This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project to make the world's books discoverable online.

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the publisher to a library and finally to you.

Usage guidelines

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.

We also ask that you:

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for personal, non-commercial purposes.

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the use of public domain materials for these purposes and may be able to help.

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.

About Google Book Search

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web

at|http : //books . google . com/

LED^n? -s"' iTTOio tF.'MT:OR-"i'!rF/EHn]rrr

Digitized by

Google

Digitized by

Google

Digitized by

Google

Digitized by

Google

Digitized by

Google

/o«2^ ^ ö C^

Nachrichten

von der

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften

zu Göttingen.

Philologisch-histarische Klasse

^dem Jahre 1903.

. ^

Ghöttingen,

Gommissionsverlag der Dieterich^schen Uniyersitätsbachhandlnng

LOder. Horstmann.

1904.

Digitized by

Google

228J76

> '

Digitized by

Google

Register

über

die Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften

philologiscli-historisclie Klasse

aus dem Jahre 1903.

P. Frensdorff, Ueber das Leben und die Schriften des

Nationalökonomen J. H. G. von Justi S. 355

P. Kehr, Papsturkanden in Rom. Die römischen Biblio- theken.

I. Eigentliche Vaticana n 1

n. Palatina. Urbinas. Reginae. Ottoboni.

Capponi. Borghese. Borgia. Barberini 60 III. Alessandrina. Angelica. Casanatense.

Corsini. Vallicelliana. Vittorio - Emanuele » 116

P. Kehr, Otia diplomatica 256

P. Kehr, Nachträge zu den Römischen Berichten . . . 605

P. Kehr, Papsturkunden im westlichen Toscana . . . 692

F. Kielhorn, Epigraphic Notes 300

Friedrich Leo, lieber den Pseudolus des Plautus . . 347

Friedrich Leo, Menanders Kolax 673

Rudolf Meißner, Untersuchungen zur Römverjasaga.

L Upphaf Römverja 667

Leo Meyer, Ueber die Modi im Griechischen . . . . 313 W. Meyer, Das turiner Bruchstück der ältesten irischen

Liturgie 163

W. Meyer, Ein Kapitel spätester Metrik 216

W. Meyer, Wie ist die Auferstehung Christi dargestellt

worden? «236

Hugo Rabe, Die Lukianstudien des Arethas . . . . 643

E. Schwartz, Zur Geschichte der Hexapla . . . . 693

Digitized by

Google

Digitized by

Google

Papsturkunden in Rom. * ;* //•:•. Die römischen Bibliothekea ••.•'•!

4 I.

Von P. Kehr.

Vorgelegt von Herrn F. Leo in der Sitzung vom 13. Dezember 1902.

Nur zögernd habe ich mich entschlossen, unsre Aufzeich- nungen über die römischen Bibliotheken, sonderlich diejenigen über die Vaticana zu publiziren. Allein da verschiedene Freunde unseres Unternehmens, und nicht zuletzt diejenigen, denen die Hut der Vaticanischen Handschriften anvertraut ist, mir den Wunsch danach aussprachen mit der Begründung, daß, so unvollkommen sie auch immer sein mögen, sie doch manchem von Nutzen sein würden, habe ich geglaubt, mich der Arbeit, jene Notizen zu sichten und zu redigiren, nicht entziehen zu sollen. Ich biete also in diesem ersten Bericht eine Uebersicht über die von uns benutzten Handschriften der eigentlichen Vaticana, in einem zweiten die Liste der für uns wichtigen Handschriften der andern an die Vaticana angegliederten Bibliotheken, in einem dritten lasse ich eine dieser entsprechende Zusammenstellung der Handschriften der übrigen Bibliotheken Roms folgen.

Die Bedenken welche ich gegen die Veröffentlichung dieser und ähnlicher Aufzeichnungen hege, gründen sich vorzüglich darauf, daß sie ihrer Natur nach nicht anders als sehr unvollkommen, unvollständig und manchmal vielleicht sogar irreführend sein können. Ein Bericht über ein Archiv ist leichter zu erstatten und sein Nutzen ist deutlicher: es ist oft schon ein Gewinn, die verschie- denen Fonds ungefähr kennen zu lernen, aus denen sich ein Archiv zusammensetzt. Eine große Bibliothek mit Handschriften der verschiedensten Provenienz und von ganz verschiedenem Inhalt zu

Kfl^ Gm. d. WiM. Nftchriehtoi. PhUolog.-Mctor. KlaMe 1908. Hefl 1. 1

Digitized by

Google

2 P. Kehr,

beschreiben, ist eine wissenschaftliche Aufgabe von ganz anderer Bedeutung und von ganz andern Schwierigkeiten. Aber auch wenn man sich nur auf eine Auswahl von Handschriften beschränkt, wie es unsre Aufgabe mit sich brachte, so wird ein nach den Grundsätzen wissenschaftlicher Katalogisirung arbeitender Gelehrter auch die einzelne Handschrift ^Jii^. anders beschreiben als wir, denen es nicht auf die JJvj^splkift nach ihrem allgemeinen Werth und in ihrem CompJ&l*,* stfoäerh nur auf einzelne TeUe ihres Inhalts,

oft nur ai^ eiil**£ltit0lnes Stack und auf ein einzelnes Blatt ankam,

Ich sQlbftt Babe'die Mängel einer nicht erschöpfenden Handschriften- iJ^eächifettmng bei den Arbeiten meiner Vorgänger oft genug ^pfunden, selbst bei Bethmann^s im Ganzen doch vortrefflicher Zusammenstellung, noch mehr bei den verstreuten Notizen in den ersten Bänden des Neuen Archivs, am meisten bei den Listen, die J. V. Pflugk-Harttung in seinem Iter Italicum bietet, und ich hätte gern vermieden, in meinen Lesern ähnliche verdrießliche Stimmungen zu erwecken, wie ich sie manchmal nicht zu verbergen vermochte, wenn die Angaben meiner Vorgänger sich als falsch oder als unvollständig erwiesen. Aber auf der andern Seite, bis zur Vollendung der neuen Kataloge der Vaticana und der andern römischen Bibliotheken hat es noch gute Weile, und so lange bleibt nichts anders übrig als sich mit den früheren Aufzeichnungen zu- frieden zu geben.

Zu meiner persönlichen Rechtfertigung glaube ich aber zwei Momente ins Treffen führen zu sollen. Einmal kann ich, wenn ich überhaupt das mir gesteckte Ziel erreichen will, die Säle der Bibliotheken nicht anders als mit sehr langen Schritten durch- messen, und bei alten und schönen Handschriften als Liebhaber zu verweilen, maß ich mir leider ganz und gar versagen. Das ist die grausame Tyrannei einer großen Aufgabe. Zweitens haben verschiedene und also auch verschieden interessirte Gelehrte sich an diesen Arbeiten beteiligt. Zuerst hat Herr Dr. A. H es sei die Inventare durchgenommen und alle für uns vielleicht wichtigen Handschriften notirt, dann auch einige benutzt und beschrieben. Diese Arbeiten hat Herr Dr. W. Wiederhold fortgesetzt. Ich habe sie beendet und revidirt, natürlich ohne jede einzelne Hand- schrift von Neuem anzusehen. So erklären sich manche Ungleich- mäßigkeiten und einige Unsicherheiten in der Altersbestimmung der Handschriften : bekanntlich sind die Meinungen gerade in palaeo- graphicis oft, wenn auch mit Unrecht, sehr verschieden. Dagegen stammen die z. Th. wunderlichen Titel der Handschriften zumeist aus den Inventaren.

Digitized by

Google

Papstorkiinden in Eom. 3

Ich habe noch die Gesichtspunkte zu erläutern, nach denen wir die aufzuführenden Handschriften ausgewählt haben. Denn nur eine Auswahl biete ich und keineswegs eine Liste aller von uns eingesehenen Codices. Wo nur irgend eine HoflFnung war, eine Papsturkunde oder das Citat einer solchen zu finden, haben wir die Handschrift verlangt. Sie alle aufzuführen hieße einen allzu großen Ballast mitschleppen. Dagegen verstand es sich von selbst daß alle Handschriften zu nennen waren, welche Diplome der Päpste bis Innocenz III. enthalten. Daß auch diejenigen Hand- schriften verzeichnet werden mußten, in welchen päpstliche Briefe im engeren und engsten Sinn stehen, war ebenfalls geboten, selbst wenn ich die künstliche Scheidung noch aufrechterhalten wollte, die ich in der Rede vom 7. November 1896 (unter dem berechtigten Tadel einiger Sachverständiger) vorgeschlagen habe, wonach wir ur- sprünglich unsere Sammlung nur auf die eigentlichen Privilegien der Päpste bis Innocenz III. beschränken wollten. Immerhin habe ich geglaubt, die älteren Briefe, die uns lediglich in geschlossenen Sammlungen erhalten sind, summarischer behandeln zu können. Es mag für den Augenblick genügen, wenn wir die zahlreichen Collectiones canonum etc., in denen die Decretalen stehn, lediglich als solche verzeichnen, ohne uns auf eine Untersuchung ihrer Composition und ihres Inhalts einzulassen. Der Canonist wird freilich an diesen allzusummarischen Bezeichnungen wenig Freude haben, allein auch nur der Versuch einer genaueren Bestimmung würde uns von unsrem Weg allzuweit abgelenkt haben. Ich habe grundsätzlich darauf verzichtet.

Wir haben ferner eine Reihe von Briefsammlungen verzeich- net, welche auf den ersten Blick mit unserer Aufgabe nichts gemein zu haben scheinen, wie die Briefe des Petrus Blesensis, des Büldebertus Cenomanensis , des Ivo Camotensis u. A. Allein sie enthalten alle entweder selbst Papstbriefe oder doch Correspon- denzen mit Päpsten und Cardinälen, und darum habe ich geglaubt auch sie aufuehmen zu sollen.

Endlich haben wir auch diejenigen Tractate, Historien, Inven- tare u. dgl. notirt, welche für die Ueberlieferung der älteren Papsturkunden und für die Geschichte wichtiger Kirchenarchive von größerer oder geringerer Bedeutung sind. Wenn wir da wohl hie und da des Guten zu viel gethan haben, so wird der Uebereifer leichter Entschuldigung finden als allzugroße Sparsamkeit.

Wo es irgend möglich war, habe ich, schon um des Raumes und der besseren Uebersicht willen, auf die Beschreibungen Früherer verwiesen, und vorzüglich da wo die Angaben von J. v. Pflugk-

1*

Digitized by

Google

4 RKehr,

Harttnng zu genügen schienen, mich damit begnügt, auf sein Iter zu verweisen.

Die Ausbeute an neuen Urkunden ist mäßig. Daß in einer so oft besuchten Bibliothek wie der Vaticanischen nicht viele unedirte Papsturkunden zum Vorschein kommen würden, war von vornherein zu erwarten. Ich gebe mehrere im Anhang, welche meist schon von J. v. Pflugk - Harttung citirt und danach auch bei JaflPS verzeichnet sind. Aber ihr Wortlaut fehlte uns bisher. Größer war die Ausbeute aus den andern Vaticanischen Bibliotheken, besonders aus den Carte des Museo Borgiano. Auch die Biblioteca Barberini und die VallicelHana bot noch einige Nachlese. Die Hauptsache war freilich überall der Gewinn älterer und besserer Ueberlieferungen.

So sehr ich die Auswahl der mitgeteilten Handschriften be- schränkt habe, so ist die Zahl der aufgeführten doch immer noch sehr groß. Ich weiß nicht wie viel Zeit wir zur Erledigung so vieler Handschriften bei strenger Einhaltung der in den meisten Bibliotheken üblichen Normen gebraucht haben würden. Die Arbeit war überhaupt nur möglich bei einer gleichsam persönlichen Teil- nahme der Bibliotheksverwaltungen. Sie alle aber hat an Ent- gegenkommen die der Vaticana übertroffen. Der Präfect P. Franz Ehrle hat jeden Wunsch, den ich und meine Mitarbeiter äußerten, erfüllt, auch wenn die Schwierigkeit, etwa ein äußeres Hindemiß zu beseitigen, noch so groß war. Ihm vor allem gilt mein Dank. Ich weiß daß ich nicht zu viel sage, wenn ich behaupte, daß ich in keiner Handschriftensammlung der Welt so schnell und so viele Handschriften erhalten haben würde. Das empfindet mit um so größerer Dankbarkeit wer gleichzeitig in den durch Rego- lamenti aller Art verbarrikadirten , wenn auch durch den guten Willen und selbst das freundschaftliche Wohlwollen einzelner Directoren und Beamten zugänglicheren Bibliotheken des Staates arbeitet.

Die eigentliche Vaticana.

Vgl. Greith Spicilegium Vaticanum; Blume Iter Italicum III 13 ff.; Bethmann im Archiv XII 210 ff.; J. v. Pflugk -Harttung Iter p. 110 ff. Dazu V. Forcella Catalogo dei manoscritti riguar- danti la storia di Roma che si conservano nella biblioteca Vaticana. Vol. I (Roma 1879) und M. Vattasso et P. Franchi de' Cavalieri Codices Vaticani latini I (Codd. 1—678) Romae 1902.

Digitized by

Google

PapBtnrkanden in Rom. 6

103*). mb. s. XIII: laaiae prophetia. Vgl. Arch. XII 218; N. Arch. m 145; Forcella I 1; Codd. Vat. lat. I 97. f. 114 Alexander m. (1159) X 6. J-L. 10590. 286. mb. 8. XII: S. Ämbrosii Opera. Vgl. Codd. Vat. lat. I 206. f. 123' Innocenz II. (1139) IV 16. J-L. 7996. Innocenz II. (1139) IV 16. J-L. 7996. Innocenz II. (1139) VII 2. J-L. 8040. 354. mb. 8. XII: S. Hieronymi Opera. Vgl. Codd. Vat. lat. I 267. f. 327' (fol. tilt.) „bolla qaaedam saec. XII descripta et moltom evanida." Diese wegradirte Urkunde ist Inno- cenz m. Potth. 4851. 466. mb. 8. XII: Miscellanea. Vgl. Codd. Vat. lat. I 347. f. 8' Incipiunt decreta pontificum Bomanorutn. f. 65 Nicolaos L s. d. J-E. 2765. 478. mb. 8. XII: 8. Augustini Sermonts. Vgl. Iter p. 114; Codd. Vat. lat. I 357. f. 143 Urban H. (1097—98) IV 17. J-L. 6694. Urban U. (1096) IX 19. J-L. 6670. 485. mb. 8. XII: S. Augustini Opera. Vgl. Codd. Vat. lat. I 368. f. 161 (nachgetragen) Hadrian IV. 1166 XII 6. J-L.

S. Anhang, f. 192' Gregor L 690 Xn. J-E. 1079. 600. mb. 8. XIV: Gregorii I Dialogi. Vgl. Codd. Vat. lat. I 444. f. 54' Dedicatio mon. h. Andreae (Chronica mon. s. Andreae

ad divom Scaari, ed. Carini 1893). f. 66' Paschal I. s. d. J-E. 2655. 617. 619—22: Gregorii I registrum. Vgl. Arch. XII 220; N. Arch.

m 467-506; Codd. Vat. lat. I 462 flf. 629. 630. 631 : Pseudo-Isidori Decretales. Vgl. Arch. Xn 220 ; Codd.

Vat. lat. 1 474 ff. 650. mb. 8. X XII: Alcuini et aliorum opera. Vgl. Codd. Vat. lat. I 503. f. 99' Gregor I. [600 TS. 1]. J-E. 1791. Eragm. 662. mb. 8. XIII: Epistolae b. Bernardi. Vgl. Codd. lat. Vat. 1 616.

f. 140 Innocenz II. (1141) VU 16. J-L. 8148. 664. mb. 8. XV: Epistolae b, Bernardi (wohl Abschrift von Vat. 662). Vgl. Codd. Vat. lat. I 522. f. 83 Innocenz H. (1141) VH 16. J-L. 8148.

1) Ewald im N. Arcbir III 146 beschreibt Cod. Vat. 147 (Petav. a. XII): Ironis epistolae. Aber die Signatur ist falsch. Gemeint ist Cod. Reg. 147.

Digitized by

Google

6 P. Kehr,

820. mb. s. XY: Mugonis Eteriani De processUme Spiritus sancti

(Abschrift des Vat. 821). Vgl. auch Cod. Urb. 106. f. 72 Alexander HI. (1177) XI 13. J-L. 12957 mit VIII id. nov. f. 73 Lacius UI. (1182) XU 7. J-L. 14712.

821. mb. 8. XEV: Hugonis Eteriani De processione Spiritus sancti.

Vgl. Vat. 820. f. 151' Alexander HI. (1177; XI 13. J-L. 12967 mit VIII id. nov. Das letzte Blatt mit Lncias in. J-L. 14712 fehlt. 1208. mb. 8. XII: lohannis diac. Vita Gregorii M. u. A. Vgl.

Arch. Xn 224; Iter p. 114. 1220. mb. s. XIV: Vita et epistolae S. Thomae Cantuariensis. Vgl.

Arch. XII 224. fol. 38 beginnen die Briefe Alezanders III., nämlich fol. 38 : J-L. 12201. 12204. 12219. - f. 66 J-L. 11004. 11006. f. 68' J-L. 10742. 10953. f. 70 J-L. 10952. f. 72' J-L. 11014. - f. 73 J-L. 12378. f. 74' J-L. 11273. - f. 76 J-L. 11206. f. 77' J-L. 11249. f. 78 J-L. 11237. f. 78' J-L. 11206. f. 79 J-L. 11207. f. 81 J-L. 11208. f. 82' J-L. 11303. 11430. f. 83' J-L. 11429. 11432. 11431. 11433. f. 86' J-L. 11250. f. 89' J-L. 11306. f. 91' J-L. 10958. 109%. f. 92 J-L. 11217. 11193. 11290. 11245.— f. 94' J-L. 11279. f. 95 J-L. 11280. 11005. 11436. f. 103 J-L. 11434. 11436. 11270. f. 103' J-L. 11271. f. 104 J-L. 11246. 11264. 11265. f. 117 J-L. 11278. f. 118' J-L. 11274. 11275. f. 123 J-L. 11257. f. 131' J-L. 11400. 11401. f. 134 J-L. 11343. 11344. 11299. f. 135' J-L. 11393. f. 140 J-L. 11348. f. 146 J-L. 11359. f. 149 J-L. 11345. f. 158' J-L. 11617. f. 160' J-L. 13724. f. 164' J-L. 11427. - f. 167 J-L. 11360. f. 170 J-L. 11664. f. 171 J-L. 11602. f. 171' J-L. 11621. f. 172 J-L. 11597. f. 175 J-L. 11420. f. 179' J-L. 11626. - f. 180 J-L. 11346. f. 204' J-L. 11406. - f. 205 J-L. 11391. 11392. f. 206' J-L. 11404. f. 210 J-L. 11397. f. 210' J-L. 11408. f. 213 J-L. 11398. f. 213' J-L. 11399. 11406. f. 217 J-L. 11734. 11733. f. 219 J-L. 11409. f. 220' J-L. 11713. f. 221 J-L. 11711. -- f. 221' J-L. 11710. f. 222 J-L. 11728. f. 222' J-L. 11729. 11712. 11721. f. 223 J-L. 11722. 11723. 11724. 11726. 11727. f. 225' J-L. 11717. f. 226 J-L. 11730. f. 230 J-L. 11808. - f. 230' J-L. 11841. 11843. f. 231 J-L. 11846. f. 231' J-L. 11842. 11847. f. 232 J-L. 11845. f. 233 J-L. 11844. 11840. f. 239'

Digitized by

Google

Papitarkanden in Bom. 7

J-L. 11861. f. 240 J-L. 11862. f. 242' J-L, 11832. f. 243 J-L. 11835. - f. 243' J-L. 11836. f. 244 J-L. 11850. f. 244' J-L. 11851. 11852. f. 245 J-L. 11837. f. 250' J-L. 11908. f. 251 J-L. 11909. f. 253' J-L. 12201. 12203. - f. 254 J-L. 12219. 12200. 1319—1377: CoUectiones concüiorum sive eanoiium. Meist in Arch. XII und in N. Arch. I. IL III verzeichnet. Für nnsere näch- sten Zwecke kommen nar in Betracht

1340. mb. s. Xni f. 369' Innocenz U. (1141) VH 16. J-L. 8148. f. 370 Innocenz 11. (1141) VII 16. J-L. 8149. 1343. mb. s. XI f. 1 Silvester IL s. d. J-L. 3911. S. Anhang. 1367. mb. 8. Xm f. 246' Innocenz IL s, d. J-L. 7666.

Alexander HI. s. d. J-L. 13162. 1360. mb. 8. XII f. 88' (fol. ult.) Innocenz H. s. d. J-L. 8289. 1362. mb. 8. Xn f. 1' Engen HI. (1145) IX 22. J-L. 8784. Engen m. s. d. J-L. 8774. f. 2 Eugen HI. (1145) VIH 3. J-L. 8775.

Engen III. s. d. J-L. 8814. f. 128' Lucius n. 8. d. J-L. 8695.

Hadrian IV. s. d. J-L. 10447. 1364. mb. 8. XII f. 202 Alexander IL (1063). J-L. 4520.

f. 255' Innocenz n. (1139-42) IV 23. J-L. 8178. 1437. mb. 8. XV: Constitutiones. Vgl. Arch. XII 227.

f. 135 sq. Fragment des" LAer censuum. Vgl. Duohesne Le Liber pontificalis 11 p. XXIX. 1974. mb. 8. XI: Orosius resp. Isidorus. Vgl, Arch. XEI 230.

f. 121 (nachgetragen) Gregor VII. (1083). J-L. 5259. 1984. mb. 8. XIL Vgl. Arch. V 81; Forcella I 14. f. 9 CaUxt n. (1122 IX 23). J-L. 6986. f. 192' Leo Vin. 8. d. J-L. f 3704.

Nicolaus n. 1059 IV 13. J-L. I p. 558. f. 193' Paschal H. s. d. J-L, 6289. Paschal H. s. d. J-L. 6290. f. 198 Adrianus papa obtinuit (cf.Albinus, Deusdedit, Cencius). 2931. eh. 8. XV: Petri Biesen, epistolae.

f. 39 n. 18 Alexander m. s. d. J-L. . Ed. Gües IP p. XXL 2973. eh. 8. XV (misc).

f. 136 sq. Pdri Biesen, epistolae bricht fol. 171' mit ep. 43 ab. 3457«). p. L n. eh. s. XVI (Carafa): Miscdlanea. Vgl. Vat. Arch. Misc. Arm. U t. 46; XI t. 43 (Forcella I 24).

1) Pflngk-Harttung Iter p. 121 veneichnet noch Vat S067, den er »ber of- fenbar mit Ottob. S057 verwechselt.

Digitized by

Google

8 P. Kehr,

f. 1 Signa Romanorum pontificum a Leone IX etc.

f. 22' Cancellarii seu bibliotkecarii et vicecancellarii apostolicae

sedis. f. 37 Quaedam notata Gregorii JX, X et XL

f. 37 Gregor VII. s. d. J-L. 5292 als Gregor I.

f. 38' Gregor I. 604 I 25. J-E. 1991.

f. 40' Leo III. 8. d. J-E. 2535 als Leo I. f. 51 Index rescriptorum Innocentii III ex Archivio Vaticano. f. 76 Quaedam compilatio vitarum ss. pontificum a Petro ad

Honorium HL Zusammenstellung der Cardinäle, z. Th.

nach Urkunden, deren Eschatokolle reproduzirt sind. 3473. mb. s. XIII (Carafa): Ivonis Camoten. epistolae,

3530. eh. s. XVI (Carafa): Folycarpi decretum.

3531. eh. s. XVI (Carafa); Anselmi decretum.

3534 p. I. II. eh. s. XVI (Carafa): Liher pontificalis des Card. V. Aragon. Vgl. Arch. XII 235 ; Duchesne Le Liber pontifi- calis II p. xxxvin.

3535. eh. s. XVI (Carafa) : Acta nonnullorum pontificum sub loanne XII etc. cf. Vat. 5302. Vgl. Forcella I 25.

3536. eh. 8. XVI (Carafa): Nicolai Signorilis De ecclesiis TJrhis etc. Vgl. Forcella I 26 und de Rossi im Bullet, arch. 1871.

3640. *) eh. s. XVI (Carafa) : Tetri Damiani Liber Gomorrhianus.

f. 1 Leo IX. 8. d. J-L. 4311. 3654. eh. 8. XVI (Carafa): 0. Pa7ivinii De varia Rom. pontific.

creatione. Vgl. Perini, 0. Panvinio. 1899.

3760. eh. 8. XVI : Mafei Vegii De rebus aniiquis memorabilibus ba- silicae S. Petri Hb. I. Vgl. Forcella I 30.

3761. mb. 8. XVI: lo. Petri Ferretti PririJegia apost. sedis quae ipse

reperit in archivio Ravcnnafensi. Nur jüngere Urkunden.

3762. mb. s. XVI: lo. Petri Ferretti Liber de Ravennat. exarchatu (ex arch. n. 3206 = Vat. Arch. Arm. XXXV t. 60, vgl. Nachr. 1900 S. 370). Den Inhalt gibt Pflagk-Harttung p. 121.

3753. eh. s. XVII : lo. Petri Ferretti De Ravennat. exarchatu libri 7. f. 113 Gregor I. (595—603) III 24. J-E. f 1883 a.

3786. eh. s. XVI: Avellana. Vgl. 0. Günther ColL Avellana I p. XVII.

3787. mb. s. XI : Avellana. Vgl. ebenda p. IHI.

3788. mb. s. XII : Psetido-lsidori Decretales. Vgl. Iter p. 121.

3789. mb. s. X: Nicolai I epistolae. Vgl. Iter p. 121.

1) Marini I papiri dipl. p. 215 gibt Sergius I. J-E. 2185 aas Cod. Vat. 8541 p. 451. Allein ^e Angabe ist falsch.

Digitized by

Google

Papstorknnden in Rom. 9

3790. mb. s. XVI: Leonis IX epistolae. Vgl. Arch. XII 237; N. Arch. in 148; Iter p. 121.

f. 6 Leo IX. (1053). J-L. 4302. f. 34' Leo rX. (1053). J-L. 4295. f. 35 Leo IS. (1053). J-L. 4305. f. 37' Leo IX. 1053 XII 17. J-L. 4304. f. 38' Leo IX. (1053). J-L. 4297. f. 42' Leo IX. 1054 I. J-L. 4332. f. 46' Leo IX. (1054). J-L. 4333.

3791. mb. 8. XU: Pseudo-Isidori Decretcdes. Vgl. Arch. XII 237;

Iter p. 122. 3797. mb. s. XII : Petri Bamiani Opera. Ueber diesen Codex vgl.

Mittarelli Ann. Camald. U 3.

f. 368 (nachgetragen) Leo IX. s. d. J-L. 4312.

Alexander IL s. d. J-L. 4697. 3821. eh. 8. XIV: Joachimi ahb. Concordantia.

f. 1 Clemens lU. 1188 VI 8. J-L. 16274. 3827—32 : Colledhnes canonum. Beschrieben Arch. XII 237 ; N.

Arch. in 148; Iter p. 122 ff.

3832. mb. 8. XII f. 196 Urban IL 1089 IV 18. J-L. 5393. f. 199 Paschal IL 1100 V 4. J-L. 5835. 3833. mb. s. XII : Deusdedit Coli, canonum. Vgl. Iter p. 125.

3837. eh. 8. XVI: Jvonis Carnoten. epistolae.

3838. mb. s. XII: Iconis Carnoten. epistolae.

3841. eh. 8. XVI (a. 1551): Hildeberti Cenomanen. epistolae. Vgl.

