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fozartiana.

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. 9 Mozartiana. Von Mozart herrührende und ihn betreffende, zum großen Theil

noch nicht veröffentlichte Schriftſtücke.

Nach aufgefundenen Handſchriften

herausgegeben

von

Guſtav Nottebohm.

Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Zaͤrtel. 1880.

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Vorwort.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts faßte Fried— rich Rochlitz den Vorſatz, eine Biographie Mozart's zu ſchreiben. Breitkopf und Bartel ſollten die Ver— leger ſein. Letztere, welche damals wegen Erlangung handſchriftlicher Vorlagen fuͤr die von ihnen unter— nommene Ausgabe Mozart'ſcher Compoſitionen mit der Wittwe Mozart's in Verbindung ſtanden, uͤber— nahmen es, dieſelbe auch um Beitraͤge zu einer Bio— graphie Mozart's zu erſuchen. Spaͤter wandte man ſich zu gleichem Zwecke auch an die Schweſter Mozart's. Beide willfahrten dem Erſuchen und ſandten reichlich. Von dem von ihnen uͤberſandten biographiſchen Ma— terial, nach dem Otto Jahn vergeblich geſucht hatt, iſt der groͤßte Theil in Abſchrift erhalten worden und vor einigen Jahren zum Vorſchein gekommen. Der

1 Vgl. O. Jahn's „Mozart“, 1. Ausg. Bd. I, S. X f., Bd. III. S. 503 f.; 2. Ausg. Bd. I, S. If. Eine Ausnahme von dem oben Geſagten bilden ſelbſtverſtaͤndlich die in den erſten zwei Jahrgaͤngen der Leipziger Allg. Muſik. Zeitung ſtehenden, auf Mittheilungen der Wittwe und der Schweſter Mozart's beruhenden „Anekdoten“.

V 1

Sund beſteht in zwei Zeften, welche in Leipzig und faſt ganz von einer Hand geſchrieben ſind und in welche Briefe, Aufſaͤtze, Gedichte, Feitungsnotizen u. ſ. w., welche von den Frauen eingeſandt wurden, allem An— ſchein nach in der Ordnung, in der ſie einliefen, ein— getragen ſind.

Ein geft (in Quartformat und mit 144 beſchrie⸗ benen Seiten) hat den Titel: „Materialien zu Mozart's Leben, von der Wwe Mopsart mitgetheilt“. Eine gleichlautende Ueberſchrift ſteht am obern Rande der meiſten Blatter. Das geft enthaͤlt groͤßtentheils Briefe Mozart's. Von dieſen find hoͤchſtens 25 bis jetzt ge— druckt, mehr als 40 noch nicht gedruckt worden. Außerdem ſind hervorzuheben einige bis jetzt unbe— kannt gebliebene Gedichte Mozart's und einige Schrift— ſtuͤcke verſchiedener Art und Herkunft. Aus einigen Anzeichen! ergiebt ſich, daß die Wittwe nicht immer das Original, ſondern eine Abſchrift nach Leipzig ge— ſchickt hatte. Bei einigen „Actenſtuͤcken“ ſagt das die Wittwe ſelbſt.

Das andere Seft (ebenfalls in Quartformat und mit 73 beſchriebenen Seiten) traͤgt den Titel: „Ma⸗ terialien zu Mozarts Leben. Von Mozarts Schweſter mitgetheilt. Decbr. 99“, und auf dem obern Rande jedes Blattes die Bemerkung: „Von Mozarts Schweſter

1 So 3. B. aus den in mehreren Briefen zur Erſetzungsvon perſonennamen vorkommenden Buchſtaben: „N. N.“, aus der in einem Briefe (S. 49) vorkommenden Bemerkung: „er hatte nehm— lich ſehr krumm geſchrieben“ u. ſ. w.

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VII

mitgetheilt“. Das wichtigſte Stuͤck des Heftes iſt der Aufſatz, den die Schweſter fuͤr Friedr. Schlichtegroll geſchrieben hat und der von dieſem in ſeinem „Ne— krolog auf das Jahr 1791“ (2. Jahrgang, 2. Band, Gotha 1793, S. 82 bis 112) benutzt wurde i. Der Aufſatz enthaͤlt in 11 Abſchnitten die Antworten auf eben ſo viel Fragen. In der Sorm und Vollſtaͤndig— keit, in der er von Marianna Mozart geſchrieben iſt, iſt der Aufſatz noch nicht gedruckt worden. Einzelne Stellen daraus finden ſich bei Schlichtegroll woͤrtlich wieder. Schlichtegroll hat aber Vieles, vielleicht weil es ihm geringfuͤgig erſchien, weggelaſſen. Die von ihm weggelaſſenen Stellen enthalten Daten, deren Quellen jetzt verſiegt ſind und die, moͤgen ſie nun ge— ringfuͤgig ſein oder nicht, theils zur Berichtigung, theils zur Vervollſtaͤndigung bisheriger Angaben die— nen koͤnnen?. Was das Seft ſonſt bringt, iſt bekannt und von geringerer Bedeutung.

Eine der erſten Fragen, welche ſich nach Auffin— dung und nach Erkennung der Bedeutenheit der Ma— nuſcripte einſtellte, war die, was mit ihnen zu ge— ſchehen ſei. Waͤre Otto Jahn noch am Leben, ſo hatte jene Frage kaum aufkommen koͤnnen. Die Schrif— ten waͤren ihm uͤbergeben worden, und ſie haͤtten in keine beſſeren Sande gelegt werden koͤnnen, als in die

1 gl. Niemtſchek's „Leben Mozart's““, Prag 1798, S. 6; O. Jahn's Biographie, 1. Ausg. Bd. I, S. IX, 2. Ausg. Bd. I. S. VIII und 23 (Anm.).

2 Wir machen nur auf die Angabe der Todeszeit Mozart's auf— merkſam, welche bei der Schweſter (S. 109) genauer iſt, als anderswo.

VIII

ſeinigen. Die Zefte da liegen laſſen, wo fie einmal lagen, konnte und wollte man nicht. Die Schriften hatten Anſpruch auf Veroͤffentlichung. Da durch Um⸗ ordnung der einzelnen Stuͤcke ein zuſammenhaͤngendes, in ſeinem Inhalt fortſchreitendes Ganze nicht herzu— ſtellen war, fo erſchien es am beſten und rathſamſten, die Buͤcher zu nehmen, wie ſie ſind, und die in ihnen vorkommenden Stuͤcke in der bunten Reihe drucken zu laſſen, in der ſie vom Abſchreiber eingetragen ſind. Dieſe durch die Beſchaffenheit des Gegenſtandes be— dingte Wiedergabe iſt zum Durchleſen wenig geeignet, wird aber bei einer Benutzung die ſicherſten Anhalts— punkte geben. Kuͤrzungen waren bei der Wiedergabe nicht nur zulaͤſſig, ſondern auch noͤthig. Gekuͤrzt werden konnten diejenigen nicht von Mozart her— ruͤhrenden Stuͤcke, welche wenig oder gar kein Intereſſe bieten, und diejenigen Stuͤcke, welche bereits gedruckt ſind, jedoch mit Ausnahme derjenigen wichtigeren Stuͤcke, welche ſich nach unſeren Vorlagen genauer oder vollſtaͤndiger bringen laſſen, als ſie bisher ge— bracht worden ſind. Wegzulaſſen waren ferner meh— rere das Schicklichkeitsgefuͤhl verletzende Stellen. Naͤhere Auskunft uͤber die von den Frauen einge— ſandten Schrift- und Druckſtuͤcke geben ihre Briefe an Breitkopf und gaͤrtel. Auszuͤge aus dieſer Correſpon— denz, die auch O. Jahn kannte und aus der er Aus⸗ zuͤge gebracht hat, ſind im Anhang zuſammengeſtellt. Unter den darin genannten eingeſandten Briefen und andern Schriftſtuͤcken Mozart's befinden ſich mehrere,

welche bis jetzt noch nicht zum Vorſchein gekommen und wohl als verloren zu betrachten ſind !. Beim Aus— ziehen der Briefſtellen ſind auch ſolche beruͤckſichtigt und aufgenommen worden, welche in Betreff einiger ver— loren gegangener Compoſitionen Mozart's oder in an— derer Beziehung beachtens- oder bemerkenswerth ſind.

Unſere Vorlagen enthalten manche Schreibfehler, von denen ein Theil beſeitigt werden konnte, ein an— derer nicht. Auch mehrere zweifelhafte oder mehr— deutige Ausdruͤcke mußten beim Druck ſtehen bleiben. Die bei der Herausgabe weggebliebenen Stellen ſind mit Punkten angedeutet. Die im Text in eckigen Klammern eingeſchloſſenen Woͤrter find bei der Zer— ausgabe hinzugefuͤgt worden, und die in gebogenen Klammern eingeſchloſſenen Woͤrter ſtehen ſo in den Vorlagen, oder es find darin vorkommende Randbe- merkungen. Beſitzer der Vorlagen ſind Breitkopf und Zaͤrtel.

G. Nottebohm.

1 3u nennen find: ein Buͤchlein „Capricci“é, ein Aufſatz uͤber die „Grotte“, Briefe uber Mozart's Aufenthalt in potsdam und ein italieniſcher Brief „an die Lang“.

Kurzqefaptes Inhaltsverzeichniß.

(Die bei den Seitenzahlen mit Sternchen verſehenen Schriftſtücke ſind bisher ungedruckt.)

I. Mittheilungen der Wittwe Mozart's.

Anzeigen und Berichte uͤber zum Andenken an Mozart und von der Wittwe Mozart's gegebene Concerte. Seite 3, 4, 15, 15, 16.

Trauerode auf Mozart. Gees

Bericht aus Prag, Mozart's Sohn Carl betreffend. S. 5.

Briefe Mozart's ans Basle. S. 6, 17, 48*, 51, 68, 69, 71%.

Gedichte Mozart's. S. 6*, 8 *, 47

Mozart in das Gebetbuch ſeiner Braut. S. 9 *.

Auszug aus einem Briefe Joſeph Hapdn's. S. 10 “*.

Geſuche Mozart's und Antworten darauf. S. 10, 11.

Decret der Anſtellung Mozart's als k. k. Kammermuſikus. S. 11.

Briefe Mozart's an ſeine Frau. S. 11*, 17*, 19, 21, 23*, 24, r ,

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Briefe Mozart's an Puchberg. S. 12*, 52, 52 *, 53, 5 3, 54, 55, F dg, 60, 663, G5, 35% 85, 8G", 87

Geſuche der Wittwe Mozart's und Antworten darauf. S. 15, 16, 06.

Brief aus London an Mozart. S. 67 *. Brief Mozart's an Conſtanze Weber. S. 71.

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II. Mittheilungen der Schweſter Mozart's. Daten zur Biographie Mozart's. (Urſpruͤnglich fuͤr Schlichtegroll geſchrieben.) S. 95— 111“. Reden und Gedichte auf Mozart. S. 112-118. Zeitungsberichte u. dal. S. 113-117. Zeugniß des padre Martini. S. 116. Eine Mozart gewidmete Compoſition. S. 118.

Anhang. Auszuͤge aus Briefen der Wittwe Mozart's an Breitkopf und Saͤrtel. S. 121134. Auszuͤge aus Briefen der Schweſter Mozart's an Breitkopf und Haͤrtel. S. 135 139.

ttwe Mozart's.

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heilungen der YW

Mrtlikaliſche Acaòmiee zum Andenken von

Wolfgang Gottlieb Mozart.

Mozart iſt nicht mehr! In den Annalen der Muſik wird ſein Name unvergeßlich unter den erſten Tonkuͤnſtlern aller Zeiten und Nationen glaͤnzen. Schon als Kind ein Wunder in ſeiner Kunſt, hat er (ein noch ſeltener Sall) die Erwar— tungen, die er dadurch erweckt hatte, in ſeinen reifen Jahren noch uͤbertroffen. Nie hat ein Genie das weite Gebiet ſeiner Kunſt mehr umfaßt und beinahe in jeder Abtheilung deſſel— ben mit ausgezeichnetem Verdienſte geglaͤnzt, als Er. Von der Schoͤpfung einer Oper an, bis zur einfachen Sonate!

Trauerode,

dem Andenken Mozart's geweiht von der muſikaliſchen Academie der Juriſten den 7ten Sebr. Prag 1794. Nur ein Paar Stanzen find in Niemtſchek's Biographie eingeruͤckt.)

Einem großen Todten bringt heut die Wehmut ihre Thraͤnen,

1 Der Aufſatz ſchließt mit der Aufforderung zum Beſuch eines am 28. December 1791 in Prag zum Beſten Ser Wittwe und der Kinder Mozart's veranftalteten, aus Compoſitionen Mozart's beſte— henden Concertes. Die Aufforderung ijt unterſchrieben: „Prag. Bine Geſellſchaft von Sreunden des Verſtorbenen“. Das Concert iſt er— waͤhnt in Franz Niemtſchek's „Leben des K. K. Ravpellmeiſters Wolfgang Gottlieb Mozart!“ Prag 1798) Seite 38.

1 *

die Bewund rung heut ihr Sehnen an des Dankes Brandaltar

hier zum Todtenopfer dar.

Dieſe feyerliche Stunde,

und ihr Schweigen, ernſt und hehr, klagen mit beredtem Munde: Mozart iſt nicht mehr.

Ach er ward uns fruͤh entruͤckt,!

Camera obscura von Berlin. 1otes Stuck.

Mozart's Todtenfeier. Auszus aus einem Briefe an einen Auswaͤrtigen, Berlin den 29. Sebr.)

Der Konig hatte geſtern der Wittwe des großen Kuͤnſt⸗ lers Mozart ein Konzert im Gpernhauſe bewilliget; ſie fuhrte einen Auszug aus der letzten Oper ihres Mannes, la Cle- menza di Tito die Güte des Titus), auf.?

1 Die 2. bis 4. Strophe des Gedichtes ſtehen bei Niemtſchek a. a. O. Seite 66f. und in Niffen’s „Biographie W. A. Mozart's““ Seite 697f. Am Schluß werden die erſten funf verſe mit einer Aenderung des erſten Wortes („Dieſem“ ftatt „Einem“ wiederholt.

2 Der Artikel berichtet uͤber das von der Wittwe Mozart's im Sebruar 1796 im Berliner Opernhauſe gegebene Concert und enthalt in einer Ranodnote eine gedraͤngte Biographie Mozart's, bei der haupt— ſaͤchlich die in Schlichtegroll's Nekrolog erſchienene Lebensbeſchrei— bung benutzt iſt. Das Concert wird erwaͤhnt bei Niemtſchek a. a. O. Se 42, in O. Jahn's „W. A. Mozart“, 2. Ausgabe II. 579, und anderwaͤrts.

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Wöchentliche gemeinnützige Anzeigen.

Man iſt dem verehrungswuͤrdigen Prager Publikum, wel— ches den Namen Mozart zu ehren weiß, eine Erklaͤrung ſchuldig, die durch die 2 letzten Opernavertiſſements noth— wendig gemacht wurde. Der Knabe Mozart, der Sohn des unſterblichen Mannes, deſſen himmliſche Zarmonien uns noch ſpaͤt entzücken werden, ward auf Veranlaſſung Sr. Excellenz des gerrn Baron van Swieten, ſeines edlen Wohlthaͤters, im Vertrauen auf den Geift der boͤhmiſchen Nation, nach Prag zur Bildung und Erziehung gegeben.! Dieſer gjaͤh— rige Knabe, voll Feuer und Lebhaftigkeit, ſollte nach dem Wunſche einiger Sreunde des mozartiſchen Namens in der Opera Axur in der Rolle des Gpferknabens oͤffentlich auf der Buͤhne auftreten. Welch eine ſchaͤdliche Wirkung dieß auf die Bildung des jungen Menſchen gehabt hatte, das koͤn— nen nur jene ganz einſehen, deren Aufſicht und Sorge der— ſelbe übergeben wurde. Die Kinder großer Maͤnner gehoͤren einigermaßen dem Publikum an; und die Erzieher des Kna— bens haben zu viel Sochachtung fiir dasſelbe und zu viel Liebe für das Wohl des Knabens, als daß ſie es haͤtten zulaſſen konnen. Da dieſe Geſinnungen zugleich diejenigen ſeines edlen Wohlthaͤters und ſeiner Mutter ſind: ſo nahm man um fo weniger Unftand, das Auftreten des Knabens zu verhindern. Zaͤtte man in den Operanseigen die Sache der Publizitaͤt nicht voreilig uͤberliefert, ſo waͤre dieſe Er— klaͤrung nicht nothia geweſen; aber ſo koͤnnte leicht der Un— terrichtete nach dem letzten Gpernzettel die Wittwe Mozart,

1 Der aͤltere Sohn Mozart's, Carl Mozart, erzaͤhlt (Beilage zur „Bohemia“ vom 7. Juni 1876): „ich kam nach Prag als noch nicht Sjaͤhriger Knabe, anno salutis 1792, und blieb daſelbſt bis fence 1797“ u. ſ. we

1

ee NOY die voll Hochachtung und Dankgefuͤhl furs Prager Publikum

iſt, eines Eigenſinnes beſchuldigen, wovon ſie nichts weiß.

Allerliebſtes Bäsle Häsle! Ich habe das mir ſo werthe Schreiben richtig erhalten

falten und daraus erſehen drehen —, daß der Herr vetter Better die Srau Baas gaas, und fie wie recht wohl auf find hind; wir find auch! 8 doch hoffe ich, mit der Zülfe Gottes Spottes es wird von keinen uͤblen Folgen feyn ...... Herr

Vetter, gehen wir geſchwind zum heil. Kreutz und ſchauen WI rat as tye ie

Der kunſtreiche Hund. Ein Gedicht.

© Muſen! ich will Euch ein Dankopfer bringen, gelft mir nur den Groß-Buzigannerl beſingen, Von dem man ſo Vieles und Schoͤnes erzaͤhlt, So daß ſeines gleichen iſt nicht in der Welt. | Ich hab ihn, den Gott aller Gunde, geſehen Und kann, ohne Furcht eine Suͤnde zu begehen, Euch ſchwoͤren, daß ich ſeines gleichen nie fand, Und dieß fey geſagt allen Zunden zur Schand. Nun werdet Ihr wohl vor Begierde faſt brennen, Den Phoͤnix der Hunde genauer zu kennen, Ihr ſollt alles wiſſen; nur laßt mir auch Zeit. Das Sprichwort ſagt: Ja, nach und nach kommt man weit. Drum bitt' ich recht ſehr, meine Zerren und Damen, (Denn glaubt, ſelbſt mein Jers iſt ſchon vollends in Slammen,)

1 Siehe O. Jahn a. a. O., 2. Ausg. II. 665.

7

Doch lagert Euch nur unterdeſſen ins Gras, Ich nehm eine Priſe und putz meine Naſ'.

Und fang unſern Selden dann an zu beſingen

So rührend, daß es Euch ans Serze wird dringen; Nur bitt' ich, ſeyd ſtille und redet kein Wort,

Sonſt bleib ich Euch ſtecken und kann nimmer fort.

Nun dann, Buzigannerl, der Koͤnig der Zunde,

Iſt eine Frucht Wiens, doch ich weiß nicht die Stunde, Noch Monath, noch Tag, als Zemir, die Mamma,

Zur Welt ihn gebracht; von dem gnaͤdigen Papa

Iſt uns nichts bewußt, weder Stand noch Name,

Nur daß er vom oſtreich'ſchen Adel herſtamme.

Die Mutter Zemir hat das Tages⸗Licht erblickt

Dort, wo es Columben zum erſten gegluͤckt,

Ein Land zu entdecken. Sie hatte an Jahren

Das ſechzehnte kaum, ganz die Welt umfahren

Als aͤchte Veftalin, viel friſcher als Eis

Und reiner als Schnee; denn ich mach Euch nichts weis,

In dieſem ſo unſchuld'gen, glücklichen Stand

War es, daß ſie eben im leichten Gewand

Am Ufer des Meeres ganz einſam ſpazierte,

In Grillen vertieft, mit ſich ſelbſt discurirte,

Als ploͤtzlich ein Mann von ſehr huͤbſcher Geſtalt

Und mittlerm Wuchs, nicht zu jung und nicht zu alt,

Ihr gen uͤberſtand. Denkt Euch einmal den Schrecken! Sie zitterte floh und o Himmel! blieb ſtecken Im Koth wollt ſich helfen, umſonſt denn ſie fiel

Denn Lefer, du brauchſt Maͤdchenkenntniß nicht viel, Um leichtlich zu ſchließen, daß ſie, da ſie fiel

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Und in ſo ſehr kritiſcher Lage ſich wiſſen,

Sich wenigſtens ohnmaͤchtig anſtellen muͤſſen.

Als ſie nun erwachte, ſprang ſie plotzlich auf

Und lies ganz dem Zorn und der Wuth vollen Lauf,

Sie nahm ihn beym Schopf warf ihn nieder und ratſchte, Beohrfeigt' und maulſchellte ihn, daß es klatſchte.

Der arme Zerr Bitter litt alles getroſt,

Obwohl ihm nicht ſonderlich ſchmeckte die Boßt; Er dacht ſich, ſie wird ſich doch endlich ermuͤden, Es dauert ohnehin ja nichts ewig hienieden;

Und wie er dachte, ſo fuͤgt' es ſich's ietzt,

Denn nur die Geduld hat ihn dies mal geſchuͤtzt: Sie konnt' die Gelaſſenheit nimmer ertragen;

mit liebvollem Bratzerl faßt fie ihn beim Kragen Und küßt die noch brennenden Backen ohn' Maas So daß er gar leicht all die Watſchen vergas, Womit die Schone ihn fo gnaͤdig beehrte

Und, in der Geduld ſich zu uͤben, ihn lehrte.

Er küßt ganz entzückt ihr dann Hand und Geſicht, Laͤßt fie dann auf ſeinem Schoos ſitzen und ſpricht: O Schoͤnſte der Schoͤnſten! ich bitte, verzeihe Mir doch das verbrechen, denn ſieh' ich bereue

Von gerzen die That, ach! die Schuld war nicht mein.

gier ruht ein lieber Narr, Ein Vogel Staar.

Noch in den beſten Jahren Mußt er erfahren

Des Todes bittern Schmerz. Mir blut't das Herz,

——ß. 9 .

Wenn ich daran gedenke. O Sefer! ſchenke

Auch du ein Thraͤnchen ihm. Er war nicht ſchlimm;

Nur war er etwas munter, Doch auch mitunter

Ein lieber loſer Schalk, Und drum kein Dalk.

Ich wett', er iſt ſchon oben, Um mich zu loben

Sur dieſen Freundſchaftsdienſt Ohne Gewinnſt.

Denn wie er unvermuthet Sich hat verblutet,

Dacht er nicht an den Mann, Der fo ſchoͤn reimen kann. !

Den 4ten Juni 1787. Mozart.

Von Mozart in das Gebetbuch ſeiner Braut.

Derjenige, welcher in dieſem Buchel all die Bildchen um— gewandt und auf jedes was darauf geſchrieben hat, iſt ein nicht wahr Conftans ¥Y

Nur ein einziges hat er verſchont, weil er geſehen, daß fie es doppelt hat und er ſich daher Zoffnung macht, dasſelbe zum Andenken zu bekommen; wer ſchmeichelt ſich diefes ¥

1 Yiemtfcek berichtet a. a. O. Seite 59: „Dieß daß Mozart Verſe machte]! war unter andern der Sall bei dem Tode eines gelieb— ten Staares, dem er in ſeinem gemietheten Garten ein ordentliches Grabmal errichtet und mit einer Inſchrift verſehen hatte!“. Vgl. suc ©. Jahn a. a. O., 2. Ausg., I. 749f.

10

Der Trazom und von wem hofft er es zu erhalten Don der Znuas moc, 5 Seyn Sie nicht gar zu andaͤchtig, gute Nacht.

London 1792.

Aus einem Brief von Joſeph Haydn an Monsieur de Puchberg in Wien.

„ich war uber ſeinen (Mozart's) Todt eine geraume Zeit „ganz außer mir und konnte es nicht glauben, daß die Vor— „ſicht ſo ſchnell einen unerſetzlichen Mann in die andere Welt „fordern ſollte, nur allein bedaure ich, daß Er nicht zuvor „die noch dunklen Englaͤnder darinn hat überzeugen koͤnnen, „wovon ich denſelben taͤglich predigte „, „Sie werden befter Freund die Gute haben, mir das Ver— „zeichniß der noch nicht hier bekannten Stucke mit zu „ſchicken, ich werde mir alle erdenkliche Mühe geben, ſolche „der Wittwe zum Beſten zu befoͤrdern; ich hatte der Armen „vor 3 Wochen ſelbſt geſchrieben, mit dem Inhalt, daß „wenn ihr gerzens⸗Sohn die gehoͤrigen Jahre haben wird, „ich denſelben unentgeltlich die Compoſition mit allen meiz „nen Kraͤften lehren will, um die Stelle des Vaters einiger- „maßen zu erſetzen.“

Wahrſcheinlich an den ietzigen Kaiſer Sranz als Erzherzog, nach K. Joſephs Tode. Ew. Königliche Hoheit. Ich bin fo kuhn Ew. K. 4. in aller Ehrfurcht zu bitten, !.. 1 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. III. 188, 2. Ausg. II. 593. gl. ebenda I. 716.

Von Sr. Königl. Kais. zu Zungarn und Boheim Ronigl. Apoſt. Maj. Erzherzog zu Oeſterreich!) ..

Der Magiſtrat der k. k. gaupt⸗ und Beſidenzſtadt Wien will ihn Srn. Wolfgang Amadeus Mozart 2.

Baaden den 7. Juny 1791. NB. Weil Du Wien geſchrieben haſt, muß ich ja Baaden ſchreiben!

Liebſtes, beſtes Weibchen!

Mit unbeſchreiblichem Vergnuͤgen habe Dein letztes vom 6ten erhalten, und daraus erſehen, daß Du wohl und ge— fund biſt recht geſcheut daß Du ausſetzeſt. G Gott! wie haͤtte es mich gefreut, wenn Du mit den Wildburgiſchen zu mir gekommen waͤreſt! ich hatte genug mit mir zu ſtreiten, daß ich Dich nicht herein zu fahren hieße allein ich ſcheuete die Unkoſten. Aber auf dieſe Art ware es char- mant geweſen. Morgen fruͤh 5 Uhr fahren wir 3 Wagen voll weg, ich hoffe alfo zwiſchen 9 und 10 Uhr in Dei— nen Armen all das Vergnuͤgen zu fühlen, was ein Mann, der ſeine Frau fo liebt wie ich, nur immer fuͤhlen kann! Nur Schade, daß ich weder das Klavier noch den Vogel mitnehmen kann! deswegen wuͤrde ich lieber allein ge— gangen ſein; nun kann ich mich aber nimmer mit guter Art los machen.

Geſtern ſpeißte ich mit Suͤßmaiern bey der ungariſchen Krone“ zu Mittag weil ich noch um 1 Uhr in der Stadt zu thun hatte S... frͤͤh ſpeiſen muß, und die ...

1 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. III. 185, 2. Ausg. II. 592.

2 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. III. 191, 2. Ausg. II. 594. Vel.

ebenda I. 716. 3 Ein Gaſthaus in der Himmelpfortgaſſe in Wien.

die mich gerne dieſe Tage einmal zu Mittage gehabt hatte, ſchon nach Schoͤnbrunn engagirt war heute weißt Du ohnehin, daß ich bey Schicaneder eſſe, weil Du auch darzu eingeladen warſt.

Brief iſt noch keiner von der Duschek da werde aber heute noch nachfragen. Von Deinem Kleide kann ich nichts wiſſen, weil ich die Wildburgiſchen die ganze Zeit nicht ge⸗ ehen habe. Den Sut werde ich, wenn es anders moͤglich iſt, gewis mitbringen. Adieu Schazerl wie ich mich auf Morgen freue kann ich Dir nicht ſagen!

Ewig Dein Mozart.

Den lzten Jul. 1789.

Liebfter, beſter Freund! und verehrungswuͤrdiger O. B. Ordensbruder) .!

Gott! ich bin in einer Lage, die ich meinem aͤrgſten Feinde nicht wuͤnſche; und wenn Sie beſter Freund und Bruder mich verlaſſen, fo bin ich unglücklicher und un- ſchuldigerweiſe ſammt meiner armen kranken Srau und Kind verlohren. Schon letztens als ich bei Ihnen war wollte ich mein Herz ausleeren allein ich hatte das Herz nicht! und haͤtte es noch nicht nur zitternd wage ich es ſchrifftlich würde es auch ſchrifftlich nicht wagen wenn ich nicht wüßte, daß Sie mich kennen, meine Umſtaͤnde wiſſen und von meiner Unſchuld, meine unglückſeelige, hoͤchſt— traurige Laage betreffend, gaͤnzlich uͤberzeugt find. O Gott! anſtatt Dankſagungen komme ich mit neuen Bitten! an⸗ ſtatt Berichtigung mit neuem Begehren. Wenn Sie mein gerz ganz kennen, fo muͤſſen Sie meinen Schmerz hieruͤber

1 Der Brief iſt an Puchberg gerichtet.

ganz fühlen; daß ich durch diefe unglicfeelige Krankheit in allem Verdienſte gehemmt werde, brauche ich Ihnen wohl nicht zu wiederholen; nur das muß ich Ihnen ſagen, daß ich ohngeachtet meiner elenden Laage, mich doch entſchloß bei mir Subscriptions-Academien zu geben, um doch wenig— ſtens die dermalen ſo großen und haͤufigen Ausgaben be— ſtreiten zu koͤnnen, denn von Ihrer freundſchafftlichen Zu— wartung war ich ganz überzeugt; aber auch dies gelinget mir nicht; mein Schickſal iſt leider, aber nur in Wien, mir ſo widrig, daß ich auch nichts verdienen kann, wenn ich auch will; ich habe 14 Tage eine Liſte herumgeſchickt, und da ſteht der einzige Name Swieten! Da es ietzt doch ſcheint, daß es mit meinem lieben (den 15ten) Weib— chen von Tag zu Tage beſſer geht, fo wuͤrde ich doch wieder arbeiten koͤnnen, wenn nicht dieſer Schlag, dieſer harte Schlag dazu Fame; man trofter uns wenigſtens, daß es beſſer gehe obwohl ſie mich geſtern Abends wieder ganz beſtürzt und verzweifelnd machte, ſo ſehr litte ſie wieder und ich mit ihr (den 14ten) aber heute Nacht hat fie fo gut geſchlafen und befindet ſich den ganzen Morgen fo leicht, daß ich die beſte Hoffnung habe; nun fange ich an wieder zur Arbeit aufgelegt zu ſeyn aber ich ſehe mich wieder auf einer andern Seite unglücklich freylich nur fuͤr den Augenblick! Liebſter, beſter Freund und Bruder Sie kennen meine dermaligen Umſtaͤnde, Sie wiſſen aber auch meine Ausſichten; bey dieſem, was wir ge— ſprochen, bleibt es; fo oder fo, Sie verſtehen mich; un— terdeſſen ſchreibe ich 6 leichte Klavier-Sonaten fiir die Prinz zeſſin Friederika und 6 Quartetten fuͤr den Koͤnig, welches ich alles bey Kozeluch auf meine Unkoſten ſtechen laſſe;!

1 Die Prinzeſſin Sriederike war die aͤlteſte Tochter des KRoͤnigs Sriedrich wilhelm II. von preußen. Von den fuͤr fie zu componi—

nebſtbei tragen mir die 2 Dedicationen auch etwas ein; in ein paar Monathen muß mein Schickſal in der gering⸗ ſten Sache auch entſchieden fein, folglich konnen Sie, beſter Freund, bey mir nichts riſkiren; nun kommt es blos auf Sie an, einziger Freund, ob Sie mir noch 500 fl. leihen wollen oder konnen? ich bitte, bis meine Sache entſchie— den iſt, Ihnen alle Monath 10 fl. zuruͤckzuzahlen; dann (welches laͤngſtens in einigen Monathen vorbey ſeyn muß) Ihnen die ganze Summe mit beliebigen Intereſſen zuruͤck— zuzahlen, und mich anbey noch auf Lebenslang fuͤr Ihren Schuldner erklaͤren, welches ich auch leider ewig werde blei— ben muͤſſen, indem ich nie im Stande ſeyn werde, Ihnen fuͤr Ihre Freundſchafft und Liebe genug danken zu konnen; Gottlob; es iſt geſchehen; Sie wiſſen nun alles, nehmen Sie nur mein Zutrauen zu Ihnen nicht uͤbel und bedenken Sie, daß ohne Ihre Unterſtuͤtzung die Ehre, die Ruhe und viel— leicht das Leben Ihres Freundes und Bruders zu Grunde geht; ewig Ihr verbundenſter Diener, wahrer Freund und Bruder

W. A. Moser Von Haus den r4ten Jul. 1789.

Ach Gott! ich kann mich faſt nicht entſchließen, dieſen Brief abzuſchicken! und doch muß ich es! Waͤre mir dieſe Krankheit nicht gekommen, ſo waͤre ich nicht gezwun— gen, gegen meinen einzigen Freund ſo unverſchaͤmt zu ſeyn; und doch hoffe ich von Ihnen Verzeihung, da Sie das gute und uble meiner Lage kennen. Das Ueble beſteht

renden Sonaten ſcheint nur eine fertig geworden zu ſein, naͤmlich die in D⸗dur, S-Takt (Köchel's verz. Nr. 576). Sie erſchien, ohne Widmung, erſt nach dem Tode Mozart's. von den fuͤr den Konig von Preußen zu ſchreibenden Ouartetten find drei fertig geworden (Köchel's verz. Nr. 575, 589, 590).

nur in dieſem Augenblick, das Gute aber iſt gewiß von Dauer, wenn das augenblickliche Uebel gehoben wird. Adjeu! Verzeihen Sie mir um Hotteswillen, verzeihen Sie mir nur! und Adieu

Sr. Königlichen Majeſtaͤt von Preußen 2c. Machen Sich ein wahres Vergnuͤgen, durch die Gewaͤhrung des Wunſches Witwe Mozart

Die Wittwe des K. K. Kapellmeiſters Mozart iſt ent— ſchloſſen einige von ihrem Mann hinterlaffene, in Dresden oͤffentlich noch nicht gehoͤrte Tonſtücke aufzufuͤhren. Dem verehrungswuͤrdigen Publikum macht ſie daher bekannt, daß ſie künftige Woche den 25. May d. J. Abends um 6 Uhr im großen Saale des Hotel de Pologne in dieſer Abſicht eine muſikaliſche Akademie geben wird, und daß Billets dazu in dem Preiſe von 1 Thlr. im Hotel de Pologne und im goldnen Engel zu bekommen ſind.

