Er E a (ae Er deren Loren “N pe der HM erbork, Yu RPHOLOGISCHE STUDIEN = AN j YON \ DR. PHiL. HUBERT LUDWIG, ; Er I, BAND. HEFT I—III (ABHANDLUNG I—IX). 3 NIT 23 TAFELN UND 5 HOLZSCHNITTEN. * LEIPZIG, VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. a 7871-1879. VORWORT. Indem ich meine bisherigen Eehinodermenarbeiten (mit Ausnahme der rein systematischen Abhandlung : Beiträge zur Kenntniss der Holo- thurien, Arbeiten aus dem zoolog.-zootomischen Institut in Würzburg. U. Bd. 1875. p. 77—120; Taf. VIu. VII) in Gestalt eines ersten Ban- des von »Morphologischen Studien an Echinodermen « der Oeffentlich- keit übergebe, mögen einige Worte über das Ziel, das ich mit diesen Studien anstrebe, und über die Wege, welche ich zu demselben einge- schlagen habe und weiterhin zu verfolgen gedenke, vorausgeschickt sein. Ueberzeugt, dass die Zoologie, wenn sie nicht rückfällig werden soll in das Uebel naturphilosophischer Phantastereien, immer und immer Sorge tragen muss den festen Boden der thatsächlichen Wirk- lichkeit unter den Füssen zu behalten und dass die kühnen Specu- lationen und geistreichen Hypothesen, auch dann, wenn sie nicht mit Zeloteneifer gepredigt, sondern mit besonnener Ruhe und wissen- schaftlicher Mässigung vorgetragen werden, wohl in dem Arbeits- zimmer des Naturforschers ihren heuristischen Werth bethätigen und bewähren, nicht aber bei jeder Gelegenheit mit einem Lärm vorge- bracht zu werden brauchen, der das weniger laute aber für den Kun- digen um so eindringlichere Reden der Thatsachen zu übertäuben droht, — davon überzeugt bemühte ich mich vor allen Dingen festes Terrain zu gewinnen in dem trotz der Arbeiten eines TIEDEMANN, JOH. MÜLLER, Lov£n und vieler Anderen doch noch so wenig angebauten Gebiete der Morphologie der Eehinodermen. Um zu meinem Ziele, ein Gesammtbild des Baues der Echino- dermen aufvergleichend-anatomischer und vergleichend-entwicklungs- geschichtlicher Basis geben zu können, vorzudringen, halte ich es für meine Aufgabe, alle Bezirke des Gebietes zu durchforschen und in ihren charakteristischen Eigenschaften kennen zu lernen. Dann erst, am Ende dieser Wanderung, erscheint es mir gestattet, ein zusammen- fassendes Bild zu entwerfen, welches mit einigem Rechte den Anspruch erheben kann, wenigstens in den Hauptzügen nicht verzeichnet zu sein. Würde ich das aber schon früher versuchen, so käme ich mir vor wie ein Geograph, der nach einem kurzen Streifzuge durch ein Stück eines wenig gekannten Landes eine Karte des ganzen Gebietes veröffent- lichen wollte. Bei der mit jedem Tage in nicht mehr zu bewältigender Massen- haftigkeit anschwellenden Literatur scheint es mir doppelte Pflicht eines jeden Forschers nicht jede Hand voll Beobachtungen durch die gar zu alltäglich werdende Beigabe von kurzlebigen phylogenetischen Hypothesen und langathmigen Wiederholungen hinreichend bekannter descendenz-theoretischer Auffassungen zum dreifachen Volumen auf- zubauschen. Wer in aller Welt soll es denn schliesslich noch fertig bringen, das Alles auch nur noch durchzusehen, geschweige denn zu lesen? Nur am Ende längerer Untersuchungsreihen, die sich über alle wesentlichen Theile eines grösseren Gebietes erstrecken, dürfte es zweckmässig sein den Flug in das luftige Reich der Hypothesen und Theorien zu wagen und so von erhöhtem Standpunkte aus Umschau zu halten über das Ganze und über die Grenzen desselben hinauszu- blicken nach den näher und ferner liegenden Nachbarbezirken. Wie Anrtaeos seine Kraft schöpfte aus jeder Berührung mit der Mutter Erde, so bedarf auch die Naturforschung und insbesondere die moderne Zoologie des beständigen Contactes mit dem Boden der Thatsachen, wenn sie nicht erdrückt werden soll von der wuchernden Speculation. Mit voller Absicht habe ich deshalb in meinen bisherigen Abhandlungen zur Morphologie der Echinodermen Vermuthungen und Verallgemeinerungen, die sich überdies manchem Leser meiner Ar- beiten, ebenso gut wie mir beim Untersuchen, aufdrängen werden, möglichst zurückgehalten oder doch nur kurz angedeutet. Auch in den späteren Abhandlungen, zu welchen mir bereits eine Reihe von Beob- achtungen vorliegen, gedenke ich in derselben Weise zu verfahren. Im Laufe der nächsten Jahre, namentlich wenn meine Bitte an meine Fachgenossen, durch gütige Ueberlassung von geeignetem Ma- terial meine Bestrebungen zu unterstützen, nicht unerfüllt bleibt, hoffe ich einen zweiten Band dieser » Studien« in ungefähr gleichem Um- fange veröffentlichen zu können, der sich abgesehen von einigen kleineren Arbeiten wesentlich mit der Fortsetzung der Anatomie der Ophiuren, sodann mit der Anatomie der Echinoideen und der Holothu- rioideen beschäftigen wird. Nach Abschluss dieses zweiten Bandes glaube ich dann endlich soweit zu sein, dass ich mit dem Versuch einer zusammenfassenden »vergleichenden Morphologie der Echinodermen« hervortreten kann. Zu dieser abschliessenden Arbeit werden dann neben den Arbeiten anderer Forscher die beiden Bände der »Morpho- logischen Studien « als Vorarbeiten zu betrachten sein. Bremen, 12. November 1878. INHALTSVERZEICHNISS. Seite ee er Se Kane ee RE Se eV I. Beiträge zur Anatomie der Crinoideen, mit acht Tafeln. (Herrn Professor BEESEMEER BEWIdMet. u. Kan are ee RE ee ee II. Zur Anatomie des Rhizocrinus lofotensis M, Sars, mit zwei Tafeln. . : . 404—430 ns I. Ueber bewegliche Schalenplatten bei Echinoideen, mit einer Tafel. . . . A34—A40 IV. Ueber Rhopalodina lageniformis Gray und die darauf gegründete Classe Diplostomidea Semper, mit einer Tafel . . . ... 2. ...0.20.0.0. ABA —AKI V. Beiträge zur Anatomie der Asteriden, mit vier Tafeln und zwei Holz- SENDE RE ne AR OT ER ENTE RE RE N ES NE VI. Mnichaster elesans, mit einer Tafel . ... 2... 0. 2.022 2 000 e n.. 213— 221 VII. Zur Kenntniss der Gattung Brisinga, mit einer Tafel und zwei Holzschnitten 222 -240 VII. Beiträge zur Anatomie der Ophiuren, mit vier Tafeln und einem Holz- Schnitt = 20.2.3, RE RE EEE RE SSR IX. Ueber die Genitalorgane der Asterina gibbosa, mit einer Tafel . . . . . 290—295 Re a EN TEN N I a Be ae er Kel 2I —ENN ET ET PART ERLERNT Er es 300 Die im Nachfolgenden mitgetheilten Untersuchungen über die Ana- tomie der Crinoideen sind ihrem wesentlichsten Inhalte nach bereits vor- läufig veröffentlicht worden in dieser Zeitschrift (Nr. 21), sowie in den Nachrichten von der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen (Nr. 22, 23). Sie verdanken ihre Entstehung dem Wunsche, die Kennt- niss dieser nach so mancher Richtung hin interessanten Thiere, über deren Skelettheile Jon. Mürzer (Nr. 26), W. B. CArPENTER (Nr. 3) und M. Sırs (Nr. 31) ihre klassischen Abhandlungen geschrieben haben, -auch hinsichtlich der Weichtheile nach Kräften zu fördern. Angestellt wurden dieselben zunächst an zahlreichen, wohlerhaltenen Exemplaren von Antedon rosaceus Link (= Alecto europaea F. S. Leuck. — Coma- tula mediterranea Lam.) aus dem Mittelmeer, welche ich der Freund- lichkeit meines verehrten Collegen, Herrn Dr. L. Grarr in München verdanke. Weiterhin wurden sie ausgedehnt auf die in der hiesigen zoolo- gischen Sammlung vertretenen Grinoideen : Antedon Eschrichtii Joh.Müll., Actinometra trachygaster Lütk., Actinometra Bennettii Joh. Müll., Penta- erinus caput Medusae Mill., sowie zwei nicht näher bestimmte Antedon- Arten aus der Bai von Bengalen. Vermehrt wurde das Untersuchungs- material durch die gütige Zusendung von Antedon Eschrichtii von Seiten des Herrn Staatsrathes Dr. Stzenstrup in Kopenhagen. Es ist mir eine sehr angenehme Pflicht den beiden genannten Herren, sowie dem Director des hiesigen zoologisch-zootomischen Instituts, Herrn Professor Dr. ‚ Eurers, meinen Dank auch an dieser Stelle auszusprechen. ; Von sämmtlichen genannten Crinoideen standen mir Armstücke zur Verfügung, Scheiben jedoch nur von Antedon Eschrichtii und ins- 4 2 besondere von Antedon rosaceus. Hauptmethode der Untersuchung war die Zerlegung sowohl der Arme als auch der Scheiben in Schnitte und Schnittserien. Um mit möglichster Sicherheit vorgeben zu können, mussten die Schnitte und Schnittserien in den verschiedensten Richtun- gen geführt werden. So wurden die Arme und Pinnulae an Quer- schnitten, an horizontalen und verticalen Längsschnitten, sowie endlich an schiefen Schnitten untersucht. Die Scheibe wurde in verticale und horizontale Schnittserien zerlegt. Mitunter empfahl sich die Präparation unter der Loupe, sowie das Einlegen grösserer unversehrter Stücke in Damarharz. Färbungen erwiesen sich für die meisten der hier in Be- tracht kommenden Verhältnisse von keinem sehr wesentlichen Vortheile. Nur ein Theil der Präparate wurde einer Tinction mit Garmin oder Hämatoxylin unterworfen. Eingeschlossen wurden sämmtliche Schnitte in Damarharz. Als geeigneiste Methode der Entkalkung erwies sich die Bebandlung mit Chromsäure unter ganz geringem Zusatz von Salz- säure. Auf etwa ein Liter stark weinfarbner, frischer Chromsäurelösung wurden circa 20 Tropfen Salzsäure zugegeben. Diese Entkalkungs- flüssigkeit wurde täglich durch frisch zubereitete ersetzt. Um Macera- tionen zu vermeiden ist von Wichtigkeit stets mit viel Flüssigkeit zu arbeiten; in ein Liter brachte ich gleichzeitig höchstens drei Scheiben oder ebensoviele Arme. In der Darstellung halte ich mich an den Gang der Untersuchung, indem ich zuerst die Anatomie der Arme, dann diejenige der Scheibe behandle, soweit sich eine solche Trennung, ohne Unklarheiten zu ver- ursachen, durchführen lässt. Einige allgemeinere Bemerkungen über die Anatomie der Grinoideen und deren Beziehungen zu den übrigen Echinodermen werden den Schluss der Abhandlung bilden. I. Anatomie der Arme. Die erste dürftige Beschreibung der Weichtheile der Arme findet sich bei Hrusinser (Nr. 15 p. 369). Er sagt, dass die fünf Furchen oder Rinnen, welche von dem Munde in der Richtung der Arme ausstrahlen, sich da, wo sich die letzteren theilen, gleichfalls theilen und über die ganze concave (ventrale) Fläche derselben hinlaufen und in alle Neben- strahlen (Pinnulae) Seitenäste abschicken. »Die Ränder dieser Rinnen sind nicht gleichmässig, sondern gehen in lauter kleine Wärzchen aus, deren Basis schwarzroth ist und die zackenartig in einander greifen. Ich halte sie für das Analogon der Füsschen der Seesterne. Diese franzen- artigen Ränder sind äusserst contractil.« Ferner bemerkt Hrusıger in dem kurzen Abschnitte über das Nervensystem (l. e. p. 374): » Die Ränder der Rinnen sind sehr empfindlich ; ich habe aber an allen Orten, ER EEE 3 durch alle Mittel vergebens nach Nerven gesucht. Mit Bestimmtheit konnte ich nirgends welche erkennen. Dass sie vorhanden sind, kann man wohl kaum bezweifeln, da das Muskelsystem so entwickelt ist... « Eine bedeutende Förderung erhielt die Kenntniss der Anatomie der Arme durch Jon. MürLLer in seiner berühmten Abhandlung übe den Bau des Pentacrinus (Nr. 26 p. 221 sqq., p. 233 sqq.). Er beschreibt, wie das weiche Perisom der Beugeseite der Arme (d. h. der ventralen Seite) die Rinne der Skelettheile brückenartig deckt und unabhängig von letztgenannter Rinne an seiner Oberfläche eine Furche oder Halb- canal besitzt — die Tentakelrinne. An den beiden Seiten der Rinne steht je eine Längsreihe von zahlreichen, kleinen Blättchen, die bei Pen- tacrinus verkalkt sind. An ihrer äusseren Seite geht ein Zug von dunkelrothen,, punctförmigen Flecken. Die innere Seite der Säume der Rinne ist mit weichen eylindrischen Fühlerchen besetzt, den Tentakeln, die hohl, am Ende geschlossen und abgerundet sind, sich sehr verlän- gern und verkürzen können und im verkürzten Zustand wie wurm- förmig geringelt aussehen ; ihre ganze Oberfläche ist noch mit kleineren, eylindrischen, am Ende wenig angeschwollenen Fühlerchen besetzt. Die Tentakelrinne entspricht den Bauchfurchen der Asterien und ihre Fühlerchen den Füsschen der Asterien. Unter der Tentakelrinne liegen nach ihm bei Pentacrinus und Comatula zwei häutige Canäle und zwi- schen beiden der Nervenstrang des Arms von einer häutigen Hülle be- sonders umgeben ; letzterer macht jeder Pinnula gegenüber eine läng- liche, schwache Anschwellung, von welcher der Nervenfaden in die Pinnula abgeht. Der untere Canal wird gegen die Scheibe schnell enger. Er liegt am Arm in der Tiefe der Rinne der Armglieder und ist seitlich comprimirt. Der obere Canal, der Tentakelcanal, liegt zunächst unter der Tentakelfurche, von ihm scheinen die Fühlerchen mit Flüssigkeit versorgt zu werden. Dieser Canal ist bei Pentacrinus überall einfach, bei den Comatulen ist er an manchen Stellen der Arme durch ein senk- rechtes Scheidewändchen getheilt. »An den Pinnulae der Comatulen liegen die Eierstöcke. Sie befinden sich in der unteren Hälfte der Pin- nula, die bei den reifen Comatulen stark angeschwollen ist. Das Peri- _ som und die Tentakelrinne gehen über die Eierstöcke weg. Die von Tuompson bemerkte Oefinung muss erst durch Dehiscenz entstehen; ich sah solche nicht an den angeschwollenen Pinnulae. Die Eierstöcke und die Bierchen sind an den wesentlichen Theilen zu erkennen, man unter- scheidet Dotter, Keimbläschen und bläschenartigen Keimfleck.« Die Ge- schlechter sind getrennt. Bei den männlichen Individuen liegen die Hoden an derselben Stelle wie die Eierstöcke bei den Weibchen. Der Hoden ist ein unregelmässiger am Rande in mehrere Abtheilungen ein- 4* 4 geschnittener Schlauch, der gegen die Basis der Pinnulae am dicksten ist, in entgegengesetzter Richtung dünner, plötzlich endigt. »Die Sper- matozoen der Comatulen haben einen kugeligen Kopf, den Schwanz- faden habe ich wegen der Feinheit nicht gesehen und aus den Bewegun- gen erschlossen.« Diese Angaben Jon. MürLer’s über die Weichtheile der Arme sind illustrirt durch mehrere Abbildungen, unter welchen Fig. 11 und Fig. 42 der Taf. IV von besonderem Interesse sind. Beide Figuren finden sich in getreuen Copien wiedergegeben in Fig. A und 2. In der an Jou. Mürızr’s Arbeiten sich würdig anschliessenden Ab- handlung von Sars {Nr. 34) über Rhizocrinus lofotensis und das Penta- crinus-Stadium von Antedon Sarsii haben die Weichtheile der Arme keine nähere Berücksichtigung gefunden, nur die Tentakel und die Saumläppchen der Tentakelrinne werden nach ihrer äusseren Form und Lagerung beschrieben. Soweit sich bei W. Tnomson (Nr. 38) in seiner Entwicklungsge- schichte des Antedon rosaceus Angaben finden, welche für die Anatomie der Arme des erwachsenen Thieres von Bedeutung sind, werden die- selben im Verlaufe des Textes berücksichtigt werden. An dieser Stelle soll nur hervorgehoben werden, dass Tnomson die beiden von Jon. Mürıer aufgefundenen über einander gelegenen Hohlräume der Arme wiedererkannt hat. Auch die fast gleichzeitige Abhandlung W. B. Carpenter’s (Nr. 3) beschäftigt sich in ihrem bis jetzt allein erschienenen ersten Theile nur vorübergehend mit der Anatomie der Weichtheile der Arme. Das Wesentlichste ist, dass der genannte Forscher über den beiden Jon. Mürter'schen Canälen der Arme, die er als Canalis afferens und Ganalis efferens und an einer anderen Stelle als Ganalis subtentacularis und Ga- nalis coeliacus unterscheidet, einen dritten Canal, den eigentlichen Ten- takelcanal, der Jos. MüLLer unbekannt geblieben war, beschreibt. Eine eingehendere Darstellung des anatomischen Baues der Arme und zwar insbesondere der weichen Theile derselben hat neuerdings Perrier (Nr. 30) zu geben versucht. Da wir später öfters auf seine An- gaben zurückkommen müssen, möge an dieser Stelle nur das Wichtigste aus denselben zur Orientirung des Lesers angeführt sein. Prrrızr be- hauptet, dass unterhalb des Tentakelcanales nur ein einziger Hohlraum die Arme durchziehe, der eine Fortsetzung der Leibeshöhle sei und nicht einem gesonderten Canalsysteme angehöre; derselbe sei überdies nur bei jungen Thieren deutlich erkennbar. An seiner Wandung sollen sich die Geschlechtsorgane in den Pinnulae bilden. Der Tentakelcanal werde umschlossen von zwei von-einander abstehenden Wandungen, zwischen denen sich verästelte, kerntragende Fäden, die nicht musku- h) löser Natur seien, ausspannen. Ueber dem Tentakelcanal und unter dem Epithel der Tentakelrinne liege ein aus Längsfasern gebildeter Muskelstrang (bandelette musculaire). Die Tentakel entspringen in Gruppen von je dreien aus je einem Seitenaste des Tentakelcanales. Endlich hat Semper (Nr. 34) kurze anatomische Bemerkungen über Comatula veröffentlicht, worin er insbesondere den Nachweis führt, dass der Armnerv Jon. Mürzer’s ein zu den Genitalorganen gehörender Strang ist. In diesen Zeilen habe ich in Kürze den Stand der Kenntnisse von der Anatomie der Weichtheile der Grinoideenarme dargelegt, wie er am Ende des vorigen Jahres, als diese Untersuchungen begonnen wurden, war. Nachdem dann noch W. B. Carpenter (Nr. %) einer Uebersetzung der Senper’schen Mittheilung einige Erläuterungen beigefügt hatte, ver- öffentlichte ich meine erste vorläufige Mittheilung in dieser Zeitschrift (Nr. 21). Es erschien nunmehr in schneller Folge eine ganze Reihe von Publicationen von W. B. CArPENTER, P. H. CarPENTER, Au. GÖTTE, R. Greerr, R. Teuscher und mir selbst, die sich mit der Anatomie der Crinoideen — und was uns hier zunächst interessirt, mit der Anatomie der Arme beschäftigten. Ihren Inhalt an diesem Orte zu analysiren, unler— lasse ich und ziehe es vor, an den betreffenden Stellen im Verlaufe der Darstellung darauf einzugehen !). Wenden wir uns jetzt zur Sache selbst, so empfiehlt es sich, um einen Ueberblick der Verhältnisse zu gewinnen, zunächst einen Querschnitt des Armes — wir wählen einen solchen von Antedon Esch- richtii — zu betrachten und uns an demselben die wichtigsten Theile, mit denen wir es zu thun haben, vorzuführen. Es findet sich in Fig.5 ein solcher Querschnitt abgebildet. (Vergl. auch die Tafelerklärung.) Derselbe ist so gelegt, dass er mit seiner ventralen Seite nach oben, mit seiner dorsalen Seite nach unten sieht. An Masse imponirt am meisten das Kalkglied, welches den grössten Theil des Schnittes bildet. Das- selbe ist dorsalwärts abgerundet, ventralwärts hingegen besitzt es eine tiefe Rinne, in und über welcher wir die uns besonders interessirenden 1) Es möge mir gestattet sein, die Reihenfolge anzuführen, in welcher die oben berührten jüngsten Publicationen in meine Hände gelangten: Nach der Publication meiner ersten vorläufigen Mittheilung erschien meine zweite Mittheilung in den Göttinger Nachrichten (Nr. 22). Dann erhielt ich der Reihe nach die Arbeiten von W. B. CArPENTER (Nr. 5) und R. GrREEFF (Nr.42), P.H.CARPpENTER (Nr. 2), AL. GöTTE (Nr. 7). Alsdann schrieb ich meine dritte Mittheilung (Nr. 23), und als deren Druck bereits beendet war, bekam ich durch weitere freundliche Zusendung R. GREEFF'S Arbeit (Nr. 43) und endlich nach der Publication jener Mittheilung die Abhandlung von R. TEUSCHER (Nr. 37). 6 Weichtheile finden. Die Kalkglieder selbst einer näheren Betrachtung zu unterziehen, ist nicht nöthig, da dies Jon. MüLzer für Pentaerinus ‘caput Medusae, W. B. Carrenter für Antedon rosaceus und M. Sans für Rhizocrinus lofotensis in erschöpfender Weise gethan haben. Die Kalk- glieder werden durchzogen von einem nicht verkalkten Faserstrange, den Jou. MürLer irrthümlich als ein Gefäss beschrieben hat. Wie be- kannt, werden die Kalkglieder gegen einander bewegt durch paarige Muskeln. Zur Orientirung über die übrigen Weichtheile, welche sich in und über der Rinne der Kalkglieder befinden, wollen wir von der ven- tralen Seite unseres Schnittes ausgehen und von dort aus nach der dor- salen Seite vorschreiten. Auf diesem Wege treffen wir zuerst auf eine Rinne, welche die Mitte der ventralen Seite einnimmt. Es ist dies die Tentakelrinne. Dieselbe wird rechts und links überragt von den Ten- takeln, welche zu je dreien zu einer Tentakelgruppe miteinander ver- bunden sind. Letzteres Verhältniss ist auf dem Querschnitt allerdings nicht zu erkennen, ebensowenig wie der in Zacken ausgezogene Haut- saum, welcher nach den Seiten hin die Tentakelrinne abschliesst. Die Zacken werden als Saumläppchen der Tentakelrinne bezeichnet und sind bereits von Jon. Mürzer beschrieben worden. Die Tentakelrinne ist von einem hohen Epithel ausgekleidet. Dicht darunter verläuft median der Armnerv in Gestalt eines platten Bandes. Unter dem Nerven und gleichfalls median gelagert, begegnen wir einem engen Lumen, dem Querschnitt eines Blutgefässes, welches wegen seiner Lagebeziehung. zu dem Nerven als Nervengefäss bezeichnet wird. Unter dem Nerven und dem Nervengefäss finden wir weiterhin das Wassergefäss des Arms, von welchem alternirend rechts und links Seitenzweige zu den Tentakel- gruppen abtreten !). Unter dem Wassergefässe ist die Fortsetzung der Leibeshöhle in den Arm gelagert und nimmt den ganzen Zwischenraum zwischen den bereits erwähnten ventralen Weichtheilen und dem dor- salen Kalkgliede mit seinen Muskeln ein. Diese Fortsetzung der Leibes- höhle in den Arm ist aber kein einfacher Hohlraum, sondern sie zerfällt durch Gewebszüge, welche Fortsetzungen der die Leibeshöhle der Scheibe durchziehenden Gewebsmassen sind, in mehrere Abschnitte. Zunächst wird sie durch eine horizontale Scheidewand in zwei Haupt-. abschnitte zerlegt, einen ventralen und einen dorsalen. Dies sind die beiden Hohlräume, welche Jon. MürLer schon beschrieb und welche W. B. Carpenter als Canalis subtentacularis und Canalis coeliacus be- zeichnete. Jenen nenne ich den Ganalis ventralis, diesen den Canalis 1) Streng genommen dürfte auf den Querschnittbildern immer nur ein (ent- weder ein linker oder ein rechter) Seitenzweig gezeichnet sein, 0 m 7 dorsalis. Die horizontale Scheidewand, durch welche beide CGanäle von einander getrennt werden, umschliesst selbst einen dritten Abschnitt der Fortsetzung der Leibeshöhle in den Arm. Dieser dritte Abschnitt tritt in dem Arm an Ausdehnung sehr hinter den Ventralcanal und den Dorsalcanal zurück. Derselbe umschliesst ein Blutgefäss, welches selbst wieder in seinem Innern einen Strang führt, den wir, da sich aus seinen Zellen die Genitalproducte entwickeln, den Genitalstrang oder richtiger, wie wir später sehen werden, die Genitalröhre nennen. Dem ent- sprechend gebe ich dem dritten Abschnitte der Leibeshöhle des Armes den Namen Canalis genitalis. In den Pinnulae bleiben die Grössenver- hältnisse der drei beschriebenen Ganäle zu einander nicht dieselben wie in denArmen. Es wird nämlich durch die Entwicklung der Geschlechts- producte in den Pinnulae die Genitalröhre und dadurch auch der Cana- lis genitalis bedeutend ausgedehnt und zwar auf Kosten des darüber !) gelegenen Canalis ventralis und des darunter gelegenen Canalis dorsalis, wie ein Blick auf die Fig. 10 lehrt. Endlich zerfällt der Ganalis ventralis selbst wieder bei manchen Arten durch Gewebszüge, welche ihn hinter- einander in der Medianebene des Armes durchsetzen, in zwei seitliche, unvollkommen von einander getrennte Abschnitte, einen rechten und einen linken, für welche eine besondere Bezeichnung einzuführen un- nöthig ist. Aber auch die Trennung der drei Hauptabschnitte der Fort- setzung der Leibeshöhle in den Arm, also des Ventralcanals, des Genital- canals und des Dorsalcanals, von einander ist, wie wir später schen werden, keine ganz vollkommene. Wir gehen nunmehr dazu über, die erwähnten Weichtheile der Arme des Näheren zu betrachten und beginnen mit der Tentakelrinne?). Die Tentakelrinne und ihr Epithel. Schon Heusınger (Nr. 15), Jon. Mürzer (Nr. 26) und späterhin M. Sırs (Nr. 31) haben die Tentakelrinne der Arme und Pinnulae in ihrem Verlauf und ihrer allgemeinen Gestaltung so hinreichend be- schrieben, dass ein nochmaligesEingehen darauf überflüssig sein dürfte. Auch Perrıer (Nr. 30) hat eine Darstellung derselben gegeben, auf welche hier gleichfalls verwiesen sein mag. Nur einige Worte über die Saumläppchen der Tentakelrinne (crescentic leaves W. Tuomson, festons 1) Es ist wohl kaum nöthig zu bemerken, dass wir bei den Lagebezeichnungen das Thier stets in seiner natürlichen Haltung denken, also mit dem Knopf nach unten, mit dem Munde nach oben gerichtet. Wir haben dann oben die ventrale Seite und unten die dorsale. Im Uebrigen vergleiche man bezüglich der Nomen- clatur Jou. MÜLLERS Arbeiten. 2) Wo im Folgenden nicht anders bemerkt, beziehen sich die Angaben stets ‚zunächst auf Antedon Eschrichtii. 6) PERRIER, respiratory leaves Carpenter, Zacken der gezackten Leiste Trusc#er). Dieselben sind, wie bekannt, lappige Erhebungen der Rän- der der Rinne an der Basis einer jeden Tentakelgruppe. Bei Pentacri- nus und Rhizocrinus sind sie verkalkt und bei Antedon rosaceus zeigen ‚sie wenigstens eine Neigung zur Verkalkung, denn es finden sich in ihnen , wie Perrıier (Nr. 30 p. 55, Pl. II Fig. 3) ausführlich beschreibt, unregelmässig geformte, ästige Kalkspiculae. Die Saumläppchen stehen mit der Basis je einer Tentakelgruppe in continuirlichem Zusammen- hange. Sie können sich über die Tentakelrinne hinüberlegen und greifen dann bei ihrer alternirenden Stellung von rechts und links in- einander. W. B. CARPENTER ist der Meinung, dass sie in besonderer Beziehung zu der Respiration stehen und nennt sie deshalb respirato- rische Läppchen. Letztere Bezeichnung möchte ich deshalb vermeiden, weil in anatomischen Beschreibungen rein morphologische Benennungen überhaupt den physiologischen vorzuziehen sind, dann aber auch des- halb, weil mir jene respiratorische Function der Saumläppchen noch nicht hinreichend begründet zu sein scheint und überdies es fraglich ist, ob nicht der Schutz, den sie bei ihrer Fähigkeit die Tentakelrinne von aussen zu überdecken und die dort gelegenen wichtigen Organe von der Aussenwelt abzuschliessen und vor Schädlichkeiten zu beschützen, von grösserer Bedeutung!) ist. Ausgekleidet ist die Tentakelrinne von einem hohen Epithel, wel- ches aus lang ausgezogenen Zellen zusammengesetzt wird, welche in der Mehrzahl die ganze Dicke der Epithellage durchziehen (Fig. 8). In der Mitte der Tentakelrinne ist das Epithel am höchsten, 0,06 bis 0,075 Mm.; nach den Seiten hin wird es allmälig niedriger, um dann endlich überzugehen in das Epithel der Tentakel, der Saumläppchen und weiterhin der Armoberfläche überhaupt. Die Kerne der Epithel- zellen sind in dem äusseren Bezirke des Epithels spindelförmig, 0,004 bis 0,005 Mm. lang, in dem tieferen Bezirke, bei annähernd gleicher Grösse, rund und besitzen stets ein sehr kleines Kernkörperchen. Nach aussen trägt das Epithel einen Cuticularsaum von 0,001 —0,0015 Mm. Dicke. . Teuscner (Nr. 37 p. 254) beschreibt dicht unter diesem Guticular- saum eine besondere kleinzellige Matrix desselben, die ich aber in Ab- rede stellen muss. Die langen, fadenförmig ausgezogenen Zellen des Epithels treten in meinen Präparaten überall dicht bis an die Cuticula heran und nirgends vermag ich zwischen ihnen und der Cuticula eine 4) Insbesondere dürfte bei jenen Crinoideen, bei welchen die Saumläppchen zu festen Saumplälichen verkalkt sind, z. B. Pentacrinus, von einer besonderen respiratorischen Function derselben wohl kaum die Rede sein. 9 besondere Zellenlage zu unterscheiden. Auch bei den ähnlichen Verhält- nissen der Seesterne haben Horruann (Nr. 147 p. 10) und Greerr (Nr. 9 p- 6) dicht unter der Cuticula der Ambulacralrinne ein Plattenepithel als Matrix derselben beschrieben. Nach meinen eigenen Untersuchungen an Asteracanthion rubens muss ich indessen Lange (Nr. 18 p. 253) bei- pflichten, wenn er das Vorhandensein jenes Plattenepithels leugnet. Teuscuer’s Auffassung des oben von mir als Epithel der Tentakelrinne beschriebenen Gewebes steht mit der meinigen auch noch in anderen Puncten in Gegensatz. Er scheint als eigentliches Epithel nur jene sub- euticulare Zellenlage anzusehen, von deren Vorhandensein ich mich, wie schon gesagt, nicht überzeugen konnte. Die Schicht aber, welche ich oben als Epithel beschrieb, bezeichnet er als äussere Schicht der Auskleidung der Ambulacralrinne und lässt sie zusammengesetzt sein aus nebeneinander aufsteigenden Fasern, deren Zwischenräume dicht mit ovalen Zellen von 0,003—0,006 Mm. Länge angefüllt seien. Wie schon aus einem Vergleich der angegebenen Grössen erhellt, bezeichnet Teuscner dieselben Gebilde hier als Zellen, die wir oben als Kerne der Epithelzellen kennen gelernt haben; seine Fasern aber sind unsere lang ausgezogenen Epithelzellen. Auch hier möge verwiesen sein auf die von LaneeE (l. c.) ausführlich beschriebene ähnliche Zusammensetzung des Epithels der Ambulacralfurche der Asterien, die ich bestätigen kann. Endlich fasst auch P.H. Carpenter (Nr. 2) die oben beschriebene Schicht in unserem Sinne als das Epithel der Rinne auf. Die Quticularschicht des Epithels wird noch überragt von kurzen, dicht stehenden Wimpern. Anfänglich vermochte ich dieselben an meinen Präparaten nicht mit wünschenswerther Sicherheit aufzufinden und liess deshalb ihre Exi- . stenz fraglich (Nr. 22 p. 106); später aber, an günstigeren Objecten, vermochte ich mich von dem Vorhandensein derselben auf das Bestimm- teste zu überzeugen, womit die Angaben von W. B. CArPENTER (Nr. 5 p- 222) und Teuscner (Nr. 37 p. 254) im Einklange stehen. Wir gelangen dicht unter dem Epithel der Tentakelrinne zu einer vielleicht sogar mit demselben in Zusammenhang stehenden Schicht, in welcher die nervösen Elemente verlaufen. Die Nervenschicht. Dieselbe wird in ihrer Hauptmasse gebildet von ungemein feinen, häufig mit winzigen Zellen untermischten Fasern, die in der Längsrich- tung des Armes und der Pinnulae verlaufen (Fig. 9). Die ganze Schicht misst im Arm ungefähr 0,03 Mm. an Dicke und erstreckt sich rechts und links von der Medianebene des Arms in einer Ausdehnung von 0,18 Mm., so dass sie also in ihrer Gesammtheit ein 0,36 Mm. breites 10 Band darstellt, welches dicht unter dem Epithel der Tentakelrinne ver- läuft. Wie später erörtert werden soll, sind wir berechtigt, dieseFasern als nervöse Elemente anzusprechen und das ganze von ihnen gebildete subepitheliale Band als den Nerven. Die winzigen Zellen, die sich zwi- schen den Nervenfasern finden, sind vielleicht auch nur die Kerne von Zellen, die in den Verlauf der Fasern eingeschaltet sind. Sie messen 0,0035—0,0045 Mm. und sind von runder Gestalt. Bei Antedon rosa- ceus sind die Grössenverhältnisse des Nervenbandes natürlich geringer wie bei Ant. Eschrichtii und auch die Zellen (Kerne?) zwischen den Fasern sind kleiner (nach Teuscner’s |Nr. 37 p. 254] Angaben — 0,0025 Mm.). Die Nervenfasern erscheinen auf Querschnitten durch den Arm oder die Pinnula, wie aus ihrem Verlaufe erklärlich ist, als feine Pünet- chen; nur wo zu einer Tentakelgruppe ein Zweig des Nerven recht- winklig vom Stamme abgeht, bekommt man auch auf dem Querschnitt statt der Pünctchen die Fasern zu Gesichte. Letztere erkennt man aber am deutlichsten auf Längsschnitten durch die Tentakelrinne. Andere Zweige als die schon erwähnten zu den Tentakeln sah ich nirgends von dem Nervenstamm des Arms oder der Pinnula abtreten. Durchsetzt wird die Fasermasse des Nerven durch zahlreiche, un- gleich dicke, feine Stränge, die denselben in verticaler Richtung durch- ziehen. Auf Querschnitten erscheint der Nerv in Folge dessen wie in mehrere neben einander liegende Bündel zertheilt. Bei starken Ver- grösserungen hat es den Anschein, als wenn diese Stränge aus der dün- nen Bindegewebslage, welche unter dem Nerven gelegen ist und den- selben von dem Wassergefäss (resp. Nervengefäss) und dem Ventral- canal trennt, emporstiegen. Noch schwieriger als über dieses untere, dorsale Ende der Stränge klar zu werden, ist es zu einer sicheren Er- kenntniss ihres oberen ventralen Endes zu kommen. Bei Antedon Eschrichtii wurde an einer Reihe von Schnitten deutlich erkannt, dass die Stränge, sobald sie an der ventralen Seite des Nervenbandes ange- kommen sind, umbiegen und sich zu einer horizontal gelegenen dünnen Lamelle miteinander vereinigen, welche den Nerven von dem dicht dar- über gelegenen Epithel der Tentakelrinne scheidet. Die Dicke dieser Lamelle (Fig. 9) maass ich an einem Schnitte durch den Arm zu 0,0019 Mm. Neben diesen Beobachtungen von dem Vorhandensein einer der- artigen dünnen Lamelle zwischen Epithel und Nerv stehen nun aber andere nicht minder sorgfältige, in welchen es mir bei demselben Thiere nicht gelang, jene Lamelle wahrzunehmen, sondern vielmehr die Stränge direet an das Epithel herantraten und sich in Verbindung zu setzen schienen mit einer oder mehreren der lang ausgezogenen Zellen des 11 Letzteren. Bei Antedon rosaceus ist mir die Existenz jener Lamelle überhaupt zweifelhaft geblieben. Bei diesem Stande meiner eigenen Beobachtungen war es mir sehr erwünscht, durch P. H. Carpexter’s (Nr. 2 p. 578 sqq.)') Untersuchungen, an Antedon Eschrichtii und Actino- ; metra armata eine Bestätigung meiner vorläufigen Angaben von dem Bau des Nerven und insbesondere von dem Vorhandensein jener ihn vom Epithel trennenden dünnen Lamelle zu erhalten. Teuscher hin- gegen hat bei Antedon rosaceus gleich mir keine solche Lamelle wahr- genommen, sondern er lässt die Stränge (Nr. 37 p. 254), nachdem sie den Nerven durchzogen und an seiner ventralen Seite angekommen sind, sich vielfach gabeln und dann in unsere Epithelschicht eintreten, um sich in deren langen fadenförmigen Zellen (seinen Fasern) fortzu- setzen. Mit solcher Sicherheit, wie sich Teuscher ausspricht, habe ich die Verbindung der Stränge mit den. langen Epithelzellen niemals ge- sehen, so oft es auch auf den ersten Blick sich so zu verhalten schien. Ueber diesen Punct ganz in’s Klare zu kommen, ist aber von Bedeutung für die Auffassung jener Stränge und die Lagerung des Nerven. Da wo die Lamelle zwischen Nerv und Epithel sicher beobachtet ist, gelang es auch den Zusammenhang der unteren, dorsalen Enden der Stränge mit dem Bindegewebe nachzuweisen und demnach dürfte die Auffas- sung gerechtfertigt sein, dass auch die Stränge, sowie jene Lamelle bindegewebiger Natur sind; eine Auffassung, welcher auch die Struc- tur der Stränge nicht widerspricht: niemals besassen sie zellige Ele- mente; stets hatten sie ein unregelmässig faseriges, ziemlich glän- zendes Aussehen. Vom Nerven müssen wir dann sagen, dass er zwar dicht unter dem Epithel der Tentakelrinne, aber dennoch in dem _ Bindegewebe gelegen ist und durchsetzt wird von feinen Strängen des- selben. Für Antedon rosaceus ist denkbar, dass die Trennung zwischen Nerv und darüber gelegenem Epithel weniger weit vorgeschritten ist, so dass die bindegewebige Lamelle zwischen ihnen gar nicht oder auch nur sehr unvollkommen zur Ausbildung gekommen ist und dadurch nicht leicht wahrgenommen werden kann. Grerrr (Nr. 12 p. 21) be- zeichnet die ganze Auskleidung der Tentakelrinne, also Epithel und un- seren Nerven zusammengenommen, als den Nerven, in Uebereinstim- mung mit seiner Auffassung des Asteriden-Nerven und identifieirt den- selben mit der von Prrrier beschriebenen bandelette musculaire. Letztere ist aber, wie wir sehen werden, ein Muskelband in der ven- tralen Wandung des Wassergefässes der Arme und der Pinnulae und hat mit den hier in Rede stehenden Theilen nichts zu schaffen. Auf die 4) sowie auch durch freundliche mündliche Mittheilung. 12 Grerrr’sche Auffassung des Asteriden-Nerven und die derselben ent- S sprechende oben angedeutete des Grinoideen-Nerven werden wir später zurückkommen. # Zum Schlusse dieser Angaben über den Arm-Nerven der Crinoi- deen möge noch die Bemerkung Platz finden, dass bei den untersuchten Arten an den Spitzen der Arme und Pinnulae eifrig nach dem Vorhanden- sein von Sinnesorganen, insbesondere Fühlern und Augen nach Art der. ' betreffenden Verhältnisse bei den Asteriden, gesucht wurde — aber stets vergebens. In meiner vorläufigen Mittheilung erwähnte ich den Fund eines paarigen Armnerven bei Antedon Eschrichtii (Nr. 22 p. 108). In den mir damals vorgelegenen Präparaten ist, wie ich mich nachträglich wiederholt überzeugte, auf Querschnitten wirklich der Nerv in zwei, rechts und links von der Medianebene des Armes gelegene Hälften ge- trennt. Ich glaubte hier das normale Verhalten vor mir zu haben und war geneigt diesem Befunde eine grössere Bedeutung beizumessen, da bis jetzt ein paariger Radialnerv bei den Echinodermen noch nirgends sefunden worden war. Später angefertigte Schnitte anderer Arme des- selben Thieres aber, sowie anderer Exemplare liessen mich stets auch in der Medianebene des Arms, über dem sogleich zu beschreibenden Nervengefäss die Nervenschicht auffinden, so dass ich den oben erwähn- ten paarigen Nerv in meinen ersten Präparaten nunmehr als eine Ah- normität betrachten muss. Bei Antedon rosaceus erwähnte ich schon damals, stets nur einen unpaaren Nerven gefunden zu haben. | Das Nervengefäss. Genau in der Medianebene des Arms trifft man dicht unter der Nervenschicht einen Hohlraum mit nicht sehr weitem Lumen, welcher in der Längsrichtung der Arme und Pinnulae verläuft. Dieser Hohl- raum (Fig. 9) besitzt eine sehr niedrige, schwer wahrzunehmende zellige Auskleidung;; die Kerne der Zellen sind 0,0058 Mm. lang. Der Hohlraum entspricht nach seiner Lagerung dem von Grerrr (Nr. 10 p- 95, Nr. 44 p. 158) bei den Asterien beschriebenen Nervengefäss und steht, wie uns die Anatomie der Scheibe lehren wird, in Zusammen- hang mit einem den Mund umgebenden Blutgefässringe. Wegen seiner unmittelbaren Lage unter dem Nerven wollen wir denselben auch bei den Crinoideen als Nervengefäss bezeichnen. In der Richtung zu den Tentakelgruppen giebt dasselbe seitliche Zweige ab, die sich aber nur eine kurze Strecke weit mit Deutlichkeit verfolgen liessen. Häufig fand sich in den Präparaten in dem Nervengefäss eine geronnene Masse, welcher wir auch noch in anderen Hohlräumen des Arms begegnen 15 werden. Auf Querschnitten setzte sich Letztere aus zwei Schichten zu- sammen, die aber ineinander übergingen: A) eine in das Lumen des Gefässes schauende, feinpunctirte, helle Substanz; 2) eine, der Wan- dung des Gefässes anliegende, homogene, gelbliche, festere Masse. Das Lumen des Nervengefässes ist ferner mitunter — wenigstens verhält es sich so bei Antedon Eschrichtii — von einem verticalen Septum durch- setzt, welches einen deutlichen Zellenbelag trägt. Die Kerne dieser Zellen maassen 0,003—0,004 Mm., sind also kleiner als diejenigen des niedrigen Epithels des Gefässes selbst. Um noch einige Maasse des Ge- fässes anzugeben, so beträgt die Breite desselben an Querschnitten durch den Arm von Antedon Eschrichtii 0,13 Mm., die Höhe 0,04 bis 0,06 Mm. und die Breite eines Septums circa 0,01 Mm. Ueber das Nervengefäss haben auch andere Forscher neuerdings Mittheilungen gemacht. So beschreibt GrE£EFrF (Nr. 12 p. 27) dasselbe bei Antedon rosaceus, aber ohne sich auf Detailangaben einzulassen, und P. H. Carpenter (Nr. 2 p. 579) bestätigt das Vorhandensein des- selben bei Antedon Eschrichtii und giebt seine Existenz ferner auch für Actinometra nigra an. Teuscuer (Nr. 37 p. 253) endlich hat auch seine seitlich nach den Tentakelgruppen abgehenden Zweige beobachtet, läugnet aber das Vorhandensein eines Epitheliums in demselben; in Bezug auf diesen letzten Punct verweise ich auf meine oben mitgetheil- ten Beobachtungen. TeuscHer ist ferner im Irrthum, wenn er die Prrrıer’sche »bandeletie musculaire «, sowie den Strang & in der SEmPER- schen Abbildung für identisch mit dem Nervengefäss hält. Wie wir im Verlaufe der Darstellung sehen werden, sind jene beiden Gebilde auf Theile zu beziehen, welche unterhalb des Nervengefässes gelegen sind. Das Wassergefäss und die Tentakel. An den Querschnitten der Arme und Pinnulae treffen wir unter- halb des Nerven und des Nervengefässes durch eine dünne, binde- sewebige Lamelle von ihnen geschieden das Wassergeläss. Bevor wir zur speciellen Beschreibung dieses für die Grinoideen nicht minder, wie für alle anderen Echinodermen characteristischen Organs übergehen, wolien wir uns vorerst im Allgemeinen seine Lagerung und Verbreitung bei den CGrinoideen vorführen. Von dem Wassergefässringe, welcher den Mund umgiebt, und dessen ausführliche Beschreibung ich in der Anatomie der Scheibe zu geben habe, entspringen in der Richtung der Radien fünf Hauptstämme, die Vasa radialia. Sie verlaufen unterhalb der Tentakelrinnen der Scheibe und wo sich diese gabeln, um zu den Tentakelrinnen der Arme zu werden, theilt sich auch jedes Vas radiale in zwei Aeste, die Vasa brachialia, die sich zu je einem Arm begeben 14 und dort in dem oben schon angegebenen Lageverhältnisse zu den Weichtheilen der Tentakelrinne bis zur Spitze des Armes hinziehen. An jede Pinnula giebt das brachiale Wassergefäss einen Ast ab, welcher dort ebenso wie im Arm bis zur Spitze verläuft. Diese Aeste mögen Vasa pinnularia heissen. Die brachialen und pinnularen Wassergefässe geben endlich in ihrem ganzen Verlaufe rechts und links Zweige ab, welche in querer Richtung von ihnen abtreten und in ziemlich gerader Linie zur Basis je einer Tentakelgruppe hinziehen. Daselbst angekon- men, theilt sich jeder dieser Rami tentaculares in drei kleinere Zweige, welche in die Tentakel eintreten und deren Hohlräume darstellen. Die Rami tentaculares entspringen alternirend, so dass die Ursprungsstelle eines Astes der einen Seite stets gegenüber liegt dem Zwischenraum „wischen zwei Aesten der anderen Seite!). Dadurch dass an der Ur- sprungsstelle eines jeden tentaculären Zweiges das Wassergefäss seitlich ein wenig ausbiegt, nimmt dasselbe einen bei den verschiedenen Arten und wohl auch nach dem Beugungsgrade des Arms oder der Pinnula verschieden stark ausgesprochenen ziekzackförmigen Verlauf an, wie dies insbesondere Prrrıer (Nr.30 Pl. Il, Fig. 2, Pl. Il, Fig. 8) deutlich abgebildet hat. Was nun die feinere Structur der Wassergefässe anlangt (Fig. 8), so sind dieselben ausgekleidet von einem niedrigen Epithelium. Im Arm von Antedon Eschrichtii wurde die Höhe des Epithels zu 0,005 Mm. ge- messen. Von der Fläche gesehen maassen die einzelnen Zellen desselben 0,009— 0,01, ihre Kerne 0,006—0,007 Mm.; letztere besitzen winzige kreisrunde Kernkörperchen. Wimpern konnte ich an meinen Objecten an der Epithelauskleidung der Wassergefässe nirgends mit Sicherheit erkennen. Der auf diesen negativen Befund gegründete Zweifel an ihrem Vorhandensein wird bekräftigt durch die Angaben von Tuomson und W. B. Carpenter, welche beide Wimpern im Wassergefäss in Abrede stellen. Auch Perrıer (Nr. 30 p. 58) konnte in den Wassergelässen keine Wimpern auffinden. Das sonach höchst wahrscheinliche, vollständige Fehlen der Wim- 4) Dieser alternirende Ursprung der zu den Tentakeln und den ihnen homo- logen Füsschen abgehenrden Seitenzweige der Wassergelässe findet sich auch bei vielen anderen Echinodermen, so bei Echinen, Spalangen, Asterien, Holo- thurien; bei den Ophiuren aber entspringen die zu den Füsschen gehenden Zweige der Wassergefässe in opponirter Stellung. Es möge hier auch noch eine Bemerkung gegen eine Angabe Horrmann’s (Nr. 46 p.76) eine Stelle finden. Derselbe behauptet, dass bei Echiniden zu jedem Porenpaare der Schale ein Ambulacralbläschen aber zwei Füsschen gehören. Diese Angabe ist thatsächlich unrichtig. Wie man sich leicht an jedem Seeigel überzeugen kann und den älteren Autoren auch wohl be- kannt war, gehört zu jedem Porenpaare nur ein Füsschen. 15 perung in den Wassergefässen der Grinoideen ist insofern bemerkens- werth, als die Wassergefässe der übrigen Echinodermen,, soweit be- kannt, stets mit einem Wimperepithel ausgekleidet sind. Ein Uebergang zu dem Verhalten der Crinoideen scheint sich indessen bei den Jugend- stadien der Holothurien zu finden, von welchen SerenkA (Nr. 33 p. 174) ausdrücklich hervorhebt, dass bei ihnen die Wimperzellen in dem Epithel der Wassergefässe nur sehr spärlich vertheilt sind. Jedenfalls dürfte es bei dem erwähnten Verhalten der jungen Holothurien zweifellos sein, dass man aus dem anscheinend völligen Mangel der Wimperung im Wassergeläss der Grinoideen keinen Anlass nehmen kann, dieses Organ- system für morphologisch nicht homolog dem gleichnamigen der übrigen Echinodermen zu halten. Gehen wir im der Betrachtung der Structur der Wassergefässe weiter , so finden wir nach aussen von dem soeben beschriebenen Epi- thel eine dasselbe stützende bindegewebige dünne Membran, sowie die -Muskelfasern, deren Verlauf eine besondere Darstellung erfordert. Sowohl in den Wassergefässstämmen der Arme und Pinnulae als auch in ihren tentaculären Zweigen begegnen wir in der Wandung niemals Ringmuskelfasern, sondern stets nur Längsmuskellasern. Die- selben finden sich ferner in den brachialen und pinnularen Gefässen nicht im ganzen Umkreis des Lumens, sondern nur ventralwärts. Dort, also in dem oberen, ventralen Abschnitt der Gefässwandung bilden die Muskelfasern ein längsverlaufendes Band, welches nicht einmal die Breite des Gefässlumens hat (Fig. 3, 8 und 47). Dieses ventrale Längs- muskelband der Wassergefässe ist es, welches von PErrıer (Nr. 30 p. 55) bei Antedon rosaceus als bandelette museculaire beschrieben worden ist. Prrrier ist aber, da er nicht an Querschnitten untersuchte, über das genaue Lageverhältniss seiner bandelette, welche er, von der Fläche ge- sehen, in seiner Fig. 8 Pl. III richtig abbildet, nicht klar geworden. Daher erklärt es sich denn auch, dass dieselbe von den neueren Autoren bald auf dieses, bald auf jenes andere Organ bezogen worden ist, während ich selbst, nachdem ich anfänglich gleichfalls in die Irre gegangen war (Nr. 21 p. 362), die wahre Lage derselben zuerst genau angab (Nr. 22 p- 109), was dann P. H. Carpenter (Nr. 2 p. 578) bestätigte. SEmPER (Nr. 35 p. 262) hält die Prrrier’sche bandelette für identisch mit seinem Strange ©, GREErF (Nr. 12 p.21) mit seinem Nerven (unserem Nerven plus Epithel der Tentakelrinne) , Teuscher (Nr. 37 p. 253) mit dem Nervengeläss; alle diese Deutungen gehen Hand in Hand mit der unzu- reichenden Kenntniss der genannten Forscher von der Muskulatur der Wassergefässe, sonst würden sie gewiss die einzige richtige Auffassung jenes von PERRIER zuerst beschriebenen Gebildes gefunden haben, 16 Während also in den brachialen und pinnularen Wassergefässen sich die Längsmuskeln nur in der ventralen Wand finden, die dorsale, sowie die seitlichen Wände aber keine Muskelfasern besitzen, ist das Verhalten ein anderes in den Rami tentaculares und in den Tentakeln selbst. Die Ersteren besitzen in ihrer oberen und in ihrer unteren Wand Längs- muskelfasern und in den Letzteren endlich ist die ganze Wandung ringsum von Längsmuskelfasern durchzogen. Oben wurde schon hervorgehoben, dass in den Wassergefässen und ihren Verzweigungen sich nirgends Ringmuskeln finden. Aber eine dritte Art von Muskeln kommen in ihnen vor, nämlich frei das Lumen der Gefässe durchziehende feine Muskelfäden, welche sich von der einen Seite der Wandung zur gegenüberliegenden hinüber spannen. Dieselben finden sich in den brachialen und pinnularen Gefässen, sowie in den Rami tentaculares, da wo dieselben aus jenen entspringen. Zur Ver- anschaulichung ihrer Verbreitung dient die Fig. 47. Am sorgfältigsten untersuchte ich die queren Muskelfäden an Antedon Eschrichtii. Dort findet man an Quer- und Längsschnitten durch den Arm oder die Pin- nula jeden Muskelfaden zusammengesetzt aus zwei bis vier (in der Regel drei) einzelnen Muskelfasern (Fig. 4, 7 und 8). Letztere liegen in einer Ebene dicht nebeneinander, so dass in Folge dessen die Fäden selbst eine platte Gestalt bekommen und von der Fläche gesehen die Breite von zwei bis vier Muskelfasern, von der Kante gesehen aber nur die Dicke einer einzigen besitzen. Die Fasern werden zusammengehalten durch eine sehr geringe Menge einer hellen, feinkörnigen Substanz. Auf wirklichen und optischen Querschnitten (Fig. 7) durch einen Mus- kelfaden bekommt man, wie zu erwarten war, die Querschnitte der einzelnen den Muskelfaden zusammensetzenden Fasern deutlich neben- einander zur Anschauung. Im Arın von Antedon Eschrichtii wurde die Breite der Muskelfäden zu 0,004—0,007, ihre Dicke zu 0,001, ihre Länge zu 0,1 Mm. gemessen. Die einzelnen Fasern maassen an Breite 0,002, an Dicke 0,0041 Mm.; ihre Länge ist dieselbe wie diejenige der Fäden. Die Fasern sind stark lichtbrechend und stimmen in dieser Eigenschaft durchaus überein mit den Längsmuskelfasern in der Wan- dung der Wassergefässe, mit welchen sie auch dieselben Dimensionen gemeinsam haben, denn letztere sind in den tentaculären Wassergeläss- zweigen 0,0025 Mm. breit und 0,001 Mm. dick. Diese Uebereinstim- mung mit den offenbaren Muskelfasern der Wandung ist es denn auch, welche die oben vertretene Auffassung rechtfertigt, dass die das Lumen der Wassergelässe durchspannenden Fäden muskulöser Natur sind. Perrier (Nr. 30 p. 56), welcher diese Fäden bei Antedon rosaceus zu- erst sah, ist über ihre Natur zweifelhaft geblieben und Teuscuer (Nr. 37 17 p- 252) nennt sie geradezu Bindegewebsfäden. GreErF (Nr. 12 p. 23) aber schliesst sich meiner Auffassung an. Um die Beschreibung der Muskelfäden zu beschliessen,, ist noch darauf aufmerksam zu machen, dass man an denselben (Fig. 7) Kerne wahrnimmt, welche bei Antedon Eschrichtii durchschnittlich 0,006—0,007 Mm. lang und 0,0045 Mm. breit sind und in Grösse und Aussehen durchaus übereinstimmen mit den Kernen des die Wassergefässe innen auskleidenden Epithels. Bei günstigen Objecten erblickt man dicht um diese Kerne eine geringe Menge von Zellsubstanz und stellt man die Insertionsstelle eines Muskel- fadens an die Wandung scharf ein, so erkennt man, wie die Muskel- fasern des Fadens sich unter das innere Epithel des Wassergefässes be- geben, die Kerne aber mit den sie umhüllenden schwach entwickelten Zellkörpern sich fortsetzen in das Epithel selbst. Daraus folgt, dass jene den Muskelfäden anhaftenden Kerne nicht die Kerne der Muskelfasern sein können, sondern dass wir sie beziehen müssen auf einen sehr dünnen Epithelüberzug der Fäden, welcher eine Fortsetzung des Epi- thels der Wandung der Wassergefässe ist. Meist findet man an jedem Muskelfaden nur einen, selten zwei dieser Kerne liegen, welche, von der Seite gesehen, über den sonst geradlinigen Contour des Fadens merk- lich vorspringen. Wir resümiren unsere Auffassung der die Wassergefässe an he- stimmten Stellen durchziehenden glänzenden Fäden dahin, dass wir sagen: diese Fäden sind muskulös, sie bestehen aus wenigen (vielleicht bei manchen Arten auch nur einer einzigen) Muskelfasern und einem sehr dünnen Epithelüberzug derselben. Es fragt sich nun weiter, ob ähnliche frei das Lumen der Wassergefässe durchziehende Muskelfäden auch bei anderen Echinodermen vorkommen oder ob in dieser Hinsicht die Crinoideen ganz isolirt dastehen. Nur in einem einzigen Falle sind bis jetzt ähnliche Gebilde beschrieben worden, nämlich von LeyDie (Nr. 19 p. 314 und Nr. 20 p. 469). Derselbe giebt vor längeren Jahren an, dass bei Echinus esculentus das Lumen der Füsschenampullen von Muskelbündeln durchzogen sei. Er sagt: »Der Innenraum (der Ambu- lacralbläschen) wird von Muskelbündeln durchzogen , die wie Seile durchgespannt sind, sich auch wohl netzartig verbinden und so eine Art Trabekulargewebe herstellen. So lange man die Muskelbündel blos am Ansatzpunct oder auch auf dem scheinbaren Querschnitt sieht, so haben sie ein etwas fremdartiges Aussehen, da die Contouren der ein- zelnen Primitiveylinder auf dem Querschnitt das Bild eines aus klaren Zellen bestehenden Haufens hervorrufen. Durch gehörige Veränderung der Focaldistanz klärt sich indessen die Sache auf.« Neuerdings hat sich Horrmann (Nr. 16 p. 77) bemüht, diese Leypı@’schen Angaben zu 2 18 bestätigen, aber mit negativem Erfolge; es gelang ihm nicht, die von jenem beschriebenen Muskelbündel aufzufinden. Ferner hebt Semrer (Nr. 34 p. 126) hervor, dass bei den Holothurien ähnliche trabekuläre Muskelbündel, wie sie Leyvıe von Echinus beschrieben, nicht vorhanden sind. Bei diesem Stand der Angelegenheit lag es für mich selbstver- ständlich sehr nahe, die Ambulacralbläschen von Echinus in den Kreis meiner Untersuchungen zu ziehen und ich bin nun in derLage, die An- gaben Leynıg’s durchaus bestätigen zu können. An Querschnitten durch den entkalkten Radius eines Echinus sind die Muskelbündel, welche das Lumen der Ampullen durchsetzen, deutlich wahrzunehmen; sie be- stehen aus einer verschieden grossen Zahl von Muskelfasern und sind von einer Fortsetzung des inneren Epithels der Ampullenwandung überkleidet — sind also ganz ebenso gebaut, wie die freilich wegen der geringen Zahl der Muskelfasern viel dünneren Muskelfäden im Wasser- gefässe der Grinoideen. Indem ich einige allgemeinere Bemerkungen über die Anordnung der Muskulatur im Wassergefässsystem der Echinodermen überhaupt auf eine spätere Stelle dieser Abhandlung verschiebe, wende ich mich nunmehr zur Betrachtung der Anhangsgebilde der Wassergelässe. Es sind dies bekanntlich die Tentakel, deren allgemeine Anordnung und Gruppirung bereits beschrieben wurde. Ueber ihre Grössenverhältnisse bei Antedon rosaceus geben PErRIER und Teuscuer richtig an, dass von je dreien, zu einer Gruppe gehörigen derjenige sich am meisten zu ver- längern vermag, welcher der Spitze des Arms oder der Pinnula am nächsten steht. Ebenso ist ihr Verhalten bei Antedon Eschrichtii, in- dessen finde ich mitunter in meinen Präparaten auch Contraclions- zustände, in welchen der mittlere der längere (Fig. 66) ist; in der Regel ist aber auch hier von je dreien der distale der längste, der proximale der kürzeste. Die innere Höhlung der Tentakel ist eine directe Fortsetzung der Seitenzweige der Wassergefässe; sie ist ausgekleidet von einem bei An- tedon Eschrichtii kaum 0,004 Mm. hohen Epithelium. Nach aussen folgt darauf eine dünne Stützlamelle und die Längsmuskulatur. Endlich ist die äussere Oberfläche der Tentakel gebildet von einem je nach dem Contractionszustande derselben verschieden dicken Epithel; bei einem mittleren Streckungsstadium des Tentakels maass ich die Höhe des Epi- thels zu 0,007 Mm. - Die Oberfläche der Tentakel ist, wie schon Jon. Mürzer (Nr. 26 p- 222) angiebt, »besetzt mit kleineren cylindrischen am Ende wenig angeschwollenen Fühlerchen«. Nach W. Tuonsox (Nr. 38 p. 526) sind dieselben (tubular processes nennt er sie) hohl und steht ihre Höhlung 19 im Zusammenhang mit der Höhlung der Tentakel; sie sind in drei oder vier unregelmässigen Längsreihen auf jedem Tentakel angeordnet; sie sind extensibel und im ausgestreckten Zustand erkennt man, dass ihre Wandung durchscheinend und structurlos ist; im contrahirten Zustande zeigen sie zwei oder drei Ringfurchen auf der Oberfläche; sie endigen mit einem kleinen, dreilappigen Köpfchen. Diese Angaben über Gestalt und Vorkommen der Tentakelpapillen bestätigt Perrier (Nr. 30 p. 60) und fügt hinzu, dass jedes der drei Läppchen des Köpfchens ein starres, spitzes, glänzendes und äusserst feines Haar trägt, jede Papille also an ihrer Spitze von drei derartigen divergirenden Haaren überragt ist. Nach dem Tode verschwinden nach Perrier diese Haare. Ferner be- richtigt dieser Autor die Angaben Tnomson’s in Bezug auf die von jenem behauptete Communication des Hohlraums der Papillen mit dem Hohl- raum der Tentakel. Er stellt eine derartige Communication durchaus in Abrede, worin ich ihm vollständig zustimmen muss. Nicht einverstan- den aber bin ich mit der Auffassung, welche Perrier von dem Thuomsox- schen Hohlraum der Papillen hat. Er läugnet denselben und beschreibt an seiner Stelle einen glänzenden Faden (filament) , der an der zweiten Schicht der Tentakelwand (unserer Muskellage) sein Ende erreiche, die- selbe aber niemals durchsetze. Wir werden im Folgenden sehen, dass meine eigenen Untersuchungen uns an der Tuonson’schen Auffassung der Papillen als hohlen Röhrchen festhalten lassen. Auch Görtz (Nr. 7 p- 604) ist derselben Ansicht. Von den Tentakeln des Embryos sagt er: »sie sind mit kleinen, durchsichtigen Röhrchen besetzt, welche ich im Allgemeinen ebenso wie es Tuonson angiebt, gebildet, ferner aber noch am Ende mit feinen Härchen besetzt finde«. Auf die Mittheilungen von Mösıus (Nr. 25 p. 144) über die Tentakelpapillen kommen wir bei Be- sprechung der Function dieser Gebilde. Gehen wir nun zu den eigenen Beobachtungen über den Bau der in Rede stehenden Organe über! Die Wandung der Papillen (Fig. 62, 63, 64) ist, wie Tnomson richtig be- schreibt, durchscheinend und structurlos und unıschliesst einen Längs- canal (den Perrıwr mit Unrecht für einen soliden Faden hält). Der Canal erweitert sich, sobald er in der äusseren Epithellage des Tentakels an- gekommen ist, zu einem nicht immer leicht erkennbaren kugeligen Ge- bilde, über dessen Natur ich jedoch nichts Sicheres anzugeben vermag. Eine Fortsetzung des Canals in die Muskellage oder durch sie hindurch kommt — wie ich Prrrier durchaus beistimme — niemals vor; es exi- stirt also auch keine Communication zwischen dem Canal der Papille und dem Hohlraum des Tentakels, wie dies Tnonson behauptet hatte. Da die Papillen, wie schon Tuonson angiebt, der Verkürzung und Ver- längerung fähig sind, so erklärt sich daraus die sehr ungleiche Länge, ) * 20 die man an ihnen beobachtet. So maass ich bei Antedon Eschrichti eine ausgestreckte Papille 0,063 Mm. lang und 0,0045 Mm. dick, eine eingezogene aber nur 0,008 Mm. lang mit nur unbedeutend stärkerer Dicke. Die Haare an den Köpfchen derPapillen fehlen in meinen Exem- plaren nicht immer, sondern häufig finden sich eins, zwei oder auch drei derselben. Sie haben aber nicht, wie es PERRIER von lebenden „’hieren beschreibt, ein starres Aussehen und gerade gestreckte Gestalt, sondern sind unregelmässig verbogen und auch von fast varicöser Fornı ; sie erwecken durch dieses Aeussere den Verdacht, dass sie nichts als Secretfäden sind, die sich natürlich im lebenden Zustande viel anders verhalten als in den Weingeistexemplaren. Da ich selbst keine Crinoideen lebend zu untersuchen Gelegenheit hatte, bleibt die so eben ausgesprochene Meinung, die als Haare der Tentakelpapillen beschriebenen Gebilde seien Secretfäden, eine Ver- muthung, für deren Richtigkeit ich einstweilen keinen zwingenden Be- weisgrund beizubringen vermag. Sollte sich indessen diese Muth- massung bewahrheiten, dann sind die Papillen selbst wohl für eine Art Waffen zu erklären, für contractile Organe, welche einen für bestimmte andere Thiere schädlichen Saft abzusondern vermögen; das kugelige Gebilde, in welches der Canal der Papille im Tentakelepithel übergeht, wäre dann vielleicht als Drüse aufzufassen. Doch genug von diesen Vermuthungen! Nur Untersuchungen des lebenden Thieres können hier sicheren Entscheid bringen. Eine andere Ansicht über die Function der Papillen haben PErRrIER, Mögıus und GörtE. Diese Forscher halten dieselben für Sinnesorgane. PerRIER und GörrE halten sie für Tastorgane, ohne aber diese Meinung näher zu begründen. Mösıus hingegen macht genauere Angaben. Er sagt von Antedon Sarsii: »Die Pinnulafäden (unsere Tentakel) sind mit eylindrischen Papillen besetzt, auf deren Ende starre Sinneshaare stehen. Im Innern der Papillen lassen sich feine Nervenfasern bis zur Basis dieser Haare verfolgen. Aehnliche Haare stehen auch auf spindel- förmigen Zellen des Pinnulakörpers!). Zwischen den starren Haaren ist der Pinnulakörper mit Flimmerwimpern bedeckt.« Man ersieht, dass Möpıus unsern Papillencanal als ein Bündel feiner Nervenfasern auflasst. Ich habe mich an den Weingeistexemplaren vergeblich abgemüht, an 4) Eigene Beobachtungen über die von Mögıus erwähnten Haare des Pinnula- körpers fehlen mir. Sollte Prrrıer dieselben vor Augen gehabt haben, als er seine folgende Notiz niederschrieb: »J’ai vu, en particulier sur le bord convexe des festons du bras, quelques longs cils isoles cA et lä, flexueux et extr&emement greles, mais j’ai peine A croire que ces productions fussent de veritables eils vibratiles.« (Nr. 30 p. 51.) 21 Stelle des Ganals Fasern zu sehen und wenn selbst Fasern und kein Canal vorhanden wären, so ist die Deutung dieser Fasern als Nerven- fasern doch wiederum eine sehr gewagte, so lange nicht der Zusammen- hang derselben mit dem Armnerven und seinen Verzweigungen nach- gewiesen ist. Sonach dürfte bei dem augenblicklichen Stande der Frage auch die Auffassung der Tentakelpapillen als Sinnesorgane nichts mehr als eine Vermuthung sein, die des Beweises bedarf. Nachdem wir nunmehr auch die Anfangsgebilde der Wassergefässe, die Tentakel und Tentakelpapillen beschrieben, können wir die Be- sprechung des Wassergefässsystemes, soweit Theile desselben in den Armen vorkommen, beschliessen. Es erübrigt indessen noch, auf die Angaben anderer Forscher über die Wassergefässe der Arme mit einigen Worten einzugehen. Perrıer (Nr. 30 p. 55 sqq.) beschrieb das Wasser- gefäss wesentlich in folgender Weise: Das Lumen werde umschlossen von zwei Membranen, welche durch einen Zwischenraum, der von glän- zenden Fäden durchsetzt sei, von einander getrennt werden. Diese "Darstellung der Structur des Wassergefässes ist, wie aus dem obenMit- getheilten hervorgeht, eine irrthümliche, wie ich schon in meiner ersten Mittheilung hervorhob und auch alle übrigen Autoren, die beiden Car- PENTER, GREEFF, TEUSCHER, übereinstimmend angeben. Der Irrthum Per- riEr’s klärt sich dadurch auf, dass er keine Querschnitte der Arme an- fertigte, sondern die Armrinne in Ansichten von der ventralen Fläche und der Seite her untersuchte. In Fig. 47 findet sich eine Abbildung, welche zeigt, dass Perrıer durch optische Schnitte sich hat irre leiten lassen. Es ist dort das Wassergefäss gezeichnet in der Ansicht von der ventralen Seite, also von der Tentakelrinne her, bei verschiedenen Ein- stellungen des Mikroskopes. In dem oberen Abschnitte der Figur ist das Mikroskop auf die obere ventrale Wand des Wassergefässes eingestellt. Man erblickt das Band der Längsmuskelfasern (die bandelette muscu- laire Perrier’s), sowie die Längsmuskelfasern in der ventralen Wand der Seitenzweige des Wassergefässes. Senkt man nun den Tubus, so erhält man das Bild, welches in dem zweiten, mittleren Theile der Figur schematisch wiedergegeben ist. Dies Bild ist ein optischer horizontaler Längsschnitt durch das Lumen des Gefässes. Man erblickt das Lumen nicht ganz leer, sondern in bestimmten Stellen durchzogen von den senkrecht aufsteigenden Muskelfäden, die uns hier natürlich alle im optischen Querschnitte entgegentreten. Die Vertheilung der Muskel- ‚fäden, auf die wir schon einmal aufmerksam machten, lässt sich mit Worten nur umständlich beschreiben und erhellt am besten aus einer Betrachtung der Figur. Nur darauf sei hier besonders hingewiesen, dass jeder der Einzelbezirke, in welchem wir die Muskelfäden erblicken, 22 sich gegen das Lumen des Wassergefässes hin bogenförmig und ziemlich scharf abgrenzt. Senken wir jetzt den Tubus des Instruments noch tiefer, so sehen wir, wie das Lumen des Gefässes sich nach der Tiefe, also dorsalwärts, rasch verengt durch schräges Abfallen seiner seit- lichen Wände und es tritt endlich, wie im unteren, dritten Abschnitt unserer Abbildung dargestellt ist, die untere, dorsaleWand des Wasser- gefässes in das Sehfeld. Wir sehen diese Wand frei von Muskelfasern, und bemerken ferner, dass ihre seitliche Begrenzung der Lage nach ge- nau zusammenfällt mit der inneren Begrenzung der Bezirke der senk- recht aufsteigenden Muskelfäden,, auf welche wir vorhin aufmerksam wurden. Vergleichen wir nunmehr die Bilder, in denen uns je nach der Einstellung des Instruments das Wassergefäss entgegentritt, mit den Beschreibungen und Abbildungen Prrrier’s, so scheint es zweifellos, ‚dass derselbe diese verschiedenen Bilder nicht richtig auseinander ge- halten hat und namentlich dadurch, dass er die seitliche Begrenzung der dorsalen Wand des Gefässes zusammenwarf mit der inneren Begrenzung der Bezirke der senkrechten aufsteigenden Muskelfäden, zu der irrigen Vorstellung kam, es werde das eigentliche Lumen des Wassergefässes umschlossen von zwei von einander abstehenden Wänden. Das was PErRIER also als eigentliches Lumen des Gefässes betrachtet, ist in Wirk- lichkeit nur der von senkrechten Muskelfäden freie, mittlere Theil des Lumens. Gr&EFF (Nr. 42 p. 22) glaubt den Irrthum Prrrier’s dadurch erklären zu können, dass er annimmt, derselbe habe die beiden über- einander gelegenen Gefässe, Nervengefäss und Wassergefäss, als inein- ander geschachtelt angesehen. Nun liegt aber in Wirklichkeit das von Perrier entdeckte Längsmuskelband des Wassergefässes unter dem Nervengefäss und, wie Perrıier selbst richtig beschreibt und zeichnet, über dem Lumen des Wassergefässes. Hätte nun PErrIER, wie GREEFF annimmt, das Nervengefäss in das wirkliche Wassergefäss hineinverlegt, so hätte er den ziemlich groben Fehler begangen, dass er ein Gefäss (nämlich das Nervengefäss), welches in Wirklichkeit über dem Muskel- bande liegt, darunter verlegt habe. Auch lässt sich der von Perrıer be- obachtete und abgebildete Zusammenhang zwischen dem Hohlraum der Tentakel und seinem (Purrıer’s) Lumen des Wassergefässes mit der von GREEFF gemachten Annahme nicht vereinbaren. Vergleicht man insbe- sondere die Fig. 8 auf Pl. III der Perrıer’schen Abhandlung, so erklärt sich seine irrthümliche Auffassung am einfachsten in der bereits erörter- ten Weise dadurch, dass das Nervengefäss ihm unbekannt geblieben ist, dass er hingegen die bei einer gewissen Einstellung ziemlich scharfe Be- srenzung der Bezirke der senkrechten Muskelfäden des Wassergefässes 23 für den Ausdruck einer besonderen das Lumen des Gefässes zunächst umschliessenden Wandung genommen habe. Eine ganz besonders zur Prüfung auffordernde Ansicht hat Semper über die Wassergefässe derArme aufgestellt. Er sprach den Grinoideen überhaupt den Besitz eines Wassergefässsystemes ab. In seinem Holo- thurienwerke (Nr. 34 p. 196 u.257) äusserte er diese Ansicht allerdings nur vermuthungsweise, aber in einer später erschienenen Abhandlung (Nr. 36 p. 60) läugnet er ein eigentliches Wassergefässsystem auf das Entschiedenste. Hier ist nur der Ort das Vorhandensein eines Wasser- gefässes in den Armen der Crinoideen nachzuweisen, auf das Verhalten in der Scheibe komme ich später zu reden. Bei der Uebereinstim- mung, welche in dieser Hinsicht zwischen meinen eigenen Beobach- tungen und denjenigen von W. B. CArPENTR, GREEFF, TEUSCHER und ins- besondere von P. H. Carpenter herrscht, kann an der wirklichen Exi- -stenz der Wassergefässe in den Armen der Crinoideen auch nicht mehr der geringste Zweifel bestehen. Es erklärt sich der Widerstreit, in welchem Senrer’s Meinung mit den Beobachtungen Anderer steht, da- durch, dass demselben das wahre Wassergefäss der Arme unbekannt geblieben war und er der Jon. Mürzer’schen Auffassung folgte, welcher, gleichfalls mit dem wahren Wassergefäss unbekannt, den Ganalis ven- tralis als Tentakeleanal bezeichnete. Betrachten wir Jos. MüLrer’s Figuren (Gopie Fig. I und 2) und vergleichen wir sie mit meinen eige- nen Abbildungen, sowie denjenigen der oben genannten Autoren, so kann kein Zweifel darüber bestehen, dass, wie W. B. CARPENTER zuerst ausgesprochen hat, Jon. MürLxr den wahren Tentakelcanal (das Wasser- gefäss) nicht gekannt hat, und dass der obere der Mürter’schen Ganäle unserem Ganalis ventralis, der untere unserem Canalis dorsalis ent- spricht !j. In Senper’s Abbildung ist das Wassergefäss gar nicht einge- tragen. Dort aber, wo wir dasselbe nach unseren jetzigen Kenntnissen suchen, also über dem Ventralcanal (Senrer’s Tentakelcanal) giebt Sen- PER einen Strang x an, den er mit Perrıer’s bandelette musculaire iden- lifieirt und in welchem er den Armnerven vermuthet. Bereits oben sahen wir, dass diese Auslegung des von Senper beobachteten Stranges 4) In der einen der beiden von ihm gegebenen Abbildungen zeichnet Jon. MULLER sogar nur einen einzigen Canal. Dies erklärt sich wohl dadurch, dass das betreffende Exemplar, an welchem Jou. MÜLLER seine Untersuchung angestellt hat, nicht gut conservirt war. Ich habe selbst Exemplare vor mir gehabt, deren Weichtheile wahrscheinlich durch zu starken Weingeist derart geschrumpft waren, dass an den Querschnitten durch den Arm sämmtliche über dem Dorsalcanal ge- legenen Theile zu einer eompacten Masse zusammengedrängt erschienen. In jener Abbildung Jon. Mürter’s ist also der einzige eingezeichnete Canal als Dorsalcanal zu deuten. 24 nicht festgehalten werden kann. Was aber ist denn nun der Strang x? W.B. Carpenter (Nr. 4 p. 7) und ich selbst (Nr. 24 p.362) vermutheten, es sei derselbe vielleicht das collabirte Wassergefäss , indessen hat sich bo) ) ; diese Vermuthung als fälschlich erwiesen durch die Untersuchungen, welche P. H. Carrenter (Nr. 2 p. 581) an den Originalexemplaren SEmpEr’s anstelle. Derselbe fand'!), dass der Strang x nichts anderes ist als eine pigmentirte zellige Verdickung des Gewebes, welches dorsal- wärts das Wassergefäss von dem Ventralcanal trennt; ferner stellt diese zellige Verdickung keinen continuirlichen Strang dar, sondern ist häufig unterbrochen. Bei den von mir untersuchten Arten fand ich nur bei der einen aus der Bai von Bengalen stammenden Antedon-Art und zwar bei einem männlichen Exemplare eine ähnliche unterbrochene pigmentirte (zellige?) Masse in der Bindegewebsschicht zwischen Wassergefäss und Ventralcanal sowohl im Arm als in der Pinnula 2). In der Nachbarschaft der Wassergefässe des Arms und der Pinnula finden sich bekanntlich die schon von Jom. MürLer erwähnten im Leben dunkelrothen, an den Weingeistexemplaren meist gelbbraunen kuge- ligen Gebilde (calcareous glandsW. Tuonson, corps spheriques PErRIER, saccular organs W. B. Carpenter). Da wir denselben aber nicht nur an den Armen und Pinnulae begegnen, sondern auch an der Scheibe und ich dort zugleich Beobachtungen anzuführen habe, die für die Frage nach ihrer Bedeutung nicht unwichtig sind, so unterlasse ich es, hier auf dieselben näher einzugehen. Ihre Lagerung in den Armen und Pin- nulae erhellt hinreichend aus den Abbildungen. Die Fortsetzung der Leibeshöhle in die Arme. In diesem Gapitel behandeln wir zunächst nur diejenigen beiden Hauptabschnitte der Fortsetzung der Leibeshöhle in die Arme, welche wir oben als Canalis ventralis (=subtentacularis CArPENTER) und Ganalis dorsalis (— coeliacus CArPENnTER) kennen gelernt haben. Den dritten Hauptabschnitt, den Ganalis genitalis, werden wir im nächsten Gapitel im Verein mit den Geschlechtsorganen betrachten. 4) Ich hatte Gelegenheit, mich selbst an den Semrer’schen und CArpENTER’ schen Präparaten von meinem früheren Irrthum in der Auslegung des Stranges x zu überzeugen. 2) Teuscher hat der SEnper’schen Abbildung eine Deutung unterlegt, die durch- aus irrthümlih ist. Er ist derMeinung, Srmper’sTentakelcanal (also der Ventralcanal) sei wirklich das Wassergeläss, hingegen die nach Semper bei Actinometra armata in den Arm hineinreichenden Verlängerungen der Ovarien seien die mit zufällig hineingerathenen Eiern erfüllten »Seitengefässe« (die beiden Hälften des Ventral- canals). 25 Was den Canalis ventralis betrifft, so ist derselbe von einem deut- lichen Epithel ausgekleidet, welches bei Antedon Eschrichtiü ein niedriges Cylinderepithel ist von 0,004 Mm. Höhe. Die Stränge, welche den Ven- traleanal häufig durchziehen, verlaufen in der verticalen Mittelebene des Armes, verbinden also die Mitte der ventralen Wand des Ventralcanals mit der Mitte seiner dorsalen Wand. Auf Querschnitten erwecken diese Stränge den Anschein eines Septums, welches den Ventralcanal in eine linke und eine rechte Hälfte zerlegt. An Längsschnitten aber cer- kennt man am besten den wahren Sachverhalt. Man sieht dort, wie hinteremander verschieden breite Gewebszüge aufsteigen, die zwischen sich ungleich grosse Lücken lassen. W.B. Carpenter (Nr. 5 Pl. IX, Fig. 7) hat diese Verhältnisse von Antedon rosaceus bereits richtig dar- gestellt. Unsere Abbildung (Fig. 3) bezieht sich auf Antedon Eschrichtii. Die Septalstränge, wie wir die in Rede stehenden Gebilde nennen wollen, bestehen in ihrer Masse aus Bindegewebe und sind mit demselben niedrigen Gylinderepithel überkleidet, wie die Wandung des Ventral- canals überhaupt. Wir werden später sehen, dass die Leibeshöhle der Scheibe von ähnlichen Gewebszügen in noch viel grösserem Maasse nach allen Richtungen durchsetzt wird. Eine andere Bedeutung als diejenige von Haltebändern für die anliegenden Organe wird diesen Strängen wohl nicht beizumessen sein. Da auch dort, wo sie nie vermisst wer- den, wie z.B. im Arm von Antedon Eschrichtii, ihre Entwicklung eine sehr unregelmässige ist, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie in anderen Fällen überhaupt nicht zur Ausbildung gekommen sind. So finden sie sich bei Antedon rosaceus im Arme ziemlich stark entwickelt, sehr schwach aber in den Pinnulae, bei Antedon Eschrichtü sind sie auch im letzteren Orte wohl ausgebildet. Bei Actinometra trachygaster und Act. Bennettii fehlen sie im Arme. Von den zwei nicht näher he- stimmten Antedon-Arten aus der Bai von Bengalen fehlen sie der einen im Arme, während sie bei der anderen vorhanden sind. Dieselbe Un- regelmässigkeit ihres Vorkommens beobachtete P. H. CArPENTER (Nr. 2 p.581 und 583) ; er fand sie im Arme von Actinometra nigra, vermisste ‚sie aber bei Act. armata. Der Ventralcanal wurde von Jon. MÜLLER zu- erst beobachtet, aber irrthümlicher Weise für den Tentakelcanal (= Wassergefäss) gehalten; Semper hielt an dieser Ansicht fest und nannte gleichfalls den Ventralcanal Tentakelcanal !). Der Dorsalcanal hat keine derartigen Septalstränge aufzuweisen, 4) Semper erklärt die Buchstabenbezeichnung et des Ventralcanals in seiner Figur ausdrücklich als Tentakelcanal; es ist also die Bemerkung Teuscher's, er finde bei Skmrer keine Erklärung der Buchstaben ct, zu berichtigen. 26 wenigstens wurden solche bei den untersuchten Arten nicht beobachtet !). Das Epithel ist auch hier ein cylindrisches; ich maass es bei Antedon Eschrichtii im Arme ebenso hoch als im Ventralcanal, nämlich 0,004 Mm. Die einzelnen Zellen waren nicht scharf in ihrer gegenseitigen Abgren- zung zu erkennen, ihre Kerne sind rund oder wenig länglich , etwa 0,0028 Mm. gross und stehen 0,001 Mm. von einander ab. Ist sonach das Verhalten des Dorsalcanals, soweit wir ihn bis jetzt betrachtet haben, ein einfaches, so finden sich dennoch besondere Organe in ihm, die einer nähern Beschreibung bedürftig sind. Es sind dies eigenthüm- liche Wimperorgane, die im Allgemeinen die Gestalt kleiner Blindsäck- chen haben. Ferner trifft man im Dorsalcanal öfters auf unregelmässig geformte Massen desselben Gerinnsels,; dessen ich beim Nervengeläss Erwähnung gethan. Auch P. H. Carrexter (Nr. 2 p.578) fand dasselbe im Ventral- und Dorsalcanal. Die Wimpersäckchen. Die Wimpersäckchen werden gebildet durch blinde Ausstülpungen der dorsalen Wand des Canalis dorsalis; ihr blindes Ende liegt der ventralen Seite der Kalkglieder unmittelbar auf, ihre Oeffaung mündet in den Hohlraum des Dorsalcanals. Dieselben fanden sich bei den untersuchten Arten (Pentacrinus caput Medusae nicht ausgenommen) in den Pinnulae und liegen dort gruppenweise zusammen, so dass auf jedes Glied der Pinnula eine Gruppe kommt. Die Anzahl der je eine Gruppe bildenden Wimpersäckchen ist selbst bei derselben Art und an derselben Pinnula keine constante. In Fig. 17 ist eine Gruppe der Wimpersäckehen aus der Pinnula von Antedon Eschrichtii dargestellt. Man erblickt die Gruppe von dem Hohlraum des Dorsaleanals her und sieht in die Oeffnungen der einzelnen neben- und hintereinander ge- legenen Säckchen hinein. Die Abbildung ist entnommen von einem horizontalen Längsschnitt durch die Pinnula. Man sieht jede Oeflnung umgeben von einem gewulsteten Rand, der sich nach aussen allmälig abflacht. Nach der Spitze und der Basis der Pinnula hin (in der Ab- bildung also nach oben und unten) findet die Gruppe der Wimpersäck- chen ihre Begrenzung durch die sich dort erhebenden, die Kalkglieder gegen einander bewegenden Muskelmassen. Auf die seitlichen Wände des Dorsalcanals greifen die Wimperorgane nicht über. P. H. CArrENTER, welcher, nachdem ich zuerst diese Organe beschrieben, ihr Vorkommen bestätigte, giebt an, sie auch vereinzelt im Arme von Antedon Eschrichtii I) Nur einmal fand ich im Dorsalcanal des Arms von Antedon Eschrichtii, sanz in der Tiefe desselben einige Bindegewebszüge, die sich quer durch das Lumen hindurch spannten. 27 gefunden zu haben (Nr. 2 p. 579). Grerrr und Tevscner sind die Wimpersäckchen unbekannt geblieben. | Ihre feinere Structur ist die folgende (Fig. 18). Nach aussen wird jedes Wimperorgan gebildet von einer feinen structurlosen Tunica pro- pria, welehe das Organ gegen das Kalkglied und das unter dem Epithel des Ganalis dorsalis gelegene Bindegewebe abschliesst. Nach innen ist die Tunica propria bekleidet von einem hohen Wimperepithel, welches die ganze Innenseite des Säckchens mit Ausnahme desBodens desselben besetzt. Hier, am Boden des Blindsäckchens, finden sich statt der hohen wimpernden Cylinderzellen einige wenige, blasige Zellen, welche im Gegensatz zu jenen keine Wimpern tragen und deren Kerne der Zell- wand angedrängt liegen. Der Rand der Oeffnung des Blindsäckchens erhebt sich über das Niveau der Wandung des Dorsalcanals zur Bildung eines Ringwulstes, dessen Zellen weiterhin nach aussen allmälig über- gehen in die niedrigen Epithelzellen des Canalis dorsalis. Die Zellen des Ringwulstes gleichen in ihrer Gestalt noch vollständig den hohen Cylinderzellen des Säckchens, nur vermochte ich keine Wimpern an ihnen wahrzunehmen. Bei Antedon Eschrichtii sind die Dimensionen der erwähnten Theile die folgenden. Das ganze Organ ist durchschnitt- lich 0,048 Mm. breit und 0,052 Mm. hoch; die Oeffnung des Säckchens misst 0,025— 0,03 Mm. im Durchmesser; die blasigen Zellen auf dem Grunde des Säckchens sind 0,02 Mm. breit, 0,042 Mm. hoch mit 0,003 bis 0,004 Mm. grossen Kernen; die cylindrischen Zellen der Seiten- wandung sind 0,012—0,013 Mm. hoch, 0,003 Mm. breit, ihre Kerne sind 0,002—0,003 Mm. lang und mit einem Kernkörperchen versehen ; die Wimpern der Cylinderzellen haben eine Länge von 0,004—0,006 Mm. Da wo der Ringwulst der Oeffnung sich allmälig abflacht, nehmen seine Zellen immer mehr an Grösse ab bis sie schliesslich übergehen in die nur 0,004 Mm. hohe Zellenbekleidung des Dorsalcanals. Wozu dienen nun diese eigenthümlichen Wimpersäckchen des Dorsalcanals, die wir soeben in ihrer Structur kennen gelernt haben ? Auf diese Frage lässt sich nur vermuthungsweise antworten, dass sie _ eine lebhaftere Bewegung der Leibeshöhlen-Flüssigkeit im Dorsalcanal unterhalten, indessen dürfte damit, wie die blasigen Zellen auf dem Grunde der Säckchen wahrscheinlich machen, ihre physiologische Be- deutung noch nicht erschöpft sein. Mit grösserer Sicherheit lässt sich die morphologische Bedeutung der Wimpersäckchen feststellen. Zu die- sem Zwecke müssen wir uns zu ciner Gruppe von Echinodermen wen- den, die in fast allen Beziehungen sich sehr weit von den Crinoideen entfernt, in diesem Puncte aber in überraschendster Weise eine Ueber- _ einstimmung mit denselben zeigt. Es sind dies die Synaptiden, jene 28 bekannten fusslosen, zum Theile zwittrigen Holothurienformen. Bei ihnen allein unter allen Echinodermen sind bis jetzt besondere Wimper- organe aus der Leibeshöhle beschrieben worden. Nachdem dieselben von Mertens bei Chirodota entdeckt worden waren, beschrieb sie Jon. MÜLLER (Nr. 28) beiSynapta näher und verglich ihre Gestalt mit derjenigen eines Füllhorns oder eines Pantoffels. Gleich darauf schilderte Levvie (Nr. 20a p. 512) ihren Bau bei Synapta digitata ausführlicher folgendermassen : »Im frischen Zustande sehe ich das Füllhorn ausgekleidet von einer [einkörnigen Masse, die einzelne dunklere Pünctchen einschliesst, Essig- säure trübt die Masse und wandelt sie in kleine Zellen um. Dieses sind die Flimmerzellen, deren feine Cilien nach einwärts schlagen. Aus der Tiefe des Füllhorns aber ragt ein Zellenhaufen hervor, der als Knopf in ddas Lumen vorspringt, nicht flimmert und schon ohne Essigsäure deutlich seine zellige Natur erkennen lässt. Die Zellen sind rundlich, haben einen Kern, übertreffen an Grösse die Wimperzellen und manche davon sind mitunter von demselben röthlichen Pigmente erfüllt, wie die Zellen der äusseren Haut des Darmes. Die flimmernden und die flim- merlosen Zellen grenzen sich scharf ab gegen die glashelle, homogene, mit einzelnen Kernen besetzte Membran des Füllhorns und ietztere geht eontinuirlich über in den Stiel des Organs. « Aus einem Vergleich dieser Schilderung Levvig’s mit den oben gemachten Angaben über die Wimper- säckchen der Crinoideen geht ohne Weiteres die Uebereinstimmung im Baue beider Gebilde hervor. Ein Unterschied zwischen beiden liegt darin, dass die pantoffelförmigen Organe der Synapta gestielt, die Wim- persäckchen der Crinoideen aber sitzend sind — ein Unterschied, dem keine wesentliche Bedeutung beizumessen ist. Leypıc hält im weiteren Verlaufe seiner Abhandlung jenen Stiel für ein Gefäss und ist der Mei- nung, die pantoffelförmigen Organe stellten freie, offene Enden der Blut- sefässe in die Leibeshöhle dar. Wäre dem wirklich so, dann wäre ein Vergleich dieser Organe mit den Wimpersäckchen der Crinoideen nicht durchzuführen; bei letzteren nämlich konnte niemals eine Fortsetzung der Säckchen in Gefässe wahrgenommen werden, stets waren sie blind- geschlossen und auch in ihrer Umgebung waren niemals Gefässe zu schen. Die Schwierigkeit, die sonach vorzuliegen scheint, wird aber beseitigt durch die Beobachtungen Senrer’s (Nr. 34 p. 34 und 36), der auf das Bestimmteste versichert, die Wimperorgane der Synaptiden stels ohne alle Verbindung mit Gefässen, den Stiel aber stets nur aus Binde- gewebe gebildet gefunden zu haben. Auch Jon. MürLer (Nr. 28 p. 4) hat bereits der Auffassung Lxypig’s im selben Sinne, wie später Seuper, widersprochen. nn =, Ist demzufolge der Bau der pantoffelförmigen Wimperorgane der 29 Synaptiden im Wesentlichen derselbe wie derjenige der Wimpersäckchen bei den Crinoideen, so fragt sich nun noch, ob auch der Ort ihres Vor- kommens der Homologisirung beider Gebilde keine Schwierigkeiten be- reitet. Bei den Synaptiden sitzen sie meist auf ‚den Mesenterien, in wenigen Fällen aber treten sie auf die Körperwand über (Nr. 34 p. 34). Letzteres Verhalten beweist, dass ihrem Vorkommen auf den Mesen- terien keine principielle Bedeutung beizulegen ist und wir allgemein die Wandung der Leibeshöhle als den Ort ihres Vorkommens bezeichnen können. Der Dorsalcanal der Arme der Grinoideen aber ist nichts an- deres als ein Abschnitt der Fortsetzung der Leibeshöhle in die Arme; also kommen auch die Wimpersäckchen der Crinoideen an wesentlich derselben Stelle vor, wie die betreffenden Organe der Synaptiden, näm- lich an der Wandung der Leibeshöhle. Bei der Uebereinstimmung, welche sich also in Bau und Ort des Vorkommens zwischen den in Rede stehenden-Organen der Synaptiden und Crinoideen ergeben hat, erscheint es als völlig gerechtfertigt, die- selben als morphologisch gleichwerthige Gebilde anzusprechen. Da sich diese eigenthümlichen Wimperorgane nunmehr bei zwei so sehr weil auseinander stehenden Echinodermengruppen, wie es die Synapliden und die Crinoideen sind, gefunden haben, ist zu erwarten, dass es weiteren Untersuchungen gelingen wird, dieselben Gebilde auch noch bei anderen Echinodermen aufzufinden. Der Ganalis genitalis und die Generationsorgane. - Die horizontale Scheidewand, welche Ventralcanal und Dorsalcanal von einander trennt, schliesst in sich ein den dritten Abschnitt der Fort- setzung der Leibeshöhle in die Arme. Wegen seiner Beziehung zu den Geschlechtsorganen nennen wir denselben , wie bereits gesagt wurde, den Genitalcanal. Derselbe tritt uns auf vielen Schnitten in vollständiger Abgeschlossenheit von dem über ihm gelegenen Ventralcanal und dem unter ihm gelegenen Dorsalcanal entgegen. In anderen Fällen aber steht sein Hohlraum durch unregelmässig geformte Lücken in seiner dorsalen oder ventralen Wand mit jenen beiden anderen Canälen oder auch nur mit einem derselben in oflener Verbindung. Derselbe ist aus- gekleidet von demselben niedrigen Gylinderepithel, welches uns bereits im Ventralcanal und im Dorsalcanal begegnete; auch die erwähnten Verbindungslücken sind damit ausgekleidet. Bei diesem Verhalten der als Ventraleanal, Dorsalcanal und Genitalcanal unterschiedenen Hohl- räume unterliegt es keinem Zweifel, dass wir in ihnen nur besondere Abschnitie eines morphologisch einheitlichen Hohlraums sehen können und da alle drei Abschnitte, wie wir später sehen werden, in Zusammen- 30 hang mit der Leibeshöhle der Scheibe stehen , so ist dieser einheitliche Hohlraum nichts anderes als die Fortsetzung der Leibeshöhle in die Arme. Auf die entgegenstehende irrthümliche Ansicht Teuscuer’s, wel- cher in jenen drei Canälen nicht Theile der Leibeshöhle erblickt, son- dern Dorsal- und Ventralcanal als Blutgefässe, den Genitalcanal aber als eine mit jenen in Communication stehende Bindegewebslücke be- zeichnet, werden wir bei der Scheibenanatomie näher einzugehen haben. Wenden wir uns vielmehr jetzt zu den im Genitalcanal ge- legenen Generationsorganen. ” Die Crinoideen sind bekanntlich getrenntgeschlechtliche Thiere und entwickeln ihre Geschlechtsproducte in den Pinnulae, welche zur Zeit der Geschlechtsreife eine bedeutende Anschwellung erfahren. Lange glaubte man, dass die Geschlechtsorgane der einzelnen Pinnulae in keiner Verbindung mit einander stünden und erblickte in diesem vermeint- lichen Vorkommen sehr zahlreicher, durchaus von einander getrennter Geschlechtsorgane bei den Grinoideen einen bedeutenden Gegensatz zwischen ihnen und den übrigen Echinodermen. Seit aber W. B. Car- PENTER (Nr.3, k, 5) und Semper (Nr. 36) gezeigt haben, dass derjenige Strang, den Jon. Mürzer als den Nerven des Arms beschrieben hatte, in Wirklichkeit kein Nerv, sondern ein Verbindungsstrang zwischen den Generationsorganen der Pinnulae ist, ist auch jener Gegensatz zu dem Verhalten der übrigen Echinodermen geschwunden. Jener Strang (der Mürzer’sche Armnerv) verläuft in dem Genitalcanal und giebt in jede Pinnula einen Ast ab, der dort dieselbe Lagerung hat, wie der Strang im Arme. ZurZeit der Geschlechtsreife entwickeln ic — wenig- stens verhalten sich so die Antedon- und Actinometra-Arten — nur N den in den Pinnulae gelegenen Aesten !) die Eier oder Samenfäden, in dem im Arme gelegenen Strang aber findet keine Reifung von Ge- schlechtsproducten statt. Es hat also dann das Generationsorgan jedes Armes die Gestalt eines langgestreckten Stranges, an welchem rechts und links sich Aeste abzweigen, in welchen die Geschlechtsproducte reifen. Wir haben nunmehr den feineren Bau der Geschlechtsorgane und zwar zuerst des im Arme befindlichen Stranges, dann der in die Pinnulae eintretenden Aeste zu betrachten. Was zunächst den Strang betrifft, so ist derselbe keineswegs ein 4) Eine geringe Modification dieses Verhaltens haben wir durch SeMmPER bei Actinometra armala kennen gelernt. Es sendet Wort jeder Ast des Genilalstranges, nachdem er in der Pinnula angekommen ist, an derjenigen Stelle, wo er zum reifen Generalionsorgan anschwillt, einen rückläufigen Blindsack in den Arm, in welchem sich gleichfalls Geschlechtsproducte entwickeln. (Vergl. Senrer's Fig. 2 |Nr, 35 P..26#].) 31 einfacher solider Faden, sondern er besteht aus zwei ineinander ge- schachtelten Haupttheilen. Von letzteren ist der centrale derjenige, welcher den eigentlichen Genitalstrang oder, wie wir besser sagen, die Genitalröhre darstellt. Die Genitalröhre liegt selbst wieder im Innern eines Blutgefässes und dieses ist der zweite der vorhin angedeuteten Haupttheile des Stranges. Diese Verhältnisse werden sich am leichte- sten mit Hülfe der betreflenden Abbildungen klar beschreiben lassen (Fig. 43 und 14). Wir erblicken dort die Achse des ganzen Stranges eingenommen von einem dünnwandigen Schlauche, der Genitalröhre. Dieselbe hat im Arme von Antedon Eschrichtii einen wechselnden Durchmesser von 0,02—0,04 Mm. Die Wandung dieser Röhre ist be- setzt mit 0,0075— 0,0085 Mm. grossen Zellen, welche in das Lumen vorspringen und dasselbe häufig bis zur Unkenntlichkeit verengern. In letzterem Falle gewährt die Röhre das Bild eines soliden Zellstranges. Bei denGrössenverbältnissen der Wandungszellen können wir auf jedem Querschnitte immer nur eine beschränkte Anzahl derselben sehen, da schon 4—5 Zellen genügen, um die Wandung rings zu bekleiden. Die einzelnen Zellen liessen einen circa 0,006 Mm. grossen runden Kern mit kleinen runden Kernkörperchen erkennen. Wir werden nachher sehen, dass diese Zellen es sind, aus welchen sich in den Pinnulae die Geschlechtsproducie entwickeln. In demjenigen Exemplare, an welchem obige Messungen angestellt wurden, fanden sich in den Pinnulae fast zur völligen Reife entwickelte Eier. Wir haben also in diesem Falle in den beschriebenen Zellen der Genitalröhre nicht zur Entwicklung gekommiene Eikeime vor uns. Ob sich in männlichen Exemplaren die Zellen der Genitalröhre des Armes anders verhalten, bedarf noch der Untersuchung. Auf der äusseren Oberfläche der Genitalröhre befindet sich keine Epi- ‚thellage, sondern es gehen von ihr meist spindelförmige,, mitunter auch verästelte Zellen ab, welche die ganze Genitalröhre im Innern eines sie rings umgebenden Blutgefässes frei aufhängen. Dies Blutgefäss nennen wir das Genitalgefäss oder auch den Genitalschlauch. Dasselbe besitzt eine dünne, fein längsgefaserte Wandung, welcher nach innen in weiten Abständen vereinzelte Ringmuskelfasern aufliegen. Aussen äst das Ge- fäss von einem Epithel überkleidet; ein deutlicher innerer Zellbelag fehlt indessen. Zwischen der Wand desGenitalgefässes und der in ihm liegenden Genitalröhre befindet sich der Blutraum, welcher von den be- reits erwähnten spindelförmigen oder verästelten Zellen durchsetzt wird. Wir sehen also, dass der Genitalstrang des Arms (der Nerv Jon. MüLLer's) einen ziemlich complicirten Bau hat, dessen bemerkenswerthester Punct die Lage der eigentlichen Genitalröhre im Innern eines Blut- _ raumes ist. Betrachten wir den Genitalstrang als ein einheitliches 32 Organ, so haben wir von aussen nach innen der Reihe nach die folgen- den Schichten: A) das äussere Epithel, 2) die langgefaserte Binde- gewebsschicht und die Ringmuskelfasern,, 3) der Blutraum durchsetzt von spindelförmigen und verästelten Zellen, 4) die innere bindegewebige Membran, 5) das innere Epithel, dessen Zellen sich zu den Geschlechts- producten zu entwickeln vermögen. Vergleichen wir nunmehr diesen Bau des Genitalstranges im Arme der Grinoideen mit dem Bau der Geschlechtsorgane anderer Echinoder- men, so treffen wir auf eine beachtenswerthe Uebereinstimmung. Nicht von allen Echinodermengruppen besitzen wir eine genaue Darstellung von der Structur der Generationsorgane. Am genauesten sind die An- gaben Semper’s (Nr. 34 p. 143), welche sich auf Holothurien beziehen. Dieselben lassen ohne Weiteres einen Vergleich mit den Crinoideen zu. Er beschreibt die Zusammensetzung der Geschlechtsorgane der Holo- thurien folgendermassen: Zu äusserst ein wimperndes, kleinzelliges Epithel, dann eine einfache Ringmuskelfaserlage, darauf folgend eine- verschieden mächtige Bindegewebsschicht und endlich ein inneres Epi- thel, aus welchem sich Eier und Spermatozoen entwickeln. Nimmt man zu den angeführten Schichten nun noch hinzu, dass gleichfalls nach Srmper’s Untersuchungen bei vielen Holothurien in der Bindegewebs- schicht Blutgefässe verlaufen, »die nichts weiter zu sein scheinen, als einfache von keinem Epithel ausgekleidete Lücken und an deren Stelle sich bei Stichopus variegatus nur ein einziger grosser Blutraum findet, welcher von verästelten Zellen nach allen Richtungen hin durchzogen wird«, so haben wir ganz dieselbe Zusammensetzung der Generations- organe wie bei den Grinoideen. Insbesondere wird diese Uebereinstim- mung augenscheinlich, wenn man mit meinen Abbildungen (Fig. 13 und 44) die Fig. 12 Taf. XXXV des Skurer’schen Holothurienwerkes vergleicht, woselbst ein Schnitt durch die Wandung des Eierstocks von Stichopus variegatus dargestellt ist. Aber nicht nur die Holo- thurien zeigen uns, dass die Grinoideen im Baue ihrer Geschlechts- organe sich nicht wesentlich von den übrigen Echinodermen unter- scheiden ; ‚auch von den Asterien sind uns durch Horrmann und GREEFF ganz ähnliche Verhältnisse bekannt geworden. Beide Forscher heben die eigenthümliche Betheiligung der Blutgefässe am Bau der Ge- schlechtsorgane hervor. So sagt Grerrr (Nr. 41 p. 166): »Nach dem Eintritt in die Geschlechtsorgane verzweigen sich die Gefässe nicht durch fortgesetzte Theilung zu feineren Ganälen und Canalnetzen, sondern die llauptzweige erweitern sich sackartig und nehmen die Lappen und Läppchen der Geschlechtsdrüse, diese vollständig umhüllend, auf.« Aehnlich drückt sich Horrmann (Nr. 16 p. 19,20) aus. Nicht unerwähnt u WE re m ren Be er 33 möge ferner bleiben, dass sich im Blutraum des Genitalstranges der Crinoideen ausser den spindelförmigen und verästelten Zellen auch noch kugelige, körnige Gebilde (Fig. 16) finden, in denen ein Kern nicht mit Sicherheit wahrzunehmen war, die aber im Uebrigen ganz den von Srmper (Nr. 34, Taf. XXXV, Fig. 12) aus dem Blutraum des Eier- stocks von Stichopus variegatus abgebildeten sogenannten Schleimzellen glichen. Dieselben maassen bei Antedon Eschrichtii durchschnittlich 0,02 Mm. Indem ich wiederholt die Uebereinstimmung im Bau des Genital- stranges der Grinoideen mit demjenigen der Geschlechtsorgane anderer Echinodermen hervorhebe, gehe ich weiter und komme zu den Zwei- gen, welche der Genitalstrang in die Pinnulae sendet (Fig. 10, Fig. 15). Vor dem Eintritt der Geschlechtsreife verhalten sich diese Zweige ganz ebenso wie der Genitalstrang des Armes. Sobald aber in ihnen die Eier oder Samenfäden zu reifen beginnen, ändert sich die Sachlage. Mit der Entwicklung der Zellen des inneren Epithels zu Eiern oder Samenfäden ist nothwendigerweise eine Massenzunahme des gan- zen Organs verbunden. Dieselbe macht sich schon äusserlich an den Pinnulae bemerkbar, durch die längst bekannte Anschwellung, welche dieselben zur Zeit derGeschlechtsreife erfahren. Machen wir durch eine derartige angeschwollene Pinnula Schnitte, so erkennen wir leicht, dass derjenige Theil des Genitalstranges, den wir oben als die eigent- liche Genitalröhre unterschieden hatten, eine bedeutende Ausdeh- nung erhalten hat. Der Schnitt, der unserer Abbildung (Fig. 10) zu Grunde liegt, ist durch die Pinnula eines weiblichen Antedon Eschrichtii geführt. Wir sehen, dass die Zellen, welche den inneren Hohlraum des Geschlechtsorgans auskleiden, sich zu Eiern entwickelt haben, die sich in verschiedenen Reifezuständen befinden. Nach aussen wird die Schicht der jüngeren und älteren Eier umhüllt von der Wandung des Geschlechtsorgans, an welcher wir bei stärkerer Vergrösserung zwei Lamellen, eine innere und eine äussere, unter- scheiden können. Der diese beiden Lamellen trennende Zwischenraum ist die Fortsetzung des Blutraumes, den wir in der Wand des Ge- nitalstranges kennen gelernt haben. Am deutlichsten wird der Zusam- menhang der Schichten des Genitalstranges des Armes mit denjenigen der Geschlechtsorgane der Pinnulae an Längsschnitten, welche so durch die Ansatzstelle der Pinnula an den Arm geführt sind, dass die Ueber- gangsstelle des Seitenzweiges des Genitalstranges in das reife Ge- schlechtsorgan getroffen wurde. Die Abbildung (Fig. 15) macht eine weitere Auseinandersetzung überflüssig. Man sieht dort beson- ders deutlich, dass der Blutraum des Genitalstranges durch die 3 34 sich ausdehnende Masse der Eier immer mehr verengt wird, Aber auch die übrigen benachbarten Hohlräume werden durch die Anschwel- lung des Geschlechtsorgans verkleinert, wie wir an dem Querschnitt (Fig. 10) sehen, woselbst sowohl der Genitalcanal, als auch Dorsal- und Ventralcanal eine beträchtliche Verminderung ihres Lumens zeigen. In ganz derselben Weise wie in den weiblichen Exemplaren, ver- halten sich die Geschlechtsorgane der männlichen Thiere. Auch ihre Schichten stehen in continuirlichem Zusammenhang mit den Schichten des Genitalstranges der Arme und durch die Reifung der Samenfäden erhalten sie dieselbe Volumenvergrösserung, wodurch die umgebenden Hohlräume verengt werden, die Pinnula selbst aber anschwillt. Bevor ich mich zur Besprechung der Auffassung wende, welche andere Forscher vom Bau der Generationsorgane der Crinoideen vertre- ten, möchte ich der Entwicklung der Geschlechtsproducte im Innern der Genitalorgane einige Worte schenken. Was zunächst die Eier anbelangt, so entwickeln sie sich aus den Zellen des inneren Epitheliums, indem einzelne dieser Zellen an Grösse zunehmen und sich mit deutoplasma- tischen Elementen füllen. Die jüngsten Formen der Eier sind kaum zu unterscheiden von den benachbarten Zellen des Epitheliums, sie be- sitzen einen verhältnissmässig grossen Kern mit winzigem Keimfleck. Dass sie junge Eier sind, geht daraus hervor, dass man alle Zwischen- stadien zwischen ihnen und den reifen Eiern unschwer auffindet. An diesen Zwischenstadien lässt sich durch Messungen leicht feststellen, dass Dotter, Keimbläschen und Keimfleck in ihrer Grössenzunahme nicht ganz gleichen Schritt mit einander halten, — was durch andere Forscher bei anderen Thieren bereits hinreichend bekannt ist. Ich stelle eine Mes- sungreihe verschiedener Altersstadien junger Eier hier zusammen : Ei Keim- Keim- bläscben fleck 1. 0,0077 0,0038 punctförmig, 2. 0,0493 0,0446 0,0028 homogen, 3. 0,0232 0,0435 0,0039 - 4. 0,0347 0,0493 0,0058 = 5. 0,0347 0,0240 0,0077 R 6. 0,0386 0,0280 0,0096 mit einem stark lichtbrechenden Körnchen, 7. 0,0540 0,0347 0,0446 homogen, 8. 0,0647 0,0366 0,0446 mit einem stark lichtbrechenden Körnchen, 9. 0,4737 0,0965 0,0493 miteinem centralen Häufchen von stark licht- brechenden Körnchen. Der Keimfleck älterer Eier ist stets mit ungleich vielen, meist sehr zahlreichen, stark lichtbrechenden, kugeligen Körnchen (Bläschen ?) er- 35 füllt. Teuscaer (Nr. 37, p. 251) erwähnt dieselben Gebilde aus dem ‚Keimfleck von Antedon rosaceus. Wie aus den Bemerkungen, die oben in der vierten Rubrik der Tabelle beigefügt sind, hervorgeht, treten die glänzenden Körnchen des Keimflecks erst nach und nach auf, ursprüng- lich sind sie vollständig abwesend und der Keimfleck erscheint dann durchaus homogen. Der Keimfleck ist stets scharf contourirt und von kugelrunder Gestalt. Das Keimbläschen besitzt eine deutlich doppelcon- tourirte Wandung und einen hellen Inhalt. In letzterem war öfters ein Netz einer etwas dunkleren, mit feinen Körnchen erfüllten Substanz zu bemerken, welches den Inhalt der Keimbläschen durchzog und den Keimfleck darin schwebend zu halten schien. Es ist dies ganz dasselbe Bild, welches Hearwıc!) vom Eie des Toxopneustes lividus, van BENEDEN ?) von den Eiern der Asterien beschreiben. Näher auf dieses Verhalten des Keimbläschens einzugehen ist indessen hier nicht der Ort. Oben sahen wir bereits, dass es eine Epithelzelle der Genitalröhre ist, welche sich zum Ei umbildet und es sind demgemäss die älteren Angaben Tuonson’s (Nr. 38), wonach sich erst der Keimfleck, darum das Keimbläschen und darum endlich der Dotter sich bilde, zu berich- tigen. Es schliessen sich die Grinoideen in Bezug auf die Entstehung ihrer Eier durchaus den Verhältnissen an, welche wir von den übrigen Echinodermen kennen und wie ich sie an einem anderen Orte ausführ- lich dargelegt habe’). Das dort gewonnene Resultat, dass das Ei der Echinodermen stets seine Entstehung nimmt aus einer Epithelzelle des Ovariums, ist auch für die Grinoideen gültig. Ich habe ferner an je- nem Orte gezeigt, dass »es zur Bildung eines Eifollikels nur bei den Holothurien kommi« und »dass die Eizelle und die Follikelzellen der Ho- lothurien ursprünglich gleichartige Gebilde sind, nämlich Epithelzellen der Ovarialschläuche«. Damals lagen mit Ausnahme der vorhin zurück- gewiesenen Angaben Tnonson’s von keiner Seite her genauere Mitthei- lungen über die Entstehung des Grinoideeneies vor. Jetzt aber, nach- dem uns ausgedehntere Kenntnisse geworden sind, können wir nicht mehr behaupten, dass nur bei den Holothurien unter allen Echinoder- men sich Follikel um die reifenden Eier bilden; denn auch bei den Cri- noideen findet eine Eifollikelbildung statt und zwar ganz in derselben Weise wie bei den Holothurien. Wie bei den Letzteren werden durch die zum Ei heranwachsende Epithelzelle die zunächst gelegenen Zellen mit in das Lumen der Ovarialröhre vorgetrieben und umgeben schliess- lich jene in Gestalt einer einschichtigen Follikelzellenlage. Wir sehen 4) A. Herrwis, Morpholog. Jahrbuch I. 4875, p. 351. 