DEN —
— N Si LUNG 3
<
N
72 3 D AN a . . 5 0 NE INS | 7 N ZEN N UWG MEZ \ = — u
S
N N SD 5 95 E . DR =. In ER 9 S E
> —
A Ne ANNE Pr uf —
7
* „
xt & ) > [
I W
[9 f 4
8
8 u )
SIR 0 X S | IV
DENE
i
22 8 y, 3
un — NEN N Ne U 4 NZ 2 N 4
. 5 — 3), 29
> de N N 38 A - A NEN Zt oO uU =
Eu 1 * > 1 - 85 . 2 1 f ‘ N 2 y F ’ — fi . % 0 \ J — = . „ 1 K 0 9 I ‘ ” 4 5 — 1 5 4 f F * 5 I 8 — 0 2 0 0 J x 1 47 ee ' 8 . * . * N 5 - 2 f 9 » A 9 „ N * 5 * * 2 2. + 2 3 2 N N * f Full f 5 En 5 £ N 1 f 1 7 Le ' \ " ' y * „ 1 f 115 7 5 0 1 0 85 0 . 2 P . ö 2 * EN N a 8 \ N N 9 j 5 San “ 8 ar 1 1 - 1 1 1 0 > “ 3 1 5 1 I j 2 2 * 0 — N * * 1 5 ’ 1 * . x 4 4 * E „ * x * * 2 * = 4
* —
Die Kunſtdenkmäler
der
Provinz Brandenburg.
Di Hunſtdenkmäler
01% . | Mrovinz randenburg.
4 09 L TG) SI x
Herausgegeben vom Brandenburgiſchen Provinzialverbande.
a *.
Band VI, Teil 3
Weſtſternberg.
Berlin. Im Kommiſſionsverlage der Voſſiſchen Buchhandlung. 1913.
Die Hunſtdenkmäler des Hreiſes Meſeſternberg.
m
Unter der Schriftleitung des Provinzialkonſervators Theodor Goecke bearbeitet
von
Architekt Dr. phil. Wilhelm Jung und Profeſſor Dr. Willy Spatz.
> *
Mit 2 Karten, 10 Tafeln, 216 Abbildungen im Text.
Berlin.
Druck von Meiſenbach Riffarth & Co. 1913.
Bisher find erſchienen:
Band J. Teil 2 Oſtprignitz 1907. „ I. „ 1 Weſtprignitz 1909. WI. 1 Lebus 1909. „ II. „ 3 Stadt und Dom Brandenburg 1912. „ VI. „ 2 Stadt Frankfurt a. O. 1912. 1
„ , Weſthavelland 1913.
In Vorbereitung:
Band I. Teil 3 Ruppin. „ II. „ 2 Oſthavelland. „can „ WII, „ d Sr
Inhaltsüberſicht.
en . Ne I n li Seumftgeichichtliche Überfichte: 2 une 2 0 XIV Beſchreibung der Kunſtdenkmäler 1 Ortſchaftsverzeichnis . 221 Verzeichnis der Textabbildungen. 222 Verzeichnis der Karten und Tafeln . 225 Verzeichnis der Familien, Stifter uſw. 226 Meiſterverzeichnis 230
eee ri 3
| e ee e als
ö e
et Bern
) 1 6 je rn, 0
lb . 17 AR Hoi Br
% e ee
Mi (E00 2
9
Vorwort.
Ziemlich gleichzeitig mit dem 1. Teile des II. Bandes folgt der den Kreis Weſt— ſternberg umfaſſende Teil 3 des VI. Bandes, auch dieſer zunächſt unter Verzicht auf die geographiſch-geologiſche Einleitung, die dem Teil Oſtſternberg vorbehalten bleibt, da Herr Profeſſor Dr. Solger erſt im Laufe des Jahres aus Peking zurückkehrt. Die kunſtgeſchichtliche Überſicht ſowie das eigentliche Denkmalverzeichnis und die zuge— hörige baugeſchichtliche Darſtellung, die Zeichnungen und die photographiſchen Auf— nahmen einſchließlich der farbigen Tafeln ſind wieder vom Architekten Dr. phil. Jung geliefert worden, während die geſchichtlichen Einleitungen der Feder des Herrn Profeſſor Dr. Spatz entſtammen. Für die überaus eifrige Mitarbeit auch an dieſem Bande ſei Herrn Hoffmann in Frankfurt a. O., gedankt, insbeſondere für die ſorg— fältige Durchforſchung der Archive, vornehmlich des Regierungsarchivs in Frankfurt a. O. ſowie der Archive zu Droſſen und Reppen.
Ferner ſei den Behörden und Körperſchaften, namentlich dem Landrat Herrn Grafen v. Finckenſtein, ſowie den Herren v. Kaphengſt CH), v. Pappritz, Pfarrer Koll— mann u. a. m. für die vielfache freundliche Unterſtützung vielmals gedankt.
Druck, Broſchur und ſämtliche Kliſchees zu den Textabbildungen ſowie die Lichtdrucke und farbigen Tafeln ſind von der Firma Meiſenbach Riffarth & Co. in Berlin-Schöneberg ausgeführt worden.
Berlin, im März 1913. Goecke
Provinzialkonſervator.
A e „ ele De 5% A oe ET, 25 n.
„ 15
e
l
x ze t * 1
5
u
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. VI. 3. Weststernberg.
FL Kt i
RAN
‚Nulmen A
7
ORTE vor 10- 50000 Einwohnern Vorwerk Orte wn 5-10000 5 Schloß od, Gut Ziegelei Orte unter 5000 u SD Dörfer mit Kirche Bergwerk 0 5718 Windmühle Filinlkirchdörfer N Dörfer ohne Kirche, Bauernschaften Schleuse Provinzial - Chaussee Zweigleisige Hauptbahr. Kreis- Chaussee, Eingleisige Hauptbahn Gebaute Straße Neben-oder Kleinbahn Gebesserter Weg projektierte Eisenbahn
Feldweg mie: Provinz - Grenze RE KHreis- Grenze
1:200 000. „ „ o
Lith.Anstx. Bogdan Gisevius, Berlin W.
Quellen.
Archivalien (Urkunden, Akten u. dgl. m.).
Die bodenſtändigen Archivalien ſind, zum Teil auch infolge feindlicher Einfälle und verheerender Brände, nur geringfügig: Urkunden und Akten in Droſſen reichen knapp bis ins 16. Jahrhundert zurück; auch in Reppen, Göritz, ſowie in den Dörfern ſind keinerlei nennenswerte Beſtände vorhanden. In den Pfarrarchiven finden ſich nur vereinzelt Materialien aus der Zeit der Reformation (jo zu Reppen)z über die Kriege — beſonders 1756 bis 63 — enthalten mehrere Kirchenbücher Auf— ſchlüſſe (Pinnow, Tornow, Ziebingen). In den Gutshäuſern lagern nur ausnahmsweiſe Urkunden aus dem 16. oder gar dem 15. Jahrhundert (Radach, Matſchdorf).
Von auswärtigen Archiven kommen vornehmlich in Betracht:
J. Stadtarchiv zu Frankfurt a. O.:
Reicher Beſtand an mittelalterlichen Urkunden (die von den Markgrafen im 14. Jahrhundert hier niedergelegten wurden 1912 an das Geh. Staatsarchiv abge— liefert); Annalen des Pfarrers Heinſius (Mitte des 17. Jahrhunderts).
II. Regierungsarchiv zu Frankfurt a. O.:
Akten und Pläne der früheren Kriegs- und Domänenkammer zu Cüſtrin, 18. Jahr— hundert (3. B. „Nachrichten von den Dörfern u. ſ. f. des Kreiſes“ von 1785); Beſtand— teile des fruͤheren Johanniterordensarchivs zu Sonnenburg, 16. bis 19. Jahrhundert, betr. z. B. Ordensamt Rampitz (vgl. v. Pflugk-Harttung, Anfänge des Johanniterordens in Deutſchland, Berlin 1899, S. 136 ff.); Akten der nach 1810 neugebildeten Regierung 63. B. Indaganda von 1814).
III. Geh. Staatsarchiv zu Berlin:
1. Urkunden aus dem 13.— 17. Jahrhundert; a) Templerurk., 1229 —1311, b) Johanniterurk., Anfang des 14. bis Anfang des 19. Jahrhunderts, c) Urk. märkiſcher Ortſchaften, betr. z. B. Hochſtift Lebus, ferner einzelne Orte wie Groß-Gandern u. a. m. Kurmärkiſche Lehnskopiarien (Rep. 78) und Kopiarbücher des Johanniter— ordens (Prov. Bröbg., Rep. 9), 15.—18. Jahrhundert; 3. Landbuch Kaiſer Karls IV., um 1375; 4. Catastrum ecclesiae Lubucensis: Kataſter der Lebuſer Kirche, begonnen um 1405 (Verzeichniſſe der Kirchen, Regiſter des Landes Sternberg von 1161); 5. Aktenvolumina in Rep. 21, 16.— 18. Jahrhundert (betr. z. B. Droſſen); 6. Aktenvolumina in Rep. 22 (Lehnſachen der adligen Familien);
4
Kunſtdenkm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weſtſternberg. II
Il Weſlſlernberg.
7. Beſtandteile des früheren Johanniterordensarchivs zu Sonnenburg (vgl. Überſicht bei v. Pflugk-Harttung, a. a. O., S. 136 f.);
S. Rep. 92, Beckmanns Nachlaß, etwa 1713—1756 (mit den vornehmlich durch die Geiſtlichen erfolgten Beantwortungen der durch die beiden Beckmann geſtellten Fragen).
Damit iſt bei weitem noch nicht die Fülle des Materials erſchöpft. So enthält Prov. Brobg., Rep. 16 (II. c, y 1) Philippis Nachrichten von den Städten im Regierungsbezirk Frankfurt; ferner betreffen Akten des Generaldirektoriums Neumark Amterſachen des 18. Jahrhunderts (Amt Frauendorf u. a. m.).
IV. Königliches Konſiſtorium zu Berlin:
Kirchenbauſachen in Balkow (1815), Bottſchow (1853), Döbbernitz (1815), Lau— bow (1833), Sandow (1812), Wildenhagen (1817) u. a. m.
Lileralur.
Wie für die geſamte Mark iſt auch für Weſtſternberg Riedels Codex diplo— maticus Brandenburgensis von größter Bedeutung; der 19. Band (Berlin 1860) bringt auf S. 124— 173 die wichtigſten Urkunden aus der Zeit von 1241-1539; ferner verdienen der 20. und 23. Band wegen der Frankfurter und Oſtſternberger Urkunden beſondere Berückſichtigung.
Die in Sonderheit das Land Sternberg betreffende Literatur iſt nicht reich. Noch immer die beſten, auf Urkunden zuverläſſig gegründeten Angaben finden ſich in Wohl— brücks Geſchichte des Bistums Lebus (3 Bände, Berlin 183032), umfaſſend das 11.— 16. Jahrhundert; hier ſind auch die ſpätmittelalterlichen Chroniken wie Dlugoß, Historia Poloniae, und Krantz, Vandalia, berückſichtigt. Wedekind, „Sternbergiſche Kreis-Chronik“ (Zielenzig 1853, 367 Seiten) und W. Freier, „Das Land Sternberg“ (Zielenzig 1892, 780 Seiten) bieten nur hie und da verſtreut zweckdienliche Daten. Die Epoche der Koloniſation behandelten neuerdings ausgezeichnet Breitenbach „Lebus unter den Piaſten“, und, in weit umfaſſendem Rahmen, P. v. Nießen, „Die Neumark, im Zeitalter ihrer Entſtehung und Beſiedlung (vgl. auch Kunſtdenkmäler, „Frankfurt“, S. VI). Zur Geſchichte des Johanniterordens vergleiche man A. v. Winterfeld, Geſchichte des Ordens mit befonderer Berückſichtigung der Ballei Brandenburg (Berlin, 1859).
Eine Fülle von geſchichtlichem und ſtatiſtiſchem Material bieten Büſching, Erd— beſchreibung, 8. Bd. (1791), S. 575 f.; Bratring, Beſchreibung der Mark, 3. Bd. (Berlin 1809), S. 259— 295; Berghaus, Landbuch der Mark, 3. Bd. (Brandenburg 1856), S. 242— 308; Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Statiſtika betr. die neueſte Zeit verdanke ich den Mitteilungen des Kgl. Landratsamts zu Reppen.
Eine Karte des Sternbergſchen Kreiſes entwarf D. F. Sotzmann (Berlin 1795).
Eine Sammlung von Siegelabdrücken befindet ſich im Geheimen Staatsarchiv in den Kollektaneen Hupps, des Verfaſſers von „Die Wappen und Siegel der deutſchen Städte“ (Provinz Brandenburg, im 1. Bd., 1. Heft, 1894, Frankfurt a. M.).
III
Geſchichtliche Einleitung.
Grenzen und Bodengeſtaltung.
Der Kreis Weſtſternberg gehört mit einem Umfang von 1142 qkm = 20,8 Quadrat- meilen ſeiner Flächenausdehnung nach zu den mittleren Kreiſen der Provinz; in der Dichtigkeit ſeiner Bevölkerung, die knapp 40 Einwohner auf den Quadratkilometer be— trägt, bleibt er hinter dem Durchſchnitt von über 80 Einwohnern weit zurück. Die Grenzen des in ſeinen Umriſſen — abgeſehen von einer Ausbuchtung im Südweſten — einem unregelmäßigen Viereck vergleichbaren Gebiets ſind nach Weſten hin das Oder— tal, im Norden der Warthebruch im weiteſten Sinne des Wortes. Im Süden jenſeits der Pleiske ſchließt ſich das vom Mittelalter an im großen und ganzen eine ge— ſchloſſene Einheit bildende Herzogtum Croſſen an, dagegen verdankt die Grenze nach Oſten erſt der modernen Verwaltung ihre Entſtehung.
Im Kreiſe wechſeln fruchtbare Striche mit unergiebigen Sandflächen. Zu Körner— und Rübenbau ſind infolge der Eindeichung der Oder die Niederungen geeignet, die ſich die Oder entlang von Rampitz bis nach Göritz hinaufziehen. Ferner iſt auch die waldarme Hochfläche um Kohlow herum nahe Droſſen ertragreich. Geringeren Boden dagegen weiſen beſonders die Feldmarken im Südoſten (FLeichholz u. a. m.) in der Nach— barſchaft von Oſtſternberg und Schwiebus auf, ebenſo wie auch das Höhenland, das die Oderniederungen begleitet, vornehmlich im Süden vielfach nur ſandig, mit niedrigem Holz beſtanden iſt. Für Fiſcherei eignet ſich beſonders die Oder mit ihrem vielfachen Wandlungen unterworfen geweſenen Bett, ſowie der an Seen und Bächen reiche Einſchnitt, der ſich in der Oſthälfte des Kreiſes von Norden an (Lenzeniederung mit Droſſen) über Reppen (Eilangtal) bis zum Pleiskegebiet bei Sandow hinzieht.
Alteſte Geſchichte.
Ein Blick auf die Zwillingskreiſe Weſt- und Oſtſternberg in ihrer Geſamtheit erweiſt, daß ſie nach Oſten hin völlig ungeſchützt liegen; nach Weſten dagegen bildet das weite, ehedem von Sümpfen und „faulen Waſſern“ angefüllte Odertal eine ſehr ſchwer zu überſchreitende Grenzlinie. Das Verhängnis wollte es nun, daß die hauptſächlichſten kulturfördernden Einflüſſe von Weſten her kamen, während von Oſten her nur allzuoft kulturvernichtende ſich nahten. Erſt die Entwicklung in allerneueſter Zeit hat mit Schaffung einer feſten, durch die Provinz Poſen gebildeten Vormauer hierin Wandel geſchaffen.
Aus der Zeit vor dem 12. Jahrhundert liegen keinerlei Sondernachrichten über die an der mittleren Oder, füdlich des Einfluſſes der Warthe gelegenen Lande vor. Bis zur Zeit der Völkerwanderung wohnten hier deutſche Stämme, vom 5. Jahrhundert an erfolgte ſodann eine Überflutung durch die Slawen, die ſich bis zur Zeit der
. I1*
IV Weſlſlernberg.
Ottoniſchen Kaiſer ungeſtört behaupteten. In dieſe Frühzeit der deutſchen Reichs— geſchichte hat die legendariſche Überlieferung, im Lande Sternberg von beſonderer Zähigkeit, die Anfänge der auf literariſchen Quellen begründeten Lokalgeſchichte zu verlegen geſucht; ſchon damals, um und nach 966, ſeien das Bistum Lebus, die Städte Droſſen und Reppen emporgewachſen! Dagegen ſei betont: Urkunden und Chroniſten jener Zeit berichten nur von der Begründung einer Oſtmark durch den gewaltigen Gero, von der Errichtung des Erzbistums Magdeburg und der ihm unter— geordneten Bistümer wie Brandenburg, Havelberg, Meißen, und endlich von ein— zelnen, wenigen Zügen deutſcher Herrſcher in die Lande zwiſchen Oder und Weichſel — wobei genauere Ortsbezeichnungen faſt ganz ausfallen. Feſt ſteht endlich, daß es den Deutſchen damals noch nicht gelang, Polenfürſten wie z. B. Miesco (Miſeko), der 966 das Chriſtentum angenommen und im Jahre darauf das Bistum Poſen ge— gründet hatte, oder gar Boleslav Chrobry gegenüber zu dauernd vorwaltendem Einfluß im Lande Sternberg und ſeinen Nachbargebieten zu gelangen. Die polniſche Kirche hat hier zu Lande freilich nichts von Bedeutung geſchaffen, und Anklänge an jene polniſch-ſlawiſchen Zeiten finden ſich nur auf dem Gebiete der Ortsnamen, in denen ſich die gens Sclavorum ultra Albiam, wie es in Urkunden des 10. Jahrhunderts heißt, bis auf den heutigen Tag verewigt hat. Die Namen der drei Städte Weſt— ſternbergs ſind ſicherlich ſlawiſch, der Dörfer zum überwiegenden Teil. So ſind Otſcher (einſtmals Ovezar) und Zweinert (Swynar) von den Bezeichnungen für Schaf und Schwein herzuleiten. Ausgeſprochen ſlawiſches Gepräge tragen Balkow, Bottſchow, Leiſſow, Lübbichow, Storkow und Tſchernow, Döbbernitz, Grimnitz, Kloppitz, Kunitz und Rampitz, ferner die urſprünglich einſilbigen Drenzig, Kohlow, Läſſig, Reipzig, Stenzig und Zohlow, endlich Görbitſch, Polenzig, Schmagorei und noch manche andere. Von befonderem Intereſſe iſt der dem Deutſchen angepaßte Ortsname Kirſchbaum, früher Cerßboum, ferner Gohlitz, früher Goles- oder Bolescoviz. Deutſchen Urſprungs find nur Buchholz, Frauen— dorf, Hildesheim, Klauswalde, Kunersdorf, Matſchdorf, Neuendorf und Wildenhagen.
Deutſche Koloniſation.
Im Jahre 1133 erſcheint urkundlich der erſte Biſchof von Lebus, Bernardus episcopus Lubucensis. Etwa zwei Menſchenalter darauf gelang es ſchleſiſchen Herzögen, das Gebiet rechts und links der mittleren Oder bis zur Warthemündung, die „terra Lubus“, ihrem Einfluß zu erſchließen. Doch auch ſie mußten um 1250 wiederum vor den askaniſchen Markgrafen Johann J. und Otto III. und dem Magdeburger Erz— biſchof zurückweichen. Von nun an ergoß ſich ein unwiderſtehlicher Strom deutſcher Koloniſten von Oſten her in den rechts der Oder gelegenen Teil des Landes Lebus, für den es damals noch keine Sonderbezeichnung gab; zumeiſt nahmen die Zuzügler wohl den Weg über das ſeit 1253 unter askaniſchem Schutz immer mehr empor— ſtrebende Frankfurt, denn hier allein bot ſich Gelegenheit zum Überſchreiten der Oder. Auf faſt jungfräulichem Boden durften die Deutſchen wirken und ſchaffen, denn weder die ſchleſiſchen Herzöge noch das ſchleſiſche Kloſter Leubus, ſeit etwa 1236 im Beſitz
Gejchichtliche Einleitung. V
von Rampitz, hatten weiterreichenden Einfluß gewonnen, und auch der Templerorden, ſo mächtig er ſeit 1235 im Lande Cüſtrin, ſeit 1244 in Zielenzig und Umgegend da— ſtand, hatte in Weſtſternberg nur geringfügigen Beſitz, u. a. Buchholz und Laubow.
In dem halben Jahrhundert von 1250 — 1300 erhielt nun der Weſtſternberger Kreis oder auch „das blaue Ländchen“, wie man ihn in ſpäterer Zeit wegen ſeiner vielen Waldungen nannte, das Gepräge, das ihm bis auf den heutigen Tag geblieben iſt: die drei kleinen, von vornherein beſcheiden zugeſchnittenen und auch noch heute wenig volkreichen Städte entſtanden, unter denen das dem Biſchof von Lebus zuſtehende Droſſen zuerſt ge— nannt wird, und zwar in einer Urkunde von 1252. Alle noch heute beſtehenden dörflichen Ortſchaften wurden angelegt. Etwa in vier Gruppen laſſen ſie ſich ſcheiden: die mit gutem Acker ausgeſtatteten Dörfer auf der ebenen Hochfläche um Kohlow-Drenzig herum, die Walddörfer mit geringer Ackerfläche im Süden und Oſten (Gräden, Matſch— dorf, Reichenwalde, Döbbernitz), die ſehr großen Ortſchaften wie Ziebingen oder Tſchernow, dort gelegen, wo der Kreis ſich zur Oder- und Wartheniederung herab— ſenkt, mit weit ausgedehnten, z. T. auf der Höhe, z. T. in der Niederung gelegenen Ackerflächen. Endlich Oderdörfer wie Aurith, Kunitz, Reipzig, mit einer hauptſächlich auf Schiffahrt oder Fiſcherei angewieſenen Einwohnerſchaft. Alle dieſe verſchiedenen Abarten von Ortſchaften beſtanden um 1300 und beſtehen noch heute, und wenn man von vereinzelten Arbeiterkolonien (Friedrichswille) abſieht, iſt auch keine neue hinzugekommen; andererſeits iſt die Zahl der wüſt gewordenen Dörfer auffallend gering: zu ihnen find Barſchſee (nahe Leichholz), Wyſtock bei Sandow und Pamezyn bei Frauendorf zu rechnen. Wie auch im Kreiſe Lebus und anderwärts in der Mark iſt für viele Dörfer die Normalausſtattung mit 64 Hufen — darunter 4 Pfarrhufen — charakteriſtiſch, z. B. Bottſchow, Klein-Kirſchbaum, Kohlow, Lieben, Schmagorei, Wilden— hagen, Zerbow. Abgeſehen von den Kietzen fehlen die ‚Wendendörfer, slavicales villae, gänzlich.
Die Markgrafen und die Kirche.
Mit den hochſtrebenden Askaniern, die mit ihren Rittern kraftvoll den Grenz— ſchutz von Zielenzig aus gegen die polniſchen Herzöge zu Meſeritz zu wahren verſtanden, konnten die Erzbiſchöfe auf die Dauer nicht gleichen Schritt halten. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts waren die Markgrafen die unbeſtrittenen Herren über das ganze Land Lebus, links wie rechts der Oder, und nur eine, freilich recht bedeutungsvolle Tatſache erinnert noch heute an die Prälaten, nämlich der Name des rechts der Oder gelegenen Teiles. Man darf wohl annehmen, daß er auf den Magdeburger Erz— biſchof Conrad (1266 —1277), einen geborenen Grafen von Sternberg aus weſtfäliſch— lippiſchem Geſchlecht zurückgeht, der vielleicht als Erbauer des Schloſſes Sternberg dem ganzen Ländchen den Namen gegeben hat; auch hat Paul v. Nießen mit Recht auf die auffallende Namensgleichheit zwiſchen Weſtſternberger Dörfern und Orten nahe Magdeburg, z. B. Bergen, Sandow, hingewieſen.
Die kirchliche Organiſation, im engſten Anſchluß an die Laienkoloniſation ent— ſtanden, war in den Grundzügen um 1300 ſchon feſtgelegt, wenn auch erſt ein Lebuſer
VI Weſlſlernberg.
Bistumsregiſter aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts hierüber Auskunft gibt. Der biſchöfliche Sprengel von Lebus zerfiel in mehrere Bezirke, ſog. „Sitze“. „Ad sedem Osnen“ gehörten folgende Kirchen: Goricia, Sebitz, Czernow, Radekow (Radady), Grunow, Stentz (Stenzig), Spudlow, Sefelt, Swyner (Zweinert), Czerbow, magna Radow, parva Radow (Groß- und Klein-Rade), Leſsk (Läſſig), Frawendorff, Belitz, Lissow, Cunradstorff, Ripschitz (Reipzig), Bischovisse, Storkow, Kawl (Kohlow), major Lubechyn (Groß-Lübbichow), Drentzk, Czawl Gohlow), Olsna, Cirſsbowm, Smogarya, Lybnow (Lieben), Lubna (Xaubow), Clawswalde, Polentzk, Bebirtich. Zum Reppener Bezirk gehörten, „Subscripte ecclesie adiacent Rippin“: Ryppin, Wildenhagen, Hildbrandfsdorff (Hildesheim), Gorbitz, Gandir, Richin- walde, Syrtzik, Czebingen, Balkow, Matzdorff. Von Zielenzig, „Czelentzk“, endlich hingen Pynnow, Botczow, Belitz und Tornow ab. Reicher Privatbeſitz eignete dem Biſchof von Lebus, denn laut Schutzbrief, den Biſchof Stephan II. am 3. Februar 1317 von den Markgrafen Johann und Waldemar erhielt, beſaß das Stift außer „Goricz“ noch die zehn Dörfer „Golitz, Lesk, Ottezar, Groß- und Klein-Radowe, Sabyz, Seveld, Spudlowe, Stanck und Swinar“: alle dieſe Ortſchaften ſind in der oben erwähnten Urkunde von 1252 noch nicht genannt, vielleicht war Droſſen von den Markgrafen gegen ſie eingetauſcht worden.
Fluctuat nec mergitur.
Über die von 1250 bis 1300 feſtgegründeten Gewalten brachen im 14. Jahr— hundert verheerende Stürme herein: „heftig ſchwankt das Schiff, doch es geht nicht unter“ (fluctuat nec mergitur). Das Jahr 1312 ſah das grauenvolle Ende des Templerordens. 1320 erloſch das askaniſche Haus, und damit verlor das Land Lebus ſeine unermüd— lichen Schirmherren. Die Wittelsbacher Markgrafen waren durch ihren Streit mit dem Papſt oft gelähmt, der polniſche König dagegen wurde im Lande öſtlich der Oder immer mächtiger. Der Lebuſer Biſchof mußte mit anſehen, wie der markgräfliche Hauptmann Wulkow nicht allein ſeine Kathedrale in Göritz, ſondern auch viele aus Stein erbaute Kirchen (ecclesias lapideas) gänzlich zerſtörte. Wie ſich die Zeiten geändert hatten, erfuhren die Landbewohner 1325, als Polen, Litauer, Reußen und Walachen auf Antrieb des Königs Wladislaus Lokietek das Land Lebus diesſeits und jenſeits der Oder verwüſteten und dabei 140 Dörfer ſamt ihren Kirchen in Aſche legten. Heftige Vorwürfe machte Kaiſer Ludwig 1328 dem Papſte Johann XXII., die Slawen zu dieſem Einfall angeſtiftet zu haben, ſodaß noch jetzt, wie er ſagte, die Einwohner der Mark die ihnen von fremden Barbaren infolge dieſer Schandtat des Papſtes ge⸗ ſchlagenen Wunden beweinten. Die Johanniter, die den Beſitz vieler Templergüter angetreten hatten — 1322 überließ ihnen beiſpielsweiſe Herzog Heinrich von Schleſien Zielenzig — haben in dieſem Kriege ſich weder zu Gunſten der einen noch der andern Partei eingemiſcht.
Mit neuer Heftigkeit loderten die Kämpfe zur Zeit des falſchen Waldemar auf. Damals, 1351, nahm den Lebuſer Biſchof Apetzko einer der Mannen der Wittelsbacher
Geſchichtliche Einleitung. VII
Markgrafen, Henzlin v. Waldow, gefangen. Zwei Jahre darauf wurde Waldow mit der Vogtei Droſſen betraut und ſomit als Wahrer der Rechte des Markgrafen, als Hüter der öffentlichen Ordnung an die Spitze des Gebiets rechts der Oder geſtellt, während Heinrich v. Eichendorf zur ſelben Zeit die Vogtei von Lebus verſah.
In welchem Maße das Land Sternberg ſich zur geſchloſſenen Einheit heran— entwickelt hatte, lehrt das um 1375 entſtandene Landbuch Kaiſer Karls IV. Das „territorium Sterneberg“, das hier ſcharf von dem Lande Lebus, „territorium Lubucense“ geſchieden wird, gehörte zur Mark jenſeits der Oder (Marchia Trans- oderana) und zwar bildete „der große Warthefluß“ eine Scheidelinie, die den größeren nördlichen Teil dieſer „Marchia“ von dem kleineren nach Oſten — versus orien— tem — gelegenen, alſo unſerem Lande Sternberg, abtrennte.
In Sonderheit in Weſtſternberg werden als feſte, dem Markgrafen gehörige Plätze Droſſen und Reppen genannt, zu Sandow ſaß der markgräfliche Lehnmann Johannes Sack, zu Rampitz der v. Oinitz. Göritz gehörte dem Biſchof, Drenzig dem mark— gräflichen Vaſallen Petz v. Loſſow, ebenſo waren die Loſſow zu Bottſchow und Radach anſäſſig. Alſo zählte der Kreis nicht weniger als acht „municiones et opida“, die vielleicht zum Teil erſt in den vorhergehenden unruhevollen Zeiten von Rittern auf eigene Fauſt, ohne Befragung des Landesherrn, angelegt worden waren. Welche Gefahr ſolche Burgen unter einem ſchwachen Landesherrn wie Markgraf Jobſt in fich bargen, erwieſen die erſten Jahre des 15. Jahrhunderts, als Petz v. Loſſow von ſeiner Burg Bottſchow aus derart die Umgegend beunruhigte, daß die Bürger von Droſſen und Reppen ſich mit den Frankfurtern verbündeten, um die „municio“ zu zerſtören. Petz gelobte Beſſerung, und ähnlich den Quitzows in der Prignitz hat ſich ſein Geſchlecht noch Jahrhunderte lang im Lande Sternberg in anſehnlichem Beſitz behauptet.
Vaſallen und Johanniterorden im erſten Jahrhundert der Zollernherrſchaft.
Im Sommer 1412 erſchien Burggraf Friedrich von Nürnberg perſönlich in Droſſen und Reppen, um die Huldigung entgegenzunehmen. „Unſern Frieden innen und außer Landes ſoll jedermann halten,“ gebot er 1414. Er und ſeine Nachfolger beſaßen die Kraft, dieſen Worten Geltung zu verſchaffen. Wenn man von dem Einfall des händelſüchtigen Herzogs Hans von Sagan, dem es 1477 vor Droſſen ſchlimm genug erging, und von gelegentlichem Aufflackern ritterlicher Fehdeluſt abſieht, durfte ſich Sternberg nunmehr über zwei Jahrhunderte lang ungeſtörter Ruhe erfreuen. Jetzt beginnt die Zeit, wo Ritterbürtige mehr und mehr bodenftändig wurden und ſich auf dem platten Lande ausdehnten. Die meiſten dieſer adligen Geſchlechter ſtammten aus den Landen an der mittleren Elbe: ſo die Winning aus Winningen nahe Aſchersleben; die aus Schleſien ſtammenden Löben bildeten eine Ausnahme. Manche hatten in mehreren Orten Ritterſitze oder Gerechtſame: die Loſſow beiſpielsweiſe außer zu Bottſchow noch zu Gandern, Wildenhagen, Drenzig und Kohlow, die Grüneberg zu Klein-Kirſchbaum, Radach und Reichenwalde. Weniger umfangreich war der Beſitz der Ihlow (oder Illo) zu Buchholz, ſpäter auch Schmagorei, oder der Buntſch zu Biberteich, deren einer, Kaſpar,
VIII Weſtſlernberg.
1502 vom Kurfürſten Joachim J. den Auftrag erhielt, mit ſeinen Reiſigen Kaufleute und Frachtwagen ſchirmend durch das Land zu geleiten.
Viele Adlige ſtanden im Lehnverhältnis zum Kurfürſten, einige waren Lehnträger des Johanniterordens. Weit veräſtelt war der Beſitz dieſer ritterlichen, mehr auf Ausdehnung und Nutzung ihrer Güter als auf Kampf gegen Feinde des Chriſtentums bedachten Genoſſenſchaft. Nachdem ſie ſich 1426 in Sonnenburg feſtgeſetzt, erwarb ſie 1431 Rampitz, Kloppitz, Melſchnitz, Matſchdorf und Gräden; Johanniter legten wahrſcheinlich auch Leichholz an. Kurfürſt Friedrich II. verpfändete dem Orden ſogar 1447 — ganz ähnlich wie es 1408 Markgraf Jobſt bereits getan — die Vogtei im Lande Sternberg, die Stadt Reppen, Einkünfte aus Droſſen, ferner die Berechtigung, die zum Patronat des Landesherrn gehörenden geiſtlichen Stellen zu beſetzen.
Die Reformation und Hans von Cüſtrin.
Als die Tage der Reformation anbrachen, war der Beſitz des Lebuſer Biſchofs— und Domkapitels beſonders im Norden des Kreiſes feſt begründet und abgerundet: hatte doch noch beiſpielsweiſe Biſchof Friedrich Seſſelmann 1465 einen Anteil an Tſchernow von einem Frankfurter Bürger erkauft. Die neue Lehre fand an dem Markgrafen Hans von Cüſtrin einen tatkräftigen, rückſichtsloſen Förderer. Schon lange bevor in der eigentlichen Kurmark die neue Richtung zum Siege gelangte, hatte der Prediger Mangold 1538 in Droſſen den Kirchenheiligen den Krieg erklärt. Bald darauf ordnete Markgraf Hans eine Viſitation „im Lande Sternberg“ an; heftig erhob Biſchof Georg v. Blumenthal dagegen Einſpruch. Die Wallfahrten nach der vor dem Tor gelegenen Reppener Kreuzkirche, wo noch lange nachher viele Krücken zu ſehen waren, hörten jetzt auf. Als Hans erfuhr, daß noch mit dem Marienbilde in Göritz, zu dem viel „Zulauf aus Polen“ war, „allerlei Abgötterei“ getrieben wurde, veran— laßte er die Droſſener, das Bild nach Güftrin zu ſchaffen. Hierhin wurde auch viel Kirchenſilber gebracht, und als der Herrſcher daranging, die Feſte Cüͤſtrin auszubauen, mußten die Stiftsuntertanen an dem Wall acht Tage arbeiten. K
Die Umwandlung der biſchöflichen Güter zum Domänenamt Lebus vollzog ſich nach dem Tode des Biſchofs Horneburg 1555 allmählich und ohne Schwierigkeit. Die Gemahlin des Markgrafen, Katharina, trug auch noch durch Ankauf verſchiedener Dörfer und Vorwerke zur Vermehrung des Domanialbeſitzes bei. Auf ſie geht der Erwerb von Neuendorf zurück, wo ſie eine große Brauerei anlegte. Ganz anders wie ihr harter Gemahl, ſtand ſie noch jahrhundertelang beim Volke wegen ihrer großen „Pietät, Juſtiz und veconomifchen Prudentz“ im beſten Andenken.
Recht unbequem war dem Markgrafen Hans der Johanniterorden mit feinem reichen Beſitz. Doch die Herrenmeiſter wußten geſchickt vorzugehen. Veit v. Thuͤmen ſtellte bereits 1538 einen evangeliſchen Prediger in der Sonnenburger Ordenskirche an; Joachim v. Arnim ſchwur 1544 dem Markgrafen Johannſen als feinem gnädigſten Landesherrn gehorſam und treu zu fein. Der Herrenmeiſter Franz Neumann bekam ja freilich die ganze unerbittliche Tatkraft des Hohenzollern zu fühlen, doch trotz allem
Geſchichtliche Einleitung. IX
hat der Johanniterorden feinen geſamten Beſitzſtand über die Reformation hinaus ge— rettet. Als ſein Lehnsträger ſaß ſeit 1540 zu Matſchdorf der friſch ins Land gekommene Kanzler Dr. Wolfgang Kettwig. Da zwiſchen ihm und den Reppenern Streitigkeiten ausbrachen, geboten Kaſpar v. Waldow, Hauptmann des Landes Stern— berg, und Andreas v. Schlieben, Komtur zu Lagow, als „verordnete Commiſſarien“ Stillſtand; die Zeit der Fehden war vorüber! 1608 ſtellte der Landreuter feſt, daß nur noch zwei „Schloſſer und Flecken“ vorhanden waren, nämlich „Goritz, ins Ampt Lubus gehörig,“ und „Sandow, denen v. Winterfeldt gehörigk.“
Kriegsleiden im 17. Jahrhundert.
Das Vorſpiel zum Großen Kriege war eine verderbliche Münzverſchlechterung, und gerade in Droſſen wurden in der ſog. Kipperzeit viele dieſer berüchtigten Geld— ſtücke geprägt. 1627 rückten kaiſerliche Völker von Süden her in den Kreis ein, und der Amtsſchreiber des Johanniterordens Hille zu Rampitz berichtete von vielen „Schaden, Exceſſen und Inſolentien“. Wallenſteinſche Wallonen, „lahmes, böſes, abgeriſſenes Geſindel“, niſtete ſich in Droſſen ein. 1630 begannen die Durchzüge der Schweden, da Landsberg ſowie Frankfurt für ſie wichtige ſtrategiſche Plätze waren. 1637 richtete General Banner auf ſeinem Marſche große Verwüſtungen an; Rathaus und Kirchen in Reppen wurden erbrochen und „alle vornehmſten Sachen hinweggeriſſen“. Manche Kirchenbücher, z. B. zu Pinnow, berichten ergreifend von Kriegsleiden; in Görbitſch kam es dahin, daß alle Bewohner flüchtend das Dorf verließen. Der Peſt fielen 1634 in Reppen 700 Perſonen zum Opfer.
Das Sternberger Land war inſofern in einer beſonders ſchlimmen Lage, als es auch nach 1648 nicht zur Ruhe kam. 1655 und 1656 überſchwemmten polniſche Söldner die Grenze, und nur mit Mühe feste die in Croſſen reſidierende Kurfürſtin— Witwe Eliſabeth Charlotte beim König Caſimir einen ſich auch auf Sternberg er— ſtreckenden Schutzbrief durch.
Von 1650 bis 1800.
Trotz aller Bemühungen von oben her ging es im Kreiſe, ſelbſt nachdem der Große Kurfürſt den dauernden Frieden wieder hergeſtellt hatte, nicht recht vorwärts. Es fehlte ein Verwaltungsmittelpunkt, ähnlich wie Cüſtrin, oder ein Brennpunkt des geiſtigen Lebens, etwa wie Frankfurt. In keiner der Weſtſternberger Städte entwickelte ſich die Induſtrie ſo wie in Cottbus. Zudem lag hier kein einziges landesherrliches Schloß. So war ein gänzlicher Mangel an bedeutſamen Entwicklungsmöglichkeiten. Der Verkehr zu und von den Frankfurter Meſſen flutete freilich hindurch, doch ohne befruchtend zu wirken. Dazu kam, daß das Land Sternberg weit über das Durchſchnittsmaß hinaus unter dem Siebenjährigen Kriege zu leiden hatte; faſt als einziges Gebiet unter allen „Staaten“ des Großen Königs war es ſchutzlos dem Feinde preisgegeben; die Ruſſen erdroſſelten, wie Friedrich dem Prinzen Heinrich am 1. September 1758 ſchrieb, Frauen und Kinder; ähnlich wie die Franzoſen einſt in der Pfalz, ſuchten ſie
X Weſlſlernberg.
das Land „inutile“, d. h. nutzlos für den eigenen Herrn zu machen. Mehrfach hat Friedrich der Große unſern Kreis berührt: den 19. Auguſt 1758 brachte er in Ziebingen zu; ein Jahr darauf war er am 11. Auguſt, kurz vor dem Unglückstag von Kunersdorf, in Biſchofſee. Das Reppener Kirchenbuch weiß von dieſem Sommer Schlimmes zu be— richten. Schon nach der Niederlage Wedels bei Züllichau am 20. Juli ſchrieb der Pfarrer: „Von da an ging es an ein erſchreckliches Brandſchatzen, Plündern und Fouragieren, alſo daß das übrige vom Jahre nichts anders als Flüchten, Ach und Weh! Geſchrey hierherum geweſen und die armen Einwohner dies Landes inſonderheit von denen Coſacken und Calmücken auf eine erſchreckliche Art mitgenommen wurden.“ Und als der Große König mit knapp 3000 Mann nach dem Kunersdorfer Tage bei Stſcher über die Oder zurückgehen und das Land Sternberg alle Hoffnung auf Hilfe auf— geben mußte, verzeichnete er: „Über 6000 Thaler haben wir an Brandſchatzung erlegen müſſen, kein Pferd oder Stück Vieh hat niemand behalten, denn was nicht geraubt ward, mußte an der vom Feinde mitgebrachten Seuche crepiren; denen armen Ein— wohner wurde das letzte bißel Brod aus dem Maule gerißen.“ Frau v. Holle auf Pinnow ſchrieb klagend: „Es iſt bekannt, daß der erſte Angriff bei Pinnow ge— ſchehen von den Koſacken oder Ruſſen; dort ſtand 2Mal ihre Wagenburg, ich bin zu ken Malen ausgeplündert und beraubt und dazu übel tractiret am Leibe. Hier— durch bin ich in große Schuld und Armut geraten; ich habe müſſen vor das Dorf leiden und bezahlen.“ Des Großen Königs Geſtirn ging auch nach dem Unheiljahre nicht unter, doch das Sternberger Land vermochte ſich ſchwer von dieſer Zeit zu erholen!
Beſitzverhältniſſe um 1800.
Überſchauen wir die Zuſtände um 1800, ſo ergibt ſich, daß in den anderthalb Jahrhunderten nach dem 30 jährigen Kriege der Domanialbeſitzeine weitere bedeutende Verſtärkung durch die 1746 erfolgte Erwerbung von Frauendorf erfahren hatte, das zum Mittelpunkt des umfangreichſten Amts im ganzen Kreiſe ward; Göritz und viele Dörfer des Amtes Lebus wurden dazugeſchlagen. Von geringerem Umfange als die Frauendorfer Herrſchaft war das Amt Neuendorf Biſchofſee.
Dank ſeiner innigen Verbindung mit dem regierenden Hauſe, deſſen Prinzen oft die Herrenmeiſterwürde bekleideten, hatte der Johanniterorden recht gut abge— ſchnitten. Schon gleich nach dem 30 jährigen Kriege begann fein weiterer Aufſtieg. Am 15. Juni 1652 ward Graf Johann Moritz von Naſſau zum Herrenmeiſter erwählt. Während ſeiner 27 jährigen Regierung verſammelte er achtmal das Kapitel um ſich und ſetzte durch, daß die Ordensgüter wieder bevölkert und angebaut wurden. Beſonderen Segen brachte das Wirken des weltkundigen Mannes, der auch als Statthalter um das Aufblühen der niederländiſchen Kolonien in Pernambuco ſich vorzüglich verdient gemacht hatte, der Stadt Sonnenburg. Rampitz zuſammen mit Schenkendorf war um 1800 zur Zeit des Herrenmeiſters Prinzen Ferdinand, des juͤngſten Bruders des Großen Königs, das kleinſte der ſechs Ordensämter, aus denen der Herrenmeiſter ſeine über 66000 Taler betragenden Einkünfte bezog; hier belief ſich der Jahresertrag auf etwa 3000, beim Ordensamt Sonnenburg dagegen auf weit über 25000 Taler.
Geſchichtliche Einleitung. XI
Der Orden und der Staat florierten alſo als Großgrundbeſitzer, doch mit dem Landadel ſtand es nicht gut. Bezeichnend iſt, wie ſchon 1644 in der Neumärkiſchen Lehnregiſtratur vermerkt wird: von den Löben zu „Radichow“, den Loſſow zu Groß-Gandern, Kohlow und Wildenhagen ſei niemand zur Huldigung erſchienen; vielleicht, daß ſie ſich in Polen, „weil ſie ſehr umb das ihrige gekommen“, aufhielten. Das Elend nach dem Siebenjährigen Kriege erhellt aus den „Originalverzeichniſſen von den Ver— mögensumſtänden der Vaſallen von 1767“. Beiſpielsweiſe hatte der Landrat Hans Friedrich v. Winning auf Reichenwalde ein Gut im Werte von 17000 Talern, an Barvermögen 7232 Taler, an Schulden 18585 Taler 20 Groſchen, und Ernſt Diederich Chriſtian v. Slow, deſſen Gut Klein-Kirſchbaum 13000 Taler wert war, hatte faſt 12000 Taler Paſſiva. Zieht man zu allem noch die furchtbaren Blutopfer in Erwägung, die der Adel in den ſchleſiſchen Kriegen gebracht, ſo wird begreiflich, daß kurz vor der Franzoſenzeit auch keine einzige der im Mittelalter hier begütert geweſenen adeligen Familien mehr anſäſſig war! Selbſt in Oſtſternberg war es beſſer, wo die Waldows ſich von 1367 an behauptet hatten, von den Kreiſen der Mittelmark ganz zu ſchweigen. Die neuen Beſitzer gehörten z. T. dem norddeutſchen Uradel an, wie die Tauentzien zu Balkow, Oppen zu Groß- und Klein-Gandern, Winterfeld zu Görbitſch, Burgs— dorf zu Ziebingen, z. T. waren es bürgerliche Staatsbeamte wie Pappritz zu Radach, Ordensrat Kuhlwein zu Biberteich, Geheimer Juſtizrat Buſch zu Klauswalde.
Was endlich den Bauernſtand anbelangt, ſo ergeben die Angaben des Sta— tiſtikers Bratring im 3. Bande feiner Beſchreibung der Mark (erſchienen 1809), daß doch im allgemeinen eine erfreulich große Anzahl von Bauern und Koſſäten — etwa je Sbis 40 — in den meiſten Dörfern ſaß. In manchen Orten war genau der alte Beſtand vorhanden, ſo in Tſchernow, wo um 1800 ebenſo wie um 1500 zwölf Bauern waren. Die Einwohnerzahl belief ſich durchſchnittlich auf etwa 200 wie bei Döbbernitz, einſchließlich der Büdner und Einlieger. Weit über den Durchſchnitt hielten ſich die meiſten Dörfer nahe der Oder, wo Seelenzahlen wie 559 bei Aurith keine Seltenheit waren. Beſonders klein waren Bergen, Biſchofſee, Hildesheim, Klein— Lübbichow, Zerbow, Zweinert mit nur etwa 100 Einwohnern. Neue Ortſchaften waren, abgeſehen von dem „Etabliſſement“ Friedrichswille mit einigen Einliegern, nicht hinzugekommen — recht im Gegenſatz zu dem Oſtſternberger Lande mit ſeinem Warthebruch.
Wenig Veränderungen hatten ſich im großen und ganzen in den Städten zu— getragen. Droſſen und Reppen hatten um 1800 noch nicht 3000 Einwohner, Göritz unter 1000. Die Stadt Frankfurt befand ſich wie von altersher im Beſitz der Dörfer Kunersdorf, Kunitz, Reipzig und Trettin.
Wandlungen in der Zeit nach den Befreiungskriegen.
Viele Tafeln, die man in den Kirchen zur Erinnerung an die 1813, 1814 und 1815 Gefallenen aufgehängt hat, erweiſen, wie die vaterländiſche Begeiſterung auch die Bewohner unſeres Kreiſes ergriffen hatte; der Schmuck der Schützengilde zu
XII Weſtſlernberg.
Droſſen, gehenkelte Goldſtücke, war dem Vaterlande dargebracht worden, in mancher Gemeinde wie z. B. Laubow traten ſämtliche Männer der Landwehr bei.
Die Zeit vor und nach dem Kriege ſah einen Umſchwung in den Beſitzver— verhältniſſen von nie erlebter Plötzlichkeit und außerordentlichem Umfange. Am 30. Oktober 1810 wurde der Johanniterorden all ſeiner Güter, von denen ihm einige über 57 Jahrhunderte gehört hatten, für verluſtig erklärt, da der Staat der aus dem Verkauf oder der Verpachtung zu erzielenden Gelder zur Beſtreitung der Kriegsſchulden bedurfte. Ferner verkaufte der Staat ſein wertvollſtes Beſitzſtück, das Amt Frauen— dorf mit 11 Dörfern für 312000 Taler an den Baron de la Nivalliere, der ſich um das Königshaus in ſchwerer Zeit gewiſſe Verdienſte erworben hatte; 1844 wurde dann, nachdem der „Baron von Frauendorf“ bereits 1821 geſcheitert war, die Herr— ſchaft zur Bildung eines Familienfideikommiſſes für die Königlichen Prinzen ange— kauft. Bifchoffee und Neuendorf, ſowie der Reppener Forſt, den einſt Markgraf Hans der Stadt genommen, ſind noch heute fiskaliſch; auch in Aurith, das dem 1815 ſäkulariſierten Kloſter Neuzelle gehört hatte, iſt eine Domäne.
An dritter Stelle nach dem Prinzlichen Fideikommiß und dem Staate ſteht die Fürſtlich-Hohenzollernſche Familie, die zu dem in Folge einer Heirat bereits gegen Ausgang des 18. Jahrhunderts erworbenen Teilgut Leichholz auch noch 1871 Groß— Gandern, Döbbernitz und Leichholz hinzukaufte. In feſte Verbindung mit dem Kreiſe kamen die auch in Lebus zu Alt-Madlitz und Reitwein begüterten Grafen Finck von Finckenſtein, beſonders ſeitdem ſie 1857 Ziebingen endgültig erkauft und 1869 Matſch— dorf ererbt hatten: der Begründer des märkiſchen Zweiges dieſer altpreußiſchen Familie war der tapfere General Albrecht Conrad, dem Friedrich Wilhelm I. die Erziehung des jungen Fritz anvertraut hatte. Seit 1802 ſitzen auf Radach, ſodann auch auf Klein— Kirſchbaum die Pappritz (1902 geadelt), ſeit etwa derſelben Zeit zu Sandow die Freiherren Senfft v. Pilſach aus ſüddeutſchem Uradel, ſogar ſchon ſeit friderizianiſcher Zeit die pauly zu Stſcher. Die 1746 geadelten v. Riſſelmann ſind ſeit 1827 zu Görbitſch begütert, die dem Prignitzer Uradel angehörigen v. Kaphengſt ſeit 1836 zu Kohlow, die 1660 in den rittermäßigen Reichsadel erhobene Gräflich-Haslingenſche Familie end— lich etwa ſeit 1842 in Reichenwalde. Viele Bürgerliche erwarben nach 1810 Groß— grundbeſitz, jo die ſeit mehreren Generationen zu Schmagorei ſitzenden Bohtz.
Weſtſternberg in neueſter Zeit.
Vom Jahre 1815 an hat der Kreis, wenn man von den Truppenauszügen 1866 und 1870 abſieht, ein ungeſtörtes Stilleben geführt. Von großer Wichtigkeit wurden die beiden 1854 durch den Kreis hindurchgelegten Chauſſeen, von denen die eine dem Zuge der alten Poſtſtraße folgte und von Frankfurt über Zohlow nach Droſſen und Zielenzig führte, die andere ſich bei Neu-Biſchofſee von dieſer „Steinſtraße“ ab— zweigte und über Reppen nach Schwiebus zog. Im Gegenſatz hierzu diente die große Bahnlinie Berlin-Poſen, 1869 eröffnet, hauptſächlich nur dem Durchgangsverkehr, da ſie keine Stadt unmittelbar berührte. Droſſen, lange Zeit abſeits vom Schienenver— kehr gelegen, erhielt 1890 Bahnverbindung, Göritz ſchon etwas früher, dank der den
Geſchichtliche Einleitung. XIII
Kreis durchquerenden Breslau-Stettiner Bahn. Als vierte Bahnlinie geſellte ſich 1907 die Kleinbahn von Kunersdorf nach Ziebingen zu. Die in alten Zeiten wichtigſte Verkehrsader, die noch auf der Generalſtabskarte verzeichnete ſog. „Polackenſtraße“, die von Frankfurt ſüdlich Kunersdorf über Reppen, Biberteich, Lindow nach Meſeritz führte, wird heute nur noch wenig begangen.
Der neuzeitliche Verkehr hat den Weſtſternberger Kreis, der, ſeit 1873 von dem Oſten des Sternberger Landes getrennt, eine beſondere Verwaltungseinheit bildet und deſſen Landratsamt ſeit 1904 in Reppen iſt, nicht umzugeſtalten vermocht. Wie im Zeit— alter der deutſchen Koloniſation iſt ſein Charakter auch heute noch vorwiegend agrariſch. Zahlen führen in dieſem Falle eine beredte Sprache. Mit ſeinen 3 Städten, 62 Land— gemeinden und 39 Gutsbezirken zählte der Kreis 1871 43442 Einwohner; dieſe Zahl ſtieg bis 1885 auf 45533, bis 1895 auf 45562, um von da an auf 44028 im Jahre 1900 und auf 43667 (darunter 691 Katholiken und 80 Juden) im Jahre 1905 zu ſinken. Bis zum Jahre 1910 vermehrte ſich die Bevölkerung im ganzen auf 44027 (freilich auch nur infolge der Eröffnung des Provinzialheims in Eilanghof), ſank aber in den Städten von 11602 auf 11576. So iſt alſo der ſelbſt in der Mark unge— wöhnliche Fall feſtzuſtellen, daß etwa 75%, der Bevölkerung auf dem platten Lande wohnen; im Kreiſe Oſtſternberg ſteht es ganz ähnlich. Weſtſternberg beſitzt — ab— geſehen von dem Droſſener Lehrerſeminar — keine höhere Bildungsanſtalt, hat auch feine Garniſon. Dörfer mit 3—400 Seelen herrſchen vor; vielfach, beſonders im Südweſten, zeichnet ſich der Kreis durch wurzelechte bäuerliche Bevölkerung aus.
it der ſation.
XIV Weſlſlernberg.
Kunſtgeſchichtliche Überſicht.
Mag auch die im Jahre 1873 vorgenommene Trennung des Landes Sternberg in die beiden Kreiſe Weſt- und Oſtſternberg hauptſächlich aus verwaltungstechniſchen Rückſichten erfolgt ſein, ſo zeigt doch ein jedes der beiden Gebiete im Hinblick auf ſeinen Beſitz an Kunſtdenkmälern für ſich ſo viele bemerkenswerte Eigentümlichkeiten, daß auch bei dieſem Teil des Werkes die Voranſtellung einer zuſammenfaſſenden Überſicht geboten erſcheint. Von einer kunſtgeſchichtlichen Entwicklung dagegen muß ähnlich wie beim Lebuſer Kreis in erſter Linie deshalb abgeſehen werden, weil ſonſt die Gefahr vielfacher Wiederholungen bei den folgenden Bänden nicht zu um— gehen ſein dürfte. i
Wie im Kreis Lebus, ſo ſind auch im Weſtſternberger Kreis als älteſte Reſte menſchlicher Bautätigkeit aus der geſchichtlichen Zeit die erſten chriftlichen Kirchen zu verzeichnen, die etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts ebenfalls unter dem Einfluß der deutſchen Koloniſation errichtet wurden. Waren es jedoch dort die Templerkirchen mit dem eigenartigen, im Grundriß halbkreisförmigen Ausbau an der Oſtfront des noch romaniſch angelegten Chorteils, die den älteſten Typus der Gotteshäuſer im Kreiſe darſtellten, ſo ſteht die Kirche zu Kohlow mit ihrem dem Langhaus breit vorgelagerten, das Schiff auf beiden Seiten überragenden Weſtturm und dem eingezogenen, gerade geſchloſſenen Chor dem Arensdorfer Kirchengrundriß (vgl. Kreis Lebus) am nächſten. Wenn die eben geſchilderte Anlage mit Rückſicht auf den ſchon durchweg verwendeten Spitzbogen zeitlich jünger als die noch im Übergangsſtil verharrenden Templerkirchen des Lebuſer Kreiſes angenommen wurde, ſo dürfte im Weſtſternberger Kreis zum mindeſten das Gotteshaus zu Groß-Rade trotz der ebenfalls großen Verwandtſchaft feiner Grundriß— anlage mit dem Arensdorfer Typus zeitlich den Templerkirchen zu Heinersdorf oder Tempelberg nahe ſtehen. Läßt doch, außer dem noch völlig romaniſchen Altarraum, der mächtige Weſtturm mit feinen etwa 2,5 m ſtarken Umfaſſungsmauern auf eine Erbau— ungszeit ſchließen, in der wegen der noch großen Unſicherheit des eben erſt der Koloni— ſation erſchloſſenen Gebietes ein ſolcher Schutz geboten war.
Von anderen älteren Kirchen find, abgeſehen von den beiden ſpäter vollig ver— änderten Stadtkirchen zu Droſſen und Reppen, gleichfalls wegen jüngerer, durchgreifend vorgenommener Umbauten u.a. bei den Gotteshäuſern von Drenzig und Stenzig nur noch wenige ältere Reſte nachzuweiſen, die alle jene für das 13. und die erſte Hälfte des 14. Jahrhunderts charakteriſtiſchen Merkmale zeigen. In auffallendem Gegenſatz zu der mit Rückſicht auf den ſchwer zu bearbeitenden Findling gebotenen größten Einfach— heit in der Formbehandlung ſteht der reichere Schmuck der auf der Südſeite des
Kunſtgeſchichtliche Überjicht. XV
Chores angelegten Pforte der Kohlower Kirche. Zeigt doch dieſes Portal über dem, ähnlich wie bei der Dahmsdorfer Kirche des Lebuſer Kreiſes, den Spitzbogen des abgetreppten Gewändes umziehenden einfachen Profil ein aus ſauber bearbeiteten Granitfindlingen aufgemauertes Kreuz, das dieſen Eingang vor den übrigen Zugängen als Prieſtertür kennzeichnet. Endlich läßt uns u.a. die Kohlower Kirche dadurch, daß die mittlere Lichtöffnung ſich weit über das Hauptgeſims bis hinein in den Dach— boden erſtreckt, auf eine maſſive Deckenbildung in Geſtalt eines Tonnengewölbes ſchließen, wie es u. a. auch die älteſten Bauteile der bereits im Jahre 1225 ge weihten Kloſterkirche zu Zinna heute noch in zwei von ihren vier noch romaniſch geſtalteten Nebenapſiden beſitzen. So dürfte alſo auch der Kohlower Kirche neben dem Gotteshaus von Groß-Rade unter den oben erwähnten Kirchen mit verwandtem Grundriß ein weit höheres Alter zuzuſprechen fein, als ſelbſt der Droſſener Jakobi— kirche, wenn das uns als Zeit der Fundation dieſer Stadtkirche überlieferte Jahr 1298 den Tatſachen entſpricht. Über die weitere ehemalige Geſtaltung des Auf— baues der Gotteshäuſer aus dem 13. und der erſten Hälfte des 14. Jahrhunderts, deren Dachdeckung aus eichenen Schindeln beſtanden haben dürfte, können wir ähnlich wie bei dem Lebuſer Kreis wieder Schlußfolgerungen ziehen im Hinblick auf etwa gleichzeitige Bauten in anderen, von ſpäteren Zerſtörungen weniger betroffenen Gebiets— teilen. Erwähnt ſei nur, daß u. a. die die Satteldächer abſchließenden, ebenfalls aus Findlingen aufgeführten Giebel einer großen Anzahl von Kirchen im Luckauer Kreis Abtreppungen zeigen, deren Stufenhöhe der Höhe der zum Bau verwendeten Granit— findlinge entſpricht. Von dem einzigen noch erhaltenen Ausſtattungsſtück des Kirchen— innern gehen die noch vielfach erhaltenen, maſſiv aufgemauerten Altartiſche zumeiſt in dieſe frühe Zeit zurück. Auch die älteſten Sakramentsniſchen dürften kaum anders ausgeſehen haben, als die entſprechenden Wandvertiefungen in den zwar jüngeren, aber noch mittelalterlichen Gotteshäuſern wie z. B. zu Leiſſow.
Von den inſchriftloſen Glocken, deren ſchlanke bienenkorbartige Form wohl gleichfalls auf jene früheſte Zeit der Koloniſation hinweiſt, mögen ſich noch Beiſpiele u. a. in den ſpäter völlig umgebauten Kirchen zu Balkow und zu Säpzig bis auf unſere Zeit herübergerettet haben.
Leichter als im Lebuſer Kreis wird die Beantwortung der Frage im Weſtſtern— berger Kreiſe nach der Art der Beſchaffenheit der älteſten Profanbauten. Zwar haben ſich auch hier irgend welche Reſte aus der früheſten Zeit der Koloniſation wegen der Vergänglichkeit des verwendeten Bauſtoffes nicht erhalten; aus den in größerer Anzahl jedoch aus ſpäteren Jahrhunderten ſtammenden Fachwerkbauten iſt es möglich, mit großer Wahrſcheinlichkeit Rückſchlüſſe zu ziehen auf die urſprüngliche Geſtaltung ihrer Vorgänger, andererſeits aber finden ſich in Urkunden mehrfache Hinweiſe, daß ſelbſt die älteſten Befeſtigungswerke nicht wie die oben erwähnten monumental angelegten älteſten Kirchen aus dem unvergänglichen Granitmaterial erbaut waren. Ein Beiſpiel hierfür bietet Droſſen, das noch bis in das 15. Jahrhundert hinein von Mauern „aus Lehm“ umgeben war. Vielleicht ſind auch unter den die Stadt Reppen noch im 18. Jahrhundert einſchließenden Paliſaden Befeſtigungen zu erblicken, die im engen
. und 15. hundert.
XVI Weſlſlernberg.
Anſchluß entſtanden waren an die die Stadt wohl in der älteſten Zeit umgebenden Holzwehren. Auch die feſten Herrenſitze, wie das 1402 zerſtörte Schloß des Peter v. Loſſow mögen aus dem gleichen vergänglichen Material erbaut geweſen ſein. Seltener iſt im Weſtſternberger Kreis die Verwendung des Backſteins, die jenſeits der Oder von der Mitte des 14. Jahrhunderts ab anſtelle des ſchwer zu be—
arbeitenden Granitfindlings nachweisbar iſt. Die Urſache mag darin zu ſuchen ſein, daß der für die Koloniſation weniger günſtige Südoſten infolge der geringen Er— giebigkeit des Bodens erſt in letzter Linie für die Beſiedelung Berückſichtigung fand. Daraus erklärt ſich vielleicht das Überwiegen der Fachwerkbauten anſtelle von monumen— taleren Gründungen, Wo man jedoch bei ſpäteren Umbauten, wie z. B. bei der Droſſener Jakobikirche zum Backſtein griff, wurde auch hier der ehemals rechteckig angelegte Oſtteil polygonal geſtaltet und vermöge der größeren Freiheit in der Formgebung eine reichere
Kunſtgeſchichtliche Uberjicht. XVII
Gliederung der Fenſter und Türleibungen, ſowie das Durchbrechen der Mauermaſſen durch ſchlanke, häufig wieder in ſich gegliederte Lichtöffnungen durchgeführt. Außerdem hat man mit Rückſicht auf das von nun ab bisweilen gewölbte Innere eine Verſtärkung der Um— faſſungsmauern durch Strebepfeiler und damit eine reichere Gliederung der Faſſaden vor— genommen. Auch unter den kleineren Landkirchen ſind Beiſpiele von Umbauten aus dieſer
TUE A
—
* | 0
= Abb. II. Kirche zu Reipzig. Zeit, wie das Gotteshaus zu Polenzig zeigt, vorhanden. Selbſt für die Abänderung der zweitürmigen Weſtfront des bei älteren Monumentalanlagen üblichen Grundtypus, wie wir ihn ſchon u.a. an der Falkenhagener Kirche im Lebuſer Kreis oder an den beiden älteſten Gotteshäuſern zu Frankfurt, der Nikolai- und der Marienkirche, nach— Kunftdenfm. d. Prov. Brdbg. VI. 3. Weſtſternberg. III
XVIII Weitjternberg.
weiſen konnten, bietet die Jakobikirche ein treffendes Beiſpiel. Zeigt doch dieſes Gottes— haus zu beiden Seiten des nachträglich in der Achſe der Weſtfront errichteten, im Grundriß rechteckigen Turms noch jene Backſteinverzahnung, aus der ſicher auf einen vor der ganzen Weſtfront urſprünglich beabſichtigten doppeltürmigen Baukörper geſchloſſen werden kann vgl. Abb. I, rechts oben). Dieſe Neuerungen laſſen ſich bis in die ſpätere mittel— alterliche Zeit ſelbſt bei kleineren Stadt- und Landkirchen nachweiſen; ſo ſind z. B. die Kirchen von Gohlitz, Kunersdorf, Reipzig (Abb. II), Säpzig, Wildenhagen, Ziebingen und nicht zuletzt die Stadtkirche zu Göritz mit einer eintürmigen Weſtfront geſchmückt.
Wie ſehr die Stiftung Karls IV. an der Frankfurter Marienkirche Bewunderung fand und, wenn auch in beſcheidenerem Maße, ſelbſt bei weniger bemittelten Gemeinden zur Nachahmung anregte, dafür bietet die von der ehemaligen Reppener Katharinen— kirche noch am beſten erhaltene Südkapelle ein treffendes Beiſpiel.
Wie u. a. in Frankfurt der maſſive Ausbau der Hoſpitalkirchen auf den wachſen— den Wohlſtand der Bevölkerung im ſpäteren Mittelalter zurückzuführen ſein dürfte, begann man auch in den Städten des Weſtſternberger Kreiſes die Hoſpitalkirchen dem Zeit— geſchmack entſprechend und, wie ein Vergleich der Gertraudenkirche zu Droſſen mit dem faſt in allen Einzelheiten und Abmeſſungen übereinſtimmenden mittelalterlichen Reſt der Kirchhofskapelle zu Reppen zeigt, genau nach denſelben Geſichtspunkten maſſiv auszubauen.
Konnte im Lebuſer Kreis ebenſo wie in der Stadt Frankfurt im Hinblick auf den für das 14. Jahrhundert typiſchen, in den charakteriſtiſchen gotiſchen Majuskeln abgefaßten Glockenſpruch: „O REX GEORIE CHRISTE VENI Cd PACE“ eine ziemlich ſichere Datierung der mit dieſer Inſchrift geſchmückten Glocken vorgenommen werden, jo iſt das Vorkommen dieſes Glockenſpruches in der angeführten Schreibweiſe im Weſtſternberger Kreis heute nicht mehr zu verzeichnen, dafür ermöglichen die Majuskel M, als Hinweis auf den Namen der Himmelskönigin auf den Glocken zu Kunersdorf und Klein-Rade, ebenſo wie die von nun ab häufig auftretenden kleinen runden Medaillondarſtellungen von Begebniſſen aus dem Leben und Leiden des Herrn jeweils eine genauere Zeitbeſtimmung.
Die von dem Markgrafen Jobſt im Jahre 1403 dem Biſchof von Lebus erteilte Erlaubnis, in Reppen ein feſtes Schloß zu bauen, darf vielleicht als Beiſpiel angeführt werden für das Beſtehen eines maſſiv ausgebauten Profanbaues, der jedoch in den folgenden Zeiten wieder eingegangen iſt. Im übrigen werden wir ſelbſt bei Droſſen erſt ſpät über den maſſiven Ausbau der erſt im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in Angriff genommenen Verſtärkung der Befeſtigungswerke, die hauptſächlich aus Findlingen beſtanden und mit Weichhäuſern und Türmen aus Backſtein verſehen waren, unterrichtet. Zu den wenigen, in dieſer Hinſicht bemerkenswerten Ausnahmen unter den mittelalterlichen Städten zählt Reppen, das ſeine uralte, nur aus Holzwehren, wahrſcheinlich mit Erdfüllung beſtehende Verſchanzung nach wie vor beibehielt.
In auffallendem Gegenſatz zu dem heute noch häufigen Vorkommen von beweg— lichem Kunſtbeſitz aus dem Jahrhundert vor der Reformation in vielen anderen Kreiſen der Provinz ſteht das faſt völlige Fehlen ſpätmittelalterlicher Ausſtattungsſtücke in den
Kunſtgeſchichtliche Uberſicht. XIX
verſchiedenſten Kirchen des Weſtſternberger Kreiſes. Wohl laſſen die Gotteshäuſer von Grunow (Abb. III), Seefeld und Gohlitz mit ihrem für die angegebene Zeit typiſchen Maßwerkgiebel an der Oſtfront oder der durch eine heute zerſtörte Inſchrift für das Jahr 1520 beglaubigte Bau der Laubower Kirche mit den reichen Netzge—
eu lee
=
Abb. III. Kirche zu Grunow.
wölben, ſowie die Erweiterungsbauten an der Droſſener Jakobikirche und nicht zuletzt
das für das ausklingende Mittelalter charakteriſtiſche ſchlechte Findlingsmauerwerk
vieler Landkirchen, wie des Wildenhagener Gotteshauſes, den berechtigten Schluß zu,
daß auch in dem heutigen Weſtſternberger Gebiet im 15. und im Anfang des 16. Jahr—
hunderts eine rege Bautätigkeit herrſchte; auch geben eingehendere Berichte wie bei der III*
XX Weſlſlernberg.
Laubower Kirche anſchauliche Schilderungen von der Farbenfreudigkeit bei der inneren Ausſtattung der Bauten aus dieſer ſpäten Zeit. Von Ausſtattungsſtücken jedoch wie ſpätgotiſchen Flügelaltären, die wir im Lebuſer Kreis noch vielfach verhältnismäßig unverſehrt in verſchiedenen Kirchen verzeichnen konnten, ſind uns mit Ausnahme des einzigen, durch ſpäteres Übertünchen jedoch beinahe völlig zerſtörten Flügelaltars zu Reichenwalde nur noch ſpärliche Figurenreſte in den Kirchen zu Klein-Gandern und Kunersdorf erhalten. Andere figürliche Schnitzereien haben bei jüngeren Altaraufbauten, wie z. B. in den Kirchen zu Polenzig oder Groß-Gandern Verwendung gefunden. Baureſte aus vergänglichem Bauſtoff ſind vielleicht nur noch in den ſpätgotiſch profilierten Deckenbalken, z. B. in der Kirche zu Trettin nachweisbar.
Die urkundlich überlieferte Nachricht von der Überführung des vorreformatoriſchen Kirchenſchatzes der Droſſener Jakobikirche nach Güftrin läßt vermuten, daß auch viele Dorfkirchen frühzeitig ſchon ihres Beſitzes an mittelalterlichen Altargeräten aus Edel— metall verluſtig gingen. Es iſt daher nicht zu verwundern, wenn anläßlich der In— ventariſation im Weſtſternberger Kreis nur noch vereinzelt vorreformatoriſche Kelche wie zu Kohlow und Droſſen aufgefunden werden konnten. Selbſt ſchmiedeeiſerne Türbeſchläge ſowie ſämtliche Grabſteine, wie ſie vielleicht noch bis zur letzten In— ſtandſetzung die Stadtkirchen zu Droſſen und Reppen beſeſſen haben mögen, find dem Vandalismus der ſpäteren Zeiten zum Opfer gefallen.
Dagegen beſitzt der Kreis noch einen auffallend großen Reichtum an Glocken aus der ſpäten Zeit; ſie ſind, wie z. B. bei einer Glocke zu Klein-Kirſchbaum, an den nur dekorativ verwendeten Minuskeln oder an dem in der gleichen Schriftart abgefaßten, jetzt häufig wiederkehrenden Glockenſpruch: ave maria gracia plena etc. (vgl. Glocken zu Reichenwalde und Klein-Lübbichow) zu erkennen und tragen von nun ab auch, wie in Zerbow und Seefeld, die in deutſcher Sprache abgefaßte Auf— ſchrift: „Maria hilf und berat“. Sicherer jedoch als dieſe Hinweiſe auf die Ent— ſtehungszeit ſind die von jetzt ab mehrfach nachweisbaren Datierungen. So trägt eine Glocke zu Polenzig die Jahreszahl 1427. Eine Glocke zu Groß-Rade aus dem Jahre 1489 iſt überdies noch wegen der eigenartigen Datierungsweiſe bemerkenswert (ogl. Seite 150). Zwei ebenfalls noch dem 15. Jahrhundert angehörige Ausſtattungs— ſtücke dieſer Art mit den typiſchen ſpätgotiſchen Zahlzeichen hängen in den Kirchen zu Zerbow (1471) und Reichenwalde (1490). Nicht weniger wichtig als dieſe Feſt— ſtellung iſt der Nachweis von Gießernamen auf Glocken aus dem vorreformatoriſchen Jahrhundert. In dieſer Hinſicht übertrifft der Weſtſternberger Kreis den Lebuſer Kreis. Denn während hier erſt im Jahre 1567 der Meiſter Michael Keßler ſich auf einer Glocke zu Neuendorf nennt, goß ſchon im 15. oder ſpäteſtens im Anfang des 16. Jahrhunderts nach den ſpätgotiſchen Minuskeln zu urteilen ein Meiſter mit dem Vornamen Herrmann eine Glocke zu Bottſchow und ein zweiter mit dem Vornamen Lorenz zu gleicher Zeit etwa eine Glocke zu Klein-Kirſchbaum. Leider ſind die beiden Zunamen, die offenſichtlich ebenfalls beigefügt ſind, in nicht verſtändlicher Weiſe wiedergegeben. Selbſt über Stiftungen von Privaten und Köͤrperſchaften, Elends—
Kunjfgejchichtliche Uberſicht. XXI
gilden und Zünften, die zum größten Teil zur Errichtung von Nebenaltären, in größeren Stadtkirchen wie z. B. zu Droſſen Verwendung gefunden haben, ſind wir nur durch ſpärliche urkundliche Überlieferungen unterrichtet.
Von dem reichen Kranz der Droſſener Befeſtigungen abgeſehen, die wie er— wähnt im 15. Jahrhundert erſt ausgebaut wurden und von denen wir uns neben den er— haltenen Reſten an der Hand der Merianſchen Aufnahmen ein anſchauliches Bild machen können, würde nichts von der Profanbautätigkeit aus dieſer ſpäten Zeit Zeugnis ablegen, wäre uns nicht das Bild des alten Droſſener Rathauſes auf der Schützen— ſcheibe vom Jahre 1841 erhalten. So künſtleriſch unvollendet dieſes Bild auch genannt werden mag, ſo liefert es uns doch einen deutlichen Beweis dafür, daß die Droſſener Bürger bei dieſem Bau ſelbſt mit den Frankfurtern zu wetteifern ſuchten. Einer zweiten ſicher weit großartigeren, ſchon im 17. Jahrhundert faſt völlig verſchwun— denen Anlage, dem Biſchofsſitz zu Göritz, wird in den Annalen des Frankfurter Paſtors Heinſius Erwähnung getan.
Mit welcher Gründlichkeit man bei der Einführung der Reformation mit allen aus der katholiſchen Zeit ſtammenden Erinnerungsſtücken aufräumte, davon legt uns nicht nur die geſchilderte Armut, ſondern auch der geſchichtliche Bericht von der Zer— ſtörung der Altäre, Heiligenbilder u. ä. m. in der Droſſener Jakobikirche nach der erſten evangeliſchen Predigt im Jahre 1538 Zeugnis ab. Was auf der einen Seite zerſtört wurde, erſetzte man jedoch auf der anderen Seite durch Neuſchöpfungen. Im allge— meinen erübrigte zwar die gegen das Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts herrſchende rege Bautätigkeit die Errichtung völlig neuer Gotteshäuſer, ſo daß man ſich mit dem Neubau von Vorhallen wie zu Gohlitz oder mit Inſtandſetzungsarbeiten wie bei dem auf „italieniſche Art“ ausgebauten Turm der Jakobikirche zu Droſſen begnügen konnte. Auch die Beſeitigung der älteren Bilder und ihr Erſatz durch Darſtellungen, die den neuen Anſchauungen mehr Rechnung trugen, kann nicht von ſo weitreichender Bedeutung geweſen ſein, als die Anderungen, die mit Rückſicht auf die in den Vordergrund tretende Predigt vorgenommen werden mußten. An Neu— ſchöpfungen, wie Emporeneinbauten und Kanzeln, erinnern daher auch noch die von ſolchen Ausſtattungsſtücken ſtammenden Renaiſſancereſte in den Kirchen zu Spudlow und Radach. Nicht vergeſſen ſeien die auch ſchon im Lebuſer Kreis nachgewieſenen hohen Renaiſſanceaufſätze der Altäre, die anſtelle der vielen Heiligenfiguren mittelalterlicher Klappaltäre von nun ab bis tief ins 18. Jahrhundert hinein die faſt regelmäßig wiederkehrende, aus der Darſtellung des Abendmahls, der Kreuzigung, der Himmelfahrt oder des Auferſtandenen beſtehende Bilderfolge, wie zu Laubow, zeigen. An den Kirchen im Weſtſternberger Kreis iſt jetzt ein völlig neuartiger Bauteil zum erſtenmal nachweisbar, der jedoch ſicher ſchon in unſerem Gebietsteil ältere Vorbilder hatte. Abweichend von dem jenſeits der Oder faſt regelmäßig wiederkehrenden Dachauf— bau über der Weſtfront vieler meiſt im 17. Jahrhundert umgebauter Gotteshäuſer findet man im Weſtſternberger Kreis häufig einen ſelbſtändigen, oft in einer kleinen Ent— fernung von dem Hauptbau errichteten verbretterten Holzturm. Als älteſter nach— weisbarer Vertreter dieſer Art von Türmen wurde im Jahre 1546 nach einer Aufzeichnung
Das Jahr- hundert der Reformation.
und un⸗
Ibar nach
1
Frieden 1648.
XXII Weſlſlernberg.
des Laubower Kirchenbuches der ſpäter wegen Baufälligkeit jedoch wieder nieder— gelegte Holzturm der dortigen Kirche errichtet.