Zu dem Concerte, welches am Sonntage den 28ten dieſes mit Sr. Königl. Majeſtaͤt allerhoͤchſten Erlaubniß im OGpern⸗ hauſe zum Benefiz der Madame Mozart gegeben wird, hoͤrt das Eigenthum aller und jeder Logen auf, es ſey denn, daß mit derſelben daruͤber ein Abkommen getroffen werde, welches taͤglich zur angekuͤndigten Zeit im Opernhauſe geſchehen kann. Im Entſtehungsfall aber muͤſſen die Schluͤſſel zu den Logen bei dem Caftellan des Opernhauſes abgeliefert werden.

Berlin den 22ten Sebr. 1796. ;

Königl. Opern-Direktion.

1 Siehe Niemtſchek S. 43, Niſſen S. 615.

ets eee

Daß der Verftorbene gerr Wolfgang Amadeus Mozart, k. k. Zof⸗Kompoſitor kein Mitglied der Muſikal. Wittwen⸗ und Waiſengeſellſchaft war, und dahero ſeine hinterlaſſene Wittwe aus beſagtem Societaetsfonds weder dermalen eine Penſion beziehe, noch in Zukunft anzuhoffen habe, wird hiemit bezeuget. a Pr. Muſikal. Wittwen- und Waiſengeſellſchaft. Wien den 20ten Jan. 1792. Joſeph Scheidler Societ. Secret. !

An Seine Majeſtaͤt! R. Conſtantia Mozart, geborne Weber, hinterlaſſene Wittwe des feel. Wolfgang Amadeus Mozart k. k. Kammer-Rompoſitor bittet ihn Anſehn ihrer aͤußerſt mißlichen Lage um einen Gnadengehalt 2.

Antwort auf das Bittſchreiben. Der Bittſtellerin wird auf Veranlaſſung eines k. k. Oberfthofmeifteramts ? .

Muſik⸗ Anzeige. Madame Mozart, die nach der ehrenvollſten Aufnahme in Berlin, ietzt wieder durch Leipzig und nach Dresden reiſt,

1 Ygl. C. S. pohl's „Denkſchrift aus Anlaß des hundertjährigen Beſtehens der Tonkuͤnſtler-Societät““ (wien 1871) S. 18.

2 Siehe O. Jahn, 2. Ausg. II. 595 596.

3 Siehe O. Jahn, 2. Ausg. II. 597.

wünſcht die letzte Arbeit ihres feeligen Mannes, fein großes Requiem, ſicher das fleißigſte und meiſterhafteſte Werk dieſes außerordentlichen Genies, allhier aufzufuͤhren, und alle Muſik⸗ freunde, alle Verehrer Mozart's wuͤnſchen es mit ihr. Es iſt zu dieſer Auffuͤhrung der Concertſaal im Gewandhauſe guͤtigſt erlaubt worden, und Madame Mozart ſchmeichelt fic, künftige Mittwoche, den 20. April, das Andenken ihres verewigten Mannes vor einem Zahlreichen Auditorio aufs neue zu empfehlen. Das aufzufuͤhrende Stuͤck dauert eine gute Stunde; nach deſſen Beendigung wird Madame Mozart mit Geſange, und Herr Organift Müller mit einem Concert von ihrem Manne ſich hoͤren laſſen. Der Anfang iſt, wie gewoͤhnlich, um 5 Uhr. Billets zu 16 Gr. ſind bei Madame Mozart im Hotel de Saxe und beim Bibliothekaufwaͤrter Meyer zu haben, allwo man auch, fowie beim £ingange, gedruckte Texte zu 2 Gr. findet.

Kaiſersheim den 23ten Decbr. 1778. Ma trés chère Cousine!

In groͤßter Eil und mit vollkommenſter Reue und Leid und ſteifem Vorſatz ſchreibe ich Ihnen und giebe Ihnen die Nachricht, daß ich morgen ſchon nach Muͤnchen abreiſe. Liebſtes Basle fey kein gaͤsle ich ware ſehr gerne nach Augsburg, das verſichere ich Sie, allein der Herr Reichs- Praͤlat hat mich nicht weggelaſſen, und.

Ma trés chére Epouse! Dieſen Augenblick erhalte Dein Schreiben, welches mir außerordentliches Dergniigen gemacht hat, nun ſehne ich

1 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. II. 507, 2. Ausg. II. 669.

Mozartiana. 2

eee,

mich ſchon wieder nach einem 2ten, um zu vernehmen wie Dir das Baad angeſchlagen hat, ich bedaure auch daß ich geſtern nicht bei eurer ſchoͤnen Musique war, aber nicht der Musique wegen, ſondern weil ich dann ſo gluͤcklich ge⸗ weſen ſeyn wuͤrde, bei Dir zu ſeyn. Heute machte ich dem N. N. eine Ueberraſchung ich gieng zuerſt zu den Reh⸗ berg'ſchen und da ſchickte die Frau eine Tochter hinauf, ihm zu melden, daß ein alter guter Bekannter aus Rom da fey er ware ſchon alle gaͤuſer durchlaufen, und hatte ihn nicht finden konnen! er ſchickte zuruck ich möchte nur ein wenig warten, unterdeſſen legte ſich der arme Mann an, wie an einem Sonntag. Das ſchoͤnſte Kleid und praͤchtig friſirt Du kannſt Dir vorſtellen, wie wir ihn dann aus⸗ lachten, ich muß halt immer einen Narren haben iſt es N. N. nicht, ſo iſt es N. N. und Snai. Wo ich ge⸗ ſchlafen habe? zu Bauſe verſteht ſich ich habe recht gut geſchlafen, nur haben mir die Naͤuſe rechtſchaffen Ge- ſellſchaft geleiſtet ich habe ordentlich mit ihnen discurirt. Vor 5 Uhr war ich ſchon auf à propos ich rathe Dir nicht Morgen in das Amt zu gehen die Bauernkerls ſind mir zu grob freylich haſt Du einen groben Compagnon, aber die Bauern haben keinen Beſpect fur ihn, perdent Respectum, weil ſie ihms gleich anſehen, daß er ein Scha- berl iſt.

Dem Suͤßmayer werde ich mündlich antworten mir iſt leid ums Papier.

Dem Kruͤgel oder Kluͤgel laß ſagen, daß Du Dir ein beſſeres Eſſen ausbaͤteſt kannſt Du im vorbey gehen vielleicht ſelbſt mit ihm reden, iſt es noch beſſer er iſt ſonſt ein artiger Menſch und hat Hochachtung fir mich.

Morgen werde ich mit einer Kerze in der Sand in der Joſephsſtadt mit der Proceſſion gehen!

Vergieß meine Ermahnungen wegen Morgen- und Abend— luft wegen zu langem Baaden nicht an Graf und Graͤfin Wagenſperg meine Empfehlung adjeu. Ich kuͤſſe Dich 2000mal in Gedanken und bin ewig

Dein Mozart. Wien den 25. Jun. 1791.

P. S. Es wuͤrde doch gut ſeyn wenn Du dem Carl ein Bischen Rhabarbera gaͤbeſt. Warum haft Du mir denn den großen Brief nicht geſchickt? gier iſt ein Brief an ihn bitte mir eine Antwort aus fang auf fang auf bis bis bs bs Buſſerln fliegen in der Luft fuͤr Dich bs da trottelt noch eins nach

Den Augenblick erhalte Dein zweytes traue dem Baade nicht! ſchlafe auch mehr nicht ſo unordentlich! ſonſt iſt mir bange ein bischen bange iſt mir ſchon.

Adieu

Liebſtes beſtes Weibchen! —!

Geſtern Donnerſtags den 13ten iſt Hofer mit mir hinaus zum Carl wir ſpeißten draußen, dann fuhren wir herein um 6 Uhr holte ich Salieri und die Cavallieri mit dem Wagen ab und fuͤhrte ſie in die Loge dann gieng ich geſchwind die Mamma und den Carl abzuholen, welche unterdeſſen bei Hofer gelaſſen habe. Du kannſt nicht glau— ben, wie artig beide waren und wie ſehr ihnen nicht nur meine Muſik, ſondern das Buch und alles zuſammen gefiel. Sie ſagten beide, dies fey ein Operone, wuͤrdig bei der groͤßten Seſtivitaͤt vor dem groͤßten Monarchen auf— zufuͤhren und ſie wuͤrden ſie gewis ſehr oft ſehen denn

1 gl. O. Jahn, 2. Ausg., II. 723.

fie haͤtten noch kein ſchoͤneres und angenehmeres Spectakel geſehen.!“ Er hoͤrte und ſah mit aller Aufmerkſamkeit und von der Sinfonie bis zum letzten Chor war kein Stuͤck, welches ihm nicht ein Bravo oder Bello ablockte und ſie konnten faſt nicht fertig werden, ſich fuͤr dieſe Gefaͤllig⸗ keit bei mir zu bedanken. Sie waren allezeit geſinnt geſtern in die Oper zu gehen. Sie haͤtten aber um 4 Uhr ſchon hierin ſitzen muffen da ſahen und hoͤrten fie aber mit Ruhe. Nach dem Theater ließ ich fie nach Saufe fuͤhren, und ich ſoupirte mit Carln bei gofer dann fuhr ich mit ihm nach gauſe und wir beide ſchliefen herrlich. Dem Carl habe ich keine geringe Freude gemacht, daß ich ihn in die Oper abgeholt habe. Er ſieht herrlich aus, fur die Geſund— heit koͤnnte er keinen beſſern Ort haben aber das Uebrige iſt leider Elend! einen guten Bauern moͤgen ſie wohl der Welt erziehen! aber genug. Ich habe, weil Montag erſt die großen Studien (daß Gott erbarm) anfangen, den Carl bis Sonntag nach Tiſche ausgebeten, habe geſagt, daß Du ihn gerne ſehen moͤchteſt. Morgen den Sonntag komme ich mit ihm hinaus zu Dir, dann kannſt Du ihn behalten, oder ich fuͤhre ihn den Sonntag nach Tiſche wieder zum gecker; liberlege es, wegen einem Monathe kann er eben nicht verdorben werden, denke ich! unterdeſſen kann die Geſchichte wegen den Piariſten zu Stande kommen, woran wirklich gearbeitet wird, übrigens iſt er zwar nicht ſchlechter, aber auch um kein Haar beſſer als er immer war, er hat die nehmlichen Unfoͤrme ?, plappert gerne wie ſonſt und lernt faſt noch weniger gern, weil er nichts als Vormittags 5 und Nachmittags 5 Stunden im Garten herum geht, wie er mir ſelbſt geſtanden hat, mit einem Worte

1 „Die Zauberfloͤte“ war die aufgefuͤhrte Oper. 2 Unfoͤrme (auch Un fuͤrm), wieneriſch ſtatt Unarten.

die Kinder thun nichts gar nichts als eſſen, trinken, ſchlafen und ſpazieren gehen.

Eben iſt Leitgeb und Hofer bei mir; erſterer bleibt bei mir beim Eſſen, ich habe meinen treuen Kammerdiener Primus eben um ein Eſſen ins Buͤrgerſpital geſchickt mit dem Kerl bin ich recht zufrieden ein einziges mal hat er mich angeſetzt, daß ich gezwungen war bei Hofer zu ſchlafen, welches mich ſehr ſeckirte, weil ſie mir zu lange ſchlafen, ich bin am liebſten zu Zauſe, weil ich meine Ord- nung ſchon gewohnt bin dies einzige mal hat mich or⸗ dentlich uͤbeln humors gemacht. Geſtern iſt mit der Beiſe nach Bertelsdorf! der ganze Tag darauf gegangen, darum konnte ich Dir nicht ſchreiben, aber daß Du mir 2 Tage nicht geſchrieben, iſt unverzeihlich. Seute hoffe aber gewis Nachricht von Dir zu erhalten und Morgen ſelbſt mit Dir zu ſprechen und Dich von gerzen zu küſſen. Lebe wohl Ewig Dein

Mozart. Den 14ten Octbr. 1791.

Die Sophie kuͤſſe ich 1ooomal, und mit N. N. mach was Du willſt. Adjeu.

Liebftes, beſtes Weibchen!

Du wirſt mir ſchon verzeihen, daß Du ietzt immer nur einen Brief von mir bekoͤmmſt. Die Urſache iſt: ich muß einen N. N. gefangen halten, darf ihn nicht echapiren laſſen alle Tage um 7 Uhr fruͤh bin ich ſchon bei ihm.

goffe Du wirſt mein geſtriges Schreiben auch richtig er— halten haben ich war nicht beym Ballon, denn ich kann mir es ſo einbilden, und glaubte auch und wird diesmal

1 Perchtholdsdorf, ein Ort unweit von Wien.

auch nichts draus werden aber nun iſt Jubel unter den Wienern! ſo ſehr ſie bisher geſchimpft haben, ſo loben ſie nun.

Etwas kann ich in Deinem Brief nicht leſen und etwas verſtehe ich nicht es heißt „Nun wird mein Mannerl gewis heut in der großen Com: auch im Brader ſeyn““ ꝛc. 2c. Das Beiwort vor Mannerl kann ich nicht leſen das Com: vermuthe ich wird Compagnie heißen, wen Du aber unter der großen Compagnie ver- ſteheſt, weiß ich nicht.

Dem Gauermayer! laſſe ich ſagen, daß ich nicht Zeit hatte immer zu ſeinem Primus zu laufen und fo oft ich hingekommen bin, war er nie zu Zauſe gieb ihm nur die 3 Floren, damit er nicht weint

Nun wuͤnſche ich nichts als daß meine Sachen ſchon in Ordnung waͤren, nur um wieder bey Dir zu ſeyn, Du kannſt nicht glauben wie mir die ganze Zeit her die Seit lang um Dich war! ich kann Dir meine Empfindung nicht er⸗ klaͤren, es iſt eine gewiſſe Leere die mir halt wehe thut, ein gewiſſes Sehnen, welches nie befriediget wird, folg— lich nie aufhoͤrt immer fortdauert, ja von Tag zu Tag waͤchſt; wenn ich denke wie luſtig und kindiſch wir in Baaden beyfammen waren und welch traurige, lang— weilige Stunden ich hier verlebe es freuet mich auch meine Arbeit nicht, weil, gewohnt bisweilen auszuſetzen und mit Dir ein paar Worte zu ſprechen, dieſes Dergnuͤgen nun leider eine Unmoͤglichkeit iſt gehe ich ans Klavier und ſinge etwas aus der Oper, fo muß ich gleich aufhoͤren es macht mir zu viel Empfindung Basta! wenn dieſe Stunde meine Sache zu Ende iſt, ſo bin ich ſchon die andere

1 „Suͤßmayer.“ Anmerkung in der Vorlage.

Stunde nicht mehr hier. Neues weiß ich Dir nicht zu ſchreiben. Die Illumination in Baaden war wohl ein Bis- chen uͤbereilt! weil die wahre Nachricht eben das Gegen— theil ijt. Ich werde in der Sofapotheke fragen, vielleicht können ſie mir die Latwerge doch verſchaffen, dann ſchicke ich fie Dir gleich; unterdeſſen wenn es nothig ſeyn ſollte, wurde ich Dir lieber zum Weinſtein als zum Luft- waſſer rathen. Adjeu liebſtes Weibchen Wien den 7ten Jul. 1791. ewig Dein Mozart.

Liebftes, beſtes Herzens-Weibchen!

Ich habe Deinen Brief mit dem von Montecucoli richtig erhalten und daraus mit Vergnuͤgen geſehen, daß Du geſund und wohl biſt, hab mir's wohl eingebildet, Du wirſt 2mal nach einander baden, kriegſt ſchon Deine Schlaͤge wenn ich wieder zu Dir komme! ich danke fur das uͤberſchickte Finale und Kleider, kann aber nicht begreifen, daß Du keinen Brief dazu geſchrieben haſt, hab alle Saͤcke im Rock und Bein— kleider durchſucht vielleicht daß ihn die Brieftraͤgerin noch im Sack herum traͤgt! mich freut nur daß Du Dich wohl be— findeſt, liebes Weiberl und verlaß mich darauf, daß Du meinem Kath folgen wirſt dann kann ich doch ein Bischen ruhiger ſeyn! was meine Gefundheit anbelangt, befinde ich mich recht wohl meine Gefchaffte hoffe ich werden fo viel wie moͤglich gut gehen ganz ruhig kann ich noch nicht ſeyn, bis es nicht zu Ende iſt doch hoffe ich es bald zu enden.

Ich hoffe N. N. wird nicht vergeſſen, das was ich ihm herausgelegt auch gleich zu ſchreiben auch hoffe ich heute

die Stuͤcke von meiner Partitur (fo ich verlanget) zu erhalten aus N. N. lateiniſchem Briefe merke ich, daß ihr keinen Wein trinkt das iſt mir nicht recht, rede mit dem Thuͤrme⸗ Weifter er macht ſich gewiß ein Vergnuͤgen daraus, Dir ihn auf meine Rechnung zu geben; er iſt ein geſunder Wein und nicht theuer. Das Waſſer aber iſt zu ſchlecht Geftern habe ich mit dem Obriſtlieutnant geſpeiſt (bei Schickaneder der auch in Antoni Baad iſt geute ſpeiſe ich bei Puch⸗ berg adjeu Schatzerl liebe Stanzi Marini ich muß eilends ſchließen denn ich hoͤre 1 Uhr ſchlagen und Du weißt daß man bey Puchberg fruͤh ißt. Adieu ewig

Sonntag den zien Jul. 1791. Dein Mozart.

Kuͤſſe vielmal den Carl und peitſche den Tiſchnarren.

Ma trés chére Epouse!

Ich hoffe daß Dir mein Brief gleich bei ſeinem Abſteigen die Sabinde eingehaͤndigt hat und nachdem Du die Saz binde wirſt geleſen haben, ſo wirſt Du wohl zufrieden ge— weſen ſeyn, daß ich den Brief habe nach Baaden fahren laſſen. Der Brief hat heute Nacht bei mir geſchlafen, und die Sabinde habe ich heute fruͤh geſchrieben ß ß 41. Eine Menge Leute find heute nach St. Stephan gefoppt worden. Die Schwingenſchuh und Liſette ſind in aller Fruͤh zu mir gekommen, denen hab' ich es ſelbſt ge— ſagt dann habe ich die Lorl in die Kirche geſchickt, um es dem Jacquin und Schaͤfer gleich zu ſagen. Dieſe ſind gleich zu mir gekommen. Schickte auch gleich, weil er gofmann auf dem Chore gehen ſah 2. Mittwoch werde

1 Die Vorlage hat hier die Bemerkung: „ſind lauter Spaͤße, aber gezwungen“. 2 Hofmann war Bapellmeiſter an der Stephanskirche.

ich in Compagnie mit den Schwingenſchuiſchen zu Dir fliegen, heute Nacht ſchlafe ich bei Leitgeb und ich glaube allzeit der Lorl habe ich das Consilium abeundi gegeben, ich freue mich, bald etwas von Dir zu leſen. Adieu, Liebe Ewig Dein Mann Mozart.

Liebftes, beſtes Weibchen! —!

Deinen Brief vom 7ten ſammt Quittung uͤber die rich— tige Bezahlung habe richtig erhalten; nur haͤtte ich zu Deinem Beſten gewuͤnſcht, daß Du einen Zeugen haͤtteſt mit unter— ſchreiben laſſen; denn wenn N. N. nicht ehrlich ſeyn will, ſo kann er heute oder Morgen Dir noch in Betreff der Aechtheit und des Gerichtes einige Ungelegenheiten machen; da blos Ohrfeige ſteht, ſo kann er Dir unvermuthet eine gerichtliche Forderung liber eine derbe oder tuͤchtige oder gar aggir Ohrfeige uͤberſchicken was willſt Du dann machen da ſoll dann augenblicklich bezahlt werden, wenn man oft nicht kann! Mein Rath ware, Dich mit Deinem Gegner guͤtlich zu vergleichen, und ihm lieber ein paar derbe, 3 tüchtige und eine aggir Ohrfeige zu geben, auch mehrere noch (im Salle er nicht zufrieden ſeyn follte), denn ich ſage, mit Guten laͤßt ſich alles richten; ein großmuͤthig und ſanftmuͤthig Betragen hat ſchon oͤffters die aͤrgſten Feinde verſoͤhnet, und ſollteſt Du dermalen nicht in der Lage ſeyn, die Bezahlung ganz zu uͤbernehmen, fo haft Du ja Bekanntſchaft ich zweifle gar nicht, daß wenn Du A. darum erſucheſt, ſie die baare Auszahlung, wenn nicht ganz, doch wenigſtens zum Theil uͤbernehmen wird.

1 gl. O. Jahn, 2. Ausg. II. 722.

mead 26

Liebſtes Weibchen! ich hoffe Du wirſt mein geſtriges Schreiben richtig erhalten haben; nun kommt die Zeit, die gluͤckliche Zeit unſers Wiederſehens immer naͤher! gabe Gedult und muntere Dich ſo viel wie moͤglich auf. Du haſt mich durch Dein geſtriges Schreiben ganz niedergeſchlagen, ſo daß ich faſt wieder den Entſchluß faßte, unverrichteter Sache hinaus zu fahren, und was haͤtten wir dann davon? daß ich gleich wieder herein mußte“ oder daß ich

anftatt vergnuͤgt, in Aengſten leben mußte? in ein paar Tagen muß nun die Geſchichte ein Ende nehmen B. hat es mir zu ernſtlich und feyerlich verſprochen dann bin

ich gleich bey Dir. Wenn Du aber willſt, ſo ſchicke ich Dir das bendthigte Geld, Du zahleſt alles und koͤmmſt herz ein! mir iſt es gewis recht; nur finde ich daß Baa⸗ den in dieſer ſchoͤnen Zeit noch ſehr unangenehm angenehm ¥| fuͤr Dich ſeyn kann und nützlich fuͤr Deine Geſundheit, die praͤchtigen Spatziergaͤnge betreffend. Dieſes muſt Du am beſten fuͤhlen; findeſt Du daß Dir die Luft und Motion gut anſchlaͤgt, fo bleibe noch ich komme dann Dich abz zuholen, oder Dir zu gefallen auch noch etliche Tage zu bleiben oder wie geſagt wenn Du willſt, ſo kannſt Du Morgen herein; ſchreibe es mir aufrichtig. Nun lebe recht wohl, Stanzi Marini! Ich kuͤſſe Dich millionenmal und bin ewig Dein

Mozart. Wien den 8ten Jul. 1791. :

P. S. Dem N. N. richte von mir folgendes aus:

A cA 2 7 7 7

* * * * *

*

Z 7

* * N *

4 7 7 7

a 7 7 2 7 7

* N * * *

4 2 7 7

* *

cA 7 2 7 7 2

was fagt er dazu gefaͤllts ihm? nicht ſehr glaub' ich, es ſind harte Ausdruͤcke! und ſchwer zu begreifen. Adieu.

Liebſtes Weibchen!

Ich bin gluͤcklich um / auf 8 Uhr hier angekommen, und als ich an meiner Thuͤre das hat Hofer geſchrieben, der eben da iſt und ſich Dir empfiehlt pochte, ſo fand ich ſie verſchloſſen, weil der Bediente nicht zu Hauſe war Ich wartete vergebens gegen eine Viertelſtunde, dann fuhr ich zu Zofer und ſtellte mir vor, ich fey zu Sauſe und klei— dete mich dort ganz an. Das Ariettchen, ſo ich fuͤr die Ferraresi gemacht habe,! glaub' ich ſoll gefallen, wenn an— ders fie fahig iſt es naiv vorzutragen, woran ich aber ſehr zweifle. Ihr hat es zwar ſehr gefallen, ich habe dort ge— ſpeiſt ich glaube Sonntag wird ſicher Figaro ſeyn, ich werde Dir es aber ſchon noch eher berichten wie freue ich mich wenn wir ſie zuſammen hoͤren jetzt gehe ich gleich zu ſehen, ob vielleicht nicht eine Veraͤnderung vorge— fallen iſt wuͤrde fie bis Samſtag nicht gegeben, fo bin ich heute noch bey Dir Adieu Liebe! gehe nie allein ich erſchrecke bey den Gedanken

ewig Dein Dich liebender Mozart.

Ciebſtes, beſtes Weibchen!

Warum habe ich denn geſtern Abends keinen Brief be—

1 Bekanntlich ſchrieb Mozart im Sommer 1789 fuͤr die Serra— reſi die Arie „Al desio“. Vermuthlich iſt aber hier die Ariette „Un moto di gioja““ gemeint. Vgl. O. Jahn, 2. Ausg. II. 265 ff.

28

kommen“ damit ich laͤnger des Baades wegen in Aengſten leben muß? dieſes und noch etwas verdarb mir den ganzen geſtrigen Tag; ich war Vormittag bei N. N. und er verſprach mir Parole d'honneur zwiſchen 12 und 1 Uhr zu mir zu kommen, um alles in Ordnung zu bringen. Ich konnte alſo deßwegen nicht bey Puchberg ſpeiſen, ſondern mußte warten, ich wartete es ſchlug halb 3 Uhr, er kam nicht, ich ſchrieb alſo ein Billet und ſchickte das Menſch zu ſeinem Vater, ich gieng unterdeſſen zur un— gariſchen Krone, weil es uberall zu ſpaͤt war ſogar da mußte ich alleine eſſen, weil die Gafte alle ſchon fort waren in den Aengſten, die ich Deinetwegen hatte und dem Unwillen des N. N. wegen, kannſt Du Dir mein Mit⸗ tageſſen vorſtellen, haͤtte ich doch nur eine Seele gehabt

zu einem kleinen Troſt. Sur. mich iſt es gar nicht gut alleine zu ſeyn, wenn ich etwas im Kopf habe, um halb 4 Uhr war ich ſchon wieder zu saufe das Menſch war noch nicht zuruck ich wartete wartete um halb 7 Uhr kam ſie mit einem Billet. Warten iſt ge⸗ wiß allezeit unangenehm aber noch viel unangenehmer

wenn die Folge davon der Erwartung nicht entſpricht ich las lauter Entſchuldigungen, daß er noch nichts beſtimmtes hatte erfahren konnen, und lauter Betheuerungen, daß er mich gewiß nicht vergeſſen und ganz gewiß Wort halten

wurde, ich gieng dann um mich aufzuheitern zum Kas— perl in die neue Oper der Fagottist,! die fo viel Laͤrm macht aber gar nichts daran iſt. Im Vorbeigehen ſah

ich nach ob nicht Lobel? im Kaffeehauſe fey aber auch nicht. Zu Nacht effe ich (um nur nicht alleine zu feyn) 1 Kaspar der Sagottiſt, Oper von Wenzel Willer, zum erſten

Mal aufgefuͤhrt am 8. Juni 1791. 2 Vielleid)t Loibl, Sreimaurer und Freund Mogzart's.

wieder bey der Krone, da hatte ich doch wenigſtens Ge— legenheit zu reden gieng dann gleich zu Bette um 5 Uhr fruͤh war ich wieder auf zog mich gleich an gieng zu Montecuculi dieſen traf ich dann zu N. N. der war aber ſchon ausgeflogen mir iſt nur leid daß ich unverrichteter Sache wegen Dir nicht heute fruͤh ſchrei— ben konnte ich haͤtte Dir gerne geſchrieben!

Nun gehe ich hinaus zu den Behbergiſchen, zur großen Sreundſchaftstafel hatte ich es nicht fo feperlich verſprochen und ware es nicht fo aͤußerſt unhoͤflich auszu⸗ bleiben, fo wurde ich auch da nicht hinausgehen doch was würde es mir auch nigenY nun fahre ich auf Morgen weg von hier und zu Dir hinaus! wenn nur meine Sachen in Ordnung waͤren! wer wird nun anſtatt meiner den N. N. ſtupfen ? wird er nicht geſtupft, fo wird er kalt ich war nun alle Morgen bey ihm ſonſt wurde er nicht einmal das gethan haben, ich bitte Dich gehe heute nicht auf die Caſino wenn auch die Schwingen— ſchu hinaus kommen ſollte. Spare es bis ich bey Dir bin. Wenn ich nur ſchon Nachricht von Dir haͤtte! nun iſt es halb 11 Uhr und um 12 Uhr wird ſchon ge— ſpeiſt! nun ſchlaͤgt es 11 Uhr! nun kann ich nicht

mehr warten! Adieu liebes Weibchen, liebe mich wie ich Dich, ich kuͤſſe Dich 2000mal in Gedanken. Sonntag. Ewig Dein Mozart.

Mannheim den 23. Octbr. 1790. Liebjtes, beſtes Herzens-Weibchen! Morgen gehen wir nach Schwetzingen um den Garten zu ſehen Abends iſt hier zum erſtenmal Figaro dann

libermorgen fahren wir fort. Eben Figaro iſt Urſache warum ich noch hier bin denn das ganze Perſonale beſchwor mich noch ſo lange hier zu bleiben und ihnen bey der Probe beyzuſtehen, eben das iſt auch die Urſache warum ich Dir nicht ſo viel ſchreiben kann als ich ſchriebe, weil es eben Zeit zur Hauptprobe iſt Ja, wenigſtens der erſte Act ſchon vorbey ſein wird ich hoffe daß Du mein Schreiben vom i7ten aus Maintz richtig wirſt erhalten haben ich habe den Tag vor meiner Abreiſe beym Churfuͤrſten geſpielt, aber magere 15 Carolin erhalten incaminire Du nur daß das geſchieht mit H.! Nun hoffe ich Dich in 14 Tagen ganz gewis zu umarmen, in 6 oder 7 Tagen alſo nach Erhaltung dieſes Briefes doch wirſt Du noch von Augsburg, Munchen und Linz Briefe von mir erhalten, Du kannſt mir aber nun nicht mehr ſchreiben, doch wenn Du gleich nach Empfang ſchreibſt, ſo kann ich ihn noch in Linz erhalten. Probiere es. Nun lebe wohl, liebſtes Weibchen! ich küſſe Dich 1ooomal und bin ewig und unveraͤnderlich Dein getreuer Gatte Mozart.

Prag den 31. May 1789. Liebjtes, beſtes Weibchen!

Den Augenblick komme ich an. Ich hoffe Du wirſt mei⸗ nen letzten Brief vom 23ten erhalten haben. Es bleibt alſo dabey; ich treffe Donnerſtag den Aten Juny zwiſchen 11 und

1 Ohne Zweifel Soffmeiſter, der Verleger, mit dem Mozart zu jener Zeit in Unterhandlung ſtand. Vgl. die Briefe vom 29. und 30. September 1790 in O. Jahn's „Mozart“, 2. Ausg. II. 719f.

und den ſpaͤter hier (S. 42) mitzutheilenden Brief vom 8. October 1790.

5

31

12 Uhr richtig auf der letzten oder erſten Poft-Station ein, wo

ich euch anzutreffen hoffe. Vergiß nicht Jemand mit zu

nehmen, welcher dann anftatt meiner auf die Mauth faͤhrt.

Adjeu. Gott wie freue ich mich Dich wieder zu ſehen; in Eyle. Mozart !.

Ciebſtes, beſtes Weibchen!

Sey nicht melancholiſch, ich bitte Dich! ich hoffe Du wirſt das Geld erhalten haben fur Deinen Sus iſt es doch beſſer und biſt noch im Baade, weil Du da beſſer ausgehen kannſt ich hoffe Dich Samſtag umarmen zu konnen, vielleicht eher, ſobald mein Geſchaͤft zu Ende iſt, ſo bin ich bey Dir denn ich habe mir vorgenommen, in Deiner Umarmung auszuruhen; ich werd' es auch brau⸗ chen denn die innerliche Sorge, Bekuͤmmerniß und das damit verbundene Laufen mattet einen doch nicht wenig ab. Das letzte Paquet habe auch richtig erhalten und danke Dir dafuͤr! Ich bin fo froh, daß Du nicht mehr badeſt, daß ich es Dir nicht ſagen kann mit einem Wort mir fehlt nichts als Deine Gegenwart ich meine ich kann es nicht erwarten; ich koͤnnte herzlich Dich nun ganz herein laſſen, wenn meine Sache zu Ende iſt allein ich wünſchte doch noch ein paar

ſchoͤne Tage bei Dir in Baa⸗ 2 i

den zu verleben N. N. iſt eben bey mir und ſagt ich ſoll es mit Dir ſo machen er hat einen gusto auf Dich, und glaubt feſt, Du muͤßteſt es ſpuͤhren.

1 Obige Wiedergabe des Briefes iſt mit dem in der Hofbibliothek

zu Wien befindlichen Autograph verglichen. Ugl. auch O. Jahn, 2. Ausg. II. 718.

