FR. OLTMANNS MORPHOLOGIE U. BIOLOGIE ALGEN MORPHOLOGIE UND BIOLOGIE DER ALOEN VON Dr. FRIEDRICH OLTMANNS PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT FREIBURG I. ER. ZWEITE, UMGEARBEITETE AUFLAGE ZWEITER BAND PHAEOPHYCEAE — RHODOPHYCEAE MIT 325 ABBILDUNGEN IM TEXT JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1922 ALLE RECHTE VORBEHALTEN Inhaltsverzeichnis. Seite Seite IX. Phaeophyceae . 1 4. Laminariales 121 1. Ectocarpales .... . 2 A. Der Ganietophyt . . 122 A. Isoganie Ectocarpales . 5 B. Der Sporophyt . . . 124 a) Die Vegetationsorgane ö + Äußerer Aufbau 124 a) Haplostiche . 5 a) Jugendstadieii 124 Ectocarpaceae . . 6 b) Die erwachse- Mesogloeaceae . 15 nen Pflanzen 125 Eudesmeae . . . 15 1. Chordaceae 125 Myriogloeeae . 19 2. Laniinaria- Chordarieae . . . 20 ceae . . 129 Corynophloeaceae . 23 a) Laminaria 129 Myrionemaceae . 29 ß) Lessonia .135 Elachistaceae . . 31 y) Thalassio- Spermatochnaceae . 34 phyllum 144 Myriocladieae . . 34 8) Alaria . .149 Acrotricheae . 35 + + Gewebe . . 153 Sperniatochueae . 37 + + + Fortpflanzung . 169 Desmarestiaceae . 40 Literatur . . 169 Sporochnaceae . 44 5. Tilopteridales .... 172 Splachnidiaceae . 48 1. Tilopteridaceae .... 172 ß) Polystiche . . 49 2. Choristocarpaceae . . . 175 Punctariaceae . . 49 Literatur 176 Scytosiphonaceae Dictyosiphonacea . 51 e . 60 6. Dictyotales 177 Asperococcaceae . 64 Dictyotaceae 177 Encoeliaceae . 66 a) Vegetationsorgane . 177 b) Die Fortpflanzung . . 68 b) Fortpflanzung . . . Literatur 182 185 a) Verteilung der Fo rt- pflanzungsorgane . . 68 7. Fucales 186 ß) Die Sporangien . 69 1. Durvilleaceae 186 y) Die Gametangien . 71 2. Fucaceae 187 8} Befruchtung . . . 73 a) Gliederung der Familie ' 188 ß. Oogame Ectocarpales . 78 Vegetationsorgane 190 Giffordiaceae . . . . . 78 Fuco-Ascophylleae . 190 Literatur .... . . 81 Cystosiro-Sargasseae . . 197 2. Sphacelariales . . . . . 83 Loriformes .... . 207 a) Spbaceiariaceae . . . . . 85 Anomalae ... . 208 b) Stypocaulaceae . . . . . 95 b) Gewebe . 210 c) Cladostephaceae . . . . 102 cj Haargruben und Kon Die P'ortpflanzung . . . . 107 zeptakeln .... . 213 Literatur . . 108 d) Sexualorgane und Be 3. Cutleriales . . 109 fruchtung .... . 217 Fortpflanzung .... . . 113 V er waiidsc haften Verwandtschaften . . . . 120 der Phaeophyceae 225 Literatur . . 121 Literatur . 227 62816 2 IX. Phaeophyceae. 1. Ectocarpales. Der Thallus bildet verzweigte Fäden oder mannig- fach gestaltete Körper, die sich onto- oder phylogenetisch auf Fäden zurück- führen lassen. Wachstum meistens interkalar, typische Scheitelzellen sind nur ausnahmsweise vorhanden. Gameten annähernd gleichgestaltet. 2. Sphacelariales. Meist stark verzweigte Sprosse mit geradezu auf- fallender Scheitelzelle und sehr regelmäßiger Verzweigung. Gameten an- nähernd gleich. 3. Cutleriales. Thalli mit trichothallischem Wachstum. Zoosporen auf diploiden, Gameten auf haploiden Individuen. Oogamie. 4. Laminariales. Ein kleiner, haploider, fädiger Gametophyt wechselt mit dem großen diploiden Sporophyten ab. Letzterer stellt die größten Tange dar mit festem oft weit differenziertem Gewebe. Wachstum erfolgt durch eine interkalare Vegetationszone. 5. Tilopteridales. Verzweigte, meist monosiphone Fäden wie bei den Ectocarpales. Ungeschlechtliche Individuen mit vierkernigen Monosporen, geschlechtliche mit Oogonien und Antheridien. Wahrscheinlich ein regel- mäßiger Wechsel zwischen den beiden Formen. 6. Dictyotales. Meist flache mäßig große Sprosse, welche mit Scheitel- zelle oder Scheitelkante wachsen. Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch unbewegliche, nackte Sporen, welche zu viert im Sporangium entstehen. Sexualorgane auf der Thallusoberf lache, weibliche Gameten unbeweglich. Haploide Geschlechtspflanzen wechseln mit diploiden ungeschlechtlichen In- dividuen, welche den ersten völlig gleich sind. 7. Fucales. Größere Tange mit festen Geweben, die aus Scheitelzellen hervorgehen. Sexualorgane in flaschenförmigen Vertiefungen der Rinde (Konzeptakeln). Keine ungeschlechtliche Fortpflanzung. Haploide Phase sehr kurz, die ganzen Pflanzen sind diploid. Wenn man will, kann man die Gruppen 1—3 als Phaeosporeae zu- sammenfassen, die Laminariales aber, welche man ihnen früher zuzählte, finden in ihnen wohl keinen Platz. 1. Ectocarpales. Den Anfang der Phaeosporeenreihe bildet sicher die Gruppe der Ectocarpales. So mannigfach der Aufbau des Thallus, so einheitlich sind die Fortpflanzungsorgane. Wir unterscheiden Zoosporangien (unilokuläre) und Gametangien (pluri- bzw. multi-lokuläre Sporangien, Trichosporangien). Die ersteren sind mit Vorliebe (Fig. 288, 2) ei- Ijis kugelförmig, sie entlassen zahlreiche Zoosporen, welche zu keiner Zeit ihrer Entstehung durch feste Wände getrennt sind. Die Gametangien sind meist schmäler, schoten- oder fadenförmig. Zwecks Bildung der Gameten zerfallen eine oder mehrere benachbarte Zellen durch feste Wände in zahlreiche Zellchen (Fig. 288, 4, j) und jede von diesen entläßt einen Gameten. Mit Ausnahme der bekannten Pleurocladia lacustris (Klebahn, Wille) und einiger weniger untersuchter Formen (Arnoldi) gehört unsere Gruppe dem Meere an. Ihre Vertreter dringen aber ziemlich weit und leicht ins Brackwasser vor, sie werden deshalb z. B. im finnischen Meerbusen noch recht reichlich angetroffen. Ungeheure Mengen von Ectocarpaceen beherbergen die nordischen die nordatlantischen und wohl auch die nordpazifischen Regionen; von dort aus gehen sie auch in die wärmeren Meere, das Mittelmeer z. B. beherbergt sie reichlich. In den rein tropischen, in den australischen usw. Meeren 1. Ectocarpales. 3 fehlen sie nicht, treten aber, soviel ich sehe, nicht so stark in den Vorder- grund wie an den ersterwähnten Orten, siehe z, B. Börgesen. Die einzelnen Zellen, welche die Fäden, Thalli usw. der Ecto- carpales aufbauen, scheinen bei allen Gliedern der Familie im wesentlichen gleich zu sein. Das stark vakuolige Plasma enthält einen Kern; die leder- gelben Chromatophoren sind plattenförmig, bald einfacli, bald gelappt, ge- schlitzt oder sonst gegliedert. Pyrenoidähnliche Gebilde werden beobachtet; darüber, wie über die Assimilationsprodukte resp. Reservesubstanzen wird im Kapitel „Chromatophoren" resp. „Assimilation" das Nötige gesagt werden. Die Zellwand dürfte in den typischen Fällen nicht übermäßig von der- jenigen höherer Pflanzen abweichen. Sauvageau fand bei Ectocarpus ful- Fig. 288. I Schwärmer eines Ectocarpus n. Kuckuck. 2 fast reifes unilol^uläres Sporangiiim von Sperfnatocfimis paradoxus. 3 dasselbe im Jugendstadium. 4 pluriloku- läres Sporangium von Ect. Remboldü Reinke. 5 dass. von Pogotrichum filiforme^ 2 — 5 n. Reinkes Atlas. vescens eine Art Cuticula, welche die ganzen Zellreihen wie ein zusammen- hängender Mantel überzieht. Es folgt auf diesen nach Innen eine Mittel- schicht, welche in die Mittellamellen der Querwände übergeht, und eine Innenschicht, welche direkt an das Plasma jeder Zelle grenzt. In allen drei Schichten findet sich Pektinsubstanz, in der äußersten wohl am meisten, in der innersten am wenigsten. In letzterer ist dafür um so mehr Zellulose nachweisbar. Wie sich die Dinge bei den stark verschleimten Membranen verhalten, die ja gerade hier häufig vorkommen, wird nirgends befriedigend angegeben. Dem Versuch, die verschiedenen Formen der Ectocarpales in ein ge- wisses System zu bringen, oder sie dem Leser übersichtlich darzustellen 4 IX. Phaeophyceae. setzte ich das alte Motto Tzärra ge7 in der ersten Auflage meines Buches voran. Ich wies darauf hin, daß die Gattungen und Arten nicht bloß in ihren vegetativen und sexuellen Organen variieren, sondern daß auch die Meinungen der Forscher über die Begrenzung der Gruppen unstet hin und her fluten. Ich zeigte das u. a. an der historischen Bearbeitung, welche Sauvageau der Gattung Myrionema zuteil werden ließ. Die Unsicherheit hatte ihren Grund in den unzureichenden Untersuchungen, welche bis in die neuere Zeit vorlagen; unzureichend deswegen, weil diese braunen Algen sich vielfach gegen eine rationelle Kultur hartnäckig sträubten. Die Sach- lage hat sich aber im Laufe der letzten Jahrzehnte erheblich gebessert. Thuret, Bornet, Reinke, Janczewski, Kuckuck, Sauvageau, Kjellman, Kylin u. a. haben dafür gesorgt, daß über Bau und Entwicklung immer mehr bekannt wurde. Aber auch sie mußten aus dem oben angeführten Grunde Lücken offen lassen, die sich in der vielfach unzureichenden Nomen- klatur wie auch in der ungemein wechselnden Umgrenzung der Gattungen zu erkennen geben. Einen Teil der Lücken hat Kuckuck in jahrelang fort- gesetzten Untersuchungen ausgefüllt, die bislang leider nicht veröffentlicht werden konnten. Nach dem Tode unseres Freundes hat Nienburg alles, was einigermaßen druckfertig war, zu einem Manuskript vereinigt; dieses stand mir mit zahlreichen prächtigen Abbildungen zur Verfügung und ich habe alles ausgiebig benutzt, um Kuckucks Beobachtungen nicht verloren sein zu lassen. Farlow, Kjellman u. a., ebenso Kuckuck in seinem Manuskript, haben die hier zu besprechenden Formen in einer Anzahl kleiner Familien untergebracht, während Reinke an einer großen Familie „Ectocarpaceae*' festhielt. Ich bin ihnen damals gefolgt. Nachdem ich Kuckucks Unter- suchungen kennen lernte, scheint mir doch der erste Weg der bessere zu sein. Die in den folgenden Zeilen vorgenommene Gruppierung der Familien und Unterabteilungen gründet sich, wenn auch nicht immer in der Reihen- folge, so doch nach dem Inhalt auf Reinke, Kjellman und Kuckucks ver- öffentlichte und unveröffentlichte Angaben. Von allen weicht sie in Einzel- heiten ab, es schien mir indes nicht erforderlich, jedesmal die Gründe hierfür zu erörtern. Weil die Art der geschlechtlichen Fortpflanzung nur in wenigen Fällen bekannt war, weil sie auch durch die ganze Abteilung hindurch sehr gleichartig zu sein schien, hat man die Einteilung der Ectocarpales immer nach dem Bau der Vegetationsorgane vorgenommen und daran hat z. B. Kuckuck bis zuletzt festgehalten. So geschah es denn, daß man in der Gattung Ecto- carpus teils iso- teils oogame Arten aufführte. Nachdem man die Sexualität bei einer gewissen Anzahl von Ectocarpales kennen gelernt hat, nachdem die Hoffnung besteht, in dieser Richtung auch weiterhin Fortschritte zu machen, sollten wir versuchen, von jenem Verfahren los zu kommen. Aphanochaete holte man aus der großen Masse der Chaetophoreen heraus (S. 316) nach- dem man erkannt hatte, daß sie oogam ist. Ich versuche Gleiches an dieser Stelle und trenne isogame und oogame Ectocarpales. Das ist ein Wagnis, aber ohne solche kommen wir nicht weiter. Und vorläufig ist die Sache vielleicht deswegen schief, weil wir notgedrungen zu den Isogamen alle Formen rechnen, welche gleichgestaltete Gametangien haben, ohne daß wir den Sexualakt immer wahrgenommen hätten. Zu den Oogamen zählen wir alles, was mindestens zweierlei Gametangien besitzt. In vielen Fällen sind wir unschlüssig, weil die Kenntnisse nicht ausreichen. 1. Ectocarpales 5 A. Isogame Ectocarpales. a) Die Vegetationsorgane. Als Typus dieser Familie gelten die reich verzweigten Ectocarpiis- Arten etwa so wie sie Fig. 289 wiedergibt. Sie bilden den Anfang der- jenigen Reihe, welche Kuckuck (Mscr.) als „Haplostichales" bezeichnet, das sind Vertreter mit durchweg monosiphonen Fäden, welche sich reich ver- zweigen aber nie oder fast nie Längsteilungen erfahren. Ihnen gegenüber steht eine andere Abteilung, die ebenfalls auf jene Ectocarpi zurückgeht; das sind die „Poly stichales". Sie zerlegen die meisten Gliederzellen der Fäden usw. durch Längsteilungen und bilden oft Gewebekomplexe mit starker Arbeitsteilung. Die beiden Abteilungen decken sich ungefähr mit dem was wir in der ersten Auflage Mesogloeo-Chordarieen einerseits, Punc- tario-Scytosiphoneen andererseits nannten. a) Haplostiche Ectocarpales. In dieser Gruppe herrscht eine gewaltige Mannigfaltigkeit der Formen, die nicht ganz leicht zu übersehen und demgemäß auch nicht so einfach zu schildern ist. Reich verzweigte buschige Fäden, Krusten, dicke und dünne Polster, durch Verschlingung und besondere Verkettung der Hauptachsen und Seitenzweige gebildete Thallome wechseln bunt miteinander ab, und doch kann man in ihnen allen eine gewisse Ordnung herstellen, wenn man nach der Lage der teilungsfähigen Zellen fragt. Die ganze Abteilung treibt gleichsam ein Spiel mit dem Vegetationspunkt bzw. mit der wachsenden Zone. An den einfachsten Formen kaum erkennbar tritt sie in den ver- schiedenen Abteilungen ganz scharf, bald an der Basis, bald an der Spitze des Gesamtthallus hervor, ja es kann zur Ausgestaltung normaler Scheitel- zellen kommen. Berücksichtigt man das, so kann man etwa folgendes Schema aufstellen, das natürlich beliebig abzuändern ist. ElacJiistaceac Leptonema Halotrix Elachistea Desmarestia Lithoderma Ascocyclus Streblonema Ectocarpui Ectocarpaceae -Nereia Sporochnus [ Sporochnaceae u. a. Coryno- phlaca- /Eudesme Cylindrocarpus '^^Castagnea Microcoryne Corynophlaea Myriactis Strepsithalia 1 Myrionema \ Myrioncmaceae Ralfsia 1 Mesogloea Myriogloea Chordaria Splachnidium Mesog loca ceae Myriocladia Acrothrix Nemacystus Spermatochnus Stilophora Halorrhiza SpcriiiatocJinaceac 6 IX. Phaeophyceae. Ectocarpaceae. Die Haiiptvertreler der Gattung Ectocarpus z. B. E. siliculosus, confervoides, criniger, virescens usw. sind Arten, welche in der litoralen Region auf Steinen und Holz ebenso wie auf anderen Algen oder Pflanzen flutende Büschel oder dichtwollige braune Überzüge bilden, die an zarte Cladophoren usw. erinnern (Fig. 289). Mit den Chaetophoreen und Coleochaeten haben diese Ectocarpi eine aus verzweigten Kriechfäden gebildete Sohle gemein, welche bald loser, bald fester zusammen- schließt. Von ihr erheben sich zahl- reiche, monosiphone, bei den erwähnten Spezies reich ver- zweigte Fäden, wel- che meistens in eine Spitze oder gar in ein Haar endigen. Die Verzweigung ist eine seitliche, doch kommen durch nach- trägliche Verschieb- ungen Pseudodicho- tomieen zustande (Fig. 289). Das Wachstum der Haupt- u. Seiten- sprosse vollzieht sich bei verschiedenen Artengruppen ver- schieden ( Kuckuck). 1. Ectocarpus confervoides, San- drianus u. a. teilen beliebige Zellen des Fadenverbandes, es ist weder ein termi- naler noch ein inter- kalarer Vegetations- punkt vorhanden, die Zellen sind bis in die Spitzen der Äste gleichmäßig mit Chromatophoren ver- sehen (Fig. 290). 2. Ect. siliculosus, virescens u. a. teilen ihre Fadenzellen ebenso, aber an den Spitzen strecken sich die Zellen erheblich in die Länge. Da hierbei die Chromatoi)lioren nicht vermehrt werden, resultieren fast oder halb farblose Haare (Fig. 289). 3. Ect. criniger (Kuckuck nennt ihn im Mskr. spinosus) u. a. Die Teilungen vollziehen sich wieder in beliebigen Zellen der Fäden, die Haare aber sind scharf gegen die farbigen Achsen abgesetzt und verlängern sich P'ig. 289. Ectocarpus vires- cens n. Sauvageau (Rio- CREUX). Zweigsysteni mit plurilokulären Sporangien. 1. Ectocai-pales. durch eine Wachstumszone an der Haarbasis, die kurz ist, aber intensiv arbeitet (Fig. 291). 4. E c 1 0 c a r p u s g r a n u 1 o s u s u. a. in Kuckucks Mskr. Die Teilungen werden lokalisiert. Zwar kommen noch keine richtigen Teilungszonen zu- stande, wohl aber sieht man die Zerlegungen an gewissen Stellen häufiger als an anderen und so kommt vor allem in der Hauptachse eine Region zum Vorschein {in Fig. 292), in deren Nähe die Verzweigung besonders einsetzt. Die Enden der Haupt- und Seitensprosse teilen sich nicht mehr (Fig. 293). ö.Ect. irregularis u. a. zeigen bereits das für viele Phaeophyceen charakteristische trichothallische Wachstum wie es Janczewski zuerst bezeich- nete. Hier liegt in den Faden- verband eingeschaltet eine Zone teilungsfähiger Zellen , von welchen nach oben hin farbige Fig. 290 Orig. Kuckuck, Ectocarpi. . ovatus. Fig. 291. Ectocarpus spinosus. Original cc Kuckuck. / Junge Pflanze. 2 wachsende Spitze einer älteren Pflanze; a aufrechte, d kriechende Fäden. oder farblose Fäden abgegeben werden, die zum Aufbau des Ganzen nicht wesentlich beitragen, während nach unten hin alles abgegliedert wird, was die Sprosse aufzubauen hat. Dies Wachstum erscheint bei Ect. irregularis nach Kuckucks, dem Mskr. entnommenen Abbildung 294 noch nicht ganz IX. Phaeophyceae. Fjg.292. Orig. Kuckuck. Ectocarpus gramdosus. ;« Teilungszone Fig. 293. Orig. Kuckuck Ectocarpus granulosus. rein; es kommen auch noch Teilungen an behebigen Stel- len der Fäden vor ; ein Zeichen dafür, daß sich solche Formen von den unregelmäßig wach- senden herleiten. 6. In vollem Glanz zeigt sich das trichothallische Wachs- tum endlich u. a. bei einer Art, welche Kuckuck in seinem Mscr. bald als Ect. para- doxus bald als Ect. KosseU bezeichnet. Er wollte wohl eine neue Benennung schaf- fen. Die Fig. 295 bedarf keiner Erörterung mehr. Es ist mir freilich nicht ganz klar, ob die Art noch zu Ectocarpus gezählt werden dürfe. Ganz erschöpft sind mit diesen Typen die Vorgänge kaum, z. B. gibt Kuckuck für seinen Ect. lucifugus neben spärlichen interkalaren Teilungen ein Scheitelwachs- tum an. 1. Ectocarpales. 9 Alle diese Angaben über das Wachstum der Fäden beziehen sich je- doch nur auf die aufrechten Teile; die Kriechfäden der Sohlen haben ein Spitzenwachstum, und ohne ein solches würde auch kaum eine erfolgreiche Festheftung auf den Substraten möglich sein. Fig. 294. Orig. Kuckuck. Ectocarpus irregularis. Natürlich gilt das auch für die im Gewebe anderer Algen kriechenden Fäden. Solche Arten legen dann einen interkalaren Vegetationspunkt mit Vorliebe dorthin, wo die Triebe aus der Wirtsalge hervortreten, ent- weder unmittelbar an die Oberfläche der letzteren oder ein wenig von ihr entfernt. Die uni- oder plurilokulären Sporangien pflegen seitlich an Haupt- und Nebenästen aufzutreten (Fig. 289); sie sind kaum etwas anderes 10 IX. Phaeophyceae. als Umbildungen der letzten Auszweigungen, doch ist Verwendung ganzer Äste nicht ausgeschlossen, z. B. bei Ectocarpus litoralis (Pilayella) liegen Sporangien und Gametangien inmitten der fertilisierten Zweige und grenzen beiderseits an sterile Zellen, Fig. 295. Orig. Kuckuck. Ectocarpus paradoxus. An die aufrecht-buschigen Ectocari)us- Arten, schließen sich andere an, welche kurz gesagt, einen niedrigeren Wuchs zeigen und schließlich zu typischen Krusten formen hinüber führen. Eine Form, welche Kuckuck (Mskr.) auch unter Ectocarpus paradoxus aufführt (Fig. 296), verkürzt die hypomeristematischen Teile und verschiebt die Gametangien annähernd in eine Ebene. Das alles weist auf die später zu besprechenden Polster- formen hin. Im gewissen Sinne ähnlich ist Ect. monocarpus (Kuckuck 1. Ectocarpales. 11 Mskr., Fig. 297) indeß ist die Verteilung der Sporangien eine andere, der Be- ginn einer Scheibenbildung ist auch hier klar. Solche ist bei Ect. faerö- ensis weiter fortgeschiitten (Fig. 298) und noch stärker tritt der Zusammen- schluß bei Ect. elachistaeformis (Fig. 299) hervor. Bei allen diesen Arten mögen Haare vorhanden sein, sie treten aber nicht so scharf in die Er- scheinung. Das ist nun aber der Fall beiEctocarpus speciosus (Fig. 300) und damit erreichen wir den Anschluß an die Ectocar- peen, welche Derbes und SoLiER alsStreblonema bezeichneten. Die Haupt- masse des Thallus bilden reich verzweigte epi- oder endophytische Kriech- fäden; über das Substrat erheben sich nur einige Haare mit interkalarem Vegetationspunkt und außerdem die nicht oder kaum verzweigten Äste mit den Sporangien (Fig. 301). Solche Formen führen dann hinüber zu Kuckucks Phaeostroma, einer zier- lichen Gattung, deren Fä- den auf Zosteren, Algen usw. kriechen (Fig. 302). In der Regel erheben sich nur einige Haare über das Substrat; auch die Sporan- gien sitzen diesem direkt auf und ragen nur als Buckel über dasselbe her- vor. Bei Phaeostroma Bertholdi Kck. kriechen die Fäden getrennt umher, bei Ph pustulosum ver- einigen sie sich häufig zu einer Scheibe, welche indes ihren pseudoparenchymatischen Charakter ständig wahrt. Phaeostroma Bertholdi leitet dann leicht auf Mikrosyphar Kuck, hin, welche fast genau so lebt wie Entocladia unter den Chaetophoreen. Speziell die membranbewohnende Mikrosyphar Polysiphoniae gleicht der Entocladia viridis derart, daß ungefärbte Abbildungen beider kaum zu unter- scheiden sind. Wie bei Entocladia fehlen auch hier die Haare völlig oder fast völlig, und die Sporangien einiger Mikrosyphar-Arten sind so reduziert, daß oft aus jeder Fadenzelle nur eine Zoospore hervorgeht (Vgl. das Kap. Endophyten, Bd. III). Auf einige andere Gattungen, wie Streblonemopsis u. a., die sich zwanglos hier einfügen, mag nur hingedeutet sein. Fig. 296. Orig. Kuckuck. Ectocarpus „paradoxus" 12 IX. Phaeophjxeae. Die Parallele mit den Chaetophoicen und Verwandten wäre aber un- vollständig, wenn wir nicht noch einige Gattungen zu erwähnen hätten, welche eine Phycopeltis oder Coleochaete scutata fast genau repetieren. Dahin gehört Ascocyclus (inkl. Phycocelis) (Fig. 303). Die Keime flachen Fig. 297. Orig. Kuckuck. Ectocarpus monocarpus. sich sofort nach dem Festsetzen scheibenförmig ab, teilen sich zunäclist durch eine Querwand (Fig. 303, /) und beginnen dann nach oben genanntem Muster ein oft sehr gleichmäßiges Randwachstum, das wohl oline Kommen- tar aus Fig. 303, 2 ersichtlich ist. Später erheben sicli aus der Scheibe, von der Mitte beginnend, Sporangien und Haare (Fig. 303, 5), außerdem farblose Schlauchzellen, die das Charakteristikum der Gattung darstellen. 1. Ectocarpales. Hier reihen sich noch andere Gattungen an (Chilionema, Hecatonema u. a., SauvageAu). Ich erwähne besonders Kuckucks Petroderma. Die Sporangien rücken so dicht aneinander, daß J^ig. 298. Orig. Kuckuck. Ectocarpus faröensis Borg. Fig. 299. Ectocarpns elachistaefot viis Heydr. n. BÖRGESEN. Fig. 300. Orig. Kuckuck. Ectocarpus spedostis. 14 IX. Phaeophyceae. f'"' Haarbildungen und ähn- liches kein Platz bleibt, und das könnte hinüberführen zu Lithoderma, (Svedelius nennt sie Pseudolithoderma, ich glaube, KüCKüCK stimmte dem, nach einer kurzen Bemerkung zu schlie- ßen, nicht ganz zu) die frei- lich nicht mit voller Sicher- heit an dieser Stelle unter- 'f^.' Fig. 301. Strehlonema sphaeri- C7mi Derb. u. Sol. n. Kuckuck. Kriechender Faden mit auf- rechten uni- {u) und pluri- (p) lokulären Sporangien. h Haare. gebracht werden darf. Es handelt sich um große, dunkle, bis handgroße Krusten. Aus einer ein- schichtigen, zusammen- hängenden Sohle erheben sich vertikale, miteinander verwachsene Zellfäden (Fig. 304). Diese tragen bei dem von Kuckuck reformierten Lith. fatis- cens die uni- oder pluri- lokulären Sporangien auf dem Scheitel (Fig. 304). Areshougs Lithoderma gehört wohl anderswo hin, dagegen mögen sich aus- schließen Symphyo- carpus, Sorapion u. a. (RosENviNGE, Kuckuck). Kuckucks Nachlaß ist mit Bezug auf die Ectocarpus - Arten am Fig. 303. Ascocychis secundjis Strömf. n. Reinkes Atla / — 3 Scheiben verschiedenen Alters, h Haare, ps pluri loknläre Sporangien. Fig. 302. Haare. ^ Phaeostro7na Jiertlioldi Kuck, auf Scytosiphon. h (lametaiigien. b Sporangien der Wirtspflanze 1. Ectocarpales. 15 wenigsten durchgearbeitet. Es finden sich die Zeichnungen und dazu manche Notizen, die nicht einmal immer den Autor der Spezies angeben. Trotzdem zeigen alle seine Bilder, daß in der Gattung eine große Verschiedenheit in der Wachstumsweise herrscht. Es wären danach wohl Untergattungen heraus- zuschälen, die sich vielleicht um das gruppieren m()gen, was wir auf S. 6 unter 1—6 zusammenstellten. Diese Typen weisen schon auf gewisse Formen in anderen höher entwickelten Familien hin. Darüber wollen wir später sprechen. Hier sei gesagt, daß die reduzierten Gattungen — wenn es wirk- lich solche sind — nicht einfach in der Reihenfolge, in welcher wir sie auf- zählten, von Ectocarpus herzuleiten sind. Ich werde den Eindruck nicht los, daß fast jede buschig wachsende Ectocarpus-Art den Ausgangspunkt für reduzierte Formen abgeben konnte. Z. B. geht Ascocyclus wohl nicht auf dieselben Ectocarpen zurück wie Streblonema usf. Mesogloeaceae. Eudesmeae. Den Typus dieser Gruppe bilden Eudesme und Castagnea, die ich kaum zu unterscheiden vermag, jedenfalls bestehen keine grundsätzlichen Unterschiede in Bau und Entwicklung zwischen den beiden Gattungen, auch Fig. 304. Lithoderma fatiscens Kuck. Längsschnitte n. KuCKUCK. A mit plurilokulärcn, B mit unilokulären Sporangien {sp). g Gallertlappen, v vegetative Zellen. Mesogioea schließt sich ihnen glatt an. Ihr Aufbau wurde von Thuret, Reinke, Schmitz, Kylin u. a. klargelegt; genaue Aufschlüsse über die Ent- wicklung scheinen mir aber doch erst Kuckucks Notizen zu geben. Sind sie auch nicht immer leicht zu entziffern, so geben doch die trefflichen Figuren höchst willkommene Anhaltspunkte. Die Vertreter unserer Gruppe stellen oft 10 bis 20 cm hohe und wenige Millimeter dicke, mäßig verzweigte Körper dar (Fig. 305), die gelegentlich knorpelig meist aber dermaßen gallertig weich sind, daß sie sich unter dem Mikroskop zerdrücken lassen, um ihren Aufbau zu offenbaren. Man erkennt dann leicht einen Zentralkörper (Kern n. Kuckuck) und eine Rinde. Der erste besteht aus annähernd parallel verlaufenden oder auch umeinander ge- drehten Längsfäden, deren große oft tonnenförmige Zellen arm an Chromato- phoren und anderem Inhalt sind. Von ihnen entspringen farblose Rhizoiden, welche genau abwärts oder auch schräg verlaufend die Längsfäden mit- einander verketten und außerdem, soweit sie bis zur Basis herabreichen, die Haftorgane verstärken. 16 IX. Pliaeopbyceae. r ig. 305. Casfagfiea (EiiJesme) vfrescens Thur. (J. A.) (aus Eng- ler-Prantl) n. Kützing. Zumal von den an der Peripherie des Zentralkörpers gelegenen Leitfäden gehen in radialer Richtung Zweiglein aus, welche, dicht büschelig verästelt (Fig. 306), zu dem zusam- menschließen, was wir oben Rinde nannten. In extremen Fällen entsteht so ein Bild wie Fig. 306; hier sind die radial gerichteten Zweiglein sehr lang, das ganze schließt lose zusammen; in anderen häufigeren Fällen ist die Basis der Büscheläste kürzer und dann entsteht eine festere Rinde wie in Fig. 307. Die Büschel enden reich verzweigt in sogenannten Assimilatoren, d. h. Zellreihen, welche an ihren Enden (Fig. 307) oft kopfig aufge- schwollen, in jedem einzelnen ihrer Elemente, zumal in den zu äußerst gelegenen, tief ge- färbte Chromatophoren in größerer Zahl führen. Neben den Assimilatoren stehen in jedem Büschel farblose Haare mit basalem interkalarem Vegetationspunkt. Sie überragen die Rindenschicht oft weit. Die Sporangien (Fig. 308) sitzen am Grunde der Assimilatorenbüschel, haben also dieselbe Stellung wie die Haare; die Ga- metangien sind Umbildungen der Assimila- tionsfäden (Fig. 307). Ohne die Entwicklungsgeschichte würde man kaum an eine Verwandtschaft dieser For- men mit Ectocarpus denken, und doch tritt diese sofort hervor (s. Reinke, Kjellman, Schmitz), wenn wir auf Kuckucks Bild (Fig. 309) von Castagnea fistulosa blicken. Es stellt eine Keimpflanze dar; von der Sohle erheben Fig. .306. Orig. Kuckuck. Mesogloea crassa Suring. Längsschnitt des Thallus. 1. Ectocarpales. 17 sich zahlreiche aufrechte Fäden (Leitfäden), die an Fig. 294 erinnern. Interkalare Teilungen in den oberen Regionen sorgen für Verlängerung und für Verzweigung. Fig. 307. Mesogloea Leveillei. Original Kuckuck. Längs- schnitt durch ein Stück des Thallus. Die größeren Seitenzweige richten sich so auf, wie das Fig. 310 zeigt und legen sich an die Leitfäden derart an, daß man diese kaum noch zu Olttnanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 2 18 IX. Phaeophyceae. unterscheiden vermag. So spricht man denn gern von Längsfäden, weil man die Sprosse verschiedener Ordnung später nicht leicht unterscheidet. Alle Längsfäden schließen unter wiederholter Verzweigung zu einem Zentralkörper (Kern n. Kuckuck Mscr.) zusammen, an dessen Spitze sich eine inter- kalare Wachs- tumszone heraus- bilden muß, denn die teiliingsfähi- gen Stellen in den Einzelfäden sitzen annähernd am gleichen Platz. Wo die meristemati- schen Zellen ge- nau auf gleicher Höhe liegen und auch eng begrenzt sind, resultiert eine scharf abge- setzte innere Ve- getationszone; wo sich die Teilungen in den Längsfäden auf längere Streckenverteilen, wird die fragliche Zone unscharf. Letzteres ist bei unseren Gat- tungen die Regel. Die mittleren Längsfäden, die eigentlichen Leit- fäden verlängern sich wohl an- nähernd gerad- linig nach oben (Fig. 309) und bilden nach allen Seiten Äste, die seitlichen aber verzweigen sich (Fig. 3 10,/) schein- bar einseitig, jedenfalls richten sie alle Organe nach außen und indem diese sich wieder reichlich verzweigen, entsteht die aus Assimilatoren usw. gebildete Rinde. Nun sprechen Schmitz u. a. von einer monopodialen Verzweigung, Weber, Fig. 308. Castagnea fistitlosa. Orig. TvLT'Kric. Längsschnitt durch den Thallus. 1. Ectocarpales. 19 VAN Bosse, Börgesen u. a. finden eine sympodiale Bildung der Längs- fäden. Wenn ich mir die Bilder der verschiedenen Forscher ansehe, möchte ich glauben, daß die primären Leitfäden z. B. in der Fig. 309 mono- podial sind, während allerdings die sekundären Längsfäden z. B. in Fig. 310 durchaus den Eindruck eines Sympodiums machen, die Endzweiglein werden von den seitlich an ihnen gebildeten Sprossen übergipfelt und nach aus- wärts zur Seite gedrängt. Ich glaube freilich erneute Prüfung anraten zu sollen; in Kuckucks Aufzeichnungen finde ich nichts. So Eudesme und Castagnea. Mesogloea, in seinem Aufbau diesen völlig gleich, unterscheidet sich ziemlich scharf dadurch, daß zunächst aus der Sohle nur ein einziger Leitfaden aufsteigt (Fig. 311). An diesem ist viel schärfer als zuvor ein inter- kalarer Vegetationspunkt ausge- prägt, der über sich ein wenig be- deutungsvolles unverzvveigtes Haar trägt. Basalwärts von der Teilungs- zone brechen seitlich aus dem Leit- faden Äste hervor, welche den Ver- zweigungsmodus des Leittriebes im wesentlichen wiederholen. Anfäng- lich seitwärts gerichtet erheben sie sich bald zu einer senkrechten Lage (Fig. 311) und schmiegen sich dem Leitfaden an. Da sie nun ebenso rasch oder zunächst gar etwas rascher als jener wachsen, so bildet sich auch hier eine ganze Gruppe von Längsfäden, die umso breiter wird, je mehr sich alle einzelnen nach der eben gegebenen Vorschrift verzweigen. Der primäre Faden ist kaum noch zu erkennen. Da die Längsfäden verschiedener Ord- nung in ihrem Wachstum weit- gehend harmonieren, muß wieder eine Vegetationszone entstehen, die hier schärfer begrenzt ist, weil die teilungsfähige Region in den Einzel- fäden nur kurz ist. Aus Fig. 311 ist ohne weiteres klar, daß die Rinde genau so entsteht wie bei Eudesme- Fig. 309. Castagnea ßstulosa. Orig. KUCKÜCK. Keimpflanze. Castagnea. Myriogloeeae. Unter dem Namen Myriogloea finden sich in Kuckucks Manuskript die beiden hier wiedergegebenen Abbildungen (Fig. 312). Den Vertretern dieser Gruppe fehlen die farblosen Haare, alle Sprosse sind farbig. Einstweilen ist nicht zu ersehen, ob die Gattung, für welche Kuckuck eine besondere Familie schuf, wirklich hierher gehört, denn es ist nicht klar, ob das Fehlen der Haare auf einen primitiven Typ hinweist oder ob wir mit einem Verlust derselben zu rechnen haben. Zunächst möchte ich wohl glauben, daß man auf die Gesamtentwicklung mehr Wert legen müsse, als auf ein einziges Merkmal. Und der gesamte Bau stimmt tatsächlich mit Mesogloea überein. Wir haben hier (Fig. 312, /) zu- 2* 20 IX. Phaeophyceae. nächst den einzigen Leittrieb mit seinen Seitenzweigen und sodann den Zusammen- schluß der letzteren mit dem ersteren zu einem Kern, wie er netter kaum gedacht werden kann. Die teilungsfähige Zone ist hier besonders scharf umgrenzt. Chordarieae. Chordaria, auch von Henckel bearbeitet, besitzt einen ziemlich festen Thallus. Auf dem Querschnitt (Fig. 313, 2) erkennt man leicht die großen Längsfäden (l/), welche durch zahlreiche Hyphen (/i) auseinander geschoben aber auch wieder zusammengehalten werden. Dem entspricht der Längsschnitt (313, j). Die Assimilatoren schließen zu einer gleich- Fig. 310. / Etidesme virescens. Orig. KuCKUCK. 2 Castagnea Zostcrae n. BÖRGESEN. mäßigen Schicht fest zusammen, sie tragen die allein bekannten unilokulären Sporangien an ihrer Basis. Hier wie in anderen Fällen nennt man sie gern Paraphysen, weil sie die Sporangien eng umschließen. Das weicht nicht grundsätzlich von Mesogloea u. a. ab; der Scheitel sieht freilich (3L3. /) zunächst erheblich anders aus. Genaue Betrachtung (Kuckuck Mskr.) aber ergibt unzweifelhafte Ähnlichkeit mit Myriogloea wie mit Mesogloea und Eudesme. Diese tritt besonders an jungen Zweigen der Chordaria Ander- sonii Kuck. mscr. (Mesogloea Andersonii Farlow) hervor. Man sieht in Fig. 313, 4 den Leitfaden mit den Seitenzweigen. Letztere legen sich bei anderen Arten und an älteren Sprossen dem Leitfaden an und so entsteht dann unverkennbar das in Fig. 313, / wie(lergegel)ene Bild, welches die Leitfäden und die nach auswärts gebogenen Äste derselben erkennen läßt. 1. Ectocarpales. 21 Die meristematisclie Zone ist deutlich sichtbar, der Hauptunterschied von Mesogloea besteht darin, daß von ihr nicht lange Fcäden, sondern nur kugelige Assimilatoren thallusauswärts gebildet werden. Fig. 311. Mesogloea Leveülei. Kuckuck. Längsschnitt der wachsenden Spitze. Mit Chordaria verwandt sind wohl einige Gattungen, welche sich durch rhizomähnliche Bildungen auszeichnen. Die einfachste Form ist Haplosiphon 22 IX. Phaeophyceae. filiformis Rupr. (Ruprechtiella Yendo). Von einem korallenartigen Sprossensysteni, das der Unterlage angepreßt ist, erheben sich (Fig. 314, 6) un verzweigte Sprosse. Diese werden (Yendo) auf der Unterseite des „Wurzelstockes" angelegt und biegen sich späterhin aufwärts. Ähnlich ist wohl Analipus fusiformis, die Yendo mit Chordaria vereinigt. Auch andere Arten der Gattung Chordaria scheinen hierher zu gehören. Caepidium hat Skottsberg neuerdings beschrieben. Von einer ziemlich dicken Sohle gehen dichotom verzweigte Triebe aus, welche sich dem Substrat anlegen. Sie sind ziemlich derb und doch wohl dem Rhizom von Ruprechtiella vergleichbar. Bei stärkerer Entwicklung der Pflanze legen Fig. 312. / Myriogloca Andersomi. 2 Myriogloea Schirjis. Orig. KuCKUCK. sie sich übereinander und sehen fast aus wie die Haftorgane der Laminarien. Nach aufwärts entsenden die kriechenden Massen kurze gerundete Triebe, welche auf ihrem Scheitel verbreitert, aber in der Mitte eingesenkt sind (Fig. 314, j). Der Vegetationspunkt liegt in dieser Vertiefung und mit seiner Hilfe erheben sich aus den Becherchen lange verzweigte Sprosse (Fig. 314, j) welche den Bau der Chordaria haben und wie diese fruchten. An den Ästen des Rhizoms ent- stehen aber noch gerundete etwas gelappte Körper, welche (Fig. 314, 2, ^) einer Colpomenia weitgehend gleichen; sie haben im Innern langgestreckte farblose Zellen, an der Peripherie die üblichen Assimilatoren, Sporangien usw. (Fig. 314, 5) Die Vermutung, daß diese Knollen Fremdkörper, d. h. epiphytische Algen ganz anderer Herkunft darstellen, dürfte Skottsberg widerlegt liaben. In der Antarctis 1. Ectocarpales. 23 fand Skottsberg nur ßbizome und die Langtriebe von Knollen vorhanden. November bis Februar, im Winter Coryiiophlaeacae. In sehr nahen Beziehungen zu den Mesogioeaceae stehen die Gattungen Cylindrocarpus, Microcoryne, Strepsithalia, Corynophlaea und Myiiactis. Die Fig. 313 n. Kuckuck u. Reinke's Atlas. / Längsschnitt durch den Scheitel von Chordaria Chordaria KuCKüCK. 2 Querschnitt durch den Sproß von Chordaria flagelh- formis. 3 Längsschnitt durch den Sproß von Chordaria Chordaria KuCKUCK. 4 Scheitel von Chordaria Anderssoiii KuCKUCK. If Längsfäden, h Hypen. Ähnlichkeiten sind so groß, daß Kuckuck die Frage erörtert, ob nicht alles in eine große Familie zusammenzufassen sei. Der Unterschied der genannten Gattungen von den Mesogloeen liegt im Wuchs, es handelt sich um Krusten, Polster, Ballen usw., nicht um langgestreckte Sprosse. Im 24 IX. Phaeophyceae. Übrigen kehren Form und Stellung der Sporangien und Gametangien in der Weise wieder, wie sie oben für Mesogloea und Verwandte beschrieben wurden (vgl. Fig. 304 ff.). Einen hübschen Typus stellt C 3^ 1 i n d r o c a r p u s m i c r o s c o p i c u s dar. Epiphytisch auf Kalkgestein usw. lebend, bildet die Alge kleine birnförmige Körper (Fig. 315, /). In diesen erheben sich von einer Sohle zahlreiche, wenig gefärbte derbe Fäden, welche sich nach der Peripherie hin reich- licher verzweigen. Die Büschel schließen ziemlich fest zusammen, außerdem Fig. 314 n. SkOTTSBERG und YeNDO. 7—5 Caepüiium a7ttarcticum n. SkOTTSBERG. / Rhizom mit Fruchtsproß. 2 Rhizom mit Knollen, j Rhizom mit der Basis aufrechter Triebe. 4 Knollen auf Rhizomästen. 5 Längsschnitt durch eine Knolle. 6 Rhizom von Chordaria abietina. sorgen im Innern zahlreiche Hyphen für Verkettung. Ein Vergleich der Fig. 315, 2 mit Fig. 310 ergibt sofort die Ähnlichkeit mit den Jugendstadien der Eudesme-Castagnea. Die Längsfäden enden mit Büschelästen und diese tragen den interkalaren Vegetationspunkt an ihrer Basis. Da die teilungs- fähigen Stellen in allen Längsfäden ungefähr auf gleicher Höhe liegen, resultiert ein aus den Längsfäden bestehender Kern, der hier birnförmig ist, überzogen von der teilungsfähigen Zone, die ihrerseits nach außen immer neue Büscheläste produziert, nach innen aber die Längsfäden verlängert. 1. Ectocarpales. 25 Cylindrocarpus kann auch auf Gracilaria leben. Dann sendet sie Kriech- fäden {€ Fig. 315, j) in das Wirtsgewebe, über dasselbe aber erheben sich zahlreiche schwach gefärbte Sprosse, welche an ihrem Oberende Büschel von Assimilationsfäden tragen. Das alles aber schließt nicht besonders dicht zusammen, die Wirtsalge wird nur von zarten Häschen überzogen. So fehlt eine zusammenhängende Teilungszone. Dafür lassen sich die Fäden leicht Fig. 315. Cylindrocarpus nücroscopicus Gl", n. Kuckuck. / Pflänzchen auf Stein gewachsen ; etwas vergr. 2 Stück aus einem radialen Längsschnitt durch /. 3 Zweig mit plurilo- kulären Sporangien. 4 die Alge auf resp. in Gracilaria. 5 einzelnes Pflänzchen von 4. e der im Gewebe des Wirtes wachsende Teil. Haare, a Assimilatoren. p plurilokuläre Sporangien. isolieren (Fig. 315, j>, 5) und demon- strieren ohne Kommentar die Ähn- lichkeit mit Castagnea. Microcoryne bildet ähnliche Polster wie Cylindrocarpus auf Ge- stein, kann aber nach Kuckuck (Mskr.) kleine aufrechte Sprosse entwickeln; danach wäre sie glied von Eudesme zu der hier behandelten Gruppe. Thallus zeigt weiterhin die Ähnlichkeit (Fig. 316). Corynophlaea bildet meist gewölbte Polster „.^_ Von der Sohle (Fig. 317) erheben sich Längsfäden, welche dicht -'zusammen wohl das Übergangs- Ein Faden aus dem auf anderen Algen. 26 IX. Phaeophyceae. schließen und an ihrer Spitze in Büschel übergehen, in welchen Assimi- latoren, Sporangien und Haare leicht zu erkennen sind. Die Polster wachsen durch eine inter- kalare Zone an der Grenze von Längsfäden und Büscheln. Leathesia ist kaum etwas ande- res als eine ver- größerte Coryno- phlaea. Sie stellt bis eigroße gerun- dete, aber auch et- was gelappte Kör- per dar, welche anderen Algen aber auch lebloser Unterlage auf- sitzen (Fig. 318). DieJugendstadien der Leathesia glei- chen denen der Corynophlaea weitgehend. Von der Sohle strahlen die Längsfäden aus, eine an üb- licher Stelle lie- gende Teilungs- schicht sorgt für Vergrößerung des Polsters. Dieses wird annähernd kugelig zunächst kann man (Fig. 319) die Längs- fäden noch er- kennen, später aber zerreißen sie im Zentrum und die Kugel, die auch äußerlich un- regelmäßiger wird, erscheint hohl. Die Endaus- zweigungen der Büscheläste, die Assimilatoren, schließen bei Lea- thesia zu einer dichten Rindenschicht zusammen, die nach außen fast glatt erscheint, nur die Haare ragen weit über alles hinaus. Fig. 316. Kuckuck. Microcoryne ocellata. Orig. Schnitt durch das Polster. 1. Ectocarnales. 27 Die einfachste \'er- treterin unserer Familie ist wohl die Gattung Myriactis (Sauvageau. Kuckuck Mskr.). Sie lebt vielfach endophytisch oder parasitisch auf anderen Algen, z. B. entsendet Myriactis stellulata ihre Fäden in das Gewebe der Dictyota (Fig. 320), hebt die sogenannte Epi- dermis ab , durchbricht diese an gewissen Stellen und bildet (Fig. 320) kleine Polster, die im wesentlichen wachsen wie Corynophlaea u. a. Eins freilich ist auf- fallend ; bei Myriactis schließen die Assimila- tionsfäden nicht zu einer festen Schicht zusammen, und nun erhebt sich die Frage nach der Phylo- genie der eben behandel- ten Gruppen. Kuckuck stellt Myriactis an den Fig. 3V, Cory7iophlaea crispa. Ol'lg. durch das Polster Kuckuck. Schnitt Fig. 318. Leathesia difformis auf Furcellaria fastigiata, Orig. 28 IX. Phaeophyceae. Anfang der Reihe. Er weist auf die Ectocarpus-Arten hin, welche (S. 11) den Vegetationspunkt an die Basis in unmittelbare Nähe des Substrates verlegen, z. B. auf Ectocarpus paradoxus (Fig. 296) und muß dann annehmen, daß sich die aus der Sohle entspringenden Fäden polsterförmig häuften. So wäre Myriactis entstanden, von hier könnte dann der Weg über Corynophlaea zu Leathesia führen, auf der anderen Seite käme man dann zu Cylindrocarpus und zu Microcoryne und von dieser aus wäre die Verbindung mit Castagnea, Eudesme, Mesogloea u. a. zu suchen. Das alles läßt sich hören, und doch möchte ich die Frage stellen, ob man nicht die Fig. 319. Leathesia diffor7nis. Orig. KucKUCK. Schnitt durch das Polster. Mesogloeaceen an den Anfang stellen und dann die Corynophlaeaceen als reduzierte Formen betrachten solle. Auch das läßt sich verteidigen. Ich neige aber jetzt eher der Auffassung zu, die ich schon auf S. 4 andeutete: sie haben einen verschiedenen Ursprung. Was hindert uns Eudesme und seine Verwandten direkt von Ectocarpus granulosus (Fig. 29;>) oder Ect. irregularis (Fig. 294) herzuleiten? Die Jugendstadien von Castagnea (Fig. 309) sehen ihnen doch unglaublich ähnlich. Und kann Ect. paradoxus nicht, wie das auch Kuckuck will, den Übergang zu Myriactis vermitteln? Die unzureichende Kenntnis der Gattung Ectocarpus selber hindert einst- weilen noch eine endgültige Antwort. 1. Ectocarpak 29 Myrioiiemaceae. In der Gruppe der Mesogloeaceen und Corynophlaeaceen nehme ich gern eine rückläufige Entwicklung an, weil es dann nicht schwer fällt, die Myrionemen glatt anzureihen. Das Verbindungsglied ist Sauvageaus Strepsithalia. Die basalen Fäden dieser Alge kriechen auf Helmintho- cladia, Liagora u. a. In bestimmten Abständen entsenden sie zum Substrat senkrechte Äste, welche (Fig. 321) die bekannten Zweigbüschel mit Haaren und Sporangien tragen. Die Büschel sind namentlich bei jungen Pflanzen deutlich getrennt, können aber auch so dicht stehen, daß das Ganze zu Fig. 320. Myriactis stelhdata. Orig. KuCKUCK. Schnitt durch das Polster. einem kleinen Polster wird, dessen ziemlich ebenmäßige Fläche die Haare überragen. Es hätte keine Bedenken unsere Gattung neben die endophy- tischen Formen des Cylindrocarpus zu stellen, aber ebensogut finden sie hier ihren Platz. Als eine kondensierte Strepsithalia kann man wohl die Gattung Myrionema (s. Sauvageau) auffassen. Myr. vulgare bildet wie ver- schiedene Algen eine scheibenförmige pseudoparenchyniatische Sohle, deren Zusammensetzung aus Einzelfäden indes noch immer deutlich ist — das Ganze wächst fast genau wie Coleochaete soluta. Aus der Sohle erheben sich, vom Zentrum her beginnend, neben den üblichen Haaren vertikale Assimilations- fäden mit der schon mehrfach erwähnten Stellung der verschiedenartigen 30 IX. Phaeophyceae. Sporangien (Fig. 322). Eine seitliche Entstehung der plurilokulären Spor- angien ist in Fig. 322, / noch erkennbar. Nach Sauvageau gibt es aber neben der eben erwähnten Form von Myrionema vulgare andere, bei welchen die Haare und Assimilatoren fast oder völlig unterdrückt sind. Das ist schon in Fig. 322, j sichtbar, aber noch weiter gegangen ist die Rückbildung in dem durch Fig. 322, 2 wieder- gegebenen Fall. Hier sitzen die plurilokulären Sporangien der Sohle direkt und ohne Zwischenglieder auf. Derartige Differenzen können an demselben Individuum wahrgenommen werden. Als vorgeschrittene Myrionemeen dürften dann die RalfsienFig. 322, ^ — 6) aufzufassen sein, jene dunklen, auf Steinen, Muschelschalen usw. nicht seltenen Krusten, welche an der Wassergrenze emergierend als schwarze Streifen makroskopisch bemerkt werden. Hier liegt eine kompakte paren- chymatische Sohle vor, welche nach dem Muster der Coleocliaete scutata ein normales Rand- wachstum zeigt. Die Kruste wird aber mehr- schichtig, indem sich aus der eigentlichen Sohle Zellreihen vertikal auf- wärts erheben (Fig. 322, 6). Diese sind zwar parenchymatisch verbunden, lassen sich aber noch deutlich auf Einzelfäden zurück- führen, wie das u. a. aus der eingesenkten Stel- lung tler Haare hervor- gehen dürfte (Fig. 322, 4). DieParenchymreihen gehen später unter Ab- hebung einer kutikuloi- den Schicht an ihrer Spitze in getrennte Assi- milatoren über, welche meistens nur uniloku- läre Sporangien (Fig. 322, 4) in bekannter seitlicher Stellung führen. Batters und Kuckuck fanden jedoch auch an einigen Ralfsia-Arten neben solchen die plurilokulären Sporangien (Eig. 322, 5) in Terminalstellung. Damit bestätigt sich die Richtigkeit der von Reinke vertretenen Auf- fassung, da£) Ralfsia sich den Myrionemaceen anreihe. Nach den Erfahrungen an Myrionema liegt es nun nahe, wie das auch viele Autoren tun, Ascocyclus u. a. hier anzuschließen, alle jene Formen, welche aus der Sohle direkt oder auf verschieden langen vertikalen Fäden plurilokuläre Sporangien hervortreten lassen. Obwohl hier spezifische Assi- railationsfäden niemals gebildet werden, ist eine derartige Ableitung zweifel- los möglich unter Berücksichtigung der auch bei Myrionema vorkommenden Reduktionen (Fig. 322, 2). Da man aber bislang unilokuläre Sporangien bei Ascocyclus usw. nicht fand, wird man wohl eine endgültige Entscheidung nicht eher treffen können, als bis man über diese definitiv im klaren ist, Fig. 321. Strepsühalia Liagorae n. SaUVAGEAU. 1. Ectocarpales. 31 und so glaube ich zunächst an der oben (S. 25) gegebenen Ableitung des Ascocyclus usw. direkt von den Strebloneraen festhalten zu sollen. Elachistaceae. Die Gruppe kann man wohl am besten als Parallelreihe zu den Coryn- ophlaeaceae bezeichnen, namentlich die Polsterformen derselben wiederholen sich hier. Es tritt aber ein Unterschied sofort hervor: die farblosen Haare fehlen fast immer, sie sind ersetzt durch lange, intensiv gefärbte Fäden Fig. 322. 1—3 Myriotiema vulgarem. SaUVAGEAU. 4 — 6 Ralfsia clavata n. ReINKE's Atlas u. Kuckuck. Thalluslängsschnitte. h Haare. // plurilokuläre, it unilokuläre Sporangien. oder analoge Organe, und so erhalten wir in der Regel kurze, bisweilen keulenförmige und daneben lange fädige Assimilatoren, welche die ersteren weit überragen (Fig. 323 u. 324). Leptonema, Halothrix, Elachistea smd die Hauptvertreter. Reinkes Leptonema stellt kurze, lockere Raschen dar (Fig. 329, /). Von einer unregelmäßigen Sohle erheben sich mäßig zahlreiche, nach oben hin völlig unverzweigte Fäden. Diese wachsen zunächst durch Teilung der Zellen im ganzen Fadenverband in die Länge, bald aber hört dies all- gemeine Wachstum auf, und es bleibt nur ein interkalarer Vegetationspunkt m IX. Phaeophyceae. an der Basis der langen Fäden übrig. Wie lange derselbe tätig ist. ersehe ich aus Reinkes Angaben nicht, doch gehen aus ihm zunächst Zweige hervor, welche wie die primären wachsen und welche sich wiederum an der Basis verzweigen. Schließlich bilden gewisse Büschel unilokuläre Sporan- gien aus dem basalen Vegetationspunkt (Fig. 323, 4). Andere Büschel bilden plurilokuläre Sporangien an den Spitzen der langen Fäden (Fig. 323, j). Bei Leptonema fasciculatum var. flagellare (Fig. 323, 5) stehen solche ein- Fig. 323 n. Reinkes Atlas. / Leptonema fasciculatum mit unilok. Sporangien. 2 dass. mit plurilokulären Spor. 3 Faden mit plur. Sporangien an der Spitze. 4 dass. mit unilokul. Spor. an der Basis. 5 Lepton. fasciculatum v. flaggelare mit plurilok. Spor. fach seitlich wie bei vielen Ectocarpeen, bei den anderen Formen werden die ganzen oberen Fadenzellen zum gleichen Zweck auf- gebraucht, doch ist hier genau so wie bei Eudesme ihre Ent- stehung aus seitlichen Organen immer noch angedeutet. Halothrix lumbricalis Reinke wächst im wesentlichen wie Leptonema. Aus einer mehr oder weniger zusammenhängenden Sohle (Fig. 324) erheben sich lange farbige Fäden, welche sehr bald nahe ihrer Basis das übliche Meristem erkennen lassen, das hier tätiger ist als bei Leptonema. Unterhalb desselben ent- springen neue Langtriebe, außerdem aber (Fig. 325) werden hypo- iä 1. Ectocarpales. 33 meristematisch Büschel von Fäden gebildet, die offensichtlich der Assimilation dienen und man kann mit Reinke von assimilierenden Lang- (a) und Kurz- trieben (a) reden. Sporangien sind nicht bekannt; die Gametangien ent- stehen (Fig. 325 />/) durch besondere Teilungen in den langen Assimilatoren. Symphoricoccus radians Reinke (s. a. Kuckuck Mskr.) schließt sich hier der Hauptsache nach an. Elachistea, welche in kleineu ziemlich festen Polstern meist auf größeren Meeresalgen wächst, beginnt ihr Dasein auch mit langen von einer Sohle ausgehenden Fäden, die sich überall quer teilen, erst später wird an der Basis die übliche Teilungszone herausgebildet, die nun wie bei Halothrix arbeitet. Ohnehin kann man Elachistea auffassen als eine Halothrix, deren basale Teile gegeneinander gepreßt und durch Gallerte vereinigt sind. i'ig. 324. Halothrix lumhricalis. Orig. KucKUCK. Junge Pflanzen. Fig. 326, j zeigt besonders hübsch die hypomeristematische Entstehung der kurzen Seitenglieder. Schon bei den früher behandelten Gattungen ist ein Kern, d. h. ein Zusammenschluß der unter dem Teilungsgewebe liegenden Fadenmassen, zu erkennen. Bei Elachistea wird jener durch die starke Tätigkeit des Meristems gewaltig entwickelt und so resultiert ein festes, farbloses „Mark", das von einer Schicht palissadenartiger kurzer Assimilatoren überdeckt wird (Fig. 326, 2, a). Die langen farbigen Fäden ragen daraus weit hervor («'). Die unilokulären Sporangien sitzen endständig auf kurzen Trieben (Thuret), die plurilokulären, welche nur selten ge- funden wurden (Gran, Rosenvinge, Kuckuck Mskr.) folgen dem Beispiel des Leptonema. Bei Elachistea neglecta aber fand sie Kuckuck bereits an ganz jungen Stadien, sie erheben sich hier (Fig. 326, 3) auf dünnen Ästen aus der Sohle. Im \yinter gehen bei den Elachistea-Arten des Nordens die langen Assimilatoren zugrunde, die Polster bleiben als unansehnliche Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. M. 3 34 IX. Phaeophyceae. Masse zurück, um im nächsten Jahre neue Fäden und wohl auch Sporangien zu entwickeln. Kuckuck schließt in seinem Manuskript an Elachistea noch die neue Gattung Philippia (Elachistea australis) an. Die in Fig. 327 wieder- gegebenen Fäden schließen nicht so fest zusammen wie diejenigen von Elachistea; im übrigen ist der Aufbau grundsätzlich der gleiche wie bei dieser. Ich hätte die Abbildung kaum wiedergegeben, wenn Kuckuck nicht gerade diese Form als den Anfang der Elachistea-Reihe betrachtete. Er will sie damit an gewisse Ectocarpus-Arten mit basalem Vegetationspunkt an- schließen (E. paradoxus u. a.). Ich vermag seine Auffassung nicht ganz zu teilen und glaube eher, die Entwicklung habe den umgekehrten Weg ge- nommen. Doch — chi lo sa! Spermatochnaceae. Myriocladieae. Myriocladia (Kuckuck Mskr.) erinnert in ihrem Scheitel ganz und gar an Mesogloea, wir finden (Fig. 328) einen Leitfaden, der sich durch ,_^ interkalare Teilungen verlängert. Hier wie dort wird er durch einen langen Assimilationsfaden gekrönt. In der Entwicklung wird aber ein anderer Weg eingeschlagen: der Leitfaden dominiert dauernd und bleibt als solcher leicht sichtbar (Fig. 329), weil seine Verzweigung eine ganz andere ist. Die Gliederzellen des Hauptfadens bilden wirtelig gestellte Seitenorgane, diese sind (Fig. 328) ÖÖGO^ Fig. 325. Halothrix lumhricales n. ReiXKES Atlas. a kurze, Gametangien. lange Assimilatoren. // teils dünne Kurztriebe, welche zu Assimilatoren werden, teils dickere Lang- triebe. Letztere legen, soweit ich Kuckuck verstehe, sich dem Zentralfaden nach oben hin an und bilden so eine Hülle um ihn, entsenden aber außer- dem aus ihrer Basalzelle abwärts wachsende Berindungsfäden, die weiterhin dafür sorgen, daß die Umhüllung der Haui)tachse verstärkt und gefestigt wird (Fig. 329). Aus den Basalzellen der verschiedenen Seitenzweige können noch dünnere farbige Fäden hervorgehen, welche bald direkt zu Assimilatoren- Büsclieln mit Sporangien werden, bald aber auf den dickeren Fäden entlang kriechen, um sich erst später nach auswärts zu verzweigen und Büschel zu entfalten (Fig. 329). 1. Ectocarpales. 35 Acrotricheae. Acrothrix gracilis von Kylin zuerst beschrieben, besitzt nach diesem wie nach Kuckucks Notizen den Zentralfaden der Mesogloeen/doch ist dieser wirtelig verzweigt wie bei Myriocladia. Die Wirteläste sind Kurz- triebe, welche in Assimilatoren ausgehen und später auch Sporangien bilden. Die Epibasalzelle trägt ventral ein farbloses Haar in ganz augenfälliger Stellung (Fig. ooO). Von den Basalzellen der Seitenzweige gehen Be- rindungsfäden. sowohl nach abwärts wie nach aufwärts, aus. Die aufwärts gerichteten sind kürzer (Fig. 330). Freilich paßt der Ausdruck Berindungs- Fig. B26. / u. 2 Elachistea scutulata n. Thuret. / Polster auf den Riemen dei Himan- thalia. 2 Längsschnitt durch ein Polster, j Elachistea neglecta. Orig. Kuckuck, w Gewebe der Wirtspflanze, m „Mark", a kurze, ä lange Assimilationsfäden. fäden nicht ganz, es handelt sich um dicke, weitlumige Zellen, welche die Hauptachse einhüllen. Daß sie aber wachsen, wie bei vielen Algen die Berindungsfäden, zeigen die Pfeile in Kuckucks Figur. So entsteht zu- nächst ein dicker einschichtiger Mantel um den Zentralsipho, jener wird später verstärkt, indem von den zweiten Basalzellen der Wirteläste, wie auch von den dicken Rindenzellen, kleinzellige Fäden ausgehen, welche dicht zusammenschließen und nach auswärts Assimilatoren usw. hervorgehen 3* 36 IX. Phaeophyceae. Fig. 327. Philippia australis. Orig. KucKUCK. Längsschnitt. 1. Ectocarpales. 37 lassen (Fig. 831). Die Haarspitze des Zentralfadens geht allmählich verloren, dabei bleibt die teilungsfähige Zone (Fig. 331, a) noch ziemlich lange erhalten. Sperniatochneae. Nemacystus Derb, et Sol. stimmt nach Kuckuck (Mskr.) weitgehend mit Acrothrix überein. Die Hauptachse (der Zentralsipho) trägt an jedem Glied wirteUg gestellte Kurztriebe, welche auf ihrer epibasalen Zelle wieder ein Haar führen (Fig. 332), das nunmehr für alle hier noch zu behandelnden Vertreter charakteristisch wird. In dem Maße, als die Gliederzellen sich strecken, verlängern sich auch die Basalzellen der Wirtelälste und schaffen eine großzellige Berindung, Diese wird ganz wie bei Acrothrix verstärkt durch kleinzellige Be- rindungsfäden, welche sich den inne- ren Teilen auflegen und auch nach außen Assimilatoren mit Sporangien liefern. Die primären wirte- ligen Äste sind des- halb später nicht mehr unterscheidbar. Hätten wir den Scheitel von Nema- cystus nicht, so wür- den wir die Gattung wohl mit Acrothrix vereinigen, das geht aber deswegen nicht, weil jener mit einer typischen Scheitel- zelle wächst (Fig. 332). Dieselbe ist ge- rundet und gliedert Segmente ab wie jede andere. Damit ist aber ein äußerst will- kommener Übergang zu Sporochnus und seinen Verwandten gegeben und es wird die von Reinke ver- tretene Auffassung voll bestätigt, wonach sich ein Übergang vom trichothallischen zum normalen Scheitelwachstum in dieser Gruppe vollzogen hat. Den Typus derselben stellt wohl Spermatochnus paradoxus Roth dar (Fig. 333). Die Pflanze bildet scheinbar dichotom verzweigte bis 1 mm dicke Fäden. Ein axiler Schnitt zeigt wieder den monosiphoren Zentral- faden, welcher mit einer Scheitelzelle endigt. Deren Segmente erfahren keine weiteren Querteilungen, jedes von ihnen produziert vier (selten fünf) primäre Wirteläste, die sich bald als Assimilatoren zu erkennen geben Fig. 328. Myriocladia Lovenii. Orig. KuCKUCK. Sproßspitze. 38 IX. Pbaeophyceae. (Fig. 333, 5 a). Die genannten Seitenorgane bilden sich sukzedan, wie aus Fig. 333, 3 leicht ersichtUch, sie haben gekreuzte Stellung. Unterhalb der Assimilatoren — primäre mögen sie heißen — strecken sich die Segmente des Leitfadens und fast gleichzeitig gehen aus der Basal- zelle der ersteren (öFig. 333, 5) Ästchen hervor, die nach abwärts am Zentralfaden entlang wachsen. Das sind wieder Berindungsfäden, die auch hier zu einem vollkommenen Mantel zusammenschließen. Späterhin wird nun die Rindenschicht verstärkt; das geschieht einer- seits durch Fäden, welche aus der epibasalen Zelle der Assimilatoren her- vorgehen {epb Fig. 333, 6), andererseits aber und hauptsächlich durch wieder- holte Tangential teilun gen in der primären Rindenschicht (bei r, Fig. 333, 4). Reinke zählte bis zu sieben Rindenlagen. Die ganze Rinde hebt sich später vom Zentralfaden ab ; dieser ist nunmehr zunächst von Schleim man telförmig um- geben (schlFig. 333,7,5). erst dann folgt die Rinde. Letztere steht mit dem Zentralfaden nur noch durch die primären Wir- teläste in \'erbindung (Fig. 333, 7, 8). Betrachtet man jetzt den Sproß, mäßig ver- größert, von außen, so er- hält man das Bild der Fig. 333, 2. Aus der pseu- doparenchymatischen Rinde ragen die primären Assimilationsfäden her- vor. Diese letzteren aber werden späterhin, wenn die Fruktifikation be- ginnen soll, abgeworfen, meistens mitsamt dem Haar, welches aus den epibasalen Zellen schon sehr zeitig hervorgeht (Fig. 333, 5, 6, h). Es iDleiben nur die in der Rinde steckenden Zellen der Assimilatoren (Wirtel- äste), d. h. die basale und epibasale übrig (Fig. 333, 8, b, cph). Erstere hat sich stark verlängert, letztere aber produziert jetzt Haare (Ä')> sekundäre Assimilationsfäden (a'), und schließlich an der Basis der letzteren unilokuläre Sporangien. Diese sind ihrer Entstehung gemäß zu Gruppen (Sori) ver- einigt, welche durchaus gesetzmäßig angeordnet sind, entsprechend der Stellung der primären Assimilationsfäden. Späterhin freilich entstehen an den älteren Sproßteilen an ganz be- liebigen Stellen der Rinde Assimilatoren und Haare, die man als tertiäre bezeichnen kann {a'\ h", Fig. 333, 8), und in Verbindung mit diesen auch Sori. Fig. 329. Myriocladia Lovenii. Orig. KuCKUCK. Längs- schnitt des Sprosses. 1. Ectocarpales. 39 Hierbei gehört auch zweifellos die von Life bearbeitete „Chorciaria", (Mesogloea) divaricata. (Kuckuck Mskr., s. auch Reinkes Atlas). Stilophora und Halorrhiza haben nicht einen, sondern mehrere Achsenfäden. Diese schließen bei Stilophora (Fig. 334, 2) überall fest an- einander, bei Halorrhiza aber liegen sie an ihren Spitzen ganz frei (Fig. 334, j). Reinke gab nun an, daß die kuppenförmigen Spitzenzellen nicht als Scheitelzellen anzusprechen seien, die Teilungen sollten sich in den unter ihnen liegenden Zellen vollziehen. Allein Kylin, wie auch Kuckuck er- klären, das sei unzutreffend, auch hier seien normale Scheitelzellen vor- handen. Die Vorgänge der Berindung usw. sind bei Stilophora und Halor- rhiza ganz ähnlich wie bei Spermatochnus (Fig. 334, j), nur sind die Fig. 330. Acrothrix gracilis. Orig. KUCKÜCK. Fig. 331. Acrothrix gracilis. Orig. Längsschnitt des Sprosses, a terminales Haar. Kuckuck. Längsschnitt des Sprosses. a teilungsfähige Zone. Teilungen nicht ganz so regelmäßig; ich verweise dieserhalb auf Reinke und bemerke nur, daß die primären Assimilatoren nicht so regelmäßig stehen und daß die Sori scheinbar aus beliebigen Zellen hervorbiechen. Schon bei Stilophora ist die Neigung vorhanden, schließlich große Teile der Rinde zur Bildung der Sori zu verwenden, das wird bei Halorrhiza weiter getrieben, indem an den fruktifizierenden Exemplaren die ganze Oberfläche der Sprosse von Assimilatoren und Sporangien überzogen ist. 40 IX. Phaeophyceae. Bei den meisten der behandelten Gattungen herrscht die Neigung, die zentralen Elemente voneinander zu trennen. Daraus resultiert dann entweder ein mittlerer Hohlraum oder es ergeben sich, durch den ganzen Sproß zerstreut, isolierte Längsfäden. Diese stehen nur noch an wenigen Stellen miteinander in Querverbindung, sie sind in Schleim- resp. Gallert- massen eingebettet, und außerdem bemerkt man, namentlich in den unteren Thallusteilen, zwischen ihnen kleinere Zellen, das sind Hyphen, welche an beliebigen Zellen entspringen und dann abwärts wachsen. Viele von ihnen treten unten hervor und bilden die Haftscheibe. Desmarestiaceae. Die Gruppe ist nicht ganz leicht unterzubringen, ich setze sie einmal versuchsweise in die Nähe der Stilophoreen auf Grund ihres interkalaren Vegetations- punktes und ihrer Berindung, Kuckuck plazierte sie ähnhch. Es muß hier aber auch wieder auf Ectocarpeen, z. B. Ect. granulosus (S. 8, Fig. 292), hingewiesen werden. Desmarestia und Arthrocladia bilden bisweilen 1 — 2 m lange, reich verzweigte Sproßsysteme (Fig. 335). An den relativen Hauptästen sind die langen Seitenzweige (Lang- triebe) ursprünglich zweizeilig gestellt, doch kommen häufig nachträgliche Verschiebun- gen vor. An den Lang- trieben entwickeln sich zahl- reiche Kurztriebe, diese sind bei Desmarestia stets zwei- zeilig, bei Arthrocladia da- gegen wirtelig angeordnet. Vielen Botanikern werden diese Kurztriebe nur in Ge- stalt der knorpeligen „Dor- nen" bekannt sein, welche der Desmarestia aculeata (Fig. 335, 2) den Namen gegeben haben. In diesem Entwicklungsstadium findet man sie auch im Hoch- sommer und Herbst, vom Januar dagegen bis in den Sommer steht an Stelle der Dornen und außerdem an alten Langtriebspitzen ein dichtes Büschel langer, far- biger Fäden (Fig. 335, /). Um diese Zeit findet auch, wie besonders Söderström und Jönsson betont haben, das Wachstum statt. Über dieses gab zuerst Janczewski klare Aus- kunft, seine Angaben wurden ergänzt durch Falkenberg, Reinke und die beiden eben genannten Autoren. Unter dem Mikroskop lösen sich die Fadenbüschel auf in ein System monosiphoner Fiederäste (Fig. 335, j, 4, 5); man erkennt einen Zentralfaden (c), welcher zahlreiche Seitenäste in zweizeilig opponierter Stellung trägt: jede Glieder- zelle hefert deren zwei. In der Nähe der Büschelbasis (bei w, Fig. 335, j, 5) erkennt man eine interkulare Teilungszone, diese liefert nach oben wie nach Fig. 332. Nemacystus ramulosus. Sproßspitze. Orig. Kuckuck. 1. Ectocarpales. 41 Fig. 333. Spermatochtms -paradoxus n. Reinkes Atlas. / Habitusbild. 2 | Sproßspitze von außen, j Vegetationspunkt. 4 Sproßspitze im Längsschnitt. 5 Zentralfaden (r/) mit primärem Astwirtel und beginnender Berindung. 6 dass. im Längsschnitt. 7, .*? Quer- resp. Längsschnitt durch einen älteren Sproß, v Scheitelzelle. 5 Segment, cf Zentralfaden, schl schleimführender Hohlraum, h, h' , h" Haare, a, a', a" Assimila- toren. r Rinde, b Basalzelle, epb Epibasalzelle. 42 IX. Phaeophyceae. unten neue Gliederzellen, aus welchen dann natürlich auch Seitensprosse hervor- gehen (Fig. 335, 5). Da die jungen Gliederzellen noch eine Zeitlang teilungs- fähig sind, können jüngere Seitenzweige zwischen etwas ältere eingeschoben werden (Fig. 335, j). Die Fiederzweige besitzen auch ihrerseits an ihrer Basis einen interkalaren Vegetationspunkt (Fig. 335, ^), welcher wieder Fiedern höherer Ordnung liefern kann. Aus den der Hauj^tachse angrenzenden Zellen brechen Zweiglein hervor, welche sich bald als Berindungsfäden zu erkennen geben (Fig. 335, j — ^). Diese, anfangs getrennt, schließen zu einer einschichtigen Rinde zusammen, und Fig. 334 n. Kuckuck u. Reinkes Atlas. / u. 2 Stilophora rhizoides. Scheitel. 3 Halorrfiha. sp Spitzen- zellcn. T teilungsfähige Zellen. solche wächst nun, oft rapide, zu vielzelligen Lagen heran, welche die Zentral- achse dicht einhüllen (Fig. 335, j, j, 6). Die Außenschichten dieser Rinde sind farbig und wirken demgemäß, die inneren sind fast ohne Chromatophoren. Von den primären Seitenachsen gehen manche (Fig. 335, ^ f) sehr rasch zugrunde, ihre Stümpfe werden von der Rinde überwallt, andere sind wachs- tumsfähiger, ihr basaler, interkalarer Vegetatioiispunkt schiebt sich in dem Maße nach auswärts als die Rinde dicker wird (Fig. 335, ^, j); er bleibt auch weiterhin tätig und liefert entweder die dornigen Kurztriebe oder bei andauernder Aktion die Langtriebe. 1 Ectocarpales. 43 Fig. 335. 7 Destnarestka aculeata im Frühjahr. Orig. 2 dieselbe im Herbst. Orig. 3 dieselbe; wachsende Region n. Reinke. 4 Arthrodadia villosa\ Stück des Zentral- fadens (c) mit Seitensprossen und Berindungsfäden (r) n. Falkenberg. 5 Desmarestia hgulata\ wachsende Region n. dems. 6 Demarestia aculeata; Querschnitt. 7 Phaeurtis antarcticus n. Skottsberg. iv interkalarer Vegetationspunkt, r Rinde u. Rindenfäden. c Zentralfaden, h Hyphen. / hinfällige Seitenglieder, a Assimilatoren. ^; 44 IX. Phaeophyceae. Die Pflanzen sind mehrjährig, bei Beginn der neuen Jahresperiode wachsen nicht bloß die normalen Langtriebe weiter, sondern es können auch aus deren Achseln Sprosse hervortreten. Es handelt sich wohl um „ruhende Augen", deren Entstehung noch nicht ganz klar ist. Der Bau der Rinde kann durch Hyphen, durch besondere assimilierende Zellen in der Nähe der Zentralachse recht bunt werden — s. Jönsson. Skottsbergs Phaeurus ist einfacher gebaut. Der Zentralfaden ist an seinem Ende unverzweigt (Fig. 335, 7) besitzt aber auch die interkalare Wachs- tumszone. Unterhalb derselben entstehen zahlreiche wiederum einfache Seitenäste, welche als Assimilatoren wirken. An deren Basis bilden sich Berindungsfäden, welche durch Teilung usw. eine der Desmarestia ähnliche, wenn auch nicht so dicke Rinde bilden. Die Assimilatoren werden von ihr an der Basis umschlossen und wachsen mit, weil sie ja ihre Meristem- I ' / Zone behalten haben. Sie überziehen die Langtriebe dauerend mit einem dichten Pelz. Als Fortpflanzungsorgane wurden bislang nur unilokuläre Sporangien sicher nachgewiesen. Bei Arthrocladia wandeln \ >K ^^^^^^ *^'® letzten Auszweigungen der Faden- büschel einige oder alle Zellen zu Spor- angien um. Ein einzelnes sporangien- // tragendes Zweiglein sieht kaum anders . • ■^ y aus als ein beliebiger Ectocarpus oder ^- ' , eine Pilayella. Auch bei Desmarestia ^ V '# '- ' ' können nach Johnson die über den inter- V^ ,, .,- ' kalaren Vegetationspunkten gelegenen Glie- \^ ^ ^? derzellen der primären und sekundären -^"^ ' Achsenfäden zu Sporangien werden, häu- figer werden die peripheren Zellen der ' Rinde (nachdem sie noch eine Teilung erfuhren) in solche umgewandelt; so sahen es Thüret, Kuckuck, Rosenvinge, Johnson. Sporochiiaceae. Nereia, Sporochnus, Carpo- mitra, Bellotia und Perithalia gehören hierher. Es handelt sich um Sprosse, die gewöhnlich in einer Ebene Fig. 336. Nereia Montagnei. 