Die meſſingenen Taufſchüſſeln weiſen in der Tiefe, wie zu Kunersdorf oder Klein-Rade, meiſt die Verkündigung der Maria auf. Eine Ausnahme bildet das Taufbecken zu Drenzig mit Simſon und dem Löwen; ferner möge von den noch gotiſch profilierten meſſingenen Altarleuchtern wie zu Biberteich und neben dem frühen Renaiſſancekronleuchter zu Polenzig auf den ſpäteſtens dem 16. Jahr— hundert angehörigen Altarleuchter zu Säpzig, wegen des am Fuße angebrachten Meiſterzeichens, hingewieſen werden. Als bemerkenswerte Taufe endlich ſei der reich— verzierte, freilich erſt dem Jahre 1600 angehörige Renaiſſancetaufſtein in der Kirche zu Droſſen erwähnt.
Wenn auch die mit Rückſicht auf die neue kirchliche Lehre jetzt in größerer Menge angefertigten heiligen Geräte ſich von den älteren nicht durch eine völlig neue Form unterſcheiden, ſo ſind ſie doch wegen der neuartigen, ſchmückenden Beigaben erwähnenswert. Denn abgeſehen davon, daß ſich von nun ab, wie z. B. auf dem Kelch zu Klein-Kirſchbaum, die Stifter inſchriftlich nennen, oder daß, wie zu Grunow, an Stelle der Maria und des Johannes der adlige Patron unterm Stamm des Kreuzes ab— gebildet wird, weiſen auch die Spruchinſchriften auf die durch die neue Lehre weſentlich veränderten Anſchauungen hin. So trägt der aus dem Jahre 1597 ſtammende, ſilber— vergoldete Kelch zu Klauswalde neben der von nun ab typiſchen Kelchinſchrift IN RI den auf die Abendmahlshandlung bezugnehmenden Spruch: „Das Blut Jeſu Chriſti unſeres Herrn reiniget uns von allen Sünden.“ Nicht unerwähnt ſei, daß auf dem— ſelben Kelch auch zum erſtenmal ein Meiſter durch die Anfangsbuchſtaben D. F. genannt wird. Nicht ſo günſtige Ergebniſſe wie im Lebuſer Kreis ſind rechts der Oder hinſichtlich der Feſtſtellung von Glockengießernamen aus dem Reformationsjahr— hundert zu verzeichnen. Eine einzige Glocke zu Wildenhagen, deren ſonſtiger inſchrift— liche Schmuck: „JESVS ANNA MARIA OSANNA IN EXCELSIS“ übrigens noch an die alte Heiligenverehrung erinnert, nennt uns einen Meiſter namens Huſeler.
Zu günſtigeren Ergebniſſen dagegen führt die Frage nach Bauten aus dem Gebiet der Profankunſt. Zwar ſind wir auch hier vielfach auf urkundliche Über— lieferungen oder aktenmäßige, ſpätere Aufzeichnungen angewieſen, und nur ſpärlich ſind die Reſte von noch erhaltenen Baudenkmälern. Aufzeichnungen im Frankfurter Regierungsarchiv jedoch unterrichten eingehend über die jetzt vollſtändig verſchwundene Schloßanlage der Johanniter zu Rampitz. Nach Beckmanns Nachlaß im Geheimen Staatsarchiv und Holtzingers Aufzeichnungen zu Droſſen wurde das dortige Rathaus in den Jahren 1543 und 1544 umgebaut und 1599 neu gewölbt. Die typifchen Merkmale eines Bürgerhauſes aus dem 16. Jahrhundert endlich zeigt heute noch trotz der ſpäteren barocken Veränderung neben Fachwerkhäuſern zu Reppen und Droſſen vor allem das Gaſthaus zum Löwen in Droſſen.
Welch hoher kirchlicher Sinn die Bevölkerung im 17. Jahrhundert beſeelte, beweiſt die Opferwilligkeit, mit der man ſelbſt während den ſchwerſten Zeiten des Dreißig— jährigen Krieges zur Ausſchmückung der Gotteshäuſer bereit war. Beiſpiele wie der
Kunſtgeſchichtliche Uberficht. XXIII
völlige Umbau der St. Jakobikirche zu Droſſen und die prächtige Ausſchmückung dieſes Gotteshauſes dürfen, wie heute noch trotz ihrer neuerdings vorgenommenen ſchlechten Wiederherſtellung die beiden Hauptausſtattungsſtücke beweiſen, ähnlichen Leiſtungen des baufreudigen Mittelalters ohne weiteres au die Seite geſtellt werden. Aber auch die Landbevölkerung blieb in dieſer Opferwilligkeit nicht zurück. So iſt der Turm von Klein— Rade, wie u. a. auch die Jahreszahl 1643 in der Wetterfahne bezeugt, noch während der ſchlimmen Kriegsjahre entſtanden.
des Großen Kurfürſten die Baufreudigkeit auch rechts der Oder in unvermindertem Maße an, da von nun ab infolge der fortſchreitenden Ausbildung der abſoluten Fürſtengewalt der Einfluß von ſeiten des Staates ſich in ſteigendem Maße Geltung verſchaffte. Eine große Anzahl von Turmfahnen aus dieſer Zeit tragen inſchriftlich das Jahr der Erneuerung, z. B. bei der Kirche zu Klein-Lübbichow (1669), zu Grunow (1672), zu Reppen und Laubow (1693), zu Klauswalde (1699), zu Klein— Kirſchbaum (1701) und endlich zu Reichenwalde (1712). Neben jenen bereits ange— führten, ſelbſtändigen Holztürmen kommen aber auch im 18. Jahrhundert, wie zu Reichenwalde und Radach, die aus Fachwerk errichteten Dachaufbauten vor, wie ja auch dieſe beiden eben erwähnten, dem Anfang des 18. Jahrhunderts angehörigen Gottes— häuſer noch eine auffallende Verwandtſchaft in ihrer Grundrißanlage aufweiſen, da ſie durch eine Reihe von Mittelſtützen gewiſſermaßen in zwei Schiffe geteilt werden. Von Baumeiſtern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird bei der Jakobi— kirche zu Droſſen im Jahre 1684 Tobias Hermann und laut Inſchrift im Balkenwerk der Kirche zu Klauswalde 1699 Georg Neumann genannt.
Beſonders charakteriſtiſch für dieſe Zeit iſt von nun ab auch die häufige Verwendung einer beſtimmten, ſchmückenden Beigabe bei der inneren Ausſtattung der Kirche. Während früher die mit Rollwerk und Kartuſchen geſchmückten, von reichverzierten, die ſchweren Geſimſe tragenden Säulchen geſtützten Aufbauten der Altäre und der Kanzeln von einem Chriſtus Triumphator oder von einem Pelikan bekrönt wurden, tritt vom An— fang des 18. Jahrhunderts ab bei Gotteshäuſern, die dem königlichen Patronat unter— ſtanden, an Stelle dieſes bekrönenden Schmuckes das Monogramm des Landesfürſten. Vorbildlich hierfür dürften die bisweilen ſchon früher an den Altar- und Kanzelauf— bauten angebrachten Wappen und Namen der Patrone, wie zu Klein-Lübbichow, geweſen fein. Ein weiteres, jedoch bedeutend jüngeres Beiſpiel dieſer Art mag auch die bereits im Jahre 1653 geſtiftete Kanzel der Johanniterkirche zu Rampitz mit dem im 18. Jahr— hundert hinzugefügten bekrönenden Namenszug des Ordensmeiſters Prinz Ferdinand bilden.
Eine Ausnahme von der von nun ab bei den Altaraufbauten üblich werdenden Reihenfolge der Darſtellung des Erlöſungswerkes, wie u. a. zu Lieben, zu Groß-Luͤbbichow oder zu Klein-Lübbichow, machte einſt, wie noch der Altarreſt in der Kirche zu Läſſig zeigt, der dortige Aufbau mit ſeinem im Hauptfeld ſitzenden Abendmahlsbild.
Der Taufengel, der im Anfang des 18. Jahrhunderts als neuer Aus— ſtattungsgegenſtand bereits im Lebuſer Kreis nachgewieſen werden konnte, hat ſich aus der Barockzeit u. a. in den Kirchen zu Klein-Kirſchbaum, Matſchdorf, Tſchernow und
XXIV Weſtſternberg.
Zohlow herübergerettet. Der prächtige Taufſtein zu Biberteich aus dem Jahre 1733, ſowie die hölzerne, etwas ältere Taufe zu Buchholz beweiſen jedoch, daß beide Aus— ſtattungsgegenſtände in der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts üblich waren. Während das Gotteshaus zu Klein-Rade an feinem Geſtühl in den aufgemalten Namen der Bauernfamilien einen eigenartigen Schmuck von ortsgeſchichtlicher Be— deutung aufweiſt, ſo beſitzen wieder andere Kirchen, wie die zu Gräden, zu Klein— Kirſchbaum oder Ziebingen, in den Epitaphien der Patrone manchen wertvollen Hin— weis für die Familiengeſchichte der betreffenden Geſchlechter. Das Bennewitzſche Epitaph in der Kirche zu Polenzig bietet ein Beiſpiel für die Ehrung des Geiſtlichen durch ſeine Gemeinde. Als einziges Stück von den, wie uns die Aufzeichnungen bei Beckmann beweiſen, früher in großer Anzahl in den Gotteshäuſern, vor allem in der Jakobikirche zu Droſſen, aufgehängten Votivtafeln hat ſich die von dem Pfarrer Jäger und zwei Kirchenvätern im Jahre 1625 geſtiftete Tafel zu Stenzig herübergerettet. Das im Lebuſer Kreis nach dem Dreißigjährigen Kriege beobachtete Vor— kommen von auffallend vielen zinnernen Altargeräten findet im Weſtſternberger Kreis keine Beſtätigung. Wohl mußten auch hier eine große Anzahl der anſcheinend abhanden gekommenen älteren Geräte wegen Mangels an Geldmitteln durch ſolche aus Zinn zunächſt erſetzt werden, wie z. B. eine zinnerne Deckelflaſche zu Klauswalde und Klein-Rade bezeugt; auch Reipzig beſitzt neben einem Zinnkelch aus dem Jahre 1651 eine ebenſo reich ornamentierte zinnerne Deckelkanne aus dem Jahre 1638, daneben aber ſind noch in überwiegender Anzahl ſilbervergoldete Geräte aus dem 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts zu verzeichnen. So ſchenkt die Witwe M. v. Ihlow 1654 einen prächtigen Kelch der Kirche zu Lieben. Barockkelche aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts beſitzen Klein-Lübbichow, Reichenwalde, Gohlitz und Zerbow. Endlich weiſt der aus dem Jahre 1582 ſtammende, im Jahre 1650 erneuerte Kelch zu Reipzig auf die Leiden des Dreißigjährigen Krieges hin. Goldſchmiedenamen aus dieſer Zeit ſind uns z. T. durch die Anfangsbuchſtaben ihrer Namen, z. T. aber auch durch ihre vollſtändige Namensaufſchrift bekannt. Es arbeitet u. a. der Berliner Meiſter J. C. M. für Klein-Lübbichow, der Meiſter B. O. 1693 für Läſſig, der Meiſter O. Tile, deſſen Wirkungs— ſtätte nicht verzeichnet iſt, um dieſelbe Zeit etwa für Groß-Rade, und endlich der Berliner Meiſter O. M. fuͤr Droſſen. Bemerkenswerte Aufſchriften auf zinnernen Taufbecken finden ſich ebenfalls, jo zu Leichholz der Spruch „ecce agnus dei qui tollit peccata mundi“; mehrere Bibelſtellen, die auf die Taufe Bezug nehmen, zeigen die beiden aus dem Jahre 1693 ſtammenden Taufſchüſſeln zu Droſſen und Seefeld und auf einem kupfergetriebenen Taufbecken des Jahres 1640 zu Radach lieſt man die Inſchrift: „Kommt her, ihr Geſegneten meines Vaters, ererbet das Reich Gottes“. Meſſingene Kronleuchter mit dem für das 17. Jahrhundert typiſchen Doppel— adler als Bekrönung finden ſich zu Balkow, Seefeld, Tſchernow und Zweinert. Ein ebenſolches Ausſtattungsſtück aus dem Jahre 1667 beſitzt die Kirche zu Meppen. Die anſcheinend umfaſſendſte Tätigkeit als Glockengießer übt für den Weſt— ſternberger Kreis im 17. Jahrhundert der Frankfurter Meiſter Franz Voillard aus. So beſitzen von ihm Arbeiten die Gotteshäuſer zu Gräden, Grunow, Laubow, Neuen—
Kunſtgeſchichtliche Überſicht. XXV
dorf und Droſſen. Von anderen Gießernamen ſeien genannt zu Rampitz 1626 M. Pauſt aus Prag, zu Gohlitz und Spudlow 1721 und 1722 G. Hofmann aus Frankfurt, zu Groß⸗Lübbichow der Berliner C. H. Heintze, zu Radach 1725 Joh. Friedrich Thiele, zu Trettin J. F. Schramm 1737. Eine nicht näher datierte Glocke zu Wildenhagen iſt von Jacob Zunkel gegoſſen, während für Ziebingen 1710 Joh. Jac. Schultz aus Berlin, für Zohlow 1648 Dietrich Besler aus Cüſtrin und 1649 Samuel Fincke und Lorentz Köckeritz aus Stettin 1678 Glocken lieferten. Von eigenartigen Sprüchen in lateiniſcher und deutſcher Sprache ſeien herausgegriffen zu Groß-Lübbichow: „ad res divinas populo pia classica canto soli deo gloria“, zu Neuendorf: „Heller als die Zymbeln klingen, will ich meinen Schall erſchwingen“, in Radach neben dem ſchon im Mittelalter vorkommenden Spruch: „soli deo gloria“ die Inſchrift: „Ich laſſe meinen Schall zu Gottes Ruhm und Ehre und derer Menſchen Nutz in Radach täglich hören“. Endlich tragen die Glocken zu Trettin und Zohlow die Inſchriften: „Gott gib Fried in deinem Lande, Glück und Heil zu allem Stande“, „aus dem Feiwer flos ich“ und „vigilandum et orandum“.
Dem Vorgehen des Großen Kürfürſten und mehr noch ſeines prunkliebenden Sohnes folgte der Landadel bei der Inſtandſetzung ſeiner Herrenhäuſer. Man er— kennt die Erbauungszeit dieſer charakteriſtiſchen, meiſt eingeſchoſſigen Bauten ſofort an dem gebrochenen Manſarddach und nicht zuletzt an ihren, wenn auch noch ſo beſcheidenen Stuckverzierungen im Innern. Vielleicht waren nicht die Berliner Bauten oder die Frankfurter Patrizierhäuſer hierfür in erſter Linie vorbildlich, ſondern die von König Friedrich auf dem Lande errichteten Jagdhäuſer, wie zu Neuendorf. Eine weitere Gruppe dieſer Bauten bilden die Herrenhäuſer zu Bottſchow, Hildesheim und Wilden— hagen. Von den Profanbauten in den Städten in dieſer Zeit find uns nur noch wegen der ſpäteren häufig ausgebrochenen Feuersbrünſte ſpärliche Stuckdeckenreſte in dem Gaſthaus' zur Sonne zu Droſſen erhalten.
An Stelle dieſer meiſt einfacheren eingeſchoſſigen Gutshäuſer traten bald die zwei— ſtöckigen Bauten aus der Zeit Friedrichs des Großen, deren Faſſaden meiſt von durchgehenden Liſenen gegliedert waren; das gebrochene Dach verſchwand allmählich, wo ein völliger Neubau aufgeführt wurde und machte einem einfachen Satteldache Platz. Cha— rakteriſtiſche Beiſpiele hierfür finden ſich u. a. zu Balkow, Görbitſch und allerdings etwas früher zu Sandow. Auch die innere Ausſtattung mancher nachträglich umgebauter Herren— häuſer geht heute noch, wie verſchiedene Rokokoſchränke zu Kohlow beweiſen, auf jene Zeit zurück. Aber auch in den Städten, wie zu Droſſen, treten infolge der durch die Erteilung von Bauprivilegien angeregten Bauluſt an Stelle der alten Fachwerkhäuſer mit ihren feuer— gefährlichen Strohdächern maſſive Putzbauten der erwähnten Art. Neugründungen von Dörfern und deren Beſiedlung mit Koloniſten ſind zwar mit Ausnahme von Fried— richswille nicht wie in dem Oſtſternberger Kreis im Weſtſternberger Kreis nachzuweiſen, dagegen ſorgte der Große König nach dem Siebenjährigen Kriege für ſeine notleidende Bauernbevölkerung durch materielle Unterſtüͤtzung. Daß aber keine umgeſtaltenden Bau— vorſchriften für die Landbevölkerung erlaſſen wurden, beweiſt die Tatſache, daß nach wie vor die überwiegend den wendiſchen Blockhaustypus zeigende ſüdliche Hälfte des
Frideri⸗ zianiſches Barock.
XXVI Weititernberg.
Weſtſternberger Kreiſes fich Scharf abhebt von dem Fachwerkbau der nördlichen Hälfte mit der über die ganze Giebelſeite nach der Straße ſich hinziehenden Laube.
Wie die ſtädtiſchen Profanbauten, ſo werden auch die Landkirchen entweder glatt verputzt oder durch Putzquader- und Liſenengliederung reicher geſtaltet. Als Beiſpiel dieſer Art ſeien die Kirchen zu Hildesheim, Ziebingen, ſowie der im Jahre 1793 errichtete Turm des Gotteshauſes zu Spudlow genannt.
Wo eine Erweiterung der Kirche ſich infolge der angewachſenen Gemeinde nötig machte, griff man, wie die Beiſpiele zu Reipzig und Göritz zeigen, zu der kreuzförmigen Grundrißanlage und führte dieſe unter Hinzufügung zweier Kreuzarme auf der Nord- und Südſeite des mittelalterlichen Langhauſes durch. Wo man bei Fachwerk— kirchen wie u. a. zu Matſchdorf oder Pinnow bei der alten Bauweiſe beharrte, zeigt ſich wenigſtens heute noch in der geſchwungenen Anordnung des Geſtühls oder der Emporen die neue Stilrichtung. Bei den Altären kommt jetzt häufig, wie die Beiſpiele zu Göritz, Reipzig oder Storkow zeigen, das altteſtamentliche Symbol des Gottes— begriffes als Bekrönung des Aufbaus vor. Eine große Anzahl der heutigen Kanzel— altäre endlich dürfte, wie die Kanzelaltäre zu Göritz oder Säpzig, damals neu aufgeſtellt, oder wie das von dem Tiſchlermeiſter Henze zu Sonnenburg 1786 angefertigte Beiſpiel zeigt, nachträglich aus älteren Stücken gewaltſam zuſammengefügt worden ſein. Neben dieſer Bautätigkeit auf dem flachen Lande vernachläſſigte man aber auch nicht den Kirchenbau in den Städten, wie heute noch der aus jener Zeit ſtammende obere Turmteil der Jakobikirche zu Droſſen, ſowie die mehrfachen Berichte von der Inſtand— ſetzung der Katharinenkirche zu Reppen beweiſen.
Wie rückſichtslos die ſpätere Zeit mit der völligen Vernichtung der älteren Gra b— ſteine im Weſtſternberger Kreiſe verfuhr, dafür bildet das völlige Fehlen dieſer Gegenſtände den beſten Beweis. Während in der Droſſener Jakobikirche bei der In— ſtandſetzung in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts mit dem Schließen der alten Gruftgewölbe auch die Grabmäler verſchwanden, ſo haben wir unter den Landkirchen nur noch in Stentzig und Rampitz Beiſpiele dieſer Art. Nicht viel beſſer ſteht es mit den erhaltenen Gedenktafeln, wie u.a. die ſpärlichen Reſte aus Gußeiſen zu Biberteich und Wildenhagen oder aus Holz zu Stenzig zeigen.
Taufbecken und Altargeräte aus Zinn finden ſich auch jetzt noch, ſo zu Balkow, Klauswalde, Läſſig, Laubow und Zerbow. Charakteriſtiſche Geräte aus Edelmetall beſitzen die Kirchen zu Frauendorf und Trettin.
In größerer Anzahl ſind uns Glocken aus dieſer Zeit erhalten. So zu Läſſig mit dem Glockenſpruch: „gloria in excelsis deo“ und „Ich rufe zum Wachen und zum Beten und in höchſten Nöten“. Als anderer gleichzeitiger Glockenſpruch ſei noch die Aufſchrift zu Göritz erwähnt: „Gott laß ſein reines Wort zu ſeinem Wohl— gefallen und dieſer Glocken Klang bis an das End erſchallen“.
Endlich ſeien noch von Meiſternamen aus dieſer Zeit genannt: der Erbauer des Balkower Herrenhauſes J. C. Scholtz aus Liebthal, der Berliner Zinngießer Liebe, der Tiſchlermeiſter Henze aus Sonnenburg, der Goldſchmied Meyer aus Berlin und die Glockengießer Gebr. Fiſcher aus Königsberg, ſowie die Berliner Meiſter Meurer,
Kunjfgejchichtliche Überjicht. XXVII
Maukiſch und J. F. Thiele. Ferner goß noch die Wwe. des Joh. Friedrich Schramm im Jahre 1751 die Wildenhagener Glocke.
Verhältnismäßig arm iſt der Kreis an Bauten aus der Zeit des Klaſſizismus. Klaſſtzismus— Wohl beſaß Ziebingen in dem „Edelhof“ des Herrn von Burgsdorff ein hervorragendes
Abb. IV. Grabdenkmal des Miniſters von Struenſee auf dem Kirchhof zu Matſchdorf.
Herrenhaus von der Hand Genellis; dieſes wurde jedoch, wie ſo manche andere Sitze der Landedelleute im Kreiſe, leider nicht zu ſeinem Vorteil in neuerer Zeit völlig umgebaut. Was ſonſt noch an Neubauten aus dieſer Periode zu verzeichnen iſt, geht, wie z. B. der im Jahre 1801 errichtete Turm der Kirche zu Storkow oder das Gotteshaus zu Tſchernow ſowie der im Jahre 1794 begonnene Ausbau der Kirche zu Drenzig, kaum über das Handwerksmäßige hinaus. Eine bemerkenswerte innere Aus—
antik und enzeit.
XXVIII Weſlſlernberg.
ſtattung jedoch aus dem erſten Drittel des 19. Jahrhunderts mit ſchwerer gedrungener Säulenarchitektur zeigt u. a. die Kirche zu Lieben. Eine eigenartige Ausnahme macht unter dieſen Bauten das Gotteshaus zu Sandow. Denn während das Innere mit feinen die Emporen tragenden hölzernen Bündelſäulen noch ſtarke klaſſiziſtiſche Anz klänge aufweiſt und auch in der Pilaſterarchitektur der Faſſaden noch völlig von dieſer Stilrichtung beherrſcht wird, zeigen ſich in der zinnengeſchmückten doppeltürigen Weſt— faſſade ſchon Anklänge der Romantik. Neben den vielfach jetzt in den Kirchen aufgehängten Bauern- und Bürgerepitaphien, mit denen auch, wie heute noch die Sammlung im Muſeum zu Droſſen erkennen läßt, die Jakobikirche geſchmückt war, gemahnen vielfach die Tafeln zur Erinnerung an die Gefallenen aus den Befreiungskriegen, wie in der Kirche zu Tſchernow, Drenzig, Droſſen, Kl.-Rade u. a. m., an die ſchwerſte Zeit Deutſchlands. Viele von ihnen ſind, ſoweit die Kirchen zu der Domäne Frauen— dorf gehörten, wie z. B. die Kirchen zu Läſſig oder Stenzig, von dem Baron von Frauendorf, dem Grafen de la Rivalliere geſtiftet, der 1812 in den Beſitz der Domäne ſamt den elf dazugehörigen Dörfern gelangt war. Einen charakteriſtiſchen Zinnkelch beſitzt die Kirche zu Bottſchow und ein ähnlich aufgebauter Leuchter mit kanneliertem Schaft befindet ſich in der Kirche zu Grunow. Das Gußeiſen, das ſchon in der vorher— gehenden Periode zur Anfertigung von Grabplatten diente, findet jetzt auch, wie Bei— ſpiele aus der Kirche zu Stenzig erkennen laſſen, Verwendung für die Herſtellung von Leuchtern und Altarkruzifixen, ſowie für Sonnenuhren, die von nun ab häufig in den Parkanlagen der Herrenhäuſer, wie zu Sandow, Aufſtellung finden. Selbſt Glocken werden, wie das aus der Peitzer Eiſenhütte ſtammende Geläute zu Drenzig zeigt, aus dieſem Material angefertigt. Einen großen Reichtum an Porzellan aus der Berliner Manufaktur beſitzt die Sammlung des Grafen Finck von Finckenſtein zu Matſchdorf, in der auch eine Wegelyfigur aus der vorhergehenden Stilperiode auf— bewahrt wird. Anſtelle des Edelmetalls tritt jetzt das Weißmetall, doch finden ſich auch daneben ſilberne Altargeräte, wie z. B. in den Kirchen zu Polenzig und zu Droſſen. Hervorragende Grabdenkmäler, die von dem üblichen Schema der monu— mentalen Gruftanlagen und den meiſt nach demſelben Geſetz aufgebauten Einzeldenk— ſteinen abweichen, beſitzen heute noch die Kirchen zu Frauendorf und zu Matſchdorf. Von dieſen ſind die drei Struenſeeſchen Grabmäler deswegen um ſo bemerkenswerter, weil ſie von keinem Geringeren als dem Berliner Meiſter Schadow herrühren ſollen (ogl. auch Abb. IV ſowie Abb. 122). Von Gießernamen aus dieſer Periode ſeien u. a. genannt: zu Balkow 1805 Francke, und zu Hildesheim 1802 der Berliner Gießer Meyer.
Die Geſchmacksrichtung der Romantik zeigt auch ihren der Erhaltung der Denkmäler nicht günſtigen Einfluß bis auf die neueſte Zeit noch im Weſtſternberger Kreis. Wo ihr nicht ganze Kirchengebäude, wie z. B. bei Reppen, zum Opfer fielen, verſah man die alten Gotteshäuſer mit jenen vorwiegend aus Backſtein aufgeführten Vorhallen und Sakriſteianbauten, die mit ihrer ſchematiſchen Architektur in hartem Widerſpruch ſtehen zu dem Hauptbau. Das Zinkmetall ſpielt ſowohl zur Eindeckung von alten Turmhelmen, wie z. B. in Droſſen, als auch zur Anfertigung von Ausſtattungsgegenſtänden,
Kunſlgeſchichtliche Überjicht. XXIX
wie u. a. die aus Zinkguß gefertigten Taufen in Läſſig und Kohlow zeigen, eine verderbliche Rolle. Daneben aber auch findet man aus Kunſtſandſtein angefertigte Taufen, wie zu Groß-Rade, die die alten ſchlichten Vorgänger verdrängt haben. Welch verderblicher Einfluß dieſe irregeleitete Geſchmacksrichtung ſelbſt noch bis heute bei der Herſtellung von neuen Kirchengeräten ausübte und ſo die alten, würdigen Gegenſtände ver— drängte, lehrt ein Vergleich der in der Kirche zu Frauendorf noch aufbewahrten Zinn— geräte mit den an ihrer Stelle angeſchafften Erſatzſtücken von geſuchten, wenig zweckentſprechenden modern-gotiſchen Formen (Abb. V).
Zum Schluß ſei noch darauf hingewieſen, daß die namentlich in neueſter Zeit immer häufiger auftretenden Klagen über das unharmoniſche Zuſammenklingen mehrerer Glocken meiſt völlig unberechtigt ſind. Der Grund der Disharmonie eines Glocken— ſpiels iſt bei vielen Dorfkirchen meiſt darauf zurückzuführen, daß man im Laufe der Jahre davon abgekommen iſt, namentlich die für beſondere Zwecke beſtimmte Schulglocke ge— ſondert zu läuten und vielmehr verſucht, ſie mit den beſonders abgeſtimmten Kirchen— glocken gemeinſam zu benutzen. Eine Folge davon iſt nicht bloß häufig der völlige Verluſt der alten, oft jahrhundertelang im Dienſt der Gemeinde ſtehenden guten Glocke, ſondern auch der Erwerb eines aufdringlich klingenden Erſatzſtückes aus minder— wertigem Glockengut.
lußwort.
XXX Weſlſternberg.
Wie ſich aus der in gedrängtem Rahmen gegebenen Überſicht ergibt, ſind die klar zutage tretenden abweichenden Entwicklungsbedingungen nur im Hinblick auf die namentlich in den früheſten Zeiten nachweisbaren verſchiedenen Beſitzverhältniſſe zu erklären; war doch u. a. für die Weſthälfte des Sternberger Landes im Norden in den älteſten Zeiten der Einfluß des Biſchofs von Lebus von weitreichender Bedeutung, während die von Frankfurt ſchon im 14. Jahrhundert erworbenen Kämmereidörfer ebenſo wie u. a. auch das ſpäterhin zum Beſitz des Kloſters Neuzelle gekommene Dorf Aurith davon unberührt blieben. Wenn auch im Weſtſternberger Kreis in der älteſten Zeit die Templer und dann die Johanniter mancherlei Beſitz erwarben, ſo äußerte ſich ihr Einfluß nicht in gleichem Maße wie in Oſtſternberg, wo die Ordensballei Sonnen— burg mit der Kommende Lagow und beſonders der alte Templerort Zielenzig liegen. Kriege, und auch im Siebenjährigen Kriege iſt kein größerer Unterſchied in den Schick— ſalsſchlägen, die der Oſt- oder Weſthälfte des Landes beſchieden waren, zu verzeichnen, obwohl der Oſtſternberger Kreis hauptſächlich als Durchmarſchgebiet für die feindlichen Heere in Betracht kam. Was jedoch nach den folgenſchweren Jahren zur Ausbeſſerung der Schäden getan wurde, zeugt auch für den Oſten mehr von einem Einfluß der unmittelbar benachbarten Gebiete, während für die Weſthälfte auch das Land jenſeits der Oder als vorbildlich in Betracht kam. Es verbietet ſich jedoch, um wie bereits erwähnt Wiederholungen zu vermeiden, näher auf Einzelheiten in einem ſo kleinen Gebietsteil einzugehen, es muß vielmehr dem Schlußband des Werkes vorbehalten bleiben, eine Geſamtdarſtellung der Entwicklung der Kunſt in der ganzen Provinz zu geben.
©
—
Kunſtdenkmäler der Provinz Brandenburg. VI. 3. Weſtſternberg.
Tschernow Sapzig O
Göritz © Spuglow Grunow
Stenzi: ö 9
Kl.Kirschbaum O
Ötscher 0 Seefeld Oleg O0 Drossen
rauendorf I fade Schmagore! — 0
Gohlitz Zei e, Byrehholz 0
0 GrRade Zerbow 0 Lieben
O
Gr.Lübbichow Laubow 0
Biberteich Drenzig Klauswalde © 0 O
Trettin Bischofssee Zyhlow O
75 Bee itz Neuendorf ornow O 0 © 0
Kunersdorf O Reppen Bortschow börbitsch O Wildenhagen
% O 2 x Hildesheim O
Matschdorf Gräden
Reipzig N O Reichenwalde 2 O
Kl.Gandern Bergen ° Döbbernitz jejchholz 0 (6)
Aurith 9 2 Gr.Gandern
Sandow O
Ziebingen 25
Balkow
Rampitz O
Überſichtskarte der im Verzeichnis erwähnten Orte.
‚er 74 er ee
— % 7 5 a 7 9 N i ı Vz j 7 3 U 1 ' 1 5 1 \ „ 3 * 1 6 N 1 j i | \ i 2 = ' 1 > i i 8 a * ö 0 U it ) fi * u { ;
Aurith.
Aurith, Straßendorf 16 km ſüdweſtlich von Reppen. 1197 Einw., 2689 ha.
„Urat“ gehörte zu den Gütern, welche die Markgrafen Ludwig der Altere und Ludwig der Römer 1350 dem Johanniterorden übereigneten (Geh. Staatsarchiv, Job. Orden, Urk. vom 24. XII.; vgl. Riedels Codex XIX, 137, ferner XX, 27 f., 95 f.). 1429 erhielt der Abt von Neuzelle das Dorf „Urad“ mit nur 13 zinspflichtigen Hufen, von denen um 1460 laut Schoßregiſter des Bistums Lebus 3 wüſt waren (Geh. St.⸗A., Rep. 78 a. 11, fol. 280; vgl. Rep. 8. 236: Akten von 1628 seg.). Noch heute iſt in dem von vielen Schiffern bewohnten Ort, der zu den am ſtärkſten be— völkerten im Kreiſe gehört und zu Beginn des 19. Jahrhunderts ſchon 559 Einwohner zählte, ein 2 Teil der Gemarkung im Beſitz der Abb. 1. Aurith. Grundriß der Kirche. insgeſamt 11 Ortſchaften um— faſſenden und nach Aufhebung des Kloſters 1817 königlich gewordenen Herrſchaft Neuzelle (vgl. Berghaus, Landbuch III, 529).
Die Kirche (Abb. 1 und 2), ein Fachwerkbau in Saalform mit dreiſeitigem Oſt— ſchluß, beſitzt eine Vorhalle vor dem Zugang auf der Südſeite und einen verbretterten quadratiſchen Weſtturm, deſſen Laterne in eine geſchweifte Haube endigt. Das Gottes— haus wurde an Stelle eines mit dem Dorfe am 14. Auguſt 1802 abgebrannten älteren Baues neu errichtet und am 13. Oktober 1816 eingeweiht (Denktafel zur Erinnerung an den Brand und den Neubau der Kirche im Innern an der ſüdöſtlichen Polygonwand).9 Die Fenſter ſind einfach rechteckig.
) Die nach den Akten im Regierungsarchiv recht wechſelvolle Baugeſchichte der jetzigen Kirche ſei nachſtehend auszugsweiſe wiedergegeben:
Am 6. September 1802 berichtete der Prediger Toepffer zu Matſchdorf an den König, „daß bei der am 14ten vorigen Monats, Nachmittags gegen drei Uhr in Aurith entſtandenen großen Feuersbrunſt, durch welche das ganze Dorf vernichtet worden, auch die Kirche, von welcher Ew. Königlichen Majeſtät Patronus find, nebſt dem Thurm von den Flammen verzehret worden iſt.“ In anderthalb Stunden vernichtete nach, demſelben Bericht das Feuer 112 Wohnungen nebſt allen Wirtſchaftsgebäuden. Mit dem Gotteshaus wurden auch alle Kirchengeräte, Bücher, die Orgel, die Uhr und die beiden Glocken zerſtört.
Am 22. Januar 1803 reichte der Zimmermeiſter Schultz aus Reppen einen Koſtenvoranſchlag ein, der nachſtehende Beſtimmungen enthielt: „Die Kirche ſoll nach Angabe der dortigen Gemeinde in Bindwerk erbauet werden, 72 Fuß lang, 36 Fuß tief, 16 Fuß in Stiehlen hoch, 3 mal geriegelt mit liegenden und verſchwelten Dachſtuhl von 25 Gebind mit Ziegeldach und ausgemauerte Fache.“ .. . . „Der Thurm ſoll nach Angabe der Gemeinde in Bindwerk mit Spohndach 2 Etagen hoch erbauet werden. Der Kaſten wird 20 f. lang und breit, die Erſte Etage 30 Fuß von der Schwelle bis zum Glockenboden hoch, und in den Umfangswänden 6 mal geriegelt, die zweite Etage 12 f. von Glockenboden an bis zum oberſten Gebälfe
Kunſtdenkm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weſtſternberg. 1
2 Weſtſternberg.
Die geſamte innere Ausſtattung (Abb. 3) — der Kanzelaltar, die Taufe, das Geſtühl, die Emporen mit ihren Aufgängen auf der Weſtſeite im Innern, und die Orgel — gehört ebenfalls der Zeit des Neubaus an und zeigt ſchlichte Formen.
hoch, und zweymal geriegelt, und die einwendigen Wände mit einfachen X Verband aus gemauerte Fache und Eichen Spohndach.“
Bald jedoch ſcheinen zwiſchen der Gemeinde und dem beauftragten Meiſter wegen der Koften Uns ſtimmigkeiten zutage getreten zu ſein und als der König infolgedeſſen ſich veranlaßt ſah, in einem Schreiben vom 5. April 1804 dem Bürgermeiſter Schroeer in Reppen aufgeben zu laſſen, für „die Bezahlung der von dem Rats-Zimmermeiſter Schultz liquidirten . . . Gebühren wegen Aufnahme des Koſtenanſchlages von dem neu zu erbauenden Turm und Kirche in Aurith vor der dortigen Gemeinde zu ſorgen“, bittet Schroeer am 8. Oktober 1804 um „executivische Hülfe gegen die Gemeine Aurith wegen der verweigerten Gebühren für Aufnahme des Koſtenanſchlags zum Kirchen- u. Thurmbau“.
Infolge dieſer Streitigkeiten wurde die Inangriffnahme des Neubaues mehrere Jahre hinausgezögert.
Aurith. 3
Außer jener Gedenktafel zur Erinnerung an den Brand und den Neubau der Kirche ſind noch zu erwähnen:
Mehrere Kriegserinnerungstafeln an die Jahre 1813 bis 1815, 1866 und 1870/71.
Zwei meſſingene Kronleuchter in Renaiſſanceformen aus neuerer Zeit.
Dann trat die Gemeinde mit dem Zimmermeiſter Berg und dem Maurermeiſter Schober zu Droſſen in Unterhandlungen.
Am 2. Februar 1811 wählte die Gemeinde Aurith 13 ihrer Glieder zu „ihren Bevollmächtigten bei dieſem Kirchenbau“. Dieſe ſollten „in ihrem Namen den ganzen Kirchenbau dirigiren, mit den Hand— werkern gerichtliche Contracte abſchließen, Gelder, die zu dieſem Bau nöthig ſind, auf ihren Namen auf— nehmen, und find fie zufrieden, daß dieſe Männer bei Aufnahme der Capitalien ihre, der ganzen Gemeinde Grundſtücke zum Unterpfande ſetzen, und erklärten, daß ſie für dieſes zum Bau der Kirche aufzunehmende Capital einer für alle, und alle für einen ſtänden.“
Auch mit der im Jahre 1804 gegoſſenen Glocke wollte man ſich begnügen; denn, fo heißt es weiter, „da bey den itzigen Zeiten die Glocken nicht angeſchafft werden können, ſo wie es auch nicht möglich iſt, das Geld hierzu aufzubringen, . .. fo iſt beſchloßen worden, die Kirche zwar nach dem Anſchlage“ des Zimmer— meiſters Schultz zu Reppen „zu bauen, jedoch die Glocken vor der Hand auszuſetzen.“
Am 2. Dezember 1811 endlich waren „Kirche und Thurm unter Dach.“ Dennoch zog ſich die Fertig—
1*
4 Weſlſternberg.
Ein kupfernes, innen verzinntes Taufbecken trägt die Randinſchrift: „Zum Andenken von J. Fendius den 13. Oktober 1816.“
Ein Zinnkelch, 25,5 cm hoch, ſtammt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts.
a Ein Zinnkelch, 24, cm hoch, iſt gezeichnet: Abb. 4. Aurith. Bauernhaus. Grundriß. „M. I. F F 1808 Fünf Patenen ſind aus Zinn. Zwei Glocken. Die öſtliche von 0,89 m Durchmeſſer trägt am Hals die Inſchrift: „Anno 1802 den 14. August sind die Glocken von Feuer zerschmolzen. Gott
ſtellung noch mehrere Jahre hinaus und erſt am 10. April 1815 berichtete der Superintendent Schramm zu Droſſen, daß er am „Sonntag Quasimodogeniti... die neue Kirche zu Aurith auf Verlangen und zur großen Freude der Gemeinde eingeweiht“ habe. Allein auch jetzt iſt der innere Ausbau noch nicht fertig. Es fehlen noch Kanzel und Altar, auch ſind die Chöre noch unvollendet. Ja ſelbſt am 22. Oktober 1816 ordnete noch der Bauinſpektor Zimmermann aus Krieſcht an, daß „das Orgelchor, welches ſich (weil es in der alten Kirche fo geweſen war, gegen den Wunſch des Geiſtlichen) neben der Kanzel befand, ſogleich abgebrochen und der Kanzel gegenüber wieder errichtet werden ſollte.
Erſt mit dem Ankauf der Turmuhr im Jahre 1822 und dem ein Jahr ſpater erfolgten Guß der zweiten Glocke kann dieſe über zwanzig Jahre währende Kirchenbauangelegenheit als abgeſchloſſen angeſehen werden.
Aurith — Balkow. 5
durch Deine Gütte diese Glocke behüte. Ambros. Wenzel aus Marienthal gos mich Aurith 1804.“
Die weſtliche mit 0,72 m Durchmeſſer iſt 1823 von Großheim Yzu Frankfurt gegoffen.
Das Bauernhaus Nr. 126 (Abb. 4 u. 5) von 1802, mit Ecklaube, zeigt die für den wendiſchen Bau typiſche, die Hälfte des Geſamtgrundriſſes einnehmende Stube (Abb. 6) mit Kammern, ſowie den an die innere Schmalwand der Stube angebauten, in der Längsachſe liegenden, mächtigen Schornſtein mit Backofen. Ahnliche Bauernhäuſer tragen die Nr. 134 und 137.
Die Bewohner von Aurith bewahren heute noch ihre eigenartige Tracht, die große Ahnlichkeit aufweiſt mit den Trachten von Balkow, Grimnitz, Kloppitz, Rampitz, Sandow oder Ziebingen (vgl. Tafel 1 und 10).
Balkow. Balkow, Straßendorf 22 km ſüdlich von Reppen. 768 Einw., Landgem. 1171 ha, Gutsbez. 775 ha. Im Jahre 1413 verkaufte Gabriel Birckholtz dem Lebuſer Domkapitel laut Kur— märkiſchem Lehnskopiar im Geh. Staatsarchiv 13 Schock Groſchen jährlicher Abgaben
) Gottlieb Großheim, geb. 1787 in Aſchersleben, kam aus Königsberg Nm. nach Frankfurt a. O., wo er als „Glockengießer und Spritzenmacher“ am 28. Auguſt 1821 Bürger ward.
6 Weſlſternberg.
„in feinen gutern zu Balkow“ (Rep. 78. 49, fol. 11 u. 17; vgl. Riedel, Codex C I, 60). Um 1500 faßen hier die in der Mark alteingeſeſſenen v. Grüneberg, ſeit 1659 die aus Brabant ſtammenden v. Weſenbeck; noch um 1761 war hier die Wittib v. Weſenbeck geb. v. Grünberg begütert, wie aus Akten im Geheimen Staatsarchiv erhellt (Rep. 22. 3840). Ihr folgten die aus dem Lauenburgiſchen ſtammenden v. Tauentzien, deren gräflicher Stamm 1854 erloſch. Das Gut gehört ſeit kurzem der „Eigenen Scholle“. Das zur Zeit der deutſchen Koloniſation mit 36 Hufen ausgeſtattete Dorf zählte zu Beginn des 19. Jahrhunderts 25 Ganzbauern, 22 Halbkoſſäten und 23 Einlieger (vgl. auch Berghaus, Landbuch III, 292).
Abb. 7. Balkow. Blockhaus.
Die Kirche, ein an Stelle des aus den ſiebziger Jahren des 18. Jahrhunderts ſtam— menden Gotteshauſes “) völlig neu errichteter Backſteinbau in neuzeitlichem Rundbogenſtil
) Auf dieſen älteren Bau beziehen ſich verſchiedene Notizen in den Akten des Regierungsarchivs. So ſchreibt Joachim Friedrich Ehrentreich v. Burgsdorff auf Ziebingen am 30. März 1776: „daß die Balckower Kirche nur erſt ſeit kurtzer Zeit neu erbauet worden und daß in derſelben weder Chöre noch Bänke fertig”; ferner heißt es: „de Anno 1777 bis 1778”. Den Turm baute Zimmermeiſter Mockert; Maurermeiſter Wurm aus Neuendorff baute das Fundament zum Turm. Tiſchlermeiſter Sieber aus Tanndorf (Tammen⸗ dorf?) machte die Kanzel. — Beihilfe leiſtet „Sr. Exzellenz HErr de Tauenzien zur Aufbauung des Balckowfchen Kirch-Thurms und Cantzel benebſt der Reparatur der Thurm-Uhr.“
Endlich führt ein Vermerk vom 9. Mai 1782 neben der Notiz, daß die Kirche „neu ſei von Holz und mit Ziegeln ausgeflochten gleich wie auch der Turm, auf dem 2 Glocken hängen,“ noch nachſtehendes
Inventar auf: Kirchen Inventarium und Geräthe a.) Ein grünes Altar Tuch, ſo neu. f.) Ein ſilberner vergoldeter Kelch nebſt meſſing— b.) ein weißes dito. ner Patene. c.) ein buntes Tuch auf dem Pulpet. g.) ein Kranken Kelch. d.) ein neuer Klingelbeutel von hellblauen Sammt h.) zwey meſſingne Altar Leuchter. mit Gold von der Frau Generalin v. Tauenzien i.) eine zinnerne Kelch Flaſche. geſchenckt. k.) ein zinnerner Taufbecken.
e.) Eine alte Bibel.
Balkow.
mit einem Dachaufbau über der Weſtfront und einer Sakriſtei auf der Oſtſeite, wurde am 19. Dezember 1852 eingeweiht. Das flachgedeckte Innere beſitzt auf drei Seiten Emporen mit Aufgängen auf der Weſtſeite.
Der Kanzelaufbau iſt aus barocken Reſten und Zutaten der neueren Zeit zuſammengeſetzt.
Eine Taufe, Zinkguß, iſt modern-gotiſch. Ein Taufbecken aus Zinn, laut Inſchrift geſtiftet von Eleonora Dorothea v. Stoſch geb. v. Pannewitz am 24. Juli 1765, zeigt die ent— ſprechenden Wappen. Zwei mefjingene Altarleuchter, 31,5 cm hoch, 16. Jahrhundert. Zwei meſſingene Kronleuchter im Schiff, der kleinere weſtliche mit bekrönendem Doppel— adler ſtammt etwa aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der größere öſtliche iſt modern. Ein Kelch, 19,5 cm hoch, zeigt die Buchſtaben: C. V. W. ( C. v. Weſenbeck) IE. V. W. G. V. G. ( H. E. v. Weſenbeck geb. v. Grünberg). Zweite Hälfte des 18. Jahr— hunderts. Eine kleine zinnerne Deckelkanne, zwei Zinnteller, eine zinnerne Patene und ein Zinnkelch, 17,5 cm hoch, find Frankfurter Arbeit, erſte Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Eine Bilderbibel mit Ledereinband und Silberbeſchlag trägt die Inſchrift: „J. H. E. v. Schafgotsch 1684“ und „E. B. S. G. von Schönbeckin 1684.“
Drei Glocken. Die öſtliche hat 0.7 75 m Durchmeſſer und iſt 1805 von Gottfried Francke in Sandow gegoſſen. Die mittlere von 0,90 m Durchmeſſer zeigt den Namen des Meiſters C. Rubon in Berlin und die Jahreszahl 1853. Die weſtliche von 0,53 m Durchmeſſer iſt ohne Inſchrift, von ſchlanker Form und anſcheinend noch mittelalterlich. f
Ein altes Blockhaus (Abb. I am Südende des Dorfes wurde leider vor kur— zem durch einen
Neubau ver— Dun gien ae fen drängt. Das öſtlich von der Haupt: — — ſtraße im An— Abb. 8. Balkow. Grundriß des Herrenhauſes vor dem Umbau.
fang der acht— ziger Jahre des 18. Jahrhunderts für den General v. Tauentzien-Breslau) durch den
) Der Königl. Preuß. Rittmeiſter „und nunmehriger Erb-Herr auf Kleingander“ Otto Friedrich v. Weſenbeck verkaufte an Se. Exzellenz den Königl. Preuß. General der Infanterie Friedrich Bogislaff v. Tauentſien laut „Kaufcontractes d. d. Balckow den 13. Januar 1777“ das demſelben (Weſenbeck) zu— gehörige Anteilgut Balckow und Grimnitz nebſt Pertinentien für 20 500 Reichstaler. (Tauentſien beſaß noch das Gut Blumberg in der Neumark. Seine Frau entſtammte der Familie v. Kneſebeck.) Ein Anteil in Balckow und Grimnitz, welches Frau Hofmarſchallin Dorothee Eleonore v. Stoſch geb. v. Pannewitz beſeſſen, iſt sub hasta für / der Taxe dem General Bogislav Friedrich v. Tauentſien Exzellenz „unter denen, von denen Creditoribus und dem Herrn Käufer gemachten, in termino d. 25. April 1776 modifieirten
8 Weſlſternberg.
Maurermeiſter Johann Carl Scholtz aus Liebthal!) erbaute Herrenhaus (Abb. 8 und 9) iſt ein zweigeſchoſſiger Putzbau mit einer in der Achſe der Faſſade gelegenen Eintrittshalle.
und von dem HE. Käufer unterm 27ten ejusd. angenommenen Bedingungen, erb- und eigentümlich zu— geſchlagen“ worden.
„Dieſer Contract iſt sub dato Balckow 3ten Juli 1776 mit dem HE. Juſtiz-Direct. Adami, als Gevollmächtigten des HE. Gen: v. Tauensien Excell. geſchloſſen und denen vorgedachten Bedingungen, iſt ein Genüge geleiſtet, dHE. Curator der Concursmaſſe der Frau p: v. Stosch geb. v. Pannewitz hat unterm 17. Aug: 1776 erkläret, daß der Contract dem Licitations-Protocoll und ſonſt Actis völlig gemäß geſchloſſen ſei. Unterm 22. August 1776 hat alſo E: p: Regierung, als das Gericht, wo die Güter sub hasta geftanden haben, dieſen Contract genehmiget. Durch deren Beſcheinigung vom 24. Febr. 1777 iſt auch beigebracht, daß das ganze Kaufgeld nach dem Adjudications-Beſcheide berichtiget it.”
„ . .. daß der Werth, der zuletzt von dieſen Gütern beſcheiniget iſt, in den 24266 rthl. 16 gr. ... beſtehet, wofür fie dem HE. Gen: von Tauenzien Excell. laut Sententz vom 30ten May 1776 und Contract vom 3. July . . . sub hasta erftanden haben.“ (24266 Rthl. 16 gr. iſt nur der Preis für den v. Stoſch⸗ ſchen Anteil.) Beim Kauf des v. Stoſchſchen Anteils vertrat der Generalmajor v. Thiele den v. Tauentſien (nach den in den Beſitz der Provinzialverwaltung übergegangenen Hausakten).
) Der mit dem Maurermeiſter abgeſchloſſene, im Beſitz der Provinzialverwaltung befindliche Vertrag lautet: „Nehmlich es übernimmt und verſpricht der Maurermeiſter Johann Carl Scholtz an dem Wohnhauſe, welches des Herrn Generals der Infanterie von Tauentsien Excellenz auf dero hieſigem Guthe, Balckow, und zwar auf dem ehemaligen Wesenbeckſchen Hofe zu erbauen fo eben angefangen haben, die ſämtlichen Maurer- Architectur und Stoccatur-Arbeit dieſes Gebäudes von 140 Fuß lang, 45 Fuß breit, 24 Fuß hoch, und in der feſtgeſetzten Mauer-Stärke, nach dem, von Hochvermeldeter Seiner Exellenz unterſchriebenen Riſſe zu fertigen, und insbeſondere den Grund und die Kellers auszugraben ... den Grund und die Kellers
WIPONIUNDAIG UI
"PU
&
Veſt
3
Balkow — Beelitz. 9
Über dem Hauptzugang, zu dem mehrere Stufen hinaufführen, bemerkt man das Tauentzienſche Familienwappen. In einigen Zimmern des Erd- und Obergeſchoſſes ſind noch einfachere Stuckdecken erhalten; von ihnen darf die in dem ſüdlich vom Treppenhaus gelegenen Zimmer des zuletzt genannten Stockwerks zum mindeſten eigenartig genannt werden. Die einfachen Rokokotüren fertigte der auch mit den übrigen Tiſchlerarbeiten betraute Johann Kaspar Wetzſtein aus Neuſalz, während die Zimmerarbeiten dem Meiſter Carl Haberkern aus Breslau für 500 Reichstaler übertragen wurden. Endlich kommt, wie aus den Akten noch hervorzugehen ſcheint, für die Schloſſerarbeiten der „Vordivications Schloßer“ Carl Gottlieb Helling in Breslau in Betracht.
Die den Vorplatz auf der Süd- und Nordſeite ſäumenden Dfonomiegebäude gehören ebenfalls dem Ende des 18. Jahrhunderts an.
Auf einen in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vorgenommenen Um— bau geht namentlich auch die Verlegung der Haupttreppe des Herrenhauſes, ſowie die Abänderung der Nebentreppe und endlich der jetzige polygonale Ausbau am ehemaligen Treppenhaus zurück. Der gleichen Zeit entſtammen die Biedermeieröfen und das ſüdlich an das Herrenhaus angebaute „Sonnen- und Blumenhaus“.
Das einſt in dem Park auf der Rückſeite des Herrenhauſes dem „vor Breslau“ beſtatteten General Friedrich Bogislav v. Tauentzien (geb. 18. April 1710 zu Tauentzien in Pommern, geſt. 20. März 1791 zu Breslau) von ſeinem Sohne errichtete, in neuerer Zeit auf den Kirchhof nordweſtlich von der Kirche übergeführte Denkmal zeigt über einem viereckigen Poſtament einen joniſchen Säulenſtumpf, der eine ſchwarze Marmorvaſe trägt.
Eine Gruppe von Balkower Frauen in ihren jetzt immer mehr verſchwindenden maleriſchen Trachten zeigt Tafel 1.
Beelitz. Berliß, Angerdorf 8,5 km öftlicd) von Reppen. 236 Einw., Landgem. 555 ha, Gutsbez. 417 ha. Im Zehntregiſter des Bistums Lebus aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts leſen wir: „Belitz Abb. 10. Beelitz. Grundriß der Kirche.
ſelbſt nebſt Bogens, . .. ferner die beyden Stockwerke des Gebäudes, von der Zucke an, bis an das Dach herauf ... die Brand Giebels, und Kappfenſter, respective zu mauern, zu wölben, und, wo es nöthig iſt auszuflaſtern, die Decken in beyden Stockwerken zu berohren, zu bewerfen und abzureiben, die Hohlkehlen, Wandgeſimſe, und Quadraturen, in den Stuben, ingleichen die Haupt Geſimſe zu ziehen, die Stoccatur- und Architectur-Arbeit an den Geſimſen, Thüren und Fenſtern zu machen, das Dach nebſt den Kappfenſtern mit Flachwerk und Hohlziegeln einzudecken und zu belegen, endlich auch das ganze Gebäude inwendig und auswendig überall gehörig abzuputzen, kurz alles und jedes an Mauer- Architectur- und Stoccatur-Arbeit, fo wie ſolche der, von dem Mauermeiſter Scholtz, unterm 30. Junii a. c. gefertigte, . . . Anſchlag näher beſaget, nichts davon ausgenommen, tüchtig und untadelhaft zu vollführen, auch dieſe ganze Arbeit, wozu Seine Excellenz die Materialien hergeben, bis Johannis Baptistae 1781. fertig zu ſtellen und zu vollenden, alles zuſammen und überhaupt vor ein Arbeits-Lohn von Siebenhundert Reichsthalern Courrant. ... Balckow, den 13. October 1779.“
Beelitz. 11
habet XLIIII mansos.“ Vier dieſer 44 Hufen waren — wohl fchon vom 13. Jahrh. an — dem Pfarrer zugewieſen worden (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78a. 11, fol. 25; auf fol. 178 werden die Bauern namentlich aufgeführt). Im 16. Jahr— hundert ſaßen hier die v. Schlieben, die mehrfach Ordenskomture des Johanniterordens waren, ſodann um 1700 die auch zu Lieben begüterten v. Selchow. Die Kirche war — und iſt noch heute — Filia von Laubow. Ende des 18. Jahr— hunderts kaufte ſich hier der Ordensrat Kuhlwein an (Bratring, Beſchreibung der Mark III, 276; Berghaus, Landbuch III, 300, 302).
Die Kirche (Abb. 10), die nach einer Aufzeichnung im Pfarrhauſe zu Laubow im Jahre 1660 vollſtändig aus Bohlen errichtet wurde, geht in ihrer heutigen Geſtalt auf einen Umbau aus dem erſten Viertel des 18. Jahr— hunderts zurück (nach Beckmann 1718). Das Langhaus mit dreiſeitigem Oſt- und Weſtſchluß, ferner die nördliche Vorhalle mit der Patronats— loge (Tür mit ſchönem, urſprünglich verzinntem Schloß), endlich der Vorbau vor der Südtür mit dem Zugangzu der bis tief unter das Schiff reichen— den Gruft, find aus Ziegelfachwerk(das Holz zeigt noch rote Farbſpuren). Der vor der weſtlichen Polygonmittelſeite errichtete, im Grundriß quadratiſche Turm mit feiner ins Achteck übergeführten Pyramide beſteht heute noch aus Holzbohlen. In der Wetterfahne „1834 AKG VK“ (Auguſte Kuhlwein geb. v. Kalckreuth).
Die Beleuchtung des flachgedeckten, einheitlich barocken, jedoch leider gänzlich übertünchten Innern mit einem Emporeneinbau auf der Weſtſeite, geſchieht durch oben ſtichbogig geſchloſſene einfache Lichtöffnungen. Der Fußbodenbelag beſteht aus qua— dratiſchen Ziegelplatten. Die flache Decke beſitzt ein einfaches, barockes Stuckproftl.“)
Abb. 12. Beelitz. Kirche, Taufe.
) Altere Beſchreibungen von der Kirche und ihrem Inventarbeſtand geben u. a. nachſtehende Akten— auszüge aus dem Regierungsarchiv zu Frankfurt:
1. Belitz, den 16. Juni 1782 ... „Die . . . Kirche iſt von Holtz mit Mauerſteinen ausgeflochten und mit Ziegeln gedeckt, auch inwendig mit einer Gipsdecke verſehen, in und auswendig in baulichen Würden. Der Altar-Tiſch iſt gemauert, hat aber keine Altardecke. Im Altar ſtehet die Kanzel mit vergoldeter Sculptur-Arbeit. Vor dem Altar iſt der Taufſtein aus Holz gleichfalls mit vergoldeter Arbeit belegt. Am Kirchen-Geräth und Inventarium iſt tradirt worden:
1.) Ein zinnerner Kelch nebſt meſſingner Patene. 3.) 2 alte zinnerne Leuchter. 2.) Eine übergoldete Patene von Conposition fo 4.) Ein alter Klingelbeutel. Pastor verwahret. Der Kelch dazu iſt vor 6 Jah— 5.) Reinbecks Predigten.
ren geſtohlen worden. 6.) Zwei Neue Geſangbücher.
12 Weſlſternberg.
Der barocke Kanzelaltar (Abb. 11), mit reichem Kartuſchen- und Rankenſchnitz— werk verziert, zeigt in der Mitte der von Säulen getragenen Verdachung und von einer Krone überragt das Wappen des Patrons Selchow und ſeiner Frau. An der Kanzeltür hängt ein barocker Kruzifixus aus Holz.
Die gleichfalls barocke hölzerne Taufe (Abb. 12) mit Deckel iſt kelchförmig aufgebaut.
Das Geſtühl zeigt eine zentrale Anordnung.
An den Wänden hängen mehrere Totenkronen ſowie je eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Befreiungskriege und an einen Mitkämpfer.
Ein achtarmiger meſſingner Kronleuchter iſt 1886 von der Familie Firnhaber geſtiftet.
Zwei Glocken. Die öſtliche hat 0,55 m, die weſtliche 0,66 m Durchmeſſer, beide ſind 1906 von Franz Schilling in Apolda gegoſſen.
Bergen. Bergen, Straßendorf 14 km ſüdſüdöſtlich von Reppen. 212 Einw., Landgem. 102 ha, Gutsbez. 929 ha. Zuſammen mit Lagow wurde „Barghe“ 1350 durch die Wittelsbacher Mark⸗ grafen dem Johanniterorden verkauft (Geheimes Staatsarchiv, Joh.-Orden, Urk. Nr. 134 vom 24. Dezember; vgl. Riedel, Codex XIX, 137).
Ein Zinnkelch, 14 cm hoch, mit zugehöriger Patene wird in der Lehrer— wohnung aufbewahrt.
Biberteich.
Biberteich, Straßendorf 13 km ojtnordöftlic, von Reppen. 269 Einw., Landgem. 146 ha, Gutsbez. 1040 ha.
„Bevertich“, ein großes, wohl ſchon im 13. Jahr— hundert mit 54 Hufen, darunter 4 Pfarrhufen, ausge— ſtattetes Dorf, in deſſen nächſter Umgebung noch 1852 zahlreiche Spuren von Biberbauten feſtgeſtellt wurden (Berghaus, Landbuch III, 288), gehörte um 1354 den ſpäter auch in Oſtſternberg anſäſſigen Boncz oder Buntſch. 1562 folgten die v. Mandelsloh, die v. Selchow und die aus Brabant ſtammenden und erſt Mitte des 17. Jahrhunderts nach der Mark über— geſiedelten v. Weſenbeck, bis dann 1795 der Ordensrat Kuhlwein das Gut für
2. 16. Juni 1782: „Der Thurm, welcher auf einem Fundament von Stein, vom Holz aufgeführt, iſt in baulichen Würden.“
3. Aus dem Anſchlag des Bauinſpektors M. Zernbach vom 22. November 1794 geht hervor, daß die Kirche 45 Fuß lang, 28 Fuß tief ſei, daß fie 2 Vorhallen habe, wovon die eine 16 Fuß lang, 11 Fuß tief, die andere 18 Fuß lang, 11½ Fuß tief ſei. Die Gipsdecke in der Kirche war 3 TI Ruten groß.
Beelitz — Biberleich. 13
35000 Taler erkaufte (vgl. Wohlbrück, Lebus III, 472). Die Namen der Bauern zu „Bebirtich“ werden bereits im Zehntregiſter des Bistums Lebus von 1405 aufgeführt (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78a. 11, fol. 175). Die Kirche war von jeher ein Mater.
Die Kirche (Abb. 13) iſt ein maſſiver, im Kerne aus mittelalterlichem Findlings— mauerwerk hergeſtellter, rechteckiger Putzbau mit dreiſeitigem Oſtſchluß. Der einſt vor
14 Weſlſternberg.
der Weſtfront errichtete Holzturm mußte am Anfang des vorigen Jahrhunderts wegen Baufälligkeit entfernt werden.“) Die den Ecken des Oſtſchluſſes ſowie der Weſtſeite vor— gelegten Strebepfeiler find ſpätere Zutaten. Wie noch von außen deutlich erkennbar iſt, waren die heute rundbogig geſchloſſenen Lichtöffnungen urſprünglich nach oben ſpitzbogig geſtaltet. Ein Spitzbogenportal mit doppelt abgetrepptem, aus Backſtein aufgemauertem Gewände, deſſen hölzerner Türverſchluß auf der Innenſeite einen Be— ſchlag von einfachen gotiſierenden Formen zeigt, vermittelt heute noch auf der Weſt— hälfte der Südſeite den Zugang zum flach— gedeckten Innern. Eine zweite ebenſo ge— ſtaltete Tür öſtlich von dem erwähnten Zu— gang iſt heute vermauert. Das in den Jahren 1789 und 1790 mit einem Koſten— aufwand von 618 Reichstaler 22 Groſchen S Pfg. durchgreifend umgebaute Innere?) (Abb. 14) beſitzt auf drei Seiten Emporen, zu denen der Aufgang in der Südweſtecke des Kirchenraumes liegt.
Der Kanzelaltar mit ſeitlicher Ranken—
etzt verzierung, ſeinen beiden korinthiſierenden, SGIENLRETDIESEN NI das Gebälk tragenden Säulen und der den 88 8 f oberen Abſchluß des Aufbaues bildenden,
— zwiſchen zwei hölzernen Empirevaſen vor— geſehenen bekrönenden Sonne, gehört in ſeiner jetzigen Geſtalt der Zeit des vorer— wähnten Ausbaues an.
Die Taufe (Abb. 15) aus Sandſtein iſt barock und laut Inſchrift ein Geſchenk des königl. preuß. „Obrist-Lieutenants W. E. v. Selcho“, Erbherrn auf Beelitz und 8 Biberteich; ſie zeigt neben dem Jahr der
Abb. 15. Biberteich. Taufe in der Kirche. Stiftung 1733 noch das Wappen des Stifters. Die Orgel iſt mit den Emporeneinbauten gleichzeitig. Ein Kelch, 23,5 em hoch, Silber, innen vergoldet, mit zugehöriger Patene, zeigt einfache Formen und it 1803 von Kammerrat Kuhlwein geſtiftet. Preis für Kelch und Patene 53 Reichstaler 12 Groſchen.
©
zudagandaakte“ von Biberteich vom Jahre 1814 im Negierungsarchiv
—
) Vgl. Beantwortung der zu Frankfurt. Vgl. Kirchen-Viſitationsprotokoll von 1794.
Biberleich. 15
Ein Klingelbeutel aus grünem Sammet mit ſilbernen Franſen und Glöckchen zeigt das Monogramm W. v. W. (W. v. Weſenbeck) und die Jahreszahl 1791.
Zwei gußeiſerne Grabplatten für Otto Friedrich von Weſenbeck, geb. 1738, geſt. 1789, und Carl Otto Friedrich Wilhelm von Weſenbeck, geb. 26. Mai 1766, geſt. 25. Oktober 1788, liegen nördlich von der Kirche auf dem Friedhof.
Der in einiger Entfernung weſtlich von der Kirche an der Dorfſtraße gegenüber der nach dem Gute führenden Allee nach 1814 errichtete Glockenturm (Abb. 16) iſt zwei— geſchoſſig. Sein auf der Eingangsſeite mit vier Holzſäulen geſchmücktes Untergeſchoß wird durch zwei wie der Zugang nach oben rundbogig geſchloſſene Fenſter beleuchtet. Eine Treppe führt im Innern nach dem über dem Ziegeldach des Untergeſchoſſes ſitzenden, im Grundriß quadratiſchen oberen Stockwerk, das von einer leichtgeſchweiften, kupfer— gedeckten, ſchlanken Pyramide bekrönt wird.
16 Weſlſternberg. s
Von den beiden Glocken im Innern dieſes Obergeichofles zeigt die ſüͤdöſtliche mit 0,78 m Durchmeſſer die Namen des Nickel v. Selchow und ſeiner Frau Hedwig, geb. v. Löben, ſowie die Jahreszahl 1624. Die nordweſtliche mit 0,65 m Durchmeſſer | wurde 1847 von Großheim in Frankfurt gegoſſen.
f Biſchofſee. |
Bilchofſee, Straßendorf 13 km wejtnordweitlid von
Reppen. 172 Einw., Yandgem. 128 ha, Gutsbez. 320 ha. f Im Zehntregiſter des Bistums Lebus aus dem 15. Jahr—
hundert wird das mit 30 Hufen ausgeſtattete Dorf genannt (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78a. 11, fol. 24 und 174). Nach langen = Streitigkeiten mit Frankfurt feste ſich nach 1640 der Kurfürſt in Abb. 17. Biſchofſee. den Beſitz des Ortes; noch heute iſt hier eine Domäne (vol. l
Kelch in der Kirche. Spieker, Frankfurt, S. 185, 199 f.5 Berghaus, Landbuch III, 333,772).
Die Kirche, ein modern-gotiſcher Backſteinbau, N wurde am 6. November 1867 eingeweiht.) Sie beſitzt im Anſchluß an das rechteckige Langhaus einen fünfſeitigen, apſisartigen Anbau im Oſten und über dem Weſtgiebel ein maſſives vorgekragtes Türmchen.
Erwähnenswert iſt außer einem verſilberten Kelch, aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (Abb. 17), noch eine gußeiſerne, entgegen der aufgegoſſenen Jahreszahl 1820 erſt im September 1821 in der Kgl. Eiſengießerei zu Berlin angefertigte Glocke von 0,78 m Durchmeſſer.
. n
Bottſchow.
Bottlchoiv, Straßendorf 8 km öſtlich von Reppen. 554 Einw., Landgem. 863 ha, Gutsbez. 502 ha.
Im 13. Jahrhundert wurde das in einer
\ Reppener Urkunde von 1329 erwähnte „Bozaw“ * mit der Normalzahl von 64 Hufen ausgeſtattet, ‘ von denen der Pfarrer 4 erhielt (vgl. Biſchöfl. 5 ) Archiv der Kgl. Regierung zu Frankfurt. Abb. 18. Bottſchow. Kelch in der Kirche.
Zehntregiſter im Geh. Staatsarchiv, Rep. 78a. 11,
Biberfeich — Bollſchow. 7
fol. 25; die Namen der Bauern ebendort fol. 177). Im Landbuch Kaiſer Karls IV. wird „Botzſchow“ unter den Schlöſſern und Städtchen, municiones et opida, des Territoriums „Sterneberg“ aufgeführt (Ausgabe von Fidicin, S. 37/8). Schon damals ſaßen hier die v. Loſſow, gegen welche die Bürger von Droſſen, Reppen und Frankfurt laut Urkunde im Frankfurter Stadtarchiv und laut Bericht des Stadtſchreibers Stajus 1402 eine Heerfahrt unternahmen, die mit völliger Zerſtörung des Ritterſitzes endete (vgl. Riedel, Codex XXIII, 140 und 4. Abtlg. I, S. 321). Wie auch aus einem Lehnskopiar Friedrichs II. (Rep. 78. II, fol. 169, Geh. Staatsarchiv) erhellt, behaupteten ſich die Loſſows weiterhin: nach 1608 ſaßen hier auf 2 Sitzen Balzer und Jacob. Im 17. Jahrhundert folgten die v. Slow (oder Illo), in friderizianiſcher Zeit die v. Grävenitz (Berghaus, Landbuch III, 306). Seit 1880 gehört das Gut den v. Bonin.
Die Kirche, ein Backſteinbau in modernem Rundbogenſtil mit Weſtturm und einem aus fünf Seiten eines Achtecks gebildeten apſisartigen Oſtanbau wurde im Jahre 1874 fertiggeſtellt (Jahreszahl in der Wetterfahne). Eine Erweiterung wurde 1910 vorgenommen.
Bemerkenswert iſt das buntfarbige, 1902 von dem Patron geſtiftete Mittelfenſter des Oſt— anbaus mit der Darſtellung Chriſti, darunter das Bonin-Finckenſteinſche Allianzwappen.
Ein Zinnkelch (Abb. 18), 23 cm hoch, mit einem im Grundriß quadratiſchen, für das Ende des 18. Jahrhunderts typiſch proft— lierten Fuß und kanneliertem, rundem Stengel, trägt die Stiftungsinſchrift: „Koser Past|or] anno 1793“.
Eine getriebene kupferne Renaiſſance— taufſchale, mit einem Johanniterkreuz in der Mitte (Abb. 19), wird 1693 im Kirchen- Abb. 19. Bottſchow. Taufbecken in der Kirche. buch verzeichnet.
Zwei Glocken. Die nördliche von 0,95 m Durchmeſſer trägt am Hals in Minuskel— ſchrift den nur in ſeiner erſten Hälfte richtig wiedergegebenen Engliſchen Gruß wie folgt: © ave maria O gracia O plena O dome ns tecum O benedict k mInlbebi O sbi ieh O b vt 00 (Gegrüßt ſeiſt Du Maria, gnadenvolle, der Herr mit Dir . . .). 15. Jahr: hundert.
Die ſüdliche mit 0,68 m Durchmeſſer zeigt am Hals neben Roſetten und anderen ſchmückenden Beigaben, z. T. in Spiegelſchrift wiedergegeben, die anſcheinend auf den Gießer hinweiſenden Minuskeln hermansag, 15. Jahrhundert.
Das Herrenhaus, ein Bau aus der Wende des 17. Jahrhunderts mit Manſarddach und bemerkenswerter barocker Holztreppe in der Eintrittshalle, wurde in neuerer Zeit z. T. umgebaut. Im Treppenflur wird die Barockfigur eines Heiligen in etwa Lebensgröße aufbewahrt, der mit feinem verwundeten Knie und dem beigefügten
Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. VI. 3. Weſtſternberg. 2
18 Weſtſlernberg.
Hund den heiligen Rochus darſtellen ſoll. Verſchiedene ebenfalls vorhandene Geräte aus engliſchem Zinn ſowie eine ſechseckige zinnerne Kirchenflaſche dürften dem 18. Jahrhundert angehören.
Buchholz.
Buchholz, Straßendorf 6 km ſüdöſtlich von Droſſen. 227 Einw., Landgem. 430 ha, Gutsbez. 855 ha.
Einer Urkunde vom 27. Oktober 1286 zufolge übertrugen die askaniſchen Mark— grafen den Templern zugleich mit „Sulenzec“ auch „Bucholt“ (Geh. Staatsarchiv, Templer, Urk. Nr. 22; vgl. Riedel, Codex XIX, 126 f.). In dem zur Zeit der deutſchen Koloniſation mit 61 Hufen, darunter 4 Pfarrhufen, ausgeſtatteten „Bucholtz“ ſaßen ſchon um 1464 die v. Winning (gl. Biſchöfliches Zehntregiſter aus dem 15. Jahrhundert, Geh. Staatsarchiv, Rep. 78 a. 11, fol. 176 u. 302; vgl. Wohlbrück, Lebus III, 532 f.; Berghaus Landbuch III, 283).
Die Kirche, ein modern-gotiſcher Granitbau mit dreiſeitiger Apſis im Oſten und einer Back— ſteinvorhalle vor dem Südzugang, iſt im Innern flach gedeckt und beſitzt Emporen. Der verbretterte Holzturm auf der Weſtſeite ſtammt von der Vor— gängerin des heutigen Gotteshauſes und zeigt in der Wetterfahne die Jahreszahl 1699.9
Eine Taufe, aus Holz und vielfarbig bemalt (Abb. 20), die heute noch auf dem Boden des Schul— hauſes aufbewahrt wird, trägt außer den Bibelſtellen „Gal. 3, Mark. 16, Eph. 4, I Joh. 1“ noch die Inſchrift: „Anno 1695 Hat Cuno Friedrich von Winig Erbherr auff Buchholz, Radach v. [nd] Sternneberck nebst seiner Ehe[lie]bsten Diese Tauffe gott zu Ehren v. [nd] Ihm zum Jedechtnisz auff Richten v. [nd] Mahlen lassen.“
Abb. 20. Buchholz. Taufe. Die Abendmahlsgeräte ſtammen aus den
ſechziger Jahren des 19. Jahrhunderts.
Zwei Glocken. Die öſtliche hat 0,77 m, die weſtliche 0,65 m Durchmeſſer, beide find 1853 von H. Ch. Lange in Frankfurt a. O. gegoſſen.
) Vgl. Matrikel vom 20 Februar 1694: „Der Thurm iſt anno 1692 eingegangen und muß nothwendig, weilen die glocke auff der Kirchen gefährlich undt zum ſchaden hänget, ehiſtens ein neuer erbauet werden.“
Bottjchow — Drenzig. 19
Döbbernitz.
Pübbernik, Straßendorf 20 km oſtſüdöſtlich von Reppen. 301 Einw., Landgem. 796 ha, Gutsbez. 1528 ha.
„Dobernitz“ mit ſeiner kleinen Gemarkung von nur 16 Hufen, war laut Zehnt— regiſter des Bistums Lebus im Geh. Staatsarchiv um 1405 von einem Schulzen ' (scultetus) und 10 Bauern bewohnt (Rep. 78 a. 11, fol. 194). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ſaßen hier die v. Jena (Bratring, Beſchreibung der Mark III, 2789, ſeit 1871 iſt das Rittergut Fürſtlich Hohenzollernſche Domäne.
Die Kirche, ein einfacher, im Grundriß rechteckiger Backſteinbau in neuzeitlichem Rundbogenſtil und ohne Türen, mit einer apſisartig an der Oſtſeite angebauten halb— kreisförmigen Sakriſtei, wurde am 8. Juni 1853 eingeweiht. Das Innere tt flach gedeckt und beſitzt einen modernen Kanzelaltar.
Ein Kelch, 20 cm hoch, Silber, trägt die Inſchrift: „14. April 1833“.
Zwei Glocken ſind in einiger Entfernung von der Kirche in einem beſonders dazu errichteten Stuhl aufgehängt. Die öſtliche mißt 0,78 m, die weſtliche 0,60 m Durchmeſſer, beide wurden 1875 von W. Geittner in Breslau umgegoſſen.
Drenzig.
Drenzig, Straßendorf 5 km nordweſtlich von Reppen. 463 Einw., Landgem. 1070 ha, Gutsbez. 243 ha.
Die Ortſchaft wurde im 13. Jahrhundert von deutſchen Koloniſten begründet und erhielt eine große Gemarkung mit der Normalzahl von 64 Hufen, von denen von vorn— herein dem Pfarrer 4 Freihufen zugewieſen wurden. Laut Urkunde von 1312 gehörte „Drenzech“ denen v. Klepzig (Riedel, E Codex XIX, 127). Laut Landbuch Kaiſer Karls IV. war in „Drentzk“ ſogar ein Schloß, municio, auf dem der markgräfliche Lehnsträger „Petz de Loſſow“ ap (Landbuch, Ausgabe von Fidicin, S. 38). In Urkunden der Jahre 1437 und 1438 werden auch die v. Loſſow hier erwähnt (Urk. märkiſcher Ortſchaften, Gander No. 1 u. 2, Geh. Staatsarchiv) und im Schoßregiſter des Landes Sternberg von 1461 heißt es fol. 291: „Loſſow hot VIII [ Huben! frey zu Abb. 21. Drenzig. Grundriß der Kirche. Dinſte.“ 1486 verlieh Markgraf Johann ſeinem „lieben Hanßen Loſſow zu Botſchow das Dorff Drenczke mit allen gnaden und gerechtigkeit“ (Riedel XX, 168). 1568 gelangte das Dorf durch Kauf an die Landes— herrſchaft, die es ſpäter zum Domänenamt Neuendorf legte. Noch heute beſteht hier das 236 ha umfaſſende Vorwerk Hinterfelde, auch das Patronat iſt königlich.
3 **
x
VG = .
20 Weſtſternberg.
Die Einwohnerzahl belief ſich zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf 17 Bauern, 11 Koſſäten, 9 Büdner und 14 Einlieger (vgl. Bratring, Beſchreibung der Mark III, 278).
