FR. OLTMANNS
MORPHOLOGIE U. BIOLOGIE
ALGEN
MORPHOLOGIE UND BIOLOGIE
DER
ALOEN
VON
Dr. FRIEDRICH OLTMANNS
PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT FREIBURG I. ER.
ZWEITE, UMGEARBEITETE AUFLAGE
ZWEITER BAND
PHAEOPHYCEAE — RHODOPHYCEAE
MIT 325 ABBILDUNGEN IM TEXT
JENA
VERLAG VON GUSTAV FISCHER
1922
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Seite
IX. Phaeophyceae
. 1
4. Laminariales
121
1. Ectocarpales ....
. 2
A. Der Ganietophyt . .
122
A. Isoganie Ectocarpales
. 5
B. Der Sporophyt . . .
124
a) Die Vegetationsorgane ö
+ Äußerer Aufbau
124
a) Haplostiche
. 5
a) Jugendstadieii
124
Ectocarpaceae .
. 6
b) Die erwachse-
Mesogloeaceae
. 15
nen Pflanzen
125
Eudesmeae . .
. 15
1. Chordaceae
125
Myriogloeeae
. 19
2. Laniinaria-
Chordarieae . .
. 20
ceae . .
129
Corynophloeaceae
. 23
a) Laminaria
129
Myrionemaceae
. 29
ß) Lessonia
.135
Elachistaceae .
. 31
y) Thalassio-
Spermatochnaceae
. 34
phyllum
144
Myriocladieae .
. 34
8) Alaria .
.149
Acrotricheae
. 35
+ + Gewebe . .
153
Sperniatochueae
. 37
+ + + Fortpflanzung .
169
Desmarestiaceae
. 40
Literatur . .
169
Sporochnaceae
. 44
5. Tilopteridales ....
172
Splachnidiaceae
. 48
1. Tilopteridaceae ....
172
ß) Polystiche .
. 49
2. Choristocarpaceae . . .
175
Punctariaceae .
. 49
Literatur
176
Scytosiphonaceae
Dictyosiphonacea
. 51
e . 60
6. Dictyotales
177
Asperococcaceae
. 64
Dictyotaceae
177
Encoeliaceae
. 66
a) Vegetationsorgane .
177
b) Die Fortpflanzung
. . 68
b) Fortpflanzung . . .
Literatur
182
185
a) Verteilung der Fo
rt-
pflanzungsorgane
. . 68
7. Fucales
186
ß) Die Sporangien
. 69
1. Durvilleaceae
186
y) Die Gametangien
. 71
2. Fucaceae
187
8} Befruchtung . .
. 73
a) Gliederung der Familie
' 188
ß. Oogame Ectocarpales
. 78
Vegetationsorgane
190
Giffordiaceae . . .
. . 78
Fuco-Ascophylleae
. 190
Literatur ....
. . 81
Cystosiro-Sargasseae .
. 197
2. Sphacelariales . . .
. . 83
Loriformes ....
. 207
a) Spbaceiariaceae . . .
. . 85
Anomalae ...
. 208
b) Stypocaulaceae . . .
. . 95
b) Gewebe
. 210
c) Cladostephaceae . .
. . 102
cj Haargruben und Kon
Die P'ortpflanzung . .
. . 107
zeptakeln ....
. 213
Literatur
. . 108
d) Sexualorgane und Be
3. Cutleriales
. . 109
fruchtung ....
. 217
Fortpflanzung ....
. . 113
V er waiidsc haften
Verwandtschaften . .
. . 120
der Phaeophyceae
225
Literatur
. . 121
Literatur
. 227
62816
2 IX. Phaeophyceae.
1. Ectocarpales. Der Thallus bildet verzweigte Fäden oder mannig-
fach gestaltete Körper, die sich onto- oder phylogenetisch auf Fäden zurück-
führen lassen. Wachstum meistens interkalar, typische Scheitelzellen sind
nur ausnahmsweise vorhanden. Gameten annähernd gleichgestaltet.
2. Sphacelariales. Meist stark verzweigte Sprosse mit geradezu auf-
fallender Scheitelzelle und sehr regelmäßiger Verzweigung. Gameten an-
nähernd gleich.
3. Cutleriales. Thalli mit trichothallischem Wachstum. Zoosporen
auf diploiden, Gameten auf haploiden Individuen. Oogamie.
4. Laminariales. Ein kleiner, haploider, fädiger Gametophyt wechselt
mit dem großen diploiden Sporophyten ab. Letzterer stellt die größten
Tange dar mit festem oft weit differenziertem Gewebe. Wachstum erfolgt
durch eine interkalare Vegetationszone.
5. Tilopteridales. Verzweigte, meist monosiphone Fäden wie bei den
Ectocarpales. Ungeschlechtliche Individuen mit vierkernigen Monosporen,
geschlechtliche mit Oogonien und Antheridien. Wahrscheinlich ein regel-
mäßiger Wechsel zwischen den beiden Formen.
6. Dictyotales. Meist flache mäßig große Sprosse, welche mit Scheitel-
zelle oder Scheitelkante wachsen. Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch
unbewegliche, nackte Sporen, welche zu viert im Sporangium entstehen.
Sexualorgane auf der Thallusoberf lache, weibliche Gameten unbeweglich.
Haploide Geschlechtspflanzen wechseln mit diploiden ungeschlechtlichen In-
dividuen, welche den ersten völlig gleich sind.
7. Fucales. Größere Tange mit festen Geweben, die aus Scheitelzellen
hervorgehen. Sexualorgane in flaschenförmigen Vertiefungen der Rinde
(Konzeptakeln). Keine ungeschlechtliche Fortpflanzung. Haploide Phase
sehr kurz, die ganzen Pflanzen sind diploid.
Wenn man will, kann man die Gruppen 1—3 als Phaeosporeae zu-
sammenfassen, die Laminariales aber, welche man ihnen früher zuzählte,
finden in ihnen wohl keinen Platz.
1. Ectocarpales.
Den Anfang der Phaeosporeenreihe bildet sicher die Gruppe der
Ectocarpales. So mannigfach der Aufbau des Thallus, so einheitlich sind
die Fortpflanzungsorgane. Wir unterscheiden Zoosporangien (unilokuläre)
und Gametangien (pluri- bzw. multi-lokuläre Sporangien, Trichosporangien).
Die ersteren sind mit Vorliebe (Fig. 288, 2) ei- Ijis kugelförmig, sie entlassen
zahlreiche Zoosporen, welche zu keiner Zeit ihrer Entstehung durch feste
Wände getrennt sind. Die Gametangien sind meist schmäler, schoten- oder
fadenförmig. Zwecks Bildung der Gameten zerfallen eine oder mehrere
benachbarte Zellen durch feste Wände in zahlreiche Zellchen (Fig. 288, 4, j)
und jede von diesen entläßt einen Gameten.
Mit Ausnahme der bekannten Pleurocladia lacustris (Klebahn, Wille)
und einiger weniger untersuchter Formen (Arnoldi) gehört unsere Gruppe
dem Meere an. Ihre Vertreter dringen aber ziemlich weit und leicht
ins Brackwasser vor, sie werden deshalb z. B. im finnischen Meerbusen
noch recht reichlich angetroffen.
Ungeheure Mengen von Ectocarpaceen beherbergen die nordischen
die nordatlantischen und wohl auch die nordpazifischen Regionen; von dort
aus gehen sie auch in die wärmeren Meere, das Mittelmeer z. B. beherbergt
sie reichlich. In den rein tropischen, in den australischen usw. Meeren
1. Ectocarpales. 3
fehlen sie nicht, treten aber, soviel ich sehe, nicht so stark in den Vorder-
grund wie an den ersterwähnten Orten, siehe z, B. Börgesen.
Die einzelnen Zellen, welche die Fäden, Thalli usw. der Ecto-
carpales aufbauen, scheinen bei allen Gliedern der Familie im wesentlichen
gleich zu sein. Das stark vakuolige Plasma enthält einen Kern; die leder-
gelben Chromatophoren sind plattenförmig, bald einfacli, bald gelappt, ge-
schlitzt oder sonst gegliedert. Pyrenoidähnliche Gebilde werden beobachtet;
darüber, wie über die Assimilationsprodukte resp. Reservesubstanzen wird
im Kapitel „Chromatophoren" resp. „Assimilation" das Nötige gesagt werden.
Die Zellwand dürfte in den typischen Fällen nicht übermäßig von der-
jenigen höherer Pflanzen abweichen. Sauvageau fand bei Ectocarpus ful-
Fig. 288. I Schwärmer eines Ectocarpus n. Kuckuck. 2 fast reifes unilol^uläres
Sporangiiim von Sperfnatocfimis paradoxus. 3 dasselbe im Jugendstadium. 4 pluriloku-
läres Sporangium von Ect. Remboldü Reinke. 5 dass. von Pogotrichum filiforme^ 2 — 5 n.
Reinkes Atlas.
vescens eine Art Cuticula, welche die ganzen Zellreihen wie ein zusammen-
hängender Mantel überzieht. Es folgt auf diesen nach Innen eine Mittel-
schicht, welche in die Mittellamellen der Querwände übergeht, und eine
Innenschicht, welche direkt an das Plasma jeder Zelle grenzt. In allen
drei Schichten findet sich Pektinsubstanz, in der äußersten wohl am meisten,
in der innersten am wenigsten. In letzterer ist dafür um so mehr Zellulose
nachweisbar. Wie sich die Dinge bei den stark verschleimten Membranen
verhalten, die ja gerade hier häufig vorkommen, wird nirgends befriedigend
angegeben.
Dem Versuch, die verschiedenen Formen der Ectocarpales in ein ge-
wisses System zu bringen, oder sie dem Leser übersichtlich darzustellen
4 IX. Phaeophyceae.
setzte ich das alte Motto Tzärra ge7 in der ersten Auflage meines Buches
voran. Ich wies darauf hin, daß die Gattungen und Arten nicht bloß in
ihren vegetativen und sexuellen Organen variieren, sondern daß auch die
Meinungen der Forscher über die Begrenzung der Gruppen unstet hin und
her fluten. Ich zeigte das u. a. an der historischen Bearbeitung, welche
Sauvageau der Gattung Myrionema zuteil werden ließ. Die Unsicherheit
hatte ihren Grund in den unzureichenden Untersuchungen, welche bis in
die neuere Zeit vorlagen; unzureichend deswegen, weil diese braunen Algen
sich vielfach gegen eine rationelle Kultur hartnäckig sträubten. Die Sach-
lage hat sich aber im Laufe der letzten Jahrzehnte erheblich gebessert.
Thuret, Bornet, Reinke, Janczewski, Kuckuck, Sauvageau, Kjellman,
Kylin u. a. haben dafür gesorgt, daß über Bau und Entwicklung immer mehr
bekannt wurde. Aber auch sie mußten aus dem oben angeführten Grunde
Lücken offen lassen, die sich in der vielfach unzureichenden Nomen-
klatur wie auch in der ungemein wechselnden Umgrenzung der Gattungen
zu erkennen geben. Einen Teil der Lücken hat Kuckuck in jahrelang fort-
gesetzten Untersuchungen ausgefüllt, die bislang leider nicht veröffentlicht
werden konnten. Nach dem Tode unseres Freundes hat Nienburg alles,
was einigermaßen druckfertig war, zu einem Manuskript vereinigt; dieses
stand mir mit zahlreichen prächtigen Abbildungen zur Verfügung und ich
habe alles ausgiebig benutzt, um Kuckucks Beobachtungen nicht verloren
sein zu lassen.
Farlow, Kjellman u. a., ebenso Kuckuck in seinem Manuskript,
haben die hier zu besprechenden Formen in einer Anzahl kleiner Familien
untergebracht, während Reinke an einer großen Familie „Ectocarpaceae*'
festhielt. Ich bin ihnen damals gefolgt. Nachdem ich Kuckucks Unter-
suchungen kennen lernte, scheint mir doch der erste Weg der bessere
zu sein.
Die in den folgenden Zeilen vorgenommene Gruppierung der Familien
und Unterabteilungen gründet sich, wenn auch nicht immer in der Reihen-
folge, so doch nach dem Inhalt auf Reinke, Kjellman und Kuckucks ver-
öffentlichte und unveröffentlichte Angaben. Von allen weicht sie in Einzel-
heiten ab, es schien mir indes nicht erforderlich, jedesmal die Gründe hierfür
zu erörtern.
Weil die Art der geschlechtlichen Fortpflanzung nur in wenigen Fällen
bekannt war, weil sie auch durch die ganze Abteilung hindurch sehr gleichartig
zu sein schien, hat man die Einteilung der Ectocarpales immer nach dem
Bau der Vegetationsorgane vorgenommen und daran hat z. B. Kuckuck bis
zuletzt festgehalten. So geschah es denn, daß man in der Gattung Ecto-
carpus teils iso- teils oogame Arten aufführte. Nachdem man die Sexualität
bei einer gewissen Anzahl von Ectocarpales kennen gelernt hat, nachdem die
Hoffnung besteht, in dieser Richtung auch weiterhin Fortschritte zu machen,
sollten wir versuchen, von jenem Verfahren los zu kommen. Aphanochaete
holte man aus der großen Masse der Chaetophoreen heraus (S. 316) nach-
dem man erkannt hatte, daß sie oogam ist. Ich versuche Gleiches an dieser
Stelle und trenne isogame und oogame Ectocarpales. Das ist ein Wagnis,
aber ohne solche kommen wir nicht weiter. Und vorläufig ist die Sache
vielleicht deswegen schief, weil wir notgedrungen zu den Isogamen alle
Formen rechnen, welche gleichgestaltete Gametangien haben, ohne daß wir
den Sexualakt immer wahrgenommen hätten. Zu den Oogamen zählen wir
alles, was mindestens zweierlei Gametangien besitzt. In vielen Fällen sind
wir unschlüssig, weil die Kenntnisse nicht ausreichen.
1. Ectocarpales
5
A. Isogame Ectocarpales.
a) Die Vegetationsorgane.
Als Typus dieser Familie gelten die reich verzweigten Ectocarpiis-
Arten etwa so wie sie Fig. 289 wiedergibt. Sie bilden den Anfang der-
jenigen Reihe, welche Kuckuck (Mscr.) als „Haplostichales" bezeichnet,
das sind Vertreter mit durchweg monosiphonen Fäden, welche sich reich ver-
zweigen aber nie oder fast nie Längsteilungen erfahren. Ihnen gegenüber
steht eine andere Abteilung, die ebenfalls auf jene Ectocarpi zurückgeht;
das sind die „Poly stichales". Sie zerlegen die meisten Gliederzellen der
Fäden usw. durch Längsteilungen und bilden oft Gewebekomplexe mit starker
Arbeitsteilung. Die beiden Abteilungen decken sich ungefähr mit dem was
wir in der ersten Auflage Mesogloeo-Chordarieen einerseits, Punc-
tario-Scytosiphoneen andererseits nannten.
a) Haplostiche Ectocarpales.
In dieser Gruppe herrscht eine gewaltige Mannigfaltigkeit der Formen,
die nicht ganz leicht zu übersehen und demgemäß auch nicht so einfach zu
schildern ist. Reich verzweigte buschige Fäden, Krusten, dicke und dünne
Polster, durch Verschlingung und besondere Verkettung der Hauptachsen
und Seitenzweige gebildete Thallome wechseln bunt miteinander ab, und
doch kann man in ihnen allen eine gewisse Ordnung herstellen, wenn man
nach der Lage der teilungsfähigen Zellen fragt. Die ganze Abteilung treibt
gleichsam ein Spiel mit dem Vegetationspunkt bzw. mit der wachsenden
Zone. An den einfachsten Formen kaum erkennbar tritt sie in den ver-
schiedenen Abteilungen ganz scharf, bald an der Basis, bald an der Spitze
des Gesamtthallus hervor, ja es kann zur Ausgestaltung normaler Scheitel-
zellen kommen. Berücksichtigt man das, so kann man etwa folgendes
Schema aufstellen, das natürlich beliebig abzuändern ist.
ElacJiistaceac
Leptonema
Halotrix
Elachistea
Desmarestia
Lithoderma
Ascocyclus
Streblonema
Ectocarpui
Ectocarpaceae
-Nereia
Sporochnus [ Sporochnaceae
u. a.
Coryno-
phlaca-
/Eudesme
Cylindrocarpus '^^Castagnea
Microcoryne
Corynophlaea
Myriactis
Strepsithalia 1
Myrionema \ Myrioncmaceae
Ralfsia 1
Mesogloea Myriogloea
Chordaria
Splachnidium
Mesog loca ceae
Myriocladia
Acrothrix
Nemacystus
Spermatochnus
Stilophora
Halorrhiza
SpcriiiatocJinaceac
6
IX. Phaeophyceae.
Ectocarpaceae.
Die Haiiptvertreler der Gattung Ectocarpus z. B. E. siliculosus,
confervoides, criniger, virescens usw. sind Arten, welche in der litoralen
Region auf Steinen und Holz ebenso wie auf anderen Algen oder Pflanzen
flutende Büschel oder dichtwollige braune Überzüge bilden, die an zarte
Cladophoren usw. erinnern (Fig. 289).
Mit den Chaetophoreen und Coleochaeten haben diese Ectocarpi eine
aus verzweigten Kriechfäden gebildete Sohle gemein, welche bald loser, bald
fester zusammen-
schließt. Von ihr
erheben sich zahl-
reiche, monosiphone,
bei den erwähnten
Spezies reich ver-
zweigte Fäden, wel-
che meistens in eine
Spitze oder gar in
ein Haar endigen.
Die Verzweigung ist
eine seitliche, doch
kommen durch nach-
trägliche Verschieb-
ungen Pseudodicho-
tomieen zustande
(Fig. 289).
Das Wachstum
der Haupt- u. Seiten-
sprosse vollzieht sich
bei verschiedenen
Artengruppen ver-
schieden ( Kuckuck).
1. Ectocarpus
confervoides, San-
drianus u. a. teilen
beliebige Zellen des
Fadenverbandes, es
ist weder ein termi-
naler noch ein inter-
kalarer Vegetations-
punkt vorhanden, die
Zellen sind bis in
die Spitzen der Äste
gleichmäßig mit
Chromatophoren ver-
sehen (Fig. 290).
2. Ect. siliculosus, virescens u. a. teilen ihre Fadenzellen ebenso,
aber an den Spitzen strecken sich die Zellen erheblich in die Länge. Da
hierbei die Chromatoi)lioren nicht vermehrt werden, resultieren fast oder
halb farblose Haare (Fig. 289).
3. Ect. criniger (Kuckuck nennt ihn im Mskr. spinosus) u. a. Die
Teilungen vollziehen sich wieder in beliebigen Zellen der Fäden, die Haare
aber sind scharf gegen die farbigen Achsen abgesetzt und verlängern sich
P'ig. 289. Ectocarpus vires-
cens n. Sauvageau (Rio-
CREUX). Zweigsysteni mit
plurilokulären Sporangien.
1. Ectocai-pales.
durch eine Wachstumszone an der Haarbasis, die kurz ist, aber intensiv
arbeitet (Fig. 291).
4. E c 1 0 c a r p u s g r a n u 1 o s u s u. a. in Kuckucks Mskr. Die Teilungen
werden lokalisiert. Zwar kommen noch keine richtigen Teilungszonen zu-
stande, wohl aber sieht man die Zerlegungen an gewissen Stellen häufiger
als an anderen und so kommt vor allem in der Hauptachse eine Region
zum Vorschein {in Fig. 292),
in deren Nähe die Verzweigung
besonders einsetzt. Die Enden
der Haupt- und Seitensprosse
teilen sich nicht mehr (Fig. 293).
ö.Ect. irregularis u. a.
zeigen bereits das für viele
Phaeophyceen charakteristische
trichothallische Wachstum wie
es Janczewski zuerst bezeich-
nete. Hier liegt in den Faden-
verband eingeschaltet eine Zone
teilungsfähiger Zellen , von
welchen nach oben hin farbige
Fig. 290 Orig. Kuckuck, Ectocarpi.
. ovatus.
Fig. 291. Ectocarpus spinosus. Original
cc Kuckuck. / Junge Pflanze. 2 wachsende
Spitze einer älteren Pflanze; a aufrechte,
d kriechende Fäden.
oder farblose Fäden abgegeben werden, die zum Aufbau des Ganzen nicht
wesentlich beitragen, während nach unten hin alles abgegliedert wird, was
die Sprosse aufzubauen hat. Dies Wachstum erscheint bei Ect. irregularis
nach Kuckucks, dem Mskr. entnommenen Abbildung 294 noch nicht ganz
IX. Phaeophyceae.
Fjg.292. Orig. Kuckuck. Ectocarpus gramdosus. ;« Teilungszone
Fig. 293. Orig. Kuckuck
Ectocarpus granulosus.
rein; es kommen auch noch
Teilungen an behebigen Stel-
len der Fäden vor ; ein Zeichen
dafür, daß sich solche Formen
von den unregelmäßig wach-
senden herleiten.
6. In vollem Glanz zeigt
sich das trichothallische Wachs-
tum endlich u. a. bei einer Art,
welche Kuckuck in seinem
Mscr. bald als Ect. para-
doxus bald als Ect. KosseU
bezeichnet. Er wollte wohl
eine neue Benennung schaf-
fen. Die Fig. 295 bedarf
keiner Erörterung mehr. Es
ist mir freilich nicht ganz
klar, ob die Art noch zu
Ectocarpus gezählt werden
dürfe.
Ganz erschöpft sind mit
diesen Typen die Vorgänge
kaum, z. B. gibt Kuckuck
für seinen Ect. lucifugus neben
spärlichen interkalaren
Teilungen ein Scheitelwachs-
tum an.
1. Ectocarpales. 9
Alle diese Angaben über das Wachstum der Fäden beziehen sich je-
doch nur auf die aufrechten Teile; die Kriechfäden der Sohlen haben ein
Spitzenwachstum, und ohne ein solches würde auch kaum eine erfolgreiche
Festheftung auf den Substraten möglich sein.
Fig. 294. Orig. Kuckuck. Ectocarpus irregularis.
Natürlich gilt das auch für die im Gewebe anderer Algen kriechenden
Fäden. Solche Arten legen dann einen interkalaren Vegetationspunkt mit
Vorliebe dorthin, wo die Triebe aus der Wirtsalge hervortreten, ent-
weder unmittelbar an die Oberfläche der letzteren oder ein wenig von ihr
entfernt.
Die uni- oder plurilokulären Sporangien pflegen seitlich an
Haupt- und Nebenästen aufzutreten (Fig. 289); sie sind kaum etwas anderes
10
IX. Phaeophyceae.
als Umbildungen der letzten Auszweigungen, doch ist Verwendung ganzer
Äste nicht ausgeschlossen, z. B. bei Ectocarpus litoralis (Pilayella) liegen
Sporangien und Gametangien inmitten der fertilisierten Zweige und grenzen
beiderseits an sterile Zellen,
Fig. 295. Orig. Kuckuck. Ectocarpus paradoxus.
An die aufrecht-buschigen Ectocari)us- Arten, schließen sich andere
an, welche kurz gesagt, einen niedrigeren Wuchs zeigen und schließlich zu
typischen Krusten formen hinüber führen. Eine Form, welche Kuckuck
(Mskr.) auch unter Ectocarpus paradoxus aufführt (Fig. 296), verkürzt die
hypomeristematischen Teile und verschiebt die Gametangien annähernd
in eine Ebene. Das alles weist auf die später zu besprechenden Polster-
formen hin. Im gewissen Sinne ähnlich ist Ect. monocarpus (Kuckuck
1. Ectocarpales.
11
Mskr., Fig. 297) indeß ist die Verteilung der Sporangien eine andere, der Be-
ginn einer Scheibenbildung ist auch hier klar. Solche ist bei Ect. faerö-
ensis weiter fortgeschiitten (Fig. 298) und noch stärker tritt der Zusammen-
schluß bei Ect. elachistaeformis (Fig. 299) hervor. Bei allen diesen Arten
mögen Haare vorhanden sein, sie treten aber nicht so scharf in die Er-
scheinung. Das ist nun
aber der Fall beiEctocarpus
speciosus (Fig. 300) und
damit erreichen wir den
Anschluß an die Ectocar-
peen, welche Derbes und
SoLiER alsStreblonema
bezeichneten. Die Haupt-
masse des Thallus bilden
reich verzweigte epi- oder
endophytische Kriech-
fäden; über das Substrat
erheben sich nur einige
Haare mit interkalarem
Vegetationspunkt und
außerdem die nicht oder
kaum verzweigten Äste mit
den Sporangien (Fig. 301).
Solche Formen führen
dann hinüber zu Kuckucks
Phaeostroma, einer zier-
lichen Gattung, deren Fä-
den auf Zosteren, Algen
usw. kriechen (Fig. 302).
In der Regel erheben sich
nur einige Haare über das
Substrat; auch die Sporan-
gien sitzen diesem direkt
auf und ragen nur als
Buckel über dasselbe her-
vor. Bei Phaeostroma
Bertholdi Kck. kriechen
die Fäden getrennt umher,
bei Ph pustulosum ver-
einigen sie sich häufig zu
einer Scheibe, welche indes ihren pseudoparenchymatischen Charakter
ständig wahrt.
Phaeostroma Bertholdi leitet dann leicht auf Mikrosyphar Kuck,
hin, welche fast genau so lebt wie Entocladia unter den Chaetophoreen.
Speziell die membranbewohnende Mikrosyphar Polysiphoniae gleicht der
Entocladia viridis derart, daß ungefärbte Abbildungen beider kaum zu unter-
scheiden sind. Wie bei Entocladia fehlen auch hier die Haare völlig oder
fast völlig, und die Sporangien einiger Mikrosyphar-Arten sind so reduziert,
daß oft aus jeder Fadenzelle nur eine Zoospore hervorgeht (Vgl. das Kap.
Endophyten, Bd. III).
Auf einige andere Gattungen, wie Streblonemopsis u. a., die sich
zwanglos hier einfügen, mag nur hingedeutet sein.
Fig. 296. Orig. Kuckuck. Ectocarpus „paradoxus"
12
IX. Phaeophjxeae.
Die Parallele mit den Chaetophoicen und Verwandten wäre aber un-
vollständig, wenn wir nicht noch einige Gattungen zu erwähnen hätten,
welche eine Phycopeltis oder Coleochaete scutata fast genau repetieren.
Dahin gehört Ascocyclus (inkl. Phycocelis) (Fig. 303). Die Keime flachen
Fig. 297. Orig. Kuckuck. Ectocarpus monocarpus.
sich sofort nach dem Festsetzen scheibenförmig ab, teilen sich zunäclist
durch eine Querwand (Fig. 303, /) und beginnen dann nach oben genanntem
Muster ein oft sehr gleichmäßiges Randwachstum, das wohl oline Kommen-
tar aus Fig. 303, 2 ersichtlich ist. Später erheben sicli aus der Scheibe,
von der Mitte beginnend, Sporangien und Haare (Fig. 303, 5), außerdem
farblose Schlauchzellen, die das Charakteristikum der Gattung darstellen.
1. Ectocarpales.
Hier reihen sich noch andere Gattungen
an (Chilionema, Hecatonema u. a., SauvageAu).
Ich erwähne besonders Kuckucks Petroderma.
Die Sporangien rücken so dicht aneinander, daß
J^ig. 298. Orig. Kuckuck. Ectocarpus faröensis Borg. Fig. 299. Ectocarpns elachistaefot
viis Heydr. n. BÖRGESEN.
Fig. 300. Orig. Kuckuck. Ectocarpus spedostis.
14
IX. Phaeophyceae.
f'"' Haarbildungen und ähn-
liches kein Platz bleibt, und
das könnte hinüberführen zu
Lithoderma, (Svedelius
nennt sie Pseudolithoderma,
ich glaube, KüCKüCK
stimmte dem, nach einer
kurzen Bemerkung zu schlie-
ßen, nicht ganz zu) die frei-
lich nicht mit voller Sicher-
heit an dieser Stelle unter-
'f^.'
Fig. 301. Strehlonema sphaeri-
C7mi Derb. u. Sol. n. Kuckuck.
Kriechender Faden mit auf-
rechten uni- {u) und pluri- (p)
lokulären Sporangien. h Haare.
gebracht werden darf. Es
handelt sich um große,
dunkle, bis handgroße
Krusten. Aus einer ein-
schichtigen, zusammen-
hängenden Sohle erheben
sich vertikale, miteinander
verwachsene Zellfäden
(Fig. 304). Diese tragen
bei dem von Kuckuck
reformierten Lith. fatis-
cens die uni- oder pluri-
lokulären Sporangien auf
dem Scheitel (Fig. 304).
Areshougs Lithoderma
gehört wohl anderswo hin,
dagegen mögen sich aus-
schließen Symphyo-
carpus, Sorapion u. a.
(RosENviNGE, Kuckuck).
Kuckucks Nachlaß
ist mit Bezug auf die
Ectocarpus - Arten am
Fig. 303. Ascocychis secundjis Strömf. n. Reinkes Atla
/ — 3 Scheiben verschiedenen Alters, h Haare, ps pluri
loknläre Sporangien.
Fig. 302.
Haare. ^
Phaeostro7na Jiertlioldi Kuck, auf Scytosiphon. h
(lametaiigien. b Sporangien der Wirtspflanze
1. Ectocarpales.
15
wenigsten durchgearbeitet. Es finden sich die Zeichnungen und dazu manche
Notizen, die nicht einmal immer den Autor der Spezies angeben. Trotzdem
zeigen alle seine Bilder, daß in der Gattung eine große Verschiedenheit in der
Wachstumsweise herrscht. Es wären danach wohl Untergattungen heraus-
zuschälen, die sich vielleicht um das gruppieren m()gen, was wir auf S. 6
unter 1—6 zusammenstellten. Diese Typen weisen schon auf gewisse Formen
in anderen höher entwickelten Familien hin. Darüber wollen wir später
sprechen. Hier sei gesagt, daß die reduzierten Gattungen — wenn es wirk-
lich solche sind — nicht einfach in der Reihenfolge, in welcher wir sie auf-
zählten, von Ectocarpus herzuleiten sind. Ich werde den Eindruck nicht
los, daß fast jede buschig wachsende Ectocarpus-Art den Ausgangspunkt
für reduzierte Formen abgeben konnte. Z. B. geht Ascocyclus wohl nicht
auf dieselben Ectocarpen zurück wie Streblonema usf.
Mesogloeaceae.
Eudesmeae.
Den Typus dieser Gruppe bilden Eudesme und Castagnea, die
ich kaum zu unterscheiden vermag, jedenfalls bestehen keine grundsätzlichen
Unterschiede in Bau und Entwicklung zwischen den beiden Gattungen, auch
Fig. 304. Lithoderma fatiscens Kuck. Längsschnitte n. KuCKUCK. A mit plurilokulärcn,
B mit unilokulären Sporangien {sp). g Gallertlappen, v vegetative Zellen.
Mesogioea schließt sich ihnen glatt an. Ihr Aufbau wurde von Thuret,
Reinke, Schmitz, Kylin u. a. klargelegt; genaue Aufschlüsse über die Ent-
wicklung scheinen mir aber doch erst Kuckucks Notizen zu geben. Sind
sie auch nicht immer leicht zu entziffern, so geben doch die trefflichen
Figuren höchst willkommene Anhaltspunkte.
Die Vertreter unserer Gruppe stellen oft 10 bis 20 cm hohe und wenige
Millimeter dicke, mäßig verzweigte Körper dar (Fig. 305), die gelegentlich
knorpelig meist aber dermaßen gallertig weich sind, daß sie sich unter dem
Mikroskop zerdrücken lassen, um ihren Aufbau zu offenbaren. Man erkennt
dann leicht einen Zentralkörper (Kern n. Kuckuck) und eine Rinde. Der
erste besteht aus annähernd parallel verlaufenden oder auch umeinander ge-
drehten Längsfäden, deren große oft tonnenförmige Zellen arm an Chromato-
phoren und anderem Inhalt sind. Von ihnen entspringen farblose Rhizoiden,
welche genau abwärts oder auch schräg verlaufend die Längsfäden mit-
einander verketten und außerdem, soweit sie bis zur Basis herabreichen, die
Haftorgane verstärken.
16
IX. Pliaeopbyceae.
r ig. 305. Casfagfiea (EiiJesme)
vfrescens Thur. (J. A.) (aus Eng-
ler-Prantl) n. Kützing.
Zumal von den an der Peripherie des
Zentralkörpers gelegenen Leitfäden gehen in
radialer Richtung Zweiglein aus, welche, dicht
büschelig verästelt (Fig. 306), zu dem zusam-
menschließen, was wir oben Rinde nannten. In
extremen Fällen entsteht so ein Bild wie Fig.
306; hier sind die radial gerichteten Zweiglein
sehr lang, das ganze schließt lose zusammen;
in anderen häufigeren Fällen ist die Basis
der Büscheläste kürzer und dann entsteht
eine festere Rinde wie in Fig. 307. Die
Büschel enden reich verzweigt in sogenannten
Assimilatoren, d. h. Zellreihen, welche an
ihren Enden (Fig. 307) oft kopfig aufge-
schwollen, in jedem einzelnen ihrer Elemente,
zumal in den zu äußerst gelegenen, tief ge-
färbte Chromatophoren in größerer Zahl
führen. Neben den Assimilatoren stehen in
jedem Büschel farblose Haare mit basalem
interkalarem Vegetationspunkt. Sie überragen
die Rindenschicht oft weit.
Die Sporangien (Fig. 308) sitzen am
Grunde der Assimilatorenbüschel, haben also
dieselbe Stellung wie die Haare; die Ga-
metangien sind Umbildungen der Assimila-
tionsfäden (Fig. 307).
Ohne die Entwicklungsgeschichte würde
man kaum an eine Verwandtschaft dieser For-
men mit Ectocarpus denken, und doch tritt
diese sofort hervor (s. Reinke, Kjellman,
Schmitz), wenn wir auf Kuckucks Bild (Fig.
309) von Castagnea fistulosa blicken. Es stellt
eine Keimpflanze dar; von der Sohle erheben
Fig. .306. Orig. Kuckuck. Mesogloea crassa Suring. Längsschnitt des Thallus.
1. Ectocarpales.
17
sich zahlreiche aufrechte Fäden (Leitfäden), die an Fig. 294 erinnern.
Interkalare Teilungen in den oberen Regionen sorgen für Verlängerung und
für Verzweigung.
Fig. 307. Mesogloea Leveillei.
Original Kuckuck. Längs-
schnitt durch ein Stück des
Thallus.
Die größeren Seitenzweige richten sich so auf, wie das Fig. 310 zeigt
und legen sich an die Leitfäden derart an, daß man diese kaum noch zu
Olttnanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 2
18
IX. Phaeophyceae.
unterscheiden vermag. So spricht man denn gern von Längsfäden, weil man
die Sprosse verschiedener Ordnung später nicht leicht unterscheidet. Alle
Längsfäden schließen unter wiederholter Verzweigung zu einem Zentralkörper
(Kern n. Kuckuck
Mscr.) zusammen,
an dessen Spitze
sich eine inter-
kalare Wachs-
tumszone heraus-
bilden muß, denn
die teiliingsfähi-
gen Stellen in den
Einzelfäden sitzen
annähernd am
gleichen Platz. Wo
die meristemati-
schen Zellen ge-
nau auf gleicher
Höhe liegen und
auch eng begrenzt
sind, resultiert
eine scharf abge-
setzte innere Ve-
getationszone; wo
sich die Teilungen
in den Längsfäden
auf längere
Streckenverteilen,
wird die fragliche
Zone unscharf.
Letzteres ist bei
unseren Gat-
tungen die Regel.
Die mittleren
Längsfäden, die
eigentlichen Leit-
fäden verlängern
sich wohl an-
nähernd gerad-
linig nach oben
(Fig. 309) und
bilden nach allen
Seiten Äste, die
seitlichen aber
verzweigen sich
(Fig. 3 10,/) schein-
bar einseitig,
jedenfalls richten
sie alle Organe
nach außen und
indem diese sich
wieder reichlich
verzweigen, entsteht die aus Assimilatoren usw. gebildete Rinde. Nun
sprechen Schmitz u. a. von einer monopodialen Verzweigung, Weber,
Fig. 308. Castagnea fistitlosa. Orig. TvLT'Kric. Längsschnitt durch
den Thallus.
1. Ectocarpales.
19
VAN Bosse, Börgesen u. a. finden eine sympodiale Bildung der Längs-
fäden. Wenn ich mir die Bilder der verschiedenen Forscher ansehe,
möchte ich glauben, daß die primären Leitfäden z. B. in der Fig. 309 mono-
podial sind, während allerdings die sekundären Längsfäden z. B. in Fig. 310
durchaus den Eindruck eines Sympodiums machen, die Endzweiglein werden
von den seitlich an ihnen gebildeten Sprossen übergipfelt und nach aus-
wärts zur Seite gedrängt. Ich glaube freilich erneute Prüfung anraten zu
sollen; in Kuckucks Aufzeichnungen finde ich nichts.
So Eudesme und Castagnea. Mesogloea, in seinem Aufbau diesen
völlig gleich, unterscheidet sich ziemlich scharf dadurch, daß zunächst aus
der Sohle nur ein einziger Leitfaden aufsteigt (Fig. 311). An diesem ist
viel schärfer als zuvor ein inter-
kalarer Vegetationspunkt ausge-
prägt, der über sich ein wenig be-
deutungsvolles unverzvveigtes Haar
trägt. Basalwärts von der Teilungs-
zone brechen seitlich aus dem Leit-
faden Äste hervor, welche den Ver-
zweigungsmodus des Leittriebes im
wesentlichen wiederholen. Anfäng-
lich seitwärts gerichtet erheben sie
sich bald zu einer senkrechten Lage
(Fig. 311) und schmiegen sich dem
Leitfaden an. Da sie nun ebenso
rasch oder zunächst gar etwas
rascher als jener wachsen, so bildet
sich auch hier eine ganze Gruppe
von Längsfäden, die umso breiter
wird, je mehr sich alle einzelnen
nach der eben gegebenen Vorschrift
verzweigen. Der primäre Faden
ist kaum noch zu erkennen. Da
die Längsfäden verschiedener Ord-
nung in ihrem Wachstum weit-
gehend harmonieren, muß wieder
eine Vegetationszone entstehen, die
hier schärfer begrenzt ist, weil die
teilungsfähige Region in den Einzel-
fäden nur kurz ist. Aus Fig. 311
ist ohne weiteres klar, daß die Rinde
genau so entsteht wie bei Eudesme-
Fig. 309. Castagnea ßstulosa. Orig. KUCKÜCK.
Keimpflanze.
Castagnea.
Myriogloeeae.
Unter dem Namen Myriogloea finden sich in Kuckucks Manuskript die
beiden hier wiedergegebenen Abbildungen (Fig. 312). Den Vertretern dieser Gruppe
fehlen die farblosen Haare, alle Sprosse sind farbig. Einstweilen ist nicht zu
ersehen, ob die Gattung, für welche Kuckuck eine besondere Familie schuf,
wirklich hierher gehört, denn es ist nicht klar, ob das Fehlen der Haare auf
einen primitiven Typ hinweist oder ob wir mit einem Verlust derselben zu rechnen
haben. Zunächst möchte ich wohl glauben, daß man auf die Gesamtentwicklung
mehr Wert legen müsse, als auf ein einziges Merkmal. Und der gesamte Bau
stimmt tatsächlich mit Mesogloea überein. Wir haben hier (Fig. 312, /) zu-
2*
20
IX. Phaeophyceae.
nächst den einzigen Leittrieb mit seinen Seitenzweigen und sodann den Zusammen-
schluß der letzteren mit dem ersteren zu einem Kern, wie er netter kaum gedacht
werden kann. Die teilungsfähige Zone ist hier besonders scharf umgrenzt.
Chordarieae.
Chordaria, auch von Henckel bearbeitet, besitzt einen ziemlich
festen Thallus. Auf dem Querschnitt (Fig. 313, 2) erkennt man leicht die
großen Längsfäden (l/), welche durch zahlreiche Hyphen (/i) auseinander
geschoben aber auch wieder zusammengehalten werden. Dem entspricht
der Längsschnitt (313, j). Die Assimilatoren schließen zu einer gleich-
Fig. 310. / Etidesme virescens. Orig. KuCKUCK. 2 Castagnea Zostcrae n. BÖRGESEN.
mäßigen Schicht fest zusammen, sie tragen die allein bekannten unilokulären
Sporangien an ihrer Basis. Hier wie in anderen Fällen nennt man sie gern
Paraphysen, weil sie die Sporangien eng umschließen. Das weicht nicht
grundsätzlich von Mesogloea u. a. ab; der Scheitel sieht freilich (3L3. /)
zunächst erheblich anders aus. Genaue Betrachtung (Kuckuck Mskr.) aber
ergibt unzweifelhafte Ähnlichkeit mit Myriogloea wie mit Mesogloea und
Eudesme. Diese tritt besonders an jungen Zweigen der Chordaria Ander-
sonii Kuck. mscr. (Mesogloea Andersonii Farlow) hervor. Man sieht in
Fig. 313, 4 den Leitfaden mit den Seitenzweigen. Letztere legen sich bei
anderen Arten und an älteren Sprossen dem Leitfaden an und so entsteht
dann unverkennbar das in Fig. 313, / wie(lergegel)ene Bild, welches die
Leitfäden und die nach auswärts gebogenen Äste derselben erkennen läßt.
1. Ectocarpales.
21
Die meristematisclie Zone ist deutlich sichtbar, der Hauptunterschied von
Mesogloea besteht darin, daß von ihr nicht lange Fcäden, sondern nur kugelige
Assimilatoren thallusauswärts gebildet werden.
Fig. 311. Mesogloea Leveülei.
Kuckuck. Längsschnitt der wachsenden Spitze.
Mit Chordaria verwandt sind wohl einige Gattungen, welche sich durch
rhizomähnliche Bildungen auszeichnen. Die einfachste Form ist Haplosiphon
22 IX. Phaeophyceae.
filiformis Rupr. (Ruprechtiella Yendo). Von einem korallenartigen Sprossensysteni,
das der Unterlage angepreßt ist, erheben sich (Fig. 314, 6) un verzweigte Sprosse.
Diese werden (Yendo) auf der Unterseite des „Wurzelstockes" angelegt und
biegen sich späterhin aufwärts. Ähnlich ist wohl Analipus fusiformis, die Yendo
mit Chordaria vereinigt. Auch andere Arten der Gattung Chordaria scheinen
hierher zu gehören. Caepidium hat Skottsberg neuerdings beschrieben.
Von einer ziemlich dicken Sohle gehen dichotom verzweigte Triebe aus, welche
sich dem Substrat anlegen. Sie sind ziemlich derb und doch wohl dem Rhizom
von Ruprechtiella vergleichbar. Bei stärkerer Entwicklung der Pflanze legen
Fig. 312. / Myriogloca Andersomi. 2 Myriogloea Schirjis. Orig. KuCKUCK.
sie sich übereinander und sehen fast aus wie die Haftorgane der Laminarien.
Nach aufwärts entsenden die kriechenden Massen kurze gerundete Triebe, welche
auf ihrem Scheitel verbreitert, aber in der Mitte eingesenkt sind (Fig. 314, j).
Der Vegetationspunkt liegt in dieser Vertiefung und mit seiner Hilfe erheben
sich aus den Becherchen lange verzweigte Sprosse (Fig. 314, j) welche den Bau
der Chordaria haben und wie diese fruchten. An den Ästen des Rhizoms ent-
stehen aber noch gerundete etwas gelappte Körper, welche (Fig. 314, 2, ^) einer
Colpomenia weitgehend gleichen; sie haben im Innern langgestreckte farblose
Zellen, an der Peripherie die üblichen Assimilatoren, Sporangien usw. (Fig. 314, 5)
Die Vermutung, daß diese Knollen Fremdkörper, d. h. epiphytische Algen ganz
anderer Herkunft darstellen, dürfte Skottsberg widerlegt liaben. In der Antarctis
1. Ectocarpales.
23
fand Skottsberg
nur ßbizome und
die Langtriebe von
Knollen vorhanden.
November bis Februar, im Winter
Coryiiophlaeacae.
In sehr nahen Beziehungen zu den Mesogioeaceae stehen die Gattungen
Cylindrocarpus, Microcoryne, Strepsithalia, Corynophlaea und Myiiactis. Die
Fig. 313 n. Kuckuck u. Reinke's Atlas. / Längsschnitt durch den Scheitel von
Chordaria Chordaria KuCKüCK. 2 Querschnitt durch den Sproß von Chordaria flagelh-
formis. 3 Längsschnitt durch den Sproß von Chordaria Chordaria KuCKUCK. 4 Scheitel
von Chordaria Anderssoiii KuCKUCK. If Längsfäden, h Hypen.
Ähnlichkeiten sind so groß, daß Kuckuck die Frage erörtert, ob nicht
alles in eine große Familie zusammenzufassen sei. Der Unterschied der
genannten Gattungen von den Mesogloeen liegt im Wuchs, es handelt sich
um Krusten, Polster, Ballen usw., nicht um langgestreckte Sprosse. Im
24
IX. Phaeophyceae.
Übrigen kehren Form und Stellung der Sporangien und Gametangien in der
Weise wieder, wie sie oben für Mesogloea und Verwandte beschrieben wurden
(vgl. Fig. 304 ff.).
Einen hübschen Typus stellt C 3^ 1 i n d r o c a r p u s m i c r o s c o p i c u s dar.
Epiphytisch auf Kalkgestein usw. lebend, bildet die Alge kleine birnförmige
Körper (Fig. 315, /). In diesen erheben sich von einer Sohle zahlreiche,
wenig gefärbte derbe Fäden, welche sich nach der Peripherie hin reich-
licher verzweigen. Die Büschel schließen ziemlich fest zusammen, außerdem
Fig. 314 n. SkOTTSBERG und YeNDO. 7—5 Caepüiium a7ttarcticum n. SkOTTSBERG.
/ Rhizom mit Fruchtsproß. 2 Rhizom mit Knollen, j Rhizom mit der Basis aufrechter
Triebe. 4 Knollen auf Rhizomästen. 5 Längsschnitt durch eine Knolle. 6 Rhizom von
Chordaria abietina.
sorgen im Innern zahlreiche Hyphen für Verkettung. Ein Vergleich der
Fig. 315, 2 mit Fig. 310 ergibt sofort die Ähnlichkeit mit den Jugendstadien
der Eudesme-Castagnea. Die Längsfäden enden mit Büschelästen und diese
tragen den interkalaren Vegetationspunkt an ihrer Basis. Da die teilungs-
fähigen Stellen in allen Längsfäden ungefähr auf gleicher Höhe liegen,
resultiert ein aus den Längsfäden bestehender Kern, der hier birnförmig ist,
überzogen von der teilungsfähigen Zone, die ihrerseits nach außen immer
neue Büscheläste produziert, nach innen aber die Längsfäden verlängert.
1. Ectocarpales.
25
Cylindrocarpus kann auch auf Gracilaria leben. Dann sendet sie Kriech-
fäden {€ Fig. 315, j) in das Wirtsgewebe, über dasselbe aber erheben sich
zahlreiche schwach gefärbte Sprosse, welche an ihrem Oberende Büschel
von Assimilationsfäden tragen. Das alles aber schließt nicht besonders dicht
zusammen, die Wirtsalge wird nur von zarten Häschen überzogen. So fehlt
eine zusammenhängende Teilungszone. Dafür lassen sich die Fäden leicht
Fig. 315. Cylindrocarpus nücroscopicus Gl", n.
Kuckuck. / Pflänzchen auf Stein gewachsen ;
etwas vergr. 2 Stück aus einem radialen
Längsschnitt durch /. 3 Zweig mit plurilo-
kulären Sporangien. 4 die Alge auf resp.
in Gracilaria. 5 einzelnes Pflänzchen von 4.
e der im Gewebe des Wirtes wachsende Teil.
Haare, a Assimilatoren. p plurilokuläre
Sporangien.
isolieren (Fig. 315, j>, 5) und demon-
strieren ohne Kommentar die Ähn-
lichkeit mit Castagnea.
Microcoryne bildet ähnliche
Polster wie Cylindrocarpus auf Ge-
stein, kann aber nach Kuckuck (Mskr.)
kleine aufrechte Sprosse entwickeln; danach wäre sie
glied von Eudesme zu der hier behandelten Gruppe.
Thallus zeigt weiterhin die Ähnlichkeit (Fig. 316).
Corynophlaea bildet meist gewölbte Polster „.^_
Von der Sohle (Fig. 317) erheben sich Längsfäden, welche dicht -'zusammen
wohl das Übergangs-
Ein Faden aus dem
auf anderen Algen.
26
IX. Phaeophyceae.
schließen und an ihrer Spitze in Büschel übergehen, in welchen Assimi-
latoren, Sporangien und Haare leicht zu erkennen sind. Die Polster wachsen
durch eine inter-
kalare Zone an
der Grenze von
Längsfäden und
Büscheln.
Leathesia ist
kaum etwas ande-
res als eine ver-
größerte Coryno-
phlaea. Sie stellt
bis eigroße gerun-
dete, aber auch et-
was gelappte Kör-
per dar, welche
anderen Algen
aber auch lebloser
Unterlage auf-
sitzen (Fig. 318).
DieJugendstadien
der Leathesia glei-
chen denen der
Corynophlaea
weitgehend. Von
der Sohle strahlen
die Längsfäden
aus, eine an üb-
licher Stelle lie-
gende Teilungs-
schicht sorgt für
Vergrößerung des
Polsters. Dieses
wird annähernd
kugelig zunächst
kann man (Fig.
319) die Längs-
fäden noch er-
kennen, später
aber zerreißen sie
im Zentrum und
die Kugel, die
auch äußerlich un-
regelmäßiger
wird, erscheint
hohl. Die Endaus-
zweigungen der
Büscheläste, die
Assimilatoren,
schließen bei Lea-
thesia zu einer
dichten Rindenschicht zusammen, die nach außen fast glatt erscheint, nur
die Haare ragen weit über alles hinaus.
Fig. 316.
Kuckuck.
Microcoryne ocellata. Orig.
Schnitt durch das Polster.
1. Ectocarnales.
27
Die einfachste \'er-
treterin unserer Familie
ist wohl die Gattung
Myriactis (Sauvageau.
Kuckuck Mskr.). Sie lebt
vielfach endophytisch oder
parasitisch auf anderen
Algen, z. B. entsendet
Myriactis stellulata ihre
Fäden in das Gewebe
der Dictyota (Fig. 320),
hebt die sogenannte Epi-
dermis ab , durchbricht
diese an gewissen Stellen
und bildet (Fig. 320)
kleine Polster, die im
wesentlichen wachsen wie
Corynophlaea u. a.
Eins freilich ist auf-
fallend ; bei Myriactis
schließen die Assimila-
tionsfäden nicht zu einer
festen Schicht zusammen,
und nun erhebt sich die
Frage nach der Phylo-
genie der eben behandel-
ten Gruppen. Kuckuck
stellt Myriactis an den
Fig. 3V,
Cory7iophlaea crispa. Ol'lg.
durch das Polster
Kuckuck. Schnitt
Fig. 318. Leathesia difformis auf Furcellaria fastigiata, Orig.
28
IX. Phaeophyceae.
Anfang der Reihe. Er weist auf die Ectocarpus-Arten hin, welche (S. 11)
den Vegetationspunkt an die Basis in unmittelbare Nähe des Substrates
verlegen, z. B. auf Ectocarpus paradoxus (Fig. 296) und muß dann
annehmen, daß sich die aus der Sohle entspringenden Fäden polsterförmig
häuften. So wäre Myriactis entstanden, von hier könnte dann der Weg
über Corynophlaea zu Leathesia führen, auf der anderen Seite käme man
dann zu Cylindrocarpus und zu Microcoryne und von dieser aus wäre die
Verbindung mit Castagnea, Eudesme, Mesogloea u. a. zu suchen. Das alles
läßt sich hören, und doch möchte ich die Frage stellen, ob man nicht die
Fig. 319. Leathesia diffor7nis. Orig. KucKUCK. Schnitt durch das Polster.
Mesogloeaceen an den Anfang stellen und dann die Corynophlaeaceen als
reduzierte Formen betrachten solle. Auch das läßt sich verteidigen. Ich
neige aber jetzt eher der Auffassung zu, die ich schon auf S. 4 andeutete:
sie haben einen verschiedenen Ursprung. Was hindert uns Eudesme und
seine Verwandten direkt von Ectocarpus granulosus (Fig. 29;>) oder Ect.
irregularis (Fig. 294) herzuleiten? Die Jugendstadien von Castagnea
(Fig. 309) sehen ihnen doch unglaublich ähnlich. Und kann Ect. paradoxus
nicht, wie das auch Kuckuck will, den Übergang zu Myriactis vermitteln?
Die unzureichende Kenntnis der Gattung Ectocarpus selber hindert einst-
weilen noch eine endgültige Antwort.
1. Ectocarpak
29
Myrioiiemaceae.
In der Gruppe der Mesogloeaceen und Corynophlaeaceen nehme ich
gern eine rückläufige Entwicklung an, weil es dann nicht schwer fällt, die
Myrionemen glatt anzureihen. Das Verbindungsglied ist Sauvageaus
Strepsithalia. Die basalen Fäden dieser Alge kriechen auf Helmintho-
cladia, Liagora u. a. In bestimmten Abständen entsenden sie zum Substrat
senkrechte Äste, welche (Fig. 321) die bekannten Zweigbüschel mit Haaren
und Sporangien tragen. Die Büschel sind namentlich bei jungen Pflanzen
deutlich getrennt, können aber auch so dicht stehen, daß das Ganze zu
Fig. 320. Myriactis stelhdata. Orig. KuCKUCK. Schnitt durch das Polster.
einem kleinen Polster wird, dessen ziemlich ebenmäßige Fläche die Haare
überragen. Es hätte keine Bedenken unsere Gattung neben die endophy-
tischen Formen des Cylindrocarpus zu stellen, aber ebensogut finden sie hier
ihren Platz.
Als eine kondensierte Strepsithalia kann man wohl die Gattung
Myrionema (s. Sauvageau) auffassen. Myr. vulgare bildet wie ver-
schiedene Algen eine scheibenförmige pseudoparenchyniatische Sohle, deren
Zusammensetzung aus Einzelfäden indes noch immer deutlich ist — das Ganze
wächst fast genau wie Coleochaete soluta. Aus der Sohle erheben sich, vom
Zentrum her beginnend, neben den üblichen Haaren vertikale Assimilations-
fäden mit der schon mehrfach erwähnten Stellung der verschiedenartigen
30
IX. Phaeophyceae.
Sporangien (Fig. 322). Eine seitliche Entstehung der plurilokulären Spor-
angien ist in Fig. 322, / noch erkennbar.
Nach Sauvageau gibt es aber neben der eben erwähnten Form von
Myrionema vulgare andere, bei welchen die Haare und Assimilatoren fast
oder völlig unterdrückt sind. Das ist schon in Fig. 322, j sichtbar, aber
noch weiter gegangen ist die Rückbildung in dem durch Fig. 322, 2 wieder-
gegebenen Fall. Hier sitzen die plurilokulären Sporangien der Sohle direkt
und ohne Zwischenglieder auf. Derartige Differenzen können an demselben
Individuum wahrgenommen werden.
Als vorgeschrittene Myrionemeen dürften dann die RalfsienFig. 322,
^ — 6) aufzufassen sein, jene dunklen, auf Steinen, Muschelschalen usw. nicht
seltenen Krusten, welche an der Wassergrenze emergierend als schwarze
Streifen makroskopisch bemerkt werden. Hier liegt eine kompakte paren-
chymatische Sohle vor, welche nach dem Muster der Coleocliaete scutata
ein normales Rand-
wachstum zeigt. Die
Kruste wird aber mehr-
schichtig, indem sich aus
der eigentlichen Sohle
Zellreihen vertikal auf-
wärts erheben (Fig.
322, 6). Diese sind
zwar parenchymatisch
verbunden, lassen sich
aber noch deutlich auf
Einzelfäden zurück-
führen, wie das u. a. aus
der eingesenkten Stel-
lung tler Haare hervor-
gehen dürfte (Fig. 322,
4). DieParenchymreihen
gehen später unter Ab-
hebung einer kutikuloi-
den Schicht an ihrer
Spitze in getrennte Assi-
milatoren über, welche
meistens nur uniloku-
läre Sporangien (Fig.
322, 4) in bekannter seitlicher Stellung führen. Batters und Kuckuck
fanden jedoch auch an einigen Ralfsia-Arten neben solchen die plurilokulären
Sporangien (Eig. 322, 5) in Terminalstellung.
Damit bestätigt sich die Richtigkeit der von Reinke vertretenen Auf-
fassung, da£) Ralfsia sich den Myrionemaceen anreihe.
Nach den Erfahrungen an Myrionema liegt es nun nahe, wie das auch
viele Autoren tun, Ascocyclus u. a. hier anzuschließen, alle jene Formen,
welche aus der Sohle direkt oder auf verschieden langen vertikalen Fäden
plurilokuläre Sporangien hervortreten lassen. Obwohl hier spezifische Assi-
railationsfäden niemals gebildet werden, ist eine derartige Ableitung zweifel-
los möglich unter Berücksichtigung der auch bei Myrionema vorkommenden
Reduktionen (Fig. 322, 2). Da man aber bislang unilokuläre Sporangien
bei Ascocyclus usw. nicht fand, wird man wohl eine endgültige Entscheidung
nicht eher treffen können, als bis man über diese definitiv im klaren ist,
Fig. 321. Strepsühalia Liagorae n. SaUVAGEAU.
1. Ectocarpales.
31
und so glaube ich zunächst an der oben (S. 25) gegebenen Ableitung des
Ascocyclus usw. direkt von den Strebloneraen festhalten zu sollen.
Elachistaceae.
Die Gruppe kann man wohl am besten als Parallelreihe zu den Coryn-
ophlaeaceae bezeichnen, namentlich die Polsterformen derselben wiederholen
sich hier. Es tritt aber ein Unterschied sofort hervor: die farblosen Haare
fehlen fast immer, sie sind ersetzt durch lange, intensiv gefärbte Fäden
Fig. 322. 1—3 Myriotiema vulgarem. SaUVAGEAU. 4 — 6 Ralfsia clavata n. ReINKE's Atlas
u. Kuckuck. Thalluslängsschnitte. h Haare. // plurilokuläre, it unilokuläre Sporangien.
oder analoge Organe, und so erhalten wir in der Regel kurze, bisweilen
keulenförmige und daneben lange fädige Assimilatoren, welche die ersteren
weit überragen (Fig. 323 u. 324). Leptonema, Halothrix, Elachistea
smd die Hauptvertreter.
Reinkes Leptonema stellt kurze, lockere Raschen dar (Fig. 329, /).
Von einer unregelmäßigen Sohle erheben sich mäßig zahlreiche, nach oben
hin völlig unverzweigte Fäden. Diese wachsen zunächst durch Teilung der
Zellen im ganzen Fadenverband in die Länge, bald aber hört dies all-
gemeine Wachstum auf, und es bleibt nur ein interkalarer Vegetationspunkt
m
IX. Phaeophyceae.
an der Basis der langen Fäden übrig. Wie lange derselbe tätig ist. ersehe
ich aus Reinkes Angaben nicht, doch gehen aus ihm zunächst Zweige
hervor, welche wie die primären wachsen und welche sich wiederum an der
Basis verzweigen. Schließlich bilden gewisse Büschel unilokuläre Sporan-
gien aus dem basalen Vegetationspunkt (Fig. 323, 4). Andere Büschel
bilden plurilokuläre Sporangien an den Spitzen der langen Fäden (Fig. 323, j).
Bei Leptonema fasciculatum var. flagellare (Fig. 323, 5) stehen solche ein-
Fig. 323 n. Reinkes Atlas. / Leptonema fasciculatum mit unilok. Sporangien.
2 dass. mit plurilokulären Spor. 3 Faden mit plur. Sporangien an der Spitze.
4 dass. mit unilokul. Spor. an der Basis. 5 Lepton. fasciculatum v. flaggelare
mit plurilok. Spor.
fach seitlich wie bei vielen Ectocarpeen, bei den anderen Formen
werden die ganzen oberen Fadenzellen zum gleichen Zweck auf-
gebraucht, doch ist hier genau so wie bei Eudesme ihre Ent-
stehung aus seitlichen Organen immer noch angedeutet.
Halothrix lumbricalis Reinke wächst im wesentlichen wie
Leptonema. Aus einer mehr oder weniger zusammenhängenden
Sohle (Fig. 324) erheben sich lange farbige Fäden, welche sehr
bald nahe ihrer Basis das übliche Meristem erkennen lassen, das
hier tätiger ist als bei Leptonema. Unterhalb desselben ent-
springen neue Langtriebe, außerdem aber (Fig. 325) werden hypo-
iä
1. Ectocarpales.
33
meristematisch Büschel von Fäden gebildet, die offensichtlich der Assimilation
dienen und man kann mit Reinke von assimilierenden Lang- (a) und Kurz-
trieben (a) reden. Sporangien sind nicht bekannt; die Gametangien ent-
stehen (Fig. 325 />/) durch besondere Teilungen in den langen Assimilatoren.
Symphoricoccus radians Reinke (s. a. Kuckuck Mskr.) schließt sich
hier der Hauptsache nach an.
Elachistea, welche in kleineu ziemlich festen Polstern meist auf
größeren Meeresalgen wächst, beginnt ihr Dasein auch mit langen von einer
Sohle ausgehenden Fäden, die sich überall quer teilen, erst später wird an
der Basis die übliche Teilungszone herausgebildet, die nun wie bei Halothrix
arbeitet. Ohnehin kann man Elachistea auffassen als eine Halothrix, deren
basale Teile gegeneinander gepreßt und durch Gallerte vereinigt sind.
i'ig. 324. Halothrix lumhricalis. Orig. KucKUCK. Junge Pflanzen.
Fig. 326, j zeigt besonders hübsch die hypomeristematische Entstehung
der kurzen Seitenglieder. Schon bei den früher behandelten Gattungen
ist ein Kern, d. h. ein Zusammenschluß der unter dem Teilungsgewebe
liegenden Fadenmassen, zu erkennen. Bei Elachistea wird jener durch die
starke Tätigkeit des Meristems gewaltig entwickelt und so resultiert ein
festes, farbloses „Mark", das von einer Schicht palissadenartiger kurzer
Assimilatoren überdeckt wird (Fig. 326, 2, a). Die langen farbigen Fäden
ragen daraus weit hervor («'). Die unilokulären Sporangien sitzen endständig
auf kurzen Trieben (Thuret), die plurilokulären, welche nur selten ge-
funden wurden (Gran, Rosenvinge, Kuckuck Mskr.) folgen dem Beispiel
des Leptonema. Bei Elachistea neglecta aber fand sie Kuckuck bereits an
ganz jungen Stadien, sie erheben sich hier (Fig. 326, 3) auf dünnen Ästen
aus der Sohle. Im \yinter gehen bei den Elachistea-Arten des Nordens
die langen Assimilatoren zugrunde, die Polster bleiben als unansehnliche
Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. M. 3
34
IX. Phaeophyceae.
Masse zurück, um im nächsten Jahre neue Fäden und wohl auch Sporangien
zu entwickeln.
Kuckuck schließt in seinem Manuskript an Elachistea noch die neue
Gattung Philippia (Elachistea australis) an. Die in Fig. 327 wieder-
gegebenen Fäden schließen nicht so fest zusammen wie diejenigen von
Elachistea; im übrigen ist der Aufbau grundsätzlich der gleiche wie bei
dieser. Ich hätte die Abbildung kaum wiedergegeben, wenn Kuckuck nicht
gerade diese Form als den Anfang der Elachistea-Reihe betrachtete. Er will
sie damit an gewisse Ectocarpus-Arten mit basalem Vegetationspunkt an-
schließen (E. paradoxus u. a.). Ich vermag seine Auffassung nicht ganz zu
teilen und glaube eher, die Entwicklung habe den umgekehrten Weg ge-
nommen. Doch — chi lo sa!
Spermatochnaceae.
Myriocladieae.
Myriocladia (Kuckuck Mskr.) erinnert in ihrem Scheitel ganz und
gar an Mesogloea, wir finden (Fig. 328) einen Leitfaden, der sich durch
,_^ interkalare Teilungen verlängert. Hier wie dort wird er
durch einen langen Assimilationsfaden gekrönt. In der
Entwicklung wird aber ein anderer Weg eingeschlagen:
der Leitfaden dominiert dauernd und bleibt als solcher
leicht sichtbar (Fig. 329), weil seine Verzweigung eine
ganz andere ist. Die Gliederzellen des Hauptfadens
bilden wirtelig gestellte Seitenorgane, diese sind (Fig. 328)
ÖÖGO^
Fig. 325. Halothrix lumhricales n. ReiXKES Atlas. a kurze,
Gametangien.
lange Assimilatoren. //
teils dünne Kurztriebe, welche zu Assimilatoren werden, teils dickere Lang-
triebe. Letztere legen, soweit ich Kuckuck verstehe, sich dem Zentralfaden
nach oben hin an und bilden so eine Hülle um ihn, entsenden aber außer-
dem aus ihrer Basalzelle abwärts wachsende Berindungsfäden, die weiterhin
dafür sorgen, daß die Umhüllung der Haui)tachse verstärkt und gefestigt
wird (Fig. 329). Aus den Basalzellen der verschiedenen Seitenzweige können
noch dünnere farbige Fäden hervorgehen, welche bald direkt zu Assimilatoren-
Büsclieln mit Sporangien werden, bald aber auf den dickeren Fäden entlang
kriechen, um sich erst später nach auswärts zu verzweigen und Büschel
zu entfalten (Fig. 329).
1. Ectocarpales.
35
Acrotricheae.
Acrothrix gracilis von Kylin zuerst beschrieben, besitzt nach
diesem wie nach Kuckucks Notizen den Zentralfaden der Mesogloeen/doch
ist dieser wirtelig verzweigt wie bei Myriocladia. Die Wirteläste sind Kurz-
triebe, welche in Assimilatoren ausgehen und später auch Sporangien bilden.
Die Epibasalzelle trägt ventral ein farbloses Haar in ganz augenfälliger
Stellung (Fig. ooO). Von den Basalzellen der Seitenzweige gehen Be-
rindungsfäden. sowohl nach abwärts wie nach aufwärts, aus. Die aufwärts
gerichteten sind kürzer (Fig. 330). Freilich paßt der Ausdruck Berindungs-
Fig. B26. / u. 2 Elachistea scutulata n. Thuret. / Polster auf den Riemen dei Himan-
thalia. 2 Längsschnitt durch ein Polster, j Elachistea neglecta. Orig. Kuckuck, w
Gewebe der Wirtspflanze, m „Mark", a kurze, ä lange Assimilationsfäden.
fäden nicht ganz, es handelt sich um dicke, weitlumige Zellen, welche die
Hauptachse einhüllen. Daß sie aber wachsen, wie bei vielen Algen die
Berindungsfäden, zeigen die Pfeile in Kuckucks Figur. So entsteht zu-
nächst ein dicker einschichtiger Mantel um den Zentralsipho, jener wird
später verstärkt, indem von den zweiten Basalzellen der Wirteläste, wie
auch von den dicken Rindenzellen, kleinzellige Fäden ausgehen, welche
dicht zusammenschließen und nach auswärts Assimilatoren usw. hervorgehen
3*
36
IX. Phaeophyceae.
Fig. 327. Philippia australis. Orig. KucKUCK. Längsschnitt.
1. Ectocarpales.
37
lassen (Fig. 831). Die Haarspitze des Zentralfadens geht allmählich verloren,
dabei bleibt die teilungsfähige Zone (Fig. 331, a) noch ziemlich lange erhalten.
Sperniatochneae.
Nemacystus Derb, et Sol. stimmt nach Kuckuck (Mskr.) weitgehend
mit Acrothrix überein. Die Hauptachse (der Zentralsipho) trägt an jedem
Glied wirteUg gestellte Kurztriebe, welche auf ihrer epibasalen Zelle wieder
ein Haar führen (Fig. 332), das nunmehr für alle hier noch zu behandelnden
Vertreter charakteristisch wird. In dem Maße, als die Gliederzellen sich
strecken, verlängern sich auch die Basalzellen der Wirtelälste und schaffen
eine großzellige Berindung, Diese wird ganz wie bei Acrothrix verstärkt
durch kleinzellige Be-
rindungsfäden,
welche sich den inne-
ren Teilen auflegen
und auch nach außen
Assimilatoren mit
Sporangien liefern.
Die primären wirte-
ligen Äste sind des-
halb später nicht mehr
unterscheidbar.
Hätten wir den
Scheitel von Nema-
cystus nicht, so wür-
den wir die Gattung
wohl mit Acrothrix
vereinigen, das geht
aber deswegen nicht,
weil jener mit einer
typischen Scheitel-
zelle wächst (Fig.
332). Dieselbe ist ge-
rundet und gliedert
Segmente ab wie jede
andere. Damit ist
aber ein äußerst will-
kommener Übergang
zu Sporochnus und
seinen Verwandten
gegeben und es wird
die von Reinke ver-
tretene Auffassung
voll bestätigt, wonach
sich ein Übergang
vom trichothallischen
zum normalen Scheitelwachstum in dieser Gruppe vollzogen hat.
Den Typus derselben stellt wohl Spermatochnus paradoxus Roth
dar (Fig. 333). Die Pflanze bildet scheinbar dichotom verzweigte bis 1 mm
dicke Fäden. Ein axiler Schnitt zeigt wieder den monosiphoren Zentral-
faden, welcher mit einer Scheitelzelle endigt. Deren Segmente erfahren
keine weiteren Querteilungen, jedes von ihnen produziert vier (selten fünf)
primäre Wirteläste, die sich bald als Assimilatoren zu erkennen geben
Fig. 328. Myriocladia Lovenii. Orig. KuCKUCK. Sproßspitze.
38
IX. Pbaeophyceae.
(Fig. 333, 5 a). Die genannten Seitenorgane bilden sich sukzedan, wie aus
Fig. 333, 3 leicht ersichtUch, sie haben gekreuzte Stellung.
Unterhalb der Assimilatoren — primäre mögen sie heißen — strecken
sich die Segmente des Leitfadens und fast gleichzeitig gehen aus der Basal-
zelle der ersteren (öFig. 333, 5) Ästchen hervor, die nach abwärts am
Zentralfaden entlang wachsen. Das sind wieder Berindungsfäden, die auch
hier zu einem vollkommenen Mantel zusammenschließen.
Späterhin wird nun die Rindenschicht verstärkt; das geschieht einer-
seits durch Fäden, welche aus der epibasalen Zelle der Assimilatoren her-
vorgehen {epb Fig. 333, 6), andererseits aber und hauptsächlich durch wieder-
holte Tangential teilun gen in der primären Rindenschicht (bei r, Fig. 333, 4).
Reinke zählte bis zu sieben Rindenlagen.
Die ganze Rinde
hebt sich später vom
Zentralfaden ab ; dieser
ist nunmehr zunächst von
Schleim man telförmig um-
geben (schlFig. 333,7,5).
erst dann folgt die Rinde.
Letztere steht mit dem
Zentralfaden nur noch
durch die primären Wir-
teläste in \'erbindung
(Fig. 333, 7, 8).
Betrachtet man jetzt
den Sproß, mäßig ver-
größert, von außen, so er-
hält man das Bild der
Fig. 333, 2. Aus der pseu-
doparenchymatischen
Rinde ragen die primären
Assimilationsfäden her-
vor. Diese letzteren aber
werden späterhin, wenn
die Fruktifikation be-
ginnen soll, abgeworfen,
meistens mitsamt dem
Haar, welches aus den
epibasalen Zellen schon
sehr zeitig hervorgeht
(Fig. 333, 5, 6, h). Es
iDleiben nur die in der
Rinde steckenden Zellen
der Assimilatoren (Wirtel-
äste), d. h. die basale und epibasale übrig (Fig. 333, 8, b, cph). Erstere hat
sich stark verlängert, letztere aber produziert jetzt Haare (Ä')> sekundäre
Assimilationsfäden (a'), und schließlich an der Basis der letzteren unilokuläre
Sporangien. Diese sind ihrer Entstehung gemäß zu Gruppen (Sori) ver-
einigt, welche durchaus gesetzmäßig angeordnet sind, entsprechend der
Stellung der primären Assimilationsfäden.
Späterhin freilich entstehen an den älteren Sproßteilen an ganz be-
liebigen Stellen der Rinde Assimilatoren und Haare, die man als tertiäre
bezeichnen kann {a'\ h", Fig. 333, 8), und in Verbindung mit diesen auch Sori.
Fig. 329. Myriocladia Lovenii. Orig. KuCKUCK. Längs-
schnitt des Sprosses.
1. Ectocarpales.
39
Hierbei gehört auch zweifellos die von Life bearbeitete „Chorciaria",
(Mesogloea) divaricata. (Kuckuck Mskr., s. auch Reinkes Atlas).
Stilophora und Halorrhiza haben nicht einen, sondern mehrere
Achsenfäden. Diese schließen bei Stilophora (Fig. 334, 2) überall fest an-
einander, bei Halorrhiza aber liegen sie an ihren Spitzen ganz frei (Fig. 334, j).
Reinke gab nun an, daß die kuppenförmigen Spitzenzellen nicht als
Scheitelzellen anzusprechen seien, die Teilungen sollten sich in den unter
ihnen liegenden Zellen vollziehen. Allein Kylin, wie auch Kuckuck er-
klären, das sei unzutreffend, auch hier seien normale Scheitelzellen vor-
handen. Die Vorgänge der Berindung usw. sind bei Stilophora und Halor-
rhiza ganz ähnlich wie bei Spermatochnus (Fig. 334, j), nur sind die
Fig. 330. Acrothrix gracilis. Orig. KUCKÜCK. Fig. 331. Acrothrix gracilis. Orig.
Längsschnitt des Sprosses, a terminales Haar. Kuckuck. Längsschnitt des Sprosses.
a teilungsfähige Zone.
Teilungen nicht ganz so regelmäßig; ich verweise dieserhalb auf Reinke
und bemerke nur, daß die primären Assimilatoren nicht so regelmäßig
stehen und daß die Sori scheinbar aus beliebigen Zellen hervorbiechen.
Schon bei Stilophora ist die Neigung vorhanden, schließlich große Teile der
Rinde zur Bildung der Sori zu verwenden, das wird bei Halorrhiza weiter
getrieben, indem an den fruktifizierenden Exemplaren die ganze Oberfläche
der Sprosse von Assimilatoren und Sporangien überzogen ist.
40
IX. Phaeophyceae.
Bei den meisten der behandelten Gattungen herrscht die Neigung,
die zentralen Elemente voneinander zu trennen. Daraus resultiert dann
entweder ein mittlerer Hohlraum oder es ergeben sich, durch den ganzen
Sproß zerstreut, isolierte Längsfäden. Diese stehen nur noch an wenigen
Stellen miteinander in Querverbindung, sie sind in Schleim- resp. Gallert-
massen eingebettet, und außerdem bemerkt man, namentlich in den unteren
Thallusteilen, zwischen ihnen kleinere Zellen, das sind Hyphen, welche an
beliebigen Zellen entspringen und dann abwärts wachsen. Viele von ihnen
treten unten hervor und bilden die Haftscheibe.
Desmarestiaceae.
Die Gruppe ist nicht ganz leicht unterzubringen, ich setze sie einmal
versuchsweise in die Nähe der Stilophoreen auf Grund ihres interkalaren Vegetations-
punktes und ihrer Berindung, Kuckuck plazierte sie ähnhch. Es muß hier
aber auch wieder auf Ectocarpeen, z. B. Ect. granulosus (S. 8, Fig. 292),
hingewiesen werden.
Desmarestia und Arthrocladia bilden bisweilen 1 — 2 m lange, reich
verzweigte Sproßsysteme (Fig. 335). An den relativen Hauptästen sind die
langen Seitenzweige (Lang-
triebe) ursprünglich zweizeilig
gestellt, doch kommen häufig
nachträgliche Verschiebun-
gen vor. An den Lang-
trieben entwickeln sich zahl-
reiche Kurztriebe, diese sind
bei Desmarestia stets zwei-
zeilig, bei Arthrocladia da-
gegen wirtelig angeordnet.
Vielen Botanikern werden
diese Kurztriebe nur in Ge-
stalt der knorpeligen „Dor-
nen" bekannt sein, welche
der Desmarestia aculeata
(Fig. 335, 2) den Namen
gegeben haben. In diesem
Entwicklungsstadium findet
man sie auch im Hoch-
sommer und Herbst, vom
Januar dagegen bis in den
Sommer steht an Stelle der
Dornen und außerdem an
alten Langtriebspitzen ein
dichtes Büschel langer, far-
biger Fäden (Fig. 335, /).
Um diese Zeit findet auch, wie besonders Söderström und Jönsson betont
haben, das Wachstum statt. Über dieses gab zuerst Janczewski klare Aus-
kunft, seine Angaben wurden ergänzt durch Falkenberg, Reinke und die
beiden eben genannten Autoren.
Unter dem Mikroskop lösen sich die Fadenbüschel auf in ein System
monosiphoner Fiederäste (Fig. 335, j, 4, 5); man erkennt einen Zentralfaden (c),
welcher zahlreiche Seitenäste in zweizeilig opponierter Stellung trägt: jede Glieder-
zelle hefert deren zwei. In der Nähe der Büschelbasis (bei w, Fig. 335, j, 5)
erkennt man eine interkulare Teilungszone, diese liefert nach oben wie nach
Fig. 332. Nemacystus ramulosus.
Sproßspitze.
Orig. Kuckuck.
1. Ectocarpales.
41
Fig. 333. Spermatochtms -paradoxus n. Reinkes Atlas. / Habitusbild. 2 | Sproßspitze
von außen, j Vegetationspunkt. 4 Sproßspitze im Längsschnitt. 5 Zentralfaden (r/)
mit primärem Astwirtel und beginnender Berindung. 6 dass. im Längsschnitt. 7, .*?
Quer- resp. Längsschnitt durch einen älteren Sproß, v Scheitelzelle. 5 Segment, cf
Zentralfaden, schl schleimführender Hohlraum, h, h' , h" Haare, a, a', a" Assimila-
toren. r Rinde, b Basalzelle, epb Epibasalzelle.
42
IX. Phaeophyceae.
unten neue Gliederzellen, aus welchen dann natürlich auch Seitensprosse hervor-
gehen (Fig. 335, 5). Da die jungen Gliederzellen noch eine Zeitlang teilungs-
fähig sind, können jüngere Seitenzweige zwischen etwas ältere eingeschoben
werden (Fig. 335, j).
Die Fiederzweige besitzen auch ihrerseits an ihrer Basis einen interkalaren
Vegetationspunkt (Fig. 335, ^), welcher wieder Fiedern höherer Ordnung liefern
kann. Aus den der Hauj^tachse angrenzenden Zellen brechen Zweiglein hervor,
welche sich bald als Berindungsfäden zu erkennen geben (Fig. 335, j — ^).
Diese, anfangs getrennt, schließen zu einer einschichtigen Rinde zusammen, und
Fig. 334 n. Kuckuck u. Reinkes
Atlas. / u. 2 Stilophora rhizoides.
Scheitel. 3 Halorrfiha. sp Spitzen-
zellcn. T teilungsfähige Zellen.
solche wächst nun, oft rapide, zu vielzelligen Lagen heran, welche die Zentral-
achse dicht einhüllen (Fig. 335, j, j, 6). Die Außenschichten dieser Rinde
sind farbig und wirken demgemäß, die inneren sind fast ohne Chromatophoren.
Von den primären Seitenachsen gehen manche (Fig. 335, ^ f) sehr rasch
zugrunde, ihre Stümpfe werden von der Rinde überwallt, andere sind wachs-
tumsfähiger, ihr basaler, interkalarer Vegetatioiispunkt schiebt sich in dem Maße
nach auswärts als die Rinde dicker wird (Fig. 335, ^, j); er bleibt auch weiterhin
tätig und liefert entweder die dornigen Kurztriebe oder bei andauernder Aktion
die Langtriebe.
1 Ectocarpales.
43
Fig. 335. 7 Destnarestka aculeata im Frühjahr. Orig. 2 dieselbe im Herbst. Orig.
3 dieselbe; wachsende Region n. Reinke. 4 Arthrodadia villosa\ Stück des Zentral-
fadens (c) mit Seitensprossen und Berindungsfäden (r) n. Falkenberg. 5 Desmarestia
hgulata\ wachsende Region n. dems. 6 Demarestia aculeata; Querschnitt. 7 Phaeurtis
antarcticus n. Skottsberg. iv interkalarer Vegetationspunkt, r Rinde u. Rindenfäden.
c Zentralfaden, h Hyphen. / hinfällige Seitenglieder, a Assimilatoren.
^;
44 IX. Phaeophyceae.
Die Pflanzen sind mehrjährig, bei Beginn der neuen Jahresperiode wachsen
nicht bloß die normalen Langtriebe weiter, sondern es können auch aus deren
Achseln Sprosse hervortreten. Es handelt sich wohl um „ruhende Augen", deren
Entstehung noch nicht ganz klar ist.
Der Bau der Rinde kann durch Hyphen, durch besondere assimilierende
Zellen in der Nähe der Zentralachse recht bunt werden — s. Jönsson.
Skottsbergs Phaeurus ist einfacher gebaut. Der Zentralfaden ist an
seinem Ende unverzweigt (Fig. 335, 7) besitzt aber auch die interkalare Wachs-
tumszone. Unterhalb derselben entstehen zahlreiche wiederum einfache Seitenäste,
welche als Assimilatoren wirken. An deren Basis bilden sich Berindungsfäden,
welche durch Teilung usw. eine der Desmarestia ähnliche, wenn auch nicht so
dicke Rinde bilden. Die Assimilatoren werden von ihr an der Basis umschlossen
und wachsen mit, weil sie ja ihre Meristem-
I ' / Zone behalten haben. Sie überziehen die
Langtriebe dauerend mit einem dichten
Pelz.
Als Fortpflanzungsorgane wurden
bislang nur unilokuläre Sporangien sicher
nachgewiesen. Bei Arthrocladia wandeln
\ >K ^^^^^^ *^'® letzten Auszweigungen der Faden-
büschel einige oder alle Zellen zu Spor-
angien um. Ein einzelnes sporangien-
// tragendes Zweiglein sieht kaum anders
. • ■^ y aus als ein beliebiger Ectocarpus oder
^- ' , eine Pilayella. Auch bei Desmarestia
^ V '# '- ' ' können nach Johnson die über den inter-
V^ ,, .,- ' kalaren Vegetationspunkten gelegenen Glie-
\^ ^ ^? derzellen der primären und sekundären
-^"^ ' Achsenfäden zu Sporangien werden, häu-
figer werden die peripheren Zellen der
' Rinde (nachdem sie noch eine Teilung
erfuhren) in solche umgewandelt; so sahen
es Thüret, Kuckuck, Rosenvinge,
Johnson.
Sporochiiaceae.
Nereia, Sporochnus, Carpo-
mitra, Bellotia und Perithalia
gehören hierher. Es handelt sich um
Sprosse, die gewöhnlich in einer Ebene
Fig. 336. Nereia Montagnei. 1 Sproß- verzwcigt sind iHul an den Enden aller
stück, schwach vergr. Orig. Triebe auffallende Büschel farbiger Fä-
den („Haare'') tragen. Bei Sporochnus
(Fig. 336). Bellotia u. a. lassen sich Lang- und Kurztriebe leicht unterscheiden,
bei Nereia (Fig. 341) und Carponiitra ist diese Differenz zum mindesten
keine scharfe. Die Gruppe ist von Agardh, Harvey, Kjellman systematisch
behandelt, Johnson gab einige Daten über das Wachstum, einen klaren
Überblick über den Aufbau gewinnt man aber erst aus der Kenntnis der
Keimpflanzen heraus, die uns Berthold und vor allem Kuckuck demon-
strieren. Auf die Manuskripte dieser beiden Forscher, die ich benutzen
durfte, gründet sich die folgende Darstellung in erster Linie.
Das Gewebe der erwachsenen Sprosse von Nereia und Sporochnus,
wohl auch der anderen weniger untersuchten Gattungen besteht in der
1. Ectocarpales.
45
Mitle aus großen, faiblosen und langgestreckten Zellen, die derbe Längswände
aber zarte Querwände haben. Nach außen werden die Zellen kürze]-, sie
besitzen zahlreiche Chromatophoren und entsenden in radiärer Richtung
wenigzellige Assiniilatoren mit kopfig geschwollenem Ende, welche die
Sporangien neben sich tragen. Fig. 337. i u. 2 zeigen das durchaus klar.
Das Scheitel Wachstum der Sporochniden ist wohl das Seltsamste
was man in der ganzen Algengruppe hat. Am Ende des Zentralkörpers
werden die Enden der längs verlaufenden Fadenreihen von einer einzigen
Lage kleiner Zellen gekrönt. Diese stellen das Meristem dar, welches
Fig. 337. Nereia filiformis. Orig. KuCKUCK. / Längsschnitt des Scheitels. 2 Längs-
schnitt der Rinde.
durch Teilung nach unten neue Elemente auf den Sproß aufbaut, nach oben
aber die farbigen Haare liefert, die nun freilich, jedes für sich, noch einen
eigenen Vegetationspunkt besitzen, der durch interkalare Teilungen für
Ergänzung der Haare sorgt, wenn diese Not gelitten haben. So sind also
zwei Meristeme vorhanden, die völlig unabhängig voneinander arbeiten.
Über die Verzweigung gibt Fig. 338 Auskunft. Es bleiben am Scheitel
gewisse Stellen im Wachstum zurück und verzichten auf Teilungen, andere
schaffen dafür umso energischer. Sehen wir von den Assimilatoren ab,
so gleicht das Ganze einer sich verzweigenden Selaginella.
Ein volles Verständnis für den Wachsturasmodus unserer Gruppe
gewinnen wir aber erst, wenn wir die Keimlinge verfolgen, die Kuckuck
46
IX. Phaeophyceae.
von Nereia vor sich hatte, nachdem schon Berthold vieles gefunden.
Aus der keimenden Spore geht ein aufrechter Faden hervor (Fig. 339, j),
an welchem sich bald ein interkalares Meristem zeigt. Unterhalb desselben
zeichnet sich eine Zelle aus, welche nicht bloß durch eine Längswand
zerfällt, sondern sich auch nach außen vorwölbt {d^. lu). Aus diesen
beiden Zellen sproßt zunächst ein aufwärts gerichteter Faden hervor {fifi),
der zu einem Haar wird (Fig. 329, 2). Die Basalzelle desselben aber wird
durch eine horizontale (Quer-) Wand in eine obere und untere Zelle geteilt,
{b^° '^2" )• Aus der letzteren wächst ein Faden hervor, der sich abwärts
kehrt und an dem Erstlingsstiel bis auf die Unterlage hin wächst, um sich
auf dieser zu verankern (Fig. 329, j). Die mit b^° bezeichnete Zelle erfährt
eine Längsteilung (Fig. 339, 2) und aus der nach auswärts gekehrten Tochter-
Fig. 338. Nereia filiformis. Orig. KuCKüCK. Längsschnitt eines verzweigten Scheitels.
zelle (+ Fig. 339, 4) sproßt wieder ein farbiger Faden hervor, dieser läßt
erneut an seiner Basis einen abwärts wachsenden Sipho erstehen. Dieses
Spiel wiederholt sich so und so oft. Über den Vorgang belehren uns
Fig. 339,4; "• 340, ohne daß ich weiteres erzählen müßte; zumal die von
Kuckuck eingezeichneten Pfeile sagen mehr als viele Worte. Zusammen-
fassend kann man sagen: Von den mittleren Zellen b^—K^ usw. ausgehend
wird nach oben ein ausgedehnter Schopf von Assimilatoren entfaltet, nach
abwärts aber legen sich immer neue Fäden im Bogen über die primäre
Achse, hüllen dieselbe ein und stellen den Zentralkörper dar, reichen aber
auch so tief hinab, daß sie als Hafter den ganzen Organismus an der Unter-
lage festlegen können.
Sporochnus (Fig. 341) hat einen etwas anderen Wuchs als Nereia.
An stark entwickelten Langtrieben stehen zahlreiche, mit langen Haar-
1. Ectocarpales.
47
schöpfen endigende Kurztriebe, die in gewissen Zonen keulig verdickt
sind. Trotzdem stimmt das Wachstum grundsätzHch mit dem von Nereia
überein. Die KeimHnge. hier nicht ganz so lückenlos bekannt wie bei jener
Gattung, zeigen (Fig. 341, 2) auf dem Scheitel des Hauptfadens zunächst
eine kleine Haargruppe, die sich (Fig. 341, j) auch zu einer raeristematischen
Scheibe (///) entwickelt. Nach unten werden wieder Umhüllungsfäden ent-
sandt. Die Zuwachszone der älteren
Sprosse liegt wohl etwas tiefer als bei
Nereia (s. Fig. 341, 4). Die Zell-
komplexe dort bauen auf das Sproß-
ende einfach neue Elemente auf und
heben den Haarschopf empor ohne
ihn zu verändern. Seitenzweige (spr),
mögen sie sich zu Kurz- oder Lang-
trieben ausgestalten, werden unterhalb
des interkalaren Vegetationspunktes
angelegt und zwar aus einer beliebigen
Rindenzelle, welche dann rasch ein
Haarbüschel bildet. Die Rinde der
großen Sprosse ist etwas einfacher
Fig. 339. Nereia filiforjm's. Junge Keimpflanze. Orig. Kuckuck. /i/„ usav. aufrechte
Fäden, b^b^ usw. Basalzellen verschiedener Ordnung, a primäre Achse.
als bei Nereia, sie erscheint parenchymatisch ohne Assimilatorenschicht.
Die übrigen Gattungen sind so wenig bekannt, daß sich eine Be-
sprechung an dieser Stelle erübrigt. In allen Hauptpunkten stimmen sie
jedenfalls mit den ausführlicher behandelten Vertretern der Familie
überein.
48
IX. Phaeophyceae.
Als Fortpflanzungsorgane kennt man unilokuläre Sporangien.
Solche sitzen wohl bei allen Gattungen unter Bevorzugung der Basis seit-
lich an den Assimilatoren, so wie das Fig. 341. 6 für Carpomitra, Fig. 337
für Nereia angibt. Ihre Träger sind zu Sori vereinigt, die meist bestimmte
Thallusstellen einnehmen; besonders bekannt ist, daß bei Sporochnus und
Carpomitra die Enden der Kurztriebe (Fig. 341, 5, so) von einem Sorus
rings umschlossen werden.
Berthold nimmt eine Verwandtschaft zwischen den Sporoch-
naceae und Mesogloeaceae mit einigem Recht an. Man müßte voraussetzen,
daß die Fäden sich am Vegetationspunkt fester vereinigten als bei Eudesme
usw. und daß sie nur noch nach außen Verzweigungen bilden konnten.
Fast noch mehr Ähnlich-
keiten bestehen mit Myrio-
gloea (Fig. 312), weil auch
bei dieser die farblosen
Haare fehlen. Wir wollen
aber doch nicht verschwei-
gen, daß die abwärts
wachsenden Fäden, wie
auch die Zuwachszone (un-
abhängig von dem tricho-
thallischen Wachstum der
Haare) etwas ganz Neues
darstellen.
Splachiiidiaceae.
Die Gattung Splachni-
d i u m wurde früher gewöhn-
lich zu den Fucaceen ge-
zählt. Mitchell und Whit-
TING aber zeigten, daß dies
nicht wohl zulässig sei. Die
darmähnlichen Sprosse sind
mäßig verzweigt. Ihre Wan-
dung ist mehrschichtig, der
große, mittlere Hohlraum
wird von einigen Fäden
durchzogen. Überall in die
Oberfläche sind Gruben ein-
gesenkt, welche allerdings
den Konzeptakeln von Fucaceen gleichen; sie führen indes neben Haaren einfache
unilokuläre Sporangien (Fig. 342). Die Gruben entstehen rings um eine biriiförmige
Initialzelle, doch ist nach den genannten Autoren auffallend, daß diese keinerlei
Teilung erfährt. Solche vollziehen sich in der Umgebung der Initiale, und die
Nachbarzellen derselben sind es auch, welche letztere unter die Sproßoberfläche
hinabdrücken. Das würde stark an die Fucaceen erinnern. Auffallend ist auch,
daß die nämliche Initiale am Scheitel der Pflanze wiederkehrt, der im übrigen
aus gleichartigen meristematischen Zellen zusammengesetzt ist.
Mir scheint, die Sache bedürfe eingehenderer Prüfung. Die Initiale ist
noch rätselhaft. Die Zukunft muß dann zeigen, ob Murray Recht hat, wenn
er für Splachnidium eine besondere Familie schafft. — Das vorstehende schrieb
ich in der ersten Auflage. Inzwischen hat Kuckuck das Rätsel der Initiale
sie ist ein grüner Epiphyt, ein Codiolum (vgl. auch Nienburgs Referat,
Fig. 340. Nereia filiformis. Orig.
Keimpflanzen.
Kuckuck. Ältere
1. Ectocarpales.
49
Ztschr. f. Bot. 1921, 13, 179). Im übrigen hatte Roe die Algen wieder zu
den Fucaceen versetzt, Skottsberg aber machte auf die große Ähnlichkeit der
Assimilatoren und des Rindenbaus mit Chordaria, Leathesia usw. aufmerksam.