1 Sproß- verzwcigt sind iHul an den Enden aller stück, schwach vergr. Orig. Triebe auffallende Büschel farbiger Fä- den („Haare'') tragen. Bei Sporochnus (Fig. 336). Bellotia u. a. lassen sich Lang- und Kurztriebe leicht unterscheiden, bei Nereia (Fig. 341) und Carponiitra ist diese Differenz zum mindesten keine scharfe. Die Gruppe ist von Agardh, Harvey, Kjellman systematisch behandelt, Johnson gab einige Daten über das Wachstum, einen klaren Überblick über den Aufbau gewinnt man aber erst aus der Kenntnis der Keimpflanzen heraus, die uns Berthold und vor allem Kuckuck demon- strieren. Auf die Manuskripte dieser beiden Forscher, die ich benutzen durfte, gründet sich die folgende Darstellung in erster Linie. Das Gewebe der erwachsenen Sprosse von Nereia und Sporochnus, wohl auch der anderen weniger untersuchten Gattungen besteht in der 1. Ectocarpales. 45 Mitle aus großen, faiblosen und langgestreckten Zellen, die derbe Längswände aber zarte Querwände haben. Nach außen werden die Zellen kürze]-, sie besitzen zahlreiche Chromatophoren und entsenden in radiärer Richtung wenigzellige Assiniilatoren mit kopfig geschwollenem Ende, welche die Sporangien neben sich tragen. Fig. 337. i u. 2 zeigen das durchaus klar. Das Scheitel Wachstum der Sporochniden ist wohl das Seltsamste was man in der ganzen Algengruppe hat. Am Ende des Zentralkörpers werden die Enden der längs verlaufenden Fadenreihen von einer einzigen Lage kleiner Zellen gekrönt. Diese stellen das Meristem dar, welches Fig. 337. Nereia filiformis. Orig. KuCKUCK. / Längsschnitt des Scheitels. 2 Längs- schnitt der Rinde. durch Teilung nach unten neue Elemente auf den Sproß aufbaut, nach oben aber die farbigen Haare liefert, die nun freilich, jedes für sich, noch einen eigenen Vegetationspunkt besitzen, der durch interkalare Teilungen für Ergänzung der Haare sorgt, wenn diese Not gelitten haben. So sind also zwei Meristeme vorhanden, die völlig unabhängig voneinander arbeiten. Über die Verzweigung gibt Fig. 338 Auskunft. Es bleiben am Scheitel gewisse Stellen im Wachstum zurück und verzichten auf Teilungen, andere schaffen dafür umso energischer. Sehen wir von den Assimilatoren ab, so gleicht das Ganze einer sich verzweigenden Selaginella. Ein volles Verständnis für den Wachsturasmodus unserer Gruppe gewinnen wir aber erst, wenn wir die Keimlinge verfolgen, die Kuckuck 46 IX. Phaeophyceae. von Nereia vor sich hatte, nachdem schon Berthold vieles gefunden. Aus der keimenden Spore geht ein aufrechter Faden hervor (Fig. 339, j), an welchem sich bald ein interkalares Meristem zeigt. Unterhalb desselben zeichnet sich eine Zelle aus, welche nicht bloß durch eine Längswand zerfällt, sondern sich auch nach außen vorwölbt {d^. lu). Aus diesen beiden Zellen sproßt zunächst ein aufwärts gerichteter Faden hervor {fifi), der zu einem Haar wird (Fig. 329, 2). Die Basalzelle desselben aber wird durch eine horizontale (Quer-) Wand in eine obere und untere Zelle geteilt, {b^° '^2" )• Aus der letzteren wächst ein Faden hervor, der sich abwärts kehrt und an dem Erstlingsstiel bis auf die Unterlage hin wächst, um sich auf dieser zu verankern (Fig. 329, j). Die mit b^° bezeichnete Zelle erfährt eine Längsteilung (Fig. 339, 2) und aus der nach auswärts gekehrten Tochter- Fig. 338. Nereia filiformis. Orig. KuCKüCK. Längsschnitt eines verzweigten Scheitels. zelle (+ Fig. 339, 4) sproßt wieder ein farbiger Faden hervor, dieser läßt erneut an seiner Basis einen abwärts wachsenden Sipho erstehen. Dieses Spiel wiederholt sich so und so oft. Über den Vorgang belehren uns Fig. 339,4; "• 340, ohne daß ich weiteres erzählen müßte; zumal die von Kuckuck eingezeichneten Pfeile sagen mehr als viele Worte. Zusammen- fassend kann man sagen: Von den mittleren Zellen b^—K^ usw. ausgehend wird nach oben ein ausgedehnter Schopf von Assimilatoren entfaltet, nach abwärts aber legen sich immer neue Fäden im Bogen über die primäre Achse, hüllen dieselbe ein und stellen den Zentralkörper dar, reichen aber auch so tief hinab, daß sie als Hafter den ganzen Organismus an der Unter- lage festlegen können. Sporochnus (Fig. 341) hat einen etwas anderen Wuchs als Nereia. An stark entwickelten Langtrieben stehen zahlreiche, mit langen Haar- 1. Ectocarpales. 47 schöpfen endigende Kurztriebe, die in gewissen Zonen keulig verdickt sind. Trotzdem stimmt das Wachstum grundsätzHch mit dem von Nereia überein. Die KeimHnge. hier nicht ganz so lückenlos bekannt wie bei jener Gattung, zeigen (Fig. 341, 2) auf dem Scheitel des Hauptfadens zunächst eine kleine Haargruppe, die sich (Fig. 341, j) auch zu einer raeristematischen Scheibe (///) entwickelt. Nach unten werden wieder Umhüllungsfäden ent- sandt. Die Zuwachszone der älteren Sprosse liegt wohl etwas tiefer als bei Nereia (s. Fig. 341, 4). Die Zell- komplexe dort bauen auf das Sproß- ende einfach neue Elemente auf und heben den Haarschopf empor ohne ihn zu verändern. Seitenzweige (spr), mögen sie sich zu Kurz- oder Lang- trieben ausgestalten, werden unterhalb des interkalaren Vegetationspunktes angelegt und zwar aus einer beliebigen Rindenzelle, welche dann rasch ein Haarbüschel bildet. Die Rinde der großen Sprosse ist etwas einfacher Fig. 339. Nereia filiforjm's. Junge Keimpflanze. Orig. Kuckuck. /i/„ usav. aufrechte Fäden, b^b^ usw. Basalzellen verschiedener Ordnung, a primäre Achse. als bei Nereia, sie erscheint parenchymatisch ohne Assimilatorenschicht. Die übrigen Gattungen sind so wenig bekannt, daß sich eine Be- sprechung an dieser Stelle erübrigt. In allen Hauptpunkten stimmen sie jedenfalls mit den ausführlicher behandelten Vertretern der Familie überein. 48 IX. Phaeophyceae. Als Fortpflanzungsorgane kennt man unilokuläre Sporangien. Solche sitzen wohl bei allen Gattungen unter Bevorzugung der Basis seit- lich an den Assimilatoren, so wie das Fig. 341. 6 für Carpomitra, Fig. 337 für Nereia angibt. Ihre Träger sind zu Sori vereinigt, die meist bestimmte Thallusstellen einnehmen; besonders bekannt ist, daß bei Sporochnus und Carpomitra die Enden der Kurztriebe (Fig. 341, 5, so) von einem Sorus rings umschlossen werden. Berthold nimmt eine Verwandtschaft zwischen den Sporoch- naceae und Mesogloeaceae mit einigem Recht an. Man müßte voraussetzen, daß die Fäden sich am Vegetationspunkt fester vereinigten als bei Eudesme usw. und daß sie nur noch nach außen Verzweigungen bilden konnten. Fast noch mehr Ähnlich- keiten bestehen mit Myrio- gloea (Fig. 312), weil auch bei dieser die farblosen Haare fehlen. Wir wollen aber doch nicht verschwei- gen, daß die abwärts wachsenden Fäden, wie auch die Zuwachszone (un- abhängig von dem tricho- thallischen Wachstum der Haare) etwas ganz Neues darstellen. Splachiiidiaceae. Die Gattung Splachni- d i u m wurde früher gewöhn- lich zu den Fucaceen ge- zählt. Mitchell und Whit- TING aber zeigten, daß dies nicht wohl zulässig sei. Die darmähnlichen Sprosse sind mäßig verzweigt. Ihre Wan- dung ist mehrschichtig, der große, mittlere Hohlraum wird von einigen Fäden durchzogen. Überall in die Oberfläche sind Gruben ein- gesenkt, welche allerdings den Konzeptakeln von Fucaceen gleichen; sie führen indes neben Haaren einfache unilokuläre Sporangien (Fig. 342). Die Gruben entstehen rings um eine biriiförmige Initialzelle, doch ist nach den genannten Autoren auffallend, daß diese keinerlei Teilung erfährt. Solche vollziehen sich in der Umgebung der Initiale, und die Nachbarzellen derselben sind es auch, welche letztere unter die Sproßoberfläche hinabdrücken. Das würde stark an die Fucaceen erinnern. Auffallend ist auch, daß die nämliche Initiale am Scheitel der Pflanze wiederkehrt, der im übrigen aus gleichartigen meristematischen Zellen zusammengesetzt ist. Mir scheint, die Sache bedürfe eingehenderer Prüfung. Die Initiale ist noch rätselhaft. Die Zukunft muß dann zeigen, ob Murray Recht hat, wenn er für Splachnidium eine besondere Familie schafft. — Das vorstehende schrieb ich in der ersten Auflage. Inzwischen hat Kuckuck das Rätsel der Initiale sie ist ein grüner Epiphyt, ein Codiolum (vgl. auch Nienburgs Referat, Fig. 340. Nereia filiformis. Orig. Keimpflanzen. Kuckuck. Ältere 1. Ectocarpales. 49 Ztschr. f. Bot. 1921, 13, 179). Im übrigen hatte Roe die Algen wieder zu den Fucaceen versetzt, Skottsberg aber machte auf die große Ähnlichkeit der Assimilatoren und des Rindenbaus mit Chordaria, Leathesia usw. aufmerksam. Kuckuck gibt dann unter anderem die Fig. 343. Aus dem Längsschnitt des Scheitels geht tatsächlich hervor, daß wir im wesentlichen einen Mesogloeaceen- Vc^etationspunkt vor uns haben. Die Längsfäden wachsen interkalar, ver- zweigen sich einseitig nach auswärts, um dann aber weit auseinanderzurücken und die Zwischenräume mit Schleim zu füllen. ß) Polystiche Ectocarpales. Aus einfachen Fäden gehen durch Teilung in der ganzen Gruppe mehr oder weniger fest zusammenschließende Gewebe hervor, die sich in den einzelnen Familien verschieden weit differenzieren. Die hypothetischen Zusammenhänge der einzelnen Gruppen mag das folgende Schema geben: Hydro- clathraceae Adenocysfis Soranthera Hydroclathrus Colpomenia Phyllitis Delamarea Gobia Dictyosiphon Aspero- [ Asperocoecus cocca- \ Striaria ceae \ Myriotrichia Scytosiphon Stictyosiphon Kjellmania Pogotrichum [ Dictyo- siphonaceae Omphalophyllum Phaeosaccion Punctaria Desmotrichum §5) \, Ectocarpus Punctariaceae. In seiner äußeren Gestalt bildet ein großer Teil unserer Reihe eine auf- fallende Parallele zu den Ulvaceen, fast alle Formen, die wir dort beschrieben, kehren hier in Braun wieder. Den untersten Platz unter den Punctarieen nehmen zweifellos die Desmo trieb um -Arten ein. Mit Reinke wählen wir Desmotrichum un- dulatum als Beispiel. Die Pflanze bildet Rasen, welche im günstigsten Fall aus unverzweigten schmalen Bändern von 10—20 cm Länge und 2—5 mm Breite bestehen, meistens aber (Fig. 344) etwas kleiner sind. Junge Pflanzen besitzen Kriechfäden, aus welchen sich ein unverzweigter, monosiphoner Faden erhebt; ein farbloses Haar krönt denselben. Alle Gliederzellen dieses Fadens sind teilungsfähig, sie vermehren sich durch Querteilung, bald aber treten Längsteilnngen überall auf und es entsteht eine schmale, zunächst einschichtige Zellflächo, welche indes sehr bald zwei- bis vierschichtig wird (Fig. 344, j). Die inneren Zellen des Thallus unterscheiden sich von den oberfläch- lichen kaum (Fig. 344, 5); eine Gewebedifferenzierung ist also noch nicht gegeben. Aus den Oberflächenzellen, besonders am Rande des Thallus, gehen Haare hervor, und an der Basis werden Rhizoiden für die Veranke- rung gebildet. Unilokuläre Sporangien [11) erscheinen etwas in die Fläche eingesenkt, die plurilokulären (/) dagegen ragen als kegelförmige Körper über dieselbe vor (Fig. 344, j). Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 4 50 IX. Phaeophyceae. Daß cliesDesmotrichum von einfachen Ectocaipus-Aiten abgeleitet werden müsse, unterliegt nach dem eben gesagten wohl kaum einem Zweifel und alle Autoren (Reinke, Kjellman u. a.) sind darüber einig. Zum Überfluß wird die Sache noch illustriert durch Desmotrichum balticum u. a. Hier besteht die ganze Pflanze aus einem unverzweigten monosiphonen Faden, der nur eine Anzahl von Gliederzellen der Länge nach geteilt hat. Die plurilokulären Sporangien sind einfach umgewandelte Fadenzellen, oder aber sie treten seitlich über denselben heraus. Fig. 341. / Sporochnus pedtmculatus. Habitus. Orig. 2, 3 Keimlinge von dems. Orig. Berthold, m mittlere, p periphere Zellen der Parenchj'mscheibe. ;- Berindungsfäden. 4 Sproßende von dems. im Längsschnitt. Die dunkle Linie zeigt die Längsachse des Ganzen an. v Vegetationszone, spi- junge Seitensprosse. Orig. Berthold. 5 Kurz- trieb mit Sorus {so) von dems. n. Johnson. 6 Assimilatoren mit unilok. Sporangien von Carpomitra. Orig. Berthold. a Assimilationsfäden, sp Sporangien. Isp leere Sporangien. Man würde vielleicht diese letztere Form an den Anfang der ganzen Reihe gestellt haben, wenn nicht Reinke plausible Gründe dafür angeführt hätte, daß das Desmotrichum balticum von D. undulatum herzuleiten sei. Aber auch als reduzierte Form vermag sie immer noch eine Vorstellung über die Entstehung unserer Gruppe zu gewähren. 1. Ectocarpales. 51 An Desniotrichum schließen wir die völlig ulvoide Punctaria selber. Eines Habitusbildes bedarf es nicht, ohne Farben käme keine große Differenz gegen die Bd. I, S. 291, Fig. 193 wiedergegebene Ulva heraus. Der Querschnitt der Punctaria allerdings ist nicht zwei-, sondern vierschichtig (Fig. 344, ^). Die Sporangien entstehen, soweit ich sehe, schon zu einer Zeit, wo der Thallus noch zweischichtig ist; da nicht sie selber, wohl aber ihre Nachbarzellen durch Wände parallel zur Fläche geteilt werden, erscheinen die Sporangien später in das Laub eingesenkt (Fig. 344, ^). Dasselbe gilt für Desmotrichum. Die Gametangien dagegen werden erst gebildet, wenn die skizzierte Teilung vollzogen ist (Fig. 344, ^). Haare entwickeln sich in Gruppen Fig. 342, Splachnidium ritgosiim. Orig. KuCKüCK. Grube mit Konzeptakeln. (Fig. 344 //) über die ganze Thallusfläche zerstreut. Rhizoiden endlich heften die verschmälerte Basis ans Substrat fest. Farlow's Phaeosaccion ist eine braune Enteromorpha (man vergleiche nur die Photographie bei K. Rosenvinge), und das Omplialophy llum dieses Autors gleicht einer Monostroma, deren sackartiger Thallus ziemlich spät einseitig aufgeschlitzt wurde. Speziell bei Phaeosaccion ist die Entstehung aus einem Zellfaden ganz evident, bleiben doch Basis und Spitze noch lange einreihige Gebilde, und auch bei Omphalophyllum läßt sich die Röhrenform an Basis und Spitze sehr lange, wenn nicht dauernd erkennen. Scytosiphonaceae. Ein Seitenstück zu Desmotrichum stellt dann Reinkes Pogotrichum dar, das wegen seiner Vielgestaltigkeit später nochmals behandelt werden 52 IX. Phaeophyceae. soll. Aus einer Sohle, die sehr veränderlich ist, erheben sich nach mancher- lei Zwischenformen unverzweigte bis 5 cm lange Sprosse. Diese entstehen wie üblich durch Teilung eines monosiphonen Fadens; der Unterschied be- steht nur darin, daß hier der Si)roß völlig gerundet ist und (Fig. 345) im Zentrum größere, fast farblose Zellen besitzt, welche von einer kleinzelligen Assimilationsschicht bedeckt werden. Die Sporangien entstehen einfach durch Umwandlung von Rindenzellen, welche regellos über den ganzen Zylinder verteilt sind. Es kann aber auch die ganze Assimilationsschicht für die Sporangienbildung aufgebraucht werden. Nun wenden wir uns mit Reinke zu Stictyosiphon, einer meist fadenförmigen, mäßig stark verzweigten Alge. Längs- und Querschnitte durch einen noch sterilen Sproß lassen Fig. 343. Splachnidium rugosum. Orig. KüCKUCK. Scheitel mit den eingesenkte Codiolunizellen. im Zentrum meistens vier fast farblose, ziemlich langgestreckte Zellen er- kennen. Der von ihnen gebildete Zentralkörper {c Fig. 34G, 2, j) wird von einei' wenig gefärbten Schicht umgeben, deren Zellen bereits viel kürzer sind, und endlich folgt nach außen eine vielfach fast isodiametrische Lage von stark gefärbten assimilierenden Zellen (;-). Aus diesen letzteren gehen dann die uni- und plurilokulären Sporangien hervor. Ihre Anoidnung ist regellos (Fig. 340, ^), und namentlich an größeren Ästen können sie fast die ganze Oberfläche bedecken. Sie treten aber (Fig. 347) noch in den letzten Auszweigungen auf. Der eben geschilderte Aufbau entwickelt sich aus einreihigen Keim- pflanzen oder Ästen (Fig. 346, /). Diese zunächst monosiphonen Organe 1. Ectocarpales. 53 tragen auf der Spitze ein Haar, das mit Hilfe eines interkalaren Vege- tationspunktes selbständig wächst (P'ig. 346, /). Der junge Sproß selber Fig. 344 n. Reinkes Atlas u. Thuret. / Desmotrkhum undulatum. Habitusbild. 2 dass. von der Fläche (Sprnßspitze). 3 dass. im Querschnitt. 4 Pimciaria; „Laub" im Quer- schnitt, h Haare, u uni-, / plurilokuläre Sporangien. 54 IX. Phaeophyceae. ist aber unabhängig davon überall teilungsfähig; keine Region wird bevor- zugt, höchstens dauert an den Spitzenregionen das Wachstum etwas länger an, als in den unteren Zonen. Nach mehrfachen Querteilungen treten in den Gliederzellen zwei zueinander senkrechte Wände auf, welche das zy- lindrische Organ in Quadranten zerlegen. Nun folgt in jedem derselben eine peiikline Wand. Die so gebildeten vier Mittelzellen bleiben fernerhin ungeteilt, die peripheren aber liefern durch weitere Radial- und Tangential- teilungen die äußeren Zellagen, welche wir schilderten. Haare sowohl wie Seitenzweige entstehen (Fig. 346, /) an jungen Organen recht regelmäßig, können aber spätei'hin überall aus beliebigen Zellen der Assimilationsschicht hervorgehen (Fig. 346. 4). Im Prinzip den gleichen Aufbau wie Stictyosiphon, zeigt der meist unverzweigte Scytosiphon (Fig. 348, j, 4). Die Keimlinge sind von denen des Stictyosiphon kaum zu unterscheiden. Durch Längs- und Quer- teilungen resultiert ein an- atomischer Aufbau, der un- gefähr der Fig. 346, 2 u. j von Stictyosiphon entsprechen mag. Später freilich wird die Sache etwas anders, weil die zentralen Zellen sich von- einander lösen und dadurch einen Hohlraum schaffen, der meistens Luft führt. Die Sprosse von Scytosiphon lo- mentarius erreichen den Durchmesser eines mäßigen Federkieles (Fig. 348, 6)\ dar- aus ergibt sich, daß die Rinden- zellen und die ihnen nach innen ansitzenden Elemente ein erhebliches Wachstum in tangentialer Richtung erleiden müssen. Letzteres ist nicht überall genau gleich und so resultieren die schwachen Ein- schnürungen, welche in Fig. 348, 6 wiedergegeben sind. Die plurilokulären Spor- angien gehen, wie bei Stictyo- siphon, aus der peripheren, anfangs assimilierenden Zellschicht des Sprosses hervor (Fig. 348, 5), doch erfolgt hier nicht bloß eine Teilung der Zellen, sondern die Sporangien strecken sich (Fig. 348, j) über die Oberfläche hervor, wobei häufig die äußerste Schicht der Mutterzellmembranen (nach dem Bei- spiel der später zu erwähnenden Ralfsia) zusammenhängend abgehoben wird. Die Sporangien bei Scytosiphon stehen zunächst in kleinen Sori (Fig. 348, j) beisammen. Diese aber können zusammenfließen, weil sich immer mehr Oberflächenzellen an der Sporangienbildung beteiligen. Wie das Thuret abbildet, stehen dann die Sporangien dicht palissadenähnlich beisammen. Bei Sc. lomentarius sind mäßig zahlreiche keulenförmige, sterile, aber fai'l)ige Zellen (Assimilatoren) zwischen die Sporangien ein- gestreut. Fig. 345. Pogotrichnm filiforme Rke. n. ROSENVINGE / Habitus. 2 Querschnitt, pl plurilok. Sporangien r farbige Rinde. 1. Ectocarpales. 55 Fig. 346. Orig. Kuckuck. / Stictyosiphon subsymplex ; junge Zweige. 2 Stictyosiphoii torttlis ; Längsschnitt der Sprosse, j Stictyosiphon adnaticus ; Querschnitt der Sprosse. 4 Stict. adriaticus ; Sproß von der Fläclie mit Sporangien. 5 Ders. mit Gametangien. 56 IX. Phaeoph3rceae. P'ig. 347. Stictyosipho7i adriatiais. Orig. Kuc'KUCK. Seitenzweig mit Gainetangien. 1. Ectoc.irpales. 57 Mit Scytosiphon nahe verwandt dürfte auch Reinkes Kjellmania sein; sie stellt eine relativ einfache Form dar, die vielleicht als Bindeglied zwischen niederen Ectocarpeen nnd den hier behandelten kann aufgefaßt werden. Als ein abgeflachter und stark verbreiterter Scytosiphon kann wohl die bekannte Phyllitis angesehen werden, die durch ihren großen (bis 20 cm Fig. 348 n. Orig. Kuckuck u. Reinkes Atlas. / u. 2 Phyllitis Fascia (Muell.) Kütz. Keimpflanzen. 3 w. 4 Scytosiphon lomentari^is. Lyngl. J. kg. Keimpflanzen. 5 Scvfo- siphon pygmaeiis. Stück der Wand mit pludlok. Sporangien f^!-/). ö Scytosiphon lomentarms; ganze Pfl. Orig. 58 IX. Phaeophyceae. hohen) blattartigen Thallus auffällt. Die plurilokulären Sporangien bilden bald einzelne Flecke, bald eine fast zusammenhängende Schicht über einen großen Teil des Thallus. Fig. 349. Phyllitis- und Scytosrphon-\ oxV^mwa. Urig. Kuckuck. 1. Ectocarpalee. 59 Fig. 350 n. Reinke, Kuckuck u. Skottsberg. / — 4 Dictyosjpho». i Habitusbild. Orig. 2 Längsschnitt durch die Sproßwandung. 3 Längsschnitt durch Keimlinge. 4 Längs- schnitt eines älteren Sprosses mit Seitenast. 5 u. ö Cladothele Decaisnei, junge Sprosse. 60 IX. Phaeophyceae. Auch Pliyllitis zeigt in der Jugend monosiphone aufrechte Fäden, (Fig. 348, /, 2) die sich durch Längs- und Qucrteihingen in die flachen Sprosse umwandehi. Sie sowohl wie Dictyosiphon beginnen ihr Dasein mit kriechenden Fäden, die Kuckuck als Vorkeime bezeichnet. Ich habe seine sauberen Zeichnungen in Fig. 349 wiedergegeben. Zugehörige Notizen fanden sich nicht. Die Bilder sagen aber wohl genug. Zu unserer Gruppe muß man auch wohl Rosenvinges Coelocladia rechnen. In Bau und Sporangienbildung erinnert sie an Scytosiphon, in der Verzweigung an Stictyosiphon; von beiden weicht sie ab durch die aus geprägt trichothallische Wachstumszone. Lithosiphon, Isthmoploea u. a. nenne ich hier, obwohl Kuckuck in seinen Notizen eine besondere Familie für die erstere aufstellte. Leider fehlt die Begründung. Dagegen gehört sicher in die Familie Börgesens Rosenvingea; sie hat ca. 20 cm lange Sprosse, im übrigen gleicht sie im Bau dem Scytosiphon. Dictyosiphonaceae. Dictyosiphon, Delamarea, Gobia, Scytothamnus, Coelodesme und Cladothele haben in der äußeren Erscheinung viele Ähnlichkeiten mit der vorigen Fa- milie, es sind meistens knorpelige ver- zweigte Sprosse von mäßiger Länge (Fig. 350, I). Auch die Gewebeanordnung weicht nicht so gewal- tig ab, z. B. zeigt ein Längsschnitt durch den Sproß von Dic- tyosiphon (Fig.350, 4) die zentralen lang- gestreckten ,.Mark"- Zellen überzogen von kleinzelligen stark ge- färbtem Gewebe. Dieses entwickelt sich vielfach eigenartig, die Sache läuft aber immer darauf hinaus, die Sporangien in ste- riles Gewebe einzu- schließen, ja sie zu versenken (Fig. 350,2). BeiDelamarea (Fig. 351) und Cladothele (Skotts- bero) wird das durch kurz schlauchartige Zellen (a) erreicht, welche aus dem sterilen Rindengewebe vorgestülpt werden. Sie umschließen auch die Haare (//). Bei anderen Gattungen setzen in den zwischen den Sporangien stehenden Rindenzellen Teilungen ein (Fig. 350, 2). Das entstehende (Jewebe kann (Fig. 352) die Sporangien konzeptakelartig bedecken, es können sich auch bei Gobia (Fig. 353) die radialen Zellreihen aus dem Verbände lösen um Assimilatoren nach dem Muster der Mesogloeaceen darzustellen. Meistens wird angegeben, daß die Dictyosiphoneen mit Schcitelzelle wachsen (s. Reinke-Murbeck), Kuckuck Mscr. aber bezweifelt, ob die Dinge .;3issS^^^- Fig. 3.51. Delamarea atlenuata. n. KuCKUCK. Querschnitt des Sprosses, n unilokuläre Sporangien. a Assimilatoren. h Haare. 1. Ectocarpales. 61 Bi'^^ii überall so liegen. Mir scheint für den Seitenzweig der Fig. 350, ./ sei die Sache dnrchaus klar. Die Scheitelzelle teilt sich und die Segmente werden gesetzmäßig zerlegt. Ganz ähnliche Bikler zeichnet Skottsberg für Scyto- thamnns, nicht minder wie für eine Varietät von Cladothele. Bei einer anderen, schwächer entwickelten Form der letzteren waren die wachsenden Spitzen der Zweige von einem Haar gekrönt (Fig. 350, j). Dieses beteiligte sich am Wachstum nicht, Zellteilungen setzten erst tiefer unten in den Faden- zellen ein. Das stimmt nun mit Dictyosiphonkeimlingen übeiein, die Kuckuck abbildet (Fig. 350, j). Auch bei diesen krönt ein farbloses und an sich unbedeutendes Haar die teilungsfähigen Regionen. Danach ist der Schluß, den auch Kuckuck zieht, gewiß berechtigt, daß damit sehr nahe Beziehungen zu den Stictyosiphoneen bekundet werden. Wie die Mesogloeaceen mit inter- kalarem Vegetationspunkt in die Spermatochnus- formen mit Scheitelzelle übergehen, so dürften auch die hier behandelten Gat- tungen leicht verstanden werden, wenn man an- nimmt, daß siedle Scheitel- haare eingebüßt und ein Scheitelwachstum be- gonnen haben. Freilich sind die Sachen hier nicht so gut untersucht und Kuckucks Notizen fließen spärlich. Einige Zeich- nungen von ihm, die ohne Kommentar gefunden wur- den, mögen andeuten, daß in unserer Gruppe sich vielleicht ein Scheitel wachs- tum abspielt, das an Chor- daria erinnert (Fig. 354, I, 2). Sauvageau fand, daß die oben beschriebenen Pflanzen die ungeschlecht- lichen Individuen von Dic- tyosiphon darstellen. Diese tragen nur Sporangien. Die aus ihnen entstehenden Zoosporen wachsen zu krie- chenden, verzweigten Fä- den aus, welche etwa einer Strepsithalia (S. 30) gleichen, und Gametangien tragen. Die Gameten gleichen denen des Ectocarpus. sie kopulieren wie diese, können aber auch parthenogenetisch keimen. Aus den Zygoten wie aus den Partheno- sporen gehen wieder kriechende, verzweigte Fäden hervor, die auch auf- rechte Zweige entsenden, und solche Jugendstadien gleichen dann ganz den Geschlechtspflanzen, aber sie sind nur Erstlingsstufen, denn aus Fig. 35- Scytothamus Lyallii. Orig. KuCKUCK. Längs- schnitt des Sprosses mit Sporangien. 62 IX. Phaeophyceae. ihnen entstehen nun aufrechte Säulchen, welche zum normalen Dictyosiphon werden. Ich möchte wohl glauben, daß alles dieses den Jugendstadien ähnlich Fig. 353. Orig. Kuckuck. Gobia bal- tica. 1 Längsschnitt eines jüngeren Sprosses. 2 Längsschnitt der Rinde. Fig. 354. Orig. Kuckuck. / Scytothamnus australis. 2 Coilodesme buUigera. Scheitel. 1. Ectocarpales. 63 sehe, welche Kuckuck für Phyllitis und Scytosiphon (Fig. 349) abgebildet hat. Nach Sauvageau läge bei Dictyosiphon ein regelrechter Wechsel zwischen Gametophyten und Sporophyten vor. Das ist sehr wohl möglich. ^ n "^^ Fig. 355. / Myriotrtchia repetts. n. KuCKUCK. 2 Querschnitt, 3 Seitenansicht der Myr. densa n. KuCKUCK. 4 Striaria attemiata ; Stück des Sprosses. 5 Asper ococctis ; Habitus- bild n. Thuret. 6 ders. ; Thalluswand (mit „Sorus") im Querschnitt, h Haare, sp Sporangien. in Internodien. kn Knoten, a Assimilatoren. 64 IX. Phaeophyceae. Immerhin ist mir ein Punkt unklar geblieben. Ich ersehe nicht, ob das Schicksal der Geschlechtspflanzen weiter verfolgt wurde. Wäre es nicht möglich, daß auch sie später lange Sprosse mit unilokulären Sporangien erzeugen? Wir hätten dann das, was Kuckuck für Elachistoa (S. 35, Fig. 326) angibt. Asperococcaceae. Als Anfangsglied dieser Gruppe, die freilich in allen ihren Gliedern noch keineswegs genügend untersucht ist, kann wohl Myriotrichia gelten (Fig. 355, i) die an Ectocorpus oder auch an Desmotrichum anklingt. Myriotrichia repens Karsakoff läl.it aus den kriechenden Basal- fäden lange, un verzweigte, monosiphone Triebe hervorgehen. Nach Kuckuck setzen im obei"sten Drittel der Langtriebe interkalare Teilungen ein und diese führen zur Bildung kuizer tjommelformiger Zellen (Knoten), welche mit längeren (Inteinodien) al)weichen. Aus den Knoten entstehen neben zahl- reichen Haaren viele Sporangien (Fig. 355, i) in wirteliger Anordnung; uni- und plurilokuläre sind bald miteinander gemischt, bald getrennt. Zwischen die primären Knoten können durch interkalare Teilungen neue eingeschoben werden. Fig. 356. Co/fi omema simiosa. Orig. Nat. Ciröße. Die großen Blasen von oben gesehen. Myriotrichia- Arten wie M. Protosperococcus u. M. dansa zerlegen nach Kuckuck (s. a. Batters), Knoten und Iiiternodien durch Längswände; be- sonders die Knoten erfahren ziemlich weitgehende Teilungen, so daß auf dem Querschnitt Bilder wie Fig. 355, 2, resultieren. An diesem sieht man auch, daß sich besondere Assimilationsfäden (a) bildeten, welche die Spo- rangien {s/>) meist seitlich tragen. Durch die vielfachen Teilungen wird die Wirtelbildung ziemlich verwischt (Fig. 355, j). Diese ist nun wieder bei Striaria deutlich (Fig. 355, ^). Der Spross entsteht aus einfachen Fäden durch Teilung, etwa wie Stictyosiphon. Ein später auftretender axiler Hohlraum wird von zwei Zellagen umgeben. Die äußeren Zellen produzieren die Sjjorangien in Querzonen (Wirtein); diese ragen weit über die Oberfläche hervor und sind von farblosen Haaren wie auch von einzelligen, dickwandigen Assimilatoren begleitet. 1. Ectocarpales. 65 Hierher vielleicht Sorocarpus (Pkingsheim, Kjellman) und Disco- sporangium (Falkenberg). Asperococcus endlich stimmt in seiner Entwicklung aus Fäden mit der Striaria durchaus überein, ebenso in seinem anatomischen Aufbau, nur werden die Sprosse meistens zu großen darm- und sackartigen Gebilden, welche an der Basis in einen festen Stiel zusammengezogen sind (Fig. 355, 5). Damit kontrastieren dann eigenartige Verkümmerungsformen der Ostsee, welche im wesentlichen die primitive Fadenstruktur beibehalten. Trotzdem erzeugen sie Sporangien, Die Normalformen entwickeln unilokuläre Sporangien in Soris, welche über die ganze Oberfläche zerstreut gefunden werden und schon mit bloßem Auge als dunkle Punkte erkennbar sind. Neben den Sporangien stehen (Fig. 355, 6) zahlreiche, wenigzellige Assimi- latoren. Da dieselben hier wie auch bei Striaria und Myriotrichia oft recht Fig. 357 nach Mitchell, Barton und Skottsberg. / Sorus v. Soranthera. 2 Ders. bei Colpomenia sinuosa. j Haargruben und Assimilatoren von ders. 4 Scheitelgrube von Cladochroa. h Haare, a Assimilatoren. ti, pl Sporangien. derb und starr sind, bezeichnet sie Reinke als Stacheln. Ihnen verdankt die Pflanze den Namen; die Sori fühlen sich meist sehr rauh an. Die Gametangien stehen nach Buffham bei Asp. bullosus ebenfalls in Sori, untermengt mit „Stacheln", bei Asp. compressus fand sie Sauvageau auf relativ kleinen Pflänzchen, sehr große Flecke bildend, und bei Asp. scaber entdeckte Kuckuck uni- und plurilokuläre Sporangien, nicht selten gemengt und dann von Assimilatoren begleitet; außerdem aber ergaben sich Exemplare, auf welchen die plurilokulären Sporangien allein und dann ohne „Stacheln", oft weite Strecken überziehend, vorkommen. Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 5 66 IX. Phaeophyceae. Eiicoeliaceae. Hauptvertreter sind: Colpomenia, Hydroclathrus, Soranthera, AdenocYStis und Cladochroa. Mit Ausnahme der letzteren, die nach Skottsberg verzweigt ist (Fig. 358), handelt es sich um große mit Flüssig- keit oder auch mit Luft gefüllte Hohlkörper. Diese stellen bei Adeno- cystis (Fig. 358) einen kurz gestielten, birnförmigen Körper dar, ebenso bei Utriculidium Skottsberg, bei Soranthera sind sie fast kugelig, bei Col- pomenia (Fig. 356) dagegen erscheinen sie unregelmäßig gelappt und ohne Stiel. Hydroclathrus endlich hat netzig durchbrochene Blasen- wandungen, er erinnert an den Pilz Clathrus cancellatus. Davon später. Die in Rede stehenden Algen verankern sich häufig im Gewebe anderer Tange, doch kommt Colpomenia u. a. auch auf Gestein vor. Diese Art erschien etwa im Jahre 1906 in großer Menge an den atlantischen Küsten Frank- reichs (Sauvageau), sie schädigte dort die Austernbänke. ¥ig. 358 n. Skottsberg. / Cladochroa chnoosporiformis. utricularis. -5 Keimlinge von Adenocystis Die Wand der Blasen — bald lederig, bald knorpelig — bietet im Aufbau keine wesentlichen Abweichungen von Asperococcus, welchen Murray, Kjellman u. a. sogar hierher rechnen. Ein Vegetationspunkt ist nicht erkennbar, das Wachstum dürfte auf den älteren Stufen wenigstens inter- kalar sein. Von Interesse sind hauptsächlich die Haargruben. Am einfach- sten sind diese Cryptostomata bei Colpomenia (Mitchell). Die Rinde 1. Ectocarpales. 67 senkt sich einfach an gewissen Stellen ein oder besser es bleiben bestimmte Punkte im Wachstum zurück, während die benachbarten Elemente sie über- holen (Fig. 357, 2). Die Zellen in der Vertiefung wachsen zu Haaren aus, rings um dieselben liefern die Rindenzellen Sporangien (//.) — wie es scheint stets plurilokuläre. — Sind diese entleert, dann treiben die gleichen Basalzellen keulige Gebilde (Fig. 357, j, a), die man als Paraphysen oder lieber als Assimilatoren bezeichnen kann. Im wesentlichen gleich verhält sich Soranthera (Barton), nur werden hier die Sporangien gleichzeitig mit den Assimilatoren entwickelt (Fig. 357, /). Ganz ähnliche Beziehungen zwischen Haargruben und Sporangien geben Kjellman und Murray an, nur sind die Cryptostomata hier wohl tiefer und schärfer ausgeprägt, ebenso bei Chnoospora. Sind einmal in Verbindung mit den Haargruben Sporangien gebildet, so können sich letztere zu großen zusammenhängenden Flecken (Sori) gruppieren, indem immer weitere Teile der Rinde auswachsen. Leider ist die Entwicklung dieser Form wenig bekannt. Skottsberg zeichnet ein junges Exemplar von Adenocystis (Fig. 358, :?), dasselbe ist noch solid und trägt auf dem Scheitel ein eingesenktes Haar, das wiederum für die Entwicklung keine Rolle spielt. Diese vollzieht sich in dem parenchy- matischen Gewebe. Es ensteht ein keuliger Körper (Fig. 358, 4, 5), der eine Haargrube auf dem Scheitel trägt und kugelig aufschwillt, wohl deswegen, weil im Inneren das Zentralgewebe auseinander weicht. An solche Jugendstadien erinnert Skotts- BERGs neue Gattung Clado- chroa (Fig. 358, /). Auch an ihr treten die Haargruben des Scheitels gut hervor (Fig. 357, ./), und nicht minder die seit- lichen. Ihr Bau stimmt z. B. mit dem von Colpomenia durch- aus überein und man ist zu der Frage berechtigt, ob wohl Clado- chroa dem Anfangsgliede der Encoeliaceae nahe stehe. Von Soranthera fanden" Barton und Kuckuck junge Stufen. Diese sind kugelig. In ihnen strahlen zahlreiche, ziem- lich dicke Zellreihen vom Zen- trum aus (Fig. 359), um an der Peripherie in eine kleinzellige Rinde überzugehen, aus welcher zahlreiche, kurze Assimilatoren radial hervor- sprossen. Durch Zerreißen der inneren Zellen wird die Kugel später hohl. Außerdem werden — das ist auffallend — die primären Assimilatoren abgeworfen, die Oberfläche erscheint dann auf gewissen Stufen wiederum glatt. Später liefert sie dann, in Verbindung mit den Haargruben und Sporangien, die schon oben erwähnten sekundären Assimilationsfäden (Fig. 357, j). Gehören die Myriotrichen, Asperococcen und Epcoelien so zusammen, wie wir annehmen, dann bilden sie unter den polystischen Ectocarpales eine Nebenreihe, die durch Desmotrichum mit Ectocarpus direkt verkettet sein mag. Mit dieser Auffassung schließe ich mich im wesentlichen an Reinke und Kuckuck an, welche beide die Asperococcen als besondere kleine Gruppe ansehen, und ich trage auch Sauvageau Rechnung, welcher eben jenen Anschluß an Desmotrichum betont. Fig. 359. Soranthera tdvoidea. PoST et RUPR. Orig. Kuckuck. ßg IX. Phaeophyceae. b) Die Fortpflanzung. a) Die Verteilung der Fortpflanzungsorgane. Schon aus früheren Andeutungen geht hervor, daß uni- und plurilo- kuläre Sporangien keineswegs in allen Gruppen in der gleichen Weise über die verschiedenen Individuen verteilt sind. Wir heben nun hier einiges von dem heraus, was die direkte Beobachtung ergab. Kulturen, die allein end- gültigen Aufschluß zu geben vermögen, liegen nicht vor. Im Allgemeinen erscheinen die Fortpflanzungsorgane naturgemäß auf halbwegs erwachsenen Pflanzen, doch ist das keineswegs allgemeine Regel, besonders Kuckuck wies auf die sogenannte Prosporie. d. h. auf das Auftreten von Sporangien an ganz jugendlichen Pflanzen hin. Er erwähnt besonders Pogotrichum filiforme, Myrionema u. a., Algen, welche Sporangien an den Kriechfäden und Sohlen zu einer Zeit produzieren, in welcher von aufrechten Sprossen noch nichts zu sehen, oder die Entwicklung noch nicht im entferntesten abgeschlossen ist. Bei vielen Formen folgen uni- und plurilokuläre Sporangien an den- selben Pflanzen aufeinander, meist gehen die ersteren voran. So bei Ecto- carpus (Pilayella) litoralis, tomentosus u. a.; es treten im ersten Frühjahr die Sporangien, später die Gametangien in die Erscheinung. Die Art der Ablösung wird von der Außenwelt abhängen. Auf alle Fälle muß ein Stadium eintreten, auf welchem die beiden Arten von Sporangien mitein- ander gemischt erscheinen, und es mag Spezies geben, welche auf dieser Stufe recht lange verharren. Das scheint für Ectocarpus siliculosus u. a. zuzutreffen. Man findet hier neben den Gametangien fast immer Sporangien in mäßiger Zahl. Letztere allein sind selten (Kuckuck). Bei Myrionema sah Kuckuck zunächst nur unilokuläre Sporangien (s. oben), die plurilo- kulären traten sehr viel später auf, aber zeitweilig waren sie mit den ersteren gemischt. Die umgekehrte Reihenfolge gibt Barton für Soranthera an. doch ist die Sache hier recht kompliziert und der Prüfung bedürftig. Kuckuck fand bei Myriotrichia im Frühjahr pluri- und im Sommer unilokuläre Spo- rangien, bei Elachistea sah er (Mskr.) die Gametangien an kurzen aufrechten Ästen aus den Sohlen hervorgehen, die Sporangien kommen später an den ausgebildeten Polstern zum Vorschein. In allen vorerwähnten Fällen ist nicht anzunehmen, daß die Beobachter sich durch aufeinander folgende Generationen täuschen ließen. Der Gedanke läge ja nahe, weil es tatsächlich nicht wenige Arten gibt, bei welchen die verschiedenen Fortpflanzungsorgane auf verschiedenen Individuen stehen, das sind z. B. Leptonema (Fig. 323, S. 31). Lithoderma, Ralfsia, Aspero- coccus, Strepsithalia u. a. Bei den genannten Gattungen finden verschiedene Beobachter (s. a. Kylin), daß die Individuen mit plurilokulären Sporangien in der Form ein wenig von denen mit unilokulären abweichen. Das würde hinüberführen zu Sauvageaus Befunden an Dictyosiphon, wo die kleinen Gametophyten ganz anders dreinschauen als die großen Sprosse mit uni- lokulären Sporangien (S. 61). Freilich steht für die erwähnten Fälle nicht fest, daß ein regelmäßiges Alternieren Platz greife, ein Generationswechsel wird sich schwer konstruieren lassen, weil Exemplare mit einer Fortpflanzungsform oft weit häufiger sind als solche mit der anderen, dazu noch in der gleichen Gattung. Lithoderma hat nach Kuckuck weit mehr Gametangien-Exemplare als Individuen mit Sporangien. Bei Asperoccocus bullosus und compressus überwiegen Pflanzen mit unilokulären Sprorangien, bei Asperococcus scaber solche mit plurilokulären. 1. Ectocarpales. 69 ß) Die Sporangien. Diese entstehen, wie für die verschiedenen Abteilungen bereits geschil- dert wurde, entweder im Fadenverbande oder als kurze Seitenzweige bei fädigen Formen oder als Ausstülpungen der Kortikalschicht bei den Phaeo- sporeen mit parenchymatischem Gewebe. Das junge Sporangium, welches mit dichtem Inhalt versehen ist, ent- hält zunächst einen Kern und, je nach der Spezies, einen bis wenige Chro- matophoren. Beide vermehren sich (Fig. 360, ^), die letzteren werden klein, scheibenförmig. Sie liegen zunächst noch ganz an der Peripherie der Zelle, mit der flachen Seite der Wand zugekehrt (Fig; 360, 2a), spä- ter aber verteilen sie sich nach Kuckuck bei Ectocarpus sili- culosus, lucifugus u. a. ungefähr gleich- mäßig durch die ganze Mutterzelle. Dabei kehren sie viel- fach dem Beobachter, also auch der Zell- wand, ihre Kante zu, und es erhalten die Sporangien das Aus- sehen, welches etwa Fig. 360, I wieder- gibt. Nach einem ge- ringen Wachstum der ganzen Anlage be- merkt man bald an jedem Chromatophor einen braunroten Punkt (den zukünf- tigen Augenfleck) (a Fig. 360, 3) und kann zugleich auch in unmittelbarer Nähe je einen Kern nach- weisen (P'ig. 360, 4). Nun zerfällt das ganze Plasma in soviel Por- tionen (Fig. 360, j) als Kerne vorhanden sind. Diese stellen die zukünftigen Schwärmer dar, wel- che vorläufig noch polygonal abgeplattet sind, und es ist allbekannt, daß sie nicht durch feste Zell wände, sondern nur durch Plasmalamellen gegeneinander abgegrenzt sind. Reihen von Punkten (Fig. 360, 3) markieren die Grenze. Davon kommen freilich Abweichungen vor. Kuckuck fand, daß bei manchen Phaeosporeen Schleimsepten kurz vor der Fertigstellung der Zoo- Fig. 360. Unilokuläre Sporangien von Phaeosporeen n. KuCKUCK, Kleb AHN, ReinKE. /, 2 Ectocarpus lucifugus, a jüngeres, b älteres Stadium, j, 4 Pleurocladia lacustris. k Kerne, ehr Chromatophor. a Augenfleck. 5 Pilayella litorahs n. KuCKUCK. 6 Cyli>uirocarpiis tnircoscopicus ; Spitze eines Sporangiums. ■w i/embran. seh Schleim, pl Plasma. 7 Zoosporen von Chorda Filutn. 8 Ectocarpus siliculosus, Zoosporen. 70 IX. Phaeophyceae. Sporen gebildet werden, die allerdings sehr leicht zerfließen. Dieser Be- obachter hebt auch hervor, daß bei Ectocarpus (Pilayella) litoralis die Chro- matophoren sich zunächst gleichmäßig im Plasma verteilen, dann in radialer Stellung an die Peripherie zurückwandern (Fig. 360, 5), um nun erneut gegen die Mitte vorzudringen. Erst jetzt werden die Zoosporenportionen gesondert. Die Zoosporen treten aus dem Sporangium meistens an dessen Spitze aus. Die Membran öffnet sich durch Zerreißen oder Verquellen, und in manchen Fällen, z. B. bei Choristocarpus wird ein regelmäßig umschriebener Porus gebildet. Der Öffnung wird nicht selten durch eine mit Verschlei- mung oder Verquellung verbundene Verdickung der Membran vorgearbeitet und Kuckuck sah außerdem bei Cylindrocarpus eine Ansammlung farblosen Plasmas (Fig. 360, 6). Die Erscheinung ist vielleicht ziemlich verbreitet. Die entleerten Häute bleiben häufig noch lange erhalten und speziell bei den Sphacelarien, aber auch bei vielen anderen Phaeosporeen wächst die Stielzelle in den Hohlraum ein, um ein neues Sporangium zu bilden. Das kann sich mehrmals wiederholen. Die aus den unilokulären Spor- angien entleerten Schwärmer haben meistens Birnform, sie sind lebhaft be- weglich und zwar mit Hilfe der Cilien, welche seitlich inseriert sind, wie das schon Thuret erkannte. Eine der- selben ist, das weiß jedermann, nach vorn gerichtet, die andere nach rück- wärts. Sie entspringen an dem roten Augenfleck, der hier stets seitlich sitzt und wiederum mit einem Chromatophor in Verbindung steht; das ist eine Erscheinung, die auch in anderen Fa- milien genau so wiederkehrt (Fig. 360, 7). Gewöhnlich ist ein Chromatophor gegeben, welches sich, mantelartig ge- bogen, am dickeren Ende befindet. Durchaus nicht selten aber sind in den verschiedensten Gruppen Schwärmer mit ziemlich zahlreichen linsen-scheibenförmigen Phaeoplasten (Fig. 361, g). Da diese sich am Hinterende sammeln, bleibt das vordere frei und farblos. Ein meistens etwas vorgeschobenes Scheibchen trägt den Augenfleck, an welchem auch die beiden Geißeln inseriert sind. Die Zahl der Chromatophoren in den Zoosporen ist vielleicht nicht ohne Bedeutung für die Unterscheidung größerer oder kleinerer Gruppen unter den Phaeosporeen. Die aus den unilokulären Sporangien austretenden Schwärmer wurden niemals in Kopulation gefunden, sie keimen direkt, verdienen also den Kamen Zoosporen ohne allen Zweifel. Sauvageau betont, daß diese bei Elachistea, Myrionema u. a. lang- samer keimen als die Schwärmer aus plurilokulären Sporangien. Ich meiner- seits konnte diese Wahrnehmung an Pilayella litoralis u. a. nicht machen. Vor der Keimung setzen sich die Zoosporen mit Hilfe der Vorder- geißel fest. Diese bildet an ihrer Spitze eine kleine, saugnapfähnliche Verdickung. Unter schlängelnder Bewegung der Geißeln wii'd (Fig. 360, cS^) die Zelle selber an das Substrat herangezogen, während die Vordergeißel Fig. 361. Ectocarpus glohifer. Original Kuckuck. Schwärmer. 1. Ectocarpales. 71 mit dem vorderen Zellende verschmilzt. Dann fließt nach Kuckuck Plasma an der Cilie entlang und sorgt für weitere Befestigung (Fig. 360, S). Schließ- lich findet Abrundung des Ganzen statt und Umhüllung mit Membran. Die Hintergeißel vereinigt sich ebenfalls mit dem dickeren Zellende. Die Schwärmer mit zahlreichen Chromatophoren runden sich häufig ab ohne sich mit der Vordergeißel festzusetzen (Fig. 361). Fig. 362 n. Thuret, Reinke u. Kuckuck. Plurilokuläre Sporangien von Phaeosporeen. 1—3 Stictyosiphon tortilis in verschiedenen Entwicklungsstadien. 4 Ectocarpus ovatus. 5 Ect. siliculosus. 6 Kjelbnania sorifera. y Ect. Reinboldi 8 Ed. Hohnesii; Durch wachsung der leeren Hüllen. y) Die Gametangien entstehen den unilokulären vielfach homolog, Abweichungen wurden früher bereits erwähnt; gewisse Variationen können an der gleichen Spezies auftreten. Die kurzen Seitenäste oder die Aussprossungen der Rinde usw. welche zur Bildung von Gametangien bestimmt sind, werden durch rasch 72 IX. Phaeophyceae. aufeinanderfolgende Querwände in Scheibenzellen zerlegt, und dabei kann es (Microspongium, Ascocyclus Fig. 303) sein Bewenden haben. Meistens aber setzen in diesen Scheiben Längsteilungen ein und so entstehen fast würfelförmige Zellen mit festen Wänden. Jedes Fach enthält einen relativ großen Kern, und es zeigt sich auch besonders bei jenen Arten, bei welchen jeder Schwärmer nur ein Chromatophor enthält, die Neigung, die Farbstoff- träger von der Wandung weg in eine radiale Stellung zu bringen. Diese Profilstellung ist häufig recht auffallend (Fig. 362^). Die Vorgänge sind aber in unserer Gruppe nicht ganz einheitlich. Bei Stictyosiphon z. B. spielen sich einige Kern- und Chromatophoren- Fig. 363. Kopulation der Gameten bei Ectocarpus siliculosus n. Berthold u. Olt.manns. / — 9 n. d. Leben, lo — 16 n. gefärbtem Material. teilungen in den jungen Gametangien ab, ehe zwischen jenen feste Wände gebildet werden (Fig. 362, /) und bei Lithoderma werden alle Kernteilungen vollzogen, erst dann beobachtet man die trennenden Wände. Damit nähern sich die Vorgänge offenbar denen in den unilokulären Sporangien. Es muß aber wohl festgehalten werden, daß die trennenden Schichten und Lamellen bei diesen letzteren erst zum Vorschein kommen, wenn die Schwärmer völlig geformt sind, während die Wände in den Gametangien meist vor diesem Zeitpunkt angelegt und ausgebaut werden. Mag die Wandbildung früh oder spät erfolgen, der Inhalt jedes ein- zelnen Zellchens wandelt sich in toto zu einem Schwärmer um und diese schlüpfen nun auf verschiedene Weise aus. 1. Ectocarpales. 73 All- und altbekannt ist Thurets in Fig 362,5 wiedergegebenes Bild: die festen Zellwände, welche die eben gebildeten Schwärmer noch trennen, werden bis auf wenige ring- oder balkenförmige Reste, welche besonders die ersten Wände noch markieren, aufgelöst; dann öffnet sich das ganze Sporangiuin meist an der Spitze und die Schwärmer treten, zunächst in etwas Schleim gehüllt, heraus, lösen sich aber rasch aus diesem und eilen davon. Wo die Wände sehr zeitig der Zerstörung anheim- fallen, kann ein uni- lokuläres Sporangium vorgetäuscht werden. Einen anderen Modus repräsentieren Ectocar- pus Reinboldi, Litho- derma u. a. Bei diesen reißt jedes Fach des Sporangiums seitlich auf, und jeder Schwärmer schlüpft dem- gemäß einzeln seitlich aus (Fig. 362, 7), Kjellmania (Fig. 362, 6) mag einen Übergang zwischen bei- den Fällen kennzeichnen. Auch die leeren Hüllen der plurilokulären Spor- angien werden, wie Fig. 362, S zeigt, durch- wachsen und von neuen plurilokulären Spor- angien ausgefüllt. Die hier in Frage kommenden Schwärmer haben wie die unge- schlechtlichen bald einen, bald zahlreiche Chromato- phoren, und wenn auch im allgemeinen beiderlei Schwärmerformen gleich sind, ist das doch durch- aus nicht Gesetz. Bei der nämlichen Spezies können gelegentlich die unilokulären einen, die plurilokulären Schwärmer mehrere Farbkörper führen, z. B. bei Myrionemen usw. d) Befruchtung. Die aus den plurilokulären Sporangien ausgeschlüpften Schwärmer sind mindestens zu gewissen Zeiten und unter gewissen Bedingungen Gameten. Fig. 364. Giffordia Lebelii n. Sauvageau. 7v Gewebe der Wirtspflanze, i interkalarer Vegetationspunkt. 74 IX. Phaeophj'ceae. Berthold wies das zuerst für Ect. siliculosus und Scytosipbon lomen- tarius nach, Sauvageau fand später spärliche Kopulationen bei dem gleichen Ectocarpus; ich konnte nach vorübergehenden Zweifeln Bertholds An- Fig. 365 n. Kuckuck. / Nemoderma tingitafia\ aufrechte Fäden mit plurilokulären Sporangien. 2 dass. mit interkalarem unilokul. Sporangium. gal)en für Ectocarpus vollauf bestätigen, und Kuckuck beschrieb bald da- rauf erneut die Sexualität von Scytosipbon. Später beobachtete er sie bei einer Anzahl von Formen, neuerdings macht Kylin Angaben über Asperococcus. Das klassische Beispiel bleibt Ectocarpus siliculosus. 1. Ectocarpales. 75 Nach Bertholds Vorschrift isoliert man einige Exemplare desselben in Glasgefäßen. Sie entlassen dann (in Neapel im März-April, etwa bis 9 oder 10 Uhr vorm.) ihre Gameten, und wenn man jetzt Schwärmer von verschiedenen Exemplaren im Hängetropfen vereinigt, sieht man sehr bald eine Anzahl derselben sich am Lichtrande mit der vorderen Geißel (Fig. 363, J) festsetzen. Die Formalitäten der Anheftung sind die gleichen, wie sie oben für die Zoosporen beschrieben wurden. Die so fixierten Gameten sind die weiblichen; sehr bald nach ihrer Anheftung sammeln sich meist zahlreiche (männliche) Schwärmer von gleicher Größe um die ersteren, heften sich mit der Vordergeißel auf ihnen fest und vollführen eine zappelnde Bewegung (Fig. 363, / — 2). Nach kurzer Zeit nähert sich eines der Männchen dem festsitzenden Weibchen und beginnt mit ihm zu verschmelzen (Fig. 363, 3—6). Schon die erste Annäherung eines männlichen Schwärmers an den festsitzenden ist für die übrigen das Signal zum Rückzug. Die Verschmelzung erfolgt meistens derart, daß das farblose Ende des Männchens auf das chromatophorenführende des Weibchens trifft, doch sind mannigfache Ausnahmen keineswegs selten (Fig. 363, g). Ist die Ver- einigung annähernd vollendet, so rundet sich die Zygote unter Einziehung des Fußes ab, umgibt sich mit Membran und keimt (Fig. 363, 6*) schon binnen 24 Stunden. Während die Kerne sich natürlich vereinigen, ver- schmelzen die Chromatophoren nicht, deren Augenflecke sind sogar noch recht lange sichtbar (Fig. 363, c?). Die Kopulation der Ectocarpus-Gameten ist oft vergeblich gesucht worden, immerhin mehrten sich in neuerer Zeit die Befunde. Ectocarpus- slliculosus wurde bei Neapel im März und April nur von wenigen Be- obachtern in Kopulation gefunden, Kuckuck vermißte diese an der gleichen Pflanze im Juni auf Helgoland, sah sie reichlich und regelmäßig fast all- jährlich im Juli und August. Am besten reagierte ihm auf Helgoland im Januar und Fel)ruar Lithoderma fatiscens; der Sexualakt bleibt fast nie aus. Auch Stictyosiphon gab reichlich Zygoten. Demgegenüber kopulierten bei Scytosiphon von 100 Gameten auf Helgoland etwa 1, an den marokkanischen Küsten keiner. Mit Phyllitis war in Helgoland nichts anzufangen, in Ro- vigno vollzog sich alles glatt und leicht. Solcher Beispiele werden mit der Zeit wohl noch mehr zur Kenntnis kommen (s. Kylin). Die Gründe für die fraglichen Erscheinungen liegen naturgemäß nicht klar. Nur ganz allgemein darf man schon annehmen, das die Außen- welt (Wassertemperatur, Licht usw.) bestimmend eingreife. Da wäre es denn sehr möglich, daß das Verhältnis der männlichen zu den weiblichen Schwärmern eben durch jene abgeändert wird. Kuckuck vertritt diese Auf- fassung und zeigt, daß auf Helgoland die massigen Ansammlungen, von Männchen um die Eizelle unterbleiben, obwohl sonst die Verschmelzung normal verläuft. Nach ihm wären in Neapel mehr männliche Gameten ent- wickelt als vor Helgoland. Wo dann die Kopulation unterbleibt, wären entweder nur Männchen oder nur Weibchen zugegen. Das läßt sich wohl hören, namentlich mit Rücksicht auf das, was über Cutleria noch zu be- richten sein wird. Aber mir scheint, daß doch in gewissen Fällen beide Geschlechter vertreten sind, daß aber die Geschlechtsstimmung unter- drückt wurde. Männliche und weibliche Schwärmer, welche nicht kopulierten, gehen keineswegs zugrunde, alle Beobachter sahen beide zu Keimfäden auswachsen. Das vollzieht sich eventuell in demselben Hängetropfen, in welchem sich 76 IX. Phaeophyceae. bereits Zygoten gebildet hatten. Es würde sich hier um männhche und weibliche Parthenogenesis handeln — wenn der Ausdruck gestattet ist. Viel- leicht liegen die Dinge aber noch komplizierter. Schon Berthold erwähnt „neutrale" Schwärmer, welche auch plurilokulären Sporangien entstammen und ohne jede Kopulation rasch keimen. Ich glaube sogar bei Ectocarpus siliculosus diese Schwärmer erkennen zu können, da sie durch Umriß, Bewegung und Lichtempfindlichkeit ein wenig von den Gameten abweichen. Die Sporangien (wir wollen sie auch neutrale nennen) freilich, aus welchen sie hervorgehen, sind in diesem Falle von den echten Gametangien nicht unterscheidbar. Fig. 366. Giratidia sphace- larioides. Orig. KUCKÜCK. Keimlinge. Ist das alles richtig, so hätten wir ähnliche Verhältnisse wie bei Ulothrix u. a. (Klebs, Pascher, Bd. I, S. 305) bei welchen ja neben Gameten und Zoosporen noch Mikrozoosporen nachgewiesen wurden. Wir müßten uns dann freilich vorstellen, daß die Außenwelt bald männliche und weib- liche Gameten, bald eine Sorte von diesen allein, bald aber neutrale Schwärmer hervorzaubert. Fast möchte man wünschen, daß weitere Beobachtungen diese Dinge vereinfachen. Man würde das hier kaum betonen, wenn nicht die später zu erwähnenden Befunde bei den Giffordiaceen dazu anregten. An sich würde Kuckucks Vermutung, daß beim Unterbleiben der Kopu- lation das eine Geschlecht fehlt, durchaus zur Erklärung der Vorgänge aus- reichen. 1. Ectocarpales. 77 Die Befruchtiingsprozesse bei den Ectocarpaceen sind deshalb von allgemeinem Interesse, weil hier zwar äußerlich gleichgestaltete physiologisch aber verschiedene Gameten vorliegen, wie das so oft schon betont ist. Man kann von männlichen und weiblichen Gameten, wenn man will auch von Eiern und Spermatozoiden reden, was ich freilich als verfrüht ansehe. Sicher aber sind physiologisch verschiedene Gametangien vorbanden und solche wai-en in Bertholds Versuchen unzweifelhaft auf verschiedene Indi- Fig. 367. Orig. Kuckuck. Giraudia sphacelarioides. viduen verteilt, die Pflanzen erwiesen sich also als diözisch. Dem ist aber schon bei Ectocarpus siliculosus nicht immer so, denn Kuckuck fand ihn in Helgoland monoezisch. Ausschließlich monoezisch ist auch Lithoderma fatiscens. Man darf annehmen, daß zwischen beiden Extremen genug der Übergänge vorhanden sind. GoEBEL und Reinhardt haben für einige Ectocarpeen eine völlig isogame Befruchtung angegeben. Die gleichen Objekte konnte bislang niemand nachprüfen. Warscheinlicher sind die Ergebnisse durch die Befunde aus den letzten Jahren nicht geworden. Immerhin bleibt die Möglichkeit be- 78 IX. Phaeoph)'ceae. Stehen, daß in unserer Familie derartiges vorkommt. Wir hätten dann bereits hier einen leichten Aufstieg von der Isogamie zur Oogamie, der nun in den nächsten Gruppen viel augenfälliger wird. B. Oogame Ectocarpales. Giffordiaceae. Die Tatsache, daß die Kopulation bei ganz verschiedenen Gattungen gleichartig verläuft, legte die Vermutung nahe, daß dies auch für die ganze große Gruppe der Ectocarpaceen zutreffe. Indes hat Sauvageau gezeigt, daß in der Gattung Ectocarpus selbst nennenswerte Differenzen auftreten. Seine Untersuchungen beziehen sich auf Ect. secundus, Lebelii, Padinae u. a., welche Batters daraufhin in die neue Gattung Giffordia zusammenstellte. jGiffordia secunda weicht in seiner Wachstumsweise von Vertretern der Gattung Ectocarpus (S. 7) nicht ab, höchstens fällt die einseitige Stellung der Seitenzweige auf (Fig. 368). Andere Giffordien, welche im Gewebe von größeren Algen leben (G. Padinae, Lebelii usw.), lösen ihre Sohlen in Einzelfäden auf und dringen in den Wirt ein. Die über diesen hervor- ragenden Fäden besitzen einen interkalaren Vegetationspunkt {i Fig. 364). Die plurilokulären Sporangien stehen, besonders an jungen Pflanzen, mit Vorliebe unterhalb der letzteren. Ich scheue mich nicht, auch Nemoderma hier anzuschließen. Sie ist von Bornet und besonders eingehend von Kuckuck studiert worden. Von der Sohle erheben sich ziemlich lange aufrechte Fäden (Fig. 365), welche schwach verzweigt teils in Haare teils in kopfig angeschwollene Assimilatoren auslaufen. Unilokuläre Sporangien sitzen bei Nemoderma tingitana interkalar in den aufrechten Fäden (Fig. 365, 2) bei Giffordia wurden sie meines Wissens nicht gefunden. Mit einer Sohle beginnt auch das Leben der Giraudia, welche Derbes und Solier, Goebel und Kuckuck (Mskr.) eingehender unter- suchten. Aus jener erheben sich (Fig. 366, j) monosiphone Fäden, welche mit einem scharf abgesetzten Haar gekrönt sind; die Sache erinnert an Jugendstadien von Dictyosiphon oder Scytosiphon. In den aufrechten Zell- reihen setzen bald Längsteilungen ein und zugleich erscheint ein basales Meristem. Anfangs wenig ausgeprägt beherrscht es später alle Teilungs- vorgänge (Fig. 367). Die Teilungszone ist einreihig, nach oben hin bildet sie indes keulige Fäden, welche durch Längsteilungen parenchymatisch werden, wenn auch keine weitgehende Differenzierung einsetzt. Die Verzweigung ist hypomeristematisch, es entstehen zunächst (Fig. 367, /) monosiphone auf- rechte Fäden, welche später ebenfalls parenchymatisch werden. Plurilokuläre Sporangien werden auf verschiedene Weise gebildet. Ent- weder entstehen sie durch Umwandlung kurzer monosiphoner Fäden, welche unter der Teilungszone hervorsprossen (Fig. 367, j), oder es bilden sich Sorussporangien d. h. aus dem Parenchym der aufrechten Äste treten die fraglichen Körper gruppenweise hervor (Fig. 367, 2). Schließlich können auch wie bei Leptonema interkalare Sporangien (Kuckuck) dadurch gebildet werden, daß die jugendlichen aufrechten Fäden ihre Zellen umwandeln, ehe sie wesentliche Längsteilungen erfahren haben (Fig. 366, 2). Schon Bornet hatte an Giffordia secunda (Fig. 368) zweierlei pluri- lokuläre Sporangien wahrgenommen, einerseits solche mit großen Fächern, welche, intensiv braun gefärbt, relativ große Schwärmer mit zaldreichen 1. Ectocarpales. 79 Scheibenchromatophoren entließen, und andererseits sehr hell gefärbte Sporangien mit sehr kleinen Fächern, welche kleine Schwärmer mit mini- malem Chromatophor bildeten. Sauvageau zeigte dann, daß die großen Schwärmer sich festsetzen, und daß nun die kleinen jene befruchten (Fig. 368, 2—y), ebenso wie das für Ect. siliculosus geschildert wurde. Hier liegen also tatsächlich auch in der Form Antheridien und Oogonien, Spermatozoiden und Eier vor, die bei E. siliculosus erst physiologisch an- gedeutet waren. Antheridien und Oogonien finden sich bald zusammen auf den gleichen, bald auf getrennten Individuen der Giffordia secunda. Die Antheridien fallen dadurch auf, daß in ihnen die Spermatozoiden zwar genau so angeordnet sind wie in den plurilokulären Spor- angien, daß aber feste Zellulosetren- nungswände nicht beobachtet werden konnten. Bei den übrigen Gliedern der Gattung Giffordia konnten ebenfalls Organe gefunden werden, welche zweifellos Antheridien und Oogonien sind, obwohl ihre Funktion als solche noch nicht direkt beobachtet wurde. An den marokkanischen Küsten fand Kuckuck die Oogonien und Antheridien der Nemoderma tingitana auf den gleichen Pflanzen, aber durch- aus getrennt von den unilokulären Sporangien. Er sah das Ausschlüpfen und die Vereinigung der Gameten und schildert sie fast genau so wie Sauvageau bei Giffordia. Kuckuck sah die Befruchtung regelmäßig bis Mitte Mai, später blieb der Sexualakt aus, obwohl die Sper- matozoiden die Eier in Mengen um- schwärmten. Für Giffordia hatte schon vorher Sauvageau Parthenogene- sis angegeben. Hier schwinden zu be- stimmten Zeiten die Antheridien, die Oogonien entstehen weiter, bilden Eier und diese keimen, wenn auch langsam. Kuckuck konnte zwischen Zygoten und unbefruchteten Eiern der Nemoderma in der Keimung keinen Unter- schied finden. Zwischen Formen mit typischen Antheridien und Oogonien und dem Ect. siliculosus gibt es vielleicht noch Übergänge, z. B. erwähnt Karsakoff, daß Myriotrichia clavaeformis zweierlei Formen plurilokulärer Sporangien habe. In der einen werden 8 größere, in der anderen IG kleinere Gameten produziert. Gameten verschiedener Art sollen kopulieren. Die Zeichnungen freilich schaffen keine völlige Klarheit und Kuckuck konnte die Angaben vorläufig nicht bestätigen. Auch bei Myrionema findet Sauvageau ver- schiedene Formen plurilokulärer Sporangien. Das alles erwähne ich, weil bei genauer Prüfung vielleicht noch einige oder gar zahlreiche Formen in die Familie der Giffordieen zu versetzen sind. Fig. 368 n. Bornet u. Sauvageau. "KE, Über die Entwickelung von Phyllitis, Scytosiphon u. Asperocoecus. Pringsh. Jahrb. 11, 262. — , Algenflora der westlichen Ostsee deutschen Anteils. Ber. d. Komm, zur Erf. deutscher Meere in Kiel 1888. — , Atlas deutscher Meeresalgen. Kiel 1889—92. — , Lehrb. der Botanik. Berlin 1880. RoE, M. L., A contribution to our knowledge of Splachnidium. Bot. Gaz. 1916. 62, 400. Rosexvinge, L. K., Grönlands Hafalger. I. Meddelelser om Grönland 1895. 3. auch unter dem Titel : Algues marines du Groenland. Ann. des sc. nat. 1893. — , Deuxieme mem. sur les algues marines du Groenland. Meddelelser om Grönland 1898. 20. Sauvageau, C., Note sur l'Ectocarpus Battersii Bornet. Journ. de bot. 1894. 8. — , Note sur l'Ectocarpus pusillus Griff. Ebenda 1895. 9. — , Note sur l'Ectocarpus tomentosus Lyngh. Ebenda 1898. 9. — , Sur les sporanges pluriloculaires de l'Asperococcus compressus. Ebenda 1895. 9. — , Sur le Strepsithalia, nouveau genre de Pht^osporees. Ebenda 1896. 10. — , Sur la membrane de l'Ectocarpus fulvescens. Ebenda 1896. 10. — . Sur quehjues Myrionemacees. Ann. des sc. nat. bot. 1898. 8 sör. 5. — , Observations relatives ä la sexualite des Phöosporees. Journ. de bot. 1896. 10, 357. — , Sur l'Ectocarpus virescens Thur. et ses deux sortes de sporanges pluriloculaires. Ebenda 1896. 10. — . Remarques sur la reproduction des Ph^osporöes et en particulier des Ectocarpus. Ann. sc. nat. bot. 1896. 8 ser. 2, 223. 2. Sphacelariales. 83 Sauvageau, C, La copulation isogamique de l'Ectocarpus siliculosus est-elle apparente ou reelle. Mem. de la soc. des sc. nat. et math. de Cherbourg 1897. 30, 294. — , Sur l'apparition, renvahissenient et la disposition du Colpomenia sinuosa. Comptes rendus des s^ances de la soc. de Biologie Bordeaux 1908, (55, 751. — , Le Colpomenia sinuosa au voisinage des huitrieres de Marennes. Ebenda 1909. 66,805. — , Sur un nouveau type d'alternance des generations cliez les alques brunes (Dictyo- siphon foeniculaceus). Compt. rend. ac. sc. Paris 1917. 164, 89. Schmitz, Fr., Kleinere Beitr. zur Kenntnis der Florideen. La nuova Notarisia 1894. Ser. 5 (Castagnea). Skottsberg, C, Reniarks on Splachnidium rugosum (L.) Grev. Svensk. Bot. Tidskrift. 1920. 14, 277—287. SöDERSTRÖM, E., Über d. anat. Bau von Desmarestia aculeata Lam. Sv. Vetensk. Akad. Handl. 1889. 14, 3 Nr. 3. SvEDELius, N., Microspongium gelatinosum Rke. en för svenska floran ny Fucoidß. Botaniska Notiser 1899. Thuret, G., Rech, sur les zoospores des algues etc. Ann. sc. nat. bot. 1850. 3 ser. 14, 214. Thuret et BoRNET, Etudes phycologiques 1878. Weber van Bosse, A., Liste des algues du Siboga. I. Myxophyceaa, Chlorophyceae, Phaeophyceae. Monographie 59 der Siboga-Expedition. Wille, N., Über Pleurocladia lacustris A. Br. und deren systemat. Stellung. Ber. d. d. bot. Ges. 1895. 13, 106. Yendo, K., On Haplosiphon filiformis Rupr. Trav. mus. bot. ac. imp. sc. Petersbourg. 1913. 114—121. 2. Sphacelariales. Die Sphacelariaceen stellen oft mäßig große, buschige Gebilde vom Habitus eines mittleren Ectocarpus dar, doch kommen robustere Formen auf der einen, zierlich gefiederte oder sonst eigenartig gestaltete Sproß- systeme auf der anderen Seite nicht selten vor. Charakteristisch für unsere Gruppe ist die große, bisweilen mit bloßem Auge sichtbare Scheitelzelle, welche jeden Zweig krönt (Fig. 370) und durch ihre Teilungen das Parenchym liefert, aus dem mit wenigen Ausnahmen die Sphacelariaceensprosse aufgebaut sind. Die Scheitelzelle lagert oft in Mengen braune bis fast schwarze Sub- stanzen ein, die Spitzen erscheinen deshalb oft brandig, und so entstand der Name Sphacelariaceen oder Brandalgen {ocfdxelog = Brand), Die großen Scheitelzellen, die regelmäßigen Teilungen in ihnen und in ihren Segmenten haben schon früh die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt; so sind wir denn durch ältere Forscher, besonders aijer durch die Arbeiten von Geyler, Magnus, Pringsheim, Reinke und Sauvageau sowie durch gelegentliche Beobachtungen anderer Autoren recht gut über den Aufbau der Sprosse orientiert. Die Kenntnis der Keimungsgeschichte freilich läßt fast alles zu wünschen übrig; es fehlen Kulturen. Die Sphacelariaceen sind in allen Meeren verbreitet; sie leben mit Vorliebe epiphytisch, endophytisch oder gar parasitisch auf größeren Algen (Laminariaceen, Fucaceen usw.). Besonders die epiphytischen Formen pflegen eine relativ große und derbe Sohle zu entwickeln, die typisches Rand Wachstum zeigt und oft mehrschichtig wird; die Parasiten und Endo- phyten lösen hier wie überall ihre basalen Regionen in Einzelfäden oder doch in größere Lappen auf, die das Gewebe des Wirtes durchsetzen. Besonders charakteristische Fälle dieser Art behandeln wir im allgemeinen Teile des Buches. 84 IX. Phaeophyceae. Zu erwähnen ist noch, daß viele Sphacelariaceen ihre Sohlen usw. sehr weit entwickeln, ehe sie aufrechte Sprosse treiben. Das erleichtert unver- kennbar die Verankerung auf dem Substrat. Die Sporangien der Sphacelariaceen gleichen im wesentlichen denen der Ectocarpaceen, doch sind sie häufig größer; die unilokulären haben .•:i'i-:;V' Fig. 371. Fig. 370 n. Reinkes Atlas. Spitze eines Sprosses von Sphace- laria racemosa Grev. Fig. 371. Sphacelaria cirrhosa n. ReiNKES Atlas. / Anlage eines Sporangiunis. 2 plurilokuläre, 3 unilokuläre Sporangien. Neigung, Kugelform anzunehmen, die plurilokulären erscheinen breit zylindrisch bis kugelig (Fig. 371). Die Zellen der Sphacelarien sind sämtlich dadurch ausgezeichnet, daß sich die älteren Teile ihrer Wände, wie Reinke fand, durch Eau de Javelle schwarz färben. Das kann als Kennzeichen für die ganze Familie betrachtet werden. Bei parasitischen Sphacelarien diffundiert die färbbare Substanz auch in das Gewebe des Wirtes. 2. Sphacelariales. 85 Das Protoplasma ist, besonders in den großen Zellen, schaumig; größere Vakuolen aber pflegen zu fehlen (Fig. 372); Swingle zeigte, daß in den Scheitelzellen und in den noch wenig geteilten Segmenten an der Peripherie die Waben größer sind als in den zentralen Teilen, in welchen die Masse dicht schaumig erscheint. Die groß- und klein wabigen Regionen des Plas- mas pflegen scharf gegeneinander abgesetzt zu sein. Inmitten des kleinwabigen Teiles liegt der naturgemäß große Kern (P'ig. 372, k). Diesem sitzen nach Swingle und Excoyex ein oder nach der Teilung desselben zwei Centrosomen an und entsenden kinoplasmatische Strahlungen in den Raum der Zelle (s. Bd. 3). Die Chromatophoren, welche hier sehr klein, dafür um so zahlreicher sind, pflegen der äußersten Wabenschicht eingelagert zu sein, doch bilden sich namentlich in älteren Zellen auch Ansammlungen um die Zell- kerne (Fig. 370). *Die plasmatischen Lamellen, welche die wabigen Räume begrenzen, schließen aber nicht bloß die Chromatophoren, son- dern u. a. 