2) E. van BEnEDEn, Bull. de l’Acad. roy. de Belgique. 2. ser. T. LXI. 4876. 3) Ueber die Eibildung im Thierreiche. Würzburg 4874, p. 7—16. 3* 36 also wie sich in Bezug auf die Entstehungsweise ihrer Eier die Crinoi- deen an die Holothurien anschliessen, indem bei ihnen sich Follikel um die heranwachsenden Eier bilden, während bei den übrigen Echinoder- men die Eier ohne Follikelbildung heranreifen. Bei den männlichen Thieren entstehen die Samenfäden gleichfalls aus den Zellen des inneren Hodenepithels. Genaue Beobachtungen über den Bildungsmodus der Samenfäden waren an meinen Spiritusexempla- ren nicht möglich. Das samenbildende Epithel und die dasselbe zu- nächst stützende Bindegewebslamelle der Hodenwandung bilden zur Vergrösserung der inneren Fläche leistenförmige Vorsprünge, deren Gestalt am besten aus der Abbildung erhellt. In Fig. 49 sehen wir dieselben im Durchschnitte. Sie springen hier eine Strecke weit in den innern Hohlraum vor, welch’ letzterer selbst von dicht zusammen- gedrängten reifen Samenfäden erfüllt ist. Die Ansatzstellen der leisten- förmigen Vorsprünge an die Hodenwand verlaufen in unregelmäs- sigen Windungen, die dem Hoden bei der Betrachtung von aussen N Fig. 48) ein characteristisches Aussehen verleihen. Die Samenfäden 5 n selbst sind bekanntlich wie bei den übrigen Echinodermen stecknadel- förmig. Hiermit beende ich die Darlegung meiner eigenen Beobachtungen über den Bau der Generationsorgane und die Entstehung der Eier und Samenfäden. Nur das Eine habe ich noch hinzuzufügen, dass so- wohl der Genitalstrang des Armes als auch seine die Geschlechtsproducte erzeugenden Zweige in den Pinnulae nicht ganz lose in dem Genitalcanal liegen, sondern durch sehr feine helle Fäden in ihrer Lage festgehalten werden. Diese Fäden sind noch feiner als die Muskelfasern und brechen das Licht weniger stark; ich sah niemals Kerne an ihnen. Wir wollen sie als Aufhängefäden der Geschlechtsorgane im Genitalcanal bezeich- nen (Fig. 13, Ak, 45). Fragen wir uns nunmehr, welches die Darstellung anderer For- scher vom Bau der Generationsorgane der Grinoideen ist? Bei W.B. CARPENTER (Nr. 5, p. 220) vermissen wir noch eingehende Angaben über die Structur. Derselbe vergleicht ähnlich wie Semper (Nr. 35, p- 264) den Genitalstrang des Arms mit der Rhachis des Nematoden- eierstocks; derselben Ansicht folgt P. H. Carrenter (Nr. 2). Nach die- ser Auffassung würden die Geschlechtsproducte in dem Genitalstrang der Arme ihre Entstehung nehmen und nachdem sie sich von ihrem Mutterboden abgelöst in die Pinnulae' gelangen, um daselbst ihre volle Reife zu erlangen. Wir haben aber oben gesehen, dass die Sache sich anders verhält, dass die Geschlechtsproducte an dem Orte entstehen, woselbst wir sie auch noch zur Zeit der Reife finden, nämlich in den die ah A achte ei a FE a a En nn oe ns 37 Pinnulae durchziehenden Zweigen des Genitalstranges. Folglich können wir dem Genitalstrang auch nicht die Bedeutung einer Rhachis zuschrei- ben, sondern müssen die Ansicht aussprechen, dass der Genitalstrang des Armes nichts anderes ist, als ein steriler Abschnitt des Geschlechts- organs. GREEFF (Nr. 12, p. 28, 20), der gleichfalls dem Genitalstrang seine Aufmerksamkeit geschenkt hat, giebt ebensowenig wie die bereits erwähnten Autoren genaueres über seine Structur an, sondern be- schreibt nur ein Lumen desselben, sowie seine Lage in dem Canalis ge- pitalis, dessen Zusammenhang mit der Leibeshöhle er durch Injection nachweist. Der continuirliche Zusammenhang des Genitalstranges der Arme mit den Geschlechtsorganen der Pinnulae ist hingegen von ihm übersehen worden. Er scheint die letzteren (die Geschlechtsorgane der Pinnulae) überhaupt nicht als besondere Organe gelten lassen zu wollen. Denn er lässt den Seitenzweig, welchen der Genitalstrang in die Pin- nula abgiebt, sobald er in letztere eingetreten ist, frei in deren Leibes- höhle münden '!), eine Angabe, die nur auf unzureichender Beobachtung beruhen kann. In Folge dessen ist auch die weitere Ansicht GrEEFF's, dass in dem Genitalstrang des Armes die Ei- und Samenzellen gebildet werden, sich von der Innenwand loslösen und durch Seitencanäle in die Leibeshöhle der Pinnulae übergeführt werden, um sich hier zu ent- wickeln und zu reifen, nicht haltbar. Auch mit Teuscner (Nr. 37, p- 247 sqq.) kann ich nicht überall übereinstimmen. Zunächst muss ich mich dagegen aussprechen, den Canalis genitalis, den wir als einen Abschnitt der Fortsetzung der Leibeshöhle in die Arme erkannt haben, als eine »Bindegewebslücke« zu bezeichnen, wie dies Teuscuer thut. Ferner hat Teuscher, wie schon vorher GrEEFF, den Blutraum in der Wan- dung des Genitalstranges übersehen, was aber seine Erklärung wohl darin findet, dass die beiden genannten Forscher nur Antedon rosaceus untersuchten, bei welchem die Theile kleiner und deshalb schwieriger zu erkennen sind als bei Antedon Eschrichtii. Den Zusammenhang zwi- schen dem Genitalstrang des Armes und den Geschlechtsorganen der Pinnulae hat Teuscuer richtig erkannt. Wenn er aber gegen Semper be- hauptet, derselbe weise diesen Zusammenhang nicht nach, so dürfte diese Behauptung wohl nur auf flüchtiger Lectüre oder Missverständniss der Semrer’schen Mittheilung beruhen, denn gerade Senrer hat jenen Zusammenhang zuerst deutlich beschrieben und in seiner Fig. 2 abge- bildet (Nr. 35, p. 261). 4) Die betreffenden Stellen bei GrEErF lauten: »Sowohl der Zellschlauch (unser Genitalstrang) als der ihn umschliessende Canal der Leibeshöhle zweigen sich von der centralen Achsenbahn (des Arms), der Pinnulae entsprechend ab und münden in die Leibeshöhle der Pinnulae.« 38 Ueber die männlichen Geschlechtsorgane finden sich Mittheilungen und Abbildungen bei W. B. Carpenter (Nr. 5, Pl. 9, Fig. 8) und Tru- scher (Nr. 37, Taf. VII, Fig. 6). Die Angaben beider sind aber sehr dürftig und schweigen insbesondere gänzlich über die oben beschrie- bene Faltenbildung der Innenwand des Hodens. Beide heben aber übereinstimmend hervor, dass die männlichen Geschlechtsorgane ganz ähnlich gebaut sind und in demselben Verhältniss zum Genitalstrange des Armes stehen wie die weiblichen Organe. Es bleibt uns nunmehr hinsichtlich der Geschlechtsorgane der Gri- noideen noch ein Punct zur Besprechung und das ist die Frage nach den Ausführungswegen der Eier und Samenfäden. Hinsichtlich der Wege, durch welche die Eier das Geschlechtsorgan verlassen und an die äussere Oberfläche der Pinnula treten, gelang es . mir nicht, präformirte Oeffinungen und damit in Verbindung stehende Canäle zu beobachten, womit aber keineswegs schon bewiesen ist, dass solche überhaupt nicht existiren. Sind die Eier aber ausgetreten, so ist es leicht an der der Spitze der Arme zugekehrten Seite der Pinnulae, wo- selbst die Eier anhängen, nach Entfernung derselben, mehrere hinter- einander gelegene unregelmässig begrenzte, mit einem Wulsteumsäumte, ziemlich grosse Oeffnungen zu bemerken, welche bis auf das Ovarıum die Pinnulawänd durchsetzen (Fig. 66). Sind diese Oefinungen Erwei- terungen vorgebildeter Ausführwege oder sind sie durch Ruptur der Pinnulawand entstanden? Ich miuss diese Fragen unbeantwortet lassen und kann imich der Sicherheit, mit welcher Teuscher (Nr. 37, p. 254) die erstere verneint und die letztere bejaht, nicht anschliessen. Bei den männlichen Thieren finden sich vorgedildete Ausführungs- canäle, welche an derselben Stelle gelegen sind, wie die vorhin be- schriebenen Oefinungen an den Pinnulae der weiblichen Thiere. Im Querschnitt durch die Pinnula gewähren sie das in Fig. 65 darge- stellte Bild, während sie von der Fläche das Fig. 73 abgebildete Aus- sehen haben. Wie aus der Abbildung erhellt sind sie von einem deut- lichen Epithelium ausgekleidet. Teuscher hat diese männlichen Ge- schlechtsöffnungen gleichfalls wahrgenommen. und von der Fläche gesehen abgebildet (Nr. 37, Taf. VII, Fig. 9). Blicken wir nun nochmals zurück, auf die Verhältnisse, welche “wir an dem Genitalstrang der Arme und den Eierstöcken und Hoden der Pinnulae kennen gelernt haben, so scheinen zwei Puncte von beson- derem Interesse zu sein. Erstens die grosse Uebereinstimmung, die sich im Bau der ganzen Organe (insbesondere hinsichtlich des Blutrau- mes der Wandung) und in der Entstehung der Geschlechtsproducte mit den übrigen Echinodermen kund giebt; zweitens, dass wir den Ge- > 39 _— nitalstrang der Arme nicht als Keime erzeugende Rhachis den Ge- schlechtsorganen der Pinnulae als blossen Reifestätten der Eier und Sa- ‚ menfäden entgegenstellen dürfen, sondern dass der Genitalstrang des Armes als ein steriler Abschnitt des sich durch Arm und Pinnulae hin- ziehenden und verzweigenden weiblichen oder männlichen Geschlechts- organs aufzufassen ist. In den Spitzen der Arme und Pinnulae werden die Hoblräume, die wir als Fortsetzung der Leibeshöhle in die Arme zusammengefasst haben, immer enger und vereinigen sich mit einander. Betrachten wir, um uns diese Verhältnisse anschaulich zu machen, die Figuren 41 und 42. Die erstere stellt einen Querschnitt durch die Pinnulae nahe der Spitze, die zweite einen solchen dicht an der Spitze dar. In jenem sehen wir vom Genitalcanal und seinem Inhalte schon keine Spur mehr. Unterhalb des Wassergefässes findet sich nur der von einem Septalstrang durchzogene Ventralcanal und darunter der noch weit mehr verengte Dorsalcanal. Dicht an der Pinnulaspitze aber sind auch diese beiden Canäle zu einem einzigen engen Hohlraum zusam- mengeflossen. An dem Querschnitte Fig. 12 ist überdies bemerkens- werth, dass das Wassergefäss hier keine Seitenzweige mehr abgiebt und also auch keine Tentakel vorhanden sind. Ganz ähnlichen Verhältnissen des Wassergefässes werden wir später bei der Scheibenanatomie an den sogenannten Pinnulae orales begegnen. An den Spitzen der Arme und Pinnulae werden die Tentakel allmälig kleiner und kleiner und schwinden endlich ganz dahin, was bei den verschiedenen Arten in _ einem verschieden grossen Abstand von der äussersten Arm- oder Pin- nulaspitze geschieht. So sind z. B. an den Pinnulae von Antedon Eschrichtii die acht letzten Glieder tentakellos. Gleiches Schicksal mit den Tentakeln haben die Saumläppchen der Ambulacralrinne. Zum Schlusse der Darstellung der anatomischen Verhältnisse der Weichtheile der Arme und Pinnulae haben wir noch den die Kalkglieder durchziehenden Faserstrang, sowie die sie bewegenden Muskeln zu be- trachten. Ersterer aber steht im Zusammenhang mit einem eigenthüm- lichen Apparate im Innern des Centrodorsalstückes des Kelches, wel- cher bei der Anatomie der Scheibe ausführlich beschrieben werden soll. Es möge also auch die Schilderung des Stranges bis dahin ver- schoben bleiben. Die Muskeln sind bezüglich ihrer Anordnung und Wirkungsweise von Jos. Mürzer, W. B. CArrenter und M. Sars in ihren bereits öfter eitirten Abhandlungen nicht minder hinreichend be- schrieben worden wie die Skelettheile. Nur hinsichtlich ihrer feineren 40 Structur mögen einige Beobachtungen Platz finden, welche die Angaben W. B. Carrenter’s bestätigen und vervollständigen. Die einzelnen’ Muskelfasern (Fig. 6) sind schmale lange Bänder, die an ihren Enden eine unbedeutende Verbreiterung erfahren. Jede Muskelfaser hat die Länge des ganzen Muskelbündels; Verästelungen, sowie Anastomosen der Fasern wurden niemals beobachtet. Bei Antedon rosaceus mass ich ihre Breite zu 0,0035 Mm., ihre Dicke zu 0,0015 Mm. bei einer Länge von circa 0,9 Mm. An jeder Faser findet man einen länglichen Kern von durchschnittlich 0,007 Mm. Die Muskelfasern sind nicht ganz regellos zu den Muskelbündeln vereinigt, sondern sie bilden zu je zehn bis zwölf primäre Bündel, die dann erst zu den dickeren Bündeln, wie wir zwischen den Kalkgliedern finden, zusammentreten. Auf Quer- schnitten kann man sich davon unschwer überzeugen. Vergeblich habe ich mich bemüht in den Muskelfasern eine feinere Structur, Querstrei- fung oder die von ScuwaLsE bei Ophiuren !) beschriebene Schrägstrei- fung, aufzufinden. II. Anatomie der Scheibe. Bei der anatomischen Betrachtung der Scheibe der Grinoideen wol- len wir denselben Weg einschlagen, dem wir bei der Schilderung des Baues der Arme folgten, d. h. wir wollen zuerst versuchen an einer schematischen Abbildung uns im Allgemeinen über die hier in Betracht kommenden Theile und deren Lagerungsverhältnisse zu orientiren und alsdann zu einer genaueren Darstellung der Einzelheiten übergehen. In der Abbildung 74 ist ein verticaler Längsschnitt durch die Scheibe von Antedon rosaceus?) schematisch dargestellt. Der Schnitt ist so geführt, dass er genau durch die dorsoventrale Achse des Thieres geht; die rechte Hälfte des Schnittes führt durch den Ansatz eines Armes, liegt also in Bezug auf die Körperregionen des Thieres radiär, “ während die linke Hälfte zwischen zwei Armen, also interradiär ge- legen ist. Um die einzelnen Theile, welche uns auf einem derartigen Verticalschnitt durch die Scheibe eines Antedon entgegentreten, uns vorzuführen, beginnen wir mit der Vereinigungsstelle des Armes mit der Scheibe, welche in dem Schema zu äusserst nach rechts hin liegt. Wir finden dort alle uns bekannten Haupttheile des Armes angedeutet. Mit E ist das Epithel der Tentakelrinne, mit dem gelben Striche Nr der D G. SCHWALBE, Ueber den feineren Bau der Muskelfasern wirbelloser Thiere. Arch. f. mikrosk. Anat. V. 1869. p. 205. 2) Die folgenden Angaben über die Scheibenanatomie beziehen sich, wo nicht anders angegeben, zunächst immer auf Antedon rosaceus. 41 darunter gelegene Armnerv, mit dem rothen Streifen Br das Nervenge- fäss und mit dem grünen Bande Wr das radiäre Wassergefäss bezeich- net. Auf diese Theile folgen dorsalwärts der hier noch von einigen Septalsträngen durchzogene Ventralcanal CV, der Genitalcanal CG mit dem Genitalstrang, dessen Blutraum mit einer rothen Doppellinie ange- deutet ist und endlich der Dorsalcanal CD. Unter dem Letzteren er- blicken wir ein Armglied, das vierte Brachiale Br 4 mit einem Theile des dasselbe mit dem (nicht gezeichneten) fünften Brachiale verbindenden Muskelbündels und dem seine Längsachse durchziehenden Faserstrange. Schreiten wir jetzt von dem beschriebenen Abschnitte unserer Ab- bildung nach links vor, so sehen wir wie hier allmälig der Arm über- geht in die Scheibe des Thieres und wir haben uns nun klar zu machen in welcher Weise dies geschieht, welche Theile des Armes in die Scheihe übergehen, welch’ neue uns bisher nicht bekannte Theile in der Scheibe hinzukommen. Verfolgen wir zunächst die am meisten ventral gelegene Gruppe von Weichtheilen, nämlich : Auskleidung der Tentakelrinne mit Nerv, Nervengefäss und Wassergefäss, in ihrem Verlauf in der Scheibe. Wie aus der oben angegebenen Schnittrichtung meiner Abbildung her- vorgeht, muss in der rechten Hälfte derselben eine Tentakelrinne der Scheibe getroffen sein. Dieselbe ist bezüglich der vorhin genannten Weich- theile nichts Anderes als eine unmittelbare Fortsetzung der Tentakelrinne des Arms und wir finden demgemäss in ihr dieselben Theile in derselben Lagerung wieder; untereinander verlaufen, wie im Arm, Epithel der Rinne, Nerv, Nervengefäss und Wassergefäss. Sobald wir aber an dem Mundrande, dem Peristom, angelangt sind, ändert sich das Bild. Das Epithel der Tentakelrinne geht über in das Epithel des Mundrandes, ‘ welcher nach innen ein wenig vorspringt und so eine Art Kreislippe Lp bildet. Der radiäre Nerv tritt in einen die Mundöffnung dicht unterhalb des Epithels umkreisenden Nervenring N ein, ebenso öffnet sich das Nervengefäss in einen oralen Blutgefässring und das Wassergefäss in einen gleichfalls den Mundeingang umziehenden Wassergefässring. Da Nerven-, Blutgefäss- und Wassergefässring den Mund rings umgeben, so begegnen wir ihnen auch in der linken interradiären Hälfte der Abbil- dung. Der Blutgefässring, sowie der Wassergefässring tragen besondere Anhangsgebilde, welche in die Maschenräume der Leibeshöhle herab- hängen. Die Anhangsgebilde des Blutgefässringes B’ sind verschieden lange, einfache oder verzweigte Aussackungen; diejenigen des Wasser- gefässringes sind an ihrem offenen Ende mit der Leibeshöhle, in deren Maschenräume sie herabhängen, communicirende Schläuche. Der Was- sergefässring giebt ferner Aeste ab in die den Mund umstehenden Ten- takel T. Ever 42 An die Kalkglieder des Armes reihen sich diejenigen der Scheibe. Es folgen auf das bereits erwähnte vierte Brachiale das dritte, zweite und erste, welche an dem Aufbau der dorsalen Wandung der Scheibe Theil nehmen; sie sind mit Br3, Br?2, Br bezeichnet. An die Bra- chialien schliessen sich die Kalkglieder des eigentlichen Kelches an. Das dritte axillare Radiale RIII, welches mit dem ersten Brachiale ge- lenkig verbunden ist, das zweite Radiale R II, welches mit dem vorigen in fester Nathverbindung steht, das erste Radiale R/, welches ebenso wie die beim erwachsenen Antedon zur Rosette Ro umgewandelten Ba- salia von aussen her von dem Gentrodorsalstücke CD überdeckt wird. Die Brachialia wie dieRadialia sind in ihrer Längsachse von dem die Fa- serstränge F’ beherbergenden Ganale durchbohrt. Dieselbe Fasersub- stanz findet sich auch wieder in der Umgebung eines complieirt gebau- ten Systemes von Hohlräumen X, welches dem Blutgefässapparat ange- hört und im Innern des Gentrodorsalstückes gelagert ist. Dieses Hohlraumsystem, das sogenannte Herz, wird wegen seines gekammerten Baues das gekammerte Organ genannt. Aus demselben treten Blutge- fässe, die von einer dünnen Lage der Fasermasse umhüllt sind durch das Gentrodorsalstück in die Cirrhen ein, um in dem axialen Längscanal der Kalkglieder derselben zu verlaufen. Ferner erhebt sich aus der Achse des gekammerten Organs ein unregelmässig gelapptes Gebilde, welches ich das dorsale Organ DO nenne. Sein Verhältniss zu dem gekammer- ten Organ ist ein solches, dass Letzteres nur eine Ausweitung von jenem darstellt und also einheitlich mit ihm zusammengehört und nur zum Zwecke der anschaulichen Beschreibung von ihm mit besonderem Namen unterschieden werden darf. Das dorsale Organ steigt in der dorsoven- tralen Achse des Thierkörpers auf, durchsetzt die Rosette und nachdem es auch den rings von den ersten Radialien umgebenen Raum in senk- rechter Richtung durchzogen biegt es seitlich etwas ab und gelangt end- lich bis in die Nähe der ventralen Oberfläche der Scheibe, woselbst sein eigentliches Ende mir verborgen blieb. | Indem sich bei dem Uebergang des Armes in die Scheibe die dor- _ salen Kalkalieder immer weiter von der ventralen Oberfläche entfernen, wird der Zwischenraum zwischen der ventralen Körperwand mit den in und an ihr liegenden Gebilden (Nerv, Nervengefäss, Wassergefäss) im- mer grösser. Im Arm sahen wir diesen Zwischenraum, wenn wir hier absehen von dem Genitalcanal, durch eine horizontale Bindegewebs- schicht in zwei Haupttheile, den Ventralcanal und den Dorsalcanal zerlegt und es fragt sich nun, wie sich beide Ganäle in der Scheibe verhalten. Wir finden sie dort beide wieder. Wie der rechte Abschnitt der Figur zeigt, behält auch in der Scheibe der Ventralcanal die unmit- 43 telbare Lagerung unter dem radiären Wassergefäss bei und begleitet dasselbe bis in die Nähe des Peristomes. Dort mündet der Ventralcanal in einen nicht ganz genau in der Körperachse verlaufenden, gleichfalls zur Leibeshöhle gehörenden Hohlraum, den ich als die axiale Leibes- höhle 2” von den gleich zu erwähnenden beiden anderen Hauptabschnit- ten der Leibeshöhle der Scheibe unterscheide. Ueber den ersten Radia- lien löst sich die axiale Leibeshöhle in eine Summe von mit einander all- seitig communicirenden Maschenräumen auf, welche zwischen die ersten Radialien eindringen, hier das dorsale Organ umgeben und endlich mit zehn blindgeschlossenen Fortsetzungen endigen, von denen fünf radiär gerichtet sind Zr, fünf interradiär Li. Der Dorsalcanal des Armes giebt seine Lage dicht über den Kalkgliedern und zwischen und über deren Muskelpaaren nicht auf bis er über dem ersten Radiale angekommen ist, wo.er sich gleichfalls in die schon erwähnten Maschenräume auflöst. Letztere stehen also in Verbindung mit der axialen Leibeshöhle und mit den Dorsalcanälen der Arme, aber sie dehnen sich auch ferner nach oben und seitlich aus und erfüllen hier den Raum der rings um die axiale Leibeshöhle zwischen dem Ventralcanal und dem Dorsalcanal in der ra- diären Hälfte, zwischen Ventralperistom und Dorsalperistom in der inter- radiären Hälfte der Scheibe übrig bleibt. Da nun in diese Maschen- räume, welche also fast den ganzen nach innen von der Körperwand gelegenen Raum erfüllen, der Darmcanal, sowie das dorsale Organ ein- gelagert sind, so wird für sie der Name des Visceralraumes oder des visceralen Abschnittes der Leibeshöhle zutreffend sein. Der Darm D windet sich bekanntlich so, dass er, von der Mundöflnung aus sich nach rechts (von der Bauchseite des Thieres aus gesehen) drehend, etwas mehr als einen ganzen Umgang um die Körperachse macht, um dann durch die Afterröhre nach aussen zu münden. Das Maschenwerk der visceralen Leibeshöhle kommt durch zahlreiche sie durchziehende Binde- gewebszüge zu Stande. Von diesen Bindegewebszügen ist besonders _ eine Lage hervorzuheben, welche in Gestalt einer nur in der ventralen und dorsalen Mitte unterbrochenen, im Uebrigen rings geschlossenen Membran die ganze Darmwindung nach aussen sackförmig umschliesst. Dieser sogenannte Eingeweidesack Es enthält besonders zahlreiche Kalkkörper, welche aber auch in den anderen, die Leibeshöhle durch- ziehenden Bindegewebszügen nicht selten sind. Durch den Eingeweide- sack wird die viscerale Leibeshöhle wieder in zwei Unterabtheilungen zerlegt, in einen nach aussen und in einen nach innen von demselben gelegenen Abschnitt; jenen nenne ich die circumviscerale L’, diesen die interviscerale Z Leibeshöhle. In der intervisceralen Leibeshöhle findet sich auch das oben besprochene dorsale Organ und davon ausgehende 44 den Darm umspinnende Blutgefässe BD. Auch in der circumvisceralen Leibeshöhle finden sich dicht unter dem Ventralcanal Blutgefässe BC. Die Körperwand ist in ihrem ventralen Theile in den interradiären Bezirken von Poren P durchsetzt, welche zur Zuleitung von Wasser in die Leibeshöhle dienen. Hiermit haben wir eine Uebersicht über die wichtigsten Theile, welche die Scheibe des Antedon zusammensetzen, gewonnen und kön- nen nun zur Betrachtung der Einzelheiten übergehen !\. Fassen wir | zunächst das Verhalten der Ventraltheile des Armes, d.h. der Tentakel- rinne, des Nerven, des Nervengefässes und des Wassergefässes, sobald sie in der Scheibe angelangt sind, ins Auge. Die Tentakelrinnen der Scheibe und die ihr anliegen- den Organe. Bekanntlich setzen sich die Tentakelrinnen der Arme fort in die fünf vom Mundrande ausstrahlenden Tentakelrinnen der Scheibe und es ist der Uebergang ein solcher, dass, wie schon aus unserer obigen allgemeinen Betrachtung erhellt, weder die Rinnen selbst, noch die ihr unmittelbar anliegenden Theile, Nerv, Nervengefäss und Wassergefäss, eine wesentliche Aenderung in ihrem Verhalten erfahren. Noch deut- licher wird Dieses durch den Vergleich des ventralen Theiles eines | Armquerschnittes (Fig. 5) mit einem Querschnitte durch eine Tentakel- | furche der Scheibe (Fig. 5%). Die Uebereinstimmung in allen wesent- lichen Theilen ist eine so grosse, dass eine weitschweifige Erörterung } überflüssig sein dürfte. Ba: TeuscHer behauptet (Nr. 37, p. 258), dass die Tentakel auf der 3 Scheibe ganz fehlen und an ihrer Stelle die Saumläppchen der Rinne EN stärker entwickelt sind und die Abzweigungen des Wassergefässes in ihrem Innern enthalten. Das thatsächliche Verhältniss ist hier von Teu- sCHEr vollständig verkannt worden. Die Tentakel fehlen den Rinnen der Scheibe durchaus nicht, sind aber allerdings kürzer als an den Armen und Pinnulae, auch findet von dem proximalen Ende einer jeden Arm- 4) Um unnöthige Wiederholungen zu vermeiden, verzichte ich auf eine histo- rische Einleitung zu der Anatomie der Scheibe, werde mich aber bemühen, bei den betreffenden Puncten die vorhandenen Angaben anderer Forscher sorgfältig zu eitiren und, soweit die Sache es erheischt, zu besprechen. Wichtig für die Anato- mie der Weichtheile der Scheibe sind insbesondere die Arbeiten von W. B. CAr- ; PENTER (Nr. 5), GREEFF (Nr. 42, Nr. 13) und TEuUscHER (Nr. 37); meine eigenen Beob- i achtungen wurden fast gleichzeitig mit GrEEFF’'s und vor Teuscazr’s Publication bereits im Auszuge mitgetheilt (Nr. 23). 45 rinne an bis zum Mundrande ein allmäliger Schwund der Dreitheilung der Seitenzweige des Wassergefässes statt, so dass in der Nähe des Mundes aus jedem Seitenzweige des Wassergefässes nur ein einziger Tentakel seinen Hohlraum erhält. Aber auch die Seitenläppchen der Armrinnen sind an den Tentakelrinnen der Scheibe vorhanden. Sie sind allerdings nicht so stark entwickelt wie an den Armen, sondern erheben sich nur unbedeutend in einer niedrigen Wellenlinie über den Rand der die Tentakelrinnen seitlich begrenzenden Hautleiste; sie sind eben hier wie an den Armen nichts Anderes als Ausbuchtungen des die Tentakel- rinnen nach rechts und links abschliessenden und mit der Basis der nach innen von ihm gelegenen Tentakel zusammenhängenden Hautsau- mes. An jeder Flächenansicht einer Tentakelrinne der Scheibe kann man sich von dem Gesagten leicht überzeugen. Es findet sich in den anato- mischen Verhältnissen, welche hier in Betracht kommen, auch nicht das Mindeste, was die von TeuscHer vertretene Auffassung, wonach die Ten- takel der Arme und die Tentakel der Scheibe als morphologisch ver- schiedene Gebilde in Gegensatz gestellt werden müssten, rechtfertigte !). Das Peristom. Unter diesem Namen verstehen wir die nächste Umgebung der Mundöffnung mit den dort befindlichen Theilen. Die kreisförmige Mund- öffnung, um welche die radiären Tentakelrinnen zu einer Kreisrinne, welche peripherisch von den Mundtentakeln überragt ist, zusammen- fliessen, bedarf keiner näheren Schilderung. Gegen das Lumen des Schlunddarms springt die Umrandung des Mundes in Gestalt einer Kreislippe vor. Die Organe, welchen wir in dem Peristom begegnen, haben wir oben sschon in ihren allgemeinen Lageverhältnissen kennen ge- lernt (vergl. Fig. 74). Ihre genauere Anatomie aber ist an dieser Stelle darzulegen. Zu diesem Behufe ist in Fig. 39 ein interradiärer Schnitt durch das Peristom und dessen nächste Umgebung von Antedon rosa- ceus abgebildet. Als Auskleidung der Mundumrandung sowie des Mundeingangs findet sich .ein hohes Epithel, dessen Structur übereinstimmt mit der- jenigen des Epithels der Tentakelrinnen. Das Epithel des Mundeingangs setzt sich weiterhin fort in das Darmepithel. In einer begrenzten Aus- 4) Nicht unerwähnt möge sein, dass sich in der Literatur bereits eine Ab- bildung eines Querschnittes durch eine Tentakelrinne der Scheibe vorfindet. Dieselbe rührt von Grimm her (Nr. 44, Fig. 8). Sie stimmt mit meinen Befunden nicht ganz überein; die beigegebene Beschreibung macht bei ihrer Dürftigkeit ein näheres kritisches Eingehen kaum möglich. 46 dehnung treffen wir unmittelbar unter dem Epithel der Mundumran- dung den Querschnitt des Nervenringes, welcher den Mund umsgiebt. Auch seine Structur gleicht vollständig derjenigen der radiären Nerven, die wir ja in dem Abschnitte über die Anatomie der Arme ausführlich betrachtet haben. Die Nervenfasern (vergl. auch Fig. 44) verlau- fen ringförmig um den Mund und beherbergen zwischen sich ebenso wie in den Radiärnerven kleine Kerne (Zellen?) mit Kernkörperchen. Ueber die die Nervenfaserlage durchziehenden feinen Stränge verweise ich gleichfalls auf das bei Beschreibung der Radiärnerven Gesagte; die Lage und Richtung derselben erhellt aus der Abbildung. Der Nerven- ring hat im Ganzen ebenso wie die Radiärnerven die Gestalt eines glat- ten Bandes. Unter dem Nervenring, nur durch eine dünne Bindegewebslage von ihın geschieden, liegt der Blutgefässring, in welchen die Nervenge- fässe der Tentakelrinnen einmünden und auf diesen folgt der Wasser- gefässring. Letzterer ist auf dem Querschnitte nicht rund, sondern in dorsoventraler Richtung abgeplattet. Den nach dem Lumen der Mund- öffnung schauenden Rand desselben nennen wir den inneren, den ent- gegengesetzt gerichteten den äusseren oder peripherischen. An dem in- neren Rande nun giebt der Wassergefässring nebeneinander sich erhe- bende Aeste ab, von welchen ein jeder weiterhin zum Hohlraum eines Mundtentakels wird. Die Letzteren unterscheiden sich von den Tentakeln der Arme und Pinnulae durch den Mangel der Papillen — wenigstens fand ich deren niemals an meinen Präparaten; ferner sind sie niemals wie jene zu je dreien zu einer Gruppe vereinigt, ein Verhältniss, zu wel- chem, wie schon erwähnt, die Tentakel der Rinnen der Scheibe allmälig überleiten. Im Uebrigen ist ihre Structur ganz die gleiche. Der Wasser- gefässring besitzt in seiner Wandung, ebenso wie auch die Mundten- takel, einzig und allein Längsmuskelfasern (Fig. 43 M’ und Fig. 44). Sein Lumen ist von denselben Muskelfäden durchzogen, welchen ich bei dem radiären Wassergefäss eine ausführliche Besprechung gewidmet habe. Dieselben ziehen wie dort von der dorsalen Wand hinüber zu der ventralen (vergl. auch Fig. 43). Auch das innere Epithel bedarf keiner weiteren Worte. Bevor ich mich nunmehr zur Beschreibung der Canäle wende, welche Flüssigkeit in den Wassergefässring und somit in das Wasser- gefässsystem überhaupt hineinleiten, müssen wir noch einmal zurück- kommen auf den vorhin schon flüchtig berührten Blutgefässring. Der- selbe liegt dem Wassergefässring dicht an und es ist seine Verbindung mit demselben eine festere als mit der dünnen Bindegewebslage, welche ihn von dem Nervenringe trennt. Da sich nun der Wassergefässring, 47 indem er sich dorsoventral abflacht, mit seiner breiten Fläche nicht parallel zu dem Nervenringe lagert, so folgt der Blutgefässring dem Er- steren und entfernt sich dadurch von dem Nervenringe. Dicht über dem Ursprung eines Mundtentakels sehen wir allerdings Nerv, Blutge- fäss und Wassergefäss noch ebenso unmittelbar übereinander gelagert wie in den Tentakelrinnen der Arme, aber nur wenig weiter nach un- ten (dorsalwärts vergl. Fig. 39) geben Wassergefässring und Blut- gefässring die Anlagerung an den Nervenring auf und biegen sich so um, dass sie mit ihren breiten Flächen horizontal zu liegen kom- men. Die Folge davon ist, dass die dorsale Wand des Blutgefässringes frei in die Maschen der Leibeshöhle hineinsieht und sich hier zahlreiche Aussackungen in Gestalt kürzerer und längerer, frei in die Leibeshöhle herabhängender Schläuche entwickeln können. Die kürzeren unter den- selben sind sicherlich blind geschlossen, ob aber auch die längeren, selbst wieder mit zahlreichen Aussackungen versehenen Schläuche (Fig. 39 B’) blind geschlossen sind, konnte ich nicht mit aller Sicher- heit entscheiden ; möglich ist, dass sie mit dem dorsalen Organ sich verbinden. Der Bau dieser Schläuche ist wesentlich derselbe, wie wir ihn später von den Blutgefässen kennen lernen werden. Wie schon angedeutet steht das Lumen des Wassergefässringes in Verbindung mit Canälen, welche als Zuleitungsorgane der Flüssigkeit in das Wassergefässsystem fungiren. Diese Ganäle hängen in grosser An- zahl von dem äusseren, peripherischen Rande des Wassergefässringes in die Leibeshöhle. Ihre Lage- und Grössenverhältnisse sind in der Fig. 39 anschaulich gemacht. Innen sind sie ausgekleidet mit einem bei Antedon rosaceus 0,0045 Mm. hohen Gylinderepithel, an welchem ich Wimpern nicht mit Bestimmtheit wahrnahm. Das Lu- men der Canäle hatte bei 0,021 Mm. Gesammtdicke derselben einen Durchmesser von circa 0,043 Mm. Aeusserlich werden die Ganäle von einem ganz niedrigen Zellenüberzug umhüllt (Fig. 40, 41). Im In- ‚nern erblickt man häufig kleine körnige Massen, die sich wie ein Ge- ‚ rinnsel ausnehmen. An dem in die Maschenräume der Leibeshöhle her- abhängenden Ende sind die Canäle gewöhnlich erst ein klein wenig erweitert, um dann mit einer gleichfalls unbedeutenden, die Ganalöfl- nung tragenden Verengerung ihren Abschluss zu finden. Das kurze Endstück ist zugleich so gebogen, dass die Oeffnung in Bezug auf die Längsrichtung des Canals nichtt erminal, sondern seitlich zu liegen kommt. Meist hängen die Ganäle ohne jegliche andere Befestigung als ihre Ansatzstelle an den Wassergefässring frei in die Leibeshöhle. In an- deren Fällen aber schliesst sichan daseigentliche, die Oeffnung tragende Ende des Ganals ein zipfelförmiger Fortsatz an, welcher von der äusse- 48 ren Hülle des Ganals ausgeht und gebildet wird und durch seine schliessliche Vereinigung mit einem der Bindegewebszüge , welche die 'Leibeshöhle durchziehen, zu einem Befestigungsmittel, einer Art Halte- band des Canals wird. (Vergl. Fig. 39, den unteren der dort gezeich- neten beiden CGanäle, sowie Fig. 40.) Die beschriebenen Canäle finden sich ringsum an dem Wassergefässring in sehr grosser Zahl, so zählte ich mehrere Male bei Antedon rosaceus in einem Interradius deren min- destens dreissig. Bei Antedon Eschrichtii stehen sie noch dichter neben- einander. Sie dienen offenbar dazu Flüssigkeit aus der Leibeshöhle hin- überzuleiten in das Wassergefässsystem. Bei den übrigen Echinoder- men nennt man die Zuleitungscanäle des Wassergefässsystems allgemein Steincanäle, da ihre Wand meist mit ansehnlichen Mengen von Kalkkör- pern versehen ist. Da nun aber hier derartige Verkalkungen in der Wand der Canäle sich nicht finden, dürfte für sie der Namen Steinca- näle nicht recht zutreffend erscheinen. Immerhin möge einstweilen an diesem Namen auch hier festgehalten werden. | In jüngster Zeit sind auch von anderen Forschern Mittheilungen über die so eben geschilderten Organe der Mundumgebung gemacht worden. Was zunächst den Nervenring betrifft, so erwähnt auch GrEEFF (Nr. 12, p. 21) einen solchen, der aber nicht mit dem von mir be- schriebenen identisch sein dürfte; denn soweit sich aus seinen kurzen Angaben schliessen lässt, betrachtet er entsprechend seiner Auffassung des Radiärnerven (vergl. oben: Anatomie der Arme) die dicke Epithel- lage des Mundrandes, nicht aber eine unmittelbar darunter gelegene Faserschicht, als Nervenring. Den Blutgefässring aber hat GrEEFF richtig erkannt (Nr. 12, p. 27) ; die anhängenden Aussackungen hingegen sind ihm entgangen. Der Wassergefässring und die daraus entspringenden zahlreichen Steincanäle wurden, nachdem ich zuerst!) ihre Existenz bestimmt nachgewiesen, von GRrEEFF gleichfalls in Kürze beschrieben. Bemerkenswerth ist, dass GrEEFF eine innere Wimperung in den Stein- canälen beobachtete, bezüglich deren meine Untersuchung der Spiritus- exemplare zu einem negativen Ergebniss geführt hat. Diese Beobachtung GREEFF’S zeigt, dass wenigstens in einem Theile des Wassergefässsystems der Crinoideen, in den Zuleitungsröhren, sich ein Wimperepithel findet, wodurch der bei der Besprechung des radiären Wassergefässes erwähnte Gegensatz zu den übrigen Echinodermen, bei welchen Wimperung im 4) Um Prioritätsstreitigkeiten, die für die Sache schliesslich gleichgültig sind, hier nicht unnützer Weise zu wiederholen, unterlasse ich es auf GrEEFFr's Bemer- kung, der Wassergefässring (nicht aber die Steincanäle) sei bereits vor meiner Mit- theilung durch PeErrıer bekannt gewesen, nochmals einzugehen und verweise auf das bereits an einem anderen Orte von mir Geäusserte (Nr. 23, p. 7). 49 Wassergefässsystem allgemein vorkommt, noch mehr an Gewicht ver- liert als bereits dort angedeutet wurde. Auch die Muskelfäden im Was- sergefässringe wurden von Grerrr beobachtet. Ueber die Oeffnungen : der Steincanäle ist er zweifelhaft geblieben, das Ende derselben schien ihm abgerundet oder zugespitzt zu sein. Letzteres Bild — zugespitztes Ende — erhält man bei denjenigen Ganälen, welche mit einem zipfel- förmigen Fortsatz ihrer äusseren Hülle in der Leibeshöhle festgelegt sind. Die Mehrzahl aber besitzt ein abgerundetes Ende. Dass die Oeff- nung nicht terminal, sondern seitlich am Ende der Canäle sich findet, trägt vielleicht die Schuld, dass GreErF über ihr Vorhandensein in Un- gewissheit blieb. Er hebt hervor, dass von der Leibeshöhle aus eine Injection der Canäle bei lebenden Thieren nie möglich gewesen sei. Das beweist jedoch keineswegs gegen die Existenz der Oeffnungen, denn es ist leicht denkbar, ja sogar wahrscheinlich, dass die Oeffnungen im Leben des Thieres sich zu schliessen und zu öffnen vermögen, also auch im Stande sind einer andringenden Injectionsflüssigkeit durch ihre Schliessung den Eintritt zu verwehren; auch noch auf andere Weise lässt sich das Nichtgelingen der Injection erklären. W,B. Carpenter hat die Steincanäle gesehen, ist aber über ihre Be- deutung in gänzlicher Unklarheit geblieben, da er den Wassergefässring des erwachsenen Antedon nicht richtig erkannte, sondern den die Mund- lippe erfüllenden, von zahlreichen Gewebszügen durchsetzten Theil der Leibeshöhle dafür ansah (Nr. 5, p-. 214). In Folge dessen verlegt er die Steincanäle, die er für blindgeschlossen hält (er nennt sie caecal tubuli), ins Innere des Wassergefässringes. An einer anderen Stelle sieht er Speichelorgane in ihnen (Nr. 5, p. 224), welche sich in den Mund- darm öffnen sollen. Zu Teuscner’s Abbildung und Beschreibung eines Schnittes durch den Mundrand (Nr. 37, Taf. VII, Fig. 40) habe ich nur zu bemerken, dass (vergl. meine Abbildung Fig. 39) die Mundtentakel nicht am äusseren, sondern am inneren Rande des Wassergefässringes sich er- heben, dass die Steincanäle nicht in Büscheln vereint, sondern neben- einander aus dem Wassergefässring entstehen, dass dieselben ferner nicht geschlossen sondern offen sind, dass endlich die Muskelfäden im Wassergefässring gänzlich von ihm übersehen wurden. Der Darmeanal. Ueber den Verlauf des Darmecanals habe ich dem schon durch Jon. . Mürter (Nr. 26) und W. B. Carpenter (Nr. 5) Bekannten nichts Neues von Belang hinzuzufügen. Ihre Angaben (vgl., auch die älteren An- 4 50 gaben von Hrusınger Nr. 15) lassen sich in Folgendem zusammenfassen. Der Mund führt in schiefer Richtung in das in dem analen Interradius gelegene Anfangsstück des Darms (Oesophagus). An dieses schliesst sich mit einem kleinen Blindsack beginnend der weitere Haupttheil des Darms (Mitteldarm), welcher, sich nach rechts (von der Ventralseite aus gesehen) biegend, nach einer vollständigen Windung um die Achse der Scheibe wieder in den analen Interradius zurückkehrt um dort durch den sich über die Ventralfläche der Scheibe erhebenden Anal- tubus (Enddarm) nach aussen zu münden (vergl. die Abbildungen bei Jon. MüLLer und W. B. CArrenter). An der innern Seite seiner Win- dung giebt der Magendarm zahlreiche nach der Achse der Scheibe ge- richtete Ausstülpungen ab, welchen W. B. Carrenter (Nr. 5, p. 216) die Function einer Drüse (Leber) zuzusprechen geneigt ist !). Das Darmepithel unterscheidet sich nicht sonderlich von dem des Mundeingangs; es ist aus denselben lang ausgezogenen Spindelzellen, die seine ganze Dicke durchziehen, zusammengesetzt. An manchen Stellen konnte ich in meinen Präparaten die feinen Cilien, deren W.B. Carpenter (Nr. 5, p. 216) zuerst Erwähnung gethan hat, deut- lich wahrnehmen. ‘Ob der ganze Darm oder nur einzelne Abschnitte Wimperung besitzen, vermag ich indessen nicht genau anzugeben. In dem Analtubus (Fig. 51) bildet die Darmhaut bekanntlich kräftige innere Längsfalten, auf welchen schon. Jon. Mürer (Nr. 26, p- 233) eine Wimperung beobachtete. Da sich dieselben bis in die Analöffnung fortsetzen, bewirken sie den gekerbten Rand der letz- teren. Im lebenden Thiere ist »die Afterröhre beständig thätig, er- neuert man. das Wasser nicht, so fängt das Thier an, den After immer weiter zu öffnen und endlich vor dem Tode stülpt es die Afterröhre ganz um« (Nr. 15, p. 372). Aus diesen Beobachtungen schloss schon Heusinger mit Recht, dass hier eine Afterathmung stattfinde, wel- cher Ansicht sich Jon. MüLzer (Nr. 26, p. 233) anschloss. In der Wandung des Afterdarmes findet sich eine kräftige Ringmuskulatur (Fig. 51). Die kugeligen Körper. Schon bei der Anatomie der Arme erwähnte ich der kugeligen Körper, welche sich rechts und links von der Tentakelrinne in den 4) In dem Uebersichtsbilde Fig. 74 sind dieselben nicht angedeutet um das Bild nicht zu sehr zu compliciren. Sie sind schon Jos. MüLLer bekannt gewesen und nicht erst von TEuscHEr (Nr. 37, p. 259), wie dieser zu glauben scheint, aufge- funden worden. Jener sagt: »An der inneren Seite des Darmes befinden sich viele Vertiefungen gegen die mittlere spongiöse Masse«. (Nr. 26, p. 232.) 51 Armen und Pinnulae finden. Dieselben sind, wie aus der dort mitge- theilten Stelle Heusınser’s hervorgeht, seit langer Zeit bekannt, über ihre Natur und Bedeutung vermögen wir aber auch heute noch nicht viel Sicheres anzugeben. Sie finden sich nicht nur in den Armen und Pinnulae sondern auch neben den Tentakelrinnen der Scheibe und dem Peristom, also entlang dem ganzen Verbreitungsbezirke des Wasser- gefässsystems. Aber auch in der Darmwand begegnen wir ihnen, so- wohl in dem Munddarm als in dem Mitteldarm und Afterdarm. Ueberall zeigen sie dieselbe Structur. Sie repräsentiren sich stets als kugelrunde „oder ovale, in den Spiritusexemplaren gelbbraune, in dem lebenden Thiere röthliche Körper von verschiedener Grösse (die Dimensionen er- hellen aus den Abbildungen). Sie liegen in dem Bindegewebe der Körper- oder Darmwand und bestehen aus einer wahrscheinlich dem Bindegewebe angehörenden Kapselmembran und dem davon umschlos- senen Kapselinhalt. Letzterer allein ist in der angegebenen Weise ge- färbt. Perrier (Nr. 30, p. 67), der sie am lebenden Thiere unter- suchte, macht folgende Angaben. Die corps spheriques (so nennt er sie) besitzen in ihrer Kapselmembran Kernanschwellungen. Der Inhalt wird mit grosser Leichtigkeit nach aussen entleert, durch Färbemittel wird er sehr schnell tingirt — dennoch gelang es nicht eine präformirte Oefl- nung der Kapseln nach aussen wahrzunehmen. Der Inhalt besteht, wie ich bestätigen kann, aus einer Anzahl birnförmiger Gebilde, deren jedes sich in einen feinen schwanzähnlichen, hyalinen Anhang ver- längert. Das birnförmige Gebilde selbst bildet ein kleines Säckchen, ‚welches in seinem Innern eine verschiedene Zahl kleiner stark glänzen- der Kügelchen beherbergt (Nr. 30, Pl. I. Fig. 7). Er ist der Meinung, - dass die »corps spheriques « vielleicht Exeretionsorgane seien. MitRecht ‚weist er die Vermuthung W. Tuonson’s (Nr. 38), es seien kalkberei- tende Organe (»calcareous glands«), zurück und mit nicht weniger Recht wird man sich auch gegen die neuerdings von W. B. CARPENTER geäusserte Meinung (Nr. 5, p. 227), es seien vielleicht Sinnesorgane, ablehnend verhalten. Das von mir aufgefundene Vorkommen der kugeligen Kör- per in der Darmwand beweist schon allein die Unhaltbarkeit jener Ver- muthung W. B. Carrenter’s. Zur sicheren Feststellung der Function der in Rede stehenden Gebilde sind darauf gerichtete. Untersuchungen des lebenden Thieres unerlässlich. Soweit sich aber schon jetzt das Re- ‚sultat derselben voraussehen lässt, wird die Perrıer'sche Auffassung “ derselben als Excretionsorgane Se als die richtige erweisen, denn in diesem Sinne sprechen schon die älteren an lebenden Thieren ange- - stellten‘ Beobachtungen Dusarpın's und Heusınger’s. Jener nennt sie Dvösicules rouges, secretant une liqueur rouge abondante, surtout & RR \ 52 l’&poque du developpement des oeufs« (Nr. 6a, p. 268) und dieser be- | 2 merkt zu einer Stelle eines Aufsatzes von F. S. Lruckarr (Nr, 18a, p- 380), wo Letzterer angiebt, dass mitunter sich lebende Exemplare | finden, welche weniger roth oder selbst ganz weiss sind (was sich durch Entleerung der kugeligen Körper erklärt): »Ich bemerkte dieselbe Farbenverschiedenheit, doch bemerkte ich auch, dass die dunkelrothen immer heller wurden, wenn ihr Leben abnahm. Lässt man ınehrere in Wasser oder Weingeist sterben, so werden Wasser und Weingeist ganz dunkelroth. Die Thiere selbst aber entfärbt«. Von Interesse wäre es der Frage nachzugehen, ob bei anderen Echinoderinen ähnliche Ge- bilde in der Nachbarschaft der Wassergefässe oder des Darmes vor- kommen ). Die Leibeshöhle und der Eingeweidesack. F Die Leibeshöhle ist derjenige Raum, welcher sich zwischen Darm und Körperwand befindet. Derselbe wird von zahlreichen Bindege- webssträngen durchzogen ?) und so zum grössten Theil in ein Maschen- system miteinander communicirender Hohlräume verwandelt. Ganz frei von diesen bindegewebigen Zügen bleibt ein centraler Abschnitt der Leibeshöhle, welcher zwischen der Windung des Darmes aufsteigt. Da derselbe anfänglich ziemlich genau in der Achse der Scheibe gelegen ist und erst weiter oben durch den Munddarm etwas zur Seite gedrängt wird, so nenne ich ihn die axiale Leibeshöhle. In’ der Nähe des Peri- stomes theilt sich die axiale Leibeshöhle in fünf Zweige, welche unter den Tentakelrinnen hinziehen und dort sowie weiterhin in den Armen und Pinnulae die uns bekannten Ventralcanäle bilden. Solange die Ven- tralcanäle unter den Tentakelrinnen der Scheibe verlaufen, bleiben sie gleich der axialen Leibeshöhle frei von durchziehenden Bindegewebs- strängen; in den Armen und Pinnulae finden wir sie (vergl. die Ana- tomie der Arme) sehr häufig von derartigen Bildungen (Septalsträngen) durchsetzt. Die axiale Leibeshöhle ist, soweit sie im Centrum der Darm- windung aufsteigt, seitlich rings geschlossen ; nur an ihrem dorsalen Ende steht sie mit den Maschenräumen der übrigen Leibeshöhle in Zu- 4) Ueber die Entstehungsgeschichte der kugeligen Körper finden sich einige Beobachtungen bei PERRIER (Nr. 30, p. 86. Pl. IV, Fig. 22) und TeuscHer (Nr. 37, p- 258) die aber noch zu unvollständig sind, als dass sich mit ihrer Hülfe ein Ver- ständniss jener Gebilde ermöglichte. ı 2) In der Umgebung des Munddarms finden sich in der Leibeshöhle auch Faserbündel, die ich für muskulös halte. Ihre Gestalt und Lage erhellt aus Fig. 39 m. 93 sammenhang. Letztere zerfällt selbst wieder in zwei Abschnitte. Es bildet nämlich das sie durchziehende Bindegewebe einen mit Ausnahme zweier, gleich zu erwähnender Stellen vollständig geschlossenen Sack, welcher die Darmwindung umgiebt und deshalb Eingeweidesack ge- nannt wird. Durch diese sackförmige Membran (Fig. 74) wird die Leibeshöhle in einen nach innen und einen nach aussen von jener gelegenen Abschnitt zerlegt. Ersterer umgiebt unmittelbar die Darm- - windung, ist um und zwischen dieselbe gelagert, ich nenne ihn des- halb die interviscerale Leibeshöhle im Gegensatz zu jenem zweiten von ihr durch den Eingeweidesack getrennten Theil, der als die eircum- viscerale Leibeshöhle unterschieden werden mag. Ich erwähnte vor- hin, dass der Eingeweidesack an zwei Stellen nicht geschlossen ist. Diese beiden Stellen sind die folgenden. Erstens wird der Eingeweide- sack durchbrochen in der nächsten Umgebung des Mundeinganges ; dort steht die circumviscerale Leibeshöhle mit der intervisceralen in Ver- bindung. Zweitens ist der Eingeweidesack in dem Boden des Kelches geöffnet; hier stehen nicht nur wie am Peristom der interviscerale und der eircumviscerale, sondern auch der axiale Abschnitt der Leibeshöhle miteinander in offenem Zusammenhang und gehen alle drei über in die gleichfalls zur Leibeshöhle gehörenden Maschenräume, welche zwi- schen den ersten Radialien gelegen sind und sich mit fünf radiären und fünf interradiären blindgeschlossenen Fortsetzungen in die Kalkstücke des Kelches verlängern. In jene dorsalen Maschenräume münden auch die Dorsalcanäle der Arme. Die obere (ventrale) Decke der Dorsal- canäle besitzt in der Scheibe in ähnlicher Weise wie in den Armen häufig Durchbrechungen, vermittelst deren die Dorsalcanäle mit der zu- nächst darüber gelegenen eircumvisceralen Leibeshöhle in Verbindung stehen. Es ist demnach hinsichtlich der Leibeshöhle der Antedonarten zweierlei festzuhalten : erstens, dass die Leibeshöhle durch starke Ent- _ wicklung bindegewebiger Bildungen (Stränge, Membranen) zwar in drei im Allgemeinen von einander getrennte Abtheilungen zerlegt wird, dass aber dennoch diese drei Abtheilungen an bestimmten Stellen in offenem Zusammenhange stehen; zweitens, dass die Leibeshöhle sich fortsetzt in die Arme. Aehnlich wie der zwischen den ersten Radialien befindliche Ab- schnitt der Leibeshöhle sind auch inter- und ceircumviscerale Leibeshöhle von zahlreichen, sich häufig kreuzenden und miteinander verbinden- _ den Bindegewebssträngen erfüllt. In der eircumvisceralen Leibeshöhle gehen diese Stränge von der Aussenfläche des Eingeweidesackes zur _ Innenfläche der Körperwand. In der intervisceralen Leibeshöhle gehen sie theils von der Aussenfläche des Darms zur Innenfläche des Einge- E 2 54 N) weidesackes, theils von einem Darmstück zu einem andern, theils von dem Darm zur seitlichen Wandung der axialen Leibeshöhle). Die Bindegewebsstränge der Leibeshöhle sind häufig mit Kalkkörpern ver- sehen, von welchen später die Rede sein wird. Besonders reich an Kalkkörpern ist der Eingeweidesack (was ich auch in dem Durchschnitt der Scheibe (Fig. 74), durch schwarze Striche in der Wand des Ein- geweidesackes anzudeuten versucht habe). Die Bindegewebsstränge, welche den zwischen den ersten Radialien gelegenen Theil der Leibes- höhle erfüllen, sind zum Theil vollständig zu einem Kalknetze umge- wandelt. Ausgekleidet sind die Räume der Leibeshöhle von einem deut-: lichen Epithelbelag (Fig. 53). Meine Auffassung der Leibeshöhle stimmt im Allgemeinen überein mit derjenigen von GrEErF (Nr. 12). Teuscaer (Nr. 37) aber vertritt eine ganz andere Auffassung. Er nennt Leibeshöhle einzig und allein denjenigen Theil der Scheibenhohlräume, den wir oben als circumvis- d cerale Leibeshöhle kennen lernten (»perivisceral cavity« W. B. Can PENTER). Die anderen Räume, also die axiale, die interviscerale Leibes- höhle und die zwischen den ersten Radialien gelegenen gleichfalls zur Leibeshöhle gehörigen Maschenräume fasst er als ein Gefässsystem auf, dessen Centralorgan das gekammerte Organ im Centrodorsale sei. In Consequenz dieser Anschauung bezeichnet er die von jenen Räumen sich ableitenden CGanäle der Arme als Gefässe; den Dorsalcanal nennt er wegen seiner Lage zwischen den Muskelgruppen der Armglieder das Muskelgefäss, die beiden unvollständig getrennten Hälften des Ventral- canals die Seitengefässe. Gegen Teuscner’s Ansicht spricht zunächst, dass seine Leibeshöhle (circumviscerale Leibeshöhle) in der ventralen und dor- salen Durchbrechung des Eingeweidesackes mit seinem Gefässsystem in Zusammenhang steht. Dann aber hat Teuscuer die wahren Blutgefässe der Scheibe, welche wir nachher kennen lernen werden, gar nicht er- kannt; dieselben verlaufen aber zum grossen Theile in den Maschen- räumen der intervisceralen Leibeshöhle,, also im Innern des TEuscHer- schen Gefässsystemes. W. B. Carpenter betrachtet zwischen Tevuscuer’s Auffassung und der von GrEErF und mir vertretenen gewissermassen die Mitte haltend 4) In diesem letzterwähnten Bezirke, zwischen axialer Leibeshöhle und In- nenseite der Darmwindung ist die interviscerale Leibeshöhle durch die starke Ent- wicklung der überdies Kalkkörper führenden Bindegewebszüge zu einer schwam- migen Masse geworden, um welche sich der Darm lagert. Jon. MÜLLER unterschied dieselbe als spongiöse Spindel (Nr. 26, p. 231). Da sie aber, wie aus obiger Darstel- lung erhellt, durchaus nicht als ein besonderes Organ unterschieden werden kann, so ist es am besten, auch von einer besonderen Benennung gänzlich abzusehen, Bu & 1 a De te in Fe 5 ” 5 99: die axiale und die circumviscerale Leibeshöhle als echte Leibeshöhle, die interviscerale hingegen als eine besondere Bildung, die er von der Leibeshöhle unterscheidet. Er erblickt in dem Eingeweidesack die eigentliche Aussenwand des Darmes und folglich in den nach innen von demselben gelegenen Maschenräumen Bildungen, die sich im Innern der Darmwand zwischen der Aussenschicht und Innenschicht befinden und nennt deshalb die interviscerale Leibeshöhle »intramural space « (Nr. 5, p. 216). Carpenter’s Ansicht vermag ich ebenso wenig beizu- pflichten, wie derjenigen Teuscner’s, denn mit dem Nachweis des offenen Zusammenhanges der intervisceralen Räume mit den auch von Car- PENTER als Leibeshöhle betrachteten, ist jeder Grund, sie als ein be-- sonderes Hohlraumsystem zu unterscheiden, beseitigt. Die Kelchporen. Die Haut der Kelchdecke ist in den zwischen den Ambulacralrinnen gelegenen Bezirken, also in den interbrachialen und interpalmaren Feldern von zahlreichen Oeffnungen durchbohrt, welche bei Betrachtung ausge- schnittener Stückchen der Kelchdecke schon bei geringer Vergrösserung leicht aufzufinden sind. Sie sind auf die ventrale Seite der Kelchdecke beschränkt, niemals treten sie auf die dorsalen Perisomabschnitte, welche die Radialia mit einander verbinden, über. Sowohl in den Interpalmar- feldern als in den Interbrachialfeldern sind sie meist ganz unregelmässig vertheilt, in manchen Fällen aber findet man sie auf jedem Felde in einem nach der Peripherie der Scheibe hin concaven Bogen dicht zu- sammiengedrängt und nur wenige von ihnen nehmen ihre Lagerung isolirt ausserhalb jenes Bogens. Die Figuren 45 und 46 stellen den zuletzt erwähnten Fall der Vertheilung der Oeffnungen dar. Die Oefl- nungen sind in diesen beiden Abbildungen entsprechend der sehr geringen Vergrösserung durch kleine Kreise angedeutet. In beiden Figuren sind die Ambulacralrinnen, welche die mit den Oeffnungen be- setzten Felder seitlich und oralwärts begrenzen, durch dunklere Streifen bezeichnet. Fig. 45 stellt ein Interbrachialfeld, Fig. 46 ein Interpalmar- feld dar. In beiden Abbildungen tritt zunächst die Anordnung der Oefl- nungen in der schon erwähnten Bogenlinie deutlich hervor. Ausserdem bemerkt man, dass die Oeffnungen sich nach der Peripherie der Scheibe hin (in den Abbildungen also nach links) eine kleine Strecke weit dicht neben den Tentakelrinnen hinziehen. Letzteres Verhalten verdient Be- achtung zur Erklärung der seltenen Fälle, in welchen, wie wir später sehen werden, die Oeffnungen sich bis auf den untersten Abschnitt der Arme erstrecken. Was die Zahl der Oeffnungen der Kelchdecke angeht, so zählte ich bei Antedon rosaceus in einem Interbrachialfelde 80—100, 56 in einem Interpalmarfelde circa 200. Die ganze Kelchdecke besitzt also in diesem Falle 5 x 200 + 5 x 100 = 1500 Stück jener Oeflnungen. Ganz bestimmt ist ihre Anzahl nicht und genaue Zählungen hei ver- schiedenen Arten, zu denen mir das Material fehlte, werden voraus- sichtlich das Resultat ergeben, dass ihre Zahl sehr variabel bei den verschiedenen Arten und selbst Individuen ist, sich aber dennoch inner- halb mehr oder weniger ausgedehnter Grenzen bewegt. Auch das Alter der betreffenden Individuen kommt hier in Betracht, denn es ist durch Prrrrer bekannt geworden, dass die Zahl der Oeffnungen mit dem Alter des Thieres zunimmt. Bei ganz jungen Thieren beobachtete derselbe in jedem Sector der Scheibe (also in jedem Interpalmarfeld) nur eine ein- zige Oeffnung; wie sich bei jungen Thieren die Oefinungen in den Interbrachialfeldern verhalten, ist indessen noch unbekannt, ebenso wie die Art und Weise, in welcher die erste Oeffnung, sowie die zahl- reichen späteren eines jeden Feldes ihre Entstehung nehmen. PERRIER giebt ferner die Zahl der Oeffnungen in jedem Interpalmarfelde des er- wachsenen Thieres auf etwa 20 an, eine Zahl, die nach meinen Be- obachtungen viel zu niedrig gegriffen ist. An derselben Stelle seiner Abhandlung behauptet der genannte Forscher, die Oeffnungen führten in Blindsäckchen und wirft die Frage auf, ob diese Blindsäckchen wohl besondere Sinnesorgane seien? Von einer Bejahung dieser Frage kann aber gar nicht die Rede sein, denn die Oefinungen führen nicht, wie Prrrıer. irrthümlich behauptet, in Blindsäckchen, sondern in Canäle, welche die Körperwand durch- setzen und in die Leibeshöhle münden (Fig. 39). Zunächst schliesst sich an jede Oeffnung ein kurzer, gleich weiter Canal, welcher ebenso wie der Rand der Oeflnung von einem Gylinderepithelium ausgekleidet ist. Nach kurzem Verlaufe erfährt dieser Canal eine kugelige Erwei- terung, welche sich in ihrer Structur dadurch von jenem unterscheidet, dass die Cylinderzellen des sie auskleidenden Epithels sehr lange Wimperhaare trägen. An dem inneren (der Leibeshöhle zu gelegenen) Ende der kugeligen Erweiterung wird das Epithel allmälig niedriger, verliert die Wimperhaare und geht endlich über in die ganz niedrige, platte Zellenauskleidung eines Canals, in welchen sich daselbst das ‚Lumen der kugeligen Erweiterung fortsetzt. Dieser Ganal verläuft nun- mehr bald mehr, bald minder geradlinig durch die Dicke der Körperwan- dung und mündet endlich in die Leibeshöhle und zwar in den ausser- halb des Eingeweidesackes gelegenen Abschnitt derselben, den ich als eircumviscerale Leibeshöhle unterschieden habe. Während gewöhnlich (Fig. 39) sich an eine jede Oeflnung auch ein in die Leibeshöhle füh- render Canal anschliesst, kommt mitunter der Fall zur Beobachtung, 97 dass die zu zwei benachbarten Oeffnungen gehörenden Canäle sich, be- vor sie in die Leibeshöhle sich öffnen, mit einander zu einem einzigen Canale vereinigen, wie dies Fig. 42 darstellt. Die Anastomose beider Canäle tritt aber in diesen Fällen stets erst nach innen von der kuge- ligen, wimpernden Erweiterung ein. Wir haben also im Anschluss an die Oeffnungen der Kelchdecke Ganalräume kennen gelernt, welche aus zwei Haupttheilen bestehen, erstens einem mit Gylinderepithel aus- gekleideten und sich in eine Wiehl. Ampulle erweiternden Anfang- stücke und zweitens einem von jener Ampulle in die eircumviscerale Leibeshöble führenden, mit sehr plattem Epithel versehenen Endstücke. Ob der von der äusseren Oeffnung bis zur Wimperampulle reichende Theil des Anfangstückes sich auch im Leben ganz ebenso verhält, wie in dem todien Thiere, scheint mir zweifelhaft. Nach einigen Präparaten vermuthe ich, dass im Leben die äussere Oeffnung grösser ist und durch deren Beine; jener in meiner Abbildung von der Oeflnung bis zur Wimperampulle reichende Theil etwas verstreicht, sodass die Ampulle selbst näher an die Oberfläche zu liegen kommt. Wozu dienen nun die beschriebenen Organe? Die Antwort auf diese Frage hat keine Schwierigkeiten, denn es ist offenbar, dass wir hier Communicationsöffnungen der Leibeshöhle mit dem das Thier umgeben- den Medium, dem Seewasser, vor uns haben. Insbesondere scheinen diese Organe den Zweck zu haben, die Zufuhr des Seewassers in die Leibeshöhle zu vermitteln, wie aus der Richtung der Wimpern, die man stets nach einwärts gestellt findet, erhellt; W. B. Carpenter (Nr. 5, ‘p- 215) hat das Einwärtsschlagen der Wimpern direct beobachtet. Ob auch ein Austritt von Flüssigkeit aus der Leibeshöhle in die Aussenwelt mit Hüfe dieser Organe stattfinden könne, ist bei der erwähnten Rich- tung der Wimpern höchst zweifelhaft. Als Zuleitungsorgane des Wassers in die Leibeshöhle fasste auch schon Jon. MüLzer die in Rede stehenden Organe auf. Er kannte sie allerdings nur von Pentacrinus caput Medusae, woselbst er sie auffand und beschrieb mit den Worten (Nr. 26, p. 225): »Die Knochenplättchen der Ventralseite in den Interpalmarfeldern und Interbrachialfeldern zeigen schon bei geringer Vergrösserung eine An- zahl Poren. Diese Löcherchen, deren Zahl nach der Grösse der Plätt- chen verschieden ist, kommen nur an der Bauchseite der Scheibe vor und die Skeletplättchen der Interradialhaut des Kelches zeigen keine Spur davon. Auch an den aufgerichteten ‚Kalkplätichen, welche die Tentakelrinne bekleiden, befinden sich nie solche Poren. Durch die capillaren Poren kann das Wasser bis in die Nähe des im Kelch liegen- den Eingeweidesackes eindringen«. Näheres über die Structur der Kelchporen (Wasserporen) giebt Jon. MüLzer nicht, auch hater sie bei 98 Antedon nicht bemerkt. Letzteres erklärt sich daraus, dass bei Antedon die Verkalkung der Kelchdecke nicht in dem Maasse fortgeschritten ist, dass es zur Bildung aneinander liegender Kalkplättchen käme, wie bei Pentaerinus. In Folge dessen sind die Kelchporen in dem weichen Perisom der Antedonarten nicht so leicht mit blossem Auge oder auch mit der Loupe zu erkennen, wie bei Pentacrinus, wo sie sogleich als winzige Püncichen auf den Kalkplättchen sichtbar werden. Der erste Forscher, welcher bei Antedon die Kelchporen beobach- tete, ist Grimm (Nr. 14, p. 6). Derselbe beschreibt bei Antedon rosaceus die äusseren Oeflnungen derselben und hebt ihre bald gruppirte, bald nicht gruppirte Vertheilung hervor. Ferner beobachtete er, dass die von einem Cylinderepithel hekleideten Oeffnungen (die Wimperhaare sah er nicht) in Canäle führen, deren Verlauf er eine Strecke weit verfolgen konnte, ohne zu erkennen, wohin sie schliesslich münden. Hinsichtlich ihrer Function vermuthet er Respirationsorgane in ihnen. Wie schon oben erwähnt, sind auch Perrıen (Nr. 30, p. 42) die Kelchporen nicht unbekannt geblieben; er stellt aber ihre Verbindung mit Canälen in Abrede und bleibt so hinter Grinm, dessen Beobachtungen er übrigens nicht zu kennen scheint, zurück. Auch über das Vorhandensein der Wimpern spricht er sich nur unbestimmt aus. Fast gleichzeitig wurden dann die Kelchporen von Anteden rosaceus beschrieben von W. B. GAR- PENTER (Nr. 5, p. 215), Greere (Nr. 12, p. 24) und mir (Nr. 22, p. 113). Unsere Untersuchungen haben im Gegensatz zu PErrier und in Weiter- führung des schon von Jon. MiLLer und Grimm Beobachteten überem- stimmend gezeigt, dass die Oelnungen der Kelchdecke in (anfänglich wimpernde, später wimperlos«) Canäle führen, welche in den eircum- visceralen Abschnitt der Leibeshöhle einmünden. Auch Teruscher (Nr. 37, p- 257) hat die Kelehporen berbachtet, von ihrer Form aber eine ziem- lich unzutreffende Schilderung gegeben, wie ein Vergleich seiner Ab- bildung (Nr. 37, Taf. VIl, Fig; 10) mit meiner Figur zeigt. Die Wimpern hat er übersehen. Er lässt de Canäle nach innen in »die Anastomosen der Seitengefässe« einmünder, eine Angabe, die sich erklärt durch seine eigenthümliche Auffassung ler Leibeshöhle, auf welche ich an einer anderen Stelle zurückkomne; hier genüge die Bemerkung, dass die Teuscner’schen »Anastomose& der Seitengefässe« zu der eircumvisceralen Leibeshöhle gehören. Die Kelchporen (Wassaporen), die also nicht nur bei Pentacrinus, wie Jon. Mürzer glaubte, sceadern auch bei den mit weicher Kelchdecke versehenen Antedon-Artenund wohl auch, wie wir annehmen dürfen, bei den übrigen lebenden {rinoideen vorkommen, verdienen eine be- sondere Beachtung. Es is bekannt, dass die Cystideen sich durch den I N R\ EN 3 4 5 en FR er Se SE? 59 Besitz zahlreicher Poren in den nicht ambulacralen Kalkplatten ihres Kelches auszeichnen. Die Bedeutung dieser Poren bei den Gystideen selbst mit Sicherheit zu ermitteln, ist selbstverständlich unmöglich. Anders aber gestaltet sich die Sachlage, wenn man die Grinoideen zur Erklärung jener räthselhaften Poren heranzieht. Schon Jon. Mürter hat die von ihm bei Pentacrinus entdeckten Poren des ventralen Perisoms mit den Poren der Gystideen zusammengestellt (Nr. 27, p. 63) und es kann seine Anschauung durch die oben dargelegten neueren Unter- suchungen an Festigkeit keine Einbusse erleiden. So sicher nun auch Jon. MürLer in der Gleichstellung der Poren der Grinoideen mit den- jenigen der Cystideen war, so sind dennoch seine Aeusserungen über die Function derselben sehr unbestimmt. In der oben citirten Stelle (Nr. 26, p. 225) aus seiner Abhandlung über den Bau des Pentacrinus fasst er sie offenbar als Zuleitungsorgane des Wassers in die eircum- viscerale Leibeshöhle auf. In einer späteren, nicht minder berühmten . Abhandlung scheint er in jener Auffassung schwankend geworden zu sein, denn ohne dieselbe auch nur wieder zu erwähnen, sagt er hier (Nr. 27, p. 63): die Bedeutung der Poren »ist unbekannt« und gleich darauf (Nr. 27, p. 66) spricht er von der »durchaus räthselhaften Natur« der Kelehporen. Dass aber die erste, später von ihm selbst nicht weiter betonte Ansicht von der Bedeutung der Kelchporen die richtige ist, wird durch die oben gemachten Angaben über den Bau derselben wohl un- zweifelhaft festgestellt. Es kann also auch von einer räthselhaften Natur der Kelehporen der Cystideen nun nicht mehr die Rede sein, denn es wird Niemand bezweifeln, dass wenn diese Poren bei den Crinoideen Zuleitungsorgane des Wassers in einen Abschnitt der Leibeshöhle sind, wir sie auch bei den Gystideen als solche betrachten dürfen. Ein Gegensatz zwischen Gystideen und Grinoideen hinsichtlich der Kelch- poren besteht nur in der Art ihrer Vertheilung über den Körper, wie das Jos. MüLzer (Nr. 27, p. 63 sqq.) schon in eingehender Weise dar- gelegt hat. Ueberall sind sie zwar ambulacral, aber während sie bei den CGystideen in der Regel nur in dem antiambulacralen Bezirke!) des Kelches sich finden, begegnen wir ihnen bei den Crinoideen in den bis jetzt darauf untersuchten Formen nur in den interambulacralen Feldern. Da aber die interambulacralen und die antiambulacralen Felder bei den Grinoideen so wenig wie bei den Cystideen scharf von einander abge- grenzt sind, etwa wie bei manchen Asteriden (Goniodiscus, Astrogo- nium, Stellaster), sondern vielmehr unmittelbar in einander übergehen, 4) Bei Protocrinus und Glyptosphaerites kommen sie auch zwischen den am- bulacralen Rinnen, also interambulacral vor. (Vergl. Jon. MÜLLER |. c.) 60 so kann in der soeben berührten verschiedenartigen Vertheilung der Kelchporen kein Moment von solchem Werthe erkannt werden, dass sich darauf hin ihre Gleichwerthigkeit bei Crinoideen und Cystideen be- streiten liesse. Das Wesentliche ist vielmehr, dass sie bei beiden Thier- gruppen stets anambulacral vorkommen. Indem ich für manche hier einschlägige Einzelheiten !) auf Jon. Mürrer’s Erörterungen verweise, fasse ich das Gesagte noch einmal zu- sammen. Die zur Zuleitung des Wassers in einen Abschnitt der Leibes- höhle dienenden Kelchporen kommen ausser den Cystideen nicht nur den Pentacrinus-, sondern auch den Antedon- (und höchst wahrschein- lich allen Crinoideen-) Arten zu; sie finden sich stets in den anambula- cralen Bezirken des Kelches, sind aber dort bei den Crinoideen, so weit bis jetzt bekannt, auf die Interambulacrala beschränkt, während sie bei den Cystideen meistens auf den antiambulacralen, mitunter aber auch gleichzeitig auf den interambulacralen Feldern vorkommen. Oben erwähnte ich der seltenen Fälle, in denen bei Antedon rosa- ceus die Wasserporen des Kelches bis auf das proximale Stück der Arme sich erstrecken. In Schnitten, welche man durch die Arme dicht an ihrem Uebergange in die Scheibe anfertigt, sieht man mitunter rechts und links von der Tentakelrinne des Armes einige wenige Porenöffnun- gen, deren Canäle in die Fortsetzung der Leibeshöhle in den Arm und zwar, wie ich in einem Falle sicher constatiren konnte, in den Genital- canal einmünden (Fig. 59). Das Hinübertreten der Kelchporen auf den der Scheibe zunächst gelegenen Armabschnitt kann uns in kein grosses Erstaunen versetzen, wenn wir bedenken, dass eine ganz scharfe Grenze zwischen der Scheibe und den freien Armen an dem Crinoideen- körper nicht existirt, dass vielmehr diese beiden Körpertheile in so un- mittelbarem Zusammenhange stehen, dass man die Arme einfach als radiale Ausstülpungen des Körpers betrachten kann und, wie die Ent- wicklungsgeschichte lehrt, auch betrachten muss. Schon auf der Scheibe zeigen die Poren die Neigung, wie ich bereits einmal erwähnte, sich eine Strecke weit neben den Tentakelrinnen hinzuziehen; es braucht sich also dieses Verhältniss nur bis auf den Anfangstheil des Armes fortzu- setzen, um jene seltenen Fälle möglich zu machen. Beachtung ver- dient es, dass die Wasserporer in diesen Fällen in den Genitalcanal des Armes führen. Auf der Scheibe sahen wir sie in die eireumviscerale Leibeshöhle münden. Es liegt also der Schluss nahe, dass der Genital- 4) Namentlich auch hinsichtlich der für die meisten Cystideen characteristi- schen Art der Anordnung und Verbindung der Kelchporen (Porenrauten, Doppel- poren). 61 canal des Armes eine Fortsetzung der eircumvisceralen Leibeshöhle der Scheibe ist, was in Wirklichkeit durch die direct darauf gerichteten Untersuchungen festgestellt werden konnte. Das dorsale Organ unddie mit demselben in Verbindung stehenden Theile (Blutgefässe und Faserstränge). Macht man an entkalkten Exemplaren von Antedon rosaceus Schnitte durch die Basis des Kelches, so trifft man auf eine im Inneren derselben gelegene Höhlung, welche das sogenannte Herz umschliesst. Die ersten Angaben über dieses Gebilde finden sich bei Heusinser, der es auch zuerst als ein Gentralorgan des Blutgefässsystemes und zwar als ein »venöses Herz« bezeichnete !)! Während dieser Forscher aber noch der Meinung ist, es sei dasselbe ein Gefässring, hat Jon. Mürzer (Nr. 26, p- 236) in Berichtigung dieser Ansicht die Säckchenform desselben zuerst erkannt. Eine genauere Kenniniss des »Herzens« ist uns erst vor kurzem geworden durch die Untersuchungen CARrPENTER’S, sowie durch die un- abhängig davon gemachten Beobachtungen Grerrr’s und TEuscHER’S. Auch ich selbst werde im Folgenden?) in der Lage sein, unsere Kennt- nisse über den Bau des in Rede stehenden Organs in einigen Puncten weiterzuführen. CARPENTER (Nr. 5, p. 218) zeigte zuerst, dass das Herz nicht einen einfachen Hohlraum besitzt, wie Jon. Mürer (Nr. 26, Taf.V. Fig. 12) geglaubt hat, sondern durch fünf Scheidewände, welche von einer centralen Achse radiär ausstrahlen, in fünf Kammern (deshalb nennt er es »quinquelocular organ«) zerlegt wird, was durch GRreerr's (Nr. 12, Nr.13), Teuscher’s (Nr. 37) und meine eigenen Beobachtungen bestätigt wird. Hinsichtlich des genaueren Verhaltens der fünf Kammern und ihrer Verbindung mit anderen benachbarten Theilen gehen unsere An- sichten auseinander, wie wir sogleich sehen werden. In den Abbildungen Fig. 19—35 sind die hier zu behandeln- den Theile dargestellt. Fig. 49—24 sind Abbildungen von horizontalen Schnitten durch die Kelchbasis, welche aus ein und derselben Schnitt- serie ausgewählt wurden. Dieselben sind so orientirt, dass die ventrale (innere) Seite dem Beschauer zugekehrt ist; der am meisten dorsal ge- legene Schnitt ist der in Fig. 19 abgebildete, die übrigen reihen sich den Nummern nach ventralwärts an jenen ersten an. In Fig. 19 sind die fünf Kammern (X) durch den Schnitt geöffnet. ' Man sieht, wie die- 4) Die Stelle bei Hrusınser lautet (Nr. 45, p. 373): »In der Mitte der Kalk- scheibe befindet sich eine Höhle ;, in dieser befindet sich ein Centralorgan, ob es ein Gefässring ist, habe ich nicht deutlich erkannt, aber es schien mir so«. 2) Meine Ergebuisse sind zum Theil bereits vorläufig mitgetheilt worden. (Nr. 23). 62 selben um eine centrale, von einigen kleinen Oeffnungen durchbohrte Achse gruppirt sind ; letztere möge Achsenstrang genannt werden. Der Schnitt hat die Kammern nahe über ihrem dorsalen Boden (vergl. Fig. 25) getroffen. Wir erblicken in Folge dessen den dünnen dorsalen Boden der Kammern und durch denselben durchscheinend eine dicht darunter gelegene Sternfigur (St), gebildet von Gefässen, welche von der Achse ausgehen und, nachdem sie die Gentrodorsalplatte durchsetzt, in die Cirrhen eintreten. Wir lassen diese Gefässe einstweilen noch ausser Acht und verweilen zunächst bei den Kammern. Betrachten wir die Wandung derselben bei stärkerer Vergrösserung, so erweist sie sich von einem inneren Epithelium überkleidet, dessen Zellen 0,004 Mm. hoch und fast ebenso breit sind (Fig. 30). Grserr (Nr. 12, p. 26) giebt an, in den die Kammern scheidenden Septen spärliche Muskelfasern gefunden zu haben. Ich habe mich vergeblich bemüht, von der Rich- tigkeit dieser Angabe mich zu überzeugen. Die Dimensionen der Kam- mern ergeben sich aus den Abbildungen. Stellen wir das Mikroskop genau auf die dorsale Wand, also auf den Boden der Kammern ein, so erkennen wir, dass die Kammern hier nicht vollständig geschlossen sind, sondern dass vielmehr der Boden einer jeden da, wo er an die centrale Achse anstösst, von einer Oeffnung durchbrochen ist. GREEFF (Nr. 13, p. 92, Fig. 3) hat diese Oeffnungen als dorsale Ostien des Her- zens bezeichnet (Fig. 28). Es sind dies aber nicht die einzigen Oefl- nungen im Boden der Kammern, sondern etwas weiter nach aussen vermochte ich noch einige kleinere sich paarig gegenüberliegende zu bemerken. Peripherisch sind die fünf Kammern umhüllt von einer gelb- lichen Fasermasse, auf deren weitere Verbreitung wir in den folgenden Schnitten zu achten haben. Dieselbe besteht aus feinen Fasern, zwi- schen welchen man, namentlich an der Peripherie der ganzen Masse, Zellen oder doch zellenähnliche Gebilde (Zellkerne?) findet. Schon gleich in einem der nächsten Schnitte, den wir in Fig. 20 vor uns haben, sehen wir die Fasermasse eine bedeutendere Ausdeh- nung gewinnen. Der Schnitt hat das »Herz« da getroflen, wo es bereits in der Höhe der bei Antedon bekanntlich nach innen gedrängten und seitlich fest miteinander verbundenen ersten Radialien gelegen ist. Von der dasselbe umgebenden Fasermasse gehen in der Richtung der seitlichen Verbindungen der Radialien, also interradiär, fünf breite Fortsätze aus. Je zwei dieser Fortsätze schliessen zwischen sich einen Hohlraum (Z') ein, welcher, wie die späteren Horizontalschnitte, sowie auch die Ver- ticalschnitte (Fig. 25 u. 26) lehren, nichts Anderes ist, als eine dorsal- wärts blindgeschlossene Verlängerung der Leibeshöhle. Hinsichtlich der Kammern ist der Schnitt, bei welchem wir soeben verweilen, in- 63 sofern interessant, als er deutlich zeigt, dass die Kammern in der Rich- tung der Radien angeordnet sind. Ich sprach vorhin von den dorsalen Oeffnungen der Kanımern; ähnliche Oeffnungen kommen auch in der ventralen Wand, gleichfalls dicht an der centralen Achse vor, Dieselben sind von Grerrr (Nr. 13, p- 93, Fig. A) als ventrale Ostien bezeichnet worden. * Es treten uns dieselben deutlich entgegen in der Figur 21. Diese Abbildung ist nach einem Schnitte angefertigt, welcher dicht über die ventrale Decke der Kammern geführt wurde. Die Decke der Kammern ist von oben über- lagert von derselben Fasermasse (D), die wir schon in den vorigen Schnitten als nächste Umhüllung der Kanımern kennen gelernt haben. Im Centrum des Schnittes finden wir den Achsenstrang wieder, der uns aus den vorhergehenden Schnitten bereits bekannt ist. In unmittelbarer Nachbarschaft der dicht zusammenstehenden Lumina des Achsenstran- ges wird die Fasermasse von fünf radiär gestellten, etwas grösseren Oeffnungen (A) durchbohrt. Wie Längsschnitte (Fig. 25) lehren, führen diese Oeffnungen, unter rascher Zunahme ihres Lumens, direct in je eine Kammer. Dass die Kammern ventralwärts neben der Achse eine Oefinung besitzen, hat W. B. CArPpENTER (Nr. 5, p. 219. Pl. 8, Fig. %) bereits richtig beschrieben und abgebildet!). Er lässt durch diese Oefl- nungen die Kammern in Communication treten mit den in den Knopf eindringenden Verlängerungen der ceircumvisceralen Leibeshöhle. Letz- tere Anschauung W. B. GArPENTER’S entspricht aber den thatsächlichen Verhältnissen nicht, denn Längs- und Querschnitte zeigen auf das Sicherste, dass sich an die ventralen Oeffnungen der Kammern Canäle anschliessen, welche neben dem Achsenstrang ventralwärts aufsteigen und schon in den nächsten Schnitten nicht mehr zu unterscheiden sind von den den Achsenstrang selbst zusammensetzenden Canälen, sondern vielmehr mit letzteren zur Bildung eines einzigen Organes zusammen- treten, welches wir später unter der Benennung des dorsalen Organs noch näher betrachten werden. In dem Schnitt Fig. 21 zeigen die in- terradiären Fortsätze der die Kammern umgebenden Fasermasse ein anderes Verhalten wie in Fig. 20. Es hat sich nämlich ein jeder dieser 4) GREEFF, der diese Oeffnungen, wie schon bemerkt, ventrale Ostien des Her- zens nennt, behauptet, CArPENTER sehe das Herz als eine nach aussen vollständig abgeschlossene Höhle an. Aber, wie oben angeführt, giebt CArpgnter durch Wort und Abbildung kund, dass ihm die ventralen Oeffnungen der Kammer wohl bekannt sind, wenn er auch darin irrt, dass er diese Oeffnungen in Verlängerungen der ‚Leibeshöhle führen lässt. Er sagt (l. c.) »near the axis each chamber seems to ‚communicale on its ventral aspect with the surrounding space (an extension of the perivisceral cavity) by a minute orifice in its walle«. 1,104 interradiären Faserstränge in zwei Aeste gegabelt; so hat sich der Faser- strang a in die beiden Aeste b und c, der Faserstrang a’ aber in die beiden Aeste b’ und c’ getheilt. Ferner begegnen uns in diesem Schnitte ausser den radiären Blindsäcken der Leibeshöhle (Z’), die uns schon. aus Fig. 20 bekannt sind, noch fünf weitere, aber interradiär gelegene, und wie Verticalschnitte durch den Knopf lehren gleichfalls blind- geschlossene Fortsetzungen der Leibeshöhle. Letztere (L”) liegen zwi- schen je zwei Gabelästen eines interradiären Faserstranges. In einem weiter aufwärts folgenden Horizontalschnitt (Fig. 22) finden wir die Mitte eingenommen von jenem Stücke des Kalkskelets, welches CARPENTER die Rosette nennt und von welchem er gezeigt hat, dass es aus einer Umwandlung der Basalia der pentacrinoiden Larve seine Entstehung nimmt. Die Rosette (R) ist im Gentrum durchbohrt von den Canälen des dorsalen Organs. Von der Fasersubstanz der vorigen Figur finden wir die centrale, die Kammern umhüllende Masse und die davon ausstrahlenden interradiären Stränge nicht mehr vor, wohl aber die Gabeläste der letzteren. In der nunmehr folgenden Abbildung Fig. 23 sehen wir, wie so- wohl die radiären (L’) als auch die interradiären (L”) Blindsäcke der Leibeshöhle sich auflösen in eine das dorsale Organ (DO) umgebende Summe von unregelmässigen mit einander in Communication stehenden Maschenräumen, welche in ihrer Gesammtheit nichts Anderes sind als ein von zum Theil sogar verkalkten Bindegewebszügen durchzogener Abschnitt der Leibeshöhle. An verticalen Längsschnitten ist es leicht sich von diesem Verhalten zu überzeugen. Für die Betrachtung der Vaserstränge in Fig. 23 ist wichtig vorauszuschicken, dass die ab- gebildete Schnittfläche schief geneigt ist, und zwar so, dass der obere und rechte Abschnitt der Figur der Ventralseite des Thieres näher liegt als der untere und linke. In dem letztgenannten Bezirk haben sich die Gabeläste der interradiären Faserstränge ganz von einander getrennt und divergiren in ihrem Verlauf so sehr, dass recht bald jeder Gabelast des einen interradiären Faserstranges mit dem nächstgelegenen Ast des nächstbenachbarten Stranges in unmittelbare Berührung tritt. Der Punct, woselbst diese Berührung stattfindet, liegt in radiärer Richtung nach aussen von dem radiären Blindsack der Leibeshöhle (vergl. die Berührungsstelle zweier Gabeläste bei c’, Fig. 23). Von der Berührungs- stelle an verlaufen die beiden von zwei verschiedenen interradiären Fasersträngen hergekommenen Aeste nebeneinander in radiärer Rich- tung, wie das aus dem oberen und rechten Abschnitt der Fig. 23 deut- lich wird. Es sind dann also aus den Gabelästen der fünf interradiären Faserstränge fünf Paare von radiären Doppelsträngen geworden. 65 In dem letzten der abgebildeten Horizontalschnitte endlich, der in derselben Weise schief ist wie der vorhergehende, sehen wir, dass die -radiären Faserstränge dicht über derjenigen Stelle, woselbst sie zuerst in unmittelbare Berührung mit einander treten, sich durch Commissuren mit einander in Verbindung setzen. Es verbindet sich erstens ein jeder radiärer Faserstrang durch eine interradiäre Commissur mit dem be- nachbarten Strange des nächstgelegenen radiären Faserstrang-Paares, so z. B. (Fig. 24) der Strang b mit dem Strange c durch die interradiäre Commissur co. Zweitens verbinden sich an derselben Stelle die beiden Stränge eines jeden radiären Faserstrang-Paares durch eine selbstver- ständlich viel kürzere intraradiäre Commissur, z. B. Strang c und Strang b’ durch die intraradiäre Commissur co’. Die Commissuren be- stehen aus derselben Fasermasse wie die Stränge und bilden zusammen genommen einen Ring, welcher in der Kalkmasse der ersten Radialien des Kelches gelegen ist. Der weitere Verlauf der radiären Faserstrang-Paare ist der folgende. Die beiden Stränge eines jeden Paares verlaufen durch das erste und zweite Radiale so dicht nebeneinander, dass sie oft nur schwer als ge- sonderte Theile erkannt werden können. Aus dem zweiten Radiale ge- langen sie in das dritte, welches bekanntlich axillar ist, um in diesem auseinander zu treten und so zu den die Kalkglieder der Arme durch- ziehenden Fasersträngen zu werden. Das Verhalten der beiden radiären Faserstränge im dritten Radiale ist aber nun des Näheren nicht einfach ein solches, dass sie, nachdem sie bis dahin dicht nebeneinander verliefen, nunmehr divergiren, sondern es findet an der Stelle, wo sie auseinander weichen, ein theilweiser Austausch ihrer Fasern statt und zwar erstens durch ein Chiasma, zweitens durch eine einfache Commissur (Fig. 35), jenes liegt proximal («), diese distal (b). Wenn wir nunmehr versuchen, das von dem Verlauf der von der faserigen Umhüllungsmasse der Kammern (des »quinquelocular organ «) abgehenden Fasersträngen des Kelches aus den Horizontal- und Vertical- schnitten gewonnene Bild in eine schematische Uebersicht zu bringen, so erhalten wir die in Fig. 38 dargestellte Figur. Es sind in derselben die Kalkglieder in ihren Contouren durch feine Linien, die sie durch- ziebenden Faserstränge aber durch stärkere Striche angedeutet; das centrale Fünfeck bedeutet Gentrodorsalstück + Rosette. Die weitere Er- klärung des Schemas ergiebt sich nach dem Mitgetheilten von selbst. Der Verlauf der Faserstränge des Kelches bei dem erwachsenen Antedon' rosaceus ist im Vorigen vollständig dargelegt und es ist im An- schluss daran von Interesse, die Jugendstadien, sowie auch die ver- wandten Formen vergleichend zu betrachten. W. B. CarPENTErR, der 5 66 ii auch bei den erwachsenen Thieren den Verlauf der Faserstränge mit Ausnahme der Verhältnisse im Radiale axillare, die ihm unbekannt blieben, bereits kurz, aber im Allgemeinen richtig beschrieben hat (Nr. 3, p. 714, 738; Pl. XLI), schildert auch von den jungen Thieren ihr Verhalten und giebt davon eine Abbildung, welche in Fig. 37° schematisch reprodueirt wurde. Wie der Vergleich dieses Sche- ma’s mit dem in Fig. 38 vom erwachsenen Thiere gegebenen lehrt, stimmt der Verlauf der Stränge in beiden wesentlich überein; der Unterschied liegt nur darin, dass bei dem jungen Thiere die Anordnung der Stränge in den Basalien und ersten Radialien verhältnissmässig weiter auseinander gerückt ist, als bei dem erwachsenen Thiere, wo gleichzeitig mit der Reduction der Basalia das ganze Faserstrang-System des Kelches enger zusammengedrängt erscheint. Dass in den drei Radi- alien ..nicht ein einfacher Faserstrang, sondern zwei dicht aneinander liegende verlaufen, hat W. B. Carpenter übersehen, ebenso wie er auch dem Verhalten der Stränge im dritten Radiale kein besonderes Augen- merk geschenkt hat. Von den übrigen lebenden Grinoideen haben wir bis jetzt keine genaue Kenntniss von den Fasersirängen des Kelches; wir werden aber mit Berechtigung die Erwartung aussprechen dürfen, dass wenigstens bei den Antedon- und Actinometra-Arten und wohl auch bei der Gattung Pentacrinus keine wesentlichen Differenzen auftreten, da wir uns sogleich davon überzeugen werden, dass bei der fossilen Gattung Encrinus die Faserstränge einen ähnlichen Verlauf wie bei Antedon rvosaceus gehabt haben. Bekanntlich verdanken wir Beyricu eine aus- gezeichnete Abhandlung (Nr. 4) über die Gattung Encrinus. In der- selben schildert er die Ganäle, welche die Kalkstücke des Kelches durchziehen und im lebenden Thiere dazu dienten, die Faserstränge aufzunehmen, auf das Genaueste und fasst seine bezüglichen Einzel- angaben in einem Schema (Nr. 1, Taf. I, Fig. 12) zusammen, welches ich in Fig. 36 zu copiren mir erlaubt habe. Wenn wir dieses Schema vom Verlauf der Faserstränge mit demjenigen vergleichen, welches sich aus ÜARPENTER'S und meinen Untersuchungen für Antedon ergeben hat, springt die weitgehende Uebereinsiimmung sofort in die Augen. Es sind nur zwei Commissuren des Antedon, welche Bryrıca für Encrinus nicht angiebt, nämlich die intraradiäre Commissur im ersten Radiale und die distale einfache Commissur im dritten Radiale. Es ist möglich, dass es genaueren Nachforschungen gelingen wird, diese beiden Commissuren „wischen den Fasersträngen eines jeden radiären Paares auch noch bei Encrinus aulzufinden. Bei letztgenannter Gattung liegen in den Radia- lien die beiden radiären Faserstränge nicht wie bei Antedon dicht neben 67 einander in ein und demselben Canale der Kalkmasse, sondern es hat auch zwischen ihnen eine Verkalkung des Gewebes stattgefunden, so dass sie in zwei getrennte, aber nebeneinander hinziehende Ganäle zu liegen kommen. Darin erblicken wir also eine weitere Verschiedenheit in dem Verhalten des Encrinus im Vergleich mit dem von Antedon;; in- dessen ist diese Verschiedenheit offenbar keine sehr wesentliche, denn es kann uns bei Thierformen, die wie die Echinodermen in fast ihren sämmtlichen bindegewebigen Theilen grosse Neigung zur Verkalkung besitzen, nicht auffällig und besonders bedeutungsvoll erscheinen, wenn zwei Stränge, welche verkalkte Theile durchziehen, das eine Mal beide zusammen, das andere Mal jeder für sich, in einen Canal des Kalk- gliedes eingeschlossen sind. Beyrıch war entsprechend dem damaligen Stande der Kenntniss der lebenden Crinoideen der Meinung, es werde der Ganal in den Kelchgliedern von Antedon nicht von zwei, wie wir jetzt wissen, sondern nur von einem einzigen Faserstrang (oder nach der damals gültigen Jon. MürLLer’'schen Auffassung von einem einzigen »Gentraleanal«) durchzogen und es gingen diese einfachen radiären Faserstränge (»Gentralcanäle«) unmittelbar von der centralen Höhle des Centrodorsalstückes ab, während sie bei Encrinus von interradiären Stämmen durch deren Gabelung in den Basalia entstehen. Bryrıca (Nr. 4, p. 21) erblickte hierin, und bei den damaligen Kenntnissen der lebenden Formen mit Recht, einen Gegensatz zwischen Encrinus und Apioerinus (bei welch’ letzterer Gattung sich ähnliche Verhältnisse finden, wie bei Encrinus) einerseits und Antedon und Pentacrinus andererseits. Ein derartiger Gegensatz ist aber nach dem Mitgetheilten nicht länger aufrecht zu erhalten und verliert demnach auch die darauf gegründete Aufstellung zweier Familien in der Abtheilung der Crinoidea articulata Miller an mnerem Werthe!). Für einen anderen von Bzyrıcn betonten Punct in der vergleichen- den Anatomie der Kelchglieder der Crinoideen liefern die oben mitge- theilten Beobachtungen eine bemerkenswerthe Stütze. Wenn es kaum noch zweifelhaft sein kann, dass bei allen Crinoidea articulata — auch bei den bis jetzt noch nicht darauf untersuchten — die Faserstränge, welche die Radialia und weiterhin die Armglieder durchziehen, von fünf interradiären Stämmen enistehen, welche von der das »fünfkammerige Organ« umgebenden Fasermasse ausstrahlen und sich nach kurzem Verlaufe gabeln, so wird der Ort, woselbst diese Gabelung stattfindet, nicht gleichgültig sein. Encrinus besitzt zwei Kreise von Basalien, einen 4) Für die paläontologische Diagnose hingegen bleibt seibstredend die BEY- kıch'sche Unterscheidung in Artieulaten mit einfach durchbohrten und in solche mit doppelt durchbohrten Kelchgliedern von grosser Wichtigkeit. 5* 68 inneren und einen äusseren, während die übrigen Crinoidea articulata nur einen einzigen besitzen. Nun liegt der Ort der Gabelung der inter- radiären Stämme der Faserstränge bei Encrinus in den Basalia des äusseren Kreises, während er bei Antedon (besonders deutlich in dem pentacrinoiden Jugendstadium) in den Kalkstücken des einzig vorhan- denen Basalkreises gelegen ist. Daraus lässt sich der Schluss nicht zu- rückweisen, dass es der äussere Basalkreis des Encrinus ist, welcher dem einzigen Basalkreis der anderen articulaten Grinoideen homolog ist, ein Satz, welchen schon Bryrıcan, von anderen Gesichtspuncten aus- gehend, klar und bestimmt ausgesprochen hat. Der innere Basalkreis der Gattung Encrinus aber ist ein derselben unter den Articulaten eigen- thümliches Element (Nr. 1, p. 13). Ich komme wieder auf das gekammerte Organ, das sogenannte Herz, zurück. Die obere und untere Wand der Kammern habe ich be- reits beschrieben und auch den Seitenwänden schon einige Worte ge- schenkt. Es erübrigt mir also zu einer vollständigen Schilderung der Kammern die Aussenwände zu besprechen. Dieselben sind nach aussen gewölbt. In ihrer dorsoventralen Mittellinie, also genau in der Median- ebene eines Radius, besitzen sie eine leistenförmige Verdickung (Fig. 29 A), die unbedeutend in’s Lumen der Kammer vorspringt!). Genannte Leiste reicht nicht bis an die Uebergangsstelle der Aussen- wand in den Boden der Kammer. An- dieser Stelle ist vielmehr die Aussenwand von einem kleinen kreisrunden Loche (Fig. 29 B) durch- bohrt, über dessen Natur uns Verticalschnitte durch die Kammern auf- klären. An derartigen Schnitten (Fig. 27) erkennt man, dass jede Kammer sich dicht über dem Boden in ein Cirrhengefäss fortsetzt. Die Eintrittstelle dieses Cirrhengefässes in die Kammer ist das vorhin er- wähnte Loch in ihrer Aussenwand. n Des Achsenstranges, um welchen die Kammern angeordnet sind, habe ich bereits mehrfach gedacht. Derselbe stellt ein Bündel neben- einander verlaulender Gefässe dar. Sobald dies Gefässbündel unterhalb der Kammern angekommen ist, löst es sich, indem die einzelnen, das- selbe zusammenseizenden Gefässe aus der vertiealen in eine hori- zonlale und radiäre Richtung umbiegen, allmälig auf. Das Ausein- anderfahren des Gefässbündels erfolgt nicht regellos, sondern die einzelnen Gefässe gruppiren sich in fünf Partien, deren jede radiär gerichtet ist und unter dem Boden je einer Kammer verläuft. Die fünf Gruppen bilden zusammen die Sternfigur die in Fig. 19 durch den 1) Angedeutet ist diese nach innen gerichtete Leiste in der Aussenwand einer jeden Kammer auch bei W. B. Carpenter (Nr. 5, Pl. 8, Fig. 4), der ihrer aber im Texte keine Erwähnung thut. } er 69 ‚Boden der Kammern durchschimmert. Die fünf Spitzen des Sternes reichen in die umgebende Fasermasse, nach aussen von letzterer aber treten die Gefässe eines jeden Sternstrahles auseinander, um nach Durchsetzung des Centrodorsalstückes in je einen Cirrhus einzutreten und so zu Cirrhengefässen zu werden !). In günstig getroffenen Schnitten erweist sich der Querschnitt eines Sternstrahles aus einer grösseren Zahl dicht neben und übereinander verlaufender Gefässe zusammengesetzt. Ob die Kammern vermittelst ihrer dorsalen Oeffnungen mit den einen oder anderen dieser aus dem Achsenstrange kommender Cirrhengefässe communiciren oder nur mit einem, dieselben umgebenden Raume, ist schwer zu entscheiden. So weit meine Beobachtungen reichen, möchte ich das Erstere für wahrscheinlicher halten. Ventralwärts sehen wir den Achsenstrang sich erheben in die Leibeshöhle. Um ibn und sich mit ihm sehr bald ganz vereinigend, lagern sich die fünf ventralen Fortsetzungen der Kammern und bilden so mit ihm ein einheitliches, in die Leibeshöhle aufsteigendes Organ, für welches ich oben schon den Namen »das dorsale Organ « vorschlug. Dasselbe hat eine unregelmässig gelappte Gestalt und erhebt sich in der intervisceralen Leibeshöhle, aber in nächster Nachbarschaft der axialen nach der Bauchseite hin bis in die Umgebung des Munddarmes. Seine Gestalt und Lagerung wird durch Fig. 57 u. 58, sowie Fig. 74 erläutert. Ueber den feineren Bau (Fig. 60) liess sich an meinen Präparaten nicht viel ermitteln. Eine äussere Hülle trägt innen ein cylindrisches Epithel; ob in jener Muskelfasern vorkommen, muss ich einstweilen noch un- entschieden lassen. Mit Hülfe feiner hindegewebiger Fäden ist das dor- sale Organ in den dasselbe bergenden Räumen der Leibeshöhle be- festigt. Mit Sicherheit konnte ich eine Verbindung des dorsalen Organs mit den Blutgefässen constatiren (Fig. 61), welche den Darmtractus umspinnen. Dieselben finden sich sehr zahlreich in den Maschenräumen der intervisceralen Leibeshöhle. Sie bilden durch reichliche Verästelung und Anastomosirung Blutgefässnetze (Fig. 52). In Bezug auf ihre feinere Structur bestehen die Blutgefässe aus einer dünnen Wandung, welche 4) GREEFF (Nr. 43, p. 94) beschreibt ausser den Cirrhengefässen noch eine Anzahl feiner Gefässe, die in dorsaler Richtung das Centrodorsalstück durchziehen und sich dadurch von den Cirrhengefässen unterscheiden, dass sie sich nicht in Cirrben fortsetzen, sondern in dem mittleren von Cirrhen frei bleibenden Theile des Centrodorsalstückes dicht unter der Oberfläche endigen. Ich beobachtete diese Gelfässe gleichfalls. Da es Antedon-Arten giebt, bei denen auch der mittlere Theil des Gentrodorsale Cirrhen trägt (Antedon Eschrichtii z. B.), so betrachte ich jene unter der Oberfläche des Centrodorsale endigenden Gefässe des Antedon rosaceus als rudimentäre Bildungen. 70 N ein inneres plattes Epithel, sowie auch Spuren eines äusseren Zellbelags trägt (Fig. 56). Es schien mir mitunter), als wenn die Blutgefässe der intervisceralen Leibeshöhle von einem stärkeren, einen dorsalen Gefässring darstellenden Gefässe herkämen, aber eingehende Unter- suchung machte mich doch immer wieder schwankend in dieser Ansicht. Blutgefässe von ganz demselben Bau wie die hier aus der intervisceralen Leibeshöhle beschriebenen kommen auch in eircumvisceraler Leibes- höhle, besonders unter den fünf Ventraleanälen vor und vermuthe ich, dass mit einem der letzteren auch der Blutraum in der Wandung der Genitalorgane im Zusammenhang steht. Bemerkenswerth ist, dass die Blutgefässe der Leibeshöhle in den Maschenräumen, welche sie durch- ziehen, vermittelst feiner Bindegewebsfäden aufgehängt sind, welche sich an ihre Aussenseite befestigen und in ihrem Baue sich nicht unter- scheiden von den übrigen Bindegewebszügen der Leibeshöhle (Fig. 56). Aehnliche Aufhängefäden erwähnte ich vorhin von dem dorsalen Organ (Fig. 57—59). Bevor wir die hier mitgetheilten Beobachtungen mit denjenigen anderer Forscher vergleichen, wollen wir dieselben noch einmal kurz recapituliren. Das in der intervisceralen Leibeshöhle in einer im All- gemeinen dorsoventralen Richtung verlaufende dorsale Organ steht mit den Blutgefässen, welche den Darm umgeben, in Zusammenhang. Zwischen den ersten Radialien verliert es seine gelappte Gestalt und wird zu einem strangförmigen Bündel von Gefässen, welches durch die Rosette hindurchtritt. Alsdann erweitern sich fünf peripherische Gefässe desselben in beträchtlicher Weise und werden im Centrodorsale zu fünf sich seitlich innig berührenden Kammern, in deren Mitte die übrigen nicht erweiterten Gefässe in Gestalt eines Achsenstranges verlaufen. Aus jeder Kammer geht peripherisch ein Gefäss in einen Cirrhus ab. Auch die Gefässe des Achsenstranges werden zu Cirrhengefässen, indem sie unterhalb der Kammern auseinandertreten, anfänglich durch ihre Gruppirung eine Sternfigur bilden und dann sich durch das Gentro- dorsalstück zu den Cirrhen begeben. Die erste genauere Schilderung des dorsalen Organs und der damit in Verbindung stehenden Theile verdanken wir W. B. CarPEnter (Nr. 3, Nr. 5). Derselbe, dessen Uebereinstiimmung mit meinen eigenen Be- obachtungen bezüglich mehrerer Puncte ich bereits hervorhob, be- schreibt sowohl die radiären Faserstränge, als auch die Cirrhengefässe als solide Stränge im Gegensatz zu Jon. Mürzzr (Nr. 26), welcher be- kanntlich der Meinung war, dass die Kalkglieder der Arme und Cirrhen 4) So auch noch bei meiner vorläufigen Mittheilung (Nr. 22, p. 144). 