Was macht denn mein zweyter Narr? mir thut un⸗ ter den 2 Narren die Wahl wehe! als ich geſtern Abends zur Krone kam, ſo fand ich den engliſchen Lord ganz abge— mattet da liegen, weil er noch immer auf den Snai wartet geute, als ich zum Wetzlar gieng, ſah ich ein paar Ochſen an einen Wagen angeſpannt, und als fie zu ziehen anfiengen, machten es die Ochſen mit dem Kopf accurat fo, wie unſer naͤrriſcher N N Snai!

Wenn Du was braucheſt Schatzerl, fo ſchreibe es mir aufrichtig und ich werde gewis mit wahrem Vergnuͤgen in allem zu contentiren ſuchen meine Stanzi Marini

Wien den Sten Jul. 1791.

ewig Dein Mozart.

Der Carl ſoll ſich gut auffuͤhren, ſo werd ich vielleicht ſeinen Brief beantworten.

Adjeu.

Ciebſtes, beſtes Weibchen!

gier ſind 25 fl. mache im Baade Deine Richtigkeit wenn ich dann komme machen wir ſie im Ganzen N. N. ſoll mir doch Nr. 4 und 5 von meiner Schrift ſchicken auch was ich ſonſt begehrt habe und ſoll mich eee ich muß zum Wetzlar eilen, ſonſt treffe ich ihn nicht mehr an. Adjeu ich kuͤſſe Dich 2000mal und bin ewig Dein

Mozart.

Wien den Sten Jul. 1791.

P. S. Saft Du nicht gelacht wie Du 3 fl. erhalten haftY ich dachte mir aber es iſt doch beſſer als nichts! unterhalte Dich gut Schatzerl und ſey ewig meine Stanzi M.

*

Berlin den 1oten May 1789. Ciebſtes, beſtes Herzens⸗Weibchen!

Nun hoffe ich wirſt Du ja gewis Briefe von mir haben, denn alle werden wohl nicht verlohren gegangen ſeyn; Ich kann Dir diesmal nicht viel ſchreiben, weil ich visiten machen muß; ich ſchreibe Dir blos um Dir meine Ankunft zu melden; bis den 25ten werde vielleicht ſchon abreiſen konnen, wenigſtens werde alles moͤgliche thun, ich werde Dir aber bis dahin ſchon zuverlaͤßliche Nachricht geben; bis 27ten gehe ich aber ganz ſicher ab, ich bin fo froh wenn ich einmal wieder bey Dir bin, meine Liebe! Das erſte aber iſt, daß ich Dich beym Schopf nehme (kriegen werde )); wie kannſt Du denn glauben, ja nur vermuthen, daß ich

Dich vergeſſen hatteY wie wuͤrde mir das moͤglich ſeyn fiir dieſe Vermuthung ſollſt Du gleich die erſte Nacht einen derben Schilling haben, zaͤhle nur darauf. Adjeu

ewig Dein

Einziger Sreund und Dich von gerzen liebender Mann W. A. Mozart.

Ma trés chére Epouse!

N. N. iſt den Augenblick nach Baaden; ietzt ift es g Uhr Abends und ſeit 3 Uhr bin ich bey ihm Nun glaube wird er Wort halten, er verſprach mir Dich zu be— ſuchen, ich bitte Dich ihm auch recht zuzuſetzen! ich bitte Dich aber ja nicht auf die Caſino zu gehen; imo iſt dieſe

1 In der Vorlage eingefuͤgte woͤrter.

Mozartiana.

w

*

Compagnie Du verſtehſt mich wohl und 2do tanzen koͤnnteſt Du ohnedies nicht, und zuſchauen? das laßt beſſer wenn's Mannerl dabey iſt. Ich muß ſchließen, weil ich noch zu Montecuculi muß ich habe Dir nur dieſes in Eile berichten wollen der rechte Brief koͤmmt Morgen. Adjeu thue was ich Dir geſchrieben habe ver⸗ moͤge des Baades und liebe mich ſo wie ich Dich liebe und ewig lieben werde. Ewig Dein Mozart.

Grüſſe mir Deine Zofnarren!

Ciebſtes Weibchen!

Kurz muß ich ſeyn es iſt halb 2 Uhr, ich hab noch nicht gegeſſen ich wollte ich koͤnnte Dir mehr ſchicken. gier ſind einſtweilen 3 Gulden,! Morgen Mittag bekommſt Du ſchon mehr, fey luſtig, aufgeraͤumt es wird noch alles gut gehen ich kuͤſſe Dich rooomal ich bin zu matt vor Sunger adjeu

ewig Dein Mozart. ich habe bis ietzt gewartet, weil ich hoffte Dir mehr Geld ſchicken zu koͤnnen!

Liebſtes Weibchen! d Den Augenblick komme ich an; ich war ſchon bey Puch⸗ berg und Montecuculi letzterer war nicht zu Hauſe, gehe heute noch um ½10 Uhr zu ihm nun ſuche N. N. auf Du wirſt ietzt einen Brief an mich von Montecuculi in gaͤnden haben. Da ich vermuthe daß ich bei Dir uͤber

1 gl. den Brief vom 5. Juli 1791 (Seite 32).

Sonntag in Wien werde bleiben muffen, fo bitte Dich mir die 2 Sommerkleider das weiße und braune mit den goſen zu ſchicken ich bitte Dich bade nur alle andere Tage und nur eine Stunde wenn Du aber willſt daß ich ganz ruhig ſeyn ſoll, ſo bade gar nicht, bis ich nicht wieder bey Dir bin adjeu ich kuͤſſe Dich rooomal und bin ewig Dein Mozart. NB. Grüße mir den Snai ich laß ihn fragen wie's

ihm geht? wie einem Ochſen halt, er ſoll fleißig ſchrei— ben daß ich meine Sachen bekomme adjeu.

Beym Primus bey dem braven Mann petſchiere

ich dieſen Brief.

Liebjtes, beſtes Weibchen!

Ich ſchreibe Dir ietzt nur wenig und in Eile, weil ich dem Leitgeb eine Ueberraſchung mache und zum Cruͤhſtuͤck hinausgehe nun iſt es halb 6 Uhr Nach Tiſch werde Dir mehr ſchreiben. Zoffe auch bis dahin etwas von Dir zu leſen. adjeu ich habe Dir nur einen guten Mor— gen ſagen wollen, gieb acht auf Dich beſonders mit dem Baaden fuͤhlſt Du Dich nur ein Bischen ſchwach, fo hore gleich auf adjeu 2000 Kuͤſſe

Mozart.

Dem Sni Complimente und er ſoll dem N. N. brav Verdruß machen.

Allerliebſtes Weibchen! Mit Vergnuͤgen erhielt ich Dein liebes Schreiben hoffe daß Du geſtern mein 2tes ſammt Decoctum, Latwerge 3

und Umeiseyer wirft erhalten haben. Morgen fruh 5 Uhr ſegle ich ab wenn es nicht ware blos um das Vergnuͤgen zu haben, Dich wieder zu ſehen und wieder zu umarmen, fo wurde ich noch nicht hinausfahren, weil man ietzt bald Figaro geben wird, wozu ich einige Abaͤnderungen zu machen habe! und folglich bei den Proben nothwendig bin ich werde wohl auf den 19ten wieder herein muͤſſen aber bis 1oten hier zu bleiben ohne Dich, das ware mir un— moͤglich; liebes Weibchen! ich will ganz aufrichtig mit Dir ſprechen, Du haſt gar keine Urſache traurig zu ſeyn Du haſt einen Mann der Dich liebt, der Dir alles, was er nur im Stande ift, thut was Deinen Suß an— belangt, brauchſt Du nur Gedult zu haben, es wird gewis ganz gut gehen; mich freut es ja, wenn Du luſtig biſt gewis nur wuͤnſchte ich daß Du Dich bisweilen nicht

ſo gemein machen moͤchteſt mit N. N. machſt Du mir zu freye .. .. 2 eben fo mit N. N. als er noch in Baaden war, bedenke nur daß N. N. mit keinem Frauenzimmer,

die ſie vielleicht beſſer kennen als Dich, ſo grob ſind, als mit Dir, ſelbſt N. N. der ſonſt ein artiger Menſch iſt und beſonders fuͤr Frauenzimmer hochachtungsvoll iſt, ſelbſt er muß dadurch verleitet worden ſeyn, in ſeinem Briefe die ab— ſcheulichſten und grobften Gottifen zu ſchreiben ein Srauenz- zimmer muß ſich immer in Reſpekt erhalten ſonſt koͤmmt fie

in das Gerede der Leute meine Liebe! verzeihe mir daß ich ſo aufrichtig bin, alleine meine Ruhe erheiſcht es ſowohl als unſre beiderſeitige Glückſeeligkeit erinnere

Dich nur daß Du mir einmal ſelbſt eingeſtanden Haft, daß Du zu nadaebend ſeyſt Du kennſt die Folgen davon

1 Im Juli 1789 wurde Sigaro mit einigen Aenderungen auf die Buͤhne gebracht. gl. O. Jahn, 2. Ausg. II. 265. 2 Zier ſcheint wegen Unleſerlichkeit ein Wort weggelaſſen zu fein.

erinnere Dich auch des Verſprechens welches Du mir thatſt O Gott! verſuche es nur, meine Liebe! ſey luſtig und vergnügt und gefaͤllig mit mir quale Dich und mich nicht mit unndthiger Eiferſucht habe Vertrauen in meine Liebe, Du haſt ja doch Beweiſe davon! und Du wirſt ſehen wie vergnügt wir ſeyn werden, glaube ſicher, nur das kluge Betragen einer Frau kann dem Mann Seſſeln anlegen adjeu Morgen kuͤſſe ich Dich von Serzen. Mozart.

Liebſtes, beſtes Herzens⸗Weibchen!!

Dieſen Augenblick kommen wir an dies iſt um 1 Uhr Mittag Wir haben alſo nur 6 Tage gebraucht wir Hatten die Reife noch geſchwinder machen koͤnnen, wenn wir nicht zmal Nachts ein Bischen ausgeruhet haͤtten. Wir ſind unterdeſſen in der Vorſtadt Sachſenhauſen in einem Gaſthofe abgeſtiegen, zu Tod froh daß wir ein Simmer er—

wiſcht haben. Nur wiſſen wir unſere Beſtimmung noch nicht ob wir beiſammen bleiben oder getrennt wer— den bekomme ich kein Simmer irgendwo umſonſt und

finde ich den Gaſthof nicht zu theuer, fo bleibe ich gewis. Ich hoffe Du wirſt mein Schreiben aus Phoͤrting Effer— ding] richtig erhalten haben, ich konnte Dir unterwegs nicht mehr ſchreiben, weil wir uns nur ſelten und nur ſo lange aufhielten, um ein wenig der Ruhe zu pflegen Die Reiſe war ſehr angenehm wir hatten bis auf einen einzigen Tag immer das ſchoͤnſte Wetter; und dieſer einzige Tag verurſachte uns keine Unbequemlichkeit, weil mein Wagen lich moͤchte ihm ein Schmaͤzerl geben) herrlich

1 gl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 484, 2. Ausg. II. 718.

iſt. In Regensburg ſpeiſten wir praͤchtig zu Mittage, hatten eine goͤttliche Tafel⸗Muſik, eine engliſche Bewirthung und einen herrlichen Moſler Wein zu Nuͤrnberg haben wir gefruͤhſtuͤcket eine haͤßliche Stadt zu Würzburg haben wir auch unſere theuern Maͤgen mit Hoffee geſtaͤrkt, eine ſchoͤne praͤchtige Stadt die Zaͤhrung war uberall ſehr leidentlich Nur 2 und ½ Poftftation von hier zu Aſchaffenburg beliebte uns der Herr Wirth erbaͤrmlich zu

ſchnieren. Ich warte mit Sehnſucht auf Nachricht von Dir von Deiner Geſundheit, von unſern Umſtaͤnden 2c. Nun

bin ich feſt entſchloſſen meine Sachen hier ſo gut als moͤglich zu machen, und freue mich dann herzlich wieder zu Dir welch herrliches Leben wollen wir fuͤhren! ich will ar⸗ beiten ſo arbeiten nur damit ich durch unvermu⸗ thete Zufaͤlle nicht wieder in fo eine fatale Lage komme, mir wäre lieb wenn Du über alles dieſes durch den Stadler den N. N. zu Dir kommen ließeſt. Sein letzter Antrag, daß Jemand das Geld auf den Bofmeiſter ſeinen Giro allein hergeben will 1000 fl. baar und das uͤbrige an Tuch; ſomit koͤnnte alles und noch mit Ueber- ſchuß bezahlt werden, und ich duͤrfte bey meiner Rückkunft nichts als arbeiten. Durch eine Carta bianca von mir koͤnnte durch einen Freund die ganze Sache abgethan ſeyn adjeu ich kuͤſſe Dich 1ooomal

Srankfurt am main ewig Dein Mosart.

den 28ten Septbr.

1790.

um 7 Uhr fruͤh. Dresden den Izten April 1789.

Ciebſtes, beſtes Weibchen! !

Wir glaubten Samstags nach Tiſch in Dresden zu ſeyn, kamen aber erſt geſtern Sonntags um 6 Uhr Abends an; ſo ſchlecht ſind die Wege. Ich gieng geſtern noch zu Neumanns, wo Mad. von Duſchek wohnt, um ihr den Brief von ihrem Manne zu übergeben es iſt im 3ten Stock auf dem Gange und man ſieht vom Zimmer Jeden der koͤmmt; als ich an die Thuͤre kam, war ſchon gerr Neumann da und fragte mich, mit wem er die Ehre haͤtte zu ſprechen; ich antwortete: gleich werde ich ſagen wer ich bin, nur haben Sie die Gute Mad. Duſchek heraus rufen zu laſſen, damit mein Spas nicht verdorben wird, in dieſem Augenblick ſtund aber ſchon Mad. Duſchek vor mir, denn fie erkannte mich vom Senfter aus und ſagte gleich, da kommt Jemand der ausſieht wie Mozart. Nun war alles voller Sreude; die Geſellſchaft war groß und beſtund meiſtens aus lauter haͤßlichen Frauenzimmern, aber fie erſetzten den Mangel der Schoͤnheit durch Artigkeit. geute geht der Surſt? und ich zum Fruͤhſtuͤcke hin, dann zu Naumann, dann in die Capelle.

Wir werden morgen oder uͤbermorgen von hier nach Leipzig abgehen. Nach Empfang dieſes Briefes mußt Du ſchon nach Berlin post restanta ſchreiben. Ich hoffe Du wirſt mein Schreiben von Prag richtig erhalten haben. Neumanns laſſen ſich alle Dir ſammt Duſcheks empfehlen, wie auch der Serr [dem Herrn]! und Frau Schwaͤgerin Langens.

1 Vgl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 477, 2. Ausg. II. 713. 2 Suͤrſt Lichnowsky.

Liebes Weibchen, hatte ich doch auch fchon einen Brief von Dir! wenn ich Dir alles erzaͤhlen wollte, was ich mit Deinem lieben Portrait anfange, wuͤrdeſt Du wohl recht lachen zum Beyſpiel: wenn ich es aus ſeinem Arreſt heraus nehme, fo ſage ich: „Gruß Dich Gott Stanzerl! grüß Dich Gott, gruͤß Dich Gott Spitzbub Knaller⸗ baller Spitzignas Bagatellerl Schluck und Druck!“ und wenn ich es wieder hinein thue, ſo laſſe ich es ſo nach und nach hinein rutſchen und ſage immer Stu! Stu! Stu! aber mit dem gewiſſen Nachdruck, den dieſes ſo viel bedeutende Wort erfordert, und bei dem letzten ſchneller: gute Nacht Maͤuſerl, ſchlaf geſund. Nun glaube ich fo ziemlich was dummes (fuͤr die Welt wenigſtens) hin⸗ geſchrieben zu haben fur uns aber, die wir uns fo innig lieben, iſt es gewis nichts dummes; heute iſt der te Tag daß ich von Dir weg bin und bei Gott mir ſcheint es ſchon ein Jahr zu ſeyn! Du wirft oft wohl Muͤhe haz ben meinen Brief zu leſen, weil ich in Eile und folglich etwas ſchlecht ſchreibe; adjeu Liebe, Einzige! Der Wagen iſt da da heißt es nicht bravo und der Wagen iſt auch ſchon da ſondern male. Lebe wohl und liebe mich ewig ſo wie ich Dich, ich kuͤſſe Dich Millionen mal auf das zaͤrtlichſte und bin ewig

Dein Dich zaͤrtlich liebender Gatte Mozart.

P. S. Wie fubrt ſich unfer Carl auf? Ich hoffe gut; kuͤſſe ihn ſtatt meiner. An Orn. und Frau von Puchberg alles Schoͤne.

NB. Du muſt in Deinen Briefen nicht das Maaß nach den meinigen nehmen, bei mir fallen ſie nur deswegen etwas kurz aus weil ich preſſirt bin; ſonſt wuͤrde ich einen ganzen Bogen überſchreiben Du haſt aber mehr Muße adjeu.

Herzallerliebſtes Weibchen! 1

Wenn ich nur ſchon einen Brief von Dir haͤtte, dann ware mir alles recht. Ich hoffe Du wirſt mein Schreiben aus Pferding Efferding !] und das aus Frankfurt erhalten haben. Ich habe Dir in meinem letzten geſchrieben, Du ſollſt mit dem N. N. ſprechen; mir waͤre, Sicherheit halber, recht lieb, wenn ich auf des 4 . .. 2 feinen Giro 2000 fl. bekommen koͤnnte; Du muſt aber eine andere Urſache vorwenden, nehmlich daß ich eine Speculation im Kopfe haͤtte, die Dir unbewußt waͤre. Meine Liebe, ich werde zweifelsohne gewis etwas hier machen, ſo groß aber wie Du und verſchiedene Freunde es ſich vorſtellen wird es ſicherlich nicht ſeyn bekannt und angeſehen bin ich hier genug, das iſt gewis. Nun wir wollen ſehen, ich liebe aber in jedem Salle das Sichere zu ſpielen, darum moͤchte ich gerne das Geſchaͤft mit 4 . .. machen, weil ich dadurch Geld bekomme und keines zahlen darf, ſondern blos arbeiten, und das will ich ja meinem Weibchen zu Liebe gerne thun. Wenn Du mir ſchreibſt, ſo ſchreib nur immer Poste restante. Wo glaubſt Du daß ich wohne, bey

B . . . im nehmlichen Sauſe; Hofer auch wir zahlen 30 Gulden des Monaths, und das iſt noch außerordentlich wenig wir gehen auch zu ihnen in die Koſt. Wen

glaubſt Du daß ich hier angetroffen“ das Wadden welche fo oft mit uns im Auge-Gottes Verſtecken geſpielt hat Buchner, glaub ich hieß fie ſie heiſt nun Mad. von Porſch und iſt zum 2ten mal verheyrathet. Sie hat mir auf—

1 gl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 485, 2. Ausg. II. 719. Das Poſtſcriptum jedoch, das Jahn hat, ſteht in unſerer Vorlage ſpaͤter und einzeln.

2 Soffmeiſter.

getragen alles Schoͤne von ihr an Dich zu ſchreiben. Da ich nicht weiß ob Du in Wien oder in Baaden biſt ſo adreſſire ich dieſen Brief wieder an die gofer ich freue mich wie ein Kind wieder zu Dir zurück wenn die Leute in mein Herz ſehen fonnten, fo mußte ich mich faſt ſchaͤmen

es iſt alles kalt fuͤr mich eiskalt; ja wenn Du bey mir waͤreſt, da wuͤrde ich vielleicht an dem artigen Be⸗ tragen der Leute gegen mich mehr Vergnuͤgen finden fo iſt es aber fo leer adjeu Liebe ich bin ewig Dein Dich von ganzer Seele liebender Srankfurt am Main Mozart. den zoten Septbr. 1790.

Liebſtes, beſtes Weibchen!

Ich habe von Dir meine Liebe nun 3 Briefe, den vom 28ten Septbr. erhalte dieſen Augenblick den durch Herrn von Alt habe noch nicht erhalten, werde aber des— wegen gleich mich bey le. . .. anfragen. Du mußt nun auch 4 Briefe in gaͤnden haben dies iſt der ste. Nun kannſt Du mir nicht mehr ſchreiben, denn ich werde vermuthlich da Du dieſes lieſt nicht mehr hier ſeyn, indem ich Mittwoch oder Donnerftag meine Academie zu geben denke und dann Freytag gleich tschiri tschi tschi das beſte iſt zu fliehen liebſtes Weibchen! ich hoffe Du wirſt Dich in Betreff was ich Dir geſchrieben bekuͤmmert haben und noch bekuͤmmern, ſo viel mache ich hier gewis nicht, daß ich im Stande ſeyn follte gleich bei meiner Rückkunft 100 oder 1000 fl. zu zahlen wenn die Sache mit of? meiſter aber wenigſtens ſo im Gange iſt, daß nur meine

1 Hier fehlt ein Wort in der Vorlage.

Gegenwart fehlt, fo bekomme ich doch gleich (die Intereſſen gros a 20 pr. cento gerechnet) von 2000 1600 fl. in die Sand. Da kann ich dann 1000 fl. weg zahlen bleiben mir noch 600 fl. im Advent fange ich ohnehin an kleine Quartett⸗Subſcriptions⸗-Muſiken zu geben, Schola- ren nehme ich auch die Summe darf ich nie zahlen, weil ich fir 31 . . . ſchreibe, folglich geht alles in der Ordnung ich bitte Dich nur, mache mir das Geſchaͤft mit 9. . . wenn Du anderſt willſt daß ich zuruck kommen foll wenn Du mir nur in mein gerz ſehen koͤnnteſt da kaͤmpft der Wunſch, die Sehnſucht Dich wieder zu ſehen und zu umarmen mit dem Wunſche viel Geld nach Sauſe zu bringen da hatt' ich ſchon oft den Gedanken noch weiter zu reiſen wenn ich mich dann ſo zwang dieſen Entſchluß zu faſſen, ſo fiel mir dann wieder ein, wie es mich reuen wuͤrde, wenn ich mich fo auf ungewis, viel— leicht gar fruchtlos ſo lange von meiner lieben Gattin getrennt haͤtte, mir iſt ſo als wenn ich ſchon Jahre lang von Dir waͤre glaube mir, meine Liebe wenn Du bey mir wareft, fo wurde ich mich vielleicht leichter dazu entſchließen konnen allein ich bin Dich zu ſehr ge— woͤhnt und liebe Dich zu ſehr, als daß ich lange von Dir getrennt ſeyn koͤnnte und dann es iſt alles Prah— lerey was man von den Beichsſtaͤdten macht beruͤhmt, bewundert und beliebt bin ich hier gewis; uͤbrigens ſind die Leute aber hier noch mehr Pfennig-Fuchſer als in Wien Wenn die Academie ein Bischen gut ausfaͤllt, ſo habe ich

es meinem amen der Grafin gerzfeld und dem Schweitzeriſchen gauſe, welche ſich ſehr fur mich in— tereſſiren, zu danken uͤbrigens bin ich froh wenn es

1 Hoffmeiſter.

vorbey iſt, wenn ich in Wien fleißig arbeite und Scho⸗ laren nehme, fo koͤnnen wir recht vergnügt leben; und nichts kann mich von dieſem Plane abbringen als ein gutes Engagement irgend an einem Hofe, ſuche nur mit Riz biſeln-Geſicht! oder wo anderſt die Affaire mit Sof— meiſter in Richtigkeit zu bringen und meinen Vorſatz Scho— laren zu nehmen bekannter zu machen, dann wird es uns ſicher nicht fehlen. Adjeu meine Liebe. Von mir bekoͤmmſt Du ſchon noch Briefe, aber ich kann leider keinen mehr bekommen. Liebe ewig Deinen

Morgen ift die Kroͤnung. 2 Mozart.

Gorge fur Deine Geſundheit und

nimm Dich im Gehen in acht.

Srankfurt am Main den zien October 1790. Sonntag.

Liebjtes, beſtes Herzens-Weibchen!

Nun bin ich getroͤſtet und vergnügt. Erſtens weil ich Nachricht von Dir meine Liebe erhalten, wornach ich mich ſo ſehnte ; zweitens durch die beruhigende Auskunft in Bez treff meiner Affairen ich habe mir ſo feſt vorgenommen, gleich das Adagio flr den Uhrmacher zu ſchreiben,? dann meinem lieben Weibchen etwelche Ducaten in die Zaͤnde zu ſpielen; that es auch war aber, weil es eine mir ſehr

1 „Ribiſel heißen in wien die Johannesbeeren“. (Bemerkung in der Vorlage.)

2 Die Kroͤnung fand in Srankfurt am 9. October 1790 Statt. Daraus ergiebt ſich das Datum des Briefes.

3 Ohne Zweifel das in Mozart's eigenem thematiſchen Verzeich— nif Ende 1790 unter der Bezeichnung „Ein Stuͤck fir ein Orgel⸗ werk in einer Uhr“ eingetragene Stuͤck. Boͤchel's verz. Nr. 594.

Se i

verhaßte Arbeit ift, fo unglucdlich, es nicht zu Ende brin— gen zu koͤnnen ich ſchreibe alle Tage daran muß aber immer ausſetzen, weil es mich ennuirt und gewis, wenn es nicht einer ſo wichtigen Urſache willen geſchaͤhe, würde ich es ſicher ganz bleiben laſſen ſo hoffe ich aber doch es ſo nach und nach zu erzwingen; ja, wenn es eine große Uhr waͤre und das Ding wie eine Orgel lautete, da wuͤrde es mich freuen; ſo aber beſteht das Werk aus lauter kleinen Pfeifchen, welche hoch und mir zu kindiſch lauten.

Ich lebe hier bis dato noch ganz retiré gehe den ganzen Morgen nicht aus, ſondern bleibe in meinem Loch von einer Stube und ſchreibe; meine ganze Unterhaltung iſt das Theater, wo ich dann Bekannte genug antreffe, von Wien, Muͤnchen, Mannheim und ſogar Salzburg Sranz Lange Waldhornift und Gres der Schaͤtzmeiſter iſt hier auch der alte Wendling mit ſeiner Dorothe . ſo lebte ich am liebſten fort aber ich fuͤrchte es nimmt ſchon ein Ende, faͤngt ein unruhiges Leben an man will mich nun ſchon uberall haben und fo ungelegen es mir ift, mich uberall fo begucken zu laſſen, fo ſehe ich doch die Nothwendigkeit davon ein und muß es halt in Gottes Namen geſchehen laſſen; es iſt nun zu vermuthen daß mein Concert nicht ſchlecht ausfallen moͤchte ich wollte es ware ſchon vorbey, nur um dem Zeitpunkt naher zu ſeyn Dich meine Liebe wieder zu umarmen! Dienſtag giebt die chur⸗mainziſche Schauſpielergeſellſchaft mir zu Ehren meinen Don Juan Lebe wohl meine Liebe gruͤße mir die wenigen Freunde die es mit mir gut meinen ſorge fuͤr Deine mir fo werthe Geſundheit und fey ſtets meine Con— ſtanze ſo wie ich ewig ſeyn werde Dein

Mozart.

„„ =

NB. Schreibe mir fleißig, wenn es auch nur wenige Zeilen ſind.

P. S. Geſtern habe ich bei dem reichſten Kaufmann in ganz Frankfurt geſpeiſt, bei gerrn Schweitzer. Die Crux! iſt auch hier. Das Maͤdel habe ich noch nicht geſehen die Quellenberg aber ſagte mir, ſie ſey ſo gros und dick geworden, daß ich ſie nicht mehr kennen werde. adjeu.

Morgen Montag iſt der Einzug und uber acht Tage die Krönung.

Ma trés chére Epouse!

Criés avec moi contre mon mauvais sort! Madselle Kirchgessner ne donne pas son Academie Lundi! par consequent j’aurais pu vous posseder, ma chére, tout ce jour de Dimanche mercredi je viendrai stirement.

Ich muß eilen, weil es ſchon / auf 7 Uhr iſt und der Wagen geht um 7 Uhr Nimm Dich im Baad in acht daß Du nicht falleſt, und bleibe nie allein auch wuͤrde ich an Deiner Stelle einen Tag ausſetzen um das Ding nicht zu gaͤhe anzupacken. Ich hoffe es hat Jemand dieſe Nacht bei Dir geſchlafen. Ich kann Dir nicht ſagen was ich darum geben wuͤrde, wenn ich anſtatt hier zu ſitzen bey Dir in Baaden waͤre. Aus lauter langer Weile habe ich heute von der Oper eine Arie componirt ich bin ſchon um halb 5 Uhr aufgeſtanden Meine Uhr, er⸗ ſtaune! habe ich aufgebracht; aber weil ich keinen Schluͤſſel hatte, leider nicht aufziehen koͤnnen, iſt das nicht traurig! ſchlumbla! Das iſt wieder ein Wort zum

1 Crux, Violinſpielerin.

Denken ich habe die große Uhr dafuͤr aufgezogen. Adjeu Liebe! heute ſpeiſe ich bei Puchberg ich kuͤſſe Dich 1ooomal und ſage in Gedanken mit Dir: Tod und Verzweiflung war fein Lohn! ! Dein Dich ewig liebender Mann W. A. Mozart. Der Carl ſoll ſich gut auffuͤhren, küſſe ihn fur mich. (nimm Latwerge wenn Du keine Oeffnung haſt aber nicht anders.) (nimm Dich des Morgens und Abends wenn es kuhl iſt in acht.)

Madame Mutter! Ich eſſe gerne Butter. Wir ſind Gottlob und Dank Geſund und gar nicht krank. Wir fahren durch die Welt, gaben aber nit viel Geld; Doch ſind wir aufgeraͤumt Und keins von uns verſchleimt.

gerr Wendling wird wohl boͤſe ſeyn,

Daß ich kaum nichts geſchrieben fein, Doch wenn ich komm' tiber d' Rheinbruͤcke So komm ich ganz gewiß zuruͤcke

Und ſchreib die 4 Quartetti ganz

Damit er mich nicht heißt ein Schwantz.

1 Worte aus der Zauberfloͤte (im Duett zu Anfang des zweiten Actes).

eye: ee

Und das Concert fpar ich mir nach Paris,

Dort ſchmier ichs hen

Die Wahrheit zu geſtehen, ſo moͤcht ich mit den Leuten Viel lieber in die Welt hinaus und in die große Weiten, Als mit der Tac⸗geſellſchaft, die ich vor meiner ſeh,

So oft ich drauf gedenke, ſo thut mir der Bauch weh; Doch muß es noch geſchehen, wir muͤſſen noch zuſamm

Nun will ich mich nit mehr erhitzen Mit meiner Poeſie; nur will ich Ihnen ſagen Daß ich Montag die Ehre hab, ohne viel zu fragen, Sie zu embrassiren und dero Zaͤnd zu kuͤſſen, Doch werd' ich ſchon vorhero haben .. a dieu Mamma

Worms den 1778ten Jenner Dero getreues Kind Anno 31. ich hab' den Grind Trazom.

Ma trés chére Cousine!

5 Ich atte Dero Schreiben vom 25ten Nov. richtig erhalten, wenn Sie nicht geſchrieben haͤtten daß Sie Kopf-, Zals⸗ und Arm⸗Schmerzen gehabt haͤtten, und daß Sie jetzt nun, dermalen, alleweil, den Augenblick keine Schmerzen mehr haben, ſo habe ich Dero Schreiben vom 26ten Nov: richtig erhalten. Ja, ja, meine allerliebſte Jungfer Baas, ſo geht es auf dieſer Welt; einer hat den Beutel, der andere das Geld, mit was halten Sie es“ mit der e, nicht wahr!? gur fa fa, Kupferſchmiedd . ja und das iſt wahr, wers glaubt der wird ſeelig, und wer's nicht glaubt, der kommt in

gimmel; aber ſchnurgerade und nicht fo, wie ich ſchreibe.! Sie ſehen alſo daß ich ſchreiben kann, wie ich will, ſchoͤn und wild, grad und krumm. Neulich war ich uͤbels Humors, da ſchrieb ich ſchoͤn, gerade und ernſthaft; heute bin ich gut aufgereimt, da ſchreib ich wild, krumm und luſtig; ietzt kommts nur darauf an was Ihnen lieber iſt, unter den beyden muͤſſen Sie waͤhlen, denn ich hab kein mittel, (chon oder wild, grad oder krumm, ernfthaft oder luſtig, die 3 erſten Woͤrter oder die 3 letzten; ich erwarte Ihren Entſchluß im naͤchſten Brief. Mein Entſchluß iſt gefaßt; wenn mir noth ift, fo gehe ich, doch nach dem die Umſtaͤnde nds ſo lauf ich Behnte Dich Gott Sug, auf dem Senfter liegt d' gachſen. Ich bin Ihnen Euer liebten Freuͤllen Baas ſehr verbunden fuͤr das Compliment von Euer Sreullen Freyſinger, welches auszurichten Euer liebten Srl. Juliana fo guͤtig geweſen iſt. Sie ſchreiben mir, ich wuͤßte zwar noch viel, aber zu viel iſt zu viel; in einem Briefe gebe ich es zu, daß es zu viel iſt, aber nach und nach koͤnnte man viel ſchreiben; verſtehen Sie mich, wegen der Sonata muß man ſich noch ein wenig mit Geduld bewaffnen. Wenns fuͤrs Baͤsle gehoͤrt haͤtte, ſo waͤre ſie ſchon laͤngſt fertig und wer weiß ob die Madselle Sreyſinger noch daran denkt ohngeacht deſſen werde ich ſie doch ſo bald moͤglich machen, einen Brief darzu ſchreiben und mein liebes Baͤaͤsle bitten, alles richtig zu uͤbermachen. A propos. .. Was werden Sie wohl denken, daß ich noch in Mannheim bin, voͤllig drinn. Das macht, weil ich noch nicht abgereiſet bin, nirgends hin! Doch ietzt glaub ich wird Mannheim bald abreiſen. Doch

1 In der Vorlage wird hier bemerkt: „er hatte nehmlich ſehr krumm geſchrieben“.

Mojartiana,

kann Augsburg von Ihnen aus noch immer nach mir ſchrei— ben und den Brief an Mannheim addreſſiren bis auf weitere Nachricht. Der serv Vetter, Sr: Baas und Jungfr: Baas empfiehlt fic) meiner Mamma und mir. Sie waren ſchon in Aengſten, daß wir etwa krank waͤren, weil ſie ſo lang keinen Brief von uns bekommen haben. Vorgeſtern find fie endlich mit unſerm Brief vom 26ten Nov. erfreuet worz den und heute als den 3ten Decebr. haben Sie das Ver⸗ qniigen mir zu antworten. Ich werde Ihnen alſo das Verſprochene halten“ Nu das freut Sie. Vergeſſen Sie nur auch nicht Munchen nach der Sonata zu komponiren, denn was man einmal gehalten hat, muß man auch ver— ſprechen, man muß allezeit Wort von ſeinem Mann ſeyn. Nun aber geſcheut.