Vat. 4926. 3880. eh. s. XV : Liber privilegiorum sanete Montis Begalis ecclesie.

Vgl. Arch. XII 239. Die Papstnrkunden verzeichnet Iter

p. 125. 3881 p. I. eh. 8. XVI: Diplomatarium Leodiense. Vgl. Arch. XII

239. Die Papstnrkunden im Iter p. 125. 3922. eh. s. XVI: Florilegium. Vgl. Arch. Xn 240.

f. 24 Chronica de singulis patriarchis Nove Aquileie (nach Barb. 247 = XI 145) mit den Briefen Gregors III. 3924 p. I. II. eh. XVI : Miscellanea. Vgl. Arch. XU 241.

p. 43 sq. Ex Bomano pontificcUi (aas Cencias).

Adrianns papa obtinoit. Dann folgen die Kaiserprivilegien. 3945—70: Kataloge, vgl. Arch. XII 241.

3961. eh. s. XVI (a. 1532) : Inventar der BibUothek and des Ar- chivs von Monte Cassino. 3979. eh. s. XVI: Registrum Gregorii VII. Vgl. Arch. XII 242. 3998. mb. s. Xni: 1. Petrus a Vinea (ebenso Vat 3999).

Digitized by

Google

10 P. Kehr,

2. Ivonis Camoten. epistolae (f. 43 sq.). 3. A. eccl. Colonien. prepositus, H. decanos an das Kapitel von S. Lambert (f. 66^) und dessen Antwort (f. 66). 4167. eh. 8. XV (a. 1453): Concilium Martini I pp. etc. J-E. I p. 230. 4227. mb. s. XIII. Vgl. Arch. XII 243; N.Arch. lU 149. 4255. mb. s. XTT: S. Bernardi Opera,

f. 24 Innocenz U. (1141) VU 16. J-L. 8148. 4579. eh. s. XVII: Registrum Gregorii VII. Vgl. Arch. XII 244. 4852. mb. s. XIV : La regia de lospital de saint Johann. Vgl. For- cella I 38. f. 1 (cf. f. 18) Lucius in. (1185) VIH 22. J-L. 15455.

4872. eh. s. XVI. Vgl. Iter p. 126.

4873. eh. s. XVI : Pseudo-Isidori Decretales.

4880. mb. s. XI : Burchardi Decretum. Vgl. Arch. XII 244. 4885. mb. s. XI: Regula canonicorum u. a. Vgl. Arch. XII 244. f. 168 (von anderer Hand) Excerpta ex decretis Leonis et Gelasii. 4887. eh. s. XVI : Concilia Hispanica. Ebenso Vat. 4886. 4888.

4898. eh. s. XVI: Concilia. Vgl. Arch. XII 244.

f. 83' (endet mitten im Text) Gregor IV. [833 YII 8]. J-E. t 2579.

4899. eh. s. XVI : Coli, canonum (Anonymi descripta ex vetusto libro qui asservatur in archivio ecclesiae Mutinensis). Vgl. Arch. Xn 244.

4903. eh. s. XVI: Avellana. Vgl. Günther p. XXXII; Forcella I 39.

4906. eh. 8. XVI: Registrum Gregorii VIL Vgl. Arch. XII 245; ForceUa I 40.

4907. eh. s. XVI: Registrum Gregorii VII. Vgl. Arch. XII 245; Forcella I 40.

4908. mb. s. XVI : Registrum Gregorii I. Vgl. Forcella I 40. 4909 11. eh. s. XVI: La serenissima nohüitä delV alma dtta di

Roma di Alfonso Ceccarelli da Bevagna tom. I III. Vgl.

Riegl in Mitt. des österr. Inst. XV 211 ff. ; Forcella I 40.

t. m f. 137 Lucius III. 1182-83. J-L. . S. Anhang. 4920. mb. s. XII: Pari Damiani Liber Gomorrhianus. Vgl. Arch.

XII 245.

f. 1' Leo rX. 8. d. J-L. 4311. 4926. mb. s. XIII (Sirlet): Hild^rti Cenomanen. epistolae. Aber

das Privüeg Honorius' II. J-L. 7313 Gib. n ep. XXXI) steht

hier ^^

Digitized by

Google

Psp8tiirt:iiiideii in Boiii. H

4936. cL 8. XVI. Vgl. Ottob. 2306. Nach Äjrch. XII 245 Ab- schrift des Cod. Paris. 6237. Vgl. auch Liverani Spicil. Liberianam.

1. Cronica Roberii Biscardi et fratrum ac Rogerii comüis Müeti,

2. Cronica Trium Tabemarum et de civitate Catansariiy quomodo fuit aedificcUa.

f. 32' Gregor I. B92 VIII. J-E. 1202. f. 37' Calixt n. 1121 I 14. J-L. 6890. f. 39 Calixt n. 1121 XII 28. J-L. 6940. f. 40' Calixt n. (1121) XII 21. J-L. 6938. Calixt IL (1121) Xn 21. J-L. 6937. f. 42' Calixt n. (1122) I 6. J-L. 6942.

3. Cronica de civitate Scderni^ quomodo fuit aedificata.

4939. mb. s. XII : Chronicon S. Sophiae Beneventanae. Vgl. Arch. xn 24B (N. Arch. in 117). Die Papstnrkanden verzeichnet Iter p, 126. lieber die Texte der Ausgabe bei Ughelli X s. K. Voigt Beitr. zur Diplomatik der langob. Fürsten. Göttingen 1902. Excurs.

4947. mb. s. XU: Chartularium S. Sepulcri Hierusalemitani. Vgl. auch Arch. XTT 246. Die Papsturkunden registrirt Iter p. 127. S. auch Vat. 7241. Ottob. 985.

4951. mb. s. XIH: S, Leonis et aliorum sermones. f. 219' Gregor I. s. d. J-E. f 1366.

4961. mb. s. XI: Avellana. Vgl. Günther p. XVII.

4965. mb. s. X in. (Sirlet): Synodus VIII ConstantinopolUana (cf. Vat. 5749). Mit den bekannten Schreiben Nicolaus' II. und Hadrians 11. Vorn und hinten vielleicht autographe Ein- tragungen Rathers von Verona.

4967. eh. s. XVII: Petri Damiani De parenteiae gradibus et epistoiae.

Vgl. Arch. xn 246; N. Arch. IH 150*; Iter p. 127. f. 127 Alexander II. (1061). J-L. 4469. f. 155 Leo I. 447 XII 30. J-K. 416. f. 165 Nicolaus n. s. d. J-L. 4423. f. 169 Leo IX. 8. d. J-L. 4210.

4968. eh. 8. XVII : Jo. Pari Ferretti De Ilavefinat. exarchatu libri 7. 4976 79: Collectiones canonum, vgl. Arch. XII 246. Der wichtigste

und älteste dieser Cod. 4979 mb. s. IX X, wie ich denke.

4982. eh. s. XVIL Vgl. Arch. Xn 246; N.Arch. HI 150; Iter p. 127.

4983. eh. 8. XVI: Ansdmi CoU. canonum. VgL Arch. XU 24. 4998. eh. s. XVI : Inventar des Eapitelarchivs in Modena. Vgl.

Arch. XU 247.

Digitized by

Google

13 P. Kehr,

5000. eh. s. XVI: Chronicon Salemitanum etc. Abschrift des Vat. 5001.

5001. mb. 8. XIV: Chronicon Salemitanum etc. Cf. SS. rer. Lan-

gob. p. 232 sq. (Arch. XII 247).

f. 131' der Papstbrief Quotiens de urbe^ ed. Mnratori SS.

IP 283. 6002. mb. 8. Xin : Ivonis Garnoten. Panormia. Vgl. Arch. XII 247. 6051. mb. s. Xn : Liber prognosticorum. Vgl. Arch. XTT 248.

f. 139 Gregor VU. 1080 VI 29. J-L. 5176. 5286. eh. s. XV: 1. Aquilegensium et Oradeiisium historia mit den

bekannten Papstbriefen. Vgl. Arch. XII 249. 2. Andr.

Danduli Chron, Venetum (wie in Vat. 5282). 5302. eh. s. XVI— XVII: Index bibliothecae Vaticanae etc. Vgl.

Arch. XII 249.

f. 1 sq. Index Utterarum ex regestro Innocentii III etc. Jo- hannem XXII.

f. 88 Inventarium omnium instrumentorum in archivio Camerae apostolicae Romanae existentium.

f. 94 Inventarium librorum bullarum et aliarum scripturarum existentium in archivio Ävenionensi in paiatio apostolico . . a, D, 1542.

f. 193 Infeiidationes alienationes et donationes ecclesie Romane facte. 5431. eh. 8. XVII: Ad Siciliae inonarchiam pertinentia.

f. 42 Urban II. 1098 VII 6. J-L. 6706. 5441. eh. s. XVII: Jo. Petri Ferretti De exarchatu Ravennaten. libri 7. 5467. eh. s. XVU:

f. 411 ürban H. 1098 VH 5. J-L. 6706. 5553. eh. s. XVII: Zuletzt Tractatus monarchiae Siciliae.

f. 33 Urban II. 1098 VH 6. J-L. 5706. 5660. eh. s. XVI: Copie des jetzt verschollenen Volumen antiquis-

simum rerum basilicae XII apostolorum compositum per R. P,

D, G. Volaterranum etc. a. 1454. S. Nachtr. (SS. Apostoli).

Vgl. Forcella I 68.

f. 3 Johannes HI. (560—73) V 13. J-E. f 1043.

f. 4 Honorius 11. 1127. J-L. . Jndieat, ed. Liverani IV 258.

f. r Alexander lU. (1160—76) VU 16. J-L. 12608. S. Anhang.

f. 8 Alexander IH. (1160-76) VII 16. J-L. 12609. S. Anhang.

Folgen die jüngeren Papstarkonden für die Basilica, die

Constitutionen von 1377, die Statuten Bessarions u. a.

Digitized by

Google

Papsturkunden in Bom. 13

f. 22 Anadet H. 1130 IV 24. J-L. 8375. 6594. eh. s. XYII: Leonis IX Ixbellus contra Michaelem Canstanti-

nopoläan. Vgl. Vat. 3790. 5638. 6613. eh. 8. XVH:

f. 77 Pontificum decräa pro Toletano archiepiscopo. f. 78 Honorins lU. mit den eingerüekten älteren Papst- urkunden für Toledo (nach Reg. Vat. IX f. 190' sq., vgl. Nachr. 1902 S. 411). f. 115 Gregor IX. ebenso , (nach Reg. Vat. XIX f. 140 sq., vgl. Nachr. 1902 S. 413). 5617. eh. s. XVI: Epistolae diversorum pontificum etc. Zuerst die Avellana, vgl. Günther p. XXX. Am Ende die Chronik von S. Andrea in Clivo Scauri, vgl. Vat. 600. f. 257 Gregorius diac. 587 XII 28. Ed. Marini Papiri p. 137

n. 89. f. 259 Gregorius I. s. d. J-E. 1082 (aus Reg. Gregors IX. t. XX f. 31'. Potth. 10963, vgl. Nachr. 1902 S. 414). 5638. eh. s. XVn : Leonis IX Ubellus contra Michaelem. Vgl. Arch. XII 250; Iter p. 128; Forcella I 64.

1. Libeüus Leonis IX, wie in Vat. 5594.

2. Registrum Gregorii VII. (ab 0. Panvinio emendatum).

3. Copialbuch von Salerno (f. 359). Offenbar Abschrift aus

Vat. Arch. Mise. Arm. 11 t. 54. Die Papsturkunden verzeichnet Iter p. 128.

5684 5695. eh. s. XVI: Caesaris card. Baronii Annales ecdesia- stici tom. I XII. Das Autograph des Baronius, dessen Text aber von der Ausgabe mehrfach abweicht. Ich verzeichne natürlich nicht die von Baronius aufgenommenen Papst- urkunden; ich bemerke nur, daß Baronius mehrfach die ori- ginalen Abschriften für sein Manuscript verwendet hat. Nur eine einzige Abschrift fand ich, von der Baronius in der Ausgabe nur die übrigens emendirte Datirung gibt. Vol. Xn zu p. 32 Paschal II. 1103 V 22. J-L. 5945.

5702. eh. 8. XVII: Maphaei Vegii De rebus antiquis memorabilibus basilicae S. Petri de ürbe. Vgl. Forcella I 64.

6716. mb. s. XIII: Ivonis Coli, canon. Vgl. Arch. XII 250; N. Arch. I 422; m 282. 659. f. 34 Stephan H. s. d. J-E. f 2324.

5748. mb. s. XII: Cresconii Concord. canon. Vgl. Arch. XTT 806; N.Arch. I 571.

6749. mb. s. X: Synodus VIII Oonstantinopolitana. Vgl. Vat. 4965.

5760. 51: Coli, canon. Vgl. Arch. XII 250.

Digitized by

Google

14 P. Kehr,

5831. eh. 8. XVII: Joh. Pari Ferretti De Ravennat. exarcliatu libri

7. Vgl. Vat. 3753. 5834. eh. 8. XVI: Joh. Petri FerretH Coli, variorum. Vgl. Areh.

XII 253.

f. 29 (der Anfang fehlt) Gregor I. (595—603) IH 24. J-E. t 1883 a.

f. 33 Calixt n. 1121 I 7. J-L. 6889.

f. 35' Gelasius U. 1118 VUI 7. J-L. 6647.

f. 38' Clemens IH. 1086 H 27. J-L. 5322.

f. 41 Alexander III. (1177) X 8. J-L. 12950.

f. 53 Aeltere Papstbriefe und Decrete, vgl. Iter p. 128. 5842. eh. s. XVI : Andreae Danduli Venetiarum chronicon. Vgl. Arch.

XII 253 und Vat. Arch. Mise. Arm. XV t. 34.

f. 251 Alexander IH. 1177 V 10. J-L. f 12835.

f. 251' Alexander IIL 1177 V 29. J-L. 12849.

5844. eh. s. XV : Chartularium S. Anastasii ad Äquas Scävias. Vgl. Arch. XII 253; Iter p. 128; Giorgi in Arch. stör. Rom. I 59; ForceUa I 65.

f. 1 Alexander Hl. 1161 VU 10. J-L. 10670. S. Anhang, f. 47 Leo lU. 805. J-E. f 2513.

5845. mb. s. XI: Dionysii Coli, canon. Vgl. Arch. XII 253. 5918. eh. 8. XVII: De monarchia Sicüiae etc.

f. 2' Urban n. 1098 VII 5. J-L. 5706. 5955. eh. s. XVH: Registrum Gregorii VII. Vgl. Arch. XH 255. 6024. mb. s. XUI : Alexandn III epistolae. Vgl. Arch. XII 255 ;

N. Arch. in 150; Iter p. 128 und die Noten von P. M.

Baumgarten in Rom. Quartalschr. II 400 (Liverani Spicil.

Liberianum).

6064. eh. 8. XVII: Antiquissimarum scripturarum copia quae in ar- borum cortice exaratae in Vaticana bihliotheca asservantur^ a Jacobo Orimaldo has. Vat. clerico traductae et descriptae.

n. 1. Leo IV. 850 IX. J-E. 2606.

6065. eh. 8. XVII: Sedis apostolicae iura super insulis Sardiniae et

Corsicas etc. collecta per Dominicum Raynaidutn etc. Vgl. Vat.

Arch. Arm. XXXV t. 112. 113 (Nachr. 1900 S. 372). 6085. eh. 8. XVI: Fratris Francisci de Gratia Cronica gestorum

priorum mon. S. Salvatoris de Venäiis a. 1377. Vgl. Arch.

XII 255. Die Papsturkunden verzeichnet Iter p. 130. Vgl.

auch Nachr. 1896 S. 287. Die Chronik ist edirt 1766. 6092. eh. 8. XVII : Aliqua gesta pontificum quae in cronicis communi-

bus non habentur. Ist ßoso's Liber pontificalis nach dem

Liber censuum, ganz wie Vat. 6223.

Digitized by

Google

Papstarkimden in Born. 16

6093. mb. s. XTT: Collectio diversorum canonum. Vgl. Arch. Xu 256. 6102—15. eh. 8. XVI : 0 Panvinii Opera j vgl. Perini, 0 Panvinio, 1899. 6110: liusdem de sacrosancta basäicaj haptisterio et pcUriarchio Lateranensi libri 4. Vgl. Forcella I 69. f. 144' Calixt n. 1122 IX 23. J-L. 6986. 6115: Eiusdem de rebus antiquis memoratu dignis basilicae 8. Petri in Vaticano libri 6. Vgl. Naehr. 1900 S. 128. 6132—46. 6160—52. eh. s. XVII: Gtdielmi card. Sirleti Opera.

6146 : Eitisdem excerpta f, 1 ex libro II epistolarum Gregorii VIL f. 215 De basilica b. Petri apostoli eiusque praerogativa.

6196. eh. misc. (s. XV XVIII) : Variae scripiurae quae pertinent ad

res camerales. Vgl. Areh. XII 256; Iter p. 130.

1. Jura episcopi Anagnini (s. XVII).

f. 8' Hadrian IV. 1155 IX 30. J-L. 10091. f. 9'. 79 Urban H. 1088 VUI 23. J-L. 5365, inser. in Ho- norins HI. 1217 VII 22.

2. Documenta ex arch, 8. Spiritus in 8axia (s. XVI). f. 111 Hadrian IV. 1155 I 12. J-L. 9978.

f. 113 Alexander lO. 1178 II 21. J-L. 13027.

f. 116 aemens UL 1188 III 11. J-L. 16170. S. Anhang.

f. 119 Alexander in. 1179 VII 3. J-L. 13450. S. Anhang.

3. (f. 339) De usibus antiquis civitatis Ferrariae sumptis ex pri-

vilegio Vitaliani papae (J-E. 2102 a). f. 355 In bibliotheca magna secreta in 4 capsa ad parietem ,n. 3042 et n. 3051. In his duobus libris sunt iura et privilegia civitatis Ferrari^ etc. Nr. 3042 ist jetzt Vat. Arch. Arm. XLVI t. 62.

6197. eh. misc. s. XVI sq.: Miscellatiea. f. 1 Modus eligendi pontificis.

f. 70 Privilegia Montis Sinai (von Honorins III. ab).

f. 133 Urban IL (1091). J-L. . Ed. Campi Eist di Pia- cenza I 369.

f. 137 Celestin HI. 1196 IV 9. J-L. . Ed. Nachr. 1900 S. 267 n. 36.

f. 338 Gregor I. (595). J-E. f 1366. Folgen Synoden Gre- gors VII. nnd Urbans 11.

f. 344 Urban U. 1095 HI 31. J-L. 5559.

f. 345 Innocenz IL 1132 IX 7. J-L. 7596.

f. 346' Eugen HI. 1145 VI 14. J-L. 8768.

f. 347' Hadrian IV. 1157 V 13. J-L. 10273.

f. 349 Celestin HI. 1193 V 15. J-L. 17004.

f. 365 Traäatus de origine regiae monarchiae regni Sicüiae»

Digitized by

Google

16 P. Kehr,

f. 356'. 363 Urban H. 1098 VH B. J-L. 5706. 6198. eh. misc. s. XVI: Varia. Vgl. Axch. XH 256. f. 41 Paul I. 761 VI 2. J-E. 2346.

f. 42' Benedict Vin. a. d. J-E. f 4040 (mb. \. XH, ein- geheftet), f. 78 Tradatus de indidione, darin als Belege die Datirnngen von Paschal 11. J-L. 6289, Alexander HI. J-L. 12682, Lucios in. J-L. 14832-4, Clemens HI. J-L. 16333. 6202. eh. 8. XVII: G. VcMa, De exarchatu Italiae. f. 31 Gelasius U. 1118 VIII 7. J-L. 6647. f. 34 Honorius IL 1125. J-L. 7233. f. 37 Innocenz II. 1132 XII 16. J-L. 7604. 6206. eh. s. XVU: Varia. VgL Arch. XU 256.

f. 82 G. Sirleto, Liber de praestantia hasüicae S. Petri apost.

Vaticanae. t. 114 G. Vcdla, De exarchatu Italiae. Wie Vat. 6202. Die Papstnrkunden stehen hier f. 125. 126. 127. 6223. eh. 8. XVII : Excerpta ex libro censuum Cencii catnerarii. Vgl. Arch. XII 256 und Fahre Etüde sur le Liber censuum p. 171. 6237. eh. s. XVI : 0. Panvinio , De rebus antiquis tnemoratu dignis basüicae S. Pdri in Vaticano liber tertius. Vgl. Nachr. 1900 S. 128. 6319. eh. 8. XVII : Miscdlanea, u. a. Variae scripturae super monar- chia Siciliae.

f. 66 Urban U. 1098 VII 5. J-L. 5706. 6330. eh. s. XV: Formularium litteramm apostolicarum ürbani V. f. 224' Zacharias 748 II 18. J-E. f 2281. f. 227 Clemens III. 1188 XI 21. J-L. 16353, beide inserirt in Bullen Urbans V., vgl. Nachr. 1902 S. 442 (Reg. ürbani V. Avin. t. 169). 6339. eh. 8. XVII: Miscellanea.

f. 12 sq. Concilium Bomanum sub Bonifatio II. 6355. mb. s. XVI: Registrum Gregorii Magni. 6381. mb. s. XII: Anselmi Decrdorum lihri 13. Vgl. Arch. XII 256. 6420 p. I. n. eh. 8. XVI— XVII: Diver sorum pontificum huVae, privilegia etc. Vgl. Arch. XII 256 ; N. Arch. III 151 ; Iter p. 131. p. I f. 1 Leo in. (799). J-E. f 2502.

f. 2 Calixt IL 1124 VI 4. J-L. 7158. f. 5 Anastasius IV. 1153 XI 27. J-L. 9759. f. 7 Hadrian IV. 1155 IX 30. J-L. 10091. f. 9 Alexander ni. (1161) VII 2. J-L. 10669. f. 9' Alexander m. (1181) Vn 6. J-L. 14407.

Digitized by

Google

Papstorkandeii in Born. 17

f. 11 Alexander in. 1163 VTH 18. J-L. 10926. S. Anhang.

f. 13 Alexander UI. 1176 I 15. J-L. 12683.

f. 17 Ludos III. 1183 n 5. J-L. 14833.

f. 23 Urban lU. 1186 in 15. J-L. 15563.

f. 24 Clemens Hl. 1188 X 29. J-L. . Ed. Nachr. 1899

S. 331 n. 30. f. 30 Clemens HI. 1188 X 28. J-L. 16338. f. 34' Clemens UI. 1188 X 28. J-L. 16337. f. 46 Celestin HI. 1192 V 12. J-L. 16874. f. 143 Gregor VU. 1079 I 2. J-L. 5100. f. 144 Gregor Vn. 1080 I 2. J-L. 5161. f. 211 Celestin III. 1191 V 26. J-L. f 16708 ans Reg.

Alexanders V., vgl. Nachr. 1902 S. 498. f. 213 Alexander U. 1067 HI 18. J-L. 4628 inser. in

Martin V. 1422 Vn 22, vgl. Nachr. 1902 S. 502. p. n f. 592' De Monarchia Sicula.

f. 593 Urban U. 1098 VU 5. J-L. 6706.

6438. eh. s. XYU: Instrumenta antiquissima in corticibus arborum et membranis descripta a. D. 1617 a Jacobo Grimcddo exetnplcUa. f. 11' Leo IV. 860 IX. J-E. 2606.

f. 13 Leo IV. 864 VUI 10. J-E. 2653 Auszng.

f. 23 Johannes XIX. 1026 XEI 17. J-L. 4076 (ans Reg.

Gregors IX. and Ms. des Panvinio). f. 31' Leo IX. 1053 m 24. J-L. 4293 (Datimng). f. 32 Johannes XIX. (1031). J-L. 4092. Folgen weitere

Auszüge ans den Decretalen.

6439. eh. s. XVli: Joe. Grimaldi OpusaUum de ss. Veronicae sudario.

f. 500 Alexander LEI. 1166 lU 18. J-L. 11266.

f. 508 Celestin UI. 1191 VI 13. J-L. 16721. Die beiden ürknnden sind nachgetragen. 6466. eh. s. XVU: Concilium Romanum sub Bonifatio IL 6484 6521. eh. s. XVI: Ant. Augustini Tarraeonen. Epiiome iuris

pontifidi veteris sive Colledio canonum usque ad Innoeentium

in. Vol. I— XXXVni. Ed. I6II (vgl. ßlome HI 173). 6631. eh. 8. XVI-XVH: Varia.

f. 15. 62 Epistdae Gregorii 1. 6667. eh. s. XVll: Privilegia militum B. Mariae Theutoniconim.

Beginnen mit Honorias III. 6677. eh. 8. XVU: Summarium privilegiorum hospilalis S. Mariae

Uteutonicorum. Ebenso. 6686. eh. s. XVU: Index bullarum brevium concessionum diversorum

pontificum ex regestis archiviorum apostdicorum.

K^ Om. 4. Willi. Hathitaktn. rUl«l«f.-hMm. Dim* IM». BtlH. 2

Digitized by

Google

18 P. Kehr,

1. CoUecta summarii super materia expeditionum contra infideles

in subsidium Terr^ sand^. Aus den Registern Gregors X.

und Innocenz* m. (fol. 1 sq.). 2. Bullae vicariatuum pheu-

darum etc. a. 1485. Aus den Registern Gregors XI. u. a.

(f. 31). 3. Inteniarium Ärchitü Castri S. Angeli (vgl.

Nachr. 1900 S. 114) unvollst, (f. 63). 4. Index zu Pia-

tina{?) f. 88. 5. Index zu InnocenM IIL Registr. a. Vm.

IX (f. 131). 6. Eubricdlae bullarum a demente VL usque ad

Martinum V (f. 179). 7. Auszüge aus Cameralbänden (f. 375). 6745. eh. 8. XVI: Liber pontificalis des Card. v. Aragon. Vgl. Du-

chesne Le Liber pontificalis II p. XXXVIII; Forcella I 73. 6749. mb. s. XIV : Petri Damiani Opera. Darin unter den Briefen

die bekannten Briefe Leos IX., Nicolaus' II. und Alexanders

IL J-L. 4210. 4423. 4469. 6757. mb. s. XIII : Äntiquae hasilicae Vaticanae descriptio a Romano

Vaticano canonico exarata. Ed. P. de Angelis (1646) p. 81.

Vgl. De Rossi Inscript. II 194.

f. 8' Gregor n. (717—30) XI 13. J-E. 2184. 6778—86. eh. s. XVI: 0. Panvinü Opera. Vgl. Perini, 0. Panvinio

1899.

6778. eh. s. XVI : 0. Panvinü De varia creatione Romani pontificis. Von f. 73 ab zahlreiche Briefe Gregors VII. (aus dem Re- gistrum).

6779. eh. s. XVI: 0. Panvinü De varia creatione Rom. pont. libri III (Minute, mit vielen Correcturen, übrigens stark ver- bunden).

f. 46 Alexander 11. s. d. J-L. 4635. f. 196 Calixt IL 1122 IX 23. J-L. 6986. i. 232 Victor IV. (1159 X 28). J-L. 14426. f. 233 Alexander HI. (1169 X 5). J-L. 10687.

6780. eh. s. XVI: 0. Panvinü Schedae de ecclesiis Urbis Romae^).

Vgl. Forcella I 76.

f. 27 Celestin HI. 1192 I 4. J-L. 16797 (EschatokoU aus

dem Orig.). f. 28 Calixt n. 1123 VI 7. J-L. 7076 inser. in Benedict

Xn. 1340 X 10. Vgl. Nachr. 1900 S. 136; 1902 S. 445. f. 36 Leo IX. s. d. J-L. 4165. f. 37 Alexander U. s. d. J-L. 4725. 4731. f. 55 Paschal 11. 1102 VII 22. Inschrift in S. Prassede.