71 von Gefässen (seinen »Gentraleanälen«) durchzogen seien. Bezüglich der Cirrhengefässe kann ich, mit Greerrr (Nr. 42; 13, p. 91) überein- stimmend, der Ansicht CArrEnter’s nichi beipflichten, wie aus meiner obigen Beschreibung derselben erhellt. Anders aber liegt die Sache mit Rücksicht auf die radiären Faserstränge. Ich sah auf Längs- und Quer- schnitte durch die radialen und brachialen Kalkglieder niemals ein deutliches Gefässlumen in den Fasersträngen. Auch Grerrr (Nr. 13, p. 94) giebt zu, dass man in nicht injicirten Exemplaren in Quer- schnitten durch die Kalkglieder meist einen soliden Strang finde; hin- gegen gelang es ihm an von dem dorsalen Scheitel aus injieirten Thieren in oder neben den Fasersträngen bis weit in die Arme hinein Gefäss- bahnen wahrzunehmen. Weiteren Untersuchungen wird es hoffentlich selingen, hier einen völligen Einklang der Beobachtungen herzustellen. GREEFF giebt ferner an, dass die fünf Kammern sich in zehn Gefässe öffnen, die in einen das fünfkammerige Organ (Herz Gr£EEFF) mit seiner Fasermasse umgebenden Gefässring übergehen, aus welchem die fünf Hauptradiärgefässe der Arme entspringen. An Schnitten kann ich aber keine der genannten Theile, weder die zehn aus dem gekammerten Organ austretenden Gefässe, noch den Gefässring auffinden. Wie ich diesen durchaus negativen Befund mit Grerrr's anfänglich zwar sehr un- bestimmten (Nr. 12, p. 26), dann aber mit Bestimmtheit wiederholten (Nr. 13, p. 93 u. 94) Angaben vereinbaren soll, vermag ich nicht zu sagen. Meine stets mit demselben Resultat öfter wiederholten Unter- suchungen über die in Rede stehenden Verhältnisse haben mich nicht weiter geführt, als dass mir die obigen Angaben Grerrr's räthselhaft ge- blieben sind. Ich habe allerdings niemals wie Grerrr mit Hülfe von Injeetionen untersucht (da ich keine Gelegenheit hatte, an lebenden Exemplaren zu arbeiten) und es ist möglich, dass darin vielleicht der Grund liegt, weshalb ich den Widerspruch unserer beiderseitigsn Be- obachtungen nicht zu beseitigen vermag. Andererseits kann ich aber auch ein gewisses Misstrauen in die Resultate des Injectionsverfahrens nicht unausgesprochen lassen. GRrEEFF hat weiterhin fünf Gefässe ange- geben, welche entweder von dem gekammerten Organ oder von dem von mir nicht aufgefundenen vorhin erwähnten Gefässring entspringen und im Gegensatz zu den fünf Radialgefässen interradiär gerichtet sind. »Die fünf interradialen Gefässe theilen sich alsbald, theils, wie es scheint, in die Interbrachialräume des Kelches, theils in die Rückenhaut der Arme übertretend und sich hier verzweigend« (Nr. 12, p. 26 u. 27). Auch diese interradiären Gefässe konnte ich nicht finden, wie sehr ich auch danach suchte. In seiner letzten Publication (Nr. 13) erwähnt _ übrigens Grexrr derselben nicht mehr da wo er die aus dem gekammer- 12 ten Organ tretenden Gefässe beschreibt. Erwähnenswerth ist, dassin der ältesten Beschreibung des »Herzens«, die wir besitzen, derjenigen von Heusinger, Aeste desselben in ähnlicher Weise angegeben werden, wie bei GREEFF. HEUSINGER sagt: Aus dem Centralorgan (fünfkammeriges Organ) »lassen sich leicht 10 Gefässe verfolgen, von denen mir 5 in den Zwischenräumen der Strahlen verschwanden, ohne dass ich sie weiter verfolgen konnte. Dagegen konnte ich die anderen fünf sehr leicht in die Canäle der Strahlen verfolgen; ein jedes theilt sich in zwei Aeste für zwei Strahlen, aus diesem entspringen dann kleinere Aeste für die Nebenstrahlen« (Nr. 145, p. 373). Wie aber aus seinen Abbildungen her- vorgeht, sind die von ihm aufgeführten radiären Gefässe identisch mit den radiären Fasersträngen, seine interradiären Gefässe vielleicht mit den fünf obersten, stärksten Cirrhengefässen. Für Grerrr's Auffassung be- weisen die Hrusınser’schen Angaben indessen nichts, denn letztgenannter Forscher unterschied, wie bei den von ihm angewandten sehr schwachen Vergrösserungen erklärlich, noch nicht zwischen den Fasersträngen und den mit einem Lumen und besonderer Wandung versehenen wirk- lichen Gefässen. Teuscner’s Angaben über den Bau des gekammerten Organs und die damit in Verbindung stehenden Theile machen gleichfalls eine kurze Besprechung nöthig. Er bezeichnet das gekammerte Organ als »Gefässcentrum«, wie mir scheint mit Unrecht, wie wir nachher sehen werden. In Bezug auf den complicirten Verlauf der Faser- stränge in den Kalkgliedern des Kelches bleibt er hinter dem schon durch W. B. CArPENTER Festgestellten zurück, dessen einschlägige An- gaben ihm ganz unbekannt geblieben zu sein scheinen !;. Für die von GuEEFF, wie vorhin erwähnt, angegebenen zehn Gefässe aus dem ge- kammerten Organ und den von ihnen gebildeten Gefässring finde ich auch in Teuscuer’s Beschreibung und Abbildungen keinerlei Handhabe zur Aufklärung?). Von den Cirrhengefässen giebt Truscuer an, dass in ihnen von Anfang bis zu Ende ein dünner Strang verlaufe, den er aus der Fasermasse, welche die Cirrhengefässursprünge umhüllt, entspringen lässt. Da er aber andererseits richtig sagt, dass die Cirrhengefässe aus 4) Wie sich denn überhaupt in der Abhandlung dieses Forschers über Coma- tula mediterranea eine auffällige Vernachlässigung der Literatur bemerkbar macht, 2) Teuscher versucht allerdings (Nr. 37, p. 278) seine Beobachtungen mit GRrEEFF'S Injectionsbefunden in Einklang zu bringen, aber in einer Weise, welcher ich mich nicht anzuschliessen vermag; dafür sind mir die Beobachtungsfehler, welche TEUSCHER GrEEFF zuschiebt, denn doch zu stark. Nach TEUSCHER Soll GREEFF die Dorsalcanäle (Teuscner’s Muskelgefässe) der Arme und der oralen Pinnulae als aus dem gekammerten Organ (Herz Gre£rr, Gefässcentrum Teuscaer) kommende radiäre und interradiäre Gefässe beschrieben haben! 73 dem Achsenstrange (seiner Columella) entstehen, so ist nicht einzusehen, wie jene dünnen Stränge aus der nach auswärts von dem Achsenstrange!) gelegenen Fasermasse in die Cirrhengefässe hineinkommen. Ich nehme diese Gelegenheit wahr, um meine eigenen Beobach- tungen über die Cirrhengefässe hier einzuflechten. Auf Längsschnitten durch ein Cirrhengefäss von Antedon rosaceus erhält man meist das von Tevscuer richtig beschriebene Bild: in dem Gefäss verläuft ein leicht sranulirter, längsstreifiger, dünner Strang. Macht man aber Quer- schnitte, so zeigt sich, dass dieser Strang nicht frei im Lumen des Ge- fässes liegt, sondern vielmehr eine in der Mitte verdickte Scheidewand darstellt, welche das Lumen in zwei Hälften theilt (Fig. 31 u. 32). Genaues Studium der Ursprungsstellen der Cirrhengefässe aus dem Achsenstrang führt zu der Erkenntniss, dass jene Scheidewand in den Cirrhengefässen gleichfalls aus dem Achsenstrange abstammt, keines- wegs aber, wie TEuscHher meint, aus der Fasermasse sich ableitet. Letztere betheiligt sich vielmehr in anderer Weise an den Cirrhen- gefässen, indem sie eine faserige Umhüllungsmasse für dieselben liefert. Bei Antedon Eschrichtii fand ich an Quer- und Längsschnitten durch Cirrhen einige Abweichungen von Antedon rosaceus bezüglich des Baues der Cirrhengefässe. Zunächst ist hier die die Gefässe umhüllende Fasermasse mächtig entwickelt, dann aber besitzen die Cirrhen- gefässe das eine Mal gar keine innere Scheidewand (Fig. 33) das andere Mal ist eine solche vorhanden, welche sogar mitunter (Fig. 34) das innere Lumen in drei Theile zerlegt. Das dorsale Organ habe ich bis in die Umgebung des Munddarmes verfolgt, ohne über sein genaueres Verhalten daselbst zu genügender Klar- heit zukommen. Nach W.B. Carpenter löst sich dasselbe (seine vaxial prolongation«) dort in ein Geflecht auf, aus welchem die Genitalstränge der Arme ihre Entstehung nehmen. Wenn er auch bei erwachsenen Thieren diesen Zusammenhang der Genitalstränge mit dem dorsalen Organ nicht ganz unzweifelhaft erkannte, so konnte er ihn doch in dem pentacrinoiden Jugendstadium mit Sicherheit nachweisen (Nr. 5, p. 220 u. 221). Auch GREEFF (Nr. 13,p. 90 u. 91) ist der Ansicht, dass das dorsale Organ (seine dorsoventrale Gefässachse«) in Zusammenhang steht mit einem adoralen Gefässnetze2). Dieser Ansicht schliesse ich mich an und füge dem hinzu, 4) Dass der Achsenstrang (Tevscher’s Columella) nur fünf nebeneinander lie- sende Gefässe enthalte, vermag ich nicht zu bestätigen; ich sehe auf dem Quer- schnitt des Achsenstranges stets mehr als fünf Oeffnungen. 2) Derselbe Forscher beschreibt bei der pentacrinoiden Larve in einem noch früheren Stadium als dem von CArPENTER untersuchten einen unmittelbaren Zusam- menhang des dorsalen Organs mit einem den vorderen Theil des Darmes umgeben- den Ringcanal, den er als Blutsinus bezeichnet. 74 dass es mir jene, vom oralen Blutgefässringe herabhängenden Aus- sackungen (Fig. 39 B’; Fig. 74 B’) zu sein scheinen, mit welchen (vielleicht nur mit einem einzigen derselben) das dorsale Organ oder vielmehr der Gefässplexus, in welches dasselbe sich auflöst, in Zu- sammenhang steht. Auch das centrale Ende der Genitalstränge in der Scheibe habe ich nicht sicher erkannt; nach meinen einschlägigen Be- obachtungen aber glaube ich, dass W. B. Carpenter das Richtige ge- troffen hat, wenn er dieselben mit den unter den Ventralcanälen der Scheibe hinziehenden Blutgefässen, die selbst gleich den intervisceralen Blutgefässen aus dem dorsalen Organe kommen, sich verbinden lässt. Sind diese Ansichten wirklich den Thatsachen conform, dann haben wir hier einen Organcomplex vor uns, dessen Hohlräume sämmtlich mit- einander communiciren und den wir in seiner Gesammtheit als das Blutgefässsystem der Grinoideen bezeichnen dürfen. Als Centralorgan desselben ist offenbar derjenige Abschnitt zu bezeichnen, den wir bis- her immer als dorsales Organ unterschieden !). Von Interesse wäre es, am lebenden Thiere zu constatiren, ob dies Centralorgan sich contrahirt und sonach im Stande ist, in der Flüssigkeit des ganzen Blutgefäss- systems eine Bewegung zu unterhalten. Von dem Gentralorgan gehen Blutgefässe ab, welche den Darm umspinnen, ferner solche, welche unter den Ventralcanälen der Scheibe und weiterhin der Arme und Pinnulae verlaufen. Weiterhin steht das Gentralorgan in Verbindung mit dem oralen Blutgefässringe, aus welchem die Nervengefässe in die Radien gehen. Endlich setzt sich das Centralorgan des Blutgefässsystems in Gestalt eines Gefässbündels fort in das Centrodorsalstück, woselbst fünf peripherische Canalräume desselben anschwellen und so die fünf Kammern bilden, aus welchen fünf Cirrhengefässe abgehen ; die übrigen, centralen Gefässe werden gleichfalls zu Cirrhengefässen. In dem Durch- schnitt Fig. 74 habe ich mit Absicht die allerdings höchst wahrschein- lieh vorhandene Verbindung des dorsalen Organs mit einer (oder mehreren) Aussackungen des oralen Blutgefässringes, sowie auch das ceutrale Ende des Genitalstranges ungewiss gelassen, da ich, wie sehr ich auch von der Richtigkeit obiger Vermuthungen überzeugt bin, nichts einzeichnen mochte, was ich nicht sicher gesehen habe. Die Pinnulae orales. Die untersten Pinnulae der Arme hat W. B. Carrenter als Pinnulae orales von den übrigen unterschieden. Sie zeigen in ihrem Baue Ab- 1) Für dies Gebilde allein wäre die Bezeichnung Herz zulässig, nicht aber für die fünf Kammern im Centrodorsale, 75 weichungen, welche sie auf eine niedere Organisationsstufe stellen. Wie auch W. B. CArrenter (Nr. 5, p. 222) beobachtet hat, fehlt ihnen vor Allem die Tentakelrinne. Ferner dringt auch kein Zweig des Geni- talstranges des Armes in sie ein, mit welchem Mangel gleichzeitig das Fehlen des Genitalcanales verbunden ist. Betrachten wir einen Quer- schnitt durch eine orale Pinnula von Antedon rosaceus (Fig. 55), so tritt uns über dem Kalkgliede und dessen Muskeln die Fortsetzung der Leibeshöhle in Gestalt zweier durch eine Membran geschie- dener Räume entgegen, welche uns von den Armen und übrigen Pin- nulae her als Dorsalcanal und Ventralcanal bekannt sind. Ersterer besitzt in seiner dorsalen Wandung dieselben Wimperbecher, welche in den anderen Pinnulae vorkommen. Letzterem fehlen die Septal- stränge. Den zwischen Beiden im Arm und den anderen Pinnulae gelegenen Genitalcanal mit dem Genitalstrange vermissen wir hier. Das Wassergefäss giebt keine seitlichen Aeste ab; es fehlen die Ten- takel und mit ihnen die Tentakelrinne. Die kugeligen Körper aber, die das Wassergefäss überall begleiten, sind auch hier vorhanden. Fraglich ist mir geblieben, ob die oralen Pinnulae einen Zweig des ra- diären Nerven besitzen oder nicht. Nicht uninteressant ist es, darauf hinzuweisen, dass die Organisation der oralen Pinnulae dieselbe ist, welche auch allen anderen Pinnulae, sowie dem Arme selbst an der Spitze zukommt. Auch dort findet sich kein Genitalcanal, keine Ten- takelrinne, keine Tentakel, wohl aber noch das Wassergefäss, die kuge- ligen Körper, Dorsal- und Ventralcanal, welche letztere sich schliesslich zu einem einzigen Raume vereinigen /vergl. Anatomie der Arme). Ten- takellose (= Füsschenlose) Wassergefässe, wie hier in bestimmten Theilen des Grinoideenkörpers, finden sich bekanntlich auch bei anderen Echi- nodermen, z. B. bei Molpadiden. Die Kalkkörper. Am Schlusse dieser anatomischen Beiträge mögen noch einige Zeilen den Kalkkörpern gewidmet sein, welche man, abgesehen von den grösseren Kalkgliedern des Kelches und der Radien, in dem Binde- sewebe an den verschiedensten Stellen findet. Der kleinen ästigen Kalkgebilde aus den Saumläppchen der Tentakelrinnen ist bereits bei der Schilderung der Arme gedacht worden (Perrıer Nr. 30). In dem Bindegewebe der Scheibe sind Kalkkörper sehr: zahlreich vorhanden. Sie kommen dort erstens vor in der Körperwand selbst und finden sich hier besonders zahlreich in der Umgebung des Wassergefässringes, so- wie rechts und links von den Tentakelrinnen; sie besitzen hier eine unregelmässige netzförmige und ästige Gestalt bei sehr verschiedener 76 Grösse {Fig. 39), und sind meist nach mehreren Richtungen hin ent- wickelt, so dass sie dadurch oft die Form allseitig durchbrochener Nester annehmen. Zweitens kommen sie nicht minder zahlreich in den Bindegewebszügen der Leibeshöhle, namentlich der intervisceralen Leibeshöhle vor und erreichen ihre stärkste Ausbildung in dem Binde- gewebe des Eingeweidesackes!). Diese Kalkkörper der Leibeshöhle sind hinsichtlich ihrer Gestalt richt streng zu sondern von denjenigen der Körperwand, da sich (Fig. 69— 72) häufige Zwischenformen finden ; meist jedoch sind sie im Gegensatz zu jenen vorzüglich in einer Ebene ausgebildet und haben so eine platte Gestalt erhalten, welche gewöhn- lich nur von kurzen Fortsätzen nach der einen oder anderen Seite hin überragt wird. In Fig. 39 erblickt man eine grössere Anzahl Kalk- körper in den Gewebszügen der Leibeshöhle. Nur wenige kleinere liegen so, dass sie dem Beschauer ihre Fläche zukehren, die meisten zeigen ihre Kante und kehren die eine ihrer beiden Flächen dem Gentrum der Scheibe zu. Jon. Mürzer (Nr. 26, p. 231) unterscheidet die netzför- migen Kalkkörper (Fig. 72) von »gestreiften, unregelmässigen, breiteren Ablagerungen einer anderen zerbrechlichen, durchsichtigen Substanz, welche von Essigsäure ohne Aufbrausen gelöst wird«. Diese Unter- scheidung ist indessen nicht haltbar; denn es finden sich, was die. Form angeht, alle Uebergänge zwischen den Kalknetzen (Fig. 69, 72) und den plattenförmigen Ablagerungen (Fig. 68, 70); der Uebergang geht in der Weise vor sich, dass die Kalknetze ihren zackigen Contour immer mehr abrunden und die sie durchbohrenden Löcher bis zum schliesslichen Schwunde verkleinern (Fig. 71). In den ausgebildeten Platten sieht man oft noch einige wenige radiär auseinander strahlende schlitzförmige Oeffnungen, sowie ganz niedrige bald sich verlierende Leisten, welche von dem Rande der Platte gegen die Mitte hin ge- richtet sind (Fig. 68, 70). Bezüglich des chemischen Verhaltens der Platten kann ich keinen Unterschied von den Kalknetzen finden 2). Setze ich zu den dünnen isolirten plattenförmigen Ablagerungen Essig- säure zu, so findet allerdings keine so lebhafte Gasentwicklung statt, wie bei den stärkeren netzförmigen Ablagerungen. Die Gasentwicklung ist so gering, dass man sie erst mit Zuhülfenahme des Mikroskopes er- 4) Dieselben sind zuerst beobachtet von Dusarvın (Nr. 6a). 2) Aus Jon. Mürter's Tafelerklärung (Nr. 26, .p. 248) geht übrigens hervor, dass er bezüglich der chemischen Reaction der plattenförmigen Ablagerungen seiner Sache nicht ganz gewiss war. Es scheinen diese plattenförmigen Ablagerun- gen Jon. MüLzer’s zu sein, aus welchen Truscher (Nr. 37, p. 260) »helle Stäbchen, welche den Säuren widerstehen sollen« macht und von denen er nichts bemerken konnte. 77 kennt; dann aber erblickt man ganz deutlich, wie sich bei der Auf- lösung der anorganischen Substanz der Platten kleine Gasbläschen bilden. Die plattenförmigen Kalkkörper zeigen eine namentlich bei all- mäliger Einwirkung der Säure sehr augenfällig auftretende unregel- mässig concentrische Schichtung. | III. Allgemeine Bemerkungen. In diesem letzten Abschnitte der vorliegenden Abhandlung sollen die wichtigsten Puncte aus der Anatomie der einzelnen Organsysteme der Crinoideen nochmals zusammengefasst und daran einige, insbe- sondere vergleichend- anatomische Bemerkungen geknüpft werden. Ich behandele der Reihenfolge nach das Nervensystem, das Wasser- gefässsystem, das Blutgefässsystem, die Geschlechtsorgane und die Leibeshöhle. h Das Nervensystem. Nachdem durch W. B. Carpenter (Nr.3, 4,5) und Semrer (Nr. 35) nachgewiesen war, dass der von Jon. Mürzer als Nerv beschriebene Strang zu den Generationsorganen gehöre (Genitalstrang), war man zu- nächst in völliger Unkenntniss über das Nervensystem der Crinoideen. CARPENTER suchte diese Lücke auszufüllen durch die Vermuthung, die Faserstränge in den radiären Kalkgliedern seien Nerven und das ge- kammerte Organ im Centrodorsale repräsentire deren Gentralorgan. Semper äusserte die gleiche Vermuthung, warf aber zugleich die Frage auf, ob nicht ein anderes von ihm bei Actinometra armata aufgefun- denes Gebilde (sein Strang x) gleichfalls zu dem gesuchten Nerven- system gehöre. Die letztere Frage hat durch P. H. Carpenter (Nr. 2), wie wir oben sahen, ihre Erledigung gefunden; derselbe zeigte, dass Srmper’s Strang & eine keineswegs continuirliche, sondern in Ab- ständen unterbrochene, pigmentirte, zellige Verdickung des zwischen Wassergefäss und Ventralcanal befindlichen Gewebes sei. In ein neues Stadium trat die Frage nach dem Nervensystem der Crinoideen durch den zuerst von mir (Nr. 22), dann auch vonP. H. Gar- PENTER (Nr. 2) und Teuscuer (Nr. 37) erbrachten Nachweis, dass unter dem Epithel der Tentakelrinne und des Mundeinganges sich dieselben Elemente wiederfinden, die bei den Asteriden als Nervenelemente auf- gefasst werden. Von vergleichend-anatomischem Standpuncte ist der Schluss vollkommen gerechtfertigt, dass jene subepithelialen Gebilde auch bei den Grinoideen das Nervensystem darstellen. Dieselben sind feine Längsfasern mit dazwischen liegenden oder, wie mir wahrschein- licher ist, in ihren Verlauf eingeschalteten Zellen. In einem jeden Am- bulacrum bilden sie ein plattes Band, den radiären Nerven; am Munde vereinigen sich die fünf radiären Nervenbänder zu einem diesen um- gebenden, ebenfalls platten Nervenringe. Es kehren also bezüglich des Nervensystems bei den Grinoideen dieselben Verhältnisse wieder, die uns von den übrigen Echinodermen bekannt sind und es besitzen also alle Echinodermen ohne Ausnahme einen den Mund um- gebenden Nervenringund fünf davon ausstrahlende ra- diäre Nervenstämme, welch’ letztere stets unter der Tentakelrinne (Asteriden, Crinoideen) oder den an ihre Stelle tretenden Gebilden (Ophiuriden, Echinoideen, Holothurien) gelegen sind. Ueber die der Tentakelrinne der Crmoideen und Asteriden homo- - logen Theile der Ophiuriden, Echinoideen und Holothurien habe ich eine von Greerr's Anschauung (Nr. 11, p. 168) abweichende Meinung geäussert (Nr. 22, p. 107), auf welche ich indessen hier nicht näher eingehen will, da ich im Verlaufe meiner Echinodermenstudien Gelegen- heit finden werde, ausführlich darauf zurückzukommen. Hinsichtlich der Nerven der Asterien und deren Vergleichung mit den Nerven der Crinoideen sei bemerkt, dass GrE£rr (Nr. 10, p. 95, 104, Nr. 42, p. 21) bei beiden Gruppen zwischen dem eigentlichen Epithel der Tentakelrinne und dem darunter gelegenen aus Längsfasern ge- bildeten Bande (dem Nerven) keine Unterscheidung macht, sondern die ganze epitheliale Auskleidung der Tentakelrinne mitsammt der darunter‘ befindlichen Längsfaserschicht als Nervenband bezeichnet. Auf eine ausführliche Discussion dieser Auffassung Gr£rrr’s sowie auch der davon wesentlich diflerirenden, kürzlich von Lanes (Nr. 18) vorgetragenen Ansichten einzugehen, kann an diesem Orte nicht meine Absicht sein, um so weniger, als ich Untersuchungen über das Nervensystem der Echi- nodermen überhaupt, welche ich seit längerer Zeit begonnen, in extenso hoffe mittheilen zu können, sobald ich zu einem Abschlusse derselben gekommen bin. Nur mit Rücksicht auf die im Vergleich zu den Cri- noideen uns ganz besonders interessirenden Nerven der Asterien möchte ich schon hier meine Ansicht dahin aussprechen, dass die sub- epitheliale Faserlage, welche durchsetzt wird von fadenförmigen Ver- längerungen des darüber gelegenen Epithels allein den Nerven dar- stellt. Diese Faserlage ist es denn auch, die wir bei den CGrinoideen wiederfanden und es kann keinem Zweifel unterworfen sein, dass wenn sie bei den Asterien nervöser Natur ist — und dafür spricht vor allen Dingen ihre Verbindung mit Sehorganen — sie auch bei den Eri- noideen die gleiche Eigenschaft besitzt. Dürfen wir es demnach als sichergestellt betrachten, hier das ge- suchte Nervensystem der Crinoideen vor uns zu haben, so bedarf doch 15 19 noch jene andere von W. B. Carpenter in den Vordergrund der Dis- cussion geschobene Frage einer Erörterung, ob nämlich nicht auch die Faserstränge und das gekammerte Organ zum Nervensystem gehören ? Indem wir in diese Besprechung eintreten, möge vorausgeschickt wer- den, dass W. B. Carpenter (Nr. 6, p. 2) und nicht minder P. H. Car- PENTER (Nr. 2, p. 578, 583) einräumen, dass das dem Nervensystem der übrigen Echinodermen morphologisch gleichwerthige Gebilde der Crinoideen in dem von mir entdeckten subepithelialen oralen Nerven- ringe und den davon ausstrahlenden radiären Nerven gegeben sei. Es handelt sich nur darum ob ausser diesen ambulacralen !) Nervensystem die CGrinoideen in dem gekammerten Organ und den Fasersirängen auch noch ein bis jetzt bei den übrigen Echinodermen völlig unbe- kanntes antiambulacrales Nervensystem besitzen. Es ist einleuchtend, von welcher Tragweite für die vergleichende Anatomie und deren Schlussfolgerungen die bejahende oder verneinende Beantwortung dieser Frage ist. Die beiden CArrEnter sind der entschiedenen Ansicht, dass wirklich das gekammerte Organ und die Faserstränge ein antiam- bulacrales Nervensystem darstellen und sind geneigt dasselbe in physio- logischer Hinsicht als ein motorisches Nervensystem dem ambulacralen, das sie als ein sensitives bezeichnen, entgegenzustellen. Die Beweis- gründe, welche sie für die Nervennatur der Faserstränge und des gekam- merten Organes anführen sind zweierlei Art: erstens morphologische, zweitens physiologische. Betrachten wir zunächst jene. W. B. CarPENTER constatirt selbst, dass die Faserstränge nicht die characteristische Natur des Nervengewebes besitzen, glaubt aber den- noch darin, dass er bei Antedon celticus zwischen den Kalkgliedern der Arme paarige Zweige von ihnen abgehen sah, welche sich an den Muskeln 'verästeln, einen genügenden Grund zu sehen um sie als Nerven anzusprechen (Nr. 5, p. 221). Noch ausführlicher beschreibt P. H. Carpenter Zweige der Faserstränge (Nr. 2, p. 584). Nach seinen Beobachtungen schwellen bei Actinometra armata und Actinometra nigra die Faserstränge in der Mitte jedes Kalkgliedes der Arme und Pinnulae beträchtlich an und geben an dieser Stelle vier Hauptzweige ab. Zwei derselben ziehen ventralwärts und lösen sich in zahlreiche Zweige auf von denen eine Anzahl bis in die Saumläppchen sich verfolgen liessen. Die beiden anderen Hauptzweige scheinen zum Theil einzutreten in das Grundgewebe der Kalkglieder, zum Theil aber sich mit Epidermis- Bildungen (Tastpapillen ?) in Verbindung zu setzen. Weniger deutliche Zweige derFaserstränge hat derselbe Forscher auch bei Antedon Eschrichtii 1) Wegen seiner Lagebeziehung zum Wassergefässsystem möge es so heissen. s0 beobachtet. Die Abgabe von Zweigen beweist nun aber an und für sich genommen durchaus nicht die nervöse Natur der Faserstränge. Da ferner P. H. Carrenter die Verbindung der Zweige mit Bildungen der Oberhaut, die allenfalls als Sinnesorgane gedeutet werden könnten, nur als wahrscheinlich hinstellt, nicht aber mit aller wünschenswerthen Sicherheit beobachtet hat, so kann dieselbe auch nicht als Beweismittel benutzt werden. Von den Zweigen aber, welche nach P. H. Gar- PENTER überzugehen scheinen »into the plexus of tissue forming the or- ganic basis of the skeleton« ist doch wohl kaum anzunehmen, dass sie nervöser Natur sind. Sie sprechen viel eher für die Ansicht, dass die Faserstränge als unverkalkt gebliebene Theile des skeletbildenden Gewebes aufzufassen sind, welche die Bestimmung haben, die für den Aufbau und die Ernährung der Kalkglieder nöthigen Substanzen aus dem Blutgefässsystem aufzunehmen und an die Stelle ihrer Verwendung überzuführen. Was endlich die von W. B. CArrenter behaupteten Zweige an die Muskeln anlangt, so war es mir bis jetzt nicht möglich mich von deren Vorhandensein zu überzeugen. Sonach vermag ich in den von den beiden CArPENTER angeführten anatomischen Verhältnissen keinen Beweis dafür zu finden, dass die Faserstränge Nerven sind. Wir wenden uns also zu Betrachtung des physiologischen Beweises, welchen W. B. CArPENTER für die nervöse Natur der Faserstränge und des gekammerten Organs erbracht zu haben glaubt. Die von ihm an- geführten Experimente sind so interessant, dass ich mir nicht versagen kann, dieselben hier mitzutheilen. 1) Wird die Eingeweidemasse aus der Scheibe entfernt, so dass nur der Kelch mit den Armen übrig bleiben und wird dann von der Ventralseite her zwischen den ersten Radialien hindurch mit einer Nadel ein Reiz auf das gekammerte Organ ausgeübt, so schlagen alle Arme plötzlich und gleichzeitig zusammen. 2) Wird ein derartig behandeltes Individuum ins Wasser zurück- gesetzt, so schwimmt es in derselben Weise vermittelst alternirender Bewegung der Arme, wie dies W. B. CArPENTER vom unversehrten Thiere ausführlich beschreibt. 3) Wird einem Individuum das Gentrodorsale mit dem darin be- lindlichen gekammerten Organ ausgeschnitten und dann das Thhier ins Wasser zurückgesetzt, so bewegen sich die Arme nicht, sondern bleiben unbeweglich in gestrecktem Zustande. 4) Durchschneidung der Weichtheile, also auch der ambulaecralen Nerven an einem einzelnen Arme stört die Regelmässigkeit in der Be- wegung dieses und der übrigen Arme nicht (Nr. 4, p. 6). s1 5) Anätzung des Faserstranges eines Armes hat eine starre Streckung des letzteren zur Folge (Nr. 6, p. 3). W. B. Carpenter schliesst aus diesen Versuchen, dass das gekam- merte Organ das nervöse Gentrum für die coordinirten Bewegungen der Arme beim Schwimmen ist und dass die Faserstränge die periphe- rischen Theile desselben sind. Ich muss gestehen, dass diese Experi- mente sehr für Carrexter’s Ansicht zu sprechen scheinen. Da ich indessen selbst nicht in der Lage war dieselben zu wiederholen, darf ich mir nieht erlauben, eine ins Einzelne gehende Kritik an sie anzulegen !), sondern kann nur im Allgemeinen mein Bedenken darüber aussprechen, dass der experimentelle Nachweis von Reizleitungen bei allen Thieren aus- nahmslos die Existenz anatomisch demonstrirbarer Nervenbahnen for- dere. Aber selbst wenn wirklich die Faserstränge Nerven sind, so er- heben sich sofort auch von physiologischem Gesichtspuncte aus Schwierigkeiten, die von CArPENTER unbeachtet geblieben sind. Sind die Faserstränge der Arme und Pinnulae Nerven, so müssen es auch bei ihrer gleichen Structur und gleichen Herkunft die Faserstränge in den Kalkgliedern der Cirrhen sein. Die Cirrhen besitzen nun aber keine Muskeln, also auch keine willkürliche Bewegung, wie Joh. MÜLLER (Nr. 26, p. 186) mit aller Bestimmiheit, gestützt auf zahlreiche Beob- achtungen, hervorhebt: Wozu also ein dieselben in ihrer ganzen Länge durchziehender (motorischer) Nervenstrang? Bei dieser Lage der Sache vermag ich CGArPENTER'S Ansicht, dass die Faserstränge Nerven seien und folglich den Grinoideen im Gegen- satz zu den übrigen Echinodermen ausser dem ambulacralen noch ein antiambulacrales Nervensystem zukomme, nicht zu theilen, sondern halte zunächst fest an der anderen vorhin geäusserten Auffassung der Faserstränge. Nicht zu verkennen ist, dass hinsichtlich der peripherischen Ver- breitung der ambulacralen Nervenbahnen noch namentlich eine Lücke sich fühlbar macht, ich meine die Beziehung der Nerven zu den Mus- keln. Weiteren Untersuchungen bleibt es vorbehalten zu zeigen, ob die radiären Nerven Aeste zu den Muskeln abgeben oder nicht. 4) Nur zu Experiment 5 möchte ich mir eine Bemerkung gestatten. Nach CARPENTER hat die durch Anätzung herbeigeführte Reizung des Faserstranges im Arme ein Aufhören der Bewegungen desselben zur Folge. Damit steht aber die Beobachtung Dusarpın’s (Nr, 64) nicht recht in Einklang, welcher von abgebroche- nen Armen oder Pinnulae angiebt, dass sie »conservent le mouvemen! vital pen- dant plusieurs heures«; denn beim Abbrechen des Armes wird auch der Faser- strang zerrissen, also ein sehr energischer Reiz auf ihn ausgeübt. 82 Das Wassergefässsystem. Blicken wir zurück auf die thatsächlichen Verhältnisse, welche wir in dem speciellen Theile dieser Abhandlung sowohl in dem Ab- schnitte über die Anatomie der Arme als in dem über den Bau der Scheibe hinsichtlich der Wassergefässe und deren Anhangsgebilde kennen gelernt haben, so ist die wesentliche Uebereinstimmung mit dem gleichnamigen Organsystem der übrigen Echinodermen augen- scheinlich. Es besteht dasselbe hier wie dort aus zwei Haupttheilen, erstens dem den Mund umkreisenden Wassergeflässringe und ;weitens den davon ausstrahlenden radiären Wassergefässen. Anhangsgebilde des Wassergefässsystems der Echinodermen sind einerseits über die Körperoberfläche hinausragende, je nach der Func- tion Füsschen oder Tentakel genannte Ausstülpungen, anderseits in die Leibeshöhle hängende meist ampullenförmige Ausweitungen (Füsschen- und Tentakelampullen, Poli'sche Blasen), welche zur Schwellung der Füsschen und Tentakel und zur Bewegung der Flüssigkeit im Wasser- gefässsystem überhaupt dienen. Die ersterwähnten Anhangsgebilde fehlen auch den Grinoideen nicht, denn ihre Tentakel sind ganz evi- dent den Füsschen der übrigen Echinodermen morphologisch gleich- werthig. Dass dieselben hier in keiner Beziehung zur Ortsbewegung des Thieres stehen, ist für die morphologische Vergleichung gänzlich belangios und kommt überdies auch bei anderen Echinodermen vor; so sind, um nureines der zahlreichen Beispiele zu nennen, die Füsschen des Bivium’s vieler Holothurien zu sogenannten Ambulaeralpapillen ge- worden. An ein Homologisiren der Tentakel der Crinoideen mit den Hautkiemen der Asterien (W. B. CarPEnTER Nr. 5, p. 224) kann gar nicht gedacht werden, denn letztere sind Ausstülpungen der Leibes- höhle, die in keinerlei anatomischer Verbindung mit den Wassergefässen stehen. Es fragt sich nun aber weiterhin, ob denn auch die nach innen gerichteten Anhänge der Wassergefässe (die Ampullen und Poli’schen Blasen) der übrigen Echinodermen bei den Crinoideen vorkommen. In dieser Beziehung sind die Grinoideen entschieden niedriger organisirt, denn es finden sich jene nach innen gerichteten ampullenförmigen Aussackungen, soweit wir bis jetzt wissen, nirgendwo an ihren Wasser- gefässen. Es haben aber diese Gebilde bei ihnen einen Ersatz gefun- den in den von den queren Muskelfäden durchzogenen seitlichen Theilen der Wassergefässe. Es ist leicht ersichtlich, dass durch die Gontraetion dieser Muskelfäden die untere Wand des Wassergelässes der oberen genähert wird. Da nun ein jeder von den Muskelfäden durchzogene Bezirk einem Ramus tentacularis des Wassergefässes gegenüber liegt 83 (vergl. Fig. 47), so wird durch die Gontraction der Muskelfäden die Flüssigkeit aus dem betreflenden Bezirke hinüber getrieben in den Tentakelast und weiterhin in die Tentakel selbst. Ausser dieser phy- siologischen Erwägung spricht aber auch ein morphologischer Grund dafür, dass die Ampullen der übrigen Echinodermen bei den Grinoideen durch die Bezirke der das Lumen der Wassergefässe durchsetzenden Muskelfäden vertreten werden. Es kommen nämlich, wie bei der Anatomie der Arme be- richtet wurde, in den Ampullen anderer Echinodermen (der Echinen) gleichfalls derartige Muskelfäden vor. Das Wassergefässsystem der Echinodermen besitzt besondere Zu- leitungsorgane; es sind das die als Steincanäle und Madreporenöfl- nungen bekannten Bildungen. Es erhebt sich nun die Frage wie sich in dieser Hinsicht die Grinoideen verhalten. Was zunächst die Stein- canäle betrifit, so haben wir die an dem Ringcanal des Wassergefäss- systems hängenden in die Leibeshöhle sich öffnenden Schläuche als solche kennen gelernt. Es ist dabei selbstverständlich ohne tiefere Be- deutung, dass diese Zuleitungsorgane des Wassergefässsystems bei den bis jetzt untersuchten Grinoideen keine Verkalkungen in ihrer Wandung besitzen und demnach dem Namen Steincanäle keine Ehre machen. Die den Madreporenöffnungen der anderen Echinodermen mor- phologisch gleichwerthigen Gebilde der Crinoideen sehe ich in den Kelch- poren. Die ausführliche vergleichend-anatomische Begründung dafür, dass die Schläuche am Ringeanal Steincanäle, die Kelchporen aber Madreporenöffnungen sind, würde hier zu weit führen, da eine Reihe von neuen darauf bezüglichen Beobachtungen an anderen Echinodermen vorgelegt werden müssten. Ich beabsichtige vielmehr diesen Punct, die vergleichende Anatomie des Madreporenapparates und der Stein- canäle der Echinodermen zum Gegenstand einer besonderen Studie zu machen. Indem ich gestützt auf die mitgetheilten Thatsachen und die daran geknüpften Erörterungen den schon früher (Nr. 21, p. 362) von mir ausgesprochenen Satz, dass die Crinoideen ein echtes Wasserge- fässsystemin der für alle Echinodermen typischen Aus- bildung besitzen« wiederhole, wende ich mich zu den dagegen ge- machten Einwürfen. Dieselben sind erstlich anatomischer, zweitens entwicklungsgeschichtlicher Natur. W. B. Carpenter (Nr. 5, p. 21%) - behauptet, das Wassergefässsystem besitze bei den Crinoideen keinen - distineten Ringcanal. Srurer (Nr. 36, p. 60) geht noch weiter und stellt überhaupt bei ihnen die Existenz des ganzen Wassergefässsystems in Abrede. Da aber Ssmpkr, wie ich annehmen darf, an den unter 6* 54 seinen Augen angefertigten Präparaten P. H. CArpEnTer’s sich von der Irrthümlichkeit seiner Behauptung selbst überzeugt hat und da ferner aus einem Vergleiche meiner Mittheilungen mit denjenigen von W. B. Carpenter klar hervorgeht, dass dessen Ansicht ihren Grund darin hat, dass er den wirklichen Ringcanal übersah und anstatt seiner die unmit- telbar darunter gelegenen zur Leibeshöhle gehörigen Maschenräume mit den radiären Wassergefässen communiciren liess, so ist jenen Einwürfen jegliche Basis entzogen. P. H. CArPENTER (Nr. 2, p. 575, 576) indessen setzt die Polemik gegen das Vorhandensein eines echten Wassergefäss- systems fort und versucht weitere Gründe dagegen anzuführen, von denen wir aber sogleich sehen werden, dass sie ebensowenig stich- haltig sind wie die vorhin erwähnten. Man habe bis jetzt keine Gilien in den Wassergefässen der Crinoideen nachweisen können, während dieselben bei allen übrigen Echinodermen vorkommen. Ich habe aber schon oben darauf hingewiesen, dass in dieser Hinsicht sich Ueber- gänge bei den Echinodermen finden. Ueberdies ist das Fehlen der Wimpern, wenn es sich wirklich in dem Wassergefässsystem der Cri- noideen als ein constantes erweisen sollte !), allein noch kein genügen- der Grund, die morphologische Gleichwerthigkeit des genannten Organ- systemes mit demjenigen der übrigen Echinodermen in Abrede zu stellen. An Beispielen, die dies erhärten, ist kein Mangel. Hauptsächlich aber beruft sich P. H. Carpenter auf die entwicklungsgeschichtlichen Beob- achtungen seines Vaters (Nr. 3, Nr. 5, p. 227) und E. M£rschnikorr’s (Nr. 24, p. 508, 509), aus welchen hervorgehe, dass das Wassergefäss- system der Grinoideen sich nicht nach der bei den übrigen Echino- dermen bekannt gewordenen Weise entwickele. Ein glückliches Zu- sammentreffen hat es nun aber gefügt, dass während ich von der vergleichend-anatomischen Untersuchung des erwachsenen Thieres ausgehend die Homologie des Wassergefässsystemes der Grinoideen mit demjenigen der übrigen Echinodermen bestimmt aussprach , GÖöTTE (Nr. 7) durch eine genauere Untersuchung der Entwicklungsgeschichte zu dem gleichen Resultate gelangte. Er führte den Nachweis, dass die angedeuteten entwicklungsgeschichtlichen Angaben von W. B. Car- PENTER und METSCHNIKOFF irrthümlich sind ; dass vielmehr das Wasser- gefässsystem des Antedon rosaceus sich in wesentlich gleicher Weise bilde wie bei den anderen Echinodermen. So bleibt denn von allen Ein- wendungen gegen die Behauptung, dass die Crinoideen ein demjenigen der übrigen Echinodermen homologes Wassergefässsystem besitzen, auch nicht eine bestehen. 4) In einem Theile des Wassergefässsystems, nämlich den Steincanälen, hat übrigens GREEFF, wie oben schon angeführt, Wimperung beobachtet. 85 Eine Bemerkung bezüglich der Anordnung der Muskelfasern in der Wandung des Wassergefässsystemes der Echinodermen möge hier noch Platz finden. Wir sahen, dass bei den Grinoideen in allen Theilen des Wassergefässsystemes, wo überhaupt Muskelfasern in der Wandung vorkommen (wir sehen hier ab von den das Lumen durchsetzenden Muskelfäden), es stets Längsfasern, niemals Ringfasern sind. Bei an- deren Echinodermen kommen ganz dieselben Verhältnisse vor. So be- schreibt Semper (Nr. 34) bei Holothurien in dem Ringcanal, den Ten- takelcanälen, den radiären Wassergefässen, den Ampullen und den Füsschen überall Längsmuskelfasern, und stellt das gleichzeitige Vor- handensein von Ringmuskelfasern in entschiedene Abrede. Inter- essant ist dabei die weitere Beobachtung Sermrer’s, dass bei einzelnen Holothurien, z. B. Stichopus variegatus sich an den bezeichneten Orten überall Ringmuskelfasern, aber keine Längsmuskelfasern finden. Es kommen also in deneinzelnen Abschnitten des Wasserge- fässsystemes baldLängs-, baldRingmuskelfasern vor, die sich aber gegenseitig ausschliessen. Dieser Satz passt auch für alle anderen Echinodermen, wie aus folgenden Beispielen hervor- geht: Bei Asteriden in den Füsschen nur Längsmuskelfasern !) nach Horrnmann (Nr. 17, p. 24); bei den Ophiuriden ebendort gleichfalls nur Längsmuskulatur nach Teuscher (Nr. 37, p. 269); bei den Echiniden in dem Wassergefässring und den radiären Wassergefässen nur Ring- muskelfasern, in den Füsschen aber nur Längsmuskelfasern nach Horrmann (Nr. 16, p. 77 sqq.); bei Spatangiden in den Füsschen nur Längsmuskulatur nach Horrmann (Nr. 16, p. 89). Eine Schwierigkeit erwächst durch das sich gegenseitig ausschliessende Vorkommen der Längs- und Ringmuskulatur für die Erklärung der Bewegungserschei- nungen der einzelnen Abschnitte des Wassergefässsystemes, insbeson- dere der Füsschen, nicht, wie leicht einzusehen ist. Es ist in dem speciellen Theile öfters die Rede gewesen von dem Längsmuskelbande in der oberen Wand der radiären Wassergefässe, welches Perrıer als bandelette musculaire beschrieben hat. Ganz das- selbe Gebilde kommt nun auch bei den Holothurien vor; auch in ihren radiären Wassergefässen sind die Muskelfasern beschränkt auf ein in der oberen (äusseren) Wand liegendes Längsmuskelband. Man vergleiche 4) GREEFF (Nr. 10, p. 98) beschreibt allerdings in den Füsschen der Asterien Längs- und Ringmuskulatur und darauf nach innen folgend eine elastische Längs- faserlage. Letztere ist nun aber nach meinen Untersuchungen identisch mit der von HorrMAnn (Nr. 47, p. 24) richtig erkannten Längsmuskellage ; GreErr’s Muskel- schichten aber sind die von Horrmann beschriebenen Bindegewebsschichten, von denen die äussere longitudinal, die innere transversal gefasert ist. 86 nur mit der Darstellung, die ich von dem Längsmuskelhand in den Ra- diärgefässen der Grinoideen gegeben habe, mit der folgenden Beschrei- bung Szmrer’s von der Muskulatur in den Radiärgefässen der Holo- thurien. »Ihre (der Radiärgefässe) nach Innen gegen die Muskelschicht des Leibes anstossende Fläche trägt nur ein einfaches Epithel und keine Muskelfasern, ihre an die Cutis grenzende Fläche zeigt zwischen Epithel und Bindegewebe eine einfache Lage muskulöser Längsfasern «. (Nr. 3%, p. 125.) Das Blutgefässsystem. Das Blutgefässsystem besitzt einen oralen Ringeanal und fünf davon ausgehende radiäre Gefässe, welche Aeste zu den Tentakelgruppen entsenden. Wegen ihrer Lage unmittelbar unter den Nerven werden sie auch Nervengefässe (und Nervengefässring) ge- nannt. Mit dem oralen Blutgefässringe steht, vermittelt durch Aus- sackungen desselben, höchst wahrscheinlich ein das Anfangsstück des Darmes umgebender Gefässplexus in Zusammenhang, in welchen sich das dorsale Organ aulflöst. Letzteres ist wohl als das Gentral- organ des ganzen Blutgefässsystems aufzufassen. Mit ihm steht ein den Darm umspinnendes interviscerales Gefässnetz in Ver- bindung, sowie Gefässe, welche in der circumvisceralen Leibeshöhle, insbesondere unter den Ventralcanälen der Scheibe gelagert sind und von denen je eines in die beiden zu einem Radius gehörigen Arme und deren Pinnulae eintritt, um hier in Gestalt eines Blutraumes die Genital- röhre zu umschliessen. Das dorsale Organ tritt in Form eines Gefäss- bündels in das Gentrodorsale ein. Hier erweitern sich fünf peripherisch und radiär gelegene Gefässe desselben und bilden so das gekammerte Organ, dessen faserige Umhüllungsmasse Stränge abgiebt, welche nach einem complicirten Verlauf in den Kelchgliedern sich in die Kalkstücke der Arme und Pinnulae begeben und diese ihrer ganzen Länge nach durchziehen. Die Faserstränge sind zu betrachten als unver- kalkt gebliebene Theile der bindegewebigen Grundlage der Kalkglieder, deren Aufgabe es ist, aus dem Blutgefässsystem, genauer aus den fünf Kammern, die ernährende Flüssigkeit aufzuneh- men und den Arm- und Pinnulagliedern zuzuführen. Bestimmte Bahnen für die Leitung der ernährenden Flüssigkeit in oder neben den Faser- strängen liessen sich nicht nachweisen; sonach ist man zu der Annahme gezwungen, dass die Aufnahme und Weiterleitung der Blutflüssigkeit durch eine von den Blutkammern ausgehende Durchtränkung der ganzen Fasermasse stattfindet. Die nicht zu Kammern erweiterten Gefässe des dorsalen Organs werden zu Cirrhengefässen, die gleichfalls von der 87 Fasermasse umhüllt werden. Da die Kammern nach dieser Auffassung Blutreservoire für die Ernährung der radiären Kalkglieder darstellen, so lässt sich der Vermuthung Raum geben, dass ihre Erweiterung des- halb stattgefunden hat, weil für den angegebenen Zweck eine grössere Blutmenge erforderlich wär. Von Interesse scheint es mir bezüglich dieser Frage zu sein, entwicklungsgeschichtlich festzustellen, ob nicht anfänglich die radiären Faserstränge (ganz so wie die Faserstränge in den Cirrhen der erwachsenen Thiere) offene Blutbahnen umschliessen, die dann später obliteriren und ob ferner die Kammerbildung der peri- pherischen Gefässe des dorsalen Organs eine ursprünglich angelegte ist oder erst allmälig im Verlauf der Entwicklung sich einstellt. In vergleichend-anatomischer Beziehung dürfte es zweifellos sein, dass der orale Blutgefässring und die radialen Nervengefässe den sleichnamigen Theilen der Asteriden homolog sind. Es fragt sich aber weiterhin, ob auch die übrigen beschriebenen Theile des Blutgefäss- systems der Crinoideen sich bei anderen Echinodermen wiederfinden. Bezüglich der Aussackungen, welche vom oralen Blutgefässringe herab- hängen, und des Gefässgeflechtes, welches den Munddarm umsgieht und mit welchem sich jene wahrscheinlich verbinden , ist es möglich, dass sie dem Gefässgeflechte, welches bei den Holothurien als »Schlund- krause« von SEMmPER (Nr. 34, p. 118) beschrieben worden ist, sowie vielleicht den Tıepemann’schen Körperchen der Asterien !) zu vergleichen sind. Da aber die Untersuchungen der hier in Betracht gezogenen Theile des Blutgefässsystems der Grinoideen noch nicht zu der wünschens- werthen Bestimmtheit der Resultate gekommen sind, so fehlt es einst- weilen auch noch an fester Basis für eine sichere Vergleichung. Auch mit Rücksicht auf das Homologon des dorsalen Organes der Crinoideen bei den anderen Echinodermen möchte ich meine Ansicht einstweilen nur vermuthungsweise äussern. Ich sehe dasselbe in dem mit dem Steincanal in eine gemeinschaftliche Hülle eingeschlossenen, meist Herz genannten Organ der Asterien. Die Berechtigung dieser Anschauung hoffe ich an einem anderen Orte ausführlich darthun zu können. Was nun aber das gekammerte Organ, die darumgelegene Faser- masse und die davon ausstrahlenden Faserstränge der Kalkglieder an- belangt, so sind bis jetzt ihnen vergleichbare Gebilde bei anderen Echi- nodermen nicht bekannt geworden. Ob nicht aber doch noch sich Theile finden werden, die einen Vergleich mit ihnen zulassen, möge dahinge- 1) Von den Tıepemann’schen Körperchen der Asterien würden sich die Aus- sackungen des Blutgefässringes der Crinoideen dann doch noch dadurch unter- scheiden, dass keine Ausweitungen des Wassergelässringes in sie eintreten, wie das bei den Asterien der Fall ist (cf. Semper Nr, 34, p. 148). 88 stellt sein. Denkbar ist, dass es nur bei den Crinoideen zugleich mit der bei ihnen stattfindenden starken Verkalkung der antiambulaeralen Seite des Körpers, sowie der Stiel- und Rankenbildung zur Entstehung eines besonderen peripherischen Abschnittes des Blutgefässsystems kam. Ich wiederhole hier, dass ich in dem gekammerten Organ nur einen peripherischen Theil des Blutgefässsystems sehe, nicht aber das Centralorgan desselben. Die Blutgefässnetze, welche den Darm umspinnen, finden sich bekanntlich auch bei anderen Echinodermen. Ich brauche nur an die Abbildungen und Beschreibungen zu erinnern, welche z. B. Horr- mann (Nr. 16) von Echinen und Spatangen und Srnmrer (Nr. 3%) von Holothurien gegeben haben. Die Geschlechtsorgane. Die Geschlechtsorgane sind bei den Crinoideen, wie bei anderen Echinodermen in der Fünfzahl vorhanden. Bei Antedon gleicht jedes Generationsorgan einem Bäumchen, welches mit seiner Wurzel in der Scheibe liegt, sich aber bald in zwei Hauptstämme spaltet, deren jeder einen Arm durchzieht und hier rechts und links alternirend Zweige in die Pinnulae abgiebt. Bei jenen Arten und Gattungen , bei welchen die Arme häufiger oder auch gar nicht getheilt sind, wird selbstverständlich die Verzweigung der Generationsorgane dementsprechend abgeändert sein. Es braucht auch nicht in jede Pinnula cin Zweig einzutreten; so finden wir bei Antedon die oralen Pinnulae nicht mit einem solchen ‚ausgestattet. Da die Arme nur radiär gerichtete Ausweitungen des Körpers sind, könnte es auch nicht Wunder nehmen, wenn es sich herausstellte, dass bei der einen oder anderen Grinoideen- form die Generationsorgane gar nicht in die Arme übertreten, sondern auf die Scheibe beschränkt bleiben. Bei den Cystideen ist man bekannt- lich geneigt, ein solches Verhältniss als das normale anzusehen. Besonders beachtenswerth ist nun bei den in die Arme und Pin- nulae sich erstreckenden Generationsorganen der Crinoideen, dass ihre Stämme steril sind und nur die in die Pinnulae eintreten- den Endzweige reife Geschlechtsproducte zu entwickeln vermögen; ein Verhältniss, welches, so lange es nicht richtig er- kannt war, zu der irrigen Anschauung führen konnte, die Grinoideen hätten, im Gegensatz zu allen anderen Echinodermen, ungemein zahl - reiche, isolirt von einander in den Pinnulae gelegene Eierstöcke oder Hoden. Auch in der Lage der Geschlechtsöffnungen war man geneigt, eine Differenz zwischen Grinoideen und den übrigen Echmo- dermen zu statuiren, da bei jenen die ‚Geschlechtsöffnungen sich an 89 den Pinnulae, bei diesen aber (es kommen hier natürlich nur die Aste- riden und Ophiuriden in Betracht) stets an der Scheibe finden. Durch G. ©. Sırs (Nr. 32, p. 35) haben wir aber erfahren, dass auch bei Brisinga, jener merkwürdigen Asteridenform des Nordmeeres, die Geni- talöffnungen an den Armen gelegen sind. Dass die Entstehung der Geschlechtsproducte, sowie deren Bau in wesentlicher Uebereinstimmung mit den Verhältnissen der übrigen Echinodermen steht, habe ich in der Anatomie der Arme ausführ- lich gezeigt. Von Interesse ist ferner die Lagebeziehung der Generations- organe zu der Leibeshöhle und den Blutgefässen. Die Erstere sendet in die Arme und Pinnulae eine als Genitalcanal bezeichnete Fortsetzung, welche zur Aufnahme des Geschlechtsorgans und seiner Verzweigungen dient. Da aber der Genitalcanal keineswegs in seinem ganzen Verlaufe allseitig geschlossen ist, sondern mit den übrigen Fortsetzungen der Leibeshöhle in den Arm, dem Dorsal- und Ventralcanal, anastomosirt, so können wir überhaupt sagen, dass die Generationsorgane der CGrinoideen zu ihrem grössten Theile in der Leibeshöhle der Arme liegen. Dasselbe Verhältniss findet sich bekanntlich bei den Asteriden. Dass endlich auch der Blutraum in der Wandung der Generations- organe bei anderen Echinodermen vorkommt, habe ich im speciellen Theile dieser Abhandlung nachgewiesen. Nach dem dort Mitgetheilten lassen sich vielleicht die Generationsorgane der Echinoder- men überhauptauch als Blutgefässe betrachten, welche in ihrem Inneren die eigentliche Genitalröhre tragen, ausdereninnerem Zellenbelagsich dieEieroder Samen- fäden entwickeln. Hierauf bezügliche genauere vergleichend- anatomische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen sind aller- dings noch sehr von Nöthen. Die Leibeshöhle. Die Leibeshöhle der Grinoideen setztsich gleich der- jenigenderAsteridenin dieAÄrme fort. Sie wird von binde- gewebigen Strängen durchzogen, durch deren massenhafte Entwicklung sie zum Theil in ein System allseitig miteinander commmunicirender Maschenräunse verwandelt werden kann, wie wir dies insbesondere an ihrem intervisceralen Abschnitte bei Antedon erkannten. Selbst zu einer nur an bestimmten Stellen durchbrochenen Membran (Eingeweidesack) können sich die Bindegewebszüge in der Leibeshöhle gestalten. Durch die bindegewebigen, ihr Lumen durchziehenden Gebilde wird die Leibeshöhle der Scheibe sowohl als der Arme in mehrere, aber niemals el) vollständig von einander geschiedene, sondern stets mit einander in u Verbindung bleibende Hauptabschnitte zerlegt. Als solche unterschieden wir in der Scheibe die axiale, die interviscerale und die eircumviscerale Leibeshöhle, in den Armen und Pinnulae den Ventralcanal, den Dorsal- canal und den Genitalcanal. Diese Hauptabschnitte der Leibeshöhle in | Scheibe und Armen stehen miteinander paarweise in engerer Beziehung, indem sich die axiale Leibeshöhle fortsetzt in die Ventralcanäle der Arme und Pinnulae, die interviscerale in die Dorsaleanäle und die eir- eumviscerale in die Genitalcanäle. Bezüglich der Bindegewebszüge, welche die Leibeshöhle durchsetzen, stehen die Crinoideen keineswegs isolirt da, denn auch bei den übrigen Echinodermen ist bekanntlich das Auftreten derartiger Gebilde, die als Mesenterialfäden und -händer (Asteriden,, Ophiuriden, Echinoideen), sowie auch einfach als Mesenterien (Holothurien) be- schrieben werden, ein weit verbreitetes. Auch dafür, dass durch stärkere Ausbildung solcher Bindegewebszüge sich einzelne Abschnitte der Leibeshöhle schärfer sondern, finden sich bei anderen Echinodermen Beispiele; ich erinnere nur an den Schlundsinus, Nebenschlundsinus und Geschlechtssinus, wie sie Semper (Nr. 34) von den Holothurien ausführlich beschreibt. Die bei Antedon beobachteten Verkalkungen in den Bindegewebszügen der Leibeshöhle kommen bei anderen Echinodermen in weit stärkerem Grade vor, so insbesondere bei den Glypeastriden, woselbst wir sie in Gestalt kalkiger Pfeiler und ähnlicher Bildungen in der Leibeshöhle finden !). Dass endlich auch die Wimperorgane in der Leibeshöhle (im Dorsalcanal der Pinnulae) der Crinoideen bei anderen Echinoder- men und zwar, soweit bis jetzt bekannt, nur bei den Synaptiden vor- kommen, wurde in der Anatomie der Arme bereits erörtert. Wirsehen also, vergleichend-anatomisch betrachtet, in der Leibes- höhle der Grinoideen mit Recht eine Bildung, welche in dergleichnamigen der übrigen Echinodermen ihr Homo- logon hat. Aber auch entwicklungsgeschichtlich gelangt man zu dem- selben Resultate, denn Görtz (Nr. 7) hat jüngst gezeigt, dass die Leibes- höhle des Antedon rosaceus durch Ausstülpung aus der Darmanlage entsteht, also in derselben Weise, wie es von den übrigen Echinodermen bekannt ist. Schlussbemerkung. Wie aus dem Titel erhellt, habe ich keine anatomische Monographie der Grinoideen liefern wollen. Möge man mir also auch die Lücken, 1 1) Ausführliches darüber hat insbesondere Jon. MüLrer (Nr. 27) mitgetheilt. N, 91 welche meine Mittheilungen hier und dort lassen, nicht zum Vorwurfe machen. Es soll die hier vorliegende Studie die erste einer grösseren Reihe von Untersuchungen sein, welche insgesammt das Endziel ver- foleen,, die Verwandtschaftsverhältnisse der Echinodermen untereinan- der, sowie zu anderen Thierformen mit Hülfe der vergleichenden Ana- tomie und der Entwicklungsgeschichte möglichst aufzuklären. Mit Absicht habe ich es zu vermeiden gesucht, in dieser ersten, nach jenem Ziele gerichteten Abhandlung, mich in weitgehende Hypothesen aus- führlich einzulassen. Die Gelegenheit bot sich freilich an manchen Stellen und der Leser wird bemerkt haben, dass ich es nicht immer unterlassen konnte, meinen an die Beobachtungen und Vergleichungen anknüpfenden Gedankengang unangedeutet zu lassen. Eine eingehende Darlegung desselben, der Vermuthungen und Wahrscheinlichkeiten, wird aber erst am Ende der beabsichtigten Studienreihe am Platze sein. Das wesentlichste Resultat der in dieser Abhandlung veröffent- lichten Untersuchungen ist die Erkenntniss, dass die Grinoideen wahre Echinodermen sind und dass folglich die von W, B. Car- PENTER (Nr. 4, p. 8) und von Senper (Nr. 34) vertretene Auffassung, : es seien die Grinoideen höher entwickelte Cölenteraten, die in Gegen- satz zu allen übrigen Echinodermen gestellt werden müssten, unhaltbar ist. Der Beweismomente für die enge Zusammengehörigkeit der Grinoi- deen mit den Asteroideen, Echinoideen und Holothurioideen haben sich aus der Anatomie und Entwicklungsgeschichte so viele ergeben, dass fast auf jeder Seite dieser Abhandlung ein solches zu finden ist und es überflüssig erscheinen würde, wollte ich dieselben hier nochmals an- führen. Schliesslich möchte ich noch den Wunsch aussprechen, dass die vorliegende Studie auch Anderen die Frucht tragen möge, die sie mir getragen : anregen zu neuen Fragestellungen, neuen Untersuchungen. Literaturverzeichniss. Nr. 4. E. Beyrıcn. Ueber die Crinoideen des Muschelkalks. Abhandlungen d. k. Academie zu Berlin 1857. Nr. 2. P. HERBERT CARPENTER. Remarks on the Anatomy of the Arms of the Crj- noids. Journ. of Anat. and Physiol. Vol. X. April 4876. p. 571—-585. Nr. 2a. P. HERBERT CARPENTER. Remarks on the Anatomy of the Arms of the Cri- noids. Part. II. Journ. of Anat. and Physiol. Vol. XI. Septemb. 1876. p. 87—95. Nr. 3. W.B. CArPENTER. Researches on the Structure, Physiology and Develop- ment of Antedon rosaceus. Part. I. Philosoph. Transact. Roy. Soc. Lon- don. Vol. 156. p. 674—756. pl. XXXI-XLII. Nr. 4. W.B. CArrenter. Addendum zur Uebersetzung von Semper’s »Bemerkun- gen etc.«in Ann. and Mag. of Nat. Hist. Sept. 4875. Nr. 5. W. B. CARPENTER. On the Structure, Physiology and Development of An- tedon rosaceus. Proceed. Roy. Soc. Nr. 166. 4876. p. 214—231. pl. 8—9, Nr. 6. W.B. CArPENTER. Supplemental-Note zu dem Aufsatz: »On the Structure etc.« Proceed. Roy. Soc. Nr. 169. 1876. Nr. 6a. Dusarvın. Recherches sur la Comatule de la Mediterranee. L’Institut, journal generale des soci6les et travaux scientifiques. I. Sect. Tome. III. Paris 1835. Nr. 149, p. 268. Nr. 7. Ar. Görte. Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Comatula mediter- ranea. Arch. f.mikr. Anat. Bd. XII. 1876. p.583—618, Taf. XXV—XXVII, Nr. 8. V. Grager. Beitrag zur Histologie der Stachelhäuter. Mit 2 Taf. Graz1879, (Sep.-Abdr. aus dem Jahresber. d. k. k. Staatsgymnasiums zu Graz vom Jahre 1872.) Nr. 9. R. GrEEFF, Ueber den Bau der Echinodermen. 4.Mittheilung. Sitzungsber. d. Gesellsch. z. Befördrg. d. gesammt. Naturw. zu Marburg. Nr. 8, 4874. Nr. 10. R. GrEErF. Ueber den Bau der Echinodermen. 2. Mittheilung. Ebenda. Nr. 6. 4872. p. 93. Nr. 41. R. GreErF, Veber den Bau der Echinodermen. 3.Mitthlg. Ebenda. Nr. 41, 1872. p. 158. : Nr. 12. R. GrEEFF. Ueber den Bau der Crinoiden. Ebenda. Nr. 1. 1876. p.16—29. Nr. 13. R. GrEEFF. Ueber das Herz der Crinoideen, Ebenda. Nr. 5. 1876. p. 88—95. Nr. 14. Oskar Grimm. Zum feineren Bau der Crinoiden. Bulletin de !’Acad. Imp. des sciences de St. Petersbourg. T. 47. 4872. p. 3—9 mit 4 Taf. Nr. 15. C. F. Heusinger. Anatomische Untersuchung der Comatula mediterranea. Zeitschrift f. organ. Physik, Bd. 3. Hft.3. 4828. p. 367—374. Taf. X—XI. Nr. 16. C. K. Horrmann. Zur Anatomie der Echinen und Spatangen. Niederländ. Arch. f. Zoologie. I. 4874. Mit Taf. III—X. Nr, 417. GC. K. Horrmans. Zur Anatomie der Asteriden. Niederländ. Arch. f. Zoo- logie. II. 4872. Mit Taf. I-I. Nr. 18. W. Lange. Beitrag zur Anatomie und Histiologie der Asterien und Ophiu- ren. Morpholog. Jahrbuch Il. 1876. p. 244—286. Taf. XV—XVI. Nr. 48a. F. S. LeuckArt. Einiges über das Asteroidengeschlecht Comatula Lam. Zeitschr. f. organ. Physik. Bd. 3. Hft. 4. 1829. p. 375—394. 1 Nr. 93 . 49. Fr. Levis. Kleinere Mittheilungen zur thierischen Gewebelehre. Mürter’s Archiv f. Anat. u. Physiol. 4854. p. 296—348. Taf. XIT—XIN. °. 20. Fr. Leypie. Lehrbuch der Histologie. Frankfurt 4857. '. 20a. Fr. Leypie. Anatomische Notizen über Synapta digitata. MüLLer’s Archiv f. Anat. u. Physiol. 4852. p. 507—520. Taf. XIII. °. 24. Husert Lupwie. Zur Anatomie der Crinoideen. Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. XXVI. 1876. p. 361—362.| "99%. Huserr Lupwıs. Beiträge zur Anatomie der Crinoideen. Nachrichten von d. kgl. Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen. Nr. 5. 4876. p. 405144. » 93. Husert Lupwis. Beiträge zur Anatomie der Crinoideen. II. Artikel. Nach- richten von d. kgl. Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen. Nr. 13. 4876, °, 24, E. METScHNIKOFF. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte einiger niederen Thiere. Bull. de !’Acad. Imp. des scienc. de St. Petersbourg. T. 45. 1874. p. 502—509. -. 25. K. Mösıvs u. O. Bürscauı, Jahresbericht der Commission zur wissenschaftl. Untersuchung der deutschen Meere in Kiel. IV. Echinodermata. Berlin ASTh, ’. 26. Jon. MüLzer. Ueber den Bau des Pentacrinus caput Medusae. Abhandl. d. kgl. Acad. der Wiss. Berlin 1844. 4. Theil p. 177—248. Taf. 1—6, -, 97. Jon. MÜLLER. Ueber den Bau der Echinodermen. Mit 9 Taf. Berlin 4854. Abhandl. d. kgl. Acad. d. Wiss. zu Berlin. 1853. Sep.-Abdr. '. 28. Jou. MüLzer. Ueber Synapta digitata. Berlin 4852. . 29. Jos. MÜLLER. Ueber die Erzeugung v. Schnecken in Holothurien. MüLLEr's Archiv f. Anat. u. Physiol. 4852. p. 1—36. . 30. EpmonD PERRIER. Recherches sur l’anatomie et la regeneration des bras de la Comatula rosacea (Antedon rosaceus Link). Archives de zoologie ex- perimentale et generale publ. par H. DE LaAcAzE-Durkiers. T, II. 1873. Paris. p. 239—86. pl. I—IV. ”. 34. M. Sars. Memoires pour servir & la connaissance des Crinoides vivanls. Programme de l’universite royale de Norvege. Christiania 4868. av. 6 pl. . 32. G. O. Sars. Researches on the Structure and Affinity of the Genus Bri- singa, based on the study of a new species: Brisinga coronata, with 7 Plat. Univers. Progr. Christiania 1875. h 33. E. Serenka. Zur Entwicklung der Holothurien (Holothuria tubulosa und Cucumaria doliolum). Ein Beitrag zur Keimblättertheorie. Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. XXVII. 4876. p. 155—478. Taf. IX—XIM. '. 34. C. SEMPER, Reisen im Archipel der Philippinen. II. A. Holothurien. Leipzig 1868. ". 35. C. SEMPER. Kurze anatomische Bemerkungen über Comatula. Arbeiten aus dem zoolog.-zootom. Institut zu Würzburg. Bd. I. 1874. p. 259—263. ”. 36. C. SEMmPER. Die Stammesverwandtschaft der Wirbelthiere und Wirbellosen. Arbeiten aus dem zoolog.-zootom. Institut zu Würzburg. Bd. II. 1874. ". 37. REINnHoLD TEuscHer. Beiträge zur Anatomie der Echinodermen. I. Comatula mediterranea. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. X. 4876. p. 943—262. Taf. VII. II. Ophiuridae. Ebendort p. 263—280. Taf. VII. . 38. W. Tuomson. On the Embryogeny of Antedon rosaceus. Philos. Transact. Vol. 155. 1865. p. 543—544. pl. XXII—XXVI. Erklärung der Abbildungen. In allen Figuren bedeutet: B, Blutgefässring, Bi, Bindegewebszüge, Br, radiäres Blutgefäss (= Nervengefäss), CD, Centrodorsalstück, CD, Dorsalcanal, CG, Genitalcanal, CV, Ventralcanal, DO, dorsales Organ, E, Epithel der Tentakelrinne, Es, Eingeweidesack, F, centrale Fasermasse, F', radiäre Fasermasse, L, interviscerale Leibeshöhle, L’, eircumviscerale Leibeshöhle, L", axiale Leibeshöhle, N, Nervenring, i Nr, rauliärer Nerv, P, Kelchpore, RI—RIII, erstes bis drittes Radiale, T, Tentakel, W, Wassergefässring, Wr, vadiäres Wassergefäss. Die Erklärung der übrigen Buchstaben findet sich bei den einzelnen Figuren. Tafel XII. Fig. 4 u. 2. Copien von Jon. Mürter’s Abbildungen (Nr. 26. Taf. IV, Fig. AA u, 42). Fig. A, Armglied von Antedon rosaceus, Fig. 2 von Pentacrinus caput Me- dusae. aaa, Gelenkfläche, b, Riff derselben, ce, Muskelfacetlen, d, Rinne des Gliedes, e. unterer Canal der Rinne, f, Tentakelcanal, g, Knochenplättchen der Tentakel- rinne, h, Tentakeln, i, Nerv, o, Centralcanal. Fig. 3. Medianer Verticalschnitt durch die Tentakelrinne des Armes von An- tedon Eschrichtii; 100/4 ; vergl. Fig. 8. Pfeil I. G, Genitalröhre, q, äussere Wand des die Genitalröhre umgebenden Blutrau- mes, b, die Septalfäden im Ventralcanal, m, das Längsmuskelband in der ventralen Wand des Wassergefässes, c, Gerinnsel im Nervengefäss. Fig. 4. Lateraler Verticalschnitt ebendaher; 400/4 ; vergl. Fig. 8, Pfeil IT. Wr’, Ramus tentacularis des Wassergefässes, m, Längsmuskelfasern, quer ge- troffen, in der ventralen Wand des vorigen, m’, ebensolche in der dorsalen Wand, m’, quere Muskelfäden, die das Lumen seitlich durchziehen, a, obere Wand des Ventralcanals mit ihrem Zellenbelag. Fig. 5. Querschnitt durch den Arm von Ant. Eschr.: Uebersicht; mässig ver- grössert. (Durch ein Versehen sind in dieser Fig ., sowie in Fig. 10 u. 44 der näch- 95 sten Tafel die Seitenäste des Wassergefässes rechts und links von der Mittellinie eingezeichnet. Ihrer alternirenden Stellung entsprechend muss auf den Quer- schnittsbildern selbstverständlich entweder der linke oder der rechte Ast fehlen, wie in Fig. 8 richtig angegeben ist.) m’', die queren Muskelfäden im Wassergefäss, a, kuglige Körper nach aussen von der Tentakelbasis, d, Septalstränge des Ventralcanals, M, Muskel zwischen zwei Armgliedern, K, das Kalkglied. Fig. 6. Eine einzelne Muskelfaser aus einem Armmuskel von Ant. ros., 500/1 ; im oberen Abschnitt von der Kante, im unteren von der Fläche gesehen. Fig. 7. Muskelfäden aus dem radiären Wassergefäss von Ant. Eschr., 500/4. a, ein Muskelfaden im Querschnitt, db, ein ebensolcher mit anliegender Epithelzelle des Wassergefässes; in beiden Figuren erkennt man nebeneinander die Querschnitte der den Faden zusammensetzenden Muskelfasern ; c, Ansatzstelle eines Muskelfadens an die Wandung des Wassergefässes; der Epithelbelag der letz- teren zieht sich an ihm hinauf; d, e, f, Muskelfäden von der Fläche, die Muskel- fasern von d u.e sind unten auseinandergezerrt, g, ein Muskelfaden mit anliegender Zelle (Epithelzelle des Wassergefässes) von der Kante. Fig. 8. Querschnitt durch die ventralen Theile eines Arms von Ant. Eschr., 00/4. E’, Epithel des Tentakels, Nr’, Seitenzweig des radiären Nerven zum Tentakel, c, Gerinnsel in dem Nervengefäss, Wr”, Seitenast des Wassergefässes im Tentakel, m, querdurchschnittenes Längsmuskelband in der ventralen Wand des Wasser- gefässes, m”, die das Lumen des Wassergefässes durchziehenden Muskelfäden, b, Septalstränge im Ventralcanal, p, Wandung des Genitalcanals, q, Aussenwand des Blutraumes, welcher G, die Genilalröhre umgiebt, a, kuglige Körper. Pfeil I u. Il cf. Fig. 3 u. 4. R Fig. 9. Querschnitt durch Nerv und Nervengefäss im Arm von Ant. Eschr., 500/1. b, einzelne Zellkerne (Zellen?) zwischen den Nervenfasern, z, sehr feine Bin- degewebslamelle zwischen Nerv und Epithel, z’, den Nerven dorsoventral durch- setzende feine Bindegewebsstränge, 2”, Bindegewebslage zwischen Nerv und Was- sergefäss (in der Mitte des Schnittes zwischen Nerv und Nervengefäss), a, platter Zellenbelag des Nervengefässes, c, ein dasselbe durchziehender mit Zellen besetzter Strang. Tafel XII. Fig. 40. Querschnitt durch die Pinnula eines geschlechtsreifen weiblichen Ant. Eschr., 100/4. m, die queren Muskelfäden des Wassergefässes, a, kuglige Körper, b, Septal- strang im Ventralcanal, G, Genitalröhre, q, Aussenwand des die vorige umgeben- den Blutraumes; der hier durch die Ausdehnung jener bis zur Unkenntlichkeit verengt ist, d, die den Dorsalcanal vom Genitalcanal trennende Membran, ce, Wim- perbecher im Boden des Dorsalcanals, X, das Kalkglied. Fig. 44, Querschnitt durch eine Pinnula desselben Thieres nahe der Spitze, 100/41. Fig. 42. Querschnitt durch eine Pinnula desselben Thieres an der Spitze, 400/A. Fig. 43. Querschnitt durch den Genitalcanal im Arm von Ant. Eschr., 500/1. G, Genitalröhre, Bl, Blutraum, g, dessen äussere Wandung, a, Wand des Ge- nitalcanals, c, spindelförmige und verästelte Zellen, die sich quer durch den Blut- raum spannen, 5b, Aufhängefäden des Genitalstranges in dem Genitalcanal. k 96 i Fig. 14. Halbprofilansicht des Genitalstranges im Genitalcanal; Arm von Ant. Eschr., 500/1. ü Bezeichnung wie in Fig. 43. Fig. 45. Uebergangsstelle eines Zweiges des Genitalstranges in ein geschlechts- reifes Ovarium in der Basis einer Pinnula von Ant. Eschr. ; verticaler Längsschnitt durch die Pinnula, 400/A. Bezeichnung wie in Fig. 43, ferner d, ventrale Begrenzungslinie der Kalkglie- der, n, ein Eifollikel, m, Keimbläschen von einem Netz feinkörniger Substanz durch- zogen. Fig. 46. Aus dem Blutraum des Genitalstranges von Ant. Eschr., 500/4. a, spindelförmige, db, verästelte Zelle, e, körnige, kuglige Masse. \ Fig. 17. Eine Gruppe von Wimperbechern auf dem (dorsalen) Boden des Dor- salcanals, von der Fläche gesehen; Pinnula von Ant. ros. a, die Oeffnungen der Wimperbecher, b, ihr gewulsteter Oeffnungsrand, ce, der Boden des Dorsalcanals. Fig. 48. Zwei Wimperbecher aus einer Pinnula von Ant. Eschr. im Längs- schnitt, 500/A. a, die Wimperzellen der Seitenwände, b, die blasigen, wimperlosen Zellen des "Bodens. Bei d geht das hohe Epithel des Randwulstes allmälig über in das niedri- gere Epithel des Dorsalcanals, Bei e berühren sich zwei Wimperbecher so nahe, dass hier der Randwulst ihrer Oeffnungen ein gemeinschaftlicher ist. Tafel XIV. 7 Fig. 19-—24. Ausgewählte Horizontalschnitte aus einer Schnittserie durch den. Bi + 4 Kelch von Ant. ros. Die Ventralseite der Schnitte ist dem Beschauer zuge- kehrt, 50/4. R, die Rosette (umgewandelte Basalia), a, a’, zwei der fünf von der centralen Fasermasse ausstrahlenden interradiären Faserstämme, b, c, die Gabeläste von a, b', c', die Gabeläste von «’, co, die interradiären Commissuren, co’, die intraradiä- ren Commissuren, K, die Kammern des gekammerten Organs, St, die durch den (dorsalen) Boden der Kammern durchschimmernde Sternfigur der Cirrhengefäss- ursprünge, G, Gefässe zu den Cirrhen, A, der Achsenstrang, um welchen sich die Kammern anordnen, D, die Faserdecke (= ein Theil der centralen Fasermasse) des gekammerten Organs, L’, die radiären, L’, die interradiären, blindgeschlossenen Fortsetzungen der Leibeshöhle. Die parallelen Striche zwischen den ersten Radia- lien bedeuten die Nahtverbindungen derselben. 2 Taf. XV. Fig. 25 u. 26. Zwei Verticalschnitte durch den Centraltheil des Kelches von Ant. ros., 50/4. Fig. 25 ist ein axialer, Fig. 26 ein lateraler Verticalschnitt. Ro, die Rosette, K, die Kammern, deren ventrale Fortsetzungen sich mit 4, dem Achsenstrange, zu dem dorsalen Organ vereinigen, Ci’, die Cirrhengefässe, L, Maschenräume der Leibeshöhle, Zr, die radiären, blindgeschiossenen Fort- setzungen der Leibeshöhle. ir Fig. 27. Lateraler Verticalschnitt durch das gekammerte Organ von Ant. ros., 180/4. Drei Kammern sind durch den Schnitt geöffnet. K, die Kammern, X’, ventrale Fortsetzung der Kammer nach dem dorsalen Organ, B, Fortsetzung der Kammer in ein Cirrhengefäss, (0i’, Cirrhengelässe, I EEE Va 0 A TA R Re Hein 94: - A, Querschnitt durch einen Strahl der Sternfigur der Cirrhengefässursprünge, y cf. Taf. XIV, Fig. 19. Fig. 28. Dorsaler Boden einer Kammer; Ant. ros., 180/A. a, Oeflnungen im Boden der Kammer, 5b, undurchbohrte Seitentheile des Bodens. Fig. 29. Aussenwand einer Kammer; Ant. ros., 480/A. A, Verdickung in der Aussenwand in Gestalt einer nach innen vorspringenden Leiste, B, wie in Fig. 27. Fig. 30. Inneres Epithel der Kammern von der Kante und von der Fläche; Ant. ros., 500/14. Fig. 31. Längsschnitt durch ein noch im Centrodorsale befindliches Cirrhen- gefäss von Ant. ros., 180/1. Fig. 32. Querschnitt durch ein ebensolches. Fig. 33. Längsschnitt durch das Cirrhengefäss in einem Cirrhus von Ant. Eschr., 180/1. Fig. 34. Querschnitt durch ein ebensolches. Fig. 35. Verhalten des radialen Faserstrangpaares im dritten, axillaren Radiale von Ant. ros., 60/1. a, das Chiasma, db, die einfache Commissur. Fig. 36, 37 u. 38. Schemata des Verlaufs der Faserstränge in den Kalkgliedern des Kelches. Fig. 36. Encrinus liliiformis (Copie nach Beyrıch [Nr. A. Taf. I, Fig. 12]). Fig. 37. Jugendstadium von Antedon rosaceus nach W. B. CARPENTER. Fig. 38. Erwachsener Antedon rosaceus. Zur weiteren Erklärung dieser Sche- mala ist der Text zu vergleichen. Tafel XVI. Fig. 39. Querschnitt durch das Peristom von Ant. ros., 180/4. Der Schnitt ist durch einen Interradius geführt. Lp, die Kreislippe der Mundöffnung, E, das Epithel des Mundtentakels, des Mundeinganzes und weiterhin des Darmes, B’, am Blutgefässringe hängende Aus- sackungen, St, Steincanäle, M, Muskelzüge in der den Munddarm umgebenden Leibeshöhle, a, die kugligen Körper, d, Kalkkörper. \ Fig. 40. Ende eines mit einem Befestigungszipfel versehenen Steincanals von Ant. ros., 500/4. e, äussere, ö, innere Wandung des Steincanals, o, seine Oeffnung in die Lei- beshöhle, z, der Befestigungszipfel. Fig. 41. Querschnitt durch einen Steincanal von Ant. Eschr., 500/4. e,i, wie in Fig. 40. Fig. 42. Zwei Kelchporen, deren Canäle sich vor ihrer Einmündung in die Leibeshöhle mit einander vereinigen; Ant. ros., 110/4. Fig. 43. Schnitt durch ein Stück des Wassergefässringes von Ant. ros., 180/1. a, die Wand des Wassergefässringes, M, dasselbe quer durchsetzende Mus- kelfäden, M’, die Längsmuskulatur der Wandung, sichtbar in einem Stückchen der Wand, welches man von der Fläche erblickt. Fig. 44. Aus einem horizontalen Schnitt durch!das Peristom von Ant. ros., ısoN. Man erblickt die Abgangsstelle eines radiären Wassergefässes vom Wasser- gefässring. Dem Beschauer ist die innere dorsale Fläche des Schnittes zugewendet. 7 X Sa 98 T, Aeste des Wassergefässringes zu den Mundtentakeln, in ihrer Wand Längs- muskelfasern, RW, das radiäre Wassergefäss, T’, dessen erster Seilenzweig. Fig. 45. Schema der Vertbeilung der Kelchporen in einem Interbrachialfelde. Fig. 46. Schema der Vertheilung der Kelchporen in einem Interpalmarfelde. Tafel XVII. Fig. 47. Schema der Muskelvertheilung im radiären Wassergefäss und dessen Seilenzweigen bei Antedon. l, bei oberer (ventraler) Einstellung, c, die »bandelette musculaire«; II, bei mittlerer Einstellung, a, die quergetroffenen, senkrecht aufsteigenden Muskelfäden, b, die innere Begrenzung der Bezirke der senkrechten Muskelfäden ; II, bei unterer, (dorsaler) Einstellung, d, die untere (dorsale) muskelfreie Wand des Wasserge- fässes. Fig. 48. Ein Stück des Hodens in einer Pinnula von Ant. ros., von aussen be- trachtet, 100/4. a, die Ansatzstellen der in das Lumen des Hodens vorspringenden Falten. Fig. 49. Querschnitt durch den Hoden in einer Pinnula von Ant. ros., 400/14. a, die nach innen vorspringenden Falten der Wandung mit dem darauf sitzen- den samenbildenden Epithel, b, reife Samenmasse. Fig. 50. Radiärer Schnitt durch Peristom und Tentakelrinne der Scheibe von Ant. ros., 440/1. E, Epithel des Peristoms und der Tentakelrinne; Wr, radiäres Wassergefäss, von a bis b seitlich, von b an genau in der Mittellinie der Rinne getroffen ; in letz- terem Abschnitt sieht man auch das radiäre Nervengefäss; St, Steincanal, ED, Darm- epithel, L”, Uebergang des Ventralcanals in die axiale Leibeshöhle, BC, Blut- gefässe der circumvisceralen Leibeshöhle unterhalb des Ventralcanals. Nervenring und Radiärnerv sind in die Abbildung,nicht mit eingetragen. Fig. 54. Querschnitt durch den Analtubus von Ant. ros., 45/4. a, Körperwand, b, Darmwand, nach innen Falten bildend, c, Ringmuskulatur des Enddarmes, d, Darmlumen, e, Darmepithel, f, kuglige Körper, L, Leibeshöhle. Fig. 52. Ein Stück des Blutgefässnetzes in den Maschenräumen der intervis- ceralen Leibeshöhle von Ant. ros., 140/1. 1 Fig. 53. Epithel der Leibeshöhle von Ant.ros., 500/4. Fig. 54. Querschnitt durch eine Tentakelrinne der Scheibe von Ant. ros., 110/1. BC, Blutgefässe der circumvisceralen Leibeshöhle unterhalb des Ventral- canals; a, Körperwand, b, kuglige Körper. Fig. 55. Querschnitt durch eine orale Pinnula von Ant. ros., 410/A, a, Wimperbecher, b, kuglige Körper, K, das Kalkglied. Fig. 56. Ein Blutgefäss aus der intervisceralen Leibeshöhle von Ant.ros., 410/1. A, das Blutgefäss mit A’ seinen Aesten; a, Einblick in das mit innerem Epithel ausgekleidete Lumen, b, Spuren eines äusseren Epithelbelags. Tafel XVIII. Fig. 57. Mittlerer Theil eines Horizontalschnittes durch die Scheibe von Ant. ros. zur Demonstration der Lage des dorsalen Organs, 45/1. Fig. 58. Aus einem Verticalschnitt durch die Scheibe von Ant. ros. zu dem- selben Zweck, 48/4. Fig 59. Aus einem Horizontalschnitt durch die Scheibe von Ant. ros. zur De- monstration der Verbindung des dorsalen Organs mit Blutgefässen, 410/. ee A Aa Ele ok 99 In diesen drei Figuren bedeuten: D, die Darmwand, BD, Blutgefässe der in- tervisceralen Leibeshöhle, a, Verbindungsstelle eines Blutgefässes mit dem dor- salen Organ, b, Blutgefäss, durchschnitten. Fig. 60. Querschnitt durch ein Läppchen des dorsalen Organs, Ant. ros., 500/4. a, inneres Epithel, 5, äussere Hülle. Fig. 64. Querschnitt durch einen Arm von Ant. ros. dicht an der Scheibe. M, Muskel, K, Kalkstück, P’, Porencanal in den Genitalcanal. Fig. 62. Ein Tentakel der Pinnula von Ant. Eschr. mit Papillen, 180/A. Fig. 63 u. 64. Tentakelpapillen von Ant. Eschr., 500/1. a, das äussere Tentakelepithel, 5, die Papille, ce, die Fäden an der Spitze der Papille, m, die Muskellage in der Tentakelwand. Fig. 65. Querschnitt durch eine männliche Geschlechtsöffnung an der Pinnula von Ant. ros., 440/1. a, die Hodenwand, 5, Oeffnung des Hodens. Fig. 66. Ovarialöffnungen an der distalen Seite einer Pinnula von Ant. ros., 85/1. Durch die Oeffnungen A erblickt man den im Innern gelegenen Eierstock O. Fig. 67. Querschnitt durch Körper- und Darmwand in einem Interradius der entkalkten Scheibe von Ant. ros., 85/1. KW, Körperwand, D, Darmwand, a, Lücken in dem Eingeweidesack, durch die Entfernung der Kalkkörper entstanden, b, kuglige Körper. Fig. 68, 69, 70, 74 u. 72. Verschiedene Kalkkörper aus der Scheibe von Ant. ros., 180/4, Fig. 73. Optischer Querschnitt durch eine männliche Genitalöffnung an einer Pinnula von Ant. ros., 200/14. Tafel XIX. Verticaler Axialschnitt durch die Scheibe von Ant. ros., schematisirt. Die rechte Hälfte des Schnittes liegt radiär und geht durch die Ansatzstelle eines Armes die linke Hälfte liegt interradiär. Ro, die Rosette, Br1, Br2, Br5, Br 4, das erste, zweite, dritte, vierte Brachiale. M, Muskeln der Kalkglieder, Ci, Cirrhus, Ci’, Faserstrang des Cirrhus mit Gefäss, K, Kammer des gekammerten Organs, Lr, radiäre, Li, interradiäre Fortsetzung der Leibeshöhle, DO, das dorsale Organ, BD, mit dem vorigen in Verbindung stehende Blutgefässe der intervisceralen Leibeshöhle, BC, Blutgelässe der circum- visceralen Leibeshöhle unterhalb des Ventralcanals, L, interviscerale, L’, circum- viscerale, L’, axiale Leibeshöhle, D, Darm, Es, Eingeweidesack mit Kalkkörpern, C, die kugligen Körper, P, Kelchporen, KW, Körperwand, Lp, Kreislippe des Mundes, B’, am Blutgefässring hängende Aussackungen, St, Steincanal. Erklärung der Farben: gelb, Nervensystem, roth, Blutgefässsystem, grün, Wassergefässsystem. u Berichtigung: p- 14, Anmerk. 4, Zeile 3 sqq. soll es heissen: »findet sich auch bei anderen Echinodermen, so bei Echinen, Spatangen Holothurien, bei den Ophiuren und Asterien aber«—. 7 * \ ' url bh 4 Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. Zur Anatomie des Rhizocrinus lofotensis M. Sars. / Mit Tafel V und VI. Die Crinoideenform, zu deren genaueren anatomischen Kenntniss diese Blätter einen Beitrag liefern sollen, wurde bekanntlich von G.O. Sırs und M. Sırs entdeckt. Der Erstere fand dieselbe bei Schlepp- netztouren an den Lofoten !) in einer Tiefe von 720 Fuss und der Letztere veröffentlichte alsdann eine ausführliche Beschreibung des von ihm Rhizocrinus lofotensis benannten Thieres. Mit musterhafter Sorgfalt schildert derselbe in der unten angeführten Abhandlung ?) die allge- meine Körpergestalt, sowie die Form und Verbindung der einzelnen Skeletstücke. Er vergleicht dann den Rhizocrinus mit anderen leben- den und fossilen Grinoideen und kommt dabei zu dem interessanten Schlusse, dass wir in demselben einen lebenden Repräsentanten der 4) Seither ist Rhizocrinus lofotensis auch an anderen Orten vorgefunden wor- den, so von PourrAL&s an der Ostküste von Florida und von W. Tuonson und W.B. CARPENTER an der Küste von Schottland ; PourtTAL£s entdeckte ferner eine zweite Art des Genus Rhizocrinus, Rh. Rawsonii Pourt., bei Barbados. — Vergl.: Bulletin of the Mus. Comp. Zool. Cambridge, Mass. No. #4. List of the Crinoids ob- tained on the Coasts of Florida and Cuba 4869. Dort wird Rhizocr. lofot. aufgeführt als Bourgueticrinus Hotessieri. — Preliminary Report of dredging Operations in (he Seas to the North of British Islands. Proceed. Roy. Soc. Vol. XVII. — W. Tuom- sos, On the Depths of the Sea. Ann. and Mag. Nat. Hist. 4.ser. Vol. IV. London 4869. p-. 114. — lllustrated Catalogue of the Mus. Comp. Zool. Cambridge, Mass. No. VII. 1874. Zoological Results of the Hassler Expedition. Crinoids and Corals by L. F. DE “ POURTALES. p. 17—32 with plate: On a new Species of Rhizocrinus from Barbados. 2) M. Sars, Memoires pour servir a la connaissance des Crinoides vivants. Pro- gramme de l'universite royale de Norvege, 40 av. 6 pl. Christiania 4868. 8 102 bis dahin nur in fossilen Vertretern bekannten Familie der Apiocriniden vor uns haben ; in dieser Familie betrachtet Sars die Gattung Bourgueti- crinus als nächstvervandt mit Rhizocrinus. Zugleich zeigte dieser hoch- verdiente Forscher, dass Rhizocrinus in manchen Puncten eine grosse Aehnlichkeit mit dem pentacrinoiden Jugendstadium des Antedon be- sitze. Es ist also gewiss begreiflich, dass bei dieser Sachlage der Rhizo- crinus seit seinem Bekanntwerden das Interesse der Zoologen erregt hat. So eingehend nun aber auch die trefflichen Untersuchungen von M. Sans hinsichtlich der Harttheile unseres Thieres sind, so hat er den- noch seine Beobachtungen nicht auf die Anatomie der Weichtheile aus- gedehnt. Hier blieb also ein Feld oflen, dessen Anbau im Interesse der Morphologie der Echinodermen höchst wünschenswerth erscheinen muss, da wir über die Anatomie des Gesammtkörpers (also mit Einschluss der Weichtheile) noch bei keinem gestielten Crinoideen zu einer befrie- digenden Kenntniss gelangt sind. Nachdem ich mich seit längerer Zeit mit der Untersuchung der ungestielten Crinoideen, speciell des Antedon und der Actinometra, beschäftigt, war der Wunsch, auch gestielte Cri- noideen in den Bereich meiner Studien zu ziehen, sehr lebhaft in mir geworden. Da ich aber keine Hoffnung hegen konnte ohne grosse mir unerschwingliche Geldopfer Pentacrinen zur Zergliederung zu erhalten, so wandte ich mich an Herrn Professor G. O. Sırs in Christiania mit der Bitte um Ueberlassung einiger etwa in seinem Besitz befindlicher Rhizocrinusexemplare zum Zwecke der anatomischen Untersuchung. Zu meiner nicht geringen Freude übersandte derselbe mir sieben, theils vollständige, theils unvollständige Exemplare. Für diese ungemein gütige Unterstützung meiner wissenschaftlichen Bestrebungen fühle ich mich gedrungen Herrn Professor G. ©. Sırs auch öffentlich meinen besten Dank auszusprechen. Die Resultate meiner Untersuchung sind in der hier vorliegenden Abhandlung niedergelegt). Dieselbe schliesst sich unmittelbar an an die unlängst von mir veröffentlichten Beiträge zur Anatomie der Crinoi- deen?) und ist nach demselben Ziele gerichtet: mit Hülfe der Anatomie und der Entwicklungsgeschichte durch vergleichende Methode unsere morphologische Kenntniss der Echinodermen zu fördern und so eine möglichst gesicherte Grundlage zu gewinnen, auf welcher sich Ansich- 4) Im Auszuge wurden dieselben bereits mitgetheilt in: Nachrichten von der kgl. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. 1876. Nr. 23. Sitzg. am 2, Dec. 4876. p- 675—680. 2) Zeitschr. für wissensch, Zoologie, Bd. XXVII, p. 255—353, Taf. XII—XIX. Auch separat unter dem Titel : Morphologische Studien an Echinodermen. I. Leip- zig 1877, im Folgeuden einfach eitirt mit: I und der Pagina der Separatausgabe. ET BE Ana 5 Iepie . ER, Be r ER a Er: ® = dem Bindegewebe und unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Structur nicht von 103 ten über die Verwandtschaftsverhältnisse der Echinodermen unterein- ander und zu anderen Thieren mit einigem Anrecht auf Wahrscheinlich- keit entwickeln lassen. I. Anatomie der Arme. Fertigt man nach sorgfältiger Entkalkung Querschnitte und Längs- schnitte durch die Arme und Pinnulä des Rhizocrinus an, so erkennt man bei der Untersuchung derselben sofort, dass die einzelnen Theile in ähnlicher Weise angeordnet sind, wie bei den anatomisch bereits ge- nauer bekannten Antedon- und Actinometra-Arten. Bei ihrem geringen Dickendurchmesser gestatten auch ganze Arme und Pinnulä, welche nach der Entkalkung gefärbt oder ungefärbt in Damarharz eingeschlossen wurden, einen Einblick in die Lagerungsverhältnisse der einzelnen Theile und bestätigen und ergänzen die Anschauung, welche die Unter- suchung der Schnitte ergab. An den Querschnitten durch die Arme und Pinnulä wird der dor- sale (untere) und die seitlichen Bezirke des Präparates eingenommen von dem Kalkgliede; in dem ventralen Bezirke aber finden sich die wich- tigsten Weichtheile gelagert. Was zunächst die Kalkglieder betrifft, ‚so kann eine nähere Beschreibung hier unterbleiben, da M. Sırs!) sie ausführlich geschildert hat. Da sich in der Abhandlung des genannten Forschers auch recht gute Abbildungen der Kalkglieder finden, so glaubte ich in meinen Zeichnungen mich darauf beschränken zu dürfen, dieselben in ihren ungefähren Umrissen anzudeuten; überdies bringt es der Zug des Messers bei der Anfertigung der Schnitte, sowie auch der Entkalkungsprocess selbst mit sich, dass die Form der Kalkglieder nicht mehr in allen Einzelheiten erkennbar ist. Ueberkleidet sind die Kalk- glieder des Rhizocrinus ebenso wie diejenigen anderer Crinoideen und der Echinodermen überhaupt von der Epidermis, welche wenigstens bei den jungen Kalkgliedern immer deutlich vorhanden ist?). Ventralwärts 4) 1. ce. p. 19—25. 2) TEUSCHER sagt von dem Skelet der Crinoideen, es sei nur ein Hautskelet und dem Skelet anderer Echinodermen wohl nicht homolog; auch Jon. MÜLLER spreche diese Ansicht aus. (Beiträge zur Anatomie der Echinodermen, Jenaische Zeitschr. für Naturwissensch. X. 4876. p. 256.) Teuscuer scheint zu dieser Auffassung da- durch gekommen zu sein, dass er bei Antedon keinen Epithelüberzug auf der Aussenseite der Armglieder finden konnte. Ein solcher ist aber thatsächlich vor- handen und schon geraume Zeit vor der Teuscher' schen Arbeit von PERRIER ausführ- lich beschrieben worden (Perrıer, Recherches sur l’anatomie des bras de la Coma- tula ros, LacazE - Durniers, Archiv II, p. 50, 54). Die Kalkstücke der Crinoideen sind ebensowohl wie diejenigen aller übrigen Echinodermen Skeletbildungen in 8*# 104 (nach oben) sind die Kalkglieder mit einer tiefen Rinne versehen, welche die gleich nachher zu betrachtenden Weichtheile, sowie die Fortsetzung, welche die Leibeshöhle der Scheibe in die Arme entsendet, enthält. jenen. TEUSCHER beruft sich für seine durchaus irrthümliche Auffassung, dass die Skeletbildungen der Crinoideen morphologiseh nicht mit denjenigen anderer Echi- nodermen gleichwerthig seien auf Joa. MÜLLER, aber mit Unrecht, denn der Gegen- satz, welchen Jos. MüLLEr zwischen den Skeletbildungen der Crinoideen einerseits und denjenigen anderer Echinodermen (speciell der Asteriden) anderseits hervor- hebt, bezieht sich nicht auf das Skelet überhaupt, sondern auf die einzelnen Skelet- stücke mit Hinsicht auf deren Lagebeziehung zu anderen Organen. So hebt Jon, MÜLLER mit Recht hervor (Ueber den Bau des Pentacrinus, p. 237), dass die Arm- glieder der Grinoideen morphologisch keinen Vergleich zulassen mit den Wirbeln des Asteridenarmes. Dass Jon. MüLzer aber in der Skeletbildung der Crinoideen überhaupt nichts erkannte, was etwa der allgemeinen morphologischen Gleichwer- thigkeit mit dem Skelete anderer Echinodermen widerspräche, geht aus seiner spä- teren Abhandlung: Ueber den Bau der Echinodermen hervor, wo er (p. 48) seine Auffassung von dem Echinodermenskelet in den Worten niederlegt: »Das Skelet der Echinodermen (und wie aus dem Zusammenhang klar ist, denkt Jos. MürLer hier an alle Echinodermen ohne etwa die Crinoideen ausnehmen zu wollen) ist keine rein äussere Schale, sondern besteht aus Knochenbildungen, welche sich im Peri- som ereignen«. TeuscHer's Ansicht, das Skelet der Crinoideen sei ein Hautskelet, das der übrigen Echinodermen aber nicht, dürfte wohl auch noch darin seinen Grund haben, dass der genannte Forscher die offenkundige Unklarheit des gebräuch- lichen Terminus »Hautskelet« nicht beachtet hat. Hautskelet werden Dinge ge- nannt, welche morphologisch toto coelo verschieden sind und die Verwirrung, welche dadurch angerichtet wird, ist gross genug, um es wünschenswerth erscheinen zu lassen, dass wir uns klarer und vor allen Dingen auf rein morphologischer Basis ruhender Bezeichnungen bedienen. Ich schlage beispielsweise GEGENBAUR’S Ver- gleichende Anatomie auf, und sehe, dass selbst dort der Ausdruck Hautskelet so gebraucht wird, dass dadurch morphologische Missverständnisse hervorgerufen werden können. Es werden dort (p. 49 sqq. p. 52) z. B. die Skeletbildungen der Echinodermen und Gliederthiere als Hautskelete nebeneinander gestellt. Beide haben aber morphologisch durchaus nichts miteinander gemein; letztere sind euti- culare Bildungen des Ectoderms, jene aber Verkalkungen in dem Bindegewebe des Mesoderms. Ferner giebt GEGENBAUR für die Hautskelete als characteristisch an, dass sie nach aussen von der Muskulatur liegen, während bei den inneren Skeleten (z. B. der Wirbelthiere) das Verhältniss zur Muskulatur ein umgekehrtes ist. Diese auf das relative Lageverhältniss zur Muskulatur begründete Definition des »Haut- skeletes« passt nun wohl auf die Skelete der Arthropoden, nicht aber auf die der Echinodermen (man denke an die Muskeln der Stacheln und Pedicellarien). Wollen wir die Skeletbildungen der Metazoen in morphologische Categorien bringen, SO müssen wir von ihrer Entstehungsgeschichte ausgehen und in erster Linie uns fragen, in welcher Körperschicht entstehen sie? und zweitens, welches ist ihre histologische Bildungsweise? Wir erhalten dann als Hauptkategorien: 4) Skelet- bildungen der primären Keimblätter (Ectoderm und Entoderm); (primäre Skelete oder Ectosceleta und Entosceleta); 2) Skeletbildungen des secundären Keimblattes (Mesoderm); (secundäre Skelete oder Mesosceleta). Die Skeletbildungen der pri- Ei 105 Seitlich wird diese Rinne überragt von verkalkten Plättchen,, den Saumplättchen, über deren Form und Anordnung ich auf die von M. Sırs !) gegebene Schilderung verweise, die ich durchaus bestätigen kann. Da die Saumplättchen ziemlich dünne scheibenförmige Gebilde sind, so erklärt es sich, dass sie nach der Entkalkung in Gestalt unregel- mässig collabirter Läppchen sich zeigen. Als solche finden sie sich denn auch auf meinen Abbildungen angegeben. Sars discutirt die Frage, ob die Saumplättchen (»lamelles du sillon «) des Rhizocrinus den bei Ante- don , Actinometra und Pentacrinus vorkommenden ähnlichen Gebilden entsprechen, und ist der Meinung, es sei dies nicht der Fall. Dieser Auf- fassung vermag ich indessen nicht beizupflichten, vielmehr bin ich der Ansicht, dass die Saumplättchen des Rhizocrinus den weichen Saum- läppchen der Tentakelrinnen bei Antedon und Actinometra, sowie den verkalkten Saumplättchen des Pentacrinus gleichwerthig sind. Sars führt zur Stütze seiner Auffassung an, dass bei Rhizocrinus jedem Kalk- gliede entsprechend nur ein, mitunter auch zwei Paare von Saumplätt- chen sich finden, während bei Antedon drei bis vier, bei Pentacrinus vier oder noch mehr Paare auf ein Kalkglied kommen. Es ist ohne wei- teres ersichtlich, dass diese wechselnde Zahl nicht gegen die morpho- logische Gleichwerthigkeit der in Rede stehenden Gebilde spricht. Aber es würde schon eher dagegen sprechen, was Sars weiter anführt, dass nämlich die Saumplättchen des Rhizocrinus beweglich seien, indem sie sich über die Tentakelrinne hinüberlegen können, während jene des Antedon und des Pentacrinus unbeweglich seien. Thatsächlich ist aber das Verhalten ein anderes, indem auch die Saumläppchen des Antedon und Pentacrinus sich über die Tentakelrinne hinüberzulegen vermögen?) . Die Saumplättichen des Rhizocrinus zeichnen sich vor denjenigen der Gattungen Antedon, Actinometra und Pentacrinus aus durch ihre ver- hältnissmässig viel bedeutendere Grösse und ihre in Vergleich mit der Zahl der Kalkglieder geringere Anzahl, ferner — in Uebereinstimmung mit denjenigen des Pentacrinus — durch ihre Verkalkung. Der gemein- mären Keimblätter sind dann histologisch wieder zu unterscheiden, namentlich in euticulare Bildungen (z. B. Arthropodenskelet, Molluskenschalen) und Verhoroungen (z. B. die verschiedenen Horngebilde der Wirbelthiere). Die Skeletbildungen des Mesoderms zerfallen in die Hauptgruppen: Knorpelbildungen, Knochen, verkalktes Bindegewebe. Die Skeletbildungen der Echinodermen gehören nun, und zwar die der Crinoideen, sowohl wie die der übrigen, in die zweite Categorie und zeigen histologisch völlig übereinstimmenden Bau, sind also auch morphologisch mit ein- ander vergleichbar. A)1. c. p. 2%. 2) Vergl. Jos. Mürrer, Ueber den Bau des Pentacrinus caput Medusae. Abhdl. d. kgl. Akad. d. Wissensch, Berlin 4841. 1. Thl. p. 222. 106 schaftliche Character der Saumplättchen (wenn unverkalkt: Saum- läppchen) bei allen genannten Formen besteht aber darin, dass sie stets lappenförmige Erhebungen der seitlichen Ränder der Tentakel- rinnen sind. Die Kalkglieder der Arme und Pinnulä werden ebenso wie bei An- tedon, Actinometra und Pentacrinus von einem Faserstrang durch- setzt, in oder neben welchem es mir hier ebensowenig wie bei Antedon rosaceus und Antedon Eschrichtii gelang bestimmte Gefässbahnen zu erkennen. Auf die Bedeutung dieser Faserstränge werde ich bei der anatomischen Betrachtung der Scheibe mit einigen Worten zurück- kommen. Von den Weichtheilen, welchen wir an der ventralen Seite der Arme und Pinnulä begegnen, sind nur die Tentakel von Sars beschrieben worden und auch diese nicht erschöpfend, sondern nur hinsichtlich ihrer äusseren Form. Es wird sich also verlohnen , diesen Theilen eine ge- nauere Untersuchung — soweit das Material reicht—zu widmen. Gehen wir zu diesem Behufe aus von der Rinne, welche die Kalkglieder der Arme und Pinnulä auf ihrer Ventralseite besitzen! Wie die Abbildungen zeigen, ist dieselbe überbrückt von einer Gewebslage, welche die Rinne in einen geschlossenen Ganal verwandelt. Der so gebildete Canal ist, wie wir später sehen werden, eine Fortsetzung der Leibeshöhle der Scheibe und wird am zweckmässigsten als radiäre Leibeshöhle be- zeichnet. Die Gewebslage, welche also die radiäre Leibeshöhle ventralwärts begrenzt, bildet zugleich den Boden der Tentakelrinne, aus welcher sich rechts und links die Tentakel erheben. Zusammengesetzt wird jene Gewebslage von der epithelialen Auskleidung der Tentakelrinne, dem radiären Nerven, dem radiären Wassergefäss mit seinen Seitenzweigen, _ sowie dünnen Bindegewebsschichten. Die Auskleidung der Tentakelrinne ist ein verhältniss- mässig hohes Epithel, das sich als eine Fortsetzung des Epithels der übrigen Armoberfläche erweist. In der Mitte der Tentakelrinne erhebt sich dasselbe zu einer so beträchtlich dicken Lage, dass es bei Unter- suchung der Schnitte leicht in die Augen fällt. Diese Epithelschicht lässt an meinen Präparaten die einzelnen sie zusammensetzenden Zellen nicht mehr mit aller wünschenswerthen Schärfe erkennen, wohl aber noch die rundlichen Kerne (Fig. 13). Nach aussen trägt das Epithel eine feine Cuticula. Bei Antedon konnte die Existenz feiner Wimper- haare auf der Oberfläche des Epithels der Tentakelrinne nachgewiesen werden und auch bei Rhizocrinus wird man das Vorhandensein der- < a NT; “ ’ ” 107 selben annehmen dürfen, wenn auch der Erhaltungszustand der unter- suchten Exemplare nicht gestattete, darüber zu einer sicheren Beobach- tung zu gelangen. In der Tiefe der Epithellage vermochte ich an günstigen Quer- schnitten eine hellere Schicht wahrzunehmen, welche aus feinen Pünctchen zusammengesetzt zu sein schien. Ich stehe nicht an in diesen Pünctchen die Querschnitte feiner Längsfasern und in der ganzen Schicht den radiären Nerven des Rhizocrinus zu erblicken. Die Berechtigung dieser Auffassung folgt aus den Beobachtungen an anderen Crinoideen, bei welchen diese Theile durch ihre bedeutenderen Dimen- sionen eine genauere Untersuchung ermöglicht haben !). Unmittelbar unter dem Epithel der Tentakelrinne und dem radi- ären Nerven liegt, nur durch eine sehr dünne Bindegewebsschicht da- von getrennt, das radiäre Wassergefäss. Das radiäre Blut- gefäss (sog. Nervengefäss), welches bei Antedon und Actinometra zwischen Nerv und Wassergefäss sich einschiebt, konnte bei Rhizocri- nus, vielleicht nur wegen der Kleinheit des Objectes, nicht erkannt werden. Das Wassergefäss aber ist leicht wahrzunehmen. Dasselbe besitzt in seiner Structur die grösste Uebereinstimmung mit dem gleichen Organ anderer Grinoideen und erstreckt sich in derselben Weise wie bei jenen durch Arme und Pinnulä, indem es in seinem Verlaufe rechts und links Aeste abgiebt, die zu je einer Tentakelgruppe treten und sich dort in die Tentakel als deren Hohlräume fortsetzen. Diese Aeste sind so kurz, und entspringen mit so breiter Basis aus dem radiären Wasser- gelässe, dass man sie wohl besser nur als seitliche Ausbuchtungen des letzteren bezeichnet. In Folge dessen zeigt das Wassergefäss von der Fläche gesehen sehr deutlich denselben zickzackförmigen Verlauf, den es auch bei anderen Crinoideen besitzt. Ausgekleidet ist das Wasser- gefäss von einem niedrigen Epithel, an welchem hier so wenig wie an den früher untersuchten CGrinoideen Wimperhaare wahrgenommen wer- den konnten. Die Muskulatur der Wassergefässe der Arme und Pinnulä ist bei Rhizocrinus in derselben Weise angeordnet wie bei Antedon und Actinometra. Wir haben auch hier in den radiären Wassergefäss- stämmen nur in deren ventraler Wand Muskelfasern, welche in -der Längsrichtung der Arme und Pinnulä verlaufen und sich derart neben- einander lagern, dass sie ein Längsband darstellen. In den seitlichen Ausbuchtungen aber finden wir nicht nur in der ventralen, sondern auch in der dorsalen Wand eine Lage von Muskelfasern, die ihrer Rich- tung nach quer zu dem Längsmuskelband des Wassergefässstammes 4) I. p. 9 sqgq. 108 verlaufen. Die Tentakel endlich besitzen Längsmuskelfasern, welche als unmittelbare Fortsetzungen der Muskelfasern der seitlichen Aus- buchtungen erscheinen, aber nicht mehr in zwei getrennten Gruppen (einer ventralen und einer dorsalen) angeordnet sind, sondern rings in der ganzen Tentakelwand gleichmässig vertheilt sich vorfinden (Fig. 16). Ringmuskelfasern kommen nirgends in der Wandung der Wassergefässe der Arme und Pinnulä vor. Die das Lumen der Wassergefässe in dor- soventraler Richtung durchsetzenden Muskelfäden, welche bei Antedon ausführlich von mir besprochen worden sind), fehlen auch bei Rhizo- erinus nicht. Sie besitzen bei selbstverständlich kleineren Dimensionen einen ganz ähnlichen Bau. Auch hier spannen sie sich zwischen der ventralen und der dorsalen Wand der Wassergefässe aus. Während aber bei Antedon die Mehrzahl der Fäden aus drei bis vier nebenein- anderliegenden Muskelfasern besteht, werden sie hier meist nur von einer oder zwei feinen Muskelfasern gebildet. Wie bei Antedon und Actinometra haben die in Rede stehenden Muskelfäden die Gestalt schmaler Bänder, deren breite Seite nach der Längsachse des Wasserge- fässes gerichtet ist; in Querschnitten erblickt man dieselben also in der Regel von der Kante. Um ihre Zusammensetzung aus einer oder zwei nebeneinander gelegenen Muskelfasern zu erkennen, muss man natür- lich Stellen aufsuchen , in denen sie ihre breite Seite dem Beobachter darbieten ; solche Stellen findet man leicht an Längsschnitten durch die Arme. Als Anhangsgebilde der Wassergefässe finden wir die bereits er- wähnten Tentakel. In ihrem Bau gleichen dieselben durchaus den Tentakeln der übrigen genauer bekannten Crinoideen und sind ebenso wie diese mit Papillen besetzt. Letztere, die Tentakelpapillen sind auch hier offenbar einer Verlängerung und Verkürzung fähig, wie aus der sehr verschiedenen Länge, in welcher man sie antrifft, hervorgeht. In einzelnen Fällen fand ich sie doppelt so lang als den Dickendurch- messer der Tentakel. An der Spitze sind die Papillen zu einem Köpf- chen wenig verdickt, an welchem ich aber die von Prrrıer zuerst be- schriebenen und als Sinneshaare gedeuteten, von mir als Secretfäden in Anspruch genommenen Fäden 2) nicht auffinden konnte. Dies nega- tive Ergebniss erklärt sich indessen wohl aus dem Erhaltungszustande meiner Exemplare, welcher überhaupt keinen tieferen Einblick in die Structur der Papillen gestattete, so dass ich zur Aufklärung ihrer Function an diesem Objecte keinen Fortschritt zu verzeichnen habe. 4) I. p. 46 sqq. 2) I. p. 18 sqq. 109 Hinsichtlich der Gruppirung der Tentakel gelangte Sars zu keiner sicheren Erkenntniss. Da er stets an unentkalkten Exemplaren unter- sucht zu haben scheint, so hinderten ihn die Kalkmassen der Arm- und Pinnulaglieder sowie der Saumplättchen an einer klaren Beobachtung der in der Tentakelrinne gelegenen Weichtheile. Untersucht man aber entkalkte Arme und Pinnulä, so vermag man die Anordnung der Ten- takel leicht zu erkennen. Dieselben sind so vertheilt, dass zu jedem Seitenast (jeder seitlichen Ausbuchtung) des Wassergefässes eine Gruppe von drei Tentakeln gehört. Dieselben entspringen dicht neben- einander aus dem Seitenaste (Fig. 16). Dieselbe Anordnung der Ten- takel in Gruppen zu je dreien kommt auch bei Antedon und Actinometra vor und es ist gewiss auffallend und bemerkenswerth, dass eine der- artige Uebereinstimmung stattfindet in einem Puncte, in dem man leicht geneigt sein könnte eine beträchtliche Verschiedenheit bei den einzelnen Crinoideen-Gattungen zu vermuthen. Aber die Ueberein- stimmung geht noch weiter. Die drei Tentakel je einer Tentakelgruppe besitzen bei Antedon und Actinometra nicht die gleiche Ausstreckungs- fähigkeit, sondern verhalten sich darin ungleich und zwar so, dass stets derjenige, welcher der Arm- oder Pinnulaspitze am nächsten steht, also der distale, der grössten Ausstreckung fähig ist. Ganz das gleiche Ver- halten findet sich nun auch bei Rhizocrinus. Unter dem Wassergefäss des Armes und der Pinnula gelangen wir in einen Hohlraum, den wir oben bereits als radiäre Leibeshöhle bezeichnet haben. Es ist schon aus seiner Lagerung ersichtlich und wird durch seinen später noch zu erwähnenden Zusammenhang mit der Leibeshöhle der Scheibe unzweifelhaft erwiesen, dass er der Gesammt- heit der Hohlräume, die wir bei anderen CGrinoideen als Ventral-, Geni- tal- und Dorsalcanal der Arme und Pinnulä unterscheiden, homolog ist. Auch bei jenen anderen Crinoideen können wir Ventral-, Genital- und Dorsalcanal, die ja, wie an einem anderen Orte !) ausführlich erörtert wurde, niemals vollkommen von einander getrennte Hohlräume dar- stellen, als radiäre Leibeshöhle zusammenfassen. Das Unterscheidende der radiären Leibeshöhle des Rhizocrinus von derjenigen bei Antedon, Actinometra und Pentacrinus liegt in seiner Einfachheit; es ist in ihm noch nicht wie bei jenen durch Bindegewebszüge zu einer Scheidung in verschiedene Abtheilungen gekommen. In dieser Hinsicht verharrt also Rhizocrinus in einem Zustande, der jedenfalls auch bei jenen anderen Formen einmal vorhanden war und sich in Wirklickeit an den jüngsten Theilen ihrer Arme und Pinnulä, nämlich an den Spitzen derselben, 4) I. p. 29 sqq. 110 auch im erwachsenen Thiere noch findet. Man vergleiche hier meine früheren Angaben !), aus welchen hervorgeht, dass an der Spitze des Armes und der Pinnula des Antedon die radiäre Leibeshöhle nur in Ge- stalt eines einzigen, nicht weiter getheilten Hohlraumes vorhanden ist. Das einfache Verhalten der radiären Leibeshöhle in den Armen und den Pinnulä des Rhizocrinus erleidet aber in einem beschränkten Bezirke dennoch eine Gomplication, wodurch es sich demjenigen der übrigen erwähnten Grinoideen annähert. In der Nähe der Scheibe näm- lich, also in dem proximalen Abschnitte der Arme tritt auch bei Rhizo- crinus eine bindegewebige Membran in der radiären Leibeshöhle auf, welche dieselbe in horizontaler Richtung durchzieht und so in zwei übereinander gelegene Räume scheidet, von denen der obere zweifels- ohne dem Ventralcanal, der untere dem Dorsalcanal des Ante- don entspricht. Der proximale Abschnitt der Arme, in welchem diese Scheidung sich findet, ist entwicklungsgeschichtlich der älteste. Die Scheidewand zwischen Ventral- und Dorsalcanal trägt bei geschlechts- reifen Individuen die Generationsorgane und erstreckt sich bis in die untersten drei bis vier Pinnulä. — An den Spitzen der Arme und Pin- nulä setzt sich die dort überall ungetheilte radiäre Leibeshöhle bis in das äusserste Ende fort, indem sie stets unter dem gleich weit sich er- streckenden. Wassergefässe verbleibt. Die Wimperorgane, welche ich bei Antedon und Actinometra in dem Dorsalcanal aufgefunden und den Wimpertrichtern in der Leibes- höhle der Synaptiden verglichen habe, vermochte ich bis jetzt bei Rhizo- erinus nicht wahrzunehmen , so dass ich geneigt bin, ihre Existenz bei diesem Thiere überhaupt in Abrede zu stellen. Bezüglich der Generationsorgane hat bereits M. Sars festge- stellt, dass sie in derselben Weise in dem Körper des Rhizocrinus gela- gert sind wie es von den ungestielten lebenden Crinoideen längst be- kannt ist. Sie finden sich nämlich auch hier in den Pinnulä, welche in Folge dessen eine Anschwellung erfahren. Unter den circa 75 Exempla- ren, welche Sırs zu untersuchen Gelegenheit hatte, gelang es ihm allerdings nur bei einem einzigen Individuum die Geschlechtsorgane nachzuweisen. Er beschreibt diesen Befund des Näheren folgender- massen?2). An dem verhältnissmässig grossen (Stengel — 70 Mm., Arme — 10 Mm. lang) Exemplare zeigten die drei untersten Pinnulä ” . . + ® L .. eines jeden Armes eine Anschwellung, welche sich bei näherer Unter- suchung durch eine im Innern der Pinnula gelegene spindelförmige 4)-1..p. 39. 