Die Kirche (Abb. 21), ein mit den älteſten Teilen der Umfaſſungsmauern bis in die früheſte Zeit der Koloniſation zurückreichender Bau, wurde, abgeſehen von älteren Umbauten, namentlich gegen Ende des 18. und in der erſten Hälfte des 19. Jahr— hunderts!) mehrfachen Veränderungen unterworfen. Der Oſthälfte der Nordſeite des aus ſauber bearbeiteten Granitquadern hergeſtellten älteſten, rechteckigen Oſtteils legt ſich ein ebenfalls aus Granitquadern errichteter, noch mit ſeinem urſprünglichen Geſims ver— ſehener, gleichaltriger Anbau vor, während die vor der Weſthälfte der Südſeite aus Backſtein erbaute jüngere Vorhalle viel— leicht erſt im 17. Jahrhundert errichtet wurde. An dieſen Oſtteil ſchließt ſich der etwas ſchmalere, im Grundriß an— nähernd quadratifche und, nach dem ſchlechten Findlingsmauerwerk zu ur— teilen, wahrſcheinlich erſt dem ſpäteſten Mittelalter angehörige Weſtteil. Der in der Achſe der Weſtfront ſitzende Back— ſteinturm mit ſeinem aus dem Quadrat in das Achteck übergeführten, zinkge— deckten Pyramidenhelm gehört ebenſo wie die gleichfalls aus Backſtein her— geſtellte Weſtfront des Langhauſes der Mitte des 19. Jahrhunderts an (Kirchenbuch).
Abb. 22. Drenzig. Taufbecken in der Kirche. Von den älteſten Lichtöffnungen ſind nur noch drei ſchmale, ſpitzbogig ge— ſchloſſene Schlitzfenſter an der Oſtwand erhalten, außerdem gehört der untere Teil
) 1794, 1. Febr. legte Landbaumeiſter Münchhoff einen neuen Anſchlag vor: „Die Kirche ut massiv und mit Ziegeldach, 40 F. lang, 27 F. tief, 22¼ F. hoch; der Turm aber 25 F. lang, 27 F. tief und der untere Kaſten 22 ¼ F. hoch und maſſiv; der zweite Kaſten oder Aufſatz aber it im Fachwerk erbauet, und mit Dielen verſchlagen, 28 F. hoch; der untere Teil des Daches iſt mit Ziegel, die Spitze aber mit Eichen Dachſpohn gedeckt.“
Am 20. November 1794 überreichte Münchhoff den mit dem Zimmermeiſter Johann Gottl. Schultze zu Reppen geſchloſſenen „Entrepreneur-Contract“ wegen Reparatur der Kirche und des Turmes.
Im September 1804 war das Dach des Kirchturmes ſchon wieder ſchadhaft. Schultze aus Reppen leitete die Reparatur. Während des Reparaturbaues ſchlug der Blitz in den Turm.
Am 4. Juli 1810 brach ein großes Feuer im Dorfe aus, bei dem auch die Kirche bis auf die maſſiven Umfaſſungsmauern zerſtört wurde. Nach einem Anſchlag des Landbaumeiſters Schmidt in Croſſen ſoll der Turm auf den Mauern der Vorhalle von Fachwerk 13 Fuß breit, 16 Fuß lang und 24 Fuß hoch, vom Kirchenhauptgeſims ab gerechnet, viermal verriegelt und mit einem gebrochenen pyramiden— foͤrmigen Dache verſehen werden, wobei die Außenwände mit Brettern verkleidet angenommen wurden,
Drenzig. a eines vierten Chorfenſters auf der Südſeite dem Mittelalter an. In der urſprüng— lichen Geſtalt iſt auch die ſpitzbogige, einmal abgetreppte Verbindungstür zwiſchen Südvorhalle und Kircheninnern erhalten, während ſich der zweiſtöckige Nordvorbau mit der Loge im oberen Geſchoß heute in einem großen Bogen nach der Kirche zu öffnet.
Der Kanzelaltar mit feinem von zwei Säulen getragenen Aufſatz wurde 1817 von dem Tiſchler Grund in Sandow angefertigt (Regierungsarchiv zu Frankfurt); während nach einer Aufzeichnung im Kirchenbuch die Orgel ſowie die Emporeneinbauten auf drei Seiten des Schiffes anſcheinend dem Jahre 1856 angehören. Noch jünger ſind die Beleuchtungskörper.
Erinnerungstafeln an die Kriegsjahre 1866 und 1870/71 hängen an den Wänden.
Vorhanden ſind außerdem: ein meſ— ſingener Abend— mahlskelch, 25cm hoch, ein zinnerner Krankenkommu— nionskelch, 21cm hoch, eine Tauf— waſſerflaſche aus Zinn, 28 em hoch, und zwei barocke Altarleuchter aus demſelben Metall, 15 cm hoch. Ferner befindet ſich noch in der Kirche eine Abb. 23. Drenzig. Bauernhaus. kupferne, verzinnte Taufſchüſſel von 40 cm Durchmeſſer (Abb. 22). In der Vertiefung erkennt man die
das Dach endlich ſollte mit eichenen Schindeln gedeckt werden. Maurermeiſter Koppin aus Cüſtrin über— nahm die Ausführung. Während des Jahres 1813 ruhte der Bau; 1814 ſtarb Koppin, ohne den Bau vollendet zu haben. Im Oktober 1815 übernahmen Zimmermeiſter Samuel Schulze und Maurermeiſter Birkenhagen aus Reppen den Bau. Am 9. Juli 1816 war noch kein Anfang gemacht. Vom Juli bis Dezember 1816 unterſtand der Bau dem Regierungsrat Boumann; es leitete ihn Bau-Inſpektor Siedler. Am 18. Dezember 1818 konnte dieſer endlich der Regierung mitteilen, daß der Bau beendet, auch das Geläut (2 Glocken) zur Stelle geſchafft ſei. Der Pfarrer ſchenkte der Kirche ein paar meſſingne Kronleuchter.
Am 26. Mai 1830 teilte der Pfarrer Eick in Drenzig der Königl. Regierung mit, „daß der fürchter— liche Orkan vom 25ſten den hölzernen Theil des Thurmes, welches der beträchtlichſte it, von der Mauer, worauf er geſtellt war, herabgeworfen hat. Glücklicher Weiſe iſt er neben der Kirche hingeſtürzt und hat nur einen kleinen Teil des Daches beſchädigt. Die zwey eiſernen Glocken ſtehen nun ganz frey, können zwar geläutet werden, indeß werden ſie doch für immer der Witterung nicht blosgeſtellt ſeyn dürfen. . . .“ Der Turm lag öſtlich neben der Kirche. Ein hölzerner Notturm wurde errichtet, der 1837 ſehr reperatur— bedürftig war.
22 Weſlſlernberg.
Darſtellung Simſons mit dem Löwen, während eine beigefügte, anſcheinend unvollendete Randumſchrift lautet: „Alfer... Bes. Heil Anf, 16. Jahrhundert. Ein roſaſeidenes Kommunionstuch trägt den Namen Wilhelm Heinrich Schefiſch und die Jahres— zahl 1834, ein zweites ebenſolches den Namen Johann Bloch.
Zwei Glocken ſind im Turm übereinander aufgehängt. Die untere hat 0,95 m, die obere 0,78 m Durchmeſſer; beide wurden 1818 in der königlichen Eiſenhütte zu
Peitz gegoſſen.
Ein noch gut erhaltenes Bauernhaus (Abb. 23), mit der Hausnummer 41, das im Kataſter Band J, Blatt Nr. 24 eingetragen iſt und heute dem Eigentümer Wilhelm Pape gehört, zeigt eine auf fuͤnf Stützen ruhende Vorlaube und einen darüber errichteten mächtigen Fachwerkgiebel nach der Straßenſeite zu. Es dürfte ſeiner Bauzeit nach dem 18. Jahrhundert angehören.
Droſſen.
Drollen, Stadt; 5006 Einw., 4841 ha.
Geſchichkliche Quellen.
In Droſſen ſelbſt wurden die älteren ſtädtiſchen Archivalien bei dem großen Brande von 1596 vernichtet; die Kirchenbücher im Pfarrarchiv reichen nur bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Die hauptſächlichſten Urkunden birgt daher das Geheime Staatsarchiv zu Berlin, ſo vom 17. VI. 1354, 14. IV. 1364 (ſ. Urkunden „Lebus“, „Mark als Reichsland“) und die in Sonderheit die Stadt betreffenden Urkunden („Droſſen“, Nr. 1f.), deren älteſte vom 28. VIII. 1501 iſt; ferner kommen die Eurmärkifchen Kopiarbücher des 15. und 16. Jahrhunderts in Betracht (4. B. Rep. 78. 20/4, fol. 3: Belehnung der Gebrüder Lütkenheinrich mit dem Gericht; Rep. 78. 26, fol. 1: Privileg von 1519), die Johanniter-Kopiare (Prov. Broͤbg., Rep. 9, z. B. Nr. 1: Leibgeding für die Hausfrau des Richters von 1493), endlich die Dickmannſche Sammlung von Abſchriften nicht mehr in Urſchrift erhaltener Urkunden. Faſt die geſamten Urkunden aus dem 13. bis 16. Jahrhundert brachte Riedel im 19. und 20. Bde. ſeines Codex diplomaticus Branden- burgensis zum Abdruck (S. 132, 139 ff.); die allgemein die Mark betreffenden Urkunden, in denen Droſſen auch erwähnt wird, befinden ſich u. a. in der 2. Abteilung (8), II, 308, 465, 495 ff.
Auch an Akten iſt das Geh. Staatsarchiv verhältnismäßig reich:
Rep. 21. 44: 1566 betr. das Göritzer Bild, 1584 betr. das vom Markgrafen Hans entzogene Silber, 1644 Anweſenheit der Schweden.
Rep. 78. III. D, Nr. 11: 1641, Gravamina Friderico Guilelmo exhibita.
Rep. 92: Beckmanns Nachlaß, V. D, Nr. 15 (enthaltend die Kollektaneen der Frankfurter Pro— feſſoren aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts) und Wohlbrücks Nachlaß, Nr. 21.
Chroniken. Über die Zeit vom Ausgang des 16. bis Ausgang des 17. Jahrhunderts berichten zeit— genöſſiſche, märkiſche Chroniſten: zuerſt der Frankfurter Jobſt (ſ. Teil „Stadt Frankfurt“ des „Verzeich— niſſes der Kunſtdenkmäler“, S. VII), dann Angelus und Haftiz (abgedr. im 1. Bd. der 4. Abteilung des Riedelſchen Codex diplomaticus, z. B. S. 328, 351), endlich die handſchriftlich vorliegende Marchia Illu- strata von 1680 des Droſſener Pfarrers Lockelius, im Geh. Staatsarchiv (Prov. Bröba., Rep. 16. J. o), ferner Holtzingers Aufzeichnungen von 1756 im Pfarrarchiv, heute im Stadtiſchen Muſeum.
Literatur.
Schon Bratring brachte im 3. Bd. ſeiner ſtatiſtiſch-topographiſchen Beſchreibung der Mark (1809,
©. 61 f.) zuverläſſige Daten. Die Grundlagen zu einer wiſſenſchaftlichen Erforſchung der Geſchichte der
Drenzig — Droſſen. 23
Stadt legte Wohlbrück in ſeiner „Geſchichte des ehemaligen Bistums Lebus und des Landes dieſes Namens“ (3 Bde., Berlin, 1832): vgl. beſonders III, 411417, ferner II, 194, 200 u. a. a. O.); Wohlbrück benutzte des David Friedrich Schoenberg unvollendet gebliebene Chronik von der Stadt D. (Züllichau 1735), daneben auch Bruckmanns handſchriftl. Chronicon der Stadt Sonnenburg. Berghaus ergänzte in ſeinem „Land—
buch der Mark“ (1856, 3. Bd., S. 242— 248) Bratring und Wohlbrück.
Von neuerer Literatur ſei beſonders Knuths Stadtgeſchichte wegen ihrer das 17. bis 19. Jahr— hundert betreffenden Daten genannt (3. B. S. 70 f.: Die 1754 eingeriſſene Schule; S. 86 f.: Schrift in dem Turmknopf von 1782; S. 60: 1864, Schließung der Gertrudkirche); ferner die Geſchichten des Landes Sternberg von Wedekind (1853) und Freier (1892), endlich die anläßlich der Hohenzollernfeier am 3. VIII. 1912 erſchienene Feſtſchrift.
Siegel, Münzen. Die Huppſchen Kollektaneen im Geh. Staatsarchiv geben ein Bild von der Entwicklung des Stadtwappens (vgl. Urk. im Müncheberger Stadtarchiv, mit Siegel; 2. Bd. der Ver— miſchten Schriften des Vereins für Geſch. Berlins mit Siegel des Peter Brafow).
Geſchichle.
Die Vermutung liegt nahe, daß ſchon zur wendiſchen Zeit Siedlungen beſtanden: dafür ſpricht zuerſt die allgemeine Beſchaffenheit des Geländes, das feucht, fließ—, bach- und ſeenreich, daher für Fiſcherei gut geeignet war, ſodann beſonders das Vor— handenſein des Kietzes. Ob mehrere Kietze, ähnlich wie z. B. in Rathenow, beſtanden haben, bleibe dahingeſtellt. Jedenfalls iſt das Nebeneinander der flawiſchen Urſied— lung und der deutſchen Stadt eine in der ganzen Mark — ſo ſei an Cöpenick, Zoſſen erinnert — häufig wiederkehrende Erjcheinung.
Die erſte Erwähnung der an einer vielbegangenen von Frankfurt über Zielenzig nach Meſeritz zu führenden Straße emporgewachſenen Stadt ſtammt aus der Zeit, wo die Erzbifchöfe von Magdeburg und die Askanier im Wetteifer über die Oder hinaus vordrangen. Damals, 1252, ſicherte Erzbiſchof Wilbrand einer Magdeburger Urkunde zufolge dem Lebuſer Biſchof Wilhelm zu, daß ihm alle ſeine von altersher zu— ſtehenden Beſitzungen verbleiben ſollten, nämlich der Marktort (civitas forensis) Osna mit dem Zubehör (cum attinenciis suis) Boriza und Bolescoviz. Die noch in der Interdiktsurkunde von 1350 „Osna“ genannte Stadt, die 1369 — in— folge der Verſchmelzung mit dem deutſchen Artikel „der“? — in der Namensform Droſin und um 1375, laut Landbuch Karls IV., als civitas Drossen erſcheint, hatte dem Markgrafen, der fie kraft des zu Croſſen 1354 gefchloffenen Vergleichs als Lehn vom Biſchof beſaß, 24 Mark Silber „Orbete“ zu entrichten, d. h. noch mehr als Spandau. Im Jahre 1401 wurde jegliche Lehnverbindung mit dem Biſchof dadurch gelöſt, daß dieſer zugunſten des Markgrafen Jobſt auf alle Anrechte an „Droſſin“ verzichtete und dafür drei Dörfer, Friedrichsdorf, Steinhöfel und Tucheband, eintauſchte; ſchon feit dem 14. Jahrhundert führte die civitas Drossen den nach links blickenden märfifchen Adler im Wappen.
Die Stadt hatte ſich inzwiſchen kräftig entwickelt, zumal auch Markgraf Ludwig 1352 verheißen hatte, Ratmannen und Gemeinde in ihren Rechten zu ſchützen. 1393 ſchloß ſich „Drotzen“ dem Bündnis der mittelmärkiſchen Städte gegen die Friedebrecher an und verſprach, „dry Wepener und twe Schütten“ — ebenſoviel wie Köln — zu ſtellen. Für die Pfarrkirche wurden Stiftungen gemacht, jo 1350 ein Petersaltar.
24 Weſtſternberg.
Unter den Zollern, denen die Bürger am 23. Juli 1442 feierlich huldigten, erwarb die Stadt 1458 das anſehnliche Dorf Grunow von Ywan Slaberndorf, und auch Pollenzig gehörte ihr ſchon 1461, dem Schoßregiſter des Landes Sternberg im Geheimen Staatsarchiv zufolge. Viele Bürger betrieben von altersher das Bier— brauen; nachdem Markgraf Hans am 24. März 1542 feſtgeſetzt, daß im Lande Stern— berg nur Droſſener Bier zu ſchenken ſei, wurde die Zahl der jährlichen „Brauen“ auf 857 beziffert. Gilden hatten ſich gebildet, ſo die 1483 privilegierten lanitices und pannicidae (Weber und Tuchſchneider). Als Entſchädigung für einen Brand— ſchaden erhielt Droſſen 1519 vom Kurfürſten ein Privileg zur Abhaltung von Jahrmärkten. Häufig wechſelten die Perſönlichkeiten, die die Einnahmen aus dem Gericht bezogen: um die Mitte des 14. Jahrhunderts war es Heinrich v. Meydeburg, 1501 Peter Brackow, der am 28. Auguſt laut Urkunde im Geheimen Staatsarchiv dem Werner v. d. Schulenburg auf Locknitz eine jährliche Rente von 10 Schock Groſchen für 800 Gulden verkaufte. Der „Stadthof“ diente in alten Zeiten zur Abhaltung des Gerichts. Wie angeſehen Droſſens Stellung im Lande Sternberg war, geht auch daraus hervor, daß Kurfürſt Joachim J. und König Sigismund von Polen bei Abſchluß eines Vertrags wegen der Landbeſchädiger 1514 feſtſetzten, die Grenzgerichte ſollten alljährlich zu Droſſen und zu Meſeritz zuſammentreten.
Vielfach hatten die Bürger äußeren Gefahren mannhaft widerſtanden. 1432 lagerten vor ihren Lehmwällen die huſſitiſchen Ketzer; 1477 ward der Feind des Kurfürſten Albrecht Achilles, Hans von Sagan, durch die vom Oberſten Kuhmeiſe befehligten Städter zurückgetrieben, und zwar wie Chroniſten des 16. Jahrhunderts, Jobſt, Haftiz, Angelus, berichten, mit heißem Brei.
Die Reformation wurde ſchon 1538 — alſo früher als z. B. in Frankfurt — durch den eifrigen Prediger Johannes Mangold unter dem Schutz des entſchieden lutheriſchen Hans von Cüſtrin damit begonnen, daß „viele abgöttiſchen Bilder“ ab— geſchafft und alle Altärchen, wie der gut unterrichtete Ortspfarrer Löckel in feiner Marchia Illustrata um 1680 berichtet, abgeriſſen wurden. Viel Kirchenſilber ließ Markgraf Hans nach Cüſtrin ſchaffen, und 1584 richtete der Rat an den Kurfürſten Johann Georg vergebens die Bitte um Wiedererſtattung.
Unter Kurfürſt Johann Georg wütete 1585, wie der Chroniſt Angelus erzählt, die Peſt, und 11 Jahre darauf wurde durch ein ſchnelles, den Hiſtoriſchen Schulnach— richten des Diakonus Holtzinger zufolge in der Hintergaſſe entſtandenes Feuer „die gantze Stadt, aufgenommen 17 Häuſer, darunter nur zwey Brauerben geweſen, auß— gebrand“. Beſondere Schrecken hatte der Dreißigjährige Krieg im Gefolge, in deſſen erſten Jahren hier in Droſſen, von jeher der einzigen Münzſtätte im Lande Stern— berg, Kipper- und Wippermünzen mit einem Adler und dem Buchſtaben D geprägt wurden. 1626 ließ der kaiſerliche General Porkus den Bürgermeiſter Myler, um ihm Lieferungen aus feiner Stadt abzupreſſen, 1 Wochen einſperren. Dann kam die Zeit, wo um 1630 die Schweden und die Kaiſerlichen an der mittleren Oder gegen— einander Krieg führten. Dazu brach die Peſt aus, die dem Bürgermeiſter Beil 1638 innerhalb 14 Tagen Frau und 6 Kinder raubte. Kaum war der Weſtfäliſche Friede
Droſſen. 25
geſchloſſen, da brachen die Polen unter barbariſchen Verwüſtungen 1655 bis 1657 ein. Verhältnismäßig glimpflich kam die Stadt bei der „Schwediſchen Invaſion“ von 1674 und 1675 fort. Sie machte den Verſuch, ſich zur Wehr zu ſetzen, ließ Tore und Mauern ausbeſſern, „die Zugbrücke repariren“. Doch dieſer letzte Verſuch, ſich ihrer Befeſtigungen zu bedienen, war von keinem Erfolg gekrönt. Generalmajor Gieſe rückte, allen Widerſtand brechend, „mit 4 Compagnien Reutern“ und ebenſoviel Dragonern ein. 1759 ließ man Kontributionen, — die ruſſiſchen Offiziere meinten, Droſſen müſſe als Hauptſtadt des Landes ſehr reich fein —, ſowie alle Art von Miß— handlungen ſeitens der Ruſſen über ſich ergehen, ebenſowenig wie man 1806 an eine Verteidigung gegen die Franzoſen denken konnte. Dadurch, daß 1815 die Provinz Poſen dauernd mit Preußen vereinigt wurde, kamen für Droſſen die Gefahren, die aus ſeiner nach Oſten hin ſo ungedeckten Lage bis dahin vielfach erwachſen waren, in Fortfall.
Die innere Entwicklung der Stadt ſtockte vom 16. Jahrhundert an. Hemmend wirkten die allzugroße Nähe der Univerſitätsſtadt Frankfurt, deren Meſſen zudem den Handelsverkehr der Städte der Umgegend ziemlich lahm legten, ferner das Aufſtreben Cüſtrins, das als Feſtung und dann als Sitz der neumärkiſchen Verwaltungsbehörden im 17. und 18. Jahrhundert ſich kräftig entwickelte. Eingeſchnürt zwiſchen dieſen beiden Städten konnte ſich Droſſen mit ſeinen kaum 400 Bürgern nur mit Mühe als alter Hauptort des Landes Sternberg behaupten; die Tuchmacherei war zum Glück noch im Schwunge geblieben, und 1800 wurden von 548 Arbeitern auf 157 Stühlen für rund 45000 Reichstaler Waren hergeſtellt; daneben waren Brauerei — der „Krug— verlag“ erſtreckte ſich auf 50 Krüge — und Ackerbau Hauptnahrungszweige. Damals wohnten 2300 Einwohner in 413 Häuſern, während 1750 nur knapp 2000 Menſchen gezählt wurden.
Noch um 1780 hatte Büſching in ſeiner „Erdbeſchreibung“ (VIII, 575) die „gute Nahrung“ der „ziemlich gut gebauten“ Stadt gerühmt, doch nach 1815 ſank der Wohlſtand, da Rußland ſich durch Aufrichtung von Zollſchranken gegen die Droſſener Tuche abſperrte und der Krugverlag in Wegfall kam; der Betrieb des Ackerbaus war bei dem zumeiſt ſandigen Charakter der Feldmark nicht lohnend. Trotzdem ſtieg die Bewohnerzahl bis 1850 auf 4632 Seelen; nur die Hälfte der Wohn— häuſer war damals maſſiv gebaut. Für die „in dürftiger Lage“ befindliche Stadt erwies ſich im September 1852 die Verlegung der landrätlichen Behörde für das ganze Land Sternberg von Zielenzig nach hier als förderlich, ferner die Errichtung eines Lehrerſeminars 1862 bis 1864.
Wenn freilich auch das Landratsamt für den ſeit 1873 neugebildeten Kreis Weſtſternberg 1904 nach Reppen, das ſich beſſerer Bahnverbindung erfreute, verlegt wurde, ſo haben ſich doch in jüngſter Zeit neue Grundlagen gebildet, auf denen die Bürgerſchaft aufbauen kann. Neben verſchiedenen Möbelfabriken, neben der Brikett— fabrik des Braunkohlenwerks Borufjia bedeutet vornehmlich die Maiblumenkultur viel für das wirtſchaftliche Leben der Stadt, denn der teils aus Moor, teils aus Sand beſtehende Boden erwies ſich ſo günſtig, daß 100 Morgen mit den Blumen beſtellt werden können und alljährlich viele Millionen Keime bis weit in das Ausland hin
26 Weititernberg.
ausgeführt werden. Auch die rund 1168 ha große Stadtforſt ift eine beträchtliche Einnahmequelle für dieſe wurzelechte, behäbige märfifche Kleinſtadt, deren Bewohnerzahl freilich in den letzten Jahrzehnten ziemlich unverändert geblieben iſt. Ahnlich wie in Perleberg, der alten Prignitzhauptſtadt, hängt man hier zäh an dem Althergebrachten; hier wie dort führt der Hauptſchienenſtrang in einiger Entfernung vorbei.
Denkmäler.
Quellen für den kunjfgejchichklichen Teil. J. Archivalien.
a) Regierungsarchiv zu Frankfurt g. O.: Matrikel- und Indagandaakten; Kirchenviſitations— protokolle; Bauakten. b) Droſſener Muſeum: Die handſchriftliche Chronik des Diakonus Holtzinger aus dem Jahre 1756.)
II. Literatur.
D. F. Schoenberg, Chronik der Stadt Droſſen, Fragment 1735.
Ed. Lud. Wedekind, Sternbergiſche Kreis-Chronik. Zielenzig 1853.
W. Riehl und J. Scheu, Berlin und die Mark Brandenburg. Berlin 1861.
A. F. Knuth, Chronik der Stadt Droſſen. Droſſen 1885.
A. Petri, Kurze Geſchichte der St. Jakobikirche zu Droſſen. Droſſen 1888.
W. Freier, Urkundliche Geſchichte des Landes Sternberg. Zielenzig 1892.
Anlage und Befeſligung der Stadt.
Droſſen (Tafel 3) gehört zu jenen Städten der Provinz, deren urſprüngliche Anlage namentlich aus der im Jahre 1725 angefertigten Euchlerſchen Aufnahme (Tafel 2) unſchwer zu entnehmen iſt. Wenn auch keine urkundlichen Belege dafür vorgebracht werden können, daß bei der engeren Stadt, ähnlich wie z. B. bei Frankfurt, zwiſchen einer älteren Marktſiedelung und der im Anſchluß daran nach einem wohldurchdachten Plane vor— genommenen Gründung unterſchieden werden muß, jo wird man doch mit Rückſicht auf die noch übliche Bezeichnung „alter“ und „neuer Markt“ die Annahme nicht ohne
) Der genaue Titel lautet:
Allerley Die Stadt Droſſen Die Kirche, das MINISTERIUM, die Die Stadt und Land Physicos, die Schule, die PRAE- CEPTORES SchOLAE, und andere Dinge betreffende DOCUMEN- TA, OBSERVATIioNES, Merckwürdigkeiten und Nachrichten, welche denen Nachkommen zum beſten zuſamlen angefangen Samuel Holtzinger, DIACONUS und RECTOR SCHOLZE DROsnenfis, mit dem billigen Verlangen, daß die RECTORES SCHOL-E DROSSNENSIS dieſe angefangene OBSER- VATIONES gütigſt CONTINUIREN mögen, wie denn diefe Nachrichten bey der angefangenen SchulBIBLIOTHEC gar beqvem ver— wahrlich CON SERVIRET werden können, Tomus J
nebſt einem am Ende befindlichen Regiſter
A. C. 1756.
Weſtſternberg.
Droffen.
RER
Tafel 3.
Anſicht nach Merian.
Droſſen.
1 —1
Droſſen.
weiteres von der Hand weiſen konnen, daß die heutige Stadt aus einer Doppelanlage herausgewachſen iſt. Die Berechtigung dieſer Vermutung gewinnt noch mehr an
28
* 0 17. N PA ! SL In ya gi X rt Ve
e
2 1
, — NE; TUE; —
22
A. 1 3
zu Wi
2 — CH. — CZ.
Se
Ders., 2 FE 72
25
10
WG 0 45 7; ae E b A Sat 21 7 , EL - 70
FF —
„ KH RR ii ZA E "la
547
hun
A OR == MAN \ RU SS
Dil ft tige HE HA FD
Mauerturm.
Droſſen. 29
Wahrſcheinlichkeit durch die Tatſache, daß noch jetzt trotz der häufigen Brände die füdöftliche Hälfte mit dem neuen Markt in der Anlage ihres Straßennetzes größere Regelmäßigkeit aufzuweiſen hat als der nordöſtliche Stadtteil. Im Bereich des jüngeren Stadtgebietes liegt die Hauptkirche und wie bei anderen etwa gleichzeitigen Gründungen, z. B. bei Müncheberg, das Hauptgebäude für die ſtädtiſche Verwaltung, das Rathaus. Wenn demnach auch frühzeitig der Schwer— punkt des ſtädtiſchen Lebens auf die jüngere Gründung verlegt worden ſein dürfte, ſo blieb doch der Charakter der rechtlichen Einheit dadurch ge— wiſſermaßen gewahrt, daß beide Teile zu ihrem Schutze mit einer gemeinſamen Befeſtigung umgeben wurden. Dazu ſei noch bemerkt, daß auch ſchon Schönberg in ſeiner im Jahre 1735 leider nur als Bruchſtück gedruckten Chronik berichtet, daß Droſſen anfangs nur ein Flecken von wenig Feuerſtellen war und eine „leimerne“ (aus Lehm) Mauer hatte, die dann nach dem Überfall des Hans von Sagan im Jahre 1477 erſt mit Hilfe des „Heermeiſters“ und des Landvolkes allmählich maſſiv ausgebaut worden ſein ſoll. Der Verlauf des Mauer— zuges iſt noch vollſtändig er— halten. Er umfaßt bei einer Abb. 26. Droſſen. Mauerturm. Länge von 1,35 km mit insge— ſamt vierzehn Türmen und Weichhäuſern eine bebaute Grundfläche von etwa 135000 qm unter Ausſchluß von Kirche und Rathaus, ſo daß der alte Kern der Stadt mit ſeinen 330 Feuerſtellen annähernd ſo groß iſt, wie der anderer im 13. Jahrhundert ebenfalls emporgewachſener und damals ungefähr gleichbedeutender Städte, z. B. Fürſtenwalde. Die durchſchnittlich 0,80 m ſtarke Stadtmauer (Abb. 20 beſteht wie auch bei anderen märkiſchen Städten, z. B. bei Jüterbog, überwiegend aus Feldſtein. Ahnlich ſind bei entſprechend größerer Mauerſtärke die runden zum größten Teil aus Back— ſtein errichteten Verteidigungstürme (Abb. 25 und 26) und die im Grundriß recht— eckigen Weichhäuſer aufgeführt. Während aber dieſe an den Schmalſeiten ſpitzbogige
30 Weſtſternberg.
Blendniſchengliederung zeigen und, wie man an den noch erhaltenen Giebeln wahrnehmen kann, von ſteilen Satteldächern abgedeckt waren, ſind jene ähnlich wie die runden Mauertürme von Müncheberg oder Fürſtenwalde mit maſſiven Kegelſpitzen und um— laufenden z. T. noch mit Zinnen geſchmückten Kränzen verſehen.
Zwei Haupttore, die heute leider nur noch an den Mauerdurchbrüchen erkennt— lich ſind, fuͤhrten einſt nach dem Stadtinnern; im Südoſten lag das Zielenziger Tor, während nordoſtwärts die jetzige Poſtſtraße, einſt Fiſchgaſſe genannt, auf das Frank— furter Tor mündete; außerdem befand ſich im Südweſten eine kleinere Pforte, das ſogenannte Werdertor, zu dem erſt ſpäter, wie ſchon der Name andeutet, nordoſtwärts das Neue Tor hinzukam. Die beiden Durchbrüche beim Stadthof und beim Schützen— haus gehören der allerneueſten Zeit an.
Während, abgeſehen von den an dem Mauergürtel entlang führenden Gaſſen, mehr oder weniger ſich rechtwinklig kreuzende Straßen den Kern der Stadt in einzelne rechteckige Häuſerinſeln zerlegen, wobei zwiſchen eigentlichen Haupt- und Nebenſtraßen kaum ein merklicher Unterſchied gemacht wird, iſt auch hier die auffallende Tatſache anzuführen, daß keine unmittelbare Verbindungsſtraße zwiſchen den beiden Haupttoren beſteht. Ahnlich wie bei Fürſtenwalde oder Frankfurt muß vielmehr auch bei Droſſen das zweite Tor wahrſcheinlich ebenfalls aus verteidigungstechniſchen Gründen über eine Quer- und eine Parallelſtraße erreicht werden.
Wenn auch für das frühzeitige Vorhandenſein der Zielenziger Vorſtadt im Süd— oſten und der Frankfurter Vorſtadt im Nordweſten ein urkundlicher Nachweis nicht erbracht werden kann, ſo dürften doch auch hier wie anderwärts die Siedelungen vor den entſprechenden Stadttoren bis in die Vorzeit der Koloniſation zurückgehen. Am wahrſcheinlichſten iſt dies bei der Frankfurter Vorſtadt, deren Kietzer Straße mit Sicherheit auf eine ehemals wendiſche Fiſcherniederlaſſung ſchließen läßt.
Was die Bauart der Häuſer innerhalb des Mauerrings und in den Vorſtädten betrifft (vgl. auch S. 69 ff.), fo beſteht die Mehrzahl ſelbſt heute noch aus Ziegelfach— werk. Während jedoch im Laufe der Zeit wegen der Feuersgefahr ſämtliche Häuſer Ziegeldeckung erhalten haben, zählte man noch vor hundert Jahren zweiundachtzig Häuſer mit Strohdächern.
Endlich hatte durch die gleiche Verordnung, die ſpäter der Große Kurfürſt und dann Friedrich Wilhelm J. für andere Städte erließ, ſchon 1548 Markgraf Johann für Droſſen beſtimmt, daß ſämtliche Scheunen der Ackerbürger zur Verminderung der Feuersgefahr aus der Stadt hinaus verlegt werden mußten.
Golleshäuſer und Hoſpitäler.
In vorreformatoriſcher Zeit gehörten zu Droſſen, wie man mit Beſtimmtheit annehmen darf, außer der innerhalb des Mauerringes gelegenen Hauptkirche noch zwei Hoſpitäler vor den Toren der Stadt mit den dazu gehörigen Gotteshäuſern. Von dieſen Kirchen, ſowie von den beiden Hoſpitälern zu St. Gertraud und St. Georg ſind, abgeſehen von nur ſpärlichen älteren urkundlichen Nachrichten über das erſtgenannte, dem hl. Jakobus geweihte Gotteshaus, keine bemerkenswerten ſchriftlichen Aufzeichnungen
Droſſen. 31
aus dem Mittelalter überliefert. Dennoch iſt es unzweifelhaft, daß auch jene gemein— nützigen Stiftungen bis in die früheſte geſchichtliche Zeit Droſſens zurückgehen. Während ſich aber die Jakobi- und die Gertraudenkirche, wenn auch nicht mehr in ihrer urſprüng— lichen Geſtalt, ſo doch trotz mannigfacher Umbauten in mittelalterlichem Kleid bis in unſere Tage herübergerettet haben, iſt von den anderen noch angeführten Gebäuden das St. Gertraudhoſpital, nachdem es anſcheinend im Dreißigjährigen Krieg zer— ſtört worden war, eingegangen. Auf der wüſten Stelle wurde im Jahre 1729 das vom „Landreuter“ Mauke geſtiftete Waiſenhaus erbaut, das aber nie zu dieſem Zwecke benutzt, ſondern ſtets vermietet wurde. Das St. Georgenhoſpital dagegen, von dem uns nur überliefert wird, daß es im Jahre 1565 noch durch Erkenntnis des Konſiſtoriums eine Hufe Landes zugeſprochen erhielt, wurde zwei Jahre nach dem großen Brande von 1829 an ſeiner jetzigen Stelle in der Kirchſtraße wieder aufgebaut und dient heute alten bedürftigen Frauen als letzte Unterkunftsſtätte.) Wechſelvoll geſtaltete ſich auch das Schickſal der zugehörigen Kirche und ihres Begräbnisplatzes, nachdem beide bei Aufhebung der Selbſtändigkeit und Einverleibung der Vorſtadt— gemeinden in Beſitz der Stadt übergegangen waren. Im Jahre 1768 erſt neu auf— gebaut, wurde die Kirche im Jahre 1809 von der Stadt käuflich erworben und zu einem Spritzenhaus beſtimmt, während man den zugehörigen Kirchhof in einen öffentlichen Lagerplatz umwandelte. Vorübergehend dann Privatbeſitz, kaufte die Stadt Platz und Kirche zurück, um das Grundſtück 1884 zu Bebauungszwecken zu veräußern, worauf dann im gleichen Jahre die Kirche niedergelegt wurde.
Von einem dritten Gotteshaus, der ſpäteren reformierten Kirche, iſt es heute nicht mehr einwandfrei feſtzuſtellen, ob es ebenfalls noch dem Mittelalter angehörte oder als Erſatz für die im 16. Jahrhundert vielleicht baufällig gewordene benachbarte Georgenkirche errichtet wurde. Sein Schickſal geſtaltete ſich nicht weniger wechſelvoll. Im 17. Jahrhundert zum Schütthaus für das Getreide der Landedelleute während der Kriegszeiten beſtimmt, wurde es, als ruhigere Zeiten gekommen waren, zu einem Salzhaus gemacht, bis es dann Friedrich J. ſeiner urſprünglichen Beſtimmung zu— führte, indem er es den Reformierten zum Gotteshaus überwies. Gleichzeitig be— willigte er 100 Taler als Beihilfe für die Reparatur der Kirche, die am 29. Juli 1703
) Die Droſſener Matrikel vom 22. September 1693 (Regierungsarchiv zu Frankfurt) meldet von den Hoſpitälern wie folgt:
„Vor alten zeiten ſeint zu Droßen zwey Hospitalien geweſen, daß erſte zu St: Gertraut, hat geſtanden Vor dem Franckfurter thore gegen der Kirchen zu St: Gertraut über, zur lincken handt im hinnausgehen zwiſchen Hank Wolborgs undt Hanß Thiemens häufern ein, dieſes iſt gantz eingegangen, doch wirdt noch die wüſte ſtelle undt garthen gefunden und vermiethet.
Daß ander Hospital, genant zu St: Georgij, liegt in der Stadt hart am Zielentziger Thore gegen St: Georgij Kirche über, iſt ein ziemliches Gebäude undt hat forne daß erſte geſchoß hoch, eine gantz ſteinerne Mauer, auf den ſeiten aber undt in dem andern geſchoße iſt es mit Holtz undt Lehm aufgeführet, undt ſeint darein zwey ſtuben undt Kammern.
Hinter dem Hauſe iſt ein groſſer Hof undt darin ein guter brunn.
Dieſes Hospital hat eine eigene Landthufe, fo Ao. 1565 wegen Verpflegung eines im Kopfe irrigen Menſchen George Großwendts dem Hospital per Sententiam Conſistorii zuerkandt worden, undt jahrlich 12 Thllr Miethe giebt.“
39 Weſlſternberg.
neu eingeweiht wurde. Der Brand vom Jahre 1829 vernichtete auch dieſes Gotteshaus vollſtändig, worauf das 1706 erbaute zugehörige Predigerhaus nach der Union im Jahre 1834 dem Frühprediger an der Jakobikirche als Amtswohnung überwieſen wurde. “)
Zum Schluß ſeien hier noch der Betſaal der katholiſchen Gemeinde?) in der Langen Straße ſowie die nach dem Brande vom Jahre 1829 erſt 1850 am Eingang in die Hinterſtraße wieder aufgebaute Synagoge kurz angeführt. Auf dieſe beiden noch vorhandenen Bauten ſoll nicht näher eingegangen werden, da ſie in ihrer Architektur zu anſpruchslos ſind. Erwähnt ſei nur, daß ſich im Beſitz der katholiſchen Gemeinde verſchiedene Kunſtgegenſtände aus der Barockzeit befinden, darunter ein Holzleuchter, drei ziemlich handwerksmäßige Gemälde, eine kleine, jetzt leider braun überſtrichene Orgel und vor allem das trefflich geſchnitzte und vielfarbig bemalte Modell eines Hochaltars (Tafel 4), der auf einer Sockelplatte von 1,23 m Länge ruht. Über die Herkunft dieſer Gegenſtände konnte nichts näheres ermittelt werden.
Die Sk. Jahobihirche. Baugeſchichte.
Die St. Jakobikirche wurde laut Aufzeichnungen im Turmknopf im Jahre 1298, alſo wahrſcheinlich bald nach der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgten Neuſiedelung „fundiert“.“) Ein Hinweis auf die Erbauung des ſogenannten Peters—
) Im Anſchluß an die Erwähnung der reformierten Kirche ſei zum Aufenthalt Schleiermachers in Droſſen aus ſeiner Selbſtbiographie und ſeinen Briefen Nachſtehendes kurz angeführt. In erſterer — vom Jahre 1794 — heißt es: „Nach ... Beendigung [einer akademiſchen Studien] hielt ich mich bei meinem . . . Oheim Stubenrauch auf, welcher unterdeß feine Profeſſur [in Halle] mit der Predigerſtelle [an der reformierten Kirche] zu Droſſen in der Neumark vertauſcht hatte, ein einſames Jahr [vom April 1789 bis Mai 1790), welches ich in dem ſchätzbaren Genuß feines Umganges mit dem Beſtreben zubrachte, den fragmentariſchen Kenntniſſen, die ich in den theologiſchen Wiſſenſchaften erworben hatte, hie und da eine Ergänzung und überhaupt mehr inneren Zuſammenhang zu geben ...“ Von Droſſen aus ſchrieb er am 23. Dezember 1789 an ſeinen Vater: „Überhaupt ſind wir hier an einem kleineren Ort in Abſicht auf das Neueſte in der Literatur ebenfalls ſehr zurück, und die Nähe von Frankfurt, welches in dieſer Abſicht in einem ſchlechten, gar nicht univerſitätsmäßigen Zuſtand iſt, verſchafft uns bei weitem nicht jo viel Vorteile, als man denken ſollte . ..“ — Vom 17. Juni bis 24. September 1793 weilte Schleiermacher noch einmal in Droſſen, allerdings wurde dieſer Aufenthalt im Auguſt durch eine vierwöchentliche Reiſe nach Berlin unterbrochen. Am 22. September, dem 17. Sonntage nach Trinitatis, predigte er an Stelle des Onkels in Droſſen. Am 24. September begab er ſich dann wieder nach Berlin, wo er in Gedikes Seminar eintrat. Da auch Stubenrauch ſpäter Droſſen verließ, um ein Pfarramt in Landsberg a. W. zu übernehmen, dürfte auch Schleiermacher nicht wieder nach Droſſen gekommen fein. — (Vgl „Aus Schleier— machers Leben“. In Briefen [anonym erſchienen; aber herausgegeben von L. Jonas und Wilh. Dilthey! 1. Bd. Berlin 1860, S. 12 f.; 97 f.).
Am 16. Mai 1854 kauften die Katholiken in Droſſen vom Nagelſchmiedmeiſter Kipferling ein Haus in der Herrenſtraße Nr. 247 (Grundbuch vol. T, fol. 366). Im Seitengebäude errichtete man 1857 einen Betſgal (ein Oratorium). 1894 wurde die katholiſche Parochie von Droſſen nach Zielenzig verlegt (ogl. Akten im Negierungsarchiv zu Frankfurt).
) Pgl. auch Samuel Holtzinger, S. 31.
Tafel 4.
Weſtſternberg.
Droſſen.
der katholiſchen Gemeinde.
eſitz
2
ochaltars im
7 —
Modell eines
Droſſen. 33
altars findet ſich in der Schenkungsurkunde des Markgrafen Ludwig vom 1. Januar 13500; ſonſt find im Gegenſatz zu der Geſchichte anderer Gotteshäuſer der Provinz, wie z. B. der Kirchen zu Frankfurt, bei der Jakobikirche die ſo häufigen urkundlichen Nachrichten von kirchlichen Stiftungen aus der Zeit vor der Reformation ſeltener— Baugeſchichtlich erwähnenswert iſt eine Aufzeichnung bei Beckmann zum Jahre 15325) nach der im genannten Jahre das Gewölbe bei der Orgel eingefallen und hernach von einem Mönche aus Frankfurt“) wieder erbaut worden ſei. Sechs Jahre ſpäter hielt der Prediger Mangold den erſten lutheriſchen Gottesdienſt in der Jakobikirche ab, worauf die erregte Menge im erſten Glaubenseifer ſämtliche Nebenaltäre niederriß und aus der Kirche entfernte. Dazu kommt ferner noch, daß ſich bald auch Markgraf Johann, ähnlich wie dies ſein Bruder Joachim unter anderem bei der Marienkirche zu Frankfurt getan hatte, alle ſilbernen Kreuze, Monſtranzen, Marienbilder u. dgl. m. im Werte von 42 Pfd. und 12 Lot aneignete und den ganzen Kirchenſchatz im Jahre 1542 nach Cüſtrin bringen ließ. Das Patronat der dem evangeliſchen Gottesdienſt überwieſenen Kirche war auf den ſtädtiſchen Rat übergegangen, der dann auch ſpäter bei dem Kurfürften Johann Georg die Rückgabe der Kleinodien, jedoch anſcheinend erfolglos, beantragte. Dieſen Eingriffen in den vorreformatoriſchen Beſitz und Beſtand der Kirche ſtehen aber auch nicht unweſentliche Neuſchöpfungen gegenüber, die jedoch über— wiegend veranlaßt wurden durch eine große Anzahl ſeit der Mitte des 16. Jahrhunderts auffallend häufig wiederkehrender Brände. So begann man, nachdem im Jahre 1538 ein Blitz mit dem Turm auch das Geläute zerſtört hatte, ein Jahr ſpäter mit dem Wiederaufbau, dem Zeitgeſchmack entſprechend „auf italieniſche Art“, deckte die Spitze mit Kupfer und beendete die Arbeit, nachdem auch neue Glocken beſchafft waren, erſt im Jahre 1550. Auch ein am 12. Mai 1596 ausgekommener Brand hat nicht unbe— deutenden Schaden an der Kirche verurſacht, ſo daß ein abermaliger Umbau des Turmes, der nach 12 Jahren erſt fertiggeſtellt wurde, ſowie der Neubau des von dem Frankfurter „Mönch“ errichteten Gewölbes erforderlich war.) Bei Beckmann wird nach einer zu ſeiner Zeit noch erhaltenen, nahe bei der Orgel auf das Gewölbe auf— gemalten Inſchrift als Leiter dieſer Inſtandſetzungsarbeiten Meiſter Greger Suchel von „Lübraß“ ) genannt. Im Jahre 1600 war der reichgeſchmückte Taufſtein beſchafft worden. Dem Jahre 1619 gehört die Kanzel an und endlich weiſt heute noch der prächtige Altaraufbau inſchriftlich durch die Zahl 1627 auf das Jahr ſeiner Vollendung hin, ſo daß dieſe Tatſachen gewiſſermaßen einen Beweis bilden für den hohen kirchlichen Sinn, der gerade während der ſchweren Kriegsjahre die Bevölkerung beſeelte. Auf dieſe ſchweren Zeiten wies auch eine bei Beckmann bezw. von Holtzinger erwähnte lateiniſche Inſchrift hin, die ſich an dem gleichzeitig mit der Kanzel erbauten, ehemaligen
) Vgl. Riedel Codex XIX, S. 132
) Vgl. Beckmanns Nachlaß im Geh. Staatsarchiv, Rep. 92, V. D, Nr. 15.
) Unzweifelhaft kommen hier die Frankfurter Franziskaner, ja vielleicht gar Andreas Lange, der Baumeiſter der Frankfurter Unterkirche in Frage. Vgl. Kunſtdenkmäler, Stadt Frankfurt, S. XIII u. 15, 16.
) Vgl. auch die Erinnerungstafel an dieſe Bauzeit auf dem heutigen Bibliothekchor der Kirche S. 52).
Vgl. auch Holtzinger im ſtadtiſchen Muſeum zu Droſſen S 31.
Kunſtdenkm. d. Prod. Bröbg. VI. 3. Weſtſternberg. 3
34 Weſlſlernberg.
Schülerchor befunden haben ſoll. Vielleicht wird die Notwendigkeit ſo weitgehender Erneuerungsarbeiten durch die Mitteilung von einem im Jahre 1623 abermals durch einen Blitz erfolgten Brand gerechtfertigt. Am 5. April 1674 zerſtörte erneut ein Blitzſchlag den oberen Turmteil, deſſen Inſtandſetzung von Meiſter Tobias Herrmann am 14. Auguſt 1684 beendet wurde. Auf eine weitere Kataſtrophe und die dadurch bedingten Erneuerungsarbeiten weiſt die auf der jüngeren von den beiden Gedenktafeln im Chor ent— haltene Jahreszahl 1734 hin (vgl. dreimal die genannte Jahreszahl in je zwei Zeilen des Chronoſtichons, S. 50). Ferner konnten die Schäden zweier weiterer Brände, deren Ent— ſtehung auf die gleiche Urſache zurückzuführen war, hauptſächlich wegen des Siebenjährigen Krieges erſt 1784%½ gründlich ausgebeſſert werden. Fünfzig Jahre vorher jedoch hatte man ſchon nach einem Bericht des Bürgermeiſters und Rats das ganze Innere abgeputzt und den größten Teil der Fenſter erneuert; außerdem war an Stelle der alten, aus dem Jahre 1673 ſtammenden und 1712 inſtandgeſetzten Orgel 1750 eine neue von dem Orgelbauer Tam aufgeſtellt worden. Weniger folgenſchwer war ein Gewitter im Juli 1796, bei dem zwar abermals ein Blitz, jedoch ohne zu zünden, den Weſtteil des Gotteshauſes traf und nur die Orgel beſchädigte, deren Inſtandſetzung im Jahre 1802 wahrſcheinlich infolge unterbliebener ſofortiger gründlicher Ausbeſſerung einen Koſtenaufwand von 400 Talern erforderte. Dieſe häufigen Beſchädigungen des Weſtteils der Kirche ſcheinen trotz der mehr oder weniger umfangreichen Wiederherſtellungsarbeiten den Jahrhunderte alten Bau in ſeinem Gefüge allmählich erſchüttert zu haben, ſo daß im Jahre 1829 die Gewölbe in der Weſthälfte des Langhauſes zu ſinken begannen. Sofort wurde der gefährdete Bauteil bis zur Kanzel für die Beſucher geſperrt, worauf man die geſunkenen Gewölbe herunterſchlug. Bei der Armut der Gemeinde und der Mittelloſigkeit der Kirchenkaſſe jedoch ſchenkte König Friedrich Wilhelm III., nachdem die Regierung ein Unterſtützungsgeſuch abſchlägig beſchieden hatte, fünf— zehnhundert Taler zur Kirchenreparatur. Den noch fehlenden Teil der Koſten brachte, nachdem im Jahre 1834 die Arbeiten fertiggeſtellt waren, die Gemeinde ſelbſt auf. An Stelle der früheren Kreuzgewölbe in der Weſthälfte war ein ſchwer maſſives Tonnengewölbe getreten und um ein Ausweichen der Wände zu verhüten, hatte man ſtarke, eiſerne Queranker eingezogen. War mit dieſem Umbau, bei dem auch die Orgel inſtandgeſetzt und das Innere geweißt worden war, abermals ein weit— gehender Eingriff in den alten Beſtand des Bauwerkes vorgenommen worden, ſo ſollten, nachdem noch im Jahre 1848 die alte Spliſſendeckung an der Turmkuppel unter der Laterne durch Zink erſetzt war, bald weitere umfangreiche Bauarbeiten folgen. Durch die beim Abbruch des alten Rathauſes und bei den Arbeiten am Neubau hervorgerufenen Erſchütterungen war auch anſcheinend die benachbarte Jakobikirche in Mitleidenſchaft gezogen worden; denn gleichzeitig ungefähr zeigten ſich namentlich auf der Oſtſeite des Gotteshauſes bedenkliche Riſſe, die man dann im Jahre 1853 durch ein—
) Die Reparatur koſtete 784 Reichstaler 23 Groſchen. Die Arbeiten führte Zimmermeiſter Joh. Gottf. Ewald aus Frankfurt aus. Sein Polier war Gottlieb Hiebel aus Ruhethal bei Micheln in Sachſen. Fahne, Knopf, Adler und Sonne fertigte Kupferſchmied Johann Friedrich Specht aus Droſſen Frankf. Reg.-Arch.).
Weſtſternberg.
1
80
Tafel 5.
Droſſen.
Jakobikirche, Anſicht von Süden.
Droſſen. 3
gezogene eiſerne Anker, verſtärkte Strebepfeiler, ſowie durch ein neues, leichtes Topfgewölbe im Chor zu beſeitigen ſuchte. Als ſich aber bald wieder an anderen Stellen, vor allem auf der Nordweſtſeite Schäden am Mauerwerk zeigten, da ſchien, zumal mehrfache, noch heute im Regierungsarchiv zu Frankfurt aufbewahrte Gutachten ſich für den Abbruch des größten Teils des Bauwerks erklärten, das Schickſal der Kirche beſiegelt. Aber auch dieſe größte Gefahr für den Beſtand des Bauwerks ging vorüber, und ſelbſt als in den ſiebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei dem völligen Um— bau des größten Teils der Ausſtattung die alte Barockorgel dem jetzigen Werk mit ſeinem nüchternen Gehäuſe weichen mußte, und als durch den gleichzeitig vorgenommenen unfchönen Neuanſtrich ſogar den beiden Hauptausſtattungsſtücken, dem Altar und der Kanzel, jener maleriſche Reiz genommen wurde, der ihnen bis dahin geblieben war, hielt man ſich bei dem Umfang der äußeren Inſtandſetzungsarbeiten in aner— kennenswerten Grenzen.!) Erwähnt ſei noch, daß die Geſamtkoſten der Inſtandſetzung einſchließlich der Beſchaffung der neuen Orgel 46234 Mark 28 Pfg. betrugen. Mit dem 22. Dezember 1878, dem Tag der Wiedereröffnung der Kirche endlich, kann die ſchickſalsreiche Baugeſchichte des altehrwürdigen Gotteshauſes als abgeſchloſſen be— trachtet werden.
Baubeſchreibung.
Dadurch, daß der heute abenteuerlich anmutende Plan eines teilweiſen Abbruchs des Gotteshauſes zum Glück nicht verwirklicht wurde, blieb Droſſen mit der Jakobi— kirche jener Bau erhalten, der dem Stadtbild ſeine eigenartige Note gibt, und der ſich ähnlich wie in Frankfurt die Marienkirche gleichſam als hochragendes Wahrzeichen über die Häuſermaſſe der Stadt erhebt. Deutlich erkennt man im Grundriß der im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebauten Hallenkirche (Abb. 27, 28 und Tafel 5) einen
) „Nach den Verhandlungen vom 12. Oktober 1874 follen folgende Thüren der Kirche verbreitert werden:
1. Die Thür in der Weſtfront des Thurmes . . . ſoll als eine zweiflüglige Tür hergeſtellt werden. Es wird zu dieſem Behufe der mittlere Pfeiler und das Mauerwerk im Spitzbogenfelde beſeitigt . . ..
2. . . . Ferner wird es für wünſchenswert gehalten, die Offnung von der Thurmhalle nach dem Kirchenſchiff zu verbreitern . . . .
3. Auf der Südfront befindet ſich bereits eine 2 flüglige Thür unter dem zweiten Fenſter, welche jetzt durch eine rohe Thür verſchloſſen iſt, die nie geöffnet wird; auch hier ſoll eine gangbare 2 flüglige Thür hergeſtellt werden, wozu nur nöthig iſt, das Mauerwerk bis zum Scheitel des Spitzbogens auszu— brechen und die Thür einzuhängen.
4. Der jetzige Haupteingang auf der Südſeite .. . . muß verbreitert werden, ebenſo die innere Thür dieſer Eingangshalle . ..
5. Auf der Nordſeite ... ſoll die kleine Thür am Kreuͤgſchiff . . . verbreitert werden. Zu dieſem Behufe iſt nur der Ausbruch der Mauer nach dem kleinen Fenſter zu, ſowie die Erhöhung der Offnung erforderlich. .
6. Die letzte Thür gleichfalls auf der Nordſeite unter dem zweiten Fenſter vom Weftgiebel.... mit einem kleinen Fenſter in einer gemeinſchaftlichen Niſche . ., wenn die Niſche zu einer Thür umgewandelt würde . ..
26. Febr. 1875.“ 3 **
Das Gebäude.
36 Weſlſlernberg.
älteren Kern, der beſtanden haben dürfte aus den beiden im Anfang des 16. Jahr— hunderts anſcheinend mit Stern- bezw. Netzgewölben verſehenen Seitenſchiffen, dem ſie gleichſam baſilikal überragenden, in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts tonnen— gewölbten Mittelſchiff, einem rechteckigen, anſcheinend gegen Ende des 15. Jahrhunderts mit Rippen-Sterngewölben verſehenen, gerade geſchloſſenen Chor von der Breite des Mittelſchiffs und dem der Weſtwand dieſes Bauteils vorgelegten, im Grundriß ob— longen Turm. Wie aus der an den weſtlichen Stirnwänden heute noch ſichtbaren Backſteinverzahnung geſchloſſen werden darf, war urſprünglich vor der ganzen Breite der Weſtfront, ähnlich wie bei der Marienkirche zu Frankfurt a. O., ein vermutlich doppeltürmiger Baukörper geplant (vgl. Abb. i. d. kunſtgeſch. Überſicht). Wahrſcheinlich frühzeitig ſchon errichtete man über dem, der ganzen Südwand des Chores vorgelegten, rippenkreuzgewölbten Sakriſteibau den dreijochigen, urſprünglich in ſämtlichen Jochen ebenſo nach oben abgeſchloſſenen, gegen Ende des 15. Jahrhunderts jedoch im weſtlichen Joche mit einem Sterngewölbe geſchmückten Bibliothekraum. Der dieſem Raum ent— ſprechende, zweiſtöckige Anbau auf der Nordſeite dagegen mit den reichen Sterngewölben dürfte nicht viel jünger ſein als die von fünf Vieleckſeiten abgeſchloſſene, im 15. Jahr— hundert etwa vorgenommene Erweiterung nach Oſten. Erſt dem Anfang des 16. Jahr— hunderts ſind dann noch jene beiden wahrſcheinlich zur Aufſtellung von Nebenaltären beſtimmten, dem nördlichen Anbau vorgelegten Kapellen zuzuweiſen, von denen die weſtliche von einem dreijochigen, die öſtliche jedoch nur von einem einzigen, ſehr lang— geſtreckten Kreuzgewölbe überdeckt iſt. Höchſtwahrſcheinlich im Reformationszeitalter wurde endlich die Taufkapelle vor dem öſtlichen Drittel des ſüdlichen Seitenſchiffs erbaut, deren Decke ein für das ausgehende 16. Jahrhundert typiſches Zellengewölbe bildet. Das Kreuzgewölbe im Turmunterbau gehört der neueren Zeit an.
Faſt finſter, einem trotzigen Wehrturm gleich, nur bisweilen von einer kleinen ſpitz— bogigen Lichtöffnung durchbrochen, bauen ſich die untereinander durch horizontale Säge— frieſe geſchiedenen mittleren Stockwerke des Turmes auf, der ebenſo wie der größte Teil der Kirche aus Backſtein errichtet iſt. Der durch eine Reihe ſchlanker, ſpitzbogiger Blendniſchen reicher gegliederte, über einem Granitſockel ruhende Unterbau bildet zum Mittelteil einen ebenſo wirkſamen Gegenſatz wie das ähnlich belebte oberſte Turmgeſchoß. Überdies wird die Weſtfront des Turmes von einem rechteckig umrahmten, in den Leibungen mehrfach abgetreppten, ehemals zweiteiligen, ſpitzbogigen Weſtportal durchbrochen. Vier neuere Aufbauten mit Uhrzifferblättern ſitzen mitten über dem Hauptgeſims der Turm— ſeiten und ein vielfach geſchweifter barocker Helm mit durchbrochener Laterne ziert das ziegelgedeckte Satteldach des Turmes. Über dem Helmknopf endlich erkennt man neben dem friderizianiſchen Adler und dem Monogramm des Großen Königs noch die Jahres— zahl 1782. Infolge der in der baugeſchichtlichen Überſicht erwähnten letzten Inſtand— ſetzung des Außeren iſt trotz möglichſt weitgehender Zurückhaltung wohl nur vorwiegend das gemauerte Stabwerk der ſchlanken Chorfenſter in urſprünglicher Geſtalt erhalten geblieben; ſtärkeren Veränderungen wurden außer den meiſten übrigen Fenſtern mit ihrem neu-gotiſchen Maßwerk auch die ſpitzbogigen lebhaft profilierten Zugänge auf der Süd- und Nordſeite unterworfen. Während die gleichfalls in neuerer Zeit
En
Droſſen. Jakobikirche, Grundriß.
Abb. 27.
1
38 Weititernberg.
mehrfach ausgebeſſerten, ein- oder mehrfach abgeſtuften Strebepfeiler ſonſt nichts be— merkenswertes aufweiſen, dürften die ſenkrecht verlaufenden, flachniſchigen Vertiefungen an den nur liſenenartig vortretenden Eckverſtärkungen der über der Südwand mit einem Niſchengiebel geſchmückten Taufkapelle reicheren Maßwerk- und Figurenſchmuck ent— halten haben. Von den ehemaligen Horizontalfrieſen iſt der reich durchgebildete
Droſſen.
Droſſen.
Jakobikirche, Inneres, Blick nach Oſten.
40 Weſtſlernberg.
0
AJ \ . HN,
Pe
} N = x IN U — 1 10 . 0 29 eee YN
Ve e i 2 ee Fr
ZA 2
Va a] 5,
N RI SER
* e.
46 8 N 79 2 N =) 2 —— =) 2
N Mn N !
V 0 N
N A N NZ I 3 Sm Da.
2 Nur
|
7 0
U
N
IN N
=: )
Sax LESEN ZIIN F 0 — = FE NUN SI ———ů— I re, N N tl = — — Be! n > Hill He = N * 2 IS E ey N SEN = LEE D Fehn S J — N D eo — S = — 2 R
I
AU: SS
| | 600 0
18 |
RZ
A 1000 , I dl NL Be
I
ET —
e _ - U e F ee eee A 0 == äl il 0 5 Abb. 30. Droſſen. Jakobikirche, nördliches Seitenſchiff, Blick nach Oſten.
Hauptgeſimsfries am Chor noch am beſten erhalten. Kleine ſtichbogig geſchloſſene Flachniſchen auf der Außenſeite der Umfaſſungsmauern wie z. B. unter dem Süd: fenſter der Taufkapelle mögen einſt Malereien religioͤſen Inhalts aufgewieſen haben.
N
N
| N Al | N 1
N Ze N HT 16 S 27110 — A 1 inlet | ll,
em wu IS
1
|
7
PB . — 5 —, —
— — —
—
9 | 00 un, a ä
——
—
— — —
—— a e = — —
— —— S
Zu
[er BB
U 18
= 7 2 1 = 8 Te, = N . 2 4 n IT = ZZ —
50
1
{I
TAN Antenne 0
—— =
Abb. 31. Droſſen. Jakobikirche, ſüdliches Seitenſchiff, Blick nach Oſten.
Näpfchen und Rillen in großer Anzahl und z. T. von ungewöhnlicher Größe und Tiefe finden ſich hauptſächlich in der Nähe der Eingänge auf der Südſeite. Je zwei geſchweifte Dachluken beleben auf der Süd- und Nordſeite die mächtige Fläche des
49 Weſlſlernberg.
ziegelgedeckten Kirchendaches, deſſen Oſtgiebel die Spuren eines ehemaligen Niſchen— ſchmuckes aufweiſt. Abgeſehen von dem der neueren Zeit angehörigen hölzernen Treppeneinbau in der Vorhalle des Turmes führt noch ein zweiter in die Südweſtecke eingebauter, anſcheinend aus dem 16. Jahrhundert ſtammender, im 19. Jahrhundert jedoch z. T. abgeänderter maſſiver Aufgang nach dem Dachboden.
Die Backſteinmaße der verſchiedenen Bauteile ſind, abgeſehen von vielen Unregel— mäßigkeiten, aus nachſtehender Zuſammenſtellung etwa wie folgt zu erſehen:
5 2 Der Verband zeigt in jeder auf im Höhe Schicht einen regelmäßigen
hoch breit lang kommen Wechſel von überwiegend e! 0o e e 29 cm 16,5 Schichten 2 Läufern 1 Binder am nördlichen Seitenſchiff 9 „ 14 „ 29 „ 18,5 1 2 75 1 A ATS) öde „ „ 18,5 7 ſehr unregelmäßig am Chor, 1 29 18,5 7 2 Läufern 1 Binder an der Sakriſt eff 1 er 18,5 1 2 7 1 1 an de aufs Dm 14 „ Dow 17,5 5 1 7 1 7 am ſüdlichen Seitenſchiff . 9,8 „ 2 29 18,5 1 2 7 1 75
Das gewölbte Innere der Kirche (Abb. 29, 30 und 31) zeigt ſchöne Verhältniſſe und beſitzt auf drei Seiten Emporen.)
) Die Matrikel vom 22. September 1693, die überichrieben iſt: „Die Haubt Kirche zu Drof- ſen St: Jacob genant, iſt MAT E R.“ ſchildert die Kirche einſchließlich der damaligen inneren Platzverteilung, der Unterhaltungsbeiſteuer der Bürger u. dergl. m., wie folgt:
„Selbige iſt ein feines Gebäude von Grundt auf bis an daß Dach Gemauret undt gewölbet, doch aber an Vielen Ohrten zerrißen, geborſten undt geſuncken, undt giebt der Augenſchein, daß dieſe Kirche zuerſt, nicht fo groß, wie itzo geweſen, ſondern Viel ſtücke mit der zeit fuccesfive hinnan gebauet worden fein.
Die Kirche hat itzo ein doppeltes Ziegeldach.
Daß hinter undt Mitteltheill der Kirchen hat unterſcheidtliche gewölbete Schwiebogen, fo auf Sechs ſteinernen Pfeilern ruhen.
Daß Vordertheil nach dem Altar zu, iſt mit einem einigen Gewölbe undt ſcheint, das es lange zeit nach der Kirchenerbauung erſt aufgeführet ſey.
In der Kirchen.
Iſt eine Steinerne gewölbete Sacristey mit zweyen, alß mit einer Eiſern undt Höltzern Wohlver— wahrten Thüren, undt über derſelben noch ein gewölbe, darin vor dieſem die Bibliothec geſtanden.
Hart bey dieſem iſt noch ein hohes gewölbe, worinnen vor itzo der Tauffſtein ſtehet.
In der Kirchen ſeindt Vier Höltzerne Chöre oder Bohr-Kirchen.
Daß erſte nach dem Altar, it daß alte Schüler Chor, davon die eine ſeite nach dem Schoͤppen Chore Ao: 1673, denen Tuchmacher Geſellen für 25. fl. verkauffet worden.
Die ander ſeite nach der Sacristey undt dem Altar zu, iſt mit Sechs Baͤucken bebauet undt der Bürgerſchafft ützlich verkauffet worden.
Doch hat E. E. Rath eine Bancke für Frembde Gäfte undt offieirer, undt herr BurgeMeifter Johan Beyl zweene Stände in der andern Bande, gegen dargebung anderer Stände, Ihme frey behalten.
Daß ander Chor, fo A0: 1619. neuerbauet undt Ao: 1627. gemahlet worden, reichet von der Thüren an, fo gleich gegen der Cautzell über iſt, bis an den Glockenthurm undt beſtehet in dreyen Fachen, oder unterſchiedenen Chören, fo durch die Kirchen Pfeiler gemachet worden.
Tafel 6.
Weſtſternberg.
747474747
P
Altar in der Jakobikirche.
Droſſen.
Droſſen. 43
Der Hauptaltar (Tafel 6) bildet mit ſeinem in neuerer Zeit leider übermalten, von einem Pelikan gekrönten, fünfgeſchoſſigen, hölzernen Aufbau, deſſen Hauptfelder die üblichen Reliefdarſtellungen des Erlöſungswerkes zeigen, den Hauptausſtattungs— gegenſtand der Kirche. Seine ſchon ſpäten Schmucformen, die faſt barocken Spangen, Obſtgehänge und Engelsköpfchen, die reich durchgebildeten, das Gebälk der mittleren Stockwerke tragenden, korinthiſierenden Säulchen, die mit figürlichen Beigaben ge—
Im erſten Fache ſtehen in denn Förderſten Stühlen die herren Gerichts Perſohnen, hinter denſelben die Viertheils Meiſter, undt hinter denen die Schultzen auß den Vorſtädten.
Im andern Fache ſtehen die Bürger, welche Ihre Stände Von der Kirchen gemiethet, oder gekauffet haben;
Daß dritte Fach iſt numehr der Schulen übergeben, daß die Kleinen Schüler alda ſitzen Können.
Daß dritte Chor iſt numehr gahr neu undt Ao: 1674 erbauet worden, darauf ſtehet die Orgell undt ſitzen die Schul Collegen ſambt den großen Schülern drauff.
Daß Vierdte Chor, gegen dem Alten Bürger Chore über iſt noch neuer undt Ab. 1690. erbauet worden, undt wirdt den bürgern Vermiethet, wie auch die Stände unten in der Kirche.
Es hat die Kirche Fünff Thüren, dadurch man hinnein gehen Kan, undt erlanget daß Tage— licht durch Zwey undt Zwantzig Fenſter, welche durch die Handtwercks Zunfften undt andere Guth— thätige Bürger erhalten werden, laut folgender Specification, fo von E. E. Rathe den Kirchen Vätern zugeſchicket worden:
Daß 1. iſt nächſt dem Glogken Thurme gegen der Fiſchgaße, beſtehet in drey Feldern undt 24 Fachen, Muß von der Franckfurtiſchen Vorſtadt in würden erhalten werden.
Daß 2. nechſt dabey, über der Kirchen Thüre beſtehet in zwey Feldern undt 11. Fachen und Kömbt zu den Zimmerleuthen undt Mäurern.
Daß 3. fo gleich hinter dem Schöppen Chore ſtehet, von 3 Feldern undt 21 Fachen, iſt der Ge— richts-Verwandten, Viertheils Leuthen, Apoteckern, undt anderer, fo drauf ſtehen.
Daß 4 te iſt zwiſchen dem Schüler und Schöppen Chore von 5. Feldern undt 18 Fachen über der Kirchthüre, gehöret denen Brauern, Seilern, Weißgerbern, Schwartzfärbern, Hütern, Köchen undt Nagelſchmiden.
Daß 5. Mitten auf dem Schüler Chore von 4. Feldern undt 10. Fachen, dieſes haben A0. 1664. die Kürſchner undt Strumpfſtricker verfertigen laßen.
Daß 6. Auff dem Schüler Chore gegen daß Rath-hauß von 4. Feldern undt 18. Fachen, ſoll der Schützen Brüder geweſen ſein.
Daß 7. nebſt dem Schüler Chore gegen dem Altare zu Von 4. Feldern undt 46. Fachen, ſolches halten die Hüefener in baulichen würden.
Daß 8. von 2. Feldern undt 21. Fachen, daß halten die Schneider.
Daß 9. von 2. Feldern undt 22. Fachen, iſt der Becker.
Daß 10. gleich hinter dem Altar von 2. Feldern undt 22. Fachen; iſt der Garnweber.
Daß 11. von 2. Feldern undt 22. Fachen, iſt der Schuſter.
Daß 12. Zur lincken des Altars von 2. Feldern undt 21. Fachen, iſt der Schmiede undt Bötticher.
Daß 13. ſo hart bey an, hat 4. Felder undt 46. Fach iſt der Tuchmacher.
Daß 14. Auff der Bibliotheca hinterwerts nach der Kirchgaße zu, von 3. Feldern undt 15. Fach, iſt der Glaſer.
Daß 15. Auff der Bibliotheca nach der Pfarre zu, von 3. Feldern undt 20. Fachen iſt der Möller.
Daß 16. von 3. Feldern undt 20. Fachen, die herren des Raths.
Daß 17. ibidem von 3. Feldern undt 20. Fachen der Haacken Krähmer.
Daß 18. bey der Tauffe gegen die Kirchgaße von 2. Feldern undt 14. Fachen, dieſes haben die Töpffer verfertigen laßen.
Daß 19. Das gegen die Pfarre von 3. Feldern undt 18. Fachen, haben die Rademacher, repariren laßen.
Daß 20. ibidem gegen die Schule 2. Felder und 12. Fach haben eodem Ao: die Fleiſchhacker aus— beßern laßen.
Junere Ausſtattung.
Jakobikirche, Kanzel.
x
roſſen.
Di
Abb. 32.
NU
—
Abb. 33.
Droſſen.
N 2 *
u
— nn ET —
Droſſen.
Jakobikirche, Taufſtein.
46 Weſtſlernberg.
ſchmückten, von Quadern umrahmten Rundbogenniſchen, die Knöpfchen, Roſetten und anderen ſpäten Zierſtücke weiſen deutlich auf die Zeit ſeiner Anfertigung hin, die durch die über dem mittleren Stockwerk wiedergegebene Jahreszahl 1627 genau bekannt iſt. Hiermit ſtehen auch die faſt ſchon barocken Formen jener, das dritte und vierte Stockwerk umfaffenden, Kartuſchen im Einklang mit ihren an den Symbolen leicht erkennbaren
Daß 21. über der Thüre, wo die Leichen aus- undt eingetragen werden, ſeindt 3. Felder undt 19. Fach, werden von den Tuchſcherern, Kupffer Schmieden undt Gerbern gehalten.
Daß 22. iſt nechſt dem Glocken-Thurme gegen die Pfarre von 3. Feldern undt 18. Fachen, hat die Zielentzigſche Vorſtadt verfertigen laßen.
Der Thurm iſt hart an der Kirchen gebauet, aus lauter gebrandten ſteinen undt von treflicher dicke und höhe, hatt aber doch entweder Alters wegen, oder weil Er Zweymahl ausgebrandt iſt, auf beyden ſeiten gegen Süden undt Norden, zwey gefährliche riße bekommen, alſo daß Er im Vorigen Jahre hat müſſen geanckert werden.
Ehe Er abbrandte, war es ein ſchönes gebäude Oben auf Italiänifch durchbrochen, gantz mit Kupffer bedeckt, mit Vielen Centner bley begoßen, und mit einem ſchönen Knopffe gezieret, iso iſt Er zwar Wieder gufgebauet, aber nur mit Eichen Späne gedeckt.“
Droſſen. 47
Evangeliſtenfiguren, während die Glaube und Liebe verſinnbildlichenden Geſtalten zu beiden Seiten des Geſchoſſes über der Predella mit Rückſicht auf die Umrißlinien des Werkes eine faſt klaſſiſche Ruhe auszeichnet.
Die ebenfalls reichgeſchnitzte Kanzel (Abb. 32), deren Anfertigungsjahr 1619 heute auf der Unterſeite des Deckels anſcheinend nach einer älteren, durch die moderne Bemalung zerſtörten Inſchrift wiedergegeben iſt, zeigt eine ähnliche, der Durchbildung des Altaraufbaues verwandte Formenſprache. In den Feldern des von einer Moſesfigur ge— tragenen Kanzelkorbes ſtehen von Eckſäulchen eingerahmt in umquaderten Rundbogenniſchen die Geſtalten des Herrn und der vier Evan— geliſten, während Apoſtelfiguren die Brüftung des Aufgangs in entſprechender Umrahmung ſchmücken. Den mit Spangen, Knöpfen, Quadern und Roſetten reich ausgeſtatteten und auf der Innenſeite mit der Taube, dem Sinnbild des hl. Geiſtes, verſehenen hölzernen Deckel krönt die Figur des Auf— erſtandenen.
Die Taufe aus Sandſtein (Abb. 33) iſt das älteſte dieſer drei aus dem erſten Drittel des 17. Jahrhunderts ſtammenden Ausſtattungsſtücke. Über einer im Grundriß quadratiſchen Sockelplatte ruht auf rundem, mit Löwenköpfen und Obſtgehängen ver— ziertem Fuß über wulſtartiger, Bandwerk, Quaderſchmuck und Eierſtab aufweiſender Überführung der faſt überreich durchgebildete achtſeitige Oberbau, deſſen Ecken kleine Hermen ſchmücken. In den Seitenfüllungen erkennt man auf ornamentiertem Grund die figürlichen Reliefdarſtellungen der Perſon Chriſti ſowie von ſieben Evangeliſten und Abb. 35. Droſſen. Jakobikirche, Opferſtock. Apoſtelfiguren. Durch die jeweils beigegebenen uberſchriften „CHRISTVS JOH: 3, S PETRVS. I. CAP. 3; S PAVLVS. AD ROM. 6, S PHILIPPVS ACT. (acta apostolorum, Apoſtelgeſchichte) 8, S. LVCAS CAP. 3, S MARCVS CAP. 16“ und „S. MATHEVS 6. CAP. 30 wird auf den Inhalt der Darſtellungen hingewieſen.
Jünger als der Taufſtein iſt die zugehörige, auf dem achteckigen Rand mit zwei beweglichen Griffen und vier geflügelten Engelsköpfchen geſchmückte zinnerne Tauf— ſchüſſel (Abb. 34). Sie wurde laut Inſchrift im Jahre 1663 von dem Droſſener
48 Weſtſternberg.
Bürgermeiſter und „churfürſtlich-brandenburgiſchen Schöſſer“ Johann Müller und ſeiner Frau Margaretha Bobertags geſtiftet. Symmetriſch zu der Stiftungsinſchrift ſind noch die Sprüche „MARC. 10 v. 14, 15, MATT IH. 28 v. 19“ und „MARC. 16 v. 16.“ eingraviert.
Ein eiſenbeſchlagener hölzerner Opferſtock (Abb. 35) auf der Südſeite des Altars mit einem für die Zeit ſeiner Anfertigung typiſch geſtalteten Fuß zeigt die eingeſchnittene Jahreszahl 1658. Außer drei Erinnerungstafeln an die Befreiungskriege und an das Kriegsjahr 1866 iſt vor allem eine links vom Eingang zur Taufkapelle hängende Gedenktafel (Abb. 36) für den Oberbürgermeiſter Johann Ludwig Kleiner, geb. 15. Mai 1715 zu Zernikow N. M., geſt. 15. Juli 1781, bemerkenswert. Sie zeichnet ſich durch ihre ſchönen, in eine Zinkplatte eingravierten, für die Zeit ihrer Anfertigung charakteriſtiſchen Schriftzeichen aus. Die Inſchrift ſelbſt lautet:
Denckmal des Herrn JOHANN LUDEWIG KLEINER Ober Burgemeisters Stadtrichters Salzfactors und Braudirecktors der Königl. des Sterneberg Kreises Haupt Stadt Drosfen Er ward zu Zernico in der Neumarck den 15% Mai 1715 Gebohren Trat feine Emter den 4 September 1737 an Verehelichte sich Dreymahl DOROTHEA FRIEDERICKE geb. UCKERMANIN den 15% April 1739 nach deren im Jahre 1740 erfolgten Ableben JOHANNE CHARLOTTE geb. UCRERMANIN eine leibl. Schwester der ersten den 23“ July 1741 und nachdem auch diefe den 1 November 1761 ftarb Fr: DOROTHEA CONCORDIA geb. SIMON den 22 Aug 1764 als des ehemaligen Königl: Kreis Einnehmers in Sterneberg Kreife HERRN J. F. MENSCHNER HINTERLASSENE FRAU WITWE in der zweyten Ehe hat Er 6 Kinder 4 Söhne und 2 Töchter gezuget Er ſtarb den 15% July 1781 nachdem er feinen /Emtern 44 Jahr Rühmlichst Vorgestanden hat und gelebet 66 Jahr 2 Mohnath u: 5 Tage Leſer der du mit Verdrus und Mühleligkeit diefes Lebens Ringest Wisfe! der verstorbene hat diesfen Ihm vorzüglich Beschiednen Kampf mit Muth und Standhaftigkeit Gekempfet
Droſſen. 49
n
g Mels INC
Mac 1 1.00 10 1 Ableben“ 2 . Lo TE LICKERMANNIN 77 eine ſeihf Schw terde sten den 23. ug 1741 I — ) undnach dem auch Oele den , November 71 RR 2 fr DOROTHEA (ON. on DIA a SIMON DH 22% % I desehemaligen Konif Kreis Einnehimers in fternebf; reife... HERRNIFIIE ENSC HNER HINT! "RLASSENEMAU WITWE
— der Zweyten Che haf Er C. Finder 5 * 58 oline und 2 Jochergeꝛ Agel (( SD
x ela den Is A781 AI a Seinen intern +4+Jatır ruhmlichst \ Vorpestandeni
Su uno gelebt . oa Jage RD ° er derdumif Verörus: um, Mühjeni 905 9055 Lebens: Ringesf
© SIR VI! ASS er der ver Aube |O 1 A en Men LolchBescheinen Kampf mit a (a DEREN
PPP
Abb. 36. Droſſen. Jakobikirche, Gedenktafel für den Oberbürgermeiſter Kleiner.