Ich muß Ihnen geſchwind etwas erzehlen: ich habe heute nicht zu Zauſe geſpeiſt, ſondern bey einem gewiſſen Mons. Wendling; nun muͤſſen Sie wiſſen, daß der allzeit um halb 2 Uhr ißt, er iſt verheyrathet und hat auch eine Tochter, die aber immer kraͤnklich iſt. Seine Frau ſingt auf der zukünftigen Opera, und Er ſpielt die Sloͤte. Nun ſtellen Sie ſich vor, wie es halb 2 Uhr war, ſetzten wir uns alle, bis auf die Tochter welche im Bette blieb, zu Tiſch und aßen.

An alle gute Freund und Freundinnen von uns beyden n cat Empfehlungen. An Dero Eltern ſtehet es Pag. 3 Zeile 12. Nun weiß ich nichts mehr Neues, als daß eine alte Kuh und hiermit addieu Anna Maria Schloſſerin geborne Schluͤſſelmacherin. Leben Sie halt recht wohl und haben Sie mich immer lieb; ſchreiben Sie mir bald, denn es iſt gar kalt; halten Sie bald Ihr Verſprechen, ſonſt muß

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ich mich brechen. addieu, mon Dieu, ich kuͤſſe Sie tauſend— mal und bin knall und fall Mannheim Ma trés chére Cousine ohne Schleim waren Sie nie zu Berlin“ n Der aufrichtige wahre Vetter

heut ift nicht Quatembr: ; a 5 N he: bei ſchoͤnen und wilden Wetter 1777 zur naͤchtlichen Zeit

von nun an bis in Ewigkeit W. A. Mozart Amen. a} enyueins( DAS ift hart

Jetzt ſchreib Ihr einmal einen geſcheiden Brief, Du kannſt deſſentwegen doch Spaß darein ſchreiben, aber ſo daß Du alle die Briefe richtig erhalten haſt; fo darf Sie Sich nicht mehr ſorgen und kuͤmmern.

Ma trés chère Niéce! Cousine! Fille! Mere, Soeur et Epouse!

Poz Simmel tauſend sacristey Croaten Schwerenoth, Teufel, Hexen, Truden, Kreuz-battalion und kein End, Poz Element, Luft, Waffer, Erd und Seuer, Europia, Asia, Africa und America, Jesuiter, Augustiner, Benedictiner, Ca- puciner, Minoriten, Franciscaner, Dominicaner, Charteuſer und heil. Kreuzerherrn, Canonici regulares und irregulares, und alle Baͤrnhaͤuter, Spitzbuben, . Zoek.

Wie mir Mannheim gefaͤllt“ fo gut einem Ort ohne Baͤaͤsle gefallen kann. Verzeihen Sie mir meine ſchlechte Schrift, die Seder iſt ſchon alt, ich

Ich hoffe, auch Sie werden im Gegentheil, wie es auch fo ift, meine Briefe richtig erhalten haben, nehmlich ......

Mannheim le 13. Novbr.

177.

1 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. II. 503, 2. Ausg. II. 666.

4 *

A Mons. de Puchberg.

Wertheſter Freund und Bruder!

Am 2oten dieſes, folglich in 7 Tagen ziehe ich mein Quartal wollen und koͤnnen Sie mir bis dahin etliche und zwanzig Gulden leihen, ſo werden Sie mich, beſter Freund, ſehr verbinden und ſollen es den 20ten (fo wie ich mein Geld ziehe) wieder mit allem Dank zuruck haben;

ich ſtehe bis dahin an. Ewig den 13ten April 1791. Ihr (Sen 13ten April 30 fl. geſchickt.) ! verbundenſter Freund

Mozart.

An Puchberg. Liebſter Freund und Ordensbruder!

Meine Sachen habe mit Muͤhe und Sorge fo weit ge— bracht, daß es nur darauf ankoͤmmt mir auf dieſe 2 Verſatz— Zettel etwas Geld vorzuſtrecken ich bitte Sie bey unſrer Freundſchaft um dieſe Gefaͤlligkeit, aber es mußte augen— blicklich geſchehen verzeihen Sie meine Zudringlichkeit, aber Sie kennen meine Laage Ach! haͤtten Sie doch das gethan um was ich Sie bat! thaͤten Sie es noch ſo gieng alles nach Wunſch.

Ewig Ihr Mozart.

1 Bemerkung Puchberg's.

1 1 .

A Monsieur

Monsieur Michael de Puchberg. ! Ciebſter, beſter Freund! Verehrungswürdigſter Br.

Geſchaͤfte halber habe heute nicht das Vergnuͤgen haben können, mit Ihnen muͤndlich zu ſprechen; ich habe eine Bitte Meine Frau ſchreibt mir, daß ſie merke man moͤchte obwohl es nicht zu pretendiren ſey) ſo wohl wegen Quartier als auch wegen Koſt und Brod gerne etwas Geld ſehen, und verlanget alfo ich moͤchte ihr ſchicken. Ich in der Meinung alles auf die letzt beym Abzug in Ordnung zu bringen, befinde mich nun deswegen in einer großen Ver- legenheit. Meine arme Srau moͤchte ich nicht unange— nehmen Sachen ausſetzen und entblößen kann ich mich dermalen nicht wenn Sie, beſter Freund, mich mit etwas unterſtuͤtzen koͤnnen, daß ich ihr es ſogleich hinaus— ſchicke, ſo verbinden Sie mich recht ſehr es koͤmmt ohnehin nur auf einige Tage an, ſo empfangen Sie in meinem Na— men 2000 fl., wovon Sie Sich dann gleich bezahlt machen koͤnnen. Ewig Ihr

Mozart.

den 25. Juny 1791. (eodem die 25 fl. geſchickt.

A Monsieur Michael de Puchberg. Liebfter Freund und Br.

So leidentlich als es mir geſtern war, ſo ſchlecht geht es mir heute; ich habe die ganze Nacht nicht ſchlafen koͤn— nen vor Schmerzen; ich muß mich geſtern von vielem Gehen erhitzt und dann unwiſſend erkaͤltiget haben; ſtellen Sie

1 gl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 495.

fid) meine Lage vor krank und voll Kummer und Sorge eine ſolche Lage verhindert auch die Geneſung um ein merkliches in 8 oder 14 Tagen wird mir geholfen wer— den ſicher aber gegenwaͤrtig habe ich Mangel. Konn⸗ ten Sie mir denn nicht mit einer Kleinigkeit an die Hand gehen“ mir ware fuͤr den Augenblick mit allem geholfen Sie wurden wenigſtens fiir dieſen Augenblick beruhigen Ihren den 14. Auguſt 790 wahren Freund, Diener und Bruder 10 fl. geſchickt. W. A. Mozart.

A Mons. Puchberg. !

Sie haben recht, liebſter Freund, wenn Sie mich keiner Antwort wuͤrdigen! meine Zudringlichkeit iſt zu gros; Nur bitte ich Sie meine Umſtaͤnde von allen Seiten zu betrachten, meine warme Sreundſchaft und Zutrauen zu Ihnen zu bedenken und mir zu verzeihen! Wollen und koͤnnen Sie mich aber wenigſtens aus einer augenblicklichen Verlegenheit reißen, fo thun Sie es Gott zu Liebe was Sie immer leicht enbehren koͤnnen, wird mir angenehm ſeyn. Dergeſſen Sie ganz meine Zudringlichkeit wenn es Ihnen moͤglich iſt, und verzeihen Sie mir.

Morgen Sreytag hat mich Graf Hadick gebeten, ihm des Stadtlers Quartett [Quintett 2] und das Crio ſo ich fiir Sie geſchriebens, hoͤren zu machen; ich bin fo frey Sie dazu

1 Dgl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 493.

2 Köchel's Verzeichniß Nr. 581.

3 Gemeint iſt das Divertimento in Ls-our fir 3 Streichinſtru—⸗ mente (Koͤchel's verz. Nr. 563), componirt im September 1788. In einem alten handſchriftlichen Katalog der Werke Mozart's iſt das Stuͤck als „Trio“ und mit der Bemerkung angefuͤhrt: „fuͤr Kfm. Puchberg geſchrieben“. Ohne Zweifel iſt dieſe Bemerkung dem ver— Toren gegangenen Original-Manuſcript entnommen. O. Jahn ver—

einzuladen, Zaͤrring wird es ſpielen Ich wuͤrde ſelbſt zu Ihnen gekommen ſeyn, um muͤndlich mit Ihnen zu ſprechen, allein mein Kopf iſt wegen rheumatiſchen Schmerzen ganz eingebunden, welche mir meine Lage noch fuͤhlbarer machen. Noch einmal, helfen Sie mir nach Ihrer Moglichkeit nur für dieſen Augenblick und verzeihen Sie mir.

(sen 8ten April 1790 25 fl. in Ewig ganz Ihr

Beco Zettel geſchickt.) Mozart.

A Mons. de Puchberg.

Ich hoffe Orsler! wird die Schluͤſſel zuruͤckgebracht ha- ben; es war alſo nicht meine Schuld. Soffe er wird Sie vorlaufig auch in meinem Namen auf heute um eine Dioz line und 2 Bratſchen erſucht haben es gehoͤrt zu einem a Quatro bei Greiner, daß mir daran liegt, wiſſen Sie ohnehin Wenn Sie Abends zur Muſic hin kommen wollen, fo find Sie von ihm und von mir hoͤflichſt dazu eingeladen. Mozart.

P. S. Bitte um Vergebung daß ich das Bewußte ver— moͤge meinem gegebenen Wort nicht zuruͤckgeſtellt habe, allein Stadtler, welcher anſtatt meiner (weil ich ſo viel zu thun habe) zur Caſſe gehen ſollte, vergaß auf den ganzen 20ten April folglich muß ich nun 8 Tage noch warten. 2

A Mons. Puchberg. Ciebſter Bruder!

Ihre wahre Freundſchaft und Bruderliebe macht mich fo

muthet (a. a. O., 2. Ausg. II. 156), das fuͤr Puchberg geſchriebene Trio fei das mit Clavier in E-dur (Roͤchel's verz. Nr. 542).

1 Wahrſcheinlich Joſeph Orsler, damals 1772—1806 Violon— celliſt an der Hofkapelle in Wien.

2 Pgl. Brief vom 13. April 1791 (Seite 52).

kuͤhn, Sie um eine große Gefaͤlligkeit zu bitten; ich bin Ihnen noch 8 Dukaten ſchuldig überdies daß ich der⸗ malen außer Stand bin, Sie Ihnen zuruͤck zu bezahlen. ſo geht mein Vertrauen gegen Sie ſo weit, daß ich Sie zu bitten wage, mir nur bis kuͤnftige Woche (wo meine Aca⸗ demien im Caſino anfangen) mit 100 fl. auszuhelfen; bis dahin muß ich nothwendigerweiſe mein Subſcriptions⸗ Geld in Baͤnden haben und kann Ihnen dann ganz leicht 136 fl. mit dem waͤrmſten Dank zuruͤck bezahlen.

Ich nehme mir die Sreyheit Ihnen hier mit 2 Billets aufzuwarten, welche ich Sie (als Bruder) bitte, ohne alle Bezahlung anzunehmen, da ich ohnehin nie im Stande ſeyn werde, Ihnen Ihre mir bezeugte Sreundſchaft genugſam zu erwiedern.

Ich bitte Sie noch einmal meiner Zudringlichkeit wegen um Vergebung und verharre nebſt Empfehlung an Ihre wurdige Srau Gemahlin mit aller Freundſchaft und Bruderliebe

Ihr ganz ergebenſter Br. (100 fl. uͤberſchickt. WO. ee e

A Mons. Puchberg. Liebſter Freund!

Wenn ich gewußt hatte, daß Sie mit dem Biere faſt zu Ende ſind, ſo wuͤrde ich mich gewis nie unterſtanden haben Sie davon zu berauben, ich nehme mir alſo die Srey⸗ heit Ihnen hiemit den andern Blutzer! wieder zuruͤck zu ſchicken, da ich heute ſchon mit Wein verſehen bin; ich danke Ihnen herzlich fiir den erſten und wenn Sie wieder mit Bier verſehen ſeyn werden, fo bitte ich mir ein Blutzer⸗ chen aus; Sie wiſſen wie gerne ich es trinke; ich bitte

1 Blutzer, wieneriſch fir Krug.

Sie, beſter Freund, ſchicken Sie mir nur auf ein paar Tage etliche Ducaten, wenn Sie koͤnnen, weil es eine Sache betrifft, die ſich nicht verſchieben laͤßt, ſondern augenblicklich geſchehen muß; verzeihen Sie meine Zudringlichkeit, es entſpringt aus dem großen Vertrauen, fo ich in Ihre Freund— ſchaft und Bruderliebe ſetze. (den zoten Sebr. 1790 25 fl. geſandt.) Ewig Ihr Mozart.

A Mons. de Puchberg. Liebjter Freund und Br:

Können Sie mir, wenn es auch nur das wie das letzte— mal iſt, ſchicken, ſo verbinden Sie recht ſehr Ihren ewig dankbaren Freund und Br.

(den 23ten April 25 fl. geſchickt.) Mozart.

A Mons. de Puchberg. Liebfter Freund!

Ihr letzteres fo guͤtiges Billet hat man vergeſſen mir zur gehoͤrigen Seit einzuhaͤndigen, folglich konnte ich auch nicht eher darauf antworten Ich bin ganz geruͤhrt von Ihrer Sreundſchaft und Gute; koͤnnen und wollen Sie die 100 fl. mir noch anvertrauen, ſo verbinden Sie mich recht ſehr

Morgen iſt die erſte Inſtrumental-probe im Theater gaydn wird mit mir hingehen erlauben es Ihre Ge— ſchaͤfte, und haben Sie vielleicht Luſt der Probe auch bey— zuwohnen, ſo brauchen Sie nichts als die Guͤte zu haben

ſich Morgen Vormittag um 10 Uhr bei mir einzufinden, ſo wollen wir dann alle zuſammen gehen. den 2oten Jenner Ihr verbundenſter Freund

Fess | W. A. Mozart. eodem die 100 fl. geſchickt.)

A Mons. Puchberg. ! Allerliebſter Freund, und Ordens -Bruder!

Sie werden ohne Zweifel von Ihren Leuten vernommen haben, daß ich geſtern bey Ihnen war, und (nach Ihrer Erlaubniß) uneingeladen bei Ihnen ſpeiſen wollte. Sie wiſſen meine Umſtaͤnde; kurz, ich bin, da ich keinen wahren Freund finde, gezwungen, bei Wucherern Geld aufzuneh— men da es aber Zeit braucht, um unter dieſer unchriſt⸗ lichen Claſſe Menſchen doch noch die chriſtlichſten aufzuſuchen und zu finden, ſo bin dermalen ſo entbloͤſt, daß ich Sie liebſter Sreund um alles in der Welt bitten muß, mir mit Ihrem Entbehrlichſten beyzuſtehen. Wenn ich, wie ich hoffe, in 8 oder 14 Tagen das Geld bekomme, ſo werde ich Ihnen gleich das mir jetzt gelehnte wieder zuruͤckzahlen. Mit dem was ich Ihnen ſchon fo lange anſtaͤndig ausſtaͤndig ) bin, muß ich Sie leider noch bitten Gedult zu haben. Wenn Sie wußten was mir das alles für Kummer und Sorge macht es hat mich die ganze Seit her verhindert meine Quartetten zu endigen.

Ich habe nun ſehr große goffnung bey Hofe. Denn ich weiß zuverlaͤſſig daß N. N. meine Bittſchrift nicht, wie die andere begünſtigt oder verdammt, herabgeſchickt, ſondern zu— rück behalten hat. Dies iſt ein gutes Zeichen. Künftigen

1 gl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 494.

Samstag bin ich willens meine Quartetti bey mir zu machen, wozu ich Sie und Dero Frau Gemahlin ſchoͤnſtens einlade. Liebſter, beſter Freund und Bruder entziehen Sie mir, meiner Zudringlichkeit wegen, Ihre Sreundſchaft nicht und ſtehen Sie mir bey, ich verlaſſe mich ganz auf Sie und bin

ewig Ihr dankbarſter Mozart. NB. Nun habe ich 2 Scholaren ich moͤchte es gerne auf 8 Scholaren bringen ſuchen Sie es auszuſtreuen,

daß ich Lectionen annehme. (den 17ten May 150 fl. geſandt.)

Verehrungswürdigſter D. B. Liebſter, beſter Freund! !

Ich habe immer geglaubt dieſer Tagen ſelbſt in die Stadt zu kommen, um mich bey Ihnen wegen Ihrer mir bewie— ſenen Sreundſchaft muͤndlich bedanken zu konnen Nun hatte ich aber nicht einmal das gerz vor Ihnen zu erſchei— nen, da ich gezwungen bin Ihnen frey zu geſtehen, daß ich Ihnen das mir geliehene ohnmoͤglich fo bald zuruͤckzahlen kann und Sie erſuchen muß mit mir Gedult zu haben! Daß die Umſtaͤnde dermalen ſo ſind und Sie mich nach meinem Wunſch nicht unterſtuͤtzen koͤnnen, macht mir viele Sorgen! Meine Lage iſt ſo, daß ich unumgaͤnglich be— nothiget bin, Geld aufzunehmen aber Gott, wem ſoll ich mich vertrauen“ Niemanden als Ihnen, mein Beſter! Wenn Sie mir nur wenigſtens die Sreundſchaft thun wollen, mir durch einen andern weg Geld zu verſchaffen! ich zahle ja gerne die Intereſſen und derjenige der mir lehnt iſt ja durch meinen Charakter und meine Beſoldung glaub'

1 gl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 491.

(6G ==

ich geſichert genug; es thut mir leid genug, daß ich in dieſem Salle bin eben deswegen wuͤnſchte ich aber eine etwas anſehnliche Summe auf einen etwas laͤngern Termin zu haben, um einem ſolchen Salle vorbeugen zu konnen. Wenn Sie, liebſter Bruder, mir in dieſer meiner Lage nicht helfen, ſo verliere ich meine Ehre und Credit, welches das einzige iſt, was ich zu erhalten wuͤnſche; ich baue aber ganz auf Ihre aͤchte Freundſchaft und Bruder— liebe und erwarte zuverſichtlich daß Sie mir mit Kath und That an die Sand gehen werden wenn mein Wunſch in Erfüllung geht, fo kann ich frey Odem ſchoͤpfen, weil ich dann im Stande fein werde, mich in Ordnung zu bringen und mich darinn zu erhalten; kommen Sie doch zu mir und beſuchen Sie mich; ich bin immer zu gauſe; ich habe in den 10 Tagen daß ich hier wohne mehr gearbeitet, als im andern Logis die 2 Monathe; und kaͤmen mir nicht fo oft fo ſchwarze Gedanken (die ich mir mit Gez walt ausſchlagen muß) wuͤrde es mir noch beſſer von ftatten gehen, denn ich wohne angenehm, bequem und wohl— feil. Ich will Sie nicht linger mit meinem Gewaͤſche auf— halten, ſondern ſchweigen und hoffen. den 27ten Jun. 1788. Ewig Ihr verbundener Diener, wahrer Freund und Ordens-Bruder W. A. Mozart.

A Mons. Puchberg. den 1yten Jul. 1789. Liebſter beſter Freund und verehrungswürdiger Br.

Sie ſind gewiß boͤſe auf mich, weil Sie mir gar keine

1 Vgl. O. Jahn, 1 Ausg IIIf 492

e Yarra

Antwort geben! Wenn ich Ihre Sreundſchafts-Bezeugungen und mein dermaliges Begehren zuſammenhalte, fo finde ich daß Sie vollkommen recht haben; wenn ich aber meine Unz glücksfaͤlle (und zwar ohne mein Verſchulden) und wieder Ihre freundſchaftlichen Geſinnungen gegen mich zuſammen— halte, ſo finde ich doch auch, daß ich Entſchuldigung verz diene. Da ich Ihnen, mein Beſter, alles was ich nur auf dem gerzen hatte in meinem letzten Brief! mit aller Auf— richtigkeit hinſchrieb, ſo wuͤrden mir fuͤr heute nichts als Wiederholungen uͤbrig bleiben; nur muß ich noch hinzu— ſetzen, [erftens] daß ich keiner fo anſehnlichen Summe bez noͤthiget ſeyn wuͤrde, wenn mir nicht entſetzliche Koſten wegen der Cur meiner Frau bevorſtuͤnden, beſonders wenn ſie nach Baaden muß; 2tens da ich in kurzer Zeit verſichert bin in beſſere Umſtaͤnde zu kommen, ſo iſt mir die zuruͤck— zuzahlende Summe ſehr gleichguͤltig, fuͤr die gegenwaͤrtige Zeit aber lieber und ſicherer wenn fie gros iſt; ztens muß ich Sie beſchwoͤren, daß wenn es Ihnen ganz unmoͤglich waͤre mir diesmal mit dieſer Summe zu helfen, Sie die Freundſchaft und Bruderliebe fuͤr mich haben moͤchten, mich nur in dieſem Augenblicke mit was Sie nur immer entbehren konnen zu unterſtuͤtzen, denn ich ſtehe wirklich

darauf an; zweifeln koͤnnen Sie an meiner Bechtſchaffen— heit gewis nicht, dazu kennen Sie mich zu gut; Mis—

trauen in meine Worte, Auffuͤhrung und Lebenswandel koͤn— nen Sie auch nicht ſetzen, weil Sie meine Lebensart und mein Betragen kennen; folglich verzeihen Sie mein ver— trauen zu Ihnen; bin ganz uͤberzeugt daß nur Unmoͤg— lichkeit Sie hindern koͤnnte, Ihrem Sreund behuͤlflich zu ſeyn; koͤnnen und wollen Sie mich ganz troͤſten, ſo

1 Dieſer Brief iſt der vom 12. Juli 1789. Siehe Seite 12.

BUNS, ee

werde ich Ihnen als meinem Erretter noch jenfeits des Grabes danken denn Sie verhelfen mir dadurch zu meinem fernern Gluͤck in der Solge wo nicht in Gottes Na— men, ſo bitte ich und beſchwoͤre ich Sie um eine augen⸗ blickliche Unterſtützung nach Ihrem Belieben, aber auch um Bath und Troſt. Ewig Ihr verbundenſter Diener Mozart.

P. S. meine Srau war geſtern wieder elend, heute auf die Igel befindet ſie ſich Gottlob wieder beſſer; ich bin doch ſehr ungluͤcklich! immer zwiſchen Angſt und Boff— nung und dann! Doctr. Closset war geſtern auch

wieder da. (den 17ten Jul. 1789 eod. die beantwortet und 150 fl. geſandt.)

Ciebſter, beſter Freund und Bruder!

Mir iſt ſehr leid, daß ich nicht ausgehen darf um mit Ihnen ſelbſt ſprechen zu koͤnnen, alleine meine Zahn- und Kopfſchmerzen find noch zu groß, und ich fuͤhle uberhaupt noch eine ſtarke Alteration. Ihr Gedanke wegen einigen guten Scholaren iſt auch der meinige, nur wollte ich warten, bis ich in dem andern Quartier bin, weil ich in meiner Bez hauſung Lection zu geben geſinnt bin, unterdeſſen bitte ich Sie, dieſe meine Idee ein Bischen unterdeſſen den Leuten bekannt zu machen, auch bin ich geſinnt die 3 Monathe Juli, Juni und Auguſt Subſcriptions-Academien bey mir zu geben, folglich iſt nichts als die gegenwaͤrtige Lage, die mich drückt Wie ich ausziehe, fo muß ich 275 fl. wegen der neuen Wohnung zahlen leben muß ich auch bis

meine Ucademien in Ordnung find und bis meine Quartetten ſo ich in Arbeit habe zum Stich befoͤrdert werden folglich wuͤrde ich, wenn ich dermalen wenigſtens 600 fl. in die gaͤnde bekaͤme, ziemlich ruhig ſchreiben konnen denn ach! Ruhe gehoͤrt dazu; was mich augenblicklich aber aͤußerſt qualet, iſt eine Schuld bei dem Galanterie-Haͤndler am Stock im Eiſen,! welcher, obwohl er anfangs ſelbſt die Unmog- lichkeit einſah und ſich zufrieden zeigte, nun aber ernſtlich und ungeſtuͤm die Bezahlung fordert, es betraͤgt 100 fl. Dieſe Unannehmlichkeit wuͤnſchte ich mir wohl herzlich vom Halſe. Nun habe ich Ihnen aufrichtig gebeichtet, und bitte Sie ſehnlichſt alles zu thun, was Sie immer nach Ihrer Moͤglichkeit und Ihren wahren freundſchaftlichen Ge— ſinnungen thun koͤnnen. Ewig Ihr (100 fl. uͤberſchickt.) Mozart.

Verehrungswürdigſter Freund und Ordensbruder!

Erſchrecken Sie nicht uͤber den Inhalt dieſes Briefes; nur bei Ihnen mein Beſter, da Sie mich und meine Umſtaͤnde ganz kennen, habe ich das Herz mich ganz ver— trauensvoll zu entdecken kuͤnftigen Monat bekomme ich von der Direction (nach ietziger Einrichtung 200 Ducaten fir meine Oper; können und wollen Sie mir 400 fl. bis dahin geben, ſo ziehen Sie Ihren Freund aus der groͤßten Verlegenheit und ich gebe Ihnen mein Ehren— wort, daß Sie das Geld zur beſtimmten Zeit baar und richtig mit allem Dank zuruͤck haben ſollen; ich wuͤrde, troz meiner taͤglich großen Ausgaben, doch mich nach Moͤg— lichkeit bis dahin noch gedulten, wenn nicht Neujahr waͤre,

1 Stock im Eiſen, ein platz in Wien.

wo ich die Apotheken und Doctores welche nicht mehr brauche) ganz zahlen muß, wenn ich nicht meinem Credit ſchaden will; beſonders haben wir Hundschowky! auf eine (wegen gewiſſen Urſachen) etwas unfreundliche Art von uns weg gebracht, warum es mir nun doppelt am Herzen liegt ihn zu contentiren; beſter Freund und Bruder! ich weiß nur zu gut, was ich Ihnen alles ſchuldig bin! wegen den alten bitte ich Sie noch Gedult zu haben! gewiß iſt Ihnen die Bezahlung, dafuͤr ſtehe ich mit meiner Ehre. Ich bitte Sie nochmals, reißen Sie mich nur dies⸗ mal aus meiner fatalen Lage, wie ich das Geld fuͤr die Oper erhalte, fo ſollen Sie die 400 fl. ganz gewiß wieder zuruͤck haben; und dieſen Sommer hoffe ich gewis (durch die Arbeit fir den Honig von Preußen) Sie von meiner

Ehrlichkeit ganz überzeugen zu koͤnnen Morgen kann vermoͤge der Abrede Abends nichts ſeyn bey uns, ich habe zu viele Arbeit, wenn Sie ohnedies Zifler? ſehen,

ſo bitte es ihm zu ſagen Donnerſtag aber lade ich Sie (aber nur Sie allein) um 10 Uhr Vormittag zu mir ein, zu einer kleinen Oper-Probe; nur Sie und Zaydn lade ich dazu. Muͤndlich werde ich Ihnen Cabalen von Salieri erzaͤhlen, die aber alle ſchon zu Waſſer geworden find adjeu. Ewig Ihr

dankbarer Freund und Br:

W. A. ese

(300 fl. uͤberſchickt.

1 Schreibfeblers Lichnowsky⸗ 2 vermuthlich Joſ. Zistler (Sißlers), violinſpieler.

Verehrungswürdiger D. B. Liebfter, beſter Freund! 1

Die Ueberzeugung, daß Sie mein wahrer Freund ſind und daß Sie mich als einen ehrlichen Mann kennen, ermuntert mich Ihnen mein gerz ganz aufzudecken und fol gende Bitte an Sie zu thun. Ich will ohne alle Ziererey nach meiner angebohrnen Aufrichtigkeit zur Sache ſelbſt ſchreiten.

Wenn Sie die Liebe und Freundſchaft fur mich haben wollten, mich auf 1 oder 2 Jahre mit 1 oder 2taufend Gul— den gegen gebuͤhrende Intereſſen zu unterſtuͤtzen, fo wuͤrden Sie mir auf Acker und Pflug helfen! Sie werden ge— wiß ſelbſt ſicher und wahr finden, daß es uͤbel, ja un— moͤglich zu leben fey, wenn man von Einnahme zu £in- nahme warten muß! wenn man nicht einen gewiſſen, wenigſtens den noͤthigen Vorrath hat, fo iſt es nicht moglich in Ordnung zu kommen mit nichts macht man nichts. Wenn Sie mir dieſe Freundſchaft thun, fo kann ich erſtl. da ich verſehen bin) die noͤthigen Ausgaben zur gehoͤrigen Zeit, folglich leichter entrichten, wo ich ietzt die Bezahlungen verſchieben, und dann eben zur unbequemſten Zeit meine ganze Einnahme auf einmal herausgeben muß; 2tens kann ich mit ſorgenloſerm Gemuͤth und freyerm Zerzen arbeiten, folglich mehr verdienen. Wegen Sicherheit glaube ich nicht daß Sie einigen Zweifel haben werden! Sie wiſſen ſo ohngefaͤhr wie ich ſtehe und kennen meine Denkungsart! Wegen der Subscription duͤrfen Sie keine Sorge haben, ich ſetze nun die Zeit um einige Monathe mehr hinaus; ich habe goffnung auswaͤrtig mehrere Liebhaber zu finden, als hier.

1 Ygl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 489.

Mozartiana. 5

EG Ga

Nun habe ich Ihnen, in einer Angelegenheit die mir ſehr wichtig iſt, mein Zerz ganz ſehen laſſen, folglich als ein aͤchter Bruder gehandelt aber nur gegen einen aͤchten Bruder kann man ſich ganz heraus laſſen. Nun ſehe ich mit Sehnſucht einer Antwort, aber wirklich einer ange⸗ nehmen Antwort entgegen; und ich weiß nicht ich kenne Sie einmal als den Mann der ſo wie ich, wenn er anderſt kann, ſeinen Freund aber wahren Sreund, ſeinen Bruder aber aͤchten Bruder gewis unterſtuͤtzt. Wenn Sie vielleicht ſo bald nicht eine ſolche Summe ent— behren konnten, fo bitte ich Sie mir wenigſtens bis Morgen ein paar 100 Gulden zu leihen, weil mein Zausherr auf der Landſtraße fo indiscret war, daß ich ihn gleich auf der Stelle um Ungelegenheit zu vermeiden) auszahlen mußte, welches mich ſehr in Unordnung gebracht hat!

Wir ſchlafen heute das erſtemal in unſerm neuen Quar⸗ tier wo wir Sommer und Winter bleiben; ich finde es im Grunde einerley wo nicht beſſer, ich habe ohnehin nicht viel in der Stadt zu thun und kann, da ich den vielen Beſuchen nicht ausgeſetzt bin, mit mehrerer Muße arbeiten; und muß ich Geſchaͤfte halber in die Stadt welches ohnehin ſelten genug geſchehen wird, ſo faͤhrt mich jeder Siacer um 10 Xr. hinein, um das iſt auch das Logis wohl— feiler, und wegen Srubjahr, Sommer und gerbſt an ge— nehmer, da ich auch einen Garten habe. Das Logis iſt in der Waͤhringer⸗Gaſſe bei den 3 Sternen No: 1351.

1 Das Saus in der Waͤhringergaſſe „zu den drei (nicht 5) Ster⸗ nen“ iſt jetzt mit Nr. 26 bezeichnet. O. Jahn, der in ſeiner Bio- graphie (2. Ausg. II. 738) Nr. 16 angiebt, iſt falſch berichtet wor⸗ den. Das Haus, das jetzt die Nummer 16 traͤgt, iſt ein neues Haus, und iſt der Grund, auf dem es ſteht, erſt in den letzten Decennien bebaut worden.

Nun nehmen Sie meine Briefe als das wahre Zeichen meines ganzen Vertrauens gegen Sie und bleiben Sie ewig mein Freund und Bruder, wie ich ſeyn werde bis ins Grab

Ihr wahrer innigſter Freund und Bruder W. A. Mozart.