2) l.c.p. 25. = . 111 feinkörnige Masse verursacht erwies, die sich nahe von der Basis der Pinnula bis etwas über deren halbe Länge erstreckte. Am lebenden Thiere fand G. O. Sars diese Masse von weisser Farbe und aus sehr kleinen Zellen zusammengesetzt, welche den von W. Tnonsonx !) aus den Hoden des Antedon rosaceus beschriebenen glichen. Auf Grund dieser Be- funde ist M. Sars der Ansicht, dass jene Masse einen sich entwickeln- den Hoden darstelle. Da aber Sırs ausgebildete Spermatozoen nicht auffinden konnte, da ferner die weiblichen Geschlechtsorgane bis jetzt völlig unbekannt geblieben sind, so musste späteren Untersuchungen ein genauerer Aufschluss über die Generationsorgane des .Rhizocrinus vorbehalten bleiben. Ich bin nun in der Lage von dem Funde eines zweiten männlichen Individuums berichten zu können. Unter den von Herrn G. O. Sars mir gütigst übersandten Exemplaren vermochte ich bei erster orientirender Untersuchung kein geschlechtlich entwickeltes Individuum zu finden. Eine Anzahl der Arme und Pinnulä wurden alsdann nach der Entkalkung in Schnitte zerlegt — aber nirgends ver- mochte ich Ovarien oder Hoden zu entdecken ?). Nur in einer Schnitt- serie durch den proximalen Abschnitt eines Armes fand sich der den Ventralcanal vom Dorsalcanal scheidenden Membran an- (oder ein-) ge- lagert ein strangartiges Gebilde, in welchem ich nach seiner Lagerung den Genitalstrang vermuthete. Ueber die Structur desselben liess sich nicht viel Sicheres ermitteln ; ich muss selbst unentschieden lassen , ob er in einem besonderen Hohlraum (der dann als Genitalcanal zu be- zeichnen wäre) liegt oder nicht. Dass dieses Gebilde aber wirklich der Genitalstrang ist, den wir von anderen Grinoideen genauer kennen ge- lernt haben, wurde mir unzweifelhaft, als ich mein Material wiederholt durchmusterte und zu meiner Freude in den untersten Pinnulä der Arme eines Exemplares die gesuchten Generationsorgane auffand, welche ich bei der ersten Durchsicht meines Materiales übersehen hatte. Die- selben sind hinsichtlich ihrer Gestalt und Lage von Sars im Allgemeinen ganz richtig geschildert worden. Sie stellen spindelförmige Körper dar, welche sich von dem untersten Pinnulagliede bis über die halbe Länge der Pinnula erstrecken; ihr proximales Ende ist stumpfer abgerundet, als das mehr zugespitzte distale. Wie man schon an optischen Längs- schnitten durch die entkalkten Pinnulä zu erkennen vermag, liegen die Geschlechtsorgane in der radiären Leibeshöhle der Pinnula und setzen sich an ihrem proximalen Ende in einen dünnen Strang fort, der in den Arm eintritt und dort in den Genitalstrang des Armes übergeht. A) W. Tuonson, On the Embryogeny of Antedon rosaceus. Phil, Transact. Vol. 455. 4865. Pl. XXI. Fig, 4, 5. 2) Vergl. meine Mittheilg. in den Göttinger Nachrichten. Nr. 23. 4876. p. 676 112 Wie bei Antedon !) können wir also auch bei Rhizocrinus an den Generationsorganen zwei Haupttheile unterscheiden: erstens den steri- len Stamm, den sog. Genitalstrang, welcher aus der Scheibe kommend, in den Arm eintritt und dort in die Pinnulä Zweige abgiebt; zweitens die die Geschlechtsproducte entwickelnden Endtheile dieser Zweige (Hoden oder Ovarien). Bei dem von Sars untersuchten männlichen Exemplare waren nur in den drei untersten Pinnulä2) Hoden zur Ausbildung gekommen; in dem mir vorliegenden Individuum aber besitzt auch die vierte Pinnula einen Hoden. Dies kann eine individuelle Variation sein, doch scheint es mir wahrscheinlicher, dass überhaupt mit fortschreitender Ge- schlechtsreife mehr als drei Pinnulä Aeste des Genitalorganes erhalten können. Was mich zu dieser Meinung bestimmt, ist dass das von mir untersuchte Exemplar gegenüber dem Sars’schen einen höheren Reife- zustand zeigte. Während Sırs keine ausgebildeten Spermatozoen fin- den konnte, beobachtete ich ausser den der Wand des Hodens ansitzen- den kugeligen oder länglichen Samenbildungszellen in dem Lumen des- selben eine dicht zusammengeballte Masse reifer Spermatozoen. Dieselben liessen sich durch Zerzupfung leicht isoliren; sie sind von ähnlicher Gestalt wie diejenigen des Antedon, besitzen ein rundliches, circa 0,002 Mm. grosses Köpfchen und einen sehr feinen Schwanz, dessen Länge die des Köpfchens mehrere Male übertrifft, aber bei seiner Feinheit nicht ganz genau gemessen werden konnte. Die Samenbil- dungszellen der Wandung besitzen in einem gewissen Stadium ihrer Entwicklung eine kugelige Gestalt von ungefähr 0,028 Mm. Durchmesser, haben einen sehr hellen Inhalt und einen 0,0085 Mm. grossen Kern. Man könnte in Versuchung kommen, dieselben für junge Eier zu halten, wenn nicht ihr heller Inhalt, sowie das gleichzeitige Vorhandensein aus- sebildeter Spermatozoen davon abhielte; an Zwitterbildung kann auch nicht gedacht werden, da wir bei den übrigen genauer bekannten Crinoideen bis jetzt überall getrennte Geschlechter gefunden haben. — Eine Ausführungsöffnung der Hoden, entsprechend den Verhältnissen bei Antedon, konnte ich nicht wahrnehmen. Zum Schlusse der anatomischen Beschreibung der Arme habe ich nun noch zweier Gebilde Erwähnung zu thun, denen man an den Armen begegnet. Es sind das erstlich verschiedenartig gestaltete, grössere oder kleinere Klumpen einer körnigen Substanz, die sich in Garmin nicht färbt und ein gelbliches Aussehen hat. Dieselbe "macht durchaus den Eindruck eines Gerinnsels und gleicht vollständig den 4) Vergl.: 1. p. 30 sqq. p. 88 sq. 3) Sars, 1. c. Taf. Ill, Fig. 60. N 113 geronnenen Massen, die sich bei anderen Crinoideen !) in der Leibeshöhle und den Blutgefässen der todten Thiere finden. Bei Rhizocrinus be- obachtete ich diese Massen frei in der radiären Leibeshöhle, dann aber auch in den Geweben, was wohl dafür spricht, dass die Gewebe im Leben von einer leicht gerinnbaren Ernährungsflüssigkeit reichlich durchtränkt sein müssen. So fand ich sehr oft jene Gerinnsel in der dünnen Bindegewebslage, welche das Wassergefäss des Armes von der radiären Leibeshöhle trennt; es sprang in solchen Fällen die kugelige oder wurstförmige geronnene Masse weit in das Lumen der radiären Leibeshöhle vor (Fig. 12 stellt noch nicht den extremsten derartigen Fall dar). Noch beachtenswerther ist das Vorkommen jener Gerinnsel mitten in den Kalkgliedern. Ich sah daraufhin meine früheren Präpa- rate von Antedon nach und finde dort in einigen Fällen dieselben ge- ronnenen Massen sogar in den Fasersträngen,, welche die Kalkglieder der Arme und Pinnulä durchziehen. Auch diese Beobachtungen weisen auf eine Durchtränkung der Gewebe des lebenden Thieres mit einer er- nährenden Flüssigkeit hin. Die anderen Gebilde, die ich hier noch zu erwähnen habe, sind die kugeligen Körper (corps spheriques Perrier) neben der Tentakel- rinne. Bei Antedon und Actinometra finden sich dieselben in grosser Zahl rechts und links von der Tentakelrinne und fallen durch ihre roth- gelbe Färbung leicht ins Auge. Bei Rhizocrinus stellt Sırs ihr Vor- kommen gänzlich in Abrede, wogegen ich keinen entschiedenen Wider- spruch erheben kann, da die Gebilde, welche ich in geringer Anzahl an denselben Stellen der Arme und Pinnulä aufgefunden habe, an denen bei Antedon die kugeligen Körper liegen, keine völlige Uebereinstim- mung mit den kugeligen Körpern des Antedon aufweisen. Es sind von einer festen hyalinen Membran gebildete rundliche Kapseln, die sich hier und dort, im Ganzen aber doch nur wenig zahlreich, bald rechts bald links von der Tentakelrinne finden (Fig. 13). Im Innern der Kapsel fand ich das eine Mal (Fig. 13) zahlreiche, locker nebeneinander gelegene glänzend contourirte Kugeln mit dunkelen Körnchen erfüllt ; das andere Mal lag im Innern dicht zusammengeballt ein Haufen von rundlichen Zellen, von denen eine jede einen deutlichen Kern, aber nur sehr geringe körnige Ein- schlüsse besass. Hinsichtlich der Grösse stimmten die Zellen in den einen Fällen mit den Kugeln in den anderen überein. Ich glaube also nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, dass die locker in der Kapsel gelegenen körnigen Kugeln aus jenen Zellen entstanden sind. PerrIER 2) hat von 4) I. p. 12 sqg. 2) Enm. Prrrier, Recherches sur l’anatomie et la regeneration des bras de la Comatula rosacea. Arch. de zool. exp. et gen. p. p. Lacaze-Durniers. T, II, 4873, 114 den kugeligen Körpern des Antedon gezeigt, dass jeder der zahlreichen mit den rothgelb gefärbten Elementen beladene Inhaltskörper ursprüng- lich eine kernhaltige Zelle ist. Es scheint mir demnach wahrscheinlich, dass jede der körnigen Kugeln bei Rhizocrinus (Fig. 13) je einem der Inhaltskörper der corps spheriques des Antedon entspricht, sich aber in der Form, der Grösse und der nicht deutlich erkennbaren Färbung der Einschlüsse von demselben unterscheidet. Aus dem Mangel der bei Antedon und Actinometra so intensiven Färbung erklärt es sich denn auch, dass Sars die kugeligen Körper des Rhizocrinus übersah. Die Möglichkeit, dass die hier von mir als Homologa der kugeligen Körper des Antedon bei Rhizocrinus in Anspruch genommenen Gebilde viel- leicht parasitäre Bildungen seien, dünkt mir nach dem Gesagten sehr wenig wahrscheinlich. II. Anatomie der Scheibe und des Stengels. Da wo der Arm sich an die Scheibe!) ansetzt, entfernen sich die ventralen und dorsalen Theile desselben von einander. Erstere gehen über in die ventrale Decke, letztere aber in den dorsalen, verkalkten Boden der Scheibe, den sog. Kelch. Der Raum zwischen Decke und Kelch wird eingenommen von der Leibeshöhle, in welche die radiäre Leibes- höhle der Arme mündet, sowie von den von der Leibeshöhle um- schlossenen Theilen: dem Darm und dem dorsalen Organ. Die äussere Form der Scheibe bedarf keiner näheren Besprechung, da wir durch Sırs eine genaue Beschreibung derselben besitzen. Nicht anders ver- hält es sich mit den Kalkgliedern, welche den Kelch zusammensetzen, Wir wenden uns also sogleich zur näheren Betrachtung der Decke der Scheibe. Die Tentakelrinnen der Arme setzen sich auf sie fort und verlaufen ohne besondere Eigenthümlichkeiten aufzuweisen bis zur Umrandung des centralen Mundes, woselbst sie sich zu einer oralen Ringfurche vereinigen. Die Haut der Interradialfelder der Scheibendecke besitzt kleine Kalkplätichen von rundlicher oder unregel- mässiger Gestalt, welche den bei allen Verkalkungen der Echinodermen p- 80. In den oben erwähnten Fällen, in welchen der Inhalt der Kapsel aus einem Haufen deutlicher Zellen bestand, gleichen die kugeligen Körper des Rhizocrinus sehr dem von Prrrıer, Pl. IV, Fig. 22 c abgebildeten Entwicklungszustande der- selben Gebilde des Antedon. 4) Ich gebrauche auch hier, wie in meiner früheren Abhandlung, den Terminus »Scheibe« für den ganzen centralen Körpertheil desCrinoids, im Gegensatz zu SARS, welcher mit Scheibe (disque) nur den ventralen Abschnitt (das tegmen calyeis Joh. Müll.) desselben bezeichnet und diesem den dorsalen als calyx entgegenstellt. Die Scheibe in dem hier angewandten weiteren Sinne heisst bei Sars Krone, RR. N 115 wiederkehrenden netzförmigen Bau besitzen und bereits. von Sırs ab- gebildet wurden !). Ausserdem findet sich aber in einem jeden Inter- radialfelde auch noch eine grössere Kalkplatte. Dieselbe liegt im oralen Winkel des Interradialfeldes und überragt dort die Ringfurche, welche den Mund umgiebt. Diese den Mundeingang umstehenden interradialen Kalkplatten sind wahrscheinlich den Oralia genannten Platten 2) der pentacrinoiden Jugendform des Antedon homolog. In den Tentakelrinnen der Scheibe verhalten sich die Epithelauskleidung, der Nerv und das Wassergefäss ganz wie in den Armen, wie Fig. 1 zeigt. Genannte Abbildung stellt einen verticalen Schnitt durch die dorsoventrale Achse des Thieres dar. Arme und Stengel sind nur mit ihren proximalen Enden in der Zeichnung an- gegeben. Die linke Seite des Schnittes hat einen Radius, die rechte einen Interradius getroffen. In der erstgenannten Hälfte geht der Schnitt der Länge nach durch eine Tentakelrinne der Scheibe. Daselbst ist unter der hohen Epithelauskleidung der radiäre Wassergefässstamm deutlich zu erkennen. In der Nachbarschaft der Mundöffnung ange- kommen mündet der radiäre Wassergefässstamm in einen den Mund umkreisenden Ringcanal, den Wassergefässring. In letzterem er- blickt man (Fig. 1, 2, 8) wiederum die frei durch das Lumen gespann- ten Muskelfäden, die wir auch in den Wassergefässen der Arme und Pinnulä fanden, und deren Vorkommen im Wassergefässringe auch be- reits bei Antedon bekannt ist. Ausser den Muskelfäden in seinem Lumen besitzt der Wassergefässring des Rhizocrinus aber auch Muskel- fasern in seiner Wandung und zwar übereinstimmend mit Antedon Längsmuskelfasern (Fig. 2)?). - Bevor wir die Anhangsgebilde des Wassergefässringes näher ins Auge fassen, haben wir noch dem Epithel der Tentakelrinnen und dem darunter gelegenen Nerven nach deren Ankunft am Munde einige Auf- merksamkeit zu schenken. Jenes geht unmittelbar über in das Epithel des Mundeinganges (Fig. 1, 8). Die radiären Nerven aber ver- einigen sich zu einem oralen Nervenringe, welcher zu dem Epithel des Mundeinganges in der gleichen Lagebeziehung steht wie die radiären Nerven zu dem Epithel der Tentakelrinnen. Auch dies sind nur Wieder- holungen der bereits von Antedon bekannten Verhältnisse. Anhangsgebilde des Wassergefässringes sind erstens die Mundten- takel, zweitens die Steincanäle. Die Mundtentakel kommen bei Rhizocrinus lofotensis nur in sehr beschränkter Zahl vor. Sars hat be- 4) M. Sars, 1. c.p. 17, Taf. IV, Fig. 90. 2) M. Sars, 1]. c. p. 47, Taf. IV, Fig, 86—94, 3) I. p-. 46, p. 85. 116 reits richtig erkannt und abgebildet, dass sich in einem jeden Interradius immer nur vier Mundtentakel befinden !). Bei der Mehrzahl der Indi-. viduen erhalten wir sonach 4x5 —= 20 Mundtentakel. Bei jenen aber), welche statt der regulären fünf Radien deren vier oder sechs oder in noch selteneren Fällen sieben ausgebildet haben, finden sich dem ent- sprechend 16 oder 24 oder 28 Mundtentakel. Bei Rhizocrinus besitzen die Mundtentakel, die sich im Allgemeinen nicht von den Tentakeln der Arme unterscheiden , Papillen, während ich an den Mundtentakeln des erwachsenen Antedon das Vorhandensein derselben an meinen Exempla- ren nicht zu constatiren vermochte. In Uebereinstimmung mit Ante- don entspringen auch die Mundtentakel des Rhicocrinus nicht gruppen- weise aus dem Wassergefässringe, etwa so wie die Tentakel der Arme aus dem radiären Wassergefässe, sondern isolirt nebeneinander. Eine gewisse Gruppirung der Mundtentakel kommt nun aber doch bei Rhizo- crinus zu Stande, jedoch in anderer Weise: dadurch nämlich, dass die vier Mundtentakel in jedem interradialen Bezirke in ungleichen Abstän- den von einander aus dem Wassergefässringe sich erheben. Die da- durch gegebene Anordnung der Mundtentakel ist eine solche, dass in einem jeden Interradialfelde die vier vorhandenen Tentakel in zwei Paare zerlegt werden, von denen ein jedes nahe an die nächst benach- barte Tentakelrinne gerückt ist. Es bleibt also zwischen den beiden Tentakelpaaren ein grösserer, der Mitte des Interradialfeldes entsprechen- der Zwischenraum übrig. Sars hat die hier geschilderte Anordnung der Tentakel in seiner Fig. 91, Taf. IV deutlich abgebildet. Derselbe hat ferner die beiden Tentakel eines jeden Tentakelpaares mit besonderen Benennungen belegt, indem er von jedem Paare den der Mitte des Inter- radialfeldes zunächst gelegenen als interradiären, den der nächsten Tentakelrinne benachbarten aber als radiären Tentakel bezeichnet. Diese Benennungen halte ich nicht für sehr glücklich gewählte, da ja auch die radiären Mundtentakel in den interradiären Regionen der Scheibe gelegen sind. Ueberdies liegt gar keine besondere Nöthigung vor, die Tentakel eines jeden Paares durch besondere Namen von ein- ander zu unterscheiden. Sie weichen in ihrem Baue nicht von einander ab, nur in ihren Dimensionen zeigen sie eine geringe Differenz, indem die interradiären stets kürzer sind als die radiären und auch nach Sars eine geringere Ausstreckungsfähigkeit besitzen. In Fig. 2 ist die Ueber- gangsstelle einer Tentakelrinne der Scheibe in dieMundumrandung abge- 4) M. Sans, 1. c. Taf. IV, Fig. 90, 94. 2) Sars fand unter 75 Exemplaren: 43 mit 5, 45 mit 4, 45 mit 6 und 2 mit 7 Radien. Die von PourrALks an der Küste von Florida gefischten Exemplare waren sämmtlich fünfarmig. 117 bildet. Wir erblicken dort links (ausgezeichnet) und rechts (durch punctirte Linien angedeutet) ein Paar Mundtentakel ; mit Ti ist in jedem Paare der interradiäre, mit Tr der radiäre Tentakel bezeichnet. Ausser den Mundtentakeln besitzt der Wassergefässring des Rhizo- erinus noch andere Anhangsgebilde, welche sich indessen nicht nach aussen erheben, sondern nach innen in die Leibeshöhle herabhängen. Es sind dies Organe, welche in den interradialen Bezirken in Gestalt runder, gleichmässig weiter Schläuche aus dem Wassergefässringe ent- springen, mit einem verhältnissmässig hohen Epithel ausgekleidet sind und an ihrem frei in die Leibeshöhle hängenden Ende eine Oeffnung besitzen (Fig. 8). Es kann bei der Uebereinstimmung in Bau und Lage- rung keinen Augenblick zweifelhaft sein, dass wir hier dieselben Zu- leitungsorgane des Wassergefässsystemes vor uns haben, die sich am Wassergefässringe von Antedon und Actinometra finden. Aus ver- gleichend-anatomischen Gründen habe ich dieselben dort geradezu als die Homologa der sog. Steincanäle anderer Echinodermen bezeichnet, und bin durch seither fortgesetzte Untersuchungen an Vertretern der anderen Echinodermenclassen zur vollen Ueberzeugung von der Richtig- keit dieser Auffassung gelangt. In einer späteren Abhandlung gedenke ich ausführlicher über diese Untersuchungen zu berichten !). Hier aber stehe ich nicht an, die erwähnten Schläuche am Wassergefässringe des Rhizoerinus, Steincanäle zu nennen. Auch die bei Pentacrinus, Antedon und Actinometra vorhandenen Poren in den interambulacralen Feldern, die Kelchporen, vermisst man bei Rhizocrinus nicht (Fig. 8), obschon sie hier weniger leicht auf- zufinden als dort. Es liegt dies erstens an den weit geringeren Dimen- sionen, dann aber auch vor allem daran, dass in einem jeden Inter- radialfelde nur ein einziger Porus vorhanden ist, während ja bei Ante- don ihre Zahl eine sehr grosse zu sein pflegt (bei Antedon rosaceus kommen auf der ganzen Scheibe circa 1500 Kelchporen vor). Bei regu- lären fünfarmigen Rhizocrinen finden sich also auf der ganzen Scheibe fünf Kelchporen. Es ist von besonderem Interesse, dass in dieser 4) Es wird dort der Nachweis geführt werden, dass wir bei den Zuleitungs- organen des Wassergefässsystemes der Echinodermen stets zwei Haupttheile streng auseinander halten müssen: den eigentlichen Steincanal, welcher dem Wasserge- fässringe anhängt (und für welchen wohl ein besserer Namen zu wählen ist) und zweitens das (mit Ausnahme der Holothurien) in der Haut gelegene Porensystem (oder bei manchen Formen den einzigen Porus) der sog. Madreporenplatte. Beide Haupttheile verbinden sich mit Ausnahme der Crinoideen durch ein meist histolo- ‚gisch differentes Zwischenstück, das man als einen dritten Theil der Zuleitungs- organe betrachten kann, welches aber genetisch wahrscheinlich mit dem zweiten _ Haupttheile.in engerer Zusammengehörigkeit steht. 118 Anzahl der Kelchporen (einen Porus auf jedes der fünf Interradialfelder) “s Rhizocrinus ein Verhältniss dauernd bewahrt, welches bei Antedon ein vorübergehender Jugendzustand ist. Wir wissen nämlich durch PErRIER, dass bei dem jungen Antedon nur ein Kelchporus in jedem Interradius vorhanden ist (PErrıer bezeichnet denselben allerdings irrthümlicherweise als ein Blindsäckchen)!). Entsprechend der geringen Zahl der Kelch- poren ist auch die Anzahl der Steincanäle bei Rhizocrinus eine be- schränkte. Während ich bei Antedon mindestens dreissig in jedem Interradius zählte, finde ich bei Rhizocrinus in einem jeden Interradius nur einen einzigen Steincanal. Wir haben also bei fünfstrahligen Indi- viduen im Ganzen fünf Kelchporen und fünf Steincanäle. Es ist höchst wahrscheinlich, dass bei den sechs- und siebenstrahligen, sowie den nur vierstrahligen, die Zahl der Kelchporen und Steincanäle eine ent- sprechend grössere, resp. kleinere ist. Wir kommen zu den weiter im Innern der Scheibe gelegenen Organen. Es sind drei wichtige Gebilde, die uns dort entgegentreten : der Darmcanal , die Leibeshöhle und das dorsale Organ mit den damit in Zusammenhang stehenden . Theilen. Was zunächst den Ver- dauungstractus betrifft, so ist dessen Anfangs- und Endöffnung von M. Sırs bereits hinreichend ausführlich geschildert worden. Be- merkenswerth ist, dass der After sich nicht röhrenförmig über das Niveau der ventralen Oberfläche der Scheibe erhebt. Ueber den Ver- lauf des Darmcanals haben wir bis jetzt keine Kenniniss. Die Unter- suchung hat nun ergeben, dass der Verlauf des Darmes ein ganz ähn- licher ist wie bei Antedon. Es beschreibt derselbe im Innern der Scheibe eine einzige Windung um die dorsoventrale Achse (Fig. 4, 7). Von dem centralen Munde steigt der Darm zuerst eine kleine Strecke weit abwärts, und wendet sich dann seitwärts; alsdann verläuft er in einer im Allgemeinen horizontalen Lage in einer Windung von links nach rechts (wenn man sich das Thier mit seiner Mundöffnung dem Be- obachter zugekehrt denkt). Bei dieser Windung bleibt der Darm nicht von gleichem Durchmesser, sondern erweitert sich sehr stark nach dem unteren Theile des Kelchraumes, so dass dieser fast gänzlich von der Darmaussackung ausgefüllt wird (Fig. 6). Sobald der Darm nach zu- rückgelegter Windung wieder in demjenigen Interradius angekommen ist, in welchem er die senkrechte Richtung seines Anfangsstückes ver- lassen hatte, wendet er sich wieder aufwärts, legt sich mit seinem End- abschnitte sogar ein wenig über den Beginn seiner Windung und mündet dann in der Afteröffnung nach aussen. Die Aussackungen an 4) PERRIER, ]. c. p. 42. | 119 der inneren (der dorsoventralen Achse zugekehrten) Seite des Darmes, welche sich bei Antedon finden und dort von W. B. CGARPENTER!) als eine Leber vermuthungsweise bezeichnet werden, fehlen dem Darm des Rhizocrinus gänzlich. So zeigt sich denn auch hinsichtlich des Darm- tractus bei Rhizocrinus im Allgemeinen zwar Uebereinstimmung mit Antedon, im Einzelnen aber eine grössere Einfachheit der Organisation. Letzteres gilt auch von der Leibeshöhle. Dieselbe ist hier wie bei Antedon von bindegewebigen Zügen durchsetzt, welche vom Darme zur Körperwand oder von einer Darmwindung zur anderen hinziehen. Auch das nachher zu betrachtende dorsale Organ wird wie bei Antedon von Bindegewebssträngen in seiner Lage festgehalten. Niemals aber erhalten die Bindegewebszüge in der Leibeshöhle des Rhizocrinus eine so starke Entwicklung, dass sie wie beim erwachsenen Antedon einen bis auf bestimmte Stellen allseitig geschlossenen Sack um die Darmwindung (Eingeweidesack) bilden. In dem pentacrinoiden Jugendstadium des Antedon fehlt gleichfalls der Eingeweidesack 2). Wie bei Antedon setzt sich auch bei Rhizocrinus die Leibeshöhle der Scheibe fort in diejenige der Arme, welch’letztere wir oben als radiäre Leibeshöhle von jener unter- schieden. In Fig. 1 ist der Zusammenhang der Leibeshöhle der Scheibe mit derjenigen des Armes in der linken Hälfte der Abbildung angedeutet. Aus den Kalkstücken des Kelches erhebt sich das dorsale Organ und steigt bis zur Umgebung des Mundes empor, woselbst es in einer mir nicht ganz klar gewordenen Weise endigt; nur vermuthungsweise wage ich die Meinung auszusprechen, dass es sich dort in ein Gefäss- geflecht, welches den Mundeingang umgiebt, auflöst. Die Lagerung des dorsalen Organes im Innern der Scheibe ist eine ganz bestimmte. Dieselbe lässt sich aber an dem durch die dorsoventrale Achse geführten Längsschnitte (Fig. 1) nicht erkennen, da das erwähnte Organ, sobald es sich am Boden des Kelches aus den Kalkgliedern des letzteren erhebt und in die Leibeshöhle eintritt, von der senkrecht aufsteigenden Rich- tung ablenkt und einen schiefen Verlauf einschlägt. Um diesen genau e zu verfolgen, ist es nöthig, Serien von horizontalen Schnitten durch die | Scheibe zu studiren. Die Abbildungen solcher Schnitte (Fig. 3, 4,5, 6, 7) sind alle derselben Schnittserie entnommen und kehren ihre obere, ventrale Seite dem Beobachter zu. In Fig. 5 sehen wir bereits, wie das dorsale Organ von dem senkrechten Verlaufe (Fig. 3, 4) abbiegt und sich in der Richtung eines Interradius von der dorsoventralen Achse ent- fernt. Noch stärker ist diese Ablenkung in einem weiter aufwärts 4) W. B. CArPENTER, On the Structure, Physiology and Development of Antedon rosac. Proceed. Roy. Soc. No. 166. 4876. p. 246. 2) Vergl. W. B. CARPENTER, |. c. 120 folgenden Schnitte (Fig. 6) zu bemerken. Durch die fast den ganzen Kelchraum zwischen den ersten und zum Theil noch den zweiten Radialien ausfüllende Darmaussackung wird das dorsale Organ ganz zur Seite gedrängt. In Folge dessen sehen wir dasselbe in dem gleichen interradialen Bezirke, nach welchem es schon in der Fig. 5 hinstrebte, fast dicht der Körperwand anliegend, in einem engen, dort zwischen Darmaussackung und Körperwand übrig gebliebenen Abschnitte der Leibeshöhle. In demselben Interradius verbleibt nun das dorsale Organ in den ventralwärts folgenden Schnitten; nur seine Annäherung an die Körperwand (Fig. 6) wird nicht bewahrt, sondern es schiebt sich der Enddarm zwischen das dorsale Organ und die Körperwand (Fig. 7). Bezüglich der feineren Structur des dorsalen Organes war es mir an meinem Material nicht möglich zu einer genaueren Kenntniss derselben durch sichere Beobachtungen beizutragen. - Betrachten wir nunmehr das dorsale Organ in seinem Verhalten im Innern der Kalkglieder des Kelches. Aus der Leibeshöhle kommend durchsetzt es in senkrechter Richtung, genau in der dorsoventralen Achse, die aus verkalktem Bindegewebe bestehende Ausfüllungsmasse zwischen den umgebildeten und nach innen gedrängten Basalien (Fig. 1, 3,4,5) und tritt dann in das oberste verdickte Stengelglied ein (Fig. 1). Bevor ich sein Verhalten daselbst näher zu schildern versuche, muss ich meine Auffassung der den Kelch zusammensetzenden Kalkstücke er- örtern, da ich bezüglich eines nicht unwesentlichen Punctes anderer Meinung bin als M. Sırs. Die Differenz unserer Ansichten bezieht sich auf die Frage, welche Stücke des Kelches als umgewandelte Basalia anzusehen seien. Wie bekannt ist, hat W. B. Carpenter !) den Nachweis geliefert, dass die bei der pentacrinoiden Larve des Antedon rosaceus zuerst vor- handenen fünf interradiären dorsalen Kalkstücke, die Basalia, im Ver- laufe der weiteren Entwickelung von den sich ausbildenden Radialien immer mehr nach innen gedrängt und sich dort schliesslich beim er- wachsenen Thiere in sehr reducirter Form in Gestalt der sogenannten Rosette wiederfinden. Es liegt nun bei den weitgehenden Ueberein- stimmungen zwischen Rhizocrinus und dem Pentacrinus-Stadium des Antedon nahe anzunehmen, dass auch hier ein derartiger Verschiebungs- und Umbildungsprocess der Basalia stattfinde, obgleich wir die Entwick- lungsgeschichte des Rhizocrinus noch nicht durch directe Beobachtungen kennen gelernt haben. Es fragt sich also, in welchem Theile des Kelches beim erwachsenen Rhizocrinus man die umgebildeten Basalia zu suchen 4) W. B. CARPENTER, Researches on the Structure, Physiology and Development of Antedon rosaceus I. Philos. Transact. Vol. 156. 1866. 121 habe. Sars!) ist derMeinung, dass das in meinen Abbildungen (Fig. 1,3, 4) - mit BF bezeichnete Kalkstück der Rosette des Antedon gleichzusetzen sei. Von den dieses Stück umgebenden Theilen rechnet er die fünf Stücke B (Fig. 1, k, 5) zu den ersten Radialien R/, welche selbst nach aussen überwachsen sind von dem verdickten obersten Stengelgliede St; . Nun aber fällt es mir an meinen Präparaten auf, dass die Stücke B, welche nach Sırs zu den ersten Radialien gehören und integrirende Theile derselben sein sollen, nicht radiär, wie es nach der Sars’schen Auffassung sein müsste, sondern interradiär liegen, so nämlich, dass stets die Mittellinie eines jeden Stückes B in die Trennungsebene zweier aneinanderstossender Radialien fällt. Sars hat also, was ja bei der engen Aneinanderlagerung und Verwachsung der hier in Betracht kommenden Theile und den geringen von ihm angewendeten Vergrösse- rungen erklärlich ist, die in Rede stehenden Stücke B unrichtig begrenzt; er hat die linke Hälfte eines jeden Stückes B mit der rechten Hälfte des nächstanstossenden Stückes als ein einziges radiär gelegenes Kalkstück betrachtet, welches zu dem unter und nach aussen von ihm gelegenen ersten Radiale gehöre. Sind aber, wie ich das an meinen Präparaten hinreichend sicher zu erkennen glaube, die Kalkstücke B anders abzu- grenzen, so nämlich, dass ihre Trennungslinien zugleich die Mittellinien der Radialien sind, so können sie auch genetisch nicht wohl mit ihnen zusammengehören. Es scheint mir demnach die einzig befriedigende Auslegung der Stücke B die zu sein, dass man sie als nach innen ver- schobene und in ihrer ursprünglichen Gestalt veränderte Basalia auffasst. Da nun ferner die von den Basalien umschlossene Kalkmasse BF bei ihrer deutlichen Abgrenzung von jenen nicht zu ihnen gerechnet und etwa als verschmolzenes centrales Ende derselben angesehen wer- den kann, so fragt es sich, ob sich eine andere Deutung dafür finden lässt, nachdem die Sırs’sche Auffassung (der in ihr die umgewandelten Basalien sieht) durch Obiges unhaltbar geworden sein dürfte. Es scheint mir nun nicht schwer eine Deutung der Kalkmasse BF zu finden, wenn wir zum Vergleich die Verhältnisse heranziehen , welche Antedon dar- bietet. Dort ist derjenige Abschnitt des dorsalen Organes, welcher zwischen den nach innen gedrängten ersten Radialien aufsteigt, von Bindegewebszügen umgeben, die zum grössten Theile verkalkt sind, und zwar um so mehr, je weiter man dorsalwärts hinabschreitet. Aus solchen verkalkten Bindegewebszügen kann man sich nun auch das Kalkstück BF bei Rhizocrinus entstanden denken, wobei man dann allerdings eine so bedeutende Entwicklung von verkalkendem Binde- 4) Sars, ]. c. p. 42, 122 gewebe zwischen den Basalien des Rhizocerinus annehmen muss, dass dadurch alle Fortsetzungen der Leibeshöhle, die ja ursprünglich zwi- schen die Basalien hinabgereicht hat, ausgefüllt wurden. Es spricht sehr für diese Ansicht, dass nach oben das Kalkstück BF sich unmittel- bar fortsetzt in maschenbildende Bindegewebsstränge, die den Boden des Kelches einnehmen und das dorsale Organ daselbst umgeben (Fig. 5). Auch noch eine andere Erwähnung spricht für die Richtigkeit der hier gegen Sırs vertretenen Auffassung des Kalkstückes BF und der Kalk- stücke B. Wäre die Ansicht von Sars richtig, so hätten wir hinsichtlich der Rückbildung und Lageverschiebung der Basalia bei Rhizocrinus ein weit vorgeschritteneres Stadium als bei Antedon, während, wenn meine Ansicht die richtige ist, die Umbildung der Basalia bei Rhizocrinus nicht so weit gediehen ist wie bei Antedon; sie sind noch als fünf getrennte Stücke erkennbar und noch nicht wie bei Antedon zu einem einzigen unge- tbeilten Stücke verschmolzen. Letztere Auffassung entspricht dem Character der Gesammtorganisation des Rhizocrinus, den man im Ver- gleich mit Antedon geradezu einen embryonalen nennen könnte, offen- bar mehr als die Erstere. Denkbar wäre es allerdings, dass die starke Entwicklung des obersten in die Zusammensetzung des Kelches hinein- gezogenen Stengelgliedes, welches Basalien und erste Radialien von unten und aussen umwächst und nach innen drängt, bei Rhizocrinus eine weitergehende Umbildung der Basalia zur Folge gehabt habe als bei Antedon. Dann aber (wenn man also mit Sırs die Kalkmasse BF als umgewandelte Basalia ansieht) fehlt es an jeder haltbaren Deutung der interradiären Stücke B. Ich glaube demnach, so lange nicht die Entwicklungsgeschichte des Rhizocrinus widersprechende Resultate ergiebt, berechtigt zu sein die Stücke B als Basalia, das Stück BF aber als verkalkte bindegewebige Ausfüllung des ursprünglich zwischen die Basalia reichenden Abschnittes der Leibeshöhle anzusprechen. Kehren wir nach dieser Auseinandersetzung über die den Kelch zusammensetzenden Kalkstücke zurück zu dem dorsalen Organ. Wir haben dasselbe verlassen, als es in das oberste Stengelglied eintrat. Dort angekommen bildet es durch Erweiterung von fünf peripherisch und radiär gelegenen Gefässen ein fünfkammeriges Organ in ganz ähnlicher Weise wie bei Antedon. Fig. I zeigt uns einen Längs- schnitt, Fig. 9 einen Querschnitt durch das gekammerte Organ !). Die 4) W. B. Carpenter (welcher gleichfalls Untersuchungen an Rhizocrinus lofoten- sis, sowie auch an anderen gestielten Crinoideen angestellt, aber bis jetzt noch nicht veröffentlicht hat) scheint nach einer gelegentlich der Mittheilung seiner Beobach- tungen an Antedon gemachten Aeusserung irrthümlicher Weise die Existenz des ge- kammerten Organs bei den gestielten Crinoideen in Abrede zu stellen. Supplemental Ama 123 - fünf Kammern sind so um den centralen Achsenstrang angeordnet, dass sie sich gegenseitig eng berühren; den Achsenstrang indessen berühren sie nicht unmittelbar, sondern bleiben von demselben durch einen ihn rings umgebenden Raum getrennt. Die Structur der Kammerwände zeigt keine bemerkenswerthe Differenz von Antedon. Bezüglich seiner Ge- sammtform aber ist das gekammerte Organ von anderer Gestalt als bei Antedon. Dort hat es eine Form, die man etwa mit einer abgeplatteten Kugel vergleichen könnte. Bei Rhizocrinus aber ist es von birnförmiger Gestalt, mit dem breiteren Ende nach oben gerichtet, mit dem schmäleren Ende aber sich in den Stengel fortsetzend. Der Achsenstrang scheint nicht aus einer grösseren Zahl von Gefässen zusammengesetzt zu sein, sondern nur einen einzigen Hohlraum zu besitzen. In den Stengel setzt sich, wie gesagt, das gekammerte Organ fort und zwar betheiligt sich an dieser Fortsetzung nicht nur der Achsenstrang, sondern auch die Kammern. Die Letzteren verengern dorsalwärts ihr Lumen immer mehr und werden so zu fünf Gefässen, welche rings um das Gefäss des Achsenstranges gelagert sind. So tritt also das dorsale Organ in, Gestalt von sechs Gefässen in den Stengel ein; eines dieser sechs Gefässe verläuft in der dorsoventralen Achse des Thieres, die fünf andern liegen um dasselbe herum und sind ebenso wie die Kammern aus denen sie hervorgingen radiär angeordnet. In den Stengelgliedern findet sich keine unmittelbare seitliche Berührung der fünf radiär gelegenen Gefässe mehr vor, sondern sie sind unter sich, wie von dem centralen durch einen kleinen Zwischenraum getrennt (Fig. 10). Das centrale Gefäss besitzt in seiner Wandung fünf dicke sich in Karmin stark färbende Fasern !) welche sich nicht unterscheiden von Fasern der Ligamente zwischen den Kalkgliedern des Stengels. In dem centralen Gefäss sowohl als in den fünf peripherischen liegen in meinen Präparaten Gebilde, die vielleicht zellige Elemente der Ernäh- rungsflüssigkeit sind, aber nicht deutlich als solche erkennbar waren. Von der Gefässachse der Stengelglieder gehen Gefässe ab in die Ranken. In jedem Cirrhus fand ich in der Achse der Kalkglieder der- selben verlaufend nur ein meist mit zelligen (?) oder körnig geronnenen Note to a Paper »On the Structure etc. of Antedon«. Proceed. Roy. Soc. No. 169. 1876. p. 3 (Sep.-Abr.): »in the pedunculate Crinoids, as in the early Pentacrinoid stage of Antedon, there is no ventricular dilatation,, the solid radial cords directly arising from the axis«. Der hier eitirte Artikel W. B. CArPENTER’S ist neuerdings un- verändert abgedruckt in Annals and Mag. Nat. Hist. 4. Ser. Vol. 19. Febr. 4877. 4) Diese Fasern hat Sars bereits beobachtet wie aus seiner Angabe |. c. p. 7 hervorgeht: »le canal de laxe (de la tige) est rempli d’un cordon mou, qui semble renfermer des fibres longitudinales assez fortes, semblables a celles des ligaments. 124 Elementen gefülltes Gefäss; ich vermochte aber nicht sicher zu ent- scheiden, ob dies Gefäss des Cirrhus aus dem centralen oder aus einem der fünf peripherischen Gefässe der Gefässachse des Stengels stammt. Der Nachweis, dass beim Rhizocrinus lofotensis in dem einfachen Centraleanal des Stengels sechs Gefässe nebeneinander verlaufen, ist von grosser Bedeutung für die Erklärung der Verhältnisse, die sich bei vielen fossilen Grinoideen finden. Es wird dadurch verständlich weshalb wir dort so häufig einem fünflappigen Gentralcanal der Sten- gelglieder begegnen. Der Stengel umschloss, so dürfen wir annehmen, auch bei den fossilen Formen nicht einen einzigen Canal, sondern in den einen Fällen, bei fünflappigem Nahrungscanal, gleich dem Rhizo- crinus einen centralen und fünf den fünf Ausbuchtungen des Gentral- canals entsprechende peripherische Ganäle, in den andern Fällen, bei vier- oder dreilappigem Nahrungscanal, ausser dem centralen noch vier resp. drei peripherische Ganalräume. Wo wir aber bei fossilen Formen einen nicht ausgebuchteten, sondern einfach gerundeten Gentralcanal finden, haben wir deshalb kein Recht anzunehmen, dass dort auch nur ein einziger Canal im lebenden Thiere verlief, sondern es ist die grössere Wahrscheinlichkeit, dass auch dort sechs Ganäle (fünf peri- pherische um einen centralen geordnet) vorhanden waren. Mit der vor- hin gegebenen Erklärung des verschiedenartig ausgebuchteten Gentral- canals des Stengels vieler fossilen Crinoideen steht auch die Orientirung jener Ausbuchtungen im besten Einklang. Wie z. B. aus den von L. ScuuLtze!) gegebenen Abbildungen und Schematen erhellt, sind die Ausbuchtungen in den typischen Fällen in welchen ihrer fünf am Gentralcanal vorhanden sind, radiär gerichtet, also genau so, wie die peripberischen CGanäle in der Gefässachse des Stengels des Rhizocrinus. Das gekammerte Organ ist mit einer Fasermasse umgeben, die hier jedoch nicht so stark entwickelt ist wie bei Antedon. Von einer dünnen Lage dieser Fasermasse wird auch die Fortsetzung des gekam- merten Organes in den Stengel eine Strecke weit umhüllt. Ich habe bereits in meinen Beiträgen zur Anatomie der Grinoideen darauf hin- gewiesen, dass das Vorkommen dieser Fasermasse rings um die Cirrhen- gefässe des Antedon gegen die Ansicht W. B. Carrenter’s spricht, wel- cher in ihr ein motorisches Nervensystem erblickt; denn wir kennen bis jetzt keine Muskeln an den Cirrhen und es ist also auch nicht denk- bar, dass bei deren Mangel dennoch ein motorischer Nerv zur Aus- 4) Lupwie SchuLtzE, Monographie der Echinodermen des Eifler Kalkes. Denk- schriften der k. Akademie d. Wissenschaften zu Wien. Math.-Natw. Classe. 4867. Bd. XXVI. 2. Abih. p. 143—330. Mit 43 Taf. p. 141, Schema des Phimoerinus; p- 465, Schema des Rhodocrinus. Vergl. ferner die Figuren der Tafeln, 195: . bildung gekommen sei. Nicht minder scheint mir nun auch das Vor- kommen der Fasersubstanz in den Stengelgliedern des Rhizocrinus der Ansicht Carrenter’s Schwierigkeiten zu bereiten. Es ist sowohl von Sırs als von Acassız am lebenden Thiere constatirt worden !), dass der Stengel nicht willkürlich bewegt wird. Muskeln fehlen, wie die Untersuchung zeigt, hier ebenso gut wie bei Pentacrinus?) zwischen den Stengelgliedern. Ich kann mir schlechterdings nicht denken, was ein motorischer Nerv in dem Stengel soll, wenn keine Muskeln da sind, die er bewegen könnte. Von der Fasermasse welche das gekammerte Organ umgiebt gehen Faserstränge ab, welche in interradiärer Richtung verlaufen (Fig. 1, 9, 18). Sars hat irrthümlicher Weise angegeben, dass dieselben radiär gerichtet seien. In Fig. 45 der Sars’schen Abhandlung sind zwei dieser Stränge (oder richtiger der Canäle im Kalkstück, welche die Stränge beherbergen) gezeichnet. Nach Text und Tafelerklärung sollen die genannten Canäle (Stränge) in die Radien eintreten und direct über- gehen in die Achsencanäle (Achsenstränge) der Kalkglieder der Arme. Thatsächlich aber verhält sich die Sache anders. Die von dem gekam- merten Organ abgehenden Faserstränge sind interradiär gerichtet. Das gleiche Verhalten findet sich wie an einem anderen Orte ausführlich erörtert wurde, auch bei Antedon 3) und ist von Beyrıca bei Encrinus liliiformis und, was für den Vergleich mit Rhizocrinus noch wichtiger ist, auch bei Apiocrinus ) nachgewiesen worden. Wir dürfen es jetzt also wohl als den Grinoideen überhaupt gemeinsam bezeichnen, dass die von dem gekammerten Organ ausgehenden Faserstränge interradiär ge- richtet sind. Bei Encrinus und Antedon treten die interradiären Faser- stränge in die Basalia, gabeln sich daselbst, dann gehen die Gabeläste in die untersten Radialien, verbinden sich hier durch Commissuren und verfolgen dann ihre weitere Bahn durch die Radien, Arme und Pinnulä. 4) G.O.Sırs richtete sein besonderes Augenmerk auf die Frage, ob Rhizocrinus seinen Stengel willkürlich zu bewegen im Stande sei. Aber das Resultat seiner Be- obachtungen war ein negatives »Malgre toute mon attention il ne m’a &t& possible de decouvrir aucun mouvement independant de la tige«. Nur passiv werde der Stengel durch die Strömungen des umgebenden Wassers und ähnliche Einwirkun- gen hin und her bewegt und gebogen. Diese Beobachtungen von G. O. Sars sind mitgetheilt beiM. Sars, 1. c. p. 33. Die gleichfalls am lebenden Thiere angestellten Beobachtungen von A. Acassız theilt PourTAL&s (l. c. p. 29) mit: »I have not been able to detect any motion in the stem traceable to contraction «. 2) cf. Jon. MüLLer, Ueber den Bau des Pentacrinus. p. 487. 3) I. p. 61 sqq. 4) BEyRıcH, Ueber die Crinoideen des Muschelkalks. Abhdlgn. d. k. Akad. zu Berlin. 4857. p. 21. 126 Bei Rhizocrinus ist das Verhalten der Faserstränge ein einfacheres. Sie verlaufen, wie gesagt, zunächst interradiär (vergl. Fig. 1, 9, 18) und verbinden sich dann in den untersten Radialien durch Commissuren, ohne dass vorher eine Gabelung stattgefunden hätte (Fig. 3). Aus dem von den Gommissuren gebildeten Ringe entspringen dann in radiärer _ Richtung die Faserstränge, welche die Radialien und weiterhin die Kalkglieder der Arme und Pinnulä durchziehen. In Fig. 18 habe ich diesen im Vergleich mit Antedon und Encrinus sehr einfachen Verlauf schematisch dargestellt; die feineren Linien bedeuten die Grenzen der Kalkglieder, die dunkleren Linien aber die Faserstränge. Schliesslich möchte ich noch in Kürze auf die Frage eingehen, wie wir das Gentrodorsalstück des Antedon und der übrigen freilebenden Crinoideen im Vergleich zu dem Stengel der gestielten Formen aufzufassen haben. Hinsichtlich der Kalkstücke des Centrodorsales müssen wir bei Antedon daran festhalten, dass es bis jetzt nicht gelungen ist, auf irgend eine Weise dasselbe als zusam- mengesetzt aus mehreren eng verbundenen Kalkstücken, die dann den Stengelgliedern zu vergleichen wären, zu erweisen. Wir können das Kalkstück des Gentrodorsale also auch nicht als eine zusammengedrängte Masse mehrerer oder zahlreicher obersten Stengelglieder betrachten, sondern dasselbe nur gleichsetzen dem einen obersten Stengelgliede, welches bei Rhizocrinus verdickt ist und an der Bildung des Kelches bedeutenden Antheil nimmt. Anders aber gestaltet sich die Sache, wenn wir von den Weichtheilen und den Anhangsgebilden ausgehend das Gentrodorsale des Antedon mit dem Stengel des Rhizocrinus vergleichen. Wir können dann die Verhältnisse des Rhizoerinus nur so auf die- jenigen des Antedon beziehen, dass wir die sämmtlichen Wirtel der Cirrhengefässe, die bei Rhizocrinus in weiten Abständen aus der Ge- fässachse des Stengels entspringen, immer näher zusammengerückt den- ken, so dass sie schliesslich in ihrer Gesammtheit eine unmittelbar unter dem gekammerten Organ gelegene, dicht gedrängte Masse von Gefässen darstellen, die bei Antedon !) in fünf radiär gerichtete Gruppen, welche zusammen eine Sternfigur bilden, angeordnet sind. Die Gefässachse des Stengels des Rhizocrinus wird also mitsammt den davon ausgehen- den Cirrhengefässen bei dem ausgebildeten Antedon durch die in dem Gentrodorsale, unterhalb des gekammerten Organes gelegene Summe der Cirrhengefässursprünge vertreten. Aus dieser Auffassung folgt ohne weiteres die Gleichwerthigkeit der Cirrhen am Gentrodorsale des Ante- don mit denjenigen am Stengel der gestielten Crinoideen, welche auch 4) I. p. 68, 69. 127 durch die Uebereinstimmung im Baue beider Gebilde dargethan wird. Wollen wir die Beziehung des Gentrodorsale der ungestielten Grinoideen zu dem Stengel der gestielten kurz ausdrücken, so können wir sagen, das Centrodorsale ist ein zusammengedrängter, oberer Stengelab- schnitt), in welchem das verkalkte Gewebe keine Sonderung in unter- einandergelegene Glieder erfahren hat. III. Allgemeine Bemerkungen. Indem ich dazu übergehe, die mitgetheilten Beobachtungen über den Bau des Rhizocrinus lofotensis mit Hinsicht auf einige allgemeinere Puncte nochmals zu überblicken , möchte ich an erster Stelle die grosse Uebereinstimmung hervorheben, die sich in den anatomischen Verhält- nissen dieses gestielten Grinoideen mit denjenigen der ungestielten For- men zu erkennen giebt. Alle wichtigen Organisationsverhältnisse , die wir bei Antedon und Actinometra kennen gelernt haben, sehen wir bei Rhizocrinus wiederkehren. Da ich auf diese Uebereinstimmung überall an den betreffenden Stellen des speciellen Theiles dieser Abhandlung hingewiesen habe, so brauche ich hier nur kurz daran zu erinnern, dass weder das Wassergefässsystem mit seinen Anhangsgebilden und den Kelchporen,, noch das Nervensystem, dass weder der Darmcanal noch auch das dorsale Organ mit den damit in Zusammenhang stehen- den Theilen (gekammertes Organ, Faserstränge und Cefässe), dass ferner weder die Geschlechtsorgane, noch auch die Leibeshöhle wesentliche Differenzen mit den ungestielten Crinoideen darboten. Im Allgemeinen trat uns überall die gleiche Organisation wie bei Antedon entgegen, nur in einer grösseren Einfachheit in den Einzelheiten. Von ganz beson- derem Interesse ist es, dass sich in einigen Puncten mit Bestimmtheit nachweisen liess, dass die anatomischen Verhältnisse des Rhizocrinus von den höher entwickelten Antedonarten in ihrer Jugend durchlaufen werden und es nicht nur der Besitz eines Stengels ist durch welchen das pentaerinoide Jugendstadium des Antedon mit dem dauernd ge- stielten Rhizocrinus übereinstimmt. Dass auch hinsichtlich der Form der Skeletstücke des Stengels und ihrer Verbindung mit einander eine überraschende Aehnlichkeit zwischen Rhizocrinus und dem pentacrinoi- den Stadium des Antedon (spec. des Antedon Sarsii) besteht, hat M. Sars ausführlich dargethan, auf dessen betreflende Erörterung ich verweise ?). - Wenn wir uns auf Grund der mitgetheilten Thatsachen eine Ansicht 4) Ich sage oberer Stengelabschnitt im Gegensatz zu dem unteren zur Aus- bildung gelangten Stengelabschnitt, welcher den Stiel des Pentacrinus - Stadiums bildet. 2) Sans, ]. c. p. 3 sqq. 128 von der Verwandtschaftsbeziehung zwischen den gestielten und unge- stielten Grinoideen bilden wollen, so kann es nur die sein, dass die gestielten Formen die älteren, die ungestielten aber die jüngeren sind. Diese Ansicht ist keine neue, aber sie erhält durch die genauere Erfor- schung der Anatomie unserer Thiere neue und wesentliche Stützen. Auch kann ich nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass an der Hand der mitgetheilten Beobachtungen an Rhizocrinus, sowie der früher mit- getheilten an Antedon und Actinometra, sowie ferner der Untersuchun- gen von ÜARPENTER, Sars und Tnomson, die Grinoideen ein ausgezeich- netes Beispiel sind für den Parallelismus zwischen der Entwicklungs- geschichte der Individuen und der Entwicklungsgeschichte der Arten. Erklärung der Abbildungen. B, Basale, Bi, Bindegewebszüge in der Leibeshöhle, BF, verkalkte bindegewebige Füllungsmasse zwischen den Basalien, CD, Dorsalcanal, CV, Ventralcanal, D, Darm (Munddarm), D', Magendarm, D", Enddarm, DO, dorsales Organ, E, Epithel der Tentakelrinnen und des Mundeinganges, F, Fasermasse um das gekammerte Organ (und dessen Fortsetzung in den Stengel), F', radiärer Faserstrang, F”, interradiärer Faserstrang, G, Genilalstrang, KW, Körperwand, L, Leibeshöhle, Lr, radiäre Leibeshöhle, N, Nervenring, Nr, radiärer Nerv, 0, Orale, P, Kelchporus, Pa, Papillen der Tentakel, \ 129 RI—RIII, erstes bis drittes Radiale, Sp, Saumplättchen, St, Steincanal, St,, erstes (oberstes) Stengelglied (= CD, Centrodorsale), St,, zweites Stengelglied, T, Tentakel, Ti, interradiärer Tentakel, Tr, radiärer Tentakel, W, Wassergefässring, Wr, radiäres Wassergefäss. Die Erklärung der übrigen Buchstaben findet sich bei den einzelnen Figuren. Tafel V. Fig. A. Verticaler Längsschnitt durch die Scheibe; 440/1. K, Kammern des gekammerten Organs, A, der Achsenstrang des gekammer- ten Organs, Fo, Fortsetzung des gekammerten Organs mit allen seinen Theilen in den Stengel. "Die punctirten Linien deuten die Grenzen der mit dem obersten Stengel- gliede verschmolzenen ersten Radialien, Basalien und der centralen, ver- kalkten Ausfüllungsmasse an, vergl. Fig. 3 und 4. Fig. 2. Ein Abschnitt des Peristoms von aussen (von der Ventralseite) gesehen ; die einzelnen Theile der Figur bei verschiedener Einstellung des Mikroskops; 480/A. M’, Längsmuskelfasern in der Wand des Wassergefässringes, M, Längs- muskelband in der ventralen (oberen) Wand des radiären Wassergefässes, a und 5, rechter und linker Rand der Tentakelrinne der Scheibe. Die linke Seite der Figur bis 4 bei höchster Einstellung des Mikroskopes ge- zeichnet, von 4 bis 2 bei mittlerer, von 2 bis zum rechten Rande der Figur bei tiefer Einstellung. Fig. 3—7. Ausgewählte Horizontalschnitte aus einer Schnittserie durch die Scheibe ; die Schnitte folgen der Nummer nach von unten (dorsal) nach oben (ventral) - und sind von der oberen (ventralen) Fläche gezeichnet; 45/1. C, Commissuren zwischen den radiären Fasersträngen, M, Muskel zwischen RI und RII. Fig. 8. Interradiärer Verticalschnitt durch das Peristom ; 380/4. DE, Darmepithel. Fig. 9. Horizontalschnitt durch das gekammerte Organ; 180/4. K, Kammern, A, Achsenstrang. Fig. 40. Horizontalschnitt durch eines der obersten Stengelglieder ; 180/1. A, Achsenstrang, K’, Fortsetzung der Kammern, Z,Zwischenräume zwischen K', Stx, Kalkmasse eines der oberen Stengelglieder. Tafel VI. Fig. 41. Querschnitt durch einen Arm nahe an der Basis desselben ; 480/1. Fig. 42. Querschnitt durch einen Arm ungefähr in der Mitte seiner Länge; der Schnitt geht durch die zwischen zwei Armgliedern gelegene Muskelgruppe ; 480/4. Fig. 14. Querschnitt durch einen Arm; der Schnitt geht mitten durch ein Armglied; 480/A. Fig. 45. Querschnitt durch eine Pinnula; 180/4. don > Fig. 43. Aus einem Querschnitt durch einen Arm; die ventralen. 1 stärkerer Vergrösserung; 380/1. . Cu, Cuticula des Epithels der Tentakelrinne, M, nöigekrotene L kelband in der ventralen Wand ge uassenspfüssep) M', Muse Fig. 16. Aus einem verlicalen seitlichen Längsschnitt ok . Bei /eine Tentakelgruppe aufgeschnitten,, bei // eine ebensolche von aı gesehen. M, Muskelband in der dorsalen Wand der seitlichen, zur takelgruppe tretenden Ausbuchtung des ars Deses, K,die 2 des Armes. elaneee €. "Wand zwischen vonlea und Detksleandl. Fig. 48. Schema des Verlaufes der Faserstränge in den Kalkstücken de ches; Erklärung im Texte. x Ueber bewegliche Schalenplatten bei Echinoideen. Mit Tafel VII. Es ist allgemein die Ansicht verbreitet, und wir finden sie in allen Hand- und Lehrbüchern der Zoologie und vergleichenden Anatomie vor- getragen, dass für die Echinoideen die unbewegliche, feste Verbindung der Skeletplatten characteristisch sei. Nur einige wenige, gleich zu er- örternde Fälle werden als Ausnahmen erwähnt. Im Folgenden soll nun gezeigt werden, dass bei einer ganzen Familie der Echinoideen sich zwischen bestimmten interambulacralen Platten ein Muskelapparat be- findet, durch welchen dieselben gegeneinander, wenn auch nicht sehr ausgiebig, bewegt werden können. Bevor ich meine darauf bezüglichen Beobachtungen mittheile, möchte ich diejenigen vereinzelten Fälle auf- führen, in welchen man von beweglichen Skelettafeln spricht, und daran einige kritische Bemerkungen knüpfen. Es kommen hier in erster Linie fossile Formen in Betracht. Jon. Mürıer beschrieb im Jahre 1856!) einen merkwürdigen Echi- niden aus dem Eifeler Kalke, den er Lepidocentrus eifelianus nannte. Zu dieser Gattung zählen ferner die beiden Arten Lepidocentrus rhena- nus Beyrich und L. Mülleri Schultze?). Die Gattung selbst gehört wegen der in mehr als der Zweizahl vorhandenen interambulacralen 4) Jos. MüLLer, Ueber neue Echinodermen des Eifeler Kalkes. Abhandlg. der Berliner Akad. d. Wiss. 1856. p. 258. Ueber ein Echinoderm mit schuppenförmigen Tafeln und Echinidstacheln im Eifeler Kalk. 2) Vergl. Lupwie ScuuLtze, Monographie der Echinodermen des Eifler Kalkes, Denkschriften d. k. Akad. d. Wissensch. Wien. Math.-Natw. Cl. 4867. Bd. XXVI. 2, Abth. p. 113—930. p. 424 sqq. Taf. XII. 132 Plattenreihen in die Ordnung der Perischoechinidae M’Coy und ist ins- besondere characterisirt durch die dachziegelförmige Uebereinander- lagerung der interambulacralen Platten. Aus diesem Uebereinander- greifen der Ränder der Platten hat man auf eine Beweglichkeit der Platten selbst geschlossen. Auch bei anderen Vertretern der Perischo- echiniden findet sich dieselbe schuppen- oder dachziegelförmige Ueber- einanderlagerung und zwar nicht nur der interambulacralen, sondern auch häufig der ambulacralen Platten. So z. B. bei den Gattungen Pholidocidaris Meek & Worthen, Lepidesthes Meek & Worthen, Lepide- chinus Hall, Lepidocidaris Meek & Worthen!). Der Schluss, dass bei diesen fossilen Formen die Platten beweglich waren, wird gewöhnlich gerechtfertigt durch den Vergleich mit den Platten in dem Peristom der lebenden Cidariden, woselbst sie in ähnlicher Weise schuppenförmig übereinandergreifen und einen biegsamen Apparat dar- stellen. Noch mehr aber wurde die Verbindungsweise der Platten jener Perischoechiniden verständlich als durch Gruse 2), Tuomson?) und Asassız?) lebende reguläre Echiniden bekannt wurden, welche dieselbe Bildung ihrer Platten und dadurch eine in allen Theilen biegsame Schale besitzen. Diese Formen bilden die Gattung Asthenosoma Grube, von welcher bis jetzt zwei Arten, A. hystrix A. Ag. und A. varium Grube, aufgefunden sind. Die Gattung gehört in die Familie der Diadematidae?) und besitzt als unterscheidendes Merkmal eine weiche biegsame Schale, deren Be- weglichkeit dadurch zu Stande kommt, dass die Platten sowohl der Ambulacra als der Interambulacra zum Theil von weicher unverkalkter Haut ausgefüllte Zwischenräume zwischen sich lassen, zum anderen Theile aber sich dachziegelförmig übereinander lagern und dadurch einer 4) Ich citire nach der von Lov£n gegebenen Zusammenstellung der Perischo- echiniden. S. Loven, Etudes sur les Echiniodees. Kongl. Svenska Vetenskaps- Akademiens Handlingar. Band 44. No. 7. Stockholm 4874. p. 39 sqq. Ausser den Perischoechiniden findet sich die schuppenförmige Anordnung der Platten auch noch bei einer Form aus der Kreide: Echinothuria floris Woodward; The Geologist VI. London 4863. p. 327, pl. XVII. 2) GrusE,, Jahresberichte der schlesischen Gesellsch, für vaterl. Cultur 4867, p. 42; mir nicht zugänglich. 3) Preliminary Report of the Scientific Exploration of the Deep Sea in H.M. S. Porcupine. Proceedings Roy. Soc. London. Vol. XVII. 4869/70. p. 450. 4) A. Acassız, Revision ofthe Echini. Illustr. Cat. Mus. Comp. Zool. Cambridge. No. VII. 4872—1874. p. 272 sqq., p. 422 sq. Pl. 11°, Fig. 1—5; Pl. XXIV, Fig. 14; Pl. XXXVII, Fig. 7—9. 5) A. Acassıc folgt neuerdings dem Vorschlage W. Tnuonson’s, indem er für Asthenosoma und die fossile Gattung Echinothuria Woodward eine eigene Familie der Echinothuridae bildet. Illust. Cat. Mus. Comp. Zool. Cambridge. No. VII, Results of the Hassler Expedit. I. 4874. p. 3 sqg. Pl. II, Fig. 4, 2. 133 gegenseitigen Verschiebung fähig sind. Endlich hat neuerdings Love!) gezeigt, dass schuppenähnliches Uebereinandergreifen der Plattenränder auch bei bestimmten interambulacralen Platten (wenn auch nur an einem sehr beschränkten Theile des Plattenrandes) bei lebenden Spatan- giden vorkommt. Er beschreibt dies Verhalten von einzelnen Platten der paarigen Interambulacrä bei Spatangus, Brissopsis und Echino- cardium ?). Die hier von fossilen und lebenden Formen aufgeführten Fälle sind alle, bei welchen, so weit meine Kenntniss reicht, ein dachziegelförmiges Uebereinandergreifen der Platten beschrieben worden ist. Wenn man nun aber aus dieser Anordnung der Platten den Schluss zieht, dass sie beweglich seien, so vermag ich dieser Schlussfolgerung nicht ohne Weiteres beizustimmen. Wir müssen hier wohl unterscheiden zwischen einer Bewegung der Platten, welche dadurch zu Stande kommt, dass die Haut, in welche sie eingelagert sind, einem Drucke von innen oder aussen nachgiebt, und zweitens einer Bewegung, die durch Muskeln hervorgerufen wird, welche von einer Platte zur andern gehen und dieselben einander zu nähern oder von einander zu entfernen vermögen. Im ersteren Falle folgen die Platten der passiven Bewegung, welche die Haut, in die sie eingebettet sind, erfährt, im zweiten Falle aber findet eine Veränderung ihrer Lage zu einander durch die active Gontraction oder Erschlaffung eines zwischen ihnen angebrachten Muskelapparates statt. Nur in dem letzteren Falle ist es angebracht, von beweglichen Platten zu sprechen, während wir in dem ersteren Falle es doch nur mit einer theils durch eine unvollständige Ausbildung der Platten, theils durch die Art der Verbindung derselben ermöglichten Biegsamkeit des Perisoms zu thun haben. Wir unterscheiden dann also zwischen Beweglichkeit und Biegsamkeit und verlangen für bewegliche Skelet- theile den Nachweis eines Muskelapparates. In allen oben angeführten Fällen ist nun nirgends bis jetzt die Exi- stenz besonderer Muskeln zwischen den Platten nachgewiesen worden. Die fossilen Formen kommen hier selbstverständlich nicht unmittelbar in Betracht; wenn sich aber herausstellt, dass in jenen Fällen, in welchen bei lebenden Arten die Platten in ähnlicher Weise gelagert sind wie bei den fossilen, keine Muskeln zwischen ihnen sich finden, so sind wir be- rechtigt anzunehmen, dass auch bei ihnen keine eigentliche Beweglich- keit der Platten, sondern nur eine Biegsamkeit der ganzen Schale vor- handen war. Da ich keine Gelegenheit habe, Exemplare der Gattung Asthenosoma 4) 1. 6.64. 2) Loven, l. c. Pl. 36, Pl. 37, Pl. 39. 134 zu untersuchen, so beschränken sich meine Beobachtungen auf die bei- den anderen Fälle, in welchen wir schuppenförmiges Uebereinander- greifen der Platten kennen. Es sind das erstens die Platten in dem Peristom der Cidariden und zweitens eine bestimmte Anzahl Platten in den paarigen Interambulacren der Spatangiden. In beiden Fällen konnte ich keine Muskeln zwischen den einzelnen Platten auffinden. Unter der Voraussetzung, dass sich in dieser Hinsicht, bei der grossen Ueberein- stimmung in der Form und Lagerung der Platten, Asthenosoma nicht anders verhält!) als das Peristom der Cidariden, bin ich demnach der Ansicht, dass man bei allen jenen lebenden und fossilen Echinoideen, bei welchen man in dem ganzen Perisom oder auch nur einem Theile desselben schuppenförmige Uebereinanderlagerung der Platten be- obachtet hat, mit vollem Rechte von einer Biegsamkeit des Perisoms spricht, es aber vermeiden sollte, von beweglichen Platten zu reden. Kommt nun eine eigentliche Beweglichkeit der Plat- ten, welche vermittelt wird durch einen von einer Platte zur anderen gehenden Muskelapparat überhaupt bei Echinoideen vor? Oderist der Mangelderselben, dasich die oben angeführten Ausnahmen als nur scheinbare erwiesen haben, für die Echinoideen im Gegensatz zu den Asteroideen und Grinoideen ein durchgreifendes Merkmal? Bei dem augenblicklichen Stande unserer Kenntnisse müssen wir jene Frage verneinen, diese aber bejahen; denn wir haben bis jetzt in keinem Falle durch Muskeln bewegliche Schalenplatten bei Echinoideen kennen gelernt. Im Folgenden soll aber nunmehr gezeigt werden, dass sich in Wirklichkeit bewegliche Schalenplatten bei einer ganzen Familie der Echinoideen finden, jene Fragen also umgekehrt zu beantworten sind. Zuerst entdeckt wurde der zu schildernde Muskelapparat bei wohl- erhaltenen Exemplaren des Schizaster canaliferus Lam. von Triest, welche ich auf ganz andere Fragen hin untersuchte, worüber ich bei einer späteren Gelegenheit berichten werde. Ich fand dort, nachdem ich das Thier von der Bauchseite geöffnet und die in dem hinteren, un- paaren Interradius gelegenen Weichtheile entfernt hatte, dass daselbst diejenigen Platten, welche unmittelbar über dem Periproct gelegen sind, da wo sie in der Medianlinie des Interradius von rechts und links her zusammenstossen, auf ihrer nach dem Körperinnern schauenden Seite einen Muskelapparat besitzen (Fig. 3). Des Näheren verhält sich der- 4) In den vorliegenden Beschreibungen des Asthenosoma werden nirgends Muskeln zwischen den Platten erwähnt. Il. cc. 135 selbe bei der genannten Art folgendermassen: Er erstreckt sich von dem oberen Rande des Periproctes der Mittellinie des Interradius folgend gegen den Apex hin, erreicht den letzteren jedoch nicht, sondern endigt fast in derselben Entfernung von ihm, in welcher die beiden benach- barten, hinteren Ambulacra die petaloide Gestalt annehmen. Denjenigen Bezirk des hinteren unpaaren Interradius, welcher zwischen Apex und Periproet gelegen ist, wollen wir den ano-apicalen nennen. In diesem ano-apicalen Abschnitt sind es nun die drei zumeist analwärts gelegenen Plattenpaare, die durch den Besitz des Muskelapparates ausgezeichnet sind. Wie die Abbildung zeigt, stellt sich der Muskelapparat in Gestalt eines Streifens dar, durch welchen die Verbindungslinie der beiden interradialen Plattenreihen eine Strecke weit verdeckt wird. Der Mus- kelstreifen hat eine durchschnittliche Breite von 4 Mm. und verschmälert sich von seiner unmittelbar über dem Periproct gelegenen breitesten Stelle an nur unbedeutend gegen den Apex hin, um endlich über der Verbindungslinie des dritten superanalen Plattenpaares zu verschwin- den. Die Messungen, welche an einem 42 Mm. langen Individuum an- gestellt wurden, ergaben für die Länge des ano-apicalen Abschnittes des hinteren Interradius 19 Mm., für die Länge des Muskelstreifens 12 Mm. Schon bei schwacher Loupenvergrösserung ist es leicht, den Ver- lauf der den Muskelstreifen zusammensetzenden Muskelfasern zu er- kennen. Dieselben sind quer zur Verbindungslinie der beiden inter- radialen Plattenreihen gerichtet, unter einander aber parallel (vergl. die Abbildungen). Jede Muskelfaser entspringt (Fig. 5) in einiger (0,5 Mm.) Entfernung von dem medianen Rande einer Platte und setzt sich, die mediane Verbindungslinie der Platten überbrückend, an die gegenüber- liegende Platte in derselben Entfernung von deren medianem Rande fest. Die genauere histiologische Untersuchung lässt keinen Zweifel darüber, dass wir es hier wirklich mit Muskeln zu thun haben, die den an anderen Orten vorkommenden Muskeln, z. B. den Muskeln, welche die Stachel bewegen, durchaus gleichen. Dem Verlauf der medianen Verbindungslinie der Interradialplatten entsprechend zeigt auch der Muskelstreifen einige sehr unbedeutende Biegungen nach rechts und links. Nach innen, in den Hohlraum des Kör- pers, springt der Muskelstreifen nicht leistenförmig vor, sondern er liegt in einer Rinne derjenigen Platten, an die er sich ansetzt. An der Bildung dieser Rinne betheiligen sich die betreffenden Platten in gleicher Weise. Fig. 5 stellt einen Querschnitt durch die beiden zunächst über dem Periproct gelegenen Platten und den Muskelstreifen dar und demonstrirt die so- eben besprochenen Lageverhältnisse, Beachtenswerth ist auch, dass die 10* 156 beiden Platten an ihrer medianen Verbindung nicht schuppenförmig übereinandergreifen, sondern mit geraden Flächen zusammenstossen. Nachdem der beschriebene Muskelapparat bei Schizaster canaliferus einmal entdeckt war, fragte es sich, ob sein Vorkommen auf diese Form beschränkt sei oder nicht? Soweit die Vorräthe unserer Sammlung, die mir auch diesmal wieder durch die Güte des Herın Prof. Enters zur Verfügung standen, es gestatteten, suchte ich diese Frage zu beant- worten und gelangte dabei zu dem Resultate, dass derselbe Muskel- apparat bald mehr, bald weniger entwickelt, wahrscheinlich allen Spatangiden zukommt; wenigstens vermisste ich ihn bei keiner der von mir untersuchten Spatangidenart. Bei Echinocardium cordatum Gray (Nordsee) ist der Muskelstreifen nicht über sechs, sondern nur über vier Platten ausgedehnt (Fig. %). Bei einem 35 Mm. langen Exemplare maass die Länge des ano-apicalen Abschnittes des hinteren Interradius 13 Mm., die Länge des Muskel- streifens 4 Mm. Die Verkürzung des Muskelstreifens bei Echinocardium cordatum im Vergleich zu demjenigen des Schizaster canaliferus findet an seinem apicalen Ende stalt, mit seinem analen Ende hingegen er- reicht derselbe auch hier , ganz ebenso wie bei Schizaster, den oberen Rand des Periproctes. Maretia planulata Gray (Chinasee) besitzt den Muskelstreifen gleich- falls. Auch hier beginnt er am oberen Rande des Periproctes und er- streckt sich von dort aus, allmälig schwächer werdend, über die mediane Verbindungslinie der vier apicalwärts zunächst folgenden Platten (Fig. 2). Das untersuchte Exemplar ist 52 Mm. lang, die Ent- fernung des Apex vom oberen Rande des Periproctes beträgt 34 Mm., die Länge des Muskelstreifens 6 Mm. Auch dem schon so häufig untersuchten Spatangus purpureus Leske (Nordsee) mangelt der Muskelstreifen nicht. Merkwürdigerweise ist er aber auch hier bis jetzt stets übersehen worden. Auch hier wiederum am oberen Rande des Periproctes beginnend, erstreckt er sich über die mediane Verbindungslinie der nächsten sechs Platten (Fig. 4). Länge des untersuchten Exemplares 68 Mm. ; Länge des ano-apiealen Ab- schnittes des hinteren Interradius 45 Mm.; Länge des Muskelstreifens 15 Mm.!). 4) Da Maretia wohl nicht mit Unrecht von Asassız (Revision of the Echini) nur als ein Subgenus von Spatangus angesehen wird, bei Maretia planulata aber nur vier Platten, bei Spatangus purpureus hingegen deren sechs durch den Muskel- streifen mil einander verbunden sind, so glaube ich vermuthen zu dürfen, dass die Ausdehnung des Muskelstreifens überhaupt innerhalb der Gattung keine constante ist. Um über diese Vermuthung hinauszukommen, ist die Untersuchung eines aus- gedehnieren Materials, als es mir zu Gebote steht, unerlässlich. a Kr 137 Ausser den genannten vier Arten, konnte ich das Vorhandensein des Muskelstreifens ferner constatiren bei Meoma grandis Gray (= Kleinia nigra A. Ag.), Brissus carinatus Gray und Metalia sternalis Gray (— Xanthobrissus Garettii A. Ag.). Bei letzterer Art war eine genaue Beobachtung der Ausdehnung des Muskelstreifens nicht möglich wegen des zu schlechten Erhaltungszustandes des mir vorliegenden Exemplares; die beiden erstgenannten Arten aber liessen aus Rücksicht auf das Interesse der Sammlung nur eine sehr beschränkte Untersuchung zu, doch konnte festgestellt werden, dass auch bei ihnen der Muskelstreifen unmittelbar über dem Periproct seinen Anfang nimmt. Im Ganzen konnte ich also bei sieben Arten, welche eben so viele Gattungen aus der Familie der Spatangidae repräsentiren, einen Muskelapparat zwischen den beiden Plattenreihen des hinteren unpaaren Interradius nachweisen. Stets beginnt der streifenförmige Muskelapparat dicht über dem oberen Rande des Periproctes und erstreckt sich von da je nach der Art verschieden weit gegen den Apex, den er jedoch in den beobachteten Fällen niemals er- reicht. \ Die untersuchten Arten vertheilen sich in der Familie der Spatan- giden, wenn wir uns an die Eintheilung von A. Acassız in seiner Revi- sion of the Echini halten, in der Weise, dass in die Subfamilie Anan- chytidae keine, in die Subfam. Spatangina drei (durch welche die Hälfte der hierhin gehörigen Gattungen repräsentirt werden), in die Subfam. Leskiadae (einzige Gattung und Art Palaeostoma — Leskia mirabilis Loven) keine, in die Subfam. Brissina vier (durch welche ein Drittel der hierhin gehörigen Gattungen vertreten werden) gehören. Nach den nach- her zu erwähnenden paläontologischen Befunden ist es mir zweifellos, dass man auch bei den Ananchytidae den Muskelapparat finden wird. Wenn wir also einstweilen von der noch nicht hinreichend bekannten Leskia mirabilis absehen, so können wir den Muskelapparat als eine allen Spatangiden zukommende Einrichtung bezeichnen. Bei den übrigen Echinoideen habe ich den Muskelapparat bis jetzt nirgendwo auffinden können, selbst aus der den Spatangiden nächststehenden Familie der Cassidulidae untersuchte ich ein Exemplar von Rhyncho- pygus pacificus A. Ag. vergebens darauf. In Folge dessen ist es mir höchst wahrscheinlich, dass das Vorkommen des Muskelapparates auf die Spatangidae beschränkt ist. Es ist leicht begreiflich, dass wenn der Muskelapparat überhaupt functioniren soll, die ligamentöse Verbindung der betreffenden Platten eine weniger feste sein muss, als dies bei den übrigen Schalenplatten 138 meistens der Fall ist !). Ueberdies liegt der Muskelstreifen in einer Rinne der Platten, letztere sind also über dem Muskelstreifen dünner als sonst (Fig. 5). Daraus folgt, dass an todten Thieren, an welchen der Muskelstreifen ausmacerirt ist, die Schale der Lage jenes Streifens entsprechend eine grössere Zerbrechlichkeit zeigen muss. Mit dieser Forderung seht ein Verhalten im Einklange, welches sich sehr häufig bei fossilen Spatangiden findet, jedem Paläontologen wohl be- kannt ist, bis jetzt aber keine Erklärung gefunden hat. Man trifft näm- lich bei fossilen Spatangiden sehr oft, bei sonst bestem Erhaltungszu- stande, die Schale oberhalb des Periproctes in der Mittellinie des ano- apicalen Abschnittes des unpaaren Interradius aufgebrochen, oder wenigstens die Platten von rechts und links um ein Geringes überein- ander verschoben. In der hiesigen paläontologischen Sammlung, deren Durchsicht mir die Freundlichkeit des Directors derselben , Herrn Prof. K. v. Srrsacn, gestattete, fand ich neben andern besonders folgende Exemplare, welche das erwähnte Verhältniss deutlich zeigen: Hemiaster bufo Guv.; alle Platten in fester Verbindung erhalten, nur oberhalb des Periproctes ist die Schale bis gegen das Ende der benachbarten Ambulacra petaloidea aufgebrochen. Periaster Fourneili Desh; die Schale klafft über dem Periproct weit auseinander. Der Spalt nimmt aber gegen den Apex hin an Weite ab um endlich sich ganz zu schliessen. Aehnlich verhalten sich Exemplare von Cardiaster ananchytis D’ Orb., Micraster breviporus und cor anguineum Ag., Holaster marginalis Ag., Hemipneustes radia- tus Ag. Alle bis jetzt genannten Arten gehören der Kreideformation an. Aus dem Tertiär zeigten mehrere Schizaster und Spatangus das gleiche Verhalten. Auch bei Ananchytes ovata Lmk (Kreide) fand ich den hinteren Interradius über dem Periproct aufgebrochen, während die Schale in allen übrigen Theilen wohl erhalten war. Auf diese Beobachtung gründet sich meine oben ausgesprochene Ansicht, dass man auch bei lebenden Ananchytiden den Muskelapparat finden werde. Welche Function hat der Muskelapparat, den wir jetzt in weiter Verbreitung bei lebenden und fossilen Spatangiden kennen gelernt 4) Bei allen Echinoideen, bei welchen die Platten nicht vollständig mitein- ander verwachsen sind, sondern mit deutlich erkennbaren Rändern aneinander- stossen, werden sie durch, wenn auch sehr kurze, Ligamente verbunden, welche aus demselben Gewebe bestehen, das wir in reicherer Entwicklung zwischen den Stengel- und Cirrhengliedern der Crinoideen finden, woselbst Jon. MüLLEr es als elastische Interarticularsubstanz (Ueber den Bau des Pentacrinpus cap. Med. Abh, Berl. Ak. 1844. p. 194) ausführlich beschrieben hat, Auch bei den Asteroideen und Holothurioideen kommt dasselbe Gewebe vor. 139 haben? Wenn sich die Muskelfasern contrahiren, so werden dadurch die beiden interradialen Plattenreihen nach dem Körperinnern hin sich einander nähern. Ermöglicht ist diese Bewegung durch die elastischen Fasern, welche die aneinanderstossenden Ränder der Platten mit ein- ander verbinden. Diese Faserligamente wirken gleichzeitig als Antago- nisten des Muskelstreifens. Sehr ausgiebig kann indessen, wie aus der ganzen Anordnung der in Betracht kommenden Theile hervorgeht, die Bewegung der Platten wohl nicht sein. Was für ein Zweck durch die ganze Einrichtung erreicht wird, weiss ich nicht. Morphologisch ist der beschriebene Muskelapparat der Spatangiden nicht ohne Interesse, denn er zeigt erstens, dass fernerhin für die Echi- noideen der Mangel von Muskelverbindungen zwischen den Kalktafeln des Perisoms nicht mehr als charakteristisches Merkmal angegeben wer- den kann; zweitens aber wird durch ihn bewiesen , dass auch bei den Echinoideen eine Ringmuskulatur des Körpers, die wir in reichster Ent- wicklung bei den Holothurien wiederfinden , zur Ausbildung gelangt ist, wenn auch nur in sehr beschränkter Ausdehnung. Göttingen, 26. Febr. 1877. Erklärung der Abbildungen. Tafel VII. In Fig. 1—4 bedeutet A den Apex, P das Periproct und M den Muskelstreifen. Fig. 4. Von Spatangus purpureus. Ansicht des ano-apicalen Abschnittes des hinteren Interradius, von innen gesehen, rechts und links von dem Interradius je eine Hälfte des anstossenden Radius; am Apex die vier Genitalporen und der im hinteren Interradius gelegene Stützapparat angedeutet; angedeutet sind im Peri- proct die beiden obersten Platten desselben. Natürl. Grösse. Fig. 2. Dieselbe Ansicht von Maretia planulata. Der apicale Apparat ist in dieser und den beiden folgenden Abbildungen nicht eingetragen. Die Platten des Periproctes sind angedeutet; in beiden anstossenden Radien sind beide Platten- reihen gezeichnet. Natürl. Grösse. Fig. 3. Von Schizaster canaliferus in doppelter Grösse. Fig. 4. Von Echinocardium cordatum in doppelter Grösse. Fig. 5. Querschnitt durch den hinteren Interradius von Schizaster canaliferus durch das erste superanale Plattenpaar. 25/4. Ss, S, das Schalenplattenpaar, das bei a mit geraden Rändern zusammenstösst und dort durch elastische Fasern mit einander verbunden ist; M, der quer zu seiner Längsrichtung, aber parallel zu dem Verlauf seiner Fasern ge- troffene Muskelstreifen. Ueber Rhopalodina lageniformis Gray und die darauf gegründete Classe Diplostomidea Semper. Mit Tafel XII. Seitdem die Rhopalodina lageniformis von J. E. Gray!) nach dem im Besitze des Britischen Museums befindlichen Exemplare oberflächlich beschrieben worden war, ist sie nur noch ein einziges Mal Gegenstand der Untersuchung gewesen. SenPper?) hat nämlich in seinem Holo- thurienwerke eine genaue Schilderung des äusseren und inneren Baues dieses räthselhaften Echinoderms gegeben und auf Grund seiner Be- obachtungen sich veranlasst gesehen, die Rhopalodina allen anderen Echinodermen gegenüber zu stellen und für sie eine besondere neue Classe der Diplostomidea (5. Classe des Kreises der Echinodermata) zu bilden. Die Ergebnisse, zu welchen Senper hinsichtlich des Baues des uns hier beschäftigenden Thieres gelangte, sind in Kürze die Folgenden 3): »Mund, After und wahrscheinlich auch die einfache Geschlechts- öffnung im Centrum des einen Poles der radiären Anordnung; von den bis zum anderen entgegengesetzten Pole laufenden Radialgefässen ge- hört die eine Hälfte dem Schlund, die andere dem Enddarm an; Bivium und Trivium fehlen, und die Radien stellen sich symmetrisch zu einer 4) J. E. Gray, Description of Rhopalodina, a new form of Echinodermata. Ann. and Mag. Nat. Hist. 2. Ser. Vol. XI. 4853. p. 304—302. 2) C. SemPEr, Reisen im Archipel der Philippinen. 11. 4. Holothurien. Leipzig 1868. p. 159, 193, 252—258. Taf. 40. Fig. 12—26. 3) l. c. p. 257—258. 4A 142 durch Mund und After bestimmten Ebene.« (Dies sind die Merkmale der neuen Classe.) »Körper kugelig mit langem den Schlund und Enddarm auf- nehmenden Stiel. Mund und After an der Spitze des Stieles; an ersterem 10 (?) gefiederte Tentakel, an diesem 40 radiale Papillen und 5 interradiale Spitzen. 10 an zwei verschiedenen, dem Darm und Schlund angehörenden Kalkringen beginnende Radien, welche erst in der zweiten Hemisphäre des kugeligen Hinterkörpers Ambulacra ent- wickeln; in jedem der letzteren eine doppelte Reihe kleiner Füsschen. Am Anfang des Enddarms 4 Lungen. Darmwindungen bilden eine Spirale und eine doppelte Schlinge. Der Kalkring des Schlundes be- steht aus 40 unregelmässigen, der des Darmes aus 10 sehr regelmässig gebildeten Stücken. Ein einfacher Geschlechtsgang zwischen Darm und Schlund ; die Geschlechtstheilbasis am Anfang des Stieles mit sehr zahl- reichen kleinen Follikeln. Blutgefässsystem? Am Wassergefässring des Schlundes 2 Porı’sche Blasen. Steincanal?« (Dies die Diagnose der Gat- tung und Art.) Sehen wir für einen Augenblick ab von dem Verhalten der Radien, so finden wir in allen übrigen Theilen der Rhopalodina Verhältnisse, die sich unmittelbar an die der Holothurien anreihen lassen. Semrer hat dies bereits ausführlich dargelegt und gezeigt, dass weder hinsichtlich der Körperwand, noch der inneren Organe: Verdauungscanal, Wasser- lungen, Geschlechtsorgane, Rhopalodina sich wesentlich vom Baue einer Holothurie entfernt. Indem ich bezüglich dessen auf die Ausführungen des genannten Forschers verweise, möchte ich in dieser Abhandlung nur den einen, aber wichtigsten Punct in der Organisation der Rhopa- lodina ins Auge fassen, der den Anlass gegeben hat für dieses Thier eine besondere Classe aufzustellen. Es ist dies die eigenthümliche An- ordnung des Wassergefässsystemes. Nach Semper sind zehn Radialgefässe vorhanden, von denen fünf aus einem den Munddarm umkreisenden Ringgefässe entspringen, die fünf anderen aber in der Umgebung des Afters ihre Entstehung nehmen. Nachdem diese zehn Radialgefässe den stielförmigen Theil des Körpers durchlaufen, gelangen sie auf den kugeligen Haupttheil des Thieres, woselbst sie sich in ziemlich gleichen Abständen meridianartig anordnen und schliesslich am unteren Pole des Thieres (wenn wir dasselbe mit dem Stiele nach oben gerichtet denken !) aufeinander treffen. Hier, in dem unteren Körperpole, sollen alle zehn Radialgefässe endigen ohne mit einander in irgend welche Verbindung zu treten. Vergleicht man nun- 4) Wie das Thier im Leben orientirt ist, wissen wir bis jetzt nicht, { a Ba ea 143 mehr den unteren Pol der Rhopalodina mit dem aboralen (analen) Pole der Holothurien oder dem aboralen Pole eines Echinoideen, das obere Ende des Stieles aber, wo sich Mund und After nebeneinander finden mit dem oralen Pole einer Holothurie oder eines Echinus, so haben wir ein Echinoderm vor uns, welches erstlich zehn Radien besitzt und bei welchem zweitens Analöffnung und Mundöffnung in einem und dem- selben Pole der radiären Anordnung gelegen sind. Bei keinem einzigen anderen Echinoderm kommt ein solches Verhalten vor und so scheint Senper völlig im Recht zu sein, wenn er daraufhin für Rhopalodina die Classe der Diplostomidea gründet. Je länger ich mich aber mit der Morphologie der Echinodermen be- schäftigte , desto lebhalter wurden meine Bedenken gegen die Diplosto- midea. Ich las die Szmeer’sche Schilderung des wunderbaren Thieres wiederholt; aber meine Zweifel wurden dadurch nicht beseitigt, son- dern bestärkt. Während Senper die übrige Organisation in allen wesent- lichen Puncten genau schildert, vermisste ich eine sichere Klarstellung gerade desjenigen Punctes, auf den es hier vor allen Dingen ankommt. Fallen die Pole der Radien wirklich zusammen mit den Polen der flaschenförmigen Gestalt des Körpers? Wird diese Frage bejaht, so giebt es in der That Diplostomideen, d. h. Echinodermen, bei welchen die beiden Hauptöffnungen des Körpers, Mund und After, in demselben Pole der radiären Anordnung liegen und die sich dadurch, bei aller sonstigen Uebereinstimmung mit den Holothurien, so sehr von jeglichen anderen bekannten Echinodermen entfernen, dass man, einstweilen wenigstens, nicht im Stande ist sie auf jene zurückzuführen. Wird aber jene Frage verneint, stellt es sich also heraus, dass der untere Pol des kugeligen Körpertheiles sowie das obere Ende des Stieles nicht zugleich die Pole der Radien darstellen, so bleibt die Möglichkeit offen, die Rho- palodina auf das Schema einer Holothurie auch in Anbetracht ihrer Radien zurückzuführen, womit dann von selbst die Aufstellung der Glasse Diplostomidea hinfällig würde. Dass man das Verhalten der Radialgefässe amı oberen Ende des Stieles (oberen Körperpol) nicht vergleichen kann mit dem Verhalten, welches die Radialgefässe anderer Echinodermen an ihrem oralen Pole zeigen, geht aus Semper’s eigenen Beobachtungen hervor. Sollte der obere Körperpol, der Mund und After umschliesst, wirklich homolog sein. dem oralen Pole der Radien anderer Echinodermen, so müssten sämmtliche' zehn Radialgefässe sich dort zu einem diesen Pol umkreisen- den Ringcanal vereinigen. Dies thun sie aber, wie Semper selbst gezeigt hat, nicht, sondern nur deren fünf münden in einen Ringcanal, der nicht Mund' und After, sondern den Mund allein umgiebt; die fünf an- 44* 144 deren aber ordnen sich ohne eine Verbindung mit jenen oder unterein- ander einzugehen um den Enddarm. Wie aber verhalten sich die zehn Radialgefässe an dem unteren Körperpole? Endigen sie hier wirklich alle zehn ohne miteinander in Verbindung zu treten, wie SEMmPER angiebt, oder vereinigen sie sich mit- einander und in welcher Weise? Gerade diese Frage, in der sich alle meine Bedenken gegen die Diplostomidea sammelten, fand ich in SEMPER’S Schilderung nicht scharf erörtert. Immer mehr wurde ich zu der An- sicht gedrängt, dass das Räthsel der Rhopalodina zu lösen sei durch die nähere Untersuchung des Verhaltens der Radialgefässe an dem un- teren Körperpole und ich legte, geleitet von vergleichend anatomischen Anschauungen, die Lösung, wie ich sie vermuthete, in eine schematische Figur nieder, welche ich bereits Ende des vergangenen Jahres Herrn Prof. EuLers demonstrirte. Ob aber meine Vermuthung, soviel Wahr- scheinlichkeit sie auch für mich selbst hatte, durch die Thatsachen be- wahrheitet werde, das konnte nur die Beobachtung zeigen. Herr Prof. SEMPER hatte nun vor wenigen Tagen die mich sehr zu Dank verpflich- tende Freundlichkeit mir das von ihm selbst zergliederte Exemplar auf meine Bitte hin zur Untersuchung des fraglichen Punctes zu übersen- den. Glücklicherweise war gerade diejenige Körperstelle, auf welche es ankam, also der untere Pol, noch unversehrt und mit Spannung machte ich mich an die Untersuchung. Als Resultat ergab sich die Erkenntniss, dass diezehn Radial- gefässe am unteren Körperpole nicht, wie SEmpEr meinte, endigen, sondern paarweise ineinanderübergehen. Jedes der fünf Radialgefässe, die vom Munde kommen, setzt sich fort in eines der fünf Radialgefässe, welche vom Enddarme herkommen. Rhopalo- dinahatalso nicht zehn Radien, sondern nur fünf, die in- dessen durch ihren eigenthümlichen Verlauf den Anschein erwecken, als seien es zehn. Meine Vermuthung bewahrheitete sich so vollständig, dass ich jetzt, nachdem ich das Thier untersucht, die Skizze, die ich vor Monaten angefertigt, durchaus unverändert veröflentlichen kann (Fig. 5). An dem ausgeschnittenen und ausgebreiteten Hautstücke, welches den unteren Körperpol umschliesst, lässt sich sowohl an der Anordnung der Füsschen und ihrer Ampullen als auch an den den Radialgefässen entsprechenden Längsmuskelstreifen erkennen, dass die Radialgefässe nicht im unteren Körperpole endigen, sondern in der Weise paarweise ineinander übergehen wie es in Fig. 5 schematisch dargestellt ist. Ganz besonders deutlich lässt sich dies an dem in Fig. 5 mit / bezeichneten Radius erkennen, der in gerader Linie durch den unteren Körperpol hindurchgeht. Etwas mehr Mühe macht es sich davon zu überzeugen, 145 dass auch die Radien // und IV, III und V in der in der Figur ange- gebenen Weise an den unteren Körperpol herantreten, nicht um dort zu endigen, sondern nur um dort umzubiegen. Senmper hat gezeigt, dass an dem Stiele die Radien sich so ordnen, dass sich fünf um den Munddarm, die fünf anderen um den Enddarm gruppiren. Eine der betreffenden Abbildungen Senrer’s habe ich in Fig. 4 copirt. Die Radien sind mit römischen Ziffern bezeichnet. Die beiden Radien /, liegen einander so gegenüber, dass eine sie verbin- dende Linie mitten durch Munddarm, Genitalgang und Enddarm geht und den Querschnitt halbirt. Die übrigen Radien ordnen sich links (IT, IV, IV, II) und rechts (III, V, V, 1II) von der Halbirungslinie in symmetrischer Weise an. Denkt man sich durch die Halbirungslinie des Stielquerschnittes eine senkrecht auf die Ebene des Querschnittes gestellte Ebene, so wird durch diese Ebene der ganze Stiel in zwei symmetrische Hälften zerlegt. Gehen wir nun vom Stiele auf den kugeligen Theil des Körpers über, so erhebt sich die Frage, welche von den anscheinend zehn Radien sind die Fortsetzungen der Radien J/, durch welche die Symmetrieebene des Stieles geht? Das unter- suchte Exemplar liess auch diesen Punct mit aller Sicherheit fest- stellen. Die Radien / des Stieles sind dieselben, welche sich am unteren Körperpole geradlinig in einander fortsetzen (Fig. 5 I, I). Auch am unteren Körperpole wird durch die Radien J eine Symmetrieebene der radiären Anordnung bestimmt. Wie sich die Radien II, IV, III, V des Stieles an dem unteren Körperpole verhalten, wird besser als durch lange Worte aus einer Betrachtung der Fig. 4 und 5 ersichtlich. In Fig. 4 ist das Thier so gestellt, dass die links von der durch den Radius / (vergl. Fig. I) bestimmten Symmetrieebene gelegene Körper- hälfte dem Beschauer zugekehrt erscheint. Der Rand der Figur wird also mit Ausnahme des oberen Stielendes von dem Radius / eingenom- men. Von den übrigen vier Radien erblickt man die beiden linken J/ und IV. Die beiden rechten //I und V liegen auf der abgewandten Seite, sind also.nicht sichtbar. In Fig. 5 sieht man von aussen auf den unteren Körperpol, links vom Beobachter liegen die beiden linken Radien, rechts die beiden rechten. Aus dem durch diese beiden Figuren erläuterten Verlaufe der Radialgefässe wird nun auch ohne Weiteres verständlich, in welcher Weise die anscheinend zehn Radien, die man auf dem Querschnitt des Stieles antrifft, paarweise zusammengehören. Die fünf Radialgefässe um den Enddarm sind dieselben, welche den Munddarm umgeben. Die Figuren 2 und 3 zeigen, wie sich jetzt, nachdem sich ergeben, dass Rhopalodina nicht zehn , sondern nur fünf Radialgefässe hat, dass 146 ferner ihr unterer Körperpol nicht zugleich der eine (aborale) Pol der radiären Anordnung ist, diese merkwürdige Thierform auf das Schema einer Holothurie zurückführen lässt. Wer sich mit Holothurien beschäftigt, weiss, dass bei manchen Gucumarienformen alle Exemplare, die man zur Hand bekommt, eine mehr oder minder beträchtliche Vorwölbung der Bauchseite (oder besser des Triviums, da bei Cucumarien Bauchseite und Rückenseite nicht sonderlich verschieden sind) besitzen !). An derartige Formen knüpfe ich hier an und gebe von einer solchen in Fig. 2 eine schematische Darstellung der Körperform und des Verlaufs der Radien). Von der typischen Holothurie unterscheidet sich diese Form nur durch eine Verkürzung des mittleren dorsalen Interradius 5. Die Längsachse des Thieres, um welche sich die Radien ordnen, verläuft in Folge dessen nicht mehr ganz geradlinig vom oralen zum aboralen (analen) Pole, sondern beschreibt einen Bogen. In der Mittellinie des dorsalen Inter- radius, nahe dem oralen Pole, liegt die Genitalöffnung. Denkt man sich die Verkürzung des mittleren dorsalen Interradius noch stärker werdend, so erhält man eine Form, wie sie in Fig. 3 sche- matisch dargestellt ist, indessen durch keine bis jetzt bekannte Form wirklich repräsentirt wird. Die Längsachse des Thieres hat in diesem Falle eine bedeutend stärkere Krümmung erfahren als in Fig. 2. Indem die Verkürzung des mittleren dorsalen Interradius in der Richtung vom Munde zum After noch weiter fortschreitet, kann es schliesslich zu einer dichten Aneinanderlagerung der Körperöffnungen kommen. Zieht sich dann noch der obere die Oeflnungen tragende Theil des Thieres stielförmig aus, so erhalten wir die Gestalt der Rho- palodina, Fig. 4, bei welcher die Mund und After verbindende Längs- achse so stark gekrümmt ist, dass sie einen schleifenförmigen Verlauf nimmt. Damit ist denn nun auch die Auslegung des oberen Stielendes der Rhopalodina gegeben. Dasselbe ist nicht, wie Semper will, dem oralen Pole anderer Echinodermen gleichzusetzen, sondern umfasst den oralen Pol und den aboralen (analen) Pol. Mund und After liegen nicht in dem- selben Pole der radiären Anordnung, aber die beiden Pole sind durch eine ungemein weitgehende Verkürzung, welche der mittlere dorsale Inter- radius in der Richtung vom Mund zum After erlitten hat, sehr nahe an- einander gerückt. Dass bei Rhopalodina der kleine Zwischenraum 4) Man vergl. z. B. Semrer, Taf. 41, Fig. 4, 6. Aehnliche Verkürzung des mittleren dorsalen Interradius kommt z. B. auch vor bei Colochirus anceps, cf. SEMPER, Taf. 12, Fig. 1. 2) Alle Theile, auf die es hier nicht ankommt, wie Füsschen, Tentakel, Kalk- ring etec., sind mit Absicht in den schematischen Figuren weggelassen, 147 zwischen Mund und After einer Körperregion angehört, welche dem mittleren dorsalen Interradius der Holothurien homolog ist, wird auch durch die Lage der Geschlechtsöffnung bewiesen. Wie sich die Homologien der einzelnen Radien und Interradien der Rhopalodina mit denjenigen der Holotburien ergeben, erhellt aus den gleichen Bezifferungen in den Abbildungen, so dass ich darauf nicht ausführlich einzugehen brauche (vergl. auch die Tafelerklärung). Aus dem Vorhergehenden folgt, dass das Merkmal, welches für die Diplostomidea characteristisch sein soll, die Lagerung der Körperöffnungen (Mund, After und Genitalöffnung) in demselben Pole der radiären Anord- nung thatsächlich bei Rhopalodina nicht vorhanden ist. Es giebt also keine Diplostomidea. Da ferner die Rhopalodina sich, wie oben erläutert, hinsichtlich ihrer Radien in ungezwungenster Weise von Holothurien ableiten lässt und mit diesen Echinodermen auch, wie schon SEMPER gezeigt, wesentliche Uebereinstimmung des inneren Baues besitzt, so steht meiner Meinung nach nichts im Wege sie als eine eigenartig entwickelte Holothurie auf- zufassen. Wo aber wollen wir sie im Inneren der Classe der Holothuri- oidea unterbringen? Ausser dem Srnper’schen sind meines Wissens nur noch zwei Glassificationsversuche der Rhopalodina gemacht worden, denn die Meinung Grav’s: Rhopalodina sei eine Zwischenform zwischen Holothuria und Sipunculus, darf ich wohl mit Stillschweigen übergehen. Bronn !) hat in der Classe der Holothurien zwei Ordnungen unterschie- schieden : I. Decacrenidia, II. Pentacrenidia. In die erste dieser Ord- nungen gehört nach ihm allein die Gattung Rhopalodina wegen ihrer zehn Ambulacra, während alle anderen nur mit fünf Radien versehenen Holo- thurien die zweite Ordnung bilden. Diese Aufstellung ist durch den Nachweis, dass auch Rhopalodina nur fünf Radien hat, erledigt. SCHMARDA 2) theilt neuerdings die Holothurioidea nach der Zahl ihrer Lungen ein in drei Ordnungen: I. Apneumona, II. Tetrapneumona, III. Dipneumona. Die erste dieser Ordnungen ist identisch mit den Branpr'schen Apneumona und umfasst die Familien der Synaptidae und Oneinolabidae, die dritte der Scumarpa’schen Ordnungen ist identisch mit Branpr’s Pneumonophora, welche die Familien der Molpadidae, Den- drochirotae und Aspidochirotae umfassen. Die zweite Ordnung Tetra- pneumona wird allein repräsentirt durch Rhopalodina. Diese Eintheilung nach der Anzahl der Lungen (keine, vier oder zwei), wie sie SCHMARDA versucht, ist aber durchaus unhaltbar, denn die Zahl der Lungen ist bei 4) Brownx, Die Classen und Ordnungen des Thierreichs. II. Actinozoa. 1860, p- 402. 2) SCHMARDA, Zoologie. I. 4871. p. 260, 148 den Holothurien nicht so constant, dass auf sie Ordnungsunterschiede begründet werden könnten. Unter denjenigen Formen, welche Scumarpa zu den Dipneumona stellt, kommen solche mit drei, vier und fünf Lungen vor, wie aus folgenden Beispielen, die ich aus den Semper’schen Holothurienbeschreibungen ausgesucht habe, hervorgeht: Haplodactyla molpadioides Semp. hat drei Lungen, Haplodactyla mediterranea Grube fünf, Echinocucumis adversaria Semp. vier, Psolus complanatus vier. Daraus dürfte wohl zweifellos hervorgehen, dass man für Rhopalodina, weil sie vier Lungen hat, keine besondere Ordnung der Tetrapneumona aufstellen darf. Nach der von Senper gegebenen anatomischen Beschreibung unseres Thieres und dem oben erörterten Verhalten der Radien desselben steht fest, dass Rhopalodina eine füsschentragende lungenbesitzende Holo- thurie ist. Das Merkmal, welches sie von den übrigen Füsschen und Lungen besitzenden Holothurien wesentlich unterscheidet, ist die enorme Verkürzung des mittleren dorsalen Interradius in der Richtung vom Munde zum After. Wären die Tentakel baumförmig verästelt, so liesse sich Rhopalodina mit den Dendrochirotae vereinigen. Dieselben sind indessen nach Semper gefiedert. Demnach halte ich es für das zweckmässigste, so lange man nicht Zwischenformen kennen lernt, welche eine engere Verbindung mit der einen oder anderen Gattung gestatten, für Rhopa- lodina eine neue Familie der Holothurien zu gründen, für welche ich die Bezeichnung Rhopalodinidae vorschlage. Man kann dieselbe einst- weilen neben die Familie der Dendrochirotae stellen. Die Aenderungen, welche in Semper’s Gattungs- und Artbeschreibung vorzunehmen sind, ergeben sich aus dem oben Mitgetheilten von selbst. Göttingen, 4. März 1877. NEN Erklärung der Abbildungen. Tafel XIII. Fig. 4. Querschnitt des Stieles von Rhopalodina lageniformis, Gopie nach SENPER, Taf. 40, Fig. 47. 20/1. Md, Munddarm, Gn, Genitalgang,'Ed, Enddarm, Z, Fortsetzungen der Leibes- höhle in den Stiel. Fig. 2. Schema einer Cucumaria mit wenig verkürztem mittleren dorsalen Interradius. Fig. 3. Schema einer unbekannten Zwischenform zwischen Cucumaria und Rhopalodina mit stärker verkürztem mittleren dorsalen Interradius. Fig. 4. Schema der Rhopalodina; der mittlere dorsale Interradius ist bis zur dichten Aneinanderlagerung von Mund- und Afteröffnung verkürzt; vom unteren Körperpole bis zur Linie z sind in den Radien Füsschen entwickelt. 5/1. Fig. 5. Schematische Ansicht des unteren Körperpoles der Rhopalodina von aussen gesehen. In allen Figuren gültige Bezeichnungen : O, Mund, 4A, After, G, Geschlechtsöffnung, R, Ringcanal des Wassergefässsystemes, I, mittlerer ventraler Radius, II, linker ventraler Radius, III, rechter ventraler Radius, IV, linker dorsaler Radius, V, rechter dorsaler Radius, 1, linker ventraler Interradius, 2, rechter ventraler Interradius, 3, linker dorsaler Interradius, 4, rechter dorsaler Interradius, 5, mittlerer dorsaler Interradius, HI+1+I+2+ IIIbilden das Trivium, 5+/V +5+ V-+ bilden das Bivium. Beiträge zur Anatomie der Asteriden. Mit Tafel V—VIH und zwei Holzschnitten. Die Untersuchungen, welche ich hier in Fortführung meiner Echi- nodermenstudien den Fachgenossen vorlege, sind schon vor längerer Zeit, Herbst 1875, begonnen und seither fortgesetzt worden. Sie be- ziehen sich, soweit ihre Ergebnisse im Folgenden mitgetheilt werden sollen, auf das Wassergefässsystem, das Blutgefässsystem, das Nerven- system, die Geschlechtsorgane und die Leibeshöhle der Seesterne. Aus- geführt wurden sie in dem hiesigen zoologisch-zootomischen Institute, dessen Mittel mir durch die gewohnte Güte des Directors desselben, Herrn Professor EuLers, zur Verfügung standen. Das Wassergefässsystem. Unsere Kenntniss vom Baue der Madreporenplatt& der See- sterne ist bis jetzt noch keineswegs eine erschöpfende. Nachdem Suarrey !) und L. Acassız?) die Poren derselben nachgewiesen hatten und durch Jon. Mürzer ?) die Wimperbewegung an den letzteren aufge- funden worden war, hat erst Jourpaın?) den Verlauf der Porencanälchen im Innern der Madreporenplatte genauer verfolgt. Bei Asteracanthion rubens beschreibt er in der Madreporenplatte ein System von horizon- talen, in ihrem Verlaufe den Furchen der Aussenseite der Platte ent- 4) Topp’'s Cyclopaedia of Anatomy and Physiology. Vol. II. 1836—41839. p. 35. 2) Frorıep's Notizen etc. III. Reihe. V. 4848. p. 145—448. Zoologische Be- obachtungen von L. Acassız. 3) Ueber den Bau der Echinodermen. Berlin 1854. p. 86. 