tausende von jungen Pflanzen ziehen, die in einem Jahre zu schönen Exemplaren heranwachsen. Das 10 m lange, 3 m breite und nur 0,30 m hohe Mittelbeet des Gewächshauses war ausschliesslich von der Schlossgärtnerei Reuthen bei Spremberg (Obergärtner Massias) mit Blattpflanzen besetzt. Die mit dem Preise Sr. Majestät des Kaisers gekrönte Leistung dieser rühmlichst bekannten, sehr grossen Gärtnerei zeichnete sich durch ausserordentliche Reichhaltigkeit der ausgestellten Samm- lungen, vor allem aber durch die grosse Zahl neuer und neuester, in Berlin noch nicht ausgestellter, zum Theil sogar noch nicht im Handel befindlicher Pflanzen höchst vortheilhaft aus. Auf dem vorderen Theile des Beetes präsentirte sich die aus 42 ausgewählten Sorten und 80 Exemplaren bestehende Dracaenen- Sammlung dem Eintretenden. Den hinteren Theil des Beetes nahm die aus 54 Sorten und 70 Exemplaren bestehende Maranten-Samm- lung ein. ln der Mitte des Beetes paradirten die 24 verschiedenen, meist sehr seltenen Schaupflanzen auf etwas erhöhtem Standort. Die 27 neueren Einführungen, sowie die Sortimente von Bertolonien und Acer japonicum standen dagegen auf den Seitentischen am hinteren Ende des Hauses. Beim Eintritte in das Haus lenkte sich der Blick unwillkürlich auf eine majestätisch über der Dracaenen- Gruppe schwebende, prachtvolle Nepenthes Hookerii, die ihre 7 kolossalen, brillant 464 gezeichneten Kannen tief genug herabsenkte, um dieselben genau besichtigen zu können. Als Gegenstück hierzu hing über dem hin- teren Ende des Beetes Nepenthes Rafflesiana als würdige Ri- valin. Ein Paar so schöne Kannenträger wie diese beiden Pflanzen erinnern wir uns nicht, bisher auf einer deutschen Ausstellung ge- sehen zu haben; möchten dieselben in weiteren Kreisen Veranlassung zur Kultur der schönen und interessanten Gattung Nepenthes geben! Leider gestattet uns der Raum nicht, alle hier ausgestellten Pflanzen so genau zu beschreiben, wie sie es verdienten, wir müssen uns desshalb darauf beschränken, nur einzelne besonders hervor- zuheben. In der Drae aenen-Sammlung ragte unter allen Pflanzen Dr. Goldieana, von über 1 m Höhe, durch ihre musterhafte Kultur und prachtvolle Zeichnung ganz besonders hervor Ausserdem fielen auf: 3 grosse Dr. hybrida, 3 Dr. Mrs. Wills, 3 Dr. recurva, im Habitus der Dr. Escholtziana ähnlich, aber mit mehr zurückge- schlagenen, dunkelpurpurn gefärbten Blättern; ferner wären von älteren echten Dracaenen noch zu nennen: Dr. Lenneana, umbra- culit’era, marginata latifolia, Rumphii und Dr. latifolia, eine der Dr. Rothiana ähnliche Art, jedoch mit noch breiteren, längeren und mehr zurückgeschlagenen Blättern. Die Marant en-Sannnlung bestand fast aus lauter Schaupflanzen, und enthielt die neuesten Arten. Durch besondere Schönheit und Grösse bis zu über 1 m Durchmesser zeichneten sich aus: Maranta Massangeana, orbifolia, smaragdina, vittata und Wagneri. Unter den Schaupflanzen erregte ganz besonders die über 2 m hohe Euphorbia alata durch ihre streng pyramidale, starre Form die allgemeine Aufmerksamkeit. Es ist eine der Euphorbia anti- quorum ähnliche Art, mit fleischigen, 3 kantig geflügelten, dunkel- grünen, quirlförmig gestellten Seitenzweigen; eine Pflanze von eigen- thümlich bizarrer Tracht, in dieser Beziehung einige Aehnlichkeit mit Araucaria imbricata zeigend. Das ausgestellte Exemplar hat bereits mehrmals die Reise über den atlantischen Ocean gemacht und ist auf der Welt-Ausstellung in Philadelphia mit einem ersten Preise ausgezeichnet worden. Ausserdem verdienen von den Schau- pflanzen noch eine ganz besondere Erwähnung: eine, unter dem Namen Amomum Cardamomum ausgestellte Scitamineae (eine 465 wohl noch nicht richtig bestimmte Pflanze, die früher auch unter dem Namen Maranta Groenewegiana in den Gärten vorkam) von 1 m Durchmesser und 1,30 m Höhe, mit blutrothen Flecken auf der Unterseite der Blätter, ferner 3 Cycadeen, Dioon edule, Stan- geria paradoxa und Macrozamia corallipes, mit ihren dunkelgrünen, lebhaft glänzenden, an der Basis der Fiederblättchen weissröthlich gefärbten Wedeln reich besetzt, mehrere grosss Gacteen, Pilocereus senilis, 0,75 m hoch, und Echinoeereus Krausei, in Halbkugel- form von 0,50 m Durchmesser, sowie eine blühende All am an da nobilis, in Ballonform gezogen, von 1,25 m i urchmesser und 1,50 m Höhe und ein bei uns seltener, schwer zu kultivirender Farn, Gleichenia rupestris, rund formirt, von 0,40 m Durchmesser. Eine dritte sehr interessante Sammlung der Reut hener Schloss- gärtnerei bestand aus 7 Sorten Bert o ; onien, denen sich 7 ganz neue Van Houtt e’sche Züchtungen in dieser Gattung a’s neue Ein- führungen anschlossen. Die älteren Sorten bestanden aus: Bertolonia albo-punctatissima, maculata, marmorata, Mirandei, roseo-punctatis- sima, smaragdina und Van Houttei, der schönsten Sorte, welche auch von den neuesten Züchtungen hierin nicht erreicht wird. Die Sorte hat dunkelgrüne Blätter, welche mit einem dichten Netze von breiten, hell- purpurrothen Adern bedeckt sind; es ist eine Pflanze mit auffallend schöner Zeichnung, die hierin wohl kaum von einer anderen übertroffen werden dürfte. Die sieben neuen Sorten dieser Gattungen waren : Ber- tolonia Disraeli, dunkelgrün, schwach rothpunktirt, B. Galeierae, B. Gladstonei, hellgrün mit schwachen weissen Adern durch- zogen, Killischi, silberfarben geadert auf hellgrünem Grunde, Ohlendorffi, ähnlich Van Houttei, aber mit schwächerer Zeichnung, Rodeckei, gute Varietät, Blätter dunkelgrün mit weissen Adern und Punkten dicht überzogen. Unter den Neuheiten waren ferner nachstehende 9 Farne vorhanden: Acrophorus hemipterus mit langen aufrechtstehenden, einfach gefiederten Wedeln, Fieder- blättchen sichelförmig, Adiantum neo-guineense, dem Adiantum cuneatum ähnlich, Adiantum Williamsi mit ziemlich grossen, dun- kelgrünen Fiederblättchen, Anemidyction Phyllitidis tesselatum, eine buntblättrige Form der alten gärtnerisch ziemlich werthlosen Anemia (Anemidyction, Osmunda) Phyllitidis Sw., mit breiten grün- lichgelben Mittelstreifen in den Fiederblättern, Blechnum pul- 466 chellum, noch zu klein, um ein Urtheil über den Werth der Art abgeben zu können; dieselbe hatte einige Aehnlichkeit mit Polypo- dium Pardisiae. Dagegen waren die beiden Nephrolepis Duffi und davallioides furcans in kräftig entwickelten Exemplaren vorhanden. Erstere ist eine schwachwüchsige Art, sie besitzt kleine halbrunde Fiederblättchen, welche, wie auch die Blattstiele, mit braunen Spreuschuppen reich besetzt sind. Nephrolepis davallioides furcans ist, wie die Stamm-Art, von robustem Wuchs, und hat leb- haft hellgrün gefärbte, breite Fiederblättchen, welche an ihrer Spitze sehr schön gabelig getheilt sind. Pteris umbrosa cristata und Pteris serrulata Leyi sind zwei monströse Formen der bekannten Arten. Bei der ersteren Varietät sind die Spitzen der Fiederblättchen kammförmig getheilt, bei der letzteren Form laufen dieselben in eine sehr lange Spitze aus. — Agaven waren in 3 Arten und Abarten vertreten Agave micrantha albo-picta ist eine zwar nicht ganz neue, aber doch immer sehr schöne Form, die blaugrünen Blätter sind mit breiten milctnveissen Mittelstreifen durchzogen, Agave Schiedigera minor ist eine kleine hübsche Form der Stammart, A. Victoria reginae ist eine der neueren, besten und w^erthvollsten Arten. Aralia spectabilis gehört zu den schönsten Arten ihres Geschlechtes, die doppelt gefiederten Blätter tragen ziemlich grosse hellgrüne Fieder- blättchen von eigentümlicher rhomboidischer Form, das ausge- stellte Exemplar war über 1 m hoch und bis auf den Topf mit Blättern besetzt. Begonia Louise Chretien ist eine schöne, von B. Rex abstammende Varietät, sie hat eine breite, wreisse, rosa umsäumte Zone, und dürfte voraussichtlich eine gute Marktpflanze wrerden. Daphne atropurpurea besitzt auffallend dunkelpurpur- roth gefärbte Blätter. Dracaena indivisa aureo-striata ist eine in der Schloss- gärtnerei Reuthen entstandene gute huntblättrige Form Erythrina marmorata, Fourcroya Lindeni, Paullinia thalietrifolia variegata und Tradescantia multicolor Mad. Lequesne sind sämmtlich wegen ihrer weissen Zeichnung sehr empfehlens- w'erlhe Pflanzen. Es bleibt uns nun noch eine Leistung der Schlossgärtnerei Reuthen zur Berichterstattung übrig, die Sammlung von Acer 467 japonicum, die zwar nicht zu den Warmhauspflanzen und des- halb eigentlich auch nicht hierher gehören; allein da dieselben auf besonderen Wunsch des Ausstellers der Uebersichtlichkeit halber mit im Hause auf dem hinteren Seitentische aufgestellt waren, so möge aus demselben Grunde eine kurze Besprechung hier Platz finden. Die Sammlung enthielt alle im Handel befindlichen Formen des japanischen Ahorn’s und 4 erst in nächster Zeit im Handel erscheinende Varietäten: Acer digitatum atropurpureum, A. macrophyllum, A. palmatifidum fol. roseo-varieg. und Acer polymorphum Kaempferi in ganz jungen veredelten Exemplaren. Unter den 16 im Handel befindlichen Formen waren zwar auch noch einige im Frühjahre veredelte Pflanzen vertreten, dagegen fanden sich auch sehr starke und schön gezogene Exemplare, wahre Schaupflanzen von 1 m Durchmesser und bis zu über 2 m Höhe vor, wie Acer polymorphum sanguineum, A. p. dissectum fol. roseo-marginatis, Acer pol. palmatifidum rubrum. Manche der Varietäten sind sich zwar in Form und Färbung der Blätter ähnlich, alle aber höchst interessant, schön und zu empfehlen. Hiermit hätten wir die Rundschau im grossen Gewächshause beendet und wenden uns dem kleinen Hause zu. (Schluss folgt.) Das Gaerdt- Jubiläum am 1. Oktober 1879. Vor wenigen Wochen verbreitete sich in der Berliner Gärtner- welt die frohe Kunde, dass der Königl. Gartenbau - Direktor Herr Heinrich Gaerdt am 1. Oktober d. J. 25 Jahre sein Amt als Leiter der Borsig’schen Gärten verwalte. Rasch trat ein Komite zusammen, das zu einer Festgabe für den Jubilar aufforderte und zu einem Festmahl einlud. Von allen Seiten flössen die Spenden — ein sprechender Beweis dafür, wie allgemein beliebt der Jubilar — und ein kostbarer Pokal, aus der Werkstatt der Herren Vollgold u. Sohn hervorgegangen, ward am Morgen des 1 Oktober dem Ge- feierten durch eine Deputation von Mitgliedern des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues und der Gesellschaft der Gartenfreunde ■überreicht, wobei der Direktor des Vereins, Herr Wirkl. Geh. Rath 468 Sulzer Excell., die Ansprache hielt. Am Abend fand durch das Ga er dt -Mahl, dem über 100 Personen beiwohnten, die Gewerbe- Ausstellung einen glänzenden Abschluss. Es sollte nämlich die Gaerdt-Feier zugleich als ein Freudenfest über die so sehr gelun- gene Herbst- Ausstellung in der Gewerbe- Ausstellung angesehen wer- den und war deshalb beschlossen, das Mahl im grossen Poppen- berg’schen Lokal in der Gewerbe - Ausstellung einzunehmen. — Eine glänzendere gärtnerische Dekoration, wie sie hier zur Schau trat, hat Berlin wohl lange nicht gesehen. Herr Obergärtner Haack hatte mit gewohntem Geschmack den Saal mit blumigen Guirlanden im reichsten Maasse laubengangartig geschmückt, im Hintergrund und an den Seiten die schönsten Blattpflanzen -Gruppeu, Topf-Obst- bäume etc. aufgestellt, während auf der Tafel Palmen und Farne, deren Stamm mittelst Blumen verdeckt war, durch ihr Grün einen angenehmen Kontrast bildeten. Ganz besonders wurde aber der An- blick der prächtigen Tafel noch gehoben durch die wundervollen rie- sigen Blumen- und Fruchtkörbe, welche die Gemahlin unseres Mit- gliedes Herrn Gustav Schmidt in ähnlicher Weise, wie sie die- selben zur goldenen Hochzeit des Kaisers geliefert, arrangirt hatte. — Das vorzügliche Mahl ward noch verschönt durch Vorträge eines Quartetts wie durch ein Ständchen. Der Trinksprüche waren be- greiflicher Weise eine grosse Zahl. Excellenz Sulzer toastete auf Seine Majestät den Kaiser, Dr. Wittmack auf den Jubilar, Herr Dr. Bolle in Versen auf Herrn Königl. Garten - Inspektor Bouchf“, dessen 70. (71.) Geburtstag leider wegen des damals er- folgten Todes des Professor Koch nicht rechtzeitig gefeiert werden konnte, Herr Bouche auf die Gewerbe-Ausselluug und Herrn Kühne- mann, und dieser auf Berlins gärtnerische Vereine: den Verein zur Beförderung des Gartenbaues und die Gesellschaft der Garten- freunde, Dr. Kurtz auf unser korrespondirendes Mitglied Herrn Prof. Ascherson, der nächstens zum dritten Male nach Aegypten reist, während dieser den Manen des Prof. Koch ein stilles Glas brachte; Herr Geh. Ober-Reg.-Rath Knerk trank auf die leider feh- lenden Damen, Herr Garten • Direktor Neide auf den Kunst- und Handelsgärtner Herrn Draw iel, der gleichzeitig sein 25jähriges Jubiläum als selbstständiger Handelsgärtner feierte, Herr Dr. Bolle 469 auf den Vorsitzenden der Gruppe XV., Herrn Lackner, Dr. Witt- mack auf Herrn Ha aek und Frau G. Schm idt. Allgemeiner Froh- sinn belebte das schöne Fest und — spät war’s, eh’ man ging. Wir geben als Anlage zu dieser Nummer den Festgruss au den Jubilar und den Trinkspruch auf Herrn Kgl. Garten-Inspektor Bouche, beide verfasst von Herrn Dr. C. Bolle. Einige empfehlenswerte, noch weniger bekannte Birnensorten für nördliches und rauhes Klima. Von R. Müller in Praust bei Danzig. Bei der nun beendeten Obsternte will ich auf einige Birnen- sorten aufmerksam machen, welche sich in unserem nördlichen Klima seit Jahren bewährt haben und in Okulirreisern leicht und mit gelingen Kosten zu beschaffen sind. Die Zahl der fei- neren Birnensorten, welche die in hiesigem Klima vorkommenden harten Winter ohne Schaden ertragen, ist nur gering. Auf der an- deren Seite eignen sich auch viele der besten Wintersorten nicht zum Anbau, weil sie in dem hiesigen kürzeren und kühleren Som- mer nicht die nöthige Reife erlangen. Ein Zuwachs zu der Zahl von geeigneten Sorten ist daher ge- wiss Vielen erwünscht. Die Meinung, dass die aus dem wärmeren Frankreich und Bel- gien stammenden Birnen von vornherein für unser Klima weniger tauglich seien, ist vielfach verbreitet, aber nicht gerechtfertigt. Viele derselben haben sich härter gezeigt, als manche Sorte deutschen Ursprungs, z B. die Forellenbirn, Lederbogen’s Butterbirn etc. Die Sorten, zu deren Empfehlung diese Zeilen dienen sollen, sind folgende: 1. Zephirin Gregoire, von dem bekannten belgischen Bir- nenzüchter Gregoirc in Jodoigne aus Samen gewonnen. Die Frucht ist mittelgross, kreiselförmig, bisweilen rundlich, ater nie berga- mottenförmig. Die durchschnittliche Grösse der Frucht ist 6 cm Höhe, bei 5 cm Breite. Der ziemlich kräftige, ca. 2 cm lange Stiel sitzt meist schief. Die Farbe war hier bis zum Brechen, Mitte Oktober, grün, bei völliger Reife, Mitte Dezember, gelb ohne Röthe. Da unsere Frucht und unser Standbaum nicht in allen Stücken mit 470 der Beschreibung und Zeichnung im Handbuch der Obstkunde über- einstimmte, so wandte ich mich an meinen geehrten Freund, Herrn Louis Van Houtte in Gent, welcher mir das Werk seines ver- ewigten Vaters „Nos Poires“, zu übersenden die Güte hatte. Nach diesem glaube ich nun bestimmt, dass wir die richtige Sorte haben, wenn auch die Abbildung in „Nos Poires“ grösser ist. Ich führe das dort über die Vorzüge der Frucht und des Baumes Ge- sagte als zutreffend hier an: „Birne allerersten Hanges, von No- vember bis Januar reifend; Fleisch weiss, fein, schmelzend, butter- haft, sehr saftreich, gezuckert, von köstlichem Parfüm. Baum von regelmässiger Tracht und grosser Fruchtbarkeit, auf Quitte und auf Wildling wachsend, schöne Pyramiden bildend und auch als Spindel- baum und Spalier gedeihend. NB. Die Grösse unserer Frucht, wie wir sie abgebildet haben, ist übertrieben genannt worden. Wir haben sie nur treu nach der Natur wiedergegeb n nach Exemplaren von Spalieren unseres Etablissements. Bei unserem Nachbar, Herrn Blommaert, hat die Birne Zephirin Gregoire noch viel grössere Früchte gezeigt.“ Ein anderes Zeugniss für die Echtheit unseres noch kleinen Standbaums, welcher schon drei Jahre hintereinander, jedesmal mehr, Früchte getragen und auch in diesem Jahre wieder ziemlich viel Früchte angesetzt hat, finde ich bei Andre Leroy in Angers, welcher sagt: „Der Baum dieser Sorte ist dem der Passe Colmar (Begentin) sehr ähnlich.“ Ich konnte nur junge Bäume in der Baum- schule vergleichen, tand diese aber wirklich so ähnlich, dass man sie kaum von einander unterscheiden kann. Die Blüthenknospen von Zephirin Gregoire sind jedoch spitzkegelförmig, während sie bei Passe Colmar breitkegeltörmig sind. Erstere gehört ebenso wie letztere nicht zu den stark wachsenden Sorten, bildet aber dennoch in 4 bis 5 Jahren hübsche Stämme 2. Neue Poiteau (Nouveau Poiteau). Die Frucht dieser vor- trefflichen Birnensorte ist gross, hellgrün, länglich; bei % der Länge vom Stiel gerechnet ist sie am dicksten und nimmt von da nach dem Kelch zu ab; wer sie einmal gesehen hat, wird sie leicht wiedererkennen. Die Beschreibung von Van Houtte, der ich mich nur anschliessen kann, lautet: „Birne ersten Ranges, zuweilen auch zweiten, besonders in kaltgriindigem Bo<’en; sie reift Ende Oktober 471 bis November. Das Fleisch ist weiss, lei« bt grünlich um das Kern- haus, sehr fein, sehr schmelzend, sehr saftig, fast frei von Steinen, gezuckert, säuerlich, sehr schmackhaft. Baum kräftig, schöne Py- ramiden bildend, von ausserordentlicher Fruchtbarkeit; Frucht gross, bisweilen enorm.“ Sie empfiehlt sich auch noch dadurch, dass die Frucht auch zuletzt, wenn sie bald zu Ende geht, schwer teigig wird. Trotz der Grösse sitzen die Früchte ziemlich fest am Baum und werden daher vom Wind nicht so leicht abgerissen. 3. Lau re de Glymes. Die Fracht ist mittelgross, zuweilen auch klein, abgestumpft kegelförmig bis rundlich, am Baum hell- grün, auf dem Lager gelblich werdend. Das Fleisch ist weiss, sehr saftreich und von angenehm würzigem Geschmack. Sie reift von Mitte Oktober bis in den November hinein und lässt sich bei völli- ger Reife fast auf der Zunge zerdrücken. Der Baum ist sehr fruchtbar. Der Wuchs in der Baumschule ist kräftig, trotzdem zei- gen die Sommerzweige schon Neigung zur Fruchtholzbildung. 4. Payen’s Butter bim (Beurre Payen). Diese von A. Pa- peleu in Ledeberg bei Gent gezogene Birne wird zwar von Van Ho utte und Andre Leroy nur zu den Tafelbirnen zweiten Ranges gestellt, nichtsdestoweniger ist sie der Anpflanzung werth. Die Frucht ist mittelgross, länglich, fast flaschenförmig und nimmt bei der Reife, Anfang bis Mitte Oktober, eine schöne gelbe Farbe an Das Fleisch ist weisslich-gelb, Van Houtte nennt es halb- fein, halb schmelzend, gewöhnlich ziemlich körnig, saftig, sehr ge- zuckert, leicht muskirt. Ich selbst habe die Frucht sehr gut im Geschmack gefunden. Auch diese Birnensorte zeichnet sich durch ungemeine Tragbarkeit aus; sie bildet kräftige Hochstämme und sehr schöne, regelmässige Pyramiden, auch auf Wildling. Deutscher Gärtner-Verband. ln den ersten Tagen des August fand in Kassel die Delegirten- Versammlung des Deutschen Gärtner- Verbandes statt. Dieser Ver- band hat sich die besondere Aufgabe gestellt, durch Preisausschrei- ben, Einrichtung von Lehrkursen, Begründung von Fachbibliotheken, Veranstaltung von Vorträgen u. s. w. für die fachliche Fortbildung des Gärtnerstandes zu wirken, und wendet seine Hauptthätigkeit der 472 Unterstützung der für Förderung der gärtnerischen Berufsbildung arbeitenden Vereine jüngerer Gärtner zu. Gegenwärtig sind fast sämmtliche der für diesen Zweck thätigen Vereine dem Verbände angeschlossen, darunter auch der Deutsche Gärtner- Verein in London mit 52 Mitgliedern. Ausserdem gehört dem Verbände noch eine grosse Anzahl Handelsgärtner, Hof- und selbstständige Obergärtner als persönliche Mitglieder an, und neben diesen ist erfreulicher- weise in der letzten Zeit auch noch eine Anzahl Gartenfreunde dem Verbände beigetreten. Durch Delegirte waren in Kassel vertreten die Vereine zu Altenburg, Altona, Bremen, Dresden, Eppendorf, Er- furt, Hamburg, Hannover, Kassel, Köln, Leipzig, Mehlem, Nien- städten, Reutlingen und Wandsbeck, mit insgesammt 44ö Stimmen; ferner nahm eine grössere Zahl persönlicher Mitglieder an den Ver- handlungen Theil. In liebenswürdigster Weise hatte der Kasseler Gärtner-Verein Alles gethan, um den Delegirten den Aufenthalt in Kassel zu einem recht angenehmen zu machen. Festlich war der Eingang zum Ver- sammlungslokal (Eisengarten’s Felsenkeller) mit einer Ehrenpforte geschmückt, während in dem grossen Saal des Felsenkellers eine Ausstellung von Pflanzen, Blumen und Gemüsen arrangirt worden war, die in vollendetster Weise eiu getreues Bild des Kasseler Gar- tenbaues bot. Die Verhandlungen waren lür die Organisation des Verbandes, für die Ausbreitung desselben und damit auch für die Weiter entwickelung des gärtnerischen Fortbildungswesens von wichtigster Bedeutung. Die Versammlung beschloss, zwecks energischerer För- derung der Verbandsarbeiten ein eigenes Bureau zu errichten, und wählte zum Sitz desselben und damit als Domizil des Verbandes Erfurt, als die gärtnerisch bedeutendste Stadt Deutschlands. Zum Vorstand des Bureaus wurde einstimmig der seitherige, um den Ver- band hochverdiente Vorsitzende Herr Ludwig Möller in Barmen gewählt. Mit diesem Central- Bureau soll ein gärtnerisch-botanisches Museum, eine Sammlung von Lehr- und Veranschaulichungsgegen- ständen, eine Bibliothek, eine Buchhandlung mit Verlagsgeschäft ver- bunden werden. Der Verband besitzt in der im Selbstverläge er- scheinenden „Deutschen Gärtner-Zeitung“ ein eigenes Organ, welches die hervorragendsten Gelehrten und Fachmänner zu Mitarbeitern 473 zählt und nach nicht zweijährigem Bestehen bereits in einer Auflage von 1600 Exemplaren im In- und Auslande Verbreitung gefunden hat. Zwecks der Erweiterung des Verbandsgebietes wurde be- schlossen, von jetzt an auch Gartenfreunde und Gartenbau-Vereine, und zwar die letzteren unter erleichterten Bedingungen in den Verband aufzunehmen. Der übrige Theil der dreitägigen Verhandlungen war den inneren Angelegenheiten des Verbandes, der Regelung des Unter- stützungswesens, der Lehrlingsfrage u. s. w. gewidmet. Um die Ausbildung der Lehrlinge zu fördern, wurde beschlossen, die werth- volle Zeitschrift des Verbandes in einer grösseren Anzahl von Exem- plaren gratis an Lehrlinge von Verbandsmitgliedern zu verabfolgen. Die finanzielle Lage des Verbandes ist als eine durchaus günstige zu bezeichnen; der Kassenbestand überstieg zur Zeit der Delegirten- Versammlung die Summe von 2000 Mark. Die Ausbreitung des Verbandes nimmt in erfreulichstem Maasse zu; so sind, seit mit Be- ginn des Jahres 1878 der Beitritt persönlicher Mitglieder gestattet wurde, über 300 Gärtner dem Verbände beigetreten — Als nächster Kongressort wurde Bremen gewählt. Der Berichterstatter hat sich in dem Vorstehenden bemüht, dem freundlichen Leser in kürzet) Worten ein Bild von dem Kasseler Verbandstage zu geben. Gewiss wird es jeden Gärtner — dem die Förderung seines Berufes am Herzen liegt — mit hoher Freude erfüllen, wenu er die vorstehenden Mittheilungen liest. Selten hat wohl hat eine Delegirteu-Versammlung ihre Aufgaben mit solchem Eifer und mit solcher Einmüthigkeit gelöst, wie gerade die Delegirten- Versammlung des deutschen Gärtner- Verbandes zu Kassel; gewiss konnte ein jeder Theilnehmer an der Versammlung mit dem frohen Bewusstsein Kassel verlassen, dass bei solch’ einmüthigem Streben der Deutsche Gärtner- Verband seine weitgehenden Ziele erreichen muss. Möge ihm bei der Verfolgung derselben die Unterstützung einsichtsvoller Männer Gärtner und Gartenfreunde — auch fer- nerhin fort und fort in ungeschwächtem Maasse zu Theil werden. 31 474 Die 52. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Baden-Baden vom 18. bis 24. Septbr. 1879. Von L. Wittmack. Wie ein Magnet auf das Eisen, so wirkte auch die Naturforscher- Versammlung in dem schönen Baden-Baden anziehend auf eine ganze Zahl anderer Vereine, indem diese durch die Wahl des Ortes be- stimmt wurden, ihre Versammlungen ebendaselbst oder in nahe ge- legenen Orten abzuhalten. So tagte der Verein für öffentliche Ge- sundheitspflege wenige Tage zuvor in Stuttgart, die Versammlung der Agrikultur -Chemiker am 16. u. 17. Septbr. in Karlsruhe, der Verein zur Wahrung der chemischen Industrie Deutschlands (Patent- Kongress) am 20. Septbr. in Baden-Baden selbst, und die Deutsche Geologenversammlung fast unmittelbar nach Schluss der Naturforscher- versammlung ebenda. Ihnen allen voran stand aber die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte selbst, diese Versammlung, die durch Oken im Jahre 1822 in Leipzig in’s Leben gerufen wurde und damals nur 13 Mitglieder zählte, während jetzt oft 2- bis 3000 (in Baden-Baden 1100 Mitglieder und Theilnehmer, ohne die Damen) auf derselben gesehen werden. In Baden-Baden verdiente diese Ver- sammlung mit vollem Recht den Namen Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, denn das ärztliche Element war ausser- ordentlich überwiegend. In den 3 allgemeinen Sitzungen, welche dazu bestimmt sind, wichtige Tagesfragen zu erörtern, in grossen Zügen die Entwickelung einer wissenschaftlichen Disziplin, oder die Entdeckung neuer fun- damentaler Thatsachen, neuer Gesetze zu schildern, vermisste man ^eider diesmal z. Th. jenen Zug nach dem grossen Allgemeinen, Zu- sammenfassenden. Einzelne Redner verloren sich zu sehr in Details und erklommen nicht die göttliche Höhe, welche man sonst auf den Naturforscher- Versammlungen zu schauen gewöhnt ist In der ersten allgemeinen Versammlung hielt Geh. Rath Kuss- maul aus Strassburg eine Gedächtnissrede auf den ersten Geschäfts- führer der vorjährigen Versammlung in Kassel, Dr. Benedikt Stil- ling, einen praktischen Arzt, der sich auch sehr um die medizini- sche Literatur verdient gemacht und der der erste Jude war, der in 475 Kurhesseii (1834) in den Staatsdienst aufgenommen wurde, eine Stellung, die er 1840 aber schon wieder aufgeben musste. — Prof. Hermann aus Zürich sprach über die Errungenschaften der Phy- siologie in den letzten 40 Jahren, und war es uns eine grosse Ge- nugthuung, zu hören, dass auf dem Gebiete des Stoffwechsels fast einzig und allein die Arbeiten der landwirtschaftlichen Ver- suchsstationen von Bedeutung gewesen sind. — Med. - Rath Birch- Hirschfeld sprach über mimische Gesichtsbewegungen, die er meistens als Reflexbewegungen auffasst. In der zweiten allgemeinen Versammlung hielt Geh. Rath A. Ecker aus Freiburg i. B. einen Vortrag: Zur hundertjährigen Gedächtnissfeier Lorenz Oken’s, des Stitters der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. (Oken wurde am 1. August 1779 zu Bohlsbach bei Offenburg in Baden geboren und starb nach man- chen Angriffen wegen seiner politischen Ereisinnigkeit zu Zürich am 11. August 1851. In Offenburg wird jetzt mit Unterstützung der Versammlung ein Reliefbild von ihm angebracht werden.) Prof. Goltz aus Strassburg sprach sodann: Ueber das Herz, wobei er nachwies, dass das Herz nichts weiter als ein grosses Pumpwerk aus Fleisch (Muskelsubstanz) zur Berieselung des Kör- pers mit Blut sei und dass das, was wir im bildlichen Sinne unter „Herz“ verstehen, im Gemüth, d. h. im Gehirn wohne. — Prof. Jäger aus Stuttgart, besonders bekannt geworden durch sein merk- würdiges Buch über die Entstehung der Seele, sprach über Gemiiths- Affekte und suchte nachzuweisen, dass jeder Mensch einen ihm eigenthümlichen Körpergeruch, „Duftstoff“, habe, den man z. B. am Hutfutter etc. riechen k^ne, selbstverständlich nur bei Personen, die nicht pomadisirt sind. Auch bei den verschiedenen Affekten sei der Geruch ein anderer. Der Redner wurde indess, als er den Duft- stoff bei verschiedenen Körperthätigkeiten näher schilderte, durch Schlussrufe genöthigt, abzubrechen. Einiges Wahre ist gewiss an der Sache. Von mehr praktischem Interesse war der Vortrag des Dr. S kai- weit aus Hannover: „In wie weit ist der heutige Kampf gegen die Lebensmittelfä'Schung gerechtfertigt?