P. S. Wenn werden wir denn wieder bey Ihnen eine

kleine Musique machen“

Ich habe ein neues Tuett [Terzett] geſchrieben. (den 17ten Juny 1788 200 fl. geſendet.)

A Monsieur Monsieur Mozart Célébre Compositeur de Musique ' a Vienne. Londres ce 26 Octobr. 1790. Monsieur !

Par une personne attachée à S. A. R. le Prince de Galles j’apprends votre dessein de faire un voyage en Angleterre, et comme je souhaite de connoitre personelle- ment des gens a talents, et que je suis actuellement en état de contribuer 4 leurs avantages, je vous offre Monsieur la place de Compositeurs ont eus! en Angleterre. Si vous étes donc en état de Vous trouver à Londres envers la fin du mois de Decembre prochain 1790 pour y rester jusqu’A la fin de Juin 1791 et dans cet espace de tems de com- poser au moins deux Operas ou sérieux ou comiques, selon le choix de la Direction, je vous offre trois cents livres Sterling avec l'avantage d’écrire pour le concert de la pro-

1 Diefe Wérter geben keinen Sinn. Wo der Sehter ſteckt, bleibt dahingeſtellt.

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fession ou toute autre salle de concert à exclusion seule- ment des autres Théatres. Si cette proposition peut vous etre agréable et vous étes en état de l’accepter faites moi la grace de me donner une réponse a vue, et cette lettre vous servira pour un Contract. Jai !' honneur d’étre Monsieur Votre trés humble Serviteur Rob. May O'Reilly. ! Ayez la bonté de diriger au Panthéon a Londres.

Mademoiselle ma trés chére Cousine!

Sie werden vielleicht glauben oder gar meynen ich fey geſtorben! ich fey? . Mannheim den 28. Sebr. 1778.

1 Der Schreiber des Briefes hatte damals die Direction der ita= lieniſchen Oper in London, die nach dem Brande des King's-Theaters ins Pantheon uͤbergeſiedelt war. Wir entnehmen Erſteres Reichardt's Muſikaliſchem wochenblatt („Studien fiir Tonkuͤnſtler“) vom Jahre 1791 Seite 27, wo aus London am 1. Juli 1791 gemeldet wird: „O Reilly wird ohne Sweifel die Direktion von der großen itali- aͤniſchen Oper fuͤrs kuͤnftige Jahr verlieren!“. Ueber Mozart's Ab⸗ ſicht, nach London zu reiſen, ſ. O. Jahn's Biogr. 2. Ausg. I. 712, II. 466. Ueber das Pantheon findet man Naͤheres in C. S. Pohl's „Haydn in London“ S. 56f.

2 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. II. 505, 2. Ausg. II. 668.

Liebſtes, beſtes, ſchönſtes, Soliburg den 20ten May liebenswürdigſtes, reizend- Ein tauſend yhundert und ſtes, von einem unwürdigen pers Vetter in Harniſch gebrachte Bäßchen oder Violoncellchen!

Ob ich Johannes Chrisostomus Sigismundus Amadeus Wolfgangus Mozartus! .

P. S. Iſt die boͤhmiſche Trupp ſchon weck fagen Sie mirs, meine Beſte, ich bitte Sie um Himmelswillen! ach! fie wird nun in Ulm ſeyn, nicht wahr“ ©, uͤberzeu— gen Sie mich deſſen, ich beſchwoͤre Sie bey allem was heilig iſt die Gotter wiſſen es, daß ich es aufrichtig meine. Lebt's Thüremichele noch“! f

Wie hat ſich Vogt mit ſeiner Frau vertragen“ ha— ben fie ſich einander gekriegt beym Kragen“ lauter Sragen.

Eine zaͤrtliche Ode.

Dein ſuͤßes Bild, o Baͤßchen, ſchwebt .

1 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. II. 509, 2. Ausg. II. 671.

ſchreiben und zwar was recht Vernünftiges und Vothwendiges

& : 5 = yr © aasnaa inv sig uagiajqaaq urs} $3 joy walaig 124 2 a = a Fig. I. Kopf 2 > 9 S: Engel 2 5 5 | O ze 8 2 Fig. III. = Naſe & Hal⸗ His We Fig. IV. Bruſt é 13a] sar aay

Meine und unſer aller Empfehlung an

Mein Vater giebt Ihnen ſeinen onkliſchen Seegen und meine Schweſter giebt Ihnen 1000 couſiniſche Kuͤſſe und der Vetter giebt Ihnen. ;

(Zum Brief vom soten! Octobr. 1777.) A Mademoiselle Marie Anne Mozart.

Das iſt curids! ich ſoll etwas geſcheutes ſchreiben und mir faͤllt nichts geſcheides ein. Vergeſſen Sie nicht den gerrn Dechant zu ermahnen, damit er mir die Muſicalien bald ſchickt. Vergeſſen Sie Ihr Verſprechen nicht; ich ver— geſſe gewiß auch nicht. Wie haben Sie doch zweifeln koͤn⸗ nen, mit naͤchſtem werde ich Ihnen einen gantz franzoͤſiſchen Brief ſchreiben, und den koͤnnen Sie Sich alsdenn von gerrn Sorftmeifter verdeutſchen laſſen; ich hoffe Sie werden ſchon zu lernen angefangen haben“ ietzt iſt der Platz zu klein noch mehr geſcheides herzubringen, und immer was ge— ſcheides macht Kopfweh; es iſt ja ohnehin mein Brief voll geſcheider und gelehrter Sachen, wenn Sie ihn ſchon geleſen haben, ſo werden Sie es geſtehen muͤſſen und haben Sie ihn noch nicht geleſen, ſo bitte ich Sie leſen Sie ihn bald, Sie werden viel Nutzen daraus ziehen, Sie werden bei einigen Zeilen bittere Jahren vergießen.

A Mademoiselle Marie Conſtance de Weber.? Liebſte, beſte Freundin! Dieſen Namen werden Sie mir ja doch noch wohl er— lauben, daß ich Ihnen geben darf“ So ſehrs . ..

1 Schreibfehler oder? 2 „mozart's nachmalige Srau’’. Bemerkung in der vorlage. 3 Siehe L. Nohl's „Mozarts Briefe“, 2. Aufl. S. 342.

Sreytag um halb 11 Uhr Nachts. Ciebſtes, beſtes Weibchen!

Eben komme ich von der Oper die Zauberfloͤte fie war eben ſo voll wie allezeit das Duetto Mann und Weib und das Glockchenſpiel im erſten Act wurde wie ge— wohnlich wiederholt auch im 2ten Act das Knaben— Terzett. Was mich aber am meiſten freuet iſt der ſtille Beifall! man ſieht recht wie ſehr und immer mehr dieſe Oper ſteigt.

Nun meinen Lebenslauf; gleich nach Deiner Abſeg— lung ſpielte ich mit gerrn von Mozart der die Oper beym Schikaneder geſchrieben hat) 2 Parthien Billard dann! verkaufte ich um 14 Ducaten meinen Klepper dann ließ ich mir durch Joſeph den Primus rufen und ſchwaͤrzen Koffee holen, wobey ich eine herrliche Pfeiffe Toback ſchmauchte; dann instrumentirte ich faſt das ganze Rondo von [fur Stadtler ?; in dieſer Swiſchenzeit kam ein Brief von Prag von Stadtler. Die Duſcheckiſchen find alle wohl, mir ſcheint es, ſie muß gar keinen Brief von Dir erhalten haben und doch Fann ich faft nicht glauben! genug ſie wiſſen ſchon alle die herrliche Aufnahme meiner deut⸗ ſchen Oper. Das Sonderbarſte dabei iſt, daß den Abend,

1 Die Vorlage hat hier noch das eingeklammerte Wort: ver— tauſchte.

2 Das Rondo des fuͤr Alb. Stadler i. J. 1791 geſchriebenen Clarinett⸗Concertes. Vgl. Koͤchel's verz. Nr. 622; O. Jahn's Biogr., 2. Ausg. II. 27. Aus den Daten, welche ſich an den Brief knuͤpfen, ergiebt ſich, daß das Concert nicht, wie Kochel irrthuͤmlich angiebt, am 28. September, ſondern ſpaͤter und fruͤheſtens am 7. October 1791 fertig wurde. In Mozart's eignem thematiſchen Verzeichniß iſt es zwiſchen dem 28. September und 15. November 1791 eingetragen.

alg meine neue Oper mit fo vielem Beyfall zum erſtenmale aufgeführt wurde,! am nehmlichen Abend in Prag der Tito zum letztenmal auch mit außerordentlichem Beyfall aufge— fuͤhret worden, alle Stuͤcke ſind applaudirt worden, der Bedini fang beſſer als allezeit das Duettchen ex A von den 2 Maͤdchens wurde wiederholet und gerne, hatte man nicht die Marchetti geſchont, hatte man auch das Rondo repetirt 2. Dem Stodla? wurde (o boͤhmiſches Wunder!) ſchreibt er aus dem Parterre und ſogar aus dem Orcheſter bravo zugeruffen; ich hab mich aber auch recht angeſetzt, ſchreibt er; auch ſchrieb er (der Stodla) daß ihn N. N. und nun einſehe, daß er ein Eſel iſt N. N. verſteht ſich, nicht der Stodla, der iſt nur ein Biſſel ein Eſel, nicht viel, aber der N. N. ja der, der iſt ein rechter Eſel. Um halb 6 Uhr gieng ich beim Stu— benthor hinaus und machte meinen Favorit-Spaziergang über die Glacis ins Theater was ſehe ich?“ was rieche ich? der Primus iſt es mit den Carbonadeln! gusto! ietzt eſſe ich Deine Geſundheit eben ſchlaͤgt es 11 Uhr vielleicht ſchlaͤfſt Du ſchon“ ſt! ſt! ſt! ich will Dich nicht aufwecken!

Samſtags den 8ten. Du haͤtteſt mich geſtern beim Nachteſſen ſehen ſollen! das alte Tiſchgeraͤthe habe ich nicht gefunden, folglich habe ich ein Schnee-bluͤmelweißes hergegeben und den doppelten

1 Die erſte Auffuͤhrung der Zauberfloͤte fand in wien am zo. September 1791 Statt.

2 Bedini fang den Annio, Sgra. Marchetti die Vitellia. Vgl. Jahn's Mozart, 1. Ausg. IV. 576, 2. Ausg. II. 470.

3 Stadler. Aus dem Solgenden wird die Vermuthung O. Jahn's (Mozart, 2. Ausg. II. 478), daß Stadler bei den Auffuͤhrungen des Titus in Prag als Soloſpieler mitwirkte, beſtaͤtigt.

Leuchter mit Wachs vor meiner! vermog des Briefes vom N. N. ſollen die N. N. ſchon hier durch ſeyn auch hat die Duſcheck ſicher einen Brief von Dir erhalten, denn er ſchreibt: die Affection war ſehr mit des Mathias Nach- ſchrift zufrieden, fie ſagte: der E. S. E. C. oder ES E L gefaͤllt mir ſo wie er iſt. treibe den N. N. an, daß er fuͤr N. N. ſchreibt, denn er hat mich ſehr darum gebeten. Nun wirſt Du wohl im beſten Schlummer ſeyn, da ich dieſes ſchreibe. Der Srifeur iſt accurat um 6 Uhr gez kommen und Primus hat ſchon um halb 6 Uhr einge— feuert und mich / geweckt. Warum muß es ietzt eben regnen? ich hoffte daß Du ein ſchoͤnes Wetter haben ſollteſt! Zalte Dich nur huͤbſch warm, damit Du Dich nicht erkaͤlteſt; ich hoffe daß Dir das Bad einen guten Winter machen wird, denn nur dieſer Wunſch, daß Du geſund bleiben moͤgeſt, hieß mich Dich antreiben nach Baaden zu gehen mir wird ietzt ſchon die Zeit lang um Dich das ſah ich alles vorher; haͤtte ich nichts zu thun, ſo wuͤrde ich gleich auf die 8 Tage mit Dir hinaus gegangen ſeyn; ich habe aber daraus gar keine Sequemlid- keit zum arbeiten; und ich moͤchte gerne, ſo viel moͤglich, aller Verlegenheit ausweichen; nichts angenehmers als wenn man etwas ruhig leben kann, deswegen muß man fleißig ſeyn und ich bin es gerne.

Dem N. N. gieb in meinem Namen ein paar tuͤchtige Ohrfeigen, auch laſſe ich die A. (welche ich 1000 mal kuͤſſe) bitten, ihm ein paar zu geben laßt ihm nur um Gottes⸗ willen keinen Mangel leiden! ich moͤchte um alles in der Welt heut oder morgen von ihm den Vorwurf nicht haben, als haͤttet Ihr ihn nicht gehoͤrig bedienet und verz pfleget gebt ihm lieber mehr Schlaͤge als zu wenig gut ware es, wenn Ihr ihm einen Krebſen an die Naſe

zwicktet, ein Aug ausfdluget oder ſonſt eine ſichtbare Wunde verurſachtet, damit der Kerl nicht einmal das, was er von Euch empfangen, abhaͤngen kann; adjeu liebes Weib⸗ chen! der Wagen will abfahren, ich hoffe heute gewis etwas von Dir zu leſen, und in dieſer ſuͤßen goffnung kuͤſſe ich Dich 1000 mal und bin ewig Dein Dich liebender Mann W. A. Mozart

Mittwoch. Liebjtes Weibchen!

Ich hoffe Du wirſt mein Schreiben richtig erhalten ha- ben; ein Bischen muß ich Dich auszanken, Liebe! wenn es ſchon nicht moͤglich iſt, daß Du ein Schreiben von mir erhalten kannſt, ſo koͤnnteſt Du doch ſchreiben, muß es denn nur Antwort feynY ich erwartete ſchon ganz gewis einen Brief von meinem lieben Weibchen doch ich betrog mich leider bringe es aber ein, das rathe ich Dir, ſonſt verzeihe ich Dir in meinem Leben nicht mehr geſtern war ich in dem zweyten Theil von der Cosa rara ge— faͤllt mir aber nicht fo gut wie die Antons. 1 Wenn Du Samſtag herein koͤmmſt, fo kannſt Du auch noch den halben Sonntag hierin bleiben wir ſind auf die Schwechat zu einem Amt und zu Rittage eingeladen adjeu gieb acht auf Deine Geſundheit, apropos N. N. Du

1 weiter Theil von Una cosa rara, Operette von Ben. Schack, kam fruͤheſtens Ende 1789 im Schikaneder'ſchen Theater zur erſten Auffuͤhrung. Die beiden Antons (erſter Theil), Operette ebenfalls von Schack, gelangten zur erſten Auffuͤhrung ſpaͤteſtens i. J. 1789. Die Zeit der erſten Auffuͤhrung beider Operetten laͤßt ſich nicht genau beſtimmen. gl. S. 92.

weißt wen ich meine) ift ein gundsfott erftens thut er mir fo ſchoͤn ins Geſicht und ſchmaͤlt aber offentlich uͤber den Figaro und hat mich hier entſetzlich wegen der be— wußten Sachen ausgerichtet ich weiß es gewis Dein Dich von Zerzen liebender Gatte Mozart.

Leipzig den 16ten May 1789. Allerliebſtes, beſtes Herzensweibchen!

Wie! noch in Leipzigs mein letzter vom 8ten oder ten ſagte Dir zwar, daß ich in der Nacht um 2 Uhr ſchon wieder abreiſen wuͤrde, allein, das viele Bitten meiner Sreunde bewog mich, Leipzig (wegen des Sehlers einer oder zweier Perſonen) nicht zu affrontiren, ſondern Dienftags den 12ten eine Academie zu geben. Dieſe war von Seiten des Beyfalls und der Ehre glaͤnzend genug, deſto magerer aber die Einnahme betreffend. Duſchek, welche ſich hier befindet, fang darinnen; die Neumann'ſchen aus Dres- den ſind auch alle hier; das Vergnuͤgen, fo lange wie moͤglich in Geſellſchaft dieſer lieben braven Leute (die fic Dir alle beſtens empfehlen) zu ſeyn, verzoͤgerte bisher noch meine Abreiſe. Geſtern wollte ich weg, konnte aber keine Pferde kriegen heute eben ſo; denn alles will nun eben ietzt abreiſen, und die Anzahl der Beiſenden iſt ſehr groß; morgen aber fruͤh 5 Uhr geht es los meine Liebe! Mir iſt ſehr leid und halb und halb doch faſt lieb, daß Du Dich in dem nehmlichen Salle befindeſt, in welchem ich mich befand! doch nein! ich wuͤnſchte daß Du Dich in dieſer Lage nie befunden haͤtteſt, und hoffe ſicher

daß, da ich dieſes ſchreibe, Du gewiß wenigftens einen von meinen Briefen in Sanden haben wirſt; wo das herkommen mag, das weiß Gott! ich habe Deinen Brief vom 13. April den 21ten in Leipzig erhalten; dann ohne Briefe 17 Tage in Potsdam zugebracht; den 8ten May erhielt ich erſt Dein Schreiben vom 2aten April, und ſonſt gar keines, ausgenommen geſtern eines vom sten May. Ich meinerſeits ſchrieb Dir den 22ten April von Leipzig, den 28ten von Potsdam, den sten May wieder von Potsdam, den oten von Leipzig, und nun den 16ten. Das Sonder— barſte iſt, daß wir uns eben zur nehmlichen Zeit in der nehmlichen traurigen Lage befanden; ich aͤngſtigte mich vom 24ten April bis Sten May, und nach Deinem Brief zu urtheilen war eben dies auch die Zeit Deiner Bekuͤm— merniß. Nun hoffe ich aber wirſt Du es ſchon uberftanden haben, und uberhaupt iſt mein Troſt, daß wir bald nicht mehr der Briefe werden benothiget ſeyn, ſondern uns bald mündlich ſprechen und kuͤſſen und an unſere Herzen werden drucken koͤnnen. Ich ſchrieb Dir in meinem letzten, daß Du mir nicht mehr ſchreiben ſollſt; es iſt auch das ſicherſte. Nun bitte ich Dich aber mir auf dieſen Brief zu antworten, aber ihn nach Prag an Duſchek zu addressiren; Du mußt ein foͤrmliches Couvert daruͤber machen und ihn darinn erſuchen, den Brief bis auf meine Ankunft dahin aufzubewahren; ich werde wohl wenigſtens 8 Tage in Berlin zubringen; auf dieſe Art werde wohl vor 5ten oder Oten Suny nicht in Wien fein koͤnnen, alfo in 10 oder 12 Tagen nach Empfang dieſes Briefes. Noch eines, wegen Ausbleibung der Briefe; ich habe auch am 28ten April an unſern lieben Freund Puchberg geſchrieben; ich bitte Dich mache ihm 1000 Empfehlungen und Danks ſagungen in meinem Nahmen; daß Schmidt krank war,

wußte ich gar nicht; das wird vermuthlich in dem Briefe geſtanden haben, den ich nicht erhalten habe. Ich danke Dir recht ſehr fiir den Brief von der N. N. Oper; frey⸗ lich waͤre es beſſer, wenn er Maaßmann hieße; wenn Du ihn aber von Perſon kennteſt, wie ich, ſo wuͤrdeſt Du ihn wo nicht Bluzer-Mann doch wenigſtens Zimmet— Wann heißen 1. Lebe wohl, liebes Weibchen, erfülle alle meine Bitten, ſo ich in meinen Briefen an Dich thue, denn Liebe, wahre aͤchte Liebe war der Be— weggrund hiezu, und liebe mich ſo wie ich Dich liebe. Ich bin ewig Dein einzig wahrer Sreund

und getreuer Gatte

M. u ez

Prag am Charfreytage den roten April 1789. Liebftes, beſtes Weibchen!?

geute Mittag um ½52 Uhr find wir glücklich hier ange- kommen; unterdeſſen hoffe ich, daß Du gewiß mein Brief⸗ chen aus Budwiz [Budweis] wirſt erhalten haben. Nun folgt der Kapport von Prag. Wir kehrten ein beim Ein⸗ horn; nachdem ich balbirt, friſirt und angekleidet war, fuhr ich aus in der Abſicht, beim Canal zu ſpeiſen; da ich aber bei Duſchek vorbey mußte, fruge ich erſtens dort an da erfuhr ich daß die Madame geſtern nach Dresden abge— reiſet ſeye!!! Dort werde ich fie alſo treffen. Er ſpeiſte bei Zeliborn, wo ich auch ofters ſpeiſte ich fuhr alſo gerade da hin ich ließ Duſchek (als ob Jemand

1 Gemeint iſt der Componiſt Sranz Seydelmann, deſſen Oper „Il Turco in Italia“ am 28. April 1789 in Wien zur Auffuͤhrung gelangte.

2 gr. M. Jahn, 1 Ausg. II 76% Musas i e712,

etwas mit ihm zu ſprechen hatte) herausrufen. Nun kannſt Du Dir die Sreude denken. Ich ſpeiſte alſo bei Zeliborn. Nach Tiſche fuhr ich zu Canal und Pachta, traf aber nie⸗ mand zu Zauſe an; ich gieng alſo zu Guardaſſoni, welcher es auf kuͤnftigen Zerbſt faſt richtig machte mir fir die Oper 200 Ducaten und 50 Ducaten Beiſegeld zu geben. Dann gieng ich nach gaus um meinem lieben Weibchen dies alles zu ſchreiben. Noch was; Bamm iſt erſt vor 8 Tagen von hier wieder nach gauſe, er kam von Berz lin und ſagte, daß ihn der Konig ſehr oft und zudringlich gefragt haͤtte, ob ich gewiß kaͤme und da ich halt noch nicht kam, ſagte er wieder: ich fuͤrchte er koͤmmt nicht. Ramm wurde vollig bange, er ſuchte ihn das Gegentheil zu verſichern. Nach dieſem zu ſchließen, ſollten meine Sachen nicht ſchlecht gehen. Nun fuͤhre ich den N. N. zu Du— ſchek, welcher uns erwartet, und um 9 Uhr Abends gehen wir nach Dresden ab, wo wir morgen Abends eintreffen werden. Liebſtes Weibchen, ich ſehne mich ſo ſehr nach Nachrichten von Dir, vielleicht treffe ich in Dresden einen Brief an! O Gott, mache meinen Wunſch wahr. Nach Erhaltung dieſes Briefes mußt Du mir nach Leipzig ſchreiben, Poste restante verſteht ſich. Adjeu Liebe ich muß ſchließen, ſonſt geht die Poſt ab. Kuͤſſe rooomal unſern Karl, und ich bin Dich von ganzem Zerzen küſſend Dein ewig getreuer WM. M. Maar

P. S. An Hr. und Srau von Puchberg alles erdenkliche, ich muß es ſchon auf Berlin fparen ihnen zu ſchreiben, um ihm auch ſchriftlich unterdeſſen zu danken.

Se Ol

Muͤnchen den 2ten Novbr. 1790. Liebſtes, beſtes Herzens⸗Weibchen! 1

Was mir das weh thut, daß ich bis Linz warten muß um von Dir Nachricht zu haben, das kannſt Du nicht glau⸗ ben. Gedult; wenn man nicht weiß wie lange man ſich an einem Orte aufhalten wird, fo kann man auch keine beſſern Anſtalten treffen. Ich habe l(ohngeachtet ich gerne lange bei meinen alten Manheimer Freunden bleiben moͤchte) nur einen Tag hier bleiben wollen, nun muß ich aber bis den Sten oder Oten bleiben, weil mich der Churfuͤrſt wegen dem Konig von Neapel zur Academie gebeten hat, das iſt wirklich eine Distinction eine ſchoͤne Ehre fuͤr den Wiener gof, daß mich der Konig in fremden Landen hoͤren muß. Daß ich mich mit Cannabichiſchen, la Bonne, Ramm, Marchand und Brochard gut unterhalte und recht viel von Dir meine Liebe geſprochen wird, kannſt Du Dir wohl einbilden. O ich freue mich auf Dich, denn ich habe viel mit Dir zu ſprechen; ich habe im Sinne zu Ende kuͤnftigen Sommers dieſe Tour mit Dir, meine Liebe, zu machen, damit Du ein anderes Baad verſuchſt, dabey wird Dir auch die Unterhaltung, Motion und Luftveraͤnderung Gutes thun, ſo wie es mir herrlich anſchlaͤgt; da freue ich mich recht darauf und alles freuet ſich.

Verzeihe wenn ich Dir nicht fo viel ſchreibe als ich gerne mochte, Du kannſt Dir aber nicht vorſtellen wie das Gereiſſe um mich iſt. Nun muß ich gleich zu Cannabich, denn es wird mein Concert probirt. Adjeu liebes Weibchen. Auf dieſen Brief kann ich nach meiner Rechnung keine Ant⸗ wort mehr hoffen, in Linz hoffe ich aber ein paar Briefe

1 gr O. Jahn, 1. Ausg UI, 487, 2. Iusgs I.6 720:

8 ae

anzutreffen. Lebe wohl, meine Liebe; ich küſſe Dich milli⸗ onenmal und bin ewig Dein Dich bis in den Tod liebender Mozart.

P. S. Die Gredel iſt nun mit der Lebrun ihrem Bruder verheyrathet, heißt alſo Madme Danzi. Die Brochard Zannden iſt nun 16 Jahr alt, und iſt leider durch die Blattern haͤßlich geworden, ſchade die kann nicht genug von Dir ſprechen ſie ſpielt ganz artig Clavier.

Ciebſtes beſtes Weibchen!

Mit unbeſchreiblichem Vergnuͤgen erhielt ich die Nachricht des ſichern Empfangs des Geldes. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich Dir geſchrieben haͤtte, Du ſollſt alles in Richtigkeit bringen. Wie koͤnnt ich denn das als ein verz nuͤnftiges Geſchoͤpf ſchreiben? iſt es fo fo muß es ſehr in Gedanken geſchehen ſeyn! wie es dermalen, da ich ſo viele wichtige Sachen im Kopfe habe, ſehr moͤglich iſt meine Abſicht war nur auf das Baad gerichtet das Uebrige iſt fur Deinen Gebrauch und was dann noch zu bezahlen iſt, wovon ich ſchon fo meine Rechnung gemacht habe, werde ſelbſt bey meiner Zinkunft in Ordnung bringen. Eben ietzt wird Blanchard entweder ſteigen oder die Wiener zum 3ten male foppen. Die Ziſtorie mit Blanchard iſt mir heute gar nicht lieb ſie bringt mich um den Schluß meines Geſchaͤftes N. N. verſprach mir, bevor er hinausfuͤhre, zu mir zu kommen kam aber nicht, vielleicht kommt er wenn der Spaß vorbey iſt, ich warte bis 2 Uhr, dann werf ich ein Biſſen Eſſen hinein und ſuche ihn aller Orten auf. Das iſt ein nicht gar zu angenehmes Leben. Gedult! es wird ſchon

Mozartiana. 6

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beſſer kommen, ich ruhe dann in Deinen Armen aus! Ich danke Dir für Deinen Kath, mich nicht ganz auf N. N. zu verlaſſen, aber in dergleichen Sallen muß man nur mit einem zu thun haben wendet man ſich an 2 oder 3 und das Geſchaͤft uberall fo erſcheint man bey den an⸗ dern, wo man es dann nicht annehmen kann, als ein Narr oder unverlaͤßlicher Mann. Nun kannſt Du mir aber kein groͤßeres Vergnuͤgen machen, als wenn Du vergnuͤgt und luſtig biſt denn wenn ich nur gewiß weiß, daß Dir nichts abgeht dann iſt mir alle meine Mühe lieb und angenehm, denn die fatalefte und verwirrteſte Lage, in der ich mich immer befinden koͤnnte, wird mir zur Klei⸗ nigkeit, wenn ich weiß, daß Du geſund und luſtig biſt und nun lebe recht wohl benutze Deinen Tiſchnarren a denkt und redet oft von mir. Liebe mich ewig wie ich Dich liebe, und ſey ewig meine Stanzi Marini, wie ich ewig ſeyn werde Dein Stu! Knaller paller Schnip-schnap-schnur Schnepeperl Snai!

Gieb dem N. N. eine Ohrfeige, und ſag Du haͤtteſt eine Sliege todt ſchlagen muffen, die ich ſitzen geſehen hatte! adjeu fang auf fang auf bi bi bi 3 Byſſerln !, zuckerſuße fliegen daher!

Mittwoch Wien den Sten July 1791.

1 Buſſerln, Kuͤſſe.

Bee

Budweis. Liebftes Weibchen!

Unterdeſſen der Suͤrſt! im Pferd- Sandel begriffen iſt, ergreif ich mit Vergnuͤgen dieſe Gelegenheit um Dir, gerzens⸗ weibchen, ein paar Worte zu ſchreiben. Wie geht es Dir?“ Denkſt Du wohl fo oft auf mich, wie ich auf Dich! alle Augenblicke betrachte ich Dein Portrait und weine halb aus Freude, halb aus Leide! erhalt mir Deine mir ſo werthe Geſundheit und lebe wohl, Liebe! abe keine Sorge meinetwegen, denn auf dieſer Reife weiß ich nichts von Ungemach von Verdruͤßlichkeit nichts außer Deine Abweſenheit welches, da es nun nicht anderſt ſeyn kann, nicht zu aͤndern iſt; mit thraͤnenden Augen ſchreibe ich dieſes; adjeu von Prag ſchreibe ich Dir ſchon mehr und lesbarer, weil ich nicht ſo zu eilen brauche adjeu ich kuͤſſe Dich Mil⸗ lionen mal auf das zaͤrtlichſte und bin ewig Dein

bis an Tod getreueſter stu stu Mozart.

Kuͤſſe Karln in meinem Namen, auch rn. und Frau von Puchberg alles Erdenkliche naͤchſtens mehr.

P. S. Als ich die vorige Seite ſchrieb, fiel mir auch manche Thraͤne auf das Papier, nun aber luſtig fange auf es fliegen erſtaunlich viele Buſſerl herum was Teufel ich ſehe auch eine Menge ha ha ich habe 3 erwiſcht, die ſind koſtbar!

Du kannſt mir auf dieſen Brief noch antworten, aber Du mußt die Adreſſe A Linz Poste restante machen

1 Suͤrſt Lichnowsky. 2 Siehe Seite 41, Anmerkung 1.

6 *

ergo

das iſt das Sicherſte da ich noch nicht gewiß weiß ob ich nach Regensburg gehe oder nicht, fo kann ich auch nichts beſtimmen ſchreibe nur darauf, daß man den Brief liegen laſſen ſoll, bis er abgeholt wird, adjeu liebſtes, beſtes Weiberl gieb auf Deine Geſundheit acht und gehe nur nicht zu Suße in der Stadt, ſchreib mir doch wie Du mit dem neuen Quartier! zufrieden biſt. Adjeu ich küſſe Dich Millionenmal.

Liebjtes Herzens⸗Weibchen!

Noch habe gar keine Nachricht auf keinen von meinen Frankfurter Briefen, welches mich nicht wenig beunruhiget heut 11 Uhr war meine Academie, welche von Seiten der Ehre herrlich, aber in Betreff des Geldes mager ausge— fallen iſt. Es war zum Ungluͤck ein groß Dejeuné bei einem Fuͤrſten und großes Mandever von den Heſſiſchen Trup— pen, fo war aber alle Tage meines gierſeyns immer Ver— hinderung. Die kannſt Du Dir nicht vorſtellen, ich war aber ohngeacht dieſem allen ſo gut aufgelegt, und gefiel ſo ſehr, daß man mich beſchwor, noch eine Academie künftigen Sonntag zu geben: Montag reife ich dann ab. Ich muß endigen, weil ich ſonſt die Poſt verſaͤume. Aus Deinen Briefen ſehe ich, daß Du noch keinen Brief aus Frankfurt von mir empfangen haſt, und ich habe Dir doch 4 geſchrieben dann glaube ich zu bemerken, daß Du an

1 Es war die Wohnung in der Kauhenſteingaſſe, die Mozart bis zu ſeinem Tode bewohnte. gl. O. Jahn a. a. O., 2. Ausg. . 73

2 Aus dem Briefe geht hervor, daß Mozart damals zwei Akade— mien in Srankfurt gab. Nach bisheriger Annahme (vet. Jahn's „Mozart“, 2. Ausg. II. 458 f.) ſoll er nur eine gegeben haben. Jetzt iſt es auch erklaͤrlich, warum es zwei „Kroͤnungsconcerte“ (Köchel's verz. Nr. 459 und 537) giebt.

wi 85 ed

meiner Accurateſſe oder vielmehr an meinem Eifer Zweifelſt Dir zu ſchreiben, welches mich ſehr ſchmerzet. Du ſollſt mich doch beſſer kennen o Gott! liebe mich nur halb ſo wie ich Dich liebe, dann bin ich zufrieden. Ewig Dein Mozart. Srankfurt, den 15ten Octobr. 1790.

A Mons: Puchberg. Liebſter Freund und Sender

Ich habe ſeit der Zeit als Sie mir ſo einen großen Freundſchaftsdienſt erwieſen in Jammer gelebt, fo daß ich nicht nur nicht ausgehen, ſondern auch nicht ſchreiben konnte, aus lauter Gram.

Dermalen iſt fie ruhiger; und wenn fie ſich nicht auf⸗ gelegt hatte, welches ihre Lage fatal macht, wuͤrde fie ſchlafen konnen; man befuͤrchtet nur, daß der Knochen moͤchte angegriffen werden; fie giebt ſich zum Er⸗ ſtaunen in ihr Schickſal und erwartet Beſſerung oder Tod mit wahrer philoſophiſcher Gelaſſenheit, mit thraͤnenden Augen ſchreibe ich dieſes. Wenn Sie koͤnnen, beſter Sreund, fo beſuchen Sie uns; und wenn Sie koͤnnen, fo ſtehen Sie mir mit Rath und That bey in bewußter Sache. Mozart.