'auch noch Physoden ein, von denen später geredet werden soll. Diese liegen in den Scheitelzellen peripher, in den Segmentzellen aber sam- meln sie sich um den Kern (Fig. 372) und häufen sich außerdem bei Teilungen desselben (die übrigens normal verlaufen) um die Zellplatte an. Wir gliedern die Gruppe in folgende Familien : a) Sphacelariaceae b) Cladostephaceae c) Stypocaulaceae. Das weicht ein wenig ab von der durch Reinke und Sauvageau gegebenen Anordnung. Svedelius hat ihr in seiner Bearbeitung der Phaeophjceen bei Engler- Prantl im wesentlichen zugestimmt. a) Sphacelariaceae (Hemiblasteae). Das Verständnis dieser Gruppe ver- mittelt die einfache Gattung Sphacella Reinke. Kriechende Fäden leben endo- phytisch oder parasitisch in anderen Algen, über deren Oberfläche erheben sich mäßig zahlreiche, verzweigte Fäden (Fig. 373, i), welche nur aus einer einzigen Zellreihe bestehen, Längsteilungen setzen nur ganz vereinzelt ein. Die Fäden wachsen mit Hilfe einer Scheitelzelle, welche zwar scharf ausgeprägt ist (Fig. 373, 2), aber noch nicht so hervortritt wie bei anderen Sphacelarien. Die Seitensprosse entstehen durch Vorwölbung der Wand am apikalen Ende eines Segmentes. Ob Sphacella eine ganz ursprüngliche oder eine auf Grund des Parasitismus reduzierte Form sei, wie Sauvageau andeutet, wird hier so wenig wie in anderen Fällen sicher zu entscheiden sein. Immerhin handelt es sich um die einfachste Gattung, an welche sich nun Ver- Fig. 372 n. Swingle. Sproßspitze von Stypocauloji scopariuni. f Fettkörper. k Kern, c Centrosoma. 86 IX. Phaeophyceae. treter der Gattung Sphacelaria unscb^Yer anreihen; Arten, bei welchen (Fig. 373, j) die Längsteilungen in den Segmenten noch nicht übermäßig zahlreich sind und bei denen eine Hauptachse im Verzweigungssystem nicht oder kaum ausgeprägt ist. Dahin gehören Sphacelaria intermedia u.a. Sph. pulvinata, Hystrix und endlich Sph. olivacea. Auch das sind zum Teil parasitische Formen. Sph. olivacea ist epiphytisch mit einer gut entwickelten 5 Fig. 373 n. Reinke. / Sphacella siihtilissima; Fäden mit unilokulären Sporangien. 2 dies.; Ende eines Fadens. 3 Sphacelaria olivacea. s Sohle. // unilokuläre Sporangien. 4 Battersia mirabilis\ mehrere Sohlen übereinander. Sohle. Diese erscheint gelegentlich allein, bildet keine aufrechten Sprosse, läßt aber aus ihrer Oberseite unilokuläre Si)orangien hervorgehen. Solche Scheiben nannte Kuckuck Spliaceloderma Helgolandicum. Nach Sauvageau gehören sie zu der Sphacelaria olivacea. Danach läge ein Fall vorzeitiger Sporangienbildung vor (Prosporie), ähnlich wie bei manchen Ectocarpeen (S. 68). 2. Sphacelariales. 87 B a 1 1 e r s i a mirabilis (Reinke) bildet Ralfsia-ähnlich wachsende Scheiben oft in mehreren Lagen übereinander (Fig. 373, 4). Sauvageau berichtet, daß diese ungefähr so entstehen wie junge Zanardinien auf alten. Der Prozeß ist freilich weniger regelmäßig. Aus den obersten Schichten gehen Büschel kurzer Fäden mit Sporangien auf den Spitzen hervor. Die Fäden sind vielfach ohne Längsteilung. Da die Scheibe sich durch Randwachstum vergrößert, treten Scheitelzellen nur für kurze Zeit bei der Bildung von aufrechten Fädchen in Tätigkeit. Nach Sauvageau könnte auch die Battersia in den Entwicklungsgang einer aufrechten Sphacelaria gehören. Ist dies aber nicht der Fall, dann dürfen wir sie wohl mit einiger Bestimmtheit als reduzierte Form ansprechen. Fig. 374 n. Sauvageau. / U. 2 Sphacelaria radjcans. 3 Sph. Novae Caledom'ae. Den Ausgangspunkt der ganzen Sphacelarienreihe bildet sie kaum, darin muß man Sauvageau wohl beipflichten. Wir greifen auf Sphacelaria zurück und erwähnen Sphac. radicans, eine ziemlich zarte Form, an welcher auch ein Unterschied zwischen Haupt- und Nebenarten nicht in die Augen springt. Von Interesse sind die basalen Teile der Alge. Diese sitzt mit der üblichen Sohle an der Unterlage fest; aus jener erheben sich natürlich die aufrechten Sprosse, am Rande der- selben aber treiben einzelne Zellen zu Ausläufern aus, die ähnlich gebaut sind wie die Hauptsprosse (Fig. 374, J, 2), diese erzeugen wieder Sohlen und aus beliebigen Zellen derselben brechen aufrechte Triebe hervor. Sphacelaria Novae Caledoniae (Fig. 374, j) entsendet auch von der Basis der Sprosse Ausläufer, diese tragen die Langtriebe auf dem Rücken und bilden an den Flanken durch Aussprossung Sohlen. 88 IX. Phaeophyceae. Etwas größere Formen sind dann Sph. racemosa (Fig. 375, 4) u. a. Die Spezies zeigt derbere Sprosse; sie läßt gelegentlich schon Lang- und Kurztriebe erkennen und besitzt auch — vielleicht in Abhängigkeit von der Beleuchtung — bisweilen Neigung zur Verzweigung in einer Ebene. ZWl- ■ Fig. 375 n. Reinke u. SaüVAGEAU. / Sphacelaria phanigera. Habitus. 2 Sproßspitze von ders. -v Scheitelzelle, s Segment, zwi Zweiginitialen, os oberes, us unteres Seg- ment. 3 Querschnitt durch einen älteren Sproß von ders. Pflanze, ck Zentralkörper. r Ptinde. brf Berindungsfäden. 4 Sphacelaria racemosa; Sproß mit Fruchtästen. 5 Schpace- laria bracteata\ Fruchtast. 6 Sphacelaria Reinkei\ Sproß mit Zweiginitialen (3747). 7 dies.; Fruchtast aus einer Zweiginitiale hervorgegangen. Beide Eigenschaften sind bei Sph. plumigera (Fig. 375, /. 2) völlig zur Regel geworden. Die Pflanze erzeugt immer in der gleichen Ebene 2. Sphacelariales. 89 Astpaare, welche zum großen Teil ein begrenztes Wachstum haben, nur einzelne von ihnen werden zu Langtrieben und erzeugen ihrerseits wiederum Kurztriebe. Das leitet hinüber zu Chaetopteris plumosa, einer stattlichen Form, welche ebenfalls typische Lang- und Kurztriebe hat — alle in einer Ebene Die Scheitelzelle der meisten bisher genannten Formen ist ziemlich lang zylindrisch (Fig. 375, 2); sie gliedert durch Querwände zylindrische Segmente ab, welche weiterhin in zahlreiche kleinere Zellen von meist regel- mäßiger Form zerlegt werden. Die Beobachtung der Sproßscheitel lehrt, daß allein die Scheitelzelle das gesamte Längenwachstum besorgt, die von ihr abgeschnittenen Segmente strecken sich nicht mehr nennenswert, deshalb wird durch die Teilungen zwar die Zahl der Zellen außer- ordentUch vermehrt, aber diese werden auch immer kleiner — ein hübsches Beispiel nach Sachs da- für, daß Wachstum und Zellteilung völlig getrennte Dinge sind. Das von einer Scheitelzelle abgeschnittene Segment zerfällt durch eine Querwand in Halb- segmente und diese werden in der üblichen Weise durch gekreuzte Längswände in Zylinderquadranten zerlegt. Letztere teilen sich in innere und äußere Zellen. Die äußeren zerfallen dann noch durch weitere Wände, und so entsteht ein Zentralkörper, aus größeren, und eine Rinde aus kleineren in der äußeren Ansicht sehr regel- mäßigen Zellen zusammengesetzt (Fig. 375, j, 4). Die primären Querwände der Segmente bleiben an den Sprossen noch lange erkennbar und so ist leicht zu sehen, daß in dem oberen Halbsegment {os. Fig. 375, 2) nicht alle Zylinderquadranten gleichmäßig auf- geteilt werden; es setzen vielmehr an zwei opponierten Stellen des Sprosses die Wände aus, und so bleiben größere, häufig auch plasmareichere Zellen 'übrig, die wir Zweiginitialen nennen wollen {zzvi Fig. 375 2), (Pericysten n. Sauvageau), sie dürften keilförmig von der Peripherie bis zum Zentrum des Sprosses reichen. Zwecks Astbildung wölben sich die Initialen vor (Fig. 375, 2) strecken sich und gliedern durch Wände, die ungefähr senk- recht zu ihrer Wachstumsrichtung stehen, Scheitelzellen ab. Letztere funk- tionieren genau wie diejenigen des Hauptsprosses, sie liefern durch an- dauernde Teilung Langtriebe, oder aber durch baldige Sistierung ihrer Tä- tigkeit Kurztriebe. Im letzten Falle kann die Scheitelzelle dauernd als solche kenntlich bleiben, häufig aber wird sie ganz aufgeteilt oder auch zu einem dornförmigen Organ umgewandelt. So bei den Sphacelarien mit regelmäßig fiederiger Anordnung der Zweige. Auch bei denen, welche eine zerstreute Anordnung der Äste besitzen. Fig 376. Disphacella reticidata n. SaUVAGEAU. Sprosse mit Scheitelzelle. 90 IX. Phaeophyceae. lassen sich in gewissen Fällen die Zweiginitialen leicht nachweisen, z. B. sind sie nach Pringsheim bei Sph. olivacea resp. radicans, nach Sauyageau bei Sph. Reinkei (Fig. 375, 6, y) ohne weiteies sichtbar, alle Seitenorgane gehen aus ihnen hervor, z. B. der in Fig. 375, y wiedergegebene Fruchtast. Nicht bei allen Sphacelarien springen die Zweiginitialen so in die Augen wie eben geschildert: sie haben wohl nicht immer den dichten In- halt, aber vorhanden sind sie gewiß, denn die Seitenorgane gehen auch in solchen Fällen aus dem oberen Plalbsegment hervor und nach- träglich gebildete Seitenorgane fügen sich stets in der für eine Art vor- geschriebenen Weise in die Gesamtanordnung ein. Besonders bei Entstehung schmaler Äste (Fig. 375, 4) braucht nicht immer die Initiale ihrer ganzen Länge nach verwendet zu werden; wie Magnus zeigte, hat es oft mit einer relativ kleinen Ausstülpung am Oberende der Ursprungszelle sein Bewenden. Schon aus dem, was wir soeben von den nachträglich entstehenden Zweigen sagten, geht hervor, daß die Initialen nicht überall sofort nach ihrer Entstehung zu Ästen auswachsen; letzteres erfolgt fast nur an den Hauptsprossen gefiederter Arten, überall sonst bleiben viele von ihnen gleich „schlafenden Augen" vorläufig in Ruhe, um sich erst ganz spät oder bis- weilen überhaupt nicht zu Fruchtästen, Brutknospen usw. auszugestalten. Das ist wiederum bei Sph. radicans, Reinkei usw. am leichtesten zu ver- folgen, weil hier die unbenutzten Initialen überall zwischen den fertigen Zweigen sichtbar bleiben. Wieweit man nach dem, was wir berichtet, noch von Adventivästen reden darf, muß wohl vorläufig dahingestellt bleiben. Als solche betrachten darf man wohl Seitenorgane, welche bisweilen aus den unteren Halbseg- menten hervorgehen. Reinke hat die Sphacelarien. welche sich aus dem oberen Halbseg- ment heraus verzweigen als Hypacroblastae bezeichnet. Sauvageau nennt sie Hemiblasteae und beide sind geneigt diese Eigenart zur Charakteri- sierung der Gruppen wesentlich benutzen. Ich glaube aber nicht, daß sie sich allein darauf gründen lasse, und trage kein Bedenken, hierher auch Sauvageaus Gattung Disphacella zu ziehen. Die Sprosse besitzen eine Scheitelzelle, welche in der bekannten Weise Segmente ab- ghedert. Die Verzweigung ist dann dichotom (Fig. 37G); die Scheitelzelle ver- breitert sich, sendet Fortsätze nach zwei Riclitungen und diese werden abgetrennt, um als normale Scheitelzellen weiterzuarbeiten. Die Pflanze wurde nur an einer Stelle in Grönland gefunden. Könnte sie nicht abnorm sein? Die Seitentriebe, welche ein beschränktes Längenwachstum haben, sind häufig ganz glatt, häufig aber tragen sie, zumal an den Enden, mehr oder minder zahlreiche, farblose Haare, welche an ihrer Basis mit einem interkalaren Vegetationspunkt wachsen (Fig. 377, 2 — j). Pringsheim, Reinke, Kuckuck, Magnus und Sauvageau haben dieselben untersucht. Die Entstehung ist eigenartig. Die Scheitelzelle schneidet durch eine schräg gestellte und ein wenig (uhrglasförmig) gekrümmte Wand an ihrem Ober- ende eine kleine Zelle ab (Fig. 377, 2). Das ist die Anlage eines oder mehrei-er Haare, wir wollen sie gleich Haarzelle nennen. An letzterer schiebt sich die große Scheitelzelle seitwärts vorbei (Fig. 377, j, 4) und erhält so wieder die Form, welche sie vor der Abgliederung der Haarzelle hatte. Letztere rückt immer mehr auf die Seite (Fig. 377, 4) und nun entsteht 2. Sphacelariales. 91 in der großen Scheitelzelle eine Querwand {w Fig. 377, 5), welche die „Uhrglaswand" unter einem rechten Winkel trifft. Inzwischen hat sich die Haarzelle geteilt und ist zu einer Zellreihe (Fig. :]77, 5) geworden, die sich dann vollends zu dem beschriebenen Haar entwickelt. Gewöhnlich geht aus der Haarzelle nur ein Haar hervor; bisweilen aber (Sph. radicans u. a.) teilt sie sich durch eine mediane Längswand (Fig. 377, 5, 9) und dann entspringt aus jeder Hälfte ein Haar. Die Uhr- Fig. 377 n. Sauvageau. Verzweigung bzw. Haarbildung. / Sphacelaria Hystnx. 2—5 Sph. tribuloides. 6~7 Sph. furcigera. 8—g Sph. radicans. sph eigentliche Scheitelzelle, die zur Haarzelle {h) wird, s Segment, w Wand. glaszelle kann auch 4 Haaren den Ursprung geben, wenn nämlich außer der medianen noch eine transversale Wand in ihr entsteht. Die meisten Forscher sehen in dem geschilderten Vorgang eine seit- liche Verzweigung. Dieselbe ist aber doch nicht so ganz leicht verständlich und deshalb vertrat zuerst Magnus, nach ihm Sauvageau mit besonderer Energie den Standpunkt, daß es sich hier um ein Sympodium handle. Die kleine Haarzelle ist für sie die Scheitelzelle (sphacela) {sph Fig. 377, ^), die Zelle, von welcher sie abgeschnitten wurde, das Segment (s. Fig. 377, 4), 92 I^- Ptaeophyceae. welches seinerseits eine Vorwölbung treibt, die sich nun in die Verlängerung der normalen Gewebe setzt. Diese Auffassung macht ohne weiteres die eigenartige Stellung der ersten Wand {w Fig. 376, ^) verständUch, welche auf die Basalwand der Haarzelle senkrecht aufsetzt. Außerdem kommen Fälle vor, in welchen die Sphacela an der Spitze verbleibt und zum Haar auswächst, ohne daß das unterliegende Segment sich weiter entwickelte (Fig. 377, 6, 7), so bei Sph. radicans. Die soeben beschriebene Art der Verzweigung entspricht dem, was Reinke und Sauvageau akroblastisch nennen, während die Entstehung der Haare bei Sphacelaria radicans schon als eine holoblastische im Sinne Sauvageaus betrachtet werden muß. Sie wird noch leichter verständlich, wenn wir weiter unten andere Verzweigungen in Betracht ziehen. Obwohl die genannten Forscher mit jenen Bezeichnungen zunächst die Hauptachsen gemeint hatten, sind sie doch sinngemäß wohl auf die Nebenachsen übertragbar. Bei einigen Sphacelarien (z. B. plumigera) und ganz typisch bei Chae- topteris plumosa herrscht eine besondere Neigung zur Bildung von Be- rindungsfäden aus den verschiedensten Zellen der Rindenschicht (Fig. 378, 2, j). Sie wachsen bei Sphacelaria plumriga abwärts und bilden durch Verflechtung eine unregelmäßige Schicht um die Hauptsprosse (Fig. 375. j); ferner dienen sie an der Basis zur Bildung einer Haftscheibe, welche die Sohle vielfach vollständig verdeckt und natürlich verstärkt. Das Gleiche gilt für die unteren Zonen der Chaetopteris, doch wachsen die Rindenfäden in den oberen Regionen der Sprosse dicht gedrängt mehr weniger schräg nach auswärts (Fig. 378, 4), und da sie alle annähernd gleichmäßig enden, entsteht ein kompakter, außen relativ glatter Mantel, dessen Aufbau aus Einzelfäden kaum noch erkannt werden kann. Da die Berindung erst beginnt, nachdem die Zweige fertiggestellt waren, durchsetzen Kurz- und Langtriebe die fragliche Schicht (Fig. 378, 4). Uni- und plurilokuläre Sporangien pflegen bei der gleichen Art die gleiche Stellung zu haben, und man kann allgemein sagen, daß Scheitel- zellen kürzerer oder längerer Triebe sich in solche Organe umwandeln. Bei Sphacella, desgleichen bei einfachen Sphacelaria-Arten, wie Sph. olivacea (Fig. 373), cirrhosa (Fig. 371) usw. kann jeder Ast im angedeuteten Sinne funktionieren, besonders häufig werden kurze Seitenäste zur Spor- angienbildung verwandt. Die Behälter für die Schwärmer sitzen dann auf kurzem, einzelligem Stiel. Bisweilen fehlt sogar dieser. Bei den höher stehenden Arten aber, wie Sphacelaria plumigera. race- mosa, Reinkei usw. (Fig. 375), bei Chaetopteris (Fig. 378) usw., lassen sich besondere Fruchtäste unschwer von den vegetativen unterscheiden. Solche sind meistens etwas einfacher gebaut als die letzteren, vielfach liegen nur monosiphone Fadensysteme vor, an denen dann auch, wie bei Sphacella u. a., die Sporangien die Spitzen einnehmen. Bei Sphacelaria entstehen die Fruchtäste wohl immer aus zeitweilig ruhenden Zweiginitialen, wie wir schon oben andeuteten, sind im übrigen aber recht mannigfaltig gestaltet. Die fraglichen Gebilde sind z. B. bei Sph. racemosa u. a. einfach monopodial verzweigte Rispen; bei Sph. Reinkei liegen nach Sauvageau Symi)odien vor und bei Sph. bracteata nebst Ver- wandten wird eine scheinbar axilläre Stellung der Sporangien hervorgerufen. Die Sache liegt hier nach Sauvageau so: der sporangientragende Zweig ist eine Seitenachse des Sprosses, welchen Fig. 375, 5 nur abgebrochen wiedergibt; er hat seinerseits das „Blatt" als erstes Seitenorgan erzeugt. 2. Sphacelariales. 93 Auch sopst kommen noch mancherlei Varianten in der Ausgestaltung der Fruchtäste vor, die event. als Merkzeichen einzehier Artgruppen dienen können. Fig. 378. Chaetopteris phimosa n. Reinkes Atlas. / Sproßstück mit Kurztrieben {kt) und Fruchtästen {fr). 2, 3 beginnende Berindung. 4 Längsschnitt durch einen be- rindeten Sproß. Die Fruchtäste der Chaetopteris weichen in ihrer Form nicht von solchen der Sphacelarien ab (Fig. 378), entstehen aber ganz anders, nämlich aus den Enden der Berindungsfäden (Fig. 378, 4). Das zeigt, daß man 94 IX. Phaeophyceae. auf den Entstehungsort der Fruchtäste keinen zu großen "Wert legen darf. Unsere Alge stellt offenbar ein Seitenstück zur Desmarestia auch insofern dar, als hier wie dort die Sporangien auf die Berindungsfäden zurückgehen. Nicht wenige Arten der Gattung Sphacelaria bilden zwecks vegetativer Vermehrung Brutknospen, welche, wie besonders Pringsheim betonte, einem ganzen Seitensproß gleichwertig sind (vgl. auch Janczewski, Magnus, Reinke, Kuckuck, Sauvageau u. a.). Fig. 379. Brutknospen von Sphacelarien n. Pringsheim, Reinke, Kuckuck. /, 2 Sphac. tribuloides. 3 — 5 Sphac. furcigera. 6 Sphac. phwiula. 7 Sphac. Hystrix. 8 Sphac. oli- vacea; „Brutkörner'', s Scheitelzelle, c Zentralzelle der Brutknospen. Aus einer Zweiginitiale treibt ein kurzer, wenigzelliger Ast aus, dessen Scheitelzeiie nicht selten etwas anschwillt. Von dieser wird nun durch eine Querwand ganz oben ein kleiner Zipfel abgeschnitten {s Fig. 379, j,j). Die große untere Zelle (r), welche man immerhin als das Segment der oberen kleinen Scheitelzelle wird betrachten müssen, wächst nun bei Sph. furcigera, ebenso bei biradiata nach zwei Richtungen hin armartig aus (Fig. 379, j, 4). Die beiden Arme werden durch schräge Wände sukzedan abgegliedert und wachsen mit Hilfe einer Scheitelzelle zu kurzen Stäbchen heran, welche weit auseinander spreizen (Fig. 379, j). 2. Sphacelariales. 95 Nicht seilen bildet eine junge Scheitelzelle noch einmal eine „Gabelung" aus, man erhält so drei-, ja vereinzelt vierstrahlige Brutknospen (Fig. 379, j). Das dürfte bei Sph. divaricata die Regel sein. In anderen Fällen entstehen aus der großen zentralen Zelle (c) einer Brutknospenanlage drei gleichmäßig abstehende Strahlen, z. B. bei Sph. tribuloides, Hystrix u. a. (Fig. 379, 2, ;). Die sukzessiven Teilungen inter- essieren im einzelnen kaum. Ich verweise auf die Angaben von Prings- HEiM, Geyler, Reinke, Sauvageau. Von kleinen Abweichungen in den Teilungen usw. hängt es ab, ob die Strahlen lang werden, kurz bleiben usw. Danach richtet sich die Form der Brutknospen, welche für die einzelne Spezies charakteristisch zu sein pflegt. Zwischen den Strahlen einer Brutknospe (Fig. 379, 7) entspringt nicht selten ein Haar. Dasselbe geht aus der kleinen uhrglasförmigen Scheitel- zelle hervor. Damit scheint mir deutlich ein Hinweis auf die Haarbildungen an den Nebenachsen gegeben zu sein (S. 91). Ganz allgemein ist auch bei den Brutknospen die Scheitelzelle wenig entwicklungsfähig, das unter ihr liegende Segment umsomehr. Die ganzen Vorgänge sind doch wohl eine Stütze für die MAGNiis-SAUVAGEAUsche Auffassung. Der Stiel der Brutknospen bleibt immer einreihig; er bricht später ab und die Brutknospe wird frei; aus der Zweiginitiale des Stammes aber kann noch wiederholt unter Benutzung des übrig gebliebenen Stumpfes eine neue Brutknospe hervorgehen. Die in Rede stehenden Organe treiben zu neuen Pflanzen aus, indem die Strahlen sich einfach an ihrer Spitze weiter entwickeln. Die gespreizte Form derselben hat aber vielleicht noch eine Bedeutung. Die Arme könnten als Anker dienen wie die Fortsätze der Trapafrüchte. Der Name Sphac. tribuloides erinnert recht hübsch an den „Tribulus". Die Brutknospen sind nicht bei allen Arten der Sphacelarieae nach- gewiesen. Wo sie vorkommen, treten sie meist massenhaft auf und dann finden sich die Sporangien oder Gametangien in sehr geringer Zahl. Das eine ist der Ersatz für das andere. Ob freilich solch eine vegetative Ver- mehrung die anderen Formen der Fortpflanzung ganz unterdrücken könne, ist zweifelhaft. In gewissen Fällen z. B. bei Sphacelaria Hystrix beobachtete Sauvageau, daß sie sich ablösen. Die plurilokulären Sporangien sah er im ersten Frühjahr, dann traten im April und Mai an denselben Exemplaren Brutknospen auf. Durch diese vermehrt sich die Pflanze (in mehreren Generationen) bis zum Herbst, um nun der Beobachtung zu entschwinden. Pringsheim erwähnt für Sph. olivacea noch Brutkörner (Fig. 379, S) resp. traubige Haufen dieser Gebilde. Sie entstehen aus den Scheitel- zellen oder aus den Zweiginitialen durch wiederholte Teilung. Was aus ihnen später wird, ist nicht sicher bekannt. Im übrigen können auch losgelöste Äste sich zu einer ganzen Pflanze entwickeln. Ferner werden Scheitelzellen, welche verloren gingen, aus dem darunter liegenden Segment ersetzt. Kurz die Regenerationsfähigkeit der Sphacelarien ist eine recht große. b) Stypocaulaceae (Holoblasteae). In dieser Gruppe gehen, wie schon Geyler hervorhob, die Äste nicht aus Teilen der Segmente hervor (hemiblastisch), sondern sie werden in besonderer Weise aus der Scheitelzelle selber herausmodelliert — holo- blastisch im Sinne Saüvageaus, etwa nach dem Muster der Kurztriebe bei 96 IX. Phaeophyceae. Sphacelarien, Cladostephus u. a. Der Typus solcher Formen dürfte in Halopteris gegeben sein, an diese schließen sich Stypocaulon, Phloeocaulon usw. Fig. 380. Halopteris ßlicina nach GOEBEL, Reinke u. Sauvageau. /, 2 Sproßspitzen. 3 Pseudoaxilläre Fruchtäste. 4 Anlage eines pseudoaxillären Sprosses 5 Sporangium, scheinbar in der Zweigachsel, v, v Scheitel- zellen. Z7VI Zweiginitialen. ax\ ax" Anlagen von pseudoaxillären (c) Sprossen. an. Die äußersten Glieder unserer Reihe erfahren in mehr als einer Beziehung Ausgestaltungen, welche an Phanerogamen weitgehend erinnern. Halopteris bildet wiederholt gefiederte, äußerst zierliche Sproß- systeme, die der etwa 10—20 cm hohen Pflanze den durchaus angemessenen Namen verschafft haben. 2. Sphacelariales. 97 Die Achsen verschiedener Ordnung stehen zweizeilig alternierend (Fig. 380, i), die beiden untersten (ältesten) Seitenzweige jedes Sprosses stehen beisammen, so daß sie ungefähr die Achsel des Muttersprosses ein- nehmen (Fig. 380, I, 2). Diese Stellung mag gleich hier als pseudo-axilläre bezeichnet sein. Ausnahmen davon sind freilich vorhanden. Den Scheitel der Hauptsprosse krönt eine große Scheitelzelle. Sie zerfällt durch Querwände in die üblichen Segmente, Halbsegmente usw.-, letztcie werden in zentrale und Rinden-Zellen nach Vorschrift zeilegt. Die Verzweigung beginnt, wie Pringsheim und Magnus zuerst zeigten, damit, daß eine schräg gestellte und etwas uhrglasartig gekrümmte Wand eine Zweiginitiale (Sproß zweiter Ordnung) (Fig. 380, i zwi) von der Sclieitelzelle abtrennt. Durch Wachstum der letzteren wird dann die Initiale ein wenig verschoben, sie erscheint seitlich angeheftet (Fig. 380, i zun''), und nun wird von ihr nach aufwärts eine kleine Zelle {ax') abgeschnitten. Diese möchte man für eine rein axilläre Bildung halten, alle Beobachter aber stimmen darin überein, daß die Hauptscheitelzelle an ihrer Bildung ganz unbeteiligt sei und daß nur die Zweiginitiale den Ursprungsort dieser pscudo-axillären Anlage darstelle. Nachdem die Zelle ax' angelegt, streckt sich (he Initiale und schneidet durch eine Querwand eine Scheitelzelle {ii') ab; diese ihrerseits erzeugt zunächst ein Seitenglied ax", welches wiederum der Hauptachse zugekehrt ist und liefert dann weiter in regelmäßiger Alternanz Seitenachsen wie der Hauptsproß. Die Zellen ax\ ax" werden zu dem pseudo-axillären Sproßpaar, auf das wir bereits oben hinwiesen. Ein solches tritt in Fig. 380, 3 besonders deutlich hervor. An einer Stelle können auch Haarpaare entstehen (Fig. 380, 2) ganz so wie bei Sphacelaria radicans, die mit dem eben gesagten erst ganz verstanden werden dürfte. Die in der geschilderten Weise sich wiederholende Verzweigung kann Sprosse vierter und fünfter, ja höherer Ordnung liefern, doch nehmen die letzten Auszweigungen immer mehr den Charakter von Kurztrieben an, indem sie ihre Scheitelzelle zu einem mehr oder weniger zugespitzten Organ umwandeln, das nicht weiter wächst. Wie bei den Haarbildungen der Sphacelarien setzen die Wände, welche Segment und Scheitelzelle trennen, stets unter einem rechten Winkel an die einstige Uhrglaswand an. Die Basis eines Zweiges sitzt danach immer der oberen und der unteren Hälfte zweier aufeinander folgender Segmente auf. Was für die Haarbildungen an den Seitensprossen der Sphacelarien gesagt wurde, gilt auch hier. Man kann sie mit Magnus und Sauvageau als sympodiale, mit andern als raonopodiale Bildungen auffassen. Jedenfalls liegt hier der Typus der Holoblastie vor. Die Keimpflanzen besitzen zunächst einen einfachen, aufrechten Sproß, der sich dann später regelmäßig verzweigt. Sehr zeitig brechen aus den unteren Regionen Hyphen hervor, welche sich gegen das Substrat richten. Zunächst umhüllen sie den aufrechten Sproß, dann breiten sie sich auf dem Substrat aus und bilden mehr weniger breite Sohlen. Aus diesen erheben sich neue Vertikalachsen, die zunächst in ihren Verzweigungen etwas ein- facher sind als die erwachsenen. Sie können in solche direkt übergehen, vielfach aber sah Sauvageau, daß diese kleinen Triebe das Wachstum bald einstellen, nachdem sie an ihrer Basis derbere Lang-Triebe erzeugt haben. Das tritt bei Stypocaulon noch viel klarer hervor. Oltiiianns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. \\. 7 «98 IX. Phaeophyceae. Die Sporaiigien der Halopteris stehen an Stelle von Kurztrieben letzter oder vorletzter Ordnung (Fig. 380, 5), und Reinke weist besonders darauf hin, daß sie meistens die Umbildung eines pseudoaxillären Sprosses darstellen. Das geht u. a. sofort aus Fig. 380, 4, 5 hervor. Erstere stellt die pseudoaxilläre Zelle (ax) nach der ersten Teilung dar. Die Zelle c wird in vielen Fällen zu einem normalen, vegetativen Ästchen, in anderen aber liefert sie ein Sporangium nebst den Tragzellen desselben (Fig. 380, j). Der Aufbau von Halopteris öffnet nun auch leicht das Verständnis für Stypocaulon, dessen eine Art (St. scoparium) wie Halopteris zweizeilig Fig. 381 n. Reinke u. Sauvageau. / Sproßspitze von Stypocaulon scoparium. 2, 3 Zweiginitialen und sog. Adventiväste von Stypocanlou fmiicitlaie mit Rhizoiden. 4 — 6 Querschnitte durch Sprosse von Stypocauloti. Itr Langtriebe, ktr Kurztriebe. ? Inter- nodien. h Haare, zun Zweiginitialen, rh Rhizoiden. alternierende Äste trägt, während eine andere (St. funiculare) allseitig ver- zweigt ist. Sauvageau zieht beide zu Halopteris. Die riesigen Scheitelzellen sind auch hier vorhanden (Fig. 281, i), sie bilden die Äste wie diejenigen von Halopteris, nur machen sich hier Inter- nodien bemerklich, d. h. einzelne Segmente (/ Fig. 381, J) der Scheitelzelle oder auch Halbsegmente beteiligen sich nicht an der Bildung der Seiten- zweige. Einzelheiten über den Vorgang zu geben, scheint mir nicht 2. Sphacelariales. 99 ht^rj erforderlich, ich verweise auf Sauvageau, clei- alles genau schildert und bemerke noch, daß besonders die ersten Segmente eines Zweiges häufig keine Seitenzweige tragen. Stypocaulon scoparium bringt es in der Verzweigung nicht so weit wie Halopteris; mit einer zweifachen Fiederung hat es sein Bewenden. Die meisten Äste zweiter und drittel- Ordnung werden unter Aufteilung der Scheitelzelle zu Kurz- trieben {ktr Fig. 381, /), nur einige wenige behalten diese und entwickeln sich zu Langtrieben. Eine Vor- ausbestinimung der letzte- ren ist nicht zu erkennen. Die von der Scheitel- zelle abgegliederten Seg- mente erfahren die Längs- teilungen, welche Sauva- geau in seiner Fig. 381, 4, 5 angibt. Es entsteht ein Mark und eine klein- zellige Rinde. In dieser werden vier kreuzweis ge- stellte größere und inhalts- reichere Zellen ausgespart (Z7vi). das sind Zweig- initialen. Sie gehören in erster Linie den oberen Halbsegmenten an. können aber auch aus den unteren gebildet werden ; außerdem sind sie nicht immer gleich groß. Besagte Zellen ruhen vielfach längere Zeit, einige können durch mehrfach auf- tretende Wände zu Rinden- zellen werden. Die meisten aber treiben später, viel- leicht in Abhängigkeit von der Außenwelt, aus. Zu- nächst entsteht (Fig. 381, 2) eine öhrchenförmige Zelle und diese wird (Fig. 381, 3) zu einem Sproß, der an seiner Basis alsbald ein Rhizoid entwickelt, oder auch zu einem Rhizoid allein. Letzteres ist besonders an den unteren Teilen der Pflanze der Fall, dort entsteht dann ein dichter Mantel aus solchen Organen, welcher auch die Basis der Seitentriebe umfaßt (Fig. 381,6). Die aus den Initialen gebildeten Äste bleiben meistens ziemlich klein. Sauvageau u. a. sprechen auch hier immer noch von Adventivästen; ich halte diese Bezeichnung für unglücklich, erinnere vielmehr an Ascophyllum Fig. 382 n. Sauvageau. / Stypocaulon scoparium (Hal- opteris scoparia). ktr Kurztriebe verschiedener Ordnung. p Initialen. 100 IX. Phaeophyceae. u. a. und betone nochmals, daß die Zweiginitialen auf die ersten Segmente der Scheitelzelle normal zurückgehen. Kurztriebe zu sagen, würde völlig ausreichen. Die Verfasser erwähnen außer diesen noch Ersatzsprosse usw. Die Keimlinge von Stypocaulon bilden zunächst eine kleine Haft- scheibe. Aus dieser erhebt sich ein aufrechter Sproß mit begrenztem Wachs- tum (kt)\ Fig. 382). An dessen Basis bricht eine Achse hervor, die schon etwas derber ist als ihr Vater (Fig. 382, j, ktr^). Mit einer großen Scheitelzelle begabt, wächst sie zu einem Sproß heran, welcher dem er- wachsenen Stypocaulon schon ähnlicher ist (Fig. 382, j), allein zur vollen Entwicklung gelangt er nicht; er hat aber an seiner Basis zeitig Zweigini- tialen (p) gebildet und aus einer von diesen geht ein längeres Gebilde her- vor, das zum wirklichen Langtrieb wird, doch können sich auch noch ein bis zwei Triebe mit begrenztem Wachstum bilden, ehe der endgültige Sproß zum Vorschein kommt. Aus den Initialen älterer Sprosse entwickeln sich kaum Langtriebe, auch aus den eben erwähnten Rhizoiden entstehen keine neuen Pflanzen. cix ^ ^^^ m. Fig. 383. Stypocaulon scopariMu n. Reinke u Sauvageait. I — 4 Entstehung der fertilen Sprosse. 5 Pseudoaxillarzellen. 6 Sporangienhaufen. ax Pseudoaxilläre Zellen, pl Plazenta. Dagegen gehen aus Bruchstücken des Stypocaulon Rhizoiden hervor, welche nun große Pflanzen liefern. Wie aus Fig. 38.'>, 5 ersichtlich, werden genau wie bei Halopteris Pseudoaxillarzellen entwickelt, aber diese produzieren niemals einen normal verästelten Seitenzweig — obschon sie einem solchen entsprechen — , son- dern sie rücken vollends in die Achsel und bilden an den sterilen Sproß- systemen Haarbüschel, an den fertilen Sporangienhaufen (Fig. 383, 6). Zu dem Zwecke teilt sich die Pseudoaxillarzelle [ax) durch eine zur Ver- zweigungsebene parallel d. h. median gestellte Wand in zwei Zellen ; es folgt eine Transversal- Wand und aus den so gebildeten vier Zellen gehen zwei transversale Reihen heivor, welche dann die erwähnten Sporangien oder Haare liefern. Reinke bezeichnet den in der Achsel entstehenden Zellkomplex als Plazenta (Fig. 383, 1—4). Nicht ganz wenige Arten schließen sich an Stypocaulon scoparium an. Im Prinzip sind sie gleich gebaut, in Einzelheiten natürlich abweichend, darüber berichtet Sauvageau. Erwähnen will ich, das Stypocaulon panicu- 2. Sphacelariales. 101 latum Reinke (Halopteris hordacea Sauv.) beim Keimen Knöllchen bildet, aus welchen dann die aufrechten Spi'osse hervorgehen. Sehr interessant sind dann einige Genera, welche sich in ihrer Wachs- turasweise unschwer auf Stypocaulon zurückführen lassen. Anisociadus (unter Halopteris bei Sauvageau) wächst wie letztgenannte Gattung, sie produziert aber reichlich verzweigte sogenannte Adventiväste, und diese sind allein die Träger der pseudoaxillär entspringenden Sporangien. Phloeocaulon, das wie Stypocaulon wächst, erhält sekundäre Be- rindung und zwar in den oberen Regionen durch Teilung der primären Kortikalzellen, in den unteren durch hyphenartige Berindungsfäden. Hier treten auch wirkliche Adventiväste aus der Basis abgefallener Kurztriebe hervor. Solcher Ersatz der letzteren erfolgt vielleicht periodisch. Fig. 884 n. Sauvageau u. Reinke. / Ptilopogon hotryo- cladus. 2 3, Phloeocaulon foecuiidiim. 4, 5 Phlococaitlo7i spec- tabile. ca Achse, ktr Kurztriebe, fg Fruchtsprosse, ax pseudo- axilläre Zelle, a Sporangien. sp Gametangien. Die Sporangien von Phloeocaulon stehen nach Reinke auf kätzchen- artigen Kurztrieben (Fig. 384, 4), und zwar sind uni- und plurilokuläre Sporangien auf habituell etwas differente Pflanzen verteilt. Die einzelnen Sporangien entstehen wieder aus einer speudo-axillären „Placenta", aber ge- wöhnlich nur zu zweien nebeneinander (Fig. 384, 5); interessant aber ist, daß beiderseits von den Sporangien — in transversaler Stellung ■ — kleine Kurztriebe auftreten (Fig. 384, 5), welche die Vorblätter dikotyler Sprosse imitieren. Danach reden Reinke und Sauvageau auch hier von Deck- blättern, Vorblättern usw., um damit auch in der Terminologie die erwähnte Ähnlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Ob das zweckmäßig ist, mag dahin- gestellt werden. 102 IX. Phaeophyceae. Phloeocaulon foecundum Sauvageau entwickelt außer den axillären Sporangien(a) solche an beliebigen Stellen der fertilen Kurztriebe (Fig. 384. j). Dann werden die Stiele (Fig. o84, j) von der sich verdickenden Rinde umwallt. Ptilopogon bildet am Hautsproß fiederig verzweigte Kurzstriebe, welche Reinke mit Blättern auch deswegen vergleicht, weil sie zeitig abbrechen ; es sind eigentlich nur die Enden der Langtriebe damit versehen. Die dicke Sekundärrinde umschließt die übrig bleibenden Stumpfe (Fig. 384, i ktr). Schon vor der Rindenbildung werden in den Achseln der Kurztriebe die üblichen Zellen gebildet, doch kommen sie nicht sogleich zur Weiter- entwicklung, sie ruhen von der Rinde überwallt (Fig. 384, i ax). Soll die Fortpflanzung beginnen, so wachsen diese ruhenden Augen durch die Rinde hindurch, verzweigen sich an deren Ober- fläche und bilden Sporangien. Solche können aber auch an den Sprossen unregelmäßig verteilt auftreten; dann wachsen Zellen der primären Rinde zu etwas derberen Zellreihen aus, diese verlängern sich mit der sekundären Rinde und bilden dann an deren Oberfläche Spornagienbüschel (Fig. 384, i fg). Weitere Einzelheiten über diese und andere Formen bei Sauvageau. Wir erwähnen noch Alethocladus, eine von Sauvageau aufgestellte Gattung. Sie hat den Habitus einer mäßig großen Sphacelaria, das Scheitelwachstum aber erfolgt wie bei Halopteris, nur mit dem Unterschiede, daß pseudoaxilläre Zellen niemals gebildet werden. Die Uhrglaszelle wird immer direkt zu einem Sproß. Sau- vageau glaubt darauf eine besondere Gruppe gründen zu müssen, er sieht in der Gattung den einzigen Vertreter der von Reinke Acroblastae genannten Formen. Fort- pflanzungsorgane sind nicht bekannt, auch der ganze Entwicklungsgang nicht. Einst- weilen möchte ich glauben, daß eine Form vorliege, bei welcher die letzte Teilung in der Scheitelzelle unterbleibt, die sonst zu den Haarbildungen usw. führt. Anetho- cladus könnte rudimentär oder reduziert sein. AVir haben ja auch bei Halopteris einfachere Jugendformen. c) Cladostephaceae (Polyblasteae). Die Gattung Ciados tephus stellt einen der eigenartigsten Typen unter den S])hacelariaceen dar. Die 10—20 cm hohe Pfhinze (Fig. 385) bildet knorpelige, dichotom verzweigte Sprosse, welche mit zahlreichen, vielzähligen Wirtein von Kurztrieben dicht bedeckt sind. So mag die Pflanze im Sommer dreinsciiauen. Ihre Sprosse erheben sich aus einem oft mehrere Zentimeter im Durchmesser haltenden Basallager, das eine recht bunte Entstehung hat. Die Keimlinge, welche Sauvageau studierte, geben näheren Aufschluß. Aus den Schwärmern, mögen sie geschlechtlich oder ungeschlechtlich sein, Fig. 385. Orig. Cladostep/ms verücillattis. 2. Sphacelariales. 103 entsteht zuiiäclist eine kleine Scheibe, die ein auffallendes farbloses Haar trägt. Aus einer beliebigen Zelle treibt sie zunächst einen aufrechten Sproß (Fig. 386, j). Fig. 386. Cladostephus verticillatus n. SaUVAGEAU. Die Basalscheibe wächst durch Randwachstum und alsbald entstehen auf ihr weitere aufrechte Organe. Das alles sind Kurztriebe (Fig. 386, 5—5). Nach einiger Zeit aber macht sich in ihrer Mitte ein Sproß bemerkbar, der 104 IX- Phaeophyceae. durch seinen Umfang auffällt. Das ist ein Langtrieb, welcher bald zu der Form auswächst, welche Fig. )]S6, 6 wiedergibt. Teils vor, teils nach der Anlage der Langtriebe bilden sich aus der Haftscheibe Ausläufer (Stolonen). Sprosse, gebaut wie die anderen, entstehen entweder aus der Scheibenfläche oder aus deren Rand; sie liegen dem Substrat von Anfang an auf oder krümmen sich auf dieses hernieder (Fig. 38G, 5, 6). Stets werden sie durch Rhizoiden verankert. Aus der Rückenseite der Stolonen gehen erneut Lang- und Kurztriebe hervor und in Verbindung damit wachsen aus den Flanken Zellen hervor, die sich zu Sohlen zusammenschließen. Die Sohlen haben Randwachstum und sie können nun aus einzelnen Randzellen wiederum Ausläufer bilden, die erneut Kurz- und Langtriebe hervorbringen. Es ist ganz deutlich: Die Stolonen sind liegende Sprosse, die nun genau wie die aufrechten Langtriebe ihrerseits Seitenorgane mit begrenztem oder unbegrenztem Wachstum entstehen lassen. Die Sohlen sind sekundäre Bildungen, bestimmt zur Festheftung und auch zur Überwinterung. Denn die Cladostephussprosse wachsen im Sommer, fruchten im Winter — an verschiedenen Orten etwas verschieden — , sterben aber dann im wesentlichen ab. Vielfach bleiben nur Stumpfe übrig. Aus diesen, vor allem aus den Basallagern, erheben sich (Sauvageau) im ersten Frühjahr neue Achsen und zwar wiederum teils Lang- teils Kurztriebe. Aus der Basis der ersteren gehen neue Stolonen mit Haftscheiben usw. hervor. Letztere überdecken die alten und so kann ein recht buntes Bild entstehen. Sphace- laria radicans und Sph. Novae Caledoniae dürften Vorläufer dieser Form sein. Die Langtriebe haben bereits, wenn sie sich über die Ausläufer erheben, eine geradezu klassische Scheitelzelle (Fig. 388, 6) und diese bleibt denselben zeitlebens eigen. Sie liefert in der bei den Sphacelarien üblichen Weise die Segmente und aus diesen Halbsegmente. Aus solchen gehen wie bei jener Gruppe zunächst nur wenige, oft auch opponiert stehende Seitenäste hervor (Fig. 388, 6). Erst allmählich kommen Wirteläste in großer Zahl zum Vorschein. Diese entstehen so: Aus dem oberen Teil der oberen Halbsegmente, die auch nach wiederholten Teilungen immer noch erkennbar bleiben, wölben sich rings um den ganzen Scheitel Zellen vor {zwi Fig. .'»87, j), welche rasch zu Scheitelzellen werden und dann die Organe mit begrenztem Wachstum liefern (ktr), deren wirteiförmige Anord- nung wir schon betonten. Alles, was an Zellen unter der Kurztriebbasis liegt, kann sich teilen, strecken und damit Internodien zwischen den Kurz- triebwirteln bilden. Meistens aber wird die Sache komplizierter. Auch aus dem Oberende des unteren Halbsegmentes können Kurztriebe {ktr,^ Fig. 387, 2) hervorgehen und endlich entwickeln beliebige Rindenzellen der Internodien auch noch solche (ktrs). Die zuletzt erwähnten Seitenorgane brauchen nicht mehr wirtelig angeordnet zu sein. Die Verzweigung der Langtriebe ist keine sehr ausgiebige, Prings- HEiM u. a. glaubten eine Dichotomie derselben festgestellt zu haben, Sauvageau aber bestreitet das, nach ihm steht ein zum Langtrieb werdender Zweig an Stelle mehrerer Kurztriebe. Auch er bildet sich aus dem oberen Halbsegment, nur wird ein größerer Teil desselben für seine Anlage in An- spruch genommen. Ähnliches sah auch Pringsheim schon. Die Kurz triebe auf den Stolonen gleichen denen an den aufrechten Sprossen völlig. Sie alle wachsen zunächst mit einer Scheitelzelle wie die Sphacelarien. Diese stellt in den ältesten wie an den jüngsten Regionen der Pflanze ihr Wachstum bald ein und so entstehen unverzweigte, etwas 2. Sphacelariales. 105 Fig. 387. Cladostephus verticiUatus n. Sauvageau u. Pringsheiai. / — 5 Längsschnitte, öj 7 Querschnitte durch Sprosse und Sproßteile verschiedenen Alters. /, 2 u. 3 gehören demselben Sproß in verschiedener Höhe an. 8 Längsschnitt durch einen älteren Sproß. OS unteres, us oberes Segment, ktr Kurztriebe versch. Ordnung, fr Fruchtsprosse. ck Zentralkörper. /;- primäre, sr sekundäre Rinde. Z7vi Zweiginitialen. 106 IX. Phaeophyceae. keulige Gebilde. In den mittleren Teilen der Pflanzen verzweigen sich die Kurztriebe holoblastisch (Fig. 388). Das gellt fast genau so vor sich, wie wir es für Halopteris schilderten (S. 97). Besonders häufig bringen die in Ein- oder Mehrzahl gebildeten Fig. 388. Cladostephns verticülatus n. Sauvageau. Kurztriebe, sph Scheitelzelle, deren Segment. iv erste Querwand. Pseudoaxillarzellen Haare hervor. Diese stehen wiederum in Paaren, weil auch hier die Pseudoaxillaren durch je eine mediane Längswand geteilt werden. (In der Zeichnung ist immer nur ein Haar aus einem Paar wieder- gegeben.) 2. Sphacelariales. 107 Die Kurztriebe können sich einige Male verzweigen, dann aber werden die Scheitelzellen aufgeteilt und die einzelnen Äste erscheinen fast dornig (Fig. 387, S). Die Segmente der Hauptscheitelzellen zerfallen durch Längswände in Mark- und Rindenzellen. Letztere erfahren vielfache Teilungen und damit geht aus ihnen eine sekundäre Rinde hervor, aufgebaut aus mäßig langen Zellen, welche (Fig. 387, 4, 7) die Kurztriebe an ihrer Basis um- schließen. In der unteren Hälfte der Pflanze entsenden die äußersten Rindenzellen Hyphen, welche massenhaft auftreten und dicht zusammen- schließend nochmals eine Hülle um den Stamm herstellen. — Sauvageaus Corticorhizoidal-Lager. (Fig. 387, 5.) Die Kurztriebe bedecken ursprünglich die Langtriebe der ganzen Länge nach, schon im Spätsommer aber brechen sie von unten her be- ginnend ab, und werden von den Hyphen überwallt (Eig. 387, 5). Zu Ende des Winters sind oft kaum noch Kurztriebwirtel zu sehen, höchstens an den Spitzen. Dieser Vorgang steht offenbar in Beziehung zur Bildung der uni- wie plurilokulären Sporangien. Cladostephus kann außer den erwähnten noch diejenigen Sprosse bilden, welche Sauvageau als mikr ob las tische bezeichnet hat. Zwischen den Wirtelästen brechen fast aus jeder Oberflächen-Zelle der sekundären Rinde Triebe hervor, welche teils klein und einreihig, teils größer und mehr- reihig sind (Fig. 387, •'■••.•.;»?■■••'.'.'•.•.•• >':cl *•• ■iWv;.v: ÄÖ:^:- Fig. 413. Agarum Turneri Orig.| Fig. 414 n, Yendo. / — j Keimlinge von Costaria. 4 ders. von Undaria. Mittelrippe durchzieht die ganze Laubfläche der Länge nach. Das Auffälligste an der Pflanze aber ist die Durchlöcherung des Thallus mit Öffnungen, welche wohl 1 cm und mehr erreichen mögen. Wir werden unten noch sehen, daß es sich bei der Lochbildung um eine partielle Zerstörung des Gewebes handelt. Am Übergange des Stieles in die Spreite liegt die übliche AVachstumszone. Ein eigentlicher Laubwechsel ist nicht beobachtet, Humphrey schließt aber aus der gedrängten Stellung der Löcher an der Laubbasis und der Neubildung der- selben am gleichen Orte, daß ein kontinuierlicher, interkalarer Zuwachs für Agarum gegeben sei. Mit einigen Bedenken erwähne ich noch Phyllogigas, einen Tang, dem Skottsberg wegen seiner gewaltigen Laubflächen diesen Namen gab. Die Keim- 4. Laminariales. 149 linge haben eine Spreite und an deren Basis bzw. am Stiel seitliche Blattflächen. Die primäre Spreite geht bald zugrunde, die Seitenorgane aber entwickeln sich ganz erheblich. d) Alaria-Gruppe (Costatae). Schon bei manchen Laminarien vom Wuchs der L. saccharina weicht die Mitte der Laubfläche von den seitlichen Teilen ein wenig ab; z. B. bleibt bei L. gyrata nach Kjellman ein mitt- lerer Längsstreifen frei von Sori, bei ja- panischen Lamina- rien hebt sich ein Mittelstück in der Spreite deutlich ab, es kann sich nach einer Seite vorwölben usw. (Yendo). Sie vermitteln, wie mir scheint, den Über- gang zu Cymathere und Costaria, bei welchen mehrere Längsrippen gebildet werden. Yendo schil- dert die Entwicklung von Costaria. (Fig. 414, / — j). Die Keim- linge erhalten erst eine Mittelrippe, dann zwei seitliche, und diesen können wei- tere folgen. Die Rip- pen stellen Verdik- kungen dar, welche teils nach der einen, teils nach der anderen Seite der Laubfläche vorragen. Zwischen den Rippen wächst die Fläche besonders stark, und da erstere sich nicht mehr strecken , kommen die Wellungen zustande, welche Fig. 414, j wiedergibt. Die Pflanzen behalten im wesentlichen die Laminaria-Umrisse bei, nur im Alter wächst die Basis des Laubes derart, daß ein herzförmiges Gebilde entsteht. Die Pflanzen sind in Japan Ende Dezember 10—15 cm hoch, im April des nächsten Jahres 1,5 m. Über einen Laub Wechsel finde ich nichts. Die hier in Mehrzahl gegebenen Rippen konzentrieren sich bei anderen Gattungen gleichsam auf eine mittlere, die dann besonders gut ausgebildet wird (Fig. 414, 4). i Alaria oblonga n. K.JELLMAN, verkleinert. 2 Alaria n. Rasmussen im Laubwechsel. 150 IX. Phaeophyceae. Alaria, von Yendo monographisch bearbeitet, wird bis zu 25 m lang (Frye). Auf mäßig langem Stiel trägt sie eine Endlamina, welche an sich zart ist, aber von einer äußerst kräftigen Mittelrippe durchzogen wird. (Fig. 415). Am oberen Ende des Stieles brechen aus den beiden Flanken meist dicke, mäßig breite zungenförmige Seitensprosse hervor, welche die Sporangien tragen (Sporophylle). So die erwachsenen Pflanzen. Die Jugend- stadien, welche im Januar— Februar entstehen, gleichen denen der Lami- narien, sie erhalten aber bald eine Mittelrippe, und vom Juni— Juli an er- scheinen die Sporophylle, welche im November — Dezember fruchten. Im Winter wird das Laub zerschlagen und zerschlitzt, etwa wie ein Musablatt, und schließlich schwindet alles, was Spreite heißt. Die Wachstumszone aber bleibt erhalten, und schon im Januar oder Februar beginnt in ihr eine energischere Tätigkeit, welche bis zum Frühjahr eine neue Spreite schafft. Hand in Hand mit der Ausbildung der Laubfläche geht die Entstehung neuer Sporophylle über den alten. Letztere brechen erst ziemlich spät ab und, hinterlassen nur eine kleine Narbe. Wenn die neuen Sporophylle ihre Fig 415 a 11. Yendo. Hirome, 2 Undaria. 3 Alaria. 4 Pterygophora. Zoosporen gebildet und entleert haben, stirbt nach Yendo die ganze Pflanze ab; danach sind auch die Alarien wenigstens in Japan zweijährig. Die Sporangien bilden sich auf den Sporophyllen von Alaria esculenta nach KjELLMAN im nördlichen Norwegen während des Juli und August. Doch gibt er für andere Arten auch andere Daten, z. B. produzierte AI. grandifolia sowohl im Januar — Dezember, als auch im Juli— September vor Spitzbergen Sporangien, Letzteres ist kaum befremdlich, da die Sporophylle weit länger erhalten bleiben als die assimilierende Laubfläche. Auch nach Entfernung der letzteren funktionieren die meistens sehr dicken Organe weiter, weil sie reichlich Reservestoffe enthalten. Weder Kjellman noch andere nordische Forscher sagen etwas von zweijährigen Alaria-Arten. So gilt dasselbe was wir oben bezüglich der Laminaria sagten. Rasmussen schildert in Übereinstimmung mit älteren Angaben von Areschoug und Wille den Laubwechsel der Alarien ganz ähnlich wie Yendo und gibt die in Fig. 415, 2 reproduzierte Abbildungen. Da Phillips und Börgesen aber Zweifel bezüglich der Periodizität äußern, ist erneute Prüfung nötig. Den Alarien reiht sich die Gattung Undaria (Ulopteryx) an. Das fieder- teiiige Laub hat eine Mittelrippe, der Stiel produziert auf seinen Kanten stark gewellte, flügelartige Verbreiterungen, welche die Sporangien tragen. Die Keim- 4. Laminariales. 151 linge (Fig. 414, ^) lassen schon sehr zeitig die Mittelrippe erkennen, sie nimmt ihren Anfang in der Wachstumszone und dehnt sich dann gegen die Spitze hin aus. Alaria verhält sich ganz ähnlich. Sodann gehört auch Pterygophora, von Ruprecht beschrieben, von Mc MiLLAN genauer studiert, hierher. Das Ganze gleicht scheinbar einem riesigen, unpaarig gefiederten Blatte, bei welchem die Endfieder nicht größer ist als die Seitenfiedern. Tatsächlich liegt ein Alaria-artiges Gebilde vor, bei welchem die gerippte Endlamina relativ klein, die Sporophylle groß (so groß wie die Lamina) sind. Die Jugendstufen gleichen den Laminarien fast auf ein Haar. Die Abbildungen der Fig. 415« zeigen, wie sich Yendo die phylogene- tische Entwicklung der Alanen denkt. Hirome trägt die Sporangien so- wohl auf der Spreite als auf welligen Auswüchsen an der Spreitenbasis. Undaria hat sie ganz auf solche verlegt. Alaria und Pterygophora bilden spezifische Sporophylle am gleichen Ort. Eine eigenartige Gattung dürfte Lessoniopsis sein. Sie wurde von Mc MiLLAN, Griggs und Reinke studiert. Die Angaben stimmen nicht ganz überein. Die Jugendstadien gleichen den Laminarien, es entsteht aber eine Mittelrippe. Spaltungen der Länge nach, welche in dieser vollzogen werden, bedingen Verzweigung und Laubbildung. Die Flachsprosse sind bei ihrer Ent- stehung unsymmetrisch, die Rippe liegt naturgemäß zunächst einseitig, es findet aber bald eine Ergänzung statt, die verlorene Hälfte wird ersetzt. Ist das geschehen, beginnt neue Längsspaltung in der Rippe u. s. f. Die Autoren be- schreiben besondere Fruchtsprosse. Diese sind bei erheblicher Größe flach und ohne Mittelrippe. Nach Griggs entstehen sie als Auswüchse aus dem noch wachstumsfähigen Stiel der steril blühenden Blätter. Das erinnert dermaßen an Alaria, daß ich die Pflanze hier erwähne. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß man sie wegen der Längsspaltungen in der Spreite zu den Lessonien stellen muß. Ist Macrocystis die höchstentwickelte Gattung unter den Spaltlami- narien, so stellt Egregia das Endglied der Costata- Reihe dar. Sie wird durch Alaria, aber auch fast nur durch diese, unschwer verständlich. Are- schoug und Ruprecht beschrieben die erwachsene Pflanze. Setchell und Ramalay lieferten einige Notizen. Reinke beschrieb den ganzen Auf- bau, aber erst durch Griggs wurden mancherlei Zweifel im einzelnen be- hoben, weil er die Keimlinge genauer bearbeitete. Der erwachsene Tang besitzt verzweigte Langtriebe, welche an der Basis gerundet, im übrigen aber bandartig abgeflacht sind. Die bis 10 m langen Bänder tragen an den Kanten zahllose Kurztriebe (Fig. 416, 4), von denen die Mehrzahl flach zungenförmig ist und allein der Assimilation dient. Eine Anzahl von den letzteren schwillt an seiner Basis zu großen Schwimm- blasen auf (Fig. 416, 4). Außerdem kommen, soweit ich sehe, in anderen Regionen der Langtriebe fädig verzweigte Sprosse auf den Kanten vor, über deren Funktion sich vorläufig kaum ein Forscher im Reinen ist. Schließlich sind, auch kantenständig, besondere Sporophylle gegeben, welche gerippt sind und die Sporangien zwischen den Rippen tragen. Die jüngsten Keimlinge sind wieder nach bekanntem Typus gebaut (Fig. 416, /). Die ursprünglich glatte Laubfläche wird später wellig-runzelig; an den Rändern derselben sprossen zahlreiche flache zungenförmige Triebe hervor, ebenso Hefert der Stiel aus seinen Kanten eine große Menge von Seitenorganen. Diejenigen der Spreite sind gleichartig, flach, die am Stiel 152 IX. Phaeophyceae. differenzieren sich in die oben angegebenen Formen. Die Spreite der Keim- pflanze erreicht nur eine mäßige Länge, dadurch aber, daß die interkalare Wachstumszone andauernd tätig ist, wird der Stiel fast ins Ungemessene Fig. 416. Egregia Merzjesn n. Reinke und Fallis. / Keimpflanze. 2 unteres/,j oberes Ende eines älteren Langtriebes. 4 ganze Pflanze, h Hafter, s die teilungsfähigen Zone, f Laubfläche. 4. Larainariales. 153 verlängert una liefert demgemäß zahllose Kurztriebe. Schließlich wird die Spreite der jungen Pflanze wie auch die interkalare Wachstumszone durch die Wellen zerrissen, und es bleibt nur der Stiel mit den Seitenorganen übrig. Solche Stufe ist in Fig. 416, 4 wiedergegeben. An dieser sieht man auch unten die Entstehung der Seitensprosse, die zu Langtrieben werden. Solche treten schon zeitig an den Keimlingen auf (Fig. 416, /). Einzelne Seitenorgane stellen ihr Wachstum nicht ein, sondern sie bilden an der Grenze zwischen der Spreite und dem Stiel eine Wachstumszone, und diese arbeitet nun genau so, wie wir es für die Keimpflanzen be- schrieben haben. Die Egregia ist also eine Alaria, bei welcher die Spreite schwand, während der Stiel mit den Seitentrieben gewaltig entwickelt wurde. Fig. 417. Präp. Gruber. Längsschnitt durch den Stiel eines Za^zwarza-Keimlings (ca. 20 cm hoch), r Rinde, c Zentralkörper, m Mark. Gewebe. Der histologische Aufbau der Laminariaceen ist ein ziemlich kompli- zierter. Seit KÜTZiNG, Ruprecht, Schultz u. a. ist er von Reinke, Grabendörfer, Wille, Will, Rosenthal, Humphrey, Setchell, Mc MiLLAN, GuiGNARD, Sykes Und Yendo Studiert und in seinen ^wesentlichen Zügen klargelegt worden. Manche Unklarheiten beseitigte das Studium der Keimpflanzen durch Yendo und besonders durch Killian. Ganz unmöglich ist es gerade hier, alle die zahlreichen Einzelangaben zu diskutieren und zu erörtern, wie weit sie übereinstimmen und wie weit nicht. Ich glaube das Wichtigste richtig zusammengestellt zu haben, nachdem ich manches noch an Präparaten Ed. Grubers revidiert hatte. Auch Killians Präparate habe ich gesehen. Die physiologische Nomenklatur, welche Wille ein- zuführen versuchte, vermag ich nicht anzuwenden. Bezüglich der Phaeo- phyceen scheinen mir besondere Bedenken vorzuliegen, haben doch z. B. die sogenannten Hyphen überall den gleichen Ursprung, aber nicht die gleiche Funktion. 154 I^- l^liaeophyceae. Bei allen Gattungen stimmt der innere Bau in den Hauptzügen überein. Etwas abweichend von anderen Autoren unterscheiden wir zunächst Rinde und Zentralkörper. Die Rinde besteht aus annähernd isodiametrischen Zellen, der Zentralkörper dagegen baut sich aus zwar verschiedenen, aber doch immer langgestreckten Zellen auf; unter diesen fallen die mitt- leren durch unregelmäßigen Verlauf, Auflockerung usw. auf, wir nennen sie Mark (Füllgewebe). Fig. 417 oder 421 geben ungefähr ein Bild von diesen Verhältnissen, zeigen aber auch, daß eine scharfe Scheidung zwischen den Gewebekomplexen nicht zu treffen ist; das ist deshalb unmöglich, weil Rindenelemente sich im Laufe der Entwicklung zu Zentralkörpergewebe umwandeln. Betrachten wir die Dinge etwas eingehender, so gibt uns ein Längs- schnitt durch die wachsende Zone, etwa von Macrocystis (Fig. 418, / — j), wohl die beste Auskunft. Die Rinde enthält in ihren äußersten Zellen zahlreiche Chromato- phoren, und daraufhin könnte man sie mit Wille als Assimilationsgewebe bezeichnen, allein das ist deshalb kaum ratsam, weil eben diese Rinde auch als Meristem tätig ist. Von ihr geht nämlich fast alle Vermehrung der Zellelemente und damit auch ein eventuelles Dickenwachstum aus. In der äußersten epidermisähnlichen Zeliage treten (Fig. 418, /) zahl- reiche tangentiale und, mehr oder weniger reichlich, auch radiale Teilungen auf. So werden den alten neue Elemente angefügt, und diese vergrößern sich in dem Maße, als sie nach innen rücken. Zunächst besteht die Vergrößerung in allseitigem Wachstum, später aber beginnen die Rindenzellen sich in die Länge zu strecken und werden damit zu Elementen des Zentralkörpers (Fig. 418, 2, j). Letztere erhalten jedoch gegen die Mitte hin wiederum ein differentes Aussehen. Ihre Wände erscheinen erheblich verdickt, sodann treten dünne, unverdickte Querwände auf (Fig. 418, j) und weiterhin verfolgen wir, wie die gestreckten Zellen sich in ihren Längs wänden allmählich voneinander lösen. Das geschieht durch Verquellung und Verschleimung der Mittellamellen. Schließlich ent- steht soviel Schleim, daß die gestreckten Zellen weit voneinander entfernt sind (Fig. 418, -/, 5). Solche Gewebeeleniente bilden dann das Mark. Die längsverlaufenden Markzellen liegen aber nicht isoliert, sie sind vielmehr durch Querfäden (Fig. 418, 5 z'd/.) miteinander verbunden. Wie diese entstehen, erzählen wir unten, bemerken aber hier, daß jene Ver- bindungsfäden sich ziemlich weitgehend auch durch Querteilungen verlängern können. So sind sie imstande, die Verbindung aufrecht zu erhalten, auch wenn die Längsfäden weit voneinander abrücken. Im Mark kommt aber noch ein anderes Gewebeelement hinzu, näm- lich die seit Reinke als Hyphen bezeichneten Gebilde. Wenn die Mark- zellen durch Schleim getrennt werden, bemerkt man auch bald, daß beliebige Stellen (Fig. 418, j, 6 hy) ihrer Wandung sich vorwölben und zu langen Fäden auswachsen, welche durch Querwände gegliedert sind. Diese Hyphen richten sich vielfach quer, verschmähen aber einen Längsverlauf keineswegs. Unter starker Verzweigung durchwuchern sie vielfach die ganzen Schleim- massen und schließen damit die Markzellen in ein mehr oder weniger dichtes Geflecht ein, oft so dicht, daß alles pseudoparenchymatisch erscheint. Da auch Markzellen und Querverbindungen nicht überall einen geraden Verlauf beibehalten, sondern häufig ganz unregelmäßig gekrümmt und verbogen werden, präsentiert sich nicht gelten das Mark als ein fast unentwirrbarer Knäuel von P'äden (Fig. 418, 7). In diesem sind die in der Entwicklung durchaus verschiedenen Elemente kaum noch unterscheidbar, das gilt zumal 4. Laminariales. 155 für Markzellen (Längsfäden) und noch einigermaßen heraus, weil fach quergeteilt sind. Querverbindungen. Die Hyphen kennt man sie dünnere Wände haben und auch mehr- Die^Ähnlichkeit der Längs- und Querfäden hat seinen Grund in dem Umstände, daß sie ihr Wachstum einstellen, während das ganze Organ in 156 IX. Phaeoohyceae. Länge und Breite zunimmt. Dadurch sind Dehnungen und Zerrungen un- vermeidlich. Diesem folgen die Längswände, das Lumen der Zellen wird erheblich verkleinert, die Querwände aber leisten Widerstand, und über oder unter ihnen sind dann die Zellen wie aufgeblasen (Fig. 418, 7). Das sind die „trumpet - hyphae" der Amerikaner. So zutreffend der Ausdruck in seiner ersten Hälfte ist, so wenig paßt er in der zweiten, denn die Hyphen dürften am wenigsten solche Umwandlung erfahren. Das Geschilderte ist im wesentlichen der Bau der wachsenden Zone. Im Spreitenteil kehrt alles in etwas vereinfachter Form wieder. Der feste dickwandige Teil des Zentralkörpers, wie ihn die in Fig. 418, 2 u. 3 ge- zeichneten Komplexe repräsentieren, ist gewöhnlich nicht entwickelt, man bemerkt nur Rinde und Mark (Fig. 418, 8). Die Markzellen samt ihren Verbindungsfäden sind besonders parallel zur Laubfläche weit auseinander gezerrt und durch Schleim getrennt. Hyphen treten nur in geringem Umfange auf. Auch alle inneren Zellen führen noch Chro- matophoren. Die Rinde pflegt nur aus wenigen Zellagen zu bestehen (Fig. 418, 8\ ja in dünnen Spreiten findet sich beider- seits nur eine Lage kleiner epidermisähnlicher Zellen und darunter eine einzige großzellige Rindenschicht. Der Stiel ist natur- gemäß fester gebaut, alle Elemente drängen sich in ihm dicht zusammen (Fig. 421, A\ im übrigen ist in ihm alles das wiederzu- finden, was wir soeben er- wähnten. Fig. 417 läßt das erkennen, ebenso Fig. 419. Im Zentrum des Gan- zen erkennt man die Mark- fäden {mf) umflochten und verwoben durch zahllose Hyphen {hy). Diese dringen auch vereinzelt zwischen das feste, ziemlich dickwandige Gewebe ein. Das Rindengewebe, welches dieses umgibt, ist meist sehr stark ent- wickelt, wie Fig. 421 zeigt. Die Entstehung der eben besprochenen Gewebe schildert uns in erster Linie Killian. Die einschichtige Spreite der Laminaria-Keimlinge wird durch Teilungen parallel zur Fläche erst zwei-, dann drei-, dann vier- schichtig. Aus Fig. 420, / sind die Teilungsfolgen unschwer abzulesen. Die Angaben Yendos bezüglich der Costaria weichen in diesem Punkt von denen Killians etwas ab. (s. auch Sauvageau). Überall aber entsteht eine kleinzellige Rinde, welche zunächst zwei Schichten größerer Elemente einschließt. Diese letzteren vermehren sich unter Mitwirkung der Rinde und so ist der Übergang zu dem Schnitt durch das fertige Laub (Fig. 418, S) gegeben. Fig. 419. Präp. Gruber. Stück des Querschnittes aus dem Stiel einer jungen Laminar ia. w Mark, wz/ Mark- fäden, hv Hyphen. 4. Laminariales. 151 Der Sti«^l zeigt zunächst auch nur eine kleinzellige Rindenschicht und wenige längere Zellen im Innern, diese vermehren sich langsam, und wenn Fig. 420. Laimnaria digitata n. KiLLiAX. / Längsschnitt durch die Spitze eines Keim- lings. 2 Flächenschnift durch Stamm und Blattbasis eines Keimlings von ca. 2 mm Länge. 3 — 7 Entstehung der Querverbindungen im Keimling. 8—g Die weitere Entwicklung der Querverbindungen im Keim, lo Die Deformation der Querverbindungen im Blatte. dann 8—10 Elemente auf den Durchmesser gegeben sind (Fig. 420, 2), beginnt die Erscheinung, welche dem Zentralkörper das Gepräge gibt: Die 158 IX. Phaeophyceae. Längszellen weichen auseinander, die Zwischenräume füllen sich durch Ver- quellung der Mittellamelle usw. mit Schleim, Die Trennung greift auf die Laubfläche über und in dieser werden die Markzellen naturgemäß viel weiter auseinander gezerrt. (Fig. 420, 2). Jedoch bleibt immer eine Verbindung zwischen den Längszellen bestehen. Rücken sie wenig auseinander, so ge- nügen die von Anfang an vorhandenen Tüpfel, sie werden in ihren Kanälen einfach ein wenig auseinander gezogen. Wo die Entfernung größer wird, treten die langen Querfäden (Verbindungsfäden) in ihre Rechte. Die Längs- zellen schneiden durch schräg gestellte Wände meist an ihrem oberen Ende kleine Zellen ab, welche bald durch Verschiebung die in Fig. 420, j, 4 wiedergegebene Form annehmen. Die Zwickel stehen einander gegenüber, sie entsenden Fortsätze, die sich berühren und dann die Trennungswand auflösen (Fig. 420, 4, j). Später treten Querwände auf, welche die ver- einigten Zellen wieder trennen (Fig. 420, 6), bald darauf strecken sich die Querstränge und in dem Maße, als dies geschieht, setzt in ihnen Querteilung ein. Die Entwicklung ist aus Fig. 420, 6 ff. ohne viel Worte zu erkennen. Die Teilungsfähigkeit erlischt aber schließlich, die Dehnung geht weiter und dann kommen Trompetenformen (Fig. 420, w) zustande, die wir schon oben erwähnten. Die gedehnten Wände erfahren meist noch starke Ver- dickung. Im Laub der Keimlinge bilden die Längs- und Verbindungsfäden schließlich ein weitmaschiges Netzwerk, das nach Aufhellung des Ganzen leicht sichtbar wird. Was „längs", was „quer'" sei, ist nur noch zu erraten, weil infolge des Flächenwachstums der Spreite alles verzerrt ist. Im Stiel gehen die Verschiebungen nicht ganz so weit, dafür machen sich in ihnen die Hyphen umsomehr bemerkbar. Sie treten in Laub und Stiel ziemlich spät auf — und das erleichtert die Erkennung der Tatsachen. Im letzteren durchwuchern sie dann wie Pilzfäden alle Räume zwischen den Längs- und Querzellen und führen damit die in Fig. 417 u. 419 wie auch die in Fig. 418, / gezeichnete und oben bereits erwähnte Anordnung herbei. Durch KiLLiANs Befunde werden Einzelangaben von Thuret, Mc MiLLAN, HuMPHREY, Reinke u. a. leicht verständlich. Nach Angaben von Wille, Settchel, Sykes können vielleicht auch ältere Hyphen Ver- bindungen eingehen. Sicheres scheint mir aber nicht erwiesen zu sein. Mit dem Gesagten sind zwar junge und mittelalte Pflanzen verständ- lich, nicht aber die Stämme von gewaltiger Dicke, von welchen wir oben sprachen. Diese verdanken ihr Dasein einem sekundären Dicken- Wachstum. Halten wir uns zunächst an die Laminarien selber, so ist hervor- zuheben, daß infolge des Dickenwachstums zunächst das Mark an Umfang zunimmt. Schon auf jungen Stufen hat es ungefähr den in Fig. 421 a wieder- gegebenen Umriß, und diesen behält es im wesentlichen bei, sein Durch- messer aber nimmt zu und kann auf 1 cm etwa heraufgehen. Alles das erfolgt auf Kosten der dickwandigen Zellen des festen Zentralkörpers, indem diese sich in bekannter Weise isolieren usw. Ganz bedeutend stärker aber als die Markzellen werden die dicken Zellen vermehrt; ja auf der Zunahme des Gewebes, welches sie zusammensetzen, beruht in der Hauptsache die Umfangszunahme der Laminariaceenstämme (Fig. 421 b). Die Rinde baut eben immer neue dickwandige Zellen an die älteren an, so wie wir das oben schon schilderten; aber es sind nicht immer genau dieselben Rinden- elemente, welche in solchem Sinne tätig sind. 4. Laminariales. 