“ Der Redner wies nach, dass 1) bei Beginn des Kampfes das Material gefehlt hätte, um zu be- urtheilen, welchen Umfang die Lebensmittelfälschung angenommen, 31* dass 2) in Folge dessen Nicht-Chemiker viel Aufregendes über den Gegenstand publizirten, und dass 3) der gute Wille der Männer der Wissenschaft fehlte, indem eine entschiedene Abneigung der theo- retischen Chemiker gegen diese praktische Seite bestand und z. Th. noch besteht. — Lobend hob er hervor, wie objektiv sich das Reichs- gesundheits - Amt verhalten und dementsprechend auch das Reichs- gesetz vom 14. Mai 1879 entworfen habe, aus welchem sich ohne allen Zwang alle weiteren Maassregeln ergeben würden. Der Vor- tragende wies dann darauf hin, dass im Allgemeinen selten schäd- liche Stoffe, sondern meist nur indifferente benutzt werden; immer- hin sei dies aber auch eine Minderung des Werthes der Nahrungs- mittel und müsse deshalb geahndet werden. Hauptpunkt sei in allen Fällen die Gewinnung des Publikums für die Sache Der Kampf — so schloss der Redner — ist ein vollberechtigter und durchaus nothwendiger , er ist aber ohne Mithülfe der Gesammtheit nicht zu führen. Er muss mit Einsicht, Vorsicht und Offenheit geführt wer- den, muss sich aber frei halten von jeder Uebertreibung, aber auch von jeder zu grossen Sorglosigkeit. Hierauf sprach Proffessor Schiff aus Genf über Metallo- Therapie (Heilung einseitiger Unempfindlichkeit etc. durch Auflegen von Gold, Zinn etc.), und endlich hielt Dr. Nachtigal aus Berlin in Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin, Ihrer Königl. Hoheit der Grossherzogin von Baden und der Prinzess Viktoria von Baden etc. den Schlussvortrag: Projekt zur Nutzbarmachung der Sahara, wobei er alle Projekte vorläufig als unrentabel bezeichnete. In der botanischen Sektion sprach Prof. Hoffmann aus Giessen über die Sexualität und wies nÜb, dass bei zweihäusigen Pflanzen durch dichte Saat mehr männliche Individuen erzielt werden, als bei weiter. Spinatsamen, von denen je 100 in einen Topf von nur 16 cm Durchmesser gesäet wurden, ergaben auf 100 weibliche Pflanzen 200 männliche; dieselben Samen im Freien, w'o die Pflanzen mehr Raum hatten und auch viel höher wurden, brach- ten auf 100 Weibchen nur 100 Männchen. — Es ist dies eine für die Praxis wichtige Beobachtung, die, wenn sie allgemein gilt, na- mentlich beim Hanf von grosser Bedeutung werden könnte. (Haber- landt [Fühling’s landw\ Ztg. 1876, 821] bestreitet es freilich bei die- sem. W.) — Das Geschlecht ist im Samen (gegen Haberlandt) 477 noch nicht bestimmt. Sog. äussere Einflüsse haben keinen Einfluss auf die Gestaltung der Varietäten und können nur quantitative Aenderung hervorbringen. Papaver Rhoeas kami je nach der Ernährung wechseln mit Blüthen von 12 bis zu solchen von 90 mm Durchmesser; auf die Füllung der Blumenkrone hat aber die Ernährung keinen Einfluss. Bei Lychnis vespertina wird, wenn die Samen weniger gereift sind, die Zahl der männlichen Pflanzen grösser, als bei voller Reife. Aehn- lich ist es beim Menschen. Unreife Frauen, im Alter von 14 bis 1 7 Jahren, bringen mehr Knaben zur Welt als Mädchen , und zwar im Verhältnis wie 136:100; Frauen in der vollen Entwickelung, von 20 bis 21 Jahren, dagegen nur 99 Knaben auf 100 Mädchen. — Bei künstlicher Befruchtung von Mercurialis annua im Vor- sommer wurden mehr männliche Individuen erzielt, als bei der Be- stäubung im Herbst. Prof. Prantl aus Aschaffenburg bemerkte dazu, dass auch die Vorkeime (Prothallien) der Farne bei Dichtsaat vorzugsweise männ- liche Geschlechtsorgane (Antheridien) , bei lockerer Saat weibliche (Archegonien) entwickeln. Bei künstlichen Nährstofflösungen unter- bleibt durch blossen Mangel an Stickstoff die Bildung der weib- lichen Organe. — Prof. Pfeffer aus Tübingen: Bei den (diöcischen) Vor keimen der Schachtelhalme entstehen, wenn mangelhaft begossen wird, mehr männliche. Es wird also erst mit der Entwickelung des Vorkeims das Geschlecht ausgebildet; wann, das ist bis jetzt nicht bekannt. — Prof. Prantl: Der Vorkeim der Schachtelhalme wächst etagenartig, nur in der unteren Etage werden Archegonien, in der oberen nur Antheridien angelegt und 20 pCt. der Vorkeime sind in der Weise Zwitter; auf derselben Etage finden sich nie zweierlei Geschlechtsorgane, und es ist daher anzunehmen, dass mit dem wei- teren Wachsthum sich die Ernährungsbedingungen geändert haben. Prof. Hildebrandt aus Freiburg i. B. zeigte Euphorbia splendens mit Früchten vor, eine Pflanze, die, so häufig sie auch in den Gewächshäusern ist, doch selten weibliche Blüthen bringt. Derselbe wies dann auf eigentbiimliche Blattdrehungen bei Alstroe- meria Arten hin, bei denen bekanntlich die Oberseite, ähnlich wie bei Geitonosplesium cymosum Cunn., später zur Unterseite wird. Bei einer mexikanischen schlingenden Alstroemeria haben die kürzeren Sprosse nur eine einzige Zeile von Blättern; indem sich das betr. Stengelglied so dreht, dass alle Blätter nach einer Seite kommen. Weiter zeigte derselbe Goldfussia vor, bei der an den Seiten- schossen die Blätter abwechselnd grösser und kleiner sind. — Die Schwerkraft allein scheint alle diese Verhältnisse zu bedingen. Als- dann wurden vom Prof Hi 1 d ebran dt vorgeführt: Solanum auri- culatum, Doppelfrüchte von Convallaria majalis und Kolben von Philodendron pertusum, bei dem er darauf aufmerksam machte, dass die untersten weiblichen Bliithen Honig abscheiden Dr. Wittmack legte 2 Proben verkohlter Samen aus Troj a vor, die von Geh. Rath Virchow in Gemeinschaft mit Dr. Schlie- mann im Frühjahr d. J. ausgegraben .und ihm zur Bestimmung übergeben waren Die genaue Feststellung der Art dieser Samen erschien um so wichtiger, als dadurch vielleicht mit ein Anhalt für das Alter der aufgedeckten Stätte selbst gegeben werden konnte. Die eine Probe ist eine FI iil senfruch t, die auf den ersten Blick wie kleine Erbsen erscheint, bei genauer Untersuchung sich aber als Erve, Ervum Ervilia L., erweist. Die Samen haben nur einen Durchmesser von bis 4 mm, genau so viel wie absichtlich ver- kohlte frische Ervum Ervilia; die kleinsten Erbsen messen aber ver- kohlt 5 bis 6^ mm, sind auch viel rundlicher und nicht eckig. Der Hauptunterschied liegt in dem Würzelchen,- welches bei der Erve lang, bei der Erbse kurz und etwas dicker ist An den verkohlten Samen der Erve aus Troja, bei denen das Würzelchen selbst fehlt, findet sich dementsprechend eine lange, meist lh des Samenumfanges umfassende Furche, in der das Würzelchen gelegen, bei verkohlten Erbsen aber nur eine kurze, xk des Umfangs umspannende. Wenn sonach nicht Erbsen, sondern Ervum Ervilia gefunden, so dürfte hiermit ein Beweis mehr für die Richtigkeit der Ansicht geliefert sein, dass den alten Griechen unsere Erbse, Pisum sativum, unbekannt war, andererseits aber auch dürften die Samen beweisen, dass die Fundstätte in der That eine uralte und nicht aus neuerer Periode stammende ist. Das wird noch unterstützt durch die zweite Samenprobe. Es ist dies ein äusserst kleinkörniger, sehr spitzer, stark seitlich zusammengedrückter, an der Furchenseite ausserordentlich flacher Hartweizen. Seine Länge beträgt nur \\ bis 5 mm, selten mehr, die Breite 1% bis 1% mm, die Dicke (von vorn nach hinten) 2J£, selten nur 2 mm. Die Körner sind demnach ab- 479 weichend von den bisher bekannten und ganz besonders von den viel dickbauchigeren der ägyptischen Mumiengräber oder der Pfahl- bauten. Sie mögen den Namen Triticum durum var. trojanum führen. Endlich zeigte Dr. Wittmack noch eine Probe purpur- violet- ter Weizen körner vor, die der Afrikareisende Hildebrandt auf seiner ersten Reise, wahrscheinlich schon am Rothen Meer, gesam- melt. Interessant ist besonders dabei, dass die purpurne Farbe nicht in der Farbstoffschicht ihren Sitz hat, sondern ausserhalb derselben, in den Qu erz eilen der Fruchtschale, ein bisher noch nie be- obachteter Fall. Die Farbstoffschicht ist gelb, wie gewöhnlich. Dr. Neubert aus Stuttgart führte Eucnide bartonioides Zucc. (Loasaceae) lebend in Frucht vor und machte darauf auf- merksam. dass die Blüthenstiele, welche während der Blüthezeit sehr kurz und der Sonne zugekehrt sind, sich nach der Blüthezeit rück- wärts wenden und bis zur Fruchtreife sich ausserordentlich verlängern (bis % m). Prof. Pfitzer bemerkte, dass Aehnliches bei Linaria Cymbalaria vorkomme, welche ebenfalls nach der Blüthezeit ihre Blüthenstiele verlängere und so die Frucht zwischen den Steinritzen verberge. Die Verlängerung entsteht offenbar durch den Lichtmangel (Die erste Ursache der Abwendung vom Licht scheint aber noch nicht aufgeklärt. W.) Prof Pfitzer aus Heidelberg sprach über die Morphologie der Orchideen. 1823 kannte man nur 134 Orchideen, Lindley schätzte sie 1852 auf ca. 6000 Arten, eine Zahl, die Pfitzer noch für zu niedrig hält. Nach ihm nehmen sie hinsichtlich der Reich- haltigkeit den zweiten Platz unter allen Familien ein (Dr. Kränzlin in Berlin schätzt sie auf mindestens 10,000 Arten. W.). — Die Tren- nung in die üblichen Unterabtheilungen: Malaxideae, Epidendreae, Vandeae, Ophrydeae, Arethuseae, Neottieae und Cypripedieae, ist nicht gut durchzuführen, da z. B. zwischen Epidendreen und Van- deen Bastarde gezogen sind Es giebt biologische Kategorien, welche nicht immer mit den systematischen und morphologischen Charak- teren zusammenfallen So kann man unterscheiden: 1) monopodiale Formen: Der Stamm wächst unbegrenzt, bildet immer seitlich Blät- ter und Blüthen; 2) sympodiale Formen: Der Stamm hat begrenztes Wachsthum; jeder Trieb stellt eine Vegetationsperiode dar. Die Be- 480 grenzung erfolgt entweder a) durch einen Bliithenstand, oder b) durch einfaches Stillstehen der Vegetation, wo dann der Bliithenstand seit- lich auftritt. Die Seitenachsen« der Orchideen treten stets in den Blattachseln auf, durchbrechen aber gewöhnlich den Grund der Blattscheide und stehen dann scheinbar den Blättern gegenüber. Die Adventivwurzeln entspringen gewöhnlich über dem Blüthenstande, so dass in der Blatt- achsel erst der Blüthenstand, dann etwas höher die Wurzeln ent- sprossen. Letztere entstehen entweder an den Knoten rechts und links in einer Ebene, welche die Blattstellungsebene kreuzt, oder sie sind unter sich gekreuzt. Die Blüthenstande sind auch bei sonst 2zeilig beblätterten Orchideen meistens spiralig angeordnet. — Die Früchte der tropischen Orchideen brauchen % bis 1 Jahr zur Reife; es möchte das den Zweck haben, sie durch die trockene, heisse Jahreszeit hindurch zu bringen und den Samen bei beginnender neuer Regenzeit dann die Keimung zu erleichtern. Ausser dem lebermoos- artigen Habitus, den manche Orchideen besitzen, haben einige auch eine Art Schleudern, wie die Lebermoose, indem die Haare im Innern der Kapsel sehr hygroskopisch sind. Die grösste Zahl der tropi- schen Orchideen sind nicht, wie man oft annimmt, Schatten-, son- dern ausgesprochene Lichtpflanzen. Die auf Bäumen lebenden finden sich meist hoch oben in der Krone, oder sie zeigen sich auf solchen Bäumen, die während der heissen Jahreszeit kein Laub tragen. Die Herbar-Exemplare aus dem Vaterlande sind daher auch meist ge- drungener und haben kürzere, breitere Blätter, als die in den Ge- wächshäusern gezogenen. Prof. Prantl aus Aschaflenburg betrachtete von den verschiedenen * Einflüssen auf die Vorkeime der Moose, Farne etc.: Das Licht. Der Keimfaden ist stets positiv heliotropisch , d. h. er wächst mit der Spitze immer dem Licht zu, aber seine Richtung stimmt nicht ganz mit der Richtung der einfallenden Lichtstrahlen. Die Bil- dung der Flächen hängt von der Licht - Intensität ab; für jede Speeies ist ein bestimmter Helligkeitsgrad erforderlich, Aneimia be- darf des grössten, Platycerium des geringsten. Die Zellflächen stellen sich senkrecht gegen das Licht, sind platytrop. Bei geringer Ab- schwächung des Lichts bilden sich die Flächen normal aus, wachsen aber dem Licht entgegen, bei stärkerer Abschwächung verlieren sie 481 ihr Meristem (Theilungsgewebe) und bilden daher keine Arehegonien, bei der stärksten Absch\. ächung entsteht gar keine Fläche, die Pro- thallien werden fadenartig. In der zweiten Sektions-Sitzung am 22. September sprach Dr. Poehl aus Petersburg über die Stammpflanze der Jaborandi, einer Pilocarpus-Art (Rutaceae) aus Brasilien, von der die Blätter neuer- dings als ein stark schweisstreibendes (aber auch viel Speichel- absonderung bewirkendes) Mittel verwendet werden. Da keine der bekannten Arten mit der Drogue stimmt, so erhielt die officinelle Pflanze den Namen: Pilocarpus officinalis Poehl. An Pilocarpus pinnatilolius im Petersburger botanischen Garten fand Poehl im April Blätter von zweierlei Struktur: dünnere, ohne Bastzellen, und dickere, mit Bastzellen; im Juli waren nur letztere vorhanden. Auch in der officinellen Art kommen beide Arten von Blättern vor, doch fehlen die Bastzellen nie ganz. — Die Wirkung der Blätter beruht auf einem ätherischen Oel, welches in besonderen Oelbehältern in dem mittleren Gewebe (Mesophyll) der Blätter ent- halten ist. Vermöge eines Terpengehaltes wird es durch den Sauer- stoff zu Wasserstoff-Superoxyd oxydirt und setzt sich weiter um zu Ameisensäure. Prof. Prantl sprach über die Mechanik des Aufspringens der Farnsporangien. Dasselbe wird durch Austrocknen bewirkt, und daher klaffen im Herbar alle Sporangien. Durch Anfeuchten schliessen sie sich wieder. Nach dem Eintrocknen sieht man in jeder Zelle des Ringes eine Luftblase, und ist demnach anzunehmen, dass diese Zellen einen Inhalt besitzen, der die Luft schnell absorbirt. — Die Ringzellen legen sich beim Klaffen fächerartig zusammen, plötzlich tritt dann ein elastischer Rückstoss ein, so dass das Sporangium sich nochmals schliesst und dann um so sicherer alle Sporen ent- leert. — Der Schleier (Indusium) vieler Farnkräuter soll gewiss gegen zu schnelles Austrocknen schützen ; solche, die keinen Schleier haben, schlagen ihr Laub zusammen. Dr. Magnus aus Berlin bemerkte, dass bei manchen Pilzen, z. B. Urocystis antipolitanum , auf Anemone coronaria bei Antibes von ihm gefunden, die peripherischen Zellen der Spore im trockenen Zustande sehr zusammengefallen sind, beim Befeuchten sich aber auf- bläben und so einen Schwimm-Apparat darstellen. Dr. Neubert berichtete über Veredelungen. Er habe Kartoffel- stecklinge von verschiedenen Sorten auf einander gepfropft und dann in den Knollen Mischlinge erhalten. Eine Kreuzung zwischen Apfel- und Birnbaum sei noch niemals gelungen, Pfropfungen sind dagegen öfter ausgeführt, dauern aber meist nicht lange. Um so inter- essanter ist daher ein ca. 36jähriger Apfelbaum in Feldbach, der im Jahre 1866 umgepfropft wurde, wobei aus Versehen ein Birnen- reis mit aufgepfropft wurde. Dies ist sehr gut angewachsen und der Baum trägt nun alle Jahr Aepfel und Birnen. Prof. Pringsheim machte Mittheilungen über seine neuen Untersuchungen über das Chlorophyll (Blattgrün), welche viele ältere Theorieen umstossen. Das Chlorophyll kann in der lebenden Pflanze durch starkes Sonnenlicht zerstört werden, die Kohlensäure- Zersetzung hängt aber nicht damit zusammen; es können daher die Kohlen- hydrate (Stärke) nicht, wie man bisher annahm, aus dem Chlorophyll entstehen. Das Chlorophyll dient vielmehr dazu, die Athmung der Pflanzen im Licht zu reguliren. Es absorbirt die chemisch wirk- samsten (die blauen) Strahlen des Lichtes und verhindert so, dass die Pflanzen nicht zu stark athmen, d. h. nicht zu viel Stoffe ver- brennen und etwa mehr Stoffe abgeben, als sie durch Assimilation aufnehmen, so dass sie dann nicht wachsen könnten. — Das erste Assimilationsprodukt der grünen Pflanzen ist, wie Pringsheim weiter gefunden, nicht Stärke, sondern ein anderer, nach Behandlung der Pflanzen mit Salzsäure in rothen Körnchen auftretender Körper, den er Hypochlorin nennt. (Siehe Monatsbericht der Akad. d. Wissensch zu Berlin, Juli 1879.) Prof. v. Frey hold aus Freiburg i. B beleuchtete die verschie- denen Theorien über die Gladiolus - Blüthe und schloss sich der Wydler’ sehen an Derselbe sprach weiter über verschiedene Orchi- deenmissbildungen und theilte systematisch alle ihm aus der Lite- ratur und aus eigenen Beobachtungen bekannt gewordenen Fälle mit. Dr. Askenasy aus Heidelberg besprach seine eigenen Unter- suchungen über die Mechanik des Aufblühens unserer Getreide- arten und Gräser im Anschluss an die Untersuchungen von Kör- nicke, Delpino und Godron. — Der Weizen blüht stets Morgens zwischen 4% und 6^ Uhr auf; die meisten Bliithen öffnen sich zwi- schen 5 und t>% Uhr. Die erforderliche Minimal - Temperatur ist 483 nach Godron 16 Gr. C. Die Spelzen treten beim Oeffnen in einem Winkel von 45 Gr. auseinander, wobei die Bewegung hauptsächlich von der unteren (äusseren) Spelze ausgeht, die langsam sich zurück zu biegen beginnt, dann ziemlich rasch den grössten Theil des Weges zurücklegt und allmählich wieder zum Stillstand kommt. Dann werden die 3 StaubkölbcheD empor gehoben, und gleichzeitig biegen sich die Narben rasch auseinander, so dass sie über die Ränder der Spelzen vortreten. Kurz vor dem Ausbiegen erfolgt das Aufreissen der Antheren, dasselbe setzt sich während des Umbiegens fort und der Pollen wird rasch entleert. Es kann daher etwas Pollen auf die Narben derselben Blüthe fallen. Die Spelzen schliessen sich allmählich wieder. — Beim Roggen erfolgt das Aufblühen bei 14 Gr. Die ersten sich öffnenden Bliithen finden sich bei beiden Getreide- arten in % der Höhe der Aehre; in den einzelnen Aehrchen schreitet das Aufblühen von oben nach unten fort, - Die so oft beobachtete rasche Verlängerung der Staubfäden wird lediglich durch das Oeffnen der Spelzen veranlasst resp. begünstigt — So lange die Spelzen ge- schlossen, sind die Filamente am Wachsthum verhindert; wenn man aber die Spelzen auseinander biegt, so kann es stattfinden. Mit an- deren Worten: Die endosmotischen Anziehungen der in den Zellen der Filamente gelösten Stoffe zum Wasser werden gehindert durch den elastischen Druck, welchen die Spelzen auf die Antheren aus- üben. Die Fäden abgetr ennter Staubgefässe wachsen ausserordent- lich schnell und verlängerten sich in einem Falle bei 24 Gr. C. Luft- temperatur binnen 8 Minuten von 3 mm auf 12,5 mm. Bei Roggen und Gerste wachsen die Staubfäden auch schnell, bei Holcus mollis langsamer. Eine Quertheilung der Zellen findet während des letzten raschen Wachsthums nicht mehr statt. Die Wasseraufnahme im Fa- den erfolgt wesentlich durch den Staubbeutel, die Anthere. Schneidet man eine Anthere halb ab, so wächst das Filament viel langsamer. (Schluss folgt.) Vegetationsbilder «aus Sizilien. Von Dr. Wilhelm Landau. tch beginne mit der Umgebung von Palermo, die durch ihre Schönheit und Vegetationspracht jeden Nordländer entzückt, und 484 mache hier zunächst auf den, bekanntlich unter Leituug des Herrn Prof. Todaro stehenden botanischen Garten aufmerksam, der sehr seltene Pflanzen aufzuweisen hat. Mau findet schöne Exemplare des Judenbaumes, Cercis siliquastrum und Erythrina corallodendron, fer- ner u. a eine herrliche Allee von Dattelpalmen, welche so gepflanzt sind, dass immer ein männliches einem weiblichen Exemplar gegen- flbersteht. Ausserdem finden sich hier schöne, Bliithen tragende Fächerpalmen, Cycadeen, Agaven, Bignonien, Fackeldisteln, riesige Baumfarne, Yucca, Araucaria etc , alle im Freien, von den anderen um Palermo wachsenden gewöhnlichen Gartenpflanzen gar nicht zu reden, welche sämmtlich, z. B. Pinien, Cypressen, Oleander, Oran- gen etc., in staunenswerther Fülle und in mitunter sehr alten Exem- plaren vertreten sind. In einem Wasserbassin schwimmen die schön- sten Nymphaeen, auch sieht man hier prächtige Exemplare der Papyrusstaude, hochragende exotische Binsen, herrliche Bambus- gebüsche etc. Die Villa Giulia oder Flora. Diesen Garten erklärt schon Goethe für einen der wundervollsten. Goethe waren damals die Erythrina corallodendron und Cercis siliquastrum noch unbekannt, denn er spricht von unbekannten Bäumen, die seltsam ihre Zweige ausbreiten. Ausser diesem Garten erwähne ich noch ganz besonders den- jenigen des Grafen Tasca in der Stadt. Tasca ist einer der re- nommirtesten Landwirthe Siziliens und sein Garten, ganz abgesehen von der üppigen Vegetation, in der Anlage einer der geschmack- vollsten Siziliens Weiter nenne ich noch den Garten von Serradi falco, mit berühmten Palmen und englischen Anlagen, sodann den Garten des Kgl. Lustschlosses Favorita, in dessen Nähe sich ein be- deutendes landwirtschaftliches Lehrinstitut befindet, und den Gar- ten des Herrn W hithake, den ich schon früher (Monatsschrift 1878 S. 279) beschrieb. Von Bäumen und Sträuchern der Umgegend von Palermo er- wähne ich: Orangen, Citronen, Weinreben (welch’ letztere verwildert Vorkommen), Granaten, Feigen, Oelbäume und Dattelpalmen. Die Datteln werden jedoch fast nie so reif, dass sie geniessbar sind, doch sollen überhaupt die Datteln nördlich vom Atlas selten süsser werden. (In der Gegend von Elche in Süd -Spanien, zwischen Alicante und 485 Murcia, findet man wohl die süssesten Datteln Europas.) Ferner die Zwergpalme, die sich häufig auf den Felsbergen um Palermo und viel an der Süd- und Westküste von Sizilien findet, doch wird sie au h kultivirt, bekommt dann öfter Blüthen und Früchte und nicht selten auch kleine Stämme; ihre Blätter benutzt man, wie schon Goethe erzählt, zu niedlichen Besen. Die Pinie (in Sizilien nicht so häufig wie im Neapolitanischen und Römischen), Oleanderbäume, Geisblatt, Yiburnum Tinus, echte und unechte Aka- zien, Myrten, Maulbeerbäume, immergrüne Stein-Eichen, Kastanien, verschiedene Haselnüsse, Buxbaum, Platanen, Lorbeern, Mandeln, Pfirsiche, Cypressen, echte Pistacien, die von den Sizilianern künst- lich befruchtet wmrden und welche das mandelartige Confekt liefern, Goldregen, Camellien, Azaleen, Kappernsträm her, japanische Mispeln (erste Früchte im März), Quitten, Manna-Eschen (im Norden Sizi- liens häufig vorkommend), Johannisbrot- und Judasbaum. Kr aut artige Gewächse Zierpflanzen, zahlreiche Arten und Formen, wie Georginen, Immortellen, Lilien, Phlox, Pantoffelblumen, Anemonen, Ranunkeln, Cinerarien, Tulpen, Kaiserkronen, Narzissen, Schwertlilien, Gladiolen, Astern, Pfingstrosen, Verbenen, Malven, Levkojen, Pcnsees, Reseda, Nelken, Pelargonien, Fuchsien, Aloe, Yucca, Amarantus, Jasminum, Ricinus, zahlreiche Labiaten, Laven- del, Rosmarin, Satureja, Salbei. Nutzpflanzen. Am häufigsten Getreide, Varietäten des Winter- und Sommer- Weizens, Gerste, welche noch jetzt, wie zu den Zeiten Homer’s, das meiste Viehfutter liefert, Mais, Reis, letzterer nur an sumpfigen Orten, an denen Sizilien nicht sehr reich ist, Arundo Donax, um Palermo wreit verbreitet, die Blätter liefern im Herbst den Ochsen Nahrung; Zuckerrohr, in Bagheria, östlich von Pa- lermo, gebaut. H iilsenfrüchte. Puff-(Sau-)bolmen als Nahrung der ärmeren Bevölkerung, Wolfsbohnen (Lupinen), Feuerbohnen, Erbsen, Linsen, Kicher-Erbsen, Süsswurz, Kürbis (Sommer- und Winter- Varietäten), Gurken, Melonen. Kohl, Endivien-Salat, dessen Zartheit Goethe nicht genug rühmen konnte, Rüben, Rettig, Radieschen, Kartoffeln, Artischoken, Lein, Hanf, Lauch-Arten, Möhren, Mohn etc. Umzäunungen der Gärten. Wegedorn (Rhamnus), Juden- porn (Zizyphus vulgaris) und Lotosstrauch (Zizyphus Lotus W.), 486 dann die bekannte sog. hundertjährige Aloe (Agave), Feigendisteln (Opuntia), die in der goldenen Muschel bei Palermo auch kultivirt werden. Tornabene, Direktor des botanischen Gartens in Catania, hat in einem kleinen Werkchen die drei Arten oder Unterarten be- schrieben, welche in Sizilien wachsen. Am häufigsten findet man eine Art mit kleineren Stacheln und schmackhaften Früchten; die sog. Amgilaci, mit grösseren Stacheln und weniger schmackhaften Früchten, wird hauptsächlich zu Hecken benutzt. Meteorologisches. Palermo hat ein sehr gleichmässiges, mildes Klima; mittlere Jahres-Temperatur 14 Gr. R, Winter 8 bis 9 Gr. R , Sommer 19,8 Gr. R. Einer der interessantesten Ausflüge von Palermo aus ist der auf den Monte Pellegrino, dessen Flora im Nachstehenden be- schrieben werden soll. Der Monte Pellegrino ist 597 m hoch, besteht aus röthlichem Kalkstein (Apennineukalk) und springt nordöstlich von Palermo steil in's Meer vor. Den Fuss des Berges umringen zahlreiche, steile Wiesenflächen, im Frühling herrlich übergrünt und von Blumen durchwirkt, im Sommer aber gelbbraun, gleich einem Haideland, da die annuellen Pflänzchen unter dem Gluthstrahl der Sonne sämmt- lich verdorren. Man findet hier zahlreiche Papilionaceen, besonde s Trifolium - Arten, sowie Schneckenklee, Schotenklee, Traganth, Wicken und Platt Erbsen, purpurne Spargel-Erbse etc.; ferner viele Gräser, z. B. Bartgras, Lieschgras, Schillergras, goldgelbe La- marckia, wilde Gerste, Weizen und Hafer, Rispengras, Schwingel, Trespe und Lohli; zahllose Korbblüthler: Gänseblümchen, Zwerg- Filzkraut, Fadenkraut, Schafgarbe, Kamillen, goldgelbe Korn- und und Wucherblumen, Pingelblumen, Kreuzkraut, gern. Disteln, Kratz- disteln, Golddisteln (Scolymus maculatus L)*) und Eselsdisteln, karmiurothe Eberswurz, langstachelige 1 lockenblumen, Stielsamen (Podospermum), Ferkelkraut, Wegetritt, Ampfer, Baldrian, Mohn, Malven, Ehrenpreis, Wolfsmilch, weisse Reseda, Skabiosen, wohl- riechende Labiaten, Natternkopf, blaue Winden, Erdrauch, dornige, stahlblaue Mannestreu (Eryngium amethystiuum L.) und andere hoch aufgeschossene Doldenbb.thler; Polycarpon peploides D. C., Ranun- *) Die Wurzel von Scolymus maculatus L. dient, io Süd - Europa als Lab, um die Milch gerinnen zu machen. Leunis’ S,nopsis d. PflaLzenkundc 932. W. 487 kein; Kreuzblütbler: z. B. Brillenschötchen; Storch- und Reiher- schnabel, farbenprächtige Orchideen, einzelne Büsche des Lotos- strauches. Aber Alles, bis auf die Disteln und Eryngien, geht später zu Grunde. (Schluss folgt.) Vermischtes. Hiilfs-T’nterricht für jüngere Gärtner. Der vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues und der Gesellschaft der Garten- freunde Berlins gemeinsam veranstaltete Hülfs-Unterricht für jüngere Gärtner (April - Heft 1879 S. 159) ist mit dem 21. Oktober c. in dem vom Magistrat zur Verfügung gestellten Lokal der 21./24. Ge- meindeschule, Neue Friedrichsstr. 32, unter unerwartet zahlreicher Betheiliguug (ca. 120 Theilnehmer) in s Leben getreten. Geometra brumata. Anfangs November (am zahlreichsten vom 2. bis 12) erscheint der gefährlichste Feind der Obstbäume, der Frostspanner, Geometra brumata, und fordert zu Maassnahmen seitens der Obstzüchter auf. Der Hofgärtner Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Albrecht von Preussen , M. Hoffmann, macht in einem Cirkular auf diesen Umstand aufmerksam und empfiehlt zur Ver- tilgung des Ungeziefers den lange klebrig und wirksam bleibenden Brumata- Leim von C. Becker in Jiiterbogk Literatur. InnoceDz T ros che), Untersuchungen über das Mestorn im Hoize der dikotylen Laubbäume. (Botanische Inaugural Dissertation.) Berliu, 1879. 8. 25 S. Nebst 1 Tafel. Erster Bericht des Gartenbau-Vereins „Flora“ zu Arnstadt. Verzeichniss der namenechten Rosen, welche in der vom Verein am 6. und 7. Juli 1879 veranstalteten Ausstellung Vorgefühl t worden sind. Zusammen- gestellt vom St ueramts- Assistent Keil, unter Mitwirkung einer Kommission. 1879- 0. Hüttig, Geschichte des Gartenbaues. Beil n, Wiegaudt, Hempel & Parey’ 1879. 8. 213 S. (Thaer-Bibliothek.) Preisverzeichnisse sind eiugegangen von: P. Sebire in Ussy bei Falai-e (Calvados), f rankreich. — J. L. Schiebler& Sohn in Celle. — Berti Ettore in Mailand, Via Pontaccio No. 12. — Hart- mann Henkel in Bickenbach a. d. Bergstrasse bei Darmstadt. — Lambert & Reiter in Trier. — König). Landesbaumschule in Alt-Geltow und bei Potsdam pro 1879/80. — Schlossgärtnerei Reuthen in Reuthen bei Sprem- 488 brr" N.-L. — Auguste van Geert in Gent. — A. Ratbke & Sohn in Praust a d. Ostbahn, Kreis Danzig. — V. Lerooiue in Nancy. — Max Dee- gen jun. II. in Köstritz (Eucalyptus globidus, Garica Papaya, Coffea arabica etc.) — Haack & Müller in Trier und Langaur. Personal-Nachrichten. Der frühere Direktor des Universitätsgartens und b dänischen Museums in Wien, Dr. Eduard Fenzl, f am 29. September c. im 72. L‘ bensjabre. Inhalt. 626. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues. (Ausgestellte Pflanzen. Gedächtnis^’ de auf Prof. K. Koch. Aeci- dium Rhamni auf Rhamnus franpula. Populus tremula mit umgerollten Blät- tern. Blätter von Acer campestre mit GalLn. Grosse Kartoffeln. Hyacinthen- zwiebelu. Krankheit der Gurken. Kohlhernie.) — Versammlung der Ge- sellschaft der Gartenfreunde Berlins am 8. August c. (Nert'Ta de- pressa. Froelichia gtacilis Fuchsien - Sämling Schneewittchen. Frühjahrs- Ausstellung 1880. Vertreibung von Ameisen und Gartenschnecken.) — Prä- miirungen bei Schluss der Berliner Gewerbe - Ausstellung in Gruppe XV. (Gartenbau). — - W. Lauche, Der deutsch' Obstbau und die deutsche Pom ologie. (Schluss.) — R. Gärtner und Schondorf f, Leber Actinidia polygama Sieb. — W. Lauche und L. Wittmack, Die Entwickelung der Birne und des Aptels. (Mit Tafel VI. u. VII) — Die grosse Herbst-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Räumen der Berliner Ge werbe- Ausstel lung. II. Abschnitt. Die Warmhauspflanzen. Von W. Perring. — Das Gaerdt- Jubiläum am 1 Oktober 1879. — R. Müller, Einige empfeh lens w erth e, noch weniger bekannte Birnensorten für nörd- liches und rauhes Klima, — Deutscher Gärtner- Verband. — L. Wittmack, Die 52. Versammlung deutsch' r Naturforscher und Aerzte in Baden-Baden vom 18. bis 24 September. 1879. — Dr. W. Landau, Vegetationsbilder aus Sizilien. — Vermischtes. — Lite latur. — Eiugegang n" Preisvm zeichnis-c. — Per.^onalnachrichten. Während der Winterm onate finden die Versammlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues wieder im Lesezimmer des Ministeriums für Landwi rthschaft etc., Schützenstr. 26, statt, Tages-Ordnung für die nächste Versammlung am Mittwoch, den 29 Oktober c., pünktlich Abends 6 Uhr. 1. Vor rag des Herrn i bringen scheine, was Prof. Hildebrandt experimentell bestätigt fand. Vielleicht liegt es bei L. croceum auch an der Tem- peratur. — Dr. Neubert führte au, dass auch Lilium bulbi- ferum keine Früchte bringt, nur durch Befruchtung mit L. Mar- tagon erhielt er einst 2 Früchte, deren Samen aber schlecht keimten. Derselbe hat auch Passiflora alata mit verschiedenen anderen Passifloren befruchtet, stets ohne Erfolg. Nur mit P. kermesina erzielte er Samen, diese waren aber meist alle taub. — Dr. Magnus erinnerte daran, wie Prof. Hildebrandt nachgewiesen, dass sich bei Orchideen die Frucht vergrössern kann, ohne dass sich die Samen ausbilden. Prof. Just legte eine durchlöcherte Porzellanplatte vor, die er bei Warmbrunn, Quilitz & Co. in Berlin hatte anfertigen lassen und die er zur Erziehung von Keimpflanzen benutzt. Diese Platte wird auf eine Porzellanschale gelegt, welche entweder mit Wasser oder mit Nährlösung gefüllt wrird. Zur Befestigung der jungen Pflänzchen bedient er sich der Glaswolle (Schlackenwolle), die über- haupt für viele Zwecke, z. B. für Gährungsversuche, viel brauchbarer ist, als Baumwolle, da sie durch Glühen leicht gereinigt werden kann. — Derselbe zeigte darauf mehrere Apparate vor, die er zu seinen Unter- suchungen über die Fiage: In welcher Weise sind die Machsthums- erscheinungen von einem grösseren Kohlensäuregehalt der Luft ab- hängig?, benutzt. Der eine hat die Aufgabe, die Wachsthums- erscheinungen graphisch darzustellen und wird Oxameter genannt, ein anderer soll dazu dienen, Pflanzen in ganz kohlensäurefreier Luft zu kultiviren. — Prof. Hildebrandt sprach über die verschiedene Lage der Geschlechtsorgane in den aufrechten und den seitlichen Blüthen von Hibiscus syriacus, Dr. Neubert zum Schluss über Kreuzungen bei Cacteen. Sehr interessant war in der Sektion für Agrikultur-Chemie ein Vortrag des Dr. Schröder aus Tharand über die Einwirkung des Hüttenrauches und der sauren Gase überhaupt auf die Waldungen. Wie schon Stöckardt gefunden, reduziren sich die Wirkungen des Hüttenrauches auf die in ihm enthaltene schwefelige Säure (bei Soda- fabriken auf die Salzsäure). Steinkohlenrauch und Braunkohlenrauch 500 schaden daher um so weniger, je ärmer die Kohlen an Schwefel- kiesen sind, und Holzrauch schadet gar nicht. Umgekehrt kann man die Wirkung des Hüttenrauches künstlich im Laboratorium durch schwefelige Säure oder Salzsäure hervonufen. Lässt man diese auf Pflanzen einwirken, so beobachtet man bald eine Zerstörung des Chlorophylls; bei schwefeliger Säure erscheinen Blätter und Nadeln fahl, bei Salzsäure roth gerändert. Durch Salzsäure beschädigte Blätter verdunsten weniger; steht reichlich Wasser zu Gebote, so tritt dies nahe den Nerven in Tropfengestalt wieder aus. Licht, Wärme und Feuchtigkeit begünstigen die Wirkung der sauren Gase. Gleiche Mengen Salzsäure sind weniger schädlich, als schwefelige Säure. Bei der Analyse zeigen die durch schwefelige Säure beschä- digten Blätter abnorme Mengen Schwefelsäure; es wird demnach die schwefelige Säure absorbirt und zu Schwefelsäure oxydirt. Man kann daher durch die Analyse sehr gut den Hüttenrauchschaden nachweisen. Am Alaunwerk bei Godesberg enthielten z. B. die kranken rothspitzigen Kiefern 0,46 pCt. Schwefelsäure, die gesun- den, V* Stunde davon, nur 0,069 und 0,076 pCt.. Verschiedene Spezies nehmen verschiedene Mengen Schwefelsäure auf; Nadelhölzer sind viel empfindlicher, nehmen aber auch aus der Luft viel weniger auf, als Laubhölzer. Die Resistenz der letzteren ist abhängig von der Empfindlichkeit der Blätter und von der Regenerationsfähigkeit; bei Rothbuche und Eiche sind z. B. die Blätter gleich empfindlich, aber die Eiche regenerirt ihre Blätter viel leichter. — Landwirt- schaftliche Pflanzen sind im Allgemeinen viel empfindlicher, als die Bäume. — Am widerstandsfähigsten ist von Laubhölzern die Eiche, dann folgen Esche, Ahorn, Erle, Pappel, Linde, Rothbuche, bei den Nadelhölzern: Kiefer, Fichte, Weisstanne. — Die Expertise muss sich stützen: 1) auf die bekannten geschilderten giftigen Wir- kungen auf die Blätter, 2) auf den chemischen Befund, 3) auf die verschiedene Resistenz. — Wenn z. B. in derselben Gegend die Nadelhölzer weniger leiden, als die Laubhölzer, so ist keine Be- schädigung durch saure Gase anzunehmen. - Bei der Diagnose nach den Blattverhältnissen muss man sehr vorsichtig sein, wie auch Hasenclever in seiner Arbeit über Beschädigung der Vegetation durch saure Gase bemerkt hat. In einem Herbar, das 1856 einer belgischen Kommission übergeben wurde, fanden sich 85 angeblich 501 durch saure Gase beschädigte Pflanzen, bei genauer Untersuchung zeigte si-h aber, dass 79 davo» durch Pilze und Insekten gelitten hatten. Auch Spätfröste rufen oft ganz ähnliche Zeichnungen auf den Blättern hervor. Bei der chemischen Analyse muss man zum Vergleich stets nor- male Pflanzen aus derselben Gegend und aus derselben Vegetations- periode nehmen Die normalen Fichtennadeln beiTharand enthalten z.B ’/n pCt. Schwefelsäure mehr, als die gleichen im Harz. — Dr. Schröder, der mit dem Oberförster Reuss in Goslar eine genaue Untersuchung der Hiittenrauchschäden im Oberharz angestellt, berechnet, dass Clausthal allein jährlich 50,000 Cir, Lautenthal 12,000 Ctr , Altenau 17,000 Ctr. schwefelige Säure in die Luft senden, und demonstrirte, ausser an zahlreichen interessanten Herbar-Exemplaren und Tableaux, an einer grossen Karte die Einwirkung näher. In den am stärksten befallenen Gegenden enthalten die Fichten 0,691 pCt. Schwefelsäure, in den mittelstark befallenen 0,392 pCt., in den wenig beschädigten 0,250 pCt. — Hauptursache des grossen Schadens sind die engen Thäler, die den Rauch nicht ab/iehen lassen; die Meereshöhe hat keinen Einfluss, während nach Ebermayer und Rudolph Weber der Gesammt-Aschengchalt und die Phosphorsäure darin mit der steigenden Meereshöhe abnehmen. ln der Diskussion bemerkte Prof. Freytag aus Bonn, der auch viel über diesen Gegenstand gearbeitet, dass ein blühendes Feld in wenigen Stunden durch Hüttenrauch vernichtet werden kann. Nach ihm sind besonders auch die wass rfreien Vitriole schädlich, da deren auf die Blätter gefallener Staub leicht Wasser anzieht und dann tätowirend wirkt. Die heftigen Wirkungen in unmittelbarer Nähe der Hütten schreibt er mehr der Schwefelsäure als der schwe- feligen Säure zu. — Dr. Schröder theilt auf eine Anfrage des Prof. Orth noch mit, dass Arsenik auf den Blättern den Pflanzen nicht schadet, wohl aber dem Vieh, das diese frisst; den WTurzeln wird aber Arsenik sehr schädlich, und warnt deshalb Prof. Orth gegen Anwendung von Schweinfurter Grün (arsenigsaurem Kupfer- oxyd) gegen den Kolorado-Käfer. Von anderen Vorträgen, die Referent in der Sektion für Agri- kultur-Chemie mithören konnte, sind zu nennen: Steuer - Inspektor Stiem er aus Königsberg: Welches sind die besten Handelspflanzen 502 für Rieselfelder?, ein Vortrag, der Veranlassung zu mehrstündigen Debatten über Kanalisation und Abfuhr, sowie über die besten Des- infektionsmethoden gab. Ueber diesen letzteren Gegenstand berich- tete besonders ausführlich Prof. Al Müller aus Berlin, der auch sehr erfreuliche Nachrichten über die immer weitere Ausbreitung des L'iernur’schen Systems in Amsterdam mittheilte. — Ausserdem sprach Dr. Wagner aus Darmstadt über Fettbestimmung in Han- delsfuttermitteln, Prof Orth aus Berlin über bodenkundliche Fragen, Di. Weigelt aus Rufach über die Schädlichkeit der Fabrikabflüsse, insbesondere der Bleichereien, für die Fische, eine Arbeit, die be- sonders als Broschüre erscheinen wird, Prof. Siewert aus Danzig über Kartoffelprüfung etc. Der wichtigste Gegenstand dieser Sektion war bereits vorher in Karlsruhe erledigt. Er betraf die sog. zurückgegangene Phos- phorsäure in den Phosphoriten, besonders in den Lahn-Phosphoriten. Die deutschen Phosphorite (darunter auch die Braunschweiger Ko- prolithen) enthalten, ausser phosphorsaurem Kalk, immer kleine Men- gen Thonerde und Eisenoxyd. Behandelt man nun diese Phosphorite mit Schwefelsäure, um die Phosphorsäure in Wasser löslich zu machen, so zeigt sich bei den so „aufgeschlossenen“ Phosphaten •deutschen Ursprungs die unangenehme Eigenschaft, dass nach län- gerem Lagern ein Theil der löslich gewesenen Phosphorsäure sich mit der Thonerde und dem Eisenoxyd wieder verbindet, wieder „zurückgeht“ und in Wasser wieder unlöslich wird. Prof. Petermann in Gembloux (Belgien) hat nun aber, gleich Prof. Grandeau in Nancy u. A., gefunden, dass selbst die in Wasser lösliche Phosphorsäure im Boden sich wieder mit Kalk, Thonerde und Eisen verbindet, also doch wieder unlöslich wird, ja dass auf kalkfreiem, durchlassendem Boden, z. B. Sand und Moor, zurückgegangene Phosphorsäure sogar besser ist, als in Wasser lösliche. Die deutschen Phosphoritlager- Inhaber, ja gewissermaassen das ganze deutsche Reich wünschten deshalb, da es sich hier um ein Nationalvermögen von vielen Millionen handelt, dass die deutschen Agrikultur-Chemiker, wenn möglich, von ihrer bisherigen Praxis, die zurückgegangene Phosphorsäure bei der Werthbestimmung nicht zu berücksichtigen, al)lassen möchten. Die Versammlung nahm aber nach langen Debatten nur folgenden Vermittelungs-Antrag des Prof. Maercker und Prof. Henneberg an: 503 „Die Versammlung erkennt den Werth der zurückgegangenen Phosphorsäure für gewisse Bodenarten an, widerstrebt der Bestim- mung, falls sie von den Landwirthen oder Fabrikanten gewünscht wird, keineswegs, hält jedoch die bisher über die Höhe des Werthes derselben vorliegenden Versuche noch nicht für ausreichend genug beweisend, um nach denselben eine Werthschätzung zurückgegangener und präzipitirter Phosphorsäure vorzunehmen. Sie verpflichtet sich, nach Kräften durch die Ausführung von Versuchen in der nächsten Zeit zur Lösung der Frage mitzuarbeiten.