Zwei hölzerne Inſchrifttafeln an der Südwand des Bibliothekraumes dienen dem Andenken an den Wiederaufbau des Gotteshauſes in den Jahren 1784 und 1608. Der in lateiniſcher Sprache abgefaßte Inhalt lautet auf der linken Tafel wie folgt:
Kunftdenfm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weftiternberg. 1
50 Weſtſlernberg.
) 22. D . 3 5 1215 [= Quod Deus bene vertat]
A D PROMOVENDAM SANcTissim.E TRIADOS GLORIAM
DES H/EC SACRA OLIM SANCTO JAcObO CONSECRATA. VETUSTATE TEMPORIS, PULVERIS FULIGINISG, COA DEFORMI, ANNO R CHRISTIAN M.DCC.XXXIV. EGREGIA NEC SATIS LAUDANDA LIBERALITATE TRIUM STATUUM HiERARCHI, CORUM AB OMNI SUA SPURCITIA EST EXPURGATA, EGREGIE DEALBATA ET, QVALIS IAM APPARET, RENOVATA= CONSERVET PRPOTENTISSIMUM NUMEN INCLUTAM CiviTa, TEM DROSNENSEM INN EA Hoc IPSUM TEMPLUM, AMPLISSIMUM COLLEGIUM SENATORIUM, VENERANDOS EccLEsi.£ MiNisrROs, MODERATORES ORDixis SCHOLASTICI, CIVES ET INCOLAS EORUMQ FAMILIAS ADSERAM USQ POSTERITATEM! CLAVUM IMPERil TUNC TEMPORIS TENEBANT Viki PR£-NOBILiS$iMi SEGVENTES: Dni : JOHANN WILHELM HOFFMANN, CONS:DIR. THOMAS GOTTLIEB AREL DUS, PRO-CONS. CARL AUGUSTUS SCHULTZ, CONRADUS BiELITZ, Conss. JOHANN GEORGE BEiL, CAM. CHRISTIAN FRIEDRICH SiEPMANN, Cam. ADI. JOHANN DAvip KuUNTzius, JOHANN FRIEDRICH Beir, Jop. JOHANN JACOB HERRMANN, ERNESTUS ToBias KELLER, JOHANN CH?kis, IAN TRAUTWEIN, SENATORES. DA vip HiLDEBRAND, SECRETARIUS. SACRORUM AUGUSTANORUM ADMINISTRATION E EODEM TEMPORE DEFUN C, GEBAN TUR: Davib FRIEDRICH WALTHER, PAST. PRiM, ET IN SPECTOR, GEORGIUS BENEDICTUS FRIEDERICUS SCHOENBERG, ARCHI-DiACONUS, CHRISTIANUS GEORGIUS SCHRAMM, DiACoNUSs. EN! Ds REPARATVR EA, ASSISTENTE lEHoVA:
VERBVM SINCERE SERVET IoVa, PRECOR=- It wei Zeilen dieſes 5 Chronodiſtichons ergeden DROSNENSES CIVEs SERVET VERBIQVE MISISTROS die Janreszanl 1734.)
ATQVE SENATORES OPTO PRECORQVE PROBE! Gott Laß es Dleſer Kirch VoD Rathhave V Vohtergehen Die gVten Bürger ſtets In großen Seegen jtehen.-
—
Droſſen. 5 Die Überſetzung lautet: Möge es Gott zum Guten wenden.
Zur Erhöhung des Ruhmes der hochheiligen Dreieinigkeit
iſt dieſes heilige Haus, einſt dem heiligen Jacobus geweiht,
durch hohes Alter (Alter der Zeit) [und] durch die Menge des Staubes und des Rußes entſtellt,
im Jahre der chriſtlichen Zeitrechnung 1734 dank der hervorragenden und nicht genug
zu rühmenden Freigebigkeit der drei chriſtlichen Stände (8)
von all ſeinem Schmutz gründlich gereinigt, trefflich
abgetüncht (abgeweißt) und ſo, wie es nunmehr ſich zeigt, erneuert worden.
Erhalten möge die allmächtige Gottheit die berühmte Ge—
meinde Droſſen und in ihr dieſen Tempel ſelbſt, das hochanſehnliche
Ratsherrenkollegium, die ehrwürdigen Diener der Kirche
die Leiter des Schulweſens, die Bürger und Inſaſſen und ihre
Familien bis auf eine ſpäte Zukunft.
Das Steuerruder der Regierung hielten zur damaligen Zeit folgende hochangeſehene Männer: Die Herren: Johann Wilhelm Hoffmann, Oberbürgermeiſter, Thomas Gottlieb Areldus, Erſter Bürgermeiſter, Carl Auguſt Schultz, Conrad Bielitz, Bürgermeiſter, Johann Georg Beil, Kämmerer, Chriſtian Friedrich Siepmann, Hilfskämmerer, Johann David Kuntzius, Johann Friedrich Beil, Richter, Johann Jacob Herrmann, Ernſt Tobias Keller, Johann Chriſtian Trautwein, Ratmannen, David Hildebrand, Sekretär.
Des Augsburgiſchen Gottesdienſtes Verrichtung übten zu derſelben Zeit aus: David Friedrich Walther, Erſter Pfarrer und Inſpektor, Georg Benedikt Friedrich Schönberg, Archidiakon, Chriſtian Georg Schramm, Diakon.
Siehe, dies Haus wird erneut unter gnädigen Beiſtand Jehovas Rein uns erhalte allzeit, bitt' ich Jehova ſein Wort!
Schirmend ſchütz' er die Bürger von Droſſen, die Diener am Worte Und auch die Herren des Rats! Das iſt mein Wunſch und Gebet. )
) Die wörtliche Überſetzung dieſer vier Zeilen des Epigramms lautet:
Sieh, dies Gotteshaus wird wiederhergeſtellt unter Jehovas Beiſtand
Rein möge Jehova das Wort erhalten, das iſt mein Gebet lich bitte)
Erhalten möge er die Bürger von Droſſen und die Diener am Worte (des Wortes) Und die Ratsherren, [das] wünſche und erflehe ich in Demut!
4*
52 Weſlſternberg. Auf der rechten Tafel ſteht folgende ebenfalls lateiniſch abgefaßte Inſchrift:
IN HONOREM SUMME TRiNIT Aris, Dei OpT. Max: PATRIS fTERNI, FiLIi MOI ET Spiki, tus SancTi PARACLETI STRUCTURA HUJUS TEMPLI QVE ANNO 1596 MENS. Majı Xll. IN CINERES UNA CUM TOTA CIVITATE EXCEPTIS PAUCIS /EDICULIS MISERRIME REDIGEBATUR, IMPENSIS INCLYTI SENATUS HUJUS URBIS ANNO REDEMPTIONIS NOSTRE 1608 ITERUM RENOVATA EST. SEDEBANT TUNC IN REI PL. ADMINISTRATIONE MARTINUS MARTINI, LEONHARDUS STERN, COSS. JOHANN MALER, JOHANN Lauß, JuDic. MARTINUS MEURER, ESAIAS SCHLEGEL, BARTHOLO, M.EUS LEUPOLDT. P. M. BERNHARDUS STELMACHER, SENATORES. MINISTERIO VERO EVANGELIJ, M. SEBASTIANUS WECKER, HUJUS ET VICINARUM ECCLESIARUM INSPECTOR ET CASPARUS BocaTius, DiacoNus, PR/EERANT=-
Die Überſetzung lautet:
Zur Ehre der höchſten Dreieinigkeit, des beſten und größten Gottes, des ewigen Vaters, des weſensgleichen (0% 0 Sohnes und des Heiligen Geiſtes, des Tröſters, iſt der Bau dieſer Kirche, der im Jahre 1596, am 12. Mai, zuſammen mit der ganzen Stadt mit Ausnahme weniger Häuschen elendiglich in Aſche gelegt wurde, auf Koſten des berühmten Rates dieſer Stadt im Jahre unſerer Erlöſung 1608 wiederum erneuert worden.
Es ſaßen damals in der Verwaltung (Leitung) des Gemeinweſens
die Bürgermeiſter Martin Martini, Leonhard Stern,
die Richter Johann Myler, Johann Laub,
die Ratmannen Martin Meurer, Eſaias Schlegel, Bartholomäus Leupoldt, Bernhard Stellmacher.
Im wahren Dienſte des Evangeliums ſtanden Magiſter Sebaſtian Wecker, dieſer und der benachbarten Kirchen Inſpektor, und Caspar Bocatius, Diakon.
Droſſen. 53
Außerdem befinden ſich noch im Bibliothekraum, deſſen Brüſtung nach dem Kircheninnern zu ein aus der Barockzeit ſtammendes, hölzernes Prunkwappen (Abb. 37) ſchmückt, eine ſpätgotiſche bemalte Holzfigur des hl. Moritz, 0,87 m hoch, ſowie zwei 0,52 m hohe, barocke, ebenfalls bemalte hölzerne Apoſtelgeſtalten, ferner ein einfacherer Tiſch mit ſchönem Beſchlag (Abb. 38) aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts und endlich der ſpätgotiſche Bibliothekſchrankh jelbjt mit ſeinem in neuerer Zeit hinzugefügten, anſcheinend von der alten Barockorgel ſtammenden und mit dem Branden— burgiſchen Adler geſchmückten Aufſatz. Von dem in dem Schrank untergebrachten Bücherbeſitz der Kirche ſeien hervor— gehoben: .
1.) Eine geſchriebene Bibel, eine Ausgabe der Vulgata, zeigt auf
) Die Matrikel vom Jahre 1693 (dal. Seite 12, Aum. 10 fährt bei der Beſchreibung der inneren Ausſtattung folgendermaßen fort:
Von den Appertinentien, oder zubehörungen undt geräthe der Kirchen.
1. In benanter Kirchen ſtehet ein ſchön geſchnitzter Altar, ſo zum theil mit Golde überzogen, zum theil auch mit ausgehauenen Bildern gezieret, undt Ko. 1627. erbauet iſt.
2. Der Predigtſtuel nebſt dem Deckel oder der Crohne iſt gleicher geſtalt von Holtz— wercke, mit Golde undt geſchnitzten Bildern gezieret, an ſtat deß Fußes iſt das bildtnis Moſes in Holtz gehauen, welches die Cantzell auf dem haupte undt die Taffeln der 10. ge— bothe in den händen trägt undt Ao. 1629 erbauet und gemahlet worden.
3. Der Tauffſtein mit dem Fuße iſt aus einem gantzen Felßen gehauen, umb undt umb mit gehauenen bildern, aber ohne Deckell. Abb. 37. Droſſen. Jakobikirche, Prunkwappen.
Er hat in ſich ein Zinnern Becken von 17. pfunden, welches A0. 1663 von herrn Johan Müllern Churfl. Schößern undt Burger Meiſtern alhir der Kirchen iſt verehret worden.
1. Die Orgel iſt ein Neues Werck von 15. ſtimmen ao: 1673 undt 74. durch verehrungen guththatiger leuthe erbauet, aber itzo wiederumb ſehr wanderbahr worden. 5. Sieben Glocken ſeindt vor itzo verhanden, worunter die Zeiger Glocken mit gerechnet ſeint. Ein großes Zeiger Uhr iſt auf dem Kirch Thurm, aber untauglich. . Drey Meßingen Crohnen hangen mitten in der Kirchen ſeint aber alt undt viel arme abgebrochen. 2. Große Meßingen leuchter ſtehen auf dem Altar wiegen 27. =: 1. Meßingen Becken a 5. F: 1. Altes zerbrochenes Raucherfaß a 2½ @: 8. An Zinnern Zeug 2 zinnerne Leuchter, a3. =: nebſt einer Lichtputze. Ein Großer Zinnern Leuchter 10. 7: welchen 40: 1679. Meiſter Michell Bergman undt deßen Ehe— fran Eliſabeth Leubitzin der Kirchen zu Ihrer gedächtnis verehret,
) 59) =
2
54 Weſtſternberg.
der Vorderſeite des mit ſchönen Meſſingbeſchlägen verſehenen gepreßten Ledereinbandes eingedruckt „mit einer Majuskel beginnend“ die Minuskelinſchrift: „Anno d[omijni m cccc l 111 (1453).) Auf der Rückſeite des Einbandes erkennt man die Madonna, das Lamm mit der Kreuzesfahne ſowie Wappenſchilder mit dem Adler. Die Auf— ſchrift auf dem Rücken lautet: „Biblia manuscripta“. Auf einer Seite des Vor— ſatzes hat der ehemalige Beſitzer nachſtehende Bemerkung eingetragen: „IJstuſm] librulm] legau(v)it dlomilnſuls Magister paulus lutkelius custos eccle[siae] lubucen sis! In Fürstenwaldis“ = dieſes Buch ſchenkte der Magiſter Paulus Lutkelius, Kuſtos der Lebuſiſchen Kirche zu Fürſtenwalde). Das Titelblatt ſelbſt fehlt, während ſich die Regiſterblätter am Ende des Buches befinden. Bemerkt ſei endlich, daß heute noch das Buch mit einer Kette an dem Ort ſeiner Aufbewahrung angeſchloſſen iſt.
2.) Hugustini de civitate dei, mit farbig bemalten Initialen Baſel m cccc Ixxix VII Rla]l aprilis (= 1479 den vierundzwanzigſten April). Gleichzeitig ſei noch auf die Inſchrift der erſten Innenſeite des Umſchlags hingewieſen, die identiſch iſt mit der entſpre— chenden handſchriftlichen Be— merkung in der vorſtehend er— wähnten Bibel.
3.) Dr. Hartmann Schedel, Liber cronicarum in figuris et imaginibus ab initio mundi,
Abb. 38. Droſſen. Jakobikirche, Beſchlag. Nürnberg, A. Koberger. 12. Juli 1493, mit vielen Holzſchnitten. J.) Opera Joſhlannis Pici, Straßburg 14. März 1504. 2
5.) Missale gedruckt bei Joh. Prüss in Straßburg, 1505.
6.) Missale mit ſehr ſchönen Initialen. Anfang des 16. Jahrhunderts.
7.) Missale Posnanienſ sis]. diocesis mit ſchön bemalten Holzſchnitten und Initialen. Poſen, 1. April 1505.
Eine zinnerne Kanne a5 =:
Ein zinnern Kelch undt patene a 31 loth.
9. Es ſeindt in der Kirche zwey Klingebeutell.
Ein Gottes Kaſten, darin das ſeckell geldt geleget wirdt,
Ein Lädichen, fo bey der tauffe undt begräbnis gebrauchet wirdt.
Der Stock beym Altar.
Zwey Kaſten in der Sacriſtey darin die Kelche undt daß Kirchen geräthe verwahret werden.
Eine Spinde in der Sacriftey undt oben auf der Bibliothee, darin vor dieſem die bücher ver— wahret worden.
) In der Matrikel von 1693 iſt die Bibel 1467 datiert; vgl. auch „Daheim“, Jahrg. 1887, Nr. 39 und Nr. 623.
Droſſen. 515
8.) Ein viertes Meßbuch dürfte mit vorſtehendem etwa gleichzeitig ſein. “)
Anläßlich der Inſtandſetzung der Kirche in den achtziger Jahren des 18. Jahr— hunderts wurden auch die in großer Anzahl vorhandenen Gruftgewölbe geſchloſſen und die Beigeſetzten durch Aufſchriften, die in die Fußbodenplatten des Chorraumes
) Ein vollſtandiges Verzeichnis des Bücherbeſitzes der Kirche gibt die mehrfach erwähnte Matrikel wie folgt: Von den Kirchenbüchern. Cathalogus Librorum Eceleſiae Droßn: In folio
Theatrum Zuingeri in 4. Bänden. Commentarius in Biblia Lyrae in 4. Bände. Cosmographia Münsteri aber zerrißen. . Sermones Meffreli alias Hortulus animae. Biblia Hebr: Graec: et Latin: altera pas a lobo ad Maccabae:
Daß erſte Theill ift geſtohlen. Biblia Latina fcripta ao: 1467. . Biblia Latina Hieronymi.
FT
9 —
=
Conradi Gefzneri Vivipara feu quadrupedia. Conradi Gesneri Aquatilia. . Introitus feu Misfale Bosnament: Baec:
Se
— —
. Introitus Dominicales.
)
— *
. Introitus Dominicales Monach:
so
. Anacephalaeofis Errorum Wimpinae 2. mahl. . Sententiae Johannis Stobaei.
. Thesaurus Theol: Vogelij.
. Loci Theologici Szepedini.
850 K50 850
f
—
Augustinus de Civitate Dei. . Wandalia Alberti Crantzii.
Teutſch aber zerrißen. Römiſche Reichs Abſcheide. . Commentarius in ius Canonicum. . Historia Ecclefiastica Nicephori et Tripartita. . Historia aetatum Mundi Hartmanni Schedelij. . Chronologia Johann: Funcij et urſpergenſis. . Musaeus super Genesin:
80.80 50
80 80 080850
9850
IS =
. Formula Concordiae. . Florentini Commentarius in Epist: ad Romanos. . Lutheri Postilla Latina. . Lutheri Postilla Germanic: . Lutheri Tom: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Latin: Wittenberg: . Lutheri Tom: 1. Lat. Jenens: Lutheri Tom: 1. 2. 3. J. 5. 6. Teutſch. . Itinerarium Bintingij. . Ofiandri Biblia Germanic. . Ehurfl. Br. Kirchen Ordnung. . Eine alte zerrißene Teutſche Postilla. In quarto. Gaeſii undt Praetorii Geſangbuch. Die Teutfche Evangelia ſambt der Franckfurth Agenda.
d n b 0 8 8080
850
— 1. 2
2.
56 Weſtſternberg.
eingelaſſen wurden, namentlich bezeichnet. Dieſe Inſchriften lauten: „Beils Gewelbe, Weitzmann und Waltersche Begräbnilse, A. S. C. F. Kleinerin, F. F. Kleiner, Ph. Walterin Begräbnis, Areldusin Begräbnifs, Areldische Begräbniis, Bielitz des Sohnes Begräbnils und Bielitz des Vaters Begräbnifs.“')
Abb. 39. Droſſen. Jakobikirche, Kelch und Taufkanne—
In octavo,
D.Linckij Annotationes sup. V. Libros Moſi. Novum Testamentum Graec: et Latin: 2. mahl. Loci Theol: Philippi Melanchth: Loci Theol: Rhegij. Loci Communes Hutteri. Grammattica Philippi Melanchthonis. Grammattica Graeca Metzleri. Grammatt: Graeca Losſij. 9. Vulpii Mufica.
Erwähnenswert iſt die Bemerkung in der Matrikel von 1693, die Begrabnisgebühren betreffend: „Wan Leuthe begraben werden in der Kirchen undt deßwegen ein Neu Gewölbe bauen, ſo bekömbt die Kirche von einer erwachſenen Perſon 20 Thllr: Von einer Kleinen die helffte fürg Gewölbe.
Wan Sie aber in der Kirchen im Sande begraben werden, ſo giebet die große perſon Zwey ſchock, oder 2 Thllr. 16 gr. Wan Sie aber auf den Kirchhoff zu St: Jacob begraben werden, fo giebt die große perſon Ein ſchock, die Kleine aber halb fo viel.“
eee
De
Droſſen. 57
Von den in der Kirche noch vorhandenen älteren Beleuchtungskörpern ſind an— zuführen (vgl. Seite 53, Anmerk. 1):
Ein ſechsarmiger, meſſingener Kronleuchter, mit Doppeladler als Bekrönung, wurde laut Inſchrift am 24. Dezember 1709 von den Mitgliedern der Tuchmachergilde geſtiftet und zeigt auch das Wappen und die Namen der Mitglieder dieſer Gilde. Eine Inſtandſetzung des Leuchters fand 1871 ſtatt.
Ein zweiter ebenfalls ſechsarmiger, meſſingener Kronleuchter dürfte mit jenem etwa gleichzeitig ſein, während ein etwas kleinerer, dritter derartiger Beleuch— tungskörper ſeiner ſpäteren Formgebung nach zu urteilen etwa 50 Jahre jünger
Abb. 10. Droſſen. Kelche in der Jakobikirche.
anzunehmen iſt. Der auf der Emporenbrüſtung befeſtigte einfachere, geſchmiedete, eiſerne Standleuchter für vier Kerzen zeigt im Gegenſatz zu den beiden meſſingenen gotiſchen Altarleuchtern ausgeſprochene Renaiſſanceformen.
Von älteren Kirchengeräten ſind anzuführen:
Ein Kelch (Abb. 39 links), 12,5 cm hoch, ſilbervergoldet, mit rundem Fuß und Stengel ſowie mit eiförmiger Kuppa, zeigt auf dem Fuß aufgenietet Maria und Johannes zu Füßen des Gekreuzigten. Die Majuskeln an den Quadern des Knaufes ſind z. T. verkehrt wiedergegeben. Späteſtens Anfang des 14. Jahrhunderts. Die zugehörige Patene mit Weihkreuz iſt ebenfalls ſilbervergoldet.
Eine getriebene meſſingene Kirchenkanne (Abb. 39 rechts) mit Deckel, 22, cm hoch, mit Pfeifen und Perlſtäben ornamentiert, dürfte der zweiten Hälfte des 17. Jahr— hunderts angehören,
58 Weſtſternberg.
Ein Barockkelch (Abb. 10 rechts), 23,75 cm hoch, Silber, leicht vergoldet, trägt auf der Unterſeite des Fußes die Inſchrift: „Seine Konigl: Magt: (= Majestät) in Preüfsen haben auß hohen gnaden diesen Kelch der Reformierten Gemeinde Zu Drofsen geschenket: d: 11. Julij Ao 1703“. Meiſter G. F. V. Berliner Arbeit. Der zugehörige Brodteller mit 22,75 em Durchmeſſer zeigt die gleiche Schenkungs— inſchrift und iſt ebenfalls Berliner Arbeit, trägt jedoch die Meiſterinitialen O. M.
Zwei ſilberne Kelche, 26 cm (Abb. 10 links) bezw. 31 cm hoch, mit zuge— hörigen Patenen, ſind laut Aufſchrift 1801 von G. Bennewitz geſtiftet.
Eine zinnerne Patene trägt auf ihrer Unterſeite die Jahreszahl 1758.9)
Fünf größere Glocken und zwei Uhrglocken hängen in der Glockenſtube bezw. in der durchbrochenen Laterne des Turmes.
In der Glockenſtube: Die ſüdöſtliche von 0,67 m Durchmeſſer iſt laut Aufſchrift von Johann George Maukiſch in Berlin 1783 gegoſſen. Die nordöſtliche von 0,73 m Durchmeſſer zeigt nachſtehende unzuſammenhängende Aufſchrift: „Anno 1673 den S. April sind die Glocken Anno 1675 den 6. Oktob, sind die drei grofsen um- ) Die Matrikel von 1693 fährt fort:
An Silberzeuge zum gebrauche beym Heiligen Er Abent-Mahl.
1. Seint bey der Droßniſchen Kirche 8. Silberne Kelche, von denen 6. gantz Vergüldet, zwene aber durch öffteren Gebrauche weiß worden, benebſt 8. Patenichen auch Vergüldet, unter dieſen Kelchen iſt einer, welchen Adam Weidicke Bürger undt Schuſter alhir Anno 1631. verehret hat.
Es wiegen aber dieſe Kelche,
Der Kelch eus, J flotß Der Kelch Jefus mit
dem Crues ah. Der Kelch Maria. . . 23. l. Der Kelch Maria Maria. . 7. l.
Der Kelch ohne nah— men mit einem
Gruen ELBE Der Kelch unten
mit Figure 3 Der Kelch unten mit
Büchſtabe n lh Der Kleine Kelch für
die Kranddenzdnzʒ arte Die 8. patenen I; 20. l.
1 Summa: 7 : 5 loth
2. Zu ſolchen Kelchen hat anno 1658 Herr Siemeon Niglaß Gerichtsverwandter alhir, nebſt Seiner Ehefrauen Frau Eliſabeth Vierhuefen eine Silberne Kanne von 1½ quarte Zier Verguldet, für 54 Thllr: 12 gr. machen laßen undt der Kirchen Verehret, wiegt 3 =:
3. Jugleichen haben auch herr Christian Müller itzo Burger-Meiſter undt Landt-Steüer Einnehmer undt deßen Ehewirthin Frau Eliſabeth Beylin Ao. 1668. eine Büchſe zu den Hoſtien von getriebenen Silber, inwendig gantz, auswendig aber meiſtentheils vergüldet, zu Ihrem gedaͤchtnis der Kirchen Verehret. Sie wieget 16. loth.
Droſſen. 59
gegossen diese aber nebts (= nebst) der kleinen vnd einer Seigerglocke “.“) Auf der Südhälfte der Haube erkennt man den Gekreuzigten mit Maria, auf der Nordhälfte eine Madonna in der Art der Voillardſchen Gußſtätte.
Die mittlere von 1,18 m Durchmeſſer weiſt in einer lateiniſchen Umſchrift auf die zweimalige Zerſtörung der Glocke in den Jahren 1674 und 1736 ſowie auf die dadurch 1675 nötig gewordene Reparatur und den im Jahre 1737 durch den Kgl. Preuß. Stückgießer J. P. Meurer in Berlin erfolgten Umguß hin (vgl. auch Beck— manns Nachlaß im Geh. Staatsarchiv).
Die nordweſtliche mit 0,85 m und die ſüdweſtliche mit 1,03 m Durchmeſſer find von C. F. Ulrich in Apolda im Jahre 1895 gegoſſen.
In der Laterne: Beide Glocken von 0,85 m bezw. 0,45 m Durchmeſſer ſind laut Aufſchrift von Franz Voillard im Jahre 1676 gegoſſen. Auch hier erkennt man die für die Voillardſche Gußſtätte typiſchen Verzierungen, darunter den Gekreuzigten mit fliegendem Lendentuch.
Die Gerkraudenhirche. Baugeſchichte.
Wie in der einleitenden Überſicht über die Gotteshäuſer und Hoſpitäler bereits bemerkt wurde, ſteht der Bau der Gertraudenkirche in engem Zuſammenhang mit der Errichtung des gleichnamigen Hoſpitals. Die Gründung der Kirche, die wie die ent— ſprechenden Gotteshäuſer zu Frankfurt oder Berlin-Köln vor den Mauern der Stadt errichtet war, dürfte alſo bis in die früheſte geſchichtliche Zeit Droſſens, d. h. bis in das 13. Jahrhundert zurückgehen. Der heutige Backſteinbau jedoch trat, wie die Bauunterſuchung ergibt, erſt etwa um die Mitte des 15. Jahrhunderts an Stelle jenes älteren, wahrſcheinlich aus Fachwerk errichteten, inzwiſchen aber baufällig gewordenen Gotteshauſes. Urkundliche Nach— richten über dieſe vorreformatoriſche Bautätigkeit konnten bis Abb. 14. Droſſen. Grundriß der jetzt nicht aufgefunden werden, dagegen ſteht es nachweislich Gertraudenkirche. feſt, daß in den Jahren 1578, 1668, 1687 und 1773 zum mindeſten größere Ausbeſſerungsarbeiten vorgenommen wurden. Im Jahre 1822 überließ der Magiſtrat die Kirche den Katholiken zur Abhaltung ihres Gottesdienſtes vor— behaltlich des Eigentumsrechtes. Als jedoch am 26. Juli 1822 der König gegen dieſe Überlaſſung Einſpruch erhob und die Katholiken an die katholiſche Kirche zu Frankfurt zurückverwies mit der weiteren Beſtimmung für den Magiſtrat, die den Katholiken durch die Neueinrichtung des Gotteshauſes erwachſenen Koſten zu erſtatten, gelangte die katho— liſche Gemeinde erſt nach langwierigem Prozeß zu dieſem Gelde. Nach einem in dieſer Angelegenheit abgefaßten Bericht des Magiſtrats vom Jahre 1827 hatten die Katholiken
) Offenbar find die Zeilen vertauſcht; es ſoll anſcheinend heißen: „Anno 1673 den 8. April find die drei großen Glocken umgegoſſen. Anno 1675 den 6, Okt. dieſe aber nebſt der kleinen und einer Seigerglocke.“
60 Weſtſternberg.
bei ihren Ausbeſſerungsarbeiten auch Abänderungen vorgenommen, wozu ſie angeblich nicht berechtigt waren, indem ſie zwei Türen zumauerten, die alten, in gutem Zuſtand befindlichen Fenſter herausnahmen, die Offnungen vergrößerten und die herausgenom—
menen Fenſter durch neue erſetzten; denn, ſo heißt es in dem Bericht wörtlich, „die neuen großen Fenſterſcheiben ſind ſogar unpaſſend zu dem alten gotiſchen Gebäude, und machen weit mehr Reparaturkoſten nöthig als die früheren kleinen, ſind mithin der Stadt ein Nachtheil . . .“ Bei der letzten umfangreichen Inſtandſetzung im Jahre 1850 endlich erhielt der Bau abermals neue Fenſter ſowie auch neue Bänke, ſo daß das
Droſſen.
62 Weſtſternberg.
Gotteshaus während des Umbaues der Jakobikirche in den Jahren 1877 und 1878 zur Abhaltung des Gottesdienſtes mitbenutzt werden konnte. Zum Schluß ſei noch bemerkt, daß der Kruzifixus ſowie die zwei Leuchter und die ſchwarze Altarbekleidung eine Stiftung des Oberleutnants a. D. Samuel Friedrich Schober darſtellen, der auch das heutige Altarbild ſchenkte, eine minderwertige Kopie der Rubensſchen Kreuzabnahme, durch die leider das alte aus dem 17. Jahrhundert ſtammende, auf Holz gemalte Altargemälde, das heute dem Altartiſch als Deckplatte dient, verdrängt wurde.
— 2 S TE ER RE en ae) FL Wr rl! — rn 5 —
Baubeſchreibung.
Gebäude. Die Gertraudenkirche (Abb. 41) iſt ein im Grundriß rechteckiger zweijochiger Back— ſteinbau mit dreiſeitigem Oſtſchluß. Die auf den Außenſeiten der Umfaſſungsmauern er— haltenen einfachen Strebepfeiler laſſen auf eine urſprünglich beabſichtigte Wölbung ſchließen, die jedoch, wie man aus mehreren über den abgetreppten ſpitzbogigen Wand— bögen ſitzenden, vielleicht für Malereien beſtimmten, flachſtichbogigen Niſchen im Innern ſchließen darf, niemals zur Ausführung kam. Der über einem Sägefries errichtete Weſt— giebel (Abb. 42) wird nur durch flache Spitzbogenniſchen und einfache fialenartige Aufſätze belebt. Der Verband der Umfaſſungsmauern weiſt einen regelmäßigen Wechſel von einem Läufer und einem Binder auf. Das Backſteinformat mißt der Höhe nach 10 cm, der Breite nach 13 cm und der Länge nach 29 em; auf zwei Meter Höhe kommen
Droſſen. 63
ſechzehn und eine halbe Schicht. Ein zweiteiliges, ſpätmittelalterliches Fenſter durch— bricht heute noch die mittlere Polygonſeite des Oſtſchluſſes, während zwei ebenſolche ehemals auf der Süd- und Nordſeite des Weſtjoches ſitzende Lichtöffnungen heute von außen nur noch als vermauerte Niſchen zu erkennen ſind. Urſprünglich vermittelte ein jetzt ebenfalls vermauerter, in der Achſe der Weſtfront ſitzender Doppelzugang, der von zwei durch einen Pfeiler getrennte Spitzbogenöffnungen mit abgetreppten Leibungen gebildet wird, den Verkehr mit dem Innern. Eine über dem Mittelpfeiler zwiſchen den Spitzbögen angebrachte Niſche iſt flachſtichbogig geſchloſſen. Eine Wetterfahne über dem weſtlichen Firſtende des Ziegeldaches wurde laut Inſchrift im Jahre 1668 angebracht. Für einen in dieſem Jahr vorgenommenen Umbau ſind ſelbſt heute noch
trotz der mehrfachen ſpäteren Inſtandſetzungen manche Anhaltspunkte gegeben. So weiſt ein, von Weſten her gerechnet, über den Scheiteln der erſten Wandbögen liegender Unterzug mit der Inſchrift: „Anno 1668 den 11. September“ auf den Tag der Fertigſtellung der flachen Holzdecke hin (Abb. 43). Auch der Fußbodenbelag dürfte, ſoweit er zum Unterſchied von den Backſteinen mittelalterlichen Formats aus quadratiſchen Flieſen von 2020 cm und 28728 em beſteht, auf eine jüngere Bauzeit zurückgehen.
Dem Jahre 1668 gehört das alte Altargemälde an, das, wie ſchon erwähnt, jetzt auf dem Altar gewiſſermaßen als Deckplatte dient. Von ſeiner größtenteils zerſtörten Inſchrift iſt nur noch zu Füßen des handwerksmäßig gemalten Gekreuzigten die vorſtehend wiedergegebene Jahreszahl zu entziffern. Auch der Kanzelkorb mit
Innere Ausſtattung.
64 Weſtſlernberg.
ſeinen auf kleinen Konſolen ſtehenden Eckſäulchen und den gequaderten Rundbogen— niſchen in den Brüſtungsfüllungen, die Weſtempore, ſowie endlich die beiden ſechsarmigen von einem Doppeladler bekrönten, ſonſt einfacheren meſſingenen Kron— leuchter ſind in dieſe Bauzeit zu ſetzen. Der Einbau unter der Empore ſowie die in der Südweſtecke nach dem Dach— boden führende Treppe gehoren dem 19. Jahrhundert an.
Von drei Kirchhöfen iſt in der Beantwortung der Indagandaakte im Regierungsarchiv zu Frankfurt vom Jahre 1814 die Rede. Von ihnen befand ſich der damals bereits ge— ſchloſſene mitten in der Stadt bei der Jakobikirche, während der zweite vor dem Zielenziger, der dritte vor dem Frankfurter Tore lag; heute iſt nur noch der letztere mit ſeiner „Be— gräbniskirche“, der vorſtehend beſchrie— benen Gertraudenkirche, erhalten. Trotz ſeines hohen Alters gehen aber die vorhandenen älteſten Grabdenkmäler nicht weiter zurück als bis zur Wende des 18. Jahrhunderts. Unter ihnen find am bemerkenswerteſten die monu— mental angelegten Gruftbauten, wie die Bennewitzſche Gruft!) (Abb. 41) oder das Erbbegräbnis für die Familie Krauſe (Abb. 15). Als beſcheideneres Einzeldenkmal mit etwas handwerks— mäßig modellierter, figürlicher Beigabe ſei das Grabmal (Abb. 46) der Frau A. M. Hübner geb. Richter, geb. 20. Juli 1738, geſt. 21. Februar 1802, hier
Abb. 16. Droſſen. Friedhof, Grabmal. wiedergegeben.
Das Rathaus. Das Rathaus (Abb. 17), ein nüchterner gotiſierender Putzbau, wurde an Stelle eines alten, ſpätgotiſchen Backſteinbaus nach den Plänen des Regierungs- und Baurats
) Georg Wilhelm Bennewitz, Kaufmann, geb. 31. Dezember 1741, geſt. 16. Februar 1798.
Droſſen. 65
Flaminius in den Jahren 1842 bis 181 errichtet. Das angeblich wegen Baufälligkeit im Oktober 1841 leider niedergeriſſene alte Gebäude (Abb. 48) war nach Holtzinger in den Jahren 1543 und 1544 erbaut worden. Zum Jahre 1599 iſt bei Beckmann der Bau zweier Gewölbe am Rathaufe verzeichnet, die jedoch 1646 wieder eingefallen ſeien. Der weitere Bericht bei Beckmann: „1655 ward zu Rahthauſe von der Judit geſpielet“ beweiſt, daß ähnlich wie ſchon im 17. Jahrhundert im Frankfurter Rathaus auch hier in Droſſen von wandernden „Komödianten“ Theateraufführungen veranſtaltet wurden. Derſelbe Gewährsmann ſchildert den Bau wie folgt: „Das Rahthauß iſt gantz von Stein mitten auf den Markt, Audience Stube oben, vorwerts nach Norden unter welcher die
Accise Stube, ſo gewölbet und vorhin die gerichts Stube geweſen.“ Dieſe Beſchreibung wird vervollſtändigt durch die Wiedergabe des Rathauſes auf der Merianſchen Stadt— aufnahme und vornehmlich durch eine Abbildung des alten Rathauſes auf einer Schützen— ſcheibe aus dem Jahre 1841 in dem im jetzigen Rathaus untergebrachten Muſeum. Darnach war das alte Rathaus ein zweiſtöckiger, langgeſtreckter, an den Ecken und auf den beiden Längsſeiten mit einfach abgeſtuften Strebepfeilern beſetzter Backſteinbau, deſſen mit einem reicher durchgebildeten Backſteingiebel geſchmückte Hauptfront nach Norden gerichtet war. Ein in der Achſe dieſer Giebelſeite angelegter Zugang war ſpitzbogig geſchloſſen im Gegenſatz zu den meiſt rechteckigen Fenſterausſchnitten des Gebäudes. Eine zweite Tür führte von Oſten her nach dem Innern. Auf den Süd— giebel, der anſcheinend Renaiſſanceformen zeigte, dürfte ſich eine Notiz bei Beckmann bezogen haben, nach der im Jahre 1602 der Giebel am Rathauſe erbaut worden jet. Kunſtdenkm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weſtſternberg. 5
66 Weſlſlernberg.
Trotz der mangelhaften Wiedergabe des alten Rathauſes auf der Schützenſcheibe zeigt ein Vergleich unſerer Abb. 48 mit dem Flaminiusſchen Bau zur Genüge, welch maleriſches Geſamtbild mit der hochragenden Jakobikirche im Hintergrund durch den unglücklichen Erſatzbau zerſtört wurde.
Das im Rathaus in neuerer Zeit eingerichtete Muſeum birgt, abgeſehen von
2 2 2
vorgeſchichtlichen Funden, außer jenem vorerwähnten Schützenſcheibenbild noch eine Anzahl weiterer Schützenſcheiben meiſt aus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von den mannigfaltigen übrigen Muſeumsgegenſtänden ſeien ihrer gegenwärtigen Anordnung nach genannt: viele Bruchſtücke von ehemaligen Ausſtattungsſtücken der Renaiſſance— und Barockzeit, darunter eine Wetterfahne der früheren Georgenkapelle mit der In—
- .- iS — . * - 0 — ie — ſchrift 68, ſowie mehrere Bauern- und Bürgerepitaphien der erſten Hälfte des
e, Blick nach Oſten.
+ 3
Straf
Breite
x
8
Droſſen.
Abb. 49.
WHOLE oe e
Apa
"da
68
Droſſen. 69
19. Jahrhunderts aus der Jakobikirche, endlich verſchiedene neuere Pläne dieſes Gottes— hauſes. Ferner ſind zu nennen: eine große Anzahl von Fiſchereigeräten und Innungs— truhen; dazu außerdem ein vollſtändiges Verzeichnis der Schützenkönige beginnend mit dem Jahre 1645; eine reichhaltige Münzenſammlung, mehrere Siegel und Siegelſtöcke der verſchiedenen Gewerke; ein Herbergsſchild der Maurergeſellen; viele Schlöſſer, Türklopfer und Schlüſſel; eine Anzahl der verſchiedenſten Maßgefäße. Neben Bau— entwürfen der mannigfaltigiten Art find Lehrbriefe u. dgl. m. ausgeſtellt, dazu kommen Innungsfahnen ſowie Gildenpokale aus dem 18. Jahrhundert bis zur Neuzeit. Kultur— geſchichtlich von Bedeutung ſind auch die Löſch- und Hausgeräte ſowie Waffeleiſen, Honigkuchen- und Handdruckformen. In der Mitte des Saales endlich ſind in Schränken Aktenſtücke und Urkunden aus dem 16. Jahrhundert bis zur Neuzeit ausgeſtellt, ferner die Euchlerſche Aufnahme der Stadt (vgl. Tafel 2) und mehrere z. T. ältere Buchdrucke.
Wohnhäuſer.
Infolge der vielen Brände, die Droſſen im Laufe der Jahrhunderte heimſuchten, dürften nur wenig Wohnhäuſer vorbarocke Reſte aufweiſen; hierher gehört das Haus Alter Markt Nr. 5. Sein aus Fachwerk errichtetes Obergeſchoß, das nach der Markt— ſeite zu erſt in jüngerer Zeit völlig überpußt wurde, gehört zwar auch anſcheinend erſt einer Zeit an, die nach einem der ſpäteren Stadtbrände folgte; im maſſiven Unter— geſchoß dagegen läßt unzweifelhaft ſchon das mit Sitzniſchen verſehene, ſtichbogig geſchloſſene Hauptportal auf das 16. Jahrhundert als die Zeit ſeiner Entſtehung ſchließen. Dieſe Schlußfolgerung wird noch beſtätigt durch die charakteriſtiſche Balkendecke im Erdgeſchoß mit den ſchmalen, weißgetünchten Zwiſchenfeldern, die an den Kanten der Unterzüge dieſelbe typiſche Frührenaiſſance-Profilierung zeigt wie die frei vorgelegten Wandſtützen in dem Erdgeſchoßraum ſüdlich vom Hausflur.
Auf vorbarocke Reſte in anderen Häuſern ſoll hier, weil ſie kunſtgeſchichtlich zu belanglos ſind und auch namentlich im Straßenbild nicht in die Erſcheinung treten, nicht weiter eingegangen werden. Die übrigen älteren Wohnhäuſer aber, die Fach— werkhäuſer nicht ausgeſchloſſen, tragen überwiegend das Gepräge von Bauten aus dem 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts und ſollen in alphabetiſcher Reihenfolge nach Straßennamen geordnet möglichſt unter Hervorhebung der hauptſächlichſten Eigen— tümlichkeiten nachſtehend aufgeführt werden: ſo bilden im Gegenſatz zu benachbarten ſchematiſchen Backſteinbauten der neueren Zeit die beiden Fachwerkhäuſer Alter Markt Nr. 3 und Nr. 4 eine bemerkenswerte, maleriſche Gruppe. Wiederum ein abwechslungsvolles Bild zeigt mit ihren Fachwerkhäuſern die Breite Straße (Abb. 19). Hier folgen auf die beiden zweiſtöckigen Bauten Nr. 1 und Nr. 3 mit ihrer der Straße zugekehrten Traufe Häuſer mit abgewalmtem oder einfachem Giebel wie bei Nr. 8 und Nr. 10, um dann von den einſtöckigen Bauten Nr. 11 und Nr. 17 oder von dem zweiſtöckigen Fachwerkhaus Nr. 21 abgelöſt zu werden. Auch die im Bogen ſich hin— ziehende Kirchſtraße (Abb. 50) beſitzt noch mehrere Bauten dieſer Art; erwähnt ſeien die kleinen, einſtöckigen Beiſpiele Nr. 5, 6 und 7 ſowie Nr. 13, die jedoch zurück—
0 Weſlſlernberg.
171
Droſſen.
— —
— ——
eee rn PR eee bung allarg;
89 9978
Abb. 53. Droſſen. Lange Straße, Blick nach Südoften.
treten müſſen, verglichen mit dem langgeſtreckten, zweiſtöckigen, im Jahre 1751 ebenfalls aus Fach— werk errichteten Spinnhaus am Kirchplatz ſüd— weſtlich von der Kirche. Der bedeutendſte Bau iſt endlich das aus dem 17. Jahrhundert ſtammende Pfarrhaus (Abb. 51), das die Südſeite des Kirch— platzes abſchließt.
In weſentlichem Gegenſatz zu den Fachwerk— bauten ſtehen die Putzfaſſaden, von denen wohl die Lange Straße die verſchiedenartigſten Beiſpiele auf— zuweiſen hat. Mag auch noch manches Fachwerkhaus unter dem Putz verborgen ſein, ſo dürfte die Mehr— zahl der Bauten mit maſſiven Umfaſſungsmauern aufgeführt worden fein. Einfachere, einſtöckige Putz— bauten wechſeln zunächſt mit ebenſo ſchlichten aber Abb. 54. Droſſen. Grundriß one zweiſtöckigen, ihrer architektoniſchen Durchbildung nach
Poſtſtraße Nr. 1. aus dem Ende des 18. Jahrhunderts ſtammenden
Droſſen. 73
Häuſern in der Langen Straße Nr. 1 bis 5. Wenn auch das Gaſthaus zur Goldenen Sonne, Lange Straße Nr. 6 in dem Dreieckgiebelaufſatz der von Liſenen geglie—
derten, zweiſtöckigen Faſſade unter dem aus den Buchſtaben E. F. B. gebildeten Monogramm die Jahreszahl 1835 zeigt, ſo dürfte doch der Bau, nach ſeiner für die erſte Hälfte des 18. Jahrhunderts typiſchen Durchbildung und vor allem nach den Reſten ganz einfacher Stuckdecken im erſten Obergeſchoß zu urteilen, etwa 100 Jahre
74 Weſlſternberg.
älter ſein. Bemerkenswerte Formenverwandtſchaft zeigen die beiden Häuſer Lange Straße Nr. 8 und Nr. 11 mit ihren in der Achſe des Mittelriſalits ſitzenden Zugängen und den von Liſenen flankierten Fenſtern des Obergeſchoſſes. Ihre architektoniſche Gliederung weiſt ebenſo wie die formale Durchbildung des Meſſingbeſchlags auf den Ausgang des 18. Jahrhunderts hin. Auch der ſechsachſige, zweiſtöckige, ebenfalls nur über dem Gurtgeſims durch Liſenen gegliederte Bau Nr. 12 dürfte etwa zur gleichen Zeit aufgeführt worden ſein, zum Unterſchied von dem Haus Lange Straße Nr. 13,
das mit feinen durchgehenden Liſenen ebenſo wie die benachbarte maleriſch beranfte Faſſade Nr. 14 etwas jünger iſt (Abb. 52 im Vordergrund rechts). Ausgeſprochene Rokokoformen zeigt u. a. in den als Muſcheln geſtalteten Fenſterſchlußſteinen die Faſſade Nr. 16 (Abb. 53 im Vordergrund links), während das aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts ſtammende Haus Nr. 19 einen bemerkenswerten Meſſingbeſchlag aufweiſt. Auch in der Folge reihen ſich Gruppen von zweiſtöckigen Bauten mit durchgehenden oder nur im Obergeſchoß vorhandenen Liſenen wie bei Nr. 20 be— ziehungsweiſe Nr. 40 an ganz ſchlichte Putzfaſſaden, um wieder abgelöjt zu werden von Gruppen mit vorſpringendem oder zurückliegendem Mittelriſalit, z. B. Nr. 29 bis 36 und Nr. 43 beziehungsweiſe Nr. 42. Von jenen verdient das Haus Nr. 29 noch be— ſonders hervorgehoben zu werden wegen ſeines von Pilaſtern eingefaßten, nach oben
Droſſen. 75
von einem Rundbogen abgeſchloſſenen, klaſſiſch ſchlichten Balkoneinbaus. So legen alle dieſe älteren Bauten der Langen Straße, ſelbſt Nr. 45 mit ſeinem abgewalmten Giebel und auch die ganz ſchlichten Putzfaſſaden Nr. 46 bis 52 nicht ausgeſchloſſen, Zeugnis ab von der regen Bautätigkeit, die namentlich in dieſer Hauptverkehrsſtraße der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert herrſchte.
Späteſtens dem Anfang des 18. Jahrhunderts mag wohl die Häuſergruppe Neuer Markt Nr. 7, 8 und 9 angehören, in der ſich der zuerſt genannte Bau durch ſeine ſicher aus ſpäter Zeit ſtammende Faſſade mit dem durch Pilaſter geteilten Obergeſchoß hervorhebt.
0
Abb. 57. Droſſen. Kietzer Straße.
Von den drei Bauten Poſtſtraße Nr. 1, 19 und 24 zeichnet ſich der erſtgenannte, ein zweiſtöckiger Fachwerkbau aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts mit ſeinem ab— gewalmtem Giebel durch einen intereſſanten Grundriß (Abb. 54) mit der „ſchwarzen Küche“ aus; die beiden anderen gehören trotz des gebrochenen Daches bei Nr. 19 in ihrem heutigen pilaſtergeſchmückten Gewand, nach den vorhandenen Rokokoformen zu ſchließen, dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts an.
So einfach endlich die nahezu dürftigen Fachwerkhäuſer Roſenſtraße Nr. 5,7 und 9 ſind (Abb. 55), ebenſo ſchlicht zeigen ſich die überwiegend einſtöckigen Putzbauten im Stadthof.
Zum Schluß ſei noch in der Frankfurter Vorſtadt (Abb. 56) auf die mit Vorgarten verſehenen Fachwerkbauten Frankfurter Straße Nr. 54 und 55 ſowie
76 Weititernberg.
auf die typiſchen Häuſer in der Kietzer Straße (Abb. 57) hingewieſen, während in der Zielenziger Vorſtadt u.a. die maleriſchen Fachwerkhäuſer in der Parkſtraße (Abb. 58) Erwähnung verdienen.
Frauendorf.
Trauendorf, Straßendorf 5,5 km ſüdlich von Göritz. 592 Einw., Landgem. 758 ha, Gutsbez. 676 ha.
Der Name des Dorfes hängt vielleicht damit zuſammen, daß ſich hier zeitweilig das ſpäter nach Göritz gebrachte wundertätige Marienbild befand (Wohlbrück, Bistum Lebus III, 510). 1367 beſtätigte Markgraf Otto aus dem Hauſe Wittelsbach dem Lebuſer
g Domkapitel den Beſitz von „Vrouwendorff“, das es von den Gebrüdern Sack erkauft hatte (Geh. Staatsarchiv, Urk. des Hochſtiftes Lebus; val. Riedel, Coder XX, 236). Einem lebuſiſchen Kirchenkataſter aus dem 15. Jahrhundert zufolge umfaßte die Gemarkung 40 Hufen, „das dorff hot NL hüben“, von denen der Pfarrer 3, der Schulze 4 Freibufen beſaß. 1563 verkaufte das Abb. 59. Frauendorf. Grundriß der Kirche. Domkapitel ſeinen Beſitz dem Markgrafen Johann
*
Droſſen — Frauendorf. TR
Georg. In Urkunden im Radacher Herrenhaus aus der Zeit um 1600 wird Joachim v. Winterfeld auf Frauendorf und Sandow genannt. Friedrich Wilhelm J. erkaufte das Dorf 1716 vom Oberforſtmeiſter v. Lüderitz. Die Zahl der Einwohner ſtieg hier, im Mittelpunkte eines großen Amtes, ſehr an, ſodaß zu Beginn des 19. Jahrhunderts hier 352 Einwohner, darunter 8 Bauern, 9 Koſſäten und 35 Büdner, ſaßen (Bratring, Beſchreibung der Mark III, 279). Das Rittergut, früher Amtsvorwerk, iſt ſeit 1841 Prinzlich-Preußiſches Fami— lienfideikommiß (vgl. Berg— haus, Landbuch III, 274).
Die Kirche (Abb. 59 u. 60), ein im Grundriß einfach recht— eckiger, von Efeu völlig über- wucherter maſſiver Putzbau mit Weſtturm und einer dem öſtlichen Drittel der Nord— ſeite vorgelegten Patronats— loge, gehört in ihrer heutigen Geſtalt der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts an.) Der Weſtzugang und das Portal auf der Nordſeite ſchließen im Gegenſatz zu den rund— bogigen Lichtöffnungen des Gotteshauſes nach oben ſtich— bogig. Der Zugang auf der Oſtſeite der im Innern flach— gedeckten Patronatsloge iſt ebenſo wie die Fenſter dieſes Bauteils einfach rechteckig ge— ſtaltet. Das Kirchenſchiff be— ſitzt eine Voutendecke. Der Orgelempore im unteren Turmgeſchoß entſprechen auf der Nordſeite ſowie auf der halben Südſeite des Kirchen— innern Emporeneinbauten.
Die hinter dem Altar errichtete einfache Barockkanzel mit dem Paſtorenſtuhl zeigt über dem Deckel das Monogramm Friedrich Wilhelms J., überragt von einer Krone.
Die Orgel gehört der Mitte des 19. Jahrhunderts an.
An den Wänden hängen Erinnerungstafeln an die Kriegsjahre 1813, 1814 und 1870.
) Vgl. auch Beantwortung der Indagandaakte vom Oktober 1814 (Regierungsarchiv zu Frankfurt): „Das Kirchengebäude ſteht der Angabe nach fünfundſiebzig Jahre.“
Abb. 60. Frauendorf. Kirche von Südoſten.
78 Weſlſlernberg.
Frauendorf — Groß-Gandern. 19
Links vom Altar befindet ſich das am 6. Auguſt 1801 für die erſte und zweite Frau des Amtsrats Haack aus ver— ſchiedenfarbigem Marmor verfertigte Denkmal (Abb. 61). Es beſteht aus einem mit Eckakroterien und kleinen Giebelaufſätzen über jeder Inſchriftſeite verſehenen vier— eckigen Unterbau und einer ebenfalls mit Inſchrift ge— ſchmückten halben Säule; die das Denkmal bekrönende Vaſe im Empiregeſchmack trägt das Doppelbildnis der beiden Frauen.
Die beiden ſilbernen Kelche (Abb. 62), 22, cm hoch, innen ſtark vergoldet, in reichen Rokokoformen mit zugehörigen Patenen wurden 1776 von der Familie Haack geſtiftet, Berliner Arbeit, Goldſchmied Meyer; auf denſelben Stifter gehen vielleicht auch zwei Kommunions— tücher aus weißer Seide mit dem Namenszug J. C. H. zurück.
Vorhanden ſind außerdem noch: eine ſechseckige zinnerne Deckelflaſche, 25cm hoch, mit der Inſchrift: „Kirchenflasche zu Fraundorf 1768“ (Abb. 63 rechts); eine gleichfalls zinnerne, gleichaltrige Ziborienſchachtel
Groß-Gandern.
Groß-Gandern, Angerdorf 15,5 km ſüdöſtlich von Reppen. 778 Einw., Landgem. 1873, Gutsbez. 1647 ha.
Unter den Dörfern, die im Jahre 1350 laut Urkunde vom 24. Dezember der Johanniterorden von denen von Klepzig erkauft hatte, befand ſich auch „Gander“ vgl. Abdruck nach der Dickmannſchen Sammlung im Geh. Staatsarchiv bei Riedel, Codex XIX, 137). Die Gemarkung umfaßte laut Lebuſer Regiſter aus dem 15. Jahr— hundert 54 Hufen, von denen 4 Freihufen dem Pfarrer zuſtanden. „Dy Grenitz zeum Gander“ wird in einer Urkunde von 1437 erwähnt; laut Urkunde vom 17. März 1438 waren „Peter von Loſſow, zu Drenczig geſeſſin, und die Inwonere des Dorffis Gander“ im Zwiſt mit den „Lobener zu Thamendorff“ (Geh. Staatsarchiv, Urk. märkiſcher Ortſchaften, Gander Nr. 1; vgl. Riedel, B. IV, 1644; Urkunde Gander, Nr. 2, mit 5 wohlerhaltenen Siegeln), und in einem Lehnbrief von 1486 für Hans Loſſow wird „Gander“ ein Städtchen, „Stettichen“, genannt (Riedel XX, 168).
Vom 16. Jahrhundert bis nach 1724 ſind hier viele Mitglieder der Loſſows, nachweisbar. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ſaßen im Dorfe die von Oppen (Bratring, Be— ſchreibung der Mark III, 278; vgl. Berghaus, Landbuch III, 286). Seit 1871 iſt das Rittergut Beſitz der fürſtlich-hohen— zollernſchen Familie. Das Dorf führt den Zuſatz „Groß“ ſchon im 17. Jahr- hundert, wie aus einer Vaſallentabelle von 1644 hervorgeht (v. Eickſtedt, Beiträge zu einem neueren Landbuch, S. 287).
Einem Viſitations— protokoll im Groß-Gan—⸗ dernerKirchenrechnungs— buch vom 27. Mai 1719 zufolge war das damalige Gotteshaus, das vollſtän—
Abb. 63. Frauendorf. Taufkanne und Oblatenſchachtel in der Kirche. dig aus Holz hergeſtellt war, einen Turm und in
der Mitte ein kleines „Signirglöcklein“ hatte, ſo baufällig, daß an ſeiner Stelle ein Jahr ſpäter die heutige Kirche aus Backſteinfachwerk errichtet wurde. Dieſer Bau, der vor drei Jahren abgebrochen wurde, zeigte 5 eine im Grundriß (Abb. 64) langgeſtreckte Anlage mit dreiſeitigem Oſt- und Weſtſchluß, während ſich dem mittleren Drittel der Nord— und Südſeite je ein Anbau vorlegte. Der vor der mittleren Polygonſeite des Weſt— ſchluſſes noch bis zum Jahre 1750 erhaltene Holzturm mußte dann bis auf den heute noch ſtehenden Unterteil wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Eine Wetterfahne auf der weſtlichen Dachſpitze zeigte die an das Abb. 64. Groß-Gandern. Grundriß der Kirche.
Frauendorf — Groß-Gandern. 81 BVL
Patronat derer von Loſſow im 17. Jahrhundert erinnernde Inſchrift 1 7 (Chriſt. B. v. Loſſow, Sebaſtian v. Loſſow)z die öſtliche Dachſpitze zierte ein Hahn. Die Lichtöffnungen waren ebenſo wie die Zugangstüren einfach rechteckig. Eine Tür führte auf der Süd— ſeite des entſprechenden Vorbaus nach der Treppe der ehemaligen Patronatsloge. Rechts davon gelangte man durch eine zweite Offnung nach dem flachgedeckten mit Mittelſtützen verſehenen Kircheninnern; außerdem dienten 2 Treppen im nördlichen Vorbau und je eine an der nordweſtlichen ſowie an der öſtlichen Innenſeite der Kirche und im Turm als Zugangs— treppen zu den auf der Nord- und Weſtſeite vorgeſehenen Emporen.
Der Zugang zu dem nach einer Aufzeichnung im Kirchenrechnungs— buch unter dem Gebäude vorhandenen Gruftgewölbe iſt nachträglich ver— mauert worden.
Der Altar zeigte im Mittelfeld ſeines z. T. zerſtörten, ſeiner Zu— ſammenſetzung nach dem Jahre 1602 angehörigen Aufbaues, die anſchei— nend von einem älteren Ausſtattungs— ſtück übernommene Geſtalt Gottvaters in Hochrelief. Ferner erkannte man auf dem linken Flügel des Altar— ſchreins die heilige Anna, auf dem rech— ten Maria, während in der Predella und im oberſten Aufbau der damals üblichen Reihenfolge entſprechend die Darſtellungen des Abendmahls und der Auferſtehung angebracht waren.
Die Kanzel war barock. Die Innenſeite ihrer Zugangstür wies noch bunte Bemalung auf.
Die im Grundriß ſechseckige Renaiſſancetaufe in Kelchform (Abb. 65), deren zerſtörten Deckel man unter der nördlichen Emporentreppe aufbewahrte, wurde nach einer Inſchrift im Jahre 1750 auf Koften des Fräulein Chriſtina Loyſa v. Widawſfki „reſtauriert“. Die 6 Außenſeiten der oberen Hälfte zeigten abwechſelnd aufgemalte Engelsköpfchen und Wappen der Stifter mit entſprechend darüber angebrachten Bibel— ſprüchen und auf die Stifter bezugnehmenden Inſchriften. Nach der einen über dem Wappen des Melcher v. Loſſow, „Jacops des Eltern Sohn“, angebrachten Inſchrift hatte dieſer im Mai 1622 die Taufe „malen und verfertigen“ laſſen. Der anderen Inſchrift, die ſich auf Barbara geb. Winnig, Witwe des Jacob v. Loſſow des „Eltern“ bezog, war die Jahreszahl 1611 beigefügt. Das dritte Wappen endlich zeigte 3 Sicheln und gehörte der Eliſabeth Erdmuht geb. Winnig an. Die zinnerne Tauf—
Kunſtdenkm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weſtſternberg. 6
82 Weſlſlernberg.
ſchüſſel war laut Aufſchrift eine Stiftung der Friederike Metzner und ſtammte aus dem Jahre 1843.
Die Orgel zeigte ein einfaches barockes Gehäuſe und war ſehr beſchädigt.
Ein hinter dem Altaraufbau ſtehender zweitüriger Spätrenaiſſanceſchrank aus Kiefernholz mit aufgemalten reichen Ornamenten beſaß auf der Außenſeite der linken Tür das Wappen des Melcher v. Loſſow und die Jahreszahl 1622, das entſprechend auf der rechten Tür aufgemalte Wappen mit der gleichen Jahreszahl gehörte ſeiner Ehefrau Eliſabet geb. Ertmut an. Die Inſchrift über den Türen endlich bezeichnete den Schrank als „Ornaht Spindt“.
Außer einem barocken Leſepult waren noch vorhanden: eine hölzerne Toten— tafel auf der Nordempore für Johanna Friederica v. Loſſow, geb. 2. Okt. 1742, geſt. 19. Jan. 1743; am Fuße erkannte man die Wappen derer v. Loſſow und v. Rohr.
Zwei hintermalte Glastafeln in Holzrahmen hängen rechts und links von der Kanzel. Die öſtliche zeigte den Gekreuzigten zwiſchen den Schächern und zwei männliche und ebenſoviel weibliche Figuren am Fuße des Kreuzes, außerdem entſprechende Begleit— ſprüche und die Jahreszahl 1718. Die Figurengewänder und die Buchſtaben waren gold— farben auf braunem Grund, die Körperteile ſilbergrau. Die weſtliche zeigte eine Inſchrift, nach der die Anfertigung zu Ehren der Johanna Lucretia Warmborn (geb. 21. Aug. 1691, geſt. 12. April 1717) durch ihren Bruder Samuel Adolph Warmborn erfolgte.
Weiter öſtlich endlich hing die hölzerne Totentafel des Predigers Chriſtian Warmborn, geb. 24. Dez. 1654 zu Sandow, geſt. 5. Nov. 1725; auch ſie war von ſeinem Sohne Samuel gemalt.
Zwei meſſingene Renaiſſancekronleuchter waren modern.
Zwei barocke Altarleuchter aus Zinn wurden laut Kirchenrechnungsbuch im Jahre 1674 für 2 Taler und 23 Silbergroſchen angeſchafft.
Ein ſilberner Abendmahlskelch, 23 cm hoch, war 1854 von Perponcher— Sedlnitzky geſtiftet worden. Die zugehörige Patene war etwas jünger.
Zwei Glocken. Die ſüdliche von 0,77 m Durchmeſſer zeigte am Hals 12 Medaillen mit Darſtellungen aus der Lebens- und Leidensgeſchichte des Herrn und mit Evangeliſten-“ ſymbolen. Die nördliche maß 0,59 m im Durchmeſſer, beide waren noch mittelalterlich.
0 Ein großer Teil dieſer Ausſtattungsſtücke dürfte in die neue Kirche übernommen werden.
Klein-Gandern.
Klein-Gandern, Angerdorf 12,5 km ſüdlich
von Reppen. 202 Einw., Yandgem. 231 ha, Guts⸗ bez. 651 ha.
Abb. 66. Klein-Gandern. Grundriß „Gandekow“ kam 1350 an den Johanniter—
der Nische: orden (Urk. vom 24. XII., Geh. Staatsarchiv; vgl.
Riedel, Codex NIX, 137). Laut Lebuſer Kataſter im Geheimen Staatsarchiv war der
Ort mit 28 Hufen, und zwar wohl ſchon in der Zeit der deutſchen Koloniſation, aus—
geſtattet worden. Verſchiedene neumärkiſche Adelige, z. B. die v. Ilow, ſind hier als
Groß⸗Gandern — Klein⸗Gandern. 83
Lehnsträger des Or— dens im 15. und 16. Jahrhundert nach— weisbar (Wohl- brück, Bistum Le— bus III, 534). Am Ausgang des 18. Jahrhunderts ſaßen zu „Klein Gander“ die v. Oppen (Brat⸗ ring, Beſchreibung der Mark III, 279; vgl. Berghaus, Landbuch III, 304).
Die Kirche (Abb. 66 und 67), ein im Grundriß rechteckiger Back—
ſteinfachwerkbau mit Weſtturm, deſ— ſen untere Hälfte einſchließlich der beiden ſeitlichen Anbauten ſich der ganzen Breite der Weſtfront vorlegt, wurde 1780 ge— baut.!) Die Licht— öffnungen ſind eben— ſo wie die beiden Zugänge von We— ſten und Suͤden her einfach rechteckig. Im Innern iſt außer dem mittleren Geſtühl und den an der Süd- und Weſtwand ſich entlangziehenden Sitzen, in der nordweſtlichen Ecke, dem gegenüberliegenden Paſtorenſtuhl entſprechend, ein einfaches Chorgeſtühl eingebaut, während der Pa— tronatsſtuhl, ſechs Stufen über dem Kirchenſchiffboden erhöht, vor der Mitte der Nordwand dem Südzugang gegenüber vorgeſehen iſt.
Der Kanzelaltar zeigt einfache ſchlichte Formen. Die Orgel gehört der neueren Zeit an.
4
ö = Fe ans
N
.
.
ee eee
Abb. 67. Klein-Gandern. Anſicht der Kirche von Süden.
) Vgl. Beantwortung der Indagandaakte im Regierungsarchiv zu Frankfurt.
84 Weſlſternberg.
Zwei einfachere Zinnleuchter, 26 em hoch, Frankfurter Arbeit, zeigen barocke Formen.
Ebenfalls Frankfurter Arbeiten ſind ein 24 cm hoher Zinnkelch und eine zu— gehörige Patene, beide mit dem Stempel: G. B. B. 62.
Die übrigen Kirchengeräte gehören der neueren Zeit an.
Eine ſpätgotiſche hölzerne Figurengruppe zeigt reiche Spuren von Gold und Silber und vielfarbiger Bemalung.
Zwei Glocken. Die ſüdliche hat 0,60 m, die nördliche 0,55 m Durchmeſſer, beide laut Aufſchrift „gegoſſen von Franz Schilling i. F. Carl Friedr. Ulrich in Apolda Thüringen, Allenſtein Oſtpreußen, 1896“.
Das Herrenhaus, zu deſſen in der Achſe gelegenem Zugang eine Freitreppe hinaufführt, iſt ein einſtöckiger, ſchlichter, maſſiver Putzbau mit mächtigem, gebrochenem Ziegeldach. Es gehört ſeiner Formgebung nach dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts an. Gleichzeitig mit dem Hauptbau iſt auch die ebenfalls überputzte Umfaſſungsmauer des Gutshofes, während die Dfonomiegebäude in neuerer Zeit keineswegs zum Vorteil des Geſamtbildes durch Neubauten völlig verdrängt wurden.
Eine Anzahl ſtrohgedeckter Blockhäuſer ſäumen die andere Seite der Straße gegenüber dem Gutshof.
Görbitſch.
Görbitſch, Straßendorf 11 km oſtſüdöſtlich von Reppen. 372 Einw., Yandgem. 519 ha, Gutsbez. 1867 ha.
Im 15. Jahrhundert ſaßen zu „Gorbitz“ die v. Winning, wie u. a. aus einer Eintragung in ein Kurmärkiſches Lehnskopiar vom 12. März 1458 für Hans Wynnyng erhellt (Geh. Staatsarchiv; vgl. Riedel, Codex XIX, 161; XXIV, 194; Wohlbrück, Bistum Lebus III, 482). Im 17. Jahrhundert ſetzten ſich hier die v. Kettwich feſt, die einem im Lande Sternberg ſchon ſeit 1540 vielfach verbreiteten und 1780 erloſchenen Geſchlecht entſtammten (v. Eickſtedt, Beiträge zu einem neueren Landbuch, S. 186, 255 ff.). Daneben waren hier aber auch noch die v. Newen- oder Nawendorf begütert, deren erſter zu „Gorbitzſch“ bereits 1518 nachweisbar iſt. Um die Wende des S. Jahrhunderts war Kriegsrat v. Winterfeldt im Beſitze der gutsherrlichen Gerechtſame in dem 180 Seelen zählenden Dorf (Bratring, Beſchreibung der Mark III, 280, ſeit 1827 ſitzen hier die 1746 geadelten v. Riſſelmann (Berghaus, Landbuch III, 289).
Die Kirche, ein Backſteinbau mit dreiſeitigem Oſtſchluß und Weſtturm gehört einſchließlich des inneren Ausbaues der Mitte des 19. Jahrhunderts an.
Ein einfacherer Barockkelch, 21 om hoch, ſilbervergoldet, trägt folgende Inſchrift: „HANS ADOLI PH]. E. von RET WICK. HAVPTM [ANN] ANNO 16904, Frankfurter Arbeit, Silberſchmied G. E. A. W. Anſchaffungspreis einſchließlich Patene 12 Taler.)
Eine Patene mit Weihkreuz zeigt die Aufſchrift: „J. E. G. V. N[EUEN]. DORF. HABE DIESES GOTT ZV EHREN MIR ZVM GEDECHTNIS VND MEINEM NECHSTFN ZV BESTEN Ao 1694.
Vgl. auch Matrikel vom 26. September 1693 im Regierungsarchiv zu Frankfurt a. O.
Klein⸗Gandern — Görbilſch. 85
Zwei Glocken. Die öſtliche mißt 0,85 m, die weſtliche 0,70 m im Durchmeſſer, beide ſind von H. Ch. Lange in Frankfurt a. O. 1855 gegoſſen.
Das aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ſtammende, hauptſächlich im Innern mehrfach umgebaute Herrenhaus (Abb. 68) iſt ein im Grundriß rechteckiger, zweiſtöckiger Putzbau, deſſen beide Langſeiten durch kannelierte Liſenen gegliedert werden. Der Hauptzugang liegt in der Achſe der nach dem herrlichen Park zugekehrten Nordfront.
Abb. 68. Görbitſch. Herrenhaus.
An der öſtlichen Schmalſeite ſchließt ſich ein aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts ſtammendes Orangeriegebäude an. Von den vielen bemerkenswerten Gegenſtänden im Herrenhauſe ſeien hervorgehoben:
Im Speiſeſaal eine Standuhr aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, laut Inſchrift angefertigt von „Nicholas Lambert in London“ ſowie eine große Anzahl Por— zellantaſſen, die überwiegend dem Anfang des 19. Jahrhunderts angehören und meiſt aus der Berliner Manufaktur ſtammen.
Ein Tierſtück, Olbild auf Leinwand, 18. Jahrhundert, von David De Gonind.
Zwei ſilberne Standleuchter, Anfang des 19. Jahrhunderts. Eine Empire— kommode. Ein Olbild auf Leinwand ohne nähere Bezeichnung, eine Gerichtsſzene dar—
86 Weſtlſternberg.
ſtellend, Ende des 17. Jahrhunderts. Ein Olbild auf Holz, ohne nähere Bezeich— nung, darſtellend eine Eule und eine Katze, dazwiſchen eine tote Maus; bemerkens— werter als die Darſtellung ſelbſt iſt die erläuternde Unterſchrift:
„ule du deiſt mie unrecht „Eule Du tuſt mir unrecht di Muß iſ mi Toſecht die Maus iſt mir zugeſagt Katt du ſolt äfent wäthen Katze du ſollſt eben warten
un gundt Brodt werdt ock gäthen“ Ungegönntes Brotwird auch gegeſſen“
Im gleichen Zimmer befinden ſich ferner noch: eine ſilberne Doſe mit reichem, eingeritztem Barockornament, 18. Jahrhundert; eine zweite Silberdoſe mit der In— ſchrift: 16285; eine Kaffeekanne, ein Sahnentöpfchen und eine reich verzierte Aue e ſämtlich aus Silber, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. — Eine Landſchaft, Olbild auf Leinwand, ohne nähere Bezeichnung, 18. Jahrhundert.
Im kleinen Salon ein Olbild auf Leinwand mit der Darſtellung einer Stadt, 18. Jahrhundert; ein Olbild auf Holz, mit der Wiedergabe einer Dorflandſchaft mit Bauern— ſtaffage, Ende des 17. Jahrhunderts, gezeichnet J. DS. fc. (= Joost Conelisz Drooch Sloot). Ein Architekturbild, darſtellend eine italieniſche Renaiſſancehalle, 18. Jahrhundert.
Im großen Salon ein Olbild auf Leinwand, ohne nähere Bezeichnung, ein Architekturſtück aus Venedig, 18. Jahrhundert; ein Olbild auf Leinwand, ohne nähere Bezeichnung, darſtellend den Markusplatz in Venedig, 18. Jahrhundert; drei Rokoko— ſchränkchen, endlich eine Rokokokommode.
Im kleinen Zwiſchenzimmer zwei dreiarmige Bronzeleuchter, Empire.
Im Obergeſchoß mehrere Stilleben, Olbilder auf Holz, 18. Jahrhundert. — Bildnis einer älteren Frau, Olbild auf Holz, 17. Jahrhundert. — Ein männliches Knie— ſtück, ohne nähere Bezeichnung, Olbild auf Leinwand; zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Von den im Park befindlichen Grabdenkmälern früherer Beſitzer ſei das Denkmal des am 21. September 1823 verftorbenen Generalleutnants Friedrich Wilhelm Leopold v. Gaudi, des Vaters des Dichters Franz v. Gaudi, erwähnt. Leopold v. Gaudi kaufte das Gut 1819; im Jahre 1827 ging es in den Beſitz derer v. Riſſelmann über.
Göritz.
Güritz, Stadt. 2040 Einw., 2598 ha.
Quellen.
Im Städtchen ſelbſt find keine nennenswerten Archivalien erhalten; die hauptſächlichſten Göritz betreffenden Urkunden des Geheimen Staatsarchivs wurden von Riedel im 19. und 20. Bande des Codex diplomaticus Brandenburgensis (Berlin 1860/4) zum Abdruck gebracht. Akten enthält das Frankfurter Regierungsarchiv (vgl. Repertorium des Amtes Frauendorf) ſowie das Geh. Staatsarchiv zu Berlin (Rep. 21: 44, 63, 64).
Lileralur:
G. G. Küſter, Collectio Opusculorum historiam March, illustrantium, Stück III.
Bratring, Statiſtiſch-Topographiſche Beſchreibung der Mark (1809) III, 274.
Wohlbrück, Geſchichte des Bistums Lebus (1832) III, 422426 (val. auch J, 87, 138 ff.; II, 35,310 ff.).
Berghaus, Landbuch der Mark (1856) III, 248 f.
Der Silberbarrenfund, ausgeſtellt im Kaiſer-Friedrich-Muſeum, wurde beſprochen von Ménadier (Numismat. Ztſchr. XXIII, 222).
Görbitſch — Göritz. 87
Geſchichle.
Der um 1400 laut Kataſter der Lebuſer Kirche im Geheimen Staatsarchiv von 13—16 Fifchern bewohnte „Kytz zur Goritz“ weiſt darauf hin, daß die im 13. Jahr— hundert vordringenden Deutſchen hier ſchon eine ſlawiſche Siedlung vorfanden. Der Name hängt wohl mit gora = Anhöhe zuſammen; ob der Ort früher oben auf der Anhöhe, zu deren Füßen er ſich jetzt erſtreckt, gelegen hat, bleibt dahingeſtellt. Die Zahl der Hufen auf der von den Deutſchen vermeſſenen Gemarkung belief ſich auf etwa 86 — alſo nur rund 20 mehr als bei einem Normaldorf des Landes Sternberg —; der Pfarrer erhielt von vornherein 4 Freihufen.
In „Goriza“, das in einer Urkunde von 1252 als Beſitztum des Biſchofs von Lebus erwähnt wird, ſchlug Biſchof Wilhelm 1276 feine Reſidenz auf, infolge eines Übereinkommens mit dem Erzbiſchof von Magdeburg. Biſchof Conrad ſtellte hier einen Ablaßbrief für das neugegründete Kloſter Bernſtein in der Neumark aus; 1347 wird „Goricz“ in dem Schutzbrief der Askanier für das Bistum als Städtchen, oppidum, be— zeichnet. Doch nachdem einer Überlieferung zufolge auf einem Kriegszuge gegen den Biſchof um 1326 die Stiftskirche zerſtört worden war, ſchwand aller Glanz dahin; die Urkunde von 1346, in der Papſt Clemens VI. dem Biſchof Apetzko erlaubte, einen neuen Wohnſitz zu nehmen, beleuchtet die Zerſtörung der Gebäude in dem als Biſchofsſitz (sedes episcopalis) bezeichneten Dorfe Göritz (villa Goricia). Freilich befand ſich noch immer in dem Städtchen, deſſen Wappen mit den Biſchofsſtäben im Schilde, darüber eine Mitra, an den Biſchofſitz erinnerte, eine Marienkapelle mit einem wundertätigen Marienbild, um derentwillen Biſchof Johann v. Borſchnitz zu Beginn des 15. Jahr— hunderts ein Gotteshaus und ein „Stift weltlicher Pfaffheit“ errichtete. Wallfahrer brachten viele Opfer dar, von denen zwei Drittel, wie aus Kapitelsregiſtern vom Anfang des 15. Jahrhunderts hervorgeht, dem Biſchof, der die Kapelle in baulichen Würden erhielt, zufloſſen; zwei Neuntel empfingen das Domkapitel und ein Neuntel die Vikarien der Lebuſer Stiftskirche. Auch hierin trat zur Zeit als der Bruder des Kurfürſten Joachim II., Markgraf Hans von Cüſtrin, die Marchia Transoderana be— herrſchte, gründlicher Wandel ein. 1551 beauftragte er nämlich den Hauptmann von Stern— berg, Hans v. Minkwitz, das Marienbild zu entfernen. Die Kapelle wurde zerſtört und dabei überhaupt, beſonders von den Droſſenern, allerlei Gewalttätigkeit verübt, ſehr zum Verdruß des Markgrafen, der ſeinem Bruder Joachim darüber am 5. Juli eingehend berichtete, um die Beſchwerde des Biſchofs und Kapitels wirkungslos zu machen. Nach Säkulariſation des Bistums wurde das hier beſtehende 1447 vom Biſchof Johann von Deher eingerichtete Vorwerk Domäne. Göritz gehörte ſpäterhin zum Amte Frauendorf, von wo aus Richter- und Bürgermeiſterſtellen beſetzt wurden.