159 Bei Macrocystis bleibt nach Rosenthals Befunden die äußerste Schicht der Rinde ständig als meristematisches Gewebe in Tätigkeit, wohl auch bei manchen anderen Laminariaceen ; bei vielen aber, z. B. bei Laminaria, Thalassiophyllum, Lessonia u. a. hört in älteren Stämmen die Tätigkeit der epidermoiden Lage auf, statt dessen werden die meristematischen Funktionen Rindenzellen übertragen, welche mehr nach innen zu gelegen sind (etwa der 6. — 8. Zellschicht von außen gerechnet). Diese funktionieren genau in derselben Weise wie die ursprünglichen peripheren Meristemzellen, indem auch sie nach innen kompaktes Gewebe dem Zentralkörper hinzufügen. Die außerhalb der fraglichen Zone gelegenen peripheren Zel- len sterben vielfach unter Bräu- nung ihres Inhaltes und ihrer Membranen ab und werden ab- gestoßen. Derartige stark in die Dicke wachsende Algenstämme zeigen nun nicht selten auf dem Quer- schnitt eine Schichtung resp. Ringbildung (Fig. 421 B), die wir bereits mehrfach erwähnten. Das Mark wird umgeben von acht, zehn, zwölf und mehr konzentrischen, verschieden hellen Ringen. Sie kommen bei Laminaria ganz ähnlich wie Jahresringe dadurch zustande, daß gewisse Zellen des ' Zentralkörpers ein etwas kleineres Lumen haben als die Nach- Fig. 421a. Orig. n. Präp. Gruber. Querschnitt durch den Stiel einer jungen Laminaria. r Rinde. ck Zentralkörper, m Mark. ^^^^ ^^ m Fig. 421b. Orig. n. Präp. Gruber. Querschnitt durch den Stiel einer älteren Laminaria. r Rinde, sckl Schleimgänge, r^s Ringzone, m Mark. barn; bei Thalassiophyllum bedingen nach Ruprecht und Rosenthal Einlagerungen brauner Substanzen in bestimmte Zellen die Zeichnung; bei Lessonia scheinen nach McMillan die Dinge wieder ähnlich zu liegen wie bei Laminaria usw. 160 IX. Phaeophyceae. Solche Bildungen, über welche nicht wenige der auf S. 153 erwähnten Autoren berichten, als Jahresringe zu betrachten, welche dem Laubwechsel oder wenigstens den Wachstumsperioden entsprechen, liegt ja nahe. Wir sagten aber schon, daß Skottsberg die Frage verneint, und für andere Algen liegt nirgends ein entscheidender Beweis vor. Vielleicht sind die Ringe auch nicht immer gleichartig, z. B. könnten wohl die Zonen bei Alaria, und die Schichtungen bei jungen Lessonien (Wille, Harvey, Yendo) etwas ganz Verschiedenes sein. Siebzellen. Das Aussehen des oben beschriebenen Markes hängt wesentlich von der Menge der Hyphen ab, welche dasselbe durchsetzen. Wir sahen schon, daß dieselben im flachen Teil des Sprosses meist zurücktreten, im Stiel resp. Stamm dagegen meist ungemein reichlich gebildet werden. Doch gilt diese Regel nicht allgemein ; z. B. hat Lessonia nach Mc Millan im Mark relativ wenig Hyphen, und bei Alaria sind die zentralen Markzellen nach W^ILLE frei von solchen Fäden, erst eine das Zentrum umgebende Zone führt solche. Für Phyllogigas und Phaeoglossum gibt Skottsberg stark mit Chro- matophoren versehene Hyphen an, welche wenigstens einen Teil der Markfäden umspinnen (vergl. Desmarestia). Die Markzellen als solche treten uns in zwei Typen entgegen, die aber natürlich durch Übergänge verbunden sind. In einem Falle bilden sie zusammen mit ihren langen Querverbindungen ein nach allen Richtungen anastomosierendes, unregelmäßiges Maschen werk; das ist der Fall in den Flachsprossen, den Stämmen der Lessonia, mancher Laminarien usw. Im zweiten Falle verlaufen die Markzellen alle der Längsachse parallel, sie erscheinen einander stark ge- nähert, demgemäß sind die Querverbindungen sehr kurz, so z. B. bei Nereocystis nach Setchell, bei Alaria nach WiLLE, bei Phyllaria nach Setchell usw. Solche Lagerungen sind wohl mit der Zug- resp. Biegungsfestigung der Organe in Zusammenhang zu bringen. Mit den durch das Wachstum der Spreiten und Stämme bedingten Span- nungen hängt die Verengerung des Lumens zusammen, die wir schon S. 156 erwähnten und nicht selten auch eine ganz erhebliche sekundäre Verdickung der gespannten Wände. Mc MiLLAN vergleicht die so resultierenden Gebilde mit dicken Ther- mometerröhren. Das ist um so zutreffender, als die fraglichen Fäden an den Querwänden erheblich weiter bleiben, ja nicht selten geradezu ausgebaucht werden (Fig. 423). Überall sind die Querwände der Markfäden usw. siebähnlich durchbrochen und von Plasmafäden durchsetzt, daher ist der Name Siebzellen ein ganz passen- der. Am meisten erinnern die großen Gebilde dieser Art bei Nereocystis und Macrocystis an die Phanerogamen. Die beiden Tange besitzen das übliche Mark mit Hyphen und mäßig großen tubaförmigen Zellen (primäre Siebzellen nach Sykes), um jenes liegt konzentrisch eine Zone mit sehr großen Zellen, welche in annähernd radiären Reihen zu 6 — 8 geordnet sind, wir wollen sie sekundäre Siebröhren nennen. Die punktierten Zonen der Fig. 422, I und 2 enthalten sie. Das sind die berühmten Gebilde, welche WiLL, Wille, Oliver, Rosen- THAL, Setchell, Skottsberg, Sykes u. a. untersucht haben. Die letztge- nannte Beobachterin findet, daß man auch bei Laminaria primäre und sekundäre Siebzellen unterscheiden könne, sie fallen weniger in die Augen, weil die Größen- unterschiede nicht so bedeutend sind wie bei den vorgenannten Gattungen, die Lage ist die gleiche. Die sekundären Siebröhren entstehen ziemlich spät. W^enn das eigentliche Mark keine wesentlichen Veränderungen mehr erfährt, dann lösen sich vom festen Zentralkörper an der Grenze desselben gegen das Mark Zellen unter der üblichen Mittellaniellenquellung los und werden in Hyphenmassen {h Fig. 422, j und ^) eingebettet. Diese Elemente verlaufen bei Nereocystis 4. Laminariales. 161 und Macrocystis (Fig. 422, j) fast gerade abwärts, und im Zusammenhang da- mit sind die Querverbindungen nur kurz. Nach ihrer Bildung dürften in diesen Teilen des Zentralkörpers keine wesentlichen Veränderungen mehr vorgehen. Alle Siebplatten besitzen offene Verbindungskanäle, durch welche Plasma- stränge hindurchziehen. In den Rindenzellen der Macrocystis, welche die Siebröhren liefern, fand RoSENTHAL und Sykes Querwände mit im Kreise ge- stellten Tüpfeln (Fig. 423, j), welche von Plasmodesmen durchsetzt sind. Die Fig. 422 n. Setchell, Oliver u. Will. / Nereocystü; Querschnitt durch einen jungen Stiel. 2 Dies.; Querschnitt durch ein junges Laubstück. 3 Macrocystis; Stück eines Stammquerschnittes mit Siebzellen. 4 Dass., stärker vergrößert. 5 Dass., im Längs- schnitt, ck Zentralkörper, h Hyphen, .? Siebzellen, sp Siebplatte, c Kallus. Bildung der Siebplätten beginnt wohl damit, daß die Leisten zwischen den Tüpfeln weggeräumt werden. Später sind dann die jungen Siebplatten bei Macrocystis von zahlreichen Plasmafäden durchsetzt und die sie enthaltenden Poren werden gleichmäßig über die ganze Platte verteilt (Fig. 423, 2 und 4) Man darf wohl annehmen, daß diese unter Auflösung von Teilen der Querwand gebildet werden, nachdem letztere gleichsam ausgeebnet war. Später bilden sich an Stelle eines Plasmafadens Gruppen von solchen, wie das Fig. 423, 5 in der Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 11 162 IX. Phaeophyceae. Fläche und Fig. 423, 8 im Längsschnitt wiedergibt. Das „wie" ist mir nicht ganz klar geworden; es muß doch wohl jeweils eine Auflösung von Teilen der Querwand PJatz greifen. Nun beginnt ein eigenartiger Vorgang: jede Faden- gruppe wird von einem Röhrchen umgeben, das aus Kallusmasse besteht, und dann verschmelzen die Einzelfäden in ihm zu einem breiteren Strang (Fig. 423, g). So Macrocystis. Bei Laminaria ist der Vorgang ähnlich (Fig. 423, 6, f), nur fehlen hier die Gruppen von Verbindungsfäden, jeder einzelne Plasmastrang, der die Siebplatte durchsetzt, wird von einem besonderen Rohr umschlossen. /A Fig. 423 n. Sykes. / — 5 Macrocystis. i ältere, 2 junge Siebröhre im Längsschnitt, 3 Querwand einer Rindenzelle, 4 junge, 5 ältere Siebplatte. 6, 7 Laminaria. 6 ältere, 7 jüngere Siebplatte. 8—10 Macrocystis, verschieden alte Siebplatten zum Teil mit Kallus- bildung. In diesem Stadium dürften die Siebröhren auf der Höhe ihrer Entwicklung sein, später lagert sich Kallusmasse auf der Platte ab. Das geht von den kleinen Kallusrohren aus, es erscheinen zunächst nur kleine Knöpfe über der Siebplatten -Fläche, diese vereinigen sich zu Ballen, welche aber noch nicht die ganze Platte bedecken (Fig. 423, 10). Später freilich treten solche Massen auf wie sie die Fig. 423, g anzeigt. Sie ziehen sich sogar an den ganzen Längs- wänden hin. 4. Laminariales. 163 Von ältere!^ Forschern, wie auch neuerdings von Sykes, wird der Kallus als eine Modifikation der Zellulose bezeichnet, jedenfalls ist er nicht eiweissartig. Das durch die Kallusbildung bedingte Oblitteriren der Siebröhren beginnt nach Sykes in den ältesten Teilen der Pflanze. Damit und mit dem, was wir vorher erwähnten, ist nun freilich eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den Tangen und den höheren Pflanzen gegeben, und es ist kein Zweifel mehr, daß die großen Siebröhren der Macrocystis usw. Leitungsbahnen darstellen. Auch die Platten der dünneren Markfäden und Querverbindungen dienen gewiß dem Stofftransport; wenn aber die Längswände, wie oben erwähnt, sich bedeutend verdicken, dann spielen sie auch wohl eine Rolle für die Festigung der Pflanze im weitesten Sinne. In dieser Richtung muß vielleicht noch manches geprüft werden, z. B. gibt KjellMAN an, daß bei Phyllaria genau an den Stellen ver- dickte Elemente liegen, wo bei Nereocystis die Siebröhren gebildet werden. Die Hyphen haben ebpnfalls durchbohrte und von Plasmafäden durchsetzte Querwände, da sie vielfach dünnwandig sind, bisweilen Reservestoffe und sogar gelegentlich Chromatophoren führen, kann man sie kaum als mechanische Ele- mente bezeichnen. Wie weit sie der Leitung, der Speicherung usw. dienen, ist mir nicht ganz klar. Die Schwimmblasen von Macrocystis und Nereocystis entstehen durch Auseinanderweichen der Markzellen, gleichzeitig tritt Luft in dem neu gebildeten Hohlraum auf. Ein Teil der Markfäden wird zerstört, doch bleiben nach Mc Millan und Skottsberg in der Blasenwandung Sieb- röhren erhalten, so daß die Leitung wohl nicht unterbrochen wird. Nach Skottsberg ragen isolierte Fäden in den Hohlraum der Blase hinein, nach Mc Millan entsteht in der Blasenwand von Nereocystis — nahe deren Innenfläche — eine teilungsfähige Zellage, die wohl die zerrissenen Gewebe regeneriert. Alaj-ia fistulosa hat eine hohle, durch Diaphragmen gekammerte Mittelrippe. Nach Kibbe folgt hier das Mark dem Wachstum der Rinden- teile in der Längsrichtung nicht, es zerreißt, die Gewebe werden zerstört, aber es bleiben quer durch die Höhlungen Zellmassen übrig, welche durch Hyphen gefestigt jene Diaphragmen bilden. Auch Siebröhren unterliegen der Zerstörung, doch bleiben solche dort erhalten, wo die Lamina an die Mittelrippe grenzt. Über den Gasdruck in den Blasen von Nereocystis gibt Frye Aus- kunft. Derselbe kann geringer sein als der Atmosphärendruck, er schwankt mit der Tageszeit und ist in den Blasen der Pflanzen, welchen das Laub genommen wurde, höher als in unverletzten. In ersteren übersteigt er den normalen Barometerstand. Die Schleimgänge der Laminariaceen, welche als anastomosierendes Kanalsystem die inneren Rindenteile durchsetzen, wurden von Guignard genauer studiert, nachdem bereits Will und Rosenthal Angaben darüber gemacht haben (s. auch Sauvageau und Gruzewska). Ihre Anlage erfolgt in der interkalaren Wachstumszone, und zwar machen sie sich zuerst in der äußersten Rindenschicht (Fig. 424, /) als kleine, schleimerfüllte Spalten bemerklich. Die letzteren vergrößern sich später in dem Maße, als sie weiter in das Innere der Rinde hinein verlegt werden. Dabei ist die äußere, teilungsfähige Kortikalschicht tätig, welche, wie bereits gezeigt, immer neue Zellelemente den alten auflagert. Doch schließlich kommt die Verschiebung nach innen zum Stillstand, die Schleimgänge halten dann eine konstante Entfernung von der Peripherie ein und ein weiteres Dickenwachstum der fraglichen Laminarien wird von den Teilungsgeweben im Innern der Rinde besorgt, welche wir oben (S. 155) schilderten. Nach 11* 164 IX. Phaeophyceae. GuiGNARD liegen diese unmittelbar unter der mit Schleimgängen besetzten Rindenzone. Ob durch sie etwa schließlich eine Abstoßung der Schleim- gänge und eine Neubildung an anderer Stelle erfolgt, wie man vermuten könnte, ist unbekannt. Bei anderen Gattungen, z, B. bei Macrocystis (Skottsberg) werden mit dem fortschreitenden Dickenwachstum, wenn ich Skottsbergs Bil recht verstehe, immer neue Schleimgänge in unregelmäßiger Anordnung entwickelt. Die Schleimgänge haben ihren größten Durchmesser im älteren Teil der Rinde, senden aber schmale Kanäle durch die jüngeren Rindenregionen schl Fig. 424. Schleimgänge der Laminaria Cloustoni n. GuiGNARD. / Längsschnitt durch die Bildungszone. 2 Querschnitt durch ältere Teile. 3 Schleimgänge von der Fläche gesehen, schl Schleimgänge, se „Sekretzellen". bis unmittelbar unter die äußerste Schicht; diese wölbt sich (Fig. 424, 2) sogar ein wenig vor, aber einen Ausgang vermochte bislang niemand zu finden. Die ursprünglichen Schleimspalten sind von einander getrennt, auf älteren Stufen, wie sie in Fig. 424, 2 dargestellt wurden, ist das nur noch scheinbar der Fall. Schnitte, parallel der Oberfläche von Stiel oder Laub zeigen, daß in Fig. 424, 2 nur der Querschnitt eines zusammenhängenden Netzwerkes von Gängen (Fig. 424, 3) vorliegt, Avelchem die nach außen 4. Laminariales. 165 gerichteten engeren Kanälclien als Aussackungen aufgesetzt sind. Der Netz verband der ursprünglichen Spalten wird schon auf sehr jungen Stufen durch Spaltung der Wände zwischenliegender Zellen hergestellt. Ebenfalls auf sehr jungen Stadien werden auf der Innenseite der Gänge (Fig. 424, /, 2) Zellen mit großem Kern und körnigem Plasma gebildet, welche man vielleicht etwas voreilig als Sekretionszellen bezeichnet hat. Diese Zellen vermehren sich durch Teilung und kleiden — auf Querschnitten (Fig. 424, 2) — die einwärts gekehrte Wand der Schleimgänge unregel- mäßig aus. Längsschnitte aber zeigen (Fig. 424, j), daß diese Sekretions- zellen nicht zusammenhängende Lagen bilden, sondern nur in mehr oder weniger weit von einander entfernten Gruppen beisammen liegen. Skottsberg glaubt, daß bei Macrocystis die sogen. Sekretionszellen zuerst differenziert werden, die in Fig. 424, / gezeichneten Spalten würden dann zwischen diesen entstehen. Der Schleim ist in kaltem Wasser löslich, und wohl zweifellos ver- schieden von dem Schleim der Interzellularsubstanz. Im übrigen ist über die Funktion desselben ebensowenig bekannt, wie über die Zusammensetzung. Nur einige Farb-Reaktionen werden angegeben. Die Arbeit von Gruzewska konnte ich nicht erhalten. Schleimgänge kommen nicht allen Laminariaceen zu, in der Gattung Laminaria selber fehlen die Kanäle der L. Agardhii, maxima Kj. u. a., L. saccharina, digitata u. a. haben sie nur im Laub, nicht im Stiel, erst L. Cloustoni, nigripes, Rodriguesii, longicruris u. a. führen sie überall, mit Ausnahme der eigentlichen Bildungszone; hier werden sie ja erst sukzessive entwickelt. Für die übrigen Formen gilt bezüglich des Vorkommens ähn- liches; u. a. fehlen die Schleimgänge bei Thalassiophyllum, Alaria. Wenn sie nicht immer gefunden wurden, liegt das vielleicht daran, daß sie nach FosLiE oft erst an ziemlich alten Pflanzen zur Entwicklung kommen. Für Undaria und Verwandte beschreibt Yendo Schleimdrüsen. Sie entstehen dadurch, daß eine unter der sog. Epidermis gelegene Zelle der Rinde sich stark vergrößert und durch einen nach außen gerichteten breiten Fortsatz die über ihr liegenden Zellen zerdrückt. Der in ihnen enthaltene glashelle Schleim tritt dann wohl über die Oberfläche der Pflanze hervor. Über die chemische Beschaffenheit der Laminariamem brauen weiß man folgendes: Die Schicht, welche das Zellplasma direkt umgibt, zeigt mit Chlorzinkjod blaue bis violette Färbung, dürfte also im wesentlichen aus Zellulose bestehen. Nach Grabendörfer erhält man durch obiges Reagens eine blaue und eine violette Schicht in den Zentralkörperzellen von Lessonia. Die stark verdickten Markfäden geben eine gleichmäßige Zellulosereaktion. Die Siebröhren geben in ihren Längswänden bei Macrocystis nach Skotts- berg keine Zellulose-Reaktion, dagegen zeigen die Siebplatten eine solche. In dieser freilich wird die Mittellamelle nicht durch die üblichen Reagentien gefärbt. Sykes macht abweichende Angaben. An den Hyphen verneinte Skottsberg die Zellulose. Die Beobachter geben vielfach Farbenreaktionen an, die indes vorläufig kaum entscheidend sein dürften. Die Mittellamelle und die aus ihr hervorgehenden Schleimmassen be- stehen nach Wille aus einem Calciumsalze der Tangsäure, analog dem oder identisch mit dem Calciumpektat höherer Pflanzen. Ebenso dürfte auch die „Schleimcuticula" zusammengesetzt sein, jene Lamelle, welche die Rinden- zellen auf der freien Außenseite überzieht. Auf den Eigenschaften dieser letzteren Substanzen dürfte (wenigstens großenteils) einerseits die bekannte starke Schrumpfung der Laminarien beim Eintrocknen, die Fähigkeit im wasserarmen Zustande zu harten Massen 166 IX. Phaeophyceae. ZU werden, andererseits natürlich auch die starke Quellung bei Wasserzufuhr beruhen. Ersteres wird am besten illustriert durch die Tatsache, daß die Eingeborenen Patagoniens Lessoniastamnistücke, andere Völker an anderen Orten Laminariastiele als Messergriffe benutzen. — Sie stoßen den Stiel des Messers in die frische Masse und lassen sie trocknen. Die Löcher, Risse und Spalten, welche das Laub der Laminaria- ceen gliedern, werden durch innere Prozesse eingeleitet und durchgeführt. Man braucht nur einmal Laminarien im Laub Wechsel an- zusehen, um sich da- von zu überzeugen. Natürlich kann Wellenbewegung usw. den Vorgang fördern. Es han- delt sich immer um Störungen im Gewe- beverband, welche durch Wundver- schluß beseitigt werden. Nach Kil- LiAN beginnt bei den Laminarien die Rißbiklung damit, daß an gegenüber- liegenden Stellen der Spreite eine schwache Rinne ent- steht (Fig. 425a,/); diese wird rasch tieferund schmäler; damit wölbt sich die Oberhaut in die inneren Gewebe hinein. Diese letz- teren beginnen zu reißen und schließ- lich wird auch die äußerste Zellage durchgeteilt wie in Fig. 425 a, :? zu sehen. Die eine Fläche pflegt der anderen etwas vor- aufzueilen. Ist die Trennung vollzogen, so wölben sich die Rindenschichten durch vermehrtes Wachstum an ihrer Außenseite über die Wundfläche vor (Fig. 425 a, j) und schließen endlich fest zusammen. Die Markgewebe sind bei alledem nur passiv beteiligt. Nicht wesentlich anders ist die Sache bei Macrocystis. Skottsberg betont besonders, daß hier der Prozeß mit Zerreißung der inneren Schichten beginne. Ich glaube eher, es gi-eifen innere und äußere Veränderungen ineinander. In Präparaten von Gruber sah ich etwas Fig. 425 a. Spaltenbildung bei Lammaria n. KiLLIAN. 4. Laminariales. 167 weitergehende Zerstörungen des Gewebes als Killian sie angibt. Selbst wenn diese nicht regehnäßig auftreten, führen sie hinüber zu Agarum. Die Bildung der Löcher im Laub dieser Alge beginnt nach Humphrey mit der Herauswölbung eines Buckels auf einer Fläche des Blattes, dem eine Vertiefung auf der anderen entspricht (Fig. 425 b, i). Nunmehr stirbt das Gewebe im Scheitel der „Beule" ab (Fig. 425 b, 2), und zwar beginnt 2 ^ Fig. 425 b. Lochbildung bei Agarum n. Setchell, dieser Prozeß von der Innenseite derselben her. Hand in Hand mit diesem Absterben von Zellen geht ein Wundverschluß. Andere Tange reihen sich gewiß an den einen oder anderen Typus an, man vergleiche McMillan über Nereocystis, Grabendörfer über Lessonia, Setchell über Phyllaria. Goebel und Reinke erinnern an die Ähnlichkeit mit Palmblättern. Einige Laminariaceen wie Alaria, Phyllaria, Saccorrhiza, Nereocystis, Costaria, vielleicht auch noch wenige andere Gattungen tragen auf den Fig. 426. Haftscheibe eines älteren Keimlings n. Killian. Laubflächen farblose Haarbüschel, welche ziemlich weitgehend an die für Hydroclathrus usw. geschilderten erinnern. Nach Murray, Yendo u. a. haben wir es einfach mit Aussprossungen der äußersten Rindenschicht zu tun. Bei Alaria bleiben dieselben meistens auf der Oberfläche, werden aber nach Wille doch bisweilen in Gruben versenkt. Das ist bei Phyllaria und Saccorrhiza die Regel und erfolgt überall dadurch, daß die den Büscheln benachbarten Rindenzellen stärker wachsen als diejenigen, welche Haare tragen. 168 IX. Phaeophyceae. Auf älteren Alariaexemplaren schwinden die Haare nach WiLLE^häufig, ebenso bei Nereocystis nach Setchell, und nach demselben Autor- tragen, wie schon erwähnt, die interkalar nachwachsenden Teile der Lamina von Phyllaria dermatodea ebenfalls keine solchen mehr. Die Krallen (Hafter, Hapteren) haben wir in ihrer wirteligen Anordnung usw. schon auf S. 130 behandelt. Sie entstehen aus Rindenzellen des Stieles, welche ein energisches, wenn auch lokal begrenztes Wachstum entfalten. So werden zuerst kleine '^^^^wmwm'^ci- schl sp Fig. 427. Orig. Kuckuck. Längsschnitt durch das Sporangien-tragende Laub von Lammarm saccharina. i schwächer, 2 stärker vergrößert, m Mark, r Rinde, sp Sporangien, / Paraphysen, schl Schleimkappe. Höcker erzeugt, welche dann weiter erheblich in'-^ die Länge wachsen, und zwar ausschließlich an der Spitze; auch die Dichotomierung geht allein von der Spitze aus, sie erinnert an diejenige der Wurzelträger von Sek- Literatur. 169 ginella. Daß interkalares und Spitzenwachstum an derselben Pflanze ge- geben ist, braucht nicht aufzufallen; dieselbe Erscheinung war schon bei den Ectocarpeen zu konstatieren. Der Bau der Krallen gleicht etwa dem von Keimlingen mittleren Alters, es fehlt nämlich das eigentliche Mark, und ebenso werden im wesent- lichen die Hyphen vermißt. So besteht das Ganze aus kurzen Rinden- und längeren Zentralkörperzellen, welche auch Ringanordnung zeigen können. Die dickwandigen Zellen entbehren nach verschiedenen Autoren der sonst vorhandenen Tüpfel. Das ist verständlich; sie sind offenbar mechanische Elemente, Stoffaufnahme und Leitung besorgen sie kaum. Die Haftscheiben der jungen Pflanzen sind ganz entsprechend gebaut. Fig. 426 zeigt das ohne viel Worte. Die Haftfasern auf der Unterseite sind ebenfalls leicht erkennbar. + + + Fortpflanzung. Die Vereinigung der Sporangien zu meist sehr großen, bis handbreiten Sori wurde bereits oben erwähnt, ebenso die Verteilung der letzteren über das Laub der einzelnen Gattungen. Auch über die Entstehung ist des- wegen nichts zu sagen, weil dieselbe Punkt für Punkt mit den bereits ge- schilderten Prozessen bei Chorda übereinstimmt (Fig. 427). Paraphysen und Sporangien verhalten sich genau so wie dort. Nur die Form der ersteren weicht bei manchen Gattungen, z. B. Laminaria, Lessonia u. a. da- durch etwas ab, daß die Paraphysen auf dem Scheitel ihre Membran sehr stark schleimig verdicken (Fig. 427, 2), wie das schon Thuret schilderte und neuere Autoren lediglich bestätigten. Da die Paraphysen und Sporangien von der äußersten Rindenschicht aus gebildet werden, heben sie die cuticulaähnliche Schleimschicht, welche diese Zellen zu bedecken pflegt, als Häutchen ab, wie das bei den Phaeo- sporeen durchaus nicht selten ist. In besonders auffälliger Weise fehlt die Schleimmasse auf dem Scheitel der Paraphysen bei den Gattungen Saccorrhiza, Phyllaria, Cymathere (Griggs). Bei den ersten beiden verschleimen die Längswände mehr, bei der letzt- genannten endigen die Paraphysen, die lang keulig sind, nicht in gleicher Höhe, sodaß ein fester Zusammenschluß unterbleibt. Die Entwicklung der Zoosporen bietet, soweit bekannt, keine Be- sonderheiten gegenüber den Ectocarpeen und noch weniger gegenüber Chorda. Eine Reduktionsteilung wurde meines Wissens bei Laminariaceen bislang nicht wahrgenommen, doch ist kaum ein Zweifel, daß sie wie bei Chorda einsetzt, wenn der einzige Kern des jungen Sporangium sich teilt. Damit ist dann gesagt, daß bei unserer Gruppe der Kernphasenwechsel genau wie bei den Moosen und Farnen mit dem Generationswechsel zu- sammenfällt. Der kleine Gametophyt ist haploid, der große Sporophyt aber diploid. Literatur. Agardh, C. A., Revision der Algengattung Macrocystis. Nova acta Leopold. 1839. 19, 281. Agardh, J. A., De Laminarieis symbolas offert. Lund's Univ. Ärsskrift. 1867. Agardh, J. G., Om Bladets Udvikling hos Algerne. Forhandi. ved det 11. skand. Naturforskermöde i. Kjöbenhavn 1873. Kj0benhavn 1874. Anderson, G. et P., Guide to the Highlands and Island of Scottland. London 1834 Clouston üb. Laminarien. 170 I^- Phaeophyceae. Anderrox, G. et P., Species, genera et ordines Algarum 1848. 1. Areschoug, Observat. Phj'cologicae TV, V. De Laminariaceis nonnullis. Nova acta reg. soc. 8C. Upsaliens. 1883/84, ser. 3. 12. Barber, C. A., On the structure and development in Laminaria bulbosa Lam. Ann. of bot. 1889/90. 3, 41. 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Spezifisches Merkmal für die Tilopteridaceen sind die großen, unbeweglichen Monosporen. Die in Rede stehenden Gat- tungen haben den Habitus mitt- lerer Ectocarpeen, sie besitzen auch deren Wachstumsweise (Fig. 428). Ein trichothallisches Wachstum ist bei Haplospora Vidovicchii recht deutlich, bei Haplospora globosa aber mehr oder w^eniger verwischt durch interkalare Teilungen an be- liebiger Stelle, die übrigens auch bei der erstgenannten Form nicht fehlen. Akinetospora und Haplospora Vidovicchii bilden durchweg mono- siphone Fäden, bei Haplospora globosa dagegen und bei Tilopteris setzen speziell in den unteren Regionen Längs- und Querteil- ungen ein, welche den betreffenden Teil des Sprosses Sphacelarien- ähnlich erscheinen lassen. Die Zellen haben im wesentlichen den üblichen Bau der Phaeosporeenzelle. An Fortpflanzungsorganen kamen zur Beobachtung: l. Unilokuläre Sporangien bei Akinetospora pusilla durch Bor- net u. a. (Fig. 429, 4), bei Heterospora Vidovicchii durch Kuckuck. Die- selben, annähernd kugelig, sind bei ersterer Form mit einzelligem Stiel versehen, bei letzterer sitzend (Fig. 429, /, 2). Die relativ großen Zoo- sporen (Fig. 429, j) beherbergen ziemlich zahlreiche Chromatophoren, sie sind nierenförmig und tragen die Cilien in der Einbuchtung. Statt der Zoosporen treten auch Aplan osporen auf. P'ig. 428 n. Murray. Haplospora globosa {Sca- phospora-%iaid.mm) m. Monosporen. /// pluri- lokuläre Sporangien. 5. Tilopteridales. 173 2. Plurilokuläre Sporangien mit großen Fächern und großen Schwärmern, die zahh-eiche Chromatophoren bergen, schildert Bornet an Akinetospora pusilla (Fig. 429, 5). Die Schwärmer keimen direkt ohne irgend ein Anzeichen von Sexualität, ja sie können in den Sporangien keimen und auch im unbeweglichen Zu- stande (als Aplanosporen) entleert werden, um dann sofort auszuwachsen. 3. Bei Haplospora globosa (= Scaphospora speciosa s. unten) und bei Tilopteris werden Organe gebildet, die wir indifferent plurilokuläre Spor- angien, wenn wir aber kühn sein wollen, Antheridien nennen können. Sie liegen in der Kontinuität kurzer, haarartig endender Seitenzweiglein (Fig. 430, /), sind relativ breit, fast keulig, aber nicht fest, sondern innen hohl, wie ein Längsschnitt (Fig. 430, j) leicht ergibt, d. h. die kleinen, Fig. 429 n. Kuckuck, Bornet u. Sauvageau. / Heterospora Vidovicchii Kck.; Zweig mit unilokulärem Sporangium {ii) und Monosporen (;«)• 2 Dies., unilokuläres Sporangium. 3 Dies., Zoospore. 4 Akinetospora pusilla, unilokuläres Sporangium. 5 Dies., plurilokuläres Sporangium. 6 Dies., Pflänzchen mit Monosporangien {ni) aus einer Monospore (vi) hervorgegangen. schwärmerbildenden Zellen liegen in einer Schicht mantelartig um den mittleren Hohlraum. Die austretenden Zellen haben ganz den Bau der Spermatozoiden bei anderen Phaeosporeen. (Kuckuck, Reinke). 4. Noch interessanter als die plurilokulären Sporangien sind diejenigen Organe, welche mit Sauvageau wohl am besten als Monosporen be- zeichnet werden. Sie sitzen bei Heterospora Vidovicchii und Akinetospora pusilla auf einem einzelligen Stiel den längeren Fäden seitlich an (Fig. 429, 174 IX. Phaeophyceae. /, 6), bei Haplospora globosa stehen sie am Ende wenigzelliger Seitenzweige, während sie bei Scaphospora (Fig. 430, 4, j) infolge einiger Längsteilungen des Fadens diesem halb eingesenkt erscheinen. Bei Tilopteris endlich (Fig. 430, 2) nehmen sie dieselbe Stellung ein wie die plurilokulären Sporangien. Besonders Kuckuck erklärte die Monosporen für Eier, während Sauvageau sie den Brutknospen der Sphacelarien an die Seite stellt. Nach Kylin würden sich diese Auffassungen im gewissen Sinne vereinigen lassen. Fig. 430 n. Bornet u. Reinke. / Tilopteris MertetisU mit plurilokulären Sporangien. 2 Dies, mit Monosporen. 3 Haplospora globosa {Scaphospora speciosa), plurilokuläre Sporangien im Längsschnitt. 4, 5 Dies., Monosporen des „Scap/iosphora-Staämm^'^ 6, 7 Dies., Monosporen des „JIaplospora-Sts(dium&^'. Seine erst vor kurzem vorgetragene Auffassung leuchtet mir am meisten ein. Halten wir uns zunächst einmal an Haplospora, so ist seit Reinke, dem auch Brebner und Sauvageau zustimmten, kaum noch ein Zweifel, daß Haplospora und Scajjhospora zusammen gehören. Haplospora besitzt allein Monosporen, Scaphospora aber Antheridien und Monosporen. 5. Tilopteridales. ] 75 Während man nun bislang alle Monosporen für gleichwertig hielt, weist Kylin darauf hin, daß sie verschieden sein müssen. Die Monosporen der Haplospora enthalten vier Kerne, und treten mit einer festen Haut umhüllt aus, sie sind den Tetrasporen oder ähnlichen Organen an die Seite zu stellen, und demnach ist Haplospora die un- geschlechtliche Generation. Scaphospora dagegen (Fig. 430, j, ./, j) führt Antheridien und Oogonien. Die aus den großen Zellen austretenden Ge- bilde sind keine Monosporen, sondern Eier, sie sind nackt und besitzen nur einen zentral gelegenen Kern. Aus den Monosporangien der Tilopteris (Fig. 430, 2) sah Kuckuck nackte Zellen mit einem Kern austreten, sie gingen ziemlich rasch zu Grunde wie die großen Organe der Scaphospora nach Reinke. Das spricht auch dafür, daß wir es mit Eiern zu tun haben. Nun gibt es bei Tilo- pteris Exemplare, bei welchen die Antheridien und die nackte Zellen ent- leerenden Monosporangien auf demselben Individuum sitzen, daneben aber fanden sich andere, welche nur Monosporen besaßen. Letztere traten mit Membran umhüllt aus und waren mehrkernig. So darf man auch hier mit Kylin annehmen, daß die ersterwähnten Pflanzen die Gametophyten, die letzteren die Sporophyten sind. Vielleicht gehören Heterospora und Akinetospora ebenfalls in den gleichen Entwicklungskreis. Kylins Vermutungen müssen natürlich experimentell geprüft werden. Es wäre schon viel gewonnen, wenn man in den vierkernigen Monosporen eine Reduktionsteilung nachweisen könnte, wie Kylin annimmt. Nach allem würde man wohl mit Sauvageau annehmen müssen, daß die Tilopterideen, von den Ectocarpeen ausgehend, eine den Sphacelarien mehr weniger parallele Reihe bilden, welche speziell vielleicht durch Choristo- carpus-ähnliche Formen den ersteren genähert wird. Doch hier helfen kaum Hypothesen; hoffen wir, daß bald Tatsachen die großen Lücken aus- füllen, welche noch klaffen. 2. Choristocarpaceae. Choristocarpus tenellus wurde zwar vielfach in der Literatur er- wähnt, genaue Auskunft erhielten wir aber erst durch Kuckuck über die Alge. Sie kommt spärlich im Mittelmeer vor und gleicht im Habitus einem schwach verzweigten Ectocarpus. Die Fäden sind auch monosiphon gebaut wie bei jener Gattung, wachsen aber mit einer Scheitelzelle etwa wie Spha- cella und beherbergen auch wie diese zahlreiche Chromatophoren in den Gliederzellen (Fig. 431). Uni- und plurilokuläre Sporangien sind gefunden worden, und zwar bislang auf getrennten Individuen. Die unilokulären Sporangien entlassen relativ wenige große Zoosporen, welche im Bau denjenigen von Haplospora Vidovicchii in der Hauptsache gleichen. Mit den unilokulären Sporangien auf den gleichen Exemplaren (Fig. 431, /), gelegentlich auch ohne die ersteren, aber niemals mit plurilokulären Sporangien zusammen, finden sich ßrutknospen von etwa keulenförmigem Umriß (Fig. 431, 2). Dieselben sitzen auf einzelligem Stiel und sind selber ein- bis dreizellig, doch überwiegen zweizeilige Formen (Fig. 431, j). Als Inhalt führen die großen Zellen einen zentralen Kern, die üblichen Plasma- stränge und in diesen Chromatophoren usw. Die Brutknospen fallen, wie diejenigen der Sphacelariaceen, von ihren Stielen ab und keimen dann aus. In seiner Wachstumsweise und im Habitus hat Falkenbergs Disco- sporangium mancherlei Ähnlichkeiten mit Choristocarpus, es weicht aber 176 IX. Phaeophyceae. durch die seltsamen scheibigen, plurilokulären Sporangien wesentlich ab. Weitere Untersuchungen müssen wohl noch über die Stellung dieser Alge entscheiden. Pleurocladia lacustris, welches Kjellman noch hierher rechnet, ist nach den Untersuchungen von Klebahn und Wille zweifelsohne eine ge- wöhnliche Ectocarpee. Wohin die Choristocarpeen zu zählen sind, ist momentan wohl noch schwer zu sagen. Man sondert sie wohl am besten mit Kuckuck als kleine Familie ab. Das W^achstum durch eine Scheitelzelle erinnert unweigerlich an die Sphace- larien, und auch die Brutknospen weisen um so mehr auf diese hin, als die ersten Stufen einer Sphacelaria-Brutknospe, wie Kuckuck betont, zweifellos mit den gleichnamigen Organen der Choristocarpeen übereinstimmen. Andererseits haben die Zoosporen unver- kennbare Ähnlichkeit mit denjenigen der Tilopte- rideen. Immerhin scheinen mir die Ähnlichkeiten mit den Sphacelarien größer zu sein, und ich wäre geneigt, die Choristocarpeen der Sphacella zu nähern, und zwar um so mehr, als die uni- lokulären Sporangien dieser fast genau die gleiche Stellung und Anordnung haben wie die Brut- knospen des Choristocarpus. Kylin will neuer- dings die Pflanze den Sphacelariaceen vollends einreihen. Damit käme man dann wieder darauf, die Fruchtäste und die Brutknospen zu parallelisieren und von neuem die Frage nach dem Ersatz der unilokulären Sporangien durch Brutknospen zu diskutieren, welche schon für die Sphacelarien angeregt wurde. Auch hier, das sei nochmals betont, wurden bislang zwar uni-, nicht aber plurilokuläre Sporangien mit den Brutknospen zusammen (auf gleichem Individuum) gefunden. Fig. 431. Choristocarpus te- nellus Zan. n. KuCKUCK. / Faden mit Brutknospe und unilokulären Sporangien. 2, j Brutknospen. Literatur. Bornet, E., Les Algues de P.-R.-A. Schousboe. M^m. de la soc. des sc. nat. de Cherbourg 1892. 3. ser. 8, 165. Brebner, G., On the Classification of the Tilopteridaceae. Bristol Naturalists soc. proc. 1896/97. 8. Falkenberg, P., Über Discosporangium, ein neues Phaeo- sporeengenus. Mitt. d. zool. Stat. Neapel 1879. 1, 54. Kjellman, F. R., Bidrag tili kännedomen om Skandinaviens Ectocarpeer och Tilopterideer. Diss. Upsala 1872. Kuckuck, P., Üb. Schwärmsporenbildung bei d. Tilopterideen u. üb, Choristocarpus tenellus Kütz. Zanard. Pringsh. Jahrb. 28, 290. Kylin, H., Über die Entwicklungsgeschichte und. die systematische Stellung der Tilo- pterideen. Ber. d. deutsch, bot. Ges. 1917. 35, 298—311. Reinke, J., Fragment aus d. Naturgeschichte d. Tilopterideen. Bot. Ztg. 1889. 47, IUI. Sauvageau, C, Les Acinetospora et la sexualit^ des Tilopteridac^es. Journ. de Bot. 1899. 13, 107—127. 6. Dictyotales. 177 6. Dictyotales. Dictyotaceae. Die Vertreter dieser Familie bewerkstelligen die ungeschlechtliche Fortpflanzung durch unbewegliche nackte Sporen, welche zu viert im Spor- angium entstehen (Tetrasporen). Geschlechtliche Vermehrung durch Eier und Spermatozoiden. Die Tetrasporen stehen auf besonderen Individuen, welche aber den Geschlechtspflanzen völlig gleichen. Als Typus der Gruppe wird gewöhnlich Dictyota dichotoma be- trachtet, eine Pflanze von 10—20 cm Größe, deren bandförmige Sprosse alle in einer Ebene dichotom verzweigt sind (Fig. 432). Taonia atomaria hat einen ähnlichen Wuchs, ist aber mehr polytom zerschlitzt, Padina Pavonia — „Orecchio di mare" — bildet flache, blattartig-fächerförmige Sprosse, welche meist mehr oder weniger trichterförmig zusammengerollt sind (Fig. 433, 2), Dictyopteris (Haliseris) endlich hat in einigen Spezies eine derartige Ähnlichkeit mit Fucus-Arten, daß Anfänger und „Fort- geschrittene" sie bei flüchtiger Betrachtung mit diesem Tang verwechselten (Fig. 434). Die Dictyotaceen sind Bewohner aller wärmeren Meere und als solche z. B. im Mittelmeer ungemein häufig; einzelne Arten dringen weiter nach Norden vor, so wird Taonia noch an den englischen Küsten gefunden, und Dictyota dichotoma ist bis Skandinavien gewandert, bei Helgoland trifft man sie daher noch reichlich. Die Dictyotaceenvegetation gedeiht mit Vorliebe wenige Meter unter der Oberfläche, doch sind viele Formen gegen Lichtdifferenzen sehr un- empfindlich, deshalb geht z. B. Dictyota bei Neapel weit in schattige Grotten hinein und steigt auch in nennenswerte Tiefen hinab. Unsere Kenntnis der Gruppe gründet sich wesentlich auf die Arbeiten von Nägeli, Thuret, Cohn, Reinke, Williams, Hoyt, Sauvageau: systematische Bearbeitungen gaben Agardh, Vinassa u. a. a) Vegetationsorgane. Die ursprünglich nackten Aplano- und Oosporen der Dictyota dicho- toma umgeben sich mit Membran und wachsen bald zu zylindrisch-keulen- förmigen Keimlingen heran (Fig. 432, 2). Die letzteren bilden durch seit- liche Verzweigung runde Äste, und zwischen solche können nach Reinke noch nachträglich andere adventiv eingeschoben werden. Da einzelne dieser Äste sich zu langen, horizontalen Ausläufern entwickeln, entsteht ein Rhizom. Das Ganze wird durch meist büschelig gestellte Wurzelhaare am Substrat befestigt. Die Rundtriebe gehen später an ihren Spitzen in die bandförmigen, langen P'lachsprosse über, welche sich dichotom in einer Ebene verzweigen (Fig. 432, /), evtl. auch Adventiväste bilden. Die Rundsprosse bauen sich aus einer axilen Reihe großer, wenig gefärbter Zellen auf, welche von einem einschichtigen Mantel kleiner, chro- matophorenreicher Rindenzellen umgeben werden (Fig. 432, 7). Die Flach- sprosse sind analog gebaut: eine mittlere, großzellige Schicht (Fig. 432,.^ 435), nur aus einer Zellage bestehend, wird beiderseits von kleinzelliger Rinde bedeckt, welche natürlich an den Rändern der Bänder zusammenschließt. Man wird kaum fehl gehen, wenn man mit Hansen die Rinde als Assi- milationsgewebe, die Mittelschicht als Speicherzellen auffaßt. Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. IL 12 178 IX. Phaeophyceae. Rund- und Flachsprosse wachsen mit einer charakteristischen Scheitel- zelle, wie das für die ersteren Cohn, für die letzteren Nägeli beschrieb. An den runden Trieben gliedert die Scheitelzelle durch einfache Quer- wände scheibenförmige Segmente ab (Fig. 4o2, 2) und diese zerfallen durch vier exzentrische Längswände in eine große zentrale und vier periphere Zellen (Fig. 432, 7), welche letzteren dann in viele kleinere zerlegt werden. Die Scheitelzelle der Flachsprosse (Fig. 432, 6) gleicht, von der Fläche derselben betrachtet, einer bikonvexen Linse, sie gliedert durch uhrglas- förmige Wände ein Segment nach dem andern ab; die Segmente zerfallen zunächst durch eine mittlere Längswand (Fig. 432, j), um sich dann, Fig. 432. Dictyota dichotoma n. Thueet, Cohn u. Präp. Grüber. / Habitusbild. 2 Keim- ling n. Cohn. 3 Sproßscheitel von der Fläche. 4 Ders. im Längsschnitt. 5 Sproß- scheitel mit beginnender Dichotomierung. 6 Ders. schwach vergrößert. 7 Querschnitt eines Keimlings. wenigstens oberflächlich, in zahlreiche Zellen zu zerlegen. Ein axiler Längs- schnitt senkrecht zur Fläche des Laubes zeigt ein Bild der Scheitelzelle (Fig. 432, 4), wie es ähnlich auch von einem Rundtrieb erhalten werden könnte. Man sieht leicht, daß auch hier durch exzentrische Längswände die beiden Rindenschichten vom Mittelkörper abgetrennt werden. Die dichotome Verzweigung (Fig. 432, 6) der Bänder beginnt mit der Bildung einer axilen Längswand (senkrecht zur Laubfläche) in der Scheitel- zelle selber (Fig. 432, 5). Nachdem die beiden Hälften sich etwas ver- größert haben, entsteht in jeder eine uhrglasförmige Wand, welche ein wenig schräg auswärts gerichtet ist (Fig. 432, 5). So sind zwei neue 6. Dictyotales. 179 Scheitelzellen konstituiert, mit deren Hilfe nun zwei divergierende Sprosse erzeugt werden. Nach Reinke bleiben die am Rande der Flachsprosse liegenden Teile der Segmente relativ lange teilungsfähig; aus ihnen können bisweilen recht zahlreiche Adventiväste hervorgehen. Vereinzelt entstehen sie auch aus der Fläche des Thallus; alles das besonders nach Verletzungen der Haupt- sprosse. Padina Pavonia hat auf jugendlichen Stadien etwa das Aussehen der Fig. 433, /. Der untere Teil des Pflänzchens liegt dem Substrat auf Fig. 433. Padina Pavonia. Orig. n. Präp. Gruber. / junge, 2 halberwachsene Pflanze. 2 Schnitt durch den gerollten Scheitel. 4 Dass. stärker vergrößert. 5 Schnitt durch die Haai'leiste und Sorus. 6 Keimling n. Reinke. v Randzelle, s Segment, su untere, ro obere Rinde, cic Cuticulaähnliche Lamelle, sp Sporangien. und ist diesem mit Rhizoiden angeheftet, der spateiförmige Hauptsproß aber erhebt sich fast senkrecht von demselben. In der Figur konnte das nicht wohl zum Ausdruck gebracht werden. Vom Hauptsproß gehen seitliche Achsen aus, welche ebenfalls mit ihren basalen Regionen angeheftet, mit dem Oberteil aber frei sind (Fig. 433, /). Alle aufstrebenden Sprosse sind anfänglich rund, verbreitern sich aber später an ihrer Spitze zu den breiten fächerförmigen Körpern, von denen wir schon oben sprachen (Fig. 433, 2). 12* 130 IX. Phaeophyceae. Da die ältesten Fächersprosse auch noch ziemlich weit nach oben (Fig. 433, 2) nicht wenige Seitenglieder erzeugen, welche nicht mehr am Substrat haften, so entsteht ein einigermaßen kompliziertes System von Flachsprossen. Das aber, was wir eben schilderten, stellt noch nicht die ganze Pflanze dar; nach Reinke nämlich liefern die Keime der Padina durch scheinbar regellose Teilungen einen kugeligen bis birnförmigen Körper, welcher sich am Substrat festheftet. Von diesem Zentralknoten wölben sich einzelne Zellen vor und entwickeln sukzessive eine Anzahl Sprosse, welche mit der Basis dem Substrat aufliegen und sich früher oder später aufrichten (Fig. 433, 6). Verstehe ich Reinke recht, so wäre der in Fig. 433, / wiedergegebene einer von diesen Sprossen. Will man die Befunde deuten, so müßte man den Zentralknoten wohl als reduzierte primäre Achse der Pflanze auffassen, die großen breiten Gebilde als deren Seitenachsen. Solche Dinge sind ja für Aglaozonia be- reits beschrieben, wir werden ähnlichen Erscheinungen bei Placophora, Pollexfenia, Leveillea usw. noch wiedet begegnen. Die jungen, gerundeten Sprosse der Padina besitzen eine Scheitelzelle nach dem Muster der Dictyota. Solche bleibt bis zu dem Augenblick in Tätigkeit, in welchem die Verbreiterung des Thallus beginnt; dann wird sie durch einige Längswände zerlegt, und ihre Produkte bilden eine sog. Scheitelkante, will sagen eine Reihe teilungsfähiger Zellen, welche durch Vermehrung in radialer und tangentialer Richtung erst die Spatel-, dann die Fächerform liefert. Die Scheitelkante bleibt aber nicht flach, sondern infolge gesteigerten Wachstums auf der Oberseite (welches nach Bitter durch das Licht indu- ziert wird) rollt sie sich bald nach ihrer Entstehung mantelartig ein. Dann gewähren Radialschnitte durch den Rand das Bild der Fig. 433, j, welches lebhaft an Farnblätter erinnert. Die von den Randzellen abgeschiedenen Segmente werden nach Nägeli durch eine Wand parallel zur Fläche zer- legt, jedoch ist dieselbe ein wenig exzentrisch nach außen (oben) verschoben (Fig. 433, 4). Damit ist zunächst die Rinde der Oberseite [ro Fig. 433, j) gegeben, diejenige der Unterseite {sn Fig. 433, j) wird erst viel später ab- getrennt und schließlich kann auch die mittlere Zellschicht in zwei oder mehr Lagen zerfallen. Taonia Atomaria bildet ebenfalls zunächst einen Zentralknoten. Die aus ihm hervorgehenden Sprosse, welche übrigens kein ausgeprägtes Rhi- zom bilden, zeigen nur für ganz kurze Zeit eine Scheitelzelle; sie verbrei- tern sich nach wenigen Teilungen derselben und erhalten damit sofort eine Scheitelkante, in der sich das übliche Randwachstum vollzieht, nicht selten mit dem Unterschiede, daß die Initialen durch schräg gestellte Wände keil- förmig erscheinen. Die Gabelung oder mehrfache Zerspaltung des flachen Sprosses erfolgt einfach dadurch, daß einzelne Gruppen von Initialen im W^achstum dauernd gehemmt werden. Der Zentralteil des erwachsenen Thallus ist hier mehrschichtig. Haliseris (Dictyopteris) polypodioides (Fig. 434) endlich zeigt an den Keimlingen wieder einen „Zentralknoten" mit rhizomartigen Bildungen (Fig. 434, 2). Dem Knoten entspringen in verschiedener Form die eigent- lichen Sprosse, die schon sehr zeitig eine flächenförmige Verbreiterung auf- weisen (Fig. 4;)4, 2). In unserem Fall ist aber nicht das ül)liche Randwachs- tum zu verzeichnen, sondern es finden sich, wie Reinke und Kny zeigten, und wie auch Ed. Gruber wieder beobachtete, über dem Ende der Mittel- rippe einige wenige Zellen (Fig. 434, j), welche man gewöhnlich als Ini- tialen bezeichnet. Sie sind durch ihren Inhalt alsbald kenntlich, und sie 6. Dictyotales. 181 liegen in einer einfachen Reihe, wie aus einer Scheitelansicht (Fig. 434, ^) leicht zu ersehen ist. Ich glaube, man könnte hier noch besser von Scheitel- zellen reden, denn eine einfache Überlegung zeigt, daß die mit i und i' bezeichneten Elemente die ganz bevorzugt teilungsfähigen sein müssen. Damit nähert sich die Sache wesentlich den Erscheinungen, die wir für Fucus und Hormosira zu beschreiben haben werden, und an diese Tange erinnert auch der anatomische Aufbau von Haliseris. Die zwei- schichtige Laubfläche geht in der Mitte in die mehrschichtige Mittelrippe über und diese läßt einen zentralen Teil nebst Rinde leicht erkennen. Auch ein sekundäres Dickenwachstum ist wie bei Fucus an der Basis der Fig. 434. Haliseris polypodioides. i Habitusbild, Orig. 2 Keimpflanze n. Reinke. 3 Scheitel von der Fläche gesehen n. dems. 4 Ders. von oben; Präp. Gruber. /, /' Initialen. Sprosse nachzuweisen; nach Johnson spielt es sich ebenso ab wie bei jener Gattung (s. unten). Die meisten Dictyotaceen bilden farblose oder doch nur schwach ge- färbte Haare („Sproßfäden"), welche sich, wie in so vielen Fällen, mit der Beleuchtung vermehren resp. vermindern. Dictyota und Haliseris haben Haarbüschel, welche mehr oder weniger regelmäßig über den Thallus verteilt sind; bei Padina und Taonia dagegen finden sich Querbinden (Fig. 433), welche dem wachsenden Rand annähernd 182 I^- Piiaeophj'ceae. parallel verlaufen: Die Haarbänder korrespondieren auf Ober- und Unter- seite nicht, sondern alternieren miteinander, sie sind auch meist verschieden entwickelt; die Oberseite pflegt auf Grund stärkerer Beleuchtung bevorzugt zu sein. Nach Bitter können bei Padina infolge von Kontakt an Stelle der Haare Rhizoiden auftreten, die ja in den unteren Regionen ohnehin reich- lich gegeben sind. Die Haare entstehen als Auswüchse größerer Rindenzellgruppen (Fig. 433, j, 5), und schon Nägeli schildert, wie bei der radialen Streckung der jungen Haare die äußerste Schicht der Mutterzellmembran Cuticula- ähnlich abgehoben wird (Fig. 433, j, 5, cu). Auch ein Teil der Wandungen, welche die Haare produzierenden Rindenzellen trennten, bleibt in Gestalt dünner Leisten resp. Lamellen an der Cuticula hängen. Die Zellen der Dictyotaceen haben, soweit bekannt, normale, ge- tüpfelte Wände, welche bei Padina besonders auf der Oberseite mit Kalk mehr oder weniger inkrustiert werden. Im Zentrum der großen Mittelzellen findet sich der Zellkern umgeben von Plasma, das nach allen Richtungen Strahlen gegen den Wandbelag sendet (Fig. 435, /, 2). Die Chromatophoren sind zahlreich, klein, linsenförmig. Nach den Angaben von Hansen sind sie gegen Alkohol empfindlich, sie zerfließen in demselben. Daß diese Organe besonders in den Rindenzellen liegen, bedarf wohl kaum der Er- wähnung. Ihre Produkte sind ölartige Substanzen; darüber vergleiche man das Kapitel Assimilation. Auch über die Kernteilungen und über Centrosomen wolle man den entsprechenden Abschnitt im allgemeinen Teile nachlesen. Mottier unter- suchte das. b) Fortpflanzung. Als Fortpflanzungsorgane kommen in Betracht: Aplanosporen (Tetra-, Octosporen), Oogonien und Antheridien. Zur Bildung der Aplanosporen wölben sich Rindenzellen unter Füllung mit dichten Plasmamassen über die Oberfläche der Sprosse vor. Geschieht das von mehreren benachbarten Zellen gleichzeitig, so wird auch eine „Cuticula" abgehoben, wie bei der Haarbildung. Die vorgewölbte große Zelle gliedert nach unten eine inhaltsarme Basalzelle ab, welche in der Kontinuität der Rinde verbleibt (Fig. 435, /), sie selbst aber teilt sich bei den meisten Gattungen in 4, bei Zonaria in 8 Tochterzellen. Zonaria variegata bildet nach Sauvageau an den Küsten von Teneriffa im Dezember und Januar 4, im Februar 8 Sporen in den Sporangien. Wo 4 Sporen ge- bildet werden, liegen diese genau so wie die Tetrasporen der Florideen (Fig. 435, j), welche als cruciatim divisae bezeichnet werden (s. später). Hier wie dort wird dann auch an dieser Stelle eine Reduktionsteilung voll- zogen, welche Williams und Mottier eingehend beschrieben. Die Kern- teilung, welche der Abtrennung der Basalzelle voraufgehrt, ist eine normale und zeigt 32 Chromosomen. Die erste Mitose aber, welche sich im jungen Sporangium vollzieht, ist eine heterotypische; in ihrem Gefolge treten 16 Chromosomen auf und solche sind natürlich auch der fertigen Spore eigen. Die Sporen werden nicht durch Membranen von einander getrennt und im nackten Zustand verlassen sie auch durch einen Riß oder eine Öffnung die Mutterzelle, um direkt, ohne Eigenbewegung zu keimen. Bitter u. a. sahen eine Keimung bereits im Sporangium. Diese letzteren stehen bei allen bekannten Arten auf besonderen Pflanzen und solche zeigen bei allen Teilungen 32 Chromosomen bis zu dem Beginn der Sporenbildung. 6. Dictyotales. 183 Bei Dictyota sind die Sporangien über beide Seiten der Laubfläclie zerstreut, bei Padina dagegen entwickeln sie sich in der Regel nur auf der Unterseite, und zwar im Anschluß an die Haarleisten (Fig. 433, 5) derart, daß zu beiden Seiten einer solchen Sporangien entstehen. Da die Haare häufig — nicht immer — während der Sporangienbildung zugrunde gehen, werden auch äußerlich die sporenbildenden Zonen als braune Doppellinien sichtbar (Fig* 433, 2). Bei Taonia Atomaria ist wieder der Anschluß an die X^ r^'A^'i Fig. 435. Dictyotadichotoma n. ThuEET. 1—3 Thallusquerschnitte, / mit Spo- rangien, 2 mit weiblichem, 3 mit männ- lichem Sorus. 4 Spermatozoiden n. Williams. 5 Ei im Moment der Be- fruchtung n. Williams. Haarleisten zu erkennen. Sie stehen hier auf beiden Thallusflächen, und da die Haarlinien vielfach zickzackartig verlaufen, geschieht das Gleiche mit den Sporangienlinien. Doch kommen auch Sporangien über die Thallus- fläche unregelmäßig zerstreut vor. Prinzipiell in gleicher Weise bildet Halopteris die Sporangien in kreis- förmigen Zonen um die Haarbüschel, deren Orientierung wir oben schil- derten. Für Zonaria gilt in der Hauptsache dasselbe. X84 I^- Ptaeophyceae. Die Sexualorgane sind wieder bei Dictyota am besten (durch Thuret und Williams) untersucht. Oogonien und Antheridien stehen bei dieser Gattung auf verschiedenen Individuen. Die Oogonien sitzen in Haufen (Sori) beisammen (Fig. 435 2). Zwecks Bihlung derselben wölben sich Gruppen von Rindenzellen weit vor, erhalten dichten, dunkelbraunen Inhalt und gliedern schließlich nach unten (innen) eine Basalzelle ab (Fig. 435, 2). Die Antheridien entstehen ebenso, doch bleiben die äußersten Zellen eines Sorus steril und bilden, wie aus Fig. 435 j leicht ersichtlich, eine becher- artige Hülle um die eigentlichen Antheridien. Diese besitzen eine Basal- zelle wie die Oogonien, stellen aber ihrerseits ein plurilokuläres Sporangium mit sehr zahlreichen und ungemein regelmäßigen Fächern dar (Fig. 435, j), welche nur noch sehr schwach gefärbt sind: die Chromatophoren sind offenbar sehr stark reduziert. Oogonien- wie Antheridienhaufen sind noch von der Cuticula-ähnlichen Membran Schicht des Muttersprosses überzogen. Bei der Bildung der Sexualorgane finden nur normale Mitosen statt, die Zahl der Chromosomen ist stets 16, genau wie in der ganzen Pflanze, welche die Geschlechtszellen produziert. Padina Pavonia ist im Gegensatze zu Dictyota einhäusig. Die Oogo- nien bilden wieder, wie die Sporangien, konzentrische Doppelbänder auf der Unterseite der Sprosse neben den Haarleisten, die Antheridien dagegen treten in radiären Reihen, welche die Oogonialzonen markstrahlähnlich durch- setzen, auf den Fächersprossen auf. Die Entstehung der zweierlei Organe stimmt im Prinzip mit derjenigen bei Dictyota überein. Die Oogonien bilden außer der Basalzelle noch eine zweite Stielzelle, Reinke nennt sie nicht unzweckmäßig Ersatzzelle, weil aus ihr nach Entleerung des alten ein neues Oogon hervorgehen kann. Antheridien (Sauvageau) und Oogonien der Taonia Atomaria bilden Dictyota-ähnliche Sori auf beiden Seiten der Sprosse; solche aber schließen sich in ihrer Entstehung vielfach an die Haarleisten an, speziell weibliche Sori aber fand Reinke auch zerstreut auf der Laubfläche ohne Zusammen- hang mit den Haarbildungen. Haliseris zeigt einzeln stehende Oogonien über die Thallusfläche zerstreut, daneben, nach Johnson, ziemlich tief ein- gesenkte Antheridialsori, besonders in der Nähe der Mittelrippe. Bezüglich mehrerer der erwähnten Gattungen sei daran erinnert, daß die Fortpflanzungsorgane in ihrer Stellung denen von Encoeheen (S. 111) ähneln. Nach mancherlei Irrfahrten älterer Beobachter hat Williams die Befruchtungsvorgänge der Dictyotaceen im wesentlichen geklärt. Nach ihm wie nach Hoyt und Lewis werden die Oogonien und Antheridien periodisch entleert, und zwar etwa alle 14 Tage in Zusammenhang mit den Spring- und Nipptiden. Einige Arten machen freilich wohl eine Ausnahme. Die Eizellen (Fig. 435, 5) sind große nackte Zellen, auf diese stürzen sich oft in ungeheurer Menge, wohl chemisch angezogen, die Spermatozoiden (Fig. 435, j) welche einen großen Kern besitzen, seitlich den roten Augen- fleck und an diesem eine nach vorn gerichtete Geißel führen. Williams vermutet, das noch eine zweite, ganz kurze, nach rückwärts gerichtete, zu finden sein werde. Die Bewegung wird durch ausgelöst. Die Befruchtung geht in normaler Weise vor sich. Der Spermakern durchdringt das Plasma und vereinigt sich mit dem Kern des Eies in der üblichen Weise. Der Bau des letzteren ist aus der Fig. 435, 5 ohne weiteres zu ersehen. Schon 9—10 Stunden nach der Befruchtung beginnt der Kern der Zygote sich zu teilen und damit wird die Entwicklung des 6. Dictyotales. 185 Keimlings, der naturgeuiäß mit 32 Chromosomen diploid ist, in die Wege geleitet. Williams vermißte nicht selten die Befruchtung der Eier. Diese können sich trotzdem bis zu einem gewissen Grade weiter entwickeln. Weit freilich kommen die parthenogenetischen Keimlinge nicht, auch die Kern- teilungen in ihnen sind unregelmäßig. Die Pflanzen welche aus den Zygoten hervorgehen, gleichen ganz und gar denjenigen, welche von den Aplanosporen aus gebildet werden; nur sind sie verschieden in ihren Produkten. Aus den Zygoten kommen un- geschlechtliche Individuen, aus den Aplanosporen geschlechtliche, erstere sind diploid, letztere haploid, die Reduktion findet bei der Sporenbildung statt, d. h. Abschluß der ungeschlechtlichen Pflanze. Man hat daraus auf einen Generationswechsel wie bei Moosen und Farnen geschlossen, nur mit dem Unterschiede, daß Sporophyt und Gametophyt einander äußerlich völlig gleichen. Mit dieser Auffassung stimmen Hoyts Befunde überein. Er erzog aus den Sporen nur Geschlechtspflanzen und aus den Zygoten nur ungeschlechtliche. Die Beobachtungen im Freien stimmen damit freilich nicht ganz über- ein. Williams wie 'Sauvageau fanden an ganz verschiedenen Orten viel mehr Tetrasporen als Geschlechtspflanzen, ja letztere waren bisweilen kaum nachzuweisen. Wie sich diese Widersprüche aufklären werden, bleibt abzuwarten; ich nehme einstweilen an, daß beide Beobachtungen richtig sind. Über eine Anzahl von Gattungen, die man fast nur aus den Herbarien kennt, geben Agardh, Kützing, Kjellman (natürl. Pflanzenfamilien) Auskunft. Spatoglossum und Stoechospermum scheinen sich an Taonia anzu- schließen, sie wachsen bei dichotomer Verzweigung mit Scheitelkante. Bei Spato- glossum sind die Fortpflanzungsorgane über den Thallus zerstreut, bei Stoecho- spermum stehen lange Sori den Thallusrändern in zwei Reihen parallel. In den Soris scheinen neben den Oogonien usw. sterile Fäden vorzukommen. Glossophora ähnelt Dictyota, die Fortpflanzungsorgane aber stehen auf zungenförmigen Papillen, welche sich über die Thallusfläche erheben. Zonaria (s. auch Richards) bildet teils krusten förmige Gestalten (fast wie Aglaozonia), teils aufrechte Lappen mit Mittelrippe. Der aufrechte Sproß kann mehr oder weniger zerteilt sein und fällt dadurch auf, daß er massenhaft Rhizoiden bildet, welche abwärts wachsend die älteren Teile dicht einhüllen. Lobospira endlich wächst mit Scheitelzelle, bildet aber Sympodien. Die unteren Achsen werden durch Dickenwachstum stielrund und die seitwärts ge- drängten Spitzen rollen sich in den unteren Regionen rankenartig ein. Literatur. Agardh, J. G., Till Algernes Systematik. Nya Bidrag. II. Zonaria. Lund's Univers. Ärs- skrifter. 1872. 9. V. Dictyoteae. Ebenda, 1881/82. 17. — , Analecta algologica Cont. I. Act. univers. Lundens. 1892/93. 29. Bitter, G., Zur Anatomie und Physiologie von Padina Pavonia. Bar. d. deutsch, bot. Ges. J 899. 17, 255. CoHX, F., fjber einige Algen von Helgoland. 1865. Rabenhorst's Beitr. Heft 2. Hansen, Ad., Über Stoffbildung bei den Meeresalgen. Mitt. der zcol. Station Neapel 1893. 11, 255. 186 IX. Phaeophyceae. HoYT, W. D., Alternation of generations and sexualitj' in Dictyota dicbotonia. Bot. Gaz. 1910. 49, 55. — , Periodicity in the production of the sexual cells of Dictyota dichotoma. Ebenda 1907. 43, 383. Johnson, Th., On the systematic position of the Dictyotaceae with special reference to the genus Dictyopteris Laniour. Journ. Linn. Soc. J889. 27, 463. Kny, L., Über echte und falsche Dichotomie. Sitz. ßer. d. Ges. naturf. Freunde zu Berlin. Bot. Ztg. 1872. 30, 691. Lewis, J. F., Periodicity in Dictyota at Naples. Bot. Gaz. 1910. 50, 59. MOTTIER, D. M., Nuclear and Cell Division of Dictyota dichotoma. Ann. of bot. 1900. 14, 163—193. Nägeli, C, Neuere Algensysteme. Zürich. 1847. Reinke, J., Entwicklungsgeschicbtl. Unters, üb. d. Dictyotaceen des Golfs von Neapel. Nova Acta Leopold. 1878. 50. — , Ein paar Bemerkungen über das Scheitelwachstum bei Dictyotaceen und Fucaceen. Bot. Ztg. 1877. 35. — Rostafinski, Erwiderung. Bot. Ztg. 1877. 35. Richards, H. M., Notes on Zonaria variegata Lam. Proc. Am. Acad. Arts a. Sc. Boston 1890. 25, 83. Sauvageau, C, Sur les antheridies du Taonia atomaria. Journ. de bot. 1897. 11, 86. — , Observations sur quelques Dictyotacees et sur un Aglaozonia nouveau. Bull. stat. zool. d' Arcachon 1904/5. 7, 1. Thuret, G., Rech, sur la fecondation des Fucacees et les antheridies des algues. Ann. des sc. nat. bot. 1855. 4 ser. 3. — , Etudes phycologiques 1878. ViNASSA DE Regny, P. E., Le Dictiote mediterranee. Atti Soc. Tose. Pisa. Proc. verb. 1892. 8, 98. Williams, J. Lloyd, Mobility of antherozoids of Dictyota and Taonia. Journ. of bot. 1897, 361. — , Reproduction in Dictyota dichotoma. Annais of Bot. 1898. 12, 560. — , Studies in Dictyotaceae. Ebenda, 1904. 18, 141, 183. Ebenda, 1905. 19, 531. 7. Fucales. Die Geschlechtsorgane sitzen in flaschenförinigen Vertiefungen der Rinde (Konzeptakehij. Eier und Sperniatozoiden. Ungeschlechthche Ver- mehrung fehlt. I. Durvilleaceae. Abweichend von älteren Gepflogenheiten versuche ich mit Skotts- BERG u. a. die Durvillea und ihre Verwandten von den Fucaceen los- zulösen. Sie mögen einen Übergang von den Laminaiiaceen zu den Fuca- ceen bilden. Durvillea, in welche Gattung ich. hier mit Kjellman u. a. Sarco- phycus einschließe, besitzt Laminaria-ähnlichen Habitus und Laminaria-gleiche Dimensionen. Sie kommen mit diesen gemengt an den Küsten Feuerlands und Patagoniens vor, kehren aber auch in den australischen Gewässern usw. wieder. Eine groIBe Haftscheibe, welche nach Meyen bis 5 Zoll breit wird, trägt einen Stiel, welcher oben in eine bald mehr, bald weniger tief fingerförmig geteilte Spreite (Fig. 436) übergeht, deren Finger z. B. bei D. utilis aufgeblasen-gerundet sind. Man würde nun auch ein Laminarien- ähnliches Wachstum mit interkalarem Vegetationspunkt und event. Laub- wechsel annehmen. Indes ist von letzterem nichts bekannt und Graben- dürfer zeigte, daß die Pflanze überall gleichmäßig, durch einfache Teilung der Rindenzellen zu wachsen vermag, daß ein interkalarer Vegetationspunkt ebenso fehlt wie eine Scheitelzelle. Demgemäß müssen auch die Lappen ganz anders als bei den Laminarien entstehen; sie sind tatsächlich einfache lokale 7. Fucales. 187 Auswüchse und entstehen am Rande des „Blattes" als Zäpfchen, die sich besonders an ihrer Spitze verlängern, freilich ohne daß auch hier ein be- stimmter Vegetationspunkt sichtbar wird. Nach allem ist also Durvillea eine Parallelbildung zur Laminaria, deren Aufbau aber eine Verwandtschaft nicht zu dokumentieren vermag. Über die ganze Laubfläche sind Konzeptakeln verteilt, welche denen der sogleich zu besprechenden Fucaceen durchaus ähnlich gebaut sind. In diesen finden sich die Antheridien und Oogonien, welche denen der Fucaceen in vieler Bezeichnung gleichen, doch sitzen die Oogonien auf verzweigten Fäden (Fig. 437), sie liefern je 4 Eier. Vielleicht muß hierher Himantothallus und auch Ascoseira gerechnet werden. Skottsberg beschrieb sie, soweit das sein Material zuließ. Fig. 436. Dtirvülea n. GRABEN- Fig. 437. Durvillea. Oogonien n. Skottsbesg und DÖRFER. WhITTING. 2. Fucaceae. Die Fucaceen bilden meistens stattliche Formen mit festem Gewebe, welches eine assimilierende Rinde, einen Zentralkörper und zahlreiche Festigungshyphen erkennen läßt. Letztere durchwachsen besonders die unteren Regionen der Sprosse und bilden das Haftorgan, welches entweder scheibenförmig oder krallenartig gestaltet ist. Das Hauptmerkmal der Fucaceen sind die Konzeptakeln (Scaphidien), d. h. flaschenförmige Vertiefungen der Oberfläche, welche nur mit enger Mündung auswärts endigen (Fig. 454). Sie erzeugen fast sitzende Oogo- nien und auf gleichen oder getrennten Individuen verzweigte Haarbüschel (Fig. 454) mit Antheridien. In systematischer Richtung haben Agardh, Areschoug, Harvey, Hooker, Kützing, Postels und Ruprecht, de Toni, Savageau und viele Floristen unsere Gruppe bearbeitet. Das Wichtigste über Fortpflanzung und Entwickelungsgeschichte ist in den Arbeiten von Thuret und Oltmanns enthalten; ihnen reihen sich an Valiante, Gruber, Rostafinski, Farmer und Williams, Strasburger, Yamanouchi, Nienburg, Gardner und viele andere, die wir später nennen, ohne damit hier ihre Mitarbeit am Ganzen leugnen zu wollen. IS8 IX- Phaeophyceae. Die Fucaceen bilden in fast allen Meeren waki- oder buschartige Be- stände; neben den Laminarien stellen sie, besonders in nordischen Regionen, die Hauptmasse der Algen, welche der ganzen Vegetation das Gepräge auf- drückt. Die Fucaceen lieben die Oberfläche. Wo Ebbe und Flut wechseln, wo nur irgend festes Substrat einen Ankerplatz gewährt, erscheinen die charakteristischen Fucaceengürtel, welche bei Niedrigwasser frei liegen. In dieser Weise tritt Fucus selber in der Nordsee und an fast allen atlantischen Küsten auf; zu ihm gesellen sich vielfach Ascophyllum, Hinianthalia, Pel- vetia u. a. Letztere steigt gern über die höchste Wassermarke empor und lebt von Spritz \vasser. Schon im Norden zeigt Halidrys Neigung in etwas größerer Tiefe, vom Wechsel der Gezeiten wenig berühit, Einzelbüsche zu bilden. Sie teilt diese Eigenart mit ihren südlicheren Vettern Cystosira, Sargassum u. a. Tatsächlich kommt wohl kaum irgendwo in tropischen und subtropischen Meeren ein Fucaceengürtel zustande, immer sind es, wie im Mittelmeer, lockere Bestände einzelner stark buschiger Pflanzen, welche dem Beschauer entgegentreten. Wie die fucaceenreichen australischen, neuseeländischen usw. Küsten sich in dieser Beziehung verhalten, übersehe ich nicht ganz; sicher ist nur, daß dort eine relativ große Zahl verschiedener Gattungen in mannigfaltiger Ausgestaltung auftritt, so: Hormosira, Notheia, Scaberia, Cystophora, Margi- naria, Scytothalia, Seiroccocus usw. Alle Fucaceen bewohnen das Meer, in reinem Süßwasser finden sie sich nicht, wohl aber wandern sie in das Brackwasser ziemlich weit ein. Beherbergt doch die salzarme östliche Ostsee immer noch Fucus vesiculosus, allerdings nicht selten in sehr zarten Standortsformen. Daß so große, schwimmfähige Algen durch Strömungen verschleppt werden, ist kein Wunder, so sehen wir z. B. Ascophyllum nodosum in die Ostsee vertrieben und dann in der seltsamen forma scorpioides auftreten, deren Vorkommen Reinke geschildert hat. Die abgerissenen Stücke liegen, ohne sich festzusetzen, auf dem Boden stiller Buchten und vermehren sich rein vegativ nur durch Zerbrechen und nachfolgendes Wachstum. Ab gerissene und vom Strome fortgeführte Sprosse von Sargassum bevölkern das Sargassomeer, von welchem später noch die Rede sein soll. Hier sei nur bemej'kt, daß auch an diesen Pflanzen ein völlig normales Wachstum nicht wahrgenommen wurde. a) Gliederung der Familie. Wir gliedern im folgenden die Fucaceen nach ihren Vegetations- organen in die unerläßlichen Unterabteilungen. Das kann genau so be- anstandet werden wie bei den Ectocarpales, Sphacelariales usw.; es sollten auch hier die Geschlechtsorgane den Ausschlag geben. Allein wir sind mit der vergleichenden Erforschung dieser Bildungen immer noch nicht weit genug und so wäre es doch wohl bedenklich, wenn wir z. B. alle Formen zusammen schlössen, welche ein Ei im Oogon entwickelt. Daraufliin darf man doch wohl Himanthalia und die Gystosiren und Sargassen nicht zu- sammenwerfen. Ich legte bei Charakterisierung der Gruppen einiges Ge- wicht auf die Form der Scheitelzelle; das hat Murray beanstandet. Des- halb möchte ich betonen, daß auch ich dies Merkmal nicht für ein absolut konstantes halte, allein bei den Fucaceen spiegelt sich, wie in so manchen anderen Fällen, die Art des Gesamtwachstums in der Scheitelzelle wieder 7. Fucales 189 Beides (Scheitel und Gesamtaufbau) sind Korrelate, und insofern halte ich mich für berechtigt, immer wieder auf die Scheitelzellen zurückzugreifen. Wir unterscheiden nun am besten folgende Gruppen: Anomalae. Hormosira, Notheia. Kleine, vielleicht reduzierte Formen. Hormosira mit rosenkranzförmig aneinander gereihten, blasig auf- getriebenen Gliedern, dichotom verzweigt. Notheia mit seitlicher Verzweigung und dünnen Sprossen. Hormosira hat vier, Notheia drei Scheitelzellen; erstere führt vier, letztere acht Eier im Oogon. Fuco-Ascophylleae mit Fucus, Pelvetia, Xiphophora, Myrio- desma, AscophyUum, Axillaria, Seirococcus, Scytothalia, Phyllospora, Marginaria. Thallus abgeflacht, meist breit, immer in einer Ebene verzweigt, und zwar die Hauptsprosse dichtotom, bei manchen Gattungen die Nebensprosse seitlich. Alle älteren Sprosse mit einer eigen- artigen vierseitigen Scheitelzelle. Im Oogon typisch acht Eier, jedoch ist diese Zahl bei vielen Gattungen reduziert. Konzeptakeln meistens an den Spitzen der Hauptsprosse oder in modifizierten Seitensprossen (Kurztrieben, Sexualsprossen). Loriforiues. Himanthalia. Lang riemenförmiger Thallus mit drei- seitiger Scheitelzelle, in einer Ebene dichotom verzweigt. Konzeptakeln über die ganzen Riemen verteilt; frei davon ist nur die becherförmig er- weiterte Basis. Ein Ei. Cystosiro-Sargasseae. Die Vertreter dieser Gruppe wachsen ständig mit dreiseitiger Scheitelzelle. Verzweigung stets reichlich, Konzeptakeln in den Spitzen der Langtriebe oder auf besonderen Kurztrieben. Ein Ei im Oogon. a) Bilaterale Formen: Halidrys, Bifurcaria, Carpoglossum, Platythalia, Platylobium. ß) Radiäre Gattungen: Landsburgia, Cystosira, Cystophyllum, Coccophora, Cystophora. y) Bilaterale und radiäre Formen, deren vielfach spezifisch entwickelte Fruchtsprosse an der Basis mindestens einen charakteristischen, assimilie- renden Flachsproß bilden: Anthophycus, Carpoglossum, Contarinia, Pterocaulon, Sargassum, Turbinaria. Eine Übersicht der Verwandtschaften mag nachfolgendes Schema geben: ^ Marginaria Phyllospora Scytothalia Seirococcus Axillaria Sargassum Cystosira i c^ S. Contarinia " §' ^ ^^ AscophyUum Pelvetia Fucus Anthophycus //Pycnophycus | ^ §^ Halidrys />^ J ^ > ' 1 ^„---'Himanthalia } Loriformes Anoma/ael^^'^''^^^''^- ^^"^ \ Notheia ^9(3 IX. Phaeopbyceae. Vegetationsorgane. Wir behandeln zunächst die vegetativen, dann die Fortpflanzungs- organe; dabei müssen naturgemäß diejenigen Gruppen in den Vordergrund gestellt werden, welche zwar nicht die phylogenetisch ältesten Formen wohl aber die best untersuchten sind. Fuco-Ascophylleae. Die Oosporen des Fucus (Fig. 438) keimen sehr bald nach der Be- fruchtung. Zunächst sichtbar wird an dem kugeligen Körper eine papillen- artige Vorstülpung als Anlage des ersten Rhizoids. Dieses besorgt alsbald die Festheftung und wird dabei unterstützt von den äußersten Membran- schichten, welche stark verschleimen. Das ist auch später (Fig. 438, i) noch erkennbar. Mit der Anlage des Rhizoids ist auch die Polarität der Pflanze ge- geben, und RosENViNGE zeigte für Pelvetia, Ascophyllum, Fucus, Winkler für Cystosira, Kniep wieder für Fucus, daß in erster Linie das Licht dieselbe induziert, indem die stärker beleuchtete Seite zum Sproßpol, die schwächer beleuchtete zum Wurzelpol wird. Winkler fand, daß die Polarität schon durch eine Belichtung von 4 Stunden bei Cystosira induziert werden kann. Die Keimung erfolgt freilich erst nach 16 — 18 Stunden. Fucus, den Kniep in dieser Beziehung eingehend untersuchte, keimt auch nach etwa 17 Stunden. Die Polarität wird in der 12. und 13. Stunde nach der Befruchtung des Ei's festgelegt; von der Beleuchtung, welche die Zygote in dieser Zeit erfährt, ist die Lage von Wurzel und Sproß abhängig. Während der ersten 11 Stunden des Lebens ist die Einwirkung von außen ohne Bedeutung. Nach Farmer und Williams wie auch nach Kniep beginnt die Kernteilung in den Keim- lingen erst, nachdem die Wurzelpapille bereits vorgewölbt war. Die Spindel stellt sich mit einem Pol gegen die Basis, mit dem anderen gegen den Scheitel der jungen Pflanze. Diese Erscheinung ist aber durchaus sekundär. Die senkrecht zur Spindel auftretende erste Wand scheidet dann natürlich Sproß und Wurzel. Dieser ersten folgen rasch weitere Teilungen, der Keimling zerfällt so in zahlreiche Zellen (Fig. 438, 2, j), vermehrt seine Wurzelhaare und er- langt etwa Keulenform; außerdem erhält er auf seinem Scheitel eine Ver- tiefung, aus welcher lange Haare hervorwachsen (Fig. 438, 2, j). Bis zu diesem Punkt besitzt der junge Fucus völlig kreisrunden Quer- schnitt, er behält denselben an seiner Basis auch bei, an der Spitze aber macht sich späterhin eine Verbreiterung und eine Abflachung bemerkbar (Fig. 438, j); bald wird eine Mittelrippö sichtbar und kurz darauf beginnen auch schon, in Verbindung mit einer laubartigen Verbreiterung des Ganzen, die für unseren Tang so charakteristischen Dichotomien (Fig. 438, 4). Diese führen endlich zur Ausbildung eines oft mehrere Fuß langen reich ver- zweigten Sproßsystems, das nun freilich seinen Gabelhabitus nicht immer beibehält; durch abwechselnde Verdrängung eines Gabelsprosses entstehen Sympodien mit fast gleichmäßig durchlaufender Mittelrippe (Fig. 438, 4). Bei vielen Fucusarten entstehen seitlich von der Mittelrippe durch Trennung der mittleren Gewebeschichten Schwimmblasen. Die Konzeptakeln bilden sich auf scharf umschriebenen Stellen (Fig. 438, 4) an den Enden der seitwärts geschobenen Gabeläste. Diese sistieren damit, oft unter starker Aufschwellung, ihr Wachstum. An der Basis der Fucussprosse pflegt später das Gewebe beiderseits der Mittelrippe zugrunde zu gehen (Fig. 438, 4). Dort setzt dann ein sekundäres Dicken- wachstum ein, außerdem brechen zahlreiche Hyphen, von denen später noch 7. Fucales. 