“ Immerhin ist mit diesem Beschluss schon viel gewonnen. Den interessanten Vortrag des Prof. Rein aus Marburg in der Sektion für Geographie und Ethnologie „über die Coniferen Japans“ hoffen wir später ausführlich bringen zu können. In Bezug auf die agrikulturchemische Sektion ist noch zu er- wähnen, dass beschlossen wurde, höheren Oits, zunächst beim deut- schen Landwirthschaltsrath, den Antrag zu stellen, dass eine wissen- schaftliche Versuchsstation zum Studium der Verwerthung der städ- tischen Abfallstoffe errichtet werden möchte. In der bot. Sektion wurden zu Präsidenten gewählt: 1. Sitzung: Prof. Pringsheim, Berlin; 2. Sitzung: Prof. Hoffmann, Giessen; 3. Sitzung: Pro . Hildebrandt, Freiburg. Als Ort der nächsten Naturforscherversammlung wurde Danzig gewählt. Vegetationsbilder aus Sizilien. Von Dr. Wilhelm Landau. (Schluss.) Beim Hinaufgehen auf den Monte Pellegrino passirt man eine romantische Schlucht; an den Wänden derselben wachsen blassgelbe Lappenblumen (Hypeeoum pendulum), duftender Fenchel, blaugrüne Labkräuter, kleinbliithige Glockenblumen, fettblättriges Nabelkraut, gelbblumige Opuntien ; selbst baumartige Euphorbien sprossen in Fülle aus den Felsritzen hervor. Unter einem überhängenden Felsen der höchsten Spitze des Berges liegt die Grotte der heiligen Rosalie, der Schutzgöttin von Palermo. Die Umgebung derselben ist sehr romantisch; hier sind *04 zahlreiche schroffe und Höhlen bildende Felsen, mit Buschwerk und herrlichen Blumen bewachsen, so z. B. riesige Euphorbien, Aspho- delus, tausendblättriger Hahnenfuss (Ranunculus millefoliatus Vahl), blutrothe Spornblumen, karrainrothes Saubrod, Acanthus, weissblü- hender Lauch, würzige Rauten, kletternder Epheu, buntfarbiger Sa- fran, rauhhaariger Eibisch, rothblühende Silenen. blauer Boretsch, schildblättrige Nabelkräuter (Cotyledon umbilicus L.), silbergraue Immortellen, gekrönt mit goldschimmernden Blüthensträussen. Auf der Spitze des Berges findet man von interessanten Pfian- zen die Spargel- Erbse (Tetragonolobus), deren ausgebreitete Rasen mit purpurnscbwarz gefleckten Bliithenaugen besäet sind, Wicken, wilde Linsen, Platt-Erbse, Schneckenklee, Honigklee, Hornklee, Perl- gräser (Lamarckia), Disteln, Gänseblümchen, Cistus, goldgelbe und sammetschwarze Orchideen, zahlreiche Cruciferen, weiss oder gold- gelb gefärbte Asphodelus, Acanthus, Winden, rankende Waldreben, Eryngium, Malven, Storchschnabel, Natternkopf, Wolfsmilcharten, Feld- salat, gelb oder weiss blühende Umbelliferen, Steineicbengebüsch, Schle- hen, strauch- oder baumartige Euphorbien, langstacheligen Ginster etc. Die Flora um den Pellegrinoberg und das Lustschloss Favorita mit dem oben erwähnten Garten zeigt auf den Wiesen die Bastard- Wucherblume (?) in unzähligen Mengen, die Auen mit goldenem Schim- mer überziehend; sie tritt in 3 Varietäten auf, eine mit goldgelben, eine mit schneeweissen, eine mit halb weissen, halb gelben Strahlen; in den englischen Parkanlagen daselbst sieht man Myrten, Eichen, Steinlinden (Pbyllvrea angustifolia L ), Pistacien, Ligustrum, spani- schen Flieder (Syringa), und unter ihrem Schatten die reizendsten, auf’s Seltsamste geformten Orchideen. Ausserdem eine Fülle von Schneckenklee mit. den wundersamsten Früchten. Wicken jeder Form und Grösse und blutrothen Wundklee. Gegen Osten hin findet man in grösserer Höhe zahlreiche Labiaten und würzige Rauten, vor Allem duftet die Ruta bracteosa D.C., Satureja fasciculata und Salbei. Nordseite des Pellegrino. Flora ziemlich dieselbe wie auf den Wiesen am Ostfuss des Pellegrino. Umgebung von Palermo. Am Monte Griffone finden sich vornehmlich wild wachsende Palmen, vor Allen die Zwerg Fächer- palme, deren Blätter die Besen liefert: im Allgemeinen ist hier die Flora wohl individuenreicher, aber viel artenärmer, als die des Monte 505 Pellegrino , sonst aber derselben äusserst ähnlich, meist wieder Pa- pilionaceen, Labiaten, Euphorbien etc., hoch oben schöne Eschen- waldungen, welche auch hier, wie in den Nebroden, zur Manna- gewinnung verwendet werden. Mon reale, südwestlich von Palermo, ln dem Orte Monreale befindet sich die von König Wilhelm II. erbaute Kathedrale mit ihrem prächtigen Innern, namentlich den sehr berühmten Mosaiken. Südlich von Monreale liegt ein prächtiges Thal, gleichsam ein einziger Garten voller Orangen und Citronenbäume, dazwischen mächtige Fei- gen, Pinien und Lorbeerbäume. Das lebhafte Grün der Granaten mit den karmoisinrothen Blüthen, dazwischen die mattgrünen Oliven und das duftende Rosengesträuch, machen den Eindruck eines wahren Paradieses. An den Mauern, wrelche sich an der Strasse von Pa- lermo nach Monreal entlang ziehen, erheben sich riesige Cactus, wilde Oleanderbüsche prangen im glühendsten Roth, Rosenhecken verbreiten aromatischen Geruch, berauschender Orangenduft erfüllt die Luft. Hier und da Bliithe und Frucht an demselben Baum. Stachelige Agaven umzäunen farbenreiche Blumengärten. Von Palermo im Norden Siziliens wrandte ich mich direkt süd- lich nach Girgenti. Girgenti, im Alterthum eine sehr bedeutende Stadt, hat jetzt ca. 20,000 Einwohner und wird wTegen seiner grie- chischen Tempel sehr viel besucht. Es liegt unweit der Südküste Siziliens; sein jetziger Hafen ist Porto Empedorle, ungefähr 1 Meile entfernt. Auf dem nahegelegenen Athenefelsen, dessen Höhe 351 m be- trägt, finden sich zahlreiche Reseda, Malven, Natternkopf, Brillen- schötchen, Wegetritt, Schotenklee, Honigklee, Schneckenklee, Wund- klee, Nachtschatten, Eryngium, Ringelblumen, Eselsgurken, Ecbal- lium officinale, Rittersporn, Leinkraut, Umbelliferen, rosablüthige Acanthus und viele weissadrige Golddisteln. Auch duftende Kräuter giebt es in Menge. Von Bäumen sieht man den Oel- und Granaten- baum, von Sträuchern im weiteren Sinne die indianische Feigen- distel in ihrer schönen gelben Blüthenpracht. Ganz nahe der Spitze ragen braune Felsen hervor, mit grossen Aushöhlungen an ihrem Fusse und herrlichen Blumen an den Wänden. Die Flora bei den Tempelruinen von Girgenti. Es findet sich hier hauptsächlich Acanthus, Perlgras, schildblättriges Nabel- 33 506 kraut, baumförmige Wolfsmilch und rothbeerige Sträucher der Osyris alba L. In den Gärten unweit der Tempel fand sich eine Unzahl von Schnecken. Die Gärten sind meist bepflanzt mit Puffbohnen, Feigen, Caruben (Ceratonia), Reben und Oelbäumen. (Hier soll zu- erst in Sizilien von Athen aus die Olive gepflanzt worden sein.) Catania, am Fusse des Aetna, im östlichen Sizilien gelegen, hat eine sehr fruchtbare Umgebung aufzuweisen und treibt in Folge dessen einen lebhaften Handel mit Wein, Getreide, Leinsamen, Süd- früchten, und ausserdem mit Schwefel. Das Benediktinerkloster bier- selbst, das grösste nach dem Hafrakloster in Portugal, hat einen schön gelegenen Garten, von welchem aus man einen prächtigen Blick auf den Aetna hat. Leider ist der Garten aber sehr vernachlässigt, da das Kloster, wie viele andere, aufgehört hat zu sein. Der Garten stösst unmittelbar an den wilden Lavastrom des Jahres 1669, gegen den alle Lavaergüsse des Vesuv nur kleine Bäche sind, und der Anblick von den mit südlicher Vegetation umgrünten hohen Zinnen der Stadtmauer auf die tief unten gelegene schwarze, wild zerklüf- tete, fast vegetationslose, nur hier und da mit phantastischen Cactus- hecken besetzte Masse hat etwas ungemein Seltsames, ja Schauerliches. Von öffentlichen Gärten sind bemerkenswerth die der Villa Bellini und der Villa Pacini; beide Gärten sind nach sizilianischen Compo- nisten benannt. Die Villa Bellini besonders ist ein sehr beliebter Spaziergang der Catanesen; auch von hier bietet sich ein schöner Blick auf den Aetna. Das Klima Catanias ist fast das wärmste in Sizilien, es ähnelt schon sehr dem afrikanischen Küstenklima, speziell dem von Algerien. Die mittlere Temperatur soll ca. I6V4 Gr. R. sein, um 2l/4 Gr. R. höher als in Palermo. NachSchouw soll die Mitteltemperatur von Catania gar 19,06 betragen; das ist, nach meiner Meinung, zu hoch angeschlagen. Die Differenz zwischen Sommer und Winter ist 12,2 (23,6—11,4) Gr. R. Der Himmel von Catania ist meist wundervoll rein, Regen ist nicht sehr häufig, im Sommer sehr selten; trotzdem soll der Regenfall doch noch 25 Zoll betragen. Man rechnet auf 174 schöne Tage 63 Regentage. Manchmal, wenn auch selten, fällt von Anfang Mai bis September gar kein Regen. Catania wird sei- nes ausgezeichneten Klimas wegen von Kranken sehr bevorzugt, und soll das Klima von Palermo für Brustleidende nicht so günstig sein, 507 als dasjenige von Catania. Die „Ebene von Catania“, südlich von der Stadt, leidet vom Wechselfieber, das aber nicht bis in die Stadt dringt. Vegetation des Aetnagebietes. Etwa zwei Jahrhunderte ist die bei einer Eruption ausgeflossene Lava unkultivirbar, doch ist die von 1669 (westlich von Catania) schon vielfach mit Blumen be- wachsen und an manchen Stellen sogar etwas der Kultur erschlossen. Die herrlichste Kultur finden wir um Catania, im Südosten, und um Giarre und Mascoli, im Osten des Aetna. Die besonders fruchtbare „Ebene von Catania“, die weiter abseits vom Aetna liegt, ist nicht vulkanischer, sondern tertiärer Natur, z. Th. auch alluvial, da sie von Flüssen, den bedeutendsten Siziliens, durchzogen wird. Im Allgemeinen ist die Kultur sehr ähnlich der von Palermo, also die eines schon ziemlich warmen Himmelsstriches, stellenweise übertrifft sie sogar jene an Ueppigkeit. Längs der Ostküste finden wir die ganze Schönheit und Eigenthümlichkeit der herrlichen Kulturanlagen, vor Allem die üppigsten Weingärten, da der trockene Lavaboden gerade für die Reben überaus geeignet ist. Diese stehen hier nicht in Hecken, wie in Süd-Tirol und Istrien, auch winden sie sich nicht festonartig von Baum zu Baum, wie in der Lombardei und der Terra di Lavoro von Neapel, noch klettern sie an den Bäumen empor, wie ebenfalls in der Terra di Lavoro von Neapel und Capua, sondern werden ganz kurz an Pfählen von Arundo Donax in Gruben und in gewissen Abständen von einander völlig getrennt gezogen, also ähnlich wie in Steiermark. Auf diese Weise soll man nicht so viel, aber besseren Wein erhalten. Die Weinberge zeichnen sich ge- wöhnlich durch überaus grosse Reinlichkeit aus. Unkraut sieht man nicht viel, auch von Krankheiten hört man wenig. Die Weinpflan- zungen reichen ziemlich weit hinauf, sogar bis in die Waldregion hinein, etwa bis 3300 Fuss, und werden, je höher hinauf, desto rein- licher. Unten sprossen die Stöcke im März, blühen im Mai und die Trauben reifen im August, höher hinauf im April, Juni und Oktober. Am häufigsten wird die schwarze Traube, welche den Vino nero liefert, gezogen. Die berühmtesten Weine sind der . von Mascali, auch der Benedettino bianco aus Catania ist sehr süss und gesund; sehr stark ist der Terraforte der Gegend von Mistorbianco, westlich von 33* 508 Catania. Nach den Reben kommen, wo hinreichend Wasser ist, am häufigsten die Kulturen der varietätenreichen Citronen und Orangen, welche bis 2000 Fuss, im Osten sogar bis 3000 Fuss aufsteigen sollen, was mir nicht recht glaublich erscheint. Nirgends in Sizi- lien, ausser bei Palermo, findet man eine solche Fülle von Hespe- ridengärten, als in der Tiefregion des Aetna, besonders um Mascali, Giarre und Catania. Bevor ich meinen botanischen Bericht, in dem ich z. Th. dem Werke des Herrn Prof. Strobl über Sizilien gefolgt bin, welcher letztere sich sehr eingehend mit den Naturverhältnissen Siziliens beschäftigt hat, schliesse, will ich mir noch einige Worte über die Witterungsverhältnisse erlauben. Dieselben waren 1879 in höchstem Grade abnorm. Während in anderen Jahren mit Anfang Mai die Zeit der Regenlosigkeit beginnt, hält in diesem Jahre die Regenzeit noch immer an, ja der Regenfall ist fast stärker, als zur Winterszeit. Die wirklich schönen Tage waren in der letzten Zeit ziemlich selten, selten verging ein Tag ohne Regen, heute (21. Mai) z. B. hatten wir einen Siroccowind, wie ich ihn in dieser Art und Weise in Italien wohl noch nicht erlebt habe. Die Temperatur stieg gestern bis gegen 16 Gr. R. in der Mittagsstunde, heute er- reichte sie 17 Gr. R. bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 bis 90 pCt. Gegen Abend folgte diesem wirklich unausstehlichen Siroccowind ein heftiges Gewitter mit starkem Regen. Die abnormen Witterungsverhältnisse bringen bei ihrer anhal- tenden Dauer den grössten Theil der Ernte Italiens in Gefahr, denn das Getreide fault und leidet sehr durch Krankheiten. Die Früh- lingssaat hat im oberen Italien lange unterbrochen werden müssen und ist vielleicht auch jetzt noch nicht beendet, denn ganze Strecken in Venetien etc. standen unter Wasser. Die letzten Tage widmete ich einem Besuche der Insel Capri, deren Formation wahrhaft schön zu nennen ist. Die Insel ist nicht, wie lschia, vulkanischer Natur, sondern als eine Fortsetzung der Apenninenkette zu betrachten, welche südöstlich von Neapel beim Cap der Minerva das Meer erreicht. Die Felsbildungen daselbst sind von wahrhaft grandioser Natur, der Monte Solaro, der höchste Berg der Insel, erhebt sich ca. 650 m senkrecht über das Meer und ist der Blick von seiner Spitze wahrhaft ergreifend. Ganz eigen- 509 thümlich sind die Grottenbildungen , überhaupt die starken Aus- waschungen und Zerklüftungen des Gesteins dieser Insel. Das Besteigen der vielen Berggipfel auf Capri war bei der un- gemein feuchtwarmen Atmosphäre der letzten Zeit nicht sehr an- genehm, unter 85 pCt. sank der Feuchtigkeitsgehalt der Luft nie herab. Die Flora von Capri ist im Verhältniss zu der von Ischia und der Umgebung von Neapel nicht gerade üppig zu nennen, es scheint, als wenn der Kalkboden dieser Insel den Pflanzen nicht so günstige Bedingungen zum Wachsthum liefert, wie der vulkanische Tuffboden von Neapel, Ischia etc. Den besten Boden um Neapel soll die vulkanische Insel Procida haben. Zur Rosenwildlingsfrage. Vom Hofgärtner a. D. F. Schmidt in Jessnitz. Zwar noch nicht allerorten, jedoch bereits ziemlich allgemein hat sich bei deutschen Gärtnern das Bedenken eingestellt, dass die Hochstammrosenzucht und das Rosengeschäft wegen Mangel an taug- lichen, namentlich hohen und starken Wildlingen von dem Glanz- punkt, welchen die Gärtnerei innerhalb der letzten Jahrzehnte darin erlebte, herabsteigen weide, und dieses Bedenken ist in der That nicht ohne Grund. Die Gewinnung der Rosenwildlinge für die Hochstammzucht beruhte bisher zum weitaus grössten Theil auf Freibeuterei und nur zum geringen Theil auf Kultur oder sorgfältig schonendem, regelrechtem Betrieb, wonach sich ein gleichmässig sich fortsetzendes Ernten erwarten liesse. Der Bestand der werth vollen Hundsrosen ist in Forsten, Hecken und auf Triften allgemein stark vermindert und entkräftet, und es müssten einmal mehrere Jahre der Ruhe eintreten, wenn sich derselbe ernstlich erholen sollte. Diese Thatsache erklärt sich hauptsächlich aus dem Umstande, dass die Forstwirtschaft auf die Schonung der Wildrose nur selten Werth legt, dass dieselbe mehr allgemein als lästiges Forstunkraut gilt und meistens völlig preisgegeben werden dürfte, wenn dabei nicht allzu starke Störung der Forstkulturen zu befürchten stände. Man wäre aber, wie schon gesagt, im Unrecht, wenn man be- haupten wollte, dass Gärtner um gute Wildrosenstämme nicht be- I — 510 — reits seit längerer Zeit schon in Sorge gewesen wären; die letztere war vielmehr vielfach nicht allein passiver Art, denn Veranstaltun- gen, um die Wildrose ähnlich wie andere Gehölze zu erziehen, haben keineswegs gefehlt. Es war etwa in der Mitte der 50er Jahre, als Wildrosensämlinge zuerst in grossen Massen angeboten wurden, und seitdem hat das Geschäft dieser Sämlingszucht auch nicht mehr geruht. Wäre non seit dieser Zeit vermittelst dieser zahllosen Hunds- rosenstämme die betreffende Hochstammzucht im Ganzen erheblich gefördert worden, so bestände darum keine Sorge. Musterhafte, hohe, regelrecht erzogene Wildrosensämlinge blieben indess selten und für den grossen Bedarf hatte es damit sein Bewenden bei dem, was die bezeichneten wilden Bestände noch lieferten. Sehr viele der 2- und 3jährigen Sämlinge, wie sie in Massen, das Hundert in der Regel für 50 Pf., zu kaufen waren, sind freilich zu niedrigen Veredelungen in Töpfen und im Freilande benutzt wor- den, ein ansehnlicher Theil derselben aber auch zu meistentheils unergiebigen Experimenten, um Hochstämme zu erziehen und eigenen und fremden Bedarf damit zu decken. Es giebt in Gärten sicher nur wenige andere Kulturen, in wel- chen so viel vergeblich versucht und bei welchen so zahllose Pflan- zen geopfert worden wären, als bei den in Rede stehenden Hochstamm- zuchtversuchen. Allerwärts, wo man es nur in einem einzigen der wenigen, bei dieser Kultur zu beobachtenden Punkte verfehlte, ern- tete man anstatt der Hochstämme nur wüstes, kümmerliches Zeug, welches die damit bestandenen Grundstücke verunzierte und unweg- sam machte. Gewöhnlich waren es der Fehler nur zwei, welche dabei began- gen wurden, der eine verzeihlich, der andere dagegen nicht gänzlich zu entschuldigen. Wer die Hundsrose für eine bescheidene, beson- ders kräftigen Boden nicht beanspruchende Pflanze hielt, der täuschte sich allerdings nicht, sobald er gewärtigte, dass dieselbe in dem nach solcher Voraussetzung für ihre Kultur hergegebenen schwachen Boden 10 bis 12 Jahre Zeit haben müsse, um dasjenige, was ver- langt wurde, einigermaassen zu leisten. Indess ist es unglaublich, dass jemals ein Gärtner unter derartigen Voraussetzungen Hunds- rosenhochstammzucht unternahm, vielmehr waren es nach dem, was 511 man gelegentlich wiederholt darüber zu hören Gelegenheit hatte, 2 oder höchstens 3 Jahre, welche man zur Erziehung starker und hoher Wildrosenstämme nöthig zu haben meinte. Fehler und Ver- rechnungen bei der Raumgabe für die Pflanzen wurden dabei geradezu nur selten wahrgenommen, und am allerwenigsten Raumverschwen- dung durch allzu weitläufige Pflanzung. Man fand dabei in den meisten Fällen die üblichen kleinen Baumschulmaasse für Sträucher, 4 Pflanzen auf 50 cm bei \ m Reihenweite. Man hat endlich er- probt, dass es auch selbst oft noch in kräftigem, für Obsthochstamm- zucht gut tauglichem Boden mit der Anzucht starker und hoher Hundsrosen zu langsam geht, dass es sicherer, besser und schneller gelingt, wenn man dieselben in derartigem Boden noch mit Stall- dünger bester und fettester Art pflanzt. Dass Rosen — und zwar die meisten und darunter die Hundsrose — grobe Düngung in sol- cher Weise nicht nur vertragen, sondern sogar sehr lieben, dürfte vielen Gärtnern bekannt sein. Man darf mit dem Düngen dabei durchaus nicht kargen, jedoch dürfen Modifikationen des Düngever- fahrens stattfinden. Man kann ein Jahr früher, nach dem bekannten Maassstabe, in welchem gewaltige Gemüsebauer da, wo es sich um erspriessliche Dreifelderwirthschaft handelt, mit der Düngung vor- zugehen pflegen, düngen und der Rosenpflanzung eine Kohl- oder Futterrübenkultur vorangehen lassen, oder man düngt erst nach der Pflanzung einigemal von Jahr zu Jahr, so lange die Sträucher noch das Betreten des Grundes gestatten. In der Regel hat man zu sol- cher Nachdüngung wie auch zum Unkrauten nur 2 Jahre Zeit. Sehr tiefes, vorgängiges Rigolen des Bodens dürfte in nicht vielen Fällen nöthig sein und nach vorausgeschickter Düngung auch nicht vor- theilhaft; oft genügt dazu die Tiefe zweier Spatenstiche. Die Vortheile der Herbstpflanzung (Ende Oktober) soll man sich für Rosen ohne ernsten Grund nicht entgehen lassen. Für pikirte, bereits breitbewurzelte Stämmchen, welche man übrigens ziemlich tief pflanzen darf, hat man den bekannten Frosthub nicht sehr zu befürchten, und durch eine leichte Bedeckung kann man den letz- teren bekanntlich verhindern. Uebrigens ist nicht daran zu zweifeln, dass hier oder da ein frischer, von Natur üppiger, den Wildrosen vorzüglich günstiger Bo- den nicht allein die beschriebene ungewöhnlich starke Düngung, 512 sondern Düngung überhaupt unnöthig zu machen vermag und eine blosse Lockerung von passender Tiefe als Bodenvorbereitung genügen kann. Wer derartigen Boden zur Verfügung hat oder zu haben meint, mag es so versuchen und kann, wenn sich die Wildlinge nicht als genügend raschwüchsig dabei zeigen sollten, demselben durch Nachdüngung noch eine Reizung beibringen. Etwaige Bedenken wegen Verwöhnung oder Verzärte- lung dieser Rosen durch allzu üppigen Boden oder allzu reiche Düngung giebt man, nachdem man von deren Natur erst einen klaren Begriff gewonnen hat, gewöhnlich mit recht gutem Gewissen auf; die Menge und die Gierigkeit der Hundsrosen sorgt schon in kurzer Zeit dafür, dass lösliche Nährstoffe im Boden nicht übrig bleiben, und das Holz derselben ist bei derartiger Kultur, vorzüglich wenn dieselbe in ganz offener, sonniger Lage begrün det ist, noch stets von viel soliderer Beschaffenheit, als bei den be- treffenden Stämmen aus Forsten und Hecken. Vor allen Dingen handelt es sich darum, dass die betreffende Kul- tur nicht auf halbem Wege in’s Stocken geräth, sondern zu voller, erfreulicher Ernte führt. Es ist hier zuerst noch zu erwähnen, dass die vorher beschrie- bene Art der Dichtpflanzung nicht allerwärts Anerkennung fand, dass manche Baumschulgärtner für den in Rede stehenden Zweck 1 m Reihenweite und 20 cm Pflanzweite beanspruchen Der Grund da- für wird sich im Folgenden andeuten. Der als „verzeihlich“ bezeichnete Fehler, welchen man bei der Wildrosenzucht nicht selten begangen sah, besteht darin, dass man die Erzeugung der beliebten, starken und hohen Schosse, dem Kul- turverfahren bei manchen anderen Holzgewächsen gemäss, durch den Abschnitt der Sträucher hart am Boden zu bewirken unternahm. Dass die Hundsrose, wenn sie den genannten Zweck er- füllen soll, es so wie der Spargel haben will, welchen man zur Erzeugung stärkerer und immer stärkerer Schosse mehrere Jahre lang ungestört wachsen lassen muss, dies konnte allerdings nur vorgeschrittenes Experiment oder ungewöhnlich scharfer Gärtner-Instinkt lehren. Bei der leichthin beschriebenen Dichtpflanzung blieben aller- 513 wärts viele Pflanzen — augenscheinlich wegen Mangel an Raum und Licht — schwach und nur eine der durch den Dichtstand beab- sichtigten Wirkungen, der Hochwuchs der Pflanzen, wurde fast er- reicht. Besseres leistete bei sonstiger geschickter Leitung die weit- läufigere Pflanzung. Dieselbe gestattet zuvörderst eine stärkere Ver- anlagung der Sträucher und die Menge der kräftigen Schosse, haupt- sächlich aber die Theilbarkeit der ersteren kann man zu aller Ge- nüge dadurch vermehren, dass man nach erfolgter massiger Bestok- kung der Sträucher — beim herbstlichen Graben des Bodens — die seitlich überhängenden Grundäste niedertritt und mit Erde, ähnlich so wie beim regelrechten Ablegeverfahren, bedeckt. Nach Allem, was man bis jetzt über derartige Wildlingszucht in Erfahrung brachte, kann dieselbe nicht für sehr zahlreiche Gärtner und nicht allerwärts schon ein lohnendes Geschäft bilden. Der Züchter muss sich auf einen ziemlich hohen Selbstkostenpreis gefasst machen, und nur da, wo der Bodenzins, die Arbeitskräfte und der Dünger in Summa billig sind, dürfte mit sicherer Aussicht auf nennens- werthen Gewinn die Anzucht hochstämmiger Hundsrosen betrieben werden können. Die Hundsrose genügt nicht als allgemeine Unterlage für Kul- turrosenveredelung in Allem. Sie ist nicht vollkommen winterhart, denn sie erfriert nicht selten eher, als manche von ihr getragene edle Sorte. Ihre reinste Form — so klagt man — nimmt die Ver- edelung mit Moosrosen nicht recht willig an. Es kann also nicht schaden, wenn man es noch mit anderen Unterlagen versucht. Als saubere, glatte Unterlage für Theerosen, Bourbonrosen und Noisetterosen kennt und verwendet man vielfach mit Glück die all- verbreiteten Gartenformen der Weissen Bose (R. alba), als: Doppelte Weisse Bose, Venusbrust, Mädchenrose etc. ln der Apfelrose (R. vil- losa) besitzen wir eine bereits in uralter Zeit und zwar mit vollem Recht geschätzte Unterlage, auf welcher sämmtliche Kultursorten leicht und mit der ihnen zukümmlichen Kraft gedeihen, welche nicht so leicht wie die Hundsrose erfriert und ein sehr hohes Alter er- reichen kann. Ueberraschend schön, frisch und kraftvoll sind Sämlinge der wilden Weissen Rose und der ihr angehörenden Gartensorten, und vielleicht ist durch ihre Kultur, welche von der bereits angedeuteten 514 Kultur der Hundsrosensämlinge für Hochstammzucht (Schossen- anzucht) kaum abweichend sein müsste, mehr zu erwarten, als all- gemein angenommen worden zu sein scheint. Allerdings sind Weisse Rosen und ihre Samen nicht allerwärts vorhanden, die letzteren auch kaum im Saraenhandel, jedoch die genannten Gartensorten derselben sind ziemlich gute Samenträger und ihre Sämlinge fallen sehr sicht- bar auf die wilde Form zurück. Es kann nicht schwierig sein, im Laufe eines Jahrzehnts durch Abbau aus denselben gute Unterlagen zu erzielen, wenn die zuerst erhaltenen Sämlinge nicht bereits zweck- • entsprechend sein sollten. Die Winterhärte der vollblühenden, ge- meinsten Gartenform ist schon sehr bedeutend, und innerhalb Nord- deutschlands dürfte es wohl noch erinnerlich sein, wie in manchen strengen Wintern, welche selbst das mehrjährige Holz der Hunds- rosen tödteten, diese weissen Gartenrosen nur wenig litten. Welche Kultursorten Weisse Rosen bei der Veredelung vorzüglich gut an- nehmen, lange und musterhaft ernähren können, darüber steht im Ganzen augenblicklich noch zu wenig fest. Wahrscheinlich ist ihre Verwendbarkeit in solcher Richtung nicht sehr beschränkt. Dass sie als Unterlage auf gewisse Sorten in sehr auffallender Weise einzu- wirken vermag, dies zeigten Veredelungen der bekannten Sorte „Mar- schall Niel“ auf Venusbrustrose; die erstgenannte entfaltete darauf eine Ueppigkeit und einen so enormen Blüthenreichthum — bis siebenzehn Blüthen auf einem Stande — dass ihre Echtheit von zahlreichen Augenzeugen ' beim ersten Anblick stets bezweifelt ward. Uebrigens wächst die Weisse Rose als Veredelung selbst auf ver- schiedenen Rosenarten, und selbst auf solchen, die als Unterlagen sich allgemein undankbar erweisen. Sie zeigt sich als ein misch- bares, auf- und annahmefähiges Element; beispielsweise verräth sich die Composition der gegenwärtig nicht mehr in so reichlichem Maasse wie früher vorhandenen Mädchenrose in seltenen Fällen, besonders an üppigen Kronveredelungen derselben auf Hundsrose, indem sie einzelne Triebe einer Rose mit einfachen Blüthen, welche selbst bei guten Rosenkennern als „Einfach blühende Centifolie“ gilt, mitunter auch Triebe der gemeinen Weissen Rose zum Vorschein bringt. Dass die Weisse Rose selbst an Orten, wo unendlich viel mit Rosen experimentirt worden ist, und wo sie, wie in Süddeutschland, 515 wild vorkommt, als Veredelungsunterlage weder grössere Verwendung noch Empfehlung gefunden hat, mag einestheils in ihrem selteneren Vorkommen, anderentheils auch darin liegen, dass sie nicht gekannt ist und gelegentlich nur als Hundsrose mit verbraucht wird, von welcher letzteren sie sich oberflächlich allein nur durch ihr grösseres Laub, durch zartere, hinfälligere Dornen, schlankere und festere Schosse und Aeste, rein weisse, viel grössere Blüthen unterscheidet. Dass dieselbe noch aus einem anderen, tieferliegenden Grunde als Veredelungsunterlage vernachlässigt ist, scheint bis jetzt nicht ange- nommen werden zu dürfen. Ihrem grösseren Anbau wären selbst- verständlich erst noch eingehendere Versuche in Betreff allgemeiner oder nur beschränkter Brauchbarkeit vorauszuschicken. Die bereits erwähnte grosse Dauerhaftigkeit der Apfelrose als Veredelungsunterlage lässt sich bei der Beob- achtung freiwüchsiger Apfelrosensträucher nicht ahnen, denn diese neigen allerwärts, als üppige Fruchtträger, dazu, sich durch Schosse aus Grundästen, aus der Ursprungspartie und den Wurzeln zu ver- jüngen. Die nicht sehr ausgiebige Vermehrung der Apfelrose ist es, was uns ihre Verwendung als Veredelungsunterlage im Grossen entbehren lässt. Sie treibt freiwillig nur wenige Wurzelschosse, er- giebt nicht sehr viele frischwüchsige Sommertriebe und ist auch beim gemeinen Senkverfahren wenig ergiebig. Aus ihren scheinbar recht gut ausgebildeten, gewöhnlich auch sehr reichlich vorhandenen Samen erzieht man stets nur eine geringe Anzahl lebensfähiger Sämlinge, man erhält daneben last in hundertfacher Mehrzahl küm- merliche, vom Rosenblattpilz im Keim bereits befallene Sterblinge. Die ergiebigste Vermehrung der Apfelrose wurde gewöhnlich allein durch jenes vorzügliche, schnell wirksame Senkverfahren erzielt, wo- bei jedes vorhandene Auge des Mutterstrauchs eine Jungpflanze zu geben vermag und welches der Hauptsache nach darin besteht, dass man frischwüchsige, reichverzweigte Muttersträucher vor dem Früh- jahrsaustriebe dicht zusammen in lauwarme Mistbeetkästen pflanzt, ihre Aeste und ihr Gezweig vermittelst Haken in sehr dichter La- gerung nebeneinander dem Boden glatt aufheftet, durch Bedeckung mit Fenstern den Austrieb beschleunigt, und die Bewurzelung der jungen Triebchen durch genügende Feuchtigkeit und durch Aufstreuen von Sand oder feiner Erde begünstigt. 