4) S. Jourpaın, Recherches sur l’appareil eirculatoire de l’etoile de mer com- mune (Asteracanthion rubens). Comptes rendus. T. LXV. 1867. p. 1002—1004. 151 sprechenden Radiärcanälen,, aus welchen kleinere Röhrchen senkrecht aufsteigen und im Grunde der Furchen ausmünden. Diese Angaben, die ich, wie aus dem Folgenden ersichtlich wird, durchaus bestätigen kann, sind denjenigen Forschern, bei welchen sich neuerdings Angaben über den Bau der Madreporenplatte finden, unbekannt geblieben. HorFMann !) verweist hinsichtlich der Structur der Madreporenplatte der Asteriden auf seine Angaben ?) über Echinoideen, mit deren Madre- porenplatte diejenige der Asteriden histologisch vollständig überein- stimme. Mit diesem Hinweis ist indessen wenig gesagt, denn die Horrmanv’sche Beschreibung des Baues der Madreporenplatte der Echi- nen und Spatangen ist höchst mangelhaft; sie beschränkt sich auf die Angabe, dass das verkalkte Gewebe der Madreporenplatte dieselbe netzförmige Anordnung besitzt, welcher wir in fast allen übrigen ver- kalkten Theilen der Echinodermen begegnen. Er fügt allerdings hinzu, dass man an feinen Schliffen zwischen den Kalknetzen 0,05—0,06 Mm. grosse, länglich ovale Maschen sieht, die nicht hohl, sondern mit einer körnigen Substanz angefüllt seien. Horrmann hat die wahre Natur dieser grösseren Maschen gänzlich verkannt. Sie sind nichts anderes als die Querschnitte der Porencanäle, welche die Madreporenplatte durchsetzen. Die körnige Substanz, mit welcher Horrmann sie angefüllt sein lässt, wird wohl nur durch das Schleifen in dieselben hineingelangt sein. An jedem Horizontalschnitt durch die Madreporen eines Echinus kann man sich von dem Irrthum Horrmann’s überzeugen ; bei Echinus lividus haben die Porencanälchen genau den von HorrmanN für seine grossen Maschen angegebenen Durchmesser. Es ist kaum begreiflich, wie Horr- MANN dazu gekommen ist, in ein und derselben Abhandlung die Ganäl- chen der Madreporenplatte zu verkennen, und letztere dennoch, ohne anderweitige Durchbohrungen derselben zu beschreiben, als einen Apparat für die Zufuhr des Wassers in das Wassergefässsystem, und, was übrigens gleichfalls irrthümlich ist, in die Leibeshöhle zu schildern. Teuscher 3) behauptet, dass die Ganäle der Madreporenplatte den- selben Bau besitzen wie der Steincanal, eine Behauptung, welcher ich nicht beizupflichten vermag. Es lassen mir meine eigenen Untersuchungen keinen Zweifel daran, dass die Madreporencanälchen der Asteriden (sowie auch der übrigen 4) Zur Anatomie der Asteriden. Niederländisches Archiv für Zoologie. II. 1872. pP. 22. ’ 2) Zur Anatomie der Echinen und Spatangen. Niederländisches Archiv für Zoo- logie. I. p. 45. Taf. III, Fig. 4. 3) Teuscher, Beiträge zur Anat. der Echinodermen, IIl. Asteriadae. Jenaische Zeitschrift für Naturwissensch. X. p. 495. 152 Echinodermen, wie ich in späteren Abhandlungen zeigen werde) in ihrem Baue verschieden sind von dem Steincanal. Der letztere besitzt ein hohes Wimperepithelium, während die Ganälchen der Madreporen- platte mit Ausnahme ihres sich zunächst an die äussere Mündung an- - schliessenden Anfangstheils von einem niedrigen Epithel ausgekleidet sind. Die äussere Oberfläche der Madreporenplatte ist von einem ziem- lich hohen Flimmerepithel, das eine deutliche Guticula trägt, überzogen. Dieses Epithelium ist ein Theil der die ganze Körperoberfläche über- kleidenden Zellenschicht. Es erstreckt sich dasselbe auch in die Furchen der Madreporenplatte und aus diesen in den Anfangstheil der Madre- porencanälchen. Weiterhin aber wird es niedriger und geht allmälig über in den bereits erwähnten niedrigen Zellenbelag, der die Poren- canälchen in ihrem ganzen übrigen Verlauf auskleidet und von dem hohen Epithel des Steincanals sehr verschieden ist (Fig. 7). Bei Astera- canthion rubens z. B. ist das Epithel am Eingange der Porencanälchen 0,03—0,04 Mm. hoch, im Inneren der Madreporenplatte aber haben die Ganälchen ein Epithel von nur 0,04—0,042 Mm. Höhe. Ob das niedrige Epithel noch gleich dem hohen Flimmerhaare trägt. vermochte ich an meinen Präparaten nicht sicher zu entscheiden. Beachtenswerth ist, dass das erwähnte Verhalten des Epithels in den Madreporencanälen der Asteriden dasselbe ist, wie wir es bei den homologen Kelchporen der Grinoideen kennen gelernt haben. Auch dort geht das hohe Epithel des Anfangstheils des Porencanals über in einen niedrigen Zellenbelag, der den inneren Abschnitt des Ganals auskleidet!). Den Verlauf der Porencanälchen habe ich des Näheren namentlich bei Asteracanthion rubens verfolgt und dort, wie schon gesagt, ganz in Uebereinstimmung mit den Journpaın’schen Angaben gefunden. Im Grunde der Furchen, welche die äussere Oberfläche der Madreporenplatte be- sitzt, liegen hintereinander die circa 0,045 Mm. weiten Porenöffnungen. Jede Oeffnung führt in ein anfänglich vertical in die Madreporenplatte eindringendes Canälchen. Diese Ganälchen verlaufen aber nicht bis zur inneren Oberfläche der Madreporenplatte. Das von dem äussersten Porus einer jeden Furche kommende Ganälchen biegt sich so, dass es einen horizontalen nach dem Centrum der Madreporenplatte gerichteten Verlauf annimmt. Es verläuft also dieses horizontale Ganälchen in der- selben Richtung wie die Rinne, von deren äusserstem Porus es ent- springt; zugleich liegt das horizontale Ganälchen der inneren Oberfläche der Madreporenplatte näher als der äusseren. Während es unter der 1) Beiträge zur Anatomie der Grinoideen, Zeitschr, f.wissensch. Zool., Bd.XXVIH. Auch separat unter dem Titel: Morphologische Studien an Echinodermen. I. Im Folgenden eitirt mit 1 und der Pagina der Separatausgabe. — 1. p. 56. Fig. 39. 153 Rinne hinzieht, nimmt es die übrigen vom Grunde der Rinne ent- springenden verticalen Canälchen auf, erweitert dem entsprechend sein Lumen (bis auf etwa 0,075 Mm.) und dient so als Sammelröhrchen für sämmtliche zu einer Rinne gehörigen Porencanälchen. Ich habe ver- sucht dieses Verhalten in einigen schematischen Figuren darzulegen (Fig. 12, 13, 14). Nur der geringere Theil der oberflächlichen Furchen erreicht den Mittelpunct der Madreporenplatte, die grössere Mehrzahl endet in geringerem oder grösserem Abstande von demselben. Die Sammelröhrchen, welche zu den nicht das Centrum erreichenden Furchen gehören, vereinigen sich mit dem Sammelröhrchen der nächst benachbarten weiter gegen das Gentrum vordringenden Furche (Fig. 12, 43). Das hohe Flimmerepithel reicht in die verticalen Canäl- chen noch eine Strecke weit hinein, findet sich aber niemals in den Sammelröhrchen. Die Porencanälchen der Crinoideen anastomosiren in der Regel nicht miteinander, sondern durchsetzen jedes für sich die Körperwand. Es könnte scheinen, als wenn hierin ein durchgreifender Gegensatz zwischen den Porencanälchen der Crinoideen und derjenigen der Aste- riden vorläge. Es kommt indessen auch bei Crinoideen vor, dass zwei benachbarte Porencanälchen sich zu einem.,einzigen vereinigen !). Be- achtenswerth erscheint in diesem Falle, dass — wie bei den Asteri- den — die Anastomose der Porencanälchen erst stattfindet, nachdem ihr Epithel die niedrige Gestalt angenommen hat. Die Zahl der Porencanälchen ist keine ganz constante, wird aber ähnlich wie bei den Crinoideen bei jeder Art doch innerhalb bestimmter Grenzen schwanken. Genau feststellen lässt sie sich nicht, da sie wie bei den Crinoideen mit dem Alter des Thieres zunimmt. Anfänglich ist vielleicht immer nur ein einziger Porus vorhanden. Eine nähere Unter- suchung der Madreporenplatte der Asteriden in verschiedenen Alters- stadien liegt meines Wissens bis jetzt nur von Lov£n vor. Derselbe weist in seinem für die Morphologie der Echinodermen überaus bedeu- tungsvollen Werke: Etudes sur les Echinoid6es?) nach, dass bei Aste- racanthion glacialis anfänglich nur ein Porencanal vorhanden ist und dass die Vielzahl der Porencanälchen des erwachsenen Thieres, sowie Hand in Hand damit die oberflächliche Furchung der Madreporenplatte erst durch allmälige Umbildung des anfänglich einfachen Verhaltens entsteht. Bei einem erwachsenen Individuum von Asteracanthion rubens 4) 1. p. 57. Fig. 42. 2) Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar. Bandet 41. No. 7. Stock- holm 4875. p. 87. Pl, LII. j 154 zählte ich über 200 Porenöffnungen im Grunde der Rinnen der Madre- porenplatte. Viel wichtiger als die Zahl der Porencanälchen und der Verlauf derselben im Innern der Madreporenplatte, der wahrscheinlich ebenso wie das oberflächliche Furchensystem bei den einzelnen Arten mehr oder weniger variiren wird, ist die Frage nach der Mündungsstelle der Canälchen an der inneren Oberfläche der Madreporenplatte. Während Suarpev, L. Asassız, Jos. MüLLer und Jourpaın die Porencanälchen. nur in den Steincanal einmünden lassen, haben sich in der letzien Zeit Horr- MANN !), GREEFF 2) und Truscuer 3) bemüht, auch noch anderweitige Ver- bindungen der Porencanälchen nachzuweisen. Die drei genannten For- scher behaupten übereinstimmend, dass die Porencanälchen nicht alle in den Steincanal, sondern zum Theil in den schlauchförmigen Canal einmünden. Greerr glaubt ferner auf Grund seiner Untersuchungen annehmen zu dürfen, dass durch die Porencanälchen der Madreporen- platte das Seewasser auch noch in die Leibeshöhle und das von ihm beschriebene Hautgefässsystem eintrete. Nach Horrmann sollen endlich die Porencanälchen auch noch als Ausführwege der Geschlechtsproduete dienen. Die völlige Unhaltbarkeit dieser letzterwähnten Horrmann’schen Ansicht werde ich in dem Abschnitt über die Generationsorgane dar- legen. Es handelt sich hier um die Entscheidung der Frage ob die Porencanälchen ausser in den Steincanal noch in an- dere benachbarte Räume führen oder nicht? Horrmann, GREEFF und TEUSCHER stimmen nicht nur in der Behauptung überein, dass die Porencanälchen zum Theil in den schlauchförmigen Canal führen, sondern auch in der Art und Weise wie sie zu diesem Resultat gelangt sind. Sie liessen sich, wie es scheint fast ausschliesslich, durch das Ergebniss ihrer Injectionsversuche zu ihrer Auffassung bestimmen. Horrmann und GreE#FF injicirten den schlauchförmigen Canal und sahen dabei die Injectionsflüssigkeit in die Madreporenplatte eindringen und durch sie nach aussen gelangen (Horrmann). Sollen aber derartige In- jectionsresultate beweisend sein, so muss auf anatomischem Wege ge- zeigt werden, dass nirgends eine Zerreissung stattgefunden hat. Injec- tionen haben überhaupt nur insofern Werth als sie die Ergebnisse der anatomischen Untersuchung bestätigen und ergänzen, sie können ferner der anatomischen Thätigkeit des Beobachters eine bestimmte Richtung anweisen, ihre beweisende Kraft aber ist immer nur eine secundäre; 4) Zur Anatomie der Asteriden. p. 46. 2) Ueber den Bau der Echinodermen. 3. Mitthlg. Sitzber. d. Gesellsch. z. Be- förderung d. gesammt. Naturw. zu Marburg. Nr. 44. 4872. p. 463. 3) l.c. p. 504. Taf. XVIIl. Fig. 4 u. Tafelerklärung. 155 sie unterstützen den Beweis der Anatomie, ersetzen ihn aber nicht. Horrnann hat es bei seinem Injectionsresultat bewenden lassen. GREEFF hat allerdings auch anatomisch die fraglichen Verhältnisse geprüft, in- dem er an den injieirten Seesternen Schnitte durch die Madreporen- platte legte. Wenn aber die Zerreissungen, die nach meinen nachher mitzutheilenden Befunden stattgefunden haben müssen, nicht gerade sehr grobe waren, so konnten sie mit blossem Auge oder ganz schwachen Vergrösserungen nicht wahrgenommen werden. Ob aber Gresrr auch bei stärkeren Vergrösserungen an entkalkten Schnitten untersucht hat, geht aus seinen Mittheilungen nicht hervor. Ueberdies scheint er nur die injicirten Seesterne untersucht zu haben, während es zur Sicherung des Resultates nöthig gewesen wäre auch Schnitte durch die Madre- porenplatte nicht injicirter Seesterne zu untersuchen und mit den in- jieirten zu vergleichen. Teuscner bestätigt den Injectionsbefund von Horrmann und GrEerF und bildet auch einen Schnitt durch die Madre- porenplatte ab, welche den Zusammenhang der randständigen Poren- canälchen mit dem schlauchförmigen Canal bei Astropecten aurantiacus demonstriren soll. Wenn aber seine Präparate nicht besser waren als diese Abbildung, so wird er Niemanden von der Richtigkeit seiner Be- hauptung überzeugen. Meine eigenen Beobachtungen beziehen sich auf Astropecten auran- tiacus, Echinaster fallax, Asterina pentagona und Asteracanthion rubens. Die Madreporenplatte wurde sammt ihrer nächsten Umgebung und den sich an ihre innere Seite ansetzenden Theilen ausgeschnitten, entkalkt und in eine Serie von Schnitten (bald Horizontalschnitte, bald Längs- schnitte, bald Querschnitte) zerlegt; daneben untersuchte ich an mög- lichst grossen Exemplaren die betreffenden Theile unter dem Präparir- mikroskop. In allen Fällen war das Resultat dasselbe. Nicht eines der Porencanälchen führt wo anders hin als in den Steincanal (oder dessen nachher zu besprechende ampullenförmige Erweiterung); das ge- sammte Ganalsystem der Madreporenplatte steht ein- zig und allein in Zusammenhang mit dem Steincanal, aber nicht mit dem schlauchförmigen Canal, noch auch mit irgend einem anderen Hohlraum (Fig. I, 2, 3). Wenn ein Theil der Porencanälchen in den schlauchförmigen Canal mündete, so müsste doch, denn dafür sind die Porencanälchen reichlich gross genug, irgend, etwas davon in den Schnitten zu bemerken sein. Es dürfte ferner bei grossen Exem- plaren von Astropecten aurantiacus, wo man die innere Mündung der Ganälchen in die ampullenförmige Erweiterung des Steincanals mit blossem Auge deutlich sehen kann, nicht schwer sein sie auch dort zu sehen, wo sie in den schlauchförmigen Canal hineinführen sollen. Ich MALE END TEE ve. x a. 2 0 156 "kann mir die oben erwähnten Injectionsbefunde nicht anders erklären als dadurch, dass die in dem schlauchförmigen Canal gegen die Madre- porenplatte andringende Injectionsflüssigkeit, da sie nach den Seiten hin durch die Wand des schlauchförmigen Canals zurückgehalten wurde, sich an der Verbindungsstelle der Wandung des Steincanals mit der Madreporenplatte, als dem Puncte des geringsten Widerstandes, durch Zerreissung einen Ausweg in den Steincanal und aus diesem in die Canälchen der Madreporenplatte gebahnt hatte. Der Steincanal der Asteriden bedarf nicht minder als die Madre- porenplatte einiger Worte. Nachdem schon Tıepemann!) und DELLE CurasE 2) einzelne Beobachtungen über den Bau desselben mitgetheilt, war von SIEBOLD®) der Erste, dem wir eine genauere Untersuchung ver- danken. Mit seinen Angaben stehen die ziemlich gleichzeitigen von Snarrey *) im Einklange. Er untersuchte namentlich Asteracanthion glacialis und A. rubens und zeigte, dass bei diesen Arten die verkalkte Wand des Steincanals (den er »den kalkigen Balken« nennt) aus einer grösseren Anzahl von über einander gereihten Kalkringen besteht, von welchen ein jeder aus zwei Stücken zusammengesetzt wird: einenı grösseren, welches die nach aussen gelegene Seite des Steincanals ein- nimmt, und einem kleineren nach der dorsoventralen Achse des Thieres schauenden. Von der Innenseite des grösseren Kalkstückes erhebt sich eine Längsleiste, die in das Lumen des Steincanals eindringt und sich sodann in zwei sich umrollende Lamellen zertheilt (Fig. 8). Die einzige Förderung, welche unsere Kenntniss vom Baue des Steincanals neuerdings erfahren hat, ist die Abbildung eines Quer- schnittes desselben von Astropecten aurantiacus, welche TruscHek 5) gegeben hat. Es geht daraus hervor, dass die in das Lumen des Stein- canals vorspringende Lamellenbildung bei dieser Art eine bedeutend stärkere Ausbildung erfahren hat als bei Asteracanthion. Bei Echinaster fallax hingegen ist der Steincanal noch einfacher als bei Asteracanthion gebildet, insofern hier nur ein Längswulst in das innere Lumen vorspringt, der keine Theilung in zwei sich aufrollende Lamellen erfährt (Fig. 36). Bei Asterina pentagona finden sich wieder complicirtere Verhältnisse. Die von der Wandung des Steincanals aus- 4) FrIEDR. TIEDEMANN, Anatomie der Röhren-Holothurie, des pomeranzfarbi- gen Seesternes u. Stein-Seeigels. Landshut 1846. p. 53, 54. 2) StEF. DELLE CHıayE, Memorie sulla Storia e Notomia degli animali senza ver- tebre etc. Vol. Il. 4825. p. 306, 307. 3) C. Tu. E. von SırsoLp, Zur Anatomie der Seesterne. MürLer's Archiv 1836. p- 291—297. Taf. X, Fig. 44 —18 (vergl. insbesondere Fig. 46). 4). 1. c.p, 35. Fig. 43. 5) 1. c. Taf. XVII, Fig. 3. 157 gehende Falte schreitet durch das Lumen hindurch, befestigt sich an der gegenüberliegenden Wand und theilt so den Steincanal in zwei nebeneinandergelegene Röhren. Diese Theilung des Steincanals wieder- holt sich mehrere Male und so erhalten wir schliesslich statt des ein- fachen Steincanals ein Bündel von (bei Asterina pentagona) 16 dicht nebeneinander verlaufenden Röhren (Fig. 1). Nach diesen Beobachtungen erscheint es wahrscheinlich, dass bei weiteren Untersuchungen sich noch andere Modificationen in der Form der inneren Oberflächenvergrösserung des Steincanals finden werden, und es ist leicht möglich, dass diese Unterschiede sich für die Syste- matik werden verwerthen lassen. So verschiedenartig nun aber auch der Bau des Steincanals bei verschiedenen Arten zu sein scheint, so giebt es doch einen Abschnitt an demselben, welcher bei allen untersuchten Arten in gleicher Weise gebaut ist. Es ist das der am meisten ventral gelegene Theil, mit welchem der Steincanal in das Lumen des Wassergefässringes einmün- det. Dort hört alle Faltung und Theilung in dem Lumen auf und wir haben einen einfachen Ganalraum vor uns ohne irgend welche in den- selben hineinragende Erhebungen der Wandung. Die Faltenbildung hört nicht plötzlich auf, sondern verstreicht bei Asteracanthion rubens allmälig je näher man dem ventralen Anfangstheile des Steincanals kommt. Bei Asterina pentagona fliessen die 16 Röhren, aus welchen der Steincanal be- steht, paarweise zusammen; dieser Vorgang wiederholt sich; die niedrige Längsfalte, die in das Lumen einer jeden Röhre vorspringt (Fig. 6), verstreicht gleichfalls und so erhalten wir auch hier schliesslich einen einfachen Ganalraum, der sich in den Wassergefässring ergiesst. Die feinere Structur des Steincanals ist bei allen untersuchten Formen die gleiche. Zu innerst findet man ein hohes Flimmerepithelium (bei Asterina pentagona 0,018 Mm., bei Asteracanthion rubens 0,05 Mm. hoch), welches auch in den Spiritusexemplaren seine langen Wimper- haare erkennen lässt. Bei Echinaster fallax sehe ich an demselben auch einen deutlichen Guticularsaum. Auf das Epithel folgt eine bald mehr bald weniger dicke bindegewebige Schicht, welche zum Theil verkalkt und so die die Wandung stützenden Kalkstücke liefert. Letztere sind in Form und Anordnung bei den verschiedenen Arten verschieden. Die in das Lumen des Steincanals vorspringenden Leisten und Scheidewände werden von den beiden beschriebenen Schichten gebildet. Zu äusserst ist dann der ganze Steincanal von einer niedrigen Zellenlage überkleidet, dem Epithel des schlauchförmigen Canals (Fig. 6, 36). An der Madre- porenplatte setzt sich die Bindegewebsschicht unmittelbar an die ver- kalkte bindegewebige Substanz der Platte fest. Das innere Epithel aber 12 158 verflacht sich und geht über in das niedrige Epithel der Sammelröhr- chen der Madreporenplatte. Die geschilderten Verhältnisse der Madreporenplatte und des Stein- canals der Asterien fordern zu einem näheren Vergleiche mit den ent- sprechenden Organen der Crinoideen auf. Bezüglich der Madreporen- canälchen haben wir dies schon weiter oben gethan. Hinsichtlich des Steincanals ist zu bemerken, dass derselbe bei den Asterien mit Aus- nahme einiger Fälle, in welchen Steincanal und Madreporenplatte in mehrfacher Zahl sich finden !), nur in der Einzahl vorkommt, während er bei den Crinoideen stets in grosser Anzahl (5 bei Rhizocrinus, circa 150 bei Antedon rosaceus) vorhanden ist. Andererseits besitzen die Stein- canäle der Grinoideen keine innere Faltenbildungen. Wie in so manchen anderen Fällen sehen wir also auch hier, wie dasselbe Organ den mit dem Heranwachsen des Thieres grösser werdenden Anforderungen das eine Mal durch Vermehrung seiner Zahl, das andere Mal durch Falten- bildung und dergleichen in seinem Inneren zu genügen sucht. Der wichtigste Unterschied in dem Zuleitungsapparat des Wasser- gefässsystems der Crinoideen und Asteriden liegt darin, dass bei ersteren sich die Steincanäle nicht mit den Porencanälen verbinden, sondern ebenso wie diese in die Leibeshöhle münden. Bei den Asteriden ist die Communication zwischen dem Steincanal und den Porencanälen nicht mehr wie bei den Crinoideen durch die Leibeshöhle vermittelt, sondern sie ist eine unmittelbare geworden. Es fragt sich, welches Verhalten das ursprünglichere sei? ‘Ich bin geneigt, das der CGrinoideen für das ältere und ursprünglichere zu halten. Meine Gründe sind wesentlich vergleichend-anatomische :: Bei den Asterien ist sowohl der Bau der Madreporenplatte als auch des Steincanals ein weit complicirterer als bei den Crinoideen. Ferner sind Steincanäle und Porencanäle bei den Crinoideen über sämmtliche fünf interradiale Regionen des Körpers verbreitet, bei Asterien aber in der Regel auf eine einzige beschränkt. Indessen könnte man vielleicht diese Gründe auch in dem Sinne ver- werthen, dass man das Verhalten der Zuleitungsorgane des Wasserge- fässsystems bei den Asterien als das ältere betrachtet. Der Beweis, welche von beiden auf Grund der vergleichenden Anatomie möglichen Ansichten die richtige ist, kann nur durch die Entwicklungsgeschichte erbracht werden. Was wir bis jetzt an entwicklungsgeschichtlichen Thatsachen kennen gelernt haben, genügt nicht, diese Frage zu lösen. Nach den Beobachtungen von Lovkn2) ist bei ganz jungen Seesternen 4) Ueber die Ergebnisse meiner Untersuchungen derartiger Fälle, die aus Mangel an Material noch nicht abgeschlossen sind, hoffe ich bei späterer Gelegen- heit berichten zu können. B)El.:c, 159 noch keine Porenöffnung an der Stelle der zukünftigen Madreporenplatte vorhanden. Es würde sich also namentlich darum handeln, nachzu- weisen, ob in diesem Stadium der Steincanal des jungen Seesterns frei in die Leibeshöhle mündet und sich erst in den späteren Stadien mit den in- zwischen entstandenen Porencanälchen der Madreporenplatte in Verbin- dung setzt!). Auf eine genetische Verschiedenheit zwischen dem Stein- canal und den Canälchen der Madreporenplatte deutet auch die oben hervorgehobene Verschiedenheit in der Structur hin, sowie die That- sache, dass Steincanal und Madreporencanal bezüglich der Höhe ihrer Differenzirung unabhängig von einander sind. So besitzt Asterina penta- gona eine weit weniger complicirte Madreporenplatie, aber einen sehr viel höher differenzirten Steincanal als Asteracanthion rubens. Ich glaube die Vermuthung aussprechen zu dürfen, dass während der Steincanal wie alle übrigen Theile des Wassergefässsystems von dem Entoderm gebildet wird, die Canälchen der Madreporenplatte der Seesterne ebenso wie die Porencanälchen der Crinoideen von dem Ectoderm aus ihre Ent- stehung nehmen. Vorübergehend habe ich schon weiter oben von der ampullen- förmigen Erweiterung des Steincanals an seiner Ansatz- stelle an die Madreporenplatte gesprochen. Das Verdienst zuerst auf dieses Gebilde aufmerksam gemacht zu haben gebührt Grerrr?); alle früheren Beobachter haben dasselbe übersehen und auch TeuscHEr er- wähnt desselben mit keiner Silbe, was um so auffallender ist als er die Gre£rF'schen Untersuchungen eitirt. Am leichtesten kann man sich von dem Vorhandensein, der Form und Lagerung des in Rede stehenden Gebildes an grossen Exemplaren von Astropecten aurantiacus (Fig. 9, 10, 44) überzeugen. Wenn man die Madreporenplatte mit ihrer nächsten Umgebung ausschneidet und an ihrer inneren Seite die Ansatzstelle des Steincanals und des Herzens genauer untersucht, so findet man, dass diese Ansatzstelle an der abo- ralen 3) Seite der Madreporenplatte von einer verkalkten Wand über- deckt ist. Entfernt man letztere (Fig. 9), die einerseits eine Fortsetzung 4) Der directe Uebergang des Rückenporus der Larve in die Madreporenöffnung des Seesterns wird zwar behauptet, ist aber bis jetzt nirgends in überzeugender Weise bewiesen worden. 2) 3. Mittheilung, p. 100. 3) Die nach dem Centrum des Rückens des Seesterns gerichtete Seite der Madreporenplatte wollen wir die aborale, die entgegengesetzte, dem Munde näher gelegene die adorale, die beiden anderen die rechte und linke nennen, indem wir uns für die beiden letzteren Bezeichnungen in die dorsoventrale Achse des See- sterns versetzen mit dem Gesicht der Madreporenplatte zugewendet, mit den Füssen in dem Centrum des Mundes stehend, 12* 160 der Wand des schlauchförmigen Canals ist, anderseits sich mit der Körperwand verbindet, so gelangt man in eine kleine Höhle, deren Boden zum grösseren Theile von dem aboralen Abschnitte der Madre- porenplatte, zum anderen Theile von dem sich zunächst an die Madre- porenplatte anschliessenden Bezirke der Rückenhaut gebildet wird. In dem letztgenannten Bezirke inserirt sich das Herz, welches uns hier zu- nächst nicht interessirt. Durch das Herz wird die Einsicht in die Höhle zum Theil verdeckt. Schneidet man dasselbe aber nahe seiner Ansatz- stelle ab (Fig. 10), so sieht man wie an dem aboralen Rande der In- sertion des Steincanals an die Madreporenplatte eine Ampulle auf dem Boden der Höhle gelegen ist (Fig. 9, 10). Diese Ampulle, die von kug- liger Gestalt ist, misst stark 2 Mm. Sie umschliesst einen Hohlraum, in welchen eine Anzahl der Sammelröhrchen der Madreporenplatie ein- münden (Fig. 14). Der Hohlraum steht mit demjenigen des Steincanals in offenem Zusammenhang, unterscheidet sich aber von demselben durch den Mangel innerer Faltenbildung. Auch dadurch differirt die Ampulle von dem Steincanal, dass ihre Wandung keine Kalkstücke besitzt. Nichtsdestoweniger ist sie offenbar nichts anderes als eine Aussackung des Steincanals. Dies wird um so unzweifelhafter, da sich an dem rechten Rande der Insertion des Steincanals eine zweite etwas kleinere Ausbuchtung desselben befindet, die zwischen der vorhin beschriebenen Ampulle und dem Steincanal in ihrem Baue die Mitte hält. Aeusserlich betrachtet (Fig. 9) gleicht sie der Ampulle; schneidet man sie aber auf, so findet man in ihrem Innern dieselben Faltenbildungen der Wandung wie im Steincanal (Fig. 10, 41). Bei Asteracanthion rubens giebt Greerr mehrere Ampullen an. Ich habe die Ampullen bei dieser Art sowie an Asterina pentagona nament- lich an Schnitten untersucht. Bei Asterina pentagona finde ich wie bei Astropecten aurantiacus nur eine Ampulle (Fig. 3). Bei Asteracanthion rubens aber sind bald zwei, bald drei (Fig. 15) in einem Querschnitt vorhanden; gegen den Steincanal hin aber vereinigen sie sich zu einer einzigen, so dass sie eigentlich nur secundäre Ausbuchtungen der einen Aussackung des Steincanals darstellen. Man überzeugt sich davon am besten durch die Präparation der betreffenden Theile. An einem der- artigen Präparate (Fig. 8) erkennt man, dass vom Rande der Ampulle Einschnürungen gegen ihr Gentrum vordringen und so den peripheren Theil derselben in eine grössere Anzahl von Ausbuchtungen zerlegen, von welchen man auf den Querschnitten zwei, drei (Fig. 45) oder noch mehr zu sehen bekommt. In allen untersuchten Fällen hat die Ampulle stets die gleiche Lage, 161 am aboralen Rande des Ansatzes des Steincanals an die Madreporen- platte. Der Wassergefässring der Asteriden ist bezüglich seiner Lage und Verbindungen im Allgemeinen hinlänglich bekannt, ebenso verhält es sich mit den radiären Wassergefässen. Ich brauche deshalb hier nur auf diejenigen Puncte einzugehen, in welchen ich von den Angaben anderer Forscher differire oder ihnen Neues hinzuzufügen vermag. TeuscHer !) beschreibt einen kräftigen oralen Ringmuskel, welcher mit dem Wassergefässringe rings um den Mund laufen soll und so ge- legen sei, dass der Wassergefässring sich zwischen ihm und dem ersten unteren Ambulacralmuskel befinde. (Untere Ambulacralmuskel nennt TeuscHEr einfach den ventralen Quermuskel zwischen den beiden Schen- keln eines jeden Armwirbels, durch dessen Contraction die Ambulacral- rinne verengert wird.) Dieser orale Ringmuskel soll identisch sein mit dem »weissen Ringe« TIEDEMANN’Ss, in welchem letzterer den Nervenring vermuthete. Ein oraler Ringmuskel, wie ihn Teuscaer hier beschreibt, ist aber thatsächlich gar nicht vorhanden, wie man sich unschwer überzeugen kann. Teuscher hat zunächst nicht beachtet, dass zu dem ersten Arm- wirbel zwei untere Quermuskel gehören, dass überhaupt bei Astera- canthion rubens und Astropecten aurantiacus?) der erste Arm- wirbel aus der engen Vereinigung zweier Wirbel ent- standen ist, wie aus der Zahl seiner Fortsätze, deren Verhalten zu den zwischen durchtretenden Füsschen, sowie aus der besagten Ver- doppelung des unteren Quermuskels hervorgeht. In einem verticalen Radialschnitt durch das Peristom, welcher durch die Abgangsstelle eines radiären Wassergefässes vom Wassergefässring geht (Fig. 16, 21), findet man ausser den unteren Quermuskeln des ersten Wirbels keine Muskeln in nächster Nähe des Wassergefässringes. Zwischen den beiden Quer- muskeln des ersten Armwirbels giebt das Wassergefäss schon seine ersten Seitenzweige (zu dem ersten Füsschenpaare) ab. Der erste untere Quer- muskel liegt ventral und ein wenig nach aussen von dem Wassergefäss- ringe (Fig. 16). In Teuscner’s Fig. 2 ist der Muskel rm, der seinen oralen Ringmuskel vorstellen soll, nichts als der erste der beiden zum ersten Armwirbel gehörigen unteren Quermuskel. In verticalen Radial- schnitten aber, welche in der Richtung eines Interradius durch das Peristom gelegt sind (Fig. 17, 19, 20), findet man natürlich von den unteren Quermuskeln der Armwirbel nichts mehr. Dagegen erblickt 4) 1. cc. p. 493. 2) Auf andere Arten habe ich die Untersuchung dieses Punctes noch nicht aus- gedehnt. 162 man nach aussen und dorsalwärts vom Querschnitt des Wassergefäss- ringes einen gleichfalls quer getroffenen kräftigen Muskel. Derselbe ver- bindet, wie die weitere Untersuchung zeigt, die beiden ersten Wirbel- fortsätze zweier benachbarter Arme miteinander (Fig. 18), wiederholt sich also in jedem Interradius. Teuscher’s Irrthum, der nur bei einer sehr oberflächlichen Untersuchung begreiflich wird, besteht demnach darin, dass er die ersten unteren Quermuskel der ersten Armwirbel mit jenen fünf interradialen Quermuskeln zusammengeworfen hat. Seine weitere Behauptung, der von ihm beschriebene orale Ringmuskel sei identisch mit dem »weissen Ringe« Tıenemann’s, ist gleichfalls falsch. Fertigtman das betreffende Präparat Tiepemann’s an einem grossen Astro- pecten aurantiacus!) an, so überzeugt man sich leicht, dass der » weisse Ring« dargestellt wird durch die Scheidewand (Fig. 18, 21 Wd), welche den inneren und den äusseren oralen Perihämalcanal von einander trennt und das orale Ringgeflecht des Blutgefässsystems in sich ein- schliesst, wie ich weiter unten, in dem Abschnitte über das Blutgefäss- system, ausführlicher darlegen werde. Ein zweiter Punct, in welchem ich Anderen zu widersprechen ge- nöthigt bin, betrifft die sogen. Tıepemann’schen Körperchen am Wassergefässring. Tıepemann 2) erkannte ihren Zusammenhang mit dem Wassergefässring und lässt ganz richtig ein jedes dieser » braunen drüsenartigen Körperchen « mit einer einzigen Oefinung in den Wasser- gefässring einmünden. Dieser Auffassung schliessen sich die späteren Beobachter an. Nur Semper 3) stellt eine andere Behauptung auf; nach Injectionsbefunden an dem philippinischen Pteraster ist er der Meinung, dass die Tırpemanw’schen Körperchen in erster Linie nicht eine Aus- stülpung des Wassergefässringes, sondern des (sogen.) oralen Blutgefäss- ringes #) seien, in welche erst secundär Aussackungen des Wassergefäss- ringes eindringen. Ich habe den Pteraster selbst zwar nicht auf diese Frage untersucht, aber bei den anderen von mir untersuchten Asteriden habe ich ganz besonders auf diesen Punct geachtet. Nirgends gelang es mir irgend welchen Zusammenhang der Tıepemann’schen Körperchen weder mit dem bisher sogen., noch mit dem wirklichen Blutgefässring nachzuweisen 5). Bei Asteracanthion rubens z. B. führt die Oeflnung, 4) TiEDEMANN’S Abbildung. Taf. IX, Fig. 2. 2).l. c. p. 53. 3) Reisen im Archipel der Philippinen. II. 4. 4868. Holothurien. p. 148. 4) SEmpER hat ebensowenig wie alle übrigen Forscher den wahren oralen Blut- gefässring, welchen ich weiter unten beschreiben werde, gekannt. 5) In meiner Abhandlung I, p. 87, habe ich mit Bezug auf die Senpzr'schen An- gaben die Aussackungen am Blutgefässring der Crinoideen mit den TıepemAnn’schen Körperchen der Asterien zu vergleichen versucht. Nach dem oben Milgetheilten ist ein solcher Vergleich nunmehr hinfällig geworden. Kat 163 mit welcher jedes Tırpemann’sche Körperchen in den Wassergefässring mündet, in ein sich sofort verästelndes Ganalsystem, dessen Endzweige senkrecht gegen die Oberfläche des ganzen Körperchens aufsteigen, um unter derselben blind zu endigen. Sämmtliche Hohlräume des Körper- chens gehören diesem Canalsystem an und nirgends tritt ein Zweig des Butgefässringes in das Körperchen ein (Fig. 20). Es wäre ja denkbar, dass sich bei dem philippinischen Pteraster die Sache anders verhält, obschon es mir sehr wenig wahrscheinlich dünkt. Semrer’s Angaben stützen sich nur auf Injectionen und ich glaube deshalb gegen sie das- selbe Misstrauen hegen zu dürfen wie gegen die Injectionsbefunde anderer Forscher. Jedenfalls aber scheint mir festzustehen, dass wir die Tıepemann’schen Körperchen in erster Linie als Anhangsgebilde des Wassergefässringes betrachten müssen und nicht dem Blutgefässsystem zurechnen können. Die Hohlräume des Tıepemann’schen Körperchens finde ich bei Asteracanthion rubens ausgekleidet von einem 0,008 Mm. hohen Epithel, welches eine directe Fortsetzung des Epithels des Wasser- gefässringes ist und aus annähernd kubischen Zellen zu bestehen scheint. Das Parenchym ist ein feinfaseriges Bindegewebe, welches an der An- satzstelle des Tıepemann’'schen Körperchens allmälig übergeht in das stärker gefaserte Bindegewebe, das den Wassergefässring umgiebt. Die Oberfläche des Körperchens ist überkleidet mit dem wimpernden Epi- thel der Leibeshöhle. Sonach erweisen sich auch hinsichtlich des feineren Baues die Tıepemann’schen Körperchen als Ausstülpungen des Wassergefässringes. Ueber die Function derselben wissen wir bis jetzt noch nichts Sicheres. Da sich in ihren Hohlräumen dieselben Inhalts- zellen finden wie in dem Wassergefässsystem, wie dies auch Horrmann angiebt, so kann man sich einstweilen der Vermuthung des genannten Forschers anschliessen, welcher in diesen Organen die Bildungsheerde sieht für die zelligen Elemente, die im Innern der Wassergefässe vor- kommen. Bezüglich der Anordnung der Muskulatur habe ich schon bei einer früheren Gelegenheit!) darauf aufmerksam gemacht, dass sich bei den Asteriden wie auch bei anderen Echinodermen das Vorkommen einer ausgebildeten Ring- oder Längsmuskulatur in den einzelnen Be- zirken des Wassergefässsystems gegenseitig auszuschliessen scheint. Die Angaben, mit welchen ich damals diesen Satz, zu dem ich zunächst für die Grinoideen gekommen war, auch auf die Asteriden ausdehnte, entnahm ich der vorliegenden Literatur. Jetzt aber kann ich es auch auf Grund meiner eigenen Untersuchungen aussprechen, dass sich in den einzelnen Theilen des Wassergefässsystems der Asteriden nirgendwo 4) I. p. 85. 164 gleichzeitig eine deutliche Längs- und Ringmuskulatur befindet; immer ist entweder nur die eine oder die andere zur Ausbildung gekommen; so namentlich in den Füsschen und Ampullen, welche ich bei allen untersuchten Formen nur mit einer Längsmuskulatur ausgestattet finde !); in dem Wassergefässringe und den radiären Wassergefässen ist die Muskulatur nur sehr schwach entwickelt und besteht (bei Asterae. rub.) aus vorwiegend kreisförmig verlaufenden Fasern, die aber häufig von dieser Richtung abbiegen und so im Ganzen keine bestimmte Anordnung festhalten. An der Eintrittsstelle der seitlichen Aeste der radiären Wasserge- fässe in die Füsschen und deren Ampullen beschreibt neuerdings Lange ?) einen taschenförmigen Ventilapparat. Indem ich auf Grund meiner eigenen Untersuchungen hinsichtlich des Baues dieser nicht schwer zu constatirenden Vorrichtung mit Lange übereinstimme und auf dessen Schilderung verweise, möchte ich doch nicht unerwähnt lassen, dass ich sie auch bei anderen Arten (Lange giebt sie für Astera- canthion rubens und Astropecten aurantiacus an) so bei Echinaster fallax und Luidia maculata aufgefunden habe. Lange ist der Meinung der Ventilapparat sei bisher übersehen und erst von ihm entdeckt wor- den. Greerr, Horrmann und Teuscner erwähnen ihn allerdings nicht. Indessen hat vor den Publicationen der hier genannten Autoren JouRr- DAIN?) auf jenen Apparat, wenn auch nur in aller Kürze, aufmerksam gemacht und ihm gebührt das Verdienst der Entdeckung desselben. Die betreffende Beobachtung Jourvaın’s hätte um so leichter den späteren Autoren bekannt werden können, da Leuckarr in seinen Jahresberichten dieselbe ausdrücklich hervorhebt ?). 4) Auf das Irrthümliche der Darstellung, welche GreErr von der Muskulatur der Füsschen gegeben, habe ich schon früher (I, p. 85) in Bestätigung der Angaben HorFMAnN’s hingewiesen. Unterdessen hat auch TEuscHErR Sich in demselben Sinne gegen GREEFF ausgesprochen (l. c. p. 496 sqq.), freilich ohne der übereinstimmen- den älteren Beobachtungen von Horrmann Erwähnung zu thun. 3) W. Lange, Beitrag zur Anatomie und Histiologie der Asterien und Ophiuren. Morphol. Jahrb. II. p. 247. 3) Comptes rendus. T. LXV. 4867. p. 1003. Am Eintritt der zu den Füsschen gehenden Zweige der radiären Wassergefässe in die Füsschenampulle (vesicule con- tractile) befindet sich nach ihm »un repli vasculaire qui a pour effet de s’opposer au reflux du liquide dans le canal radial, au moment de la contraction de la vesicule «. 4). R. LeuckArt, Jahresbericht für 1866 u. 1867. p. 233. Auch Horrmann citirt (Asteriden p. 14) die Mittheilung Jourpaın’s, nimmt aber bei seiner Schilderung des Wassergefässsystems weder von der Jourpaın’schen Entdeckung des Ventilapparates der Füsschen noch auch von seinen Angaben über den Bau der Madreporenplatte die geringste Notiz. Wozu sollen Citate dienen, wenn der Inhalt der eitirten Schrif- ten nicht berücksichtigt wird ? R wi ce ar 165 Als ein wesentlicher Character der Familie der Asteracanthiden im Gegensatz zu den Solasteriden,, Astropectiniden und Brisingiden wird neben anderen unterscheidenden Merkmalen die Vierzahl der Füsschenreihen in jeder Ambulacralfurche angeführt. Dieser Gegensatz hat indessen sehr wenig Bedeutung; denn wenn wir uns an die Zahl der Wirbel oder an die Zahl der seitlichen Aeste der radiären Wassergefässe halten und beachten, dass auch bei den Asteracanthiden ebenso wie bei den übrigen Asteridenfamilien die Zahl der Füsschen ebenso gross ist wie die Zahl der seitlichen Wassergefässäste und doppelt so gross wie die Zahl der Wirbel, so ist ersichtlich, dass die Vierreihigkeit nicht etwa dadurch zu Stande kommt, dass jeder seitliche Wassergefässast zwei Füsschen versorgt, sondern dadurch, dass die an- fänglich zweireihig angeordneten Füsschen sich, um alle in der Ambula- cralrinne Platz zu finden, nebeneinander schieben. Bei allen bis jetzt bekannten Asteriden, mögen ihre Füsschen zweireihig oder scheinbar vierreihig angeordnet sein, herrscht darin Uebereinstimmung, dass jedes Füsschen von einem besonderen Zweig des radiären Wassergefässes versorgt wird und dass zwischen je zwei Wirbelfortsätzen immer nur ein Füsschen hervortritt, die Zahl der Füsschenpaare also der Zahl der Wirbel entspricht. In Fig. 22 ist das Verhalten der Füsschenanordnung zu den Wirbelfortsätzen dargestellt und man erkennt, dass die Vier- reihigkeit allein dadurch erreicht wird, dass abwechselnd ein linkes und ein rechtes Füsschen weiter an den seitlichen Rand der Ambula- cralfurche rückt. In der Literatur findet sich meines Wissens nur eine einzige kurze Bemerkung von Srınpsox !), worin der hier berührten Ver- hältnisse gedacht wird. Das Blutgefässsystem. GrEEFF beschreibt in der zweiten seiner Mittheilungen über den Bau der Echinodermen 2) »bisher nicht beschriebene kiemenartige Or- gane der Seesterne«. Als ein solches bezeichnet er vornehmlich ein ver- 1) Derselbe sagt in einer Anmerkung zu einer Beschreibung einer Anzahl neuer Seesterne (W. Srınpson, On new Genera and Species of Starfishes of the Family Pycnopodidae [Asteracanthion M. Tr.] Proceed. Boston Society of Natural History. Vol. VIlI. Boston 1862. p. 261) »the increased numbre of rows is simply the result of the crowding necessary for the arrangement of the more numerous feet possessed by some of !he species. We have Asteracanthia with only two rows (not, however, exactly rectilinear) and others with six or eight more or less distinet rows near the base of the ray«. 2) Sitzber. der Gesellsch. z. Beförderung der gesammten Naturw. zu Marburg. Nr. 6. 1872. p. 99. 166 hältnissmässig grosses Gebilde !), welches »in der sackartigen Erweite- rung liegt, die den Steincanal einhüllt, als ein neben dem Letzteren verlaufender Schlauch, der auf seiner ganzen Länge verzweigte, lappen- förmige Anhänge trägt, einer traubenförmigen Drüse ähnlich«. Dieses grosse nach Grerrr’s Behauptung bisher übersehene kiemenartige Or- gan ist aber in Wirklichkeit längst bekannt und jeder der an der Hand der Tiepemann’schen Abbildungen einen Seestern zergliedert hat, hat es gesehen; denn es ist nichts Anderes als das von Srix?) bereits beob- achtete, von TIEDEMANN ®) aber nach Form und Lage klar und deutlich beschriebene, abgebildete und als Herz gedeutete Gebilde. Auch DELLE Curse hat dasselbe unabhängig von Tıepemann aufgefunden‘) und, wenn auch recht mangelhaft, abgebildet. Ich will den Nachweis dafür, dass GreErr’s »kiemenartiges Organ« identisch ist mit dem »Herzen« oder »herzähnlichen Canal« Tırpzmann's in den folgenden Zeilen geben. Zugleich wird daraus ersichtlich werden, dass das, was GRrEEFF das Herz nennt, die Höhle des sichel- förmigen Bandes ist. Bei der engen Zusammenlagerung, wel- che zwischen Herz und Steincanal bei den Asteriden besteht, müssen wir hier auch den letzteren, also die ganze Organgruppe ins Auge | fassen, welche unterhalb der Madreporen- Schematischer Quer- platte, von ihr und ihrer Umgebung kommend, schnittdurch d. schlauch- die Körperhöhle durchzieht. Was beschreibt förmigen Canal (H), ds nun Tırpemann an dieser Stelle? Er schildert Herzgeflecht (C) und den : - re a Be amalı (st) eines Soe- zwei verschiedene Organe, die in der Höhle sterns, von der Dorsal- des die Rückenhaut mit der Bauchhaut seite gesehen; a, b, die verbindenden sichelförmigen Bandes liegen. linke und rechte Lamelle Diese Höhle (vergl. den Holzschnitt, H) wird 28 ER Ban- neuerdings von Horrmann und von Teu- u scuer Schlauchförmiger Canal genannt, eine Bezeichnung, die wir einstweilen festhalten wollen. In ihr liegen nach Tiıepemann erstens der Steincanal (St), zweitens der »herz- 4) Auf die Theile, welche GrEErr in Zusammenhang mit diesem Organe be- schreibt, komme ich weiter unten zu sprechen. 3) Spıx nennt es »le canal gelatineux et bleu«. M&m. pour servir a l’histoire de l’asterie rouge, Asterias rubens L. Annal. du Museum d’histoire naturelleTT. 43.p. 446. 3) 1. c. p. 50. 4) Er beschreibt es als »un corpo gelatino, gialliccio, crasso, piano«, welcher den Steincanal (DELLE CuıasE’s »sacco rossiccio«) von Anfang bis zu Ende begleitet und an ihn angeheltet ist. 1. c. p. 308. Tav. XX, Fig. 18. 167 ähnliche Canal« (©). Der Steincanal erhielt durch den genannten Forscher seinen jetzt allgemein gebräuchlichen Namen, nachdem er schon früher von Lınck als tuba verrucae (verruca dorsi Linck = Madreporenplatte) und von Spix als canal spongieux et blanc kurz geschildert worden war. Trotz seiner klaren Beschreibung scheint indessen Tıepemann auch schon bezüglich des Steincanals Missverständnissen ausgesetzt gewesen zu sein. Denn was Sırsorp !) den kalkigen Balken im Steincanal nennt, ist der Steincanal selbst und nur aus einem Missverständniss der Tırpr- mann’schen Schilderung ist es erklärlich, dass SırsoLn nach einem Stein- canal suchte, in welchem jener kalkige Balken liege. Weit mehr aber ist der herzähnliche Canal, den Tıepemann beschreibt, für die späteren Forscher ein Stein des Anstosses gewesen. Obschon seine Beschreibung und Abbildung, wenn man das betreffende Präparat daneben hält, gar keines Missverständnisses fähig scheinen, hat, wie gesagt, GrEEFF die Höhle des sichelförmigen Bandes für das Tırpemann’sche » Herz« ange- sehen, letzteres aber als ein bisher übersehenes Organ beschrieben. Damit macht GrEErF Tienemann, der hinsichtlich der Echinodermen durch eine Reihe der sorgfältigsten Beobachtungen den Grund unserer anatomischen Kenntnisse gelegt hat, einen schwer wiegenden Vorwurf. Denn es handelt sich hier nicht etwa um schwierig zu machende Be- obachtungen, sondern um die Auffindung eines Organs, welches man mit einem einzigen Scheerenschnitt freilegen kann und welches bei grossen Exemplaren von Astropecten aurantiacus, wie TIEDEMANN selbst angiebt, 1 Zoll lang ist und an seiner breitesten Stelle gegen 3 Linien im Durchmesser hat. Tıepemann beschreibt das Herz als »einen länglichen erweiterten Canal, welcher neben dem Steincanal innerhalb der Höhle des Bandes liegt«, unterscheidet dasselbe also ausdrücklich von der Höhle des sichelförmigen Bandes. Daran lassen auch seine bekannte Abbildung 2) und die Tafelerklärung nicht den geringsten Zweifel. Dass aber dennoch GrEEFF wirklich der Meinung ist, der Hohlraum des sichelförmigen Ban- des sei es, den Tırpemann als Herz beschrieben habe, geht aus den Be- zeichnungen hervor, die er für diesen Hohlraum anwendet). Auch Horrmann kommt, vielleicht beeinflusst durch die GrEEFF- schen Angaben, zu keinem richtigen Verständniss der Tırpemanw’schen 4) l. c. p. 292. 2) l. c. Taf. 8; reproducirt in J. V. Carus Icones zootomicae. Taf. V, Fig. 16; sowie in Bronn’s Klassen u. Ordnungen d. Thierreichs. II. Actinozoa. Taf. XXXIII, Fig. 2. 3) Er nennt ihn, 2. Mittheilung p.96: die häutige, sackarlige Erweiterung des Steincanals; p. 99: den dem Steincanal und dem kiemenartigen Organ gemeinschaft- lichen häutigen Sack; 3. Mittheilung p. 159: die herzartige Erweiterung; p. 163 und 167: die sackartige Erweiterung (Herz). 168 Darstellung; denn das eine Mal!) behauptet er, der schlauchförmige Canal sei es, den Tıepemann »Herz « genannt habe, und in diesem Herzen liege ein drüsenförmiger Körper, dessen Bedeutung ihm aber durchaus unbekannt geblieben sei, später 2) aber sagt er ganz richtig, den in dem schlauchförmigen Canal gelegenen drüsenförmigen Körper habe Tıepr- mann als »Herz « beschrieben. Teuscher beschreibt Steincanal, Herz und schlauchförmigen Canal in Uebereinstimmung mit Tiepemann, erwähnt aber das GREErFF’sche » kiemenarlige Organ « merkwürdiger Weise mit keinem Worte, obschon er die Publicationen dieses Forschers anführt. Das mit Grerrr’s kiemenartigem Organe identische Herz der See- sterne liegt also mit dem Steincanal zusammen in der Höhlung des sichelförmigen Bandes (in dem schlauchförmigen Canal). 'Ich halte an der von Tıepemann gegebenen Benennung Herz fest, weil dasselbe, wie wir sehen werden, jedenfalls als ein Gentralorgan der Ernährungs- flüssigkeit aufzufassen ist. Denkt man sich, wenn der Seestern mit der Mundöffnung nach unten liegt, in der dorsoventralen Achse desselben stehend und dem Steincanal zugewendet, so liegt das Herz stets rechts von dem Steincanal. Wenigstens fand ich bei den von mir untersuch- ten Seesternen ausnahmslos diese Lagerung. Damit stimmt auch die Abbildung Tıevemann’s überein und schon SırsoLp hat die constante Lage des Herzens in Bezug auf den Steincanal hervorgehoben 3). Ueber das Aussehen und den Bau des Herzens haben schon die früheren Beobachter Angaben gemacht.. Sie beschreiben dasselbe als einen gelatinösen, gelblichen Körper’von fettiger Substanz (DELLE CuIAJE), von Farbe bräunlich (Tıevemann), röthlich blau, zuweilen violett (Horr- mann), blau (Srıx). Die Verschiedenheit in diesen Angaben über die Farbe des Herzens wird sich wohl bei genauerer Untersuchung lebender Thiere von verschiedenem Alter und verschiedenen Arten leicht erklären A) 1. c. p. 16. 2) 1. c. p. 21, 22. 3) Da sich SıEsoLp (l. c. p. 293) auf Tıepemann’s Abbildung beruft, dabei aber sagt, »das herzähnliche Organ liegt immer an der linken Seite des kalkigen Balkens «, so ist klar, dass er sich dabei in den Steincanal (»den kalkigen Balken «) hineindenkt, das Gesicht zur dorsoventralen Achse des Thieres gekehrt ; dann liegt allerdings das Herz links vom Steincanal. Bei Teuscher (Fig. 5, Taf. XVII) ist das Herz links vom Steincanal gezeichnet (vergl. auch p. 495 dieses Autors). Da er aber nicht angiebt, von welcher Seite, ob von der ventralen oder von der dorsalen, sein Schliff abge- bildet ist, so muss ich annehmen, dass die Abbildung die ventrale Seite des Schliffes zeigt, in welchem Falle das Herz allerdings links vom Steincanal liegt. Denkt man sich aber denselben Querschliff von der dorsalen Seite gesehen, so liegt das Herz rechts vom Steincanal. 169 lassen. Ueber den Bau des Herzens hat Tıepemann die ersten Mit- theilungen gemacht. Das Herz » besteht aus gelblichbraunen,, durch- schlungenen und verwebten Fasern, welche Aehnlichkeit mit Muskel- fasern haben«. »Die äussere Fläche des Herzens ist glatt, die innere netz- förmig gebildet«. GREEFF schildert dasselbe als einen Schlauch mit ver- zweigten lappenförmigen Anhängen. »Die Lappen und Läppchen ent- halten im Innern eine wimpernde Höhlung und stehen durch ebenfalls im Innern wimpernde und verästelte Ganäle mit einander in Verbin- dung«. Horrmann leugnet gegen GrEEFF die innere wimpernde Höhlung der Läppchen. Nach ihm bestehen die Läppchen aus einer mit Wimper- haaren bekleideten Membran und einem zelligen Inhalte und sind durch kräftigere Bindegewebsbündel mit einander verbunden. Teuschrr end- lich stellt eine Höhlung in dem Herzen der ausgewachsenen Thiere in Abrede und findet auf Querschnitten nur die gewöhnlichen Bindege- webselemente: »Fasern, einzelne kernhaltige Zellen, viele Körnchen und Pigmenthaufen«. »Bei jungen Thieren stellt das Herz ein dichtes Gon- volut von feinen Gefässen dar, welche sich nach allen Richtungen durch einander schlingen «. Meine eigenen Untersuchungen haben mich zu folgenden Ergeb- nissen geführt. Das Herz besteht aus einem dichten Geflecht bald sich theilender, bald mit einander anastomosirender Gefässe, deren Aussen- seite ein deutliches Epithel trägt, dasselbe Epithel, welches den ganzen schlauchförmigen Canal auskleidet. Die Wand der Gefässe besteht aus einem faserigen Gewebe, in welchem sich zweierlei Faserelemente, stärkere und feinere unterscheiden lassen. Die ersteren gleichen den kräftigen Bindegewebsfasern, die sich z. B. in der Körperwand zwischen den Kalkstücken finden, die letzteren aber bin ich geneigt für muskulös zu halten, da, wie wir nachher sehen werden, das Herz Contractions- erscheinungen zeigt. Ein inneres Epithel der Gefässe des Herzens in Form eines continuirlichen Zellenlagers konnte ich nicht auffinden, wohl aber Zellen, die in unregelmässigen Abständen der Innenseite der Ge- fässe aufsitzen. Die Lumina der Gefässe sind häufig sehr schwer oder gar nicht zu erkennen. Es hat das seinen Grund darin, dass sich die meist kugeligen 0,006—0,008Mm. (bei Astropecten aurantiacus) grossen und mit deutlichem Kern versehenen Inhaltskörper in solcher Menge anhäufen, dass sie die Gefässlumina ganz ausfüllen. Es ist demnach das Herz nicht nur bei den jungen Thieren, wie Teuscuer will, son- dern auch bei den ausgewachsenen Individuen ein dicht zusammen- gedrängtes Gefässgeflecht. Vorhbin sprach ich von Gontractionserscheinungen des Herzens. Dieselben sind zuerst beobachtet worden von TieDkmann, 170 welcher folgende Angabe darüber macht): »In lebend geöffneten See- sternen (Astropecten aurantiacus) äussert der bräunliche Canal Reizbar- keit, denn wenn man ihn mit einem scharfen Instrumente reizt oder mit Weingeist befeuchtet, so contrahirt er sich, wiewohl schwach und lang- sam«. Neuerdings beobachtete HorrMmann 2) » sehr deutliche Gontractions- erscheinungen« an dem Herzen. Derselbe Forscher sah ferner bei Asteracanthion rubens an den beiden vom Herzen zum Darm gehenden Gefässgeflechten (welche er irrthümlich, wie wir später sehen werden, als zwei in die Leibeshöhle ragende Anhänge des Herzens schildert) »Contractionen und Dilatationen regelmässig abwechseln«. An dem Peristom angekommen, setzt sich das Herzge- flecht fortinein den Mund umkreisendes Gefäss oder Ge- fässgeflecht. Um dessen Lage und Verbindungsweise darzulegen empfiehlt es sich auf die geschichtliche Entwicklung, welche die Kennt- niss der hier in Betracht kommenden Theile genommen hat, einzugehen. TieDEMANN 3) beschreibt zuerst einen oralen Ringcanal des Blut- gefässsystems und lässt denselben mit dem Herzen in Zusammenhang stehen. Von Jon. Mürter ) wurde die Existenz des Blutgefässrings be- stätigt. GREEFF, der anfänglich) das von Tiepemann beschriebene Blut- gefässsystem, ebenso wie schon vorher Jourpaı®), ganz in Abrede stellte, hat später”) die Tırpemann’sche Angabe bestätigt, ebenso wie auch Horrmann, LAnGE und TeuscHer®). Danach sollte man glauben, dieser Punct sei genügend aufgeklärt. Wir werden aber im Folgenden sehen, dass dem nicht so ist, dass vielmehr der von Tırpemann be- schriebene Blutgefässring, obschon vorhanden, in keinem Zusammenhang mit dem Herzen steht, also auch nicht mit demselben ohne Weiteres zu einem einheitlichen Organsystem gerechnet werden kann. Zunächst will ich versuchen mit Hülfe des umstehenden Holzschnittes (p. 120) auseinander zu setzen, welche Theile und unter welchen Bezeichnungen bisher als Blutgefässe des Peristoms beschrieben worden sind®). Der Holzschnitt stellt einen Schnitt durch das Peristom (in einem interradialen Bezirk desselben) dar. Der von Tıepemann beschriebene Blutgefässring l l. c. p. 21, 22. IICHpr 51. ten Naturw. zu Marburg. Nr. 8. 4874. 6) 1. c. p. 1003. 7) Zweite Mittheilung. Sitzungsber. Marburg. Nr. 6. 1872. 8) 1l. cc. 9) Man vergleiche auch auf den Tafeln Fig. 46—21. 171 ist mit J bezeichnet. Ausser diesem Gefässringe erwähnt TiEDENANN noch ein anderes gleichfalls den Mund umgebendes »orangefarbenes Gefäss«, dessen Höhlung den mit E bezeichneten Ringeanal darstellt, - dessen äussere (bei Astropecten aurantiacus lebhaft orangefarbene) Wand aber wesentlich, wie das zuerst Jon. MürLer erkannt hat, von dem Nervenringe N gebildet wird. Gk£Err fand, dass der Canal E zu I Schematischer Verticalschnitt durch das Peristom eines Seesterns (in der Richtung eines Interradius); Z, Leibeshöhle, Mh, Mundhaut, W, Wassergefässring, N, Nerven- ring, B, Blutgefässring(geflecht), J, innerer, E, äusserer ovaler Perihämalcanal. dem Nervenringe in demselben Verhältniss steht wie der von ihm als Nervengefäss bezeichnete Canalraum (auf diesen komme ich später zu sprechen) des Armes zu dem radiären Nerven. Er nennt in Folge dessen den Canal E den oralen » Nervengefässring« im Gegensatze zu dem Ganale J, der von ihm oraler »Blutgefässring« genannt wird. Horrmann !) unterscheidet die beiden Canäle als medialen (— J) und lateralen (= E) oralen Blutgefässring. Nicht gerade zur Klarheit trägt es bei, dass Truscher ?2) die von GRrEEFF für den Canal E gebrauchte Bezeichnung »Nervengefässring« auf den Canal J anwendet; für den Canal E aber führt Teuscher den Namen »Nervengefässkammerring« ein, weil man denselben als entstanden betrachten könne aus der Vereinigung der vordersten Kammern der radiären Nervengefässe (auf diese Kammern komme ich nachher zurück). Lange 3), welcher diese Verhältnisse nur vorübergehend berührt, schliesst sich in der Auffassung der beiden Canäle GrEEFF an, nennt J den Blutgefässring und E die Fortsetzung der Canäle der radialen Nervenbahn. Es findet sich nun aber ausser diesen beiden bisher besprochenen Canälen ein dritter Canal oder richtiger ein Ganalsystem B, das den Mund umkreist; dasselbe liegt in der den Canal J von dem Canal E A) 1. c. p. 17-19. 2) l. c. p. 502. 3) 1. c. p. 273. Fig. 47a u. 17b. 172 trennenden Membran. Es ist bisher entweder ganz übersehen oder nicht in seiner wahren Bedeutung erkannt worden. So erwähnt schon Tıepemann!) einen weissen Ring, der, wenn man das orangefarbene Gefäss (= N + E in unserem Holzschnitt) entfernt habe, an dem äus- seren Rande des oralen Blutgefässringes (= J) sichtbar werde. Durch einen sorgfältigen Vergleich der Tırpemann’schen Abbildungen und der entsprechenden Präparate von Astropecten aurantiacus habe ich mich überzeugt, dass der »weisse Ring« nichts Anderes ist als das uns hier beschäftigende Ganalsystem B mitsammt der dasselbe in sich ein- schliessenden Membran. Auch die Notiz von GrEEFF 2): »An der inneren Wandung des oralen Gefässringes, in das Lumen desselben hineinragend, sieht man sehr häufig bei guten Durchschnitten eine wulstartige Ver- dickung, anscheinend mit einer inneren Höhlung. Dieser, also inner- halb des Gefässes liegende Strang oder Schlauch hängt möglicherweise mit dem kiemenartigen Organ, das neben dem Steincanal verläuft, zu- sammen«, kann nur auf das Canalsystem B bezogen werden. Endlich zeichnet auch Teuscaer in seiner Fig. 25 an der Scheidewand zwischen seinem »Nervengefässkammerring« und seinem »Nervengefässring« zwei kleine in letzteren vorspringende wulstförmige Erhebungen, die indessen weder in seinem Texte noch seiner Tafelerklärung irgend eine Erklärung finden. Dieselben sind aber offenbar identisch mit der von GREEFF in der angeführten Stelle erwähnten »wulstartigen Verdickung«. Den Grerrr’schen Angaben habe ich vor allen Dingen hinzuzufügen, dass man das in Rede stehende Gebilde B nicht nur sehr häufig, son- dern stets an guten Durchschnitten sieht, dass man dasselbe auch an Horizontalschnitten durch das Peristom findet und sich demnach davon überzeugt, dass dasselbe ein continuirliches, den Mund umkreisendes Gebilde darstellt. Man erkennt ferner an solchen Schnitten, was sich übrigens auch bei grossen Exemplaren z. B. von Astropecten aurantia- cus präpariren lässt, dass der Ring B sich mit dem Herzgeflecht (= kiemenartiges Organ GRrEEFF’s) thatsächlich in Verbindung setzt, wie GREEFF nur vermuthete (Fig. 19). Auch die innere Höhlung des Ringes B ist wirklich vorhanden, aber sie ist meistens keine einfache, sondern man sieht auf demselben Querschnitt (von Asteracanthion rubens) ge- wöhnlich zwei oder drei Lumina neben einander. Dies Verhalten wird verständlich, wenn man sich an Horizontalschnitte durch das Peristom wendet oder wenn man eine Strecke weit die zwischen Canal J und Canal E gelegene Membran ausschneidet und sich so den Ring B von der Fläche zur Ansicht bringt (Fig. 18). Man erkennt dann, dass der- NalC-D:62,,63. Dat: IX, Kie.23> 3) Zweite Mittheilung. p. 95. 173 ‚selbe aus einer geringen Anzahl von Gefässen besteht, die sich bald mit einander vereinigen, bald sich theilen, mit anderen Worten, dass der- selbe ebenso wie das Herz ein Gefässgeflecht darstellt. Auch hinsicht- lich der Structur seiner Wandung und der zelligen Inhaltskörper, die häufig das Lumen dicht erfüllen, stimmt dies den Mund umkreisende Geflecht mit dem Herzen überein, von dem es herkommt. Wir haben in demselben also ein orales Ringgeflecht des Blutgefäss- systems vor uns. In der Richtung eines jeden Armes giebt das Ringgeflecht einen in der Mittellinie der Ambulacralfurche verlaufenden Ast ab, den wir das radiäre Blutgefäss nennen und nachher noch einer genaueren Betrachtung unterwerfen wollen. Andere Zweige des Ring- geflechtes habe ich nirgends beobachtet. Es fragt sich nun aber, in welchem Verhältniss der hier beschrie- bene Blutgefässring zu den beiden Canalräumen J und E steht, die bis- her als orale Abschnitte des Gefässsystems beschrieben worden sind, sowie auch, welches die Beziehungen des Herzens und des schlauchför- migen Canals, der das Herz umgiebt, zu jenen beiden Ganalräumen sind ? Nach TıEDEMAnN soll das Herz sich öffnen in den Canal J. Querschnitte (Fig. 19) aber zeigen, dass Tıepemann sich hier geirrt hat, dass viel- mehr das Herzgeflecht durch den Canal J hindurch an die Scheidewand zwischen Canal J und E herantritt, nicht aber nur um wie TEuscHER !) angiebt sich dort zu befestigen, sondern um in jener Scheidewand in der Gestalt des Ringgeflechts B den Mund zu umkreisen. Der schlauch- förmige Canal aber, der das Herz sammt dem Steincanal umgiebt und wie ich oben zeigte, mit dem Herzen verwechselt worden ist, mündet in den Canal J, wie schon aus den Injectionsresultaten von GREEFF und Horrmann sehr wahrscheinlich geworden, zuerst aber von TEuScHER 2) auf anatomischem Wege sicher demonstrirt worden ist. Wie Fig. 19 zeigt, bin ich in der Lage Truscner’s Angabe durchaus bestätigen zu können. Wenn nun aber der schlauchförmige Canal nicht, wie beson- ders GrEEFF irrthümlich annahm, das Centralorgan des Blutgefäss- systems ist, vielmehr mit dem wirklichen, in ihm gelegenen Central- organ (dem Herzgeflecht) in gar keiner offenen Verbindung der Lumina steht, also auch überhaupt dem Blutgefässsystem nicht zugerechnet wer- den kann, so wird man auch den mit dem schlauchförmigen Canal, nicht aber mit dem Herzgeflecht oder dessen oraler ringförmigen Aus- breitung in Zusammenhang stehenden Canal J fernerhin nicht mehr als oralen Blutgefässring bezeichnen dürfen. Aber auch der Ringcanal E 4) 1. cc. p. 494. 3) 1. c. Fig. 46. 174 steht in keinerlei offenem Zusammenhang mit dem Herzgeflecht oder dem oralen Ringgeflecht des Blutgefässsystems. Also kann auch er dem Blutgefässsystem nicht zugerechnet werden. Derselbe setzt sich fort in den Canalraum, welcher in den Armen zwischen Nerv und Was- sergefäss liegt und von GrEFFF!) und den späteren Forschern als Nerven- gefäss oder Nervencanal bezeichnet wird. Dieses sogenannte Nerven- gefäss der Arme wird durchzogen von einer verticalen Membran, welche eine Fortsetzung der den Ringcanal J von dem Ringcanal E scheidenden Membran ist. In ähnlicher Weise wie die letztere das orale, vom Herz- geflecht kommende Ringgeflecht des Blutgefässsystems in sich ein- schliesst, ist auch jene verticale Membran in dem sog. Nervengefäss der Arme die Trägerin eines Gefässes oder Gefässgeflechtes, welches in einem jeden Radius aus dem oralen Ringgeflecht sich abzweigt. Nur dieses in dem verticalen Septum der sog. Nervengefässe gelegene Ge- fäss gehört dem Blutgefässsystem an, was durch seine Verbindung mit dem Ringgeflechte, sowie durch seine Structur bewiesen wird. Es allein verdient also den Namen radiäres Blutgefäss, mit welchem wir es vorhin schon belegten. Es ist nicht immer ein einfaches Gefäss, sondern be- steht namentlich bei den grösseren Arten aus einem Geflecht von zwei, drei und mehr sich bald verbindenden bald theilenden Gefässen , wie sich besonders leicht nahe an der Abgangsstelle vom oralen Ringgeflecht erkennen lässt (Fig. 48). In der Richtung zu jedem Füsschen geht von dem radiären Blutgefäss ein Seitenzweig ab, der in einer seitlichen Fort- setzung der verticalen Membran liegt. Diese seitlichen Fortsetzungen des verticalen Septums mögen quere Septa heissen (Fig. 16, 21). Wir können das Verhältniss der radiären Blutgefässe und ihrer Seitenzweige zu dem sog. Nervencanal oder Nervengefäss so ausdrücken, dass wir sagen: Eine Fortsetzung des Ringcanales E verläuft in den Armen dicht über dem Nerven und enthält in seinem Lumen einen Zweig des Blut- gefässringes, das radiäre Blutgefäss, welches ebenso wie seine zu den Füsschen gehenden Seitenzweige durch membranöse Bildungen in seiner Lage fixirt wird. Der Canal E und der Canal J, sowie ferner der von E sich abzweigende radiäre Nervencanal stellen somit Räume dar, welche die Blutgefässe,, das Ringgeflecht sowohl wie das radiäre Gefäss (oder Geflecht), umgeben; sie können also passend als perihämale Räume bezeichnet werden. Den Canal J nennen wir dann den inne- ren perihämalen Ringcanal, den Canal E den äusseren perihämalen Ringcanal und den radiären Nervencanal oder das Nervengefäss der Autoren den radiären Perihämalcanal. Wir 4) Zweite Mittheilung. 175 werden nachher sehen, dass diese Perihämalräume in letzter Instanz als Abschnitte der Leibeshöhle zu betrachten sind. Der radiäre Perihämalcanal, sowie das darin gelegene radiäre Blutgefäss (oder -gefässgeflecht) verlangen noch einige Bemerkungen. Die erste nähere Beschreibung des radiären Perihämal- canals verdanken wir GrEFFF!). Er giebt zunächst an, dass der radiäre Perihämalcanal durch eine senkrechte Scheidewand in zwei nebenein- anderlaufende Canäle getheilt ist. Diese Angabe wurde von Horrmann, Teuscner und Lange bestätigt. GRreerF sah ferner, dass bei Asteracan- thion rubens die senkrechte Scheidewand nach oben (dorsalwärts), vor ihrer Insertion an die dorsale Wand des radiären Perihämalcanals noch rechts und links eine Membran abgiebt, die quer durch das Lumen der rechten, resp. linken Hälfte des Perihämalcanals zieht. Er ist in Folge dessen der Meinung, dass durch die erwähnten Scheidewände der Perihämalcanal in vier Ganäle getheilt würde, zwei grössere ventrale und zwei kleinere dorsale. Horrmann 2) aber stellt die Sache anders dar. Nach ihm setzt sich überhaupt das verticale Septum nicht an die dorsale Wand des Perihämalcanals fest, sondern fährt vorher in zwei Lamellen auseinander, die sich dann in der rechten und linken oberen Ecke des Perihämalcanals inseriren. Sonach wird der Perihämalcanal nach Horr- MANN durch die Septen nicht in vier, sondern nur in drei Räume ge- theilt, einen mittleren dorsalen und zwei seitliche ventrale.. Während die Grerrr’'sche Behauptung von der Existenz von vier Ganälen, wie aus den gleich zu erwähnenden Untersuchungen von TEuSCHER und LAngE sowie meinen eigenen hervorgeht, sich auf richtige, aber unzu- reichende Beobachtungen stützt, liegen der Horrmann’schen Angabe falsche Beobachtungen zu Grunde; niemals findet man auf einem Querschnitt durch die Armrinne eines Asteracanthion rubens die von Horrmann’) gezeichnete Dreitheilung des Perihämalcanals. Einen gemeinsamen Fehler haben Grerrr und Horrmann darin begangen, dass sie die von dem ver- ticalen Septum abtretenden queren Septa sich durch die ganze Länge des Armes erstrecken liessen, während sie, wie Lane und Teuscuer zuerst nachgewiesen haben und ich bestätigen kann, nur zwischen je zwei Wirbeln sich finden, entsprechend den zu den Füsschen gehenden Seitenzweigen der radiären Blutgefässe sowie den in denselben Bezirken liegenden Seitenzweigen der radiären Wassergefässe. Man erkennt dies am leichtesten an horizontalen Schnitten durch den Arm (Fig. 22, 23)%. 4) Zweite Mittheilung. p. 97. 2) l.c.p. 8. 3) 1. ce. Fig. 44, 42. 4) Vergl. auch Lange’s Fig. 4. 13* 176 Zugleich erkennt man an solchen Schnitten, jedoch auch an Querschnit- ten (Fig. 37), dass das verticale Septum, wenigstens bei Asteracanthion rubens, in der Höhe des eingeschlossenen radiären Blulgefässes eine horizontale Verbreiterung besitzt, welche an der Basis der queren Septen an Breite zunimmt und wohl den Anlass zu der eben besprochenen Auf- fassung Grexrr’s und Horrmann’s gegeben hat. Wir wollen sie das hori- zontale Septum nennen (Fig. 16, 23, 37). Dasselbe befestigt sich nirgend- wo an die seitlichen Wände des Perihämalcanals, bringt also auch keine Theilung desselben in gesonderte Ganäle zu Stande. Es scheint nach den Abbildungen Teuschuzr’s sowie auch nach meinen eigenen Unter- suchungen bei manchen Arten gänzlich zu fehlen. Nach Lange und Teuscher soll durch das verticale Septum bei Asteracanthion rubens eine vollständige Scheidung der rechten und linken Hälfte des radiären Perihämalcanals zu Stande kommen. Dem vermag ich indessen nicht ganz beizustimmen. Ich finde an einzelnen Stellen den dorsalen über dem eingeschlossenen radiären Blutgefäss ge- legenen Theil des Septums durchbrochen von einer Oeffnung, mittelst deren die rechte und die linke Hälfte des Perihämalcanals mit einander in Verbindung treten können !); namentlich ist das der Fall in der Nähe des Peristoms (Fig. 16). Solche Durchbrechungen liegen aber stets zwischen den Abgangsstellen je zweier queren Septen, niemals un- mittelbar darüber. Nach Tevuscher soll ferner durch die seitlichen queren Septen eine weitere Zerlegung einer jeden Hälfte des radiären Perihämalcanals in eine der Anzahl der Wirbel entsprechende Zahl von Kammern zu Stande kommen. Er nennt diese Kammern die Nervengefässkammern und dem entsprechend, wie oben schon erwähnt, den äusseren perihämalen Ringcanal den Nervengefässkammerring. Jene Kammerräume sind aber in Wirklichkeit nicht gänzlich von einander gesondert, sondern es sind die seitlichen sie begrenzenden Septa in näherer oder weiterer Entfer- nung von dem verticalen Septum, von der dorsalen oder ventralen Wand des Perihämalcanals losgelöst, wodurch eine Communication der hinter einandergelegenen Kammern ermöglicht wird. Uebrigens stehen mit der Behauptung Teuscner’s von der völligen gegenseitigen Abge- schlossenheit der Kammern seine eigenen Injectionsresultate in Wider- spruch; das eine Mal?) sagt er, um zu beweisen, dass die Kammern bei Astropecten aurantiacus allseitig geschlossen seien, die in sie einge- spritzte Injectionsflüssigkeit habe keinen Ausweg gefunden; gleich 4) Aehnliche Angaben macht Teuscazr für Ophidiaster, Echinaster u. Asteriscus. 2). cc. p. 500. 177 nachher aber!) giebt er an, dass sich die Kammern von dem schlauch- förmigen Canal aus injiciren lassen. Man sieht an diesem Beispiel wie- derum, wie wenig auf die Injectionsbefunde an und für sich zu geben ist. Der radiäre Perihämalcanal ist nach dem Erörterten ein zwischen radiärem Nerven- und radiärem Wassergefäss gelegener Hohlraum, der von membranösen Scheidewänden durchsetzt ist, aber niemals durch dieselben in seiner ganzen Länge sei es in neben einander, sei es in hinter einander gelegene abgeschlossene Räume zerlegt wird, sondern durch hier und dort stattfindende Unterbrechungen jener Septen stets seine einzelnen Abtheilungen in Communication erhält und dadurch den Character eines wesentlich einheitlichen Raumes nicht aufgiebt. Die Septen dienen zur Befestigung des in ihnen gelegenen radiären Blutge- fässes und seiner Seitenzweige. Das radiäre in dem verticalen Septum gelegene Blutgefäss haben Lange und Teuscaer gleichzeitig aufgefunden. TeuscHer nennt es »Gen- tralnervengefäss«e. Er fand es?) bei Astropecten, Luidia, Ophidiaster, Echinaster und Asteriscus, stellt seine Existenz aber bei Asteracanthion rubens und tenuispinus in entschiedene Abrede®). Aber gerade bei Asteracanthion rubens hat gleichzeitig Lange?) das betreffende Gefäss entdeckt, womit meine eigenen Beobachtungen in Einklang stehen. Dem- nach wird es wohl allen Asteriden ausnahmslos zukommen. Durch die schon oben hervorgehobene geflechtartige Beschaffenheit, welche das radiäre Blutgefäss häufig zu erkennen giebt, erklären sich die Angaben Teuscher’s, dass bei Astropecten aurantiacus zwei »Centralnervengefässe« nebeneinander verlaufen, sowie seine Abbildungen Fig. A1 und 12, in denen er von Echinaster sepositus gleichfalls zwei »Gentralnervengefässe« zeichnet. Die seitlichen Zweige des radiären Blutgefässes lassen sich bis an die Basis der Füsschen verfolgen ; wie sie sich dort weiter verhalten, habe ich bis jetzt noch nicht erkennen können. Der perihämale Ganal- raum aber, welcher die seitlichen Zweige des radiären Blutgefässes um- giebt, gabelt sich an der Basis des Füsschen, die beiden Gabeläste un- greifen die Füsschenbasis und vereinigen sich dann wieder auf der ent- gegengesetzten, dem Rande der Ambulacralfurche zugekehrten Seite derselben. Dort treten die Perihämalcanäle, die aber dann schon ihren Namen nicht mehr verdienen, da sie kein Blutgefäss mehr umgeben, in einen Canalraum ein, der am Rande der Ambulacralrinne den Arm ‚1 ) l. c. p. 499 sqq. Fig. 9—12. 3) 1. c. p. 503. Fig. 13, 44. ) l. c. p. 247. Fig. 2a. 178 durchzieht. Bei Betrachtung der Leibeshöhle werde ich auf diesen Canalraum zurückkommen müssen. Die radiären Blutgefässe der Grinoideen habe ich früher!) in Uebereinstimmung mit GREEFF 2) für homolog den radiären »Nervengefässen « der Asterien erklärt. Jetzt, nachdem wir erkannt, dass die » Nervengefässe« der Asterien nicht selbst Blutgefässe sind, sondern nur die wirklichen Blutgefässe umgeben, kann jene Homologie nicht mehr aufrecht erhalten werden. Es ist vielmehr bei einem Vergleiche der Verhältnisse, die wir hier bei den Asterien kennen lernten, mit den früher bei den Crinoideen besprochenen er- sichtlich, dass das radiäre Nervengefäss der Grinoideen nur mit dem eigentlichen radiären Blutgefässe der Seesterne, nicht aber mit dem Perihämalcanal desselben verglichen werden kann. Um Missverständ- nisse zu vermeiden, empfiehlt es sich in Folge dessen auch bei den Grinoideen die Bezeichnung » Nervengefäss« ganz aufzugeben und statt dessen radiäres Blutgefäss zu sagen. Es besteht hinsichtlich der Lage- rung des oralen Blutgefässrings und der radiären Blutgefässe ein Gegen- satz zwischen den Crinoideen und Asteriden. Beiden Grinoideen sind nämlich noch keine Perihämalräume zur Ausbildung gelangt, weder im Umkreis des oralen Blutgefässrings noch der radiären Blut- gefässe. In ähnlicher Weise wie das Herzgeflecht an der ventralen Seite des Seesterns den oralen Blutgefässring und die daraus ent- springenden radiären Blutgefässe abgiebt, verhält es sich an seinem dorsalen Abschnitte. Tıepemann?®) beschreibt daselbst bei Astro- pecten aurantiacus in Zusammenhang mit dem Herzen folgende Gefässe: 1) einen dorsalen, der Körperwand anliegenden Gefässring ; davon entspringen 2) zehn Gefässe zu den Geschlechtsorganen und 3) zehn Gefässe zu den radiären Blindsäcken des Darmes; ferner 4) zwei Gefässe zum Magendarm, welche vom Herzen dort, wo es in den dorsalen Gefässring eintritt, ihren Ursprung nehmen. Mit Ausnahme der sub 3) angeführten Gefässe zu den radiären Darmblindsäcken sind die Tırpemann’schen Angaben von GREEFF und Horrmann bestätigt worden. Jene Gefässe zu den Darmblindsäcken wer- den von den letztgenannten Forschern mit Recht in Abrede gestellt. GREEFF*) hat gezeigt, dass in diesem Puncte Tırpemann dadurch zu einer AI. p. 12, p. 87. 2) Ueber den Bau der Echinodermen. Vierte Mittheilung. Marburger Sitzungs- berichte. Nr. 4. 1876. p. 27. 3) 1. c. p. 49 sqq. 4) Dritte Mittheilung. p. 160 sqq. 2793 irrthümlichen Auffassung gekommen ist, dass er die beiden Mesenterien (Fig. 38), welche einen jeden Darmblindsack an die dorsale Wand des Armes befestigen und zwischen sich einen, übrigens schon von SuarPEy !) richtig beschriebenen, canalartigen Raum lassen, für die Wandungen eines den Darmblindsack begleitenden Gefässes gehalten hat. Wir wollen diesen Raum Intermesenterialraum oder -canal nennen. SuarpEy giebt von demselben richtig an, dass er sich in der Scheibe in die allgemeine Leibeshöhle öffnet. Man kann sich von dieser Thatsache an grösseren Seesternen leicht schon mit unbewaffnetem Auge über- zeugen. Nach Berichtigung des Tıepemanw’schen Irrthums bezüglich der Blinddarmgefässe bleiben als Haupttheile des dorsalen Abschnittes des Blutgefässsystems übrig: der dorsale Gefässring, die Genitalgefässe und die beiden Gefässe zum Magendarm, die wir einfach Darmgefässe nennen wollen. Die Anordnung derselben ist in der Fig. 25, welche überhaupt ein schematisches Bild des Blutgefässsystems der Seesterne giebt, darge- stellt. Eine genauere Untersuchung auch des dorsalen Abschnittes des Blutgefässsystems hat mir nun aber gezeigt, dass hier ebenso wie in den weiter oben betrachteten ventralen Theilen des Blutgefässsystems die bis jetzt als solche aufgefassten Gefässe in Wirklichkeit nicht zum Blut- gefässsystem gehören, sondern dass erst in ihnen die wahren Blutge- fässe sich vorfinden. Oben zeigte ich, dass am Peristom und in den Ambulacralrinnen diejenigen Räume, welche den wahren mit dem Herz- geflecht in Zusammenhang stehenden Blutgefässring und die von dem- selben ausstrahlenden radiären Aeste zunächst umschliessen, es sind, welche bisher injieirt und als Blutgefässe beschrieben worden waren, dass die wirklichen Blutgefässe aber im Innern jener Perihämalcanäle aufgehängt sind. Ebenso verhält es sich nun auch in dem dorsalen Be- zirke des Blutgefässsystems. Der dorsale Gefässring sowohl, alsauch die Gefässe zu den Geschlechtsorganen und dem Darme sind nicht, wie die bisherigen Forscher annehmen, die eigentlichen Blutgefässe, sondern sie sind Perihämal- räume, in deren Lumen sich das eigentliche von dem Herzgeflechte herkommende Blutgefäss befindet. Der Perihämalcanal des eigentlichen dorsalen Blutgefässrings steht in Communication mit dem schlauchförmigen Canal, ebenso verhalten sich die Perihämalcanäle der beiden zum Darme tretenden Gefässe. Mit dem dorsalen perihämalen Ringcanal stehen dann wieder die Perihämal- canäle der zu den Generationsorganen tretenden Gefässe in Zusammen- 4) l. ec. p. 37. Fig. 12. Diese Beobachtung SuarpEv’s scheint GrEEFF unbekannt geblieben zu sein. 180 hang. Aus dieser Verbindungsweise der dorsalen Perihämalcanäle er- klärt sich denn auch, dass GreEeFF, Horrmann und TEUSCHER vom schlauchförmigen Canal aus die Perihämalcanäle, die sie als Blutgefässe ansehen, injiciren konnten. GREEFF!) giebt an, in dem dorsalen »Blutgefässring« (also unserem perihämalen Ringcanal) von Asteracanthion rubens einen lappigen Wulst gesehen zu haben, welcher von der der Leibeshöhle zugekehrten Ge- fässwand ausgeht und einen continuirlichen Strang darstellt, der das ganze Gefäss durchzieht und mit dem kiemenartigen Organ zusammen- zuhängen scheint. Der lappige Wulst, von dem Grerrr hier spricht, ist offenbar identisch mit dem in dem Perihämalcanal festgelegten Blut- gefässe. Letzteres lässt übrigens häufig, namentlich bei grösseren Arten, z. B. bei Astropecten aurantiacus, denselben geflechtartigen Bau erkennen, wie die Blutgefässe der Ventralseite und wird dann richtiger als dorsales Ringgeflecht des Blutgefässsystems bezeichnet. GREEFF spricht die Vermuthung aus, der »lappige Wulst« diene dazu, den Uebertritt der Geschlechtsproducte in das Blutgefässsystem (= unsere Perihämalräume) zu verhindern. Dass von einer solchen Function des »lappigen Wulstes« nicht im Entferntesten die Rede sein kann, wird aus der weiter unten folgenden Schilderung der Genitalorgane und ihrer Ausführungscanäle ohne Weiteres ersichtlich werden. Horrmann und Teuscher scheinen den von GRrEEFF als »lappigen Wulst« beschriebenen wahren dorsalen Blutgefässring gar nicht gesehen zu haben ; ebenso wie auch keiner der genannten Forscher die eigent- lichen Genitalgefässe erkannt hat. Was als solche von ihnen injieirt und beschrieben wurde, sind wiederum nur Perihämalräume, die in ihrem Lumen das eigentliche Genitalgefäss beherbergen. Letzteres, auf dessen Verhalten zu den Geschlechtsorganen ich weiter unten zu sprechen komme, ist eine Abzweigung des dorsalen Blutgefässringes. Von diesem giebt schon Tırpemann an, dass er die sichelförmigen Bänder, welche in den Interradien die dorsale Körperwand mit der ventralen verbinden, durchbohrt. Auch für den wirklichen Blutgefässring, der ja von TıepE- MANN von dem umgebenden Perihämalcanal nicht unterschieden wurde, ist diese Angabe durchaus richtig, wie mir die Untersuchungen nicht nur von Astropecten aurantiacus, auf den sich Tıepenann’s Mittheilungen beziehen, sondern auch von Asteracanthion rubens und Stellaster eque- stris gezeigt haben. Da wo der dorsale Gefässring von dem Herzgeflechte entspringt, giebt letzteres zwei zuerst von TIEDEMANN bei Astropecten aurantiacus 1) Dritte Mittheilung. p. 167. F Z A u) rue, ll ne, Ua G na DIT E a A Lat et Mi? Ar 181 beschriebene Gefässe oder richtiger strangförmige Gefässgeflechte ab, welche in der Richtung nach dem dorsalen Centrum der Scheibe ver- laufen und, bevor sie dieses erreichen, an die Wand des Magens treten, um sich dort in einer Weise zu verästeln, welche ich einstweilen noch nicht weiter verfolgt habe. Bei Asteracanthion rubens sind diese beiden Darmgefässgeflechte in ihrem Ursprungstheile weitstärkerentwickelt als bei Astropecten aurantiacus und haben daselbst nicht eine einfach strangförmige, sondern eine unregelmässig gelappte Gestalt. Dieser auf der Oberfläche unregelmässig gekräuselte und gelappte Anfangstheil der beiden Darmgefässgeflechte bei Asteracanthion rubens ist von GREEFF und Horrmann, welche beide den auf jenen Anfangstheil folgenden feineren strangförmigen Abschnitt übersahen, als ein besonderes, frei in die Leibeshöhle hängendes drüsenförmiges Organ beschrieben worden. GREEFF!) vermuthet den wirklich vorhandenen Zusammenhang mit dem Herzgeflecht, seinem »kiemenartigen Organ «, und hebt die Uebereinstim- mung in der Structur hervor. Horrmann 2) hingegen hält eine Verbin- dung der beiden »drüsenförmigen Organe« mit dem Herzen für nicht wahrscheinlich, obgleich man sich schon durch Präparation unter der Loupe davon Gewissheit verschaffen kann. In Wirklichkeit sind die beiden von GrEEFF und Horrmann discutirten drüsenförmigen Organe nichts anderes als die bei Asteracanthion rubens besonders stark ent- wickelten Anfangstheile der beiden, im Allgemeinen strangförmigen Darmgefässgeflechte. Teuscner 3) behauptet durchaus irrthümlich, dass die Darmgefässgeflechte (die Tırpemann’schen »Venenstämme des Magens«) keine Lumina besitzen, sondern solide Stränge seien. TeuscHer macht hier denselben Fehler, den er bezüglich des Herzge- flechtes begangen hat. Ueber die Art und Weise wie das Herzgeflecht dorsal- wärtsendigt, äussert sich Horrmann ganz unbestimmt. Er lässt es unentschieden, ob dasselbe blind endigt oder mit einer offenen Mündung in den schlauchförmigen Canal sich einsenkt*). Teuscuer hingegen macht die bestimmte, aber falsche Angabe, dass sich das Herz »in die hervorragende Spitze des sichelförmigen Bandes « befestige 5). Nachdem das Herzgeflecht (bei Asteracanthion rubens, Astropeceten aurantiacus und Asterina pentagona) den dorsalen Gefässring und die beiden Darm- gefässe abgegeben hat, tritt es mit seinem eigentlichen Endabschnitt in Zweite Mittheilung. p. 99. l. c. p. 46. l. c. p. 504, 505. J.’C5 pP: 2 12C29.5495: 182 die kleine Höhlung ein, welche die Ampulle der Madreporenplatte ent- hält und oben näher beschrieben worden ist. Das Herzende durchsetzt diese Höhlung (Fig. 9) und befestigt sich dann schliesslich in ihr und zwar in ihrem zumeist dem Centrum der Rückenhaut zugekehrten Theile (Fig. 10, 11). So weit meine Beobachtungen reichen, gehört derjenige Tbeil der Höhlenwandung, an welchem sich das Herz inserirt, nicht mehr der Madreporenplatte selbst an, sondern dem unmittelbar daran an- stossenden Bezirke der Körperwand. Ob das Herz an dieser seiner Insertionsstelle Gefässe in die Körperhaut abgiebt, vermochte ich bis jetzt noch nicht zu constatiren. Bei den Grinoideen!) sehen wir den dorsalen Abschnitt des Herzge- flechts, das ich dort vorläufig als dorsales Organ bezeichnet habe, an dessen Homologie mit dem Herzen der Asteriden aber ich nicht mehr den geringsten Zweifel hege, in das Perisom eintreten und daselbst nach Bildung des fünfkammerigen Organs Gefässe in den Stengel und Er- nährungsstränge in das dorsale Perisom der Arme abgeben. Ein ähn- liches Verhalten findet nach dem oben Mitgetheilten auch bei den Aste- riden statt, wenigstens insofern als auch hier der dorsale Endtheil des Herzens in das Perisom eintritt. Ob es aber an diesem Endtheil des Herzens bei den Asteriden jemals zur Bildung eines fünfkammerigen Organs kommt, möchte ich nach meinen bisherigen Beobachtungen sehr bezweifeln. Es besteht demnach meiner Meinung nach zwischen dem dorsalen Endabschnitt des Herzens bei den Asteriden und Grinoideen nür eine allgemeine, keine specielle Homo- logie. Am Schlusse dieses Gapitels über das Blutgefässsystem der Seesterne verweise ich auf die Figur 25, welche eine Uebersicht über die Anordnung desselben giebt. Da diese Figur in vielen Puncten mit denjenigen TıEpEmann’s und Horrmanv’s sich deckt, so ist es nöthig her- vorzuheben, dass diese Uebereinstimmung sich eben nur auf die An- ordnung des Gefässsystems bezieht. Durch die Unterscheidung zwischen den eigentlichen Blutgefässen und den sie umgebenden Perihämalräumen sind wir erst zu einer richtigen Auffassung des Blutgefässsytems der Seesterne gelangt. Obige Figur giebt die Vertheilung der wirklichen Blutgefässe, während Tırpemann wirkliche Blutgefässe und Perihämal- canäle durcheinanderwirft, Horrmann’s Abbildungen aber eigentlich nur die Vertheilung der Perihämalcanäle darstellen. ML p--6irsqg., p. 87. en a 0 u 183 Das Nervensystem. Hinsichtlich der allgemeinen Anordnung des Nervensystems der Asteriden besteht keine wesentliche Differenz unter den einzelnen For— schern. Alle geben an, dass das Nervensystem sich zusammensetzt aus einem Nervenringe, der sich, den Mund umkreisend, an dem peripheren Theile der Mundhaut befindet und fünf davon ausstrahlenden radiären Nerven, welche in der Medianlinie der Ambulacralrinnen verlaufen. Sobald es sich aber darum handelt, genauer zu entscheiden, welche von den an den genannten Stellen vorkommenden Gewebsschichten und Gewebselementen als nervöse zu betrachten sind, giebt sich die grösste Meinungsverschiedenheit kund. Bevor ich die verschiedenen Ansichten, welche hierauf bezüglich geäussert worden sind, discutire, wird es zweckdienlich sein, die Theile, um die es sich hier handelt, genauer zu betrachten, zunächst ohne Rücksicht darauf, welche von ihnen etwa als Nerven anzusehen sind und welche nicht. Macht man feine Querschnitte durch die Ambulacral- furche eines Asteracanthion rubens, so bekommt man Bilder, wie sie besonders Lange !) und TeuscHer 2) in den meisten Puncten richtig ab- gebildet haben. Man unterscheidet nach aussen (ventralwärts) von dem radiären Perihämalcanal eine auffallend dicke Substanzlage, welche so- fort zwei Hauptschichten erkennen lässt, eine äussere zellige, die zu- gleich Trägerin eines gelblichen Pigments?) ist, und eine innere vor- wiegend faserige. Wir wollen beide als Zellenschicht und Faserschicht auseinanderhalten. Nach den Seiten wird die Faserschicht, die im Uebrigen weit dicker ist als die Zellenschicht (Fig. 37), niedriger um bald ganz zu verschwinden. Sie stellt in einer jeden Ambulacralrinne ein bandförmiges Gebilde dar, welches in der Mittellinie der Rinne über (dorsalwärts von) der Zellenschicht verläuft. Die Zellenschicht selbst ist nur ein Theil des allgemeinen äusseren Körperepithels, wie daraus her- vorgeht, dass sie sich rechts und links von der Mittellinie der Ambula- cralrinne unmittelbar fortsetzt in die äussere Epithellage, welche die ganze übrige Rinne sammt den sich daraus erhebenden Füsschen über- kleidet. Die Faserschicht aber stellt eiwas Besonderes dar, das sich» wenn nicht als Abzweigung von ihr, an keiner anderen Körperstelle wiederfindet. a)l. c. Fig. 2a. 2) l. c. Fig. 47—19. 3) Dieses Pigment ist bei Astropecten aurantiacus orangefarben und hat Veran- lassung zu der Tıepemann’schen Bezeichnung »orangefarbenes Gefäss« gegeben, dessen wahre Natur erst Jon. MüLzer erkannt hat (l.c. Müuzer's Arch. 1850. p. 420). 184 Die Zellenschicht ist von einer festen, homogenen, glashellen Cuticula überkleidet und trägt im Leben Wimperhaare, die wahrschein- lich der Cuticula nicht unmittelbar aufsitzen, sondern durch feine Oefl- nungen derselben hindurchtreten. Es spricht für das Vorhandensein solcher feinsten Oeffnungen, dass die Cuticula an abgelösten und von der Fläche betrachteten Partien stets ein fein punctirtes Aussehen hat. Die Zellen der Zellenschicht sind durchgängig höher als breit und haben ihren Kern in ungleicher Höhe, so dass man, obschon jede Zelle die ganze Schicht durchsetzt, auf Querschnitten anfänglich ein geschichtetes Epithel vor sich zu haben glaubt. Die Faserschicht besteht aus zweierlei Elementen, welche in- dessen beide faseriger Natur sind. Die einen sind Fasern, die senkrecht auf die bindegewebige Membran (Fig. 37 Bi), welche die untere, ventrale Wand des radiären Perihämalcanals bildet, gerichtet sind ; sie verlaufen also auf Querschnitten durch die Ambulacralrinne quer durch die ganze Dicke der Faserschicht. An Zerzupfungspräparaten, sowie auch an Schnitten ergiebt sich, dass diese Querfasern der Faserschicht mit den Zellen der Zellenschicht in Verbindung stehen, dass sie nichts anderes sind als stabförmige Verlängerungen jener!). Die anderen gleichfalls faserigen Elemente der Faserschicht sind Längsfasern; sie verlaufen in der Längsrichtung des Armes und rechtwinklig zu den Querfasern; auf Querschnitten durch die Ambulacralrinne sieht man sie demnach im Durchschnitt in Gestalt runder Pünetchen und erst auf Längsschnitten giebt sich ihre faserige Beschaffenheit kund. Die Querfasern sind optisch und in ihrem Verhalten gegen Reagentien verschieden von den Längs- fasern. Am auffallendsten ist die bedeutend stärkere Lichtbrechung der Querfasern. Morphologisch unterscheiden sie sich von den Längsfasern wesentlich dadurch, dass sie, wie schon gesagt, mit den Zellen der Zellenschicht in Zusammenhang stehen, während die Längsfasern nie- mals eine derartige Verbindung eingehen. Die Zellen der Zellenschicht bilden also mit ihren den Kern beher- bergenden Leibern eine subeuticulare Zellenlage und senden in Gestalt von Querfasern Fortsätze in eine auf die subeuticulare Zellenlage folgende Längsfaserschicht. Die Querfasern sitzen mit ihrem inneren, oft gabelig verbreiterten Ende der Bindegewebshaut des Perihämalcanals unmittel- bar auf. Zwischen den Querfasern sieht man mitunter Kerne, von wel- chen es aber an den Querschnitten nicht leicht ganz klar wird, ob sie zu den Querfasern oder zu den Längsfasern in näherem Bezuge stehen. Stellt man aber nach längerer Maceration in doppeltchromsaurem Kali 1) Vergl. darüber die Abbildungen von Lange |. c. Fig. 7, deren Richtigkeit ich nach meinen Beobachtungen nur bestätigen kann. ER g. 185 Zerzupfungspräparate der Faserschicht her, so gelingt es nicht nur Quer- fasern, sondern auch Längsfasern eine lange Strecke weit zu isoliren und man überzeugt sich an solchen Präparaten, dass die vorhin erwähn- ten Kerne in den Verlauf der Längsfasern eingeschaltet sind. Die Kerne sind von einer geringen Protoplasmalage umgeben, welche in die Substanz der Fasern übergeht. Die Fasern müssen dem- nach als Ausläufer kleiner Zellen betrachtet werden. Mitunter zeigen die isolirten Längsfasern an der Stelle der Kerneinlagerung zugleich eine Theilung. Eine Verwechselung der Längs- und Querfasern in den Zer- zupfungspräparaten lässt sich, abgesehen von dem stärkeren Glanze der Querfasern, dadurch vermeiden, dass man auf die Länge der Fasern achtet. Die Querfasern durchsetzen ziemlich geradlinig die Faserschicht, sind demnach niemals viel länger als Faser- und Zellenschicht zusam- mengenommen. Die Längsfasern aber lassen sich in viel grösseren Strecken isoliren und machen auch dann noch den Eindruck, als wenn ihre Enden abgerissen wären; ihre wirkliche Länge liess sich deshalb auch nicht sicher bestimmen. Im Nervenringe finden sich dieselben Schichten wie in den radiären Nerven. Auch hier folgt auf die Guticula eine Zellenschicht, von wel- cher Querfasern ausgehen, welche blassere Längsfasern zwischen sich aufnehmen. Letztere stimmen mit den Längsfasern der Ambulacral- nerven vollständig überein und lassen sich an den Verbindungsstellen des Nervenringes mit den radiären Nerven leicht als Fortsetzungen jener erkennen. Sie verlaufen kreisförmig um die Mundöffnung; auf Quer- schnitten durch das Peristom bekommt man sie also im Querschnitt, auf Horizontalschnitten in ihrem kreisförmigen Verlaufe zur Ansicht. Es fragt sich nun, welche von den beschriebenen Elementen als nervöse anzusehen sind, ob die Zellenschicht und die Faserschicht zu- sammen, oder nur die eine oder andere, oder nur ein Theil der einen oder anderen, oder ob endlich überhaupt die Nervenelemente in keinem der vorhin geschilderten Theile vorliegen, sondern wo anders zu suchen sind? Alle diese Möglichkeiten haben ihre Vertretung gefunden. GREEFF!) ist der Meinung, dass die Zellenschicht mit der Faser- schicht zusammen den Nerven darstelle, eine Ansicht, welche er dann später auch auf die Crinoideen zu übertragen versuchte?2). Da aber GREEFF die beiden Schichten überhaupt nicht ganz scharf von einander unterscheidet und auch die sie zusammensetzenden Zellen und Fasern 4) Il. cc. Erste, zweite und dritte Mittheilung. 2) cf. I. p. 78. Dieselbe Ansicht hat auch Owssannıkow ausgesprochen in seinen Mittheilungen:: Ueber das Nervensystem der Seesterne. Bulletin de l’Acad6emie im- periale des sciences de St.-Petersbourg. T. XV. 1874. St.-P6tersbourg p. 340. 156 nicht genauer untersucht zu haben scheint, so ist seiner Meinung in diesem Puncte kein grosses Gewicht beizumessen; überdies findet sich in seiner Darstellung ein thatsächlicher Irrthum, der auf seine Auffas- sung des Nerven vielleicht nicht ohne Einfluss gewesen ist. Er be- schreibt nämlich zwischen der Guticula und der Zellenschicht ein plattes Epithel. Dieses Epithel ist, wie ich übereinstimmend mit Lange und TeuscHer versichern kann, keineswegs vorhanden. Da aber GrEEFF ein solches Epithel gefunden zu haben glaubte und er über !; demselben eine aus Zellen und Fasern bestehende dicke Gewebslage fand, welche am Ende der Ambulacralrinne die Augenkegel in sich aufnimmt, so hielt er sich für berechtigt jene ganze Lage als Nerv anzusehen. Hätte er sich aber überzeugt gehabt, dass, woran jetzt wohl kein Zweifel mehr sein kann, sein subcuticulares Epithel nicht vorhanden ist, dass vielmehr die von ihm zum Nerven gerechnete Zellenschicht das eigent- liche subeuticulare Epithel darstellt, so würde er gewiss Bedenken ge- tragen haben, diese Zellenschicht, die nichts ist als ein Theil des äusse- ren Körperepithels, zum Nerven zu rechnen. Es ist nur eine Consequenz seiner irrthümlichen Auffassung des Ambulacralnerven, dass er die Zellenschicht, welche die Füsschen sowie den ganzen Körper überkleidet, als Nervenschicht bezeichnet. In allen diesen Gegenden ist das von ihm behauptete subeuticulare Epithel nicht vorhanden, sondern seine »Ner- venschicht« ist die Matrix der Cuticula. Wenn ferner GresFF sagt, die Flüssigkeit des perihämalen Ganals (»Nervengefäss« GREEFF) sei in un- mittelbarer Berührung mit der Nervensubstanz, so ist auch das ein Irr-. thum, denn zwischen beiden befindet sich eine kräftige Bindegewebs- schicht, welche die ventrale Wand des Perihämalcanals darstellt; letztere ist überdies nach dem Lumen des Perihämalcanals hin mit einem später noch besonders zu erwähnenden Epithel überzogen. Horrmann’s Darstellung 2) leidet an grosser Unklarheit, so dass es nicht möglich ist, alle Theile, von welchen er spricht, auf die oben geschilderten zurückzuführen. Die Nervensubstanz, und als solche be- zeichnet er die ganze Lage, die über der Guticula (über welcher er zu- nächst wie GrEEFF ein thatsächlich nicht vorhandenes Plattenepitheliuni angiebt) bis zur Wand des Perihämalcanals sich erstreckt, soll sich nach ihm auch auf das verticale Septum theilweise fortsetzen — eine Angabe, die durchaus unrichtig ist. Nur die Querfasern der Faserschicht, die wohl identisch sind mit seinen »radiären Fasern«, scheint er als nicht nervös anzusehen. 4) = dorsalwärts. 2) l.c.p. 7 sqq. DEZ WET e Dr 187 Der nächste Autor über das Nervensystem der Asteriden ist Laner'). Seine Angaben unterscheiden sich jvortheilhaft von denjenigen seiner beiden Vorgänger dadurch, dass er eine durch eine gute Abbildung un- terstützte, im Allgemeinen correcte Darstellung dessen giebt, was man an den Querschnitten durch die Ambulacralrinne sehen kann. Er be- streitet zunächst die Existenz des subeuticularen Plattenepithels, wie es von GrEEFF und Horrmann behauptet worden ist. Dann beschreibt er den Bau der Zellenschicht und der Faserschicht und zeigt, dass die Elemente beider, obschon die Zellen der ersteren in Gestalt der Quer- fasern die letztere durchsetzen, keinen Zusammenhang mit einander haben. Er schliesst die Zellenschicht bei der Frage, wo die nervösen Elemente zu suchen seien, aus und das, wie ich glaube, mit vollem Rechte. Ein Gleiches thut er aber auch mit den Längsfasern und zwar deshalb, weil er keine zelligen Theile an ihnen finden könne und er ein nur allein aus Fasern bestehendes Nervensystem für ein Unding erachtet. Ich würde mich dem gewiss wie wohl jeder anschliessen, wenn die thatsächliche Basis der Argumentation, das Mangeln zelliger Elemente in der Längsfaserschicht, richtig wäre. Ich habe aber oben gezeigt, dass sich kleine Zellen in den Verlauf der Längsfasern einge- lagert finden; also ist kein Grund mehr vorhanden, den Längsfasern die nervöse Natur abzusprechen. Lange sucht den wirklichen Nerven an einer anderen Stelle. Bevor ich aber darauf eingehe, mögen noch die letzten Angaben, die wir über das Nervensystem der Asteriden erhalten haben, berücksichtigt werden. Teuscner 2) sieht in den Längsfasern die wesentlichen Elemente des Nerven und beschreibt ferner eine dicht über der Zellenschicht gelegene Zellenlage, die sich von ersterer unterscheiden soll; sie bestehe aus 0,002 —0,006 Mm. grossen Zellen mit deutlichen Kernen. Er hält diese letzterwähnten Zellen für die eigentlichen Ganglienzellen, obschon er keinen Zusammenhang zwischen ihnen und den Fasern gesehen hat. Der Schilderung Teuscner’s gegenüber bemerke ich zunächst, dass er hier wiederum, wie ich das schon in einem früheren Falle nachgewiesen habe ®), Kerne als Zellen beschreibt. Seine Zellen sind bei Asteracanthion rubens die am meisten in der Tiefe der Zellenschicht gelegenen Kerne der Zellen dieser letzteren; seine Kerne die Kernkörperchen. Bei Echinaster sepositus hingegen hat er die in die Längsfasern eingelagerten Kerne gesehen, beschreibt sie aber gleichfalls nicht als Kerne, sondern als Zellen. Uebrigens begeht Truscner auch in der Schilderung der 4) l. c. p. 250 sqgq. 2) 1. c. p. 505 sqgq. 3) I. p. 9. 