Kuckuck gibt dann unter anderem die Fig. 343. Aus dem Längsschnitt des
Scheitels geht tatsächlich hervor, daß wir im wesentlichen einen Mesogloeaceen-
Vc^etationspunkt vor uns haben. Die Längsfäden wachsen interkalar, ver-
zweigen sich einseitig nach auswärts, um dann aber weit auseinanderzurücken
und die Zwischenräume mit Schleim zu füllen.
ß) Polystiche Ectocarpales.
Aus einfachen Fäden gehen durch Teilung in der ganzen Gruppe
mehr oder weniger fest zusammenschließende Gewebe hervor, die sich in
den einzelnen Familien verschieden weit differenzieren.
Die hypothetischen Zusammenhänge der einzelnen Gruppen mag das
folgende Schema geben:
Hydro-
clathraceae
Adenocysfis
Soranthera
Hydroclathrus
Colpomenia
Phyllitis
Delamarea
Gobia
Dictyosiphon
Aspero- [ Asperocoecus
cocca- \ Striaria
ceae \ Myriotrichia
Scytosiphon
Stictyosiphon
Kjellmania
Pogotrichum
[ Dictyo-
siphonaceae
Omphalophyllum
Phaeosaccion
Punctaria
Desmotrichum
§5)
\, Ectocarpus
Punctariaceae.
In seiner äußeren Gestalt bildet ein großer Teil unserer Reihe eine auf-
fallende Parallele zu den Ulvaceen, fast alle Formen, die wir dort beschrieben,
kehren hier in Braun wieder.
Den untersten Platz unter den Punctarieen nehmen zweifellos die
Desmo trieb um -Arten ein. Mit Reinke wählen wir Desmotrichum un-
dulatum als Beispiel.
Die Pflanze bildet Rasen, welche im günstigsten Fall aus unverzweigten
schmalen Bändern von 10—20 cm Länge und 2—5 mm Breite bestehen,
meistens aber (Fig. 344) etwas kleiner sind.
Junge Pflanzen besitzen Kriechfäden, aus welchen sich ein unverzweigter,
monosiphoner Faden erhebt; ein farbloses Haar krönt denselben. Alle
Gliederzellen dieses Fadens sind teilungsfähig, sie vermehren sich durch
Querteilung, bald aber treten Längsteilnngen überall auf und es entsteht
eine schmale, zunächst einschichtige Zellflächo, welche indes sehr bald zwei-
bis vierschichtig wird (Fig. 344, j).
Die inneren Zellen des Thallus unterscheiden sich von den oberfläch-
lichen kaum (Fig. 344, 5); eine Gewebedifferenzierung ist also noch nicht
gegeben. Aus den Oberflächenzellen, besonders am Rande des Thallus,
gehen Haare hervor, und an der Basis werden Rhizoiden für die Veranke-
rung gebildet. Unilokuläre Sporangien [11) erscheinen etwas in die Fläche
eingesenkt, die plurilokulären (/) dagegen ragen als kegelförmige Körper
über dieselbe vor (Fig. 344, j).
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 4
50
IX. Phaeophyceae.
Daß cliesDesmotrichum von einfachen Ectocaipus-Aiten abgeleitet werden
müsse, unterliegt nach dem eben gesagten wohl kaum einem Zweifel und
alle Autoren (Reinke, Kjellman u. a.) sind darüber einig. Zum Überfluß
wird die Sache noch illustriert durch Desmotrichum balticum u. a. Hier
besteht die ganze Pflanze aus einem unverzweigten monosiphonen Faden,
der nur eine Anzahl von Gliederzellen der Länge nach geteilt hat. Die
plurilokulären Sporangien sind einfach umgewandelte Fadenzellen, oder aber
sie treten seitlich über denselben heraus.
Fig. 341. / Sporochnus pedtmculatus. Habitus. Orig. 2, 3 Keimlinge von dems. Orig.
Berthold, m mittlere, p periphere Zellen der Parenchj'mscheibe. ;- Berindungsfäden.
4 Sproßende von dems. im Längsschnitt. Die dunkle Linie zeigt die Längsachse des
Ganzen an. v Vegetationszone, spi- junge Seitensprosse. Orig. Berthold. 5 Kurz-
trieb mit Sorus {so) von dems. n. Johnson. 6 Assimilatoren mit unilok. Sporangien
von Carpomitra. Orig. Berthold. a Assimilationsfäden, sp Sporangien. Isp leere
Sporangien.
Man würde vielleicht diese letztere Form an den Anfang der ganzen
Reihe gestellt haben, wenn nicht Reinke plausible Gründe dafür angeführt
hätte, daß das Desmotrichum balticum von D. undulatum herzuleiten sei.
Aber auch als reduzierte Form vermag sie immer noch eine Vorstellung
über die Entstehung unserer Gruppe zu gewähren.
1. Ectocarpales.
51
An Desniotrichum schließen wir die völlig ulvoide Punctaria selber.
Eines Habitusbildes bedarf es nicht, ohne Farben käme keine große
Differenz gegen die Bd. I, S. 291, Fig. 193 wiedergegebene Ulva heraus. Der
Querschnitt der Punctaria allerdings ist nicht zwei-, sondern vierschichtig
(Fig. 344, ^).
Die Sporangien entstehen, soweit ich sehe, schon zu einer Zeit, wo
der Thallus noch zweischichtig ist; da nicht sie selber, wohl aber ihre
Nachbarzellen durch Wände parallel zur Fläche geteilt werden, erscheinen
die Sporangien später in das Laub eingesenkt (Fig. 344, ^). Dasselbe gilt
für Desmotrichum.
Die Gametangien dagegen werden erst gebildet, wenn die skizzierte
Teilung vollzogen ist (Fig. 344, ^). Haare entwickeln sich in Gruppen
Fig. 342, Splachnidium ritgosiim. Orig. KuCKüCK. Grube mit Konzeptakeln.
(Fig. 344 //) über die ganze Thallusfläche zerstreut. Rhizoiden endlich
heften die verschmälerte Basis ans Substrat fest. Farlow's Phaeosaccion
ist eine braune Enteromorpha (man vergleiche nur die Photographie bei
K. Rosenvinge), und das Omplialophy llum dieses Autors gleicht einer
Monostroma, deren sackartiger Thallus ziemlich spät einseitig aufgeschlitzt
wurde. Speziell bei Phaeosaccion ist die Entstehung aus einem Zellfaden
ganz evident, bleiben doch Basis und Spitze noch lange einreihige Gebilde,
und auch bei Omphalophyllum läßt sich die Röhrenform an Basis und Spitze
sehr lange, wenn nicht dauernd erkennen.
Scytosiphonaceae.
Ein Seitenstück zu Desmotrichum stellt dann Reinkes Pogotrichum
dar, das wegen seiner Vielgestaltigkeit später nochmals behandelt werden
52
IX. Phaeophyceae.
soll. Aus einer Sohle, die sehr veränderlich ist, erheben sich nach mancher-
lei Zwischenformen unverzweigte bis 5 cm lange Sprosse. Diese entstehen
wie üblich durch Teilung eines monosiphonen Fadens; der Unterschied be-
steht nur darin, daß hier der Si)roß völlig gerundet ist und (Fig. 345) im
Zentrum größere, fast farblose Zellen besitzt, welche von einer kleinzelligen
Assimilationsschicht bedeckt werden. Die Sporangien entstehen einfach durch
Umwandlung von Rindenzellen, welche regellos über den ganzen Zylinder
verteilt sind. Es kann aber auch die ganze Assimilationsschicht für die
Sporangienbildung aufgebraucht werden. Nun wenden wir uns mit Reinke
zu Stictyosiphon, einer meist fadenförmigen, mäßig stark verzweigten
Alge. Längs- und Querschnitte durch einen noch sterilen Sproß lassen
Fig. 343. Splachnidium rugosum. Orig. KüCKUCK. Scheitel mit den eingesenkte
Codiolunizellen.
im Zentrum meistens vier fast farblose, ziemlich langgestreckte Zellen er-
kennen. Der von ihnen gebildete Zentralkörper {c Fig. 34G, 2, j) wird
von einei' wenig gefärbten Schicht umgeben, deren Zellen bereits viel kürzer
sind, und endlich folgt nach außen eine vielfach fast isodiametrische Lage
von stark gefärbten assimilierenden Zellen (;-). Aus diesen letzteren gehen
dann die uni- und plurilokulären Sporangien hervor. Ihre Anoidnung ist
regellos (Fig. 340, ^), und namentlich an größeren Ästen können sie fast
die ganze Oberfläche bedecken. Sie treten aber (Fig. 347) noch in den
letzten Auszweigungen auf.
Der eben geschilderte Aufbau entwickelt sich aus einreihigen Keim-
pflanzen oder Ästen (Fig. 346, /). Diese zunächst monosiphonen Organe
1. Ectocarpales.
53
tragen auf der Spitze ein Haar, das mit Hilfe eines interkalaren Vege-
tationspunktes selbständig wächst (P'ig. 346, /). Der junge Sproß selber
Fig. 344 n. Reinkes Atlas u. Thuret. / Desmotrkhum undulatum. Habitusbild. 2 dass.
von der Fläche (Sprnßspitze). 3 dass. im Querschnitt. 4 Pimciaria; „Laub" im Quer-
schnitt, h Haare, u uni-, / plurilokuläre Sporangien.
54
IX. Phaeophyceae.
ist aber unabhängig davon überall teilungsfähig; keine Region wird bevor-
zugt, höchstens dauert an den Spitzenregionen das Wachstum etwas länger
an, als in den unteren Zonen. Nach mehrfachen Querteilungen treten in
den Gliederzellen zwei zueinander senkrechte Wände auf, welche das zy-
lindrische Organ in Quadranten zerlegen. Nun folgt in jedem derselben
eine peiikline Wand. Die so gebildeten vier Mittelzellen bleiben fernerhin
ungeteilt, die peripheren aber liefern durch weitere Radial- und Tangential-
teilungen die äußeren Zellagen, welche wir schilderten.
Haare sowohl wie Seitenzweige entstehen (Fig. 346, /) an jungen
Organen recht regelmäßig, können aber spätei'hin überall aus beliebigen
Zellen der Assimilationsschicht hervorgehen (Fig. 346. 4).
Im Prinzip den gleichen Aufbau wie Stictyosiphon, zeigt der meist
unverzweigte Scytosiphon (Fig. 348, j, 4). Die Keimlinge sind von
denen des Stictyosiphon kaum zu unterscheiden. Durch Längs- und Quer-
teilungen resultiert ein an-
atomischer Aufbau, der un-
gefähr der Fig. 346, 2 u. j von
Stictyosiphon entsprechen
mag. Später freilich wird die
Sache etwas anders, weil die
zentralen Zellen sich von-
einander lösen und dadurch
einen Hohlraum schaffen, der
meistens Luft führt. Die
Sprosse von Scytosiphon lo-
mentarius erreichen den
Durchmesser eines mäßigen
Federkieles (Fig. 348, 6)\ dar-
aus ergibt sich, daß die Rinden-
zellen und die ihnen nach
innen ansitzenden Elemente
ein erhebliches Wachstum in
tangentialer Richtung erleiden
müssen. Letzteres ist nicht
überall genau gleich und so
resultieren die schwachen Ein-
schnürungen, welche in Fig.
348, 6 wiedergegeben sind.
Die plurilokulären Spor-
angien gehen, wie bei Stictyo-
siphon, aus der peripheren, anfangs assimilierenden Zellschicht des Sprosses
hervor (Fig. 348, 5), doch erfolgt hier nicht bloß eine Teilung der Zellen,
sondern die Sporangien strecken sich (Fig. 348, j) über die Oberfläche hervor,
wobei häufig die äußerste Schicht der Mutterzellmembranen (nach dem Bei-
spiel der später zu erwähnenden Ralfsia) zusammenhängend abgehoben wird.
Die Sporangien bei Scytosiphon stehen zunächst in kleinen Sori
(Fig. 348, j) beisammen. Diese aber können zusammenfließen, weil sich
immer mehr Oberflächenzellen an der Sporangienbildung beteiligen. Wie
das Thuret abbildet, stehen dann die Sporangien dicht palissadenähnlich
beisammen. Bei Sc. lomentarius sind mäßig zahlreiche keulenförmige,
sterile, aber fai'l)ige Zellen (Assimilatoren) zwischen die Sporangien ein-
gestreut.
Fig. 345. Pogotrichnm filiforme Rke. n. ROSENVINGE
/ Habitus. 2 Querschnitt, pl plurilok. Sporangien
r farbige Rinde.
1. Ectocarpales.
55
Fig. 346. Orig. Kuckuck. / Stictyosiphon subsymplex ; junge Zweige. 2 Stictyosiphoii
torttlis ; Längsschnitt der Sprosse, j Stictyosiphon adnaticus ; Querschnitt der Sprosse.
4 Stict. adriaticus ; Sproß von der Fläclie mit Sporangien. 5 Ders. mit Gametangien.
56
IX. Phaeoph3rceae.
P'ig. 347. Stictyosipho7i adriatiais. Orig. Kuc'KUCK. Seitenzweig mit Gainetangien.
1. Ectoc.irpales.
57
Mit Scytosiphon nahe verwandt dürfte auch Reinkes Kjellmania sein;
sie stellt eine relativ einfache Form dar, die vielleicht als Bindeglied zwischen
niederen Ectocarpeen nnd den hier behandelten kann aufgefaßt werden.
Als ein abgeflachter und stark verbreiterter Scytosiphon kann wohl die
bekannte Phyllitis angesehen werden, die durch ihren großen (bis 20 cm
Fig. 348 n. Orig. Kuckuck u. Reinkes Atlas. / u. 2 Phyllitis Fascia (Muell.) Kütz.
Keimpflanzen. 3 w. 4 Scytosiphon lomentari^is. Lyngl. J. kg. Keimpflanzen. 5 Scvfo-
siphon pygmaeiis. Stück der Wand mit pludlok. Sporangien f^!-/). ö Scytosiphon lomentarms;
ganze Pfl. Orig.
58
IX. Phaeophyceae.
hohen) blattartigen Thallus auffällt. Die plurilokulären Sporangien bilden
bald einzelne Flecke, bald eine fast zusammenhängende Schicht über einen
großen Teil des Thallus.
Fig. 349. Phyllitis- und Scytosrphon-\ oxV^mwa. Urig. Kuckuck.
1. Ectocarpalee.
59
Fig. 350 n. Reinke, Kuckuck u. Skottsberg. / — 4 Dictyosjpho». i Habitusbild. Orig.
2 Längsschnitt durch die Sproßwandung. 3 Längsschnitt durch Keimlinge. 4 Längs-
schnitt eines älteren Sprosses mit Seitenast. 5 u. ö Cladothele Decaisnei, junge Sprosse.
60
IX. Phaeophyceae.
Auch Pliyllitis zeigt in der Jugend monosiphone aufrechte Fäden,
(Fig. 348, /, 2) die sich durch Längs- und Qucrteihingen in die flachen
Sprosse umwandehi. Sie sowohl wie Dictyosiphon beginnen ihr Dasein mit
kriechenden Fäden, die Kuckuck als Vorkeime bezeichnet. Ich habe seine
sauberen Zeichnungen in Fig. 349 wiedergegeben. Zugehörige Notizen
fanden sich nicht. Die Bilder sagen aber wohl genug.
Zu unserer Gruppe muß man auch wohl Rosenvinges Coelocladia
rechnen. In Bau und Sporangienbildung erinnert sie an Scytosiphon, in
der Verzweigung an Stictyosiphon; von beiden weicht sie ab durch die aus
geprägt trichothallische Wachstumszone.
Lithosiphon, Isthmoploea u. a. nenne ich hier, obwohl Kuckuck in
seinen Notizen eine besondere Familie für die erstere aufstellte. Leider
fehlt die Begründung.
Dagegen gehört sicher in die Familie Börgesens Rosenvingea; sie
hat ca. 20 cm lange Sprosse, im übrigen gleicht sie im Bau dem Scytosiphon.
Dictyosiphonaceae.
Dictyosiphon, Delamarea, Gobia, Scytothamnus, Coelodesme
und Cladothele haben in der äußeren Erscheinung viele Ähnlichkeiten
mit der vorigen Fa-
milie, es sind meistens
knorpelige ver-
zweigte Sprosse von
mäßiger Länge (Fig.
350, I). Auch die
Gewebeanordnung
weicht nicht so gewal-
tig ab, z. B. zeigt ein
Längsschnitt durch
den Sproß von Dic-
tyosiphon (Fig.350,
4) die zentralen lang-
gestreckten ,.Mark"-
Zellen überzogen von
kleinzelligen stark ge-
färbtem Gewebe.
Dieses entwickelt sich
vielfach eigenartig,
die Sache läuft aber
immer darauf hinaus,
die Sporangien in ste-
riles Gewebe einzu-
schließen, ja sie zu
versenken (Fig. 350,2). BeiDelamarea (Fig. 351) und Cladothele (Skotts-
bero) wird das durch kurz schlauchartige Zellen (a) erreicht, welche aus dem
sterilen Rindengewebe vorgestülpt werden. Sie umschließen auch die Haare (//).
Bei anderen Gattungen setzen in den zwischen den Sporangien stehenden
Rindenzellen Teilungen ein (Fig. 350, 2). Das entstehende (Jewebe kann
(Fig. 352) die Sporangien konzeptakelartig bedecken, es können sich auch
bei Gobia (Fig. 353) die radialen Zellreihen aus dem Verbände lösen um
Assimilatoren nach dem Muster der Mesogloeaceen darzustellen.
Meistens wird angegeben, daß die Dictyosiphoneen mit Schcitelzelle
wachsen (s. Reinke-Murbeck), Kuckuck Mscr. aber bezweifelt, ob die Dinge
.;3issS^^^-
Fig. 3.51. Delamarea atlenuata. n. KuCKUCK. Querschnitt des
Sprosses, n unilokuläre Sporangien. a Assimilatoren. h Haare.
1. Ectocarpales.
61
Bi'^^ii
überall so liegen. Mir scheint für den Seitenzweig der Fig. 350, ./ sei die
Sache dnrchaus klar. Die Scheitelzelle teilt sich und die Segmente werden
gesetzmäßig zerlegt. Ganz ähnliche Bikler zeichnet Skottsberg für Scyto-
thamnns, nicht minder wie für eine Varietät von Cladothele. Bei einer
anderen, schwächer entwickelten Form der letzteren waren die wachsenden
Spitzen der Zweige von einem Haar gekrönt (Fig. 350, j). Dieses beteiligte
sich am Wachstum nicht, Zellteilungen setzten erst tiefer unten in den Faden-
zellen ein. Das stimmt nun mit Dictyosiphonkeimlingen übeiein, die Kuckuck
abbildet (Fig. 350, j). Auch bei diesen krönt ein farbloses und an sich
unbedeutendes Haar die teilungsfähigen Regionen. Danach ist der Schluß,
den auch Kuckuck zieht, gewiß berechtigt, daß damit sehr nahe Beziehungen
zu den Stictyosiphoneen
bekundet werden. Wie die
Mesogloeaceen mit inter-
kalarem Vegetationspunkt
in die Spermatochnus-
formen mit Scheitelzelle
übergehen, so dürften auch
die hier behandelten Gat-
tungen leicht verstanden
werden, wenn man an-
nimmt, daß siedle Scheitel-
haare eingebüßt und ein
Scheitelwachstum be-
gonnen haben. Freilich
sind die Sachen hier nicht
so gut untersucht und
Kuckucks Notizen fließen
spärlich. Einige Zeich-
nungen von ihm, die ohne
Kommentar gefunden wur-
den, mögen andeuten, daß
in unserer Gruppe sich
vielleicht ein Scheitel wachs-
tum abspielt, das an Chor-
daria erinnert (Fig. 354,
I, 2).
Sauvageau fand, daß
die oben beschriebenen
Pflanzen die ungeschlecht-
lichen Individuen von Dic-
tyosiphon darstellen. Diese
tragen nur Sporangien. Die
aus ihnen entstehenden
Zoosporen wachsen zu krie-
chenden, verzweigten Fä-
den aus, welche etwa einer
Strepsithalia (S. 30) gleichen, und Gametangien tragen. Die Gameten
gleichen denen des Ectocarpus. sie kopulieren wie diese, können aber
auch parthenogenetisch keimen. Aus den Zygoten wie aus den Partheno-
sporen gehen wieder kriechende, verzweigte Fäden hervor, die auch auf-
rechte Zweige entsenden, und solche Jugendstadien gleichen dann ganz
den Geschlechtspflanzen, aber sie sind nur Erstlingsstufen, denn aus
Fig. 35-
Scytothamus Lyallii. Orig. KuCKUCK. Längs-
schnitt des Sprosses mit Sporangien.
62
IX. Phaeophyceae.
ihnen entstehen nun aufrechte Säulchen, welche zum normalen Dictyosiphon
werden. Ich möchte wohl glauben, daß alles dieses den Jugendstadien ähnlich
Fig. 353. Orig. Kuckuck. Gobia bal-
tica. 1 Längsschnitt eines jüngeren
Sprosses. 2 Längsschnitt der Rinde.
Fig. 354. Orig. Kuckuck. / Scytothamnus australis. 2 Coilodesme buUigera. Scheitel.
1. Ectocarpales.
63
sehe, welche Kuckuck für Phyllitis und Scytosiphon (Fig. 349) abgebildet
hat. Nach Sauvageau läge bei Dictyosiphon ein regelrechter Wechsel
zwischen Gametophyten und Sporophyten vor. Das ist sehr wohl möglich.
^ n "^^
Fig. 355. / Myriotrtchia repetts. n. KuCKUCK. 2 Querschnitt, 3 Seitenansicht der Myr.
densa n. KuCKUCK. 4 Striaria attemiata ; Stück des Sprosses. 5 Asper ococctis ; Habitus-
bild n. Thuret. 6 ders. ; Thalluswand (mit „Sorus") im Querschnitt, h Haare, sp
Sporangien. in Internodien. kn Knoten, a Assimilatoren.
64
IX. Phaeophyceae.
Immerhin ist mir ein Punkt unklar geblieben. Ich ersehe nicht, ob das Schicksal
der Geschlechtspflanzen weiter verfolgt wurde. Wäre es nicht möglich, daß
auch sie später lange Sprosse mit unilokulären Sporangien erzeugen? Wir
hätten dann das, was Kuckuck für Elachistoa (S. 35, Fig. 326) angibt.
Asperococcaceae.
Als Anfangsglied dieser Gruppe, die freilich in allen ihren Gliedern
noch keineswegs genügend untersucht ist, kann wohl Myriotrichia gelten
(Fig. 355, i) die an Ectocorpus oder auch an Desmotrichum anklingt.
Myriotrichia repens Karsakoff läl.it aus den kriechenden Basal-
fäden lange, un verzweigte, monosiphone Triebe hervorgehen. Nach Kuckuck
setzen im obei"sten Drittel der Langtriebe interkalare Teilungen ein und diese
führen zur Bildung kuizer tjommelformiger Zellen (Knoten), welche mit
längeren (Inteinodien) al)weichen. Aus den Knoten entstehen neben zahl-
reichen Haaren viele Sporangien (Fig. 355, i) in wirteliger Anordnung;
uni- und plurilokuläre sind bald miteinander gemischt, bald getrennt.
Zwischen die primären Knoten können durch interkalare Teilungen neue
eingeschoben werden.
Fig. 356. Co/fi
omema simiosa.
Orig. Nat. Ciröße. Die großen Blasen von oben gesehen.
Myriotrichia- Arten wie M. Protosperococcus u. M. dansa zerlegen nach
Kuckuck (s. a. Batters), Knoten und Iiiternodien durch Längswände; be-
sonders die Knoten erfahren ziemlich weitgehende Teilungen, so daß auf
dem Querschnitt Bilder wie Fig. 355, 2, resultieren. An diesem sieht man
auch, daß sich besondere Assimilationsfäden (a) bildeten, welche die Spo-
rangien {s/>) meist seitlich tragen. Durch die vielfachen Teilungen wird die
Wirtelbildung ziemlich verwischt (Fig. 355, j).
Diese ist nun wieder bei Striaria deutlich (Fig. 355, ^). Der
Spross entsteht aus einfachen Fäden durch Teilung, etwa wie Stictyosiphon.
Ein später auftretender axiler Hohlraum wird von zwei Zellagen umgeben.
Die äußeren Zellen produzieren die Sjjorangien in Querzonen (Wirtein);
diese ragen weit über die Oberfläche hervor und sind von farblosen Haaren
wie auch von einzelligen, dickwandigen Assimilatoren begleitet.
1. Ectocarpales.
65
Hierher vielleicht Sorocarpus (Pkingsheim, Kjellman) und Disco-
sporangium (Falkenberg).
Asperococcus endlich stimmt in seiner Entwicklung aus Fäden mit
der Striaria durchaus überein, ebenso in seinem anatomischen Aufbau, nur
werden die Sprosse meistens zu großen darm- und sackartigen Gebilden,
welche an der Basis in einen festen Stiel zusammengezogen sind (Fig. 355, 5).
Damit kontrastieren dann eigenartige Verkümmerungsformen der Ostsee,
welche im wesentlichen die primitive Fadenstruktur beibehalten. Trotzdem
erzeugen sie Sporangien, Die Normalformen entwickeln unilokuläre
Sporangien in Soris, welche über die ganze Oberfläche zerstreut gefunden
werden und schon mit bloßem Auge als dunkle Punkte erkennbar sind.
Neben den Sporangien stehen (Fig. 355, 6) zahlreiche, wenigzellige Assimi-
latoren. Da dieselben hier wie auch bei Striaria und Myriotrichia oft recht
Fig. 357 nach Mitchell, Barton und Skottsberg. / Sorus v. Soranthera. 2 Ders.
bei Colpomenia sinuosa. j Haargruben und Assimilatoren von ders. 4 Scheitelgrube von
Cladochroa. h Haare, a Assimilatoren. ti, pl Sporangien.
derb und starr sind, bezeichnet sie Reinke als Stacheln. Ihnen verdankt
die Pflanze den Namen; die Sori fühlen sich meist sehr rauh an.
Die Gametangien stehen nach Buffham bei Asp. bullosus ebenfalls
in Sori, untermengt mit „Stacheln", bei Asp. compressus fand sie Sauvageau
auf relativ kleinen Pflänzchen, sehr große Flecke bildend, und bei Asp.
scaber entdeckte Kuckuck uni- und plurilokuläre Sporangien, nicht selten
gemengt und dann von Assimilatoren begleitet; außerdem aber ergaben sich
Exemplare, auf welchen die plurilokulären Sporangien allein und dann ohne
„Stacheln", oft weite Strecken überziehend, vorkommen.
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 5
66
IX. Phaeophyceae.
Eiicoeliaceae.
Hauptvertreter sind: Colpomenia, Hydroclathrus, Soranthera,
AdenocYStis und Cladochroa. Mit Ausnahme der letzteren, die nach
Skottsberg verzweigt ist (Fig. 358), handelt es sich um große mit Flüssig-
keit oder auch mit Luft gefüllte Hohlkörper. Diese stellen bei Adeno-
cystis (Fig. 358) einen kurz gestielten, birnförmigen Körper dar, ebenso
bei Utriculidium Skottsberg, bei Soranthera sind sie fast kugelig, bei Col-
pomenia (Fig. 356) dagegen erscheinen sie unregelmäßig gelappt und
ohne Stiel. Hydroclathrus endlich hat netzig durchbrochene Blasen-
wandungen, er erinnert an den Pilz Clathrus cancellatus. Davon später.
Die in Rede stehenden Algen verankern sich häufig im Gewebe anderer
Tange, doch kommt Colpomenia u. a. auch auf Gestein vor. Diese Art erschien
etwa im Jahre 1906 in großer Menge an den atlantischen Küsten Frank-
reichs (Sauvageau), sie schädigte dort die Austernbänke.
¥ig. 358 n. Skottsberg. / Cladochroa chnoosporiformis.
utricularis.
-5 Keimlinge von Adenocystis
Die Wand der Blasen — bald lederig, bald knorpelig — bietet im
Aufbau keine wesentlichen Abweichungen von Asperococcus, welchen Murray,
Kjellman u. a. sogar hierher rechnen. Ein Vegetationspunkt ist nicht
erkennbar, das Wachstum dürfte auf den älteren Stufen wenigstens inter-
kalar sein. Von Interesse sind hauptsächlich die Haargruben. Am einfach-
sten sind diese Cryptostomata bei Colpomenia (Mitchell). Die Rinde
1. Ectocarpales.
67
senkt sich einfach an gewissen Stellen ein oder besser es bleiben bestimmte
Punkte im Wachstum zurück, während die benachbarten Elemente sie über-
holen (Fig. 357, 2). Die Zellen in der Vertiefung wachsen zu Haaren aus,
rings um dieselben liefern die Rindenzellen Sporangien (//.) — wie es
scheint stets plurilokuläre. — Sind diese entleert, dann treiben die gleichen
Basalzellen keulige Gebilde (Fig. 357, j, a), die man als Paraphysen oder
lieber als Assimilatoren bezeichnen kann. Im wesentlichen gleich verhält sich
Soranthera (Barton), nur werden hier die Sporangien gleichzeitig mit
den Assimilatoren entwickelt (Fig. 357, /). Ganz ähnliche Beziehungen
zwischen Haargruben und Sporangien geben Kjellman und Murray an, nur
sind die Cryptostomata hier wohl tiefer und schärfer ausgeprägt, ebenso bei
Chnoospora. Sind einmal in Verbindung mit den Haargruben Sporangien
gebildet, so können sich letztere zu großen zusammenhängenden Flecken
(Sori) gruppieren, indem immer weitere Teile der Rinde auswachsen.
Leider ist die Entwicklung dieser Form wenig bekannt. Skottsberg
zeichnet ein junges Exemplar von Adenocystis (Fig. 358, :?), dasselbe ist noch
solid und trägt auf dem Scheitel ein eingesenktes Haar, das wiederum für
die Entwicklung keine Rolle spielt. Diese vollzieht sich in dem parenchy-
matischen Gewebe. Es ensteht ein keuliger Körper (Fig. 358, 4, 5), der eine
Haargrube auf dem Scheitel trägt und kugelig aufschwillt, wohl deswegen, weil
im Inneren das Zentralgewebe
auseinander weicht. An solche
Jugendstadien erinnert Skotts-
BERGs neue Gattung Clado-
chroa (Fig. 358, /). Auch an ihr
treten die Haargruben des
Scheitels gut hervor (Fig. 357,
./), und nicht minder die seit-
lichen. Ihr Bau stimmt z. B.
mit dem von Colpomenia durch-
aus überein und man ist zu der
Frage berechtigt, ob wohl Clado-
chroa dem Anfangsgliede der
Encoeliaceae nahe stehe.
Von Soranthera fanden"
Barton und Kuckuck junge
Stufen. Diese sind kugelig. In
ihnen strahlen zahlreiche, ziem-
lich dicke Zellreihen vom Zen-
trum aus (Fig. 359), um an der Peripherie in eine kleinzellige Rinde
überzugehen, aus welcher zahlreiche, kurze Assimilatoren radial hervor-
sprossen. Durch Zerreißen der inneren Zellen wird die Kugel später hohl.
Außerdem werden — das ist auffallend — die primären Assimilatoren abgeworfen,
die Oberfläche erscheint dann auf gewissen Stufen wiederum glatt. Später
liefert sie dann, in Verbindung mit den Haargruben und Sporangien, die
schon oben erwähnten sekundären Assimilationsfäden (Fig. 357, j).
Gehören die Myriotrichen, Asperococcen und Epcoelien so zusammen,
wie wir annehmen, dann bilden sie unter den polystischen Ectocarpales
eine Nebenreihe, die durch Desmotrichum mit Ectocarpus direkt verkettet
sein mag. Mit dieser Auffassung schließe ich mich im wesentlichen an
Reinke und Kuckuck an, welche beide die Asperococcen als besondere
kleine Gruppe ansehen, und ich trage auch Sauvageau Rechnung, welcher
eben jenen Anschluß an Desmotrichum betont.
Fig. 359. Soranthera tdvoidea. PoST et RUPR. Orig.
Kuckuck.
ßg IX. Phaeophyceae.
b) Die Fortpflanzung.
a) Die Verteilung der Fortpflanzungsorgane.
Schon aus früheren Andeutungen geht hervor, daß uni- und plurilo-
kuläre Sporangien keineswegs in allen Gruppen in der gleichen Weise über
die verschiedenen Individuen verteilt sind. Wir heben nun hier einiges von
dem heraus, was die direkte Beobachtung ergab. Kulturen, die allein end-
gültigen Aufschluß zu geben vermögen, liegen nicht vor.
Im Allgemeinen erscheinen die Fortpflanzungsorgane naturgemäß auf
halbwegs erwachsenen Pflanzen, doch ist das keineswegs allgemeine Regel,
besonders Kuckuck wies auf die sogenannte Prosporie. d. h. auf das
Auftreten von Sporangien an ganz jugendlichen Pflanzen hin. Er erwähnt
besonders Pogotrichum filiforme, Myrionema u. a., Algen, welche Sporangien
an den Kriechfäden und Sohlen zu einer Zeit produzieren, in welcher von
aufrechten Sprossen noch nichts zu sehen, oder die Entwicklung noch nicht
im entferntesten abgeschlossen ist.
Bei vielen Formen folgen uni- und plurilokuläre Sporangien an den-
selben Pflanzen aufeinander, meist gehen die ersteren voran. So bei Ecto-
carpus (Pilayella) litoralis, tomentosus u. a.; es treten im ersten Frühjahr
die Sporangien, später die Gametangien in die Erscheinung. Die Art der
Ablösung wird von der Außenwelt abhängen. Auf alle Fälle muß ein
Stadium eintreten, auf welchem die beiden Arten von Sporangien mitein-
ander gemischt erscheinen, und es mag Spezies geben, welche auf dieser
Stufe recht lange verharren. Das scheint für Ectocarpus siliculosus u. a.
zuzutreffen. Man findet hier neben den Gametangien fast immer Sporangien
in mäßiger Zahl. Letztere allein sind selten (Kuckuck). Bei Myrionema
sah Kuckuck zunächst nur unilokuläre Sporangien (s. oben), die plurilo-
kulären traten sehr viel später auf, aber zeitweilig waren sie mit den
ersteren gemischt.
Die umgekehrte Reihenfolge gibt Barton für Soranthera an. doch ist
die Sache hier recht kompliziert und der Prüfung bedürftig. Kuckuck
fand bei Myriotrichia im Frühjahr pluri- und im Sommer unilokuläre Spo-
rangien, bei Elachistea sah er (Mskr.) die Gametangien an kurzen aufrechten
Ästen aus den Sohlen hervorgehen, die Sporangien kommen später an den
ausgebildeten Polstern zum Vorschein.
In allen vorerwähnten Fällen ist nicht anzunehmen, daß die Beobachter
sich durch aufeinander folgende Generationen täuschen ließen. Der Gedanke
läge ja nahe, weil es tatsächlich nicht wenige Arten gibt, bei welchen die
verschiedenen Fortpflanzungsorgane auf verschiedenen Individuen stehen,
das sind z. B. Leptonema (Fig. 323, S. 31). Lithoderma, Ralfsia, Aspero-
coccus, Strepsithalia u. a. Bei den genannten Gattungen finden verschiedene
Beobachter (s. a. Kylin), daß die Individuen mit plurilokulären Sporangien
in der Form ein wenig von denen mit unilokulären abweichen. Das würde
hinüberführen zu Sauvageaus Befunden an Dictyosiphon, wo die kleinen
Gametophyten ganz anders dreinschauen als die großen Sprosse mit uni-
lokulären Sporangien (S. 61).
Freilich steht für die erwähnten Fälle nicht fest, daß ein regelmäßiges
Alternieren Platz greife, ein Generationswechsel wird sich schwer konstruieren
lassen, weil Exemplare mit einer Fortpflanzungsform oft weit häufiger sind
als solche mit der anderen, dazu noch in der gleichen Gattung. Lithoderma
hat nach Kuckuck weit mehr Gametangien-Exemplare als Individuen mit
Sporangien. Bei Asperoccocus bullosus und compressus überwiegen Pflanzen
mit unilokulären Sprorangien, bei Asperococcus scaber solche mit plurilokulären.
1. Ectocarpales.
69
ß) Die Sporangien.
Diese entstehen, wie für die verschiedenen Abteilungen bereits geschil-
dert wurde, entweder im Fadenverbande oder als kurze Seitenzweige bei
fädigen Formen oder als Ausstülpungen der Kortikalschicht bei den Phaeo-
sporeen mit parenchymatischem Gewebe.
Das junge Sporangium, welches mit dichtem Inhalt versehen ist, ent-
hält zunächst einen Kern und, je nach der Spezies, einen bis wenige Chro-
matophoren. Beide vermehren sich (Fig. 360, ^), die letzteren werden klein,
scheibenförmig. Sie liegen zunächst noch ganz an der Peripherie der Zelle,
mit der flachen Seite
der Wand zugekehrt
(Fig; 360, 2a), spä-
ter aber verteilen sie
sich nach Kuckuck
bei Ectocarpus sili-
culosus, lucifugus
u. a. ungefähr gleich-
mäßig durch die
ganze Mutterzelle.
Dabei kehren sie viel-
fach dem Beobachter,
also auch der Zell-
wand, ihre Kante zu,
und es erhalten die
Sporangien das Aus-
sehen, welches etwa
Fig. 360, I wieder-
gibt. Nach einem ge-
ringen Wachstum der
ganzen Anlage be-
merkt man bald an
jedem Chromatophor
einen braunroten
Punkt (den zukünf-
tigen Augenfleck) (a
Fig. 360, 3) und
kann zugleich auch
in unmittelbarer Nähe
je einen Kern nach-
weisen (P'ig. 360, 4).
Nun zerfällt das ganze
Plasma in soviel Por-
tionen (Fig. 360, j)
als Kerne vorhanden
sind. Diese stellen
die zukünftigen
Schwärmer dar, wel-
che vorläufig noch
polygonal abgeplattet sind, und es ist allbekannt, daß sie nicht durch feste
Zell wände, sondern nur durch Plasmalamellen gegeneinander abgegrenzt
sind. Reihen von Punkten (Fig. 360, 3) markieren die Grenze.
Davon kommen freilich Abweichungen vor. Kuckuck fand, daß bei
manchen Phaeosporeen Schleimsepten kurz vor der Fertigstellung der Zoo-
Fig. 360. Unilokuläre Sporangien von Phaeosporeen n. KuCKUCK,
Kleb AHN, ReinKE. /, 2 Ectocarpus lucifugus, a jüngeres,
b älteres Stadium, j, 4 Pleurocladia lacustris. k Kerne, ehr
Chromatophor. a Augenfleck. 5 Pilayella litorahs n. KuCKUCK.
6 Cyli>uirocarpiis tnircoscopicus ; Spitze eines Sporangiums.
■w i/embran. seh Schleim, pl Plasma. 7 Zoosporen von
Chorda Filutn. 8 Ectocarpus siliculosus, Zoosporen.
70
IX. Phaeophyceae.
Sporen gebildet werden, die allerdings sehr leicht zerfließen. Dieser Be-
obachter hebt auch hervor, daß bei Ectocarpus (Pilayella) litoralis die Chro-
matophoren sich zunächst gleichmäßig im Plasma verteilen, dann in radialer
Stellung an die Peripherie zurückwandern (Fig. 360, 5), um nun erneut
gegen die Mitte vorzudringen. Erst jetzt werden die Zoosporenportionen
gesondert.
Die Zoosporen treten aus dem Sporangium meistens an dessen Spitze
aus. Die Membran öffnet sich durch Zerreißen oder Verquellen, und in
manchen Fällen, z. B. bei Choristocarpus wird ein regelmäßig umschriebener
Porus gebildet. Der Öffnung wird nicht selten durch eine mit Verschlei-
mung oder Verquellung verbundene Verdickung der Membran vorgearbeitet
und Kuckuck sah außerdem bei Cylindrocarpus eine Ansammlung farblosen
Plasmas (Fig. 360, 6). Die Erscheinung ist vielleicht ziemlich verbreitet.
Die entleerten Häute bleiben häufig noch lange erhalten und speziell
bei den Sphacelarien, aber auch bei vielen anderen Phaeosporeen wächst die
Stielzelle in den Hohlraum ein, um ein
neues Sporangium zu bilden. Das kann
sich mehrmals wiederholen.
Die aus den unilokulären Spor-
angien entleerten Schwärmer haben
meistens Birnform, sie sind lebhaft be-
weglich und zwar mit Hilfe der Cilien,
welche seitlich inseriert sind, wie das
schon Thuret erkannte. Eine der-
selben ist, das weiß jedermann, nach
vorn gerichtet, die andere nach rück-
wärts. Sie entspringen an dem roten
Augenfleck, der hier stets seitlich sitzt
und wiederum mit einem Chromatophor
in Verbindung steht; das ist eine
Erscheinung, die auch in anderen Fa-
milien genau so wiederkehrt (Fig. 360, 7).
Gewöhnlich ist ein Chromatophor
gegeben, welches sich, mantelartig ge-
bogen, am dickeren Ende befindet.
Durchaus nicht selten aber sind in den
verschiedensten Gruppen Schwärmer mit
ziemlich zahlreichen linsen-scheibenförmigen Phaeoplasten (Fig. 361, g). Da
diese sich am Hinterende sammeln, bleibt das vordere frei und farblos. Ein
meistens etwas vorgeschobenes Scheibchen trägt den Augenfleck, an welchem
auch die beiden Geißeln inseriert sind. Die Zahl der Chromatophoren in
den Zoosporen ist vielleicht nicht ohne Bedeutung für die Unterscheidung
größerer oder kleinerer Gruppen unter den Phaeosporeen.
Die aus den unilokulären Sporangien austretenden Schwärmer wurden
niemals in Kopulation gefunden, sie keimen direkt, verdienen also den
Kamen Zoosporen ohne allen Zweifel.
Sauvageau betont, daß diese bei Elachistea, Myrionema u. a. lang-
samer keimen als die Schwärmer aus plurilokulären Sporangien. Ich meiner-
seits konnte diese Wahrnehmung an Pilayella litoralis u. a. nicht machen.
Vor der Keimung setzen sich die Zoosporen mit Hilfe der Vorder-
geißel fest. Diese bildet an ihrer Spitze eine kleine, saugnapfähnliche
Verdickung. Unter schlängelnder Bewegung der Geißeln wii'd (Fig. 360, cS^)
die Zelle selber an das Substrat herangezogen, während die Vordergeißel
Fig. 361. Ectocarpus glohifer. Original
Kuckuck. Schwärmer.
1. Ectocarpales.
71
mit dem vorderen Zellende verschmilzt. Dann fließt nach Kuckuck Plasma
an der Cilie entlang und sorgt für weitere Befestigung (Fig. 360, S). Schließ-
lich findet Abrundung des Ganzen statt und Umhüllung mit Membran.
Die Hintergeißel vereinigt sich ebenfalls mit dem dickeren Zellende.
Die Schwärmer mit zahlreichen Chromatophoren runden sich häufig
ab ohne sich mit der Vordergeißel festzusetzen (Fig. 361).
Fig. 362 n. Thuret, Reinke u. Kuckuck. Plurilokuläre Sporangien von Phaeosporeen.
1—3 Stictyosiphon tortilis in verschiedenen Entwicklungsstadien. 4 Ectocarpus ovatus.
5 Ect. siliculosus. 6 Kjelbnania sorifera. y Ect. Reinboldi 8 Ed. Hohnesii; Durch wachsung
der leeren Hüllen.
y) Die Gametangien
entstehen den unilokulären vielfach homolog, Abweichungen wurden früher
bereits erwähnt; gewisse Variationen können an der gleichen Spezies
auftreten.
Die kurzen Seitenäste oder die Aussprossungen der Rinde usw.
welche zur Bildung von Gametangien bestimmt sind, werden durch rasch
72
IX. Phaeophyceae.
aufeinanderfolgende Querwände in Scheibenzellen zerlegt, und dabei kann
es (Microspongium, Ascocyclus Fig. 303) sein Bewenden haben. Meistens
aber setzen in diesen Scheiben Längsteilungen ein und so entstehen fast
würfelförmige Zellen mit festen Wänden. Jedes Fach enthält einen relativ
großen Kern, und es zeigt sich auch besonders bei jenen Arten, bei welchen
jeder Schwärmer nur ein Chromatophor enthält, die Neigung, die Farbstoff-
träger von der Wandung weg in eine radiale Stellung zu bringen. Diese
Profilstellung ist häufig recht auffallend (Fig. 362^).
Die Vorgänge sind aber in unserer Gruppe nicht ganz einheitlich.
Bei Stictyosiphon z. B. spielen sich einige Kern- und Chromatophoren-
Fig. 363. Kopulation der Gameten bei Ectocarpus siliculosus n. Berthold u. Olt.manns.
/ — 9 n. d. Leben, lo — 16 n. gefärbtem Material.
teilungen in den jungen Gametangien ab, ehe zwischen jenen feste Wände
gebildet werden (Fig. 362, /) und bei Lithoderma werden alle Kernteilungen
vollzogen, erst dann beobachtet man die trennenden Wände. Damit nähern
sich die Vorgänge offenbar denen in den unilokulären Sporangien. Es muß
aber wohl festgehalten werden, daß die trennenden Schichten und Lamellen
bei diesen letzteren erst zum Vorschein kommen, wenn die Schwärmer
völlig geformt sind, während die Wände in den Gametangien meist vor
diesem Zeitpunkt angelegt und ausgebaut werden.
Mag die Wandbildung früh oder spät erfolgen, der Inhalt jedes ein-
zelnen Zellchens wandelt sich in toto zu einem Schwärmer um und diese
schlüpfen nun auf verschiedene Weise aus.
1. Ectocarpales.
73
All- und altbekannt ist Thurets in Fig 362,5 wiedergegebenes Bild:
die festen Zellwände, welche die eben gebildeten Schwärmer noch trennen,
werden bis auf wenige ring- oder balkenförmige Reste, welche besonders
die ersten Wände noch
markieren, aufgelöst; dann
öffnet sich das ganze
Sporangiuin meist an der
Spitze und die Schwärmer
treten, zunächst in etwas
Schleim gehüllt, heraus,
lösen sich aber rasch aus
diesem und eilen davon.
Wo die Wände sehr zeitig
der Zerstörung anheim-
fallen, kann ein uni-
lokuläres Sporangium
vorgetäuscht werden.
Einen anderen Modus
repräsentieren Ectocar-
pus Reinboldi, Litho-
derma u. a.
Bei diesen reißt jedes
Fach des Sporangiums
seitlich auf, und jeder
Schwärmer schlüpft dem-
gemäß einzeln seitlich aus
(Fig. 362, 7), Kjellmania
(Fig. 362, 6) mag einen
Übergang zwischen bei-
den Fällen kennzeichnen.
Auch die leeren Hüllen
der plurilokulären Spor-
angien werden, wie Fig.
362, S zeigt, durch-
wachsen und von neuen
plurilokulären Spor-
angien ausgefüllt.
Die hier in Frage
kommenden Schwärmer
haben wie die unge-
schlechtlichen bald einen,
bald zahlreiche Chromato-
phoren, und wenn auch
im allgemeinen beiderlei
Schwärmerformen gleich
sind, ist das doch durch-
aus nicht Gesetz. Bei der
nämlichen Spezies können
gelegentlich die unilokulären einen, die plurilokulären Schwärmer mehrere
Farbkörper führen, z. B. bei Myrionemen usw.
d) Befruchtung.
Die aus den plurilokulären Sporangien ausgeschlüpften Schwärmer sind
mindestens zu gewissen Zeiten und unter gewissen Bedingungen Gameten.
Fig. 364. Giffordia Lebelii n. Sauvageau. 7v Gewebe der
Wirtspflanze, i interkalarer Vegetationspunkt.
74
IX. Phaeophj'ceae.
Berthold wies das zuerst für Ect. siliculosus und Scytosipbon lomen-
tarius nach, Sauvageau fand später spärliche Kopulationen bei dem gleichen
Ectocarpus; ich konnte nach vorübergehenden Zweifeln Bertholds An-
Fig. 365 n. Kuckuck. / Nemoderma tingitafia\ aufrechte Fäden mit plurilokulären
Sporangien. 2 dass. mit interkalarem unilokul. Sporangium.
gal)en für Ectocarpus vollauf bestätigen, und Kuckuck beschrieb bald da-
rauf erneut die Sexualität von Scytosipbon. Später beobachtete er sie
bei einer Anzahl von Formen, neuerdings macht Kylin Angaben über
Asperococcus. Das klassische Beispiel bleibt Ectocarpus siliculosus.
1. Ectocarpales. 75
Nach Bertholds Vorschrift isoliert man einige Exemplare desselben
in Glasgefäßen. Sie entlassen dann (in Neapel im März-April, etwa bis 9
oder 10 Uhr vorm.) ihre Gameten, und wenn man jetzt Schwärmer von
verschiedenen Exemplaren im Hängetropfen vereinigt, sieht man sehr bald
eine Anzahl derselben sich am Lichtrande mit der vorderen Geißel (Fig.
363, J) festsetzen.
Die Formalitäten der Anheftung sind die gleichen, wie sie oben für
die Zoosporen beschrieben wurden.
Die so fixierten Gameten sind die weiblichen; sehr bald nach ihrer
Anheftung sammeln sich meist zahlreiche (männliche) Schwärmer von gleicher
Größe um die ersteren, heften sich mit der Vordergeißel auf ihnen fest und
vollführen eine zappelnde Bewegung (Fig. 363, / — 2). Nach kurzer Zeit
nähert sich eines der Männchen dem festsitzenden Weibchen und beginnt
mit ihm zu verschmelzen (Fig. 363, 3—6). Schon die erste Annäherung
eines männlichen Schwärmers an den festsitzenden ist für die übrigen das
Signal zum Rückzug.
Die Verschmelzung erfolgt meistens derart, daß das farblose Ende
des Männchens auf das chromatophorenführende des Weibchens trifft, doch
sind mannigfache Ausnahmen keineswegs selten (Fig. 363, g). Ist die Ver-
einigung annähernd vollendet, so rundet sich die Zygote unter Einziehung
des Fußes ab, umgibt sich mit Membran und keimt (Fig. 363, 6*) schon
binnen 24 Stunden. Während die Kerne sich natürlich vereinigen, ver-
schmelzen die Chromatophoren nicht, deren Augenflecke sind sogar noch
recht lange sichtbar (Fig. 363, c?).
Die Kopulation der Ectocarpus-Gameten ist oft vergeblich gesucht
worden, immerhin mehrten sich in neuerer Zeit die Befunde. Ectocarpus-
slliculosus wurde bei Neapel im März und April nur von wenigen Be-
obachtern in Kopulation gefunden, Kuckuck vermißte diese an der gleichen
Pflanze im Juni auf Helgoland, sah sie reichlich und regelmäßig fast all-
jährlich im Juli und August. Am besten reagierte ihm auf Helgoland im
Januar und Fel)ruar Lithoderma fatiscens; der Sexualakt bleibt fast nie aus.
Auch Stictyosiphon gab reichlich Zygoten. Demgegenüber kopulierten bei
Scytosiphon von 100 Gameten auf Helgoland etwa 1, an den marokkanischen
Küsten keiner. Mit Phyllitis war in Helgoland nichts anzufangen, in Ro-
vigno vollzog sich alles glatt und leicht. Solcher Beispiele werden mit der
Zeit wohl noch mehr zur Kenntnis kommen (s. Kylin).
Die Gründe für die fraglichen Erscheinungen liegen naturgemäß nicht
klar. Nur ganz allgemein darf man schon annehmen, das die Außen-
welt (Wassertemperatur, Licht usw.) bestimmend eingreife. Da wäre es
denn sehr möglich, daß das Verhältnis der männlichen zu den weiblichen
Schwärmern eben durch jene abgeändert wird. Kuckuck vertritt diese Auf-
fassung und zeigt, daß auf Helgoland die massigen Ansammlungen, von
Männchen um die Eizelle unterbleiben, obwohl sonst die Verschmelzung
normal verläuft. Nach ihm wären in Neapel mehr männliche Gameten ent-
wickelt als vor Helgoland. Wo dann die Kopulation unterbleibt, wären
entweder nur Männchen oder nur Weibchen zugegen. Das läßt sich wohl
hören, namentlich mit Rücksicht auf das, was über Cutleria noch zu be-
richten sein wird. Aber mir scheint, daß doch in gewissen Fällen beide
Geschlechter vertreten sind, daß aber die Geschlechtsstimmung unter-
drückt wurde.
Männliche und weibliche Schwärmer, welche nicht kopulierten, gehen
keineswegs zugrunde, alle Beobachter sahen beide zu Keimfäden auswachsen.
Das vollzieht sich eventuell in demselben Hängetropfen, in welchem sich
76
IX. Phaeophyceae.
bereits Zygoten gebildet hatten. Es würde sich hier um männhche und
weibliche Parthenogenesis handeln — wenn der Ausdruck gestattet ist. Viel-
leicht liegen die Dinge aber noch komplizierter. Schon Berthold erwähnt
„neutrale" Schwärmer, welche auch plurilokulären Sporangien entstammen
und ohne jede Kopulation rasch keimen.
Ich glaube sogar bei Ectocarpus siliculosus diese Schwärmer erkennen
zu können, da sie durch Umriß, Bewegung und Lichtempfindlichkeit ein
wenig von den Gameten abweichen. Die Sporangien (wir wollen sie auch
neutrale nennen) freilich, aus welchen sie hervorgehen, sind in diesem Falle
von den echten Gametangien nicht unterscheidbar.
Fig. 366. Giratidia sphace-
larioides. Orig. KUCKÜCK.
Keimlinge.
Ist das alles richtig, so hätten wir ähnliche Verhältnisse wie bei
Ulothrix u. a. (Klebs, Pascher, Bd. I, S. 305) bei welchen ja neben Gameten
und Zoosporen noch Mikrozoosporen nachgewiesen wurden. Wir müßten
uns dann freilich vorstellen, daß die Außenwelt bald männliche und weib-
liche Gameten, bald eine Sorte von diesen allein, bald aber neutrale Schwärmer
hervorzaubert. Fast möchte man wünschen, daß weitere Beobachtungen
diese Dinge vereinfachen. Man würde das hier kaum betonen, wenn nicht
die später zu erwähnenden Befunde bei den Giffordiaceen dazu anregten.
An sich würde Kuckucks Vermutung, daß beim Unterbleiben der Kopu-
lation das eine Geschlecht fehlt, durchaus zur Erklärung der Vorgänge aus-
reichen.
1. Ectocarpales.
77
Die Befruchtiingsprozesse bei den Ectocarpaceen sind deshalb von
allgemeinem Interesse, weil hier zwar äußerlich gleichgestaltete physiologisch
aber verschiedene Gameten vorliegen, wie das so oft schon betont ist.
Man kann von männlichen und weiblichen Gameten, wenn man will auch
von Eiern und Spermatozoiden reden, was ich freilich als verfrüht ansehe.
Sicher aber sind physiologisch verschiedene Gametangien vorbanden und
solche wai-en in Bertholds Versuchen unzweifelhaft auf verschiedene Indi-
Fig. 367. Orig. Kuckuck. Giraudia sphacelarioides.
viduen verteilt, die Pflanzen erwiesen sich also als diözisch. Dem ist aber
schon bei Ectocarpus siliculosus nicht immer so, denn Kuckuck fand ihn
in Helgoland monoezisch. Ausschließlich monoezisch ist auch Lithoderma
fatiscens. Man darf annehmen, daß zwischen beiden Extremen genug der
Übergänge vorhanden sind.
GoEBEL und Reinhardt haben für einige Ectocarpeen eine völlig
isogame Befruchtung angegeben. Die gleichen Objekte konnte bislang niemand
nachprüfen. Warscheinlicher sind die Ergebnisse durch die Befunde aus
den letzten Jahren nicht geworden. Immerhin bleibt die Möglichkeit be-
78 IX. Phaeoph)'ceae.
Stehen, daß in unserer Familie derartiges vorkommt. Wir hätten dann
bereits hier einen leichten Aufstieg von der Isogamie zur Oogamie, der
nun in den nächsten Gruppen viel augenfälliger wird.
B. Oogame Ectocarpales.
Giffordiaceae.
Die Tatsache, daß die Kopulation bei ganz verschiedenen Gattungen
gleichartig verläuft, legte die Vermutung nahe, daß dies auch für die ganze
große Gruppe der Ectocarpaceen zutreffe. Indes hat Sauvageau gezeigt,
daß in der Gattung Ectocarpus selbst nennenswerte Differenzen auftreten.
Seine Untersuchungen beziehen sich auf Ect. secundus, Lebelii, Padinae u. a.,
welche Batters daraufhin in die neue Gattung Giffordia zusammenstellte.
jGiffordia secunda weicht in seiner Wachstumsweise von Vertretern der
Gattung Ectocarpus (S. 7) nicht ab, höchstens fällt die einseitige Stellung
der Seitenzweige auf (Fig. 368). Andere Giffordien, welche im Gewebe
von größeren Algen leben (G. Padinae, Lebelii usw.), lösen ihre Sohlen in
Einzelfäden auf und dringen in den Wirt ein. Die über diesen hervor-
ragenden Fäden besitzen einen interkalaren Vegetationspunkt {i Fig. 364).
Die plurilokulären Sporangien stehen, besonders an jungen Pflanzen, mit
Vorliebe unterhalb der letzteren.
Ich scheue mich nicht, auch Nemoderma hier anzuschließen. Sie
ist von Bornet und besonders eingehend von Kuckuck studiert worden.
Von der Sohle erheben sich ziemlich lange aufrechte Fäden (Fig. 365),
welche schwach verzweigt teils in Haare teils in kopfig angeschwollene
Assimilatoren auslaufen.
Unilokuläre Sporangien sitzen bei Nemoderma tingitana interkalar in
den aufrechten Fäden (Fig. 365, 2) bei Giffordia wurden sie meines Wissens
nicht gefunden.
Mit einer Sohle beginnt auch das Leben der Giraudia, welche
Derbes und Solier, Goebel und Kuckuck (Mskr.) eingehender unter-
suchten. Aus jener erheben sich (Fig. 366, j) monosiphone Fäden, welche
mit einem scharf abgesetzten Haar gekrönt sind; die Sache erinnert an
Jugendstadien von Dictyosiphon oder Scytosiphon. In den aufrechten Zell-
reihen setzen bald Längsteilungen ein und zugleich erscheint ein basales
Meristem. Anfangs wenig ausgeprägt beherrscht es später alle Teilungs-
vorgänge (Fig. 367). Die Teilungszone ist einreihig, nach oben hin bildet
sie indes keulige Fäden, welche durch Längsteilungen parenchymatisch werden,
wenn auch keine weitgehende Differenzierung einsetzt. Die Verzweigung
ist hypomeristematisch, es entstehen zunächst (Fig. 367, /) monosiphone auf-
rechte Fäden, welche später ebenfalls parenchymatisch werden.
Plurilokuläre Sporangien werden auf verschiedene Weise gebildet. Ent-
weder entstehen sie durch Umwandlung kurzer monosiphoner Fäden, welche
unter der Teilungszone hervorsprossen (Fig. 367, j), oder es bilden sich
Sorussporangien d. h. aus dem Parenchym der aufrechten Äste treten die
fraglichen Körper gruppenweise hervor (Fig. 367, 2). Schließlich können
auch wie bei Leptonema interkalare Sporangien (Kuckuck) dadurch gebildet
werden, daß die jugendlichen aufrechten Fäden ihre Zellen umwandeln,
ehe sie wesentliche Längsteilungen erfahren haben (Fig. 366, 2).
Schon Bornet hatte an Giffordia secunda (Fig. 368) zweierlei pluri-
lokuläre Sporangien wahrgenommen, einerseits solche mit großen Fächern,
welche, intensiv braun gefärbt, relativ große Schwärmer mit zaldreichen
1. Ectocarpales.
79
Scheibenchromatophoren entließen, und andererseits sehr hell gefärbte
Sporangien mit sehr kleinen Fächern, welche kleine Schwärmer mit mini-
malem Chromatophor bildeten. Sauvageau zeigte dann, daß die großen
Schwärmer sich festsetzen, und daß nun die kleinen jene befruchten
(Fig. 368, 2—y), ebenso wie das für Ect. siliculosus geschildert wurde. Hier
liegen also tatsächlich auch in der Form Antheridien und Oogonien,
Spermatozoiden und Eier vor, die bei E. siliculosus erst physiologisch an-
gedeutet waren.
Antheridien und Oogonien finden sich bald zusammen auf den gleichen,
bald auf getrennten Individuen der Giffordia secunda. Die Antheridien
fallen dadurch auf, daß in ihnen die Spermatozoiden zwar genau so angeordnet
sind wie in den plurilokulären Spor-
angien, daß aber feste Zellulosetren-
nungswände nicht beobachtet werden
konnten.
Bei den übrigen Gliedern der
Gattung Giffordia konnten ebenfalls
Organe gefunden werden, welche
zweifellos Antheridien und Oogonien
sind, obwohl ihre Funktion als solche
noch nicht direkt beobachtet wurde.
An den marokkanischen Küsten
fand Kuckuck die Oogonien und
Antheridien der Nemoderma tingitana
auf den gleichen Pflanzen, aber durch-
aus getrennt von den unilokulären
Sporangien. Er sah das Ausschlüpfen
und die Vereinigung der Gameten
und schildert sie fast genau so wie
Sauvageau bei Giffordia.
Kuckuck sah die Befruchtung
regelmäßig bis Mitte Mai, später blieb
der Sexualakt aus, obwohl die Sper-
matozoiden die Eier in Mengen um-
schwärmten. Für Giffordia hatte schon
vorher Sauvageau Parthenogene-
sis angegeben. Hier schwinden zu be-
stimmten Zeiten die Antheridien, die
Oogonien entstehen weiter, bilden Eier
und diese keimen, wenn auch langsam.
Kuckuck konnte zwischen Zygoten
und unbefruchteten Eiern der Nemoderma in der Keimung keinen Unter-
schied finden.
Zwischen Formen mit typischen Antheridien und Oogonien und dem
Ect. siliculosus gibt es vielleicht noch Übergänge, z. B. erwähnt Karsakoff,
daß Myriotrichia clavaeformis zweierlei Formen plurilokulärer Sporangien
habe. In der einen werden 8 größere, in der anderen IG kleinere Gameten
produziert. Gameten verschiedener Art sollen kopulieren. Die Zeichnungen
freilich schaffen keine völlige Klarheit und Kuckuck konnte die Angaben
vorläufig nicht bestätigen. Auch bei Myrionema findet Sauvageau ver-
schiedene Formen plurilokulärer Sporangien.
Das alles erwähne ich, weil bei genauer Prüfung vielleicht noch einige
oder gar zahlreiche Formen in die Familie der Giffordieen zu versetzen sind.
Fig. 368 n. Bornet u. Sauvageau. ?/-
fordia secunda {Ectocarpus j.) Battes. / Zweig
mit Antheridien (a) und Oogonien (o).
2 — 7 Befruchtung.
80
IX. Phaeophyceae.
Sind tätsächlich bei den Ectocarpeen neutrale Schwärmer voihanden,
so muß es bei diesen drei physiologisch verschiedene plurilokuläre
Sporangien — zweierlei Gametangien und die neutralen Sporangien geben,
und daraus erwächst die weitere Notwendigkeit, den Begriff des Gametangiums
zu beschränken und vorläufig nicht mit Kjellman auf alle plurilokulären
Sporangien anzuwenden. Die Unterschiede aber hervorzuheben ist deshalb
erforderlich, weil Sauvageau bei Giffordia Padinae dreierlei morphologisch
verschiedene plurilokuläre Sporangien nachwies. Eine Sorte mit sehr kleinen
Fächern nennt er zweifellos mit Recht Antheridien (Fig. 369, j). eine
mit mittleren Meio sporangien (Fig. 369, /) und eine mit großen Fächern
Megasporangien (Fig. 369, 2). Leider besagen die vorliegenden Unter-
suchungen über die Funktion nichts genügendes, und so weiß man nicht, ob
die Meio- oder die Megasporen Eier sind. Die Schwierigkeit, diese Frage
zu beantworten, steigt dadurch, daß Meio- wie Megasporen direkt keimen
Danach wäre man geneigt, beide Sorten für im wesentlichen gleich-
wertig zu halten ; das geht aber schon deswegen kaum, weil Sauvageau angibt,
daß die ersten Keimungsstufen beider konstant von einander verschieden
sind. Danach ist die nächstliegende Annahme, daß die eine Sorte neutrale
Fig. 369. Ectocarptis Padinae n. SAUVAGEAU. / Meiosporangien.
2 Antheridien.
^asporangien.
Schwärmer, die andere Farthenosporen darstellt. Weitere Versuche müssen
darüber aufklären.
Unsere Auffassung wird vielleicht beanstandet werden. Allein da wir
sehen, daß bei anderen Giffordia-Arten Spermatozoiden und Eier scharf
differenziert sind, wäre es kaum verwunderlich, wenn in dieser Gruppe
auch die neutralen Schwärmer besser herausmodelliert wären als das bei
Ectocarpus noch der Fall ist.
Sauvageau fand auch Meio- und Megasporangien bei Myrionema und
Ectocarpus virescens. Bei letzterer Form beträgt die Höhe der kleinen
Fächer 6 — 7 /<, die der großen 10 — 17 //. Die Keimungsprodukte der
verschiedenen Schwärmer, welche keinerlei Sexualität zeigen, sind ebenso
merklich verschieden wie bei Giff. Padinae. Antheridien fand man bis-
fang nicht.
Ähnlich liegen die Dinge bei Giraudia. Derbes und Solier,
Berthold und Kuckuck (Mskr.) berichten darüber. Die Meiosporangien
treten an den verschiedensten Regionen des Thallus auf, wie oben geschildert.
Die Megasporangien aber wurden bislang nur in den Sori (Fig. 367, 2)
beobachtet. Die erstgenannten entleeren kleine Schwärmer mit einem
Chromatophor vom Typus der üblichen Zoosporen, die letzteren, nur in
wenige P'ächer geteilt, geben großen Schwärmern mit mehreren Chromato-
phoren den Ursprung. Diese möchte man für die Weibchen halten, allein
Literatur. 81
Kuckuck wie Berthold konnten trotz vieler Bemühungen niemals eine
Befruchtung nachweisen. Goebels Angaben erklären sie für irrig.
Ectocarpus granulosus (Fig. 275) muß vielleicht auch in diese Gruppe
versetzt werden. Er hat, wie es scheint, Megasporangien (Kuckuck Mskr.).
Die großen Gameten gleichen denen von Giffordia. Befruchtung ist nicht
beobachtet. Spermatozoiden sind nicht wahrgenommen.
Aplanosporen.
Bei Ectocarpus Padinae und virescens finden sich nach Sauvageau
Aplanosporen. Dieselben sind modifizierte Schwärmer plurilokulärer Spor-
angien, und bei Ect. virescens findet man noch alle Übergänge von beweg-
lichen zu unbeweglichen Zellen. Meistens werden die unbeweglichen Zellen
nackt entleert; bisweilen keimen sie schon im Sporangium.
Vielleicht sind Aplanosporen noch weiter verbreitet.
Literatur.
Agardh, J. G., Till Algernes Systematik. Lund's Univ. Ärs-Skrjft 1880/81. 17. Nr. 4.
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2. Sphacelariales.
Die Sphacelariaceen stellen oft mäßig große, buschige Gebilde vom
Habitus eines mittleren Ectocarpus dar, doch kommen robustere Formen
auf der einen, zierlich gefiederte oder sonst eigenartig gestaltete Sproß-
systeme auf der anderen Seite nicht selten vor.
Charakteristisch für unsere Gruppe ist die große, bisweilen mit bloßem
Auge sichtbare Scheitelzelle, welche jeden Zweig krönt (Fig. 370) und durch
ihre Teilungen das Parenchym liefert, aus dem mit wenigen Ausnahmen
die Sphacelariaceensprosse aufgebaut sind.
Die Scheitelzelle lagert oft in Mengen braune bis fast schwarze Sub-
stanzen ein, die Spitzen erscheinen deshalb oft brandig, und so entstand
der Name Sphacelariaceen oder Brandalgen {ocfdxelog = Brand),
Die großen Scheitelzellen, die regelmäßigen Teilungen in ihnen und
in ihren Segmenten haben schon früh die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt;
so sind wir denn durch ältere Forscher, besonders aijer durch die Arbeiten
von Geyler, Magnus, Pringsheim, Reinke und Sauvageau sowie durch
gelegentliche Beobachtungen anderer Autoren recht gut über den Aufbau
der Sprosse orientiert. Die Kenntnis der Keimungsgeschichte freilich
läßt fast alles zu wünschen übrig; es fehlen Kulturen.
Die Sphacelariaceen sind in allen Meeren verbreitet; sie leben mit
Vorliebe epiphytisch, endophytisch oder gar parasitisch auf größeren Algen
(Laminariaceen, Fucaceen usw.). Besonders die epiphytischen Formen
pflegen eine relativ große und derbe Sohle zu entwickeln, die typisches
Rand Wachstum zeigt und oft mehrschichtig wird; die Parasiten und Endo-
phyten lösen hier wie überall ihre basalen Regionen in Einzelfäden oder
doch in größere Lappen auf, die das Gewebe des Wirtes durchsetzen.
Besonders charakteristische Fälle dieser Art behandeln wir im allgemeinen
Teile des Buches.
84
IX. Phaeophyceae.
Zu erwähnen ist noch, daß viele Sphacelariaceen ihre Sohlen usw. sehr
weit entwickeln, ehe sie aufrechte Sprosse treiben. Das erleichtert unver-
kennbar die Verankerung auf dem Substrat.
Die Sporangien der Sphacelariaceen gleichen im wesentlichen denen
der Ectocarpaceen, doch sind sie häufig größer; die unilokulären haben
.•:i'i-:;V'
Fig. 371.
Fig. 370 n. Reinkes Atlas. Spitze eines Sprosses von Sphace-
laria racemosa Grev.
Fig. 371. Sphacelaria cirrhosa n. ReiNKES Atlas. / Anlage
eines Sporangiunis. 2 plurilokuläre, 3 unilokuläre Sporangien.
Neigung, Kugelform anzunehmen, die plurilokulären erscheinen breit zylindrisch
bis kugelig (Fig. 371).
Die Zellen der Sphacelarien sind sämtlich dadurch ausgezeichnet,
daß sich die älteren Teile ihrer Wände, wie Reinke fand, durch Eau de
Javelle schwarz färben. Das kann als Kennzeichen für die ganze Familie
betrachtet werden. Bei parasitischen Sphacelarien diffundiert die färbbare
Substanz auch in das Gewebe des Wirtes.
2. Sphacelariales.
85
Das Protoplasma ist, besonders in den großen Zellen, schaumig; größere
Vakuolen aber pflegen zu fehlen (Fig. 372); Swingle zeigte, daß in den
Scheitelzellen und in den noch wenig geteilten Segmenten an der Peripherie
die Waben größer sind als in den zentralen Teilen, in welchen die Masse
dicht schaumig erscheint. Die groß- und klein wabigen Regionen des Plas-
mas pflegen scharf gegeneinander abgesetzt zu sein.
Inmitten des kleinwabigen Teiles liegt der naturgemäß große Kern
(P'ig. 372, k). Diesem sitzen nach Swingle und Excoyex ein oder nach
der Teilung desselben zwei Centrosomen an und entsenden kinoplasmatische
Strahlungen in den Raum der Zelle (s. Bd. 3).
Die Chromatophoren, welche hier sehr
klein, dafür um so zahlreicher sind, pflegen
der äußersten Wabenschicht eingelagert zu
sein, doch bilden sich namentlich in älteren
Zellen auch Ansammlungen um die Zell-
kerne (Fig. 370).
*Die plasmatischen Lamellen, welche
die wabigen Räume begrenzen, schließen
aber nicht bloß die Chromatophoren, son-
dern u. a. 'auch noch Physoden ein, von
denen später geredet werden soll.
Diese liegen in den Scheitelzellen
peripher, in den Segmentzellen aber sam-
meln sie sich um den Kern (Fig. 372)
und häufen sich außerdem bei Teilungen
desselben (die übrigens normal verlaufen)
um die Zellplatte an.
Wir gliedern die Gruppe in folgende
Familien :
a) Sphacelariaceae
b) Cladostephaceae
c) Stypocaulaceae.
Das weicht ein wenig ab von der
durch Reinke und Sauvageau gegebenen
Anordnung. Svedelius hat ihr in seiner
Bearbeitung der Phaeophjceen bei Engler-
Prantl im wesentlichen zugestimmt.
a) Sphacelariaceae (Hemiblasteae).
Das Verständnis dieser Gruppe ver-
mittelt die einfache Gattung Sphacella
Reinke. Kriechende Fäden leben endo-
phytisch oder parasitisch in anderen Algen,
über deren Oberfläche erheben sich mäßig
zahlreiche, verzweigte Fäden (Fig. 373, i),
welche nur aus einer einzigen Zellreihe bestehen, Längsteilungen setzen nur
ganz vereinzelt ein. Die Fäden wachsen mit Hilfe einer Scheitelzelle, welche
zwar scharf ausgeprägt ist (Fig. 373, 2), aber noch nicht so hervortritt wie bei
anderen Sphacelarien. Die Seitensprosse entstehen durch Vorwölbung der
Wand am apikalen Ende eines Segmentes. Ob Sphacella eine ganz ursprüngliche
oder eine auf Grund des Parasitismus reduzierte Form sei, wie Sauvageau
andeutet, wird hier so wenig wie in anderen Fällen sicher zu entscheiden sein.
Immerhin handelt es sich um die einfachste Gattung, an welche sich nun Ver-
Fig. 372 n. Swingle. Sproßspitze von
Stypocauloji scopariuni. f Fettkörper.
k Kern, c Centrosoma.
86
IX. Phaeophyceae.
treter der Gattung Sphacelaria unscb^Yer anreihen; Arten, bei welchen
(Fig. 373, j) die Längsteilungen in den Segmenten noch nicht übermäßig
zahlreich sind und bei denen eine Hauptachse im Verzweigungssystem
nicht oder kaum ausgeprägt ist. Dahin gehören Sphacelaria intermedia u.a.
Sph. pulvinata, Hystrix und endlich Sph. olivacea. Auch das sind zum Teil
parasitische Formen. Sph. olivacea ist epiphytisch mit einer gut entwickelten
5
Fig. 373 n. Reinke. / Sphacella siihtilissima; Fäden mit unilokulären Sporangien.
2 dies.; Ende eines Fadens. 3 Sphacelaria olivacea. s Sohle. // unilokuläre Sporangien.
4 Battersia mirabilis\ mehrere Sohlen übereinander.
Sohle. Diese erscheint gelegentlich allein, bildet keine aufrechten Sprosse,
läßt aber aus ihrer Oberseite unilokuläre Si)orangien hervorgehen. Solche
Scheiben nannte Kuckuck Spliaceloderma Helgolandicum. Nach Sauvageau
gehören sie zu der Sphacelaria olivacea. Danach läge ein Fall vorzeitiger
Sporangienbildung vor (Prosporie), ähnlich wie bei manchen Ectocarpeen (S. 68).
2. Sphacelariales.
87
B a 1 1 e r s i a mirabilis (Reinke) bildet Ralfsia-ähnlich wachsende Scheiben
oft in mehreren Lagen übereinander (Fig. 373, 4). Sauvageau berichtet,
daß diese ungefähr so entstehen wie junge Zanardinien auf alten. Der
Prozeß ist freilich weniger regelmäßig. Aus den obersten Schichten gehen
Büschel kurzer Fäden mit Sporangien auf den Spitzen hervor. Die Fäden
sind vielfach ohne Längsteilung. Da die Scheibe sich durch Randwachstum
vergrößert, treten Scheitelzellen nur für kurze Zeit bei der Bildung von
aufrechten Fädchen in Tätigkeit.
Nach Sauvageau könnte auch die Battersia in den Entwicklungsgang
einer aufrechten Sphacelaria gehören. Ist dies aber nicht der Fall, dann
dürfen wir sie wohl mit einiger Bestimmtheit als reduzierte Form ansprechen.
Fig. 374 n. Sauvageau. / U. 2 Sphacelaria radjcans. 3 Sph. Novae Caledom'ae.
Den Ausgangspunkt der ganzen Sphacelarienreihe bildet sie kaum, darin
muß man Sauvageau wohl beipflichten.
Wir greifen auf Sphacelaria zurück und erwähnen Sphac. radicans,
eine ziemlich zarte Form, an welcher auch ein Unterschied zwischen Haupt-
und Nebenarten nicht in die Augen springt. Von Interesse sind die basalen
Teile der Alge. Diese sitzt mit der üblichen Sohle an der Unterlage fest;
aus jener erheben sich natürlich die aufrechten Sprosse, am Rande der-
selben aber treiben einzelne Zellen zu Ausläufern aus, die ähnlich gebaut
sind wie die Hauptsprosse (Fig. 374, J, 2), diese erzeugen wieder Sohlen
und aus beliebigen Zellen derselben brechen aufrechte Triebe hervor.
Sphacelaria Novae Caledoniae (Fig. 374, j) entsendet auch von der
Basis der Sprosse Ausläufer, diese tragen die Langtriebe auf dem Rücken
und bilden an den Flanken durch Aussprossung Sohlen.
88
IX. Phaeophyceae.
Etwas größere Formen sind dann Sph. racemosa (Fig. 375, 4) u. a.
Die Spezies zeigt derbere Sprosse; sie läßt gelegentlich schon Lang- und
Kurztriebe erkennen und besitzt auch — vielleicht in Abhängigkeit von der
Beleuchtung — bisweilen Neigung zur Verzweigung in einer Ebene.
ZWl- ■
Fig. 375 n. Reinke u. SaüVAGEAU. / Sphacelaria phanigera. Habitus. 2 Sproßspitze
von ders. -v Scheitelzelle, s Segment, zwi Zweiginitialen, os oberes, us unteres Seg-
ment. 3 Querschnitt durch einen älteren Sproß von ders. Pflanze, ck Zentralkörper.
r Ptinde. brf Berindungsfäden. 4 Sphacelaria racemosa; Sproß mit Fruchtästen. 5 Schpace-
laria bracteata\ Fruchtast. 6 Sphacelaria Reinkei\ Sproß mit Zweiginitialen (3747). 7 dies.;
Fruchtast aus einer Zweiginitiale hervorgegangen.
Beide Eigenschaften sind bei Sph. plumigera (Fig. 375, /. 2) völlig
zur Regel geworden. Die Pflanze erzeugt immer in der gleichen Ebene
2. Sphacelariales.
89
Astpaare, welche zum großen Teil ein begrenztes Wachstum haben, nur
einzelne von ihnen werden zu Langtrieben und erzeugen ihrerseits wiederum
Kurztriebe.
Das leitet hinüber zu Chaetopteris plumosa, einer stattlichen Form,
welche ebenfalls typische Lang- und Kurztriebe hat — alle in einer Ebene
Die Scheitelzelle der meisten bisher genannten Formen ist ziemlich
lang zylindrisch (Fig. 375, 2); sie gliedert durch Querwände zylindrische
Segmente ab, welche weiterhin in zahlreiche kleinere Zellen von meist regel-
mäßiger Form zerlegt werden.
Die Beobachtung der Sproßscheitel lehrt, daß allein die Scheitelzelle
das gesamte Längenwachstum besorgt, die von ihr abgeschnittenen Segmente
strecken sich nicht mehr nennenswert, deshalb wird durch die Teilungen
zwar die Zahl der Zellen außer-
ordentUch vermehrt, aber diese
werden auch immer kleiner — ein
hübsches Beispiel nach Sachs da-
für, daß Wachstum und Zellteilung
völlig getrennte Dinge sind.
Das von einer Scheitelzelle
abgeschnittene Segment zerfällt
durch eine Querwand in Halb-
segmente und diese werden in der
üblichen Weise durch gekreuzte
Längswände in Zylinderquadranten
zerlegt. Letztere teilen sich in
innere und äußere Zellen. Die
äußeren zerfallen dann noch durch
weitere Wände, und so entsteht
ein Zentralkörper, aus größeren,
und eine Rinde aus kleineren in
der äußeren Ansicht sehr regel-
mäßigen Zellen zusammengesetzt
(Fig. 375, j, 4).
Die primären Querwände der
Segmente bleiben an den Sprossen
noch lange erkennbar und so ist
leicht zu sehen, daß in dem oberen
Halbsegment {os. Fig. 375, 2) nicht alle Zylinderquadranten gleichmäßig auf-
geteilt werden; es setzen vielmehr an zwei opponierten Stellen des Sprosses
die Wände aus, und so bleiben größere, häufig auch plasmareichere Zellen
'übrig, die wir Zweiginitialen nennen wollen {zzvi Fig. 375 2), (Pericysten
n. Sauvageau), sie dürften keilförmig von der Peripherie bis zum Zentrum
des Sprosses reichen. Zwecks Astbildung wölben sich die Initialen vor
(Fig. 375, 2) strecken sich und gliedern durch Wände, die ungefähr senk-
recht zu ihrer Wachstumsrichtung stehen, Scheitelzellen ab. Letztere funk-
tionieren genau wie diejenigen des Hauptsprosses, sie liefern durch an-
dauernde Teilung Langtriebe, oder aber durch baldige Sistierung ihrer Tä-
tigkeit Kurztriebe. Im letzten Falle kann die Scheitelzelle dauernd als
solche kenntlich bleiben, häufig aber wird sie ganz aufgeteilt oder auch zu
einem dornförmigen Organ umgewandelt.
So bei den Sphacelarien mit regelmäßig fiederiger Anordnung der
Zweige. Auch bei denen, welche eine zerstreute Anordnung der Äste besitzen.
Fig 376. Disphacella reticidata n. SaUVAGEAU.
Sprosse mit Scheitelzelle.
90 IX. Phaeophyceae.
lassen sich in gewissen Fällen die Zweiginitialen leicht nachweisen, z. B.
sind sie nach Pringsheim bei Sph. olivacea resp. radicans, nach Sauyageau
bei Sph. Reinkei (Fig. 375, 6, y) ohne weiteies sichtbar, alle Seitenorgane
gehen aus ihnen hervor, z. B. der in Fig. 375, y wiedergegebene Fruchtast.
Nicht bei allen Sphacelarien springen die Zweiginitialen so in die
Augen wie eben geschildert: sie haben wohl nicht immer den dichten In-
halt, aber vorhanden sind sie gewiß, denn die Seitenorgane gehen
auch in solchen Fällen aus dem oberen Plalbsegment hervor und nach-
träglich gebildete Seitenorgane fügen sich stets in der für eine Art vor-
geschriebenen Weise in die Gesamtanordnung ein.
Besonders bei Entstehung schmaler Äste (Fig. 375, 4) braucht
nicht immer die Initiale ihrer ganzen Länge nach verwendet zu werden;
wie Magnus zeigte, hat es oft mit einer relativ kleinen Ausstülpung am
Oberende der Ursprungszelle sein Bewenden.
Schon aus dem, was wir soeben von den nachträglich entstehenden
Zweigen sagten, geht hervor, daß die Initialen nicht überall sofort nach
ihrer Entstehung zu Ästen auswachsen; letzteres erfolgt fast nur an den
Hauptsprossen gefiederter Arten, überall sonst bleiben viele von ihnen gleich
„schlafenden Augen" vorläufig in Ruhe, um sich erst ganz spät oder bis-
weilen überhaupt nicht zu Fruchtästen, Brutknospen usw. auszugestalten.
Das ist wiederum bei Sph. radicans, Reinkei usw. am leichtesten zu ver-
folgen, weil hier die unbenutzten Initialen überall zwischen den fertigen
Zweigen sichtbar bleiben.
Wieweit man nach dem, was wir berichtet, noch von Adventivästen
reden darf, muß wohl vorläufig dahingestellt bleiben. Als solche betrachten
darf man wohl Seitenorgane, welche bisweilen aus den unteren Halbseg-
menten hervorgehen.
Reinke hat die Sphacelarien. welche sich aus dem oberen Halbseg-
ment heraus verzweigen als Hypacroblastae bezeichnet. Sauvageau nennt
sie Hemiblasteae und beide sind geneigt diese Eigenart zur Charakteri-
sierung der Gruppen wesentlich benutzen.
Ich glaube aber nicht, daß sie sich allein darauf gründen lasse, und trage
kein Bedenken, hierher auch Sauvageaus Gattung Disphacella zu ziehen. Die
Sprosse besitzen eine Scheitelzelle, welche in der bekannten Weise Segmente ab-
ghedert. Die Verzweigung ist dann dichotom (Fig. 37G); die Scheitelzelle ver-
breitert sich, sendet Fortsätze nach zwei Riclitungen und diese werden abgetrennt,
um als normale Scheitelzellen weiterzuarbeiten. Die Pflanze wurde nur an einer
Stelle in Grönland gefunden. Könnte sie nicht abnorm sein?
Die Seitentriebe, welche ein beschränktes Längenwachstum haben,
sind häufig ganz glatt, häufig aber tragen sie, zumal an den Enden, mehr
oder minder zahlreiche, farblose Haare, welche an ihrer Basis mit einem
interkalaren Vegetationspunkt wachsen (Fig. 377, 2 — j). Pringsheim,
Reinke, Kuckuck, Magnus und Sauvageau haben dieselben untersucht.
Die Entstehung ist eigenartig. Die Scheitelzelle schneidet durch eine schräg
gestellte und ein wenig (uhrglasförmig) gekrümmte Wand an ihrem Ober-
ende eine kleine Zelle ab (Fig. 377, 2). Das ist die Anlage eines oder
mehrei-er Haare, wir wollen sie gleich Haarzelle nennen. An letzterer schiebt
sich die große Scheitelzelle seitwärts vorbei (Fig. 377, j, 4) und erhält
so wieder die Form, welche sie vor der Abgliederung der Haarzelle hatte.
Letztere rückt immer mehr auf die Seite (Fig. 377, 4) und nun entsteht
2. Sphacelariales.
91
in der großen Scheitelzelle eine Querwand {w Fig. 377, 5), welche die
„Uhrglaswand" unter einem rechten Winkel trifft. Inzwischen hat sich
die Haarzelle geteilt und ist zu einer Zellreihe (Fig. :]77, 5) geworden, die
sich dann vollends zu dem beschriebenen Haar entwickelt.
Gewöhnlich geht aus der Haarzelle nur ein Haar hervor; bisweilen
aber (Sph. radicans u. a.) teilt sie sich durch eine mediane Längswand
(Fig. 377, 5, 9) und dann entspringt aus jeder Hälfte ein Haar. Die Uhr-
Fig. 377 n. Sauvageau. Verzweigung bzw. Haarbildung. / Sphacelaria Hystnx. 2—5
Sph. tribuloides. 6~7 Sph. furcigera. 8—g Sph. radicans. sph eigentliche Scheitelzelle,
die zur Haarzelle {h) wird, s Segment, w Wand.
glaszelle kann auch 4 Haaren den Ursprung geben, wenn nämlich außer
der medianen noch eine transversale Wand in ihr entsteht.
Die meisten Forscher sehen in dem geschilderten Vorgang eine seit-
liche Verzweigung. Dieselbe ist aber doch nicht so ganz leicht verständlich
und deshalb vertrat zuerst Magnus, nach ihm Sauvageau mit besonderer
Energie den Standpunkt, daß es sich hier um ein Sympodium handle. Die
kleine Haarzelle ist für sie die Scheitelzelle (sphacela) {sph Fig. 377, ^), die
Zelle, von welcher sie abgeschnitten wurde, das Segment (s. Fig. 377, 4),
92 I^- Ptaeophyceae.
welches seinerseits eine Vorwölbung treibt, die sich nun in die Verlängerung
der normalen Gewebe setzt. Diese Auffassung macht ohne weiteres die
eigenartige Stellung der ersten Wand {w Fig. 376, ^) verständUch, welche
auf die Basalwand der Haarzelle senkrecht aufsetzt. Außerdem kommen
Fälle vor, in welchen die Sphacela an der Spitze verbleibt und zum Haar
auswächst, ohne daß das unterliegende Segment sich weiter entwickelte
(Fig. 377, 6, 7), so bei Sph. radicans.
Die soeben beschriebene Art der Verzweigung entspricht dem, was
Reinke und Sauvageau akroblastisch nennen, während die Entstehung der
Haare bei Sphacelaria radicans schon als eine holoblastische im Sinne
Sauvageaus betrachtet werden muß. Sie wird noch leichter verständlich,
wenn wir weiter unten andere Verzweigungen in Betracht ziehen.
Obwohl die genannten Forscher mit jenen Bezeichnungen zunächst
die Hauptachsen gemeint hatten, sind sie doch sinngemäß wohl auf die
Nebenachsen übertragbar.
Bei einigen Sphacelarien (z. B. plumigera) und ganz typisch bei Chae-
topteris plumosa herrscht eine besondere Neigung zur Bildung von Be-
rindungsfäden aus den verschiedensten Zellen der Rindenschicht
(Fig. 378, 2, j). Sie wachsen bei Sphacelaria plumriga abwärts und bilden
durch Verflechtung eine unregelmäßige Schicht um die Hauptsprosse
(Fig. 375. j); ferner dienen sie an der Basis zur Bildung einer Haftscheibe,
welche die Sohle vielfach vollständig verdeckt und natürlich verstärkt. Das
Gleiche gilt für die unteren Zonen der Chaetopteris, doch wachsen die
Rindenfäden in den oberen Regionen der Sprosse dicht gedrängt mehr
weniger schräg nach auswärts (Fig. 378, 4), und da sie alle annähernd
gleichmäßig enden, entsteht ein kompakter, außen relativ glatter Mantel,
dessen Aufbau aus Einzelfäden kaum noch erkannt werden kann.
Da die Berindung erst beginnt, nachdem die Zweige fertiggestellt
waren, durchsetzen Kurz- und Langtriebe die fragliche Schicht (Fig. 378, 4).
Uni- und plurilokuläre Sporangien pflegen bei der gleichen Art
die gleiche Stellung zu haben, und man kann allgemein sagen, daß Scheitel-
zellen kürzerer oder längerer Triebe sich in solche Organe umwandeln.
Bei Sphacella, desgleichen bei einfachen Sphacelaria-Arten, wie Sph.
olivacea (Fig. 373), cirrhosa (Fig. 371) usw. kann jeder Ast im angedeuteten
Sinne funktionieren, besonders häufig werden kurze Seitenäste zur Spor-
angienbildung verwandt. Die Behälter für die Schwärmer sitzen dann
auf kurzem, einzelligem Stiel. Bisweilen fehlt sogar dieser.
Bei den höher stehenden Arten aber, wie Sphacelaria plumigera. race-
mosa, Reinkei usw. (Fig. 375), bei Chaetopteris (Fig. 378) usw., lassen sich
besondere Fruchtäste unschwer von den vegetativen unterscheiden. Solche
sind meistens etwas einfacher gebaut als die letzteren, vielfach liegen nur
monosiphone Fadensysteme vor, an denen dann auch, wie bei Sphacella
u. a., die Sporangien die Spitzen einnehmen.
Bei Sphacelaria entstehen die Fruchtäste wohl immer aus zeitweilig
ruhenden Zweiginitialen, wie wir schon oben andeuteten, sind im übrigen
aber recht mannigfaltig gestaltet. Die fraglichen Gebilde sind z. B. bei
Sph. racemosa u. a. einfach monopodial verzweigte Rispen; bei Sph. Reinkei
liegen nach Sauvageau Symi)odien vor und bei Sph. bracteata nebst Ver-
wandten wird eine scheinbar axilläre Stellung der Sporangien hervorgerufen.
Die Sache liegt hier nach Sauvageau so: der sporangientragende Zweig
ist eine Seitenachse des Sprosses, welchen Fig. 375, 5 nur abgebrochen
wiedergibt; er hat seinerseits das „Blatt" als erstes Seitenorgan erzeugt.
2. Sphacelariales.
93
Auch sopst kommen noch mancherlei Varianten in der Ausgestaltung
der Fruchtäste vor, die event. als Merkzeichen einzehier Artgruppen dienen
können.
Fig. 378. Chaetopteris phimosa n. Reinkes Atlas. / Sproßstück mit Kurztrieben {kt)
und Fruchtästen {fr). 2, 3 beginnende Berindung. 4 Längsschnitt durch einen be-
rindeten Sproß.
Die Fruchtäste der Chaetopteris weichen in ihrer Form nicht von
solchen der Sphacelarien ab (Fig. 378), entstehen aber ganz anders, nämlich
aus den Enden der Berindungsfäden (Fig. 378, 4). Das zeigt, daß man
94
IX. Phaeophyceae.
auf den Entstehungsort der Fruchtäste keinen zu großen "Wert legen
darf. Unsere Alge stellt offenbar ein Seitenstück zur Desmarestia auch
insofern dar, als hier wie dort die Sporangien auf die Berindungsfäden
zurückgehen.
Nicht wenige Arten der Gattung Sphacelaria bilden zwecks vegetativer
Vermehrung Brutknospen, welche, wie besonders Pringsheim betonte,
einem ganzen Seitensproß gleichwertig sind (vgl. auch Janczewski, Magnus,
Reinke, Kuckuck, Sauvageau u. a.).
Fig. 379. Brutknospen von Sphacelarien n. Pringsheim, Reinke, Kuckuck. /, 2 Sphac.
tribuloides. 3 — 5 Sphac. furcigera. 6 Sphac. phwiula. 7 Sphac. Hystrix. 8 Sphac. oli-
vacea; „Brutkörner'', s Scheitelzelle, c Zentralzelle der Brutknospen.