516 Die Apfelrose wächst eben nicht schwer auch aus Sommer- stecklingen, und zwar selbst noch aus last verhärteten Triebchen. Nach altem, aber nicht sehr bekanntem Verfahren befreit man Ro- senstecklinge von einem Theil der Blätter, hält sie in lockere Bün- del bei ebenem Aufstoss zusammen, steckt diese in dazu passende, anschliessende, zur halben Höhe mit zerkleintem, gewaschenem, feuchtem Moos ausgestopfte Töpfe und damit unter Fenster in ein lauwarmes Beet. Das gemeine Verfahren, bei welchem gewöhnlich faulende Stecklinge den Boden mit Schwamm erfüllen, lässt sich auf diese Weise umgehen. Tn grosser Kultur mag die Apfelrose selten oder kaum jemals versucht worden sein; gewöhnlich wurde dieselbe nur als Obstgehölz in bescheidenem Maasse begehrt, jedoch ist es auch völlig gewiss, dass die mächtigen Rosenhochstämme, welche hier und da in Gärten bewundert wurden, im Stammtheil stets aus Apfelrose bestanden. Ihre Kultur zur Gewinnung von Schossen kann von dem für Hunds- rosen angedeuteten Verfahren kaum abweichend sein. Die Samen der Apfelrose gehen ebensowohl wie die der weissen Rosen, wenn sie frisch gesäet werden, im ersten Jahr auf, die Samen der Hundsrose liegen über, werden im ersten Jahr im Einschlag, mit Erde oder Sand vermischt, rnässig feucht erhalten und vor Mäusefrass verwahrt, um Anfang April des zweiten Jahres aus- gesäet zu werden und nun im frisch gelockerten Boden desto besser zu gedeihen. In Bezug auf unsere in Gemeinschaft mit der Hundsrose wild vor- kommenden anderen beiden Rosenarten, der Filzigen Rose (R. tomen- tosa) und der Weinrose (R. rubiginosa), welche die Veredelung durch Kultursorten nur selten annehmen und nicht selten mit Hundsrosen vermengt Vorkommen, lässt sich nur eine bei der Sichtung kahler Schosse zu Hülfe zu nehmende kurze Beschreibung versuchen. Die Blätter beider Arten sind gegenüber den klar grünen, höchstens mit- unter etwas rogosen Blättern der Hundsrose, graugrün und weich- haarig. Die Stacheln der Filzigen Rose sind nicht hakenförmig und an der Basis nicht langgezogen, sondern gerade abstehend und nur wenig zusammengedrückt. Die Stacheln der Weinrose sind wie die der Hundsrose an der Basis langgezogen und zusammengedrückt, noch stärker als diese gekrümmt, auch zahlreicher und unter sich 517 der Grösse nach um Vieles ungleicher. Das Holz beider Arten ist spezifisch um Vieles leichter, krautartiger als das der Hundsrose, und schon dieser Umstand allein verursacht, wenn man bei der Mu- sterung die Schosse in die Hand nimmt, ein fremdartiges Gefühl. Die Weinrose wird viel seltener als die Filzige Rose mit der Hunds- rose verwechselt. Die hin und wieder von Gärtnern aufgestellte Be- hauptung, dass die genannten beiden weichblättrigen Wildrosen vor- zügliche Veredelungsunterlagen für Moosrosen seien, wurde durch die Praxis ebenso wenig bestätigt, als sich die Klage rechtfertigte, dass die letzteren von Hundsrosen bei der Veredelung nur widerwillig und ungenügend angenommen würden. Es wurde beobachtet, dass Veredelern, denen ganze Reihen von Veredelungen verschiedenster Moosrosensorten auf Hundsrosen vollständig gelangen, keine einzige auf WTeinrose oder Filzige Rose gedieh. Wenn Moosrosen sich bei der Veredelung auf Hundsrose mitunter widerspenstig zeigen, so liegt dies überhaupt gewöhnlich nicht an der Unterlage, sondern zu allermeist an der Trägheit, welche den Moosrosen zu manchen Zeiten eigen ist und die sich darin äussert, dass bei Verwundungen nur langsam und spät eine Rückgabe von Nährstoffen zur Bildung von Callus er- folgt, bei Veredelungen daher der Bindstoff’, welcher vom edlen Theile her entgegen zu kommen hat, fehlt. Es ist dies dieselbe Trägheit, welche sich in der Regel bemerkbar macht, wenn man Moosrosen frühzeitig zu treiben unternimmt oder im Februar im Hause veredelt. Escallonia Philippiana Mast. (Saxifragaceae). (Mit 2 Abbildungen.) Gattungscharakter. Kelch ölappig, seine Röhre halbkugelig oder kreiselförmig, dem Fruchtknoten angewachsen. Blumenblätter 5, lineal-spatelförmig, in der Knospenlage an der Spitze dachig. Staub- gefässe nur 5, der Basis einer oberständigen Scheibe des Fruchtknotens angewachsen. Fruchtknoten 2- bis 3fächerig, Griffel nur 1, Narbe kopf- förmig, 2- bis Slappig. Samenknospen zahlreich. Kapsel mit dem Kelchsaum, der oberständigen Scheibe und dem Griffel gekrönt, an der Basis mit 2 bis 3 Klappen scheidewandspaltig aufspringend. Samen klein, lineal-läDglick, oft gekrümmt, Samenschale häutig, 518 längs gefurcht, locker. Keim in der Achse des fleischigen Eiweisses, nahe der Basis. — Bäume und Sträucher Süd - Amerikas, be- Fig. 10. Escallonia Philippiana Mast. sonders Chilis, mit immergrünen, abwechselnden, oval-länglichen oder lanzettlichen Blättern, ohne Nebenblätter. — Blüthen meist in end- ständigen Trauben oder Rispen, seltener axillär, weiss, rosa oder 519 purpurn. (Bentham et Hooker Gen. pl. I. 644. Eiehler Blüthen- diagramme II. 430.) Artcharakter. Strauchartig, Aeste ruthenförmig, aufrecht ab- stehend, glatt, etwas kantig. Blätter glatt, drüsenlos, lineal oder länglich-spatelförmig, ziemlich gleichmässig gesägt, in den Blattstiel verschmälert, Blüthen (für die Gattung) klein, ca. 12 mm im Durch- messer, weiss, längs der Spitze der seitlichen Triebe dichttraubig, mit Blättern untermengt, Blüthenstiele kürzer als die Blüthen, in der Mitte mit 2 Vorblättern, Röhre des Receptakulums (des Kelches) glatt, kreiselförmig; Kelchlappen dreieckig, so lang wie die Röhre; Blumenblätter weiss, konkav, doppelt so lang als die Kelchblätter, länglich, an der Spitze seicht ausgerandet, fein gesägt, an der Basis breit, ungenagelt; Staubgefässe halb so lang als die Blumenblätter; oberständige Scheibe polsterförmig, 5lappig, Lappen den Blumen- blättern gegenüberstehend; Griffel sehr kurz, Narbe 2lappig. — Escallonia virgata var. Philippiana Engler in Linnaea 1870, 571, und in Martius Fl. Bras. (Escalloniaceae) 145. E. angustifolia Phi- lipp! in Linn. XXXUI 85 nicht Presl (Masters in Gard.Chron. 1873,947.) Dies ist nach Masters eine der charakteristischsten Arten der Gattung Escallonia; sie hat Blätter, die denen von Arbutus Uva Ui'si ähnlich sehen, während die Blüthen an die mancher Myrtaceen, z. B. Baeckea, erinnern. Philipp! beschrieb sie zuerst; da sein Name (E angustifolia) aber schon vergeben war und nach Masters Unter- suchungen die Pflanze sich von E. virgita durch grössere und mehr leder- artige Blätter, ungezähnte KelchlappeD, ganz sitzende ungenagelte Blu- menblätter, die der Blume im Gegensatz zu der länglich-cylindrischen Gestalt anderer Escallonien eine Schüsselform geben, unterscheidet, so erscheint es angemessen, sie als besondere Art zu betrachten. Die Pflanze wächst auf den Anden Süd- Amerikas, ist in der Umgegend von London hart, hat ausgebreitete, ruthenähnliche, glatte, hellbraune Zweige und wurde durch Pearce von Valdivja in die Baumschulen der Herren James Veitch & Sons in Chelsea, Lon- don, eingeführt, d*men wir die beifolgende Abbildung verdanken. — Die dichten Massen weisser, wohlriechender Blüthen, die oberfläch- lich an die mancher Spiraeen erinnern, das reiche, saftige Grün der den Winter über dauernden Blätter lassen sie auch zur Erwerbung für Deutschland geeignet erscheinen. (Preis pro Stück 7,50 M.) 520 Hymenanthera crassifolia Hook. fil. in Flor. Nova-Zeland I, 17 t 7. Yiolarieae. Neu-Seeland. Eine strauchartige, immergrüne, neuseeländische Pflanze aus der Familie der Veilchengewächse, im Habitus Arctostaphylos Uva Ursi Fig. 11. Hj-menaulliera crassifolia Hook. fil. ähnelnd. Sie ist in den Baumschulen von J. Veitch & Co. in London hart und bildet mit ihren weissen Beeren einen hübschen Schmuck des Herbstes (Preis 5 M.) Neuheiten für 1879/80 von Ernst Benary in Erfurt. A. Blumensamen. Godetia Whitneyi Brillant (Benary). Die Blüthen dieser reizenden Varietät zeigen Petalen von leuchtendem Karminroth, wel- ches nach der Spitze in zart Rosa übergeht. Im Habitus niedrig 521 und kompakt, ist diese Godetia durch die Menge und prachtvolle Färbung ihrer Blumen zu effektvollen Gruppen höchst empfehlens- werte Petunia hybrida robusta flore pleno Wiederum eine ganz distinkte, hervorragende Petunien-Nenheit, und zwar eine halb- hohe, äusserst kräftige Race, welche sich vollständig selbst trägt und durchaus keiner Stütze bedarf. Die Pflanzen bauen sich kompakt und ganz kandelaberartig und erreichen einen Durch- messer von ca. 36 cm. und eine Höhe von ca. 28 cm. Sie erzeugen ihre schönen Blumen in allen dieser Gattung eigentümlichen Schattirun- gen, wobei ein grosser Theil grossblumig gefüllter resp. gefranzt ge- füllter. Die Blüthen erscheinen so massenhaft, dass die Pflanze bei vollständiger Entwickelung gleichsam ein fertiges Bouquet bildet. Sie ist die an Wuchs kräftigste Petunie, welche seither erzielt wurde, und wird sich vermöge ihrer angenehmen Höhe von grösster Verwendbarkeit im freien Lande erweisen, mit besonderer Vorliebe jedoch auch, weil sie des Aufbindens nicht bedarf, namentlich von Marktgärtnern zur Topfkultur verwendet werden. Phlox Drummondi nana compacta cinnabarina. Phlox Drummondi nana compacta coccinea striata. Phlox Drummondi nana compacta hortensiaeflora. Phlox Heynholdi globosa atrorosea (Benary). Diese neue Züchtung bildet ein genaues Pendant zu dem vor 2 Jahren von E. Benary erzielten und eingeführten P. Heynholdi Perfection. Ein gleicher Reichthum an Blüthen, derselbe niedrige, ganz kugelige Bau, welche Eigenschaften diese Race so sehr geeignet zur Topf- kultur und Verwendung als Marktpflanze erscheinen lassen, finden sich in der neuen Varietät mit prächtigen, leuchtend dunkel- rothen Blüthen, weshalb dieselbe ganz besonderer Beachtung empfohlen wird. Silene pendula carnea fl. pl. (Benary). In allen Eigen- schaften mit der vor einigen Jahren eingeführten rothen Varietät übereinstimmend, wird sich diese neue Silene, welche ihre reizen- den, gefüllten, zart fleischfarbenen Blüthen ganz konstant aus Samen reproduzirt, ebenso schnell wie jene einbürgern. Die Pflan- zen werden zu Einfassungen, die Blumen als Bouquetmaterial be- sonders werthvoll gefunden werden. 34 522 B. Gemüsesamen. Radies, runde, violette, mit weissem Knoll-Ende. Das von E. Benary vor 3 Jahren eingeführte ovale, violette Radies mit weissem Knoll-Ende hat rasch die weiteste Verbreitung gefunden und erfreut sich jetzt der allgemeinsten Beliebtheit. Ein gleich zierliches Aussehen, ebenso feinen Geschmack, kurz alle guten Eigen- schaften dieser Sorte besitzt auch die hier offerirte runde Varietät. Tomate, scharlachrothe Türkenbund. Durch die Form ihrer Frucht, die der des Türkenbund- Kürbis ähnelt, unterscheidet sich diese neue Tomate von allen bisher bekannten Sorten. Sie ist äusserst früh und reich tragend und bringt an einer Traube meist wenigstens 10 bis 15 Früchte. Letztere zeichnen sich ganz beson- ders dadurch aus, dass jede einzelne nur wenige Körner Samen ent- hält, welche dicht an der Schale liegen, so dass die ganze übrige Frucht und besonders die Mitte derselben durchaus fleischig ist. Dieselbe ist vom feinsten Wohlgeschmack und eignet sich vorzüglich zu Konserven. Die kleinblättrigen, kräftig wa- hsenden Pflanzen sind auch als Dekorationspflanzen von hohem Werth. Hauptsächlich zu empfehlen wiegen ihrer ungewöhnlichen Ergiebigkeit, worin sie wohl von keiner der bisher existirenden Sorten erreicht wird. Treibgurken, Duke of Edinburgh, neue weisse. Unter den in den letzten Jahren aus England eingeführten Treibgurken ge- hört Duke of Edinburgh zu denjenigen, welche jetzt allgemein kul- tivirt werden. Die weisse Varietät ist eine ebenfalls äusserst reich tragende frühe Sorte mit prächtigen, cylindrischen, kurzhalsigen, rein weissen Früchten von 70 bis 90 cm Länge, welche nur sehr wenig Samen enthalten. (Leider sind weisse Gurken in Berlin wenig beliebt. W.) Wachs-Buschbohne, neue goldgelbe Mont d’or. Diesel- ben guten Eigenschaften der von E. Benary vor 6 Jahren ein- geführten Mont d’or-Stangenbohne, welche seitdem die grösste Ver- breitung gefunden hat, zeichnen diese Buschbohne aus. Die gold- gelben Schoten sind sehr zart, äusserst feinschmeckend und ganz ohne Fäden. Die Sorte ist ungemein reich tragend, sehr früh und rankt nicht. 523 Bennett’s neue Rosen. Das grösste Ereigniss anf floristischem Gebiet sind gegenwärtig die Kreuzungen zwischen Thee- und Remontantrosen, die Herr Henry Bennett, Manor Farm Nursery, in Stapleford (bei Salis- bury) jetzt mit ausgezeichnetem Erfolge ausführt, nachdem bereits früher Paul&Son in Cheshunt durch ihren „Cheshunt Hybrid“ den Anfang dazu gemacht. Herr Wermig vermuthet in der Deutschen Gärtner-Zeitung sogar schon in la France den Anfang. — Bennett wählte besonders die Theerosen Alba rosea und President und erzeugte durch sie Kreuzungen, die sich von dem Typus aller bisher bekannten Rosen unterscheiden, und besonders auch durch längere Blüthezeit auszeichnen sollen. Sein Hauptziel, eine gelbe Remontantrose und eine karminrothe Theerose zu erhalten, ist zwar noch nicht ganz erreicht, aber zum Theil doch. Die gelbe Remontantrose soll noch erst gefunden werden, die karminiothe Theerose aber ist erzielt, es ist sein Duke of Connaught. Im Ganzen hat Bennett 9 Rosen jetzt in den Handel gegeben, ä Stück 10,50 Mark (zusammen 84 Mark), und zwar: Beauty of Stapleford (Alba rosea X Comtesse d’Oxford). Blume sehr gross; äussere Reihe der Blumenblätter blass rosaroth, gegen die Mitte dunkelrosa. Duke of Connaught (President x Louis van Houtte). Farbe tief sammetig karminroth, eingefasst mit dem leuchtendsten Roth. Es soll dies die schönste Rose dieser Farbe sein (was zwar Hony- wood d’Ombrain nicht gerade ganz unterschreiben will). Blume sehr gross. Duchess of Connaught (President X Duchesse de Yallombrosa). Zart silberrosa mit leuchtend lachsfarbener Mitte. Gross und sehr wohlriechend. Duchess of Westminster (President X Marquise de Castellane). Blume ausserordentlich gross. Leuchtend kirschroth. Honourable George Bancroft (Mine, de St. Joseph X Lord Ma- caulay). Sehr grossblumig, leuchtend hell rosakarmin, purpur schattirt. Jean Sisley (President X Emile Hausburg). Aeussere Blumen- blätter rosiglila, Mitte leuchtend rosa. Sehr grossblumig. 34* 524 Michael Saunders (President X Mrae. Victor Verdier;. Grosse Blume von bronzirter rosa Farbe, hi ach Wermig sehr schön. Pearl (President x Comtesse de Serenyi). Weiss. Es soll keine grosse, aber in jeder Hinsicht eine vollkommene Blume sein. Viscountess Falmouth (President X Muscosa Soupert und Not- ting). Das Holz erinnert an Moosrosen, die Kn.spe ist jedoch nicht bemoost. Grossblumig, blassrosa, sehr wohlriechend. Es soll die distinkteste Rose sein, die je in den Handel gegeben wurde. Die grosse Herbst- Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Räumen der Berliner Gewerbe-Ausstellung vom 31. August bis 15. September 1879. II. Abschnitt. Die Warmhauspflanzens Von W. Perring, Kgl. Universitätsgärtner. (Schluss.) In dem kleineren Gewächshause waren alle diejenigen kleinen Warmhauspflanzen, welche geringere Wärme- und Fenchtigkeitsgrade der Luft bedürfen, ;;ufgestellt. Auf dem vorderen Tische hatte Herr Kunst- und Handelsgärtner H. Hildmann, in Berlin N. Schul- strasse 44, seine aus 150 Arten und Abarten bestehende Cacteen- Sammlung, sowie ein Sortiment von ca. 30 z. Th blähender Stape- lien und verschiedene andere Fettpflanzen ausgestellt. Die Caeteon- Sammlung enthielt sehr viele seltene und neue Arten und Abarten, darunter auch mehrere eigene Züchtungen des Ausstellers, welcher die Kultur der Fettpflanzen ausschliesslich als Spezialität betreibt. Von ersteren führen wir als besonders schön und zierlich auf: An- halonium prismaticum Lern., Pelecyphora asellilormis und Leuchten- bergia principis, welche sich wohl nur in wenig Sammlungen vor- finden dürften. Als neueste Sorten sind zu erwähnen: Cereus fla- gelliformis Haw. var. cristatus, Ecbinocereus Ehrenbergii cristatus, E Geissei albispinus und E. Odieri var. Webbesi, vom Aussteller gezüchtet. Von älteren Arten waren in starken und schönen Exemplaren 525 vorhanden: Opuntia clavariodes Pfr. (veredelt), Echinocactns gibbosus D. C. var. Scblumbeigeri, Mammillaria nivea Wendl. , Echinoeactus scopa Lk. et Otto und viele andere. An die Cacteen - Sammlung schlossen sich einige neue bunt- blättrige Pflanzen des Herrn Handelsgärtnereibesitzers R. Brandt in Charlottenburg an, von denen die sehr hübsche, vorherrschend weiss und rosa gezeichnete Tradescantia multicolor und die Begonien- Blenfllinge zwischen Begonia discolor X Rex, B. hybr. Carriere, Mad. Svahn , Mad. Gabrielle Clermont Tomnerre etc. , besonders hervorge- hoben zu werden verdienen. Die Sorten dieser neuen Begonien- Gruppe zeigen noch keine grossen Abweichungen von einander, sie haben alle matt silberweiss gefärbte und grün geaderte Blätter, sonst aber vollständig den Habitus der Begonia discolor, und dürften sich die- selben voraussichtlich ebenso wie die Stamm-Art zur Bepflanzung von schattig oder halbschattig gelegenen Blumenbeeten eignen. Ohne Zweifel wird sich diese neue Begonien - Gruppe durch Kreuzungen nach zwei Richtungen hin wesentlich vervollkommnen lassen, und zwar erstens hinsichtlich der Blattzeichnung, und zweitens hinsicht- lich der Blüthen. Alle übrigen, im kleinen Warmhause stehenden Pflanzen, sowie sämmtliche Warmhauspflanzen, welche in der grossen Halle aufge- stellt waren, sind bereits im ersten allgemeinen Bericht über die Ausstellung genügend besprochen worden, so dass wir dieselben hier übergehen und diesen Bericht hiermit sehliessen können. Vermischtes. Auktion der Ravenö’schen Pflanzen-Sammlung. Vom 15. bis 21. Oktober sind die sämmtlichen Topfpflanzen unseres ver- storbenen Mitgliedes, des Geh. Kommerzienrath Ravene, unter zahl- reicher Betheiligung hiesiger und auswärtiger Käufer öffentlich ver- steigert worden. In Anbetracht der für gross re Pflanzenankäufe etwas späten Jahreszeit wurden im Allgemeinen auf der Auktion recht gute Preise erzielt, für manche Pflanzen sogar höhere Preise bezahlt, als zu denen dieselben in Handelsgärtnereien zu haben sind ; andere hingegen gingen sehr billig fort. Der Garten wird, wie wir hören, parzellirt und als Bauterrain verwerthet werden. 526 Somit ist denn wieder einer der besten von den wenigen hier noch vorhandenen nennenswerten Privatgärten, welcher die Aus- stellungen unseres Vereins seit vielen Jahren stets reich beschickte, eingegangen. Der langjährige Leiter des Ravene’schen Gartens, Herr Ober- gärtner König, etablirt sich in Weissensee bei Berlin als Handels - gärtner und beabsichtigt, vorherrschend Warmhauspflanzen zu ziehen. Wir wünschen ihm zu seinem Unternehmen viel Glück! Die Krankheit der echten Kastanien in den Sevenuen. (J. E. Planchon, Comptes rendus t. 87 p. 583.) In den Depar- tements des Gard und der Lozere nimmt eine Krankheit der Ka- stanien, welche vielleicht mit der bei Bayonne, in Ober-Italien und auf den Azoren beobachteten identisch ist, die Aufmerksamkeit sehr in Anspruch. Die Bäume sterben zuerst an den äussersten Zweigen ab, und zwar werden entweder diese alle auf einmal, oder nach und nach getödtet, so dass der Verlauf der Krankheit ein schneller oder ein 2 bis 3 Jahre dauernder sein kann. — Die eigentliche Ursache liegt in den Wurzeln. Die grösseren und mittleren derselben sind in Rinde und Holz erweicht, wie durch eine Art feuchten Brand, und bilden in Folge des Gerbstoffgehalts in Verbindung mit der eisenhaltigen Erde dintenfarbige Flecke auf der Oberhaut, im Ge- webe, ja selbst in einiger Entfernung im Boden, so dass man die Krankheit Dintenkrankheit nennen könnte. Charakteristischer ist, dass man gelegentlich auf den Wurzeln verschiedenster Stärke ein Pilz-Mycelium trifft, das zwrar oft in der Form wechselt, stets aber dasselbe im unterirdischen wie im ober- irdischen Theil ist. Dies Mycelium zeigt sich an der Oberfläche der Wurzeln als weisses, strangartiges, mehr oder minder gabeliges Ge- webe, das schief-fächerartig ausgebreitet ist; später nimmt es die Form einer häutigen Telephora an, sitzt dann zwischen Rinde und Holz und scheidet Tropfen aus, wie der Hausschwamm. Ohne Zweifel ist es eine Rhizomorpha, ähnlich wie die, welche Hartig beim Krebs der Kiefer als Anfangsstadium eines Hutpilzes, des Agaricus melieus erkannt hat. Während aber Hartig’s Rhizomorpha fragilis Roth, braunes Mycel besitzt, ist es hier weiss und gehört vielleicht einem anderen 527 Agaricus an. — Eine ähnliche Krankheit, weisses Mycel an den Wurzeln, fand schon Dunal beim Maulbeerbaum 1838 (Dunal, Iconographie des Champignons t. 206, in der Fakultät der Medizin in Montpellier aufbewahrt) und erzog daraus den Agaricus griseo- fuscus D. C. — Auch an Apfelbäumen, Aprikosen, Flieder, Ross- kastanien und vielen anderen Obst- oder Forstbäumen kommen ähn- liche Pilz-Mycelien vor. — Eine weitere Entwickelung ist Planchon leider nicht gelungen; er nennt den Pilz weisse Rhizoctonia, nimmt an, dass die Krankheit durch unzeitige Bewässerung begünstigt resp. veranlasst werde, und glaubt, dass auch der Gummifiuss der Oran- gen, die sog. „lagrima“, auf ähnlichen Ursachen beruhe. In einem späteren Aufsatz (C. r. t. 88 p. 65) berichtet Plane hon, dass er auch die eigentliche (braune) Rhizomorpha an den Kastanien (als ein zweites Stadium) gefunden habe und dass ohne allem Zweifel, ebenso wie bei der Kiefer, Agaricus melleus der schädigende Pilz sei. — Mit den letzteren Beobachtungen Planchon’s lassen sich wohl z. Th. die von J. de Seynes in Uebereinstimmung bringen. Nach J. de Seynes (Cpt. rend. t. 88 p. 36) wäre nicht das weisse Mycelium die Ursache der Kastanienkrankheit, sondern ein braunes Mycel, welches Netze mit ungleichen Maschen oder knäuel- förmige Verbindungen bildet. Man sieht es in den Zellen des Rindenparenchyms und bemerkt auch, dass die davon ergriffenen jungen Würzelchen anschwellen, die Form einer Olive annehmen und nur mit einem dünnen Faden an ihrer Hauptwurzel haften. — Dies Mycelium ist sehr ähnlich dem von gewissen Dematien oder dem von Zasmidium cellare. Es kommt 1) starr, mit ziemlich dicken Wänden, entfernten Scheidewänden, schwarzbrauner Färbung vor, oder 2) biegsam, mit eng gestellten Scheidewänden und heller braun; ersteie Form findet sich an den freien, letztere an den auf oder in den Wurzeln kriechenden Fäden. Es bildet ein oberflächliches und ein tieferes Netz in den Wurzeln, welches die protoplasmareichsten Zellgewebe zerstört (nicht die Bast- und Holzfasern). Ob sich die Pilzfäden zu einer Rhizomorpha vereinigen, kann de Seynes nicht sagen; es ist aber wahrscheinlich. Er glaubt, dass Wassermangel im September die Ursache der Krankheit war. 528 Ueber die Anatomie und Physiologie der Nektarien. G. ßonnier bekämpft in den Comptes rendus Bd. 78 S 662 die Ansichten von Ch. Darwin, H. Müller, Lubbock, Del- pino etc., wonach die Nektarien Honig abscheiden sollen, um In- sekten anzulocken, die dann wieder die Befruchtung: zu vermitteln hätten. Er will aus zahlreichen Beobachtungen gefunden haben, dass Grösse der Blumenkrone, Farbe, Geruch, Flecken und Streifen derselben nicht mit der Bildung des Honigs in Beziehung ste- hen und i nabhängig vom Besuch der Insekten sind. — Bei zwei- häusigen, Nektar abscheidenden Pflanzen gehen die Insekten nicht zuerst nach den männlichen und dann nach den weiblichen. Eine und dieselbe Blume kann auf mehrere Arten von demselben Insekt besucht werden; man kann die Form der Blume ändern, ohne we- sentlich den Besuch der Insekten zu modifiziren. Die Insekten kön- nen oft den Honig einsammeln, ohne die Blumen zu befruchten. Die Insekten, welche eine und dieselbe Blume besuchen, sind ver- schieden, je nach der Menge Honig, welche sie absondert, und da die Menge sehr von der Meereshöhe und der geographischen Breite abhängt, so sind die Insekten, welche eine und dieselbe Spezies von Blumen besuchen, in verschiedenen Gegenden auch sehr verschieden. — Man kann auch nicht schliessen, dass die Farbe der Blumen, ihr Geruch, die verschiedenen Formen etc. geeignet seien, gewisse Insekten, die nicht zur Kreuzbefruchtung tauglich sind, abzuhalten. Kurz: Es giebt nach Bonnier keine gegenseitige Anpassung zwischen Blu- men und Insekten. (Wir geben dies mit aller Reserve wieder. Red.) Ausserdem giebt es häufig Nektarien ohne äusseren Nektar, und zwischen ihnen und den gewöhnlichen finden sich alle Ueber- gänge. Man sieht auih zahlreiche Nektar absondernde Gewebe ausserhalb der Blume auf verschiedenen Organen der Pflanze. Anatomischer Theil. Unter Nektar absonderndem Gewebe versteht Bonnier alles mit der Aussen weit in Verbindung stehende Gewebe, in welchem sich in bemerklicher Menge die Zuckerarten: Traubenzucker (Glvcose) und Rohrzucker (Saccharose) bilden. Nach der chemischen und anatomischen Untersuchung von Nektar führenden Geweben bei mehr als 300 Gattungen, in den Keimblättern, Blättern, Nebenblättern, Brakteen, Kelch-, Kronen-, 529 Staub- und Fruchtblättern etc. und an Anhangsorganen kommt Bonnier zu folgenden Resultaten : Anhäufung von Zuckerstoffen und besonders von Rohrzucker findet sich immer in der Nähe des Ovariums (Fruchtknotens), oft auch tritt Lokglisirung der Zuckerstoffe in gewissen Partien irgend welcher Anhangsgebilde ein. — Die Struktur der Nektarien ist sehr veränderlich, es ist unmöglich, für sie gemeinsame morphologische oder selbst anatomische Charaktere aufzustellen. Physiologischer Theil. Wenn die Epidermis eines Nektar führenden Gewebes Spaltöffnungen besitzt (was der häufigste Fall), so tritt der Honig besonders aus diesen aus, sonst kann er durch nicht kutikularisirte Membranen oder indem die Cuticula (die äusser- ste widerstandsfähige Schicht der Oberhaut) gehoben wird, austreten. Unter sonst gleichen Bedingungen nimmt die Honigabsonderung zu mit der Menge Wasser, welches die Wurzeln absorbiren, und mit dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Durch Vereinigung beider Einflüsse konnte Bonnier Pflanzen künstlich zur Honigausscheidung bringen (Hyacinthus, Ruta, Galium, Tulipa etc.). Der osmotische Wurzeldruck und die Capillarkraft der Gefässe sind nicht nothwen- dig für das Austreten, aber sie beschleunigen dasselbe. — An schönen lagen ist der Ausfluss des Honigs Nachmittags am ge- ringsten, auch ist der Wassergehalt desselben dann am niedrigsten. Kurz: Die Honigabsonderung steht in geradem Verhältniss zur Ver- dunstung der Pflanze, gleichwie die Bildung von Tropfen auf den Blättern; die zuckerhaltige Flüssigkeit bleibt aber länger konden- sirt, weil sie um so schwerer verdunstet, je mehr sie sich konzen- trirt; ausserdem wird ihr Wasser leichter erneuert wegen des osmo- tischen Vermögens der zuckerhaltigen Stoffe. Die Nektarien der Blüthen zeigen das Maximum der Nektar- produktion, wenn der Fruchtknoten seine Entwickelung beendet und die Frucht die ihrige noch nicht begonnen hat; die Menge des Rohrzuckers variirt ebenso, einerlei ob Ausfluss des Honigs statt- findet oder nicht. — ln der Nähe der zuckerhaltigen Gewebe existirt ein invertirendes Ferment, welches den Rohrzucker in Glycose (Traubenzucker) umwandeln kann, und welches besonders reichlich vorhanden ist, wenn die Frucht beginnt sich auszubilden. — Die ganze oder doch die grösste Menge des angesammelten Zuckers wird 530 der Pflanze zurückgegeben: die Blüthen-Nektarien tragen zur Er- nährung der jungen Frucht und der befruchteten Ovula bei, die ausserhalb der Blüthe befindlichen Nektarien zu der des ihnen be- nachbarten, in der Entwickelung begriffenen Organs; zugleich wird bei ihnen das Verhältniss von Rohrzucker ein relativ geringeres. Die Nektar führenden Gewebe sind nach Bonn ier demnach, einerlei ob sie in der Blüthe oder anderswo Vorkommen, ob sie einen Saft absondern oder nicht, Reservestoff-(Zucker-)behälter, die in direkter Beziehung zum Leben der Pflanze stehen. — Die physiologische Rolle ist demnach für alle Nektarien dieselbe: Es giebt in den Pflan- zen in bestimmten lokalisirten Regionen derselben Reservestoffbehälter für Zucker, so gut wie es solche für Stärke und Inulin giebt; sie werden gebildet und zerstört auf eine analoge Weise. Zusatz der Redaktion: Obwohl wir durchaus nicht mit dem ersten Theil des Aufsatzes von Bonn ier uns einverstanden erklären können, so verdient jeden- falls seine am Schluss ausgesprochene Ansicht weitere Prüfung und dürfte noch manche interessante Untersuchung veranlassen. Ueberall lässt sich der Ausspruch, dass der Honig der Pflanze wieder zu Gute komme, auch nicht beweisen. Wir erinnern z. B. nur an das von uns in dem Innern der Fruchtknoten von Musa ge- fundene Nektar produzirende Gewebe, welches so reichlich Honig absondert, dass derselbe massenhaft zur Erde fliesst. Zugegeben auch, dass ein Theil zur Ernährung der Ovula beitrage, die sich übrigens bei den meisten Musa-Arten gar nicht ausbilden, so findet sich doch gerade die reichlichste Honigausscheidung in den männ- lichen Blüthen. Ausserdem ist nicht zu vergessen, dass die meisten Organe, welche Nektarien besitzen, gleich nach der Blüthe abfallen, also wenig zur Entwickelung der Frucht und der befruchteten Ovula bei- tragen können. Ueber die