(An Puchberg.) Ciebſter Freund und D. Br. Ich bin hier um meine Opera zu dirigiren Meiner Srau geht es um ein weniges beſſer. Sie fuͤhlt ſchon ein Bischen Linderung, fie wird aber 6omal baden muͤſſen

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und das Spaͤtjahr wieder hinaus wandern muffen Gott gebe daß es helfen moͤge. Liebſter Freund, Fonnen Sie mich bey dermalen preſſanten Ausgabe mit etwas unter⸗ ſtuͤtzen, o fo thun Sie es; ich bleibe aus Oeconomie in Baaden und gehe nur wenn es hoͤchſt nothwendig iſt herein. Nun bin ich gezwungen meine Quartetten (diefe muͤh— ſame Arbeit) um ein Spottgeld herzugeben, nur um in meinen Umſtaͤnden Geld in die gaͤnde zu bekommen. Nun ſchreibe auch deswegen an Clavier-Sonaten. Adjeu ſchicken Sie mir was Sie am leichteſten entbehren koͤnnen. Morgen wird in Baaden ein Amt von mir aufgeführt. Adjeu (um 10 Uhr) Ewig Ihr Mozart.

P. S. Ich bitte noch um die Bratſche. (Den lzten Juny 25 fl. geſandt.)

An Puchberg.) Liebjter Freund!

Ich danke Ihnen recht ſehr fur das Ueberſchickte Weil Sie verlangen, daß ich aufrichtig ſeyn ſoll, ſo will ich es ſeyn, jedoch mit der Bedingnuͤſſe, daß Sie herrn Deyerkauf keine Meldung davon machen, wenn Sie glauben daß ihn meine Aufrichtigkeit beleidigen koͤnnte; hierinnen muͤſſen Sie ihren Freund beſſer kennen als ich.

Die Zauptſumme von den Muſicalien macht 120 +: das iſt 540 fl, ich glaube, wenn ich 2 Drittheile herab- lafie, fo iſt es doch aller Ehren werth da wuͤrde ich alſo in allem 180 fl. bekommen. Ich bin aufrichtig, weil Sie es wollen, und bitte Sie noch einmal von meiner Aeuſſerung keinen Gebrauch zu machen, wenn Sie vermu⸗

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then follten, daß dieſer mein Antrag Sr. Deyerkauf belei⸗ digen koͤnnte. Ich bin ewig ganz der Ihrige Mozart.

A Mons: Puchberg.

gier ſchicke ich Ihnen, liebſter Freund, gaͤndels Leben. Als ich letzhin von Ihnen nach Zauſe kam, fand ich bey- liegendes Billet von B. Swieten. Sie werden ſo wie ich daraus ſehen, daß ich nunmehro mehr Zoffnung habe als allzeit. Nun ftehe ich vor der Pforte meines Gludes verliere es auf ewig, wenn ich diesmal nicht Gebrauch da— von machen kann. meine gegenwaͤrtigen Umſtaͤnde ſind aber daß ich, bey all meinen angenehmen Ausſichten, ohne der Zuͤlfe eines biedern Freundes, meine goffnung zu meinem

ferneren Gluͤcke ganz ftir verlohren geben muß; Sie werden an mir die Zeither immer etwas trauriges bemerket haben und nur die zu vielen Gefaͤlligkeiten, die Sie mir

ſchon erwieſen haben, hießen mich ſchweigen; aber nur noch einmal und zum letztenmale, im allernothwendigſten Augen⸗ blike, welcher mein ganzes ferneres Gluͤck entſcheidet, rufe ich Sie voll des Zutrauens in Ihre mir bewaͤhrte Sreund- ſchaft und Bruderliebe an, mir nach Ihrer ganzen Moͤglich⸗ keit beyzuſtehen. Sie wiſſen, wie mir meine dermaligen Umſtaͤnde, wenn Sie kund wuͤrden, in meinem Gefuche bey gofe ſchaden wuͤrden wie noͤthig es iſt, daß dies ein Ge— heimnis bleibe; denn man urtheilt bey Zofe nicht nach den Umſtaͤnden, ſondern leider blos nach dem Schein. Sie wiſſen, ſind gewis ganz uͤberzeugt, daß wenn ich, wie ich dermalen gewis zu hoffen habe, in meinem Geſuche gluͤcklich bin, Sie ganz gewis nicht verlohren haben mit welchem Vergnuͤgen

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werde ich Ihnen dann meine Schulden abzahlen! mit welchem Vergnuͤgen Ihnen danken! und mich tiberdies ewig als Ihren Schuldner anerkennen! welch eine ange⸗ nehme Empfindung, wenn man endlich ſeinen Zweck erreicht hat! welch eine ſeelige Empfindung, wenn man dazu geholfen hat meine Thranen laſſen mich das Bild nicht ganz ausmalen Kurz! mein ganzes ferneres Gluͤcke iſt in Ihren Sanden handeln Sie nach Ihrem edeln gerzen thun Sie was Sie koͤnnen und denken Sie daß Sie mit einem rechtſchaffenen, ewig dankbaren Manne zu thun haben, dem ſeine Lage mehr wegen Ihnen als wegen ſeiner ſelbſt ſchmerzhaft iſt! Mozart. (150 fl. geſandt.)

Dresden den 16ten April 1789. Nachts um halb 12 Uhr.

Liebjtes, beſtes Weibchen! Wie noch in Dresden? Ja meine Liebe, ich will Dir alles haarklein erzaͤhlen; Montags den 13ten, nach⸗ dem! .

Samstags Nachts um tlotr Uhr. Liebjtes, beſtes Weibchen! 2 Mit größtem Vergnuͤgen und Sreuden-Gefuble fand ich

1 Siehe Nohl's „mozarts Briefe“, 2. Aufl., S. 436. Jedoch find einige Abweichungen zu bemerken. Statt der Worte bei Nohl (S. 437 3. 1) „nicht aufhalten“ hat unſere Vorlage die Worte: „nicht lange aufhalten“; ſtatt (S. 437 3. 11 v. u.) „in Suͤßen“: „in den Suͤßen“; ftatt (S. 438 3. 15) „ich wieder einen Brief“: „ich einen Brief“; ſtatt (S. 438 3. 23) „achteſt““: „acht haſt“; ſtatt (S. 438 3. 29) „geſtellt haͤtte!“: „geſtellt gehabt haͤtte“; ſtatt (S. 439 . To) +,,strulsstrid “sy stu!) seul vy fel w.

2 Pgl. O. Jahn, 2. Ausg. II. 724.

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bey meiner ZJuruckkunft aus der Oper Deinen Brief. Die Oper iſt, obwohl Samstags allezeit wegen Poſttag ein ſchlechter Tag iſt, mit vollem Theater mit dem gewoͤhnlichen Beifall und Repetitionen aufgefuͤhrt worden. Morgen wird ſie noch gegeben aber Montag wird ausgeſetzt folglich muß Suͤßmayer den Stoll Dienstag herein bringen, wo ſie wieder zum erſten mal gegeben wird; ich ſage zum erſten male, weil ſie vermuthlich wieder etliche mal nach einan- der gegeben werden wird. Jetzt habe ich eben ein koſtbares Stück Haaſen zu Leib genommen, welches mir D. Primus welcher mein getreuer Kammerdiener iſt) gebracht hat und da mein Appetit heute etwas ſtark iſt, ſo ſchickte ich ihn wieder fort mir noch etwas, wenn es moͤglich iſt, zu bringen. In dieſer Zwiſchenzeit fahre ich alſo fort Dir zu ſchreiben. Zeute fruͤh habe ich fo fleißig geſchrieben, daß ich mich bis ½2 Uhr verſpaͤtet habe lief alſo in groͤßter Eile zu gofer (nur um nicht alleine zu eſſen wo ich die Mamma auch antraf. Gleich nach Tiſch gieng ich wieder nach gauſe und ſchrieb bis zur Operzeit. Leitgeb bat mich ihn wieder hinein zu fuͤhren und dies that ich auch. Mor- gen fuͤhre ich die Mamma hinein; das Buchel hat ihr ſchon vorher Hofer zu leſen gegeben. Bei der Mamma wirds wohl heißen, die ſchauet die Oper, aber nicht die hoͤret die Oper. N. N. hatte heute eine Loge. N. N. zeugten uͤber alles recht ſehr ihren Beifall, aber Er, der Allwiſſende, zeigte ſo ſehr den Bayern, daß ich nicht bleiben konnte, oder ich hatte ihn einen Eſel heißen muͤſſen. Ungluͤckſee⸗ ligerweiſe war ich eben drinnen als der 2te Act anfieng,

folglich bei der feyerlichen Scene, er belachte alles. Anfangs hatte ich Gedult genug ihn auf einige Reden auf— merkſam machen zu wollen, allein er belachte alles;

da wards mir nun zu viel ich hieß ihn Papageno

und gieng fort ich glaube aber nicht daß es der Dalk verſtanden hat. Ich gieng alſo in eine andere Loge, worinn ſich Flamm mit ſeiner Frau befand. Da hatte ich alles Vergnügen und da blieb ich auch bis zu Ende. Nur gieng ich auf das Theater bey der Aria des Papageno mit dem Glockenſpiel, weil ich heute ſo einen Trieb fuͤhlte es ſelbſt zu ſpielen; da machte ich nun den Spaß, wie Schika⸗ neder einmal eine Haltung hat, fo machte ich ein Arpeggio der erſchrack ſchauete in die Scene und ſah mich als es das 2te mal kam machte ich es nicht nun hielte er und wollte gar nicht mehr weiter ich er⸗ rieth ſeine Gedanken und machte wieder einen Accord dann ſchlug er auf das Gloͤckchenſpiel und ſagte halts Maul alles lachte dann ich glaube daß Viele durch dieſen Spaß das erſte mal erfuhren daß er das Inſtrument nicht ſelbſt ſchlaͤgt. Uebrigens kannſt Du nicht glauben, wie charmant ſich die Muſik ausnimmt in einer Loge die nahe am Orcheſter iſt viel beſſer als auf der Gallerie. Sobald Du zuruͤck koͤmmſt muſt Du es verſuchen.

Sonntag um 7 Uhr fruͤh. Ich habe recht gut geſchlafen, hoffe daß Du auch recht gut wirſt geſchlafen haben. Ich habe mir mein halbes Kapaunerl, fo mir Freund Primus nachgebracht hat, herrlich ſchmecken laſſen. Um 10 Uhr gehe ich zu den Piariſten ins Amt, weil mir Leitgeb geſagt hat, daß ich dann mit dem Directeur ſprechen kann, bleibe auch beym Speiſen da.

Primus ſagte mir geſtern Abends daß ſo viele Leute in Baaden krank ſeyen, iſt das wahr? Nimm Dich in Acht; traue nur der Witterung nicht. Nun koͤmmt eben Primus mit der Ochſen-Poſt zuruck, daß der Wagen heute ſchon vor 7 Uhr wegaefahren tft und daß bis Nachmittag keiner ab⸗ gehet folglich hat all mein Nacht- und Fruͤhſchreiben nichts

genützt, Du bekoͤmmſt den Brief erſt Abends, welches mich verdrüßt. Künftigen Sonntag komme ich ganz gewis hinaus dann gehen wir alle zuſammen auf das Caſino und dann Montag zuſammen nach Zauſe. Lechleitner war ſchon wieder in der Oper; wenn er ſchon kein Kenner iſt, fo iſt er doch wenigſtens ein rechter Liebhaber, das iſt aber N. N. nicht der iſt ein wahres Unding dem iſt ein Dinée lieber. Lebe wohl, Liebe! ich küſſe Dich Millionen mal und bin ewig Dein a Mozart.

P. S. Küſſe die Sophie in meinem Namen; dem Suͤß⸗ mayer ſchicke ich ein paar gute Naſenſtuͤber und einen braven Schopfbeitler, dem Stoll 1000 Complimente. Adjeu. Die Stunde ſchlaͤgt lebe wohl! wir fehen uns wieder!!

NB. Du muſt vermuthlich die 2 paar gelbe Winter⸗ hoſen zu den Stiefeln in die Waͤſche geſchickt haben, weil ich und Joſeph ſie vergebens ſuchten. Adjeu.

Berlin den 23ten May 1789. Liebſtes, beſtes, theuerſtes Weibchen! 2 Mit außerordentlichem Vergnuͤgen habe Dein liebes Schrei⸗

ben vom 13ten hier erhalten; dieſen Augenblick aber erſt Dein Vorhergehendes vom oten May weil es von Leipzig retour nach Berlin machen muſte. Das ete ie

1 Worte aus der Zauberfloͤte. Nr. 19. Terzett.) 2 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. III. 481, 2. Ausg. II. 717, wo der Brief nach dem Original mitgetheilt iſt.

Ma trés chére Epouse! J'ecris cette lettre dans la petite chambre au jardin chez Leitgeb ou j'ai couché!

1 Siehe Nohl's „Mozarts Briefe“, 2. Aufl. S. 454. Jedoch find einige Abweichungen zu bemerken. Statt „passé“ (bei Nohl S. 454, 3. 19) heißt es in unſerer Vorlage: ,, passée“‘, ſtatt „part d'Anlain““ (S. 454, 3. 5 v. u.): „partie d’Antoin“‘, ftatt „ißt“ (S. 455, 5. 7): „frißt“, ſtart „½ Bue (S. 455, 5 12): {eine ie ſel“. Bei letzterem Worte bringt die Vorlage das erklaͤrende Wort „Buͤſſe“ und bei den Worten „ſo macht ſie's!“ die Kandbe⸗ merkung: „Man weiß, daß er in dem Gebrauch feiner Sande außer dem Clavier ſehr ungeſchickt war, daß er nicht Sleiſch ſchneiden konnte und daß feine Srau ihm das Sleiſch wie einem Rinde ſchnitt“. Die in dem Briefe mit den Worten „la cinquieme partie d'Antoin“ gemeinte Operette („Anton bei Hofe“ oder: „Der fuͤnfte Theil der zwei Antons“) wurde zum erſten Mal aufgefuͤhrt am 4. Juni 1791. Vgl. Seite 75 und Gerber's Neues Lexikon IV. 35.

rf

Mittheilungen der Sc weiter Mozart's.

Data

zur Biographie des verſtorbenen Tonkuͤnſtlers

Wolfgang Mozart.

1) Johannes Chriſoſtomus Wolfgang Gottlieb Mozart iſt den 27. Januar 1756 in Salzburg gebohren.

2) Sein Vater, Leopold Mozart, Buchbindersſohn von Augsburg, wurde daſelbſt den 14ten Novbr. 1719 gebohren. Er kam um zu ſtudieren auf die hohe Schule nach Salzburg, wurde dann Kammerdiener bei Herrn Grafen von Thurn, Domherr daſelbſt, kam dann als gofmuſicus in die hoch⸗ fuͤrſtlichen Dienſte im Jahr 1743. Er verehelichte ſich im Jahr 17431 den 2 1ten Novbr. mit Maria Anna Pertlin, des im Leben geweſenen hochfuͤrſtlich Salzburgiſchen Pflegs⸗ Commiſſarii zu guͤttenſtein? hinterlaſſenen Tochter, welche im Jahr 1720 den 25. Decbr. in dem Salzburgiſchen Markt St. Gilgen gebohren war.

Er beſchaͤftigte ſich immer neben ſeinem Dienſt bey Zofe und in der Metropolitan-Kirche mit Unterweiſung auf der Violin und mit Componiren. Er gab 1756 ein Buch im Druck heraus: Verſuch einer gründlichen Diolin— Schule, welche im Jahr 1770 das 2te mal aufgelegt wurde.

1 wohl ein Schreibfehler. O. Jahn giebt in ſeiner Biographie Mozart's (1. Ausgabe I. 24, 2. Ausg. II. 589) 1747 als das Jahr der Verheirathung an. Niſſen hat Biogr. S. 12) auch 1743.

2 Im Salzburger Kirchenbuche iſt nach O. Jahn (a. a. H.)

„Hildenſtein“ angegeben. Ein Ort dieſes Namens bei St. Gilgen iſt nicht bekannt, wohl aber das Schloß „Huͤttenſtein“.

Lt hoo te

(Im Anfange des Jahrs 1762 wurde der Vater Vicez Capellmeiſter am Sofe des fuͤrſtl. Erzbiſchoffen zu Salzburg.)

Da ihm von 7 Kindern nur eine Tochter Maria Anna und dieſer Sohn Wolfgang Gottlieb beym Leben blieben, fo gab er ſowohl die Unterweiſungen auf der Violin als auch das Componiren ganz auf, um außer ſeinem hochfuͤrſtlichen Dienſte die uͤbrige Zeit auf die Erziehung ſeiner 2 Kinder zu wenden.

Der Sohn war damals 3 Jahr alt, als der Vater ſeine 7jaͤhrige Tochter anfieng auf dem Clavier zu unterweiſen. Der Knabe zeigte gleich ſein von Gott ihm zugeworfenes außerordentliches Talent. Er unterhielte ſich oft lange Zeit bei dem Clavier mit Zuſammenſuchen der Terzen, welche er immer anſtimmte, und ſein Wohlgefallen verrieth, daß es wohl klang. Im 4ten Jahr ſeines Alters fieng fein Vater fo zu ſagen ſpielend an ihm auf dem Clavier einige Me⸗ nuetten und Stücke zu lehren. Es koſtete ſowohl feinem Vater als dieſem Kinde fo wenig Muͤhe, daß es in einer Stunde ein Stuͤck und in einer halben Stunde eine Menuet fo leicht lernte, daß es ſolches dann ohne Sebler, mit der vollkommenſten Nettigkeit und auf das genaueſte nach dem Tact ſpielte. Es machte ſolche Sortfchritte, daß es mit 5 Jahren ſchon kleine Stückchen componirte, welche es ſeinem Vater vorſpielte, der es dann zu Papier ſetzte.

3) Im öten Jahr ſeines Alters machte der Vater mit ihm! die erſte Reife nach Muͤnchen, wo ſich beide Kinder beim Churfiirften hoͤren ließen. Nachdem fie ſich 3 Wochen alda aufgehalten, kamen fie wieder nach Salzburg zuruck.

4) Da ſich die Kinder immer mehr auf dem Clavier perfectionirten, ſo machte die Mozart'ſche Samilie (die

1 Soll wohl heißen: mit ihnen, mit den Kindern.

Mozart'ſche Samilie beftand in dem Vater, Mutter, Sohn und Tochter) den 18. Septbr. 1762 eine Reife uͤber Paſſau, Linz nach Wien, wo die Kinder ſich in wenig Tagen nach ihrer Ankunft bey dem kaiſerlichen Hofe producirten; machten auch eine kleine Reiſe nach Preßburg und kamen im Jan. 1763 nach Salzburg zuruck. Es dauerte uͤber 3 Stunden, daß ſie ſich bey den kaiſerlichen Majeſtaͤten aufhielten, wo ſich nur die großen Erzherzoge und Erzherzoginnen befanden. Der Kaiſer Franz ſagte unter anderm zu dem Sohn: es ware keine Kunſt, mit allen Singern zu ſpielen, aber dieß waͤre erſt kuͤnſtlich, wenn man das Clavier bedeckte. Darauf ſpielte das Kind gleich mit einem Singer mit der groͤßten Sertigkeit, ließ ſich auch die Claves bedecken und ſpielte dar— auf, als wenn er es fchon oft genug geübet haͤtte.

Den oten Juni 1763 machte die Mozart'ſche Familie eine Reife nach München, Augsburg, Ulm, Ludwigsburg, Bruch— fal, Schwetzingen, Heidelberg, Mannheim, Worms, Mainz, Srankfurt am Mayn, Mainz, Coblenz, Bonn, Bruͤhl, Coͤlln, Aachen, Luͤttich, Tirlemont, Lowen, Bruͤſſel, Mons, Paris, wo fie den 18. Novbr. 1763 ankamen.

(In Munchen ließen ſich die Kinder wieder beym Churz fuͤrſten hoͤren. Der Knabe ſpielte auch da ein Concert auf der Violin und praeambulirte ſchon aus dem Kopf. Auch bey gerzog Clemens ſpielten ſie. In Augsburg gaben ſie 2 Academien. In eidelberg ſpielte der Sohn die Orgel in der heil. Geiſt-Kirche. In Mannheim ließen ſie ſich beym Churfürſten von der Pfalz hoͤren. In Srankfurt gaben fie 4 Academien. In Mainz gaben fie 2 Academien; der Churfuͤrſt war krank, konnten fic) alſo bei ihm nicht hoͤren laſſen. In Coblenz ſpielten fie beim Churfuͤrſten. Coͤln: der Churfuͤrſt war in Weſtphalen, konnten ſich alſo nicht hoͤren laſſen. In Aachen gaben ſie eine Academie. In

Mozartiana. 7

N

Bruxelles gaben fie eine Academie. In den uͤbrigen Orten hielten ſie ſich nur ſo lange auf, bis ſie die Merkwuͤrdig⸗ keiten geſehen hatten.)

Sie ließen ſich in Versailles bey der koͤnigl. Samilie hoͤren; auch ſpielte der Sohn in der gof-Capelle in Versailles vor dem ganzen gof mit allem Beyfall die Orgel.

Sie gaben auch 2 große Academien in einem Privat⸗ Saal, nachdem ſie ſich in Paris 21 Wochen aufhielten. In Paris machte der Sohn ſeine 2 erſten Werke auf das Claz vier. Das erſte dedicirte er der Madame Victoire, der 2ten Tochter des Königs. Das 2te dedicirte er der Mad: La Comtesse de Tesse: er war damals 7 Jahr alt. Beyde Werke ſind in Paris geſtochen.

Gleich nach ihrer Ankunft in Paris wurden die Kinder und der Vater in Kupfer geſtochen.

Dann reiſte die Mozart'ſche Familie den 10. April 1764 uber Calais nach England, wo fie den 22ten April in Lonz don ankamen. Den 27ten April ließen ſich die Kinder bey beyden koͤnigl. Majeſtaͤten hoͤren. Den 19. May waren ſie wieder bey dem Konig und der Koͤnigin. Der Sohn ſpielte auch auf der Orgel des Koͤnigs, und alle ſchaͤtzten fein Or⸗ gelſpielen weit hoͤher als fein Clavierſpielen. Sie gaben den sten Juni ein Benefit oder große Academie zu ihrem Vortheile. Den sten Auguſt mußten fie außer der Stadt London in Chelsea ein Landhaus miethen, damit ſich der Vater von einem gefaͤhrlichen Halswehe erholen konnte, welches ihn faft am Rande des Todes brachte. Ware der Vater nicht krank geworden, wuͤrden ſie nach Tunbridge ge⸗ reiſt ſeyn, wo die groͤßte Nobleſſe ſich da im Baade ver⸗ ſammelte. Da ſich der Vater endlich in 2 Monaten voll⸗ kommen erholte, kehrten ſie wieder nach London zuruͤck. Der Sohn componirte hier 6 Sonaten fuͤrs Clavier, ließ

folche ſtechen und dedicirte fie der Königin; er war 8 Jahr alt.

Sowohl in Paris als in London legte man dem Sohne verſchiedene ſchwere Stucke von Bach, gaͤndel, Paradies und andern Meiſtern vor, und alles ſpielte er nicht nur allein vom Blatte weg, ſondern auch mit dem angemeſſenſten Tempo und Nettigkeit.

Da er beym Könige von England ſpielte, fo nahm er eine glatte Baßſtimme und ſpielte die ſchoͤnſte Melodie daruber. Der Sohn fang auch Arien mit der groͤßten Empfindung. Die Kinder ſpielten nun auch uberall Concert auf 2 Claviere. Bey voriger großen Academie! wurden alle Symphonien von der Comypofition des Sohnes gemacht. Den 29. Juni war das Benefit zum Nutzen des goſpitals des femmes en couches.2 Der Vater ließ ſeinen Sohn auch da ein Con— cert auf der Orgel gratis ſpielen. Herr Johann Chriſtian Bach, Lehrmeiſter der Koͤnigin, nahm den Sohn zwiſchen die Süße; jener ſpielte etliche Tacte, dann fuhr der andere fort, und ſo ſpielten ſie eine ganze Sonate, und wer ſolches nicht ſahe, glaubte, es wuͤrde dieſe von einem allein ge— ſpielt. Den 25. October ſpielten fie wieder beym ‘Konig und der Königin. Den 21ten Sebr. 1765 gaben fie wieder zu ihrem Vortheile ein Benefit.

Nachdem fie ſich nun bey der groͤßten Vobleſſe hatten hoͤren laſſen, reiſten fie den 24. Juli 1765 von London ab nach Canterbury, Dover, wo fie einen fo guten Wind hat— ten, daß ſie die Ueberfahrt nach Calais in Stunden machten. Von da giengen ſie nach Duͤnkirchen, wo ſie alles

1 Naͤmlich bei der am 5. Juni 1764 ſtattgefundenen Akademie.

2 Nach Leopold Mozart's Brief vom 28. Juni 1764 fand das Benefiz in Ranelagh (im Saale des Ranelagh-Gartens) ftatt. gl. C. S. Pohl's „Mozart in London““ S. 105.

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Merkwuͤrdige beſahen; in Lille mußten fie ſich wegen einer Unpaͤßlichkeit des Vaters und Sohnes einige Zeit aufhalten. gierauf reiſten fie nach Gent, wo der Sohn bey den Ber⸗ nardinern die Orgel ſpielte; alsdann nach Antwerpen; hier ſpielte der Sohn die große Orgel in der Cathedral-Rirche. In Moerdyk ließen fie fic) uber einen kleinen Arm des Meeres uͤberfahren. Von der andern Seite fuhren ſie in der Kutſche nach Rotterdam, von da auf einem Schiffe nach gaag, wo ſie im Septbr. 1765 anlangten. Da die Tochter gleich nach ihrer Ankunft erkrankte, ſo war der Vater mit ſeinem Sohne 2mal allein bey dem Prinzen von Oranien und einmal bey der Prinzeſſin, ſeiner Schweſter.

Da ſich die Tochter endlich wieder von ihrer gefaͤhrlichen Krankheit ein wenig erholte, fo verfiel der Sohn den 15. Novbr. in eine gefaͤhrliche Krankheit, welche ihn 4 Wochen im Bette hielte. Wie ſich der Sohn von ſeiner Krankheit gebeſſert hatte, componirte er 6 Sonaten fuͤrs Clavier, ließ fie ſtechen und dedicirte ſolche der Prinzeſſin von Naſſau⸗ Weilburg; er war damals 9 Jahre alt.

Nachdem ſich die beiden Kinder nach 4 Monaten erſt ganz vollkommen erholt hatten, reiſten fie zu Ende des Woz nats Januar 1766 nach Amſterdam, blieben da einen Monat, reiſten wieder nach Saag zu dem Inſtitutions-Seſte des Prinz zen von Oranien, welches den 11. Maͤrz gehalten wurde. In gaag componirte der Sohn zu dieſer Seſtlichkeit ein Quodlibet auf alle Inſtrumente 1, zweierley Variationes fur das Clavier? und einige Arien flr die Prinzeſſin 3. Sie ſpielten öfters bey dem Prinzen, und nachdem fie ſich wieder 5 Wochen in Saag aufgehalten, reiſten fie wieder uber Harlem

1 S. Koͤchel's verz. Nr. 32. 2 Ebenda Nr. 24 und 25. 3 Darunter die Arie bei Kochel Nr. 23.

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(in garlem fpielte der Sohn die große Orgel) nach Amſter— dam, Utrecht, Rotterdam, Moerdyk, Antwerpen, Mecheln, Bruſſel, Valenciennes und nach Paris, wo fie zu Ende April 1766 ankamen. Seit ihrem Aufenthalt aber in Paris waren fie 2mal in Versailles. Sie hielten ſich in paris 2 Monate auf. Den oten Juli 1766 verließen fie Paris, begaben ſich nach Dijon; in Dijon blieben ſie 14 Tage; alsdenn nach Lyon, Genéve, Lausanne und Bern. (In Lyon 4 Wochen, in Genéve 3 Wochen, in Lausanne hielten ſie ſich wegen dem Prinzen Louis von Wuͤrtemberg 8 Tage! auf.) Von Bern nach SZuͤrich und uͤber Winterthur nach Schaff hauſen. In Zuͤrich blieben ſie 14 Tage 2. Von Schaffhauſen nach Donaueſchingen, wo fie 14 Tage lang und Zwar taͤglich bei dem Fuͤrſten von Suͤrſtenberg Muſik machten. Yon Donau— eſchingen nach Ulm, Dillingen (in Dillingen ließen ſich die Kinder beym Fuͤrſten hoͤren), Augsburg, Munchen, wo ſich die Kinder wieder beym Churfuͤrſten hoͤren ließen. Der Sohn mußte beym Churfuͤrſten ein Thema zu Papier ſetzen und ſolches ausfuͤhren, welches ihm der Churfuͤrſt vorſang. Er that ſolches in Gegenwart des Churfuͤrſten, ohne ein Clavier oder Violine zu gebrauchen; wie er damit fertig war, ſpielte er es; ſowohl der Churfuͤrſt als die andern, die ſolches hoͤr— ten, waren voll Erſtaunen. Endlich kamen ſie wieder nach einer Reife von Jahren zu Ende des Monats Novbr. 1766 gluͤcklich in Salzburg an.

Den 11. September 1767 reifte die Mozart'ſche Familie nach Wien zu denen Seftivitaten, welche in Wien wegen

1 Nach Niſſen (S. 117) nur 5 Tage. gl. auch O. Jahn, 2. as 46.

2 Daß Mozart in Zuͤrich „Concert“ gegeben habe, wird in der Leipziger Allg. Muſik. Zeitung vom 3. Juli 1816 (S. 458) er— waͤhnt.

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der Vermaͤhlung der Erzherzogin Joſepha mit dem Konig von Neapel veranſtaltet wurden. Sie waren kaum angez kommen, ſo ſtarb die Erzherzogin. Da alles wegen dieſem Todesfall in Trauer war, wollten ſie gleich wieder fortreiſen, aber da der Kaiſer oͤfters von ihnen ſprach, ſo ließ man ſie nicht fortreiſen, weil man nicht ſicher war, ob er ſie nicht rufen ließ. Da aber auch die Erzherzogin Eliſabeth krank wurde, ließen ſie ſich nicht mehr aufhalten und reiſten nach Brinn und Olmütz. Der Vater eilte auch deswegen von Wien fort, da die Blattern in Wien ſo ſtark graſſirten und ſeine Kinder ſolche noch nicht gehabt hatten.) Da ſich der Sohn bey ihrer Ankunft in Glmuͤtz nicht wohl befand, fo machte der Vater allein einen Beſuch bey dem Grafen von Podstatsky, Domdechant alda, welcher auch zugleich Dom— herr in Salzburg war. Nun bekam der Sohn die Blattern und auch hernach die Tochter. Da der Graf Podstatsky von dem Vater erfuhr, daß er fuͤrchte, der Sohn moͤchte die Blattern bekommen, gab er der ganzen Samilie in der Dom⸗ dechantey, wo er ſelbſt wohnte, eine ſchoͤne Wohnung und Tafel, wo die Kinder auch glücklich die Blattern uͤberſtan⸗ den haben. Nachdem ſie vollkommen hergeſtellt waren, reiſten fie den 23ten December 1767 nach Bruͤnn und dann wieder nach Wien, wo ſie den 10. Jan. 1768 ankamen. Den 19. Jan. ließen ſich die Kinder beym Kaiſer Joſeph hoͤren; es war niemand dabei als die Kaiſerin Maria Therefta, Pring Albert von Sachſen und die Erzherzoginnen. Es wurde auch wegen den Kindern eine große Academie beym Prinz Gallitzin, dem ruſſiſchen Geſandten, gegeben.

Der Vater ließ beym gaſſe, Poeten Metastasio, duc de Braganza und Suͤrſten Kaunitz an jedem Ort die erſte beſte welſche Arie aufſchlagen, und der Sohn componirte in Gegen⸗ wart dieſer Perſonen die Muſik mit allen Inſtrumenten dazu.

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Der Kaiſer ſagte dem Sohne, er moͤchte eine Opera ſchreiben. Der Kaiſer ließ es auch dem Impresario, welcher das Theater in Verpacht hatte, wiſſen. Der Impresario machte auch mit dem Vater alles richtig. Der Sohn com— ponirte die Opera. Sie wurde aber nicht aufgeführt obwohl der Capellmeiſter gaſſe, der Poet Metaſtaſio ſolche ungemein lobten. Die Opera hieß: La finta sem- Pee!

1 Spaͤter kam die Oper in Salzburg zur Auffuͤhrung. Eine uns von anderer Seite zugekommene Abſchrift des Salzburger Theater- zettels lautet:

La Finta Semplice Dramma Giocoso per Musica Da rappresentarsi in corte per ordine di S. A. Reverendissima Monsignor Sigismondo Arcivescovo e Prencipe di Salisburgo.

Prencipe; del S; R. 1:

Legato Nato della S. S. A.

Primate della Germania e dell antichissima famiglia dei conti di SCHRATTENBACH. etc. etc. Salisburgo Nella Stamparia di Corte 1769.

Personaggi. Fracasso Capitano Ungarese Ninetta Cameriera II Sig. Giuseppe Meisner. La Sig. Maria Anna Fösomair. Rosina Baronessa Sorella di Don Polidoro Gentiluomo Fracasso, la quale si finge sciocco Fratello di Cassandro Semplice Il Sig. Francesco Antonio Spiz- La Sig. Maria Madalena eder. Haydn. Don Cassandro Gentiluomo Giacinta, sorella di Don Cas- sciocco ed Avaro Fratello sandro di Polidoro e Don Polidoro Il Sig. Giuseppe Hornung. La Sig. Maria Anna Braun- Simone Tenente del Capitano hofer. II Sig. Felice Winter.