Nach dem Brande von 1757 wurde der Ort, bei dem Friedrich der Große am Tage vor der Kunersdorfer Schlacht die Oder überſchritt, ganz regelmäßig wieder aufgebaut und zwar mit drei geraden Straßen und einem großen Marktplatz. Während vordem bei weitem die Mehrzahl der Häuſer mit Strohdächern gedeckt war, zählte man 1801 90 Häuſer mit Ziegel- und nur 73 Käufer mit Strohdach; dazu gab es 57 Scheunen. Das Städtchen mit 986 Bewohnern erfreute ſich von jeher recht frucht—
88 Weſtſternberg.
baren, freilich früher vielen Überſchwemmungen ausgeſetzten Ackers, jo daß um 1800 die Ausſaat an Weizen und Gerſte diejenige an Roggen übertraf. Auch die Viehzucht war, da die Wieſen längs der Oder 600 Fuder lieferten, ſehr bedeutend. Bis zum Jahr 1850 ſtieg die Einwohnerzahl, nachdem auch der Kietz eingemeindet war, auf 2020. Ackerbau und Viehzucht blieben nach wie vor die Hauptnahrungszweige. Das Unter— tänigkeitsverhältnis zum Amte Frauendorf nahm nach deſſen Auflöſung um 1810 und infolge der Steinſchen Städteordnung ein Ende.
9
© = > 1 1 /A
[ 1 Abb. 69. Göritz. Stadtplan 6110000).
Denkmäler. Anlage der Stadt.
Am 10. Auguſt 1757 brach in Göritz im Hauſe des Ackerbürgers Jakob Handke, dem zweiten rechts vom Pfarrhaus, ein großes Feuer aus, dem innerhalb zwanzig Stunden fünfundachtzig Wohnhäuſer mit ihren Stallgebäuden ſowie etliche ſechzig Scheunen zum Opfer fielen. Es geht daher die heutige Anlage der Stadt (Abb. 69)
Göritz. 89
auf einen Plan zurück, den der von der Königlich-Neumärkiſchen Kriegs- und Domänenkammer beauftragte Landbaumeiſter Schmid unmittelbar nach dem Brande ausarbeitete. Abweichend von dem ehemals weniger regelmäßigen Stand der Häuſer legte Schmid nach den Aufzeichnungen im alten Göritzer Kirchenbuche eine Anzahl von Oſten nach Weſten gerichteter Straßen an mit den notwendigen Verbindungsgaſſen; außerdem wurden die neu zu errichtenden Gebäude ſo geordnet, daß die Häuſer der Acker— bürger mit Rückſicht auf ihre notwendigen Scheunen „in die letzten Gaſſen“, die Häuſer der Kleinbürger ohne Scheunen dagegen in die „Mittelgaſſen“ verlegt wurden. Mit der Verwirklichung der Schmidſchen Entwürfe verſchwand die Mehrzahl der ehemaligen Giebel— häuſer, indem ſämtliche Neubauten mit der Breitſeite nach der Straße geſtellt wurden; außerdem erhielten die meiſten Häuſer Ziegeldeckung und an Stelle der früher hölzernen Rauchfänge maſſive Schornſteine. Um die alte dichte Stellung der Häuſer zu umgehen, verlegte man vier Bauerngehöfte und den ganzen Kietz von ſechzehn Wohnungen aus der Stadt hinaus. Endlich wurde hinter der Kirche zwiſchen der Mittel- und Hintergaſſe ein Marktplatz angelegt. Infolge des bereits ausgebrochenen Krieges jedoch verzögerte ſich der endgültige Wiederaufbau der Stadt um viele Jahre. Baugeſchichte.
Nicht in unmittelbarem Zuſammenhang mit dem Brande der Stadt ſteht der Bau der heutigen Kirche.) Wenn auch im gleichen Jahre, jo hatte man doch ſchon vor dem verhängnisvollen 10. Auguſt mit Rückſicht auf die in der letzten Zeit ge— wachſene Seelenzahl der Ge— meinde eine Vergrößerung des Gotteshauſes beſchloſſen und hierzu ſofort mit dem Ab— bruch der ehemaligen auf der Nordſeite gelegenen Sakriſtei ſowie der „großen Halle“ be— gonnen; auch der heutige nördliche Querſchiffflügel war bereits fertiggeſtellt, als das Unglück hereinbrach und den Fortgang des Baues nicht nur ins Stocken brachte, ſon- > = FR Abb. 70. Goritz. dern auch die ganze Kirche e 1 bis auf die Umfaſſungsmauern i j in Aſche legte. Zehn Jahre ruhte jegliche Tätigkeit, bis dann 1767 mit der Witwe des Mauermeiſters Abraham Lehmann aus Spandau ein Vertrag geſchloſſen wurde, wonach die Kirche mit einem Koſtenaufwand von 6039 Talern „von Grund“ wieder aufgebaut werden ſollte. Unter den näher bezeichneten Arbeiten werden genannt: „Das Anſetzen
5 Über das wundertätige Marienbild in der mittelalterlichen Kirche und feine Entfernung val. Akten im Geh. Staatsarchiv, Rep. 21. 44.
90 Weſtſternberg.
des andern Seitenflügels, das Erweitern der vorhandenen Lichtöffnungen und das Hinzufügen neuer Fenſter, das Anſchaffen der Chöre, Stände und der Kanzel, ſowie das Aufbringen von drei neuen Glocken und zwei Uhrtafeln“; außerdem ſollte der Turm
mit einer „Kuppel“, einem „Knopf“ und einer Fahne verſehen werden. Auch wurde der Anbau einer Sakriſtei auf der Oſtſeite beſchloſſen. Wie aus den weiteren Auf— zeichnungen hervorgeht und durch die Bauunterſuchung beſtätigt wird, behielt man den maſſiven Teil des Turmes und einen Teil der alten Umfaſſungsmauern im allgemeinen bei.
rn.
Göritz. 91
Im Jahre 1768 wurde das Innere der Kirche gepflaſtert, das Außere abgeputzt und an der Turmkuppel gebaut, die dann im folgenden Jahre eichene Schindeldeckung erhielt. Langſam auch ging der innere Ausbau, bei dem 1770 nur zwei Tiſchler- und zwei Zimmergeſellen tätig waren, ſeiner Vollendung entgegen. Nachdem wieder ein Jahr ſpäter anſcheinend das Innere fertiggeſtellt und die Glocken aufgebracht waren, ſetzte am 30. Juni 1771 der Schieferdecker Loſchetter aus Mainz den Knopf auf die Helmſtange. Mit der Ausmalung des Innern endlich war Meiſter Neumann aus Berlin beauftragt.
Baubeſchreibung.
Die in ihrer heutigen Geſtalt auf den vorerwähnten Um- und Erweiterungsbau zurück— gehende Kirche (Abb. 70 und 71) zeigt eine kreuzförmige Grundrißanlage mit einem an— nähernd der ganzen Weſtfront vorgelegten quadratiſchen Turm und einem aus ſieben Viel— eckſeiten gebildeten Oſtſchluß, deſſen mittlerer Polygonſeite ſich die quadratiſche Sakriſtei vorlegt. An den aus Backſteinen größeren Formats errichteten Umfaſſungsmauern des polygonal geſchloſſenen Langhauſes, ſowie an dem im Gegenſatz zu den neueren Teilen aus dem gleichen Bauſtoff errichteten Turm, iſt der ältere Kern des Gottes— hauſes leicht zu erkennen. Die an den Ecken des Chorſchluſſes erhaltenen mittelalter— lichen Strebepfeiler laſſen zum mindeſten auf eine ehemalige Wölbung des Oſtteils ſchließen, außerdem iſt noch die größtenteils in die nördliche Umfaſſungsmauer des Turmes verlegte urſprüngliche Turmtreppe erhalten. Abgeſehen von dem Weſtportal, über dem ein Backſtein mit der Jahreszahl 1679 eingemauert iſt, und der Sakriſteitür, führt noch von Süden und Norden her je ein Zugang nach dem im Süd-, Weit: und Nordflügel mit hölzernen Emporeneinbauten verſehenen, flachgedeckten Innern. Im Gegenſatz zu der ſpitzbogigen Turmtreppentür ſind ebenſo wie die nachträglich durch— weg erweiterten Fenſter auch die Hauptzugänge korbbogig geſchloſſen. Spuren ſpät— barocker Malerei zeigen ſich noch an den abgerundeten Ecken der Vierung in Geſtalt von Epitaphumrahmungen mit nicht mehr zu entziffernden Aufſchriften.
Der von kannelierten Liſenen flankierte Kanzelaltar (Abb. 72) mit ſeinen zopfigen Vaſen über dem Geſims und dem von Wolken und goldenen Strahlen um— gebenen altteſtamentlichen Gottesſymbol als Bekrönung gehört der Zeit des Umbaues der Kirche an.
Zwei meſſingene Kronleuchter ſtammen aus neuerer Zeit.
Zwei Totentafeln zum Andenken an Gefallene aus den Befreiungskriegen hängen im Innern.
Ein einfaches Kirchenſpind in der Sakriſtei trägt auf der Innenſeite der Tür die Jahreszahl 1784.
Ein Abendmahlkelch, 28 em hoch, Silber, innen leicht vergoldet, mit gleich— zeitiger Patene, Hoſtienbüchſe und Kanne aus demſelben Metall, trägt am Fuß die Inſchrift: „Prediger Riedel, Burgem. I. H. G. H. M. S. K. V. S. T.“ Meiſter Humber. Er entſtammt den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts.
Eine Zinnkanne, 15,5 cm hoch, iſt gezeichnet: „Geschencke an die Kirche zu Görliſtz I. M.“ Ende des 18. Jahrhunderts.
— —
2 Weſtſternberg.
Ein Zinnkelch, 25, em hoch, dürfte etwas jünger ſein.
Drei Glocken. Die ſüdliche von 0,83 m Durchmeſſer, mit dem Namen des fonigl.
Beamten W. A. O. von Kettwie, des Predigers J. G. Keydel, des Bürgermeiſters C. Hancke, des Richters M. Bache und des Kantors D. F. Nitzsike, wurde 1770 von J. F. Thiele in Berlin gegoſſen. Die mittlere mit 0,97 m Durchmeſſer ging im Jahre
908 (eb)
Göritz — Gohliß.
1823 aus der Gußſtätte von Großheim in Frankfurt hervor.!) Die nördliche von 0,65 m Durchmeſſer mit den Glockenſpruch: „Gott las sein reines Wort zu seinem Wohl- gefallen und dieser Glocken Klang bis an das End erschallen“, gehört dem gleichen Jahre und der gleichen Gußſtätte wie die ſüdliche an.
Über den allen Biſchoſſitz bei Göritz berichtet der Pfarrer M. Heinſius zu Frankfurt a. O. (vgl. Frankf. Stadtarchiv, Heinſius' Annalen IV. p. 120) wie folgt: „Er (d. h. der Pfarrer Georg Prukmann aus Schwiebus) hatte die Antiquiteten des Städtlinß Göritz fleisſig zuſamen geleſen Vnd in usum succeslorum & posteritatis beſchriben, ſampt allen einkünfften der Kirchen, der Pfarrer v. Cüſterß, vnd alleß in XII Capita eingeteilet. Item die Hiſtoriam deß Thumbß der Canonicorum et Epiſcopi von Lubuß, der bey Göritz geſtanden, davon noch die rudera v. ſchutt vorhanden, einß büchſen ſchuſſeß weit von dem Städtlin, auf einem Hügell gelegen, ein koſtbar gebaw, ſampt luſtiger Curien, darauf der Biſchopf etwa auch gewonet, wie den die burger von Franckfurt einen auß dem bette zu Göritz genommen, der fie in den Bau bracht hat . ..“
Gohlitz.
Gohlik, Straßendorf 7,5 km ſüdlich von Göritz. 536 Einw., 1323 ha.
Zur Zeit der deutſchen Koloniſation im 13. Jahrhundert wurde das Dorf mit 47 Hufen ausgeſtattet, von denen Pfarrer und Kirche einige Freihufen erhielten (vgl. auch Sternberger Schoßregiſter von 1461, fol. 288, Geh. Staatsarch.). Laut Urkunde vom 3. Februar 1317 im Geheimen Staatsarchiv unterſtand „Goliz“ dem Biſchof von Lebus (Wohlbrück, Bistum Lebus I, 162 und III, 427; vgl. Riedel, Codex XX, 201). Einige Gerechtſame wie Bede und Wagendienſt gehörten um die Mitte des 14. Jahrhunderts den Frank— 0 furter Bürgern Hokemann. An- . gaben über die Abgaben an Fürſten— 5 walder Domherren u. |. f. verdanken wir Regiſtern von 1500 (Geh. Staats- archiv). Im 16. Jahrhundert wurde das Dorf bei der Säkulariſation des Bistums (vgl. auch Riedel XX, 335) vom Kurfürſten in Beſitz genommen und ſpäter dem neu gebildeten Domänenamt Frauen— dorf beigefügt (ogl. Bratrings Beſchreibung der Mark III, 280).
Abb. 73. Gohlitz. Grundriß der Kirche.
Die Kirche (Abb. 73 und 740, ein heute verputzter, im Kerne mittelalterlicher Find— lingsbau von rechteckigem Grundriß, beſitzt einen annähernd der ganzen Weſtfront breit vorgelagerten Turm mit ziegelgedecktem Pyramidendach, eine anſcheinend dem 16. Jahr—
) Nach der Beantwortung der Indagandaakte vom Jahre 1814 war die Vorgängerin dieſer Glocke geſprungen und daher unbrauchbar.
94 Weſtſternberg.
hundert angebörige, aus Backſtein errichtete Vorhalle vor dem nördlichen Zugang und eine im Grundriß quadratiſche, vor dem mittleren Drittel der Oſtwand vielleicht um die Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls aus Backſtein erbaute Sakriſtei.
Der gleichen Bauzeit wie die Sakriſtei dürften auch die aus Backſtein hergeſtellte Niſchengliederung des Oſtgiebels, die aus demſelben Bauſtoff nachträglich einge- mauerten Umrahmungen der ſpitzbogigen Verbindungstür zwiſchen Vorhalle und Kirchen— ſchiff, ſowie die ebenſo durch— gebildete Einfaſſung des Turmportals angehören; die ſtichbogige Verbindung da— gegen zwiſchen Turm und Schiff und endlich die rund— bogigen ſchlanken Lichtöff— nungen des Kirchenraumes gehören einer bedeutend jün— geren Bauzeit an. Spuren der alten ſpitzbogigen Fenſter kann man noch heute über der Verbindungstür zwiſchen Sakriſtei und Kirchenraum, ſowie auf der nördlichen Hälfte der Innenſeite der Oſtwand feſtſtellen.
Das Innere iſt flach ge— deckt und beſitzt auf drei Seiten Emporen.
Der Kanzelaltar aus der Mitte des 19. Jahrhun— derts zeigt einfache Bieder— meierformen.
i i Die i Sr HB r Abb. 74. Gohlitz. Kirche von Nordweſten. N Grundriß runde Taufe gehört wohl, nach den noch ſtrengen Formen zu urteilen, den zwanziger Jahren des 19. Jahr— hunderts an. Die Orgel iſt modern-gotiſch. Die gemalten Darſtellungen der Himmelfahrt und des Abendmahls, Reſte eines älteren Renaiſſancealtars, hängen an der Oſtwand. Ein Gemälde über der Zugangstür zur Kanzel, darſtellend die Taufe Chriſti, zeigt in den Wolken die Taube als Sinnbild des heiligen Geiſtes ſowie den alt— teſtamentlichen Gottesnamen und dürfte der Barockzeit angehören.
Gohlitz — Gräden. 95
Vorhanden ſind noch außer einer Erinnerungstafel an die Befreiungskriege und außer den aus neuerer Zeit ſtammenden meſſingenen Beleuchtungskörpern:
Ein Biedermeierſchrank in der Sakriſtei.
Ein Abendmahlskelch, 28 cm hoch, Silber, ehemals leicht vergoldet, mit zugehöriger Patene, ebenfalls aus Silber, Frankfurter Arbeit, Meiſter G. J. W. Anfang des 18. Jahrhunderts.
Eine kupferverſilberte Deckelkanne, 295 em hoch einſchließlich Deckelknopf, mit zugehöriger gleichfalls kupferverſilberter Ziborienbüchſe, gehört der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an.
Ein Zinnkelch, 15,75 cm hoch, entſtammt dem Anfang des 19. Jahrhunderts.
Zwei Glocken. Die ſüdliche mit 0,56 m Durchmeſſer iſt von F. R. Gruhl in Kleinwelka bei Bautzen 1875 gegoffen. Die nördliche mit 1,15 m Durchmeſſer ſtammt von dem Frankfurter Meiſter Georg Hofmann und trägt die Jahreszahl 1722.
Gräden.
Gräden, Straßendorf 9 km ſüdlich von Reppen. 212 Einw., Yandgem. 475 ha, Gutsbez. 970 ha.
In einer Urkunde vom 28. Juli 1329 über die Grenzen der Stadt Reppen wird „Gredyn“ erwähnt (Abſchrift in Rep. 78. III. R. 19, Geheimes Staatsarchiv). Seit 1540 ſind hier die zu Matſchdorf hauptſächlich begüterten und 1780 ausge— ſtorbenen Kettwig nachweisbar (Holtze, Brandenb.-Preuß. Forſchungen, 1894, S. 506; vgl. Wohlbrück, Bistum Lebus III, 537). Nach Schoßregiſtern aus dem 15. Jahr— hundert war der Ort zu Reichenwalde eingepfarrt (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78a. 110, heute iſt die Mater in Matſchdorf.
Die Kirche, ein moderner Backſteinbau mit dreiſeitiger Apſis, Weſtturm und flachgedecktem Innern mit Orgelempore, wurde am 16. Juli 1888 eingeweiht.
Aus der alten Kirche ſind vorhanden:
Eine Totentafel mit barocker vergoldeter Umrahmung zur Erinnerung an Ernſt Friedrich v. Ketwig, geb. 25. Okt. 1721, geſt. 29. Nov. 1732.
Eine zinnerne Taufſchüſſel, Frankfurter Arbeit, laut Inſchrift erneuert für die Kirche zu Gräden 1860.
Eine meſſingene Deckelkanne, die als Taufkanne benutzt wird.
Zwei Glocken. Die jüdliche von 0,57 m Durchmeſſer, hat außer anderem ornamentalen, die Voillardſche Gußſtätte kennzeichnenden Beiwerk einen Kruzifixus mit der Maria am Stamm des Kreuzes und zwei ſeitliche Engelsköpfchen, außerdem erkennt man noch eine Madonna und das Wappen des Gießers zwiſchen den Buch— ſtaben F (Franz) und V Voillard) ). Gegoſſen 1661.
Die nördliche mit 0,41 m Durchmeſſer zeigt außer dem Glockenſpruch: „Sl DEVS PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS“ zwei Engelsköpfchen und ein Kreuz und iſt zweifellos von demſelben Meiſter ſowie im gleichen Jahr gegoſſen.
) Vgl. Kunſtdenkmäler, „Stadt Frankfurt“ S. LXVIII.
96 Weſtſternberg.
Grunow.
Grunow, Angerdorf 5 km nordnordweſtlich von Droſſen. 234 Einw., 1369 ha.
In der Zeit der deutſchen Koloniſation wurde Grunow mit 54 Hufen ausge— ſtattet, von denen 4 freie der Pfarrer erhielt (vgl. Kataſter der Lebuſer Kirche von etwa 1405, fol. 23, Geh. Staatsarchiv). Um die Mitte des 15. Jahrhunderts ging der Ort durch Kauf aus den Händen der v. Schlabrendorf in den Beſitz der Stadt Droſſen über, zu deren Kämmerei er zuſammen mit Polenzig bis ins 19. Jahrhundert hinein gehörte (Wohlbrück, Bistum Lebus III, 560; Bratring, Beſchreibung der Mark III, 281; Berghaus, Landbuch III, 245). Kirchliche Abhängigkeit von Droſſen beſteht heute noch.
Die Kirche (Abb. 75 und 76), ein im Grundriß einfach rechteckiger, maſſiver Putzbau mit einer annähernd der ganzen weſtlichen Hälfte der Südwand vorgelegten Halle und einem im Grundriß quadratiſchen Weſtturm, dürfte ihrer heutigen äußeren Geſtalt nach der Wende des 15. Jahrhunderts angehören. Für dieſe Bauzeit ſpricht auch das jetzt ebenfalls üͤberputzte, einfachere Maßwerkmuſter des mit Fialen geſchmück— ten Oſtgiebels (vgl. auch Abb. in der kunſtgeſchicht— lichen Überfiht). Die Wetterfahne über der mit Ziegeln gedeckten Turmpyramide dagegen zeigt neben dem Reichsadler und den Buchſtaben J. R. MI. Jacob Rotenburg major [-der Ältere]) die Jahreszahl 1672.
Sämtliche Lichtöffnungen ſind nachträglich, wahrſcheinlich im 17. Jahrhundert, abgeändert. Abb. 75. Grunow. Grundriß der Kirche. Der Zugang von Weſten her durch den
Turmunterbau hindurch, ſowie an der Südwand der Vorhalle weiſt abgetreppte Leibungen auf; die Verbindungstür zwiſchen Kirchenſchiff und Vorhalle zeigt ein doppeltes Wulſtprofil als Umrahmung. Außer der Turmtreppe fuͤhrt noch ein zweiter Aufgang nach der im Innern eingebauten Süd- und Weſt— empore. Erwähnenswert iſt ferner die noch vorhandene ehemalige Sakramentsniſche.
Der Altar (Abb. 77), ein Werk des 17. Jahrhunderts, zeigt in der Predella die Reliefdarſtellung des heiligen Abendmahls, darüber zwiſchen zwei Säulchen, deren Schäfte mit einem reichen Traubenornament und deren Poſtamente mit Engelsköpfchen verziert ſind, in einer Rundbogenumrahmung den Gekreuzigten mit Maria und Johannes. In den Seitenteilen des Altars erkennt man ferner die Bilder Luthers und Melanch— thons, während über dem Gebälk in einer eigenartigen Renaiſſancekartuſchenverzierung die Rundfigur des Auferſtandenen, überragt von einem Pelikan, ſichtbar iſt. Die beiden ſeitlich auf dem Geſims ſtehenden Engelsfiguren zeigen barocke Haltung und dürften darnach etwas jünger ſein. Das ganze Werk iſt leider vor mehreren Jahren vollſtändig übermalt und mit neuen Sprüchen verſehen worden.
Die im Jahre 1660 erbaute) Kanzel (Abb. 77) zeigt am Deckel ſowohl wie am
Vgl. Matrikel vom 23. September 1693.
las)
Grunow. 97
(
Kanzelkörper und am Fuß die typische Verzierungsweiſe der genannten Periode. In den Brüſtungsfüllungen erkennt man, gleichfalls von Säulchen eingefaßt, die Figuren des Matthäus, Markus und Lukas, während auf die obere Füllung der von einer Renaiſſanceverzierung bekrönten und mit einem gleichzeitigen Beſchlag geſchmückten Tür zum Predigerſtuhl die Geſtalt des vierten Apoſtels, des Johannes, aufgemalt iſt. Auch dieſes Werk iſt in neueſter Zeit leider vollſtändig übermalt worden.
Etwas älter als die Kanzel iſt die Taufe (Abb. 78) in Kelchform einſchließlich ihres Deckels. Sie wurde laut Aufſchrift 1608 angefertigt, ihre urſprüngliche Bemalung jedoch durch handwerksmäßige Erneuerung in den Jahren 1839 und 1899 ebenfalls zerſtört. Dem Jahre 1839 gehört der um die Offnung gemalte Roſenkranz an.
Das zugehörige Taufbecken aus Meſſing zeigt innerhalb einer rein dekorativen ſpätgotiſchen Minuskelumſchrift die Darſtellung der Verkündigung. 16. Jahrhundert.
Zwei zinnerne Altarleuchter (Abb. 79), 38,6 em hoch, mit kanneliertem Schaft,
Kunftdenfm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weſtſternberg. 7
98 Weſlſlernberg.
wurden nach der Beantwortung der Indagandaakte von dem Apotheker Sadewaßer zu Droſſen bei dem Amtsantritt des damaligen Pfarrers im Jahre 1801 geſchenkt— Ein Kelch (Abb. SO links), 17, em hoch, ſilbervergoldet, beſitzt am Sechspaßfuß
einen aufgenieteten Kruzifirus und an den Quadern des Knaufes in ſpätgotiſchen Minuskeln den Namen Jheſys, Mitte des 16. Jahrhunderts.
Ein Kelch (Abb. SO rechts), 1S cm hoch, ſilbervergoldet, beſitzt am Rande des Sechspaßfußes eingraviert die Jahreszahl 1573. Ein Signakulum mit der Darſtellung des Gekreuzigten zeigt am Fuße des Kreuzes an Stelle des Johannes und der Maria den
Grunow — Hildesheim. 99
Stifter mit feiner Frau. Unter und über dem mit Renaiſſanceornamenten verſehenen Knauf lieſt man in großen lateiniſchen Buchſtaben: „O MARIA“ und „IHESVS*,
Eine ſilbervergoldete Patene mit Weihkreuz trägt die Inſchrift: „Die Kirche in Grunow 1660.“
Eine zweite filberne Patene zeigt ein Weihkreuz—
Drei Glocken. Die füdliche von 1,00 m Durchmeſſer weiſt auf der Oſtſeite der Haube zwei weibliche Figuren mit einer kleineren dritten Geſtalt am Stamm des Kreuzes auf. Auf der Weſtſeite der Haube erkennt man die Madonna. Die Glocke, bei der die Angabe des Gußjahres fehlt, iſt laut Aufſchrift von Franz Sebaſtian Voillard (val. S. 95 Anm. 1) wahrſcheinlich in der Zeit der Haupttätigkeit dieſes Meiſters, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, gegoſſen.
Die nordweſtliche Glocke mit 0,72 m Durchmeſſer hat folgende Aufſchrift in römi— ſchen Buchſtaben: „GOTT ZV EHREN VND EWIGEN EHRENGEDÄCHT- NIS HAT JACOB ROTENBVRG EL- TESTER VND SEIN EINIGER SOHN GEORGE AVF BEGEHREN SEINER HERZLIEBEN EHEFRAWEN VND
MVTTER FRAW WALBVRG TZSCHEOW SELIGER MACHEN LASSEN VND DER KIRCHEN VER- EHRET. CHRISTIAN FINCKEN GOSS MICH ANNO M.D.C-XXXXI- (1643)°. Auffallend iſt, daß außer vier kleineren Münzen auf der Weſtſeite der Haube noch auf der Oſtſeite am Schlag eine größere Münze ſichtbar iſt, die wie aus der Umſchrift „Dleil. Glratial. DVX SAXNloniae]l. MDCLIV (1654) ET MONT I“ hervorgeht, elf Jahre jünger iſt. Wahrſcheinlich ſoll es, wie auf Abb. 78. Grunow. Taufe in der Kirche. dem Tragbalken der Glocke ſteht, 1683 heißen.
Die Nordoſtglocke von 0,60 m Durchmeſſer iſt ohne Inſchrift und wahrſcheinlich noch mittelalterlich.
f Hildesheim.
Hildesheim, Straßendorf 9,5 km ſüdöſtlich von Reppen. 145 Einw., Landgem. 456 ha, Gutsbez. 780 ha.
7 *
100 Weſtſternberg.
Das von den deutſchen Koloniſten im 13. Jahrhundert mit 64 Hufen, darunter Pfarrhufen, ausgeſtattete „Hildebrandesſtorp“ wurde 1350 durch die Markgrafen zuſammen mit anderen von den v. Klepzig erkauften Gütern dem Johanniter— orden übereignet (Urkunde vom 24. Dezember im Geheimen Staatsarchiv; vgl. Abdruck auf Grund der Dickmannſchen Sammlung bei Riedel, Codex XIX, 137). Im 16. Jahrhundert, als ſich der Name „Hilldesheim“ oder „Hildenßheim“ einzubürgern begann, ſaßen hier als Lehns— träger des Ordens die v. Loſſow, ihnen folgten von 1581 an die v. Winning. Im 18. Jahrhundert war hier Oberamt— mann Stegemann begütert, von 1800 bis nach 1860 die Familie Branden— burg, heute v. Riſſelmann zu Görbitich. Von den Ritterhufen war laut Dienſt— verzeichnis von 1588 ein Lehnpferd zu ſtellen. Um 1800 wohnten in „Hildes— heim“, deſſen Kirche — ebenſo wie heute noch — Filial von Groß-Gandern war, S Bauern, 1 Koſſät und 6 Einlieger, zu— ſammen 92 Menſchen.
Die Kirche (Abb. 81 u. 82), ein im Grundriß einfach rechteckiger, maſſiver Putzbau, deſſen ebenſo geſtalteter Weſt— turm ein vierſeitiges mit Ziegeln gedecktes Pyramidendach trägt und von einer Wetter— fahne mit der Inſchrift: „D. A. S. 17479 Daniel Auguſt Stegemann) bekrönt wird, geht ihrer heutigen Geſtalt nach auf einem im Jahr 1747 vorgenommenen Neubau zurück. Je zwei rundbogig geſchloſſene Fenſter auf der Nord-, Oſt- und Süd⸗ ſeite führen dem flachgedeckten Innern des Kirchenſchiffs Licht zu. Der Bodenbelag
Abb. 79. Grunow. Leuchter in der Kirche. beſteht aus quadratiſchen Flieſen von 28,8 em Seitenlänge. Von den Fenſter—
verglaſungen gehört nur noch diejenige im Türoberlicht des Weſtzugangs der Barock— zeit an. Auch die Zugänge, von denen der auf der Nordſeite im Gegenſatz zu der gegenüberliegenden, in der Mitte der Südwand angebrachten Tür und im Gegenſatz zu dem Weſtportal am Turm nur als Scheintür geſtaltet iſt, ſchließen nach oben rund—
Hildesheim. 101
bogig. An dem hölzernen Türſturz auf der Innenſeite des Weſtzugangs bemerkt man die Inſchrift „AN 1747 NOH.
Abb. 80. Grunow. Kelche in der Kirche.
Auch die hinter dem einfachen Altartiſch aufgebaute Kanzel mit dem die drei Buchſtaben D. A. S. (ſiehe oben) aufweiſenden Monogramm ſowie der zugehörige Paſtorenſtuhl, die Patronatsloge in der Südoſtecke und das Geſtühl im Schiff, ferner endlich die Weſtempore mit ihrer im Turmunterbau liegenden Zugangstreppe zeigen einfache, barocke Formen und find der Zeit ihrer Anfertigung nach höchſtwahr— ſcheinlich in das gleiche Jahr 1747 zu verlegen.
Das geſamte Holzwerk der inneren Ausſtattung iſt jetzt braun überſtrichen.
Das zinnerne Taufbecken wurde laut Inſchrift von Emilie Brandenburg am 31. Oktober 1847 geſchenkt.
Zwei Zinnleuchter, 28cm hoch, zeigen die Inſchrift: „16 Christof Lange 96°, Frankfurter Arbeit, Meiſter S. S.
Ein Zinnkelch, 24, om hoch, mit zugehöriger Patene, zeigt den Stempel des Berliner Meiſters Lieber und die Jahreszahl 1755.
1) Die alte Kirche wird in der Matrikel vom 16. März 1694 folgendermaßen beſchrieben: „Die Kirche iſt von Holtz geſchrotet, iſt inwendig rund undt gemahlet, forne mit einer Hallen, das Dach iſt von Ziegeln.“ — Die Beantwortung der Indagandaakte (Okt. 1814) berichtet: „Die jetzige ganz maſſive Kirche iſt 1747 erbaut ſamt dem Thurm.“ Ferner heißt es hier: „Das an die Kirche angebaute Gewölbe verlohr das Dach. Der ietzige Patron (Auguſt Wilhelm David Brandenburg) wollte es nicht reparieren, ſondern dereinſt lieber in der Erde ruhen, als nach dem Tode mit ſeiner Ausdünſtung noch die Lebendigen beläſtigen. Daher wurde das Gewölbe bis gleich der Erde abgetragen, die darin befindlichen Särge übermauert und mit Raſen bedeckt.“
102 Weſlſternberg.
Vorhanden ſind noch mehrere z. T. farbig bemalte Bauernepitaphien, die größtenteils aus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts ſtammen.
Zwei Glocken. Die öſtliche zeigt 0,63 m, die weſtliche 0,75 m Durchmeſſer; beide ſind von Meyer in Berlin unter dem Patronat des Auguſt Wilhelm Brandenburg im Jahre 1802. gegoffen. 3
—
NN 7 N za NM Zn . Mie 5 0 17 2 n = an Ik N . L l 1 N 88 5 Ef N iR N 1 ie) (a 0 — — 0 I E 0; = 3 1 25 Wer ai ie 10 — 0 5 = 16 0 W e ad e ee Damm‘ m | 317), ET LER Und 1 0 ee e . . — % 822
Be a en
Das jetzt unbewohnte Herrenhaus, ein ſchlichter einſtöckiger maſſiver Putzbau mit gebrochenem Ziegeldach, gehört ebenfalls der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts an. Die nach Weſten gerichtete Hauptfront zeigt zu beiden Seiten des in der Achſe ge— legenen Eingangs je drei ſchlanke, rechteckige Fenſter. Sechs Stufen führen zu einer
Hildesheim — Klein-Kirjchbaum. 105
Plattform vor dem Haupteingang. Ein zweiter Zugang befindet ſich auf der nördlichen Schmalſeite neben dem Eingang zum tonnengewölbten Keller. Im Innern des Herrenhauſes iſt nur das aus Brettern geſchnittene, für die oben angegebene Bauzeit charakteriſtiſche Treppengeländer bemerkenswert.
Klein-Kirſchbaum.
Klein-KRirſchbaum, Straßendorf 8 km öſtlich von Droſſen. 234 Einw., Land— gem. 625 ha, Gutsbez. 780 ha.
Kataſter der Lebuſer Kirche aus dem 15. Jahrhundert im Geheimen Staats— archiv geben für „Alt-Cirßbowm“ die übliche, für das Zeitalter der Koloniſation bezeichnende Ausſtattung mit 64 Hufen — darunter 4 Pfarrhufen — an. In dem ſeit 1350 den Johannitern gehörigen „Kerſebam“ ſaßen im 16. Jahrhundert als Vaſallen des Ordens die v. Löben, wie aus einem Lehn— brief von 1529 im Radacher Herrenhaus für die „Lobbenn“ zu „Kyrſchbaum“ hervorgeht. In dem 3. Bande der ſtatiſtiſch-topographiſchen Werke von Bratring über die Mark findet ſich für das damals 171 Einwohner zählende Dorf, wo die Borchertſchen Erben begütert waren, der Name „Klein-Kirſchbaum“, im Gegenſatz zu dem im Kreiſe Oſtſternberg belegenen größeren Dorf Groß Kirſchbaum. Set SR ui im Abb. 83. Klein-Kirſchbaum. Grundriß Beſitz des zu Radach wohnenden Ritterſchafts— der (an. direktors Kurd v. Pappritz, der auch Patron iſt.
Die Kirche (Abb. 83 u. 84), ein im Grundriß einfach rechteckiger Fachwerkbau, beſitzt eine Nordvorhalle mit darüber liegender Patronatsloge. Der verbretterte, im Grundriß quadratiſche Weſtturm mit ſeinem achteckigen Aufbau und der ſchindelgedeckten barocken Haube zeigt in der Wetterfahne die Jahreszahl 1701). Je drei einfach recht— eckige Fenſter auf der Süd- und Nordſeite führen dem Kircheninnern Licht zu. Der Zugang liegt auf der Nordſeite der Vorhalle, eine Treppe in der nordöſtlichen Ecke im Innern dieſes Vorbaues führt nach der Patronatsloge, ebenſo gelangt man über mehrere Stufen in der nordweſtlichen und ſüdweſtlichen Ecke des Kirchenſchiffes hinweg nach der Empore.
Der Kanzelaltar mit ſeiner von Säulen getragenen Dreieckverdachung dürfte ebenſo wie der zugehörige Paſtorenſtuhl und das Geſtühl im Schiff, nach der ſtrengen Formgebung zu urteilen, ſpäteſtens der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts angehören.
Der noch an der Decke aufgehängte Taufengel iſt barock und ſtammt vielleicht aus der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Über dem Taufengel bemerkt man auf die Decke aufgemalt eine Taube, das Sinnbild des heiligen Geiſtes.
) Die Matrikel vom 26. September 1693 beſagt: Die Kirche „iſt gantz von Holtz mit Zigelln ge— decket. Der Turm iſt von Holtz und gantz baufällig.“
104 Weitifernberg.
Ein aus dem erſten Drittel des 17. Jahrhunderts ſtammendes barockes, z. T. be— ſchädigtes Epitaph (Abb. 85) fuͤr die Ehefrau des Friedrich v. Ihlow geb. v. Winterfeld hängt hinter dem Aufbau des Kanzelaltars. Mehrere an verſchiedenen Stellen des
Kircheninnern aufgehängte Totentafeln gehören der neueren Zeit an.
Klein⸗Kirſchbaum — Klauswalde. 105
Ein Kelch, 19,5 em hoch, ſilbervergoldet, zeigt am Sechspaßfuß ſechs Wappen mit den entſprechenden Umſchriften: 1) „Catharina gep. von Lopen, Georg von Lopen, ellig (S ehelig) Havsfravw.“ 2) „Wolf von Lopen, weiland avf Kirschbavm seliger der junger“. 3) „Anna geborne von Ber- gerinn, Wolf von Lobens seligen elige (= ehelige) Havsfraw“. 4) „Friderich von llow auf Kirschbavm Erbsessen Anno 16054. 5) „Eva geborne Winterfeldinn, Friederich von Ilowen elige (= ehelige) Havsfraw“. 6) „Georg von Lopen der jvnger auf Kirschpavm avs dem Havs Kvrtshav (= Kurtschow)“. Ferner bemerkt man auf den Quadern des Knaufes den Namen Maria. Die zugehörige Patene mit Weihkreuz weiſt außerdem noch ein hufeiſen— artiges Zeichen auf mit den Buchſtaben I. B.
Drei Glocken. Die öſtliche von 0,37 m Durchmeſſer zeigt am Hals gleichmäßig ver— teilt viermal die ſpätgotiſche Minuskel m
(S maria). 15. Jahrhundert.
Die mittlere mit 0,55 m Durchmeſſer tt ohne Inſchrift und gehört ihrer ſchlanken Form nach vielleicht dem frühen Mittelalter an.
Die weſtliche von 0,80 m Durchmeſſer zeigt am Hals die nicht gänzlich verſtänd— liche Minuskelinſchrift: „hilf s got s maria o
berot s lorenc s bryſlerhevſler.“ Wende N 3
des 15. Jahrhunderts.
Abb. 85. Klein-Kirſchbaum. Gedächtnistafel für die Ehefrau des Friedrich v. Ihlow.
Klauswalde.
Rlauswalde, Straßendorf 10,5 km nordöſtlich von Droſſen. 213 Einw., Land— gem. 430 ha, Gutsbez. 643 ha.
Am 18. Februar 1335 wurde Peſcho van Swebeſin (S Schwiebus) durch Mark— graf Ludwig mit „Clauswalde“ belehnt (vgl. Riedel, Codex B. II, 97). Auf der Gemarkung lagen laut Sternberger Regiſter von 1461
106 Weſlſlernberg.
im Geh. Staatsarchiv 40 Hufen, darunter 5 Pfarrhufen. Matthias und Hartwig v. Slow erhielten 1507 die Belehnung. Die hier ſchon im 17. Jahrhundert beſtehenden zwei Ritterſitze der v. Heyden und v. Selchow wurden in der Folgezeit wieder zu einem Gute vereinigt, das um 1800 dem Geheimen Juſtizrat Buſch ge— hörte. 1847 erkaufte Landrat Karbe das Gut für 55 500 Taler (vgl. Berghaus, Land— buch III, 301, ferner v. Gundling, Brandenb. Atlas von 1720).
Abb. 87. Klauswalde. Kirche von Nordoſten.
Die Kirche wurde nach dem Klauswalder Lagerbuch im Jahre 1699 erbaut und 1855 „maſſiv unterfangen“. Auf das Jahr des Baues weiſt auch die Inſchrift H. O. S. v D HH
NS der Wetterfahne auf dem Oſtgiebel hin, deren Inhalt durch die aus— AO: 1099 —
führlichere Bauinſchrift: „ANNO 1699 IST DIESE KIRCHE NEW ERBAWET PATRONI WAREN HERR OTTO SIGISMUND VON DER HEIDE V. HERR HANS HEINRICH VON SELCHOW PASTOR H. ANDREAS PAPE KIRCHVATER MARTIN ZELLFISCH V. MARTIN LOZE . BAV- MEISTER GEORGE NEUMANN“ an dem mittleren Unterzug der geraden Decke des Innern erklärt wird.
Klauswalde. 107
Abb. 88. Klauswalde. Kanzelaltar in der Kirche.
Das Gotteshaus (Abb. S6 u. 87) zeigt eine im Grundriß rechteckige Anlage mit drei— ſeitigem Oſtſchluß, einer Vorhalle auf der Nordſeite und einem im Grundriß quadratiſchen Weſtturm, deſſen ins Achteck übergeführte Laterne mit ihrer welſchen Haube von einer 17380 datierten Wetterfahne bekrönt wird.
) Beckmanns Nachlaß im Geh. Staatsarchiv zufolge wurde 1738 „ein neuer Kirchen Thurm gebauet“.
Weititernberg.
108
Abb. 8g.
Klauswalde.
Taufe in der Kirche.
Abb. 90.
Klauswalde.
Klauswalde — Kohlow. 109
Die rundbogigen Lichtöffnungen mit ihren Backſteinleibungen gehören dem Jahre 1855 an, der Zeit des maſſiven Ausbaus mit Granitfindlingen.
Das flachgedeckte Innere beſitzt eine Süd- und eine leicht geſchweifte Weſt— empore mit entſprechend angelegten Aufgängen ſowie eine über der Nord— vorhalle errichtete Patronatsloge. Der Fußbodenbelag beſteht aus quadrati— ſchen Flieſen von 28 cm Seitenlänge.
Der Kanzelaltar (Abb. 88) ſowie die Taufe (Abb. 89) gehören der Wende des 17. Jahrhunderts an, während das Geſtühl, nach ſeinen Renaiſſanceformen zu ſchließen, aus der Vorgängerin unſerer heutigen Kirche mit herübergenommen fein dürfte.
Ein Bild aus der Wende des 18. Jahrhunderts zeigt Jeſus als Kinderfreund.
Ein Kelch (Abb. 90), 22,8 em hoch, ſilbervergoldet, beſitzt auf ſeinem Abb. 94. Klauswalde. Zinnteller in der Kirche. am Rande mit reichem Renaiſſance— ornament geſchmückten Sechspaßfuß einen auf ein eingraviertes Kreuz genieteten Kruzi— firus und in den Emailleeinlagen der Quader des Kaufes die Goldbuchſtaben und Zeichen: J. N. ch RJ. & (Jesus Nazarenus Rex Judaeorum). Eine außerdem noch eingravierte Inſchrift lautet: „Das Blyt Jesv Christi vnseres Hern reiniget vns von al. vnsern Svnden. Johanes am. 1. (= 1. Epiſtel, 1. Kap.) 1597. 44 lot 3 8“. Frankfurter Arbeit, Meiſter D. F.
Ein Zinnteller (Abb. 91) mit ſchön geſchwungenem, fein profiliertem Rand gehört ſeiner Formgebung nach der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an, während eine ſechseckige Kirchenflaſche aus demſelben Metall etwas älter fein dürfte.
Die beiden Glocken mit 0,75 m bezw. 0,80 m Durchmeſſer find im Jahre 1900 von Franz Schilling in Apolda gegoſſen.
Kohlow.
Rohlow, Angerdorf 9,5 km ſüd— weſtlich von Droſſen. 531 Einw., Land— gem. 775 ha, Gutsbez. 704 ha.
In „Kawl“ war um 1360 der Droſſener Bürger Duncktmigut mit einigen Hufen vom Markgrafen belehnt. „Kauwel“ hatte einem Schoßregiſter des Abb. 92. Kohlow. Grundriß der Kirche. Landes Sternberg von 1461 im Ge—
110 Weſlſternberg.
heimen Staatsarchiv zufolge eine Gemarkung von 64 Hufen, darunter 4 Pfarrhufen; zu einem Bauerngut gehörten, wohl ſchon vom 13. Jahrhundert an bis in die neueſte Zeit, etwa 2 Hufen. Beſitzer des Ritterguts waren die v. Kökeritz, ſeit der Zeit des Großen Kurfürſten die 1556 geadelten v. Ludwig, die es 1804 an den Haupt- mann v. Berg veräußerten. Nachdem 1836 ſich hier der Major Kaſpar v. Kaphengſt für 53 400 Taler angekauft hatte, iſt das Gut in dem Beſitz der alt-märkiſchen, ſchon
1321 urkundlich auftretenden Familie der Kapehingeſt, die bis Ausgang des 18. Jahr— hunderts zu Breſch in der Prignitz begütert waren, verblieben.
Die Kirche (Abb. 92), ein im Kerne frühmittelalterlicher Granitfindlingsbau, beſteht aus annähernd quadratiſchem Langhaus, einem rechteckigen, etwas eingezogenem Chor und dem das Schiff auf beiden Seiten an Breite überragenden Weſtturm. Die jüngere aus Backſtein errichtete obere Hälfte dieſes Bauteils mit ihrem vierſeitigen,
Kohlow. li!
heute zinkbedeckten Pyramidendach wird von einer Wetterfahne mit der Inſchrift: „v. Berg 1804“ bekrönt.) Auf der Oſtſeite des Chores find noch die drei urſprünglichen Spitzbogenfenſter erhalten. Von ihnen läßt das mittlere dadurch, daß es ſich über die heutige flache Decke bis hinein in den Dachraum erſtreckt, auf eine ehemals gewölbte, vielleicht tonnenartig geſtaltete Deckenbildung ſchließen. Außerdem zeigt die gleiche Abſchlußwand auf ihrer Außenſeite zwei flankierende Spitzbogenniſchen. Zwei weitere ſchmale, jetzt aber vermauerte Spitzbogenfenſter auf der Südfeite des gleichen Bauteils ſind ebenfalls urſprünglich; dagegen dürften die vier ebenſo durchgebildeten, aber größeren Fenſter des Schiffes aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ſtammen. Dieſer Zeit gehört auch die Verbindungstür zwiſchen Turm und Kircheninnern an. Der ſpitz— bogige Zugang auf der Südſeite des Altar— raumes (Abb. 93) mit ſeinem doppelt ab— getreppten Gewände, dem den Spitzbogen begleitenden vorgekragten einfachen Profil und einem über der Bogenſpitze ſitzenden, ebenfalls aus Granit aufgemauerten Kreuz iſt jedoch urſprünglich.
Das Schiff beſitzt auf drei Seiten Em— poren, deren Zugangstreppe im Turm liegt.
Der Kanzelaltar (Abb. 94) mit ſeinen ſchlichten Säulen zeigt einfache handwerks— mäßige Formen.
Die Taufe aus Zinkguß iſt modern— gotiſch.
Die übrige innere Ausſtattung mit Ausnahme des modern-gotiſchen von dem Kaphengſt-Rederſchen Alliancewappen über— ragten Patronatsſtuhls dürfte den vierziger Abb. 94. Kohlow. Kirche, Kanzelaltar. Jahren des 19. Jahrhunderts angehören.
Ein Meſſingkronleuchter zeigt moderne Renaiſſanceformen.
Ein gotiſcher Kelch (Abb. 95 links), 16,75 om hoch, ſilbervergoldet, beſitzt am Sechspaßfuß einen aufgenieteten Kruziftrus.
Zwei Patenen mit Weihkreuzen beſtehen ebenfalls aus vergoldetem Silber.
Eine ſilbervergoldete Taufkanne (Abb. 95), 20,28 cm hoch, laut Gewichtangabe auf der Unterſeite des Fußes 61¼ Lot ſchwer, trägt auf dem Deckel die Inſchrift: „Kirchenkanne zv Kohlo ano 1710“ und iſt Frankfurter Arbeit.
Der gleichen Zeit dürfte ein ebenfalls ſilbervergoldeter, 26,5; om hoher und 61 Lot ſchwerer Barockkelch (Abb. 95 rechts) angehören, deſſen Knauf den Namen ſesvs aufweiſt.
Von den drei 1866 von C. F. Voß in Stettin gegoſſenen Glocken mißt im Durchmeſſer die öſtliche 0,71 m, die mittlere 0,84 m und die weſtliche 0,62 m.
) Turm und Kirche find 1803 ausgebrannt (vgl. Indagandaakte vom Jahre 1814).
Abb. 95. Kohlow. Altargeräte in der Kirche.
In dem 1880 neu erbauten Herrenhaus befinden ſich nachſtehende bemerkens— werte Gegenſtände:
Zwei Rokokoſchränke mit Intarſien; ein Rokokoſchrank aus der Rheins— berger Zeit des Prinzen Heinrich, und eine Rokokokommode, ferner ein Olbild des Chriſtian Ludwig v. Kaphengſt, ehemaligen Adjutanten des Prinzen Heinrich, endlich eine Taſſe aus der Berliner Porzellanmanufaktur, Zeit der Anfertigung etwa 1790,
Kunersdorf.
Runersdorf, Angerdorf 14,5 km weſtlich von Reppen. 1016 Einw., Landgem. 1624 ha, Gutsbez. 3733 ha.
Wie aus einer Urkunde vom 20. Januar 1399 im Frank furter Stadtarchiv erhellt, ers laubte Markgraf Jobſt dem Rat von Frankfurt, „Cunerts— dorf“ zu kaufen (vgl. Riedel, Codex XXIII, 137). Noch heute beſitzt die Kämmerei Abb. 96. Kunersdorf. Grundriß der Kirche. einen zumeiſt aus Waldungen
Kohlow — Kunersdorf. 113
beſtehenden Gutsbezirk. Im 15. Jahrhundert wohnten hier 14 Bauern und 6 Koſſäten, um 1800 11 Ganzbauern, 12 Ganzkoſſäten, 7 Büdner und 6 Einlieger. Der Pfarrkirche waren von den 40 Hufen der Gemarkung wohl ſchon im 13. Jahrhundert 4 Freihufen
b Ba e
2 e
e., N eee
zugewieſen worden. — Am 11. Auguſt 1759 ließ Sſaltykow auf Loudons Rat den Ort, der den Preußen einen guten Stützpunkt geboten hätte, niederbrennen (vgl. Geſch. des Siebenjährigen Krieges, hgg. vom Großen Generalſtab, X, 234). Während der Schlacht am 12. Auguſt wurde das Dorf zeitweilig von den Preußen genommen,
Kunſtdenkm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weftfternberg. 8
114 Weſlſternberg.
der ummauerte Kirchhof aber von den Ruſſen und Oſterreichern gehalten (vgl. Kofer, König Friedrich der Große, II, 249 f.). — Patron iſt der Frankfurter Magiſtrat.
Abb. 98. Kunersdorf. Inneres der Kirche, Blick nach Oſten.
Pyramide ſowie die aus Backſtein errichtete Vorhalle auf der Südſeite und die im Oſten vorgelegte Sakriſtei aus gleichem Material der vorſtehend genannten Zeit des Umbaues angehören. Gleichzeitig mit dieſem ſind auch ſämtliche Lichtöffnungen des Gotteshauſes ſowie der Südzugang und die Verbindungstür zwiſchen Sakriſtei und Kircheninnern, im Gegenſatz zu der ſpätmittelalterlich profilierten Weſtportal— umrahmung, aus Backſtein. Das Innere beſitzt auf drei Seiten Emporen mit Zu— gangstreppen in der Südweſt- und Nordweſtecke.
Der ſchlichte Kanzelaltar (Abb. 98) mit ſeinem eigenartig in die Sakriſtei eingebauten Treppenaufgang (Abb. 99) gehört dem Ende des 18. Jahrhunderts an.
) Vgl. Beantwortung der Indagandaakte vom Jahre 1814.
Kunersdorf. 115
Drei ſpätmittelalterliche Figuren, darunter Maria mit dem Chriſtuskind und Johannes der Täufer, wurden von dem Vorgänger des Altaraufbaues übernommen.
Der einfache Tauftiſch ſowie die Orgel entſtammen ebenfalls noch dem 18. Jahrhundert.
Ein meſſingenes Taufbecken mit der Darſtellung der Verkündigung und einer rein dekorativen Umſchrift gehört dem 16. Jahrhundert an, während die Inſchrift: g, nachträglich hinzugefügt wurde.
Ein Grabſtein für den am 12. Aug. 1759 in der Schlacht von Kunersdorf geblie— benen ruſſiſchen Offizier von Heicking iſt in den Backſteinfußboden der Kirche eingelaſſen.
Vorhanden ſind noch zwei zopfige Kronleuchter mit Glasbehang, ſowie eine Anzahl etwa gleichzeitiger Yich = terblaker aus Blech, darunter ſechs mit der Inſchrift: „An den Gerichtsschultzen Gottfried Schulze zu Cunersdorf 1801“, endlich zwei Gedenktafeln zur Erinnerung an die Kriege 1813/14 und 1864.
Ein Kelch, 26,5 om hoch, ſilbervergoldet, mit zugehöriger Patene, wurde laut Inſchrift auf der Unterſeite des Kelchfußes im Jahre 1775 für die Kuners— dorfer Kirche von dem Frank— furter Goldſchmied L. C. Prevöt !) angefertigt (vgl. denſelben Kelch in „Kunſtdenkmäler“, Stadt Frankfurt, Abb. 29).
Drei Glocken hängen im Turm der Kirche. Die öſtliche mit 0,85 m Durchmeſſer zeigt am Hals außer einem nach rechts aufſteigenden heraldiſchen Löwen und einer Anzahl Medaillen mit dem Reichsadler oder Darſtel— Abb. 99. lungen wie der Verkündigung u. a. m. noch eine anſcheinend nur dekorative Majuskelinſchrift und dürfte ſpäteſtens dem Ende des 14. Jahrhunderts angehören. Die mittlere hat 0,72 m Durchmeſſer und trägt auf der Haube den Anfangsbuchſtaben des Namens der Gottesmutter, die weſtliche mit 0,48 m Durchmeſſer iſt inſchriftlos. Von dieſen beiden mittelalter—
1) Johann Chriſtoph Prevöt, geb. 1739 in Caſſel, erwarb am 8. März 1809 in Frankfurt a. O. das Bürgerrecht.
116 Weſlſternberg.
lichen Glocken dürfte die zuletzt erwähnte, ihrer ſchlanken Form nach zu urteilen, die älteſte ſein und bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen.
Ein Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht von Kunersdorf wurde am 22. Auguſt 1909 in der Nähe des Dorfes errichtet. Das am Denkmal angebrachte Bronzerelief, darſtellend die Rettung Friedrichs des Großen durch den Rittmeiſter v. Prittwitz zeigt dieſe Begebenheit weſentlich anders als die Schilderung im X. Bande des Generalſtabwerkes (vgl. auch „Kunſtdenkmäler“, Kreis Lebus, S. 122).
Läſſig.
Tällig, Straßendorf 5,5 km ſüdſüdöſtlich von Göritz. 320 Einw., 1032 ha.
Laut Urkunde vom 3. Februar 1317 im Geh. Staatsarchiv gehörte „Lesk“ dem Lebuſer Biſchof (vgl. Riedel, Codex XX, 201); dem Zehntregiſter von 1405 zufolge hatte es 54 Hufen, von denen der Kirche und dem Richter je 4 Hufen bereits im 13. Jahrhundert zugewieſen worden waren. Das nach der Säkulariſation der biſchöf— lichen Güter unter Joachim II. zur landesherrlichen Domäne gewordene Dorf ward dem Domänenamt Frauendorf unterſtellt, das aber 1815 in Privatbeſitz kam; 1844 wurde die Herrſchaft Frauendorf mit allem Zubehör vom Königlichen Haus erworben. Das Filialverhältnis der hieſigen Kirche zu Göritz geht auf das Mittelalter zurück.
Die Kirche (Abb. 100 u. 101), ein im Kerne ſpätmittelalterlicher, unregelmäßig gemauerter Findlingsbau, zeigt ein einfach rechteckiges Langhaus mit halbkreisförmigem Oſtſchluß. Der in der Achſe der Weſtfront ſitzende, im Grundriß quadratiſche, verputzte Backſteinturm mit ſeiner für das 18. Jahrhundert typiſchen Fenſter- und Niſchen— gliederung auf der Außenſeite, wird über der heute mit Zink gedeckten Pyramide von einer Wetterfahne gekrönt mit dem Monogramm Friedrichs des Großen und der Jahreszahl 1742. Auch die Sakriſtei im Oſten der Kirche ſowie die Vorhalle vor dem Südzugang ſind aus Back— ſtein, gehören jedoch der neueren Zeit an.
Gleichfalls modern ſind die nach oben
: rundbogig gejtalteten Lichtöffnungen des Lang—
Abb. 100. Läſſig. Grundriß der Kirche. hauſes und des runden Oſtſchluſſes. Außer
durch die Vorhalle auf der Südſeite gelangt
man noch von Weſten her durch den Turmunterbau nach dem Kircheninnern mit ſeinen auf drei Seiten angebrachten Emporeneinbauten.
Der einfache Kanzelaltar zeigt ſchlichte, handwerksmäßige Formen.
Die Taufe aus Zinkguß iſt modern-gotiſch.
Die ebenſo wie die Emporen und das Geſtühl braun geſtrichene Orgel weiſt noch verſchiedene jetzt vergoldete Reſte barocker Rankenſchnitzereien auf.
x
Kunersdorf — Läſſig. 117
Eine Erinnerungstafel rechts vom Altar wurde 1816 von dem „Baron v. Frauendorf“ zum Andenken an zwei in den Befreiungskriegen gefallene Musketiere geſtiftet.
Verſchiedene der neueren Zeit angehörige z. T. mit Bändern geſchmückte Toten— kronen und Kränze unter Glas hängen an den Emporenbrüſtungen.
Die Beleuchtungskörper ſind aus neuerer Zeit.
Eine mit Leimfarbe handwerks— mäßig auf Holz gemalte Darſtellung des heiligen Abendmahls, ein altes Altarbild, befindet ſich im erſten Obergeſchoß des Kirchturmes und wurde laut Inſchrift auf der Rückſeite der Holztafel von dem „Mahler und Civ. Akad.“ Johann Allardt in Frankfurt a. O.!) im Jahre 1696 verfertigt.
Ein altes Uhrwerk auf dem Kirchenboden gehört anſcheinend eben— falls dem 17. Jahrhundert an.
Ein ſchmiedeeiſerner Halter für die Predigtuhr wird in der Sakriſtei aufbewahrt.
Vorhanden ſind noch: eine zinnerne Kirchenflaſche, 25 cm hoch ein— ſchließlich des Deckels, ſechseckig, Wende des 17. Jahrhunderts; ein zinnernes Abb. 101. Taufbecken mit geſchweiftem Rand, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts; ein Zinnkelch, 15 cm hoch, ſowie eine kleine Zinnkanne, ebenfalls mit geſchweiftem Rand, dürften etwas jünger ſein.
Ein Kelch, 23, cm hoch, ſilbervergoldet, zeigt auf der Unterſeite des Fußes die Inſchrift: „Lässig 1693“ und iſt laut Stempel Berliner Arbeit. Meiſterinitialen B. Q. Eine zugehörige, ebenfalls ſilberne Patene mit Weihkreuz zeigt die gleiche Inſchrift und das gleiche Meiſterzeichen.
Drei Glocken hängen in zwei Geſchoſſen des Turmes verteilt. Von den beiden unteren iſt die öſtliche mit 0,60 m Durchmeſſer von Guſtav Collier in Berlin-Zehlendorf 1884 gegoſſen; die weſtliche mit 0,93 m Durchmeſſer aus dem Jahre 1847 ſtammt von H. Ch. Lange zu Frankfurt a. O. Am Tragebalken eingeſchnitten lieſt man „Carl Fischbach 1847“. Die obere Glocke von 0,47 m Durchmeſſer hat am Hals den Glockenſpruch: „GLORIA IN EXCELSIS DEO“ (= Ehre ſei Gott in der Höhe) und auf der Haube die Inſchrift: „ICH RUFE ZUM WACHEN UND ZUM BETEN UND AUCH IN HÖCHSTEN NÖTEN“. 18. Jahrhundert.
) Vgl. auch Kunſtdenkmaler, Kreis Lebus, S. 172, und Stadt Frankfurt, S. LXVII.
118 Weſtſternberg.
Laubow.
Taubow, Straßendorf 11 km ſüdöſtlich von Droſſen. 311 Einw., 1234 ha.
Zugleich mit Zielenzig wurde laut Urkunde vom 27. Oktober 1286 im Geheimen Staatsarchiv „Lubene“ vom Markgrafen dem Templerorden übereignet (vgl. Riedel, Codex XIX, 125). Vom 14. Jahrhundert behauptete ſich hier der Johanniterorden bis zu ſeiner Aufhebung im Jahre 1810, und zwar gehörte Laubow zuſammen mit Krieſcht, Limmritz und anderen Dörfern zum Ordensamt Sonnenburg. Die durch das biſchöfliche Zehntregiſter von 1405 bezeugte Ausſtattung von „Luba“ mit 61 Hufen, darunter 4 Pfarrhufen, weit auf planmäßige Anlage durch deutſche Koloniſten im 13. Jahrhundert hin (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78 a. 11).
Die Kirche wurde nach Aufzeichnungen in alten Kirchenbuchreſten zu Laubow im Jahre 1520 erbaut. Nach derſelben Quelle waren die Wände mit bunten Bildern bemalt.) Ferner wird berichtet, daß der Holzturm, deſſen Bau dem Jahre 1546 angehört, 1693 erneuert und mit eichenen Bohlen bedeckt wurde. 1621 wurde der Altar und 1686 eine neue Kanzel in der Kirche errichtet. 1813 kam der ſilberne, innen ver- goldete Abendmahlskelch abhanden. Dem Jahre 1866 gehört die Orgel an, während die Abendmahls- und Taufgeräte aus Alfenide im Jahre 1883 beſchafft und die Altarleuchter im Jahre 1887 bronziert wurden.
Vorſtehende Notizen werden durch Aufzeichnungen, die der Lehrer Theodor Körner mit Rückſicht auf das Ausſehen der Kirche vor der letzten umfaſſenderen baulichen Inſtandſetzung niedergeſchrieben hat, beſtätigt und noch ergänzt. Sie lauten wörtlich: „Dieſe Kanzel iſt 1686 neu erbaut, 1621, den 25. Febr., iſt dieſes Altar renoviert und Gott zu Ehren aufgerichtet unter Prediger Martino Prosnacio Jacob Enden, Schultze, Peter Meißner und Merten Schikken, Kirchenväter, dieſen gefolgt Andreak Blrüh und Adam Gabriel 1686, den 20. April, das Altar neu erbaut unter Andreä Papis. Kirchenväter: Hans Vorwerk und Chriſtoff Hahn. Bauern zu dieſer Zeit Chriſtoff Ende, Hans Töpper, Martin Gerke, Adam Walde, Caspar Daubitz, Martin Schulz, Görge Büttner.“ Dieſe Bauernnamen ſtanden an dem Chorbalken deutlich geſchrieben. An der Decke über dem Fenſter ſüdlich vom Altar ſtand der
) Dieſe Angabe wird beſtätigt durch folgende Bemerkung in der Matrikel (20. Febr. 1694): „Die
Kirche iſt . . . inwendig gemahlet nach Papiſtiſcher Art.“ Nachſtehende Notiz in der Beantwortung der Indagandaakte aus dem Jahre 1844 beſagt dasſelbe: „Das Innere der Kirche iſt mit ſoviel Schnörkeln und groteſken Figuren aus dem Papſtthum ausgemahlet, daß es in der benachbarten Gegend Redensart iſt: So bunt wie in der Lauboſchen Kirchen.“
x
Laubow. 119
Name des Erbauers der Kirche Herr v. Buch!) und darunter hing ein einfaches Brett als Tafel, worauf der Kopf dieſes Herrn gemalen war, ohne Bedeckung ein länglich Geſicht mit ſtarker Naſe, langem mehr rötlichem als blondem Bart und ähnlichem geſchorenem Kopfhaar. Dieſe Tafel haben die Arbeiter des Maurermeiſter Th. Michel aus Droſſen, welcher 1863 die Renovierung übernommen hatte ſamt den alten
—
Kirchenſtühlen und Bänken nach Droſſen zum Brennholz geholt. Unter dieſem Bilde war der Lutherkopf, wie er auf den jetzigen Bildern dargeſtellt iſt, an die Wand gemalen. Derſelbe iſt mit Schlemmkreide und dem jetzigen Malerputz übertüncht. Die Jahreszahl 1520 war an 3 Stellen an der Decke in der kleinen runden Fläche, wo die Bögen zuſammenſtoßen, verzeichnet. In den andern runden Flächen waren verſchiedene andere Sinnbilder, z. B. über der Tür ein Affe, über dem alten Küſter—
) Die Indagandaakte ſagen von dieſem Bilde: „Unter den Bildern befindet ſich auch ein adeliges
Wappen mit der Unterſchrift in ſehr alter Fraktur-Schrift: S R De R G von Buchs, woraus hervorzu— gehen ſcheint, daß die Kirche anno 1520 adlichen Patronats geweſen iſt.“
Abb. 104. Laubow. Inneres der Kirche, Blick nach Oſten.
und Schülerchor, welches auf einer hölzernen, mannsdicken Säule am vorderen Ende und an der Kanzel, am hinteren Ende und wo auch der Aufgang von der Kanzel— treppe ging und an der Wand rubete, mit einer Bank für den Küjter, vorn am Ende mit dem Leſepulte und der ſchwarzen Liedertafel, die noch in der Schule hängt.“
Laubow — Leichholz. 121
Die Kirche (Abb. 102 u. 103) iſt eine anläßlich des oben erwähnten größeren Umbaues zu Anfang des 16. Jahrhunderts am Außeren mit Strebepfeilern verſehene mittelalterliche Anlage von rechteckiger Grundform und mit dreiſeitigem Oſtſchluß. Der heute noch ſtehende hölzerne, mit einer ſchiefergedeckten, ſchlanken Pyramide verſehene Weſtturm gehört dem Jahre 1693 (Jahreszahl in der Wetterfahne) an, während die Backſteinvorhalle vor dem Nordzugang des Gotteshauſes wahrſcheinlich im Jahre 1863, d. h. anläßlich der letzten umfangreichen Wiederherſtellung errichtet wurde. Außer der Vorhallentür vermittelt noch ein zweiter Zugang von Weſten her den Zutritt zu dem mit reichem Netzgewölbe verſehenen Kircheninnern (Abb. 104). Die wahrſcheinlich ſchon in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts erweiterten Lichtöffnungen ſind nach oben rundbogig abgeſchloſſen. Der Fußbodenbelag beſteht aus Backſteinflieſen.
Das Geſtühl ſowie die Weſtempore wurden im Jahre 1863 erneuert.
Der nachträglich zuſammengefügte Kanzelaltar (Abb. 104) zeigt, abgeſehen von der wie oben erwähnt aus dem Jahre 1686 ſtammenden Kanzel, in dem ehemaligen Altaraufbau ſchon Teile aus zwei verſchiedenen Stilperioden. So dürfte das jetzt als Kanzeltür dienende urſprüngliche Hauptbild, eine Kreuzigungsdarſtellung, ebenſo wie die Auferſtehung in dem von einer Chriſtusfigur bekrönten oberen Aufbau, dem Jahre 1621 angehören, während die von Renaiſſanceſäulchen eingefaßten vier Paare von Heiligenfiguren zu beiden Seiten des Mittelfeldes den Typus des 16. Jahrhunderts tragen.
Der an Stelle einer älteren hölzernen Taufe angeſchaffte Taufſtein aus gebranntem Ton gehört den ſechziger Jahren des 19. Jahrhunderts an.
Ein Zinnkelch, 23,5 em hoch, mit zugehöriger Patene, zeigt am Stengel die Meiſterinitialen J. C. A. und die Jahreszahl 1780.
Die jetzt bronzierten (ſiehe S. 118) einſchließlich Dorn 59 em hohen Zinnleuchter ſtammen aus dem 17. Jahrhundert.
Von den beiden Glocken dürfte die inſchriftloſe Südglocke mit 0,95 m Durchmeſſer noch mittelalterlich ſein, die reichverzierte Nordglocke mit einem Durchmeſſer von 0,61 m zeigt u. a. auf der Haube eine Madonna, ferner Engelgeſtalten in Ranken— werk, ſowie außer dem Wappen auch die Anfangs— buchſtaben des Namens des Glockengießers Franz Voillard und die Jahreszahl 1666. Ihr An— ſchaffungspreis betrug, laut Matrikel vom 20. Fe— bruar 1694, 82 Taler.
Leichholz. Teichholz, Straßendorf 24 km oſtſüdöſtlich von Reppen. 3599 Einw., Landgem. 787 ha, Abb. 105. Leichholz. Grundriß der Kirche.
Gutsbez. 1010 ha.
Im Beſitz von „Leckhotz“ wurde 1460 durch den Markgrafen der Johanniter— orden beſtätigt, als deſſen Lehnträger ſeit 1492 die v. Loſſow hier ſaßen (vgl. Wohl— brück, Bistum Lebus III, 540). Um 1800 beſaß der kurländiſche Freiherr v. Medem
122 Weſtſternberg.
das Lehn; zudem war hier die Erbprinzeſſin von Hohenzollern-Hechingen begütert. 1871 ging das Medemſche Gut durch Kauf vom Grafen v. Perponcher an den Fürſten von Hohenzollern über.
Die Kirche (Abb. 105), ein einfach rechteckiger Fachwerkbau, ohne Turm, wurde am 9. Febr. 1845 % eingeweiht. Je eine Tür auf der Nord- und Oſtſeite führen nach
dem Innern (Abb. 106). Die hinter dem Altartiſch errichtete Kanzel mit dem zugehörigen Paſtorenſtuhl
— « »A ee
Abb. 106. Leichholz. Inneres der Kirche.
zeigt ebenſo wie die Orgelempore auf der Oſtſeite oder das Geſtühl und die übrige Ausſtattung der angeführten Bauzeit entſprechend einfach ſchlichte Formen.
Eine Anzahl Bauernepitaphien und eigenartig durchgebildete Denktafeln (Abb. 107) zur Erinnerung an den Krieg 1870/71 hängen an den Wänden.
Ein großes modernes Chriſtusbild ſchmückt die Rückwand der Kanzel.
Eine achtarmige Lichterkrone gehört ebenfalls der neueren Zeit an.
Zwei reicher durchgebildete Zinnleuchter auf dem Altar beſitzen die In— „ ee ſchrift: ENYZ. 1714
) Zum Bau der Kirche ſchenkte Friedrich Wilhelm IV. 400 Taler.
Leichholz — Leiſſow.
Ein zinnernes Taufbecken mit einem aus den Buchſtaben v gebildeten reichverſchlungenen Monogramm und der Jahreszahl 1688 zeigt in der Mitte der Vertiefung das Lamm mit der Kreuzes— fahne und dem Kelch, während eine Majuskelinſchrift: „ECCE AGNVS De TOLEIT PECCEATA MVNDI“ (= Siehe das ift Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt) lautet.
Von den der neueren Zeit ange— hörigen Altargeräten iſt nur ein 25 cm hoher Kelch mit dem Wappen und den Initialen C. B. v. M. (= Carl Baron v. Medem) bemerkenswert. Er iſt eine Stiftung des Freiherrn Heinrich v. Medem aus dem Jahre 1843 zum Andenken an ſeinen Bruder Karl v. Medem.
Zwei Glocken, laut Aufſchrift vom Bochumer Verein Gußſtahlfabrik und eine Stiftung des Fürften von Hohen— zollern aus dem Jahre 1878, hängen in
einem beſonders dazu errichteten Glockenſtuhl abſeits von der Kirche.
es Heinrich S 8 5
#3 52, 100 den =, ia der. 3 ken
um 5 8
essa a aG 4
e .
2444444484446
Abb. 107. Leichholz. Denktafel im Innern der Kirche.
Die nördliche
mißt 0,75 m, die ſüdliche 0,63 m im Durchmeſſer.
Leiſſow.
Teiſſlow, Straßendorf 10 km ſüdlich von Göritz.
319 Einw., 676 ha.
1412 erhielten laut Lehnsregiſtratur im Geheimen Staatsarchiv (Rep. 78. 49,
Abb. 108.
Grundriß der
fol. 1 i. d.; vgl. Riedel, Codex C I, 48) Kaſpar, Hans und Friedrich Rotſche die Belehnung mit einem Teil von „Lißaw“, einem dem Johanniterorden, Kommende
Lagow, unterſtehenden Dorf. Laut Schoßregiſter des Landes Sternberg von 1461 hatte „Lyſſow“ nur 17 Hufen, darunter 2 Pfarr- und 2 Richterhufen. 1529
kam es an die Jobſt, 1584 an die v. Wedel zu Biſchofs— ſee, ſpäter an die Stadt Frankfurt. Durch König Friedrich Wilhelm J. wurde 1734, wie aus den Akten des Geheimen Staatsarchivs erhellt, Leißow und Biſchofsſee für 30 000 Taler von dem Generalleutnant v. Bredow gekauft und zum Domänenamt Biſchofsſee geſchlagen.
124 Weſlſternberg.
Die Kirche (Abb. 108 u. 109) iſt eine im Grundriß kreuzförmige Anlage mit Vor— halle auf der Weſtſeite. Sie beſitzt über der Vierung einen in der Achſe des Querſchiffs vorgeſehenen hölzernen Dachaufbau, deſſen Satteldach einen im Grundriß quadratiſchen verbeſſerten Turm mit ſchiefergedeckter, ſchlanker achtſeitiger Pyramidenſpitze trägt. Der mittelalterliche Kern’), das rechteckige Langhaus, iſt nicht allein an dem Granit— material der über 1 m dicken Umfaſſungsmauern zu erkennen, ſondern auch an der
aus Backſtein großen Formats gemauerten Leibung der Verbindungstür zwiſchen Vor— halle und Kircheninnern.
Der ganze innere Ausbau, d. h. die Emporen ſowie der Altar, die Kanzel, die Orgel und die Taufe gehören der Neuzeit an.
x J
Bemerkenswert iſt noch links vom Altar in der Oſtwand die ehemalige jetzt vermauerte Sakramentsniſche.
) Matrikel d. d. 17. März 1691: „Die Kirche iſt gantz gemauert, mit einer Hallen, undt von
Ziegeldach. Hat fünf Fenſter und Eine Thür. Die Decke von Dielen, da die Helffte ein Schwiebbogen, die andere Helffte gerade und gemahlet iſt.“
Leiſſow — Lieben. 125
4 u in 7%
Abb. 110. Leiſſow. Bauernhaus.
Ein Taufbecken aus Zinn trägt die Jahreszahl 1846.
Zwei Glocken. Die öſtliche von 0,57 m Durchmeſſer iſt 1867 von Fr. Gruhl in Kleinwelka bei Bautzen gegoſſen, die weſtliche von 0,75 m Durchmeſſer ſtammt von Großheim in Frankfurt a. O. vom Jahre 1843.
Ein Bauernhaus mit Vorlaube (Abb. 140) ſteht weſtlich von der Kirche an der Dorfſtraße.
Lieben. Lieben, Angerdorf 10 kKmoſtſüdöſtlich von Droſ— fen. 405 Einw., Landgem. 355 ha, Gutsbez. 1394 ha. Für „Lybnow“ iſt durch Zehntregiſter des Biſchofs von Lebus von 1405 im Geheimen Staats— archiv, ebenſo wie für ſo viele andere Dörfer der > = Lande Sternberg und Lebus, die auf das Zeitalter Abb. 111. Lieben. Grundriß der Kirche.
126 Weſlſlernberg.
der deutſchen Koloniſation, das 13. Jahrhundert, hinweiſende Ausſtattung mit 64 Hufen, darunter 4 Pfarrhufen, bezeugt. Die Zahl der ritterlichen Freihufen war ſchon um 1412, als die Rotz oder Rotſch zu „Luben“ begütert waren, ſehr groß (Rep. 78. 49, fol. 1. i. d.); 1536 find die v. Selchow zu „Lyvenow“ nachweisbar,
Lick en. 127
die ſich auf den 2 Ritterſitzen hier über 200 Jahre behaupteten. In „Lieben“ dieſer Name erſcheint zuerſt 1608 — wech— ſelten die Beſitzer häufig: um 1800 Graf Reuß, um 1816 v. Sprenger, in neueſter Zeit Heymann, dann Neumann.
Die Kirche (Abb. 111 u. 112), ein lang⸗ geſtreckter, rechteckiger turmloſer Granitbau mit Liſenen und Eckpfeilern aus Backſteinen, dürfte aus den dreißiger Jahren des 19. Jahr— hunderts ſtammen. Ein doppelter Eingang führt von Weſten her nach dem Innern (Abb. 112), das auf den beiden Langſeiten und an der Weſtwand von doriſchen Säulen getragene Emporen aufweiſt. Eine gleiche Anzahl doriſcher Holzſäulen trägt die geraden Decken der Süd- und Nordempore, während das von einer Holztonne überdeckte Mittel— ſchiff halbkreisförmige Lünettenfenſter auf der Weſt- und Oſtſeite zeigt.