Stoffe, welche Sarracenia purpurea eine medizinische Bedeutung geben. (F. Hetet Coraptes rendus t. 88 p. 185). F. Hetet hat in der Sarracenia purpurea, die in Amerika seit einiger Zeit gegen Gicht und Rheumatismus ange- wendet wird (siehe auch Wittmack, Nutzpflanzen aller Zonen auf 531 der Pariser Welt - Ausstellung p. 33), besonders ein Alkaloid ge- funden, das mit dem des Veratrin identisch ist, zumal es u. a. auch mit heisser Salzsäure die schöne roth- violette Färbung giebt, welche dem Veratrin allein eigen ist. — Er hat auch ein schon von Dragendorff bezeichnetes Amin und ein • andere in Wasser lösliche alkaloide Substanz, über die er sich noch nicht auszusprechen wagt, gefunden. So viel steht aber fest, dass die Sairacenia in Bezug auf me- dizinische Eigenschaften mit den Colchicaceen rivalisirt, obwohl beide botanisch so weit auseinander stehen. Mikroskopische Deckgläschen aus Glimmer. Max Ra- phael, Glimmerwaarenfabrikant in Breslau, stellt Deckgläschen in allen Grössen zu mikroskopischen Präparaten aus Glimmer her und liefert auch eine Sorte Glimmerabfall zur Selbstanfertigung dieser Deckgläschen. Literatur. G. Eichler, Lehrer der Landsehaftsgärtnerei und Feldmesskunde an der Königl. Gärtner -Lehranstalt zu Sanssouci. Handbuch des gärtnerischen Plan- zcichnens. Ein Leitfaden für den Unterricht an Lehranstalten, sowie zum Selbstunterricht. B«rlin, Verlag von Wiegandt, Hempel und Parey. Das vorliegende Werk wird JedeD, der sich für das gärtnerische Planzeichnen oder lür Landschaftsgäitnerei im Allgemeinen interessirt, mit einer hohen Genug- thuung erfüllen, da es keine T >g< serscheinung ist, die der wechselnden Mode oder üem Zeitgeist huldigt, sondern ein Werk, das einem lange empfundenen Bedürfniss in würdiger Weise abhilft. Beim blossen Durchblättern desselben wird jeder Unparteiische die Ueberzeugung gewinnen, dass hier ein gediegener Inhalt in gediegener Form geboten wird. Obgleich der Verfasser ein Schüler Lenne’s und Meyer’s war, so tritt uns hier doch weder eine Lenne’sche noch eine Mi yer’sche Methode des Planzeich- nens entgegen, sondern eine Methode, welche, au die Meyer’ sehe Methode sich anlehnend, schrittweise in streng logischer Aufeinanderfolge der Uebungen zu e'ner küu.stlerischen Vollendung ganz unb merkt führt. Wir sind weit entfernt, zu denen zu gehören, die bei einem Verschöne- rungs-Entwurf (Gartenplan) die technische Ausführung höher stellen, als die Idee, aber wir behaupten auch, dass die vortrefflichste Idee durch eine un- schöne, handwerksmässige Darstellung, wie man sie auf Gartenplänen fast aller grösseren Gartenbau - Ausstellungen der Neuzeit, und wir fügen hinzu mit Be- schämung, wahrgenommen, einbüsst und oft unverständlich bleibt oder uns mit Widerwillen erfüllt. Bei der grossen Anzahl von Gärtnern einerseits, welche keine Gelegenheit hatten, sich durch Unterricht bei einem tüchtigen Lehrer der Landschafts- 532 gärtnerei zn bilden, bei dem fühlbaren Mangel an solchen Lehrern andererseits, sowie bei dem gänzlichen Mangel eines brauchbaren Lehrbuchs für den Selbst- unterricht ist der oben erwähnte Uebelstand leicht erklärlich. Dass das An- sehen des Gärtners dem gebildeten, die Gartenbau-AusstelluDgen besucher den Publikum gegenüber durch Pläne, die sowohl in der Technik als auch in der Idee mangelhaft ausgeführt sind, schwer geschädigt wird, ist ebenso einleuch- tend, wie eine baldige Abhülfe dieses Mangels dringend zu wrünschen ist. Dass das Eichler’tcbe Handbuch diese Abhülfe schaffen wird, dürfen wir aus vollster Ueberzeugum aussprechen, ebenso dass der Verfasser sich des Dankes aller strebsamen Gärtner, g nz gl ich ob jung oder alt. versichert hal- ten kann. Ein solches Werk gereicht nicht allein dem Schöpfer desselben, son- dern auch dem Stande, welchem er angehört, sowie der Anstalt, an welcher derselbe seit Jahren die heranwrachsende Gentration deutscher Landschafts- gärtner mit anerkanntem Erfolg herangebildet, zur Ehre. Die beste Empfehlung des Buches bleibt aber ein Blick auf das Inhalts- Verzeichniss, das uns zeigt, in welcher umfassenden Weise der Verfasser vom praktischen wie vom künstlerischen Standpunkte aus die sich gestell e Aufgabe gelöst hat. In der ersten Abtheilung behandelt der Verfasser die technische Seite: das Zeichnen von Gartenplänen sowohl mit der Feder als auch mit dem Pinsel (Aquarell-Manier) mit einer staur enswerthen Sorgfalt, so dass der Lernbegierige über Alles, was nur irgendwie in Be ieLung zum PlaDZeicbnen steht uud bei der Erlernung desselben von Nutzen ist, Aufschluss und Belehrung erhält. Es will uns scheinen, dass dieser Theil des Buches den Lehrer entbehrlich macht, dass mit dem Buch in der Hand Jeder, der nur einige Fähigkeit zum Zeichnen und die erfoiderüche Verstandesreife besitzt, sowohl sich selbst wie auch An- deren ein Lein er im Planzeichnen sein kann. Die zweite Abtheilung behandelt unter vi Her Berücksichtigung aller prak- tischen Gesichtspunkte die ideale Seite des Eutwerfens von Gaitenplänen. Uns scheint dieser Theil eine besonders dankenswerte Beigabe des Buches zu sein, da man seither die verschiede: sten Werke über La dschaftsgärtnerei dureh- studiren musste, um sich dasjenige müh-am zusammen zu suchen, was hieran Wissenswertem und Interessantem auf wenige Bogen zusammenged äogt ist. Der Verfasser trägt aber nicht blus uas gesichtete Material zusammen, sondern er kritisirt auch in schonender Weise, aber ganz unerschrocken da, wo Kritik nöthig scheint, niemals jede ch ohne durch eigene, woblbogründete Anschauungen das V( rgetragene zu bereichern. Ganz besonders wollen wir aber noch auf den Abschnitt über Ufer- und inselbilduDgen hinweisen. Dies Kapitel wurde bekannten als das schwierigste in der Landscbaftsgärtnerei betrachtet, was auch die vielen ve.unglückten Lei- stungen auf diesem Gebiete zu beweisen scheinen. Dieses schwierige Gebiet hat in dem Verfasser seinen würdigen Bearbeiter gefunden. Die dabei ent- wickelten Ideen haben unseren vollen B ifall, da sie der einzigen Lehrerin des Landscbattsgärtners, der Natur, abgelarscht sind. Ausserdem wird durch vi' le Holzschnitte das Gesagte in anschaulichster Weise erläutert. Aber auch der verdienstvollen Verlagsbuchhandlung müssen wir zum Schluss gedenken, da sie augenscheinlich kein Opfer gescheut hat, um etwas Vollendetes zu schaffen. Die 533 chromolithographischen Tafeln, d e Holzschnitte, der Druck, der Einband wett- eifern unter einander; J^des ist in seiner Art vollkommen. Und so wünschen wir denn dem Herausgeber sowohl als dem Verleger ein dankbar anerkennendes Publikum. W. Lauche. Karl Koch, Die Bäume und Sträucher des alten Griechenland. Sr. Maj. dem deutschen Kaiser und König in tiefster Ehrfurcht gewidmet von Therese Koch. Stuttgart, Ferdinand Enke, 1879. gr. 8. 270 S. — Das vorstehende Werk hat eine ganz besondere Bedeutung. Es ist die hinterlassene Schrift un- seres hochverdienten Ehrenmitgliedes, des Herrn Prof. K. Koch, der wenige Tage vor seinem Tode den letzten Federstrich daran gesetzt. „Es ist die letzte Geistesgabe des Verklärien“, wie seine hinterlassene Gattin in der Vorrede rüh- rend bemerkt. Mit wahrem Stolz und inniger Dankbarkeit berichtet letztere uns an gleicher Stelle, dass sie durch die hohe Gnade Sr. Majestät des Kaisers das theure Buch in die höchsten und würdig-ten Hände, am Fussedes Thrones niederlegm dürfe. Wünschen wir aber auch, dass dasselbe nicht bloss in Pa- lästen, sondern auch in Hütten, dass es vor allen Dingen in den Kreisen ge- bildeter Gärtner und ausserdem in den Kreisen der Botaniker wie der Gymna- siallehrer und aller Alterthuirsforscher fleissige Leser finde. — Herr Dr. Bolle, der sich nebst Herrn Prof. Ascherson der grossen Mühe der Herausgabe unter- zog, sowie Herr Dr. Wetzstein, ehemals Konsul in Damaskus, begleiten das Weik mit weiteren Vorreden, von denen die des Letzteren uns schon in den eigentlichen Gang des Buches einiührt. Wie sich erwarten lässt, ist es mit die Hauptaufgabe des Werkes, herauszubringen, welche Gehölze etwa mit die- sem oder jenem alten Namen gemeint sein können. Uebeiall ist Koch dabei selbststäodig verfahren und den Ansichten von Sprengel, Fraas, Hehn u. A. werden oft ganz abweichende gegenüoergestellt, so dass das Werk sicherlich auch zu weiterer Prüfung dieses so interessanten Gegenstandes Veranlassung geben wird. — Alle Ausführungen Koch's sind übrigens nicht im Tone trockener philologischer AbhandluDge gehalten, sondern sie suchen uns ein lebensfrisches Bild des Gehölzieichthums Griechenlands zu geben. L. Wittmack. 0. Hüttig, Geschichte des Gartenbaues. Berlin, Wiegandt, Hempel & Parey, 1879. 8. 213 S. (Tbaer-Bibiiothek.) — Wir müssen es dem Verfasser sehr Dank wissen, dass wir durch seine Arbeit endlich einmal wieder eine Geschichte des Gartenbaues erhalten haben. Auf v. rhältuissmässig engem Raum (aber bei engem Druck) hat der Verfasser die Früchte seines Fieisses, die Ernte jahre. langen Su hen’ in sehr übersichtlicher Weise zusammengestellt, und man er- hält bei der Lektüre seines Buches, das in 506 Absätze (vielleicht etwas zu viele) getheilt ist, ein anschauliches Bild von der Entwickelung des Gartenbaues vom Alterthum an bis auf die Neuzeit. Namentlich ist bervorzuheben, dass auch diejenigen Länder, üb' r die wir sonst wenig erfahren haben, wie Schwe- den, Dänemark, Norwegen, Japan, China, Tuikestan u. s. w., mit berücksichtigt srnd, und sei datum HüUig’s Werk bestens empfohlen. — Bei Aegypten hätte vielleicht der Plan des Gartens in Teil el Amarna, den K. Koch, Vorlesungen über Dendrologie 12 u. 16 bespricht, mit erwähnt werden können. — Wenn nicht dtr Verfasser durch die Aufnahme der botanischen Gärten den Rahmen seiner Darstellung weit überschritten hätte, so wäre deren Besprechung sehr wünschenswert!! gewesen. Vielleicht dürfen wir einer solchen Arbeit einmal 534 später entgegensehen. — Nun noch eine Frage an den Herrn Verfasser: Warum wird G. Meyer fast konsequent, besonders p. 183, mit ay geschrieben? L. Wittmack. Th Rumpler, Deutscher Garten-Kalender auf das Schaltjahr 1880. Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel & Parey. — Zum siebenten Male tritt uns der nun schon überall eingeführte Rümpler’sche Garten-Kalender entgegen, und wir haben bei seiner Ankunft kaum wobl noch nöthig, ein „Glm k auf!“ ihm zuu- rufen. Der gute Freund hat sich für seine diesjährige Wanderschaft etwas we- i iger stark equipirt; er erscheint nur in einem Bande, anstatt bisher in zwei, und gewiss werden die meisten Leser ihm das Dank wissen. Man hat jetzt das Verzeichniss der Gartenbau-Vereine etc. im Notizbuch selber, während man es früher im zweiten, nicht gebundenen Theil, den man aber auf Reisen fast regelmässig mitzunehmen vergass, suchen musste. Ausserdem hat der Preis durch Hinweglassung des zweiten Theils von 3 Mark auf 2 Mark herabgesetzt werden können. Schmidlin’s Blumenzucht im Zimmer. Illustrirte Pracht - Ausgabe. Herausgegeben von F. Jühlke, Hofgarten-Direktor Sr. Majestät des deutschen Kaisers. Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 614 in den Text ge- druckten Holzschnitten. Ein prachtvoller Band in gross Lexikon - Oktav, auf Velinpapier gedruckt, mit einem Titelblatt in Farbendruck. Preis 16 Mark, in elegantem Salonband Preis 20 Mark. Berlin, Wbgandt, Hempel & Parey. — Bei dem herannahenden Weihnachtsfest ma hen wir gern auf die vierte Auflage dieses wahrhaft glänzend ausgestatteten Buches, das sich sehr p issend zu Fest- geschenken eignet, aufmerksam; einer eigentlichen Empfehlung bedarf es nicht mehr. Sollen wir höchstens einen Wunsch hinzufügen, so wäre es der, dass einige Habitusbilder etwas grösser gegeben werden möchten. Bei den Hyacin- then hätte wohl auch die Zucht der sog. antipodischen Hyacinthen (w'enn es auch nur eine elegante Spielerei ist) mit erwähnt und durch Abbildung erläu- tert werden können, zumal eit ige andere, allerdings unwesentliche Abbildungen der 3. Auflage, wie glockenförmiges Aquarium, Blumentisch u. s. w. , fort- gefallen sind. — Dass bei der Hyacinthenkultur auf Karaffen dem Anfänger gerathen wird, die Zwiebeln eist sich in Erde bewmrze n zu lassen und dann erst in’s Wasser zu setzen, scheint uns wirklich nicht nöthig; die Zwiebeln be- wurzeln sich ja meist schon von Anfang an im Wasser ganz gut. Bei Nerine (Amaryllis) sarniensis Herb, möchten wir empfehlen, in einer abermaligen neuen Auflage auch die interessante Geschichte der Einführung mit zu geben. Th os. A. G. Balfour, Expeiiments on Dionaea muscipula (Venus’ Fly trap) (Extracted fron the trausactions of the botanical society of Edinbu gb, Session 1874—75). Edinburgh, 1875. 8. 36 S. Derselbe, Opening address on the ho nical society of Edinburgh delivered in november 1878, being a sketeh of the p>eseut state of our knowledge regar- ding the digestion, absorpti n and assimilation of animal food by Dionaea muscipula. Edinburgh, 1879. 8. 25 S. Prof. Dr. R. Sadebeck, Kritische Aphorismen über die Entwickelungs- geschiehte der höheren Kryptogamen. (Nach Vorträgen im naturwissenschaft- lichen Verein zu Hamburg 1877 u. 1878.) Separat-Abdruck. 8. 24 S. Nebst einer lithogr. Tafel. 535 Winkler, Bemerkungen über die Keimfähigkeit des Samens der Phane- rogamen. (Aus den Verhandl. des bot. Vereins der Prov. Brandenburg 1879.) M. Le bl, Die Zimmer-, Fenster- und Balkongärtnerei. Praktische Anlei- tung zur Vermehrung, Zucht und Aufstellung der für das Zimmer, das Fenster und den Balkon geeigneten Pflanzen. Stuttgart, E. Schweizerbart’sche Verlags- buchhandlung (E. Koch), 1878. 8. 374. Preisverzeichnisse sind eingegangen von: L. Spaeth in Berlin SO, Köpenickerstr. 154. — Andre Leroy in Angers (Maine et Loire). — James Carter & Co. in High Holborn, London. — J. Monnier & Co. in La Pyramide-Trelaze (Maine et Loire). — F. C. Heine- mann in Erfurt (Spezial-Offerte einiger Neuheit -n eigener Züchtung pro 1880 etc.) — Mayer & Müller in Berlin, Französischestr. 38. 39. (Antiquarisches Bücher- verzeichniss. Botanik.) — Ernst Benary in Erfurt (Liste der vorräthigen älteren Clichds). Personal-Nachrichten. Der Obergärtner G. Eichler, bisher Lehrer an der Gärtner-Lehranstalt in Potsdam, ist zum Hofgärtner des Grafen Stolberg-Wernigerode in Wernigerode ernannt. Sprechsaal. Wie Obstbäume gesäubert und geschnitten werden, ist mir bekannt und wird verfahren nach Vorschiift und nach Erfahrung; zu welcher Zeit aber ohne Nachtheil die verschiedenen W ldbäume, als Rüster, Ahorn, Esche, Birke, ge- schnitten und beschnitten werden müssen, darin fehlt mir die Sicherheit. — Ich finde z. B. bei Lichtung der Ahorne das von meinem Gärtner im Frühjahr ausg putzte Quartier in kränklichem Zustande und vermut.he, dass diese Baum- gattung im Frühjahr so wenig wie unsere Nussbäume oder wie das Steinobst geschnitten werden darf, und eben dies veranlasst mich zu der Frage, ob es nicht gerathen wäre, dass in unserem Journale darüber gesprochen werden kann. A. K. in S. Antwort. Ahorn und Wallnussbäume sind im August zu schneiden, letz- tere am liebsten gar nicht, oder man muss die Wunde mit eirnm heissen Eisen verstreichen. Birken schneidet man früh im Herbst, Rüstern und Eichen vom Hei bst bis Februar. In diesem Frühjahr sollen in Berlin „Mandel-Kartoffeln“ ausgestellt gewesen sein, die sehr gerühmt worden sein sollen. Wo sind diese zu haben? Dr. J. in B. 53« Inhalt. 627. Versammlung dos Vereins zur Beförderung des Garten- baues. (Aufnahme neuer Mitglieder. Waldvogel’s Gartenschnür - Apparat. Ausgestellte Pflanzen aus dem Kgl. botanischen Garten. Becker’s Brumata- Leim.) — Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Ber- lins am 5. September c. (Vertilgung der Schnecken. Nelke Dianthus hy- bridus.) Versammlung am 3. Oktober c. (Bazar zum Besten des Feier- abendhauses. Hiilfsunterrichl lür jüngere Gärtner. Versuche mjt angeprie- senen Neuheiten von Blumen. Einführung von Holzaiten zu technischen Zwecken.) — L. Wi ttm ack, Die 52. Versammlung deutschem Natur- forscher und Aerzte in Baden-Baden vom 18. bis 24. September 1879. (Schluss.) — W. Landau, Vegetationsbilder ; us Sizilien. (Schluss.) — F. Schmidt, Zur Rosenwildlingsfrage. — Eseallonia Philip- piana Mast. (Mit 2 Abbildungen.) — Neuheiten für 1879/80 von Ernst Benary in Erfurt. — Bennett’s neue Rosen. — Die grosse Herbst- Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Räumen der Berliner Gewerbe- Ausstellung. 2. Abschnitt. Die Warmhauspflanzen. Von W. Perring. (Schluss.) — Vermischtes. (Auktion der Ravene’-chen Pflanzen-Sammlung. Pianchon, Die Krankheit der echten Kastanien in den Sevennen. Bounier, Ueber die Anatomie und Phy- siologie der Nektarien. Hetet, Ueber die Stoffe, welche Sarracenia purpurea eine medizinische Bedeutung geben. Mikroskopische Deckgläschen aus Glim- mer.) — Literatur. — Eingegangtne Preisverzeichnisse. — Personalnachrichteu. — Sprechsaal. Tages - Ordnung für die nächste Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am Mittwoch, den 26. No- vember c., pünktlich Abends 6 Uhr, Schütz snstr. 26. 1. Mittheilungen des Herrn Prof. Dr Eich ler. 2. Eucalyptus-SämliDge aus Reuthen bei Spremberg. 3. Mittheilungen über die in diesem Jahre gemachten Versuche. (Die geehrten Herren Versuehsansteber weiden dringend gebeten, bis spätestens den 25. November ihren Bericht einzu end^n.) 4. Geschäftliches. Die nächste Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins findet am Freitag, den 5. December 1879, Abds 7& Uhr, Wilhelmstrasse 118. statt. Die Tages -Ordnung wird vor Beginn der Sitzung ausgegeben werden. Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den König! Preussisclien Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redakteur : Dr. L. Wittmack, General-Sekretär des Vereins, Cu^tos des Kgl. landw. Museums, Privatdocent an der Universität. Adresse des Vereins: Adresse des Schatzmeisters, Rentier Sonntag: Berlin SW., Schiitzenstr. 26. Berlin S., Alexandrinenstr. 51. No. 12. Berlin, im Dezember 1879. 028. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Staaten. Verhandelt Berlin, den 29. Oktober 1879. I. Bei Beginn der Sitzung ergriff Herr Gartenbau - Direktor Ga er dt das Woit, um dem Verein seinen wärmsten Dank auszu- sprechen für die zahlreichen Beweise der Liebe und Verehrung, welche ihm am Tage seines 25jährigen Dienst - Jubiläums am L Oktober d. J. zu Theil geworden. Der Direktor, Herr Wirkl. Geh. Rath Sulz er, fügte dem gegen- über hinzu, dass diese Auszeichnungen nur verdiente gewesen sei' n. II. Zu wirklichen Mitgliedern wurden vorgeschlagen: 1. Herr Baumschulbesitzer Buntzel in Nieder-Schönweile. 2. „ Kaufmann Herrmann in Berlin. 3. Obergärtner Forkert in Prötzel bei Straussberg. 4. „ Kaufmann Bernhardt in Berlin. 5. ,, Obergärtner Georg Bergfeld in Lucklum bei Braunscliweig. 6. „ Obergärtner Ritter in Engers a. R. (Scblossgarten). 7. „ Rentier Theodor Eichler in Berlin. 35 538 8. Herr Oekonom Carl Michels in Berlin. 9. „ Kaufmann Haukohl in Berlin. III. Der Herr Direktor zeigte an, dass auf das vom Vorstande an Frau Prof. Koch erlassene Dankschreiben eine sehr freundliche Antwort eingegangen sei. Dieselbe wurde vom General - Sekretär verlesen und das mit diesem Schreiben für die Bibliothek des Ver- eins gütigst übersandte, soeben erschienene nachgelassene Werk des weiland Prof. K. Koch, „Die Bäume und Sträucher des alten Grie- chenlands“, dankbar entgegengenommen. Dr. Wittmack forderte bei dieser Gelegenheit zu recht zahl- reicher Subskription auf dieses treffliche Werk, das Frau Prof. Kocli auf eigene Kosten hat drucken lassen, auf.* *) IV. Vor Eintritt in die Tages-Ordnung wurden verschiedene Mittheilungen gemacht, 1. Herr Obergärtner Bruno Strauwald, am Kgl. pomologi- schen Institut zu Geisenheim, berichtet, dass sich das Blutmehl als äusserst wirksam zur Kräftigung geschwächter Form-Obstbäume er- wies. Die Baumscheibe wurde aufgelockert, das Blutmehl aufge- streut, begossen und darauf die Giessscheibe mit Erde bedeckt. Auch bei Gurken und Blumenkohl bemerkte Herr Strauwald einen sichtlichen Erfolg. Herr Apothekenbesitzer Blume bemerkte hierzu, dass ßlut- mehl auch für Rosen sehr zu empfehlen sei. Er habe es mit ko- chendem Wasser angerührt und noch etwas schwefelsaures Kali zu- gesetzt. 2. Herr Generalpächter Sucker in Arklitten bei Gerdauen fragt, warum man von der schönen Krim-Linde, Tilia euchlora K. Koch (T. dasystyla Loud.), weder Samen noch Sämlinge im Handel habe, sondern nur veredelte Exemplare existiren. Wurzelechte Exemplare dieses schönen, sehr zu empfehlenden Baumes seien sehr erwünscht. Es ist hierauf zu bemerken, dass das Vaterland von T. euchlora, wie K. Koch selber (Dendrologie I. 473) angiebt, unbekannt, nach ihm allerdings wahrscheinlich im Orient zu suchen ist. Der Name Krim-Linde ist ihr wohl nur durch Baumschulbesitzer gegeben.**) **) Der Unterzeichnete bittet gütige Reflektanten, sich gef. an ihn za wen den. Der Preis beträgt 8 Mark. L. Wittmack. *) Herr Spaeth bemerkte hierzu in der Sitzung des Gehölz - Ausschusses — 539 — Herr H. Fintelmann bemerkte, dass diese T. enchlora ver- edelt noch besser wächst, als die amerikanische T. pubescens Ait. (T. macrophylla hört.). V. Weiter wurde aufmerksam gemacht auf Rümpler’s Gar- tenkalender für 1880, sowie auf das treffliche Werk des Herrn Di- rektor Hüttig, „Geschichte des Gartenbaues“, beide bei Wiegandt, Hempel & Parey erschienen. Hüttig’s „Geschichte des Garten- baues“ bietet auf engem Raum eine kurze, aber vollständige Ueber- sicht über die Gartenbauzustände von den ältesten Zeiten bis auf die neueste, und der billige Preis (2,50 Mark) erleichtert die An- schaffung sehr. — Ebenso wurde bingewiesen auf die von Herrn Hugo Voigt projektirte Herausgabe von Oberdieck’s Schrift, „Anleitung zur Kenntniss und Anpflanzung einer nach strenger Aus- wahl zusammengestellten Anzahl der besten Obstsorten für Deutsch- land“, ca. 36 Bogen. Preis 10 Mark. VI. Von Herrn Gaiten-Inspektor Lauche waren übersandt: 1. Einige frische Kirschen, die Herr General - Konsul v. Lade in Geisenheim ihm vor wenigen Tagen (Ende Oktober) schickte. Diese Kirschensorte ist von „Lade’s Knorpelkirsche“ gezogen; sie dürfte wohl die allerspäteste Knorpelkirsche des Jahres darstellen und verdient sie deswegen sowohl wie wegen ihres Geschmacks all- gemeine Verbreitung. Herr General-Konsul v. Lade ist gern be- reit, Reiser abzugeben, und werden die Reflektanten ersucht, sich beim General-Sekretariat deswegen zu melden. 2. Einige Früchte von den japanischen Birnen Daymio und Frau v. Siebold. Erstere trug bereits im vorigen Jahre in der Gärtner-Lehranstalt; die vorgezeigten Exemplare beider Sorten waren aber Herrn Lauche von Herrn Hofgärtner Noack in Bessungen bei Darmstadt, bei dem sie schon länger tragen und der von einer Pyramide etwa 12 Liter geerntet, freundlichst zugesandt worden. So schön auch diese Früchte am Baum aussehen, bemerkt Herr Lauche, so haben sie doch als Obst für unseren Gaumen keinen Werth; im nächsten Jahre will L. Befru^htungsversuche damit an- am 6. Novbr., dass man überhaupt erst in den letzten Jahren auf diese schnell- wüchsige Linde aufm rksamer geworden sei und dass die Baumschulen, um rasch den Bedarf zu decken, zur Veredelung geuöthigt waren. Er selbst habe vor 2 Jahren sogar 6000 Stück im Hause veredeln lassen. 35 540 - stellen und hofft, dadurch das ananasartige Aroma mit der Güte unserer besseren Obstsorten zu -verbinden. Die Blätter sind merk- würdig gross und stark bewimpert, jedenfalls stammen sie von Pirus ussuriensis (vergl. Monatsschrift 1878 S. 485). 3. Einen Apfel „Gelber Bellefleur“ (Linneus Peppin, Metzger 's Calvill), der sich durch Fruchtbarkeit und guten Ge- schmack auszeichnet. Er ersetzt den weissen Winter-Calvill voll- ständig und kann nicht genug empfohlen werden. Reiser stehen bei Herrn Inspektor Lauche zur Verfügung. Herr Abgeordneter und Baumschulbesitzer Schiebler aus Celle, der in der Sitzung gegenwärtig war, lobte ebenfalls diesen Apfel sehr. VII. Dr. Wittmack zeigte aus dem landw. Museum eine drei- fache Gurke vor, die Herr H. Girod in Neu-Stettin freundlichst übersandte. Es scheint dies bis jetzt der erste bekannt gemachte Fall der Art, während zweifache Gurken nach Herrn D ressler öfter Vorkommen. Herr Dr. Berge, Privatdozent der Botanik in Zürich, als Gast anwesend, hatte vorher dem Vortragenden mitgetheilt, dass er in diesem Sommer bei Pflaumen den Fall gehabt habe, dass 2 Pflaumen aus einer Blüthe sich entwickelt (vergl. Master’s Veget. Teratology 364. W.). Es frage sich nun, ob bei dieser Gurke eine einfache Verwachsung von 3 Früchten aus verschiedenen Bliithen oder von 3 Früchten aus einer einzigen Blüthe, was eine Verdreifachung der Fruchtblätter voraussetze, anzunehmen sei. Herr Prof. Eichler führte aus, dass die vorliegende Abnormität sich augenscheinlich durch Verwachsung von 3 in derselben Blatt- achsel entspringenden Früchten erkläre. Der Ansicht, dass sie aus einer und derselben Blüthe herstammten, widerstreite der Umstand, dass sie nur unterwärts verwachsen, oben frei sind; denn wenn auch etwa bei oberständigen Fruchtknoten Derartiges durch Vermehrung oder partielle Trennung der Carpelle zuStande kommen könne, so sei doch bei unterständigen Ovarien, wie sie bei der Gurke vor- liegen, solches wegen der die Carpelle einschliessenden und mit ihnen verwachsenden Axen-Cupula undenkbar. Auch würde eine zum Dreifachen der A’ormalzahl erhöhte Vermehrung der Carpelle, wie sie alsdann im vorliegenden Falle angenommen werden müsste, für eine Cucurbitacae sehr befremdlich sein. Was aber jener erste- 541 ren Deutung zunächst entgegen zu stehen scheine, dass nämlich normal bei der Gurke die Blattachseln nur je eine weibliche Blüthe bergen, so sei ein solcher Einwand von wenig Belang; denn neben der weiblichen Blüthe entspringe bekanntlich in der Blattachsel der Gurkenpflanzen regelmässig noch ein Zweig mit männlichen Bliithen, von denen, wie man nicht selten sowohl bei der Gurke als nament- lich bei der Melone zu beobachten Gelegenheit habe, die untersten 1 oder 2 wohl auch einmal weiblich oder zwitterig ausgebildet wer- den könnten. Alsdann legte Dr. Wittmack verkohlten Weizen und Ervum Ervilia aus Troja vor, die Geh. Rath Virchow ihm zur Bestim- mung übergeben (siehe Monatsschrift 1879 S. 478), ausserdem noch äusserst kleine verkohlte Saubohnen, ViciaFaba, die man, wenn man nicht deutlich an manchen Exemplaren den Nabel sähe, der bei V. Faba so charakteristisch am Ende des Samens liegt, und auch die eigenthiimliche Radicula und Plumula öfter noch ei'- kennen könnte, kaum in dieser Kleinheit für Saubohnen halten würde. Indess auch die Saubohnen aus Aegypten, die das Museum besitzt, zeigen manche allerdings verkümmerte Exemplare, die wenig grösser sind. Einzelne Samen würde man für Lathyrus Cicera halten können, wenn nicht alle Uebergänge zur typischen Vicia Faba vorkämen. Wir dürfen daher wohl annehmen, dass V. Faba, die nach Geh. Rath Virchow noch heutigen Tages mit die Haupt- nahrung in der Troas ausmacht, auch im Alterthum ebenso häufig gebaut wurde, und dass die dunklen Bohnen des Homer (Iliade 13, 588) Saubohnen gewesen. Die ebendaselbst erwähnten erebin- thos sind wohl ohne Zweifel keine Kicher-Erbsen oder gewöhnliche Erbsen, sondern eben die oben genannten Ervum Ervilia, die auch noch heutigen Tages viel im Orient, namentlich als Futter für Kameele und Rinder gebaut werden. Endlich legte Dr. Wittmack noch verkohlte Maiskörner und zerbrochene Maiskolbenspindeln, bezeichnet „prähistorischer Mais“ von der alten (indianischen) Begräbnissstätte (einem sog. Mound) bei Madisonville, Hamilton County, Ohio, vor, den Herr Dr. G. Brühl (N. W. Corner of John & Hopkindstreet, Cincinnati Ohio, Vereinigte Staaten) Herrn Geh. Rath Virchow übersandt und der von Letz- 542 terem behufs genauerer Untersuchung an Vortragenden abge geben war. VIII. Herr R. Brandt aus Charlottenburg hatte 8 ganz vor- zügliche 1jährige Cyclamen persicum splendens: 3 weisse mit karminrotliem Auge, 1 dito gefüllt, 2 inkarnatrosa, 1 dito gefüllt, und 1 rothe, ausgestellt, denen von den Preisrichtern, den Herren Drawriel, Lackner und P erring, der Monatspreis zugesprochen wurde. Herr Dressier legte 8 Runkelrüben vor, die er aus den vom Versuchs-Ausschuss bezogenen Samen gewonnen. Unter diesen Sorten ist nur die Lange rothe Mammuth zu empfehlen; sie war sehr rein im Samen und würde wohl den grössten Ertrag von Runkel- rüben liefern; eine andere Sorte, die Neue goldgelbe Walze, war sehr unrein und gab alle möglichen Formen. IX. Zur Tages-Ordnung wurde bemerkt, dass Herr Dr. Bolle Unwohlseins halber verhindert sei, seinen Vortrag zu halten und dass dafür nachher Herr Garten-Inspektor Bouche eintreten werde. Die 2. Frage der Tages-Ordnung: „Sind Spiral - Kordons zu empfehlen?“ war durch ein Cirkular des Herrn Chapellier in Paris über diesen Gegenstand veranlasst. Herr Perring empfahl, diese Frage zunächst dem Obst- Ausschuss vorzulegen, da der Versammlung die Erfahrung darüber fehle. Herr Garten-Inspektor Lauche hatte schriftlich seine Ansicht dahin ausgesprochen, dass, wer Lust und Zeit zu dieser nicht mehr neuen Spielerei habe, es versuchen möge. Durch das Winden des Stammes und Zusammenpressen der Zellen w'ürden die Bäume jedenfalls früher tragbar, Pyramiden und Spindelpyramiden seien indessen leichter zu ziehen und zu behandeln und erforderten keine Stäbe resp. Drähte. Uebrigens wolle er zum Frühjahr selber noch wieder einige Dutzend anpflanzen, um sich ein Urtheil zu bilden. Herr Lackner bemerkte, dass Herr Chapellier auf der Pa- riser Ausstellung sehr schöne Obstbäume in Spiral-Kordons ausge- stellt hatte, was von Dr. Witt mack bestätigt wurde. Herr Lackner meinte auch, dass die Spielerei hierbei nicht viel grösser als bei den Pyramiden und Kordons sei. Herr F. C. He ine mann in Er- furt hatte schriftlich mitgetheilt, dass er die Spiral - Kordons des 543 Herrn C kapellier gleichfalls gesehen und dieselben recht schön und für manche Zwecke sehr geeignet gefunden habe. X. Dr. Wittmack schilderte hierauf die ausserordentliche Bedeutung des Samenbaues in Quedlinburg, und wird dieser Bericht besonders abgedruckt werden. Herr Garten-Inspektor H. Fintelmann fügte hinzu, dass, wenn der Vortragende die günstigen Arbeiterverhältnisse in Quedlinburg her- vorgehoben, dies besonders darauf beruhe, dass eine grosse Zahl armer Familien aus dem Eichsfelde nach Quedlinburg kommen und kontraktlich sich dort für den Sommer zu massigen Preisen ver- dingen. XI. Herr Inspektor Bouche sprach zunächst über Akklima- tisation der Pflanzen behufs der Samenreife. Coreopsis aristosa blühte vor 8 Jahren erst so spät, dass sie im Gewächs- hause überwintern musste, um die Samen zur Reife zu bringen; jetzt hat sie sich allmäklig so eingerichtet, dass die Samen selbst in dem verflossenen nassen Sommer im Freien reiften. Dann sprach derselbe über Lohbeete und deren Vortheile, sowie über die Kultur der Schlingpflanzen, zwei Vorträge, die besonders abgedruckt werden sollen. Herr Prof. Eickler bemerkte zu Herrn Bouche’s Mittheilun- gen über Wurzelbildung bei Cucurbitaceen, dass er kürzlich im botanischen Garten zu Leyden ein ausgezeichnetes Beispiel der- artiger Wurzelbildung beobachtet habe. Es sei dort im Victoria- hause rund um das Bassin herum etwas über Manneshöhe eine Guirlande von Lagenaria vulgaris gezogen wmrden, und diese habe hier aus ihren Knoten eine ganz erstaunliche Masse von Wur- zeln entwickelt. Gleich dickdräktigen, meterlangen Rossschweifen hingen dieselben herab und hielten das Bassin fast verschleiert ; ein ganz eigentkiimlicker fremdartiger Anblick. Auf eine Anfrage des Herrn Drawffel betreffs der Lohbeete fügte Herr Bouche hinzu, dass in den auf seine Art bereiteten sich der gefürchtete Schleimpilz, die sog. „Lokblüthe“, Aethalium sep- ticum, selten einfinde. Geschehe es doch, so werde die betreffende Stelle mit Holzasche vermengt. Holzasche sei überhaupt ein gutes Mittel gegen alle Pilze, auch gegen Hausschwamm. Die Pilze wollen es übrigens wieder zu nass, noch zu trocken haben; in einem Garten 544 seines Vaters z. B., wo im Winter wenig begossen wurde, schim- melten die Pelargonien stets, während in einem nahegelegenen an- deren Garten, wo sie viel nässer gehalten wurden, dies nicht ge- schah. Die Pilze verlangen nur eine massige Feuchtigkeit. Herr Drawiel vertilgte die Lohbltithe durch Vermengen der Lohe mit Futtersalz, da aber überhaupt die Lohe auf dem Acker wenig zu verwerthen ist, so zieht er Mist der Lohe vor. Herr Perring schloss sich letzterer Ansicht an; nicht Jeder habe Raum, um Lohe zu trocknen; ausserdem sei Lohe jetzt be- deutend theuerer, als früher, und endlich sei Bodenwärme, die Herr Bouche besonders durch die Lohe andauernd erzielen will, nach seiner Meinung für ältere Pflanzen nicht nöthig. Carl u d ovica- Arten halten sich, mit wenigen Ausnahmen, bei verhältnissmässiger niedriger Tem- peratur (10 — 12 Gr. R.) ohne Bodenwärme ganz gut. Das sind aber doch noch keine eigentlichen Marktpflanzen; wirkliche Marktpflanzen tliun dies z Th. noch viel leichter. Herr Inspektor Bouche meinte, dass im Allgemeinen Jeder zugeben werde, dass bei Bodenwärme die Pflanzen besser gedeihen; Maranta zebrina kann man in wenigen Stunden tödten, wenn man sie im Winter auf den Erdboden setzt; Carludovica incisa, C. palmata und rotundifolia etc. sind sehr empfindlich, dagegen C. Moritziana, C. atrovirens u. a. weniger. Nach Herrn Perring kommt bei ihm C. incisa kühl gehalten auch ganz gut fort. XII. Dr. Wittmack machte hierauf bezüglich des Hülfs- unterrichts die erfreuliche Mittheilung, dass die Zahl der Theil- nehmer inzwischen von 120 (Monatsschrift 1879 S. 487) sogar auf 149 gestiegen sei, gewiss ein sprechender Beweis für die Nothwen- digkeit eines solchen Unterrichts. Programme wurden vorgelegt und noch hinzugefügt, dass der Besuch der Vorträge den Mitglie- dern des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues und der Gesell- schaft der Gartenfreunde selbstverständlich, so weit es der Raum erlaube, gern gestattet sei. XIII. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: 1. Herr Baumschulbesitzer C. Schultze in Charlottenburg, 2. „ Obergärtner Bergemann in Charlottenburg, 3. „ Kunst- und Handelsgärtner Lü dicke in Berlin. 545 4. Herr Kunst- und Handelsgärtner Lüdicke in Scliöne- berg. 5. „ Banquier Julius Bleichröder in Berlin. 6. ^ Obergäitner Rad ecke in Friedrichsfelde. 7. „ Obergärtner Weber in Spindlersfeld bei Köpenick. 8. „ Garten-Inspektor Hampel in Koppitz bei Grottkau. 9. „ Garten - Inspektor Schrefeld in Muskau. 10. „ Kommerzienrath Gruson in Buckau-Magdeburg. 11. „ Kommerzienrath Fritz Kühnemann in Berlin. 12. „ Garten - Direktor Koopmann in Taschkent. a. u. s. (gez.) Sulzer. (gez.) Wittmack. Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Verhandelt Berlin, den 17. Oktober 1879. Der Vorsitzende eröftnete die Sitzung und ersuchte die Er- schienenen, nach Verlesung des Protokolls der Sitzung vom 3. d. M. durch den Schriftführer, sich von ihren Plätzen zu erheben, um ihnen das Allerhöchste Handschreiben Ihrer Majestät der Kaiserin- Königin vorzulesen, worin Ihre Majestät den Dank für das Glück- wunschschreiben der Gesellschaft zu Allerhöchstdero Geburtstag mit folgenden Worten auszusprechen geruhen: „Der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins sage Ich Meinen Dank für ihre Mir zum Geburtsfeste dargebrachten treuen Wünsche. Ich habe auch in diesem Jahre Gelegenheit ge- habt, Mich von dem schönen Ei folg Ihrer Bestrebungen zu überzeugen, und versichere Sie von Neuem Meiner vollen Theilnahme. Baden-Baden, den 5. Oktober 1879. (gez.) Augusta. An den Vorstand der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins.“ An Koirespondenzen etc. waren eingegangen: 1. Eine Subskriptions-Einladung der V oigt’schen Buchhandlung auf das Werk von Oberdieck: „Anleitung zur Kenntniss und An- 546 pflanzung einer nach strenger Auswahl zusammengesetzten Anzahl der besten Obstsorten für Deutschland.“ 2. Eine Offerte der Firma R. Glück (lithogr. Anstalt und Steindruckerei) von Medaillen - Abdrücken der Berliner Gewerbe- Ausstellung. 3. Eine Offerte des Herrn Fabrikanten Wilhelm WTaldvogel (Eberswalde), betreffend einen ihm patentirten, bereits prämiirten und von nicht unbedeutenden gärtnerischen Firmen empfohlenen Garten- scbnür-Apparat. 4. Eine Empfehlung der von der Nadräger Eisenindustrie- Gesellschaft in den Handel gegebenen Nadräger Weinpresse. Diese Weinpresse, welche für unsere Provinz wohl nur geringe Bedeutung haben dürfte, rief nicht uninteressante Betrachtungen über den Obstbau in nächster Nähe Berlins und über die Bepflan- zung der Chausseen und Wege in den an Berlin angrenzenden Kreisen hervor. Im grossen Ganzen ist man sich darüber einig, dass der Obst- bau in der Nähe Berlins im Allgemeinen noch sehr im Argen liege und dass hierin nicht eher eine Umkehr zum Besseren sich Bahn brechen würde, als bis von den Gemeinden, Instituten und Grund- besitzern die Anpflanzung von Obstbäumen rationell betrieben und der Schnitt und die Pflege der Obstbäume in die Hände von sacli- und fachkundigen, nicht aber in die Hände von Leuten gelegt würde, die absolut von Kultur der Obstbäume nichts verstehen. Wie sehr in dieser Hinsicht gesündigt worden ist, dafür mögen Beispiele sprechen. Vor ungefähr 30 Jahren wurde die Bepflanzung einer Chaussee nahe dem Weichbilde von Berlin mit Kirschbäumen an einen Schuh- macher, der nicht viel von seinem Leisten fortgekommen war, ausgethan, weil er der Mindestfordernde geblieben, und wurde noch vor wenigen Jahren die Bepflanzung eines Weges in der Feldmark einer uns be- nachbarten Stadt einem Nachtwächter, der ein guter Nachtwächter wrar, aber von dem ihm gewordenen Aufträge nichts verstand, über- tragen. Jedoch man wrollte den Stadtsäckel nicht zu sehr belasten Wohin aber solche Sparsamkeit am Unrechten Orte führt, dafür zeu- gen die Rudera der oben nur angedeuteten Strassen. Wenngleich in den uns anliegenden Kreisen, namentlich in dem 547 Kreise Teltow, mit den oben geschilderten Verkehrtheiten gebrochen und die Kreisvertretungen rationelleren Prinzipien huldigen, so liegt es doch auch in dem wohlverstandenen Interesse der Gutsbesitzer sowohl wie der Besitzer von Obstbäumen überhaupt, sich bezüglich der Anpflanzung und Pflege, wozu namentlich auch der Schnitt der Obstbäume zu rechnen ist, Leuten anzuvertrauen, die, ähnlich den Wanderlehrern und Wandergärtnern, wir wir sie in Süddeutschland an- trefien, den Grundbesitzern mit Rath und That an die Hand gehen. Wird in dieser Weise dem Obstbau auch bei uns eine wirth- liche Stätte bereitet, so dürfte es dahin kommen, dass mit der Most- bereitung auch in der Mark vorgegangen wird und dass sich auch der Berliner Magen (welchen Herr Crass zur Aufnahme des Mostes nicht geeignet hält) an den Most ebenso wie s. Z. an den sog. P ets clr sehen Apfelwein gewöhnt. Da die Krage: „Wie ist dem Obstbau auch bei uns Eingang zu verschaffen?“ nicht auf der Tages-Ordnung stand, beschloss man, in einer späteren Sitzung dieselbe zu ventiliren. Zu dem ersten Punkt der Tages-Ordnung: „Wie sind die in Vermehrungsbeeten auftretenden Pilzbil- dungen zu beseitigen?“ erbat sich Herr Wiehl e - Schöneberg das Wort und schilderte die argen Verwüstungen, welche der Pilz in seinen Vermehrungen an- gerichtet. Da es ihm darauf ankomme, mit erfolgreicheren Mitteln gegen diesen Feind anzukämpfen, — mit dem Begiessen der Pflanzen mit reinem Wasser, das einen Tag gestanden, hat er nicht allzu grosse Erfolge gehabt — wünsche er, die Erfahrungen seiner Kol- legen über diesen Punkt zu hören, Herr Crass ist der Meinung, dass durch Anwendung voa Thon- kästen die Pilzbildung zu verhindern sei, will auch die Erfahrung- gemacht haben, dass die in Haide-Erde gemachten Vermehrungen weit eher von dem Pilze befallen würden, als die, zu denen man sich anderer Erde bediene. Nach Herrn Bluth tritt die Pilzbildung dann auf, wenn die Luft in den Häusern zu stehend wird, und zeigt sie sich am ersten in den Vermehrungsbeeten, wenn die Temperatur zu niedrig gewe- sen ist; in eisernen Häusern werden, da diese enge schliessen, die Pilzbildungen stets rapider fortschreiten. Um den Pilz abzuhalten, 548 empfieht er stets eine gute Lüftung und die Pflanzen mit ab- gestandenem reinem Wasser zu giessen; zeigt er sieh aber in einem Vermehrungskasten, ist es am besten, diesen aus dem Vermehrungsraume herauszunehmen. Der Pilz macht sich zuerst dadurch bemerkbar, dass sich schwarze Flecken auf den Blättern zeigen, die anfänglich die Grösse eines Nadelknopfes haben, bald aber den Umfang einer Linse annehmen und dann durch Entsendung der Fäden die Pflanzen tödten. Um ein Beispiel anzuführen, wie verheerend der Pilz auftritt, erwähnt Plerr Bluth, dass ihm von 1000 Azaleensämlingen nur sechs Stück geblieben seien, während die übrigen dem Pilze zum Opfer fielen. Herr Hofgärtner Hoffmann will dem Sande, der in den Vermehrungen angewendet wird, weil meist zu frisch, die Schuld an der mehrbezeichneten Pilzbildung beimessen. Er für seinen Theil verwende nur Sand, der einige Jahre gelegen und öfter durchgearbeitet sei, auch glaubt er, dass das Wasser, welches aus den Holzbehältern entnommen, gewissermassen schon den Keim zur Pilzbildung in die Vermehrungskästen trage. DasVerfahren, die Pflanzen mit abgekochtem, nachher erkaltetem Wasser zu giessen, hat nur äusserst geringe Resultate gezeigt; von besseren Erfolgen gegen den Pilz war die Anwendung von Koch- salz und Holzkohle begleitet. Um auf die Ansicht des Herrn Grass, dass die Vermehrungen in Haideerde leichter vom Pilze befallen würden, zurückzukommen, schliesst sich Herr Spaeth dieser Ansicht an und erwähnt, dass er schon Jahre lang seine Aussaaten gewisser Pflanzen, wie Ericaceen auf Linumer-Torf mache. Herr General -Sekretair Dr. Witt mack erbat sich, um den Pilz näher zu untersuchen, von den betreffenden Herren Beweis- stücke, an denen derselbe seine Verheerungen gezeigt. Betreffs der Frage: „Auf welche Weise überwintert man am zweckmässigsten die empfindlicheren Rosensorten?“ giebt Herr Wendt jr. als probates Mittel an, dass in der Rosen- gärtnerei seines Vaters die Theerosen in ein mit Torfmüll aus- gefülltes Loch gelegt und die Kronen mit demselben Material 549 bedeckt würden, da bekanntlich das Torfmüll sehr schwer Feuchtig- keit annimmt. Herr Spaeth hat sich der Sägespäne als eines sehr guten Deckungsmaterials bedient. Herr Wiehl e hält es für genügend, die Rosen flach aufzulegen und dann mit Erde zu bedecken. Herr Kluge umwickelt seine Rosen mit Stroh und überschüttet sie darauf mit Erde. Auch ist die Deckung mit Waldstreu, Kiefern- nadeln etc., welche Herr Kiesewetter-Genthin anwendet, nicht zu verachten. Herr Grass pflanzt seine Rosen in Töpfe, legt sie in Reihen unter und bedeckt sie ausser mit Erde mit sonst geeignetem Deckungs- Material. Die Ueberwinterung der Rosen in Schuppen hat sich namentlich in grösseren Rosenschulen als zweckmässig herausgestellt. Herr Rluth glaubt, dass, meistentheils die Rosen dadurch leiden, dass sie zu früh herausgenommen werden, da die trockenen Winde im Frühjahr ihnen arg zusetzen. Schliesslich wurde es gewissermaassen als nothwendig hingestellt, die Rosen, bevor man sie deckt, zu entblättern. Da die Tageszeit schon zu weit vorgeschritten war, beschloss man die Frage ad 3 für die nächste Sitzung zu übertragen. Verhandelt Berlin, den 7. November 1879. Der Vorsitzende liess das Protokoll der vorigen Sitzung ver- lesen und ersuchte die Anwesenden, sich von ihren Plätzen zu er- heben, um das Höchste Handschreiben Seiner Kaiserlich Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches, worin Höchstder- selbe der Gesellschaft den Dank für das Glückwunschschreiben zu seinem Geburtstage in nachstehenden Worten ausspricht: „Die Gesellschaft der Gartenfreunde hat Mich auch zu Meinem diesjährigen Geburtstage in so herzlicher Weise beglückwünscht, dass Ich mir nicht versagen kann, für den Ausdruck ihrer freundlichen Theilnahme hiermit bestens zu danken. Pegli, den 25. October 1879. (gez.) Friedrich Wilhelm.“ zu ihrer Kenntniss zu bringen. 550 Von den Buchhändler-Anzeigen, unter andern von der Offerte der Bouillon'schen Buch- und Antiquar -Handlung, worin dieselbe Band 1. bis 21 der Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preussen zu dem Preise von 45 Mark an- bietet, wurde Notiz genommen. Hierauf theilte der Vorsitzende den Wunsch des Komites der im April 1880 in Berlin stattfindenden internationalen Fischerei- Ausstellung, unsere im April ebenfalls stattfindende Blumen- etc. Ausstellung mit dieser zu verbinden, mit. Die Mehrzahl der Redner, welche in dieser Angelegenheit das Wort ergriffen, sprach sich gegen diesen Antrag aus. Um aber denselben nicht pure von der Hand zu weisen, wurde ein Ausschuss (Herr Spaeth, Wre dow und Bluth) gewählt, welcher sich an Ort und Stelle mit dem vorberegten Komite in Verbindung setzen und später das Resultat seiner Besprechung der Gesellschaft unter- breiten wird. Als neue Mitglieder hatten sich durch Herrn Spaeth anmelden lassen: 1. Herr G. Ulrich in Warschau, 2. Herr Peter Hoser in Warschau, 3. Herr Handelsgärtner Ferdinand Zabel in Libau. Nach Erledigung dieser geschäftlichen Angelegenheiten trat man in die Tagesordnung ein und nahm Herr Spaeth zu der Frage: „Liegen sichere Erfahrungen über den Nutzen des Ent- blätterns zarterer exotischer Gehölze im September zur Beförderung der Holzreife vor?“ das Wort. Da er in dieser Beziehung keine Erfahrungen aufzuweisen, wünsche er die seiner Kollegen darüber zu hören. Um den Holztrieb zeitig zu beenden und die Reife des Holzes zu befördern, nimmt man im September den Gehölzen die Blätter und schützt auf diese Weise die Bäume und Sträucher beim Ein- tritt früher Fröste meistenteils vor dem Erfrieren, welches nicht immer von den hohen Kältegraden, sondern davon herrührt, dass das Holz beim Eintritt des Frostes nicht reif geworden und die Vegetation noch nicht abgeschlossen ist; so haben die Wein- bauer in den Thälern Württembergs und am Rhein in manchen 551 Jahren die traurige Erfahrung gemacht, dass die Weinstöcke bei früh eintretendem Froste erfroren , da das Holz in diesen La- gen nicht die gehörige Reife erlangt, während die auf den Höhen stehenden Weinstöcke von dem Froste nicht zu leiden gehabt, da das Holz wegen seiner erlangten Reife dem Froste widerstand. Falls es nun als ausgemachte Sache gilt, dass Gehölze durch Ent- blättern im Herbst zu einer frühzeitigen Holzreife angeregt werden, so fragt es sich: Ist es zweckmässig, zu diesem Behufe erst die unteren Blätter zu nehmen und dann die oberen oder umgekehrt? Herr Wredow spricht sich zu der oben gestellten Frage un- gefähr dahin aus: Bei Gehölzen, welche aus irgend welchen Gründen mit Laub und unreifen Trieben gepflanzt werden müssen, ist ein Entblättern sowohl, als auch ein Einstutzen der grünen Triebe von grosser Wichtigkeit, indem an solchen Gehölzen die noch in Vegetation befindlichen Organe zur Ruhe gebracht und dadurch ein Ausreifen des Holzes bis zum Eintritt des Frostes herbeigeführt wird. Ausser- dem hat das Entfernen von Trieben resp. Theilen der Zweige, bei denen cs vorauszusehen, dass sie nicht ausreifen können, noch in- sofern Werth, als dadurch die Einwirkung des Frostes auf irgend welchen empfindlichen Theil des Zweiges unmöglich gemacht ist und demnach auch das vorher ausgereifte Holz nicht bei Erfrieren des unreifen in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Dass die Witte- rungsverhältnisse sowie der Stand der Gehölze bei der Holzreife eine grosse Rolle spielen, habe er daran erfahren, dass er Philadelphus, Wcigelia und andere mehr im September verpflanzt, von denen er nach dem Herausnehmen aus ihrem Standorte die Spitzen und Blätter entfernt und habe er hierbei keinen Ausfall zu beklagen ge- habt; ob aber mit dieser Verfahrungsweise in allen Fällen und namentlich bei starkem Froste ohne Decke gleich günstige Erfolge zu erzielen, lasse er dahin gestellt. Herr Schwarzburg will durch das Entblättern der Bäume und Sträucher im September keine Erfolge bezüglich der Herbeiführung der Holzreife erzielt haben. Herr Grass erwähnt die Verfahrungsweise eines alten Gärtners, der um Spiraeen, Deutzien etc., welche er im Herbste verpflanzen will, die Wurzeln mit dem Spaten absticht und dadurch die Reife des Holzes herbeiführt. 552 Herr Wredow will dieses Verfahren bei Obstbäumen jedoch schon zu Johannis anwenden und dadurch zur Holzreife, statt zur Bildung neuer Triebe anregen. Herr Hofgärtner Ho ff mann wendet bei sämmtlichen exotischen Gehölzen den späten Sommerschnitt an und hat sie dadurch glücklich durch den Winter gebracht. Als feststehend kann angesehen werden, dass Platanen, Nuss- bäume und andere nur in der Jugend durch die Frühfröste leiden, während sie in späteren Jahren von denselben nicht arg geschädigt werden. Herr Bluth hält sich streng an die Eingangs aufgestellte Frage, ob das Entblättern im September zur Beförderung der Holzreife von Nutzen? und stellt den Antrag, da bestimmte Erfahrungen hierüber nicht vorliegen, für jetzt den Gegenstand zu verlassen und es den Gärtnern in ihrem eigenen Interesse zu überlassen, dieser Frage durch mehrjährige aufmerksame Beobachtung näher zu treten und seiner Zeit mit ihren gemachten Erfahrungen nicht zurück- zuhalten. Im Januar und Februar waren mehreren Mitgliedern als neu und vorzüglich angepriesene Sämereien von dem Vereine mit dem Ersuchen übermittelt worden, diese auszusäen und über die Re- sultate, zu denen sie aus den Aussaaten gelangt, wo möglich mit Vorlegung der Pflanzen in den Vereins-Sitzungen zu berichten. Herr Neu mann und Herr Crass waren bereits früher diesem Ansuchen nachgekommen, (mehrere der betreffenden Herren sind, was missliebig bemerkt wurde, noch mit ihren Berichten im Rück- stände) und hatte sich Herr Crass heute Vorbehalten, unter Vor- legung einer aus dem Samen von Bancroft invincible erzielten Staude sein Verfahren bei der Kultur des Rosenkohls mitzutheilen: Um guten Rosenkohl zu ziehen, — gut ist nur der zu nennen, an dessen Stangen die aus den Blattwinkeln getriebenen Rosen gedrängt und geschlossen sind — säet Referent Anfangs Februar bis Anfangs März den Samen in ein Mistbeet und zwar allein aus, pflanzt dann die Kohlpflanzen von Ende April bis Mitte Mai auf einen nicht zu fetten Boden — jede Pflanze im Abstand von 20 Q.-Zoll — und wählt als Zwischenfrucht Salat oder Sommer- 553 rettig. Vor allem ist darauf zu halten, dass das Feld, worauf der Rosenkohl steht, stets frei von Unkraut gehalten wird. Anfangs September werden die Spitzen ausgebrochen, wodurch sich die oberen Rosen besser entwickeln und fest werden. Da der Rosenkohl viel Frost, 8 bis 10n im Freien verträgt, lässt man ihn, falls er nicht dem Hasenfrasse ausgesetzt sein sollte, bis zum No- vember auf dem Felde, worauf die ganzen Pflanzen mit Ballen in leeren ausgekarrten Mistbeetkästen untergebracht werden, von wo man sie je nach Bedarf ihrer weiteren Bestimmung zuführt. Als den grössten Feind des Rosenkohls bezeichnet Herr Grass die graue Made und schliesst seine nicht uninteressanten Mittheilungen damit, dass man, um guten Samen zu ziehen, wohl tliut, nur starke Stangen zu wählen und diese im September dahin zu pflanzen, wo sie später Samen bringen sollen; um reinen Samen zu erhalten, hat man vor Allem sein Augenmerk darauf zu richten, dass die Samen- pflanzen nicht in die Nähe anderer Kohlarten zu stehen kommen, da der Rosenkohl grosse Neigung zum Bastardiren besitzt. Herr Weber in Lichtenberg hat bei seinen Rosenkohlkulturen, bei denen er im grossen Ganzen der von Herrn Crass angegebenen Methode folgt, nicht die Erfolge erzielt wie dieser, da bei ihm fast die Hälfte der Stangen schlecht war. Bei der vorgerückten Tageszeit schloss der Vorsitzende die heutige Sitzung Abends 10 1|4 Uhr. Neuer Apfel Kaiser Wilhelm. **ft Winter. Vom Königl. Garten-Inspektor W. Lauche. (Mit Tafel VIII.) Heimath und Vorkommen: Diese werthvolle Gold-Keinette wurde im Jahre 1864 von dem Direktor des Bergischen Obstbau- Vereins, Hauptlehrer Hesselmann zu Witzhelden, zu Haus Bürgel im Kreise Solingen aufgefunden. Der Mutterstamm steht im dorti- gen Gutsgarten, liefert reiche Erträge und trug im Jahre 1874 etwa 1200 Pfd. Aepfel, welche a 100 Pfd. mit 15 Mark verkauft wurden 36 554 und 180 Mark eintrugen. Ich verdanke Frucht und Reiser dem um den Obstbau hochverdienten Hauptlebrer Hessel mann, der die ersten Früchte der 8. Versammlung deutscher Pomologen zu Potsdam im Jahre 1877 vorlegte Ueber die Entstehung ist nichts Näheres bekannt; wahrscheinlich ist sie aus der Reinette von Orleans ent- standen. Literatur und Synonyme: Wird hier zuerst beschrieben. Gestalt: Grosser, etwa 80 mm breiter, 70 mm hoher, flach gebauter Apfel; der Bauch sitzt in der Mitte und rundet sich um Kelch und Stiel gleichmässig ab; Kelch offen, gross; Blättchen breit, grün, stumpf zugespitzt; Kelcheinsenkung breit, flach, mit einigen Falten umgeben. Stiel: kurz, mässig dick, nicht herausragend; Stieleinsenkung ziemlich tief, eng, stark hellbraun berostet. Schale: glatt, vom Baume gelblich grün, lagerreif goldgelb, an der Sonnenseite, oft fast auf der ganzen Frucht geröthet und karmoisin gestreift; sternförmige Rostpunkte sind auf der ganzen Frucht zerstreut; um Kelch und Stiel finden sich einige Rostanflüge. Die Frucht welkt nicht. Fleisch: weisslieh, sehr fein, weich, saftreich, von wreinsäuer- lichem, gewürzhaftem Zuckergeschmack. Kernhaus: hohlachsig; Fächer weit, geöffnet, rundlich-ovale, lang zugespitzte, gut ausgebildete Samen enthaltend. Der durch die Gefässbündel umgrenzte Theil des Fleisches zwiebelförmig, stiel- wärts aufsteigend abgerundet, kelchwärts sanft zugespitzt. Kelch- löhre flach, breit; Staubfäden in der Mitte entspringend. Reife und Nutzung: Er wird Ende Oktober lagerreif und hält sich bis zum April. Ein ganz vorzüglicher Tafel- Apfel, der allgemeine Beachtung verdient. Eigenschaften des Baumes: Erwächst lebhaft, bildet eine hochgehende, breit pyramidenförmige Krone, ist ungemein fruchtbar und scheint nicht empfindlich zu sein. Die Sommertriebe sind lang, stark, wollig, ziemlich silberhäutig, stark hellgrau punktirt; Frucht- augen stumpf-kegelförmig, gross, wollig; Holzaugen eiförmig, anlie- gend; Blätter sehr gross, länglich-eirund, die Ränder nach oben ge- bogen, ziemlich tief und stark gezähnt. Nebenblätter stark, lanzettlich. Herr Hesselmann schreibt mir bei Uebersendung der Reiser: Ti . L 'auch* rtcl Dru ch o - 4. Ben au <7 fl 1-/. Aleyn c h romo \ith Kaiser Wilhelm . 555 „Da diese Sorte alle Eigenschaften einer werthvollen Frucht in hohem Maasse in sich vereinigt, so legte ich ihr nach dem von Deutsch- land mit Frankreich glorreich geführten Kriege, um unsern Helden- kaiser Wilhelm als Einiger und Beglücker unseres deutschen Vater- landes auch in der Bomologie zu ehren, Allerhöchstdessen erhabenen Namen „Kaiser Wilhelm“ bei und geruhte Seine Majestät Allerhöchst gnädigst, ein Bäumchen dieser Sorte auf Babelsberg anpflanzen zu lassen. Bemerkungen über die Gärtnerei von John Fraser. Mitgetheilt von H. Kühne, Gartenkünstler. Die Fraser’sche Gärtnerei zu Leyton und Woodford ist eine der bedeutendsten im Osten Londons und umfasst ein Areal von circa 220 Morgen. Sie zerfällt in die Pflanzengärtnerei und in die Baumschule. I. Pflanzengärtnerei. Die Pflanzengärtnerei besteht aus 28 Gewächshäusern und 1065 Mistbeetfenstern mit den dazu gehörigen Kästen. Sie ist in 4 De- partements eingetheilt, an deren Spitze sogenannte Foremen stehen: 1. Departement für Vermehrung von allen in der Gärtnerei befind- lichen Pflanzen und Anzucht von Coniferen und feineren Sträuchern. 2. Departement der Eriken, Azaleen, Camellien, Gloxinien, Neuhol- länder, Achiraenes 3. Departement der Cyclamen, Cinerarien, Nel- ken, Anthemis und Pelargonien. 4. Departement der Verbenen, Pe- tunien, Fuchsien, Althernantheren und Alpinenpflanzen. Allgemeines über die Vermehrung. Bei aller Topfkultur, so auch bei der Vermehrung, in England wird zuerst beachtet, dass nur Töpfe, die aussen und innen rein- gewaschen, zur Anwendung kommen, damit die alte, im Innern des Topfes zurückgebliebene Erde die neu hineinkommende nicht ver- säure und damit ferner die Wurzeln den Topfrand direkt berühren können, ohne der Gefahr, bald in Fäulniss überzugehen, ausgesetzt zu sein und damit endlich Luft und Wärme ohne Widerstand ein- d ringen. Nicht nur aber auf grosse Reinlichkeit, sondern auch 36* auf einen guten Abzug wird die grösste Sorgfalt verwendet. Das Abzugsloch des Topfes wird mit einem grossen Scherben bedeckt, über welchen eine Schicht kleinerer Scherben gelegt wird. Um nun zu verhüten, dass die Erde des Topfes direkt durch das Wasser in die Zwischenräume der Scherben geschwemmt wird und so den Abzug bald verstopft, wird als oberste Abzugsschicht grobe Haide- erde gebracht, die zugleich den Zweck hat, dass auch noch aus den Stücken der Haideerde die Pflanze Nahrung ziehen kann. Dieser Abzug nimmt ungefähr ein Drittel des Topfes ein und hat den Zweck, die Erde vor schneller Versäuerung, die Wurzeln der Pflanze vor rascher Fäulniss zu bewahren, mithin die Pflanze in ihrer Ve- getation zu befördern und nicht zu hemmen. Die Vermehrung geschieht hier meistentheiJs ohne warmen Untergrund durch Stecklinge, durch Veredlung und durch Samen. Der Schnitt wird nicht gerade, sondern schräg unter der Blattbasis geführt, und steckt man die Stecklinge zu 20 bis 30 Stück in 1 5 cm grosse Töpfe. Diese werden wie oben beschrieben vorberei- tet, mit einer Mischung Laub-, Haideerde und Sand gefüllt; als Oberfläche dient eine Lage ■weissen Sandes in der Stärke von 1 cm., damit die unteren Blätter der Stecklinge nicht in Fäulniss übergehen. Dann werden die Töpfe in hohe, kalte Kästen, welche mit Erde oder mit einer aus der Umhüllung der Cocosfrucht bereiteten Art von Lohe angefüllt sind, gesetzt, nach Bedarf gespritzf und beschattet. Fan- gen die Stecklinge an, Wurzeln zu schlagen, so zieht man des Mor- gens von 6 bis 8 Uhr die Fenster herunter, damit das an der Innenseite derselben kondensirte Wasser nicht wieder auf die Steck- linge und Töpfe falle, sondern abtrockne, worauf die Kästen wieder geschlossen werden. Sobald die Stecklinge vollständig bewurzelt sind, pflanzt mau sie in 5 bis 7 cm Töpfe, sind aber die Pflänz- chen noch klein, so bringt man 3 bis 4 in einen etwas grösseren Topf, und zwar so, dass sie dicht am Topfrand zu stehen kommen, wo sie schnell und leichter weiterwachsen werden, als dicht neben- einander Haben diese 4 Pflanzen mit ihren Wurzeln den Topf aus- gefüllt, so sind sie einzeln in Töpfe zu verpflanzen. Spezielle Vermehrung. Diejenigen Gattungen, welche hier hundertweise vermehrt w-er- 557 den, sind folgende: Azaleen, Eriken, Neuholländer, Ilex, Evonymus und Aucuba in bunten Varietäten, Coniferen, Rhododendron. ]. Azaleen. Die Azaleen werden meistens kopulirt oder ab- laktirt. Man macht daher im Juni und Juli, um Unterlagen zu gewinnen, von Dae de Nassau und anderen stark wachsenden Sor- ten Stecklinge und pflanzt sie, nachdem sie bewurzelt, iu kleine Töpfe (5 bis 7 cm). In den nächsten 2 oder 3 Jahren wählt man die stärksten aus und ablaktirt diese, ganz starke kann man auch, wenn sie am unteren Stamm-Ende viele Blätter haben, kopuliren. Die beste Veredelungszeit ist Mai und Juni. Nach der Veredelung setzt man sie in niedrige Kästen bei tiefem Schatten und gewöhnt sie allmälig an Licht und Luft, wenn sie vollständig verwachsen sind. Ist es nöthig, so werden die Bänder gelöst und der Wildling über der Veredelung um die Hälfte eingestutzt, um eine Saftstockung in dem Wildling und ein besseres Eindringen des Saftes in das Edelreis zu bewirken. Zugleich ist ein Anfbinden an kleine Stäbe nöthig geworden. Ein Umstand, der auf die Azaleenkultur sehr hemmend ein- wirkt, ist der, dass die Nächte in England sehr kalt sind und es daher nicht gerathen erscheint, die Pflanzen in's Freie zu stellen; man ist daher lediglich auf Kasten- und Hauskultur angewiesen. Bei dieser tritt nun aber der Thrips in grossem Umfange dermassen auf, dass die Pflanzen, um sie vor einem schnellen Verderben zu retten, alle 4 Wochen gewaschen werden müssen. Man bereitet zu diesem Zweck eine Mischung von Quassiaholz, Tabak und schwarzer Seife, welche in einem kupfernen Kessel mit Wasser gekocht wird. In diese Brühe werden nun die Pflanzen getaucht und danach mit reinem Wasser abgespült. Hierbei werden nun viele Blätter theils zerknifft, theils abgerissen, da die hierbei verwendeten Arbeiter dies Geschäft nicht mit der nöthigen Sorgfalt verrichten. Daher kommt es, dass die Pflanzen nicht das richtige gesunde Aussehen haben, wie z. B. die belgischen Azaleen. Sind die Edelreiser kräftig genug geworden, so entfernt man die Wildlinge ganz und benutzt diese wieder zu Stecklingen für das nächste Jahr. Des Morgens werden die Fenster heruntergezogen, die Pflanzen sorgfältig und nicht zu viel gegossen und gespritzt. Nach 9 Uhr sind die Fenster wieder aufzulegen und mit Luft an der Seite oder 558 oben zu vei'sehen. Ist im Sommer die Hitze zu stark, so wird von 1 ] bis 3 "Uhr leichter Schatten gelegt, welcher zum Herbst hin all- mälig verringert wird. Die Pflanzen werden dann in nicht zu grosse Töpfe verpflanzt und in ihre Winterquartiere geräumt. Vielfach zieht man auch wurzelechte Azaleen auf die oben an- gegebene Art aus Stecklingen, mit dem Unterschied, dass diese bald nach ihrer Bewurzelung eingestutzt werden, während die Unterlagen ihre Endtriebe behalten. Im Allgemeinen liebt man hier nur niedrige Azaleen-Hochstämme mit 10 bis 12 cm Stammhöhe. Als neue, gute Sorten sind hier eingeführt: Calwellii, Comte de Chambord, Comtesse Eugenie de Kerchove, Imbricata, Jean Vervaene, Pucelle de Gand, Vengeur, Mad. Louise de Kerchove, Noble Belgique. 