191 eingehender gehandelt werden soll, hervor und bilden unter Verschlingung miteinander nicht bloß eine Haftscheibe, sondern dienen auch als Festigungs- mittel, welches die Pflanze gegen das Zerreißen in der Brandung sichert. Pelvetia ist erheblich kleiner als Fucus, sie hat im wesentlichen seinen Wachstumsmodus, nur ist eine Mittelrippe nicht sichtbar, statt dessen er- scheinen die einzelnen Bänder des Thallus rinnenartig gerollt. PV-^ Fig. 438 n. Thuret u. Oltmanns. /, 2 junge Keimpflanzen von Fiuus vesiculosus. 3 Keimling mit beginnender Rippenbildung von Fucus vesiculosus. 4 Fucus platycarpus. Habitusbild. 5 Keimling im Längsschnitt, ck Zentralkörper, r Rinde. \Q2 I^- Ptaeopbyceae. In den jüngsten Keimpflanzen von Fucus ist. wie wir sahen, die erste Wand als Querwand fest bestimmt, die folgenden variieren, wie ich zeigte, mannigfach: das erörtern wir nicht, sondern betrachten gleich zwecks Orientierung über die Gewebebildung den Längsschnitt eines zyhndrisch- keuligen Keimlings, wie ihn Fig. 438, j wiedergibt. Wir unterscheiden auch hier wieder unschwer einen Zentralkörper und eine Rinde; wenn wir dann unsere Figur mit dem, was wir bei Laminaria erörterten, vergleichen, so ist kein Zweifel, daß die äußerste Rindenschicht wiederum durch Teilung in verschiedenen Richtungen das Gewebe des Zentralkörpers vermehrt. Doch wir wenden unsere Aufmerksamkeit zuerst dem Scheitel zu. Recht junge Pflänzchen lassen bereits eine schwache Einstülpung (Fig. 438, j) erkennen. Aus dieser geht später durch gesteigertes Wachs- tum peripherer Zellen eine ziemlich tiefe Grube hervor, welche, wie ich zeigte, an ihrem Grunde eine dreiseitige Scheitelzelle (Fig. 439, /) aufweist. Dieselbe unterscheidet sich auf dem Querschnitt in nichts von den Scheitel- zellen der Moose und Farne, auf dem Längsschnitt aber gleicht sie an- nähernd einer bikonvexen Linse; die Segmente werden schalenartig von ihr abgegliedert. Nachdem ein Segment sich in einige Zellen zerlegt hat, stülpt sich die oberste von diesen vor und wächst zu einem Haar aus (// Fig. 439, /), das dann — mit basalem Vegetationspunkte begabt — weit aus der Scheitelgrube hervorwächst. Die dreiseitige Scheitelzelle bleibt aber nicht erhalten, sie geht, wenn der jugendliche Sproß sich abflacht, in eine vierseitige über, welche für die Fucaceen charakteristisch ist. Hand in Hand damit wird die ursprünglich runde Scheitelgrube in einen Spalt übergeführt, welcher, der Thallusfläche parallel, in den Scheitel einschneidet. Er ist durch lippenartige Wülste ziemlich weit geschlossen, schützt also zweifellos die Scheitelzelle recht gut; er ist außerdem mit Schleim gefüllt. Die Form der Scheitelzelle wird aus dem Schema (Fig. 439 a) wohl am leichtesten klar. Wir haben es mit einer vierseitigen, abgestumpften Pyramide zu tun, welche durch Wand / zunächst ein Basalsegment nach innen (unten) abgliedert, dann folgen rechts und links die Wände 2 resp. j, welche zwei „Flächen"-segmente herstellen, und endlich liefert die Wand 4 ein „Rand"-segment, dem eventuell weitere durch Wände parallel zu 4 folgen können. Die Flächensegmente pflegen schmäler zu sein als die Rand- segmente, deshalb ist die Scheitelzelle nach den beiden Hauptrichtungen hin nicht völlig gleich. Aus den oben gewählten Bezeichnungen ist nun schon ersichtlich, wie die Scheitelzelle orientiert ist, das geht auch aus den Schnitten der Fig. 439 hervor, die nunmehr ohne weiteres verständlich sein dürften. Fig. 439, 2 ist unschwer erkennbar als Längsschnitt senkrecht zur Thallusfläche und zum Scheitelspalt, Fig. 439. j ist den beiden letzten parallel geführt und Fig. 439, 4 ist ein Querschnitt durch den Scheitel, rs ist ein Randsegment der Scheitelzelle v, /7s ein Flächensegment derselben. Die Figuren zeigen außerdem noch, daß Teile der Segmente auch hier wieder Haare bilden. Dies scheint aber nur noch bei jungen Pflanzen der Fall zu sein, bei älteren werden die Haare gewöhnlich am Scheitel vermißt. Soll nun in einer Spitze Dichotomie eintreten, so funktioniert einfach das zuletzt abgeschiedene Randsegment als neue Scheitelzelle; rs in Fig. 439, j, 4 könnte sehr wohl eine solche darstellen. Indem diese beiden Scheitelzellen neue Segmente abgliedern, entsteht eine ganze Reihe von relativ großen, inhaltsreichen Zellen, unter welchen die Scheitelzellen nur 7. Fucales. 193 Fig. 439. Fucus vesiculosus n. Oltmanns. / medianer Längsschnitt durch einen noch runden Keimling. 2 Längsschnitt senkrecht zur Fläche einer älteren Keimpflanze. 3 Ders. parallel zur Fläche. 4 Querschnitt durch den Scheitel etwa bei q Fig. 439, 2, j, v Scheitel- zelle, h Haare, rs Randsegment, fls Flächen^iegment. mit Mühe erkannt werden können. Erst wenn die Randsegmente in kleinere Zellen zerlegt sind, werden die Scheitelzellen wieder deutlicher. Die hier zuletzt erwähnten Tatsachen waren für Rostafinski die Veranlassung, für Fucus eine Mehrzahl von Initialen anzuneh- men ; indes konnte ich zeigen, daß tatsächlich nur eine Scheitelzelle gegeben ist. Zu demselben Resultat kam wohl ein wenig früher als ich Woodworth; ich kannte aber damals seine Arbeit nicht. Für Pelvetia hatte schon vor Rostafinski Kny eine einzige, etwas variable Scheitelzelle ge- funden, die auch ich wieder be- obachtete. Ohne die Literatur zu berücksichtigen, hat Holtz sie nochmals beschrieben. An Fucus und Pelvetia reiht sich außer Xiphophora (s. Barton) und Myriodesma (s. Murray) Ascophyllum. Wir haben es hier mit dichotom Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 13 Fig. 439 a. Schema einer 7^2«r?«-Scheitelzelle. V Scheitelzelle, bs Basalsegment , fs Flächen- segment, rs Randsegment. 194 IX. Phaeophyceae. verzweigten Langtrieben zu tun, welche ihrerseits wieder, meist in huschel- iger Anordnung, Kurztriebe in Randspalten tragen (Fig. 44U, /. :?). die schon Magnus beschrieb. Die Kurztriebe führen (in den oberen Regionen der älteren Pflanzen) an den aufgetriebenen Spitzen Konzeptakeln (Fig. 440, j); einzelne können zu Langtrieben auswachsen, und das ist die Regel bei den- jenigen, welche zuerst an der Basis junger Pflanzen erzeugt werden (Fig. 440, /). Fig;. 440. Ascophyllum nodomm n. Oltmanns. / junge Pflanze. 2 Stück eines Lang- triebes mit büschelig gehäuften Kurztrieben. 3 Dass. mit Fruchtsprossen. 4 Scheitel einer jungen Pflanze. 5, 6 Randgruben resp. Spalten mit Scheitelzellen und daraus er- wachsenden Kurztrieben, v, »/—/// Scheitelzellen, kt, kt'—^ Gruben für die Kurztriebe. Die jüngsten bekannten Keimlinge des Ascophyllum gleichen denen von Fucus. Die Hauptsprosse besitzen im Alter dieselben vierseitigen Scheitelzellen wie diese, und die dichotome Verzweigung spielt sich ebenfalls in derselben Weise wie dort ab. Wenn man aber die Scheitelgruben auf Schnitten parallel zur Thallusfläche genau mustert, so ergibt sich, daß in derselben vierseitige Scheitelzellen nicht bloß durch Dichotomie entstehen und dann voneinander fortrücken, sondern man kann auch feststellen, daß kleinere 7. Fucales. 195 Teile der Segmente, welche von ihrer Scheitelzelle schon ziemlich weit entfernt liegen (bei kt, Fig. 440, 4), sich zu neuen vierseitigen Scheitelzellen entwickeln. Der Vorgang erinnert u. a. an Equisetum, bei welchem ja auch ziemlich weit von der Hauptscheitelzelle entfernt neue Organe dieser Art aus den Segmentteilen herausgeschnitten werden. Die Entstehung der letztgenannten Scheitelzellen von Ascophyllum ist natürlich eine seitliche, sie leitet auch die seitliche Verzweigung ein — freilich mit einigen Kom- plikationen. Schon in Fig. 440, 4 bei kf sieht man, daß die „kleinen" Scheitelzellen — nennen wir sie sekundäre — in einer schwachen Ver- tiefung liegen. Wächst jetzt der Sproß weiter, so werden jene Vertiefungen verstärkt und gleichzeitig wird das Grübchen, welches eine solche sekun- däre Scheitelzelle auf seinem Grunde trägt, aus der Scheitelspalte heraus, außen auf die scharfe Kante des Sprosses geschoben {kf^ Fig. 440, 4). Eine junge Pflanze oder der Oberteil eines wachsenden Sprosses trägt also außer der Scheitelspalte auf seinem Rand eine Anzahl sekundärer Gruben, welche nicht genau alternieren, aber auch nicht genau opponiert sind. Die in den untersten Gruben eines Keimlings vorhandenen Scheitel- zellen können, wie schon oben angedeutet, direkt zu einem Seitensproß aus- wachsen, in den oberen Regionen älterer Sprosse aber teilt sich die eine sekundäre Scheitelzelle in einer Randgrube mehrfach, und so liegen in dieser letzteren, die sich allmählich schlitzartig gestaltet, zwölf und mehr Scheitel- zellen, von denen Fig. 440, j einen Teil andeutet. Zunächst wächst nur eine derselben zum Kurztrieb heran (Fig. 440, 6\ doch folgen bald mehrere und so entsteht ein Büschel verschieden alter Organe gleichen Namens (Fig. 440, 2), welche endlich, wie schon erwähnt, meistens an der Spitze Konzeptakeln produzieren. Verlorene Kurztriebe können nach dem Gesagten leicht und weitgehend durch andere aus den Randspalten ersetzt werden. — Alle in diesen liegenden Scheitelzellen werden ohnehin niemals verwendet, ein ruhender Rest bleibt immer übrig, schon deswegen, weil die austreiben- den Sprosse neue Scheitelzellen produzieren, welche an ihrer Basis liegen bleiben [v^' Fig. 440, 6). Auch an den unter abnormen Bedingungen lebenden Formen des Asco- phyllum nodosum, wie A. scorpioides und A. Mackayi, sind noch die glei- chen Strukturverhältnisse sichtbar, immerhin scheint mir bei der letzteren Form die Zweigbildung aus Gruben in den Vordergrund zu treten, während bei der ersten die dichotome neben der anderen ihre Rechte fordert. Wie ich und später Ed. Gruber gezeigt haben, erschließen nun die bei Ascophyllum beobachteten Prozesse das Verständnis für eine nennens- werte Zahl anderer Formen: Seirococcus axillaris stellt wiederum flache Sprosse mit breiten Seitenauszweigungen dar, welche wir Blätter nennen wollen (Fig. 441, /, 2, bl). Kleine, aber recht zahlreiche Fruchtsprosse stehen sowohl an dem Innenrande der Blätter, als auch auf der Kante des Hauptsprosses (Fig. 441, /). An letzterer Stelle brechen auch häufig größere Sprosse (Fig. 441, /) hervor. Denken wir uns die basale Region {b Fig. 440, 6) der Randspalten von Ascophyllum lang vorgezogen, so haben wir im wesent- lichen das Bild des Seirococcus und damit die Verbindung zwischen beiden Gattungen. Die Entwicklungsgeschichte beweist die Richtigkeit dieser Auffassung. Die vierseitige Scheitelzelle liegt in einer Einbuchtung der Spitze (Fig. 441, j-, bei v). Sie gliedert rechts und links randsichtige Segmente ab, welche rasch zu selbständigen Scheitelzellen werden und von der Mutterzelle fortrücken [v' Fig. 441, j). Zwischen beiden entstehen hier wie überall normale Rindenzellen (r); diese aber bleiben noch weiter teilungsfähig, und wenn 13* 196 IX. Phaeophyceae. die sekundären Scheitelzellen (z. B. v'") etwas von der Mutterzelle fort- gerückt sind, entwickelt sich die Rinde zu einem Höcker {bl Fig. 441, j), welcher endlich (Fig. 441, 2) zu jenem Organe wird, das wir oben Blatt nannten. Ich denke, Fig. 441, 2 zeigt die Sache hinreichend; die Blätter werden genau abwechselnd auf beiden Kanten gebildet. Wenn ich in diesem Falle das Wort Blatt anwende, so geschieht das, weil die fraglichen Organe niemals im Leben eine Scheitelzelle besitzen, \1 / Fig. 441. Seirococcus axillaris n. Ed. Gruber. / oberes Ende eines Langtriebes. 2 Schema der Sproßspitze. 3 Längsschnitt durch die Scheitelgrube parallel zur Fläche, v^ zd—in Scheitelzellen, bl Blätter, r Rinde. das unterscheidet sie scharf von den Achsengebilden unserer Gattung. Aus dem gleichen Grunde darf man sie auch nicht mit den später zu besprechen- den Flachsi)rossen der Sargasseen vergleichen. Es versteht sich von selbst, daß die seitlichen Scheitelzellen in der- jenigen Region liegen, welche man Blattachsel taufen darf. Es hat aber 7. Fucales. 197 nicht mit eiiier Scheitelzelle in der letzteren sein Bewenden, vielmehr teilt sich dieselbe wiederholt, es entsteht eine ganze Serie von solchen, und sie werden dann auch in Grübchen versenkt, bis sie meist zu fruchtenden Sprossen auswachsen. Die mannigfachen Wachstumsprozesse, welche sich in den Blatt- achseln abspielen, lassen die Scheitelzellen bald mehr auf die Basis des Blattes, bald mehr auf den Rand des Thallus hinaufrücken. Eine Dichotomie, wie bei Ascophyllum, ist bei Seirococcus nicht be- obachtet worden. Seitenzweige entstehen, wie aus Fig. 441, / ersichtlich, vom Rande der Hauptsprosse aus irgend einer der dort liegenden Scheitel- zellen. Axillaria, Scythothalia, Cystophora, Marginaria, Phyllospora, sind auf Grund der an obigen Gattungen gemachten Erfahrungen leicht ver- ständlich, man vergleiche Gruber, Skottsberg u. a. Cystosiro-Sargasseae. Als einfachsten Typus dieser Gruppe darf man wohl Halidrys be- trachten, obwohl auch hier nicht fest steht, ob er der ursprüngliche ist. Halidrys siliquosa bildet große, meist in einer Ebene verzweigte Büsche. Die einzelnen Sprosse sind ein wenig flachgedrückt, die Seiten- zweige stehen auf der Kante der Hauptsprosse unregelmäßig alternierend (Fig. 442, /). Einige derselben, welche indes im voraus kaum bestimmt sind, werden zu Langtrieben, andere stellen Kurztriebe oder gar nur Zähne ohne merkliche Funktion dar, wieder andere Seitensprosse tragen Kon- zeptakeln (Fig. 442, i fspr\ und endlich werden zahlreiche derselben zu den schotenförmigen Schwimmblasen {Ibl), auf die wir unten zurückkommen. Dieselben sind quer-gekammert, doch tritt das an frischen Exemplaren, nach welchen auch Fig. 442 gezeichnet wurde, sehr wenig hervor. Alle Verzweigungen der Halidrys gehen aus von einer dreiseitigen Scheitelzelle (Fig. 450), welche auf dem Grunde einer schleimerfüllten Grube resp. eines ziemlich tiefen Kanales liegt. Die Scheitelzelle bildet abwechselnd nach rechts und links neue gleichnamige Organe. Einzelheiten darüber sollen unten folgen. Der Halidrys siliquosa gegenüber hat H. osmundacea relativ breite Sprosse mit Mittelrippen, und insofern leitet sie hinüber zu Carpoglossum, Plathythalia u. a., die durch Vergleichung mit Halidrys sehr leicht verständ- lich werden, weswegen ich auf die Originalarbeiten verweise. In ziemlich naher Beziehung zu Halidrys steht auch eine der wenigen rhizombildenden Fucaceen (auch Cystosira crinita scheint solche zu haben), nämlich Bifurcaria (Pycnophycus) tuberculata. Scheinbar gabelig ver- zweigte — der Floridee Furcellaria nicht unähnliche — vertikale Sprosse (Fig. 443, /) erheben sich von einem knorrig-unregelmäßigen Wurzelstock (Fig. 443, 2) welcher dem Substrat aufliegt und sich mit ihm durch Haft- scheiben verbindet. Die Wachstumsweise der Pycnophycus-Rhizome ist vielleicht am ein- fachsten verständlich, wenn wir uns denken, daß der in Fig. 442 gezeichnete Halidryssproß horizontal auf das Substrat gelegt sei. Ein großer Teil der wachsenden Spitzen würde unter mäßiger Aufwärtskrümmung kugelig oder un- regelmäßig knorrig aufschwellen und rhizomartig weiter wachsen {rh' Fig. 443, 2\ ein kleinerer Teil aber würde sich scharf aufrichten und zu Langtrieben {Itr Fig. 443, 2) werden. Daß der Vergleich mit Halidrys zulässig ist, lehrt eine Betrachtung der Scheitel. 198 IX. Phaeophyceae. Die knorrigen Rhizomspitzen enthalten tiefe Scheitelgruben (Fig. 443, ^). und diese beherbergen Scheitelzellen genau von der Form, welche wir bei Halidrys kennen. Letztere sondern abwechselnd rechts und links ein Glied ab Fig. 442. Halidrys siliquosa. Orig. / Stück eines Sprosses in natürlicher Größe. 2 Spitze desselben; etwas vergrößert. Ibl Schwimmblasen, /5/>r Fruchtsprosse. (Fig. 443, j); das ließ sich unschwer erkennen. Äußerlich freilich tritt die Sache nicht so scharf hervor, weil die Scheitelgruben mitsamt den sie tragenden Sproßenden meist recht unregelmäßig wachsen. 7. Fucales. 199 Von den in Fig. 443, j gezeichneten Scheitelzellen setzen die meisten das Rhizom fort, einzelne, z. B. aber werden zu Langtrieben. Die Ver- zweigung der letzteren ist an sich eine seitliche, der Gabelhabitus ist sekundär. Alle vertikalen Sproßenden tragen Konzeptakeln, und wenn ich richtig orientiert bin, sterben sie nach der „Frucht- reife" ab. Das Rhizom bildet dann neue auf- rechte Äste. Den bislang er- wähnten bilateralen For- men stehen die radiä- ren Cystosireen gegen- über; unter ihnen mag als einfachste Form zu- nächst Landsburgia quercifolia erwähnt sein (Fig. 444), welche eigent- lich nur eine radiäre Halidrys darstellt. Die gestreckten Achsen pro- duzieren in -'/j -Stellung Seitensprosse, welche zum kleineren Teile Langtriebe werden; zum größeren Teile stellen sie vegetative Kurztriebe von Blattform dar. Ver- mutlich gegen das Ende der Vegetationsperiode werden, wie bei Hali- drys, Sexualsprosse (/j-^-r Fig. 444) gebildet, welche von den vegeta- tiven Kurztrieben kaum abweichen, höchstens ein wenig kleiner sind. Einen von dieser Pflanze weit abweichen- den Habitus gewinnt Cystosira (Fig. 445, 4] dadurch, daß ihr Haupt- stamm kurz bleibt und von den Nebenästen weit überragt wird. Im übrigen ist diy Entsteh- ung der Seitenzweige durchaus nicht so ver- schieden von der bei Landsburgia, wie man glauben möchte. Nach Valiante, welcher die Cystosiren genau studierte, verlaufen die ersten Teilungen der Oospore in dieser Gattung im wesentlichen so wie bei Fucus, nur werden hier gleichzeitig zahlreiche primäre Rhizoiden gebildet. Fig. 443. Pycnophycus tuherculatns n. ThURET U. Ed. GrUBER. / Stück eines aufrechten Sprosses. 2 Rhizom. 3 Schnitt durch das Ende eines Rhizoms (schematisiert). 4 Längs- schnitt durch eine Scheitelgrube; die Scheitelzelle v hat sukzessive v^ und 7'^^ gebildet, v Scheitelzellen, sp Scheitel- spalten, rh Rhizom, rli Rhizomäste, Itr Langtriebe. 200 IX. Phaeophyceae. Auch hier resultiert ein blattförmig verbreiterter Sproß (Fig. 445, j). Der- selbe verzweigt sich aber zunächst nicht an seiner Spitze, er bildet viel- mehr auf einer flachen Seite „adventiv" einen neuen Vegetationspunkt (mit dreiseitiger Scheitelzelle), etwa an der Stelle, wo „Stiel" und „Spreite" in einander übergehen {v Fig. 445, /). Von dieser neu erstandenen Bildungs- stätte gehen nun die weiteren Verzweigungen aus. Ein zweiter, flacher Sproß {spr^^ Fig. 445, 2) entwickelt sich dem ersten gegenüber, dann folgt, wie aus der Fig. 445, 2 und j ersichtlich, ein dritter, vierter usw. Aber nur die beiden ersten Sprosse stehen opponiert, die folgenden divergieren um einen Winkel von 144^, d. h. es bildet sich eine normale "'/s-Stellung heraus, wie das leicht aus Fig. 445, 5 zu ersehen ist, und in diese wird >/ Y' ^^ -l ? Fig. 444. Landsburgia quercifoUa n. Ed. Gruber. / Stück eines Sprosses. 2 Scheitel von der Seite. 3 Ders. von oben, fspr Fruchtspross. auch auf Grund von nachträglichen Verschiebungen der erste und zweite Sproß einbezogen. Der Hauptsproß, welcher in der geschilderten Weise alle Seitenzweige erzeugt, bleibt bei vielen Arten (C. abrotanifolia u. a.) so kurz, daß man ihn kaum erkennt, bei einigen wird er länger und mag bei C. crinita eine Länge von 20 — 30 cm aufweisen, überall aber bleibt er kürzer als die Seitenäste, welche ihn immer weit überragen (Fig. 445. j, 4). Die Seitenäste, speziell die ersten, sind bei Cyst. abrotanifolia, discors, Erica marina usw. flach (Fig. 445, 3), sie verzweigen sich auch wie Hali- drys in einer Ebene, häufig erst spät gehen sie in mehr oder weniger ge- rundete Äste mit radiärer Verzweigung. — meist nach zwei Fünftel — über. Andere Spezies, wie Cyst. barbata, crinita u. a. zeigen die flachen Seiten- äste nicht oder nur in geringem Maße. Bei allen Arten aber pflegt die 7. Fucales. 201 Verzweigung der Seitensprosse eine sehr ausgiebige zu sein, und vielfach endigen die letzten Äste als dornartige Kurztriebe. Daraus resultieren dann die Erica- und Lycopodium-ähnlichen Arten. Fig. 445. Cystosiren n. VALIANTE. / u. 2 Keimpflanzen von Cyst. spec. 3 junge Pflanze von Cyst. abrotanifoUa. 4 Desgl. von Cyst. harbata. 5 Stammscheitel von Cyst. abrotanifolia. 6 Fruchtsproß von Cyst. crinita. 7 Ders. von Cyst. Hoppei. v Vegetations- punkt, spr Sprosse verschiedenen Alters. 202 IX- Phaeophyceae. Die Hauptstämme wachsen oft erheblich in die Dicke, und dies Dicken- wachstum kann sich bei Cyst. Erica marina, Montaguei, opuntioides usw. auf die Basis der primären Seitenäste fortsetzen, derart, daß hier dicke birn- oder spindelartige Körper entstehen, von welchen sich dann der dünnere Oberteil der Äste scharf abhebt. Diese fast knollenartigen Ge- bilde sind, ebenso wie die sie tragenden Stämme, nicht selten mit stachel- artigen Organen besetzt, welche einfach Rindenwucherungen darstellen. Selbst wenn solche Stacheln in den oberen Regionen der reich verzweigten Seitenäste vorkommen, so dürfen sie doch nicht mit den oben erwähnten Dornen verwechselt werden. Luftblasen sind bei Cystosira häufig genug, sie stellen Auftreibungen der Äste (meist höherer Ordnung) dar, welche oft in Reihen vor einander liegen (Fig. 445, 7). Luftblasen an dickeren Ästen sind selten. Die Konzeptakeln bedecken meistens die letzten Auszweigungen, welche dadurch mehr oder weniger modifiziert werden. An derberen Zweigen er- scheinen sie einfach eingesenkt (Fig. 445, 7), an dünneren, zumal an dorn- artig gestalteten Ästchen anderer Formen treten sie als Verdickungen her- vor, wie aus Fig. 445, 6 ersichtlich., Arten wie Cystosira abrotanifolia sind einjährig, die Mehrzahl aber der Cystosiren perenniert. Bei letzteren brechen nach vollendeter P'ruktifi- kation die Seitensprosse vom Hauptsproß ab. Es bleiben Narben wie nach dem Blattfall höherer Pflanzen zurück; diese aber werden durch Wundcallus verschlossen, und später können an der nämlichen Stelle Adventiväste her- vorbrechen, wie das an anderer Stelle noch weiter geschildert werden soll. Ln übrigen sind auch an der Basis einjähriger Arten und relativ junger Pflanzen Adventivsprosse keineswegs ausgeschlossen. In die Verwandtschaft von Halidrys und Cystosira gehören auch die Gattungen Cystophora und Cystophyllum, die vielfach noch in zahlreiche Gattungen zerlegt werden. Selbst systematisch scheinen mir diese, teils den australischen, teils den indischen usw. Meeren angehörigen Formen noch nicht genügend durch- gearbeitet zu sein, und entwicklungsgeschichtlich fließen die Angaben so spärlich, daß ich hier auf eine Behandlung unter Hinweis auf die Werke von Harvey, HoOKER, KüTZiNG verzichte. Ungefähr dasselbe gilt für Coccophora und Sca- beria (s. Lorraino, Smith; Yendo u. a.). Der südafrikanische Anthophycus longifolius bildet ein leicht über- sehbares Anfangsglied einer eigenartigen (auf S. 1asallager hervor, das dann die Lang- triebe ungefähr nach dem Muster des Platoma entwickelt (s. Schmidle). 3. Ceramiales. 287 3. Ceramiales. a) Ceramiaceae. Die einfachsten Ceramiaceen sind vielfach einfacher gestaltet als die oben behandelten Helminthocladien, Dudresnayen usw. Callithamnieae. Callithainnion (Fig. 506, i) gleicht im Habitus einer Cladophora, doch sind die meisten Arten weit zarter, ja gelegentlich erscheinen sie fast durchsichtig. Nägeli, der diese Pflänzchen schon früh studierte, zeigte, 'm Fig. 506. CaUitham77ion corym- hoszim n. Thuret u. Prings- HEIM. / Habitus einer ganzen Pflanze. 2 Zweig mit Anthe- ridien. 3 und 4 Keimlinge. daß die monosiphonen, reich verzweigten Callithamnien mit einer an sich unscheinbaren Scheitelzelle wachsen. Die von ersterer abgegliederten Seg- mente erfahren zwar Streckung, aber keine Querteilung, Wie bei Clado- phora entwickeln ' sich die Äste — und zwar je einer aus einem Segment 288 X. Rhodophyceae. — durch seitliches Auswachsen unmittelbar unter einer Querwand. Dieser Verzweigungsmodus wiederholt sich auch an den Seitensprossen, und so resultieren reich verzweigte Systeme (Fig. 506, 2), deren letzte Endigungen häufig in ein langes hyalines Haar ausgehen. Die Anordnung der Zweige an den Mutterachsen ist oft eine zerstreute; Rosen vinge und Kylin geben an, daß es sich meistens um eine Spiralstellung handle, indes ist die An- ordnung kaum jemals so regelmäßig wie bei den höheren Pflanzen; wichen doch bei Callithamnion corymbosum 12% und bei Call, furcellariae gar 24% der untersuchten Exemplare von der Regel ab ; d. h. sie ließen keine Spiralstellung erkennen. Bei der nämlichen Art ist die Spirale bald rechts-, bald linksgewunden usw. Jene und auch verwandte Spezies sind in ihrem Gesamtaufbau sym- podial, wie Nägeli schildert, an- dere Arten dagegen sind normaler- weise monopodial. Aus der Basis der größeren Zweige entspringen bei nicht we- nigen Arten Hyphen und wachsen an den Hauptsprossen dicht ge- drängt abwärts. So resultiert eine oft schwammige Rinde, welche bei anderen Formen später noch ein- gehender besprochen werden soll. Die Spermothamnien sind ziemlich unscheinbare, meist auf dem Substrat kriechende und unregelmäßig verzweigte Ceramia- ceen. Im Gegensatz dazu sind diePlumarien(Fig. 507)äußerst regelmäßig aufgeljaut, sie zeichnen sich, wie z. B. PI. Shousboei Schm. (Callithamnion elegans Shousb.) durch äußerst zierliche Fiederung der dichotom verzweigten Haupt- äste aus. EineBerindung irgend welcher Art ist hier nicht vor- handen. Aber schon bei der nahe verwandten Plumaria Harveyi Schmitz (Euptilota H. Cramer, Fig. 508, i) macht sich ein solcher Prozeß bemerkbar. Die Art ist überhaupt komplizierter gebaut. An der Spitze der zentralen Achse, die natürlich mit Scheitelzelle wächst, entwickelt sich nach Cramer zunächst aus jeder Gliedcrzelle je ein Seitensprol). Diese primären Kurztriebe stehen zweizeilig alternierend [kh-^ Fig. 508, j), später aber bildet sich an jeder Achsenzelle ein zweiter Ast {kh'~), dem ersten gegenüber, der ebenfalls einen Kurztrieb darstellt. So entstellt eine ziemlich regelmäßige Fiederung, doch bleiben meistens die sekundären Zweige hinter den primären an Größe zurück. Die primären Fig. 507. Plumaria Shousboei Schm. {Calliiham nion elegans Shousb.) n. BORNET. 3. Ceramiales. 289 Seitenorgane werden vereinzelt zu Langtrieben [Itr Fig. 508, /); ein sekun- däres bildet sich nie in dieser Weise aus. Hier wie bei manchen der später zu behandelnden Formen ist die konvexe Außenseite der Langtriebe bezüglich der Zweigbildung gefördert. Fig. 508 n. Gramer, NäGELI, KÜTZING U. KilLIAN. / Plumaria Ilarveyi, Schmitz. 2 Antithamnion ßoccosum. 3 Antithamnion plufnula. 4 — 7 Keimlinge von Antithamnion pbimula. ca Zentralachse, ktr^^ ktr^ Kurztriebe, Itr Langtriebe, r Rindenfäden. Die Kurztriebe, speziell deren letzte Auszweigungen pflegen unberindet zu sein, die Langtriebe dagegen werden umhüllt, indem aus der Basis ihrer Seitensprosse durch etwas schräg gestellte Wände Zellen abgeschnitten werden, welche zu kurzen, mehrfach verzweigten Zellfäden auswachsen Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. \\. 19 290 X- Rhodophyceae. [Fig. 508, / /■). Diese schließen rings um die axile Zellreihe der Langtriebe zu einer Rinde zusammen und verdicken diese noch durch tangentiale Teilungen. In der Hauptsache denselben Aufbau hat die äußerst regelmäßige und zierliche Ballia (s. Archer). Beide Formen erinnern unverkennbar an Desmarestia. Von den Plumarien aus sind auch diejenigen Ptiloten verständlich, welche Gramer als Pterota zusammenfaßte. Alle Einzelheiten des Auf- baues hat Gramer mit großer Sorgfalt beschrieben, ich muß auf seine Ausführungen verweisen. Andere Arten werden leichter verständlich, wenn wir erst einmal einige andere Formen betrachten. Die von Nägeli als Pterothamnion bezeichneten An tit ha mnion- Arten sind wie Plumaria in einer Ebene verzweigt. Ähnlich wie diese entwickelt auch Pterothamnion die beiden opponierten Seitensprosse nicht gleichzeitig, sondern sukzedan. Später frei- lich stellen die beiden Äste eines Paares vielfach völlig gleich gestaltete Kurztriebe dar (Fig. 508, 2). In bestimmten Abständen aber tritt in einem der zweigliederigen Wirtel an Stelle eines Kurztriebes ein Langtrieb und zw'ar so, daß die Langtriebe auf den beiden Flanken der Hauptstämme und Äste regelmäßig alternieren (Fig. 508, 2). Unter diesen Umständen kann man mit Nägeli diejenigen Gliederzellen, welche Langtriebe produzieren, Knoten, die zwischenliegenden Internodien nennen. Aus den Knotenzellen, gelegentlich auch aus Internodialzellen, entspringen speziell bei Antith. Plumula noch kurze, wenigzeUige Zweiglein senkrecht zur Verzweigungs- ebene der Hauptsprosse (a in Fig. 508, j). Bei allen sog. Pterothamnien herrscht die Neigung der Langtriebe, die Mutterachse zu überflügeln, deshalb erhalten die Sproßsysteme häufig einen dichotomen Habitus. Die Hauptsprosse anderer Antithamnien (z. B. A. cruciatum) sind nicht mehr in einer Ebene verzweigt. Die an einer Gliederzelle entspringenden Zweigpaare — Kurz- oder Langtriebe — sind mit den nächst unteren oder oberen gekreuzt. Dadurch nähert sich die erwähnte Art den batracho- spermoiden Formen um so mehr, als nach Nägeli neben zweigliederigen auch vierzählige Wirtel entstehen können, welche sukzedan gebildet werden. Der erste Wirtelast kann zum Langtrieb auswachsen. Das sind die üblichen Formen von Antithamnion ; über Abweichungen, welche äußere Faktoren an ihnen oft in ganz erheblicher Weise hervor- rufen, berichten wir auf Grund BERTHOLD"scher Befunde in einem späteren Abschnitte. Hier mag noch bemerkt sein, daß Antithamnion wie auch viele der vorerwähnten Arten kriechende Achsen besitzt, von welchen sich erst die Sprosse erheben, welche wir beschrieben haben (vgl. Fig. 507). Die Befunde an den Wirtelästen von Antithamnion cruciatum, sowie die kurzen Sprößchen (a Fig. 508, j), welche bei Ant. Plumula zur Ver- zweigungsebene gekreuzt stehen, leiten nun hinüber zu den berindeten Formen vom Typus der Plumaria elegans, welche Nägeli und nament- lich Gramer sehr ausführlich zum Teil unter dem Namen Ptilota plumosa (s. Kylin), beschrieben haben. Plumaria elegans (Fig. 509, /) bildet Sproßsysteme wie Plumaria Harveyi; die opponierten Äste, welche ungleichartig entwickelt sind, kehren hier wieder (Fig. 509, 2), und ebenso wie dort sorgen die basalen Zellen der Kurz- und Langtriebe für Berindung (r Fig. 509, 2, j). Diese wird aber noch auf andere Weise verstärkt. An jeder Gliederzelle, welche 3. Ceramiales. 291 opponierte Seitensprosse trägt, entwickeln sich senkrecht zur Verzweigungs- ebene (in der Figur nach vorn und hinten) kurze Vorstülpungen, welche durch eine Längswand als Zelle abgeschnitten werden (r^ Fig. 509, 2, j). Die neuen Gebilde entsprechen genau den kurzen Zweiglein, auf welche wir schon bei Antithamnion Plumula aufmerksam machten (a Fig. 508, j); sie wachsen aber nicht zu langen Zweigen aus, sondern bleiben kurz und scheiden erst gegen die Basis, dann gegen die Spitze des Astes zu durch schräge Wände vier um ein Zentrum gelagerte Zellen ab (r^ Fig. 509, 2). Von diesen gehen nach allenRichtungen (Fig. 509, 3) kurze Zellfäden aus und schließen mit den oben genannten Fäd- chen, welche aus den Basalzellen der Äste entspringen, zu einer dichten Rinde zu- sammen. Letztere wächst noch weiter durch tangentiale Teilungen der betei- ligten Zellen und wird so zu einer dicken, mehrzeUigen Lage, welche die Langtriebe umschließt (Fig. 509, 4). Die äußersten Spitzen derselben so- wie die Kurztriebe pflegen der Berind- ung zu entbehren. Es ist ziemlich deut- lich, daß die eben besprochene Form von solchen mitvier- gliederigen, vollent- wickelten Astwirteln abzuleiten ist. Ein Zweigpaar an jedem Knoten ist normal ge- blieben, das andere, mit ihm gekreuzte aber ist reduziert und funktioniert nur noch als Rindenbildner. Aus dem, was hier und weiter oben berichtet wurde, dürften auch andere Formen wie Euptilota, Rhodocallis u. a. verständlich sein, prin- zipiell neues bieten sie nicht und können deshalb übergangen werden. Nur mag noch ausdrücklich betont sein, daß alle hier behandelten und hierher gehörigen Formen mit einer Scheitelzelle wachsen. Meistens steht die Wand, welche ein Segment abgliedert, senkrecht zur Längsachse des sie tragenden Sprosses, doch kommen nicht wenige Fälle z. B. bei Rhodocallis Kütz. vor, 19* Fig. 509. Plumaria elegans \\. Cramer U. KÜTZING. / Habitus- bild. 2 Sproßspitze. 3 Stück eines Sprosses mit Berindungs- zellen. 4 Querschnitteines Sprosses, tß Zentralachse, ;-,r' Rinden- zellen verschiedener Abstammung. 292 X. Rhodophyceae. in welchen die fraglichen Wände in der Verzweigungsebene abwechselnd gegen die Kante des Thallus geneigt sind. Die entstehenden schiefen Seg- mente produzieren dann den ersten Ast immer aus der längeren Seitenwand. In ihrem vegetativen Aufbau stehen den Ptilota-Arten auch die meisten Bonneniaisoniaceen sehr nahe, unter denen Bonnemaisonia asparagoides von Gramer mit der an ihm gewohnten Gründlichkeit untersucht worden ist (s. auch Kylin). Die Sprosse der verschiedenen Vertreter pflegen in einer Ebene verzweigt, gerundet oder meist abgeflacht zu sein. Bei Bonn, asparagoides finden sich Langtriebe, welche mit zahlreichen Kurztrieben zweizeilig besetzt sind. Bei anderen Formen (Delisea usw.) liegen die Dinge ähnlich. Die Langtriebe endigen mit einer Scheitelzelle, welche durch alternierend schräg gestellte Wände Segmente abgliedert. So entstehen zylindrische Zellen, welche an einer Seite viel dicker aus- fallen als an der entgegengesetzten. Der dicke Teil des Segmentes wird durch eine Längswand abgegliedert und die thallus- auswärts gekehrte Zelle entwickelt einen Primansproß (Gramer). Später wird der dünne Teil des Segmentes durch eine Längs- wand abgetrennt und so bildet sich ein Sekundansproß. Priman- und Sekundan- sprosse stehen sonach jeweils zweizeilig alter- nierend. Die Primanäste werden nach Gramer stets zu Kurztrieben, die Sekundanäste aber zu Langtrieben oder zu Kurztrieben, die dann zum Teil fertil sind. Bei Bonnemaisonia findet eine Be- rindung der primären Achsen statt, die ganz an Ptilota-Arten, besonders an Eu- ptilota, erinnert. Bezüglich der zu diesem Zweck eingeleiteten Teilungen verweise ich auf Gramer. Die ganze Berindung ent- spricht gestauchten Wirtelästen. Das gibt sich nicht bloß in den Teilungsfolgen, sondern auch in der Lage der primären Tüpfel zu erkennen. Asparagopsis ist ähnlich, nm' haben wir eine decussierte Stellung der Aste (Connolly). Fig. 510. Ctonania attinuata n. BÖRGESEN. Stück eines Sprosses. Im Verwandtschaftskreise der Ceramiaceen gibt es nicht übermäßig viele Formen mit wirteliger Zweigstelhing. Crouania kann als Typus dafür gelten und Fig. 510 sagt fast alles über diesen Fall. Eine axile Reihe, aus großen zylindrischen Zellen aufgebaut, trägt am Oberende jeder Glieder- zelle einen viergliederigen Wirtel verzweigter Äste, von der Basalzelle der letzteren gehen Berindungsfäden aus, welche die Gliederzellen der Haupt- achse teilweise einhüllen. Das erinnert weitgehend an Nemalionales und Nemastomaceen. Bei Gattya, Chalicostroma (Weher van Bosse) u. a. geht die Ähnlichkeit mit diesem so weit, daß die Wirteläste mit ihren äußersten Verzweigungen zu einer ziemlich festen Rinde zusammenschließen. (Vgl. Gloeosiphonia Fig. 465, S. 244). 3. Ceramiales. 293 Alle bislang erwähnten Formen keimen ganz ähnlich. Die Tetra- oder Karpospore zerfällt durch eine dem Substrat parallele Wand in zwei Zellen, deren untere das Rhizoid, deren obere den zukünftigen Sproß bildet (Fig. 508, ^, j). Das Rhizoid verlängert und verzweigt sich zwecks Anheftung an der Unterlage, Die Sproßzelle ist meist stark aufgeschwollen, sie zerfällt durch 3 ■ 1 I Fig. 511. / Gfi/fithia spcc. Orit^. Ilabitusbild. 2 u. 3 Keimlinge n. Killian. einige Querwände und dann beginnt die für jede Gattung charakteristische Verzweigung. So entstehen dann bei Antithamnion sehr bald (Fig. 508, y) die opponierten Astpaare. Selbst die Keimlinge von Crouania sind zunächst bilateral wie die von Antithamnion. Wirteläste entstehen erst nach Ent- 294 X. Rhodophyceae. faltung einiger Astpaare. Ob man daraus schließen müsse, daß die Crouanien von den Antithamnien abzuleiten seien, lasse ich dahingestellt. Die Crouanien vermitteln jedenfalls das V'erständnis anderer Gattungen. Zunächst Griffithia. Die Vertreter dieser Gattung stellen derbe borstige Sprosse dar (Fig. 511). Die Zweigsysteme haben im Alter Gabel- habitus, wenn auch vielfach ursprünglich seitliche Verzweigung vorliegen mag. Sie bestehen aus ungemein großen, mit bloßem Auge häufig sicht- baren Zellen, w^elche in Reihen vor einander liegen. Die äußerlich sichtbare Gliederung kommt durch tonnenförmiges Aufgeblasensein der Gliederzellen zustande. Vielfach ist eine Ähnlichkeit mit derben Cladophoren unverkennbar und diesen sind sie auch insofern analog, als die Zellen außerordentlich viele Kerne haben. Die jüngeren Zellen der Achse führen an ihrem Oberende Wirtel von Büschelästen (Fig. 511, i), welche ungleichmäßig entwickelt, meist rasch wieder abfallen. Auch die Fortpflanzungsorgane stehen an so gestellten Zweiglein. Danach kann man unsere Gattung sehr wohl von Crouania oder von Batrachospermum-ähnlichen Formen herleiten unter der Annahme, daß der Zentralfaden gewaltig entwickelt, die Wirtel reduziert seien. Das mag man auch aus den Keimlingen (Fig. 511, 2, j) schließen; sie haben anfäng- lich ganz den Wuchs der Callithamnien usw., lassen aber dann ihre Zellen rasch in die Breite gehen (Killian, Kylin). Auch bei anderen Vertretern unserer Familie, wie Ballia usw. tritt die Neigung, die Zellen der Hauptachsen zu vergrößern deutlich hervor, allein nirgends ist die ganze Ernährungstätigkeit so sehr auf diese konzen- triert und nirgends sind die Wirtel so hinfällig geworden wie bei Griffithia, und so sehe ich in ihr biologisch ein Seitenstück zu den Siphonocladiaceen, für welche ja auch in mancher Beziehung das Gleiche gilt. Ceraiuleae. Die Ceramien sind buschförmige Algen von mittlerer Größe (Fig. 512, /). Die borstenförmigen, gabelig verzweigten Äste fühlen sich meistens etwas rauh an und fallen leicht durch die zangenartige J^inkrümmung der jüngsten Zweigpaare auf. Schon bei schwacher Vergrößei-ung erkennt man an den zarteren Formen (Fig. 512, 2, j) den fast farblosen Achsenfaden, geringelt durch intensiv rot gefärbte kleinzellige Querbinden. Größere Arten lassen die Bänder zu einer kontinuierlichen Rindenschicht verschmelzen, durch welche die farblose axile Reihe kaum noch hindurchschimmert. Die Sprosse wachsen mit einer Scheitelzelle, welche Scheibensegmente abgliedert (Fig. 512, ^ links). Die Verzweigung beginnt mit der Bildung einer gegen die Längsachse geneigten Wand, ihr folgt eine zweite schräg gestellte (Fig. 512, 4 rechts, p), welche entgegengesetzt geneigt ist, und als- bald wachsen auch die durch diese Wände abgeschnittenen Zellen zu neuen Sprossen aus, welche durch die Zelle ^n (Knotenzelle nennt sie Gramer) gestützt werden. — Das ist der Verzweigungsmodus, den wir auch sclion bei Nemalien, Cryptonemien, Cladostephus usw. Ivcnnen lernten, und hier wie dort bietet sich ein weiter Spielraum für Liebhaber, zu diskutieren, ob gabelige oder seitliche Verzweigung vorliegt (s. Schussnig). Die Keimung der Ceramium-Sporen liefert zunächst die bekannten aufrechten Pflänzchen wie in Fig. 512, 10, 11. Bald spitzt sich die oberste Zelle etwas zu und arbeitet nun als Scheitelzelle indem sie flache Segmente abgliedert. In diesen treten dann uhrglasförmige, schlug auswärts gerichtete Wände auf (Fig. 512, 7 />r). die dem Ganzen ein eigenartiges Ansehen vor- 3. Ceramiales. 295 leihen. Wie die Keimlinge wachsen die Langtriebe. Auch sie sondern am Oberende der Segmente durch schräge Wände die zwickelartigen Zellen Fig. 512. Ceramhun n. OkAMÜRA, PrINGSHEIM, CrAMER U. KyLIN. / C. clavulatum Ag\ Habitus. 2 C. (^Gotigroceras) Delongchanipsii\ Zweig mit „Adventivästen". 3 C. Areschoiigii\ 4 Schema der Zweigbildung. 5 Schema für die Bildung der primären Rindenzellen. 6 Rindenzellgruppe von der Fläche gesehen. 8 Längsschnitt durch eine Querbinde usw. etwas schematisiert. 9 Scheitel, eines Langtriebes. 7,10,11 Keimlinge, ta Zentralachse, /^w Knoten, V Scheitelzelle, pr primäre, sr sekundäre Rindenzelle. 296 X. Rhodophyceae. ab. Gramer nennt diese primäre Rindenzellen [pr). Sie bilden einen Kranz von etwa 10 mäßig großen Zellen (Fig. 512, j). Die Entwickhing derselben beginnt an derjenigen Seite einer Gliederzelle, welche vermöge der Sproßkrümmung die längere ist. und schreitet gesetzmäßig nach der entgegengesetzten vor. Fig. 512, j deutet das an, Gramer schildert die Vorgänge Zelle für Zelle. Sind die primä- ren Rindenzellen an- gelegt, so streckt sich die axile Gliederzelle, welche sie produzierte, meist recht erheblich, und zwar ist es wie bei Wrangelia der un- tere Teil derselben, welcher verlängert wird ; die Rindenzeilen sitzen dann kranzartig am apikalen Ende der fraglichen Zelle, welche auch an Durchmesser und Wanddicke stark zunimmt. Inzwischen ent- stehen aus jeder pri- mären Rindenzelle wiederum durch schiefe Wände (man vergleiche auch Ptilota) vier se- kundäre {sr) Zellen, die sich weiterhin etwa so verästeln, wie es Fig. 512, 6 von der Fläche gesehen wiedergibt. Im Längsschnitt resul- tieren Bilder wie in Fig. 512, cS; aus wel- cher die Teilungsfol- gen hinreichend er- sichtlich sein dürften; aus ihr geht wieder- um liervor, daß in den Gebilden, welche wir besprechen, gestauchte Wirteläste vorliegen. Die aus je einer primären Rindenzelle hervorgegangenen Komplexe schließen durch seitliche Berührung zu den oben erwähnten Binden zusammen und diese umgreifen auch (Fig. 512, S'j die Basis der nächstoberen axilen Gliederzelle. Wo nur relativ schmale Binden auftreten (wie in Fig. 512, j»), wachsen die oberen und unteren Zellen der Rinde annähernd gleichmäßig, wo aber Fig. 511^ n. Gramer ii. KÜTZING. / Spyridia filamentosa, Scheitel, v Scheitelzelle, Itr Langtrieb, ktr Kurztrieb. 2 Dies., schematischer Querschnitt, ca Zentralachse, /c primäre Rindenzellen, j Spyridki villosmscula. 3. Ceramiales. 297 die axilen Zellen ganz überdeckt werden, vermehren sich die basalwärts gekehrten Teile eines Rindenringes stärker (Fig. 512, 6) und schließen so an die Elemente der nächst unteren Querbinde an. Es können aber auch die apikal gerichteten Rindenzvveiglein stärker wachsen (Fig. 512, 3). Bei gewissen Ceramium-Arten wachsen einzelne Rindenzellen von be- stimmter Lage zu wenigzelligen Stacheln (Fig. 512, S) aus, bei vielen Arten können sich auch zahlreiche Rindenelemente zu Haaren verlängern, und endlich (Fig. 512, 2) wachsen gelegentlich primäre Rindenzellen zu normalen Zweigen aus. Diese mit Gramer als Adventiväste zu bezeichnen, liegt kein Grund vor, wie mir scheint; es wird, wie so häufig, ein Kurztrieb zum Langtrieb. Dieser Verzweigungsmodus überwiegt nach Schussnig bei Geranothamnion. Spyridia produziert am Scheitel (Fig. 513, /) aus jeder Gliederzelle der zunächst monosiphonen Hauptachsen Seitensprosse, welche nach 5/13 geordnet sind. Die meisten von diesen werden zu Kurztrieben, nur der sechste oder siebente Sproß wird jedesmal zum Langtrieb. Die Kurztriebe eilen den letzteren zunächst in der Entwicklung voran (Fig. 513, i)\ sie sind relativ dünn, fast haarartig, unverzweigt und nur partiell berindet (Fig. 513, 2). Dazu kommt, daß sie sehr hinfällig sind, doch können sie nach Gramer aus ihrer Basis von neuem austreiben. Die Langtriebe sind nach dem Muster der Geramien ganz berindet. Spyridia zeigt in diesem Aufbau schon mancherlei Ähnlichkeit mit den Rhodomeleen. b) Delesseriaceae. Die Delesseriaceen sind fast alle flache, breite, aber dabei meist zarte Formen. Vermöge ihrer gewöhnlich rein roten Färbungen sind die nicht ^ Fig. .ol4. Hydrolapathum sauguineitm. Orig. 298 X. Rhodophyceae. seltenen Vertreter der Gruppe recht auffällig und fehlen demgemäß kaum in einer Sammlung, nicht einmal derjenigen von Laien. Die Familie gliedert sich in zwei Gruppen, die Delesserieen und die Nitophylleen. Erstere besitzen scharf ausgeprägt eine Mittelrippe, sie gleichen vielfach gestielten und gerippten Blättern (Fig. 514), aber auch den Thallomen von Haliseris, Fucus usw. (Fig. 515). Die Nitophylleen (Fig. 519) lassen Rippenbildung fast niemals erkennen, die Gewebeelemente erscheinen gleichförmig, zu rela- Fig. 515. / Caloglossa Leprieurn n. CraMER. 2 Hypoglossum alatimi n. KÜTZING. tiv großen Flächen von geweihartigen oder auch einfacheren Umrissen vereinigt. Die Delesserien haben ein typisches Scheitelzellwachstum. Die Kennt- nis der Teilungs- und Entwicklungsvorgänge bei ihnen verdanken wir in erster Linie den Arbeiten Nägelis aus den Jahren 1845—1847. Später haben Kny, Wille, Gramer, Karsten, Goebel, Reinke, Berthold, Falkenberg und besonders auch Nienburg und Kylin Ergänzungen geliefert. Delesserieae. Betrachtet man einen mäßig breiten Thallus einer Delesseriacee, wie er in Fig. 516, 4 wiedergegeben ist, von der Fläche, so erkennt man un- schwer in der Mitte eine zentrale Achse {ca), daneben beiderseits je eine Zellreihe von gleicher Länge und von dieser ausgehend fiederförmig ver- laufende Zellreihen, die in den Figuren durch Schraffierung deutlicher ge- macht sind (r). Nägeli und Schwendener haben dargetan, daß es sich um einen Komplex kongenital verwachsener Fäden handle. Denken wir uns dieselben getrennt, so erhalten wir mit Nienburg u. a. ein Schema wie in Fig. 516, cV. Die Scheitelzelle (a) und der zentrale Achsenfaden (7) treten ebenso hervor wie die opponiert zweizeiligen Seitenäste (/i). Die primären Seitenäste ent- senden schräg auswärts eine Anzahl von Zweiglein und deren Endzellen sind die Randzellen (r, Fig. 516, 8, ßi, ß^ im Schema). Die Endzellen der primären Seitenäste können zu sogenannten sekundären, die der Randzellen zu 7. Ceramiales. 299 tertiären usw. Scheitelzellen werden. Die Zellen, welche auseinander hervor- gehen, sind durch primäre Tüpfel verbunden, sekundäre Verknüpfung hetero- gener Elemente findet auch statt, wie besonders Kylin zeigte. Die Sache erfolgt ungefähr so wie bei den später zu behandelnden Rhodomeleen. Daß obige Auffassung zu Recht besteht, zeigt die Entwicklungs- geschichte. Der Scheitel von Delesseria, Caloglossa, Hypoglossum und anderen Jiahe verwandten Formen gleicht dem der Rhodomelaceen so sehr, daß (s, unten) man vielleicht geneigt wäre, beide Gruppen zu vereinigen, wenn nicht die Entwicklung der Gewebe aus ihm eine ganz andere wäre. Die kegel- oder kuppeiförmige Scheitelzelle (Fig. 516, J, 2) gliedert flachscheibige Segmente durch eine meist etwas nach unten gebogene Querwand ab, und eine Betrachtung der Sprosse von der Fläche zeigt, daß jedes Segment durch zwei zur Fläche des ganzen Organes annähernd senkrecht stehende Längswände (Fig. 516, j, 2), welche sukzessive seitlich von der Mediane auftreten, in eine mittlere (ca) und zwei seitliche Zellen zerlegt wird (Fig. 516, I). Im Querschnitt präsentieren sich dieselben in der durch Schema 516, g angegebenen Weise. Die mittlere der drei nebeneinander liegenden Zellen zerfällt durch zwei zur Laubfläche parallele Wände in drei Teile (;«, ca, Fig. 516,2o, Ji), und damit entsteht eine axile Zelle mit vier Peiizontralen. Die zentrale Zelle mit den beiden zuletzt gebildeten Elementen (;«w) stellt die erste Anlage der Mittelrippe dar, die beiden seitlichen (/f) lassen die meist ein- schichtige Thallusfläche entstehen. Wie das geschieht, ergeben Flächen- ansichten (Fig. 516, 1—4). Die seitlichen Zellen werden durch eine ge- krümmte Wand in eine kleinere (a) und eine größere (d) zerlegt. Die Zelle a verhält sich weiterhin wie eine Scheitelzelle, sie gliedert eine er- hebliche Anzahl (6 — 10 und mehr) von Zellen ab, die im wesentlichen der erst abgetrennten {3) gleichen (Fig. 516, j). Schließlich stellt sie die Teilungen ein. Inzwischen sind in den (^-Zellen senkrecht zur Thallus- fläche Längswände aufgetreten, welche diese in Reihen zerlegen (Fig. 516, j), und dem gleichen Schicksal fallen auch schließlich die Scheitelzellen (a) anheim. So resultiert die in Fig. 516, 4 wiedergegebene Anordnung, die sich, wie auch die beschriebenen Teilungen, ohne weiteres auf Schema Fig. 516, (V zurückführen lassen. Die Enden der nach auswärts gerichteten Zellreihen führen den Namen Randzellen (r), (s. oben) von der Energie des Wachstums in ihnen hängt es ab, ob der Thallus breit wird oder schmal bleibt. Die eigentliche Fläche desselben bleibt einschichtig, die Mittelrippe dagegen besteht aus einer größeren Anzahl von Zellen. Ihre Entwicklung schJiejst an die oben erwähnte zentrale Achse (ca) an, indem auch die reciits und links von dieser gelegenen Elemente durch Wände parallel der Fläche in drei zerlegt werden (Fig. 516, 5). Weitere Teilungen folgen (Fig. 516, 6) und schließlich resultiert ein dicker Streifen kompakter Zellen durch die ganze Länge des Laubes. Dieser wird vielfach noch verstärkt durch Hyphen, welche überall aus dem basalen Teile der Rippenzellen ent- springen und sowohl zwischen diesem im Innern der Rippe als auch auf deren Oberfläche (Fig. 516, y) abwärts wachsen. Mit dieser einfachen Rippe hat es bei Caloglossa u. a. sein Bewenden, bei Delesseria (Hydrolapathum) sanguinea, Hypoglossum alatum u. a. aber treten noch Seitennerven auf (Fig. 514, 515). Sie entstehen durch Teilungen in den Zellreihen, welche direkt von den Mittel- resp. Zentralzellen zu den sekundären Scheitelzellen (a Fig. 516, 4, erin(lung durch Hyphen vor, durch sie sind u. a. zahlreiche Lophothalieen ausgezeichnet. Am basiskopen Ende 3. Ceramiales. 311 der Perizentralen werden durch schiefe Wände kleine Zellen abgeschnitten, welche dann zu langen Fäden auswachsen. Die Umhüllung ist verschieden dicht. Sie erinnert natürlich an Callithaninien, Batrachosi)ermen usw. Das geht so weit, daß z. B. auch bei Lophothalia aus den Berindungshyphen kurze abstehende Adventiväste entspringen können. Auch innere Hyphen kommen vor. Die Scheitel der Rhodomelaceensprosse sind auch dann ähnlich ge- baut, wenn die spätere Ausgestaltung des Thallus stark differiert. Dem- nach verläuft auch die Verzweigung bei ziemlich zahlreichen Gattungen ähnlich. Sie beginnt damit, daß das jüngste oder doch eins der jüngsten Segmente unter Teilung des Zellkerns eine Papille vorstreckt (Fig. 527, 2), welche dann durch eine zur Längsausdehnung der Papille annähernd senk- rechte Wand abgegliedert wird (Fig. 527, /). Die Wände, welche ein ast- bildendes Segment von der Scheitelzelle trennen, stehen vielfach schief zur Längsachse des Haupt- sprosses, so daß das Seg- ment selber ungleichseitig wird; und Rosenvinge, später Falkenberg, ha- ben darauf aufmerksam gemacht (Fig. 527, 2), daß die schräge Lage der Trennungswand zwischen Segment und Scheitel- zelle bereits durch die Stellung der karyokine- tischen Figur bestimmt sei, denn die Kernspindel hat bereits eine von der Längsachse des ganzen Organes abweichende, schiefe Stellung, und dem- nach sind auch die aus ihr entstehenden Schwes- ter- resp. Tochterkerne von Anfang an so orientiert wie Fig. 527, 2 andeutet. Die Wand entsteht natürlich senkrecht zur Verbindungslinie dieser beiden Kerne. Über die Weiterentwicklung der einzelligen Organanlagen soll später berichtet weiden. Hier sei zunächst darauf hingewiesen, daß fast immer eine bestimmte Beziehung zwischen Perizentralen und Seitensprossen er- kannt werden kann. Erstere entstehen normalerweise in unserer Gruppe später als die letzteren. Bei den Lophothalien usw. steht die Wand, welche die erste Perizentrale abschneidet, stets unter der jungen Sproßanlage (Fig. 527, 4), in genauer Übereinstimmung mit Spyridia; bei Polysiphonien und fast allen anderen Rhodomelaceen aber tritt das Seitenorgan an der Grenze zweier Perizentralen hervor (Fig. 527, j), demnach muß die Teilungs- folge, wenn ich Falkenberg recht verstehe, die im Schema wiedergegebene Fig. 527 n. Falkenberg u. Orig. / Tolypocladm glome- )-ulata\ Scheitel. 2 Polysiphonia elonf^ata\ Scheitel. Z- Kerne. j. 4 Schemata f. d. Sproßinsertion. spr Seiteiisproß, ca Zen- trale Achse, /r Perizentralen. 5 Polysiphonia fruticulosa\ Scheitel. 6 Clfnosiphonia hypnoides mit endogenen Seiten- achsen. 312 X. Rhodophyceae. sein. Ob Übergänge zwischen beiden Modalitäten vorhanden sind, übersehe ich nicht ganz; möglich wäre das, da Falkenberg für Lophocladia angibt, daß auf jugendlichen Stufen die erste Perizentrale genau unter dem Seiten- sproß steht, daß später aber, infolge von starkem Wachstum dieser Peri- zentrale, die älteren Seitensprosse über ein Interstitium zwischen zwei Peri- zentralen zu liegen kommen. Daß die Bildung der Perizentralen überhaupt in der Nähe der Seiten- organe beginnt, zeigt besonders gut Fig. 527, 5. Hier ist auch ersichtlich, daß etwaige „sterile" Segmente sich genau so verhalten, wie das über ihnen stehende fertile, und daß außerdem gelegentlich schon Perizentralteilungen einsetzen können, ehe ein Seitenorgan entstanden ist. Der Platz, welchen dasselbe einnehmen wird, ist bereits durch solche Längsteilungen im voraus bestimmt. An diese exogene Entstehung der Seitenorgane reiht sich nun bei manchen Formen eine endogene, die bereits bei den Lophothalieen gelegent- lich auftritt, bei nicht wenigen anderen Gattungen aber (Ctenosiphonia, Cliftonaea usw.) wiederkehrt. Die von der Scheitelzelle abgegliederten Segmente bilden in diesem Falle zunächst ganz normal ihre Perizentralen aus, und erst wenn dieser Prozeß beendet ist, geht aus den axilen Zellen an deren oberen Ende eine Ausstülpung hervor (Fig. 527, 6), welche, durch eine schräge Wand abgeschnitten, sich zum Seitenast entwickelt. Derselbe muß sich natürlich zwischen den Perizentralen hindurchzwängen, er selber bildet wohl immer erst Perizentralzellen aus, wenn und soweit er über die gleichnamigen Zellen des Muttersprosses hervorgehoben ist. Ein prinzipieller Unterschied zwischen der endogenen und exogenen Verzweigung ist wohl kaum zu statuieren. Wir zeigten schon für Spyridia auf Grund CRAMERscher Angaben, daß dort die Langtriebe weit später entwickelt werden als die Kurztriebe, und wenn auch die erstgenannten Organe bei jener Gattung noch vor Beginn der Rindenbildung entstehen, so ist doch bei anderen Gattungen eine weitere Zurückverlegung derart nicht ausgeschlossen, daß erst die Rinden wirtel entstehen und dann die langen Seitensprosse. Falkenberg betrachtet die Verzweigung der Rhodomeleen als etwas sui generis. Das ist kaum erforderlich. Ich erinnere nur an Gloeosiphonia, Thuretella u. a. (S. 246). Diese tragen viergliedrige Wirtel; soll ein Lang- trieb als Seitenzweig entstehen, so wird die Anlage als fünftes Glied in obige Wirtel eingeschoben. Denkt man sich nun die Wirteläste auf vier Perizentralen reduziert, so hat man die Vorgänge bei Polysiphonia u. a. Die Anlagen der Seitenorgane weisen, wie schon Nägeli richtig er- kannte, eine schraubige Anordnung auf, häufig ist eine Divergenz von Y4, doch kommen auch andere, z. B. Vs oder 7;» Vs "^w. (vergl. Fig. 528 u. 529) vor. Am nämlichen Sproß können gewisse Abweichungen vorkommen; es gibt einerseits Fälle, in welchen die jugendlichen Anlagen von Anfang an nicht genau der Regel entsprechend auftreten — darauf hat zuletzt Seckt hingewiesen — andererseits vollziehen sich durch differentes Wachs- tum der Perizentralen sekundäre Verschiebungen, Torsionen usw., die indes wohl niemals sehr erheblich werden. In gewissen Fällen (Fig. 528, i) produziert jedes von der Scheitelzelle gelieferte Segment die Anlage eines Seitenorganes, doch ist das keineswegs Regel, im Gegenteil bleiben sehr häufig die Segmente astlos. Zweigbildende und zweiglose Segmente wechseln dann entweder regelmäßig mit einander ab oder es folgen Segmente beiderlei Art nnregelmäßig auf einander (Fig. 529). Auch im letzten Falle wird die gesetzmäßige Anordnung der Seitenorgane 3. Ceramiales. 313 dadurch nicht oder nicht nennenswert beeinflußt. Die Glieder behalten ihre Divergenzen, mögen sie unmittelbar auf einander folgen oder durch „sterile" Segmente getrennt sein. Die Spiralstellung der Seitenorgane bei den Florideen wird von den meisten Autoren, welche diese Dinge untersuchten (Nägeli, Berthold, Kny, Rosenvingb, Falkenberg u. a.), auf innere Ursachen zurückgeführt. ScHWENDENER dagegen machte hier in derselben Weise wie bei den Phanerogamen Kontakte als mechanische Ursache für die Stellung verantwort- lich; ihm hat Seckt sekundiert. Die so oft und bis in die neueste Zeit ventilierte Frage hier in extenso aufzurollen, scheint mir nicht angezeigt zu sein. Ich finde weder in Schwendeners noch in Seckts Ausführungen einen zwingenden Beweis für die Kontakttheorie bei den Florideen, glaube vielmehr, daß die oben genannten Autoren mit ihrem Widerspruch im Recht sind. Die gewichtigsten Gegengründe scheint mir Falken berg vorgebracht zu haben, wenn er darauf hinwies, daß in Scheiteln, wie ihn Fig. 528, J wiedergibt, von Druck- und Kontaktwirkungen nicht die Rede sein könne. Bei der Länge des Scheitels ist eine Druckwirkung von außen seitens der älteren Organe unmöglich und ebensowenig ist ersichtlich, wie durch Druck- verhältnisse im Innern die schiefe Stellung der Kernspindel und später der Querwand erklärt werden könnte. Wir betonten schon oben, daß die in schraubiger Anordnung ent- wickelten Seitenorgane ursprünglich alle völlig gleich sind, später erst tritt eine Differenzierung ein und diese ist es, welche vielfach erst den Unter- schied zwischen den einzelnen Gattungen sowie deren Habitus ausmacht. B. Die Gruppen. a) Polysiphonieae. Ich beginne mit Lophothalia (Fig. 528, /), weil hier ganz analoge Verhältnisse wiederkehren wie bei Spyridia. Die Mehrzahl der Segmente produziert Kurztriebe, die monosiphon, haarartig, aber farbig sind, und nur einige Längsteilungen in ihren basalen Zellen erinnern daran, daß sie mit polysiphonen Sprossen homolog sind, wir nennen sie Haartriebe oder Haar- sprosse, event. auch nach Rosenvinge Trichoblasten. Nur aus jedem fünf- ten, sechsten oder siebenten Segment gehen Langtriebe hervor, welche den Aufbau des Hauptsprosses wiederholen. Damit hat es bei Loph. hormo- clados sein Bewenden. Für unsere Erörterung nebensächlich ist, daß bei Loph. verticillata aus dem oberen Rande fast jeder Perizentrale sog. Adventiv- äste hervorgehen, welche ebenfalls monosiphon und somit den normalen gleichgestaltet sind. An Lophothalia reihen sichDoxodasya und Brognia r teil a (Fig. 528,:?) an. Bei diesen Gattungen werden sämtliche Anlagen der Seitensprosse zu haarigen Kurztrieben; bei ersterer Gattung unverzweigt wie bei Lopho- thalia, führen dieselben bei letzterer alternierend zweizeilige (Fig. 528, 2, 3) Seitensprößchen, und zwar liegt die Verzweigungsebene derselben zum Hauptsproß transversal, genau so wie das bereits für Antithamnion und Wrangelia festgestellt wurde. Diese monosiphonen Haartriebe sind auch hier durch Chromatophoren gefärbt und nicht hinfällig, bisweilen sogar recht derb. An Stelle der Haarsprosse können zwar auch bei diesen Gattungen vereinzelt Langtriebe entstehen, doch ist das selten, und im allgemeinen findet hier die eigentliche Verzweigung aus der Basis der Haartriebe statt. 314 X. Rhodophyceae. Falkenberg an diesen und an später zu wie das Kny, Rosenvinge, erörternden Formen studierten Die unterste älteste Zelle dieser Haarsprosse (Basalzelle, l)zw. Fig. 528, j) wächst nämlich seitlich, und zwar stets an ihrer katadromen Seite, zu einem Fig. 528 n. Kützing u. Falkknbekg sowie Orig. / Lophothalia honnoclados ; Sproßsystem 2 Brogniartclla byssoides ; Slück eines Sprosses. 3 dies.; Haartrieb mit Anlage eines Lang- triebes (Itr) an der Basis. 4, 5 Broguiartella (i') spinosissinia^ Haarsprosse mit basalen Langtrieben. 6 Polysipho7iia Dyllwini; Haartrieb mit fniktifizierendem Basalsproß. ///- Lang- triel), htr Haartrieb, bz Basalzelle resp. deren Derivate. Zäpfchen aus, welches durch eine Querwand von seiner Trag- resp. Mutter- zelle abgegliedert wird (Fig. 528, j Itr). Diese letztere wird dann in der üblichen AVeise in Zentral- und Perizentralzellen zerlegt (Fig. 528, 4), während der ansitzende Zapfen den Charakter einer Scheitelzelle hat und zu einem 3. Ceramiales. 315 Langtrieb von der Form der Hauptsprosse (Fig. 528, 2) oder zu einem Kurztrieb mit (Fig. 528, 6) oder ohne Sexualorgane heranwächst. In ein- zelnen Fällen (Brogniartella spinosissima) entsteht noch ein zweiter Sproß (Fig. 528, 5) aus der zweiten (hjperbasalen) Zelle der Haartriebe. Die Gattung Polysiphonia reiht sich den eben besprochenen unschwer an und wird durch diese leicht verständlich. Unterschiede von Lophothalia und Brogniartella sind durch die wechselnde Verteilung der Trichoblasten gegeben. Falkenberg glaubte, daß einigen Polysiphonia-Arten die Haarsprosse fehlen, Rosenvinge zeigte aber, daß diese Meinung kaum zutrifft, immer- hin gibt es Formen in unserer Gattung, welche die „Haare" recht selten bilden, andere, bei welchen sie ungemein zahl- reich sind. Im ersten Falle wird die weitaus größte Mehrzahl der von der Scheitelzelle gelieferten Sproßanlagen zu Langtrieben oder doch zu Kurztrieben, welche mit Perizentralen versehen sind, im zweiten Falle, soweit er extrem aus- gebildet ist, erscheinen zahlreiche Tricho- blasten mit wenigen Langtrieben unter- mengt. Danach herrscht in der Haupt- sache das „gemischte System" der Sproß- ausbildung, das wir im Prinzip schon bei Lophothalia kennen lernten. Die Verteilung der verschiedenen Sproßformen ist nun aber bei den ver- schiedenen Arten recht verschieden. In einigen Fällen stehen an den unteren älteren Teilen der Hauptsprosse nur Langtriebe, in den oberen Regionen der- selben aber nur Kurztriebe, bei anderen Arten können sodann Lang- und Kurz- triebe überall „promiscue" auftreten. Das „promiscue" ist aber ebensowenig wie bei Lophothalia gleichbedeutend mit ge- setzlos, denn es pflegen Kurz- und Lang- triebe nach gewissen Regeln abzuwech- seln, z. B. folgen bei Polys. fruticulosa u. a. auf einen Langtrieb stets zwei Kurz- triebe. Nach dem, was wir oben erwähnten, braucht kaum nochmals betont zu werden, daß Lang- und Haartriebe sich ihrer Entstehung gemäß einer und derselben genetischen Spirale einordnen, niemals haben die Trichoblasten auf der einen, die Langtriebe auf der anderen Seite eine SpezialOrdnung, höchstens soweit als das durch die gemeinsame Einbeziehung in eine Schraubenlinie bedingt ist. Würden nun bei Polysiphonia wie bei Lophothalia Kurz- und Lang- triebe in der bekannten einfachen Weise miteinander am Hauptsproß abwechseln, so brauchten wir nichts mehr zu berichten. Allein die Sache wird kompliziert dadurch, daß die Trichoblasten teilweise, nicht alle, aus ihrer Basalzelle Langtriebe (Fig. 529) entwickeln, ganz genau so, wie wir das bei Brogniartella verfolgt haben. So stellen die Polysiphonien gleich- Fig. 529 n. P'alkenberg. Sproß- spitze von Polysiphonia sertularioides. Äste nach '/4 angeordnet. 