188 Zellenschicht, seiner »Hautschicht«, denselben Fehler, die Kerne als Zellen zu beschreiben. Ein gelungenes Zerzupfungspräparat hätte ihn vor diesem Irrthum bewahren können. Es wundert mich, dass Lange in seiner Polemik gegen Teuscuer diesen Irrthum des Letzteren nicht beachtet). Ich stimme mit Lansz darin überein, dass die von TEUSCHER beschriebenen Ganglienzellen bei Asteracanthion rubens (nicht aber bei Echinaster sepositus) zu der Zellenschicht gehören und so wenig wie letztere überhaupt als nervöse Elemente betrachtet werden können. Meine eigene Auffassung der Nervenelemente habe ich schon in ıneiner vorläufigen Mittheilung über CGrinoideenanatomie ?), sowie in der ausführlichen Abhandlung?) ausgesprochen, und es haben mich meine seither fortgesetzten Untersuchungen darin nur noch bestärkt. Ich halte die in der Faserschicht gelegenen Längsfasern mit den ihrem Ver- lauf hier und dort eingeschalteten kleinen Zellen einzig und allein für die Nervenelemente, betrachte also jene als Nerven- fasern, diese als Nervenzellen. Die Querfasern haben bei ihrer‘ von den Längsfasern durchaus verschiedenen Beschaffenheit nur die Be- deutung von faserförmigen Fortsätzen des Epithels, welche das Nerven- gewebe zwischen sich fassen. Wir haben also bei den Asteriden ein Nervengewebe, welches in seinen Elementen zwar keinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem äusse- ren Epithel des Körpers mehr erkennen lässt, aber doch noch seinen ectodermalen Ursprung dadurch verräth, dass es zwischen die innerste zu Fasern ausgezogene Lage jenes Epithels eingeflochten ist. Diese Form des Nervensystems ist von Interesse für die allgemeine Frage nach der allmäligen Sonderung desselben im Thierreiche. Im Grossen und Ganzen können wir als sichergestellt annehmen, dass das Nervensystem der Metazoen in letzter Linie aus dem Ectoderm seinen Ursprung nimmt. Die verschiedenen Stadien die es von diesem Ur- sprunge bis zu seiner complieirten Gestalt bei den ausgebildeten höheren Thieren durchläuft, werden nicht nur bei den Embryonen dieser letzle- ren auftreten, sondern auch bei niederen Thieren als dauernde Zustände festgehalten werden. KrEinengerG hat in seiner bekannten Abhandlung über Hydra) zuerst gezeigt, dass ein solcher niedriger Zustand des 4) Lange, Bemerkungen zum Beitrag zur Anatomie und Histiologie der Aslerien und Ophiuren. Morphol. Jahrb. III. p. 452. 2) Göttinger Nachrichten 4876. Nr. 5. p. 107. 3) I. p. 78. 4) Hydra, Eine anatomisch-entwicklungsgeschichtliche Untersuchung. Leipzig 4872. 189 Nervensystems in den Neuromuskelzellen dieses Thieres gegeben ist. Bei den Asteriden haben wir ein weiteres Stadium in der allmäligen Aus- bildung des Nervensystems vor uns. Die Nervenelemente sind_ nicht mehr wie bei Hydra gleichzeitig Zellen des äusseren Körperepithels, sondern es hat sich eine Anzahl der letztern durchaus in nervöse Ele- mente umgewandelt, während die übrigen den epithelialen Character bewahrt und jene zwischen ihre inneren Ausläufer aufgenommen haben. Das nächste Stadium wäre eine völlige Abtrennung des Nerven- gewebes von der Ectodermschicht und Aufnahme desselben in die Sub- stanz des unterliegenden Mesoderms, und auch dieses Stadium findet bei den Echinodermen seine Vertretung ; denn bei Antedon Eschrichtii zeigte ich 1), dass sich eine feine Bindegewebslamelle zwischen die Epithel- zellen der Ambulacralrinne und den Ambulacralnerven einschiebt. Noch _ weiter schreitet die Sonderung bei den übrigen Echinodermen, indem das noch tiefer in das Mesoderm gerückte Nervensystem von einem Canalraum umgeben wird, der, wie ich in den späteren Abhandlungen dieser Studienreihe zeigen werde, in letzter Linie ein Theil der Leibes- höhle ist und passend als Perineuralcanal bezeichnet wird. Die niedere Organisationsstufe des Nervensystems bei den Asteri- den wie überhaupt den Echinodermen, giebt sich auch darin kund, dass es nirgendwo zu einer dichteren Ansammlung von Nervenzellen und damit zur Bildung ganglienartiger Nervencentren gekommen ist. Die Gleichartigkeit in dem Baue des oralen Nervenrings und der radiären Nerven ist eine so grosse, dass mir durchaus kein anatomischer Grund vorhanden zu sein scheint, die radiären Nerven als die eigentlichen Gentra, den Nervenring aber nur als eine secun- däre Commissur der fünf Nervencentra zu betrachten?). Auch ent- wicklungsgeschichtlich ist bis jetzt keine einzige Thatsache bekannt, die jene Auffassung rechtfertigte. Für die Harcer’sche Hypothese der Ab- stammung der Echinodermen von stockbildenden Gliederwürmern, welche an jene Auffassung anknüpft, lassen sich, soweit zunächst die Asteriden und die Crinoideen in Betracht kommen, mit Bezug auf das Nervensystem keinerlei beweisende Momente weder aus der Anatomie noch aus der Entwicklungsgeschichte anführen. Aber auch physio- logisch entbehrt jene Auffassung eines sicheren Fundaments, wie aus 1)1.p.40,M. 2) Diese Auffassung hat bekanntlich ihren Urheber in Jon. MürLer, welcher die radiären Nerven geradezu als Ambulacralgehirne bezeichnete. (Ueber den Bau der Echinodermen. Berlin 4854. p. 48.) 44 190 den sich direet widersprechenden Experimenten von VuLPpIAn und BaupeLor hervorgeht !). Oben habe ich schon erwähnt, dass Lange den Nerven an einer anderen Stelle der Ambulacralfurche sucht. Es verdickt sich nämlich besonders bei Asteracanthion rubens das Epithel, welches den radiären Perihämalcanal auskleidet, an der ventralen Wand des letzteren rechts und links von dem Ansatze des verticalen Längsseptums und bildet da- selbst jederseits einen breiten, etwas gewölbten, in das Lumen des Perihämalcanals vorspringenden Zellwulst (Fig. 17, 20, 37 Z) (Zellen- platte Lange). Diese beiden Zellwülste betrachtet Lane als die eigent- lichen Nerven des Seesternarmes. Zu dieser Ansicht ist er namentlich durch seine Befunde am radiären Nerven der Ophiuren geführt worden. Letztere, soweit er sie als indirecte Beweismittel benutzt, muss ich mir an dieser Stelle zu discutiren versagen, da ich später bei Veröffentlichung meiner eigenen Ophiurenuntersuchungen passendere Gelegenheit dazu haben werde. Was seine von den Asteriden selbst entnommene Be- weisgründe anbetrifft, so sind es deren zwei: erstens die Verhältnisse am Augenbulbus, zweitens die Gestalt der Zellen der Zellwülste. Am Augen- bulbus?) beschreibt Lange?) dorsalwärts von der von mir als Nerv be- trachteten Schicht eine Zellenmasse, welche er als Ganglienknoten be- trachtet. Wenn diese Auffassung richtig wäre, so müsste doch irgend ein Zusammenhang dieses Ganglions. mit den Augen bestehen. LAnGE hat einen solchen aber nicht nachzuweisen vermocht, im Gegentheil giebt er selbst an, dass sich zwischen der die Augen bergenden Schicht 4) E. BaupeLor, Etudes gen6rales sur le systeme nerveux. Contribution & Phistoire du systeme nerveux des Echinodermes. Archives de zoologie experimen- tale etc. I. 1872. p. 177—216. p. 212, 213. 2) Ueber das Auge und den Fühler der Seesterne möge man ausser den citirten Schriften von GREEFF, HOFFMANN, LANGE und TEUSCHER vergleichen: -- 4. EHRENBERG, Ueber die Akalephen des rothen Meeres und den Organismus der Medusen der Ostsee. Abhandlungen d. kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin aus dem Jahre 4835. Berlin 1837. p. 184. Ueber die Augen der Seesterne. p. 344 sqq. . E. HacckeL, Ueber die Augen und Nerven der Seesterne. Zeitschrrift für wissensch. Zoologie. X. 4860. p. 483. Taf. XI. 3. H. S. Wırson, The Nervous System of the Asteridae; with observations of the Structure of their Organs of Sense and remarks on the Reproduction of lost Ray's. Transact. Linnean Society, London. Vol. XXIII. 1860. p. 107. Tab. XIT—XV. 4. C. METTENBEIMER, Ueber die Gesichtsorgane des violetten Seesterns ete. Mürter’s Archiv 1862. p. 210. Taf. V. 5. S. Jourpaın, Sur les yeux de l’Asteracanthion rubens. Comptes rendus. T. 60. 1865. p. 103— 105. 3). °C.’ p.. 274. Fig. 8. 188) 191 und dem »Ganglion« eine bindegewebige Lamelle befindet. Aber auch einen Zusammenhang seines »Ganglions« mit den Zellwülsten des Peri- hämalcanals gelang es ihm nicht mit Sicherheit festzustellen und es sprechen auch hier seine eigenen Beobachtungen eher gegen seine Auffassung. Was den Bau der Zellwülste (Zellenplatten) anbelangt, so sollen ihre Zellen nach Lange faserige Forsätze besitzen, welche unmittelbar auf der bindegewebigen Wand des Perihämalcanals (Fig. 37 Bi) eine besondere Faserlage bilden. Von der Anwesenheit einer derartigen Faserlage kann ich mich jedoch nicht überzeugen. Was ich von faserigen Elementen an jener Stelle auffand, erwies sich bei genauerem Nachforschen jedesmal als zur bindegewebigen Wand des Peri- hämalcanals gehörig. Der Zellenwulst selbst aber geht in meinen Prä- paraten stets continuirlich über in das Epithel, welches den ganzen Perihämalcanal auskleidet. Ich vermag in jenem Zellenwulst nichts anderes zu sehen, als eine locale Verdickung des Epithels des Peri- hämalcanals. Den Lange’schen Auffassungen stehen aber auch noch andere Schwierigkeiten entgegen. Wenn die Zellenwülste die radiären Nerven des Seesterns sind, wie ist es dann zu erklären, dass sie zwischen je zwei Wirbeln durch die queren Septa des Perihämalcanals eine Unter- brechung erfahren? Wie erklärt es sich ferner, dass sie gar nicht bei allen Seesternen vorkommen? Ich vermisse sie z. B. bei Echinaster fallax und Luidia maculata. Die Generationsorgane. Die Lage und Gestalt der Generationsorgane ist im Allgemeinen bekannt; in jedem Interradius finden wir zwei Gruppen von Ovarial- oder Hoden-Schläuchen, welche rechts und links von der Mittellinie des Interradius liegen und bald auf die Scheibe beschränkt sind, bald sich mehr oder weniger weit in die Arme hinein ziehen. Die einzelnen Genitalschläuche haben das eine Mal, z. B. bei Astropecten aurantiacus, eine langgestreckte, das andere Mal, z. B. bei Echinaster "fallax, eine kurze rundliche Gestalt. Die Schläuche einer jeden Gruppe hängen mit dem einen Ende frei in die Leibeshöhle der Scheibe oder des Arms herab, mit dem anderen Ende sind sie an die Körperwand befestigt. Diese Befestigungsstelle ist entweder für alle Schläuche einer jeden der zehn Gruppen eine gemeinsame und wir haben dann (bei fünfstrahligen Seesternen) zehn Genitalbüschel, oder aber es sind jener _ Befestigungsstellen in jeder der zehn Gruppen mehrere vorhanden. In - dem letzteren Falle, der namentlich dann eintritt, wenn die Geschlechts- organe sich weit in die Arme hineinerstrecken, z. B. bei Echinaster fallax, 414% 192 liegen in jedem Arme zwei Längsreihen von Genitalbüscheln. Beide Fälle haben aber das Gemeinsame, dass stets alle Genitalschläuche einer jeden der zehn Genitalgruppen, mögen sie nun zu nur einem oder zu mehreren Büscheln vereinigt sein, von demselben Blutgefässzweige ver- sorgt werden. Die Genitalschläuche sind mit andern Worten in einer dem Verlaufe der zehn Genitalblutgefässe entsprechenden Weise ange- ordnet, und wenn wir alle Genitalschläuche, die von einem Blutgefässe versorgt werden, als eine Einheit betrachten wollen, dann können wir bei den Asterien von zehn Ovarien oder eben so vielen Hoden sprechen. Wenn wir aber nur alle diejenigen Ovarialschläuche oder Hodenschläuche als ein einheitliches Organ darstellend ansehen wollen, welche eine ge- meinsame Befestigungsstelle haben, dann erhalten wir zwei Gruppen von Seesternen : erstens solche, bei welchen jederseits von der Mittel- linie eines jeden Interradius nur ein Ovarium (oder Hoden) liegt und zweitens solche, bei denen sich ‚daselbst eine grössere Zahl findet). Diese Auffassung wird auch durch die Anordnung der Ausführwege unterstützt, welche nicht den einzelnen Genitalschläuchen, sondern den Büscheln entsprechend vertheilt sind. Wir wollen also im Folgen- den nicht die einzelnen Schläuche, sondern die ganzen Büschel als Ovarien oder Hoden bezeichnen, die Schläuche selbst aber Ovarial- schläuche (Hodenschläuche) nennen ?2). Ovarialschläuche und Hoden- schläuche gleichen sich, wie ja allbekannt ist, in ihrer äusseren Form so sehr, dass meist die Unterscheidung, ob man ein weibliches oder männliches Individuum vor sich hat, erst durch den Nachweis der Genitalproducte, Eier oder Samenfäden, ermöglicht wird. Demjenigen allerdings, der öfters Echinodermen untersucht hat, gelingt es auch an Weingeistexemplaren an der gewöhnlich gelblichen bis rothgelben Farbe die Ovarien von den weisseren Hoden zu unterscheiden. Was den Bau der Genitalschläuche anlangt, so gleichen sich Hoden und Eierstöcke, wenn wir von der Verschiedenartigkeit 4) So unterscheiden auch Jon. MüLLer und F. H. TroschkL (System der Aste- riden. Braunschweig 4842. p. 134). Mit mehrfachen Genitalorganen sind nach ihren Beobachtungen versehen: Astrdpecten, Luidia, Oreaster, Culcita, Ophidiaster, Chae- taster, mit einfachen Genitalorganen: Ctenodiscus, Echinaster, Asteracanthion, Solaster, Asteriscus, Asteropsis, Pteraster, Astrogonium. Sie erblicken darin ein wichtiges Gattungsmerkmal, ob mit Recht dürfte indessen fraglich sein; denn ich finde, dass bei Echinaster fallax mehrfache Genitalorgane vorhanden sind, während MÜLLER und Troscheı bei dieser Gattung einfache Genitalorgane angeben (sie nennen die untersuchte Species nicht). 2) Bei Ctenodiscus fallen beide Bezeichnungen zusammen, denn bei dieser Gattung giebt es (cf. MüLLEr und TrosckeL |. c.) jederseits vom interradialen Sep- tum nur einen einzigen Genitalschlauch. ERRTTBRERT N. « ” . se 2 bene as Alice Art. Kia 193 ihrer Producte absehen, durchaus. Es besteht die Wandung, welche aussen von dem Epithel der Leibeshöhle,, innen aber von der Eier oder Samen bildenden Zellenlage bekleidet ist, aus zwei durch einen Zwi- schenraum getrennten Membranen. Dieser Zwischenraum ist die un- mittelbare Fortsetzung des an die Basis des Genitalorgans herantreten- den Blutgefässes. Mit anderen Worten: Das Genitalblutgefäss tritt in die Wandung der Genitalschläuche und erweitert sich dort zu einem den ganzen Schlauch umgebenden Blutsinus. Dieser Blutsinus ist, wie ich das namentlich an einem Weibchen von Echinaster fallax leicht beobachten konnte, hier und dort von feinen Fäden durchsetzt, welche die äussere Membran der Wandung des Genitalschlauches mit der in- neren verbinden (Fig. 35). Aehnliche Fäden, welche den Blutraum durchsetzen, finden sich übrigens auch in den Genitalgefässen selbst (Fig. 30, 314, 35). Ich will hier auch nicht verfehlen, auf die sehr ähn- lichen Verhältnisse bei den Grinoideen, wie ich sie früher!) beschrieb, aufmerksam zu machen. Eine deutliche, continuirliche Epithelausklei- dung vermochte ich in dem Blutsinus ebensowenig wie an anderen Stellen des Blutgefässsystems der Asteriden zu sehen; nur vereinzelt sitzen Zellen der inneren Oberfläche des Blutsinus an. Die zelligen In- haltskörper sind dieselben, welchen man auch sonst im Blutgefässsystem begegnet. Die äussere Lamelle der Wandung des Genitalschlauches schliesst in sich Muskelfasern ein, welche bei Asteracanthion rubens im Allgemeinen einen circulären Verlauf haben (Fig. 34). Bei den reifen Genitalorganen ist der Blutsinus, da er durch die Erweiterung, welche das innere Lumen der Genitalschläuche durch die reifen Eier- oder Samenmassen erfährt, zusammengedrückt wird, nicht immer so leicht zu sehen wie bei nicht geschlechtsreifen Thieren; indessen gelingt es mil einiger Geduld auch dann noch die äussere Membran von der inne- ren abzupräpariren. Der Blutsinus in den Genitalschläuchen der Asteriden ist schon einige Male Gegenstand der Beobachtung und Besprechung gewesen. Der erste, welcher denselben gesehen hat, ist Greerr 2) und ziemlich gleichzeitig hat auch Horrmann3) einige Angaben über den Bau der Genitalorgane gemacht, welche zeigen, dass ihm der Blutsinus nicht un- bekannt geblieben ist. Im Einzelnen aber bin ich, wie aus dem Folgen- den hervorgehen wird, in den wesentlichen Puncten mit GrEEFF’s und Horrmann’s Angaben nicht einverstanden. Auch Senrer hat bei Scyta- 1A Pp-.29: 2) Dritte Mittheilung. p. 166. 3) l. c. p. 19, 20. 194 ster milleporellus den Blutsinus der Geschlechtsorgane beobachtet, wie ich einer von seiner philippinischen Reise herrührenden Notiz entnehme !) ; Das innere Lumen der Genitalschläuche ist von einem Epithel aus- gekleidet, welches die Eier oder Samenfäden aus sich hervorgehen lässt. Bezüglich der Entstehung der Eier aus den Epithelzellen der Ovarial- schläuche sind meine neueren Beobachtungen wesentlich Bestätigungen meiner älteren, welche ich an einem anderen Orte veröffentlicht habe 2). Hinsichtlich der Zusammensetzung der noch in den Ovarialschläuchen liegenden Eier will ich nicht unerwähnt lassen, dass während sich bei den übrigen von mir untersuchten Arten nur ein Keimfleck findet, der in seinem Innern eine Anzahl kleiner stark glänzender Körnchen oder Kügelchen beherbergt, die Eierstockseier des Echinaster fallax statt eines einzigen Keimfleckes einen verhältnissmässig grossen, das Keim- bläschen fast ganz ausfüllenden Haufen von kleinen runden Keimflecken besitzen (Fig. 35). Das innere Epithel der Hodenschläuche erfährt bei den Seesternen eine beträchtliche Oberflächenvergrösserung in ähnlicher Weise, wie ich das früher von Crinoideen®) gezeigt und später noch von anderen Echinodermen mittheilen werde. Es bilden sich nämlich zahlreiche dünne Falten, welche von der Wand des Hodenschlauches in das Lumen hineinragen und mit dem samenbildenden Epithel über- kleidet sind. Auf dem Querschnitte eines Hodenschlauches z. B. von Asteracanthion rubens erhält man in Folge dessen ein Bild, wie es Fig. 33 bei schwacher Vergrösserung wiedergieht. Der Blutsinus der Wandung des Hodenschlauches ist zusammengedrückt und bei der an- gewandten Vergrösserung nicht deutlich sichtbar. Die Leisten des samenbildenden Epithels stehen sehr dicht nebeneinander und sind sämmtlich von annähernd gleicher Höhe. Der centrale freibleibende Theil des Lumens ist von einer Masse von dicht zusammengepressten reifen Samenfäden ausgefüllt. Die Aehnlichkeit mit dem Verhalten des Antedon rosaceus springt sofort in die Augen, wenn man diese Abbil- dung mit der früher von jenem Crinoideen gegebenen *) vergleicht. Ueber die Wege, welche die Geschlechtsproducte nehmen müssen 4) Herr Professor Srmper hatte die Güte mir einige seiner Reisenotizen zur Be- nutzung zu überlassen. Die oben angeführte ist von einer kleinen Skizze begleitet und lautet: »Die Geschlechtsfollikel sind in Säcke eingehüllt, die auf der äusseren Fläche wimpern; in diese hängen die eigentlichen Geschlechtsfollikel hinein, die sie bei stärkster Entwicklung fast anfüllen. Die Höhlungen der umhüllenden Säcke wimpern inwendig nicht«. Die Höhlung des den Geschlechtsschlauch umhüllenden Sackes ist, wie aus der beiliegenden Skizze hervorgeht, der Blutsinus. 3) Ueber die Eibildung im Thierreiche. Würzburg 1874. p. 9. 3) I. p. 36. 4) 1. Fig. 49. 195 um nach aussen zu gelangen, sind unsere Kenntnisse bis jetzt noch in einem sehr ungenügenden Zustande. Die ersten genauen Angaben über bestimmte Genitalöffnungen der Seesterne verdanken wir Jou. MÜLLER und F. H. Troscner. In dem Anhange zu ihrem System der Asteriden !) geben diese Forscher an, sich bei Asteracanthion rubens und Solaster papposus von der Existenz äusserer Ausmündungsöffnungen der Ge- schlechtsorgane überzeugt zu haben. Bei Asteracanthion, wo sie schwerer zu beobachten seien als bei Solaster , »liegen in jedem Inter— radialraum des Scheibenrückens dicht am Abgang der Arme die Oefl- nungen zweier Genitalschläuche; jede Ausmündung besteht aber nicht aus einem, sondern mehreren kleinen Poren«, wodurch sie die Gestalt einer Siebplatte annimmt. »Bei Solaster papposus liegen die beiden Sieb- platten (eines jeden Interradius) ganz dicht zusammen in der Furche, welche von dem Theilungswinkel der Arme über die Scheibe fortläuft. An einigen Interradien fliessen beide Siebe ganz in eins zusammen und an anderen liegen sie verschoben hinter einander in derselben Furche. Jede Siebplatte enthält-hier eine grosse Zahl von Oeffnungen.« Wie wenig Beachtung diese Angaben gefunden haben, geht daraus hervor, dass noch neuerdings Horrmann 2) behauptet, bestimmte Aus- führungsgänge der Geschlechtsorgane seien bei den Seesternen bis jetzt nicht entdeckt worden, wobei mir indessen unverständlich ist, dass der- selbe Autor am Schlusse seiner Abhandlung?) von den »bei einigen Asteriden vorkommenden (allerdings von ihm nicht gesehenen) Genital- Öffnungen « spricht. Bei Asteracanthion rubens vermochte er die Genital- öffnungen nicht aufzufinden und doch hatten gerade bei dieser Art Mürter und Troscner dieselben entdeckt. Horrmann stellt dann ferner, indem er die MürLer-Troscurr’schen Angaben ganz unbeachtet lässt !), die völlig verfehlte und irrthümliche Meinung auf, es würden die Ge- schlechtsproducte durch die Madreporenplatte nach aussen entleert. Aber nicht nur Horrmann, sondern auch Greerr, welcher ziemlich gleichzeitig mit jenem Mittheilungen über die Genitalorgane der See- sterne machte), bat die Angaben von MüLzer und Troscner übersehen. c. p. 132 sqq. Fig. 2, 3, 4 auf Taf. XI. FED ce 4) Er eitirt MÜLLER und TroscheL nirgends; eine literarische Unkenntniss, die um so weniger entschuldbar ist als die Angaben von Mürer und TroschEL sich in einem der gebräuchlichsten Handbücher reproducirt finden, woselbst auch eine Copie der MüLLer-Troscher’schen Abbildung der Siebplatten bei Solaster gegeben ist (Brons, Classen u. Ordnungen d.Thierreichs. Il. Actinozoa. p.260. Taf. XXXIV, Fig. 7). 5) Dritte Mittheilung. p. 166. 196 Bezüglich der äusseren Genitalöffnungen erhielten unsere Kenntnisse‘ ae, durch Grerrr keinerlei Zuwachs, denn er constatirt jene Oeflnungen an denselben beiden Arten, Asterac. rub. und Solast. pappos., auf welche sich die Beobachtungen jener beiden älteren Forscher beziehen. Neu aber ist bei Grerrr die Behauptung, dass die Geschlechtsporen nicht direct in die Eierstöcke oder Hoden, sondern zunächst in den »vom analen Gefässring auf die Geschlechtsorgane übertretenden Gefässstamm« hineinführen. In letzteren münden dann nach Grerrr auch die Ge- schlechtsorgane. So sollen die Genitalporen einen doppelten Zweck haben; sie sollen nicht nur der Ausfuhr der Geschlechtsproducte dienen, sondern auch eine directe Verbindung des Blutgefässsystems mit dem Seewasser ermöglichen. Im Folgenden wird der Nachweis geführt wer- den, dass diese Behauptungen Grerrr’s gänzlich unbaltbar sind. Was zunächst das Vorkommen bestimmter Geschlechts- öffnungen betrifft, so führen mich meine eigenen Beobachtungen zu dem Schlusse, dass dieselben bei keinem Seesterne fehlen. Bei allen von mir untersuchten Arten, Asteracanthion rubens, Astropecten aurantiacus, Echinaster fallax,, Asterina pentagona, Stellaster equestris, gelang es dieselben aufzufinden und ich vermag in Folge dessen nicht mich der Mürzzr-Troscner’schen Ansicht anzuschliessen, dass es See- sterne gebe, bei welchen »die Geschlechtsorgane in die Leibeshöhle dehisciren und Eier und Samen durch irgend welche Oefinungen der Körperhöhle ausgeführt werden «. Jon. Mürzer und Troscnzı behaupten, dass bei Astropecten jedenfalls besondere Geschlechtsöffnungen nicht vorhanden seien. Ich bin aber in der Lage sie auch hier an Querschnit- ten unzweifelhaft demonstriren zu können. Bei allen untersuchten Arten liegen die Genitalporen an denselben Gegenden der Körperhaut, an welche sich innen die Büschel der Genitalschläuche befestigen. Bei Solaster papposus, Asteracanthion rubens, Astropecten aurantiacus sind jedem Büschel entsprechend mehrere Genitalporen dicht neben einander gelagert (Siebplatte Jon. MürLzer und Troscher). Bei anderen Arten aber z. B. Asterina pentagona hat jedes Büschel nur einen einzigen Porus; es sind in diesem Falle auf dem ganzen Thiere nur zehn Genitalporen vorhanden. Wo wie bei Echinaster fallax sich weit in die Arme hinein Büschel von Genitalschläuchen finden, rücken auch die Poren auf die Arme. Danach ist das Vorkommen der Geschlechtsöffnungen auf den Armen von Brisinga!) nicht mehr so vereinzelt wie früher, als man bei keinen Asteroideen Genitalporen auf den Armen kannte. Um nun die Beziehungen der erwähnten Geschlechtsöffnungen zu 1) G. O. Sans, Researches on the Structure and Affinity of the Genus Brisinga. Christiania 1875. p. 35. 197 den Geschlechtsorganen und das Verhalten der sie verbindenden Aus- führungscanäle darzulegen will ich diese Theile bei einem weib- lichen Exemplare von Asterina pentagona etwas genauer beschreiben (Fig. 26—32). Es schliesst sich bei diesem Seestern an den Geschlechts- porus (Fig. 28) ein Canal an, welcher die Körperwand durchsetzt und auf diesem Wege eine Ausweitung seines Lumens zeigt. An der inneren Seite der Körperwand angekommen, verläuft er eine Strecke weit dicht neben dem Genitalgefäss (Fig. 29) und mündet schliesslich in die Eier- stocksschläuche ein (Fig. 34). Seine Wand und sein Lumen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit Wand und Lumen der Eierstocks- schläuche und eine Einmündung dieses Canals, der zweifellos den Ei- leiter darstellt, in das Genitalgefäss oder (wie Gre£rrr annimmt) in den Perihämalcanal des letzteren findet thatsächlich nirgendwo statt. Es kann also auch dieser Eileiter nicht, wie GreEFF will, den weiteren Zweck haben, Wasser in das Blutgefässsystem einzuführen. Die Wand des Eileiters zeigt eine äussere feinlängslaserige Schicht, von welcher ich es einstweilen unentschieden lassen muss, ob ihre Elemente muskulös sind oder nicht. In der Tiefe des inneren Epi- thels des Eileitersgewahrt man grosse einzelligeDrüsen (Fig. 30, 31), die in ihrer Gestalt an die flaschenförmigen Drüsenzellen anderer Thiere erinnern. Ihr Hals ist schr schmal und durchsetzt das Epithel; der Körper ist meist länglich geformt (0,03—0,04 Mm. hoch, 0,017 Mm. breit) und von heller homogener Beschaffenheit; der 0,0025 Mm. grosse rund- liche, mit kleinem Kernkörperchen versehene Kern ist von einer geringen Menge körniger Substanz umgeben. Diese Drüsenzellen können keinen anderen Zweck haben als das Secret abzusondern, mit welchem die reifen Eier bei ihrer Ablage umhüllt werden. Eine Hüllschicht um die abgelegten Asterideneier ist schon mehrfach beschrieben, bis jetzt aber war in keinem Falle der Nachweis eines besonderen, jene Hüllschicht liefernden Drüsenapparates geführt. Ob die bei Asterina gefundenen Drüsenzellen des Eileiters bei den Asteriden eine weitere Verbreitung haben, oder ob sie nicht manchen Asteriden fehlen und dann etwa Zellen des Eileiterepithels als solche functioniren, ob ferner jene Drüsen- zellen nur zur Zeit der Eiablage kenntlich werden, sonst aber nicht zur scharfen Ausbildung gelangen, müssen weitere Untersuchungen lehren. Bei den männlichen Thieren ist das Verhalten des Hodenausfüh- rungsganges, wenn wir von dem Mangel der Drüsenzellen absehen, ein ähnliches wie bei den Weibchen. . Auch hier findet eine un- mittelbare Verbindung des Hodens mit dem Ausführungsgange statt, nicht aber eine Einmündung des letzteren in Blutgefässe oder Perihämal- räume. 198 Bei anderen Asteriden kehren mit unwesentlichen Modificationen dieselben Verhältnisse wieder, die soeben von Asterina penlagona ge- schildert wurden (z. B. Fig. 35 von Echinaster fallax). Der Ausfüh- rungsgang ist häufig sehr kurz, so dass die von den Genitalporen kom- menden Canäle sogleich an der inneren Seite der Körperwand in die Geschlechtsorgane einmünden (Fig. 35). Auch wo mehrere Genitalporen nebeneinander liegen (z. B. Astropecten aurantiacus) münden alle einzig und allein in die Geschlechtsorgane. Die Zahl der Genitalporen ist bei den Seesternen bald eine geringe (zehn), bald aber auch eine weit grössere, steht aber in keinem bestimmten Verhältniss zu der Zahl der Genitalschläuche. Vergleichen wir die bei den Asteriden geschilderten Verhältnisse der Generationsorgane und ihrer Ausführwege mit denjenigen anderer Echinodermen, so tritt uns in manchen Puncten eine beachtenswerthe Uebereinstimmung entgegen. Auf einige derselben habe ich oben schon hingewiesen. Hier möchte ich nur noch darauf aufmerksam machen, dass auch bei den Crinoideen die Genitalöfmungen keineswegs in das Blut- gefässsystem, sondern direct in die Genitalorgane führen. Dass das Gleiche auch bei den übrigen Echinodermen stattfindet, werde ich in den späteren Abhandlungen dieser Studienreihe nachweisen. Nur Eines möchte ich schon an dieser Stelle, der späteren ausführlichen Mittheilung vorgreifend, bemerken. So lange man glaubte, dass nicht alle Seesterne bestimmte Ausführungscanäle der Geschlechtsproducte besässen, son- dern viele unter ihnen Eier und Samenfäden in die Leibeshöhle ent- leerten , aus welcher sie dann durch unbekannte Oeffnungen ausgeführt werden sollten, berief man sich für diese Auffassung auf das analoge Verhalten der Ophiuren ; denn bei diesen schien es ausgemachte That- sache zu sein, dass die Eier und Samenfäden durch Bersten der Ge- schlechtsorgane in die Leibeshöhle und aus dieser durch die sogenann- ten Genitalspalten nach aussen gelangten. Nach der allgemein ge- läufigen Auffassung, an welcher auch der neueste Untersucher der Ophiuren, Smroru!), festhält, sollen die Genitalspalten dieser Thiere direct in die Leibeshöhle führen und gleichzeitig sowohl Ausführwege der in die Leibeshöhle entleerten Geschlechtsproducte als auch Ein- (uhrwege des Seewassers in die Leibeshöhle darstellen. Eine genaue Untersuchung der Genitalspalten der Ophiuren hat mir nun 4) H. Sınrorn, Anatomie und Schizogonie der Ophiactis virens Sars. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd. XXVII, p. 447—485, Taf. XXXI—XXXV und Bd. XXVIII, p- 419—526, Taf. XXII—XXV. Auf andere Irrthümer und Missverständnisse dieser in ihrem zweiten Theile jeder wissenschaftlichen Methode entbehrenden Abhand- lung werde ich bei einer späteren Gelegenheit einzugehen genöthigt sein. RT ren Panlle FIRELIER a a) 199 aber gezeigt, dass dieselben keineswegs, wie man bisher fast allgemein angenommen hat, in die Leibeshöhle, sondern lediglich in tiefe Einsen- kungen der Körperwand führen!). Die Genitalorgane entleeren ihre Pro- ducte auch nicht, wie angegeben wird, durch Ruptur in die Leibeshöhle, sondern jeder Genitalschlauch mündet mit einem ganz kurzen Aus- führungsgange in jene Einsenkung des Perisoms. Bei einzelnen Arten liegt auch der in den Steincanal führende Porus in einer dieser Einsen- kungen. Bei manchen Arten dienen die Einsenkungen als Bruträume, worauf die Angaben, die sich in der Literatur über lebendiggebärende Ophiuren finden, zurückzuführen sind. Jene Einsenkungen, in welche die Genitalspalten hineinführen, schlage ich vor, Genitaltaschen, bursae genitales, zu nennen, Die Leibeshöhle. Es soll die Aufgabe dieses Capitels sein, einige beachtenswerthe Verhältnisse der Leibeshöhle der Seesterne hervorzuheben. Dieselbe ist ähnlich wie bei anderen Echinodermen von zahlreichen bindegewebigen Fäden und Strängen durchsetzt, welche zum Theil zur Fixirung einzelner Organe dienen und sich namentlich an den radiären Blinddärmen besonders entwickelt zeigen (sie bilden daselbst für jeden Blinddarm zwei Aufhängemembranen, die schon erwähnten Mesenterien), zum Theil aber auch, so insbesondere bei den abgeplatte- ten, fünfeckigen Seesternen z. B. Asterina, zu verkalkenden Verbin- dungssträngen zwischen dem dorsalen und ventralen Perisome werden. In letztere Kategorie gehören auch die sichelförmigen Bänder oder Inter- radialsepta. Dieselben befestigen sich meistens, so z. B. bei Asteracan- thion, Astropecten, Echinaster, mitihrem ganzen peripheren Rande an die Mittellinie der interradialen Körperwand. In anderen Fällen aber, so finde S ich esz. B. bei Stellaster equestris, durchsetzen die dann nur sehr uneigent- lich sogenannten sichelförmigen Bänder (auch dasjenige, welches den schlauchförmigen Canal , das Herz und den Steincanal umschliesst) all- seitig frei die Leibeshöhle, indem sie sich nur an ihrem dorsalen und ventralen Ende befestigen. GREERF2) hat zuerst auf ein Canalsystem in der Körper- Pre 4) Nur RATHkE scheint eine im Wesentlichen richtige Auffassung der Geschlechts- organe und ihrer Ausführwege bei den Ophiuren gehabt zu haben, wie aus einer kurzen, fast vergessenen Mittheilung desselben hervorgeht: Beiträge zur ver- gleichenden Anatomie und Physiologie. Reisebemerkungen aus Skandinavien; in: Neueste Schriften der naturf. Gesellschaft zu Danzig. Band III, Heft 4. 1842. p. 116. 3) Dritte Mittheilung. p. 158 sqq., p. 160. »Die ganze Haut ist mit einem dich- ten bald lakunenartig, bald in einzelnen Canälen und Netzen verlaufenden Gefäss- R ; e 2 N 200 wand aufmerksam gemacht. Er betrachtet dasselbe als einen Theil des Blutgefässsystems, da er durch Injectionen den Zusammenhang desselben mit dem »Nervengefäss« nachzuweisen vermochte. Lassen wir zunächst für einen Augenblick die Frage, ob das Canalsystem der Haut zum Blutgefässsystem gehöre oder nicht, bei Seite und wenden wir unsere Aufmerksamkeit einstweilen nur auf die in Betracht kommenden Theile selbst. An Querschnitten durch die Körperwand, z. B. durch ein Stück der Rückenhaut der Arme, gewinnt man die Ueberzeugung, dass die Körperwand aus zwei Schichten besteht, einer dickeren, äusseren, welche je nach den Arten verschieden starke Verkalkungen in sich einschliesst, und einer weit dünneren, inneren, die bei den untersuchten Arten keine Verkalkungen besitzt. Die innere Lamelle lässt sich an Weingeistexemplaren von der äusseren überall, mit Aus- nahme eines bestimmten Bezirkes, wovon nachher die Rede sein wird, ohne grosse Schwierigkeit ablösen. Untersucht man abgelöste Partien der inneren Lamelle genauer, so findet man, was übrigens schon bei der Ablösung selbst unter der Loupe beobachtet werden kann, dass von ihrer äusseren Seite kurze Stränge abgehen, welche sie mit der dicken Aussenschicht der Körperwand verbinden. Es besteht also zwischen den beiden Lamellen der Körperwand ein Zwischenraum, welcher von jenen Strängen durchsetzt und so in kleinere Räume getheilt wird, die in ihrer Gesammtheit das von GrEEFF aufgefundene Hautcanalsysten darstellen. Dass man eine dünne Membran von der Innenseite der Kör- perwand abpräpariren könne, bat schon Suarrpzy !) beobachtet, dessen Angabe ich der unverdienten Vergessenheit entreissen möchte 2). Der- selbe giebt darüber eine Abbildung, welche zugleich zeigt, dass er auch die Betheiligung der inneren Lamelle an dem Aufbau der sog. Kie- menbläschen nicht unbeachtet gelassen hat. In welcher Weise Letz- teres geschieht, erkennt man am besten an Längsschnitten durch ein Kiemenbläschen und das umgebende Stück der Körperwand (Fig. 24, 35). Es ergiebt sich aus solchen Schnitten, dass jedes Kiemenbläschen aus zwei Membranen besteht, von welchen die eine eine Fortsetzung der an “ system durchzogen, das, zunächst unter der weichen Hautschicht der Unterfläche (der Körperwand) sich ausbreitend, von hier aus alle Theile der Haut durchdringt. Die Nervengefässe (Ring und Radialcanäle) stehen mit diesem Haulgefässsystem in directer Verbindung, sie sind gewissermassen nur Theile desselben «. 4)»l::c..p. 40. Fig. 21. 2) Ich glaube übrigens kaum nöthig zu haben, darauf hinzuweisen, dass die von SHARPEY und mir unterschiedenen beiden Lamellen der Körperwand keines- wegs identisch sind mit den beiden von TeEuscHEr (l. c.) unterschiedenen Cutis- schichten. Fast unglaublich aber doch wahr ist, dass TEUSCHER'S äussere Cutis- schicht von nichts anderem als dem äusseren Körperepithel gebildet wird. > re ’ 201 der Basis des Kiemenbläschens plötzlich sehr verdünnten äusseren Lamelle, die andere aber eine Fortsetzung der inneren Lamelle der Kör- perwand ist. Löst man an irgend einer Stelle der dorsalen Körperhaut die innere Lamelle ab, so bleibt die innere Membran der Kiemenbläs- chen (wie Suarpey richtig abbildet) in Zusammenhang mit derselben, indem sie die Form des Kiemenbläschens wiederholt. Der Zwischen- raum ZR (Fig. 24) ist ein Theil des Raumsystems zwischen der äusse- ren und inneren Lamelle der Körperwand und verschwindet wenn das . Kiemenbläschen ganz ausgestreckt und gleichzeitig prall gefüllt wird. Da wie schon Horrmann !) angegeben hat die Kiemenbläschen (bei Aste- racanthion rubens) nur longitudinale Muskelfasern besitzen, so können diese wohl die Einziehung der Kiemenbläschen, nicht aber deren Aus- streckung bewirken. Letztere kann man sich nicht anders verursacht denken, als durch den Andrang der Leibeshöhlenflüssigkeit bei gleich- zeitig erschlaffter Muskulatur der Kiemenbläschen. Teuscner hat neuer- dings einen Schnitt durch ein Kiemenbläschen abgebildet?) und danach die beiden dasselbe zusammensetzenden Schichten gesehen; zu einem eigentlichen Verständniss des Aufbaues der Kiemenbläschen ist er aber nicht gelangt, wie daraus ersichtlich wird, dass er den Zwischenraum Z R unserer Fig. 24, obgleich er ihn abbildet, in Text und Tafelerklärung mit Stillschweigen übergeht. Oben wies ich schon darauf hin, dass es einen bestimmten Bezirk giebt, in welchem es nicht möglich ist eine innere Lamelle von der Körperwand abzulösen. Es ist das der ganze Bereich der Armwirbel. Präparirt man von der dorsalen Partie eines Armes an dessen innerer Oberfläche, indem man ventralwärts vorschreitet, die innere Lamelle der Körperwand ab und gelangt man auf diesem Wege bis an die Wir- belfortsätze, so findet man, dass dort eine weitere Ablösung der inneren Lamelle unmöglich wird — so fest vereinigt sie sich mit den Wirbel- fortsätzen. Um dies Verhalten zu erklären, muss ich an früher erwähnte Dinge anknüpfen. Bei der Betrachtung der radiären Perihämalcanäle sahen wir, wie Fortsetzungen derselben die Basen der Füsschen umgreifen und sich an deren äusserem Rande zu einem dem radiären Perihämalcanal parallel verlaufenden Längscanal vereinigen. Von die- sen seitlichen Längscanälen 3) der Ambulacralfurchen nun gehen Canäle aus, welche nach oben zwischen den Armwirbelfortsätzen hindurch- treten und so an die Innenseite der Leibeshöhle gelangen. GrEEFF in- 4).1..6,,p: 3: 2) l. cc. Fig, 24. p. 512. 3) Dieselben sind identisch mit Horrmann’s »radialen lateralen Nebenstämmen des Blutgefässsystems «. 202 jieirte dieselben von dem »Nervengefäss«, also unserem Perihämalcanal aus. Er sah sie an gelungenen Injectionen bei Betrachtung der inneren Seite des Armes beiderseits vor der Reihe der Armwirbel zwischen den einzelnen Kalkgliedern hervortauchen und sich dort in Verbindung setzen mit den Hautcanälen des Armes. Dieradiären Perihämal- canäle stehen also in ihren Ausläufern in Verbindung mit dem Ganalsystem der Haut und es findet diese Verbindung statt rechts und links von der Wirbelreihe eines jeden Armes an derselben Stelle, von welcher ich vorhin sagte, dass dort sich die innere Lamelle der Körperwand mit den Wirbeln fest verbinde, Die radiären Perihämal- _ canäle und die Canäle der Körperwand erweisen sich durch ihren direeten Zusammenhang als Theile desselben Raumsystems. Dieses Canalsystem liegt ausserhalb des Bereiches der Armwirbel zwischen einer inneren und einer äusseren Lamelle der Körperwand, im Bereiche der Armwirbel aber liegt es, indem sich jene innere Lamelle der Kör- perwand mit den Armwirbeln verbindet, zwischen diesen und der bindegewebigen Membran (Fig. 37, Bi), welche unmittelbar auf den Nerven und das äussere Epithel der Ambulacralrinne folgt. Die Arm- wirbel unterscheiden sich in Folge dessen bezüglich ihrer Lage zu dem in Rede stehenden Ganalsystem wesent- lich von den Kalkplatten der Körperwand. Jene liegen nach innen, diese nach aussen von den Canalräumen. Wenn wir uns den Arm eines Seesterns ohne irgend welche Verkalkungen denken wollen, so besteht seine Wand ringsum aus zwei Lamellen, welche ein Raum- system zwischen sich fassen. Beide Lamellen wollen wir uns ferner gleichmässig dünn vorstellen. Bei der überall bei den Echinodermen zu Tage tretenden Neigung zur Verkalkung kann es nun nicht Wunder nehmen, wenn in beiden Lamellen sich Kalkstücke ausbilden. In der inneren Lamelle geschieht das nur in der mittleren ventralen Partie des Armes und so entstehen die Armwirbel. In der äusseren Lamelle verhält es sich umgekehrt: nicht in dem mittleren ventralen Theile, wohl aber im ganzen übrigen Umkreis des Armes treten in ihr Verkalkungen auf; so entstehen die Randplatten sowie die übrigen Kalktafeln der Arme. Durch die Verkalkungen wird die Dicke beider Lamellen zunehmen, so dass dann schliesslich in dem Bereiche der Wirbel von innen nach aussen auf die dicke, verkalkte Innenlamelle das Canalsystem und dann die dünne Aussenlamelle, im übrigen Bereiche des Armes aber auf die dünne Innenlamelle das Canalsystem und dann die dicke verkalkte Aussenlamelle folgt. Die hier vorgetragene Ansicht vom Bau der Wan- dung des Seesternarmes ist schematisch dargestellt in Fig. 38, welche ich deshalb zu vergleichen bitte. 203 Dieselbe Auffassung gewinnt man nun auch, wenn man sich zur Betrachtung der Scheibe wendet. Auch dort stehen die perihämalen Räume mit dem Canalsystem der Haut in Zusammenhang. Da hier meine eigenen Beobachtungen nur Bestätigungen der Funde anderer Forscher sind und das Neue, was ich vorbringen will, nur in der Aus- deutung des Beobachteten liegt, so möge es gestattet sein, die Angaben jener wörtlich anzuführen, wobei ich die meiner Auffassung ent- sprechenden Erklärungen in Klammern beifüge. GrEEFF!) giebt folgende Darstellung: »Von dem oralen Nervengefässringe (= vom äusseren Peri- hämalcanal) treten Seitenzweige ab, die in die Leibeshöhle eindringen. Von der Mitte jeder Seite des Nervenpentagons (— von dem Nervenringe in der Richtung eines jeden Interradius) geht ein Gefäss (— Canal, nicht Blutgefäss) ab, das in einem mit seiner Gonvexität nach innen und oben (— dorsalwärts) gerichteten Bogen die Kalkscheibe des Mundes durch- bohrt und nach aussen und oben läuft. Auf der (inneren, dorsalen) Oberfläche des Munddiscus kommt es da hervor, wo in den Zwischen- winkeln der Arme die Scheibe mit der Rückenhaut (durch die sichel- förmigen Bänder) verwächst. Hier tritt das Gefäss (— Canal) mit dem entsprechenden Gefäss der Geschlechtsorgane (= mit dem Perihämal- canale des Genitalgefässes) und durch dieses mit dem analen Gefässring (= dorsalen perihämalen Ringcanal) in Verbindung.« Ganz überein- stimmend lauten die gleichzeitigen Beobachtungen Horrmann’s2). »Aus dem oralen lateralen Blutgefässring (= aus dem äusseren oralen Peri- hämalcanale) entspringen fünf Zweige, welche in die Körperhöhle ein- dringen und beiderseits von der Verwachsungsmembran (= von dem sichelförmigen Bande), durch welche die Rückenhaut mit dem Mund- discus verbunden ist, sich zu verzweigen scheinen. Wie diese Gefäss- chen (= Canäle) sich weiter verhalten, ist mir nicht vollkommen be- kannt geworden. Theilweise scheinen sie an die Geschlechtsorgane zu treten (= als Perihämalcanäle der Genitalgefässe), theilweise auf der inneren Fläche der Körperhaut ein lacunenartiges Gefässnetz (— Haut- canalnetz) zu bilden.« Wie sich also die radiären Perihämalcanäle nurals ein Theil eines allgemeinen Hautcanalsystems erwiesen, so auch diePerihämalcanäle der Scheibe. Der äussere orale Perihämalcanal, welcher selbst eine Fortsetzung der radiären Perihämal- canäle ist, steht durch interradiäre canalartige Fortsetzungen mit einem Canalsystem in Zusammenhang, welches sich zwischen der äusseren dickeren und inneren weit dünneren Lamelle der Scheibenwandung 4) Dritte Mittheilung. p. 159. 2) l. c. p. 49. Fig. 20, 23. 204 ausbreitet. Mit diesen Hautcanälen der Scheibe verbinden sich die peri- hämalen Canäle der Genitalgefässe, mit diesen wiederum steht der dor- sale perihämale Ringcanal und damit endlich der schlauchförmige Canal in Zusammenhang. Der schlauchförmige Canal giebt nun wieder die Peribämalcanäle der beiden Darmgefässgeflechte ab und verbindet sich am Peristom mit dem inneren oralen Perihämalcanal!). Es gehört also auch der schlauchförmige Canal zu einem einheitlichen Canalsystem, welches den ganzen Seesternkörper umspinnt und in einzelnen seiner Abschnitte (die wir dann Perihämalräume nennen) die Blutgefässe meist mit Hülfe bindegewebiger Aufhängebänder (Septen) trägt. Der schlauchförmige Canal ist der Perihämalcanal des Herz- geflechtes. Bei den Crinoideen ?) lernten wir einen Abschnitt der Leibeshöhle kennen, welcher der Körperwand dicht anliegt und den wir als circum- viscerale Leibeshöhle von der durch den Eingeweidesack von ihr ge- trennten intervisceralen unterschieden. Ich bin der Meinung, dass das oben besprochene Ganalsystem der Asteriden mit jenem circumviscera- len, nach aussen von dem Eingeweidesack gelegenen Abschnitt der Leibeshöhle der Crinoideen zu vergleichen ist, und demgemäss einen peripheren, zu schärferer Abgrenzung gekommenen Theil der Leibes- höhle darstellt. Zum vollen Beweise der Richtigkeit dieser Behauptung . gehört allerdings noch der Nachweis, dass ähnlich wie bei den Crinoi- deen die circumviscerale und interviscerale Leibeshöhle an bestimmten Stellen in Communication stehen, so auch bei den Asteriden jenes Canal- system irgendwo sich mit der Leibeshöhle verbindet oder doch in irgend einem Entwicklungsstadium in einer solchen Verbindung gestanden hat. Für die morphologische Zusammengehörigkeit jenes Canalsystems der Seesterne mit der Leibeshöhle sprechen aber auch schon jetzt verschiedene Puncte, so die Auskleidung beider mit demselben wimpernden Epithel, sowie ferner die Lage des Stein- canals. Bei den Echinoideen, Holothurioideen und Crinoideen sehen wir die Steincanäle in der Leibeshöhle liegen, bei den Asterien aber in dem schlauchförmigen Canal; was liegt nun näher als den letzteren als eine Abspaltung der Leibeshöhle aufzufassen ? Ich hoffe, dass es mir gelingen wird auch entwicklungsgeschicht- lich den Beweis für die Zusammengehörigkeit des besprochenen Canal- systems der Asteriden mit der Leibeshöhle derselben zu erbringen. Einstweilen aber möchte ich mich mit dem Gesagten begnügen und auch bis ich weitere Beweismomente für jene morphologische Ueber- 4) Vergl. das Capitel über das Blutgefässsystem und dessen Perihämalräume. 2) I. p. 53, 89, PA z Dr da ie ‚ao Ei 0 Du m En a a a u? 02 ea el; de 0 Zeige 205 einstimmung des Haut- und Perihämalcanalsystems der Seesterne mit der circumvisceralen Leibeshöhle der Grinoideen beigebracht habe, davon abstehen einen jener Homologie entsprechenden neuen Namen einzuführen. Ich behalte es mir aber ausdrücklich vor, meine Auffassung des Haut- und Perihämal- canalsystems auch auf andere Echinodermen zu übertragen und für eine Reihe von allgemeineren Fragen der Morphologie und Verwandt- schaftsverhältnisse der Echinodermen zu verwerthen. Im Zusammen- hang mit dieser Auffassung werde ich insbesondere zu beweisen ver- suchen, dass nicht nur die Porencanälchen der Madreporenplatte, son- dern auch die Genitalporen Umwandlungen der bei den Crinoideen in ihrer einfachsten Form erhaltenen, direct in die Leibeshöhle führenden Kelchporen darstellen und erst secundär sich mit dem Steincanal und den Genitalorganen in Verbindung setzen. Uebersicht der Ergebnisse. 4) Die Porencanälchen der Madreporenplatte führen einzig und allein in das Wassergefässsystem (— in den Steincanal und die ampul- lenförmige Aussackung desselben). 2) Der Steincanal ist an seiner Verbindungsstelle mit dem Wasser- gefässring stets eine einfache Röhre, nach der Madreporenplatte hin aber erfährt er durch innere Faltenbildungen eine je nach den Arten verschieden grosse Differenzirung seines Baues. 3) Die von GreErr entdeckte Ampulle an der Innenseite der Madre- porenplatte ist eine Erweiterung des Steincanals an dem aboralen Rande seiner Ansatzfläche an die Madreporenplatte. 4) Der von Tevuscuer beschriebene Ringmuskel des Wassergefäss- ringes existirt nicht. 5) Bei Asteracanthion rubens und Astropecten aurantiacus (viel- leicht auch bei anderen Arten) ist der erste Armwirbel entstanden aus der Vereinigung zweier Wirbel. 6) Die Tırpemann’schen Körperchen stehen nur mit dem Wasser- gefässring, nicht auch mit dem Blutgefässring (Srmrer) in Zusammen- hang. 7) Längs- und Ringmuskulatur schliessen sich in den einzelnen Abschnitten des Wassergefässsystems gegenseitig aus. 8) Der von Jorrpaıs entdeckte Ventilapparat an der Einmündungs- stelle der Wassergefässe in die Füsschen und Füsschenampullen ist bei den Seesternen weit verbreitet. 9) Das von Grerrr als neu beschriebene »kiemenartige Organ« ist identisch mit dem »Herzen« Tırpemann’s. 15 206 10) Das Herz ist ein dicht zusammengedrängtes Gefässgeflecht und zeigt Contractionserscheinungen. 11) Das Herzgeflecht setzt sich fort in ein den Mund umkreisendes Gefäss oder Gefässgeflecht, dieses giebt fünf radiäre Gefässe oder Ge- flechte in die Arme ab. 12) Das orale Ringgeflecht liegt zwischen zwei (einem inneren und einem äusseren) perihämalen Ringcanälen. In ähnlicher Weise ist das radiäre Blutgefäss von einem Perihämalraume umfasst, dem radiären Perihämalcanal. 13) Die dorsalen Theile des Blutgefässsystems (dorsales Ringge- flecht, Genitalgefässe, Darmgefässe) sind gleichfalls von perihämalen Canälen umgeben. 14) Das Herz der Asteriden ist homolog dem dorsalen Organ der Grinoideen. 15) Zwischen dem dorsalen in das Perisom eintretenden Endab- schnitte des Herzens der Asteriden und Crinoideen besteht eine allge- meine Homologie. 16) Sowohl im oralen Nervenringe als auch in den radiären Nerven besteht das Nervengewebe aus Fasern (Nervenfasern), in deren Verlauf Zellen (Nervenzellen) eingeschaltet sind und ist eingeflochten in die innere zu Fasern ausgezogene Schicht des äusseren Körperepithels. 17) Es ist kein triftiger Grund vorhanden, die radiären Nerven der Seesterne als Ambulacralgehirne aufzufassen. 18) In der Wandung der Genitalschläuche erweitert sich das Geni- talgefäss zu einem Blutsinus, welcher aber weder mit dem Lumen der Genitalschläuche, noch mit der Aussenwelt in Zusammenhang steht. 19) Bei keinem der untersuchten Seesterne fehlen bestimmte Geni-. talöffnungen, an welche sich kürzere oder längere Ausführungscanäle (Eileiter, Samenleiter) anschliessen, welche direct in die Genitalschläuche einmünden. 20) Die herkömmliche Auffassung der Genitalspalten der Ophiuren ist eine irrthümliche ; dieselben führen nicht in die Leibeshöhle. 24) Die Hautcanäle der Seesterne bilden mit den perihämalen Canälen, zu welchen auch der schlauchförmige Canal gehört, ein ein- heitliches Ganalsystem, welches als ein Abschnitt der Leibeshöhle auf- zulassen ist und sich mit der eircumvisceralen Leibeshöhle der Crinoi- deen vergleichen lässt. Göttingen, den 12. August 1877. 207 Erklärung der Abbildungen. Tafel V. Fig. 1—35. Ausgewählte Schnitte aus einer Schnittserie durch die Madreporen- platte von Asterina pentagona. 45/4. Der Schnitt Fig. 4 liegt am we itesten entfern von dem Centrum der Rückenseite des Seesterns. P, Poren der Madreporenplatte, Mp, Madreporenplatte, St, Steincanal, C, Herz, H, Hohlraum des schlauchförmigen Canals, WH, Wand des schlauchförmigen Canals, KH, Kalkstücke der Haut, KE, äusseres Körperepithel, Am, Ampulle der Madreporenplatte. Fig. 6. Ein Abschnitt aus dem System der Steincanäle in Fig. 1 bei stärkerer Vergrösserung. 300/1. J, inneres Epithel des Steincanals, E, äusseres Epithel desselben, K, verkalkte Bindegewebswand des Steincanals. Fig.7. Ein Porencanal der Madreporenplatte aus Fig. 4 bei stärkerer Vergr. 300/A. P, Porus, Pe, Porencanal, St, Steincanal, Mp, Madreporenplatte, a, Vebergangsstelle des äusseren mit hohem Epithel ausgekleideten Ab- schnittes des Porencanals in den inneren, mit niedrigem Epithel ver- sehenen, b, Uebergangsstelle des letzteren in den wieder mit hohem Epithel aus- gekleideten Steincanal. Fig. 8. Ansatzstelle des Steincanals an die Madreporenplatte bei Asteracanthion rubens, von innen gesehen. 4/4. Die nach der dorsoventralen Achse des Seesterns gerichtete Wand des Steincanals ist weggeschnitten bis zu der Stelle, an welcher sie sich zur Bildung der Ampulle aussackt. Fig. 9—A1. Ansatzstelle des Steincanals an die Madreporenplatte bei Astropec- ten aurantiacus, von innen gesehen. 2/1. Erklärung siehe im Text. Fig. 42. Ein Quadrant der äusseren Oberfläche der Madreporenplatte von Asteracanthion rubens um die Anordnung der Porenöffnungen im Grunde der ober- flächlichen Furchen der Madreporenplatte zu zeigen. 42/4. Fig. 43. Schema eines Sammelröhrchens der Madreporenplatte von Astera- canthion rubens von oben gesehen. Fig. 44. Dasselbe von der Seite gesehen. a, die innere Mündung des Sammelcanälchens in den Steincanal, b, die sich in das Sammelröhrchen ergiessenden, von den äusseren Poren der Madreporenplatte kommenden Porencanälchen. Fig. 45. Querschnitt durch die Madreporenplatte, Ampulle derselben und Herz von Asteracanthion rubens. 20/1. P, Porenfurchen der Madreporenplatte, 15* 208 Am, Ampulle der Madreporenplatte, drei Aussackungen derselben ind getroffen, „2 C, Herz. Die Hohlräume desselben sind nicht so deutlich zu sehen, wie es in der Figur angegeben ist. Tafel VI. Fig. 16. Verticaler Schnitt durch das Peristom von Asteracanthion rubens, dicht neben der Mittellinie eines Radius. 60/1. cf. Fig. 18. W, der Wassergefässring, Wr, das radiäre Wassergefäss, B, der Blutgefässring, rg J, der innere, E, der äussere Perihämalcanal, N, der Nervenring, Nr, der radiäre Nerv, Ep, das den Nerven in seine innere Faserschicht aufnehmende Epithel. cf. Taf. VIII, Fig. 37, Mh, die Mundhaut, Bi, Bindegewebsschicht, VS, das verticale Septum, QS, das quere Septum, HS, das horizontale Septum des Perihämalcanals, a, a, Durchbrechungen des verticalen Septums, Kl, ‚erster, K?, zweiter Wirbelkörper des Armes, M! und M?, die beiden zu K! gehörigen unteren Quermuskel, M3, der zu K? gehörige Quermuskel. Fig. 17. Verticaler Schnitt durch das Peristom von Asteracanthion rubens in der Richtung eines Interradius. 60/4. cf. Fig. 48. K, das interradiäre Kalkstück, Mi, der interradiäre Muskel des Peristoms, Z, verdickte Schicht des Epithels im äusseren Perihämalcanal. Die übrigen Buchstaben sind bei Fig. 46 erklärt. Fig. 18. Horizontaler Schnitt durch das Peristom von Asteracanthion rubens im Bereich eines Radius und enes angrenzenden Interradius. 25/1. Die drei Pfeile be- deuten die Schnittrichtungen der Figuren 46, 47 und 24. Man sieht von innen also San von der Dorsalseite auf den Schnitt. Wd, die von der inneren Fläche gesehene Wand, welche den inneren und äusseren Perihämalcanal trennt und das orale Ringgeflecht des Blutgefässsystems trägt. cf. Fig. 21, 20, 46, 47, Wa’, dieselbe Wand in der Ebene des Schnittes von der Kante gesehen, K'a und K!b, die beiden zu dem ersten Wirbelkörper K'! (Fig. 16) ge- hörigen Wirbelfortsätze, Wr, durch den Schnitt getroffene Ausbuchtung des radiären Wasserge- fässes zwischen je zwei unteren Quermuskeln. cf. Fig, 16, 24. Die übrigen Buchstaben sind bei Fig. 16 erklärt. Fig. 19. Verticaler Schnitt durch das Peristom von Asteracantbion rubens um das Verhalten des Herzens und des schlauchförmigen Canals daselbst zu zeigen. 48/1. C, Herz, setzt sich fort in den oralen Blutgefässring, H, schlauchförmiger Canal, setzt sich in den inneren Perihämalcanal fort, 209 St, Steincanal, mündet in einem der nächsten Schnitte in den Wasser- gefässring. Die übrigen Buchstaben sind bei Fig. 16 erklärt. Fig. 20. Verticaler Schnitt durch das Peristom von Asteracanthion rubens um den Zusammenhang der Canalräume des Tiepemann’schen Körperchens mit dem Wassergefässringe zu zeigen. 60/1. T, das Tıepemanx’sche Körperchen. Die übrigen Buchstaben sind bei Fig. 46 erklärt. Fig. 24. Verticaler Schnitt durch das Peristom von Asteracanthion rubens. Die Schnittrichtung erhellt aus Fig. 48. 60/1. BF, Blutgefäss zu dem Füsschen, in dem Querseptum gelegen, PH, der Perihämalcanal des radiären Blutgefässes. ef. Taf. VIII, Fig. 37. Die Erklärung der übrigen Buchstaben siehe bei Fig. 16 und 48. Tafel VII. Fig. 22. Horizontaler Schnitt durch die Armrinne von Asteracanthion rubens, von der unteren, ventralen Seite gesehen. 25/1. Wr, das radiäre Wassergefäss, M, die unteren Quermuskel der Armwirbel. Die punclirten Linien bezeichnen die seitlichen Fortsälze der Armwirbel, welche die Füsschen an ihrer Basis umfassen. Die Pfeile a bedeuten die Richtung der beiden inneren Füsschenreihen, die Pfeile 5 die Richtung der beiden äusseren Füsschenreihen. Fig. 23. Ein auf den vorigen ventralwärts folgender Schnitt, gleichfalls von der ventralen Seite gesehen. 25/4. Man sieht die Anordnung der das radiäre Blulgefäss und dessen zu den Füsschen tretende Zweige bergenden Septa des Perihämalcanals, welch’ letzterer durch den Schnitt geöffnet ist. HS, das horizontale, VS, das verticale Septum. Im Uebrigen vergl. Fig. 22. Fig. 24. Schnitt durch ein eingezogenes Kiemenbläschen von Asterina penta- gona. A40/A. KE, äusseres Epithel des Körpers, KH, Kalkstück der Haut, LE, Leibeshöhlenepithel, ZR, Zwischenraum zwischen den beiden Lamellen des Kiemenbläschens einerseits und der angrenzenden Haut anderseits. Fig. 25. Schema des Blulgefässsystems der Seesterne, im Anschluss an ein Präparat von Astropecten aurantiacus. Die sichelförmigen Bänder sind ihrer Lage nach mit|....... | bezeichnet. Ba, das dorsale Ringgeflecht, Bo, das orale Ringgeflecht, C, das beide verbindende Herzgeflecht, X, das dorsale in die Haut eintretende Endstück des letzteren, BD, die beiden zum Darme tretenden Geflechte, BG, die zehn zu den Geschlechtsorganen ziehenden Gefässe (Gefäss- geflechte), Br, die fünf radiären Gefässe (Geflechte), von welchen nur eins weiter ausgezeichnet und mit seinen zu den Füsschen gehenden Seitenzwei- gen BF versehen ist. Fig. 26. Querschnitt durch ein Genitalgefäss BG und dessen Perihämalcanal PH von Aslerina pentagona. 180/1. 210 S, das sichelförmige Band, LE, Leibesböhlenepithel. Fig. 27. Verticaler Schnitt quer zur Mittellinie eines Interradius von Asterina pentagona. 48/1. KBl, Kiemenbläschen, BG, Genitalgefäss, S, sichelförmiges Band, a, verkalkte Höcker der Körperoberfläche. Fig. 28. Ein ebensolcher Schnitt, weiter nach der Peripherie der Scheibe ge- legen. 45/1. ; Links ist der'Oviduct (Od, Fig.29) in seinem Anfangsstücke, rechts in seiner äusseren Mündung getroffen, GP, rechts der Genitalporus, links das Anfangsstück des Oviductes, BG, KBl wie in Fig. 27. Fig. 29. Ein ebensolcher Schnitt, noch weiter nach der Peripherie der Scheibe gelegen. 45/4. KH, verkalkte Körperwand, Od, Oviduct, BG, Genitalgefäss. Fig. 30. Ein Abschnitt der vorigen Figur bei stärkerer Vergrösserung. A180/1. PH, der Perihämalcanal von BG, dem Genitalgefäss, E, Epithel des Oviductes, D, Drüsenzellen desselben, LE, Leibeshöhlenepithel, Ep, Epithel des Perihämalcanals, ist an dem Genitalgefäss, dessen äussere Oberfläche gleichfalls davon überkleidet wird, nicht gezeichnet. Tafel VIII. Fig. 34. Schnitt durch den Eileiter und das Ovarium von Asterina pentagona, um den Zusammenhang beider Organe zu zeigen. 180/14. KH, verkalkte Körperhaut, PH, der Perihämalcanal von BG, dem Gecnitalgefäss, OW, die Wand des Ovariums, OE, das innere Epithel des Ovariums, 0, Eier. Man sieht, dass das Lumen des Eileiters (cf. Taf. VII, Fig. 30) sich unmittelbar fortsetzt in das Lumen der beiden durch den Schnitt getroffenen Ovarialschläuche. Fig. 32. Schema über die Beziehungen zwischen Eileiter, Eierstock, Genital- gefäss und Perihämalcanal des letzteren bei Asterina pentagona. Der Eileiter führt in das Lumen des Eierstocks, der Perihämalcanal begleitet das Genitalgefäss bis zur Basis des Eierstocks um dort blind zu enden, während das Genitalgefäss selbst in die Wandung des Ovariums eindringt um dort einen das ganze Ovarium umfassen- den Blutsinus zu bilden (vergl. Fig. 26—34). GP, Genitalporus, Od, Oviduct, Ov, Ovarium, BO, Blutsinus in der Wand des Ovariums, BG, Genitalgefäss, PH, Perihämalcanal des vorigen, ENT Er EN IE ET IE 211 KH, Körperhaut, KE, Körperepithel. Die zum Blutgefässsystem gehörigen Theile BG und BO sind mit rothen Linien bezeichnet. Fig. 33. Querschnitt durch einen Hodenschlauch von Asterac. rubens. 60/1. a, die Wand des Hodenschlauchs, deren Blutsinus sehr eng ist und des- halb bei schwacher Vergrösserung nicht deutlich wird, b, die leistenförmigen Erhebungen des samenbildenden inneren Epithels, c, das Lumen füllende Samenmasse. Fig. 34. Blindes Ende eines Ovarialschlauches von einem halberwachsenen Asteracanthion rubens. 180/4. a, äussere Wand, b, innere Wand des Ovariums. Zwischen beiden als ziemlich weiter Zwischenraum der Blutsinus. Fig. 35. Schnitt durch den Oviduct und dessen Mündungsstelle in das Ovarium von Echinaster fallax. 85/1. GP, Genitalporus, Od, Oviduct, KH, Körperhaut, KE, Körperepithel, BG, Genilalgefäss, PH, Perihämalcanal desselben, BO, Blutsinus in der Wand des Eierstocks, OE, Ovarialepithel, 0, Ei, mit Keimfleckhaufen, a, feinlängsfaserige Wand des Eileiters, b, Uebergangsstelle der Eileiterwand in die Eierstockswand, e, Mündung des Eileiters in den Eierstock, d, äussere, e, innere Wand des von feinen Fäden durchzogenen Blutsinus in der Ovarialwand. Man erkennt den Zusammenhang zwischen dem Genitalgefäss und den Blut- sinus (cf. Fig. 32). Rechts ist ein Kiemenbläschen angedeutet (cf. Taf. VII, Fig. 24). Fig. 36. Querschnitt durch den Steincanal von Echinaster fallax. 410/4. L, Lumen, J, inneres Epithel, K, verkalktes Bindegewebe, E, äusseres Epithel. Fig. 37. Aus einem Querschnitt durch die Ambulacralrinne von Asteracanthion rubens. 480/1. E, Epithel, welches in F, seiner inneren Faserschicht die nur bei A in ihren punctförmigen Querschniiten angedeuteten Nervenfasern umschliesst. Kerne der Nervenzellen, welche, wie Macerationspräparate lehren, in den Ver- lauf der Nervenfasern eingeschaltet sind, sind an mehreren Stellen deutlich, C, Cuticula, Bi, Bindegewebslage, welche unmittelbar auf die Nervenschicht folgt, Bi’, lockeres Bindegewebe um‘ das radiäre, in der Figur nicht mehr an- segebene Wassergefäss, 212 PH, Perihämalcanal, Br, radiäres Blutgefässgeflecht (4 Lumina sind durch den Schnitt ge- troffen), VS, verticales, HS, horizontales Septum, Z,verdickte Schicht desEpithels im Perihämalcanale(Lanee’sZellenplatte). Fig. 38. Schema über den Bau des Asteridenarmes (vergl. auch den Text). Die äussere Wand des Armes ist im Vergleich zur inneren sehr viel zu dünn, die Theile, welche zur Ambulacralrinne gehören, verhältnissmässig zu gross gezeichnet. Diese und andere Abweichungen von den richtigen Grössenverhältnissen empfahlen sich im Interesse einer möglichsten Uebersichtlichkeit des Schemas. Das Schema stellt: einen Querschnitt durch den Arm vor, dessen links von der punctirten Linie &—y gelegene Hälfte genau durch einen Armwirbel, dessen rechte Hälfte zwischen zwei Armwirbeln hindurchgehend gedacht ist. In der linken Hälfte ist der Blinddarm, in der rechten das Generationsorgan fortgelassen. Buchstabenerklärung: L, Leibeshöhle des Armes, HK, Hautlcanalsystem der Leibeshöhle, KBl, Kiemenbläschen, nur eines angedeutet, St, Stachel, durch welchen überhaupt die äusseren Erhebungen des Integumentes angedeutet sein sollen, BD, Blinddarm an zwei Mesenterien hängend, JM, Intermesenterialraum der letzteren, GP, Genitalporus, Ov, Ovarium (der Hoden der männlichen Thiere verhält sich ebenso), Wr, radiäres Wassergefäss, PH, Perihämalcanal, das radiäre Blutgefäss umschliessend, Amp, Füsschenampulle, F, Füsschen, OR, obere, UR, untere Randplalten. Farbenerklärung: Reisderm hellgelb, das KOLBE ocker, der radiäre Nerv, Pe Epithel der Leibeshöhle, Entoderm ne Epithel des Wassergefässsystems, indischroth, Epithel des Blinddarms, f schwarz, das Bin-legewebe und die Muskulatur, \ zinnoberroth, das Blutgefässsystem. Mit Indigo sind das Genitalepithel und die Genitalproducte bezeichnet, ihre Zu- gehörigkeit zum Entoderm oder Mesoderm ist einstweilen noch nicht sicher er- kannt. Im Mesoderm ist die äussere Hautl..melle doppelt, die innere hingegen nur einfach schraffirt ; die Randplatten sind Verkalkungen der äusseren, die Wirbel aber Verkalkungen der inneren Hautlamelle. Von der Muskulatur sind nur der obere und der untere Quermuskel der Wirbel in der linken Hälfte der Figur angedeutet, Mesoderm _ nn [cc Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. Trichaster elegans. Mit Tafel V. Unter den Echinodermen der hiesigen Sammlung fand ich eine Euryalide, welche im Jahre 1867 von dem Naturalienhändler Sarnmın in Hamburg acquirirt worden ist und nach der Etiquette aus der Bai von Bengalen stammt. Eine genauere Untersuchung des einzigen Exempla- res, welche mir von dem Director der hiesigen Sammlung, Herrn Pro- fessor Enters, freundlichst gestattet wurde, ergab, dass ich eine neue Art der Gattung Trichaster L. Agassiz vor mir habe. Ich nenne dieselbe Tr. elegans und möchte sie in den folgenden Zeilen namentlich des- halb etwas näher beschreiben, weil sie einige bemerkenswerthe mor- phologische Verhältnisse darbietet. Da mir nur ein einziges Exemplar vorliegt und das Interesse der Sammlung möglichste Schonung desselben verlangt, so darf ich hoffen, dass der Unvollständigkeit der anatomischen Angaben gütige Nachsicht zu Theil werde. Die Gattung Trichaster wurde von L. Acassız!) begründet, indem er die Lamarcer’sche Form Euryale palmiferum 2) wegen der Verschieden- heit in der Verästelungsweise der Arme von den übrigen Arten des Lamarer’schen Genus Euryale (— Astrophyton Linck) abtrennte und zum Range eines besonderen Genus erhob. Diese Trennung wurde von den spätern Autoren allgemein anerkannt und man unterscheidet demnach bei der mit getheilten Armen versehenen Gruppe der Eurya- liden zwei Gattungen: Astrophyton und Trichaster. Bei der erstge- nannten Gattung sind die Arme von der Basis an getheilt, bei der letz- 4) L. Acassız, Prodrome d’une monographie des Radiaires ou Echinodermes. Mem. de la soc. des scienc. nat. de Neuchatel. T. I. 1835. p. 4193. 2) Lamarck, Hist. nat. des anim. sans vertebres. Paris. T. II. 1816. p. 539. 16 214 teren beginnen die Theilungen erst in einer grösseren Entfernung von der Basis. Während die Gattung Astrophyton !durch die neueren Eor- schungen, namentlich von Lyman !) und LÜüTkEn 2) einen immer grösseren Reichthum an Arten erhalten hat — wir zählen deren jetzt bereits 21 —, ist die Gattung Trichaster auf sehr wenige Formen beschränkt ge- blieben. Zu der Art Tr. palmiferus, welche lange Zeit allein das Genus vertrat, ist meines Wissens bisher nur eine einzige neue Art hinzuge- kommen und selbst bei dieser lässt der Autor derselben, Ep. von Mar- tens, die Möglichkeit einer Identität dieser Art mit Tr. palmiferus L. Ag. offen. Von einer zweiten neuen Art, Tr. Isidis, welche von Ducuassaung ?) aufgestellt worden war, hat Lyman®) gezeigt, dass sie der Gattung Tri- chaster nicht zugerechnet werden kann, sondeın der Repräsentant einer neuen Gattung, Astrocnida, ist. Der von Ep. von Martens 5) geäusserte Zweifel an der Verschieden- heit seines Tr. flagellifer von Tr. palmiferus scheint mir nicht begründet. Denn wenn wir die von v. Martens gegebene Beschreibung des Tr. flagellifer mit der Mürter-Troscner’schen des Tr. palmiferus®) genau vergleichen, so ergeben sich doch hinreichende Unterschiede um beide Formen als verschiedene Arten anzusehen. Die vorliegende neue Form, welche sich den beiden erwähnten Arten als eine dritte anreiht, giebt sich schon auf den ersten Blick als hierhergehörig zu erkennen: Die Arme sind in der für die Gattung charakteristischen Weise anfänglich ungetheilt; erst in grösserer Ent- fernung von ihrer Basis beginnen sie sich zu theilen. Die Scheibe hat einen Durchmesser von 18 mm. Die Arme messen vom Gentrum des Mundes bis zur ersten Theilung 60—75 mm’); von da 4) Tu. Lymas, Ophiuridae and Astrophytidae, Illustr. Catal. ofthe Mus. of Comp, Zool. at Harvard College. Nr. I. Cambridge, Mass. 4865, — ibid. Nr. VIII. Zoological Results of the Hassler Expedition II. Ophiuridae and Astrophylidae. Cambridge, Mass. 4875. — Ophiuridae and Astrophylidae, Old and New. Bull. Mus. Comp. Zool. etc. Vol. III. Nr. 40, Cambridge, Mass. 4874. 2) Cur. Lürken, Additamenta ad historiam Ophiuridarum II. Kongelige Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter. 5. Räkke. 5. Bd. Kjebenhavn 4859. 3) P. DucHassame. Animaux radiaires des Antilles. Paris 1850. p. 4. 4) Tu. Lyman, Note sur les Ophiurides et Euryales du museum d’histoire natu- relle de Paris. Annales des science. nat. 5. ser. Zool. T. XVI. 1872. Article 4. ° 5) En. von MARTENS, Ueber oslasiatische Echinodermen. Archiv f. Naturgesch. 4866. p. 87. 6) J.MürLer und F. H. TroscaeL, System d. Aslteriden. Braunschw. 1842. p.120, 7) Ich gebe hier immer die niedrigste und die höchste der gefundenen Zahlen an und bemerke dabei, dass diese Werthe nicht von allen Armzweigen ermittelt werden konnten, da einzelne derselben abgebrochen oder regenerirt waren. 215 bis zur zweiten 14—16 mm; von der zweiten bis zur dritten 40—19 mm: von der dritten bis zur vierten 5—18 mm; von da,bis zur Spitze 3 bis 19 mm; ist eine vierte Theilung nicht vorhanden, so misst der Arm von der dritten Theilung bis zur Spitze 20—30 mm. An der Uebergangsstelle in die Scheibe hat der Arm eine Breite von 7,5 mm. Die weiche Haut umhüllt Arme und Scheibe gleichmässig ohne irgend welche deutliche Granulationen zu besitzen, enthält aber überall sehr kleine, nur mit dem Mikroskop wahrnehmbare, maschige und ästige Kalkkörperchen, deren Spitzen nach aussen gerichtet sind. Die Rippen des Scheibenrückens treten zwar nicht scharf hervor, sind aber dennoch deutlich als niedrige gegen den Rand der Scheibe höher und breiter werdende leistenförmige Erhebungen zu erkennen. Die Arme sind etwas höher als breit und auf der Ventralseite abgeplattet. Wie sie an Dicke gegen die Spitze abnehmen, erhellt am besten aus der Abbildung. Sie verästeln sich drei- bis viermal ziemlich regelmässig .dichotomisch. Ueber die Mitte der Dorsalseite der Arme verläuft eine sehr seichte Längsfurche, von welcher je einem Armgliede entsprechend rechts und links eine gleichfalls sehr seichte Querfurche entspringt, die an der Seite des Armes herabzieht und am Rande der abgeplatteten Ventralseite endet; durch diese Querfurchen erhält der ganze Arm ein schwach geringeltes Aussehen. Stacheln, wie sie bei Tr. palmi- ferus und Tr. flagellifer vorkommen, finden sich weder auf der Scheibe noch auf den Armen. An der adoralen Seite eines jeden Tentakel- porus erhebt sich eine quere Hautfalte, welche nur an dem ersten Ten- takelpaare eines jeden Armes fehlt. In dieser Hautfalte gewahrt man schon am zweiten Tentakelpaare eine kurze, stumpfe, kalkige Erhebung. An Stelle der letzteren findet man an den folgenden Tentakeln zwei an ihrer Basis vereinigte stumpfe Kalkstacheln, sogen. Tentakelpapillen. Weiter gegen die Spitze des Armes, etwa vom 30. Tentakelpaare an, wandeln sich die Tentakelpapillen zu hakentragenden, pedicellarien- ähnlichen Gebilden um. Die Mundpapillen sind sehr kurz und von un- regelmässig conischer Gestalt; jederseits findet man in jedem Mundwinkel am Rande desselben 6—8. Die Zähne sind in der dorsoventralen Richtung abgeplattet und an der Spitze ein wenig abgestumpft; an jeder Mundecke bilden sie eine einfache Reihe von 7 Stück. Die Mundpapillen, welche weit kleiner sind als die Zähne, begleiten letztere rechts und links eine kurze Strecke weit in den Vorhof des Mundes hinein. Besondere Mundschilder sind nicht vorhanden. Die 1,5 mm langen Genitalspalten liegen in den Ansatzwinkeln der Arme an die Scheibe; ihr Rand ist mit einigen kurzen verkalkten Papillen unregelmässig besetzt. Etwa in gleicher Höhe mit den unteren, ventralen, ein wenig convergirenden Enden je zweier zu 16* 216 einem Interradius gehörigen Genitalspalten und genau in der Mitte zwischen ihnen liegt ein feiner Porus, welcher in einen Steincanal hin- einführt; im Ganzen sind also fünf Poren mit fünf zugehörigen Stein- canälen vorhanden. In der eben gegebenen Beschreibung des Tr. elegans sind es zwei Punkte, welche ein weiteres Interesse haben und deshalb etwas aus- führlicher besprochen werden sollen: erstens das Vorhandensein eines Steincanals und des zugehörigen Porus in jedem Interradius, zweitens das Vorkommen pedicellarienähnlicher Gebilde. Während das mehr oder minder regelmässige Auftreten mehr- facher Madreporenplatten bei manchen Asterien allgemein bekannt und öfters besprochen worden ist!), scheint das gleiche Vorkommen bei manchen Euryaliden bis jetzt weniger Beachtung gefunden zu haben. Es ist eines der zahlreichen Verdienste, welche sich Lürken um die Kenntniss der Ophiuriden erworben hat, dass er zuerst darauf aufmerksam machte, dass es Euryaliden giebt, welche in jedem Interradius eine Madre- porenplatte besitzen?). Er beschrieb dann?) dieses Verhalten bei zwei Arten, Astrophyton Caecilia Ltk. und Astrophyton Krebsii (Oerst.) Ltk. Später #) zeigte er, dass auch Astrophyton asperum Lam. fünf Madreporen- platten besitzt. Ferner fand dann Lyman bei Astrophyton spinosum Lym.5), sowie bei Astrophyton cacaoticum Lym.®), gleichfalls fünf Madreporen- platten. Daalle diese Arten nurnach einem einzigen oder wenigen Exem- plaren aufgestellt sind, so können erst spätere Untersuchungen an reiche- rem Materiale darlegen, inwieweit die Fünfzahl der Madreporenplatte bei den erwähnten Arten constant ist; bis dahin scheint es mir verfrüht mit Lürken”) die Astrophytonarten nach der Einzahl oder Fünfzahl der Madreporenplatte in zwei Gruppen zu zerlegen, und dies um so mehr 4) Jon. MüLter, Monatsber. d. kgl. Akad. zu Berlin. 1840. p. 105. Ep. v. MARTENS, Archiv f. Nat. 1866. 1867. R. GrEEFF, Marburger Sitzber. 4872. Meine Bemühungen eine grössere Anzahl von Seesternen mit mehrfachen Madre- porenplatten zur Untersuchung zu erhalten sind bis jetzt ohne Erfolg gewesen. Ich möchte deshalb mit diesen Zeilen die ergebene Bitte an meine Fachgenossen ver- binden, mir etwa in ihrem Besitz befindliche Exemplare überlassen zu wollen. 2) Cur. Lürken, Additamenta ad hist. Ophiurid. I. Kongelige Danske Selskabs Skrifter. 5. Räkke. Bd. 5. Kjebenhavn 1859. p. 14. 3) Addit. II. ibid. p. 259—260. 4) Addit. III. ibid. 5. Räkke. Bd. 8. 1869. p. 69, p. 106. 5) Tu. Lynman, Illust. Cat. Nr. VII. Hassl. Exped. II. 4875. p. 29, 30. 6) Bull. Mus. Comp. Zool. Vol. Ill. Nr. 140. 4874. p. 250. 7) Addit. II. p. 257. Acceptirt von LıusgmAn: Ophiuroidea viventia huc usque cognila, Oefversigt af Kongl. Vetenskaps-Akad, Förhandlingar 1866, Stockholm. p. 3353. er u 2% 217 als dureh Lyman ein Exemplar von Astropbyton eucnemis M. Tr. be- schrieben worden ist!), welches sich durch den Besitz von drei Madre- porenplatten zwischen jene beiden Gruppen stellt. Von jenen fünf bis jetzt bekannten Astrophytonarten mit fünf Madreporenplatten hatte ich Gelegenheit zwei, nämlich A. Caeeilia und A. asperum durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Bei der erst- genannten Art zählte ich an dem Exemplare unserer Sammlung auf jeder der fünf Madreporenplatten 15—20 Poren. Das mir vorliegende Exemplar von A. asperum erschwert durch die ungünstige Lagerung der Armzweige die Einsicht in die Randpartien der Scheibe. In Folge dessen konnte ich mich nur mit Mühe von dem Vorhandensein der fünf kleinen Madreporenplatten überzeugen. Jede Madreporenplatte scheint hier nur 2—4 Poren zu haben, jedenfalls aber ist die Anzahl der letzteren eine sehr geringe. Von Astrophytonarten mit nur einer Madreporenplatte konnte ich zwei, A. arborescens und A. Agassizii Stimps. untersuchen. Bei jener fand ich eirca 80, bei dieser circa 250 Poren auf der Madreporen- platte. Es herrscht demnach bezüglich der Porenzahl der Madreporen- platte unter den Euryaliden eine beträchtliche Verschiedenheit sowohl bei nur einer Madreporenplatte als auch, wenn sich in jedem Interradius eine solche vorfindet. Es erinnert dies Verhalten an die wechselnde Zahl der Poren bei den Asterien und Crinoideen. Bei diesen beiden Gruppen ist der einfachste Fall der, dass nur ein einziger Porus vorhan- den ist. So findet man bei jungen Seesternen auf der Madreporenplatte nur einen einzigen Porus. Bei Antedon rosaceus ist in jedem Interradius anfänglich auch nur ein Porus vorhanden, ein Verhalten, welches dauernd bei Rhizocrinus lofotensis festgehalten wird. Es ist nun bei Tr. elegans ein entsprechender einfachster Fall gegeben, indem wir auch hier in jeden Interradius nur einen einzigen Porus finden. Nach innen schliesst sich an jeden Porus bei Tr. elegans ein Stein- canal von etwa 0,45 mm Durchmesser an, welcher eine dicke verkalkte Wand, ein inneres 0,02 mm hohes Gylinderepithel und ein inneres Lumen von 0,06 mm besitzt. Eine innere Oberflächenvergrösserung durch Faltenbildung, wie bei Asterien, kommt in dem Steincanal von Tr. elegans nicht vor. Im Umkreis eines jeden Porus ist bei Tr. keine besondere Kalkplatte, die als Madreporenplatte zu bezeichnen wäre, ausgebildet. Wir können also streng genommen hier auch nicht von einer Vermehrung der Madre- porenplatte sprechen, sondern nur von einer Vertheilung der Wasser- 4) Illust. Cat. Nr, I. 1865. p. 182, 218 gefässporen auf alle fünf Interradien und einer entsprechenden Ver-- mehrung der Steincanäle. Vergleichen wir die Fälle, in welchen die in der Regel in einer be- sonderen Kalkplatte, der Madreporenplatte, gelegenen Wassergefässporen in mehr als einem Interradius, bei Asterien und Euryaliden, sich finden, so erscheint es beachtenswerth, dass bei den Euryaliden mit Ausnahme des oben erwähnten Exemplares von Astrophyton eucnemis alle fünf Interradien Wassergefässporen tragen und sich dadurch an die Crinoi- deen anschliessen, bei welch’ letzteren indessen die Kelchporen nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Steincanälen stehen, sondern in die Leibeshöhle münden. In allen bis jetzt bekannten Fällen von Ver- mehrung der Madreporenplatte bei Asteriden aber erstreckt sich diese Vermehrung nicht über alle Interradien, sondern es bleibt stets eine geringere oder grössere Zahl von Interradien ohne Madreporen- platte. Pedicellarien sind bis jetzt nur bei Echinoideen und Asteriden bekannt geworden; bei den übrigen Echinodermen und speciell bei den Ophiuriden sind derartige Organe noch nicht aufgefunden worden. Bei Tr. elegans kommen nun aber Gebilde vor, welche morphologisch zweifellos mit den Pedicellarien in eine Reihe gestellt werden müssen. Bevor ich dies näher zu begründen versuche, mögen die betreffenden Gebilde etwas genauer beschrieben werden. Etwa vom 36. Tentakel- paare an findet man an jedem Tentakelporus an der adoralen Seite des- selben einen hakentragenden Stachel an Stelle der beiden Tentakelpa- pillen der vorhergehenden Tentakelporen. Jeder solcher Stachel besteht aus einem basalen Gliede: dem Stiele, und dem diesem an dem distalen Ende aufsitzenden Hakenapparat. Der Stiel (Fig. 4, 5) ist mit seinem proximalen Ende mit einem ventralen, seitlichen Fortsatz des Arm- wirbels gelenkig verbunden. Dieses Gelenk gestattet dem Stiel und damit der ganzen Pedicellarie sich auf die Oberfläche des Armes nieder- zulegen oder sich aufzurichten. An dem distalen Ende ist der Stiel weit complicirter gestaltet. Während sich an der adoralen Begrenzung des distalen Stielendes eine dünne Lamelle (c) erhebt, welche jederseits von einer ähnlichen etwas kürzeren seitlichen Lamelle (b) durch einen Ein- schnitt getrennt ist, ragen an dem aboralen Rande zwei runde Gelenk- höcker (a) mit gemeinschaftlicher Basis empor. Der Hakenapparat be- steht aus zwei Haken, deren Form durchaus übereinstimmt. An jedem Haken unterscheiden wir (Fig. 6) einen oberen stärkeren und längeren und darunter einen schwächeren, kürzeren Hakenfortsatz ; ferner eine an den kräftigen Schaft des Hakens sich ansetzende dünne Lamelle {b), welche ebenso wie die seichte Vertiefung (c) an der entgegengesetzten re 219 Seite des Schaftes zum Ansatz der Muskeln dient; endlich eine Gelenk- grube (a), mit welcher der Haken einem der beiden Gelenkhöcker des distalen Stielendes aufsitzt. Zur Verdeutlichung der Verbindung zwischen Haken und Stiel möge die schematische Figur 7 dienen. Dieselbe zeigt das obere Ende einer Pedicellarie von der Seite gesehen, es ist deshalb nur einer der beiden Haken sichtbar; links ist die adorale, rechts die aborale Seite der Pedicellarie. Zur Bewegung des Hakens sind für je- den Haken zwei Muskeln angebracht, erstens ein kräftigerer Beuge- muskel (a), welcher von der dünnen Lamelle des Hakens {b in Fig. 6) entspringt und sich seitlich von der adoralen Mittellinie des Stieles an dessen distalem Ende befestigt, zweitens ein schwächerer Streckmuskel (b), welcher in der seichten Vertiefung des Hakens (c in Fig. 6) ent- springt und sich an der Aussenfläche der gemeinschaftlichen Basis der Gelenkhöcker dicht unter den letzteren ansetzt. Betrachtet man eine Pedicellarie von ihrer adoralen oder aboralen Seite, so sieht man, dass die beiden Haken nicht parallel sich auf den Gelenkhöckern erheben, sondern von ihrer Ansatzstelle aus divergiren (Fig. 8). Vor dem 36. Tentakelpaare findet man an den Tentakelporen (mit Ausnahme der ersten) statt der Pedicellarie zwei verkalkte Tentakelpa- pillen, die sich auf einem nach der Scheibe hin allmälig kürzer und plumper werdenden Basalstücke erheben, welches selbst beweglich mit dem Seitentheile jedes Armwirbels verbunden ist. Die Tentakelpapillen unterscheiden sich von den Haken der Pedicellarien durch ihre Form, indem sie eine kegelförmige Gestalt haben. Von dem 30. bis etwa zum 36. Tentakelpaare findet man die Tentakelpapillen in deutlicher Um- bildung zu den Pedicellarien. Die beiden Tentakelpapillen wandeln sich um in die beiden Haken, das Basalstück in den Stiel der Pedicellarie. Vom 36. Porus an finden wir dann die Pedicellarien in der vorhin be- schriebenen Gestalt ausgebildet; gegen die Spitze des Armes werden sie zierlicher und schlanker. Die Pedicellarie am 36. Tentakelporus hat eine Gesammtlänge von 0,84 mm, wovon 0,59 mm auf den durchschnittlich 0,22 mm dicken Stiel und 0,25 mm auf den Hakenapparat kommen. Haken und Stiel sind bis auf den frei hervorragenden grossen Fortsatz des ersteren von einer dünnen Hautschicht überkleidet, welche gegen die Spitze des Armes hin frei von Kalkkörpern ist, gegen die Scheibe hin aber die auch sonst auf Arm und Scheibe in ihr vorkommenden ästigen und maschigen kleinen Kalkkörperchen besitzt. Nachdem die Pedicellarien einmal bei Tr. elegans aufgefunden waren, lag es nahe auch bei anderen Euryaliden danach zu suchen. Bei den mir zur Untersuchung zugänglichen Astrophytonarten — Re- präsentanten der beiden anderen Trichasterarten besitzt unsere Samm- 220 lung nicht — fand ich bei Astropbyton asperum ganz ähnliche Pedicel- 2 larien, während die Hakeneinrichtungen an den Armen von Astrophyton Caecilia, arborescens und Agassizii wohl erst bei einem grösseren Ver- gleichsmateriale sich auf die bei Tr. elegans und A. asperum gegebene Pedicellarienform werden zurückführen lassen. Für jetzt muss ich mich begnügen mit dem Hinweis, dass auch bei A. asperum die bei Tr. ele- gans aufgefundenen Pedicellarien vorkommen. Es erübrigt mir noch den Nachweis zu führen, dass ich die eben beschriebenen Gebilde nicht mit Unrecht Pedieellarien genannt habe. Da wir über die Function der Pedicellarien der Echinoideen und Asteri- den noch keineswegs genügende Aufklärung besitzen, so lasse ich den physiologischen Gesichtspunkt hier ganz ausser Acht und behaupte nur die morphologische Zusammengehörigkeit der beschriebenen Hakenein- richtungen des Tr. elegans und des A. asperum mit den sogen. Pedi- cellarien. Letztere zeigen bei Echinoideen und Asteriden bei aller sonstigen Abweichung im Detail das Uebereinstimmende, dass sie aus zwei (Asteriden) oder drei (Echinoideen und Luidia unter den Asteriden) im Allgemeinen hakenförmigen Kalkgebilden bestehen, welche beweglich mit dem distalen Ende eines kürzeren (Asteriden mit 4 Füsschenreihen) oder längeren (Echinoideen) gleichfalls verkalkten Basalstückes verbun- den sind, welches selbst wieder mit den Skeletstücken der Körperwand in beweglicher Verbindung steht; das Basalstück kann indessen ganz fehlen (bei den Asteriden mit zwei Füsschenreihen)!). Diese allgemeine Charakteristik einer Pedicellarie passt durchaus auf die beschriebenen Gebilde des Tr. elegans und des A. asperum. Im Einzelnen aber zeigt sich noch weitere Uebereinstimmung. So ist z. B. an den Zangenstücken der Echinoideen-Pedicellarien für den Ansatz des Beugemuskels ganz wie an den Haken des Trichaster eine verticale Platte entwickelt. Während nun aber bei den Pedicellarien der Asteriden und Echi- noideen die zwei oder drei Zangenstücke gegeneinander bewegt werden, bewegen sie sich bei Tr. elegans und A. asperum nicht gegeneinander, sondern nach derselben Seite hin; indessen ist ein Uebergang zu der Gegeneinanderbewegung der Zangenstücke darin gegeben, dass sie nicht parallel, sondern divergirend zu einander stehen. Das letzterwähnte Verhalten schliesst aber die betreffenden Gebilde des Tr. elegans und des A. asperum offenbar nicht von den Pedicellarien aus, sondern zeigt nur, dass wir es hier mit einer verhältnissmässig sehr einfachen und 4) Ep, PERRIER, Recherches sur les Pedicellaires et les Ambulacres des Aste&ries et des Oursins. I. Annales des sciene. nat, 5. ser. Zool. T. XIl. 1869. p. 197 bis 304. Pl, 17—18. IT, ibid. T. XII. 4870. Article 4. Pl. 2—6. 931 vermuthlich ursprünglichen Pedicellarienform zu thun haben. Für diese Auffassung spricht auch das, dass gerade bei dem Tr. elegans sich die Uebergangsstufen von einfacheren Kalkgebilden, den Tentakelpapillen, zu Pedicellarien erhalten haben. Göttingen, 4. März 1878. Erkiärung der Abbildungen. Tafel V. Fig. 1. Trichaster elegans von der Dorsalseite ; natürl. Grösse. Fig. 2. Tr. elegans von der Ventralseite; natürl. Grösse. Fig. 3. Winkel zwischen zwei Armen um die Lage und Form der Genitalspal- ten und zwischen letzteren einen Steincanalporus zu zeigen; 2/1. Fig. 4. Stiel einer Pedicellarie von der aboralen Seite ; a,a, die Gelenkhöcker; b,d, die seitlichen Lamellen; d, die Gelenkgrube des proximalen Endes; 200/4. Fig. 5. Stieleiner Pedicellarie von der adoralen Seite; D,b, die seitlichen, c, die mittlere Lamelle; d, die Gelenkgrube des proximalen Endes; 200/41. Fig. 6. Haken einer Pedicellarie; a, Gelenkgrube; 5, Insertionsplatte für den Beugemuskel; c, Insertionsstelle des Streckmuskels; 320/14. Fig. 7. Spitze einer Pedicellarie von der Seite gesehen, nur im Umriss gezeich- net; a, der Beugemuskel ; b, der Streckmuskel. Fig. 8. Spitze einer Pedicellarie von der aboralen Seite gesehen; a, Gelenk- kopf; b, Haken. | Fig. 9. Eine Mundecke von dem betr. Mundwinkel aus gesehen; 7, das innere, 2, das äussere Mundfüsschen;; a, die Zahnreihe; b, die Mundpapillen ; 3/1. 47 Zur Kenntniss der Gattung Brisinga. Mit Tafel XV und zwei Holzschnitten. ” Seit der bekannten Abhandlung von G. O. Sırs!), in welcher er die merkwürdige Gattung Brisinga in ausführlicher Weise behandelt, ist : dieselbe nicht mehr Gegenstand einer genaueren Untersuchung gewesen, so wünschenswerth dies auch erscheinen musste angesichts der hohen Bedeutung, welche dieser Thierform für die vergleichende Anatomie und die Frage nach der Abstammung der Echinodermen beigelegt wurde. Es hat dies seinen Grund offenbar in nichts Anderem als in der grossen Seltenheit des Materials. Selbst einzelne der grössten Museen besitzen . von Brisinga nichts oder höchstens ein einziges Exemplar, welches dem anatomischen Messer nicht geopfert werden kann. Da ich nun in der Lage bin eine Anzahl wohlerhaltener Stücke von Brisinga zergliedern zu können, so benutze ich diese Gelegenheit zu einer Prüfung und etwaigen Erweiterung der Sırs’schen Beobachtungen und ich thue dies um so eher als ich durch das Ziel, welches ich mit meinen Studien an Echino- dermen anstrebe, zu einer eingehenden Berücksichtigung der Brisinga geradezu gedrängt werde. Im Folgenden werde ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen, insoweit sie von den Sars’schen Befunden b- weichen oder dieselben erweitern, mittheilen, sowie auch auf einige ; Punkte von allgemeinerem Interesse, so namentlich auf das Mundskelet der Asteriden und auf die systematische Stellung der Gattung Brise zu sprechen kommen. 4) On some remarkable forms of animal life from the great deeps of the Nor- wegian coast. II. Researches on the Structure and Affinity of the Genus Brisinga, ba- sed on the study of a new species: Brisinga coronata. Christiania 4875. wi. x A 223 Das mir vorliegende Material besteht aus einer Scheibe und sechs Armen von Brisinga coronata G. O. Sars und einem Armstück von Bri- singa endecacnemos Asbjörnsen. Letzteres erhielt ich von Herrn Geh. Rath Prof. Dr. Peters in Berlin aus der dortigen Sammlung, die Stücke von Br. coronata!) aber durch die gütige Vermittelung meines Freundes P. H. Carpenter in Windsor von Sir WyvırLe Tuomson; mögen die ge- nannten Herren meines aufrichtigen Dankes auch an dieser Stelle ver- sichert sein. G. ©. Sırs hat sich von der Existenz eines Blutgefässsystems bei Brisinga nicht zu überzeugen vermocht und ist in Folge dessen der entschiedenen Ansicht, dass Brisinga überhaupt keine Blutgefässe besitze, sondern dass die ganze Leibeshöhle mit ihrem Inhalte zugleich die Function des Blutgefässsystems übernommen habe. Ja er geht noch weiter und behauptet das gleiche Verhalten auch für die übrigen Aste- riden 2). In meinen Beiträgen zur Anatomie der Asteriden ?) habe ich gezeigt, dass allerdings ein beträchtlicher Theil von denjenigen Räumen des See- sternkörpers, welche von den bisherigen Forschern als Blutgefässe in Anspruch genommen worden waren, keine solche sind, sondern viel- mehr nur Abschnitte der Leibeshöhle darstellen, in welchen sich dann erst die wahren, bisher übersehenen oder falsch verstandenen Blutge- fässe befinden. Ich nannte jene Räume, weil sie die Blutgefässe um- schliessen: Perihämalcanäle (Perihämalräume). Wie eben dort dargelegt wurde besteht das ganze in all’ seinen Hauptstämmen von Perihämal- canälen umschlossene Blutgefässsystem aus folgenden Abschnitten: 4) einem im Peristom gelegenen oralen Blutgefässring ; 2) einem dorsalen Blutgefässring; 3) einem beide Gefässringe mit einander verbindenden Gefässge- flecht, dem sogenannten Herzen; 4) den je einem Arm entsprechenden von dem oralen Blutgefässring entspringenden radiären Gefässen ; 5) den von dem dorsalen Gefässring abgehenden und zu den Ge- schlechtsorganen hinziehenden Genitalgefässen ; 6) den beiden vom dorsalen Blutgefässring abtretenden Magenge- fässen. 4) Dieselben stammen nach der Etiquette von den Lofoten aus einer Tiefe von 200—300 Faden. 2) 1. c. p. 34 sqag. 3) Diese Zeitschr. XXX. p. 144 (p.165). Hier und im Folgenden ist die pagina der unter dem Titel »Morphologische Studien an Echinodermen« erschienenen Separat- ausgabe meiner Echinodermenstudien in Klammern der Zeitschriftspagina beigefügt. AT 224 Ferner zeigte ich, dass die einzelnen Abschnitte des Blutgefäss- systems aus einem Geflecht von mehr oder minder zahlreichen sich thei- lenden und wieder mit einander communicirenden Gefässen bestehen, richtiger also Gefässgeflechte als schlechthin Gefässe genannt zu werden verdienen. Immerhin mag man die Bezeichnung »Gefässe« der Kürze halber gebrauchen. Der feinere Bau dieser Gefässe, sowie ihrer Inhalts- körper verlangen übrigens noch eine genauere Untersuchung an leben- dem Material. Hier bei Brisinga aber fragt es sich zunächst nur, ob auch bei ihr jenes Gefässsystem in wesentlich gleicher Ausbildung sich vor- finde? Aus dem sogleich Mitzutheilenden wird hervorgehen, dass dem wirklich so ist im Widerspruch zu der gegentheiligen Behauptung von G. ©. Sars. Ich beginne mit der Schilderung der Genitalgefässe, weil die- selben am leichtesten aufzufinden sind. Oeffnet man den durch die An- schwellung gekennzeichneten Armabschnitt, welcher die Geschlechts- -organe umschliesst, in der dorsalen Mittellinie und klappt dann die Rücken- wand nach den Seiten auseinander um das von Sars in Figur 4 und 17 seiner Tafel III abgebildete Präparat darzustellen, so findet man (Fig. 3) rechts und links von der Wirbelreihe des Armes ein Gefäss, welches von dem adoralen Ende des Armes herkommt, anfänglich ziemlich dicht an dem Rande der Wirbelreihe hinzieht, dann aber sich allmälig etwas mehr davon entfernt, um die Basis der Geschlechtsorgane zu erreichen. Das Gefäss hat eine Breite von ungefähr 4 mm; an der Basis der Geschlechts- organe aber nimmt dieselbe zu bis auf 2 mm. Die fernere Untersuchung, | insbesondere an Querschnitten, zeigt, dass das, was wir soeben Gefäss nannten, im Inneren ein Gefässgeflecht beherbergt und demnach ent- sprechend den bei anderen Asterien von mir beschriebenen Verhältnissen als Perihämalcanal zu bezeichnen ist. Das darin liegende Gefässgeflecht zeigt ganz denselben Bau wie bei anderen Seesternen; nur ist seine Natur als Geflecht hier noch deutlicher ausgesprochen als ich es bei den übrigen bisher darauf untersuchten Asterien sah. An der Basis des Büschels der Genitalschläuche — in dem vorliegenden Falle Ovarial- schläuche — endet der Perihämalcanal in Gestalt eines jene Basis um- greifenden Sinus; das Gefässgeflecht aber tritt an die einzelnen Ovarial- schläuche heran und setzt sich in den zwischen den beiden Lamellen der Ovarialwandung befindlichen Blutsinus fort, ganz in der gleichen Weise wie ich das von anderen Seesternen früher beschrieben habe. In den vorhin angeführten Abbildungen von Sars ist das Genitalgefässge- flecht und sein Perihämalcanal in keiner Weise angedeutet; in den von demselben Forscher gegebenen Abbildungen von Brisinga endecacnemos !) A). c. Tab. VII. Fig. 48, 24. 2 225 aber erblickt man vom adoralen Ende der Geschlechtsorgane herkom- mend einen dunklen Streifen angegeben, der offenbar nichts anderes ist als das Genitalgefäss. Um die-radiären Blutgefässe zu finden fertigte ich Schnitte durch entkalkte Armstücke an. An solchen Schnitten geben sich in der Ambulacralrinne durchaus die gleichen Verhältnisse zu erkennen, welche andere Asterien darbieten. Die Uebereinstimmung der Lagerungsver- hältnisse von Nerv, Blutgefäss mit seinem Perihämalcanal und Wasser- gefäss mit den früher untersuchten Asterien ist eine so grosse, dass es überflüssig erscheint, einen der zahlreichen mir vorliegenden Schnitte abzubilden — ich verweise auf die früheren Mittheilungen und Abbil- dungen, namentlich auf Fig. 37, sowie auch auf den neben- stehenden Holzschn. Wie dort findet man auch hier — und ich beziehe mich hier nicht nur auf Brisinga coronata, sondern auch auf Br. ende- cacnemos — den ra- diären Nerven einge- webt in die innerste (Faser-) Schicht des Epithels. Ueber (dor- salwärts von) dem Nerven und durch eine bindegewebige EieW. Schematischer Querschnitt durch die Ambulacralfurche Membran davon ge- eines Seesternes zwischen zwei Füsschenpaaren. A, 4, trennt folgt der ra- die Wirbelhälften ; Mo, der obere, Mu, der untere Quer- 2: RE muskel; Wr, das radiäre Wassergefäss; Br, das radiäre diärePerihämalcanal, Blutgefässgeflecht; PH, der radiäre Perihämalcanal; S, das welcher in dem sein verticale Septum desselben; Nr, der radiäre Nerv (rich- tiger: die innere Faserschicht des Epithels, in welche die Lumen durchsetzen- in der Figur nicht angedeuteten Längsfasern des radiären den verticalen Sep- Nerven eingeschaltet sind). tum ein Gefässge- flecht — das radiäre Blutgefäss — beherbergt. Weiter nach der Dorsal- seite folgt dann das radiäre Wassergefäss. Zwischen letzteres und den radiären Perihämalcanal schiebt sich unterhalb eines jeden Wirbels der zu diesem Wirbel gehörige untere Quermuskel ein. Die seitlichen Aeste des radiären Wassergefässes besitzen übrigens f 226 bei Brisinga an ihrer Eintrittsstelle in die Füsschenampulle denselben Ventilapparat, welchen Jourpaın bei Asterias (Asteracanthion) !) rubens aufgefunden und Lange genauer geschildert hat, und der nach meinen Befunden eine wohl allen Asteriden zukommende Vorrichtung ist. Ebenso wie sich nach dem Gesagten die in den Armen gelegenen Theile des Blutgefässsystems bei Brisinga in einer mit den übrigen Aste- rien übereinstimmenden Weise verhalten, ist dies auch in der Scheibe der Fall. Am Peristom angekommen erweist sich jedes radiäre Blutge- fässgeflecht als eine Ausstrahlung eines den Mund umkreisenden Blutgefässringes, welcher dorsalwärts von dem Nervenringe und zwischen zwei perihämalen Ringcanälen, einem inneren und einem äusseren, seine Lagerung hat. In Figur 4 und 5 sind diese Verhältnisse angedeutet. Eine ausführlichere Zeichnung schien mir auch hier über- flüssig, da sich die in Fig. 16—21 der Abhandlung zur Anatomie der Asterien 2) dargestellten Verhältnisse hier wiederholen. Der innere perihä- male Ringcanal steht auch hier in Zusammenhang mit dem Perihämal- raum, welcher Steincanal und Herzgeflecht umgiebt; der äussere peri- hämale Ringcanal aber ist, gleichfalls in Uebereinstimmung mit den übrigen Asterien, eine Fortsetzung des radiären Perihämalcanals. Der Blutgefässring besteht aus einem Geflecht einer Anzahl von sich bald theilenden bald sich wieder mit einander verbindenden Gefässen (auf den Querschnitten zählt man deren gewöhnlich 3—5). Die Gefässgeflechte zu den Generationsorganen entspringen voneinem dorsalen Blutgefässring, welcher gleichfalls geflechtartig und von einem Perihämalcanal umgeben der Rückenhaut der Scheibe sich von innen her dicht anlegt. Sein Verlauf ist ebensowenig wie bei den übri- gen Seesternen ein genau kreisförmiger. Bei Astropecten aurantiacus z. B. hat er die Gestalt eines Fünfecks, dessen Ecken den Interradien entsprechen. Bei Brisinga ist sein Verlauf ein wellenförmiger, was da- durch zu Stande kommt, dass er jedem Radius entsprechend sich nach aussen, und jedem Interradius entsprechend sich nach innen aus- resp. 4) Um den Fortschritten, welche die Systematik der Asteriden in der neueren Zeit namentlich durch Car. Lürken und Eon. PERrRIER erfahren hat, gerecht zu wer- den, werde ich mich in dieser und meinen späteren Abhandlungen nicht mehr wie bisher der MüÜLLErR-TroscHErL’schen Nomenclatur bedienen, sondern, wo nicht aus- drücklich anders bemerkt, der von Epm. PERRIErR geübten anschliessen. Der Be- quemlichkeit des Lesers halber werde ich dann, wenn ich mich auf fremde oder auf eigene frühere Angaben beziehe, die dort gebrauchte Nomenclatur, insofern sie von der PErRIER schen abweicht, in Klammern beifügen. Epm. PERRIER, Revision de la collection des Stellerides du Museum d’Histoire naturelle de Paris. Archives de Zool. exper. T. IV. 1875. p. 265—450. T. V. 4876. p. 4—1404. p. 209—304. 2) Vergl. auch den dort gegebenen Holzschnitt. Diese Zeitschr. XXX. p.120(174). N a 227 _ einbuchtet. In Figur I ist die Rückenhaut der Scheibe, soweit sie nicht abgetragen ist, durchsichtig gedacht und der Verlauf des dorsalen Ring- geflechtes des Blutgefässsystems mit den Ursprungsstellen der davon in die Arme abtretenden Genitalgefässe eingezeichnet, Bei 5 verbindet sich das dorsale Ringgeflecht mit dem Herzge- flecht, welches in derselben Weise wie ich das früher von anderen Asterien zeigte mit dem Steincanal in einem beiden gemeinsamen Peri- hämalraume zum Peristom herabzieht um sich dort mit dem oralen Ring- geflecht des Blutgefässsystems in Verbindung zu setzen. Das Herzgeflecht ist der einzige Abschnitt des hier beschriebenen Blutgefässsystems der Brisinga, welcher Sırs bekannt geworden ist. Da es aber dem genannten Forscher an einer Kenntniss der übrigen Abschnitte, sowie auch bei dem damaligen Stande der Untersuchungen an einer richtigen Auffassung der betreffenden Verhältnisse der übrigen Seesterne, fehlte, so konnte er über die Bedeutung des Herzgeflechtes nicht ins Reine kommen, sondern musste sich begnügen dasselbe als Organ von problematischer Bedeutung zu bezeichnen. Mein Material reichte nicht aus um mir auch über das Vorkommen der zum Darm tretenden Gefässe bei Brisinga Gewissheit zu verschaffen, indessen zweifle ich bei der Uebereinstimmung, welche die Anordnung aller anderen Theile des Blutgefässsystems mit den übrigen Asterien zeigt, nicht im Geringsten daran, dass sich die Darmgefässe an geeig- netem Materiale werden nachweisen lassen. | Sars glaubt sich überzeugt zu haben, dass bei Brisinga der sub- central auf dem Rücken der Scheibe gelegene Porus nur die Oeffnung eines excretorischen Apparates sei, dagegen nicht in den Darmtractus hineinführe, also auch nicht als After fungiren könne!). Er ist geneigt auch bei den übrigen Asteriden, bei welchen ein After beschrieben wurde, denselben in Abrede zu stellen und die entsprechende Oeffnung nur als Secretionsporus .der interradiären Blindsäcke in Anspruch zu nehmen, So wenig aber diese Auffassung bei den betreffenden übrigen Asteriden?) zutrifft, ebensowenig entspricht sie bei Brisinga den that- sächlichen Verhältnissen. Nachdem ich an der mir zur Verfügung stehenden Scheibe die Rückenhaut soweit als nöthig vorsichtig abgetrennt, bot sich mir das in Figur 4 wiedergegebene Bild, welches die Sars’sche Figur Tab. II, Fig. 8 1) 1. c. p. 30, 34, 50. R 2) C. K. Horrmasn hat in seiner Abhandlung: Zur Anatomie der Asteriden (Niederländ. Archiv f. Zoologie. II. 1872) p. 6 zwar das Vorhandensein eines Afters bei Asterias (Asteracanthion) rubens in Abrede gestellt, ein Irrihum, den schon PERRIER berichtigt hat: Enm. PERRIER 1. c. Arch. de Zool. exper. T. IV. 1875. p. 313. 