Tutti in attual servizio di S. A. Reverendissima etc.

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La Musica è del Signor Wolfgango Mozart in Eta die Anni dodici.

Bei der Benedicirung der Waiſenhaus-Kirche auf der Landſtraſſe tactirte dieſer 12jaͤhrige Knabe das Amt in Ge— genwart des kaiſerlichen Sofes. Der Sohn componirte das Amt, das Offertorium! und ein Trompeten-Concert dazu.) Im Decbr. 1768 kamen ſie wieder zuruͤck nach Salzburg.

Den 12. Decbr. 1769 reiſte der Vater mit dem Sohne allein nach Italien uber Inspruck, Bozen, Roveredo, Ve- rona, Mantua, Mayland, wo fie den 25. Jan. 1770 an⸗ langten. Ehe fie die Reiſe nach Italien 1769 machten, wurde der Sohn Concert-Meiſter bey dem hochfuͤrſtl. Salz⸗ burg. gof-Orcheſter.

In Inspruck beym Grafen N. N. wurde eine Academie gegeben, wo der Sohn ein Concert prima vista ſpielte. In Roveredo ſpielte der Sohn die Orgel in der Sauptkirche, wo eine erſtaunliche Menge Volks verſammelt war. In Verona wurde eine Academie veranftaltet. Der Sohn ſpielte auch auf der Orgel in der Kirche St. Tomaso, wo fie vor der Menge des Volks nicht durch die Kirche zur Orgel kom- men konnten; fie mußten durch das Kloſter gehen. In Mantua wurden ſie zu dem wöchentlichen Concert in dem Saal der Accademia filarmonica eingeladen. In Mayland machte er zwei lateiniſche Motetten für 2 Kaſtraten; er componirte auch verſchiedene italiaͤniſche Arien und Sym— phonien. Der Sohn zeichnete ſich beſonders hier in Gegen— wart des Maestro Sammartino und einer Menge der gez ſchickteſten Leute in verſchiedenen Proben ſeiner Wiſſenſchaft aus. Es waren mehrere Academien in dem graͤflichen Firmiani'ſchen Zauſe, wo ſich der Zgerzog und die Prinzeſſin von Modena auch einfanden. Nachdem der Sohn die Scrit- tura zu der erſten Oper fuͤr den Carnaval 1771 bekommen

1 Köchel's verz. Nr. 49 und 47.

hatte, reiften fie den 15. Maͤrz 1770 nach Parma, Bologna, lorenz, nach Rom, wo fie in der Charwoche ankamen. Mittwoch Nachmittags verfuͤgten fie ſich alſogleich in die Capellam Sixtinam, um das fo berufene Miserere zu hoͤren, und da der Sage nach ſolches abcopieren zu laſſen unter der Excommunication der paͤbſtl. Muſik ſolle verboten ſeyn, ſo nahm ſich der Sohn vor, ſolches wohl zu hoͤren, und dann aufzuſchreiben. Das geſchahe auch; wie er nach gauſe kam, ſchrieb er es auf; den folgenden Tag gieng er wieder hin, hielt ſeinen Aufſatz in dem gut, um zu bemerken, ob er es getroffen oder nicht. Allein es wurde ein anderes Miserere geſungen. Am Charfreytag hingegen wurde das erſtere abermahl wiederholt. Nachdem er nach Hauſe kam, machte er da und dort eine Ausbeſſerung, dann war es fertig. Das wurde nun bald in Rom bekannt; er mußte es in einer Academie beim Clavier ſingen. Der Castrat Christophori, der es in der Capelle ſang, war zugegen.

Zu Bologna! war der Laͤrm am größten, denn der Pater Maestro Martini, jener ſtarke Contrapunctiſt, war ſammt allen ubrigen Capellmeiſtern ganz außer ſich, als ihm der Sohn tiber jedes Fugen-Thema, das ihm der Padre Martini hinſchrieb, die dazu gehoͤrige Risposta nach dem rigore modi angab und die Fuga augenblicklich auf dem Clavier aus— fuͤhrte. |

In Slorenz wurden fie ſogleich zum Großherzog gerufen, bey dem fie ſich 5 Stunden aufhielten. Die Verwunderung war hier um fo großer, da der Marchese Ligniville, Muſik⸗

1 Die Erzaͤhlung iſt von hier an nicht ganz chronologiſch. Der Aufenthalt in Bologna und Slorenz fand vor dem erſten Aufenthalt in Rom ſtatt; von Rom wurde nach Neapel gereiſt; von hier ging es wieder nach Rom und dann wieder nach Bologna, wo Mozart zum Maestro der Accademia filarmonica ernannt wurde.

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direktor, ein ſtarker Contrapunctiſt, dem Sohn die ſchwerſten Fugen vorlegte und die ſchwerſten Themata aufgab, welche er gleich vom Blatte wegſpielte und ausfuͤhrte.

In Fiorenza machte der Sohn Bekanntſchaft mit einem Englaͤnder Tomaso Linley, ein Knab von 14 Jahren im nehmlichen Alter wie der junge Mozart, ein Schuͤler des bez ruͤhmten Violinſpielers Nardini. Dieſer Knabe ſpielte recht bezaubernd die Violin. Dieſer Englaͤnder und der junge Mozart producirten ſich abwechſelnd, nicht wie Knaben, ſondern als Maͤnner. Linley kam noch den Tag ihrer Ab⸗ reiſe zu ihnen, gab dem jungen Mozart unter vielen Um⸗ armungen und Thraͤnen eine Poeſie, welche er von der Sigra. Corilla hatte verfertigen laſſen, und begleitete ihren Wagen bis zum Stadtthor. :

Neapel im Conservatorio alla pieta: da der Sohn ſpielte, verfielen ſie alle auf den Gedanken, in ſeinem Binge ſtecke die Zauberey; er zog den Ring ab, und dann war erſt alles voll Verwunderung. In Neapel gaben fie eine große Aca⸗ demie bey dem kaiſerl. Geſandten Gr. Kaunitz.

Zu Bologna wurde der Sohn den 9. Octobr. 1770 mit einhelliger Stimme als Mitglied und Maestro della Acca- demia filarmonica aufgenommen. Er wurde ganz allein ein⸗ geſperrt, mußte eine vorgegebene Antiphona vierſtimmig ſetzen, mit welcher er in einer halben Stunde fertig war. Da wurde ihm das Diploma überreicht. Wenn der Sohn nicht ſchon die Scrittura zu der erſten Carnaval-Opera 1771 nach Wayland gehabt hatte, fo wurde er ſolche zu Bologna, Rom oder zu Neapel bekommen haben. N

Von Neapel reiſten ſie nach Rom wieder zuruͤck. Der Pabſt wollte den Sohn ſehen und gab ihm das Kreutz und Breve als militiae auratae eques.

Den loten Juli reiſten fie nach Civita castellana, wo

der Sohn in der Domkirche die Orgel fpielte, Loretto, Sini- gaglia, Bologna. hier mußten fie ſich Langer aufhalten, weil fie auf der Reiſe umgeworfen wurden und der Vater ſich am Suß beſchaͤdiget hatte. Sie giengen dann mit dem Seldmarſchall Grafen Pallavicini auf fein Landgut, bis der Suf vollig wieder geheilet war; waͤre dieſer Zufall nicht geweſen, wuͤrden ſie wieder nach Slorenz, Piſa, Livorno und über Genua nach Wayland gegangen fein; fo mußten fie ſchnurgerade nach Wayland gehen, wo fie zu Ende October ankamen. ier componirte der Sohn die Opera seria Mi- tridate, welche den 26. Decembr. 1770 das erſtemal aufz gefuͤhret wurde. Dieſe Opera wurde etliche 20mal nach— einander aufgefuͤhrt. Daß die Opera Beyfall erhielt, kann man daraus ſchließen, weil die Impresa ihm alſogleich den ſchriftlichen Accord auf das Jahr 1773 gab. Da er die Opera ſchrieb, war er 14 Jahre alt.

Nachdem der Sohn die drey erſten Vorſtellungen ſeiner Opera beim Clavier, wie es in Italien der Gebrauch iſt, dirigirte, reiſten ſie nach Turin, die Opera zu ſehen, kamen nach Wayland zurück, die 2te Opera zu ſehen, dann gleich nach Venedig, um die letzten Tage des Carnavals alda zu— zubringen. Da hielten ſie ſich bis den 12. Maͤrz 1771 auf und giengen dann uber Padua, Vicenza, Verona in Vez rona bekam er auch das Diploma als Mitglied und Maestro di capella della Accademia filarmonica nach Padua. Daſelbſt mußte er ein Oratorium Betulia liberata compo- niren 1. Von Verona nach Roveredo, Trient, Inspruck nach Salzburg zurück. (Der Sohn bekam in Italien den Na— men: il cavaliere filarmonico.)

1 Bei O. Jahn (a. a. O., 2. Ausg. I. 196) iſt das nur Ver- muthung. Vgl. auch Koͤchel's verz. Nr. 118. moglich, daß die Compoſition in padua nur begonnen wurde.

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Bey ihrer Ankunft fanden fie ein Schreiben von dem Grafen Sirmian, Miniſter in Mayland, daß der Sohn von Ihrer Majeſtaͤt der Kaiſerin berufen fey, bey den im Octo— ber dies Jahr in Mayland vorfallenden Sochzeitsfeperlich— keiten des Erzherzogs Serdinand die große theatraliſche Serenata zu ſchreiben. Da Se. Majeſtaͤt den Zerrn Gaffe, als den aͤlteſten Capellmeiſter, zur Compoſition der Opera beſtimmt, ſo hatte ſie den juͤngſten zur Serenata gewaͤhlet. Die Serenata hieß Ascanio in Alba. Den 13. Auguſt 1771 reiſten fie nun wieder nach Wayland, wo fie den 21ten Aug. anlangten. Den 17ten Octbr: wurde die Serenata das erſtemal aufgefuͤhret. Mit der Opera und Serenata wurde, fo lange die Seyerlichkeit dauerte, immer abgewechſelt. Den 13. Decbr. 1771 kamen ſie wieder nach Salzburg zuruͤck.

Im Jahr 1772 machte der Sohn zur Wahl des Erz⸗ biſchofs zu Salzburg eine Serenata: II sogno di Sci- pione.

Den 2Aten Octbr. 1772 reiſte der Vater das ztemal mit dem Sohn nach Italien, wo der Sohn in Wayland die Opera seria Lucio Silla fuͤr den Carnaval 1773 ſchrieb. Die Opera wurde 26mal aufgefuͤhrt. Den 13. Weary 1773 Faz men ſie wieder zuruͤck.

Im Monat Juli 1773 machte der Vater eine kleine Reife nach Wien mit dem Sohne; im Octobr. kamen fie wieder zuruck.

Den 9. Decbr. 1774 machte der Vater mit dem Sohne eine Reife nach Muͤnchen. In Muͤnchen componirte der Sohn eine Opera buffa La finta giardiniera. £8 wurden auch 2 große Meſſen von der Compoſition des Soh- nes in der Zof-Capelle gemacht. Den 7. Wars 1775 kamen ſie wieder zuruͤck.

Im Monat April 1775 machte der Sohn eine Serenata

Il re pastore bei dem Aufenthalt des Erzherzogs Wari- milian in Salzburg.

Den 23. September 1777 reiſte der Sohn mit ſeiner Mutter nach Paris. Es wuͤrde zu ſeinem Vortheile geweſen ſein, wenn er in Paris geblieben waͤre, allein er fand ſo wenig Geſchmack an der franzoͤſiſchen Muſik, daß er mit Freuden nach Deutſchland zurück kehrte. Er componirte in Paris eine Sinfonie für das Concert Spirituel, eine Sin- fonie concertante, ein Concert für die Sloͤte, ein Concert fiir die Harfe, ließ auch 6 Sonaten in Paris ſtechen, welche er der Churfuͤrſtin in der Pfalz dedicirte. Den zien Juli 1778 ftarb die Mutter in Paris im 58ten Jahre ihres Al— ters. Im Monat Jan. 1779 langte er wieder bey ſeinem Vater in Salzburg an.

Den Sten Novbr. 1780 reiſte der Sohn nach Muͤnchen, wo er eine Opera seria Idomeneo für den Carnaval 1781 ſchrieb. Da Seine Bochfuͤrſtl. Gnaden der Erzbiſchof von Salzburg nach dem Carnaval nach Wien reiſte, wurde er zu ihm nach Wien berufen; er reiſte alſo gleich von Muͤn— chen aus nach Wien.

Der Vater ſtarb in Salzburg den 28. May 1787.)

5) Was nun ſeinen weiteren Lebenslauf betrifft, muͤſſen Sie ſich in Wien darnach erkundigen.

6) Nach erhaltener Nachricht aus Wien iſt er den sten Decbr. 55 Minuten nach Mitternacht 1791 in einem hitzigen Frieſelfieber geſtorben. Im Jahr 1788 bekam ich die Nach— richt von Wien, daß er wirklich in die kaiſerlichen Dienſte getreten iſt; das Uebrige iſt wieder in Wien zu erfahren, ſo auch wer ſeine Frau war, wie viel Kinder er mit ihr erzeuget habe, wie viele davon noch leben ꝛc.

7) Er kam in ſeinem 24. Jahr nach Wien, wo er nun ſchon bereits 10 Jahr war. Er wird ſich wohl in dieſer

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Zeit in der Compoſition um vieles gebeſſert haben, da ſchon 1785 der beruͤhmte Serr Joſeph Haydn zu ſeinem Vater, der damals in Wien war, ſagte: „Ich ſage Ihnen vor Gott als ein ehrlicher Mann, ihr Sohn iſt der groͤßte Com⸗ poniſt, den ich von Perſon und dem Namen nach kenne; er hat Geſchmack und uͤber das die groͤßte Compoſitions⸗Wiſſen⸗ ſchaft“.

Er war, fo bald er beym Clavier ſaß, ganz Meiſter; er bemerkte bey der vollſtaͤndigſten Muſik den kleinſten Miß⸗ ton und ſagte gleich, auf welchem Inſtrumente der Sehler geſchah, ja ſogar welcher Ton es haͤtte ſeyn ſollen. Ueber das kleinſte Geraͤuſch bey einer Muſik wurde er aufgebracht. Kurz, ſo lange die Muſik dauerte, war er ganz Muſik; ſobald ſie geendet, ſahe man wieder das Kind.

8) Er wurde weder zum Componiren noch zum Spielen gar niemals gezwungen, im Gegentheil mußte man ihn immer davon abhalten, er wuͤrde ſonſt Tag und Nacht beym Clavier oder beym Componiren ſitzen geblieben ſeyn.

o) Iſt No. 2 beantwortet worden.

10) Aus einem Brief gezogen aus London. Daß Herr Baron von Grimm dem Vater Vorſchlaͤge machte wegen Rußland und wegen dem Erbprinzen von Braunſchweig. Wir find respective nach Hamburg verſchrieben, wir koͤnn⸗ ten nach Koppenhagen reiſen, da ſowohl der koͤnigl. daͤniſche Geſandte in Paris, als auch der von hier eine gewiſſe Summe im Voraus garantiren wollten. Der Prinz Gallizin wollte mich auch bereden, nach Rußland zu gehen.

11) Als Kind ſchon hatte er Begierde, alles zu lernen, was er nur ſahe; im Zeichnen, Rechnen zeigte er viele Ge- ſchicklichkeit; doch da er mit der Muſik zu viel beſchaͤftiget war, fo konnte er in keinem andern Sach ſeine Talente zeigen.

III =

NA ra.

Die Tochter Maria Anna Mozart iſt ſeit einigen Jahren an einen Sochfuͤrſtl. Kath und Landpfleger verheyrathet, welcher ihr aus zweyen Ehen ſchon Kinder zubrachte und mit dem auch ſie ſchon einige Kinder erzeugt hat. So lebte fie damals an dem nehmlichen Ort, wo ihre ſeelige Mutter gebohren war, in anſpruchloſer ruhiger Stille ganz den ſchoͤ— nen Pflichten der Gattin und Mutter. In den letztern Jahren ihres ledigen Standes, welche fie zu Saufe bei ihrem Vater verlebte, gab ſie einigen jungen Srauenzimmern der gauptſtadt Salzburg Unterricht im Clavier⸗Spiel, und noch heut zu Tag kennet man der Nannette Mozart Schuͤlerinnen aus allen andern heraus an Nettigkeit, Praͤziſion und wahrer Applicatur im Spiele.

Weiteres.

Die beiden Mozart'ſchen Eltern waren zu ihrer Zeit das ſchoͤnſte Paar Eheleute in Salzburg; auch galt die Tochter in ihren juͤngern Jahren ftir eine regelmaͤßige Schoͤnheit; aber der Sohn Wolfgang war klein, hager, bleich von Farbe und ganz leer von aller Praͤtenſion in der Phyſiognomie und Körper. Außer der Muſik war und blieb er faſt immer ein Kind, und dies iſt ein Zauptzug ſeines Charakters auf der ſchattigen Seite; immer hatte er eines Vaters, einer Mutter oder ſonſt eines Aufſehers bedurft; er konnte das Geld nicht regieren, heyrathete ein fuͤr ihn gar nicht paſſen— des Maͤdchen gegen den Willen ſeines Vaters, und daher die große haͤusliche Unordnung bei und nach ſeinem Tod.

= We ==

Aristides

oder

der bürgerliche Philoſoph,

aus

dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt

GEILE Der Ueberſetzer

an den Serrn Wolfgang Mozart, Hochfuͤrſtl. Salzburgiſchen Concert-Meiſter.

Verwundern Sie ſich nicht, mein gerr, daß ich eine Schrift aus dem Sranzoͤſiſchen uͤberſetzet habe, welche Ihnen zur Ehre auf Ihrer Keiſe durchs Schweitzerland von einer durchlauchtigen Seder (wie man muthmaßet) iſt aufgeſetzet worden. | |

Ich ſuche nicht damit Dero Buhm zu vergroͤßern, den Sie ſchon von gekroͤnten Saͤuptern einige Zeit her ſich er⸗ worben haben. Ach nein! Dieſes ware eine Thorheit von mir, und eben fo viel, als wenn ich dem in vollen Slam⸗ men ſtehenden Vesuvio ein kleines Nachtlicht wollte anhaͤn— gen, um denſelben noch ſichtbarer zu machen.

Das hat mich darzu bewogen, daß der durchlauchtige Redner in Ihnen nicht nur den naturlichen, ſondern auch den ſittlichen Menſchen beobachtet und gefunden hat; fuͤr— wahr ein ſchoͤner Gegenwurf, der einer Betrachtung wuͤrdig iſt!

1 Spaͤter folgt die Ueberſetzung einer am 11. October 1766 in Lauſanne gehaltenen, in einem Wochenblatt (Aristide ou le citoyen, XVI; à Lausanne chez Frangois Grasset et Comp.) erſchienenen Rese. Der Verfaſſer derſelben ſpricht von der Verſchiedenheit der natuͤrlichen Anlagen des Menſchen, von den Zufaͤlligkeiten, Umſtaͤnden und Be— dingungen, von denen die Entwickelung derſelben abhaͤngig ift, und ſchreibt ſchließlich dem gluͤcklichen Umſtande, daß der Vater Mozart's ſelbſt ein fo tuͤchtiger Tonkuͤnſtler und zugleich ein fo vortrefflicher Er—

Auszug.

giſtoriſch-moraliſche Beluſtigungen des Geiſtes oder ermunternde Betrachtungen uͤber die wunderbare Haus haltung Gottes in den neueſten Zeiten.

tes Stuͤck. Hamburg 1765.

.

Eine Tonkuͤnſtlerin von 10 Jahren.

Die Tonkunſt gehoͤret an und fiir ſich in das Reich der Künſte und Wiſſenſchaften!

zieher und Lehrer war, die fruͤhzeitige Ausbildung des muſikaliſchen Talentes des jungen Mozart, die Vereinigung des ſittlichen und na— tuͤrlichen Menſchen in ihm zu. Einige Stellen aus dem Aufſatz moͤgen hier ſtehen.

„Ich habe unſern jungen Ruͤnſtler vielmals gefeben, ich habe denſelben aufmerkſam betrachtet.“

„Die Empfindlichkeit und Richtigkeit des Gehoͤrs find bey dem jungen Mozart ſo groß, daß ihn falſche, unleidliche und zu ſehr ge— zwungene Klaͤnge weinen machen. Seine Einbildungskraft iſt eben ſo muſikaliſch, als ſein Gehoͤr.“

„Dieſer junge Knab hat viele angebohrne Gaben und SGeſchick— lichkeit, er iſt liebenswerth, er hat ungemeine Wiſſenſchaft von der Muſik.“

„Man kann nicht ohne alle Bewegung anſehen alle die Merk— zeichen ſeiner Zaͤrtlichkeit gegen einen Vater, welcher ſich bemuͤhet hat, um ihn ſo tugendhaft als kuͤnſtlich zu machen, und welcher von der guten Auferziehung mit eben fo vieler Einſicht redet, als von der Muſik.““

Ein Exemplar des Aufſatzes, den auch Niſſen Biogr. Anh. S. 214) und O. Jahn Biogr. 2. Ausg. I. 47 erwaͤhnen, befindet fid im Mozarteum zu Salsburg.

1 Diefer Paragraph handelt von dem Wunderkinde Maria Mag— dalena Graͤf aus Mainz.

Mozartiana. 8

J Be

Ein Tonkuͤnſtler von 7 Jahren und ſeine Schweſter von 11 Jahren. So merkwuͤrdig das vorige Beyſpiel der Natur und Kunſt

war, um ſo merkwuͤrdiger!

Auf den kleinen ſechsjährigen Clavieriſten aus Salzburg. Wien, den 25ten Decbr. 1762.

Von Tit: gerrn Grafen von Collalto in ſeinem Concert aus- getheilt. Ovidius:

Ingenium coeleste ?

Mantua den roten Januar. Dienstag den 1öten dieſes hielte man auf dem Schau— platz der koͤniglichen Academie die gewohnliche filarmoniſche

Academie?

In Laudem Amadei Mozart aetatis 13 annorum.

Si rapuit silvas Orpheus, si tartara movit, Nunc tu corda, puer, surripis, astra moves.

1 Sortſetzung in O. Jahn's Mozart, 1. Ausgabe I. 163—165.

2 Siehe Niſſen's Biographie Mozart's S. 27; O. Jahn's Mozart, Ausg. I. 40 u. 41, 2. Ausg. II. 605 u. 606. 3 Deutſche Ueberſetzung eines ſpaͤter (S. 117) anzufuͤhrenden Zeitungsberichtes aus Mantua. Kine ziemlich gleichlautende Ueber⸗ ſetzung findet man bei Niſſen S. 170—172. Die Akademie fand i. J. 1770 Statt. gl. O. Jahn, 1. Ausg. I. 187, 2. Ausg. I. 107 f.

I.

Ant. M2. Meschini Veronensis. Kann Wald und olle dort einen Orpheus bewegen, So kannſt du Wunderknab!!

Al Signore Amadeo Mozart, giovanetto ammirabile. Sonetto estemporaneo. Se nel puro del ciel la cetra al canto desta fra dolci ?

An Mozart bey Gelegenheit der Vorſtellung der Oper le nozze di Figaro. Was ſoll ich die Muſen, begeiſtert von Dir, Um Beyſtand beſchwoͤren .

Amadeo Mozart dulcissimo puero et elegantissimo lyristae Antonius Maria Meschinj Veronensis. Si rapuit sylvas Orpheus, si tartara movit, Nunc tu corda, puer, surripis, astra moves.

1 Siehe O. Jahn, 1. Ausg. I. 148, 2. Ausg. II. 607. Am Schluß des Gedichtes ſteht der Name „Ignatz Anton Weifer’’.

2 Siehe Niffen S. 162; O. Jahn, 1. Ausg. I. 149, 2. Ausg. I es.

3 Siehe Niſſen, Anhang S. 184, wo nur die erſten 3 Strophen des Gedichtes mitgetheilt finds. Am Schluß des aus 5 Strophen beſtehenden Gedichtes ſteht: Im Namen einer zahlreichen Geſellſchaft Muſicfreunde geſungen von B a.

8 *

116

Cosi, come tu fai, suonando . : . perdeva il vanto 1.

CO -p 7 a. Bologna li 12 8bre 1770. Attesto io infrascritto 2.

Sinngedicht zur Ehre des gerrn Wolfgang Mozart. Es hatte die Natur der alten Dichter Traͤume Mit Ste!

Sur les enfans de Mr: Mozart.

Mortels chéris des Dieux et des Rois, Que Tharmonie 4

Per la partenza del Sigr. Amadeo Mozart da Firenze. Da poi che il Fato tha da me diviso Io non fo® .

1 Siehe Niffen S. 163; O. Jahn, 1. Ausg. I. 148; 2. Ausg. II. 607.

2 Siehe Niſſen S. 227; O. Jahn, 1. Ausg. I. 206; 2. Ausg. II. 616.

3 Siehe Niſſen S. 153; O. Jahn, 1. Ausg. I. 146, 2. Ausg. II. 606. Am Schluß des Gedichtes ſteht das Datum: Salzburg den 2ten Maͤrz 1769.

4 Siehe Niſſen S. 59; O. Jahn, 1. Ausg. I. 53, 2. Ausg. II. 606.

5 Siehe Niffen S. 195; O. Jahn, 1. Ausg. I. 150, 2. Ausg. II. 610.

Verona 9. Gennajo.

Questa Citta non può non annunziare il valor portentoso !

Mantova 19. Gennajo.

La sera di Martedi scorso, 16. del corrente, nel Teatro della Reale Accademia si fece anzi tempo Accademia pub- blica Filarmonica del mese, per cogliere opportunamente Yoccasione del passaggio, che di qui ha fatto l’incompara- bile giovanetto Sig. Wolfgango Amadeo Mozart?

Auszug aus der franzoͤſiſch geſchriebenen Cabinets-Zeitung. de Paris 1766. Nous venons de voir ici les deux aimables enfans de Msr: Mozart?

Mo il ame,

xX

Mercoledi scorso si è riaperto questo Regio Ducal Tea- tro colla rappresentazione del Dramma intitolato: il Mi- tridate, Re di Ponto?

1 Siehe Niſſen S. 169; O. Jahn, 1. Ausg. I. 185, 2. Ausg. II. 613.

2 Deutſche Ueberſetzung: ſiehe Seite 114 und ebenda Anmerkung 3. Dem Zeitungsbericht, fo weit er Mozart und die Akademie bez trifft und ſo weit er bei Niſſen uͤberſetzt ijt, folgt die aus Verſehen mitabgeſchriebene Beſchreibung einer in Mantua beobachteten nord— lichtaͤhnlichen HZimmelserſcheinung.

3 Siehe Niſſen S. 110 ff.; O. Jahn, 1. Ausg. I. 154, 2. Ausg. II, 611.

4 Siehe Niſſen S. 240; O. Jahn, 1. Ausg. I. 216, 2. Ausg. I. 132.

118

Rondeau. ee ee Peas eae 1

et oe Ste B 2 . ä ee aan CORREO aE Se + + + + 2 8 ie s De la composition de S. A. Mademoiselle, qui prend la

liberté, de présenter son ouvrage à M. Wolfgang Mozart.

Al Sigr. Amadeo Wolfgango Mozart. Genietti lepidi, Genietti gai,

qua ?

1 Siehe Niſſen S. 114. Vgt. O. Jahn, 1. Ausg 1 66 Ausg. I. 45. In Miffen’s wiedergabe find faſt durchgaͤngig aus den kleinen Trillerzeichen Sorzato-Seichen gemacht.

2 Siehe Niſſen S. 174; O. Jahn, 1. Ausg. I. 149, 2. Ausg. II. 609.

Anhang.

Auszüge nus Briefe der Wittwe und der Achweſter Mozart's

SsrettRopf und Ssartel.

Auszüge aus Briefen der Wittwe.

Wien, 27. October 1798.

Die Lebensbeſchreibung betreffend, fo weiß ich außer Freund Niemetſchek's und den Nekrologen keine. Ich ver— pflichte mich aber, Ihnen neue Beytraͤge und unbekannte Anekdoten, auch wohl Briefe zu liefern!. Eine Kupferplatte zu dem beſten Portraͤt, was ich habe machen lafjen, kann ich Ihnen fuͤr 6 Ducaten anbieten; fie hat 10 gekoſtet 2.

1 Breitkopf und Saͤrtel hatten am 15. Mai 1798 geſchrieben: „Da wir ferner in einem der folgenden Hefte eine Lebensbeſchrei— bung Ihres verewigten Gemahls liefern werden, fo wuͤrden Sie nicht allein uns, ſondern gewiß auch die große Anzahl ſeiner Verehrer zu vieler Erkenntlichkeit verpflichten, wenn Sie uns manche intereſſante und weniger bekannte Nachricht aus der Geſchichte ſeines Lebens und ſeiner Kunſt mittheilen wollten“. Am 6. October 1798 ſchrie— ben fie: „Noch bitten wir Sie, uns wiſſen zu laſſen, ob außer dem Herrn Niemtſcheck in Prag noch Jemand beſchaͤftigt fei, die Lebens— geſchichte Ihres Herrn Gemahls zu ſchreiben“. Und am to. Moz vember 1798 ſchreiben ſie: „Wir werden in einiger Zeit eine aus— fuͤhrliche Lebensbeſchreibung des verewigten Mozart herausgeben, und zu dieſem Behufe iſt es uns wichtig, viele Beitraͤge dazu zu ſammeln und zu vergleichen“.

2 Im November 1798 erſuchen Breitkopf und Saͤrtel um einen Abdruck des Portraits, und im December ſchickt die Wittwe einen Abdruck und die Kupferplatte. Das Bild, geſtochen von Kohl in Wien 1793, iſt ein Abſenker des Poſch'ſchen Medaillons. Breitkopf und Sartel bewahren noch die Kupferplatte. Einen Abdruck findet man in „mozart's Leben. Graͤtz, bey J. G. Hubeck. 1794“.

Wien, 5. Decbr. 1798.

Was Anekdoten und Beytrage zur Lebensgeſchichte bez trifft, fo arbeite ich daran mit einem Freunde, und Sie konnen Sich ſicher Hoffnung machen 1.

Mit dem Portraͤt meines Mannes, das Sie dem erſten geft vorgeſetzt haben, bin ich nicht ganz zufrieden.

Wien, 25 Sehr

Ich ſende Ihnen hiemit die 6 Sonaten und den Marſch, die Sie verlangt haben. Sie haben ganz Kecht, daß der Anfang dieſes Marſches mit dem in Idomeneo Aehnlichkeit hat. Sie werden aber bald die Verſchiedenheit erkennen. Wein ſeliger Mann hat ihn fir mich gemacht. Da ich ver⸗ ſaͤumt habe, ihn abcopiren zu laſſen, ſo ſchicke ich ihn im Original. 2

Sie finden am Ende dieſes Briefes ein Verzeichniß von Liedern. Ich glaube, daß die mit bezeichneten funf in der Kinderbibliothek ſind.

Die Contretaͤnze, die auch fuͤr mich gemacht ſind, koͤnnen Sie ſchon izt fo gut als Sonaten brauchen. Aber fuͤr dieſe und die Quadrillen begehre ich 8 Ducaten. .

1 Im Verlauf des Briefwechſels ſchickt die Wittwe wiederholt „Anekdoten“ oder Charakterzuͤge. Am 17. November 1799 fordert ſie das Honorar fuͤr die in der Leipziger Allg. Muſik. Zeitung, Bd. 1, pag. 289 291 u. 854— 86 erſchienenen Anekdoten, woraus zu ent— nehmen iſt, daß dieſelben wirklich auf ihren Mittheilungen beruhen und daß ſie deren Inhalt als richtig anerkannte.

2 Der Marſch, deſſen thematiſcher Anfang offenbar von der Wittwe in einem fruͤheren, jetzt nicht vorhandenen Briefe mitgetheilt wor— den war, war vermuthlich der fuͤr Clavier eingerichtete Marſch in C⸗dur, der erfte von den in Köchel's Verzeichniß unter Nr. 408 eine getragenen drei Maͤrſchen, deſſen Anfang dem des Marſches in D-dur im „Idomeneo“ aͤhnlich iſt. In einem ſpaͤtern Briefe (October 1799) ſchreibt die Wittwe, der Marſch fei „ganz kurz“ und die „Confron— tation“ ſei „bald gemacht“.

Was die Partitur von der Schoͤpfung betrifft, fo bin ich nicht im Stande, Ihnen zu dienen. Nicht 100, viel we— niger 20 Ducaten duͤrfte ich Haydn anbieten.

Sie finden hiebei ferner 3 Actenſtücke, getreu copirt, zur Biographie meines Mannes.

Verzeichniß der Lieder.)! 1. Maͤnner ſuchen ſtets zu naſchen. 2. Geſellenweiſe. Die ihr einem neuen Grade. 3. Ich moͤchte wohl der Kaiſer ſein. 4. Oiseaux, si tous les ans. 5. Verdankt fei es dem Glanz der Großen. 6. Mi lagnerò tacendo. 7. Erzeugt von heißer Phantaſie. 8. Ich wird’ auf meinem Pfad mit Thranen. 9. Am Geburtstag des Sriz. Es war einmal, ihr Leute. 10. Dans un bois solitaire.