316 X- Rhodophyceae. sam eine Kombination der Brogniartella- und der Lophothalia-Verzweigung dar. Das ergibt sich am besten aus Fig. 529. Sproß 1, 5, 9 sind gewöhn- liche Haartriebe (5 ist wenig entwickelt). Sproß 2 entstand direkt von der Zentralachse des Hauptsprosses, Sproß 4, 0, 8 gingen aus der Basis der entsprechenden Trichoblasten hervor. Die Zahlen ergeben schon, daß in unserem wie in vielen anderen Fällen der Wechsel der verschiedenen Sprosse untereinander wiederum nicht regellos ist. Die Trichoblasten der Polysiphonia sind meistens wie bei Brogniar- tella in einer transversalen Ebene verzweigt, doch zeigt sich häufig die Neigung, die Ästchen auf die Bauchseite zu verschieben. Von den gleichnamigen Organen der früher erwähnten Gattungen weichen die Haartriebe der Polysiphonien noch dadurch ab, daß sie fast immer farblos und äußerst hinfällig sind. Oft ist schon nach Ablauf kurzer Zeit nichts von ihnen mehr übrig als die Basalzelle resp. der Sproß, welcher aus dieser hervorging (vgl. Rosenvinge). Ob eine Basalzelle, soweit sie nicht aufgeteilt ist, wiederholt Haartriebe entwickeln kann, ist nicht sicher. Nach Analogie mit Spyridia und nach gelegentlichen Beobachtungen an Polysiphonien wäre das möglich. Die Beantwortung dieser Frage würde vielleicht auch ein Licht werfen auf die andere nach der Funktion der farb- losen Haarsprosse. Berthold und ich halten sie in erster Linie für Licht- schirme, Falkenberg, neuerdings auch Rosenvinge bestreiten das. Wir kommen im aligemeinen Teile des Buches darauf zurück. Die Hinfälligkeit der meisten Haartriebe, ihr begrenztes Wachstum, verbunden mit der Entstehung von Sprossen an der Basis ist für Nägeli, Schmitz, Kny, Magnus, Rosenvinge, Falkenberg u. a. Veranlassung gewesen, von Blättern und axillärer Verzweigung, nicht von Haarsprossen zu reden, wie wir es oben taten. Zwar muß ich zugeben, daß Falken- berg die Begriffe präziser gefaßt hat als Nägeli, Schmitz u. a., und daß die Dinge äußerlich eine gewisse Berechtigung zu jenem Vorgehen geben, allein ich vermag ihnen nicht zu folgen, denn Kny, Falkenberg usw. betonen ausdrücklich, daß die basalen Sprosse der Haartriebe seitlich an der betreffenden Stelle entstehen. Demnach möchte ich sie ansprechen als Seitenzweige der Haarsprosse, und zwar als verspätete Bildungen, welche etwa den nach Entwicklung der Perizentralen erscheinenden endogenen Zweigen vieler Rhodomelaceen, die wir auch für normal halten, oder den Langtrieben der Spyridia physiologisch an die Seite gestellt werden können. Die Entwicklungsgeschichte scheint mir diese Auffassung zu bestätigen und ebenso die in Fig. 528, 5 illustrierte Tatsache, daß gar nicht so selten zwei Äste in alternierender Anordnung produziert werden. Auch die unten für Bostrychia radicans u. a. zu schildernden Sproßbildungen können heran- gezogen werden. Die Basis von Kurztrieben ist ohnehin vielfach zur Neubildung z. B. von Rhizoiden befähigt und für Batrachospermum, Wrangelia u. a. ist schon wiederholt erwähnt, daß aus dieser Basis der Wirtelzweige Langtriebe hervorgehen. Nach dieser Auffassung gleichen die Haarsprosse Phyllocladien und es läge eine Imitation von Tragblatt und Achselsproß vor, etwa wie bei Sargassum, Sphacelariaceen usw. Nun führt Falkenijerg selbst die „Blätter" der Brogniartellen und Polysiphonien auf die monosiphonen Kurztriebe der Lophothalien zurück und insofern würde es sich einfach um eine Frage der zweckmäßigen oder unzweckmäßigen Benennung handeln, allein die Sache geht doch wohl etwas tiefer. Denn Falkenberg diskutiert z. B. die Frage, ob ursprünglich 3. Ceramiales. 317 Überall eine Kombinierung von ., Tragblatt" und Achselsproß vorhanden gewesen sei und ob im speziellen Fall bald das eine, bald das andere Organ abortiere. Legen wir unsere Auffassung zugrunde, so ist leicht ver- ständlich, daß in einem komplizierten Sproßsystem bald die eine, bald die andere Form von Zweigen, bald eine Kombination beider entstehen könne. Und ferner: P'alkenberg und seine Vorgänger lassen die Sexual- organe bei einigen Gattungen an „Sprossen"', bei anderen an „Blättern" entstehen, wie das noch in einem späteren Kapitel zu berichten sein wird. Das will mir nicht einleuchten. Mir scheint es leichter verständlich, zu sagen, daß alle Sju-osse Sexualorgane erzeugen können, mögen sie sonst auch in den verschiedensten Richtungen differenziert sein.. Das Vorstehende war niedergeschrieben, als mir die bereits einige Male erwähnte Arbeit von Rosenvinge in die Hand kam. Auch er ver- wirft den Ausdruck „Blatt" für die Rhodomelaceen, über die „Achselsprosse" äußert er sich kaum. Mit der geschilderten Differenzierung bei den Polysiphonien ist die Mannigfaltigkeit in dieser Gruppe noch längst nicht erschöpft; alle Formen zu erwähnen, ist schier unmöglich, deshalb weise ich nur auf einige wenige hin. Bei Bryothamnion u. a. sind die Langtriebe in kurze Dornen um- gewandelt, bei Pithyopsis werden die Trichoblasten blattähnlich verbreitert, bei Heterocladia verbreitern sich die Hauptsprosse gewaltig, bilden dann aber normal gebaute Seiten sprosse. Besonders häufig ist eine Berindung d. h. eine Teilung und Vermehrung der Perizentralen nach außen hin; wie das schon in Fig. 526 gezeichnet wurde. So bei Rhodomela. In nordischen Meeren weit verbreitet, weicht sie im Habitus kaum von einer derben Polysiphonia ab. Sie bildet besonders an den Zweigenden Haarsprosse, welche farbig, aber hin- fällig sind. Eine Sproßbildung auf der Basis der haarförmigen Kurztriebe findet nicht statt, alle seitlichen Organe (Lang- und Kurztriebe) gehen auf Anlagen am Scheitel zurück, wie bei Lophothalia. Odonthalia ist eine auffallend abgeflachte Rhodomelee, sie bildet Flügel dadurch, daß zwei opponierte Reihen von Perizentralen sich ausgiebig teilen. Näheres bei Falkenberg. b) Chondrieae. Die einfachsten Chondrieen, wie Chondria tenuissima (Fig. 530, j), schließen sich, wie aus den zahlreichen Abbildungen Thurets und den Untersuchungen Falkenbergs hervorgeht, zwanglos an die Polysiphonien an und zwar an diejenigen, welche eine verstärkte Rindenbildung durch Teüung der Perizentralen erzielen. Die Sprosse der Chondrieen sind mit Vorliebe etwas aufgeblasen und bei Coeloclonium opuntioides sehen wir sogar tonnenförmig erweiterte Glieder mit zwischenliegenden Einschnürungen. Solche mehr oder weniger starke Auftreibungen bedingen es wenigstens zum Teil, daß die Spitzen der Sprosse in eine Grube versenkt zu sein pflegen (Fig. 530, 2}. Die Scheitel zeigen in Bau und Teilung nichts abweichendes; nicht weit von ihnen entfernt aber sieht man, daß die ganz nach den Vor- schriften berindeter Polysiphonien (Fig. 526, 6, y) gebildeten Zellen aus- einander weichen und daß Bilder entstehen (Fig. 530, _', j), welche lebhaft an Lemanea u. a. (Fig. 530, j) erinnern. Nichts scheint mir netter die Richtigkeit der ScHMiTzschen Auffassung von der Fadenstruktur der meisten Florideen zu bestätigen, als ein Ver- gleich von unserem Schema Fig. 526, y, 6 mit der Fig. 530, 2, j. 318 X. Rhodophyceae. Die Perizentralen der Chondrien stiecken sich eben zu langen Zellen (Basalzellen bz Fig. 530, 2, j) und diese bilden einen fünfgliederigen Quirl, dessen einzelne Glieder ganz regelmäßig vier Zellen an der Spitze tragen, und letztere wieder liefern kurze Elemente, die dann zur Rinde (Außen- rinde) fest zusammenschließen. Wie es bei Rhodomeleen Brauch, werden sie durch sekundäre Tüpfel verkettet. Die Trennung der Basalzellen usw. von einander bleibt bei Coeloclo- nium auch im Alter bestehen, ja sie geht noch weiter, indem die Sprosse blasig anschwellen und damit Basalzellen und Zentralachse wenigstens partiell zerreißen, wie wir das längst für andere Formen kennen. Die Rinde wird dann mehrschichtig. Bei Chondria aber, speziell bei Chondria dasyphylla, ist das anders, da schwellen viele der getrennten Zellen erheblich an, berühren sich wieder Fig. 530 n. Thuret, FalKENBKRG u. BÖRGESF.N. / Chtmdria dasyphylla, Sproß. 2 Chon- dria ten7nss77na ; Längsschnitt einer Sj)roßspitze. j Querschnitt eines Sproßes. ca Zentral- achse, bz Basalzellen. 4 Keimling. und die perizentralen (l)asalen) Zellen werden gar durch sekundäre Tüpfel nachträglich vereinigt. Daß Hyphen gelegentlich eine nennenswerte Rolle spielen, indem sie die gebildeten Hohlräume durchwachsen, sei nebenbei erwälint und im üln-igen unter Bezugnahme auf Falkenberg daraufhingewiesen, daß noch mancherlei interessante Einzelheiten in dieser Grupi)e zur Beobachtung kommen. Die Verzweigung geht von den Basalzellen haarartiger Kurztriebe aus, die zwischen den normalen Wirtein gel)il(let werden. Die basale Zelle derselben wird bei der Trennung der Rindenzellen lang ausgezogen {b Fig. 530, 2) und läßt die Anlage eines Langtriebes dort entstehen, wo sie in die Außen- 3. Ceramiales. 319 rinde mündet. Diese Sprosse sind danach der Außenrinde nur lose ein- gefügt, sie werden aber durch Hyphen, welclie aus ihrer Basis hervor- wachsen, in dem älteren Sproß verankert. Eine kriechende, dorsiventrale Chondria von Lebermoosform ist die Herpochondria. c) Laurencieae. Zu den Chondrieen offenbar in naher Beziehung stehen die Lauren- cieen. Falkenberg weist unter Korrektur älterer NÄGELischer Angaben darauf hin, daß in beiden Gruppen der Aufbau wesentlich übereinstimme, selbst die Einsenkung des Vegetationspunktes wird kopiert (Fig. 531). Und doch ist ein wesentlicher Unterschied dadurch gegeben, daß die Scheitel- zelle dreiseitig (tetraedrisch) ist. Sie ragt wie ein Wärzchen in die Scheitel- grube hinein. Die schiefe Lage einer Teilungswand ist aus Fig. 531, 4 ersichtlich. Die beiden anderen liegen den für Moose usw. bekannten Regeln entsprechend. Ähnlich wie bei vielen Vertretern der letztgenannten Gruppe liegen die abgeschnittenen Segmente nicht genau nach Ys i" tli'ei Längszeilen, sondern durch eine geringe seitliche Neigung der Segmen- tierungswände kommen Divergenzen von 7s7 */u usw. zustande. Jedes Segment produziert einen Haarsproß, und zwar geht derselbe aus der Zelle // (Fig. 531, 4) hervor, welche vom Segment abgegliedert wurde. Der übrige Teil des Segmentes zerfällt in eine innere und eine äußere Zelle. Die äußere liefert die Rinde, die innere dagegen entspricht den axilen Zellen der normalen Poljsiphonien usw. Falkenberg begründet das ausführlich und weist darauf hin, daß die soeben geschilderten Vorgänge wohl ableitbar seien von den Prozessen, welche sich bei typischen Rhodo- melaceen im Scheitel abspielen; man braucht nur anzunehmen, daß die bei Bildung von Seitensprossen ohnehin schon häufig schräg gestellten Wände schließlich so schief stehen, daß sie nicht mehr die Längswand, sondern eine Querwand treffen. Da die Haarsprosse der Laurencien in üblicher Weise Langtriebe zu liefern imstande sind, zeigen die meisten Arten eine allseitige Verzweigung. Eine Ausnahme macht Laurencia pinnatifida (Fig. 531). Hier entwickeln sich die Haartriebe ebenso wie bei den anderen Arten; Langtriebe bilden aber nur diejenigen unter ihnen, welche in zwei opponierte Orthostichen zu liegen kommen. Eine durch Parasitismus reduzierte Laurenciee ist die vom Grafen SoLMS entdeckte Janczewskia, s. unter Parasiten. Die Keimlinge der Laurencia pinnatifida (Fig. 531, 2) gleichen in den ersten Stufen durchaus denen der Polysiphonia, gehen dann allerdings bahl in die für die Gattung charakteristische Form über. d) Dasyeae. Die Dasyeen (Dasya, Heterosiphonia, Dasyella, Dasyopsis) besitzen in ihren typischen Vertretern einen Habitus, der nicht übermäßig weit von dem größerer Polysiphonien abweicht, und doch sind die frag- lichen Formen unschwer erkennbar an den langen, büscheligen Kurz- trieben, welche, bei monosiphonem Aufbau, gefärbt und ausdauernd sind (Fig. 532, /). Der prinzipielle Unterschied der Dasyeen von allen übrigen Rhodomeleen aber liegt in ihrem sympodialen Aufbau. Die bilateralen resp. dorsiven- tralen Heterosiphonien geben darüber den besten Aufschluß. Der Scheitel dieser Pflanzen (Fig. 532, 2, j) scheint auf den ersten Blick kaum von dem 320 X. Rhodophyceae. einer Polysiphonia abzuweichen, eingehende Betrachtung aber zeigt, daß der in Fig. 532, j mit lo bezeichnete Sproß nicht etwa das monopodial entwickelte EndgUed der ganzen Reihe ist, sondern daß er nur den Seiten- sproß von 5? darstellt, welch letzteren er zur Seite drängte. Die Einzel- Fig. 531 Orig. u. n. Faj.kenhkrg u. Kylin. / Laurencia obhim; Zweig. 2 Laiir. pinnatifida; Keimlinge, j Latir. obtusa; Längsschnitt eines Sprosses. 4 Längsschnitt des Scheitels von Laur. papulosa, ca zentrale Achse, v Scheitel- zelle, h „Ilaarzelle". heilen ergeben sich noch besser aus Fig. 532, 2. Der momentan an der Spitze stehende Sproß g besteht aus einer Scheitelzelle und zwei Segmenten; aus dem oberen Segment entwickelt er den Seiten- sproß 10, welcher schon auf ganz jungen Stufen in der kräftigen Ent- wicklung die auf Verdrängung des Muttersprosses gerichteten „Ten- denzen" zu erkennen gibt. Wie 10 als Seitensproß an g, ist 8 an ;•. 7 an (5 usw. entstanden und es ergibt sich klar, daß auf diesem Wege ein Sympodium entstehen muß, an dessen Aufbau sich bei Heterosiphonia einmal das sterile {st) und außerdem das astbildende Segment eines jeden Sprosses be- teiligen, während die Spitzen seit- wärts geschoben werden. Die Schraffierung der Fig. 532, 2, j dürfte das hinreichend markieren. Die Sproßabschnitte, welche das Sympodium aufbauen, erfahren 3. Ceramiales. 321 Längsteilungen und bilden damit Perizentralen. Später werden diese auch meistens noch mit einer dichten Hülle von Rhizoiden umschlossen. Die Fig. 532 n. Kützing, Falkenbeg n. Kylin. / Dasya elfgaus; Habitusbild. 2 Hetero- siphonia Berkeley i ; Sproßspitze. 3 Heterosiphonia ]Vtirdemaiini Bml ; Sproßspitze. 4 — 5 Dasya arbiiscula; Keimlinge. Die Zahlen geben die Entwicklungfolge der Sprosse, st steriles Segment, Itr Langtriebe. Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 21 322 X. Rhodophyceae. bei Seite geschobenen Spitzen der Sprosse verzweigen sich mehrfach nnd zwar dorsiventral. Später treten freilich Verschiebungen ein, und dann haben wir Astbüschel, welche höchstens an der Basis mit Perizentralen ver- sehen sind — das sind dann die oben erwähnten monosiphonen, farbigen Haare, Dasya und Heterosiphonia unterscheiden sich dadurch, daß bei letzterer die Sprosse nur nach rechts und links, also in einer Ebene seitwärts ver- schoben werden, während bei ersterer eine allseitige Verschiebung und An- ordnung statt hat. Die mit den verschiedenen Zahlen bezeichneten Sprosse der Fig. 532, j werden nicht immer zu monosiphonen, wenig oder gar nicht verzweigten Fadenreihen, bisweilen entstehen aus ihnen (Fig. 532, j) lange Sympodien, die sich genau so verhalten wie die älteren Scheinachsen. Bei Hetero- siphonia stehen alle solchen Sym- podien einseitig dorsal (Fig. 532, j), bei den Dasyen aber ist das nicht der Fall, und so kommen schließlich Fig. 533 n. Falkenberg. / Thttretm querdfoUa; Habitusbild, 2 Dictyurus purpurascens ; Habitus. Bildungen zustande, welche Brogniartellen, Polysiphonien usw. einschließlich der Ijasalen Verzweigung weitgehend gleichen. Die Entwicklungsgeschichte indes belehrt stets über die andersartige Entstehung. Dasyopsis bildet an seinen vegetativen Teilen nirgends mehr Peri- zentralen aus, sie begnügt sich damit, aus den Zellen der axilen usw. Reihen einzelne Zellchen herauszuschneiden, welche zu berindenden Hyphen werden. Sie ist auf einer primitiven Stufe stehen geblieben, oder in eine solche zurückgeschlagen. Die Keimlinge nämlich von Dasya, welche Killian zog (Fig. 532, 4, j), sind aufrechte, mit Rhizoiden angeheftete Gebilde, welche anfangs einreihig sind, dann aber sich symi)odial verzweigen — in Fig. 532, 4 ist / der Hauptsproß, 2 der Seitensproß, welcher ersteren zur Seite drängte. 3. Ceramiales. 323 Die Sprosse an der Basis der Keimlinge sind wohl die Anlagen der Lang- triebe (Fig. 532, 5 //r.). Hierher dürfte auch die parasitische Calycodasya zu zählen sein (Mc. Fadden). Modifizierte Dasyeen sind Thuretia und Dictyurus, besonders aus- gezeichnet durch die Netzbildungen, welche an Boodlea, Struvea, Microdictyon unter den Siphoneen erinnern. Thuretia bildet flache, eichenblattartige Körper (Fig. 533, /), zusammengesetzt aus derberen blattrippenähnlichen Haupt- sympodien und zahlreichen zarteren Nebensympodien, welch letztere in der mannigfaltigsten Weise netzig miteinander verwachsen sind. Dictyurus ist nicht flach, sondern vier- resp. achtseitig, d.h. zwischen vier großen Längskanten treten vier kleinere, schwächere hervor (Fig. 533, 2). Alle Einzelheiten des Aufbaues kann ich unmöglich schildern, ich muß auf Falken- berg verweisen, welcher auch die älteren Autoren Bory und Agardh würdigt. Ich will nur erwähnen, daß die Netze, ähnlich wie bei Martensia durch Verkettung kurzer Seitensprosse entstehen. Als Netzalge mag H a 1 0 d i c t y 0 n an dieser Stelle erwähnt sein (Fig.534), selbstauf die Gefahr hin, daß es später einmal zu den Delesseriaceen definitiv versetzt wird, wie J'alkenberg befürwortet. Die Gesamt- umrisse des Netzes sind zylindrische. Das- selbe baut sich auf aus monosiphonen Fäden, welche (Fig. 534) nach allen Richtungen hin miteinander in Verbindung stehen. Das Wachstum geht aus von einem Vegetations- ])unkte, welcher am Oberende des Ganzen eingesenkt liegt. Doch sind alle Einzelheiten der Entwicklung noch nicht festgestellt (s. Falken BERG). Die Einzelfäden sind dauernd monosiphon. Nur wenn die Tetra- sporenbildung usw. beginnt, treten kurze Sprosse mit vier Perizentralen auf, welche nach außen frei endigen. Fig. r)34. HaloJictyo7i mirahüe Zan. n. Falkenbbrg. e) Bostrychieae. Unter den Bostrychien behandeln wir nur die rein monopodiale Gattung Bostrychia (Fig. .^35) und verweisen wegen der sympodialen Wilsonaea auf Falkenberg. Die meisten Arten der Gattung leben im Brackwasser der Tropen. Über ihre Einwanderung in das Süßwasser soll in einem späteren Kapitel berichtet werden. Die Sprosse der Bostrychien zeichnen sich dadurch aus, daß sie an ihrer Basis meist eine größere Zahl von Perizentralen besitzen als in den oberen Kegionen, ja die Spitzen sind meistens auf mehr oder weniger lange Strecken monosiphon, also ohne jede Perizentralbildung. Damit erinnern sie an die Sprosse der Dasyeen. Die Perizentralen erfahren zwecks Be- rindung in ganz ähnlicher Weise Teilungen wie diejenigen von Rhodomela, nur mit dem Unterschiede, daß die Perizentralen nebst den aus ihnen hervorgehenden Rindenzellen der Basis der Zentralzelle angeheftet sind und von dieser gleichsam nach oben wachsen. Der Unterschied ist aus einem Vergleich von Fig. 526, 7, S. 310 und Fig. 5,35, j leicht ersichtlich. 21* 324 X. Rhodophyceae. /f'> •}'/} Die Sproßsysteme der Bostrychien sind bisweilen nur aufsteigend, d. h. die Basis liegt dem Substrat auf, während die übrigen Teile sich über dasselbe erheben, nicht selten aber kommen auch Formen vor, welche mit den Hauptsprossen dem Substrat ganz aufliegen und nur Seitensprosse nach aufwärts senden (Fig. 535, 2). Dorsiventralität ist demnach häufig stark ausgeprägt, häufig nur in einer schwachen Einrollung der Scheitel an- gedeutet. Die Seitensprosse stehen in zwei Reihen bisweilen ganz auf den Flanken (Fig. 535, /), bisweilen stark dorsal verschoben (Fig. 535, 2). Fast gewinnt es nach Andeutungen bei den Autoren den An- schein, als ob die Dorsi- ventralität mehr oder weniger weitgehend von außen könnte in- duziert werden. Man wird im all- gemeinen geneigt sein, die Bostrychien, schoii auf Grund ihrer Le- bensweise, als vege- tativ reduzierte For- men zu betrachten ; sind sie das nicht, dann stehen sie den primitivsten Gruppen der Rhodomelaceen recht nahe und würden von dem Bindeglied, welches man zwischen Callithamnien und Ce- ramien einerseits, den Polysiphonien anderer seits konstruieren möchte, vielleicht nur durch ihre dorsiven- tralen Neigungen ab- weichen. Über die Haft- organe siehe in einem späteren Kapitel. Fig. 535 n. Falkenberg u. Börgesen. / Bostrychia tenella\ Sproß. 2 Bostr. radicans\ Sproßstück, j Bostr. vaga; Sproß- stückchen im Längschnitt. Dorsiventrale Rhodomelaceen. An die Gruppen der radiären Lophothalien und Polysiphonieen schließen sich noch zahlreiche Formen mit meist ausgeprägt dorsiventralem Bau an. Die Sprosse derselben sind in den niederen Gliedern dieser Reihen gerundet, bei den höheren aber werden sie häufig auf ganz verschiedene Weise zu breiten Flächen ausgestaltet, welche bei den Pollexfenien einer- seits, den Amansien, Dictyoneuren usw. andererseits zu dem eigenartigsten gehören, was in der ganzen Florideengruppe auftritt. 3. Ceramiales. 325 f) Pterosiphonieae. Pterosiphonia pennata Roth (Fig. 536, /) ist eine der einfachsten und der Polysiphonia ähnHchsten Formen. Der kriechende Hauptsproß erzeugt aufrechte Seitenzweige, welche alternierend zweizeilige Äste tragen. Die meisten von diesen stellen Kurztriebe dar, einige aber werden Langtriebe. Pterosiphonia parasitica geht schon einen Schritt weiter (Fig. 536, 2). Die aufrechten Sprosse lassen bei wiederholter Verzweigung die einzelnen Triebe Fig. 536 n. Falkenberg. / Pterosiphonia pennata Rth. hspr Kriechender Hauptsproß. 2 Pterosiph. parasitica Roth, j Pterosiph. complanata ; Sproßscheitel, v Scheitelzelle des Hauptsprosses. 4 Dictymenia So?ideri; Stück einer ,, Laubfläche". 5 Dies.; ganzer Sproß. an ihrer Basis verschmelzen, und so resultiert ein schön fiederig verzweigter, aufrecht stehender, blattähnlicher Sproß. Die Verwachsung der Seitensprossa untereinander und mit ihrem Muttersproß steigert sich bei Pt. complanate und erst recht bei Symphyocladia, wo direkt lebermoosartige Gebilde zu- stande kommen, oder bei Dictymenia, die ein Laubblatt imitiert (Fig. 536, 5). 326 X. Rhodopliyceae. Bei den soeben genannten Gattungen liegt von Anfang an eine alter- nierend zweizeilige Verzweigung vor, bei Aj^lianocladia dagegen tritt uns am Scheitel eine Anordnung der Seitenglieder nach Y^ entgegen. Wenn hier trotzdem Gebilde zustande kommen, die mit ihren alternierend zwei- zeiligen Ästen den Pterosiphonien sehr ähnlich sind, so erklärt sich dies aus der Tatsache, daß von den vier Längszeilen der Zweige zwei unent- wickelt bleiben; sie sind nur als kleine rhombische Zellen erkennbar. Über die Verwachsung der Polysiphonia-ähnlichen Fäden zu jenen Flächen berichten wir einiges weiter unten (s. Pollexfenieen) und bemerken hier nur, daß die blattähnlichen Gebilde ihre Entstehung nicht bloß in der Zellanordnung, sondern auch in ihrer „Bezahnung" zu erkennen geben ; bei Dictymenia z. B. stellt jeder Zahn der Laubfläclie einen im Wachstum stehen gebliebenen Vegetationspunkt (Fig. 536, ./) dar. g) Herposiphonieae. Die Herposiphonia wurde wegen ihres dorsiventralen Scheitels schon früh von Nägeli, später von Goebel, Ambronn, Falkenberg untersucht. Wir folgen der Darstellung des letzteren, die einige ältere irrige Angaben berichtigte. Herposiphonia tenella sitzt auf Posidonien , Caulerpen usw. Die Haupt- sprosse kriechen über das Substrat hin (Fig. 537, /) und bilden auf ihren Flanken gleichfalls kriechende Langtriebe (///-), auf dem Rücken dagegen entwickeln sie aufrechte mit Haaren versehene Kurztriebe {ktr Fig. 537, i), und auf der Bauchseite endlich treten Rhizoiden hervor, welche sich in Berührung mit dem Substrat saugnapfartig verbi'eitern (Fig. 537, 4). Wie bei vielen dorsiventralen Organen ist der Scheitel (und zwar nach aufwärts) eingerollt (Fig. 537, i, 2) oder doch eingekrümmt. Jedes von der Scheitel- zelle gebildete Segment produziert ein Seitenglied, dessen Stellung zu den Nachbarn Schema 537, 3 wiedergibt, in welchem mit a und a die dorsalen Kurztriebe, mit b und ß die lateralen Langtriebe bezeichnet sind. Danach folgt auf drei teils rechts, teils links gestellte Kurztriebe abwechselnd rechts und links ein Langtrieb. Die Kurztriebe tragen am Ende einige schraubig gestellte Haartriebe; an den kriechenden Langtrieben werden solche niemals entwickelt. Das gilt für Herposiphonia tenella, andere Arten der Gattung haben etwas andere Stellungsverhältnisse, doch bleibt die Dorsiventralität stets gewahrt. Wie Kurz- und Langtriebe zu den Perizentralen der Hauptachse ge- stellt sind, zeigt dann noch Fig. 537, 4. In summa finden wir fünf peri- zentrale Zellen. Die zwei ventralen liefern Haftorgane. Die Langtriebe entspringen zwischen den lateralen und ventralen Zellen. Die Kurztriebe entstehen jeweils rechts und links von der dorsalen Reihe (vgl. auch den Scheitel Fig. 537, 2). Dipterosiphonia bildet an seinem dorsiventralen Scheitel die Äste nach Schema 537, 8 aus (vgl. auch Fig. 5))7, 6). Danach kann man Astpaare unterscheiden, welche mit einander alternieren, ein <2(5-Paar wechselt mit einem a^-Paar regelmäßig ab ; die a{a) Sprosse stehen annähernd dorsal, die b(/5)-Sprosse dagegen lateral. Die Bauchseite entwickelt wieder Rhi- zoiden. In jedem Paar wird nun der ältere basiskojjc Sproß (a, a) zu einem Kurztrieb, der jüngere dagegen (b, ß) zu einem Langtrieb, wenigstens bei Dipt. rigens (Fig. 537, f). Die Kurztriebe sind hier aufgelichtet, die Langtriebe kriechen und sind reich verzweigt. Bei Dipt. heterociada da- gegen (Fig. 537, 5) sind sowohl die ««-Sprosse als auch die /'/J-Sprosse nieder- /egend, doch sind die ersteren kurzdoinig, die letzteren größer und gefiedert. 3. Ceramiales. 327 Die Fiederzweige haben in der Regel ein begrenztes Wachstum, doch zeigen einige von ihnen andauerndes Längenwachstum und damit ein Verhalten wie die Muttersprosse. An die Herposiphonieae reihe ich einige Formen, wie Ctenosiphonia, Ophio- cladus und Lophosiphonia. Falkenberg schließt dieselben von der Gruppe der Herposiphonien aus, ohne sie einer anderen einzureihen. 11 h ■ CL ^ ■ ^ ■ — 8 ^ Vig. 537 n. Falkenberg. 1—4 Herposiphonia tenella\ 1 Kriechender Sproß, 2 Scheitel eines solchen von der Seite, 3 Schema der Astverteilung, 4 Querschnitt des Sprosses. 5 Diptcrosiphotiia heteroclada. 6 — 8 Dipterosiphom'a rigens ; 6 Scheitel von oben, 7 Habitus- bild (Sproßstück), 8 Schema der Zweigverteilung, a, a, b^ ß Korrespondierende Äste (s. Text). Itr Ijangtrieb, ktr Kurztrieb. h) Placophora und Pollexfenia. Pollexfenia und Placophora (Fig. 538, j) waren lange Zeit nur in Gesalt flacher Sprosse bekannt. Falkenberg, sowie auch Goebel 3^S ^- Rhodophyceae. fanden die Keimpflanzen, nachdem schon Angaben von Agardh, Askenasy u. a. über die erwachsenen Pflanzen gemacht waren. Eine junge Placo- phora ist von einer jungen Polysiphonia kaum zu unterscheiden (Fig. 538, 2); erst nach Erreichung eines gewissen Alters entwickeln sich an der Basis des keulenförmigen aufrechten Sprößchens (Fig.5o8,-^) exogen flache Scheibchen, welche größtenteils dem Substrat aufliegen und sich später zu gelappten Sprossen (Fig. 538, j) ausgestalten, die größere Algen krustig überziehen (Fig. 538, I). Ober- und Unterseite sind an den Krusten deutlich unter- scheidbar. Auch der Keimling von Pollexfenia ist vertikal, die aus seiner Basis entspringenden Seitensprosse liegen für eine kurze Strecke dem Substrat auf, erheben sich dann aber über dasselbe und, während sie unten schmal und dabei dorsiventral sind, verbreitern sie sich nach oben erheblich zu stark gelappten Gebilden von bilateralem Bau (Fig. 538, 4). Ein Vergleich mit Ptero- und Dipterosiphonien usw. läßt keinen Zweifel darüber, daß auch sie als Polysiphoniasprosse aufgefaßt werden müssen, welche in einer Ebene verwachsen sind. Die bei jenen Anfangsgliedern der Reihe noch lockere Verbindung wird bei Pollexfenia und Placophora zu einer festen Vereinigung, die in üblicher Weise als kongenitale Verwachsung bezeichnet werden mag. Es resultiert eine Scheitelkante, vergleichbar derjenigen von Ralfsia, Coleochaete scutata, Padina u. a. Bei den Pterosiphonien einfachster Art beschränken sich die Verwachsungen auf die Basis der Äste; sie bestehen nur darin, daß die Perizentralen der unteren Astsegmente einseitig entwickelt sind. Jene fehlen dort, wo der Seitenzweig dem Hauptsproß angedrückt wird. Bei Pterosiphonia complanata sieht man (vgl. Fig. 53(5, j) bereits eine weiter gehende Vereinigung der Seitensprosse, und zudem macht sich hier eine etwas modifizierte Teilung der Scheitelzelle bemerkbar (Fig. 538, 5). Die Segmentierungswand (sw) liegt stark seitlich geneigt, und die Querwand (yrc). welche die Astanlage (0) vom Segment trennt, fällt ziemlich weit nach innen. Die Folge davon ist, daß sich die Seitensprosse gleichsam am Hauptsi)roß entlang schieben (Fig. 538, j) und mit ihm wenigstens zum großen Teil dauernd in Verbindung bleiben. Die bei Pterosiphonia noch getrennten Scheitelzellen der Haupt- und Seitensprosse sind dann bei Pollexfenia, Placophora u. a. zu einer gleich- mäßigen Kante fest vereinigt. Die Zusammensetzung ist aus Schema 538, 6 sofort klar. Die Zellen z» (Fig. 538, 6) sind die Scheitelzellen der relativen Haupt- sprosse, die durch schräge Wände von ihnen abgegliederten Zellen a sind die Anfänge von Seitensprossen, Sie gliedern sich zunächst durch einfache Querwände, sobald aber aus ihnen ein Seitenzweig höherer Ordnung gebildet werden soll, tritt auch eine schräge Wand auf (Fig. 538, 6 rechts). Ist unsere Auffassung richtig, so müssen die axilen Zellreilien (die Zentialzellen) der Polysiphonien auch noch an den Flachsprossen der Pollexfenien und Placoi)horen nachweisbar sein. Tatsächlich lassen die letzteren schon bei ganz geringer Vergrößerung eine Art Nervatur erkennen (Fig. 538, ^), und Querschnitte (Fig. 538, cV) weisen nach, daß in jedem ., Nerven" immer eine zentrale Zelle gefunden wird, umgeben von ihren Perizentralen. Nähere Untersuchung ergibt dann noch, daß die I^erizentralen an den seitlichen Verwachsungsstellen benachbarter Aste nicht oder nur wenig entwickelt werden, während sie natürlich gegen die Flächen hin voll zur Geltung kommen. Wo die laubartigen Flächen dorsiventral sind (Placo- 3. Ceramiales. 329 phora) kann die Zahl der Perizentralen auf der Unterseite geringer sein als auf der Oberseite (Fig. 538, S). Die Berechtigung, die in Rede stehenden flachen Sprosse von normalen Polysiphonien herzuleiten, ergibt sich schließlich noch aus der Tatsache, daß, wenigstens bei Pollexfenia, auf beiden Flächen Sprößchen angelegt werden (Fig. 538, 6 spr), welche meist nur eine geringe Entwicklung pc ca Fig. 538 n. Falkenberg u. Goebel. / Zweig von Codium mit Placophora Binden. 2 Keimling von Placophora mit jungen Scheiben. 3 Altere Kruste von ders. 4 Flacher, aufrechter Sproß von Pollexfetiia pedicellata. 5 Scheitel von Ptciosiphonm complanata. 6 Schema der Zeil-Anordnung bei Pollexfenia. 7 Querschnitt des Sprosses von Symphyo- cladia. 8 Dass. von Placophora. ca Zentralachse, pc Perizentralen, spr Sprößchen, v Scheitel- zellen, a Äste, sw Segmentwand, qw Trennungswand des Astes vom Segment, o oben, 71 unten. erfahren, vielfach aber auch zu Trägern der Sexualorgane werden. Auch bei Placophora u. a. können die liegenden Flächen späterhin wieder „Poly- siphoniasprosse" produzieren, welche Fortpflanzungsorgane tragen. i) Polyzonieae. An Pollexfenia, Placophora u. a. reihen sicü die Polyzonieen insofern an, als auch sie alle zunächst einen kurzen vertikalen Haui)tsproß produzieren, von welchem dann seitlich exogen dorsiventrale Zweige entsandt werden. Diese erst machen die Hauptmasse der fraglichen Pflanzen aus. Bei Euzoniella ist der Hauptsproß (Fig. 539, 2) an der Basis gerundet, oben flach. Aus dem zweituntersten Segment desselben entspringt seitlich 330 X. Rhodophyceae. ein Zweig und dieser nimmt dann, auf dem Substrat hinkriechend, die in Fig. 539, j wiedergegebene Form an. Ein Querschnitt des kriechenden Hauptsprosses zeigt sechs Peri- zentralen, drei nach oben, drei nach unten gekehrt (Schema 539, 4). Die mittlere untere produziert die Haftorgane. Eine Revision des Scheitels Fig. 539 n. Falkenberg u. Orig. / Polvzoüa ehgans; Stück eines Sprosses mit Phyllo- cladien. 2 Euzoniella iticisa ; Keimpflanze mit Anlage des kriechenden Seitensprosses. 3 Dies.; Sproßstück. 4 Dies.; Querschnitt des kriechenden Sprosses (Schema). 5 Dies.; Sproßscheitel. 6, 7 Phyllocladien von Euzoniella aJinntiformis. 8 Dass. von Polyzonia clegans. llr I.angtrieb, ktr Kurztrieb, zws sterile Zwischensegmente. (Fig. 539, j) zeigt genau auf den Flanken des Langtriebes (wie auch Schema 539, 4 ergibt) Kurztriebe, welche dem Substrat angedrückt sind. Jedes zweite Segment des Hauptsprosses liefert (alternierend) einen Kurz- 3. Ceramiales. 331 trieb (Fig. 539, j) und diese erzeugen bei Euzoniella incisa auf ihrer (dem Substrat natürlich abgekehrten) Rückenseite eine Reihe von Seitentrieben, die ebenfalls begrenztes Wachstum haben und dadurch dem Ganzen ein flossenartiges Aussehen verleihen (Fig. 539, j, j). Bei anderen Euzoniellen sind die „Flossenstrahlen", d. h. die dorsalen Kurztriebe zweiter Ordnung zum Teil vei'zweigt, und wenn sie dann miteinander seitlich verwachsen (Fig. 539, 6, 7), kommen (einschichtige) Phyllocladien zustande (Euz. adian- tiformis), die den Blättern von Lebermoosen, Farnen usw. ungemein ähn- lich sind. Noch Lebermoos-ähnlicher ist Polyzonia elegans. Ihr Aufbau, der durch Entwicklung eines Kieles noch komplizierter wird ist aus Fig. 539, / u. 8 leicht erkennbar (s. Falkenberg). Die bei den Polyzonien nur schwache Kielbildung ist bei der Clifto- naea ungemein ausgeprägt. Der stark eingerollte Scheitel produziert in alternierender Stellung zwei dorsale Reihen von Kurztrieben (Fig. 540, /, 2). Dieselben sind bei Gl. pectinata fädig, aus einer axilen und drei peii- zentralen Zellreihen zusammengesetzt (Fig. 540, j); sie erscheinen unver- zweigt (Fig. 540, /). Die Perizentralen der Langtriebe sind orientiert wie bei Euzoniella (Fig. 540, 3) und es läßt sich nun zeigen, daß schon in unmittelbarer Nähe des Scheitels die mittlere Längsreihe der am Bauch gelegenen Peri- zentralen zu einem breiten Kiel {k) auswächst, ebenso wachsen am Rücken zwei Perizentralreihen (die rechts und links gelegene) zu längs verlaufenden Flügeln aus (Fig. 540, 2), welche die Basis der dorsalen Kurztriebe um- schließen. Gliftonaea Lamourouxi ist noch etwas komplizierter gebaut. Unter allen hier besprochenen Formen weist aber doch Leveillea jungermannioides die weitgehendste Imitation der Lebermoose auf (vgl. auch Goebel). Die kriechenden Sprosse, welche wieder von einer vertikalen Primärachse entspringen (Fig. 540, 5). tragen seitwärts ausgebreitete Phyllo- cladien, welche sogar die unterschlächtige Deckung der Jungermannien- blätter wiederholen (Fig. 540, 4). Die wiederum zweizeilig alternierenden dorsalen Kurztriebe besitzen m der Jugend drei annähernd gleiche Perizentralen wie diejenigen von Gliftonaea, nur liegt hier im Gegensatz zu jener Gattung eine Perizentral- zelle [pc^) nach innen und deren zwei schräg nach außen {pc.y pc^, Fig. 540, 7). Diese letzteren bilden durch wiederholte Teilung die breiten ein- schichtigen Phyllocladien, die übrigens ihre Entstehung gelegentlich noch an der Spitze verraten. Sie enden nämlich zuweilen mit einer runden Spitze die nicht bloß die drei Perizentralen erkennen läßt, sondern auch seitlich Haarsprosse erzeugt. Die Flachsprosse werden an ihrer Basis mit dem Hauptsproß noch dadurch verbunden, daß die Perizentralen des letzteren an ihrer Berührungs- stelle mit den Flügeln des Phyllocladiums lokales Wachstum und einige Teilungen inscenieren (bei b Fig. 540, 6). Soweit das Verhalten der Kurztriebe in den verschiedenen Gattungen der Polyzonieen. Die Langtriebe entstehen im Gegensatz zu jenen endogen, gehen also auf die axile Zellreihe zurück. Jedes Segment, das keinen Kurztrieb entwickelt, kann einen Langtrieb erzeugen, doch treten letztere meist nur vereinzelt und unregelmässig auf. Leveillea läßt im Gegensatz zu den anderen erwähnten Gattungen die Langtriebe aus der Basalzelle der Phyllocladien hervorgehen; Einzelheiten sind noch ungeklärt, doch ist die Ähnlichkeit mit Polysiphonien (S. 314) deutlich. 332 X. Rhodophyceae. Der angegebenen Entstehung zufolge schließen auch im erwachsenen Zustande die Langtriebe der Leveillea immer an ein Phyllocladium an und zwar an dessen akroskopen Rand. Dabei ist die aus Fig. 540, 4 leicht zu ersehende Stellung derart, daß einem Langtrieb der linken Flanke stets ein v'V klr . m^m^ Fig. 540. / — 3 Cliftonaea ii. Falkenberg u. Orig. / Cl. pectinata\ Ende eines Lang- triebes, schwach vergrößert. 2 dies.; Scheitel mit Kurztriebanlagen. 3 dies.; junger Sproß, vom Rücken gesehen. 4 — 7 Leveillea JiaigermannioiJes n. GoEBEL u. Fai, 2). Daraus muß eine ganz erhebliche Flächen Vergrößerung des Flügelrandes resultieren, die unweiger- lich zu Schraubenwindungen führt, weil die axilen Zellen mit ihrer Umgebung kein entsprechendes Längenwachstum aufzuweisen haben. 336 ^- Rbodophyceae. Auch bei Vidalia treten Adventiväste auf der Mittellinie auf und diese besorgen die eigentliche Verzweigung (Fig. 543, /); die Flankenäste bilden, wie geschildert, ausschließlich die Bezahnung der Langtriebe. Die buschartig wachsende, wiederholt fiederig verzweigte Rytiphloea tinctoria, untersucht von Falkenberg und Ambronn, weist keine nennens- werten Unterschiede von Amansia resp. Vidalia in ihrem Aufbau auf. Die Flügel sind nur sehr wenig entwickelt und zeigen Berinderung wie die- jenigen von Vidalia. Damit werden sie der oben besprochenen Halopithys weitgehend ähnlich und man kann wohl die Frage stellen, ob man Halo- pithys von Rytiphloea- Amansia herleiten solle oder umgekehrt diese von jenen. Vielleicht ist beides nicht erforderlich. Man wird wohl als Aus- gangspunkt Formen annehmen müssen, die weder Flügel noch Berindung, sondern nur fünf Perizentralen hatten. Neurymenia und Lenormandia gehören ihrem Grundtypus nach hier- her, im Einzelnen gestaltet sich die Flügelbildung der blattähnlichen Sprosse etwas abweichend (Falkenberg, Okamura). Nach unseren obigen Schilderungen kann es keinem Zweifel unter- liegen, daß die dorsiventralen Rhodomelaceen den radiären gegenüber als abgeleitete zu betrachten sind, und es wird auch kaum Bedenken hervor- rufen, wenn man von den Lophothalieen ausgehend zu Polysiphonieen, Chondrieen usw. emporsteigt. Nur wird man die Frage aufwerfen müssen, ob die Gruppe der Lophothalieen die niederste der Rhodomelaceen ist oder die Dasyeen, welche keine Perizentralen führen. Ich meinerseits möchte am liebsten auf Antithamnion und ähnliche Formen zurückgreifen und annehmen, daß von ihnen die Ceramien und Spyridien einerseits, die Lophothalien usw. andererseits ausgingen. Dem- entsprechend sehe ich in den Dasyen reduzierte Formen, welche die Fähig- keit der Perizentralzellbildung ganz oder zum Teil eingebüßt haben. Eine Bestätigung meiner Auffassung erblicke ich in dem Umstände, daß mono- siphone Abschnitte der Dasyen plötzlich polysiphon werden, wenn die Tetrasporenbildung beginnt (s. unten, Stichi(lien); das scheint mir als ein Rückschlag leicht, als ein rudimentärer Zustand schwer verständlich. Falkenberg freilich ist anderer Meinung, er stellt gerade die Dasyen an den Anfang der ganzen Rhodomelaceenreihe und leitet von ihnen die Lophothalien her. Über solche Fragen ist schwer zu rechten, und vielleicht kommt die Kompromißannahme der Wahrheit am nächsten, wonach Lophothalien wie Dasyen auf die gleichen Anti- und Callithamnien zurückgehen, kommen doch unter letzteren vielfach sympodiale Formen vor. Die dorsiventralen Rhodomelaceen reihen sich dann in ihren einfachsten Formen unschwer direkt an die Polysii)honien an; und es erscheint nicht unmöglich, von diesen aus eine mehr oder weniger kontinuierliche Reihe bis zu den recht abweichenden Lenormandien zu konstruieren. Tun wir das, so bestätigen wir unsere Andeutungen auf S. 325. Durch mannigfache Verwachsung, Fortbildung der Reduktion der typischen Poly- siphoniasprosse entstehen die buntesten Gestalten, Lnitationen teils von Formen aus anderen Algengruppen, teils von solchen aus den höheren Regionen des Gewächsreiches, und alle diese Metamorphosen haben mich gereizt, die Rhodomelaceen etwas ausführlicher darzustellen als der Leser vielleicht erwartet hat. Im übrigen klingt das alles an die Siphoneen an, die ja durch Verweben und Umgestalten der grünen Schläuche Analoges erreicht haljen. 8. Ceramiales. 337 Haftorgane. Die Keime der Florideen schweben bekanntlich ziinächt im Wasser, sinken dann aber auf die Unterlage herab. Die noch nackten Zellen flachen sich in vielen Fällen auf dieser ab und saugen sich an; in anderen Fällen bleiben sie mehr oder weniger rund und scheiden Schleim aus, der sie fest- klebt. Eine Haut dürfte immer erst nach der Berührung mit irgend einem Gegenstand gebildet werden. Werden alsbald aus den Keimen kriechende Fäden und dann Sohlen gebildet, so sorgen diese für weitere Verankerung, wo aber die kugeligen Fig. 544. Haftorgane n. Bornet, Falkenberg u. Darbishire. / Spermothamjuon flabellatum-^ kriechender Sproß. 2 Dipterosiphonia rigens ; Querschnitt des Stammes. 3—5 Euzo7iieUa incha. 3 Stamm quer. 4 Ders. von der Seite. 5 Hafter von unten. 6 — 8 Leveülea junget mannioides . 6 Sproß quer. 7, 8 Sproßstück von der Flanke, g Phyllo- phora ßrodiaei; Sohle mit überwallten alten {aspr) und wachsenden jungen {ispr) Sprossen. Keime (Chylocladia u. a.) entstehen, muß der Schleim solange wirken bis die Wurzelfäden entfaltet sind. Ob die halbkugeligen Jugendstadien sich als solche am Substrat festsaugen können ist nicht sicher, aber möglich. Jedenfalls wird fast immer eine weitgehende Festlegung auf der Unterlage vollzogen ehe aufrechte Organe gebildet werden, eine Erscheinung, die ja in anderen Verwandtschaftskreisen auch hinreichend bekannt ist. Oltmanns Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 22 338 ^- Rhodophyceae. In vielen Fällen schmiegen sich die abwärts gekehrten Zellen resp. Zellmembranen dem Substrat einfach an und das genügt meistens auch bei ganz glatter Unterlage. Ist dieselbe rauh, so werden die Unebenheiten ausgefüllt (Fig. 544, Phyllophora) und damit ein um so besserer Stützpunkt gewonnen. In weiche oder zerklüftete Objekte werden vielfach Fortsätze getrieben, die im einzelnen kaum etwas besonderes bieten. Solche Ge- staltungen wechseln bei der gleichen Spezies je nach den Substraten, und bei Florideen wiederholt sich das, was schon für die Ectocarpeen usw. mehr- fach erwähnt wurde, daß nämlich die gleiche Art auf festem Substrat scheiben- artig wächst, während sie in weiche Unterlagen eindringt, indem sie die ganze Sohle in Fäden auflöst. Das wird vielfach durch die primären, kriechenden Fäden besorgt, indes genügt die Sohle zur Festheftung nicht immer, z. B. nicht bei Batracho- spermum, Lemanea u. a., wo die langen Sprosse anfänglich einem einzelnen Faden ansitzen. Bei solchen und vielen anderen Formen erfolgt die Fest- heftung durch Hyphen, welche aus der Basis der aufrechten Triebe hervor- brechen und sich zu einer festen Haftscheibe verschlingen, die dann die Sohle in der Regel vollends verdeckt. Das erinnert an die Haftscheibenbildung bei Fucus u. a. Noch ähn- licher aber sind diesem Tang viele Ceramiaceen und Rhodomelaceen, bei welchen der Keimling anfänglich nur ein Rhizoid entwickelt. Hier wachsen später ebenfalls zahlreiche Hyphen aus den unteren Thalluszellen abwärts, um zur Haftscheibe zusammenzuschließen. Solchen vielzelligen Haftscheiben gegenüber finden sich andere, welche nur aus einer einzigen Zelle durch saugnapfartige Verbreiterung an deren Spitze gebildet werden. Solche finden sich z. B. schon (Fig. 512, 7, S. 295) bei Ceramium-Keimlingen an dem primären Wurzelfaden, treten aber besonders bei Formen mit kriechenden Stämmchen in die Erscheinung. Sehr hübsch bilden z. B. Bornet-Thuret dieselben bei Spermathamnion ab (Fig. 544. i). und Falkenberg erwähnt sie mehrfach bei kriechenden Rhodomelaceen. Bei solchen sind vermöge der konstanten Lage der ganzen Sprosse zum Substrat häufig ganz bestimmte Perizentralen für die Bildung derHafter prädestiniert; das ergeben ohne großen Kommentar Fig. 544, 2U.j. Besonders eigenartig sind die Haftorgane nach Falkenberg bei Euzo- niella. Zwei vor einander liegende Perizentralen entsenden hier abwäi'ts je ein Rhizoid (Fig. 544, ^). Beide erscheinen eng aneinander gepreßt. In Berührung mit dem Substrat verbreitern sie sich an ihrer Spitze derart, daß eine Scheibe entsteht (Fig. 544, 5), zu deren Bildung jedes Rhizoid genau die Hälfte beiträgt. Hand in Hand mit der Verbreiterung der Rhizoiden an ihrer Spitze geht eine wiederholte Gabelung derselben. Die Gabelästchen werden später zum Teil durch Wände abgegliedert (Fig. 544, 5). Bei Leveillea jungermannioides (vgl. S. 332) sind nach Falkenberg die Hafter aus zahlreichen Zellen aufgebaut. Ventiale Perizentralen (Fig. 544, 6) wachsen nach mehrfacher Teilung gemeinsam (kongenital) gegen das Substrat hin zu einem Höcker aus (Fig. 544, 7, .V). In Berührung mit der Unterlage lösen sich die Spitzen der Einzelzellen von einander, biegen um und wachsen strahlenförmig divergierend auf dem Substrat hin. Polyzonia weicht von diesem Modus der Hafterbildung nicht erheblich ab. Solchen Haftorganen ähnlich sind nun wieder diejenigen von Calo- glossa, die zuerst Nägeli, später Goebel, Gramer, Karsten beschrieben haben (S. 298). Hier wachsen an den sog. Knoten aus der Unterseite der :i Ceramiales. 339 Thallome Gruppen von Rindenzellen zu lose vereinigten Rhizoiclbüscbeln aus, welche die Festheftung besorgen. Ähnlich ist Martensia, hier brechen Gruppen von Wurzelfäden aus der Mitte oder aus den Rändern der Thallusfläche hervor, nicht blos um die Festheftung an der Unterlage zu besorgen, sondern auch um die Thallus- lappen miteinander zu verketten. Weitere Angaben bei Menz. Analog der Caloglossa wachsen bei Bostrychia Harveyi immer nur in unmittelbarer Nähe eines Seitenastes Rindenzellgruppen zu einer Haft- Fig. 545. Bostrychia n. Falkenberg u. Goebel. / B. radicans; kriechender Sproß. 2 B. Moritziana; Zweig, j Dies.; Spitze eines Astes mit beginnender Rhizoidbildung. 4 B. Hooken ; dasselbe etwas vorgeschritten, btr Basaltrieb. Scheibe aus, während andere Arten der gleichen Gattung aus ganz beliebigen Kortikalelementen Rhizoidenbündel entstehen lassen, sobald eine Berührung mit dem Substrat stattfindet. Wieder anders verhalten sich Bostr. radicans, Moritziana u. a. (Goebel, Falkenberg). Hier wird der erste (basale) Sproß eines seitlichen Zweigsystems (Fig. 545, 2 btr) nicht zu einem Lang- oder Kurztrieb von normaler Form, sondern er wendet sich abwärts gegen das Substrat (Fig. 545, /). Zunächst hat er den normalen Bau von Sprossen, 22* 340 X. Hhodophyceae. sobald er aber das Substrat berührt, wachsen seine Perizentralen zu Hyphen aus, welche das Organ festheften (Fig. 545, j, 4). Diese Gebilde, die auch bei Lomentaria impudica und Calmella opunta (s. BÖRGESEN) etwas modifiziert wiederkehren, mag man mit Goebel den Wurzelträgern der Selaginellen an die Seite stellen. Die letztgenannten Pflanzen leben fast alle im Brackwasser der Tropen. Daß aber mit dieser gleichartigen Lebensweise die ähnliche Hafterbildung zusammenhängt, ist kaum wahrschein- lich; denn Plocamium coccineum, das ganz anders vorkommt, bildet auch Haftscheiben an der Spitze von Ästen, soweit ich sehe, nur nach Kontakt mit festen Körpern (Fig. 546). Nägeli und Goebel haben über dieselben berichtet, ihre, sowie Ed. Grubers Präparate geben keinen Anhaltspunkt dafür, daß bestimmte Äste im voraus zur Hafterbildung ausersehen sind. Fig. 546. Orig. Präp. Gruber. Plocamium coccineurn\ Enden einiger Äste in Haftscheiben umgewandelt. Perennierende Florideen. Zahlreiche Florideen sind ein- jährig resp. monokarpisch, sie sterben völlig ab, nachdem die Fortpflanzungs- organe gebildet sind, andere da- gegen überdauern ungünstige Jahres- zeiten, mag das nun der Winter oder Sommer sein, um beim Eintritt zu- sagender Außenbedingungen wieder auszutreiben. Leider sind auch in dieser Richtung die Dinge sehr wenig unter- sucht; mangelnde Kultur und meist zu kurzer Aufenthalt an der See seitens der Beobachter tragen daran die Schuld. Eine Anzahl von Beispielen stelle ich später in dem Kapitel „Über- winterung" zusammen und erwähne hier nur, daß manche Florideen, wie Dumontia, mit Hilfe der Sohle überwintern, aus welcher sie dann jeweils im Frühjahr oder zu anderen günstigen Zeiten die aufrechten Sprosse ent- senden, nachdem die alten lange vorher abgeworfen waren. Im Gegensatz dazu sistieren Furcellaria, manche Phyllophora-Arten usw. in ungünstigen Zeiten einfach ihr Wachstum, ohne merklich Sprosse einzubüßen; zu geeig- neten Zeiten wachsen sie weiter, ohne daß ein Unterschied zwischen dem Neuzuwachs und den alten Teilen sichtbar würde. Ein dritter Fall steht zwischen dem ersten und zweiten. Die Sprosse sistieren ihr Wachstum im Winter, verlieren auch wohl Nebenäste und treiben mit erwachender Vegetation derart aus, daß neue und alte Teile scharf unterschieden sind (Fig. 547). Besonders auffallend ist in dieser Beziehung Martensia. Nach Svede- Lius werden in Abhängigkeit vom Monsun die netzförmigen Teile mit den Resten der Fortpflanzungsorgane abgeworfen, die ungeteilten Partien überdauern die ungünstigen Zeiten und aus ihnen treiben in der neuen Vegetationsperiode neue Netze hervor. 3. Ceramialt 341 Fig. 547. Ersatzsprosse. / Ptilota serrata {Pterota plumosa) n. CrAMER. 2 Phyllophora Brodiaei d. ÜARBiSfflRE. j Cryplofiemia Lomation n. Berthold. Die jüngeren Sprosse sind hell gehalten. B. Fortpflanzung. I. Ungeschlechtliche Vermehrung. Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Florideen besitzt, wie wir sahen, neben der Sexualität eine ungeschlechtliche Fortpflanzung, welche in der Regel durch die bereits auf S. 238 erwähnten Mono- oder Tetrasporen, vereinzelt auch durch Brutzellen oder Brutknospen bewirkt wird. Über das Verhältnis dieser verschiedenartigen Organe zu den Karposporen berichten wir später. 1. Monosporen. Die Monosporen sind, soweit bekannt, auf die Gruppe der Nema- lionales beschränkt, und Chantransia kann uns auf Grund der Angaben BoRNETs u. a. als einfachstes Beispiel dienen. Hier schwellen die End- zellen kurzer Seitenzweiglein, welche oft mehr oder weniger zahlreich bei- sammen stehen, zu eiförmigen bis kugeligen Gebilden an; sie füllen sich 342 X. Rhodophyceae. reichlich mit Plasma, speichern Reservesubstanzen und erscheinen meistens auf Grund verstärkter Chromatophorenbildung ziemlich intensiv gefärbt (Fig. 548). Die so entwickelten Zellen sind die Mutterzellen der Mono- sporen, letztere entstehen aus ihnen fast genau so, wie die Spermatien aus den Antheridien (s.- unten), d. h. die Membran reißt (Fig. 548) auf dem Scheitel auf und der ganze Inhalt tritt als völlig nackte, kugelrunde Zelle in das um- gebende Wasser. Hier um- hüllen sie sich früher oder später mit Membran und wachsen zu neuen Pflanzen aus. Die Trag- zelle der Monosporen ist auch hier gelegentlich befähigt, in die leere Hülle einzuwachsen und erneut Fortpflanzungs- zellen zu entwickeln. Nicht wesentlich anders verhalten sich die Monosporen von Batrachospermum, Hel- minthora, Scinaia u. a. An diesen sah Svedelius auffal- lend große Kerne und zeigte auch, daß die Monosporen in gewissen Fällen amöboid be- weglich sein können, ehe sie sich mit Zellhaut umgeben. Ihre Verteilung ist eine etwas andere. HowE beschreibt für Lia- gora kleine Scheiben, welche Monosporen tragen. Die Scheib- chen entstehen aus den termi- nalen oder subterminalen Zellen von der Pflanze loslösen und 548. Orig. Kuckuck. Chantransia secnndata ; Zweig mit Monosporen. von Assimilationsfäden, welche sich zeitig dann zu jenen meist einschichtigen Gebilden werden. Was aus den Mono- sporen wird, ist unbekannt. Die Zellen, welche den Scheiben den Ursprung geben, sind vielleicht mit den Seirosporen u. a. in Parallele zu bringen. 2. Tetrasporen. Die Tetrasporangien unterscheiden sich in ihrer ersten Entstehung nicht von den Monosporangien. Es handelt sich um stark aufschwellende mit reichlichem Inhalt versehene Zellen (Fig. 54!», j). die häufig das Ende kurzer Zweige einnehmen, in andern Fällen freilich auch inmitten eines Fadens auftreten. Zwecks Bildung der Tetrasi)oren zerfällt der Inhalt der großen Zelle in vier Teile (Fig. 549, /) und diese letzteren treten nach Zerreissung der Muttermembraii als nackte Kugeln aus, um sehr bald zu keimen. Schon lange unterscheidet man im Tetrasporangium drei etwas ver- schiedene Modalitäten der Teilung: 1. Sporae cruciatim divisae (Fig. 549, 4) lassen im Sporangium erst eine Querwand, dann in jeder Hälfte Längswände entstehen — es handelt 3. Ceramiales. 343 sich um Quadrantenteilungen, bei welchen die Längswände in der Ober- und Unterhälfte bald parallel, bald unter einem Winkel von 90" zuein- ander stehen; 2. Sporae zonatim divisae. Die etwas keulig gestreckte Mutterzelle zerfällt durch Querwände in vier übereinander liegende Zellen (Fig. 549, j); 3. Sporae triangule divisae bilden sich durch Tetradenteilung wie die Poilenkörner, die Sporen der Archegoniaten usw. (Fig. 549, /). Die eben erwähnten Wände sind freilich keine festen Zellulose- Wände, sondern nur Trennungslamellen. Die Ähnlichkeit der Tetra- und Monosporangien geht kaum über die ersten Entwicklungsstufen hinaus. Die inneren Vorgänge bei der Entwick- Fig. 549. Tetrasporen. / CaUithain7iion corymboswn n. ThURET. 2, j Cruoria stilla n. Kuckuck. 4 Rhodochortoti minutissimum n. Reinkes Atlas. lung der Tetrasporen sind recht komplizierte, sie sollen später ausführlicher behandelt werden; hier aber sei schon betont, daß nach den Angaben von SvEDELius und Kylin, die oben erwähnten drei Sporangienformen vielleicht gar nicht gleichwertig sind, insofern als die Sporae cruciatim divisae sich in ihrer ganzen Entwicklung weit mehr an die Monosporen anschließen als die anderen. Wie bei den Monosporangien kann auch ein Einwachsen der Stielzelle in die entleerten Behälter und darauf eine Neubildung von Tetrasporen erfolgen. Der Ort, an welchem in den einzelnen Verwandtschaftskreisen die Tetrasporangien angelegt werden, ist jeweils konstant und nach Svedelius 344 X. Rhodophj'ceae. für die Systematik verwendbar. Ob für die Teilungen innerhalb des Sporan- giums das gleiche gelte, ist nicht so sicher, a) Die Stelhing der Tetrasporangien. Die Tetrasporangien zeigen in ihrer Verteilung mancherlei Ähnlich- keit mit den später zu behandelnden Antheridien. Wo monosiphone, reich verzweigte, aber locker gestellte Sproßsysteme vorliegen, wie bei vielen Ceramiales (Callithamnion, Antithamnion usw.), bei Wrangelieen usw., da sind die fraglichen Behälter meistens ziemlich gleichmäßig über die sie tragenden Sprosse verteilt, teils in deren zentralen, teils in deren peripheren Regionen. Sobald aber die Fäden auch nur zu mäßig festen Geweben zusammenschließen, wie z. B. bei Dudresnaya, rücken die Sporangien in die äußeren Rindenschichten, und das ist erst recht der Fall bei all den zahl- reichen Formen, für welche wir eine knoipelige oder sonstwie feste Be- schaffenheit der Gewebe schilderten, gleichgültig ob dieselben dem einen oder dem anderen der oben er- wähnten Typen in ihrem Aufbau angehören. Greifen wir als Beispiel den schon mehrfach erwähnten Polyides heraus oder die Flahaultia, so bedarf die Fig. 550 kaum der Erklärung. Die Tetrasporangien liegen in oder direkt unterhalb der Außenrinde, und es besteht kein Zweifel, daß sie Endzellen kürzerer Seitenzweiglein der radiären Rindenfäden darstellen. Natürlich fördert die Lage der Spor- angien das Ausschlüpfen der Tetra- sporen. Die geschilderte Anordnung zeigt sich sowohl bei zahlreichen Ver- tretern der Cryptonemieenreihe als auch bei solchen der Rhizophyllideen Sphaerococcaceen, Rhodymeniaceen usw., so daß Beispiele anzuführen kaum möglich ist, ich verweise nur auf Fig. 551. Aber an einen Unterschied muß erinnert werden. Viele Formen tragen die Tetrasporangien über die ganze Thallusoberfläche zerstreut, während andere dieselben Organe auf bestimmte Zweige oder Zweigsysteme lokalisieren. Zur ersten Gruppe gehören z. B. Solieria, Gracilaria, Cysto- clonium, Rhodophyllis, Galaxaura, Dumontia u. a., also Vertreter ganz ver- schiedener Verwandtschaftskreise. Zur zweiten Gruppe zählen noch viel mehr Formen. Der oben erwähnte Polyides kann vielleicht mit einigen anderen Gat- tungen den Übergang von der ersten zur zweiten Gruppe vermitteln. Die Tetrasporangien stehen bei ihm über einen großen Teil der letzten Aus- zweigungen verteilt, und diese sind höchstens schwach angeschwollen, sodaß sie sich äußerlich nur wenig von gewöhnlichen Sprossen abheben. Etwas schärfer ai)gegrenzt sind die Äste bei Gelidium und seinen Verwandten (Fig. 552). Die Spitzen der feineren Zweige scliwellen etwas an, verbreitern sich auch ein wenig und i)roduzieren dann Tetrasporen (Fig. 552, /). Noch deutlicher treten die Tetrasporen tragenden Zweiglein bei Acanthopeltis (Fig. 552, j) hervor; sie sind wie die Sexnaläste Rand- sprossungen der Phyllocladien. Fig. .550 11. Bornet. Flahmiltia appendiculata; Längsschnitt des Sprosses, le Tetrasporangien, r Rinde, ck Zentralkörper, /? Hyphen. 3. Ceramiales. 345 Ähnliche Dinge wiederholen sich in anderen Familien, ohne daß sie verwandtschaftliche Beziehungen dartäten. Unter Hinweis auf Fig. 552 r^Äfi Fig. 551. Chrysy7netim uvaria. Orig. KuCKUCK. Querschnitt durch die Wandung einer Blase mit Tetrasporangien {te). erwähne ich nur Hypnea, Gracilaria, Rhodymenia palmetta. Die Figuren bedürfen wohl keines Kommentares. Eine Lokali- sierung der Tetra- sporen auf be- stimmte Stellen des Thallus be- deuten auch die Nemathecien. So nennt man seit alter Zeit kleine Polster, welche sich über die Thallusoberfläche erheben (Fig. 553, /) und aus palis- sadenartig dicht zusammengepreß- ten Zellreihen auf- gebaut werden. Die letzteren sind einfach aus der Rinde entsprin- gende Fäden. Es gibt männliche, weibliche und Te- trasporen - Nema- thecien. In ein- fachster Form tre- ten sie uns wohl bei den Squama- riaceen entgegen. Bei Cruoria stilla u. a. (Fig. 549, j) sitzen die Tetrasporangien den radialen Fäden seitlich an, stehen aber so tief, daß die Fadenspitzen über ihnen zusammen neigen. In anderen Fig. 552. Tetra&poren- Fruchtäste \\. Okamura u. KtJTZiNG. / Ge- Ir'dtum japonictiin. 2 Acanthofeltis japonica. j Rhodytnenia Pal- metta. 4 Hypnea aspera. 5 Gracilaria erecta. 346 X. Rhodophyceae. Fällen sind die fraglichen Behälter terminal auf ganz kurzen Trieben, sie werden (Fig. 553, /, j) von benachbarten „Paraphysen" umschlossen, die ebenfalls der Rinde entspringen. Mir scheint, der Unterschied zwischen Flahaultia, Chrysymenia u. a. (Fig. 550 und 551) sei nicht so groß; es sind in allen Fällen die nach außen divergierenden Fadenkomplexe, welche die Tetrasporangien erzeugen. Von alledem unterscheiden sich die Vertreter der Gattung Petrocelis, die parasitische Gattung Actinococcus (Fig. 553, 2) u. a. dadurch, daß die Tetrasporangien in mehr oder weniger langen Reihen liegen. Es wandeln sich hier Gliederzellen der straff gestellten Nema- theciumsfäden direkt in Tetrasporangien um. Bei Actinococcus wird der Fig. 5.53 n. Kützing u. Weber van Bosse. / Peyssonelia sqiiamaria ; Thallus quer mit Tetrasporen-Ne- inathecien. 2 Actmococctis mitTetra- sporen, auf einer anderen Alge schmarotzend. 3 Peyssonelia calcea. 4 Cruorulla Obbesii ; Teile der Nemathecien. ganze über die Wirtsjjfianze hervorschauende Thallus zu einem relativ großen Nemathecium umgewandelt, in welchem die Reihenanordnung der Tetrasporangien gut hervortritt. Diese Actinococcus-Nemathecien wurden häufig für die Früchte von Phyllophora u. a. gehalten. Das sind sie nicht. Es gil)t echte Nemathecien in dieser Gattung, speziell bei Phyllophora membranifolia und deren nächsten Verwandten kamen sie zur Beobachtung; sie stellen Krusten oder Polster dar, die sich in nichts Wesentlichem von den Nemathecien der Petrocelis, der Actinococcen usw. unterscheiden. 3. Ceramiales. 347 Andere Gigartinaceen wie Gigartina usw. weichen von diesem Modus ein wenig ab. Ohne sicli wesentlich nach auswärts zu strecken, biklen die noj-malen radiären Rindenfäden sukzessive Sporangienreihen aus (Fig. 554). Nur die äußersten Eindenzellen bleiben von diesem Vorgang ausgeschlossen und bedecken in einigen Lagen die radiären Reihen der Sporangien. Die Sporen können nur durch Aufreißen der sterilen Rindenschichten frei werden. Man kann diese Gebilde wohl als innere Nemathecien auffassen. Bei Chondrus (Kylin) wachsen aus den Zellen des Zentralkörpers seitlich kleine verästelte Zweigbüschel hervor, deren jede Zelle zu einem Tetrasporangium wird. Die Tetrasporen liegen scheinbar ungeordnet unter der Rinde und werden auch erst durch Zerstörung dieser frei. Auf Grund dieser Befunde wird vielleicht eine Nachuntersuchung anderer Gigartineen erforderlich. Die oben erwähnten und abgebildeten Nemathecien der Squamariaceen (Fig. 553) schei- nen mir stark an die einfachsten Corallineen anzuklingen, z.B. liegen bei Melobesia cortici- formis Rost, die Tetrasporan- gien „gruppenweise in lokalen Auftreibungen des Thallus". Nach SoLMS sind sie die End- zellen aufrechter Fäden des letzteren. Diese sind überaus kurz. Weit länger werden die benachbarten sterilen Zell- reihen, sie neigen sich mit ihren Enden über das Tetrasporan- gium und bilden so eine Öff- nung, die zeitweilig mit Schleim verstopft ist (Fig. 555, 6). Spä- ter können die sterilen Zellen, welche die einzelnen Tetra- sporangien trennen, zerdrückt werden, die reifen Tetrasporen liegen dann in einer scheinbar einheitlichen Höhlung (Fig- 555, 6). Ähnlich schildert Roth- PLETZ die Dinge für Archaeolithothamnion und Heydrichs Angaben über Sporolithon sind wohl ähnlich aufzufassen. Damit sind die Angaben von Nichols bezüglich des Lithothamnion mediocre wohl vereinbar. In den Krusten erkennt man neben den üblichen vertikalen Fäden (Fig. 555, i) große Zellen, welche von einem Schleim- pfropfen gekrönt sind. Das sind ursprünglich ebenfalls aufrechte Fäden; in diesen aber wird die basale Zelle gewaltig vergrößert, während die oberen verschleimen. Die Basalzelle wird unter Vierteilung zum Tetrasporangium, die zwischen den Sporenbehältern liegenden Zellen zerfallen (Fig. 555, 2) und so entsteht ein großer Hohlraum, den die Teti'asporangien nur zum Teil ausfüllen. Die Schleimpfropfen bleiben erhalten, später aber bahnen sich die Tetrasporen durch sie den Weg ins Freie. Aus den obigen Befunden werden wohl auch die Angaben von Pilger verständlich. Bei gewissen Lithothamnien strecken sich mitten im Thallus 3 Zelllagen ganz erheblich (Fig. 555, j). In der Mittelschicht der letzteren füllen sich viele Zellen mit dichterem Plasma und werden zu Tetrasporangien. ,"goo< Orig. Präp. Gruber. Fig. 554. Gigartina leedii. Querschnitt eines Tetrasporen bildenden Sprosses. te Tetrasporangien. 348 X. Rhodophyceae. Die über ihnen liegenden Zellen, welche unverkalkt sind, werden zerstört, d. h. sie gehen wohl in schleimige Pfropfen über und so entsteht (Fig. 555, 4) für jedes Tetrasporangium eine besondere Öffnung. Die nicht zur Tetra- sporenbildung verwendeten Längsreihen bleiben teilweise erhalten, werden aber durch die anschwellenden Tetrasporangien zusammengedrückt. Ist dem so, dann möchten hier Anklänge an Corallina und ihre nächsten Verwandten gegeben sein, die im übrigen mancherlei Besonder- 888|oRIS8ES|Bg nnnnODOOO OOOÖQQöO U08 . 00 eoyOOOO oooooooooRoohbX ÄQSOQQoogogooo ÖoSooooöooogooo ^SdxM OoooooooooOc Fig. 555. Tetrasporangien- und Konzeptakelbildung bei Corallineen. / u. 2 Litliotkamnion mediocre n. NiCHOLS. J U. ^ Lithothamnwft Philippii n. PlI.GER. 5 Lithophylltun tumi- dulum n. NiCHOLS. 6 Melobesia corticiformis n. SOLMS. heiten zeigen. Hier stehen wohlentwickelte Konzeptakeln an der Spitze kürzerer oder längerer Äste resp. an deren Verzweigungsstellen. Die Bildung derselben beginnt nach Solms mit der Verbreiterung des Sproßscheitels. Alsbald zeigt sich eine schalenartige Einsenkung (Fig. 556, i) ; diese vertieft sich immer mehr (Fig. 550, 2), und wenn dann die Ränder derselben sich 3. Ceramiales. 349 immer weiter emporwölben, muß schließlich eine vollständige Höhlung mit Porus zustande kommen (Fig. 556, j). Die auf dem Boden der Schale liegenden Zellen, der sog. Diskus [d Fig. 556, 2) lösen sich seitlich von einander und scheiden auf ihrem Scheitel Kalk aus. Dieser erscheint geschichtet, er bildet über jeder Diskuszelle ein Prisma, und da diese Prismen seitlich fest verbunden sind; resultiert eine zusammenhängende Kalkmembran (Prismenschicht) {ka Fig. 556, i). Die Kalkausscheidung der Diskuszellen dauert nur eine gewisse Zeit; wenn sie tiefer in das Konzeptakulum hinab verlegt werden, hört dieser Fig. 556. Corallina mediterranea n. SOLMS u. ThuRET. /, 2 Junge Konzeptakelanlagen auf dem Scheitel eines Sprosses. 3 Reife Tetrasporenkonzeptakeln. ka Kalkprismen, d Diskusschicht, pa sog. Paraphysen, te Tetrasporangien. Prozeß auf, statt dessen tritt Schleim auf, der den ganzen Hohlraum füllt. Die Kalkprismenmasse wird schließlich zerstört und damit ist erst die Konzeptakelöffnung wegsam. Die Zellen, welche die innere Böschung der Konzeptakelwand bilden, sind verkalkt, später aber verlieren sie die Ein- lagerung und entsenden paraphysenähnliche Fäden, welche allerdings recht hinfällig sind, gegen den Innenraum. Die den Boden junger Höhlungen bedeckende Diskusschicht (Fig. 556, 2) differenziert sich in lange Paraphysen [pä) und außerdem in kürzere Stäbchen {d). Erstere gehen später zu Grunde, letztere sind die jungen Tetrasporangien, die sich schließlich quer 350 X. Rhodophyceae. teilen und dicht gedrängt neben einander stehen (Fig. 556, j). Bei Choreonema fand Minder die Entwicklung ganz ähnlich; nur fehlen die Paraphysen. Die Konzeptakeln reichen überall bei den erwähnten Gattungen bis ins Markgewebe herab; bei Amphiroa dagegen liegen sie seitwärts an den Gliedern (Fig. 488, S. 268) und gehen nur bis in die Rinde. Yendo machte erneut auf diese Tatsache aufmerksam. Mit diesen Angaben sind die Dinge nicht erschöpft. Es sind u. a. Unterschiede vorhanden bezüglich der Paraphysen und der Stellung der Tetrasporangien ; z. B. sind bei Lithophyllum tumidulum die Paraphysen f. i*4«K/ Fig. 557. Tetrasporangien tragende Sprosse. / Pti/ofa plumosa n. KÜTZING. 2 Ptilota serrata n. OkAMüRA. J Antithamnion phimula n. NäGELI. 4 Plumaria Harveyi n. CrAMER. 5 Ceramium n. KÜTZING. 6 Spyridia n. KÜTZING. 7 Griffithia n, LeWIS. nach der Mitte der Konzeptakeln zusammengedrängt, während die Tetra- sporen am Rande stehen (Fig. 555, 5). An die auf S. 344 erwähnten gewöhnlichen Callithamnien schließen die Antithamnion-, Plumaria- und Ptilota-Arten bezüglich ihrer Tetrasporenbildung an. Ganz allgemein liefern die End- oder Scheitelzellen der Kurztriebe — besonders diejenigen letzter Ordnung — die Tetrasporangien (Fig. 557, 4) und mit Vorliebe häufen sich diese an den Endverzweigungen (Fig. 557, /). Das führt bei Ptilota-Arten zu kätzchenähnlichen Bildungen (Fig. 557, 2), die nicht mehr bilateral, sondern äußerlich wenigstens radiär gebaut sind. Nach Gramer hat das seinen Grund in dem Auftreten zahl- •, " 3. Ceramiales. 