Aus einer Zweiginitiale treibt ein kurzer, wenigzelliger Ast aus, dessen
Scheitelzeiie nicht selten etwas anschwillt. Von dieser wird nun durch
eine Querwand ganz oben ein kleiner Zipfel abgeschnitten {s Fig. 379, j,j).
Die große untere Zelle (r), welche man immerhin als das Segment der
oberen kleinen Scheitelzelle wird betrachten müssen, wächst nun bei Sph.
furcigera, ebenso bei biradiata nach zwei Richtungen hin armartig aus
(Fig. 379, j, 4). Die beiden Arme werden durch schräge Wände sukzedan
abgegliedert und wachsen mit Hilfe einer Scheitelzelle zu kurzen Stäbchen
heran, welche weit auseinander spreizen (Fig. 379, j).
2. Sphacelariales. 95
Nicht seilen bildet eine junge Scheitelzelle noch einmal eine „Gabelung"
aus, man erhält so drei-, ja vereinzelt vierstrahlige Brutknospen (Fig. 379,
j). Das dürfte bei Sph. divaricata die Regel sein.
In anderen Fällen entstehen aus der großen zentralen Zelle (c) einer
Brutknospenanlage drei gleichmäßig abstehende Strahlen, z. B. bei Sph.
tribuloides, Hystrix u. a. (Fig. 379, 2, ;). Die sukzessiven Teilungen inter-
essieren im einzelnen kaum. Ich verweise auf die Angaben von Prings-
HEiM, Geyler, Reinke, Sauvageau. Von kleinen Abweichungen in den
Teilungen usw. hängt es ab, ob die Strahlen lang werden, kurz bleiben usw.
Danach richtet sich die Form der Brutknospen, welche für die einzelne
Spezies charakteristisch zu sein pflegt.
Zwischen den Strahlen einer Brutknospe (Fig. 379, 7) entspringt nicht
selten ein Haar. Dasselbe geht aus der kleinen uhrglasförmigen Scheitel-
zelle hervor. Damit scheint mir deutlich ein Hinweis auf die Haarbildungen
an den Nebenachsen gegeben zu sein (S. 91). Ganz allgemein ist auch
bei den Brutknospen die Scheitelzelle wenig entwicklungsfähig, das unter
ihr liegende Segment umsomehr. Die ganzen Vorgänge sind doch wohl
eine Stütze für die MAGNiis-SAUVAGEAUsche Auffassung.
Der Stiel der Brutknospen bleibt immer einreihig; er bricht später ab
und die Brutknospe wird frei; aus der Zweiginitiale des Stammes aber
kann noch wiederholt unter Benutzung des übrig gebliebenen Stumpfes eine
neue Brutknospe hervorgehen.
Die in Rede stehenden Organe treiben zu neuen Pflanzen aus, indem
die Strahlen sich einfach an ihrer Spitze weiter entwickeln. Die gespreizte
Form derselben hat aber vielleicht noch eine Bedeutung. Die Arme könnten
als Anker dienen wie die Fortsätze der Trapafrüchte. Der Name Sphac.
tribuloides erinnert recht hübsch an den „Tribulus".
Die Brutknospen sind nicht bei allen Arten der Sphacelarieae nach-
gewiesen. Wo sie vorkommen, treten sie meist massenhaft auf und dann
finden sich die Sporangien oder Gametangien in sehr geringer Zahl. Das
eine ist der Ersatz für das andere. Ob freilich solch eine vegetative Ver-
mehrung die anderen Formen der Fortpflanzung ganz unterdrücken könne,
ist zweifelhaft. In gewissen Fällen z. B. bei Sphacelaria Hystrix beobachtete
Sauvageau, daß sie sich ablösen. Die plurilokulären Sporangien sah er
im ersten Frühjahr, dann traten im April und Mai an denselben Exemplaren
Brutknospen auf. Durch diese vermehrt sich die Pflanze (in mehreren
Generationen) bis zum Herbst, um nun der Beobachtung zu entschwinden.
Pringsheim erwähnt für Sph. olivacea noch Brutkörner (Fig. 379,
S) resp. traubige Haufen dieser Gebilde. Sie entstehen aus den Scheitel-
zellen oder aus den Zweiginitialen durch wiederholte Teilung. Was aus
ihnen später wird, ist nicht sicher bekannt.
Im übrigen können auch losgelöste Äste sich zu einer ganzen Pflanze
entwickeln. Ferner werden Scheitelzellen, welche verloren gingen, aus dem
darunter liegenden Segment ersetzt. Kurz die Regenerationsfähigkeit der
Sphacelarien ist eine recht große.
b) Stypocaulaceae (Holoblasteae).
In dieser Gruppe gehen, wie schon Geyler hervorhob, die Äste nicht
aus Teilen der Segmente hervor (hemiblastisch), sondern sie werden in
besonderer Weise aus der Scheitelzelle selber herausmodelliert — holo-
blastisch im Sinne Saüvageaus, etwa nach dem Muster der Kurztriebe bei
96
IX. Phaeophyceae.
Sphacelarien, Cladostephus u. a. Der Typus solcher Formen dürfte in
Halopteris gegeben sein, an diese schließen sich Stypocaulon, Phloeocaulon usw.
Fig. 380. Halopteris ßlicina nach GOEBEL,
Reinke u. Sauvageau. /, 2 Sproßspitzen.
3 Pseudoaxilläre Fruchtäste. 4 Anlage eines
pseudoaxillären Sprosses 5 Sporangium,
scheinbar in der Zweigachsel, v, v Scheitel-
zellen. Z7VI Zweiginitialen. ax\ ax" Anlagen
von pseudoaxillären (c) Sprossen.
an. Die äußersten Glieder unserer Reihe erfahren in mehr als einer
Beziehung Ausgestaltungen, welche an Phanerogamen weitgehend erinnern.
Halopteris bildet wiederholt gefiederte, äußerst zierliche Sproß-
systeme, die der etwa 10—20 cm hohen Pflanze den durchaus angemessenen
Namen verschafft haben.
2. Sphacelariales. 97
Die Achsen verschiedener Ordnung stehen zweizeilig alternierend
(Fig. 380, i), die beiden untersten (ältesten) Seitenzweige jedes Sprosses
stehen beisammen, so daß sie ungefähr die Achsel des Muttersprosses ein-
nehmen (Fig. 380, I, 2). Diese Stellung mag gleich hier als pseudo-axilläre
bezeichnet sein. Ausnahmen davon sind freilich vorhanden.
Den Scheitel der Hauptsprosse krönt eine große Scheitelzelle. Sie
zerfällt durch Querwände in die üblichen Segmente, Halbsegmente usw.-,
letztcie werden in zentrale und Rinden-Zellen nach Vorschrift zeilegt.
Die Verzweigung beginnt, wie Pringsheim und Magnus zuerst
zeigten, damit, daß eine schräg gestellte und etwas uhrglasartig gekrümmte
Wand eine Zweiginitiale (Sproß zweiter Ordnung) (Fig. 380, i zwi) von
der Sclieitelzelle abtrennt. Durch Wachstum der letzteren wird dann die
Initiale ein wenig verschoben, sie erscheint seitlich angeheftet (Fig. 380, i zun''),
und nun wird von ihr nach aufwärts eine kleine Zelle {ax') abgeschnitten.
Diese möchte man für eine rein axilläre Bildung halten, alle Beobachter
aber stimmen darin überein, daß die Hauptscheitelzelle an ihrer Bildung
ganz unbeteiligt sei und daß nur die Zweiginitiale den Ursprungsort dieser
pscudo-axillären Anlage darstelle.
Nachdem die Zelle ax' angelegt, streckt sich (he Initiale und schneidet
durch eine Querwand eine Scheitelzelle {ii') ab; diese ihrerseits erzeugt
zunächst ein Seitenglied ax", welches wiederum der Hauptachse zugekehrt
ist und liefert dann weiter in regelmäßiger Alternanz Seitenachsen wie der
Hauptsproß.
Die Zellen ax\ ax" werden zu dem pseudo-axillären Sproßpaar, auf
das wir bereits oben hinwiesen. Ein solches tritt in Fig. 380, 3 besonders
deutlich hervor. An einer Stelle können auch Haarpaare entstehen (Fig.
380, 2) ganz so wie bei Sphacelaria radicans, die mit dem eben gesagten
erst ganz verstanden werden dürfte.
Die in der geschilderten Weise sich wiederholende Verzweigung kann
Sprosse vierter und fünfter, ja höherer Ordnung liefern, doch nehmen die
letzten Auszweigungen immer mehr den Charakter von Kurztrieben an,
indem sie ihre Scheitelzelle zu einem mehr oder weniger zugespitzten
Organ umwandeln, das nicht weiter wächst.
Wie bei den Haarbildungen der Sphacelarien setzen die Wände,
welche Segment und Scheitelzelle trennen, stets unter einem rechten Winkel
an die einstige Uhrglaswand an. Die Basis eines Zweiges sitzt danach
immer der oberen und der unteren Hälfte zweier aufeinander folgender
Segmente auf.
Was für die Haarbildungen an den Seitensprossen der Sphacelarien
gesagt wurde, gilt auch hier. Man kann sie mit Magnus und Sauvageau
als sympodiale, mit andern als raonopodiale Bildungen auffassen. Jedenfalls
liegt hier der Typus der Holoblastie vor.
Die Keimpflanzen besitzen zunächst einen einfachen, aufrechten Sproß,
der sich dann später regelmäßig verzweigt. Sehr zeitig brechen aus den
unteren Regionen Hyphen hervor, welche sich gegen das Substrat richten.
Zunächst umhüllen sie den aufrechten Sproß, dann breiten sie sich auf dem
Substrat aus und bilden mehr weniger breite Sohlen. Aus diesen erheben
sich neue Vertikalachsen, die zunächst in ihren Verzweigungen etwas ein-
facher sind als die erwachsenen. Sie können in solche direkt übergehen,
vielfach aber sah Sauvageau, daß diese kleinen Triebe das Wachstum
bald einstellen, nachdem sie an ihrer Basis derbere Lang-Triebe erzeugt
haben. Das tritt bei Stypocaulon noch viel klarer hervor.
Oltiiianns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. \\. 7
«98
IX. Phaeophyceae.
Die Sporaiigien der Halopteris stehen an Stelle von Kurztrieben
letzter oder vorletzter Ordnung (Fig. 380, 5), und Reinke weist besonders
darauf hin, daß sie meistens die Umbildung eines pseudoaxillären Sprosses
darstellen. Das geht u. a. sofort aus Fig. 380, 4, 5 hervor. Erstere stellt
die pseudoaxilläre Zelle (ax) nach der ersten Teilung dar. Die Zelle c
wird in vielen Fällen zu einem normalen, vegetativen Ästchen, in anderen
aber liefert sie ein Sporangium nebst den Tragzellen desselben (Fig. 380, j).
Der Aufbau von Halopteris öffnet nun auch leicht das Verständnis für
Stypocaulon, dessen eine Art (St. scoparium) wie Halopteris zweizeilig
Fig. 381 n. Reinke u. Sauvageau. / Sproßspitze von Stypocaulon scoparium. 2, 3
Zweiginitialen und sog. Adventiväste von Stypocanlou fmiicitlaie mit Rhizoiden. 4 — 6
Querschnitte durch Sprosse von Stypocauloti. Itr Langtriebe, ktr Kurztriebe. ? Inter-
nodien. h Haare, zun Zweiginitialen, rh Rhizoiden.
alternierende Äste trägt, während eine andere (St. funiculare) allseitig ver-
zweigt ist. Sauvageau zieht beide zu Halopteris.
Die riesigen Scheitelzellen sind auch hier vorhanden (Fig. 281, i), sie
bilden die Äste wie diejenigen von Halopteris, nur machen sich hier Inter-
nodien bemerklich, d. h. einzelne Segmente (/ Fig. 381, J) der Scheitelzelle
oder auch Halbsegmente beteiligen sich nicht an der Bildung der Seiten-
zweige. Einzelheiten über den Vorgang zu geben, scheint mir nicht
2. Sphacelariales.
99
ht^rj
erforderlich, ich verweise auf Sauvageau, clei- alles genau schildert und
bemerke noch, daß besonders die ersten Segmente eines Zweiges häufig
keine Seitenzweige tragen.
Stypocaulon scoparium bringt es in der Verzweigung nicht so weit
wie Halopteris; mit einer zweifachen Fiederung hat es sein Bewenden.
Die meisten Äste zweiter und drittel- Ordnung werden unter Aufteilung
der Scheitelzelle zu Kurz-
trieben {ktr Fig. 381, /),
nur einige wenige behalten
diese und entwickeln sich
zu Langtrieben. Eine Vor-
ausbestinimung der letzte-
ren ist nicht zu erkennen.
Die von der Scheitel-
zelle abgegliederten Seg-
mente erfahren die Längs-
teilungen, welche Sauva-
geau in seiner Fig. 381,
4, 5 angibt. Es entsteht
ein Mark und eine klein-
zellige Rinde. In dieser
werden vier kreuzweis ge-
stellte größere und inhalts-
reichere Zellen ausgespart
(Z7vi). das sind Zweig-
initialen. Sie gehören in
erster Linie den oberen
Halbsegmenten an. können
aber auch aus den unteren
gebildet werden ; außerdem
sind sie nicht immer gleich
groß.
Besagte Zellen ruhen
vielfach längere Zeit, einige
können durch mehrfach auf-
tretende Wände zu Rinden-
zellen werden. Die meisten
aber treiben später, viel-
leicht in Abhängigkeit von
der Außenwelt, aus. Zu-
nächst entsteht (Fig. 381, 2)
eine öhrchenförmige Zelle
und diese wird (Fig. 381, 3)
zu einem Sproß, der an
seiner Basis alsbald ein
Rhizoid entwickelt, oder
auch zu einem Rhizoid allein. Letzteres ist besonders an den unteren
Teilen der Pflanze der Fall, dort entsteht dann ein dichter Mantel aus
solchen Organen, welcher auch die Basis der Seitentriebe umfaßt (Fig. 381,6).
Die aus den Initialen gebildeten Äste bleiben meistens ziemlich klein.
Sauvageau u. a. sprechen auch hier immer noch von Adventivästen; ich
halte diese Bezeichnung für unglücklich, erinnere vielmehr an Ascophyllum
Fig. 382 n. Sauvageau. / Stypocaulon scoparium (Hal-
opteris scoparia). ktr Kurztriebe verschiedener Ordnung.
p Initialen.
100
IX. Phaeophyceae.
u. a. und betone nochmals, daß die Zweiginitialen auf die ersten Segmente
der Scheitelzelle normal zurückgehen. Kurztriebe zu sagen, würde völlig
ausreichen.
Die Verfasser erwähnen außer diesen noch Ersatzsprosse usw.
Die Keimlinge von Stypocaulon bilden zunächst eine kleine Haft-
scheibe. Aus dieser erhebt sich ein aufrechter Sproß mit begrenztem Wachs-
tum (kt)\ Fig. 382). An dessen Basis bricht eine Achse hervor, die schon
etwas derber ist als ihr Vater (Fig. 382, j, ktr^). Mit einer großen
Scheitelzelle begabt, wächst sie zu einem Sproß heran, welcher dem er-
wachsenen Stypocaulon schon ähnlicher ist (Fig. 382, j), allein zur vollen
Entwicklung gelangt er nicht; er hat aber an seiner Basis zeitig Zweigini-
tialen (p) gebildet und aus einer von diesen geht ein längeres Gebilde her-
vor, das zum wirklichen Langtrieb wird, doch können sich auch noch ein
bis zwei Triebe mit begrenztem Wachstum bilden, ehe der endgültige Sproß
zum Vorschein kommt.
Aus den Initialen älterer Sprosse entwickeln sich kaum Langtriebe,
auch aus den eben erwähnten Rhizoiden entstehen keine neuen Pflanzen.
cix
^ ^^^
m.
Fig. 383. Stypocaulon scopariMu n. Reinke u Sauvageait. I — 4 Entstehung der fertilen
Sprosse. 5 Pseudoaxillarzellen. 6 Sporangienhaufen. ax Pseudoaxilläre Zellen, pl
Plazenta.
Dagegen gehen aus Bruchstücken des Stypocaulon Rhizoiden hervor, welche
nun große Pflanzen liefern.
Wie aus Fig. 38.'>, 5 ersichtlich, werden genau wie bei Halopteris
Pseudoaxillarzellen entwickelt, aber diese produzieren niemals einen normal
verästelten Seitenzweig — obschon sie einem solchen entsprechen — , son-
dern sie rücken vollends in die Achsel und bilden an den sterilen Sproß-
systemen Haarbüschel, an den fertilen Sporangienhaufen (Fig. 383, 6). Zu
dem Zwecke teilt sich die Pseudoaxillarzelle [ax) durch eine zur Ver-
zweigungsebene parallel d. h. median gestellte Wand in zwei Zellen ; es
folgt eine Transversal- Wand und aus den so gebildeten vier Zellen gehen
zwei transversale Reihen heivor, welche dann die erwähnten Sporangien
oder Haare liefern. Reinke bezeichnet den in der Achsel entstehenden
Zellkomplex als Plazenta (Fig. 383, 1—4).
Nicht ganz wenige Arten schließen sich an Stypocaulon scoparium an.
Im Prinzip sind sie gleich gebaut, in Einzelheiten natürlich abweichend,
darüber berichtet Sauvageau. Erwähnen will ich, das Stypocaulon panicu-
2. Sphacelariales.
101
latum Reinke (Halopteris hordacea Sauv.) beim Keimen Knöllchen bildet,
aus welchen dann die aufrechten Spi'osse hervorgehen.
Sehr interessant sind dann einige Genera, welche sich in ihrer Wachs-
turasweise unschwer auf Stypocaulon zurückführen lassen. Anisociadus
(unter Halopteris bei Sauvageau) wächst wie letztgenannte Gattung, sie
produziert aber reichlich verzweigte sogenannte Adventiväste, und diese sind
allein die Träger der pseudoaxillär entspringenden Sporangien.
Phloeocaulon, das wie Stypocaulon wächst, erhält sekundäre Be-
rindung und zwar in den oberen Regionen durch Teilung der primären
Kortikalzellen, in den unteren durch hyphenartige Berindungsfäden. Hier
treten auch wirkliche Adventiväste aus der Basis abgefallener Kurztriebe
hervor. Solcher Ersatz der letzteren erfolgt vielleicht periodisch.
Fig. 884 n. Sauvageau u. Reinke. / Ptilopogon hotryo-
cladus. 2 3, Phloeocaulon foecuiidiim. 4, 5 Phlococaitlo7i spec-
tabile. ca Achse, ktr Kurztriebe, fg Fruchtsprosse, ax pseudo-
axilläre Zelle, a Sporangien. sp Gametangien.
Die Sporangien von Phloeocaulon stehen nach Reinke auf kätzchen-
artigen Kurztrieben (Fig. 384, 4), und zwar sind uni- und plurilokuläre
Sporangien auf habituell etwas differente Pflanzen verteilt. Die einzelnen
Sporangien entstehen wieder aus einer speudo-axillären „Placenta", aber ge-
wöhnlich nur zu zweien nebeneinander (Fig. 384, 5); interessant aber ist,
daß beiderseits von den Sporangien — in transversaler Stellung ■ — kleine
Kurztriebe auftreten (Fig. 384, 5), welche die Vorblätter dikotyler Sprosse
imitieren. Danach reden Reinke und Sauvageau auch hier von Deck-
blättern, Vorblättern usw., um damit auch in der Terminologie die erwähnte
Ähnlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Ob das zweckmäßig ist, mag dahin-
gestellt werden.
102
IX. Phaeophyceae.
Phloeocaulon foecundum Sauvageau entwickelt außer den axillären
Sporangien(a) solche an beliebigen Stellen der fertilen Kurztriebe (Fig. 384. j).
Dann werden die Stiele (Fig. o84, j) von der sich verdickenden Rinde
umwallt.
Ptilopogon bildet am Hautsproß fiederig verzweigte Kurzstriebe, welche
Reinke mit Blättern auch deswegen vergleicht, weil sie zeitig abbrechen ; es
sind eigentlich nur die Enden der Langtriebe damit versehen. Die dicke
Sekundärrinde umschließt die übrig bleibenden Stumpfe (Fig. 384, i ktr).
Schon vor der Rindenbildung werden in den Achseln der Kurztriebe
die üblichen Zellen gebildet, doch kommen sie nicht sogleich zur Weiter-
entwicklung, sie ruhen von der Rinde überwallt (Fig. 384, i ax). Soll die
Fortpflanzung beginnen, so wachsen diese ruhenden Augen durch die Rinde
hindurch, verzweigen sich an deren Ober-
fläche und bilden Sporangien.
Solche können aber auch an den
Sprossen unregelmäßig verteilt auftreten;
dann wachsen Zellen der primären Rinde
zu etwas derberen Zellreihen aus, diese
verlängern sich mit der sekundären Rinde
und bilden dann an deren Oberfläche
Spornagienbüschel (Fig. 384, i fg).
Weitere Einzelheiten über diese und
andere Formen bei Sauvageau.
Wir erwähnen noch Alethocladus,
eine von Sauvageau aufgestellte Gattung.
Sie hat den Habitus einer mäßig großen
Sphacelaria, das Scheitelwachstum aber
erfolgt wie bei Halopteris, nur mit dem
Unterschiede, daß pseudoaxilläre Zellen
niemals gebildet werden. Die Uhrglaszelle
wird immer direkt zu einem Sproß. Sau-
vageau glaubt darauf eine besondere Gruppe
gründen zu müssen, er sieht in der Gattung
den einzigen Vertreter der von Reinke
Acroblastae genannten Formen. Fort-
pflanzungsorgane sind nicht bekannt, auch
der ganze Entwicklungsgang nicht. Einst-
weilen möchte ich glauben, daß eine Form
vorliege, bei welcher die letzte Teilung in
der Scheitelzelle unterbleibt, die sonst zu den Haarbildungen usw. führt. Anetho-
cladus könnte rudimentär oder reduziert sein. AVir haben ja auch bei Halopteris
einfachere Jugendformen.
c) Cladostephaceae (Polyblasteae).
Die Gattung Ciados tephus stellt einen der eigenartigsten Typen
unter den S])hacelariaceen dar. Die 10—20 cm hohe Pfhinze (Fig. 385) bildet
knorpelige, dichotom verzweigte Sprosse, welche mit zahlreichen, vielzähligen
Wirtein von Kurztrieben dicht bedeckt sind. So mag die Pflanze im Sommer
dreinsciiauen. Ihre Sprosse erheben sich aus einem oft mehrere Zentimeter im
Durchmesser haltenden Basallager, das eine recht bunte Entstehung hat.
Die Keimlinge, welche Sauvageau studierte, geben näheren Aufschluß.
Aus den Schwärmern, mögen sie geschlechtlich oder ungeschlechtlich sein,
Fig. 385. Orig. Cladostep/ms verücillattis.
2. Sphacelariales.
103
entsteht zuiiäclist eine kleine Scheibe, die ein auffallendes farbloses Haar trägt.
Aus einer beliebigen Zelle treibt sie zunächst einen aufrechten Sproß (Fig. 386, j).
Fig. 386. Cladostephus verticillatus n. SaUVAGEAU.
Die Basalscheibe wächst durch Randwachstum und alsbald entstehen auf ihr
weitere aufrechte Organe. Das alles sind Kurztriebe (Fig. 386, 5—5).
Nach einiger Zeit aber macht sich in ihrer Mitte ein Sproß bemerkbar, der
104 IX- Phaeophyceae.
durch seinen Umfang auffällt. Das ist ein Langtrieb, welcher bald zu der
Form auswächst, welche Fig. )]S6, 6 wiedergibt.
Teils vor, teils nach der Anlage der Langtriebe bilden sich aus der
Haftscheibe Ausläufer (Stolonen). Sprosse, gebaut wie die anderen, entstehen
entweder aus der Scheibenfläche oder aus deren Rand; sie liegen dem
Substrat von Anfang an auf oder krümmen sich auf dieses hernieder
(Fig. 38G, 5, 6). Stets werden sie durch Rhizoiden verankert. Aus der
Rückenseite der Stolonen gehen erneut Lang- und Kurztriebe hervor und
in Verbindung damit wachsen aus den Flanken Zellen hervor, die sich zu
Sohlen zusammenschließen. Die Sohlen haben Randwachstum und sie können
nun aus einzelnen Randzellen wiederum Ausläufer bilden, die erneut Kurz-
und Langtriebe hervorbringen. Es ist ganz deutlich: Die Stolonen sind
liegende Sprosse, die nun genau wie die aufrechten Langtriebe ihrerseits
Seitenorgane mit begrenztem oder unbegrenztem Wachstum entstehen lassen.
Die Sohlen sind sekundäre Bildungen, bestimmt zur Festheftung und auch
zur Überwinterung.
Denn die Cladostephussprosse wachsen im Sommer, fruchten im
Winter — an verschiedenen Orten etwas verschieden — , sterben aber
dann im wesentlichen ab. Vielfach bleiben nur Stumpfe übrig. Aus diesen,
vor allem aus den Basallagern, erheben sich (Sauvageau) im ersten Frühjahr
neue Achsen und zwar wiederum teils Lang- teils Kurztriebe. Aus der Basis
der ersteren gehen neue Stolonen mit Haftscheiben usw. hervor. Letztere
überdecken die alten und so kann ein recht buntes Bild entstehen. Sphace-
laria radicans und Sph. Novae Caledoniae dürften Vorläufer dieser Form sein.
Die Langtriebe haben bereits, wenn sie sich über die Ausläufer
erheben, eine geradezu klassische Scheitelzelle (Fig. 388, 6) und diese bleibt
denselben zeitlebens eigen. Sie liefert in der bei den Sphacelarien üblichen
Weise die Segmente und aus diesen Halbsegmente. Aus solchen gehen
wie bei jener Gruppe zunächst nur wenige, oft auch opponiert stehende
Seitenäste hervor (Fig. 388, 6). Erst allmählich kommen Wirteläste in
großer Zahl zum Vorschein. Diese entstehen so: Aus dem oberen Teil
der oberen Halbsegmente, die auch nach wiederholten Teilungen immer
noch erkennbar bleiben, wölben sich rings um den ganzen Scheitel Zellen
vor {zwi Fig. .'»87, j), welche rasch zu Scheitelzellen werden und dann die
Organe mit begrenztem Wachstum liefern (ktr), deren wirteiförmige Anord-
nung wir schon betonten. Alles, was an Zellen unter der Kurztriebbasis
liegt, kann sich teilen, strecken und damit Internodien zwischen den Kurz-
triebwirteln bilden. Meistens aber wird die Sache komplizierter. Auch aus
dem Oberende des unteren Halbsegmentes können Kurztriebe {ktr,^ Fig. 387, 2)
hervorgehen und endlich entwickeln beliebige Rindenzellen der Internodien
auch noch solche (ktrs). Die zuletzt erwähnten Seitenorgane brauchen nicht
mehr wirtelig angeordnet zu sein.
Die Verzweigung der Langtriebe ist keine sehr ausgiebige, Prings-
HEiM u. a. glaubten eine Dichotomie derselben festgestellt zu haben,
Sauvageau aber bestreitet das, nach ihm steht ein zum Langtrieb werdender
Zweig an Stelle mehrerer Kurztriebe. Auch er bildet sich aus dem oberen
Halbsegment, nur wird ein größerer Teil desselben für seine Anlage in An-
spruch genommen. Ähnliches sah auch Pringsheim schon.
Die Kurz triebe auf den Stolonen gleichen denen an den aufrechten
Sprossen völlig. Sie alle wachsen zunächst mit einer Scheitelzelle wie die
Sphacelarien. Diese stellt in den ältesten wie an den jüngsten Regionen
der Pflanze ihr Wachstum bald ein und so entstehen unverzweigte, etwas
2. Sphacelariales.
105
Fig. 387. Cladostephus verticiUatus n. Sauvageau u. Pringsheiai. / — 5 Längsschnitte,
öj 7 Querschnitte durch Sprosse und Sproßteile verschiedenen Alters. /, 2 u. 3 gehören
demselben Sproß in verschiedener Höhe an. 8 Längsschnitt durch einen älteren Sproß.
OS unteres, us oberes Segment, ktr Kurztriebe versch. Ordnung, fr Fruchtsprosse.
ck Zentralkörper. /;- primäre, sr sekundäre Rinde. Z7vi Zweiginitialen.
106
IX. Phaeophyceae.
keulige Gebilde. In den mittleren Teilen der Pflanzen verzweigen sich die
Kurztriebe holoblastisch (Fig. 388).
Das gellt fast genau so vor sich, wie wir es für Halopteris schilderten
(S. 97). Besonders häufig bringen die in Ein- oder Mehrzahl gebildeten
Fig. 388. Cladostephns verticülatus n. Sauvageau. Kurztriebe, sph Scheitelzelle,
deren Segment. iv erste Querwand.
Pseudoaxillarzellen Haare hervor. Diese stehen wiederum in Paaren, weil
auch hier die Pseudoaxillaren durch je eine mediane Längswand geteilt
werden. (In der Zeichnung ist immer nur ein Haar aus einem Paar wieder-
gegeben.)
2. Sphacelariales. 107
Die Kurztriebe können sich einige Male verzweigen, dann aber werden
die Scheitelzellen aufgeteilt und die einzelnen Äste erscheinen fast dornig
(Fig. 387, S).
Die Segmente der Hauptscheitelzellen zerfallen durch Längswände in
Mark- und Rindenzellen. Letztere erfahren vielfache Teilungen und
damit geht aus ihnen eine sekundäre Rinde hervor, aufgebaut aus mäßig
langen Zellen, welche (Fig. 387, 4, 7) die Kurztriebe an ihrer Basis um-
schließen. In der unteren Hälfte der Pflanze entsenden die äußersten
Rindenzellen Hyphen, welche massenhaft auftreten und dicht zusammen-
schließend nochmals eine Hülle um den Stamm herstellen. — Sauvageaus
Corticorhizoidal-Lager. (Fig. 387, 5.)
Die Kurztriebe bedecken ursprünglich die Langtriebe der ganzen
Länge nach, schon im Spätsommer aber brechen sie von unten her be-
ginnend ab, und werden von den Hyphen überwallt (Eig. 387, 5). Zu
Ende des Winters sind oft kaum noch Kurztriebwirtel zu sehen, höchstens
an den Spitzen.
Dieser Vorgang steht offenbar in Beziehung zur Bildung der uni-
wie plurilokulären Sporangien.
Cladostephus kann außer den erwähnten noch diejenigen Sprosse
bilden, welche Sauvageau als mikr ob las tische bezeichnet hat. Zwischen
den Wirtelästen brechen fast aus jeder Oberflächen-Zelle der sekundären
Rinde Triebe hervor, welche teils klein und einreihig, teils größer und mehr-
reihig sind (Fig. 387, ). Wo die sekundäre Rinde von Hyphen umhüllt wird,
wird die Astbasis von diesen umschlossen. Doch kann das cortico-rhizoidale
Lager auch seinerseits (vgl. Chaetopteris) die gleichen Äste hervorbringen.
Die zartesten Zweiglein tragen Sporangien oder Gametangien auf ihrem
Scheitel, die größeren entwickeln solche in Mehrzahl seitlich (Fig. 387, S).
Steril bleibt wohl kaum einer der Mikroblasten.
Die Zeit ihrer Entstehung ist verschieden. Sie können in die Er-
scheinung treten, wenn die Wirteläste noch zugegen sind, oder aber, wenn
diese bereits verschwanden. Im allgemeinen vermehren sie sich wohl nach
diesem Zeitpunkt ganz besonders und bilden dann zusammenhängende
Schichten, welche die Langtriebe auf weite Strecken überziehen. Das geschieht
im Winter und dann ist von einer Wirtelstellung der Blätter, wie schon
erwähnt, nichts mehr zu sehen.
Bei der weitgehenden Differenzierung unserer Pflanze lag es nahe, mit
Pringsheim von Achse, Blatt, Fruchtblatt usw. zu reden, umsomehr als
ja die letzteren hinfällig sind. Indes scheint mir, man komme mit den oben
gewählten Namen aus, und die Bezeichnungen von Sauvageau gehen fast
zu weit ins Einzelne. Gewiß sind die Dmge physiologisch und ökologisch
den Blättern gleich, aber das sind die Phyllocladien auch.
Cladostephus kann man unschwer von Sphacelaria oder Chaetopteris
herleiten, unter der Annahme einer weitergehenden Differenzierung der Seiten-
organe. Die jungen Langtriebe (Fig. 388, 6) haben mit den genannten
Formen noch große Ähnlichkeit. Nachher freilich tritt die scharfe Scheidung
in Lang- und Kurztriebe mit ganz verschiedenartiger Verzweigung ein.
Deshalb spricht Sauvageau von Polyblasteae.
Die Fortpflanzung
geschieht auf ungeschlechtlichem Wege durch unilokuläre Sporangien (Zoo-
sporangien) genau so wie bei den Ectocarpaceae, außerdem durch die Brut-
knospen, welche andere Arten der Fortpflanzung verdrängen oder ersetzen
108
Literatur.
können (s. oben S. 94). Für die geschlechtliche Fortpflanzung sind genau
wie in der eben erwähnten Familie die Gametangien — plurilokulären Spo-
rangien — gegeben und genau wie dort sind offenbar alle Übergänge von der
isogamen zur oogamen Befruchtung nachweisbar. Freilich, genau beobachtet
sind die Dinge kaum in einem Fall, denn die Algologen fanden die gün-
stigen Zeiten bislang nicht genügend heraus und fast scheint es, als ob die
Gametangien meist weit seltener sind als irgend welche andere Arten der
Fortpflanzung.
Der eigentliche Geschlechtsakt wurde meines Wissens niemals direkt
beobachtet, wir erschließen alles aus der Form der plurilokulären Sporangien.
Bei nicht wenigen Arten gibt es nur eine einzige Form derselben, z. B.
bei Sphacelaria bipinnata, Sph. Harveyana, Phloeocaulon spectabile u. a.
Daran erschließen sich Sphacelaria Hystrix, Sph. furcigera; Halopteris fili-
cina (Fig. 389), u. a. Wie bei Giffordia kann
man männliche und weibliche Gametangien unter-
scheiden. Diese öffnen ihre einzelnen Fächer in
der Regel mit einer kleinen, peripher gelegenen
Öffnung und lassen dann die Schwärmer heraus-
treten. Die männlichen sind wie üblich fast farblos,
die weiblichen besitzen mehrere Chromatophoren —
ganz nach Vorschrift der Giffordia.
Überraschen muß die Beobachtung von Sau-
VAGEAU, wonach bei Stypocaulon scoparium, bei
einigen nahen Verwandten derselben endlich auch
bei Anisocladus Antheridien vorkommen, welche
an die von Fucus erinnern und Oogonien, die
nur eine einzige große Eizelle einschließen. Wei-
teres ist bislang nicht bekannt.
Bestätigen sich diese Angaben, so hätten
Formen wie Halopteris filicina und Stypocaulon
scoparium eine ganz verschiedene Art der Fort-
pflanzung bei ganz ähnlichem Aufbau und es er-
hebt sich wieder die Frage: soll der vegetative
Aufbau oder die Sexualität für unsere Familien-
einteilung das maßgebende sein. Wir haben bis-
lang alles nach den Zellteilungen und Sproßfolgen
in dieser, wie in mancher anderen Familie gruppiert.
Ob das so bleiben dürfe, muß die Zukunft lehren.
Solange die Unsicherheiten so groß sind, lohnt es nicht, einzelne An-
gaben über die Gametenbildung, Zoosporen-Entwicklung usw. hier wieder-
zugeben. Prinzipielle Unterschiede von den Ectocarpaceen sind bislang
nicht gefunden.
Fig. 389. Halopteris filicina
nach Saüvageaü. Männl.
u. weibl. Gametangien.
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3. Cutleriales.
Unsere Familie besitzt nur zwei Gattungen, Zanardinia und Cut-
leria. Erstere ist die einfachere, wir beginnen deshalb mit ihr. Es
handelt sich um lederig-scheibenförmige Gebilde (Fig. 390, /) von einigen
Zentimetern Durchmesser, welche mit einem ganz kurzen Stiel dem Substrat
oder älteren Individuen der gleichen Gattung aufsitzen.
Thuret, Janczev^ski, Reinke und Sauvageau haben uns in erster
Linie mit der Entwicklungsgeschichte bekannt gemacht.
Mit Ausnahme der ältesten Exemplare sind alle Scheiben von Zanar-
dinia collaris an ihrem Rande (Fig. 390, /) mit Fransen versehen, und das
Mikroskop zeigt, daß sich dieser letztere an der ganzen Peripherie in
monosiphone, mit Chromatophoren reichlich versehene Fäden auflöst. Nahe
der Basis eines jeden Fadens, aber immer noch in dessen freiem Teil, liegt
ein besonders bei der Betrachtung von oben (Fig. 390, j) leicht erkennbarer
interkalarer Vegetationspunkt, durch dessen Tätigkeit nach außen Material
für die Wimpern nachgeschoben wiid, während nach innen die Elemente
des festen Thallusgewebes vermehrt werden. Die einwärts abgegliederten
Querscheiben teilen sich längs und quer, die entstandenen Zellen wachsen
in tangentialer Richtung und schließen dadurch in einiger Entfernung von
der meristematischen Kante fest zusammen.
Für das Randwachstum der Scheibe genügt dieser Prozeß aber allein
nicht, es werden vielmehr bei Vergrößerung des Umfanges neue Randfäden
eingeschoben (Fig. 390, j), welche, wie auch bei vielen Ectocarpeen, in un-
mittelbarer Nähe des Vegetationspunktes (hypomeristematisch) entspringen.
Ein radialer Schnitt durch den Rand der älteren Zanardinia-Scheibe
zeigt nach Sauvageau (Fig. 390, 4) zwei Lagen von Zellen resp. zwei Rand-
fäden übereinander, deren Teilungsprodukte noch weit in das feste Gewebe
hinein gesondert erkennbar sind. Erst ziemlich weit vom Thallusrande
entfernt verschwinden die Grenzen zwischen Zellen verschiedener Herkunft.
110
IX. Phaeophyceae.
In Verbindung damit wird der Pectinschleim, welcher die radiären Fäden
bzw. Reilien ursprünglich trennt, stark zusammengepreßt.
Die Teilungen im einzelnen weiter zu vei'folgen, erscheint unter Hin-
weis auf Sauvageau hier unnötig, nur sei erwähnt, daß die in den hori-
zontal gedachten Scheiben oben liegenden Randfäden mehr zum Aufbau des
Gesaratgewebes beitragen als die unteren (Fig. 390, y, j). Schließlich
resultiert ein mittleres wenig gefärbtes Parenchym, nach unten schließt an
dieses eine engere subkortikale und eine noch kleinzelligere kortikale Schicht.
Analoge Lagen finden sich oben, doch ist in der oberen Rinde eine aus-
gesprochene Neigung zu weiteren Teilungen und damit zur Vermehrung
ZJc-jOT
Fig. 390. Zajiardinia coUaris. i Junge Scheiben auf einem älteren Thallus n. Reinke.
2 Irrste Anlage eines Scheibchens n. Reinke. j Rand einer wachsenden Scheibe von
oben gesehen n. Falkenberg. 4 Radialschnitt durch den Scheibenrand n. Sauvageau.
5 Tangentialschnitt durch denselben n. Sauvageau. 0 obere, u untere ZellreihcJi ;.
der kleinen assimilierenden Zellen gegeben. — Auf der Oberseite des Thallus
entspringen vereinzelte farblose Haare, auf der Unterseite Rhizoiden.
Im Herbst sistieren die Scheiben der Zanardinia (bei Neapel) ihr Wachs-
tum, die Wimpern schwinden und es resultieren unregelmäßig umgrenzte,
unansehnliche Lappen, die man für abgestorben halten möchte. Das ist
aber nicht der Fall. Im Januar treten nach Reinke aus ihnen neue Scheiben
in ziemlicher Anzahl hervor (Fig. 390, /). Den Anfang derselben bildet
ein aus der Rinde aufsprossendes Fadenbüschel, welches bald, dicht zu-
sammenschließend, die Form von Peziza- Becherchen annimmt (Fig. 390, 2).
3. Cutleriales.
111
Fig. 391 n. ThuRET U. JaXCZEWSKI. / Cutleria multifida. 2 Ciäleria adspersa. 3 Quer-
schnitt des Tballus von Cutl. multifida mit Gametangien {g).
112
IX. Phaeophyceae.
Fig. 392 n. Falkenberg, Kuckuck, Sauvageau u. Yamanouchi. / Keimling des
Aglaozonia- Stadiums von Cutleria vmltifida. 2 Ders. von Cntl. adspersa. 3 Älteres
Aglaozonia- Stadium von Cutl. multifda. 4 Querschnitt durch ein solches, mit Haargrube.
5 Dass. mit Zoosporangien. ö, 7, 8 Entwicklungsvorgänge in den Zoosporangien.
9 Zoospore fixiert und gefärbt. 10 Reife Zoosporangien, zum Teil entleert. // Zoospore
n. d. Leben, s Säulchen, sp Sporangien.
3. Cutleriales. 113
Da nur die Randflächen dieses Bechers interkalare Vegetationspunkte er-
halten, resultiert sehr bald eine Scheibe mit dem oben geschilderten Wachs-
tum. Die Gametangien der Zanardinia gliedern sich bekanntlich auf
den ersten Blick in Oogonien und Antheridien (s. unten). Diese stehen
auf demselben Individuum mit einander gemengt. Völlig getrennt von ihnen
findet man die Zoosporangien auf besonderen Exemplaren. Geschlechtliche
und ungeschlechtliche Pflanzen sind aber allein durch ihre Produkte ver-
schieden, in Umriß und Bau sind sie völlig gleich.
Das ist nun ganz anders bei Cutleria, hier weichen dieselben so
weit von einander ab, daß man sie zeitweilig in ganz verschiedene Gattungen
brachte, wie einst Aspergillus und Eurotium. Ein altes „Genus incertae
sedis", die Aglaozonia, trägt die Zoosporangien (unilokulären Spor.), während
die ursprüngliche Cutleria die Gametangien führt. Aglaozonia (Fig. 392)
stellt Zentimeter- bis handgroße Krusten von derber Beschaffenheit dar,
welche die Sporangien naturgemäß auf der Oberseite tragen (Fig. 392, j),
Cutleria dagegen präsentiert sich in der C. niultifida als fast buschig-dichotom
in einer Ebene verzweigte Form (Fig. 391, /), in der Cutl. adspersa aber
als halb aufgerichtete Scheibe (Fig. 391, 2), welche dem Substrat einseitig
mit kurzem Fußstück aufsitzt.
Die Lappen der Cutl. adspersa tragen am vorderen aufgerichteten und
verbreiterten Ende dieselben Fransen wie Zanardinia, und wie bei dieser
finden wir zwei Schichten solcher Fäden, welche in der oben geschilderten
Weise zentrales und Rindengewebe liefern. Für Cutl. niultifida gilt dasselbe,
der ganze Thallus ist nichts anderes als eine regelmäßig zerteilte Platte.
Die Zerteilung kommt dadurch zustande, daß von Zeit zu Zeit und in ge-
wissen Abständen die seitliche Verwachsung benachbarter Zell- resp. Faden-
gruppen unterbleibt. Das kann man Dichotomie nennen, wenn man will.
Aglaozonia läßt im erwachsenen Zustande im wesentlichen den Bau
der Zanardinia wieder erkennen. (Fig. 392). Die Rinde der Unterseite ist
schwächer als die der Oberseite. Ein ganz erheblicher Unterschied gegen
alle bislang erwähnten Formen ist durch die Art des Zuwachses gegeben;
die Fransen an den Rändern der Scheibe fehlen ganz, statt dessen treten
Randzellen in Tätigkeit, die für Verbreiterung in ähnlicher Weise sorgen,
wie die gleichnamigen Gebilde bei Coleochaete, Ralfsia oder bei der später
zu behandelnden Rotalge Peyssonelia. Wie bei diesen führt das Wachstum
zu mehr oder weniger großen, meist gelappten Krusten. Anfangs am
Rande einschichtig wird die Aglaozonia-Scheibe später durch Teilungen
parallel zur Fläche mehrschichtig. Von der Unterseite entspringen Haft-
wurzeln, auf der Oberseite zeigen sich Haarbüschel (Fig. 392, ^), welche
etwas in das Gewebe eingesenkt sind. — Rindenzellen lösen sich seitlich
aus dem Verbände und wachsen dann zu den langen farblosen Fäden aus,
welchen eine basale Wachstumszone eigen ist.
Fortpflanzung. Die Gametangien stehen bei Zanardinia in großen
Flecken auf der Oberseite des Thallus, männliche und weibliche Organe sind
untereinander gemengt (Fig. 393, 5); bei Cutleria bilden die Gametangien
kleine Tupfen und Flecke, welche hellgelb erscheinen, wenn es sich um
männliche, tiefbraun, wenn es sich um weibliche Pflanzen handelt, denn in
dieser Gattung ist eine scharfe Trennung von weiblichen und männlichen
Exemplaren zu verzeichnen. Die Antheridien und Oogonien (Fig. 393) stehen
bei beiden Gattungen an Fäden, welche aus der Außenrinde hervorbrechen,
die ersteren sind wenig gefärbt, schmal und lang, sie sitzen in größerer
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 8
114
IX. Phaeophyceae.
Zahl an verzweigten Assimilationsfäden (Fig. 393, 2), die letzteren werden
als ziemlich breite, wenigfächerige Organe mit intensiver Färbung von kaum
verzweigten Fäden (Fig. 393, /) getragen. In beiden Fällen resultieren
Büschel, die ziemlich weit über die Oberfläche hervorragen.
Die Antheridien entstehen als Ausstülpungen an ihren Tragfäden;
zunächst zeigt sich (Fig. 393, j) eine inhaltsreiche gerundete Zelle, diese
streckt sich und zerfällt durch zahlreiche Querwände in Sclieibchen, letztere
Fig. 393. Cutleria 7iiultifida und Zanardinia n. ThüRET, ReINKE, FaI.KENBERG und
Yamanouchi. / Weibliche Gametangien (Oogonien). 2 Männliche Gametangien (Anthe-
ridien). 3 — 5 Entwicklung der Sexualorgane.
werden dann durch Längswände weiter zerlegt. Die allen diesen Zellteilungen
voraufgehenden Mitosen sind normale, bei Cutleria zeigen sich jeweils 24,
bei Zanardinia 22 Chromosomen. Das ist die Zahl, die schon vorher in
allen Teilungen durch die ganzen Geschlechtspflanzen festgehalten wurde,
wie Yamanouchi klar dartat.
3. Cutleriales.
115
Die Spermatozoiden, deren je eines durch eine besondere Öffnung
aus seinem Fach austritt, haben einen grofien Kern, wenig Plasma und zwei
kleine Chromatophoren; einer von diesen ist etwas größer, er trägt den
Augenfleck, und in seiner Nähe sind die beiden Geißeln festgeheftet (Fig. 394, 2).
Die Oogonien werden ebenfalls in Gestalt einer inhaltsreichen Zelle
auf einem Stiel angelegt (Fig. 393, 7), auch sie zerfällt erst durch Quer- dann
durch Längswände unter normaler Mitose der zugehörigen Kerne. In der
Regel entstehen vier Stockwerke von je vier Zellen (Fig. 393, /), doch kann
die Zahl vermehrt werden. Die aus jedem Fach seitlich ausschlüpfenden
Gameten haben (Fig. 394, 2) ein helles Vorderende, die Chromatophoren
sind am Hinterende gehäuft, die Geißeln sitzen nahe am Augenfleck fest.
Das ist also alles ähnlich wie bei den Giffordien, und wenn ich hier manches
Fig. 394. Cutleria multifida n. KucKUCK und Yamanouchi. / Eizellen von Spermato-
zoiden umschwärmt, schwach vergrößert. 2 Dass., stark vergrößert, j u. 4 Befruchtung
der Eizelle.
wiederhole, so geschieht es, weil Yamanouchi gerade für diese Gattungen
sehr genaue Angaben gemacht hat.
Die Gameten treten in den frühen Morgenstunden aus ihren Behältern
aus. Die Eier bewegen sich langsam und meist nicht lange, oft nur wenige
Minuten, bisweilen allerdings bis zu zwei Stunden. Immer erfolgt eine Ab-
rundung, wobei der helle Fleck des Vorderendes sichtbar bleibt. Die Geißeln
verschmelzen wohl meistens mit dem Plasmakörper (Yamanouchi). Die
Spermatozoiden treten in Menge oft schon an das Ei heran (Fig. 394),
während es sich noch in Bewegung befindet (Kuckucks Mskr.), häufiger
wohl nach vollzogener Abrundung, Eine bestimmte Stelle am Ei dürfte
für die Verschmelzung mit dem Spermatozoid nicht vorgesehen sein —
wenigstens entnehme ich den Angaben Yamanouchis nichts derartiges
(Fig. 394, j, 4). Die männlichen, soeben mit dem Weibchen vereinigten
Zellen erscheinen anfangs als eine kleine Warze an der Oberfläche des
Eies (Fig. 394, j). Diese wird aber rasch eingezogen und nun wandert
der Spermakern auf den Eikern zu, um mit ihm zu verschmelzen (Fig. 394, 4).
Die entstehende Zygote umgibt sich mit Haut und keimt 20—24 Stunden
116 IX. Phaeophyceae.
nach der Verschmelzung von Spermakern und Eikern. Natürlich hat bei
der Kopulation eine Verdoppelung der Chromosonienzahl statt und die Keim-
produkte der Zygote führen demgemäß bei Zanardinia 44, bei Cutleria 48
Chromosomen.
Das alles ist das übliche. Überall aber, wo man die beiden Pflanzen
untersuchte, blieb gelegentlich oder gesetzmäßig die Befruchtung aus. Die
weiblichen Gameten umgeben sich dann, auch ohne mit dem Spermatozoid
in Berührung gekommen zu sein, mit einer Membran und keimen. Die
Keimung wird bei den Parthenosporen der Cutleria um 6, bei denen der
Zanardinia um 24 Stunden gegen die Zygoten verzögert (Yamanouchi).
Die aus den Parthenosporen erzeugten Pflänzchen sind nicht wesentlich ver-
schieden von den aus Zygoten gebildeten, haben aber nur die einfache
Chromosomen zahl.
Falkenberg und Reinke sahen bei Neapel unbefruchtete Eier der
Cutleriaceen stets zu Grunde gehen, Sauvageau und Yamanouchi dagegen
beobachteten im Mittelmeer die Keimung der Parthenosporen, Die
gleichen Beobachtungen machten Thuret und Crouan an den bretonischen,
Church an den englischen Küsten. Während aber im Mittelmeer stets
männliche Organe vorhanden sind (Männchen zu Weibchen wie 3 : 2 nach
Reinke), treten solche an den englischen Küsten im August nur ganz spärlich
auf und fehlen in anderen Monaten völlig, in welchen weibliche Exemplare
noch reichlich vorhanden sind. So müssen hier die weitaus meisten Eier
eine parthenogenetische, vielleicht besser eine apogame Entwicklung erfahren.
Die Aglaozonien und die ungeschlechtlichen Exemplare der Zanar-
dinien haben in allen Kernteilungen des Vegetationskörpers die diploide
Chromosomenzahl, also 48 bzw. 44. Wenn nun die Sporangien gebildet
werden sollen, wölben sich Rindenzellen über die Oberfläche vor und es
wird durch eine Querwand eine Stielzelle von der jungen Anlage des Spo-
rangiums abgetrennt. Die damit verknüpfte Kernteilung ist noch eine nor-
male, der Kern der Anlage ist noch diploid. Bald aber teilt er sich aufs
neue und nun wird unter Einschaltung charakteristischer Synapsisstadien
eine Reduktion auf 24 bzw. 22 Chromosomen vollzogen. Diese Zahl wird
in den folgenden Teilungen natürlich beibehalten. So entstehen bei Zanar-
dinia im jungen Sporangium 4, bei Cutleria 8, bisweilen auch 16 und 32
Kerne. Diese verteilen sich gleichmäßig im ganzen Raum. Die Chroma-
tophoren liegen zunächst in mäßiger Zahl an der Außenwand, sie vermehren
sich stark und sammeln sich dann gruppenweise um die Kerne; so zwar,
daß außerhalb einer Zone, welche die Farbstoff träger reichlich führt, farb-
loses Protoplasma angesammelt erscheint (Fig. 392, 6). Dieses wird dann
durch plasmatische Trennungslamellen zerlegt und nun werden die Zoosjjoren
vollends herausgearbeitet (Fig. 392, 7). Dabei tauchen dann Blepharo-
plasten auf, welche eine Verbindung zwischen dem Kei-n und der Basis der
Geißeln herstellen. Diese würden also nach Yamanouchi nicht dem Augen-
fleck eingefügt sein; doch findet sich derselbe in unmittelbarer Nähe.
Die Schwärmer verlassen ihre Behälter durch eine Öffnung am Scheitel
(Fig. 392, jo), diese wird vorbereitet durch Kappen in der Zellwand
(Fig. 392, 8), die ihr Dasein wohl im wesentlichen einer Verschleimung
verdanken.
Die freien Zoosporen haben einen ganz ähnlichen Bau wie die ent-
sprechenden Gebilde bei den Ectocarpeen, nur fallen hier die zahlreichen
Chromatophorcn auf, die das Hinterende einnehmen. Sie keimen sehr rasch.
Ihre Produkte müssen natürlich die haploide Chromosonienzahl wie sie
selber enthalten.
3. Cutleriales. 117
Generationswechsel. Yamanouchi findet, wie erwähnt, daß die
Geschlechtspflanzen der Cutleriaceen haploid sind, die ungeschlechtlichen
Stufen dagegen diploid. Die Reduktion findet statt bei der Bildung der
Zoosporen. Der Autor schließt daraus auf einen Generationswechsel zwischen
den haploiden Gametophyten und den diploiden Sporophyten. Tatsächlich
weiß man ja nun durch Falkenberg, daß man aus den Zygoten der Cut-
leria eine Aglaozonia erziehen kann, Kuckuck und Church bestätigten
das und kamen außerdem von den Zoosporen der Aglaozonia zur Cutleria.
Das alles betraf Cutleria multifida und die zugehörige Aglaozonia parvula.
Sauvageau wies dann den Zusammenhang von Cutleria adspersa und
Aglaozonia melanoidea nach.
Konsequent ist es natürlich nunmehr, die Pflanzen anders zu benennen
und man muß richtig von einem Aglaozonia- Stadium der Cutleria sprechen.
Daran wird sich mancher schwer gewöhnen.
Nun Einzelheiten der Entwicklung: Wir beginnen am besten
mit den der Aglaozonia entstammenden Zoosporen. Die Entwicklung dieser
beginnt mit der Bildung eines einfachen Fadens (Fig. o95, j), welcher an
der Basis den Charakter eines Rhizoides annimmt, während er sich in den
oberen Regionen aufrichtet und assimilatorisch tätig wird. Das Rhizoid ver-
zweigt sich und heftet das Ganze wenigstens provisorisch fest, der aufrechte
Faden {a Fig. 395, j) aber entwickelt eine basale Bildungszone {iv), aus
welcher hypomeristematisch neue Seitenäste hervorbrechen («'), die sich
ihrerseits wiederum in gleicher Weise verzweigen. Für C. adspersa weiß
man durch Sauvageau, daß das so entstandene anfangs lockere Astbüschel
(Fig. 395, 6) durch ständige Vermehrung seiner Komponenten und festen
Zusammenschluß der hypomeristematischen Teile zu einem kurzen Kegel
oder Zylinder wird, den natürlich freie Fäden krönen (Fig. 395, 4).
Das konisch-zylindrische Organ, das mit Sauvageau Träger (support)
genannt werden mag, kann als solches trichothallisch etwas in die Länge
wachsen, früher oder später aber weichen die freien Wimpern im Zentrum
auseinander, biegen sich nach auswärts, und nun entsteht ein Trichter,
welcher sich an seinem Rande ständig erweitert (Fig. 395, j). Späterhin
wird er durch einen oder wenige Längsrisse gespalten, es entstehen Flächen
von dreiseitigem Umriß, welche sich an ihrer Basis durch Rhizoiden sekundär
festheften. Der Träger tritt dann ganz zurück, und damit ist im wesent-
lichen die Lappenform gegeben, die auch noch an den ältesten Exemplaren
beobachtet wird (Fig. 392, j).
Es mag noch erwähnt werden, daß die jugendlichen Träger nur gleich-
artige, parallel verlaufende Fäden enthalten, welche man durch Druck
trennen kann, erst spät werden sie fester verklebt und bilden, wie auch
der Trichter, eine kleinzellige Rindenschicht.
Die Jugendstadien der C. adspersa erinnern zweifellos an die „Pezizen"
der Zanardinia.
Für Cutl. multifida geht aus Kuckuck's Abbildungen hervor, daß auch
dort ein Körper gebildet wird (Fig. 395, 2), welcher mit dem Träger der
C. adspersa eine große Ähnlichkeit hat, doch wird kein Trichter entwickelt,
sondern es beginnt direkt, soweit ich sehe, eine Verbreiterung, welcher die
charakteristischen Spaltungen des Scheitels (Fig. 395, j) alsbald folgen.
Die Produkte der Cutlerien, die Zygoten oder Parthenosporen, bilden
(gleichmäßig bei beiden Arten) in der Keimung einen kurzen aufrechten
Faden mit einem oder mehreren Rhizoiden an der Basis. Der anfänglich
monosiphone Faden wird bald (Fig. 392. /, 2) durch Längs- und Querwände
zu einem keulenförmigen Gewebekörper, den wir das Säulchen nennen
118
IX. Phaeophyceae.
(Fig. 392, /). Dieses trägt bei C. multifida meistens keine Haare, bei C.
adspersa aber entwickelt es solche sowohl an der Spitze als auch seitlich
(Fig. 392, 2).
Das Säulchen wächst nicht erheblich in die Länge und Breite: statt
dessen beginnen an seiner Basis (Fig. 392, /) meist dort, wo die Rhizoiden
Fig. 395 n. Kucklxk u. Sauvageau. / — j Jugendstadien von Cutleria multifida. 4—6
Dies, von Cutleria adspersa. 7 Czt^/^-r/ir ^m?///';)?^«; „Aglaozonia"-Scheibe mit Zoosporangien.
3. Cutleriales. 119
ansetzen, in einzelnen Zellen Teilungen, und, indem diese fortschreiten,
kommt es rasch zur Bildung eines Scheibchens, welches dem Substrat fest
aufliegt und, an dieses angeschmiegt, durch Randzellen weiterwächst (s. oben).
Der von Yamanouchi geforderte, in den Kulturen erzielte Wechsel
zwischen den geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Pflanzen der Cutleria
bezw. Zanardinia vollzieht sich auch in der See, wenigstens in den Zentren
der Verbreitung unserer Algen. Immerhin ergeben sich mancherlei Be-
sonderheiten, welche auf Beeinflussung durch die Umgebung hindeuten.
Die Krustenform der Cutl. multifida (d. h. die Aglaozonia parvula) perenniert
an den Küsten des Mittelmeeres, der Nordsee, Atlantic usw.), doch sind die
Zeiten der Sporangienbildung sehr verschieden, z. B. entwickeln sich die
Zoosporen bei Neapel im Spätherbst, an den englischen Küsten im März
bis April, bei Helgoland im Juli— August und im allgemeinen ist Aglaozonia
im Mittelmeer die Sommer-, an der englischen Küste die Winterform; das
bedeutet freilich, daß sie in beiden Fällen die ungünstige Zeit überdauert
(vgl. Kapitel Überwinterung). Im Gegensatz dazu ist Cutleria multifida bei
Plymouth die Sommer-(Juli), bei Neapel dagegen die Winterform (Dez.-April),
welche in beiden Fällen eine relativ kurze Entwicklungszeit hat. Die Situ-
ation kehrt sich also offenbar auf Grund klimatischer Verhältnisse in ver-
schiedenen Meeren völlig um. Aber das auffallendste ist nun, daß im Norden
die Cutleria sehr stark zurückgeht, bei Helgoland wird sie nur ganz ver-
einzelt gefunden und ist oft vergebens gesucht worden, ebenso an den
norwegischen und schottischen Küsten, wo überall die Aglaozonia parvula
sehr reichlich auftritt. Das zwingt zu dem Schluß, daß überall am Rande
des Verbreitungsgebietes eine Vermehrung der Aglaozonien auseinander er-
folgen könne.
Umgekehrt wäre es möglich, daß Cutleria adspersa sich als solche
mehrfach hinter einander durch Gameten vermehrt; denn die zugehörige
Agl. melanoidea wurde zwar an den atlantischen Küsten häufig gefunden,
im Mittelmeer dagegen recht selten. (Sauvageau).
Falkenberg fand bei Neapel eine Aglaozonia, die er Agl. chilosa
nannte. Das chi— lo— sa gilt noch heute für dieselbe, wir kennen die zu-
gehörige Cutleria nicht. Ob eine solche heut noch existiere, läßt sich mit
Sauvageau wohl erörtern. Man kann sich doch auch denken, daß Cutleria
multifida in südlichen Meeren ausstirbt, daß dann in nordischen Breiten
nur Aglaozonia übrig bleibt.
Die Befunde im Meer werden ergänzt durch Kulturerfahrungen.
Kuckuck sah aus dem gleichen Aussaatmaterial Aglaozonien und Cutlerien
hervorgehen und auch Sauvageau fand in den Aussaaten der Zoosporen
von Aglaozonia melanoidea neben zahlreichen Cutlerien stets einige Aglao-
zonien. Meistens war das Verhältnis 100 : 1. Die genannten Beobachter
haben gewiß sorgfältig gearbeitet; ihre Befunde werden noch durch weitere
Kulturversuche bestätigt. Church wie Kuckuck erzielten neben den nor-
malen auch Zwergcutlerien d. h. es wurde aus den Zoosporen kein fester
Gewebekörper gebildet, vielmehr entstanden Fäden, welche meist einfach
oder, seltener, wenig verzweigt waren. In einzelnen Fällen trugen diese
Fäden (Kuckuck's var. confervoidea) Antheridien oder Oogonien. Fast
immer aber entwickelten sie an der Basis (Fig. 395, y) genau so wie die
Säulchen Scheiben, die zu großen Aglaozonien heranwuchsen („Form Church"
nach Sauvageau). Daß. aber nicht bloß diese Fadenform, sondern auch
etwas ältere zur Erzeugung von Aglaozonien schreiten können, dürfte aus
einer Bemerkung von Gran hervorgehen, wonach kleine Cutlerien, die be-
reits festes Gewebe entwickelt hatten, an ihrer Basis Scheiben erzeugten.
120 IX. Phaeophyceae.
Nach dem Vorhergehenden würde man immerhin einen regeh-echten
Wechsel zwischen Cutlerien und Aglaozonien annehmen können, mit der
Maßgabe freilich, daß aus den Cutlerien auch sekundäre Aglaozonien her-
vorsprossen können; allein es sind besonders von Sauvageau Fälle be-
obachtet, welche wohl als Übergangsformen zwischen einer jungen Cutleiia
und einem Aglaozonia-Säulchen aufgefaßt werden müssen. Dazu kommt
aber weiter, daß schon Thuret aus Parthenosporen von C. multifida
direkt Fäden erzog, welche mit einer jungen Aglaozonia-Säule keinerlei
Ähnlichkeit hatten, sie glichen vielmehr den Keimlingen, wie sie Kuckuck
aus Zoosporen erhalten hatte (Fig. 395, /), Sauvageau fand jene „Form
Thuret" im Freien wieder, sie konnte nur aus Cutleria-Oo- oder Partheno-
sporen erwachsen sein und er wies weiterhin nach, daß solche Stadien zu
den kreiseiförmigen Trägern der Cutl. adspersa werden. Danach ist kein
Zweifel, daß eine Cutleria direkt wieder zu einer Cutleria weiden kann.
Als Resultat aus dem oben gesagten ergibt sich, daß bei den Cutlerien
so ziemlich aus „allem alles" werden kann, und natürlich fragt man nun
nach den Faktoren, die eventuell die eine oder andere Form der Fortpflan-
zung auslösen.
Daß die Außenwelt bestimmend eingreife, darf man aus den ver-
schiedenen Entwicklungszeiten in verschiedenen Gegenden schon schließen,
und daß dabei die Temperatur, das Licht usw. eine Rolle spiele, mag man
erraten, allein sauber herausgeschält sind im Einzelfall die wirkenden Ur-
sachen nicht. Die Sache ist auch kaum ganz leicht, erwachsen doch Aglao-
zonien und Cutlerien aus demselben Aussaatmaterial in den gleichen Kulturen.
Von Sauvageau ist die Frage aufgeworfen, ob befruchtete und un-
befruchtete Gameten vielleicht verschiedene Pflanzen liefern. Aber man hat
dafür keine ausreichenden Anhaltspunkte. Yamanouchi sah zwar Oo- und
Parthenosporen etwas verschieden keimen, aber er bekam doch immer Aglao-
zonien-ähnliche Scheiben.
Leider ist fast niemals das Schicksal dieser oder ähnlicher Gebilde
bis zum Schluß, d. h. bis zur Bildung der Fortpflanzungsorgane verfolgt
worden. Das aber wäre mit Rücksicht auf Yamanouchis Theorie vom
Generationswechsel besonders erwünscht. Wir wissen bislang z. B. nicht,
ob die aus Parthenosporen hervorgegangenen Aglaozonien überhaupt zur
Bildung von Zoosporen kommen, und wenn das der Fall, ob dann in den
Zoosporangien die Reduktionsteilung unterbleibt usw. Ehe das nicht der
Fall, können wir kein endgültiges Urteil über jene Theorie gewinnen. Eine
experimentelle Klärung dieser Fragen verspricht mancherlei wichtige Ausblicke.
Verwandtschaften. Die verwandtschaftlichen Beziehungen der
Cutlerien scheinen mir nach dem, was über die Sporochniden berichtet
wurde, ziemlich klar. Es wird ungefähr eine Reihe Ectocarpus-Castagnea-
Nereia-Cutleria anzunehmen sein. Wir kommen darauf in dem Kapitel über
Verwandtschaften zurück und bemerken nur, daß diese schon von ver-
schiedenen Forschern vertretene Auffassung durch einen Vergleich der
Cutleriakeimlinge mit denen von Nereia usw. besonders gestützt wird.
Wie aber ist die Aglaozonia zu verstehen'.-' Ist sie wirklich eine be-
sondere Generation? Endgiltig kann man darüber erst entscheiden, wenn
noch weitere Untersuchungen vorliegen. Der Umstand, daß sie sowohl an
der Basis des Säulchens als auch an den unvollkommenen Cutleria-Pflanzen
entstehen kann, legt mir den Gedanken nahe, daß es sich hier um eine
Neubildung handle, ähnlich den später zu beschreibenden Scheiben der
Placophora (Floridee). Dies Organ entstand unter der Einwirkung der
4. Laminariales. 121
Außenwelt und die Zoosporangien wurden deshalb auf dasselbe verlegt,
weil es sich allmählich zu dem dauerhafteren Teil der Pflanze ausgestaltete.
Das Säulchen ist danach ein reduzierter Cutleriasproß. Diese Annahme
hat für mich nichts befremdliches, seit Sauvageau zeigte, daß an seiner
Spitze Cutleriafäden entstehen können.
Ursprünglich wären also die Zoosporen auf denselben Individuen er-
zeugt worden wie die Gameten. Bei Zanardinia trat eine Sonderung in
Geschlechtspflanzen und Zoosporen bildende ein, bei Cutleria fand Verschiebung
auf die Basallager statt.
Literatur.
Church, A. H., Polymorphy of Cutleria multifida. Ann. of bot. 1898. 12, 75.
Falkenberg, Die Befruchtung und der Generationswechsel von Cutleria. Mitt. Zool.
Stat. Neapel 1879. 1, 420.
Janczewski, E. de, Etudes algologiques. 1. F^condation du Cutleria adspersa. Ann.
sc. nat...bot. 1883. 6« ser. 16.
Kuckuck, P., Über den Generationswechsel von Cutleria multifida Grev. Wiss. Meeresunters.,
Abt. Helgoland, N. F. 3.
Reinke, J., Über das Wachstum und die Fortpflanzung von Zanardinia collaris Crouan.
Monatsber. d. Akad. Berlin 1876, S. 565.
— , Entwicklungsgesch. Untersuch, über die Cutleriaceen des Golfs von Neapel. Nova
acta. Leopold. 1878. 50, 59.
Sauvageau, C, Les Cutleriacees et leur alternance de generations. Ann. des sc. nat.
bot. 1899. 8e ser. 10, 265.
— . Origin of the Thallus, Alternation of Generations and the Phylogeny of Cutleria.
Bot. Gaz. 29, 277—280.
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rend. soc. biol. 1907. 63, 189.
— , Sur la germination des zoospores de l'Aglaozonia melanoidea. Sur la germination
parthenogenetique du Cutleria adspersa. Ebenda 1908. 65, 697.
Thuret et Bornet, Etudes phycologiques 1878.
yAMANOUCHi, Sh., Cytology of Cutleria and Aglaozonia. Bot. gaz. 1909. 48, 380.
— , On the life history of Zanardinia collaris. Bot. Mag. Tokyo 1911. 25, 691.
— , The life history of Zanardinia. Bot. Gaz. 1913. 56, 1.
4. Laminariales.
Die Kenntnis der Laminariales hat sich bruchstückweise entwickelt.
Bei der weiten Verbreitung in den arktischen und antarktischen Meeren
war man vielfach auf das angewiesen, was Reisende aus fernen Welten
brachten. Die auffallenden Formen wurden häufig genug in Schriften er-
wähnt, aber es fanden auch vielfach lückenhafte Angaben Eingang. Trotz-
dem sind wir heute durch Untersuchungen aus fast allen Weltteilen in der
Lage, uns ein Bild von dieser Familie zu machen; ein Bild, das freilich
erst durch Sauvageaus Entdeckung der Geschlechtspflanzen (1915) einiger-
maßen vollständig wurde.
Die Laminarien wurden schon ziemUch eingehend von alten Algologen
wie Turner, Gmelin, Gunner, Bory u. a. berücksichtigt, einen Einblick
in ihren äußeren und inneren Aufbau geben uns aber erst Postels und
Ruprecht, Kützing, Harvey, Agardh, Areschoug, Kjellman, le Jolis,
FosLiE, Skottsberg, Setchell, Mc. Millan, Killian, Yendo, Kylin u. a.
Eine zusammenfassende Darstellung der Gattungen gab Kjellman,
gleichzeitig versuchte Setchell eine neue nicht unzweckmäßige Gruppie-
rung und schließlich erörterte Reinke, das Bekannte zusammenfassend, den
äußeren Aufbau der Laminariaceen. Die Darstellung in der ersten Auflage
war im wesentlichen vor Erscheinen der REiNKEschen Arbeit niedergeschrieben.
122 IX. Phaeophyceae.
Fast in jedem Lehrbuch der Botanik steht zu lesen, daß die Laminaria-
ceen kaum unter die Höhe von Ya ^^ herabsinken, häufiger aber tropische
Schling- und Kletterpflanzen an Größe erreichen oder übertreffen. Der
Vergleich ist besonders für die großen Nereocystis- und Macrocystis-Arten
nicht ungeschickt, denn ihre Stämme sind meistens dünn und biegsam.
Diese Pflanzen bilden nun vielfach ungemein ausgedehnte und für
viele Meere ganz charakteristische Bestände, welche an festes Gestein usw.
gebunden teils die litorale, teils die sublitorale Zone einnehmen. Dabei
verdrängen sie oft den litoralen Fucaceengürtel (s. unten) oder lösen ihn
nach unten hin ab.
Die Laminariales sind, wie das auch Setchell wieder darlegt, polare
Gewächse. Die Eismeere des Nordens sind ihre Heimat, und von dieser
aus dringen sie durch die Behringsstraße an asiatischen und amerikanischen
Küsten ebenso in den großen Ozean (zum Teil ziemlich weit, z. B. nach
Japan) vor, wie sie in der Atlantic über Grönland nach Amerika einerseits,
nach Skandinavien, Großbritannien, Helgoland und Frankreich andererseits
übergreifen. Gegen den Äquator — in wärmeren Meeren — treten sie
zurück, so kommen z. B. im Mittelmeer nur noch spärliche Laminarien
(L. RoDRiGUEzii u. a.) vor. Auch die Antarctis hat ihre Laminariaceen
und schickt dieselben zur Südspitze Afrikas und besonders Amerikas hin-
über, wo die Macrocystis- und Lessoniaformen des Feuerlandes schon so
häufig die Bewunderung der Reisenden wachgerufen haben.
Daß solche Gestalten reines Seewasser verlangen, ist kaum verwunderlich,
deshalb ist z. B. in der Ostsee von einer eigentlichen Laminarienvegetatiou
nicht mehr die Rede, mag auch die Pflanze dort vereinzelt festgewachsen
oder verschleppt vorkommen.
Die Gestalt der Laminariales wird erst aus ihrer Lebensweise ver-
ständlich. Die Anpassungen an bestimmte Standorte sind so deutlich, daß
unsere Gruppe eine der nettesten Paradigmata bildet, an welchen man die
Beziehungen zwischen Form und Außenwelt demonstrieren kann. Deshalb
versagen wir uns vorläufig ein Eingehen auf diese Fragen, schildern trocken
den morphologischen Aufbau und kommen in Bd. III auf die Sache zurück.
Die Laminarien besitzen eine außerordentlich kleine geschlechtliche
Generation, welche Antheridien und Oogonien bildet; aus ihr geht die un-
geschlechtliche Pflanze hervor, die in ihren Ausmaßen das gerade Gegenteil
von den Geschlechtspflanzen darstellt; sie trägt unilokuläre Sporangien.
Da die gametentragenden Stadien nur von wenigen Arten bislang bekannt
sind, vielleicht auch gar nicht sehr in den verschiedenen Gruppen variieren,
nehmen wir die großen Sporophyten zum Ausgang unserer Einteilung. Den
Typus der Gruppe bildet Laminaria selber, welche Stiel und Spreite eines
einzelnen Laubblattes imitiert; von ihr kann man die meisten Gattungen
unschwer herleiten; nur Chorda fügt sich nicht ohne weiteres nach seiner
äußeren Form ein und man muß wohl eine besondere Familie bilden.
A. Der Gametophyt.
Sauvageau, dann Kylin, Kuckuck und Wil iams gelang es die
Keimung der aus den unilokulären Sporangien der Laminarien und der
Chorda hervorgegangenen Schwärmer zu beobachten. Diese runden sich
nach dem Berühren der Unterlage ab, umgeben sich mit Haut und treiben
dann einen Fortsatz, in welchen fast alles Plasma einwandert (Fig. 396, j).
Der mit diesem erfüllte^ Raum schwillt an und wird durch eine Wand ab-
gegliedert, indem sich gleichzeitig die Chromatophoren vermehren. Aus
4. Laminariales.
123
der so entstandenen Kugel erwachsen dann kriechende, mehrfach ver-
zweigte Fäden (Fig. 396, 2, j). Die männlichen Pflänzchen (Fig. 296, j — 4)
tragen einzeln oder in ganz kurzen Reihen die Antheridien, welche ihrer-
seits fast farblos sind und je ein Spermatozoid entlassen, das denen der
Fucaceen ähnlich ist. Die weiblichen Gebilde sind meistens etwas weniger
verzweigt, jede Zelle der Fädchen kann zu einem Oogon werden, und aus
diesem schlüpft der Inhalt durch eine enge Öffnung aus (Fig. 396, 7)
nachdem sich das Ganze senkrecht zum Substrat gestreckt hat. In schlecht
Fig. 396. / — j Entwicklung des Gametophyten von Laminaria digitata n. Kylin. 4-
Gametophyt und Keimung der Laminaria saccharina n. KuCKUCK.
ernährten Kulturen kann die Kugelzelle, welche bei der Keimung entstand,
direkt zum Oogon "werden und bei Saccorrhiza unterbleibt sogar regelmäßig
jegliche Teilung der Zoospore. Ohne die leere Zelle zu bilden, welche die
anderen Keimlinge auszeichnet, runden sich die Schwärmer dieser Gattung
nach Sauvageau ab, umgeben sich mit einer Zellhaut und aus dieser
schlüpft dann der ganze Inhalt als Ei aus. Das ist wohl das primitivste,
was man von „Gametophyten" an irgend einer Stelle des Pflanzenreiches
kennt (Kylin).
124 I^- Phaeophyceae.
WiLLiAjtfS sah, wie Spermatozoiden sich auf das befreite Ei stürzen
und verfolgte auch die Verschmelzung von Sperma- und Ei-Kern. Das
Gesagte gilt für die Laminarien, bei Chorda bleibt das Ei im Oogonium
hängen, es wird durch Teile der erweichten Oogoniumswand zurückgehalten.
Die Spermatozoiden können durch letztere zum Ei vordringen.
B. Der Sporophyt.
-j- Äußerer Aufbau.
a) Jngendstadien (Embryonale Stufen).
Die keimenden Zygoten bleiben bei Chorda durch die Schleimmassen
des Oogons fast immer in Zusammenhang mit dem Gametophyten ; bei den
Laminarien werden sie oft weggespült, immerhin bleiben auch bei diesen
die Keimlinge mit den zeitig gebildeten Rhizoiden sehr häufig in den
Oogonien hängen. Das sind dann die zum Teil in Fig. 397 abgebildeten
Stufen, welche auch Drew, Yendo, Killian u. a. vor sich hatten, Forscher,
denen die Beobachtung der Sexualität noch nicht glückte. Sie, wie auch
Sauvageau, Kylin u. a. haben aber die Entwicklung der jungen Lami-
narien, d. h., des Sporophyten durchaus richtig beschrieben.
Aus der Zygote geht (Fig. 397) zunächst eine Reihe von wenigen
Zellen hervor und diese kann nach Pascher schon Zoosporangien mit Zoo-
sporen bilden. Normaler Weise freilich beginnen die Gliederzellen Längs-
teilungen und diese führen bei Chorda (Fig. 398, i) zu den gerundeten
Fäden, welche diese Gattung auszeichnen. Bei allen anderen Laminariales
kommen sehr rasch von Rhizoiden gestützte Flächen zu Stande (Fig. 397, 4).
Die Keimlinge haben anfänglich eine Spitzenzelle (Fig. 397, 2, j), diese
wird aber durch Längswände, welche alle in eine Ebene fallen, ebenso wie
die unter ihr liegenden Elemente zerlegt, und nunmehr wächst der ganze
Oberteil zu einem einschichtigen Blättchen heran, das sich durch Längs- und
Querteilungen ständig vergrößert (Fig. 397, ./, 6, j). Killian und Yendo,
welche gleichzeitig in verschiedenen Erdteilen die Laminariaceen-Keimlinge
studierten, machen darüber im Einzelnen nur wenig verschiedene Angaben.
Ebenso Sauvageau. Offenbar ist die Entwicklung bei verschiedenen Arten
nicht ganz gleich. Die unteren Regionen der Keimlinge teilen sich zunächst
weniger energisch als die oberen, bald aber werden sie durch Wände,
welche nach allen Richtungen des Raumes gestellt sind, zu einem ge-
rundeten Körper, dem Stiel (Fig. 397. 6, 7). Der Vorgang ist bei den ein-
zelnen Gattungen wohl wieder in Nebensächlichkeiten verschieden. (Killian,
Yendo, Sauvageau).
Gleich nach der Differenzierung des Stieles tritt an der Grenze von
Stiel und Spreite eine Wachstumszone interkalar auf und sorgt nun für
Vergrößerung der angrenzenden Teile. Zunächst aber hören damit Zell-
vermehrungen an anderer Stelle nicht auf, überall sind sie noch tätig und
so entstehen dann Formen wie Fig. 397, 5. In diesen hat die Lamina
ihre Einschichtigkeit längst eingebüßt; von der interkalaren Wachstumszone
beginnend stellten sich Teilungen parallel zur Oberfläche ein, und machten
jene erst zwei- dann mehrschichtig. Das Fortschreiten dieses Vorganges
ist an gewissen Färbungen und Zonenbildungen äußerlich unschwer zu er-
kennen. Der Rand des Laubes bleibt, soweit ich sehe, immer einschichtig,
bei der einen Gattung in größerem Umfange als bei der anderen; und es
sei hier vorweg bemerkt, daß diese einschichtigen Ränder später bei fast
allen Gattungen zerrissen werden. Das hat Yendo betont.
4. Laminariales.
125
Die Spreite wird durch Teilungen parallel zur Fläche derber und
durch solche senkrecht zu ihr natürlich auch größer, dementsprechend
werden die Haftorgane verstärkt. Zunächst wird die Zahl der Rhizoiden
vermehrt, dann aber bildet sich
an der Stielbasis ringsum eine
Wucherung, die sich immer
mehr zur Haftscheibe erweitert
(Fig. 401, 2, 3).
b) Die erwachsenen Pflanzen.
(Postembryonale Stufen.)
Chorda unterscheidet sich
in Entwicklung und äußerer Form
scharf von 'den übrigen Lami-
nariales und so wird es nicht
schwer, zwei Familien zu unter-
scheiden :
1. Chordaceae mit stets
gerundeten Sprossen,
2. Laminar iaceae mit
Sprossen, die sich sehr
zeitig in Stiel und Spreite
differenzieren.
I. Chordaceae.
Chorda Filum, die Meer-
saite, erreicht nicht selten 3 — 4 m
Länge bei nur 2 — 4 mm Durch-
messer. Die festen braunen
Stränge sind völlig unverzweigt.
Die Algen gehen auch ins Brack-
wasser und immer suchen sie
ruhige Plätzchen auf. An solchen
steigen sie vom Substrat, auf
welchem sie mit einer Haft-
scheibe festsitzen, vertikal empor,
um, wenigstens im seichten
Wasser, die oberen Enden peit-
schenartig auf dem Wasser auszu-
breiten. Übrigens ist die Pflanze
vermöge ihrer Form auch wohl
an bewegtes Wasser angepaßt.
Sie ist gemein an allen
nordatlantischen und nordischen
Küsten.
Die erwachsene Pflanze
bildet ihre Haftscheibe, die übri-
gens nicht sehr groß ist, aus
Hyphen, welche, außen aus der
Rinde entspringend, (vielfach in
Fig. 397. / Sporophyt von Lammaria saccharina mit
den Resten der Antlieridien und der jungen Pflanze
n. Kuckuck. 2, j Keimlinge der Laminaria digi-
tata n. Kylin. 4 Keimling der Lammaria digi-
tata n. KiLLlAN. 5 Ders. von Laminaria saccha-
rina n. Drew. 6, 7 Dies, von Costaria Turnen
n. YknDO.
126 IX. Phaeophyceae.
den äußeren verschleimten Membranschichten) abwäi'ts verlaufen und sich
fest miteinander verflechten.
Nach Kylin wächst die Meersaite nicht gleichmäßig über ihre ganze
Länge, wie man gemeinhin annahm, sondern sie hat an der Spitze eine
teilungsfähige Zone, welche allmählich in die fertilen Teile übergeht; diese
nehmen den größten Raum auf den langen Sprossen ein, doch sind die
untersten mehrere Dezimeter langen Regionen steril.
Auf Längs- und Querschnitten durch den fertigen Chordasproß kann
man außen ein palissadenartig aufgebautes Rindengewebe {r Fig. 398, 4, 5)
erkennen; ihm folgen nach innen als Angehörige des Zentralkörpers ziem-
lich lange, weite Zellen, und diese werden weiter einwärts abgelöst durch
langgestreckte, sehr dünne Fäden (Längsfasern // Fig. 398, j). Die ganzen
Gewebemassen umschließen einen mittleren Hohlraum, welcher mit Schleim,
häufig auch mit Gasen gefüllt ist. Letztere können so massenhaft auftreten,
daß die röhrige Thalluswandung aufgebläht wird.
Betrachten wir jetzt, Reinke folgend, den Gewebebau etwas ge-
nauer, so finden wir an den sterilen unteren Teilen des Thallus als Rinde
eine einfache Schicht von chromatophorenreichen, nicht sehr großen Zellen.
Solche sind auch in den oberen Regionen gegeben, solange diese noch jung
sind; sie vermehren sich zunächst noch durch antikline Teilungen. Das hört
indes mit der Zeit auf; nun strecken sie sich in radialer Richtung (Fig. 398, 2)
und werden gleichzeitig etwas voneinander entfernt, weil der Sproß in die
Länge wächst. Bald darauf werden sie durch Tangentialwände in zwei un-
gleiche Zellen zerlegt, in eine innere, kleinere (Basalzelle, d Fig. 398, 2) und
eine größere, äußere. Letztere stellt das dar, was Reinke als Assimilations-
schlauch bezeichnet, ein Organ, welches im weiteren Verlauf der Entwick-
lung zu einem umgekehrt keulenförmigen Körper heranwächst und welches
sowohl durch den Chromatophorengehalt als auch durch die derbe Membran
an seinem Scheitel ausgezeichnet ist (Fig. 398, j).
Diese Assimilatoren rücken mit dem Längenwachstum des ganzen
Thallus an ihrer Basis immer weiter auseinander, ihre Basalzelle {d Fig. 398,
2, j) entwickelt infolgedessen eine freie Außenfläche und auf dieser werden
seitlich neben den Assimilatoren in Mehrzahl Vorstülpungen sichtbar (Fig. 398,
2 sp), welche endlich zu unilokulären Sporangien heranwachsen.
Die Sporangienanlagen enthalten nach ihrer Abgliederung von der
Basalzelle einen Kern und etwa 4 Chromatophoren , beide vermehren sich
reichlich und schließlich ballt sich um einen Kern und mehrere Chroma-
tophoren das Plasma zu den Zoosporen. Das ist nichts Besonderes; wohl
aber muß auf Kylins Beobachtung hingewiesen werden, wonach die erste
Teilung im jungen Sporangium eine Reduktionsteilung ist. Sie vollzieht
sich unter Bildung eines Synapsisstadiunis und führt zu etwa 20 Chromo-
somen; nachdem in dem ganzen großen Chordafaden bis dahin immer
40 Kernelemente in den Teilungen zu finden waren.
Die weiten Zellen des Zentralkörpers führen noch ziemlich reichlich
Chromatophoren, sie sind, wie leicht ersichtlich, lang prismatisch, die Quer-
wände sind dünn, die Längswände aber recht stark verdickt (Fig. 398, 4, 5),
und zwar in den sterilen unteren Teilen der Chorda erheblich stärker als
in den oberen. Das bedingt natürlich entsprechende Festigung.
Wir nannten die innersten Elemente Längsfäden und nicht mit Reinke
Hyphen. Der Grund hierfür wird alsbald klar werden.
Neben den Längsfäden sind wirkliche Hyphen vorhanden; diese ent-
springen (Fig. 398, j) einer an die Längsfäden grenzenden Schicht des
Zentralkörpers und verlaufen unter mehrfacher \'erzweigung ungefähr senk-
4. Laminariales.
127
Fig. 398. Chorda fäum n. Kylin u. Reixkes Atlas. / Keimpflanze. 2 Längsschnitt
durch die peripheren Teile eines jungen Sprosses. 3 Dasselbe von einem älteren Exem-
plar. 4 Querschnitt durch einen erwachsenen Thallus. 5 Längsschnitt durch denselben.
r Rinde, c Zentralkörper. If Längsfasern, h Hyphen. a Assimilatoren. b Basalzellen.
sp Sporangien.
128
IX. Phaeophyceae.
recht zur Längsachse des Thallus, indem sie sich zwischen den Längsfäden
hindurchzwängen (Fig. 398, j, h).
An gewissen Stellen entwickeln sich die Hyphen reichlicher, wachsen
in den zentralen Hohlraum hinein und bilden durch innige Verflechtung
Gewebeplatten, welche wie Diaphragmen den Innenraum quer durchsetzen.
Diese stehen in ziemlich konstanten Abständen.
Der geschilderte Aufbau bildet sich aus dem oben erwähnten und in
Fig. 398, / wiedergegebenen Keimling dadurch heraus, daß die Gliederzellen
des Keimfadens durch gekreuzte Längswände Quadranten bilden, welche
Fig. 399 n. Kyi.ix. Gewebe in der wachsenden Region von Chorda filnm. i Querschnitt.
2 Längsschnitt. // Haar.
weiterhin durch je eine Radialwand zerfallen, so daß acht keilförmige Zellen
resultieren. Späterhin folgen tangentiale Wände und, indem die peripheren
Zellen sich rascher nach allen Richtungen teilen als die zentralen, entstehen
Gewebekomplexe wie sie in Fig. 399 nach Kylin wiedergegeben sind. Das
ist die Anordnung in den oberen wachsenden Regionen der Chorda-Fäden.
Der Zentralkörper wird von kurzen, sehr inhaltsreichen Zellen gebildet,
auf diese folgt ein Mantel mit etwas länger gestreckten Elementen, die nach
außen kürzer werden (Fig. 399, 2). Auf dem Querschnitt geben sich die
Rindenzellen als radiäre Reihen zu erkennen, deren zu äußerst liegende
Elemente inhaltsreicher sind (Fig. 399. J).
4. Laminariales. 129
Ganz so, wie ich das in der ersten Auflage auf Grund von Grubers
Präparaten vermutet hatte, strecken sich die mittleren Zellen gewaltig, ohne
noch viel Querteilungen zu erfahren und bilden damit die Längsfäden {If der
Fig. 398, 5). Sie weichen überall etwas voneinander, besonders aber trennen
sie sich in der Mitte und dadurch entsteht dann der axile Hohlraum
(Fig. 398. j), in welchen Hyphen {hy) von der Innenseite hineinwachsen.
Die radiär gestellten Reihen der Rinde schließen unter immer neuen
Teilungen ihrer peripheren Zellen zu einer stark gefärbten Außenschicht
zusammen und aus dieser gehen dann die Assimilatoren und Sporangien
in der oben geschilderten Weise hervor.
Schon an relativ jungen Pflanzen entstehen Wirtel von farblosen Haaren;
sie entspringen meistens aus Zellen, welche an früh gebildete Querwände
der jungen Pflanze grenzen. Später fallen diese primären Haare ab und
werden durch sekundäre ersetzt, welche aus beliebigen Rindenzellen reich-
lich hervorsprossen und zwar sind es (Fig. 398, 2 h) schräg gestellte Wände,
welche die Basalzelle eines Haares von der Rindenzelle trennen.
Chorda tomentosa stimmt mit Chorda filum überein, doch ist der Sproß
an Stelle der Haare mit zahlreichen, langen, goldgelben Fäden besetzt,
welche zweifellos für die Ernährung tätig sind. Die Assimilatoren sind
hier nicht keulig, sondern breit eiförmig, blasig und erinnern so etwas an
diejenigen der Delamarea.
2. Laminariaceae.
Alle Vertreter dieser Familie durchlaufen die embryonalen Stufen,
welche wir oben schilderten, d. h. der Keimling gliedert sich sehr zeitig in
den Stiel und die Laubfläche. Ziemlich spät werden aus dieser allen ge-
meinsamen „Normalform'' Typen herausgearbeitet, welche uns die Unter-
scheidung verschiedener Gruppen ermöglichen. Das bedeutet besser aus-
gedrückt eine Differenzierung, welche nichts anderes ist als eine Anpassung
an verschiedene Lebensbedingungen. Auf Grund der Entwicklung und der
Ausgestaltung fertiger Pflanzen kann man etwa die folgende Gruppierung
vornehmen :
Saccorhiza
t
Phyllaria
^^^^-T ia m inaria--^^
<— "^
1 ^^^^^
Dictyoneuron
Hedophyllum
^~^ Cymathere
Lessonia
Arthrothamnus
Costaria
Pelagophycus
Thalassiophyllum
Undaria
Postelsia
Eisenia
Alaria
Nereocystis
Ecklonia
Egregia
Macrocystis
Agarum
a) Laminaria-Gruppe.
In der Gattung Laminaria behalten die Arten, welche der L. saccha-
rina (Fig. 400) nahe stehen, ebenso die Typen, welche Griggs als Ren-
frewia zusammen faßte, zeitlebens die Umrisse bei, welche wir eben für
die Keimpflanzen schilderten, nur die Größenverhältnisse werden natürlich
andere. Bei Laminaria (Renfrewia) parvula haben wir es noch mit kleinen,
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 9
130
IX. Phaeophyceae.
Fig. 400. / Keimpflanze einer Laminar ia (digüata?). Oiig.
2 Laminaria saccharina. Orig. J, 4 Laminaria Sinclairii
n. Setchell im Laubwechsel.
ziemlich zarten Formen
zu tun; in der Sac-
charina-Gruppe dagegen
mit großen und derben.
Laminaria saccharina
z. B. erreicht im Stiel
eine Länge von 1 bis
IV2 m, in der Laub-
f lache 2V2— 3 m; der
Stiel der L. longicruris
wird sogar 5 m lang,
die Spreite mißt 4 m
in der Länge und 60 cm
in der Breite (Rosen-
vinge).
Bei den Renfre-
vvien genügt die oben
geschilderte Haftscheibe
dauernd für die Befesti-
gung, beiden Saccharina-
ähnlichen Formen nicht.
Bei [diesen treten am
Rande der Haftscheibe
— mäßig alte Pflanzen
vorausgesetzt — lokale
Wucherungen auf (vgl.