1 Yon den hier verzeichneten Liedern iſt Nr. 13 unbekannt. Nr. 6 Kcchel's Katalog Nr. 437) war, wie die andern, mit Clavier— begleitung und war, wie die wittwe in ſpaͤtern Briefen ſagt, un— vollſtaͤndig. Nr. 15 iſt ebenfalls Sragment vgl. Koͤchel's Katalog, Anhang Nr. 26) und von Nr. 16 iſt wahrſcheinlich nur der Entwurf eingeſchickt worden, von dem Niſſen (Biogr., Anh. S. 28) die erſte Seite mittheilt. gl. Koͤchel's Katalog Nr. 440; O. Jahn's Mozart, eg III. 167, 2. Ausg. I. 706. Der Text von Nr. 13 iſt aus Metaſtaſio's „La clemenza di Tito““. Die Vermuthung liegt nahe, daß die Arie urſpruͤnglich zu Mozart's gleichnamiger Oper beſtimmt war und daß ſpaͤter das Terzett „Se al volto mai tu senti“' an de— ren Stelle trat. gl. O. Jahn a. a. O. 1. Ausg. IV. 585, 2. Ausg. II. 471, 479. Daß die mit >< bezeichneten Lieder, wie die Wittwe glaubt, aus der Kinderbibliothek find, iſt ein Irrthum. Campe's Kinderbibliothek enthaͤlt keine muſikaliſchen Beilagen. Mozart beſaß einige Baͤndchen davon und hat einige darin vorkommende Liedertexte in Muſik geſetzt. Von den Texten der 5 bezeichneten Lieder iſt Feiner daraus genommen.

11. Solfeggi überſchrieben: per la cara mia consorte). Mehrere beyſammen.

12. Das Traumbild. Wo biſt du, Bild.

13. Se mai senti spirarti sul volto.

14. Ridente la calma.

15. Einſam bin ich, meine Liebe.

16. In te spero o sposo amato per la mia cara sposa).

17. Die Alte ein bischen aus der Wafe). Zu meiner Seit.

18. Der Zauberer. Ihr Maͤdchen, flieht Damdoͤten ja. Die betrogene Welt. Der reiche Thor. Die Verſchweigung. So bald Damoͤtas Chloen ſieht.

19. Die kleine Spinnerin. Was fpinnft du, fragte Nachbars Sriz.

20. Viele Contretaͤnze, Quadrillen.

KXKXK XK

Wien, 2. Wars 1799

Hier folgen die Capricci. Die TCitelaufſchrift iſt nicht von ihm, wahrſcheinlich von ſeinem Vater.! Seute erhalten Sie keine Charakterzüge.

Ich hore von Frn. Baron S. 2, daß Sie ein Duett von der Schoͤpfung erhalten haben. .... Jetzt giebt man ſie [die Schopfung) bei Schwarzenberg, den 19. im Theater mit 181 Inſtrumenten.

Wien, 27. Maͤrz 1799.

Was das Requiem betrifft, ſo habe ich freylich das be— ruͤhmte.

1 Die „Capricci“ werden wiederholt erwaͤhnt. Es iſt aber nicht klar, was darunter verſtanden iſt. Am 27. Maͤrz wird als „porto fuͤr die Capricci‘’ © fl. 39 kr. notirt, und im November 1799 wird liber das „Buͤchlein mit der Aufſchrift Capricci““ geſchrieben, es konne „fuͤr die Biographie oder ſonſt“ benutzt werden.

2 Baron van Swieten.

3 Vgl. O. Jahn's Mozart, 1. Ausg. IV. 699; 2. Ausg. II. 553, wo die Stelle vollſtaͤndig ſteht.

Heute biete ich Ihnen an... . 14 Cadenzen von groz fen Concerten. Letztere hat er nur fiir ſeine Scholaren

gemacht. Wien, 25. Mai 1799.

Sonſt habe ich nichts für Clavier und Geſang, als das Bandlterzett, die Cantate „Die ihr des unermeßlichen““ und ein Pendant zum Bandlterzett: Caro mio Druck und Schluck fir 4 Stimmen (meinen Mann und mich und 2 Sreunde) aber nur in Geſang geſetzt. Alles dieſes im Original!.

Von Anekdoten koͤnnen Sie nach und nach mehr bekom— men. Sur die Lebensbeſchreibung ſende ich Ihnen im geſtrigen Packen 3 Briefe uͤber meines Mannes Aufenthalt in Pots— dam zugleich mit den Liedern auf Discretion.

Zu dem Pendant des Bandlterzetts habe ich Beethoven gebeten, den Baß zu ſetzen 2.

Von dem Abbe Stadler habe ich nun erfahren, daß die Violinſtimmen zum „Io ti lascio, cara, addio‘‘ auf Jac-— quin's Verlangen, von dem die Arie ift, von meinem Manne geſetzt find .

1 Das Autograph des Bandlterzetts (mit Clavierbegleitung) iſt nicht mehr vorhanden, und das Terzett Kanons) „Caro mio“, das die Wittwe ſpaͤter in der Originalhandſchrift nach Leipzig ſchickt, gehoͤrt zu den verloren gegangenen Compoſitionen Mozart's. Vgl. Köchel's Verz., Anh. Nr. 5; O. Jahn's Mozart, 1. Ausg. III. 167 Ausg. II. 50.

2 Am 15. Juni 1799 ſchreibt die wittwe, das „Caro mio““ brauche keinen Baß.

3 Fruͤher hatte die wittwe geſchrieben, die in der Leipziger Allg. Muſik. Zeitung, Bd. 1, Nr. 1 u. 2 angeblich nach einem eigenban- digen Manuſcript Mozart's veroffentlichte Arie „lo ti lascio““ fei ihres Wiſſens von Gottfried von Jacquin componirt und es hatte die Handſchrift Jacquin's, „was die Noten betrifft“, einige Aehnlich— keit mit der ihres Mannes. Vgl. Koͤchel's verz. Anh. Nr. 245; O. iii a a O, r. Ausg. III. 332, 2. Ausg. II. 49.

Wien, 15. Juni 1799. Iſt der italiaͤniſche Brief an die Lang nicht in Ihrer Zeitung brauchbar? Wien, 8. Juli 1799. Was Lieder betrifft, ſo weiß ich kein anderes mehr als noch das, welches anfaͤngt: Meine weiſe Mutter ſpricht: Küͤſſen, Kuͤſſen, Kind, iſt Suͤnde. Es muß aber vor 1784 componirt fein und iſt ſehr ſchon. Wir haben's nicht!. Man verſichert mir, daß das „Bey dem Auszug ins eld“ hier exiſtire. Ich kann es aber nicht erfragen 2.

Wien, 22. Juli 1799 Ich mache mir ein Vergnuͤgen daraus, Ihnen zu melden, daß Br. Amenda den ſchoͤnen Canon weiß: Im Grab iſt's finſter. Eigentlich ſoll es ein franzoͤſiſches altes Thema feyn, welches Mozart zu einem vierſtimmigen Canon eingerichtet hat. Wien, 9. Auguſt 1799. Ueberhaupt fonnen Sie nicht glauben, was ich fiir ſchoͤne Sachen in meinem Schatz gefunden habe. So iſt ein Werk da, was ich ſelbſt gar nicht kannte. Stadler fand alles ſo vortrefflich, daß er mir abrieth, einzelne Stucke herzugeben. Es iſt eine Oper und Melodram, beides zugleich. Sogar der Text iſt ſchoͤn +.

1 Von dieſem Liede haben wir keine Kenntniß.

2 Das Lied hat ſich bis auf den heutigen Tag nicht gefunden. gl. Kéchel's verz. Ur. 5 52.

3 Der gemeinte Kanon, deſſen Text uͤbrigens etwas anders an— faͤngt, iſt in zwei Bearbeitungen vorhanden und wird in beiden fuͤr unecht gehalten. Eine Bearbeitung ſoll mit veraͤndertem Text um 1800 bei Salter in Muͤnchen in einer Sammlung geſellſchaftlicher Lieder erſchienen fein. gl. Boͤchel's verz. Anh. Nr. 6.

4 Gewiß iſt das die bis auf einige Stimmen der Ouverture ver—

Wien, 13. Auguſt 1799.

Ich bin erbotig, Ihnen alle Materialien, die ich zu der Lebensbeſchreibung habe, mitzutheilen, damit Sie fie ſelbſt ordnen und redigiren koͤnnen. !

Es thut mir leid, Ihnen zu melden, daß Sie die Vaz riationen „Je suis Lindor‘‘, die Sie nicht von mir haben, nach einer fehlerhaften Copie geſtochen haben. Jetzt koͤnnte ich fie Ihnen auch nicht im Original geben, fo wenig als die Pariſer Ausgabe. Conferiren Sie aber den daraus hoͤchſt— wahrſcheinlich gemachten Amſterdamer Nachſtich, und Sie werden einen ziemlichen Unterſchied finden, zum Vortheil des letzteren 2.

gier folgt neben einigen Anekdoten das vollſtaͤndige Ver— zeichniß der Clavierfonaten u. dgl.

Wien, 26. Auguſt 1799. gierin folgen einige Anekdoten. Es ſteht bei Ihnen, die Anekdoten, die fluͤchtig geſchrieben find, anders einzukleiden.

Wien, 28. Auguſt 1799. Ich ſende Ihnen zugleich mit den Arien die erſte Ab— theilung von Briefſchaften, von Demjenigen zu leſen und zu

loren gegangene Muſik zu Gemmingen's Melodrama „Semiramis“. Mozart bezeichnet in einem Briefe vom 3. December 1778 das Stuͤck als eine declamirte Oper. gl. auch Mozart's Brief vom 18. Dez cember 1778, ferner Koͤchel's verz. Anh. Nr. 11, und O. Jahn's ahi, 1. Ausg. II. 335, 2. Ausg. I. 511, 514.

1 Am 22. Juni 1799 hatten Breitkopf u. Saͤrtel geſchrieben: „Bei der Herausgabe von Mozart's Leben wuͤnſchen wir ſehr etwas vollkommenes zu leiſten. Sie ſelbſt wuͤrden hierzu am meiſten bei— den Finnen“.

2 S. Koͤchel's verz. Nr. 354; O. Jahn's Mozart, 1. Ausg. III. eim n, ? Ausg. I. 506.

20 ==

benutzen, dem Sie die Biographie auftragen. Es ift immer allerhand daraus zu lernen fuͤr ſeine Charakteriſtik. Sein Maß von Bildung, feine uͤbergroße Zaͤrtlichkeit fur mich, feine Gutmuͤthigkeit, ſeine Erholungen, ſeine Liebe zur Kechenkunſt und zur Algebra (wovon mehrere Bucher zeugen), ſeine Laune, die bisweilen wahrhaft ſhakeſpearſch war, wie Zr. Rochlitz einmal von ſeiner muſikaliſchen Laune geſagt hat und wovon ich Ihnen Proben ſenden werde ſind darin und in den folgenden Papieren ſichtbar. Sie beweiſen ferner die Ehren, die ihm und mir ſeinetwegen ſpaͤterhin erwieſen find. Die freilich geſchmackloſen, aber doch ſehr witzigen Briefe an ſeine Baſe verdienen auch wohl eine Erwaͤhnung, aber freilich nicht ganz gedruckt zu werden.

Wien, 29. Septbr. 1799.

Ich ſchicke Ihnen hierin abermals 2 Anekdoten und Auszuͤge von launigen Stellen aus Mozarts Briefen, beides fur Ihre Zeitung, und wenn nicht, zur künftigen Lebens— geſchichte. Mit naͤchſter Gelegenheit ſende ich Ihnen alle noch ubrigen Briefe, die ich habe, die von dem zu leſen find, dem Sie die Biographie auftragen. Dieſe ſeine nach⸗ laͤſſig, d. h. unſtudirt, aber gut geſchriebenen Briefe ſind ohne Zweifel der beſte Maßſtab ſeiner Denkungsart, ſeiner Eigenthuͤmlichkeit und ſeiner Bildung. Ganz vorzüglich charakteriſtiſch iſt ſeine ſeltene Liebe zu mir, die alle feine Briefe athmen. Nicht wahr, die in ſeinem letzten Lebensjahr ſind eben ſo zaͤrtlich, als die er im erſten Jahr unſerer Verheirathung geſchrieben haben muß“ Ich bitte mir's ganz beſonders aus, daß davon eine umſtaͤndliche Er— waͤhnung, wenigſtens einſt, zu ſeiner Ehre geſchieht. Es ſind herrliche, naive Stellen in den Briefen, die vielleicht ſchon in der Zeitung Platz verdienen.

Wien, 10. October 1799.

Dem geiſtreichen Zerrn Bochlitz, den ich fuͤr den kuͤnf— tigen Biographen meines ſel. Mannes halte, bitte ich meine beſte Empfehlung zu machen.

Ich ſchicke Ihnen hierin wieder einige Muſikalien, mit denen es folgende Bewaͤndtniß hat:

Nr. 1 iſt durchgaͤngig von meinem Mann geſchrieben. Es enthaͤlt eine Ouverture, eine Allemande und eine Cou— rante in einem zum Theil gaͤndel'ſchen, zum Theil aber eben fo wenig verkennbaren eignen Mozart'ſchen Geſchmack. Eine Sarabande iſt dabey noch angefangen. }

Nr. 2 iſt auch durchgaͤngig Mozart's Schrift, und man verſichert mich, es paſſire fur eine vollendete Suge. 2

Nr. 3 iſt gleichfalls eine vollendete Fuge, aber die letzten acht Takte ſind neu hinzugekommen von einem Manne, der nicht bekannt ſeyn will. Alles übrige iſt von Mozart ſelbſt geſchrieben. 3 Ur. 4 iſt eine unvollendete große Mozart'ſche Sonate mit Violine. Sie ſehen ſelbſt leicht aus den gandſchriften, wo Mozart's gandſchrift aufhoͤrt. Es iſt, glaube ich, am Ende der 3. Seite.“

Nr. 5 eine Arie: Sono in amore. 5

Sechstens wiederum eine Menge Briefe, die von dem

Herrn Biographen zu leſen ſind.

1 Siehe Boͤchel's verz. Nr. 399. Vel. Jahn a. a. O. 1. Ausg. HI. 378.

2 vielleicht die Suge in Koͤchel's verz. Nr. 443.

3 Wahrſcheinlich die Suge in G-moll, Roͤchel's verz. Nr. 401. gl. Jahn a. a. O. III. 377f.

4 Wahrſcheinlich die Sonate in Boͤchel's verz. Nr. 402. Vel. Leipz. Allg. Muſik. Zeitung v. J. 1864 Seite 498.

5 Aus der Oper „La finta semplice’‘. Röchel's verz. Nr. 51 (23).

Mozartiana. 9

Wien, 18. Octbr. 1799. Ich wollte Ihnen das Requiem allerdings einmal verkaufen, aber erſt nachdem ich die Erlaubniß des Anony⸗ mus in den Zeitungen erlangt haͤtte. Das Projekt der Ankuͤndigung war ſchon entworfen. Ich hole den Entwurf aus meinem Pult und ſetze ihn hieher: Da der edle Anonym, welcher dem fel. Mozart!!!

Wien, 17. November 1799. Bei Nr. 30 [in Cahier 5 der bei Breitkopf u. Hartel erſchienenen Oeuvres complettes}] muß ich noch bez merken, daß dieſes „Was frag ich viel““ mit M. M. und M. W. bezeichnet iſt, und ich mich nicht entſinne, es Ihnen auch nur in Copie geliehen zu haben.

Wien, 27. November 1799. Ich fuͤge einige vorlaͤufige Notizen zur Lebensbeſchreibung

1 Siehe Jahn's Mozart, 1. Ausg. IV. 698 (Anm. 41), 2. Ausg. II. 552 (Anm. 20), wo die Stelle vollſtaͤndig mitgetheilt iſt.

2 Dieſe Notiz iſt wichtig, weil damit eine Buͤrgſchaft fuͤr die Echtheit des Liedes „Die Zufriedenheit“ (Koͤchel's verz. Nr. 349) in der Bearbeitung mit Begleitung des Clavieres wegfaͤllt. Die in der alten Ausgabe dem Liede beigefuͤgten Buchſtaben MM. bedeuten, daß beim Druck Mozart's Original-Manuſcript vorgelegen habe, und die Buchſtaben MW. bedeuten, daß das Manuſcript von Mozart's Wittwe eingeſendet worden fei. Nun wird in den Briefen der Wittwe, wo alle andern eingeſandten Lieder zum Theil wiederholt genannt werden, jenes Lied nirgends erwaͤhnt. Wohl aber ſchickt die wittwe am 25. Mai 1799 in Abſchrift „ein Lied eigentlich fuͤr die Mandoline“, und am 15. Juni 1799 ſchreibt ſie, daß ſie die Originalhandſchrift von dem Liede „fuͤr die Mandoline“ nicht be⸗ ſitze. Sehr wahrſcheinlich war dies das Lied „Die Zufriedenheit“ in der Bearbeitung mit Begleitung der Mandoline. Es bleibt alſo die Moglichkeit uͤbrig, daß die Bearbeitung mit Clavierbegleitung nicht von Mozart herruͤhrt, ſondern von einem Andern nach der Be— arbeitung mit Mandolinbegleitung gemacht worden iſt.

bei. Daß Mozart Maurer war, wiffen Sie. Es exiſtiren 2 intereſſante Briefe uͤber Muſik, die von Mozart an die Frau v. Trattnern, der er ſeine Phantaſie dedicirt hat und die ſeine Schuͤlerin war, geſchrieben ſind. Mir hat man ſie nach ihrem Tode verſagt. Abbé Gelinek, der bei dem Suͤrſten Rinsty iſt, ſoll fie jetzt beſitzen.!“ In „Angenehme und lehrreiche Beſchaͤftigung fir Kinder in ihren Sreyſtunden. Zweites Bändchen. Wien, im Taubſtummeninſtitut, 1788 ſoll ein Lied mit Mozart's Compoſition ſein. Ich habe mir dieſes Büchlein nicht verſchaffen konnen. Mozart's Schweſter ift die Baronin Berchtold-Sonnenburg, deren Mann Pfleger zu St. Kilian? im Salzburg'ſchen iſt. Man hat von Mo— zart eigenhaͤndig geſchriebene Sammlungen ſchoͤner Lieder, fo wie fie ihm in die Zande kamen, um ſie gelegentlich zu componiren. Er hat auch eine Geſellſchaft unter dem Namen Die Grotte ſtiften wollen. Ich habe nur ein Bruchſtuͤck von ſeinem Aufſatz daruber gefunden und Jemanden, der es vielleicht im Stande iſt, weil er Theil hatte, zu ergaͤnzen gegeben.

Wien, 30. November 1799. Auch ſchicke ich Ihnen die bewußte Fuge in leſerlicher Abſchrift. Dieſe koͤnnen Sie gaͤnzlich behalten, wenn Sie mir nicht weniger als vier Kaiſerducaten bezahlen.

1 Die Briefe find verſchollen. Vgl. Niſſen S. 671; Jahn 2. Ausg. I. 718. Der Srau Thereſe von Trattnern iſt die Phantaſie u. Sonate in C-moll KKoͤchel's verz. Nr. 475 u. 457) gewidmet. Niemtſchek ſpricht in ſeiner Lebensbeſchreibung Mozart's (S. 59 nur von einem Briefe an die Trattner.

2 St. Gilgen.

3 Vgl. O. Jahn 1. Ausg. III. 403, 2. Ausg. II. 91.

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Verzeichniß der Originalien, die ich bei den Zerren Breitkopf und gaͤrtel in Leipzig

zuruͤckzufordern habe. geſandt den 25. Sebr.

ein Marſch

ein Buͤchlein mit der Aufſchrift Capricci .

16 Lieder

ein Clavierconcert

2 Lieder :

13 Canons (mehr waren 00 im Original) 5 Caro mio Druck und Schluck

garmonicaquintett

eine Sonate Hes

Ouverture, Allemande 15 Courante .

eine Suge mit den 8 hee Takten von fremder Hand

eine Sonate mit Violine

2 Lieder

V'amo di core

Santafte

ein Rondeau

ein Gigue

und noch eine e

das Requiem in Copie.

ſich eingefunden !.

A

2. Wars 25. Wars 29. April 25. Mai

Juli

„Wetbr

18. Wctbr.

11. Novbr.

1799

Wien, 30. Januar 1800. Sie haben ein Wunderwerk gethan, einen Todten erz weckt. Der Eigenthuͤmer und Beſteller des Requiems hat

1 Die Verlagshandlung Breitkopf u. Saͤrtel hatte im Jahre 1799 S. 97) bekannt gemacht, ſie

(Leipz. Allg. Muſik. Itg., I., Int.⸗Bl.

Wien, 7. Wat 1800. Ohne Ihre Erinnerung werde ich von felbft fo viele Beitrage als moͤglich zur Biographie ſchicken.

Wien, 21. Juli 1800. Ich leihe Ihnen hiermit zum Gebrauch fuͤr die Biographie einen Aufſatz, groftentheils in der Zandſchrift meines Mannes, von einem Orden oder einer Geſellſchaft, die er errichten wollte, Grotta genannt. Ich kann nicht mehr Erlaͤuterung ſchaffen. Der hieſige Zofklarinettiſt Stadler der Aeltere, der den Reft geſchrieben hat, koͤnnte es, traͤgt aber Bedenken, zu geſtehen, daß er darum weiß, weil die Orden oder geheimen Geſellſchaften ſo ſehr verhaßt ſind. Indeß habe ich nun ſelbſt das wahre Original [des Requiems] von dem Anonymus zur Durchſicht er⸗ halten. Sie koͤnnen nicht glauben, wie unwillig oder vielmehr traͤge die Leute ſind, Beitraͤge zur Biographie zu liefern.

Wien, 5. November 1800. Hr. Stoll, Regens chori in Baden unweit Wien, hat noch Briefe von Mozart.! Ich habe ſie von ihm verlangt, und er hat ſie mir verſprochen. Sobald dieſes geſchieht,

werde ich ſogleich das Vergnuͤgen haben, fie Ihnen mitzu— theilen.

Wien, 17. Sebruar 1802. Ich gebe Ihnen die Nachricht, daß der hieſige k. k. Kaͤmmerer Graf von Deym?, der ſich vor einigen Jahren

werde Mozart's Requiem nach dem von Mozart's wittwe uͤberlaſſe— nen Manuſcript veroͤffentlichen. Dieſe Bekanntmachung hatte den Anonymus aus ſeiner Verborgenheit herausgetrieben. Vet. O. Jahn 1. Ausg. IV. 700 f., 2. Ausg. II. 554.

1 Nur einer von dieſen Briefen iſt zum vorſchein gekommen.

2 Im Briefe ſteht wiederholt: Dehm.

Müller nannte und eine Kunſtgallerie aus eigner Arbeit einz gerichtet hat, den Kopf Mozart's gleich nach ſeinem Tode in Gips abgeformt hat, und ferner, daß der Sofſchauſpie⸗ ler Lange, ein ſehr guter Maler, ihn groß, aber en profil gemalt hat, welches Gemaͤlde er wahrſcheinlich durch Zuͤlfe des Deym'ſchen Abguſſes, beſonders da er M. gut gekannt hat, zu einem vollkommen aͤhnlichen En-face machen kann. Beide dieſe gerren haben ihre Arbeiten, und werden Ihre Briefe ohne naͤhere Adreſſe bekommen. !

1 Die Todtenmaske wird auch bei Niſſen (S. 574, Anh. S. 181) erwaͤhnt. Wo fie ſich befindet, iſt nicht bekannt. Das Gemaͤlde von Lange, dem Schwager Mozart's, befindet fic) im Mozarteum zu Salzburg. Es iſt nicht fertig geworden, wird aber fuͤr eins der ge— troffenften gehalten. Eine Lithographie erſchien bei Horneman u. Ersler in Kopenhagen. gl. O. Jahn, a. a. O., 2. Ausg. II. 745.

Artszüge aus Briefen ser Schweſter.

St. Gilgen den 4. Auguſt 1799.

Alle Sparten meines Bruders, fo noch in Sanden unſers Vaters waren, uͤberſendete ich im Jahre 1787 nach dem Tode unſers Vaters meinem Bruder nach Wien, bedauere aber ſelbſt, daß ich nicht einige von ſeinen juͤngern Compoſitionen zuruͤckbehalten habe. Bei mir waren fie doch gut aufgeho— ben worden, da ich hingegen von ſicherer Hand und von einem Augenzeugen erfahren habe, daß ſeine Sparten bey ihm nur immer unter dem Clavier herum lagen und die Co— piſten davon nehmen konnten, was ſie nur wollten, und ich konnte auch dieſes um ſo leichter glauben, da mir wohl be— kannt war, daß mein Bruder ſeine aͤltern Werke immer weniger leiden konnte, wie ſtaͤrker er in ſeiner Compoſition wuchs. Ich zweifle alſo nicht daran, daß viele ſeiner juͤn⸗ gern Werke werden verloren gegangen fein.

Die Lebensgeſchichte meines Bruders betreffend, iſt mir ſehr auffallend, daß Sie keine Meldung des Nekrologs von Hr. Profeſſor Schlichtegroll machen, worinnen doch eine aͤchte Biographie meines Bruders enthalten iſt und wozu ich auf Anſuchen eines Freundes einen Aufſatz einſchickte. Auch ſendete ich ihm Auszuͤge aus Briefen und Schriften und Sinngedichte, die mit viel Wuͤrze und Laune geſchrieben find, die der Sr. Profeſſor aber vielleicht wegen der Menge, die ſein Werk um ein Betraͤchtliches vermehrt haben wuͤrde, und

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weil er den Werth derfelben, da fie in franzoͤſiſcher, ita⸗ lieniſcher und deutſcher Sprache abgefaßt ſind, durch Ueber⸗ ſetzung nicht ſchmaͤlern wollte, beſeitigte. Wollen Sie, daß ich Ihnen dieſen meinen Aufſatz nebſt allen dieſen Schriften zuſenden ſoll, fo melden Sie mir es gefaͤlligſt.

Von einer Biographie des Zerrn Profeſſor Niemtſchek aber habe ich nie etwas gehoͤrt.

Sie wuͤnſchten Lieder, welche mein Bruder vor dem Jahre 1784 componirt hat, zu beſitzen. Allein, fo viel ich mich erinnern kann, fo machte er damals gar keine Lieder, fonz dern ſehr viele italieniſche Arien, wovon die Sparten auch ſeine Srau haben muß. Ich beſitze nur in Abſchrift einige Lie⸗ der mit Begleitung der Harmoniale und eine franzoſiſche Arie.! Die franzoͤſiſche Arie lege ich bei.

Die Muſikaliſche Zeitung, von der Sie mir ſchreiben, iſt mir ſo wenig als die Anzeige der Werke meines Bru⸗ ders bekannt.

St. Gilgen den 24. November 1799.

Mit Vergnuͤgen tiberfende ich Ihnen den Aufſatz, fo ich aus Briefen, die mein Vater auf ſeinen Keiſen nach Salz⸗ burg ſchrieb, ausgezogen und auf Verlangen eines Freundes unſers gauſes ihm uͤberſchickt habe, der ihn dann Br. Prof. Schlichtegroll ubermadhte. Hier folgen auch einige Elogen, Aufſaͤtze, Sonette, Auszuͤge aus Briefen u. dgl.

Sie wuͤnſchen noch etwelche Anekdoten aus meines Bru⸗

1 Was das fur Stuͤcke „mit Begleitung der Harmoniale“ find, iſt nicht zu beſtimmen. Die franzoͤſiſche Arie iſt wohl eines der 1778 in Mannheim componirten franzoͤſiſchen Lieder. gl. die Briefe Mozart's vom 7., 22. und 28. Sebruar 1778 und KRoͤchel's Verzeich⸗ niß Nr. 307 und 308. g n

ders Leben zu wiſſen. giemit folgen einige aus feiner Kindheit, im Salle Sie ſolche gebrauchen wollen. !

Die Abſchriften von einigen ſeiner Meſſen habe ich nach dem Tode meines Vaters in das Kloſter zum heil. Kreuz

nach Augsburg geſchickt. Die Sparten davon hatte mein Bruder ſeel.

Alle mitgetheilte Stucke hoffe ich ſeiner Zeit wieder zuruͤck zu erhalten.

Ich tiberfende Ihnen auch einen Kupferſtich, der wie wit in Paris waren geſtochen wurde 2. Zieraus ſehen Sie, daß mein Bruder ein recht huͤbſches Kind war. Erſt nach den Blattern hatte er ſich ſo verunſtaltet, und noch mehr, wie er von Italien zuruͤckgekommen, bekam er die welſche gelbe Farbe, die ihn ganz unkenntlich machte. Er war ein kleines, doch proportionirtes Kind.

St. Gilgen den 8. Sebr. 1800. ; Um aber meine Dankbarkeit fur die uͤber— fbicren gefte zu bezeigen, fo uͤberſende ich Ihnen eine Fuge

1 Nun folgen die vier „Anekdoten“, die in der Leipziger Allg. Muſik. Zeitung vom 22. Januar 1800 (S. 300) ziemlich genau und zum Theil woͤrtlich veroffentlicht find. Nur die erſte von ihnen hat in der Zeitung einige unweſentliche Zuthaten bekommen. Im Briefe lautet ſie ſo:

Iten. Da die Reifen, fo wir machten, ihn in unterſchiedene Laͤnder fuͤhrten, fo ſann er ſich, waͤhrend daß wir von einem Ort in das andere fuhren, ein Roͤnigreich aus, welches er das Rö— nigreich Kuͤcken nannte. Er fagte, er ware der Konig von die— ſem Reiche, und unſer Bediente, der ein wenig zeichnen konnte, mußte eine Karte davon machen, wovon er ihm die Namen der Staͤdte, Naͤrkte und Doͤrfer dictirte.

Die Melodie, von der in der zweiten Anekdote Sie Rede iſt und welche in der Zeitung weggeblieben iſt, findet man in Niſſen's Biographie S. 35.

2 wahrſcheinlich der Stich von Delafosse. gl. O. Jahn a. a. O., 2. Ausg. I. 35, II. 739.

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und Praeludium, fo mein Bruder fur mich gemacht hat, und da ich es in Manuscript wie Sie ſehen beſitze, fo Fonz nen Sie verſichert fein, daß es in keiner andern Sand fein kann 1. Zier folgen auch von 3 Sonaten die Anfangsthemen, die ich in Abſchrift beſitze.? Sonata I. Allegro. By 2 D

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Sonata III. Allegro. E oe ai F e i

Auch habe ich eine ganz kleine Nachtmuſik, beſtehend in 2

1 Ohne Sweifel das in Boͤchel's verzeichniß unter Nr. 394 an- gefuͤhrte Werk.

2 Rodel fuͤhrt die 3 Sonaten (verz. S. 517) unter den zweifel— haften Compoſitionen an. Jetzt gehoren fie zu den verloren gegan— genen. Denn daß die Sonaten echt ſind oder waren, kann nach dem Zeugniß der Schweſter nicht bezweifelt werden.

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Violin und Baſſo. Da es aber eine fehr ſimple Compo— ſition, die er in ſehr fruͤhen Jahren gemacht hat, iſt, ſo getraute ich mir nicht, ſolche zu ſchicken, da ſie mir zu un— bedeutend ſchien.!

Des gerrn Prof. Niemtſcheck's Biographie machte mein ſchweſterliches Gefuͤhl gegen meinen ſo innig geliebten Bru— der wieder ganz rege, fo daß ich ofters in Thranen zerfloß, da ich erſt itzt mit der traurigen Lage, in der ſich mein Bruder befand, bekannt wurde. 7

St. Gilgen den 23. Maͤrz 1800.

Ich habe Ihnen nun nichts mehr zu ſchicken, als die 3 Sonaten, ſo Sie verlangten, und 2 Stuͤcke, welche ſeine erſte Compoſition auf 4 Sande waren.

1 Yon dieſer Compoſition haben wir keine Kenntniß. 2 Auf obigen Brief antworten Breitkopf u. Haͤrtel am 28. Sebruar 1800 u. A. Solgendes: „Ueberhaupt laſſen uns ſehr viele eigenban- dige Briefe Ihres an Geiſt und Herzen großen Herrn Bruders, welche er an mehrere ſeiner vertrauten Sreunde und ſelbſt an ſeine Gattin ſchrieb und in deren Beſitz wir gekommen find, oft mit Wehmuth bedauern, daß er in manchen wichtigen Dingen nicht gluͤcklich war und daß fein emporſtrebender Geiſt mit fo manchen Sinderniſſen zu kaͤmpfen hatte. Mit Dankbarkeit und Achtung werden wir in feiner Biographie das, was wir bereits von Ihnen wiſſen, fo wie die Aeußerungen Ihrer ſchweſterlichen Zaͤrtlichkeit fuͤr denſelben und Ihre Bereitwilligkeit, uns ſowohl in dieſer Lebensbeſchreibung als in der Herausgabe ſeiner Werke zu unterſtuͤtzen, aufnehmen. moͤch— ten wir dies auch von ſeiner wittwe thun konnen! Doch dieſe ſcheint einen augenblicklichen Vortheil allen Ruͤckſichten auf das An— denken ihres Gatten vorzuziehen“.

3 Die 3 Sonaten ſind die in dem Briefe vom 8. Sebruar er— waͤhnten. Die vierhaͤndigen Sticke find als verloren zu betrachten. Eines derſelben iſt wohl das, woruͤber der Vater am 9. Juli 1765 aus London ſchreibt: „In London hat Wolfgangerl fein erſtes Stück flix vier Sande gemacht!“. S. Niſſen's Biographie S. 102.)

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Nottebohm, Guetav, 1847 1882.

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