351 reicher Adventivsprößchen, welche aus den Berindungszellen hervorgehen (s. auch Kylin). Unter den übrigen Ceramiaceen mag zunächst Griff ithia erwähnt sein. Am Oberende der großen Langtriebzellen erstehen an Stelle der haarigen Wirteläste (S. 293) kurze Auswüchse, welche unter V^erzweigung Gruppen von Tetrasporangien bilden. Diese pflegen durch besondere Zweiglein (Fig. 557, f) nach außen gedeckt zu sein (Lewis, Kylin). Die Ceramien produzieren ihre Tetrasporen an den gestauchten Wirtelästchen, welche bald als Binden, bald als zusammenhängender Über- zug die große axile Zellreihe bedecken (Fig. 557, j). An den sehr dünn- fädigen Ceramien-Arten und auch an den dünnen Ästen der Spyridien (Fig. 557, 6) pflegen die Tetrasporangien weit über die kleinzelligen Gürtel hervorzutreten; bei den derberen Ceramien aber ist das nicht immer der Fall, bei ihnen sind die Tetrasporenbehälter durch die kleinen Rindenzellen ganz oder teilweise überdeckt. Auch in anderer Richtung sind die Arten verschieden; bei manchen bildet jeder Gürtel ringsum Tetrasporen, bei anderen treten letztere einseitig auf usw. Das alles dürfte abhängig sein von dem speziellen Ort der Entstehung der Tetrasporangien, der nach Gramer keineswegs bei allen Arten gleich ist. Bald sind es primäre, bald sekundäre usw. Rindenzellen, welche die Tetrasporen hervorgehen lassen. Ceramium rubrum z. B. entwickelt die letzte der primären Rindenzellen nach Gramer zum Tetrasporangium, und die dorntragenden Arten lassen Beziehungen zwischen Dornen und Tetrasporangien erkennen. Die Tetrasporangienstände der Delesseriaceen, über welche auch Kylin berichtet, erinnern in manchen Fällen an diejenigen der Gelidiaceen (S. 345, Fig. 552, /). Bei Galoglossa, Apoglossum u. a. (Fig. 558, i) bilden sich die Tetrasporangien in der Laubfläche nahe dem Scheitel; sie erscheinen in Mehrzahl und bilden zusammen unregelmäßig umgrenzte Flecke, die man eventuell als Sori bezeichnen kann. An den älteren Teilen sind nach Gramer die entleerten Sori (Fig. 558, /, 2) noch kenntlich. Ganz ähnlich liegt die Sache bei Hemineura (Fig. 558, 3) und auch bei Deles- seria sinuosa; hier handelt es sich um flache Aussprossungen des Thallus- randes, die mit Sporangien dicht bedeckt sind. Hieran schließen sich Taenioma (Fig. 558, g, 10) (s. Bornet, Falkenberg) und Sarcomenia (Weber van Bosse), bei welchen die Tetra- sporangien zweireihig in den Enden von Sprossen liegen. Letztere sind bei Taenioma wenig, bei Sarcomenia stärker modifiziert. Delesseria Hypoglossum erinnert insofern an Galoglossa, als auch bei ihr Tetrasporen in den Sproßenden entstehen, wie Phillips neuerdings schildert; häufiger und zahlreicher aber zeigen sie sich auf relativ kleinen rippenbürtigen Adventivästen- Diese treten besonders bei Delesseria san- guinea (Hydrolapathum) in die Erscheinung. Nach Zerstörung der eigent- lichen Laubfläche brechen im Oktober bis November aus den persistierenden Mittelrippen zahlreiche Kurztriebe hervor (Fig. 558, 5), welche ganz mit Tetrasporangien besetzt sind (Kützing, Phillips, Kuckuck, Svedelius). Die Nitophyllen produzieren ihre Tetrasporen auf der Fläche des Laubes in meist kreisrunden Flecken (Sori) (Fig. 558, 4). die besonders bei Nitophyllum punctatum allbekannt sind. Märten sia entwickelt Tetrasporen- Sori in den Balken des Netzwerkes wie auch in den festen Teilen des Thallus, in letzterem allerdings wohl weniger reichlich. Die Prozesse der Tetrasporenbildung sind wohl am einfachsten bei Taenioma zu übersehen. Die beiden langgestreckten Zellen, welche un- 352 X. Rliodophyceae. Fig. 558. Tetrasporenbildung bei Delessen'aceen. i, 2 Caloglossa Leprienri n. Cramer. j Hemineura n. OkaMURA. 4 NitopJiyllum pitnctainm. Orig. 5— iS Delesseria sangtänea n. SVEDELIUS. p U. 10 Taenioma n. BoRNET. 3. Cerainiales. 353 mittelbar neben der Mittelrippe liegen, werden durch eine Querwand in eine größere apikale (sp) und eine kleinere basalwärts gekehrte Zelle (Quer- zelle Fig. 558, lo) zerlegt. Estere ist das Tetrasporangium. Sind die Sporen aus ihm ausgeschlüpft, so bleibt nur ein Netzwerk übrig, bestehend aus der Mittelrippe, den Randzellen und den sie verbindenden flachen Quer- zellen (Fig. 558, 10). Sarcomenia schließt sich mit einer kleinen von Weber van Bosse beschriebenen Modifikation an, und prinzipiell ver- schieden sind auch die Vorgänge bei Caloglossa nach Gramer nicht. Die neben der Mittelrippe liegenden Flügelzellen erfahren nicht die üblichen Teilungen durch schräge Wände wie bei rein vegetativen Sproßabschnitten; sie bleiben vielmehr relativ lang und zerfallen dann auch durch Wände, welche zur Längsrichtung des Thallus senkrecht stehen, in eine Sporangien- mutterzelle {sp) und eine Querzelle (Fig 558, 2). Der Rand des Thallus wird zur Tetrasporenbildung nicht mit verbraucht, der Unterschied von Taenioma aber besteht darin, daß sich Tetrasporangienreihen zu beiden Seiten der Mittelrippe bilden. Die Querzellen werden nach Gramer durch zwei zur Thallusfläche parallele Wände in drei übereinander liegende Zellen zerlegt. Die raittleie (innere) von ihnen bleibt unverändert. Die beiden den Flächen zugekehrten Zellen aber entsenden in der Richtung gegen die Thallusspitze Fortsätze (Fig. 558, 2), welche mit der nächstoberen Querzelle in Verbindung treten (durch sekundäre Tüpfel?). So entsteht ein dichtes Maschenwerk steriler Zellen. Das ist nach Gramer von Bedeutung, weil sonst wohl die bekannt- lich einschichtigen Thallusflügel nach dem Austritt der Tetrasporen zerfallen würden. Bei Delesseria sanguinea werden die jungen Sporophylle nach Svedelius mehrschichtig, indem sich von der Mittelschicht (Fig. 558, j), Fadenreihen erheben. Die Endzellen von gewissen Fäden [sp Fig. 558, 6, y) schwellen an und werden zu Tetrasporangien. Diese sind zunächst ober- flächlich, werden aber durch Nachbarzellen überwallt und sind nun schein- bar endogen (Fig. 558, 7, S) in zwei Schichten dem Sporophyll eingelagert. Kylin bestätigte das. Bei Phycodrys (Delesseria) sinuosa stehen die Sporangien nicht wesent- lich anders als bei Delesseria, das ergibt sich ohne weiteres aus Kylins Fig. 558, 8. Die Entstehung ist freilich etwas anders. Erst nachdem die axile Hauptreihe einige Rindenzellen nach auswärts abgegliedert hat, ent- senden die inneren Zellagen (meist nach rückwärts gekehrte) plasmaieiche Fortsätze, welche dann, durch eine Wand abgetrennt, die Sporangienanlage darstellen. Mir scheint, es handle sich überall um Seitenzweige der zur Rindenbildung bestimmten Äste, und das ist nicht bloß bei den Delesseria- ceen der Fall, wenn auch die Teilungsmodalitäten im Einzelnen manche Abweichungen aufweisen. Ist bei den Delesserien u. a. die Tetrasporenbildung an die bereits vorhandenen Rippen geknüpft, so wird bei den Nitophyllum- Arten das typisch einschichtige Laub erst zu diesem Zweck mehrschichtig gemacht, ja es kann an solchen Stellen ein axiler Faden in die Erscheinung treten. In den so gebildeten Polstern liegen dann die Tetrasporangien in zwei Schichten, wie das in unserer Gruppe so häufig vorkommt. Die Tetrasporen tragenden Zweiglein, die bei Delesseria u. a. so charakteristisch entwickelt sind, kann man schon als Stichidien nach der älteren Nomenklatur, als Tetrasporophylle nach einer neueren Bezeichnungs- weise, kennzeichnen. Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 23 354 X. Rhodophj^ceae. Solche Stichidien treten nun fast noch aufkllender bei Plocamiuni auf (vgl. auch S. 284). Einzelne oder zahlreiche der einseitig angeordneten letzten Verzweigungen werden nach Nägeli — verästelt oder unverästelt — zu den oben genannten Organen umgewandelt. In jedem einzelnen der ab- geflachten Stichidien liegen die Sporen in zwei Längsreihen neben der Zentral- achse (Fig. 559). Die Tetrasporangienbildung der Rhodomelaceen beschrieb wiederum Falkenberg, dann auch Kylin, nachdem schon von älteren Autoren manches berichtet war. Die Tetrasporen unserer Gruppe, die wohl immer tetraedrisch geordnet sind, entstehen nur in polysiphonen Sproßabschnitten (Fig. 560, /). Solche sind ja bei den meisten Formen direkt gegeben, bei Dasyeen, Lophothalieen usw. aber werden monosiphone Äste zum Zwecke der Sporenbildung poly- siphon. Ein Sporangium geht niemals aus der axilen Zelle hervor, sondern stets aus einer Perizentrale. In dieser gehen Teilungen vor sich „wie bei Beginn der Rindenbildung'" d. h. durch eine schräg gestellte Wand wird nach außen zunächst eine kleinere Zelle (Deckzelle d' Fig. 560, 6" 6'') abgegliedert, dann folgt an der gleichen Perizentrale in der ent- gegengesetzten Richtung eine zweite Deckzelle [d' Fig. 560, 7"). Damit ist das junge Tetras))orangium von der Außenwelt abgeschlossen, es zerfällt dann noch durch eine Querwand in eine obere größere Zelle, in welcher die Sporen entstehen und in eine untere, kleinere, die Tragzelle [tr Fig. 560, /'). Die Entwicklung hat große Ähnlichkeit mit der Prokarpbildung in der gleichen Gruppe. Die später aus der Mutter- zelle gebildeten Tetrasporen treten zwischen den auseinander gedrängten Deckzellen hervor. Der eben geschilderte Modus der Tetrasporangienbildung kehrt der Haupt- sache nach in allen Gattungen der Rhodo- meleen wieder, auch wenn ihre >S[)rosf?e im einzelnen ganz abweichend gebaut sind. Selbst Odonthalia, Cliftonaea, Amansia, Vidalia u. a. entwickeln sekundäre Peri- zentralen zu Tetrasporangien, wie aus Fig. 5G0 ohne weiteres ersichtlich ist, und .sogar Chondria läßt den gleichen Bildungsmodus erkennen (Fig. .560, j), obwohl hier im erwach.senen Zustande die Zellen isoliert sind und die Tragzelle erheb- lich gestreckt wird. Laurencia macht nach Kylin eine unbedeutende Ausnahme. Die Tetrasporangien stehen an Zellen, welche außerhalb der Perizentralen liegen. Im übrigen wiederholt sich hier die schon bei den Delesserien gegebene Regel: Die Tetrasporangien sind Seitenzweige der Rindenfätlen. Fig. 559. Üri». Plocamium coccinemn. I Sproßsystem mit Stichidien. 2 Einzelnes Stichidium. 3. Ceramiales. 355 Die Formen, welche eine Berindung herbeiführen, sowie diejenigen, welche in den Perizentralen eine Etagenteilung eintreten lassen (Rhodomela, Bostrychia usw.) zeigen noch einige kleine Besonderheiten, doch sei dieserhalb auf Falken- berg verwiesen und nur betont, daß in solchen Fällen die Deckzellen meist auch in Etagen zerlegt werden. Ist nun auch die Entstehung der Tetrasporangien in den Geweben der Rhodomelaceen eine relativ einheitliche, so ist doch ihre Stellung an den Sprossen mancherlei Variationen unterworfen. Am einfachsten verhalten sich wieder die normalen Polysiphonien ; bei ihnen liefert i jedes Segment der fertilen Äste ein Tetrasporangium, und zwar Fig. 560 n. Bornet, Falkenberg u. Kylin. Tetrasporangien und deren Bildung. / Polysiphonia paradoxa; Zweig mit Tetrasporangien. j Längsschnitt durch ein Sproß- stück von Chondria. 4 Querschnitt durch ein Sprößchen von Atnatisia glonurata. 5 Quer- schnitt des Sprosses von Odonthalia. 6 u. 7 Längs- und Querschnitte tetrasporenbildender von Rhodomela, te Tetrasporangien, ca Zentrale Achse, pc Perizentralen, tr Trag- zelle, d Deckzellen. geht dasselbe aus der ältesten Perizentrale (vgl. S. 308) hervor. Diese liegen dort, wo keine Seitenorgane gebildet werden, annähernd übereinander, und so resultieren in solchen Fällen auch Sporangienreihen, welche den Zweigen etwa das in Fig. 560, 1 wiedergegebene Aussehen verleihen. Wo aber Seitenorgane auftreten, mögen diese als Lang- oder Kurztriebe verschiedener Art entwickelt sein, steht bekanntlich bei Polysiphonia die erste Perizentrale seitlich neben diesen. Sind demnach die Seitenorgane spiralig geordnet, dann trifft das näm- liche für die aus den ältesten Perizentralen hervorgehenden Tetrasporangien zu. 23* 356 X. Rhodophyceae. Bei anderen Gattungen und Gruppen sind es andere, aber auch bestimmte Perizentralen, welche den Tetrasporangien den Ursprung geben. Die Einzelheiten sind schier endlos. Erwähnt sei nur noch, daß oft alle Perizentralen eines Seg- mentes Sporangien erzeugen, z. B. bei Bostrychia, Dasya u. a. Doch kommen in der gleichen Gattung Abweichungen vor. Durch die Tetrasporenbildung wird bei den Polysiphonien und zahlreichen anderen Formen der Wuchs der fertilen Äste gegen die sterilen nicht wesentlich verändert; sie erscheinen, wie auch in Fig. oGO, / erkennbar, nach wie vor als Langtriebe. In anderen Fällen aber nehmen die Tetrasporen tragenden Zweige den Charakter von Kurztrieben an, die dann nicht selten mehr oder weniger ab- weichenden Habi- tus erhalten. Das gilt z, B. von Chon- dria u. a., besonders aber von Bostry- chia, Dasya (Fig. 561, 2), bezüglich deren wir schon oben erwähnten, daß häufig mono- siphone Kurztriebe zwecksTetrasporen- bildung auf kürzere oder längere Strek- ken polysiphon Fig. 561. Stichidien n. Fai.KENBERG. / Rhirrayella pcriclados. 2 Doxodasya bulbochaete. 3 Vidalia vohibilis. 4 Herposiphonia tenella. 5 Leveillea juiigermannioides. werden. Das sind wieder typische Stichidien, die nun auch bei anderen Rhodo- meleengruppen in wech.selnden Formen auftauchen können; sie alle zu bespreclien ist unmöglich. Wenn zwischen den typischen Stichidien und normalen Sprossen alle Übergänge gefunden werden, so ist das nicht überraschend, DiedorsiventralenRhodomelaceen, wie Ilerposiphonia, Placophora, Pollexfenia usw. wurden in diesem Kapitel bislang nicht erwähnt; weil manches, was an den Tetrasporen tragenden Ästen solcher Gattungen be- merkenswert ist, in augenfälligerer Form an den Sexualsprossen wiederkehrt, fassen wir uns hier kurz. Die Tetrasporen bildenden Zweiglein erhalten bei Ilerposiphonia, Pollex- fenia, Placophora u. a. den Habitus der gewöhnlichen Polysiphonia-Sprosse, 3. Ceramiales. 357 d. h. sie sind radiär und bilden Tetrasporangien nach den oben für solche Formen gegebenen Regeln. Das ist aus Fig. 561, 4 für eine Hei-posiphonia sofort ersichtlich, und mehrfach beschrieben ist, daß bei Placophora S])rößchen vom Wuchs der üblichen Stichidien aus dem Rande des krustigen Thallus hervorbrechen. In ähnlicher Weise wird der wachsende Thallussaum von Pollexfenia cristata in normale Stichidien aufgelöst; Pollexfenia i)edicellata u. a. entwickeln kurze Sporensprosse aus der Thallusfläche an den Stellen, die gewöhnlich Haar- triebe produzieren. Dorsiventral dagegen bleiben die Sporen produzierenden Sprosse der Amansieen (vgl. auch Fig. 560, 4). Es sind das bei Amansia, Vidalia usw. schmale Flankensprosse^ die sich besonders bei letzterer Gattung zu reich verzweigten Stichidien entwickeln können (Fig. 561, j), doch werden z. B. bei Am. Kützingioides Harv. daneben Adventivsprosse auf der Thallusfläche zu gleichem Zwecke verwendet. Auch die relativ kurzen Seitentriebe der Cliftonaea behalten trotz Sporenbildung die Form der normalen Sprosse dieser Gattung bei, ebenso ist es bei Leveillea (Fig. 561, j). Hier tragen die mit Phyllocladien be- besetzten jungen Seitensprosse nur an ihrer Basis Tetrasporangien, die sich ungemein weit nach außen vorwölben. Nach Entleerung derselben dürfte die Sproßspitze zu weiterer Entwicklung fähig sein. b) Die Entwicklung der Tetrasporen. Die ersten präzisen Angaben über die Entwicklung der Tetrasporangien. soweit es die inneren Vorgänge betrifft, machte Yamanouchi; ihm folgten Lewis, Svedelius, Kylin. Die Angaben von Davis erwiesen sich als ungenau. Nach Kuckucks Mitteilungen geht der Fertigstellung der Tetrasporen eine „Vakuolisierung" voraus. Das Plasma wird schaumig, die Chromatophoren, welche anfänglich der Wandung der Mutterzelle anlagen, stellen sich zeitweilig senkrecht zu dieser. Später, in den Tetrasporen, nehmen sie wieder die Peripherie ein, umgeben aber auch zum Teil den Kern. Das erinnert an manche Braunalgen. Die oben genannten Verfasser haben auf diese Dinge wohl nicht immer genügend geachtet, sie befaßten sich fast ausschließlich mit den Kernteilungen. Die Tetrasporen tragenden Pflanzen zeigen bei allen Mitosen 40 Chromosomen, und diese Zahl wird auch noch beibehalten, wenn das junge Tetrasporangium von der Tragzelle getrennt wird. In ihm wird ein großer Kern beobachtet, welcher die Mitte der Zelle einnimmt (Fig. 562, /). Tritt er in das Stadium der Diakinese, so zeigen sich (Fig. 562, 2) 20 Doppelchromosomen; alsdann entsteht inmitten der Mutterzelle, parallel deren Längsachse die Spindel (Fig. 562, 3). welche heterotypisch 2 Kerne bildet. Diese teilen sich dann homöotypisch, wobei die beiden Spindeln (Fig. 562, 4) zu einander senkrecht stehen. Die ent- standenen 4 Kerne rücken ziemlich weit gegen die Mitte des Tetra- sporangiums vor, und durch Einschnitte, welche von der Wand aus vor- dringen, wird dann der Inhalt in vier gleiche Teile zerlegt (Fig. 562, 5, cV). Diese Art der Reduktionsteilung wird in gleicher Weise für Griffithia, Delesseria, Rhodomela u. a. geschildert. Für Polysiphonia lauten die Be- richte von Yamanouchi etwas anders. Auch bei dieser Gattung werden in der Diakinese 20 Doppelchromosomen gebildet, diese zerfallen aber in 80 und nun folgen ganz rasch aufeinander 2 Spindeln, die auf einmal vier Gruppen mit je 20 Chromosomen liefern. Der Endeffekt ist freilich immer der gleiche, es findet eine Reduktion der Chromosomenzahl bei der Tetra- 358 X. Rhodopbyceae. Sporenbildung statt und das dürfte nach dem, was jetzt an Beobachtungen vorliegt, für die Mehrzahl der Florideen gelten, welche diese Gebilde füliren, wenn auch gelegentlich abweichende Zahlen wahrgenommen wurden, z. B. hat Corallina nach Yamanouchi 48 bzw. 24 Chromosomen. Die Sporae cruciatim divisae haben vielleicht ganz allgemein eine etwas abweichende Entwicklung. Die Wände, welche die Tetrasporen von einander sondern, 'sind keine Zellulose-Wände. Bei Delesseria haben sie nach Svedelius eine eigen- artige Struktur (Fig. 562, z Basalzelle. 3. Ceramiales. 369 dagegen werden A.ntheridien auf beiden Flächen erzeugt. Falkenberg zeigt, daß diesen Gebilden im wesentlichen der Bau abgeflachter Cliondria-Sprosse zukommt. (Fig. 570, j). wie er, etwas modifiziert, sich auch bei Herpochondria wiederfindet (S. 319): in einer Ebene verzweigte und kongenital verwachsene Systeme. Im Gegensatz zu jenen flachen Organen kommen bei Lenormandia (Fig. 570, 7, (5") und wohl auch bei anderen Amansieen nach Falkenberg kugelige Antheridienstände vor. Prinzipiell verschieden von den bislang er- wähnten sind sie nicht. Auch hier wird ein Haarsprößchen mit Perizentralen ausgestattet. Doch liefern diese, wie Falkenberg schildert, direkt die Anthe- ridien, indem sie sich einfach quer und radial, aber nicht tangential teilen. Zwischen den beiden Extremen, die durch Rhodomela einerseits, durch Polysiphonia andererseits gegeben sind, finden sich nun mancherlei Übergänge. Ich Fig. 570. Antheridienstände n. Falkenberg. / Etizoniella bipartita. 2 Lei^eillea junger- manniotdes. 3 Lophothalia vcrticillata. 4, 5 Choiidrm dasyphylla ; von der Fläche und im Querschnitt. 6 Bostrychia tenella. 7, 8 Lenormandia angustifolia. g Lophosiphonia sub- adiinca. 10 Heterosiphonia cladocarpa. erwähne kurz, daß Brogn iar te Ha an einem Haartrieb mehrere Antheridien- stände entwickelt und daß Lophosiphonia (Fig. 570, 9) alle Strahlen der Haarsprosse zu solchen Organen umgestaltet. Auch die Heterosiphonien zeigen solche Zwischenstufen (Fig. 570, 10), die kaum eines Kommentars bedürfen, und fast selbverständlich ist es, daß die Dasyen und Bostrychien (Fig. 570, 6), bei welchen ja die polysiphonen Sprosse als solche vielfach monosiphon endigen, in der Ausbildung der Antheridienstände zwischen Rhodomela und Polysiphonia in der Mitte stehen. Dazu kommt, daß Rosenvinge bei Rhodomela auch monosiphone Triebe neben den normalen polysiphonen mit Antheridien be- deckt fand. Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. IL 24 370 ^- Rhodophyceae. Die hier gegebene Darstellung wird bei denjenigen Widerspruch erwecken, welche zwischen „Blättern" und „Sprossen" bei den Rhodomeleen scharf scheiden. Ich legte oben (S. 317) die Gründe dar, welche mir persönlich diese Scheidung untunlich erscheinen lassen. In Konsequenz des dort Gesagten mußte hier der scheinbar scharfe Unterschied zwischen „blattbürtigen" und „sproßbürtigen" An- theridien verwischt werden. Wir werden auch noch zu zeigen haben, daß zwischen blatt- und sproßständigen Cystokarpien kein durchgreifender Unterschied existiert. c) Die Entwicklung der Spermatien. Batrachospermum, wohl der einfachste Fall, trägt die Sperma- tangien (Fig. 564, j) an den letzten Auszweigungen der Wirteläste, bei ihrer Bildung entsteht eine farblose Vorwölbung, die dann durch eine Querwand abgegliedert wird. Das erste Antheridium wird wohl terminal aus der Endzelle eines Zweiges vorgetrieben, die folgenden entstehen seit- lich (Fig. 564, j»), schieben aber gern das älteste Spermatangium zur Seite und rufen damit den Anschein einer Dicho- oder Polytomie hervor. Die Antheridien sind offenbar Zweiglein, an welchen nur eine, die Endzelle, entwickelt ist. Das ist besonders deutlich, wenn sie nicht an den freien Enden der Tragäste entstehen, sondern an weiter zurückliegenden Gliederzellen der Zweige. Ganz ähnlich sieht die Sache bei zahlreichen anderen Gattungen aus, z. B. bei Nemalion, Helminthora und vor allem bei Scinaia (Svede- Lius). Reich verzweigte Fäden zwängen sich durch die farblose Rinde, die Endzellen der Zweiglein strecken sich, teilen ihren Kern, lassen den einen in das Unter-, den anderen in das Oberende wandern und schnüren dann das letztere ab. Wir haben oben das Antheridium, unten die Tragzelle nach verschiedenen deutschen Forschern benannt. Svedelius nennt die untere neuerdings Spermatangiummutterzelle. Das Wort ist etwas lang und kaum nötig. Die Tragzelle kann nach diesem ersten ein zweites, ja eventuell ein drittes Antheridium abgliedern. Es wird dann ein Fortsatz neben dem ersten seitlich herausgeschoben, natürlich nicht ohne voraufgegangene Kern- teilung. Nicht selten entsteht ein Spermatangium durch Einwachsen in die entleerte Hülle eines älteren (Fig. 571, j)- Das ist ein Vorgang, der in verschiedenen Gruppen, z. B. bei den Ceramiaceen wiederkehrt. Griffithia (Fig. 571, 7—9) zeigt das recht hübsch. Bei Delesseria sanguinea werden die oberflächlichen Zellen der Antheridienstände (s. S. 366) sehr plasmareich (Fig. 571, /), sie teilen ihren Kern und nun wird durch eine schräg gerichtete Wand das Sperma- tangium («) von der Tragzelle {fr) abgegliedert. Weiterhin (Fig. 571, 2) sendet die Tragzelle einen Fortsatz aus, dieser schiebt sich neben das vor- her gebiklete Antheridium, der Kern teilt sich und dann wird das Ganze wieder durch eine schräge Wand von der unteren Zelle getrennt. Damit ist der Vorgang beendet, es sitzen immer zwei Antheridien auf einer Trag- zelle, bisweilen wird die Zahl vermehrt. Die Anklänge an Coleochaete sind nicht zu verkennen. Martensia hat nach Svedelius solche Antheridienpaare auf der Tragzelle nicht aufzuweisen. Die Oberflächenzellen werden durch leicht geneigte Wände geteilt, es entstehen zahlreiche, fast stäbchenartige Gebilde, welche dicht gedrängt beisammen sitzen (Fig. 565, 6, S. 363). Jedes derselben schnürt nach außen ein Antheridium durch eine (,)uerwand von der Tragzelle ab. Ist ersteres entleert, so wächst die letztere in dasselbe ein und bildet ein neues Organ gleichen Namens. Delesseria und Martensia unterscheiden sich also nur dadurch, daß die 3. Ceramiales. 37 J jüngeren Spermatangien im ersten Fall neben, im zweiten in den ent- leerten älteren entstehen. Polysiphonia läßt nacli Yamanouchi die Spermatangien auch suk- zessive aus der Tragzelle hervorgehen, diese schiebt die jüngeren zwischen die älteren ein. Rhodomela ist nach Kylin durchaus ähnlich wie Deles- seria und so geht es weiter. Es scheint mir sicher, daß auch zahlreiche andere Florideen diesen Beispielen folgen. Mit Batrachospermum beginnend gibt es eine ganze Reihe von Formen, bei welchen überall die Terminal- zellen der Zweiglein das Antheridium darstellen. Die Unterschiede werden wohl bedingt durch die Zusammendrängung, welche diese Endzellen in den Antheridienständen erfahren. Nicht alles freilich fügt sich genau diesem Schema. Polyides weicht etwas ab, wir haben (Fig. 506, S. 3G4) in dem Nemathecium lange Fäden parallel gestellt, aus deren Gliederzellen gehen erst sterile Zellen — gleichbedeutend mit Tragzellen — hervor und diese liefern nach Schmitz (s. a. Guignard) die Spermatangien; ob jede nur eins oder mehrere, ist mir nicht ganz klar. Der Unterschied von Batrachospernuim liegt nur in der besonders geformten Trag- zelle. C h a m p i a hat nach Davis eine ziemlich große besonders geformte und gefärbte Zelle, diese entsendet Fadenbüschel, welche ihrerseits die Antheridien an der Spitze bilden. Das könnte sich bei erneuter Prüfung als ein Seiten- stück zu Scinaia erweisen. Corallina (Fig. 571, /o) kann leicht aus einer Häufung von Antheridien auf der Tragzelle verstanden werden. Melobesia ist etwas schwieriger, hier haben wir Reihen von Spermatien, welche der Tragzelle aufsitzen (Fig. 571, 12), ganz ähnliches gilt von * Peyssonelia (Fig. 566, 5). Meistens wird angegeben (Guignard), daß die Spermatien in den Reihen gleich- zeitig entstehen. Schmitz meinte, sie könnten wohl zukzessive gebildet werden, etwa wie die Conidien von Aspergillus. Die Antheridien von Batrachospermum (Davis) und von Nemalion (Wolfe, Cleland) enthalten in der Jugend ein Chromatophor, das aber bald schwindet; Kylin konnte es bei letztgenannter Form überhaupt nicht finden. Alle anderen Florideen lassen auch in den frühesten Jugendstadien keinen Farbstoffträger in die Spermatangien gelangen, geschweige denn im Alter. Das hängt zum Teil mit der Ausgestaltung der Tragzellen zusammen. Diese gleichen bei Batrachospermum normalen Gliederzellen der Zweiglein, und so ist es gewiß bei anderen Gattungen auch, vielfach aber sind schon die Tragzellen farblos. Svedelius betont das besonders für Delesseria, Martensia u. a.; für die Rhodomeleen dürfte das gleiche gelten, auch für Lemanea ergibt sich das wohl aus der Fig. 565, S. 363, In diesen Fällen werden die Tragzellen oft recht inhaltsarm, wenn sie das letzte Antheridium abgegliedert haben. Die Tragzellen sind — das ist fast selbstverständlich — überall ein- kernig, wo die vegetativen Elemente nur einen Kern aufweisen; aber auch da, wo die Zellen des Thallus viele Kerne besitzen, wird dafür gesorgt, daß in die Tragzellen nur ein Kern gelangt. Der dazu eingeschlagene Weg ist freilich oft verschieden. Bei Martensia z. B. (Fig. 565) schreitet die Teilung der vielkernigen Zellen so lange fort, bis jedes Teilstück nur noch einen Kern enthält. Bei Griffithia, welche ja die Antheridien auf reich verzweigten Sprößchen trägt, sind die unteren Zellen der Äste mehrkernig, die oberen einkernig. In den Tragzellen unterliegen die Kerne bei der Teilung der üblichen Mitose. Die einfacheren Florideen (Nemalion u. a.) lassen 10 (nach Cle- land 8) Chromosomen erkennen. Bei den höher entwickelten, zumal bei 24* 372 X. Rhodophyceae. solchen, die Tetrasporen besitzen, zählte man meistens 20. Nach Kylin würden die Kerne in den Spermatangien in den Ruhezustand übergehen, dann aber ziemlich rasch beim Ausschlüpfen der Spermatien wieder in ein Prophasenstadium eintreten, das auch die Zählung der Chromosomen er- leichtert. SvEDELius sali ebenfalls das Prophasienstadium, nicht aber den voraufgehenden Ruhezustand. Verhalten sich wohl verschiedene Arten ver- schieden? Dafür spricht, daß nach Kylin der Spermatiumkern von Lemanea Fig. 571. Spermatienentwicklung n. SvEDELIDS U. GuiGNARD. 1—4 Delesseria sanguinea. 5 — 6 Scinaia. 7—9 Criffithia eorallina. 10 — // CoralUna officinalis. 12 — 13 Melobesia membranacca. a Antheridieii verschiedenen Alters, sp Spermatien, st Stiele, Ju Diircb- wachsung, d Deckel, k Kern. ziemlich lange im Ruhestadium verbleibt. Sie alle stimmen wieder darin überein, daß die Spermatangien bei der Reife nur einen Kern besitzen. Das Protoplasma der Antheridien ist dicht, körnig; es häuft sich natur- gemäß vor der endgiltigen P'ertigstellung der S])ei-matien. Im Verhältnis zur Kerngröße ist das Plasma nicht übermäßig reicldich vorhanden. Bei zahlreichen Florideen wird der gesamte Inhalt des Spermatangiums zum Spermatium, nicht eine Spur von Plasma bleibt zurück, wenn letzteres frei wird. Die Imtleerung geschieht bisweilen dadurch, daß ein Deckel sicli am Scheitel abhebt (Fig. 571, 7, g^, oft aber auch durch Verquollen der Wandung. 3. Ceramiales. 373 Das dürfte im Einzelnen ein wenig verschieden sein. Das austretende Spermatium ist nach Schmitz nackt, und Setchell sah sogar bei Tuomeya amöboide Bewegungen. Schmitz/ Angabe wird für Delesseria, Nemalion, Grif- fithia, Rhodomela von Svedelius und Kylin bestätigt. Guignard, Falken- berg und Yamanouchi dagegen schreiben den Spermatien eine ganz zarte Haut schon bei der Befreiung aus der Mutterzelle zu. Die Angaben müßten wohl auf Grund der neueren Erfahrungen nachgeprüft werden. Es ist ja freilich sehr wohl möglich, daß sich die Formen verschieden verhalten, und man kann sich leicht vorstellen, daß im eben behandelten Fall (ähnlich wie bei den Oogonien oder Antheridien von Fucus) sich die innerste Hautschicht des Spermatangium mit dem Inhalt zusammen von den äußeren Membran- teilen löst und aus ihnen herausgleitet. Nicht überall wird der ganze Antheridieninhalt für das Spermatium verwendet, für Delesseria beschreibt Svedelius, wie sich der Kern gegen das Oberende des Spermatangiums begibt und wie er dort (Fig. 571, j, 4) Plasma in dichter Menge um sich sammelt. Dieses, erst unregelmäßig um- rissen, ballt sich später vollends zu dem fast kugeligen Spermatium, das dann von einer Grenzschicht umhüllt erscheint. So tritt es dann aus dem aufreißenden Scheitel aus, von einer Membran kann wohl hier nicht die Rede sein. Nach dem Gesagten und den Bildern bleibt ein gewisser, wenn auch kleiner Teil des Plasmas unbenutzt im Antheridium zurück und damit er- innert die Sache an andere Algen (Codium usw.). Kylin freilich bezweifelt die Richtigkeit der SvEDELiusschen Darstellung in diesem Punkt. Wie viele Florideen dem Beispiel von Delesseria — falls es überhaupt richtig — folgen, ist noch nicht zu übersehen; indes scheinen mir aus diesen Befunden die Vorgänge bei Corallina klarer zu werden (Fig. 571, 10, 11). Nach Guignard verlängert sich das junge Antheridium erheblich, der Kern wandert in das Oberende der Keule, Protoplasma folgt ihm und rundet sich zum Spermatium. Dieses tritt am Scheitel aus; es ist noch mit langem Fortsatz versehen. Dieser Schwanz würde nach Guignard aus dem Plasma entstehen, das für das Spermatium keine Verwendung fand. Wie weit hier feste Membranen vorhanden sind, ist nicht ganz klar. Solms und Guignard widersprechen einander. Bei Melobesia bestehen die spermatienbildenden Fäden, welche aus den Tiagzellen entspringen (Fig. 571, 12) aus einer Anzahl gleichartiger Zellen. In jeder ballt sich Plasma um den Kern und diese Masse wird dann durch eine Membran umhüllt (Fig. 571, 12). Es wird aber nicht alles Plasma verbraucht, der überzählige, kernlose Rest desselben bleibt als Schwanz an dem eigentlichen Spermatium {sp Fig. 571, Jj) hängen. Das sind etwa die Tatsachen, welche über die Spermatien und Sperma- tangien der Florideen bekannt sind. Manches will noch nicht so ganz ein- heitlich erscheinen. Klärung läßt die Zukunft erhoffen. Svedelius gab ein Schema, das zu weitei-en Untersuchungen anregt. 2. Die Karpogoiiien und ihre Befruchtung. Daß das Karpogonium tatsächlich das weibliche Organ der Florideen sei, ist nicht sehr früh erkannt worden. Noch im Jahre 1861 sprach Nägeli die Tetrasporen als Sexualzellen an und erst 1807 demonstrierten Bornet und Thuret den Sachverhalt klar und richtig, indem sie die Ver- kettung von Spermatium und Karpogonium nachwiesen. Das letztere bildet, wie wir schon oben erwähnten, das Endglied einer kurzen Zellreihe, des Karpogonastes (Fig. 573, j, 7). Dieser besteht häufig aus wenigen Zellen (speziell die Drei- oder Vier-Zahl herrscht vor), doch kann er auch komplizierter gebaut sein; er stellt z. B. bei Dudresnaya 374 X. Rhodophj^ceae. purpurifera ein gefiedertes Zweigsystem dar. Die Karpogonäste sind bald gerade, bald charakteristisch gebogen, je nach ihrer Stellung und Lage in bezug auf andere Thalluszellen. Der Entstehungsort der Karpogonäste pflegt die Innenrinde zu sein, d. li. bei den wirtelig verzweigten Florideen wie Batrachosi)ermum, Dudres- naya, Calosiphonia u. a. (Fig. 572, /, 2) stellen sie kurze Seitenzweiglein an älteren Teilen derQuirläste dar, bei Formen des Springbrunnentypus ent- wickeln sie sich meistens ebenfalls seitlich an den größeren radiären Rinden- fäden, mehr oder weniger weit von der Peripherie entfernt (Fig. 572, j>, ^). In anderen Gruppen, z. B. in der Rhodomeleenreihe ist der meist 4-zellige Karpogonast in spe- zifischer Weise mit einer sogenannten Auxiliarzelle zum „Prokarp" vereinigt, er nimmt demgemäß meist auch eine an- dere Stellung ein als in den obigen Grup- pen. Das soll im nächsten Abschnitt verhandelt werden. Die Karpogone selbst haben bei allen Florideen im wesent- lichen dieselbe Form (Fig. 573). Auf dem konisch verbreiterten Bauch- oder Basal- teil erhebt sich haar- artig die Trichogyne. Vielfach ist diese langgestreckt und schnurgerade (Fig. 572, j), bei Batracho- spermum aber er- scheint sie kürzer, keulenförmig (Fig. 573,7), ähnlich auch bei Lenianea. Die Trichogynen derTuo- meja, sind nach At- KiNSON an der Spitze gelappt, bei Grinellia sind sie nach Brannon sogar verzweigt. Vielfach werden gekrümmte Trichogynen angegeben, und bei Dudresnaya purpurifera sind sie sogar ziemlicli regelmäßig spiralig eingerollt. Daneben kommen einerseits lokale Erweiterungen (z. B. Gloeosiphonia), andererseits Einschnürungen der Trichogynen vor. Letztere pflegen dann (Fig. 373, 6, y Batrachosi)ermum) unmittelbar über dem Bauchteile des Karpogons zu liegen. Gerade Tiichogynen finden sich besonders bei Gruppen wie Rhodo- meleen, Ceramien usw. (Fig. 573, (V), hei welchen das Organ fast in seiner ganzen Länge direkt von Wasser umspült wird; die oft langen und ge- krümmten Trichogynen dagegen sind besonders der Cryptonemieenreihe u. a. Fig. 572. Stellung der Karpogonäste n. Sirotod u. Bornet. / Batrachospermwti. 2 Calosiphonia. 3 Halymejiia. 4 Nevia- stoma. 3. Cereniiales. 375 eigen (Fig. 572), bei welchen die Karpogonäste tief in der Rinde entstehen. Hier wird auf diesem oder ähnlichem Wege dafür gesorgt, daß die Tricho- gynenspitze durch die Außenrinde hindurch mit dem Wasser in Berührung kommt. Das Hervortreten der Trichogyne über die Außenrinde unterbleibt nur bei Nemalieenformen wie Batrachospermum u. a., bei denen die Zweige nicht zu einem festen Gewebe zusammenschließen und wo auch die das Ganze umhüllende Gallerte so weich ist, daß sie kein Hemmnis für die schwebenden Spermatien bildet. Die Trichogyne pflegt im befruchtungsreifen Zustande mit farblosem Plasma dicht gefüllt zu sein, oft so, daß sie einen eigenartigen Schimmer Fig. 573. / Karpogonium und Anthendienstand von Nemalion n. Thuret. 2—5 Ent- wicklung des Karpogons von Scinaia n. Svedelius. 6—7 Karpogon von Batracho- spernmm n. DAVIS u. Kylin. cS' Prokarp von Rhodomela n. Kylin. 9 Befruchtung bei Dasya n. OltMANKS. /o—/.# Befruchtung bei Polysiphow'a n. YamanOUCHI. is Spermatium von Nemalion n. Kylin. 16 - 18 Befruchtung von demselben n. Kylin. zeigt. Der Bauch des Karpogoniums enthält ebenfalls reichlich Plasma, daneben je nach der Spezies einen oder mehrere Chromatophoren, deren Lappen bei Batrachospermum auch in die Trichogyne hineinreichen (Fig. 573, 6). Pyrenoide werden meistens auch wahrgenommen. Seit Schmitz geben viele Autoren (Wille, Oltmanns, Oeterhout, Schmidle, Kursanow) einen Kern im Bauchteil des Karpogoniums an. Yamanouchi aber zeigte dann für Polysiphonia mit Sicherheit, daß auch die Trichogyne (Fig. 573, S) einen Kern für sich enthält, nachdem Wolfe das Gleiche für Nemalion richtig behauptet hatte. Seither haben mehrere Forscher (Svedelius, 37 () ^- r»liodophyceae. Kylin, Cleland) den Trichogynkern bei den verschiedensten Gruppen nachgewiesen. Seltsam ist es, daß Davis als erster für Batrachospermnm 2 Kerne im Karpogon angab; bis auf den heutigen Tag hat aber m. W. einzig und allein bei dieser Gattung niemand diesen zweiten Kern ge- funden. Sollte er wirklich fehlen, was mir noch nicht sicher zu sein scheint, so würde die Froschlaichalge eine besondere Stellung in der ganzen Gruppe einnehmen. In einem etwas anderen Sinne gilt das auch für Martensia, für diese gibt Svedelius 5 — 6 Kerne im Karpogon an. Die Alge ist in allen vegetativen Zellen vielkernig. Bislang ist das aber der einzige uns bekannte Fall. Überall, wo sonst vielkernige Zellen vorkommen, sind die Karpogone zweikernig wie bei allen anderen Florideen. Die ganz jungen Karpogone bilden eine inhaltsreiche Zelle, auf deren Scheitel sich zunächst eine Warze bemerkbar macht. (Fig. 573, 2). Diese Zelle hat nur einen Kern. Die Warze streckt sich bald und wird zur Trichogyne, eine scharfe Einschnürung hebt sie meistens vom Bauchteil ab. Der Kern ist auf dieser Stufe an die Grenze von Bauchteil und Trichogyne hinaufgerückt und teilt sich alsbald (Fig. 573, j. 7). Der eine Teilkern wandert in den Bauch zurück, der andere rückt in dem Maße nach oben, als die Trichogyne sich verlängert. Der Trichogynkern geht später zugrunde, oft wohl recht rasch. Dies wie auch seine Kleinheit mögen der Grund sein, daß man ihn so lange vergebens suchte. Während der Teilung des primären Karpogonkernes, zumal in den Prophasenstadien, lassen sich die Chromosomen unschwer zählen. Die Mitose ist eine normale, eine Reduktion findet nicht statt. Die einfacheren Florideen haben bei diesem Prozeß meist 10, die komplizierteren 20 Chro- mosomen aufzuweisen, ganz wie die Spermatien. Schon das mag auf die Homologie zwischen den beiden genannten Organen hinweisen. Svedelius (s. a. Davis) hält das Karpogonium für zweizeilig. Die Einschnürung an der Basis der Trichogyne wäre ein Ver- such zur Wandbildung. Bei den männlichen Organen entspräche die Trag- zelle dem Bauch des Karpogon s, das Autheridium der Trichogyne. In einem Fall wäre die obere, im anderen die untere Zelle zu spezifischer Aus- bildung gelangt. Wäre die Entstehung der Spermatien überall so wie bei Martensia, so könnte man wohl zustimmen; die Vorgänge in anderen Gruppen erwecken aber vorläufig Bedenken. Die Spermatien, deren Entwicklung wir oben schilderten, dürften auf Grund ihres spezifischen Gewichts lange schwebefähig sein; sie werden l)assiv durch die Wasserbewegung an ihren Bestimmungsort, die Trichogyn- spitze, befördert. Die riesige Menge der von jeder Spezies produzierten männlichen Organe sorgt dafür, daß diese Zufallsübertragung dennoch richtig arbeitet. An jede Trichogyne gelangen meist mehrere Spermatien (Fig. 573, I u. r^) und haften dort vermutlich durch Schleim fest, den die Haut auf ihrer Außenseite gebildet hat. Schmidle sah direkt Schleimkappen an den Trichogynen von Batrachospermum. Die Spermatien sind ja zum Teil w'ohl von Anfang an mit einer Haut versehen; wo sie nackt entleert werden, umgeben sie sich spätestens nach der P>erührung mit der Trichogyne mit einer Membran und dann wird die Stelle derselben aufgelöst, wo männliche und weibliche Organe einander be- rühren (Fig. 573, p u. II). Ungefähr um diese Zeit teilt sich nach Wolfe, Schmidle, Kylin, Cleland bei Batrachospermum und Nemalion der Spermakern (Fig. 573, ij) und beide Teilkerne wandern in die Trichogyne ein. Nur einer aber (Fig. 573, 16 — 26*) gelangt bis in den Bauch des Karpogoniums und verschmilzt mit dem Eikern. Die beiden Kerne be- 3. Ceramiales. 377 finden sich bei dei- Vereinigung im Rubestadinm. Die Angaben von Osterhout u. KuRSANOW halte ich nicht mehr für zutreffend, auch die von Wille, Oltmanns u. a. waren nicht ganz genau, obwohl Wille die Kern Ver- schmelzung richtig beschrieb. Batrachospermum und Nemalion nehmen aber eine Sonderstellung ein. Bei allen anderen Florideen, soweit sie bislang geprüft wurden, unterbleibt die Teilung des Spermakerns — (s. Yamanouchi, Kylin, Svedelius) (Fig. 57o, /o, II), er wandert als solcher in der Trichogyne abwärts und fcällt dann durch die Lockerung seiner Elemente auf (Fig. 573), die besonders nach Kylin ein Prophasenstadium bedeuten. In diesem Zustand nähert sich der Spermakern dem Eikern (Fig. 573, u—i^) und verschmilzt mit ihm. Wo mehrere Spermatien an der Trichogyne hängen bleiben, dringen auch deren Kerne bis in diese — weiter wird die Überzahl kaum kommen. Kuckuck fand an seinem Platoma Bairdii niemals männliche Organe. Hier liegt also sicher Parthenogenesis vor, die Eizellen entwickeln sich normal. Bei Bonnemaisonia erwähnt Kylin eigenartige Vorgänge bei der Kernteilung in den Zygoten. Ob diese auf Parthenogenesis hindeuten, ist um so unsicherer, als normale Spermatien vorhanden sind. Weitere Fälle sind mir nicht bekannt. Nach Vereinigung von Sperma- und Eikern wird der Bauch des Karpo- goniums von der Trichogyne getrennt, freilich nicht durch eine normale Querwand, sondern durch einen Gallertpfropf nach der üblichen Ausdrucks- weise, d. h. ähnlich wie bei Codium, Bryopsis u. a. werden in einigen Fällen sicher, in anderen wahrscheinlich der Trichogynenwand an der fraglichen Stelle Schichten von Gallertnatur aufgelagert, welche sich schließlich be- rühren und damit den Verschluß herbeiführen (Fig. 574, i - -f>. Damit ist die Trichogyne außer Funktion gesetzt, sie geht meistens unter Verschrumpfen zugrunde, in einigen Fällen (z. B. Batrachospermum) bleibt sie mit Plasmaresten gefüllt (Fig. 574, 1—4) ziemlich lange kenntlich, ohne indes noch eine Bedeutung zu haben. Die befruchtete und abgegliederte Eizelle erhält keine Membran, die von derjenigen des Karpogoniums unabhängig wäre, vielmehr bleibt sie von dem letzteren umschlossen. Wie bei Coleochaete, Vaucheria, Fucus usw. kann man die befruchtete Eizelle auch bei den Florideen Oospore (Zygote) nennen, und wie bei den Fucaceen besitzt diese kein Dauerstadium, sie treibt vielmehr sofort (Fig. 574, 1—4) nach verschiedenen Richtungen eine Anzahl von Fäden, die wir als sporogene bezeichnen — Schmitz nannte sie Gonimoblasten — und an den letzteren entstehen dann direkt oder indirekt die Karposporen. Von den Einzelheiten reden wir später, hier konstatieren wir zunächst, daß abweichend von Fucaceen, Sii)honeen usw. ein Pflänzchen entsteht, das der Mutterpflanze vollkommen unähnlich ist; da dasselbe außerdem dauernd mit der letzteren in Verbindung bleibt, ja sich nicht selten auf Kosten der- selben ernährt, tritt die Ähnlichkeit mit den Moosen so deutlich hervor, daß man unwillkürlich dazu gedrängt wird, die bei Archegoniaten vorhandene Terminologie auch hier anzuwenden, und so habe ich im Anschluß an Power, der diese Ausdrücke wohl zuerst gebrauchte, schon oben (S. 239) von dem Gametophyten und dem Sporophyten geredet, von letzterem als dem Produkt der Zygote, als dem Träger und Produzenten der Karposporen. Mag die hier gewählte Bezeichnung eine andere sein, so muß doch gesagt werden, daß sie in der Sache auch auf Schmitz zurückgeht. Nachdem die Kernfragen vor allem durch Yamanouchi, dann durch Svedelius, Kylin u. a. in erfreulicher Weise geklärt waren, ist unsere 378 ^- Rhodophj'ceae. Auffassung vielfach und recht lebhaft bestritten worden. Ich finde aber keinen Grund von dem wesentlich abzuweichen, was ich von jeher ver- teidigt habe. Auf Einzelheiten gehen wir später ein. III. Sporophyt und Karposporen. Die Ausgestaltung des Sporophyten ist, wie wir schon oben andeuteten, eine ungemein mannigfaltige; wenn ich jetzt dazu übergehe, dieses wechsel- volle Verhalten zu schildern, so finde ich keinen Grund, die Umgrenzung irgendwie nennenswert zu ändern, welche Schmitz den einzelnen Florideen- familien eben wegen der Beschaffenheit des Sporophyten gab. Eine etwas andere Reihenfolge aber zu wählen, als Schmitz es z. B. in Engler- Prantl tat, schien mir im Interesse einer konsequenten Darstellung zweck- mäßig. Die von mir gewählte Gruppierung soll aber nicht unbedingt eine Verwandtschaft der großen Gruppen zum Ausdruck bringen. Nach dem Verhalten der sporogenen Fäden unterscheiden wir in engem Anschluß an Schmitz 1. Nemalionales. Sporogene Fäden bald kurz, bald lang; sie gehen mit dem Gametophyten nur im Karpogonium oder in dessen unmittelbarer Nachbarschaft Verbindungen ein. 2. Cryptoneniiales. Sporogene Fäden, meist stark entwickelt, erfahren in der Regel vielfache Verschmelzungen mit bestimmten Nährzellen, den Auxiliarzellen. Letztere im Thallus zerstreut und fast immer ohne direkte Beziehungen zu den Karpogonästen. 3. Ceraiiiiale.s. Karpogonäste und Auxiliarzellen stehen paarweise bei- sammen, zu einem Prokarpium von bestimmter Form vereinigt. Die sporo- genen Fäden sind ganz kurz oder der Sporophyt ist überhaupt auf eine einzige Zelle reduziert. Diese tritt in die Auxiliarzelle über und entwickelt sich in ihr weiter. Meist typische Cystokarpien. Diese drei Gruppen möchte ich als die Hauptreihe der Florideen auf- fassen; einer Nebenreihe gehören, soweit unsere in dieser Beziehung un- vollkommenen Kenntnisse reichen, an die 4. Gigartinales. Sie besitzen ein Prokarpium, das in mancher Beziehung an das der Ceramiales erinnert. Von der Auxiliarzelle gehen nach Aufnahme der sporogenen Zellen mehr oder weniger lange, sporogene Fäden aus, welche zwischen dem Fadengeflecht des Sporophyten Haufen von Karposporen bilden. 5. Rhodymeniales. Karpogone und Auxiliarzellen nahe beisammen, aber nicht immer zu typischen Prokarpien vereinigt. Auxiliarzelle wird erst nach der Befruchtung des Karpogons gebildet. Der Sporophyt entwickelt in einem derb- wandigen (Jystokarp einen eigenartigen Fruchtkern, welcher dem Grunde der Höhlung angeheftet ist. 1. Nemalionales. Batrachospermum und seine Verwandten bieten in der Entwicklung des Sporophyten relativ einfache Verhältnisse. Das Wichtigste ist von Bornet-Thiiret, Graf Solms, Sirodot, Schmitz u. a. richtig erkannt worden, immerhin halben erst neuerdings Svedelius, Kylin und andere die Kernfrage richtig gelöst. Die Zygote von Batrachospermum zeigt nach der Verschmelzung von Sperma und Ei einen ruhenden Kern, sehr bald 3. Ceramiales. 379 aber geht dieser in Teilung über und es ist kaum noch ein Zweifel, daß es sich hier um eine Rednktionsteihing handle (Kylin). Der Zygotenkern hat 20, sein erstes Teilungsprodukt dagegen nur 10 Chromosomen, genau so viel wie vorher Spermatium und Eizelle. Bald nach vollendeter Reduktionsteilung bildet die Zygote bzw. der Bauch des Carpogoniums eine seitliche Ausstülpung (Fig. 574, i), in diese tritt einer der Teilungskerne ein und dann gliedert eine Längswand den Fortsatz ab (Fig. 574, 2, s/). In der Restzelle spielt sich eine weitere Kern- Fig. 574. 1—4 Batrachospermum n. Kylin. 5 — ^ Netnalion n. Kymn. Entwicklung der sporogenen Fäden und Karposporen, s Zygote, sf sporogene Fäden, ksp Karpospore, fe fertile, st sterile Zelle. teilung ab, und wiederum wird ein Fortsatz durch Längswand abgegliedert. Bei Sacheria (Kylin), einei- mit Batrachospermum äußerst nahe verwandten Gattung, wachsen die genannten Fortsätze zu ziemlich langen Fäden aus die sich reich verzweigen. Bei Batrachospermum ist die Sache durchaus ähnlich, nur sind die Verzweigungen küizer, sagen wir gestaucht. Grund- sätzlich verschieden ist das nicht, denn in beiden Fällen häufen die End- zellen unter starker Aufschwellung Plasma und Reservestoffe. Sind sie vollends ausgewachsen, so reißen sie am Scheitel auf und entlassen große, 380 ^- Hhodophj^ceae. nackte Zellen, welche sich alsbald mit Haut umgeben und keimen. Wir nennen sie Kari)Osporen [ksp), und die Zweiglein, welche sie erzeugen, sporo- gene Fäden. Beide zusammen stellen den Sporophyten dar, wie schon auf S. 239 klargelegt. Ein wenig anders ist Helminthocladia insofern, als die erste Wand in der Zygote schräg gestellt ist. Von der Restzelle wird durch weitere Schräg- wände eine größere Zahl von Fortsätzen abgegliedert, es verbleibt aber in der Mitte des Ganzen eine größere zentrale Zelle, von welcher später die sporo- genen Fäden ausstrahlen, wenn die Fortsätze zu solchen ausgewachsen sind. Chan trän sia, Nemalion, Helminthora u. a. zerlegen nach Murray, Lehmann, Wille, Wolfe, Butte ars und Cleland ihre Zygote durch eine Querwand. Die voraufgehende Kernteilung ist nach Kylin bei Nemalion eine Reduktionsteilung, jeder Kern der beiden übereinander gelagerten Zellen eihält statt der üblichen 20 nur 10 Chromosomen. Cleland gibt deren 8 an. Bei Chantransia entstehen aus den l)eiden fraglichen Zellen sporogene Fäden mit Karposporen, die natürlich ebenfalls haploid sind. Bei den anderen Gattungen ist nur die obere Zelle fertil, die untere funktioniert als Stielzelle. Sie vergrößert zunächst ihren Kern etwas, dasselbe tun auch die wenigen darunter gelegenen Gliederzellen, dann werden die Tüpfelkanäle an den trennenden Wänden erweitert, breite Plasmabänder ziehen von einer Zelle zur anderen, schließlich fallen die Querwände ganz weg und die dem Gametophyten angehörenden Kerne gehen zugrunde (Fig. 574, ö, y). Es handelt sich offenbar um Nährzellen für die sporogenen Fäden, wohl auch um Vorläufer für spezifische Auxiliar- zellen. Von der fertilen Zelle strahlen die sporogenen Fäden nach allen Richtungen aus, biegen sich meist abwärts (Fig. 574, ;s. Schema für die Verschmelzung der sporogenen Zellen mit den Auxiliarzelleii Bezeichnungen wie in Fig. 592. vielmehr gegen das Karpogonium. Dasselbe hat inzwischen einen kurzen, zweizeiligen sporogenen Faden {sj) entwickelt und dieser produziert nach rechts und links je ein sporogenes Zellchen [sz) (bisweilen zwei). Diese in Fig. 592, 2 durch Druck freigelegten Elemente sind an intakten Pro- kari)ien oft schwer sichtbar, weil sie sich meistens zwischen Auxiliar- und Gliederzelle einzwängen. Es läßt sich hier aber doch verfolgen, daß mit dem Fortsatz jeder Auxiliarzelle je eine sporogene Zelle verschmilzt und daß in jene je ein sporogener Kern einwandert, wahrscheinlich in Verbindung mit etwas Plasma. 3. Ceramiales. 399 Wie wir schon bei den Cryptonemien sahen, teilt sich jetzt der sporo- gene Kern in zwei (sl- Fig. 592, j) und nun beginnt ein eigenartiger Prozeß. Schon zu Anfang der Fusionierung wanderte der Auxiharkern in die äußerste Ecke {ak Fig. 592, j) seiner Zelle, tunlichst weit von der Fusions- stelle fort; von den sporogenen Schwesterkernen aber begibt sich einer Fig. 592. Fruchtentwicklung bei CalUthamnion corymbosutn n. OltmaNNS u. ThuRET. / Zweig mit unbefruchtetem Prokarp. 2 Prokarp nach der Befruchtung; Karpogonast mit sporogenen Zellchen (sz) durch Druck losgelöst. 3 Dass. nach Eintritt des sporogenen Kernes und nach dessen Teilung. 4 Dass.; Wanderung des einen sporogenen Kernes. 5 Dass. nach Bildung der Fußzelle. 6 Dass.; Teilungen der Zentralzelle. 7 Reife Früchte. cpg Karpogon, cpa Karpogonast, amz Auxiliarmutterzelle, az Auxiliarzelle, bz Basalzelle, fz (resp. tz) Fußzelle, cz, ctrz Zentralzelle, sf sporogener Faden, sz sporogene Zelle, sk sporogener Kern, ak Auxiliarkern, csp Karposporen. 400 X. Rhodophyceae. auf die Wanderung gegen die Spitze der Auxiliarzelle hin {si- Fig. 502, 3, 4). Auf diesem Wege nehmen seine Dimensionen wohl auf Grund guter Ernährung dauernd zu, während gleichzeitig der in der äußeren Ecke liegende Auxiliarkern {ak' Fig. 592, 5) wesentlich kleiner wird. So resul- tieren in der Auxiliar- oder besser Fusionszelle drei Kerne, und zwar ein Auxiliarkern in der äußeren, ein kleiner sporogener Kern in der inneren Ecke der Auxiliarzelle und dazu einer großer sporogener Kern in dem oberen Teil der Auxiliarzelle (Fig. 591, 7). Durch eine hier etwas schräg gestellte Wand wird nun an der Basis der Fusionszelle eine relativ kleine Fußzelle abgegliedert (Fig. 592, 5/c), welche naturgemäß die beiden dort belegenen heterogenen Kerne enthält. Die große, über der Fußzelle ent- wickelte Zelle beherbergt demnach nur einen sporogenen Kern. Sie ist die Zentralzelle {cz). Aus den beiden Zentralzellen entwickeln sich dann durch wiederholte (zum Teil schräge) Teilungen (Fig. 592,(5) die Sporenhaufen, die hier ihrer Entstehung gemäß als zwei getrennte Ballen in die Erscheinung treten (Fig. 592, ;/, csp), während sie bei der nahe verwandten Gattung Seirospora zwei reich verzweigte lockere Fadenbüschel bilden (vgl, Schmitz). Die Übereinstimmung der geschilderten Prozesse mit denjenigen bei Dudresnaya springt in die Augen, besonders in bezug auf die Entstehung der Zentralzelle und der Fußzelle. Deutlich aber ist auch, daß die sporo- gene Zelle resp. der sporogene Faden an der Ausbildung der Zentralzelle, äußerlich genommen, einen ungemein geringen Anteil hat. Wand und Plasma derselben entstammen überwiegend der Auxiliarzelle, nur der Kern mit Spuren Plasmas rühren aus dem Sporophyten her, wie bei Gleosiphonia. Und doch dominieren diese in der Zentralzelle und bedingen die Entwicklung der Karposporen. Im Anschluß an obigen Bericht besprechen wir noch einige andere Ceramiaceen und bemerken, daß auch Formen, die hier nicht erwähnt werden können, sich dem einen oder anderen Typus unschwer einfügen. Am weitesten von dem üblichen weichen wohl die Auxiliaren und Karpogone der Gattung Ceramium ab. Die Prokarpien entstehen nach Janczewski auf der äußeren (konvexen) Seite der bogig gekrümmten Lang- triebe und bilden sich aus der großen axilen Zellreihe an Stelle der oben geschilderten Berindungszellen. Eine Tragzelle sitzt nach Phillips der großen Zelle an, aus ihr entspringen (Fig. 593, 4) zwei Karpogonäste — eine Erscheinung, die auch schon bei den Gloeosiphonien beobachtet wurde. Nach der Befruchtung gliedert die Tragzelle nach aufwärts eine Auxiliar- zelle ab und mit dieser vereinigt sich der sporogene Faden eines Karpo- gons, nur er entwickelt sich weiter und sorgt für Entstehung eines dichten Karposporenhaufens aus der Auxiliarzelle. So mehrere Ceramium-Arten — , bei Ceramium rubrum führt die Tragzelle nach Kylin von Anfang an nur einen Karpogonast. Recht einfach und übersichtlich gestaltet sich nach Phillips und Kylin die Ausbildung des Prokarps bei Antithamnion, dem sich Crouania, Ballia u. a. anschließen. Der auch hier vierzellige Carpogonast {cpa) sitzt der untersten (basalen) Zelle eines Kurztriebzweigleins seitlich an; er ist aufwärts gekrümmt (Fig. 593, j). Von einer Auxiliarzelle ist lange nichts zu sehen; erst wenn das Karpogonium befruchtet ist, wächst die Tragzelle des Karpogonastes nach aufwärts aus und schneidet eine große Auxiliarzelle ab, mit welcher dann ein kurzer sporogener P'aden fusioniert (Fig. 593, j). Die Einzelheiten dieses Prozesses sind unbekannt. Die prokarpienbildenden Kuiztriebe von Antithamnion können isoliert stehen, häufen sich aber bei manchen Arten an den Spitzen größerer Sprosse; 3. Ceramiales. 401 dann pflegen diese ihr Wachstum zu sistieren und die Früchte stehen scheinbar terminal. Die fertilen Sprosse von Ptilota und Plumaria entsprechen in ihrer Stellung den alternierend zweizeiligen Kurztrieben, welche den großen Fieder- ästen opponiert sind (S. 291). Sie stellen Zweiglein dar, welche an ihren Enden dicht gedrängt ca. fünf Äste tragen, die dreizellig sind und mit einem langen Haar endigen (Fig. 593, 2). Einer von ihnen, von welchem nur die basale Zelle in Fig, 593, 2 wiedergegeben wurde, trägt den vierzelligen Karpogonast (schraffiert) seitlich, fast genau wie Antithamnion (in Fig. 593, j) Fig. 593. Prokarpien schema- tisch n. Phillips. / Cerammm tenuissiinum. Bezeichnungen wie in den vorhergehenden Figuren. 2 Ptilota plumosa. j Antitham- und wie dort stellt auch die Tragzelle des Karpogonastes die Auxiliarmutter- zelle dar, aus welcher erst nachträglich die Auxiliarzelle aussproßt. Der aus der Fusionszelle entspringende Sporophyt schiebt die eigentliche Terminal- zelle hier wie in so vielen Fällen bei den Ceramiaceen zur Seite und krönt nun selbst das Ende des Prokarpzweiges. So Phillips und Kylin, Davis macht abweichende Angaben, die kaum zutreffen. Griffithia wurde von Nägeli, Janczewski, Schmitz, Smith, Phil- lips, Lewis und Kylin untersucht. Die Angaben von Phillips erwiesen Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. 11. 2G 402 X. Rhodo]»hyceae. sich Überall als richtig, Ergänzungen bezüglich der Kerne lieferten die bei- den zuletzt genannten Verfasser. Die Prokarpien stehen an kurzen, drei- zelligen Ästen (Fig. 594. j); diese entstehen aus den großen Gliederzellen terminal, werden aber später zur Seite geschoben. Ihre Endzelle (Fig. 594. r) bleibt bei der weiteren Entwicklung unbeteiligt, die subterminale Zelle aber trägt bei Griffithia corallina u. a. d/ei Kurztriebe, von denen einer '(pz in der Figur nach hinten gerichtet) nur einzellig ist. während die beiden anderen (rechts und links, Fig. 594. j) zweizeilig sind. Die Basalzelle dieser Aste produziert wieder an ihrer unteren resp. äußeren Seite den üblichen vier- zelligen Karpogonast (schraffiert) (Fig. 594. i). welcher sich derart aufwärts krümmt, daß das Karpogonium selber die Oberseite seiner Tragzelle fast berührt. Nach der Befruchtung des Karpogons scheidet die Tragzelle des Karpogonastes (Fig. 594, la) eine Auxiliarzelle ab und aus ihr gehen nach erfolgter Fusion die Karposporen vorschriftsmäßig hervor. Der Sporophyt erhält Nahrung dadurch, daß die Auxiliarzelle mit der Tragzelle verschmilzt und diese mit den benachbarten Zellen. Es entsteht also hier eine aus- gedehnte ,,Plazenta". Nicht immer kommen bei Gr. corallina beide Karpo- one zur Ausbildung von Sporen. Das weist auf Griffithia Bornetiana hin, bei dieser wird in jedem Kurztrieb nur ein Karpo- gon angelegt. Bei allen Griffitiiien sind die Zellen des Pro- karps in ihrer Anlage mit einem Kern versehen; spä- ter können sie einige Kerne enthalten, aber die Zahl reicht niemals an diejenige heran, welche in den vege- tativen Zellen gegeben ist. Das Karpogon als solches hat die üblichen beiden Kerne. Die Karposporen sind immer einkernig. Das schon früh von Bornet, neuerdings von Kylin beschriebene Prokarp von Lejolisia hat fast denselben Bau wie dasjenige von Giiffithia. Denken wir uns in Fig. 594 den linken Karpogonast weg, so haben wir eigentlich alles. Das unter der Spitzenzellc gelegene Glied entsendet auch nach drei Richtungen Zweiglein. Einer davon bleibt einzellig und steril ; die beiden anderen sind zweizeilig. Die Basalzelle der einen entwickelt als Tragzelle den Karpogonast. Nach der Befruchtung schneidet die Tragzelle eine Auxiliare ab und ei)enso die Basalzelle des benachbarten zweizeiligen Astes, die in Fig. 595, ^ als as bezeichnet ist. Die beiden Auxiliaren müssen dann mit sporogenen Fäden resp. Zellen fusionieren, welche von dem einzigen vorhandenen Karpogon ausgehen. Das ist nicht so schwierig, weil alle Zellen hier sehr nahe beisammen liegen, wie das Fig. 595, 2 zeigt, so nahe, daß die Entzifferung der vorgetragenen Einzelheiten für den Be- obachter oft lecht schwer wird. Im Schema wurde eben manches ausein- ander gezogen. Da zwei Auxiliarzellen vorhanden sind, müssen bei Lejolisia auch zwei Karposporenhaufen entstehen, doch ist das hier meistens wenig deutlich, und häufig scheint auch die eine der Auxiliaren untätig zu bleiben. Viel Fig. 594. Griffithia coralli?ia n. Kylin. pz Perizentrale = einzell. Seitenzweig, trz Tragzelle, stz sterile End- zeile der fertilen Seitenzweige. 3. Ceramiales. 403 klarer erkennt man das in den alten NÄGELischen Figuren von Spermo- thamnion (Fig. 595, 5), einer Gattung, die im Aufbau des Prokarps der Lejolisia zweifellos sehr nahe steht. In anderen Fällen (z. B. bei Sphondylothamnion) verschmelzen mindestens die beiden Auxiliaren und liefern eine große placentare Zelle (Fig. 595, j), aus deren Oberfläche dann die Sporen hervorsprossen. Fig. 595. Zystokarpien und Prokarpien n. Bornet u. Nägeli. / Spermotha7nnion flabel- lai7tm. 2 Lfjolisia mediterranea. 3 Sphondylotham7iion multifidum. 4 Spermothamnion (Schema). 5 Spermothamnion (Herpothamnion Naeg.). Die üblichen Bezeichnungen. Diejenige Zelle des ganzen Prokarpastes, welche unmittelbar unter der die Auxilliarzellen usw. tragenden liegt — meist die dritte von oben — , pflegt bei den eben behandelten Spermothamnien, Griffithien und Bornetien schon vor der Befruchtung des Karpogons einen Wirtel von sechs bis zehn, oft auch mehr Fäden zu bilden, welche nach dem Vollzug des Sexualaktes 26* 404 X. Rhodophyceae. ZU einer mehr oder weniger festen Hülle um die Früchte auswachsen (Fig. 595, /, 2). Bei Lejolisia wird die Hülle zu einem Becher mit Öffnung, aus welchem die reifen Karposporen hervortreten. Man kann in diesem Falle schlechthin von Zystokarpien reden, allein man wird sich vergegenwärtigen müssen, daß diese Gebilde, welche z. B. bei Griffithia ein ganzes Zweigsystem einschließen, nicht genau identisch sind mit den Hüllen von Helminthora usw. Die Hüllen weisen aber schon auf die Rhodomeleen hin, ebenso die dicht zusammengerückten Zellen der Prokarpzweige. b) Rhodomelaceae. Die Prokarpien der Rhodomelaceen bestehen wie diejenigen der Cera- miaceen aus einem vierzelligen Karpogonast {ca P'ig. 596. 5), welcher der Fig. 596. / Polysiphonia nigrescens; Sproßspitze mit jungen Zystokarpien. Orig. 2 Poly- siphoma insüiiosa; Zystokarp n. BOKNET. 3 Chondria tcmiissima; desgl. 4, 5 Cystokarpiin von Rhodomela im Längsschnitt n. Falkenberg, cy Zystokarpien, ca Karpogonast, cpgli.'&x- pogon, amz Auxiliarmutterzelle, az Auxiliarzelle, hz Basalzelle, tr Trichogyne, sp Spermaten. 3. Ceramiales. 405 Auxiliarmutterzelle [amz) seitlich angeheftet ist, und diese ihrerseits ent- springt einer Zelle der axilen Reihe. Das Ganze ist von einer krugartigen Hülle umgeben, welche eine relaliv weite Öffnung läßt ; die Trichogyne aber tritt nicht aus dieser hervor, sondern wird nach oben herausgestreckt (Fig. 593, j). Das ist möglich, weil die Hülle aus zwei Hälften besteht, wie noch gezeigt werden soll. Bornet, Janczewski, Phillips, Falken berg und ich haben in erster Linie die zu beschreibenden Vorgänge studiei't. Weitere Beobachtungen machten auch Yamanouchi, Connolly, und besonders Kylin. Als Regel kann man zunächst festhalten, daß die Zystokarpien der Rhodomelaceen in Einzahl an der Basis von Kurztrieben entstehen und zwar entweder an monosiphonen Haartrieben (Fig. r)9C), 2) oder an derberen polysiphonen Organen ähnlicher Art (Fig. 596, j)- Bei den typischen Polysiphonien wie auch bei Rhodomela nach Kylin werden nur Haartriebe zur Bildung der Prokarpien verwandt, letztere ent- sprechen demnach in ihrer Anordnung den ersteren, sie entstehen akropetal. Natürlich braucht nicht jeder Haarsproß ein Prokarpium zu tragen; wo aber reichliche Bildung von Sexualorganen statthat, werden doch die meisten von ihnen im fraglichen Sinne benutzt, und es ergibt sich ein Bild wie Fig. 596, 1. Formen, welche im vegetativen Aufbau stark von Polysiphonia ab- weichen, können doch ganz ähnliche Fruchtäste erzeugen; solche bedeuten einen Rückschlag. Ämansia und Vidalia z.B. lassen ihre Prokarpien aus den in dor- saler Reihe (S. 334) stehenden Haartrieben hervorgehen (Fig. 597, 7), Poilex- fenia entwickelt aus der Laubfläche dort, wo sonst nur Andeutungen von Kurz- trieben gegeben sind (Fig. 538, S. 329), radiär gebaute Sprößchen vom Charakter einer Polysiphonia (Fig. 597, j, /), Placophora entsendet ganz ähnliche Gebilde aus dem Rande seiner kriechenden Krusten usw. Doch nicht überall sind, wie gesagt, Haarsprosse beteiligt. Odonthalia z. B. besitzt solche überhaupt nicht. Die Früchte sitzen hier auf verzweigten Ästen und jeder polysiphone Kurztrieb der letzteren trägt an seiner Basis ein Zystokarp (Fig. 597, 8). Auch bei Euzoniella sitzt je eine Frucht an der Basis eines Phyllo- cladiums (Fig. 597, l), die Entwicklungsgeschichte zeigt freilich, daß hier ein monosiphoner Strahl der „Flosse" (Fig. 597, 2) der Ursprungsort für das Zysto- karp ist. Das Zystokarpium, welches bei Cliftonaea (Fig. 597, ./) an der Basis der dorsalen Kurztriebe sitzt, entspricht nach Falkenberg einem polysiphonen Sproß, obwohl oben am Kurztriebe Haarsprosse entwickelt werden. Leveillea endlich treibt an der Basis seiner Phyllokladien endogen ein Sprößchen hervor (Fig. 597, j), welches die Frucht trägt. Ob man Leveillea mit den übrigen Gattungen in Parallele stellen darf, mag vorläufig dahingestellt sein, alle anderen haben ganz unverkennbar die Stellung der Zystokarpien an der Basis von Kurztrieben gemein wie bereits an- gedeutet wurde. Da wir auf S. 317 die Meinung vertreten haben, daß die ver- schiedenen Sprosse der Rhodomelaceen homolog seien, hat es für uns nichts Überraschendes, daß die Tragsprosse der Früchte bald mono-, bald polysiphon sind. Für Falkenberg und diejenigen Autoren, welche die Haarsprosse für Blätter erklären, hat aber der eben mitgeteilte Befund eine gewisse Schwierig- keit, und sie sprechen in Konsequenz ihrer Auffassung davon, daß bei gewissen Rhodomelaceen die Fortpflanzuiigsorgane auf Blättern, bei anderen auf Sprossen 406 X. Rhodophyceae. entstehen. Die von mir vorgetragene Meinung scheint mir nicht bloß für die Antheridien stände, sondern auch für die Prokarpien die einfachere zu sein. Die oben gegebene Regel, daß ein Zystokarp nur auf der Basis eines Sprosses gebildet werde, ist aber durchbrochen bei Dasyeen und Bostrychieen. Fig. 597. Rhodomeleen-Fruchtäste n. Falkenberg. /, 2 Euzoniella adiantiformis\ älteres und jüngeres Stadium, j Leveillea junger mannioides. 4 Cliftonaea pectinata. 5 Pollex- feni'a. 6 Da^ya. 7 Vidalia. H Odonthalia. cy Zystokarpien, cpa Karpogonast. Hier kann jedes Segment eines Sprosses (Fig. 597, j) ein Prokarp produzieren, das zudem vor der Befruchtung noch nackt ist. 3. Ceramiales. 