Fig. 401, 2, j), erst
einige, dann immer mehr
bis ein ganzer Kranz ge-
bildet ist; das sind die
so charakteristischen
Krallen oder Haften Sie
sind von rundlichem
Querschnitt, krümmen
sich gegen die Unter-
lage, verzweigen sich
dichotom und krallen
sich am Substrat fest,
in dem die Spitze oder
auch andere Stellen sich
saugnapfartig verbrei-
tern. Im Laufe der Zeit
entstehen mehrere mit-
einander alternierende
Wirtel solcher Organe;
da sie nachträglich noch
ein gelindes Wachstum
zeigen, heben sie die
primäre Haftscheibe
vom Substrat ab. Die
Vorgänge erinnern an
die adventiven Stelz-
wurzeln von Zea Mais
4. Laminariales. 131
und an ähnliches. Die sukzessiven Wirtel haben wie Foslie betont, zu
den Geweberingen im Stamm (s. unten) keine Beziehungen.
Solche Krallen kehren nun, das sei bereits hier bemerkt, fast in der
ganzen Familie der Laminariaceen ebenso wieder wie die primäre Haft-
scheibe im Jugendstadium. Varianten im einzelnen sind natürlich nicht
ausgeschlossen, und besonders treten in derselben Spezies nach Foslie
Unterschiede auf, je nachdem die einzelnen Individuen stärker oder schwächer
durch Zug in Anspruch genommen werden.
Kjellmanns Repen s -Gruppe besitzt das Laub der vorigen, aus der Basis
des Stiels aber brechen neben und über den Krallen Ausläufer hervor, welche
an der Spitze neue Spreiten bilden, nachdem sie sich aufgerichtet haben. L.
Rodriguezii Bornet, eine der wenigen Mittelmeerlaminarien, gehört hierher.
Die Laminarien der Digitata-Gruppe weichen im Alter von den
Jugendformen recht weit ab. Die Spreite wird erheblich breiter als in der
vorigen Abteilung, und schon auf recht jungen Stufen beginnen Risse auf-
zutreten, welche vom vorderen Rande her die ganze Fläche in Streifen von
verschiedener Zahl und Breite zerlegen, die schließlich nur noch an der
Basis zusammenhängen (Fig. 401). Die Größenverhältnisse entsprechen im
wesentlichen den oben angegebenen; wir erfahren von 5 m und mehr
Höhe, von 8 cm Stammdurchmesser usw. Das Längenverhältnis von Stie
und Spreite zueinander variiert sehr, sogar bei der nämlichen Spezies
Derinterkalare Vegetationspunkt an der Grenze zwischen Stiel und
Laub, den wir schon an jugendlichen Keimpflanzen erkannten, bleibt dauernd
erhalten; ganz besonders aber tritt er in Tätigkeit, wenn der jährliche Laub-
wechsel beginnt, der heute kaum noch für eine Laminarien- Art zweifelhaft
ist. Schon die alten Algologen erwähnen ihn, doch haben erst Harvey,
Ruprecht, le Jolis, Foslie, Setchell u. a. die Sachlage geklärt.
Der Beginn des Laubwechsels macht sich dadurch bemerkbar, daß die
interkalare Wachstumszone eine energische Tätigkeit entfaltet. Bei Lami-
naria saccharina, die wir zunächst ins Auge fassen (Fig. 400), entsteht rasch
eine teller- oder scheibenförmige Verbreiterung, welche durch eine Ein-
schnürung! von der alten Spreite scharf geschieden ist. Letzteres beweist, daß
hier genau die Grenze zwischen Stiel und Spreite bevorzugt teilungsfähig
ist. Das Scheibchen wächst immer mehr zu einem lineal-zungenförmigen
Gebilde heran, das sich sehr bald als neue Spreite zu erkennen gibt und
als solche funktioniert. Das alte Laub wird von den Wogen zerfetzt und
bricht endlich an der Einschnürungsstelle ab. Je nach der Meeresbewegung
hält es sich längere oder kürzere Zeit.
Setchell beobachtete bei den laubwerfenden Laminarien der ameri-
kanischen Westküste das Auftreten eines scharfen Ringrisses (Fig. 400, j, ^).
Wie mit einem Messer wird die äußere Rindenschicht aufgetrennt, und die
neue Spreite entsteht nun durch energisches Wachstum von Zentralkörper
und Innenrinde. Die Reste der Außenrinde bleiben am Oberende des Stiels
und am Unterrand des alten Laubes lange erhalten wie eine Manschette.
Für europische Laminarien wird dieser Vorgang bislang nirgends angegeben,
vielleicht ist er aber übersehen worden.
Lam. Cloustoni le Jol. (L. hyperborea Fosl.) bildet zunächst an der-
selben Stelle wie L. saccharina eine neue Scheibe, welche (Fig. 401) das
alte fingerteilige Laub emporhebt. Aus der jungen Platte, die übrigens
häufig arg verkrümmt ist, gehen dann die „Finger" des Laubes dadurch
9*
132
IX. Phaeoph5'ceae.
hervor, daß im apikalen Teile derselben von den Seiten her beginnend
Längsspalten auftreten (Fig. 401, links). Diese Spalten verlängern sich be-
^t?^^.^ Fig. 401. / Latniiiaria Cloustoni
• i^t"-'^ ^ V\ ^"^ Laubwechsel. Orig. 2 u. j
Sr'A-T'l ^Ä/^ Keimlinge von Laminar ia digi-
^ Ijß.'^ tata \\. DreW.
4. Laminariales. 133
sonders gegen die Spitze der jungen Fläche hin, und schheßlich dringen sie
bis an den oberen Rand derselben vor. Dadurch werden natürlich die
Fingerlappen an ihrer Spitze frei und wachsen nun selbständig weiter, wie
das Fig. 401 leicht ergibt; dabei können sie auch von der Spitze her er-
neute Längsspaltung ei fahren.
Nicht alle Laniinarien aber folgen offenbar genau diesem Typus, denn
nach FosLiE beteiligt sich bei L. flexicaulis le Jol. (L. digitata [L.J Edm.)
das oberste Ende des Stieles an der Neubildung des Laubes nicht. Viel-
mehr ist es hier nur die Basis der alten Blattfläche selber, welche eine
erneute Tätigkeit beginnt. Deshalb fehlt häufig bei L. flexicaulis die Ein-
schnürung zwischen der jungen und alten „Blattfläche". Dieselben gehen
bei oberflächlicher Betrachtung direkt ineinander über und gaben Ver-
anlassung zu der Meinung, daß solchen Formen der Wechsel des Laubes fehle.
An die Zone der Neubildung schließt sich nach aufwärts die Region
des stärksten Wachstums. Fallis hat diese messend festgestellt und ge-
funden, daß die Verlängerung einige Zentimeter oberhalb der Übergangs-
zone zwischen Stiel und Spreite am stärksten ist, daß aber dann das Wachs-
tum allmählich gegen die Blattspitzen hin ausklingt.
An den nordeuropäischen Küsten findet man die Laminarien im Februar
bis März im vollen Laubwechsel. Um diese Zeit zeigten ihn z. B. sowohl
Exemplare der L. Cioustoni von den Küsten Finmarkens, welche Foslie
abbildete, als auch diejenigen, welche von Helgoland stammend in Fig. 400
u. 401 wiedergegeben sind. Auch für L. Rodriguezii aus dem Mittelmeer
erwähnt Bornet ähnliches. Danach beginnt der Prozeß im Dez.— Jan, und
ist im April— Mai im wesentlichen beendet, wenn auch bei der L. Rodri-
guezii, welche sehr tief wächst, das alte Laub noch bis zum Herbst erhalten
bleibt. Doch nicht überall und auch nicht von allen Spezies werden die-
selben Zeiten eingehalten, Ruprecht meldet z. B., daß im Ochotskischen
Meer, in welchem das letzte Eis erst im August zu schwinden pflegt, der
Regenerationsprozeß im Juli noch nicht beendet war.
Wie oft sich der Laubwechsel am gleichen Individuum wiederhole, war
aus den meisten Angaben der Algologen nicht recht zu ersehen. Neuer-
dings gibt Yendo an, daß die Laminarien der japanischen Küsten im Okt.
bis Dez. die Gameten entwickeln. Die Sporophyten wachsen vom Jan. bis
Okt. des nächsten Jahres zu normalen Pflanzen heran, die auch fruchten.
Im Winter wird die Hauptmasse des Laubes zerstört, doch treibt die inter-
kalare Wachstumszone bis zum September ein neues Blatt, das nun fruchtet
und dann mit dem Stiel ganz von der Bildfläche verschwindet. Danach
wären diese Laminarien zweijährig. Ob das für alle Formen in anderen
Meeren zutrifft, steht noch dahin, jedenfalls sind die Unterschiede nicht goß.
Denn Kylin fand an Schwedens Westküste im Sommer Larainarienkeimlinge
von 1 mm bis zu 10 cm Höhe. Am Ende des Sommers erreichten sie 20 bis
30 cm. Im folgenden Winter wechselten die nunmehr einjährigen Pflanzen
das Laub ohne zu fruchten. Sporangien tragen erst die 2 Jahre alten
Pflanzen. Die einjährigen Algen sind also schwächer als die älteren, das
tritt auch bei den japanischen Arten hervor, obwohl diese schon im ersten
Jahr fruchten. Ob auch im Norden Europas die Laminarien nach 2 Jahren
völlig absterben, ist nicht klar. Prüfung ist notwendig. Ich könnte mir
denken, daß die erstarkten Pflanzen mehrere Jahre hintereinander den Laub-
wechsel wiederholen, der dann immer in engster Beziehung zur Fruktifikation
stehen würde. Wenn Foslie sagt, daß 4—5 Jahre vergehen, ehe eine von
Laminarien entblößte Stelle wieder mit Exemplaren von 1 m Höhe besiedelt
wird, so könnte das vielleicht diese Hypothese stützen.
134
IX. Phaeoph3'ceae.
Die Sori überziehen meist in großen' unregelmäßig begrenzten Flecken
beide Seiten des Laubes, nur in einzelnen Fällen haben sie bestimmtere
Umrisse, z. B. bei L. Rodriguezii liegen zwei fast halbmondförmige Sori
symmetrisch an der Basis des alten Laubes.
Als Laminarien mit stark modifizierter Basis resp. mit veränderter Krallen-
bildung darf man wohl die eigenartige Phyllaria und die Saccorrhiza betrachten.
Die Keimlinge der Phyllaria (Saccorrhiza) dermatodea le Jol.
gleichen im wesentlichen denjenigen der Laminarien, haben aber Haargruben.
Sie besitzen wie jene eine Haftscheibe. Unmittelbar über dieser geht nach
Setchell aus dem Stiel ein Wulst hervor (Fig. 402, /), welcher nach-
einander zwei Kreise von breiten Krallen gegen das Substrat entsendet
(Fig. 402, 2). Die Krallen greifen glockenartig über die Haftscheibe.
Fig. 402 n. BarBER U. Setchell. / Phyllaria dermatodea, ]unges Exemplar. 2 dies..
älteres Exemplar, sp die sporangientragenden Regionen. 3 Saccorrhiza bnlbosa, jung.
4 dies., älter, spr Spreite, st sekundärer Stiel, gl Glocke.
Durch die Tätigkeit eines interkalaren Vegetationspunktes wird an der
Basis der ursprünglich sehr dünnen Laubfläche derberes lederartiges Gewebe
eingeschaltet, welches keine Haargruben mehr führt (Fig. 402, 2). Auf
diesem lederartigen Teile des Laubes entstehen dann die Sporangien.
Noch seltsamer ist Saccorrhiza bulbosa(BARBER, Phillips, Sauvageau).
Die älteren Keimlinge haben ein zerschlitztes Laub wie die Laminarien.
Ein Ringwulst entsteht nach Barber auch hier (Fig. 402, j), jedoch geht
derselbe unmittelbar unter der Lamina aus der interkalaren Wachstumszone
hervor. Der Wulst wächst später zu einem schirm- dann zu einem glocken-
förmigen Körper heran, der wiederum die primäre Haftscheibe und den
unteren Teil des Stieles einschließt. Vom Rande und zum Teil auch von
der Oberfläche der Glocke entspringen dann in mehreren Reihen Krallen
(Fig. 402, 4), welche für Festheftung auf dem Substrat sorgen. Ein Teil
der Krallen bleibt rudimentär und bedingt in Verbindung mit zahlreichen,
oft regelmäßig angeordneten Papillen ein rauhes Aussehen der ganzen
4. Laminariales.
135
Oberfläche. Für die Bildung des Ringwulstes und der „Glocke" wird indes
nicht das ganze interkalare Meristem aufgebraucht, vielmehr wächst der Teil
unmittelbar über dem ersteren bedeutend in die Länge und hebt damit die
Spreite weit empor (Fig. 4Ö2, 4). Der so nachträglich entwickelte Stiel si ist
stark abgeflacht, an seiner Basis ist er schraubig gedreht, und späterhin
erscheinen gar noch wellig gekrümmte
Flügel an seinen Rändern.
Die Sporangien entstehen auf dem ge-
wellten und gedrehten Stiel und vor allem
auf der Außen- und Innenseite der basalen
Glocke (s. auch Gardiner). Hierin weicht
S. bulbosa unverkennbar scharf von Phyllaria
dermatodea ab und nähert sich in gewissem
Sinne der Alaria, wie auch Barber bereits
betont. Das Gemeinsame ist die Entstehung
der fruktifizierenden Teile direkt aus der
interkalaren Teilungszone.
Die S. bulbosa kommt an den fran-
zösischen, englischen, norwegischen usw.
Küsten vor; auch bei Neapel sah ich sie.
Sie stellt nach Barber eine der größten
europäischen Algen dar. Die Glocke kann
bis zu 30 cm Durchmesser, der Stiel bis
zu 60 cm Länge erreichen, und die Spreite
mißt ausgebreitet 2 — 4 m nach demselben
Autor. ToBLER gibt etwas geringere Ab-
messungen an. Das Gewächs ist nach
Phillips einjährig. Er fand es im Oktober
an den englischen Küsten voll entwickelt,
im März waren nur noch die Glocken vor-
handen, das Laub war von den Wellen
zerrissen.
Die Glocke der Saccorrhiza mag man
zunächst als Haftorgan betrachten, das an
Stelle der gewöhnlichen Krallen tritt. Es
leistet aber zweifellos mehr. Die große
Halbkugel widersteht den Stürmen des
Winters, indem die Wogen über dieselbe
wegrollen wie über einen Steinblock, das
betonte schon Greville, und damit ist die
Möglichkeit gegeben, im Frühjahr Fort-
pflanzungsorgane zu produzieren und in
ruhigeren Zeiten neue Pflanzen mit Spreite j. 403. Dictyoneuron caUfomicum
zu erzeugen. n. Ruprecht.
Hierher mag man einstweilen auch Skottsbergs Phaeoglossum mona-
canthum rechnen; sie hat die Umrisse der jungen Laminarien, eine Haftscheibe,
aber keine Krallen. Sporangien sind unbekannt.
ß) Lessonia-Gruppe.
Die Formen der Lam. digitata führen uns unschwer hinüber zu einer
Anzahl von Gattungen, die sich alle durch eine ganz charakteristische
136
IX. Phaeophyceae.
Zerspaltung des Laubes auszeichnen. Man könnte sie fast als Schizo-
Laminariaceen bezeichnen.
Eine der einfachsten unter ihnen ist wohl Dictyoneuron (Fig. 403).
Die Pflanze gleicht noch im Alter und umsomehr vermutlich in der Jugend
einer kurzgestielten Laminaria. Die Leisten und Rippen, welche eine Netz-
zeichnung herbeiführen, sind nebensächlich, wichtig aber ist die Art der
Fig. 404. / u. 2 Keimlinge von Lrssoiüa flavicans Boryg n. Skottsberg. 3 Schema einer
jungen Pflanze von Lessonia. 4 Lessonia nigrescens n. PosTELS u. RUPRECHT. Die Zweige
sind etwas anders gelegt als im Original.
Längsspaltung. An der Grenze von Stiel und Spreite tritt nämlich (Fig. 403)
ein Riß auf, derselbe setzt sich späterhin nicht bloß nach oben fort, um
die ganze Fläche vollends in zwei Teile zu zerlegen, er greift auch ziemlich
weit nach abwärts auf den Stiel über und spaltet diesen, doch bleibt die
allerunterste Region unberührt. Die Spaltungen können sich in den beiden
4. Laminariale
137
Teilstücken wiederholen. Die letzteren sind anfänglich noch durch die nicht
zerschlitzte Stielbasis verbunden, doch werden sie spcäter durch Zerfall des
Verbindungsstückes isoliert; sie heften sich dann selbständig durch Hafter
fest, welche aus der Basis der Einzelstiele hervorgehen.
Die Keimpflanzen der berühmten Lessonien haben (Hooker und
Harvey, Skottsberg u. a.) die typische Laminarienform mit dem inter-
kalaren Vegetationspunkt (Fig. 404, /), und diese wird vielleicht ziemlich
lange erhalten, denn Skottsberg fand Exemplare von Lessonien von 13 cm
Breite, die sich noch auf dieser Stufe der Entwicklung befanden/^jj^ Später
tritt ein Längsspalt auf, der genau wie bei Dictyoneuron sowohl das Laub
wie auch das obere Ende des Stieles in zwei Hälften teilt. Anfangs nur
kurz, setzt er sich durch die ganze Spreite fort. So entstehen dann Stufen
wie Fig. 404, 2. In jedem Teilblatt wieder-
holt sich der geschilderte Prozess (Fig. 404.
j") und das geht dann so weiter, bis eine
Pflanze (Fig. 404, 4) mit zahlreichen
„Blättern" entstanden ist. An vielen von
diesen sieht man dann die Spalten, welche
den Beginn neuer Zerschlitzung der Flach-
sprosse bedeuten. Man spricht hier gern
von Blättern, aber es ist deutlich, daß es
sich um ein System dichotomer Äste mit
terminalen Flachsprossen handelt. Ähnlich
wie bei Dictyoneuron bleiben bei Skotts-
BERGs Lessonia fruticans die basalen ge-
rundeten Sprosse recht kurz, während die
Flachsprosse lang werden — er gibt 6
bis 7 cm Länge für die gesammten runden
Sprosse, dagegen 50 — 60 cm für die
„Blätter" an. Lessonia nigrescens (Fig. 404,
4) hat dann schon einen scheinbaren Haupt-
stamm: Dieser kommt zustande, indem
einzelne Gabeläste in der Entwicklung
voraneilen, andere unterdrückt oder ge-
hemmt werden, die kräftigeren setzen sich
in die Verlängerung der älteren Achsen.
Das ist noch viel ausgeprägter bei Lessonia
flavicans; außerdem erfährt hier alles, was
unterhalb der interkalaren Wachstumszone
sitzt, nicht bloß ein erhebliches Längen-
wachstum, sondern auch eine bedeutende Verdickung, und so resultieren
Bäumchen (Fig. 405, 406). welche nach Hooker und Harvey eine Höhe
von 3—4 m und im Hauptstamm die Dicke eines Mannsschenkels besitzen.
Skottsberg freilich sah so große Formen nicht, er gibt den Stammdurch-
niesser mit 4 cm, die Länge von Stamm und Ästen mit 90 cm, die Blatt-
länge mit 60 cm an.
Die Sporangien sitzen in großen, leicht hervortretenden Flecken auf
den Flachsprossen, sie lassen nur den Rand frei.
Es braucht kaum gesagt zu werden, daß die interkalare Wachstums-
zone der Keimlinge auf die Basis der Flachsprosse übergeht. Sie leitet den
Laubwechsel ein,der hier wie bei den Laminarien beginnt, wenn die Spo-
rangien auf dem alten Laub entleert sind. Harvey und Hooker geben
an, daß die sporangientragenden alten Teile zerstört und die Reste
Fig. 405. Lessonia flavicans. Habitus-
bild, verkl. n. Hooker^u. Harvey.
138
IX. Phaeophyceae.
Fig. 406. Zweig von Lesso72ia flavicans, verkleinert n. Postels
u. Ruprecht und etwas anders orientiert.
4. Laminariales
139
des alten Flachsprossgewebes auf jungen interkalar gebildeten Elementen
emporgehoben werden. Eine Einschnürung an der Übergangsstelle von Alt
zu Jung erwähnen sie nicht. Skottsberg und Areschoug weisen auf
solche hin. Immerhin dürfte eine so scharfe Grenze wie bei den Laminarien
nicht gegeben sein.
Fig. 407. Nereocystis Lütkeana P. u. R. i n. 2 junge Stadien n. McMiLLAN. j
wachsene Pflanze n. Postels u. Ruprecht.
Die konzentrischen Zonen auf dem Querschnitt der Stämme sind nach
Skottsberg keine Jahresgrenzen. Sie werden demnach zu dem Laubwechsel
und der Laubzerschlitzung kaum in Beziehung stehen (s. a. Harvey).
Pelagophycus hat nur vier allerdings 5 — 6 m lange Flachsprosse,
welche auf langen gegabelten Stielen sitzen. Nach Areschougs Beschreibung
140 IX- Phaeophyceae.
ist kein Zweifel, daß Form und Aufbau einem vierblättrigen Keimling von
Lessonia entspricht, wie er in Fig. 404, ^ schematisiert wurde. Eine große Schwimm-
blase liegt im primären Stiel, gerade unterhalb der Stelle, wo die erste Gabelung
beginnt.
Fostelsia hat einen dicken, hohlen Stamm, der auf seinem Scheitel
16 oder 32 Flachsprosse trägt, die periodisch erneuert werden (Kjellman). Es
handelt sich, kurz gesagt, um eine Lessonia, deren primärer Stamm sich stark
entwickelt hat.
Die riesige Nereocystis läßt sich nach McMillan, welcher ältere An-
gaben revidierte und erheblich ergänzte, unschwer auf Laminaria resp. Lessonia
zurückführen. Die Keimlinge (Fig. 407) der Nereocystis gleichen jungen
Laminarien; werden sie etwas älter, so tritt ziemlich genau in der Mitte
der Blattfläche ein Längsspalt auf (Fig. 407, /), welcher die letztere in
zwei Hälften zerlegt. Diese rücken ein wenig auseinander und werden
dann wiederholt längs gespalten; man kann aber immer noch zwei Gruppen von
Lappen, entsprechend den beiden primären Blatthälften, erkennen (Fig. 407, 2)
Inzwischen ist die Region genau an der Grenze zwischen Stiel und
Spreite zu einer großen Schwimmblase aufgeschwollen (Fig. 407, 2, j),
welche anfänglich fast kugelig ist, sich später aber umgekehrt keulen- oder
retortenartig gestaltet.
Mc MiLLAN betont, daß nur der erste Längsriß der Lamina bis auf
die Schwimmblase herabreicht, die späteren aber nicht bis an die Wand
derselben vordringen.
So entstehen dann Flächen, welche der großen Blase mit einem kurzen
Stiel aufsitzen. Dieses Laub teilt sich weiter durch Längsrisse, wie aus
Fig. 407, j zu ersehen. Die wachsende Ptegion liegt nach Fallis am unteren
Ende des flachen Laubes. Die Wachstum sintenität nimmt gegen die Spitze
hin ab. Der Stiel ist unterhalb der Blase nur schwach wachstumsfähig.
Schneidet man aber die Spreite unterhalb der Basis ab, so wächst diese normal
weiter (Fallis).
Die Pflanze ist einjährig (Setchell), sie erscheint an den Westküsten
Amerikas im Februar, fruchtet und schwindet im November bis Dezember.
Nach Mc Millan erreicht die Pflanze eine Länge von 90 m, die
Schwimmblase mißt 2 — 3 m in der Länge und 15 cm im Durchmesser.
Setchell spricht von 45—50 m und Frye findet an einem Standort 21 m,
am anderen 38 m.
Nach der Entwicklung könnte man Nereocystis fast zu den Laminari-
ceen zählen. Mir scheint aber die Ähnlichkeit mit Lessonia größer zu sein.
Wir wenden uns jetzt zur „berühmtesten aller Meeresalgen", zur
Macrocystis, welche in ihren Keimpflanzen die Beziehungen zu Lessonia
deutlich dartut, während die älteren Teile von dieser Gattung erheblich ab-
weichen. Die Pflanze ist mit zahlreichen Haftern auf dem Meeresboden
(an Gestein, Muscheln usw.) verankert. (Fig. 40S, /). Nach aufwärts erheben
sich einige kürzere und daneben lange Sprosse. Während erstere vom
Wasser bedeckt bleiben, streben letztere zur Oberfläche empor und lassen
die Hauptmasse ihres Laubes auf dieser schwimmen. Das ist möglich,
weil der Ilauptstamm dünn, tauartig ist; er trägt in regelmäßigen Abständen
Flachsprosse, die an ihrer Basis zu mehr oder minder großen Blasen er-
weitert sind. Die Hauptmasse des Tanges hängt also an diesen Blasen
wie ein Fischernetz an Korken oder Bogen. Die schwimmenden und fluten-
den Oberteile der Alge heben und senken sich mit den Wogen und können
nach Darwin als Wellenbrecher dienen. Für Macrocystis pyrifera geben
4. Laminariales.
141
Fig. 408. Macrocystis pyrifera n. Skottsberg, Postels u. Rüprecht. / ganze Pflanze,
b Meeresboden, w Wasserfläche. 2 Endstück eines Sprosses, v Wachstumszone. 3,4-, 5 Schemata.
142 I^- Phaeophyceae.
Harvey und Hooker an, sie wachse bei 15—20 m Tiefe, der Sproß könne
eine Länge von fast 200 m erreichen. Diese auf Angaben der Seeleute
beruhenden Daten bringt Skottsberg, der die ganze Macrocystisfrage be-
sonders auf den Falkland sin sein prüfte, auf das richtige Maß (s. auch Frye).
50 — 60 m ist die größte Länge, der sehr biegsame Stamm mißt nur
5 — 11 mm in der Quere, die Blätter werden bis zu 1,5 m lang und 19 cm
breit. Meistens aber ist alles kleiner und Macrocystis angustifolia hat
ziemlich geringe Dimensionen, und an jüngeren Exemplaren dieser wie
anderer Arten läßt sich der Aufbau der langen Triebe unschwer verfolgen.
Da sieht man zunächst, daß alle Seitenglieder einreihig an der Mutter-
achse sitzen und höchstens durch sekundäre Verschiebungen aus der Ver-
zweigungsebene herausgedrängt werden. Als Seitenorgane fungieren die
schon erwähnten schmalen, oft netzig gezeichneten und gesägten Flachsprosse
(Fig. 408, 2) mit der großen blasigen Aufschwellung an ihrer Basis. Sie
sind mit der Hauptachse durch einen biegsamen Stiel verkettet.
Verfolgt man den Hauptsproß bis zur Spitze, so findet man hier das
fahnenartige Endstück (Fig. 408, 2), von dem alle Neubildung ausgeht.
Schon Meyen beschrieb dasselbe, später haben sich Agardh, Harvey,
Will, Rosenthal, Goebel und besonders Skottsberg mit ihm befaßt.
Dort, wo sich die Hauptachse in das Endstück fortsetzt, ist die Kante
des letzteren ziemlich dick, das Ganze wird aber nach dem entgegengesetzten
Rande hin wesentlich dünner. Die eigentliche Wachstumszone liegt intef-
kalar bei i' Fig. 408, 2; von ihr geht die Vergrößerung der Endfahne aus,
und zugleich entstehen in ihr, nur wenig gegen die Kante geneigt, kurze
Spalten. In dem Maße, als diese sich gegen die dünnere Seite der „Fahne"
ausbreiten und sich erweitern, werden die zukünftigen Flachsprosse heraus-
modelliert. Die zwischen den Spalten liegenden Gewebekomplexe runden
sich an ihrer Basis ab und schwellen dann zu großen Schwimmblasen auf,
an der Spitze dagegen bleiben sie flach und erhalten Leisten usw., welche
die bekannten Runzeln begrenzen. Erst ziemlich spät wird die Spitze des
Flachsprosses von der End-Fahne losgeschnitten. Dann wächst das ganze
Organ noch an seiner Basis weiter, bis es etwa die Länge von IV2 m er-
reicht hat. In dieser Form dauert es längere Zeit aus; schließlich bricht
es — wohl infolge der Wellenbewegung — unmittelbar über der Schwimm-
blase ab.
Die Verlängerung des Hauptsprosses findet, abgesehen von der Tätig-
keit der eigentlichen Vegetationszone, dadurch statt, daß die zwischen den
jungen Flachsprossen liegenden Achsenstücke sich erheblich strecken und
internodienartig werden.
Die Angaben von Agardh, Will, Rosenthal, Goebel, Postels
und Ruprecht wie auch von manchen anderen Beobachtern gaben in ihrer
UnVollständigkeit Anlaß, um über die Keimung und die Keimlinge der
Macrocystis manches zu erraten. Sicherheit über die Entwicklung gewann
man erst durch Skottsbergs zusammenhängende Darstellung, die sich auf
eigene Anschauung gründet. Die jüngsten Stufen sind von kleinen Laminarien
oder Lessonien kaum zu unterscheiden, und das in Fig. 407, / für Nereo-
cystis wiedergegebene Bild paßt in der Hauptsache auch auf Macrocystis.
In der Spreite der Keimpflanze bildet sich zunächst ein medianer Längsriß
auf diesen folgt rechts und links seitwärts eine neue Spalte, dazu bestimmt,
die Fläche in vier Teile zu zerlegen. Ehe das vollendet ist, l)eginnt der Keim-
ling ein ausgiebiges Wachstum an den Rändern des Laubes und vollzieht
damit eine bedeutende Verbreiterung. Werden jetzt die in Fig. 407, / nur
4. Laminariales.
143
angedeuteten Spalten bis an den oberen Rand der Spreite vorgetrieben,
so entstehen zwei mittlere und zwei seitliche Lappen (in Fig. 409 mit /
bzw. j bezeichnet). Die mittleren bleiben zunächst unverändert, die seit-
lichen (/) dagegen bilden sehr rasch neue Längsspalten (Fig. 409), so zwar,
daß mehrere derselben aufeinander folgen. Die erste Spalte in / liegt nahe
dem Innenrand, die späteren folgen nach auswärts, wie aus Fig. 409 bei la
sofort ersichtlich. Damit sind schon die Fahnen gegeben, die wir für ältere
Fig. 409. Macrocystiz pryrifera. Keimpflanze n. Skottsberg. ha Hafter.
Pflanzen beschrieben, und man kann sich leicht vorstellen, daß sie nun wie
diese arbeiten, indem sie immer nach innen neue Flachsprosse abgliedern.
Die mittleren Lappen sind aber keineswegs untätig, sie treten in Längs-
teilungen ein (Fig. 408, j) und erzeugen Fahnen, die nun wie die seitlichen
arbeiten, das deutet Fig. 408, 4 an. Die mittleren Fahnenpaare sind gegen
die äußeren gekehrt (Fig. 408, 4). Während sie nun im allgemeinen die
üblichen Flachsprosse mit begrenztem Wachstum bilden, entwickeln sich
die zuerst von Fahne 2 abgegliederten Teile wieder zu Fahnen, welche
144 IX. Phaeophj'ceae.
Langtriebe ij) entstehen lassen (Fig. 408, j). Jene sind wiederum den
älteren Fahnen zugekehrt, aus denen sie hervorgingen.
Die Ausbildung dieser und ähnlicher Sprosse schwankt aber von Fall
zu Fall, ja, es kommt vor, daß die eine Hälfte einer Keimpflanze in der
Ausbildung weit hinter der anderen zurückbleibt.
Bemerkenswert ist, daß einige der untersten Flachsprosse, gelegentlich
auch etwas höher stehende, Neigung zeigen, sich anders zu verzweigen als
eben geschildert. In ihnen liegen die Längsrisse in gleichen Entfernungen
voneinander, die entstehenden Lappen sind untereinander nicht verschieden,
und so bildet sich ein System von Kurztrieben, das ganz und gar jungen
Lessonien gleicht. In Fig. 408 ist bei d ein solches angedeutet.
Die Sporangien wurden von mehreren Beobachtern auf den lesso-
nioiden Trieben an der Basis der großen Pflanzen gefunden (Smith und
Whitting). Skottsberg und Hofmann aber zeigten, daß sie auch auf den
normalen Flachtrieben gebildet werden, mögen solche eine Blase führen
oder nicht. Endlich kommen sogar große Sporangien-Sori auf den Fahnen
vor, allerdings auf den älteren Teilen derselben. Überall dürften auch hier
die fruktifizierenden Gewebe abgestoßen werden. Die Sporophylle sind
teils glatt, teils gerunzelt, im letzten Fall sitzen die Sporangien in den
Vertiefungen.
y) Thalassiophyllum-Gruppe.
Hedophyllum sessile ist eine Laminaria mit geschlitztem Laub,
welcher im Alter der ganze Stiel fehlt; die Spreite allein wird etwas ge-
krümmt dem Substrat angeheftet. Die Entwicklung geht von kurzgestielten
laminarioiden Keimlingen aus. Diese verdicken den Stiel und den Grund
der Spreite, mit breiter Basis legt sich letzterer dem Substrat auf, während
der Hauptteil des Ganzen aufgerichtet bleibt, man könnte also von einer
aufsteigenden Spreite reden. Der Blattgrund läßt aus seiner Fläche Hafter
hervorgehen, welche ihn an seiner Unterlage festlegen. In dem Maße als
die Pflanze älter wird, biegen sich weitere Regionen des Laubes auf die
Unterlage nieder, und dann stirbt langsam alles ab, was diese schon früher
berührte; zuerst der Stiel, dann die untersten Spreitenteile. Hand in Hand
mit diesem Vorgang verbreitert sich der liegende wie der aufrechte Teil
des Laubes bedeutend an seinen Rändern; das beginnt schon sehr zeitig
und ebenso früh bilden sich an den jungen Pflanzen Risse, welche das Laub
von oben her bis fast auf den Grund spalten. Indem Verbreiterung und
Rißbildung fortschreiten, entstehen Büschel oder gar Rosetten, gebildet von
den aufrechten Teilen einerseits, den liegenden andererseits.
Schon bei dieser Art fällt die starke Bevorzugung der beiden Seiten-
ränder bezüglich des Wachstums auf, das ist noch viel merkwürdiger bei
Hedophyllum sub sessile. Der ältere Keimling verbreitert seine Laub-
fläche erheblich und spaltet diese in Lappen wie eine Laminaria digitata
oder Cloustoni. Nun aber verdicken sich die nach unten gekehrten Ränder
der Spreite rechts und links vom Stiel ganz erheblich, dann zerreißen die
mittleren Lappen unregelmäßig und schwinden ganz bis hinab auf eben
jene Randverdickungen, Diese tragen nun beiderseits des kurzen Stieles
die stehengebliebenen Seitenlappen. Indem diese sich zu normalen Spreiten
ergänzen, entsteht die in Fig. 410 nach Setchell wiedergegebene Form.
Man möchte bei dieser an eine Gabelung des Stieles denken, wenn man
die Entwicklung nicht kennte. Die sekundären Spreiten tragen dicht am
Übergang in den Stiel Hafter, das hängt damit zusammen, daß, wie bei
4. Laminariales.
145
H, sessile, sich die ganzen basalen Partien breit dem Boden auflegen und
dann festheften. Eine weitere Verzweigung im obigen Sinne wurde in den
sekundären Spreiten von Setchell nicht beobachtet. Möglich wäre sie
wohl schon.
Bereits bei H. subsessile ist die sekundäre Spreite ein wenig nach
einwärts an den Rändern gebogen. H. spirale, das Yendo beschrieb, tut
einen Schritt weiter vorwärts. Seine Entwicklung ist die gleiche, nur werden
die sekundären Spreiten schraubig zusammengerollt, und das führt dann
hinüber zu dem im Aufbau ganz ähnlichen Arthrothamnus, den ebenfalls
Yendo beschrieb. Diese Alge verzweigt auch die sekundären Spreiten
mehrfach.
Damit wäre
dann eine ziemlich
vollständige Reihe
von H. sessile auf-
wärts biszuTha-
lassiophyllum
gegeben.
Der auf-
rechte, verzweigte
Stamm von Tha-
lassiophyllum,
der 1 m hoch wer-
den kann, trägt an
den Enden der
Haupt- undSeiten-
achsen spiralig-
trichterig einge-
rollte Laubflächen,
welche reichlich
mit Löchern ver-
sehen sind (Fig.
411). Rollt man
einen der Trichter
auf, so sieht man,
daß der ganze In-
nenrand (Fig. 412
v) die Wachstums-
zone darstellt,
welche nach unten
in den Stamm {s)
übergeht. Wachs-
tumszone und
Stamm sind beim
Abrollen, in Fig. 412, stark beiseite gebogen, normalerweise sind sie
natürlich annähernd aufgerichtet. Die sauber in Reihen orientierten Löcher
veranschaulichen durch Lage und Größe ohne weiteres den Verlauf der
Neubildungen. Die älteren Teile des Thallus werden aus den inneren
jüngeren gleichsam herausgeschraubt, sie sterben später ab und hinterlassen
am Stamm nur einige schraubig angeordnete Reste. Die Verzweigung ist
nach Rosenthal, der den Aufbau der Gattung genauer untersuchte, eine
adventive, die Äste gehen, wie es scheint, aus dem unteren Rande von
älteren Thalluslöchern hervor, welche in unmittelbarer Nähe des Stammes
Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 10
Fig. 410. Hedophyllum subsessile n. SeTCHELL.
146
IX. Phaeophyceae.
gelegen sind, hier bildet sich ein eingerollter Vegetationspunkt, der nun
einen Trichter produziert.
Eine gewisse Ähnlichkeit mit Macrocystis scheint unverkennbar; wie
würde deren Fahne aussehen, wenn man sie um ihren Rücken zu einer
P'ig. 411. Thalmsiophyllum Clathrus n. POSTELS U. RUPRECHT.
Düte zusammendrehte? Ob damit eine Verwandtschaft angedeutet sei, ist
freilich nicht sicher.
Über eine solche geben die Keimlinge, die Setchell besonders be-
schrieben hat, einige Auskunft(Fig. 412, 2 — 6). Die jüngsten Stufen derselben
haben wieder die bekannte Laminarienform ; bald aber verbreitern sie sich
4. Laminariales.
147
und werden fast nierenförmig. Dann sieht man an der Basis des Laubes
zu beiden Seiten des Stieles leichte Verdickungen auftreten (Fig. 412, 2);
diese werden stärker, und bald beginnen die Ränder der Keimlinge sich um
die Verdickungen einzurollen. Fig. 412, j u. 4 geben das besser als lange
Beschreibungen. Das Mittelstück der jungen Pflanzen ist an diesen Vor-
gängen weitgehend unbeteiligt, es bleibt im Wachstum zurück und zerreißt
Fig. 412. Thalassiophyllwn Chlathrus n. RosENTHAL u. Setchell. / Ende eines
Sprosses, abgewickelt. 2—6 Keimlinge in verschiedenen Altersstufen, v Wachstumszone,
s Sproßende.
schließlich. Die Trichter oder Düten vergrößern sich immer mehr, es ent-
stehen im Laube Löcher, und so entwickeln sich Stufen wie Fig. 412, 5 u. (5,
die ohne weiteres zu den erwachsenen Pflanzen hinüberleiten.
Auch bei den Keimlingen von Macrocystis wird das Hauptgewicht auf
das Wachstum der Ränder gelegt, sie verdicken sich ja, um nun die Fahnen
zu liefern, die freilich nicht eingerollt werden. Setchell hat aber gewiß
recht, wenn er auf Beziehungen zu anderen Gattungen hinweist, die schließ-
lich auf zerschlitzte Laminarien (digitata, Cloustoni u. a.) deuten.
10*
148
IX. Phaeophyceae.
Eisenia, in seiner Entwicklung von Setchell beschrieben, gehört sicher
in unsere Gruppe. Die Spreite der Keimpflanze wird wiederum zerstört, aus der
Basis zu beiden Seiten des Stieles gehen blattartige Bildungen hervor, die Set-
chell im einzelnen beschreibt; auf ihn muß ich verweisen.
Der genannte Autor zieht auch Agar um auf Grund der von ihm be-
obachteten Jugendformen hierher. Wie der Übergang aus diesen zu den er-
wachsenen Pflanzen erfolge, ist mir nicht ganz klar geworden. Agarum Turneri
hat bei einer Höhe von 1 m im Maximum im erwachsenen Zustande den Habitus
breiter Laminarien, doch pflegt (Fig. 413) der Stiel sehr kurz zu sein. Eine
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Fig. 413. Agarum Turneri Orig.|
Fig. 414 n, Yendo. / — j Keimlinge von
Costaria. 4 ders. von Undaria.
Mittelrippe durchzieht die ganze Laubfläche der Länge nach. Das Auffälligste
an der Pflanze aber ist die Durchlöcherung des Thallus mit Öffnungen, welche
wohl 1 cm und mehr erreichen mögen. Wir werden unten noch sehen, daß es
sich bei der Lochbildung um eine partielle Zerstörung des Gewebes handelt.
Am Übergange des Stieles in die Spreite liegt die übliche AVachstumszone.
Ein eigentlicher Laubwechsel ist nicht beobachtet, Humphrey schließt aber aus
der gedrängten Stellung der Löcher an der Laubbasis und der Neubildung der-
selben am gleichen Orte, daß ein kontinuierlicher, interkalarer Zuwachs für Agarum
gegeben sei.
Mit einigen Bedenken erwähne ich noch Phyllogigas, einen Tang, dem
Skottsberg wegen seiner gewaltigen Laubflächen diesen Namen gab. Die Keim-
4. Laminariales.
149
linge haben eine Spreite und an deren Basis bzw. am Stiel seitliche Blattflächen.
Die primäre Spreite geht bald zugrunde, die Seitenorgane aber entwickeln sich
ganz erheblich.
d) Alaria-Gruppe (Costatae).
Schon bei manchen Laminarien vom Wuchs der L. saccharina weicht
die Mitte der Laubfläche von den seitlichen Teilen ein wenig ab; z. B. bleibt
bei L. gyrata nach
Kjellman ein mitt-
lerer Längsstreifen
frei von Sori, bei ja-
panischen Lamina-
rien hebt sich ein
Mittelstück in der
Spreite deutlich ab,
es kann sich nach
einer Seite vorwölben
usw. (Yendo). Sie
vermitteln, wie mir
scheint, den Über-
gang zu Cymathere
und Costaria, bei
welchen mehrere
Längsrippen gebildet
werden. Yendo schil-
dert die Entwicklung
von Costaria. (Fig.
414, / — j). Die Keim-
linge erhalten erst
eine Mittelrippe, dann
zwei seitliche, und
diesen können wei-
tere folgen. Die Rip-
pen stellen Verdik-
kungen dar, welche
teils nach der einen,
teils nach der anderen
Seite der Laubfläche
vorragen. Zwischen
den Rippen wächst
die Fläche besonders
stark, und da erstere
sich nicht mehr
strecken , kommen
die Wellungen zustande, welche Fig. 414, j wiedergibt. Die Pflanzen behalten
im wesentlichen die Laminaria-Umrisse bei, nur im Alter wächst die Basis
des Laubes derart, daß ein herzförmiges Gebilde entsteht. Die Pflanzen
sind in Japan Ende Dezember 10—15 cm hoch, im April des nächsten
Jahres 1,5 m. Über einen Laub Wechsel finde ich nichts.
Die hier in Mehrzahl gegebenen Rippen konzentrieren sich bei anderen
Gattungen gleichsam auf eine mittlere, die dann besonders gut ausgebildet
wird (Fig. 414, 4).
i Alaria oblonga n. K.JELLMAN, verkleinert. 2 Alaria
n. Rasmussen im Laubwechsel.
150
IX. Phaeophyceae.
Alaria, von Yendo monographisch bearbeitet, wird bis zu 25 m
lang (Frye). Auf mäßig langem Stiel trägt sie eine Endlamina, welche an
sich zart ist, aber von einer äußerst kräftigen Mittelrippe durchzogen wird.
(Fig. 415). Am oberen Ende des Stieles brechen aus den beiden Flanken
meist dicke, mäßig breite zungenförmige Seitensprosse hervor, welche die
Sporangien tragen (Sporophylle). So die erwachsenen Pflanzen. Die Jugend-
stadien, welche im Januar— Februar entstehen, gleichen denen der Lami-
narien, sie erhalten aber bald eine Mittelrippe, und vom Juni— Juli an er-
scheinen die Sporophylle, welche im November — Dezember fruchten. Im
Winter wird das Laub zerschlagen und zerschlitzt, etwa wie ein Musablatt,
und schließlich schwindet alles, was Spreite heißt. Die Wachstumszone aber
bleibt erhalten, und schon im Januar oder Februar beginnt in ihr eine
energischere Tätigkeit, welche bis zum Frühjahr eine neue Spreite schafft.
Hand in Hand mit der Ausbildung der Laubfläche geht die Entstehung
neuer Sporophylle über den alten. Letztere brechen erst ziemlich spät ab
und, hinterlassen nur eine kleine Narbe. Wenn die neuen Sporophylle ihre
Fig 415 a 11. Yendo. Hirome, 2 Undaria. 3 Alaria. 4 Pterygophora.
Zoosporen gebildet und entleert haben, stirbt nach Yendo die ganze Pflanze
ab; danach sind auch die Alarien wenigstens in Japan zweijährig.
Die Sporangien bilden sich auf den Sporophyllen von Alaria esculenta
nach KjELLMAN im nördlichen Norwegen während des Juli und August.
Doch gibt er für andere Arten auch andere Daten, z. B. produzierte AI.
grandifolia sowohl im Januar — Dezember, als auch im Juli— September vor
Spitzbergen Sporangien, Letzteres ist kaum befremdlich, da die Sporophylle
weit länger erhalten bleiben als die assimilierende Laubfläche. Auch nach
Entfernung der letzteren funktionieren die meistens sehr dicken Organe
weiter, weil sie reichlich Reservestoffe enthalten.
Weder Kjellman noch andere nordische Forscher sagen etwas von
zweijährigen Alaria-Arten. So gilt dasselbe was wir oben bezüglich der
Laminaria sagten. Rasmussen schildert in Übereinstimmung mit älteren
Angaben von Areschoug und Wille den Laubwechsel der Alarien ganz
ähnlich wie Yendo und gibt die in Fig. 415, 2 reproduzierte Abbildungen.
Da Phillips und Börgesen aber Zweifel bezüglich der Periodizität äußern,
ist erneute Prüfung nötig.
Den Alarien reiht sich die Gattung Undaria (Ulopteryx) an. Das fieder-
teiiige Laub hat eine Mittelrippe, der Stiel produziert auf seinen Kanten stark
gewellte, flügelartige Verbreiterungen, welche die Sporangien tragen. Die Keim-
4. Laminariales. 151
linge (Fig. 414, ^) lassen schon sehr zeitig die Mittelrippe erkennen, sie nimmt
ihren Anfang in der Wachstumszone und dehnt sich dann gegen die Spitze
hin aus. Alaria verhält sich ganz ähnlich.
Sodann gehört auch Pterygophora, von Ruprecht beschrieben, von Mc
MiLLAN genauer studiert, hierher. Das Ganze gleicht scheinbar einem riesigen,
unpaarig gefiederten Blatte, bei welchem die Endfieder nicht größer ist als die
Seitenfiedern. Tatsächlich liegt ein Alaria-artiges Gebilde vor, bei welchem die
gerippte Endlamina relativ klein, die Sporophylle groß (so groß wie die Lamina)
sind. Die Jugendstufen gleichen den Laminarien fast auf ein Haar.
Die Abbildungen der Fig. 415« zeigen, wie sich Yendo die phylogene-
tische Entwicklung der Alanen denkt. Hirome trägt die Sporangien so-
wohl auf der Spreite als auf welligen Auswüchsen an der Spreitenbasis.
Undaria hat sie ganz auf solche verlegt. Alaria und Pterygophora bilden
spezifische Sporophylle am gleichen Ort.
Eine eigenartige Gattung dürfte Lessoniopsis sein. Sie wurde von Mc
MiLLAN, Griggs und Reinke studiert. Die Angaben stimmen nicht ganz
überein. Die Jugendstadien gleichen den Laminarien, es entsteht aber eine
Mittelrippe. Spaltungen der Länge nach, welche in dieser vollzogen werden,
bedingen Verzweigung und Laubbildung. Die Flachsprosse sind bei ihrer Ent-
stehung unsymmetrisch, die Rippe liegt naturgemäß zunächst einseitig, es findet
aber bald eine Ergänzung statt, die verlorene Hälfte wird ersetzt. Ist das
geschehen, beginnt neue Längsspaltung in der Rippe u. s. f. Die Autoren be-
schreiben besondere Fruchtsprosse. Diese sind bei erheblicher Größe flach und
ohne Mittelrippe. Nach Griggs entstehen sie als Auswüchse aus dem noch
wachstumsfähigen Stiel der steril blühenden Blätter. Das erinnert dermaßen
an Alaria, daß ich die Pflanze hier erwähne. Es wäre nicht ausgeschlossen,
daß man sie wegen der Längsspaltungen in der Spreite zu den Lessonien
stellen muß.
Ist Macrocystis die höchstentwickelte Gattung unter den Spaltlami-
narien, so stellt Egregia das Endglied der Costata- Reihe dar. Sie wird
durch Alaria, aber auch fast nur durch diese, unschwer verständlich. Are-
schoug und Ruprecht beschrieben die erwachsene Pflanze. Setchell
und Ramalay lieferten einige Notizen. Reinke beschrieb den ganzen Auf-
bau, aber erst durch Griggs wurden mancherlei Zweifel im einzelnen be-
hoben, weil er die Keimlinge genauer bearbeitete.
Der erwachsene Tang besitzt verzweigte Langtriebe, welche an der
Basis gerundet, im übrigen aber bandartig abgeflacht sind. Die bis 10 m
langen Bänder tragen an den Kanten zahllose Kurztriebe (Fig. 416, 4), von
denen die Mehrzahl flach zungenförmig ist und allein der Assimilation dient.
Eine Anzahl von den letzteren schwillt an seiner Basis zu großen Schwimm-
blasen auf (Fig. 416, 4). Außerdem kommen, soweit ich sehe, in anderen
Regionen der Langtriebe fädig verzweigte Sprosse auf den Kanten vor, über
deren Funktion sich vorläufig kaum ein Forscher im Reinen ist. Schließlich
sind, auch kantenständig, besondere Sporophylle gegeben, welche gerippt
sind und die Sporangien zwischen den Rippen tragen.
Die jüngsten Keimlinge sind wieder nach bekanntem Typus gebaut
(Fig. 416, /). Die ursprünglich glatte Laubfläche wird später wellig-runzelig;
an den Rändern derselben sprossen zahlreiche flache zungenförmige Triebe
hervor, ebenso Hefert der Stiel aus seinen Kanten eine große Menge von
Seitenorganen. Diejenigen der Spreite sind gleichartig, flach, die am Stiel
152
IX. Phaeophyceae.
differenzieren sich in die oben angegebenen Formen. Die Spreite der Keim-
pflanze erreicht nur eine mäßige Länge, dadurch aber, daß die interkalare
Wachstumszone andauernd tätig ist, wird der Stiel fast ins Ungemessene
Fig. 416. Egregia Merzjesn n. Reinke und Fallis. / Keimpflanze. 2 unteres/,j oberes
Ende eines älteren Langtriebes. 4 ganze Pflanze, h Hafter, s die teilungsfähigen Zone,
f Laubfläche.
4. Larainariales.
153
verlängert una liefert demgemäß zahllose Kurztriebe. Schließlich wird die
Spreite der jungen Pflanze wie auch die interkalare Wachstumszone durch
die Wellen zerrissen, und es bleibt nur der Stiel mit den Seitenorganen
übrig. Solche Stufe ist in Fig. 416, 4 wiedergegeben. An dieser sieht
man auch unten die Entstehung der Seitensprosse, die zu Langtrieben
werden. Solche treten schon zeitig an den Keimlingen auf (Fig. 416, /).
Einzelne Seitenorgane stellen ihr Wachstum nicht ein, sondern sie bilden
an der Grenze zwischen der Spreite und dem Stiel eine Wachstumszone,
und diese arbeitet nun genau so, wie wir es für die Keimpflanzen be-
schrieben haben.
Die Egregia ist also eine Alaria, bei welcher die Spreite schwand,
während der Stiel mit den Seitentrieben gewaltig entwickelt wurde.
Fig. 417. Präp. Gruber. Längsschnitt durch den Stiel eines Za^zwarza-Keimlings
(ca. 20 cm hoch), r Rinde, c Zentralkörper, m Mark.
Gewebe.
Der histologische Aufbau der Laminariaceen ist ein ziemlich kompli-
zierter. Seit KÜTZiNG, Ruprecht, Schultz u. a. ist er von Reinke,
Grabendörfer, Wille, Will, Rosenthal, Humphrey, Setchell, Mc
MiLLAN, GuiGNARD, Sykes Und Yendo Studiert und in seinen ^wesentlichen
Zügen klargelegt worden. Manche Unklarheiten beseitigte das Studium der
Keimpflanzen durch Yendo und besonders durch Killian. Ganz unmöglich
ist es gerade hier, alle die zahlreichen Einzelangaben zu diskutieren und
zu erörtern, wie weit sie übereinstimmen und wie weit nicht. Ich glaube
das Wichtigste richtig zusammengestellt zu haben, nachdem ich manches
noch an Präparaten Ed. Grubers revidiert hatte. Auch Killians Präparate
habe ich gesehen. Die physiologische Nomenklatur, welche Wille ein-
zuführen versuchte, vermag ich nicht anzuwenden. Bezüglich der Phaeo-
phyceen scheinen mir besondere Bedenken vorzuliegen, haben doch z. B. die
sogenannten Hyphen überall den gleichen Ursprung, aber nicht die gleiche
Funktion.
154 I^- l^liaeophyceae.
Bei allen Gattungen stimmt der innere Bau in den Hauptzügen überein.
Etwas abweichend von anderen Autoren unterscheiden wir zunächst Rinde
und Zentralkörper. Die Rinde besteht aus annähernd isodiametrischen
Zellen, der Zentralkörper dagegen baut sich aus zwar verschiedenen,
aber doch immer langgestreckten Zellen auf; unter diesen fallen die mitt-
leren durch unregelmäßigen Verlauf, Auflockerung usw. auf, wir nennen
sie Mark (Füllgewebe). Fig. 417 oder 421 geben ungefähr ein Bild von
diesen Verhältnissen, zeigen aber auch, daß eine scharfe Scheidung zwischen
den Gewebekomplexen nicht zu treffen ist; das ist deshalb unmöglich, weil
Rindenelemente sich im Laufe der Entwicklung zu Zentralkörpergewebe
umwandeln.
Betrachten wir die Dinge etwas eingehender, so gibt uns ein Längs-
schnitt durch die wachsende Zone, etwa von Macrocystis (Fig. 418,
/ — j), wohl die beste Auskunft.
Die Rinde enthält in ihren äußersten Zellen zahlreiche Chromato-
phoren, und daraufhin könnte man sie mit Wille als Assimilationsgewebe
bezeichnen, allein das ist deshalb kaum ratsam, weil eben diese Rinde auch
als Meristem tätig ist. Von ihr geht nämlich fast alle Vermehrung der
Zellelemente und damit auch ein eventuelles Dickenwachstum aus.
In der äußersten epidermisähnlichen Zeliage treten (Fig. 418, /) zahl-
reiche tangentiale und, mehr oder weniger reichlich, auch radiale Teilungen
auf. So werden den alten neue Elemente angefügt, und diese vergrößern
sich in dem Maße, als sie nach innen rücken.
Zunächst besteht die Vergrößerung in allseitigem Wachstum, später
aber beginnen die Rindenzellen sich in die Länge zu strecken und werden
damit zu Elementen des Zentralkörpers (Fig. 418, 2, j). Letztere erhalten
jedoch gegen die Mitte hin wiederum ein differentes Aussehen. Ihre Wände
erscheinen erheblich verdickt, sodann treten dünne, unverdickte Querwände
auf (Fig. 418, j) und weiterhin verfolgen wir, wie die gestreckten Zellen
sich in ihren Längs wänden allmählich voneinander lösen. Das geschieht
durch Verquellung und Verschleimung der Mittellamellen. Schließlich ent-
steht soviel Schleim, daß die gestreckten Zellen weit voneinander entfernt
sind (Fig. 418, -/, 5). Solche Gewebeeleniente bilden dann das Mark.
Die längsverlaufenden Markzellen liegen aber nicht isoliert, sie sind
vielmehr durch Querfäden (Fig. 418, 5 z'd/.) miteinander verbunden. Wie
diese entstehen, erzählen wir unten, bemerken aber hier, daß jene Ver-
bindungsfäden sich ziemlich weitgehend auch durch Querteilungen verlängern
können. So sind sie imstande, die Verbindung aufrecht zu erhalten, auch
wenn die Längsfäden weit voneinander abrücken.
Im Mark kommt aber noch ein anderes Gewebeelement hinzu, näm-
lich die seit Reinke als Hyphen bezeichneten Gebilde. Wenn die Mark-
zellen durch Schleim getrennt werden, bemerkt man auch bald, daß beliebige
Stellen (Fig. 418, j, 6 hy) ihrer Wandung sich vorwölben und zu langen
Fäden auswachsen, welche durch Querwände gegliedert sind. Diese Hyphen
richten sich vielfach quer, verschmähen aber einen Längsverlauf keineswegs.
Unter starker Verzweigung durchwuchern sie vielfach die ganzen Schleim-
massen und schließen damit die Markzellen in ein mehr oder weniger dichtes
Geflecht ein, oft so dicht, daß alles pseudoparenchymatisch erscheint. Da
auch Markzellen und Querverbindungen nicht überall einen geraden Verlauf
beibehalten, sondern häufig ganz unregelmäßig gekrümmt und verbogen
werden, präsentiert sich nicht gelten das Mark als ein fast unentwirrbarer
Knäuel von P'äden (Fig. 418, 7). In diesem sind die in der Entwicklung
durchaus verschiedenen Elemente kaum noch unterscheidbar, das gilt zumal
4. Laminariales.
155
für Markzellen (Längsfäden) und
noch einigermaßen heraus, weil
fach quergeteilt sind.
Querverbindungen. Die Hyphen kennt man
sie dünnere Wände haben und auch mehr-
Die^Ähnlichkeit der Längs- und Querfäden hat seinen Grund in dem
Umstände, daß sie ihr Wachstum einstellen, während das ganze Organ in
156
IX. Phaeoohyceae.
Länge und Breite zunimmt. Dadurch sind Dehnungen und Zerrungen un-
vermeidlich. Diesem folgen die Längswände, das Lumen der Zellen wird
erheblich verkleinert, die Querwände aber leisten Widerstand, und über oder
unter ihnen sind dann die Zellen wie aufgeblasen (Fig. 418, 7). Das sind
die „trumpet - hyphae" der Amerikaner. So zutreffend der Ausdruck in
seiner ersten Hälfte ist, so wenig paßt er in der zweiten, denn die Hyphen
dürften am wenigsten solche Umwandlung erfahren.
Das Geschilderte ist im wesentlichen der Bau der wachsenden Zone.
Im Spreitenteil kehrt alles in etwas vereinfachter Form wieder. Der feste
dickwandige Teil des Zentralkörpers, wie ihn die in Fig. 418, 2 u. 3 ge-
zeichneten Komplexe repräsentieren, ist gewöhnlich nicht entwickelt, man
bemerkt nur Rinde und Mark (Fig. 418, 8). Die Markzellen samt ihren
Verbindungsfäden sind besonders parallel zur Laubfläche weit auseinander
gezerrt und durch Schleim
getrennt. Hyphen treten
nur in geringem Umfange
auf. Auch alle inneren
Zellen führen noch Chro-
matophoren. Die Rinde
pflegt nur aus wenigen
Zellagen zu bestehen (Fig.
418, 8\ ja in dünnen
Spreiten findet sich beider-
seits nur eine Lage kleiner
epidermisähnlicher Zellen
und darunter eine einzige
großzellige Rindenschicht.
Der Stiel ist natur-
gemäß fester gebaut, alle
Elemente drängen sich in
ihm dicht zusammen (Fig.
421, A\ im übrigen ist
in ihm alles das wiederzu-
finden, was wir soeben er-
wähnten. Fig. 417 läßt das
erkennen, ebenso Fig. 419.
Im Zentrum des Gan-
zen erkennt man die Mark-
fäden {mf) umflochten und verwoben durch zahllose Hyphen {hy). Diese
dringen auch vereinzelt zwischen das feste, ziemlich dickwandige Gewebe
ein. Das Rindengewebe, welches dieses umgibt, ist meist sehr stark ent-
wickelt, wie Fig. 421 zeigt.
Die Entstehung der eben besprochenen Gewebe schildert uns in
erster Linie Killian. Die einschichtige Spreite der Laminaria-Keimlinge
wird durch Teilungen parallel zur Fläche erst zwei-, dann drei-, dann vier-
schichtig. Aus Fig. 420, / sind die Teilungsfolgen unschwer abzulesen.
Die Angaben Yendos bezüglich der Costaria weichen in diesem Punkt von
denen Killians etwas ab. (s. auch Sauvageau). Überall aber entsteht
eine kleinzellige Rinde, welche zunächst zwei Schichten größerer Elemente
einschließt. Diese letzteren vermehren sich unter Mitwirkung der Rinde
und so ist der Übergang zu dem Schnitt durch das fertige Laub (Fig. 418, S)
gegeben.
Fig. 419. Präp. Gruber. Stück des Querschnittes aus
dem Stiel einer jungen Laminar ia. w Mark, wz/ Mark-
fäden, hv Hyphen.
4. Laminariales.
151
Der Sti«^l zeigt zunächst auch nur eine kleinzellige Rindenschicht und
wenige längere Zellen im Innern, diese vermehren sich langsam, und wenn
Fig. 420. Laimnaria digitata n. KiLLiAX. / Längsschnitt durch die Spitze eines Keim-
lings. 2 Flächenschnift durch Stamm und Blattbasis eines Keimlings von ca. 2 mm Länge.
3 — 7 Entstehung der Querverbindungen im Keimling. 8—g Die weitere Entwicklung der
Querverbindungen im Keim, lo Die Deformation der Querverbindungen im Blatte.
dann 8—10 Elemente auf den Durchmesser gegeben sind (Fig. 420, 2),
beginnt die Erscheinung, welche dem Zentralkörper das Gepräge gibt: Die
158 IX. Phaeophyceae.
Längszellen weichen auseinander, die Zwischenräume füllen sich durch Ver-
quellung der Mittellamelle usw. mit Schleim, Die Trennung greift auf die
Laubfläche über und in dieser werden die Markzellen naturgemäß viel weiter
auseinander gezerrt. (Fig. 420, 2). Jedoch bleibt immer eine Verbindung
zwischen den Längszellen bestehen. Rücken sie wenig auseinander, so ge-
nügen die von Anfang an vorhandenen Tüpfel, sie werden in ihren Kanälen
einfach ein wenig auseinander gezogen. Wo die Entfernung größer wird,
treten die langen Querfäden (Verbindungsfäden) in ihre Rechte. Die Längs-
zellen schneiden durch schräg gestellte Wände meist an ihrem oberen Ende
kleine Zellen ab, welche bald durch Verschiebung die in Fig. 420, j, 4
wiedergegebene Form annehmen. Die Zwickel stehen einander gegenüber,
sie entsenden Fortsätze, die sich berühren und dann die Trennungswand
auflösen (Fig. 420, 4, j). Später treten Querwände auf, welche die ver-
einigten Zellen wieder trennen (Fig. 420, 6), bald darauf strecken sich die
Querstränge und in dem Maße, als dies geschieht, setzt in ihnen Querteilung
ein. Die Entwicklung ist aus Fig. 420, 6 ff. ohne viel Worte zu erkennen.
Die Teilungsfähigkeit erlischt aber schließlich, die Dehnung geht weiter und
dann kommen Trompetenformen (Fig. 420, w) zustande, die wir schon
oben erwähnten. Die gedehnten Wände erfahren meist noch starke Ver-
dickung.
Im Laub der Keimlinge bilden die Längs- und Verbindungsfäden
schließlich ein weitmaschiges Netzwerk, das nach Aufhellung des Ganzen
leicht sichtbar wird. Was „längs", was „quer'" sei, ist nur noch zu erraten,
weil infolge des Flächenwachstums der Spreite alles verzerrt ist. Im Stiel
gehen die Verschiebungen nicht ganz so weit, dafür machen sich in ihnen
die Hyphen umsomehr bemerkbar. Sie treten in Laub und Stiel ziemlich
spät auf — und das erleichtert die Erkennung der Tatsachen. Im letzteren
durchwuchern sie dann wie Pilzfäden alle Räume zwischen den Längs- und
Querzellen und führen damit die in Fig. 417 u. 419 wie auch die in Fig.
418, / gezeichnete und oben bereits erwähnte Anordnung herbei.
Durch KiLLiANs Befunde werden Einzelangaben von Thuret, Mc
MiLLAN, HuMPHREY, Reinke u. a. leicht verständlich. Nach Angaben von
Wille, Settchel, Sykes können vielleicht auch ältere Hyphen Ver-
bindungen eingehen. Sicheres scheint mir aber nicht erwiesen zu sein.
Mit dem Gesagten sind zwar junge und mittelalte Pflanzen verständ-
lich, nicht aber die Stämme von gewaltiger Dicke, von welchen wir oben
sprachen. Diese verdanken ihr Dasein einem sekundären Dicken-
Wachstum.
Halten wir uns zunächst an die Laminarien selber, so ist hervor-
zuheben, daß infolge des Dickenwachstums zunächst das Mark an Umfang
zunimmt. Schon auf jungen Stufen hat es ungefähr den in Fig. 421 a wieder-
gegebenen Umriß, und diesen behält es im wesentlichen bei, sein Durch-
messer aber nimmt zu und kann auf 1 cm etwa heraufgehen. Alles das
erfolgt auf Kosten der dickwandigen Zellen des festen Zentralkörpers, indem
diese sich in bekannter Weise isolieren usw. Ganz bedeutend stärker aber
als die Markzellen werden die dicken Zellen vermehrt; ja auf der Zunahme
des Gewebes, welches sie zusammensetzen, beruht in der Hauptsache die
Umfangszunahme der Laminariaceenstämme (Fig. 421 b). Die Rinde baut
eben immer neue dickwandige Zellen an die älteren an, so wie wir das
oben schon schilderten; aber es sind nicht immer genau dieselben Rinden-
elemente, welche in solchem Sinne tätig sind.
4. Laminariales.
159
Bei Macrocystis bleibt nach Rosenthals Befunden die äußerste Schicht
der Rinde ständig als meristematisches Gewebe in Tätigkeit, wohl auch bei
manchen anderen Laminariaceen ; bei vielen aber, z. B. bei Laminaria,
Thalassiophyllum, Lessonia u. a. hört in älteren Stämmen die Tätigkeit der
epidermoiden Lage auf, statt dessen werden die meristematischen Funktionen
Rindenzellen übertragen, welche mehr nach innen zu gelegen sind (etwa
der 6. — 8. Zellschicht von außen
gerechnet). Diese funktionieren
genau in derselben Weise wie
die ursprünglichen peripheren
Meristemzellen, indem auch sie
nach innen kompaktes Gewebe
dem Zentralkörper hinzufügen.
Die außerhalb der fraglichen
Zone gelegenen peripheren Zel-
len sterben vielfach unter Bräu-
nung ihres Inhaltes und ihrer
Membranen ab und werden ab-
gestoßen.
Derartige stark in die Dicke
wachsende Algenstämme zeigen
nun nicht selten auf dem Quer-
schnitt eine Schichtung resp.
Ringbildung (Fig. 421 B), die
wir bereits mehrfach erwähnten.
Das Mark wird umgeben von acht,
zehn, zwölf und mehr konzentrischen, verschieden hellen Ringen. Sie kommen
bei Laminaria ganz ähnlich wie Jahresringe dadurch zustande, daß gewisse
Zellen des ' Zentralkörpers ein etwas kleineres Lumen haben als die Nach-
Fig. 421a. Orig. n. Präp. Gruber. Querschnitt
durch den Stiel einer jungen Laminaria. r Rinde.
ck Zentralkörper, m Mark.
^^^^
^^
m
Fig. 421b. Orig. n. Präp. Gruber. Querschnitt durch den Stiel einer älteren Laminaria.
r Rinde, sckl Schleimgänge, r^s Ringzone, m Mark.
barn; bei Thalassiophyllum bedingen nach Ruprecht und Rosenthal
Einlagerungen brauner Substanzen in bestimmte Zellen die Zeichnung; bei
Lessonia scheinen nach McMillan die Dinge wieder ähnlich zu liegen
wie bei Laminaria usw.
160 IX. Phaeophyceae.
Solche Bildungen, über welche nicht wenige der auf S. 153 erwähnten
Autoren berichten, als Jahresringe zu betrachten, welche dem Laubwechsel
oder wenigstens den Wachstumsperioden entsprechen, liegt ja nahe. Wir
sagten aber schon, daß Skottsberg die Frage verneint, und für andere
Algen liegt nirgends ein entscheidender Beweis vor. Vielleicht sind die
Ringe auch nicht immer gleichartig, z. B. könnten wohl die Zonen bei
Alaria, und die Schichtungen bei jungen Lessonien (Wille, Harvey, Yendo)
etwas ganz Verschiedenes sein.
Siebzellen. Das Aussehen des oben beschriebenen Markes hängt
wesentlich von der Menge der Hyphen ab, welche dasselbe durchsetzen. Wir
sahen schon, daß dieselben im flachen Teil des Sprosses meist zurücktreten, im
Stiel resp. Stamm dagegen meist ungemein reichlich gebildet werden. Doch
gilt diese Regel nicht allgemein ; z. B. hat Lessonia nach Mc Millan im Mark
relativ wenig Hyphen, und bei Alaria sind die zentralen Markzellen nach W^ILLE
frei von solchen Fäden, erst eine das Zentrum umgebende Zone führt solche.
Für Phyllogigas und Phaeoglossum gibt Skottsberg stark mit Chro-
matophoren versehene Hyphen an, welche wenigstens einen Teil der Markfäden
umspinnen (vergl. Desmarestia).
Die Markzellen als solche treten uns in zwei Typen entgegen, die aber
natürlich durch Übergänge verbunden sind. In einem Falle bilden sie zusammen
mit ihren langen Querverbindungen ein nach allen Richtungen anastomosierendes,
unregelmäßiges Maschen werk; das ist der Fall in den Flachsprossen, den
Stämmen der Lessonia, mancher Laminarien usw. Im zweiten Falle verlaufen
die Markzellen alle der Längsachse parallel, sie erscheinen einander stark ge-
nähert, demgemäß sind die Querverbindungen sehr kurz, so z. B. bei Nereocystis
nach Setchell, bei Alaria nach WiLLE, bei Phyllaria nach Setchell usw.
Solche Lagerungen sind wohl mit der Zug- resp. Biegungsfestigung der Organe
in Zusammenhang zu bringen.
Mit den durch das Wachstum der Spreiten und Stämme bedingten Span-
nungen hängt die Verengerung des Lumens zusammen, die wir schon S. 156 erwähnten
und nicht selten auch eine ganz erhebliche sekundäre Verdickung der gespannten
Wände. Mc MiLLAN vergleicht die so resultierenden Gebilde mit dicken Ther-
mometerröhren. Das ist um so zutreffender, als die fraglichen Fäden an den
Querwänden erheblich weiter bleiben, ja nicht selten geradezu ausgebaucht werden
(Fig. 423).
Überall sind die Querwände der Markfäden usw. siebähnlich durchbrochen
und von Plasmafäden durchsetzt, daher ist der Name Siebzellen ein ganz passen-
der. Am meisten erinnern die großen Gebilde dieser Art bei Nereocystis und
Macrocystis an die Phanerogamen. Die beiden Tange besitzen das übliche Mark
mit Hyphen und mäßig großen tubaförmigen Zellen (primäre Siebzellen nach
Sykes), um jenes liegt konzentrisch eine Zone mit sehr großen Zellen, welche in
annähernd radiären Reihen zu 6 — 8 geordnet sind, wir wollen sie sekundäre
Siebröhren nennen. Die punktierten Zonen der Fig. 422, I und 2 enthalten
sie. Das sind die berühmten Gebilde, welche WiLL, Wille, Oliver, Rosen-
THAL, Setchell, Skottsberg, Sykes u. a. untersucht haben. Die letztge-
nannte Beobachterin findet, daß man auch bei Laminaria primäre und sekundäre
Siebzellen unterscheiden könne, sie fallen weniger in die Augen, weil die Größen-
unterschiede nicht so bedeutend sind wie bei den vorgenannten Gattungen, die
Lage ist die gleiche. Die sekundären Siebröhren entstehen ziemlich spät. W^enn
das eigentliche Mark keine wesentlichen Veränderungen mehr erfährt, dann lösen
sich vom festen Zentralkörper an der Grenze desselben gegen das Mark Zellen
unter der üblichen Mittellaniellenquellung los und werden in Hyphenmassen
{h Fig. 422, j und ^) eingebettet. Diese Elemente verlaufen bei Nereocystis
4. Laminariales.
161
und Macrocystis (Fig. 422, j) fast gerade abwärts, und im Zusammenhang da-
mit sind die Querverbindungen nur kurz. Nach ihrer Bildung dürften in diesen
Teilen des Zentralkörpers keine wesentlichen Veränderungen mehr vorgehen.
Alle Siebplatten besitzen offene Verbindungskanäle, durch welche Plasma-
stränge hindurchziehen. In den Rindenzellen der Macrocystis, welche die
Siebröhren liefern, fand RoSENTHAL und Sykes Querwände mit im Kreise ge-
stellten Tüpfeln (Fig. 423, j), welche von Plasmodesmen durchsetzt sind. Die
Fig. 422 n. Setchell, Oliver u. Will. / Nereocystü; Querschnitt durch einen jungen
Stiel. 2 Dies.; Querschnitt durch ein junges Laubstück. 3 Macrocystis; Stück eines
Stammquerschnittes mit Siebzellen. 4 Dass., stärker vergrößert. 5 Dass., im Längs-
schnitt, ck Zentralkörper, h Hyphen, .? Siebzellen, sp Siebplatte, c Kallus.
Bildung der Siebplätten beginnt wohl damit, daß die Leisten zwischen den
Tüpfeln weggeräumt werden. Später sind dann die jungen Siebplatten bei
Macrocystis von zahlreichen Plasmafäden durchsetzt und die sie enthaltenden
Poren werden gleichmäßig über die ganze Platte verteilt (Fig. 423, 2 und 4)
Man darf wohl annehmen, daß diese unter Auflösung von Teilen der Querwand
gebildet werden, nachdem letztere gleichsam ausgeebnet war. Später bilden sich
an Stelle eines Plasmafadens Gruppen von solchen, wie das Fig. 423, 5 in der
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 11
162
IX. Phaeophyceae.
Fläche und Fig. 423, 8 im Längsschnitt wiedergibt. Das „wie" ist mir nicht
ganz klar geworden; es muß doch wohl jeweils eine Auflösung von Teilen der
Querwand PJatz greifen. Nun beginnt ein eigenartiger Vorgang: jede Faden-
gruppe wird von einem Röhrchen umgeben, das aus Kallusmasse besteht, und
dann verschmelzen die Einzelfäden in ihm zu einem breiteren Strang (Fig. 423, g).
So Macrocystis. Bei Laminaria ist der Vorgang ähnlich (Fig. 423, 6, f), nur
fehlen hier die Gruppen von Verbindungsfäden, jeder einzelne Plasmastrang,
der die Siebplatte durchsetzt, wird von einem besonderen Rohr umschlossen.
/A
Fig. 423 n. Sykes. / — 5 Macrocystis. i ältere, 2 junge Siebröhre im Längsschnitt,
3 Querwand einer Rindenzelle, 4 junge, 5 ältere Siebplatte. 6, 7 Laminaria. 6 ältere,
7 jüngere Siebplatte. 8—10 Macrocystis, verschieden alte Siebplatten zum Teil mit Kallus-
bildung.
In diesem Stadium dürften die Siebröhren auf der Höhe ihrer Entwicklung
sein, später lagert sich Kallusmasse auf der Platte ab. Das geht von den
kleinen Kallusrohren aus, es erscheinen zunächst nur kleine Knöpfe über der
Siebplatten -Fläche, diese vereinigen sich zu Ballen, welche aber noch nicht die
ganze Platte bedecken (Fig. 423, 10). Später freilich treten solche Massen auf
wie sie die Fig. 423, g anzeigt. Sie ziehen sich sogar an den ganzen Längs-
wänden hin.
4. Laminariales. 163
Von ältere!^ Forschern, wie auch neuerdings von Sykes, wird der Kallus
als eine Modifikation der Zellulose bezeichnet, jedenfalls ist er nicht eiweissartig.
Das durch die Kallusbildung bedingte Oblitteriren der Siebröhren beginnt
nach Sykes in den ältesten Teilen der Pflanze. Damit und mit dem, was wir
vorher erwähnten, ist nun freilich eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den
Tangen und den höheren Pflanzen gegeben, und es ist kein Zweifel mehr, daß
die großen Siebröhren der Macrocystis usw. Leitungsbahnen darstellen. Auch
die Platten der dünneren Markfäden und Querverbindungen dienen gewiß dem
Stofftransport; wenn aber die Längswände, wie oben erwähnt, sich bedeutend
verdicken, dann spielen sie auch wohl eine Rolle für die Festigung der Pflanze
im weitesten Sinne. In dieser Richtung muß vielleicht noch manches geprüft
werden, z. B. gibt KjellMAN an, daß bei Phyllaria genau an den Stellen ver-
dickte Elemente liegen, wo bei Nereocystis die Siebröhren gebildet werden.
Die Hyphen haben ebpnfalls durchbohrte und von Plasmafäden durchsetzte
Querwände, da sie vielfach dünnwandig sind, bisweilen Reservestoffe und sogar
gelegentlich Chromatophoren führen, kann man sie kaum als mechanische Ele-
mente bezeichnen. Wie weit sie der Leitung, der Speicherung usw. dienen, ist
mir nicht ganz klar.
Die Schwimmblasen von Macrocystis und Nereocystis entstehen
durch Auseinanderweichen der Markzellen, gleichzeitig tritt Luft in dem neu
gebildeten Hohlraum auf. Ein Teil der Markfäden wird zerstört, doch
bleiben nach Mc Millan und Skottsberg in der Blasenwandung Sieb-
röhren erhalten, so daß die Leitung wohl nicht unterbrochen wird. Nach
Skottsberg ragen isolierte Fäden in den Hohlraum der Blase hinein,
nach Mc Millan entsteht in der Blasenwand von Nereocystis — nahe deren
Innenfläche — eine teilungsfähige Zellage, die wohl die zerrissenen Gewebe
regeneriert. Alaj-ia fistulosa hat eine hohle, durch Diaphragmen gekammerte
Mittelrippe. Nach Kibbe folgt hier das Mark dem Wachstum der Rinden-
teile in der Längsrichtung nicht, es zerreißt, die Gewebe werden zerstört,
aber es bleiben quer durch die Höhlungen Zellmassen übrig, welche durch
Hyphen gefestigt jene Diaphragmen bilden. Auch Siebröhren unterliegen
der Zerstörung, doch bleiben solche dort erhalten, wo die Lamina an die
Mittelrippe grenzt.
Über den Gasdruck in den Blasen von Nereocystis gibt Frye Aus-
kunft. Derselbe kann geringer sein als der Atmosphärendruck, er schwankt
mit der Tageszeit und ist in den Blasen der Pflanzen, welchen das Laub
genommen wurde, höher als in unverletzten. In ersteren übersteigt er den
normalen Barometerstand.
Die Schleimgänge der Laminariaceen, welche als anastomosierendes
Kanalsystem die inneren Rindenteile durchsetzen, wurden von Guignard
genauer studiert, nachdem bereits Will und Rosenthal Angaben darüber
gemacht haben (s. auch Sauvageau und Gruzewska).
Ihre Anlage erfolgt in der interkalaren Wachstumszone, und zwar
machen sie sich zuerst in der äußersten Rindenschicht (Fig. 424, /) als kleine,
schleimerfüllte Spalten bemerklich. Die letzteren vergrößern sich später in
dem Maße, als sie weiter in das Innere der Rinde hinein verlegt werden.
Dabei ist die äußere, teilungsfähige Kortikalschicht tätig, welche, wie bereits
gezeigt, immer neue Zellelemente den alten auflagert. Doch schließlich
kommt die Verschiebung nach innen zum Stillstand, die Schleimgänge halten
dann eine konstante Entfernung von der Peripherie ein und ein weiteres
Dickenwachstum der fraglichen Laminarien wird von den Teilungsgeweben
im Innern der Rinde besorgt, welche wir oben (S. 155) schilderten. Nach
11*
164
IX. Phaeophyceae.
GuiGNARD liegen diese unmittelbar unter der mit Schleimgängen besetzten
Rindenzone. Ob durch sie etwa schließlich eine Abstoßung der Schleim-
gänge und eine Neubildung an anderer Stelle erfolgt, wie man vermuten
könnte, ist unbekannt.
Bei anderen Gattungen, z, B. bei Macrocystis (Skottsberg) werden
mit dem fortschreitenden Dickenwachstum, wenn ich Skottsbergs Bil
recht verstehe, immer neue Schleimgänge in unregelmäßiger Anordnung
entwickelt.
Die Schleimgänge haben ihren größten Durchmesser im älteren Teil
der Rinde, senden aber schmale Kanäle durch die jüngeren Rindenregionen
schl
Fig. 424. Schleimgänge der Laminaria Cloustoni n. GuiGNARD. / Längsschnitt durch
die Bildungszone. 2 Querschnitt durch ältere Teile. 3 Schleimgänge von der Fläche
gesehen, schl Schleimgänge, se „Sekretzellen".
bis unmittelbar unter die äußerste Schicht; diese wölbt sich (Fig. 424, 2)
sogar ein wenig vor, aber einen Ausgang vermochte bislang niemand zu
finden.
Die ursprünglichen Schleimspalten sind von einander getrennt, auf
älteren Stufen, wie sie in Fig. 424, 2 dargestellt wurden, ist das nur noch
scheinbar der Fall. Schnitte, parallel der Oberfläche von Stiel oder Laub
zeigen, daß in Fig. 424, 2 nur der Querschnitt eines zusammenhängenden
Netzwerkes von Gängen (Fig. 424, 3) vorliegt, Avelchem die nach außen
4. Laminariales. 165
gerichteten engeren Kanälclien als Aussackungen aufgesetzt sind. Der
Netz verband der ursprünglichen Spalten wird schon auf sehr jungen Stufen
durch Spaltung der Wände zwischenliegender Zellen hergestellt.
Ebenfalls auf sehr jungen Stadien werden auf der Innenseite der Gänge
(Fig. 424, /, 2) Zellen mit großem Kern und körnigem Plasma gebildet,
welche man vielleicht etwas voreilig als Sekretionszellen bezeichnet hat.
Diese Zellen vermehren sich durch Teilung und kleiden — auf Querschnitten
(Fig. 424, 2) — die einwärts gekehrte Wand der Schleimgänge unregel-
mäßig aus. Längsschnitte aber zeigen (Fig. 424, j), daß diese Sekretions-
zellen nicht zusammenhängende Lagen bilden, sondern nur in mehr oder
weniger weit von einander entfernten Gruppen beisammen liegen.
Skottsberg glaubt, daß bei Macrocystis die sogen. Sekretionszellen
zuerst differenziert werden, die in Fig. 424, / gezeichneten Spalten würden
dann zwischen diesen entstehen.
Der Schleim ist in kaltem Wasser löslich, und wohl zweifellos ver-
schieden von dem Schleim der Interzellularsubstanz. Im übrigen ist über
die Funktion desselben ebensowenig bekannt, wie über die Zusammensetzung.
Nur einige Farb-Reaktionen werden angegeben. Die Arbeit von Gruzewska
konnte ich nicht erhalten.
Schleimgänge kommen nicht allen Laminariaceen zu, in der Gattung
Laminaria selber fehlen die Kanäle der L. Agardhii, maxima Kj. u. a., L.
saccharina, digitata u. a. haben sie nur im Laub, nicht im Stiel, erst L.
Cloustoni, nigripes, Rodriguesii, longicruris u. a. führen sie überall, mit
Ausnahme der eigentlichen Bildungszone; hier werden sie ja erst sukzessive
entwickelt. Für die übrigen Formen gilt bezüglich des Vorkommens ähn-
liches; u. a. fehlen die Schleimgänge bei Thalassiophyllum, Alaria. Wenn
sie nicht immer gefunden wurden, liegt das vielleicht daran, daß sie nach
FosLiE oft erst an ziemlich alten Pflanzen zur Entwicklung kommen.
Für Undaria und Verwandte beschreibt Yendo Schleimdrüsen. Sie
entstehen dadurch, daß eine unter der sog. Epidermis gelegene Zelle der
Rinde sich stark vergrößert und durch einen nach außen gerichteten breiten
Fortsatz die über ihr liegenden Zellen zerdrückt. Der in ihnen enthaltene
glashelle Schleim tritt dann wohl über die Oberfläche der Pflanze hervor.
Über die chemische Beschaffenheit der Laminariamem brauen weiß
man folgendes: Die Schicht, welche das Zellplasma direkt umgibt, zeigt mit
Chlorzinkjod blaue bis violette Färbung, dürfte also im wesentlichen aus
Zellulose bestehen. Nach Grabendörfer erhält man durch obiges Reagens
eine blaue und eine violette Schicht in den Zentralkörperzellen von Lessonia.
Die stark verdickten Markfäden geben eine gleichmäßige Zellulosereaktion.
Die Siebröhren geben in ihren Längswänden bei Macrocystis nach Skotts-
berg keine Zellulose-Reaktion, dagegen zeigen die Siebplatten eine solche.
In dieser freilich wird die Mittellamelle nicht durch die üblichen Reagentien
gefärbt. Sykes macht abweichende Angaben. An den Hyphen verneinte
Skottsberg die Zellulose. Die Beobachter geben vielfach Farbenreaktionen
an, die indes vorläufig kaum entscheidend sein dürften.
Die Mittellamelle und die aus ihr hervorgehenden Schleimmassen be-
stehen nach Wille aus einem Calciumsalze der Tangsäure, analog dem oder
identisch mit dem Calciumpektat höherer Pflanzen. Ebenso dürfte auch die
„Schleimcuticula" zusammengesetzt sein, jene Lamelle, welche die Rinden-
zellen auf der freien Außenseite überzieht.
Auf den Eigenschaften dieser letzteren Substanzen dürfte (wenigstens
großenteils) einerseits die bekannte starke Schrumpfung der Laminarien
beim Eintrocknen, die Fähigkeit im wasserarmen Zustande zu harten Massen
166
IX. Phaeophyceae.
ZU werden, andererseits natürlich auch die starke Quellung bei Wasserzufuhr
beruhen. Ersteres wird am besten illustriert durch die Tatsache, daß die
Eingeborenen Patagoniens Lessoniastamnistücke, andere Völker an anderen
Orten Laminariastiele als Messergriffe benutzen. — Sie stoßen den Stiel
des Messers in die frische Masse und lassen sie trocknen.
Die Löcher, Risse und Spalten, welche das Laub der Laminaria-
ceen gliedern, werden durch innere Prozesse eingeleitet und durchgeführt.
Man braucht nur
einmal Laminarien
im Laub Wechsel an-
zusehen, um sich da-
von zu überzeugen.
Natürlich kann
Wellenbewegung
usw. den Vorgang
fördern. Es han-
delt sich immer um
Störungen im Gewe-
beverband, welche
durch Wundver-
schluß beseitigt
werden. Nach Kil-
LiAN beginnt bei
den Laminarien die
Rißbiklung damit,
daß an gegenüber-
liegenden Stellen
der Spreite eine
schwache Rinne ent-
steht (Fig. 425a,/);
diese wird rasch
tieferund schmäler;
damit wölbt sich die
Oberhaut in die
inneren Gewebe
hinein. Diese letz-
teren beginnen zu
reißen und schließ-
lich wird auch die
äußerste Zellage
durchgeteilt wie in
Fig. 425 a, :? zu
sehen. Die eine
Fläche pflegt der
anderen etwas vor-
aufzueilen. Ist die
Trennung vollzogen, so wölben sich die Rindenschichten durch vermehrtes
Wachstum an ihrer Außenseite über die Wundfläche vor (Fig. 425 a, j) und
schließen endlich fest zusammen. Die Markgewebe sind bei alledem nur
passiv beteiligt. Nicht wesentlich anders ist die Sache bei Macrocystis.
Skottsberg betont besonders, daß hier der Prozeß mit Zerreißung der
inneren Schichten beginne. Ich glaube eher, es gi-eifen innere und äußere
Veränderungen ineinander. In Präparaten von Gruber sah ich etwas
Fig. 425 a. Spaltenbildung bei
Lammaria n. KiLLIAN.
4. Laminariales.
167
weitergehende Zerstörungen des Gewebes als Killian sie angibt. Selbst
wenn diese nicht regehnäßig auftreten, führen sie hinüber zu Agarum.
Die Bildung der Löcher im Laub dieser Alge beginnt nach Humphrey
mit der Herauswölbung eines Buckels auf einer Fläche des Blattes, dem
eine Vertiefung auf der anderen entspricht (Fig. 425 b, i). Nunmehr stirbt
das Gewebe im Scheitel der „Beule" ab (Fig. 425 b, 2), und zwar beginnt
2 ^
Fig. 425 b. Lochbildung bei Agarum n. Setchell,
dieser Prozeß von der Innenseite derselben her. Hand in Hand mit diesem
Absterben von Zellen geht ein Wundverschluß.
Andere Tange reihen sich gewiß an den einen oder anderen Typus
an, man vergleiche McMillan über Nereocystis, Grabendörfer über
Lessonia, Setchell über Phyllaria. Goebel und Reinke erinnern an die
Ähnlichkeit mit Palmblättern.
Einige Laminariaceen wie Alaria, Phyllaria, Saccorrhiza, Nereocystis,
Costaria, vielleicht auch noch wenige andere Gattungen tragen auf den
Fig. 426. Haftscheibe eines älteren Keimlings n. Killian.
Laubflächen farblose Haarbüschel, welche ziemlich weitgehend an die
für Hydroclathrus usw. geschilderten erinnern. Nach Murray, Yendo u. a.
haben wir es einfach mit Aussprossungen der äußersten Rindenschicht zu
tun. Bei Alaria bleiben dieselben meistens auf der Oberfläche, werden
aber nach Wille doch bisweilen in Gruben versenkt. Das ist bei Phyllaria
und Saccorrhiza die Regel und erfolgt überall dadurch, daß die den Büscheln
benachbarten Rindenzellen stärker wachsen als diejenigen, welche Haare tragen.
168
IX. Phaeophyceae.
Auf älteren Alariaexemplaren schwinden die Haare nach WiLLE^häufig,
ebenso bei Nereocystis nach Setchell, und nach demselben Autor- tragen,
wie schon erwähnt, die interkalar nachwachsenden Teile der Lamina von
Phyllaria dermatodea ebenfalls keine solchen mehr. Die Krallen (Hafter,
Hapteren) haben wir in ihrer wirteligen Anordnung usw. schon auf S. 130
behandelt. Sie entstehen aus Rindenzellen des Stieles, welche ein energisches,
wenn auch lokal begrenztes Wachstum entfalten. So werden zuerst kleine
'^^^^wmwm'^ci-
schl
sp
Fig. 427. Orig. Kuckuck. Längsschnitt durch das Sporangien-tragende Laub von
Lammarm saccharina. i schwächer, 2 stärker vergrößert, m Mark, r Rinde, sp Sporangien,
/ Paraphysen, schl Schleimkappe.
Höcker erzeugt, welche dann weiter erheblich in'-^ die Länge wachsen,
und zwar ausschließlich an der Spitze; auch die Dichotomierung geht allein
von der Spitze aus, sie erinnert an diejenige der Wurzelträger von Sek-
Literatur. 169
ginella. Daß interkalares und Spitzenwachstum an derselben Pflanze ge-
geben ist, braucht nicht aufzufallen; dieselbe Erscheinung war schon bei
den Ectocarpeen zu konstatieren.
Der Bau der Krallen gleicht etwa dem von Keimlingen mittleren
Alters, es fehlt nämlich das eigentliche Mark, und ebenso werden im wesent-
lichen die Hyphen vermißt. So besteht das Ganze aus kurzen Rinden- und
längeren Zentralkörperzellen, welche auch Ringanordnung zeigen können.
Die dickwandigen Zellen entbehren nach verschiedenen Autoren der sonst
vorhandenen Tüpfel. Das ist verständlich; sie sind offenbar mechanische
Elemente, Stoffaufnahme und Leitung besorgen sie kaum.
Die Haftscheiben der jungen Pflanzen sind ganz entsprechend gebaut.
Fig. 426 zeigt das ohne viel Worte. Die Haftfasern auf der Unterseite
sind ebenfalls leicht erkennbar.
+ + + Fortpflanzung.
Die Vereinigung der Sporangien zu meist sehr großen, bis handbreiten
Sori wurde bereits oben erwähnt, ebenso die Verteilung der letzteren über
das Laub der einzelnen Gattungen. Auch über die Entstehung ist des-
wegen nichts zu sagen, weil dieselbe Punkt für Punkt mit den bereits ge-
schilderten Prozessen bei Chorda übereinstimmt (Fig. 427). Paraphysen
und Sporangien verhalten sich genau so wie dort. Nur die Form der
ersteren weicht bei manchen Gattungen, z. B. Laminaria, Lessonia u. a. da-
durch etwas ab, daß die Paraphysen auf dem Scheitel ihre Membran sehr
stark schleimig verdicken (Fig. 427, 2), wie das schon Thuret schilderte
und neuere Autoren lediglich bestätigten.