Der Altar, hinter dem ſich die mit der übrigen inneren Ausſtattung gleichzeitige
Kanzel erhebt, zeigt in moderner Renaiſſance-Um⸗ rahmung eine Kreuzigungsdar— ſtellung aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ). Ein Kelch, 20 cm hoch, ſilbervergoldet, zeigt am Knauf geflügelte Engel— köpfchen und am Sechspaßfuß die ) Nach der Be- antwortung der In— dagandaakte (1814)
war die alte Kirche 1645 erbaut. Abb. 114. Lieben. Dorfſchmiede.
Abb. 113. Lieben. Kelch in der Kirche.
128 Weſtſternberg.
Inſchrift: „MARIA . VON ILOWN - WITWE . ANNO 16544. Meiſter: B. W. (Abb. 113).
Zwei Glocken. Die öſtliche von 0,63 m Durchmeſſer zeigt am Hals die ſpät— gotiſche Minuskelinſchrift: „ave maria gracia plena dominus tecum bene...“ (Ge— grüßet ſeiſt du Maria, Gnadenvolle, der Herr ſei mit dir, Gebenedeiete ..). Die weſtliche von 0,80 m Durchmeſſer iſt 1864 von C. Voß und Sohn in Stettin gegoſſen.
Eine aus Fachwerk errichtete maleriſche Dorfſchmiede mit Vorlaube ſteht unweit der Kirche (Abb. 114).
Groß-Lübbichow.
Groß-Tübbichow, Angerdorf 5 km nordweſtlich von Reppen. 305 Einw., 1182 ha.
In der Urkunde über die Reppener Grenzen vom 28. Juli 1329 (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78. III, R 19) wird die Mühle zu „Löbbichen“ erwähnt. 64 Hufen, darunter 4 Pfarr- und 9 Richterhufen, beſaß „Groten Lu— bechyn“ laut biſchöflichem Zehnt— regiſter von 1400. Im 15. und 16. Jahrhundert werden in den Lehnsregiſtraturen des Geheimen Staatsarchivs verſchiedene Bürger und Ritter als Inhaber von Gerecht— ſamen genannt: 1413 die v. Grüne— berg zu Reichenwalde, 1441 die Ges brüder Quernhamel, von 1516 an auf lange Zeit die v. Sydow. In friderizianiſcher Zeit unterſtand die um 1800 16 Bauern und 9 Koſſäten zählende Ortſchaft „Groß-Lübbichow“ dem Domänenamt Neuendorf.
Die Kirche, ein modern-gotiſcher Backſteinbau mit kreuzgewöoͤlbtem, rechteckigem Chor und quadratiſchem Weſtturm, wurde am 7. September ISIS eingeweiht.
Der aus der früheren Kirche übers nommene Altaraufbau (Abb. 115) mit gewundenen Säulchen und Abb. 115. Greß-Lübbichow. Kirche, Altar. Engelsfiguren zu beiden Seiten des
Lieben — Klein⸗Lübbichow. 129
Hauptbildes, einer Kreuzigung, enthält in der Predella eine Abendmahlsdarſtellung und in der auf der einen Seite noch mit geſchnitzten Ranken verzierten, geſchwungenen Giebel— verdachung die Geſtalt des Auferſtandenen. Eine Inſchrift auf der Rückſeite lautet: „Anno 1700 Hat Meister Daniel Ulerich Duchter den 25 Augustus aufs Franck- furht Diefef Altahr und Kantzel gemacht und aufgetzet.“
Von den beiden ebenfalls aus der alten Kirche übernommenen Glocken hat die öſtliche 0, 9 4m Durchmeſſer und iſt unter dem Patronat des Joachim Erdmann v. „Borgsdorf“ im Jahre 1697 von Chriſtian Heintze in Berlin ge— goſſen. Die weſtliche mit 0,73 m Durchmeſſer ſtammt
1 aus dem Jahre 1706 von Johann Jacob Schultz in ö 9 Berlin; ihr Glockenſpruch lautet: „Ad res divinas
opulo pia classica — canto soli deo gloria.“ POP P 8
(= Ich ſinge dem Volke zum Gottesdienſt fromme Weiſen und Gott allein zur Ehre).
o Abb. 116. Klein-Fübbichow. Grund— Klein-Lübbichow. riß der Kirche. Klein-Lübbichow, Angerdorf 7 km nördlich
von Reppen. 134 Einw., 932 ha.
Das laut Regiſter des Lebuſer Biſchofs von etwa 1405 (fol. 23) nur 32 Hufen, alſo nur halb ſoviel als Groß-Lübbichow, umfaffende „parva Lubechyn“ wurde einer Urkunde im Geheimen Staatsarchiv vom 1. Januar 1447 zufolge von den Frankfurter Bürgern Quern— hamel an Martin Wins ver— pfändet (vgl. Riedel, Codex XXIII, 219f.). Später gehörte „Klein-Lobichau“ ebenſo wie das größere Nachbardorf den v. Grüneberg, ſodann den v. Sydow. Doch von der Zeit des Großen Kurfürſten an trat eine enge Verbindung mit Kohlow ein, deſſen Beſitzer — die v. Ludwig, um 1800 die v. Berg — auch hier begütert waren.
Die Kirche (Abb. 116 u. 117) iſt ein einheitlich durch— geführter, verputzter Fachwerk— bau mit dreiſeitigem Oſtſchluß, einer rechteckigen Vorhalle vor ihrem Eingang auf der Süd— ſeite und einem quadratiſchen, Abb. 117. Klein⸗Lübbichow. Kirche von Südoſten.
Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. VI. 3. Weſtſternberg. 9
130 Weitjternberg.
im oberen Teil verbretterten Weſtturm mit ziegelgedeckter, vierſeitiger Pyramide, deren Wetterfahne die Buchſtaben v. B. (v. Berg) und die Jahreszahl 1818 zeigt. In dieſem
Jahre wurde nach vorhandenen Akten der Turm an Stelle des alten, ſchadhaften neu erbaut, während die Kirche ſelbſt ſowie faſt die ganze innere Ausſtattung aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ſtammen dürften. Dieſe Annahme gewinnt an
Klein⸗Lübbichow — Malſchdorf. 131
Wahrſcheinlichkeit durch die eingeſchnittene Inſchrift: „Anno 1669 MGx CA“ in der Vorhalle über dem Zugang zur Kirche. Der Fußboden beſteht aus Backſtein von 8x135 „ 28 cm Größe.
Der Altar (Abb. 118), deſſen Tiſch aus Backſtein maſſiv aufgemauert iſt, beſitzt in der Predella ſeines etwa aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ſtammenden Auf— baues einen Kartuſchenſchmuck, während das von Säulchen und Engelsfiguren eingefaßte Hauptbild den Gekreuzigten mit Maria und Johannes darſtellt. Über der ſtichbogigen Verdachung endlich erkennt man zwiſchen den beiden, ſicher von einem ſpätgotiſchen Altar übernommenen Apoſtelgeſtalten Petrus und Paulus das von einem modernen Kreuz über— ragte Wappen derer „von Ludewich“ mit entſprechender Überſchrift.
Auch die etwas einfacher geſtaltete Kanzel zeigt an ihrer Brüſtung die gleiche Formenſprache wie der Altar.
Die ganz ſchlichte Taufe mit einer meſſingenen Taufſchale gehört ſpäteſtens dem 18. Jahrhundert an.
Die Orgel iſt aus neuerer Zeit.
Ein Kelch, 25, om hoch, Silber, innen leicht vergoldet, mit dem für den Anfang des 18. Jahrhunderts typiſchen Wulſtknauf, weiſt die Meiſterinitialen J. C. M. auf. Eine zugehörige Patene, gleichfalls aus Silber, iſt wie der Kelch Berliner Arbeit.
Ein Kelch, 27 cm hoch, Silber, innen leicht vergoldet, hat ebenſo wie die zugehörige Patene die Aufſchrift: „Klein Lübbichow 1796“ und iſt Frankfurter Arbeit.
Zwei Glocken. Die öſtliche von 0,40 m Durchmeſſer und ſehr ſchlanker Form iſt ohne Inſchrift und ſicher mittelalterlich. Die weſtliche von 0,58 m Durchmeſſer weiſt in ſpätgotiſchen Minuskeln den Engliſchen Gruß auf: „)K ave )K maria . gracia plena % dominus )K tecum e benedicta tu.“ (Gegrußet ſeiſt du Maria, Gnaden— volle, der Herr ſei mit dir, du Gebenedeiete).
Matſchdorf.
Matſchdorf, Straßendorf 10 km ſüdſüdöſtlich von Reppen. 395 Einw., Landgem. 678 ha, Gutsbez. 1245 ha.
„Matzendorff“ umfaßte laut Bistumsregiſter von etwa 1405 (fol. 24) im Ge— heimen Staatsarchiv nur 30 Hufen und gehörte zur Kirche in Reipzig. Friedrich J. beſtätigte 1412 der Gemahlin Anna des Ritters Heinrich v. Oynitz „Matzdorf“ und „Greden“ als Leibgedinge (Geh. Staats— archiv, Rep. 78. 49, fol. 8; vgl. Riedel, Codex CI, 57). 1431 kam der Johanniter—
— — orden durch Kauf in Beſitz von „Matsthorff“. 1540 verkaufte der Orden den Ort dem 0 0. 2 Dr. Wolfgang Kettwig, deſſen Nachkommen
Abb. 119. Matſchdorf. Grundriß der Kirche. hier eine Papiermühle anlegten und ſich
9*
132 Weſlſlernberg.
Pilsach, von 1828
Mun
guy
——
Abb. 120. Matſchdorf. Kirche, Anſicht von Nordoſten.
Die Kirche (Abb. 119 u. 120) iſt ein rechteckiger Backſteinfachwerkbau aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts!) mit einem im Grundriß quadratiſchen Turm, deſſen Pyramide in der Wetterfahne die Inſchrift „AD (= Anno Domini) v K“ (= v. Kettwig) und die Jahreszahl 1775 zeigt. Das Gotteshaus beſitzt außer zwei ſeitlichen, die ganze Breite der Weſtfront füllenden Turmanbauten eine in der Achſe des Kirchenraumes gelegene Nordvorhalle, einen ebenſolchen, aber kleineren Vorbau vor dem Zugang zu dem Patronatsſtuhl auf der Südſeite des Altars und eine nur
etwa 7,5 qm große Sakriſtei vor der Mitte der Oſtfront.
) Vgl. auch Beantwortung der Indagandaakte vom Jahre 1814, wonach die Kirche im Jahre 1777 erbaut und im Jahre 1787 bis 1788 ausgeſtattet worden iſt.
Malſchdorf. 133
Flachbogig geſchloſſene Lichtöffnungen erhellen das Innere. Außer den erwähnten Türen vermitteln noch eine weitere in der Achſe der Südfront gelegene und ein Zugang durch den Turmunterbau hindurch den Verkehr mit dem Innern.
Die ganze innere Ausſtattung (Abb. 121), einſchließlich des Flieſenbodens und der flachen Stuckdecke mit ihrer einfachen Umrahmung und der langgezogenen Voute, iſt noch überwiegend urſprünglich.
e
— —
BE
Abb. 121. Matſchdorf. Inneres der Kirche, Blick nach Oſten.
Die drei Emporen auf der Nord-, Süd- und Weſtſeite ſind dem Zeitgeſchmack entſprechend im Grundriß geſchwungen.
Der Kanzelaltar zeigt an der Vorderſeite der von den beiden korinthiſchen Säulen und dem Rankenwerk des Aufbaus ſeitlich eingefaßten Kanzel das Johanniterkreuz.
Der Taufengel aus der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts weiſt nicht mehr die urſprüngliche Bemalung auf.
Die ſchlichte Taufe beſitzt ein Taufbecken aus Zinn mit der Inſchrift: „Der Kirche zu Matschdorf 1820“.
Die Orgel ſtammt ebenfalls aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts.
Zwei zinnerne Altarleuchter, 54m hoch, wurden nach einem ſpäteren Zuſatz zur Matrikel von 1694 von Frau „Oberſt-Wachtmeiſterin“ Klara Sophia von „Kötwig“
134 Weſtſternberg.
7
0
Abb. 122. Matſchdorf. Grabdenkmäler der Familie des Staatsminiſters Struenſee von Carlsbach.
(geb. v. Quitzow) zum Preiſe von 13 Talern beſchafft, „beſage des Inspectoris Arnolden hierbey Riegen ſchreiben vom 9. Junii 1704.“
Zwei Altarleuchter dürften dem Anfang des 19. Jahrhunderts angehören.
Ein Kronleuchter in Renaiſſanceformen ſtammt aus neuerer Zeit.
Drei Tafeln zur Erinnerung an die Kriegsjahre 1813, 1815 und 1866 hängen an den Wänden.
Zwei rotſeidene Kommunionstücher zeigen in Gold- und Silberſtickerei die Inſchrift: „Christina Ritlingen Anno 1705“.
Ein Kelch, 23,5 cm hoch, Silber, innen leicht vergoldet, mit zugehöriger Patene, gehört der Mitte des 19. Jahrhunderts an. Meiſter R. Beyſen.
Ein Kelch, 15,8 cm hoch, im Herrenhaus, zeigt die Inſchrift: „maria hilf got“ und ſtammt aus dem au des 16. Jahrhunderts.
Zwei Glocken. Die ſüdliche mißt 0,66 m, die nördliche 0,78 m im Durchmeſſer, beide ſind von C. 0 in Berlin 1857 gegoſſen.
Südlich von der Kirche ſtehen drei nach Schadowſchen Entwürfen gefertigte
—
Matjchdorf. ’ 135
Grabdenkmäler; fie gehören an: dem Staatsminiſter Carl Auguſt Struenſee von Carlsbach, geb. am 18. Auguſt 1735, geſt. am 17. Oktober 1804, feiner Frau Caroline Eliſabeth Struenſee von Carlsbach geb. Müller, geb. zu Liegnitz am 6. Dezember 1748, geſt. zu Matſchdorf am 27. September 1803, und beider Tochter Charlotte Wilhelmine Struenſee von Carlsbach, geb. in Berlin am 23. Auguſt 1782, geſt. zu Matſchdorf am 1. September 1797. Das Denkmal des Staatsminiſters (vgl. Abb. IV in der Kunſt— geſchichtlichen Überſicht) zeigt über einem auf der Vorderſeite mit Inſchrifttafel und Kranz geſchmückten Poſtament eine mit einem Tuch drapierte ſchöne Urne; von den beiden Grabmälern der weiblichen Verſtorbenen gleicht das eine einem Sarkophag (Abb. 122).
Das Herrenhaus (Abb. 123) iſt ein langgeſtreckter, zweigeſchoſſiger, maſſiver, ſpät— barocker Putzbau, deſſen Eingangshalle in der Achſe der Hauptfront liegt. Das Dach wurde in neuerer Zeit in Schiefer umgedeckt und in ſeiner Form etwas verändert. Im Innern iſt die eigenartig angelegte Treppe mit ihrem für die Zeit des Baues, das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts, typiſchen Treppengeländer bemerkenswert.
Von dem reichhaltigen Inventar ſeien genannt: ein Schrank aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts; eine Taſſe mit dem Schlachtfeld von Leipzig und der Jahreszahl 18135 eine große Anzahl Silhouetten, die jüngſten aus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts, kleinere und größere Bilder, darunter auf Elfenbein gemalt Frau v. Keyſerlingk geb. v. Ziethen; ferner ein Schränkchen mit Intarſien, Geſchenk Friedrichs des Großen an den Miniſter v. Finckenſtein, ein Schachſpiel mit Meißener Porzellanfiguren, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, ein Tee- und Kaffeegeſchirr, Geſchenk Friedrichs des Großen an
Abb. 123. Matſchdorf. Herrenhaus.
"TER ge
agg pve
one
epd g bunu aa nv nean pnſog /envgu
136
aa add)
*
Viobmo ce
Malſchdorf — Neuendorf. 1
den General v. Tauentzien, den Verteidiger von Breslau, ein Eßſervice für 48 Perſonen mit dem Eiſernen Kreuz als Verzierung, Geſchenk Friedrich Wilhelms III. an den Grafen Tauentzien v. Wittenberg; eine Sammlung von Beſuchskarten aus dem Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts (Abb. 124); ſechszehn bemalte Wappen der Ahnen des Generals v. Tauentzien und ſeiner Frau aus dem Balkower Schloß. Außerdem ſind noch zu nennen: ein Stich Friedrichs II. von D. Chodowiecki; eine pompejaniſche Marmorplatte; ein Bild des Feldmarſchalls Kleiſt v. Nollendorf; je ein Bild des Generals de la Motte und ſeiner Frau geb. v. Seidlitz; ein Stich „Blücher in Zivil“ von Reyher; endlich ein Steindruck von Franz Krüger mit der Jahreszahl 1828, darſtellend ein Pferd mit einem Unteroffizier der 6. Küraſſiere.
Neuendorf.
Neuendorf, Straßendorf 5 km weſtlich von Reppen. 301 Einw., Landgem. 395 ha, Gutsbez. 252 ha.
Dem Schoßregiſter des Landes Sternberg von 1461 (fol. 302) im Geheimen Staats- archiv zufolge gehörte Neuendorf der Stadt Reppen, um 1538 dem Frankfurter Bürger Günter. Markgräfin Katharina, die Gemahlin des Hans von Cüſtrin 1535 — 1571), erfaufte Vorwerk und Seen. Das 1574 nach ihrem Tode Domäne gewordene Dorf wurde Mittel— punkt eines Amtes, deſſen Inventar von 1626 das Frankfurter Regierungsarchiv birgt (Ordensamt Sonnenburg, Fach 17). Die umliegende Heide wurde 1627 vom Kurfürſten Georg Wilhelm dem Grafen v. Schwarzenberg „zugewendet“ (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78. III. R 19). Um 1800 wohnten hier ein Ganzbauer, S Koſſäten, 10 Büdner, 24 Ein— lieger, im ganzen 265 Menſchen. Die Domäne beſteht noch heute, das Patronat iſt königlich.
Die Kirche, ein einfach rechteckiger Backſteinbau aus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts, beſitzt über der Weſtfront einen verbretterten Dachaufbau mit vier— ſeitiger, geſchieferter Pyramide. Sämtliche Fenſter ſowie der auf der Südſeite gelegene Zugang find nach oben rundbogig geſchloſſen. Das Innere iſt flach gedeckt.
Der weißgeſtrichene Kanzelaltar zeigt handwerksmäßige Formen und dürfte dem Anfang des 19. Jahrhunderts angehören.
Die Orgel ſtammt aus neuerer Zeit.
Ein Kelch, 24,5 cm hoch, und eine Abendmahlskanne find aus Alfenide und gehören der Mitte des 19. Jahrhunderts an.
Eine Glocke von 0,5 m Durchmeſſer zeigt auf der Haube neben verſchiedenen ſchmückenden figürlichen Beigaben, wie Chriſtus am Kreuz, die Figur einer Heiligen u. a. m., das Wappen und die Anfangsbuchſtaben des Meiſternamens Franz Voillard. Die Inſchrift lautet: „Heller als die Zymbeln klingen will ich meinen Schall erschwlin]gen. Anno 1661.“
Das Herrenhaus der Domäne (Abb. 125), eine im Grundriß rechteckige Anlage mit einem in der Mitte der Hauptfront ſitzenden Dachaufbau wurde im Anfang des 18. Jahrhunderts von König Friedrich I. als Jagdhaus erbaut. Im Innern iſt der
—
138 Weſlſternberg.
mit römiſchen Kreuzgewölben verſehene Keller bemerkenswert, ſowie eine hölzerne ſpäte Renaiſſancetreppe und der Reſt einer ganz einfachen Stuckdeckenprofilierung im Treppenhaus.
Der auf der Oſtſeite anſchließende Fachwerkbau iſt mit dem ehemaligen Jagd— haus etwa gleichzeitig.
Ein großer ſchöner Park dehnt ſich auf der Nordſeite des jetzigen Gutshauſes aus.
Die an die Südweſtecke der Kirche anſchließende Mauer des Gutshofes gehört ebenfalls dem Anfang des 18. Jahrhunderts an.
Endlich ſei noch auf das Haus in der Südoſtecke des Gutshofes hingewieſen, das etwa gleichzeitig mit dem Hauptgebäude anſcheinend zu Wohnzwecken für Arbeiter errichtet wurde.
Oetſcher.
Vellcher, Straßendorf 2 km ſüdlich von Göritz. 262 Einw., 707 ha.
Das nur mit 20 Hufen ausgeſtattete Fiſcherdörfchen „Ovezar“ — mit einer Filial— kirche von Göritz erſcheint laut Urkunde vom 3. Februar 1317 im Geheimen Staats— archiv unter den Beſitzungen des Biſchofs von Lebus (ogl. Riedel, Codex XX, 201). In der Nacht vom 12. zum 13. Auguſt 1759 fand hier Friedrich der Große in einem verlaſſenen Bauernhaus Unterkunft, von wo aus er an den Miniſter v. Finckenſtein ſchrieb: „je ne survivrai point à la perte de ma patrie. Adieu pour jamais“ (vgl. M. Laubert, Schlacht bei Kunersdorf, Berlin 1900, S. 113). — Um 1802 unter⸗ ſtand „Oetſcher“ dem Domänenamt Frauendorf, das aber nach 1810 aufgelöſt wurde. Das Erblehngut gehört ſeit langem der Familie Pauly.
Neuendorf — Pinnow. 139
Das jetzt in Göritz eingepfarrte Dorf beſaß noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine eigene Kirche, die jedoch ſchon in einem Bericht des Pfarrers und Inſpektors Riedel vom 19. Januar 1790 als ſehr ausbeſſerungsbedürftig geſchildert wird. Nach einem im Jahre 1806 ausgebrochenen Brande wurde das Gotteshaus nicht wieder aufgebaut. Von den nach der Beantwortung der „Indagandaakte“ im Jahre 1814 noch vorhandenen Gegenſtänden iſt nur die Glocke erhalten, die damals in einem hölzernen Schuppen am
Abb. 126. Pinnow. Grundriß der Kirche.
Pinnow.
Pinnow, Angerdorf 13 km öſtlich von Reppen. 404 Einw., Landgem. 938 ha, Gutsbez. 731 ha.
1355 erhielt der Vogt des Landes Sternberg Dietrich v. Weiſſenſee „Pynnow“ vom Markgrafen Ludwig zu Lehn vgl. Abſchrift in der Dick— mannſchen Sammlung im Ge— heimen Staatsarchiv, Abdruck bei Riedel, Codex XIX, 142); die Feldmark umfaßte, wie durch ein Regiſter des Lebuſer Biſchofs (fol. 25) im Geheimen Staats— archiv bezeugt iſt, 64 Hufen, davon 4 Pfarrhufen. 1484 wurde, wie eine Eintragung in ein Lehnskopiar des Staats— archivs beſagt, Fritz Grunenberg „mit Pynnow halb“ belehnt.
Kirchhofe hing, heute aber im Schulhaus— giebel untergebracht iſt. Von der Straße aus geſehen ſcheint die jetzt ſchwer zugäng— liche Glocke noch mittelalterlich zu ſein.
Das auf einer Anhöhe am Nord— rand des Dorfes gelegene ſchlichte ein— geſchoſſige Gukshaus beſitzt noch tonnen— gewölbte Keller, die dem 17. Jahrhundert angehören. Von den heutigen Ausſtat— tungsſtücken der Wohnräume ſind vor allem einige Barock- und Rokokomöbel zu nennen.
140 Weſtſlernberg.
Die v. Grüneberg ſaßen hier nur vorübergehend, bis etwa 1750 dagegen die v. Winning zu Sternberg; 1795 kauften ſich für 36000 Taler die v. Sydow an, an deren Stelle nach 1817 bürgerliche Beſitzer traten. Um 1800 gab es 10 Ganzbauern, 1 Halbbauer und 13 Koſſäten (vgl. auch „Heimatsbote“ für Görbitſch-Pinnow, 1911/12).
Die Kirche (Abb. 126 u. 127), eine im Grundriß langgeſtreckte Anlage aus Fachwerk mit dreiſeitigem Oſt- und Weſtſchluß, zeigt vor dem mittleren Drittel der Nord- und Südſeite je einen Anbau. Der annähernd der ganzen mittleren Polygonſeite des Weſt— ſchluſſes vorgelegte, im Grundriß quadratiſche, verbretterte Turm beſitzt eine an Stelle der alten Schindelverkleidung (Größe der ehemaligen Schindel 8,5% 26 cm) in neuerer
Zeit mit Schiefer eingedeckte Pyramide. Das Gotteshaus wurde im Jahre 1755 erbaut (vgl. Riehl und Scheu S. 504).
Die ganze innere Ausſtattung (Abb. 128), darunter das zentral angelegte Geſtühl, die Logen im Süd- und Nordvorbau ſowie die Weſtempore und der Kanzelaltar, dürfte nach ihrer Formgebung zu ſchließen, der oben angegebenen Bauzeit angehören. Die guß— eiſerne Taufe ſchenkte 1858 Oberamtmann Hamann (vgl. Riehl und Scheu S. 504).
Ein zinnernes Taufbecken iſt geſtiftet von dem Erbmühlenmeiſter Chriſtian Wilhelm Klopſch im Jahre 1802.
Eine hölzerne Tafel zur Erinnerung an die Befreiungskriege, ſowie eine guß— eiſerne Tafel zum Andenken an das Jahr 1870 hängen an den Wänden.
Die beiden Altarleuchter und der Kelch, die Patene und die Oblaten— ſchachtel ſind aus Neuſilber und ſcheinen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anzugehören.
»
Pinnow — Polenzig. 141
Ein Zinnkelch, 25 om hoch, zeigt ſpätbarocke Formen.
Vorhanden find noch auf dem Kirchenboden Reſte einer älteren Barock— ausſtattung, ſo unter anderem zwei Engelsfiguren, zwei geflügelte Engelsköpfe und die obere Endigung eines Altaraufbaus mit dem altteſtamentlichen Gottesnamen in hebräiſchen Buchſtaben, ferner die zugehörigen ornamentalen Seitenverzierungen des Aufbaus und die Reſte eines hölzernen Taufgeſtells.
Zwei Glocken. Die ſüdliche von 0,56 m Durchmeſſer zeigt am Hals 16 ſpät— gotiſche Minuskeln, anſcheinend ohne Inhalt. Die nördliche von 0,72 m Durchmeſſer iſt inſchriftlos und ebenfalls noch mittelalterlich.
Polenzig.
Polenzig, Straßendorf 7 km ſüdſüdöſtlich von Droſſen. 362 Einw., 2226 ha.
Laut Regiſter des Biſchofs von Lebus von etwa 1405 im Geh. Staatsarchiv (Rep. 7 Sa. 11) hatte „Polentzigk“ die größte Hufenzahl im Kreiſe und zwar wohl ſchon ſeit der Zeit der deutſchen Koloniſation des 13. Jahr— hunderts, nämlich 74, freilich z. T. recht ſandige Hufen, einſchließlich von t Pfarrhufen. 1461 erſcheint es als Beſitztum der Stadt Droſſen, deren Kämmerei hier etwa 4 Jahrhunderte hindurch gutsherrliche Gerechtſame, je— doch keine Freihufen beſaß; der Ort war alſo von jeher, ähnlich wie Groß— und Klein-Rade, durchaus ein Bauern— dorf, woſelbſt um 1800 ein Lehnſchulze, 13 Ganz- und 3 Halbbauern, ferner 4 Ganz und 10 Halbkoſſäten ſaßen.
Die Kirche (Abb. 129 u. 130), deren Umfaſſungsmauern zum größten Teil aus ſchlech— tem Findlingsmauerwerk, untermiſcht mit Backſteinen, errichtet ſind, dürfte ihrer heutigen Geſtalt nach in der Hauptſache auf einen Umbau aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zurückgehen. Sie zeigt ein im Grundriß rechteckiges vierjochiges rippenkreuzgewölbtes Langhaus (Abb. 131) mit dreiſeitigem Oſtſchluß und einen in der Achſe der Weſt— front ſitzenden, annähernd quadratiſchen Backſteinturm mit ſchiefergedeckter Pyramide. Eine Wetterfahne auf dem Oſtende des mit Ziegeln gedeckten Hauptbaues trägt die Jahreszahl 1864. Während die dem öſtlichen Drittel der Nordſeite des Langhauſes vorgelegte, ſtichbogig gewölbte Sakriſtei mit ihrem jetzt verſtümmelten, nach Norden gerichteten Maßwerkgiebel aus Backſtein nicht viel jünger als der Hauptbau ſelbſt ſein dürfte, gehört die verputzte Südvorhalle aus demſelben Material wohl erſt dem 17. Jahrhundert an. Dieſe Schlußfolgerung ergibt ſich aus der Tatſache, daß eines der ſpitzbogigen Fenſter durch den nachträglich aufgeführten Bau verdeckt und deshalb, weil überflüſſig, vermauert wurde; dazu kommt noch, daß einer der Strebepfeiler faſt
142 Weſtſternberg.
epo TETTTTT
sie
Polenzig. 143
vollſtändig in dem Mauerwerk der öſtlichen Umfaſſungsmauer des ſüdlichen Anbaues aufgegangen iſt. Außer dem Zugang auf der Südſeite, einer Verbindungstür zwiſchen dem Turmunterbau und dem Kirchenſchiff und einer Tür nach der Sakriſtei, war urſprünglich noch ein heute vermauertes, ſpitzbogig geſchloſſenes Portal auf der Nord— ſeite vorgeſehen. Der Fußbodenbelag beſteht aus Backſtein. Im Innern wurden in neuerer Zeit auf der Nord- und Weſtſeite Emporen eingebaut.
Der Altar (Abb. 132) beſitzt einen im Jahre 1901 leider vollſtändig übermalten, in der urſprünglichen Geſtalt aus der erſten Hälfte des 17. Jahrhunderts ſtammenden reichgeſchnitzten Aufbau, deſſen plaſtiſcher Figurenſchmuck, d. h. die zwölf Apoſtel, die heilige Barbara und die heilige Katharina, ſowie der das Werk bekrönende Salvator mundi von einem älteren, anſcheinend aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts ſtammenden Altar mitverwendet wurden. Die ſeitlich von einer Abendmahldarſtellung in der Predella angebrachten Sprüche ſind ebenſo modern wie die Schrift in dem Spruch— band über dem Gekreuzigten im Hauptfeld und die Unterſchrift unter dem Auferſtehungs— bild des oberen Aufbaues.
Die ebenfalls in neuerer Zeit übermalte, an den Ecken mit Konſolen und Säulchen
Weſtſlernberg.
144
Altar.
Kirche,
Polenzig.
Abb. 132.
Polenzig. 145
beſetzte Kanzel zeigt in ihren Schnitzereien die gleiche Formenſprache wie die jüngeren
Teile des Altaraufbaues. Die Taufe iſt modern-gotiſch. Das Orgelgehäuſe gehört der neueren Zeit an.
Verſchiedene Wandleuchterzeigen wie die Kronleuchter moderne Renaiſſanceformen.
Kunſtdenkm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weſtſternberg. 10
146 Weſtſternberg.
Eine Tafel zur Erinnerung an die Befreiungskriege iſt im Innern der Kirche aufgehängt.
Ein mit Säulchen und Rankenſchnitzwerk geſchmücktes hölzernes Epitaph (Abb. 133) für den im Jahre 1729 verſtorbenen Paſtor Bennewitz ſowie für die beiden verſtorbenen Kinder, gewidmet von der Ehefrau, hängt an der Weſtwand im Innern der Vorhalle.
Zwei ſilberne Kelche, 17 cm hoch, mit zugehörigen Patenen ſind datiert 1817.
Eine zinnerne Abendmahlskanne, Meiſter L. H. P., gehört dem 18. Jahr— hundert an.
Ein Taufengel auf dem Kirchenboden iſt barock.
Zwei Glocken. Die ſüdliche von 0,68 m Durchmeſſer wurde 1855 von H. Lange in Frankfurt a. O. gegoſſen. Die nördliche von 0,92 m Durchmeſſer zeigt auf der Oſtſeite der Haube einen Chriſtophorus, auf der Weſtſeite eine Madonna. Am Hals lieſt man zwiſchen zwei ſchön ornamentierten Frieſen die ſpätgotiſche Minuskelumſchrift: „ anno s d[omilni © m? © cccc s XXVII* 1427). Die einzelnen Wörter werden durch Medaillen mit Darſtellungen wie die Verkündigung, das Monogramm Chriſti und durch das dreimal wiederkehrende Bild einer Eule getrennt.
Radach.
Radach, Angerdorf 6,5 km nordnordöſtlich von Droſſen. 641 Einw., Yandgem.
913 ha, Gutsbez. 1839 ha. Schloß „Radachow“ gehörte laut Urkunde vom 24. Dezember 1367 dem Petz v. Loſſow (Geh. Staatsarchiv, Rep. 17. 3b; vgl. Riedel, Codex XX, 238), auch das etwa 8 Jahre darauf entſtandene Land— buch Kaiſer Karls IV. nennt die Loſſow, Vaſallen des Markgrafen, als Beſitzer des feſten Platzes „Radechow“. Von dieſem castrum ſind Nachrichten aus der Folgezeit nicht erhalten. „Radekow“, das Bistumsregiſtern aus dem 15. Jahr— hundert zufolge (Geh. Staatsarchiv, 8 Rep. 78a. 11) 64 Hufen, davon 4 Pfarr⸗ Abb. 134. Radach. Grundriß der Kirche. hufen, hatte und dieſe Ausſtattung wohl den Koloniſten verdankte, gehörte den v. Grüneberg: 1413 empfingen Hans und Heinrich Grünberg vom Burggrafen Frie— drich VI. die Belehnung mit dem vom Vater ererbten „Rodochow“ (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78. 49, fol. 11). Auf die Horn, die 1442 mit „Radichow“ belehnt wurden, folgten, wie aus Urkunden von 1515, 1529 und 1532 im Radacher Herrenhauſe erhellt, die v. Loben, „Lobbenn“, zu deren Zeit ſich 5 Ritterſitze bildeten, ſo daß hier auch noch die Ihlow, Winning u. a. begütert waren. An die Stelle der Löben traten laut Urkunden von 1704 und 1713 die Elert. 1802 endlich, zur Zeit als „Radach, Dorf und Gut“ 166 Einwohner, darunter 4 Bauern, 23 Koſſäten, 5 Büdner, zählte, kaufte ſich der Kammerdirektor Pappritz an, der die
x
5
CH 71 l .
.
r
Polenzig — RAadach.
N 8 N
Wie
tl
NER
UN RT Wes
RER 5 DR IN 1
147
üdoſten.
z —
Kirche von
Radach.
5
13
Abb.
148 Weſlſternberg.
beiden damals noch beſtehenden 2 Höfe öſtlich und weſtlich des heutigen Herrenhauſes ver— einigte und deſſen Nachkommen, 1902 geadelt, noch heute im Beſitz ſind. In friderizianiſcher Zeit wurde beim Dorfe ein Kupferhammer vom Domänenamt Neuendorf aus angelegt.
Die Kirche (Abb. 134 u. 135), ein Backſteinfachwerkbau aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, zeigt eine im Grundriß langgeſtreckte, rechteckige Anlage mit dreiſeitigem Oſtſchluß, einer Vorhalle auf der Südſeite mit anſchließendem Geräteraum und einem hölzernen Dachaufbau mit vierfeitiger Pyramide über der Weſtfront. Die Lichtöffnungen ſind rechteckig geſtaltet. Außer jener Verbindungstür zwiſchen Vorhalle und Kircheninnerm und einem gegenüber auf der Nordſeite vorgeſehenen Zugang vermittelt noch eine dritte Offnung in der Nähe der Südweſtecke den Zutritt zum Gotteshaus.
Das Geſtühl ſowie die Patronatsloge zu ebener Erde nördlich vom Altar wurden ebenſo wie die übrigen Ausſtattungsgegenſtände in neuerer Zeit braun überſtrichen.
Die flache Decke des Kirchenraumes wird von einer Reihe von Mittelſtützen getragen. Die Kirche beſitzt eine von einem älteren Bau übernommene Weſtempore, deren mit handwerksmäßiger Renaiſſanceſchnitzerei verzierte Balkenkonſtruktion eine bemerkenswerte Zimmermannstechnik aufweiſt.
Die in den barocken Aufbau des Altars nachträglich eingefügte Kanzel mit ihren den Ecken vorgelegten Renaiſſanceſäulchen und den rundbogig geſchloſſenen Brüſtungs— füllungen gehört dem 17. Jahrhundert an.
Die kelchförmig aufgebaute, barocke Taufe zeigt handwerksmäßige Formen und enthält ein kupfergetriebenes Becken von 48,5 cm Durchmeſſer. In der Vertiefung des Beckens erkennt man einen von Blattornamenten umgebenen Hirſch, während die Rand— inſchrift lautet: „KOMPt © HER e IHR GESEGNEt EN e MEINES > VAt ERS oe ERERbEt o DAS e REICH e GOtt ES e 186840“.
Ein achtarmiger Meſſingkronleuchter iſt barock. Eine in neueſter Zeit an— gefertigte Tafel zur Erinnerung an Gefallene aus dem letzten Kriege hängt an der Süd— wand. Ein Kaſten mit Kriegsdenkmünzen befindet ſich in der hinter dem Altar eingebauten Sakriſtei.
Zwei Glocken hängen im Dachaufbau der Kirche. Die ſüdliche von 0,92 m Durch- meſſer zeigt am Schlag die Inſchrift: „ICH LASSE MEINEN SCHALL ZU GOTTES RUHM UND EHREN UND DERER MENSCHEN NUTZ IN RADACH TAEGLICH HOEREN HIER SCHALE GOTTES WORT GANTZ UNVERFAELSCHT UND REIN BIS HIMMEL ERDE LUFT UND MER NICHT MEHR WIRD SEYN“.
Auf der Haube werden als Patrone genannt Bernhard Friedrich Gladow, Friedrich Chriſtian v. Ihlow, Karl „Ludewich“ v. Lucke und die Erben des Leutnants v. Byzeski. Ferner lieſt man die Namen des Paſtors Gottlieb Fabricius, Jacob Metzner und des Küſters Johann Lehmann. Laut Inſchrift iſt die Glocke gegoſſen von Johann Friedrich „Tiehle“ (S Thiele) in Berlin am 26. Auguſt 1725. Endlich ſteht am Hals der Glockenſpruch: „SOLI DEO GLORIA“ (= Gott allein die Ehre). “)
Vgl. Pappritz, Dorf und Rittergut Radach. „Bär“ 1897.
Radach — Groß-Rade. 149
Die nördliche Glocke mit 0,64 m Durchmeſſer iſt ohne Inſchrift und anſcheinend noch mittelalterlich.
Das im Jahre 1802 gebaute, aus einem Sockel- und einem Hauptgeſchoß be— ſtehende, ſchlichte Herrenhaus mit einer Eingangshalle in der Mitte der Längsfront wurde 1907 einer durchgreifenden Veränderung unterworfen. Von den bemerkens— werten Gegenſtänden im Innern ſeien hervorgehoben: zwei Rokokoſchränke, ein Bild Friedrichs des Großen, geſchenkt von General v. Meyerink; eine ſilberne Schale, Anfang des 19. Jahrhunderts und ein Bild des Präſidenten Alsleben aus dem Jahre 1820. Ein Barockſchrank auf dem Flur trägt die Inſchrift: „ANNO 1745 HILLE SCHMIDTS VON LIN SWEGE«.
Groß-Rade.
Groß-Rade, Straßendorf 10 km ſüdöſtlich von Göritz. 365 Einw., 1037 ha.
Das bereits am 3. Februar 1317 unter den Gütern des Lebuſer Bistums auf— geführte magnum Radowe“ war durch die deutſchen Koloniſten im 13. Jahrhundert mit 53 Hufen, darunter 5 Pfarr- und 4 Schulzenhufen, ausgeſtattet worden (vgl. Urk. im Geheimen Staatsarchiv — abgedr. Riedel, Codex XX, 201 — und Bistums— regiſter, Rep. 78a 14, fol. 51). Bei der Säkulariſation geiſtlicher Güter unter Joachim II. kam „Groß-Rade“ um 1560 an den Landesherrn; ein Ritterſitz hat hier nicht beſtanden. Die 48 bäuerlichen Hufen wurden um 1800 von einem Lehnſchulzen und 9 Ganzbauern, neben denen es noch 7 Büdner gab, ge— nutzt, die alle Untertanen des erſt nach 1810 aufgelöſten Domänenamts Frauendorf waren.
Die Kirche (Abb. 136) dürfte nach dem ſorgfältigen Granitquadermauerwerk vornehmlich des eingezogenen, annähernd Abb. 136. Groß⸗Rade. Grundriß der Kirche. quadratiſchen Chores zu ſchließen, in die
früheſte Zeit der Koloniſation zurückgehen. (Bemerkenswert ſind an der nordöſtlichen Ecke zwei ſchachbrettartig ſcharrierte Granit— quader.) Der ganzen Weſtfront des verhältnismäßig kurzen Langhauſes legt ſich der maſſige Unterbau des ehemaligen Weſtturmes vor. Noch heute ſind an der Außenſeite der Oſtwand des Chores die urſprünglichen ſchmalen Spitzbogenfenſter als Niſchen zu erkennen. Die zweiteiligen Rundbogenfenſter mit ihrer Backſteinumrahmung ſowie das Fenſter auf der Südſeite des Turmunterbaues gehören der neueren Zeit an. Eine ebenfalls rundbogige moderne Backſteinumrahmung zeigen die den Zugang durch den Turmunterbau hinweg vermittelnden Türen ſowie der in neuerer Zeit umgeſtaltete Triumphbogen, während ein jetzt vermauertes Portal auf der Südſeite des Chores noch deutlich die alte ſpitzbogige Form erkennen läßt. Die Weſtempore einſchließlich der Orgel ſowie das Geſtühl ſind modern-gotiſch.
150 Weſlſlernberg.
Der Kanzelaltar (Abb. 137) zeigt im Gegen— ſatz zu den ſtrengen, für den Anfang des 19. Jahr— hunderts typiſchen Formen rechts und links vom Zugang zur Kanzel als Stützen des Deckels zwei kannelierte, am unteren Drittel des Schaftes mit Renaiſſanceflachornamenten beſetzte Säulen”).
Eine Taufe aus Kunſtſandſtein in modern: gotischen Formen enthält ein zinnernes Taufbecken, das laut Inſchrift von J. Maria Tobieſſen am 24. November 1759 geſtiftet wurde.
Zwei Altarleuchter, 345 cm hoch, aus Bronze, zeigen derbe für das 16. Jahrhundert typiſche Formen.
Eine Totentafel für einen im Jahre 1813 Gefallenen hängt im Chore.
Eine Wetterfahne (Abb. 138) mit dem bran⸗ — denburgiſchen Adler und der nicht mehr vollſtän—
Abb. 137. Groß-Rade. Kanzelaltar digen Jahreszahl 1708 ſowie ein altes Uhrwerk in der Kirche. liegen auf dem Kirchenboden.
Ein ſilberner Kelch, 22,5 cm hoch, mit dem für den Anfang des 18. Jahrh. typiſchen Wulſtknauf, iſt Berliner Arbeit. Meiſter O. Tile. Eine zugehörige Patene zeigt ein Weihkreuz.
Eine runde Poſtienbüchſe iſt aus Zinn bergeitellt.
Drei Glocken hängen in einem freiſtehenden Glockenſtuhl öſtlich von der Kirche. Die ſüdliche mit 0,59 m Durchmeſſer wurde 1620 gegoſſen. Die mittlere mit 0,95 m Durchmeſſer zeigt außer einigen vielleicht nur dekorativ angebrachten ſpätgotiſchen Minuskeln die mit einer Majuskel beginnende, von der üblichen Datierungsweiſe ab— weichende Inſchrift: „Anno domiſni] x (im Jahre Vierzehnhundert) XXXVIIII“ (39). Die nördliche von 0,75 m Durch— meſſer mit Maria und Johannes am Kreuze wurde 1605 gegoſſen.
Klein-Rade.
Klein-Rade, Angerdorf 8 Km ſüdöſtlich von Göritz. 323 Einw., 1057 ha.
Das Dorf, das trotz ſeines Bei— namens „Klein“ im 13. Jahrhundert durch die deutſchen Koloniften mit derſelben Hufenzahl wie Groß-Rade, nämlich 54 Hufen, darunter 4 Pfarrhufen, aus— geſtattet wurde und deſſen Kirche auch von je Mater der Filia in Groß-Rade war,
Nach der Indagandaakte 1814 iſt der Aufbau 1804 angefertigt.
Groß-Rade — Klein⸗Rade. 151
erfcheint als „parvum Radowe“ bereits in der Urkunde vom 3. Februar 1317 unter den Beſitzungen des Bistums Lebus (vgl. Urk. im Geh. Staatsarchiv, abgedr. Riedel, Codex XX, 201, und „Kataſter der Lebuſer Kirche“, Rep. 78 a. 11, fol. 2); einige Hufen gehörten im 15. und 16. Jahrhundert Frankfurter Bürgern, der Familie Günter und dem Profeſſor der Rechte Lorenz Schreck. Das nach Einziehung des biſchöflichen Amtes Lebus von der Landesherrſchaft in Beſchlag genommene Dorf, in dem kein Ritterſitz beſtand, zählte um 1800 einen Lehnſchulzen, 12 Bauern, 4 Koſſäten und 8 Büdner, ins— geſamt 171 Einwohner, und unterſtand bis etwa 1810 dem Domänenamt Frauendorf.
Die Kirche (Abb. 139 u. 140) dürfte mit dem älteſten Kern, den aus ſchlechtem Findlingsmauerwerk untermiſcht mit Backſteinen errichteten Umfaſſungsmauern des recht— eckigen Langhauſes, früheſtens bis in das 15. Jahrhundert zurückgehen. Der vor der Mitte der Weſtfront völlig aus Backſtein er— richtete, im Grundriß annähernd quadratiſche, verputzte Turm iſt nachträglich hinzugefügt. Die vierſeitige mit Ziegeln gedeckte Pyramide zeigt eine Wetterfahne mit der Inſchrift: 545 (= Klein-Rade 1643). In den Zwickeln des Zifferblattes der ehemaligen Turmuhr, deren jetzt zerſtörtes Werk in der Kirche aufbewahrt wird, lieſt man die einzelnen Ziffern der Jahres— zahl 1780. Die Außenſeite der Oſtfront zeigt ebenſo wie die der Süd- und Nordſeite außer den in ihrer urſprünglichen Geſtalt noch deutlich erkennbaren Lichtöffnungen auch mehrere Niſchengliederungen. Der Zugang auf der Nordſeite beſitzt eine unverputzte Backſteinvorhalle aus neuerer Zeit. Eine ältere Ver— bindungstür zwiſchen Turm und Kircheninnern iſt jetzt ebenſo vermauert wie eine auf der Außenſeite der Südfront noch deutlich erkennbare ſpitzbogige Zugangsöffnung. An die vorreformatoriſche Zeit erinnert noch eine in die Oſtwand des flachgedeckten Innen— raumes rechts vom Altar eingelaſſene ehemalige Sakramentsniſche. Die Brüſtungs— malereien an der im Mittelteil vorgezogenen Weſtempore (Abb. 141) tragen hand— werksmäßig primitiven, bäuerlichen Charakter. Dieſer ganze Emporeneinbau gehört ebenſo wie das Geſtühl im Schiff und an den Wänden der Zeit einer um die Mitte des 17. Jahrhunderts vorgenommenen Inſtandſetzung an, anläßlich der auch an den Bänken die Namen verſchiedener heute z. T. ausgeſtorbener Bauernfamilien aufgemalt wurden.
Der Kanzelaltar wurde wahrſcheinlich um die Mitte des 18. Jahrhunderts unter Benutzung einer älteren, an den Ecken mit Säulchen beſetzten Spätrenaiſſance— kanzel aufgebaut.
Die kelchförmige Taufe zeigt handwerksmäßige ſpäte Formen. In der Ver— tiefung des wahrſcheinlich aus dem 16. Jahrhundert ſtammenden meſſingenen Tauf— beckens erkennt man die Darſtellung der Verkündigung.
Abb. 139. Klein-Rade. Grundriß der Kirche.
152 Weſlſternberg.
Ein hölzernes Epitaph mit größtenteils beſchädigter Inſchrift dürfte den ſiebziger Jahren des 18. Jahrhunderts angehören.
Neben verſchiedenen einfacheren Bauernepitaphien mit Totenkronen und Bändern iſt noch eine Tafel zur Erinnerung an zwei Mitkämpfer von 1813 und eine ebenſolche für einen Gefallenen von 1870 anzuführen.
Ein zinnerner Abendmahlskelch, 23,5 em hoch, mit zugehöriger Patene, ferner zwei Zinnleuchter, 34 cm hoch ausſchließlich Dorn, und eine zinnerne Ziborienbüchſe ſind barock.
Eine ſechseckige zinnerne Deckelkanne, 28 cm hoch, mit den Buchſtaben M. B. gehört dem 17. Jahrhundert an.
Zwei Glocken. Die öſtliche von 0,77 m Durchmeſſer hat am Hals die ſpätgotiſche Minuskelinſchrift: „+ o > rex o glorie = veni © cvm © pace s o ihesv © salva © nos >
Abb. 141. Klein-Rade. Inneres der Kirche, Blick nach Nordoſten.
omnes s amen“ (S O König der Ehren komm in Frieden, o Jeſu, erlöſe uns alle. Amen). Die weſtliche von 0,82 m Durchmeſſer weiſt außer neun am Hals angebrachten Medaillen mit Darſtellungen aus der Lebens- und Leidensgeſchichte des Herrn noch auf der Südſeite der Haube das Monogramm der Gottesmutter M fowie eine auf die heilige Zahl ſieben hinweiſende entſprechende Anzahl Kreiſe auf.
Rampitz.
Rampiß, Straßendorf zu km ſüͤdſüdöſtlich von Reppen. 1217 Einw., Landgem. 1108 ha, Guts— bez. 2673 ha.
„Rampicz“, von jeher, ob— wohl vielfachen Oderüberſchwem— mungen ausgeſetzt, das am ſtärkſten bevölkerte Dorf im Lande Stern— berg, wird auch am früheſten urkundlich erwähnt und erſcheint bereits vor 1236 als Beſitztum des ſchleſiſchen Kloſters Leubus, dem es durch den Kaſtellan von Schiedlow, Peregrinus (Dirzislaus) geſchenkt worden war (ogl. Wohl—
154 Weitjternberg.
brück, Bistum Lebus I, 3, 113, u. Leubuſer Totenbuch). Schloß „Rampiz“ gehörte um 1375, laut Landbuch Kaiſer Karls IV. im Geheimen Staatsarchiv, als marfgräf- liches Lehn dem heute erloſchenen Vaſallengeſchlecht der v. Oynitz. Nach mehr— fachem Beſitzwechſel — 1430 erhielten u. a. die v. Schlieben, „Sliwen“, die Belehnung —
kamen Hof und Dorf ſamt „Cloppet, Melſenicz, Matſthorff und Gerden“ durch Kauf 1431 an den Johanniterorden. Hier entſtand der Mittelpunkt eines Amtes, das der Orden durch feine Hauptleute verwalten ließ und deſſen Inventarium von 1576 ſich in der Frankfurter Regierung befindet; auch ſammelte der Ordensprediger Joh. Gottfr. Richter in ſeinem 1740 zu Frankfurt erſchienenen „Büchlein“ „glaubwürdige“ Nach— richten z. B. über „Alt-Rampitz unterm Weißen Berg,“ den Kirchbau von 1738 u. a. m. (vgl. auch Geh. Staatsarchiv, Prov. Brdbg., Rep. 9, Amt R., Nr. 25: Verfügungen des
Rampiß. 155
Herrenmeiſters betr. Kirchenbauholz, 1773). Laut Edikt vom 30. X. 1810 wurden die Ordensgüter ſäkulariſiert; damals gehörten zu Rampitz, woſelbſt 2 Lehnſchulzen, 12 Bauern, 31 Ganz⸗ und 20 Halbkoſſäten, 34 Büdner und verſchiedene Handwerker, insgeſamt 770 Menſchen wohnten, das Dorf Kloppitz und die beiden Vorwerke Kreſem und Melſchnitz; eine Generalkarte vom Ordensamt mit einem Plan vom Amtshaus von 1795 liegt in der Domänen-Plankammer der Frankfurter Regierung.
Die Kirche (Abb. 142 u. 143), ein einfach rechteckiger Fachwerkbau in Saal— form mit einer dem mittleren Drittel der Oſtfront vorgelegten, im Grundriß quadra— tiſchen Sakriſtei, beſitzt eine Vorhalle auf der Süd- und Nordſeite ſowie einen Dachaufbau über der Weſtfront, deſſen zinkgedeckte Pyramide auf eine im Jahre 1827 vorgenommene Inſtandſetzung Jahreszahl in der Wetterfahne) zurückgeht. Das Gotteshaus wurde an Stelle eines 1772 durch Feuer zerſtörten Baues errichtet, der nach dem alten „Hauß- oder Ambt Buch“ vom Jahre 16609 gleichfalls ein Fachwerkbau?) geweſen war. Außer dem Südzugange und der Sakriſteitür vermittelt noch ein Eingang von Weſten her den Zutritt zum flachgedeckten Innern (Abb. 144). Zu den auf der Süd-, Weſt- und Nordſeite eingebauten Emporen führt je eine in den beiden Vorhallen und in der ſüdweſtlichen Ecke des Kirchenraumes gelegene Treppe hinauf.
Die in den Altaraufbau nachträglich eingefügte Kanzel, deren Brüſtungs— füllungen aus Zedernholz angefertigt ſind, ſtammt laut Inſchrift aus dem Jahre 1653. Der Aufbau ſelbſt mit dem von dem Johanniterkreuz und dem Monogramm P F (Prinz Ferdinand) gekrönten Deckel ſowie das Geſtühl und die anderen gleichzeitigen Einbauten zeigen die Formen der vorerwähnten Bauzeit der Kirche.
Die Taufe gehört der neueren Zeit an.
.Die Orgel iſt im Jahre 1835 von Bucker aus Hirſchberg in Schleſien angefertigt.
Außer verſchiedenen Bauernepitaphien aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts und zwei Erinnerungstafeln zum Andenken an mehrere in den Feldzügen 1866 und 1870 gefallene Mitkämpfer ſei vor allem der vielfarbig bemalte Grabſtein der Frau Johanna Friederika Paetſchigen geb. Dumke, geb. 26. Jan. 1755, geſt. 8. Jan. 1793, angeführt.
) Vgl. „Hauß- oder Ambt Buch des Ritterlichen Ordens Ambtes RuAMpII TZ aus dem Alten abgeſchrieben des 1660 ten Jahres. Durch Chriſtian Lubrecht der Zeitt Ambtſchreiber.“ im Regierungsarchiv zu Frankfurt a. O.
) Genauer beſchreibt ihn die Matrikel, d. d. „Sonnenburg den 13t Martij anno 1694”: „Das Kirchen⸗gebäude iſt von Holtzwerck, mit ſteinen undt Kalck außgeflochten . .. Inwendig am obertheil mit Taffelwerck, und an wänden mit gemählden gezieret, hat Zehen fenſter, undt die Sacriften iſt gemauert, undt mit einer eyßernen Thüre verwahret . .. Der Thurm iſt von holtz, darinnen ein Uhrwerck, undt drey glocken hängen, derer die größeſte keine Schrift oder Jahrzahl hat, die Mittlere aber undt kleinere iſt anno 1626 zu Zeiten des HEn Graffen von Schwartzenberg gegoßen werden.“ — Die Beantwortung der Indagandaakte vom Jahre 1814 gibt an: „Das iezige Kirchengebäude iſt 1774 vollendet... Es iſt von Fachwerk mit Steinen ausgefüllt. An der Abendſeite der Kirche iſt eine Mauer aufgeführet, ſo daß der Thurm auf der Kirche ſtehet. Jener iſt mit Brettern verſchlagen und angeſtrichen; es hängen in demſelben die drey ſehr alten im Feuer geretteten Glocken ...“
156 Weſlſternberg.
Endlich ſind noch an einer der oberen Scheiben des ſüdweſtlichen Fenſters und in der Verglaſung der nach Oſten zu folgenden Lichtöffnung die Inſchriften: „Ferdinand Golofski Glaser auß Frfurt (Frankfurt a. O.) 1774“ bezw. „Carl Bügler Glasermeister aul Reppen d. 7 September 1835 und Samuel Weber Glafser Gesell Gebirtig von Droſsen den 18 ten Januar 1834“ erwähnenswert.
Ein Kelch, 24 cm hoch, ſilbervergoldet, mit zugehöriger Patene, zeigt die für den Anfang des 18. Jahrhunderts typiſchen Barockformen.
Zwei Zinnleuchter, 48 cm hoch, jetzt bronziert, Meiſter G. Liebe, Berlin, Mitte des 18. Jahrhunderts.
Drei Glocken. Die öſtliche von 0,64 m Durchmeſſer wurde 1876 von Fr. Gruhl in Kleinwelka bei Bautzen gegoſſen. Die mittlere von 0,85 m Durchmeſſer iſt ohne Inſchrift und anſcheinend noch mittelalterlich. Die weſtliche mit einem Durchmeſſer von 0,78 m trägt nachſtehende Inſchrift: „AN. MDCXXVI. DN. JLLVSTRI ET AMPLISSIIMII: DIGNITATI DN. ADAM YU, COMES A SCHWATZEN- BERG ORDINIS EQVITVM S. JOHAN: MAGISTER CAMP. HANCFVNDI ET FIERI VOLVIT. PSAL. XVI. CONSERVA ME DOMINE QVONIAM SPERAVIIN TE.“ (= Im Jahre 1626 ließ zu Ehren des erlauchten und hoͤchſten Herrn der Herr Graf Adam v. Schwarzenberg, Herrenmeiſter des St. Johanniter—
Rampiß. 157
Ordens, dieſe Glocke gießen und fertigitellen. Ps. 16. Bewahre mich, Herr, da ich auf dich gehofft habe). Dann folgt auf der anderen Seite: „DIV. ERASMVS GREILICHIVS PASTOR MATTHAEVS PAVST PRAGENSIS FVSOR.“ (S pfarrer Erasmus Greilich und Matthäus Pauſt, Gießer aus Prag).
Das ehemalige Ordenshaus mit ſeiner geſamten großartigen Schloßplatz— anlage!) iſt mit den letzten Reſten im Jahre 1830 durch die jetzige ſchlichte Gebäude— gruppe verdrängt worden. Vorhanden ſind nur noch einige nicht mehr überbaute tonnen- und kreuzgewölbte Keller, die von einem ringförmig verlaufenden Waſſer— graben umzogen ſind.
Erwähnenswerter noch als die jetzigen älteren einfachen Gutsgebäude iſt ein mitten im Hofe, etwa gleich— zeitig mit ihnen errichtetes, ſchoͤn grup— piertes Geflügelhaus (Abb. 145).
) Nachſtehende genaue Abſchrift aus dem oben erwähnten „Hauß- oder Ambt Buch“ gibt eine eingehende Beſchreibung des Zu— ſtandes des Amtes Rampitz um die Mitte des 17. Jahrhunderts:
„Erſtlichen vndt zum Anfangk
Von denn Gebewden des Ambts RUMPITF.
Anfenglichen, den Ritterſiez des Ordens— haußes Rampitz belangende, derſelbe hat Sechs Vnterſchiedtliche gebewde mit Einem Waſſer— graben ein einer Abſchrift von 1665 heißt es: „verfallene Graben“) ümbfangen. Als 1. Zur Auffardt des Schloß Platzes, iſt Ein
New gebewde, fünff gebindt langk, das Abb. 145. Rampitz. Geflügelhaus. Thorhauß genandt, hat vnten auf der Rechten
handt Eine Stube vndt Eine Cammer, überm Thore auch Eine Stube vndt Eine Cammer, darunter unterm Dache Ein boden mit Lehm beſchlagen das gebewde mit Ziegell behangen vnt ins holtz gemaurt.
2. Das Ander gebewde auf der Lincken handt am Schloß Platze, hat unter ſich Einen Vngewelbten Kellerr, doch an denn Seitten außgemauret, über dehme iſt Eine Stube vndt Eine Schlaff-Cammer, darueber ferner das fürſtliche gemach, alß Eine Stube vndt Eine Schlaff-Cammer vndt Eine abgeſonderte Cammer dabey, Ob ſolchem gemache iſt Ein boden unterm Dache mit Ziegelln behengt vndt ins Holz außgemaurt. Fünf gebindt langk.
3. Das dritte vndt hohe gebewde iſt Neuen gebindt langk, drey gemach hoch, bis vnters Dach, hat unter ſich Einen von Mauerwerck mit einem gewelbe geſchloſſenen Keller, über demſelben iſt die Hoff Stube. Auffs Ander gemach nwr zwei lediege Cammern Auffs dritte gemach Eine Stube, Eine Cammer vndt Ein Saall davor iſt von unten an biß auffs dritte Gemach von Steinen blendtwerck (1665: „Uffs ander gemach zwey Cammern dabei eine zur ſtuben gemachet. Über dieſem andern gemache iſt vor dieſem noch eins geweſen, vndt darauff eine Stube, eine Cammer u. ein Sahl davor, ſelbiges aber iſt weil es zu hoch geweſen abgenommen u. davon ein boden geworden, welches der alte Kornboden genannt wird. Iſt von unten an bis unter u. an das Dach von Steinen blendwerk ꝛc.) außgemauret darueber in Holzwerck mit Steinen außgeſazt, vndt mit Ziegelln gedecket,
158 Weſlſternberg.
Reichenwalde.
Reichenwalde, Straßendorf 9,5 km ſüdſüdöſtlich von Reppen. 616 Einw., Landgem. 691 ha, Gutsbez. 1067 ha.
Das zur Zeit der deutſchen Koloniſation laut Bistumsregiſter von etwa 1405 Geh. Staatsarchiv, Rep. 78 a. 14, fol. 24) mit 60 bäuerlichen und 4 Pfarrhufen ausgeſtattete Dorf wird in der Urkunde über die Grenzen der Stadt Reppen von 1329 erwähnt (Kopie, Rep. 78. III, R. 19, Geheimes Staatsarchiv). Im 15. Jahr- hundert ſaßen hier die v. Grünberg (Rep. 78. 49, fol. 11). Zum Jahre 1608 notierte der Landreiter: „Reichenwaldo gehört Frantz und Hans v. Loſſo“; von ihnen erkauften das Gut laut Lehn— Abb. 146. Reichenwalde. Grundriß der Kirche. regiſtratur von 164 die v. Löben (vgl.
v. Eickſtedt, Beiträge zu einem neueren Landbuch, S. 256 und 286). Auf dem Ritterſitz wohnte 1782 der Landrat Hans Friedrich v. Winning, bald darauf Hauptmann v. Zaſtrow, ſodann von 1847 an der
4. Das Vierdte iſt neben dem hohen Gebewde das Brawhauß, Ein Gemach hoch, biß an das Dach, vndt Sechs gebindt langk gar bawfelliegk,
5. Das Alte Hauß iſt Acht gebindt langk, hat vnter ſich Einen mit Mauerziegell gewelbten Keller, darueber zwei kleine Fleisch Cammern vndt dan überwarts zweene bohdenn, it gar Alt bawfelliegk vndt ſambt vorgenandten Hauße mit Ziegell gedecket vndt Lehmwenden gekleibet,
6. Das Sechſte Gebewde iſt die Kuche zehen gebindt langk, unten vf der Rechten handt Eine Stube vnd Eine Cammer aneinander, uber der Kuchen Eine Stuben. Zweene Cammern vndt Ein Saall, dan über demſelben Ein Lehmbohden vnterm Dache, iſt mit Ziegel Steinen gedecket, vnd ins Holz ausgemaurt. Dieſe Sechß gebewde find rings umb aneinander gelegen, vor demſelben her ſeindt zwene Brücken übern graben am Thore iſt Eine Uffziehebrucke,
Zwiſchen denn beyden Brücken liegt der Marſtall fo Neun gebindt laugk, uber demſelben findet zweene bohden vnters Dach, iſt mit Schindelln gedeckt, vndt die Wände mit Lehm außgekleibet,
Nachträge.
Zu 4 und 5. Dort heißt es 1665 bei
4. Das Vierdte iſt 11 gebind lang, hatt unter ſich einen mit Mauer Ziegel gewölbten Keller, darüber das Brawhauß, wovon eine Cammer zum Holtze, geſpinſte und ſonſt etwas darin zu bewahren. Und dan uͤberwärts ein Maltzboden, iſt alt und ſambt vorgenanntem Haufe mit Ziegeln gedecket und mit ſteinen ins Holtzwerck gußgemauert.
5. Das fünffte gebewde iſt die Küche zehen gebind lang, unten uff der rechten Hand zween Speiſekammern, und zur linken Hand zween Cammern aneinander darin die Magde ſchlafen. Über der Küchen drey Cammern. Dan über demſelben ein Lehmboden unterm Dache iſt mit Ziegelſteinen gedecket undt ins Holtz außgemauert, gar alt und baufällig.
Dieſe fünff gebewde ſind rings umb aneinander gelegen, Vor denſelben iſt eine Lange und in a0 1663 neu verfertigte Brücke über beede verfallene Graben bis ans Thor. Uff beyden ſeyten der Brücken find anitzo zween Kleine Blumgärtchen, alwo zu bawen der Marſtall, davon in dem alten Haußbuch meldung geſchicht geſtanden.“
De
Reichenwalde. 159
durch Erbſchaft in Beſitz des Ortes gekommene Graf Haslingen. Um 1800 gab es in dem 183 Seelen zählenden Dorf nur 6 Ganz- und 2 Halbbauern ſowie 9 Halbkoſſäten.
Die Kirche (Abb. 146), ein Fachwerkbau von rechteckigem Grundriß mit dreiſeitigem Oſtſchluß, einer quadratiſchen Vorhalle vor dem Südzugang und einem im Grundriß ebenſo geſtalteten quadratiſchen verbretterten Weſtturm, deſſen ziegelgedeckte Pyramide eine Wetterfahne mit der Inſchrift: „P. L. V. Z. (P. L. v. Zaſtrow) Anno 1793* trägt, wurde laut Akten im Pfarrarchiv zu Sandow im Jahre 1712 neu erbaut.
Die in die nordweſtliche Ecke zwiſchen Turm und vorſpringendem Kirchenſchiff eingebaute Vorhalle ge— hört der neueren Zeit an.
Das Kircheninnere, deſſen flache Decke von einer Reihe Mittelſtützen getragen wird, beſitzt eine Süd- und eine Weſtempore, zu denen die Treppen— aufgänge (Abb. 147) in der Südvor— halle untergebracht ſind.
Der gotiſche Flügelaltar(Abb. 148) iſt leider vollſtändig weiß über— ſtrichen. In der Mitte des Altar— ſchreins erkennt man die Gottesmutter, zu deren beiden Seiten, getragen von den Halbfiguren zweier Propheten mit Spruchbändern, die hl. Hedwig und ein Biſchof in ſegnender Haltung zu erkennen ſind. Von den zu je zwei Paaren auf die Flügel verteilten acht Heiligenfiguren ſind mit Sicherheit der Abb. 147. Reichenwalde. Geländer der Vorhallentreppe. hl. Moritz, die hl. Dorothea mit der Salbbüchſe, der hl. Lorenz mit dem Roſt und die hl. Barbara mit der Kirche zu nennen.
Eine modern-gotiſche Totentafel aus Holz für Ferdinand Graf v. Haslingen, geb. 28. Juli 1835, geſt. 21. März 1887, und eine ebenfalls modern-gotiſche, aber aus Metallguß angefertigte Totentafel für den am 29. Aug. 1870 in Charny bei Verdun geſtorbenen Hermann Grafen v. Haslingen hängen neben verſchiedenen Kriegserinne— rungs- und Veteranentafeln an den Wänden.
Vorhanden iſt noch der Torſo eines barocken Taufengels.
Zwei Zinnleuchter (Abb. 149), 34,5 cm hoch, mit den eingravierten Buchſtaben H. V. L. S. (H. v. Löben Sandow?) ſtehen auf dem Altar; erſte Hälfte des 17. Jahrhunderts.
160 Weſtſternberg.
Eine zinnerne Taufſchüſſel zeigt auf dem Rand die Buchſtaben C. L. V. D. XI. (C. L. v. d. Marwitz) und gegenüber E. D. V. L. (E. D. v. Löben) und iſt laut Stempel von Hoffmann (Gießerzeichen: Anker) in Frankfurt a. D. gegoſſen.
Ein ſilberner Barockkelch, 24 em hoch, und die zugehörige Patene tragen die Inſchrift: „Urchula- Catharina -Loßoin gebohrne Knobelsdorffin.* Anfang des 18. Jahrhunderts, Meiſter S. M. (Berlin?). Ein zinnerner Krankenkommunionskelch trägt die Inſchrift: „Martini 1836“. Eine ſtarkverſilberte Abendmahlkanne und eine Oblaten büchſe ſtammen laut Aufſchrift aus dem Jahre 1849.
Abb. 148. Reichenwalde. Flügelaltar in der Kirche.
Drei Glocken. Die ſüdliche mit 0,63 m Durchmeſſer wurde aus einer älteren unter dem Patronat des H. Dietlof Hennig v. Löben, Johann Georg v. Thierbach und Johann Georg v. Löben von Georg Hofmann in Frankfurt a. O. gegoſſenen älteren Glocke auf Koſten der Urſula Catharina v. Loſſow geb. v. Knobelsdorf im Jahre 1701 (nach einer Notiz in einer Chronik von Sandow zum Preiſe von etwa 40 Reichstalern) umgegoſſen. Die mittlere Glocke von 0,80 m Durchmeſſer zeigt am Hals in ſpätgotiſchen Minuskeln die Inſchrift: „O rex glorie xpe veni cvm pace m » CCCC - XC - ave maria gracia - plena - dominus - tecum.“ (= O Chriſtus, König der Ehren, komme in Frieden. 1495. Gegrüßet ſeiſt du Maria, Gnadenvolle, der Herr ſei mit dir). Die nördliche Glocke von 0,62 m Durchmeſſer trägt am Hals ebenfalls den Engliſchen Gruß: „ave + maria + gracia + plena + dominus + tecum“.
Reichenwalde — Reipzig. 161
Reipzig.
Reipzig, Straßendorf 17 km weſtſüd— weſtlich von Reppen. 876 Einw., 1235 ha.
Das hart an der Oder gelegene Dorf, deſſen Name wohl mit ſlawiſch Ryba — Fiſch zuſammenhängt, wurde nach deutſcher Art etwa um 1250 mit gegen 50 Hufen ausge— ſtattet. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts beſtanden Beziehungen zwiſchen Frankfurt und dem Dorfe, das dem Bürger Liphard ge— hörte; deſſen Schwiegerſohn, der Gubener Schulze Frenkelyn, verkaufte „Ribetiz“ dem Kloſter Neuzelle, dem es Markgraf Waldemar laut einer früher im Frankfurter Stadtarchiv befindlichen Urkunde am 21. Mai 1311 über— eignete (Riedel, Codex XXIII, 10 u. 451). 1437 gelangte „Ripzt“ durch Kauf an die Stadt, die hier einen Damm- und Brückenzoll erhob, im 16. Jahrhundert Walkmühlen für die ſtädtiſchen Tuchmacher ſowie eine Papier— mühle anlegen ließ und auch 2 ausgekaufte Bauernhöfe 1588 in ein Vorwerk umwandelte. Das große Bauerndorf, 1608 „Reipzigk“ ge— nannt, zählte zu Beginn des 19. Jahrhunderts
|
’
10
Reichenwalde. Zinnleuchter in
der Kirche.
Abb. 149.
17Ganzbauern, 18 Ganzkoſſäten und 18 Büdner, insgeſamt 400 Einwohner. Die Frankfurter Kämmerei erzielte noch um 1840 aus der Verpachtung ihrer Ländereien gegen 3000 Taler.
.
=7
| Bi v
7
9
Reipzig. Grundriß der Kirche.
Kunitdenfm. d. Prov. Bdbg. VI. 3. Weſtſternberg
Die Kirche (Abb. 150 u. 151) iſt ein im Kerne mittelalterlicher Bau, der nach den z. T. noch erhaltenen Strebepfeilern zu urteilen gewölbt war. Das Gottes— haus mit ſeinem halbrunden Oſtſchluß und dem der Weſtfront vorgelegten, im Grundriß quadratiſchen Turm mit vier— ſeitiger Pyramide (Jahreszahl 1774 in der Wetterfahne) wurde nach der Schlacht bei Kunersdorf mit dem Dorfe durch die Ruſſen niedergebrannt und erſt im Anfang der ſiebziger Jahre des 18. Jahr— hunderts in ſeiner heutigen Geſtalt als kreuzförmige Anlage mit einer im Oſten vorgelegten Sakriſtei neu aufgebaut.
11
162 Weſlſlernberg.
Die Weihe erfolgte nach dem Kirchenbuch am 23. Okt. 1775. Sämtliche neuen Bauteile ſind im Gegenſatz zu dem älteren unregelmäßigen, mit gebrannten Steinen untermiſchten Findlingsmauerwerk durchweg aus Backſtein hergeſtellt. Während eine ſpitzbogige Blende über dem Weſtportal noch mittelalterlich iſt, wurden die urſprünglich ebenſo angelegten
Reipzig.
Lichtöffnungen ſowie die Zugänge auf der Süd-, Weſt- und Nordſeite im 18. Jahrhundert ſtichbogig umgeſtaltet. Das Innere iſt flach gedeckt und beſitzt auf drei Seiten Emporen.
Der einfach barocke Kanzelaltar mit einer das Gebälk des Aufbaus tragenden ſeitlichen Säulenſtellung zeigt über dem Kanzeldeckel in gleichſeitigem Dreieck, dem Symbol der Dreieinig— keit, den altteſtamentlichen Gottesnamen, während an der Unterſeite des Deckels eine Taube, das Sinnbild des hl. Geiſtes, angebracht iſt. Ein auf Leinwand gemalter Ecce homo vor der Kanzel— brüſtung dürfte ebenfalls der Zeit des Umbaues angehören.
Ein von einem Hahn bekröntes, ſchmiede— eiſernes Geſtell einer Predigtuhr (Abb. 152) rechts vom Aufgang zur Kanzel läßt die Buchſtaben J GF und die Jahreszahl 1776 erkennen.
Auch eine hölzerne Taufe in der Sakriſtei ſowie die Orgel gehen in das letzte Viertel des 18. Jahrhun— derts zurück.
Zwei meſ— ſingene Kron— leuchter in modernen Re— naiſſanceformen wurden 1875
geſtiftet.
163
Zwei Tafeln zur Erinnerung an die Befreiungs—
kriege ſowie an die Jahre 1866 und 1870/71, ferner ein Glaskaſten mit Kriegsdenkmünzen hängen an den Wänden.
Erwähnenswert ſind noch in der Sakriſtei außer einem barocken Tonofen mehrere Kirchenrech— nungsbücher aus dem 17. Jahrhundert und ver— ſchiedene mit dem 18. Jahrhundert beginnende Tauf— und Geburtsregiſter.
Ein Kelch (Abb. 153), 25 cm hoch, ſilberver— goldet, mit Sechspaßfuß aus dem 16. Jahrhundert, jedoch mit barocker Kuppa, zeigt auf den vier Quadern des ziemlich flachgedrückten Knaufes das Mono—
11
164 Weſtſlernberg.
gramm IHS, während man an der Unterſeite neben der Gewichtsangabe von 53 Lot und der Jahreszahl 1582 noch nachfolgende, anſcheinend zum Andenken an eine Wieder— herſtellung nach dem Dreißigjährigen Kriege angebrachte Inſchrift bemerkt: „Dieser Kelch gehöret der Kirchen zu Reipzigk kostet 40 Thaler Pastor war (Name weggebrochen) Anno 1650 Die Kirchvät ter sein Casper Hercke, Hans Nile, Hans Greber, Andres Hercke.“ Meiſter der Kuppa M. K., Frankfurter Arbeit.
Eine ſilbervergoldete Patene mit Weihkreuz weiſt das auf der Unterſeite des Randes einpunktierte Wort Reipzigk auf.
Eine ſchön ornamentierte zinnerne Deckelkanne (Abb. 154 links), ohne Deckel 19 cm hoch, trägt die Inſchrift „1638 J. W. FECHNERIN 1770.
Auf einem ähnlich reichgeſchmückten Zinnkelch (Abb. 154 rechts) lieſt man: „Kirche zv Ripisgh 1651“.
Drei Glocken. Die ſüdliche von 0,85 m Durchmeſſer iſt 1784 von Gebr. Fiſſeſher in Königsberg NM. gegoſſen. Die mittlere von 1,05 m Durchmeſſer wurde 1839 von Heinrich Lange in Frankfurt verfertigt. Die nördliche mit 0,63 m Durchmeſſer ſtammt aus dem gleichen Jahre und aus derſelben Gußſtätte wie die ſüdliche.
Reipzig — Reppen. 165
Meppen. Reppen, Stadt, 1530 Einw., 2102 ha.
Quellen.
Rathaus: Die mittelalterlichen Archivalien find 1641 bis auf geringe Reſte verbrannt; die alteften Urkunden betreffen z. B. Beſtätigung der Privilegien durch den Großen Kurfürſten; Pfarre: Kirchenbuch bis etwa 1552 zurückreichend, Matrikel ven 1693. Urkunden über Reppen ſowie Eintragungen in die Kopiar- bücher im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin aus dem 13. bis 16. Jahrh. wurden z. T. von Riedel im 19., 20., 23., 21. Band, ſowie im 2. und 3. Band der 2. Abteilung feines Codex diplomat. Branden- burgensis abgedruckt; das Landbuch Kaiſer Karls IV. im Geh. Staatsarchiv gab Fidicin heraus (Berlin, 1857). Akten hauptſächlich des 16. und 17. Jahrhunderts ſewie Abſchriften von Urkunden des 14. Jahrhunderts in Rep. 21. 130 und Rep. 78. III. X. 19. Materialien zur Geſchichte des 17. und 18. Jahrhunderts bieten Beckmanns und Wohlbrücks Nachlaſſe im Geheimen Staatsarchiv (Rep. 92).
Literatur:
Eine Zuſammenſtellung faſt der geſamten das 13. bis 16. Jahrhundert betreffenden Nachrichten bot Wohlbrück in den 3 Banden feiner Geſchichte des Bistums Lebus (Berlin, 1829— 1832) J, 588 f., 607 f.; II, 100 f., 200 f. und beſonders III, 117-122. Über die neuere Zeit unterrichten Bratring, Beſchreibung der Mark (Berlin, 1809): III, 263; Berghaus, Landbuch der Mark (Brandenburg, 1856): III, 255 f., Sowie Wedekind, Sternbergiſche Kreischronik (Zielenzig, 1853), z. B. S. 89, 158 f., 236 f.