407 Die Prokar pie 11 entstehen dort, wo sie sich an Kurztrieben ent- wickeln, fast immer aus dem zweituntersten Segmente des betreffenden Sprosses, und hier wie bei Dasyen und Bostrychien ist es nur ein einziges Segment, welches diesen Organen den Ursprung gibt; recht selten werden deren mehrere in Anspruch genommen. Das fertile Segment, mag es stehen wo es will, zerfällt in eine axile Zelle und fünf Perizentralen auch dann, wenn die benachbarten Sproß- abschnitte andere Zahlen aufweisen. Die jüngste der Perizentralen wird alsdann durch eine Längswand zerlegt und so entsteht innen die Auxiliar- mutterzelle {aviz Fig. 598, 2) und außen die Anlage des Karpogonastes {cpa). Durch wiederholte Querteilungen wird sie vierzellig, ihre Spitzenzelle streckt sich zur Trichogyne (Fig. 599, j). Die Auxiliarmutterzelle gliedert ziemlich spät Zellen ab, die wir mit Phillips sterile nennen wollen {stz Fig. 598, 4). Die erstere von ihnen wird durch eine Querwand von der Basis der Auxiliar- mutterzelle abgetrennt {stz\ eine zweite entsteht nach der Flanke hin. Kylin, der die Dinge nachprüfte, nachdem Phillips und Falkenberg sie bereits richtig erkannt, zeichnet die Fig. 598, /. Danach würde der Karpogonast auf der einen, die sterile Zelle auf der anderen Flanke der Perizentrale stehen. Die sterilen Zellen sind in ihrer Funktion nicht erkannt; sie teilen sich meist noch mehrfach, ja sie bilden ganze Büschel — oft erst nach der Befruchtung des Karpogens. Sie fehlen wohl kaum einer Rhodomelee. Sehr bald nachdem das Spermatium mit der Trichogyne vereinigt ist, wird wie bei den Ceramiaceen die Auxiliarzelle entwickelt, indem die Auxiliar- mutterzelle durch eine Querwand zerlegt wird. Die obere Zelle ist die Auxiliare, die untere mag den Namen Tragzelle {Irz Fig. 598) weiter führen. An letzterer hängen natürlich alle fertilen und sterilen Fäden resp. Ästchen. Falkenberg macht darauf aufmerksam, daß der Auxiliarzelle genau die- selbe Stellung zukomme wie dem Tetrasporangium und aus Kylins An- gaben ist ersichtlich, daß die eine sterile Zelle und der Karpogonast den Deckzellen entsprechen. Die geschilderten Vorgänge, sowie auch die Weiterentwicklung des Prokarpiums lassen sich besonders leicht an Dasya verfolgen, weil hier die Hülle erst relativ spät gebildet wird. Fig. 598, 5 zeigt, wie die Zellen orientiert sind. Die Tragzelle führt außer dem Karpogonast zwei zweizeilige sterile Ästchen, die in den Figuren nur zum Teil wiedergegeben wurden. In der erwähnten Abbildung ist die Befruchtung der Eizelle gerade vollendet, die Auxiliarzelle schon länger abgegliedert. Jetzt wird von der Zygote ein Zellchen seitlich abgeschnitten, und dieses vereinigt sich mit der Auxiliarzelle etwa in deren Mitte (Fig. 598, 6). Der Prozeß verläuft fast genau so wie die sekundäre Tüpfelbiidung an den vegetativen Teilen. Die kleine Zelle ist die sporogene; sie enthält einen Kern, dieser tritt in die Auxiliarzelle über, und nun spielen sich bei Dasya fast dieselben Vorgänge ab wie bei Callithamnion. Auch hier kommt es in gleicher Weise wie dort zur Wanderung der sporogenen Kerne, zur Verdrängung des Auxiliarkernes (Fig. 598, 7) und dann zur Abgliederung einer Fußzelle, welche einen sporogenen und einen, meistens aber zwei Auxiliarkerne ent- hält. In Verbindung damit entsteht natürlich auch eine Zentralzelle, von welcher dann weiterhin die Karposporenbildung ausgeht. Die Übereinstimmung mit Callithamnion ist eine weitgehende, nur wird hier von der Bildung eines sporogenen Fadens völlig Abstand ge- nommen. Der Sporophyt ist zeitweilig auf die kleine fusionierende Zelle reduziert. Bei Rhodomela u. a. fehlt auch diese nach Kylin; hier teilt sich der Zygotenkern, ohne daß darauf eine Wandbildung folgte und nun 408 X. Rhodophyceae. wandert mindestens ein sporogener Kern durch einen einfaclien Fortsatz in die Auxiliarzelle hinüber. Diese läßt ihren eigenen Kern durch den er- weiterten Tüpfelkanal in die Tragzelle gleiten. Zu einer Wandbildung mit Abkapselung der Auxiliarkerne kommt es also nicht. Fig. 598. Zystokaip der Rhodomeleen n. Falkenbkrg, Kyun, Phillips u. Oltmanns. 1—4 Rhodomela subfusca; Entwicklung des Karpogonastes usw. 5 — 7 Dasva; Fusionierung der sporogenen Zelle mit der Auxiliarzelle usw. 8 — w Polysipho7iia sertularioiJes\ Ent- wicklung der Zystokarpwand. //Dies.; halbreifes Zystokarp. j^s sterile Zellen, /Fusions- zelle. Die anderen Bezeichnungen wie üblich. Yamanouchi hat für Polysyphonia über diese Vorgänge ziemlich ab- weichende Angaben gemacht, seine Befunde konnte bislang niemand be- stätigen. 3. Ceramialeg.' 409 Aus der Zentralzelle resp. aus dem Oberteil der Auxiliare wird eine Zelle abgegliedert und aus dieser geht ein Büschel kurzer sporogener Fäden hervor, die sich reichlich verzweigen und an ihren Enden Karposporen bilden (Fig. 598, ii). Falkenberg unterscheidet hier zwei Typen. Bei den Dasyeen und ihren Verwandten ist der Aufbau der sporogenen Fäden monopodial, bei den übrigen Rhodomelaceen ist er sympodial (s. auch Kylin). Wenn die Karposporen zu reifen beginnen, treten häufig Zellfusio- nierungen in die Erscheinung. So können sich unter Auflösung der trennen- den Wände Zentralzelle, Fußzelle, eventuell auch Tragzelle usw. miteinander vereinigen {/ Fig. 598, ii), eine Erscheinung, der wir unten noch häufiger Erwähnung zu tun haben werden. Die Hülle, welche die Prokarpien der Rhodomelaceen umgibt, nimmt ihren Ursprung aus den beiden Perizentralen, welche dem jungen Prokarp- aste rechts und links anliegen, wie das ein Querschnitt an geeigneter Stelle (Fig. 598, j) am einfaclisten ergibt. Betrachtung von der Seite (Fig. 598. ^) zeigt, daß die fraglichen Perizentralen zunächst durch eine Querwand in zwei Hälften zerlegt werden, welche sich dann weiter gliedern (Fig. 6", 9); und sehr bakl kann man mit Falkenberg nicht mehr darüber in Zweifel sein, daß man die ganze Masse als Fäden aufzufassen hat, welche sich, miteinander kongenital verwachsen, durch eine Scheitelzelle verlängern (Fig. 10). Bis zum Beginn des Befruchtungsvorganges ist die Hülle einschichtig (Fig. 596, 5) und besteht ihrer Entwicklung gemäß aus zwei Klappen, wie Muschelschalen. Später, mit Beginn der Befruchtung, schließen die beiden Hälften fest zu einem Becher zusammen, wachsen noch erheblich und werden mehrschichtig. Letzteres geschieht durch perikline (Fig. 598, 11) Teilungen, welche, von unten her beginnend, in den Zellreihen, die wir als Fäden betrachteten, auftreten. Die inneren so entstandenen Zellen teilen sich nicht weiter, die äußeren dagegen werden durch eine radiale Längswand zerlegt, so daß nunmehr an Stelle jedes ursprünglich einreihigen Fadens ein anderer vor- handen ist, welcher auf seiner Innenseite aus einer, auf seiner Außenseite aus zwei Zellreihen besteht; solches Gebilde kann man dann auffassen als Polysiphoniasproß, der nur einseitig Perizentralen bildet. Die parallel laufenden Zellreihen werden durch sekundäre Tüpfel verknüpft, und damit hat es dann bei den Formen sein Bewenden, welche ihre vegetativen Teile nicht berinden, bei anderen Arten und Gattungen aber erstreckt sich die Berindung auch auf die Fruchthüllen, indem an diesen die Außenzellen sich noch weiter teilen. Durch besonders starke Entwicklung der Zysto- karpwandung zeichnen sich u. a. die Chondrien (Fig. 596, j) und deren Ver- wandte aus. Phillips glaubte auf der Innenseite der Hülle noch l)esondere Fäden gefunden zu haben, Falkenberg zeigt aber, daß diese nichts andeies sind als die inneren Zellreihen, welche aus der ersten Längsteilung in der Wand resultieren. Die sterilen Zellen, welche der Tragzelle ansitzen, spielen bei dem Karposporenbildungsprozeß ebensowenig eine Rolle wie bei der Wandbildung des Zystokarps; sie werden vielfach zusammen mit dem Karpogonast vom wachsenden Sporophyten zerdrückt, wie das in Fig. 598, 11 erkennbar ist. In manchen Fällen aber (Chondria usw.) bleiben sie nicht bloß bestehen, sondern wachsen auch zu einem mehr oder weniger ausgedehnten Faden- system heran, das sich zwischen die Karposporenmasse und die Zystokarp- wand einschiebt. 410 X. Rhodophyceae. c) Delesseriaceae. In der Gruppe der Delesserien sitzen die Prokarpien meistens in be- sonderen Fruchtsprößchen. Diese entstehen bei Delesseria sanguinea (Hydro- lapathum) neben vegetativen Verjüngungssprossen an der i)ersistierenden Mittelrippe der blattartigen Sprosse bisweilen zu einer Zeit, wo noch die ganze Laubfläche vorhanden ist, häufiger nach der Zerstörung derselben (Fig. 599, i). Die Fruchtsprosse sind an der Rippe auf beiden Seiten des Laubes, rechts und links von der Mediane, in zwei Reihen geordnet. Nach Phillips, dessen Angaben Svedelius vollauf bestätigen konnte, während Kylin in Nebensachen abweicht, gleicht das Prokarpium der Delesseriaceen völlig dem der Rhodomelaceen. Mit der axilen Zellreihe ist die Tragzelle {^rz Fig. 599, j) verknüpft, an dieser hängt einerseits der übliche vierzellige Karpogonast, andererseits eine sterile Zelle (s^z Fig. 599, 7). In dem nur wenige Millimeter langen Fruchtsproß der Del. sanguinea trägt mit Ausnahme der oberen und unteren jede Zelle der Achse ein Paar Pro- karpien. Diese Paare stehen, wenn man den Sproß von der Fläche betrachtet, abwechselnd rechts und links von jener. In der Fig. 599, j konnte nur ein Prokarpium eines Paares gezeichnet werden, weil das zweite durch das erste verdeckt ist, denn es liegt der anderen (in der Abbildung hinteren) Fläche des Sprosses zugekehrt. Fig. 599, 2 dagegen zeigt einen Frucht- sproß von der Kante, in ihr sind die dem Beschauer zugekehrten Prokarp- paare dunkel, die abgekehrten heller gehalten. Wie viele von den zahlreichen Trichogynen, die kaum über die Ober- fläche des Thallus herausgestreckt werden, der Befruchtung unterliegen, ist nicht ganz klar, dagegen ist es Regel, daß sich nur ein Prokarpium zur Frucht entwickelt. Nach der Befruchtung gliedert die Tragzelle erst die Auxiliarzelle ab und aus ihr entwickeln sich in bekannter Weise die sporogenen Fäden (s/ Fig. 599, 7). Die an der Tragzelle hängende sterile verzweigt sich zu recht ansehnlichen Büscheln (sfz) und endlich beginnen die vegetativen Zellen in der Nähe des Prokarpiums sich zu teilen. Damit entsteht um den Sporo- phyten eine derbe Hülle, welche nur in der Mitte einen engen Porus offen läßt, aus dem später die Karposporen ausschlüpfen können. Die sterilen Zellen eilen den sporogenen Fäden in der Entwicklung voraus (Fig. 599, 7), später werden sie aber völlig verdrängt; die Masse der sporogenen Fäden resp. der Karposporen erscheint auf älteren Entwicklungsstufen strahlig ge- lappt (Fig. 599, 6), und infolge der massigen Entwicklung der Zystokarp- wand gewinnen die ganzen Fruchtsprosse das in Fig. 599, j wiedergegebene Aussehen. Andere Delesseria- Arten, von welchen besonders Kylin einige unter- sucht hat, verhalten sich ähnlich, doch ist die Verteilung der Fruchtsprosse oft eine andere und es können auch (z. B. bei Del. alata) gelegentlich Prokarpien auf den Hauptsprossen selbst entstehen. Am weitesten weicht Del. sinuosa (Phycodrys) ab, denn hier sind die Prokarpien nicht an eine Rippe resp. an eine axile Zellreihe gebunden, sondern sie treten an beliebigen, oft nur einschichtigen Stellen des Thallus auf. Auch das scheint mir (vgl. oben S. 361) eine Annäherung dieser Art an die Nito- phylleen zu bedingen und Kylin stellt sie auch zu diesen. In dieser Gruppe ist von Rippenbildung bekanntlich nichts oder nur wenig zu verspüren und so ist der Ort für die Prokarpbildung im voraus kaum bestimmt, die Früchte treten scheinbar regellos auf. Dort aber, wo sie gebildet werden, wird der Thallus mehrschichtig, es kommt eine axile Zellreihe zum Vor- 3. Ceramiales. 411 schein (Fig. 600, i) und dieser ist das ganze Prokarp mit Hilfe der Auxiliar- mutterzelle angeheftet. In einem Sproßabschnitte pflegt nur ein Paar von Pro- karpien zu entstehen (Fig. 600, I), und nur eins der letzteren entwickelt sich Fig. 599. Delesserra sanguinea n. Phillips u. Svedelius. / Zweig mit Friichtsprößchen. 2 Frucht- sproß (jung) von der Kante ge- sehen. 3 Ders. von der Fläche. 4 Junges Prokarp. 5 Fruchtsproß (alt) von der Seite. 6 Ders. von der Fläche, 7 Längsschnitt eines jung. Zystokarps. stz sterile Zellen, sf sporogene Fäden, //-s Tragzelle, ca zentrale Achse, cpa Kaipogonast. ebenso wie dasjenige der Delesserien. So entstehen denn, auf dem dünnen Laub unregelmäßig verteilt, relativ große warzige oder pustelartige Zystokarpien (Fig. 600, 2\ die als solche leicht in die Augen springen. 412 X. Rhodophyceae. Bei Nitophyllum kommen Verschmelzungen der Zentralzelle mit den Nach- barn zu einer Plazenta vor. Für diese Gattung wird von allen Forschern angegeben, daß sich die Zystokarpien an ihrer Basis erweitern. Von den Pro- karpien (Fig. 600, j) beginnend wird nämlich der Thallus über eine ziemlich große Kreisfläche hin mehrschichtig und wenn nun der Sporophyt sich ver- größert, treibt er das Gewebe zwischen der mittleren und der peripheren Lage auseinander (vgl. Fig. 600, 2). Martensia bildet die Früchte auf beiden Seiten des netzigen Thallusteiles, und zwar sind es die Schneiden der radial gestellten Netzbalken, die ihnen den Ursprung geben (Svedelius). Diese sind zunächst einschichtig, werden aber genau wie bei Nitophyllum unter Entwicklung einer Zentralachse imehrschichtig. Aus dieser gehen die Prokarpien hervor und verhalten sich weithern ebenso Fig. 600. / Nitophyllum laceratum ; Thallus quer. Schema der Prokarpien n. Phillips. 2 Nitophyllum (Schizoglossum) . Zystokarp im Querschnitt des Thallus n. KÜTZING. cpg Karpogon, az AuxiHarzelle, ca axile Zellreihe. wie bei den übrigen Delesseriaceen. Ein auffallender Gegensatz besteht zwischen dem Sporophyten und dem Gametophyten. Letzterer hat ausschließlich viel- kernige Zellen, sogar der Karpogonast besitzt solche; die Karposporen aber und die Fäden, welche sie erzeugen, sind stets einkernig. Einige andere Gattungen zeigen vielleicht geringe Abweichungen, z. B. Grinellia, doch bedürfen Brannonis Angaben über diese wohl der Nachprüfung. Die bislang behandelten Gruppen sind die bestiintersuchten, und es ist nicht schwer, sie nach dem Verhalten des Sporophyten, der Auxiliar- zellen und eventuell nach der HüUbildung in eine Reihe anzuordnen; nicht wenige Florideenfamilien fügen sich aber dieser einfachen Reihe, resp. den drei großen Gruppen, die wir bildeten, nicht oder doch nicht leicht ein. Das sind in erster Linie die Familien, welche Schmitz als Gigartinales 3. Ceramiales. 413 und zum Teil als Rliodymeniales zusammenfaßte, Sie sind weit weniger gut untersucht, speziell das ^'erllalten der sporogenen Zelle, der Auxiliar- kerne usw. ist kaum in einem Falle bekannt. Damit mag es gerechtfertigt werden, wenn wir die fraglichen Familien kürzer behandeln. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, ja sogar für wahrscheinlich, daß die Gruppen, welche Schmitz unter obiger Bezeichnung vereinigte, nicht so nahe zusammengehören, wie unser Autor glaubte; wir werden noch sehen, daß sie sich puncto Auxiliarzelle und in manchen anderen Dingen recht verschieden verhalten. Allein ich halte es für unzweckmäßig, auf Grund dieser allgemeinen Erkenntnis sofort eine tiefgreifende Umsstellung der alten Gruppen vorzunehmen, ehe nach den verschiedensten Richtungen gründlichere Untersuchungen vorliegen, die freilich um so mehr zu wünschen wären, als wir vielfach hier auf die äußerst kurzen und deshalb oft schwer verständlichen Angaben in Diagnosenform bei Schmitz-Hauptfleisch an- gewiesen sind. Nur die ScHMiTzschen Rhodymeniales vermag ich in dem vollen Um- fange nicht beizubehalten, wie sie der Autor aufstellte; ich glaube, man muß schon jetzt die Delesseriaceen, Ceramiaceen und Rhodomelaceen zu einer besonderen Gruppe vereinigen, wie es oben geschah, und dieser die Rhodymeniales im engeren Sinne gegenüberstellen (s. unten). 4. Gigartinales. Die Fruchtbildung der Gigartinaceen scheint mir am leichtesten ver- ständlich zu werden, wenn wir von Harveyella ausgehen. Diese parasitische Form entspricht zwar kaum dem eigentlichen Typus der in Rede stehenden Familie, sie wurde von Schmitz sogar zu den Gelidiaceen gezählt, allein sie ist eine der wenigen Formen, von welcher wir durch Sturch eingehender unterrichtet sind. Harveyella bildet, wie im Kapitel über Parasiten noch zu berichten sein wird, Polster mit annähernd radiär verlaufenden Fäden (Fig. 601). Eine Anzahl derselben trägt Prokarpien. Der Karpogonast sitzt wie üblich an der Tragzelle (Fig. 602, i) und diese entsendet thalluseinwärts die sterilen Elemente (sfz). Nach der Be- fruchtung vereinigt sich ein kurzer sporogener Faden mit dem oberen Ende der Tragzelle, welche ohne weitere Teilung als Auxiliarzelle verwendet wird. Das apikale Ende der Auxiliarzelle wird als Zentralzelle (c^rz) abgegliedert, während der untere Teil mit den sterilen Zellen fusioniert (Fig. 602, 2). Nur ein Prokarpium von den zahlreich angelegten entwickelt sich weiter, aus seiner Zentralzelle wachsen viele sporogene Fäden nach allen Richtungen annähernd parallel zur Oberfläche des Polsters zwischen dem Gewebe des- selben hindurch und entsenden dann nach aufwärts verästelte Zweiglein, welche die Karposporen produzieren. Für diese ist dadurch Platz geschaffen, daß die radiären Fäden des Polsters in den Regionen, welche der Tnnen- rinde entsprechen mögen, sich seitlich voneinander lösen und sich gleich- zeitig strecken, während die Außenrinde unter vermehrtem Wachstum fester zusammenschließt, wie wir das ähnlich schon für Gelidium konstatieren. Die Prokarpien der typischen Gigartineen zeigen in der Zellenzahl des Karpogonastes wie auch im Verhalten der Auxiliarzelle leichte Abweichungen. Chondrus, von Kylin untersucht, besitzt eine besonders große Trag- zelle (Fig. 602, j) in der Innenrinde, an dieser hängt ein dreizelliger Kar- pogonast, der natürlich seine Trichogyne nach außen streckt. Die Tragzelle 414 X. Rhodophj'ceae. wird mit allen benachbarten Rindenzellen durch sekundäre Tüpfel verkettet. Die sporogene Zelle tritt in die Tragzelle ein, diese fungiert also direkt als Auxiliarzelle. Auch eine Zentralzelle wird nicht abgegliedert, vielmehr entsendet die Auxiliar-(Trag-)Zelle (Fig. 602, 6) nach verschiedenen Richtungen sporogene Fäden, welche sich unter reichlicher Verzweigung in der Innenrinde und auch im Zentralkörper des fertilen Sprosses ausbreiten (Fig. 602, j). Das Gewebe des letzteren wird dabei aufgelockert und die Karposporen erscheinen endlich in mehr oder weniger großen Gruppen, die als dunkelrote Massen dem fädigen, farblosen, sterilen Gewebe eingelagert sind (Fig. 602, ^), ein Bild, das namentlich für Chondrus. Gigartina, Phyllophora u. a. charak- teristisch ist. Die Gruppieiung der Sporen kommt nach Schmitz dadurch Fig. 601. Harveyella »lirabilis n. Sturch. Die Pflanze parasitiert auf Rhodomela. Der Sporophyt ist schwarz gehalten. zustande, daß die sjjorogenen Fäden in mehrere kurze Ästchen ausgehen, deren Endzellen sich nebst den darunter liegenden Gliederzellen in Karpo- sporen umwandeln. Bei Gigartina wachsen die sporogenen Fäden einfach durch das vege- tative Gewebe hindurch, und bei Stenogramme (Johnson) trägt dieses unter Absterben zur Ernährung derselben bei; bei Chondrus aber werden die sporogenen Fäden nach Schmitz mit vegetativen Zellen durch Tüpfel mehr- fach verbunden (Kylin konnte das aber nicht finden) und bei Mychodea geht diese „Vertüpfelung" noch weiter. Kurzgliederige Seiten sprosse der sporogenen Fäden wachsen an den Zellen des sterilen Gewebes entlang, verbinden sich mit diesen durch Tüpfel und schreiten dann erst zur Aus- bildung einer Sporengruppe. 3. Ceramiales. 415 Die ganze Masse der Karposporen wiid bei manchen Gattungen (Iri- daea, Gigartina u. a.) durch eine „Faserschicht" umhüllt, d. h. durch Hyphen, welche miteinander verflochten gleichsam eine sekundäre Zjstokarpwand bilden. Die Früchte der Gigartinaceen entstehen bei vielen Gattungen (Chondrus, Iridaea u. a.) an beliebigen Stellen des Thallus, bei anderen dagegen (Gigar- ^ o /o Fig. 602. /, 2 Harveyella mirabihs ; Prokarpieii, vor der Befruchtung resp. nach Bildung der Zentralzelle n. Sturch. j Gigartina; Querschnitt des fertilen Sproßstückes; Schema für die Verteilung der sporogenen Fäden. 4 Dies., reife Karposporen im fertilen Sproß n. LÜRSSEN. az Auxiliarmutterzelle, stz sterile Zelle, ctrz Zentralzelle, sf sporogene Fäden, csp Karposporen, tz Tragzelle, kp Karpogon. 5 u. 6 Chondrus n. Kylin. 5 Prokarp. 6 Auswachsende Auxiliarzelle. tina, Phyllophora usw.) sind ihnen besondere warzen- oder zitzenähnliche Bildungen (Fig. 492, S. 274) teils am Rande, teils auf der Fläche der Sprosse angewiesen. Bei Stenogramme ist es nach Johnson ein mittelrippenartiger dickerer Streifen des Thallus. In der Regel dürften zunächst zahlreiche Prokarpien vorhanden sein; die meisten gehen indes wie bei Delesseria zugrunde. Ob aber ein erwachsenes Zystokarpium sich stets von einem 416 X- Rhodophyceae. oder gelegentlich auch von einigen Prokarpien herleitet, entzieht sich meiner Kenntnis. Überall müssen die Rindenschichten dort emporgewölbt und eventuell vermehrt werden, wo ein Zystokarp entsteht, und es bildet sich meistens auf dem Scheitel der Vorwölbung ein Porus, der späterhin die Sporen ent- läßt. Bisweilen werden nach Schmitz-Hauptfleisch auch mehrere Poren entwickelt. Die Vorgänge bei diesen Formen erinnern an Dermonema, sowie an die Chaetangiaceen, und doch ist in der Anwesenheit der Auxiliarzelle ein scharfer Unterschied gegeben. Dort gehen die sporogenen Fäden direkt von der Eizelle aus, hier entsprossen sie einer regelrecht entwickelten Auxiliarzelle. Damit aber nähern sich die Gigartinaceen zweifellos der Cera- miaceenreihe und der Unterschied zwischen beiden Gru])pen bestände in einer starken Entwicklung des Sporophyten auf der einen, in einer Re- duktion desselben auf der anderen Seite, Wie weit in diesen Tatbeständen direkte Verwandtschaftsbeziehungen zum Ausdruck kommen, ist momentan kaum zu sagen. Wer solche betont, darf aber auf der anderen Seite nicht verschweigen, daß ein ziemlich einfacher Weg von den Chaetangiaceen zu den Gigartinen hinüberführt, nämlich durch Vermittlung der Wrangeliaceen, die wir an anderer Stelle behandeln. Zu den Gigartinales muß man mit Schmitz wohl auch noch die Rhodophyllidaceen rechnen, Sie sind meistens durch Zystokarpien mit derber Wand und gut entwickeltem Porus ausgezeichnet (Fig, 603). Die Wandung entwickelt sich in ähnlicher Weise wie bei den Gelidiaceen (S, 384), d, h, die Rinde zeigt lokal ein erheblich gesteigertes Wachstum und wölbt sich deshalb stark nach außen; gleichzeitig löst sie sich von den zentralen Gewebeelementen los, und so entsteht ein mehr oder weniger großer Hohl- raum. Dieser wird liäufig durchzogen von einer Anzahl radiärer Rinden- zellen, welche bei Abhebung der Zystokarpwand nicht gerissen sind, sondern der skizzierten Bewegung durch Dehnung und Wachstum folgten (Fig. 603, 2). Außerdem kann die Höhlung des Zystokarpiums sekundär erfüllt werden durch ein meist sehr lockeres Geflecht von Hyphen, welche von der Innen- wand her unregelmäßig in dieselbe einwachsen. In dieser Höhlung etabliert sich nun der Fruchtkern, welcher die Karposporen liefert. Dies Gebilde ist l)ei den Rhodophyllidaceen nicht dem Boden des Zystokarps angeheftet, wie in anderen Gruppen (Delesserien usw.), es hängt vielmehr von oben herunter (Fig. 603, 2), indem es nicht weit von der Mündung seitlich angeheftet ist. Kylin gab Aufschluß über die Entwicklung von Cystoclonium, Rhodo- phyllis und Euthora, nachdem freilich durch Schmitz u. a. schon manches bekannt geworden war. Der dreizellige Karpogonast sitzt im erwachsenen Zustande, wie Fig. 604, i zeigt, einer Zelle der inneren Rindenschicht an, die als Tragzelle fungiert. Angelegt wird er aber zu einer Zeit, wo die Rinde noch einschichtig ist. Die Auxiliarzelle (az) ist eine der Tragzelle benachbarte Rindenzelle, die relativ unabhängig von der ersten ist, somit ist kein charakteristisches Prokarpium gegeben wie in anderen Familien. Die Anordnung erinnert an die Nemastomaceen. Nach der Befruchtung tritt die übliche Verbindung mit der Auxiliai-zelle ein, eine Zentralzelle wird abgegliedert und von dieser aus entstehen (Fig. 604, 2) verzweigte sporogene Fäden. Eigenartig wird die Sache dadurch, daß sich die basalen Zellen der letzteren erst mit der Zentralzelle wie auch mit der Auxiliarzelle zu einem vielkernigen Gebilde vereinigen, das man Fusionszelle, wie in anderen Fällen, nennen mag (Fig. 604, j). Die Rindenzellen haben inzwischen dort, wo 3. Ceramiales. 417 die Fusionszelle liegt, mehr weniger lange Reihen gebildet, welche die Wandung des Zystokarpiums darstellen. Die Fruchthöhlung entsteht in unmittelbarer Nähe der Auxiliar- bzw. Fusionszelle, und man versteht nun leicht, weshalb diese innen der Zystokarpwand anhängt, um die Karpo- sporen in den Hohlraum hinein zu treiben (Fig. 604, 4, j). Bei verschiedenen Formen etwas verschieden, werden die Karposporen bzw. die sporogenen Fäden durch Streckung der Fusionszelle zwischen das ^miM. . '%> ,StCL .Vi > 3% ^4S^k Flg. 603. / Frucht von Soliera chordalis n. BoRNET. 2jFrucht von Flahaitltia appendi- cnlata n. BoRNET. fa Fasern,/? Fusionszelle, sta sterile Hyphen. Hyphengeflecht geschoben, von dem wir schon oben sprachen. Die anfangs locker gestellten sporogenen Fäden müssen später dicht zusammenschließen. Es ist klar, daß die Hyphen bei diesem Prozeß verdrängt oder ein- geklemmt werden. Tatsächlich sieht man denn auch bei nicht wenigen Gattungen der Rhodophyllideen Stränge des sterilen Gewebes (/« Fig. 603, 1) die Masse der sporogenen Fäden durchsetzen. Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. IL 27 418 X. Rhodophyceae. Die Fusionszelle kann sich durch weitere Verschmelzung mit ihren Nachbarzellen vergrößern, und dann bleibt sie lange sichtbar, in anderen Fällen ist sie kleiner und ist deshalb im voll entwickelten Fruchtkern nicht mehr nachweisbar. Die Höhlung des Zystokarps ist vielfach (Fig. 603, j, 2) im Innern des Thallus durch eine feste Wandung gegen das Gewebe des letzteren ab- gegrenzt, z. B. bei der auch wohl hierher gehörigen Calliblepharis, über welche Phillips kurz berichtet. Diese „Faserhülle" entsteht wie bei Gi- gartinen aus verflochtenen Hyphen oder ähnlichen Gebilden. Manchen Gattungen fehlt sie aber. Fig. 604 n. Kylin. 1—3 Cystodonhan. 4, 5 Rhodophyllis. i Befruchtungsreifes Karpogon. 2 Die Bildung des sporogenen Fadens {gon) beginnt, j Fusionszelle mit Karposporen- Anlagen. 4 Vi- 5 Zystokarpien verschiedenen Alters, az Auxiliarzelle, tz Tragzelle, gon sporogener Faden. Etwas eingehender als die vorerwähnten Gattungen, über welche Bornet, Schmitz, Phillips Auskunft gaben, ist durch Osterhout Agardhiella (Rhab- donia) tenera untersucht. Die Karpogonäste haben die übliche Stellung, die Auxiliarzellen weisen in ihrer Lagerung so wenig Beziehungen zu den Karpogonen auf, daß von Prokarpien nicht wohl die Rede sein kann. Die Karpogone sind zahlreicher als die Auxiliaren. Die Zygote entsendet wie bei Dudresnaya lange Fäden, die aber kaum verzweigt sind. Sie dürften immer nur mit einer Auxiliar- zelle in Verbindung treten. 3. Ceramiales. 419 Diese sind wie bei den früher erwähnten Gattungen substanzreiche Zellen der Innenrinde, d, h. größere Gliederzellen der verzweigten und an- nähernd radiär verlaufenden Rindenfäden. Auch die Nachbarn der Auxiliar- zelle enthalten reichliche Nährsubstanzen. Nach vollzogener Fusionierung mit dem sporogenen Faden läßt die Auxiliarzelle auf der Innenseite einen Fort- satz, die Zentralzelle, hervortreten, welche sich wiederholt teilt und einer Masse von Zellen oder Fäden den Ursprung gibt, die nicht bloß die Auxiliarzelle selbst, sondern auch die über ihr stehenden großen Zellen völlig einhttlllen. Die Bildung der Zystokarphöhlung usw. geschieht ini wesent- lichen wie bei den bisher besprochenen Gattungen. Darüber s. Osterhout. Fig. 605. Wrangelia n. Zerlang u. Bornet. / Karpogonast (jung). 2 Ders. einige Zeit nach der Befruchtung, cpg Karpogon, oosp Oospore, sz sporogene Zelle, trz Trag- zelle. 3 Sexualsproß: der Sporophyt ist dunkel gehalten. Dieser berichtet auch, daß bei Rhabdonia die Auxiliarzelle mit einigen Nachbarzellen verschmelze, so daß eine riesige Fusionszelle in der Mitte der sporogenen Fäden entstehe. Die Ähnlichkeit zwischen Gigartinaceen und Rhodophyllidaceen springt in die Augen, und deshalb hat auch Schmitz die Verwandtschaft beider Gruppen betont. Allein man wird auch die Unterschiede nicht vergessen dürfen. Die Gigartinaceen besitzen ein typisches Prokarpium, in welchem Karpogon und Auxiliarzelle vereinigt sind, fast wie bei Ceramiaceen usw. Die Rhodophyllidaceen aber besitzen ein solches Prokarpium nicht überall, 27* 420 X. Rhodophyceae. Auxiliarzelle und Sexualapparat sind oft weit getrennt, die erstere ist eine beliebige, zunächst kaum ausgezeichnete Rindenzelle. Das erinnert an die Nemastonieen u. a., und man kann, wie mir scheint, tatsächlich fragen, ob zu diesen Gruppen nicht auch Beziehungen vorhanden sind. Man vergleiche nur einmal Bertholds Angaben über Grateloupia usw. mit dem, was Schmitz-Hauptfleisch über Tichocarpus berichten, bei welchem an der Basis der Auxiliarzelle ein dichtes „Plazentapolster" entwickelt wird, ähnlich wie die Fruchthülle bei den Grateloupien. Eine sichere Entscheidung freilich wird man kaum treffen können, ehe nicht weitere entwicklungsgeschichtliche Daten vorliegen. Hier mögen auch die Wrangeliaceen ihren Platz finden. Ich rechne dazu Wrangelia, Naccaria, Atractophora und schließe Bonnemaisonia an. Wrangelia hat besondere Sexualsprosse, das sind Kurztriebe (Fig. 605, j), mit verkürzten Gliederzellen; die Wirteläste berühren sich an ihrer Basis, die Berindung bleibt aus (vgl. S. 253). Es entwickeln sich die Prokarpien auf dem jeweils ältesten Gliede eines Wirteis. Die vierzelligen, eigenartig gekrümmten Karpogonäste sitzen einer Tragzelle {trz Fig. 605, i) auf. Die Zygote treibt eine große lappige Zelle {sz Fig. 605, 2), die sich nach Zerlang durch einen Tüpfel mit der Trag- zelle des Karpogonastes [trz) verbindet. Die Lappenzelle bildet alsdann das Zentrum, von welcher zahlreiche sporogene Fäden ausgehen, um sich zwischen die Basalzellen der Wirteläste einzuzwängen; sie treten sogar mit einigen derselben durch Tüpfel in Verbindung. Mit der Zeit umspinnen dann die Sporogene die ganze Hauptachse des gestauchten Sexualsprosses (Fig. 605, j) und bringen endlich zwischen den haarigen Wirtelästen zahl- reiche Karposporen hervor. Obwohl ziemlich viele Karpogonäste angelegt werden, kommt nur einer zur Entwicklung. Alle Kari)Osporen eines Zweig- leins entstammen diesem. Die beiden anderen Gattungen stimmen mit Wrangelia insofern über- ein, als auch hier sporogene Fäden die Achse der fertilen Sprosse lokal umwachsen, die Prokarpien aber sind ein wenig verschieden. Atractophora bildet aus der Tragzelle (gleichzeitig Auxiliarzelle) sterile Fäden, ähnlich denjenigen bei Rhodomeleen, Delesserien usw. Später fusionieien dieselben mit der Auxiliarzelle, wie bei Harveyella, und nach Einführung einer sporogenen Zelle entsendet die große Fusionszelle sporogene Fäden. Bei Naccaria ist die Auxiliarzelle nicht deutlich erkennbar, aber auch hier entsteht aus sporogener Zelle, sterilen Fäden usw. eine Fusionszelle, die sporogene Fäden produziert. Allen drei Gattungen gemeinsam ist also, abgesehen vom Verhalten der sporogenen Fäden, die Bildung einer größeren Zentralzelle, von welcher dann erst die sporogenen Fäden ausgehen. Das erinnert an Dudresnaya, vielleicht auch an Scinaia, und kann als Übergang von Dermonema zu dieser gedeutet werden. Andererseits scheint mir die Annahme möglich, daß erst in der fraglichen Gruppe sich eine typische Auxiliarzelle herausgebildet habe, denn l)ei Wrangelia sehen wir eine leichte Verkettung durch einen für Kerne usw. überhaujjt kaum wegsanien Tüpfel, bei Atractophora dagegen bemerken wir das typische Eindringen einer sporo- genen Zelle in die Auxiliare. Ist das letztere richtig, dann ist tatsächlich der Weg zu den Gigartinen gegeben, 'den wir schon auf S. 384 andeuteten. Ol) man dann die Wrangelien schon als Gigartinales oder noch als Nemalionales ansprechen soll, und ob man sie im Anschluß an die eine oder die andere (Jrui)pe behandeln muß, scheint mir von minderer Bedeutung zu sein. Da ich glaube, man muß auf die Anwesenheit der Auxiliarzelle 3. Ceramiales. 421 einen gewissen Wert legen, habe ich die Familie an dieser Stelle dem Leser vorgefülirt. Mit den Wrangelien bringt nun Kylin wohl nicht ganz mit Unrecht die ßonnemaisonien in Verbindung, Der dreizellige Karpogonast ent- springt einer Tragzelle {trz Fig. 606); aus der letzteren, wie auch aus der untersten Zelle des Karpogonastes entspringen zunächst inhaltsarme Fäden, welche später die Hülle des Zystokarpes bilden. Die hypogyne Zelle [cpa<^) liefert sterile inhaltsreiche Zellen. Nach der Befruchtung entsendet die Zy- gote einen sporogenen Faden nach abwärts (-s/Fig. 606), der auch bald sich zu verzweigen beginnt. Anfangs nährt er sich von den sterilen Zellen, später aber, wenn diese ausgesaugt und zugrunde gegangen sind, fusionieren die Zellen des Sporophyten mit den Zellen des Zystokarpbodens, die in- zwischen sehr inhaltsreich geworden sind. Der Prozeß beginnt bei der Tragzelle, greift aber auf alle Nachbarn über. Aus der so entstehenden .Q-^go ?<^SS§^s. i'pg-Q^ a-Ss-^^^-'S^^ r^r%- Fig. Zystokarpien von Bonnemaisonia n. Kylin. großen Fusionszelle sprossen dann nach aufwärts Fäden hervor, und aus diesen die Karposporen (Fig. 606, 2). Bezüglich der verwandtschaftlichen Beziehungen gilt wohl dasselbe, was bereits für Wrangelia und Verwandte gesagt wurde. Auffallend ist, daß die Verbindung mit Nähr- und Auxiliarzellen so außerordentlich in den einzelnen Gattungen wechselt; vielleicht deutet diese Inkonstanz darauf hin, daß das alles innerhalb des Verwandtschaftskreises noch nicht genügend gefestigt ist. 5. Rhodymeniales. Unter diesem Namen fasse ich nur die Sphaerococcaceen und die Rhodymeniaceen zusammen. Die Zystokarpien der Sphaerococcaceen sind bei manchen Gattungen dieser Gruppe über den ganzen Thallus scheinbar regellos zerstreut, bei anderen aber finden sie sich in Einzahl auf kleinen Seitensprossen, die da- 422 X. Rhodophyceae. durch ziemlich abweichend gestaltet werden und nicht selten als gestielte Kügelchen erscheinen (Fig. 607). Die einzelne Frucht hat mit derjenigen der Rhodophyllidaceen manche Ähnlichkeit, und doch tritt ein Unterschied (Fig. 608, 4) sofort hervor: Der Fruchtkern ist an der Basis des Ganzen, der Öffnung gegenüber, angeheftet, und an der Anheftungsstelle findet sich dann ein kleinzelliges, aus Hypheu gebildetes Gewebe, das leider den Namen Plazenta erhalten hat. Mir scheint derselbe nicht sehr glücklich, denn dies Gewebe hat mit der Karposporen- bildung, wie in anderen Fällen, gar nichts zu tun. Die Entwicklungsgeschichte der Sphaerococcaceenfrüchte ist noch viel- fach unklar. Halten wir uns zunächst einmal an die leider etwas unvoll- ständigen Angaben von Johnson über Gracilaria, so geht aus Fig. 608, j Fig. 607. / Gracilaria\ Orig. 2 Phacelocarpus n. KÜTZING. hervor, daß an der Basis eines jungen Zystokarpiums eine relativ große Zentral- oder Fusionszelle {fz) liegt, hervorgegangen mutmaßlich aus der Vereinigimg der Auxiliarzelle mit einigen Nachbarzellen. An der Basis der großen Zentralzelle und wohl auch aus anliegenden Rindenzellen treten die Fäden hervor, welche die sogenannte Plazenta bilden. Das Oberende der Zentralzelle entsendet sporogene Fäden, die (Fig. 608, j) anfänglich noch ge- trennt sind, später aber, offenbar infolge wiederholter Verzweigung, zu einem dichten Polster, dem Fiuchtkern, zusammenschließen (Fig. 608, 4) und sogar in tangentialer Richtung sekundäre Tüpfel bilden. Nur (lie Enden der Fäden, welche das Kernpolster zusammensetzen, sind frei und produzieren Karpo- sporen. Die Zentralzelle bleibt lange an der Basis des Fruchtkernes sichtbar (fz). 3. Ceramiales. 423 Die Fruchtwand entsteht hier wie bei den früher behandelten Familien durch Abhebung der äußeren Rindenschichten von den inneren, die mit einer bedeutenden Verdickung der ersten verbunden ist. Ob bei Gracilaria Verbindungsfäden übrig bleiben, ist nicht ganz sicher, in anderen Gattungen sind aber solche Gebilde bestimmt nachweisbar; sie erscheinen (zusammen mit Hyphen) in das sporogene Gewebe eingeklemmt. Eine Ergänzung zu dem, was über Gracilaria berichtet wurde, bilden kurze Angaben bei Schmitz-Hauptfleisch über Sphaerococcus. die allerdings mit Johnsons Bericht über diese Gattung nicht ganz harmonieren. Der Zentralfaden der Fruchtästchen trägt seitlich eine Zelle, welche mit zahlreichen Zweiglein besetzt ist (Fig. 608, /). An ihr ist ein vierzelliger Karpogonast befestigt {cpa Fig. 608, /). -Die den Karpogonast tragende Fig. 608 n. Thuret, Johnson, Schmitz. /, 2 Prokarpien von Sphaerococcus corono- pifolhis. 3, 4 Junges und älteres Zystokarp von Gracilaria confervojdes. cpa Karpogonast, az Auxiliarzelle, fz Fusionszelle. Zelle {az) ist die Auxiliarzelle. Nach Vereinigung mit der befruchteten Ei- zelle fusioniert sie mit ihren Nachbarn, u. a. auch mit Gliederzellen des Zentralfadens (Fig. 608, 2), und dann wächst die so entstandene Fusions- zelle {fz) am Oberende zu sporogenen Fäden aus. Diese bilden, soweit ich sehe, den Fruchtkern, die Zweiglein an der Auxiharzelle liefern wohl die Plazenta. Wesentlich mehr über den Fruchtaufbau der Sphaerococcaceen als hier berichtet, ist nicht bekannt, wenigstens nicht soweit er für uns in Frage kommt. Gerade diese Gruppe scheint erneuter vergleichender Untersuchung bedürftig. Das bezieht sich auch auf Ahnfeltia, die nach Mc Faddens Angaben hierher gehören könnte. Ein Teil der Rhodymeniaceen, darunter Rhodymenia selbst, Hymeno- cladia usw., sowie wohl auch Erythrocoleon, die Okamura in diese Famihe 424 X. Rhodophyceae. rechnet, hat in der Fruchtbildung eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den Sphaerococcaceen. Der Hauptunterschied besteht darin, daß die ganze Masse sporogener Fäden, welche von der Auxiliarzelle resp. der Zentralzelle aus- strahlt, in Karposporenbildung aufgeht; infolgedessen ist von einem Frucht- kern in dem Sinne wie bei den Sphaerococcaceen usw. nicht die Rede. Die „plazentaren" Bildungen erscheinen hier wie dort in ähnlicher Weise. Hier mag auch Plocamium erwähnt sein; es wurde von Phillips, dann von Kylin untersucht. Die Prokarpien liegen mit Vorliebe an den Außenrändern der Zweige. Die Tragzelle gehört der Innenrinde an, sie liefert einen dreizelligen Karpogonast (Fig. 609, i) und stellt gleichzeitig die Auxiliarzelle dar, in welche der sporogene Kern Eingang findet. Nach- dem dies geschehen, spaltet sie eine Zentralzelle nach auswärts ab, aus welcher verzweigte Büschel sporogener Fäden entspringen. Die Zellen der sporogenen Fäden, welche an die Zentralzelle grenzen, sind besonders groß. Fig. 609. Plocamium coccineum ii. Kylin. / Prokarp kurz vor der Befruchtung. 2 P'ast reifes Zystokarpium. tz Tragzelle, spf Faden. sie bilden keine Karposporen. Dafür verschmilzt mindestens die unterste {gon Fig. 609, 2) mit der Tragzelle. Die Wand des Zystokorps entsteht durch lokales Aussprossen der äußersten Rindenzellen (Fig. 609), welche dicht zusammenschließen. Von diesen und ähnlichen Rhodymenieen weichen die Chylocladieen (Chylocladia, Lomentaria, Champia) oft recht erheblich ab. Ihre Fruchtentwicklung ist von Janczewski, Schmitz, Hauptfleisch, Davis, Hassencamp untersucht worden. Die Angaben dieser Autoren diffe- rieren außerordentlich ; ich halte mich zunächst im wesentlichsten an Hassen- CAMPs Befunde, Kylins neuste Darstellung weicht davon nicht ab. Ein radialer Längsschnitt durch den Thallus von Chylocladia kaliformis (Fig. 610, 1) zeigt, daß der vierzellige Karpogonast einer großen Tragzelle {tr£) aufsitzt, un(l diese ihrerseits ist wieder einem der Längsfaden {If) an- geheftet, die wir auf S. 279 beschrieben haben. Die Auxiliarzellen sind in 3. Ceramiales. 425 solchen Bildern nicht sichtbar, und zwar deshalb nicht, weil sie, soweit er- kennbar, mit dem Karpogonast in keiner direkten Verbindung stehen. Auf Querschnitten (Fig. 610, 2) dagegen erkennt man sie leicht als ein Paar von Zellen, welche rechts und links neben dem Karpogonast liegen. Nicht selten wird nur eine Auxiliare entwickelt. Die letzteren entstehen dadurch, daß eine resp. zwei große Zellen der Thalluswand durch perikline Wände in die eigentliche Auxiliarzelle (az) und in die Basalzelle (dz) zerfallen, und zwar schon vor der Befruchtung (Fig. 602, 2). Schon auf diesen Stufen fällt die große Zahl der Kerne in den Basal- zellen auf, auch die benachbarten Thaliuszellen sind häufig durch Kern- reichtum ausgezeichnet (Fig. 611, i). Die befruchtete Eizelle tritt durch Fortsätze, welche teils von ihr selbst, teils von den Auxiliarzellen ausgehen, mit den letzteren in Verbindung, und in jede derselben wird ein sporogener Kern eingeführt. Nach Ablauf der üblichen Kernbewegungen wird die ,, vorgeschriebene" Fußzelle gebildet (/z Fig. 611, /), und dann schreitet die über ihr stehende Zentralzelle zu Teilungen, welche (Fig. 611, 2) radiär um ein Zen- trum gestellte Zellen ergeben. Von den keilförmigen Zellen werden unten durch perikline Wände kleinere, Stielzellen, ab- geschnitten (vgl. Polyides), und nunmehr stellen die oberen die Karposporenanlagen dar, welche sich noch erheblich vergrößern, sich mit Reservesubstanzen füllen und sich zudem durch einen einzigen großen Kern auszeichnen. Inzwischen sind aber die Basalzellen nicht untätig geblieben, sie verschmelzen völlig mit den Fußzellen und vereinigen sich außerdem durch mehr oder weniger breite Plasmastränge mit zahlreichen vege- tativen Zellen (Fig. 611, j, 4). Doch auch damit ist es der Fusionierungen noch nicht genug, die Plasmamassen brechen noch in die Stielzellen ein und beseitigen deren Wände vollends. So resultiert im Anschluß an jede Auxiliare eine riesige Fusionszelle, welche die Sporen auf ihrem Scheitel trägt, und wo zwei Auxiliarzellen vorhanden waren, wird auch noch zwischen den beiden Derivaten der Basalzellen eine breite Verbindung (Fig. 611, 4) hergestellt. Die so gebildete Riesenzelle enthält natürlich sehr zahlreiche Kerne, und zwar müssen das teils sporogene, teils auxiliare Kerne sein. Wenn nun auch nicht alle in Frage kommenden Nuclei gleich aussehen, so lassen sich doch die beiden Sorten derselben nicht mehr unterscheiden. Die Wandung des Zystokarps entsteht durch Neubildung von Zellen unter periklinen Teilungen in der Umgebung der Auxiliaren, Die neu- gebildeten Zellmassen wölben sich über diesen zusammen. Bei Lomentaria und Champia pflegt nur eine Auxiliarzelle ausgebildet zu werden und wenn deren zwei auftreten, entwickelt sich nur eine weiter. Abweichend von der zuerst besprochenen Gattung unterbleibt die Fusionierung der Basal-, Fuß- usw.-Zellen untereinander. Die Zentralzelle entwickelt Fig. 610. Prokarpien (schematisch) von Chylocladia califortnis 11. HasSEN- CAMP. / Im Längsschnitt des Sprosses. 2 Im Querschnitt desselben. ^ Längs- faden, trz Tragzelle, cpg Karpogon, az Auxiliarzelle, bz Basalzelle. 426 X. Rhodophyceae. außerdem bei diesen Gattungen kurze sporogene Fäden, welche sich ver- zweigen und erst dann zur Karposporenbildung schreiten (Hauptfleisch). Die Angaben von Davis lauten abweichend, indes scheinen mir seine Zeichnungen doch im wesentlichen das zu bestätigen, was Hauptfleisch berichtet. Auch Kylin bestätigt die Angaben von Hauptfleisch. Chylocladia steht offenbar den Rhodymenia-Arten ziemlich fern, und man wäre wohl geneigt, sie in eine ganz andere Familie zu bringen; indes ctrz Fig. 611. Fruchtbildung bei Chylocladia n. Hassencamp. / Junge Stufe nach Abtrennung der Zentralzelle {ctrz). 2, 3 Etwas ältere Stadien. 4 Fast reife Karposporen, oosp Oospore, fz Fußzelle, bz Basalzelle, fusz Fusionszelle, stz Stielzelle, csp Karposporen. erscheinen doch Lomentaria und Champia geeignet, einen Übergang zu ver- mitteln; so lange diese, wie die anderen in Frage kommenden Gattungen nicht genauer untersucht sind, wird auch der Zweifler gut tun, zunächst die Familie der Rhodymeniaceen intakt zu belassen, und so lange wird auch über die Verwandtschaft mit den Delesseriaceen, die vielfach wohl mit Recht betont wird, nichts Sicheres zu sagen sein. Rückblick. Blicken wir auf meinen Bericht über die Entwicklung des Sporophyten zurück, so zeigt sich uns eine ungemeine Mannigfaltigkeit in der Aus- 3. Ceramiales. 427 gestaltung desselben. Er tritt bei den Nemalieen auf als ein einfaches Büschel verzweigter Sprößchen, um bei Dermonema, Galaxaura u. a. zu einem schon recht umfangreichen System reich verästelter Fäden umgestaltet zu werden. Diese vermögen sodann in der Gruppe der Cryptonemiales nicht mehr auf eigenen Füßen zu stehen; sie finden nicht bloß Halt, sondern auch Nahrung in den Auxiliarzellen ; sie parasitieren partiell auf den letzteren, etwa in derselben Weise wie das Sporogonium der Muscineen auf der mütterlichen Moospflanze. Das „Schmarotzer"system des Sporophyten wird nun in der mannigfaltigsten Weise in den verschiedenen Gruppen aus- gebildet. Vielfach werden die Nachbarn der Auxiliarzellen mit zur Ernährung benutzt und durch Fusionierung mit letzteren in das Ernährungssystem ein- bezogen, wie das z. B. bei Chylocladia und noch eigenartiger bei den Corallineen der Fall ist. Auf der anderen Seite vollzieht sich eine Reduktion des Sporophyten. Die ursprünglich langen Fäden werden kürzer nnd kürzer, schließlich er- scheint das ganze Gebilde, z. B. bei den Rhodomeleen, auf eine oder zwei Zellen reduziert, ilier wie in anderen Fällen (Gloeosiphonia usw.) begnügt sich der Sporophyt dann nicht mehr damit, sich mehr oder weniger äußer- lich auf oder in der Auxiliarzelle zu verankern, nein, er schlüpft vollständig in dieselbe ein und ist in diesem Stadium völlig membranlos, von einer parasitischen Amöbe, von einer Vampyrella oder von einem Chytridium nur innerlich verschieden. Er benimmt sich auch vollständig wie ein Parasit, schiebt den Kern der Auxiliarzelle flugs beiseite, regiert in deren Plasma wie in seinem Eigentum und entwickelt sich auf Kosten und mit Hilfe desselben. Ceramiaceen und Rhodomeleen, bei welchen der Sporophyt am weitesten reduziert, der Parasitismus am weitesten entwickelt ist, wird man in ähn- licher Weise als die höchst stehenden Florideen betrachten, wie man die Kompositen meistens als die weitest entwickelten Phanerogamen ansieht. Der Sporophyt kann nackt sein, gewöhnlich aber besitzt er eine Hülle, und damit entstehen dann die oben geschilderten Zystokarpien. Ganz all- gemein entstammt die Hülle dem Gametophyten, nicht dem Sporophyten, im übrigen ist sie recht wechselnden Ursprunges. Allgemeines über die Florideen. 1. Die Verteilung der Fortpflanzungsorgane unterliegt innerhalb der Rotalgenfamilie mannigfachem Wechsel. Antheridien und Karpogonien kommen bei Nemalionales und Crypto- nemiales nicht selten auf ein und demselben Individuum beisammen vor, ich nenne: Helminthora, Batrachospermum- Arten, Dudresnaya-Nemastoma- Spezies usw. Die weitaus größte Mehrzahl der Florideen freilich ist zwei- häusig. Die Diözie ist so häufig, daß Beispiele kaum zu nennen sind. Nah verwandte Formen verhalten sich oft verschieden. Z. B. ist Chan- transia zweihäusig, die von ihr kaum zu trennende Balbiana einhäusig. Die meisten Batrachospermum-Arten sind einhäusig, einige wenige zweihäusig usw. Bei zweihäusigen Arten kommen vereinzelte einhäusige Exemplare zum Vorschein, z. B. nach Bornet bei Nemalion, Callithamnion tetragonum, Dudresnaya coccinea u. a. Umgekehrt kann die Differenzierung so weit gehen, daß die männlichen Pflanzen kleiner sind als die weiblichen, so bei Martensia, Griffithia, Nemalion, Dumontia (Svedelius, Kylin, Dünn). Die männlichen Pflanzen sind fast ephemer, gibt doch Dünn an, daß diese bei Dumontia an den amerikanischen Küsten nur für 2—3 Wochen in die Er- 428 X. Rhodophyceae. scheinung treten, während die Weibchen und die Tetrasporen-Pflanzen den ganzen Sommer über wahrgenommen werden. Bei Delesseria sanguinea sind nur die männlichen Blättchen hinfällig. Die Sache ist also recht bunt. Tetra- oder Monosporen fehlen, soweit unsere Kenntnisse reichen, manchen Rotalgen ganz, so z. B. Nemalion, Lemanea, Calosiphonia, Nema- stoma, Gymnophloea, auch Bonnemaisonia und manchen anderen. Nah verwandte Gattungen und Arten können sich verschieden verhalten, hat doch Dudresnaya coccinea Tetrasporen, während D. purpurifera derselben, soweit bekannt, entbehrt. Noch seltsamer sind die Chantransien, bei manchen Arten sitzen Monosporen und Geschlechtsorgane zusammen, Chantransia virgatula und Daviesii haben Mono- und Tetrasporen auf densell)en Indi- viduen, an einigen Varietäten wiegen die Mono-, an anderen Tetrasporen vor, Chantransia efflorescens führt die Tetrasporen auf besonderen Exem- plaren, diese erscheinen im Frühling, die Geschlechtspflanzen im Sommer. Der für Chantransia zuerst erwähnte Fall ist auch bei Batrachospermum realisiert, ebenso bei Platoma. Im ersten Fall sitzen die Mono- im zweiten die Tetrasporen auf den gleichen Individuen wie die Sexualorgane, und solcher Fälle gibt es mehr, z. B. nennt Rosenvinge Petrocelis Keunedyi und Crouoria. Wo Tetrasporen und Geschlechtsorgane von der gleichen Pflanze erzeugt werden, handelt es sich vielleicht immer um kreuzweis ge- teilte Tetrasporangien, die nach Kylin u. a. den anderen nicht gleichwertig sein sollen. Es wird vermutet, daß hier keine Reduktionsteilung bei der Entwicklung der Sporen einsetzt. Wo ungeschlechtliche Fortpflanzungsorgane mit den geschlechtlichen gemeinsam gefunden werden, erzeugt die Pflanze erstere mit Vorliebe auf den Jugendstadien. So entstehen sie bei Batrachospermum auf den Chan- transia-Fäden, bei Platoma auf den Sohlen. Das ist aber kein unumstöß- liches Gesetz. Nach Kuckuck rücken die Tetrasporangien des Platoma ziemlich weit an den Geschlechtspflanzen hinauf, Batrachospermum sporulans erzeugt Monosporen nur an den Langtrieben u. s. f. In solchen Fällen kommen Monosporen und Sexualorgane an den gleichen Zweigbüscheln vor so bei Batrachospermen (Sirodot), bei Scinaia Helminthora (Svedelius) u. a. Wo Monosporen und Antheridien benachbart sind, tritt deren Ähnlichkeit besonders hübsch hervor, sie sind oft schwer unterscheidbar, ein Zeichen ihrer Homologie? Die bislang erwähnten Formen stellen aber nur einen Bruchteil der Florideengruppe dar, der in erster Linie durch Nemalionales und Crypto- nemiales repräsentiert wird. Die Haui)tmasse — alle Ceramiales, Gigar- tinales usw. — folgen dem Beispiel der Chantransia efflorescens, d. h. sie haben die Tetrasporangien auf besonderen Exemplaren. Die Trennung ist so scharf, daß man Hunderte von Exemplaren untersuchen kann, ohne heterogene Fortpflanzungsorgane auf dem gleichen Stock zu entdecken. Ja es gibt offenbar I'älle, in welchen die tetrasporentragenden Individuen von den Geschlechtspflanzen in der Form abweichen, Killian gibt z. B. an, daß die Tetrasporenpflanzen von Rhodophyllis bifida in ihren Zellen etwas größer sind als die Geschlechtspflanzen, auch die Haftscheiben seien ver- schieden, und nach Howe sind bei Galaxaura noch viel stärkere Unter- schiede gegeben. Kjellman unterschied in der Gattung Galaxaura eine Grupi)e der Cameratae und eine' andere der Spissae. Die zu den beiden Sektionen gehörenden Arten sind durch den Bau der Rinde scharf voneinander unter- schieden. Howe zeigte nun zunächst, daß Galaxaura obtusata, wenn sie Tetrasporen erzeugt, den Bau der Cameratae hat, wenn sie Geschlechts- 3. Ceramiales. 429 Organe liefert dagegen der Struktur die Spissae. Später wies er nach, daß die Tetrasporenpflanzen der Galaxaura marginata den in Fig. 612, j wiedergegebenen Rindenbau haben, während die Geschlechtspflanzen das in Fig. 612, 2 wiedergegebene Bild zeigen. Im zweiten Fall schließen die Rindenfäden fest zusammen, im ersten berühren sie sich kaum. In diesen Fällen unterscheiden sich die ganzen Pflanzen im Wuchs kaum voneinander. Das ist nach Howe bei den als Rhodura und Microthoe bezeichneten Gruppen zu bemerken. Zur Sektion Rhodura gehört Galaxaura flagelliformis Kjellman; sie stellt die Tetrasporenpflanze dar und ist dicht-knorrig ver- zweigt. Die zugehörige Geschlechtspflanze erhielt den Namen Galaxaura squalida Kjellman und wurde zu Microthoe gezählt. Im Vergleich zur Tetrasporenpflanze ist sie locker verzweigt, hat längere Äste usw. Ich vermute, daß sich noch weitere Fälle finden werden, zumal solche, welche auch der Kultur zugänglich sind. Wo die Tetrasporen so scharf von den Sexualorganen getrennt sind, pflegen auch diese selbst voneinander Fig. 612. Galaxaura marginata (Ell. et Soland.) n. BÖRGESEN. / Rinde der Tetrasporen- pflanze. 2 Rinde der männlichen Pflanze. isoliert zu sein, man hat dann dreierlei Individuen, weibliche, männliche und ungeschlechtliche. Schon immer konnte man annehmen, daß die Geschlechtspflanzen und die Tetrasporenpflanzen miteinander abwechseln. Beide pflegen nicht zu gleicher Zeit in der See zu erscheinen. Lewis hat dann durch Aussaaten dargetan, daß aus den Karposporen immer ungeschlechtliche Pflanzen hervor- gehen und aus den Tetrasporen immer geschlechtliche, so zwar, daß im letzten Fall männliche und weibliche Exemplare in gleicher Zahl erscheinen. Mit diesem Befunde will es einstweilen freilich nicht ganz überein- stimmen, daß im Freien die verschiedenen Individuen nicht immer in den entsprechenden Zahlen können aufgefunden werden. Solms gibt z. B. an, daß bei Neapel Corallina- Weibchen recht selten sind und Rosen vinge er- wähnt ähnliches für die Lithothamnien der dänischen Gewässer. Die Autoren beschrieben die Arten in diesen Gruppen mit Vorliebe nach den häufigeren Tetrasporangien. Ich fand bei Neapel ungeschlechtliche Pflanzen von Poly- siphonia häufig, geschlechtliche selten, umgekehrt traten bei Warnemünde 430 ^- Rhodophyceae. die Zystokarpien der Polysiphonia fast häufiger auf als Tetrasporen. Auch Polyides hat in den dänischen Gewässern mehr Geschlechtspflanzen als Tetrasporen tragende (Rosenvinge). Den Corallinen nähert sich in diesem Punkt Griffithia corallina, von welcher Kylin an der schwedischen Küste nur zwei weibliche und zwei männliche Individuen fand, sonst aber Tetrasporenpflanzen in Menge. Bei allen Hildenbrandien, die er untersuchte, vermißte Rosenvinge die Ge- schlechtsorgane ganz, ebenso bei Rhododermis Georgii. Bei Rhododermis elegans dagegen fehlten sie zwar an den dänisclien Küsten, fanden sich aber in Grönland, wenn auch spärlich. Es gibt gewiß noch andere Beispiele. Wie sich diese Abweichungen von den Befunden Lewis erklären lassen, steht einstweilen noch dahin. Lewis ließ die ungleichnamigen Sporen unter gleichen Bedingungen keimen. Denkbar wäre, daß abweichende äußere Faktoren andere Resultate ergeben. Denkbar ist es auch, daß ver- schiedene Keimlinge gegen die Außenwelt verschieden empfindlich sind, so könnten z. B. die Geschlechtspflanzen weniger widerstandsfähig sein und deshalb unterdrückt werden. Obige Befunde rufen die Auffassung von Schmitz in die Erinnerung zurück, daß mehrere Generationen von Tetrasporen-Individuen hintereinander entstehen können. Auch Rosenvinge spricht davon und fragt ganz richtig, wie es dann mit der Reduktion der Chromosomen bestellt sei. Dieselbe Frage drängt sich bezüglich der Rhabdonia tenera auf. Die Tetrasporen keimen nach Osterhout auf der Mutterpflanze und liefern meistens Ge- schlechtspflanzen, gelegentlich aber Tetrasporenpflanzen. Mir scheint, die ersten Teilungsstufen seien nicht genügend geklärt (vgl. auch Svedelius). Die Trennung von Geschlechts- und Tetrasporenpflanzen ist keine absolut scharfe. In nicht wenigen Gruppen treten vereinzelte männliche oder weibliche Pflanzen mit ungeschlechtlichen Sporen auf. Bornet wies besonders darauf hin, daß man bei Durchsicht zahlreicher Individuen einer Art hie und da Exemplare findet, welche einzelne Tetrasporangien an Sexual- pflanzen führen. Er selbst erwähnt Polysiphonia fibrillosa, Chylocladia kali- formis, Solieria chordalis, Callithamnion corymbosum. Letztere bildet Thuret ab. Die Ceramiaceen scheinen besonders häufig solche Abweichungen zu zeigen. Pringsheim erwähnt Spermothamnion roseolum, ältere Autoren Callithamnion, Lejolisia usw. Yamanouchi spricht von Polysiphonia violacea, Lewis von Griffithia, Svedelius von Nitophyllum punctatum usw. Bei Polysiphonia und Griffithia wird zwar die Tetradenteilung in den Sporangien begonnen, aber nicht durchgeführt, eine Reduktionsteilung ist nicht nach- weisbar, und wenn ich die Dinge recht verstehe, sind die Sporen nicht immer normal. Rigg und Dalgity freilich geben für eine Polysiphonia normale Tetrasporen an Sexualpflanzen an, und was ich an solchen Sachen gelegentlich sah, machte auch einen normalen Eindruck. Bei Nitophyllum handelt es sich um Monosporen, Diese entstehen wie die Tetrasporen aus vielkernigen Zellen; in letzteren werden alle Kerne bis auf einen verdrängt (s. oben), nun aber erfährt dieser keine Teilung, vielmehr wird der ganze Inhalt der Mutterzelle zu einer großen Spore, die schließlich ausschlüpft und offenbar keimungsfähig ist. Bei Nitophyllum könnte es sich um einen Fall von Apogamie handeln; denn nach Svedelius treten die Monosporen mit Vorliebe an Exemplaren auf, deren Karpogone nicht funktionieren. Weitere Prüfung scheint mir unerläßlich. Immerhin geht aus dem, was jetzt vorliegt hervor, daß die Sporen an Geschlechtspflanzen dieselbe Chromosomenzahl aufweisen wie diese selber, d. h. sie sind haploid. 3. Ceramiales. 4;-^| Geschlechtsorgane an Tetrasporenpflanzen kommen auch vor, freilich seltener. Lewis erwähnt einen solchen Fall für Spermothamnion und bildet ihn ab. 2, Die Entwicklungsfolge. Aus unserem Bericht über die Verteilung der Fortpflanzungsorgane geht bereits klar hervor, daß die Nemalionales und die Mehrzahl der Cryptonemiales sich von allen übrigen Florideen, z. B. Ceramiaceen, Rhodo- melaceen, Delesseriaceen, scharf durch den Mangel von spezifischen Tetra- sporen-Pflanzen unterscheiden. Die neuei-en Untersuchungen über die Kernveihältnisse haben diesen Gegensatz vertieft und Svedelius hat darauf- hin von haplobiontischen und diplobiontischen Florideen gesprochen. Ich nehme den Ausdruck an, ohne freilich seinen Ideen über den Generations- wechsel zustimmen zu können. Bei den Haplobionten haben wir einen Wechsel von zwei Generationen wie bei Moosen und Farnen. Die Geschlechtspflanzen mit den Sexual- organen spreche ich als den Gametophyten an, das Produkt der Zygote, d. h, die sporogenen Fäden und die Karposporen sind für mich der Sporo- phyt. Ich schließe mich darin an Schmitz an. Eine Abweichung von den Archegoniaten besteht nun darin, daß die Reduktionsteilung an eine andere Stelle gelegt ist als bei der eben genannten Gruppe. Die Haplo- bionten haben nur ein ganz kurzes diploides Stadium des Kernes, allein die Zygote macht auf diese Bezeichnung Anspruch, haploid sind natürlich die Geschlechtspflanzen und haploid sind auch sporogene Fäden und Karpo- sporen, denn die erste Teilung in der Zygote ist ia eine Reduktionsteilung (vgl. das Schema). Die zytologischen Abweichunfzen zwischen Rotalgen und Archegoniaten stören meines Erachtens den V^ergleich nicht, denn für mich handelt es sich um den regelmäßigen Wechsel zweier in Form und Leistung verschiedener Gebilde. Somit halte ich mit vielen Fachgenossen an dem fest, was seit Hofmeister so klar ist. Damit soll nicht geleugnet werden, daß für andere Fragen die Kernverhältnisse von hoher Bedeutung sind. Wir kommen darauf zurück. Bei den Diplobionten ist in jenen einfachen Wechsel der beiden Gene- rationen noch ein Stück eingeschaltet, nämlich die Tetrasporenpflanze. Der Gametophyt und der Sporophyt wechseln regelmäßig mit einem Gebilde ab, das dem Gametophyten völlig gleich sieht und nur durch seine Produkte, wenigstens äußerlich, verschieden erscheint (Schema S. 432). Es folgt aufeinander: Gametophyt mit den Geschlechtsorganen, Zygote, Karpo- spore, Tetrasporenpflanzen, Tetraspore, Geschlechtspflanze. Die Kernverhält- nisse sind folgende: Die Zygote ist natürlich diploid, diploid sind sporogene Fäden und Karposporen, ferner die ganze Tetrasporenpflanze. Die Reduktion findet in der Tetraspore statt, und dadurch wird dann auch die ganze Ge- schlechtspflanze wieder haploid. Diese Befunde waren für Yamanouchi und seine Nachfolger ein Grund, den Generationswechsel der Rotalgen auf die Kernverhältnisse zu gründen. Auch dem kann ich nicht beistimmen. Für mich sind bei den Diplobionten nach wie vor die Geschlechtspflanzen der Gametophyt, die sporogenen Fäden der Sporophyt, und die Tetrasporen- pflanze ist eine Nebenfruchtform, ein Einschiebsel, oder ein fakultativer Gametophyt, wie man will. In meiner Auffassung werde ich bestärkt durch die Tatsache, daß die Karposporen bei den Haplobionten haploid und bei den Diplobionten diploid sind, und doch sind das offenbar morphologisch durchaus gleichwertige Gebilde. 432 ^- Rtotlophyceae. Im übrigen soll der Generationswechsel der Algen später im Zusammen- hang besprochen werden. Hier sei nur noch auf eine Zusammenstellung von Davis und von Church verwiesen. Erwähnt sei noch, daß auch, abgesehen von den genannten Unter- schieden, die Gameto- und Sporophyten nicht immer die gleichen Kern- verhältnisse haben müssen. Wo die vegetativen Zellen des ersteren vielkernig sind, bleiben die sporogenen Zellen und die Karposporen oft einkernig, be- sonders scharf hebt das Svedelius für Martensia hervor. GoEBEL, ich und andere haben immer betont, daß es gleichgültig sei, wo die Reduktionsteilung ihren Platz finde. Wir haben immer gemeint, gleichgültig für die Frage nach dem Generationswechsel. Wenn Svedelius neuerdings sagt, daß einer längeren diploiden Phase eine biologische Bedeutung zukomme, so ist das diskutabel, berührt aber die hier gestellte Frage kaum. Für das oben Gesagte ergibt sich folgendes Schema: Haplobionten Diplobionten Gameto-{ Geschlechtspflanze hapl. hapl. Geschlechtspflanze \ Gameto- phyt \ Geschlechtsorgane hapl. hapl. Geschlechtsorgane / phyt [ Zygote dipl. dipl. Zygote \ ^1^^' I sporogene Fäden hapl. dipl. sporogene Fäden [ jTT ^^-^ l Karpospore hapl. dipl. Karpospore J ^^ dipl. Tetrasporen-Pflanze ] ^'^'^^/^■ hapl. Tetraspore \ r \ frucht- Geschlechtspflanze hapl. hapl. Geschlechtspflanze 3. Verwandtschaften. Wer die Bangiaceen als Protoflorideen (S. 236) bezeichnet, ist über die Beziehungen der eigentlichen Rhodophyceen zu anderen Algen nicht mehr im Zweifel. Muß nun auch zugegeben werden, daß jene Auffassungen sehr wohl vertretbar sind, so könnte doch auch an einen anderen Anschluß gedacht werden, nämlich an die Verbindung mit Coleochaete, mag man nun diese direkt als Vorfahren ansprechen oder doch, wie z. B. de Bary, Sachs u. a., annehmen, daß beide Familien eine gemeinsame Wurzel haben. Man kann sich vorstellen, daß die Spermatozoiden der Coleochaeten un- beweglich wurden und daß sich der lange Hals der Oogonien nicht mehr öffnete. Auch im Generationswechsel ist eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen Coleochaete und den haplobiontischen Florideen, diese geht so weit, daß bei beiden die Reduktionsteilung in die Zygote verlegt ist, bereits die erste Teilung in dieser bringt ja die Herabsetzung der Chromosomenzahl. Aber wir dürfen auch die Unterschiede nicht vergessen. Die Kar- pogone der Florideen sind zweikernig, das Oogon von Coleochaete ließ aber bislang nur einen Kern erkennen. Das würde freilich bedeutungslos sein, wenn Batrachospermum wirklich nur einen Kern in der weiblichen Zelle besäße (S. 376). Schon Schmitz wies aber auf eine weitere Differenz hin: Die Karpozoosporen der Coleochaete entstehen in der Zygote, die sporo- genen Fäden wachsen bei Batrachospermum und allen anderen aus ihr hervor. Nach allem wird man heute kaum eine Entscheidung treffen können, ich selber bin jedenfalls recht unsicher geworden. Ich fürchte, auch in der nächsten Zukunft werden die Florideen noch in glänzender Einsamkeit durch die Hand- und Lehrbücher geführt werden, Literatur. 433 es müßte denn sein, daß man für sie eine ganz andere Verbindung her- stellte; nämlich mit den Ascomyceten, einer Gruppe, die in ihrer Phylogenie fast ebenso unklar ist, wie die Florideen. Gehen sie vielleicht auf eine gemeinsame Basis zurück? Der von Cohn schon 1866, von de Bary 1870 ausgesprochene Gedanke ist nicht so ganz von der Hand zu weisen und auf Ähnlichkeiten oder Verwandtschaften der beiden großen Thallophyten- familien ist wiederholt von den erwähnten Autoren, wie auch von Sachs, Schmitz u. a., vor allem auch von Dodge hingewiesen worden; denn nicht bloß kommen in beiden Gruppen Trichogynen und Spermatien vor, auch die Entwicklung des Sporophyten zeigt mancherlei Anklänge. Man ver- gleiche nur einmal die Sporophyten von Dermonema, Harveyella und be- sonders von Galaxaura mit Apo- und Perithecien resp. mit askogenen Hyphen von Ascomyceten, oder auch die im kompakten Gewebe liegenden Karposporenhaufen der Gigartineen mit Eurotium, Tuber usw. Allen diesen Fruchtkörpern gemeinsam ist auch die völlig heterogene Entstehung der Sporen und der Hüllen. Die einen entstammen der Zygote, die anderen beliebigen Zellen des Gametophyten. Diese Ähnlichkeiten dürfen uns freilich nicht über die Unterschiede hinwegtäuschen. Nicht alle Ascomyceten haben Trichogynen; doch das könnte etwas sekundäres sein, dafür sprechen u. a. Nienburgs und Killians Arbeiten. Wichtiger ist das Verhalten der sporogenen bezw. askogenen Fäden, die sich in einem Falle in den Auxiliarzellen verankern, im anderen nicht. Bei den Florideen verschmelzen die Sexualkerne sofort in der Eizelle, bei den fraglichen Pilzen wird deren Vereinigung vertagt bis zum Beginn der Askusbildung. Die Ähnlichkeiten, welche Dodge hier zwischen den Ascomyceten und Florideen zu konstruieren versuchte, indem er in beiden Fällen noch mit einer doppelten Verschmelzung der Kerne liebäugelt, sind gewiß nicht vorhanden. Endlich sind Asci und Karposporen doch auch von Grund auf ver- schieden. Nun muß natürlich ein einzelnes Merkmal nicht für sich allein bewertet werden, aber Bedenken ruft das doch alles hervor und fordert weitere Klärung. Zieht man die äußersten Konsequenzen, so könnte man die Ascomy- ceten als farblose Florideen bezeichnen. So weit werden heute noch wenige gehen wollen. Näher liegt es schon, die durch Thaxter sorgfältig unter- suchten Laboulbenien so zu nennen (vgl. Ed. Fischer). Im Hinblick auf die farblosen phanerogamen Schraarotzer(Orobanchen, Rafflesien, Lathraea usw.) oder Saprophyten hat es ja gar keine Bedenken, Annahmen derart zu machen, wir wissen ja auch direkt, daß Harveyella, die Polytomeen, Rho- dochytrium usw. farblose Formen farbiger Algen sind, und im ersten Ka- pitel unseres Buches haben wir ja noch besonders betont, daß es wohl farblose F'lagelaten reihen gibt, welche sich von farbigen herleiten. Literatur. Agardh, C. A., Species Algarum rite cognitae cum synonymis etc. Gryphiae 1823. 1. 1828. 2. Agardh, J. G., Florideernes Morphologie. K. Svensk. Akad. 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