Da die Paraphysen und Sporangien von der äußersten Rindenschicht
aus gebildet werden, heben sie die cuticulaähnliche Schleimschicht, welche
diese Zellen zu bedecken pflegt, als Häutchen ab, wie das bei den Phaeo-
sporeen durchaus nicht selten ist.
In besonders auffälliger Weise fehlt die Schleimmasse auf dem Scheitel
der Paraphysen bei den Gattungen Saccorrhiza, Phyllaria, Cymathere (Griggs).
Bei den ersten beiden verschleimen die Längswände mehr, bei der letzt-
genannten endigen die Paraphysen, die lang keulig sind, nicht in gleicher
Höhe, sodaß ein fester Zusammenschluß unterbleibt.
Die Entwicklung der Zoosporen bietet, soweit bekannt, keine Be-
sonderheiten gegenüber den Ectocarpeen und noch weniger gegenüber
Chorda. Eine Reduktionsteilung wurde meines Wissens bei Laminariaceen
bislang nicht wahrgenommen, doch ist kaum ein Zweifel, daß sie wie bei
Chorda einsetzt, wenn der einzige Kern des jungen Sporangium sich teilt.
Damit ist dann gesagt, daß bei unserer Gruppe der Kernphasenwechsel
genau wie bei den Moosen und Farnen mit dem Generationswechsel zu-
sammenfällt. Der kleine Gametophyt ist haploid, der große Sporophyt aber
diploid.
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172
IX. Phaeophyceae.
5. Tilopteridales.
Die Beziehungen der Gattungen dieser Gruppe zu einander und zu den
Phaeosporeen dürften ungefähr durch folgendes Schema gekennzeichnet sein :
Tilopteris ]
Sphacelariaceae Choristocarpaceae Haplospora [ Tüopteridaceae
Sphacella Choristocarpus Akinetospora J
Ectocarpaceae
I. Tüopteridaceae.
Die kleine Gruppe, repräsentiert durch die Genera: Akinetospora,
Haplospora (= Scaphospora) und Tilopteris, wurde bislang in Nord- und
Ostsee, an nordischen und atlantischen Küsten, sowie im Mittelmeer ge-
funden. Die Pflanzen treten wohl niemals in großen Mengen beisammen auf.
Trotz der hübschen Arbeiten von Kjellman, Reinke, Kuckuck,
Sauvageau, Bornet, Brebner u. a. weisen gerade hier unsere Kenntnisse
noch recht große Lücken auf, weil
immer nur gelegentliche Beobach-
tungen gemacht werden konnten.
Spezifisches Merkmal für die
Tilopteridaceen sind die großen,
unbeweglichen Monosporen.
Die in Rede stehenden Gat-
tungen haben den Habitus mitt-
lerer Ectocarpeen, sie besitzen auch
deren Wachstumsweise (Fig. 428).
Ein trichothallisches Wachstum ist
bei Haplospora Vidovicchii recht
deutlich, bei Haplospora globosa
aber mehr oder w^eniger verwischt
durch interkalare Teilungen an be-
liebiger Stelle, die übrigens auch
bei der erstgenannten Form nicht
fehlen.
Akinetospora und Haplospora
Vidovicchii bilden durchweg mono-
siphone Fäden, bei Haplospora
globosa dagegen und bei Tilopteris
setzen speziell in den unteren
Regionen Längs- und Querteil-
ungen ein, welche den betreffenden
Teil des Sprosses Sphacelarien-
ähnlich erscheinen lassen.
Die Zellen haben im wesentlichen den üblichen Bau der Phaeosporeenzelle.
An Fortpflanzungsorganen kamen zur Beobachtung:
l. Unilokuläre Sporangien bei Akinetospora pusilla durch Bor-
net u. a. (Fig. 429, 4), bei Heterospora Vidovicchii durch Kuckuck. Die-
selben, annähernd kugelig, sind bei ersterer Form mit einzelligem Stiel
versehen, bei letzterer sitzend (Fig. 429, /, 2). Die relativ großen Zoo-
sporen (Fig. 429, j) beherbergen ziemlich zahlreiche Chromatophoren, sie
sind nierenförmig und tragen die Cilien in der Einbuchtung.
Statt der Zoosporen treten auch Aplan osporen auf.
P'ig. 428 n. Murray. Haplospora globosa {Sca-
phospora-%iaid.mm) m. Monosporen. /// pluri-
lokuläre Sporangien.
5. Tilopteridales.
173
2. Plurilokuläre Sporangien mit großen Fächern und großen
Schwärmern, die zahh-eiche Chromatophoren bergen, schildert Bornet an
Akinetospora pusilla (Fig. 429, 5).
Die Schwärmer keimen direkt ohne irgend ein Anzeichen von Sexualität,
ja sie können in den Sporangien keimen und auch im unbeweglichen Zu-
stande (als Aplanosporen) entleert werden, um dann sofort auszuwachsen.
3. Bei Haplospora globosa (= Scaphospora speciosa s. unten) und
bei Tilopteris werden Organe gebildet, die wir indifferent plurilokuläre Spor-
angien, wenn wir aber kühn sein wollen, Antheridien nennen können.
Sie liegen in der Kontinuität kurzer, haarartig endender Seitenzweiglein
(Fig. 430, /), sind relativ breit, fast keulig, aber nicht fest, sondern innen
hohl, wie ein Längsschnitt (Fig. 430, j) leicht ergibt, d. h. die kleinen,
Fig. 429 n. Kuckuck, Bornet u. Sauvageau. / Heterospora Vidovicchii Kck.; Zweig
mit unilokulärem Sporangium {ii) und Monosporen (;«)• 2 Dies., unilokuläres Sporangium.
3 Dies., Zoospore. 4 Akinetospora pusilla, unilokuläres Sporangium. 5 Dies., plurilokuläres
Sporangium. 6 Dies., Pflänzchen mit Monosporangien {ni) aus einer Monospore (vi)
hervorgegangen.
schwärmerbildenden Zellen liegen in einer Schicht mantelartig um den
mittleren Hohlraum.
Die austretenden Zellen haben ganz den Bau der Spermatozoiden bei
anderen Phaeosporeen. (Kuckuck, Reinke).
4. Noch interessanter als die plurilokulären Sporangien sind diejenigen
Organe, welche mit Sauvageau wohl am besten als Monosporen be-
zeichnet werden. Sie sitzen bei Heterospora Vidovicchii und Akinetospora
pusilla auf einem einzelligen Stiel den längeren Fäden seitlich an (Fig. 429,
174
IX. Phaeophyceae.
/, 6), bei Haplospora globosa stehen sie am Ende wenigzelliger Seitenzweige,
während sie bei Scaphospora (Fig. 430, 4, j) infolge einiger Längsteilungen
des Fadens diesem halb eingesenkt erscheinen. Bei Tilopteris endlich (Fig.
430, 2) nehmen sie dieselbe Stellung ein wie die plurilokulären Sporangien.
Besonders Kuckuck erklärte die Monosporen für Eier, während
Sauvageau sie den Brutknospen der Sphacelarien an die Seite stellt. Nach
Kylin würden sich diese Auffassungen im gewissen Sinne vereinigen lassen.
Fig. 430 n. Bornet u. Reinke. / Tilopteris MertetisU mit plurilokulären Sporangien.
2 Dies, mit Monosporen. 3 Haplospora globosa {Scaphospora speciosa), plurilokuläre Sporangien
im Längsschnitt. 4, 5 Dies., Monosporen des „Scap/iosphora-Staämm^'^ 6, 7 Dies.,
Monosporen des „JIaplospora-Sts(dium&^'.
Seine erst vor kurzem vorgetragene Auffassung leuchtet mir am meisten
ein. Halten wir uns zunächst einmal an Haplospora, so ist seit Reinke,
dem auch Brebner und Sauvageau zustimmten, kaum noch ein Zweifel,
daß Haplospora und Scajjhospora zusammen gehören. Haplospora
besitzt allein Monosporen, Scaphospora aber Antheridien und Monosporen.
5. Tilopteridales. ] 75
Während man nun bislang alle Monosporen für gleichwertig hielt, weist
Kylin darauf hin, daß sie verschieden sein müssen.
Die Monosporen der Haplospora enthalten vier Kerne, und treten
mit einer festen Haut umhüllt aus, sie sind den Tetrasporen oder ähnlichen
Organen an die Seite zu stellen, und demnach ist Haplospora die un-
geschlechtliche Generation. Scaphospora dagegen (Fig. 430, j, ./, j) führt
Antheridien und Oogonien. Die aus den großen Zellen austretenden Ge-
bilde sind keine Monosporen, sondern Eier, sie sind nackt und besitzen
nur einen zentral gelegenen Kern.
Aus den Monosporangien der Tilopteris (Fig. 430, 2) sah Kuckuck
nackte Zellen mit einem Kern austreten, sie gingen ziemlich rasch zu
Grunde wie die großen Organe der Scaphospora nach Reinke. Das spricht
auch dafür, daß wir es mit Eiern zu tun haben. Nun gibt es bei Tilo-
pteris Exemplare, bei welchen die Antheridien und die nackte Zellen ent-
leerenden Monosporangien auf demselben Individuum sitzen, daneben aber
fanden sich andere, welche nur Monosporen besaßen. Letztere traten mit
Membran umhüllt aus und waren mehrkernig. So darf man auch hier mit
Kylin annehmen, daß die ersterwähnten Pflanzen die Gametophyten, die
letzteren die Sporophyten sind.
Vielleicht gehören Heterospora und Akinetospora ebenfalls in den
gleichen Entwicklungskreis.
Kylins Vermutungen müssen natürlich experimentell geprüft werden.
Es wäre schon viel gewonnen, wenn man in den vierkernigen Monosporen
eine Reduktionsteilung nachweisen könnte, wie Kylin annimmt.
Nach allem würde man wohl mit Sauvageau annehmen müssen, daß
die Tilopterideen, von den Ectocarpeen ausgehend, eine den Sphacelarien
mehr weniger parallele Reihe bilden, welche speziell vielleicht durch Choristo-
carpus-ähnliche Formen den ersteren genähert wird. Doch hier helfen
kaum Hypothesen; hoffen wir, daß bald Tatsachen die großen Lücken aus-
füllen, welche noch klaffen.
2. Choristocarpaceae.
Choristocarpus tenellus wurde zwar vielfach in der Literatur er-
wähnt, genaue Auskunft erhielten wir aber erst durch Kuckuck über die Alge.
Sie kommt spärlich im Mittelmeer vor und gleicht im Habitus einem
schwach verzweigten Ectocarpus. Die Fäden sind auch monosiphon gebaut
wie bei jener Gattung, wachsen aber mit einer Scheitelzelle etwa wie Spha-
cella und beherbergen auch wie diese zahlreiche Chromatophoren in den
Gliederzellen (Fig. 431).
Uni- und plurilokuläre Sporangien sind gefunden worden, und zwar
bislang auf getrennten Individuen.
Die unilokulären Sporangien entlassen relativ wenige große Zoosporen,
welche im Bau denjenigen von Haplospora Vidovicchii in der Hauptsache gleichen.
Mit den unilokulären Sporangien auf den gleichen Exemplaren (Fig.
431, /), gelegentlich auch ohne die ersteren, aber niemals mit plurilokulären
Sporangien zusammen, finden sich ßrutknospen von etwa keulenförmigem
Umriß (Fig. 431, 2). Dieselben sitzen auf einzelligem Stiel und sind selber
ein- bis dreizellig, doch überwiegen zweizeilige Formen (Fig. 431, j). Als
Inhalt führen die großen Zellen einen zentralen Kern, die üblichen Plasma-
stränge und in diesen Chromatophoren usw. Die Brutknospen fallen, wie
diejenigen der Sphacelariaceen, von ihren Stielen ab und keimen dann aus.
In seiner Wachstumsweise und im Habitus hat Falkenbergs Disco-
sporangium mancherlei Ähnlichkeiten mit Choristocarpus, es weicht aber
176
IX. Phaeophyceae.
durch die seltsamen scheibigen, plurilokulären Sporangien wesentlich ab. Weitere
Untersuchungen müssen wohl noch über die Stellung dieser Alge entscheiden.
Pleurocladia lacustris, welches Kjellman
noch hierher rechnet, ist nach den Untersuchungen
von Klebahn und Wille zweifelsohne eine ge-
wöhnliche Ectocarpee.
Wohin die Choristocarpeen zu zählen sind,
ist momentan wohl noch schwer zu sagen. Man
sondert sie wohl am besten mit Kuckuck als
kleine Familie ab. Das W^achstum durch eine
Scheitelzelle erinnert unweigerlich an die Sphace-
larien, und auch die Brutknospen weisen um so
mehr auf diese hin, als die ersten Stufen einer
Sphacelaria-Brutknospe, wie Kuckuck betont,
zweifellos mit den gleichnamigen Organen der
Choristocarpeen übereinstimmen.
Andererseits haben die Zoosporen unver-
kennbare Ähnlichkeit mit denjenigen der Tilopte-
rideen.
Immerhin scheinen mir die Ähnlichkeiten
mit den Sphacelarien größer zu sein, und ich
wäre geneigt, die Choristocarpeen der Sphacella
zu nähern, und zwar um so mehr, als die uni-
lokulären Sporangien dieser fast genau die gleiche
Stellung und Anordnung haben wie die Brut-
knospen des Choristocarpus. Kylin will neuer-
dings die Pflanze den Sphacelariaceen vollends
einreihen.
Damit käme man dann wieder darauf, die
Fruchtäste und die Brutknospen zu parallelisieren
und von neuem die Frage nach dem Ersatz der
unilokulären Sporangien durch Brutknospen zu
diskutieren, welche schon für die Sphacelarien
angeregt wurde. Auch hier, das sei nochmals
betont, wurden bislang zwar uni-, nicht aber
plurilokuläre Sporangien mit den Brutknospen
zusammen (auf gleichem Individuum) gefunden.
Fig. 431. Choristocarpus te-
nellus Zan. n. KuCKUCK.
/ Faden mit Brutknospe und
unilokulären Sporangien. 2, j
Brutknospen.
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6. Dictyotales. 177
6. Dictyotales.
Dictyotaceae.
Die Vertreter dieser Familie bewerkstelligen die ungeschlechtliche
Fortpflanzung durch unbewegliche nackte Sporen, welche zu viert im Spor-
angium entstehen (Tetrasporen). Geschlechtliche Vermehrung durch Eier
und Spermatozoiden. Die Tetrasporen stehen auf besonderen Individuen,
welche aber den Geschlechtspflanzen völlig gleichen.
Als Typus der Gruppe wird gewöhnlich Dictyota dichotoma be-
trachtet, eine Pflanze von 10—20 cm Größe, deren bandförmige Sprosse
alle in einer Ebene dichotom verzweigt sind (Fig. 432). Taonia atomaria
hat einen ähnlichen Wuchs, ist aber mehr polytom zerschlitzt, Padina
Pavonia — „Orecchio di mare" — bildet flache, blattartig-fächerförmige
Sprosse, welche meist mehr oder weniger trichterförmig zusammengerollt
sind (Fig. 433, 2), Dictyopteris (Haliseris) endlich hat in einigen Spezies
eine derartige Ähnlichkeit mit Fucus-Arten, daß Anfänger und „Fort-
geschrittene" sie bei flüchtiger Betrachtung mit diesem Tang verwechselten
(Fig. 434).
Die Dictyotaceen sind Bewohner aller wärmeren Meere und als solche
z. B. im Mittelmeer ungemein häufig; einzelne Arten dringen weiter nach
Norden vor, so wird Taonia noch an den englischen Küsten gefunden, und
Dictyota dichotoma ist bis Skandinavien gewandert, bei Helgoland trifft man
sie daher noch reichlich.
Die Dictyotaceenvegetation gedeiht mit Vorliebe wenige Meter unter
der Oberfläche, doch sind viele Formen gegen Lichtdifferenzen sehr un-
empfindlich, deshalb geht z. B. Dictyota bei Neapel weit in schattige Grotten
hinein und steigt auch in nennenswerte Tiefen hinab.
Unsere Kenntnis der Gruppe gründet sich wesentlich auf die Arbeiten
von Nägeli, Thuret, Cohn, Reinke, Williams, Hoyt, Sauvageau:
systematische Bearbeitungen gaben Agardh, Vinassa u. a.
a) Vegetationsorgane.
Die ursprünglich nackten Aplano- und Oosporen der Dictyota dicho-
toma umgeben sich mit Membran und wachsen bald zu zylindrisch-keulen-
förmigen Keimlingen heran (Fig. 432, 2). Die letzteren bilden durch seit-
liche Verzweigung runde Äste, und zwischen solche können nach Reinke
noch nachträglich andere adventiv eingeschoben werden. Da einzelne dieser
Äste sich zu langen, horizontalen Ausläufern entwickeln, entsteht ein Rhizom.
Das Ganze wird durch meist büschelig gestellte Wurzelhaare am Substrat
befestigt.
Die Rundtriebe gehen später an ihren Spitzen in die bandförmigen,
langen P'lachsprosse über, welche sich dichotom in einer Ebene verzweigen
(Fig. 432, /), evtl. auch Adventiväste bilden.
Die Rundsprosse bauen sich aus einer axilen Reihe großer, wenig
gefärbter Zellen auf, welche von einem einschichtigen Mantel kleiner, chro-
matophorenreicher Rindenzellen umgeben werden (Fig. 432, 7). Die Flach-
sprosse sind analog gebaut: eine mittlere, großzellige Schicht (Fig. 432,.^ 435),
nur aus einer Zellage bestehend, wird beiderseits von kleinzelliger Rinde
bedeckt, welche natürlich an den Rändern der Bänder zusammenschließt.
Man wird kaum fehl gehen, wenn man mit Hansen die Rinde als Assi-
milationsgewebe, die Mittelschicht als Speicherzellen auffaßt.
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. IL 12
178
IX. Phaeophyceae.
Rund- und Flachsprosse wachsen mit einer charakteristischen Scheitel-
zelle, wie das für die ersteren Cohn, für die letzteren Nägeli beschrieb.
An den runden Trieben gliedert die Scheitelzelle durch einfache Quer-
wände scheibenförmige Segmente ab (Fig. 4o2, 2) und diese zerfallen durch
vier exzentrische Längswände in eine große zentrale und vier periphere
Zellen (Fig. 432, 7), welche letzteren dann in viele kleinere zerlegt werden.
Die Scheitelzelle der Flachsprosse (Fig. 432, 6) gleicht, von der Fläche
derselben betrachtet, einer bikonvexen Linse, sie gliedert durch uhrglas-
förmige Wände ein Segment nach dem andern ab; die Segmente zerfallen
zunächst durch eine mittlere Längswand (Fig. 432, j), um sich dann,
Fig. 432. Dictyota dichotoma n. Thueet, Cohn u. Präp. Grüber. / Habitusbild. 2 Keim-
ling n. Cohn. 3 Sproßscheitel von der Fläche. 4 Ders. im Längsschnitt. 5 Sproß-
scheitel mit beginnender Dichotomierung. 6 Ders. schwach vergrößert. 7 Querschnitt
eines Keimlings.
wenigstens oberflächlich, in zahlreiche Zellen zu zerlegen. Ein axiler Längs-
schnitt senkrecht zur Fläche des Laubes zeigt ein Bild der Scheitelzelle
(Fig. 432, 4), wie es ähnlich auch von einem Rundtrieb erhalten werden
könnte. Man sieht leicht, daß auch hier durch exzentrische Längswände
die beiden Rindenschichten vom Mittelkörper abgetrennt werden.
Die dichotome Verzweigung (Fig. 432, 6) der Bänder beginnt mit der
Bildung einer axilen Längswand (senkrecht zur Laubfläche) in der Scheitel-
zelle selber (Fig. 432, 5). Nachdem die beiden Hälften sich etwas ver-
größert haben, entsteht in jeder eine uhrglasförmige Wand, welche ein
wenig schräg auswärts gerichtet ist (Fig. 432, 5). So sind zwei neue
6. Dictyotales.
179
Scheitelzellen konstituiert, mit deren Hilfe nun zwei divergierende Sprosse
erzeugt werden.
Nach Reinke bleiben die am Rande der Flachsprosse liegenden Teile
der Segmente relativ lange teilungsfähig; aus ihnen können bisweilen recht
zahlreiche Adventiväste hervorgehen. Vereinzelt entstehen sie auch aus
der Fläche des Thallus; alles das besonders nach Verletzungen der Haupt-
sprosse.
Padina Pavonia hat auf jugendlichen Stadien etwa das Aussehen
der Fig. 433, /. Der untere Teil des Pflänzchens liegt dem Substrat auf
Fig. 433. Padina Pavonia. Orig. n. Präp. Gruber. / junge, 2 halberwachsene Pflanze.
2 Schnitt durch den gerollten Scheitel. 4 Dass. stärker vergrößert. 5 Schnitt durch die
Haai'leiste und Sorus. 6 Keimling n. Reinke. v Randzelle, s Segment, su untere, ro obere
Rinde, cic Cuticulaähnliche Lamelle, sp Sporangien.
und ist diesem mit Rhizoiden angeheftet, der spateiförmige Hauptsproß aber
erhebt sich fast senkrecht von demselben. In der Figur konnte das nicht
wohl zum Ausdruck gebracht werden. Vom Hauptsproß gehen seitliche
Achsen aus, welche ebenfalls mit ihren basalen Regionen angeheftet, mit
dem Oberteil aber frei sind (Fig. 433, /). Alle aufstrebenden Sprosse sind
anfänglich rund, verbreitern sich aber später an ihrer Spitze zu den breiten
fächerförmigen Körpern, von denen wir schon oben sprachen (Fig. 433, 2).
12*
130 IX. Phaeophyceae.
Da die ältesten Fächersprosse auch noch ziemlich weit nach oben (Fig. 433, 2)
nicht wenige Seitenglieder erzeugen, welche nicht mehr am Substrat haften,
so entsteht ein einigermaßen kompliziertes System von Flachsprossen.
Das aber, was wir eben schilderten, stellt noch nicht die ganze Pflanze
dar; nach Reinke nämlich liefern die Keime der Padina durch scheinbar
regellose Teilungen einen kugeligen bis birnförmigen Körper, welcher sich
am Substrat festheftet. Von diesem Zentralknoten wölben sich einzelne
Zellen vor und entwickeln sukzessive eine Anzahl Sprosse, welche mit der
Basis dem Substrat aufliegen und sich früher oder später aufrichten
(Fig. 433, 6). Verstehe ich Reinke recht, so wäre der in Fig. 433, /
wiedergegebene einer von diesen Sprossen.
Will man die Befunde deuten, so müßte man den Zentralknoten wohl
als reduzierte primäre Achse der Pflanze auffassen, die großen breiten
Gebilde als deren Seitenachsen. Solche Dinge sind ja für Aglaozonia be-
reits beschrieben, wir werden ähnlichen Erscheinungen bei Placophora,
Pollexfenia, Leveillea usw. noch wiedet begegnen.
Die jungen, gerundeten Sprosse der Padina besitzen eine Scheitelzelle
nach dem Muster der Dictyota. Solche bleibt bis zu dem Augenblick in
Tätigkeit, in welchem die Verbreiterung des Thallus beginnt; dann wird
sie durch einige Längswände zerlegt, und ihre Produkte bilden eine sog.
Scheitelkante, will sagen eine Reihe teilungsfähiger Zellen, welche durch
Vermehrung in radialer und tangentialer Richtung erst die Spatel-, dann
die Fächerform liefert.
Die Scheitelkante bleibt aber nicht flach, sondern infolge gesteigerten
Wachstums auf der Oberseite (welches nach Bitter durch das Licht indu-
ziert wird) rollt sie sich bald nach ihrer Entstehung mantelartig ein. Dann
gewähren Radialschnitte durch den Rand das Bild der Fig. 433, j, welches
lebhaft an Farnblätter erinnert. Die von den Randzellen abgeschiedenen
Segmente werden nach Nägeli durch eine Wand parallel zur Fläche zer-
legt, jedoch ist dieselbe ein wenig exzentrisch nach außen (oben) verschoben
(Fig. 433, 4). Damit ist zunächst die Rinde der Oberseite [ro Fig. 433, j)
gegeben, diejenige der Unterseite {sn Fig. 433, j) wird erst viel später ab-
getrennt und schließlich kann auch die mittlere Zellschicht in zwei oder
mehr Lagen zerfallen.
Taonia Atomaria bildet ebenfalls zunächst einen Zentralknoten. Die
aus ihm hervorgehenden Sprosse, welche übrigens kein ausgeprägtes Rhi-
zom bilden, zeigen nur für ganz kurze Zeit eine Scheitelzelle; sie verbrei-
tern sich nach wenigen Teilungen derselben und erhalten damit sofort eine
Scheitelkante, in der sich das übliche Randwachstum vollzieht, nicht selten
mit dem Unterschiede, daß die Initialen durch schräg gestellte Wände keil-
förmig erscheinen. Die Gabelung oder mehrfache Zerspaltung des flachen
Sprosses erfolgt einfach dadurch, daß einzelne Gruppen von Initialen im
W^achstum dauernd gehemmt werden. Der Zentralteil des erwachsenen
Thallus ist hier mehrschichtig.
Haliseris (Dictyopteris) polypodioides (Fig. 434) endlich zeigt an den
Keimlingen wieder einen „Zentralknoten" mit rhizomartigen Bildungen
(Fig. 434, 2). Dem Knoten entspringen in verschiedener Form die eigent-
lichen Sprosse, die schon sehr zeitig eine flächenförmige Verbreiterung auf-
weisen (Fig. 4;)4, 2). In unserem Fall ist aber nicht das ül)liche Randwachs-
tum zu verzeichnen, sondern es finden sich, wie Reinke und Kny zeigten,
und wie auch Ed. Gruber wieder beobachtete, über dem Ende der Mittel-
rippe einige wenige Zellen (Fig. 434, j), welche man gewöhnlich als Ini-
tialen bezeichnet. Sie sind durch ihren Inhalt alsbald kenntlich, und sie
6. Dictyotales.
181
liegen in einer einfachen Reihe, wie aus einer Scheitelansicht (Fig. 434, ^)
leicht zu ersehen ist. Ich glaube, man könnte hier noch besser von Scheitel-
zellen reden, denn eine einfache Überlegung zeigt, daß die mit i und i'
bezeichneten Elemente die ganz bevorzugt teilungsfähigen sein müssen.
Damit nähert sich die Sache wesentlich den Erscheinungen, die wir
für Fucus und Hormosira zu beschreiben haben werden, und an diese
Tange erinnert auch der anatomische Aufbau von Haliseris. Die zwei-
schichtige Laubfläche geht in der Mitte in die mehrschichtige Mittelrippe
über und diese läßt einen zentralen Teil nebst Rinde leicht erkennen.
Auch ein sekundäres Dickenwachstum ist wie bei Fucus an der Basis der
Fig. 434. Haliseris polypodioides. i Habitusbild, Orig. 2 Keimpflanze n. Reinke.
3 Scheitel von der Fläche gesehen n. dems. 4 Ders. von oben; Präp. Gruber. /, /' Initialen.
Sprosse nachzuweisen; nach Johnson spielt es sich ebenso ab wie bei
jener Gattung (s. unten).
Die meisten Dictyotaceen bilden farblose oder doch nur schwach ge-
färbte Haare („Sproßfäden"), welche sich, wie in so vielen Fällen, mit der
Beleuchtung vermehren resp. vermindern.
Dictyota und Haliseris haben Haarbüschel, welche mehr oder weniger
regelmäßig über den Thallus verteilt sind; bei Padina und Taonia dagegen
finden sich Querbinden (Fig. 433), welche dem wachsenden Rand annähernd
182 I^- Piiaeophj'ceae.
parallel verlaufen: Die Haarbänder korrespondieren auf Ober- und Unter-
seite nicht, sondern alternieren miteinander, sie sind auch meist verschieden
entwickelt; die Oberseite pflegt auf Grund stärkerer Beleuchtung bevorzugt
zu sein.
Nach Bitter können bei Padina infolge von Kontakt an Stelle der
Haare Rhizoiden auftreten, die ja in den unteren Regionen ohnehin reich-
lich gegeben sind.
Die Haare entstehen als Auswüchse größerer Rindenzellgruppen
(Fig. 433, j, 5), und schon Nägeli schildert, wie bei der radialen Streckung
der jungen Haare die äußerste Schicht der Mutterzellmembran Cuticula-
ähnlich abgehoben wird (Fig. 433, j, 5, cu). Auch ein Teil der Wandungen,
welche die Haare produzierenden Rindenzellen trennten, bleibt in Gestalt
dünner Leisten resp. Lamellen an der Cuticula hängen.
Die Zellen der Dictyotaceen haben, soweit bekannt, normale, ge-
tüpfelte Wände, welche bei Padina besonders auf der Oberseite mit Kalk
mehr oder weniger inkrustiert werden. Im Zentrum der großen Mittelzellen
findet sich der Zellkern umgeben von Plasma, das nach allen Richtungen
Strahlen gegen den Wandbelag sendet (Fig. 435, /, 2). Die Chromatophoren
sind zahlreich, klein, linsenförmig. Nach den Angaben von Hansen sind
sie gegen Alkohol empfindlich, sie zerfließen in demselben. Daß diese
Organe besonders in den Rindenzellen liegen, bedarf wohl kaum der Er-
wähnung. Ihre Produkte sind ölartige Substanzen; darüber vergleiche man
das Kapitel Assimilation.
Auch über die Kernteilungen und über Centrosomen wolle man den
entsprechenden Abschnitt im allgemeinen Teile nachlesen. Mottier unter-
suchte das.
b) Fortpflanzung.
Als Fortpflanzungsorgane kommen in Betracht: Aplanosporen (Tetra-,
Octosporen), Oogonien und Antheridien.
Zur Bildung der Aplanosporen wölben sich Rindenzellen unter
Füllung mit dichten Plasmamassen über die Oberfläche der Sprosse vor.
Geschieht das von mehreren benachbarten Zellen gleichzeitig, so wird auch
eine „Cuticula" abgehoben, wie bei der Haarbildung. Die vorgewölbte
große Zelle gliedert nach unten eine inhaltsarme Basalzelle ab, welche in
der Kontinuität der Rinde verbleibt (Fig. 435, /), sie selbst aber teilt sich
bei den meisten Gattungen in 4, bei Zonaria in 8 Tochterzellen. Zonaria
variegata bildet nach Sauvageau an den Küsten von Teneriffa im Dezember
und Januar 4, im Februar 8 Sporen in den Sporangien. Wo 4 Sporen ge-
bildet werden, liegen diese genau so wie die Tetrasporen der Florideen
(Fig. 435, j), welche als cruciatim divisae bezeichnet werden (s. später).
Hier wie dort wird dann auch an dieser Stelle eine Reduktionsteilung voll-
zogen, welche Williams und Mottier eingehend beschrieben. Die Kern-
teilung, welche der Abtrennung der Basalzelle voraufgehrt, ist eine normale
und zeigt 32 Chromosomen. Die erste Mitose aber, welche sich im jungen
Sporangium vollzieht, ist eine heterotypische; in ihrem Gefolge treten 16
Chromosomen auf und solche sind natürlich auch der fertigen Spore eigen.
Die Sporen werden nicht durch Membranen von einander getrennt und
im nackten Zustand verlassen sie auch durch einen Riß oder eine Öffnung
die Mutterzelle, um direkt, ohne Eigenbewegung zu keimen. Bitter u. a.
sahen eine Keimung bereits im Sporangium.
Diese letzteren stehen bei allen bekannten Arten auf besonderen
Pflanzen und solche zeigen bei allen Teilungen 32 Chromosomen bis zu dem
Beginn der Sporenbildung.
6. Dictyotales.
183
Bei Dictyota sind die Sporangien über beide Seiten der Laubfläclie
zerstreut, bei Padina dagegen entwickeln sie sich in der Regel nur auf der
Unterseite, und zwar im Anschluß an die Haarleisten (Fig. 433, 5) derart,
daß zu beiden Seiten einer solchen Sporangien entstehen. Da die Haare
häufig — nicht immer — während der Sporangienbildung zugrunde gehen,
werden auch äußerlich die sporenbildenden Zonen als braune Doppellinien
sichtbar (Fig* 433, 2). Bei Taonia Atomaria ist wieder der Anschluß an die
X^
r^'A^'i
Fig. 435. Dictyotadichotoma n. ThuEET.
1—3 Thallusquerschnitte, / mit Spo-
rangien, 2 mit weiblichem, 3 mit männ-
lichem Sorus. 4 Spermatozoiden n.
Williams. 5 Ei im Moment der Be-
fruchtung n. Williams.
Haarleisten zu erkennen. Sie stehen hier auf beiden Thallusflächen, und
da die Haarlinien vielfach zickzackartig verlaufen, geschieht das Gleiche
mit den Sporangienlinien. Doch kommen auch Sporangien über die Thallus-
fläche unregelmäßig zerstreut vor.
Prinzipiell in gleicher Weise bildet Halopteris die Sporangien in kreis-
förmigen Zonen um die Haarbüschel, deren Orientierung wir oben schil-
derten. Für Zonaria gilt in der Hauptsache dasselbe.
X84 I^- Ptaeophyceae.
Die Sexualorgane sind wieder bei Dictyota am besten (durch
Thuret und Williams) untersucht. Oogonien und Antheridien stehen bei
dieser Gattung auf verschiedenen Individuen. Die Oogonien sitzen in Haufen
(Sori) beisammen (Fig. 435 2). Zwecks Bihlung derselben wölben sich
Gruppen von Rindenzellen weit vor, erhalten dichten, dunkelbraunen Inhalt
und gliedern schließlich nach unten (innen) eine Basalzelle ab (Fig. 435, 2).
Die Antheridien entstehen ebenso, doch bleiben die äußersten Zellen eines
Sorus steril und bilden, wie aus Fig. 435 j leicht ersichtlich, eine becher-
artige Hülle um die eigentlichen Antheridien. Diese besitzen eine Basal-
zelle wie die Oogonien, stellen aber ihrerseits ein plurilokuläres Sporangium
mit sehr zahlreichen und ungemein regelmäßigen Fächern dar (Fig. 435, j),
welche nur noch sehr schwach gefärbt sind: die Chromatophoren sind offenbar
sehr stark reduziert.
Oogonien- wie Antheridienhaufen sind noch von der Cuticula-ähnlichen
Membran Schicht des Muttersprosses überzogen.
Bei der Bildung der Sexualorgane finden nur normale Mitosen statt,
die Zahl der Chromosomen ist stets 16, genau wie in der ganzen Pflanze,
welche die Geschlechtszellen produziert.
Padina Pavonia ist im Gegensatze zu Dictyota einhäusig. Die Oogo-
nien bilden wieder, wie die Sporangien, konzentrische Doppelbänder auf der
Unterseite der Sprosse neben den Haarleisten, die Antheridien dagegen
treten in radiären Reihen, welche die Oogonialzonen markstrahlähnlich durch-
setzen, auf den Fächersprossen auf. Die Entstehung der zweierlei Organe
stimmt im Prinzip mit derjenigen bei Dictyota überein. Die Oogonien
bilden außer der Basalzelle noch eine zweite Stielzelle, Reinke nennt sie
nicht unzweckmäßig Ersatzzelle, weil aus ihr nach Entleerung des alten ein
neues Oogon hervorgehen kann.
Antheridien (Sauvageau) und Oogonien der Taonia Atomaria bilden
Dictyota-ähnliche Sori auf beiden Seiten der Sprosse; solche aber schließen
sich in ihrer Entstehung vielfach an die Haarleisten an, speziell weibliche
Sori aber fand Reinke auch zerstreut auf der Laubfläche ohne Zusammen-
hang mit den Haarbildungen. Haliseris zeigt einzeln stehende Oogonien
über die Thallusfläche zerstreut, daneben, nach Johnson, ziemlich tief ein-
gesenkte Antheridialsori, besonders in der Nähe der Mittelrippe.
Bezüglich mehrerer der erwähnten Gattungen sei daran erinnert, daß
die Fortpflanzungsorgane in ihrer Stellung denen von Encoeheen (S. 111)
ähneln.
Nach mancherlei Irrfahrten älterer Beobachter hat Williams die
Befruchtungsvorgänge der Dictyotaceen im wesentlichen geklärt. Nach
ihm wie nach Hoyt und Lewis werden die Oogonien und Antheridien
periodisch entleert, und zwar etwa alle 14 Tage in Zusammenhang mit den
Spring- und Nipptiden. Einige Arten machen freilich wohl eine Ausnahme.
Die Eizellen (Fig. 435, 5) sind große nackte Zellen, auf diese stürzen sich
oft in ungeheurer Menge, wohl chemisch angezogen, die Spermatozoiden
(Fig. 435, j) welche einen großen Kern besitzen, seitlich den roten Augen-
fleck und an diesem eine nach vorn gerichtete Geißel führen. Williams
vermutet, das noch eine zweite, ganz kurze, nach rückwärts gerichtete, zu
finden sein werde. Die Bewegung wird durch ausgelöst.
Die Befruchtung geht in normaler Weise vor sich. Der Spermakern
durchdringt das Plasma und vereinigt sich mit dem Kern des Eies in der
üblichen Weise. Der Bau des letzteren ist aus der Fig. 435, 5 ohne
weiteres zu ersehen. Schon 9—10 Stunden nach der Befruchtung beginnt
der Kern der Zygote sich zu teilen und damit wird die Entwicklung des
6. Dictyotales. 185
Keimlings, der naturgeuiäß mit 32 Chromosomen diploid ist, in die Wege
geleitet.
Williams vermißte nicht selten die Befruchtung der Eier. Diese
können sich trotzdem bis zu einem gewissen Grade weiter entwickeln. Weit
freilich kommen die parthenogenetischen Keimlinge nicht, auch die Kern-
teilungen in ihnen sind unregelmäßig.
Die Pflanzen welche aus den Zygoten hervorgehen, gleichen ganz und
gar denjenigen, welche von den Aplanosporen aus gebildet werden; nur
sind sie verschieden in ihren Produkten. Aus den Zygoten kommen un-
geschlechtliche Individuen, aus den Aplanosporen geschlechtliche, erstere
sind diploid, letztere haploid, die Reduktion findet bei der Sporenbildung
statt, d. h. Abschluß der ungeschlechtlichen Pflanze. Man hat daraus
auf einen Generationswechsel wie bei Moosen und Farnen geschlossen, nur
mit dem Unterschiede, daß Sporophyt und Gametophyt einander äußerlich
völlig gleichen. Mit dieser Auffassung stimmen Hoyts Befunde überein.
Er erzog aus den Sporen nur Geschlechtspflanzen und aus den Zygoten
nur ungeschlechtliche.
Die Beobachtungen im Freien stimmen damit freilich nicht ganz über-
ein. Williams wie 'Sauvageau fanden an ganz verschiedenen Orten viel
mehr Tetrasporen als Geschlechtspflanzen, ja letztere waren bisweilen kaum
nachzuweisen.
Wie sich diese Widersprüche aufklären werden, bleibt abzuwarten; ich
nehme einstweilen an, daß beide Beobachtungen richtig sind.
Über eine Anzahl von Gattungen, die man fast nur aus den Herbarien
kennt, geben Agardh, Kützing, Kjellman (natürl. Pflanzenfamilien)
Auskunft.
Spatoglossum und Stoechospermum scheinen sich an Taonia anzu-
schließen, sie wachsen bei dichotomer Verzweigung mit Scheitelkante. Bei Spato-
glossum sind die Fortpflanzungsorgane über den Thallus zerstreut, bei Stoecho-
spermum stehen lange Sori den Thallusrändern in zwei Reihen parallel. In den
Soris scheinen neben den Oogonien usw. sterile Fäden vorzukommen.
Glossophora ähnelt Dictyota, die Fortpflanzungsorgane aber stehen auf
zungenförmigen Papillen, welche sich über die Thallusfläche erheben.
Zonaria (s. auch Richards) bildet teils krusten förmige Gestalten (fast
wie Aglaozonia), teils aufrechte Lappen mit Mittelrippe. Der aufrechte Sproß
kann mehr oder weniger zerteilt sein und fällt dadurch auf, daß er massenhaft
Rhizoiden bildet, welche abwärts wachsend die älteren Teile dicht einhüllen.
Lobospira endlich wächst mit Scheitelzelle, bildet aber Sympodien. Die
unteren Achsen werden durch Dickenwachstum stielrund und die seitwärts ge-
drängten Spitzen rollen sich in den unteren Regionen rankenartig ein.
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skrifter. 1872. 9. V. Dictyoteae. Ebenda, 1881/82. 17.
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Bitter, G., Zur Anatomie und Physiologie von Padina Pavonia. Bar. d. deutsch, bot.
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Berlin. Bot. Ztg. 1872. 30, 691.
Lewis, J. F., Periodicity in Dictyota at Naples. Bot. Gaz. 1910. 50, 59.
MOTTIER, D. M., Nuclear and Cell Division of Dictyota dichotoma. Ann. of bot. 1900.
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Nägeli, C, Neuere Algensysteme. Zürich. 1847.
Reinke, J., Entwicklungsgeschicbtl. Unters, üb. d. Dictyotaceen des Golfs von Neapel.
Nova Acta Leopold. 1878. 50.
— , Ein paar Bemerkungen über das Scheitelwachstum bei Dictyotaceen und Fucaceen.
Bot. Ztg. 1877. 35. — Rostafinski, Erwiderung. Bot. Ztg. 1877. 35.
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zool. d' Arcachon 1904/5. 7, 1.
Thuret, G., Rech, sur la fecondation des Fucacees et les antheridies des algues. Ann.
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— , Studies in Dictyotaceae. Ebenda, 1904. 18, 141, 183. Ebenda, 1905. 19, 531.
7. Fucales.
Die Geschlechtsorgane sitzen in flaschenförinigen Vertiefungen der
Rinde (Konzeptakehij. Eier und Sperniatozoiden. Ungeschlechthche Ver-
mehrung fehlt.
I. Durvilleaceae.
Abweichend von älteren Gepflogenheiten versuche ich mit Skotts-
BERG u. a. die Durvillea und ihre Verwandten von den Fucaceen los-
zulösen. Sie mögen einen Übergang von den Laminaiiaceen zu den Fuca-
ceen bilden.
Durvillea, in welche Gattung ich. hier mit Kjellman u. a. Sarco-
phycus einschließe, besitzt Laminaria-ähnlichen Habitus und Laminaria-gleiche
Dimensionen. Sie kommen mit diesen gemengt an den Küsten Feuerlands
und Patagoniens vor, kehren aber auch in den australischen Gewässern
usw. wieder. Eine groIBe Haftscheibe, welche nach Meyen bis 5 Zoll breit
wird, trägt einen Stiel, welcher oben in eine bald mehr, bald weniger tief
fingerförmig geteilte Spreite (Fig. 436) übergeht, deren Finger z. B. bei
D. utilis aufgeblasen-gerundet sind. Man würde nun auch ein Laminarien-
ähnliches Wachstum mit interkalarem Vegetationspunkt und event. Laub-
wechsel annehmen. Indes ist von letzterem nichts bekannt und Graben-
dürfer zeigte, daß die Pflanze überall gleichmäßig, durch einfache Teilung
der Rindenzellen zu wachsen vermag, daß ein interkalarer Vegetationspunkt
ebenso fehlt wie eine Scheitelzelle. Demgemäß müssen auch die Lappen ganz
anders als bei den Laminarien entstehen; sie sind tatsächlich einfache lokale
7. Fucales.
187
Auswüchse und entstehen am Rande des „Blattes" als Zäpfchen, die sich
besonders an ihrer Spitze verlängern, freilich ohne daß auch hier ein be-
stimmter Vegetationspunkt sichtbar wird. Nach allem ist also Durvillea
eine Parallelbildung zur Laminaria, deren Aufbau
aber eine Verwandtschaft nicht zu dokumentieren
vermag.
Über die ganze Laubfläche sind Konzeptakeln
verteilt, welche denen der sogleich zu besprechenden
Fucaceen durchaus ähnlich gebaut sind.
In diesen finden sich die Antheridien und
Oogonien, welche denen der Fucaceen in vieler
Bezeichnung gleichen, doch sitzen die Oogonien
auf verzweigten Fäden (Fig. 437), sie liefern je
4 Eier.
Vielleicht muß hierher Himantothallus und
auch Ascoseira gerechnet werden. Skottsberg
beschrieb sie, soweit das sein Material zuließ.
Fig. 436. Dtirvülea n. GRABEN- Fig. 437. Durvillea. Oogonien n. Skottsbesg und
DÖRFER. WhITTING.
2. Fucaceae.
Die Fucaceen bilden meistens stattliche Formen mit festem Gewebe,
welches eine assimilierende Rinde, einen Zentralkörper und zahlreiche
Festigungshyphen erkennen läßt. Letztere durchwachsen besonders die
unteren Regionen der Sprosse und bilden das Haftorgan, welches entweder
scheibenförmig oder krallenartig gestaltet ist.
Das Hauptmerkmal der Fucaceen sind die Konzeptakeln (Scaphidien),
d. h. flaschenförmige Vertiefungen der Oberfläche, welche nur mit enger
Mündung auswärts endigen (Fig. 454). Sie erzeugen fast sitzende Oogo-
nien und auf gleichen oder getrennten Individuen verzweigte Haarbüschel
(Fig. 454) mit Antheridien.
In systematischer Richtung haben Agardh, Areschoug, Harvey,
Hooker, Kützing, Postels und Ruprecht, de Toni, Savageau und viele
Floristen unsere Gruppe bearbeitet.
Das Wichtigste über Fortpflanzung und Entwickelungsgeschichte ist in
den Arbeiten von Thuret und Oltmanns enthalten; ihnen reihen sich an
Valiante, Gruber, Rostafinski, Farmer und Williams, Strasburger,
Yamanouchi, Nienburg, Gardner und viele andere, die wir später nennen,
ohne damit hier ihre Mitarbeit am Ganzen leugnen zu wollen.
IS8 IX- Phaeophyceae.
Die Fucaceen bilden in fast allen Meeren waki- oder buschartige Be-
stände; neben den Laminarien stellen sie, besonders in nordischen Regionen,
die Hauptmasse der Algen, welche der ganzen Vegetation das Gepräge auf-
drückt. Die Fucaceen lieben die Oberfläche. Wo Ebbe und Flut wechseln,
wo nur irgend festes Substrat einen Ankerplatz gewährt, erscheinen die
charakteristischen Fucaceengürtel, welche bei Niedrigwasser frei liegen. In
dieser Weise tritt Fucus selber in der Nordsee und an fast allen atlantischen
Küsten auf; zu ihm gesellen sich vielfach Ascophyllum, Hinianthalia, Pel-
vetia u. a. Letztere steigt gern über die höchste Wassermarke empor und
lebt von Spritz \vasser.
Schon im Norden zeigt Halidrys Neigung in etwas größerer Tiefe,
vom Wechsel der Gezeiten wenig berühit, Einzelbüsche zu bilden. Sie
teilt diese Eigenart mit ihren südlicheren Vettern Cystosira, Sargassum u. a.
Tatsächlich kommt wohl kaum irgendwo in tropischen und subtropischen
Meeren ein Fucaceengürtel zustande, immer sind es, wie im Mittelmeer,
lockere Bestände einzelner stark buschiger Pflanzen, welche dem Beschauer
entgegentreten.
Wie die fucaceenreichen australischen, neuseeländischen usw. Küsten
sich in dieser Beziehung verhalten, übersehe ich nicht ganz; sicher ist nur,
daß dort eine relativ große Zahl verschiedener Gattungen in mannigfaltiger
Ausgestaltung auftritt, so: Hormosira, Notheia, Scaberia, Cystophora, Margi-
naria, Scytothalia, Seiroccocus usw.
Alle Fucaceen bewohnen das Meer, in reinem Süßwasser finden sie
sich nicht, wohl aber wandern sie in das Brackwasser ziemlich weit ein.
Beherbergt doch die salzarme östliche Ostsee immer noch Fucus vesiculosus,
allerdings nicht selten in sehr zarten Standortsformen.
Daß so große, schwimmfähige Algen durch Strömungen verschleppt
werden, ist kein Wunder, so sehen wir z. B. Ascophyllum nodosum in die
Ostsee vertrieben und dann in der seltsamen forma scorpioides auftreten,
deren Vorkommen Reinke geschildert hat. Die abgerissenen Stücke liegen,
ohne sich festzusetzen, auf dem Boden stiller Buchten und vermehren sich
rein vegativ nur durch Zerbrechen und nachfolgendes Wachstum. Ab
gerissene und vom Strome fortgeführte Sprosse von Sargassum bevölkern
das Sargassomeer, von welchem später noch die Rede sein soll. Hier sei
nur bemej'kt, daß auch an diesen Pflanzen ein völlig normales Wachstum
nicht wahrgenommen wurde.
a) Gliederung der Familie.
Wir gliedern im folgenden die Fucaceen nach ihren Vegetations-
organen in die unerläßlichen Unterabteilungen. Das kann genau so be-
anstandet werden wie bei den Ectocarpales, Sphacelariales usw.; es sollten
auch hier die Geschlechtsorgane den Ausschlag geben. Allein wir sind mit
der vergleichenden Erforschung dieser Bildungen immer noch nicht weit
genug und so wäre es doch wohl bedenklich, wenn wir z. B. alle Formen
zusammen schlössen, welche ein Ei im Oogon entwickelt. Daraufliin darf
man doch wohl Himanthalia und die Gystosiren und Sargassen nicht zu-
sammenwerfen. Ich legte bei Charakterisierung der Gruppen einiges Ge-
wicht auf die Form der Scheitelzelle; das hat Murray beanstandet. Des-
halb möchte ich betonen, daß auch ich dies Merkmal nicht für ein absolut
konstantes halte, allein bei den Fucaceen spiegelt sich, wie in so manchen
anderen Fällen, die Art des Gesamtwachstums in der Scheitelzelle wieder
7. Fucales
189
Beides (Scheitel und Gesamtaufbau) sind Korrelate, und insofern halte ich
mich für berechtigt, immer wieder auf die Scheitelzellen zurückzugreifen.
Wir unterscheiden nun am besten folgende Gruppen:
Anomalae. Hormosira, Notheia. Kleine, vielleicht reduzierte
Formen. Hormosira mit rosenkranzförmig aneinander gereihten, blasig auf-
getriebenen Gliedern, dichotom verzweigt. Notheia mit seitlicher Verzweigung
und dünnen Sprossen. Hormosira hat vier, Notheia drei Scheitelzellen;
erstere führt vier, letztere acht Eier im Oogon.
Fuco-Ascophylleae mit Fucus, Pelvetia, Xiphophora, Myrio-
desma, AscophyUum, Axillaria, Seirococcus, Scytothalia,
Phyllospora, Marginaria. Thallus abgeflacht, meist breit, immer in
einer Ebene verzweigt, und zwar die Hauptsprosse dichtotom, bei manchen
Gattungen die Nebensprosse seitlich. Alle älteren Sprosse mit einer eigen-
artigen vierseitigen Scheitelzelle. Im Oogon typisch acht Eier, jedoch ist
diese Zahl bei vielen Gattungen reduziert. Konzeptakeln meistens an den
Spitzen der Hauptsprosse oder in modifizierten Seitensprossen (Kurztrieben,
Sexualsprossen).
Loriforiues. Himanthalia. Lang riemenförmiger Thallus mit drei-
seitiger Scheitelzelle, in einer Ebene dichotom verzweigt. Konzeptakeln
über die ganzen Riemen verteilt; frei davon ist nur die becherförmig er-
weiterte Basis. Ein Ei.
Cystosiro-Sargasseae. Die Vertreter dieser Gruppe wachsen ständig
mit dreiseitiger Scheitelzelle. Verzweigung stets reichlich, Konzeptakeln in
den Spitzen der Langtriebe oder auf besonderen Kurztrieben. Ein Ei im
Oogon.
a) Bilaterale Formen: Halidrys, Bifurcaria, Carpoglossum,
Platythalia, Platylobium.
ß) Radiäre Gattungen: Landsburgia, Cystosira, Cystophyllum,
Coccophora, Cystophora.
y) Bilaterale und radiäre Formen, deren vielfach spezifisch entwickelte
Fruchtsprosse an der Basis mindestens einen charakteristischen, assimilie-
renden Flachsproß bilden: Anthophycus, Carpoglossum, Contarinia,
Pterocaulon, Sargassum, Turbinaria.
Eine Übersicht der Verwandtschaften mag nachfolgendes Schema geben:
^
Marginaria
Phyllospora
Scytothalia
Seirococcus
Axillaria
Sargassum Cystosira i c^ S.
Contarinia " §' ^ ^^
AscophyUum
Pelvetia
Fucus
Anthophycus //Pycnophycus | ^ §^
Halidrys />^ J ^ > '
1
^„---'Himanthalia } Loriformes
Anoma/ael^^'^''^^^''^-
^^"^
\ Notheia
^9(3 IX. Phaeopbyceae.
Vegetationsorgane.
Wir behandeln zunächst die vegetativen, dann die Fortpflanzungs-
organe; dabei müssen naturgemäß diejenigen Gruppen in den Vordergrund
gestellt werden, welche zwar nicht die phylogenetisch ältesten Formen wohl
aber die best untersuchten sind.
Fuco-Ascophylleae.
Die Oosporen des Fucus (Fig. 438) keimen sehr bald nach der Be-
fruchtung. Zunächst sichtbar wird an dem kugeligen Körper eine papillen-
artige Vorstülpung als Anlage des ersten Rhizoids. Dieses besorgt alsbald
die Festheftung und wird dabei unterstützt von den äußersten Membran-
schichten, welche stark verschleimen. Das ist auch später (Fig. 438, i)
noch erkennbar.
Mit der Anlage des Rhizoids ist auch die Polarität der Pflanze ge-
geben, und RosENViNGE zeigte für Pelvetia, Ascophyllum, Fucus, Winkler
für Cystosira, Kniep wieder für Fucus, daß in erster Linie das Licht dieselbe
induziert, indem die stärker beleuchtete Seite zum Sproßpol, die schwächer
beleuchtete zum Wurzelpol wird. Winkler fand, daß die Polarität schon
durch eine Belichtung von 4 Stunden bei Cystosira induziert werden kann.
Die Keimung erfolgt freilich erst nach 16 — 18 Stunden. Fucus, den Kniep
in dieser Beziehung eingehend untersuchte, keimt auch nach etwa 17 Stunden.
Die Polarität wird in der 12. und 13. Stunde nach der Befruchtung des Ei's
festgelegt; von der Beleuchtung, welche die Zygote in dieser Zeit erfährt, ist
die Lage von Wurzel und Sproß abhängig. Während der ersten 11 Stunden
des Lebens ist die Einwirkung von außen ohne Bedeutung. Nach Farmer
und Williams wie auch nach Kniep beginnt die Kernteilung in den Keim-
lingen erst, nachdem die Wurzelpapille bereits vorgewölbt war. Die Spindel
stellt sich mit einem Pol gegen die Basis, mit dem anderen gegen den
Scheitel der jungen Pflanze. Diese Erscheinung ist aber durchaus sekundär.
Die senkrecht zur Spindel auftretende erste Wand scheidet dann natürlich
Sproß und Wurzel.
Dieser ersten folgen rasch weitere Teilungen, der Keimling zerfällt so
in zahlreiche Zellen (Fig. 438, 2, j), vermehrt seine Wurzelhaare und er-
langt etwa Keulenform; außerdem erhält er auf seinem Scheitel eine Ver-
tiefung, aus welcher lange Haare hervorwachsen (Fig. 438, 2, j).
Bis zu diesem Punkt besitzt der junge Fucus völlig kreisrunden Quer-
schnitt, er behält denselben an seiner Basis auch bei, an der Spitze aber
macht sich späterhin eine Verbreiterung und eine Abflachung bemerkbar
(Fig. 438, j); bald wird eine Mittelrippö sichtbar und kurz darauf beginnen
auch schon, in Verbindung mit einer laubartigen Verbreiterung des Ganzen,
die für unseren Tang so charakteristischen Dichotomien (Fig. 438, 4). Diese
führen endlich zur Ausbildung eines oft mehrere Fuß langen reich ver-
zweigten Sproßsystems, das nun freilich seinen Gabelhabitus nicht immer
beibehält; durch abwechselnde Verdrängung eines Gabelsprosses entstehen
Sympodien mit fast gleichmäßig durchlaufender Mittelrippe (Fig. 438, 4).
Bei vielen Fucusarten entstehen seitlich von der Mittelrippe durch
Trennung der mittleren Gewebeschichten Schwimmblasen.
Die Konzeptakeln bilden sich auf scharf umschriebenen Stellen
(Fig. 438, 4) an den Enden der seitwärts geschobenen Gabeläste. Diese
sistieren damit, oft unter starker Aufschwellung, ihr Wachstum. An der
Basis der Fucussprosse pflegt später das Gewebe beiderseits der Mittelrippe
zugrunde zu gehen (Fig. 438, 4). Dort setzt dann ein sekundäres Dicken-
wachstum ein, außerdem brechen zahlreiche Hyphen, von denen später noch
7. Fucales.
191
eingehender gehandelt werden soll, hervor und bilden unter Verschlingung
miteinander nicht bloß eine Haftscheibe, sondern dienen auch als Festigungs-
mittel, welches die Pflanze gegen das Zerreißen in der Brandung sichert.
Pelvetia ist erheblich kleiner als Fucus, sie hat im wesentlichen seinen
Wachstumsmodus, nur ist eine Mittelrippe nicht sichtbar, statt dessen er-
scheinen die einzelnen Bänder des Thallus rinnenartig gerollt.
PV-^
Fig. 438 n. Thuret u. Oltmanns. /, 2 junge Keimpflanzen von Fiuus vesiculosus.
3 Keimling mit beginnender Rippenbildung von Fucus vesiculosus. 4 Fucus platycarpus.
Habitusbild. 5 Keimling im Längsschnitt, ck Zentralkörper, r Rinde.
\Q2 I^- Ptaeopbyceae.
In den jüngsten Keimpflanzen von Fucus ist. wie wir sahen, die erste
Wand als Querwand fest bestimmt, die folgenden variieren, wie ich zeigte,
mannigfach: das erörtern wir nicht, sondern betrachten gleich zwecks
Orientierung über die Gewebebildung den Längsschnitt eines zyhndrisch-
keuligen Keimlings, wie ihn Fig. 438, j wiedergibt.
Wir unterscheiden auch hier wieder unschwer einen Zentralkörper und
eine Rinde; wenn wir dann unsere Figur mit dem, was wir bei Laminaria
erörterten, vergleichen, so ist kein Zweifel, daß die äußerste Rindenschicht
wiederum durch Teilung in verschiedenen Richtungen das Gewebe des
Zentralkörpers vermehrt.
Doch wir wenden unsere Aufmerksamkeit zuerst dem Scheitel zu.
Recht junge Pflänzchen lassen bereits eine schwache Einstülpung
(Fig. 438, j) erkennen. Aus dieser geht später durch gesteigertes Wachs-
tum peripherer Zellen eine ziemlich tiefe Grube hervor, welche, wie ich
zeigte, an ihrem Grunde eine dreiseitige Scheitelzelle (Fig. 439, /) aufweist.
Dieselbe unterscheidet sich auf dem Querschnitt in nichts von den Scheitel-
zellen der Moose und Farne, auf dem Längsschnitt aber gleicht sie an-
nähernd einer bikonvexen Linse; die Segmente werden schalenartig von
ihr abgegliedert. Nachdem ein Segment sich in einige Zellen zerlegt hat,
stülpt sich die oberste von diesen vor und wächst zu einem Haar aus
(// Fig. 439, /), das dann — mit basalem Vegetationspunkte begabt — weit
aus der Scheitelgrube hervorwächst. Die dreiseitige Scheitelzelle bleibt
aber nicht erhalten, sie geht, wenn der jugendliche Sproß sich abflacht, in
eine vierseitige über, welche für die Fucaceen charakteristisch ist. Hand
in Hand damit wird die ursprünglich runde Scheitelgrube in einen Spalt
übergeführt, welcher, der Thallusfläche parallel, in den Scheitel einschneidet.
Er ist durch lippenartige Wülste ziemlich weit geschlossen, schützt also
zweifellos die Scheitelzelle recht gut; er ist außerdem mit Schleim gefüllt.
Die Form der Scheitelzelle wird aus dem Schema (Fig. 439 a) wohl
am leichtesten klar. Wir haben es mit einer vierseitigen, abgestumpften
Pyramide zu tun, welche durch Wand / zunächst ein Basalsegment nach
innen (unten) abgliedert, dann folgen rechts und links die Wände 2 resp. j,
welche zwei „Flächen"-segmente herstellen, und endlich liefert die Wand 4
ein „Rand"-segment, dem eventuell weitere durch Wände parallel zu 4 folgen
können. Die Flächensegmente pflegen schmäler zu sein als die Rand-
segmente, deshalb ist die Scheitelzelle nach den beiden Hauptrichtungen hin
nicht völlig gleich.
Aus den oben gewählten Bezeichnungen ist nun schon ersichtlich, wie
die Scheitelzelle orientiert ist, das geht auch aus den Schnitten der Fig. 439
hervor, die nunmehr ohne weiteres verständlich sein dürften. Fig. 439, 2
ist unschwer erkennbar als Längsschnitt senkrecht zur Thallusfläche und
zum Scheitelspalt, Fig. 439. j ist den beiden letzten parallel geführt und
Fig. 439, 4 ist ein Querschnitt durch den Scheitel, rs ist ein Randsegment
der Scheitelzelle v, /7s ein Flächensegment derselben.
Die Figuren zeigen außerdem noch, daß Teile der Segmente auch hier
wieder Haare bilden. Dies scheint aber nur noch bei jungen Pflanzen der
Fall zu sein, bei älteren werden die Haare gewöhnlich am Scheitel vermißt.
Soll nun in einer Spitze Dichotomie eintreten, so funktioniert einfach
das zuletzt abgeschiedene Randsegment als neue Scheitelzelle; rs in
Fig. 439, j, 4 könnte sehr wohl eine solche darstellen. Indem diese beiden
Scheitelzellen neue Segmente abgliedern, entsteht eine ganze Reihe von
relativ großen, inhaltsreichen Zellen, unter welchen die Scheitelzellen nur
7. Fucales.
193
Fig. 439. Fucus vesiculosus n. Oltmanns. / medianer Längsschnitt durch einen noch
runden Keimling. 2 Längsschnitt senkrecht zur Fläche einer älteren Keimpflanze. 3 Ders.
parallel zur Fläche. 4 Querschnitt durch den Scheitel etwa bei q Fig. 439, 2, j, v Scheitel-
zelle, h Haare, rs Randsegment, fls Flächen^iegment.
mit Mühe erkannt werden können. Erst wenn die Randsegmente in kleinere
Zellen zerlegt sind, werden die Scheitelzellen wieder deutlicher.
Die hier zuletzt erwähnten
Tatsachen waren für Rostafinski
die Veranlassung, für Fucus eine
Mehrzahl von Initialen anzuneh-
men ; indes konnte ich zeigen, daß
tatsächlich nur eine Scheitelzelle
gegeben ist. Zu demselben Resultat
kam wohl ein wenig früher als
ich Woodworth; ich kannte aber
damals seine Arbeit nicht.
Für Pelvetia hatte schon
vor Rostafinski Kny eine einzige,
etwas variable Scheitelzelle ge-
funden, die auch ich wieder be-
obachtete. Ohne die Literatur zu
berücksichtigen, hat Holtz sie
nochmals beschrieben.
An Fucus und Pelvetia reiht sich außer Xiphophora (s. Barton) und
Myriodesma (s. Murray) Ascophyllum. Wir haben es hier mit dichotom
Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 13
Fig. 439 a. Schema einer 7^2«r?«-Scheitelzelle.
V Scheitelzelle, bs Basalsegment , fs Flächen-
segment, rs Randsegment.
194
IX. Phaeophyceae.
verzweigten Langtrieben zu tun, welche ihrerseits wieder, meist in huschel-
iger Anordnung, Kurztriebe in Randspalten tragen (Fig. 44U, /. :?). die schon
Magnus beschrieb. Die Kurztriebe führen (in den oberen Regionen der
älteren Pflanzen) an den aufgetriebenen Spitzen Konzeptakeln (Fig. 440, j);
einzelne können zu Langtrieben auswachsen, und das ist die Regel bei den-
jenigen, welche zuerst an der Basis junger Pflanzen erzeugt werden (Fig. 440, /).
Fig;. 440. Ascophyllum nodomm n. Oltmanns. / junge Pflanze. 2 Stück eines Lang-
triebes mit büschelig gehäuften Kurztrieben. 3 Dass. mit Fruchtsprossen. 4 Scheitel
einer jungen Pflanze. 5, 6 Randgruben resp. Spalten mit Scheitelzellen und daraus er-
wachsenden Kurztrieben, v, »/—/// Scheitelzellen, kt, kt'—^ Gruben für die Kurztriebe.
Die jüngsten bekannten Keimlinge des Ascophyllum gleichen denen
von Fucus.
Die Hauptsprosse besitzen im Alter dieselben vierseitigen Scheitelzellen
wie diese, und die dichotome Verzweigung spielt sich ebenfalls in derselben
Weise wie dort ab. Wenn man aber die Scheitelgruben auf Schnitten
parallel zur Thallusfläche genau mustert, so ergibt sich, daß in derselben
vierseitige Scheitelzellen nicht bloß durch Dichotomie entstehen und dann
voneinander fortrücken, sondern man kann auch feststellen, daß kleinere
7. Fucales. 195
Teile der Segmente, welche von ihrer Scheitelzelle schon ziemlich weit
entfernt liegen (bei kt, Fig. 440, 4), sich zu neuen vierseitigen Scheitelzellen
entwickeln. Der Vorgang erinnert u. a. an Equisetum, bei welchem ja
auch ziemlich weit von der Hauptscheitelzelle entfernt neue Organe dieser
Art aus den Segmentteilen herausgeschnitten werden. Die Entstehung der
letztgenannten Scheitelzellen von Ascophyllum ist natürlich eine seitliche,
sie leitet auch die seitliche Verzweigung ein — freilich mit einigen Kom-
plikationen. Schon in Fig. 440, 4 bei kf sieht man, daß die „kleinen"
Scheitelzellen — nennen wir sie sekundäre — in einer schwachen Ver-
tiefung liegen. Wächst jetzt der Sproß weiter, so werden jene Vertiefungen
verstärkt und gleichzeitig wird das Grübchen, welches eine solche sekun-
däre Scheitelzelle auf seinem Grunde trägt, aus der Scheitelspalte heraus,
außen auf die scharfe Kante des Sprosses geschoben {kf^ Fig. 440, 4). Eine
junge Pflanze oder der Oberteil eines wachsenden Sprosses trägt also außer
der Scheitelspalte auf seinem Rand eine Anzahl sekundärer Gruben, welche
nicht genau alternieren, aber auch nicht genau opponiert sind.
Die in den untersten Gruben eines Keimlings vorhandenen Scheitel-
zellen können, wie schon oben angedeutet, direkt zu einem Seitensproß aus-
wachsen, in den oberen Regionen älterer Sprosse aber teilt sich die eine
sekundäre Scheitelzelle in einer Randgrube mehrfach, und so liegen in dieser
letzteren, die sich allmählich schlitzartig gestaltet, zwölf und mehr Scheitel-
zellen, von denen Fig. 440, j einen Teil andeutet. Zunächst wächst nur
eine derselben zum Kurztrieb heran (Fig. 440, 6\ doch folgen bald mehrere
und so entsteht ein Büschel verschieden alter Organe gleichen Namens
(Fig. 440, 2), welche endlich, wie schon erwähnt, meistens an der Spitze
Konzeptakeln produzieren. Verlorene Kurztriebe können nach dem Gesagten
leicht und weitgehend durch andere aus den Randspalten ersetzt werden.
— Alle in diesen liegenden Scheitelzellen werden ohnehin niemals verwendet,
ein ruhender Rest bleibt immer übrig, schon deswegen, weil die austreiben-
den Sprosse neue Scheitelzellen produzieren, welche an ihrer Basis liegen
bleiben [v^' Fig. 440, 6).
Auch an den unter abnormen Bedingungen lebenden Formen des Asco-
phyllum nodosum, wie A. scorpioides und A. Mackayi, sind noch die glei-
chen Strukturverhältnisse sichtbar, immerhin scheint mir bei der letzteren
Form die Zweigbildung aus Gruben in den Vordergrund zu treten, während
bei der ersten die dichotome neben der anderen ihre Rechte fordert.
Wie ich und später Ed. Gruber gezeigt haben, erschließen nun die
bei Ascophyllum beobachteten Prozesse das Verständnis für eine nennens-
werte Zahl anderer Formen: Seirococcus axillaris stellt wiederum flache
Sprosse mit breiten Seitenauszweigungen dar, welche wir Blätter nennen
wollen (Fig. 441, /, 2, bl). Kleine, aber recht zahlreiche Fruchtsprosse
stehen sowohl an dem Innenrande der Blätter, als auch auf der Kante des
Hauptsprosses (Fig. 441, /). An letzterer Stelle brechen auch häufig größere
Sprosse (Fig. 441, /) hervor. Denken wir uns die basale Region {b Fig. 440, 6)
der Randspalten von Ascophyllum lang vorgezogen, so haben wir im wesent-
lichen das Bild des Seirococcus und damit die Verbindung zwischen beiden
Gattungen.
Die Entwicklungsgeschichte beweist die Richtigkeit dieser Auffassung.
Die vierseitige Scheitelzelle liegt in einer Einbuchtung der Spitze (Fig. 441, j-,
bei v). Sie gliedert rechts und links randsichtige Segmente ab, welche rasch
zu selbständigen Scheitelzellen werden und von der Mutterzelle fortrücken
[v' Fig. 441, j). Zwischen beiden entstehen hier wie überall normale
Rindenzellen (r); diese aber bleiben noch weiter teilungsfähig, und wenn
13*
196
IX. Phaeophyceae.
die sekundären Scheitelzellen (z. B. v'") etwas von der Mutterzelle fort-
gerückt sind, entwickelt sich die Rinde zu einem Höcker {bl Fig. 441, j),
welcher endlich (Fig. 441, 2) zu jenem Organe wird, das wir oben Blatt
nannten. Ich denke, Fig. 441, 2 zeigt die Sache hinreichend; die Blätter
werden genau abwechselnd auf beiden Kanten gebildet.
Wenn ich in diesem Falle das Wort Blatt anwende, so geschieht das,
weil die fraglichen Organe niemals im Leben eine Scheitelzelle besitzen,
\1 /
Fig. 441. Seirococcus axillaris n. Ed. Gruber. / oberes Ende eines Langtriebes. 2 Schema
der Sproßspitze. 3 Längsschnitt durch die Scheitelgrube parallel zur Fläche, v^ zd—in
Scheitelzellen, bl Blätter, r Rinde.
das unterscheidet sie scharf von den Achsengebilden unserer Gattung. Aus
dem gleichen Grunde darf man sie auch nicht mit den später zu besprechen-
den Flachsi)rossen der Sargasseen vergleichen.
Es versteht sich von selbst, daß die seitlichen Scheitelzellen in der-
jenigen Region liegen, welche man Blattachsel taufen darf. Es hat aber
7. Fucales. 197
nicht mit eiiier Scheitelzelle in der letzteren sein Bewenden, vielmehr teilt
sich dieselbe wiederholt, es entsteht eine ganze Serie von solchen, und sie
werden dann auch in Grübchen versenkt, bis sie meist zu fruchtenden
Sprossen auswachsen.
Die mannigfachen Wachstumsprozesse, welche sich in den Blatt-
achseln abspielen, lassen die Scheitelzellen bald mehr auf die Basis des
Blattes, bald mehr auf den Rand des Thallus hinaufrücken.
Eine Dichotomie, wie bei Ascophyllum, ist bei Seirococcus nicht be-
obachtet worden. Seitenzweige entstehen, wie aus Fig. 441, / ersichtlich,
vom Rande der Hauptsprosse aus irgend einer der dort liegenden Scheitel-
zellen.
Axillaria, Scythothalia, Cystophora, Marginaria, Phyllospora,
sind auf Grund der an obigen Gattungen gemachten Erfahrungen leicht ver-
ständlich, man vergleiche Gruber, Skottsberg u. a.
Cystosiro-Sargasseae.
Als einfachsten Typus dieser Gruppe darf man wohl Halidrys be-
trachten, obwohl auch hier nicht fest steht, ob er der ursprüngliche ist.
Halidrys siliquosa bildet große, meist in einer Ebene verzweigte
Büsche. Die einzelnen Sprosse sind ein wenig flachgedrückt, die Seiten-
zweige stehen auf der Kante der Hauptsprosse unregelmäßig alternierend
(Fig. 442, /). Einige derselben, welche indes im voraus kaum bestimmt
sind, werden zu Langtrieben, andere stellen Kurztriebe oder gar nur Zähne
ohne merkliche Funktion dar, wieder andere Seitensprosse tragen Kon-
zeptakeln (Fig. 442, i fspr\ und endlich werden zahlreiche derselben zu
den schotenförmigen Schwimmblasen {Ibl), auf die wir unten zurückkommen.
Dieselben sind quer-gekammert, doch tritt das an frischen Exemplaren, nach
welchen auch Fig. 442 gezeichnet wurde, sehr wenig hervor.
Alle Verzweigungen der Halidrys gehen aus von einer dreiseitigen
Scheitelzelle (Fig. 450), welche auf dem Grunde einer schleimerfüllten Grube
resp. eines ziemlich tiefen Kanales liegt. Die Scheitelzelle bildet abwechselnd
nach rechts und links neue gleichnamige Organe. Einzelheiten darüber
sollen unten folgen.
Der Halidrys siliquosa gegenüber hat H. osmundacea relativ breite
Sprosse mit Mittelrippen, und insofern leitet sie hinüber zu Carpoglossum,
Plathythalia u. a., die durch Vergleichung mit Halidrys sehr leicht verständ-
lich werden, weswegen ich auf die Originalarbeiten verweise.
In ziemlich naher Beziehung zu Halidrys steht auch eine der wenigen
rhizombildenden Fucaceen (auch Cystosira crinita scheint solche zu haben),
nämlich Bifurcaria (Pycnophycus) tuberculata. Scheinbar gabelig ver-
zweigte — der Floridee Furcellaria nicht unähnliche — vertikale Sprosse
(Fig. 443, /) erheben sich von einem knorrig-unregelmäßigen Wurzelstock
(Fig. 443, 2) welcher dem Substrat aufliegt und sich mit ihm durch Haft-
scheiben verbindet.
Die Wachstumsweise der Pycnophycus-Rhizome ist vielleicht am ein-
fachsten verständlich, wenn wir uns denken, daß der in Fig. 442 gezeichnete
Halidryssproß horizontal auf das Substrat gelegt sei. Ein großer Teil der
wachsenden Spitzen würde unter mäßiger Aufwärtskrümmung kugelig oder un-
regelmäßig knorrig aufschwellen und rhizomartig weiter wachsen {rh' Fig. 443,
2\ ein kleinerer Teil aber würde sich scharf aufrichten und zu Langtrieben
{Itr Fig. 443, 2) werden. Daß der Vergleich mit Halidrys zulässig ist, lehrt
eine Betrachtung der Scheitel.
198
IX. Phaeophyceae.
Die knorrigen Rhizomspitzen enthalten tiefe Scheitelgruben (Fig. 443, ^).
und diese beherbergen Scheitelzellen genau von der Form, welche wir bei
Halidrys kennen. Letztere sondern abwechselnd rechts und links ein Glied ab
Fig. 442. Halidrys siliquosa. Orig. / Stück eines Sprosses in natürlicher Größe. 2 Spitze
desselben; etwas vergrößert. Ibl Schwimmblasen, /5/>r Fruchtsprosse.
(Fig. 443, j); das ließ sich unschwer erkennen. Äußerlich freilich tritt die
Sache nicht so scharf hervor, weil die Scheitelgruben mitsamt den sie
tragenden Sproßenden meist recht unregelmäßig wachsen.
7. Fucales.
199
Von den in Fig. 443, j gezeichneten Scheitelzellen setzen die meisten
das Rhizom fort, einzelne, z. B.
aber werden zu Langtrieben. Die Ver-
zweigung der letzteren ist an sich eine seitliche, der Gabelhabitus ist sekundär.
Alle vertikalen Sproßenden tragen Konzeptakeln, und wenn ich richtig
orientiert bin, sterben
sie nach der „Frucht-
reife" ab. Das Rhizom
bildet dann neue auf-
rechte Äste.
Den bislang er-
wähnten bilateralen For-
men stehen die radiä-
ren Cystosireen gegen-
über; unter ihnen mag
als einfachste Form zu-
nächst Landsburgia
quercifolia erwähnt sein
(Fig. 444), welche eigent-
lich nur eine radiäre
Halidrys darstellt. Die
gestreckten Achsen pro-
duzieren in -'/j -Stellung
Seitensprosse, welche
zum kleineren Teile
Langtriebe werden; zum
größeren Teile stellen
sie vegetative Kurztriebe
von Blattform dar. Ver-
mutlich gegen das Ende
der Vegetationsperiode
werden, wie bei Hali-
drys, Sexualsprosse
(/j-^-r Fig. 444) gebildet,
welche von den vegeta-
tiven Kurztrieben kaum
abweichen, höchstens
ein wenig kleiner sind.
Einen von dieser
Pflanze weit abweichen-
den Habitus gewinnt
Cystosira (Fig. 445, 4]
dadurch, daß ihr Haupt-
stamm kurz bleibt und
von den Nebenästen
weit überragt wird. Im
übrigen ist diy Entsteh-
ung der Seitenzweige
durchaus nicht so ver-
schieden von der bei
Landsburgia, wie man glauben möchte.
Nach Valiante, welcher die Cystosiren genau studierte, verlaufen die
ersten Teilungen der Oospore in dieser Gattung im wesentlichen so wie bei
Fucus, nur werden hier gleichzeitig zahlreiche primäre Rhizoiden gebildet.
Fig. 443. Pycnophycus tuherculatns n. ThURET U. Ed. GrUBER.
/ Stück eines aufrechten Sprosses. 2 Rhizom. 3 Schnitt
durch das Ende eines Rhizoms (schematisiert). 4 Längs-
schnitt durch eine Scheitelgrube; die Scheitelzelle v hat
sukzessive v^ und 7'^^ gebildet, v Scheitelzellen, sp Scheitel-
spalten, rh Rhizom, rli Rhizomäste, Itr Langtriebe.
200
IX. Phaeophyceae.
Auch hier resultiert ein blattförmig verbreiterter Sproß (Fig. 445, j). Der-
selbe verzweigt sich aber zunächst nicht an seiner Spitze, er bildet viel-
mehr auf einer flachen Seite „adventiv" einen neuen Vegetationspunkt (mit
dreiseitiger Scheitelzelle), etwa an der Stelle, wo „Stiel" und „Spreite" in
einander übergehen {v Fig. 445, /). Von dieser neu erstandenen Bildungs-
stätte gehen nun die weiteren Verzweigungen aus. Ein zweiter, flacher
Sproß {spr^^ Fig. 445, 2) entwickelt sich dem ersten gegenüber, dann folgt,
wie aus der Fig. 445, 2 und j ersichtlich, ein dritter, vierter usw. Aber
nur die beiden ersten Sprosse stehen opponiert, die folgenden divergieren
um einen Winkel von 144^, d. h. es bildet sich eine normale "'/s-Stellung
heraus, wie das leicht aus Fig. 445, 5 zu ersehen ist, und in diese wird
>/ Y'
^^
-l
?
Fig. 444. Landsburgia quercifoUa n. Ed. Gruber. / Stück eines Sprosses. 2 Scheitel
von der Seite. 3 Ders. von oben, fspr Fruchtspross.
auch auf Grund von nachträglichen Verschiebungen der erste und zweite
Sproß einbezogen. Der Hauptsproß, welcher in der geschilderten Weise
alle Seitenzweige erzeugt, bleibt bei vielen Arten (C. abrotanifolia u. a.) so
kurz, daß man ihn kaum erkennt, bei einigen wird er länger und mag bei
C. crinita eine Länge von 20 — 30 cm aufweisen, überall aber bleibt er
kürzer als die Seitenäste, welche ihn immer weit überragen (Fig. 445. j, 4).
Die Seitenäste, speziell die ersten, sind bei Cyst. abrotanifolia, discors,
Erica marina usw. flach (Fig. 445, 3), sie verzweigen sich auch wie Hali-
drys in einer Ebene, häufig erst spät gehen sie in mehr oder weniger ge-
rundete Äste mit radiärer Verzweigung. — meist nach zwei Fünftel — über.
Andere Spezies, wie Cyst. barbata, crinita u. a. zeigen die flachen Seiten-
äste nicht oder nur in geringem Maße. Bei allen Arten aber pflegt die
7. Fucales.
201
Verzweigung der Seitensprosse eine sehr ausgiebige zu sein, und vielfach
endigen die letzten Äste als dornartige Kurztriebe. Daraus resultieren dann
die Erica- und Lycopodium-ähnlichen Arten.
Fig. 445. Cystosiren n. VALIANTE. / u. 2 Keimpflanzen von Cyst. spec. 3 junge
Pflanze von Cyst. abrotanifoUa. 4 Desgl. von Cyst. harbata. 5 Stammscheitel von Cyst.
abrotanifolia. 6 Fruchtsproß von Cyst. crinita. 7 Ders. von Cyst. Hoppei. v Vegetations-
punkt, spr Sprosse verschiedenen Alters.
202 IX- Phaeophyceae.
Die Hauptstämme wachsen oft erheblich in die Dicke, und dies Dicken-
wachstum kann sich bei Cyst. Erica marina, Montaguei, opuntioides usw.
auf die Basis der primären Seitenäste fortsetzen, derart, daß hier dicke
birn- oder spindelartige Körper entstehen, von welchen sich dann der
dünnere Oberteil der Äste scharf abhebt. Diese fast knollenartigen Ge-
bilde sind, ebenso wie die sie tragenden Stämme, nicht selten mit stachel-
artigen Organen besetzt, welche einfach Rindenwucherungen darstellen.
Selbst wenn solche Stacheln in den oberen Regionen der reich verzweigten
Seitenäste vorkommen, so dürfen sie doch nicht mit den oben erwähnten
Dornen verwechselt werden.
Luftblasen sind bei Cystosira häufig genug, sie stellen Auftreibungen
der Äste (meist höherer Ordnung) dar, welche oft in Reihen vor einander
liegen (Fig. 445, 7). Luftblasen an dickeren Ästen sind selten.
Die Konzeptakeln bedecken meistens die letzten Auszweigungen, welche
dadurch mehr oder weniger modifiziert werden. An derberen Zweigen er-
scheinen sie einfach eingesenkt (Fig. 445, 7), an dünneren, zumal an dorn-
artig gestalteten Ästchen anderer Formen treten sie als Verdickungen her-
vor, wie aus Fig. 445, 6 ersichtlich.,
Arten wie Cystosira abrotanifolia sind einjährig, die Mehrzahl aber
der Cystosiren perenniert. Bei letzteren brechen nach vollendeter P'ruktifi-
kation die Seitensprosse vom Hauptsproß ab. Es bleiben Narben wie nach
dem Blattfall höherer Pflanzen zurück; diese aber werden durch Wundcallus
verschlossen, und später können an der nämlichen Stelle Adventiväste her-
vorbrechen, wie das an anderer Stelle noch weiter geschildert werden soll.
Ln übrigen sind auch an der Basis einjähriger Arten und relativ junger
Pflanzen Adventivsprosse keineswegs ausgeschlossen.
In die Verwandtschaft von Halidrys und Cystosira gehören auch die Gattungen
Cystophora und Cystophyllum, die vielfach noch in zahlreiche Gattungen
zerlegt werden. Selbst systematisch scheinen mir diese, teils den australischen,
teils den indischen usw. Meeren angehörigen Formen noch nicht genügend durch-
gearbeitet zu sein, und entwicklungsgeschichtlich fließen die Angaben so spärlich,
daß ich hier auf eine Behandlung unter Hinweis auf die Werke von Harvey,
HoOKER, KüTZiNG verzichte. Ungefähr dasselbe gilt für Coccophora und Sca-
beria (s. Lorraino, Smith; Yendo u. a.).
Der südafrikanische Anthophycus longifolius bildet ein leicht über-
sehbares Anfangsglied einer eigenartigen (auf S. 1asallager hervor, das dann die Lang-
triebe ungefähr nach dem Muster des Platoma entwickelt (s. Schmidle).
3. Ceramiales.
287
3. Ceramiales.
a) Ceramiaceae.
Die einfachsten Ceramiaceen sind vielfach einfacher gestaltet als die
oben behandelten Helminthocladien, Dudresnayen usw.
Callithamnieae.
Callithainnion (Fig. 506, i) gleicht im Habitus einer Cladophora,
doch sind die meisten Arten weit zarter, ja gelegentlich erscheinen sie fast
durchsichtig. Nägeli, der diese Pflänzchen schon früh studierte, zeigte,
'm
Fig. 506. CaUitham77ion corym-
hoszim n. Thuret u. Prings-
HEIM. / Habitus einer ganzen
Pflanze. 2 Zweig mit Anthe-
ridien. 3 und 4 Keimlinge.
daß die monosiphonen, reich verzweigten Callithamnien mit einer an sich
unscheinbaren Scheitelzelle wachsen. Die von ersterer abgegliederten Seg-
mente erfahren zwar Streckung, aber keine Querteilung, Wie bei Clado-
phora entwickeln ' sich die Äste — und zwar je einer aus einem Segment
288
X. Rhodophyceae.
— durch seitliches Auswachsen unmittelbar unter einer Querwand. Dieser
Verzweigungsmodus wiederholt sich auch an den Seitensprossen, und so
resultieren reich verzweigte Systeme (Fig. 506, 2), deren letzte Endigungen
häufig in ein langes hyalines Haar ausgehen. Die Anordnung der Zweige
an den Mutterachsen ist oft eine zerstreute; Rosen vinge und Kylin geben
an, daß es sich meistens um eine Spiralstellung handle, indes ist die An-
ordnung kaum jemals so regelmäßig wie bei den höheren Pflanzen; wichen
doch bei Callithamnion corymbosum 12% und bei Call, furcellariae gar 24%
der untersuchten Exemplare von
der Regel ab ; d. h. sie ließen keine
Spiralstellung erkennen. Bei der
nämlichen Art ist die Spirale bald
rechts-, bald linksgewunden usw.
Jene und auch verwandte Spezies
sind in ihrem Gesamtaufbau sym-
podial, wie Nägeli schildert, an-
dere Arten dagegen sind normaler-
weise monopodial.
Aus der Basis der größeren
Zweige entspringen bei nicht we-
nigen Arten Hyphen und wachsen
an den Hauptsprossen dicht ge-
drängt abwärts. So resultiert eine
oft schwammige Rinde, welche bei
anderen Formen später noch ein-
gehender besprochen werden soll.
Die Spermothamnien
sind ziemlich unscheinbare, meist
auf dem Substrat kriechende und
unregelmäßig verzweigte Ceramia-
ceen. Im Gegensatz dazu sind
diePlumarien(Fig. 507)äußerst
regelmäßig aufgeljaut, sie zeichnen
sich, wie z. B. PI. Shousboei Schm.
(Callithamnion elegans Shousb.)
durch äußerst zierliche Fiederung
der dichotom verzweigten Haupt-
äste aus. EineBerindung irgend
welcher Art ist hier nicht vor-
handen. Aber schon bei der nahe
verwandten Plumaria Harveyi
Schmitz (Euptilota H. Cramer,
Fig. 508, i) macht sich ein solcher
Prozeß bemerkbar. Die Art ist
überhaupt komplizierter gebaut.
An der Spitze der zentralen Achse, die natürlich mit Scheitelzelle
wächst, entwickelt sich nach Cramer zunächst aus jeder Gliedcrzelle je ein
Seitensprol). Diese primären Kurztriebe stehen zweizeilig alternierend
[kh-^ Fig. 508, j), später aber bildet sich an jeder Achsenzelle ein zweiter
Ast {kh'~), dem ersten gegenüber, der ebenfalls einen Kurztrieb darstellt.
So entstellt eine ziemlich regelmäßige Fiederung, doch bleiben meistens
die sekundären Zweige hinter den primären an Größe zurück. Die primären
Fig. 507. Plumaria Shousboei Schm. {Calliiham
nion elegans Shousb.) n. BORNET.
3. Ceramiales.
289
Seitenorgane werden vereinzelt zu Langtrieben [Itr Fig. 508, /); ein sekun-
däres bildet sich nie in dieser Weise aus.
Hier wie bei manchen der später zu behandelnden Formen ist die
konvexe Außenseite der Langtriebe bezüglich der Zweigbildung gefördert.
Fig. 508 n. Gramer, NäGELI, KÜTZING U. KilLIAN. / Plumaria Ilarveyi, Schmitz.
2 Antithamnion ßoccosum. 3 Antithamnion plufnula. 4 — 7 Keimlinge von Antithamnion
pbimula. ca Zentralachse, ktr^^ ktr^ Kurztriebe, Itr Langtriebe, r Rindenfäden.
Die Kurztriebe, speziell deren letzte Auszweigungen pflegen unberindet
zu sein, die Langtriebe dagegen werden umhüllt, indem aus der Basis ihrer
Seitensprosse durch etwas schräg gestellte Wände Zellen abgeschnitten
werden, welche zu kurzen, mehrfach verzweigten Zellfäden auswachsen
Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. \\.
19
290 X- Rhodophyceae.
[Fig. 508, / /■). Diese schließen rings um die axile Zellreihe der Langtriebe
zu einer Rinde zusammen und verdicken diese noch durch tangentiale
Teilungen.
In der Hauptsache denselben Aufbau hat die äußerst regelmäßige und
zierliche Ballia (s. Archer). Beide Formen erinnern unverkennbar an
Desmarestia.
Von den Plumarien aus sind auch diejenigen Ptiloten verständlich,
welche Gramer als Pterota zusammenfaßte. Alle Einzelheiten des Auf-
baues hat Gramer mit großer Sorgfalt beschrieben, ich muß auf seine
Ausführungen verweisen.
Andere Arten werden leichter verständlich, wenn wir erst einmal
einige andere Formen betrachten. Die von Nägeli als Pterothamnion
bezeichneten An tit ha mnion- Arten sind wie Plumaria in einer Ebene
verzweigt. Ähnlich wie diese entwickelt auch Pterothamnion die beiden
opponierten Seitensprosse nicht gleichzeitig, sondern sukzedan. Später frei-
lich stellen die beiden Äste eines Paares vielfach völlig gleich gestaltete
Kurztriebe dar (Fig. 508, 2). In bestimmten Abständen aber tritt in einem
der zweigliederigen Wirtel an Stelle eines Kurztriebes ein Langtrieb und
zw'ar so, daß die Langtriebe auf den beiden Flanken der Hauptstämme und
Äste regelmäßig alternieren (Fig. 508, 2). Unter diesen Umständen kann
man mit Nägeli diejenigen Gliederzellen, welche Langtriebe produzieren,
Knoten, die zwischenliegenden Internodien nennen. Aus den Knotenzellen,
gelegentlich auch aus Internodialzellen, entspringen speziell bei Antith.
Plumula noch kurze, wenigzeUige Zweiglein senkrecht zur Verzweigungs-
ebene der Hauptsprosse (a in Fig. 508, j).
Bei allen sog. Pterothamnien herrscht die Neigung der Langtriebe,
die Mutterachse zu überflügeln, deshalb erhalten die Sproßsysteme häufig
einen dichotomen Habitus.
Die Hauptsprosse anderer Antithamnien (z. B. A. cruciatum) sind nicht
mehr in einer Ebene verzweigt. Die an einer Gliederzelle entspringenden
Zweigpaare — Kurz- oder Langtriebe — sind mit den nächst unteren oder
oberen gekreuzt. Dadurch nähert sich die erwähnte Art den batracho-
spermoiden Formen um so mehr, als nach Nägeli neben zweigliederigen
auch vierzählige Wirtel entstehen können, welche sukzedan gebildet werden.
Der erste Wirtelast kann zum Langtrieb auswachsen.
Das sind die üblichen Formen von Antithamnion ; über Abweichungen,
welche äußere Faktoren an ihnen oft in ganz erheblicher Weise hervor-
rufen, berichten wir auf Grund BERTHOLD"scher Befunde in einem späteren
Abschnitte.
Hier mag noch bemerkt sein, daß Antithamnion wie auch viele der
vorerwähnten Arten kriechende Achsen besitzt, von welchen sich erst die
Sprosse erheben, welche wir beschrieben haben (vgl. Fig. 507).
Die Befunde an den Wirtelästen von Antithamnion cruciatum, sowie
die kurzen Sprößchen (a Fig. 508, j), welche bei Ant. Plumula zur Ver-
zweigungsebene gekreuzt stehen, leiten nun hinüber zu den berindeten
Formen vom Typus der Plumaria elegans, welche Nägeli und nament-
lich Gramer sehr ausführlich zum Teil unter dem Namen Ptilota plumosa
(s. Kylin), beschrieben haben.