1) ffier soll f. 67 nach De Rossi im Bullettino di archeol. christ. II ser. I 91 ergias I. J-E. 2186 stehen; allein die Angabe ist irrig.

Digitized by

Google

Papstnrkunden in Rom. 19

f. 59 sq. Libri VII de rdms antiquis metnarabilibus et prae- stantia basilicae S. Petn apost, principis Vaticanae. 6781. eh. s. XVI: 0. Panvinii De ecclesiis urhis Romae. Außerdem (wenn auch versprengt) die Minate zu seinem Werk De ba^ siliccie Lateranensis dignitate et praecedentia. Dazwischen aach Abschriften von Urkunden und Inschriften für sein Werk De rebus etc. bas. s. Pari,

f. 124 Johannes XIX. 1026 XII 17. J-L. 4076 (ex reg.), f. 137 Gregor U. (717—30) XI 13. J-E. 2184. f. 139 Gregor I. 604 I 25. J-E. 1991. f. 271 CaUxt n. 1122 IX 23. J-L. 6986. 6806. eh. 8. XVI: Index alphabeticus regesH episiolarum Innocentii

IlL Vgl. Arch. Xn 257. 6883. eh. s. XVI : Collectio Variorum 0. Panvinii, Vgl. Forcella I 79. f. 162 sq. Instrumenta antiqua ecclesiae S. Gregorii de Urbe. f. 192 PaschaUs II. 1115 XI 24. J-L. 6479. f. 320 Aus dem Liber pontificaiis des Card, von Aragon^ vgl. Vat. Arch. Arm. XXXV t. 73 (Nachr. 1900 S. 371). 6923. eh. 8. XVI. XVn : Monumenta sacra et profana civitatis Ba- gusinae.

f. 49. 50 Gregor VH. J-L. 5061. 4842 (ex registro). 6934. eh. s. XVn : Liber V regestorum Innocentii III. 6947—49. eh. s. XVTI: Bibliothecae Vaticanae Indices.

6952. eh. s. XVII: Älexandri Rainaldi Summarium quarundam bül- larum pontifkatus Bonifacii /X, Innocentii VII, Gregorii XII^ Älexandri F, Johannis XXIII, Martini F. (a. 1607). Ueber dieses überaus wichtige Summarium der Lateranregister von Bonifaz IX. bis Martin V. handele ich ausführlich im Nach- trag zu den römischen Archivberichten.

6953. eh. s. XVll: Index concessionum factarum a Romanis pontiß- dJms. Ist ein alphabetischer Index aus den Summarien der Lateranregister des XV. Jahrhunderts.

6958—60. eh. s. XVII: Joh. Lutii Opera (ed. 1660). 6966. eh. s. XV sq. : Miscellanea (vgl. Forcella I 83).

f. 95 Ex XII libro registri epistolarum Gregorii I.

f. 97 Ex epistola Zachariae pp. ad Bonifatium.

Ferner Notizen aus dem Lib. pontificaiis , Fiatina, Petrus

Mallius, alles ohne Werth. 7010. eh. 8. XVll : 0 Panvinii Veronen. De rebus antiquis memora-

büibus et praestaniia basilicae 8. Petri libri 7. VgL Forcella

I 84.

2*

Digitized by

Google

7019. eh. s. XrV (u. 8. XVII): Thomae Spdaten. Eist Sdlomtanor.

pontificum etc. (cf. Vat. 6958—60). Vgl. Arch. XII 257. 7021. eh. 8. XVI: CoUectio Variorum.

f. 41 Lettera del protonotario (poi cardindle) Sirleto sopra Fe- mendamento del Messale a. 1563 X 23 mit Grelasius I. (J-E. t 1066); Gregor Vn. J-L. 4840 und 4993.

7023. eh. s. XVII. f. 1 : Ada nonnuUorum pontifieum a Joanne XII usque ad a. 1460.

7024. eh. s. XVII : Bullae pontificum Romanorum. f. 1 Gregor VII. 1076 IX 8. J-L. 5002.

f. 3 Gregor VU. 1074 XI 13. J-L. 4891.

f. 313 Ex Cencii camerarii libro censuum S. R. E,

7025. eh. s. XVII : Repertorium bullarum pontifi^^um. Index ans den Registern Innocenz* III. bis Gregor XI.

7026. eh. 8. XVII: Repertorium bullarum pontificum. Ganz wie

Vat. 7026, doeh sind Auszüge aus den Registern Sixtus* IV. hinzugefügt.

7027. eh. s. XVII : Miscellanea autographa Rainaldi primarii custodis

bibl. Vaticanae. Von Alexander Rainaldus stammen wohl aueh die beiden Bände 7025. 7026.

7032. eh. s. XVII: Repertorium librorum praesertim hibliothecae et archivii Vaticani ordine alpJmbetico digestum.

7034. eh. s. XVII: Inventarium archivii Camerae apostolicae.

7109. eh. misc. s. XVI XVII : Bullae pontificum Romanorum. Vgl. Arch. Xn 267; Iter p. 131. f. 2 Calixt n. 1124 I 4. J-L. 7099. f. 6 Honorius II. <1131>. J-L. f 7402. f. 7 Alexander III. 1163 VIII 18. J-L. 10926. S. Anhang, f. 12 Urban III. s. d. J-L. . S. Anhang, f. 16 Anastasius IV. 1153 XI 27. J-L. 9769.

7128 7139: Inventare und Indiees, meist der Vaticana.

7140. eh. 8. XVII : Excerpta ex veteribus diplomatibus et instrumentis antiquorum regum Neapolitanorum auctore Caesare Pagano. 1. Frivilegia mon. S. Trinitaiis de Venusia^ aber nur in Re- gesten. Vgl. Ottob. 2647. Vat. 8222. f. 3 Nieolaus II. 1069 Vni 26. J-L. 4408. Auszug.

7154. eh. 8. XVni: Catalogus datarum in bullis pontificum RomO' norum ex Honuphrii Panvinii schedis et Cornelii Margarini collectaneis in archivo secreto existentibus a Josephe Simone Äs- semanno cclleäus. Eine Sammlung von Datirungen älterer Papsturkunden in der Art des Panvinio und Margarini, mit Leo IX. beginnend und mit Celestin III. endend. Sie sind

Digitized by

I

Google

Papsturkunden in Born. 21

meist aus Drucken genommen, Ughelli, Margarini, Fontanini,

femer aas dem Begestmn Sublacense, dem Regestom Far-

fense, dem Registram Yallombrosanam and anderen Samm- langen. 7157. eh. 8. XVII— XVm : Quamplurimae 8S. pontificum qi>istolae . .

ex variis archivüs erutae et a Margarino relcdae. Vgl. Arch.

Xn 288. Wahrscheinlich Ms. des G. Fontanini (vgl. f. 5).

Die von Pflugk-Harttang Iter p. 131 verzeichneten Papst-

arkanden sind genommen aas dem Register des Petras diac.

Cassinen.y aas dem Regestam Sablacense and vorzüglich aas

der Coli. Margarini (Vat. Arch. Arm. LIV t. 1—13; vgL

Nachr. 1900 S. 377). 7165. eh. s. XVII: Regestum Farfense, Copie des Cod. 8487. 7168. eh. 8. XVII: MisceUanea. Vgl. Arch. Xn 258.

f. 247 G. Valla, De Itcdiae exarchatu. Vgl. Vat. 6202. Die Papstarkanden stehen hier f. 276'. 279'. 282. 7213—7218. eh. s. XVIII: Epistolae Innocentii IIL Abschrift aas

dem Register. 7219—7221. eh. s. XVH: Epistolae Gregarii IX. Abschrift aas

dem Register. 7222. mb. s. XI: CoUedio canonum ex condliis et constitutionibus

pontificiis desumpta. Vgl. Arch. XII 258 (s. IX); Iter p. 132

(s. X). 7241. mb. s. XTTT: Privilegia eccl S. Sepulchri. Vgl. Arch. XII 258.

Die Papstarkanden verzeichnet Iter p. 132. 7318. mb. s. XIII: Orosius a. a. Vgl. Arch. XII 258.

f. 1 Card. Jacintas s. d. „Valgare proverbiam". S. Anhang. 7572. mb. s. XVII: Privilegia S. Mariae^ de Coratio et S. Juliani.

Abschrift des Ms. Vat. Arch. Arm. XXXV t. 133. Ed. Po-

metti in Stadi e docamenti di storia e diritto XXII.

f. 1 and f. 88 Paschal U. 1117 V 15. J-L. . Ed. Nachr.

1900 S. 403 n. 2. 7762. 63. eh. s. XVII: Fd. Contelori Coli documentorum ad biblio-

thecam Vaticanam spectantium. Vgl. Forcella I 126. 7790. mb. s. XI : Burchardi Coli, canon. Vgl. Arch. XII 259. 7888 p. I. n. eh. 8. XVI sq. : Miscellanea. Vgl. Forcella I 129.

p. U f. 1 Innocenz II. s. d. J-L. f 8286. 7847. eh. s. XVII: Istoria del monastero di S. Cosimato. Vgl. P.

Fedele in Arch. stör. Rom. XXI 485 (Forcella I 131).

f. 20 Johannes XVIH. 1005 ni 29. J-L. 3944 (itaUenisch). 7854—8066 F. eh. s. XVIH: Galletti's Sammlangen. Vgl.

Aroh. xn 259; Iter p. 132 ff.; Forcella I 133 ff.

Digitized by

Google

22 P. Kehr,

78B4— 7866A: Begistrum Farfense t. I-XIV (t IH fehlt). 7867—7868: EtifUe di Farfa t. I. II. 7869—7870: Genealogiae Farfenses t. I. 11. 7871-7903: Necrologia, vgl. Iter p. 133. 7904— 7921 C bis: Inscriptiones, vgl. Iter p. 133. 7922—7956: MisceUanea t. I— XXXV. 7922: Miscell t /, vgl. N.Arch. HI 161.

f. 407 Alexander IH. 1174 XU 30. J-L. 12404 (coU. cum orig.). 7925: Miscdl t IV, vgl. Arch. XII 269 (Forcella I 142). f. 1 Gregor I. 592 IX. J-E. 1207. f. 95 Appendix ad Chronicon Sublacense sive catdlogus pr^ cipuarum clmrtarum^ qu^ in Sublacensi archivio ad- servantur, mit Regesten der Papsturkonden von J-E. 1421 bis J-L. 16803 (Gregor I. bis Clemens III). f. 134 Inventario de* libri che furono della ch, mem. del

fu emö e rev Sig. Card, D. Fortunato Tamburini. f. 206 Versuch einer Jtalia sacra (1748 Vm 20). f. 396 ff. Metnorie del monastero di S. Oatidenzio a pie Valpi nella diocesi di Fiesole.

f. 407 Celestinin. 1196 HI 18. J-L. . S. Anhang, f. 465 Statuta et ordinamenta monasterii Ä Georgii Lucan. f. 462 Monuntenta monasterii S, Johannis de Saxo (Arezzo). f. 468 Andreae notarii Florentini De vita Hugonis et mo* nasterio S, Marie de Florentia, 7926: Miscell. t. F, vgl. Arch. Xn 269 (Forcella I 143). f. 233 Alexander III. (1174—76) X 9. J-L. 12431. f. 243 Documenta ex arch. S. Praxedis (von 1148 ab), f. 260 Carte e notizie spettanti a Viterho. 7927: Miscell. t. VI, vgl. Arch. XII 269 (Forcella I 145).

f. 276 Series chronologica pr^ciptiarum chartarum qu^ in tabulario monasterii basilic^ divi Pauli in ViaOstiensi adservantur (914—1600). f. 303 Catalogus manuscriptorum bibliothecae Collegii Gre- goriani de Urbe. 7928: Miscell. t. VII, vgl. Arch. XII 269.

f. 126 Ex cod. olim Stoschiano^ nunc Vaticano n. [7241]

p. 127 : Privilegium de ecclesia s. Egidii de Roma :

Alexander IH. (1166—79) III 14. J-L. 13184.

f. 182 Abschriften aus dem Archiv von S. Prassede.

7929 p. I. 11: Miscell. t. VIII, mit Abschriften aus dem Archiv

von Campo Marzo (von 1038 ab). Vgl. Arch. XII 269.

Digitized by

Google

Papstnrkonden in Born. 28

7930: Miscell. t, /X, mit Abschriften aus den Archiven von S. Prassede, S. Pietro ad Vincula, S. Angelo in Pes- cheria, S. Paolo (von 1153 ab), vgl. Forcella I 147. 7931 : Miscell t X, vgl. Archiv XH 259 (Forcella I 149), mit Abschriften aus den Archiven von S. Cosimato, S. Spi- rito in Sassia, S. Maria in Campo Marzo, aas dem Re- gesto di Farfa und der Margherita von Corneto. f. 17 Johannes XVm. 1005 IH 29. J-L. 3944. f. 21 Sergius IV. s. d, J-L. 3979. 7932: MisceU. t. XI, vgl. Arch. XII 259; N.Arch. m 151. p. I f. 1 sq. Abschriften der Urkunden aus S. Maria in Via lata

f. 95 Celestin IH. 1196 H 27. J-L. 17337. p. n. ni Abschriften der Urkunden aus S. Paolo ; p. 11 f. 153—160' Abschrift der Churer Briefsammlung im Cod. Ottob. 3008. 7933: Miscell. t. XII.

f. 49 sq. Cronica dd Monastero di S. Cosimato in Mica aurea composta da Suor Orsola Formicini monaca, vgl. Fedele im Arch. stör. Rom. XXI 485. 7937: MisceU. t XVI. Excerpta ex tabulariis mon. S. Schola- sticae de Sublacu et 8. Mari^ Nov^ de ürbe aliaque, vgl. Arch. Xn 259. 7940: Miscell. t. XIX.

f. 150 Memorie del monastero di S. SavifW di Pisa. f. 233 Indice dei libri di S. Paolo (1724). f. 243 Cakdogus Uhr. mss. abb. S. Mari^ de Florentia, vgl. Arch. XII 260. 7945. 46: Miscell. t. XXIV. XXV enthalten u. A. Urkunden

aus S. Lorenzo in Panisperna, vgl. Arch. XII 260. 7948: Miscell. t. XXVII.

f. 1 sq. Summarium pro monasterio Pomposiano mit Ab- schriften und Regesten, der Bullen und Diplome für S. Maria di Pomposa (Alexander HI. J-L. 10639 und Celestin UI. J-L. 16917). 7949: Miscell. t. XXVIII, vgl. Iter p. 134.

f. Isq. Caputaquensis iurisdiäionis pro ven. mon. Caven. congreg. Cassin. contra d. episcopum Caputaquen . . . Summarium.

f. 20 Urban H. 1092 IX 14. J-L. f 5467. f. 21' Eugen HI. 1149 V 6. J-L. 9338. fc 22' Alexander IH. 1169 I 30. J-L. 11689.

Digitized by

Google

24 P. Kehr,

f. 123 sq- R. P. D. Cdcagnino Piacentina parochiaiis pro

ven. man. S. Sixti . . . civ. Placentie . . Stwmtarium.

f. 143 n. 1 CaUxt IL 1121 IH 7. J-L. 6895.

f. 145 n. 2 Innocenz U. 1182 VH 14. J-L. 7581.

f. 147' n. 3 Anastasius IV. (1154) I 23. J-L. Ed. Nachr. 1900 S. 42 n. 21.

f. 150' n. 4 Hadrian IV. 1157 V 23. J-L. 10283.

f. 153 n. 5 Urban III. 1186 I 20. J-L. 15524.

f. 157' n. 7 Auszug aus Innocenz IL J-L. 7581. f. 428 sq. iS. Pietro (di Perugia), s. Iter p. 134.

7951 p. I. II: Miscell. t. XXX, vgl. Arch. XH 260.

p. I f. 1 sq. EstraUo di pergamene esistenti nelV Archivio

di casa Mattei (von 1330 ab). p. n f. 45 sq. Auszüge aus dem Archiv von Subiaco.

7952 p. I. IT: Miscell. t XXXI mit Abschriften aus dem

Regesto di Farfa und aus den Archiven von S. Paolo, dem Lateran, aus Ravenna, S. Maria Novella, Udine, Florenz, Perugia u. A. (vgl. Forcella I 156).

7953 p. L n. m: Miscell. t. XXXII.

p. I f. 1 sq. Urkundeninventar von S. Paolo fuori. Es folgen Abschriften aus dem Archiv von S. Apollo- nia (von 1305 ab) und von S. Margherita in Tras- tevere. 7955 p. Lll.ni: Miscell. t. XXXIV, vgl. Arch. XH 260. Ent- hält Varia, Auszüge aus römischen Archiven, z. B. aus S. Prassede. p. I f. 38 Johannes X. 920 V. J-L. 3561. 7957 8024: Famiglie {Notizie di famiglie tratte da Mss., protocoUi e libri delle chiese parrochiali di Roma). 8020—24 Index cognominum Miscellan. 8025—8028: Documenti di S. Cecilia t. I— IV. 8029 p. I. U: Documenti di S. Paolo, vgl. Arch. XII 260. 8030—8033: Bolle e brevi pontifijn t. I— IV, vgl. Arch. XII 260.

8030 p. I. n, vgl. Arch. XH 260 und Iter p. 135.

8031 (Papsturkunden meist aus der Badia von Florenz).

8032 (Papsturkunden von Innocenz IIL^ab).

8033 p. I. II, vgl. Arch. Xn 260 und Iter p. 135. 8034—8035: Documenta Lateranensia t. L IT, vgl. Arch. XII 260

(Forcella I 167).

8034 (a. 975—1299).

f. 6 Leo IX, 8. d. J-L. 4320.

f. 10 Paschal H. 1105 XH 27. J-L. f 6056.

Digitized by

Google

Papstnrkmiden in Rom. 26

f. 18 Calixt n. 1121 V 25. J-L. 6907. f. 22 Honorius H. 1128 V 7. J-L. 7312. f. 24 Innocenz H. 1139 VI 15. J-L. 8039. f. 38 Urban HI. 1186 IV 12. J-L. 15583. f. 43 Celestin IH. 1192 V 6. J-L. 16864. f. 44 Celestin III. 1192 V 12. J-L. 16872. 8035 p. I. n. f. 1 Inventario dei beni della basilica Lateranense fatto da Niccolb Frangipani circa V anno 1300. Vgl. Creseimbeni L'istoria della chiesa di S. Giovanni. 1716. 8036 p. I. n. III: Storia della basilica Lateranense. 8037—39: Canonici Lateranensi t. I— IV (von 1475 ab). 8039 A: Carte relative alla basilica e capitolo Lateranense. 8039 B: Varia.

f. 27 Versuch eines Monasticon Italianum, f. 105 Cardinalsunterschriften und Datirungen von Urban HI ab. f. 136 Celestin IJI. 1194 V 7. J-L. 17095. 8039 C I— III. D L II: Varia (Urkundenabschriften, Inschriften,

Briefe u. A.). 8040—41: Magistratus Romani (917—1578). 8042 44 : Storia genealogica Conti Tuscolani t. I— III, vgl. Iter

p. 135. 8045 47: Varia (mit Urkundenabschriften aus S. Lorenzo in

Damaso und dem Lateran). 8048—50: Ghartularium SS. Cyriaci et Nicolai in Via lata t. I— ITT, vgl. Arch. Xn 260, Iter p. 136 und L. M. Hartmann Eccl. S. Mariae in Via lata tabularium p. XII. 8051 p. I. II: Cliartularium S. Mariae Transtyberim ^ vgl. Arch.

xn 260 und Iter p. 136. 8052 : Chartularium abbatiarum S. Mariae de Fönte vivo, SS, Salvor toris et Cyrini de Insula (Siena), vgl. Arch. XII 260; Iter p. 136. f. 17' Alexander IIL 1171 XU 24. J-L. 11913. f. 64 Alexander IH. (1177) IX 18. J-L. 12937. Die An- gabe im Iter p. 136, daß hier auch Paschalis II. J. CCCCVI (= J-L. 4- 6055) stehe, ist unrichtig. 8063: Notieie istoriche del monastero di S. Baronto della diocesi

Pistoiese. 1753. 8064 p. I. n. ni: Spicilegium, vgl. Iter p. 136 (mit Auszügen und Abschriften aus dem Regesto di Farfa und aus den Archiven von Subiaco, S. Cosimato, S. Maria Nuova, S. Prassede, S. Angelo in Pescheria,^ dem Lateran

Digitized by

Google

26 P* Kehr,

S. Lorenzo in Panisperna, S. Maria in Via lata, S. Maria in Campo Marzo u. A. 80B5: Inventar der Bibliothek Gallettis. 8056: Famiglie diverse,

8057: Cardinali antichi (ZusammensteUungen von Datirungen, Escha- tokollen von Papstarkonden , E^rdinalsunterscbriften n. a.), vgl. Iter p. 137. 8066 A: Repertorium Gallettis zu seinen Sammlungen. 8066 BC : Capitolo di S. Pietro in VaticanOj Canonici e beneficiati. 8066 D: Documenta oppidi S. Gemini. 8066 E: Varia (Inschriften und Urkunden).

f. 220 Brevis notitia de monasterio OberaUaichensi in Bavaria. f. 257 Chiese censuarie della badia di S. Gaudenzio a pie V alpi, diocesi di Fiesole. 8066 F: Varia (Notizen Gallettis).

8081. eh. s. XVI sq. : (Jos. Bianchint) Miscellanea. Vgl. Forcella I 180. f. 25 Johannes HI. (560—73) V 13. J-K. f 1043 aus Bibl. Vallicell. C 20. 8093. eh. s. XVI: Fetri Manlii Opusculum de basilica Vaticana. Vgl.

Forcella I 183. 8159—66. eh. s. XVIII: Tetri Pauli Ginanni Regesta et indices tahidarii archiepiscoporum Ravennantium. Vol. I VIII. Vgl. Nachr. 1897 S. 186. 8170. mb. s. XI : S. Gregorii I epistolae.

8201. eh. s. XVI: Registrum S. Salvatoris Messanen. Vgl. Battifol in Revue des questions historiques XLVII (1887) 555 ff. und Starabba in Arch. stör. Siciliano 1887 p. 465. f. 19. 281 Alexander III. 1175 X 19. J-L. 12520. f. 51' Celestin III. 1197 XII 29. J-L. 17598. f. 424 Alexander HI. 1175 X 19. J-L. 12520 inser. in Johannes XXII. 1323 III 18 (vgl. Nachr. 1902 S. 443 zu Reg. Avin. 18 und Reg. Vat. 74). 8222 p. I. n. eh. s. XVIII: Miscellanea varia.

p. I f. 49 Privilegia mon. S. Trinitatis de Venusia. Vgl. Vat. 7140 und Ottob. 2647. f. 50 Nicolaus II. 1059 VHI 25. J-L. 4408 Auszug, f. 60 Privilegia mon. S. Stephani de Bosco. f. 214 Privilegia eccl. Boianensis. p. U f. 418 Monumenta 8. Cassiani Imolensis.

Digitized by

Google

Papstnrkanden in Rom. 27

8246. mb. s. XVI in. : Fragmenta et BenedicHnarum t(ixae. Ist Liber taxarum (ed. Döllinger Beitr. II). Vgl. Forcella 1 191. 8251 p. I. n. III. eh. 8. XVn (Francisci Gualdi Aritninensis et Constantini Gigli, Apparatus operis De consulibas 6^.). Vgl. Forcella I 192. p. I f. 120' n. 21 Urban H. 1097 lU 27. J-L. 5681. f. 125' n. 22 Paschal II. 1105 III 17. J-L. 6010. f. 133' n. 27 Victor U. (1057). J-L. 4368. f. 139' n. 28 Alexander II. 1067 V 10. J-L. 4630.

8263. eh. 8. XVI sq.: Miscellanea ecclesiastica. Darunter Notizen

und Abschriften aus S. Silvestro in Capite, S. Giovanni del Casto, S. Maria di Campo Marzo u. a. Vgl. Forcella I 205.

8264. eh. 8. XVII: Miscellanea varia. Vgl. Forcella I 206.

f. 222 Marinus II. 944 VI 11. J-L. 3627. 8266. eh. 8. XVII: Maphaei Vegii De rebus antiquis fnemoräbüibus

bas. S. PetH libn 4. Vgl. Forcella I 206. 8350. eh. s. XVn-XVni: Miscellanea.

f. 572 sq. Documenta et scripta varia spectantia ad contro- versias de tribunali Monarchiae 8icf4kie nuncupato. Urban II. 1098 VII 5. J-L. 5706. 8439. eh. 8. XVII: Sicilia sedis apost. auctoritati vendicata. f. 6 Urban U. 1098 VU 5. J-L. 5706. f. 26 Gregor VU. 1080 VI 29. J-L. 5176. f. 94' Innocenz II. 1139 VII 27. J-L. 8043. 8444. eh. s. XVII (comprato da me Giov. Bissaiga a. 1669) mit einem Tractatus iurisdiäionis super regnum Aptdiae und Auszügen aus Cencius und den Registern.

8486. mb. s. XIII: Cencii camerarii liber censuum. Vgl. P. Fahre

Etüde sur le Liber censuum p. 171.

8487. mb. s. XII: Gregorii Catinensis Regestum Farfense. Ed. Giorgi

e Balzani Regesto di Farfa II V. 8744. eh. s. XVII: De scala sandorum. Vgl. Forcella I 248.

f. 34 Campen dio historico-cronologico della Scala Santa ^) mit

dem Verzeichniß der Indulgenzen, darunter (italienisch)

Paschal H. 1100 VIU 5. J-L. - Ed. Nachr. 1900

S. 403 n. 1. 8906. eh. 8. XVU: Maphaei Vegii De rebus antiquis memorabüibus

bas. S. Tetri Romae. Vgl. Forcella I 259.

1) Ich vermute daB dieses Compenditun identisch ist mit dem Werkchen des 6. Pazzaglia von 1674, der des Soresini bekannte Tractate ins Italienische über- setzte.

Digitized by

Google

28 P. Kehr,

8919. eh. 8. XVI sq.: Miscellänea.

f. 162 Tractatus de Monarchia Sicüiae. Urban II. 1098 VH B. J-L. 5706. 89B0. eh. 8. XVIII: Chronicon S, Sophiae Beneventan. Absehrift des Cod. Vat. 4939 und CoUation mit Ughelli. Vgl. K. Voigt, Beitr. zur Dipl. der langob. Fürsten S. 49. Göttinger Diss. 1902. 9022. 9023. eh. s. XVIII: Jos. Card. Garampi Dissertationes et Adver- saria. Vgl. Forcella I 265. Aehnlich wie desselben Autors Adversaria im Vat. Archiv, vgl. Nachr. 1900 S. 392. 9033. eh. 8. XVIII : Constantini Ruggerii Scripta et Adversaria. Vgl. Forcella I 272. f. 195 Esame di due balle di Lucio III (J-L. 14B96) e d'

Innoceneo III. f. 217 De regesto mon. S. Andreae ad clivum Scauri. f. 227 Osservajsioni critiche sopra il nwnastero di S. Maria Vallis Josophat ddV ordine di S. Benedetto dioc. di Cosenza. 9108. eh. 8. XVII— XVIII: Gaetani Marini Schedae.

f. 130 Chiesa di S. Stefano rotondo etc. Ed. Gr. B. de Rossi in Studi e documenti VII (1886) 221 ff.

9112. eh. 8. XVU— XVIII : Gaäani Marini Excerpta. Vgl. Forcella I

274. f. 263 Inventario delV archivio delle monache di S, Cosimato

(949—1789). Vgl. P. Fedele in Arch. stör. Rom. XXI

p. 462. f. 342 Johannes XVHI. 1005 HI 29. J-L. 3944.