228 | 2 u bestätigt. Man erblickt die dem Magendarm aufgelagerten interradiären Blindsäcke, welche insbesondere in der Richtung zweier Interradien stark entwickelt sind. Vom Magendarm selbst gehen zu den Radien die Stämme der radiären paarigen Blindsäcke ab. Die Faltenbildungen der dorsalen Magenwand geben derselben das schon von Sırs hervorgehobene netzartige Aussehen. Bei a steht das Lumen der interradiären Blind- säcke mit dem excentrisch gelegenen Porus der Rückenhaut der Scheibe in Communication. Trägt man nun die dorsale Wand der interradiären Blindsäcke vorsichtig ab, so gewinnt man einen Einblick in ihren Innen- raum und erkennt, dass der letztere aus zwei Haupttheilen besteht, welche durch einen sich von der ventralen Wandung erhebenden Quer- wulst von einander abgegrenzt werden, sowie ferner, dass dieser Quer- wulst eine gleichfalls quergestellte längliche Oeffnung trägt. Die weitere Präparation ergab, dass diese Oeffnung in den Darm hineinführt und dass demnach das Verhältniss der interradiären Blindsäcke zu dem Darm hier durchaus dasselbe ist wie bei den übrigen Asterien. Die inter- radiären Blindsäcke sind auch hier nichts anderes als Ausstülpungen des Enddarmes und der auf der Rückenhaut der Scheibe befindliche Porus ist in Wirklichkeit eine Afteröffnung. Sars ist zu seiner irrthümlichen Auffassung nur dadurch gelangt, dass er die Communication des Darmes mit den interradiären Blindsäcken nicht auffand, sondern den ersteren wie die letzteren nach innen blindgeschlossen endigen liess. Ein weiterer Punkt, in welchem ich mit Sars nicht übereinzustim- “men vermag, ist die Auslegung der Skeletstücke des Peristoms. Bevor ich darauf eingehe, mögen einige Worte über das peristomale Skelet der Asteriden überhaupt vorausgeschickt werden. Bereits in meinen Beiträgen zur Anatomie der Asterien !) machte ich darauf auf- merksam, dass der sogenannte erste Wirbel der erwachsenen Exemplare. von Asterias (Asteracanthion) rubens und Astropecten aurantiacus aus der engen Vereinigung zweier Wirbel entstanden sei, wie aus der Zahl seiner seitlichen Fortsätze, deren Verhalten zu den zwischendurch- tretenden Füsschenampullen, sowie aus der Verdoppelung des unteren Quermuskels hervorgehe. Ich habe diesen Punkt weiter zu verfolgen gesucht und bin zu dem Resultate gelangt, dass wohl bei allen Asterien die beiden ersten Wirbel des Armes eine mehr oder weniger weitgehende Vereinigung, welche mit einer Umbildung der typischen Gestalt insbesondere des ersten Wirbels Hand in Hand gebt, erleiden und so in ihrer Gesammtheit Das bilden, was man gewöhnlich als ersten Wirbel be- ‚zeichnet. A) 1. c. p. A40.(p. 164). en Men)? \s 229 Betrachten wir einen jungen Seestern etwa in einem Stadium, wie es Lovin von Asterias glacialis O. F. Müller!) und A. Acassız von Asterias pallida A. Ag.2) abgebildet haben — mir selbst liegt eine An- zahl solcher Jugendstadien®) vor, welche vor Jahren von KEFERSTEIN in Bergen gesammelt wurden — so findet man sämmtliche Wirbel von gleicher Gestalt; sie unterscheiden sich von einander nur durch ihre gegen die Armspitze hin abnehmende Grösse. Jeder Wirbel besteht aus zwei in der Mittellinie des Armes beweglich mit einander verbundenen Hälften, den Ambulacralstücken. Jede Wirbelhälfte sendet nach dem Rande der Ambulacralfurche einen Fortsatz aus. Zwischen den Wirbelfortsätzen der aufeinanderfolgenden Wirbel tritt je.ein Füsschen hervor. Das erste Füsschen liegt zwischen den Fortsätzen des ersten und zweiten Wirbels. Die für den Durchtritt der Füsschenampullen bestimmten Oeffnungen sind nach dem Rande der Ambulacralfurche hin abgeschlossen durch je eine Adambulacralplatte. Jede Adambulacralplatte steht demnach in Verbindung mit den seitlichen Fertsätzen je zweier aufeinanderfolgen- den Wirbel. Die erste Adambulacralplatte, welche die für die erste Füss- chenampulle bestimmte Oeffnung abschliesst, verbindet sich also mit den seitlichen Fortsätzen des ersten und des zweiten Wirbels. An der Umrandung des Peristoms betheiligen sich die ersten Wirbel und ersten Adambulacralplatten der Arme und zwar in der Weise, dass je zwei erste Wirbelhälften zweier benachbarten Arme sich durch einen Muskel, den interradiären Muskel, wie ich ihn früher bezeichnet), mit einander verbinden und dass die beiden entsprechenden ersten Adgambulacral- platten gleichfalls eine muskulöse Verbindung mit einander eingehen und zugleich nach dem Centrum des Mundes hin vorspringen um dort eine Mundecke zu bilden. So betheiligen sich älso an der Mundumran- dung des jungen Seesterns die ersten Wirbel und die ersten Adambula- cralplatten sämmtlicher Arme. Bei den erwachsenen Thieren werden nun aber auch noch die zweiten Wirbel in das peristomale Skelet mit hineingezogen, indem sie mehr oder weniger fest mit den ersten Wirbeln an der gegenseitigen Be- 4) S. Loven, Etudes sur les Echinoidees. Pl. LII. Fig. 258. 2) A. Acassız, North American Starfishes Pl. VIII. Fig. 9. Memoirs of the Mu- seum of Comparative Zoology at Harvard College. Cambridge Mass. Vol. V. No. 1. 4877 (früher schon publieirt in: Embryology of the starfish. 4864. Contrib. Nat. Hist. Unit. Stat. Vol. V). 3) Dieselben gehören bei der grossen Uebereinstimmung, welche sie mit der eitirten Abbildung Loven’s zeigen, wahrscheinlich gleichfalls zu Asterias glacialis 0. F. Müller. 4) 1. c. Diese Zeitschrift, XXX. p. 144 (162). 230 rührungsfläche verwachsen. Zugleich rücken dann die beiden Hälften Br eines jeden ersten Wirbels häufig mehr oder weniger auseinander, so- dass sie sich wie seitliche Fortsätze des zweiten Wirbels ausnehmen. Der Complex der beiden ersten Wirbel hat dann den Anschein als sei er nur ein einziger Wirbel, der sich aber von allen anderen Wirbeln des Armes dadurch unterscheidet, dass er statt zwei Fortsätze zu haben deren vier besitzt. Pe Die intermediären Interambulacralplatten !) der Seesterne beginnenin der Nachbarschaft des Peristoms in einem jeden Interradius in der Weise, dass sich in den Winkel, welchen die Adambulacralplatten zweier be- nachbarten Arme mit einander bilden, eine unpaare Kalkplatte einschiebt, auf welche dann weiter nach aussen die übrigen intermediären Platten folgen. In den erwachsenen Tbieren schiebt sich diese unpaare inter- mediäre Kalkplatte, die ich bei allen untersuchten Asterien an derselben Stelle auftreten sah, dorsalwärts etwas über die ersten Adambulacral- platten. Da diese Analyse des Peristomskelets ihren vergleichenden anato- mischen Werth vorzüglich erst dann erweisen wird, wenn es darauf an- kommt, das Mundskelet der Asterien mit demjenigen anderer Echino- dermen und zwar zunächst mit demjenigen der Ophiuriden zu verglei- chen, so verspare ich eine genaue Darlegung meiner Beobachtungen bis dahin und begnüge mich hier, wo es mir nur gilt zu zeigen, dass ds Mundskelet der Brisinga denselben Aufbau wie das der übrigen Asterien besitzt, mit einer schematischen Abbildung. Genauere Abbildungen über das peristomale Skelet einer grösseren Anzahl von Asterien sind neuer- dings von Asassız publicirt worden). So trefflich dieselben aber auch ausgeführt sind und so sorgfältig auch die Schilderung der in ihnen dar- gelegten Verhältnisse ist, so kommt Asassız dennoch nirgends darauf, den sogenannten ersten Wirbel auf eine Vereinigung zweier Wirbel zu- rückzuführen. NA In dem nebenstehenden Holzschnitt (p. 231) sind die Skeleitheile, welche sich in dem Peristom der Asterien finden, von der dorsalen Seite 4) Vergleiche über diesen Terminus J. MüLLer, Ueber den Bau der Echinoder- men. Berlin 4854, p. 42. 2 2) North American Starfishes. Vergl. daselbst besonders: Taf. IX, Fig. 6 v. Asterias Forbesii (Asteracanthion berylinus). Taf. X, Fig. 6 v. Echinaster sentus. } Taf. XI, Fig. 5 v. Asterias ochracea. Taf. XII, Fig. 3 v. Solaster (Grossaster) papp- posus. Taf. XVI, Fig. 5, 7 v. Pentaceros reticulatus. Taf. XVII, Fig. 5 v. Solaster endeca. Taf. XVII, Fig. 7 v. Cribrella oculata (sanguinolenta). Taf. XIX, Fig. 5 v. Astropecten articulatus. Taf. XX, Fig. 5 v. Luidia elathrata sowie die Holzschnitte auf p. 400, p. A144, p. 412. 231 gesehen, dargestellt. Die Figur umfasst zwei Radien und einen Inter- radius. In dem links gelegenen Radius zeigen die Wirbel das Verhalten, - wie es junge Asterien darbieten. In dem rechts gelegenen Radius aber sind die beiden Hälften des ersten Wirbels etwas auseinander gerückt und, wie durch die punktirte Linie angedeutet wird, mit dem zweiten Wirbel verwachsen: ein Verhalten, welches bei den erwachsenen Thieren je nach Gattung und Art in verschiedenem Maasse eintritt. Die beiden benachbarten ersten Wirbelhälften zweier aneinanderstossenden Radien verbinden sich durch den, soweit meine Beobachtungen reichen, nie feh- lenden interradiären Muskel. Die zwischen den seitlichen Fortsätzen je zweier Wirbel befindlichen Oeffnungen für den Durchiritt der Füsschen- ampullen kommen dadurch zum allseitigen Abschluss, dass sich von der ventralen Seite her an die Wirbelfortsätze die sogenannten Adam- bulacralplatten (Ad) anlegen. Dieselben sind in der Figur durch punk- tirte Linien angegeben. Die beiden ersten Adambulacralplatten Ad;, Ad, zweier benachbarten Arme legen sich aneinander, sind daselbst durch einen Muskelapparat miteinander verbunden, springen über die ersten Armwirbel nach dem Cen- trum des Mundeinganges vor und bilden so die Mundecken. Acassız hatdie Mundeckstücke richtig als erste Adambula- eralplatten (»Interambulacral- - platten« nach seiner Termino- logie) aufgefasst). In dem- selben Sinne hat sich indessen auch schon früher J. MüLtEr Fig. 2. ausgesprochen). Die inter- Schema über die Skeletstücke des Peristoms mediären Interambulacral- der Seesterne. Die Figur umfasst einen Inter- . R radius und die beiden anliegenden Radien. platten beginnen am Peristom Ay, Aa, Ag, Aa. die Ambulacralstücke (Wirbel- in jedem Interradius mit einer hälften); Adı, Ads, Ads, die Adambulacral- unpaaren Platte 7, welche stücke; Jı, die erste intermediäre Interam- bulacralplatte; Fi, Fa, F3 Oeffnungen für den anfänglich bei den jungen Durchtritt der Füsschenampullen. Thieren in dem Winkel zwi- schen den ersten Adambulacralplatten liegt, später aber sich dorsalwärts mehr oder weniger über dieselben hinüber drängt. Auf sie folgen dann weiter nach der Peripherie der Scheibe die übrigen (in dem Holzschnitt weggelassenen) intermediären Interambulacralplatten. 4) 1. c.p. 109. 2) J. MüLter, Ueber den Bau der Echinodermen. Berlin 1854. p. 42. 232 Um nun endlich zu Brisinga zurückzukehren, so ist deren Skelet, er soweit es in dem ventralen und marginalen Theile der Scheibe gelegen ist, nach Sars aus folgenden Stücken zusammengesetzt. Jedem Radius “ entsprechend finden sich zwei Wirbel mit ihren beiden Adambulaeral- platten, jedem Interradius entsprechend eine unpaare (»wedge plate«) und zwei paarige (»dorsal marginal plates«) Interambulacralplatten ; ausser- pP Se \ ) ’ dem treten in die unmittelbare Umgrenzung des Mundeinganges noch, nach Sıars je einem Interradius entsprechend, zwei Platten ein, welche er als parietale Platten bezeichnet. Dieselben Platten findet er auch bei anderen Asterien wieder, so z. B. bei Solaster endeca!). Seine Abbil- dungen lassen keinen Zweifel, dass er darunter die umgebildeten ersten Wirbelhälften, deren Homologie von ihm nicht erkannt wurde, versteht. Man muss die »parietalen Platten« dann allerdings anders zu Paaren ver- binden als wie Sırs dies thut. Nicht die rechts und links von der Mittel- linie eines Interradius befindlichen beiden »parietalen Platten« gehören zu einem Paare, sondern die beiden rechts und links von der Mittellinie eines jeden Radius gelegenen ?). Das, was Sırs parietale Platten nennt, sind die umgebildeten ersten Wirbel. Und wie bei den übrigen Asterien der sogenannte erste Wirbel in Wirklichkeit aus der Vereinigung des ersten und zweiten Wirbels hervorgegangen ist, so ist es auch bei Brisinga. In das Scheibenskelet derselben treten also auch nicht, wie Sars meint, nur zwei Wirbel, son- dern drei Wirbel eines jeden Radius ein. Die Zahl der Adambulacral- platten rechtfertigt gleichfalls diese Auffassung. Dieselbe hält bei den übrigen Asterien stets gleichen Schritt mit der Zahl der Wirbel; stets entspricht zwei aufeinanderfolgenden Wirbeln jederseits eine Adambula- cralplatte. Die erste Adambulacralplatte verbindet sich (cf. Holzschnitt) mit den seitlichen Fortsätzen des ersten und zweiten Wirbels, die zweite Adambulacralplatte mit den seitlichen Fortsätzen des zweiten und dritten Wirbels u.s.w. Die dritte Adambulacralplatte, welche sich also mit dem dritten und vierten Wirbel verbindet, bleibt bei Brisinga, wenn sich der Arm von der Scheibe ablöst, in Zusammenhang mit ersterem®). An der Scheibe von Brisinga finden sich dann noch je zwei Adambulacralplatten, für welche, wie das Verhalten der übrigen Asterien vermuthen lässt, noch A) cf. Sans, 1. c. Taf. V, Eig. 7. Fig. 10. nr 2) Es wird zum Verständniss dienlich sein, wenn ich die Bezeichnungen der gleichen Skeletstücke in den Sars’schen Figuren 9 (Brisinga coronata) und 40 (Sola- ster endeca) seiner Taf. V mit den entsprechenden Bezeichnungen des oben von mir gegebenen Holzschnittes zusammenstelle. p (bei Sars) = A, = Ay, 2 = As, w= Jı Ad= Ad}. 3) Vergl. auch Sars. Taf. IV, Fig. 45, 16, 47. 233 drei Wirbel vorhanden sein müssen: ein erster und zweiter für die Ver- bindung mit der ersten Adambulacralplatte und ein dritter für die Ver- bindung der zweiten Adambulacralplatte mit ihm und dem zweiten. Fasst man mit Sars die »parietalen Platten« nicht als Wirbelstücke auf und lässt man demnach nur je zwei Wirbel eines jeden Radius in das Schei- benskelet eintreten, so hat man je ein Adambulacralplattenpaar zuviel. Betrachtet man aber die »parietalen Platten« als auseinandergerückte Hälften des ersten Wirbels — wozu die oben erörterten Verhältnisse der übrigen Asterien durchaus berechtigen — so stimmt die Zahl der Adam- bulacralplatten zu der Zahl der Wirbel. Auch die Füsschenzahl der Scheibe der Brisinga beweist, dass es drei und nicht nur zwei Wirbel sind, welche sich in dem Radius des Scheibenskeletes vorfinden. Bei allen Asterien und auch bei Brisinga in der ganzen Ausdehnung ihrer Arme liegt jede Oeffnung für den Durchtritt einer Füsschenampulle zwi- schen den Fortsätzen zweier aufeinanderfolgenden Wirbel. Die erste derartige Oeffnung liegt stets zwischen den Fortsätzen des ersten und zweiten Wirbels. So ist es auch bei der jungen Brisinga, welche Sars abbildet. Bei den erwachsenen Brisingen liegt nun aber. die Oeffnung für die erste Füsschenampulle nach der Anschauung von Sırs zwischen dem Fortsatz des ersten Wirbels und den »parietalen Platten« und die Oeffnung für die zweite Füsschenampulle zwischen den Fortsätzen des ersten und zweiten Wirbels. Wenn man nun nicht zu der gänzlich will- kürlichen Ausflucht greifen will, es sei hier nachträglich an der adoralen Seite des ersten Wirbels noch ein neues Füsschenpaar entstanden und das erste Füsschenpaar der jungen Thiere entspreche dem zweiten Füss- chenpaare der erwachsenen Thiere, so löst sich der Widerspruch, in welchem die Sars’sche Auffassung mit dem Verhalten der jungen Thiere sowie mit den vergleichend-anatomischen Anschauungen, welche sich aus dem Verhalten der übrigen Asterien ergeben, nur dadurch, dass man die parietalen Platten als Umbildungen der ersten Wirbel auffasst. Dass aber die ersten Wirbel derartige Umbildungen erfahren können kann nicht bezweifelt werden, denn wir sehen solche bei anderen Aste- rien in den verschiedensten Modificationen auftreten. Meine Auffassung des peristomalen Kalkskeletes der Asterien incl. Bri- singa unterscheidet sich nach dem Gesagten wesentlich darin von der von Sars!) vorgetragenen, dass letzterer ausser den Ambulacral- und Adam- bulacralstücken, wie sie sich in der ganzen Länge der Arme vorfinden, noch besondere Skeletstücke, die »parietalen Platten«, als Gebilde sui generis, die sonst nirgends am Seesterne wieder vorkommen, in die 4) 1X€.:88: \ 234 Bildung des Mundskeletes eintreten lässt, während ich sämmtliche hier erwähnte Theile des Mundskeletes als Homologa der in der ganzen Aus- dehnung der Ambulacra gegebenen Ambulacral- und Adambulacral- platten betrachte ohne der Annahme besonderer sonst nirgends wieder- kehrender Skeletstücke zu bedürfen. Bezüglich meiner oben begründeten Ansicht, dass in das Scheiben- skelet der Brisinga nicht zwei, sondern drei Wirbel eintreten, war es mir von nicht geringem Interesse nachträglich zu sehen, dass der Ent- decker und erste Beschreiber der Gattung Brisinga sich in ganz ähn- lichem Sinne ausgesprochen hat. Wenn er auch seine Meinung nicht im Einzelnen begründen konnte, so hätte sie doch verdient von Sars näher berücksichtigt zu werden. Ich kann es mir nicht versagen die betreffen- den Worte P. Cur. AsBJörnsen’s hier wiederzugeben !). Das peristomale Skelet, l’anneau calcaire, von Brisinga endecacnemos ist nach ihm zu- sammengesetzt aus 22 pieces principales. Je zwei dieser Stücke bilden zusammen eine Fortsetzung der Wirbelreihe des Armes. »Quant ä l’osteo- logie on ne peut pourtant pas les regarder comme appartenant a los transversal, compose d’une ou d’une paire de vertebres transversales unies dans la ligne mediane, mais comme s’accordant a trois paires en- tieres, ou pour mieux dire, a autant de paires de celles-ci; car a chacune des onze parties principales de ’anneau, qui s’accordent aux os transver- saux des bras, on trouve sur la surface buccale 4 ouvertures ambula- crales. Pour former 2 paires d’enfoncements tentaculaires sont neces- saires au moins 3 paires des os transversaux ou {rois paires A moitie et deux paires de plaques marginales. Chaque piece de l’anneau ainsi semble £&tre une repetition serree des vertebres. La forme serr&e ou comprimee qu’adoptent les osselets en s’approchant pres du disque A la base des bras, indique aussi une telle transition ou r&union, et sans doute en macerant un anneau dans une solution de kali caustique On pourra d&composer en 3 osselets transversaux et deux plaques ou noeuds marginales chacune des 22 pieces appariees.« Um die Zusammensetzung des peristomalen Skeletes der Brisinga ‚noch näher zu erläutern, habe ich in Fig. —10 eine Anzahl Abbildun- gen gegeben. Obwohl sie nach sorgfältig hergestellten Präparaten ange- fertigt wurden, habe ich doch geglaubt ihnen am besten einen schema- tischen Charakter zu geben. Da es mir nicht sowohl auf die genaue mitunter recht complicirte Form der Kalkstücke ankam als auf deren gegenseitige Lage und Verbindungsweise, so schien es mir gerathen, 4) Fauna littoralis Norvegiae. 2. Livr. par M. Sars, J. KorEn et D. C. DANIELSSEN. Bergen 1856. p. 98, 99. 235 selbstverständlich immer im engen Anschluss an meine Präparate, nur in den Umrissen ausgeführte Skizzen zu geben, um das Verständniss nicht durch unnöthiges Detail zu erschweren. Ueberdies ist ja die Form der Kalkstücke schon von Sars hinreichend genau abgebildet worden. Die meinen Abbildungen zu Grunde liegenden Präparate wurden theils durch einfache Präparation, theils durch Präparation nach Behandlung mit Kalilösung, theils durch horizontale und verticale Querschnitte ge- wonnen. Figur 4 ist einem verticalen Querschnitt durch das Peristom in der Richtung eines Radius entnommen. Was daran im Vergleiche zu den früher untersuchten Asterien besonders auffällt ist die grössere Entfer- nung des Wassergefässringes von dem Nervenring und dem Blutgefäss- ringe. Es schiebt sich nämlich zwischen beide ein Fortsatz, A, f, des ersten Ambulacralstückes, der bei anderen Asterien, soweit wir bis jetzt wissen, nirgends in dieser Ausbildung vorkommt. Indessen finde ich, dass bei Echinaster fallax die beiden ersten Wirbelhälften gleich- falls einen Fortsatz nach der Mittellinie ihres Radius entsenden, der die gleiche Lagerung wie der erwähnte Fortsatz der Brisinga innehält und sich nur dadurch von ihm unterscheidet, dass er die Mittellinie des Radius nicht erreicht. Brisinga steht also in dieser Hinsicht nicht unver- mittelt unter den Asterien da, sondern bei Echinaster fallax und vor- aussichtlich auch noch bei anderen Formen ist ein Uebergang gegeben. Im Gegensatz zu den die Füsschenbasen umgreifenden lateralen Fort- sätzen der Wirbelhälften oder Ambulacralstücke können wir jene an den ersten Ambulacralstücken vorkommenden nach der Mittellinie des be- treffenden Radius gerichteten Fortsatzbildungen als mediane bezeichnen. Hinter den medianen Fortsätzen der ersten Ambulacralstücke muss das radiäre Wassergefäss, um die Ambulacralfurche zu erreichen, schief von innen und oben nach aussen und unten verlaufen um dann erst von der Stelle an, wo die Aeste zu den ersten Füsschen von ihm abgehen, eine horizontale Richtung einzuschlagen. In Figur 5 sehen wir, dass auch in den interradialen Bezirken des Peristoms der Wassergefässring die gleiche Entfernung von Nervenring und Blutgefässring wie in den radialen Bezirken bewahrt. Dorsalwärts von den sich in der Medianebene des Interradius berührenden ersten Ambulacralstücken findet sich zwischen ihnen und dem von aussen und oben her aufgelagerten ersten intermediären Interambulacralstück J, eine kleine Höhlung ZL, welche eine Fortsetzung der Leibeshöhle ist. - Figur 6, 7, 8 sind drei Horizontalschnitte durch das Peristom, aus- gewählt aus einer grösseren Reihe solcher Schnitte. Figur 6 liegt zu- meist dorsalwärts, Figur 8 zumeist ventralwärts. In Figur 8 sieht 'man 236 deutlich, wie sich an der Umgrenzung der Oeffnung für die erste Füss- chenampulle das erste und das zweite Ambulacralstück und das erste Adambulacralstück betheiligen. Man könnte versucht sein die medianen Fortsätze der ersten Ambulacralstücke, welche, wie auch aus den folgen- den Fig. 9 und 40 hervorgeht, die Mittellinie der Radien erreichen und sich hier mit ihrem Partner verbinden, als die modificirten Körper der ersten Ambulacralstücke zu betrachten. Das geht aber deshalb nicht an, weil alsdann die Lagebeziehung des Wassergefässringes und des radiären Wassergefässes zu demselben nicht verständlich wird. Stellten die medianen Fortsätze, A; f, die modificirten ersten Ambulacralstücke dar, so müsste das vom Wassergefässringe kommende radiäre Wasser-. gefäss an ihrer adoralen Seite herabziehen um die Ambulacralfurche zu erreichen, während dasselbe in Wirklichkeit, wie Figur 4 zeigte, an der entgegengesetzten aboralen Seite der medianen Fortsätze sich befindet. Figur 9 stellt einen Mundwinkel bei der Ansicht von innen dar. Das Präparat ist so orientirt, dass der dorsale Rand der Figur oben liegt. Man erkenn! in der linken Hälfte der Figur wie der mediane Fortsatz der auseinandergerückten ersten Ambulacralstücke sich bis zur Mittellinie des Radius erstreckt, um sich dort mit dem gleichen Fortsatz des gegen- überliegenden ersten Ambulacralstückes zu verbinden. In der rechten Hälfte der Figur ist der mediane Fortsatz des ersten Ambulacralstückes bis auf seinen basalen Theil, mit welchem er aus dem ersten Ambula- Bi cralstück entspringt, weggebrochen um auch hier die Umrandung der ersten Füsschenampullenöffnung durch die beiden ersten Ambulacral- und das erste Adambulacralstück zu zeigen. Um das Relief dieser Figur deutlicher zu machen, ist sie in Fig. 10 wiederholt, und zwar in umgekehrter Lage, den dorsalen Rand nach unten, da diese Lagerung für eine genauere Abbildung günstiger erschien. Man sieht, dass sich an der dorsalen und an der ventralen Seite der medianen Fortsätze eine Rinne befindet. Die eine derselben, mit ce be- zeichnet, liegt zwischen den ersten Adambulacralstücken und dem basa- len Theil der medianen Fortsätze der ersten Ambulacralstücke; sie dient der Aufnahme des Nervenringes und Blutgefässringes (vergl. auch Fig. 5). Die andere mit b bezeichnete Furche liegt an der dorsalen Seite der medianen Fortsätze der ersten Ambulacralstücke und beherbergt den Wassergefässring. Bei a-senkt sich die Ambulacralfurche zwischen die Ambwulacralstücke ein. T Anhangsweise mögen hier noch einige an dem Steincanal der Brisinga coronata gemachte Beobachtungen erwähnt sein. Aus einer Serie von Querschnitten durch den Steincanal ergiebt sich, dass derselbe wie bei allen anderen darauf untersuchten Asterien am Wassergefässringe 237 mit einfachem Lumen beginnt. In dem Lumen erhebt sich dann weiter nach der Madreporenplatte hin ein einfacher Längswulst. Es bleibt also bei Brisinga der Aufbau des Steincanals in ähnlicher Weise einfach, wie ich es z. B. von Echinaster fallax !) zeigte und nimmt an keiner Stelle solche Gomplicationen an, wie ich es z. B. von Asterina pentagona?) bekannt machte. Es bestärkt mich dieser Befund bei Brisinga in der früher geäusserten Meinung, dass bei reicherem Untersuchungsmaterial die Form der inneren Oberflächenvergrösserung des Steincanals sich von systematischem Werthe erweisen wird; denn Echinaster fallax zeigt auch sonst, so z. B. bezüglich der oben erwähnten medianen Fortsätze der ersten Ambulacralstücke, Annäherungen an Brisinga. Das innere Epithel des Steincanals ist auch hier ein dicht gedrängtes hohes Wimperepithel. Ich maass die Höhe desselben zu 0,03 mm; die wohl erhaltenen Wimperhaare haben fast die gleiche Länge. Auf dem in das Lumen vorspringenden Wulste ist das Epithel etwas niedriger — ein gleiches Verhalten findet sich auch bei Echinaster fallax ?). Die Dicke des Cuticularsaumes des Wimperepitheis betrug circa 0,002 mm. Die Guticula ist besonders dadurch ausgezeichnet, dass sie, wie Querschnitte lehren, von den unzweifelhaftesten Porencanälchen für den Durchtritt der Wimperhaare durchsetzt ist. Soweit ich an meinen Schnitten, die ja zunächst nicht zu diesem Zwecke, son- dern zur Erkenntniss gröberer Verhältnisse und deshalb nicht von solcher Dünnheit als im anderen Falle erreichbar gewesen wäre angefertigt waren, zu erkennen vermochte, scheint jedes Porencanälchen der Guti- cula zu je einer Zelle des Epithels zu gehören und demnach die Zahl der Wimperhaare, Porencanälchen und Epithelzellen die gleiche zu sein. Ich habe schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass die Cuticula, welche das Wimperepithel der Ambulacralfurchen der Asterien über- kleidet, von der Fläche betrachtet ein punktirtes Aussehen hat. Das Gleiche gilt auch von der Cuticula des Wimperepithels an anderen Stellen des Seesternkörpers: so an dem Wimperepithel, welches die ganze Kör- peroberfläche überkleidet und dem Epithel des Steincanals. Bereits da- mals!) habe ich die Vermuthung ausgesprochen, dass diese Punktirung der von der Fläche betrachteten Cuticula auf eine für den Durchtritt der Wimperhaare bestimmte Durchsetzung von feinen Porencanälchen zu- rückzuführen sei. Die angeführten Beobachtungen an der Cuticula des Steincanals der Brisinga coronata liefern den Beweis, dass meine Ver- - muthung den thatsächlichen Verhältnissen entspricht. 4). 1. ec. p. 105 (p. 156). Fig. 36. 3 Lie. Ergich: 3) 1. c. Fig. 36. l. ce. p. 133 (184). 18 238 $ Schliesslich einige Worte über die systematische Stellung der Gattung Brisinga. GegEnsaur hält noch in der neuesten Auflage ‘seines Grundrisses der vergleichenden Anatomie!) daran fest, dass Bri- singa keine echte Asterie sei, indem er sie als Repräsentanten einer den Asterida gleichgeordneten Gruppe der Brisingida, welche jene mit dn Ophiurida verbinde, aufführt. Sars hat aber ausführlich und schlagend gezeigt, dass Brisinga in ihrem Bau sich durchaus als nichts Anderes denn eine Asterie erweist. Er hat alle einzelnen Punkte, in welchen Bri- singa sich von den Ophiuren unterscheidet und mit den Asteriden über- einstimmt, zusammengestellt?2). Was ich selbst oben an Beobachtungen mittheilte, ist insgesammt nur geeignet den von Sars erbrachten Beweis, dass Brisinga eine Asterie ist, zu verstärken und wie mir scheint zu einem unumstösslichen zu machen. GEGENBAUR führt nur zwei Gründe für seine Auffassung an?®). Erstens sollen die Arme den ihnen zukommenden Abschnitt des Verdauungsapparates bei Brisinga wie bei den Ophiuren verloren haben. Das ist indessen thatsächlich nicht der Fall, denn schon AsBJörnsen !) hat die radiären Blindsäcke des Darmes, die bis über das erste Dritttheil der Arme in dieselben hineinreichen, beschrieben. Ich finde es deshalb auch nicht ganz richtig wenn Craus’) den Brisingen nur »ganz kurze Fortsätze des Magens« zuspricht. Als zweiten Grund führt GEGENBAUR an, dass die Arme bei Brisinga von der Scheibe gesondert seien; dadurch werde der Uebergang zu den Ophiuriden vermittelt, bei welchen der Gegensatz von Scheibe und Armen sich noch schärfer aus- präge. Es kann hierbei sicherlich nicht auf das oberflächliche Moment ankommen, dass das eine Mal der Rand der Scheibe wie z. B. bei einem Seestern von der Form eines Stellaster oder einer Culeita in einem Bogen allmälig in den Rand der Arme übergeht, das andere Mal aber der Scheibenrand in einem Winkel auf den Rand des Armes trifft, wiez.B. bei Brisinga und den Ophiuren und so ein »Sichabsetzen« der Arme von = der Scheibe insbesondere bei der Ansicht von der Dorsalseite hervorruft. | Die geringe Grösse der Scheibe der Brisinga, die gleichfalls dazu beträgt ihr für den ersten Anblick einen ophiurenähnlichen Habitus zu geben, ist wesentlich bedingt durch die geringe Zahl der Armwirbel, welche in das Scheibenskelet eingehen. Fände sich eine ähnliche geringe Wirbel- zahl auch in der Scheibe der Ophiuren, so würde das, scheint mir, weit eher geeignet sein, beide Gruppen einander zu nähern. Wir kennen A) Leipzig 4878. p. 206. DT L.ECHP.ISG. ; 3) Grundzüge der vergleichenden Anatomie. 2. Aufl. Leipzig 4870. p. 304. 4) 1. c.p. 9. er 5) Grundzüge der Zoologie. 3. Aufl. Marburg und Leipzig 1876. p. 282. 239 aber bis jetzt keine einzige Ophiure, bei welcher jedem Radius ent- sprechend nur drei Wirbel in die Scheibe eintreten. Bei allen Ophiuren findet sich eine grössere Anzahl von Wirbeln eines jeden Armes im Be- reiche der Scheibe. Sırs hat für die Brisinga eine besondere Familie der Brisingidae in der Ordnung der Asteriden aufgestellt und damit, scheint mir, die syste- matische Stellung der Gattung richtig gekennzeichnet. Das einzige Merk- mal, wodurch sich Brisinga völlig von den anderen Asterien unterscheidet, ist das Fehlen von Kiemenbläschen. Das isi indessen nur ein negatives Moment, welches an und für sich keine Beziehung zu den Ophiuriden, bei denen auch solche Bildungen fehlen, gestattet. Ueberdies erscheint dieser Mangel nicht ganz so räthselhaft, wenn man beachtet, dass das dorsale Integument insbesondere der Arme bei Brisinga so dünn ist wie wir es bei keinem anderen Seestern wiederfinden und durch diese Dünn- heit wahrscheinlich dem Respirationsbedürfniss genügen kann, ohne dass Oberflächenvergrösserungen in Form der Kiemenbläschen nöthig werden. Während ich Sırs in seiner Aufstellung der Brisingidae als einer Familie im Innern der Asteridengruppe durchaus beipflichte, kann ich ihm darin nicht beistimmen, dass er Brisinga als einen lebenden Ver- ireter der ältesten Asteriden, verwandt mit der palaeozoischen Form Protaster, betrachtet!). Was wir von jenen uralten Formen thatsächlich wissen, ist so wenig und bedarf so sehr weiterer Aufklärung), dass jene Ansicht einstweilen in das Gebiet kühner Vermuthungen gehört, einer haltbaren Begründung aber noch völlig entbehrt ?). Göttingen, 20. Mai 1878. Erklärung der Abbildungen. Tafel XV. Sämmtliche Figuren beziehen sich auf Brisinga coronata G. O. Sars. Fig. A. Scheibe vom Rücken her geöffnet. Man sieht den Magen mit den Stäm- men der radiären Blindsäcke, sowie die interradiären Blindsäcke, welch’ letztere bei a durch den After nach aussen münden. AR bedeutet die Richtung eines Radius, 4,=1.2C,P:- 98% 2) Um nur eins anzuführen, so hat Car. Lürken der Gattung Protaster jede Verwandtschaft mit den Asterien abgesprochen und sie für wahre Ophiuren erklärt. Additamenta ad historiam Ophiuridarum. III. Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter. VRäkke. Nat. Math. Afdeling. Bd. VIII. Kjobenhavn 4870. p. 108. 3) vergl. auch A. Acassız: North American Starfishes. p. 90. p. 102 sqq. 18* 24077 J diejenige eines Interradius. Mit Md ist die Madreporenplatte angedeutet. Dernicht A ö abgetragene Theil der Rückenhaut ist durchsichtig gedacht, so dass man das dorsale Ringgeflecht des Blutgefässsystems Bd, sowie die davon abgehenden Gefässgeflechte zu den Generationsorganen (Genitalgefässe) BG erkennt; bei b verbindet sich das dorsale Ringgeflecht mit dem Herzgeflecht. Vergrösserung 3/1. Fig. 2. Die interradiären Blindsäcke des vorigen Präparates nach Abtragung. ihrer dorsalen Wandung. Man erblickt auf dem Querwulst, der sich von dem Boden \ erhebt, die Oeffnung, durch welche die Blindsäcke mit dem Darmtractus in Com- munication stehen. Vergrösserung 3/1. Fig. 3. Stück eines Armes im Bereich der Generationsorgane, von der Dorsal- seite geöffnet und auseinandergeschlagen. Rechts und links von der Wirbelreihe des Armes liegt ein aus zahlreichen Ovarialschläuchen bestehendes Ovarium, an welches von der Scheibe her das Genitalgefässgeflecht BG in dem zugehörigen Peri- hämalcanal herantritt. Natürliche Grösse. Fig, 4. Schematisirter Verticalschnitt durch das Peristom in der Richtung eines _ Radius. A, f, der Fortsatz der ersten Ambulacralstücke; As, das zweite Ambula- cralstück ; Aa, das dritte Ambulacralstück. Mo, Mo, die oberen, Mu, Mu, die un- teren Quermuskeln der zweiten und dritten Ambulacralstücke. W, der Wasserge- fässring; Wr, das radiäre Wassergefäss; B, das Blutgefässringgeflecht, Br, das radiäre Gefässgeflecht, beide von den Perihämalräumen umgeben ; N, der Nerven- Ting; Nr, der radiäre Nerv. Mh, die Mundhaut. Vergrösserung 40/1. Fig. 5. Schematisirter Verticalschnitt durch das Peristom in der Richtung eines Interradius. W, B, N, wie vorhin. A}, das erste Ambulacralstück; Mi, der die ersten Ambulacralstücke zweier benachbarten Radien miteinander verbindende interradiäre Muskel. J,, daserste, Js, das zweite intermediäre Interambulacralstück. Adı, das erste Adambulacralstück ; M, der Muskel, durch welchen sich die ersten Adambulacralstücke zweier benachbarter Radien mit einander verbinden. Z, Theil der Leibeshöhle zwischen A, und Jı. Vergrösserung 40/1. Fig. 6, 7, 8. Drei Horizontalschnitte durch das Peristom; vergl. d. Text. A,, Ay f, Aa, As, Jı, Ja, Ad,, wie in den beiden vorhergehenden Figuren. F}, Fs, Durch- trittsstellen für die erste und zweite Füsschenampulle. Mit dem Pfeile ist in den drei Figuren die Richtung eines Interradius angegeben. Vergrösserung circa 2/1. Fig. 9. Ansicht der Skeletstücke eines Mundwinkels von der Mundseite aus. Der obere Rand der Figur entspricht der dorsalen, der untere Rand der ventralen Seite. Bezeichnungen wie vorhin. Im Uebrigen vergl. d. Text. Vergr. circa 2/1. Fig. 410. Dieselbe Figur umgekehrt orientirt. Bei a die Rinne für das radiäre Wassergefäss, bei 5 die Rinne für den Wassergefässring, bei e die Rinne für den Nervenring und den Blutgefässring. As, der Fortsatz des zweiten Ambulacral- Stückes, welcher die Durchtrittsöffnung für die erste Füsschenampulle von der abo- ralen Seite her abschliesst. Vergrösserung circa 2/1. Fig. 44, Querschnitt durch den Steincanal. L, die in den inneren Hohlraum vorspringende verkalkte Längsleiste, welche ein etwas niedrigeres Epithel trägt als. die übrige Innenwand; K, die verkalkte Wand des Steincanals. Vergr. 140/1. Fig. 42. Inneres Wimperepithel des Steincanals, stärker vergrössert. Bei a die von Porencanälchen durchsetzte Cuticula. Vergrösserung circa 500/4. 1 Beiträge zur Anatomie der Ophiuren. Mit Tafel XXIV—XXVII und einem Holzschnitt. Es war meine Absicht in dieser Abhandlung die Anatomie der Ophiuren mit Bezug auf sämmtliche Organsysteme zu behandeln und darin die Beobachtungen niederzulegen, welche mir darüber zum Theil schon seit beträchtlich langer Zeit vorliegen. Meine Untersuchungen sind jedoch noch nicht in allen Punkten zu dem von mir erstrebten Abschlusse gelangt. Da einerseits die Ophiuren, wie allbekannt, ein sehr wider- spenstiges Object für die anatomische Zergliederung sind und anderseits meine Zeit vielfach in Anspruch genommen ist, so hat sich das Vorwärts- schreiten meiner Opbiuren-Untersuchungen in diesem Sommer beträcht- lich verlangsamt und statt dieselben, wie ich gewünscht hatte, vollenden zu können, stehe ich nun vor einer durch äussere Verhältnisse gebotenen längeren Unterbrechung. Wenn ich aber dennoch zur Publication eines Theiles meiner Unter- suchungen schreite, so geschieht es deshalb, weil ich die beiden im Folgenden mitzutheilenden Abschnitte in ihren Resultaten für hin- reichend sichergestellt halte, weil sie sich ferner auf Punkte beziehen, die in den seitherigen Untersuchungen entweder gar nicht (die Bursae der Ophiuriden) oder mit Vernachlässigung wesentlicher Momente (die Homologie der Theile des Mund- und Armskeletes) behandelt worden sind und weil ich endlich glaube für die schon vorläufig mitgetheilten Beobachtungen über die Bursae den ausführlicheren Nachweis nicht länger schuldig bleiben zu dürfen. Meine übrigen auf die Anatomie der Ophiuren (Wassergefässsystem, Blutgefässsystem, Nervensystem , Darmtractus etc.) bezüglichen Unter- suchungen aber mögen mitsammt den daran anknüpfenden vergleichend- 19 242 anatomischen und phylogenetischen Erörterungen erst dann der Oeffent- lichkeit übergeben werden, wenn mir Zeit und Umstände eine genügende Abrundung derselben gestattet haben werden. Ich hoffe, dass dies in Jahresfrist der Fall sein wird. Zur vergleichenden Anatomie des Arm- und Mundskeletes. Es ist keineswegs ganz leicht sich von dem Skelet der Ophiuren, insbesondere aber von dem peristomalen Abschnitte derselben eine klare Anschauung zu verschaffen. Die Kleinheit der Theile, ihre complieirte Gestalt und Verbindungsweise bereiten der Untersuchung Schwierig- keiten, die sich nur mit Geduld überwinden lassen, besonders wenn wie gewöhnlich nur die kleinen und mittelgrossen Ophiuren der euro- päischen Meere als Objecte dienen. Ich darf es daher als ein Glück be- trachten, dass mir ein Exemplar der soweit mir bekannt grössten unter allen bis jetzt beschriebenen Ophiuren, der Ophiarachna incrassata Müll. Trosch., zur Verfügung stand (Ophiotrix;longipeda M. Tr. hat allerdings noch viel längere Arme, aber eine nur halb so grosse Scheibe). Ich werde im Folgenden mich, wenn nicht ausdrücklich anders bemerkt ist, immer zunächst auf diese Form beziehen und sie zum Ausgangspunkt meiner Erörterungen machen. Das betreffende Exemplar stammt von Gap York. Dass ich alle wichtigeren Punkte an anderen Arten vergleichend geprüft habe, glaube ich kaum besonders hervorheben zu müssen, doch will ich hinzufügen, dass ich das Skelet insbesondere noch bei den Gattungen Ophioglypha Lym. (0. albida Forb., texturata Forb., Sarsii Lütk.), Ophiothrix Müll. Trosch. (O. fragilis O. F. Müll.) und Ophiocoma Ag. (©. scolopendrina Lam.) studirt habe. Auf zwei Punkte kommt es mir im Folgenden wesentlich an, näm- lich erstens zu zeigen, wie sich das Mundskelet der Ophiuren aufdas Armskelet derselben zurückführen lässt und sich als eine Umbildung des adoralen Abschnittes des letzteren erweist und zweitens die Frage zu lösen, welchen Skeletstücken der Asterien — die übrigen Echinodermen will ich hier zunächst noch nicht heran- ziehen — die Skelettheile der Ophiuriden gleichwerthig zu erachten seien. Um die beiden genannten vergleichend-anatomischen Fragen zu be- handeln ist die genaue Kenntniss der Theile, um die es sich handelt, eine unerlässliche Vorbedingung. Ich werde also damit beginnen, dass ich das Skelet der Ophiarachna incrassata in seinen einzelnen Theilen ge- nauer schildere und mache dabei den Anfang mit dem Armskelet. Wie überhaupt bei den Ophiuren, so unterscheiden wir auch bei Ophiarachna incrassata am Arm vier verschiedene Arten von Hauptskelet- 243 stücken: die Wirbel, die Seitenschilder, die Bauchschilder und die Rückenschilder. Die Rückenschilder oder Dorsalplatten sind wie J. MürLer und Troscakr richtig beschreiben »fast rectangulär, am Grunde der Arme wenigstens dreimal so breit wie lang und haben meist gerade Ränder, zuweilen sind sie in zwei oder mehrere gleiche oder ungleiche Stücke getheilt«!). Sie nehmen fast die ganze Breite der Dorsalseite der Arme ein, so dass man bei der Ansicht von dieser Seite her nicht viel von den Seitenschildern zu sehen bekommt. Da die Rückenschilder für die nachherigen vergleichend-anatomischen Betrachtungen nicht weiter herangezogen werden, so können wir kurz über sie hinweggehen. Die Seitenschilder oder Lateralplatten tragen die vier Stachel- reihen und die Tentakelschuppen. Die Bauchschilder oder Ventral- platten sind schon von J. Mürter und Troscnzı. geschildert worden : »Die Bauchschilder der Arme sind viereckig, mit etwas convexem Aboralrande, ausgeschweiften Seitenrändern und seitlich vorspringenden vorderen Winkeln der Seiten. Am adoralen Rande ist in der Mitte ein Vorsprung, neben dem jederseits eine Einbucht, wodurch das Ansehen von zwei Löchern entsteht«. Man vergleiche dazu die Fig. 10. Weit complicirter gebaut und von Ophiarachna auch noch nicht be- schrieben sind die Wirbel. Dieselben sind hier wie bei allen anderen Ophiuren durch die Verwachsung je zweier in der Medianebene des Armes sich berührender Wirbelhälften entstanden. An den Wirbeln des basalen Abschnittes der Arme kann man die mediane Verwachsungslinie allerdings nicht mehr erkennen, wohl aber an den jüngeren nach der Armspitze hin gelegenen Wirbeln. Nur die beiden ersten Paare von Wirbelhälften haben, wie nachher bei dem Mundskelet gezeigt werden soll, keine feste Verbindung mit einander eingegangen. Um uns die Form eines Wirbels klar zu machen, wollen wir einen aus dem proxi- malen Abschnitt des Armes, wie ihn Fig. 4 und 5 darstellen, eiwas ge- nauer betrachten. Wir unterscheiden an. dem Wirbel eine dorsale, eine ventrale, zwei laterale, eine adorale und eine aborale Oberfläche. In ihrer Gesammtform sind die Wirbel des proximalen Armabschnittes scheibenförmig, ihr kurzer Durchmesser fällt in die Richtung der Längs- achse des Armes, ihr grösserer Durchmesser in den Querschnitt des Armes. Weiter gegen das distale Ende des Armes wird dieses Verhält- niss ein umgekehries. Der in die Richtung der Längsachse des Armes fallende Durchmesser der Wirbel ist dort bedeutend (zwei bis drei Mal) länger als der in den Armquerschnitt fallende. Mit anderen Worten: die scheibenförmige Gestalt der Wirbel im proximalen Abschnitt der 4) System der Asteriden. Braunschweig 4842. p. 104. 19 * 244 Arme geht im distalen Theil des Armes in eine gestreckte, cylindrische über. ne: Die scheibenförmigen Wirbel sind in ihrer Randpartie so dünn, dass dieselbe sich wie ein flügelförmiger Fortsatz des centralen, die Gelenk- höcker und Gelenkgruben tragenden, dickeren Theiles ausnimmt. Die cylindrischen Wirbel der Armspitze entbehren einer solchen Flügel- bildung, indem die adorale und die aborale Fläche des Flügelfortsatzes der proximalen, scheibenförmigen Wirbel distalwärts immer mehr durch zwischengelagerte Skeletsubstanz auseinander gedrängt werden, bis sie die Endflächen des Cylinders bilden, dessen Form im Allgemeinen die Wirbel des distalen Armabschnittes haben. Die flügelförmigen Fortsätze der proximalen Wirbel sind demnach nicht etwa besondere nur diesen Wirbeln zukommende Bildungen, sondern entstehen durch Zusammen- drängung der Wirbel in der Richtung der Längsachse des Armes. Sie dienen ebenso wie die Endflächen der cylindrischen distalen Wirbel als Insertionsflächen für die oberen (dorsalen) und unteren (ventralen) Zwischenwirbelmuskel. An den scheibenförmigen Wirbeln (Fig. %, 5) ist die Nügelförmige Randpartie (c, g) der adoralen und aboralen Fläche durch eine schräge Leiste in ein grösseres oberes Feld für die Insertion des oberen (dorsalen) Zwischenwirbelmuskels und ein kleineres unteres Feld für die Insertion des unteren (ventralen) Zwischenwirbelmuskels geschieden. | In der Mitte der adoralen wie der aboralen Oberfläche besitzt jeder Wirbel die Höcker und Gruben für die Gelenkverbindung mit dem vorhergehenden und mit dem nachfolgenden Wirbel. Im Umkreis des Complexes der Gelenkhöcker und Gelenkgruben inserirt sich die bindegewebige Gelenkkapsel. Die aufeinander gleitenden Flächen zweier Wirbel sind an ihrem sich von dem matten Weiss der übrigen Skelet- oberfläche lebhaft abhebenden spiegelblanken Emailglanz zu erkennen. Auf der adoralen sowohl als auch auf der aboralen Fläche eines jeden Wirbels lassen sich drei Gelenkhöcker und drei Gelenkgruben unter- scheiden. Auf der adoralen Seite (Fig. 4) haben wir zwei laterale obere Gelenkgruben (a) und eine mediane untere Gelenkgrube (f), ferner einen medianen oberen Gelenkhöcker (b) und zwei laterale untere Ge- lenkhöcker (d). Auf der aboralen Seite (Fig. 5) haben wir umgekehrt „wei laterale obere Gelenkhöcker (a) und einen medianen unteren Ge- lenkhöcker (f), ferner eine mediane obere Gelenkgrube (b) und zwei laterale untere Gelenkgruben (d). Wie die Höcker und Gruben in- einandergreifen wird man sich leicht vorstellen können, wenn man sich die in Fig. 4 und 5 abgebildeten Flächen einander zugekehrt denkt. Dass sich in der Mittellinie der Wirbel, welche ja der Verwachsungs- 245 linie der beiden Wirbelhälften entspricht, ein unpaarer Gelenkhöcker sowie eine unpaare Gelenkgrube befinden, könnte Bedenken gegen eben jene Verwachsung hervorrufen. Bei genauerer Betrachtung jedoch schwindet dieses Bedenken, denn es ergiebt sich, dass sowohl der mediane Gelenkhöcker der adoralen Seite und der untere mediane Ge- lenkhöcker der aboralen Seite als auch die entsprechenden medianen Gelenkgruben je zwei emailglänzende Gelenkflächen besitzen, die rechts und links von der Medianebene des Wirbels gelegen sind. Die unpaaren Gelenkhöcker sind also nur scheinbar unpaare Gebilde und in Wirklich- keit durch Verwachsung eines Paares der Medianebene des Wirbels nahe- gelegener Gelenkhöcker zu erklären und ganz ähnlich verhält es sich mit den scheinbar unpaaren medianen Gelenkgruben. Zählen wir die emai- lirten Gelenkflächen der adoralen oder aboralen Wirbeloberflächen, se erhalten wir deren jedesmal acht. Jeder Wirbel hat also für die Ver- bindung mit seinen beiden Nachbarn zweimal acht Gelenkflächen, von denen zweimal vier auf jede Wirbelhälfte kommen. Die Einrichtung der Gelenkverbindung zwischen den Wirbeln ge- stattet demzufolge sowohl die Bewegung des Armes in einer hori- zontalen als auch in einer verticalen Ebene, jedoch sind beide Be- wegungsweisen auf eine verhältnissmässig geringe Ausgiebigkeit be- schränkt. Letzteres gilt besonders für den proximalen Armabschnitt mit seinen zusammengedrängten, in der Richtung der Längsachse des Armes sehr kurzen Wirbeln, während selbstverständlich im distalen Theile des Armes mit der relativ grösseren Länge der Wirbel auch eine grössere Ausgiebigkeit in der Bewegungsweise eintritt. Die Armspitze vermag in Folge dessen sich sowohl in der Vertical- als auch in der Horizontalebene stärker zu krümmen als die Armbasis. Die Action der vier Zwischenwirbelmuskel ist leicht zu verstehen ; bei der Biegung des Armes in der Verticalebene treten bei der Aufwärtsbiegung des Armes die beiden oberen Zwischenwirbelmuskel, bei der Abwärtsbiegung die beiden unteren Zwischenwirbelmuskel in Thätigkeit; bei der Biegung des Armes nach der Seite contrahiren sich der obere und der untere Zwischenwirbelmuskel der betreffenden Seite. Betrachten wir nun die Wirbel von ihrer ventralen Seite (Fig. 7), so sehen wir dort in der Medianebene des Armes eine Rinne, die Ven- tralrinne der Wirbel, eingesenkt, in deren Grund jeder Wirbel rechts und links von der Mittellinie zwei Oeffnungen besitzt. Diese Oefl- nungen führen in feine die Wirbel durchbohrende Canäle. Die adorale von diesen beiden Oeffnungen (n) dient zur Aufnahme eines Nervenastes, welcher vom radiären Nervenstamm des Armes entspringt. Der den Nervenast aufnehmende Canal verläuft im Innern des Wirbels im Allge- 246 meinen vertical aufsteigend, jedoch ein wenig schief, so dass die Stelle, an welcher er wieder an der Oberfläche des Wirbels anlangt, weiter von der Medianebene des Armes entfernt ist als die Eintrittsstelle des Canals im Grunde der ventralen Rinne des Wirbels. Jene Austrittsstelle des Nervenastes aus dem Wirbel befindet sich an der adoralen Seite des letzteren und zwar dicht hinter und über dem lateralen unteren Gelenk- höcker ; bei der Ansicht des Wirbels genau von der Adoralseite wird sie in Folge dessen nicht wahrnehmbar. Der Nervenast selbst scheint für die Innervation des oberen Zwischenwirbelmuskels bestimmt zu sein. Die aborale der jederseits in der Ventralrinne des Wirbels gelegenen beiden Oeffnungen (Fig. 7 h’) nimmt den für das Füsschen der betreffen- den Seite bestimmten Zweig des in der Ventralrinne gelegenen radiären Wassergefässes auf. Auch sein Verlauf im Wirbel ist ein wenig schief, so dass die Austrittsstelle (Fig. 6 A’) weiter von der Medianebene des Armes entfernt ist als die Eintrittsstelle. Jene Austrittsstelle liegt an der aboralen Seite des Wirbels hinter und seitlich von den lateralen oberen Gelenkhöckern der aboralen Seite (Fig. 6 h’). An dieser Stelle liegt also der zum Füsschen gehende Wassergefässzweig wieder frei, d. h. nicht mehr von der Skeletmasse des Wirbels, sondern nur noch von Weich- theilen umgeben. Er verläuft dann der lateralen Seite des oberen late- ralen Gelenkhöckers anliegend in einer gekrümmten Rinne eben dieses Gelenkhöckers (Fig. 6). Die genannte Rinne zieht anfänglich aboralwärts und zugleich ein wenig dorsalwärts aufsteigend; dann biegt sie um und verläuft nunmehr adoralwärts und zugleich ein wenig ventralwärts, so dass ihr Ende schliesslich fast senkrecht unter ihren Beginn zu liegen kommt. Hier angekommen tritt der Wassergefässzweig wieder in die Kalkmasse des Wirbels ein (Fig. 6 A’) um erst an der ventralen Seite im Grunde einer kreisförmig umrandeten Grube (Fig. 7 h) wieder zum Vor- schein zu kommen und sich dort in den Hohlraum des sich daselbst in- serirenden Füsschens fortzusetzen. Von dem nach der Medianebene des Armes hin gelegenen Theile der Umrandung der Füsschengrube zieht eine ganz seichte Rinne schief (median- und adoralwärts) nach der Ventralrinne des Wirbels; sie ist für die Aufnahme des vom radiären Nerven kommenden und zum Füss- chen tretenden Nervenzweiges bestimmt. Der Rand des scheibenförmigen Wirbels dient der Insertion der Bandmassen, welche ihn mehr oder weniger fest mit dem Rückenschild, den Seitenschildern und dem Bauchschild verbinden. Ganz frei von sol- chen Bandverbindungen bleiben 1) die Ventralrinne des Wirbels, 2) ein medianer Einschnitt an der Dorsalseite des Wirbels für die Aufnahme des Hauptabschnittes der den Arm durchziehenden Fortsetzung der 247 Leibeshöhle, 3) die aborale Partie der Umrandung der Füsschen- grube. Bei einem Vergleich der eben beschriebenen Skelettheile des Armes der Ophiuren mit denjenigen der Asterien er- scheint es mir zweifellos, dass, wie schon Meckkr !) und Jon. Mürter 2) behaupteten und seither von der Mehrzahl der Autoren festgehalten wor- den ist, die Wirbel der Ophiuren den gleichnamigen Stücken der Aste- rien gleichzusetzen sind. Wenn auch die Wirbel der Ophiuren mit Be- ziehung auf diejenigen der Asterien eine ganze Reihe von Umbildungen, deren wichtigste sogleich hervorgehoben werden sollen, erfahren haben, so müssen sie bei der übereinstimmenden Lagebeziehung zum Wasser- gefässsystem dennoch als homologe Skeletbildungen aufgefasst werden. Diese Auffassung wird wesentlich dadurch gestützt, dass nur sie allein, wie wir nachher sehen werden, es gestattet, für das Mundskelet der Ophiuren ein vergleichend-anatomisches Verständniss zu gewinnen. Neuerdings ist die gegentheilige Auffassung Gaupry’s®), dass die Wirbel der Ophiuren nicht den Wirbeln der Asterien homolog seien, sondern vielmehr ganz besondere, einzig und allein den Ophiuren zu- kommende Skeletbildungen darstellten, wieder von Lyman?®) aufge- nommen worden. Lyman sucht seine Meinung mit der Entstehungsge- schichte des Armskeletes bei beiden in Frage kommenden Echinodermen- gruppen zu beweisen. Er hält nicht die Wirbel der Ophiuren, sondern die Bauchschilder für homolog mit den Wirbelstücken der Asterien und dies aus dem Grunde, weil die Bauchschilder der Ophiuren in ihrer Ent- stehungsweise mit den Wirbeln der Asterien übereinstimmen. Des Näheren führt er die Behauptung der übereinstimmenden Genese der Bauchschilder der Ophiuren mit den Wirbelstücken der Asterien nicht aus, jedoch glaube ich, wenn ich das was Lyman kurz vorher) über die Entstehung der Bauchschilder bei den Ophiuren angiebt, mit dem was über die Entstehung der Asterienwirbel bekannt ist, zusammenhalte, 4) JoH. FRIEDR, MECKEL, System d. vergleichenden Anatomie. 2. Theil, 1. Abth. Halle 1824. p. 28. 2) Ueber den Bau der Echinodermen. Berlin 4854. p. 52, 76. 3) ALBERT GAUDRy, Me&moire sur les pieces solides chez les Stell&rides. Ann. sc. nat. 3.ser. Zool. T. XVI. Paris 1851. p. 356 sqq. 4) TuEoDORE LymAn, Ophiuridae and Astrophytidae, Old and New. Bull. of the Mus. of Comparative Zoology at Harvard College, Cambridge, Mass. Vol. Ill. Nr. 40. 1874. p. 259. Die dort von Lyman gegebenen Abbildungen und Beschreibungen der Skelettheile verschiedener Ophiuren bitte ich mit meinen sich zunächst immer auf Ophiarachna incrassata beziehenden Angaben zu vergieichen um eine Anschauung von der grossen Variabilität in der Gestalt der einzelnen Skeletstücke zu gewinnen. 5) l..c. p. 258. 248 nicht zu irren, wenn ich der Meinung bin, dass Lyman sagen will: die Wirbel der Asterien bilden sich oralwärts von der Terminalplatte des Armes, so dass der jüngste Wirbel immer zwischen der Terminalplatte und dem zweitjüngsten Wirbel liegt; ebenso, in derselben Beziehung zur Terminalplatte des Armes, entstehen auch die Bauchschilder bei den Ophiuren: folglich sind beide Skeletbildungen homolog. Es ist aber bis jetzt ein Punkt in der Bildungsgeschichte der Skelettheile des Asterien- armes nicht genügend beachtet worden, welcher die obige Schlussfolge- rung nicht gestattet. Es sind nämlich bei den Asterien nicht nur wie gewöhnlich angegeben wird die Wirbelstücke, die ihre Entstehungsstelle an der oralen (oder richtiger, wie wir gleich sehen werden, ventralen) Seite der Terminalplatte haben, sondern an derselben Stelle und in der- selben Reihenfolge wie die Wirbelstücke bilden sich auch die Adambu- lacralstücke. Bei jungen Seesternen, die wahrscheinlich zu Asterias glacialis gehören und welche von Prof. KErerstEin in Bergen gesammelt wurden und sich jetzt im Besitz des Göttinger zoologischen Museums be- finden, erkennt man, dass die jüngsten Wirbel mitsammt den zu ihnen gehörigen Adambulacralstücken an der ventralen Seite der Terminalplatte des Armes entstehen und zwar in der Reihenfolge, dass der jüngste Wirbel und die jüngsten Adambulacralstücke am weitesten aboralwärts liegen. Das gleiche Verhalten hat auch Lovtw von jungen Exemplaren von Asterias glacialis abgebildet!). Da alsa nicht nur die Wirbelstücke, sondern auch die Adambulacralstücke der Asterien diesen Entstehungs- modus zeigen, so können auch die Bauchschilder der Ophiuren wegen einer gleichen Entstehungsweise nicht ohne Weiteres mit den Wirbel- stücken der Asterien verglichen werden und dies um so weniger als auch die Seitenschilder und endlich die Wirbel selbst bei den Ophiuren in derselben Weise adoral von der Terminalplatte des Armes sich bilden. Gegen die Lyman’sche Ansicht spricht aber auch direct schon der Umstand, dass nach ihr zweifellos unpaare Gebilde (die Bauchschilder der Ophiuren) mit nicht minder zweifellos paarigen (die Wirbelstücke der Asterien) homologisirt werden. GauprY2) hatte diesen Fehler schon vermieden, denn wenn seine Auffassung auch darin mit der späteren Lyman’schen Ansicht übereinstimmt, dass die Wirbel der Ophiuren nicht den Wirbeln der Asterien vergleichbar, sondern Bildungen sui generis seien, so suchte er doch das Homologon der Asterienwirbel bei den Ophiuren nicht in den Bauchschildern, welche er als accessorische Stücke betrachtet, sondern in den Seitenschildern. Dem hat aber schon Jon. 4) S. Lovin, Etudes sur les Echinoidees. Kongl.: Svenska Vetenskaps-Akade- miens Handlingar. Bdt. 44. Nr. 7. Stockholm 1875. Taf. LIII, Fig. 258. 2)lec. ED It 249 MürLzer !) richtig entgegen gehalten, dass die Seitenschilder der Ophiuren mit den Adambulacralstücken der Asterien verglichen werden müssen, weil beide Gebilde in ähnlicher Weise in die Mundecken übergehen. Noch weniger haltbar als die Gaupry’sche Auffassung der Seiten- schilder als Homologa der Wirbelstücke der Asterien, war die Ansicht von MeckeL 2), dass die Seitenschilder der Ophiuren den Randplatten der Seesterne zu vergleichen seien. Jon. Mürrzr ?) hat diese Ansicht hin- länglich zurückgewiesen und dieselbe wird gewiss keinen Vertheidiger mehr finden, so dass es kein Interesse hat, näher darauf einzugehen, ebensowenig wie auf die andere Mscker’sche Auffassung, dass die Bauch- schilder der Ophiuren durch eine Fusion der Adambulacralstücke der Seesterne entstanden seien. Wenn es überhaupt eine vergleichend anatomisch begründbare Auffassung des Armskeletes der Ophiuren und Asterien giebt, so kann meiner Meinung nach über die Homologie der Wirbel der Ophiu- ren mit den Wirbeln der Asterien sowie der Seitenschil- der der Ophiuren mitden Adambulacralstücken der Aste- rien kein Zweifel herrschen. Namentlich am Mundskelet wird es klar, dass ohne diese Auffassung der Willkür der Deutung Thür und Thor geöffnet sind. Indessen ist bei dieser Auffassung doch im Auge zu behalten, dass die Uebereinstimmung in der Lagebeziehung zu den wichtigsten Organen sowie in der Entstehungsweise wie sie einerseits die Homologie der in Rede stehenden Skelettheile erweist, so anderseits doch beträchtliche Verschiedenheiten derselben nicht ausschliesst. So sehen wir bei den Asterien die Zweige des Wassergefässsystems, die zu den Füsschen gehen, niemals in die Wirbelsubstanz eindringen; dieselben liegen stets ventral- wärts von den Wirbeln und zwischen je zweien derselben, und auch die Füsschenampulle tritt nicht durch die Substanz der Wirbelstücke hin- durch, sondern steigt zwischen den seitlichen Fortsätzen je zweier auf- einanderfolgenden Wirbel empor. Bei den Ophiuren aber liegt der zum Füsschen gehende Wassergefässzweig zum grossen Theile im Inneren der Kalkmasse des Wirbels; eine eigentliche Füsschenampulle fehlt den Ophiuren bekanntlich gänzlich und die Füsschen entspringen nicht wie bei den Asterien zwischen je zwei Wirbelstücken, sondern sitzen auf dem Wirbel in einer besonderen Grube der Ventralseite desselben. Be- achtenswerth ist nun für die Beseitigung dieser scheinbar aller Homologie zwischen Ophiuren- und Asterienwirbel widersprechenden Differenz, dass die Füsschengruben wie auch der Verlauf des Wassergefässz weiges 4) 1. c.p. 54. 2)Plecip: 28. 3) l. c. p. 53, 76. 250 zum Füsschen bei den Ophiuren stets auf den aboralen Bezirk des Wir- bels beschränkt sind. An den platten, scheibenförmigen Wirbeln des proximalen Armabschnittes, woselbst die aborale und die adorale Fläche einander sehr genähert sind, fällt dies weniger auf als an den langge- streckten Wirbeln des distalen Armabschnittes. Hier sind die Füsschen- gruben nicht etwa in der Mitte der Ventralseite der langgestreckten Wirbel gelegen, sondern sie behaupten ihren Platz an dem aboralen Rande der ventralen Seite und auch den Wassergefässzweig finden wir an demselben aboralen Abschnitte des Wirbels. Daraus scheint mir her- vorzugehen, dass jeder WassergefässzweigmitseinemFüss- chen bei den Ophiuren ursprünglich zwischen je zwei Wirbeln gelegen war und erst secundär durch Umwach- sung von Seiten des aboralen Abschnittes des adoral- wärts vondem betreffenden Füsschen gelegenen Wirbels zum Theil in die Substanz des letzteren eingelagert wor- den ist. Demnach entspricht z. B. das zwölfte Füsschenpaar einer Ophiure, welches also dem zwölften Wirbel derselben aufsitzt, dem zwölften, d. h. dem zwischen dem zwölften und dem dreizehnten Wir- bel einer Asterie gelegenen Füsschenpaare. Für die Auffassung, dass der Wassergefässzweig zum Füsschen erst secundär im grössten Theil seines Verlaufes in den aboralen Bezirk des Wirbels eingelagert worden ist, spricht auch der Umstand, dass ein Theil des Wassergefässz weiges dort noch frei zu Tage tritt, sowie ferner das Verhalten des Randes der Füsschengrube zur Seitenplatte. Wie schon oben gesagt, geht der abo- rale Theil dieser Umrandung, also der nach meiner Auffassung erst se- cundär entstandene, keine Bandverbindung mit der Seitenplatte ein, während dies wohl der Fall ist mit dem adoralen Rande der Füsschen- grube. Ich habe hier secundäre Verkalkungen in dem, dem typischen Asterienwirbel an seiner aboralen Seite benachbarten, Bindegewebe angenommen, um daraus die Eigenthümlichkeit des Ophiurenwirbels zu erklären. Ich denke, dass diese Annahme nicht durch den Vorwurf zu grosser Willkür getroffen werden kann, wenn man erwägt, in wie aus- gedehntem Maasse bei den Echinodermen und besonders auch bei den Ophiuren alle bindegewebigen Theile zu Verkalkungen neigen. Bei den Asterien habe ich mich früher der Jon. Mürzer’schen Termi- nologie angeschlossen und die Wirbelhälften als Ambulacralstücke be- zeichnet. Mit demselben Namen können wir auch die ihnen homologen, aber paarweise fest mit einander verwachsenen Wirbelhälften der Ophiuren bezeichnen. Die Seitenschilder der Ophiuren können mit Be- zug auf die ihnen homologen Stücke der Asterien Adambulacralstücke genannt werden. Die Bauchschilder der Ophiuren aber halte ich mit 251 Jon. Mürrer für eine nur allein den Ophiuren eigene Skeletbildung, nur bin ich aus praktischen Rücksichten mit seiner Bezeichnung » superam- bulacrale Platten« nicht einverstanden, weil man sich dazu die Ophiure nicht in der natürlichen Haltung mit der Ventralseite nach unten und der Dorsalseite nach oben, sondern umgekehrt denken muss. In der na- türlichen und mit derjenigen der Asterien übereinstimmenden Lage der Ophiure liegen die Bauchschilder nicht über, sondern unter den Am- bulacralstücken, sind also richtiger als subambulacrale Stücke zu benennen. Die folgende Tabelle giebt eine Uebersicht der verschiedenartigen Ausdeutungen, welche die besprochenen Skeletstücke der Ophiuren bei MEcKEL, GAupRY, MÜLLER und Lyman erfahren haben. Die erste Querco- lumne benennt die Stücke mit dem in den systematischen Beschreibungen meistens üblichen Namen, die zweite giebt den mit Bezug auf die Aste- rien nach den oben entwickelten Ansichten gewählten vergleichend-ana- tomischen Terminus, die dritte, vierte, fünfte und sechste geben die den vergleichend-anatomischen Anschauungen der genannten Forscher ent- sprechende Bezeichnung. Wirbel Seitenschild Bauchschild Ambulacralstück Adambulacralstück Subambulacralstück (der Asterien) (der Asterien) (fehlt den Asterien) Meckel 1824 Ambulacralstück Randplatte Adambulacralstück (der Asterien) (der Asterien) (der Asterien) Gaudry 1854 | Accessorisches Stück Ambulacralstück Accessorisches Stück (fehlt den Asterien) . (der Asterien) (fehlt den Asterien) Müller 1854 Ambulacralstück Adambulacralstück | Superambulacralstück (der Asterien) (der Asterien) (fehlt den Asterien) Lyman 4874 | Accessorisches Stück Ambulacralstück (fehlt den Asterien) (der Asterien) Im Bereich der Scheibe verhalten sich die Wirbel mitsammt den Seitenplatten und den Bauchplatten ganz so wie im proximalen Ab- schnitte des Armes; erst am Peristom angelangt erfahren sie eine Um- wandlung, in Folge deren das complieirte und bis jetzt vergleichend-ana- tomisch noch nicht genügend aufgeklärte Mundskelet zu Stande kommt. Es sind wie im Nachfolgenden gezeigt werden wird zwei Paare von Ambulacralstücken mit den zugehörigen Adambulacral- und Sub- ambulacralstücken, welche das Mundskelet constituiren. Demzufolge ist der erste auf das Mundskelet folgende Wirbel eines jeden Armes der 252 dritte. Dieser dritte Wirbel entfernt sich aber auch schon von der oben beschriebenen Gestalt der typischen Armwirbel und verlangt dadurch eine besondere Besprechung. Die Differenz des dritten Wirbels von den übrigen auf ihn folgenden Armwirbeln macht sich besonders auf seiner adoralen Seite geltend. Die aborale Seite (Fig. 2) zeigt sich nicht wesentlich von der entsprechenden Seite der übrigen Wirbel (Fig. 5) verschieden, wenn auch in den Einzelheiten des Reliefs und der Grössenverhältnisse Unter- schiede vorhanden sind, wie die Abbildungen zeigen. Fig. 3 giebt, um die Gelenkverbindung des dritten mit dem vierten Wirbel zu erläutern, eine Ansicht des letzteren von der adoralen Seite. Aus einem Vergleich dieser Abbildung mit derjenigen der adoralen Seite eines beliebigen anderen Wirbels (Fig. 4) des proximalen Armabschnittes wird ersicht- lich, dass bei der übereinstimmenden Bildung der Gelenkgruben und Gelenkhöcker die Verbindungsweise des dritten mit dem vierten Wirbel sich ebenso wie diejenige der übrigen Wirbel verhält. Anders aber gestaltet sich die Sache bei der Gelenkverbindung des dritten Wirbels mit dem in das Mundskelet eingetretenen zweiten Wir- bel. Was bei einer Ansicht des dritten Wirbels von der adoralen Seite (Fig. 1) sofort in die Augen fällt ist der Mangel des oberen medianen Gelenkfortsatzes und der unteren medianen Gelenkgrube, die wir an der- selben Seite der übrigen Wirbel gefunden hatten. Ferner finden wir statt der oberen lateralen Gelenkgruben einen Gelenkfortsatz (a) auftre- ten, der seine Gelenkfläche an seiner medianwärts gerichteten Seite trägt. Die unteren lateralen Gelenkfortsätze (b) sind wie bei den übrigen Wirbeln vorhanden, aber kräftiger entwickelt. Die vier Gelenkhöcker der adoralen Seite des dritten Wirbels articuliren mit vier Erhebungen an der aboralen Seite des zweiten Wirbels (Fig. 13 a, b), zwei oberen Er- hebungen, welche von den oberen Gelenkfortsätzen des dritten Wirbels von den Seiten etwas umgriffen werden, und zwei unteren Erhebungen, welche sich auf den unteren Gelenkfortsätzen bewegen. Durch den Mangel der medianen Gelenkverbindung sowie ferner der oberen lateralen Gelenkgruben und durch die bedeutendere Erhebung der lateralen Gelenkfortsätze ist die ganze Verbindung zwischen dem dritten und dem zweiten Wirbel eine freiere als zwischen den übrigen Wirbeln geworden; die Ausgiebigkeit der Bewegung ist sowohl in der horizontalen als ganz besonders in der verticalen Ebene eine grössere. Diese grössere Beweglichkeit kommt dem Mundskelet für seine Thätigkeit im Dienste der Nahrungsaufnahme zu Statten. Das Heben und Senken der Mundecken kommt wesentlich durch die Gelenk- verbindung zwischen zweitem und drittem Wirbel zu Stande, geschieht 253 aber entsprechend der Einrichtung dieses Gelenkes nicht so, dass bein Heben die Mundecken genau vertical nach oben (dorsalwärts, gegen deu Mundeingang hin) sich bewegen, sondern vielmehr so, dass sie zugleich eine Drehung um eine horizontale Achse erfahren. In Folge dessen sind bei dorsalwärts gehobenen Mundecken die oberen Endpunkte derselben (x in Fig. 14) weiter von einander entfernt als die unteren Endpunkte (y in Fig. 44); bei ventralwärts gesenkten Mundecken ist es umge- kehrt: die unteren Endpunkte sind weiter von einander entfernt als die oberen. Abgesehen von der eben erörterten Gelenkverbindung mit demı zweiten Wirbel zeigt der dritte Wirbel noch eine andere Eigenthümlich- keit, die sich an keinem der übrigen Wirbel wiederfindet. An seiner ventralen Seite nämlich besitzt er für die Aufnahme des radiären Wasser- gefässes nicht wie die übrigen Wirbel eine Rinne, sondern einen Canal, der dadurch zu Stande kommt, dass sich eine Kalkspange, die eine Fort- setzung des Wirbels ist, ventralwärts von der Rinne entwickelt und dieselbe so zu einem Canal abschliesst. Während im übrigen Bereich des Ambulacralskeletes sich zwischen radiäres Wassergefäss und radiären Nerven nirgends eine verkalkte Scheidewand einschiebt, geschieht diesan dieser einen Stelle. Ob auch bei anderen Ophiuren Aehnliches vorkommt habe ich selbst noch nicht weiter untersucht. Jon. MürLer !) aber er- wähnt es von Ophiocoma erinaceus: »Am Anfang der Arme ist die Rinne in einigen Ophiuren durch eine quere knöcherne Brücke in eine untere (= dorsale) Etage für den Ambulacralcanal und eine obere (— ventrale) für den Nerven abgetheilt, welche am übrigen Theil der Arme eingeht: Ophiocoma erinaceus u. a.« Diese verkalkte Brücke, welche sich bei Öphiarachna incrassata nur am dritten Wirbel, bei anderen Ophiuren aber nach Jon. Mürzer bei einer grösseren Anzahl von Wirbeln zwischen Wassergefäss und Nerv entwickelt, entsteht durch die Bildung eines medianen Fortsatzesder Ambulacralstücke. Indem sich an jedem der beiden Ambulacralstücke, aus deren Vereinigung der Wirbel besteht, ein solcher Fortsatz entwickelt, der mit seinem Partner in der Medianebene des Radius zusammenstösst, kommt die Brücke zwischen Wassergefäss und Nerv zu Stande. Vergleichend-anatomisch ist in Bezug auf den medianen Fortsatz der Wirbel beachtenswerth, dass eine ganz gleiche Bildung, wie ich un- längst nachgewiesen habe, auch unter den Asterien und zwar bei der Gattung Brisinga vorkommt). Es sind dort freilieh nicht dieselben dritten Ambulacralstücke wie bei Ophiarachna incrassata, die einen 4) I. ec. p. 97. Erklärung der Fig. 9 der Taf. VII. 2)-Zur Kenntniss der Gattung Brisinga. p. 235. 254 medianen Fortsatz entwickeln, sondern es sind bei Brisinga die ersten Ambulacralstücke, deren Homologa bei den Ophiuren wir in sehr um- gewandelter Gestalt in den sogenannten Peristomalplatten des Mund- skeletes wiederfinden werden. Im Uebrigen aber ist die Bildung der medianen Wirbelfortsätze beiOphiuren und beiBrisinga eine ganz gleiche. Auch bei Brisinga treffen die beiden Fortsätze der betreffenden Ambulacralstücke in der Medianebene des Armes ven- tralwärts von dem radiären Wassergefässe aufeinander und trennen auf diese Weise das letztere durch eine verkalkte Spange von dem radiären Nerven. Diese unerwartete Uebereinstimmung eines bis jelzt unter den Asterien isolirt dastehenden Vorkommnisses mit dem gleichen hier aller- dings weniger seltenen Befunde bei Ophiuren ist zugleich ein Beweis- stück mehr für die Homologie des Wirbels der Ophiuren mit demjenigen der Asterien. Endlich bedarf noch diejenige Differenz des dritten Wirbels der Ophia- rachna von den übrigen Wirbeln Erwähnung, welche sich an demselben in Bezug auf den Verlauf der Wassergefässzweige zu den Füsschen er- giebt. Auf der adoralen Seite des dritten Wirbels gewahrt man oberhalb des Canals für das radiäre Wassergefäss zwei seitlich und einander gegen- über gelegene Oeflnungen (Fig. 1b). Es sind das die Eintrittsstellen der für das dritte Füsschenpaar bestimmten Wassergefässzweige, welche von dort an in ihrem ganzen Verlauf im Innern des Wirbels verborgen bleiben, ohne wieder wie bei den übrigen Wirbeln eine Strecke weit zu Tage zu treten, bis sie die Insertionsgrube des Füsschens an der ven- wralen Seite des Wirbels erreicht haben. Die Wassergefässzweige zu den) dritten Füsschenpaare haben also in ihrer Lagebeziehung zu dem dritten Wirbel eine noch weitere Verschiebung in der adoralen Richtung er- fahren als bei den übrigen Wirbeln. Ich zeigte oben, dass man, um die Verhältnisse einer Asterie auf diejenigen einer Ophiure beziehen zu können, die Wassergefässzweige zu den Füsschen, die bei den Asterien zwischen den Ambulacralstücken liegen, bei den Ophiuren in den abora- len Abschnitt der Wirbel hineingerückt denken muss; mit anderen Worten, es haben sich die Füsschencanäle bei den Ophiuren im Ver- gleich mit denjenigen der Asterien adoralwärts vorgeschoben. Bei dem dritten Wirbel geht das noch weiter. Dort kommt kein Abschnitt des Füsschencanales an der aboralen Seite des Wirbels mehr zum Vorschein und die Eintrittsstelle des Füsschencanales in das Ambulacralstück ist von der ventralen Seite desselben auf die adorale Seite vorgerückt (vergl. auch Fig. 15 und 16). Ich wende mich nunmehr zur Betrachtung des Mundskeletes. x 255 Die Haupttheile desselben, die durch ihre Grösse am bemerkenswerthe- sten sind und durch ihre Lage und Verbindungsweise die allgemeine Ge- stalt des Mundskeletes bedingen, sind die Mundeckstücke (Fig. 9, 44,43). Von der Fläche betrachtet hat jedes Mundeckstück eine unregel- mässig vierseitige Gestalt, an der wir die vier Seiten als dorsale, ventrale, adorale und aborale unterscheiden können, während die der Medianebene des Radius zugekehrte Fläche die adradiale, die derselben Ebene abge- kehrte und der Medianebene des Interradius zugewendete Fläche die abradiale heissen möge. Beginnen wir mit der Betrachtung der letztgenannten abradialen- Fläche (Fig. 13). Dieselbe besitzt an ihrem adoralen Rande eine grössere Anzahl quergestellter Leisten und Gruben, welche in entsprechende Gruben und Leisten des anstossenden Mundeckstückes des benachbarten Radius hineinpassen und die Gelenkverbindung zwischen beiden Mund- eckstücken vermitteln. An der aboralen Seite besitzt jedes Mundeckstück „wei übereinander gelegene Gelenkhöcker (a, b) für die oben besprochene Verbindung mit dem dritten Wirbel. Am dorsalen Rande des Mundeck- stückes werden zwei Furchen in der Seitenansicht sichtbar ; die weiter adoralwärts gelegene (r’) dient für die Aufnahme des Nervenringes, während die weit weniger tiefe und mehr aboralwärts gelegene (r) den Wassergefässring beherbergt. Die abradiale Fläche endlich selbst wird zum grossen Theil gebildet von einer von dem aboralen Rande her- kommenden Platte (c), welche wie aus dem Folgenden ersichtlich wer- den wird, der umgebildete Flügelfortsatz des zweiten Wirbelstückes ist; dieselbe ist kein besonderes Skeletstück, sondern nur ein Fortsatz des Mundeckstückes. Nicht bei allen Ophiuren liegt diese Platte der Haupt- masse des Mundeckstückes so flach auf, wie es hier bei Ophiarachna der Fall ist, wo sie sich nur an ihrem aboralen Rande (rechts in der Figur) ein klein wenig von dem Mundeckstücke abhebt. So z. B. steht sie bei Ophiocoma scolopendrina mit ihrem aboralen Rande in einem Winkel von dem Mundeckstücke ab (man denke sich dazu in Fig. 13 den rechten Rand der Platte weiter vorspringend und zugleich gegen den Beschauer hin gerichtet). Diese Platte dient zum Ansatz eines kräftigen Muskels, wel- cher die beiden benachbarten Mundeckstücke zweier aneinander grenzen- den Radien einander zu nähern vermag!). f An der adradialen Seite (Fig. 14) zeigt das Mundeckstück noch eine 4) Vergl. R. Teuscher, Beiträge zur Anatomie der Echinodermen. II. Ophiuri- dae. Jenaische Zeitschrift f. Naturw. X. 4876. Taf. VIII, Fig. 6, 7; mire, Musculus interradialis externus. Sımroru, Anatomie und Schizogonie der Ophiactis virens. I. Theil. Zeitschrift für wissensch. Zoologie. XXVII. Taf. XXXI, Fig. 46. M. ab, Musculus interradialis aboralis. 256 grössere Mannigfaltigkeit. Zunächst fallen ins Auge die beiden Gruben für das erste und zweite Füsschen, die wegen ihrer Lage in der nächsten Nähe des Mundes den Namen Mundfüsschen oder Mundtentakel führen. Die beiden Gruben liegen nicht vertical unter einander, sondern die für das erste Füsschen bestimmte (F,) liegt weiter adoralwärts als die für das zweite Füsschen (F,). Beide Füsschengruben sind adoralwärts über- dacht von einer ihrem Rande aufsitzenden dünnen Kalkschuppe (S;, $, in Fig. 8, 9, 10; bei Fig. 11 weggelassen). Zwischen beiden Füsschen- sruben bildet das Mundeckstück eine Leiste, welche zwischen den Füsschengruben am höchsten ist, nach dem adoralen Rande des Mund- eckstückes aber allmälig verstreicht; sie dient zur Insertion einer Anzahl von Kalkpapillen (P in Fig. 8, 10; in Fig. 44 nur durch die Insertions- stellen bezeichnet). Wir wollen sie die inneren Mundpapillen nennen. Die beiden Rinnen, welche wir bei der Betrachtung der Mundeckstücke an deren dorsalem Rande wahrnahmen, setzen sich auf die adradiale Seite fort und zwar die Rinne des Nervenringes in einen für die Aufnahme des radiären Nerven bestimmten Halbcanal (r’) und die Rinne des Wasser- gelfässringes in eine Furche, welche das radiäre Wassergefäss aufnimmt (r). Beide Rinnen liegen an dem dorsalen Rande beträchtlich weiter aus- einander als an dem ventralen Rand, woselbst sie sich dicht über- einander legen, indem sie zugleich in die horizontale Richtung, in welcher Wassergefäss und Nerv weiterhin im Arme verlaufen, umbiegen. An dem aboralen Rande der uns eben beschäftigenden Seite des Mundeck- stückes sehen wir endlich noch die Gelenkfläche (a) für die Verbindung mit der mit den entsprechenden Erhebungen und Vertiefungen ausge- statteten Gelenkfläche des anderen zum gleichen Radius gehörigen Mund- eckstückes. An seinem ventralen Rande trägt das Mundeckstück die Mundpa- pillen und Zahnpapillen (Fig. 10 MP, PZ). Auf der dorsalen Oberfläche (Fig. 9) des Mundeckstückes werdet besonders die beiden schon bei der abradialen Ansicht besprochenen Rinnen für den Nervenring (r!) und den Wassergefässring (r) sichtbar. Im Grunde der Rinne des Wassergefässringes sieht man (Fig. 8, 9 b) einen Porus, welcher in das Mundeckstück hinein führt und zur Aufnahme eines vom Wassergefässringe entspringenden und das erste und zweite Füsschen versorgenden Wassergefässzweiges dient. Den weiteren Ver- lauf des mit dem erwähnten Porus beginnenden Canals, sowie der bei- den aus der Theilung des letzteren entstehenden Canäle, welche zu den in der Tiefe der Füsschengruben (Fig. 9) gelegenen Oeflnungen hinziehen, zeigt Fig. 12. Bevor wir nun die Mundeckstücke verlassen und zu den übrigen 257 Bestandtheilen des Mundskeletes übergehen, muss noch ein wichtiger Punkt in Betreff jener hervorgehoben werden. Wie Jon. MÜLLER zuerst erkannte ist das Mundeckstück kein einheitliches Skeletstück, sondern aus der innigen Verwachsung zweier verschiedenen Stücke hervorge- gangen. Von der Richtigkeit dieser Thatsache vermochte ich mich nicht nur bei Ophiocoma, Ophioglypha, Ophiomyxa, sondern auch bei der be- sonders von mir berücksichtigten Ophiarachna zu überzeugen. Durch eine verticale Verwachsungsnaht zeigt sich das Mundeckstück aus einem grösseren ambulacralen und einem kleineren interambulacralen Stücke zusammengesetzt. Da in den Abbildungen von Jon. MüLLer !), sowie auch neuerdings von TEUSCHER 2) die Lage dieser Verwachsungsnaht hinreichend genau angegeben ist, so habe ich sie in meine Detailabbildungen nicht eingetragen, um letztere nicht unnöthiger Weise zu compliciren. Dieselbe findet sich aber einge- tragen in das Schema, das ich in Fig. 16 entworfen habe. Bezüglich der beiden Füsschengruben ist dabei zu bemerken, dass dieselben stets dem ambulacralen Stücke des Mundeckstückes angehören. Um die übrigen Theile des Mundskeletes uns vorzuführen, wollen wir von einer ventralen Ansicht desselben ausgehen (Fig. 10). Wir sehen da durch ihre Grösse auffallend die interradial gelegenen allbekannten Mundschilder (MS,), deren sich in jedem Interradius je eines findet; nur für die Gattung Ophiarachna ist charakteristisch, dass sich an den aboralen Rand des dem einzigen Mundschilde der übrigen Ophiuren ent- sprechenden grossen Schildes (MS,) noch ein kleineres zweites Mund- schild (MS,) anlagert. Rechts und links wird das Mundschild eingefasst von den sogen. Seitenmundschildern (Ad,), an welche sich weiter- hin die Seitenschilder des Armskeletes anschliessen (Ad,, Ad,, Ad,). Wenden wir jetzt das Mundskelet um, so dass sich uns die dorsale Oberfläche desselben darbietet, so tritt uns dort über jedem zu zwei be- nachbarten Radien gehörigen Paare von Mundeckstücken ein Paar von kleineren Kalkstücken entgegen (Fig. 8, Fig. 11 A,); es sind das die von Mecker und Jon. MüLLer entdeckten und von Letzterem peristomiale p peristomal« dürfte wohl sprachlich richtiger sein) Platten genannten Theile). Sie legen sich von der Dorsalseite auf die Mundeckstücke und bedecken einen Theil des Nervenringes (Fig. 11) sowie des Wasserge- fässringes. Es sind, wie schon Jon. Mürzer als Regel angiebt, im Ganzen zehn peristomale Platten vorhanden und dieser Regel fügt sich auch Ophiarachna. »Bei Ophioderma kommen an der Stelle wo die 4) l. c. Taf. VII, Fig. 6 f. 2)1. c. Taf. VII, Fig. 6, 7. 3) 1. ce. p. 79. Taf. VII, Fig. 3, %, 5. 20 258 beiden Platten (in der Mittellinie eines jeden Interradius) aneinander stossen, noch zwei Plätichen vor, das eine vor der Vereinigung, das andere hinter der Vereinigung der beiden Platten«. Eine andere Aus- nahme erwähnt Jon. MürLzer von Astrophyton; daselbst sind »die zwei Platten, welche auf der Rückseite der Mundecken liegen, zu einer ein- zigen vereinigt«. Möglicher Weise ist dieses abweichende Verhalten bei den Euryaliden zur Regel geworden. Es findet sich aber schon unter den echten Ophiuren. So zeichnet Teuscazr !) von Ophiothrix fragilis, und ich kann die Richtigkeit seiner Angabe bestätigen, nur je eine peristomale Platte in jedem Interradius. Bei genauerer Untersuchung dieser unpaaren Peristomalplatten konnte ich indessen eine mittlere Verwachsungslinie an denselben erkennen, so dass ich mich in Uebereinstimmung mit der obigen auf Astrophyton bezüglichen Angabe Jon. MürLer’s berechtigt glaube, die unpaare Peristomalplatte als eine secundäre Verwachsung ursprünglich paariger Platten zu erklären. Die bei Ophioderma vor- kommenden kleineren Plättchen wollen wir als accessorische Peristo- malplatten unterscheiden. Endlich sind bei der Beschreibung des Mundskeletes noch die Kalk- platten zu erwähnen, welche sich in der Mittellinie des Radius von der ventralen und adoralen Seite her über den für die Aufnahme des radiä- ren Wassergefässes und des radiären Nerven bestimmten Raum lagern und ihn gegen die Aussenwelt abschliessen. Die eine dieser Kalkplatten schliesst sich an das zum dritten Wirbel gehörige Bauchschild unmittel- bar an und es ist aus ihrer Form und Lagerung ihre Homologie mit den Bauchschildern des Armes so zweifellos und offenbar, dass ich der ver- gleichend-anatomischen Besprechung des Mundskeletes vorgreifend sie schon an dieser Stelle als Bauchschild des Mundskeletes be- zeichnen will (Fig. 10 By). Dieses Bauchschild ist so gebogen, dass es mit dem einen Theile seiner äusseren Oberfläche ventralwärts mit dem anderen aber adoralwärts gerichtet ist. An dasselbe schliesst sich dann noch eine weit dünnere und bei manchen Ophiuren in nur sehr rudi- mentärer Gestalt zur Ausbildung gelangte Kalkplatte an, welche sich dor- salwärts bis an den Nervenring erhebt (Fig. 8, 9 B,). Wie ich gleich nachher vergleichend-anatomisch zu begründen versuchen werde, nenne ich die letzterwähnte Kalkplatte das erste Bauchschild und demzu- folge das andere vorhin schon besprochene Bauchschild des Mundskeletes daszweite Bauchschild. InFig. 41 sind die beiden ersten Bauch- schilder weggelassen. Ihre Anheftungsstelle an das Mundeckstück be- findet sich auf der Erhebung zwischen den Füsschengruben einerseits und der Rinne für den radiären Nerven anderseits. 1) I. c. Taf. VI, Fig. 7 pp. N EEE TEN ET N € : ; 4 259 Da wo die Mundeckstücke zweier benachbarten Radien aneinander stossen und sich gelenkig mit einander verbinden, sitzen ihrer in das Lumen des Mundvorhofes schauenden Kante, der Mundecke!), die Zähne auf, jedoch nicht unmittelbar, sondern auf besonderen Basalstücken, die in vielen Fällen zu einem einzigen Skeletstück, dem Torus angula- ris2), mit einander verwachsen sind; in anderen Fällen aber, und so ver- hält es sich bei Ophiarachna incrassata, besitzt fast jeder Zahn sein eigenes Basalstück. In Fig. 11 sind an dem adoralen (linken) Rande des Mund- eckstückes die sogen. Zähne weggebrochen und wir erblicken unter- einander gelegen die fünf Basalstücke der Zähne, von denen die vier oberen je eine, das untere zwei Gruben für die Insertion der Musku- latur ebensovieler Zähne besitzen. Diese fünf Basalstücke (in Fig. 8 ist links das obere Stück abgetrennt) bilden bei Ophiarachna zusammen den Torus angularis. Man erkennt daraus, dass der Torus angularis in der einheitlichen Gestalt, wie wir ihn bei den meisten Ophiuren finden, als ein erst secundär durch Verschmelzung der Basalstücke der Zähne ent- standener Skelettheil zu betrachten ist. Die Zähne selbst aber sind nur umgewandelte Mundpapillen. Das Mundskelet besteht nach dem Mitgetheilten hauptsächlich aus folgenden Stücken : 2><5 ambulacralen Mundeckstücken, 2x5 inter- ambulacralen Mundeckstücken, 2>xX5 Peristomalplatten, 2x5 Seiten- mundschildern, 5 Mundschildern; dazu kommen dann noch die in die Mundwinkel sich hineinerstreckenden Ventralplatten der Arme, die 5 Tori angulares mit ihren Zähnen und Zahnpapillen, endlich die Mundpapillen, sowie die Tentakelschuppen der beiden ersten Füsschenpaare. Es fragt sich nun ob sich alle diese zahlreichen Bestandtheile des Mundskeletes auf bestimmte Theile des Armskeletes zurückführen lassen, so dass wir das Mundskelet als eine Umbildung der adoralen Abschnitte der Arme zu betrachten hätten, oder ob dies nicht der Fall ist und wir gezwungen sind anzunehmen, dass in den Aufbau des Mundskeletes durchaus neue Theile eintreten, deren Homologa sich an den Armen nicht vorfinden. Ich bin überzeugt, dass die erstere Eventualität das Richtige trifft und will versuchen, dies im Einzelnen nachzuweisen. Es wird sich ergeben, dass alle Skeletstücke des Mundskeletes als Umbildungen bestimmter Skeletstücke des Armskeletes aufzufassen sind. Gehen wir aus von den durch ihre Mächtigkeit vor Allem ins Auge 4) An der fünfzackigen Umrandung des Mundvorhofes der Ophiuren empfiehlt es sich der Klarheit der Ausdrucksweise halber Mundecke nur die fünf einspringen- den interradiären Winkel, Mundwinkel aber die fünf ausspringenden, radiären Winkel zu nennen. 2) cf. Jon. MüLter, |, c. 77. 20° fallenden Mundeckstücken, so müssen wir zunächst festhalten, dass wie. 5 Jon. MüLLer zuerst zeigte, jedes Mundeckstück aus zwei unbeweglich mit einander verwachsenen Skeletstücken besteht, einem ambulacralen und einem interambulacralen. Das ambulacrale Mundeckstück (A,) ist zweifellos homolog den Wirbelhälften oder Ambulacralstücken des Arm- skeletes. Alle Forscher, welche bisher das Mundskelet der Ophiuren untersucht haben, sind darüber einig. Der Unterschied des ambulacralen Mundeckstückes von den Ambulacralstücken des Armes liegt abgesehen von der Form wesentlich darin, dass dasselbe mit seinem Partner be- weglich verbunden ist, während je zwei zu einander gehörige Ambula- cralstücke des Armes unbeweglich miteinander zu dem Wirbel ver- schmolzen sind. Je zwei ambulacrale Mundeckstücke sind also als die beiden Hälften eines getheilten Armwirbels anzusehen oder correcter ausgedrückt: sie sind ein Paar von Ambulacralstücken, welche gleich denjenigen der Asterien beweglich miteinander verbunden und nicht wie die Paare der Ambulacralstücke des Armes unbeweglich miteinander verwachsen sind. Die interambulacralen Stücke der Mundeckstücke wollen wir nun noch einen Augenblick bei Seite lassen und uns nach anderen Theillen des Mundskeletes umsehen, deren Deutung ebenso wie diejenige der ambulacralen Mundeckstücke eine möglichst sichere ist. Als solche stellen sich uns die Seitenmundschilder (Ad,) dar. Wenn man beachtet wie diese Stücke, bei manchen Formen in auffälligster Weise, in Gestalt und Lagerung mit den Seitenschildern des Armes übereinstimmen, wird man keinen Augenblick im Zweifel sein können, dass sie mit den letzteren in eine und dieselbe morphologische Reihe gehören. Ebenso unverkenn- bar ist die morphologische Zusammengehörigkeit des zweiten Bauch- schildes (B,) des Mundskeletes mit den Bauchschildern des Armskeletes. Ich glaube mich hier einer längeren Auseinandersetzung enthalten zu können, da ein Blick auf die betreffende Abbildung (Fig. 10) die Rich- tigkeit des Gesagten ohne Weiteres darthun wird. Beim Vergleiche des Armskeletes der Ophiuren mit denjen der Asterien zeigte ich, dass die Seitenschilder als Adambulacralplatten, die Bauchschilder als accessorische, den Asterien fehlende, subambulacrale Platten aufzufassen sind. Wir sind also berechtigt, da wir die ambula- = cralen Mundeckstücke als Homologa der Wirbelhälften, die Seitenmund- schilder als Homologa der Seitenschilder und die zweiten Bauchschilder = des Mundskeletes als Homologa der Bauchschilder des Armskeletes er- kannt haben, auch auf die genannten Theile des Mundskeletes die für. die entsprechenden Theile des Armskeletes im Vergleich zum Skelet der Asterien gewonnenen Bezeichnungen anzuwenden. Die ambulacra- 261 len Mundeckstücke sind demnach Ambulacralstücke, die Seitenmundschilder sind diezu jenen Ambulacralstücken gehörigen Adambulacralstücke und die zweiten Bauch- schilder sind die zugehörigen Subambulacralstücke. Im Bereiche eines jeden Mundwinkels bilden die genannten Theile zusammen eine Gruppe von Skelettheilen, wie wir sie in jedem je einem Wirbel entsprechenden Skeletsegment des Armes wiederfinden (natürlich mit Ausnahme der Rückenplatten des Armes, welche je in die Rückenhaut der Scheibe übergehen). Am Arme gehört zu einer jeden derartigen Gruppe von Skeletstücken ein Füsschenpaar. Im Bereich des Mundskeletes finden wir aber nicht ein, sondern zwei Füsschenpaare in jedem Mundwinkel. Von diesen beiden Füsschenpaaren gehört das ventrale zweifellos zu der vorhin besprochenen Gruppe von Skeletstücken des Mundskeletes. Am Klarsten wird das bei der Gattung Ophioglypha, bei welcher die ventra- len Füsschen nicht so sehr wie bei den übrigen Ophiuren in die Mund- winkel hineingerückt sind, sondern noch oberflächlich zwischen den Seitenmundschildern und den zweiten Bauchschildern liegen (Fig. 14 R,). Es drängt sich nun in Anbetracht der anderen, dorsalen, bei allen Ophiuren tief in die Mundwinkel hineingerückten Füsschenpaare die Frage auf, ob denn auch zu diesen Füsschenpaaren die entsprechenden Skeletstücke, also je zwei ambulacrale, zwei adambulacrale und ein sub- ambulacrales Stück vorhanden seien ? Wir finden nun in der That ausser den schon dem ventralen Füsschenpaare zugewiesenen fünf Skeletstücken in jedem Mundwinkel noch fünf Stücke, von welchen wie bei jenen vier paarig sind, das fünfte aber unpaar ist. Die paarigen sind erstens die beiden interambulacralen Mundstücke, zweitens die peristomalen Platten, das unpaare ist das obere (erste) Bauchschild. Bezüglich des letztge- nannten (B,) ist aus seiner Lagerung sofort klar, dass es mit dem zwei- ten Bauchschild (B,) homolog ist. Das subambulacrale Stück der zum oberen Mundfüsschenpaar gesuchten Gruppe von Skelettheilen ist oflen- bar in ihm gegeben und es fehlen nur noch die beiden ambulacralen und die beiden adambulacralen Stücke. Wenn wir nun ferner beachten, dass im Armskelet die adambulacralen Stücke stets weiter ventralwärts als die ambulacralen ins Innere des Armes sich erhebenden Stücke gelegen sind, so wird schon aus dieser Beziehung wahrscheinlich, dass von den zwei Paaren von Skeletstücken, für die wir die Homologie noch nicht festgestellt haben und die allein noch für die hier gesuchten Stücke in Betracht kommen, die Peristomalstücke, wegen ihrer dorsalen und zugleich in das Körperinnere sich erhebenden Lagerung als Ambula- cralstücke, die weiter ventralwärts und zugleich oberflächlicher ge- legenen interambulacralen Mundeckstücke aber alsAdam- 262 bulacralstücke zu betrachten sein werden. Diese Wahrscheinlich- keit wird aber zur Gewissheit, wenn man die genannten Stücke in dem angedeuteten Sinne einer noch genaueren Prüfung unterwirft und dabei auch die Asterien zum Vergleiche heranzieht. Was zunächst die Peri- stomalplatten betrifft, so könnte vor Allem das weite Auseinanderliegen der beiden zu einem Radius gehörigen Platten Bedenken erregen. Ich habe aber gezeigt, dass schon bei den Asterien !) die ersten Ambulacral- stücke auseinanderzuweichen beginnen und zwar in demselben Sinne, wie wir es hier bei den Peristomalplatten der Ophiuren sehen: je zwei zu einem Radius gehörigen ersten Ambulacralplatten entfernen sich so von einander, dass je zwei zu benachbarten Radien gehörige sich einan- der nähern. Die Lagebeziehung der Peristomalplatten zu Wassergefäss- ring und Nervenring entspricht ihrer Deutung als Ambulacralstücke. Sowie die Ambulacralstücke des Armskeletes das Wassergefäss und den Nerven von der dorsalen Seite her bedecken, so verhalten sich auch die Peristomalplatten. Dass die interambulacralen Mundeckstücke mit Recht als Adambu- lacralstücke betrachtet werden, sieht man am Besten bei Ophioglypha. Bei dieser Gattung ist die ventrale Oberfläche der interambulacralen Mundeck- stücke von aussen leicht wahrzunehmen (Fig.14 Ad,) und man erkennt, dass sich dieselben unmittelbar an die Reihe der Seitenmundschilder und der Seitenschilder, also an die Reihe der adambulacralen Stücke anschliessen. Es spricht ferner für die Zugehörigkeit der interambulacralen Mundeck- stücke zu den Adambulacralstücken, dass wie letztere am Armskelet, so erstere am Mundskelet es sind, welche die Stachelbildungen (Armstachel, Mundpapillen) tragen. Vergleichen wir ferner das Mundskelet der Ophiuren mit demjenigen der Asterien, so ergiebt sich, dass auch bei den letzteren Adambulacralstücke es sind, welche an der Ventralseite unterhalb der Ambulacralstücke zur Bildung der Mundecken zusammen- stossen. Demnach wäre also die zum ersten Mundfüsschenpaare gesuchte Gruppe von Skeletstücken in allen ihren fünf Theilen gefunden. Wenn wir nun mit der Zählung der Skeletstücke vom Munde aus beginnen, dann sind die Peristomalplatten die ersten und die ambulacralen Mund- eckstücke die zweiten Ambulacralstücke, die interambulacralen Mund- eckstücke die ersten und die Seitenmundschilder die zweiten Adambu- lacralstücke, endlich das obere Bauchschild das erste, das untere Bauch- schild das zweite Subambulacralstück. Es setzt sich dann die Zählung auf das Armskelet fort mit der Zahl drei, vier u. s. w. 1) Zur Kenntniss der Gattung Brisinga. 263 Zufolge der hier erörterten Auffassung ist also das ganze Mund- skelet eine Umbildung der beiden ersten Wirbel aller fünfRadien mitsammt den zu den Wirbeln gehörigen Ad- und Subambulacralstücken. Schliesslich bleibt noch die Frage zu beantworten, ob sich denn auch für das so augenfällige Mundschild (J,) der Ophiuren bei den Asterien ein Homologon finde? Bei den Asterien fügt sich in der Median- ebene eines jeden Interradius eine unpaare Skeletplatte an das Mund- skelet an: das erste intermediäre Interambulacralstück !}. Ganz das gleiche Stück liegt in dem Mundschild der Ophiuren vor. Das Eigen- thümliche der Ophiuren liegt nur darin, dass diese Platte, die bei den Asterien sich von den nächstfolgenden intermediären Skeletplatten nicht besonders unterscheidet, hier eine ungemein mächtige Ausbildung er- ‚fahren hat. Um die vorgetragene Auffassung des Skeletes der Ophiuren und zwar sowohl der Beziehung des Armskeletes und des Mundskeletes zu einander als auch zu den entsprechenden Theilen der Asterien noch deutlicher zu erläutern, habe ich in Fig. 15 und 16 zwei Schemata ent- worfen (vergl. die Tafelerklärung). Da die Bauchschilder der Ophiuren nur accessorische, den Asterien gänzlich fehlende Stücke sind, so habe ich sie aus dem Schema Fig. 16 gänzlich weggelassen. Was ich in den beiden schematischen Figuren besonders wünsche klar und verständlich darzulegen, ist erstens, dass sowohl bei den Asterien als auch bei den Ophiuren das Mundskelet nur eine Umbildung der schon im Armskelet gegebenen Theile, insbesondere der Ambulacralstücke und der Adam- bulacralstücke ist, zweitens, dass die beiden Reihen der Ambulacral- stücke und der Adambulacralstücke bei den Ophiuren und bei den Asterien übereinstimmen, drittens, dass die Umbildung des Armskeletes zum Mundskelet bei den Ophiuren im Sinne einer engeren Zusanımen- drängung aller sich betheiligenden Stücke stattgefunden hat. In die beiden Schemata ist dann ausserdem noch mit blauen Linien der Verlauf des Wassergefässsystems und seiner die Füsschen versor- genden Zweige eingezeichnet. Besonders charakteristisch für die Ophiu- ren ist das Verhalten des Wassergefässsystems zu den beiden ersten Füsschenpaaren. Während dieselben bei den Asterien von dem radiären Wassergefäss aus versorgt werden, geschieht dies bei den Ophiuren von dem Ringcanal des Wassergefässsystems und noch dazu von einem dem ersten und zweiten Füsschen gemeinsamen Stamme. Wie wir diese den . Ophiuren eigenthümliche Versorgung der beiden ersten Füsschenpaare 4) Zur Kenntniss der Gattung Brisinga. 264 vom Wassergefässringe aus phylogenetisch insbesondere im Hinblick auf SR die Asterien etwa zu erklären haben, wird, wenn sich nicht an ausge- bildeten Thieren bisher noch nicht untersuchter Arten Uebergangsstufen finden, erst durch ein genaueres Studium der Entwicklung sich aufhellen lassen. & Es erübrigt zu zeigen, wie sich die eben entwickelte Auffassung des Mundskeletes der Ophiuren zu den Ansichten anderer Forscher verhält. Das Bestreben, das Mundskelet auf einen umgebildeten vordersten Theil des Armskeletes zurückzuführen, zieht sich schon lange durch de einschlägige Literatur hindurch, ja man kann sagen, es ist fast gleich- zeitig mit einer näheren Untersuchung des Ophiurenskeletes erwacht. Schon Meeker lässt die Mundecke aus der Theilung eines ersten Wirbels entstehen und ebenso Gaupry, dessen Auffassung sich freilich im Uebrigen dadurch von der Meexzr’schen unterscheidet, dass er im Gegensatz zu jenem die Wirbel der Ophiuren als nur diesen zukommende Einrichtungen, die nicht mit den Wirbeln der Asterien zu vergleichen seien, betrachtet. Die Mecker-Gaunpry’sche Auffassung schliesst das Richtige in sich, dass wirklich ein vorderster Armwirbel zu einem Hauptbestandtheil des Mundskeletes wird. Die zahlreichen übrigen Stücke des Mundskeletes sind aber von den beiden genannten Forschern - weder im Einzelnen anatomisch auseinander gelegt noch auch auf be- stimmte Theile des Armskelet zurückgeführt worden. Da ferner MeckEL ' sowie auch GAupry dasjenige Stück des Mundskeletes, welches am un- zweifelhaftesten als ein vorderstes Wirbelstück aufzufassen ist, nicht klar bezeichnet und von den übrigen Bestandtheilen des Mundskeletes unterschieden haben, so will ihre Auffassung im Grunde nicht mehr . sagen als dass überhaupt das Mundskelet eine Umbildung des Armskele- tes sei. Mit dieser, wenn auch im Einzelnen nicht durchgeführten aber dennoch richtigen, allgemeinen Auffassung war der Weg gefunden auf dem die Untersuchung vorzugehen hatte; es galt das Mundskeletin seine einzelnen Theile zu zerlegen und dann für diese letzteren Homologien in dem Armskelet aufzufinden. Einen wichtigen Schritt in dieser Richtung that Jon. Mürter als er zeigte, dass das bis dahin als einziges Skeletstück betrachtete Mundeck- stück aus zwei Theilen, einem ambulacralen und einem interambula- cralen Stücke bestehe, welche fest mit einander verwachsen seien und daran die Folgerung knüpfte, dass nur jene ambulacralen Theilstücke der Mundeckstücke als Wirbelhälftien betrachtet werden könnten, jene interambulacralen Theilstücke aber den Seitenplatten des Armskeletes gleichzustellen und wie diese als den Adambulacralplatten der Asterien homologe Theile aufzufassen seien. 