Plumaria elegans (Fig. 509, /) bildet Sproßsysteme wie Plumaria
Harveyi; die opponierten Äste, welche ungleichartig entwickelt sind, kehren
hier wieder (Fig. 509, 2), und ebenso wie dort sorgen die basalen Zellen
der Kurz- und Langtriebe für Berindung (r Fig. 509, 2, j). Diese wird
aber noch auf andere Weise verstärkt. An jeder Gliederzelle, welche
3. Ceramiales.
291
opponierte Seitensprosse trägt, entwickeln sich senkrecht zur Verzweigungs-
ebene (in der Figur nach vorn und hinten) kurze Vorstülpungen, welche
durch eine Längswand als Zelle abgeschnitten werden (r^ Fig. 509, 2, j).
Die neuen Gebilde entsprechen genau den kurzen Zweiglein, auf welche wir
schon bei Antithamnion Plumula aufmerksam machten (a Fig. 508, j); sie
wachsen aber nicht zu langen Zweigen aus, sondern bleiben kurz und
scheiden erst gegen die Basis, dann gegen die Spitze des Astes zu durch
schräge Wände vier um ein Zentrum gelagerte Zellen ab (r^ Fig. 509, 2).
Von diesen gehen
nach allenRichtungen
(Fig. 509, 3) kurze
Zellfäden aus und
schließen mit den
oben genannten Fäd-
chen, welche aus den
Basalzellen der Äste
entspringen, zu einer
dichten Rinde zu-
sammen. Letztere
wächst noch weiter
durch tangentiale
Teilungen der betei-
ligten Zellen und wird
so zu einer dicken,
mehrzeUigen Lage,
welche die Langtriebe
umschließt (Fig. 509,
4). Die äußersten
Spitzen derselben so-
wie die Kurztriebe
pflegen der Berind-
ung zu entbehren.
Es ist ziemlich deut-
lich, daß die eben
besprochene Form
von solchen mitvier-
gliederigen, vollent-
wickelten Astwirteln
abzuleiten ist. Ein
Zweigpaar an jedem
Knoten ist normal ge-
blieben, das andere,
mit ihm gekreuzte
aber ist reduziert und
funktioniert nur noch
als Rindenbildner.
Aus dem, was hier und weiter oben berichtet wurde, dürften auch
andere Formen wie Euptilota, Rhodocallis u. a. verständlich sein, prin-
zipiell neues bieten sie nicht und können deshalb übergangen werden. Nur
mag noch ausdrücklich betont sein, daß alle hier behandelten und hierher
gehörigen Formen mit einer Scheitelzelle wachsen. Meistens steht die Wand,
welche ein Segment abgliedert, senkrecht zur Längsachse des sie tragenden
Sprosses, doch kommen nicht wenige Fälle z. B. bei Rhodocallis Kütz. vor,
19*
Fig. 509. Plumaria elegans \\. Cramer U. KÜTZING. / Habitus-
bild. 2 Sproßspitze. 3 Stück eines Sprosses mit Berindungs-
zellen. 4 Querschnitteines Sprosses, tß Zentralachse, ;-,r' Rinden-
zellen verschiedener Abstammung.
292
X. Rhodophyceae.
in welchen die fraglichen Wände in der Verzweigungsebene abwechselnd
gegen die Kante des Thallus geneigt sind. Die entstehenden schiefen Seg-
mente produzieren dann den ersten Ast immer aus der längeren Seitenwand.
In ihrem vegetativen Aufbau stehen den Ptilota-Arten auch die meisten
Bonneniaisoniaceen sehr nahe, unter denen Bonnemaisonia asparagoides
von Gramer mit der an ihm gewohnten Gründlichkeit untersucht worden ist
(s. auch Kylin).
Die Sprosse der verschiedenen Vertreter pflegen in einer Ebene verzweigt,
gerundet oder meist abgeflacht zu sein. Bei Bonn, asparagoides finden sich
Langtriebe, welche mit zahlreichen Kurztrieben zweizeilig besetzt sind. Bei
anderen Formen (Delisea usw.) liegen die Dinge ähnlich. Die Langtriebe endigen
mit einer Scheitelzelle, welche durch alternierend schräg gestellte Wände Segmente
abgliedert. So entstehen zylindrische Zellen,
welche an einer Seite viel dicker aus-
fallen als an der entgegengesetzten. Der
dicke Teil des Segmentes wird durch eine
Längswand abgegliedert und die thallus-
auswärts gekehrte Zelle entwickelt einen
Primansproß (Gramer). Später wird der
dünne Teil des Segmentes durch eine Längs-
wand abgetrennt und so bildet sich ein
Sekundansproß. Priman- und Sekundan-
sprosse stehen sonach jeweils zweizeilig alter-
nierend. Die Primanäste werden nach Gramer
stets zu Kurztrieben, die Sekundanäste aber
zu Langtrieben oder zu Kurztrieben, die
dann zum Teil fertil sind.
Bei Bonnemaisonia findet eine Be-
rindung der primären Achsen statt, die
ganz an Ptilota-Arten, besonders an Eu-
ptilota, erinnert. Bezüglich der zu diesem
Zweck eingeleiteten Teilungen verweise ich
auf Gramer. Die ganze Berindung ent-
spricht gestauchten Wirtelästen. Das gibt
sich nicht bloß in den Teilungsfolgen,
sondern auch in der Lage der primären
Tüpfel zu erkennen.
Asparagopsis ist ähnlich, nm' haben wir eine decussierte Stellung der Aste
(Connolly).
Fig. 510. Ctonania attinuata n.
BÖRGESEN. Stück eines Sprosses.
Im Verwandtschaftskreise der Ceramiaceen gibt es nicht übermäßig
viele Formen mit wirteliger Zweigstelhing. Crouania kann als Typus dafür
gelten und Fig. 510 sagt fast alles über diesen Fall. Eine axile Reihe,
aus großen zylindrischen Zellen aufgebaut, trägt am Oberende jeder Glieder-
zelle einen viergliederigen Wirtel verzweigter Äste, von der Basalzelle der
letzteren gehen Berindungsfäden aus, welche die Gliederzellen der Haupt-
achse teilweise einhüllen. Das erinnert weitgehend an Nemalionales und
Nemastomaceen. Bei Gattya, Chalicostroma (Weher van Bosse) u. a. geht
die Ähnlichkeit mit diesem so weit, daß die Wirteläste mit ihren äußersten
Verzweigungen zu einer ziemlich festen Rinde zusammenschließen. (Vgl.
Gloeosiphonia Fig. 465, S. 244).
3. Ceramiales.
293
Alle bislang erwähnten Formen keimen ganz ähnlich. Die Tetra- oder
Karpospore zerfällt durch eine dem Substrat parallele Wand in zwei Zellen,
deren untere das Rhizoid, deren obere den zukünftigen Sproß bildet (Fig. 508,
^, j). Das Rhizoid verlängert und verzweigt sich zwecks Anheftung an der
Unterlage, Die Sproßzelle ist meist stark aufgeschwollen, sie zerfällt durch
3 ■ 1 I
Fig. 511. / Gfi/fithia spcc. Orit^. Ilabitusbild. 2 u. 3 Keimlinge n. Killian.
einige Querwände und dann beginnt die für jede Gattung charakteristische
Verzweigung. So entstehen dann bei Antithamnion sehr bald (Fig. 508, y)
die opponierten Astpaare. Selbst die Keimlinge von Crouania sind zunächst
bilateral wie die von Antithamnion. Wirteläste entstehen erst nach Ent-
294 X. Rhodophyceae.
faltung einiger Astpaare. Ob man daraus schließen müsse, daß die Crouanien
von den Antithamnien abzuleiten seien, lasse ich dahingestellt.
Die Crouanien vermitteln jedenfalls das V'erständnis anderer Gattungen.
Zunächst Griffithia. Die Vertreter dieser Gattung stellen derbe
borstige Sprosse dar (Fig. 511). Die Zweigsysteme haben im Alter Gabel-
habitus, wenn auch vielfach ursprünglich seitliche Verzweigung vorliegen
mag. Sie bestehen aus ungemein großen, mit bloßem Auge häufig sicht-
baren Zellen, w^elche in Reihen vor einander liegen. Die äußerlich sichtbare
Gliederung kommt durch tonnenförmiges Aufgeblasensein der Gliederzellen
zustande.
Vielfach ist eine Ähnlichkeit mit derben Cladophoren unverkennbar
und diesen sind sie auch insofern analog, als die Zellen außerordentlich
viele Kerne haben.
Die jüngeren Zellen der Achse führen an ihrem Oberende Wirtel von
Büschelästen (Fig. 511, i), welche ungleichmäßig entwickelt, meist rasch
wieder abfallen. Auch die Fortpflanzungsorgane stehen an so gestellten
Zweiglein. Danach kann man unsere Gattung sehr wohl von Crouania oder
von Batrachospermum-ähnlichen Formen herleiten unter der Annahme, daß
der Zentralfaden gewaltig entwickelt, die Wirtel reduziert seien. Das mag
man auch aus den Keimlingen (Fig. 511, 2, j) schließen; sie haben anfäng-
lich ganz den Wuchs der Callithamnien usw., lassen aber dann ihre Zellen
rasch in die Breite gehen (Killian, Kylin).
Auch bei anderen Vertretern unserer Familie, wie Ballia usw. tritt
die Neigung, die Zellen der Hauptachsen zu vergrößern deutlich hervor,
allein nirgends ist die ganze Ernährungstätigkeit so sehr auf diese konzen-
triert und nirgends sind die Wirtel so hinfällig geworden wie bei Griffithia,
und so sehe ich in ihr biologisch ein Seitenstück zu den Siphonocladiaceen,
für welche ja auch in mancher Beziehung das Gleiche gilt.
Ceraiuleae.
Die Ceramien sind buschförmige Algen von mittlerer Größe (Fig. 512, /).
Die borstenförmigen, gabelig verzweigten Äste fühlen sich meistens etwas
rauh an und fallen leicht durch die zangenartige J^inkrümmung der jüngsten
Zweigpaare auf. Schon bei schwacher Vergrößei-ung erkennt man an den
zarteren Formen (Fig. 512, 2, j) den fast farblosen Achsenfaden, geringelt
durch intensiv rot gefärbte kleinzellige Querbinden. Größere Arten lassen
die Bänder zu einer kontinuierlichen Rindenschicht verschmelzen, durch
welche die farblose axile Reihe kaum noch hindurchschimmert.
Die Sprosse wachsen mit einer Scheitelzelle, welche Scheibensegmente
abgliedert (Fig. 512, ^ links). Die Verzweigung beginnt mit der Bildung
einer gegen die Längsachse geneigten Wand, ihr folgt eine zweite schräg
gestellte (Fig. 512, 4 rechts, p), welche entgegengesetzt geneigt ist, und als-
bald wachsen auch die durch diese Wände abgeschnittenen Zellen zu neuen
Sprossen aus, welche durch die Zelle ^n (Knotenzelle nennt sie Gramer)
gestützt werden. — Das ist der Verzweigungsmodus, den wir auch sclion
bei Nemalien, Cryptonemien, Cladostephus usw. Ivcnnen lernten, und hier
wie dort bietet sich ein weiter Spielraum für Liebhaber, zu diskutieren,
ob gabelige oder seitliche Verzweigung vorliegt (s. Schussnig).
Die Keimung der Ceramium-Sporen liefert zunächst die bekannten
aufrechten Pflänzchen wie in Fig. 512, 10, 11. Bald spitzt sich die oberste
Zelle etwas zu und arbeitet nun als Scheitelzelle indem sie flache Segmente
abgliedert. In diesen treten dann uhrglasförmige, schlug auswärts gerichtete
Wände auf (Fig. 512, 7 />r). die dem Ganzen ein eigenartiges Ansehen vor-
3. Ceramiales.
295
leihen. Wie die Keimlinge wachsen die Langtriebe. Auch sie sondern am
Oberende der Segmente durch schräge Wände die zwickelartigen Zellen
Fig. 512. Ceramhun n. OkAMÜRA, PrINGSHEIM, CrAMER U. KyLIN. / C. clavulatum Ag\
Habitus. 2 C. (^Gotigroceras) Delongchanipsii\ Zweig mit „Adventivästen". 3 C. Areschoiigii\
4 Schema der Zweigbildung. 5 Schema für die Bildung der primären Rindenzellen.
6 Rindenzellgruppe von der Fläche gesehen. 8 Längsschnitt durch eine Querbinde usw. etwas
schematisiert. 9 Scheitel, eines Langtriebes. 7,10,11 Keimlinge, ta Zentralachse, /^w Knoten,
V Scheitelzelle, pr primäre, sr sekundäre Rindenzelle.
296
X. Rhodophyceae.
ab. Gramer nennt diese primäre Rindenzellen [pr). Sie bilden einen
Kranz von etwa 10 mäßig großen Zellen (Fig. 512, j). Die Entwickhing
derselben beginnt an derjenigen Seite einer Gliederzelle, welche vermöge
der Sproßkrümmung die längere ist. und schreitet gesetzmäßig nach der
entgegengesetzten vor.
Fig. 512, j deutet das
an, Gramer schildert
die Vorgänge Zelle für
Zelle.
Sind die primä-
ren Rindenzellen an-
gelegt, so streckt sich
die axile Gliederzelle,
welche sie produzierte,
meist recht erheblich,
und zwar ist es wie
bei Wrangelia der un-
tere Teil derselben,
welcher verlängert
wird ; die Rindenzeilen
sitzen dann kranzartig
am apikalen Ende der
fraglichen Zelle, welche
auch an Durchmesser
und Wanddicke stark
zunimmt.
Inzwischen ent-
stehen aus jeder pri-
mären Rindenzelle
wiederum durch schiefe
Wände (man vergleiche
auch Ptilota) vier se-
kundäre {sr) Zellen, die
sich weiterhin etwa so
verästeln, wie es Fig.
512, 6 von der Fläche
gesehen wiedergibt.
Im Längsschnitt resul-
tieren Bilder wie in
Fig. 512, cS; aus wel-
cher die Teilungsfol-
gen hinreichend er-
sichtlich sein dürften;
aus ihr geht wieder-
um liervor, daß in den
Gebilden, welche wir
besprechen, gestauchte
Wirteläste vorliegen.
Die aus je einer primären Rindenzelle hervorgegangenen Komplexe schließen
durch seitliche Berührung zu den oben erwähnten Binden zusammen und
diese umgreifen auch (Fig. 512, S'j die Basis der nächstoberen axilen Gliederzelle.
Wo nur relativ schmale Binden auftreten (wie in Fig. 512, j»), wachsen
die oberen und unteren Zellen der Rinde annähernd gleichmäßig, wo aber
Fig. 511^ n. Gramer ii. KÜTZING. / Spyridia filamentosa,
Scheitel, v Scheitelzelle, Itr Langtrieb, ktr Kurztrieb.
2 Dies., schematischer Querschnitt, ca Zentralachse, /c primäre
Rindenzellen, j Spyridki villosmscula.
3. Ceramiales. 297
die axilen Zellen ganz überdeckt werden, vermehren sich die basalwärts
gekehrten Teile eines Rindenringes stärker (Fig. 512, 6) und schließen so
an die Elemente der nächst unteren Querbinde an. Es können aber auch
die apikal gerichteten Rindenzvveiglein stärker wachsen (Fig. 512, 3).
Bei gewissen Ceramium-Arten wachsen einzelne Rindenzellen von be-
stimmter Lage zu wenigzelligen Stacheln (Fig. 512, S) aus, bei vielen
Arten können sich auch zahlreiche Rindenelemente zu Haaren verlängern,
und endlich (Fig. 512, 2) wachsen gelegentlich primäre Rindenzellen zu
normalen Zweigen aus. Diese mit Gramer als Adventiväste zu bezeichnen,
liegt kein Grund vor, wie mir scheint; es wird, wie so häufig, ein Kurztrieb
zum Langtrieb. Dieser Verzweigungsmodus überwiegt nach Schussnig bei
Geranothamnion.
Spyridia produziert am Scheitel (Fig. 513, /) aus jeder Gliederzelle
der zunächst monosiphonen Hauptachsen Seitensprosse, welche nach 5/13
geordnet sind. Die meisten von diesen werden zu Kurztrieben, nur der
sechste oder siebente Sproß wird jedesmal zum Langtrieb. Die Kurztriebe
eilen den letzteren zunächst in der Entwicklung voran (Fig. 513, i)\ sie
sind relativ dünn, fast haarartig, unverzweigt und nur partiell berindet
(Fig. 513, 2). Dazu kommt, daß sie sehr hinfällig sind, doch können sie
nach Gramer aus ihrer Basis von neuem austreiben. Die Langtriebe sind
nach dem Muster der Geramien ganz berindet.
Spyridia zeigt in diesem Aufbau schon mancherlei Ähnlichkeit mit den
Rhodomeleen.
b) Delesseriaceae.
Die Delesseriaceen sind fast alle flache, breite, aber dabei meist zarte
Formen. Vermöge ihrer gewöhnlich rein roten Färbungen sind die nicht
^
Fig. .ol4. Hydrolapathum sauguineitm. Orig.
298
X. Rhodophyceae.
seltenen Vertreter der Gruppe recht auffällig und fehlen demgemäß kaum
in einer Sammlung, nicht einmal derjenigen von Laien. Die Familie gliedert
sich in zwei Gruppen, die Delesserieen und die Nitophylleen. Erstere
besitzen scharf ausgeprägt eine Mittelrippe, sie gleichen vielfach gestielten
und gerippten Blättern (Fig. 514), aber auch den Thallomen von Haliseris,
Fucus usw. (Fig. 515). Die Nitophylleen (Fig. 519) lassen Rippenbildung
fast niemals erkennen, die Gewebeelemente erscheinen gleichförmig, zu rela-
Fig. 515. / Caloglossa Leprieurn n. CraMER. 2 Hypoglossum alatimi n. KÜTZING.
tiv großen Flächen von geweihartigen oder auch einfacheren Umrissen
vereinigt.
Die Delesserien haben ein typisches Scheitelzellwachstum. Die Kennt-
nis der Teilungs- und Entwicklungsvorgänge bei ihnen verdanken wir in
erster Linie den Arbeiten Nägelis aus den Jahren 1845—1847. Später
haben Kny, Wille, Gramer, Karsten, Goebel, Reinke, Berthold,
Falkenberg und besonders auch Nienburg und Kylin Ergänzungen
geliefert.
Delesserieae.
Betrachtet man einen mäßig breiten Thallus einer Delesseriacee, wie
er in Fig. 516, 4 wiedergegeben ist, von der Fläche, so erkennt man un-
schwer in der Mitte eine zentrale Achse {ca), daneben beiderseits je eine
Zellreihe von gleicher Länge und von dieser ausgehend fiederförmig ver-
laufende Zellreihen, die in den Figuren durch Schraffierung deutlicher ge-
macht sind (r).
Nägeli und Schwendener haben dargetan, daß es sich um einen
Komplex kongenital verwachsener Fäden handle. Denken wir uns dieselben
getrennt, so erhalten wir mit Nienburg u. a. ein Schema wie in Fig. 516, cV.
Die Scheitelzelle (a) und der zentrale Achsenfaden (7) treten ebenso hervor
wie die opponiert zweizeiligen Seitenäste (/i). Die primären Seitenäste ent-
senden schräg auswärts eine Anzahl von Zweiglein und deren Endzellen
sind die Randzellen (r, Fig. 516, 8, ßi, ß^ im Schema). Die Endzellen der
primären Seitenäste können zu sogenannten sekundären, die der Randzellen zu
7. Ceramiales. 299
tertiären usw. Scheitelzellen werden. Die Zellen, welche auseinander hervor-
gehen, sind durch primäre Tüpfel verbunden, sekundäre Verknüpfung hetero-
gener Elemente findet auch statt, wie besonders Kylin zeigte. Die Sache
erfolgt ungefähr so wie bei den später zu behandelnden Rhodomeleen.
Daß obige Auffassung zu Recht besteht, zeigt die Entwicklungs-
geschichte.
Der Scheitel von Delesseria, Caloglossa, Hypoglossum und
anderen Jiahe verwandten Formen gleicht dem der Rhodomelaceen so sehr, daß
(s, unten) man vielleicht geneigt wäre, beide Gruppen zu vereinigen, wenn
nicht die Entwicklung der Gewebe aus ihm eine ganz andere wäre. Die
kegel- oder kuppeiförmige Scheitelzelle (Fig. 516, J, 2) gliedert flachscheibige
Segmente durch eine meist etwas nach unten gebogene Querwand ab, und
eine Betrachtung der Sprosse von der Fläche zeigt, daß jedes Segment
durch zwei zur Fläche des ganzen Organes annähernd senkrecht stehende
Längswände (Fig. 516, j, 2), welche sukzessive seitlich von der Mediane
auftreten, in eine mittlere (ca) und zwei seitliche Zellen zerlegt wird
(Fig. 516, I). Im Querschnitt präsentieren sich dieselben in der durch
Schema 516, g angegebenen Weise.
Die mittlere der drei nebeneinander liegenden Zellen zerfällt durch
zwei zur Laubfläche parallele Wände in drei Teile (;«, ca, Fig. 516,2o, Ji),
und damit entsteht eine axile Zelle mit vier Peiizontralen. Die zentrale
Zelle mit den beiden zuletzt gebildeten Elementen (;«w) stellt die erste
Anlage der Mittelrippe dar, die beiden seitlichen (/f) lassen die meist ein-
schichtige Thallusfläche entstehen. Wie das geschieht, ergeben Flächen-
ansichten (Fig. 516, 1—4). Die seitlichen Zellen werden durch eine ge-
krümmte Wand in eine kleinere (a) und eine größere (d) zerlegt. Die
Zelle a verhält sich weiterhin wie eine Scheitelzelle, sie gliedert eine er-
hebliche Anzahl (6 — 10 und mehr) von Zellen ab, die im wesentlichen der
erst abgetrennten {3) gleichen (Fig. 516, j). Schließlich stellt sie die
Teilungen ein. Inzwischen sind in den (^-Zellen senkrecht zur Thallus-
fläche Längswände aufgetreten, welche diese in Reihen zerlegen (Fig. 516, j),
und dem gleichen Schicksal fallen auch schließlich die Scheitelzellen (a)
anheim. So resultiert die in Fig. 516, 4 wiedergegebene Anordnung, die
sich, wie auch die beschriebenen Teilungen, ohne weiteres auf Schema
Fig. 516, (V zurückführen lassen.
Die Enden der nach auswärts gerichteten Zellreihen führen den Namen
Randzellen (r), (s. oben) von der Energie des Wachstums in ihnen hängt
es ab, ob der Thallus breit wird oder schmal bleibt.
Die eigentliche Fläche desselben bleibt einschichtig, die Mittelrippe
dagegen besteht aus einer größeren Anzahl von Zellen. Ihre Entwicklung
schJiejst an die oben erwähnte zentrale Achse (ca) an, indem auch die
reciits und links von dieser gelegenen Elemente durch Wände parallel der
Fläche in drei zerlegt werden (Fig. 516, 5). Weitere Teilungen folgen
(Fig. 516, 6) und schließlich resultiert ein dicker Streifen kompakter Zellen
durch die ganze Länge des Laubes. Dieser wird vielfach noch verstärkt
durch Hyphen, welche überall aus dem basalen Teile der Rippenzellen ent-
springen und sowohl zwischen diesem im Innern der Rippe als auch auf
deren Oberfläche (Fig. 516, y) abwärts wachsen.
Mit dieser einfachen Rippe hat es bei Caloglossa u. a. sein Bewenden,
bei Delesseria (Hydrolapathum) sanguinea, Hypoglossum alatum u. a. aber
treten noch Seitennerven auf (Fig. 514, 515). Sie entstehen durch Teilungen
in den Zellreihen, welche direkt von den Mittel- resp. Zentralzellen zu den
sekundären Scheitelzellen (a Fig. 516, 4, erin(lung durch Hyphen vor, durch
sie sind u. a. zahlreiche Lophothalieen ausgezeichnet. Am basiskopen Ende
3. Ceramiales.
311
der Perizentralen werden durch schiefe Wände kleine Zellen abgeschnitten,
welche dann zu langen Fäden auswachsen. Die Umhüllung ist verschieden
dicht. Sie erinnert natürlich an Callithaninien, Batrachosi)ermen usw. Das
geht so weit, daß z. B. auch bei Lophothalia aus den Berindungshyphen
kurze abstehende Adventiväste entspringen können. Auch innere Hyphen
kommen vor.
Die Scheitel der Rhodomelaceensprosse sind auch dann ähnlich ge-
baut, wenn die spätere Ausgestaltung des Thallus stark differiert. Dem-
nach verläuft auch die Verzweigung bei ziemlich zahlreichen Gattungen
ähnlich. Sie beginnt damit, daß das jüngste oder doch eins der jüngsten
Segmente unter Teilung des Zellkerns eine Papille vorstreckt (Fig. 527, 2),
welche dann durch eine
zur Längsausdehnung der
Papille annähernd senk-
rechte Wand abgegliedert
wird (Fig. 527, /). Die
Wände, welche ein ast-
bildendes Segment von
der Scheitelzelle trennen,
stehen vielfach schief zur
Längsachse des Haupt-
sprosses, so daß das Seg-
ment selber ungleichseitig
wird; und Rosenvinge,
später Falkenberg, ha-
ben darauf aufmerksam
gemacht (Fig. 527, 2),
daß die schräge Lage der
Trennungswand zwischen
Segment und Scheitel-
zelle bereits durch die
Stellung der karyokine-
tischen Figur bestimmt
sei, denn die Kernspindel
hat bereits eine von der
Längsachse des ganzen
Organes abweichende,
schiefe Stellung, und dem-
nach sind auch die aus
ihr entstehenden Schwes-
ter- resp. Tochterkerne
von Anfang an so orientiert wie Fig. 527, 2 andeutet. Die Wand entsteht
natürlich senkrecht zur Verbindungslinie dieser beiden Kerne.
Über die Weiterentwicklung der einzelligen Organanlagen soll später
berichtet weiden. Hier sei zunächst darauf hingewiesen, daß fast immer
eine bestimmte Beziehung zwischen Perizentralen und Seitensprossen er-
kannt werden kann. Erstere entstehen normalerweise in unserer Gruppe
später als die letzteren. Bei den Lophothalien usw. steht die Wand, welche
die erste Perizentrale abschneidet, stets unter der jungen Sproßanlage
(Fig. 527, 4), in genauer Übereinstimmung mit Spyridia; bei Polysiphonien
und fast allen anderen Rhodomelaceen aber tritt das Seitenorgan an der
Grenze zweier Perizentralen hervor (Fig. 527, j), demnach muß die Teilungs-
folge, wenn ich Falkenberg recht verstehe, die im Schema wiedergegebene
Fig. 527 n. Falkenberg u. Orig. / Tolypocladm glome-
)-ulata\ Scheitel. 2 Polysiphonia elonf^ata\ Scheitel. Z- Kerne.
j. 4 Schemata f. d. Sproßinsertion. spr Seiteiisproß, ca Zen-
trale Achse, /r Perizentralen. 5 Polysiphonia fruticulosa\
Scheitel. 6 Clfnosiphonia hypnoides mit endogenen Seiten-
achsen.
312 X. Rhodophyceae.
sein. Ob Übergänge zwischen beiden Modalitäten vorhanden sind, übersehe
ich nicht ganz; möglich wäre das, da Falkenberg für Lophocladia angibt,
daß auf jugendlichen Stufen die erste Perizentrale genau unter dem Seiten-
sproß steht, daß später aber, infolge von starkem Wachstum dieser Peri-
zentrale, die älteren Seitensprosse über ein Interstitium zwischen zwei Peri-
zentralen zu liegen kommen.
Daß die Bildung der Perizentralen überhaupt in der Nähe der Seiten-
organe beginnt, zeigt besonders gut Fig. 527, 5. Hier ist auch ersichtlich,
daß etwaige „sterile" Segmente sich genau so verhalten, wie das über ihnen
stehende fertile, und daß außerdem gelegentlich schon Perizentralteilungen
einsetzen können, ehe ein Seitenorgan entstanden ist. Der Platz, welchen
dasselbe einnehmen wird, ist bereits durch solche Längsteilungen im voraus
bestimmt.
An diese exogene Entstehung der Seitenorgane reiht sich nun bei
manchen Formen eine endogene, die bereits bei den Lophothalieen gelegent-
lich auftritt, bei nicht wenigen anderen Gattungen aber (Ctenosiphonia,
Cliftonaea usw.) wiederkehrt. Die von der Scheitelzelle abgegliederten
Segmente bilden in diesem Falle zunächst ganz normal ihre Perizentralen
aus, und erst wenn dieser Prozeß beendet ist, geht aus den axilen Zellen
an deren oberen Ende eine Ausstülpung hervor (Fig. 527, 6), welche, durch
eine schräge Wand abgeschnitten, sich zum Seitenast entwickelt. Derselbe
muß sich natürlich zwischen den Perizentralen hindurchzwängen, er selber
bildet wohl immer erst Perizentralzellen aus, wenn und soweit er über die
gleichnamigen Zellen des Muttersprosses hervorgehoben ist.
Ein prinzipieller Unterschied zwischen der endogenen und exogenen
Verzweigung ist wohl kaum zu statuieren. Wir zeigten schon für Spyridia
auf Grund CRAMERscher Angaben, daß dort die Langtriebe weit später
entwickelt werden als die Kurztriebe, und wenn auch die erstgenannten
Organe bei jener Gattung noch vor Beginn der Rindenbildung entstehen,
so ist doch bei anderen Gattungen eine weitere Zurückverlegung derart
nicht ausgeschlossen, daß erst die Rinden wirtel entstehen und dann die
langen Seitensprosse.
Falkenberg betrachtet die Verzweigung der Rhodomeleen als etwas
sui generis. Das ist kaum erforderlich. Ich erinnere nur an Gloeosiphonia,
Thuretella u. a. (S. 246). Diese tragen viergliedrige Wirtel; soll ein Lang-
trieb als Seitenzweig entstehen, so wird die Anlage als fünftes Glied in
obige Wirtel eingeschoben. Denkt man sich nun die Wirteläste auf vier
Perizentralen reduziert, so hat man die Vorgänge bei Polysiphonia u. a.
Die Anlagen der Seitenorgane weisen, wie schon Nägeli richtig er-
kannte, eine schraubige Anordnung auf, häufig ist eine Divergenz von Y4,
doch kommen auch andere, z. B. Vs oder 7;» Vs "^w. (vergl. Fig. 528 u.
529) vor. Am nämlichen Sproß können gewisse Abweichungen vorkommen;
es gibt einerseits Fälle, in welchen die jugendlichen Anlagen von Anfang
an nicht genau der Regel entsprechend auftreten — darauf hat zuletzt
Seckt hingewiesen — andererseits vollziehen sich durch differentes Wachs-
tum der Perizentralen sekundäre Verschiebungen, Torsionen usw., die indes
wohl niemals sehr erheblich werden.
In gewissen Fällen (Fig. 528, i) produziert jedes von der Scheitelzelle
gelieferte Segment die Anlage eines Seitenorganes, doch ist das keineswegs
Regel, im Gegenteil bleiben sehr häufig die Segmente astlos. Zweigbildende
und zweiglose Segmente wechseln dann entweder regelmäßig mit einander
ab oder es folgen Segmente beiderlei Art nnregelmäßig auf einander (Fig. 529).
Auch im letzten Falle wird die gesetzmäßige Anordnung der Seitenorgane
3. Ceramiales. 313
dadurch nicht oder nicht nennenswert beeinflußt. Die Glieder behalten
ihre Divergenzen, mögen sie unmittelbar auf einander folgen oder durch
„sterile" Segmente getrennt sein.
Die Spiralstellung der Seitenorgane bei den Florideen wird von den
meisten Autoren, welche diese Dinge untersuchten (Nägeli, Berthold,
Kny, Rosenvingb, Falkenberg u. a.), auf innere Ursachen zurückgeführt.
ScHWENDENER dagegen machte hier in derselben Weise wie bei den
Phanerogamen Kontakte als mechanische Ursache für die Stellung verantwort-
lich; ihm hat Seckt sekundiert. Die so oft und bis in die neueste Zeit
ventilierte Frage hier in extenso aufzurollen, scheint mir nicht angezeigt
zu sein. Ich finde weder in Schwendeners noch in Seckts Ausführungen
einen zwingenden Beweis für die Kontakttheorie bei den Florideen, glaube
vielmehr, daß die oben genannten Autoren mit ihrem Widerspruch im Recht
sind. Die gewichtigsten Gegengründe scheint mir Falken berg vorgebracht
zu haben, wenn er darauf hinwies, daß in Scheiteln, wie ihn Fig. 528, J
wiedergibt, von Druck- und Kontaktwirkungen nicht die Rede sein könne.
Bei der Länge des Scheitels ist eine Druckwirkung von außen seitens der
älteren Organe unmöglich und ebensowenig ist ersichtlich, wie durch Druck-
verhältnisse im Innern die schiefe Stellung der Kernspindel und später der
Querwand erklärt werden könnte.
Wir betonten schon oben, daß die in schraubiger Anordnung ent-
wickelten Seitenorgane ursprünglich alle völlig gleich sind, später erst tritt
eine Differenzierung ein und diese ist es, welche vielfach erst den Unter-
schied zwischen den einzelnen Gattungen sowie deren Habitus ausmacht.
B. Die Gruppen.
a) Polysiphonieae.
Ich beginne mit Lophothalia (Fig. 528, /), weil hier ganz analoge
Verhältnisse wiederkehren wie bei Spyridia. Die Mehrzahl der Segmente
produziert Kurztriebe, die monosiphon, haarartig, aber farbig sind, und nur
einige Längsteilungen in ihren basalen Zellen erinnern daran, daß sie mit
polysiphonen Sprossen homolog sind, wir nennen sie Haartriebe oder Haar-
sprosse, event. auch nach Rosenvinge Trichoblasten. Nur aus jedem fünf-
ten, sechsten oder siebenten Segment gehen Langtriebe hervor, welche den
Aufbau des Hauptsprosses wiederholen. Damit hat es bei Loph. hormo-
clados sein Bewenden. Für unsere Erörterung nebensächlich ist, daß bei
Loph. verticillata aus dem oberen Rande fast jeder Perizentrale sog. Adventiv-
äste hervorgehen, welche ebenfalls monosiphon und somit den normalen
gleichgestaltet sind.
An Lophothalia reihen sichDoxodasya und Brognia r teil a (Fig. 528,:?)
an. Bei diesen Gattungen werden sämtliche Anlagen der Seitensprosse zu
haarigen Kurztrieben; bei ersterer Gattung unverzweigt wie bei Lopho-
thalia, führen dieselben bei letzterer alternierend zweizeilige (Fig. 528, 2, 3)
Seitensprößchen, und zwar liegt die Verzweigungsebene derselben zum
Hauptsproß transversal, genau so wie das bereits für Antithamnion und
Wrangelia festgestellt wurde. Diese monosiphonen Haartriebe sind auch
hier durch Chromatophoren gefärbt und nicht hinfällig, bisweilen sogar
recht derb.
An Stelle der Haarsprosse können zwar auch bei diesen Gattungen
vereinzelt Langtriebe entstehen, doch ist das selten, und im allgemeinen
findet hier die eigentliche Verzweigung aus der Basis der Haartriebe statt.
314
X. Rhodophyceae.
Falkenberg an diesen und an später zu
wie das Kny, Rosenvinge,
erörternden Formen studierten
Die unterste älteste Zelle dieser Haarsprosse (Basalzelle, l)zw. Fig. 528, j)
wächst nämlich seitlich, und zwar stets an ihrer katadromen Seite, zu einem
Fig. 528 n. Kützing u. Falkknbekg sowie Orig. / Lophothalia honnoclados ; Sproßsystem
2 Brogniartclla byssoides ; Slück eines Sprosses. 3 dies.; Haartrieb mit Anlage eines Lang-
triebes (Itr) an der Basis. 4, 5 Broguiartella (i') spinosissinia^ Haarsprosse mit basalen
Langtrieben. 6 Polysipho7iia Dyllwini; Haartrieb mit fniktifizierendem Basalsproß. ///- Lang-
triel), htr Haartrieb, bz Basalzelle resp. deren Derivate.
Zäpfchen aus, welches durch eine Querwand von seiner Trag- resp. Mutter-
zelle abgegliedert wird (Fig. 528, j Itr). Diese letztere wird dann in der
üblichen AVeise in Zentral- und Perizentralzellen zerlegt (Fig. 528, 4), während
der ansitzende Zapfen den Charakter einer Scheitelzelle hat und zu einem
3. Ceramiales.
315
Langtrieb von der Form der Hauptsprosse (Fig. 528, 2) oder zu einem
Kurztrieb mit (Fig. 528, 6) oder ohne Sexualorgane heranwächst. In ein-
zelnen Fällen (Brogniartella spinosissima) entsteht noch ein zweiter Sproß
(Fig. 528, 5) aus der zweiten (hjperbasalen) Zelle der Haartriebe.
Die Gattung Polysiphonia reiht sich den eben besprochenen unschwer
an und wird durch diese leicht verständlich. Unterschiede von Lophothalia
und Brogniartella sind durch die wechselnde Verteilung der Trichoblasten
gegeben.
Falkenberg glaubte, daß einigen Polysiphonia-Arten die Haarsprosse
fehlen, Rosenvinge zeigte aber, daß diese Meinung kaum zutrifft, immer-
hin gibt es Formen in unserer Gattung,
welche die „Haare" recht selten bilden,
andere, bei welchen sie ungemein zahl-
reich sind. Im ersten Falle wird die
weitaus größte Mehrzahl der von der
Scheitelzelle gelieferten Sproßanlagen zu
Langtrieben oder doch zu Kurztrieben,
welche mit Perizentralen versehen sind,
im zweiten Falle, soweit er extrem aus-
gebildet ist, erscheinen zahlreiche Tricho-
blasten mit wenigen Langtrieben unter-
mengt. Danach herrscht in der Haupt-
sache das „gemischte System" der Sproß-
ausbildung, das wir im Prinzip schon
bei Lophothalia kennen lernten.
Die Verteilung der verschiedenen
Sproßformen ist nun aber bei den ver-
schiedenen Arten recht verschieden. In
einigen Fällen stehen an den unteren
älteren Teilen der Hauptsprosse nur
Langtriebe, in den oberen Regionen der-
selben aber nur Kurztriebe, bei anderen
Arten können sodann Lang- und Kurz-
triebe überall „promiscue" auftreten. Das
„promiscue" ist aber ebensowenig wie
bei Lophothalia gleichbedeutend mit ge-
setzlos, denn es pflegen Kurz- und Lang-
triebe nach gewissen Regeln abzuwech-
seln, z. B. folgen bei Polys. fruticulosa
u. a. auf einen Langtrieb stets zwei Kurz-
triebe.
Nach dem, was wir oben erwähnten, braucht kaum nochmals betont zu
werden, daß Lang- und Haartriebe sich ihrer Entstehung gemäß einer und
derselben genetischen Spirale einordnen, niemals haben die Trichoblasten
auf der einen, die Langtriebe auf der anderen Seite eine SpezialOrdnung,
höchstens soweit als das durch die gemeinsame Einbeziehung in eine
Schraubenlinie bedingt ist.
Würden nun bei Polysiphonia wie bei Lophothalia Kurz- und Lang-
triebe in der bekannten einfachen Weise miteinander am Hauptsproß
abwechseln, so brauchten wir nichts mehr zu berichten. Allein die Sache
wird kompliziert dadurch, daß die Trichoblasten teilweise, nicht alle, aus
ihrer Basalzelle Langtriebe (Fig. 529) entwickeln, ganz genau so, wie wir
das bei Brogniartella verfolgt haben. So stellen die Polysiphonien gleich-
Fig. 529 n. P'alkenberg. Sproß-
spitze von Polysiphonia sertularioides.
Äste nach '/4 angeordnet.
316 X- Rhodophyceae.
sam eine Kombination der Brogniartella- und der Lophothalia-Verzweigung
dar. Das ergibt sich am besten aus Fig. 529. Sproß 1, 5, 9 sind gewöhn-
liche Haartriebe (5 ist wenig entwickelt). Sproß 2 entstand direkt von der
Zentralachse des Hauptsprosses, Sproß 4, 0, 8 gingen aus der Basis der
entsprechenden Trichoblasten hervor. Die Zahlen ergeben schon, daß in
unserem wie in vielen anderen Fällen der Wechsel der verschiedenen
Sprosse untereinander wiederum nicht regellos ist.
Die Trichoblasten der Polysiphonia sind meistens wie bei Brogniar-
tella in einer transversalen Ebene verzweigt, doch zeigt sich häufig die
Neigung, die Ästchen auf die Bauchseite zu verschieben.
Von den gleichnamigen Organen der früher erwähnten Gattungen
weichen die Haartriebe der Polysiphonien noch dadurch ab, daß sie fast
immer farblos und äußerst hinfällig sind. Oft ist schon nach Ablauf kurzer
Zeit nichts von ihnen mehr übrig als die Basalzelle resp. der Sproß, welcher
aus dieser hervorging (vgl. Rosenvinge). Ob eine Basalzelle, soweit sie
nicht aufgeteilt ist, wiederholt Haartriebe entwickeln kann, ist nicht sicher.
Nach Analogie mit Spyridia und nach gelegentlichen Beobachtungen an
Polysiphonien wäre das möglich. Die Beantwortung dieser Frage würde
vielleicht auch ein Licht werfen auf die andere nach der Funktion der farb-
losen Haarsprosse. Berthold und ich halten sie in erster Linie für Licht-
schirme, Falkenberg, neuerdings auch Rosenvinge bestreiten das. Wir
kommen im aligemeinen Teile des Buches darauf zurück.
Die Hinfälligkeit der meisten Haartriebe, ihr begrenztes Wachstum,
verbunden mit der Entstehung von Sprossen an der Basis ist für Nägeli,
Schmitz, Kny, Magnus, Rosenvinge, Falkenberg u. a. Veranlassung
gewesen, von Blättern und axillärer Verzweigung, nicht von Haarsprossen
zu reden, wie wir es oben taten. Zwar muß ich zugeben, daß Falken-
berg die Begriffe präziser gefaßt hat als Nägeli, Schmitz u. a., und daß
die Dinge äußerlich eine gewisse Berechtigung zu jenem Vorgehen geben,
allein ich vermag ihnen nicht zu folgen, denn Kny, Falkenberg usw.
betonen ausdrücklich, daß die basalen Sprosse der Haartriebe seitlich
an der betreffenden Stelle entstehen. Demnach möchte ich sie ansprechen
als Seitenzweige der Haarsprosse, und zwar als verspätete Bildungen, welche
etwa den nach Entwicklung der Perizentralen erscheinenden endogenen
Zweigen vieler Rhodomelaceen, die wir auch für normal halten, oder den
Langtrieben der Spyridia physiologisch an die Seite gestellt werden können.
Die Entwicklungsgeschichte scheint mir diese Auffassung zu bestätigen und
ebenso die in Fig. 528, 5 illustrierte Tatsache, daß gar nicht so selten zwei
Äste in alternierender Anordnung produziert werden. Auch die unten für
Bostrychia radicans u. a. zu schildernden Sproßbildungen können heran-
gezogen werden.
Die Basis von Kurztrieben ist ohnehin vielfach zur Neubildung z. B.
von Rhizoiden befähigt und für Batrachospermum, Wrangelia u. a. ist
schon wiederholt erwähnt, daß aus dieser Basis der Wirtelzweige Langtriebe
hervorgehen.
Nach dieser Auffassung gleichen die Haarsprosse Phyllocladien und
es läge eine Imitation von Tragblatt und Achselsproß vor, etwa wie bei
Sargassum, Sphacelariaceen usw.
Nun führt Falkenijerg selbst die „Blätter" der Brogniartellen und
Polysiphonien auf die monosiphonen Kurztriebe der Lophothalien zurück
und insofern würde es sich einfach um eine Frage der zweckmäßigen oder
unzweckmäßigen Benennung handeln, allein die Sache geht doch wohl etwas
tiefer. Denn Falkenberg diskutiert z. B. die Frage, ob ursprünglich
3. Ceramiales. 317
Überall eine Kombinierung von ., Tragblatt" und Achselsproß vorhanden
gewesen sei und ob im speziellen Fall bald das eine, bald das andere
Organ abortiere. Legen wir unsere Auffassung zugrunde, so ist leicht ver-
ständlich, daß in einem komplizierten Sproßsystem bald die eine, bald die
andere Form von Zweigen, bald eine Kombination beider entstehen könne.
Und ferner: P'alkenberg und seine Vorgänger lassen die Sexual-
organe bei einigen Gattungen an „Sprossen"', bei anderen an „Blättern"
entstehen, wie das noch in einem späteren Kapitel zu berichten sein wird.
Das will mir nicht einleuchten. Mir scheint es leichter verständlich, zu
sagen, daß alle Sju-osse Sexualorgane erzeugen können, mögen sie sonst
auch in den verschiedensten Richtungen differenziert sein..
Das Vorstehende war niedergeschrieben, als mir die bereits einige
Male erwähnte Arbeit von Rosenvinge in die Hand kam. Auch er ver-
wirft den Ausdruck „Blatt" für die Rhodomelaceen, über die „Achselsprosse"
äußert er sich kaum.
Mit der geschilderten Differenzierung bei den Polysiphonien ist die
Mannigfaltigkeit in dieser Gruppe noch längst nicht erschöpft; alle Formen zu
erwähnen, ist schier unmöglich, deshalb weise ich nur auf einige wenige hin.
Bei Bryothamnion u. a. sind die Langtriebe in kurze Dornen um-
gewandelt, bei Pithyopsis werden die Trichoblasten blattähnlich verbreitert, bei
Heterocladia verbreitern sich die Hauptsprosse gewaltig, bilden dann aber
normal gebaute Seiten sprosse. Besonders häufig ist eine Berindung d. h.
eine Teilung und Vermehrung der Perizentralen nach außen hin; wie das schon
in Fig. 526 gezeichnet wurde. So bei Rhodomela. In nordischen Meeren weit
verbreitet, weicht sie im Habitus kaum von einer derben Polysiphonia ab.
Sie bildet besonders an den Zweigenden Haarsprosse, welche farbig, aber hin-
fällig sind. Eine Sproßbildung auf der Basis der haarförmigen Kurztriebe findet
nicht statt, alle seitlichen Organe (Lang- und Kurztriebe) gehen auf Anlagen
am Scheitel zurück, wie bei Lophothalia.
Odonthalia ist eine auffallend abgeflachte Rhodomelee, sie bildet Flügel
dadurch, daß zwei opponierte Reihen von Perizentralen sich ausgiebig teilen.
Näheres bei Falkenberg.
b) Chondrieae.
Die einfachsten Chondrieen, wie Chondria tenuissima (Fig. 530, j),
schließen sich, wie aus den zahlreichen Abbildungen Thurets und den
Untersuchungen Falkenbergs hervorgeht, zwanglos an die Polysiphonien
an und zwar an diejenigen, welche eine verstärkte Rindenbildung durch
Teüung der Perizentralen erzielen.
Die Sprosse der Chondrieen sind mit Vorliebe etwas aufgeblasen und
bei Coeloclonium opuntioides sehen wir sogar tonnenförmig erweiterte
Glieder mit zwischenliegenden Einschnürungen. Solche mehr oder weniger
starke Auftreibungen bedingen es wenigstens zum Teil, daß die Spitzen
der Sprosse in eine Grube versenkt zu sein pflegen (Fig. 530, 2}.
Die Scheitel zeigen in Bau und Teilung nichts abweichendes; nicht
weit von ihnen entfernt aber sieht man, daß die ganz nach den Vor-
schriften berindeter Polysiphonien (Fig. 526, 6, y) gebildeten Zellen aus-
einander weichen und daß Bilder entstehen (Fig. 530, _', j), welche lebhaft
an Lemanea u. a. (Fig. 530, j) erinnern.
Nichts scheint mir netter die Richtigkeit der ScHMiTzschen Auffassung
von der Fadenstruktur der meisten Florideen zu bestätigen, als ein Ver-
gleich von unserem Schema Fig. 526, y, 6 mit der Fig. 530, 2, j.
318
X. Rhodophyceae.
Die Perizentralen der Chondrien stiecken sich eben zu langen Zellen
(Basalzellen bz Fig. 530, 2, j) und diese bilden einen fünfgliederigen Quirl,
dessen einzelne Glieder ganz regelmäßig vier Zellen an der Spitze tragen,
und letztere wieder liefern kurze Elemente, die dann zur Rinde (Außen-
rinde) fest zusammenschließen. Wie es bei Rhodomeleen Brauch, werden
sie durch sekundäre Tüpfel verkettet.
Die Trennung der Basalzellen usw. von einander bleibt bei Coeloclo-
nium auch im Alter bestehen, ja sie geht noch weiter, indem die Sprosse
blasig anschwellen und damit Basalzellen und Zentralachse wenigstens
partiell zerreißen, wie wir das längst für andere Formen kennen. Die
Rinde wird dann mehrschichtig.
Bei Chondria aber, speziell bei Chondria dasyphylla, ist das anders,
da schwellen viele der getrennten Zellen erheblich an, berühren sich wieder
Fig. 530 n. Thuret, FalKENBKRG u. BÖRGESF.N. / Chtmdria dasyphylla, Sproß. 2 Chon-
dria ten7nss77na ; Längsschnitt einer Sj)roßspitze. j Querschnitt eines Sproßes. ca Zentral-
achse, bz Basalzellen. 4 Keimling.
und die perizentralen (l)asalen) Zellen werden gar durch sekundäre Tüpfel
nachträglich vereinigt.
Daß Hyphen gelegentlich eine nennenswerte Rolle spielen, indem sie die
gebildeten Hohlräume durchwachsen, sei nebenbei erwälint und im üln-igen
unter Bezugnahme auf Falkenberg daraufhingewiesen, daß noch mancherlei
interessante Einzelheiten in dieser Grupi)e zur Beobachtung kommen.
Die Verzweigung geht von den Basalzellen haarartiger Kurztriebe aus,
die zwischen den normalen Wirtein gel)il(let werden. Die basale Zelle
derselben wird bei der Trennung der Rindenzellen lang ausgezogen {b Fig. 530, 2)
und läßt die Anlage eines Langtriebes dort entstehen, wo sie in die Außen-
3. Ceramiales. 319
rinde mündet. Diese Sprosse sind danach der Außenrinde nur lose ein-
gefügt, sie werden aber durch Hyphen, welclie aus ihrer Basis hervor-
wachsen, in dem älteren Sproß verankert.
Eine kriechende, dorsiventrale Chondria von Lebermoosform ist die
Herpochondria.
c) Laurencieae.
Zu den Chondrieen offenbar in naher Beziehung stehen die Lauren-
cieen. Falkenberg weist unter Korrektur älterer NÄGELischer Angaben
darauf hin, daß in beiden Gruppen der Aufbau wesentlich übereinstimme,
selbst die Einsenkung des Vegetationspunktes wird kopiert (Fig. 531). Und
doch ist ein wesentlicher Unterschied dadurch gegeben, daß die Scheitel-
zelle dreiseitig (tetraedrisch) ist. Sie ragt wie ein Wärzchen in die Scheitel-
grube hinein. Die schiefe Lage einer Teilungswand ist aus Fig. 531, 4
ersichtlich. Die beiden anderen liegen den für Moose usw. bekannten
Regeln entsprechend. Ähnlich wie bei vielen Vertretern der letztgenannten
Gruppe liegen die abgeschnittenen Segmente nicht genau nach Ys i" tli'ei
Längszeilen, sondern durch eine geringe seitliche Neigung der Segmen-
tierungswände kommen Divergenzen von 7s7 */u usw. zustande.
Jedes Segment produziert einen Haarsproß, und zwar geht derselbe
aus der Zelle // (Fig. 531, 4) hervor, welche vom Segment abgegliedert
wurde. Der übrige Teil des Segmentes zerfällt in eine innere und eine
äußere Zelle. Die äußere liefert die Rinde, die innere dagegen entspricht
den axilen Zellen der normalen Poljsiphonien usw. Falkenberg begründet
das ausführlich und weist darauf hin, daß die soeben geschilderten Vorgänge
wohl ableitbar seien von den Prozessen, welche sich bei typischen Rhodo-
melaceen im Scheitel abspielen; man braucht nur anzunehmen, daß die bei
Bildung von Seitensprossen ohnehin schon häufig schräg gestellten Wände
schließlich so schief stehen, daß sie nicht mehr die Längswand, sondern eine
Querwand treffen.
Da die Haarsprosse der Laurencien in üblicher Weise Langtriebe zu
liefern imstande sind, zeigen die meisten Arten eine allseitige Verzweigung.
Eine Ausnahme macht Laurencia pinnatifida (Fig. 531). Hier entwickeln
sich die Haartriebe ebenso wie bei den anderen Arten; Langtriebe bilden
aber nur diejenigen unter ihnen, welche in zwei opponierte Orthostichen zu
liegen kommen.
Eine durch Parasitismus reduzierte Laurenciee ist die vom Grafen
SoLMS entdeckte Janczewskia, s. unter Parasiten.
Die Keimlinge der Laurencia pinnatifida (Fig. 531, 2) gleichen in den
ersten Stufen durchaus denen der Polysiphonia, gehen dann allerdings bahl
in die für die Gattung charakteristische Form über.
d) Dasyeae.
Die Dasyeen (Dasya, Heterosiphonia, Dasyella, Dasyopsis)
besitzen in ihren typischen Vertretern einen Habitus, der nicht übermäßig
weit von dem größerer Polysiphonien abweicht, und doch sind die frag-
lichen Formen unschwer erkennbar an den langen, büscheligen Kurz-
trieben, welche, bei monosiphonem Aufbau, gefärbt und ausdauernd sind
(Fig. 532, /).
Der prinzipielle Unterschied der Dasyeen von allen übrigen Rhodomeleen
aber liegt in ihrem sympodialen Aufbau. Die bilateralen resp. dorsiven-
tralen Heterosiphonien geben darüber den besten Aufschluß. Der Scheitel
dieser Pflanzen (Fig. 532, 2, j) scheint auf den ersten Blick kaum von dem
320
X. Rhodophyceae.
einer Polysiphonia abzuweichen, eingehende Betrachtung aber zeigt, daß
der in Fig. 532, j mit lo bezeichnete Sproß nicht etwa das monopodial
entwickelte EndgUed der ganzen Reihe ist, sondern daß er nur den Seiten-
sproß von 5? darstellt, welch letzteren er zur Seite drängte. Die Einzel-
Fig. 531 Orig. u. n. Faj.kenhkrg u. Kylin.
/ Laurencia obhim; Zweig. 2 Laiir. pinnatifida;
Keimlinge, j Latir. obtusa; Längsschnitt eines
Sprosses. 4 Längsschnitt des Scheitels von
Laur. papulosa, ca zentrale Achse, v Scheitel-
zelle, h „Ilaarzelle".
heilen ergeben sich noch besser
aus Fig. 532, 2. Der momentan
an der Spitze stehende Sproß g
besteht aus einer Scheitelzelle und
zwei Segmenten; aus dem oberen
Segment entwickelt er den Seiten-
sproß 10, welcher schon auf ganz
jungen Stufen in der kräftigen Ent-
wicklung die auf Verdrängung des
Muttersprosses gerichteten „Ten-
denzen" zu erkennen gibt. Wie 10
als Seitensproß an g, ist 8 an ;•.
7 an (5 usw. entstanden und es
ergibt sich klar, daß auf diesem
Wege ein Sympodium entstehen
muß, an dessen Aufbau sich bei
Heterosiphonia einmal das sterile
{st) und außerdem das astbildende
Segment eines jeden Sprosses be-
teiligen, während die Spitzen seit-
wärts geschoben werden. Die
Schraffierung der Fig. 532, 2, j
dürfte das hinreichend markieren.
Die Sproßabschnitte, welche
das Sympodium aufbauen, erfahren
3. Ceramiales.
321
Längsteilungen und bilden damit Perizentralen. Später werden diese auch
meistens noch mit einer dichten Hülle von Rhizoiden umschlossen. Die
Fig. 532 n. Kützing, Falkenbeg n. Kylin. / Dasya elfgaus; Habitusbild. 2 Hetero-
siphonia Berkeley i ; Sproßspitze. 3 Heterosiphonia ]Vtirdemaiini Bml ; Sproßspitze. 4 — 5 Dasya
arbiiscula; Keimlinge. Die Zahlen geben die Entwicklungfolge der Sprosse, st steriles
Segment, Itr Langtriebe.
Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 21
322
X. Rhodophyceae.
bei Seite geschobenen Spitzen der Sprosse verzweigen sich mehrfach nnd
zwar dorsiventral. Später treten freilich Verschiebungen ein, und dann
haben wir Astbüschel, welche höchstens an der Basis mit Perizentralen ver-
sehen sind — das sind dann die oben erwähnten monosiphonen, farbigen
Haare,
Dasya und Heterosiphonia unterscheiden sich dadurch, daß bei letzterer
die Sprosse nur nach rechts und links, also in einer Ebene seitwärts ver-
schoben werden, während bei ersterer eine allseitige Verschiebung und An-
ordnung statt hat.
Die mit den verschiedenen Zahlen bezeichneten Sprosse der Fig. 532, j
werden nicht immer zu monosiphonen, wenig oder gar nicht verzweigten
Fadenreihen, bisweilen entstehen aus
ihnen (Fig. 532, j) lange Sympodien,
die sich genau so verhalten wie die
älteren Scheinachsen. Bei Hetero-
siphonia stehen alle solchen Sym-
podien einseitig dorsal (Fig. 532, j),
bei den Dasyen aber ist das nicht
der Fall, und so kommen schließlich
Fig. 533 n. Falkenberg. / Thttretm querdfoUa; Habitusbild, 2 Dictyurus purpurascens ;
Habitus.
Bildungen zustande, welche Brogniartellen, Polysiphonien usw. einschließlich
der Ijasalen Verzweigung weitgehend gleichen. Die Entwicklungsgeschichte
indes belehrt stets über die andersartige Entstehung.
Dasyopsis bildet an seinen vegetativen Teilen nirgends mehr Peri-
zentralen aus, sie begnügt sich damit, aus den Zellen der axilen usw. Reihen
einzelne Zellchen herauszuschneiden, welche zu berindenden Hyphen werden.
Sie ist auf einer primitiven Stufe stehen geblieben, oder in eine solche
zurückgeschlagen. Die Keimlinge nämlich von Dasya, welche Killian zog
(Fig. 532, 4, j), sind aufrechte, mit Rhizoiden angeheftete Gebilde, welche
anfangs einreihig sind, dann aber sich symi)odial verzweigen — in Fig. 532, 4
ist / der Hauptsproß, 2 der Seitensproß, welcher ersteren zur Seite drängte.
3. Ceramiales.
323
Die Sprosse an der Basis der Keimlinge sind wohl die Anlagen der Lang-
triebe (Fig. 532, 5 //r.). Hierher dürfte auch die parasitische Calycodasya
zu zählen sein (Mc. Fadden).
Modifizierte Dasyeen sind Thuretia und Dictyurus, besonders aus-
gezeichnet durch die Netzbildungen, welche an Boodlea, Struvea, Microdictyon
unter den Siphoneen erinnern. Thuretia bildet flache, eichenblattartige Körper
(Fig. 533, /), zusammengesetzt aus derberen blattrippenähnlichen Haupt-
sympodien und zahlreichen zarteren Nebensympodien, welch letztere in der
mannigfaltigsten Weise netzig miteinander verwachsen sind.
Dictyurus ist nicht flach, sondern vier- resp. achtseitig, d.h. zwischen
vier großen Längskanten treten vier kleinere, schwächere hervor (Fig. 533, 2).
Alle Einzelheiten des Aufbaues kann ich
unmöglich schildern, ich muß auf Falken-
berg verweisen, welcher auch die älteren
Autoren Bory und Agardh würdigt. Ich
will nur erwähnen, daß die Netze, ähnlich
wie bei Martensia durch Verkettung kurzer
Seitensprosse entstehen.
Als Netzalge mag H a 1 0 d i c t y 0 n an
dieser Stelle erwähnt sein (Fig.534), selbstauf
die Gefahr hin, daß es später einmal zu den
Delesseriaceen definitiv versetzt wird, wie
J'alkenberg befürwortet. Die Gesamt-
umrisse des Netzes sind zylindrische. Das-
selbe baut sich auf aus monosiphonen Fäden,
welche (Fig. 534) nach allen Richtungen hin
miteinander in Verbindung stehen. Das
Wachstum geht aus von einem Vegetations-
])unkte, welcher am Oberende des Ganzen
eingesenkt liegt. Doch sind alle Einzelheiten
der Entwicklung noch nicht festgestellt
(s. Falken BERG). Die Einzelfäden sind
dauernd monosiphon. Nur wenn die Tetra-
sporenbildung usw. beginnt, treten kurze
Sprosse mit vier Perizentralen auf, welche
nach außen frei endigen.
Fig. r)34. HaloJictyo7i mirahüe Zan.
n. Falkenbbrg.
e) Bostrychieae.
Unter den Bostrychien behandeln wir nur die rein monopodiale Gattung
Bostrychia (Fig. .^35) und verweisen wegen der sympodialen Wilsonaea
auf Falkenberg.
Die meisten Arten der Gattung leben im Brackwasser der Tropen. Über ihre
Einwanderung in das Süßwasser soll in einem späteren Kapitel berichtet werden.
Die Sprosse der Bostrychien zeichnen sich dadurch aus, daß sie an
ihrer Basis meist eine größere Zahl von Perizentralen besitzen als in den
oberen Kegionen, ja die Spitzen sind meistens auf mehr oder weniger lange
Strecken monosiphon, also ohne jede Perizentralbildung. Damit erinnern
sie an die Sprosse der Dasyeen. Die Perizentralen erfahren zwecks Be-
rindung in ganz ähnlicher Weise Teilungen wie diejenigen von Rhodomela,
nur mit dem Unterschiede, daß die Perizentralen nebst den aus ihnen
hervorgehenden Rindenzellen der Basis der Zentralzelle angeheftet sind
und von dieser gleichsam nach oben wachsen. Der Unterschied ist aus
einem Vergleich von Fig. 526, 7, S. 310 und Fig. 5,35, j leicht ersichtlich.
21*
324
X. Rhodophyceae.
/f'> •}'/}
Die Sproßsysteme der Bostrychien sind bisweilen nur aufsteigend,
d. h. die Basis liegt dem Substrat auf, während die übrigen Teile sich über
dasselbe erheben, nicht selten aber kommen auch Formen vor, welche mit
den Hauptsprossen dem Substrat ganz aufliegen und nur Seitensprosse nach
aufwärts senden (Fig. 535, 2). Dorsiventralität ist demnach häufig stark
ausgeprägt, häufig nur in einer schwachen Einrollung der Scheitel an-
gedeutet. Die Seitensprosse stehen in zwei Reihen bisweilen ganz auf den
Flanken (Fig. 535, /),
bisweilen stark dorsal
verschoben (Fig. 535,
2). Fast gewinnt es
nach Andeutungen bei
den Autoren den An-
schein, als ob die Dorsi-
ventralität mehr oder
weniger weitgehend
von außen könnte in-
duziert werden.
Man wird im all-
gemeinen geneigt sein,
die Bostrychien, schoii
auf Grund ihrer Le-
bensweise, als vege-
tativ reduzierte For-
men zu betrachten ;
sind sie das nicht,
dann stehen sie den
primitivsten Gruppen
der Rhodomelaceen
recht nahe und würden
von dem Bindeglied,
welches man zwischen
Callithamnien und Ce-
ramien einerseits, den
Polysiphonien anderer
seits konstruieren
möchte, vielleicht nur
durch ihre dorsiven-
tralen Neigungen ab-
weichen.
Über die Haft-
organe siehe in einem
späteren Kapitel.
Fig. 535 n. Falkenberg u. Börgesen. / Bostrychia tenella\
Sproß. 2 Bostr. radicans\ Sproßstück, j Bostr. vaga; Sproß-
stückchen im Längschnitt.
Dorsiventrale Rhodomelaceen.
An die Gruppen der radiären Lophothalien und Polysiphonieen
schließen sich noch zahlreiche Formen mit meist ausgeprägt dorsiventralem
Bau an. Die Sprosse derselben sind in den niederen Gliedern dieser Reihen
gerundet, bei den höheren aber werden sie häufig auf ganz verschiedene
Weise zu breiten Flächen ausgestaltet, welche bei den Pollexfenien einer-
seits, den Amansien, Dictyoneuren usw. andererseits zu dem eigenartigsten
gehören, was in der ganzen Florideengruppe auftritt.
3. Ceramiales.
325
f) Pterosiphonieae.
Pterosiphonia pennata Roth (Fig. 536, /) ist eine der einfachsten und
der Polysiphonia ähnHchsten Formen. Der kriechende Hauptsproß erzeugt
aufrechte Seitenzweige, welche alternierend zweizeilige Äste tragen. Die
meisten von diesen stellen Kurztriebe dar, einige aber werden Langtriebe.
Pterosiphonia parasitica geht schon einen Schritt weiter (Fig. 536, 2). Die
aufrechten Sprosse lassen bei wiederholter Verzweigung die einzelnen Triebe
Fig. 536 n. Falkenberg. / Pterosiphonia pennata Rth. hspr Kriechender Hauptsproß.
2 Pterosiph. parasitica Roth, j Pterosiph. complanata ; Sproßscheitel, v Scheitelzelle des
Hauptsprosses. 4 Dictymenia So?ideri; Stück einer ,, Laubfläche". 5 Dies.; ganzer Sproß.
an ihrer Basis verschmelzen, und so resultiert ein schön fiederig verzweigter,
aufrecht stehender, blattähnlicher Sproß. Die Verwachsung der Seitensprossa
untereinander und mit ihrem Muttersproß steigert sich bei Pt. complanate
und erst recht bei Symphyocladia, wo direkt lebermoosartige Gebilde zu-
stande kommen, oder bei Dictymenia, die ein Laubblatt imitiert (Fig. 536, 5).
326 X. Rhodopliyceae.
Bei den soeben genannten Gattungen liegt von Anfang an eine alter-
nierend zweizeilige Verzweigung vor, bei Aj^lianocladia dagegen tritt uns
am Scheitel eine Anordnung der Seitenglieder nach Y^ entgegen. Wenn
hier trotzdem Gebilde zustande kommen, die mit ihren alternierend zwei-
zeiligen Ästen den Pterosiphonien sehr ähnlich sind, so erklärt sich dies
aus der Tatsache, daß von den vier Längszeilen der Zweige zwei unent-
wickelt bleiben; sie sind nur als kleine rhombische Zellen erkennbar.
Über die Verwachsung der Polysiphonia-ähnlichen Fäden zu jenen
Flächen berichten wir einiges weiter unten (s. Pollexfenieen) und bemerken
hier nur, daß die blattähnlichen Gebilde ihre Entstehung nicht bloß in der
Zellanordnung, sondern auch in ihrer „Bezahnung" zu erkennen geben ; bei
Dictymenia z. B. stellt jeder Zahn der Laubfläclie einen im Wachstum
stehen gebliebenen Vegetationspunkt (Fig. 536, ./) dar.
g) Herposiphonieae.
Die Herposiphonia wurde wegen ihres dorsiventralen Scheitels schon
früh von Nägeli, später von Goebel, Ambronn, Falkenberg untersucht.
Wir folgen der Darstellung des letzteren, die einige ältere irrige Angaben
berichtigte.
Herposiphonia tenella sitzt auf Posidonien , Caulerpen usw. Die Haupt-
sprosse kriechen über das Substrat hin (Fig. 537, /) und bilden auf ihren
Flanken gleichfalls kriechende Langtriebe (///-), auf dem Rücken dagegen
entwickeln sie aufrechte mit Haaren versehene Kurztriebe {ktr Fig. 537, i),
und auf der Bauchseite endlich treten Rhizoiden hervor, welche sich in
Berührung mit dem Substrat saugnapfartig verbi'eitern (Fig. 537, 4). Wie
bei vielen dorsiventralen Organen ist der Scheitel (und zwar nach aufwärts)
eingerollt (Fig. 537, i, 2) oder doch eingekrümmt. Jedes von der Scheitel-
zelle gebildete Segment produziert ein Seitenglied, dessen Stellung zu den
Nachbarn Schema 537, 3 wiedergibt, in welchem mit a und a die dorsalen
Kurztriebe, mit b und ß die lateralen Langtriebe bezeichnet sind. Danach
folgt auf drei teils rechts, teils links gestellte Kurztriebe abwechselnd rechts
und links ein Langtrieb. Die Kurztriebe tragen am Ende einige schraubig
gestellte Haartriebe; an den kriechenden Langtrieben werden solche niemals
entwickelt. Das gilt für Herposiphonia tenella, andere Arten der Gattung
haben etwas andere Stellungsverhältnisse, doch bleibt die Dorsiventralität
stets gewahrt.
Wie Kurz- und Langtriebe zu den Perizentralen der Hauptachse ge-
stellt sind, zeigt dann noch Fig. 537, 4. In summa finden wir fünf peri-
zentrale Zellen. Die zwei ventralen liefern Haftorgane. Die Langtriebe
entspringen zwischen den lateralen und ventralen Zellen. Die Kurztriebe
entstehen jeweils rechts und links von der dorsalen Reihe (vgl. auch den
Scheitel Fig. 537, 2).
Dipterosiphonia bildet an seinem dorsiventralen Scheitel die Äste nach
Schema 537, 8 aus (vgl. auch Fig. 5))7, 6). Danach kann man Astpaare
unterscheiden, welche mit einander alternieren, ein <2(5-Paar wechselt mit
einem a^-Paar regelmäßig ab ; die a{a) Sprosse stehen annähernd dorsal,
die b(/5)-Sprosse dagegen lateral. Die Bauchseite entwickelt wieder Rhi-
zoiden. In jedem Paar wird nun der ältere basiskojjc Sproß (a, a) zu
einem Kurztrieb, der jüngere dagegen (b, ß) zu einem Langtrieb, wenigstens
bei Dipt. rigens (Fig. 537, f). Die Kurztriebe sind hier aufgelichtet, die
Langtriebe kriechen und sind reich verzweigt. Bei Dipt. heterociada da-
gegen (Fig. 537, 5) sind sowohl die ««-Sprosse als auch die /'/J-Sprosse nieder-
/egend, doch sind die ersteren kurzdoinig, die letzteren größer und gefiedert.
3. Ceramiales.
327
Die Fiederzweige haben in der Regel ein begrenztes Wachstum, doch zeigen
einige von ihnen andauerndes Längenwachstum und damit ein Verhalten
wie die Muttersprosse.
An die Herposiphonieae reihe ich einige Formen, wie Ctenosiphonia, Ophio-
cladus und Lophosiphonia. Falkenberg schließt dieselben von der Gruppe der
Herposiphonien aus, ohne sie einer anderen einzureihen.
11
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8
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Vig. 537 n. Falkenberg. 1—4 Herposiphonia tenella\ 1 Kriechender Sproß, 2 Scheitel
eines solchen von der Seite, 3 Schema der Astverteilung, 4 Querschnitt des Sprosses.
5 Diptcrosiphotiia heteroclada. 6 — 8 Dipterosiphom'a rigens ; 6 Scheitel von oben, 7 Habitus-
bild (Sproßstück), 8 Schema der Zweigverteilung, a, a, b^ ß Korrespondierende Äste
(s. Text). Itr Ijangtrieb, ktr Kurztrieb.
h) Placophora und Pollexfenia.
Pollexfenia und Placophora (Fig. 538, j) waren lange Zeit nur
in Gesalt flacher Sprosse bekannt. Falkenberg, sowie auch Goebel
3^S ^- Rhodophyceae.
fanden die Keimpflanzen, nachdem schon Angaben von Agardh, Askenasy
u. a. über die erwachsenen Pflanzen gemacht waren. Eine junge Placo-
phora ist von einer jungen Polysiphonia kaum zu unterscheiden (Fig. 538, 2);
erst nach Erreichung eines gewissen Alters entwickeln sich an der Basis
des keulenförmigen aufrechten Sprößchens (Fig.5o8,-^) exogen flache Scheibchen,
welche größtenteils dem Substrat aufliegen und sich später zu gelappten
Sprossen (Fig. 538, j) ausgestalten, die größere Algen krustig überziehen
(Fig. 538, I). Ober- und Unterseite sind an den Krusten deutlich unter-
scheidbar.
Auch der Keimling von Pollexfenia ist vertikal, die aus seiner Basis
entspringenden Seitensprosse liegen für eine kurze Strecke dem Substrat
auf, erheben sich dann aber über dasselbe und, während sie unten schmal
und dabei dorsiventral sind, verbreitern sie sich nach oben erheblich zu
stark gelappten Gebilden von bilateralem Bau (Fig. 538, 4).
Ein Vergleich mit Ptero- und Dipterosiphonien usw. läßt keinen Zweifel
darüber, daß auch sie als Polysiphoniasprosse aufgefaßt werden müssen,
welche in einer Ebene verwachsen sind.
Die bei jenen Anfangsgliedern der Reihe noch lockere Verbindung
wird bei Pollexfenia und Placophora zu einer festen Vereinigung, die in
üblicher Weise als kongenitale Verwachsung bezeichnet werden mag. Es
resultiert eine Scheitelkante, vergleichbar derjenigen von Ralfsia, Coleochaete
scutata, Padina u. a. Bei den Pterosiphonien einfachster Art beschränken
sich die Verwachsungen auf die Basis der Äste; sie bestehen nur darin,
daß die Perizentralen der unteren Astsegmente einseitig entwickelt sind.
Jene fehlen dort, wo der Seitenzweig dem Hauptsproß angedrückt wird.
Bei Pterosiphonia complanata sieht man (vgl. Fig. 53(5, j) bereits eine weiter
gehende Vereinigung der Seitensprosse, und zudem macht sich hier eine
etwas modifizierte Teilung der Scheitelzelle bemerkbar (Fig. 538, 5). Die
Segmentierungswand (sw) liegt stark seitlich geneigt, und die Querwand (yrc).
welche die Astanlage (0) vom Segment trennt, fällt ziemlich weit nach innen.
Die Folge davon ist, daß sich die Seitensprosse gleichsam am Hauptsi)roß
entlang schieben (Fig. 538, j) und mit ihm wenigstens zum großen Teil
dauernd in Verbindung bleiben.
Die bei Pterosiphonia noch getrennten Scheitelzellen der Haupt- und
Seitensprosse sind dann bei Pollexfenia, Placophora u. a. zu einer gleich-
mäßigen Kante fest vereinigt. Die Zusammensetzung ist aus Schema 538, 6
sofort klar.
Die Zellen z» (Fig. 538, 6) sind die Scheitelzellen der relativen Haupt-
sprosse, die durch schräge Wände von ihnen abgegliederten Zellen a sind
die Anfänge von Seitensprossen, Sie gliedern sich zunächst durch einfache
Querwände, sobald aber aus ihnen ein Seitenzweig höherer Ordnung gebildet
werden soll, tritt auch eine schräge Wand auf (Fig. 538, 6 rechts).
Ist unsere Auffassung richtig, so müssen die axilen Zellreilien (die
Zentialzellen) der Polysiphonien auch noch an den Flachsprossen der
Pollexfenien und Placoi)horen nachweisbar sein. Tatsächlich lassen die
letzteren schon bei ganz geringer Vergrößerung eine Art Nervatur erkennen
(Fig. 538, ^), und Querschnitte (Fig. 538, cV) weisen nach, daß in jedem
., Nerven" immer eine zentrale Zelle gefunden wird, umgeben von ihren
Perizentralen. Nähere Untersuchung ergibt dann noch, daß die I^erizentralen
an den seitlichen Verwachsungsstellen benachbarter Aste nicht oder nur
wenig entwickelt werden, während sie natürlich gegen die Flächen hin voll
zur Geltung kommen. Wo die laubartigen Flächen dorsiventral sind (Placo-
3. Ceramiales.
329
phora) kann die Zahl der Perizentralen auf der Unterseite geringer sein
als auf der Oberseite (Fig. 538, S).
Die Berechtigung, die in Rede stehenden flachen Sprosse von normalen
Polysiphonien herzuleiten, ergibt sich schließlich noch aus der Tatsache,
daß, wenigstens bei Pollexfenia, auf beiden Flächen Sprößchen angelegt
werden (Fig. 538, 6 spr), welche meist nur eine geringe Entwicklung
pc ca
Fig. 538 n. Falkenberg u. Goebel. / Zweig von Codium mit Placophora Binden.
2 Keimling von Placophora mit jungen Scheiben. 3 Altere Kruste von ders. 4 Flacher,
aufrechter Sproß von Pollexfetiia pedicellata. 5 Scheitel von Ptciosiphonm complanata.
6 Schema der Zeil-Anordnung bei Pollexfenia. 7 Querschnitt des Sprosses von Symphyo-
cladia. 8 Dass. von Placophora. ca Zentralachse, pc Perizentralen, spr Sprößchen, v Scheitel-
zellen, a Äste, sw Segmentwand, qw Trennungswand des Astes vom Segment, o oben,
71 unten.
erfahren, vielfach aber auch zu Trägern der Sexualorgane werden. Auch
bei Placophora u. a. können die liegenden Flächen späterhin wieder „Poly-
siphoniasprosse" produzieren, welche Fortpflanzungsorgane tragen.
i) Polyzonieae.
An Pollexfenia, Placophora u. a. reihen sicü die Polyzonieen insofern
an, als auch sie alle zunächst einen kurzen vertikalen Haui)tsproß produzieren,
von welchem dann seitlich exogen dorsiventrale Zweige entsandt werden.
Diese erst machen die Hauptmasse der fraglichen Pflanzen aus.
Bei Euzoniella ist der Hauptsproß (Fig. 539, 2) an der Basis gerundet,
oben flach. Aus dem zweituntersten Segment desselben entspringt seitlich
330
X. Rhodophyceae.
ein Zweig und dieser nimmt dann, auf dem Substrat hinkriechend, die in
Fig. 539, j wiedergegebene Form an.
Ein Querschnitt des kriechenden Hauptsprosses zeigt sechs Peri-
zentralen, drei nach oben, drei nach unten gekehrt (Schema 539, 4). Die
mittlere untere produziert die Haftorgane. Eine Revision des Scheitels
Fig. 539 n. Falkenberg u. Orig. / Polvzoüa ehgans; Stück eines Sprosses mit Phyllo-
cladien. 2 Euzoniella iticisa ; Keimpflanze mit Anlage des kriechenden Seitensprosses.
3 Dies.; Sproßstück. 4 Dies.; Querschnitt des kriechenden Sprosses (Schema). 5 Dies.;
Sproßscheitel. 6, 7 Phyllocladien von Euzoniella aJinntiformis. 8 Dass. von Polyzonia
clegans. llr I.angtrieb, ktr Kurztrieb, zws sterile Zwischensegmente.
(Fig. 539, j) zeigt genau auf den Flanken des Langtriebes (wie auch
Schema 539, 4 ergibt) Kurztriebe, welche dem Substrat angedrückt sind.
Jedes zweite Segment des Hauptsprosses liefert (alternierend) einen Kurz-
3. Ceramiales. 331
trieb (Fig. 539, j) und diese erzeugen bei Euzoniella incisa auf ihrer (dem
Substrat natürlich abgekehrten) Rückenseite eine Reihe von Seitentrieben,
die ebenfalls begrenztes Wachstum haben und dadurch dem Ganzen ein
flossenartiges Aussehen verleihen (Fig. 539, j, j). Bei anderen Euzoniellen
sind die „Flossenstrahlen", d. h. die dorsalen Kurztriebe zweiter Ordnung
zum Teil vei'zweigt, und wenn sie dann miteinander seitlich verwachsen
(Fig. 539, 6, 7), kommen (einschichtige) Phyllocladien zustande (Euz. adian-
tiformis), die den Blättern von Lebermoosen, Farnen usw. ungemein ähn-
lich sind.
Noch Lebermoos-ähnlicher ist Polyzonia elegans. Ihr Aufbau, der
durch Entwicklung eines Kieles noch komplizierter wird ist aus Fig. 539, / u. 8
leicht erkennbar (s. Falkenberg).
Die bei den Polyzonien nur schwache Kielbildung ist bei der Clifto-
naea ungemein ausgeprägt. Der stark eingerollte Scheitel produziert in
alternierender Stellung zwei dorsale Reihen von Kurztrieben (Fig. 540, /, 2).
Dieselben sind bei Gl. pectinata fädig, aus einer axilen und drei peii-
zentralen Zellreihen zusammengesetzt (Fig. 540, j); sie erscheinen unver-
zweigt (Fig. 540, /).
Die Perizentralen der Langtriebe sind orientiert wie bei Euzoniella
(Fig. 540, 3) und es läßt sich nun zeigen, daß schon in unmittelbarer
Nähe des Scheitels die mittlere Längsreihe der am Bauch gelegenen Peri-
zentralen zu einem breiten Kiel {k) auswächst, ebenso wachsen am Rücken
zwei Perizentralreihen (die rechts und links gelegene) zu längs verlaufenden
Flügeln aus (Fig. 540, 2), welche die Basis der dorsalen Kurztriebe um-
schließen. Gliftonaea Lamourouxi ist noch etwas komplizierter gebaut.
Unter allen hier besprochenen Formen weist aber doch Leveillea
jungermannioides die weitgehendste Imitation der Lebermoose auf (vgl. auch
Goebel). Die kriechenden Sprosse, welche wieder von einer vertikalen
Primärachse entspringen (Fig. 540, 5). tragen seitwärts ausgebreitete Phyllo-
cladien, welche sogar die unterschlächtige Deckung der Jungermannien-
blätter wiederholen (Fig. 540, 4).
Die wiederum zweizeilig alternierenden dorsalen Kurztriebe besitzen
m der Jugend drei annähernd gleiche Perizentralen wie diejenigen von
Gliftonaea, nur liegt hier im Gegensatz zu jener Gattung eine Perizentral-
zelle [pc^) nach innen und deren zwei schräg nach außen {pc.y pc^, Fig.
540, 7). Diese letzteren bilden durch wiederholte Teilung die breiten ein-
schichtigen Phyllocladien, die übrigens ihre Entstehung gelegentlich noch
an der Spitze verraten. Sie enden nämlich zuweilen mit einer runden
Spitze die nicht bloß die drei Perizentralen erkennen läßt, sondern auch
seitlich Haarsprosse erzeugt.
Die Flachsprosse werden an ihrer Basis mit dem Hauptsproß noch
dadurch verbunden, daß die Perizentralen des letzteren an ihrer Berührungs-
stelle mit den Flügeln des Phyllocladiums lokales Wachstum und einige
Teilungen inscenieren (bei b Fig. 540, 6).
Soweit das Verhalten der Kurztriebe in den verschiedenen Gattungen
der Polyzonieen. Die Langtriebe entstehen im Gegensatz zu jenen endogen,
gehen also auf die axile Zellreihe zurück. Jedes Segment, das keinen
Kurztrieb entwickelt, kann einen Langtrieb erzeugen, doch treten letztere
meist nur vereinzelt und unregelmässig auf.
Leveillea läßt im Gegensatz zu den anderen erwähnten Gattungen die
Langtriebe aus der Basalzelle der Phyllocladien hervorgehen; Einzelheiten
sind noch ungeklärt, doch ist die Ähnlichkeit mit Polysiphonien (S. 314)
deutlich.
332
X. Rhodophyceae.
Der angegebenen Entstehung zufolge schließen auch im erwachsenen
Zustande die Langtriebe der Leveillea immer an ein Phyllocladium an und
zwar an dessen akroskopen Rand. Dabei ist die aus Fig. 540, 4 leicht zu
ersehende Stellung derart, daß einem Langtrieb der linken Flanke stets ein
v'V
klr .
m^m^
Fig. 540. / — 3 Cliftonaea ii. Falkenberg u. Orig. / Cl. pectinata\ Ende eines Lang-
triebes, schwach vergrößert. 2 dies.; Scheitel mit Kurztriebanlagen. 3 dies.; junger
Sproß, vom Rücken gesehen. 4 — 7 Leveillea JiaigermannioiJes n. GoEBEL u. Fai, 2). Daraus muß eine ganz
erhebliche Flächen Vergrößerung des Flügelrandes resultieren, die unweiger-
lich zu Schraubenwindungen führt, weil die axilen Zellen mit ihrer Umgebung
kein entsprechendes Längenwachstum aufzuweisen haben.
336 ^- Rbodophyceae.
Auch bei Vidalia treten Adventiväste auf der Mittellinie auf und diese
besorgen die eigentliche Verzweigung (Fig. 543, /); die Flankenäste bilden,
wie geschildert, ausschließlich die Bezahnung der Langtriebe.
Die buschartig wachsende, wiederholt fiederig verzweigte Rytiphloea
tinctoria, untersucht von Falkenberg und Ambronn, weist keine nennens-
werten Unterschiede von Amansia resp. Vidalia in ihrem Aufbau auf. Die
Flügel sind nur sehr wenig entwickelt und zeigen Berinderung wie die-
jenigen von Vidalia. Damit werden sie der oben besprochenen Halopithys
weitgehend ähnlich und man kann wohl die Frage stellen, ob man Halo-
pithys von Rytiphloea- Amansia herleiten solle oder umgekehrt diese von
jenen. Vielleicht ist beides nicht erforderlich. Man wird wohl als Aus-
gangspunkt Formen annehmen müssen, die weder Flügel noch Berindung,
sondern nur fünf Perizentralen hatten.
Neurymenia und Lenormandia gehören ihrem Grundtypus nach hier-
her, im Einzelnen gestaltet sich die Flügelbildung der blattähnlichen Sprosse
etwas abweichend (Falkenberg, Okamura).
Nach unseren obigen Schilderungen kann es keinem Zweifel unter-
liegen, daß die dorsiventralen Rhodomelaceen den radiären gegenüber als
abgeleitete zu betrachten sind, und es wird auch kaum Bedenken hervor-
rufen, wenn man von den Lophothalieen ausgehend zu Polysiphonieen,
Chondrieen usw. emporsteigt. Nur wird man die Frage aufwerfen müssen,
ob die Gruppe der Lophothalieen die niederste der Rhodomelaceen ist oder
die Dasyeen, welche keine Perizentralen führen.
Ich meinerseits möchte am liebsten auf Antithamnion und ähnliche
Formen zurückgreifen und annehmen, daß von ihnen die Ceramien und
Spyridien einerseits, die Lophothalien usw. andererseits ausgingen. Dem-
entsprechend sehe ich in den Dasyen reduzierte Formen, welche die Fähig-
keit der Perizentralzellbildung ganz oder zum Teil eingebüßt haben. Eine
Bestätigung meiner Auffassung erblicke ich in dem Umstände, daß mono-
siphone Abschnitte der Dasyen plötzlich polysiphon werden, wenn die
Tetrasporenbildung beginnt (s. unten, Stichi(lien); das scheint mir als ein
Rückschlag leicht, als ein rudimentärer Zustand schwer verständlich.
Falkenberg freilich ist anderer Meinung, er stellt gerade die Dasyen an
den Anfang der ganzen Rhodomelaceenreihe und leitet von ihnen die
Lophothalien her.
Über solche Fragen ist schwer zu rechten, und vielleicht kommt die
Kompromißannahme der Wahrheit am nächsten, wonach Lophothalien wie
Dasyen auf die gleichen Anti- und Callithamnien zurückgehen, kommen doch
unter letzteren vielfach sympodiale Formen vor.
Die dorsiventralen Rhodomelaceen reihen sich dann in ihren einfachsten
Formen unschwer direkt an die Polysii)honien an; und es erscheint nicht
unmöglich, von diesen aus eine mehr oder weniger kontinuierliche Reihe
bis zu den recht abweichenden Lenormandien zu konstruieren.
Tun wir das, so bestätigen wir unsere Andeutungen auf S. 325. Durch
mannigfache Verwachsung, Fortbildung der Reduktion der typischen Poly-
siphoniasprosse entstehen die buntesten Gestalten, Lnitationen teils von
Formen aus anderen Algengruppen, teils von solchen aus den höheren
Regionen des Gewächsreiches, und alle diese Metamorphosen haben mich
gereizt, die Rhodomelaceen etwas ausführlicher darzustellen als der Leser
vielleicht erwartet hat. Im übrigen klingt das alles an die Siphoneen an,
die ja durch Verweben und Umgestalten der grünen Schläuche Analoges
erreicht haljen.
8. Ceramiales.
337
Haftorgane.
Die Keime der Florideen schweben bekanntlich ziinächt im Wasser,
sinken dann aber auf die Unterlage herab. Die noch nackten Zellen flachen
sich in vielen Fällen auf dieser ab und saugen sich an; in anderen Fällen
bleiben sie mehr oder weniger rund und scheiden Schleim aus, der sie fest-
klebt. Eine Haut dürfte immer erst nach der Berührung mit irgend einem
Gegenstand gebildet werden.
Werden alsbald aus den Keimen kriechende Fäden und dann Sohlen
gebildet, so sorgen diese für weitere Verankerung, wo aber die kugeligen
Fig. 544. Haftorgane n. Bornet, Falkenberg u. Darbishire. / Spermothamjuon
flabellatum-^ kriechender Sproß. 2 Dipterosiphonia rigens ; Querschnitt des Stammes.
3—5 Euzo7iieUa incha. 3 Stamm quer. 4 Ders. von der Seite. 5 Hafter von unten.
6 — 8 Leveülea junget mannioides . 6 Sproß quer. 7, 8 Sproßstück von der Flanke, g Phyllo-
phora ßrodiaei; Sohle mit überwallten alten {aspr) und wachsenden jungen {ispr) Sprossen.
Keime (Chylocladia u. a.) entstehen, muß der Schleim solange wirken bis
die Wurzelfäden entfaltet sind. Ob die halbkugeligen Jugendstadien sich
als solche am Substrat festsaugen können ist nicht sicher, aber möglich.
Jedenfalls wird fast immer eine weitgehende Festlegung auf der
Unterlage vollzogen ehe aufrechte Organe gebildet werden, eine Erscheinung,
die ja in anderen Verwandtschaftskreisen auch hinreichend bekannt ist.
Oltmanns Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. II. 22
338 ^- Rhodophyceae.
In vielen Fällen schmiegen sich die abwärts gekehrten Zellen resp.
Zellmembranen dem Substrat einfach an und das genügt meistens auch bei
ganz glatter Unterlage. Ist dieselbe rauh, so werden die Unebenheiten
ausgefüllt (Fig. 544, Phyllophora) und damit ein um so besserer Stützpunkt
gewonnen. In weiche oder zerklüftete Objekte werden vielfach Fortsätze
getrieben, die im einzelnen kaum etwas besonderes bieten. Solche Ge-
staltungen wechseln bei der gleichen Spezies je nach den Substraten, und
bei Florideen wiederholt sich das, was schon für die Ectocarpeen usw. mehr-
fach erwähnt wurde, daß nämlich die gleiche Art auf festem Substrat scheiben-
artig wächst, während sie in weiche Unterlagen eindringt, indem sie die
ganze Sohle in Fäden auflöst.
Das wird vielfach durch die primären, kriechenden Fäden besorgt, indes
genügt die Sohle zur Festheftung nicht immer, z. B. nicht bei Batracho-
spermum, Lemanea u. a., wo die langen Sprosse anfänglich einem einzelnen
Faden ansitzen. Bei solchen und vielen anderen Formen erfolgt die Fest-
heftung durch Hyphen, welche aus der Basis der aufrechten Triebe hervor-
brechen und sich zu einer festen Haftscheibe verschlingen, die dann die
Sohle in der Regel vollends verdeckt.
Das erinnert an die Haftscheibenbildung bei Fucus u. a. Noch ähn-
licher aber sind diesem Tang viele Ceramiaceen und Rhodomelaceen, bei
welchen der Keimling anfänglich nur ein Rhizoid entwickelt. Hier wachsen
später ebenfalls zahlreiche Hyphen aus den unteren Thalluszellen abwärts,
um zur Haftscheibe zusammenzuschließen.
Solchen vielzelligen Haftscheiben gegenüber finden sich andere, welche
nur aus einer einzigen Zelle durch saugnapfartige Verbreiterung an deren
Spitze gebildet werden. Solche finden sich z. B. schon (Fig. 512, 7, S. 295)
bei Ceramium-Keimlingen an dem primären Wurzelfaden, treten aber
besonders bei Formen mit kriechenden Stämmchen in die Erscheinung.
Sehr hübsch bilden z. B. Bornet-Thuret dieselben bei Spermathamnion
ab (Fig. 544. i). und Falkenberg erwähnt sie mehrfach bei kriechenden
Rhodomelaceen. Bei solchen sind vermöge der konstanten Lage der ganzen
Sprosse zum Substrat häufig ganz bestimmte Perizentralen für die Bildung
derHafter prädestiniert; das ergeben ohne großen Kommentar Fig. 544, 2U.j.
Besonders eigenartig sind die Haftorgane nach Falkenberg bei Euzo-
niella. Zwei vor einander liegende Perizentralen entsenden hier abwäi'ts je
ein Rhizoid (Fig. 544, ^). Beide erscheinen eng aneinander gepreßt. In
Berührung mit dem Substrat verbreitern sie sich an ihrer Spitze derart,
daß eine Scheibe entsteht (Fig. 544, 5), zu deren Bildung jedes Rhizoid
genau die Hälfte beiträgt. Hand in Hand mit der Verbreiterung der
Rhizoiden an ihrer Spitze geht eine wiederholte Gabelung derselben. Die
Gabelästchen werden später zum Teil durch Wände abgegliedert (Fig. 544, 5).