2. Erika. Die Erika ist hier eine sehr beliebte Pflanze und daher die Nachfrage und Vermehrung eine sehr grosse. In diesem Jahre sind allein 30,000 Stück hiemalis und die übrigen hier kul- tivirten Sorten in entsprechender Anzahl vermehrt worden. Um gute Stecklinge schneiden zu können, stellt man im September gut kultivirte 3jährige Pflanzen in ein Kalthaus, in dem die Knospen- entwickelung mehr gezeitigt wird, als im Freien. Von diesen Pflan- zen nun schneidet man im Oktober diejenigen Seitentriebe zu Steck- lingen, an deren Spitzen sich keine Blüthen zeigen. Man schneidet die Stecklinge sorgfältig und entfernt die untersten Blätter. Die Erd- mischung besteht aus leichter Haideerde und Sand, welche oben mit einer dünnen Sandschicht abgedeckt ist. Man setzt die Stecklings- töpfe in einen Kasten, welcher mit Cocoslohe angefüllt ist, so, dass die Stecklinge dicht unter den Scheiben ihren Platz finden. Man spritzt sie mässig mit einer feinen Brause und giebt in der Morgen- stunde etwas Luft, bei Sonne tiefen Schatten. In diesen Töpfen werden die Stecklinge überwintert und im Frühjahr 3 bis 1 in einen Topf fest gepflanzt. Nachdem sie durchgewurzelt sind, werden sie einzeln in einen Topf gepflanzt, in welchem Zustande sie überwin- tert werden. Im Sommer werden die Fenster am Tage herunter- gezogen und des Nachts wieder aufgelegt. Schon im ersten Jahre sind die Stecklingspflanzen aufzubinden und von Zeit zu Zeit zu stutzen, um ihneu eine kompaktere Form zu geben. In dieser Pe- riode muss mau die Erika recht feucht halten, um sie vor dem 559 Ballentrockenwerden und baldigen Absterben zu bewahren, im Herbst dagegen sei man mit dem Wasser sehr sparsam, da sie nicht so grosses Bedürfniss nach Feuchtigkeit haben und die Wurzeln leicht in Fäulniss übergehen. Im zweiten Jahr werden die Erika in 10 cm und im dritten Jahre in 15 cm Töpfe gesetzt, in welchen sie verkauft werden. Die Kultur ist nach dem Verpflanzen analog der der Stecklings- pflanzen. Beim Verpflanzen der Erika sowohl wie aller hier kultivirten Pflanzen gilt es als Hauptregel, nie den Ballen auf irgend welche Weise zu verkleinern oder aufzulockern. Man entfernt nur die Scherben des Abzugs aus demselben, setzt die Pflanze in den grösseren Topf und füllt den Zwischenraum zwischen dem Ballen und der Topfwand mit frischer Erde aus. Die am meisten hier vertretenen Erika- Arten sind folgende: E. caffra, candidissima, Cavendishi, cerinthoides coronata, colorans, elegans, gracilis autumnalis, giacilis vernalis, grandinosa, hybrida, hiemalis, hiemalis superba, melanthera, mirabilis, Parmentieri rosea, persoluta alba, perspicuoides erecta, regerminans, rubens, rubra, scabriuscula, ventricosa, vestita alba, Willmorei. Ganz ähnlich der Kultur der Erika ist die der Epakris, von welcher hier 37 Sorten angezogen werden. Unter ihnen sind fol- gende die besten: Epacris ardentissima, delicata, grandiflora, hyacin- thiflora, magnifica, odorata alba, miniata, rubra, tricolor. 3. Neuholländer und die übrigen Kalthauspflanzen ähnlicher Art werden aus Stecklingen im Frühjahr gezogen, in freien Kästen kultivirt und in kalten Häusern überwintert. Die Fenster der Kästen werden bei guter Witterung heruntergezogen und bei Re- genwetter und des Abends wieder aufgelegt. Unter ihnen sind fol- gende Gattungen und Arten hervorzuheben: Acacia armata, eriocarpa, grandis, dealbata, longifolia, oleifolia, platyptera, Aphyllis macrantha rosea, Boronia elatior, Bouvardia angustifolia, elegans, jasminoides, umbellata, Wrelandi, longiflora, Cassia corymbosa, skimmifolia, Chori- zema eordata splend. , Correa alba, magnifica, Crowea macrantha, saligna, Desfontania spinosa, Diosma ericoides, Eriostemon buxi- folium, neriifolium, densifolium, pulchellum, scabrum, Grevillea ro- busta, Priesii, Metrosideros floribunda, Myrtus communis flor. pl., 560 Pimelia diosmaefolia, elegans, Hendersonii, spectabilis rosea, Polygala acuminata, cordata, Dalmaisiana, grandis. 4. Ilex, Evonymus und Aucuba. Diese immergrünen Sträu- cber werden durch Stecklinge im Herbst vermehrt und bleiben bis zum Frühjahr in ihren Töpfen stehen. Sodann pflanzt man sie ent- weder in’s Freie oder in einzelne Töpfe. Diese Arten werden viel verlangt, da sie hier ohne Decke im Winter aushalten. Die bunten Varietäten sind folgende: Ilex aquifol. alba marginata, aquifol. aurea marginata, Evonymus jap. varieg., latifolia alba varieg., latifolia aurea varieg., Aucuba jap. mascula varieg. Da diese bunten Varietäten, durch Stecklinge oder Ableger ver- mehrt, leicht in dem englischen feuchten Klima wieder grün werden so veredelt man sie auf die entsprechende grüne Form, und zwar wendet man das Ablaktiren an. Die beste Zeit hierzu ist der Herbst. Van stellt dann die Veredelungen in stark beschattete Kästen. Sind die Edelreiser mit dem Wildling gehörig verwachsen, so werden die Bänder gelöst. Hierauf werden nach und nach die Wildlinge über der Veredelungsstelle unterdrückt, zuletzt entfernt und die Pflanzen aufgebunden. Den Sommer über lässt man sie, auf Beeten eingesenkt, bis zum Herbst stehen, in welcher Jahreszeit sie entweder verkauft oder in der Baumschule eingeschult werden. 5. Coniferen. Der milde Winter erlaubt die Anpflanzung fast sämmtlicher Coniferen- Arten und -Formen im Freien, weshalb ein Hauptumsatz mit dieser, bewirkt wird. Man trifft sie im Verein mit Ilex, Evonymus und Aucuba in jedem öffentlichen Park so- wohl, als auch in allen Privatgärten an. Die dunkelgrüne, düstere und schwermütbige Physiognomie scheint mit dem meist mit Wol- ken bedeckten Himmel in Harmonie zu sein. Daher ist die Vor- liebe für diese Pflanzen eine bedeutende, auch weil sie im Winter die Landschaft beleben. Aus diesen Gründen wird die Vermehrung in grossem Umfange betrieben. Die Arten Araucaria, Pinus, Picea, Abies, Cedrus, Cryptomeria werden aus Samen gezogen. Man säet denselben in Töpfen im Herbst aus und gräbt diese in den freien Grund ein. Aus diesem werden sie im Frühjahr herausgenommen und in Kästen gestellt, welche mit Fenstern bedeckt sind. Sobald der Samen aufgegangen, piquirt man die jungen Pflänzchen in 1 5 cm Töpfe und setzt 561 diese wieder in die Kästen. Bei starker Sonne werden die Fenster beschattet, später fällt der Schatten fort und Luft tritt an seine Stelle. Sind die Pflanzen angewurzelt, in welcher Zeit man sie vor- sichtig giessen muss, so lässt man am Tage die Fenster ab und legt diese am Abend, oder sobald es anfängt zu regnen, wieder auf. Im August werden die Sämlinge verpflanzt und zwar so, dass die Ballen mit den vielen Pflänzchen nicht verletzt, sondern nur in einen grösseren Topf gesetzt werden. Der Zw'ischenraum zwischen diesem und dem Ballen wird mit einer Mischung von Laub-Erde, Lehm und Sand ausgefüllt. Jetzt füttert man sie auf Beete, welche mit Stan- gengerüst überdeckt sind, in Cocoslohe, unter der sich eine Schicht von Steinkohlen-Asche befindet, ein und bedeckt sie während der Nacht mit Bastmatten. Folgende Arten werden auf diese Weise vermehrt: Abies alba glauca, eanadensis, Douglasii, Engelmanni, firma, Menziesii , Mertensi, Morinda, numidica, orientalis, polita, pygmaea, Smithiana, Tsuga, Veitchi, Araucaria imbricata, Cedrus atlantica, Deodara, nivea, robusta (?), Cryptomeria elegans, japo- nica, viridis, Picea amabilis, balsamea, lasiocarpa, magnifica,. no- bilis, Nordmanniana, Pinsapo, aristata, austriaca, Benthamiana, Bun- geana, Cembra, excelsa, Pinus insignis, Laricio, koraiensis, macro- carpa, Massoniana, monticola, Pumilio, ponderosa, pyrenaica, Strobus, sylvestris, taurica Die Genera Thuja, Thuyopsis, Biota, Taxus, Re- tinospora, Juniperus, Cupressus vermehrt man hier sehr wenig aus Stecklingen, da der den Spezies eigentkiimliche Wuchs mehr oder weniger bei Stecklingspflanzen verloren geht, die Pflanzen langsamer wachsen und die bunten Varietäten leicht ausarten. Daher zieht man es vor, alle Spezies durch Ablaktiren zu vermehren, mit Aus- nahme der Unterlagen. Man veredelt Thuja und Biota auf Thuj. occidentalis, Thujopsis, Retinospora, Cupressus auf Cupr. Law'soniana, Taxus auf T. baccata, Juniperus auf J. communis. Die Unterlagen sind aus Stecklingen in 3 Jahren vorher gebil- det und in 5 cm Töpfe gepflanzt. Man veredelt im März bis Juni. Die nun eintretende Kultur ist gleich derjenigen der veredelten Evo- nymus, Aucuba und Ilex. Die am meisten gangbaren Sorten und Varietäten sind folgende : Biota Orient, elegantissima, Orient, semper aurescens, Cupressus ar- 562 gentea, Fraseri, Lambertiana, Lawsoniana gracilis, Laws. pendula alba, rnacrocarpa, thurifera, thyoides, tbyoides variegata, torulosa, Tournefortii, Juniperus argentea, attica, Bedfordiana, Bermudiana, chinensis, cbinensis aurea, communis, drupacea, dumosa, ericoides, excelsa, exeelsa stricta, hibernica, hibernica compressa, japonica aurea, japonica variegata, lycia, phoenicea, rigida, Sabina, Sabina variegata, tamariscifolia, tripartita, virginiana, virginiana elegans, Re- tinospora argentea, Ehvangeriana, ericoides, filicoides, filifera, lepto- clada, obtusa, obtusa alba, obtusa aurea gracilis, obtusa nana aurea, pisifera aurea, pisifera, plumosa, plumosa variegata, selaginoides, squarrosa, Taxus adpressa, baccata var. aurea, Dovastoni, ericoides, erecta, elegantissima, hibernica fastigiata var., Thuja aurea, elegan- tissima, gigantea, japonica, Lobbii, Orient, aurea, Orient, argentea, plicata, semper aurescens, Warreana, Thujopsis borealis, dolobrata, dolobrata variegata. 6. Rhododendron. Diese Gattung gehört ebenfalls, wie die beiden letzten Abtheilungen, zu Hauptzierden der englischen Anlagen und Gärten. Als diese ersetzen die Rhododendron die in Deutsch- land so beliebten Syringa, indem sie im Frühjahr durch die Fülle ihrer Blüthen das Auge des Beschauers erfreuen und im Winter mit ihrer immergrünen Belaubung die englische Scenerie beleben. Der Fraser’sche Katalog weist ca. 400 Sorten auf. Man vermehrt sie durch Kopulation mit dem Sattelschnitt im Februar und März. Die Unterlagen, Rh. ponticum, werden im Oktober in Töpfe gepflanzt. Die Veredelungen werden in kalten Kästen überwintert, gelöst und im Frühjahr in’s Freie gestellt, wo sie gegen übermässige Sonne und Küsse mit Bastmatten geschützt werden. Im Herbst schult man sie ein, und sie gedeihen in dem fetten Lehmboden ausgezeichnet, indem sie in 2 bis 3 Jahren zu starken, verkaufbaren Pflanzen heran- wachsen. II. Baumschule. Die Baumschule liegt zum grössten Theil in dem eine halbe Stunde entfernt gelegenen Woodford, der kleinere Theil dagegen bei der Pflanzengärtnerei in Leyton. Diese 2 Abtheilungen sind einem Obergärtner unterstellt und zerfallen in 3 Departements, in das der Rosen, das der Obstbäume und das der Sträucher und Wildbäume. 563 Alle in der Baumschule beschäftigten Leute werden, je nach ihrer Thätigkeit, in 3 Klassen getheilt: Messerarbeiter, Spatenarbeiter, Rosenarbeiter. Die Messerarbeiter schneiden, formiren und veredeln. Sie be- nutzen zum Schärfen ihrer Messer den sogenannten Sharping stick; dieser besteht aus einem 0,75 bis 1,0 m langen, nicht allzu starken Pfahl, der auf der einen Seite bis zur Mitte glatt gehobelt wird, und auf dieser Fläche werden 1 cm von einander sich kreuzende Ein- schnitte angebracht, oben wde unten lässt man 15 cm. frei. Das obere Ende dient zur Handhabung des Stocks, und mit dem unteren steckt man ihn in den Boden. Die glatt gehobelte Fläche wird nun mit Fett bestrichen und mit geriebenem Sandstein oder Naxos- schmirgel bestreut. Nach und nach schüttet man nun so viel Pul- ver auf, bis es mit dem Fett eine feste Masse bildet. Verfährt man im Anfang sorgsam mit diesem Stock, so leistet er auf lange Zeit gute Dienste, indem er das Messer, ohne es, wie ein Schleifstein, sehr abzunutzen, immer scharf erhält. Die zweite Abtheilung hat nur zu rigolen, einzuschulen, Quartiere zu räumen und diese von Unkraut frei zu halten. Die Leute der dritten Abtheilung sind nur bei den Rosen thä- tig, wo sie alle die Arbeiten verrichten, welche^von den beiden ersteren Kategorien getrennt vorgenommen werden. Diese Eintheilung ist dem Umstande zuzuschreiben, dass alle Arbeiten in der Baumschule in Akkord vergeben werden. In dem guten, nahrhaften Lehmboden ist das Wachsthum ein recht erfreuliches zu nennen. Diesen befördert noch die fast immer mit Wasserdunst gesättigte Atmosphäre, die nur auf einige Wochen im Juni und Juli einer heissen und trockenen Temperatur wTeicbt. Bei dem gelinden Winterklima halten alle Coniferen, Ilex, Evonymus, Rhodo- dendron, Prunus, Laurocerasus, Laurus nobilis, L. Tinus, Quercus Ilex, Prunus lusitanica hier im Freien ohne Decke aus und werden deshalb viel zu Anlagen verwendet, viel gekauft und daher vorzugs- weise angezogen. Für die meisten Obstbäume scheint das englische Klima nicht geeignet zu sein, und soll die übergrosse Feuchtigkeit der Grund sein, dass das Obst im Dur hscLnitt keinen guten Geschmack hat. Das Wachsthum der Bäume dagegen ist ein sehr üppiges; die Triebe der Kernobstveredelungen erreichen in dem ersten Jahre eine Höhe vou 1 bis 1,50 m, die des Steinobstes 1,50 bis 2,0 m, und hat man, da noch dazu die Leittriebe nicht eingestutzt werden, im zweiten Jahre Kronenhöhe. Diese Stämme haben nicht die nöthige Stärke um den von Zeit zu Zeit stark wehenden Winden Trotz zu bieten und man muss sie daher an Pfähle binden. Um dies zu vermeiden und möglichst starke Stämme zu ziehen, wendet man meistens die Selbstveredelung an. Bei den Spalierbäumen findet man nur 3 Formen vertreten, die Palmetten-, Fächer- und Pyramidenform. Die Form dieser Bäume ist meistens als eine gute nicht zu bezeichnen, da die Arbeiter, die das Formiren in Akkord verrichten, meist mechanisch dabei zu Werke gehen und sich nicht viel um die Beschaffenheit der Augen und Stärke der Zweige bekümmern. Die gebräuchlichsten Verede- lungsarten sind Okuliren und Kopuliren. An Stelle des Baum- wachses bedient man sich des sog. Clay, einer Mischung von Kuh- dünger und Lehm, mit welcher die Veredelung umgeben wird. Die- ser hat nun, meiner Meinung nach, folgende Nachtheile: 1. ist er nicht billiger herzustellen, als Baumwachs, da täglich 2 Mann in der Veredelungszeit mit der Bereitung desselben zu thun haben; 2. bei anhaltendem Regenwetter löst sich derselbe auf und muss deshalb öfter erneuert werden; 3. beim Lösen wird sehr oft mit dem Clay die ganze Veredelung abgebrochen. Das Rosen-Sortiment weist ca. 300 Sorten auf, die theils hoch- stämmig, theils strauchartig sowohl im Freien als in Töpfen gezogen werden. Man schult nur Wildlinge von der Stärke eines Daumen ein, schneidet die Stämme in der Höhe ab, in welcher man die Wild- linge veredeln will. An dieser Stelle treiben nun starke Seiten- triebe aus, die man bis auf 2 bis 3 der stärksten wegschneidet. Man setzt nun die Augen nicht in den Hauptstamm, sondern in den Nebenzweig, wo dieser den Hauptstamm verlässt, der Art ein, dass das Auge nach oben gekehrt ist. Die sich aus diesen Augen ent- wickelnden Triebe bilden im nächsten Jahr eine vollständige Krone. Die in Töpfe gepflanzten, nicht zu starken Wildlinge werden im Februar dicht über der Wurzel kopulirt, bis zum Mai im Kasten kultivirt, verpflanzt und im Freien auf Beeten eingefüttert, wo die 565 Triebe im Juli eine Höhe von 0,75 m erreichen, reichlich blühen und im September verkauft werden. Als dritte Vermehrungsart der Rosen ist die durch Steckholz zu erwähnen. Man schneidet im Herbst die Reiser 30 cm lang und steckt diese in 0,5 m von einander entfernte Reihen. Diese Steck- linge schlagen im nächsten Frühjahr Wurzeln und entwickeln schon im folgenden Sommer einen reichen Bliithenflor. Weiterer Bericht über die auf Veranlassung des Ausschusses für gärtnerische Versuche im Jahre 1879 geprüften Neuheiten. (Vergl. Monatsschrift 1879 S. 394 und 435.; NB. Die vor den Namen stehenden Buchstaben bedeuten die Bezugsquelle und zwar: B: E. Benary, Erfurt. C: Carter & Co., London. D: V. Döppleb, Erfurt. H: Huber & Co., flyeres (Var). Hn: Heinemann, Erfurt. H & S: Haage & Schmidt, Erfurt. F. A. H: Friedr. Ad. Haage, Erfurt. J: Jühlke Nachfolger, Erfurt. K: Kevv Gardens, London. H: L. Müller, Egeln. R: Reich, Herrenkrug bei Magdeburg. S: Sutton & Sons, Reading. V: Viimorin, Andrieux & Co., Paris. I. Zierpflanzen. S. Acacia decurrens; gut aufgegangen. S. Aralia spinosa; nicht aufgegangen. B. Astern, meist alle Sorten gut aufgegangen und dankbar geblüht. H. Ageratum hybridum Boule de neige; nicht aufge- gangen. H. Ageratum hybridum Comte de Circourt; gut aufge- gangen, blau, blüht bis in den Spätherbst, sehr empfehlenswerth. H. Ageratum hybridum atro-coeruleum ; Wuchs kräftiger, sonst wie vorige. V. Astern, diverse; sehr zu empfehlen. H. Brachychyton (Thespesia) populnea; Gew'ächshaus- pflanze, jetzt 20 cm hoch, noch nicht geblüht. H. Centaurea rutaefolia; durchaus nicht zu empfehlen; C. cand idissima ist viel besser. H & S. Chrysanthemum inodorum plenissimum; für's Freie sehr zu empfehlen, Blumen für Bouquets sehr gesucht. C. Cyclamen persicum, neue Preis-, C. striatum und C. delicatum; schwach aufgegangen, noch nicht geblüht. H. Erysimum pulchellum; 10 cm hoch, Blumen unansehnlich. B. Eschscholtzia californica crocea fl. pl ; nicht aufge- gangen. 566 B. Es chscholtzia californica Mandarin; von keinem grossen Werth. H. Euchlaena luxurians (fälschlich Reana luxurians); dem Mais sehr ähnlich, doch viel zarter; nur für wärmere Gegenden als Viehfutter, setzt hier keinen Samen an. Bei Blattpflanzengruppen zu verwenden. K. Ficus macrophylla; nicht aufgegangen. V. Gaillardia picta var. ; recht dankbar, doch nichts Neues. II. Gymnolomia Porteri, Ci-mposite; 60 cm hoch, Blumen gelb, einfach, blüht erst im Oktober, daher nicht zu verwenden. H. Helianthus annuus fol. var.; die Hälfte der Sämlinge mit gelb gefleckten Blättern, 1% m hoch. H. Impatieus balsamina atrosanguinea plenissima; zu leicht gefüllt, werthlos. B. Impatiens balsamina, diverse Sorten (siehe S. 465) ; wur- den auch von anderer Seite gelobt. H. Linaria delphinoides; gut aufgegangen, ritterspornähnlich. H. Linaria maroccana; gut aufgegangen, niedrig, Blumen röthlich. H. Lobelia Erinus var.; variirte sehr in der Färbung, nicht zu empfehlen. H & S. Passiflora incarnata; noch nicht geblüht. R. Petunia hybrida nana; gut. V. Petunia hybrida grossblumige, weisse; nicht zu empfeh- len, meist kleinblumig, die wenigen grossen Blüthen grünlich. Hn. Phlox Drummondi grandiflora, diverse Sorten; zu empfehlen. V. Phlox Drummondi, diverse Varietäten; durchgängig rich- tig und sämmtlich zu empfehlen, in der Vereinssitzung am 24. Juni 1879 mit einem Ehrendiplom bedacht, H. Pyrethrum Bijou d'or; schlechter als das alte, nicht zu gebrauchen. H. Salvia Schimperi; wird bis 70 cm hoch, blüht schön dunkelblau, aber selbst in Süd-Frankreich erst im Oktober, für uns daher nicht verwendbar. H. Solanum Lobeli; bleibt sehr niedrig, Früchte orangeroth, ähnlich denen von S. Lycopersicum , Blätter klein, als Zierpflanze nicht zu verwenden. Hn. Solanum pseudocapsicum nanum; scheint vom ge- wöhnlichen nicht verschieden; in Folge schlechten Wetters an einer anderen Stelle nicht gut entwickelt. Hn. Torenia Bailloni; nicht aufgegangen. V. Tropaeolum Lobbianum, diverse; blühten sämmtlich sehr schön. D. Viola quadricolor maxima. Berichte sind z. Th. noch nicht abgeschlossen, z. Th. lauten sie ungünstig. Ueber viele andere beschaffte Neuheiten lässt sich jetzt noch nicht berichten. 567 II. Gemüse. Boiinen. V. Schwarze langhülsige algerische Staudenbohne; eine vorzüg- liche Neuheit. M. Weis.se I.lsenburger; gut, aber sonst nicht bemerkenswert!!. Erbsen. Hn. Neue Telephon; gut. S. Sutton’s Bijou; blühte am 12. Juni, trug reich, Hülsen lang, sehr gut. J. Culverwell’s Telegraph; ganz vorzüglich, nur 1 bis lV3 m hoch, sehr volltragend, äusserst langhülsig; dürfte eine vortreffliche Markt-Erbse werden. S. Sutton’s Royal Berkshire Marrow; blühte Ende Juni, Hülsen mit 8 bis 9 Körnern, nie mit 11, nach anderen ältere Sor- ten besser. V. Mac Lean’s blauer Peter, Zwerg- Erbse; blühte am 8. Juni, reichtragend, langhülsig, recht gut, nach anderen ältere Sor- ten ebenso gut. V. Zucker-Erbse; ganz niedrige, frühe, zum Treiben. Wurde Umstände halber in’s Freie gesäet, blühte am 14. Juni, langhülsig, reich tragend; auch nach anderen sehr gut. Gurk en. C. Carter’s Modell; für Privatgärten, nicht für den Berliner Markt. C. Kelway’s Paragon; nicht zu empfehlen. Kohl. C. Carter’s Heart well. Früher Markkohl. Ein Spitzkohl; für Privatgärten. D. Blutrothes Riesenkraut. Unbrauchbar. Von ca. je 20 Pflanzen gab nur 1 einen Kopf, der nicht dem Namen entsprach. An einer anderen Stelle einzelne Köpfe sehr gross und dunkel; aber auch viel Ausfall. • S. Sutton’s Matchless Brussels Sprout, Rosenkohl; Blät- ter runder, sonst ähnlich wie der hiesige, zu empfehlen. F. A. H: Wirsingkohl. Alle Handelssorten wurden geprüft. Die älteren waren mit Kohlrübensaat untermischt und nicht immer formenrein. Eine Ausnahme machte Blumenthaler mittelfrüher, der in der Farbe (gelb) ganz vorzüglich ist und trotz seines spitzen Kopfes auf dem Berliner Markt gern gekauft wird. F. A. H: Hoher grüner Mooskohl; sehr gut. Mohrrüben. V. Rothe glatte von Meaux; schöne, halblange Mohrrübe, zu empfehlen. S. Sutton’s Champion; scharlachrothe, kurze Horn - Mohr- rübe, im November geerntet, dick, walzenförmig, der Nantaiser sehr ähnlich, gut wie diese. Nach anderen ist die Pariser Treib-Carotte besser. — 568 — Pastinak. S. Sutton’s Student; gut, glatt, dick; nach . einem anderen Bericht vom gewöhnlichen nicht zu unterscheiden, nach einem dritten vorzüg lieh gross und schön. Radieschen. V. Runde gelbe; für Privatgärten; sehr scharf. Rüben. Kohlrüben von Lulea (Nord - Schweden), durch Herrn Di- rektor Hüttig bezogen; gelblich, wohlschmeckend, Anbau lohnend; von mehreren Seiten empfohlen. J. Münchener Treibrübe; eine Wasserrübe; nicht zu empfehlen. Salat. Hn: Kopfsalat mit Endiviengeschmack ; ohne besonderen Werth. Sellerie. V. Apfel- Sellerie, kleinblättriger; hübsch geformt, glatt, wohl- schmeckend, aber kleiner als der alte Berliner, daher mehr für Pri- vatgälten. J. Krausblättriger; nicht zu empfehlen, nach anderen gut. V. Zwiebel, bimförmige weisse; nichts Besonderes. J: Zwiebel, chamoisfarbige; gut. III. Landwirthschaftliche Samen. Hn: Heinemann’s September-Mais; reift sehr zeitig, zu empfehlen. (Fortsetzung folgt.) Literatur. Moriz Trapp, Rosmarinkultur und Kultus. Ein Vortrag, gehalten in der Sitzung der Gartenbau -Sektion der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft für Acker- bau, Natur- und Landeskunde am 14. Oktober 1879. Brünn, Selbstverlag, 1879. 8. 10 S. Dr. E. Loew, Ueber Perioden und Wege ehemaliger Pflanzenwanderungen im norddeutschen Tieflande. (Separat-Abdruck aus Linnaea XLII.) Berlin, 1879. 8. 152 S. Preisverzeichnisse sind eingegangen von: Paul Scheller’s Sortiments-Buchhandlung, Kunsthandlung und Antiquariat in Berlin W, Friedrichs3tr. 77. — Eugen Eimer in Stuttgart. (Bücher-Katalog.) — Gebr. Hanses, Forstkulturgesehäft in Riuseke bei Altenhundem (Westfalen). Per sonal-N achrichten. Unser langjähriges Vereinsmitglied, der Landrath v. Steinäcker auf Burg Brumby, f am 22. November 1879. — Der Samen- u. Pflanzenhändler F riedrich Spittel zu Arnstadt ist von Sr. Königl. Hoheit dem Grossherzog von Mecklen- burg-Schwerin zum Hoflieferanten ernannt worden. 569 Inhalts-Verzeichniss. 617. Versammlung des Vereins zur 618. 619. 620. 621. 622. 623. 624. 625. 626. 627. 628. 55 55 55 )5 55 5? *5 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 5* 55 Beförderung des Gartenbaues am 27. Novbr. 1878 1. „ am 18. Dezember 1878 49. am 29. Januar 1879 105. „ am 26. Februar 1879 153. „ am 26. März 1879 201. „ am 30. April 1879 250. „ am 28. Mai 1879 297. ,, am 25. Juni 1879 345. „ am 16. Juli 1879 393. ,, am 20. August 1879 441. „ am 24. September 1879 489. ,, am 29. Oktober 1879 537. Ausflug des Vereins. 391. J ah res bericht für das Verwaltungsjahr 1878—1879 des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Erstattet vom Direktor, Wirkl. Geh. Rath Sulz er. 303. Vorläufiger Bericht üb'-r einige vom Ausschuss für gärtnerische Ver- suchegeprüfteNeuheiten oder bei uns weniger bekannte Pflanzen. 44. Bericht über die vom Ausschuss für gärtnerische Versuche im Jahre 1878 ausgeführten Arbeiten. 54. Weiterer Bericht über die auf Veranlassung des Ausschusses für gärtne- rische Versuche im Jahre 1879 geprüften Neuheiten. 565. Sitzung des Ausschusses behufs Organisation eines Fortbildungs-Unter- richts für jüngere Gärtner. 159. 487. Wilhelm- und Augusta- Jubelstiftung. 311. 341. Protokoll über die Vertheilung der Preise auf der grossen Herbst-Aus- stellung des Vereins. 396. Prämiirungen bei Schluss der Berliner Gewerbe- Ausstellung. 447. Abzugebende Samen. 46. 151. 200. 247. Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins am 6. De- zember 1878 3; am 20. Dezember 1878 79; am 3. Januar 1879 110; am 17. Januar 1879 162; am 14. Februar 1879 169; am 21. Februar 1879 173; am 7. März 1879 209; am 21. Mäiz 1879 212: am 4. April 1879 256; am 18. April 1879 258; am 16. Mai 1879 313; am 6. Juni 1879 351; am 4. Juli 1879 353; am 8. August 1879 445; am 5. Sep- tember 1879 493; am 3. Oktober 1879 494; am 17. Oktbr. 1879 545; am 7. November 1879 549. Actinidia polygama Sieb. Von W. Lauche. (Mit Abbildung auf Taf. IV.) 319. Nachträge dazu 454. Ausstellungen: Berlin. Die grosse Herbst- Ausstellung des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues in den Räumen der Berliner Ge- werbe-Ausstellung vom 31. August bis 15. September 1879. I. Ab- schnitt. Allgemeines. Von Dr. L. Wittmack. 402. 2. Abschnitt. Die Warmhauspflanzen. Von W. P erring. 460. 524. — Gesellschaft der Gartenfreunde vom 2.— 15.Mai 1879. (Preisrichter-Protokoll.) 219. Bremen. Rosen-Ausstellung. 39. Verlegung derselben 213. Breslau. Schlesische Gartenbau-, Forst- und landwirthschaftliche Ausstellung in Breslau 1878. Von H. Gaerdt. 33. 95. 111. Charlottenburg. Gartenbau-Verein, vom 4. bis 7. Mai 1879. 239. Dresden. Ausstellung von Obstprodukten, frischem Winter-Obst, Ge- räthen etc. 39. — Ausstellung des Herrn J. F. Seidel. Von Conrad Schultze. 337. Hamburg. Die grosse Frühjahrs- Ausstellung des Gartenbau-Vereins für Hamburg, Altona und Umgegend vom 10. bis 14. April 1879. Von Dr. L. Wittmack. 240. 266. Potsdam. Gartenbau-Verein, vom 18. bis 21. April 1879. 238, 37 570 Die 52. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Baden- Baden vom 18. bis 24. September 1879. Von L. Wittmack. 474. 496. Neue gefüllte Azalea indica „Kaiserin von Indien“ (A. v. Gcert). (Mit Abbildung auf Tafel III.) 259. Die Entwickelung der Birne und des Apfels. Von W. Lauche und L. Witt- mack. (Mit Abbildungen auf Tafel VI. u. VII.) 458. Einige empfehlenswerthe, noch weniger bekannte Birnensorten für nörd- liches und rauhes Klima. Von R. Mü'ler. 469. Beurtheilung einiger blumistischer Neuheiten. 435. Frühe Bohnen. Von C. Schenk. 146. Ueber Catalpa, insbesondere über einen neuen nord-amerikanischen Baum dieser Gattung: Catalpa speciosa Sargent. Von Dr. C. Bolle. 415. Coelogyne cristata Lindl. Von Kittel. 143. Ueber die Kultur der Coffea liberica Iliern. in ihrem Vaterlande. Aus einem Briefe des Herrn H. Soyaux an Herrn Dr. G. Schweinfurt mit- getheilt von Prof. Ascherson. 277. Die neue Riesen-Aroidee Conophallus? Titanum ßeccari. Von 0. Beccari, übersetzt von L. Wittmack. (Mit Abbildunge .) 134. Erdbeere „Königin Marie Henriette“. Von Ed. Pynaert Van Geert. (Mit Abbildung.) 434. Erwiederung und Abwehr. Von H. Jäger. 85. Escallonia Philippiana Mast. (Mit 1 Abbildung.) 517. Ueber Eucalyptus für kältere Gegenden und über die Weiden Austra- liens. Von Baron F. v. Müller. 335. Dr. Phil. W. Funke. Von Hermes. 147. Das Gaerdt-Jubiläum am 1. Oktober 1879. 467. Bemerkungen über die Gärtnerei von John Fraser. Von H. Kühne. 555. Deutscher Gärtner- Verband. 471. Ausdauernde Gehölze in Edinburg. Von H. Fintelmann. 339. Ueber zwei Gräser zur Befestigung der Dünen und des Flugsandes. Von C. Bouch e. 99. Ueber dekorative Gräser und Cyperaceen. Vom Garten-Inspektor C. Bouch e. 128. 184. Bericht über einige Handelsgärtnereien in Hamburg. Von Paul Dra- wiel. 274. Beitrag zur Kultur der Himbeere. Von Bruno Strauwald. 12. 90. Die Himbeere Duc de Brabant. Von R. Müller. 144. Hy menanthera crassifolia Hook. fil. (Mit Abbildung.) 520. Das Imprägniren des Holzes mit Kupfervitriol auf natürlichem Wege. Von R. Müller in Praust. 388. Ipomoea decora Vatke et J. M. Hildebrandt, eine neue Convolvulacee aus Ost-Afrika. Beschrieben von Wilhelm Vatke. (Mit Abbildung auf Tafel II.) 132. Notizen über den Gartenbau am nördlichen Fusse des kaukasischen Ge- birges. Von H. Scharrer. 330. Gedächtnissrede auf Prof. Dr. Karl Koch, gehalten von Dr. C. Bolle. (Mit Porträt auf Tafel V.) 361. 442. Vorläufige Mittheilung über den Krebs der Apfelbäume. Von R. Goethe. 322. Untersuchungen über die Lagerreife des Kernobstes. Von Dr. F. Tscha- plowitz. 281. 315. Mittheilungen aus Mittel- Asien. Nach Angaben des Oberst Korolkow be- arbeitet von Carl Koopmann. 189. 233. NeuerApfel Kaiser Wilhelm. Von W. Lauche. (Mit Abbild, auf Taf. VIII.) 553. Neuheiten lür 1879/80 'on Ernst Benary in Erfurt. 520. Neuheiten von Haage & Schmidt in Erfurt. 21. Neuheiten aus dem Etablissement des Herrn Spaeth in Berlin. 19. Der deutsche Obstbau und die deutsche Po mologie. VonW. Lauche. 427.448. Mittheilunuen über die Kultur tropischer Orchideen. Von C. Bouche. 228. 261. Ouvirandra Hildebrandtii hört. Berol. Von Prof. A. W. Eichler. (Mit Abbildung auf Tafel I.) 6. 571 Phytoptus lycopersici W. Von Dr. Otto Wolffenstein. 424. Ein paar Worte über Pinus mitis Mclix. von Carl Bolle. 222. Der ussurische Binbanm, Pirns ussuriensis Max. Von W. Lauche. (Mit Abbildung auf Tafel IV.) 318. Zur Rosenwildlingsfrage. Von F. Schmidt. 509. Rosen, Beunet’s neue. 523. Aus Sizilien. Von Dr. W. Landau. 279. Vegetationsbilder aus Sizilien. Von Dr. Wilh. Landau. 483. 503. Sonerila margaritacea Ldl. var. Hendersoni argentea. Von W. Per- ring. 100. Die Ermittelung des Sonnenstandes und des davon abhängigen Fenster- winkels für Treibräume, sowie einige allgemeine Betrachtungen über Fruchttreiberei. Von G. Eichler. 24. 119. 177. Di< patentirten Warmwasser- Heizkessel ohne Einmauerung für Ge- wächshäuser von Eduard Tänzer in Leipzig. Von W. Perring. (Mit Abbildungen.) 138. Allgemeine Grundsätze u. Regeln, welche bei Anlage einer Warmwasserheizung für Gewächshäuser zu beachten sind. Von W. Perring. 325. 355. Wink über einige neue oder wenig gekannte Weiden. Von Carl Bolle. 139. V ermischtcs: Ueberreichung einer Adresse an den Garten-Inspektor C. Bouche. 283. Gebö'zbestäude etc. in den städtischen Parks, Anlagen etc. von Berlin. 198. Enthüllung des Braun-Denkmals. 283. Verfälschung des Caffees durch Cassia occiden talis L. 284. Im Winter im Freien aushaltende Coniferen. 437. Ferula foetidissima Stamm- pflanze der Asa foetida. 286. Ein Mittel zur Verhinderung des Hase n- frasses an Bäumen. 285. Hülfsu terricht für jüngere Gärt- ner. 487. Die Krankheit der echten Kastanien in den Se- vennen. Von J. C. Planchon. 526. Kunst- und Handelsgärtner im deutschen Reich. 437. Mikroskopische Deckgläschen aus Glimmer. 531. Ueber die Anatomie und Physiologie der Nekta- rien. Von G. Bonnier. 528. Vertheilung von Obstbäumen an Konfirmanden. 199. Pappeln für Strassenpflanzungen. 286. Kon- zentritte Pflanzennährstoffe von Rüdiger. 437. Auktion der Ravene’schen Pflanzen-Sammlung. 525. Ueber die Stoffe, welche Sarracenia purpurea eine mediz nische Bedeutung geben. Von F. H etet. 530. Personal-Nachrichten: Reg. -Rath a. D. Ascher 1. Geh. Sanitätsrath Dr. F. M. Ascherson 151. Prof. Anton de Bary 44. Kammerherr v. Behr. 103. Benary jun., Friedr. 44. Prof. Guiseppe Bertolini 200. F. A. Büttner 104. Ren- tier E Crass. 440. 490. Joseph Dale 104. Geh. Reg. -Rath, Prof. Dr. Dove 200. Hofgärtner G. Eichler 535. Direktor a. D. Dr. Eduard Fenzl. 488. Oekonomie- und Forstrath Finfelmann 104. Professor A. Fischer von Waldheim 103. Dr. Philipp Wilhelm Funke. Von Hermes. 147. Direktor Rudolph Goethe 199. Prinz Heinrich der Niederlande 44. Hofgärtner Hessel 103. Joh. Maria Hildebrandt 104. Hofgärtner Hillebrecht 391. Obe- pt äsident v. Jagow 104. 153. Archiv- rath Prof. Dr. Irmisch 344. Prof. Karl Koch 249. Thiergartengärtner Krause 103. Rentier Daniel Lackner 151. Prof. Dr. Liebe 292. James M’Nab 44. Geh. Ober-Reg.