4 GG. nd m 2 Zu En BE a a af» ” a 5 P- er 265 Diese für die vergleichende Anatomie des Mundskeletes ungemein wichtige Entdeckung Jon. Mürter’s ist zwar neuerdings von SIMRoTu ignorirt worden. Indessen thut das ihrer Richtigkeit keinen Abbruch. Wohl aber schadet es der Sımrorw’schen Auffassung des Mundskeletes. Denn indem Sımrorn im ersten Theile seiner Arbeit die interambulacralen Mundeckstücke gar nicht als besondere Stücke zu kennen scheint, aber dennoch nach den Seitenplatten der Arme homologen Skeletstücken im Mundskelet sucht, kommt er zur Aufstellung seiner adoralen Deckplatten der Mundeckstücke, die als besondere Skeletstücke, wie wir nachher sehen werden, gar nicht vorhanden sind. In dem zweiten Theile!) seiner Ab- handlung kommt Sımrorn, allerdingsaufandere Gründe hin, dazu zwischen einer ambulacralen (aboralen) und einer interambulacralen (adoralen) Hälfte der Mundeckstücke zu unterscheiden, betrachtet aber die letztere (die interambulacrale Hälfte des Mundeckstückes) als eigenartigen Theil der Scheibe ohne Homologon in den Armen. Die Jon. Mürter’sche Ent- deckung und Vergleichung bleibt auch hier unbenutzt. Warum Sımrors, trotzdem er in seinem Literaturverzeichniss die Jon. Mürer'sche Abhand- lung aufführt, sich immer auf Bronv’s Classen und Ordnungen und noch dazu mitunter in einer Weise beruft, die bei dem unbewanderten Leser die Meinung erwecken muss, es handle sich um Originalangaben von Bronn, weiss ich nicht. Bronn hat lediglich die Jon. Mürzer’schen Angaben -reprodueirt. Aber selbst die Bronw’sche Reproduction der Jon. MÜLLER- schen Angaben hätte Sımrora vollständiger ausnutzen können. Er würde dann gefunden haben, dass Bronn auch jene von Sımroru nicht gewür- digte Entdeckung Jon. MürLer’s von der Zusammensetzung.der Mund- eckstücke in Text und Abbildung wiedergiebt. Jon. MüLLer schliesst sich insofern noch an MeEckeL und GaAupry an als er nur einen einzigen Wirbel in das Mundskelet eintreten lässt. Der Jon. Mürzer’schen Auffassung schliesst sich neuerdings Truscher, der übrigens nicht näher auf die vergleichende Anatomie des Mundskeletes eingeht, an. Lyman aber und nach ihm — jedoch unbekannt mit den Angaben desselben — Sınroru haben das Verdienst darauf hingewiesen zu haben, dass es nicht ein Wirbel, sondern zwei sind, welche man in das Mundskelet muss eintreten lassen falls man zu einem vergleichend- anatomischen Verständniss desselben gelangen will. Beide kamen da- durch zu ihrer Auffassung, dass sie von dem Verkalten der Füsschen zu den Wirbeln ausgingen. Allüberall entspricht bei den Ophiuriden jedem Wirbel des Armes ein Füsschenpaar. Bei allen aber finden sich 1) Anatomie und Schizogonie der Ophiactis virens. II. Theil. Zeitschrift ür wissensch. Zoologie. XXVII. p. 488, 500. 266 in den Mundwinkeln zwei !) Paare von Füsschen. Es liegt nahe gemäss dieser Zahl’ der Füsschenpaare der Mundwinkel auch eine entsprechende Wirbelzahl in dem Mundskelete zu vermuthen. Lyman?) ist demzufolge der Meinung, dass jedes ambulacrale Stück der Mundecke nicht wie Jo». Mürter will nur als erstes Ambulacralstück, sondern als eine Verschmel- zung eines ersten und eines zweiten Ambulacralstückes aufzufassen sei. Er fügt allerdings mit Recht hinzu, dass diese Anschauung, da sich bis jetzt das betreffende Skeletstück weder anatomisch noch entwicklungs- geschichtlich als durch Verbindung zweier Stücke entstanden habe er- weisen lassen, des näheren Beweises ermangele. Er denkt sich das am- bulacrale Mundeckstück durch einen horizontalen, zwischen den beiden Füsschen gelegenen Schnitt in zwei übereinander gelagerte Stücke zer- fällt, von denen dann das obere (dorsale) das umgebildete erste, das untere (ventrale) das umgebildete zweite Ambulacralstück darstellt. Der erste eigentliche Armwirbel wird sonach gebildet durch Verschmelzung nicht des zweiten (MeckeL, GAUDRY, MüLLer) sondern des dritten Paares der Ambulacralstücke. Wesentlich gleich ist mit der Lyman’schen Ansicht diejenige, zu welcher zwei Jahre später, aber selbständig, Sımrorn gelangte. SIMROTE führt aber seine Ansicht mehr im Einzelnen aus als Lyman und versucht namentlich nicht nur für die Ambulacralstücke sondern auch für die übrigen Haupttheile des Armskeletes mit Ausnahme der Dorsalplatten die homologen Theile im Mundskelete wiederzufinden. Wie einem jeden Wirbel des Armes zwei Seitenschilder und ein Bauchschild entspreche, so seien auch in dem Mundskelete nicht nur die durch die Zahl der Mundfüsschen verlangten zwei Paare von Ambulacralstücken, sondern auch die zu denselben gehörigen Seitenschilder und Bauchschilder wenn auch in mehr oder weniger veränderter Form und Lagerung wiederzufinden. Diese allgemeine Auffassung stimmt ganz mit der oben von mir vorge- tragenen überein. In der Durchführung derselben aber ergeben sich mancherlei Differenzen zwischen Sımrora und mir theils bezüglich der Thatsachen theils in Bezug auf deren Ausdeutung. Ich glaube dies am übersichtlichsten klar zu machen, wenn ich die einzelnen Skeletstücke 4) Sımrora (ll. Theil, p. 488) spricht allerdings von Ophiuren mit nur einem Paare von Mundfüsschen. Er meint damit, wie aus seinem Hinweis auf die Abhand- lung von W. Lance (Beitrag zur Morphologie u. Histiologie d. Asterien u. Ophiuren, Morphol. Jahrb. II. 1876) hervorgeht, die Gattung Ophioglypha. Indessen hat die Gattung Ophioglypha ebensowohl zwei Paare von Mundtentakeln wie jede andere Ophiure. Die äusseren Mundtentakel sind nur bei Ophioglypha etwas mehr nach aussen gerückt als bei anderen Gattungen. Ophiuriden mit nur einem Paare von Mundtentakeln kennt man bis jetzt nicht. 2) l. c. p. 257. # ee ae Ti 267 des Mundskeltes deer Reihe nach vornehme und dabei die bezüglich derselben gemachten verschiedenen oder übereinstimmenden Angaben nebeneinanderstelle. Zugleich sollen in diese Uebersicht auch die An- sichten der früheren Autoren aufgenommen werden. Erstes Ambulacralstück. Diese von Jon. MüLter!) unter der Bezeichnung »peristomiale Platten « beschriebenen Stücke?) nennt Teu- SCHER ?) irrthümlich »Prästomialplatten Mürrzer’s«. Lyman scheint ihnen trotz seiner sonst so sorgfältigen Schilderung des Ophiurenskeletes keine besondere Bedeutung beizulegen, er erwähnt sie nur in seiner Tafeler- klärung und bildet sie nur von einer Form, Ophiomyxa pentagona, ab). Sımroru lässt sie bei Ophiactis virens ganz unerwähnt, vielleicht weil er sie ihrer Kleinheit wegen bei dieser Species nicht finden konnte. Ver- wirrung aber wird durch Sınkorn dadurch angerichtet, dass er die für diese Skeletstücke von Jon. MüLL£r eingeführte Bezeichnung auf andere Stücke überträgt. Er nennt die beiden zu den beiden ersten Wirbeln gehörenden und mit ihnen in das Mundskelet eintretenden Ventralplatten (Bauchschilder): »Ossa peristomialia«5). Zur Motivirung seiner Benennung sagt Sımroru, dass er es vorziehe »von den mannigfachen Knochen in der Umgebung des Mundes, welche mit diesem Namen belegt worden sind, ihn nur den hier beschriebenen als wirklich peripherischen Knochen zuzuerkennen«. Es ist aber die Bezeichnung »peristomiale Platten « von Jon. MürLer für diese ganz bestimmten Skeletstücke eingeführt worden und Niemand hat bis jetzt meines Wissens andere als gerade diese mit dem erwähnten Namen belegt. Es ist also die Unbestimmtheit der Nomenclatur, die Sımrorn beseitigen will, gar nicht vorhanden. Aller- dings muss ich dabei bemerken, dass Jon. Mürzer bei Astrophyton ein Skeletstück, welches ich für homolog mit der zum ersten Wirbel ge- hörigen Subambulacralplatte halte, in seiner Tafelerklärung ®) als »peri- stomiales Knochenstück « bezeichnet. Wie aber aus der zugehörigen Stelle des Textes?) hervorgeht, war Jon. MüLzer selbst sehr zweifelhaft Ale. pr 73: 2) Schon vor Jon. MürLLer wurden diese Platten von Mecker beobachtet. Die be- treffende Stelle bei MeckeL scheint auch mir nur auf die Peristomalplatten bezogen werden zu können: »Oben werden ausserdem die Seitenhälften der Bögen der neben- einanderliegenden Strahlen durch ein Paar Querplalten zusammengebalten« (MECKEL, l. c. p. 29, nicht p. 294 wie Jon. MüLLer eitirt). 3) I. c. p. 279 in der Erklärung der Fig. 7. 4) 1. e. Taf. VII, Fig. 18, p. 272: »v, stout triangular pieces covering the trench of the nerve-ring«. 5) l. c. I. p. 427. 6) 1. c. p. 96. Erklärung der Fig. 5 d. Taf. VII. 7) 1. c. p. 80, 263 bei Jon. Mürzer thatsächlich vorhandene Unsicherheit beseitigen will, so muss man, scheint mir, den von ihm eingeführten Terminus nur für die- jenigen Skeletstücke anwenden, für welche er mit Bestimmtheit einge- führt worden ist und ihn für diejenigen aufgeben, für welche er schon vom Autor pur mit Zweifel gebraucht wird. Sımrorn macht es aber ge- rade umgekehrt. Zweites Ambulacralstück. Bei Jon. Mürızrr !) heissen diese Stücke »vorderste Ambulacralstücke« oder »ambulacrale Stücke der Mundecken«. Lyman?) und Sımrorn fassen dieselben auf als durch Ver- wachsung eines ersten und eines zweiten Ambulacralstückes entstanden. Sımroru ?) bezeichnet das zweite Ambulacralstück zusammen mit dem ersten Adambulacralstück als »Os angulare oris «. Erstes Adambulacralstück. Diese von Jon. MürLer als »inter- ambulacrale Stücke der Mundecken « bezeichneten Skelettheile wurden von ihm auch bezüglich ihrer Homologie schon richtig gedeutet, indem er sie den ersten Adambulacralstücken der Asterien vergleicht ?). Lyman nennt sie®) »Scutella oralia; jaws; Mundeckstücke«. Mit den zweiten Ambulacralstücken zusammen bilden sie die Sınrorm’schen »Ossa angularia oris«%). Zu diesen Ossa angularia oris beschreibt dann Sımkorn?) ferner noch besondere ventralwärts gelegene Deckplatten als: » Ossa tecloria angularium oris adoralia«, in welcher er dieumgewandelten Seitenplatten des ersten in das Mundskelet eingegangenen Wirbels gefunden zu haben glaubt. Diese »adoralen Deckplatten der Mundeckstücke « sind jedoch in Wirklichkeit weder bei Ophiactis virens noch bei anderen Ophiuren vor- handen. Was Sınkoru hier als besondere Stücke beschreibt sind nur die ventralen Oberflächen der ersten Adambulacralstücke. Wenn auch die Kleinheit des von Sımrkoru benutzten Objectes, sowie sein Bestreben die zu dem ersten Wirbel gehörigen Seitenplatten im Mundskelet zu finden, diesen Irrthum einigermassen erklärlich machen, so hätte er denselben dennoch vermeiden können, wenn er grössere Formen zum Vergleich herangezogen hätte. ZweitesAdambulacralstück. Jon. MüLLrr beschreibt sie als »seitliche kleine Schilder auswendig hinter den Mundecken« und ver- gleicht sie mit den intermediären Interambulacralplatten der Seesterne®). Lyman nenntsie: »Scutella adoralia ; side mouth-shields «”). Bei Sımrora 10) heissen sie »aborale Deckplatten der Mundeckstücke «, » Ossa tectoria an-- gularium oris aboralia«. Bezüglich ihrer Homologie stinnme ich mit Sımrorn A)zbae-prni6. 2) l. c. p. 257. 3) I. ce. p. 426. 4) l. c. p. 45, 53, 76. 5) l.c. p. 260. 6)1.c.p. 426. 7)1.c.p.428. 8)1.c.p.45. 9)1.c.p. 260. 10) 1. c. p. 428. 269 Sanz überein, wenn er sie als homolog den zum zweiten Wirbel gehörigen Seitenplatten des Arıns bezeichnet. ErstesintermediäresInterambulacralstück. Dieses all- bekannte »Mundschild « der Ophiuren ist schon von Jon. MüLter richtig zu den intermediären Interambulacralplatten, die er bei den Asterien unterschieden hatte, gestellt worden !). Auch bei den neueren Forschern behält es allgemein den Namen Mundschild. So nennt es Lyman 2): »Scu- tum buccale; mouth-shield; Mundschild; plaque buccale « und Sımrorn 3) : »Mundschild, Os interradiale oris«. Die Homologie des Stückes ist aber seit Jon. MüLer nicht mehr erörtert worden. Erstes und zweites Subambulacralstück. Es sind dies die von Sımrorn *) als » Ossa peristomialia« »unpaare Deckstücke der Mundeckstücke«) bezeichneten Skeletstücke bezüglich deren Benennung ich mich schon weiter oben gegen Sımrorn ausgesprochen habe, bezüg- lich deren Homologisirung aber ich mit Sınrkorn übereinstimme. Torusangularis. Sımrorn beschreibt bei Ophiactis virens eine besondere ventrale Deckplatte des Torus angularis5). Dieselbe ist aber ebensowenig als besonderes Skeletstück vorhanden als dies mit seinen vorhin besprochenen »Ossa tectoria angularıum oris adoralia« der Fall ist. Was er als besondere Deckplatte beschreibt ist auch hier nur die ventrale Ansicht des Torus. Die Bronn’sche CGopie der Jon. MürLer’schen Abbildung eines Toris angularis bezieht sich übrigens nicht wie Sımrorn meint auf Ophiolepis sondern auf Ophiocoma, wie auch schon Bronn in der Tafelerklärung richtig angiebt. Die Geschlechtsorgane und die Bursae‘). Die Geschlechtsorgane der Ophiuren und die Wege, welche Eier und Samen nehmen um nach aussen zu gelangen, sind bis jetzt nur höchsi mangelhaft bekannt geworden. Bekanntlich ist die herkömmliche Be- hauptung die, dass die Genitalproducte bei den Ophiuren in die Leibes- höhle entleert werden und von hier aus durch die sogenannten Genital- spalten nach aussen gelangen. Mit dieser Auffassung Hand in Hand geht die gleichfalls allgemein verbreitete Ansicht, dass die Genitalspalten direet in die Leibeshöhle führen und nicht nur zur Ausfuhr der Genital- producte, sondern auch zur Einfuhr von Seewasser in die Leibeshöhle A)l.c.p.45. 2)1.c.p. 260. 3)1.c.p. 428. A4)l.c.p. 497, 498. a a et): 6) Vergl. die vorläufige Mittheilung: Die Bursae der Ophiuriden und deren Homologon bei den Pentatrematiten. Nachrichten v. d. kgl. Gesellsch. d. Wissensch. . u. d. G. A. Univers. zu Göttingen 1873. Nr. 6. Sitzg. vom 2. März. p. M5—220. 270 dienen. An diesen in allen unseren Lehrbüchern !) zu findenden Be- hauptungen ist nur das Eine richtig, dass Eier und Samen durch die sogenannten Genitalspalten ins Freie gelangen, alles Uebrige ist irrthüm- lich, insbesondere werden weder die Geschlechtsproducte in die Leibeshöhle entleert noch münden die sogen. Genital- spaltenin die letztere. Bevor ich mich zu einer Darlegung meiner Beobachtungen wende, möge das Wenige, was sich in der Literatur über die Generationsorgane und die Genitalspalten der Ophiuren vorfindet und worauf die herge- brachten fehlerhaften Ansichten zum grössten Theil beruhen, hier mit- getheilt sein. Lamarck ist in seiner Histoire naturelle des animaux sans verte- bres2) der Meinung, dass die Genitalspalten zum Durchtritt tentakel- artiger Gebilde dienen, scheint aber später selbst in dieser Ansicht schwankend geworden zu sein, denn in der Encyclopedie methodique?) erwähnt er jene, in Wirklichkeit niemals vorhandenen, tentakelartigen Bildungen nicht mehr, sondern äussert sich über die sogen. Genitalspal- ten ganz unbestimmt : »ils penetrent dans l’interieur et servent probab- lement ä la respiration «. Derıe Curse vertritt anfänglich) die Ansicht, dass die Genitalspal- ten die Aufgabe haben zum Zwecke der Respiration Wasser in die Leibes- höhle einzuführen, später aber macht er die Angabe 5), dass die Genital- spalten in einen Sack führen, den er Respirationssack nennt. Wir werden nachher sehen, dass DELLE Curase’s letztere Angabe dem wirklichen Sachverhalt entspricht. 4) Man vergl. z. B. Carus und GERSTÄCKER, Handb. d. Zoologie. Bd. II. 1863. p. 507; GEGENBAUR, Grundzüge der vergleich. Anatomie. 2. Aufl. 1870. p. 339, 344, 346, Craus, Grundzüge d. Zoologie. 3. Aufl. 4876. p. 264, 285 ; GEGENBAUR, Grund- riss d. vergleich. Anatomie. 2. Aufl. 1878. p. 239; Huxrey, Grundzüge d. Anatomie d. wirbellosen Thiere. Autoris. deutsche Ausg. v. J. W. SpEnGEL. 1878. p. 498. 2) Vol. 2. Paris 18146. p. 537 (Euryale): »Ces ouverlures servent & donner pas- sage A des organes retractiles, probablement tentaculaires«. Ibid. p. 541 (Ophiuren): »Des trous pour le passage de tenlacules ou de tubes retractiles«. 3) Encyclopedie methodique. Histoire nalurelle des Zoophytes ou animaux rayonne6s par Lamouroux etc. Paris 4824. p. 580. 4) STEFANO DELLE CHIAJE, Memorie sulla storia e notomia degli animali senza vertebre del Regno di Napoli. Vol. I. Napoli 1825. p. 274, 302; p. 369: »forami ovali per !’ ingresso dell’ acqua«. 5) In der unter dem Titel: Descrizione e notomia degli animali invertebrati della Sicilia citeriore erschienenen zweiten Auflage der Memorie, T.1V,p. 74, pl. 38. Diese Auflage ist mir hier in Göttingen nicht zugänglich und ich entnehme obiges Citat einer Notiz bei H. MıLnz EpwArps, Lecons sur la physiologie et ’anatomie compare&e ds !’homme et des animaux. T. ll. Paris 4857. p. 9. 271 Bei dem nächsten Untersucher der Ophiuriden, L. Acassız, finden wir wieder die Angabe !), dass die Leibeshöhle durch die Genitalspalten direct mit der Aussenwelt in Verbindung stehe. Die Hauptquelle aber, auf welche die jetzt herrschende Ansicht über die Generationsorgane und die Genitalspalten der Ophiuriden zurückzu- führen ist, sind die Angaben von J. Mürzer und F. H. TrosceneL in dem »System der Asteriden 2): »Bei den Ophiuren dehisciren die Ge- schlechtsorgane in die Körperhöhle und Eier und Samen werden ausge- führt durch besondere Geschlechtsspalten, welche aber hier zugleich auch die respiratorischen Eingänge in die Körperhöhle sind «. Ziemlich gleichzeitig mit dem Mürzer -Troscner’schen Asteriden- werke veröffentlichte Raruke ?) Untersuchungen über die Geschlechtsor- sane der Ophiuren. Doch gerade diese Gleichzeitigkeit mit der nach manchen Richtungen hin grundlegenden Arbeit von J. Mürzer und F. HR. Troscner erklärt es vielleicht, dass die Beobachtungen Raruke’s in der Folgezeit nur wenig Berücksichtigung *) fanden. Auch mir sind sie ebenso wie die letzterwähnte Ansicht DerLe Gurase’s erst nachträglich bekannt geworden, als ich die richtigen Verhältnisse der Generationsorgane und der Genitalspalten bereits selbständig aufgefunden hatte. Raruke lässt die Genitalproducte (bei Ophiura nigra — Ophiocoma nigra M. Tr., Ophiura aculeata — Ophiopholis bellis Lym. und Ophiura lacertosa — Ophioglypha texturata Lym.) nicht in die Leibeshöhle gelangen, sondern ‚in einen Sack, welchem die eigentlichen Genitalschläuche eines jeden der zehn Geschlechtsorgane aufsitzen; aus diesem Sacke sollen sie dann 4) Notice sur quelques points de l’organisation des Euryales, accompagn&e de la description detaill&e de l’espece de la M&diterranee. M&m. de la Soc. des scienc. natur. de Neuchatel. T. II. 1839. p. 5. 2) Braunschweig,.1842. p. 133. 3) H. RATaKkE, Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Physiologie, Reisebe- merkungen aus Skandinavien, nebst einem Anhange über die rückschreitende Mela- morphose der Thiere. Danzig 1842 (in: Neueste Schriften d. naturforschenden Ge- sellschaft in Danzig, 3. Bandes 4. Heft. 4842). p. 416—119: VII. Ueber die Ge- schlechtswerkzeuge verschiedner Asteriden. Taf. II, Fig. 3—7. 4) So fehlt z.B. die citirte Arbeit RATHke’s in dem sonst so umfassenden Litera- turverzeichniss von Lyman (Ophiuridae and Astrophytidae. Illustr. Catal. Mus, Compar. Zool. Harvard College. Nr. I. Cambridge 4865. p. 9). Auch Bronx er- wähnt derselben nicht. In der von Bronn und Anderen citirten Notiz von RATHKE (in Frorıer's Neuen Notizen aus d. Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nr. 269. 1840. p- 65. Ueber das Geschlechtsverhältniss bei d. Seeigeln u. Seesternen) giebt derselbe nur eine vorläufige Mittheilung über: seine Untersuchungen der Geschlechtsverhält- nisse bei den Seeigeln und Seesternen, welche aber bezüglich der Ophiuren so kurz und knapp gehalten ist, dass daraus noch nicht wie aus der späteren etwas ausführ- licheren Mittheilung ersichtlich wird, dass RATakE eine andere und zwar richtigere Auffassung der Genitalorgane und ihrer Ausführwege hatte als MÜLLER u. TRosCHEL. 2712 unmittelbar nach aussen entleert werden »durch eine kleine spaltför- ® mige ovale Oeflnung an der unteren Seite des Discus in der Nähe des Mundes«. Wenn man die immerhin nur sehr kurzen und fragmentari- schen Angaben und Abbildungen Raruke’s mit den nachher mitzutheilen- den Thatsachen vergleicht, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass derselbe im Grossen und Ganzen das Richtige getroffen hatte. Die einzigen Autoren, welche die Raruke’schen Angaben erwähnen, sind meines Wisserps v. SırsoLp und GEGENBAUR. Der Erstere !) lässt es unentschieden ob die Genitalorgane besondere Ausführwege besitzen (Raruke) oder ihre Producte in die Leibeshöhle entleeren (MürLer und Trosener), lässt aber in jedem Falle die sogen. Genitalspalten (» Respira- tionsspalten«) in die Leibeshöhle führen. GEGENsAur ?) verhält sich ge- radezu ablehnend gegen die Angaben Rarnke’s Von denjenigen Forschern, welche sich in der jüngsten Zeit um die Anatomie der Ophiuriden bemüht haben, übergehen R. Truscner ?) und W. Lange?) die Genitalorgane vollständig, während H. Sımkorn aller- dings über den feineren Bau der Genitalschläuche von Ophiaclis virens einige Angaben macht, bezüglich der Bedeutung der Genitalspalten aber durchaus an der MüLLer-Troscner’schen Ansicht festhält). Darauf, dass die herkömmliche Auffassung der Genitalspalten der Ophiuren eine verkehrte ist, habe ich schon in meinen Beiträgen zur Anatomie der Asterien gelegentlich hingewiesen. Ich machte daselbst darauf aufmerksam, dass die sogen. Genitalspalten nicht in der Leibes-- wand sondern in tiefe Einsenkungen der Körperwand hineinführen und schlug vor diese Einsenkungen als Genitaltaschen, bursae genitales, zu bezeichnen 6). Da aber die Einsenkungen nicht nur mit den Genital- organen in Beziehung stehen, sondern höchst wahrscheinlich zugleich als Respirationsorgane functioniren, so halte ich es für das Zweckmässigste, 4) C. Ta. v. Sırsorp, Lehrbuch der vergleich. Anatomie d. wirbellosen Thiere. Berlin 1848. p. 404, 106. 2) Grundzüge der vergleich. Anatomie. 2. Aufl. 1870. p. 346. 3) Beiträge zur Anatomie d. Echinodermen. Il. Ophiuridae. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. X. 1876. p. 263. 4) Beitrag zur Anatomie u. Histiologie d. Asterien u. Ophiuren. Morphol. Jahrb. 11. 1876. p. 244. 5) Anatomie und Schizogonie der Ophiactis virens. 1. Theil. Diese Zeitschrift. Bd. XXVII. p. 429: (zwischen den Genitalspangen geht die) »freie Communication vom äusseren Seewasser zur Leibeshöhle und der Austritt der Geschlechtsproducte vor sich«. Das unmittelbare Eindringen des Seewassers in die Leibeshöhle durch die Genitalspalten wird ferner behauptet p. 450 u. 467. \ 6) Beiträge zur Anatomie der Asterien. Zeitschrift f. wissenschaftl. "Zoologie. Bd. XXX. p. 148. (Morphologische Stud. an Echinodermen. p. 198.) 273 dieselben einzig und allein nach ihrer Form zu benennen. Der einfache Terminus »Bursa«, »Tasche«, wird sich um so mehr dafür eignen als derselbe bis jetzt in der Nomenclatur der Echinodermen nirgends zur Verwendung kommt, Missverständnisse also nicht zu befürchten sind. Dementsprechend ändere ich auch die Bezeichnung Genitalspalte in »Bur- salspalte«. Bei der Beschreibung der hier zu behandelnden Organe gehe ich aus von den Verhältnissen, wie sie sich bei der Gattung Ophioglypha finden. Präparirt man an einer Ophioglypha albida die Rückenhaut der . Scheibe sorgfältig ab, so gewinnt man eine Ansicht des Magensackes, dessen dorsale Wand sich in strahlig gestellte Falten legt (Fig. 19, 20). Abgesehen von diesen Falten zeigt der Magensack an seiner Peripherie zehn Ausbuchtungen, von welchen die fünf radiär gerichteten etwas kürzer sind als die damit abwechselnden interradiär gestellten .(Fig. 20). Ist das Thier geschlechtsreif, so legt sich ein Theil der Genitalschläuche vom Randbezirk der Scheibe her über den Magensack hinüber, so dass man dieselben erst hinwegräumen muss, wenn man die zehn Ausbuch- tungen des letzteren zur Anschauung bringen will. Die Genitalschläuche liegen in zehn Gruppen vertheilt und zwar so, dass jede Gruppe zwischen einer radiären und einer interradiären Ausbuchtung des Magens gelegen ist. Die Einschnürungen, welche die zehn Ausbuchtungen des Magens von einander trennen, setzen sich in Gestalt von zehn Furchen, die sich durch grössere Tiefe von den übrigen seichteren Furchen unterscheiden, auf der dorsalen Oberfläche des Magens bis fast zum Centrum derselben fort. Zieht man eine dieser zehn Furchen von ihren Rändern her aus- einander, so findet man in sie eingesenkt das, nach der dorso-ventralen Achse des Thieres gerichtete, blindgeschlossene Ende eines sackförmigen Organs, welches weiter nach der Peripherie der Scheibe sich unter und zwischen den Genitalschläuchen verliert. Durch feine bindegewebige Stränge ist dieses Organ, die Bursa, mit der Rückenhaut des Magens verbunden und ähnliche Stränge gehen von demselben ebenso wie vom Magen selbst zur Rückenhaut der Scheibe. Derartige bindegewebige Fäden und Stränge, welche die Körperhöhle durchziehen und die Organe theils untereinander, theils an die Körperwand befestigen, sind ja unter den Echinodermen allgemein verbreitet. Entfernt man nunmehr vor- sichtig die einzelnen Genitalschläuche, insoweit sie sich auf die Rücken- seite des Magens hinüberlegen, so gewinnt man die Ueberzeugung, dass jener blindgeschlossener Sack zu einem Organe gehört, welches sich von der Ventralseite kommend um den Rand des Magens herüberschlägt und so mil seinem Endzipfel auf die Dorsalseite des letzteren zu liegen kommt. Um die Bursa weiterhin frei zu präpariren, ist die Entfernung 21 274 des Magensackes geboten, die aber mit sehr grosser Vorsicht geschehen muss, da zu starke Zerrung der bindegewebigen Fäden, welche die ein- N ander zugekehrten Flächen des Magens und der Bursa miteinander ver- binden, sofort eine Zerreissung der dünnen Wand der Bursa zur Folge hat. Ist das Präparat gelungen (Fig. 17), so zeigt es, dass die Bursa ein verhältnissmässig weiter,sehr dünnhäutiger Sack ist, welcher an den Rändern der Bursalspalte beginnt, dor- salwärts in die Körperhöhle sich erhebt und an seinem aboralen Bezirke sich in einen Zipfel fortsetzt, welcher sich über den Rand des Magensackes auf dessen Dorsal- seitehinüberschlägi (vergl. auch die schematischen Figuren 21, 22). Die Bursa ist gegen die Leibeshöhle durchaus blindgeschlossen, während sie mit der Aussenwelt durch die Bursalspalte in offener Verbindung steht. Ihre Wand, obschon sehr dünn, erweist sich an den Rändern der Bursalspalte doch nur als eine Fortsetzung der Körperwand. Mithin ist die Bursa selbst nur eine Einstülpung der Körperdecke. An der schlitzförmigen Bursalspalte können wir die beiden Ränder des Schlitzes als adradialen (dem Arme zugekehrt) und abradialen (dem’ Arme abgekehrt) unterscheiden. Beide Ränder verhalten sich nicht ganz gleich (Fig. 17); der adradiale wird wesentlich nur gebildet von einem einzigen Skeletstücke, der Bursalspange (Genitalspange der Autoren), während der abradiale (Fig. 25) aus einer Schuppenreihe besteht, welche eine ganz directe Fortsetzung der beschuppten Oberfläche des interradialen Perisomes ist. Die Schuppenreihe des abradialen Randes sowohl als auch die Spange des adradialen richten sich, während sie ventralwärts den Eingang der Bursalspalte begrenzen, dorsalwärts in die Körperhöhle hinein auf (vergl. den Holzschnitt auf p. 275) und dienen zum Ansatz der dünnen Bursalwand. Ueber den in der Scheibe gelegenen Armabschnitt schlägt sich die Bursa oft fast bis zur Medianebene des Radius hinüber. In Folge dessen bildet sich zwischen Genitalspange und Arm ein zur Leibeshöhle gehö- render Raum, welcher dorsalwärts zum grössten Theile von der überge- lagerten Bursa geschlossen wird. Auf ihrer nach der Leibeshöhle gerichteten Oberfläche sitzen der Bursa die Genitalschläuche auf, jedoch nicht ordnungslos über die ganze Bursa verbreitet, sondern in bestimmter Anordnung und auf einen bestimmten Bezirk beschränkt. Gänzlich frei von Genitalschläuchen bleibt der dorsale Endzipfel der Bursa, der sich über den Magen hinüberlagert. An dem ventralen Abschnitt der Bursa aber inseriren sich die einzelnen Genitalschläuche in einer Linie, welche dem Rand der Bursalspalte parallel verläuft und sich nur am aboralen Bezirke der Bursa weiter von 275 - der Spalte entfernt. Der Verlauf der Insertionslinie der Genitalschläuche an die Bursa wird am Besten klar werden aus den beiden schematischen Abbildungen (Fig. 21, 22). Macht man einen Querschnitt durch eine Bursa und die angrenzenden Körpertheile (vergl. untenstehenden Holz- schnitt), so erkennt man, dass die Genitalschläuche der adradialen Bur- salwand in den oben erwähnten Raum zwischen Bursalspange und Arm hineinhängen, während diejenigen der abradialen Bursalwand sich dicht über der ventralen Körperwand befinden. Dies gilt indessen nur für die- jenigen Genitalschläuche, welche sich parallel und dicht über dem Rande der Bursalspalten ansetzen ; in dem aboralen Bezirke der Bursa, in wel- chem sich die Insertionslinie der Genitalschläuche weiter dorsalwärts an der Bursa heraufzieht, legen die einzelnen Genitalschläuche sich über den Magen herüber. Diese ‚letztgenannte Gruppe der Ge- schlechtsorgane ist es, die man bei der Präparation von der Dor- salseite her zuerst zu .Gesicht bekommt. Sämmtliche Genital- schläuche sind in ihrer Lage durch bindegewebige Aufhänge- fäden fixirt, welche von ihrer eines Schema verticalen Querschnittes äusseren Oberfläche sich zum Theil zu der Magenwand ganz besonders aber zur Körperwan- dung hinüberspannen. Was die Zahl der einzelnen Genitalschläuche anbetriflt, so zählte ich deren bei Ophioglypha Sarsii durchschnittlich 50 an je- der Bursa, was also für das ganze durch eine Ophioglypha nahe dem Rande der Scheibe ; der Schnitt ist quer durch einen Radius geführt. Kd, dorsale, Kv, ventrale Körperwand; Mr, radiäre Aus- buchtung des Magens; A, Arm in der Scheibe; B, Bursa; Bw’, der adradiale Rand der Bursalspalte mit der Bursal- spange ; Bw”, der abradiale Rand der Bur- salspalte mit der Plattenreihe; G, Geni- talschläuche;; die Pfeile bedeuten die Bursalspalten. Individuum die erkleckliche Zahl von 500 Genitalschläuchen ausmacht. Diese Zahl wird aber von manchen anderen Arten und Gattungen noch ganz erheblich übertroffen. Die einzelnen Generationsorgane haben in der Jugend eine kolbige, später aber cylindrische Gestalt. Sie besitzen ein inneres, Eier oder Samen bildendes Epithelium. Ihre bindegewebige Wandung besteht aus zwei Lamellen, welche durch einen eingelagerten Blutsinus von einander _ getrennt sind. Die äussere Lamelle trägt auf ihrer nach der Leibeshöhle schauenden Oberfläche ein niedriges plattes Epithel, in welchem ich an meinen Präparaten (von Ophioglypha Sarsii) die Zellgrenzen nicht recht a1 * 276 deutlich zu erkennen vermochte; die bald rundlichen, bald länglichen Kerne maassen 0,004 mın. Ferner besitzt die äussere Lamelle der Wand der Genitalschläuche Muskelfasern, welche aber keine geschlossene Mus- kellage bilden, sondern vereinzelt liegen und keine ganz regelmässige Anordnung zeigen ; bei Amphiura filiformis Q verlaufen die Muskelfasern fast alle kreisförmig um den Genitalschlauch. Ein inneres Epithel des Blutsinus konnte ich nicht auffinden. Der Bau der Genitalschläuche der Ophiuren ist demnach ganz in Uebereinstimmung mit den entsprechen- den Verhältnissen der Asterien !), Grinoideen 2) und Holothurien ?). Während bei geschlechtsreifen Thieren der Blutsinus durch die Masse der im inneren Hohlraume des Genitalschlauches sich entwickeln- den Eier oder Samenfäden zusammengedrängt wird und häufig erst bei genauer Untersuchung sich zu erkennen giebt, ist es leicht sich bei noch nicht ganz geschlechtsreifen Thieren von seiner Existenz zu über- zeugen. Er liegt dann (Fig. 18) als ein weiter geräumiger Sack um den inneren, die Geschlechtsproducte erzeugenden Schlauch des Genital- organes. Von der Aussenwand des Sackes gehen die oben erwähnten Aufhängefäden aus. Die Blutsinus sämmtlicher Genitalschläuche stehen miteinander in Zusammenhang durch ein Gefäss, welches der Reihe der Insertions- punkte der Genitalschläuche entlang an der nach der Leibeshöhle schauenden Oberfläche der Bursa verläuft. Die Geschlechtsporen sind, wenn man die Bursa sorgfältig herauspräparirt, aufgeschnitten und auseinander gebreitet hat, schon unter der Loupe als eine Reihe kleiner Punkte wahrnehmbar. Sie sind von einem epithelialen Ringwalle umgeben, welcher, bei Ophioglypha Sarsii, ungefähr 0,06 mm im Durchmesser misst, während der Porus selbst ein 0,02 mm weites Lumen besitzt. Die Poren liegen in fast gleichen, 0,24 mm, Abständen von einander entfernt und führen direct hinein in den inneren Hohlraum der Genitalschläuche, welche ihnen mit ganz kurzem Ausführungsgang aulsitzen. Ein Eintritt der Genitalproducte in die Leibeshöhle ist demnach normalerweise gar nicht möglich, sondern die- selben werden in die Bursa entleert, aus welcher sie dann weiter nach aussen geschafft werden können. Auch ein durch die Genitalporen etwa 4) Beiträge zur Anatomie der Asterien. Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie, XXX. p. 144, (Morphologische Stud. p. 192.) 2) Beiträge zur Anatomie der Crinoideen. Zeitschrift für wissensch, Zoologie. XXVIII. p. 286. (Morph. Stud. p. 32.) EP 3) C. SEMPER, Reisen im Archipel der Philippinen. Il. 4. Holothurien,. Leipzig 1868. p. 143. : 277 vermittelter Zusammenhang des Blutgefässsystems oder der Leibeshöhle mit der Aussenwelt ist nach den mitgetheilten Beobachtungen nirgends vorhanden. Für die Gattung Ophioglypha ist also constatirt, dass die herkömm- liche Auffassung der sogen. Genitalspalten und der Ausführwege der Geschlechtsproducte verkehrt ist, dass keine Communication der Leibes- höhle mit der Aussenwelt durch die Bursalspalten stattfindet, sowie dass die Genitalschläuche sich mit bestimmten Ausführungsöffnungen in eine tiefe Einsenkung der Körperwand, die Bursa, entleeren. Auf die Function der Bursa komme ich später noch einmal zurück. Zunächst ist es meine Aufgabe zu zeigen, dass die besprochenen Verhältnisse nicht etwa nur der Gattung Ophioglypha zukommen, sondern mit unwesentlichen Modificationen eine sämmtlichen Ophiuriden gemeinsame Einrichtung sind. Ausser den beiden genannten Ophioglypha-Arten habe ich noch sieben Arten, Vertreter von sechs Gattungen, in den Kreis meiner Unter- suchungen gezogen. Es sind dies Opbiocoma nigra M. Tr., Ophiocoma scolopendrina Ag., Ophiomyxa pentagona M. Tr., Ophiopholis bellis Lym. (= Ophiolepis scolopendrica M. Tr.), Ophiothrix fragilis M. Tr. (= ro- sula Forb.), Amphiura filiformis Forb., Ophioderma longicauda M. Tr. (= Ophiura laevis Lym.). Bei sämmtlichen fand ich die Bursae wohl ausgebildet und in ihren allgemeinen morphologischen Verhältnissen durchaus mit denjenigen von Ophioglypha übereinstimmend. Auch die Beziehung zu den Genitalorganen ist überall eine wesentlich gleiche, stets sitzen dieselben mit ganz kurzen Ausführungsgängen der Bursa in der Nähe ihrer Eingangsspalte an, während die blindgeschlossenen End- zipfel der Bursae keine Genitalorgane tragen. Unterschiede, die ich im Einzelnen bei den verschiedenen Arten vorfand, will ich im Folgenden kurz aufführen. Bei Ophiomyxa pentagona (Fig. 24) bildet jede Bursa eine grössere Anzahl von blinden Endzipfeln, welche sich in entsprechende Buchten der äusseren Magenoberfläche hineinlagern. Sämmtliche Zipfel aber liegen der ventralen Wand des Magens an, so dass man letzteren erst hinwegräumen muss, bevor man die Bursae zu sehen bekommt. Einen Endzipfel, welcher sich, wie wir es bei Ophioglypha sahen, auf die Dor- salseite des Magens hinüberschlägt, fand ich weder bei Ophiomyxa noch bei irgend einer der anderen untersuchten Gattungen. Ich glaube dem- nach vermuthen zu dürfen, dass jener dorsalwärts sich über den Magen legende Endzipfel der Gattung Ophioglypha eigenthümlich ist. Die Wand der Bursa ist bei Ophiomyxa wie bei allen untersuchten Arten sehr dünn und zerreisslich, besitzt aber dennoch ästige und maschige, freilich nicht sehr dicht liegende, Kalkkörper, indessen nur in der Nähe der An- 278 heftung an die Bursalspalte. Bei den Ophioglypha-Arten fand ich nie- mals Kalkkörper in der Bursalwand. Die Genitalschläuche der Ophio- myxa pentagona haben eine kuglige Gestalt (Fig. 24). Bei Ophiocoma nigra sind die in der Bursalwand vorkommenden Kalkkörper zwar von ähnlicher Gestalt wie bei Ophiomyxa pentagona, jedoch grösser und zahlreicher. Sie kommen nicht nur in der Nachbar- schaft der Spalte, sondern in der ganzen Ausdehnung der Bursa vor. Ausser ihnen findet sich in dem adoralen Bezirke der Bursa und zwar in der abradialen Wand derselben eine Reihe kleiner Kalkplatten; ich zählte deren vier bis sechs ; sie haben eine Grösse von durchschnittlich 0,3 mm. In Fig. 23 habe ich den betreffenden Bezirk zweier Bursae abgebildet um die Lage der Reihe der kleinen Kalkplatten zu zeigen. Zugleich be- merkt man an dieser Abbildung, dass der adorale Theil der Bursa sich hier wie auch bei den anderen untersuchten Arten (vergl. Fig. 24 von Ophiomyxa pentagona; Fig. 26 von Ophiopholis bellis) über die dorsale Seite des Peristoms eine Strecke weit hinüberlegt. Die dorsale Seite der in der Scheibe gelegenen Armabschnitte wird auch hier von den Bursae bis auf einen mittleren Streifen überdeckt. Bei Ophiocoma scolopendrina sind die Verhältnisse fast ganz die- selben wie bei Ophiocoma nigra. Jedoch sind die Kalkkörper (Fig. 28) kleiner, wenigstens gilt das von den von mir untersuchten Individuen, Es ist wahrscheinlich, dass derartige Unterschiede in der Grösse und auch in der Dichtigkeit der ästigen und maschigen Kalkkörper auf indi- viduelle und Altersverschiedenheiten zurückzuführen sind; jedenfalls ist denselben kein weiterer Werth beizulegen. Die Reihe der Kalkplatten in der abradialen Wand der Bursae kommt auch bei Ophiocoma scolo- pendrina vor und scheint demnach bei der Gattung Ophiocoma ein ähn- liches charakteristisches Verhalten der Bursa darzustellen wie bei der ‘ Gattung Ophioglypha die Ausbildung des dorsalwärts sich über den Magen legenden Endzipfels. Bei Ophiocoma scolopendrina ist die Platten- reihe stärker entwickelt als bei Ophiocoma nigra. Nicht nur sind die einzelnen Kalkplatten grösser als bei Ophiocoma nigra, sondern auch ihre Zahl ist bedeutender, ich zählte 10—12 (Fig. 29). Bei Ophiopholis bellis (Fig. 26) hat jede Bursa ausser ihrem sich über das Peristom lagernden adoralen Zipfel nur eine grössere Ausbuch- ‚tung entwickelt, welche sich an ihrem aboralen Bezirk befindet. In der Wand der Bursae mangeln bei dem von mir untersuchten einen Exemplare die Kalkkörper vollständig. Die Genitalschläuche jeder Bursa — in dem untersuchten Individuum Ovarialschläuche — zeigen die Eigenthümlich- keit, dass sie sämmtlich zu einem einzigen Klumpen (Fig. 26 GK) mit- einander verbunden sind. An Schnitten durch einen dieser Genital- 279 klumpen erkennt man, dass derselbe, worauf schon ein oberflächlich wahrnehmbares System parälleler Furchen hindeutet, aus nebeneinander- liegenden, fest mit einander verwachsenen Blättern besteht, deren jedes einen abgeplatteten Genitalschlauch repräsentirt. Ob diese Zusammen- drängung der zahlreichen Genitalschläuche einer jeden Bursa zu einem einzigen Genitalklumpen auf eine innige Verbindung der Aussenwand der einzelnen Genitalschläuche oder darauf, dass sämmtliche Genital- schläuche einen einzigen gemeinschaftlichen Blutsinus besitzen, zurück - zuführen ist, vermochte ich an meinem beschränkten Material nicht sicher zu entscheiden. Die Gattung Ophioderma hat die Eigenthümlichkeit jederseits in jedem Interradialraum der Ventralseite nicht wie die übrigen Ophiuren je eine, sondern je zwei Bursalspalten zu besitzen !). Es musste sich also die Frage erheben, ob mit dieser Verdoppelung der Bursalspalten eine Verdoppelung der Bursae Hand in Hand gehe oder nicht. Die Unter- suchung hat gezeigt, dass das Letztere der Fall ist. Je zwei hinter- einander gelegene Bursalspalten von Ophioderma longi- cauda führen in eine und dieselbe Bursa. Man kann sich das Verhalten von Ophioderma in der Weise von demjenigen der übrigen Ophiuren ableiten, dass man die seitlichen Ränder jeder Bursalspalte etwa in der Mitte ihrer Länge eine Verwachsung miteinander eingehen lässt. Dadurch bildet sich in der ursprünglich einfachen Bursalspalte eine Brücke, wodurch die Spalte selbst in zwei Spalten getheilt wird, während die Bursa eine einheitliche bleibt. Ob diese Vorstellung durch die Entwicklungsgeschichte der Ophiodermen bestätigt wird, bleibt frei- lich noch zu untersuchen. Jedenfalls ist beachtenswerth, dass dem äusserlich so auffälligen Merkmal der Verdoppelung der Bursalspalten bei der Gattung Ophioderma keine entsprechende Verdoppelung der Bursae zu Grunde liegt. Die Wand der Bursae ist bei Ophioderma weniger zart und durchscheinend als bei den übrigen von mir unter- suchten Arten und erleichtert dadurch die Präparation. Falls einer meiner werlhen Leser geneigt sein sollte, sich durch eigne Untersuchung 4) MÜLLER u. TroscHeL stellen ausser Ophioderma auch noch die Gattung Ophio- enemis zu den Ophiuren mit verdoppelten Bursalspalten (Syst. d. Asteriden). Lyman und Lürken haben aber übereinstimmend gezeigt, dass dies auf einem Irrthum be- ruht und die Gattung Ophiocnemis wie die übrigen Ophiuren (ausser Ophioderma) in jedem Interradius nur zwei Bursalspalten besitzt. Vergl. Tuzop. LymAn, Ophiuridae and Astrophytidae. Illustr. Catal. Mus. Comp. Zool. Harvard College. Nr. I. Cam- bridge, Mass. 4865. p. 152. Cur. Lürken, Additamenta ad historiam Ophiuridarum lll. Det kongelige Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter. 5. Räkke. Bd. VII. Kjebenhavn 4870. p. 39, 104. 280 die Bursae der Ophiuren vorzuführen, empfehle ich dazu ausser Ophio- glypha besonders Ophioderma. Jede Bursa von Ophioderma longicauda buchtet sich nach der Leibeshöhle zu in mehrere, vier bis fünf, im All- gemeinen der Richtung des benachbarten Armes parallel verlaufende Längsfalten aus. Die Genitalorgane sitzen fast ausschliesslich dem abo- ralen Theile der Bursa auf und erstrecken sich an der abradialen Wand derselben niemals weiter als die Brücke zwischen der aboralen und ado- ralen Bursalspalte reicht. An der adradialen Seite der Bursa fand ich gar keine Genitalorgane. Jedenfalls bleibt die nächste Umgebung der adoralen Bursalspalte ganz frei von Genitalorganen, während dieselben sich fast sämmtlich in nächster Nachbarschaft der aboralen Spalte inse- riren. Die Entleerung der Genitalproducte in die Aussenwelt wird also höchst wahrscheinlich nur durch die aboralen Bursalspalten vermittelt, so dass mit der Trennung der einfachen Bursalspalte der übrigen Ophiu- ren in je zwei Spalten, eine aborale und eine adorale, bei der Gattung Ophioderma zugleich eine Functionstheilung stattgefunden hat, in- dem die adorale Spalte einzig und allein im Dienste der Respiration steht, während die aborale zugleich die Geschlechtsproducte entleert. Auch der weiteren Vermuthung kann man bis zur genaueren Untersuchung lebender Thiere Raum geben, dass die eine Spalte, etwa die adorale, als Zuflussöffnung, die andere aborale, als Abflussöffnung der Bursa functionirt. Kalkkörper kommen auch bei Ophioderma longicauda in der Bursalwand vor, jedoch nur in der Nähe der Anheftung derselben an die Körperdecke (Fig. 27). Fassen wir das Hauptresultat der mitgetheilten Beobachtungen zu- sammen, so haben wir in den Bursae der Ophiuren dünnhäultige, tief in die Leibeshöhle eindringende, blindgeschlossene Einstülpungen der Körperhaut kennen gelernt. Ueber ihre Function kann ich mich nur insofern äussern, als der anatomische Befund es gestattet, da mir die Gelegenheit, Ophiuren lebend zu untersuchen, nicht geboten war. Bei den Asterien kennen wir gleich- falls dünnhäutige Oberflächenvergrösserungen der Körperhaut-in Ge-. stalt der Kiemenbläschen. Dieselben unterscheiden sich jedoch von den Bursae einmal durch ihre grössere Zahl und Verbreitung über die Körperoberfläche als auch dadurch, dass sie nicht wie die Bursae Ein- stülpungen, sondern Ausstülpungen der Körperwand darstellen. Aber gerade die letzigenannte morphologische Verschiedenheit ist für ihre Function ohne Belang. Denn in beiden Fällen wird die eine Oberfläche des Organs von der Flüssigkeit der Leibeshöhle, die andere von dem Seewasser bespült, so dass durch die dünnhäutige Wandung ein Gas- austausch sich vollziehen kann. Mit demselben Rechte also, mit welchem 281 wir den Kiemenbläschen der Asterien eine respiratorische Function zu- sprechen, können wir auch die Bursae der Ophiuren als Respirations- organe betrachten, um so mehr als anderweitige Athmungsorgane bei den Ophiuren nicht bekannt sind. Von Wichtigkeit für diese Auffassung wird es sein am lebenden Thiere zu untersuchen, ob ein Wechsel des Seewassers in den Bursae, vielleicht sogar in regelmässigen Intervallen und bewirkt durch Contraetilität der Wandung oder (zugleich mit) Wimpereinrichtungen an derselben, stattfindet. Dass die Aufnahme der Geschlechtsproduete nicht die hauptsäch- liche oder alleinige Aufgabe der Bursae sein kann, ist oflenbar. Denn einmal inseriren sich die Geschlechtsorgane stets in der Nähe der Mün- dung der Bursa, so dass ihre Producte von dort sehr leicht und schnell in die Aussenwelt gelangen können ohne in den blindgeschlossenen Fun- dus der Bursa zu gerathen. Dann aber sind die Bursae auch schon an den jugendlichen Thieren vorhanden, bevor die Genitalorgane sich zur Reife zu entwickeln beginnen. Auch den Gedanken, dass die Bursae etwa nur als Aufbewahrungs- und Bruträume für die Eier zu dienen hatten, kann man nicht festhalten, da man die Bursae bei männlichen und weiblichen Thieren in derselben Ausbildung findet. Bei einzelnen Arten scheinen allerdings die Bursae nebenher als Bruträume zu functioniren. Es ist bekannt, dass es unter den Ophiu- ren einige lebendiggebärende Formen giebt. Als solche sind bis jetzt constatirt Amphiura (Ophiolepis) squamata und Ophiacantha marsupialis Lym. Bei der erstgenannten Art entdeckten A. Kronn !) undM. ScnuLrze?), dass die jungen Thiere im Innern des mütterlichen Körpers, nach ihrer Meinung in der Leibeshöhle, gelegen sind. Da aber A. Kroun und M. ScnuLtze von der Existenz der Bursae noch nichts wussten, so darf man ihre Angabe »in der Leibeshöhle « nicht im strengen Sinne nehmen; ich bin überzeugt, dass, wie es ja nach den mitgetheilten Thatsachen zu erwarten steht, durch erneuerte Untersuchung der Amphiura squamata sich zeigen wird, dass die jungen Thiere nicht in der Leibeshöhle, son- dern in den Bursae liegen. Darauf deutet auch eine Bemerkung von Kronn : » Alle Jungen scheinen innerhalb der Interradialräume der Leibes- höhle jedes in einem besonderen Fach eingeschlossen, dessen Wandung beiderseits in einer zarten, septumartig von der Leibeswand zur Magen- wand hinübergespannten Haut zu bestehen scheint«. Aehnlich wie bei Amphiura squamata wird sich auch bei Ophiacantha marsupialis, von 4) Ueber die Entwicklung einer lebendig gebärenden Ophiure. Mürter's Arch. 4851. p. 338—343. Taf. XIV, Fig. A. 2) Ueber die Entwicklung von Ophiolepis squamata, einer lebendig gebärenden 'Ophiure. MüLLer’s Archiv. 1852. p. 37—46. Taf. 1. 282 der wir bis jetzt nur eine ungemein kurze Notiz von Lyman!) besitzen, OR die Sache verhalten. Die Bursae sind eine unter den lebenden Echinodermen einzig “ allein den Ophiuriden eigenthümliche Einrichtung. Da sie ausnahmslos allen Ophiuriden, die Euryaliden natürlich?) mit eingeschlossen, zu- kommen und sich bei keinem anderen lebenden Echinoderm eine mor- phologisch identische Bildung findet, so sind sie ein ganz vorzügliches Merkmal für die Abgrenzung der Ophiuriden im System. Je schroffer aber dadurch die Ophiuren sich den übrigen Echinodermen gegenüber- stellen, um so mehr fühlt man sich aufgefordert auch hier nach den ver- knüpfenden Uebergängen zu suchen, und wenn sich bei den lebenden Formen nirgends eine Bildung zeigt, welche mit den Bursae der Ophiu- ren in morphologischen Zusammenhang gebracht werden könnte, so muss man die fossilen Echinodermen heranziehen und die Frage auf- werfen, ob denn auch dort keinerlei ähnliche Einrichtung vorhan- den sei. Bei den Blastoideen liegt jederseits unter dem sogen. Pseudo- ambulacralfeld ein durch F. Römer?) bekannt gewordenes Röhrensystem, die sogen. Genitalröhren. Von ihnen ist neuerdings durch Ror£) und BırLings>) gezeigt worden, dass die zu je einer der zehn Gruppen gehö- rigen » Röhren « ein einheitliches Organ darstellen, welches sich mit seiner Aussenseite an den Rand der Pseudoambulacralfelder befestigt, dessen Innenseite aber bei den verschiedenen Arten in eine verschieden grosse Zahl von Längsfalten (den »Röhren«) sich legt und in den Innenraum des Thieres hineinragt. Bırrınas betrachtet das Organ als ein Respira- tionsorgan und nennt es Hydrospire. Nach ihm und nach Rore steht dasselbe nicht nur mit den bekannten Genitalöffnungen (»spiracles « Bill.) 4) TuEoporE LymAn, Ophiuridae and Astrophytidae. Illustr. Gatal. Mus. Comp. Zool. Harvard College. Nr. VIII. Zoological Results of the Hassler Expedition II. Cambridge, Mass. 1875. p. 14. Taf. I, Fig. 9. 3) Bei der Uebereinstimmung, welche die Euryaliden in ihrem ganzen Aufbau * “ mit den echten Ophiuren zeigen, kann kein Zweifel sein, dass auch ihre sogen. Geni- talspalten Bursalspalten sind und in eine derjenigen der Ophiuren wesentlich gleich gebildete Bursa hineinführen. Es stand mir keine Euryalide zur Verfügung, sonst würde ich nicht verfehlt haben, mich durch eigene Untersuchung von der Richtig- keit meiner Ansicht zu überzeugen. 3) Monographie d. fossilen Crinoideenfamilie der Blastoideen. Arch, f. Naturg. A851. 4) Jonn Rore, Notes on some Echinodermata from the Mountain-Limestone etc. Geol. Mag. Vol. II. London 4865. p. 249. Taf. VII. 5) E. BırLınes, Notes on the structure of the Crinoidea, Cystidea and Blastoidea. Americ. Journ, of Science and Arts by SıLıman and Dana. 2.Ser. Vol. 48. pP. 69 — 83; Vol. 49, p. 51—58; Vol. 50, p. 225—240. 1869—1870. x t ln irn „Er Dann lan. + ee a tn a Byrne re ee 2 er N a DAR ur I 7 > e} De EEE TER Bene Ener ne 2 ns x EN 283 in Zusammenhang, sondern auch mit den Poren des Pseudoambulacral- feldes. Diese Poren werden gewöhnlich als Ambulacralporen bezeichnet, d. h. also als Durchtrittsstellen von Wassergefässzweigen. Es lässt sich jedoch bei dem derzeitigen Stande unserer Kenntniss der Organisation der Blastoideen darüber ebensogut wie über manchen anderen Punkt streiten. So z. B. scheint es mir noch keineswegs eine ausgemachte Sache zu sein, ob die Pinnulae der Blastoideen mit den Pinnulae der Grinoideen gleichgestellt werden können. Von einem einigermassen be- friedigenden Verständniss der Gesammtorganisation der Blastoideen sind wir noch sehr weit entfernt. Deshalb kann ich auch meine Meinung, dass die Hydrospiren der Blastoideen mit den Bursae der Ophiuriden homolog seien, nur mit allem Vorbehalt äussern und muss die Entschei- dung über ihre Richtigkeit, da mir selbst kein ausreichendes Material zur Verfügung steht, der Zukunft überlassen. Meine Ansicht gründet sich auf die Uebereinstimmung in der Lage der Hydrospiren der Blastoideen mit den Bursae der Ophiuriden, sowie auch auf die in beiden Organen in gleicher Weise vorkommende Faltenbildung an der der Leibeshöhle zugekehrten Seite. Dass die Hydrospire der Blastoideen eine verkalkte “Wand besessen hat, kann kein Einwurf sein, denn es treten ja auch bei den Ophiuren Verkalkungen in der Wand der Bursae auf. Um denjenigen meiner Fachgenossen, welchen die einschlägigen Verhältnisse der Blastoideen weniger bekannt sind, die in Bezug auf Lage und Form ungemein frappante Uebereinstimmung der Bursae mit den Hydrospiren zu erläutern, habe ich auf Fig. 30—37 eine Anzahl Abbildungen zusammengestellt, deren Erklärung hier folgen möge. Fig. 30 und 31 sind Ansichten eines Exemplars von Orophoecrinus (Pentatrematites) stellaeformis Owen und Shum., welches sich in der hie- sigen paläontologischen Sammlung befindet. Die beiden Zeichnungen wurden mir von Herrn Professor K. von Sersach# freundlichst überlassen, dessen vor Jahren veröffentlichte kurze Beschreibung und Aufstellung des Genus Orophocrinus !) sich auf dasselbe Exemplar beziehen. Jeder- seits neben den Pseudoambulacralfeldern sieht man einen langen Schlitz, der sich an seinem inneren Ende etwas erweitert. v. Seesach hat die- selben im Sinne der damaligen Auffassung Genitalspalten genannt. Bırrıngs?) beschreibt dasselbe Thier unter dem Namen Codonites stelli— formis und nennt die erwähnten schlitzförmigen Spalten Spiracula. Ab- gesehen von der Differenz der Benennung stimme ich mit BırLınes in der 4) K. von SEEBACH, Ueber Orophocrinus, ein neues Crinoideengeschlecht aus der Abiheilung der Blastoideen. Nachrichten v. d. kgl. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen aus d. Jahre 1864. Nr. 6. Sitz. vom 5. März. p. 10—AMM. 2) I. c. Vol. 50, p. 232 sqq. Fig. 10, 44. 284 Deutung der Spalten überein und betrachte sie als das Homologon’ der Bo Bursalspalten der Ophiuren. Fig. 32 ist eine Copie der von BırLınas !) gegebenen Abbildung von En Pentatrematites caryophyllatus deKon. Bei dieser Form finden sich jeder- seits von jedem Pseudoambulacrum nicht wie bei der vorhin betrachte- ten Art nur ein, sondern fünf hintereinandergelegene schlitzförmige Spalten. Diese Vermehrung der Spalten (Spiracula BırLıss) sprieht nicht gegen ihre Homologie mit den Bursalspalten der Ophiuren, da ja auch dort eine Vermehrung vorkommt in Gestalt einer Verdoppelung bei der Gattung Ophioderma. Fig. 33—37 sind Copien Bırrınss’scher Abbildungen). Fig. 33 stellt einen schematisirten Horizontalschnitt durch einen typischen Pen- tatrematiten dar. /, bedeutet das den Boden eines Pseudoambulacral- feldes bildende sogen. Lanzettstück. Rechts und links davon ist einer von den an den Basen der sogen. Pinnulae befindlichen Poren (p) ge- troffen. Alle diese Poren führen in das gefaltete Organ h, die Hydrospire (Bursa nach meiner Auffassung). Mit rr sind die beiden Aeste eines ‘radialen Gabelstückes des Kelches bezeichnet. Fig. 34 ist ein Querschnitt durch ein Pseudoambulacralfeld von Pentatrematites Godoni; mit / ist wieder das Lanzetistück, mit AR die Hydrospire und mit p die Poren bezeichnet; g, bedeutet die mediane Rinne des Pseudoambulacralfeldes. Fig. 35 ist ein der Fig. 33 entsprechender Schnitt durch Nucleocri- nus, der im Wesentlichen die gleichen Verhältnisse, wie sie Fig. 33 dar- stellt, wiederholt; nur besitzt hier jede Hydrospire nicht mehr als zwei Falten. Fig. 36 und 37 sind Schemata der Hydrospiren der typischen Pen- f tatrematiten. Je zwei zu demselben Interradius gehörige Hydrospiren, die bei Orophocrinus stellaeformis, Pentatrematites caryophyllatus sowie bei Nucleocrinus auch in der Nähe des ventralen Scheitels des Thieres getrennt von einander bleiben, vereinigen sich bei den typischen Penta- tremaliten um mit einer gemeinsamen Oeflnung, s, nach aussen zu mün- den. Während also die Zahl der Spiracula bei Orophocrinus und Nucleo- erinus mit der Zahl der Hydrospiren, 10, übereinstimmt, ist sie bei den typischen Vertretern der Gattung Pentatrematites nur halb so gross, 5. 4) l. ec. Vol. 48. p. 79. Fig. 44. Vergl. auch die Abbildung bei pe Konınck et LE Hon, Recherches sur les Crinoides du terrain carbonifere de la Belgique. Mem. ‘ de l!’Acad. roy. de Belgique. T. XXVII. Bruxelles 4854. Taf. VII, Fig. 3 b. 2) Fig. 33 = Bıruısss, |. c. Vol, 48. p. 81. Fig. 44; Fig. 34 = Bırı. ibid. Fig.13; Fig. 35 = Bırı. I. c. Vol. 50. p. 231. Fig. 7; Fig. 36 und 37 = Bırr. 1. c. Vol.48. pP. 81. Fig. 12. 285 In Fig. 36 ist das Paar der Hydrospiren bei einer Ansicht von der der Körperhöhle zugekehrten Seite her gedacht; die Längslinien sollen die Falten, in welche sich die Wand der Hydrospire an dieser Seite legt, an- deuten. Fig. 37 ist eine Ansicht der entgegengesetzten, der Körperwand zugekehrten Seite. Die punktirte Linie f bedeutet die Reihe der an den Basen der sogen. Pinnulae gelegenen Poren, welche in die Hydrospire hineinführen. Am Schlusse dieser Abhandlung erfülle ich die angenehme Pflicht denjenigen Fachgenossen, welche mich durch Material zu unterstützen die Güte hatten, meinen verbindlichen Dank auszusprechen; es sind dies die Herren Professor Enters und Professor von SEEBACH in Göttingen, Pro- fessor Mößıus in Kiel, Professor Semper in Würzburg und Dr. SpENGEL in Neapel. Göttingen, 2. Juli 1878. Erklärung der Abbildungen. Tafel XXIV—XXVI. Fig. —13 beziehen sich auf Ophiarachna incrassata M. Tr. und sind bei gleicher Vergrösserung, 4,2:4, gezeichnet mit Ausnahme der Fig. 10, welche nur dreifach vergrössert ist. Fig. 4. Dritter Wirbel von der adoralen Seite. a, oberer lateraler, b, unterer lateraler Gelenkfortsatz; c, Flügelfortsatz , d, Oeffnungen für den Eintritt der Wasser- sefässzweige zu den Füsschen; e, Canal für den Durchtritt des radiären Wasserge- fässes. Fig. 2. Dritter Wirbel von der aboralen Seite. a, oberer lateraler Gelenkfort- satz; b, obere mediane Gelenkgrube;; d, untere laterale Gelenkgrube;; f, unterer me- dianer Gelenkfortsatz; c, Flügelfortsatz; e, Canal für den Durchtritt des radiären Wassergefässes. Fig. 3. Vierter Wirbel von der adoralen Seite. a, obere laterale Gelenkgrube ; b, oberer medianer Gelenkfortsatz ; d, unterer lateraler Gelenkfortzatz ; f, untere mediane Gelenkgrube; c, Flügelfortsatz. Fig. 4. Wirbel aus dem proximalen Theile des Armes von der adoralen Seite. Bezeichnung wie bei Fig. 3; 9, Grube für den unteren Zwischenwirbelmuskel. Fig. 5. Derselbe Wirbel wie in Fig. 4 von der aboralen Seite. Bezeichnung wie in Fig. 2. Fig. 6. Drei aufeinander folgende Wirbel aus dem proximalen Abschnitt eines 286 Armes von der Seite gesehen; die linke Seite der Figur liegt adoral, die rechte abo- ral. a, oberer lateraler Gelenkfortsatz der aboralen Seite; f, unterer medianer Ge- lenkfortsatz der aboralen Seite, a’, Erhebung an der medianen Seite der oberen Br. i lateralen Gelenkgrube der adoralen Seite; d, unterer lateraler Gelenkfortsatz der adoralen Seite; g, Grube für den unteren Zwischenwirbelmuskel; h, Lage der Grube für die Insertion des Füsschens; h’, Austritts-, h’, Wiedereintrittsstelle des Wasser- gefässzweiges zum Füsschen aus, resp. in den Wirbel ; von h’ zu h” verläuft eine ge- bogene Rinne, für den freiliegenden Abschnitt des zum Füsschen gehenden Wasser- gefässzweiges. Fig. 1—6 sind so orientirt, dass ihr oberer Rand der dorsalen, ihr unterer Rand der ventralen Seite der Skeletstücke entspricht. Fig. 7. Dieselben drei Wirbel wie in Fig. 6 von der ventralen Seite, die obere Seite der Figur liegt aboral, die untere adoral. r, die Rinne für das radiäre Wasser- gefäss; h, Grube für die Insertion des Füsschens; h’, Eintrittsstelle des Wasserge- fässzweiges zum Füsschen in den Wirbel; g, Grube für den Ansatz des unteren Zwischenwirbelmuskels; n, Eintrittsstelle des Nervenzweiges zu dem oberen Zwischenwirbelmuskel in den Wirbel; n’, Rinne für den Nervenzweig zum Füss- chen; f, unterer medianer Gelenkfortsatz der aboralen Seite ; d, unterer lateraler Ge- lenkfortsatz der adoralen Seite. Fig. Ss. Ein Mundwinkel mit den anstossenden Mundecken von der Dorsalseite. A,, erstes Ambulacralstück (= Peristomalplätte); Ad,, erstes Adambulacralstück mit Ag, dem zweiten Ambulacralstück zur Bildung des Mundeckstückes fest ver- wachsen. As3, drittes, Ay, viertes Ambulacralstück, mit ihren Partnern verschmol- zen zur Bildung des dritten und vierten Wirbels; 7, Torus angularis, besteht bei dieser Art aus mehreren übereinandergelegenen Stücken, von denen rechts das oberste, links nach Entfernung des der abgestutzten Fläche a aufsitzenden obersten das zweite Stück sichtbar wird; P, Papillen zwischen dem ersten und zweiten Mund- füsschen ; F,, Grube für das erste Mundfüsschen, dorsalwärts zum Theil überdacht von der Schuppe des ersten Füsschens S;; Sa, Schuppe des zweiten Füsschens; B}, erstes Bauchschild ; r, Rinne für den Wassergefässring; r’, Rinne für den Ner- venring; b, Eintrittsstelle des Wassergefässzweiges für das erste und zweite Mund- füsschen; Mo, oberer Zwischenwirbelmuskel; Bu S, Bursalspange ; Bu, Bursalspalte. Fig. 9. Dieselbe Ansicht wie Fig. $S nach Entfernung der Peristomalplallen des Torus angularis, der Schuppen des ersten Füsschens, der Papillen zwischen dem ersten und zweiten Füsschen, sowie der oberen Zwischenwirbelmuskel. Ad, A, Ag, Ag, Fı, Sa, Bı,r, r', b, wie in der Fig. 8; c, Flügelfortsatz der Wirbel; a, oberer lateraler Gelenkfortsatz des dritten Wirbels an dessen adoraler Seite; a’, oberer la- teraler Gelenkfortsatz des dritten Wirbels an dessen aboraler Seite. { Fig. 40. Ein Mundwinkel von der Ventralseite. MS,, das Mundschild, welchem das für die Gattung Ophiarachna charakteristische zweite kleinere Mundschild MS, an der aboralen Seite anliegt; MS, ist das typische bei den übrigen Ophiuren wieder- kehrende erste intermediäre Interambulacralstück (J,); ZP, Zahnpapillen; MP, Mund- papillen; P, Papillenreihe zwischen dem ersten und zweiten Füsschen; Ba, zweites Bauchschild; B4, viertes Bauchschild; Sa, Schuppe des zweiten Füsschens; Ada, Adz, Ada, Ad;, zweites bis fünftes Adambulacralstück (Seitenschild); F;, Oeffnung für den Durchtritt des fünften Füsschens. Fig. 41. Eine Mundecke von der adradialen Seite, nach Entfernung: der Papil- len und der Tentakelschuppen. 7, Torus angularis aus fünf getrennten Stücken be- stehend; F,, Grube für das erste, Fa, Grube für das zweite Füsschen; r, Rinne für BERN eis BR OTHER ON ER ERTL TE EA an 287 das radiäre Wassergefäss ; r’, Rinne für den radiären Nerven, welche da wo sie sich in die Rinne für den Nervenring fortsetzt von der Dorsalseite her von A,,"den ersten Ambulacralstücken - Peristomalstücken) überdacht wird; a, Gelenkfläche für die Verbindung mit dem zum gleichen Radius gehörigen Mundeckstück. Fig. 42. Ein Mundeckstück, gleichfalls von der adradialen Seite, aufgebrochen um den Verlauf der Canäle für die zu den Füsschen tretenden Wassergefässzweige zu zeigen. r’, Rinne für den Nervenring; F,, Fa, Gruben für das erste und zweite Füsschen;; db, Eintrittsstelle des Wassergefässzweiges, welcher vom Wassergefäss- ring entspringt und sich im Inneren des zweiten Ambulacralstückes nach kurzem Verlauf in die beiden das erste und das zweite Füsschen versorgenden Aeste spaltet. Fig. 43. Ein Mundeckstück von der abradialen Seite. r’, Rinne fürden Nerven- ring, r, Rinne für den Wassergefässring; c, Flügelfortsatz des zweiten Ambulacral- stückes; a, oberer lateraler, b, unterer lateraler Gelenkfortsatz. Fig. 414—13 sind so orientirt, dass der obere Rand der Figur der dorsalen, der untere der ventralen Seite der Skelettheile entspricht. Fig. 44. Eine Mundecke von Ophioglypha albida, von der Ventralseite; Ver- grösserung A4/A. Jı, erstes interradiäres Interambulacralschild (Mundschild); T, Ventralansicht des Torus angularis; Ad,, Ventralansicht des ersten Adambulacral- stückes; Ada, zweites Adambulacralstück ; Ada, drittes Adambulacralstück (Seiten- schild); Ba, Ba, zweites, drittes Bauchschild; Fa, F3, F4, Oeflnungen für das zweite, dritte, vierte Füsschen ; Bu, Bursalspalte. Fig. 15. Schema über die Zusammensetzung des Mundskeletes der Asterien, Fig. 16. Schema über die Zusammensetzung des Mundskeletes der Ophiuren, Beide Figuren sind als Ansichten der dorsalen Seite des Mundskeletes gedacht. Die Reihe der Ambulacralstücke ist mit einem grauen, diejenigen der Adambulacral- stücke mit einem gelblichen Tone gedeckt. Wo die Skeletstücke sich übereinander legen, ist der Contour des unterliegenden unterbrochen gezeichnet. Das Wasserge- fässsystem ist durch die blauen Linien angedeutet. Wo Theile des Wassergefäss- systems unterhalb von Skeletstücken verlaufen, ist die blaue Linie unterbrochen gezeichnet, wo sie in einem Skeletstück verlaufen, ist dies durch die Blässe der blauen Linien bezeichnet. Ay, Aa, Az, Ay, die Ambulacralstücke ; Ad,, Ada, Ada, Ady, die Adambulacral- stücke; J,, das erste intermediäre Interambulacralstück ; P, Papillen der Mundecke ; T, Torus angularis; W, der Wassergefässring; Wr, das radiäre Wassergefäss ; 7, Il, das erste und das zweite Füsschen. Vergl. auch den Text. Fig. 47. Bursa von Ophioglypha Sarsii in situ nach Abtrennung der Rückenhaut der Scheibe, des Magensackes und der Genitalorgane; von der Dorsalseite gesehen. Links von der Wirbelreihe des Armes ist auch die Bursa entfernt, so dass man die Umrandung der Bursalspalte erblickt. Vergrösserung 5,2/4. A, der Arm; Kw, die Körperwand; P, das Peristom ; B, die Bursa; Bd, ihr dorsaler Endzipfel; Bw’, die Bursalspange ; Bw’, die Plattenreihe der abradialen Seite der Bursalspalte. Fig. 18. Junger Ovarialschlauch von Ophioglypha Sarsii mit grossem Blutsinus und Aufhängefäden. Vergrösserung 45/4. a, die äussere Wandung; b, der innere Eier bildende Schlauch ; zwischen beiden der geräumige Blutsinus;; Bf, Aufhänge- fäden. Fig. 49. Dorsale Ansicht des Magens, der Geschlechtsorgane und der dorsalen Zipfel der Bursa bei einer geschlechtsreifen Ophioglypha albida © nach Entfernung der Rückenhaut der Scheibe. Vergrösserung 7/4. M,der Magen, F, Falten der Magen- 288 wand, in welche die dorsalen Endzipfel der Bursae, Bd, sich lagern, G, die Ovarial- schläuche. Fig. 20. Dasselbe Präparat wie Fig. 49, jedoch von einem kleineren, nicht ge- : schlechtsreifen Individuum. Die winzigen unentwickelten Genitalschläuche haben sich noch nicht über die dorsale Seite des Magens herübergelegt. Vergrösserung a. x Bd, die dorsalen Endzipfel der Bursae ; Mr, die radiären, Mi, die interradiären Aus- buchtungen des Magens. Fig. 21. Schema einer Bursa der Gattung Ophioglypha. Die Bursa ist von an abradialen Seite gezeichnet. Die Genitalorgane sind verhältnissmässig zu klein ge- zeichnet, wenigstens mit Bezug auf die geschlechtsreifen Thiere. G, die Genital- schläuche; Bd, der dorsale Zipfel der Bursa. Babo, der aborale, Bado, der adorale Bezirk der Bursa; Babr, die abradiale Wand der Bursa. E Fig. 22. Eine Bursa von Ophioglypha, der Länge nach aufgeschnitten und aus- einander geklappt. Um aus diesem Schema dasjenige der Fig. 24 herzustellen, muss man die untere Hälfte der Figur so um die Linie ©—y als Achse gedreht denken, dass sie auf die obere Hälfte zu liegen kommt. Die obere Hälfte der Figur wird von der adradialen, die untere Hälfte von der abradialen Wand der Bursa gebildet. Die Figur soll besonders dazu dienen die Anordnung der Genitalporen zu erläutern. BS, die Bursalspalte; Bw’, die Bursalspange; Bw”, die Plattenreihe am abradialen Rande der Bursalspalte; Bd, der dorsale Zipfel, Bado, der adorale Bezirk der Auen) Gp, die Genitalporen. Fig. 23. Adoraler Theil der Bursae, B, von Ophiocoma nigra um die Lage der Plattenreihe, db, in der abradialen Wand der Bursa, da wo sich die letztere über die dorsale Seite des Peristoms hinüberlegt, zu zeigen. Vergrösserung 44/4. Kw, dor- sale Körperwand; a, von den Bursae nicht überdeckter Streifen der Dorsalseite der Wirbelreihe der Arme; die an dieser Stelle sichtbaren Partien der Wirbel und Zwischenwirbelmuskel sind in die Figur nicht eingezeichnet. Fig. 24. Bursae von Ophiomyxa pentagona Q mit den ansitzenden Genital- schläuchen; nach Entfernung des Magensackes. Vergrösserung 4,2/1. B, Bursa; G, Genitalschläuche; A, Arm. | Fig. 25. Abradialer Rand der Bursalspalte von Ophioglypha Sarsii (cf. Fig. 47 Bu’) um die daselbst befindliche Plattenreihe zu zeigen; von der dorsalen Seite gesehen. Vergrösserung 7/1. Kw, Körperwand; Bu”, abradialer Rand der Bursalspalte mit seiner Plattenreihe; Babr, ein Stück der abradialen Bursalwand. Fig. 26. Bursae und Generationsorgane von Ophiopholis bellis Q, nach Entfer- nung der Rückenhaut der Scheibe und des Magensackes; Ansicht von der Dorsal- seite. Vergrösserung 3/1. B, Bursa; Bado, adoraler, Babo, aboraler Zipfel dersel- ben; GK, Klumpen der vereinigten Genitalschläuche; A, Arm. Rechts in der Figur sind die Genitalklumpen ganz entfernt, links angeschnitten. Fig. 27. Kalkkörper aus der Wand der Bursa von Ophioderma longicauda. Ver- grösserung 220/1. Fig. 28 a, b, c, d. Verschiedene Formen von Kalkkörpern aus der Wand der Bursa von Ophiocoma scolopendrina. Vergrösserung 220/41. Fig. 29. Reihe der Kalkplatten in der abradialen Wand der Bursa von Ophiocoma ig scolopendrina (vergl. Fig. 23 b). Vergrösserung 12/1. a, adorales, b, aborales Ende der Plattenreihe. L Fig. 30. Orophocrinus stellaeformis Owen u. Shum. Ansicht von der ventralen Oberfläche. Fig. 31. Orophocrinus stellaeformis. Seitenansicht. 289 Fig. 32. Pentatrematites caryophyllatus de Kon. Ansicht der ventralen Ober- fläche; nach pe Koxisck und BiLLıngs, Fig. 33. Horizontaler Querschnitt durch einen Pentatrematiten, schematisch ; nach BiLLings. Fig. 34. Querschnitt durch ein Pseudoambulacralfeld von Pentatrematites Go- doni; drei Mal vergrössert; nach BıLLings. Fig. 35. Horizontaler Querschnitt durch Nucleocrinus, schematisch; nach BıLı. Fig. 36. Ein Paar Hydrospiren von Pentatremalites mit gemeinsamem Spiracu- lum ; von der der Körperhöhle zugekehrten gefalteten Seite gesehen; nach BırLıngs. Fig. 37. Ein Paar Hydrospiren von Pentatrematites mit gemeinsamem Spiracu- lum von der an der Körperwand befestigten Seite gesehen; die punktirte Linie be- deutet die Porenreihe; nach BırLıngs. Fig. 30—37 sind ausführlich im Texte erläutert. 22 Ueber die Genitalorgane der Asterina gibbosa. Mit Tafel XXVIN, Nachdem es mir gelungen war bei allen Seesternen, darauf zu untersuchen Gelegenheit hatte, die Existenz bestimmter nungen im Gegensalz zu den früheren De au wungeh, wona: und jenen Seestern bezüglich seiner Gesöhlbohtäorane aufs Neue Untersuchung unterworfen. Was ich fand, waren Bestätigungen meiı früheren Angaben. In einem Falle jedoch stiess ich auf ganz unerw Verhältnisse und zwar bei einem unserer gewöhnlichsten Asteride ist dieser Befund, wie er sogleich näher geschildert werden soll, Seestern, auch denjenigen derselben Gattung nicht, ein ähnliche halten hat auffinden lassen. Ei nach aussen münden. Um so bene: war es für mich bei rina gibbosa Forb. (= Asteriscus verruculatus M. Tr.) die Geni Scheibe zu finden, und das noch um so mehr, als ich früher bei _ anderen Art derselben Gattung: Asterina pentagona E. v. Mart. (= rina exigua Perrier), die dorsale Lagerung der Geschlechtsöff selbst festgestellt hatte. Im ersten Augenblicke dachte ich an ei 291 leicht pathologische Bildung — musste diesen Gedanken indessen sehr bald wieder aufgeben da ich bei sämmtlichen circa 12 Exemplaren, welche mir durch die Güte meines Freundes Dr. SpenserL aus der zoologischen Station in Neapel in bestem Erhaltungszustande zugegangen waren, das völlig gleiche Verhalten fand. Bevor ich auf die vergleichend anatomische Bedeutung dieses Befundes, der übrigens, wie wir sehen werden, auch für die Systematik nicht ohne Interesse ist, näher eingehe, möge zu- nächst das Thatsächliche geschildert werden. Betrachtet man eine Asterina gibbosa von ihrer ventralen Seite, so findet man in jedem interradialen Bezirke zwei kleine schlitzförmige Oeffnungen in symmetrischer Lage zur Medianebene des Interradius. Jede dieser Oeffnungen ist von einem gewulsteten Rande umgeben, liegt mit ihrer Längsachse parallel der nächstbenachbarten Ambulacralrinne und befindet sich zwischen der dritten und vierten oder seltener zwischen der zweiten und dritten Reihe der stacheltragenden Interambulacral- platten, wenn wir letztere von der Ambulacralrinne her zählen (Fig. 1 7, II, III ete.) und dabei die Reihe der Adambulacralplatten nicht mit- rechnen; zählen wir die Reihen der Interambulacralplatten von derMund- ecke aus quer zur Richtung der Ambulacralrinnen (Fig. 4 1,2, 3, 4,5, 6 ete.), so liegen die Oefinungen zwischen der fünften und sechsten Reihe. Die Oefinungen können an Weingeistexemplaren mit der Loupe recht deut- lich wahrgenommen werden. Schnitte durch die Oeffnungen zeigen, dass dieselben ein einheitliches Lumen mit vielfach längsgefalteter Wan- dung besitzen (Fig. 2). Jede Oeffnung führt in einen Canal, dessen innere Wandung gleichfalls sich in Längsfalten legt und welcher von der Oefinung aus an der Innenseite der ventralen Körperwand erst eine Strecke weit nach der Peripherie der Scheibe hin verläuft. Alsdann verlässt der Canal die ventrale Körperwand und zieht sich, indem er einen mit der Concavität nach der dorso-ventralen Achse des Thieres gerichteten Bogen beschreibt, an den die ventrale Körperwand mit der dorsalen verbindenden Stützpfeilern in die Höhe, bis er die Innenseite der dorsalen Körperwand erreicht (Fig. 5). Dort geht er über in die basa- len Abschnitte der Genitalschläuche, als deren Ausführungsgang er sich somit erweist. Vergleichen wir diesen übrigens sehr leicht zu constatirenden Be- fund mit den früher von mir bei Asterina pentagona bekannt gemachten Verhältnissen !), so tritt uns die grosse Differenz in der Lage der Genital- öffnung und dem Verlaufe des Ausführungsganges entgegen, während 4) Beiträge zur Anatomie der Asteriden. Zeitschrift für wissensch. Zoologie. Bd. XXX. p. 146. (Morph. Stud. an Echinod. p. 197.) Fig. 26—32. 22* 292 das Bündel der Genitalschläuche selbst seine Lage ziemlich unverändert “ bewahrt hat (vergl. die Figuren 5 und 6). Bei Asterina pentagona liegt der Genitalporus dorsal und der Ausführungsgang verläuft von ihm aus, der Innenseite der Körperwand dicht anliegend, eine Strecke weitnach der Peripherie der Scheibe hin um die Basis der Genitalschläuche zu er- reichen ; er tritt also von der aboralen Seite an die letztere heran. Bei Asterina gibbosa aber kommt der Ausführungsgang von einem ventral gelegenen Porus und tritt, nachdem er einen weit längeren Weg als bei Asterina pentagona durchlaufen hat, von der adoralen Seite an die Basis der Genitalschläuche. Es fragt sich nun in welcher Weise das Verhalten der Asterina gib- bosa auf dasjenige der Asterina pentagona und der übrigen bis jetzt untersuchten Asteriden zurückzuführen ist? Hat bei Asterina gibbosa eine Lageverschiebung des Genitalporus von der dorsalen auf die ven- trale Seite verbunden mit einer entsprechenden Lageverschiebung des Aus- führungsganges stattgefunden oder sind Genitalporus und Ausführungs- gang bei Asterina gibbosa Neubildungen ? Da man vergleichend-anatomisch stets so lange als nur irgend thunlich mit den gegebenen Verhältnissen rechnen muss und erst auf zwingende Gründe hin neue Elemente in die Rechnung einführen darf, mit anderen Worten, da man solange als man etwasalsUmbildung erklären kann keine Neubildunganzunehmen braucht, so wird man sich auch in diesem Falle von vornherein der Meinung zu- neigen, dass Genitalgang und Genitalporus der Asterina gibbosa keine Neu- bildungen sind, sondern auf eine Lageverschiebung der gleichen Theile der übrigen Asterien zurückzuführen seien. Da aber der vorhin ausge- sprochene allgemeine vergleichend-anatomische Grundsatz nur das Er- gebniss der in Einzelfällen gewonnenen Anschauungen ist, so wird er selbst eine Kräftigung erhalten, wenn wir in einem neuen Einzelfalle seine Berechtigung erweisen können. Wäre der Genitalgang der Asterina gibbosa eine Neubildung, so müsste der Genitalgang der übrigen Aste- rien bei ihr in irgend einer entweder durch Functionsmangel rudimen- tären oder etwa im Dienste einer anderen Function veränderten Gestalt aufzufinden sein; denn einen völligen, spurlosen Schwund wird man nicht annehmen können, da bei den in allen anderen Beziehungen nächstverwandten Species derselben Gattung (Asterina pentagona, Aste- rina cephea) Genitalgang und Genitalporus an der für die Asterien typi- schen Stelle vorhanden sind. Es müsste also bei Asterina gibbosa abo- ralwärts (d. h. nach dem Centrum der Dorsalseite des Seesternes hin) von der Basis der Genitalschläuche sich ein Gebilde auffinden lassen, welches als rückgebildeter oder umgebildeter Genitalgang zu deuten wäre. Das ist nun aber nicht der Fall. Macht man an der genannten 293 Stelle Schnitte durch die Scheibenrückenhaut, so findet man an ihrer Innenseite einzig und allein in einem jeden Interradius zwei Blutgefässe (Fig. 4), von welchen, wie die Serie der Schnitte lehrt, ein jedes von dem dorsalen Blutgefässringe kommt und an die Basis eines Bündels der Genitalschläuche herantritt um sich dort ganz so wie ich das früher von Asterina pentagona und anderen Asterien gezeigt habe in die Blutsinusse vorzusetzen, die in der Wand der Genitalschläuche gelegen sind. Es stimmen also die genannten Gefässe der Asterina gibbosa in Herkunft, Verlauf und Endigung mit den Genitalgefässen der übrigen Asterien überein und wie die Blutgefässe der Asterien überhaupt, so sind auch sie von einem Perihämalcanal umschlossen (Fig. 4). Da sich also bei Asterina gibbosa kein Rudiment des Genitalganges der übrigen Asterien aboralwärts von den Bündeln der Genitalschläuche nachweisen lässt, so ist man berechtigt, das abnorme Verhältniss des Genitalganges bei dieser Species durch eine Lageverschiebung zu erklä- ‘ ren. Diese Erklärungsweise erhält eine Stütze dadurch, dass auch bei anderen Echinodermen und zwar insbesondere bei den Echinoideen, bei welchen die für sie typische Lage der Geschlechtsöffnungen in den Genital- platten fast ausnahmslos mit grösster Beharrlichkeit festgehalten wird, Fälle vorkommen, in welchen die Genitalöffnungen ihre typische Stelle verlassen und eine Verschiebung in adoraler Richtung, also in demselben Sinne wie bei Asterina gibbosa, erfahren haben. Ein solcher Fall bietet sich bei Clypeaster rosaceus L. dar, bei welchem jede der fünf Genital- öffnungen zwischen den beiden Plattenreihen eines Interambulacrums adoralwärts etwa drei Plattenpaare weit verschoben ist !). Auf welche Ursachen die Lageverschiebung der Genitalöffnung bei Asterina gibbosa zurückzuführen sei, lässt sich einstweilen, so lange wir weder eine genaue Kenntniss der Jugendstadien noch auch der Lebens- verhältnisse dieser Art besitzen, nicht beantworten, wenn man sich nicht in leeren Vermuthungen ergehen will. Auffällig ist endlich auch noch die Uebereinstimmung, welche die Lage der Genitalöffnungen bei Asterina gibbosa mit der Lage der Bursal- spalten der Ophiuren zeigt. Ob aber diese Uebereinstimmung mehr als eine nur oberflächliche Aehnlichkeit ist, ob etwa der Genitalgang der Asterina gibbosa als morphologisch gleichwerthig mit der Bursa der Ophiuren zu betrachten ist, das wage ich bei dem Mangel verbindender Zwischenglieder noch nicht zu entscheiden. Schliesslich noch einige Worte über die systematische Bedeutung 4) Vergl. Lov£n, Etudes sur les Echinoidees. Kongl. Svenska Vet. Akad. Hand- lingar. Bd. X1. Nr. 7. Stockholm 4874. Taf. XVI, Fig. 136. 294 RAN der ventralen Genitalporen der Asterina gibbosa. Es ist schon eini & Mal die Frage aufgeworfen worden ob Asterina gibbosa des Mittelmeeres und der westeuropäischen Küsten mit Asterina cephea Edm. Perrier (—Asteriseus cepheus Val.) des rothen Meeres, desindischen Oceansund der ostasiatischen Gewässer identisch sei oder nicht!). Die Unterschiede. beider Arten, welche von den Autoren angegeben werden, sind aller- dings geringfügig genug, so dass man, wenn man beide als verschieden x - auseinanderhält, doch zugeben muss, dass sie einander ungemein nahe stehen. Bei dieser Sachlage schien es mir wahrscheinlich, dass auch : Asterina cephea ventrale Genitalporen besitze. Ich untersuchte in Folge dessen eine Anzahl Exemplare von den Philippinen, die sich im Besitz des Göttinger Museums befinden, war aber sehr überrascht, dort keine _ ventralen, sondern dorsale Genitalöffnungen, wie bei Asterina penta- gona, zu finden. Wenn also diese beten Differenz zwischen Asterina gibbosa und Asterina cephea nicht noch durch Auffindung von Uebergangsstadien ausgeglichen wird, kann sie als unterscheidendes Merkmal beider Arten betrachtet werden. N Ausser bei den drei erwähnten Asterina-Arten suchte ich noch bei Asterina folium Lütk. (= minuta Gray) nach ventralen Genitalporen, a jedoch vergeblich. Es wäre von Interesse an der Hand eines möglichst viele Arten der Gattung Asterina umfassenden Materiales festzustellen, ob Asterina gibbosa durch den Besitz ventraler Genitalporen durchaus isolirt im Innern der Gattung dasteht. Das Material der hiesigen Samm- lung reicht leider nicht dazu aus. Be Als ich obige Mittheilungen bereits abgeschlossen hatte, erhielt sche durch die Güte meines Freundes Spenser eine Abhandlung von FRANcEScoO Br Gasco 2), aus welcher hervorgeht, dass dieser Forscher schon vor zwei Jahren die ventralen Genitalöffnungen der Asterina gibbosa gesehen und ganz kurz beschrieben hat, ohne jedoch die vollständige Abnormität dieses Vorkommnisses zu würdigen. Er beschreibt die gleiche Lagerung der Genitalporen auch bei der von ihm als besonderen Art unterschie- denen Asterina Pancerii, welche jedoch offenbar, wie ich nach sorgfälti- ger Vergleichung einer Anzahl mir vorliegender Exemplare behaupte 4) E. v. Martens, Ueber ostasiatische Echinodermen. 3. Seesterne des indischen Archipels. Archiv für Naturg. 1866. p. 72 und besonders Eos. PErrIER, Revision N Hi des Stell&rides du Museum d’Histoire naturelle de Paris. Archives de Zool. experi $ T: N, 1876. p. 215, 235. Fisiche e Matematiche di Napoli. Anno XV. fasc. 2. 1876. p. 9—11. Asteriscus _ cerii Gasco. p.10. Anm.3. »su ciascuna delle 5 provincie ventrali trovansi due fort, ai quali mettono capo i condotti degli organi riproduttori «. : RER 295 nur eine Varietät der Asterina gibbosa ist. Gasco giebt dann weiter an, dass er bei Palmipes membranaceus vergeblich nach ventralen Genital- öffnungen gesucht habe. Ob aber Palmipes membranaceus dorsale Geni- talporen besitzt und dadurch mit den übrigen Asterien übereinstimmt, erfährt man durch Gasco nicht. Es scheint mir aus seinen kurzen Wor- ten bervorzugehen, dass ihm die dorsalen Genitalöffnungen anderer Asteriden nicht hinreichend bekannt waren, sonst würde er die Differenz zwischen Asterina gibbosa und den übrigen Asterien, nicht nur der Gattung Palmipes, gewiss betont haben. Göttingen, 20. Juli 1878. Erklärung der Abbildungen. Tafel XXVII. Fig. A. Asterina gibbosa. Eines der fünf interradialen Felder der Ventralseite um die Lage der Genitalporen, Gp, zu zeigen. Vergrösserung 3/4. Die römischen Ziffern bedeuten die Reihenfolge der Plattenreihen, wenn dieselben von der Ambu- lacralrinne aus gezählt werden (in der Figur von der rechts an das gezeichnete Interradialfeld anstossenden Ambulacralrinne aus) und dabei die Reihe der Adam- bulacralplatten nicht mit gerechnet wird; die arabischen Ziffern bezeichnen die Reihenfolge der Plattenreihen, wenn dieselben quer zu der Ambulacralrinne gezählt werden. Fig. 2. Verticaler Schnitt durch die ventrale Körperwand; die Schnittebene liegt quer zu der Medianebene des Interradius (entsprechend der Linie 2—y in Fig. 4). Kw, Körperwand; a, äussere, i, innere Oberfläche derselben; Gp, aufgeschnittener Genitalporus mit längsgefalteter Wandung. Fig. 3. Ein etwas weiter aboralwärts gelegener Schnitt. Gg, Genitalgang; die übrigen Bezeichnungen wie in Fig. 2. Fig. 4, Verticaler Schnitt durch die dorsale Körperwand ziemlich senkrecht über dem SchnittFig.2. Kw, a,i, wie vorhin; Kb, Kb, zwei Kiemenbläschen (vergl. Beiträge zur Anatomie der Asteriden Fig. 24, 35); BG, Blutgefäss, welches vom dorsalen Blut- gefässring kommt und zu den Genitalorganen hinzieht (= Genitalgefäss); PH, Peri- hämalcanal, welcher das Genitalgefäss umgiebt. Fig. 2, 3, u. 4 sind bei circa 40 facher Vergrösserung gezeichnet; die Dicke der Körperwand müsste genau genommen etwa um die Hälfte beträchtlicher sein als sie in den Figuren der Raumersparniss halber dargestellt ist. Die mit M bezeichneten Pfeile bedeuten die Lage der Medianebene des Interradius. Fig. 5. Schema über die Lage von BG, Genitalgefäss, G, Genitalschläuchen, Gg, Genitalgang und Gp, Genitalporus bei Asterina gibbosa. Fig. 6. Ein gleiches Schema von Asterina pentagona. In Fig. 5 und 6 bedeutet d, die dorsale, v, die ventrale Körperwand, P, die beide mit einander verbindenden Stützpfeiler. Beide Figuren sind als verticale Schnitte durch einen Interradius gedacht. Et Be I a ee Fe al 2) Ambulacralstücke 251; Sachregister. Actinometra Bennettii A. trachygaster A. Adambulacralstücke254; erstesd. Ophiuren 268; zweites d. Ophiuren 268. After v. Asterias rubens 227; v. Bri- singa 227. Alecto europaea A. Ambulacralfurche der Asteriden 183, 225. mediane Fortsätze ders. 253; erstes d. Ophiu- ren 267; zweites d. Ophiuren 268; s. auch Wirbel. Ampullen, Homologa bei d. Crinoi- deen 83. Analtubus.d. Crinoideen 50. Antedon Eschrichtii A, 7. rosaceus A, 40. Arme d. Crinoideen, Anatomie 2; v. Rhizocrinus lofotensis, Anatomie 403. Armskelet d. Asterien u. Ophiuren, Vergleich 247; v. Ophiarachna in- crassata 242. Asteracanthiden Familie 165. Asteracanthion rubens 450, 455. Asterias glacialis, jung 229. pallida, jung 229. —— (Asleracanthion) rubens After 227. Asteriden, Ambulacralfurche 483, 225; Anatomie 450, 205; Blutge- fässe, radiäre 475; Blutgefässring, dorsaler 179, oraler 470, 473; Blutgefässsystem 165, 182, 233 : Cuticula 237; Darmgefässgeflecht 484; Eierstöcke 494, Eileiter 497; Genitalgefässe 180, 493; Genital- öffnungen 195, 290; Genitalorgane 32, A494; Genitalschläuche 492; Hautcanalsystem 200; Herz 87, 466, 484; Hoden 194; Interambu- lacralplatten, intermediäre 230; Kiemenbläschen 200; Leibeshöhle 499; Madreporenplatte 150; Mu skelet verglichen mit dem Ophiuren 260; Muskulatur « Wassergefässsystems 163; Nerv. gewebe 488; Nervensystem 48 Nomenclatur 226 ; Perihämalcani 474, A79, 202, 204; Peristom 2 Samenleiter 497; Skelet, verglic mit dem der Ophiuren 263; Sk: des Armes, verglichen mit dem ( Ophiuren 247; Steincanal A TIEDEMANN’sche Körperchen 87,4 Ventilapparat der Füsschen 464 Wassergefässsystem 150; Wirbel, reihen 465. Asterina cephea, Diagnose. 294. \ —— gibbosa, Diagnose © 294; ; Genitalge fässe 293; ; Genitalorgane 290. Pancerii 29. gibbosa. Asthenosoma 132. Astropecten aurantiacus 455. Astrophyton, Arten mit mehrf: 246. ——- asperum, Pedicellarien 220. Basalia v. Encrinus 68; v. Rhiz oc nus lofotensis 120, Bauchschilder v. Opbiatadil crassata 243, 358; d. Ophiuren Blastoideen, »Genitalröhren« Hydrospiren 282; N 83 283. tractus v. ns 228. Blutgefässed. Asteriden, rad Blutg efässring d. Re ler 479, oraler 470, 473; v. Brisinga, dorsaler 326, oraler 226; d. Crinoi- deen 46, 162. Blutgefässsystem 87; d. Asteriden 165, 182, 223; v. Brisinga 223; d. Crinoideen 86. Blutsinus der Genitalschläuche der Asteriden 493. Brisinga 222; After 227; Blindsäcke, interradiäre d. Darmes 228; Blut- gefässsystem 223; Kiemenbläschen, fehlen 239; Skeletstücke des Peri- stoms 228; Steincanal 236; syste- matische Stellung 238; Ventilappa- rat d. Füsschenampullen 226. Brisingidae, Familie der Asteriden 339. Brissus carinatus 437, Bruträume.d. Ophiuren 284. Bursae d. Ophiuren 199, 269, 280; Function 280; Vergleich mit den Hydrospiren d. Blastoideen 283. Bursalspaltend. Ophiuren 293. Bursalspanged. Ophiuren 274. Canalis coeliacus d. Crinoideen 6, 24. —— dorsalis d. Crinoideen 6, 24, 25. genitalis d. Crinoideen 7, 29. —— subtentacularisd. Crinoideen 6, 24. —— ventralis d. Crinoideen 6, 24, 25. Centralcanal d, Stengels fossiler Cri- noideen 424. Centrodorsalstück und Stengel d. Crinoideen 426. Cidariden, Platten d. Peristoms 434. Cirrhengefässe d. Crinoideen 68, 73; v. Rhizocrinus lofotensis, 123. Clypeaster rosaceus, Genitalöffnun- gen 293. Comatula mediterranea A. Crinoideen, Analtubus 50; Anato- mie 4; Arme, Anatomie 2; articu- lata, Eintheilung 67; Blutgefässe 61, 69, 74, A78, Blutgefässring 46, Aussackungen dess. 162; Blutge- fässsystem 86; Canalis genitalis 29; Centrodorsalstück u. Stengel 126 ; Cirrhengefässe 68, 73; Darmcanal 49; dorsales Organ 64, 69, 70, 73, 86; Eibildung 35, Eingeweidesack 52; Faserstränge 61, 79, 86; fossile, Centralcanal d. Stengels 124, 125; fünfkammeriges Organ 61, 68; Genitalöffnungen 38, 88; Genital- organe 29, 36, 88, Ausführwege 38; Herz 182; Kalkkörper 75; Kelch- poren 55, 60, 453; kugelige Körper 50; Leibeshöhle 52, 89, 204 ; Fort- setzung in d. Arme 20; Muskel- fasern 40; Muskeln des Arms 39; Nerven, radiäre 9; Nervengefässe 297 42; Nervenring 46; Nervensystem 77; Peristom 45; Pinnulae orales 74; Samenbildung 36; Saumläpp- chen 405; Scheibe, Anatomie 40; Sinneshaare (?) 20; Skelet 403; Steincanäle 47, 458; systematische Stellung 94; Tentakel 13, 44, 48, 44, 82; Tentakelrinnen 7, 44, Ver- wandtschaftsbeziehungen d. ge- stielten und ungestielten 428; Wassergefässe 43, 24; Wasserge- fässring 46; Weassergefässsystem 82; Wimperorgane d. Leibeshöhle 26, 110. CGystideen, Kelchporen 59. Cuticulad. Asteriden 237. Darmcanald. Crinoideen 49. Darmgefässgeflechte d. Asteriden 484. DiplostomideaA4A. Echinaster fallax 455, 156, 19; Fortsatz des ersten Wirbelstückes 235. Echinocardium cordatum, beweg- liche Schalenplatten 436. Echinoideen, Ringmuskulatur des Körpers 439; Schalenplatten, be- wegliche 434. Echinothuridae 132. Echinus, Muskeltrabekel d. Füsschen- ampullen 47. —— lividus, Madreporenplatte 454. Eibildung bei d. Crinoideen 34; bei d. Echinodermen 35. Eierstöcke d. Asteriden 494; d. Cri- noideen 33. Eileiter v. Asterina pentagona 497. Eingeweidesack.d. Crinoideen 52. Encrinus, Basalia 68; Faserstränge, Verlauf 66. Epitheld. Darms der Crinoideen 50; d. Steincanals v. Brisinga 237; d. Tentakelrinne d. Asteriden 483, d. Crinoideen 8, Euryaliden, Madreporenplatten, mehr- fache 216; Porenzahl d. Madreporen- platte 217. ’ Faserstränge d. Crinoideen 61, 79, 86; v. Rhizocrinus lofotensis 106, 124, 125. Gefässe.d. Stengels u. d. Cirrhen von Rhizocrinus lofotensis 123. Genitalgefässe d. Asteriden 180, 4193, v. Asterina gibbosa 293; v. Brisinga 224; d. Crinoideen 31. Genitalorgane 32, 89; d. Asteriden 194, 290; v. Asterina gibbosa 290 ; d. Crinoideen 29, 36, 88; d. Ophiu- ren 499, 369; v. Rhizocrinus lofo- tensis 440. Genitalöffnungen d. Asteriden 195; v. Asterina gibbosa 294 ; von Clype- aster rosaceus 293; d. Crinoideen 38, 88, Genitalporen v. Ophioglypha 276. . Genitalröhren.d. Blastoideen 282. 'Genitalschläuche.d. Asteriden 493; v. Ophioglypha 274; d. Ophiuren 276. Genitalspaltend.Ophiuren 498,272. Genitalspanged. Ophiuren 274. Genitalstrang.d. Crinoideen 30, 31, *% 32. Haeckel’s »Echinodermentheorie « 489. Hautcanalsystem d. Asteriden 200. Hautskelet Terminus 404. Herz .d. Asteriden 87, 466, 181, v. Bri- singa 227; d. Crinoideen 74, 482. Hoden d. Asteriden 494 ; d. Crinoideen 34, 36. Holothurien, Geschlechtsorgane 32, Holothurioidea, Eintheilung 447. Hydrospiren d. Blastoideen 282; Vergleich mit d. Bursae d. Ophiu- ren 283. Interambulacralstücke, inter- mediäre, d. Asteriden 230; erstes intermediäres 269. & Kalkkörper d. Crinoideen 75; in d. Wand d. Bursae d. Ophiuren 277, 278. Kalkplättchen.d. Scheibenhaut von Rhizocrinus lofotensis 444. Kalkplatten iind. Wandd. Bursae v. Ophiocoma 278. Kelchporen d. Crinoideen 55, 60, 83, 453; d. Cystideen 59, v. Rhizocri- er nus lofotensis 417. Kiemenbläschen.d. Asteriden 200; fehlen bei Brisinga 239. Kleinia nigra 437. Körper, kugelige, d. Crinoideen 50; v. Rhizocrinus lofotensis 443. Leibeshöhle 90; d. Asteriden 199; he d. Crinoideen 52, 89, 204, Fort- setzung in d. Arme 20; v. Rhizo- crinus lofotensis 449, radiäre 409, Lepidocentrus 434. Luidia maculata 494. Bi o.) Madreporenplatte 447; d. Asteri- den450; d. Echinoideen 451; mehr- fache bei Euryaliden 2 Porenzahl 217. Madreporenöffnungen83. Maretia planulata, bewegliche sc lenplatten 136. Meoma grandis 437. Metalia sternalis 137. ’ Metazoen Skeletbildungen 10% Mundecked. Ophiuren 259. Mundeckstücke v. rn crassata 255. Mundfüsschen 361. crassata 257; .d. Pe - 26 Mundskelet v. Ophiarachna i sata 254, 254 ; d. Ophiuren 251, : 259, 363: d 'Ophiuren u. Aster nn, Vergleich 260. H Mundtentakel v. Rhizoce 1ofo tensis 445. h Mundwinkeld. Ophiuren 359. Mu td Schale d. Re ir eiden 134, 4127, 439. d. Crinoideen 46, "46; v. nus lofotensis 108. 1 Muskelfasernd. Crinoideen 10. Muskeln d. Arms d. Crinoideen 39. tensis 407. Nerven, radiäre d. ee M Crinoideen 9; v. N 245. Nervengefässed. Crinoideen 4 4% Nervengewebed. Asteriden 488 Nervenring d. Crinoideen 4 Rhizocrinus lofotensis A445. Crinoideen 77; Entwicklung im Thierreiche 488. Nomenclaturd. Asteriden 926 Ophiarachna incrassala, Skelet 24 Ophiocoma, Skelet 242; nigra, Burs: 278; scolopendrina, Bursae 278. Ophiocnemis, Bursalspalten 279, Ophioderma, Bursae 279. Ophioglypha, Bursae 273; poren 276; Genitalschläuche Mundfüsschen 264; Skelet Ophiomyxa pentagona, Bur Ophiopholis bellis, Bursa 278; Genitalorgane 278. ® Ophiothrix, Skelet 242. - t Ophiuren, Anatomie 241 , Bruträume 384 ; Bursae 199, 269, 280; Bursal- spalten 273,293 ; Bursalspange 274; Genitalorgane 199, 269; Genital- spalten 498, 272; Genitalspange 374; lebendig gebärende 281; Mundfüsschen 261; Mundschild 363; Nerven, Verlauf 245, Respi- rationsorgane 281; Skelet, ver- glichen mit dem der Asterien 263; Skelet d. Armes 242, verglichen mit dem d. Asterien 247; Skelet des Mundes 351, 254, 259, 263, ver- glichen mit dem d. Aslerien 260; Wassergefässe, Verlauf 246, 254, Wassergefässe der Mundfüsschen 263. ° Organ, dorsales, d. Crinoideen 61, 69, 70,73, 86; v. Rhizocrinuslofotensis 119, 122; fünfkammeriges, der Crinoideen 61,68; v. Rhizocrinus lofotensis 122. Orophocrinus stellaeformis 283. Pedicellarien 220; v. Astrophyton asperum 220; v. Trichaster elegans 348, Pentacrinus caput Medusae 1. Perihämalcanäle d. Asteriden 474, 179, 202, 204. Perineuralcanal 489. Perischoechinidae 132. Peristom d. Asteriden 228; v. Brisinga 228, 232; d. Crinoideen 45. Peristomalplatten der Ophiuren 258. Pinnulae orales d. Crinoideen 74. Porencanälchen in der Cuticula des Steincanals v. Brisinga 237. Protaster 239. Radien v. Rhopalodina lageniformis 144, Respirationsorgane der Ophiuren 281. Rhizocrinus lofotensis, Anatomie 404; Arme, Anatomie 103; Basalia 120, dorsales Organ 149, 422; Faserstränge 406, 124 ; fünfkamme- „riges Organ 122; Gefässe d. Stengels u. d. Cirrhen 123; Generationsor- gane 440; Kalkplättchen der Schei- benhaut 444; Kelchporen 447; kugelige Körper 113; Leibeshöhle 449, radiäre 409; Mundtentakel 4145; Nerven, radiäre 407; Nerven- ring 445; Saumplättchen der Ten- takelrinnen 405; Scheibe, Anato- mie 414; Spermatozoen 112; Stein- canäle 447; Tentakel 408, 109; Tentakelpapillen 108; Tentakel- 299. rinne 406, Verdauungstractus 148; Vorkommen 404; Wassergefässe 407, Wassergefässring 445. Rhopalodina lageniformis 444; Ra- dien 444; systemat. Stellung 447; Wassergefässsystem 142. Rhopalodinidae, Familie d. Holo- thurioidea 148. Ringmuskulatur d. Körpers bei Echinoideen 139. Rückenschilder v. Ophiarachna in- »crassata 243. Samenbildungbei d. Crinoideen 36. Samenleiter v. Asierina pentagona 197. Saumläppchen d. Crinoideen 7, 105. Saumplättchen d. Tentakelrinnen v. Rhizocrinus lofotensis 405. Schalenplatten, bewegliche, Echinoideen 431. Scheibe d. Crinoideen, Anatomie 40. Schizaster canaliferus, bewegliche Schalenplatten 134. Seitenmundschilder v. Ophiarach- na incrassata 257. Seitenschilder v. Ophiarachna in- crassata 243; d. Ophiuren 251. Sinneshaare (?) d. Crinoideen 20. Skelet.d. Asteriden, peristomales 228; d. Asteriden u. Ophiuren, Vergleich 363 ; v. Brisinga, peristomales 228, 232; d. Crinoideen 403; d. Ophiu- ren 242. Skeletbildungen d. Metazoen 104. Spatangus purpureus, bewegliche Schalenplalten 136. Spatangiden fossile 438; Schalen- platten, bewegliche 434, 137. Spermatozoen v. Rhizocrinus lofo- tensis 412. Spiraculad. Blastoideen 282, 283. Steincanal (-canäle) 83, 447; d. Asteriden 156, Ampulle dess. 159; v. Brisinga coronata 236; d. Cri- noideen 47, 158; v. Rhizocrinus lofotensis 117 ; v. Trichaster elegans 217. Stengel, Centralcanal dess. bei fossilen Crinoideen 424; u. Centrodorsal- stück d. Crinoideen 126; v. Rhizo- crinus lofotensis, Gefässe 123. Subambulacralstücke 251, 269, Superambulacralstücke 251. Synaptiden, Wimperorgane d. Lei- beshöhle 28. bei Tentakeld. Crinoideen 13, 14,18, 44, 82; v. Rhizocrinus lofotensis 408, 409. Tentakelpapillen d. Crinoideen 19; v. Rhizocrinus lofotensis 408; um- gewandelt zu Pedicellarien bei Trichaster elegans 249. 'entakelrinnen d. Crinoideen 7, 44 ; vw, Rhizocrinus lofotensis 106. Tiedemann'sche Körperchen der Asterien 87, 462. Torus angularis 269; v. Ophiarachna _ incrassata 259. Trichaster-Arten 244. —— elegans n. sp. 243, Pedicellarien 948, Steincanäle 217. Ventilapparat.d. Füsschen d. Aste- & riden 464 ; v. Brisinga 226. Verdauungstractus v. Rhizocrinus lofotensis A418. Wassergefässe.d. Crinoideen 13, 24; y d. Mundfüsschen d. Ophiuren 263; lauf bei d. Ophiuren 246, 254. N he 2 chenampullen «. Wassergefässringd.Aste v. Rhizocrinus lofotensis 407; Ver- Berichtigungen. -p. 44, Zeile 3 der Anmerkung soll es heissen: »so bei Echinen, Spatedgeh, = thurien; bei den Ophiuren und Asterien aber —«. Be p- 35, Anm. 4 soll es heissen »O. Hearwıc«. nn - p. 59, Zeile 8 von unten, soll statt »ambulacral« stehen »anambulacral«. p- 60, Zeile 45 von unten, soll statt »(Fig. 59)« stehen »(Fig. 64). ur p. 164, Zeile 15 von unten, soll es heissen » den zwischendurchtretenden | p. 177, Zeile 5 von oben, soll hinter »Nerven« der Bindestrich fehlen. = Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. d. Crinoideen 46; v. Rhi lofotensis 445. 2 Wassergefässsystem, d. Muskulatur 85; d. Ast d. Crinoideen 82; v. Rho lageniformis 442. ; Wimperorgane d. Leibesh Crinoideen 36, 410; d. Lei d. Synaptiden 28. Wirbel .d. Asterien u. Ophiur 2 dritter v. Ophiarachna inc: 252; erster, d. Asteriden 464, R Brisinga 333, Fortsätze de Brisinga 235, 236, 253, For dess. “bei Echinaster fall v. Ophiarachna incrassata 24 Ophiuren 254. Xanthobrissus Garettii 137. el 2 alter is. den! Id KUH. Kante de, « - ” < ” = r Er r e: \ . . yıf \ 5 F . v «s } 28 An EA £ e - j v hi “ Be Vs x Ri Tue 7 U ha - ’ = > D = 23 i Ir > N y > r n > - is, 2600 Bl N nt Ludwnd del. = Änzv.Eslisen Jerar - |, Er Luswig x S . FUSS Zeikschrifl,z miss Zoal Did; IMIDZZA TI m #5 u Ten EL a ers Koal Bd IS uw 77; vo. Ca BI 2 we a Be up in 28 a Y urn Ant E Nkuch Jara. le bad KUH. Ludwig del — 2% BRESOT SCHE Fa 90 — z eg en nn nenn TE TER m zu . N ! | ! l a 74 s N S > a L f < & L - e nn S un n nn SSR A BT ZW En N . EEE TEE f . E er. ” 5 7 iR un “1 ’ in or f { ö - { u a ze % i | 2 a eu ZU u er — a ee Bu Eur u a ER al > Taf Fl. Zeitschrift Ewiss. Zool. BdXMN. end \ I | | | ludwig del. Taf Al. Ari Zeitschrift [wiss Zool. Bd A Ludwig del 55. 2ool.Bd.XIX. - Zeitschrift Geisohrifk Fiss, Zool,. Ba. IEX. Lich Ans. 6 Bach Lenmg. P Zeitschrift f. wiss.Zool.BA.NXX. Ludwig del Ag Zeitschrift _ fwiss. Zool. Ba. XXX. 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Ad; Ludwig, del Verlag v. Wil. Engelmann, Leipzig. Lith. Anst.u.J.&.Bach, Leipzig. f Bet u Zeilschrift f. wiss. Zool. Ba. ÄT. | Fig.dZ Bd G Mi Ar Dabö de Pr >——— er 2 — ee? ; ER BEE Veriag v. Wilh. Engelma nn, leipzig, - LithAnstvJ 6 Bach, lee: Zeitschrift Rwiss. Zool. Ba. XXX. & | F d n | (Jordi B: . ’ e| h6.26-29, 32-37 Ludwig, Fig 30-31 Peters del, Verlag vWilh. Engelmann, leipzig. Lith = Leipzig. RDRER “RN DB ,‚F Verlag v.Wilh. Engelmann, Leipzig ’. > x En SE DE I ET x BE en EEE. 3 =. KL