9113. 14. eh. s. XVIII— XIX: Gaetani Marini Colleäanea. Im Cod.

9113 steht u. a. eine Collation der Papyrusurkunde K. Rogers für die Pierleoni in der Barberini von der Hand G. Marinas (vgl. Arch. stör. Rom. XXIV 253). Cod.

9114 enthält seine Noten zum Diurnus. 9115. eh. 8. XVII XVIII: Gaetani Marini Schedae variae.

f. 335 Paschal II. 1101 XI 30. J-L. 5879. 9136. eh. 8. XVU: Miscellänea. Vgl. Forcella I 277.

f. 86 verzeichnete ich für meinen verehrten CoUegen W. Meyer eine Abhandlung De diplomatis (!) et diptychis.

f. 116 Abschrift und Auszüge Suarez (vgl. E. Stevenson in Studi e documenti 1 110 No. 3) aus dem Chartular von Tivoli (Vat. Arch. Arm. XTTI c. V n. 1) und zwar f. 117 Benedict VU. 977 XU 21. J-L. f 3793.

Digitized by

Google

Papstarkunden in Rom. 29

f. 119 Johannes XIX. 1029 VI 12. J-L. 4088.

9163 66. eh. 8. XVn sq.: Francesco Cancdlieri^ Adversaria de

ecdesiis urbis Bomae vol. I F. Mit Notizen und

Inschriftenabschriften zur Geschichte romischer Kirchen.

Vgl ForceUa I 281.

9257. eh. s. XVIII: Miscdlanea.

f. 155 sq. Restrictas iurium utriusque partis episcopi Clusini in causa Ferrarien. inter episcopum Ferrarien. et archi- episcopum Ravennatem cofifectus . . a 1725 mit Citaten von Paschal 11. J-L. 6023, Innocenz 11. J-L. 7612. 8013, CelestinU. J-L. 8515, Gregor L J-E. tl883a, Gelasius U. J-L. 6647, Calixt II. J-L. 6889, Honorius H. 7233. t. 171 Innocenz U. 1139 IV 22. J-L. 8013. f. 305 sq. Episcopatus Militen. Mit Citaten nach Ughelli. 9260—9294: Manoscritti di Giov. Maria MazzucheUL Vgl. E. Nar- ducci, Intorno alla vita del Conte Giammaria Maz- zucchelli ed alla coUezione de' suoi manoscritti. Roma 1867. 9278. eh. s. XVni: MazeucheUi Zibaldone vol. I, enthält u. A. einen Anonymi index codd. mon. s. Faustini Brixiae. 9304. mb. s. XIV : 1. Martyrologium. 2. Liber provindalis , id est census episcopatuum ei regnorum totius orbis christiani.

9474. eh. s. XIX: Copie di due papiri donati alla biblioteca Vaticana

dal marchese Gualterio d'Orvieto Va. 1821. Vgl. 0. Marncchi Mon. papyracea lat. bibl. Vat. 1896. f. 1 Leo IV. 850 IX. J-E. 2606.

9475. eh. 8. XVIII: Index bibliothecae Urbinatis.

9476. eh. s. XVIII: Inventarium . . codd. bibliothecae card. Petri

Ottoboni a. 1740.

9500. eh. 8. XTX : Bullarum pontificiarum quae Austriae asservantur, descriptio et collectio cura Odoardi Melly Vient^ensis. Die Stücke verzeichnet Iter p. 137.

9669. eh. 8. XTX: Epistolae variae. Abschrift des Cod. Reg. 179.

9779. eh. s. XTX: Hieronymm Amatus, Miscellanea. Enthält U.A. Indices codd. bibl. MaJatestianae Caesenatis, Tudertinae in sacrario S. Fortiinati, Savinianensis Amadutianae^ Spoletinae cathedralis, Perusinae mon. S. Petri, Parmensis, Cortonensis, Beneventanae eccl. cathedrcdis, Veronensis capitularis, Angelicae Bomanae.

9782. eh. 8. XVIII: Hieronymus Amatus^ Miscellanea, f. 10 Documenta Sabinensia {ab a. 1087).

Digitized by

Google

80 P Kehr,

9850 75. eh. s. XVIII: Collectanea von Coustant, dessen Nachlaß hierher kam.

10075. eh. 8. XVni (Roland) : Fundatio perantiquae ecclesiae ac

celeberrimi rnonasterii S. Stephani proiomartyris Herbipoli. Früher im Besitz des Decanats in Geldersheim. f. 39 wird ein Privileg Clemens' III. für den Abt Herold citirt.

10076. eh. s. XVIII (Roland): Registrum documefUorum ecclesie in

Hauge descriptum in Libro catenato, f. 29 Locios ni. (1182—83) VI 9. J-L. 14803. f. 31 Locios III. 1182 V 12. J-L. 14641. 42. 10092. eh. 8. XVn (Roland) : lAber privilegiorum tarn papaiium quam

regum Francorum, imperaiorum et Romanorum regum

(concessorum monasterio imperiali S. Maximini extra

muros Trevirenses a. 1613). p. 11 (Jregor H. 729 I. J-E. 12179. p. 14 Agapit II. 960 11 28. J-L. 3649 (mit II. cal. maii). p. 17 Johannes XIH. 968 I 2. J-L. 3722. p. 21 Johannes XV. 987 I 7. J-L. 3827. p. 23 Leo IX. 1051 I 16. J-L. 4261. p. 29 Innocenz U. 1140 V 6. J-L. 8093.

10175. eh. 8. XVIII: Compendio deüe scrüture delV arch. deUa R.

giuridufione del regno di Napoli ..daB. ChioccareUi . . a. 1788.*

10176. eh. s. XVni: Scritture sopra la pretesa Monarchia di Sicilia, p. 224 Urban U. 1098 VII 6. J-L. 6706.

10179: ein Packet Pergamentorkonden ans S. Savino di Piaeenza,

von 1296 ab. 10194. eh. 8. XVIII: Frammenti della copia pulita delV opere De

secretariis bas. Vatic. di Fr. CanceUieri. 10512—43: Schedae G. B. de Rossi. 10544 ff. Schedae E. Stevenson.

10657. mb. s. XII ex. : Chartularium Tremitense. Der schöne Codex gehörte einst P. Pios VI. ond worde 1901 zorücker- worben. Ein anderes Exemplar desselben Copialbochs ist in Neapel Bibl. naz. XIV A 30 (vgl. Nachr. 1900 S. 216). f. 4 Leo IX. 1053 XI 9. J-L. 4303. f. 5 Nicolaos U. 1061 V. J-L. 4468. f. 6 Gregor VU. s. d. J-L. 5068. f. 6' Urban U. s. d. J-L. 5747. f. 9 Jodieat von 1082 XII 1. Ed. Iter p. 420 n. 37.

Digitized by

Google

Papstnrknnden in Rom. 31

f. 9' Nicolaus II. 10B9 VIII 23. J-L. I p. B60 (Iter p. 419 n. 36).

8. num. eh. s. XVII: Documenta man. S. Laurentii in Campo. Früher in der Sammlung Corvisieri. Vgl. Nachr. 1901 S. 248.

8. num. Fragmenta VcUicana. Unter den abgelösten Pergament- blättern fand G. Mercati ein Doppelblatt s. XTT (aus einer Coli, canon.) mit (f. 2') Paschal II. s. d. J-L. 6616, mit DcUa Lot. XI hol. mai.

Zur eigentlichen Vaticana gehört endlich auch das berühmte Cabinet lateinischer Papyri, unter denen das Originalfragment

Leo IV. 850 IX. J-E. 2606. Vgl. 0. Marucchi Monumenta papyracea latina bibl. Vaticanae (Romae 1895). Daß das Stück für die Kirche in Ravenna ausgestellt war, ergiebt nicht nur die Provenienz, sondern auch die wörtliche Uebereinstimmung mit der älteren ganz erhaltenen Urkunde Paschais I. J-£. 2551.

1.

Silvester IL qitirt den Bischof Petrus von Ästi von Neuem zur Synode. .

Cod. Vat. lat. 1343 s. XI f. 1.

Ed. P. Ewald im •^. Archiv IX 356. Danach J-L. 3911.

Ewalds Text ist so schlecht^ daß ich dies Mandat lieher nochmals drucke. Die Entzifferung ist allerdings mülisam, aber ich glaube jetjst, eumal von G. Mercatfs scharfem Auge unterstützt, der Lesung sicher eu sein. Die untre Hälfte des Blattes ist abgeschnitten^ doch wird nicht mehr viel fehlen {etwa sinodum accedas und einige weitere fromme Wünsche im Falle des Ungehorsams).

^ Siluester aepiscopus seruus seruorum Dei. P. Astensi episcopo. lam epistolae nostrae te ad sinodum | inuitantes et numerum nesdunt et cancellarium ad defectum premunt. | Orbis uniuersus fetorem tuae obscenae infamiae sufferre non potest. Inmacujlata et uirg[o] uniuersalis ^cclesia in dehonestate sui me clamare non cessat. I Sinodum inuitat[u8] recusas, discussionem canonum uitas. Mauis cum iumentis | in stercore tuo putrescere quam inter co- lumpnaa ecclesiae fulgere. Nos tamen | qui uicem Petri gerimuS;

Digitized by

Google

32 P. Kehr,

aecclesiae nitorem reparare temptamus. Quapropter apostolica | auctoritate tibi precipimas at in octaaa proximae ^piphaniae sinod |

8.

Hadrian IV. nimmi das Kloster Vallombrosa unter dem Abt Marinus samt den ihm unterworfenen Klöstern in den apostolischen Schutjs und bestätigt ihm die von Victor 11., Gregor VIL, Urban IL, PaschcU IL und Innocene IL verliehene Freiheit^ die namentlich auf- geführten Besitzungen und Rechte. Lateran 1156 Deßember 5.

Copie s. XII ex. im Cod. Vat. lat. 485 f. 151 = Ms. Lami, Cod. Riccard. 3813.

Der Text folgt den Vorurkunden.

Adrianas episcopus seruns seraoram Dei. Dilecto filio Marino Vallimbrosano^) abbati eiosqae snccessoribos canonice substitnendis in perpetuum. Religiosis desideriis dignnm est facilem prebere assensnm, at fidelis deuotio celerem sortiatur effectom^^ Eapropter, dilecte in Domino fili Marine abbas, tuis rationabilibus postnlatio- nibus annaentes, Valembrosanam monasteriam , coi Deo auctore presides, cum omnibas monasteriis sibi sabiectis snb apostolice se- dis tatela et protectione snscipimus et scripti nostri pagina robo- ramns. StatueDtes at omnis immonitas omnis libertas qne a pre- decessoribas nostris felicis memorie Victore, Gregorio septimo, Vrbano, Pascale et Innocentio Romanis pontificibas prefato mona- sterio concessa est, fntoris perpetuo temporibas firma tibi taisqae saccessoribas ac Valimbrosane congregationi illibataqne permaneat. Adicimns qnoqae nt qaascomqne possessiones qaecamqae bona iam dictam monasteriam iaste et canonice possidet ant in fatorom concessione pontificam, largitione regam ael principam, oblatione fideliam sea aliis iastis modis rationabiliter prestante Domino poterit adipisci, qaieta aobis et integra conseruentar. In qoibas hec propriis daximns exprimenda nocabolis: monasteriam sancti Salai, monasteriam sancte Trinitatis de Florentia, monasteriam ^^ Stramense, monasteriam de Oselle et sancti lacobi de Castello, monasteriam de Passiniano et sancti Michaelis de Senis et de Alfiano, monasteriam de Caltabono, de monte Pisis, monasteriam de Monte Scalario et de Nerano, monasteriam de Ficedo^ et de Capiano, monasteriam sancti Paali de Pisis, monasteriam de Plaiano

a) Vallibrosano. b) affectom. c) manasteriom. d) Ficecbo.

Digitized by VjOOQiC

Papstnrkunden in Born.

33

et sancti Venera in Sardinia, monasterium sancti Angeli de Pistoria, monasteriam sancte Marie de Paciano et sancte Marie de Prato, monasterium de Vaiano, de Opieto et de Monte piano, monasterimn de monte Tadonis, monasterium de Musceto, de Monte armato et sancte Cecilie, monasterium sancte Repärate, de Trecenta, de Crispino, de Razolo, de riuo Cesaris, de Cuneo, de Turri, mona- sterium de Caprilia, monasterium Placentinum *\ Papiense et Cre- monense, monasterium de Capanna et sancti Prosperi, monasterium de Nouaria, de Vercelli, de lanua, de Terdona, de Taurino, mona- sterium Brixiense, Veronense et sancti Vigilii, monasterium Perga- mense, Mediolanense sancti Carpofori et Astense. Sane nulli omnino bominum liceat conuersos aut monachos iam dicti monasterii seu etiam totius congregationis ausu temerario capere uel captos retinere seu aliquibus fatigationibus infestare. Porro noualium uestrorum decimas que ubilibet propriis laboribus aut sumptibus Colitis, absque episcoporum contradictione uel episcopalium ministro- rtun seu etiam plebanorum xenodochio uestro reddendas possiden- dasque sanccimus. Liceat etiam uobis clericos et laicos liberos et absolutes ad conuersionem absque cuiuslibet interdictione susci- pere et qui se deuouerint, in uestro cimiterio sepelire et tam ipsomm quam ceterorum fidelium oblationes sine aliarum ecclesiarum preiudicio recipere. Presentis etiam decreti auctoritate sanccimus ut, si quando urgente necessitate commune uel speciale interdictum ab episcopo diocesano processerit, clausis ianuis, non pulsatis tintinuabulis et exclusis excommunicatis et interdictis, suppressa uoce uobis uestrisque tantum fratribus diuina in uestris monasteriis uobis liceat officia celebrare. Et quoniam apostolica sedes nulli debet delinquendi prestare materiam uel fauorem, adicientes statui- mus ut abbates siue fratres uestre congregationis qui occasione protectionis apostolice sedis minus regulariter quam ordo monasticus uel consuetudo Valembrosane congregationis exigat, uiuere cupiunt, Valembrosanus abbas canonice illos corrigendi liberam habeat facul- tatem. Decernimus ergo ut nulli omnino bominum fas sit idem monasterium temere perturbare aut ei subditas ecclesias uel possessiones auferre minuere seu temerariis uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur , eorum pro quorum gubernatione et sustentatione concessa sunt usibus omnimodis profutura. Si qua igitur in posterum ecclesiastica secularisue persona hanc nostre constitutionis paginam sciens contra eam^ temere uenire temptauerit, aecundo tertioue commonita, si non satisfactione congrua emenda-

e) PUcentina. f) ea.

IfL e«t. d. WiM. NMkrioktai. Pkflolor.-Uflt«r. KlaMe 1908. Haft 1.

Digitized by

Google

34 P. Keht,

uerit, potestatis honorisqne sui dignitate careat reamque se dinino iudicio existere de perpetrata Iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore dei et domini redemptoris nostri lesu Christi aliena fiat atqae in extremo examine districte oltioni snbiaceat. Cnnctis autem eidem loco iusta seruantibos sit pax domini nostri lesa Christi ; qnatinus et hie fraetam bone actionis percipiant et apud districtum iadicem premia eteme pacis inneniant. Amen.

R. Ego Adrianus catholice ecclesie episcopus ss. BV. f Ego Ymarus Tusculanus^^ episcopns ss. f Ego Gregorius Sabinensis episcopus ss. f Ego Gaido presbiter cardinalis titali sancti Grisogoni ss. f Ego Ybaldas presbiter cardinalis titali sancte Praxedis ss. f Ego lulius presbiter cardinalis tituli sancti Marcelli ss. f Ego Bernardas cardinalis titnli sancti Clementis ss. f Ego Henricas presbiter cardinalis titnli sanctornm Nerei et

Achillei ss. f Ego lohannes presbiter cardinalis titali sanctornm Silnestri et Martini ss. f Ego Oddo diaconns cardinalis sancti Georgii ad Velom

auream ss. f Ego Guido diaconns cardinalis sancte Marie in Portion ss. f Ego Ildebrandns diaconns cardinalis sancti Eastachii ss. t Ego Odo diaconns cardinalis sancti Nicholai in carcere Talliano ss. Dat. Lat. per manus Rolandi sancte Romane ecclesie presbiter! cardinalis et cancellarii, non. dec. , indictione V, incamationis dominice anno M^C^L^VI®, pontificatas uero domni Adriani pape Uli anno 11^.

g) Tuscidas.

3.

Alexander 111, nimmt das Kloster S. Anastasio (ad Aquas Salvias) unier dem Abt Baldino in den apostolischen Schute und bestätigt die Verfügungen seiner Vorgänger Eugens III. und Anastasius^ IV. und die namentlich aufgeeählten Besitzungen.

Palestrina 1161 Juli 10.

Chartular von SS. Vincenzo ed Anastasio s. XV y Cod. Vat. lat. 5844, f. 1. Abschrift s. XVII im Cod. Barber. XL 11 f. 108' und im Cod. Barb. XL 29 f. 1. Vgl. auch MassareUo Mise. I J29' 8. Severino Bibl. comunale und Panvinio Ms. Rom. Vat. Arch. Mise. Arm. XI t. 34 f. 32.

Digitized by

Google

Papstarkanden in Rom. 35

J'L. 10670 nach J. v. PflugTc-Harttung Iter p. 263 n. 565. Einen ausführlichen Auszug und die Liste der Besitzungen gibt J, Giorgi im Arch. deUa Sociää Bomana 1 59. Die Vorurkunden Eugens IIL und Änastasius" IV. sind nicht bekannt.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Baldinoni abbati monasterii sancti Anastasii eiusqae fratribus Cisterciensis ordinis regulärem nitam professis in perpetamn. Religiosis notis annnere.

Br. Ego Alexander catholice ecdesie episcopus ss. BV. f Ego Grregorius Sabinensis episcopus ss. f Ego Hubaldus"^ Hostiensis episcopus ss. t Ego Bemardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. *> f Ego Grualterus*) Albanensis episcopus ss. f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss. f Ego Astaldus presb. card. tit. sancte Prisce ss. f Ego lohannes presb. card. sanctorum lobannis et Pauli tit.

Pamachii ss. f Ego lohannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.

f Ego Odo diac. card. sancti Georgii ad Velum aureum ss. t Ego lacintus diac. card. sancte Marie in Cosmedin ss. f Ego Petrus diac. card. sancti Eustachii iuxta templum

Agrippe ss.

f Ego lohannes diac. card. sancte Marie in Porticu ss.

Dat. Prenest. per manum Hermanni sancte Romane ecclesie

subdiaconi et notarii, sexto idus iulü, indictione octaua, incarna-

tionis dominice anno millesimo centesimo sexagesimo primo, ponti-

ficatus uero domni Alexandri pape tertii anno secundo.

a) Ffabaldns. 5) 88. fehH. c) Oiialiera8.

4.

Alexander III. nimmt die Kirche S. Maria de Befoyos unter dem Prior Crunsalvus in den apostolischen Schutz und bestätigt ihr die Begd des h. Augustin^ die Besitzungen und Vorrechte^ insbesondere die von dem -[ Bischof Pelagius von Tuy verliehene Freiheit von Zehnten.

Bourges 1163 August 18.

Cop. s. XVII im Cod. Vat. lat. 7109 f. 7 \A\ und Cop. s. XVII im Cod. VaJt. lat. 6420 p. I f 11 [-B].

Bischof Pdagius von Tuy (Tudin.) lebte nach Garns 1131 55. In den Hss. folgt dann ein Privileg Innocenz^ /F., wo als Vorurkunde

3*

Digitized by

Google

36 ^' Kehr,

ein Privileg Hadrians IV. genannt wird. Vielleicht liegt aber eine Verwechselung mit unsrer Urkunde vor. Cit. J-L. 10926 nach J. V. Pflugk'Harttung Iter p. 265 n. 577] vgl. dazu Baumgarten in Rom. Quartalschrift II 399. Vgl. auch Cencius (ed. Duchesne) p. 223: Ecclesia s. Marie de Rehorios II marabutinos.

Alexander episcopus seruas semorom Bei. Dilectis filiis Gonsalao **^ priori sanctae Mariae de Reflorios eiusque fratribus tarn pr^sentibus quam futuris regulärem uitam professis in perpetuum. Ad hoc uniuersalis ecclesiae cura nobis a prouisore omnium bonorum Deo commissa est ut religiosas diligamus personas et benepla- centem ^^ Deo religionem studeamus modis omnibus propagare. Nee enim Deo gratus aliquando famulatus impenditur, nisi ex charitatis radice procedens a puritate religionis fuerit conseruatus. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus afectione paterna gratum praebemus assensum et eeclesiam^) beatae Mariae, in qua diuinis estis obsequiis mancipati, in beati Petri tutellam protectionemque suscipimus et presentis scripti pagina communimus. Statuentes ut ^^ ordo canonicus qui seeundom Deum et beati Augustini regulam ibidem '^ cooperante Domino noscitur institutus, perpetuis temporibus inuiolabiliter conserueturA Sane possessiones et bona quae eadem ecclesia in praesentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum^^, largitione regum uel prin- cipum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis praestante Domino poterit adipisci, uobis uestrisque successoribus et per uos praedictae ecclesiae sanctae Mariae presenti priuilegio confirmamus. Prohibemus etiam ut nulli fratrum post factam inibi professionem absque pri- oris totiusque congregationis permissione liceat ex eodem claustro discedere; discedentem uero absque communi literarum cautione nullus audeat retinere. Si quis autem über et absolutus ad ecclesiam uestram conuerti uoluerit et ibidem habitum religionis assumere, si qua etiam ecclesiastica secularisue persona aliqua de bonis suis uobis pietatis intuitu conferre uoluerit, nullus audeat prohibere. Crisma uero. oleum sanctum, consecrationes altarium seu basilica- rum, ordinationes clericorum qui ad sacros ordines fuerint promo- uendi, adiocesano*) suscipietis^ episcopo, siquidem catholicus fuerit et gratiam atque communionem sedis apostolicae habuerit et ea gratis et abs£|oe aliqua prauitate uobis uoluerit exhibere ; alioquin Uceat uobis catbolicum quemcunque malueritis adire antistitem,

a) GnuBsaluo B. b) beneplacitum B. c) ecclesi^ B. d) ut fehlt in A, e) ibidem qui B.\ f) conseruetis A. g) pontificom concessione A. h) diocfte- ffl^ft ÜT. 0 suedpifttis A.

Digitized by

Google

PapstoriniDdtn in Rom. 37

qoi nimiram nostra fnltns aatoritate quod postulatur indolgeat» Obeante nero te, Gunsalue, nunc eiusdem loci priore uel tuomm quolibet sucessormn, nuUus ibi qnalibet surreptionis astutia uel uiolentia praeponatur , nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Bei timorem et beati Augustini regulam prouiderint eligendum. Sepulturam quoque ipsius loci liberam esse concedimus, ut eorum deuotioni et extremae uoluntati qui se illic sepeliri deliberauerint, nisi forte excommu- nicati uel interdicti sint, nullus obsistat, salua tarnen iustitia parrochialium ecclesiarum, a quibus mortuoium corpora assumun- tur. Praeterea libertatem illam quam Pelagius quondam Tudensis episcopus uobis et ecclesiae uestrae concessit et scripto proprio roborauit, uobis autoritate apostolica confirmamus. Statuit*) siqui- dem ut eadem ecclesia cum omnibus suis pertinentiis et parrochi- anis ab omni episcopali iure et exactione sit omnino libera. Decimas quoque laborum uestrorum quos') propriis manibus aut sumptibus in episcopatu Tudensi*"^ excolitis, nullus omnino hominum, sicut ipse idem praefatus episcopus constituit, a uobis praesumat exigere. Nee quilibet Tudensis"*^ episcopus in ecclesia uestra quamlibet habeat potestatem imperandi uel prohibendi aut aliquam ordi- nationem quamuis leuissimam, nisi rogatus fuerit, faciendi, quatenus canonici semper in maiorum suorum perfecta libertate permaneant. Et si qua forte causa inter ecclesiam uestram et sedem episcopalem emerserit et pacifice inter uos non") poterit terminari, apud religiosos uiros Deum timentes sine dilatione frustratoria**^ finiatur''>. Haec autem omnia et alia quae praedictus episcopus uobis concessit, sicut in eins scripto autentico continetur, uobis, prout dictum est, autoritate apostolica roboramus. Decernimus ergo ut nulli omnino hominum liceat praenotatam ecclesiam teraere perturbare aut eins redditus uel possessiones auferre uel ablatas retinere minuere aut aliquibiis uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur, eorum pro quorum gubernatione ac sustentatione concessa sunt usibus omnimodis profutura, salua sedis apostolica autoritate. Ad indicium^^ autem huius a Romana ecclesia perceptae libertatis duos bizantios annis singulis nobis nostrisque successoribus per- soluetis. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona haue nostrae constitutionis paginam sciens contra eam temere uenire temptauerit, secundo tertioue commonita, si non*^^ satisfatione congrua reatum suum correxerit, potestatis honorisque sui dignitate

h) 8tatuti8 B. l) quas A. m) TadiB. Ä. n) no A. o) frasUtoria B, p) finiatis A, q) iadiciom A, r) sine A.

Digitized by

Google

38 P. Kehr,

careat reamqne se dinino indicio existere de perpetrata iniqnitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac sangoine dei et domini redemptoris nostri lesu Christi aliena fiat atque in extreme examine districte ultioni sabiaceat. Conctis autem eidem ecclesiae saa inra semantibos sit pax domini nostri lesu Christi, qnatenus et hie fructum bonae actionis pereipiant et apud districtum iadicem pr^mia ^ternae pacis inueniant. Amen. Amen. Amen'\

Dat. Bituric. '^ per manum Hermani sanetae Romanae ecclesiae subdiaconi et notarii, XV kallendas septemb. , indictione XI, in- camationis dominicQ anno M.C.TjXTTF, pontificatns uero domini Alexandri papae III **> anno qnarto.

8) amen. ft. Ä, i) Bituiri A; Bitnirae B. u) tertü B.

5.

Alexander IIL verlegt auf Bitten des Priors und der Kleriker von SS. Apostoli (in Rom) und des Subdiacons Gregor deren Prozession von Donnerstag nach Pfingsten auf den 1. Mai,

Änagni (1160—76) Juli 16.

Cod. Vat. lat. 5560 s. XVI f 7' (Abschrift des jetzt nicht mehr aufzufindenden Codex des Volaterranus von 1454 in SS. Apostoli). Danach Cod. Corsin. 41 F 25 (n. 1104) s. XVII f 140 und Cop^ s. XVIII in Schedae Oarampi Bom VcU. Arch.

Vgl. auch Terribilini im Cod. Casanat. 2178 f. 211' ; Bonaventura Malvasia Compendio storico p. 200\ Martinelli Roma ex ethnica Sacra p. 68. Cit. J'L. 12608 nach Cod. Corsin.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis priori et clericis basilicae XII"^ apostolorum salutem et apostolicam be- nedictionem. Attendentes feraorem deaotionis quam erga nos

et Romanam ecclesiam matrem nostram geritis, piis uotis et de- sideriis uestris prompto animo condescendimns ^\ nt magis ac magis in nostra et in eiusdem ecclesiae debeatis deuotione fernere, cum in aestris petitionibns admittendis nos promptes inueneritis et benignes. Eapropter, dilecti in Domino filii, stationem ecclesiae nestrae qnae qninta feria infra octanam pentecosten annaatim fieri consueoit, ad preces uestras et instantiam dilecti filii Gregorii subdiaconi nostri in diem festiuitatis beati lacobi maioris de com- muni fratrum nostrorum consilio commutamus. Auctoritate aposto- lica statuentes ut statio ipsa, sicut hactenus proxima quinta feria

a) conscendimoB.