Geſchichle.
Der in Polen vielfach vertretene Name der in einem „wäſſerigen Grunde“ ge— legenen Stadt iſt ſlawiſchen Urſprungs: es iſt in ihm der Stamm ryp-ati (= aufwühlen, ſtechen, hauen) oder auch repa (= Rübe) zu ſuchen, aber nicht von ryba (= Fiſch).
Auf dem Wege nach Oſten, nach Poſen hin, wurde Reppen wohl ſchon um 1250 ein wichtiger Haltepunkt für die Kaufleute, die nach Überſchreitung der Oder bei Frankfurt hier die erſte Raſt machten, wo ſich ein von Schleſien aus zur Warthe— mündung hinziehender Handelsweg mit der vielbegangenen, weſtöſtlich gerichteten deutſch-polniſchen Heerſtraße kreuzte. Daraus, daß 1373 ein „castrum Reppin“ er— wähnt wird und daß Markgraf Jobſt 1403 dem Lebuſer Biſchof geſtattete, zu „Reppyn“ ein feſtes, „Burgfrieden“ genanntes Gebäude neu zu errichten, läßt ſich ſchließen, daß hier ſchon von früh auf ein Kaſtell beſtand; in den vielen Fehden war es zerſtört worden und ſollte nun wieder aufgebaut werden.
Die infolge ihrer ungeſchützten Lage vielen „Anfechtungen“ ausgeſetzte Stadt wird verhältnismäßig ſpät urkundlich erwähnt, nämlich erſt 1329, als am 28. Juli Markgraf Ludwig der Altere die Grenzen von „Newen Reppin“ beſtätigte; den Zuſatz „Neu“ führte ſie im Gegenſatz zu dem heutigen Neuruppin, das damals einfach Reppin hieß. Wie aus der in Frankfurt a. O. ausgeſtellten Urkunde hervorgeht, wurde der Zins der vier Gewerke der Gewandſchneider, Fleiſcher, Bäcker und Schuhmacher der Stadt überlaſſen, ebenſo wie die Abgaben von den regelmäßig ſtattfindenden Jahrmärkten. Am 18. Februar 1335 erhielt Peſcho von Suebeſin durch denſelben Herrſcher 10 Schock Groſchen jährlicher Hebung aus dem landesherrlichen Geleit zu „Nyen Ryppin“, und eine Woche darauf gelobten die Ritter Stange und Dyſſen, die
166 Weſlſternberg.
ihnen verkaufte Stadt „Nyen Reppen“ in den Kriegen dem Markgrafen offen zu halten. Der junge Wittelsbacher, Ludwig der Römer, übertrug 1353 feinem getreuen Ritter Johann v. Waldow ganz „Reppin“ mit allen Nutzungen und Gerechtſamen und behielt ſich dabei nur vor, daß ihm alle Zeit der Eintritt in die Stadt freiſtehen ſollte. Um 1375 gehörte „Reppin“ wieder unmittelbar dem Landesherrn, wie aus dem Landbuch Kaiſer Karls IV. hervorgeht; ihm hatte die Stadt an Orbede ebenſo— viel wie Droſſen, nämlich 24 Mark oder 27 Schock 12 Groſchen, eine verhältnismäßig große und die Bedeutung der Stadt kennzeichnende Summe, zu entrichten; vom Zoll kamen alljährlich 100 Schock Groſchen ein. Doch die unmittelbaren Beziehungen zum Landesherrn hörten bald wieder auf. In den Jahren 1403 und 1104 bereits erhielt der Lebuſer Biſchof Johann v. Borſchnitz vom Markgrafen Jobſt die Erlaubnis, hier ein Kaſtell neu zu errichten ſowie den jährlich rund 200 Schock Groſchen einbringenden Zoll zu erheben, und 1409 wurde von Jobſt ſogar die geſamte Stadt dem Johanniter— orden verpfändet, — eine Verſchreibung, die durch den zollerſchen Kurfürſten Friedrich II. 1417 beſtätigt wurde; doch ebenſowenig wie der Orden die ihm 1409 zugleich über— tragene Vogtei über das Land Sternberg behauptete, waren auch ſeine Beziehungen zu Reppen von Dauer.
Noch 1477 trieben die Bürger, als fie von dem fehdeluſtigen Hans von Sagan angegriffen wurden, die Feinde mit heißem Brei zurück. Doch alles in allem war die Entwicklung der Stadt, die 1437 bezeichnenderweiſe „Kleinen Reppyn“ genannt wird, nicht den vielverheißenden Anfängen entſprechend vorwärtsgegangen. Manche Umſtände hemmten die kräftige Fortentwicklung. Zuerſt die allzugroße Nähe Droſſens und der beſonders privilegierten, den Verkehr der Umgegend aufſaugenden Stadt Frankfurt, deren Bürger ſich im 16. Jahrhundert durch Kauf ſogar in den Beſitz der Gerichtsbarkeit ſetzten. Sodann die geringe Ertragfäbigfeit der im „wäſſrigen Grunde“ gelegenen Gemarkung, die um 1850 von Berghaus, einem guten Kenner märkiſcher Verhältniſſe, als ſchlecht, leicht und ſandig bezeichnet wurde. Endlich kam hinzu, daß ähnlich wie auf Droſſen ſo auch auf Reppen von 1535 an das Übergewicht der— zum Sitz der neumärkiſchen Behörden durch Markgraf Hans erhobenen ſtarken Feſtung Cüſtrin drückte. Waldungen und Heiden, Walk-, Loh- und Schneidemühlen mußten Bürgermeiſter und Ratmannen 1553 an Johann abtreten, und zwar „weil ſie in der Schoßrechnung nicht hatten beſtehen können, um die Strafe zu wenden, welche ſie deshalb wohl verdient hätten“.
Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges waren in dem „armen, unvermöͤgen— den“ Städtlein, wie ſich bei der Muſterung von 1623 herausſtellte, nur noch 251 Bürger, von denen die meiſten lediglich mit Hellebarden bewaffnet waren. Sehr hatte man unter den Schweden zu leiden. „Das Rathaus, auf dem Markt, — ſo heißt es im Beck— mannſchen Manuſkript im Märkiſchen Muſeum — iſt beim Stalhanſiſchen Durchmarſch Anno 1641 mit allen Dokumenten eingeäfchert worden, nachdem dieſe Volker viel Stroh und ander Rauhfutter das Vieh zu futtern hinaufgebracht.“ Neue Kriegs— gefahr drohte 1656, als die Kurfürſtin-Mutter, deren Sitz zu Droſſen war, vom polnischen König einen in den Akten des Magiſtrats in Abſchrift erhaltenen Schuß:
Reppen. 167
brief erhielt. Doch die Stadt hatte noch „auf der einen Seite 3 fache Wälle und doppelte Gräben“, auf der andern viel Sümpfe, ſo daß die polniſche Armee „nichts darwieder ſchaffen konnte“.
„Die abgebrannten, verwüſteten und von den Soldaten niedergeriſſenen Häuſer— lein“ wurden in der Folgezeit mit Beihilfe der Regierung wieder aufgebaut. Jakob Paul v. Gundling rühmt in feinem Brandenburgiſchen Atlas 1724 (S. 306) das gute Tuch, das hier aus der ſchönen Sternbergſchen und Polniſchen Wolle ver— fertigt werde, und meinte, die Stadt, die durch Krieg und Brand zwar viel gelitten hätte, wäre doch auf dem Wege, eine andere Geſtalt zu gewinnen, „indem die polniſche Art zu bauen daſelbſten aufhören wird“. In friderizianiſcher Zeit wuchs die Zahl der überwiegend mit Ziegel gedeckten Häuſer von 262 im Jahre 1719 auf 330 im Jahre 1801, die Bevölkerung von etwa 1600 auf 2192 Menſchen. Die Tuchmacher ſtellten damals auf 135 Stühlen für nahezu 50000 Reichstaler Waren her, die ſie etwa zur Hälfte nach Leipzig, Hamburg und dem Reiche hin abſetzten. Es gab rund 36 brauberechtigte Bürger. Die „ganz gut gebaute“ Stadt war auf der einen Seite ſeit 1730 nur mit Paliſaden, auf der anderen von dem Flüßchen Eilang umgeben. Der Oberprediger war — ebenſo wie noch heute — Paſtor zu Groß- und Klein-Lübbichow.
So war der Stadt im 18. Jahrhundert eine kurze Nachblüte beſchieden. Nach 1815 aber ging die Tuchfabrikation, beſonders da Rußland ſeine Märkte verſchloß und die Fabrikanten das Gewerbe nur auf 1 bis 2 Stühlen betrieben und nicht zum Groß— betrieb übergingen, zurück, und das drückte auf die ganze Stadt! Dazu hatte ſie in der Franzoſenzeit 30000 Taler Schulden gemacht und erzielte nur 1600 bis 1700 Taler jährliche Einnahmen. Der 1830 abgetragene Kirchturm konnte deshalb bis 1853 nicht wieder hergeſtellt werden. Immerhin ſtieg die Bewohnerzahl bis zu dieſer Zeit auf 3500 Seelen an; von den 368 Wohnhäuſern waren 1853 erſt 58 ganz maſſiv. In neueſter Zeit hat das ſtille Ackerbürgerſtädtchen als Eiſenbahnknotenpunkt und ſeit 1904 als Sitz des Landratsamts für Weſtſternberg neue Bedeutung gewonnen. Freilich die Bewohnerzahl hat ſich kaum vermehrt, zumal auch die Blüte der zeitweilig ſehr emporſtrebenden Schuhmacherei nicht von Dauer war. Im Wappen iſt ein den rechten Vorderfuß erhebender Hirſch mit ſchönem Geweih, der ſchon in dem „Sigil der Stat Reppen“ von 1573 zu erblicken iſt.
Denkmäler. Anlage und Befeſtigung der Stadt.
Wie Droſſen ſo dürfte auch Reppen, der erſte Raſtplatz für die von Frankfurt nach dem Oſten ziehenden Kaufleute, zu jenen Städten der Provinz zu zählen ſein, die um die Mitte des 13. Jahrhunderts emporgewachſen ſind, nachdem ſie durch die Markgrafen Johann und Otto ihre ſtädtiſche Verfaſſung erhalten hatten. Die in Aufzeichnungen im Reppener!) Rathaus von etwa 1740 erhaltene Nachricht, daß
) Dieſe Aufzeichnungen find allem Anſchein nach für den jüngeren Beckmann gemacht und zwar im An— ſchluß an einen durch Friedrich II. am 19. November 1740 erlaſſenen Befehl, dem Profeſſor am Joachimstalſchen Gymnaſium Bernh. Ludwig Becmann zur Vervollſtändigung der Märkiſchen Geſchichte feines Vetters, des
168 Weititernberg.
Kaiſer Otto III. auf feiner Wanderung nach Polen zum Grabe des heiligen Adalbert ein Privileg erteilt habe, iſt geſchichtlich nicht glaubwürdig.
Volle Beſtätigung findet die eingangs ausgeſprochene Vermutung von einer Gründung durch die Askanier bei einem eingehenderen Studium des Stadtplanes, der die urſprüngliche Anlage und ſpätere Entwicklung ſelbſt heute noch unſchwer erkennen läßt. Auch hier wird dieſe Arbeit weſentlich erleichtert durch den in der Karten— kammer des Miniſteriums der öffentlichen Arbeiten aufbewahrten, im Jahre 1725 von Euchler angefertigten Stadtgrundriß (Tafel 7). Hiernach erkennt man deutlich die für eine Stadtgründung des 13. Jahrhunderts typiſche Anlage. Rechtwinklig ſich kreuzende Straßenzüge zerlegen ähnlich wie bei anderen gleichzeitigen ſtädtiſchen Gründungen, den im Grundriß annähernd rechteckigen Kern in ebenſolche Häuſer— inſeln, wobei genau wie bei der im Jahre 1253 vorgenommenen Erweiterung von Frankfurt inſofern zwiſchen Haupt- und Nebenſtraßen ein merklicher Unterſchied gemacht wird, als jene, die Längsſtraßen, vor den Querſtraßen durch ihre größere Breite deutlich hervortreten. Abgeſehen von der rings um den Stadtkern verlaufenden Wall— ſtraße und außer der kleinen Pfarrgaſſe werden im Jahre 1713 (vgl. S. 167 Anm. 1) von Seiten des Reppener Magiſtrats noch die Hinter-, die Droſſener und die Rehm— gaſſe genannt. Im Euchlerſchen Plane führt die Fortſetzung der Hinterſtraße die Bezeichnung Roſenſtraße, während die entſprechende Verlängerung der Droſſener Straße die „Peterſiligen Straße“ heißt. Der Name der dritten Hauptſtraße dagegen iſt durch die Bezeichnungen Schloß- und Mühlenſtraße ſchon vollſtändig verdrängt. Ergänzend ſeien noch von den bedeutenderen Querſtraßen die Viehſtraße, deren Fortſetzung die Gaſthofſtraße bildet, ferner die Herrenſtraße und endlich die ſogenannte Neue Straße genannt, zu denen von den kleinen Verkehrswegen nur noch die Brauhausgaſſe als be— merkenswertere Straße hinzutritt. Hervorgehoben ſei noch die Tatſache, daß der alte Plan von Reppen auch in der Anzahl der urſprünglichen Feuerſtellen ſowie hinſichtlich der Größe der bebauten Grundfläche, von Rathaus und Kirche abgeſehen, eine auffallende Übereinſtimmung aufwies mit anderen gleichbedeutenden Gründungen wie etwa der Städte Müncheberg oder Droſſen. Nur in einer Hinſicht ſcheint Reppen eine Aus— nahme zu bilden. Während nämlich bei anderen ſtädtiſchen Gemeinweſen das Vorhandenſein einer maſſiven Stadtbefeſtigung, deren Bau zumeiſt ſchon wie bei Müncheberg im 14. Jahrhundert in Angriff genommen wurde, entweder an der Hand urkundlicher Aufzeichnungen oder zum mindeſten durch die jüngeren aber genauen Aufnahmen wie die Euchlerſchen Karten und nicht zuletzt durch noch vorhandene z. T. umfangreiche Reſte wie bei Droſſen, Jüterbog oder Kottbus bezeugt wird, iſt bei Reppen ein ähnlicher Nachweis von dem ehemaligen Vorhandenſein eines ſolchen Schutzes nicht möglich; dagegen wird des öfteren, ſo z. B. auf eine Anfrage Beckmanns berichtet, daß die Stadt mit Paliſaden umgeben ſei.
Profeſſors zu Frankfurt g. O., die gewünſchten Unterlagen zuſammenzuſtellen. Schon Friedrich Wilhelm IL hatte am 15. April 1713 allen Magiſtraten aufgetragen, dem Hofrat und Hiſtoriographen Jakob Paul Gundeing allen forderſahmen Willen zu erweiſen, ihm mit allen verlangenden Nachrichten an Hand zu gehen, die
nötigen Uhrkunden und Documenta vorzuzeigen und zu communiciren, auch mit ihm alles dasjenige zu erwegen und zu berahtſchlagen, was zu der Städte Flor und zur Aufnahme ihrer Nahrung gereichen kann ...“
**
Weſtſternberg.
Reppen. 169
Es iſt daher nicht unwahrſcheinlich, daß der bloß von einem Verhau!) umgebene Ort, zu dem im Südoſten das Mühlentor, im Norden dagegen das Droſſener Tor den Zugang vermittelte, durch die Eilang im Oſten, auf den übrigen drei Seiten aber durch dreifachen Wall und Graben genügend geſchützt war. Berückſichtigt man noch die ſumpfige Niederung, ſo ſcheint ein derartiger Schutz ohne feſte Mauern völlig aus— reichend geweſen zu ſein, um ſelbſt größere feindliche Überfälle, wie den Angriff des kampfesluſtigen Hans von Sagan im Jahre 1477 mit Erfolg zurückzuweiſen. Im Schweden; die große Feuersbrunſt vom Jahre 1673 tat ihr übriges, ſo daß man aus dem Bild, das die Schilderungen aus dem Ende des 17. und dem Anfang des 18. Jahrhunderts geben, keinen günſtigen Geſamteindruck von dem Zuſtand der Stadt gewinnt. Zwar war das mit all feinen Dokumenten 1611 eingeäſcherte Rathaus ſofort wieder „auf- und ausgebauet“ worden. Die mehrfach erwähnte Matrikel vom 23. Sep— tember 1693 jedoch nennt das Hoſpital, mit dem gleichzeitig auch die heute noch z. T. erhaltene Begräbniskirche erwähnt wird, völlig baufällig. „Des Ober-Pfarrers Hauß nebſt denen darzu gehörigen Scheunen und Ställen“ war ebenfalls „ganz alt und hat“, wie hinzugefügt wird, „die Bürgerſchaft 200 Thlr. zur erbauung eines neuen Pfarrhauſes ge— wiedmet.“ In gleich ungünſtigem Lichte erſcheint auch der Zuſtand der Wohnung des Diakonus ſowie der zugehörigen Scheunen und Ställe, ſo daß man annehmen darf, daß wie in anderen Städten der Provinz ſo auch in Reppen am Anfang des 18. Jahrhunderts eine umfangreiche Bautätigkeit einſetzte. Vielleicht gehörte dem oben erwähnten Bau— jahr 1641 der Vorgänger des heutigen Rathauſes an, ein Fachwerkbau, der dann neuer— dings wieder durch den jetzigen ſchematiſchen Backſteinrohbau verdrängt wurde, in dem gleichzeitig mit den Räumen für die ſtädtiſche Verwaltung auch die Zimmer für das Amts— gericht untergebracht wurden. Da auch alle anderen von den vorſtehend genannten Gebäuden im 19. Jahrhundert, ſoweit ſie Beachtung verdienten, durch Neubauten erſetzt wurden, ſo ſollen neben der kurzen Aufzählung einiger bemerkenswerter Privathäuſer nur die Stadt— pfarrkirche und die Begräbniskapelle vor dem Droſſener Tor eingehender gewürdigt werden.
Die Sl. Kakharinen- oder Stadfpfarrkirche wird in der Matrikel von 1693 im Gegenſatz zu den als baufällig geſchilderten übrigen Gebäuden „ganz gemauert und wohl ausgebauet“ genannt. Dieſe günſtige Beſchaffenheit des Gotteshauſes nach dem Großen Kriege iſt darauf zurückzuführen, daß vornehmlich der aus Feldſteinen errichtete frühmittelalterliche Kern der Zerſtörung leichter Widerſtand leiſten konnte. Wenn in der gleichen Quelle der Turm als von Holz errichtet angeführt wird, ſo dürfte ſich dieſe Schilderung auf einen jüngeren Ausbau über mittelalterlichem Unterteil beziehen. Daß aber auch an dem Hauptgotteshaus die Stürme der Jahrhunderte
) Wenn auch eine ſolche Befeſtigungsart, zu der wahrſcheinlich auch die „leimernen“ Mauern Droſſens gerechnet werden dürfen, in anderen Städten der Provinz bis jetzt nicht nachgewieſen werden konnte, ſo iſt ſie doch im übrigen Deutſchland urkundlich bezeugt; ſie wird unter dem Namen „Hagen“ erwähnt für Stralſund bis zum Jahre 1274, für Holzminden und Seeſen im Herzogtum Braunſchweig bis ins 18. Jahrhundert. Endlich hat der von Heinrich dem Löwen gegründete Stadtteil Hagen der Geſamt— ſtadt Braunſchweig ſeinen Namen von dieſer Befeſtigung.
Baugeſchichte.
170 Weſtſternberg.
nicht ſpurlos vorübergegangen waren, zeigte ſich bald an dieſer mit dem „Holzturm“ verſehenen Weſthälfte. Nachdem nämlich ſchon im Jahre 1709, wie aus einer Auf— zeichnung im Frankfurter Regierungsarchivs hervorgeht, plötzlich ein Teil des Gottes— hauſes eingeſtürzt war, meldete im Jahre 1741 der Magiſtrat auf Beckmanns Anfrage, daß der Turm, deſſen Knopf und Hirſch ein Sturm bereits 1725 herabgeworfen hätte, ſich beim Winde in den letzten drei Jahren ſo ſtark bewegt habe, „daß er immer den Einfall gedräuett, dahero“ ſo fährt der Bericht fort, „Gefahr und ſchaden zu verhüten, derſelbige 1740 abgeriffen worden, und nunmehro die Kirche noch ohne Thurm ſtehet— Die größte Glocke auf der Erden lieget, zu zweyen andern aber ein Gerüſte gemacht worden, daß man doch zur Kirche leiten könne .. .“ Dieſem unhaltbaren Zuſtand ſuchte man durch eine Inſtandſetzung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun— derts zu begegnen. Der am 6. April 1772 ausgefertigte Anſchlag ſieht neben dem Ausbau der ein— gefallenen oberen Turmhälfte auch ein Umdecken des Daches vor, ferner ſolle die Kirche ausgeweißt, die Gänge gepflaſtert, Fenſter und Kanzel eingeſetzt, ein neuer Abb. 155. Reppen. Grundriß der St. Katharinenkirche. Altar angefertigt, ſo—
wie das eingefallene
Gewölbe in der Sakriſtei erneuert werden. Kleinere Ausbeſſerungsarbeiten werden gegen Ende des Jahrhunderts verzeichnet, nachdem von dem Zimmermeiſter Marquart 1782 die Hauptreparatur namentlich mit der Fertigſtellung der „doppelten Turmlaterne“ beendet war. Jedoch kaum fünfzig Jahre ſpäter traf dieſen Erſatzbau das Schickſal ſeines Vor— gängers. Er mußte ebenfalls wegen Baufälligkeit im Jahre 1831 abgetragen werden. Nun begann die Gemeinde, deren Mitgliederzahl inzwiſchen erheblich gewachſen war, ſich nicht bloß mit dem Plane einer Inſtandſetzung, ſondern auch mit dem Gedanken an eine Erweite— rung der Kirche zu tragen. Achtundvierzig Jahre währten die Verhandlungen, die endlich mit einem völligen Umbau des Gotteshauſes, deſſen Einweihung am 22. Dez. 1879 ſtattfand, beendet wurden. Die Reppener St. Katharinenkirche war dem Schickſal nicht entgangen, das auch der Droſſener Jakobikirche gedroht hatte; ſie war, bis auf einen kleinen Reſt auf der Nordſeite, einem modern-gotiſchen Bauplan zum Opfer gefallen. Die Geſamtbau— koſten betrugen, nach einer Zuſammenſtellung vom 8. Okt. 1885, 101700 Markts Pfennig.
Reppen. Il
Abb. 156. Reppen. St. Katharinenkirche. Nordkapelle.
Das umgebaute Gotteshaus zeigt ein im Grundriß (Abb. 155) einfach rechteckiges . Ban a de 2 E 8 == = 3 ” , beſchreibung Langhaus, einen eingezogenen, gerade geſchloſſenen, annähernd quadratiſchen Chor, eine in der Nähe der Nordoſtecke jenes Bauteils errichtete nach Norden dreiſeitig geſchloſſene Kapelle (Abb. 156) und den völlig neuen, im Grundriß quadratiſchen Backſteinturm an
12 Weſtſlernberg.
der Südoſtecke des Langhauſes. In dem Verbindungsbau zwiſchen dem die Sakriſtei bildenden Turmuntergeſchoß und dem Chor liegt die Turmtreppe. Soweit die anläßlich des Umbaues um etwa drei Meter erhöhten Umfaſſungsmauern aus ſauber bearbeiteten Granitquadern beſtehen, dürften ſie einer frühmittelalterlichen Kirche angehört haben; für die Richtigkeit biefer Vermutung ſpricht auch die für das 13. und 14. Jahrhundert typiſche Anlage von Langhaus und Chor; hier ſind ferner auf der Außenſeite der Oſtwand heute noch die ehemaligen in ihrer Dreizahl für dieſe Bauzeit ebenfalls charakteriſtiſchen, fchlanfen, jetzt vermauerten Spitzbogenfenſter an ihren Umrißlinien deutlich ſichtbar. Alle jetzigen Lichtöffnungen des Kirchenſchiffs und des Chores ſind modern und bieten ebenſowenig etwas Bemerkenswertes wie die anderen der neueren Zeit angehörigen Schöpfungen einſchließlich des Turmes. Dagegen beſitzt die Kirche in der aus Back— ſteinen errichteten Nordkapelle einen wertvollen mittelalterlichen Baureſt. Ahnlich wie die reichgeſchmückte aus Werkſtein hergeſtellte fürftliche Stiftung an der Frankfurter Marienkirche ſpannt ſich hier das allerdings ungleich beſcheidenere, nur durch eine reiche Profilierung hervorgehobene, oberhalb durch einen Maßwerkfrieß abgeſchloſſene Backſteinportal zwiſchen die beiden nördlichen, ſchlichten Eckſtrebepfeiler, während die über dem Fries ſitzende Mauerſchräge auch hier auf ein ehemals vorhandenes Schutz— dach ſchließen läßt. Ein aus Rundſtab und Hohlkehle beſtehendes Profil umrahmt die ſonſt ſchlichten Lichtöffnungen der Polygonſeiten und ein Maßwerkfries aus Back— ſtein ziert unter dem Hauptgeſims die in ihrem oberen Viertel aus geſpaltenen Find— lingen aufgemauerten Umfaſſungsmauern. Seiner Bauzeit nach dürfte dieſer im Innern gewölbte Bauteil etwa gleichzeitig ſein mit der aus dem letzten Viertel des 14. Jahr— hunderts ſtammenden Kapelle an der Frankfurter Marienkirche. Die Wetterfahne über dem Dachfirſt der Kapelle zeigt die Jahreszahl 1683. Das Backſteinmaß beträgt 10,5 X 14,5 X 30 cm. Der Verband weiſt einen regelmäßigen Wechſel von 2 Läufern und 1 Binder auf. Auf m Höhe kommen 16½ Schichten.
Außer einer doppelten Weſtempore aus Holz beſitzt die Kirche noch auf der Nord- und Südſeite ebenfalls aus Holz eingebaute Emporen, durch deren Stützen das Innere gleichſam in drei Schiffe geteilt wird; von ihnen ſind die Seitenſchiffe flachgedeckt, während die freitragend konſtruierte Decke des Mittelſchiffs ſowie die des Chorraumes ſatteldachartig in den Dachraum hineinreichend geſtaltet find. Der ge: ſamte innere Ausbau iſt modern-gotiſch.
An nennenswerten älteren Gegenſtänden ſind vorhanden:
Zwei hölzerne Rundfiguren auf Konfolen an den Stirnſeiten des ſpitzbogigen Triumphbogens ſtehend. Von ihnen ſtellt die Figur auf der Südſeite den Evangeliſten Lukas, die Geſtalt auf der Nordſeite den Auferſtandenen dar. Allem Anſchein nach ſtammen beide von einem ehemaligen Renaiſſancealtar.
Ein Olbild auf Leinwand hängt auf der Suͤdempore und zeigt die Ganzfigur eines Geiſtlichen in der Tracht des 18. Jahrhunderts.
Ein jetzt noch zweiarmiger, meſſingener Kronleuchter in der Sakriſtei zeigt die Inſchrift: „Christian Rehfeld: P. P. Burgermevster Anno 1667“,
Von den Abendmahlsgeräten ſind zu nennen:
Reppen. 173
Ein Abendmahlskelch, 20 em hoch, Silber, trägt die Jahreszahl 1822.
Eine Patene, ſilbervergoldet, mit Weihkreuz, dürfte dem 16. Jahrhundert angehören.
Eine Abendmahlsfanne aus Neuſilber ſtammt laut Inſchrift aus dem Jahre 1865.
Ein zweiter Kelch, eine Oblatenbüchſe ſowie eine Patene ſind modern.
Fünf Glocken find in drei Geſchoſſen des Turmes verteilt:
Die älteſte im Obergeſchoß mit 0,50 m Durchm. zeigt am Rand in ſpätgotiſchen Minuskeln die Inſchrift: „Oesv (Jesu) gyt (gott?) maria“. Wende des 15. Jahrhunderts.
Die ſüdliche im mittleren Geſchoß mit 0,45 m Durchmeſſer und 18 em Höhe läßt ſofort an ihrer geringen Höhe und der dadurch gedrückten Geſtalt ihre Be— ſtimmung als Uhrglocke erkennen und dürfte dem 17. Jahrhundert angehören ſowie vielleicht von dem Gießer Voillard ſtammen.
Die nördliche Glocke mit 1,16 m Durchmeſſer wurde ebenſo wie im unterſten Geſchoß die öſtliche mit 1,30 m und die weſtliche mit 0,92 m Durchmeſſer von dem Berliner Gießer Hackenſchmidt im Jahre 1812) gegoſſen.
Die Hofpitale oder Begräbniskirche vor dem Droſſener Tor wird in der Matrikel von 1693 kurz als Kirche erwähnt, „worinnen die Leichenpredikten und Parentationes gehalten werden.“ Dieſen Zwecken diente ſie auch noch während des ganzen 18. Jahrhunderts, bis ſie dann im 19. Jahrhundert viele Jahre als Bretter— magazin benutzt wurde. Erſt am 5. April 1875 wurde von dem Kreisbaumeiſter Giebe ein Bauprogramm aufgeſtellt?), in dem ſämtliche Arbeiten aufgeführt wurden, die für die notdürftigite Inſtandſetzung des Gebäudes zum Zwecke feiner Wiederverwendung als Gotteshaus notwendig waren. Inwieweit dieſes Bauprogramm verwirklicht wurde, läßt ein Vergleich mit dem heutigen Zuſtand erkennen.
Die Kirche, deren Breite bei einer durchſchnittlichen Länge von 16,20 m etwa Sm beträgt, beſteht aus der vermittelſt Backſtein maſſiv aufgemauerten mittelalterlichen Weſthälfte und einer in der Richtung nach Oſten in jüngerer Zeit vorgenommenen, aus verputztem Fachwerk errichteten dreiſeitig geſchloſſenen Erweiterung. Das Backſtein— maß beträgt an der Weſtfront 914 30 cm, an den beiden Langſeiten 8X 13,5X29 cm. Auf Am kommen 19 Schichten. Der Verband weit einen regelmäßigen Wechſel von einem Läufer und einem Binder auf. Die urſprüngliche heute noch im Innern ſpitz— bogig geſtaltete Weſttür iſt jetzt zu einem Fenſter umgebaut; außer dieſer Lichtöffnung führen noch auf der Süd- und Nordfeite der Weſthälfte des Baues je zwei nachträglich erweiterte, ſtichbogig abgeſchloſſene Fenſter dem Innern Licht zu, während je eine rund— bogige, tief herabreichende Lichtöffnung die entſprechenden Seiten des jüngeren Oſtbaues
) Vgl. Akten im Regierungsarchiv zu Frankfurt.
) Als notwendig werden nachſtehende Arbeiten verzeichnet: „1. Das Ziegeldach muß umgedeckt werden. 2. Von den 6 kleinen Fenſtern ſind 4 Stück zu vergrößern, um das nötige Licht nach Aufſtellung der doppelten Emporen an den Frontwänden zu ſchaffen. 3. Das Pflaſter iſt ſtellenweiſe zu repariren und die Wände find zu weißen. 4. Die Thür in der Nordfront wird vermauert und die im Weſtgiebel niedriger gemacht, um auch an dieſer Wand eine Empore aufſtellen zu können . . . . Außerdem hat der Superintendent und der Bürgermeiſter den Antrag geſtellt, über den Balken eine Bretterdecke zu legen .. .. auch ſoll am Eingange des Kirchhofes ein Glockengerüſt gufgeſtellt werden .. . .“
5
174 WWeililernberg.
durchbricht. Außer dem erwähnten ehemaligen Weſtportal vermittelte einſt auf der Südſeite eine Tür den Zutritt zum Innern. Eine dritte in der nordweſtlichen Ecke angelegte ſpitzbogige Zugangsöffnung dient heute noch neben der zweiflügligen, auf der nordweſtlichen Polygonſeite angebrachten Haupttür ihrem urſprünglichen Zwecke.
Wie am Außern die Strebepfeiler, fo weifen auch die Schildbögen im Innern des mittelalterlichen Bauteils auf eine ehemalige Wölbung hin. Heute blickt man von dem auf drei Seiten mit Emporeneinbauten verſehenen Innern in den offenen Dach— ſtuhl. Die Zugangstreppe zu den Emporen liegt in der nordweſtlichen Ecke.
Den maſſiv aufgemauerten, noch mittelalterlichen Altartiſch ſchmückt eine jetzt leider weiß überſtrichene, ſpätmittelalterliche Beweinung. Der darüber angebrachte, ebenfalls weiß übertünchte, annähernd lebensgroße Kruziftrus dürfte ſpäteſtens aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts ſtammen (Abb. 157).
ie e Ae
* I! INN
74 PEN RR RN
Abb. 157. Meppen. Hoſpitalkirche, Altar.
Eine große Anzahl Grabdenkmäler auf dem in der Umgebung der Kirche ge— legenen älteren Teil des Friedhofes gehört dem erſten Drittel des 19. Jahrhunderts an. Bemerkenswert iſt das noch klaſſiziſtiſch aufgebaute Denkmal der Anna Charl— Friederike Wilh. Bolfras verehelichte Herzberg, geb. 8. Jan. 1809, geſt. 21. Febr. 1831 (Abb. 158). Das gemeinſame Grabmal für den Ratszimmermeiſter Joh. Adam Schultze, geb. 11. Sept. 1765, geſt. 17. Sept. 1826, und feine Frau Charl. Louiſe Schultze geb. Herzberg, geb. 22. Okt. 1767, geſt. 2. Febr. 1850, zeigt ein von einer Vaſe befröntes Poſtament mit Inſchrifttafel. Von zwei einfachen noch dem 18. Jahrhundert ange— hörenden Grabplatten am Weſtende des älteren Teils des Kirchhofs iſt nur noch der Stein des Johann Chriſtian Gottlieb Ungnad, „Statt Secretarius zu Reppen“, geb, den 27. Juni 1733, geft. den 21. Juni 1766, einigermaßen zu entziffern.
Von den monumentaleren Denkmalbauten des Friedhofes ſei das Erbbegräbnis der Familie Herzberg (Abb. 159) genannt. Vier den Dreieckgiebel des Daches tragende
Reppen. 175 Säulen gliedern die Hauptfaſſade, in deren Achſe ein rundbogiges Portal den Zugang vermittelt; zwei ebenfalls rundbogige, ſeitlich angebrachte Fenſter beleuchten das Innere.
Von den älteren Wohnhäuſern ſind die beiden maſſiven Putzbauten, Frankfurter Straße Nr. 5 (Abb. 160) und Richterſtraße Nr. 22 (Abb. 161), die bemerkenswerteſten.
Jenes landhausartig mitten in einem Garten gelegene Gebäude dürfte der Formgebung nach der Wende des 18. Jahrhunderts angehören. Die nach der Straße zugekehrte eingeſchoſſige Hauptfaſſade mit ihrem in das gebrochene Dach einſchneidenden zweigeſchoſſigen Mittelbau zeigt über den von ſchmalen Liſenen flankierten rechteckigen Lichtöffnungen die für die angegebene Bauzeit charakteriſtiſchen Girlanden, ſowie die gleichſam das Hauptgeſims ſtützenden ſtraff geſpannten Konſolen. Ahnlich dekoratives Beiwerk ſchmückt
176 Weſlſlernberg.
den Mittelbau, deſſen von Pilaſtern eingefaßte, im Grundriß geſchwungene Vorlage im Erdgeſchoß von dem rundbogigen Hauptportal durchbrochen wird.
Nicht viel älter dürfte das Haus Richterſtr. 22 ſein, deſſen von zwei kannelierten Liſenen flankierte Straßenfront mit ihrem abgewalmten Giebel durch eine ebenfalls kannelierte Mittelliſene halbiert wird. Die kräftig umrahmten rechteckigen Licht— öffnungen des Giebelgeſchoſſes zeigen unter den Brüſtungen die für das Ende des 18. Jahrhunderts typiſchen Gehänge, während die ebenſo eingefaßten, mit Schluß— ſteinen verſehenen Fenſter des erſten Obergeſchoſſes mit Konſolen geſchmückte Brüſtungen
Abb. 159. Reppen. Friedhof, Erbbegräbnis der Familie Herzberg.
aufweiſen. Der korbbogig geſchloſſene Zugang der linken Hälfte mit der ge— nagelten Tür iſt urſprünglich, der rechteckige Ladeneingang dagegen gehört der neueren Zeit an.
Von den übrigen maſſiven Putzbauten ſei nur noch das ebenfalls aus der Wende des 18. Jahrhunderts ſtammende zweigeſchoſſige Haus Schloßſtr. Nr. 26 erwähnt mit feinem liſenenflankierten Mittelbau und der Dreieckgiebelverdachung über dem forbbogig geſchloſſenen Zugang, ferner das ebenfalls zweigeſchoſſige Haus Schloßſtr. 59 (Abb. 162) mit dem vorgezogenen Mittelbau und den flankierenden Eckriſaliten. Sein für den Anfang des 19. Jahrhunderts charakteriſtiſcher Balkoneinbau in der Achſe des Obergeſchoſſes
Reppen.
VI. 3.
Weſtſternberg.
5.
ße Nr.
traf
kfurter S
Fran
Haus
Meppen. H
160.
Abb.
178 Weſtſternberg.
erinnert an gleichzeitige Bauten des benachbarten Frankfurt. Einfacher geſtaltet ſind endlich die ebenfalls hierher gehörigen Häuſer Richterſtr. Nr. 46, 50 und 54.
Die älteſten Häuſer der Stadt Reppen dürften unter den noch heute in überwiegender Zahl vorhandenen Fachwerkbauten zu ſuchen fein. So gehört das zweigeſchoſſige Haus
Abb. 161. Meppen. Haus Richterſtraße Nr. 22.
Schloßſtr. 11 mit dem vorgekragten Obergeſchoß nach der noch frühen Balkenproftlierung zu ſchließen ſpäteſtens dem Ende des 16. Jahrhunderts an. Nicht viel jünger dürfte das zweigeſchoſſige Fachwerkhaus Schloßſtr. 34 fein mit feinem der Straßenſeite zugekehrten ab— gewalmten Giebel, ſowie das ebenſo aufgebaute Haus Herrenſtr. 4. Jüngere erwähnens— werte Fachwerkhäuſer find ferner: am Kirchplatz das zweigeſchoſſige forſttechniſche Inſtitut,
Reppen. 179
Abb. 162. Reppen.
Anfang des 19. Jahrhunderts, und das nicht viel ältere, eingeſchoſſige „zweite“ Pfarrhaus; in der Richterſtraße die eingeſchoſſigen Häuſer Nr. 5 und 21, ſowie der hauptſächlich wegen des gebrochenen Daches erwähnenswerte Fachwerkbau Nr. 58. In der Schloß— ſtraße ſind Bauten dieſer Art die Häuſer Nr. 27, 67 und 70. In der Wallſtraße endlich beſteht namentlich die Weſtſeite aus zumeiſt eingeſchoſſi— gen Fachwerkhäuſern. Bemerkenswerte Türen beſitzen die Häuſer: Herrenſtr. Nr. 23, Fül— lungstür aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts; Richterſtr. Nr. 26, genagelte Tür mit trefflich geſchmie— detem Rokokobeſchlag; die ebenfalls genagelte Tür Richterſtr. Nr. 44 zeigt einen Meſſingbeſchlag aus der Wende des 18. Jahrhunderts. Andere ge— nagelte Türen befinden ſich u. a. in der Schloßſtr. Nr. 15, 17, 21 und 22 (Abb. 163), ferner am Haus Nr. 27,
Abb. 163. Reppen. Tür am Hauſe Schloßſtraße Nr. 22.
12*
während das Haus Nr. 74 (Abb. 164) in derſelben Straße ſich durch eine ſchön geſchnitzte Rokokotür auszeichnet. Zum Schluß ſeien noch die beiden genagelten Türen Wallſtr. 21 und 14 genannt.
Isis Fu) Handels Säpzig.
Häpzig, Angerdorf 5 km nordöſtlich von Göritz. 1051 Einw., 1374 ha.
Laut Urkunde vom 3. Fe— bruar 1317 im Geheimen Staats— archiv (Lebus Nr. 5) gehörte „Sa— bytz“ dem Bistum Lebus (vgl. Riedel, Codex XX, 201); die Gemarkung von „Sebitz“ zählte 36 Hufen, davon 2 Pfarrhufen. Nach der Reformation ging der Ort ebenſo wie die übrigen bi— ſchöflichen Güter in den Beſitz des Landesherrn über und gehörte bis etwa 1810 zum Domänen— amt Frauendorf. Damals zählte Abb. 164. Reppen. Tür am Hauſe Schloßſtraße Nr. 74. man zu „Sepzig“ oder „Seepzig“
278 Einwohner; darunter waren ein Lehnſchulze, 10 Bauern, je 11 Koſſäten und Büdner; ein größeres Gut gab es nicht. Das Patronat ſteht den Prinzen von Preußen zu, die ſeit 1844 Frauendorf beſitzen.
Die Kirche (Abb. 165 u. 166) iſt ein im Grundriß rechteckiger, verputzter Findlings— bau mit einem über kreisrundem Sockel fünfſeitig geſtalteten Oſtſchluß, einer neueren Backſteinvorhalle vor der Nordtür und einem quadratifchen, in der oberen Hälfte aus ver— putztem Fachwerk hergeſtellten Weſtturm, deſſen ziegelgedecktes Pyramidendach eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1829 trägt. Außer dem erwähnten Nordportal führt noch ein zweiter Zugang von Weſten her nach dem flachge— deckten Innern der Kirche, deren Fenſter mit flachen Korbbogen abgeſchloſſen ſind.
Der größte Teil der inneren Ausſtattung Abb. 165. Sapzig. Grundriß der Kirche.
2
181
Reppen — Säpzig.
U un sn e
N
\
U N Mass: N AIR,
Nav
en.
eſt
e von W
tirch
$
Säpzig.
Abb. 166.
ten vorgeſehenen
Sei
i urmunterbau gelegenen
nach auf einen in der zweiten
re
d
auf
hls und der
ſtü
lich des Ge
; Emporeneinbauten mit ihren in der Nordvorhalle
ef
chli
ſes einſe
des Gotteshau
* T
im
und
gen dürfte ſeiner heutigen Anordnung
reppenzugän
T
9
ſein ) Nach der Beantwortung der Indagandaakte bei der Frankfurter Regierung vom Jahre 1814
hren
ufü
R 3
ahrhunderts vorgenommenen Erneuerungsbau zurück
—
Hälfte des 18.
aurer-Wittwe Abraham
M
„Die
70 „von Grund auf neu erbaut“.
55
ahren 176 dow bekam für den Bau...
J
wurde die Kirche in den
12 gr.“
2302 Rthlr.
Span
ehmann aus
* x
182 Weſtſlernberg.
BET TER THE TUE NE FIR
n
Der Kanzelaltar (Abb. 167), deſſen Aufbau ebenfalls aus der ſpäteren Barockzeit ſtammt, beſitzt in der an den Ecken mit Säulchen verſehenen und in den Brüſtungs— füllungen mit den Bildern der vier Evangeliſten geſchmückten Kanzel einen älteren
Säpzig — Sandow. 183
Renaiſſancereſt. Bemerkenswert iſt noch die am Aufbau angebrachte Predigtuhr mit vier gläſernen Behältern.
Die einfache Taufe enthält ein zin— nernes Becken mit der Inſchrift: „Säpzig 1857
Ein achtarmiger Kronleuchter dürfte mit dem Taufbecken gleichzeitig fein.
Zwei Altarleuchter (Abb. 168) aus Bronze, 38 cm hoch, mit Meiſterzeichen am Fuß, ſind ſpäteſtens dem 16. Jahrhundert zuzuweiſen.
Zwei Zinnkelche, 23,5 cm und 21 em hoch, mit zugehörigen Patenen, ſowie eine zinnerne Kanne, 22 cm hoch, ſtammen anfcheinend aus der Mitte des 19. Jahr- hunderts.
Eine runde zinnerne Hoſtienbüchſe mit der Deckelinſchrift: „Zur Saepzigschen Kirche“ ſowie mit dem Namen Säpzig auf der Unterſeite dürfte der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angehören.
Zwei Glocken. Die öſtliche mit 0,78 m, die weſtliche mit 0,62 m Durch— meſſer, beide ohne Inſchrift, mittelalterlich.
Sandow.
Sandow, Straßendorf 15 km ſüd— lich von Reppen. 1102 Einw., Landgem. 657 ha, Gutsbez. 2979 ha.
Sandow erſcheint im 14. Jahrhundert unter den befeſtigten Städtchen, „muni— ciones“ und „opida“, des Landes Sternberg und gehörte laut Urkunde vom 24. De— zember 1350 dem Johanniterorden, der den Ort zugleich mit anderen Gütern von den v. Klepzig erkauft hatte (Geh. Staatsarchiv, vgl. Riedel, Codex XIX, 137), zur Zeit der Abfaſſung des Karoliniſchen Landbuchs aber, um 1375, dem markgräflichen Lehnmann, Ritter (miles), Johannes Sak (Ausg. von Fidicin, S. 37). 1486 beſtätigte Kurfürſt Johann dem Orden das Eigentum dieſes Städtchens ſowie des Dörfchens Bergen, nachdem er ſich überzeugt hatte, daß dieſe Güter, welche ehrbare Leute, u. a. die Schaffe, als Lehen beſaßen, von alter Zeit her des Ordens Eigentum ge— weſen ſeien. 1581 wurden die Gebrüder Dietrich und Dietlof v. Winterfeldt auf Dallmin vom Ordensmeiſter mit Sandow belehnt, ein Jahr darauf aber vom Kurfürſten, der Sandow gegen Ziebingen eingetauſcht hatte. Der Ort, in dem 1572 laut Erb—
Abb. 168. Säpzig. Altarleuchter in der Kirche.
184 Weſlſlernberg.
regiſter 14 Hüfner und 16 Koſſäten wohnten (vgl. Chriſtoph Senfft v. Pilſach, For— ſchungen zur Brand.-Preuß. Geſch., 22. Bd., S. 450 f.), konnte ſich als Städtchen nicht behaupten; 1809 wird es in Bratrings Beſchreibung der Mark Dorf genannt. Das Gut gehörte ſeit etwa 1752 den aus Weſtfalen ſtammenden Piper, die 1736 von Friedrich Wilhelm J. in der Perſon des Präſidenten der Oberrechenkammer geadelt wurden. Das Rittergut ſamt Sierzig und Bergen beſaßen um 1828 die v. Burgsdorff; 1840 übernahm Freiherr Senfft v. Pilſach, der Gemahl einer v. Burgsdorff, den Beſitz käuflich für 60000 Taler.
Die Kirche (Abb. 169) wurde an Stelle eines in der Nacht vom 10. zum 11. Juni 1798 niedergebrannten älteren Gotteshauſes im Jahre 1801 völlig neu erbaut. Die im Grundriß rechteckige Anlage beſitzt einen der ganzen Weſtfront vorgelagerten, aus Vor— halle und zwei flankierenden Türmen beſtehenden Bauteil. Die von einem ſchweren Zinnenkranz befrönten und von je einer ins Achteck übergeführten ſchiefergedeckten Pyramide abgeſchloſſenen Türme zeigen in den Wetterfahnen die Inſchriften: enz (Burgsdorff) und 4% (Burgsdorff). Das von je vier Fenſtern auf der Süd- und Nordſeite und von einer in der Mitte der Oſt— ſeite angebrachten Lichtöffnung er— hellte, flachgedeckte Innere (Abb. 170) mit ſeiner Weſtempore wird durch zwei Reihen ſchlanker Säulen mit korinthiſierenden Kapitälen gewiſſer— maßen in drei Schiffe geteilt.
Die heutige Stellung der urſprünglich hinter dem Altar angebrachten Kanzel geht auf eine aus den Mitteln des Patrons beſtrittene, durch Adler im Jahre 1866 vorgenommene Inſtandſetzung zurück, die einen Koſtenaufwand von 5000 Reichstalern erforderte. Gleichzeitig wurden auch die im Altarraum angebrachten Emporen entfernt. Die Glasmalereien im Oſtfenſter, die im dreigeteilten Hauptfeld Chriſtus und die vier Evangeliſten nach den bekannten Dürerſchen Vorbildern erkennen laſſen und aus der königlichen Glasmalerei in Berlin ſtammen, ſind von der Baronin v. Senfft geb. v. Block-Bibra geſtiftet.
Die Orgel, von Dünfel in Berlin, ſtammt aus dem Jahre 1869.
Eine Tafel zum Andenken an die Jahre 1813/14 hängt im Innern der Kirche.
Ein zinnernes Taufbecken mit aufgelegtem Ornament trägt am Rand die Inſchrift: „C. K. Engel 17. 12 18937.
Ein einfacher Barockkelch, 25, cm hoch, Silber, mit zugehöriger Patene, zeigt neben den Namen und den Wappen des Carl Heinrich Piper und ſeiner Frau Carolina Friedericke geb. Lehmann noch die Jahreszahl 1798; Meiſter Müller, Berlin.
Sandow. 185
Zwei Glocken. Die füdliche mit 0,65 m Durchmeſſer iſt von H. Lange in Frankfurt a. O. 1842 gegoſſen. Die nördliche mit 0,51 m Durchmeſſer ſtammt von dem gleichen Gießer aus dem Jahre 1847.
Das Herrenhaus (Abb. 170 iſt ein zweigeſchoſſiger, von Liſenen gegliederter, maſſiver Putzbau. Das Jahr des Baues ſowie der Name des Bauherrn werden durch folgende an der Südfront angebrachte Inſchrift: „J: C: FUCHS CON SUL FIRSTEN-
WALDENSIS 1734“ genannt. Außerdem lieſt man den von einem Ornament umrankten Spruch: „SOLI DEO GLORIA“ (= Gott allein die Ehre). Die beiden im Norden und Süden anſchließenden Erweiterungsbauten ſowie der Vorbau vor dem in der Achſe gelegenen Zugang gehören der Mitte des 19. Jahrhunderts an.
Von den Gegenſtänden im Innern des Herrenhauſes ſeien genannt: ſieben Familienbilder, darunter das Bild des Friedrich Ehrentreich v. Burgsdorff und die Bildniſſe zweier Herren v. d. Recke.
In der Bibliothek ſind erwähnenswert fünf Stammbäume, von denen einer Bezug nimmt auf die Nachkommen des Georg Heinrich v. Burgsdorff, geb. den 26. April 1704, und der Theodora Jacobaea v. Burgsdorff, geb. am 7. Sept. 1713. Zwei
Abb. 171. Sandow. Herrenhaus.
andere Stammbäume endlich gehen zurück auf Karl Ehrentreich v. Burgsdorff, geb. 1672, und Johanna v. Hackeborn aus Bahrendorf.
Eine Sonnenuhr in dem auf der Südſeite des Herrenhauſes ſich anſchließenden Park ſtammt von Möllinger in Berlin, Anfang des 19. Jahrhunderts, mit der Inſchrift: „Ich zähle nur die heiteren Stunden.“ (vgl. Kunſtdenkm., Stadt Frankfurt, S. 235).
Schmagorei.
Bchmagorei, Straßendorf 9,5 km öſtlich von Droſſen. 572 Einw., Landgem. 546 ha, Gutsbez. 1137 ha.
„Smagaria“, deſſen ſlawiſcher Name im litauiſch-polniſchen Sprachgebiet oft vertreten iſt und mit gora (Berg) zuſammenhängt, wurde im 13. Jahrhundert mit der Normalzahl von 64 Hufen ausgeſtattet, darunter 4 Pfarrhufen, wie aus dem Bistumsregiſter im Geheimen Staats— archiv zu erſehen iſt (Rep. 78 a. 14, fol. 25). Nach 1400 waren in „Smagerye“ die Winning, Oynitz (Rep. 78. 49, fol. 1), dann die Slaberndorf anſäſſig, die nach
Sandow — Schmagorei. 187
dem Schoßregiſter von 1461 die Mehrzahl der Hufen beſtellten. Nachdem zeitweilig Frankfurter Bürger hier begütert geweſen waren, erhielt 1536 Hartwig v. Slow auf Klauswalde die Belehnung, deſſen Nachkommen auf zwei Ritterſitzen bis 1785 ſaßen; der Sohn des Martin v. Slow und der Margarete v. Mörner war der durch Schillers „Wallenſtein“ bekannte Feldmarſchall. Nach 1785, zur Zeit als die
Ihlows im Mannesſtamm erloſchen, kamen Dorf und Gut an Friedrich Gottlieb v. d. Oſten (vgl. „Beſchreibung der Nachrichten von den Adlichen Dörffern des Sterns bergſchen Creyſes“ im Regierungsarchiv zu Frankfurt); damals zählte man auf 34 Feuerſtellen 211 Einwohner, darunter nur 5 Bauern. Um 1840 gelangten die Grafen v. Haslingen durch Erbſchaft in den Beſitz des Gutes, das ſie von 1849 ab für 3250 Taler verpachteten und 1850 an den ſpäteren Landrat des Weſtſternberger Kreiſes Bohtz verkauften; im Beſitze dieſer Familie befindet es ſich noch heute.
188 Weſlſlernberg.
Die Kirche (Abb. 172) iſt eine im Grundriß rechteckige Anlage, deren heute ver— putzte, im Kerne mittelalterliche Umfaſſungsmauern aus Findlingen errichtet ſind. Der in einem Abſtand von 35 cm von der Weſtfront des Gotteshauſes erbaute, im Grundriß quadratiſche, verbretterte Holzturm!) zeigt über feinem ziegelgedeckten Pyramidendach eine Wetterfahne mit der Inſchrift: 4. Der im Innern flachgedeckte Kirchenraum (Abb. 173) mit ſeinen auf der ganzen Nordweſt- und der halben Südſeite eingebauten Emporen wird durch Fenſter beleuchtet, die ebenſo wie der in der Mitte der Südſeite gelegene Zugang nachträglich umgebaut ſind. Im Gegenſatz zu dem modernen Fußboden— belag des Altarraumes iſt noch unter dem Geſtühl der aus Backſtein mittelalterlichen Formates hergeſtellte Boden erhalten.“)
Der Kanzelaltar zeigt ebenſo wie die Taufe die ſtrengen Formen aus der Wende des 18. Jahrhunderts. Das Chriſtus— bild auf dem Altar gehört dem 19. Jahr— hundert an. Die Vorgängerin der jetzigen Taufe, ein ſtehender barocker Taufengel (Abb. 174), wird noch in der Kirche auf— bewahrt und trägt die Umſchrift: „H. Höne Friedrich v. Ilow hab Gott zu Ehren d. Taufe machen Lassen 1693.)
Die Orgel ſtammt aus neuerer Zeit.
Mehrere Gedächtnistafeln, darunter eine gußeiſerne zur Erinnerung an einen im Jahre 1870 gefallenen Mitkämpfer, hängen an den Wänden.
Die Beleuchtungskörper ſowie der Kruzifixus auf dem Altar und ſämtliche Abb. 174. Schmagorei. Taufengel in der Kirche. aus Alfenide gefertigten Abendmahlsgeräte
wurden 1858 von dem Amtmann Bohtzgeſchenkt.
Zwei Glocken. Die ſüdliche von 0,78 m Durchmeſſer zeigt auf der Haube den
) Indagandaakte von 1814: „Der Kirchthurm iſt ganz von Holz, mit Dielen verkleidet, mit Schindeln gedeckt und iſt von den Kirchengebäuden separirt.“ — Viſitationsprotokoll vom 23. Auguſt 1780: „Der Thurm mit 2 Glocken iſt ebenfalls von der Familie v. Now, vor einigen Jahren gantz neu aufgeführt, mit Brettern bekleidet, und in vollkommen guten baulichen Stand geſetzt worden“. —
) In der Matrikel vom 27. September 1693 heißt es: „Die Kirche iſt Jetzo umb undt umb guht Mauerwerck, die Decke Holtzwerck und der boden Steinern, iſt nunmehr auff beyden Seiten mit einem ein— fachen Ziegeldache gedeckt. Die Halle . . . ſoll reparirt werden... Der Thurm welcher nur ein glocken— gerüfte zu nennen iſt gantz niedrig .. .“
) Die Matrikel (27. September 1693) beſagt: „Die Tauffe iſt gantz neu, beſtehet aus etwas bild— ſchnitzer undt Tiſchlerarbeit .
Schmagorei — Seeſeld. 189
Gekreuzigten mit Maria, Magdalena und Johannes, ferner eine Madonna und das Voillardſche Gießerwappen. Die Inſchrift am Halſe lautet: „Gegossen unter dem Patronat des Caspar von Ilow und seiner Frau Barbara Elena g. v. Schmulken (= v. Schmolke), ferner Haino Friederich Ilow. Gießer: Franciscus Sebastianus Voillard, 1676“. Außerdem lieſt man am Rand, abgeſehen von der üblichen Namensnennung des Predigers und der Kirchenälteſten ſowie der Bezeichnung eines Bibeltextes: „Aus Antrib Godfridt Beils bin ich gegossen worden“. Die nördliche mit 0,56 m Durchmeſſer zeigt am Hals eine Anzahl Medaillen mit Darſtellungen aus der Lebens- und Leidensgeſchichte Chriſti ſowie das Symbol des Evangeliſten Matthäus.
In der Südweſtecke des ummauerten Friedhofes ſteht ein im Grundriß recht— eckiger verputzter Backſteinbau, die Gruft der Familie v. d. Oſten. Der Bau zeigt am Außeren ſchlichte Liſenengliederung, ſowie rechteckig umrahmte Fenſterniſchen mit ovalen Lichtöffnungen in der Mitte. Der auf der Nordſeite gelegene Zugang zu dem von einem Pyramidendach überdeckten Bau iſt nach oben korbbogig geſchloſſen. Das Innere, in deſſen flacher Decke eine kreisrunde Offnung Zutritt nach dem Dachraum geſtattet, birgt ſieben große Särge und einen kleinen. Ein zweiter, für die Ihlowſche Familie errichteter Gruftbau wurde wegen Baufälligkeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts niedergelegt und das Gruftgewölbe durch eine Platte geſchloſſen.
Das Herrenhaus auf der Nordſeite der Dorfſtraße beſitzt noch gewölbte Keller aus dem 17. Jahrhundert. Derſelben Zeit angehörige Kellerräume auf der Südſeite der Dorfſtraße find Reſte eines zweiten, der Ihlowſchen Familie einſt gehörigen Gutshauſes.
Seefeld.
Heefeld, Angerdorf 6,5 km weſtlich von Droſſen. 316 Einw., 1163 ha.
Das von deutſchen Koloniften im 13. Jahrhundert mit einer Gemarkung von 64 Hufen ausgeſtattete „Seveld“ ge— hörte laut Urkunde vom 3. Februar 1317 im Geheimen Staatsarchiv dem Bistum Lebus (vgl. Wohlbrück, Geſchichte des Bistums Lebus II, 134, und Riedel, Codex XX, 201). Von vornherein waren 4 Frei— hufen für den Pfarrer ausgeſondert worden, zu denen ſpäter noch 2 Hufen für die Kirche kamen. Zur Zeit der Reformation landesherrlicher Beſitz geworden, wurden Abb. 175. Dorf und Vorwerk dem Amt Lebus, ſpäter dem Amt Frauendorf unterſtellt. Während man im 15. Jahrhundert nur 15 Häuſer zählte, waren um 1800 28 Feuerſtellen von einem Lehnſchulzen, 13 Bauern, 10 Büdnern, insgeſamt 160 Menſchen, bewohnt.
Die Kirche (Abb. 175 u. 176) iſt ein im Kerne mittelalterlicher verputzter Findlings— bau mit einer Fachwerkvorhalle vor dem Südzugang und einem von einer Pyramide
190 Weſlſternberg.
abgedeckten Dachaufbau über der Weſtfront. Der aus Backſtein errichtete, mit einfachen Fialen geſchmückte und von einer Wetterfahne gekrönte, verputzte Oſtgiebel zeigt die für den Anfang des 16. Jahrhunderts typiſche Maßwerkgliederung. Im Gegenſatz zu den im Jahre 1784 ſtichbogig umgebauten Lichtöffnungen an den Längsſeiten zeigen die Oſtfenſter, von denen das mittlere heute vermauert iſt, neben den abgetreppten Leibungen noch den Spitzbogen. Die im Innern auf der Süd-, Weſt- und Nordſeite eingebauten, im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts ebenfalls veränderten Emporen, ſind mittelſt zweier Treppen rechts und links vom Weſt— portal zugänglich und ent— halten ebenſo wie das Ge— ſtühl noch verſchiedene Re— naiſſancereſte. Der Fuß— bodenbelag beſteht aus quadratiſchen Flieſen von 30 cm Seitenlänge.
Der Kanzelaltar (vgl. Tafel 8) weiſt an feiner Rück— wand die Formenſprache aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts auf, während die Verzierungen über dem eee * . Dedel jowie an der nach⸗
n träglich eingebauten Kan— f zel etwa dem Ende des Jahrhunderts angehören dürften.?)
Die einfachere Taufe in Kelchform mag mit
Abb. 176. Seefeld. Kirche von Nordoſten. der Rückwand des Altar—
aufbaues gleichzeitig ſein.
Das zinnerne Taufbecken mit kreisförmiger Vertiefung und ſechseckigem, mit
zwei Henkeln verſehenem Rand, trägt neben dem Wortlaut der Bibelſtellen: Joh. III
V. 5, Akt. CActa Apostolorum, Apoſtelgeſchichte) II, V. 38, ferner Mark. XVI, V. 16,
die Inſchrift: „Anno Christi 1693 den 18 April“ und „See Feldt Pastore Johanne
Bobertag. Crosna Silesio.“
Die Orgel ſtammt aus neuerer Zeit.
) Dal. Akten im Regierungsarchiv zu Frankfurt.
Nach Aufzeichnungen in den Akten des Frankfurter Regierungsarchivs bezeugt am 20. Oktober 1786 der Pfarrer Loſſow dem Tiſchlermeiſter Henze aus Sonnenburg, daß er in der Kirche zu Seefeld „die erforderliche Tiſchler Arbeit . . . . völlig zu Stande gebracht hat als nemlich die Stände; die Kanzel ins Altar gebracht die Treppen, das Chor, die Lucken und alles erforderliche fertig gemacht, auch mit Farben Kantzel und Altar angeſtrichen“.
x
Weſtſternberg. Tafel 8.
Da ne ee u “
Seefeld. 191
Ein reichornamentierter, ſechsarmiger Meſſingkronleuchter (Abb. 177), gekrönt von dem typiſchen Doppeladler, gehört dem 17. Jahrhundert an.
Zwei Tafeln zur Erinnerung an die Befreiungskriege und die Kämpfe von 1866 hängen an den Wänden.
Ein Zinnkelch, 24 em hoch, zeigt einfachere, ſpäte Barockformen.
Eine ſechseckige Kirchenflaſche aus Zinn, 18,5 cm hoch, dürfte dem Anfang des 18. Jahrhunderts angehören.
Zwei Glocken hängen in dem nach dem Kirchenbuch i. J. 1786 umgebauten Glocken— ſtuhl. Die ſüdliche mit 0,86 m Durchmeſſer zeigt am Rand in deutſcher Sprache nach— ſtehende verſtümmelte ſpätgotiſche Minuskelinſchrift, deren einzelne Worte z. T. durch kleine Reichsadler, z. T. durch Kreuze voneinander getrennt werden: „gsv ich ir mane dich dorch biv o aller gytter gesv o aller unig“. Anfang des 16. Jahrhunderts. Die nörd— liche von 0,85 m Durchmeſſer hat am Hals 18 Medaillen größtenteils mit Darſtel— lungen aus der Lebens- und Leidensgeſchichte Chriſti; ebenfalls mittelalterlich.
192 Weſlſternberg.
Spudlow.
Spudloiv, Angerdorf 6 km öſtlich von Göritz, 303 Einw., 1188 ha.
„Spudlow“ war eines der vielen Dörfer, die laut Urkunde vom 3.11.1317 im Geheimen Staatsarchiv Biſchof Stephan II. von den Markgrafen Woldemar und Johann beſtätigt erhielt (vol. Riedel, Codex XX, 201). Auf der Gemarkung lagen, wie aus dem Bistumsregiſter des 15. Jahrhunderts erhellt, 54 Hufen, von denen von vornherein 4 für den Pfarrer ausgeſondert waren. Nach der Reformation wurde das von einem Lehnſchulzen, 10 Bauern und wenigen Koſſäten bewohnte Dorf, in dem kein Ritterhof beſtand, zum Domänenamt Lebus, ſpäter zum Amt Frauendorf geſchlagen. 1844 wurde aus der Herrſchaft Frauendorf ein Fideikommiß für die Prinzen von Preußen errichtet, denen daher das Patronat zuſteht.
Abb. 178. Spudlow. Grundriß der Kirche.
Spudlow.
Die Kirche (Abb. 178 und 179), ein im Kerne mittelalterlicher Findlingsbau, zeigt eine langgeſtreckte, rechteckige Anlage mit dreiſeitigem Oſtſchluß, deſſen mittlerer Poly— gonfeite eine in neuerer Zeit aus Backſtein errichtete,im Grundriß quadratiſche Sakriſtei vorgelegt iſt. Eine Vorhalle vor dem mit ſpätgotiſch profilierter Backſteinumrahmung verſehenen ſpitzbogigen Südportal beſteht ebenſo aus Backſteinfachwerk wie der Ober— teil des im Grundriß quadratiſchen Weſt— turmes. Der Turmunterbau dagegen tt aus gebrannten Steinen größeren Formats aufgemauert und wird wohl ſpäteſtens in das 16. Jahrhundert zu ſetzen ſein. Die ziegelgedeckte Pyramide trägt eine Wetter— fahne mit der Inſchrift: T. Während die Strebepfeiler an den Ecken des Oſtteils auf eine urſprünglich zum mindeſten beabſichtigte maſſive Wölbung ſchließen laſſen, zeigt die Konſtruktion des Dachſtuhls, daß das jetzt von rundbogig geſchloſſenen Fenſtern be— leuchtete flachgedeckte Innere des Kirchen ſchiffs in ſpäterer Zeit vorübergehend tonnen— förmig über
193
Abb. 180. Spudlow.
Abb. 181. Spudlow. Taufe in der Kirche.
deckt war. Außerdem bemerkt man noch einen älteren Giebelreſt an der Oſtſeite des Turmes über dem heutigen Dachanſchluß.
Das Kirchenſchiff beſitzt auf drei Seiten Emporen, zu denen eine im Unterbau des Turmes gelegene Treppe hinaufführt.
Der nachträglich zuſammengefügte Kanzel— altar (Abb. 180) zeigt einen der ſpäteren Renaiſſance— zeit angehörigen einfacheren Aufbau; die Kanzel
dagegen mit ihren Eckſäulchen und den reichen Schnitzereien in den Brüſtungsfüllungen ebenſo
wie der zugehörige Deckel dürften etwas älter ſein. Die Bemalung ſtammt aus neuerer Zeit.
Die einfache hölzerne Taufe (Abb. 181) iſt barock. Ihr zinnernes Becken zeigt die Buchſtaben M. S. und die Jahreszahl 1764.
Kunftdenfm. d. Prov. Brdbg. VI. 3. Weſtſternberg. 13
194 Weſlſternberg.
Die Orgel gehört der Mitte des 19. Jahrhunderts an.
Zwei Tafeln zur Erinnerung an die Befreiungskriege und an die Kämpfe von 1870 hängen an den Wänden.
Ein ſilbervergoldeter Kelch (Abb. 182), 26, cm hoch, mit einer zugehörigen Patene zeigt an dem mit einem aufgenieteten Kruzifixus geſchmückten Sechspaßfuß ebenfo wie an dem die Inſchrift IHESVS aufweifenden Knauf reicheres Renaiſſance— ornament. Außerdem lieſt man auf der Oberſeite des Fußes: „Jost von Karlwitz, Haubtman auf Lebus vnd Fvrsten- walde — Christofforvs Jaeger. Pfhar- herr — Marcvs Matthias — Jvrgen Coppe — Anno 1615“, während die Unterſeite die Gewichtsangabe von 51 Lot aufweiſt.
Eine runde Ziborienſchachtel aus Zinn wurde laut Stempel 1774 angefertigt.
Ein Zinnkelch, 21, cm hoch, mit zugehöriger Patene, ſtammt aus dem 19. Jahrhundert.
Ein zinnerner Deckelkrug, 22, cm hoch, iſt datiert 1842.
Drei Glocken. Die ſüdliche mit 0,92 m Durchmeſſer goß George Hoff— mann im Jahre 1721, die nördliche mit 0,72 m und die im nächſten Obergeſchoß hängende mit 0,60 m im Durchmeſſer wurden 1900 von Guſtav Collier in Zehlendorf angefertigt.
Stenzig. f Htemzig, Angerdorf 10 km öſtlich Abb. 182. Spudlow. Kelch in der Kirche. von Göritz. 306 Einw., 1364 ha.
Laut Urkunde vom 3. Febr. 1317 im Geheimen Staatsarchiv war „Stanck“ im Beſitz des Bistums Lebus (Riedel, Codex XX, 201). Wie aus der durch biſchöfliche Regiſter des 15. Jahrhunderts bezeugten Ausſtattung mit der auch im Kreiſe Lebus ſo häufig wiederkehrenden Zahl von 64 Hufen hervorgeht, war „Stentzk“ zur Zeit der deutſchen Koloniſation eingerichtet worden, wobei man für den Pfarrer 4 Freihufen ausgeſondert hatte (Rep. 78 a. 14, fol. 23, Geh. Staatsarchiv). Laut einer noch ungedruckten Urkunde vom 28. Sep— tember 1502 bekannte Heinrich Kaull, Bürger zu Landsberg a. W., dem Lebuſer Biſchof Renten im Dorfe „Stenzigk“ verkauft zu haben. Gleich Spudlow, Seefeld
Spudlow — Slenzig. 195
und anderen bifchöflichen Dörfern wurde der Ort, in dem kein Ritterſitz war, um 1560 landesherrlicher Beſitz. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wohnten in „Stenzig“ unter dem Amte Frauendorf ein Lehnſchulze, 10 Ganzbauern und 10 Büdner, insgeſamt 179 Menſchen. Das Dorf, wo ſich etwa 5382 Morgen an bäuerlichen Beſitzungen befanden, teilte die Schickſale des Amtes, das 1844 ein königliches Fideikommißgut der Prinzen von Preußen wurde, daher ſteht das Patronat dieſen Prinzen zu.
Die Kirche (Abb. 183 u. 184) zeigt eine im Grundriß rechteckige Anlage mit halb— kreisförmigem Oſtſchluß!). Ihre überputzten Umfaſſungsmauern beſtehen im Kerne aus Feldſteinmauerwerk, während der in der Achſe der Weſtfront ſitzende, nachträglich hinzugefügte, im Grundriß quadratiſche Weſtturm mit ſeinem von einer Wetterfahne gekrönten ziegelgedeckten Pyramidendach, voll— ſtändig aus Backſtein aufgemauert iſt. Auch die zwei auf der Oſtſeite vorgelegten Strebepfeiler ſind nachträgliche Zutaten. Im Gegenſatz zu den ſpäter erweiterten, ſtichbogig geſchloſſenen Licht— Öffnungen an den Langſeiten dürften die beiden ſchmalen Fenſter an dem halbrunden Oſtſchluß urſprünglich ſein, während das zweiteilige Fenſter Abb. 183. Stenzig. Grundriß der Kirche. an dieſem Bauteil dem N 16. Jahrhundert ange—
hören wird. Zwei ſpitzbogige Zugänge, der eine auf der Südſeite, der andere auf der Weſtfront, vermitteln den Verkehr mit dem flachgedeckten Innern. Das Turmportal jedoch iſt ſtichbogig geſchloſſen. Der Fußboden beſteht z. T. noch aus Backſtein großen Formats. Eine kleine Niſche, rechts unterhalb des zweiteiligen Fenſters, mag wohl als ehemalige Depoſitenniſche zu deuten ſein. Die innere Ausſtattung gehört verſchiedenen Bauzeiten an; ſo zeigt der Stuhl weſtlich vom Predigerſitz ebenſo wie die im Geſtühl des Schiffes mitverbauten Reſte noch deutlich ſpätere Renaiſſanceformen.
) In des Inſpektors M. Heinsius handſchriftl. Annalen (Stadtarch. Frankf. a. O. Bd. IV, S. 338) findet ſich folgende Beſchreibung: „Dz Kirchengebewd zu meiner Zeit war ſehr fein, rings herumb gemawert mit feld v. gebacken ſteinen biß ans Dach, inwendig mit Spundtdielen vnd wol ausgearbeiteten Balken darunter gezogen, geſchickt belegt. Der Altar war 1612 gebawet mit geſchnitzten Bildern von gemehlden gezieret, mit ſtülen v. einem Chor wol außmundiret, ein Baptifterium von Holtz mit ein Deckel v. gemahlet, mit Bildern ſo geſchnitzt.“
„Der Thurm war von lauter Holtz, doch zimlich hoch, von großen eichen Balken bekleidet mit Dielen von oben biß vnten. Darin hingen 3 Glocken von gutem refonantß. An der Ecken nordweſt ſtund eine ſehr alte groſſe Linde in zwo ſtemme aufgewachſen. Und im Winkel deß Kirchhoffs nord oft ſtund die Kirchſcheüne, NB. [dazu am Rande der Seite, rechts N B.: „anitzo auf einen platz von der Kirchen etwaß ab.“] darin dz gotteß getredig geſamlet wird. Derſelbe Kirchhoff war rings herümb mit feldſteinen v. Kalk wol gemauret, eines mannes hoch, v. hatte Er Chriſtoff Jäger Pfarrer auf ſeine unkoſten ringß herumb gegen Pfeiler ziehen laſſen, deſto baß ſolche mawr zu ſterken, ſo an der nordſeiten zimlich zerfallen waren. Ligt erhaben auf einem Berge, vnd außer dem kirchhoff gen morgen auf einem ebenen Platz des Bergeß hatte er 3 Linden geſetzt, die zimlich groß waren.“
13°
196 Weſlſlernberg.
Altar und Kanzel!) find um die Wende des 18. Jahrhunderts aus verſchiedenen Stücken zuſammengeſtellt. Am Schalldeckel der Kanzel erkennt man die gleichen guten, dem 17. Jahrhundert angehörigen Formen im Gegenſatz zu der handwerksmäßigen Arbeit des barocken Kanzelkorbes.
Auch die Taufe iſt barock, zeigt aber reicheren Ornament— ſchmuck.
Das Taufbecken aus Zinn trägt die Inſchrift: „W. R. Wilda Pastor. Jac.
Gro/wend. Dan.
Waldow. Jurati
MDCCLXXII.“ (1772).
Die Orgel iſt aus neuerer Zeit.
Im Innern der Kirche befinden ſich noch:
Ein gemeinſamer Denkſtein für den Prediger David Rein— hardt, geb. 1648, geſt. 1740, und für Frau Urſula Katharina Ket— tel, geb. 1671, geſt. 1739.
Eine hölzerne Ge— denktafelmitbarocker Blattwerkumrahmung
) In einem Schreiben d. d. „Stentzig bei Droſſen, d. 10. Jan. 1799“ bittet der Pfarrer Joh. Chriſtian Franke „um ein neues Altar in der Kirche zu Stentzig, und daß zugleich die Kanzel nach itzigem allgemeinen Gebrauche in das Altar geſetzt werden möge.“ Am 28. Dezbr. 1799 reichte Bauinſpektor Berger zu Frankfurt a. O. „Anſchläge zur erforderlichen Reparatur, und Anfertigung einer neuen Kantzel bey der Kirche zu Stentzig, und verſchiedene Reparaturen in der Kirche des Filials Spudlow Amts Frauendorff zur hohen Genehmigung“ ein. Das Oberbau-Departement ſetzte, am 9. Februar 1800, die Koſten auf 200 Taler 3 Gr. 8 h feſt. (Regierungsarchiv in Frankfurt.)
Slenzig — Storkow. 197
für den Prediger Johann Michael Hirſekorn, geb. 1696, geſt. 1747.
Eine hölzerne Tafel, eben— falls mit reicher Barockum— rahmung, zeigt eine handwerks— mäßige Darſtellung der Aus— gießung des heiligen Geiſtes und dürfte der Zeit des Kanzel— deckels beziehungsweiſe der Taufe angehören.
Eine ovale Totentafel (Abb. 185) für Gottlieb Buchholz, geb. 4. Aug. 1826, geſt. 12. Juli 1846, ſitzt in einem reich ge— ſchnitzten älteren Barockrahmen.
Eine von dem „Grafen de la Rivallière“ 1816 geſtiftete Tafel zur Erinnerung an die Befreiungskriege ſowie eine zweite zum Andenken an einen Mitkämpfer von 1866 hängen ebenfalls im Innern der Kirche.
Eine Votivtafel in der Turmvorhalle nimmt Bezug auf Mark. 14, V. 7 und iſt 1625 von dem Pfarrer Chriſtoph Jäger und den Kirchenvätern Hantz Großwendt und Valtin Thieme geſtiftet.
Ein barockes Holzepitaph endlich dient dem Andenken des Karl Friedrich Wilberg, geb. 26. März 1777, geſt. 22. Juni 1794.
Eine hölzerne Lichterkrone, mit ſechs unteren und vier oberen Armen, iſt eine einfache barocke Arbeit.
Zwei zinnerne Altarleuchter, 44 cm hoch, ſind in neuerer Zeit bronziert.
Zwei Altarleuchter, die ebenſo wie der Kruzifixus aus Gußeiſen beſtehen, gehören der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts an.
Eine Weinkanne aus Zinn, 22 cm hoch, iſt 1842 datiert.
Drei Glocken, Die ſüdliche mit 0,75 m, die mittlere mit 1,00 m und die nördliche mit 0,60 m Durchmeſſer find von Guſtav Collier im Jahre 1900 gegoſſen.
Storkow. Storkow, Straßendorf 12 km nordweſtlich von Reppen. 294 Einw., 1431 ha. Im 14. Jahrhundert waren, wie aus einem Lehnbrief von 1351 erhellt (vgl. Riedel, Codex XXIV, 54: nach Hackwitzſcher Abſchrift), zeitweilig die Frankfurter
198 Weſtſlernberg.
Bürger Hokemann „in Storkow über der Oder“ begütert, von deſſen 64 Hufen laut Regiſter des 15. Jahrhunderts die deutſchen Koloniſatoren 6 für Pfarrer und Kirche ausgeſondert hatten (Geh. Staatsarchiv, Rep. 78 a. 14, fol. 23). Der Lebuſer Biſchof Johann v. Borſchnitz, der das Dorf von dem Ritter v. Oinitz erkauft hatte, übereignete es am 29. Mai 1443 dem neuer- Abb. 186. richteten Kollegiatſtift bei der Marienkirche zu
Göritz (vgl. Wohlbrück, Geſch. des Bistums Lebus II, 62). Nach der Reformation wurde das Dorf Domäne, war ſpäterhin im Beſitze des Amtes Frauendorf und kam dann 1844 in den Fideikommißbeſitz der Prinzen von Preußen. Ein Ritterſitz beſtand nie; hier wohnten um 1800 ein Lehnſchulze, 12 Bauern und 5 Büdner.