Bei Leveillea jungermannioides (vgl. S. 332) sind nach Falkenberg
die Hafter aus zahlreichen Zellen aufgebaut. Ventiale Perizentralen (Fig.
544, 6) wachsen nach mehrfacher Teilung gemeinsam (kongenital) gegen
das Substrat hin zu einem Höcker aus (Fig. 544, 7, .V). In Berührung mit
der Unterlage lösen sich die Spitzen der Einzelzellen von einander, biegen
um und wachsen strahlenförmig divergierend auf dem Substrat hin.
Polyzonia weicht von diesem Modus der Hafterbildung nicht erheblich ab.
Solchen Haftorganen ähnlich sind nun wieder diejenigen von Calo-
glossa, die zuerst Nägeli, später Goebel, Gramer, Karsten beschrieben
haben (S. 298). Hier wachsen an den sog. Knoten aus der Unterseite der
:i Ceramiales.
339
Thallome Gruppen von Rindenzellen zu lose vereinigten Rhizoiclbüscbeln
aus, welche die Festheftung besorgen.
Ähnlich ist Martensia, hier brechen Gruppen von Wurzelfäden aus der
Mitte oder aus den Rändern der Thallusfläche hervor, nicht blos um die
Festheftung an der Unterlage zu besorgen, sondern auch um die Thallus-
lappen miteinander zu verketten. Weitere Angaben bei Menz.
Analog der Caloglossa wachsen bei Bostrychia Harveyi immer nur in
unmittelbarer Nähe eines Seitenastes Rindenzellgruppen zu einer Haft-
Fig. 545. Bostrychia n. Falkenberg u. Goebel. / B. radicans; kriechender Sproß.
2 B. Moritziana; Zweig, j Dies.; Spitze eines Astes mit beginnender Rhizoidbildung.
4 B. Hooken ; dasselbe etwas vorgeschritten, btr Basaltrieb.
Scheibe aus, während andere Arten der gleichen Gattung aus ganz beliebigen
Kortikalelementen Rhizoidenbündel entstehen lassen, sobald eine Berührung
mit dem Substrat stattfindet. Wieder anders verhalten sich Bostr. radicans,
Moritziana u. a. (Goebel, Falkenberg). Hier wird der erste (basale)
Sproß eines seitlichen Zweigsystems (Fig. 545, 2 btr) nicht zu einem Lang-
oder Kurztrieb von normaler Form, sondern er wendet sich abwärts gegen
das Substrat (Fig. 545, /). Zunächst hat er den normalen Bau von Sprossen,
22*
340
X. Hhodophyceae.
sobald er aber das Substrat berührt, wachsen seine Perizentralen zu Hyphen
aus, welche das Organ festheften (Fig. 545, j, 4).
Diese Gebilde, die auch bei Lomentaria impudica und Calmella opunta
(s. BÖRGESEN) etwas modifiziert wiederkehren, mag man mit Goebel den
Wurzelträgern der Selaginellen an die Seite stellen.
Die letztgenannten Pflanzen leben fast alle im Brackwasser der Tropen.
Daß aber mit dieser gleichartigen Lebensweise die ähnliche Hafterbildung
zusammenhängt, ist kaum wahrschein-
lich; denn Plocamium coccineum,
das ganz anders vorkommt, bildet
auch Haftscheiben an der Spitze von
Ästen, soweit ich sehe, nur nach
Kontakt mit festen Körpern (Fig. 546).
Nägeli und Goebel haben über
dieselben berichtet, ihre, sowie Ed.
Grubers Präparate geben keinen
Anhaltspunkt dafür, daß bestimmte
Äste im voraus zur Hafterbildung
ausersehen sind.
Fig. 546. Orig. Präp. Gruber. Plocamium
coccineurn\ Enden einiger Äste in Haftscheiben
umgewandelt.
Perennierende Florideen.
Zahlreiche Florideen sind ein-
jährig resp. monokarpisch, sie sterben
völlig ab, nachdem die Fortpflanzungs-
organe gebildet sind, andere da-
gegen überdauern ungünstige Jahres-
zeiten, mag das nun der Winter oder
Sommer sein, um beim Eintritt zu-
sagender Außenbedingungen wieder
auszutreiben.
Leider sind auch in dieser
Richtung die Dinge sehr wenig unter-
sucht; mangelnde Kultur und meist zu kurzer Aufenthalt an der See
seitens der Beobachter tragen daran die Schuld.
Eine Anzahl von Beispielen stelle ich später in dem Kapitel „Über-
winterung" zusammen und erwähne hier nur, daß manche Florideen, wie
Dumontia, mit Hilfe der Sohle überwintern, aus welcher sie dann jeweils
im Frühjahr oder zu anderen günstigen Zeiten die aufrechten Sprosse ent-
senden, nachdem die alten lange vorher abgeworfen waren. Im Gegensatz
dazu sistieren Furcellaria, manche Phyllophora-Arten usw. in ungünstigen
Zeiten einfach ihr Wachstum, ohne merklich Sprosse einzubüßen; zu geeig-
neten Zeiten wachsen sie weiter, ohne daß ein Unterschied zwischen dem
Neuzuwachs und den alten Teilen sichtbar würde. Ein dritter Fall steht
zwischen dem ersten und zweiten. Die Sprosse sistieren ihr Wachstum
im Winter, verlieren auch wohl Nebenäste und treiben mit erwachender
Vegetation derart aus, daß neue und alte Teile scharf unterschieden sind
(Fig. 547).
Besonders auffallend ist in dieser Beziehung Martensia. Nach Svede-
Lius werden in Abhängigkeit vom Monsun die netzförmigen Teile mit den
Resten der Fortpflanzungsorgane abgeworfen, die ungeteilten Partien
überdauern die ungünstigen Zeiten und aus ihnen treiben in der neuen
Vegetationsperiode neue Netze hervor.
3. Ceramialt
341
Fig. 547. Ersatzsprosse. / Ptilota serrata {Pterota plumosa) n. CrAMER. 2 Phyllophora
Brodiaei d. ÜARBiSfflRE. j Cryplofiemia Lomation n. Berthold. Die jüngeren Sprosse
sind hell gehalten.
B. Fortpflanzung.
I. Ungeschlechtliche Vermehrung.
Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Florideen besitzt, wie wir
sahen, neben der Sexualität eine ungeschlechtliche Fortpflanzung, welche in
der Regel durch die bereits auf S. 238 erwähnten Mono- oder Tetrasporen,
vereinzelt auch durch Brutzellen oder Brutknospen bewirkt wird. Über
das Verhältnis dieser verschiedenartigen Organe zu den Karposporen
berichten wir später.
1. Monosporen.
Die Monosporen sind, soweit bekannt, auf die Gruppe der Nema-
lionales beschränkt, und Chantransia kann uns auf Grund der Angaben
BoRNETs u. a. als einfachstes Beispiel dienen. Hier schwellen die End-
zellen kurzer Seitenzweiglein, welche oft mehr oder weniger zahlreich bei-
sammen stehen, zu eiförmigen bis kugeligen Gebilden an; sie füllen sich
342
X. Rhodophyceae.
reichlich mit Plasma, speichern Reservesubstanzen und erscheinen meistens
auf Grund verstärkter Chromatophorenbildung ziemlich intensiv gefärbt
(Fig. 548). Die so entwickelten Zellen sind die Mutterzellen der Mono-
sporen, letztere entstehen aus ihnen fast genau so, wie die Spermatien aus
den Antheridien (s.- unten), d. h. die Membran reißt (Fig. 548) auf dem
Scheitel auf und der ganze
Inhalt tritt als völlig nackte,
kugelrunde Zelle in das um-
gebende Wasser. Hier um-
hüllen sie sich früher oder später
mit Membran und wachsen zu
neuen Pflanzen aus. Die Trag-
zelle der Monosporen ist auch
hier gelegentlich befähigt, in
die leere Hülle einzuwachsen
und erneut Fortpflanzungs-
zellen zu entwickeln.
Nicht wesentlich anders
verhalten sich die Monosporen
von Batrachospermum, Hel-
minthora, Scinaia u. a. An
diesen sah Svedelius auffal-
lend große Kerne und zeigte
auch, daß die Monosporen in
gewissen Fällen amöboid be-
weglich sein können, ehe sie
sich mit Zellhaut umgeben.
Ihre Verteilung ist eine etwas
andere.
HowE beschreibt für Lia-
gora kleine Scheiben, welche
Monosporen tragen. Die Scheib-
chen entstehen aus den termi-
nalen oder subterminalen Zellen
von der Pflanze loslösen und
548. Orig. Kuckuck. Chantransia secnndata ;
Zweig mit Monosporen.
von Assimilationsfäden, welche sich zeitig
dann zu jenen meist einschichtigen Gebilden werden. Was aus den Mono-
sporen wird, ist unbekannt. Die Zellen, welche den Scheiben den Ursprung
geben, sind vielleicht mit den Seirosporen u. a. in Parallele zu bringen.
2. Tetrasporen.
Die Tetrasporangien unterscheiden sich in ihrer ersten Entstehung
nicht von den Monosporangien. Es handelt sich um stark aufschwellende
mit reichlichem Inhalt versehene Zellen (Fig. 54!», j). die häufig das Ende
kurzer Zweige einnehmen, in andern Fällen freilich auch inmitten eines
Fadens auftreten. Zwecks Bildung der Tetrasi)oren zerfällt der Inhalt der
großen Zelle in vier Teile (Fig. 549, /) und diese letzteren treten nach
Zerreissung der Muttermembraii als nackte Kugeln aus, um sehr bald zu
keimen.
Schon lange unterscheidet man im Tetrasporangium drei etwas ver-
schiedene Modalitäten der Teilung:
1. Sporae cruciatim divisae (Fig. 549, 4) lassen im Sporangium erst
eine Querwand, dann in jeder Hälfte Längswände entstehen — es handelt
3. Ceramiales.
343
sich um Quadrantenteilungen, bei welchen die Längswände in der Ober-
und Unterhälfte bald parallel, bald unter einem Winkel von 90" zuein-
ander stehen;
2. Sporae zonatim divisae. Die etwas keulig gestreckte Mutterzelle
zerfällt durch Querwände in vier übereinander liegende Zellen (Fig. 549, j);
3. Sporae triangule divisae bilden sich durch Tetradenteilung wie
die Poilenkörner, die Sporen der Archegoniaten usw. (Fig. 549, /).
Die eben erwähnten Wände sind freilich keine festen Zellulose- Wände,
sondern nur Trennungslamellen.
Die Ähnlichkeit der Tetra- und Monosporangien geht kaum über die
ersten Entwicklungsstufen hinaus. Die inneren Vorgänge bei der Entwick-
Fig. 549. Tetrasporen. / CaUithain7iion corymboswn n. ThURET. 2, j Cruoria stilla n.
Kuckuck. 4 Rhodochortoti minutissimum n. Reinkes Atlas.
lung der Tetrasporen sind recht komplizierte, sie sollen später ausführlicher
behandelt werden; hier aber sei schon betont, daß nach den Angaben von
SvEDELius und Kylin, die oben erwähnten drei Sporangienformen vielleicht
gar nicht gleichwertig sind, insofern als die Sporae cruciatim divisae sich
in ihrer ganzen Entwicklung weit mehr an die Monosporen anschließen als
die anderen.
Wie bei den Monosporangien kann auch ein Einwachsen der Stielzelle
in die entleerten Behälter und darauf eine Neubildung von Tetrasporen
erfolgen.
Der Ort, an welchem in den einzelnen Verwandtschaftskreisen die
Tetrasporangien angelegt werden, ist jeweils konstant und nach Svedelius
344
X. Rhodophj'ceae.
für die Systematik verwendbar. Ob für die Teilungen innerhalb des Sporan-
giums das gleiche gelte, ist nicht so sicher,
a) Die Stelhing der Tetrasporangien.
Die Tetrasporangien zeigen in ihrer Verteilung mancherlei Ähnlich-
keit mit den später zu behandelnden Antheridien. Wo monosiphone, reich
verzweigte, aber locker gestellte Sproßsysteme vorliegen, wie bei vielen
Ceramiales (Callithamnion, Antithamnion usw.), bei Wrangelieen usw., da
sind die fraglichen Behälter meistens ziemlich gleichmäßig über die sie
tragenden Sprosse verteilt, teils in deren zentralen, teils in deren peripheren
Regionen. Sobald aber die Fäden auch nur zu mäßig festen Geweben
zusammenschließen, wie z. B. bei Dudresnaya, rücken die Sporangien in die
äußeren Rindenschichten, und das ist erst recht der Fall bei all den zahl-
reichen Formen, für welche wir eine knoipelige oder sonstwie feste Be-
schaffenheit der Gewebe schilderten,
gleichgültig ob dieselben dem einen
oder dem anderen der oben er-
wähnten Typen in ihrem Aufbau
angehören.
Greifen wir als Beispiel den
schon mehrfach erwähnten Polyides
heraus oder die Flahaultia, so bedarf
die Fig. 550 kaum der Erklärung.
Die Tetrasporangien liegen in oder
direkt unterhalb der Außenrinde,
und es besteht kein Zweifel, daß sie
Endzellen kürzerer Seitenzweiglein
der radiären Rindenfäden darstellen.
Natürlich fördert die Lage der Spor-
angien das Ausschlüpfen der Tetra-
sporen.
Die geschilderte Anordnung zeigt sich sowohl bei zahlreichen Ver-
tretern der Cryptonemieenreihe als auch bei solchen der Rhizophyllideen
Sphaerococcaceen, Rhodymeniaceen usw., so daß Beispiele anzuführen kaum
möglich ist, ich verweise nur auf Fig. 551.
Aber an einen Unterschied muß erinnert werden. Viele Formen
tragen die Tetrasporangien über die ganze Thallusoberfläche zerstreut,
während andere dieselben Organe auf bestimmte Zweige oder Zweigsysteme
lokalisieren. Zur ersten Gruppe gehören z. B. Solieria, Gracilaria, Cysto-
clonium, Rhodophyllis, Galaxaura, Dumontia u. a., also Vertreter ganz ver-
schiedener Verwandtschaftskreise. Zur zweiten Gruppe zählen noch viel
mehr Formen.
Der oben erwähnte Polyides kann vielleicht mit einigen anderen Gat-
tungen den Übergang von der ersten zur zweiten Gruppe vermitteln. Die
Tetrasporangien stehen bei ihm über einen großen Teil der letzten Aus-
zweigungen verteilt, und diese sind höchstens schwach angeschwollen, sodaß
sie sich äußerlich nur wenig von gewöhnlichen Sprossen abheben.
Etwas schärfer ai)gegrenzt sind die Äste bei Gelidium und seinen
Verwandten (Fig. 552). Die Spitzen der feineren Zweige scliwellen etwas
an, verbreitern sich auch ein wenig und i)roduzieren dann Tetrasporen
(Fig. 552, /). Noch deutlicher treten die Tetrasporen tragenden Zweiglein
bei Acanthopeltis (Fig. 552, j) hervor; sie sind wie die Sexnaläste Rand-
sprossungen der Phyllocladien.
Fig. .550 11. Bornet. Flahmiltia appendiculata;
Längsschnitt des Sprosses, le Tetrasporangien,
r Rinde, ck Zentralkörper, /? Hyphen.
3. Ceramiales.
345
Ähnliche Dinge wiederholen sich in anderen Familien, ohne daß sie
verwandtschaftliche Beziehungen dartäten. Unter Hinweis auf Fig. 552
r^Äfi
Fig. 551. Chrysy7netim uvaria. Orig. KuCKUCK. Querschnitt durch die Wandung einer
Blase mit Tetrasporangien {te).
erwähne ich nur Hypnea, Gracilaria, Rhodymenia palmetta. Die Figuren
bedürfen wohl keines Kommentares.
Eine Lokali-
sierung der Tetra-
sporen auf be-
stimmte Stellen
des Thallus be-
deuten auch die
Nemathecien.
So nennt man seit
alter Zeit kleine
Polster, welche
sich über die
Thallusoberfläche
erheben (Fig. 553,
/) und aus palis-
sadenartig dicht
zusammengepreß-
ten Zellreihen auf-
gebaut werden.
Die letzteren sind
einfach aus der
Rinde entsprin-
gende Fäden. Es
gibt männliche,
weibliche und Te-
trasporen - Nema-
thecien. In ein-
fachster Form tre-
ten sie uns wohl
bei den Squama-
riaceen entgegen.
Bei Cruoria stilla
u. a. (Fig. 549, j)
sitzen die Tetrasporangien den radialen Fäden seitlich an, stehen aber so
tief, daß die Fadenspitzen über ihnen zusammen neigen. In anderen
Fig. 552. Tetra&poren- Fruchtäste \\. Okamura u. KtJTZiNG. / Ge-
Ir'dtum japonictiin. 2 Acanthofeltis japonica. j Rhodytnenia Pal-
metta. 4 Hypnea aspera. 5 Gracilaria erecta.
346
X. Rhodophyceae.
Fällen sind die fraglichen Behälter terminal auf ganz kurzen Trieben, sie
werden (Fig. 553, /, j) von benachbarten „Paraphysen" umschlossen, die
ebenfalls der Rinde entspringen. Mir scheint, der Unterschied zwischen
Flahaultia, Chrysymenia u. a. (Fig. 550 und 551) sei nicht so groß; es
sind in allen Fällen die nach außen divergierenden Fadenkomplexe, welche
die Tetrasporangien erzeugen. Von alledem unterscheiden sich die Vertreter
der Gattung Petrocelis, die parasitische Gattung Actinococcus (Fig. 553, 2)
u. a. dadurch, daß die Tetrasporangien in mehr oder weniger langen Reihen
liegen. Es wandeln sich hier Gliederzellen der straff gestellten Nema-
theciumsfäden direkt in Tetrasporangien um. Bei Actinococcus wird der
Fig. 5.53 n. Kützing u. Weber van
Bosse. / Peyssonelia sqiiamaria ;
Thallus quer mit Tetrasporen-Ne-
inathecien. 2 Actmococctis mitTetra-
sporen, auf einer anderen Alge
schmarotzend. 3 Peyssonelia calcea.
4 Cruorulla Obbesii ; Teile der
Nemathecien.
ganze über die Wirtsjjfianze hervorschauende Thallus zu einem relativ
großen Nemathecium umgewandelt, in welchem die Reihenanordnung der
Tetrasporangien gut hervortritt.
Diese Actinococcus-Nemathecien wurden häufig für die Früchte von
Phyllophora u. a. gehalten. Das sind sie nicht. Es gil)t echte Nemathecien
in dieser Gattung, speziell bei Phyllophora membranifolia und deren nächsten
Verwandten kamen sie zur Beobachtung; sie stellen Krusten oder Polster
dar, die sich in nichts Wesentlichem von den Nemathecien der Petrocelis,
der Actinococcen usw. unterscheiden.
3. Ceramiales.
347
Andere Gigartinaceen wie Gigartina usw. weichen von diesem Modus
ein wenig ab. Ohne sicli wesentlich nach auswärts zu strecken, biklen die
noj-malen radiären Rindenfäden sukzessive Sporangienreihen aus (Fig. 554).
Nur die äußersten Eindenzellen bleiben von diesem Vorgang ausgeschlossen
und bedecken in einigen Lagen die radiären Reihen der Sporangien. Die
Sporen können nur durch Aufreißen der sterilen Rindenschichten frei werden.
Man kann diese Gebilde wohl als innere Nemathecien auffassen.
Bei Chondrus (Kylin) wachsen aus den Zellen des Zentralkörpers
seitlich kleine verästelte Zweigbüschel hervor, deren jede Zelle zu einem
Tetrasporangium wird. Die Tetrasporen liegen scheinbar ungeordnet unter
der Rinde und werden auch erst durch Zerstörung dieser frei. Auf Grund
dieser Befunde wird vielleicht
eine Nachuntersuchung anderer
Gigartineen erforderlich.
Die oben erwähnten und
abgebildeten Nemathecien der
Squamariaceen (Fig. 553) schei-
nen mir stark an die einfachsten
Corallineen anzuklingen, z.B.
liegen bei Melobesia cortici-
formis Rost, die Tetrasporan-
gien „gruppenweise in lokalen
Auftreibungen des Thallus".
Nach SoLMS sind sie die End-
zellen aufrechter Fäden des
letzteren. Diese sind überaus
kurz. Weit länger werden die
benachbarten sterilen Zell-
reihen, sie neigen sich mit ihren
Enden über das Tetrasporan-
gium und bilden so eine Öff-
nung, die zeitweilig mit Schleim
verstopft ist (Fig. 555, 6). Spä-
ter können die sterilen Zellen,
welche die einzelnen Tetra-
sporangien trennen, zerdrückt werden, die reifen Tetrasporen liegen dann in
einer scheinbar einheitlichen Höhlung (Fig- 555, 6). Ähnlich schildert Roth-
PLETZ die Dinge für Archaeolithothamnion und Heydrichs Angaben über
Sporolithon sind wohl ähnlich aufzufassen.
Damit sind die Angaben von Nichols bezüglich des Lithothamnion
mediocre wohl vereinbar. In den Krusten erkennt man neben den üblichen
vertikalen Fäden (Fig. 555, i) große Zellen, welche von einem Schleim-
pfropfen gekrönt sind. Das sind ursprünglich ebenfalls aufrechte Fäden;
in diesen aber wird die basale Zelle gewaltig vergrößert, während die oberen
verschleimen. Die Basalzelle wird unter Vierteilung zum Tetrasporangium,
die zwischen den Sporenbehältern liegenden Zellen zerfallen (Fig. 555, 2)
und so entsteht ein großer Hohlraum, den die Teti'asporangien nur zum
Teil ausfüllen. Die Schleimpfropfen bleiben erhalten, später aber bahnen
sich die Tetrasporen durch sie den Weg ins Freie.
Aus den obigen Befunden werden wohl auch die Angaben von Pilger
verständlich. Bei gewissen Lithothamnien strecken sich mitten im Thallus
3 Zelllagen ganz erheblich (Fig. 555, j). In der Mittelschicht der letzteren
füllen sich viele Zellen mit dichterem Plasma und werden zu Tetrasporangien.
,"goo<
Orig. Präp. Gruber.
Fig. 554. Gigartina leedii.
Querschnitt eines Tetrasporen bildenden Sprosses.
te Tetrasporangien.
348
X. Rhodophyceae.
Die über ihnen liegenden Zellen, welche unverkalkt sind, werden zerstört,
d. h. sie gehen wohl in schleimige Pfropfen über und so entsteht (Fig. 555, 4)
für jedes Tetrasporangium eine besondere Öffnung. Die nicht zur Tetra-
sporenbildung verwendeten Längsreihen bleiben teilweise erhalten, werden
aber durch die anschwellenden Tetrasporangien zusammengedrückt.
Ist dem so, dann möchten hier Anklänge an Corallina und ihre
nächsten Verwandten gegeben sein, die im übrigen mancherlei Besonder-
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Fig. 555. Tetrasporangien- und Konzeptakelbildung bei Corallineen. / u. 2 Litliotkamnion
mediocre n. NiCHOLS. J U. ^ Lithothamnwft Philippii n. PlI.GER. 5 Lithophylltun tumi-
dulum n. NiCHOLS. 6 Melobesia corticiformis n. SOLMS.
heiten zeigen. Hier stehen wohlentwickelte Konzeptakeln an der Spitze
kürzerer oder längerer Äste resp. an deren Verzweigungsstellen. Die Bildung
derselben beginnt nach Solms mit der Verbreiterung des Sproßscheitels.
Alsbald zeigt sich eine schalenartige Einsenkung (Fig. 556, i) ; diese vertieft
sich immer mehr (Fig. 550, 2), und wenn dann die Ränder derselben sich
3. Ceramiales.
349
immer weiter emporwölben, muß schließlich eine vollständige Höhlung mit
Porus zustande kommen (Fig. 556, j).
Die auf dem Boden der Schale liegenden Zellen, der sog. Diskus [d
Fig. 556, 2) lösen sich seitlich von einander und scheiden auf ihrem Scheitel
Kalk aus. Dieser erscheint geschichtet, er bildet über jeder Diskuszelle
ein Prisma, und da diese Prismen seitlich fest verbunden sind; resultiert
eine zusammenhängende Kalkmembran (Prismenschicht) {ka Fig. 556, i).
Die Kalkausscheidung der Diskuszellen dauert nur eine gewisse Zeit;
wenn sie tiefer in das Konzeptakulum hinab verlegt werden, hört dieser
Fig. 556. Corallina mediterranea n. SOLMS u. ThuRET. /, 2 Junge Konzeptakelanlagen
auf dem Scheitel eines Sprosses. 3 Reife Tetrasporenkonzeptakeln. ka Kalkprismen,
d Diskusschicht, pa sog. Paraphysen, te Tetrasporangien.
Prozeß auf, statt dessen tritt Schleim auf, der den ganzen Hohlraum füllt.
Die Kalkprismenmasse wird schließlich zerstört und damit ist erst die
Konzeptakelöffnung wegsam. Die Zellen, welche die innere Böschung der
Konzeptakelwand bilden, sind verkalkt, später aber verlieren sie die Ein-
lagerung und entsenden paraphysenähnliche Fäden, welche allerdings recht
hinfällig sind, gegen den Innenraum. Die den Boden junger Höhlungen
bedeckende Diskusschicht (Fig. 556, 2) differenziert sich in lange Paraphysen
[pä) und außerdem in kürzere Stäbchen {d). Erstere gehen später zu
Grunde, letztere sind die jungen Tetrasporangien, die sich schließlich quer
350
X. Rhodophyceae.
teilen und dicht gedrängt neben einander stehen (Fig. 556, j). Bei
Choreonema fand Minder die Entwicklung ganz ähnlich; nur fehlen die
Paraphysen. Die Konzeptakeln reichen überall bei den erwähnten Gattungen
bis ins Markgewebe herab; bei Amphiroa dagegen liegen sie seitwärts an
den Gliedern (Fig. 488, S. 268) und gehen nur bis in die Rinde. Yendo
machte erneut auf diese Tatsache aufmerksam.
Mit diesen Angaben sind die Dinge nicht erschöpft. Es sind u. a.
Unterschiede vorhanden bezüglich der Paraphysen und der Stellung der
Tetrasporangien ; z. B. sind bei Lithophyllum tumidulum die Paraphysen
f. i*4«K/
Fig. 557. Tetrasporangien tragende Sprosse. / Pti/ofa plumosa
n. KÜTZING. 2 Ptilota serrata n. OkAMüRA. J Antithamnion
phimula n. NäGELI. 4 Plumaria Harveyi n. CrAMER. 5 Ceramium
n. KÜTZING. 6 Spyridia n. KÜTZING. 7 Griffithia n, LeWIS.
nach der Mitte der Konzeptakeln zusammengedrängt, während die Tetra-
sporen am Rande stehen (Fig. 555, 5).
An die auf S. 344 erwähnten gewöhnlichen Callithamnien schließen
die Antithamnion-, Plumaria- und Ptilota-Arten bezüglich ihrer
Tetrasporenbildung an. Ganz allgemein liefern die End- oder Scheitelzellen
der Kurztriebe — besonders diejenigen letzter Ordnung — die Tetrasporangien
(Fig. 557, 4) und mit Vorliebe häufen sich diese an den Endverzweigungen
(Fig. 557, /). Das führt bei Ptilota-Arten zu kätzchenähnlichen Bildungen
(Fig. 557, 2), die nicht mehr bilateral, sondern äußerlich wenigstens radiär
gebaut sind. Nach Gramer hat das seinen Grund in dem Auftreten zahl-
•, " 3. Ceramiales. 351
reicher Adventivsprößchen, welche aus den Berindungszellen hervorgehen
(s. auch Kylin).
Unter den übrigen Ceramiaceen mag zunächst Griff ithia erwähnt
sein. Am Oberende der großen Langtriebzellen erstehen an Stelle der
haarigen Wirteläste (S. 293) kurze Auswüchse, welche unter V^erzweigung
Gruppen von Tetrasporangien bilden. Diese pflegen durch besondere
Zweiglein (Fig. 557, f) nach außen gedeckt zu sein (Lewis, Kylin).
Die Ceramien produzieren ihre Tetrasporen an den gestauchten
Wirtelästchen, welche bald als Binden, bald als zusammenhängender Über-
zug die große axile Zellreihe bedecken (Fig. 557, j). An den sehr dünn-
fädigen Ceramien-Arten und auch an den dünnen Ästen der Spyridien
(Fig. 557, 6) pflegen die Tetrasporangien weit über die kleinzelligen Gürtel
hervorzutreten; bei den derberen Ceramien aber ist das nicht immer der
Fall, bei ihnen sind die Tetrasporenbehälter durch die kleinen Rindenzellen
ganz oder teilweise überdeckt. Auch in anderer Richtung sind die Arten
verschieden; bei manchen bildet jeder Gürtel ringsum Tetrasporen, bei
anderen treten letztere einseitig auf usw. Das alles dürfte abhängig sein
von dem speziellen Ort der Entstehung der Tetrasporangien, der nach
Gramer keineswegs bei allen Arten gleich ist. Bald sind es primäre, bald
sekundäre usw. Rindenzellen, welche die Tetrasporen hervorgehen lassen.
Ceramium rubrum z. B. entwickelt die letzte der primären Rindenzellen
nach Gramer zum Tetrasporangium, und die dorntragenden Arten lassen
Beziehungen zwischen Dornen und Tetrasporangien erkennen.
Die Tetrasporangienstände der Delesseriaceen, über welche auch
Kylin berichtet, erinnern in manchen Fällen an diejenigen der Gelidiaceen
(S. 345, Fig. 552, /). Bei Galoglossa, Apoglossum u. a. (Fig. 558, i)
bilden sich die Tetrasporangien in der Laubfläche nahe dem Scheitel; sie
erscheinen in Mehrzahl und bilden zusammen unregelmäßig umgrenzte
Flecke, die man eventuell als Sori bezeichnen kann. An den älteren Teilen
sind nach Gramer die entleerten Sori (Fig. 558, /, 2) noch kenntlich. Ganz
ähnlich liegt die Sache bei Hemineura (Fig. 558, 3) und auch bei Deles-
seria sinuosa; hier handelt es sich um flache Aussprossungen des Thallus-
randes, die mit Sporangien dicht bedeckt sind.
Hieran schließen sich Taenioma (Fig. 558, g, 10) (s. Bornet,
Falkenberg) und Sarcomenia (Weber van Bosse), bei welchen die Tetra-
sporangien zweireihig in den Enden von Sprossen liegen. Letztere sind
bei Taenioma wenig, bei Sarcomenia stärker modifiziert.
Delesseria Hypoglossum erinnert insofern an Galoglossa, als auch
bei ihr Tetrasporen in den Sproßenden entstehen, wie Phillips neuerdings
schildert; häufiger und zahlreicher aber zeigen sie sich auf relativ kleinen
rippenbürtigen Adventivästen- Diese treten besonders bei Delesseria san-
guinea (Hydrolapathum) in die Erscheinung. Nach Zerstörung der eigent-
lichen Laubfläche brechen im Oktober bis November aus den persistierenden
Mittelrippen zahlreiche Kurztriebe hervor (Fig. 558, 5), welche ganz mit
Tetrasporangien besetzt sind (Kützing, Phillips, Kuckuck, Svedelius).
Die Nitophyllen produzieren ihre Tetrasporen auf der Fläche des
Laubes in meist kreisrunden Flecken (Sori) (Fig. 558, 4). die besonders bei
Nitophyllum punctatum allbekannt sind. Märten sia entwickelt Tetrasporen-
Sori in den Balken des Netzwerkes wie auch in den festen Teilen des
Thallus, in letzterem allerdings wohl weniger reichlich.
Die Prozesse der Tetrasporenbildung sind wohl am einfachsten bei
Taenioma zu übersehen. Die beiden langgestreckten Zellen, welche un-
352
X. Rliodophyceae.
Fig. 558. Tetrasporenbildung bei Delessen'aceen. i, 2 Caloglossa Leprienri n. Cramer.
j Hemineura n. OkaMURA. 4 NitopJiyllum pitnctainm. Orig. 5— iS Delesseria sangtänea
n. SVEDELIUS. p U. 10 Taenioma n. BoRNET.
3. Cerainiales. 353
mittelbar neben der Mittelrippe liegen, werden durch eine Querwand in
eine größere apikale (sp) und eine kleinere basalwärts gekehrte Zelle (Quer-
zelle Fig. 558, lo) zerlegt. Estere ist das Tetrasporangium. Sind die
Sporen aus ihm ausgeschlüpft, so bleibt nur ein Netzwerk übrig, bestehend
aus der Mittelrippe, den Randzellen und den sie verbindenden flachen Quer-
zellen (Fig. 558, 10). Sarcomenia schließt sich mit einer kleinen von
Weber van Bosse beschriebenen Modifikation an, und prinzipiell ver-
schieden sind auch die Vorgänge bei Caloglossa nach Gramer nicht. Die
neben der Mittelrippe liegenden Flügelzellen erfahren nicht die üblichen
Teilungen durch schräge Wände wie bei rein vegetativen Sproßabschnitten;
sie bleiben vielmehr relativ lang und zerfallen dann auch durch Wände,
welche zur Längsrichtung des Thallus senkrecht stehen, in eine Sporangien-
mutterzelle {sp) und eine Querzelle (Fig 558, 2). Der Rand des Thallus wird
zur Tetrasporenbildung nicht mit verbraucht, der Unterschied von Taenioma
aber besteht darin, daß sich Tetrasporangienreihen zu beiden Seiten der
Mittelrippe bilden.
Die Querzellen werden nach Gramer durch zwei zur Thallusfläche
parallele Wände in drei übereinander liegende Zellen zerlegt. Die raittleie
(innere) von ihnen bleibt unverändert. Die beiden den Flächen zugekehrten
Zellen aber entsenden in der Richtung gegen die Thallusspitze Fortsätze
(Fig. 558, 2), welche mit der nächstoberen Querzelle in Verbindung treten
(durch sekundäre Tüpfel?). So entsteht ein dichtes Maschenwerk steriler
Zellen. Das ist nach Gramer von Bedeutung, weil sonst wohl die bekannt-
lich einschichtigen Thallusflügel nach dem Austritt der Tetrasporen zerfallen
würden.
Bei Delesseria sanguinea werden die jungen Sporophylle nach
Svedelius mehrschichtig, indem sich von der Mittelschicht (Fig. 558, j),
Fadenreihen erheben. Die Endzellen von gewissen Fäden [sp Fig. 558, 6, y)
schwellen an und werden zu Tetrasporangien. Diese sind zunächst ober-
flächlich, werden aber durch Nachbarzellen überwallt und sind nun schein-
bar endogen (Fig. 558, 7, S) in zwei Schichten dem Sporophyll eingelagert.
Kylin bestätigte das.
Bei Phycodrys (Delesseria) sinuosa stehen die Sporangien nicht wesent-
lich anders als bei Delesseria, das ergibt sich ohne weiteres aus Kylins
Fig. 558, 8. Die Entstehung ist freilich etwas anders. Erst nachdem die
axile Hauptreihe einige Rindenzellen nach auswärts abgegliedert hat, ent-
senden die inneren Zellagen (meist nach rückwärts gekehrte) plasmaieiche
Fortsätze, welche dann, durch eine Wand abgetrennt, die Sporangienanlage
darstellen. Mir scheint, es handle sich überall um Seitenzweige der zur
Rindenbildung bestimmten Äste, und das ist nicht bloß bei den Delesseria-
ceen der Fall, wenn auch die Teilungsmodalitäten im Einzelnen manche
Abweichungen aufweisen.
Ist bei den Delesserien u. a. die Tetrasporenbildung an die bereits
vorhandenen Rippen geknüpft, so wird bei den Nitophyllum- Arten das
typisch einschichtige Laub erst zu diesem Zweck mehrschichtig gemacht, ja
es kann an solchen Stellen ein axiler Faden in die Erscheinung treten. In
den so gebildeten Polstern liegen dann die Tetrasporangien in zwei Schichten,
wie das in unserer Gruppe so häufig vorkommt.
Die Tetrasporen tragenden Zweiglein, die bei Delesseria u. a. so
charakteristisch entwickelt sind, kann man schon als Stichidien nach der
älteren Nomenklatur, als Tetrasporophylle nach einer neueren Bezeichnungs-
weise, kennzeichnen.
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. II. 23
354
X. Rhodophj^ceae.
Solche Stichidien treten nun fast noch aufkllender bei Plocamiuni
auf (vgl. auch S. 284). Einzelne oder zahlreiche der einseitig angeordneten
letzten Verzweigungen werden nach Nägeli — verästelt oder unverästelt —
zu den oben genannten Organen umgewandelt. In jedem einzelnen der ab-
geflachten Stichidien liegen die Sporen in zwei Längsreihen neben der Zentral-
achse (Fig. 559).
Die Tetrasporangienbildung der Rhodomelaceen beschrieb wiederum
Falkenberg, dann auch Kylin, nachdem schon von älteren Autoren manches
berichtet war.
Die Tetrasporen unserer Gruppe, die wohl immer tetraedrisch geordnet
sind, entstehen nur in polysiphonen Sproßabschnitten (Fig. 560, /). Solche
sind ja bei den meisten Formen direkt
gegeben, bei Dasyeen, Lophothalieen
usw. aber werden monosiphone Äste
zum Zwecke der Sporenbildung poly-
siphon.
Ein Sporangium geht niemals aus
der axilen Zelle hervor, sondern stets
aus einer Perizentrale. In dieser gehen
Teilungen vor sich „wie bei Beginn
der Rindenbildung'" d. h. durch eine
schräg gestellte Wand wird nach außen
zunächst eine kleinere Zelle (Deckzelle d'
Fig. 560, 6" 6'') abgegliedert, dann folgt
an der gleichen Perizentrale in der ent-
gegengesetzten Richtung eine zweite
Deckzelle [d' Fig. 560, 7"). Damit ist
das junge Tetras))orangium von der
Außenwelt abgeschlossen, es zerfällt
dann noch durch eine Querwand in
eine obere größere Zelle, in welcher
die Sporen entstehen und in eine untere,
kleinere, die Tragzelle [tr Fig. 560, /').
Die Entwicklung hat große Ähnlichkeit
mit der Prokarpbildung in der gleichen
Gruppe. Die später aus der Mutter-
zelle gebildeten Tetrasporen treten
zwischen den auseinander gedrängten
Deckzellen hervor.
Der eben geschilderte Modus der
Tetrasporangienbildung kehrt der Haupt-
sache nach in allen Gattungen der Rhodo-
meleen wieder, auch wenn ihre >S[)rosf?e
im einzelnen ganz abweichend gebaut sind.
Selbst Odonthalia, Cliftonaea, Amansia,
Vidalia u. a. entwickeln sekundäre Peri-
zentralen zu Tetrasporangien, wie aus Fig. 5G0 ohne weiteres ersichtlich ist, und
.sogar Chondria läßt den gleichen Bildungsmodus erkennen (Fig. .560, j), obwohl
hier im erwach.senen Zustande die Zellen isoliert sind und die Tragzelle erheb-
lich gestreckt wird. Laurencia macht nach Kylin eine unbedeutende Ausnahme.
Die Tetrasporangien stehen an Zellen, welche außerhalb der Perizentralen liegen.
Im übrigen wiederholt sich hier die schon bei den Delesserien gegebene Regel:
Die Tetrasporangien sind Seitenzweige der Rindenfätlen.
Fig. 559. Üri». Plocamium coccinemn.
I Sproßsystem mit Stichidien. 2 Einzelnes
Stichidium.
3. Ceramiales.
355
Die Formen, welche eine Berindung herbeiführen, sowie diejenigen, welche
in den Perizentralen eine Etagenteilung eintreten lassen (Rhodomela, Bostrychia
usw.) zeigen noch einige kleine Besonderheiten, doch sei dieserhalb auf Falken-
berg verwiesen und nur betont, daß in solchen Fällen die Deckzellen meist
auch in Etagen zerlegt werden.
Ist nun auch die Entstehung der Tetrasporangien in den Geweben der
Rhodomelaceen eine relativ einheitliche, so ist doch ihre Stellung an den Sprossen
mancherlei Variationen unterworfen.
Am einfachsten verhalten sich wieder die normalen Polysiphonien ; bei
ihnen liefert i jedes Segment der fertilen Äste ein Tetrasporangium, und zwar
Fig. 560 n. Bornet, Falkenberg u. Kylin. Tetrasporangien und deren Bildung.
/ Polysiphonia paradoxa; Zweig mit Tetrasporangien. j Längsschnitt durch ein Sproß-
stück von Chondria. 4 Querschnitt durch ein Sprößchen von Atnatisia glonurata. 5 Quer-
schnitt des Sprosses von Odonthalia. 6 u. 7 Längs- und Querschnitte tetrasporenbildender
von Rhodomela, te Tetrasporangien, ca Zentrale Achse, pc Perizentralen, tr Trag-
zelle, d Deckzellen.
geht dasselbe aus der ältesten Perizentrale (vgl. S. 308) hervor. Diese liegen
dort, wo keine Seitenorgane gebildet werden, annähernd übereinander, und so
resultieren in solchen Fällen auch Sporangienreihen, welche den Zweigen etwa
das in Fig. 560, 1 wiedergegebene Aussehen verleihen. Wo aber Seitenorgane
auftreten, mögen diese als Lang- oder Kurztriebe verschiedener Art entwickelt
sein, steht bekanntlich bei Polysiphonia die erste Perizentrale seitlich neben
diesen. Sind demnach die Seitenorgane spiralig geordnet, dann trifft das näm-
liche für die aus den ältesten Perizentralen hervorgehenden Tetrasporangien zu.
23*
356
X. Rhodophyceae.
Bei anderen Gattungen und Gruppen sind es andere, aber auch bestimmte
Perizentralen, welche den Tetrasporangien den Ursprung geben. Die Einzelheiten
sind schier endlos. Erwähnt sei nur noch, daß oft alle Perizentralen eines Seg-
mentes Sporangien erzeugen, z. B. bei Bostrychia, Dasya u. a. Doch kommen
in der gleichen Gattung Abweichungen vor.
Durch die Tetrasporenbildung wird bei den Polysiphonien und zahlreichen
anderen Formen der Wuchs der fertilen Äste gegen die sterilen nicht wesentlich
verändert; sie erscheinen, wie auch in Fig. oGO, / erkennbar, nach wie vor als
Langtriebe.
In anderen Fällen aber nehmen die Tetrasporen tragenden Zweige den
Charakter von Kurztrieben an, die dann nicht selten mehr oder weniger ab-
weichenden Habi-
tus erhalten. Das
gilt z, B. von Chon-
dria u. a., besonders
aber von Bostry-
chia, Dasya (Fig.
561, 2), bezüglich
deren wir schon
oben erwähnten,
daß häufig mono-
siphone Kurztriebe
zwecksTetrasporen-
bildung auf kürzere
oder längere Strek-
ken polysiphon
Fig. 561. Stichidien n. Fai.KENBERG. / Rhirrayella pcriclados. 2 Doxodasya bulbochaete.
3 Vidalia vohibilis. 4 Herposiphonia tenella. 5 Leveillea juiigermannioides.
werden. Das sind wieder typische Stichidien, die nun auch bei anderen Rhodo-
meleengruppen in wech.selnden Formen auftauchen können; sie alle zu bespreclien
ist unmöglich. Wenn zwischen den typischen Stichidien und normalen Sprossen
alle Übergänge gefunden werden, so ist das nicht überraschend,
DiedorsiventralenRhodomelaceen, wie Ilerposiphonia, Placophora,
Pollexfenia usw. wurden in diesem Kapitel bislang nicht erwähnt; weil
manches, was an den Tetrasporen tragenden Ästen solcher Gattungen be-
merkenswert ist, in augenfälligerer Form an den Sexualsprossen wiederkehrt,
fassen wir uns hier kurz.
Die Tetrasporen bildenden Zweiglein erhalten bei Ilerposiphonia, Pollex-
fenia, Placophora u. a. den Habitus der gewöhnlichen Polysiphonia-Sprosse,
3. Ceramiales. 357
d. h. sie sind radiär und bilden Tetrasporangien nach den oben für solche
Formen gegebenen Regeln.
Das ist aus Fig. 561, 4 für eine Hei-posiphonia sofort ersichtlich, und
mehrfach beschrieben ist, daß bei Placophora S])rößchen vom Wuchs der
üblichen Stichidien aus dem Rande des krustigen Thallus hervorbrechen.
In ähnlicher Weise wird der wachsende Thallussaum von Pollexfenia cristata
in normale Stichidien aufgelöst; Pollexfenia i)edicellata u. a. entwickeln kurze
Sporensprosse aus der Thallusfläche an den Stellen, die gewöhnlich Haar-
triebe produzieren.
Dorsiventral dagegen bleiben die Sporen produzierenden Sprosse der
Amansieen (vgl. auch Fig. 560, 4). Es sind das bei Amansia, Vidalia usw.
schmale Flankensprosse^ die sich besonders bei letzterer Gattung zu reich
verzweigten Stichidien entwickeln können (Fig. 561, j), doch werden z. B.
bei Am. Kützingioides Harv. daneben Adventivsprosse auf der Thallusfläche
zu gleichem Zwecke verwendet.
Auch die relativ kurzen Seitentriebe der Cliftonaea behalten trotz
Sporenbildung die Form der normalen Sprosse dieser Gattung bei, ebenso
ist es bei Leveillea (Fig. 561, j). Hier tragen die mit Phyllocladien be-
besetzten jungen Seitensprosse nur an ihrer Basis Tetrasporangien, die sich
ungemein weit nach außen vorwölben. Nach Entleerung derselben dürfte
die Sproßspitze zu weiterer Entwicklung fähig sein.
b) Die Entwicklung der Tetrasporen.
Die ersten präzisen Angaben über die Entwicklung der Tetrasporangien.
soweit es die inneren Vorgänge betrifft, machte Yamanouchi; ihm folgten
Lewis, Svedelius, Kylin. Die Angaben von Davis erwiesen sich als
ungenau. Nach Kuckucks Mitteilungen geht der Fertigstellung der
Tetrasporen eine „Vakuolisierung" voraus. Das Plasma wird schaumig, die
Chromatophoren, welche anfänglich der Wandung der Mutterzelle anlagen,
stellen sich zeitweilig senkrecht zu dieser. Später, in den Tetrasporen,
nehmen sie wieder die Peripherie ein, umgeben aber auch zum Teil den
Kern. Das erinnert an manche Braunalgen. Die oben genannten Verfasser
haben auf diese Dinge wohl nicht immer genügend geachtet, sie befaßten sich fast
ausschließlich mit den Kernteilungen. Die Tetrasporen tragenden Pflanzen
zeigen bei allen Mitosen 40 Chromosomen, und diese Zahl wird auch noch
beibehalten, wenn das junge Tetrasporangium von der Tragzelle getrennt
wird. In ihm wird ein großer Kern beobachtet, welcher die Mitte der
Zelle einnimmt (Fig. 562, /). Tritt er in das Stadium der Diakinese, so
zeigen sich (Fig. 562, 2) 20 Doppelchromosomen; alsdann entsteht inmitten
der Mutterzelle, parallel deren Längsachse die Spindel (Fig. 562, 3). welche
heterotypisch 2 Kerne bildet. Diese teilen sich dann homöotypisch, wobei
die beiden Spindeln (Fig. 562, 4) zu einander senkrecht stehen. Die ent-
standenen 4 Kerne rücken ziemlich weit gegen die Mitte des Tetra-
sporangiums vor, und durch Einschnitte, welche von der Wand aus vor-
dringen, wird dann der Inhalt in vier gleiche Teile zerlegt (Fig. 562, 5, cV).
Diese Art der Reduktionsteilung wird in gleicher Weise für Griffithia,
Delesseria, Rhodomela u. a. geschildert. Für Polysiphonia lauten die Be-
richte von Yamanouchi etwas anders. Auch bei dieser Gattung werden in
der Diakinese 20 Doppelchromosomen gebildet, diese zerfallen aber in 80
und nun folgen ganz rasch aufeinander 2 Spindeln, die auf einmal vier
Gruppen mit je 20 Chromosomen liefern. Der Endeffekt ist freilich immer
der gleiche, es findet eine Reduktion der Chromosomenzahl bei der Tetra-
358
X. Rhodopbyceae.
Sporenbildung statt und das dürfte nach dem, was jetzt an Beobachtungen
vorliegt, für die Mehrzahl der Florideen gelten, welche diese Gebilde füliren,
wenn auch gelegentlich abweichende Zahlen wahrgenommen wurden, z. B.
hat Corallina nach Yamanouchi 48 bzw. 24 Chromosomen. Die Sporae
cruciatim divisae haben vielleicht ganz allgemein eine etwas abweichende
Entwicklung.
Die Wände, welche die Tetrasporen von einander sondern, 'sind keine
Zellulose-Wände. Bei Delesseria haben sie nach Svedelius eine eigen-
artige Struktur (Fig. 562, z Basalzelle.
3. Ceramiales.
369
dagegen werden A.ntheridien auf beiden Flächen erzeugt. Falkenberg zeigt, daß
diesen Gebilden im wesentlichen der Bau abgeflachter Cliondria-Sprosse zukommt.
(Fig. 570, j). wie er, etwas modifiziert, sich auch bei Herpochondria wiederfindet
(S. 319): in einer Ebene verzweigte und kongenital verwachsene Systeme.
Im Gegensatz zu jenen flachen Organen kommen bei Lenormandia
(Fig. 570, 7, (5") und wohl auch bei anderen Amansieen nach Falkenberg
kugelige Antheridienstände vor. Prinzipiell verschieden von den bislang er-
wähnten sind sie nicht. Auch hier wird ein Haarsprößchen mit Perizentralen
ausgestattet. Doch liefern diese, wie Falkenberg schildert, direkt die Anthe-
ridien, indem sie sich einfach quer und radial, aber nicht tangential teilen.
Zwischen den beiden Extremen, die durch Rhodomela einerseits, durch
Polysiphonia andererseits gegeben sind, finden sich nun mancherlei Übergänge. Ich
Fig. 570. Antheridienstände n. Falkenberg. / Etizoniella bipartita. 2 Lei^eillea junger-
manniotdes. 3 Lophothalia vcrticillata. 4, 5 Choiidrm dasyphylla ; von der Fläche und im
Querschnitt. 6 Bostrychia tenella. 7, 8 Lenormandia angustifolia. g Lophosiphonia sub-
adiinca. 10 Heterosiphonia cladocarpa.
erwähne kurz, daß Brogn iar te Ha an einem Haartrieb mehrere Antheridien-
stände entwickelt und daß Lophosiphonia (Fig. 570, 9) alle Strahlen der
Haarsprosse zu solchen Organen umgestaltet. Auch die Heterosiphonien zeigen
solche Zwischenstufen (Fig. 570, 10), die kaum eines Kommentars bedürfen, und
fast selbverständlich ist es, daß die Dasyen und Bostrychien (Fig. 570, 6), bei
welchen ja die polysiphonen Sprosse als solche vielfach monosiphon endigen, in
der Ausbildung der Antheridienstände zwischen Rhodomela und Polysiphonia
in der Mitte stehen. Dazu kommt, daß Rosenvinge bei Rhodomela auch
monosiphone Triebe neben den normalen polysiphonen mit Antheridien be-
deckt fand.
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. IL
24
370 ^- Rhodophyceae.
Die hier gegebene Darstellung wird bei denjenigen Widerspruch erwecken,
welche zwischen „Blättern" und „Sprossen" bei den Rhodomeleen scharf scheiden.
Ich legte oben (S. 317) die Gründe dar, welche mir persönlich diese Scheidung
untunlich erscheinen lassen. In Konsequenz des dort Gesagten mußte hier der
scheinbar scharfe Unterschied zwischen „blattbürtigen" und „sproßbürtigen" An-
theridien verwischt werden. Wir werden auch noch zu zeigen haben, daß zwischen
blatt- und sproßständigen Cystokarpien kein durchgreifender Unterschied existiert.
c) Die Entwicklung der Spermatien.
Batrachospermum, wohl der einfachste Fall, trägt die Sperma-
tangien (Fig. 564, j) an den letzten Auszweigungen der Wirteläste, bei
ihrer Bildung entsteht eine farblose Vorwölbung, die dann durch eine
Querwand abgegliedert wird. Das erste Antheridium wird wohl terminal
aus der Endzelle eines Zweiges vorgetrieben, die folgenden entstehen seit-
lich (Fig. 564, j»), schieben aber gern das älteste Spermatangium zur Seite
und rufen damit den Anschein einer Dicho- oder Polytomie hervor. Die
Antheridien sind offenbar Zweiglein, an welchen nur eine, die Endzelle,
entwickelt ist. Das ist besonders deutlich, wenn sie nicht an den freien Enden
der Tragäste entstehen, sondern an weiter zurückliegenden Gliederzellen der
Zweige.
Ganz ähnlich sieht die Sache bei zahlreichen anderen Gattungen aus,
z. B. bei Nemalion, Helminthora und vor allem bei Scinaia (Svede-
Lius). Reich verzweigte Fäden zwängen sich durch die farblose Rinde, die
Endzellen der Zweiglein strecken sich, teilen ihren Kern, lassen den einen
in das Unter-, den anderen in das Oberende wandern und schnüren dann
das letztere ab. Wir haben oben das Antheridium, unten die Tragzelle
nach verschiedenen deutschen Forschern benannt. Svedelius nennt die untere
neuerdings Spermatangiummutterzelle. Das Wort ist etwas lang und kaum
nötig. Die Tragzelle kann nach diesem ersten ein zweites, ja eventuell ein
drittes Antheridium abgliedern. Es wird dann ein Fortsatz neben dem
ersten seitlich herausgeschoben, natürlich nicht ohne voraufgegangene Kern-
teilung. Nicht selten entsteht ein Spermatangium durch Einwachsen in
die entleerte Hülle eines älteren (Fig. 571, j)- Das ist ein Vorgang, der
in verschiedenen Gruppen, z. B. bei den Ceramiaceen wiederkehrt. Griffithia
(Fig. 571, 7—9) zeigt das recht hübsch.
Bei Delesseria sanguinea werden die oberflächlichen Zellen der
Antheridienstände (s. S. 366) sehr plasmareich (Fig. 571, /), sie teilen
ihren Kern und nun wird durch eine schräg gerichtete Wand das Sperma-
tangium («) von der Tragzelle {fr) abgegliedert. Weiterhin (Fig. 571, 2)
sendet die Tragzelle einen Fortsatz aus, dieser schiebt sich neben das vor-
her gebiklete Antheridium, der Kern teilt sich und dann wird das Ganze
wieder durch eine schräge Wand von der unteren Zelle getrennt. Damit
ist der Vorgang beendet, es sitzen immer zwei Antheridien auf einer Trag-
zelle, bisweilen wird die Zahl vermehrt. Die Anklänge an Coleochaete
sind nicht zu verkennen. Martensia hat nach Svedelius solche
Antheridienpaare auf der Tragzelle nicht aufzuweisen. Die Oberflächenzellen
werden durch leicht geneigte Wände geteilt, es entstehen zahlreiche, fast
stäbchenartige Gebilde, welche dicht gedrängt beisammen sitzen (Fig. 565, 6,
S. 363). Jedes derselben schnürt nach außen ein Antheridium durch eine
(,)uerwand von der Tragzelle ab. Ist ersteres entleert, so wächst die
letztere in dasselbe ein und bildet ein neues Organ gleichen Namens.
Delesseria und Martensia unterscheiden sich also nur dadurch, daß die
3. Ceramiales. 37 J
jüngeren Spermatangien im ersten Fall neben, im zweiten in den ent-
leerten älteren entstehen.
Polysiphonia läßt nacli Yamanouchi die Spermatangien auch suk-
zessive aus der Tragzelle hervorgehen, diese schiebt die jüngeren zwischen
die älteren ein. Rhodomela ist nach Kylin durchaus ähnlich wie Deles-
seria und so geht es weiter. Es scheint mir sicher, daß auch zahlreiche
andere Florideen diesen Beispielen folgen. Mit Batrachospermum beginnend
gibt es eine ganze Reihe von Formen, bei welchen überall die Terminal-
zellen der Zweiglein das Antheridium darstellen. Die Unterschiede werden
wohl bedingt durch die Zusammendrängung, welche diese Endzellen in den
Antheridienständen erfahren.
Nicht alles freilich fügt sich genau diesem Schema. Polyides weicht
etwas ab, wir haben (Fig. 506, S. 3G4) in dem Nemathecium lange Fäden
parallel gestellt, aus deren Gliederzellen gehen erst sterile Zellen — gleichbedeutend
mit Tragzellen — hervor und diese liefern nach Schmitz (s. a. Guignard) die
Spermatangien; ob jede nur eins oder mehrere, ist mir nicht ganz klar. Der
Unterschied von Batrachospernuim liegt nur in der besonders geformten Trag-
zelle. C h a m p i a hat nach Davis eine ziemlich große besonders geformte und
gefärbte Zelle, diese entsendet Fadenbüschel, welche ihrerseits die Antheridien
an der Spitze bilden. Das könnte sich bei erneuter Prüfung als ein Seiten-
stück zu Scinaia erweisen. Corallina (Fig. 571, /o) kann leicht aus einer
Häufung von Antheridien auf der Tragzelle verstanden werden. Melobesia ist
etwas schwieriger, hier haben wir Reihen von Spermatien, welche der Tragzelle
aufsitzen (Fig. 571, 12), ganz ähnliches gilt von * Peyssonelia (Fig. 566, 5).
Meistens wird angegeben (Guignard), daß die Spermatien in den Reihen gleich-
zeitig entstehen. Schmitz meinte, sie könnten wohl zukzessive gebildet werden,
etwa wie die Conidien von Aspergillus.
Die Antheridien von Batrachospermum (Davis) und von Nemalion
(Wolfe, Cleland) enthalten in der Jugend ein Chromatophor, das aber
bald schwindet; Kylin konnte es bei letztgenannter Form überhaupt nicht
finden. Alle anderen Florideen lassen auch in den frühesten Jugendstadien
keinen Farbstoffträger in die Spermatangien gelangen, geschweige denn im
Alter. Das hängt zum Teil mit der Ausgestaltung der Tragzellen zusammen.
Diese gleichen bei Batrachospermum normalen Gliederzellen der Zweiglein,
und so ist es gewiß bei anderen Gattungen auch, vielfach aber sind schon
die Tragzellen farblos. Svedelius betont das besonders für Delesseria,
Martensia u. a.; für die Rhodomeleen dürfte das gleiche gelten, auch für
Lemanea ergibt sich das wohl aus der Fig. 565, S. 363, In diesen Fällen
werden die Tragzellen oft recht inhaltsarm, wenn sie das letzte Antheridium
abgegliedert haben.
Die Tragzellen sind — das ist fast selbstverständlich — überall ein-
kernig, wo die vegetativen Elemente nur einen Kern aufweisen; aber auch
da, wo die Zellen des Thallus viele Kerne besitzen, wird dafür gesorgt, daß
in die Tragzellen nur ein Kern gelangt. Der dazu eingeschlagene Weg ist
freilich oft verschieden. Bei Martensia z. B. (Fig. 565) schreitet die Teilung
der vielkernigen Zellen so lange fort, bis jedes Teilstück nur noch einen
Kern enthält. Bei Griffithia, welche ja die Antheridien auf reich verzweigten
Sprößchen trägt, sind die unteren Zellen der Äste mehrkernig, die oberen
einkernig.
In den Tragzellen unterliegen die Kerne bei der Teilung der üblichen
Mitose. Die einfacheren Florideen (Nemalion u. a.) lassen 10 (nach Cle-
land 8) Chromosomen erkennen. Bei den höher entwickelten, zumal bei
24*
372
X. Rhodophyceae.
solchen, die Tetrasporen besitzen, zählte man meistens 20. Nach Kylin
würden die Kerne in den Spermatangien in den Ruhezustand übergehen,
dann aber ziemlich rasch beim Ausschlüpfen der Spermatien wieder in ein
Prophasenstadium eintreten, das auch die Zählung der Chromosomen er-
leichtert. SvEDELius sali ebenfalls das Prophasienstadium, nicht aber den
voraufgehenden Ruhezustand. Verhalten sich wohl verschiedene Arten ver-
schieden? Dafür spricht, daß nach Kylin der Spermatiumkern von Lemanea
Fig. 571. Spermatienentwicklung n. SvEDELIDS U. GuiGNARD. 1—4 Delesseria sanguinea.
5 — 6 Scinaia. 7—9 Criffithia eorallina. 10 — // CoralUna officinalis. 12 — 13 Melobesia
membranacca. a Antheridieii verschiedenen Alters, sp Spermatien, st Stiele, Ju Diircb-
wachsung, d Deckel, k Kern.
ziemlich lange im Ruhestadium verbleibt. Sie alle stimmen wieder darin
überein, daß die Spermatangien bei der Reife nur einen Kern besitzen.
Das Protoplasma der Antheridien ist dicht, körnig; es häuft sich natur-
gemäß vor der endgiltigen P'ertigstellung der S])ei-matien. Im Verhältnis
zur Kerngröße ist das Plasma nicht übermäßig reicldich vorhanden. Bei
zahlreichen Florideen wird der gesamte Inhalt des Spermatangiums zum
Spermatium, nicht eine Spur von Plasma bleibt zurück, wenn letzteres frei
wird. Die Imtleerung geschieht bisweilen dadurch, daß ein Deckel sicli am
Scheitel abhebt (Fig. 571, 7, g^, oft aber auch durch Verquollen der Wandung.
3. Ceramiales. 373
Das dürfte im Einzelnen ein wenig verschieden sein. Das austretende
Spermatium ist nach Schmitz nackt, und Setchell sah sogar bei Tuomeya
amöboide Bewegungen. Schmitz/ Angabe wird für Delesseria, Nemalion, Grif-
fithia, Rhodomela von Svedelius und Kylin bestätigt. Guignard, Falken-
berg und Yamanouchi dagegen schreiben den Spermatien eine ganz zarte
Haut schon bei der Befreiung aus der Mutterzelle zu. Die Angaben müßten
wohl auf Grund der neueren Erfahrungen nachgeprüft werden. Es ist ja
freilich sehr wohl möglich, daß sich die Formen verschieden verhalten, und
man kann sich leicht vorstellen, daß im eben behandelten Fall (ähnlich wie
bei den Oogonien oder Antheridien von Fucus) sich die innerste Hautschicht
des Spermatangium mit dem Inhalt zusammen von den äußeren Membran-
teilen löst und aus ihnen herausgleitet.
Nicht überall wird der ganze Antheridieninhalt für das Spermatium
verwendet, für Delesseria beschreibt Svedelius, wie sich der Kern gegen
das Oberende des Spermatangiums begibt und wie er dort (Fig. 571, j, 4)
Plasma in dichter Menge um sich sammelt. Dieses, erst unregelmäßig um-
rissen, ballt sich später vollends zu dem fast kugeligen Spermatium, das dann
von einer Grenzschicht umhüllt erscheint. So tritt es dann aus dem aufreißenden
Scheitel aus, von einer Membran kann wohl hier nicht die Rede sein.
Nach dem Gesagten und den Bildern bleibt ein gewisser, wenn auch
kleiner Teil des Plasmas unbenutzt im Antheridium zurück und damit er-
innert die Sache an andere Algen (Codium usw.). Kylin freilich bezweifelt
die Richtigkeit der SvEDELiusschen Darstellung in diesem Punkt.
Wie viele Florideen dem Beispiel von Delesseria — falls es überhaupt
richtig — folgen, ist noch nicht zu übersehen; indes scheinen mir aus diesen
Befunden die Vorgänge bei Corallina klarer zu werden (Fig. 571, 10, 11).
Nach Guignard verlängert sich das junge Antheridium erheblich, der Kern
wandert in das Oberende der Keule, Protoplasma folgt ihm und rundet sich
zum Spermatium. Dieses tritt am Scheitel aus; es ist noch mit langem
Fortsatz versehen. Dieser Schwanz würde nach Guignard aus dem Plasma
entstehen, das für das Spermatium keine Verwendung fand. Wie weit hier
feste Membranen vorhanden sind, ist nicht ganz klar. Solms und Guignard
widersprechen einander. Bei Melobesia bestehen die spermatienbildenden
Fäden, welche aus den Tiagzellen entspringen (Fig. 571, 12) aus einer
Anzahl gleichartiger Zellen. In jeder ballt sich Plasma um den Kern und
diese Masse wird dann durch eine Membran umhüllt (Fig. 571, 12). Es wird
aber nicht alles Plasma verbraucht, der überzählige, kernlose Rest desselben
bleibt als Schwanz an dem eigentlichen Spermatium {sp Fig. 571, Jj) hängen.
Das sind etwa die Tatsachen, welche über die Spermatien und Sperma-
tangien der Florideen bekannt sind. Manches will noch nicht so ganz ein-
heitlich erscheinen. Klärung läßt die Zukunft erhoffen. Svedelius gab
ein Schema, das zu weitei-en Untersuchungen anregt.
2. Die Karpogoiiien und ihre Befruchtung.
Daß das Karpogonium tatsächlich das weibliche Organ der Florideen
sei, ist nicht sehr früh erkannt worden. Noch im Jahre 1861 sprach
Nägeli die Tetrasporen als Sexualzellen an und erst 1807 demonstrierten
Bornet und Thuret den Sachverhalt klar und richtig, indem sie die Ver-
kettung von Spermatium und Karpogonium nachwiesen.
Das letztere bildet, wie wir schon oben erwähnten, das Endglied einer
kurzen Zellreihe, des Karpogonastes (Fig. 573, j, 7). Dieser besteht häufig
aus wenigen Zellen (speziell die Drei- oder Vier-Zahl herrscht vor), doch
kann er auch komplizierter gebaut sein; er stellt z. B. bei Dudresnaya
374
X. Rhodophj^ceae.
purpurifera ein gefiedertes Zweigsystem dar. Die Karpogonäste sind bald
gerade, bald charakteristisch gebogen, je nach ihrer Stellung und Lage in
bezug auf andere Thalluszellen.
Der Entstehungsort der Karpogonäste pflegt die Innenrinde zu sein,
d. li. bei den wirtelig verzweigten Florideen wie Batrachosi)ermum, Dudres-
naya, Calosiphonia u. a. (Fig. 572, /, 2) stellen sie kurze Seitenzweiglein
an älteren Teilen derQuirläste dar, bei Formen des Springbrunnentypus ent-
wickeln sie sich meistens ebenfalls seitlich an den größeren radiären Rinden-
fäden, mehr oder weniger weit von der Peripherie entfernt (Fig. 572, j>, ^).
In anderen Gruppen, z. B. in der Rhodomeleenreihe ist der meist 4-zellige
Karpogonast in spe-
zifischer Weise mit
einer sogenannten
Auxiliarzelle zum
„Prokarp" vereinigt,
er nimmt demgemäß
meist auch eine an-
dere Stellung ein als
in den obigen Grup-
pen. Das soll im
nächsten Abschnitt
verhandelt werden.
Die Karpogone
selbst haben bei allen
Florideen im wesent-
lichen dieselbe Form
(Fig. 573). Auf dem
konisch verbreiterten
Bauch- oder Basal-
teil erhebt sich haar-
artig die Trichogyne.
Vielfach ist diese
langgestreckt und
schnurgerade (Fig.
572, j), bei Batracho-
spermum aber er-
scheint sie kürzer,
keulenförmig (Fig.
573,7), ähnlich auch
bei Lenianea. Die
Trichogynen derTuo-
meja, sind nach At-
KiNSON an der Spitze gelappt, bei Grinellia sind sie nach Brannon sogar
verzweigt. Vielfach werden gekrümmte Trichogynen angegeben, und bei
Dudresnaya purpurifera sind sie sogar ziemlicli regelmäßig spiralig eingerollt.
Daneben kommen einerseits lokale Erweiterungen (z. B. Gloeosiphonia),
andererseits Einschnürungen der Trichogynen vor. Letztere pflegen dann
(Fig. 373, 6, y Batrachosi)ermum) unmittelbar über dem Bauchteile des
Karpogons zu liegen.
Gerade Tiichogynen finden sich besonders bei Gruppen wie Rhodo-
meleen, Ceramien usw. (Fig. 573, (V), hei welchen das Organ fast in seiner
ganzen Länge direkt von Wasser umspült wird; die oft langen und ge-
krümmten Trichogynen dagegen sind besonders der Cryptonemieenreihe u. a.
Fig. 572. Stellung der Karpogonäste n. Sirotod u. Bornet.
/ Batrachospermwti. 2 Calosiphonia. 3 Halymejiia. 4 Nevia-
stoma.
3. Cereniiales.
375
eigen (Fig. 572), bei welchen die Karpogonäste tief in der Rinde entstehen.
Hier wird auf diesem oder ähnlichem Wege dafür gesorgt, daß die Tricho-
gynenspitze durch die Außenrinde hindurch mit dem Wasser in Berührung
kommt. Das Hervortreten der Trichogyne über die Außenrinde unterbleibt
nur bei Nemalieenformen wie Batrachospermum u. a., bei denen die Zweige
nicht zu einem festen Gewebe zusammenschließen und wo auch die das
Ganze umhüllende Gallerte so weich ist, daß sie kein Hemmnis für die
schwebenden Spermatien bildet.
Die Trichogyne pflegt im befruchtungsreifen Zustande mit farblosem
Plasma dicht gefüllt zu sein, oft so, daß sie einen eigenartigen Schimmer
Fig. 573. / Karpogonium und Anthendienstand von Nemalion n. Thuret. 2—5 Ent-
wicklung des Karpogons von Scinaia n. Svedelius. 6—7 Karpogon von Batracho-
spernmm n. DAVIS u. Kylin. cS' Prokarp von Rhodomela n. Kylin. 9 Befruchtung
bei Dasya n. OltMANKS. /o—/.# Befruchtung bei Polysiphow'a n. YamanOUCHI. is
Spermatium von Nemalion n. Kylin. 16 - 18 Befruchtung von demselben n. Kylin.
zeigt. Der Bauch des Karpogoniums enthält ebenfalls reichlich Plasma,
daneben je nach der Spezies einen oder mehrere Chromatophoren, deren
Lappen bei Batrachospermum auch in die Trichogyne hineinreichen (Fig. 573, 6).
Pyrenoide werden meistens auch wahrgenommen. Seit Schmitz geben
viele Autoren (Wille, Oltmanns, Oeterhout, Schmidle, Kursanow)
einen Kern im Bauchteil des Karpogoniums an. Yamanouchi aber zeigte
dann für Polysiphonia mit Sicherheit, daß auch die Trichogyne (Fig. 573, S)
einen Kern für sich enthält, nachdem Wolfe das Gleiche für Nemalion
richtig behauptet hatte. Seither haben mehrere Forscher (Svedelius,
37 () ^- r»liodophyceae.
Kylin, Cleland) den Trichogynkern bei den verschiedensten Gruppen
nachgewiesen. Seltsam ist es, daß Davis als erster für Batrachospermnm
2 Kerne im Karpogon angab; bis auf den heutigen Tag hat aber m. W.
einzig und allein bei dieser Gattung niemand diesen zweiten Kern ge-
funden. Sollte er wirklich fehlen, was mir noch nicht sicher zu sein scheint,
so würde die Froschlaichalge eine besondere Stellung in der ganzen Gruppe
einnehmen. In einem etwas anderen Sinne gilt das auch für Martensia,
für diese gibt Svedelius 5 — 6 Kerne im Karpogon an. Die Alge ist in
allen vegetativen Zellen vielkernig. Bislang ist das aber der einzige uns
bekannte Fall. Überall, wo sonst vielkernige Zellen vorkommen, sind die
Karpogone zweikernig wie bei allen anderen Florideen.
Die ganz jungen Karpogone bilden eine inhaltsreiche Zelle, auf deren
Scheitel sich zunächst eine Warze bemerkbar macht. (Fig. 573, 2). Diese
Zelle hat nur einen Kern. Die Warze streckt sich bald und wird
zur Trichogyne, eine scharfe Einschnürung hebt sie meistens vom Bauchteil
ab. Der Kern ist auf dieser Stufe an die Grenze von Bauchteil und
Trichogyne hinaufgerückt und teilt sich alsbald (Fig. 573, j. 7). Der eine
Teilkern wandert in den Bauch zurück, der andere rückt in dem Maße
nach oben, als die Trichogyne sich verlängert. Der Trichogynkern geht
später zugrunde, oft wohl recht rasch. Dies wie auch seine Kleinheit
mögen der Grund sein, daß man ihn so lange vergebens suchte.
Während der Teilung des primären Karpogonkernes, zumal in den
Prophasenstadien, lassen sich die Chromosomen unschwer zählen. Die
Mitose ist eine normale, eine Reduktion findet nicht statt. Die einfacheren
Florideen haben bei diesem Prozeß meist 10, die komplizierteren 20 Chro-
mosomen aufzuweisen, ganz wie die Spermatien.
Schon das mag auf die Homologie zwischen den beiden genannten
Organen hinweisen. Svedelius (s. a. Davis) hält das Karpogonium für
zweizeilig. Die Einschnürung an der Basis der Trichogyne wäre ein Ver-
such zur Wandbildung. Bei den männlichen Organen entspräche die Trag-
zelle dem Bauch des Karpogon s, das Autheridium der Trichogyne. In
einem Fall wäre die obere, im anderen die untere Zelle zu spezifischer Aus-
bildung gelangt. Wäre die Entstehung der Spermatien überall so wie bei
Martensia, so könnte man wohl zustimmen; die Vorgänge in anderen Gruppen
erwecken aber vorläufig Bedenken.
Die Spermatien, deren Entwicklung wir oben schilderten, dürften auf
Grund ihres spezifischen Gewichts lange schwebefähig sein; sie werden
l)assiv durch die Wasserbewegung an ihren Bestimmungsort, die Trichogyn-
spitze, befördert. Die riesige Menge der von jeder Spezies produzierten
männlichen Organe sorgt dafür, daß diese Zufallsübertragung dennoch richtig
arbeitet. An jede Trichogyne gelangen meist mehrere Spermatien (Fig. 573,
I u. r^) und haften dort vermutlich durch Schleim fest, den die Haut auf
ihrer Außenseite gebildet hat. Schmidle sah direkt Schleimkappen an den
Trichogynen von Batrachospermum.
Die Spermatien sind ja zum Teil w'ohl von Anfang an mit einer Haut
versehen; wo sie nackt entleert werden, umgeben sie sich spätestens nach
der P>erührung mit der Trichogyne mit einer Membran und dann wird die
Stelle derselben aufgelöst, wo männliche und weibliche Organe einander be-
rühren (Fig. 573, p u. II). Ungefähr um diese Zeit teilt sich nach Wolfe,
Schmidle, Kylin, Cleland bei Batrachospermum und Nemalion der
Spermakern (Fig. 573, ij) und beide Teilkerne wandern in die Trichogyne
ein. Nur einer aber (Fig. 573, 16 — 26*) gelangt bis in den Bauch des
Karpogoniums und verschmilzt mit dem Eikern. Die beiden Kerne be-
3. Ceramiales. 377
finden sich bei dei- Vereinigung im Rubestadinm. Die Angaben von Osterhout
u. KuRSANOW halte ich nicht mehr für zutreffend, auch die von Wille,
Oltmanns u. a. waren nicht ganz genau, obwohl Wille die Kern Ver-
schmelzung richtig beschrieb.
Batrachospermum und Nemalion nehmen aber eine Sonderstellung ein.
Bei allen anderen Florideen, soweit sie bislang geprüft wurden, unterbleibt
die Teilung des Spermakerns — (s. Yamanouchi, Kylin, Svedelius)
(Fig. 57o, /o, II), er wandert als solcher in der Trichogyne abwärts und
fcällt dann durch die Lockerung seiner Elemente auf (Fig. 573), die besonders
nach Kylin ein Prophasenstadium bedeuten. In diesem Zustand nähert
sich der Spermakern dem Eikern (Fig. 573, u—i^) und verschmilzt mit
ihm. Wo mehrere Spermatien an der Trichogyne hängen bleiben, dringen
auch deren Kerne bis in diese — weiter wird die Überzahl kaum kommen.
Kuckuck fand an seinem Platoma Bairdii niemals männliche Organe.
Hier liegt also sicher Parthenogenesis vor, die Eizellen entwickeln sich
normal. Bei Bonnemaisonia erwähnt Kylin eigenartige Vorgänge bei der
Kernteilung in den Zygoten. Ob diese auf Parthenogenesis hindeuten, ist
um so unsicherer, als normale Spermatien vorhanden sind. Weitere Fälle
sind mir nicht bekannt.
Nach Vereinigung von Sperma- und Eikern wird der Bauch des Karpo-
goniums von der Trichogyne getrennt, freilich nicht durch eine normale
Querwand, sondern durch einen Gallertpfropf nach der üblichen Ausdrucks-
weise, d. h. ähnlich wie bei Codium, Bryopsis u. a. werden in einigen Fällen
sicher, in anderen wahrscheinlich der Trichogynenwand an der fraglichen
Stelle Schichten von Gallertnatur aufgelagert, welche sich schließlich be-
rühren und damit den Verschluß herbeiführen (Fig. 574, i - -f>.
Damit ist die Trichogyne außer Funktion gesetzt, sie geht meistens
unter Verschrumpfen zugrunde, in einigen Fällen (z. B. Batrachospermum)
bleibt sie mit Plasmaresten gefüllt (Fig. 574, 1—4) ziemlich lange kenntlich,
ohne indes noch eine Bedeutung zu haben.
Die befruchtete und abgegliederte Eizelle erhält keine Membran, die
von derjenigen des Karpogoniums unabhängig wäre, vielmehr bleibt sie von
dem letzteren umschlossen.
Wie bei Coleochaete, Vaucheria, Fucus usw. kann man die befruchtete
Eizelle auch bei den Florideen Oospore (Zygote) nennen, und wie bei den
Fucaceen besitzt diese kein Dauerstadium, sie treibt vielmehr sofort
(Fig. 574, 1—4) nach verschiedenen Richtungen eine Anzahl von Fäden,
die wir als sporogene bezeichnen — Schmitz nannte sie Gonimoblasten —
und an den letzteren entstehen dann direkt oder indirekt die Karposporen.
Von den Einzelheiten reden wir später, hier konstatieren wir zunächst, daß
abweichend von Fucaceen, Sii)honeen usw. ein Pflänzchen entsteht, das der
Mutterpflanze vollkommen unähnlich ist; da dasselbe außerdem dauernd
mit der letzteren in Verbindung bleibt, ja sich nicht selten auf Kosten der-
selben ernährt, tritt die Ähnlichkeit mit den Moosen so deutlich hervor,
daß man unwillkürlich dazu gedrängt wird, die bei Archegoniaten vorhandene
Terminologie auch hier anzuwenden, und so habe ich im Anschluß an
Power, der diese Ausdrücke wohl zuerst gebrauchte, schon oben (S. 239)
von dem Gametophyten und dem Sporophyten geredet, von letzterem als dem
Produkt der Zygote, als dem Träger und Produzenten der Karposporen.
Mag die hier gewählte Bezeichnung eine andere sein, so muß doch
gesagt werden, daß sie in der Sache auch auf Schmitz zurückgeht.
Nachdem die Kernfragen vor allem durch Yamanouchi, dann durch
Svedelius, Kylin u. a. in erfreulicher Weise geklärt waren, ist unsere
378 ^- Rhodophj'ceae.
Auffassung vielfach und recht lebhaft bestritten worden. Ich finde aber
keinen Grund von dem wesentlich abzuweichen, was ich von jeher ver-
teidigt habe. Auf Einzelheiten gehen wir später ein.
III. Sporophyt und Karposporen.
Die Ausgestaltung des Sporophyten ist, wie wir schon oben andeuteten,
eine ungemein mannigfaltige; wenn ich jetzt dazu übergehe, dieses wechsel-
volle Verhalten zu schildern, so finde ich keinen Grund, die Umgrenzung
irgendwie nennenswert zu ändern, welche Schmitz den einzelnen Florideen-
familien eben wegen der Beschaffenheit des Sporophyten gab. Eine etwas
andere Reihenfolge aber zu wählen, als Schmitz es z. B. in Engler-
Prantl tat, schien mir im Interesse einer konsequenten Darstellung zweck-
mäßig. Die von mir gewählte Gruppierung soll aber nicht unbedingt eine
Verwandtschaft der großen Gruppen zum Ausdruck bringen.
Nach dem Verhalten der sporogenen Fäden unterscheiden wir in engem
Anschluß an Schmitz
1. Nemalionales. Sporogene Fäden bald kurz, bald lang; sie gehen
mit dem Gametophyten nur im Karpogonium oder in dessen unmittelbarer
Nachbarschaft Verbindungen ein.
2. Cryptoneniiales. Sporogene Fäden, meist stark entwickelt, erfahren
in der Regel vielfache Verschmelzungen mit bestimmten Nährzellen, den
Auxiliarzellen. Letztere im Thallus zerstreut und fast immer ohne direkte
Beziehungen zu den Karpogonästen.
3. Ceraiiiiale.s. Karpogonäste und Auxiliarzellen stehen paarweise bei-
sammen, zu einem Prokarpium von bestimmter Form vereinigt. Die sporo-
genen Fäden sind ganz kurz oder der Sporophyt ist überhaupt auf eine
einzige Zelle reduziert. Diese tritt in die Auxiliarzelle über und entwickelt
sich in ihr weiter. Meist typische Cystokarpien.
Diese drei Gruppen möchte ich als die Hauptreihe der Florideen auf-
fassen; einer Nebenreihe gehören, soweit unsere in dieser Beziehung un-
vollkommenen Kenntnisse reichen, an die
4. Gigartinales. Sie besitzen ein Prokarpium, das in mancher Beziehung
an das der Ceramiales erinnert. Von der Auxiliarzelle gehen nach Aufnahme
der sporogenen Zellen mehr oder weniger lange, sporogene Fäden aus, welche
zwischen dem Fadengeflecht des Sporophyten Haufen von Karposporen bilden.
5. Rhodymeniales. Karpogone und Auxiliarzellen nahe beisammen, aber
nicht immer zu typischen Prokarpien vereinigt. Auxiliarzelle wird erst nach der
Befruchtung des Karpogons gebildet. Der Sporophyt entwickelt in einem derb-
wandigen (Jystokarp einen eigenartigen Fruchtkern, welcher dem Grunde der
Höhlung angeheftet ist.
1. Nemalionales.
Batrachospermum und seine Verwandten bieten in der Entwicklung
des Sporophyten relativ einfache Verhältnisse. Das Wichtigste ist von
Bornet-Thiiret, Graf Solms, Sirodot, Schmitz u. a. richtig erkannt
worden, immerhin halben erst neuerdings Svedelius, Kylin und andere
die Kernfrage richtig gelöst. Die Zygote von Batrachospermum zeigt nach
der Verschmelzung von Sperma und Ei einen ruhenden Kern, sehr bald
3. Ceramiales.
379
aber geht dieser in Teilung über und es ist kaum noch ein Zweifel, daß
es sich hier um eine Rednktionsteihing handle (Kylin). Der Zygotenkern
hat 20, sein erstes Teilungsprodukt dagegen nur 10 Chromosomen, genau
so viel wie vorher Spermatium und Eizelle.
Bald nach vollendeter Reduktionsteilung bildet die Zygote bzw. der
Bauch des Carpogoniums eine seitliche Ausstülpung (Fig. 574, i), in diese
tritt einer der Teilungskerne ein und dann gliedert eine Längswand den
Fortsatz ab (Fig. 574, 2, s/). In der Restzelle spielt sich eine weitere Kern-
Fig. 574. 1—4 Batrachospermum n. Kylin. 5 — ^ Netnalion n. Kymn. Entwicklung der
sporogenen Fäden und Karposporen, s Zygote, sf sporogene Fäden, ksp Karpospore,
fe fertile, st sterile Zelle.
teilung ab, und wiederum wird ein Fortsatz durch Längswand abgegliedert.
Bei Sacheria (Kylin), einei- mit Batrachospermum äußerst nahe verwandten
Gattung, wachsen die genannten Fortsätze zu ziemlich langen Fäden aus
die sich reich verzweigen. Bei Batrachospermum ist die Sache durchaus
ähnlich, nur sind die Verzweigungen küizer, sagen wir gestaucht. Grund-
sätzlich verschieden ist das nicht, denn in beiden Fällen häufen die End-
zellen unter starker Aufschwellung Plasma und Reservestoffe. Sind sie
vollends ausgewachsen, so reißen sie am Scheitel auf und entlassen große,
380 ^- Hhodophj^ceae.
nackte Zellen, welche sich alsbald mit Haut umgeben und keimen. Wir
nennen sie Kari)Osporen [ksp), und die Zweiglein, welche sie erzeugen, sporo-
gene Fäden. Beide zusammen stellen den Sporophyten dar, wie schon auf
S. 239 klargelegt.
Ein wenig anders ist Helminthocladia insofern, als die erste Wand in
der Zygote schräg gestellt ist. Von der Restzelle wird durch weitere Schräg-
wände eine größere Zahl von Fortsätzen abgegliedert, es verbleibt aber in der
Mitte des Ganzen eine größere zentrale Zelle, von welcher später die sporo-
genen Fäden ausstrahlen, wenn die Fortsätze zu solchen ausgewachsen sind.
Chan trän sia, Nemalion, Helminthora u. a. zerlegen nach
Murray, Lehmann, Wille, Wolfe, Butte ars und Cleland ihre Zygote
durch eine Querwand. Die voraufgehende Kernteilung ist nach Kylin
bei Nemalion eine Reduktionsteilung, jeder Kern der beiden übereinander
gelagerten Zellen eihält statt der üblichen 20 nur 10 Chromosomen.
Cleland gibt deren 8 an. Bei Chantransia entstehen aus den l)eiden
fraglichen Zellen sporogene Fäden mit Karposporen, die natürlich ebenfalls
haploid sind. Bei den anderen Gattungen ist nur die obere Zelle fertil,
die untere funktioniert als Stielzelle. Sie vergrößert zunächst ihren Kern
etwas, dasselbe tun auch die wenigen darunter gelegenen Gliederzellen,
dann werden die Tüpfelkanäle an den trennenden Wänden erweitert, breite
Plasmabänder ziehen von einer Zelle zur anderen, schließlich fallen die
Querwände ganz weg und die dem Gametophyten angehörenden Kerne
gehen zugrunde (Fig. 574, ö, y). Es handelt sich offenbar um Nährzellen
für die sporogenen Fäden, wohl auch um Vorläufer für spezifische Auxiliar-
zellen. Von der fertilen Zelle strahlen die sporogenen Fäden nach allen
Richtungen aus, biegen sich meist abwärts (Fig. 574, ;s. Schema für die Verschmelzung der
sporogenen Zellen mit den Auxiliarzelleii Bezeichnungen wie in Fig. 592.
vielmehr gegen das Karpogonium. Dasselbe hat inzwischen einen kurzen,
zweizeiligen sporogenen Faden {sj) entwickelt und dieser produziert nach
rechts und links je ein sporogenes Zellchen [sz) (bisweilen zwei). Diese
in Fig. 592, 2 durch Druck freigelegten Elemente sind an intakten Pro-
kari)ien oft schwer sichtbar, weil sie sich meistens zwischen Auxiliar- und
Gliederzelle einzwängen. Es läßt sich hier aber doch verfolgen, daß mit
dem Fortsatz jeder Auxiliarzelle je eine sporogene Zelle verschmilzt und
daß in jene je ein sporogener Kern einwandert, wahrscheinlich in Verbindung
mit etwas Plasma.
3. Ceramiales.
399
Wie wir schon bei den Cryptonemien sahen, teilt sich jetzt der sporo-
gene Kern in zwei (sl- Fig. 592, j) und nun beginnt ein eigenartiger Prozeß.
Schon zu Anfang der Fusionierung wanderte der Auxiharkern in die
äußerste Ecke {ak Fig. 592, j) seiner Zelle, tunlichst weit von der Fusions-
stelle fort; von den sporogenen Schwesterkernen aber begibt sich einer
Fig. 592. Fruchtentwicklung bei CalUthamnion corymbosutn n. OltmaNNS u. ThuRET.
/ Zweig mit unbefruchtetem Prokarp. 2 Prokarp nach der Befruchtung; Karpogonast mit
sporogenen Zellchen (sz) durch Druck losgelöst. 3 Dass. nach Eintritt des sporogenen
Kernes und nach dessen Teilung. 4 Dass.; Wanderung des einen sporogenen Kernes.
5 Dass. nach Bildung der Fußzelle. 6 Dass.; Teilungen der Zentralzelle. 7 Reife Früchte.
cpg Karpogon, cpa Karpogonast, amz Auxiliarmutterzelle, az Auxiliarzelle, bz Basalzelle,
fz (resp. tz) Fußzelle, cz, ctrz Zentralzelle, sf sporogener Faden, sz sporogene Zelle,
sk sporogener Kern, ak Auxiliarkern, csp Karposporen.
400 X. Rhodophyceae.
auf die Wanderung gegen die Spitze der Auxiliarzelle hin {si- Fig. 502,
3, 4). Auf diesem Wege nehmen seine Dimensionen wohl auf Grund guter
Ernährung dauernd zu, während gleichzeitig der in der äußeren Ecke
liegende Auxiliarkern {ak' Fig. 592, 5) wesentlich kleiner wird. So resul-
tieren in der Auxiliar- oder besser Fusionszelle drei Kerne, und zwar ein
Auxiliarkern in der äußeren, ein kleiner sporogener Kern in der inneren
Ecke der Auxiliarzelle und dazu einer großer sporogener Kern in dem
oberen Teil der Auxiliarzelle (Fig. 591, 7). Durch eine hier etwas schräg
gestellte Wand wird nun an der Basis der Fusionszelle eine relativ kleine
Fußzelle abgegliedert (Fig. 592, 5/c), welche naturgemäß die beiden dort
belegenen heterogenen Kerne enthält. Die große, über der Fußzelle ent-
wickelte Zelle beherbergt demnach nur einen sporogenen Kern. Sie ist die
Zentralzelle {cz). Aus den beiden Zentralzellen entwickeln sich dann durch
wiederholte (zum Teil schräge) Teilungen (Fig. 592,(5) die Sporenhaufen, die
hier ihrer Entstehung gemäß als zwei getrennte Ballen in die Erscheinung
treten (Fig. 592, ;/, csp), während sie bei der nahe verwandten Gattung
Seirospora zwei reich verzweigte lockere Fadenbüschel bilden (vgl, Schmitz).
Die Übereinstimmung der geschilderten Prozesse mit denjenigen bei
Dudresnaya springt in die Augen, besonders in bezug auf die Entstehung
der Zentralzelle und der Fußzelle. Deutlich aber ist auch, daß die sporo-
gene Zelle resp. der sporogene Faden an der Ausbildung der Zentralzelle,
äußerlich genommen, einen ungemein geringen Anteil hat. Wand und Plasma
derselben entstammen überwiegend der Auxiliarzelle, nur der Kern mit
Spuren Plasmas rühren aus dem Sporophyten her, wie bei Gleosiphonia.
Und doch dominieren diese in der Zentralzelle und bedingen die Entwicklung
der Karposporen.
Im Anschluß an obigen Bericht besprechen wir noch einige andere
Ceramiaceen und bemerken, daß auch Formen, die hier nicht erwähnt werden
können, sich dem einen oder anderen Typus unschwer einfügen.
Am weitesten von dem üblichen weichen wohl die Auxiliaren und
Karpogone der Gattung Ceramium ab. Die Prokarpien entstehen nach
Janczewski auf der äußeren (konvexen) Seite der bogig gekrümmten Lang-
triebe und bilden sich aus der großen axilen Zellreihe an Stelle der oben
geschilderten Berindungszellen. Eine Tragzelle sitzt nach Phillips der
großen Zelle an, aus ihr entspringen (Fig. 593, 4) zwei Karpogonäste —
eine Erscheinung, die auch schon bei den Gloeosiphonien beobachtet wurde.
Nach der Befruchtung gliedert die Tragzelle nach aufwärts eine Auxiliar-
zelle ab und mit dieser vereinigt sich der sporogene Faden eines Karpo-
gons, nur er entwickelt sich weiter und sorgt für Entstehung eines dichten
Karposporenhaufens aus der Auxiliarzelle. So mehrere Ceramium-Arten — ,
bei Ceramium rubrum führt die Tragzelle nach Kylin von Anfang an nur
einen Karpogonast.
Recht einfach und übersichtlich gestaltet sich nach Phillips und
Kylin die Ausbildung des Prokarps bei Antithamnion, dem sich Crouania,
Ballia u. a. anschließen. Der auch hier vierzellige Carpogonast {cpa) sitzt
der untersten (basalen) Zelle eines Kurztriebzweigleins seitlich an; er ist
aufwärts gekrümmt (Fig. 593, j). Von einer Auxiliarzelle ist lange nichts
zu sehen; erst wenn das Karpogonium befruchtet ist, wächst die Tragzelle
des Karpogonastes nach aufwärts aus und schneidet eine große Auxiliarzelle
ab, mit welcher dann ein kurzer sporogener P'aden fusioniert (Fig. 593, j).
Die Einzelheiten dieses Prozesses sind unbekannt.
Die prokarpienbildenden Kuiztriebe von Antithamnion können isoliert
stehen, häufen sich aber bei manchen Arten an den Spitzen größerer Sprosse;
3. Ceramiales.
401
dann pflegen diese ihr Wachstum zu sistieren und die Früchte stehen
scheinbar terminal.