Digitized by VjOOQiC

Papstarkimden in Rom. 39

post festom pentecosten in ecclesia uestra fieri consueuit, ita etiam in festo beati lacobi in eadem ecclesia solemniter fieri debeat et deuote. Nulli ergo omnino hominum^> liceat hanc paginam nostrae constitationis infringere nel ei aliquatenus contraire. Si quis autem hoc attentare praesumpserit , indignationem *) omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eins se nouerit incur- sarom. Dat. Anagniae XYII kal. aogusti.

h) hominum feMt c) in indignationem.

6.

Alexander III, teilt dem Primicerius und den Klerikern der Schola cantorum in Born mit, daß er die Prozession in SS. ApostoU von DonnerstcLg nach Pfingsten auf den 1. Mai verlegt hohe.

Anagni (1160-76) Juli 16.

Cod. Vat. lat. 5560 s. XVI f. 8. Danach Cod. Corsin. 41 F 25 (n. 1104) s. XVII f 141 und Cop. s. XVIII in Schedae Garampi Rom Vat. Arch.

Vgl. Nr. 5. J-L, 12609 dt. nach Cod. Corsin.

Alexander episcopas seraas seruorum Dei. Dilectis filiis

primicerio et derids scolae cantorum salutem et apostolicam be- nedictionem. Apostolica sedes, cui licet immeriti disponente Do- mino praesidemus, singulis pro meritorum qualitate digne consueuit utiliter respondere, ut quisque ab eadem sede se conspiciat impe- trasse quod merita sua exegisse noscuntur. Inde utique fuit quod nos considerata deuotione quam dilecti filii nostri prior et clerici basilicae XTT° apostolorum circa nos") et Romanam ecclesiam ge- rere comprobantur, ad preces eorum stationem quae in praescripta ecclesia beatorum apostolorum proxima quinta feria post festum pentecosten annuatim fieri consueuit, in die festiuitatis beati lacobi maioris de communi fratrum nostrorum consilio commutamus, sta- tuentes ut eadem statio , sicut quinta feria infra octauam pente- costen hactenus fieri consueuit, ita etiam amodo in die praescriptae festiuitatis solemniter fieri debeat et deuote. Mandamus itaque discretioni uestrae atque praecipimus quatenus de caetero in festo beati lacobi stationem in praescripta ecclesia, occasione et excusa- tione postposita, cum ea qua conuenit deuotione ac reuerentia .an- nis singulis faciatis. Data Anagniae XYII kal. augusti.

ß) DOS fekU.

Digitized by

Google

40 P. Kehr,

7.

Alexander HL nimmt das Kloster FaUere unter dem Abt Jo- hannes nach dem Vorgange Hadrians IV. in den apostoliscJien Schutg und bestätigt ihm die Cisterciefiserregel und die Besiteungen^ Freiheit von weltlicher Gewalt und von Zehnten und das Aufnahmerecht.

Lateran 1179 Juli 3.

Cod. Vat. lat. 6196 s. XVII f. 119 = GalleUi Cod. Vat. lat. 8043 p. II f. 1.

J'L. 13450 dt. nach Iter p. 286 n. 699. Wortliche Wieder- holung des Privilegs Hadrians IV. J-L. 9978 ^ das J. v, Pflugh-Hart- tung Ada III 16^ n. 151 irrtümlich dem Kloster Falerone (D. Fernw) £fuweist. Hinzugefügt ist nur der Passus Et totum locum ubi dicitur Silua, a primo latere tenimentum sancti Abundii, a secondo stra- della Cenciana, et uadit usque ad riuum Nichini et reuertitur per ipsum riuum usque ad alium uestrum tenimentum") sancti Abundii et ascendit usque ad tenimentum Gase male.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis lo- anni abbati monasterii Fallerensis eiusque fratribus tam presenti- buß quam futuris regulärem uitam professis in perpetuum. Reli- giosam uitam eligentibus.

R. Ego Alexander catholic§ ecdesig episcopus ss. BV.

f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss.

f Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.

f Ego Petrus Tusculanensis episcopus ss.

f Ego Henricus Albanensis episcopus ss.

f Ego Berneredus Prenestinus episcopus ss. t Ego Johannes presb. card. sanctorum lohannis et Pauli tit. Pa-

machii ss. f Ego Johannes presb. card. tit. sancte Anastasi? ss. f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. t Ego Viufanus presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss. f Ego Cinthyus presb. card. tit. sancte Caeciliae ss. t Ego Hugo presb. card. tit. sancti Clementis ss. t Ego Arduinus presb. card. tit. sancte f in Hierusalem ss.

t Ego lacinthus *^ diac. card. sancte Marie in Cosmedin ss.

t Ego Ardicio diac. card. sancti Theodori ss.

t Ego Laborans diac. card. sanct? Marie in Portion •) ss.

f Ego Gratianus diac. card. sanctorum Cosme et Damiani ss.

a) terminam. h) lacobos. c) Porticü.

Digitized by

Google

Papstnrkimdeii in Bom. 41

f Ego Matteos sancte Marie Noae diac card. ss.

t Ego lohannes diac. card. sancti Angeli ^ ss. Dat. Laterani per manom Alberti sancte Romane ecclesie pres- biteri cardinalis et cancellarii, V non. iulii, indictione XII, incar- nationis dominice anno M.C.LXXIX*^, pontificatas nero domni Alexandri pape UI anno XX.

d) AgnelL e) M.C.LXIX.

8.

Fälschung. Lucius III. bestätigt dem Gregorius de Contiy Grafen von Änagni und Segni, die genannten Städte und Castdle im Hernikerland, wie sie Otto I. und Friedrich L verliehen und bestätigt haben, und er- nennt ihn und seine Nachfolger zu Defensoren der römischen Kirche und eu Grafen des h. Patrimoniums. Velletri 1182 1183,

A. Ceccardli La serenissima nobiliiä deW olma cittä di Roma vol. III f. 137 (Cod. Vat, lat, 4911) aus angeblichem Notariatsinstrument des Petrus de Pintis Notars von Fondi von 1372 V 14.

Aus demselben angeblichen Instrument gibt Ceccardli die Urkunden Ottos I. von 962, Friedrichs I. von 1162, Heinrichs VI. von 1196, Friedrichs II von 1220 für die Conti. Die Fälschung wäre den Druck nicht werth, wenn Ceccardli sich bei ihrer Anfertigung nicht einer echten Urkunde Lucius^ III. bedietit hätte, der er Rata, Bene- vaiete, die Unterschriften und die DcUirung entnahm. Diese gehörte den letzten Monaten des Jahres 1182 oder den ersten Monaten des JaJires 1183 an.

Lncios episcopos semas seruorom Dei. Dilecto filio Gregorio de Comitibas comiti Anangiae et Signiae in regione nostra Her- nicoram salutem et apostolicam benedictionem. Qaoniam sacro- sancta Romana ecclesia apostolica ab ipso saloatore domino nostro lesa Christo capat et cardo est institnta, et non debent a capite membra discedere, sed eminenti rationi et snpeme prooisioni ca- pitis obedire; moderatrix aatcm discretio capitis singnloram mem- brorom officiosas actiones considerans onicaiqae ins et ordinem a natura constitutum distincte reseruat et quibuscumque nobilibus uetustatis suae dignitatem sine inuidia sociali charitate custodit. Hac igitur inducti ratione, considerantes grata seruitia ac deuo- tionis obsequia quae tu et tui praedecessores ecclesiae Romanae et nobis hactenus fideliter exhibuistis et tu et tui successores exhibi- tori estifl, nee non labores et expensas quos et quas pro manute-

Digitized by

Google

42 P. Kehr,

nenda libertate ecclesiastica contra eias inimicos intrepide perpessi estis, propter haec et alias dignomm meritoram caasas tibi et tais saccessoribns in perpetaum donamas concedimas et confirmamns cinitates et castra existentia in nostra Hernicoram regione Cam- paniae Latinorum, scilicet Anangiam, Verulum, Alatrium, Signinm, Bouilium, Fumonium, Porciliannm, Palianum, Flaminaram, Collem- ferri"), G-auignanum, Valmontonum et Sacclium, prout dilecti filii nostri Otto primns et Fridericas primas imperatores tuis praede- cessoribas donarant concessernnt et confirmaront , com omnibas eornm pertinentiis districta et rationibus intra et extra rationa- biliter habitis et possessis ab ecclesia Romana. Et ad maiorem decorem nobilitatis taae prosdpiae creamas et declaramas te et tnos snecessores heroes et eqoites defensores catholicos ecclesiae sanctae Romanae et comites sacri patrimonii. Et ob id omnibns esse notam nolamas quod, si qua persona ecclesiastica ael secolaris in fatarnm motu temerario ac scienter hanc nostram donationem et concessionem tibi et tois saccessoribns factam pertarbauerit et contra eos temere uenire tentanerit, canonice*) admonita, nisi rea- tum snnm satisfactione congrua emendanerit, potestatis et honoris soi dignitate careat reamqne se esse diuino indicio existimet de perpetrata iniqnitate et indignationem omnipotentis Dei ac beato- rnm Petri et Pauli apostolorum eins se nouerit incursurum. Amen. Amen. Amen.

R. Ego Lucius catholicae ecclesiae episcopus ss. BV.

t Ego Theodinus Portuensis et sanctae Ruffin§ sedis epi- scopus SS.

f Ego Henricus Albanensis episcopus ss.

f Ego Paulus Praenestinus episcopus ss.

f Ego Petrus praesb. card. tit. sanctae Susann^ ss.

t Ego Viuianus tit. sancti Stephani in monte Celio presb. card. SS.

t Ego Laborans presb. card. sanctae Mariae Transtiberim tit. Calisti ss.

f Ego Rainerius presb. card. sanctomm loannis et Pauli tit. Pammachii ss.

t Ego Vbertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Da- maso ss.

t Ego Pandulphus presb. card. tit. basilicae Xu aposto- lorum SS.

f Egolacobus*) diac. card. sanctae Mariae in Cosmedin ss.

a) oder Collemfeni. h) canonica. c) statt lacinthns {in den Originalen eteht häufig la^.), w€u CeecareUi wie so vieie andere Cqpisten in lacobos aiuflöste.

Digitized by

Google

Papstnrkimden in Rom. 48

f Ego Arditio diac. card. sancti Theodor! ss. f Ego Gratianas sanctomm Cosme et Damiani diac. card. ss. t Ego Bobo diac. card. sancti Angeli ss. f Ego Gerardas sancti Hadriani diSrC. card. ss. f Ego Offredus ^ diac. card. sanctae Marias in Via lata ss. t Ego Octauianns diac. card. sanctorum Sergii et Bacchi ss. t Ego Albinus diac. card. sanctae Mariae Nonae ss. Datnm Velletri per mannm Alberti S.R.E. praesbiteri cardi- nalis et cancellarii, anno Domini 1182 et pontificatns soi anno 2^

d) stau Soffiredos.

Urhan IIL nimmt das Kloster S. Maria de Crypta in der Diö- zese Benevent nach dem Vorgange Änastasius^ IV, Hadrians IV, Alexanders IIL und Lucius* IIL in den apostolischen Schutz und bestätigt ihm die Regel S. Benedicts, die Besitzungen und Vorrechte.

Copie 8. XVI im Cod. Vat. lat. 7109 f. 12' und f. 12.

Mittardli Ann. Camald. VIII 371 (das Kloster kam 1659 an die Camaldulenser) citirt Privilegien Alexanders IIL von 1177, Ale- xanders IV. von 1254 und Urbans IV. von 1262, ich weiß nicht wo- her. Unsre Urkunde gibt dazu eine gewisse Bestätigung. Leider fehlt der Best mit der Datirung. Doch läßt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß sie eine solche Urbans IIL war. Hie und da scheint der Text ifUerpolirt zu sein. Oben am Rand steht von jüngerer Hand 1185 Vrb. in. Ueber dieses Kloster S. Maria de Grotta in Monte Drogi bei Tocco vgl. BF. 607. 1282. 12815. 12896. Das Diplom Friedrichs IL BF. 1282 kann hiernach emendirt werden.

Vrbanus episcopas seruns semorum Dei. Dilectis filiis abbat! monasterii sancte Marie de Gripta eiusque fratribus tarn presen- tibas quam futuris regulärem uitam professis in perpetunm. Religiosam uitam eligentibus apostolicum conuenit adesse presi- dium, ne forte cuiuslibet temeritatis incursus aut eos a proposito reuocet aut robur, quod absit, sacre religionis infringat. Eaprop- ter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et monasterium sancte Marie de Gripta Beneuentane diocesis, quod ad Romanam ecclesiam nullo pertinet mediante, in quo diuino estis obsequio mancipati, ad instar felicis recordationis Anastasii, Adriani*»), Alexandri III et Lucii*^ predecessorum no-

a) Andmni. h) Alexandri. Entweder wiederholte der Copist irrtümlicher

Weise das vorausgehende Alexandri oder er versah steh, indem er Alexandri statt Ladi $(hrieb.

Digitized by

Google

44 P. Kehr,

strorom ßomanornm pontificum «ab beati Petri et nostra proteo tione suscipimus et presentis scripti priuilegio commnnimns. Im- primis siquidem statnentes ut ordo monasticus qui secundam Deum et beati Benedict! regolam in eodem loco institutas esse dinoscitor, perpetuis ibidem temporibus inniolabiliter obseruetur. Preterea qnascomqae possessiones qnecomqae bona idem monasteriom in presentiaram iuste ac canonice possidet ant in fatumm concessione pontificum, largicione regum uel principum, oblacione fideliam nel aliis iastis modis prestante Domino poterit adipisci, firma aobis nestrisque successoribas et illibata permaneant. In qoibas hec propriis duximus exprimenda uocabnlis: Locum ipsom in quo pre- fatnm monasteriom sitam est com omnibns pertinentiis suis, sancti Simeonis et sancti Pauli ecclesias cum omnibus pertinentiis ea- rumdem, terras et uineas quas habetis in territorio ciuitatis Montis Coruini , terras quas habetis in territorio castri Morchoni , domos uineas et terras quas habetis in ciuitate Beneuentana ^'^ domos quas habetis in ciuitate Capuana^, terras quas habetis in terri- torio casalis quod Orcule uulgariter appellatur, domos molendinum starsiam que Silua plana uocatur, terras ac possessiones quas*> habetis in ciuitate et territorio Telesine, hospitale molendinum-^ terras et possessiones quas habetis in territorio castri Limat(is), terras uineas possessiones et siluas quas habetis in loco qui dicitur Petra Buble cum suis pertinentiis, casale quod dicitur Ferrarise cum omnibus pertinentiis suis, oliuas terras cultas et incoltas et terram que Defensa dicitur, quas habetis in territorio castri quod dicitur Terlocoso , petiam unam terrg quam habetis in loco qui dicitur Arcus , starciam unam terr^ in loco qui dicitur Caliaris. domos uineas et terras quas habetis in Castro et territorio Petrg Montis Coming, terras uineas et possessiones quas habetis in ca- salibus Vitulani, Folianese, Säle et Caziani sitis in territorio castri Tocti, ins patronatus quod habetis in ecclesia sanct§ Marie de Vi- tulano cum terris pratis'> uineis nemoribus usuagis et pascuis in bosco et piano, in aquis et molendinis, in uiis et semitis et omni- bus aliis libertatibus *^ et immunitatibus suis. Sane noualium ue- strorum que propriis manibus aut sumptibus Colitis, de») quibus aliquis hactenus non percepit^, siue de uestrorum animalium nutri- mentis nullus a uobis decimas exigere uel extorquere presumat. Liceat uobis quoque clericos uel laicos liberos et absolutos e seculo

c) Beneuentane. d) Capuane. e) quam. /) molendiam.

g) patris. h) FortseUung auf f. 12, %) de qoibas precepit Mi wohl

InterpoUUion,

Digitized by

Google

Papstarktinden in Rom. 4&

fügientes ad conuersionem recipere et eos absqae contradictione aliqaa retinere. Prohibemus insaper nt nalli fratrtun aestrormn post factam in monasterio aestro professionem fas sit sine abbatis soi licentia de eodem loco, nisi arcioris religionis obtenta, disce- dere; discedentem uero absque communiam litterarnm uestraram cantione nnllas audeat retinere. Com antem generale interdietnm terre fuerit, liceat uobis clausis ianois, exclnsis excomonicatis et interdictis, non pulsatis campanis, sappressa noce dioina officia ce- lebrare ^ dommodo causam non dederitis interdicto. Crisma uero, Oleom sanctnm, consecrationes altariom sea basilicarom, ordina- ciones clericorum qui ad ordines fuerint promouendi, a diocesano snseipietis episcopo, siqoidem catholicns *^ faerit et^ gratiam et comnnionem sacrosancte Romane sedis habuerit et ea uobis uo- luerit sine prauitate aliqua exhibere; alioquin liceat uobis quem- cumque*") malueritis chatholicum adire antistitem, gratiam et com- munionem apostolice sedis babentem, qui nostra"^ fretus auctori- täte uobis quod postulatur impendat. Prohibemus insuper ut infra fines parrocbye uestre nullus sine assensu diocesani episcopi et uestro cappellam ^^ seu Oratorium de nouo construere audeat, saluis priuilegiis pontificum Roroanorum. Ad hec nouas et indebitas ex- actiones ab archiepiscopis episcopis ac diaconis seu decanis aliisque Omnibus ecclesiasticis secularibusue personis a uobis omnino fieri prohibemas. Sepulturam quoque ipsius loci liberam esse decerni- mus, ut eorum deuocioni et extreme uoluntati qui se illic sepelliri deliberauerint, nisi forte excomunicati uel interdicti sint aut etiam publice usurarii, nullus obsistat, saloa tamen iustitia illarom ecle- siarum a quibus mortuorum corpora assumuntur. Decimas pre- terea et possessiones ad ins ecclesiarnm uestrarnm spectantes que a laicis detinentur, redimendi legitime liberandi de manibus eorum et ad ecclesias quas pertinent reuocare et libera sit uobis de nostra'^ auctoritate facultas. Obeunte uero te nunc eiusdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet sur- reptionis astucia seu uiolentia preponatur, nisi quem fratres com- muni consensu uel fratrum maior pars consilii sanioris secundum Deom et beati Benedicti regulam prouiderint eligendum. Paci |

k) captolicns. l) et ftMt. m) quamcamqoe. n) nostrom.

o) cappellanL p) nostre.

10.

Clemens III. nimmt das Kloster Failere unter dem Abt Tebcddus nach dem Vorgange Ludus^ III. in den apostolischen Schule^ bestätigt

Digitized by

Google

i

46 P. Kehr,

ihm die Cistercienserregel und die Besitzungen^ Zehntfreiheü und Aufnahmerecht ^ unterstellt es unmittelbar dem h. Stuhl und verleiht ihm Freiheit von Interdict und Excommunication.

Lateran 1188 Märg 11.

Cod. Vat. lat. 6196 s. XVII f. 116 = GaUetti Cod. Vat. lat. 8043 p. II f. 8,

Cit. J'L. 16170 nach Iter p. 314 n. 869. Die Besitzungen (m. Th. wörtlich nach Alexander IIL J-L. 13450 (s. Nr. 7) ; das Pri- vileg Lucius^ IIL ist nicht erhalten) sind: Locum Fallere cum Om- nibus appendiciis suis, terram de Clausura, terram que est a fulta riui de Marignano usque ad uadum Faidi et a riuo sancti Grati- liani, sicut diuidit terra sancti Leonis usque ad uiam de Casale et tendit usque ad uallem de Machinoum, terram quam emistis a Leone de Alfons, donum quod uobis a prefecto urbis Petro collatum est, scilicet totum locum ubi dicitur Sylua, a primo latere est teni- mentum sancti Abundii, a secundo stradella Cenciana et uadit us- que in riuum Nichinum reuertiturque per ipsum riuum usque ad aliud uestrum tenimentum sancti Abundii et ascendit usque ad te- nimentum Gase male ; quidquid habetis in castro de Yico de Maina in terris uineis siluis domibus casalinis canapinis et ortis et lacu, grangiam quoque de ponte^^ Sambuci^^ quam dedit uobis sancte memorie papa Eugenius cum consensu Odonis Fraiapane et Petri Latri et Stephani qui Francus uocabatur et Theodore, a sylua ui- delicet Rolandi de monte Pipiano et uia que uadit ad saxum us- que ad montis Carbonarii summitatem et tendit per summitatem montium Petricii usque ad guattam de Gouita et inde procedit per summitatem collis de Cani usque ad puteos et inde reuertitur ad puteum de Mozica porco usque ad montem Piperianum ; terram quam dedit uobis Oddo et Petrus Latro pro anima matris sue inter uadum comitis et Mozzica porcum, sicut diuidit stradella de Gouitta et tradit usque ad siluas Bolandi de fossato in fossatum et quicquid apud castrum lulianum intus uel extra rationabiUter possidetis.

Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Tebaldo abbati monasterii Fallerensis eiusque fratribus tam presentibus quam futuris regulärem uitam professis in perpetuum. Religiosam uitam eligentibus.

R. Ego Clemens catholice ecclesi^ episcopus ss. BV. t Ego lohannes presb. card. tit. sancti Marci ss.

a) fönte J-L. 9978. 13450. h) et terram fügen J-L. 9978. 13460 hintu.

Digitized by

Google

Papstorkunden in Rom. 47

f Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca-

listi SS. f Ego Albinus tit. sancte Cracis in Hiernsalem presb. card. ss. t Ego Melior presb. card. sanctoram lohannis et Pauli tit. Pa- machii ss. t Ego Iacintus^> diac. card. sancte Marie in Cosmedin ss. f Ego Gratianns sanctoram Cosme et Damiani diac. card. ss. t Ego Bobo diac. card. sancti Angeli**) ss. t Ego Gerardns sancti Adriani diac. card. ss. t Ego Octauianns sanctoram Sergii et Bacchi diac. card. ss. t Ego Sofreda8*> sancte Marie in Via lata diac. card. ss. f Ego Petras sancti Nicolai in carcere Tolliano diac.

card. SS. f Ego Badalfas sancti Georgii ad Yelam aaream^ diac. card. ss. Dat. Laterani per manam Moysi Lateranensis canonici oicem agentis cancellarii , Y idas martii , indictione VI , incarnationis dominice anno M. C. LXXXVII, pontificatas aero domni Clementis pape tertii anno primo.

e) lacobos. d) Agneli. c) Lofredos. f) aorei.

U.

Celestin IIL beauftragt die Prioren von 8. Donato in Citille und 8. Martina de Strata, die Klage des Florentiner Raymundus gegen den Abt von Ä Godeneo (D. Fiesole) zu untersuchen.

Lateran 1195 Mars 18,

GcUletti Memorie del monastero di 8. Gaudenssio a pie Valpi nella diocesi di Fiesole in Miscell. IV, Cod. Vat. lat. 7925, f. 407.

Im Text nennt GalletH ais Aussteller Celestin III. und als Aus- Stellungsjahr 1194, in der Urkunde steht Honorius (III), auf der ab- gebildeten Bulle gibt er als Inschrift an CELESTINV8 PP IUI. Es ist wahrscheinlich Celestin IIL Die 8chlußformeln freilich tragen be- reits die im XIIL Jahrhundert übliche Fassung.

Celestinas''^ episcopas seraas seraoram Dei. Dilectis filiis . . sancti Donati in Citille et . . sancti Martini de Strata prioribas Fesalan§ et Florentine diocesam salatem et apostolicam benedic- tionem. Raymandas Florentinas conqaerendo monstraait qaod

a) HoDoriiis.

Digitized by

Google

48 P. Kehr,

. . abbas sancti G-aadentii in pede alpis snper quibusdam pecnni^ snmmis ^^ iniariatnr eidem. Ideoque discretioni uestr^ per apostolica scripta mandamus qaatinus partibus connocatis andiatis causam et appellatione remota usaris cessantibus fine debito terminetis, fa- cientes quod decreueritis, per censuram ecclesiasticam firmiter ob- aeroari. Testes antem qui faerint nominati) si se gratia odio uel timore subtraxerint , per censuram eandem appellatione cessante cogatis ueritati testimonium perhibere. Quod si non omnes hiis exequendis potueritis Interesse, unus uestrum ea nihilominus exe- quator. Datum Laterani XV kal. aprilis pontificatus nostri anno quarto.

a) somma.

13.

Cardinal Jacinth, apostolischer Legat j fordert die (spanischen) Geistlichen auf, ihm zu seinem Kreuzzug gegen die Ungläubigen die nötigen Hilfsmittel zu stellen und empfiehlt seinen Abgesandten, den Notar R.

Cod. Vat. lat. 7318 s. XIII f 1.

lacinctus Dei gratia sanct^ Romane ^cclesie diaconus cardinalis apostolice sedis legatus. Venerabilibus fratribas eadem gratia archiepiscopis episcopis abbatibus templariis et hospitalariis ac uniuersis prelatis ^cclesiarum, ad quos presentes littere peruene- rint, salutem in Domino. Vulgare prouerbium est et uerum quod amicus in necessitate cognoscitur, et quod probatio dilectionis exibitio sit operis, omnium sententia tenet. Cum itaque ad preces et instantiam illustrium regum et principum, cleri et populi His- paniarum et intuitu summe necessitatis que hoc exposcit, signum crucis pectori nostro apponentes, diuina suffragante dementia contra Mazemutos crucis Christi inimicos exercitum simus ducturi et, sicut uestra*^ potest perpendere prudentia, ad honera et sarcinas deferendas et alia tanto facto necessaria multi saumarii nobis sint necessarii, duximus uestram fraternitatem rogare ut, qui sicut membra capiti suo sacrosanct? Romane ^cclesie matri uestr§ adhe- retis, et inde apostolice sedis legato debetis et tenemini prouidere, nobis in hac instanti necessitate omni dilatione et occasione post- posita subueniatis. Quocirca per presentia scripta quemlibet uestrum modis quibus possumus deprecamur et in eo debito quo sacrosanct^ Romano ^cclesig astricti tenemini, apostolica auctoritate nobis mandamus quatinus in equitaturis nobis prouidentes per latorem

a) Doitra.

Digitized by

Google

t^apstnrkonden in Rom. 49

presentiam magistrom R. karissimom clericom et notarium nostrom^) tales sanmarios et alia tante expeditioni necessaria nobis trans- mittatis, ut nestra deuotio qaalis erga Romanam ^cclesiam et nostram personam existat, in hoc experiatur euidenter et nos pro personarum et*> gcclesiarum uestrarum honore et exaltatione in Romana caria et nbique debeamns stare omni tempore. Ad hec omnimodis uestram dilectionem rogamus qaatinas iam dictum clericnm nostram quem sua prudentia bonestate ac litteratura carum plurimumque acceptum babemus, unde pro prefatis ^^ negociis que tocius ^cclesie Dei existunt, ad partes uestras delegamus, benigne et honorifice recipiatis et nos in ipsum honorantes tam in conductu quam alüs quibus opus habuerit, liberaliter ipsi prouideatis. Sibi enim coUata nostr? persone reputabimus inpensa.

b) et fekU, c) prefactis.

1) Robert, vgl. die Urkunde des Card. Jacinth bei Castejon i Fonseca, Pri- macia di Toledo II 18 (s. die römischen Bibliotheken III zu Cod. YallicelL C 28).

Anmerkung zu Cod. Vat. 9113 (S. 28). Statt „Papyrusurkunde*' K. Rogers ist natürlich zu lesen „Purpururkunde".

EfL Gm. d. WiM. NtelurloktoiL PkUolOf-.Uiior. Umso. 1908. HafI L 4

Digitized by

Google

Papsturkunden in Rom. Die römischen Bibliotheken.

IL

Von

P. Kehr.

Vorgelegt von Herrn F. Leo in der Sitzung vom 13. Dezember 1902.