Die Kirche (Abb. 186 u. 187) beſteht aus einem aus Findlingen aufgemauerten, rechteckigen Langhaus, einer in ſpäterer Zeit gebauten Backſteinvorhalle vor dem flach— ſtichbogig geſchloſſenen Südzugang und dem im Grundriß quadratiſchen, nahezu der ganzen Weſtfront vorgelegten verputzten Backſteinturm. Die Architektur dieſes Bauteils läßt in der von einfachen Liſenen gegliederten und von ſchlichten rechteckigen Fenſtern durchbro— chenen oberen Hälfte auf einen im Anfang des 19. Jahrhunderts vorgenommenen Umbauſchließen. Hierfür ſpricht auch die In— ſchrift: „Anno 1801“ in der Wetterfahne des ziegelgedeckten Turmpyramidendachs. Im Ge— genſatz zu den nachträglich er— weiterten ſtichbogig geſchloſſenen Fenſtern des Schiffes ſind die drei bedeutend ſchmaleren Licht— öffnungen an der Oſtfront rund— bogig geſtaltet. Von ihnen greift das mittlere über die Scheitel der beiden anderen in die Lünette der tonnenförmig geſtalteten Holzdecke.
Der Altaraufbau (Abb. 188), ein treffliches barockes Werk aus dem Anfang des 18. 2 ı a Jahrhunderts, zeigt in feinem Abb. 187. Storkow. Kirche von Nordwerten, von korinthiſchen Säulen und
0
Storkow. Grundriß der Kirche.
200 Weitjternberg.
Pilaſtern ſowie von reichem Rankenſchnitzwerk eingeſchloſſenen Hauptfelde eine etwas handwerksmäßig gemalte Abendmahlsdarſtellung. Die beiden vor den Pilaſtern ſtehenden Figuren in dreiviertel Lebensgröße ſind, abgeſehen von ihrer manirierten, für die Zeit ihrer Anfertigung charakteriſtiſchen Haltung, gute barocke Schnitzwerke. Der Aufſatz in Geſtalt eines Dreiecksgiebels wird auf beiden Seiten von zwei Geſtalten, den Sinn— bildern von Glaube und Liebe, eingefaßt und von einer halbkreisförmigen Offnung durchbrochen, vor der das von Wolken umgebene Auge Gottes angebracht iſt. Wie die Spruchinſchrift in der Kartuſche, ſo iſt auch die Bemalung des ganzen Werkes leider nicht mehr urſprünglich.“)
Die Kanzel zeigt an ihrem an den Ecken mit Säulchen geſchmückten und in den Füllungen mit reichem Schnitzwerk verſehenen Kanzelkorb ſowie an der gleichartig behandelten Rückwand und an der Unterſeite des Kanzeldeckels dieſelbe Formenſprache wie der Altar. Die an der Brüſtung des Aufgangs und an der Rückwand hand— werksmäßig gemalten Bilder ſtellen Moſes und Johannes den Täufer und einen ſegnenden Chriſtus dar.
Auch der größte Teil des Geſtühls ſowie ein jetzt im oberen Turmgeſchoß aufbewahrter Taufengel find mit Kanzel und Altar gleichzeitig.
Eine Taufe aus Zinkguß gehört dem erſten Drittel des 19. Jahrhunderts an.
Ein kleiner, ſechsarmiger, meſſingener Kronleuchter dürfte in die gleiche Zeit zu ſetzen ſein.
Zwei Glocken. Die öſtliche mit 0,8t m und die weſtliche mit 0,65 m Durch—
—
meſſer ſind 1802 von J. F. Thiele in Berlin gegoſſen.
Tornow.
Tornow, Angerdorf 5,5 Em öſtlich von Reppen. 236 Einw., Landgem. 509 ha, Gutsbez. 756 ha.
In der Urkunde über die Reppener Grenzen von 1329 (vgl. Wedekind, Stern— bergiſche Kreischronik, 1853, S. 90) wird Tornow genannt, das im 13. Jahrhundert zur Zeit der deutſchen Koloniſation eine Gemarkung von 64 Hufen, darunter 4 Pfarr- und 2 Kirchhufen, erhalten hatte (Geh. Staatsarch. Rep. 78 a. 11, fol. 25; Rep. 78. III, K 19). In der Folgezeit ſaßen auf dem adligen Gut markgräfliche Lehnsmannen, zuerſt Dietrich v. Weiſſenſee, ſpäter die v. Grünberg, Ende des 16. Jahrhunderts Chriſtoph v. Löben aus dem Hauſe Döbernitz, zu Beginn des 18. Jahrhunderts die v. Mörner, um 1785 der Rittmeiſter v. Sydow (vgl. „Beſchreibung der Nachrichten von den Adlichen Dörffern des Sternberger Creyſes“ im Reg.-Arch. zu Frankfurt). Damals zählte das Dorf 153 Einwohner auf 30 Feuerſtellen. 1817 wurde das Rittergut, deſſen Wert auf 27614 Taler geſchätzt wurde, durch den Ordenskammerrat Schmiedecke gekauft und ver— blieb ſeitdem im Privatbeſitz. Tornow, früher eine ſelbſtändige Pfarre, heute Schweſter— kirche von Reppen, hat ein bis zum Dreißigjährigen Krieg zurückreichendes Kirchen— buch, das u. a. Nachrichten über den ſchwediſchen General Stalhans enthält.
) In der Matrikel vom 4. Juni 1716 heißt es: „Der Althar, welcher noch neu von Holtz mit Schnitz- und Schranckenwerck verſehen, mit Farben gemahlet, und Zier verguldet, desgleichen die Cantzel.“
Storkow — Trellin. 201
Die Kirche, ein einfacher rechteckiger Backſteinfachwerkbau aus dem Jahre 1741, mit einer ebenſo ſchlicht aufgebauten Vorhalle vor dem Südzugang wurde im Jahre 1890 anläßlich des Baues des Backſteinturmes auch mit einer maſſiven Weſtfront verſehen. Der alte Turm war ſchon 1840 niedergelegt worden. Das Innere beſitzt eine flache Decke mit einem kreisförmigen Stuckprofil in der Mitte. Ein Teil der Fenſterverglaſung iſt noch barock. Der in neuerer Zeit im Mittelgang und in der Umgebung des Altars mit modernen roten Flieſen belegte Fußboden zeigt noch unter den Bänken in der vorderen Hälfte Backſteine großen Formats, in der hinteren Hälfte Findlinge.
Der barocke Kanzelaltar (Abb. 189) iſt nachträglich zuſammengefügt. Hierbei wurde der Unterteil des Kanzelkorbes in roher Weiſe durchſchnitten.
Reſte eines alten barocken Taufge— ſtells befinden ſich auf dem Kirchenboden.
Die Orgel ſtammt ebenſo wie die Weſtempore aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Ein einfaches zinnernes Taufbecken iſt ohne Inſchrift.
Verſchiedene Kriegserinnerungs— tafeln hängen an den Wänden.
Ein Kelch, 23,8 cm hoch, Alfenide, mit zugehöriger Patene, iſt ebenſo wie die Kanne laut Inſchrift ein Geſchenk Friedrich Wilhelms III.
Zwei Glocken. Die ſüdliche von 0,50 m Durchmeſſer zeigt am Hals in ſpätgotiſchen Minuskeln die z. T. ver— ſtümmelte lateiniſche Inſchrift: „+ )Cre-
Abb. 189. Tornow. Kanzelaltar in der Kirche. gina 5 celi 0 letare o alleluia )« quia
quem % mervisti s“ (Freue dich, Königin des Himmels, Hallelujah, denn welch' einen haſt du verdienſtlicherweiſe geboren). Die nördliche mit 0,71 m Durchmeſſer iſt 1862 von Hackenſchmidt in Berlin gegoſſen.
Die urſprüngliche alte maleriſche Findlingsmauer des Kirchhofs iſt z. T.
noch erhalten.
Trettin.
Trettin, Straßendorf 13 km ſüdlich von Droſſen. 561 Einw., 1254 ha. Laut Urkunde vom 2. Juli 1308 im Frankfurter Stadtarchiv verkauften die Mark—
202 Weititernberg.
grafen Otto und Waldemar „Dretthyn“ famt der Mühle, der Gerichtsbarkeit, Abgaben und Dienſten der Bauern für 400 Mark Silber an die Bürger von Frankfurt (vgl. Riedel, Codex XXIII, 7), und noch heute gehört hier der Kämmerei ein Vor— werk. Nach Brat- rings Statiſtik von Abb. 190. Trettin. Grundriß der Kirche. Alk: 1809 zählte das
win
Abb. 191. Trettin. Kirche von Nordweſten.
Trellin. 203
Dorf auf 48 Feuerſtellen 279 Einwohner, darunter waren ein Lehnſchulze, 8 Ganz-, 2 Halbbauern, 16 Ganzkoſſäten, 11 Büdner und 10 Einlieger.
Die Kirche (Abb. 190 u. 191), ein überputzter maſſiver Bau, zeigt an dem recht— eckig angelegten Langhaus ſowie an dem im Grundriß quadratiſchen Weſtturm ſchlechtes Findlingsmauerwerk untermiſcht mit Backſtein und dürfte darnach dem ſpäteſten Mittelalter angehören. Die beiden auf der Süd- und Nordſeite vor den entſprechenden Zugängen
nachträglich hinzugefügten Vorhallen ſind aus Backſtein kleinen Formats errichtet. Das ziegelgedeckte Pyramidendach des Turmes ziert eine achteckige Laterne mit welſcher Haube. Die Lichtöffnungen ſind nachträglich umgebaut; ihre urſprüngliche Geſtalt dürfte an einer Niſche zu erkennen ſein, die heute noch in der Mitte der Oſtwand im Innern des auf der Weſt-, Nord- und Oſtſeite mit Emporen verſehenen Kirchen— raumes (Abb. 192) ſichtbar iſt. Die Unterzüge der Decke zeigen ſpätgotiſche Profilierung.
Der nachträglich zuſammengebaute, in den einzelnen Teilen ſtark verſtümmelte Kanzelaltar dürfte der Mitte des 17. Jahrhunderts angehören. Die den Aufbau zierenden Figuren ſind nach ihren Symbolen als die vier Evangeliſten zu deuten. Das Bild im oberen Aufbau ſtellt eine auf Holz gemalte Kreuzigung dar,
204 Weſlſlernberg.
Eine einfache Taufe aus Holz iſt barock. Ein zinnernes Taufbecken trägt die Inſchrift: „Trettin 1736“, Meiſter L. Hfoffmann]., dahinter Hoffmannſches Wappen mit Anker. Frankfurt.
Die Orgel gehört der neueren Zeit an.
Ein ſilberner, leicht vergoldeter Abendmahlskelch, 24,5 em hoch, mit zuge— höriger Patene, trägt an der Unterſeite des Fußes die Inſchrift: „Trettiner Kirchen 1775 Kelch“. Meiſter L. C. Prevot, Frankfurt (vgl. auch Kunſtdenkmäler, Stadt Frankfurt, S. 13, Abb. 29 desgl. Weſtſternberg, S. 115.
Ein Zinnkelch, 22,5 em hoch, iſt barock.
Zwei Glocken. Die öſtliche mit 0,58 m Durchmeſſer iſt 1817 von Hackenſchmidt in Berlin gegoffen. Die weſtliche zeigt den Glockenſpruch: „GOTT GIB FRIED IN DEINEN LANDE GLÜCK UND HEYL ZU ALLEN STANDE.“ Ge goſſen von J. F. Schramm und „um einen halben Zentner verſtärkt“ im Jahre 1737.
Tſchernow.
Tlchernoſw, Straßendorf 8 Em oſtnordöſtlich von Göritz. 1224 Einw., 1892 ha. Um 1354 gehörte die Hälfte von „Czernow“ den v. Uchtenhagen zu Sonnenburg (vol. Wohlbrück, Geſchichte des Bistums Lebus, 1832, III, 436). 1401 ging ganz
Trellin — Wildenhagen. 205
„Czernow“ mitſamt dem Patronat durch Kauf von dem Ritter Jan v. Wulkow an das Bistum Lebus über, wurde dann nach der Reformation ſäkulariſiert und ſpäter zum Domänenamt Frauendorf geſchlagen. Während die Bistumsregiſter des 15. Jahr— hunderts nur von 51 Hufen, darunter 4 Pfarrhufen, ſprechen, hatte „Tſcharnow“ oder „Tſchernow“, Dorf und Vorwerk, um 1800 75 Hufen; die Bevölkerung belief ſich ſchon damals auf 559 Seelen, eine Zahl, die ſich im Verlaufe des 19. Jahrhunderts noch mehr als verdoppelt hat.
Die 1824 abgebrannte Kirche wurde in den Jahren 1826 und 1827 unter Beibehaltung des in ſeiner unteren Hälfte aus Feldſteinen errichteten Turmes wieder auf— gebaut. Das Gotteshaus iſt ein einfacher, flachgedeckter, im Grundriß rechteckiger Saalbau, deſſen Außenſeiten eine für die angegebene Bauzeit charakteriſtiſche Pilaſterarchi— tektur zeigen. Der nach dem Brande aufgeführte obere Teil des Turmes iſt im Grundriß achteckig geſtaltet. Durch die zwei Reihen einfacher achteckiger Stützen wird das mit je einer Empore auf der Nord-, Weſt— und der halben Südſeite verſehene Innere (Abb. 193) in Abb. ao. drei Schiffe geteilt.
Die auf einer doriſchen Säule ruhende Kanzel lehnt ſich an die einſpringende Ecke der in den Kirchenraum eingebauten Sakriſtei an.
Ein kleiner meſſingner, ſechsarmiger Kronleuchter mit einem Doppeladler als Bekrönung gehört dem 17. Jahrhundert an.
Verſchiedene Tafeln zur Erinnerung an die Befreiungskriege ſowie an die Kämpfe von 1866 und 1870/71 hängen an den Wänden.
Mehrere Totentafeln aus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts ſowie ein verſtümmelter barocker Taufengel (Abb. 194) und die Figur des Evangeliſten Matthäus werden im Turmgeſchoß aufbewahrt.
Zwei Glocken. Die öſtliche mit 0,65 m und die weſtliche mit 0,54 m Durch— meſſer ſind 1878 von Fr. Gruhl in Kleinwelka bei Bautzen gegoſſen.
Wildenhagen.
Wildenhagen, Straßendorf 8,5 km ſüdöſtlich von Reppen. 458 Einw., Landgem. 764 ha, Gutsbez. 599 ha.
Im 13. Jahrhundert begründet, hatte das Dorf von vornherein eine Kirche, zu der 4 Hufen auf der 64 Hufen umfaſſenden Gemarkung gehörten. Der dortigen Mühle geſchieht bereits in der Urkunde über die Grenzen der Stadt Reppen von
206 Weſlſternberg.
1329 Erwähnung (Geh. Staatsarch., Rep. 78. III., R 19; vgl. Wedekind, Kreischronik, S. 90). Laut Urkunden von 1459 und 1485 (vgl. Riedel XIX, 162 und XX, 168) ſaßen auf den adligen Freihufen als markgräfliche Lehnsträger die v. Loſſow zu Bottſchow, ſpäter die v. Slow, 1785 der Major v. Oppen; 1793 kaufte ſich für 23000 Taler v. Briefen
—
e 5
4 4 7 D > 2
NL
N lde MM um — 2 8 N \ m ein @ N | 1 1 0ů —.— N =, ii E N || Ss R 1 Bi — N N (u ll =: Ne A — g N N . INN N | N ara, [sh ERS Lou N —
W =
an, 1850 für 61000 Taler der Oberamtmann Müller. Seit 1893 gehört das Gut den v. Bonin zu Bottſchow. .
Die Kirche (Abb. 195 u. 196), eine im Kerne ſpätmittelalterliche Anlage, deren Umfaſſungsmauern aus Findlingen errichtet ſind, zeigt einen rechteckigen Grundriß mit dreiſeitigem Oſtſchluß. Der Bau des in ſeinem Unterteil aus Backſteinen kleinen Formats errichteten Weſtturmes mit ſeinem ziegelgedeckten Pyramidendach geht, wie aus Beckmanns Nachlaß erhellt, ebenfo wie die Überhöhung der Umfaſſungs— mauern der Kirche mit ihren erweiterten und wie der Südzugang korbbogig ge—
Tafel 9.
lltar in der Kirche.
2
.
Weſtſternberg.
Wildenhagen
Wildenhagen — Zerbow, 207
ſchloſſenen Lichtöffnungen auf eine im Jahre 1725 vorgenommene Erneuerung zurück. In der ſpäter aufgeſetzten Wetterfahne ſteht die Inſchrift: „W. C. E. V. IAO 1774“ (Wulff Chriſtian Erdmann v. Ihlow). Der Aufgang zu den Emporen des flachgedeckten Kirchenraumes liegt in der Turmvorhalle.
Der Kanzelaltar iſt ein reicheres barockes Werk (Tafel 9).
Der einfache Tauftiſch enthält eine zinnerne Taufſchale mit geſchweiftem Rand.
Vorhanden ſind noch drei gußeiſerne Grabtafeln und zwar für Eleonore Erneſtine Louiſe v. Oppen, geb. 25. Okt. 1772, geſt. 3. Nov. 1772 (Bruchſtück), ferner für Ernſt Gottlob v. Oppen, geb. 24. Okt. 1711 zu Ernſtwalde in Preußen, geſt. 12. Juli 1785, ſowie für Wulff Chriſtian Erdmann v. Ihlow, geb. 13. Okt. 1688, geſt. 5. Mai 1771. Ferner zwei Gedenktafeln unter Glas für den Rittergutsbeſitzer Heinrich Penther, geb. 5. Aug. 1820, geſt. 25. Jan. 1869, und für Georg Hugo Max Weidemann, geb. 25. Febr. 1855, geſt. 4. März 1874. Eine hölzerne Tafel zum Andenken an Mitkämpfer von 1813 und 1870 ſowie einige Kriegsdenkmünzen hängen an der Nordwand. Verſchiedene Bauernepitaphien mit Totenkronen ſchmücken die Wand auf der Orgelempore.
Zwei Glocken. Die ſüdliche von 0,50 m Durchmeſſer trägt außer der Wieder— gabe einer Madonna, einer Geißelung, eines Ritters, der Hirten im Stall zu Bethlehem und eines St. Georg am Hals die Inſchrift: „o IHESVS o ANNA ο MARIA o OSANNA IN EXCELSIS (= in der Höhe) e FRENTILGSHVSELER O, 16. Jahr- hundert. Die nördliche mit 0,78 m Durchmeſſer trägt am Schlag den Glockenſpruch vertieft: „AUS DEN FEUER FLOS ICH © JACOB ZUNCKEL GOSS MICH, ALLEN CHRISTEN RUF ICH“ und wurde laut Auffchrift im Jahre 1751 durch die Witwe des Johann Friedrich Schramm umgegoffen.
Zwei Kartuſchen über den beiden Torpfeilern des Kirchhofzugangs zeigen das v. d. Heydeſche Wappen mit der Unterſchrift E. C. v. d. H. Ao 1725 und das Shlowfche Wappen mit den Buchſtaben WC EVI Ao: 1725 (Wulff Chriſtian Erdmann v. Ihlow).
Das Gukshaus, ein eingeſchoſſiger Bau, beſitzt einen Dreiecksgiebelaufſatz über dem in der Achſe der Parkfront gelegenen Eingang. Zu beiden Seiten dieſes Eingangs zählt man je drei ſtichbogig geſchloſſene Fenſter. Nach der ſchlichten Architektur und dem gebrochenen Dach zu ſchließen dürfte das Gebäude der erſten Hälfte des 18. Jahr— hunderts angehören.
Zerbow.
Zerbow, Straßendorf 7 km ſüdweſtlich von Droſſen. 249 Einw., Landgem. 621 ha, Gutsbez. 393 ha.
Die Kirche in „Czerbow“ wird um 1405 in Bistumsregiſtern im Geheimen Staatsarchiv erwähnt (Rep. 78. a. 11. fol. 6); ihnen zufolge war „Szerbow“ mit 64 Hufen, von denen 4 dem Pfarrer zuſtanden, ausgeſtattet, woraus ſich ſchließen läßt, daß es von deutſchen Koloniſten im 13. Jahrhundert begründet worden war. 1560 kaufte ſich hier der Hauptmann Peter v. Czannewitz auf Wüſtenhain bei Cottbus an. 1729 fiel das Lehngut an den Landesherrn zurück, und ſo wurde aus dem ehemals „adligen“
208 Weſlſlernberg.
ein „Königlich Preußiſches Dorf“ unter dem Domänen— amt Neuendorf. 1846 gelangte das ehemalige Amts— vorwerk für 44500 Taler an den Freiherrn Heinrich v. Maltzahn und iſt heute im Beſitz des Ritterſchafts— rats Douglas.
Die Kirche, inmitten eines von ſeiner alten Feldſteinmauer noch umgebenen Friedhofs gelegen, beſteht aus dem im Grundriſſe rechteckigen, im Kerne mittelalterlichen Langhaus, einem modernen, der Oſtwand vorgelegten fünfſeitigen Chor mit ſeitlichen Anbauten, von denen der eine als Sakriſtei benutzt wird.
Ebenſo gehören der Weſtturm ſowie die Vor— halle vor dem Südzugang der neueren Zeit an. Das mit einem hölzernen Tonnengewölbe verſehene, ebenfalls erneuerte Innere beſitzt eine Weſtempore.
Zwei barocke Leuchter (Abb. 197), je 45 cm hoch, ſtehen auf dem einfachen Altartiſch.
Ein Kelch, 255 em hoch, Silber, iſt datiert 1714, Meiſter G. F. W., Frankfurter Arbeit.
Ein barockes, zinnernes Taufbecken mitgeſchweif— tem Rand trägt den Stempel Gottlieb Liebe 1755.
Drei Glocken hängen in zwei Geſchoſſe des Turmes verteilt. Die untere mit 1,05 m Durchmeſſer trägt am Hals die ſpätgotiſche Minuskelumſchrift: „ihesus xps (= christus) maria vnde berate anno LXXI ©“ (— 1471). Von den beiden oberen trägt die öſtliche mit 0,67 m Durchmeſſer wiederum in ſpätgotiſchen Minuskeln den Glockenſpruch: „e maria o hilf o vnd berate allles vege.“ Wende des 15. Jahrhunderts. Die weſtliche von 0,48 m Durchmeſſer iſt ohne Inſchrift und an- ſcheinend ebenfalls noch mittelalterlich. Außerdem lieſt man auf dem Tragebalken der großen Glocke „Anno 1706.
Abb. 197. Zerbow. Leuchter in der Kirche.
Ziebingen.
Ziebingen, Dorf 20 km ſüdlich von Reppen. 3127 Einw., Landgem. 2551 ha, Gutsbez. 1789 ha.
Laut „Kataſter der lebuſiſchen Kirche“ im Abb. 198. Ziebingen. Grundriß der Kirche.
Zerbow — Ziebingen. 209
Geheimen Staatsarchiv (fol. 6) gehörte die Kirche in „Czebingen“ zur sedes Reppen. 1472 erhielten die v. Winning vom Kurfürſten Albrecht Achilles die Belehnung mit 21 Hufen; ihnen folgten die Loben (Geh. Staatsarchiv, Rep. 22. 179 a). Das Obereigen— tum ſtand 1582 bis 1804 dem Johanniterorden zu, der dafür tauſchweiſe dem Kurfürſten Sandow überlaſſen hatte. Laut Lehnbrief von 1751 ſaßen hier die v. Burgsdorff. Von dem Komtur Joach. Friedr. Ehrenreich v. Burgsdorff erkaufte 1807, nach Akten im Familien— archiv zu Alt-Madlitz, der Regierungspräſident Graf v. Finckenſtein Ziebingen „mit allen Pertinenzien“ und übernahm „den Ausbau und die Ausmeublierung des neuen Wohn— hauſes“. 1845 ging der Beſitz für 305000 Taler an das Königliche Haus zur Bildung eines Fideikom— miſſes für die Prinzen über, wurde aber ſchon 1857 von der v. Fincken— ſteinſchen Familie zurückerworben.
Der Ort war an einer viel be— ſuchten Straße gelegen, hatten doch ſchon Joachim II. und fein Bruder Markgraf Hans 1539 verordnet, daß alle von Süden herkommenden Fuhrwerke, auf dem Wege nach Frankfurt oder Cüſtrin, Ziebingen zu paſſieren hätten. Daher erklärt ſich die ſtarke Bevölkerung, die um 1800 auf 140 Feuerſtellen 522 Menſchen betrug und 60 Jahre darauf ſchon auf 1600 Seelen an— gewachſen war; zudem hatte bereits im Zeitalter der Koloniſation die
Gemarkung eine das Normalmaß Abb. 199. Ziebingen. Kirche von Norden. weit überſteigende Zahl von Hufen, nämlich 70 erhalten, ſo daß 28 Ganzbauern, 29 Halbkoſſäten — eine ſonſt im
Lande Sternberg außer in Rampitz nicht erreichte Zahl — beſtehen konnten. Daneben wurden faſt alle ſtädtiſchen Hantierungen und einige Gewerbe betrieben, weshalb die Bewohner den Ort einen Marktflecken nannten, obwohl Jahrmärkte nicht abge— halten wurden. Die Kirche gehörte damals noch zur Inſpektion Sonnenburg.
Die Kirche (Abb. 198 u. 199) iſt eine im Grundriß rechteckige Anlage mit quadratiſchem, achſial vorgelegtem Weſtturm, deſſen ſchiefergedecktes, geſchweiftes Dach eine Laterne mit einer ebenfalls mit Schiefer gedeckten, welſchen Haube trägt. In der Wetterfahne lieſt man auf der rechten Hälfte: 1736 Ziebingen)/ auf der linken
G. v. F. (Graf v. Einckenstein) 1816 1 Hälfte: v. . (v. Burgsdorff) Das Gotteshaus wurde in den Jahren 1785 1893
Kunſtdenkm. d. Prov. Broͤbg. VI. 3. Weititernberg. 14
210 Weſlſternberg.
Siebingen. all
bis 1786 an Stelle einer älteren Holzkirche neu erbaut‘) und anläßlich eines Umbaus im Jahre 1866 um ein Drittel ihrer urſprünglichen Länge nach Oſten hin erweitert. Gleichzeitig wurde an der Oſtecke der Nordſeite eine im Grundriß quadratiſche Sakriſtei hinzugefügt und dem öſtlichen der beiden Südzugänge eine Vorhalle vorgelegt. Außer dieſen beiden Türen und der Verbindungstür nach der Sakriſtei zu führt noch von Oſten und durch den Turmunterbau von Weiten her ein Zugang nach dem Innern (Abb. 200). Zwei Reihen übereinander angebrachter ſtichbogiger Fenſter entſprechen den auf der Süd- und Nordſeite im flachgedeckten Kirchenſchiff eingebauten Emporen mit Zugangstreppen in den vier Ecken des Kirchenraumes.
Der ebenſo wie das geſamte Innere im Jahre 1905 leider völlig überſtrichene Kanzelaltar iſt ein reiches Werk aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Über einem von joniſchen Säulen flankierten Unterbau ſitzt rechts und links von reichem Schnitzwerk und zwei kariatydenähnlichen, die alte (Geſetzestafel) und die neue Heils— lehre Lamm) verſinnbildlichenden Figuren eingeſchloſſen die nicht minder reich ge— ſchnitzte Kanzel. Singende und muſtzierende Engel ſowie ein Pelikan beleben den Kanzel— deckel und die reich umrankte Bekrönung mit dem Burgsdorffſchen Alliancewappen, während auf den geſchwungenen Ver— dachungen zu beiden Seiten ruhende Ge— ſtalten ſichtbar werden.
Der Taufſtein iſt modern⸗-gotiſch.
Die Orgel gehört ebenfalls der neueren Zeit an.
Zwei meſſingene Kronleuchter ſowie zwei Wandarme aus demſelben Metall in der Nähe der Kanzel und fünfundzwanzig einfachere meſſingene Lichterhalter zeigen z. T. die Formen der ſpäten Renaiſſance und der Barockzeit. Zwei ohne Dorn 69 cm hohe ſilberne, reich ornamentierte Altarleuchter (Abb. 201) aus dem Ende des 17. oder dem Anfang des 18. Jahrhunderts wurden in neuerer Zeit angekauft und der Kirche geſchenkt.
) Am 28. Januar 1780 überreicht nach einer Aufzeichnung in den Akten des Regierungsarchivs zu Frankfurt Joachim Friedrich Ehrentreich v. Burgsdorff Plan und Anſchlag des Maurermeiſters Andreas 3 l urg Rumpelt aus Sommerfeld zum Neubau einer Kirche in Ziebingen. (Vgl. auch die Geſchichte der Ziebinger Kirche von O. Kohtz in der Ziebinger Zeitung, November 1905.) 14*
Weſtſternberg. Tafel 10.
dem Kirchſpiel.
N x
jebingen.
5
Siebingen — Zohlow. 213
Ein reichgeſchnitztes Holzepitaph (Abb. 202) für Joachim Ehrentreich v. „Burgs— torff“, geb. 28. Aug. 1665, geſt. 9. Juni 1710, befindet ſich im Innern der Kirche. Das reiche Schnitzwerk eines konſolartigen Unterbaus hängt an der Südempore.
Eine Kartuſche mit Inſchrift zur Erinnerung an die Erneuerung der Kirche wurde im Jahre 1905 an der Orgelemporenbrüſtung angebracht. Außerdem ſind noch nennenswert:
Zwei gußeiſerne und drei hölzerne Kriegserinnerungstafeln.
Ein Marmorbildnis der Gräfin Anna Finck v. Finckenſtein, geb. 14. April 1852, geſt. 21. April 1861, das in einer durch eine Glasſcheibe geſchloſſenen Niſche der Patronatsloge untergebracht iſt.
Ein Gedenkblatt an Wilhelm Maximilian Emil Reichsgraf Finck v. Fincken— ſtein, geb. 26. Sept. 1777, geſt. 27. Jan. 1843, hängt ebendaſelbſt.
Ein auf Leinwand gemaltes Olbild, Chriſtus unter den Phariſäern, aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, befindet ſich in der Sakriſtei. Es wurde von dem damaligen Pfarrer Johann Gottfried Kadach (geb. den 6. Juni 1773) der Kirche geſchenkt.
Drei Glocken. Die öſtliche mit 0,81 m und die weſtliche mit 0,65 m Durchmeſſer find von Johann Jacob Schultz aus Berlin in Croſſen 1710 gegoſſen. Die mittlere von 0,85 m Durchmeſſer zeigt die Minuskelumſchrift: „so rex ss glorie © criste © (veni) [c] vm s pace.“ = O König der Ehren, Chriſtus, komme in Frieden).
Das Herrenhaus, ein am Anfang des 19. Jahrhunderts von Hans Chriſtian Genelli errichteter Bau!) wurde leider vor etwa 10 Jahren einer durchgreifenden Veränderung unterworfen. Nach Ausſage des jetzigen Beſitzers, Grafen Finck v. Fincken— ſtein, ſind keine Gegenſtände von Denkmalwert vorhanden.
Die Bewohner des Ziebinger Kirchſpiels bewahren z. T. noch heute eine auffallend farbenreiche Tracht (Tafel 10).
Zohlow.
Zohlow, Straßendorf Skm nord— weſtlich von Reppen. 381 Einw., Land— gem. 1069 ha, Gutsbez. 177 ha.
„Czawl“ lautete in Bistumsre— giſtern des 15. Jahrhunderts im Ge— heimen Staatsarchiv (Rep. 78 a. 11) der ſicherlich ſlawiſche Name des von den deutſchen Koloniſten im 13. Jahrhundert mit 54 Hufen, darunter 4 Pfarrhufen, ausgeſtatteten Dorfes, mit dem am 9. April 1428 der Frankfurter Bürger Große durch Markgraf Johann belehnt wurde (vgl. Riedel, Codex XXIII, 183). 1554 ging „Zawl“ durch Kauf von dem v. Röbel an Vicenz v. Wedel über. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges beſaß den Ritterſitz der Kanzler des Kurfürſten Joachim v. Kökeritz (vgl. Beckmanns Nachlaß, Geh. Staatsarchiv, Rep. 92. V D, Nr. 15, ſowie Lehnsakten von 1641 in Rep. 62. 260 a);
1) Vgl. Varnhagen van Enſe, Gallerie von Bildniſſen aus Rahels Umgang, Leipzig 1836, T. 1, S. 176.
Abb. 203. Zohlow. Grundriß der Kirche.
214 Weſtſternberg.
er führte im Wappen 3 Lilien. Um 1730 kam „Zohlow“, woſelbſt um 1800 9 Bauern und 4 Koſſäten ſaßen, an den Landesherrn und wurde dem Domänenamt Neuendorf unterſtellt. Heute iſt das Gut Privatbeſitz, das Patronat aber noch königlich.
Die Kirche (Abb. 203 u. 204), ein im Grundriß rechteckiger, mittelalterlicher Find— lingsbau mit einem im Jahre 1737 aus Backſtein errichteten Weſtturm und einer etwa gleichaltrigen Vorhalle aus demſelben Bauſtoff vor dem Südportal, wurde in neueſter Zeit auf der Oſtſeite mit einer fünfſeitigen, ebenfalls aus Backſtein errichteten, jedoch unverputzten Apſis verſehen. Ein ehemaliger Zugang auf der Nordſeite iſt heute vermauert. Die vierſeitige, von einer welſchen Haube gekrönte Laterne über dem Ziegeldach des Turmes ſchmuͤckt der brandenburgiſche Adler. Ein Teil des ſechs— ſeitigen Flieſenbelags unter dem Geſtühl iſt barock.
Der barocke Kanzelaltar (Abb. 205) zeigt breit angelegtes Schnitzornament.
Sohlow. 215
Die übrige innere Ausſtattung einschließlich der Orgelempore mit ihren vor— ſpringenden Seitenflügeln gehört mit Ausnahme einiger mitverbauter barocker Reſte der neueren Zeit an.
Eine Tafel zur Erinnerung an die Befreiungskriege hängt im Innern.
Ein einfacherer barocker Zinnkelch, 21, cm hoch, trägt die Jahreszahl 1786.
Eine ſechseckige Kirchenflaſche, 18 em hoch, dürfte ebenfalls dem 18. Jahr— hundert angehören.
216 Weſtſternberg.
Reſte eines barocken Taufengels ſowie eine hölzerne Kartuſche aus derſelben Zeit werden auf dem Kirchenboden aufbewahrt.
Zwei Glocken. Die öſtliche von 0,76 m Durchmeſſer zeigt am Hals die Inſchrift: AVS DEM VEIWER FLOS ICH DIT ERICH BESLER ZW CVSTRIN
*
nt [I Te
Tr I Bi
Abb. 206. Zohlow. Bauernhaus.
GOS MICH“. Außerdem erkennt man auf der Haube drei geflügelte Engelsköpfe und unter dem Schliebenſchen Wappen die weitere Inſchrift: „ANNA GEBORNE SCHLIEIBIEN, H. JOACHIM von KOKERITZ CHVRE: BRAND: CANZ E- LERS S. NACHGELASSENE WITTIB AVF ZOLO 1648“. Die weſtliche von 0,59 m Durchmeſſer zeigt auf der Nordſeite der Haube Maria und Johannes am Kreuze und auf der Südſeite Adam und Eva am Baum der Erkenntnis. Außerdem erkennt man am Schlag neben zwei kleineren Münzen eine größere mit dem Bildnis des Großen Kurfürſten. Die Umſchrift am Hals der Glocke lautet: „+ VIGILANDVM ET ORANDVM (= zum Wachen und zum Beten) ANNO MDCXLIX (= 1649) SAMEL FINKE“,
Ein ſtrohgedecktes Bauernhaus (Abb. 206) aus Fachwerk mit Vorlaube, deſſen vordere Hälfte die Wohnungen und deſſen von der Straße ab— gelegener Teil Okonomieräume enthält, liegt an der Dorfſtraße unweit der Kirche.
2 —
HIT
Zweinert. Zweinert, Angerdorf 5 km ſüdweſtlich von Droſſen. 275 Einw., 1046 ha. „Swinar“ war eines der vielen Dörfer, deren Beſitz dem Biſchof Stephan II.
Abb. 207. Zweinert. Grundriß der Kirche.
Zohlow — Zweinert. DAT
von Lebus am 3. Febr. 1317 laut Urkunde im Geheimen Staatsarchiv (Lebus Nr. 5, vgl. Riedel, Codex XX, 201) durch die Askaniſchen Markgrafen beſtätigt wurde. In Bistumsregiſtern des 15. Jahrhunderts wird der ſlawiſche Name „Swiner“ oder „Czweyner“ geſchrieben (Rep. 78 a. 11, fol. 50 und 279), zu Beginn des 17. Jahr:
hunderts jedoch Zweinert. Die durch die Regiſter bezeugte Einteilung der Feldmark in Hufen, von denen je 4 dem Pfarrer und dem Lehnſchulzen gehörten, deutet auf eine Gründung zur Zeit der deutſchen Koloniſation. Nach 1555 ſäkulariſiert, gehörte das um 1800 nur 118 Einwohner zählende Dorf, wo kein Amtsvorwerk beſtand, zum Domänen— amt Frauendorf. Das Patronat ſteht heute den Prinzen von Preußen zu (vgl. S. XII).
Die Kirche (Abb. 207 u. 208), ein im Grundriß einfach rechteckiger Findlingsbau mit einem in ſeiner unteren Hälfte der ganzen Weſtfront vorgelagerten Turm, beſitzt
2 5
Zweinert. Kanzelaltar in der Kirche.
Abb. 209.
Zweinerl. 219
vor ihrem ſpitzbogigen Zugang auf der Südſeite mit dem abgetreppten Gewände eine aus Fachwerk errichtete Vorhalle. Der ins Achteck übergeführte hölzerne Turmaufbau mit ſeiner ſchlanken ſchiefergedeckten Pyramide gehört der neueren Zeit an. Von den Lichtöffnungen ſind nur noch die drei ſpitzbogigen Fenſter in der Oſtwand mittel— alterlich. Das flachgedeckte Innere hat auf der Weſt- und der halben Nordſeite Emporen, deren Zugangstreppe in der nordweſtlichen Ecke liegt.
Abb. 210. Zweinert. Leuchter in der Kirche.
Der nachträglich zuſammengefügte Kanzelaltar (Abb. 209) zeigt im Gegen— ſatz zu dem jüngeren Kanzelkorb eine Rückwand aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, die in ihrer Geſamtheit ſowohl wie in den Einzelheiten ſtark an ganz gleiche Arbeiten im Lebuſer Kreiſe, wie z. B. in Lichtenberg bei Frankfurt a. O. (vgl. Kunſtdenkmäler, Lebus, S. 172, Abb. 168), erinnert.
Die kelchförmige Taufe mit ihrem einfachen meſſingenen Taufbecken iſt barock.
220 Weſtſternberg.
Die Orgel gehört der neueren Zeit an.
Ein kleiner ſechsarmiger meſſingener Kronleuchter mit einem Doppeladler als Bekrönung gehört der ſpäten Renaiſſancezeit an.
Zwei meſſingene Altarleuchter (Abb. 210), 55,8 cm hoch, find barock.
Ali iin
Abb. 211. Zweinert. Bauernhaus.
Eine hölzerne, eine eiſerne und eine marmorne Tafel zur Erinnerung an die Kämpfe von 1813 und 1870 hängen in der Kirche.
Ein einfacher Barockſchrank ſteht im Turmunterbau.
Drei Glocken. Die ſüdöſtliche mit 0,55 m Durchmeſſer iſt ebenſo wie die weſtliche mit 0,70 m Durchmeſſer aus Gußeiſen. Beide wurden im Jahre 1879 von den Bochumer Vereinigten Gußſtahlwerken gegoſſen. Die nordöftliche mit 0,75 m Durchmeſſer fertigte Lorentz Köckeritz im Jahre 1678 in Stettin.
Bemerkenswert iſt endlich noch die den Kirchhof einfriedigende alte Feldſteinmauer.
Ein Bauernhaus mit Vorlaube (Abb. 211) ſteht in der Nähe der Kirche.
Aurith . Balkow. Beelitz . Bergen . Biberteic, . Biſchofſee n. Bottſchow . Buchholz Döbbernitz. Drenzig Droſſen Frauendorf. Groß⸗Gandern Klein-Gandern Görbitſch . Göritz
Gohlitz . Gräden. Grunow Hildesheim
Klein-Kirſchbaum
Klauswalde Kohlow Kunersdorf Läſſig Laubow Leichholz Leiſſow. Lieben
Orlſchaftsverzeichnis.
Ortſchaftsverzeichnis.
Seite
103
109 112 116 118 121 123
Groß-Fübbichow . Klein-Fübbichow .
Matſchdorf Neuendorf.
Oetſcher
Pinnow Polenzig Radach.
| Groß-Rade
Klein-Rade Rampitz ; Reichenwalde . Reipzig . Neppen . Säpzig . Sandow Schmagorei Seefeld. Spudlow Stenzig. Storkow Tornow Trettin . Tſchernow .. Wildenhagen . Zerbow. Ziebingen . Zohlow. Zweinert
ID 1 —
222 Abb. Seite I. Nordſeite der Jakobikirche zu Droſſen XVI II. Kirche zu Reipzig XVII III. Kirche zu Grunow XIX b) Im Verzeichni Abb. Seite 1. Aurith, Grundriß der Kirche 1 2 5 Kirche von Südoſten 2 3. 5 Inneres der Kirche . 3 4. 1 Bauernhaus, Grundriß. 4 55 7 75 Anſicht 4 6. 1 15 Inneres 5 7. Balkow, Blockhaus 6 8. 75 Grundriß des e vor dem Umbau . 7 9. m Herrenhaus, Anficht 8 10. Beelitz, Grundriß der Kirche 9 11 75 Kirche, Kanzelaltar 10 12. 7 „ Taufe. 4 13. Biberteich, Grundriß der Kirche 12 14. 0 Juneres der Kirche 13 15. 1 Taufe in der Kirche 14 16. 5 Glockenturm. 15 17. Biſchofſee, Kelch in der Kirche 16 18. Bottſchow, Kelch in der Kirche 15 19. 15 Taufbecken in der Kirche a 17 20. Buchholz, Taufe 18 21. Drenzig, Grundriß der Kirche a) 22. 7 Taufbecken in der Kirche. 20 23. 7 Bauernhaus. 21 24. Droſſen, Mauer mit Weichhausreſt 27 25. 7 Mauerturm 28 26. 1 75 . 29 Sir 75 Jakobikirche, Grundriß 37 28. 75 7 Anſicht von Süd: oſten . 38 29. 1 7 Inneres. 39 30. 5 5 nördliches Seiten— ſchiff . BE) 31. 5 5 ſüdliches Seitenſchiff 11 . 77 1 Kanzel 11
Weſtſternberg.
Verzeichnis der Textabbildungen.
a) In den Einleitungen:
Abb. Seite IV. Grabdenkmal des Miniſters v. Struenſee auf dem Kirchhof zu Matſchdorf XXVII V. Altere und neuere Zinngeräte in der Kirche zu Frauendorf . XXIX s der Denkmäler:
Abb. Seite 33. Droſſen, Jakobikirche, Taufſtein 15 31. 5 5 Taufſchuſſel. . 46 35. 75 75 Opferſtock 47
36. 5 7 Gedenktafel fur den
Oberbürgermeiſter Kleiner 19 5 + 15 Prunkwappen 53 38. 77 17 Beſchlag. 54 39. 5 7 Kelch und Taufkanne 56 10. br Kelche Bl 41. ” Grundriß der Gertraudenkirche . 59 42. 55 Gertraudenkirche, Weſtanſicht 60 43. 7 Inneres der Gertraudenkirche 61
14. 7 Friedhof, Erbbegrabnis der Familie Bennewitz. . 62
45. 75 „ Erbbegräbnis der Familie Kraufe . . 63 16. h „ Grabmal 64 47. 75 Rathaus und Kirche 65
18. 7 Altes Rathaus auf einer Schutzen— ſcheibe vom Jahre 1841 66 19. 5 Breite Straße, Blick nach Oſten 67 50. 75 Kirchſtraße . 68
51. 7 Jakobikirche, Südſeite, ü im B grund das Pfarrhaus . Se)
52 m Lange Straße, Blick nach Nord: weiten . e 71
ns} 75 Lange Straße, Blick nach Sud— oſten 5 4 5
54. er Grundriß des Hauſes Poſtſtraße Nr. 1 8 72 55. 75 Eingang zur Roſenſtraße 2 73 56. 15 Frankfurter Vorſtadt 74 el 7 Kietzer Straße 5 . 7⁵ 58. 55 Fachwerkhauſer in der Parkstraße 76
Verzeichnis der Terfabbildungen.
Abb. Seite Abb. Seite 59. Frauendorf, Grundriß der Kirche 76 102. Laubow, Grundriß der Kirche 118 60. 75 Kirche von Südoften . 10 1 Kirche von Südoſten 119 61. 5 Denkmal in der Kirche 78 | 104. m Inneres der Kirche. 120 62. 5 Kelch in der Kirche 79 | 105. Leichholz, Grundriß der Kirchen. 121 63. 15 Taufkanne und Oblaten— 106. 05 Inneres der Kirche 122
fchachtel in der Kirche 80 | 107. 0 Denktafel in der Kirchen. 123 64. Groß-Gandern, Grundriß der Kirche 80 108. Leiſſow, Grundriß der Kirche 123 65. 15 Taufe in der Kirche 81109. m Kirche von Nordwerten . 124 66. Klein-Gandern, Grundriß der Kirche 82 | 110. 5 Bauernhaus 125 67. 75 Anſicht der Kirche von 111. Lieben, Grundriß der Kirchen. 125 Süden . 83 | 112. 7 Inneres der Kirche 126 68. Görbitſch, Herrenhaus 88 113. 75 Kelch in der Kirche 127 69. Göritz, Stadtplan 5 88 | 114. 5 Dorfſchmiede . „ e 1 Grundriß der Kirche . 89 115. Groß-Lübbichow, Kirche, Altar 128 71 15 Kirche von Nordoſten 90 116. Klein-Lübbichow, Grundriß der Kirche 129 72 15 Kirche, Kanzelaltar 92 117. 55 Kirche von Südoſten 129 73. Gohlitz, Grundriß der Kirche 93118. Pr Kirche, Altar 130 74 7 Kirche von Nordwerten . 94 119. Matſchdorf, Grundriß der Kirche 131 75. Grunow, Grundriß der Kirche 96 120. 7 Kirche von Nordoſten 132 76. 5 Kirche von Nordoſten . 9 AH: 75 Inneres der Kirche 133 1 5 Inneres der Kirche 98 | 122. er Grabdenkmäler der Familie 78. 15 Taufe in der Kirche 99 des Staatsminiſters 79. 17 Leuchter in der Kirche 100 Struenſee von Carlsbach 134 80. 0 Kelche in der Kirche . 101 | 123. > Herrenhaus 135 81. Hildesheim, Grundriß der Kirche .. 101 124. 5 Herrenhaus, Beſuchskarten 82. 15 Kirche von Südoften .. 102 aus der Sammlung v. Finckenſtein 136 83. Klein-Kirſchbaum, Grundriß der Kirche 103 | 125. Neuendorf, Herrenhaus 138 84. nn Kirche von Nord» 126. Pinnow, Grundriß der Kirche . 139 weiten „ e e 15 Kirche von Südoſten 139 85. 7 Gedächtnistafel für 128. 5 Inneres der Kirche. 140 die Ehefrau des 129. Polenzig, Grundriß der Kirche . 141 Friedrich v. Ihlow 105 130. 5 Kirche von Nordoſten 142 86. Klauswalde, Grundriß der Kirche .. 105 131. > Inneres der Kirche 143 87. 75 Kirche von Nordoſten . 106 132. hr Kirche, Altar 144 88 Pr Kirche, Kanzelaltar oz e 1 Bennewitzſches Epitaph in 1975 89. er Taufe in der Kirche .. 108 Vorhalle der Kirche 145 90. 55 Kelch in der Kirche . . 108 134. Radach, Grundriß der Kirche 146 91. Zinnteller in der Kirche 109 | 135 7 Kirche von Südoſten 147 92. Ger Grundriß der Kirche 109 | 136. Groß-Rade, Grundriß der Kirche .. 149 93. 77 Kirche, Südportal „ eee ar 5 Kanzelaltar in der Kirche 150 94. 55 „ Kanzelaltar . „ ae e 1 Wetterfahne in der Kirche 150 95. 177 Altargerate in der Kirche . . 112 139. Klein-Rade, Grundriß der Kirche. 151 96. Kunersdorf, Grundriß der Kirche .. 112 140. 7 Kirche von Südweſten . 152 97. Pr Kirche von Südweſten . 113 | 141. „ Inneres der Kirche 153 98. 5 Inneres der Kirche 114 142. Rampitz, Grundriß der Kirche 153 99. 5 Treppe in der Sakriſtei der 143. 15 Kirche von Südoſten 154 Kirche 115 | 144. 15 Inneres der Kirche . 156
100. Läſſig, Grundriß der Kirche . 146145. 75 Geflügelhaus . „ 07
101 75 Kirche von Südweſten . 117 146 Reichenwalde, Grundriß der Kirche 158
224 Weitjfernberg.
bb Seite | Abb. Seite 147. Reichenwalde, Geländer der Vorhallen— 176. Seefeld, Kirche von Nordoſten 190 treppe . 159 | 177. 5 Kronleuchter in der Kirche 191 118. 775 Flügelaltar in der Kirche 160 178. Spudlow, Grundriß der Kirche . 192 149. 7 Zinnleuchter in der Kirche 161 | 179. 75 Kirche von Süden 192 150. Reipzig, Grundriß der Kirche . 161 | 180, 1 Kanzelaltar in der Kirche . 193 151. 15 Kirche von Nordoſten 162 184. 75 Taufe in der Kirche . 193 152. 75 Predigtuhrgeſtell in der Kirche 163 | 182. 7 Kelch in der Kirche 191 153. 1 Abendmahlskelch in der Kirche 163 | 183. Stenzig, Grundriß der Kirche 195 154. 7 Zinngeräte in der Kirche . 164 | 184. „ Kirche von Nordweſten 196 155. Reppen, Grundriß der St. Katharinen— 185. 75 Totentafel in der Kirche 197 kirche . 170 186. Storkow, Grundriß der Kirche . 198 156. 5 St. e Nord- 187. 17 Kirche von Nordweſten 198 kapelle 17188. 15 Inneres der Kirche 199 157. br Hoſpitalkirche, Altar . 174 189. Tornow, Kanzelaltar in der Kirche. . 201 158. 75 Friedhof, Bolfrasſches Grab— 190. Trettin, Grundriß der Kirche 202 denkmal 175 191. „ Kirche von Nordweſten. 202 159. hr Friedhof, Erbbegräbnis der ee 192. 75 Inneres der Kirche . 203 milie Herzberg . 176 193. Tſchernow, Inneres der Kirche . 204 160. 5 Haus Frankfurter Straße Nr. 5 177 194. 75 Taufengel . 205 161. m „ Richterſtraße Nr. 22 . 178 | 195. Wildenhagen, Grundriß der Kirche 205 162. 7 „ Schloßſtraße Nr. 59 179 196. 7 Kirche von Südweſten . 206 163. 7 Tür am Hauſe Schloßſtraße 197. Zerbow, Leuchter in der Kirche . 208 N ; 179 198. Ziebingen, Grundriß der Kirche 208 164. 75 Tür am Bau Straß 199. m Kirche von Norden 209 N . 180 200. 75 Inneres der Kirche 210 165. Säpzig, Grundriß der Kirche 180 201 1 Leuchter in der Kirche 211
166. m Kirche von Werten 181 | 202 5 Burgsdorffſches Epitaph in 167. „ Kanzelaltar in der Kirche . 182 der Kirche . 212 168. 57 Altarleuchter in der Kirche 183 203. Zohlow, Grundriß der Kirche 213 169. Sandow, Grundriß der Kirche 181 | 204. 75 Kirche von Nordoſten . 214 170. a Inneres des Kirche 185 205. 75 Kanzelaltar in der Kirche .. 215 171. 1 Herrenhaus 186 206. 17 Bauernhaus 216 172. Schmagorei, Grundriß der Kiuche 186 207. Zweinert, Grundriß der Kirche . 216 173. 7 Kanzelaltar und Taufe in 208. 15 Kirche von Südweſten 217 der Kirche 187 | 209. 5 Kanzelaltar in der Kirche . 218 174. 7 Taufengel in der 1 183 | 210. 1 Leuchter in der Kirche 219 175. Seefeld, Grundriß der Kirche 189 | 211. 11 Bauernhaus . 220
Verzeichnis der Karlen und Tafeln. 225
Verzeichnis der Karten und Tafeln.
a) Karten:
Geographiſche Karte des Kreiſes Weſtſternberg. uberſichtskarte der im Verzeichnis erwähnten Orte. 9
b) Tafeln:
1. Balkow, Frauentrachten. 6. Droſſen, Altar in der Jakobikirche. 2. Droffen, Stadtplan nach Euchler. 7. Reppen, Stadtplan nach Euchler. 85 m Auſicht nach Merian. 8. Seefeld, Kanzelaltar in der Kirche. 4 75 Modell eines Hochaltars im Beſitz 9. Wildenhagen, Altar in der Kirche. der katholiſchen Gemeinde. 10. Ziebingen, Trachten aus dem Kirchſpiel. br 5 Jakobikirche, Anſicht von Süden.
Kunſtdenkm. d. Prov. Bröbg. VI. 3. Weſtſternberg. 15
Weſlſlernberg.
Verzeichnis der Familien, Stifter u. ſ. w.
Seite ae ede 8 Albrecht Achilles, Kurfürſt . .. „ 24, 209 Albrecht Conrad, General XII Alsleben, Präfident 119 Apetzko, Biſchof von Lebus. VI, 87 Areldus : 50, 56 v. Arnim, Joachim VIII Arnold, Inſpektor. 134 Bache, M., Richter . e 92 Banner, ſchwediſcher General. .. „ IX Beil, Familie 24, 50, 56, 189 Bennewitz, Familie XXIV, 58, 64, 146 v. Berg 10, 14% 9 80 v. Berger 105 Bielitz, Familie 2 50, 56 Bi hond G 5 Bloch, Johanne. 22 v. Block-Bibra 18 Blrüh (= Brühl, Andreak (Andreas) 118
v. Blumenthal, Georg, Biſchof von Lebus VIII
Bobertag, Joh., Paſtor 190 Bobertags, Marg. 18 Bocatius, Caſpar, Diakon . ER 52 Bohtz, Familien. XII, 187, 188 Bolfras, Wilh. 0 174 v.Bonin. 0 5 50 * 8 v. Borſchnitz, Johann, Biſchof von Lebus 87,
166, 198 Brackow, Peter „ „2 Brandenburg, Familie . 100, 101, 102 v. Bredow 2 v. Brieſ en 2908 b. Buche el) Buchholz, Gottlieb 197 Büttner, Görge : 118 Buntſch Bong) ; vn, 12
v. Burgsdorff (Burgstorff, Borgsdorß) XI, XXVII.,
6, 129, 184, 185, 186, 209, 211, 213 Buſch, Geh. Juſtizrat. . XI, 106 v. Byzeski 9 118 Caſimir, König von Polen . IX
Seite
Clemens VL, Papſt. 2 87 Conrad, Erzbiſchof von Magdeburg re Conrad, Biſchof von Lebus 87 Coppe, Jürgen . 2 191 v. ene Peter, 70 207 Daubitz, Caſpar 118 v. b, Deher, Johann, Viſchof v von Lebus 87 Douglas, Ritterſchaftsrat 208 Dumke, Joh. Friederika . 155 Duncktmigut 109 Dyſſen, Ritter. 165 v. Eichendorf, Heinrich. VII Eick, Pfarrer 21 Elert, Familie . Da 146 Eliſabeth Charlotte, Kurfürſtin-Witwe IX Ende, Chriſtoff . 118 Enden, Jacob 118 Engel, C. A. 184 Ertmut sr 82 Fabricius, Gottlieb, Paſtor 148 ln J. W. IR 161 Fendius, * 4
ee Prinz . x, XXIll, 155
Grafen Finck v. Finckenſtein XII, XXVI, 17, 132, 135, 138, 209, 213 Firnhaber 12 Fiſchbach, Carl FE 117 Franke, Joh. Chriſt., Prarrer . 196 Frenkelyn 161 Friedrich J., Kurfürſt N Friedrich VI. | von Nürnberg) VII, 131, 146 Friedrich II., Kurfürſt VIII, 166 Friedrich J., König 34% Friedrich II., der Große X, XXV, 87, 116, 135, 137, 138, 149, 167 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürſt IX, XXIII, XXV, 30, 110, 129, 216 Friedrich Wilhelm J., König XII, 30, 77, 123, 168, 184 Friedrich Wilhelm III., König . 31, 137, 201 Friedrich Wilhelm IV., Könige 122
Verzeichnis der Familien, Stifter u. ſ. w.
Seite Fuchs, J. C., Bürgermeiſter 185 Gabriel, Adam 118 v. Gaudi. } 86 Georg Wilhelm, Kurfürſt 137 Gerke, Martin. 118 Gieſe, Generalmajor . 25 Gladow, Bernd. Friedr.. 148 v. Grävenitz 17 Greber, Hans 4 164 Greilich, Erasmus, 0 157 Große, Frankfurter Bürger . 213
Großwend (Großwendt) 8 196, 197 v. Grüneberg (Grünberg, Grunenberg) VII, 6, 7, 128, 129, 139, 140, 146, 158, 200
Günter, Familie 137, 151 Haack, Familie . 79 v. Hackeborn 186 Hahn, Chriſtoff . 118 Hamann, Oberamtmann. 140 Hancke, C., Bürgermeiſter 92 Handke, Jakob. 8 Hans von Sagan, Herzog VII, 24, 29, 166, 169 Grafen v. Haslingen. XII, 159, 187 v. Heicking, ruſſiſcher Offizier 115 Heinrich der Löwe 169 Heinrich, Herzog von Schleſien VI Hercke, Andres und Caſper . 161 Herrmann, Joh. Jacob, Ratmann 50 Herzberg, Familie „ 0 ale v. d. Heyde (Heyden, Heide) . 106, 207 Heymann 3 127 nn David, Sekretär 2 50 Hirſekorn, Johann Michael, Prediger 197 Hoffmann, Joh. Wilh., Oberbürgermeiſter . 50 Hokemann . 93, 198 v. Holle IR Horn, Familie : 146 Horneburg, Biſchof von Lebus VIII Hübner, A. M. 64
Jäger, Chriſtophorus, Pfarrer XXIv, 194, 195, 197 v. Jena ee. 19 v. Ihlow (Slow, Illo) VII, XI, XXIV,
17, 82, 104, 128, 146, 148, 187, 188, 189, 206, 207
Joachim J., Kurfürſt . VIII, 24 Joachim II., Kurfürſt . 33, 87, 116, 149, 209 Jobſt von Mähren, Markgraf VII, VIII, XVIII, 23, 112, 165, 166 123
Ilowen, 105, 106,
Jobſt, Familie
227
Seite Johann XXII., Papſt VI Johann J., Markgraf IV, 167 Johann IV., Markgraf 192 Johann der Alchimiſte, 213 Johann, Kurfürft . ; 49, 183 Johann von Cüſtrin, Markgraf VIII, XII, 24,
30, Johann Georg, Kurfürſt
33, 87, 137, 166, 209 24, 33, 76
Graf Johann Moritz von Naſſau, Herren— meiſter X Ka dach, Joh. Gottfr., Pfarrer . 213 v. Kalckreuth N 11 v. Kaphengſt apehingeſt) , ee, 144,402 Karbe, Landrat. 106 Karl IV., Kaiſer XVIII v. Karlwig, Joſt 8 194
Katharina, Gemahlin des Hans von Cüſtrin VIU, 137 Kaull, Heinrich . 194 Keller, Ernſt Tobias, Ratmann 50 Kettel, Urſula Catharina 196
v. Kettwig (Ketwig, Kettwich, Kettwic, Ket—
wick, u) IX, 84, 92, 95, 131, 132, 133 Keydel, J. G., Prediger. 92 v. e 135 Kleiner, Familie 3 18, 56 Kleiſt von Nollendorf, Selbmarfchall . 137 v. Klepzig. 2 19, 79, 100, 183 Klopſch, Ehrift. Wilh., S 110
DICHELEDER Er 2. 7 v. Knobelsdorff 0 v. Kökeritz Kokeritz) 110, 213, 216 v. Königsmarck 132 Koſer, Paſtor 17 Krauſe, Familie 664 Kuhlwein . , e e Kuhmeiſe, Oberſt. 5 24 Kuntzius, Joh. David, Richter 50 Lange, Chriſtof. 101 Laub, Johann, Richter 52 Lehmann, Johann, Küſter 148 Leupoldt, Barth., Ratmann 52 Liphard ** 161 v. Löben (Lobbenn, Weben Lope) WII e,
103, 105, 146, 158, 159, 160, 200, 209 Lokietek, Wladislaus, Polenkönig VI Loſſow, Pfarrer rl, 190 v. Loſſow (Loſſo) VII, XI, 17, 19, 79, 80, 84, 82,
100, 121, 146, 158, 160, 206 15*
228 Weſtſternberg. Seite Seite Loudon (Laudon 9 ..... 113 Penther, Heinrich, Rittergutsbeſitzer. .. 207 Loze, Marti’ꝭn nn... 106 Peregrinus Dirzislaus), Kaſtellan . . 153 v. Lucke 14148 Grafen v. Perponcher⸗Sedluitzey 82 v. Ludwig (Ludewich) . . .. 110, 129, 134 Peſcho van Swebeſin (Schwiebus) 105, 165 Ludwig der Baier, Kaiſe r! D ipe?ßnn Eee Ludwig der Ältere, Markgraf 1, 33, 105, 165 | Porkus, Genera ... .. 24 Ludwig der Römer, Markgraf 1, 23, 139, 166 v. Prittwitz, Rittmeiſter . ... 146 v. Lüderitz „„ „ „„ „ 77 Prosnacius, Martin, Predigen Lutkelius, Paulus, Kuſtos. „ ern „„ 412 d. Maltzahn, Freiherrn Ai d if, v. Mandelsloh .. „„ „„ „„ 12 eld Neck en, NE Mangold, Johannes, i VIII, 24, 88 s. Reden 32 A Martini, Martin, Bürgermeifter . ... 52 —Rehfeld, Chriſtian, Bürgermeister 3 d. Marwi z 1460 Nein bavde Soi Prediger u Matthias, Marcus 194 Graf Neon v. Medem, Freiherren „124% 122, 128 Richter, A M;; ?N. Meißner, Peter 1418 Niedel, Prediger,. Metzner, Friederike 82 | v.Riffelmann . XII, 84, 86, 100, 132 Metzner, Joh 8 Ritlingen, Ehriftna. . .. . 134 Meurer, Martin, Ratnann . .. 52 | Graf de la Rivalliere XII, XXVvIII, 115, 197 W Meydeb urg 2 Röbel, a b. Meyerink, Genera 4 Rh rr ee v. Minkwitz, Hans 87 Rotenburg, Jacob 96, 99 v. Mörner „ͤð ù ũÜ 87 00 och (noise 123, 126 dien la Motte, General ar. 487 Sack, Gebrüdere 2 2.2 re Müller, Oberamtmann 206 Sack, Johannes BT VII, 183 Müller, Johann, Bürgermeiſter .. 18, 53. Sadewaßer, Apotheke v. MünchowW̃wwwW̃w̃w 132 Schaffmñr]ʃ;'kt Mylex, Blrgermeiſes Schafe), 7 Myler, Johann, Richter .. „„ 52 Schefiſch hh v. Nauendorf (Newendorf, Nawendorf) 8 e Metten 3 Neumann, Familie . .. „ Schlabrendorf Slaberndorß) 24, 96, 186 Neumann, Franz, 1 VIII a Eſaias, Ratmann 52 Nile, . 8 ... 164 v. Schlieben (Sliwen) IX, 11, 154, 216 Nitzsike, D. F., Kanter 333 Schmid ee? 2 v. Oinitz On . ö VII, 431, 154, 186, 198 | Schmiedede, onen e b. Oppen A, 80, 88, 0 207 b Schmorze Schüufen v. d. Oſten 48 189 Schober, Samuel Friedrich er Oi Air, Kale 8 Se BE: 7 Otto III., Markgraf .. IV, 167 Schönberg, Georg Benedikt Friedr. kr Archi⸗
Oro I, Marge, 10 Oer der Finne, Maorkgraßß Paetſchigen, Joh. Friederike. . . 155 v. Pannewitz IH e Pape, Andreas, Paſ top 06 Pape, Wilhelm, Eigentümer . .. 22 Mapis, one 118 v. Papppi ß, EERTER 103, 146 Pauly, Fam ie A 88
diakon 50
Schramm, Superintendent. .. N Schramm, Ehrift. Georg, Diakon.. 50 Schreck, Lorenz, Profeſſor der Rechte .. 151 Schroeer, Bürgermeiſte er 2 v. d. Schulenburg. .. 3 ZERIR
Schultz, Carl Auguſt, Bihgermeifter . 0
N Joh. Adam, Ratszimmermeiſter . 174 Schulz, Mort JAsE
Verzeichnis der Familien, Slifler u. j. w.
Seite Schulze, Gottfried 5 115 Grafen v. Schwarzenberg . 137, 155, 156 v. Seidlitz Fe N 137 v. Selchow (Selcho) . 11, 12, 14, 16, 106, 126 Senfft v. Pilſach, Freiherren XII, 132, 184 Seſſelmann, Friedrich, Biſchof „VIII Siepmann, Chriſt. Friedr., Hülfskämmerer . 50 Sigismund, König von Polen 24 v. Sprenger 127 Sſaltykow, ruſſiſcher e 113 Stalhans, ſchwediſcher General 166, 200 Stange, Ritter 165 Stegemann, Daniel Auguſt, 1 100 Stellmacher, Bernhard, Ratmann 52 Stephan II., Bifchof von Lebus . VI, 192, 216 Stern, Leonhard, Bürgermeiſter 52 v. Stoſch. 8 8 Struenſee von Carlsbach XXVIII, 132, 135 v. Sydow . 128, 129, 140, 200 v. Tauentzien e , e, , e v. Thiele, Generalmajor . 8 Thieme, Valtin 197 v. Thierbach 160 v. Thümen, Veit VIII
een, J e, 185
Toepffer, Pfarrer. 1 Töpper, Hans. n 118 Trautwein, Joh. Chriſt., Ratmann 50 v. Uchtenhagen 204 Ungnad, Joh. Chriſt. Goltl. 174
Der ns? 118
Seite
| Walburg-Tzfcheow . 99 Walde, Adam 8 Waldemar, Markgraf VI, 161, 192, 202 Waldemar, Der falſche, Markgraf VI v. Waldow VII, IX, XI, 166 Waldow, Daniel 9 196 Wales 0 Walther, David 1 Pfarrer 50 Warmbor ne. 82 Wecker, Sebaftian . ale) v. Wedeln. 123, 213 Wedel. 3 X Weidemann, Georg Hugo Mar . 207 v. Weiſſenſee, Dietrich, Vogt. 139, 200 Weimann 938 v. Weſenbeck er 8% 7% 8, 12, 15 v. Widawſki, Chriſtina Loyſa s1 Wilberg, Carl Friedr. 197 Wilbrand, Erzbiſchof von Magdeburg 23 Wilda, W. R., Paſtor 196
v. Winning (Wynnyng, Winnig) VII, XI, 18, 81,
84, 100, 140, 146, 158, 186, 209 Wilhelm, Biſchof von Lebus 23, 87 Wins, Martin . 129
v. Winterfeldt (Wiuterfeld) IX, XI, 77, 84,
104, 105, 183
v. Wulkow, Haupfmann . VI Wulkow, Jan . 205 v. Zaſtrow 158, 159 Zellfiſch, Martin . 106 v. Ziethen 135
230 Weſlſternberg.
Meiſterverzeichnis.
Seite Allapdt, Johann, Male. ee Berg, Zimmermelſte r Re 3 Berger, Bauinfpektor eee En RE TE Bergman, Michell, Ziingieger '..... .. Meyer An N ee Besler, Dietrich, Olockengießen, une se ee ⁵ Behyſen, R., SUberichnitenä)l 2 0. ran Em a RE NE GER R ) E EEE Birkenhagen, Maurermeiſt r N TE Boumann, Regierungsraa . ö Bücker, Irgelbauerrrr SRH NE Bügler, Carl, Glaſermeiſte !; d ᷑ ũ V) EEE Ghodiowiecki, D., Malet1.AtW Collier, Guſtav, Glockengieſe n g , ERRE de Co ninck, David, Male m Drooch Slot, Spoit Cpnelisz (ſiehe J. . S), Male) ys Duchter, Daniel Ulerich, Molzbilöhaner 2 Ä Duͤnſel, Orgelbauer , e ae ker non Bor. 184 Ewald, Joh Gottit.,, Simmermeifter. 22 k ) Flaminius, Resierüngss nd Bürge Francke, Goktfried, Siogengiereun. 2. Re Finde, Samuel, Gfodengiepevis ı 20.2 N Fincken, Chriſtian, Glockengießennmd Ä Fiſcher, (Gebr; Glockengießenrnr,‚‚‚d Geittner, W., Glockengie ßend ᷑ 2T⅜:T!b⅛Iÿ Genelli, Baumeiſte n ST ST EEE Siebe, Kreisbaumeiſter᷑rr N N EE Golofski, Ferdinand, Glaſe ee Großheim, Gottlieb, Glockengieß er!) „%
) Carl Ferdinand Rudolph Beyſen, Sohn des Domänenpächters Friedrich B., geb. 16. Mai 1818 zu Harnekopf im Oderbruch (Kreis Oberbarnim, bei Wriezen), erwarb am 30. November 1847 das Bürger: recht in Frankfurt g. d. Oder und gründete dort ein Goldwarengeſchaft, das ſpäter fein Sohn Max B. (geb. 15. Dezember 1854, geſt. 13. Juli 1905) fortſetzte. R. Beyſen ſtarb am 29. Oktober 1889. Das Ge— ſchäft beſteht noch jetzt, wenn auch unter anderer Firma.
Joſt Conelisz Drooch Sloot, gewöhnlich Droogsloot genannt. Einer der fruchtbarſten holländiſchen Maler des 17. Jahrhunderts. Maler von Dort oder von Gorcum, wurde 1616 in die St. Lukasgilde zu Utrecht als Meiſter aufgenommen, und von 1623 bis 1624 bekleidete er die Stelle eines Dekans dieſer Anſtalt. 1638 wählte ihn das „St. Hiobs-Gaſthuis“ zum Regenten. Das ſpäteſte Datum auf feinen Bildern iſt 1655. Er ſtarb in Utrecht. Seine Werke find in Utrecht ſehr zahlreich; fie find jedoch nicht von ſonderlicher Bedeutung. (Jahrmärkte, Kirchweihen, Bauerntanze, auch zeitgeſchichtliche und bibliſche Motive.)
) Vgl. Seite 5, Anmerkung. Großheim verzogen am 16. November 1864 nach Minden. In Franke furt a. O. wohnte er Lindenſtraße Nr. 16.
Meiſlerverzeichnis.
Gruhl, Fr., Glockengießer Grund, Tiſchler 5 5 Haberkern, Carl, ee Hackenſchmidt, Glockengießer . Helling, Carl Gottlieb, Se e Heintze, Ch., Glockengießer . Henze, Tiſchlermeiſter x Hermann (Familienname nicht zu 1 e Herrmann, Tobias, Baumeiſter Hiebel, Gottlieb, Zimmerpolier Hofmann, Georg, Glockengießer Hoffmann, L., Zinngießer Humber, Silberſchmied Huſeler, Glockengießer Köckeritz, Lorentz, Glockengießer Koppin, Maurermeiſter Krüger, Franz, Maler Lambert, Nicholas, Uhrmacher Lange, H. Ch., Glockengießer!“) Lehmann, Abraham, Maurermeiſter Liebe, G., Zinngießer 8 5 Lorenz (Familienname nicht zu entziffern), Glockengießer e Loſchetter, Schieferdecker Marquart, Zimmermeiſter . ; Maukiſch, Johann George, Glockengießer Meurer, J. P., Stückgießer Meyer, Glockengießer Meyer, Goldſchmied ; Michel, Th., Maurermeiſter Mockert, Zimmermeiſter . Möllinger, Uhrmacher Müller, Silberſchmied Münchhoff, Landbaumeiſter Neumann, Maler Neumann, Georg, Baumeilker. Pauſt, M., Glockengießer Prevöt, L. C., Goldſchmied Reyher, Maler Rubon, C., Glockengießer Rumpelt, Andreas, Maurermeiſter Schadow, Bildhauer .
Schilling, Franz, Olokenaieket Schmidt, Landbaumeiſter Schober, Maurermeifter . Scholtz, Johan Carl, eee
) Heinrich Chriſt. Lange, geb. 1791 zu Langenſalz in Schleſien, Geſtorben am 14. Dezember 1857. Er wohnte
als Glockengießer das Bürgerrecht in Frankfurt a. d. Oder. Breite Straße Nr. 4 in Frankfurt g. O.
231
Seite
95, 125, 156, 205 21
. 9 173, 201, 204
N 9 XXV, 129 XXVI, 190 7
XXIII, 34
XXV, 95, 160, 194 160, 204
5 8 91
XXII, 207
XXV, 220
21
137 I 85 18, 85, 117, 146, 164, 185 A So, 181 XXVI, 101, 156, 208 XX, 105
91
170
XXVI, 58
XXVI, 59
XXVII, 102 XXVI, 29
119
6
186
184
20
91
XXIII, 106
„ eee 457
115, 204
137
7, 134
211 XXVII, 134
12, 84, 109
20, 89
XXVI, 8, 9
erwarb am 18. Oktober 1826
939
Schramm Schramm Schultz, Schultz, Schultze, Schulze,
Weſtſlernberg.
a
1, J. F., Glockengießer
1, J. F., Witwe, Glockengießer Zimmermeiſter :
Joh. Jac., Glockengießer . Johann Gottl., Zimmermeiſter Samuel, Zimmermeiſter .
Sieber, Tiſchlermeiſter
Siedler,
Bauinſpektor
Specht, Johann Friedrich, Kupferſchmied Suchel, Greger, Baumeiſter Tam, Sraelbalier
Thiele, Tile, 5, Ulrich, C Voillard Voß und
J. F., Glockengießer Goldſchmied
F., Glockengießer . „Franz, Glockengießer Sohn, Glockengießer
Weber, Samuel, Glaſergeſelle .
Wenzel,
Wetzſtein,
Ambroſ., Glockengießer 5 Johann Kaſpar, Tiſchlermeiſter
Wurm, Maurermeiſter
Zernbach,
Zimmern Zunckel,
98 Ke
DEN, F. W., "HB, S
Bee
a
M., Bauinſpektor nann, Bauinſpektor Jacob, Glockengießer
Meiſterinitialen:
lch in der Kirche zu Lieben.
„Kelch in der Kirche zu Klauswalde, Frankfurter Arbeit. Barockkelch in der Kirche zu Görbitſch, Frankfurter Arbeit
„Os, Kelch und Patene in der Kirche zu Laſſig, Berliner Arbeit
Barockkelch in der Jakobikirche zu Droſſen, Berliner Arbeit
Kelch in der Kirche zu Zerbow, Frankfurter
Arbeit .
Patene in der Kirche zu Klein-Gandern, Frankfurter Arbeit
Abendmahlskelch in der Kirche zu Gohlitz, Frankfurter Arbeit
E 15 Zinnkelch in der Kirche zu Laubow 8 I. C. M., Kelch in der Kirche zu Klein-Lübbichow, Berliner Arbeit J. 0 s (ſiehe Drooch Sloot)
„Abendmahlskanne in der Kirche zu lenz
L.
9 5 a in der Kirche zu Reipzig, Frankfurter Arbeit. O. M., Brodteller in der Jakobikirche zu Droſſen, Berliner Arbeit 8. Sh
ar Kelch in der Kirche zu Reichenwalde, Berliner Arbeit?
8., Zinnleuchter in der Kirche zu Hildesheim, Frankfurter Arbeit
XXV, XXVI,
95, 99,
Seite XXV, 204 XXVII, 207
1, 2, 3
XXV, 129, 213
121,
20
33 92, 148, 200 XXIV, 150
59, 84
137, 173, 189
111, 128
Seite XXIv, 117 128 XXI, 109 84
58
208
84
95
121
XXIV, 131 86
146
164
XXIV, 58 160
101
ER 5
25 *
BJ
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg
PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
SU w)). 5
*
. 5 Y/ =
VD
N 5 2 ; - BD) Pe an DD . ?
= EN, ; 5 N 150 N IA VAT E DB
NR 75) "IE 12 3 N I EI IN z >.
EN 2 95 . 5 h LTE * 5 AT 91 2
— N N
Ach {N 4 8 > 8 2 N SEN 7 17 8 “ 2 * A 2 N — 8 7 . *. a; 55 A N. N S . - 3 n Ku 257 7 De a N N } N *. N. - 1 ö TE | N * N * 7 3 TA * seh a 5 2 9... I en r N — = TEN 1 = ; 2 SEN „ er S Vo A f, . 8 NIS J ES Bi e 2 ER N TR 7 8 . , a N 85 8 — x } 8 1 7 — z a 8 2 NV 9 - F \ ri 1715 N a: X 2 \ 2 K Nil / N > > u * 4 n FN N E — 7 2 N 72 * — 5 Sr N IR my? I 4) N x ER Da HET ER ER . AR Pre K 7 9 “er 8 Sur N — x ? Eh 5 5 SQ 4 te 3 4 3 - u IN 377 N N 8 Ne 4 8 ‘ f 7 ur 833 \ u 2 ’ N x 2 N > rei 1 x R VE > N N. f Ze) 1.115 2 Ne \ 7 \ a Sa F } x **. E * = 7 a 8 I. . IR 5 7 ; — N Nr W N J hr; 8 Sr ) e 1 \ 4 RN 7 —+ z > 8 X rg a ae ** * ar N
*
Br >
N } I MER x