-Rath Dr. FI. v. Nathusius-FIuodisburg 344. Prof. Dr. K. Neubauer 344. Lorenz Oken 475. Geh. Kommerzienrath Louis Ravene 249. Hofrath Ludwig Reichenbach 200. Kunst- und Handelsgärtner Rohde 201. General-Feldmarschall Graf v. Roon 209. Kirchhofs-Inspekror Schereck 1. Prof. Schmalhausen 103. Geh. Hof- rath Schneider 53. Gartenbaulehrer W. Schüle 247. Gustav Adolph Schultz 44. Hofgärtner Schwedler 104. Graf Solms-Biruth 104. 153. Fr. Spittel 568. Landrath v. Steinäcker 568. Dr. Benedict Stilling 474. Obergärtner B. Stiauwald 151. Hofgärtner Tatter 200. Emanuel Freiherr v. Trauttenberg 104. Dr. Wittmack. 44. 37* 572 Rezensionen: Dr. G. Bernhardt, Die Käfer. 439. Dr. G. Bernhardt, Die Schmetterlinge. 439. Dr. Arnold Dodel-Port und Carolina Dodel-Port, Anatomisch-physiologischer Atlas der Botanik für hohe und Mittelschulen. 41. J. A. Dybdahl, Kjökkenhave planterne. 40. G. Eichler, Handbuch des gärtnerischen Planzeichnens. 531. F. A. Görner, Der Weissdornzaun von Crataegus monogyna. 290. Dr. Hermann Grothe, Die Gespinnstfasern aus dem Pflanzenreiche. 149. Dr. W. v. Hamm, Der Fieberheilbaum 42. Hartwig, Der Haus- garten auf dem Lande. 150. J. Hartwig, Praktisches Handbuch der Obstbaumzucht. Besprochen von H. Fintelmann. 286. 0. Hüttig, Geschichte des Gartenbaues. 533. F. Jühlke, Schmidlin’s Blumen- zucht im Zimmer. 291. 534. P. Keller, Der Zimmergarten. 438. Karl Koch, Die Bäume und Sträucher des alten Griechenlands. 533. W. Lauche, Deutsche Pomologie. 102. W. Lauche, Deutsche Po- mologie, besprochen vom Superintendenten Oberdieck. 195. 214. Ernst Levy, Neue Entwürfe zu Teppichgärten, deren Anlage und Bepflanzung. 150. Ompteda, Frhr. v.. Praktische Anleitung zur Pfirsichzucht 290. Th. Rümpler, Deutscher Gartenkalender pro 1880. 534. J. L. Schiebler & Sohn, Ueber Anlage von Weissdorn- hecken und andere zur Heckenbildung benutzte Straucharten. 438. So rauer, Paul, Dr., Die Obstbaumkrankheiten. 291. Dr. C. L. Ta- schenberg, Was da kriecht und fliegt. 149. W. Tatter, Anleitung zur Obsttreiberei. 40. Dr. F. Teichmann, Der junge Mineralog. 439. Thiele & Co., Notizkalender für Landwirthschaft und Gartenbau. 42. Job. Wesselhöft, Vollständiger Unterricht, den Hausgarten als Blu- men-, Gemüse- und Obstgarten in einfacher und gemischter Form anzulegen und zu bewirthsehaften. 439. Literatur 40. 102. 149. 199. 247. 286. 390. 439. 487. 531. 568. Preisverzeichnisse 43. 103. 151. 199. 247. 292. 390. 440. 487. 535. 568. Sprechsaal 535. Verzeichniss der Tafeln und Abbildungen. Tafel I. Ouvirandra Hildebrandtii hört. Berol., zu S. 6. „ II. Ipomoea decora Vatke et Hildebrandt, zu S. 132. „ III. Azalea indca Imperatrice des Indes, zu S. 259. „ IV. Pirus ussuriensis Maxim., zu S. 318. Actinidia polygama Sieb., zu S. 319. „ V. Prof. Karl Koch, zu S. 361. „ VI. u. VII. Die Entwickelung der Birne und des Apfels. Von W. Lauche und L. Wittmack, zu S. 458. „ VIII. Neuer Apfel „Kaiser Wilhelm“, zu S. 553. Holzschnitte: Ulmus campestris umbraculifera, S. 19. Acer dasycarpum Wieri laciniatum, S. 20. Xerantbemum annuum, S. 21. „ „ gomphreniflorum, S. 21. „ „ superbissimum, S. 21. Begonia hybrida flore pleno Hofgärtner Vetter, S. 22. Nicotiana acutifolia St. Hil., S. 22. Salvia farinacea Benth., S. 22. Salvia involucrata Car., S. 22. Die Ermittelung des Sonnenstandes und des davon abhängigen Fensterwin- kels für Tieibräume (5 Abbildungen), S. 24. Conophallus ? Titanum Beccari, S. 135. Patentirte Warm wasser - Heizkessel für Gewächshäuser von Ed. Tänzer in Leipzig (2 Abbildungen), S. 138. Erdbeere „Königin Marie Henriette“, S. 434. Escallonia Philippiana Mast., S. 518. Hymenanthera crassifolia Hook, fil., S. 520. 573 Sachregister. Abies Nordmanniana. 350. Abronia fragrans. 55. Abutilon, La Lorraine. 55. Acacia decurrens. 565. Acer campestre. 443. „ dasycarpum 252. „ „ Wieri laciniatum. 20. ., digitatum a'ropurpureum. 467. „ japonicum. 467. „ macrophyllum. 467. „ palmatifidiumfol.roseo varieg.'467. „ polymorphum Kämpferi. 467. Aceras antbropopbora R. Br. 347. Acropera Loddigesi. 265. „ Wagneri. 265. Acrophorus hemipterus. 465. Actinidia Kalomikta Maxim. 456. „ polygama Sieb. 255. 319.454. Adenandra fragrans. 298. Adiantum Farleyense. 463. „ neoguineense. 465. Williamsi. 465. Aecidium Rhamni Pers. auf Rhamnus frangula. 442. „ Berberidis. 442. Aethalium septicum. 543. Agaricus melleus. 527. Agathosma erecta Bartl, var. rosea 346. Agave micrantha-albo-picta. 466. „ Schiedigera minor. 466. „ Victoria ieginae. 466. Ageratumhybridum atro-coeruleum. 565. „ „ Boule de neige. 435. 565. „ „ Comte de Circourt. 565. Ahorn, geschlitzt-blättriger Silber-. 20. Allamanda nobilis. 465. Allium neopolitanicum Cyril. 207. „ ursinum L. 207. Alternanthera atropurpurea. 255. Amaryllis robusta A. Dietr. 208. Ameisenvertilgung aus Gärten. 447. 493. Ammophila baltica Lk. 99. Amomum Cardamomum. 464. Amorphopaollus campanulatus. 136. Anbinden der Himbeersträucher. 14. Anchusa angustifolia. 435. „ capensis Thunb. 55. Andersonia sprengelioides. 299. Andropogon furcatus. 100. Anemone fulgens Gay. 56. AnemidyctionPhyllitidiste8selatum.465. Anguloa Clowesii. 265. „ Rückeri. 265. 347. Anhalonium prismaticum Lern. 524. Anpflanzung der Himbeeren. 15. Anthemis frutescens, Mad. Aunier. 435. Anthonomus pomorum. 492. Anthurium crystallinum. 461. Antirrhinum majus, Constantin Tretia- kow. 435. Anzucht der Himbeeren. 14. Apfel, Entwickelung desselben. 458. Apfel Charlamowsky. 459. Gelber Bellefleur. 540. Kaiser Wilhelm. 553. Langstons Sondergleichen. 290. Linneus Peppin. 540. Metzgers Calvill. 540. Reinette, grosse Casseler. 290. „ von Caux. 290. Zwiebel-Borsdorfer. 287. Apfelschabe. 492. Apfelwein. 547. Aphis prunicola Kaltb. 443. Aponogeton Hildebrandtii. 10. Aralia spectabilis. 466. „ spinosa. 565. Artanthe Rollissoni. 491. Asa foetida. 286. Aschenkrankheit der Tomaten. 424. Asperula arvensis. 498. „ taurina. 498. Aster, Victoria-Nadel- oder Igel-, 56. „ Zwerg-Päonien-Perfection. 56. Astern. 565. Aufspringen der Farnsporangien. 481. Ausschüsse, Neuwahl derselben. 301. Ausstellungen. 33. 39. 95. 102. 266. 337. 390. 438. Azalea indica „Kaiserin von Indien“. 259. „ „ „Louise Pynaert“ 260. „ mollis. 171. Balsaminen : Atro-sanguinea plenissima. 435. Carter’s Challenger Prize. 435. Feu ponctue 435. Solferino. 435. Weisse. 435. BegODia discolor X Rex, Blendling. 525 „ hybrida Carriere. 525. „ „ flore pleno Hofgärtuer Vetter. 21. 574 Begonia discolor Gabrielle Clermont Tonnerre. 525. „ „ Mdm. Svahn. 525. „ Louise Chretien. 466. „ metallica. 56. 239. Begonien, Kuollen-, 56. ßertolouia Disraeli. 465. „ Gaieierae. 465. „ Gladstonei. 465. ,, Killischi 465. „ Ohlendorffi. 465. „ Rodeckei. 465. Betheiligung der botanischen Gärten an Ausstellungen. 258. Bignonia alba lutea. 56. Birnen; Aglae Gregoire. 290. Gute Louise von Avranches. 458. Laure de Glymes. 471. Neue Poiteau. 470. Payen’s ButOrbirn. 471. Stuttgarter Gaishirtenbirne. 288. Zephirin Gregoire. 469. Birne, Entwickeluüg derselben. 458. Birnensorten lür nördliches und rauhes Klima. 469. Blechnum pulchellum. 466. Bletia hyacinthina. 265. „ verecunda. 265. Blüthenbohrer. 492. Blumenstäbe, hohle aus Zinkblech. 253. Blutmehl als Düngung. 538. Bodenbearbeitung für die Himbeerkul- turen. 18. Bohnenanbauversuche. 394. Bohnen: Allerfrüheste schwarze Wachs-, 395. Blaue Flageolet-. 60. Busch- oder Stauden-, 60. Demuder’s frühe Treib-. 60. Emile. 60. 394. Englische frühe Treib-, 395. Hochstaudige Schneide-. 394. Ilsenburger Buschbohne. 208. 395. „ weisse. 208. 395. Kaiser Wilhelm. 60. 394. Marmorirte japanische. 394. Neue Flageolet-Wachs-. 394. Rothe Flageolet-. 395. Wachsbuschbohne, neue goldgelbe Mont d’or. 522. Weisse Flageolet-. 394. Weisse Ilsenburger. 567. Schwarze langhülsige algerische Stauden-. 567. Weisse Treib-. 395. William nain hätif. 60. 394. Bracbychyton (Thespesia) populnea. 565. Brassia caudata. 265. „ Cowani. 265. Brassia Gireoudiana. 265. „ maculata. 265. „ striata. 265. „ verrucosa. 265. Brassica rapa leucosperma Wittmack. 63. Braun-Denkmal. 283. Browahia Roezli. 56. Brownea grandiceps. 267. Brumataleim. 208. 487. 492. Calamagrostis stricta. 99. Calanthe discolor. 265. „ veratrifolia. 265. Calycanthus praecox L. 207. Campanu.a macrostyla. 435. Campanula Speculum L. fl. pl. 56. Carex Grayi Duwey. 186. „ pendula Huds. 186. Carica Papaya. 53. 255. 395. „ „ pepsinartige Wirkung des Milchsaftes 497. Cariudovica incisa. 544. „ palinata. 544. ,, rotundifolia. 544. Cassia occidentalis. 284. Casuarina muricata Roxb. 346. Catalpa bignonioides Walt., var. spe- ciosa. 418. „ Bungei. 417. „ Kämpferi. 417. „ speciosa Sargent. 415. Cattleya Mossiae. 265. Celosia cristata, President Thiers. 346. „ pyramidalis Reeds Perfection. 491. Celtis australis. 496. Centaurea candidissima. 565. „ melitensis. 435. „ rutaefolia. 565. Cereus flagelliformis Haw. var. crista- tus. 524. „ tuberosus. 347. Ceutorhynchus sulcicollis. 444. Chimonanthus fragrana Lindl. 207. Chlorophyll. 482. Choisya ternataH. B. K. 239. 435. Chrysanthemum frutescens Comtesse de Chambord. 56. „ inodorum plenissimum. 56. 435. 565. Cineraria cruenta. 298. „ hybrida. 298. „ Webbei. 298. Cirrhaea fusco-lutea. 265. „ Russeliana. 265. Clematis lanuginosa. 352. „ patens. 352. „ viticella. 352. Clerodendron Benthunianum spec. 56. Clivia noblis Lindl. 207. Coccoloba ipubescens. 462. 575 Coelogyne cristata Liudl. 143. 205. 265. ,, elala. 265. „ fimbriata. 265. „ flaccida. 265. „ ocellata. 265. „ Parishii. 265. Coffea liberica Hiern. 253. 277. Colchicum aestivale. 492. „ byzantinum. 492. „ laetum. 492. „ maculatum. 492. ,, persicum. 492. „ speciosum. 492. „ Steveni. 492. Coniferen, im Winter im Freien aus- haltend. 437. Concui’renz, ausländische. 201. Conophallus Titanum Beccari. 50. 134. Coreopsis aristosa. 543. Corynophallus Afzelii. 137. Cotyledon macrantha. 435. Crassula Dachyana. 56. Crenothrix polyspora Cohn. 255. Crepin. 285. 300. Crocus iridiflorus. 491. „ nudiflorus. 491. „ pyrenaicus. 491. „ speciosus. 491. Cuphea Roezli grandiflora superba. 57. Cyanophyllum magnificum. 461. Cyclamen atrorubrum. 170. „ giganteum persicum. 170. „ persicum splendens. 542. „ „ striatum und deli- catum. 565. Cyclobothra alba Benth. 298. Cynips psenes L. 252. Cyperus albo-striatus Schrad. 185. „ cylindrostachys Boeckeler. 184. „ dives Delil. 184. „ flabellaris Sclrad 185. „ lucidus R. Br. 18. „ textilis Thnbg. 1 „ vegetus W. 184. Cypripedium barbatum Liudl. 157. 265. „ floribundum. 265. „ insigne. 265. „ parviflorum. 298. „ venustum. 265. „ villosum. 265. Cyrtochilum grandiflorum. 265. Cyrtodeira metallica. 240. Daphne atropurpurea. 466. „ indica L. 207. Delphinium Ajacis L. hyacinthiflorum fl. pl. 57. „ nudicaule. 298. Dendrobium aggregatum. 265. „ humile. 265. „ nobile. 265. Dendrobium speciosum. 265. Dendrologischer Garten. 212. 310. Dianthus chinensis fl. pl. 435. albus. 435. Heddewigii. 435. „ Crimson belle. 435. „ Eastern Queen. 436. „ diadematus new dwarf double. 436. ,, hybrid, corymbosus. 436. ,, plumarius virginalis. 348. Dichorisandra ovata. 461. Delphinium tricorne. 435. Dracaena Goldieana. 464. „ „ hört. Bull. 57. „ indivisa-aureo-striata. 466. Dracontiumasperum. 137. Düngung der HimbeerpflaDzen. 17. Düngungsversuche zu Kohl. 64. 208. DünguDgs versuche zu Obstbäumen be- hufs Ausbildung d. Fruchtaugen. 76. Düngungsversuche zu Rosen. 75. Duftstoff. 475. Echinocactus gibbosus DC. var. Schlum- bergeri. 525. „ scopa Lk. et Otto. 525. Echinocereus Ekrenbergii cristatus. 524. „ Giessei albispinus. 524. „ Krausei. 465. „ Odieri var. Webbesi. 524. Edelreis, Wirkung desselben auf die Unterlage. 210. Einfluss der künstlichen Zerstörung des Steins auf die Entwickelung des Steinobstes. 251. Einfuhrverbot gegen abgeschnittene Blu men. 305. Elymus arenarius. 99. Entblättern exotischer Gewächse. 550. Epidendron alatum. 265. „ cochleatum. 265. „ inosmum. 265. „ Stanfordianum. 265. „ phoeniceum. 265. „ viscidum. 265. Epipactis rubiginosa Crtz. 347. Erbsen: Carter’s first crop. 348. Culverwell’s Telegraph. 567. Laxton’s früheste langschotige Mai- Erbse. 348. Mac Lean’s blauer Peter. 567. Supplanter. 60. Sutton’s Bijou. 567. Sutton’s Royal Berkshire Marrow. 567. Wilson nain. 61. Zucker- nain royal. 61. 11 11 11 11 11 11 11 11 576 Erbsen: Zucker. 567. Erdbeeren : Boule d’or. 347. Duncan. 347. Helene Gloede. 347. James Yeitck. 347. Königin Marie Henriette. 300. 434. La bonne aimee. 347. Marguerite. 347. Marie Amalie. 347. Dr. Moriere. 347. Roseberry maxima/347. Erdflöhe. 492. Eiia rosea. 265. „ velutina. 265. Eriantbus japonicus Beauv. 57. „ Ravennae Beauv. 131. Erica Boweana. 490. „ bucciniformis. 490. „ refulgens. 490. Ervum Ervilia. 478. „ „ aus Troja. 541. Eryngium Leavenwortbi. 57. Erysimum pulchellum. 565. Erytbrina maimorata. 466. Escallonia Philippiana Mast. 517. Eschscholtzia californica croceafl.pl. 565. „ „ Mandarin. 566. „ hybrida Mandarin. 57. Etiquettirung von Pflanzen. 35. Eucalyptus amygdalina Labill. 52. „ globulus. 53. Eucalyptus in den Hospitälern. 52. „ für kältere Gegenden. 335. Euchlaena luxurians Dur. et Ascb. 57. 566. Eucnide bartonioides. 479. Eugenia australis Coli. 346. „ elliptica Hook. 346. „ myrsinoides. 346. „ rubricaulis. 346. „ UDgni Moiin. 346. Eulalia japonica Tr. 57. 130. „ „ fol. albo-variegatis. 130. Euphorbia alata. 464. „ splendens. 477. Eurybia aculcata. 491. „ ramulosa. 491. Federnelken. 348. Feierabendhaus. 494. Feigen-Galhvespe. 252. Feldmäuse. 85. 211. Fersterwinkel für Treibräume. 24. Ferula foetidissima. 286. Ficus macrophylla. 566. Fliedertreiberei. 202. Fourcroya Lindeni. 466. Fortbildungs - Unterricht für jüngere Gärtner. 109. 159.251.306.487.495. Froelicbia gracilis. 446. Frostspanner. 487. 492. Frucbttreiberei. 24. Fuchsia boliviensis. 299. „ corymbiflora. 299. Fuchsie Schneewittchen. 446. Fusidium candidum. 322. Gärtnerei von John Fraser. 555. Gaillardia picta var. 566. Galega officinalis L. rosea. 436. Gartenbau im Kaukasus. 330. Gartensclinür-Ap parat. 490. Gcometra brumata. 487. 492. Getreide und Gräser, Mechanik des Auf- blühens derselben. 482. Gleichenia rupestris. 465. Gloeosporium orbiculare. 444. Godetia rubicunda splendens, Lady Albemarie. 57. 436. „ Whitneyi Brillant. 520. Godwinia gigas. 137. Gougoia cinnamomea. 265. „ galeata. 265. „ tricolor. 265. Gummifluss der Kirschbäume. 77. Gurken: Carter’s Modell. 347. 567. Dreifache. 540. Kelway’s Paragon. 348. 567. Treib-, Duke of Edinburgh, neue weisse. 522. Gurkenkrankheit. 443. Gymnolomia Porten. 566. Gymnotbrix latifolia Schult. 130. Gynerium argenteum Nees, var. junci- folium. 57. „ „ Nees, var. plu- mosum. 57. „ „ Nees, var. Roi de Rouges. 57. Haide-Erde für Azaleenkultur. 77. Haloxylon Ammodendron. 191. Haltica oleracea. 492. IIamburgerHandelsgärtnereien.254.274. Handelspflsnzen für Rieselfelder. 502. llasenfrass an Bäumen etc. 211. 285. Hebung der einheimischen Pflanzen- kulturen. 201. 305. Heizkessel. 2. 325. Helianthemum mutabile. 57. Helianthus annuus fol. var. 566. Ilelleborus niger. 206. Hemerocallis fulva. 499. Ileracleum absynthiifolium Yent. 57. „ eminens. 57. „ Leichtlini. 57. „ platytaenium. 57. Herbst-Ausstellung. 300. 307. 343. 391. 393. 402. Himbeerkultur. 12. 577 Himbeerkultur, Ertrag derselben. 94. Himbeersorten, zum Anbau empfeh- lenswerthe. 92. Himbeeren: Belle de Fontenay. 93. Boincklor’s Orange. 93. Catawissa. 93. Delices de Gougue. 93. Duc de Brabant. 144. Fertile. 93. Merveille des quatre Saisons. 94. Monats-, grossfrüchtige. 93. Obio (Ohio Everbearing), immer- tragende. 93. Paragon. 93. Souchet’s weissfrüchtige. 93. Sucre de Metz. 94. Summit of Perfection. 93. Surpasse Fastolf. 93. Surpasse Merveille. 93. White transparent. 93. Wunder der vier Jahreszeiten. 94. Zucker- von Metz. 94. Hoja bella Hook. 347. Hülfsunterricht für jüngere Gärtner. 544. Hüttenrauch, Einfluss desselben auf die Waldungen. 499. Hyacinthenkultur bei Berlin. 443. Hydrangea hortensis „Thomas Hogg“. 239. 436. Hymenanthera crassifolia Hook. fil. 520. Hyolepis amaurorhaphis. 50. „ repens. 50. Hypnum squarrosum. 158. Iberis, Candituft nero white Thom Thumb. 57. „ coronaria regia. 436. Impatiens balsamina. 566. „ „ plenissima atro- sanguinea. 566. Imprägniren von Holz. 388. Inneres Fleisch bei Birnen und Aepfeln. 460. Insekten, die Himbeerkuituren schädi- gende. 90. Insektenvertilgung mittelst Extrakt von Tabaksblättern. 314. -354. Ipomoea decora Vatke et J. M. Hilde- brandt. 132. Iris pumila L. nova. 58. „ reticulata. 256. „ tectorum. 299. «latropha carthaginensis Jacq. 58. „ Janipha L. 58. Äaffeeverfälschung. 284. Kartoffeln: Alpha. 443. Schneeflocke. 443. Weisse Rosen-. 443. Kastanienkraiikheit. 526. Kernhaus der Pomaceenfrüchte. 460. Kernobst, Lagerreife desselben. 281. Kiefernwurzeln, interessante. 394. Kirschen : Glaskirsche. 252. Hybride von Laeken. 287. Lade’s Knorpel-, 539. Kohl. Blumen thaler mittelfrüher Wirsing-, 567. Blutroth es Riesenkraut. 567. Carter’s Heart well. 567. Hoher grüner Moos-, 567. Sutton’s Matchless Brussels Sprout. 567. Kohlhernie. 444. Kohlrüben von Lulea. 51. 568. Kopfsalat mit Endiviengeschmack. 568. Kornwurm. 492. Krebs der Apfelbäume. 322. Krimlinde. 538. Kropfkrankheit der Kohlpflanzen. 444. Kugel-Rüster. 19. Ijagenaria vulgaris. 543. Lagerreife des Kernobstes. 281. 315. Lebensmittelfälschung. 475. Lechenaultia splendens. 491. Leuchtenbergia principis. 524. Liberia-Kaffee. 253. 277. Lilium bulbiferum. 499. „ croceum Chaix. 498. „ dahuricum. 498. Linaria delphinioides. 436. 566. „ maroccana. 436. 566. „ reticulata Desf. aurea purpurea. 436. Liparis cylindrosfachys. 265. „ filipes. 265. Lobelia Erinus var. 566. „ lutea L. 254. Löwenzahn, verbesserter krauser. 61. Lohbeete. 543. Lohblüthe. 543. Lycaste aromatica. 265. „ Barringtoni. 265. „ candida. 265. „ Deppei. 265. „ flavida. 265. „ leptocephala. 265. „ macrochila. 265. „ macrophylla. 265. Lychnis japonica Senno striata Sieb. 58. „ speciosa. 436. Lycium europaeum. 99. Mäuseschaden. 211. Mais, Heinemann’s September-, 568. „ prähistorischer. 541. Mammillaria nivea Wendl. 525. Manicaria saccifera Gaertn. 201. 578 Manihot carthaginensis (Jacq.) Müll. 58. „ Janipha Pohl. 58. Maranta zebrina. 544. Marcgraviacee. 155. Marcgravia umbellata L. 157. Ma iscus Tawari H. 184. Matricaria eximia fl. pl. crispa. 58. „ parthenioides. 436. Maxillaria aurea. 265. „ albo-grandiflora. 265. „ decolor. 265. „ densa. 265. „ luteo-alba. 265. „ picta. 265. „ porrecta. 265. „ punctata. 265. „ rufescens. 265. „ squalens. 265. Melone Cantaloupe chair verte. 61. Mentzelia ornata. 58. Miltonia bicolor. 265. „ candida. 265. ,, Clowesii. 266. „ flavescens. 266. „ Regnelli purpurasc. 266. „ speciosa. 266. „ spectabilis. 266. Mimosa marginata L. 347. „ prostrata Lam. 347. „ pudica L. 462. Mimulus moschatus Dougl. var. Harri- soni. 58. Mirabilis mulliflora. 58. Mohrrüben: rothe glatte von Meaux. 567. rothe lange von St. Valery. 61. Sutton’s Champion. 567. Monuba oppositifolia. 491. Müller’sches Raupenharz. 208. 349. Münchener Rettig. 348. Münchener Speiserübe. 348. Münchener Treibrübe. 568. Musa Ensete Bruce. 58. „ paradisiaca var. violacea. 2. „ violacea hoit. van Houtte. 2. Muscari Armeniacum. 298. Myosotis alpestris. 299. „ „Kaiserin Elisabeth“. 299. „ oblongifolia. 299. Myxosporium orbiculare Berk. 444. Nadräger Weinpresse. 546. Nectria ditissima Tulasne. 324. Nelke „Dianthus hybridus semperflo- rens“. 493. Nepenthes Hookerii. 463 „ Rafflesiana. 464. Nephrolepis davallioides furcans. 466. „ Duffi. 466. Nerium Olearder. L. 58. Nertera depressa. 446. Neuwahl dos Vorstandes. 349. Nicotiana acutifolia St. Hil. 23. 436. „ suaveolens. 436. Nidularium Carolinae. 298. „ MeyendorffiRegM. var. spec- tabilis. 298. Nigritella nigra Rchb. fil. 347. Norantea guianensis Aubl. 157. Obstbau, deutscher. 427. 448 „ um Berlin. 546. Obstbaumrindenbürsten. 50. Obsterträge verschiedener Gegenden. 427. Obstmaden. 492. Obstverkauf Dach Gewicht. 285. Odonfoglossum bictoniense. 266. „ citrosmon. 266. „ grande. 266. „ hastatum. 266. „ pulchellum. 266. „ Reich enheimii. 266. Oncidium auritum. 266. „ albo-violaceum. 266. „ amictum. 266. „ ampliatum. 266. „ altissimum. 266. „ bicallosum. 266. ,r Cavendishianum. 266. „ dichromaticum. 266. „ Ephippium. 266. „ flexuosum. 266. „ hieroglyphicum. 266. „ incurvum. 266. „ leucochilum. 266. „ papillosum. 266. „ quadricorne. 266. „ sphegiferum. 266. Ophrys araclmites Murr. 347. Opuntia clavarioides Pfr. 525. Orchideenkultur. 157. 228. 261. Orchideen, Morphologie derselben. 479. Orchis fusca. 300. „ militaris. 300. Ouvirandra Bernieriana Dcsne. 10. Ouvirandra fenestralis. 8. „ Heudelotii Kunth. 10. „ Hildebrandtii hört. Berol. 6. Oxalis Ortgiesii. 347. „ rosea Jacq. delicata. 58. Pandanus ßoucheanus. 463. Panicum (Ptychophyllum) Crus Ardeae W. 130. „ micranthum H. B. K. 129. „ (Ptychophyllum) sulcatum Aubl. 130. Papaver umbrosum. 58. Passiflora alata. 499. „ coerulea L. 346. „ coerulea- racemosaSabin. 346. „ filamentosa Cav. 347. 579 Passiflora floribunda. 346. „ incarnata. 566. „ kermesina. 346. 499. „ trifasciata hört. 346. Pastinak, Sutton’s Student. 568. Paulliuia thalictrifolia varieg. 466. Peitschenbaum. 496. Pelargonium crispum. 299. „ denticulatum fl. pl. 436. Pelecyphora aselliformis. 524. Pemphigus affinis Kaltb. 443. Perilla ocimoides L. 51. Perrückenkrankheit der Tomaten. 425. Petunia grandiflora fimbriata fl. pl. 58. „ hybrida. 566. ,, ,, nana. 566. „ hybrida nana compacta multi- flora. 58. „ hybrida robusta fl. pl. 521. Pflanzenakklimatisation behufs der Sa- menreife. 543. Pflanzennährstoffe, konzentrirte. 437. Pliajus grandifolius. 205. Phalaenopsis Scliilleriana. 205. Phlox Drummondi. 566. „ „ grandiflora. 58. 566. „ „ Heynholdi Perfection. 58. „ „ hortensiaeflora. 59. „ „ maculata. 59. „ „ maxima stellata atro- rosea. 59. „ „ Meteor. 59. „ „ nana compacta cin- nabarina. 521. „ „ nana compacta coc- cinea. 59. ,, „ nana compacta coc- cinea striata. 521. „ „ nana compacta hor- tensiaeflora. 521. „ „ nana nivea. 59. „ „ verbenaeflora. 59. „ „ Victoria. 59. „ Heynholdi globosa atro-rosea. 521. Pholidota imbricata. 266. Phosphorsäure, zurückgegangene. 502. Phyllostachys bambusoides Sieb.etZucc. 131. Phytoptus (Volvulifex) Aceris Am. 443. „ lycopersici W. 424. Picea excelsa. Lk. 253. Pilocarpus officinalis Poehl. 481. Pilophora testicularis Jacq. 201. Pilzbildungen in Vermehrungsbeeten. 547. Pinus australis Mchx. 3. „ echinata. 227. „ Jeffreyi. 224. Pinus mitis Mchx. 222. „ palustris Milk 3. 225. „ ponderosa. 225. „ rigida. 225. „ silvestris. 154. „ mitis Mchx. 154. Pirus ussuriensis Max. 255. 318. „ ussuriensis var. Daymio und Frau v. Siebold. 539. Pistacia vera. 194. Plasmiodophora Brassicae Woron. 444. Platauthera bifolia Rchb. 347. „ viridis Liudl. 347. Plumagekohl. 436. Plumiera bicolor. R. Br. 59. Podolepis gracilis Grab, nana carmi- nea. 59. Polyanthes tuberosa L. 59. Polygonum cuspidatum Sieb. 99. Polypodium minimum. 155. „ vulgare cambricum. 50. Pomologie, Deutsche. 427. 448. Populus angustifolia. 286. „ Fremontii. 286. „ tremula mit umgerollten Blät- tern. 442. „ trichocarpa. 286. „ tricuspidata. 286. Porzellanplatte zur Erziehung voAKeim- pflanzen. 499. Primula chinensis alba fimbriata fl. pl. 108. „ nivalis Pall. var. turcesta- nica. 59. ,, sinensis Lour. fimbriata alba plena. 59. Prunus lusitanica. 498. „ spinosa mit umgerollten Blät- tern. 443. „ triloba. 172. Psamma arenaria R. S. 99. Pteris serrulata Leyi. 466. „ tricolor. Lindl. 50. „ umbrosa cristata. 466. Puccinia graminis Pers. 442. Pyrothtum, Bijou d’or. 436. 566. Radieschen, frühes, rundes, scharlach- „ rothes. 61. „ runde gelbe. 568. Radies, runde, violette, mit weissem Knoll-Ende. 522. Rafflesia Arnoldi. 50. Rangliste edler Rosen. 292. Rapünzchen, grüne mit kleinen Köpf- chen. 62. Raupenharz, Müller’sches. 208. 349. Ravenea Hildebrandti. 462. Reife des Holzes. 550. Reseda odorata grandiflora pyramidalis. 436. Reseda odorata Miles' new Spiral. 436. „ „ L. inonstrosa. 59. „ „ pumila. 59. Rhamnus frangula mit AecidiumRhamni Pers. 442. Rhus succedanea. 51. „ vernicifera. 51. Ribes alpinum. 2. Richardia aethiopica Kth. albo - macu- lata. GO. Rieselfelder in Osdorf. 174. Rodriguezia dendflora. 266. Rosanowia spectabilis. 347. Rosentrtiberei. 164. 202. Rosenwildling. 509. Rosen, Rangliste edler. 292. Rosen : Rosa alba, 513. Apfelrose. 513. Beauty of Stapleford (Albarcsea X Comtesse d’Oxford). 523. Bennett’s neue Rosen. 523. Duchess of Connaught (President X Duchessede Vallombrosa). 523. Duchesse of Westminster (President X Marquise de Castellane). 523. Duke of Connaught (President X Louis van Houtte). 523. Filzige Rose. 516. La France. 204. Gloire de Dijon. 204. Honourable George Bancroft (Mme. de St. Joseph X Lord Macaulay). 523. Hundsrose. 513. Jean Sisley (President X Emile Hausburg). 523. Jules MargottiD. 304. Louise Odier. 204. Mädchenrose. 513. Marechal Niel. 204. Michael Saunders (President X Mme. Victor Verdier). 524. Pearl (President X Comtesse de Serenyi). 524. La Reine. 204. du Roi. 204. Rosa tomento a. 516. Souvenir de la Malmaison. 204. Theerose Alba rosea. 522. Theerose President. 523. Triomphe de TExposition. 204. Venusbrust. 513. Rosa villosa. 513. Viscountess Falmouth (President X Muscosa Soupert und Not- ting). 524. Weinrose. 516. Weisse Rose. 513. Rosen, Ueberwinterung der empfind- licheren. 548. Rosenkohl, Kultur desselben, 552. „ Bancroft invincible. 552. Runkelrüben, goldgelbe flaschenförmige. 62. rofhe lange Mammuth. 62. 542. Walze, neue goldgelbe. 542. Sahara, Nutzbarmachung derselben. 476. Salatbeete, Non plus ultra. 60. Salat: Krauser Schnitt-, mit schwarzem Korn. 62. von Montree. 62. Römischer Binde-, 62. Rother Winter-. 62. Salix rigida pendula. 139. „ rosmarinifolia. 139. „ uralensis. 139. „ vitellica. 79. Salvia fai’inacea Benth. 23. „ involucrata Car. 23. „ Schimperi. 566. „ splendens. 491. „ „ maxima. 491. Samen, verkohlte, aus Troja. 478. Samenbau in Quedlinburg. 543. Samenbildung, Unterdrückung dersel- ben. 521. Samenkapsel der Pomaceenfrücbte. 460. Saponaria multiflora compacta pumila alba. 60. Sarcanthus rostratus. 266. Saxaulstrauch. 191. Saxifraga Cimbalaria. 498. Scabiosa atropurpurea. 495. Schieferplatten bei der Orchideenkultur. 263. Schlingpflanzenkultur. 543. Schneckenvertilgung aus Gärten. 447.493. Schnitt der Himbeersträucher. 16. Scirpus natalensis. 185. Sellerie, Apfel-, kleinblättriger. 568. krausblättriger. 568. Serapias latibracteata. 347. „ Lingua L. 347. Sexualität der Pflanzen. 476. Silene pendula carnea fl. pl. 521. Sinapis glauca Roxb. 63. Sinningia floribunda. 347. Soja hispida Mönch. 63. Solanum Lobeli. 566. „ pseudocapsicum nanum. 566. Sonerila Hendersoni argentea. 2. Sonerila margaritacea Ldl. var. Hen- dersoni argentea. 100. Sonnenstand, Ermittelung desselben. 24. Sorghum halepense Pers. 131. Spargelkultur. 4. 79. Spargel, Horburger Riesen-. 62. 581 Spargel aus Neapel. 111. Spartina cynosuroides. 100. Sphagnum in der Orchideenkultur. 157. Spigelia splendens. 491. Spiraea ariaefolia. 173. Spiralkordons. 542. Spruce pioe. 225. Stanhopca aurea. 266. „ Devoniensis. 266. „ eburnea. 266. „ grandiflora. 266. „ guttata. 266. „ insignis. 266. „ Lindleyi. 266. „ . oculata. 266. „ punctata. 266. „ saccata. 266. „ tigrina. 266. „ venusta. 266. „ Wardii. 266. Statice brassicaefolia. 491. „ fruticosa. 491. „ Halfordi. 491. „ imbricata. 491. „ macroptera. 491. Stenogastra concinna 347. Stevia salicifolia. 491. Stylidum KuDthii. 346. Syringa vulgaris. 2. Tabaks-Extrakt zur Insektenvertilgung. 314. 354. Taxation von Pflanzen. 2. Tennin so. 51. Tilia dasystyla. Loud. 538. „ eucblora K. Koch. 538. „ macropbylla hört. 539. „ pubescens Ait. 539. Tinea granella. 492. Todtengräber, Anmassungen derselben. 212. Tomaten, Aschenkrankheit. 424. „ Perrückcnkrankheit. 425. „ rothe verbesserte. 62. Tomate, scharlachrothe, Türkenbund. 522. Torenia Bailloni. 566. Torreya myristica. 441. Tortrix pomonana. 492. Tradescantia multicolor Mad. Lequesne. 466. Trauben-Hyacinthe. 298. Trichopilia coccinea. 266. „ gloxiniaeflora. 266. „ suavis. 266. „ tortilis. 266. Triticum durum var. trojanum. 479. Trojanische Samen. 478. Tropaeolum Lobbianum. 566. „ Moritzianum Kl. 60. IJlmus campestris umbraculifera. 19. Umbilicus sempervirens. 436. Unwirksamkeit des eigenen Pollens. 498. Uredo linearis Pers. 442. „ rubigo-vera. DC. 442. Veichenkultur. 258. Veilchentreiberei. 275. Verbena hybrida candidissima. 60. Veredelungen. 482. Vicia Faba aus Troja. 541. Viola quadricolor maxima. 566. „ tricolor maxima. 316. 348. Vorkeime der Moose, Farne. 480. Warmwasser-Heizkessel. 138 Warmwasserheizung für Gewächshäu- ser. 106. 325. 355. Wasserzufuhr, Einfluss der schnellen, auf die Keimfähigkeit der Samen. 496. Weidegründe in Australien. 336. Weinpresse, Nadräger. 546. Weintrauben - Versendung, Vorrichtung dazu. 411. Weissdornbaum in Soest. 286. Weisskohl. 61. Weizen, verkohlter aus Troja. 541. Weizenkörner, purpurviolette. 479. Wildling, Einfluss desselben bei Obst- bäumen. 77. Wilhelm- und Augasta - Jubelstiftung. 250. 295. 311. 349. Xanthoxylon alatum Stdl. 60. Xerantbemum annuum superbissimum. 21. l'ama hakka. 51. Ye Goma. 51. Yellow pine. 3. 222. Zwerg-PetunieD. 436. Zygopetalum crinitum. 266. „ Mackayi. 266. „ maxillare. 266. „ velutinum. 266. Zwiebel, bimförmige weisse. 568. „ chamoisfarbige. 568. Inhalt. 628. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues. (Blutmehl als Düngung. Tilia euchlora K. Koch. Eingesendete Früchte. Dreifache Gurke. Verkohlter Weizen etc. aus Troja und Ohio. Ausgestellte Cy- clamen und Runkelrüben. Spiralkordons. Samenbau in Qm-dlinburg. Akkli- matisation der Pflanzen behufs der Samenreife. Lohbeete. Hülfsunterricht für jüngere Gärtner.) — Versammlung der Gesellschaft der Garten- freunde Berlins am 17. Oktober c. (Nadräger Weinpresse. Obstbau in der Nähe Berlins. Pilzbildungen in Vermehrungsbeeten. Ueberwinterung empfindlicher Rosen.) Versammlung am 7. November c. (Frühjahrs- Blumen- etc. Ausstellung. Entblättern exotischer Gehölze. Kultur des Rosen- kohls) — W. Lauche, Neuer Apfel Kaiser Wilhelm. (Mit Tafel VIII.) — II. Kühne, Bemerkungen über die Gärtnerei von John Fraser. — Weiterer Bericht über die auf Veranlassung des Ausschusses für gärtne- rische Versuche im Jahre 1879 geprüften Neuheiten. — Literatur. — Ein- gegangene Preisverzeichnisse. — Personalnacbrichten. — Inhalts-Verzeichniss. — Sachregister. Tages - Ordnung für die nächste Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am Mittwoch, den 17. De- zember c., pünktlich Abends 6 Uhr, Schützenstr. 26. 1. Vortrag des Herrn Dr. C. Bolle: Ueber den Rosskastanienbaum und dessen Einführung. 2. Warum sind in Berlin bisher keine Ausstellungen spezieller Arti- kel auf dem Gebiete des Gartenbaues (Rosen, Pelargonien etc.) veranstaltet? 3. Welche weniger bekannten Pflanzen liefern gute Bouquetblumen für November -Dezember und sind dabei zur Anzucht im Grossen geeignet? 4. Welche Obstsorten kommen in Berlin zu Weihnachten auf den Markt? 5. Geschäftliches. Die nächste Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins findet am Freitag, den 19. December 1879, Abds 7j£ Uhr, im Gustavus’schen Saal, Dresdenerstrasse 45., statt. Tages- Ordnung. 1. Beschluss über die Wahl eines neuen Vereinslokals. 2. Berichte über die zur Zeit in Berlin zum Verkauf kommenden, vom Auslande importirten frischen Blumen, nebst Berechnungen des Werthes derselben. 3. Vortrag des Herrn Spaeth: Ueber die Nothwendigkeit der Errich- tung einer Centralstelle für den Verkauf der Erzeugnisse des Gar- tenbaues in Berlin. CoJLiJbri Made In Italjr 02-11 STD 8 www.colibrisystem.com