In diesem Bericht, welcher nach denselben Grundsätzen aus- gearbeitet ist, wie der erste, bebandele ich die übrigen Vati- canischen Bibliotheken, die 1624 neben der Vaticana aufgestellte Palatina, die 1657 erworbene Urbinas, die 1688 gekaufte Bibliothek der Königin Christina (Alexandrina oder besser Reginae), die 1740 erworbene Bibliothek des Cardinais Ottobuoni und die der Familie Capponi. Dazu die erst in unsern Tagen erworbene Bibliothek des Fürsten Borghese, das Museo Borgia und die Biblioteca Barberini.

Bibliotheca Palatina.

Vgl. H. Stevenson et J. B. De Rossi Codices Palatini latini I (Romae 1886), reicht bis cod. 921. Außerdem vorzüglich Bethmann im Archiv XII 329 und Forcella IV 178 ff. Spärliche Notizen bei J. v. Pflugk-Harttung Iter p. 141.

54. mb. s. XI : Gregorii M. epistolae. Vgl. N. Arch. XVII 484. 234. mb. 8. X: Der Inhalt verzeichnet in Codd. Pal. lat. I 55. 242. mb. s. X-XIII: Miscellanea. Vgl. Codd. Pal. lat. I 59.

f. 70 sq. Ivonis Carnoten, epistolae. 266. mb. 8. X: Gregorii M, epistolae.

277. mb. 8. Vni: (Isidorus Ispalensis). Vgl. Arch. XII 333; For- cella IV 184.

Digitized by

Google

f apstorknnden in ftom. It. 5].

f. 92 Jncipü sententia papae Leonis „Curandum ergo est.'^ 295. mb. 8. Xni: Exeerpta etc. Vgl. Arch. XII 334. f, 4 Gregor I. 699 YHI. J-E. 1757.

300. mb. 8. Xni XIV : Petri Damiani Liher qui appellatur Dominus

uobiscum. Vgl. Arch. XII 334. Analyse in Codd. Pal. lat. I 76. f. 77 Exeerpta ex epistoUs Chregorii L

301. mb. 8. XV: S. Bemardi epistolae.

f. 77 n. 189 Innocenz IL (1141) Vn 16. J-L. 8148. 314. mb. 8. XV: Gregorii I epistolae. Vgl. N. Arch. XVII 484;

Forcella IV 185 (Codd. Pal. lat. I 83). 433. cL 8. XV: Homiliae et sermones. Vgl. Arch. XII 335.

f. 1 Gregor I. s. d. J-E. 1289. 567. mb. 8. XIV: Copiae privilegiorum ord. Cisterciensis. Vgl. N. Arch. XVn 486. f. 1 Luciu8 m. (1184) ni 1. J-L. 14990.

Lucius in. 8. d. J-L. 15116 (oder 15118 oder 15332). f. 1' Engen m. a. d. J-L. 9600. f. 3 Anastasius IV. 1153 XH 9. J-L. 9772.

Hadrian IV. 1157 H 18. J-L. 10260. f. 3' Alexander HI. (1171—81) HI 7. J-L. 14269.

Alexander m. 1165 VIII 5. J-L. 11226. f. 5 Alexander lU. 1169 VII 4. J-L. 11632. f. 5' Urban HI. (1186—87) III 14. J-L. 15813. f. 6 Urban HI. (1186—87) IH 5. J-L. 15807. Urban HI. (1186—87) HI 5. J-L. 15806. f. 6' Urban m. (1186—87) II 27. J-L. 16800. 572. mb. 8. XV: Privilegia indulta etc. a pontifidhus etc. pro Theu- tonici ordinis religiosis (von Honorins III. ab). Vgl. Arch. Xn 337. 674. mb. 8. X : Collectio canon. (Sammlung von Lorsch nach Maaßen I 686). Vgl. N. Arch. I 671. Analyse in Codd. Pal. lat. I 184. 576. mb. 8. XI : Collectio concil. (Hispana nach Maaßen I 667), vgl.

N. Arch. m 164; Codd. Pal. lat. I 186. 677. mb. 8. IX: Collectio canon. (Dionysins nach Maaßen I 426),

vgl. Arch. xn 338; Codd. Pal. lat. I 191. 578. mb. 8. X: Collectio decret. (Dionysio-Hadriana pars II nach Maaßen I 442), vgl. Arch. XII 338; Codd. Pal. lat. 1 192. 679. mb. 8. X: Collectio canon. (Cresconius nach Maafien I 806). 580. mb. 8. X: CoUeäio canon. Vgl. Arch. XII 338; Codd. Pal. lat. I 193.

4*

Digitized by

Google

52 P- Keht,

B81. mb. 8. X: Collectio mnon. Vgl. Arch. XII 338; Codd. Pal. lat. I 193.

584. mb. 8. XII: Collectio canonum. Vgl. Arch. XII 339 und N.

Arch. m 154.

585. 586. mb. s. XII: Burchardi Wormatien, Decretorum libri 20.

Vgl. Arch. Xn 340. 587. mb. 8. Xni: Ivonis decret. Vgl. Arch. XII 340. 618. eh. s. XVI: Otationes canonisticae de morte corporali etc. VgL Iter p. 141 ; Codd. Pal. lat. I 222. f. 1 Urbanas papa secnndos episcopas 8eraas sernormn Dei etc. Significamas tarn presentiba8 quam fatari8 qaod per orationom presentiam soffragia est penitas suppor- tatas a canonicis horis clericas urgente necessitate. Insnper C et XL dies vere indulgencie decantanti ha8 horas non fictas, sed per Spiritam sanctnm nobis trans- missas misericorditer in Domino relaxamas. 701 p. I. II. eh. 8. XV (Liber fonnularum). Vgl. Arch. XII 341; Codd. Pal. lat. I 249. p. n f. 348' Leo VIII. 964 XI 11. J-L. f 3708. 830. mb. s. XI: Mariani Scott chronicon. Vgl. Arch. XTT 343.

f. 170 Gregorii I. decretmn. 871. mb. 8. XIII: (f. 24) Miraculab. Heinrici regis. Vgl. Arch. XII 344. f. 26' lohannes XVIH. 1007 VI. J-L. 3954. f. 28 Benedict VIII. 1013 I 21. J-L. 3996. f. 29 Benedict VIU. 1020 V 1. J-L. 4030. 907. mb. 8. XV: (Maximus Valerius). Das Vorsteckblatt s. XIV bietet ein Fragment einer Coli, canon. in zwei Colomnen De privilegiis et excessibus privilegiatorum" mit Alexander III. J-L. 13961 and Lucius HI. J-L. 16189 u. a. 973. mb. 8. X: u. a. Excerpta ex decretis. Vgl. Arch. XII 349. 1460. mb. 8. XII— XV: u. a. f. 27 sq. Petri Biesen, epistolae (s. Xni in.), f. 82' n. 99 Alexander lU. s. d. J-L. Ed. Gües II» p. XXI.

1880. eh. var. aet.: Miscellanea.

f. 211— f. 219 (alt f. XVII— XXIV) s. XVI: Fragment des

Chartalars von Salerno. VgL Vat. Arch. Mise. Arm. 11

t. 54 und Cod. Vat. 5638. f. 211 [Alexander H.] 1067 X 12. J-L. 4636. f. 213' Alexander II. s. d. J-L. 4636. f. 216' Gregor Vn. s. d. J-L. 6287,

Digitized by

Google

Papsturkonden in Hom. n. 53

f. 216 Urban H. 1098 VII 20. J-L. 5707. f. 219 Urban H. 1092 VIH. J-L. I p. 670.

Bibliotheca Urbinas.

Vgl. Cos. Stornaiolo Codices Urbinates latini (codd. 1 500). Romae 1902, Für den Rest vgl. vorzüglich Bethmann im Arch. XII 262 ff. Zwei Hss. bei J. v. Pflugk-Harttung Iter p. 146. Die Prachthandschriften der Urbinas bieten uns in der That nicht viel, und auch sonst war unsre Ausbeute aus dieser Bibliothek nicht erheblich. Ich verzeichne folgende Hss. 48. mb. s. XIII; Vitae Sanctorum. Vgl. Arch. XII 262; N. Arch. III 151; Codd. Urb. lat. I 55 (s. XIV ex.). f. 219 Gregor I. 599 VH. J-E. 1712. Gregor I. 599 Vn. J-E. 1713. 94. mb. s. XV: Petri Damiani epistolae. Vgl. Arch. XII 262; Codd.

Urb. lat. I 112. 99. mb. 8. XV: Registrum Gregorii I. Vgl. N. Arch. HE 151;

Codd. Urb. lat. I 115. 106. mb. 8. XV: Hugo Etherianus, De haeresibus Graecorum. Vgl. Iter p. 146; Codd. Urb. lat. I 128. Cf. Vat. 821. f. 121 Alexander III. (1177) XI 13. J-L. 12957. f. 124 Lucius in. (1182) Xn 7. J-L. 14712. 161. mb. s. XV : Gratiani Decretum. Vgl. Codd. Urb. lat. I 167.

178. mb. s, XIV: Bernardi Papien. Coli, canonum. Vgl. Arch. XTT

262; Codd. Urb. lat. I 180.

179. mb. 8. XV: CoUectio canonum (Pseudo-Isidor). Ebenda.

180. mb. s. X XV : Burchardi Wormatien, Coli, canonum. Ebenda. 394. eh. s. XIV: Martinus Polonus (vgl. Arch. XII 263), resp.

Chron. Alherti de Bezanis abb. s. Laurentii Cremonen. (vgl.

N. Arch. XXV 512) mit wichtigen Angaben über die

Papsturkunden für S. Lorenzo di Cremona (vgl. Nachr.

1902 S. 146 und Mon. Germ. Script. XXXI 184). 408. eh. 8. XVI: Joh. Petri Ferretti Exarchatus . . . historiarum

libri 7. (Vgl. Codd. Urb. lat. I 420). 503. mb. 8. XI: Petri Damiani Opera. Vgl. Arch. XII 264; Iter

p. 164. f. 17 Leo IX. 8. d. J-L. 4210. f. 76 Alexander H. s. d. J-L. 4469. 538. ch, 8. XVI: De monarchia Siciliae u. a. 813. ch. 8. XVH: G. Valloy De Italiae exarchatu. Die Papsturkunden

Gelasius II. J-L. 6647, Honorius IL J-L. 7233, Innocenz

U. J-L. 7604 stehen auf f. 37'. 41. 44'.

Digitized by

Google

54 P. Kehr,

848. eh. 8. XVII: Discorsi diversi.

f. 317 sq. Della Monarckia di Sicüia e giurisdittione ecdesi-

astica nel regno di Napoli. f. 318' Urban H. 1098 VH 5. J-L. 5706. 859. eh. 8. XVII: Discorsi diversi.

f. 120 sq. Trattato di Mons. Sirleto sopra la chiesa di S. Maria Maggiore di Roma. 864. eh. s. XVII: Miscellanea.

f. 272 sq. G. Valla, De Italiae exarchaiu. Wie Cod. 813. 903. eh. s. XVI: 1. Chronicon patriarckarum Äquilegensium ^ vgl. Arch. XII 265. 2. lurisdictiones et redditus s. Äquileien. ecclesi^, 1386. 1262. eh. 8. XVI : Registrum archivi S. Ravennatis ecciesiae sub D. lulio Feitrio de Ruvere archiepiscopo reparatum. Vgl. Arch. XII 266. Für die Gesehichte des Archivs von Ravenna ist dies Inventar sehr wichtig.

Bibliotheca Reginae.

Das Inventar ist nicht besonders genau und ausführlich. Deß- halb sind neben der Beschreibung Montfaucon*s (ßibl. bibl. 1 14 sq.) die genaueren Angaben Dudik's (I 23 ff.) und Bethmanns (Arch. XII 266) den Gelehrten von jeher besonders willkommen gewesen. Was ich im Folgenden biete, kann sich zwar mit den Zusammen- stellungen jener nicht messen, bietet aber doch hie und da eine Ergänzung. Zur Geschichte der Bibliothek der Königin Christine s. Blume III 55 ff; Forcella IV 215 ff. Einiges auch bei J. v. Pflugk-Harttung Iter p. 142 ff. 58. mb. s. XIII: Prudentius u. a.

f. 82' Ex decretalibus epistolis quorumdam pontificum excerpta. 60. mb. s. XII ex.: Ivonis Carnoten. epistolae (f. 26' sq.).

f. 26' Urban II. (1090) XI 24. J-L. 5438. Urban II. (1090) XI 25. J-L. 5439. 69. mb. s. X: Alcuin u. a. Vgl. N. Arch. IH 151.

f. 111 Gregor I. 599 V. J-E. 1673. 79, mb. s. XTT ex.: Ivonis Carnoten. epistolae. 88. mb. s. XIH: Miscellanea. Vgl. N. Arch. HI 151.

f. 190 Calixt II. 8. d. J-L. 17108. 117. mb. s. XII: S. Cypriani epistolae. Am Ende (fol. ult.)

f. 128' CaUxt IL (1123) XI 21. J-L. . Calixt n. (1123 XI 21). J-L. . Calixt IL (1123 XI 21). J-L- .

Digitized by

Google

Papsturkonden in Born. n. ($8

CaUxt n. (1123) XI 21. J-L. . Calixt II. (1123) XI 21. J-L. ., aUe edirt von G. deManteyer inM^langes d'arch^ologie et d'histoire XVm 17 ff. 136. mb. Xin u. XIV: Petn Biesen, epistolae.

f. 65 n. 99 Alexander HI. s. d. J-L. . Ed. Gües p. XXI. 139. mb. s. XTT: Leonis I epistolae.

147. mb. 8. XTTI: Ivonis Camoten. epistolae n. a. VgL Forcella IV 219. f. 27 Concilium Lateranen; sub Paschale IL f. 77 Gregor I. s. d. J-E. 1289. 163. mb. s. XV: Regulae et constitutiones fratrum ord. S. Mariae

domus Theutonicorum de lerusalem. 169. mb. 8. XII: Hildeberti Cenomanen. epistolae.

f. 22 Honorius H. (1128) V 20. J-L. 7313.

171. mb. 8. XTT: Hildeberti Cenomanen. epistolae.

f. 75 Honorins H. (1128) V 20. J-L. 7313.

172. mb. s. XTT: Hildeberti Cenomanen. epistolae n. a.

173. mb. 8. XTT ex.: n. a. Monasterii ad Clusam Äntiquitates.

f. 24 Paschal 11. s. d. J-L. 6577. S. Anhang. 179. mb. s. XIEE: Alexandri III epistolae. Verzeichnet Iter p. 142,' vgl. Luchaire in Bibl. de la facultd VIII 31 ff. Cf. Vat. 9669. 189. mb. 8. XIII: Epistolae variae. Vgl. E. Berger Notice 8ur divers mss. de la bibl. Vaticane p. 2; Iter p. 144. f. 3 Alexander IH. (1169) VII 19. J-L. 11633. 215. mb. 8. X: Hieronymus u. a.

f. 1 Excerpta quaedam ex synodalibus gestis S. Silvestri pp. f. 10 Excerpta e pontificum Romanorum epistolis et condliis.

235. mb. 8. XII: Guibertus dbb, Novigenti u. a. Vgl. Iter p. 144.

f. 83' Leo in. 800 XII 25. J-E. 12504.

236. mb. 8. XTTT ex. : Hildeberti Cenomanen. epistolae (vgl. Reg. 289).

f. 71' Honorins II. (1128 V 20). J-L. 7313. 244. mb. 8. XII: Ärnulphi Lexovien. epistolae u. a.

f. 10 Alexander m. [1160 IV 1.] J-L. 10627. 246. mb. 8. XII: Hildeberti Cenomanen. epistolae etc. 248. mb. 8. Xni: Ivonis Camoten. epistolae. Voraus gehen

f. 1 Urban H. (1090) XI 24. J-L. 5438.

f. 1' Urban H. (1090) XI 25. J-L. 6439. 264. mb. 8. XII: Isidori sententiae n. a. Vgl. Iter p. 144.

f. 98 (nachgetragen) Engen IH. (1162) Vm 6. J-L. 9603.

Digitized by

Google

66 P- Kehr,

260. mb, s. Xu: 1. Ivonis Carnoten. sermones. 2. Mldeberii Cenoman. epistolae (f. 122'). f. 201' Honorius H. (1128) V 20. J-L. 7313. 263. mb. s. XIV: Petri Biesen, epistolae. Vgl. N. Arch. III 161. p. LXXXIX Alexander in. s. d. J-L. . Ed. Giles U" p. XXI.

Hinten angebunden (s. XII) Excerpla ex conciliis et decre- talibus epistolis. 278. mb. 8. XII: 1. Fulberti Carnoten. epistolae. 2. Hüdeberti

Cenomanen. epistolae (f. 42'). 285. mb. s. XIII : Lanfranci Cantuarien. epistolae. Vgl. Iter p. 144. 289. mb. 8. XIII: Hildeberti Cenomanen. epistolae (vgl. Reg. 236). f. 7 Honorius II. (1128 V 20). J-L. 7313.

291. mb. 8. XIII: Angebunden f. 104 (eh. s.XVI) ex vetusto libro

manuscripto quod allatum est ex bibl. Bellovacensi f. 123 Johannes VIII. 876 I 2. J-E. 3032.

292. mb. s. XIII: 1. S. Sixti Enchiridion. 2. Hugonis de S. Victore

tractatus. 3. Petn Damiani epistolae ad diversos amicos (f. 16 sq.).

293. mb. s. XII: Isidor.

f. 163 sq. Decreta Leonis 1. etc. 324. eh. s. XVI: Cyprian. Vgl. Iter p. 144.

f. 20' (nachgetragen) Alexander lU. (1173) IV 2. J-L. 12218. 340. mb. 8. XIII: Ivonis Panormia.

f. 157 (angebunden) Lucius III. s. d. J-L. 14952. 360. eh. s. XVI: Miscellanea. Vgl. Iter p. 144; Forcella IV 220. f. 11 Zacharias 748 II 18. J-E. t2281 inser. in Urban V.

(1370 VIII 1). f. 21 sq. Petri Damiani epistolae.

f. 21 Alexander II. s. d. J-L. 4469. f. 26 Nicolans II. s. d. J-L. 4423. 378. eh. 8. XVII: Miscellanea. Vgl. Dudik I 278; Iter p. 146; Forcella IV 222. f. 10 Celestin IL 1143 XII 29. J-L. 8465 aus Cod. Vallicell.

B 12 und Piatina II f. 47'. f. 17 Johannes XUI. 967 II 27. J-L. 3713 ex arch. n.

2628 = Vat. Arch. Arm. XXXII t. 14. f. 143 Gregor V. 997 I 28. J-L. 3873 ex Margarini = Vat.

Arch. Arm. LIV t. 1. f. 163 Alexander H. 1062 XII 12. J-L. I 669 ex Marga- rini = Vat. Arch. Arm. LIV t. 2.

Digitized by

Google

Papstarknnden in Korn. II. 57

383. eh. 8. X Vll : 1. De investituris regni utriusqus Sicüiae libri 2 auctore Dominica Raynaldo (an Clemens VIII). 2. Incerti auctoris Privilegium Monarchiae (f. 98).

f. 99 Urban H. 1098 VII 5. J-L. 5706. 3. Dominici Raynaldi Adnotata varia de Ferrariae ducatu a. a. 385 p. I. eh. 8. XVni: Portuen, €pisco2)i et S. Silvae Candidae etc. bullarum copiae . . ex rcgistro Gregmii IX. Abschriften der Privilegien für Porto aus Reg. Vat. t. XVIII (vgl. Nachr. 1902 S. 413). 386. eh. 8. XV XVII: MisccUanea. Aus dem reichen Material notire ich f. 72 sq. Descriptio bonorum abbatiae S. lohannis evang. de Eaienna (mit Inventar des Schatzes und der Bibliothek), f. 130 Nota di imperatori et pontifici che hanno privilegiata et donato beni alla badia di S. Giovanni di Marzano nella diocesi di Citta di Castello (vgl. Vat. Arch. Arm. XLIX t. 9. 10; Nachr. 1900 S. 376). Hier wird auch eine Ur- kunde Friedrichs II. wohl von 1237 V und deren Vor- urkunden Heinrichs II., Heinrichs III., Friedrichs I. und Heinrichs VI. erwähnt. 407. mb. 8. X: Collectio canonum. 418. mb. 8. X: Collectio conciliorum. Vgl. N. Arch. III 151.

f. 75 Johannes X. s. d. J-E. 3553. 423. mb. 8. XI: Cresconii Concordantia canonum. 446. mb. 8. X : Collectio canonum (vgl. Maaßen I 849). Der Anfang

fehlt. 460. mb. s. XIV: Synodalia. Vgl. Dudik I 281. 460. mb. 8. XIII: Vita Gregorii M. auctore Johanne diacono. Vgl. N. Arch. III 152. f. 125 Gregor I. (599 Vin). J-E. 1757. 498. mb. 8. XTT: Vitae Sanctorum u. a. Vgl. Iter p. 145. f. 28' Passio S. Mammetis m.

f. 32 Stephan II. 754 XII 4. J-E. f 2318. 620. mb. misc. Vgl. N. Arch. III 153; Iter p. 145; Forcella IV 228.

f. 8 Urban H. s. d. J-L. 6409. 659. mb. s. XIV: Gesta Trevirorum. Die Papsturkunden verzeichnet

Iter p. 145. 662. eh. 8. XV— XVI: Miscellanea.

f. 57 Innocenz II. (1141) VII 16. J-L. 8149. 666. mb. 8. X sq. : Varia. Die Papstbriefe verzeichnet Iter p. 145.

Digitized by

Google

68 P. Kehr,

596. mb. s. IX— XIH: Varia. Vgl. N. Arch. IH 153.

f. 31 Formosus 894 XI 13. J-L. 3499. 598. mb. 8. XIV: MisceUanea. Vgl. Iter p. 145.

f. 63 Gregorii epistolae, vgl. N. Arch. III 153. f. 76' Innocenz II. (1141 VH 16). J-L. 8148; 631. mb. s. XIV : 1. Balderid Bolen, Eist. lerosolymitana. 2. Vita b. Hugonis Gra^ianopolitani. 3. Vita S, Arnulphi Turo- nensis. f. 77' Innocenz H. (1134-36) IV 22. J-L. 7742. 673. eh. s. XVI: EttenJieimensis monasterii {dioc, Argentinen,) chartae.

Aelteste Papsturkunde Honorius III. 712. mb. s. XTTI in. : Roberti aliorumque historiae lerosolymitanae etc. Vgl. ForceUa IV 234. f. 86 Descriptio sanduarii sancte Lateranensis ecclesie. Auszug aus des lohannes diaconus Buch über den Lateran. 733. mb. eh. var. aet. p. I. 11: Miscellanea. Vgl. Forcella IV 235.

f. 49 (s. XI) Silvester H. s. d. J-L. 3914. 794. eh. s. XVII: Maphaei Vegii De basilica Vaticana libri 4. Vgl. Forcella IV 240.

848. mb. s. X: Collectio canonum. Vgl. Forcella IV 243.

849. mb. s. X: Collectio canonum,

863. mb. s. XIV: Miscellanea. Vgl. Iter p. 145.

Lucius ni. 1183 V 31. J-L. 14886. 881. eh. s. XVII: Chronicon $. ßenigni Divionen, (ed. Migne Patr. lat. CLXII 755). f. 43 Sergius I. 697 IH 25. J-E. 12134. 973. mb. s. XII: Collectio canonum. Vgl. Arch. XII 311; Forcella

IV 250. 976. mb. s. XIV: Decreta et concilia.

978. mb. s. XIH: Decreta Romanorum pontificum (a. S. Leone ad

Gregorium II). Vgl. Forcella IV 251.

979. mb. s. XII: Burchardi Coli. cati. Vgl. N. Arch. lU 117.

980. mb. 8. XII: Miscellanea. Vgl. E. Berger Notice sur divers

mss. de la bibl. Vaticane p. 34; N. Arch. III 153; Iter p. 145. f. 15' Eugen IH. (1152) V 24. J-L. 9579. Eugen m. (1152) V 24. J-L. 9580. 987. mb. 8. XII: Polycarp. f. 164 sq. Concilia. 992. mb. 8. XII : Ivonis Panormia.

1021. mb. s. IX ex.: Collectio canonum. Vgl. Thiel I p. XXIV. 1026. mb. 8. XIII: Pohjcarp.

Digitized by

Google

Papstorkanden in Born. n. 69

1038. mb. 8. X: Colleäio cawonwm (Pseudo-Isidor). Der Anfang fehlt.

1039. mb. s. Xni: Folycarp (nach Maaßen I 807 Cresconius). Am

Rand nachgetragen f. 43 Alexander UI. (1177) III 5. J-L. 14219 s. d. f. 130' Alexander UI. (1177) I 28. J-L. 13899 s. d.

Die beiden Stücke sind adressirt an Arnolf B. v. Lisieux

und datirt, nämlich J-L. 14219 mit Dat, Veste 111 non.

mart und J-L. 13899 mit Dat. Sipont. V kal. febr.

1040. mb. 8. IX: Colleäio canonum (vgl. Maaßen I 760).

1041. eh. s. XVn: Capitularia u. a. Vgl. Iter p. 145. f. 21 Hadrian I. 8. d. J-E. 2483.

f. 121 Leo IV. s. d. J-E. 2657. Leo IV. 8. d. J-E. 2599.

1043. mb. 8. X: Colleclio canowww (Dionysio-Hadriana, vgl. Maaßen

I 442).

1044. mb. 8. XTTI : Ronianorum pontificum epistolae tisque odLeonemM,

1045. mb. 8. X: Colleäio canonum (vgl. Maaßen I 739). 1054. mb. 8. XI: Pseudo-lsidor,

1116. eh. 8. XVIII: Leonis 1 epistolae.

1127. mb. 8. XI: Decreta. Concilia. Vgl. Forcella IV 252.

1283. mb. s. XHI— XIV: Miscellanea. Vgl. Iter p. 145.

f. 90' Martin I. 649 IV 24. J-E. f 2076. 1578. mb. 8. XI sq. Darin Cop. s. XII (vgl. N. Arch. III 153)

f. 49 Lucius ni. (1183) XII 9. J-L. 14952. 1580. mb. 8. XIII: 1. Ivonis Carnoteti. epistolae. 2. Hildeberti

Cenomanen. ^istolae. 1864. mb. 8. XII: Translatio S. Medardi u. a.

f. 78 Zaxjharias s. d. J-E. 2290. 1896. mb. misc. Vgl. Iter p. 145.

f. 3 Leo I. 8. d. J-K. 407 als Leo IV. 1961. eh. s. XV: S. lohannis Hierosolymitani equitum privikgia a SS. pontificibus concessa. Dies Chartular ist eng verwandt mit Bullarium sextum C ; der Schluß entspricht BuUarium quartum A. Vgl. Nachr. 1899 S. 383. 381. 1997. mb. 8. X: Collertio canonum (vgl. Maaßen I 526).

2099. eh. 8. XVI. XVn : Indices variarum bibliothecarum. Darunter

von S. Giustina di Padova, des Card. Sforza, S. Salvadore di Bologna, S. Salvadore di Messina u. a. Vgl. Forcella IV 257.

2100. eh. var. aet.: Miscellanea. Vgl. Forcella IV 257.

f. 99 Pärus MalliuSf Opusculum kistoriae sacrae (de SS. hch

süica S. Pari in Vaticano). l 150 lohannes UI. (660—73) V 13. J-E. f 1043.

Digitized by

Google

60 P. Kehr,

BibUotheca Ottoboniana.

Vgl* die Zusammenstellungen von Bethmann im Archiv XII 357 ff., von J. V. Pflugk-Harttung im Iter p. 137 ff. und die sehr ausführliche Beschreibung von Forcella Catalogo etc. 11. III. 14. mb. s. XII XTTT: Petri Damiani epist de Antechristo u. a.