Die fertilen Sprosse von Ptilota und Plumaria entsprechen in ihrer
Stellung den alternierend zweizeiligen Kurztrieben, welche den großen Fieder-
ästen opponiert sind (S. 291). Sie stellen Zweiglein dar, welche an ihren
Enden dicht gedrängt ca. fünf Äste tragen, die dreizellig sind und mit einem
langen Haar endigen (Fig. 593, 2). Einer von ihnen, von welchem nur die
basale Zelle in Fig, 593, 2 wiedergegeben wurde, trägt den vierzelligen
Karpogonast (schraffiert) seitlich, fast genau wie Antithamnion (in Fig. 593, j)
Fig. 593. Prokarpien schema-
tisch n. Phillips. / Cerammm
tenuissiinum. Bezeichnungen wie
in den vorhergehenden Figuren.
2 Ptilota plumosa. j Antitham-
und wie dort stellt auch die Tragzelle des Karpogonastes die Auxiliarmutter-
zelle dar, aus welcher erst nachträglich die Auxiliarzelle aussproßt. Der
aus der Fusionszelle entspringende Sporophyt schiebt die eigentliche Terminal-
zelle hier wie in so vielen Fällen bei den Ceramiaceen zur Seite und krönt
nun selbst das Ende des Prokarpzweiges. So Phillips und Kylin, Davis
macht abweichende Angaben, die kaum zutreffen.
Griffithia wurde von Nägeli, Janczewski, Schmitz, Smith, Phil-
lips, Lewis und Kylin untersucht. Die Angaben von Phillips erwiesen
Oltmanns, Morphologie u. Biologie d. Algen. 2. Aufl. 11. 2G
402
X. Rhodo]»hyceae.
sich Überall als richtig, Ergänzungen bezüglich der Kerne lieferten die bei-
den zuletzt genannten Verfasser. Die Prokarpien stehen an kurzen, drei-
zelligen Ästen (Fig. 594. j); diese entstehen aus den großen Gliederzellen
terminal, werden aber später zur Seite geschoben. Ihre Endzelle (Fig. 594. r)
bleibt bei der weiteren Entwicklung unbeteiligt, die subterminale Zelle aber
trägt bei Griffithia corallina u. a. d/ei Kurztriebe, von denen einer '(pz in der
Figur nach hinten gerichtet) nur einzellig ist. während die beiden anderen
(rechts und links, Fig. 594. j) zweizeilig sind. Die Basalzelle dieser Aste
produziert wieder an ihrer unteren resp. äußeren Seite den üblichen vier-
zelligen Karpogonast (schraffiert) (Fig. 594. i). welcher sich derart aufwärts
krümmt, daß das Karpogonium selber die Oberseite seiner Tragzelle fast
berührt.
Nach der Befruchtung des Karpogons scheidet die Tragzelle des
Karpogonastes (Fig. 594, la) eine Auxiliarzelle ab und aus ihr gehen nach
erfolgter Fusion die Karposporen vorschriftsmäßig hervor. Der Sporophyt
erhält Nahrung dadurch, daß die Auxiliarzelle mit der Tragzelle verschmilzt
und diese mit den benachbarten Zellen. Es entsteht also hier eine aus-
gedehnte ,,Plazenta". Nicht immer kommen bei Gr. corallina beide Karpo-
one zur Ausbildung von Sporen. Das weist auf Griffithia Bornetiana hin,
bei dieser wird in jedem
Kurztrieb nur ein Karpo-
gon angelegt.
Bei allen Griffitiiien
sind die Zellen des Pro-
karps in ihrer Anlage mit
einem Kern versehen; spä-
ter können sie einige Kerne
enthalten, aber die Zahl
reicht niemals an diejenige
heran, welche in den vege-
tativen Zellen gegeben ist.
Das Karpogon als solches
hat die üblichen beiden
Kerne. Die Karposporen
sind immer einkernig.
Das schon früh von Bornet, neuerdings von Kylin beschriebene
Prokarp von Lejolisia hat fast denselben Bau wie dasjenige von Giiffithia.
Denken wir uns in Fig. 594 den linken Karpogonast weg, so haben wir
eigentlich alles. Das unter der Spitzenzellc gelegene Glied entsendet auch
nach drei Richtungen Zweiglein. Einer davon bleibt einzellig und steril ; die
beiden anderen sind zweizeilig. Die Basalzelle der einen entwickelt als
Tragzelle den Karpogonast. Nach der Befruchtung schneidet die Tragzelle
eine Auxiliare ab und ei)enso die Basalzelle des benachbarten zweizeiligen
Astes, die in Fig. 595, ^ als as bezeichnet ist. Die beiden Auxiliaren
müssen dann mit sporogenen Fäden resp. Zellen fusionieren, welche von
dem einzigen vorhandenen Karpogon ausgehen. Das ist nicht so schwierig,
weil alle Zellen hier sehr nahe beisammen liegen, wie das Fig. 595, 2 zeigt,
so nahe, daß die Entzifferung der vorgetragenen Einzelheiten für den Be-
obachter oft lecht schwer wird. Im Schema wurde eben manches ausein-
ander gezogen.
Da zwei Auxiliarzellen vorhanden sind, müssen bei Lejolisia auch zwei
Karposporenhaufen entstehen, doch ist das hier meistens wenig deutlich,
und häufig scheint auch die eine der Auxiliaren untätig zu bleiben. Viel
Fig. 594. Griffithia coralli?ia n. Kylin. pz Perizentrale
= einzell. Seitenzweig, trz Tragzelle, stz sterile End-
zeile der fertilen Seitenzweige.
3. Ceramiales.
403
klarer erkennt man das in den alten NÄGELischen Figuren von Spermo-
thamnion (Fig. 595, 5), einer Gattung, die im Aufbau des Prokarps der
Lejolisia zweifellos sehr nahe steht.
In anderen Fällen (z. B. bei Sphondylothamnion) verschmelzen mindestens
die beiden Auxiliaren und liefern eine große placentare Zelle (Fig. 595, j),
aus deren Oberfläche dann die Sporen hervorsprossen.
Fig. 595. Zystokarpien und Prokarpien n. Bornet u. Nägeli. / Spermotha7nnion flabel-
lai7tm. 2 Lfjolisia mediterranea. 3 Sphondylotham7iion multifidum. 4 Spermothamnion
(Schema). 5 Spermothamnion (Herpothamnion Naeg.). Die üblichen Bezeichnungen.
Diejenige Zelle des ganzen Prokarpastes, welche unmittelbar unter
der die Auxilliarzellen usw. tragenden liegt — meist die dritte von oben — ,
pflegt bei den eben behandelten Spermothamnien, Griffithien und Bornetien
schon vor der Befruchtung des Karpogons einen Wirtel von sechs bis zehn,
oft auch mehr Fäden zu bilden, welche nach dem Vollzug des Sexualaktes
26*
404
X. Rhodophyceae.
ZU einer mehr oder weniger festen Hülle um die Früchte auswachsen
(Fig. 595, /, 2). Bei Lejolisia wird die Hülle zu einem Becher mit Öffnung,
aus welchem die reifen Karposporen hervortreten.
Man kann in diesem Falle schlechthin von Zystokarpien reden, allein
man wird sich vergegenwärtigen müssen, daß diese Gebilde, welche z. B.
bei Griffithia ein ganzes Zweigsystem einschließen, nicht genau identisch
sind mit den Hüllen von Helminthora usw.
Die Hüllen weisen aber schon auf die Rhodomeleen hin, ebenso die
dicht zusammengerückten Zellen der Prokarpzweige.
b) Rhodomelaceae.
Die Prokarpien der Rhodomelaceen bestehen wie diejenigen der Cera-
miaceen aus einem vierzelligen Karpogonast {ca P'ig. 596. 5), welcher der
Fig. 596. / Polysiphonia nigrescens; Sproßspitze mit jungen Zystokarpien. Orig. 2 Poly-
siphoma insüiiosa; Zystokarp n. BOKNET. 3 Chondria tcmiissima; desgl. 4, 5 Cystokarpiin
von Rhodomela im Längsschnitt n. Falkenberg, cy Zystokarpien, ca Karpogonast, cpgli.'&x-
pogon, amz Auxiliarmutterzelle, az Auxiliarzelle, hz Basalzelle, tr Trichogyne, sp Spermaten.
3. Ceramiales. 405
Auxiliarmutterzelle [amz) seitlich angeheftet ist, und diese ihrerseits ent-
springt einer Zelle der axilen Reihe. Das Ganze ist von einer krugartigen
Hülle umgeben, welche eine relaliv weite Öffnung läßt ; die Trichogyne aber
tritt nicht aus dieser hervor, sondern wird nach oben herausgestreckt
(Fig. 593, j). Das ist möglich, weil die Hülle aus zwei Hälften besteht,
wie noch gezeigt werden soll.
Bornet, Janczewski, Phillips, Falken berg und ich haben in erster
Linie die zu beschreibenden Vorgänge studiei't. Weitere Beobachtungen
machten auch Yamanouchi, Connolly, und besonders Kylin.
Als Regel kann man zunächst festhalten, daß die Zystokarpien der
Rhodomelaceen in Einzahl an der Basis von Kurztrieben entstehen und
zwar entweder an monosiphonen Haartrieben (Fig. r)9C), 2) oder an derberen
polysiphonen Organen ähnlicher Art (Fig. 596, j)-
Bei den typischen Polysiphonien wie auch bei Rhodomela nach Kylin
werden nur Haartriebe zur Bildung der Prokarpien verwandt, letztere ent-
sprechen demnach in ihrer Anordnung den ersteren, sie entstehen akropetal.
Natürlich braucht nicht jeder Haarsproß ein Prokarpium zu tragen; wo aber
reichliche Bildung von Sexualorganen statthat, werden doch die meisten von
ihnen im fraglichen Sinne benutzt, und es ergibt sich ein Bild wie Fig. 596, 1.
Formen, welche im vegetativen Aufbau stark von Polysiphonia ab-
weichen, können doch ganz ähnliche Fruchtäste erzeugen; solche bedeuten
einen Rückschlag.
Ämansia und Vidalia z.B. lassen ihre Prokarpien aus den in dor-
saler Reihe (S. 334) stehenden Haartrieben hervorgehen (Fig. 597, 7), Poilex-
fenia entwickelt aus der Laubfläche dort, wo sonst nur Andeutungen von Kurz-
trieben gegeben sind (Fig. 538, S. 329), radiär gebaute Sprößchen vom Charakter
einer Polysiphonia (Fig. 597, j, /), Placophora entsendet ganz ähnliche Gebilde
aus dem Rande seiner kriechenden Krusten usw.
Doch nicht überall sind, wie gesagt, Haarsprosse beteiligt. Odonthalia
z. B. besitzt solche überhaupt nicht. Die Früchte sitzen hier auf verzweigten
Ästen und jeder polysiphone Kurztrieb der letzteren trägt an seiner Basis ein
Zystokarp (Fig. 597, 8).
Auch bei Euzoniella sitzt je eine Frucht an der Basis eines Phyllo-
cladiums (Fig. 597, l), die Entwicklungsgeschichte zeigt freilich, daß hier ein
monosiphoner Strahl der „Flosse" (Fig. 597, 2) der Ursprungsort für das Zysto-
karp ist.
Das Zystokarpium, welches bei Cliftonaea (Fig. 597, ./) an der Basis
der dorsalen Kurztriebe sitzt, entspricht nach Falkenberg einem polysiphonen
Sproß, obwohl oben am Kurztriebe Haarsprosse entwickelt werden.
Leveillea endlich treibt an der Basis seiner Phyllokladien endogen ein
Sprößchen hervor (Fig. 597, j), welches die Frucht trägt.
Ob man Leveillea mit den übrigen Gattungen in Parallele stellen darf,
mag vorläufig dahingestellt sein, alle anderen haben ganz unverkennbar die
Stellung der Zystokarpien an der Basis von Kurztrieben gemein wie bereits an-
gedeutet wurde. Da wir auf S. 317 die Meinung vertreten haben, daß die ver-
schiedenen Sprosse der Rhodomelaceen homolog seien, hat es für uns nichts
Überraschendes, daß die Tragsprosse der Früchte bald mono-, bald polysiphon
sind. Für Falkenberg und diejenigen Autoren, welche die Haarsprosse für
Blätter erklären, hat aber der eben mitgeteilte Befund eine gewisse Schwierig-
keit, und sie sprechen in Konsequenz ihrer Auffassung davon, daß bei gewissen
Rhodomelaceen die Fortpflanzuiigsorgane auf Blättern, bei anderen auf Sprossen
406
X. Rhodophyceae.
entstehen. Die von mir vorgetragene Meinung scheint mir nicht bloß für die
Antheridien stände, sondern auch für die Prokarpien die einfachere zu sein.
Die oben gegebene Regel, daß ein Zystokarp nur auf der Basis eines
Sprosses gebildet werde, ist aber durchbrochen bei Dasyeen und Bostrychieen.
Fig. 597. Rhodomeleen-Fruchtäste n. Falkenberg. /, 2 Euzoniella adiantiformis\ älteres
und jüngeres Stadium, j Leveillea junger mannioides. 4 Cliftonaea pectinata. 5 Pollex-
feni'a. 6 Da^ya. 7 Vidalia. H Odonthalia. cy Zystokarpien, cpa Karpogonast.
Hier kann jedes Segment eines Sprosses (Fig. 597, j) ein Prokarp produzieren,
das zudem vor der Befruchtung noch nackt ist.
3. Ceramiales. 407
Die Prokar pie 11 entstehen dort, wo sie sich an Kurztrieben ent-
wickeln, fast immer aus dem zweituntersten Segmente des betreffenden
Sprosses, und hier wie bei Dasyen und Bostrychien ist es nur ein einziges
Segment, welches diesen Organen den Ursprung gibt; recht selten werden
deren mehrere in Anspruch genommen.
Das fertile Segment, mag es stehen wo es will, zerfällt in eine axile
Zelle und fünf Perizentralen auch dann, wenn die benachbarten Sproß-
abschnitte andere Zahlen aufweisen. Die jüngste der Perizentralen wird
alsdann durch eine Längswand zerlegt und so entsteht innen die Auxiliar-
mutterzelle {aviz Fig. 598, 2) und außen die Anlage des Karpogonastes {cpa).
Durch wiederholte Querteilungen wird sie vierzellig, ihre Spitzenzelle streckt
sich zur Trichogyne (Fig. 599, j). Die Auxiliarmutterzelle gliedert ziemlich
spät Zellen ab, die wir mit Phillips sterile nennen wollen {stz Fig. 598, 4).
Die erstere von ihnen wird durch eine Querwand von der Basis der Auxiliar-
mutterzelle abgetrennt {stz\ eine zweite entsteht nach der Flanke hin. Kylin,
der die Dinge nachprüfte, nachdem Phillips und Falkenberg sie bereits
richtig erkannt, zeichnet die Fig. 598, /. Danach würde der Karpogonast
auf der einen, die sterile Zelle auf der anderen Flanke der Perizentrale
stehen. Die sterilen Zellen sind in ihrer Funktion nicht erkannt; sie teilen
sich meist noch mehrfach, ja sie bilden ganze Büschel — oft erst nach der
Befruchtung des Karpogens. Sie fehlen wohl kaum einer Rhodomelee.
Sehr bald nachdem das Spermatium mit der Trichogyne vereinigt ist,
wird wie bei den Ceramiaceen die Auxiliarzelle entwickelt, indem die Auxiliar-
mutterzelle durch eine Querwand zerlegt wird. Die obere Zelle ist die
Auxiliare, die untere mag den Namen Tragzelle {Irz Fig. 598) weiter führen.
An letzterer hängen natürlich alle fertilen und sterilen Fäden resp. Ästchen.
Falkenberg macht darauf aufmerksam, daß der Auxiliarzelle genau die-
selbe Stellung zukomme wie dem Tetrasporangium und aus Kylins An-
gaben ist ersichtlich, daß die eine sterile Zelle und der Karpogonast den
Deckzellen entsprechen.
Die geschilderten Vorgänge, sowie auch die Weiterentwicklung des
Prokarpiums lassen sich besonders leicht an Dasya verfolgen, weil hier die
Hülle erst relativ spät gebildet wird. Fig. 598, 5 zeigt, wie die Zellen
orientiert sind. Die Tragzelle führt außer dem Karpogonast zwei zweizeilige
sterile Ästchen, die in den Figuren nur zum Teil wiedergegeben wurden.
In der erwähnten Abbildung ist die Befruchtung der Eizelle gerade
vollendet, die Auxiliarzelle schon länger abgegliedert. Jetzt wird von der
Zygote ein Zellchen seitlich abgeschnitten, und dieses vereinigt sich mit der
Auxiliarzelle etwa in deren Mitte (Fig. 598, 6). Der Prozeß verläuft fast
genau so wie die sekundäre Tüpfelbiidung an den vegetativen Teilen.
Die kleine Zelle ist die sporogene; sie enthält einen Kern, dieser tritt
in die Auxiliarzelle über, und nun spielen sich bei Dasya fast dieselben
Vorgänge ab wie bei Callithamnion. Auch hier kommt es in gleicher Weise
wie dort zur Wanderung der sporogenen Kerne, zur Verdrängung des
Auxiliarkernes (Fig. 598, 7) und dann zur Abgliederung einer Fußzelle,
welche einen sporogenen und einen, meistens aber zwei Auxiliarkerne ent-
hält. In Verbindung damit entsteht natürlich auch eine Zentralzelle, von
welcher dann weiterhin die Karposporenbildung ausgeht.
Die Übereinstimmung mit Callithamnion ist eine weitgehende, nur
wird hier von der Bildung eines sporogenen Fadens völlig Abstand ge-
nommen. Der Sporophyt ist zeitweilig auf die kleine fusionierende Zelle
reduziert. Bei Rhodomela u. a. fehlt auch diese nach Kylin; hier teilt
sich der Zygotenkern, ohne daß darauf eine Wandbildung folgte und nun
408
X. Rhodophyceae.
wandert mindestens ein sporogener Kern durch einen einfaclien Fortsatz in
die Auxiliarzelle hinüber. Diese läßt ihren eigenen Kern durch den er-
weiterten Tüpfelkanal in die Tragzelle gleiten. Zu einer Wandbildung mit
Abkapselung der Auxiliarkerne kommt es also nicht.
Fig. 598. Zystokaip der Rhodomeleen n. Falkenbkrg, Kyun, Phillips u. Oltmanns.
1—4 Rhodomela subfusca; Entwicklung des Karpogonastes usw. 5 — 7 Dasva; Fusionierung
der sporogenen Zelle mit der Auxiliarzelle usw. 8 — w Polysipho7iia sertularioiJes\ Ent-
wicklung der Zystokarpwand. //Dies.; halbreifes Zystokarp. j^s sterile Zellen, /Fusions-
zelle. Die anderen Bezeichnungen wie üblich.
Yamanouchi hat für Polysyphonia über diese Vorgänge ziemlich ab-
weichende Angaben gemacht, seine Befunde konnte bislang niemand be-
stätigen.
3. Ceramialeg.' 409
Aus der Zentralzelle resp. aus dem Oberteil der Auxiliare wird eine
Zelle abgegliedert und aus dieser geht ein Büschel kurzer sporogener Fäden
hervor, die sich reichlich verzweigen und an ihren Enden Karposporen
bilden (Fig. 598, ii). Falkenberg unterscheidet hier zwei Typen. Bei
den Dasyeen und ihren Verwandten ist der Aufbau der sporogenen Fäden
monopodial, bei den übrigen Rhodomelaceen ist er sympodial (s. auch Kylin).
Wenn die Karposporen zu reifen beginnen, treten häufig Zellfusio-
nierungen in die Erscheinung. So können sich unter Auflösung der trennen-
den Wände Zentralzelle, Fußzelle, eventuell auch Tragzelle usw. miteinander
vereinigen {/ Fig. 598, ii), eine Erscheinung, der wir unten noch häufiger
Erwähnung zu tun haben werden.
Die Hülle, welche die Prokarpien der Rhodomelaceen umgibt, nimmt
ihren Ursprung aus den beiden Perizentralen, welche dem jungen Prokarp-
aste rechts und links anliegen, wie das ein Querschnitt an geeigneter Stelle
(Fig. 598, j) am einfaclisten ergibt. Betrachtung von der Seite (Fig. 598. ^)
zeigt, daß die fraglichen Perizentralen zunächst durch eine Querwand in
zwei Hälften zerlegt werden, welche sich dann weiter gliedern (Fig. 6", 9);
und sehr bakl kann man mit Falkenberg nicht mehr darüber in Zweifel
sein, daß man die ganze Masse als Fäden aufzufassen hat, welche sich,
miteinander kongenital verwachsen, durch eine Scheitelzelle verlängern
(Fig. 10).
Bis zum Beginn des Befruchtungsvorganges ist die Hülle einschichtig
(Fig. 596, 5) und besteht ihrer Entwicklung gemäß aus zwei Klappen, wie
Muschelschalen. Später, mit Beginn der Befruchtung, schließen die beiden
Hälften fest zu einem Becher zusammen, wachsen noch erheblich und werden
mehrschichtig.
Letzteres geschieht durch perikline (Fig. 598, 11) Teilungen, welche,
von unten her beginnend, in den Zellreihen, die wir als Fäden betrachteten,
auftreten. Die inneren so entstandenen Zellen teilen sich nicht weiter, die
äußeren dagegen werden durch eine radiale Längswand zerlegt, so daß
nunmehr an Stelle jedes ursprünglich einreihigen Fadens ein anderer vor-
handen ist, welcher auf seiner Innenseite aus einer, auf seiner Außenseite
aus zwei Zellreihen besteht; solches Gebilde kann man dann auffassen als
Polysiphoniasproß, der nur einseitig Perizentralen bildet. Die parallel
laufenden Zellreihen werden durch sekundäre Tüpfel verknüpft, und damit
hat es dann bei den Formen sein Bewenden, welche ihre vegetativen Teile
nicht berinden, bei anderen Arten und Gattungen aber erstreckt sich die
Berindung auch auf die Fruchthüllen, indem an diesen die Außenzellen
sich noch weiter teilen. Durch besonders starke Entwicklung der Zysto-
karpwandung zeichnen sich u. a. die Chondrien (Fig. 596, j) und deren Ver-
wandte aus.
Phillips glaubte auf der Innenseite der Hülle noch l)esondere Fäden
gefunden zu haben, Falkenberg zeigt aber, daß diese nichts andeies sind
als die inneren Zellreihen, welche aus der ersten Längsteilung in der Wand
resultieren.
Die sterilen Zellen, welche der Tragzelle ansitzen, spielen bei dem
Karposporenbildungsprozeß ebensowenig eine Rolle wie bei der Wandbildung
des Zystokarps; sie werden vielfach zusammen mit dem Karpogonast vom
wachsenden Sporophyten zerdrückt, wie das in Fig. 598, 11 erkennbar ist.
In manchen Fällen aber (Chondria usw.) bleiben sie nicht bloß bestehen,
sondern wachsen auch zu einem mehr oder weniger ausgedehnten Faden-
system heran, das sich zwischen die Karposporenmasse und die Zystokarp-
wand einschiebt.
410 X. Rhodophyceae.
c) Delesseriaceae.
In der Gruppe der Delesserien sitzen die Prokarpien meistens in be-
sonderen Fruchtsprößchen. Diese entstehen bei Delesseria sanguinea (Hydro-
lapathum) neben vegetativen Verjüngungssprossen an der i)ersistierenden
Mittelrippe der blattartigen Sprosse bisweilen zu einer Zeit, wo noch die
ganze Laubfläche vorhanden ist, häufiger nach der Zerstörung derselben
(Fig. 599, i). Die Fruchtsprosse sind an der Rippe auf beiden Seiten des
Laubes, rechts und links von der Mediane, in zwei Reihen geordnet.
Nach Phillips, dessen Angaben Svedelius vollauf bestätigen konnte,
während Kylin in Nebensachen abweicht, gleicht das Prokarpium der
Delesseriaceen völlig dem der Rhodomelaceen. Mit der axilen Zellreihe
ist die Tragzelle {^rz Fig. 599, j) verknüpft, an dieser hängt einerseits der
übliche vierzellige Karpogonast, andererseits eine sterile Zelle (s^z Fig. 599, 7).
In dem nur wenige Millimeter langen Fruchtsproß der Del. sanguinea trägt
mit Ausnahme der oberen und unteren jede Zelle der Achse ein Paar Pro-
karpien. Diese Paare stehen, wenn man den Sproß von der Fläche betrachtet,
abwechselnd rechts und links von jener. In der Fig. 599, j konnte nur
ein Prokarpium eines Paares gezeichnet werden, weil das zweite durch das
erste verdeckt ist, denn es liegt der anderen (in der Abbildung hinteren)
Fläche des Sprosses zugekehrt. Fig. 599, 2 dagegen zeigt einen Frucht-
sproß von der Kante, in ihr sind die dem Beschauer zugekehrten Prokarp-
paare dunkel, die abgekehrten heller gehalten.
Wie viele von den zahlreichen Trichogynen, die kaum über die Ober-
fläche des Thallus herausgestreckt werden, der Befruchtung unterliegen, ist
nicht ganz klar, dagegen ist es Regel, daß sich nur ein Prokarpium zur
Frucht entwickelt.
Nach der Befruchtung gliedert die Tragzelle erst die Auxiliarzelle ab
und aus ihr entwickeln sich in bekannter Weise die sporogenen Fäden
(s/ Fig. 599, 7). Die an der Tragzelle hängende sterile verzweigt sich zu
recht ansehnlichen Büscheln (sfz) und endlich beginnen die vegetativen Zellen
in der Nähe des Prokarpiums sich zu teilen. Damit entsteht um den Sporo-
phyten eine derbe Hülle, welche nur in der Mitte einen engen Porus offen
läßt, aus dem später die Karposporen ausschlüpfen können. Die sterilen
Zellen eilen den sporogenen Fäden in der Entwicklung voraus (Fig. 599, 7),
später werden sie aber völlig verdrängt; die Masse der sporogenen Fäden
resp. der Karposporen erscheint auf älteren Entwicklungsstufen strahlig ge-
lappt (Fig. 599, 6), und infolge der massigen Entwicklung der Zystokarp-
wand gewinnen die ganzen Fruchtsprosse das in Fig. 599, j wiedergegebene
Aussehen.
Andere Delesseria- Arten, von welchen besonders Kylin einige unter-
sucht hat, verhalten sich ähnlich, doch ist die Verteilung der Fruchtsprosse oft
eine andere und es können auch (z. B. bei Del. alata) gelegentlich Prokarpien
auf den Hauptsprossen selbst entstehen.
Am weitesten weicht Del. sinuosa (Phycodrys) ab, denn hier sind die
Prokarpien nicht an eine Rippe resp. an eine axile Zellreihe gebunden, sondern
sie treten an beliebigen, oft nur einschichtigen Stellen des Thallus auf. Auch
das scheint mir (vgl. oben S. 361) eine Annäherung dieser Art an die Nito-
phylleen zu bedingen und Kylin stellt sie auch zu diesen.
In dieser Gruppe ist von Rippenbildung bekanntlich nichts oder nur
wenig zu verspüren und so ist der Ort für die Prokarpbildung im voraus kaum
bestimmt, die Früchte treten scheinbar regellos auf. Dort aber, wo sie gebildet
werden, wird der Thallus mehrschichtig, es kommt eine axile Zellreihe zum Vor-
3. Ceramiales.
411
schein (Fig. 600, i) und dieser ist das ganze Prokarp mit Hilfe der Auxiliar-
mutterzelle angeheftet. In einem Sproßabschnitte pflegt nur ein Paar von Pro-
karpien zu entstehen (Fig. 600, I), und nur eins der letzteren entwickelt sich
Fig. 599. Delesserra sanguinea n.
Phillips u. Svedelius. / Zweig
mit Friichtsprößchen. 2 Frucht-
sproß (jung) von der Kante ge-
sehen. 3 Ders. von der Fläche.
4 Junges Prokarp. 5 Fruchtsproß
(alt) von der Seite. 6 Ders. von der
Fläche, 7 Längsschnitt eines jung.
Zystokarps. stz sterile Zellen, sf
sporogene Fäden, //-s Tragzelle, ca
zentrale Achse, cpa Kaipogonast.
ebenso wie dasjenige der Delesserien. So entstehen denn, auf dem dünnen Laub
unregelmäßig verteilt, relativ große warzige oder pustelartige Zystokarpien
(Fig. 600, 2\ die als solche leicht in die Augen springen.
412
X. Rhodophyceae.
Bei Nitophyllum kommen Verschmelzungen der Zentralzelle mit den Nach-
barn zu einer Plazenta vor. Für diese Gattung wird von allen Forschern
angegeben, daß sich die Zystokarpien an ihrer Basis erweitern. Von den Pro-
karpien (Fig. 600, j) beginnend wird nämlich der Thallus über eine ziemlich
große Kreisfläche hin mehrschichtig und wenn nun der Sporophyt sich ver-
größert, treibt er das Gewebe zwischen der mittleren und der peripheren Lage
auseinander (vgl. Fig. 600, 2).
Martensia bildet die Früchte auf beiden Seiten des netzigen Thallusteiles,
und zwar sind es die Schneiden der radial gestellten Netzbalken, die ihnen den
Ursprung geben (Svedelius). Diese sind zunächst einschichtig, werden aber
genau wie bei Nitophyllum unter Entwicklung einer Zentralachse imehrschichtig.
Aus dieser gehen die Prokarpien hervor und verhalten sich weithern ebenso
Fig. 600. / Nitophyllum laceratum ; Thallus quer. Schema der Prokarpien n. Phillips.
2 Nitophyllum (Schizoglossum) . Zystokarp im Querschnitt des Thallus n. KÜTZING.
cpg Karpogon, az AuxiHarzelle, ca axile Zellreihe.
wie bei den übrigen Delesseriaceen. Ein auffallender Gegensatz besteht zwischen
dem Sporophyten und dem Gametophyten. Letzterer hat ausschließlich viel-
kernige Zellen, sogar der Karpogonast besitzt solche; die Karposporen aber und
die Fäden, welche sie erzeugen, sind stets einkernig.
Einige andere Gattungen zeigen vielleicht geringe Abweichungen, z. B.
Grinellia, doch bedürfen Brannonis Angaben über diese wohl der Nachprüfung.
Die bislang behandelten Gruppen sind die bestiintersuchten, und es
ist nicht schwer, sie nach dem Verhalten des Sporophyten, der Auxiliar-
zellen und eventuell nach der HüUbildung in eine Reihe anzuordnen; nicht
wenige Florideenfamilien fügen sich aber dieser einfachen Reihe, resp. den
drei großen Gruppen, die wir bildeten, nicht oder doch nicht leicht ein.
Das sind in erster Linie die Familien, welche Schmitz als Gigartinales
3. Ceramiales. 413
und zum Teil als Rliodymeniales zusammenfaßte, Sie sind weit weniger
gut untersucht, speziell das ^'erllalten der sporogenen Zelle, der Auxiliar-
kerne usw. ist kaum in einem Falle bekannt. Damit mag es gerechtfertigt
werden, wenn wir die fraglichen Familien kürzer behandeln.
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, ja sogar für wahrscheinlich, daß
die Gruppen, welche Schmitz unter obiger Bezeichnung vereinigte, nicht
so nahe zusammengehören, wie unser Autor glaubte; wir werden noch sehen,
daß sie sich puncto Auxiliarzelle und in manchen anderen Dingen recht
verschieden verhalten. Allein ich halte es für unzweckmäßig, auf Grund
dieser allgemeinen Erkenntnis sofort eine tiefgreifende Umsstellung der
alten Gruppen vorzunehmen, ehe nach den verschiedensten Richtungen
gründlichere Untersuchungen vorliegen, die freilich um so mehr zu wünschen
wären, als wir vielfach hier auf die äußerst kurzen und deshalb oft schwer
verständlichen Angaben in Diagnosenform bei Schmitz-Hauptfleisch an-
gewiesen sind.
Nur die ScHMiTzschen Rhodymeniales vermag ich in dem vollen Um-
fange nicht beizubehalten, wie sie der Autor aufstellte; ich glaube, man
muß schon jetzt die Delesseriaceen, Ceramiaceen und Rhodomelaceen zu
einer besonderen Gruppe vereinigen, wie es oben geschah, und dieser die
Rhodymeniales im engeren Sinne gegenüberstellen (s. unten).
4. Gigartinales.
Die Fruchtbildung der Gigartinaceen scheint mir am leichtesten ver-
ständlich zu werden, wenn wir von Harveyella ausgehen. Diese parasitische
Form entspricht zwar kaum dem eigentlichen Typus der in Rede stehenden
Familie, sie wurde von Schmitz sogar zu den Gelidiaceen gezählt, allein
sie ist eine der wenigen Formen, von welcher wir durch Sturch eingehender
unterrichtet sind.
Harveyella bildet, wie im Kapitel über Parasiten noch zu berichten
sein wird, Polster mit annähernd radiär verlaufenden Fäden (Fig. 601).
Eine Anzahl derselben trägt Prokarpien.
Der Karpogonast sitzt wie üblich an der Tragzelle (Fig. 602, i) und
diese entsendet thalluseinwärts die sterilen Elemente (sfz). Nach der Be-
fruchtung vereinigt sich ein kurzer sporogener Faden mit dem oberen Ende
der Tragzelle, welche ohne weitere Teilung als Auxiliarzelle verwendet wird.
Das apikale Ende der Auxiliarzelle wird als Zentralzelle (c^rz) abgegliedert,
während der untere Teil mit den sterilen Zellen fusioniert (Fig. 602, 2).
Nur ein Prokarpium von den zahlreich angelegten entwickelt sich weiter,
aus seiner Zentralzelle wachsen viele sporogene Fäden nach allen Richtungen
annähernd parallel zur Oberfläche des Polsters zwischen dem Gewebe des-
selben hindurch und entsenden dann nach aufwärts verästelte Zweiglein,
welche die Karposporen produzieren. Für diese ist dadurch Platz geschaffen,
daß die radiären Fäden des Polsters in den Regionen, welche der Tnnen-
rinde entsprechen mögen, sich seitlich voneinander lösen und sich gleich-
zeitig strecken, während die Außenrinde unter vermehrtem Wachstum fester
zusammenschließt, wie wir das ähnlich schon für Gelidium konstatieren.
Die Prokarpien der typischen Gigartineen zeigen in der Zellenzahl des
Karpogonastes wie auch im Verhalten der Auxiliarzelle leichte Abweichungen.
Chondrus, von Kylin untersucht, besitzt eine besonders große Trag-
zelle (Fig. 602, j) in der Innenrinde, an dieser hängt ein dreizelliger Kar-
pogonast, der natürlich seine Trichogyne nach außen streckt. Die Tragzelle
414
X. Rhodophj'ceae.
wird mit allen benachbarten Rindenzellen durch sekundäre Tüpfel verkettet.
Die sporogene Zelle tritt in die Tragzelle ein, diese fungiert also direkt als
Auxiliarzelle.
Auch eine Zentralzelle wird nicht abgegliedert, vielmehr entsendet die
Auxiliar-(Trag-)Zelle (Fig. 602, 6) nach verschiedenen Richtungen sporogene
Fäden, welche sich unter reichlicher Verzweigung in der Innenrinde und
auch im Zentralkörper des fertilen Sprosses ausbreiten (Fig. 602, j). Das
Gewebe des letzteren wird dabei aufgelockert und die Karposporen erscheinen
endlich in mehr oder weniger großen Gruppen, die als dunkelrote Massen
dem fädigen, farblosen, sterilen Gewebe eingelagert sind (Fig. 602, ^), ein
Bild, das namentlich für Chondrus. Gigartina, Phyllophora u. a. charak-
teristisch ist. Die Gruppieiung der Sporen kommt nach Schmitz dadurch
Fig. 601. Harveyella »lirabilis n. Sturch. Die Pflanze parasitiert auf Rhodomela. Der
Sporophyt ist schwarz gehalten.
zustande, daß die sjjorogenen Fäden in mehrere kurze Ästchen ausgehen,
deren Endzellen sich nebst den darunter liegenden Gliederzellen in Karpo-
sporen umwandeln.
Bei Gigartina wachsen die sporogenen Fäden einfach durch das vege-
tative Gewebe hindurch, und bei Stenogramme (Johnson) trägt dieses unter
Absterben zur Ernährung derselben bei; bei Chondrus aber werden die
sporogenen Fäden nach Schmitz mit vegetativen Zellen durch Tüpfel mehr-
fach verbunden (Kylin konnte das aber nicht finden) und bei Mychodea
geht diese „Vertüpfelung" noch weiter. Kurzgliederige Seiten sprosse der
sporogenen Fäden wachsen an den Zellen des sterilen Gewebes entlang,
verbinden sich mit diesen durch Tüpfel und schreiten dann erst zur Aus-
bildung einer Sporengruppe.
3. Ceramiales.
415
Die ganze Masse der Karposporen wiid bei manchen Gattungen (Iri-
daea, Gigartina u. a.) durch eine „Faserschicht" umhüllt, d. h. durch Hyphen,
welche miteinander verflochten gleichsam eine sekundäre Zjstokarpwand bilden.
Die Früchte der Gigartinaceen entstehen bei vielen Gattungen (Chondrus,
Iridaea u. a.) an beliebigen Stellen des Thallus, bei anderen dagegen (Gigar-
^ o /o
Fig. 602. /, 2 Harveyella mirabihs ; Prokarpieii, vor der Befruchtung resp. nach Bildung
der Zentralzelle n. Sturch. j Gigartina; Querschnitt des fertilen Sproßstückes; Schema
für die Verteilung der sporogenen Fäden. 4 Dies., reife Karposporen im fertilen Sproß
n. LÜRSSEN. az Auxiliarmutterzelle, stz sterile Zelle, ctrz Zentralzelle, sf sporogene
Fäden, csp Karposporen, tz Tragzelle, kp Karpogon. 5 u. 6 Chondrus n. Kylin. 5 Prokarp.
6 Auswachsende Auxiliarzelle.
tina, Phyllophora usw.) sind ihnen besondere warzen- oder zitzenähnliche
Bildungen (Fig. 492, S. 274) teils am Rande, teils auf der Fläche der Sprosse
angewiesen. Bei Stenogramme ist es nach Johnson ein mittelrippenartiger
dickerer Streifen des Thallus. In der Regel dürften zunächst zahlreiche
Prokarpien vorhanden sein; die meisten gehen indes wie bei Delesseria
zugrunde. Ob aber ein erwachsenes Zystokarpium sich stets von einem
416 X- Rhodophyceae.
oder gelegentlich auch von einigen Prokarpien herleitet, entzieht sich meiner
Kenntnis.
Überall müssen die Rindenschichten dort emporgewölbt und eventuell
vermehrt werden, wo ein Zystokarp entsteht, und es bildet sich meistens
auf dem Scheitel der Vorwölbung ein Porus, der späterhin die Sporen ent-
läßt. Bisweilen werden nach Schmitz-Hauptfleisch auch mehrere Poren
entwickelt.
Die Vorgänge bei diesen Formen erinnern an Dermonema, sowie an
die Chaetangiaceen, und doch ist in der Anwesenheit der Auxiliarzelle ein
scharfer Unterschied gegeben. Dort gehen die sporogenen Fäden direkt
von der Eizelle aus, hier entsprossen sie einer regelrecht entwickelten
Auxiliarzelle. Damit aber nähern sich die Gigartinaceen zweifellos der Cera-
miaceenreihe und der Unterschied zwischen beiden Gru])pen bestände in
einer starken Entwicklung des Sporophyten auf der einen, in einer Re-
duktion desselben auf der anderen Seite, Wie weit in diesen Tatbeständen
direkte Verwandtschaftsbeziehungen zum Ausdruck kommen, ist momentan
kaum zu sagen. Wer solche betont, darf aber auf der anderen Seite nicht
verschweigen, daß ein ziemlich einfacher Weg von den Chaetangiaceen
zu den Gigartinen hinüberführt, nämlich durch Vermittlung der Wrangeliaceen,
die wir an anderer Stelle behandeln.
Zu den Gigartinales muß man mit Schmitz wohl auch noch die
Rhodophyllidaceen rechnen, Sie sind meistens durch Zystokarpien mit
derber Wand und gut entwickeltem Porus ausgezeichnet (Fig, 603). Die
Wandung entwickelt sich in ähnlicher Weise wie bei den Gelidiaceen (S, 384),
d, h, die Rinde zeigt lokal ein erheblich gesteigertes Wachstum und wölbt
sich deshalb stark nach außen; gleichzeitig löst sie sich von den zentralen
Gewebeelementen los, und so entsteht ein mehr oder weniger großer Hohl-
raum. Dieser wird liäufig durchzogen von einer Anzahl radiärer Rinden-
zellen, welche bei Abhebung der Zystokarpwand nicht gerissen sind, sondern
der skizzierten Bewegung durch Dehnung und Wachstum folgten (Fig. 603, 2).
Außerdem kann die Höhlung des Zystokarpiums sekundär erfüllt werden
durch ein meist sehr lockeres Geflecht von Hyphen, welche von der Innen-
wand her unregelmäßig in dieselbe einwachsen. In dieser Höhlung etabliert
sich nun der Fruchtkern, welcher die Karposporen liefert.
Dies Gebilde ist l)ei den Rhodophyllidaceen nicht dem Boden des
Zystokarps angeheftet, wie in anderen Gruppen (Delesserien usw.), es hängt
vielmehr von oben herunter (Fig. 603, 2), indem es nicht weit von der
Mündung seitlich angeheftet ist.
Kylin gab Aufschluß über die Entwicklung von Cystoclonium, Rhodo-
phyllis und Euthora, nachdem freilich durch Schmitz u. a. schon manches
bekannt geworden war. Der dreizellige Karpogonast sitzt im erwachsenen
Zustande, wie Fig. 604, i zeigt, einer Zelle der inneren Rindenschicht an,
die als Tragzelle fungiert. Angelegt wird er aber zu einer Zeit, wo die
Rinde noch einschichtig ist. Die Auxiliarzelle (az) ist eine der Tragzelle
benachbarte Rindenzelle, die relativ unabhängig von der ersten ist, somit
ist kein charakteristisches Prokarpium gegeben wie in anderen Familien.
Die Anordnung erinnert an die Nemastomaceen. Nach der Befruchtung
tritt die übliche Verbindung mit der Auxiliai-zelle ein, eine Zentralzelle wird
abgegliedert und von dieser aus entstehen (Fig. 604, 2) verzweigte sporogene
Fäden. Eigenartig wird die Sache dadurch, daß sich die basalen Zellen der
letzteren erst mit der Zentralzelle wie auch mit der Auxiliarzelle zu einem
vielkernigen Gebilde vereinigen, das man Fusionszelle, wie in anderen Fällen,
nennen mag (Fig. 604, j). Die Rindenzellen haben inzwischen dort, wo
3. Ceramiales.
417
die Fusionszelle liegt, mehr weniger lange Reihen gebildet, welche die
Wandung des Zystokarpiums darstellen. Die Fruchthöhlung entsteht in
unmittelbarer Nähe der Auxiliar- bzw. Fusionszelle, und man versteht
nun leicht, weshalb diese innen der Zystokarpwand anhängt, um die Karpo-
sporen in den Hohlraum hinein zu treiben (Fig. 604, 4, j).
Bei verschiedenen Formen etwas verschieden, werden die Karposporen
bzw. die sporogenen Fäden durch Streckung der Fusionszelle zwischen das
^miM. .
'%> ,StCL
.Vi >
3%
^4S^k
Flg. 603. / Frucht von Soliera chordalis n. BoRNET. 2jFrucht von Flahaitltia appendi-
cnlata n. BoRNET. fa Fasern,/? Fusionszelle, sta sterile Hyphen.
Hyphengeflecht geschoben, von dem wir schon oben sprachen. Die anfangs
locker gestellten sporogenen Fäden müssen später dicht zusammenschließen.
Es ist klar, daß die Hyphen bei diesem Prozeß verdrängt oder ein-
geklemmt werden. Tatsächlich sieht man denn auch bei nicht wenigen
Gattungen der Rhodophyllideen Stränge des sterilen Gewebes (/« Fig. 603, 1)
die Masse der sporogenen Fäden durchsetzen.
Oltmanns, Morphologie u. Biologie der Algen. 2. Aufl. IL 27
418
X. Rhodophyceae.
Die Fusionszelle kann sich durch weitere Verschmelzung mit ihren
Nachbarzellen vergrößern, und dann bleibt sie lange sichtbar, in anderen
Fällen ist sie kleiner und ist deshalb im voll entwickelten Fruchtkern
nicht mehr nachweisbar.
Die Höhlung des Zystokarps ist vielfach (Fig. 603, j, 2) im Innern des
Thallus durch eine feste Wandung gegen das Gewebe des letzteren ab-
gegrenzt, z. B. bei der auch wohl hierher gehörigen Calliblepharis, über
welche Phillips kurz berichtet. Diese „Faserhülle" entsteht wie bei Gi-
gartinen aus verflochtenen Hyphen oder ähnlichen Gebilden. Manchen
Gattungen fehlt sie aber.
Fig. 604 n. Kylin. 1—3 Cystodonhan. 4, 5 Rhodophyllis. i Befruchtungsreifes Karpogon.
2 Die Bildung des sporogenen Fadens {gon) beginnt, j Fusionszelle mit Karposporen-
Anlagen. 4 Vi- 5 Zystokarpien verschiedenen Alters, az Auxiliarzelle, tz Tragzelle,
gon sporogener Faden.
Etwas eingehender als die vorerwähnten Gattungen, über welche Bornet,
Schmitz, Phillips Auskunft gaben, ist durch Osterhout Agardhiella (Rhab-
donia) tenera untersucht.
Die Karpogonäste haben die übliche Stellung, die Auxiliarzellen weisen in
ihrer Lagerung so wenig Beziehungen zu den Karpogonen auf, daß von
Prokarpien nicht wohl die Rede sein kann. Die Karpogone sind zahlreicher
als die Auxiliaren. Die Zygote entsendet wie bei Dudresnaya lange Fäden,
die aber kaum verzweigt sind. Sie dürften immer nur mit einer Auxiliar-
zelle in Verbindung treten.
3. Ceramiales.
419
Diese sind wie bei den früher erwähnten Gattungen substanzreiche
Zellen der Innenrinde, d, h. größere Gliederzellen der verzweigten und an-
nähernd radiär verlaufenden Rindenfäden. Auch die Nachbarn der Auxiliar-
zelle enthalten reichliche Nährsubstanzen. Nach vollzogener Fusionierung mit
dem sporogenen Faden läßt die Auxiliarzelle auf der Innenseite einen Fort-
satz, die Zentralzelle, hervortreten, welche sich wiederholt teilt und einer
Masse von Zellen oder Fäden den Ursprung gibt, die nicht bloß die
Auxiliarzelle selbst, sondern auch die über ihr stehenden großen Zellen völlig
einhttlllen. Die Bildung der Zystokarphöhlung usw. geschieht ini wesent-
lichen wie bei den bisher besprochenen Gattungen. Darüber s. Osterhout.
Fig. 605. Wrangelia n. Zerlang u. Bornet. / Karpogonast (jung). 2 Ders. einige
Zeit nach der Befruchtung, cpg Karpogon, oosp Oospore, sz sporogene Zelle, trz Trag-
zelle. 3 Sexualsproß: der Sporophyt ist dunkel gehalten.
Dieser berichtet auch, daß bei Rhabdonia die Auxiliarzelle mit einigen
Nachbarzellen verschmelze, so daß eine riesige Fusionszelle in der Mitte der
sporogenen Fäden entstehe.
Die Ähnlichkeit zwischen Gigartinaceen und Rhodophyllidaceen springt
in die Augen, und deshalb hat auch Schmitz die Verwandtschaft beider
Gruppen betont. Allein man wird auch die Unterschiede nicht vergessen
dürfen. Die Gigartinaceen besitzen ein typisches Prokarpium, in welchem
Karpogon und Auxiliarzelle vereinigt sind, fast wie bei Ceramiaceen usw.
Die Rhodophyllidaceen aber besitzen ein solches Prokarpium nicht überall,
27*
420 X. Rhodophyceae.
Auxiliarzelle und Sexualapparat sind oft weit getrennt, die erstere ist eine
beliebige, zunächst kaum ausgezeichnete Rindenzelle. Das erinnert an die
Nemastonieen u. a., und man kann, wie mir scheint, tatsächlich fragen, ob
zu diesen Gruppen nicht auch Beziehungen vorhanden sind. Man vergleiche
nur einmal Bertholds Angaben über Grateloupia usw. mit dem, was
Schmitz-Hauptfleisch über Tichocarpus berichten, bei welchem an der
Basis der Auxiliarzelle ein dichtes „Plazentapolster" entwickelt wird, ähnlich
wie die Fruchthülle bei den Grateloupien.
Eine sichere Entscheidung freilich wird man kaum treffen können,
ehe nicht weitere entwicklungsgeschichtliche Daten vorliegen.
Hier mögen auch die Wrangeliaceen ihren Platz finden. Ich rechne
dazu Wrangelia, Naccaria, Atractophora und schließe Bonnemaisonia an.
Wrangelia hat besondere Sexualsprosse, das sind Kurztriebe (Fig. 605, j),
mit verkürzten Gliederzellen; die Wirteläste berühren sich an ihrer Basis, die
Berindung bleibt aus (vgl. S. 253). Es entwickeln sich die Prokarpien auf
dem jeweils ältesten Gliede eines Wirteis.
Die vierzelligen, eigenartig gekrümmten Karpogonäste sitzen einer
Tragzelle {trz Fig. 605, i) auf. Die Zygote treibt eine große lappige Zelle
{sz Fig. 605, 2), die sich nach Zerlang durch einen Tüpfel mit der Trag-
zelle des Karpogonastes [trz) verbindet. Die Lappenzelle bildet alsdann
das Zentrum, von welcher zahlreiche sporogene Fäden ausgehen, um sich
zwischen die Basalzellen der Wirteläste einzuzwängen; sie treten sogar mit
einigen derselben durch Tüpfel in Verbindung. Mit der Zeit umspinnen
dann die Sporogene die ganze Hauptachse des gestauchten Sexualsprosses
(Fig. 605, j) und bringen endlich zwischen den haarigen Wirtelästen zahl-
reiche Karposporen hervor. Obwohl ziemlich viele Karpogonäste angelegt
werden, kommt nur einer zur Entwicklung. Alle Kari)Osporen eines Zweig-
leins entstammen diesem.
Die beiden anderen Gattungen stimmen mit Wrangelia insofern über-
ein, als auch hier sporogene Fäden die Achse der fertilen Sprosse lokal
umwachsen, die Prokarpien aber sind ein wenig verschieden. Atractophora
bildet aus der Tragzelle (gleichzeitig Auxiliarzelle) sterile Fäden, ähnlich
denjenigen bei Rhodomeleen, Delesserien usw. Später fusionieien dieselben
mit der Auxiliarzelle, wie bei Harveyella, und nach Einführung einer sporogenen
Zelle entsendet die große Fusionszelle sporogene Fäden.
Bei Naccaria ist die Auxiliarzelle nicht deutlich erkennbar, aber auch
hier entsteht aus sporogener Zelle, sterilen Fäden usw. eine Fusionszelle,
die sporogene Fäden produziert. Allen drei Gattungen gemeinsam ist also,
abgesehen vom Verhalten der sporogenen Fäden, die Bildung einer größeren
Zentralzelle, von welcher dann erst die sporogenen Fäden ausgehen. Das
erinnert an Dudresnaya, vielleicht auch an Scinaia, und kann als Übergang
von Dermonema zu dieser gedeutet werden. Andererseits scheint mir die
Annahme möglich, daß erst in der fraglichen Gruppe sich eine typische
Auxiliarzelle herausgebildet habe, denn l)ei Wrangelia sehen wir eine leichte
Verkettung durch einen für Kerne usw. überhaujjt kaum wegsanien Tüpfel,
bei Atractophora dagegen bemerken wir das typische Eindringen einer sporo-
genen Zelle in die Auxiliare. Ist das letztere richtig, dann ist tatsächlich
der Weg zu den Gigartinen gegeben, 'den wir schon auf S. 384 andeuteten.
Ol) man dann die Wrangelien schon als Gigartinales oder noch als
Nemalionales ansprechen soll, und ob man sie im Anschluß an die eine oder
die andere (Jrui)pe behandeln muß, scheint mir von minderer Bedeutung
zu sein. Da ich glaube, man muß auf die Anwesenheit der Auxiliarzelle
3. Ceramiales.
421
einen gewissen Wert legen, habe ich die Familie an dieser Stelle dem Leser
vorgefülirt.
Mit den Wrangelien bringt nun Kylin wohl nicht ganz mit Unrecht
die ßonnemaisonien in Verbindung, Der dreizellige Karpogonast ent-
springt einer Tragzelle {trz Fig. 606); aus der letzteren, wie auch aus der
untersten Zelle des Karpogonastes entspringen zunächst inhaltsarme Fäden,
welche später die Hülle des Zystokarpes bilden. Die hypogyne Zelle [cpa<^)
liefert sterile inhaltsreiche Zellen. Nach der Befruchtung entsendet die Zy-
gote einen sporogenen Faden nach abwärts (-s/Fig. 606), der auch bald sich
zu verzweigen beginnt. Anfangs nährt er sich von den sterilen Zellen,
später aber, wenn diese ausgesaugt und zugrunde gegangen sind, fusionieren
die Zellen des Sporophyten mit den Zellen des Zystokarpbodens, die in-
zwischen sehr inhaltsreich geworden sind. Der Prozeß beginnt bei der
Tragzelle, greift aber auf alle Nachbarn über. Aus der so entstehenden
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Fig.
Zystokarpien von Bonnemaisonia n. Kylin.
großen Fusionszelle sprossen dann nach aufwärts Fäden hervor, und aus
diesen die Karposporen (Fig. 606, 2).
Bezüglich der verwandtschaftlichen Beziehungen gilt wohl dasselbe,
was bereits für Wrangelia und Verwandte gesagt wurde. Auffallend ist,
daß die Verbindung mit Nähr- und Auxiliarzellen so außerordentlich in den
einzelnen Gattungen wechselt; vielleicht deutet diese Inkonstanz darauf hin,
daß das alles innerhalb des Verwandtschaftskreises noch nicht genügend
gefestigt ist.
5. Rhodymeniales.
Unter diesem Namen fasse ich nur die Sphaerococcaceen und die
Rhodymeniaceen zusammen.
Die Zystokarpien der Sphaerococcaceen sind bei manchen Gattungen
dieser Gruppe über den ganzen Thallus scheinbar regellos zerstreut, bei
anderen aber finden sie sich in Einzahl auf kleinen Seitensprossen, die da-
422
X. Rhodophyceae.
durch ziemlich abweichend gestaltet werden und nicht selten als gestielte
Kügelchen erscheinen (Fig. 607).
Die einzelne Frucht hat mit derjenigen der Rhodophyllidaceen manche
Ähnlichkeit, und doch tritt ein Unterschied (Fig. 608, 4) sofort hervor: Der
Fruchtkern ist an der Basis des Ganzen, der Öffnung gegenüber, angeheftet,
und an der Anheftungsstelle findet sich dann ein kleinzelliges, aus Hypheu
gebildetes Gewebe, das leider den Namen Plazenta erhalten hat. Mir scheint
derselbe nicht sehr glücklich, denn dies Gewebe hat mit der Karposporen-
bildung, wie in anderen Fällen, gar nichts zu tun.
Die Entwicklungsgeschichte der Sphaerococcaceenfrüchte ist noch viel-
fach unklar. Halten wir uns zunächst einmal an die leider etwas unvoll-
ständigen Angaben von Johnson über Gracilaria, so geht aus Fig. 608, j
Fig. 607. / Gracilaria\ Orig. 2 Phacelocarpus n. KÜTZING.
hervor, daß an der Basis eines jungen Zystokarpiums eine relativ große
Zentral- oder Fusionszelle {fz) liegt, hervorgegangen mutmaßlich aus der
Vereinigimg der Auxiliarzelle mit einigen Nachbarzellen. An der Basis der
großen Zentralzelle und wohl auch aus anliegenden Rindenzellen treten die
Fäden hervor, welche die sogenannte Plazenta bilden. Das Oberende der
Zentralzelle entsendet sporogene Fäden, die (Fig. 608, j) anfänglich noch ge-
trennt sind, später aber, offenbar infolge wiederholter Verzweigung, zu einem
dichten Polster, dem Fiuchtkern, zusammenschließen (Fig. 608, 4) und sogar
in tangentialer Richtung sekundäre Tüpfel bilden. Nur (lie Enden der Fäden,
welche das Kernpolster zusammensetzen, sind frei und produzieren Karpo-
sporen. Die Zentralzelle bleibt lange an der Basis des Fruchtkernes sichtbar (fz).
3. Ceramiales.
423
Die Fruchtwand entsteht hier wie bei den früher behandelten Familien
durch Abhebung der äußeren Rindenschichten von den inneren, die mit
einer bedeutenden Verdickung der ersten verbunden ist. Ob bei Gracilaria
Verbindungsfäden übrig bleiben, ist nicht ganz sicher, in anderen Gattungen
sind aber solche Gebilde bestimmt nachweisbar; sie erscheinen (zusammen
mit Hyphen) in das sporogene Gewebe eingeklemmt.
Eine Ergänzung zu dem, was über Gracilaria berichtet wurde, bilden
kurze Angaben bei Schmitz-Hauptfleisch über Sphaerococcus. die
allerdings mit Johnsons Bericht über diese Gattung nicht ganz harmonieren.
Der Zentralfaden der Fruchtästchen trägt seitlich eine Zelle, welche mit
zahlreichen Zweiglein besetzt ist (Fig. 608, /). An ihr ist ein vierzelliger
Karpogonast befestigt {cpa Fig. 608, /). -Die den Karpogonast tragende
Fig. 608 n. Thuret, Johnson, Schmitz. /, 2 Prokarpien von Sphaerococcus corono-
pifolhis. 3, 4 Junges und älteres Zystokarp von Gracilaria confervojdes. cpa Karpogonast,
az Auxiliarzelle, fz Fusionszelle.
Zelle {az) ist die Auxiliarzelle. Nach Vereinigung mit der befruchteten Ei-
zelle fusioniert sie mit ihren Nachbarn, u. a. auch mit Gliederzellen des
Zentralfadens (Fig. 608, 2), und dann wächst die so entstandene Fusions-
zelle {fz) am Oberende zu sporogenen Fäden aus. Diese bilden, soweit
ich sehe, den Fruchtkern, die Zweiglein an der Auxiharzelle liefern wohl
die Plazenta.
Wesentlich mehr über den Fruchtaufbau der Sphaerococcaceen als
hier berichtet, ist nicht bekannt, wenigstens nicht soweit er für uns in Frage
kommt. Gerade diese Gruppe scheint erneuter vergleichender Untersuchung
bedürftig. Das bezieht sich auch auf Ahnfeltia, die nach Mc Faddens
Angaben hierher gehören könnte.
Ein Teil der Rhodymeniaceen, darunter Rhodymenia selbst, Hymeno-
cladia usw., sowie wohl auch Erythrocoleon, die Okamura in diese Famihe
424
X. Rhodophyceae.
rechnet, hat in der Fruchtbildung eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den
Sphaerococcaceen. Der Hauptunterschied besteht darin, daß die ganze Masse
sporogener Fäden, welche von der Auxiliarzelle resp. der Zentralzelle aus-
strahlt, in Karposporenbildung aufgeht; infolgedessen ist von einem Frucht-
kern in dem Sinne wie bei den Sphaerococcaceen usw. nicht die Rede. Die
„plazentaren" Bildungen erscheinen hier wie dort in ähnlicher Weise.
Hier mag auch Plocamium erwähnt sein; es wurde von Phillips,
dann von Kylin untersucht. Die Prokarpien liegen mit Vorliebe an den
Außenrändern der Zweige. Die Tragzelle gehört der Innenrinde an, sie
liefert einen dreizelligen Karpogonast (Fig. 609, i) und stellt gleichzeitig
die Auxiliarzelle dar, in welche der sporogene Kern Eingang findet. Nach-
dem dies geschehen, spaltet sie eine Zentralzelle nach auswärts ab, aus
welcher verzweigte Büschel sporogener Fäden entspringen. Die Zellen der
sporogenen Fäden, welche an die Zentralzelle grenzen, sind besonders groß.
Fig. 609. Plocamium coccineum ii. Kylin. / Prokarp kurz vor der Befruchtung. 2 P'ast
reifes Zystokarpium. tz Tragzelle, spf Faden.
sie bilden keine Karposporen. Dafür verschmilzt mindestens die unterste
{gon Fig. 609, 2) mit der Tragzelle. Die Wand des Zystokorps entsteht
durch lokales Aussprossen der äußersten Rindenzellen (Fig. 609), welche
dicht zusammenschließen.
Von diesen und ähnlichen Rhodymenieen weichen die Chylocladieen
(Chylocladia, Lomentaria, Champia) oft recht erheblich ab.
Ihre Fruchtentwicklung ist von Janczewski, Schmitz, Hauptfleisch,
Davis, Hassencamp untersucht worden. Die Angaben dieser Autoren diffe-
rieren außerordentlich ; ich halte mich zunächst im wesentlichsten an Hassen-
CAMPs Befunde, Kylins neuste Darstellung weicht davon nicht ab.
Ein radialer Längsschnitt durch den Thallus von Chylocladia kaliformis
(Fig. 610, 1) zeigt, daß der vierzellige Karpogonast einer großen Tragzelle
{tr£) aufsitzt, un(l diese ihrerseits ist wieder einem der Längsfaden {If) an-
geheftet, die wir auf S. 279 beschrieben haben. Die Auxiliarzellen sind in
3. Ceramiales.
425
solchen Bildern nicht sichtbar, und zwar deshalb nicht, weil sie, soweit er-
kennbar, mit dem Karpogonast in keiner direkten Verbindung stehen. Auf
Querschnitten (Fig. 610, 2) dagegen erkennt man sie leicht als ein Paar
von Zellen, welche rechts und links neben dem Karpogonast liegen. Nicht
selten wird nur eine Auxiliare entwickelt. Die letzteren entstehen dadurch,
daß eine resp. zwei große Zellen der Thalluswand durch perikline Wände
in die eigentliche Auxiliarzelle (az) und in die Basalzelle (dz) zerfallen, und
zwar schon vor der Befruchtung (Fig. 602, 2).
Schon auf diesen Stufen fällt die große Zahl der Kerne in den Basal-
zellen auf, auch die benachbarten Thaliuszellen sind häufig durch Kern-
reichtum ausgezeichnet (Fig. 611, i).
Die befruchtete Eizelle tritt durch Fortsätze, welche teils von ihr
selbst, teils von den Auxiliarzellen ausgehen, mit den letzteren in Verbindung,
und in jede derselben wird ein sporogener Kern eingeführt. Nach Ablauf
der üblichen Kernbewegungen wird die
,, vorgeschriebene" Fußzelle gebildet (/z
Fig. 611, /), und dann schreitet die über
ihr stehende Zentralzelle zu Teilungen,
welche (Fig. 611, 2) radiär um ein Zen-
trum gestellte Zellen ergeben. Von den
keilförmigen Zellen werden unten durch
perikline Wände kleinere, Stielzellen, ab-
geschnitten (vgl. Polyides), und nunmehr
stellen die oberen die Karposporenanlagen
dar, welche sich noch erheblich vergrößern,
sich mit Reservesubstanzen füllen und sich
zudem durch einen einzigen großen Kern
auszeichnen.
Inzwischen sind aber die Basalzellen
nicht untätig geblieben, sie verschmelzen
völlig mit den Fußzellen und vereinigen
sich außerdem durch mehr oder weniger
breite Plasmastränge mit zahlreichen vege-
tativen Zellen (Fig. 611, j, 4). Doch auch
damit ist es der Fusionierungen noch
nicht genug, die Plasmamassen brechen
noch in die Stielzellen ein und beseitigen
deren Wände vollends. So resultiert im
Anschluß an jede Auxiliare eine riesige Fusionszelle, welche die Sporen auf
ihrem Scheitel trägt, und wo zwei Auxiliarzellen vorhanden waren, wird auch
noch zwischen den beiden Derivaten der Basalzellen eine breite Verbindung
(Fig. 611, 4) hergestellt.
Die so gebildete Riesenzelle enthält natürlich sehr zahlreiche Kerne,
und zwar müssen das teils sporogene, teils auxiliare Kerne sein. Wenn
nun auch nicht alle in Frage kommenden Nuclei gleich aussehen, so lassen
sich doch die beiden Sorten derselben nicht mehr unterscheiden.
Die Wandung des Zystokarps entsteht durch Neubildung von Zellen
unter periklinen Teilungen in der Umgebung der Auxiliaren, Die neu-
gebildeten Zellmassen wölben sich über diesen zusammen.
Bei Lomentaria und Champia pflegt nur eine Auxiliarzelle ausgebildet
zu werden und wenn deren zwei auftreten, entwickelt sich nur eine weiter.
Abweichend von der zuerst besprochenen Gattung unterbleibt die Fusionierung
der Basal-, Fuß- usw.-Zellen untereinander. Die Zentralzelle entwickelt
Fig. 610. Prokarpien (schematisch)
von Chylocladia califortnis 11. HasSEN-
CAMP. / Im Längsschnitt des Sprosses.
2 Im Querschnitt desselben. ^ Längs-
faden, trz Tragzelle, cpg Karpogon, az
Auxiliarzelle, bz Basalzelle.
426
X. Rhodophyceae.
außerdem bei diesen Gattungen kurze sporogene Fäden, welche sich ver-
zweigen und erst dann zur Karposporenbildung schreiten (Hauptfleisch).
Die Angaben von Davis lauten abweichend, indes scheinen mir seine
Zeichnungen doch im wesentlichen das zu bestätigen, was Hauptfleisch
berichtet. Auch Kylin bestätigt die Angaben von Hauptfleisch.
Chylocladia steht offenbar den Rhodymenia-Arten ziemlich fern, und
man wäre wohl geneigt, sie in eine ganz andere Familie zu bringen; indes
ctrz
Fig. 611. Fruchtbildung bei Chylocladia n. Hassencamp. / Junge Stufe nach Abtrennung
der Zentralzelle {ctrz). 2, 3 Etwas ältere Stadien. 4 Fast reife Karposporen, oosp Oospore,
fz Fußzelle, bz Basalzelle, fusz Fusionszelle, stz Stielzelle, csp Karposporen.
erscheinen doch Lomentaria und Champia geeignet, einen Übergang zu ver-
mitteln; so lange diese, wie die anderen in Frage kommenden Gattungen
nicht genauer untersucht sind, wird auch der Zweifler gut tun, zunächst
die Familie der Rhodymeniaceen intakt zu belassen, und so lange wird auch
über die Verwandtschaft mit den Delesseriaceen, die vielfach wohl mit Recht
betont wird, nichts Sicheres zu sagen sein.
Rückblick.
Blicken wir auf meinen Bericht über die Entwicklung des Sporophyten
zurück, so zeigt sich uns eine ungemeine Mannigfaltigkeit in der Aus-
3. Ceramiales. 427
gestaltung desselben. Er tritt bei den Nemalieen auf als ein einfaches Büschel
verzweigter Sprößchen, um bei Dermonema, Galaxaura u. a. zu einem schon
recht umfangreichen System reich verästelter Fäden umgestaltet zu werden.
Diese vermögen sodann in der Gruppe der Cryptonemiales nicht mehr
auf eigenen Füßen zu stehen; sie finden nicht bloß Halt, sondern auch
Nahrung in den Auxiliarzellen ; sie parasitieren partiell auf den letzteren,
etwa in derselben Weise wie das Sporogonium der Muscineen auf der
mütterlichen Moospflanze. Das „Schmarotzer"system des Sporophyten wird
nun in der mannigfaltigsten Weise in den verschiedenen Gruppen aus-
gebildet. Vielfach werden die Nachbarn der Auxiliarzellen mit zur Ernährung
benutzt und durch Fusionierung mit letzteren in das Ernährungssystem ein-
bezogen, wie das z. B. bei Chylocladia und noch eigenartiger bei den
Corallineen der Fall ist.
Auf der anderen Seite vollzieht sich eine Reduktion des Sporophyten.
Die ursprünglich langen Fäden werden kürzer nnd kürzer, schließlich er-
scheint das ganze Gebilde, z. B. bei den Rhodomeleen, auf eine oder zwei
Zellen reduziert, ilier wie in anderen Fällen (Gloeosiphonia usw.) begnügt
sich der Sporophyt dann nicht mehr damit, sich mehr oder weniger äußer-
lich auf oder in der Auxiliarzelle zu verankern, nein, er schlüpft vollständig
in dieselbe ein und ist in diesem Stadium völlig membranlos, von einer
parasitischen Amöbe, von einer Vampyrella oder von einem Chytridium nur
innerlich verschieden. Er benimmt sich auch vollständig wie ein Parasit,
schiebt den Kern der Auxiliarzelle flugs beiseite, regiert in deren Plasma wie
in seinem Eigentum und entwickelt sich auf Kosten und mit Hilfe desselben.
Ceramiaceen und Rhodomeleen, bei welchen der Sporophyt am weitesten
reduziert, der Parasitismus am weitesten entwickelt ist, wird man in ähn-
licher Weise als die höchst stehenden Florideen betrachten, wie man die
Kompositen meistens als die weitest entwickelten Phanerogamen ansieht.
Der Sporophyt kann nackt sein, gewöhnlich aber besitzt er eine Hülle,
und damit entstehen dann die oben geschilderten Zystokarpien. Ganz all-
gemein entstammt die Hülle dem Gametophyten, nicht dem Sporophyten,
im übrigen ist sie recht wechselnden Ursprunges.
Allgemeines über die Florideen.
1. Die Verteilung der Fortpflanzungsorgane
unterliegt innerhalb der Rotalgenfamilie mannigfachem Wechsel.
Antheridien und Karpogonien kommen bei Nemalionales und Crypto-
nemiales nicht selten auf ein und demselben Individuum beisammen vor,
ich nenne: Helminthora, Batrachospermum- Arten, Dudresnaya-Nemastoma-
Spezies usw. Die weitaus größte Mehrzahl der Florideen freilich ist zwei-
häusig. Die Diözie ist so häufig, daß Beispiele kaum zu nennen sind.
Nah verwandte Formen verhalten sich oft verschieden. Z. B. ist Chan-
transia zweihäusig, die von ihr kaum zu trennende Balbiana einhäusig. Die
meisten Batrachospermum-Arten sind einhäusig, einige wenige zweihäusig usw.
Bei zweihäusigen Arten kommen vereinzelte einhäusige Exemplare zum
Vorschein, z. B. nach Bornet bei Nemalion, Callithamnion tetragonum,
Dudresnaya coccinea u. a. Umgekehrt kann die Differenzierung so weit
gehen, daß die männlichen Pflanzen kleiner sind als die weiblichen, so bei
Martensia, Griffithia, Nemalion, Dumontia (Svedelius, Kylin, Dünn). Die
männlichen Pflanzen sind fast ephemer, gibt doch Dünn an, daß diese bei
Dumontia an den amerikanischen Küsten nur für 2—3 Wochen in die Er-
428 X. Rhodophyceae.
scheinung treten, während die Weibchen und die Tetrasporen-Pflanzen den
ganzen Sommer über wahrgenommen werden. Bei Delesseria sanguinea
sind nur die männlichen Blättchen hinfällig. Die Sache ist also recht bunt.
Tetra- oder Monosporen fehlen, soweit unsere Kenntnisse reichen,
manchen Rotalgen ganz, so z. B. Nemalion, Lemanea, Calosiphonia, Nema-
stoma, Gymnophloea, auch Bonnemaisonia und manchen anderen. Nah
verwandte Gattungen und Arten können sich verschieden verhalten, hat
doch Dudresnaya coccinea Tetrasporen, während D. purpurifera derselben,
soweit bekannt, entbehrt. Noch seltsamer sind die Chantransien, bei manchen
Arten sitzen Monosporen und Geschlechtsorgane zusammen, Chantransia
virgatula und Daviesii haben Mono- und Tetrasporen auf densell)en Indi-
viduen, an einigen Varietäten wiegen die Mono-, an anderen Tetrasporen
vor, Chantransia efflorescens führt die Tetrasporen auf besonderen Exem-
plaren, diese erscheinen im Frühling, die Geschlechtspflanzen im Sommer.
Der für Chantransia zuerst erwähnte Fall ist auch bei Batrachospermum
realisiert, ebenso bei Platoma. Im ersten Fall sitzen die Mono- im zweiten
die Tetrasporen auf den gleichen Individuen wie die Sexualorgane, und
solcher Fälle gibt es mehr, z. B. nennt Rosenvinge Petrocelis Keunedyi
und Crouoria. Wo Tetrasporen und Geschlechtsorgane von der gleichen
Pflanze erzeugt werden, handelt es sich vielleicht immer um kreuzweis ge-
teilte Tetrasporangien, die nach Kylin u. a. den anderen nicht gleichwertig
sein sollen. Es wird vermutet, daß hier keine Reduktionsteilung bei der
Entwicklung der Sporen einsetzt.
Wo ungeschlechtliche Fortpflanzungsorgane mit den geschlechtlichen
gemeinsam gefunden werden, erzeugt die Pflanze erstere mit Vorliebe auf
den Jugendstadien. So entstehen sie bei Batrachospermum auf den Chan-
transia-Fäden, bei Platoma auf den Sohlen. Das ist aber kein unumstöß-
liches Gesetz. Nach Kuckuck rücken die Tetrasporangien des Platoma
ziemlich weit an den Geschlechtspflanzen hinauf, Batrachospermum sporulans
erzeugt Monosporen nur an den Langtrieben u. s. f. In solchen Fällen
kommen Monosporen und Sexualorgane an den gleichen Zweigbüscheln vor
so bei Batrachospermen (Sirodot), bei Scinaia Helminthora (Svedelius) u. a.
Wo Monosporen und Antheridien benachbart sind, tritt deren Ähnlichkeit
besonders hübsch hervor, sie sind oft schwer unterscheidbar, ein Zeichen
ihrer Homologie?
Die bislang erwähnten Formen stellen aber nur einen Bruchteil der
Florideengruppe dar, der in erster Linie durch Nemalionales und Crypto-
nemiales repräsentiert wird. Die Haui)tmasse — alle Ceramiales, Gigar-
tinales usw. — folgen dem Beispiel der Chantransia efflorescens, d. h. sie
haben die Tetrasporangien auf besonderen Exemplaren. Die Trennung ist
so scharf, daß man Hunderte von Exemplaren untersuchen kann, ohne
heterogene Fortpflanzungsorgane auf dem gleichen Stock zu entdecken. Ja
es gibt offenbar I'älle, in welchen die tetrasporentragenden Individuen von
den Geschlechtspflanzen in der Form abweichen, Killian gibt z. B. an,
daß die Tetrasporenpflanzen von Rhodophyllis bifida in ihren Zellen etwas
größer sind als die Geschlechtspflanzen, auch die Haftscheiben seien ver-
schieden, und nach Howe sind bei Galaxaura noch viel stärkere Unter-
schiede gegeben.
Kjellman unterschied in der Gattung Galaxaura eine Grupi)e der
Cameratae und eine' andere der Spissae. Die zu den beiden Sektionen
gehörenden Arten sind durch den Bau der Rinde scharf voneinander unter-
schieden. Howe zeigte nun zunächst, daß Galaxaura obtusata, wenn sie
Tetrasporen erzeugt, den Bau der Cameratae hat, wenn sie Geschlechts-
3. Ceramiales.
429
Organe liefert dagegen der Struktur die Spissae. Später wies er nach,
daß die Tetrasporenpflanzen der Galaxaura marginata den in Fig. 612, j
wiedergegebenen Rindenbau haben, während die Geschlechtspflanzen das
in Fig. 612, 2 wiedergegebene Bild zeigen. Im zweiten Fall schließen die
Rindenfäden fest zusammen, im ersten berühren sie sich kaum. In diesen
Fällen unterscheiden sich die ganzen Pflanzen im Wuchs kaum voneinander.
Das ist nach Howe bei den als Rhodura und Microthoe bezeichneten
Gruppen zu bemerken. Zur Sektion Rhodura gehört Galaxaura flagelliformis
Kjellman; sie stellt die Tetrasporenpflanze dar und ist dicht-knorrig ver-
zweigt. Die zugehörige Geschlechtspflanze erhielt den Namen Galaxaura
squalida Kjellman und wurde zu Microthoe gezählt. Im Vergleich zur
Tetrasporenpflanze ist sie locker verzweigt, hat längere Äste usw.
Ich vermute, daß sich noch weitere Fälle finden werden, zumal solche,
welche auch der Kultur zugänglich sind. Wo die Tetrasporen so scharf
von den Sexualorganen getrennt sind, pflegen auch diese selbst voneinander
Fig. 612. Galaxaura marginata (Ell. et Soland.) n. BÖRGESEN. / Rinde der Tetrasporen-
pflanze. 2 Rinde der männlichen Pflanze.
isoliert zu sein, man hat dann dreierlei Individuen, weibliche, männliche und
ungeschlechtliche.
Schon immer konnte man annehmen, daß die Geschlechtspflanzen und
die Tetrasporenpflanzen miteinander abwechseln. Beide pflegen nicht zu
gleicher Zeit in der See zu erscheinen. Lewis hat dann durch Aussaaten
dargetan, daß aus den Karposporen immer ungeschlechtliche Pflanzen hervor-
gehen und aus den Tetrasporen immer geschlechtliche, so zwar, daß im
letzten Fall männliche und weibliche Exemplare in gleicher Zahl erscheinen.
Mit diesem Befunde will es einstweilen freilich nicht ganz überein-
stimmen, daß im Freien die verschiedenen Individuen nicht immer in den
entsprechenden Zahlen können aufgefunden werden. Solms gibt z. B. an,
daß bei Neapel Corallina- Weibchen recht selten sind und Rosen vinge er-
wähnt ähnliches für die Lithothamnien der dänischen Gewässer. Die Autoren
beschrieben die Arten in diesen Gruppen mit Vorliebe nach den häufigeren
Tetrasporangien. Ich fand bei Neapel ungeschlechtliche Pflanzen von Poly-
siphonia häufig, geschlechtliche selten, umgekehrt traten bei Warnemünde
430 ^- Rhodophyceae.
die Zystokarpien der Polysiphonia fast häufiger auf als Tetrasporen. Auch
Polyides hat in den dänischen Gewässern mehr Geschlechtspflanzen als
Tetrasporen tragende (Rosenvinge).
Den Corallinen nähert sich in diesem Punkt Griffithia corallina, von
welcher Kylin an der schwedischen Küste nur zwei weibliche und zwei
männliche Individuen fand, sonst aber Tetrasporenpflanzen in Menge. Bei
allen Hildenbrandien, die er untersuchte, vermißte Rosenvinge die Ge-
schlechtsorgane ganz, ebenso bei Rhododermis Georgii. Bei Rhododermis
elegans dagegen fehlten sie zwar an den dänisclien Küsten, fanden sich aber
in Grönland, wenn auch spärlich. Es gibt gewiß noch andere Beispiele.
Wie sich diese Abweichungen von den Befunden Lewis erklären
lassen, steht einstweilen noch dahin. Lewis ließ die ungleichnamigen
Sporen unter gleichen Bedingungen keimen. Denkbar wäre, daß abweichende
äußere Faktoren andere Resultate ergeben. Denkbar ist es auch, daß ver-
schiedene Keimlinge gegen die Außenwelt verschieden empfindlich sind, so
könnten z. B. die Geschlechtspflanzen weniger widerstandsfähig sein und
deshalb unterdrückt werden.
Obige Befunde rufen die Auffassung von Schmitz in die Erinnerung
zurück, daß mehrere Generationen von Tetrasporen-Individuen hintereinander
entstehen können. Auch Rosenvinge spricht davon und fragt ganz richtig,
wie es dann mit der Reduktion der Chromosomen bestellt sei. Dieselbe
Frage drängt sich bezüglich der Rhabdonia tenera auf. Die Tetrasporen
keimen nach Osterhout auf der Mutterpflanze und liefern meistens Ge-
schlechtspflanzen, gelegentlich aber Tetrasporenpflanzen. Mir scheint, die
ersten Teilungsstufen seien nicht genügend geklärt (vgl. auch Svedelius).
Die Trennung von Geschlechts- und Tetrasporenpflanzen ist keine
absolut scharfe. In nicht wenigen Gruppen treten vereinzelte männliche
oder weibliche Pflanzen mit ungeschlechtlichen Sporen auf. Bornet wies
besonders darauf hin, daß man bei Durchsicht zahlreicher Individuen einer
Art hie und da Exemplare findet, welche einzelne Tetrasporangien an Sexual-
pflanzen führen. Er selbst erwähnt Polysiphonia fibrillosa, Chylocladia kali-
formis, Solieria chordalis, Callithamnion corymbosum. Letztere bildet Thuret
ab. Die Ceramiaceen scheinen besonders häufig solche Abweichungen zu
zeigen. Pringsheim erwähnt Spermothamnion roseolum, ältere Autoren
Callithamnion, Lejolisia usw. Yamanouchi spricht von Polysiphonia violacea,
Lewis von Griffithia, Svedelius von Nitophyllum punctatum usw. Bei
Polysiphonia und Griffithia wird zwar die Tetradenteilung in den Sporangien
begonnen, aber nicht durchgeführt, eine Reduktionsteilung ist nicht nach-
weisbar, und wenn ich die Dinge recht verstehe, sind die Sporen nicht
immer normal. Rigg und Dalgity freilich geben für eine Polysiphonia
normale Tetrasporen an Sexualpflanzen an, und was ich an solchen Sachen
gelegentlich sah, machte auch einen normalen Eindruck. Bei Nitophyllum
handelt es sich um Monosporen, Diese entstehen wie die Tetrasporen aus
vielkernigen Zellen; in letzteren werden alle Kerne bis auf einen verdrängt
(s. oben), nun aber erfährt dieser keine Teilung, vielmehr wird der ganze
Inhalt der Mutterzelle zu einer großen Spore, die schließlich ausschlüpft
und offenbar keimungsfähig ist.
Bei Nitophyllum könnte es sich um einen Fall von Apogamie handeln;
denn nach Svedelius treten die Monosporen mit Vorliebe an Exemplaren
auf, deren Karpogone nicht funktionieren.
Weitere Prüfung scheint mir unerläßlich. Immerhin geht aus dem,
was jetzt vorliegt hervor, daß die Sporen an Geschlechtspflanzen dieselbe
Chromosomenzahl aufweisen wie diese selber, d. h. sie sind haploid.
3. Ceramiales. 4;-^|
Geschlechtsorgane an Tetrasporenpflanzen kommen auch vor, freilich
seltener. Lewis erwähnt einen solchen Fall für Spermothamnion und bildet
ihn ab.
2, Die Entwicklungsfolge.
Aus unserem Bericht über die Verteilung der Fortpflanzungsorgane
geht bereits klar hervor, daß die Nemalionales und die Mehrzahl der
Cryptonemiales sich von allen übrigen Florideen, z. B. Ceramiaceen, Rhodo-
melaceen, Delesseriaceen, scharf durch den Mangel von spezifischen Tetra-
sporen-Pflanzen unterscheiden. Die neuei-en Untersuchungen über die
Kernveihältnisse haben diesen Gegensatz vertieft und Svedelius hat darauf-
hin von haplobiontischen und diplobiontischen Florideen gesprochen. Ich
nehme den Ausdruck an, ohne freilich seinen Ideen über den Generations-
wechsel zustimmen zu können.
Bei den Haplobionten haben wir einen Wechsel von zwei Generationen
wie bei Moosen und Farnen. Die Geschlechtspflanzen mit den Sexual-
organen spreche ich als den Gametophyten an, das Produkt der Zygote,
d. h, die sporogenen Fäden und die Karposporen sind für mich der Sporo-
phyt. Ich schließe mich darin an Schmitz an. Eine Abweichung von
den Archegoniaten besteht nun darin, daß die Reduktionsteilung an eine
andere Stelle gelegt ist als bei der eben genannten Gruppe. Die Haplo-
bionten haben nur ein ganz kurzes diploides Stadium des Kernes, allein
die Zygote macht auf diese Bezeichnung Anspruch, haploid sind natürlich
die Geschlechtspflanzen und haploid sind auch sporogene Fäden und Karpo-
sporen, denn die erste Teilung in der Zygote ist ia eine Reduktionsteilung
(vgl. das Schema). Die zytologischen Abweichunfzen zwischen Rotalgen und
Archegoniaten stören meines Erachtens den V^ergleich nicht, denn für mich
handelt es sich um den regelmäßigen Wechsel zweier in Form und Leistung
verschiedener Gebilde. Somit halte ich mit vielen Fachgenossen an dem
fest, was seit Hofmeister so klar ist. Damit soll nicht geleugnet werden,
daß für andere Fragen die Kernverhältnisse von hoher Bedeutung sind.
Wir kommen darauf zurück.
Bei den Diplobionten ist in jenen einfachen Wechsel der beiden Gene-
rationen noch ein Stück eingeschaltet, nämlich die Tetrasporenpflanze. Der
Gametophyt und der Sporophyt wechseln regelmäßig mit einem
Gebilde ab, das dem Gametophyten völlig gleich sieht und nur durch seine
Produkte, wenigstens äußerlich, verschieden erscheint (Schema S. 432). Es
folgt aufeinander: Gametophyt mit den Geschlechtsorganen, Zygote, Karpo-
spore, Tetrasporenpflanzen, Tetraspore, Geschlechtspflanze. Die Kernverhält-
nisse sind folgende: Die Zygote ist natürlich diploid, diploid sind sporogene
Fäden und Karposporen, ferner die ganze Tetrasporenpflanze. Die Reduktion
findet in der Tetraspore statt, und dadurch wird dann auch die ganze Ge-
schlechtspflanze wieder haploid. Diese Befunde waren für Yamanouchi
und seine Nachfolger ein Grund, den Generationswechsel der Rotalgen
auf die Kernverhältnisse zu gründen. Auch dem kann ich nicht beistimmen.
Für mich sind bei den Diplobionten nach wie vor die Geschlechtspflanzen
der Gametophyt, die sporogenen Fäden der Sporophyt, und die Tetrasporen-
pflanze ist eine Nebenfruchtform, ein Einschiebsel, oder ein fakultativer
Gametophyt, wie man will. In meiner Auffassung werde ich bestärkt durch
die Tatsache, daß die Karposporen bei den Haplobionten haploid und bei
den Diplobionten diploid sind, und doch sind das offenbar morphologisch
durchaus gleichwertige Gebilde.
432 ^- Rtotlophyceae.
Im übrigen soll der Generationswechsel der Algen später im Zusammen-
hang besprochen werden. Hier sei nur noch auf eine Zusammenstellung
von Davis und von Church verwiesen.
Erwähnt sei noch, daß auch, abgesehen von den genannten Unter-
schieden, die Gameto- und Sporophyten nicht immer die gleichen Kern-
verhältnisse haben müssen. Wo die vegetativen Zellen des ersteren vielkernig
sind, bleiben die sporogenen Zellen und die Karposporen oft einkernig, be-
sonders scharf hebt das Svedelius für Martensia hervor.
GoEBEL, ich und andere haben immer betont, daß es gleichgültig sei,
wo die Reduktionsteilung ihren Platz finde. Wir haben immer gemeint,
gleichgültig für die Frage nach dem Generationswechsel. Wenn Svedelius
neuerdings sagt, daß einer längeren diploiden Phase eine biologische Bedeutung
zukomme, so ist das diskutabel, berührt aber die hier gestellte Frage kaum.
Für das oben Gesagte ergibt sich folgendes Schema:
Haplobionten Diplobionten
Gameto-{ Geschlechtspflanze hapl. hapl. Geschlechtspflanze \ Gameto-
phyt \ Geschlechtsorgane hapl. hapl. Geschlechtsorgane / phyt
[ Zygote dipl. dipl. Zygote \
^1^^' I sporogene Fäden hapl. dipl. sporogene Fäden [ jTT
^^-^ l Karpospore hapl. dipl. Karpospore J ^^
dipl. Tetrasporen-Pflanze ] ^'^'^^/^■
hapl. Tetraspore \ r
\ frucht-
Geschlechtspflanze hapl. hapl. Geschlechtspflanze
3. Verwandtschaften.
Wer die Bangiaceen als Protoflorideen (S. 236) bezeichnet, ist über
die Beziehungen der eigentlichen Rhodophyceen zu anderen Algen nicht
mehr im Zweifel. Muß nun auch zugegeben werden, daß jene Auffassungen
sehr wohl vertretbar sind, so könnte doch auch an einen anderen Anschluß
gedacht werden, nämlich an die Verbindung mit Coleochaete, mag man nun
diese direkt als Vorfahren ansprechen oder doch, wie z. B. de Bary,
Sachs u. a., annehmen, daß beide Familien eine gemeinsame Wurzel haben.
Man kann sich vorstellen, daß die Spermatozoiden der Coleochaeten un-
beweglich wurden und daß sich der lange Hals der Oogonien nicht mehr
öffnete. Auch im Generationswechsel ist eine bemerkenswerte Ähnlichkeit
zwischen Coleochaete und den haplobiontischen Florideen, diese geht so
weit, daß bei beiden die Reduktionsteilung in die Zygote verlegt ist, bereits
die erste Teilung in dieser bringt ja die Herabsetzung der Chromosomenzahl.
Aber wir dürfen auch die Unterschiede nicht vergessen. Die Kar-
pogone der Florideen sind zweikernig, das Oogon von Coleochaete ließ aber
bislang nur einen Kern erkennen. Das würde freilich bedeutungslos sein,
wenn Batrachospermum wirklich nur einen Kern in der weiblichen Zelle
besäße (S. 376). Schon Schmitz wies aber auf eine weitere Differenz hin:
Die Karpozoosporen der Coleochaete entstehen in der Zygote, die sporo-
genen Fäden wachsen bei Batrachospermum und allen anderen aus ihr
hervor. Nach allem wird man heute kaum eine Entscheidung treffen können,
ich selber bin jedenfalls recht unsicher geworden.
Ich fürchte, auch in der nächsten Zukunft werden die Florideen noch
in glänzender Einsamkeit durch die Hand- und Lehrbücher geführt werden,
Literatur. 433
es müßte denn sein, daß man für sie eine ganz andere Verbindung her-
stellte; nämlich mit den Ascomyceten, einer Gruppe, die in ihrer Phylogenie
fast ebenso unklar ist, wie die Florideen. Gehen sie vielleicht auf eine
gemeinsame Basis zurück? Der von Cohn schon 1866, von de Bary 1870
ausgesprochene Gedanke ist nicht so ganz von der Hand zu weisen und
auf Ähnlichkeiten oder Verwandtschaften der beiden großen Thallophyten-
familien ist wiederholt von den erwähnten Autoren, wie auch von Sachs,
Schmitz u. a., vor allem auch von Dodge hingewiesen worden; denn nicht
bloß kommen in beiden Gruppen Trichogynen und Spermatien vor, auch
die Entwicklung des Sporophyten zeigt mancherlei Anklänge. Man ver-
gleiche nur einmal die Sporophyten von Dermonema, Harveyella und be-
sonders von Galaxaura mit Apo- und Perithecien resp. mit askogenen
Hyphen von Ascomyceten, oder auch die im kompakten Gewebe liegenden
Karposporenhaufen der Gigartineen mit Eurotium, Tuber usw.
Allen diesen Fruchtkörpern gemeinsam ist auch die völlig heterogene
Entstehung der Sporen und der Hüllen. Die einen entstammen der Zygote,
die anderen beliebigen Zellen des Gametophyten.
Diese Ähnlichkeiten dürfen uns freilich nicht über die Unterschiede
hinwegtäuschen. Nicht alle Ascomyceten haben Trichogynen; doch das
könnte etwas sekundäres sein, dafür sprechen u. a. Nienburgs und Killians
Arbeiten. Wichtiger ist das Verhalten der sporogenen bezw. askogenen
Fäden, die sich in einem Falle in den Auxiliarzellen verankern, im anderen
nicht. Bei den Florideen verschmelzen die Sexualkerne sofort in der Eizelle,
bei den fraglichen Pilzen wird deren Vereinigung vertagt bis zum Beginn
der Askusbildung. Die Ähnlichkeiten, welche Dodge hier zwischen den
Ascomyceten und Florideen zu konstruieren versuchte, indem er in beiden
Fällen noch mit einer doppelten Verschmelzung der Kerne liebäugelt, sind
gewiß nicht vorhanden.
Endlich sind Asci und Karposporen doch auch von Grund auf ver-
schieden. Nun muß natürlich ein einzelnes Merkmal nicht für sich allein
bewertet werden, aber Bedenken ruft das doch alles hervor und fordert
weitere Klärung.
Zieht man die äußersten Konsequenzen, so könnte man die Ascomy-
ceten als farblose Florideen bezeichnen. So weit werden heute noch wenige
gehen wollen. Näher liegt es schon, die durch Thaxter sorgfältig unter-
suchten Laboulbenien so zu nennen (vgl. Ed. Fischer). Im Hinblick auf
die farblosen phanerogamen Schraarotzer(Orobanchen, Rafflesien, Lathraea usw.)
oder Saprophyten hat es ja gar keine Bedenken, Annahmen derart zu
machen, wir wissen ja auch direkt, daß Harveyella, die Polytomeen, Rho-
dochytrium usw. farblose Formen farbiger Algen sind, und im ersten Ka-
pitel unseres Buches haben wir ja noch besonders betont, daß es wohl
farblose F'lagelaten reihen gibt, welche sich von farbigen herleiten.
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