Gegen Ende Decretalen Gregors I., Hormisda's u. a. 38. mb. s. XII: Collectio regulae canonicorum. Vgl. Arch. XII 357; Iter p. 137.

93. mb. 8. XII: Canonum conciliorum epistolarumque etc. collectio

(Pseudo-Isidor). Vgl. Arch. XII 358.

94. mb. s. XV: Gregorii I Dialogi et sermones etc.

f. 48 Gregor I. s. d. J-E. 1289. 125. mb. s. XIII : Guidonis Fabae dictamina. Vgl. Arch. XII 358.

Der hier citirte Brief Gregors steht f. 32 und ist natürlich

Gregor IX. 164. mb. s. XII: Ivonis Panormia. Vgl. Arch. XII 358. Am Ende

f. 149 Ex decretis Innocentü II et Alexandri HL 176. mb. s. Xni: Martyrologium et regula S. Benedicti (aus Fossa-

nova, resp. S. Lorenzo di Aversa).

f. 119' Innocenz III. 1214 IV 26 (für Fossanova). 238. eh. s. XVI : Collectio canonum. Vgl. Arch. XII 359. 261. mb. s. X: Collectio canonum. Vgl. Arch. XII 359; N. Arch.

XXVII 580. 276. eh. s. XVI: Nicolai I epistolae. Vgl. Iter p. 138; Forcella II 12. 284. mb. s. XII: Hildeberti Cenomanen, epistolae. Vgl. Arch. XU 359. 300. eh. s. XVI : Gregorii VII registrum. Vgl. Dudik I 276 ; Arch.

XII 359; ForceUa II 12. 312. mb. s. X: Collectio canonum (Dionysio-Hadriana nach Maaßen

I 442). Vgl. Arch. Xn 360; Forcella II 13. 317. eh. s. XV : Gregorii VII registrum. Vgl. Dudik I 276 ; Arch.

XII 360; Forcella II 13. 321. eh. s. XVI: Petri Damiani Liber Gomorrhianiis (und andere

Werke des Petrus Damiani). Vgl. Arch. XII 360.

f. 1 Leo IX. s. d. J-L. 4311. 332. mb. s. XV: Leonis I epistolae. Vgl. Forcella 11 13. 448. mb. 8. Xni: Liber dictaminum. Vgl. Arch. XII 360; Iter

p. 138. 458. mb. s. XV: Collectio conciliorum,

472. eh. s. XVII: Ivonis Carnoten. epistolae. Vgl. Arch. XU 360. 474. eh. s. XVI : Epistolae Romanorum pontificum. Vgl. Arch. XII

361 ; Forcella II 16. Beginnt mit Julius I. J-K 186.

Digitized by

Google

t^apstturkimden in Eom. II. gl

487. ch. 8. XVII: ÄS. pontificum huU^ ad diversos (von Johannes

XXTT. ab). Vgl. ForceUa H 18.

488. ch. s. XVI : Bullae $8. pontificum (von Innocenz IV. ab). * 528. mb. 8. XIV: Regula domus Theutonic^ hospttaiis s. Mari^ le-

rosolimitani. Vgl. Arch. XTT 361. 538. mb. 8. XIV: Statuta ordinis Cisterciensis. 614. ch. var. aet. : Miscellanea.

f. 28 sq. (s. XV) Petri Biesen, epistolae.

f. 63 n. 99 Alexander III. s. d. J-L. . Ed. Giles II»» p. XXI. 616. ch. 8. XVI : Ada pontificum sub lohanne XII etc. Vgl. Arch.

Xn 361 ; Forcella II 21. 687. mb. 8. XTT : Chartularium ecclesiae Engolismensis (f. 8 sq.). Vgl.

Arch. XII 362; Iter p. 138; Auvray in M^langes k me- moire de J. Havet p. 389.

f. 9 Paschal U. 1110 IV 14. J-L. 6261.

f. 10' Innocenz H. 1142 HI 8. J-L. 8207.

f. 11 Anastasius IV. 1154 H 13. J-L. 9832.

f. 12 Hadrian IV. (1155-58) IX 11. J-L. 10332.

f. 12' Hadrian IV. (1157-58) Vin 12. J-L. 10376. 689. ch. 8. XVI : Miscellanea.

f. 135 Alexander III. s. d. J-L. 14074 (im Auszug). 723. ch. 8. XVI: Compendium bullarum ex regestis ürhani V In-

nocentium VII. Auszüge und Abschriften aus den Bullen- registern, vorzüglich Bonifaz' IX. Vgl. ForceUa U 25. 729. ch. s. XVn : Iura diversa pro capittdo Lucano.

f. 50 sq. Sommario de' privilegi a. 1666. Inventar des Ka- pitelarchivs von Lucca. 731. ch. s. XVII: Maffei Vcgii De rebus antiquis niemorabilibus ba-

sUicae Vaticanae libri 4. Vgl. Forcella II 25. 735. mb. 8. XIII: Ivonis Carnoten. epistolae.

f. 1 Urban TL. (1090) XI 24. J-L. 5438. Urban U. (1090) XI 25. J-L. 5439. 751. ch. 8. XVI: Maffei Vegii De rebus antiquis memorahilibus basi-

licae s. Petri Boinae lib. Vgl. Forcella II 28.

764. eh. 8. XVII: 0. Panvinii libri 10 registri Gregorii VII. Vgl.

Forcella II 30.

765. ch. 8. XVI: Opuscula varia ecclesiastica. Vgl. Arch. XU 363.

f. 117 Concilium Martini papae. f. 275 (Deusdedit) Libdlus contra invasores etc. 778. mb. 8. XIV : Bullae et brevia Benedicti XI vel XII (Register Be- Äcdicts xn., Clemens VI., Innocenz VI). Vgl. Forcella 11 30.

Digitized by

Google

A

62 P. Kehr,

806. mb. var. aet.: Miscellanea. Vgl. Arch. XTT 363.

f. 80 Fragment des päpstlichen Formelbuchs, Tangl S. 242 2B0. Das Privilegium episcoporum (n. 4 = Tangl S. 250) ist hier gerichtet episcopo Melfitensi. 818. eh. s. XVI: Constitutiones episcopatus Sabinensis. Keine äl- teren Papsturkunden. 910. eh. s. XV: Collectio nominum abbatiarum quq in toto orbe con-

tinentur (Der Liber taxarum ed. DöUinger Beitr. II). Vgl.

Forcella H 35. 929. eh. s. XVII: Chronicon Aqiiilegense et Venetum (ex vetustis-

simo cod. bibl. Urbani). Vgl. Arch. XII 364. 944. eh. s. XVII: Petri Damiani Liber GomorrhianiiS.

f. 1 Leo IX. s. d. J-L. 4311. 975—978. eh. s. XVII : S. Äugustlni Sermones. Vol. I— IV. Darunter

die bekannten Briefe Leos I. 979. eh. s. XVII: Hildeberti Cenonmiien. epistolde. Vgl. Arch. XU

364. 980 p. I. n. eh. s. XVII: Innocentii III et IV epistolae. Vgl.

Arch. XII 364; Forcella 11 39. Abschrift des Cod. Vat,

Arch. Arm. XXXI t. 20 (vgl. Nachr. 1900 S. 367). 985. eh. s. XVII : Diversa privüegia pontißcum et regum pro Terra

sancta et Sepulchro, Abschrift des Chartrdars von S. Sepolcro

Cod. Vat. 4947. Vgl. Arch. XU 364. 1060. eh. s. XVI : Bullae aliquot ss» pontißcum antiquonim. Jüngere

Bullen für S. Salvatore di Leceto bei Siena (S. Salvatoris

Silvae Lacus). 1093. eh. s. XVII: Bullarum quarundam lohannis XXIII rubriceh

lae. Item bullarum Clementis VI, Innocentii VI, Bonifatii IX,

Imtocentii VII, Gregorii XII et Martini V. Indices, soweit

ich sehe, zu den Bullenregistern. Vgl. Forcella II 49. 1105. eh. s. XVI: Ävellana. Vgl. Arch. XII 365; Forcella II 50

(Günther praef. p. XXVH). 1109. eh. s. XVII: Collectanea de regno et monarchia Sicüiae.

f. 1. 119'. 209' ürban IL 1098 VII 5. J-L. 5706.

f. 315 Alexander III. 1171 VHI 20. J-L. 11901 ex actis magnae curiae Cataniae. 1566 VIII 7. 1287. 88. eh. s. XVIH: Miscellanea p. L IL Vgl. Forcella U 63.

p. n f. 256 sq. Excerpta ex archivo monasterii S. Zachariae Venet.

f. 269 Eugen IH. 1161 IX 26. J-L. 9494. f. 272 Hadrian IV. 1157 H 18. J-L. 10258 cit. Alexander IH. 1181 in 21. J-L. 14377 Extr.

Digitized by

Google

P>l>6üulma<ca in Bom. H 63

t 273 Lodns HI. 1183 VH 6. J-L, 14896 cit. -.- -^ t 274 ürban EIL 1187 U 17. J-L. 15938 cit. 1418. eh. s. XVI: Ändreae DanduU Historia Veneia, VgL Arch.

XII 366. Darin die bekannten Papstorknnden. 1443. cL 8. XV : Urbani V registrum : De praebendis vacapUäms a, IX. 1472. mb. 8. XTTT: Miscellanea. Den genauem Inhalt gibt Arch.

Xn 366. VgL Forcella H 73. 1625. eh. 8. XVI: Epistolae nonnuüae Romanornm pontlficum. Vgl.

Arch. xn 367 ; Foreella 11 80. Die ältesten von Innocenz HI. 1721. eh. 8. XVII: Consta utiones Tdedanae ecclesiae. Keine älteren

Papstnrknnden. 1739. eh. 8. XV: Formulantnn diplontatum Bonmnonon pontificnm

excerptorum ex regestis lohannis XXIII, Martini V et Eh-

genii IV. Systematisch nach Materien. Die Rabrik Confir-

mationes ergab indessen keine Vomrkonde. 1761. cL 8. XVI— XVH: Miscellanea. Vgl. Arch. XH 367; Iter

p. 138. Die Papstorkonden erst s. XTTT. 1863. eh. var. aet. : Miscellanea. Vgl. Foreella 11 87.

f. 185 sq. Maffei Vegii De rebus inetnorabilibus basilicac S. Petri Über I et pars libri IV. 1869. 1872: Index librorum bibl. Altaempsianae nach Arch. XTT 367. 1904. eh. 8. XV: Bibliothecae Palatinae inventarianh VgL Arch.

xn 867; Forcella 11 92. 2306. eh. s. XVI: Historia Trium tabernarum et oppidi Catanzarii

in Brutiis, quomodo edificatum fuerit. Vgl. Vat. 4936.

f. 6' Gregor I. 592 Vni. J-E. 1202.

f. 12' Calixt n. 1121 I 14. J-L. 6890.

f. 14 CaUxt n. 1121 XII 28. J-L. 6940. 2324. eh. s. XV : Leonis I epistolae. Beginnt mit J-K. 406. Vgl.

Forcella H 113. 2326. mb. s. XVI: Bepertoriiim alphahet. ord. omnium quae in tabu-

lario reipablic^ Venet^ reperiimtiir. Vgl. Arch. XII 368. 2328 p. I. eh. 8. XVII: Monumenta spedantia ad abbatiam S. Mariae

de Vangaditia. Vgl. Arch. XII 368.

f. 80* Calixt II. 1123 ni 6. J-L. 7019.

f. 81' Alexander III. 1177 V 7. J-L. 12831.

f. 82' Celestin ni. 1196 VI 26. J-L. 17410.

f. 84 Celestin III. 1196 VI 26. J-L. 17410 inser. in Ale- xander VI. 1495 m 5.

f. 88' Alexander UI. 1177 V 7. J-L. 12831.

f. 112 Celestin IH. 1196 VI 26. J-L. 17410 inser. in Calixt III. 1455 VI 3. Vgl. Nachr. 1902 S. 509 (Eeg. Lat. 502).

Digitized by

Google

64 P. Kehr,

2337. 2338. eh. s. XVI: Formularia hidlarum aimtolkurmn (s. XVI).

2343. eh. s. XVII : Summarium quarunidam hullarum I et II anni pontifi<;atus Innocentii VIL Sammariom des Alexander Ray- naldus aus den Reg. Lat. Vgl. Forcella 11 116. S. Nach- träge zu den röm. Berichten.

2355. eh. s. XVII: Index codd. bibl Sfortian^. Vgl. Arch. XII 368.

2365. eh. s. XVI sq.: Varia. Vgl. Arch. XII 368; Forcella II 117.

2366. eh. s. XVII: Varia. Vgl. Arch. XII 368; Iter p. 139; For-

cella n 118.

f. 311 sq. : Gregorii VII epistol^ nonnull^. 2408. eh. s. XVni : Origine progresso et stato prescnte deJV Ärchicon-

fraternitä di S. Maria in Portico, Grazie e Consolazione. Vgl.

Forcella II 121.

f. 7 cit. Indulgenzen Alexanders II. 1061, Gregors VII. 1073 und Celestins III. 1198. 2419 p. I. II. eh. s. XVI sq.: Materie politiche etc. Vgl. Forcella

II 130. In p. II Urkunden für die Grafen von CoUalto und

für Kloster Nervesa.

2422 p. I. II. eh. s. XVI sq. : Miscellanea (Lettere della Nunziatura

di Colonia ed altre materie politiche). Vgl. Arch. XTT 368. p. II f. 607 ff. Verzeichnis der Privilegien für S. Maximin bei Trier.

2423 p. I— in. eh. s. XVII: Miscellanea. Vgl. Iter p. 139. p. III f. 745 Alexander III. (1163) IV 22. J-L. 10852.

f. 746 Celestin III. 1196 V 28. J-L. 17393. 2447. eh. s. XVU: Miscellanea. Vgl. Forcella II 142.

f. 111 De Monarchia Sicida. 2467. eh. s. XVII : 1. Summarium lihri pi^mi quorum originalia sunt

in Castro S. Ängeli (vgl. Piatina). Vgl. Forcella II 197. 2498 p. I— III. eh. s. XVn: Miscellanea. Vgl. Arch. XII 368;

Forcella 11 219. 2508. eh. s. XVI: Gregorii VII registrum. Vgl. Arch. XII 368;

Forcella II 224. 2516. eh. s. XIV : Fragmentum registri Clementis V a. I etc. Vgl.

Reg. Clementis V Proleg. p. LXXI sq., Forcella H 228.

f. 126 hiventarium tliesauri Rom. ecclesiae, vgl. Ehrle in Arch. f. Litt. u. Kirchengesch. I 4. 2521. eh. s. XVH: Miscellanea. Vgl. Arch. XH 369.

f. 146 sq. G. Valla, De Italiae exarchatu. Vgl. Cod. Vat. 6202. 2528. eh. s. XVn : Miscellanea. Zuerst Auszüge aus den Registern

Johannes' XXIII u. a. Vgl. Forcella 11 230.

f. 233 sq. G. Valla, De Italiae exarchatu. Vgl. Cod. 2621.

Digitized by

Google

Papstnrkunden in Hom. H 65

f. 271 sq. Ada nonnuUorutn ponHficum sub Joanne XJJ etc.

2542. eh. 8. XVni: Index scriptur. bilL Ältempsianq. Vgl. Arch. Xn 369.

2543. ch, 8. XVni: Inventario deUa libreria della regina di Sveda.

1689. Vgl. Arch. XH 369.

2544. ch. 8. XVni: Indice della bibl Ottoboniana. Vgl. Arch. XH

369; Forcella H 232.

2546. mb. var. aet. (s. XIH-XIV). Vgl. Arch. XH 369; E. v. Ottenthai in Mitt. des öst. Inst. V 135 ff.; Kaltenbrunner in Mitt. des öst. Instituts, Ergbd. I 386; N. Arch. XIV 368; Forcella II 233.

2548 B. ch. s. XVII: Rubricellarum hdlarum lohannis XXIII, B(h nifacii IX, Innocentii VII, Gregorii XII, Martini F. Ru- briken der Vaticanischen (Bullen- und Cameral)register dieser Päpste. Vgl. Ottob. 1093.

2565. ch. 8. XVII: Chronicon urbis Faventinae. Vgl. Arch. XTT

369; Forcella IH 1.

f. 247 Pergament spedantes ad s, sedem apostolicam repert^ inter scripturas heredum D. Bernardini Äzurrini de Fcb- ventia (von Fei. Contelori ins Engelsburgarchiv über- tragen). Vgl. Vat. Arch. Arm. XXXVI t. 38 f. 555 (Nachr. 1900 S. 373).

f. 250. 256 Ex fragmentis archivi DD, de Manfredis . opwd minores conventuales S, Francisci de Faventia,

2566. ch. s. XVrH: Ändreae Danduli Chronicon Venetum.

2611. ch. s. XVI: Ä. Cecearelli, Historia deUa ndbüissima et antica

casa Conti (1579). Vgl. Forcella III 14. Keine Papst- urkunden. 2643. ch. s. XVI: Genealogia regum Sicüiae et de Monarchia (einst

alter Archivband n. 205 = Arm. XXXV 1. 174, vgl. Nachr.

1900 S. 371).

f. 60 Urban H. 1098 VH 5. J-L. 5706. 2647. ch. s. XVI: Miscellanea. Vgl. Arch. XII 369.

f. 50 Privüegia eccl. mona^terii S. Trinitaiis de Venusio, mit dem Regest von Nicolaus 11. J-L. 4408. Vgl. Vat. 7140. 8222.

f. 60 Privüegia eccl. ntonasterii S. Stephani del Bosco ord. Cartusien.

f. 86 Ex privilegiis S. Martini de Neapoli ord. Cartusien. 2649. cL 8. XVII: (Fei. Contelori) Concordiae inter Älexandrum

III et Fridericum I imp. etc. (ed. 1632). Vgl. Arch. XII

369; Forcella IH 21.

IffL 6m. a. WiM. Nftohriehtra. PkUolog .-hiitor. Dum 1008. Hill L 5

Digitized by

Google

66 1*. Kehr,

2651. eh. s. XV: Liber taxarum (ed. Döllinger Beitr. II). Vgl.

Forcella III 21. 2764. eh. 8. XVni: Miscellanea t VI. Vgl ForeeUa IH 64.

f. 2 Notizie aUorno alV antica chiesa di S. Miniato al Monte etc.

2936. eh. s. XVI XVH : Donationes divers^ faäq S. B. E. etc.

(Confaloneri's Auszüge aus dem Cendus). Vgl. Arch. XII 369; Forcella ni 79.

2937. eh. 8. XVII: Varia diplomata et aäa ad regnum utriiisque Si- cüiae pertinentia. Von Honorius IV. ab.

2938. mb. s. XVI : lAber pontificalis des Cardinais von Aragon. Vgl. Duchesne Le Liber pontificalis 1. c.

2939. eh. s. XVI: Privilegia S. loannis HierosoUmitani. Vgl. Reg.

1961. Vome ein Index. Fol. 14 beginnen die Texte.

f. 42' Urban IH. (1186-87) VH 16. J-L. 15896 inser. in

CaUxt m. f. 44 Lucius III. 1184 II 29. J-L. 14989 inser. in Calixt IH. f. 81 Urban in. (1186-87) VII 16. J-L. 15896. f. 82 Urban IH. 1186 lU 12. J-L. 15551. f. 99 Registrum privilegiorum religionis S, lohannis Hieros(h

limitani. Repertorium in prioratu Tholose,

2940. mb. s. XIV sq. : Varia de regnis Siciliae (Investitur^ et privv- . legia regni Sicili^). Vgl. Arch. XII 369 ; Capasso inArch.

stör. Napol. IX 332 und J. de Blasiis Chron. Siculum in- certi authoris 1887. Dies ist der von D. Braynaldus (Arch. Vat. Arm. XXXV t. 61) und von Contelori (Cod. Barb. XXXII 264) als Historia Siciliae: Lib. D nr. 454 bezeich- nete Codex.

f. 18' Anaclet U. 1130 IX 27. J-L. 8411. 2943. eh. s. XVI XVII: Iura sedis apastolic^ ad insulam Siciliae pertinentia. Vgl. Forcella III 79.

f. 3' Innocenz H. 1139 VU 27. J-L. 8043. Desumptum est hoc diploma ex codice basilicae S. Petri in Vaticano, der leider nicht mehr aufzufinden ist: es ist derselbe Codex, den Panvinio und Massarello (vgl. Nachr. 1898 S. 507) benutzt haben. 2960. eh. s. XVIII: Bart. ChioccarellOy Siimmarium scripturarum ar-

chivii regie iurisdictionis Neapolitani (ed. 1721). 2951. eh. 8. XVI: Chartularium comitum Campaniae. VgL Arch.

Xn 370. 2960. mb. s. XIV: Martyrologium canonicorum Bemensium. Vgl. Arch. XII 371.

Digitized by

Google

Papstorknnden in Rom. IL 67

2966. mb. misc. : Chartularium S. Mariae Biesen, s. "^177 (f. 18). Vgl. Arch. XII 371 und Mölanges d'arch. et d'hist. VI 451 «. f. 34 Alexander lU. (1171—80) VÜI 11. J-L. 13662. Alexander ni. (1160—76) V 31. J-L. 12577. Alexander m. (1171—80) Vni 11. J-L. 13653. f. 34' Alexander Ul. (1171—80) VÜI 11. J-L. 13564. Alexander HI. (1171—81) V 16. J-L. 14290. Alexander UI. (1171—80) VIII 12. J-L. 13665. Alexander HI. (1171—81) V 14. J-L. 14289. f. 35 Alexander III. (1171—81) I 24. J-L. 14250.

Alexander m. (1171—80) VIU 12. J-L. 13556. Alexander UL (1178—79) IV 9. J-L. 13259 (mit F. keil, april.). f. 35' Lncius III. (1184) V 19. J-L. 16045. Lucius m. (1184) V 18. J-L. 15044. f. 36 Hadrian IV. (1157-69) IV 22. J-L. 10511.

Celestin lU. 1196 V 3. J-L. 17237. f. 36' Lucius m. 1183 IH 15. J-L. 14857. f. 37' Anastasius IV. 1154 V 10. J-L. 9896. f. 38 Alexander UI. 1166 V 15. J-L. 11191. f. 38' Hadrian IV. 1166 XU 27. J-L. 10106. f. 39 Engen HI. 1146 m 26. J-L. 8723. f. 39' Innocenz II. 1132 II 14. J-L. 7643. S. Anhang, f. 40 Calixt n. 1123 III 19. J-L. 7026. 3008. mb. 8. Xn. Vgl. Arch. XU 371; N.Arch. HI 154; Iter p. 139; ForceUa III 86.

f. 1 sq. Petri Biesen, epistolae ( 93, bricht mitten im Text ab), f. 80 sq. Die Churer Briefsammlong. Ed. Ewald im N.

Arch. in 169 fF. f. 83' Decreta InnocenUi IL (Synode von 1139). 3025. eh. et mb. var. aet. : Miscellanea. Vgl. Arch. XII 371 ; Iter p. 139; Forcella lU 87. f. 10 (s. XV) Hadrian IV. s. d. J-L. 10393. f. 37 (8. xn) Hadrian IV. s. d. J-L. 10575. 3027. mb. s. XIII : Liber decretcUium Alexandri III. Vgl. Forcella

ni 88. 3053. eh. 8. XVI: Varia scripta Älphonsi Ceccarelli de Bevagna. Vgl Forcella III 89. Keine, auch keine falschen Papst- orhunden. 3057. mb. 8. XTT : Albini pauperis Scolaris Digesta. Vgl. Arch. Xu 372; ForceUa HI 88; N. Arch. HI 154. Ausführliche In- haltsangabe im Iter p. 139.

5*

Digitized by

Google

68 *. Kelir,

3058. mb. s. XIV: Constitutionen von Aragon. Vgl. Arch. XII 372. 3078. eh. s. XV : Liier pontißcalis des Card. v. Aragon. Vgl. Arch.

XII 372; Iter p. 141; Forcella HI 90; L. Dachesne Le über

pontificaUs H p. XXXVIII. 8079. mb. 8. Xin. Vgl. Arch. Xn 373; Forcella HI 91.

f. 1 Infeudatio Sidliae.

f. 6' sq. Amülfi Lexovien. epistdae.

f. 15 Alexander HI. (1160 IV 1). J-L. 10627. 3060. cL s. XVll : Collectio iurium s. sedis (wohl Aaszng ans Cen-

cins). Vgl. ForceUa HI 92.

f. 423 De monarchia SicUiae.

f. 423 Urban H. 1098 VH 5. J-L. 5706.

3082. mb. s. XV : Liber pontificalis des Card, v, Aragon. Unvoll-

ständig, bricht f. 104' ab. Vgl. Forcella HI 93; L. Du- chesne Le Liber pontificaUs 1. c.

3083. eh. s. XV: Chartularium eccl. Äurelianen. VgL Arch. XTT 373. Papstorkonden erst von Honorins IV. «m.

3139. cL s. XVni: Miscellanea. Vgl. Forcella III 105.

f. 172 sq. Diplomata Senensia exscripta cura Uberti Benevo- lentii Senensis ex eius urbis archivis.

f. 189 Engen III. 1147 I 13. J-L. 8992.

f. 192 Innocenz n. 1140 IV 18. J-L. 8090.

f. 193' Anastasins IV. 1153 X 23. J-L. 9748.

f. 196' aemens LEI. 1188 II 19. J-L. 16150.

f. 202 Alexander m. 1169 V 16. J-L. 11622.

f. 209' Hadrian IV. 1166 VII 21. J-L. 10090.

f. 212' Alexander LEI. 1176 VI 22. J-L. 12718.

f. 214 Clemens in. 1188 I 28. J-L. 16143.

f. 215' Alexander III. (1166—79) V 17. J-L. 13228.

f. 246 Celestin HI. 1193 VI 17. J-L. 17018. 3153. eh. s. XVni: Miscellanea. Vgl. Forcella HI 111.

f. 157 sq. Index scripturarum existentium in Castro 8. Angeli

in Camera thesaurarii (ed. Montfaacon Bibl. bibl. I 202 sq.). 3172. eh. s. XVIU: Miscellanea. Vgl. Arch. Xn 374. Keine äl- teren Papstorkonden. 3195. 3196. eh. s. XVIII : Index omnium opuscviorum et scripturarum

qu^ habentur in mss. bibl. olim card. Dominici Passionei a litt.

A ad litt. L et a litt. M ad IM. Z. Vgl. Arch. XU 374 3295. mb. s. X : Canones diver sorum conciliorum. Vgl. Arch. XTT 374. 3298. mb, s. XIII: Ivonis Carnoten. epistolae. Vgl. Arch. XII 374.

f. 4' Urban IL (1090) XI 24. J-L. 5438.

f. 5 Urban H. (1090) XI 25. J-L. 5439.

Digitized by

Google

Papstorkimden in Rom. 11. 69

3382. eh.: CoUedio epistolarum et btillarum (nach dem Index). 3390. eh.: Miscellan. continens bullös privilegia ete. (naeh dem Index). Beide Bände sind jetzt in der Yaticana.

Bibliotheca Oapponiana.

Den Katalog der einst der Familie Capponi gehörenden Bib- liothek gab Gr. Salvo-Cozzo Rom 1897 heraus. Vgl. auch For- cella Cat. IV. Die Sammlung enthält für uns so gut wie nichts. 164. eh. 8. XVI— XVn: Miscdlanea.

f. 145' Alexander HI. (1168 V 22). J-L. 11404.

f. 146 Alexander m. (1171) IV 24. J-L. 11889.

f. 147 Alexander in. (1170 IX 16). J-L. 11836.

f. 148 Alexander HI. (1166 XU 20). J-L. 11302. 166. eh. 8. XVII: Miscellanea.

f. 117' (f. 126') Gregor VH. 1077 VI 9. J-L. B038.

Bibliotheca Borghesiana.

Von der 1891 erworbenen Bibliothek des Fürsten Borghese ist der größere Teil, die Archivalien, in das Vaticanische Archiv gekommen (vgl. Nachr. 1900 S. 396). Ueber die der Bibliothek einverleibten Hss. gibt Auskunft der Catalogo dei codici antichi conservati negli armadi TT e Uü. 1884. Die historischen Hss. hat P. Ehrle verzeichnet im Archiv für Litteratur- und Kirchen- geschichte I 151. Vgl. auch G. Calenzio Dei manoscritti Borghe- siani in Omaggio della Bibl. Vaticana nel giubileo episcopale di Leone XIII.

Museum Borgianum.

Im Mai 1902 ist das Museo Borgia aus der Propaganda fidei in die Vaticanische Bibliothek übertragen worden und seit- dem der gelehrten Forschung weit zugänglicher als an seinem alten Sitz. Allerdings ist ein ausreichendes Inventar noch nicht vorhanden, und der Forscher ist auf den provisorischen Index an- gewiesen, der nur einen ungefähren Begriff der vorhandenen Ma- terialien gibt. Obwohl der Werth dieser Sammlung bekanntlich in ihren Orientalia liegt, so ist doch auch die Zahl der lateinischen Codices nicht unbeträchtlich und, wenn ich nicht irre, auch nicht ohne Werth. Wer mehr Zeit hat, wird vielleicht ein gutes Werk thun, wenn er einmal die lateinischen Handschriften genauer durch- sieht. Ich habe mich begnügt, diejenigen Handschriften , die nach ihrem im Index angegebenen Titel etwas zu versprechen schienen, flüchtig durchzusehen. Ich habe dabei doch manches wichtige Ma-

Digitized by

Google

70 P. Kehr,

terial gefanden. Die Borgia's, besonders Stefano Borgia, ge- hörten zvL jener Greneration fleißiger Sammler des 18. Jahrhunderts ; zahlreiche Abschriften hat er anfertigen lassen und solche z.B. auch von Gralletti bekommen. Fanden sich solche mehr oder minder reichlich in den zanächst anzuführenden Handschriften, so war die Ausbeute aus den ungebundenen und noch unsignirten Carte Borgiane noch viel stattlicher. Das ist der eigentliche gelehrte Nachlaß des Cardinais, seine Notizen, Scheden, Entwürfe mit zahl- reichen Abschriften, die ich, Dank der Güte von P. Ehrle und von Don Griov. Mercati freundlich unterstützt, in aller Eile durch- gesehen habe. Ihre gründliche Sichtung wird vielleicht noch die eine und andere Abschrift an den Tag bringen. 36 (H IV 4). eh. s. XVII: Variae Romanorum pontificum conces- siones (ex libro vicariatuum Innocentii VIII. etc.). Ich vermute daß der Band einst dem Vaticanischen Archiv ge- hörte.

271 (M ni 40). eh. s. XVIII: Trattato crüico sul dominio ddla

8. Sede in Benevento.

272 (M ni 41): Istoria della chiesa e ciUä dt Vdletri descritta in

4 libri . . da Alessandro Borgia. In Nocera 1723, Das be- kannte Werk. Darein sind Notizen, Abschriften, Briefe eingelegt, deren Durchsicht dem Historiker von Velletri von Nutzen sein mag.

273 (M III 42). eh. s. XVII: Exemplaria diplomatum quae in ta-

bulario servantur monasterii Clarevallis prope Mediolanum. Ein wichtiges Copialbuch des Klosters Chiaravalle bei Mailand und vielleicht identisch mit dem verschollenen Liber privi- legiorum T (s. Nachr. 1900 S. 110 zu Nr. 25). p. 1 Innocenz IL 1189 XI 18. J-L. 8052. p. 4 Eugen HI. 1148 VI 30. J-L. 9276. p. 6 Eugen IIL (1146) V 14. J-L. 8920. p. 6 Alexander m. 1170 XII 21. J-L. 11857. p. 9 Alexander III. (1174) I 11. J-L. 12327. p. 10 Alexander UI. (1174) I 20. J-L. 12332. p. 11 Alexander in. (1180) in 13. J-L. 13630. p. 13 Urban UI. (1186—86) XII 13. J-L. 15497. p. 14 Urban UI. 1187 UI 4. J-L. 15948. p. 17 Urban UI. (1186—87) II 24. J-L. 15796. p. 18 aemens ni. 1188 IV 21. J-L. 16215. p. 21 Celestin ELI. 1192 VI 17. J-L. 16908. p. 78 Lucius ni. (1185) HI 21. J-L. 15391 inser. in Ale- xander IV. 1256 Vn 6.

Digitized by

Google

Papstnrkmideii in Rom. II. 71

274 (M IV 1): Vaticana confessio b. Petri . . iUustrata opera et studio Stephani Borgiae. Bomae 1776. Das bekannte Werk, aber mit Einlagen, Briefen, Notizen und Correcturen. Ich notirte mehrere Abschriften von Inschriften; die beiden ersten sind Consecrationsinschriften Celestins III. 1195 XI 26 (für S. Salvatore deUe Coppelle) und 1196 V 12 (für S. Eustachi©) ; endlich zu CCXLII noch eine Abschrift von Gre- gor ni. s. d. J-E. 2254.

279 (M IV 6). eh. s. XVJJLl: Liber in quo exemplata ac in unum congesta hahentur omnia diplomata tarn pontificia quam impe- rialia ac regia quae in Area communitatis asservantur etc. per D. Bartholomeum CHanneitasium abbatem cangreg. Montis Vir- ginis in Monasterio S, Johannis de Ärgentio. Ein großes Co- pialbuch von Benevent. Die Papsturkunden beginnen darin mit dem XIII. Jahrhundert, die Eönigsurkunden setzen mit den Normannen Wilhelm und Tancred ein.

282 (M IV 9). eh. s. XVIII: Copia di un antico manuscrüto delV istorie de Camerino. Im Anhang Carte copiate daiV archivio di Matdica (von Innocenz III ab).

290 (M IV 17). eh. s. XVIII: Bella donatione della contessa Ma- tilde. Handschriftliche Materialien zu einer Biographie der Gräfin mit vielen Abschriften aus den päpstlichen Registern, dem Regestum Farfense, der Margarita von Corneto (von Qtdletti), Auszügen aus Büchern. Selbständigen Wert hat darunter vielleicht die Abschrift von

Paschal 11. 1109 IV 29. J-L. . Ed. Arch. stör. ital. XXn 384. Die Copie ist genommen aus dem Notariatsact von 1267 im Comunalarchiv in Terni (vgl. Nachr. 1898 S. 360).

292 (M IV 19). eh. s. XVIII: Miscellanea sui dominii della S.Sede. Mit vielen Abschriften aus den päpstlichen Registern, aus Monte Cassino, La Cava, Castel S. Angelo (darunter auch Eaiserurkunden). Der Band enthält u. A. Collectio monu- mentorum super dominio S, Sedis (Regesten meist aus Cen- cius). Volumen rerum Beneventanarum extradum ex Armario B (Arm. XV c lU n. 22) mit einem Index des Bandes. Es folgen dann Abschriften von

Gregor Vn. 1074 IH 22. J-L. 4846. Gregor VII. 1074 IH 20. J-L. 4843. Paschal n. 1109 IV 29. J-L. . S. Cod. 290. Celestin HI. 1195 XH 15. J-L. . Ed. Crescimbeni p. 218. Abschrift Galletti's aus dem Original im Lateran.

Digitized by

Google

i

72 P- Kehr,

Endlich Benedict VHI. J-L. 4030 und Johannes XVIII. J-L.

3954 ans Drucken. 293 (M IV 20). eh. s. XVIII: Miscdlanea spettante a Benevento. Enthält a. a. Constitntiones ecdesiae metropolitanae Bene- ventanae 1355 1371, Abschriften ans dem Chronicon S. So- phiae von der Hand GraUetti's nnd folgende Abschriften von Papstnrkonden :

Alexander JH. (1176—78) II 23. J-L. 13007 aus Orig.

Alexander HI. (1175) ni 21. J-L. . Ed. Miscell. Cas- sin. 1899 S. 79 n. 31. Aus Reg. Petri diaconi.

Paschal II. 1101 XI 30. J-L. 5879 ex schedis Garampi^). Endlich Listen der Kirchen von Benevent (z. Th. ex processu a. 1272 in Arch. Vat. secreto) und Iscrizioni che esistono nel palazzo consolare di Benevento. 296 (M IV 23). eh. s. XVIII: Miscellanea spettante a Benevento. Mit sehr wichtigen Zusammenstellungen über das Kapitel- archiv in Benevent. Besonders wertvoll sind die Inhalts- angaben der Copialbücher

1. Index vol. XXVII intitulati Bullarium sdedum.

2. Index vol. XXVUI intitulati Audarium bullarii selecti,

3. Index vol. XXIX intitulati Appendix ad audarium

bullarii seledi. Ueber diese Copialbücher s. Nachr. 1898 S. 50. Es folgen dann Beschreibungen und Inhaltsangaben mehrerer Bene- ventanischer Handschriften. Ferner eine Abschrift von Urban III. 1187 HI 26. J-L. -. Ed. Nachr. 1898 S. 82 n. 16. 298. 299 (M V 1. 2). eh. s. XVII: Infeudationes locorum Status ec- clesiastici tom. I. II (mit dem alten Titel Index locupletissi- mus vicariatuum et infeudationum . . quae reperiuntur descrtp- tae in libris investiturarum archivi castri S, Angelt). 812 (M V 15): Baccolta di privileggij bolle ed aitri atti publici spet- tanti alla citta di Velletri. Meist Drucke jüngerer Papst- urkunden, darunter aber auch ein mir unbekannter Einzel- druck s. XVI von

Paschal n. 1101 IV 6. J-L. 5865 (aus Orig.). 315 (M V 19). eh. 8. XVIII: Istoria delV antichita e nobiltä della dtta di Ferentino. Ohne Urkunden.

1) Aber in den Scheden Garamprs im Vat. Arch. fand ich die Urkunde nicht Ich yermnte, Borgia's Quelle war der jetzige Cod. Vat. 9115 (G.Marini's Scheden), TgL oben S. 28.

Digitized by

Google

Papstnrkanden in Robl II. 73

Ergiebiger noch als die Handschriften sind die Carte Borgiane, die noch angebundenen and angesichteten Papiere des Nachlasses von Stefano Borgia, mit zahlreichen Abschriften and Notizen. Sie enthalten teils Materialien für seine im Drack erschienenen Werke teils Materialien für neue gelehrte Unternehmungen. Daraufhin einmal den gesammten Nachlaß zu untersuchen, möchte sich wohl verlohnen, denn, wie bereits bemerkt, Borgia hat sich zahlreiche Abschriften wichtiger Documente verschafft, die noch heute manche Lücke ausfüllen könnten. Für unsre Absichten erwiesen sich hauptsächlich zwei Materialiensammlungen von Wichtigkeit.

1. Herum maritimarum dominationis pontificiae moiftimen^a betiteln sich mehrere Faszikel mit zahlreichen Copien. Es sind Vorstudien und Materialien zu einer Geschichte der päpstlichen Herrschaft in den Seestädten, sowohl am tyrrhenischen wie am adriatischen Meer. Sie sind nach Städten geordnet: Porto Ostia Gaeta u. 8. f., Fano Ancona Fermo Ravenna Comacchio u, s. f. Viele dieser Abschriften und Notizen sind aus der ge- druckten Litteratur genommen, die Gregorbriefe aus der Ausgabe des Registers, die Leo III- Briefe aus Cenni's Ausgabe des Codex Carolinus u. s. f. Daneben aber hat Borgia die Archive selbst aufgesucht. So stieß ich auf ein Faszikel mit Urkundenabschriften aus Ancona mit der Aufschrift „Dali' archivio del capitolo di Ancona trascritte nel settembre del 1770, quando fui in Ancona di passaggio per Venezia in compagnia del card. Giov. Paolo Borgia mio fratello". Andere Abschriften besorgten ihm seine gelehrten Freunde. Wer also sich mit der Geschichte der Mari- tima oder der päpstlichen Seestädte beschäftigt, wird an diesen Sammlungen Borgia's nicht vorbeigehen dürfen. Ich, der ich mich mit einer sehr summarischen Durchsicht habe begnügen müssen, verzeichne hier kurz diejenigen Faszikel, aus denen ich für unsre Sammlung der altern Papsturkunden Material fand. Die aus Drucken entlehnten Abschriften lasse ich natürlich bei Seite.

a. Terracina. Leo IX. 1053 V 29. J-L. 4298 (ex. reg. Petri diac). Alexander 11. 1067 V 10. J-L. 4630 (ex reg. Petri diac.).

b. Ancona, Alexander HI. 1177 VI 28. J-L. 12873. Lucius m. 1184 VI 17. J-L. 1B0B6.

c Rimini. Nicolaus n. 1059 HE 25. J-L. 4398 (ex regesto s. XIV in arch.

8. luliani Bimini).

Digitized by

Google

74 P. Kehr,

d. Ferrara. Benedict YHI. 1022 VH. J-L. 4041 (ex orig.). Benedict VIU. 1013 VII 6. J-L. 3999 (ex orig.).

Celestin III. 1192 VII 13. J-L. 16917 (ex transs. Camilli Burghesii a. 1B93 VIII 21),

e. Ravenna.

1. Documenti di Classe. Hadrian IV. [IIBB HI 14]. J-L. 10013. Extr. Urban III. 1186 IH IB. J-L. 1BB62. Extr. Celestin HI. 1191 IV 19. J-L. 1667B.

2. Doournenti di S. Oiovanni Evangelista.

Engen IlL 114B XII 24. J-L. 8809. Extr.

Änastdsius IV. concedit manasterio s. loannis evangeliste ecclesiam 8. Gervasii cum suis pcrtinentiis. Anno 1154, J-L. . Leider nnr Regest dieser sonst unbekannten Urkunde.

2. Builarium Lucii HL

Den Geschichtsschreiber von Velletri hat Lucius* III. langer Aufenthalt in dieser Stadt interessirt und veranlaßt, die aus Velletri datirten Urkunden dieses Papstes zu sammeln. In Borgia's Nachlaß sind die Briefe zahlreich, in denen er mit Gelehrten und Archivaren über diese Frage correspondirt. Seine Forschungen dehnten sich dann über das ganze Pontificat Lucius' III. aus, und es scheint als habe er sich mit dem Gedanken getragen, die Ur- kunden Lucius' III. zu sammeln und herauszugeben. Die gedruckte Litteratur ist fleißig durchgesehen und seine daraus genommenen Abschriften und Notizen bilden ein stattliches Convolut. Aber wichtiger sind natürlich die Abschriften aus den Archiven selbst. Indem Borgia Urkunden copiren ließ, welche heute verloren sind, wird er für uns hie und da sogar eine originale Quelle. So ver- danken wir ihm Abschriften aus dem mit der Biblioteca Albani zu Grunde gegangenen Chartular von Casamari. Eine Abschrift entnahm er einem Codex von SS. Apostoli in Rom, der jetzt ver- stümmelt ist. Zahlreiche Abschriften besorgten ihm Garampi und Marini aus den Registern, darunter auch solche aus mehreren jetzt verlorenen Lateranregistern. Ich habe diese aus der hand- schriftlichen Ueberlieferung genommenen Abschriften nach ihren Provenienzen geordnet und gebe danach eine Uebersicht.

a. Aus dem Vaticanischen Archiv. Lucius ni. s. d. J-L. 1B338 (ex reg. Honorii lU a. I ep. 40 = Reg. Vat t. 9, vgl. Nachr. 1902 S. 411),

Digitized by

Google

PapstarknndeD in Born. U, 75

Lucius m. (1182) I 8. J-L. 14656 (ex reg. GregoriilX a. VH ep.

283 = Reg. Vat. t. 17, vgl. Nachr. 1902 S. 413). Lucius in. (1184—85) VtU 11. J-L. 15232 (ex reg. Nicolai IV

a. IV ep. 407 = Reg. Vat. t. 46, vgl. Nachr. 1902 S. 417). Lucius m. (1182-83) IV 14. J-L. 14757 (ex reg. Innocentii IV

a. Vm ep. 229 = Reg. Vat. t. 22, vgl. Nachr. 1902 S. 414). Lucius m. 1182 VI 8. J-L. . (ex reg. Urbani V a. IV ep. 100

= Reg. Vat. t, 256, vgl Nachr. 1902 S. 447). Lucius m. (1182—83) V 6. J-L. (ex coU. Margarini t. IH

p. 415 = Arm. LIV 3). Ed. Nachr. 1900 S. 426 n. 16. Lucius m. 1182 XII 3. J-L. 14710 (ex coU. Margarini t. IH

p. 436 = Arm. LIV 3). Lucius m. (1184) XI 21. J-L. 15118 (ex reg. Clementis V a. IV

n. 680 = Reg. Vat. t. 56, vgl. Nachr. 1902 S. 442). Lucius m. 1184 XII 21. J-L. 16141 (ex reg. lohannis XXH a.

XVII p. I ep. 130 et rursus ep. 1406 et p. II ep. 1265

= Reg. Vat. 1. 104 n. 160. 1406 und Reg. Vat. t. 106 n. 1256,

vgl. Nachr. 1902 S. 444). Lucius m. (1184) V 22. J-L. 16046 (ex reg. lohannis XXII a. I

t. IX p. 266) >). Lucius ni. (1183) VII 21. J-L. 14901 (ex reg. Calixti IH t. XX

p. 76 = Reg. Vat. t. 455, vgl. Nachr. 1902 S. 609)»). Lucius m. 1181 Xn 29. J-L. 14542 (ex coli. Margarini t. IH

p. 422 = Arm. LIV 3). Lucius ni. 1184 IX 17. J-L. (ex coli. Margarini t. HI p. 465

= Arm. LIV 3). Ed. Novellis u. Turletti. Lucius ni. 1181 XI 12. J-L. 14514 (ex Arm. XXXII t. 16 p. 40,

vgl. Nachr. 1900 S. 369). Lucius III. (1184—85) XI 12. J-L. 16323 (ex reg. Nicolai V t.

IV p. 223 = Reg. Vat. t. 388, vgl. Nachr. 1902 S. 506). Lucius in. 1184 VI 10. J-L. . (ex coli. Margarini t. III p. 431

= Arm. LIV 3). Ed. Nachr. 1900 S. 427 n. 17. Lucius III. 1183 VI 30. J-L. 14894 (ex coU. Margarini t. III p.

433 = Arm. LIV 3). Lucius in. 1184 II 17. J-L. 14983 (ex coli. Margarini t. in p.

440 = Arm. LIV 3).

1) Garampi, der zu den Abschriften aus den Registern die Fundstelle angab, inte sich hier zwiefach. Statt a. I t IX p. 266 hätte er schreiben müssen a. XIII p. I f. 266, = Beg. Tat. 89, vgl. Nachr. 1902 S. 443. Aber hier steht Lucius in. J-L. 14901. Er verwechselte diese Urkunde mit der folgenden.

2) Aber J-L. 14901 steht vielmehr im Reg. Johannes XXIL Bd. 89 f. 266*; w&hrend hier bei Calixt m. Bd. 465 f. 76 vielmehr J-L. 1S046 steht.

Digitized by

Google

76 P. Kehr,

Lucius III. 1184 ni 5. J-L. 14994 (ex coU. Margarini t. HI p.

444 = Arm. LIV 3). Lucius III. 1183 Vin 26. J-L. . (ex reg. lohannis XXm AB.

a. in t. Vn p. 196). S. Anhang. Celestin H. 1144 in 4. J-L. . und Lucius m. 1183 IV 10. J-L. . (ex reg. Martini V AB. a. XI

t. III p. 49 = Reg. Lat. t. 282). Ed. Nachr. 1902 S. 614 n.

3 und S. 637 n. 22. Lucius III. 8. d. J-L. . (ex reg. Martini V AB. a. XI t. VII

p. 124). Ed. Nachr. 1902 S. 643 n. 26. Lucius in. (1182-83) in 16. J-L. 14728 (ex reg. Engemi IV

AB, [a. V t. XI] p. 68 = Reg. Lat. t. 370, vgl. Nachr. 1902

S. 504). Alexander III. 1176 IX 26. J-L. 14233 und Lucius in. 1182 Vni 31. J-L. 16193 (ex reg. Eugenii IV AB.

a. I t. V p. 117). S. Anhang. Lucius in. 1184 IX 17. J-L. (ex reg. Eugenii IV AB. a. V

t. VII p. 313, vgl. Nachr. 1902 S. 606). Lucius n. (1144) III 17. J-L. 8525 (ex reg. Nicolai V AB. [a. X]

t. IX p. 66' = Reg. Lat. t. 432, vgl. Nachr. 1902 S. 506). Lucius ni. 1183 Xn 18. J-L. (ex reg. Nicolai V AB. [a. IXJ

t. X p. 77' = Reg. Lat. t. 487 A, vgl. Nachr. 1902 S. 507). Alexander III. 1179 IV 12. J-L. 13380 und Lucius III. 1184 XII 3. J-L. 16128 (ex reg. Pauli II AB. [a. ni]

t. 6 p. 45 = Reg. Lat. t. 646, vgl. Nachr. 1902 S. 511).

b. Aus römischen Archiven, Lucius m. 1182 vn 4. J-L. 14675 (ex schedis Holstenü in bibl.

Barberini = Barb. XIV 37. XXXII 197. XXXIII 73). Lucius ni. 1183 (IV— V). J-L. (ex vetusto codice in conventn

SS. xn Apostolorum de Urbe). S. Anhang. Lucius in. (1182) V 18. J-L. 14648 (ex tabul. s. Pauli, vgl Nachr.

1900 S, 130). Ucins ni. 1181 XI 12. J-L. 14515 (ex cod. Chis. 540 p, 169

= Bibl. Chigi G VIH 243, vgl. Nachr. 1901 S. 247).

c. ^«5 süditalienischai Archiren.

Luciaa m. [1183 VI]. J-L. n p. 455 (neUa chiesa cattcdrale di

Pipftrno). Locißfi in. IIBI XU 18. J-L. 14539 (ex arch. cap. Anagn., vgl.

Nachr. 1900 S. 303). Lnriu» 111. (1181) XI 3. J-L. . S. Anbang. ilö3) IX 20. J-L. . S. Anhang.

Digitized by

Google

Papstnrkaiuleii in Rom. II. 77

Lncius m. (1184) IV 23. J-L. . S. Anhang.

Lndus m. (1184) XI 21. J-L. 16118. Diese vier ex reg. mon.

Casfmarü (vgl. Bethmann im Arch. XII 374). Lucios m. (1184) V 23. J-L. 16047 (ex arch. cap. Vertdan., vgl

Kachr. 1900 S. 298). Lucios III. 1182 VI 30. J-L. 14673. Lodos LEL (1182—83) IV 20. J-L. 14760. Locios n. (1144) X 10. J-L. 8656. Locios ni. (1183) rX 6. J-L. 14910. Ladas II. s. d. J-L. . Ed. Mise. Cassin. p. 66 n. 18. Locios in. 1183 ni 20. J-L. 14860. Diese sechs aas dem Archiv

von Monte Cassino (vgl. Mise. Cassin. p. 12 sq.). Locios ni. 1181 XI 21. J-L. 14536 zo Xn 16 (zwd mal). Locios III. 1182 Vn 16. J-L. 14682. Locios ni. 1183 m 14. J-L. 14854 Lodos in. (1183) ni 14. J-L. 14856. Diese vier aos La Cava

(vgl. Nachr. 1900 S. 203 f.). Lodos III. 1182 V 21. J-L. 14666 zo VI 1 und Lodos in. 1184 I 19. J-L. 14974 (ex arch. Pennensi, vgl. Nachr.

1898 S. 300). Lodos in. 1182 II 27. J-L. 14696 (ex arch. Larinen., vgl. Nachr.

1898 S. 305).

d. Aus norditalienischen Archiven.

Locios in. (1182) xn 7, J-L. 14712 (ex cod. S. Crods Florent.

s, XII = Bandini IV 632). Lodos in. 1184 VI 17. J-L. 15066 (ex arch. cap. Anconitan., vgl.

Nachr. 1898 S. 21). Lodos ni. 1183 xn 23. J-L. 14959 (ex arch. cap. Ariminen., vgl.

Nachr. 1898 S. 14). Lucius ni. (1184) XI 27. J-L. (ex tab. Pomposiano). Ed. Nachr.

1900 S. 340 n. 26. Ludos ni. 1184 IX 29. J-L. 15086 (ex arch. cap. Veronen. , vgl.

Nachr. 1897 S. 255).

Lucios in. 1182 VI 8. J-L. (ex arch. eccl. cath. Albintimilii, vgl. Nachr. 1902 S. 182).

3. Außerdem sind noch Materialien für verschiedene kleinere Werke vorhanden, in denen sich ganz wie in den größeren Samm- langen Borgia's Abschriften auch von altern Papstorkonden fanden. Ich erwähne davon noch

Storia dd SanPuario di S. Michde del Monte Qargcmo mit

Digitized by

Google

78 P. Kehr,

Paschal II. 1100 I 10. J-L. B816 (ex orig. Cassin.). Ed.

Mise. Cassin. 1899 p. 50 n. 11. Copia delV archivio del monistero di Grottaferrata,

Hadrian IV. s. d. J-L. . Inser. in Gregor IX. 1231 III

29 (vgl. Nachr. 1901 S. 244). Hadrian IV. (1159) IX 1. J-L. . Ed. Rom. Quartalschr.

n 45. Per la prefojnone al sermone di 8, Pietro Damiani.

Alexander II. 1071 X 1. J-L. f 4690 (ex orig. Cassin.). Paschal II. (1111) VII 5. J-L. 6301 (ex cod. Cencii in Arch.

Vat.).

BibUotheca Barberina.

Die nächst der Vaticana wichtigste Bibliothek Rom's, die Handschriftensammlung des fürstlichen Haases Barberini, ist im Oktober 1902 von Papst Leo XIII. für den Vatican käuflich er- worben und im November bereits in die neuen Räume übertragen worden. Sie reiht sich nun würdig an die Ottoboniana, Palatina, Regina, Urbinas an.

Wir haben sie benutzt als sie noch unter der fürsorglichen Aufsicht von Monsignor Alessandro Pieralisi stand, einem Manne, der gleich seinem gleichnamigen Vorgänger sich große Verdienste um die ihm anvertraute Bibliothek erworben hat. Von den beiden Pieralisi rühren die großen Inventare her, das Inrentariutn codicum tnmss. bihliothecae Barberinae in 23 Bänden, das sich durch Genauig- keit auszeichnet, und der alphabetische Katalog, an den die Benutzer der Bibliothek gewöhnlich gewiesen wurden. Jenes Inventar hütete Monsignor Pieralisi vielleicht etwas zu eifersüchtig, doch hat er auf Empfehlung von P. Ehrle unserm getreuen Schiaparelli die Durchsicht des Inventars freundlich gestattet. Jetzt, im Vatican, ist die Benutzung natürlich eine völlig freie*).

1) Zugleich mit der Bibliothek ist auch ein Teü des Archivs der Barberini in den Besitz des Yaticans übergegangen. Da die Cardinäle dieses Hauses Commen- dataräbte vieler Abteien waren, so ist Aussicht vorhanden, daB sich in diesen Archivalien noch wichtige Materialien finden werden. Auf ein wichtiges Manu- Script stieB ich zufällig, und notire es zum Nutzen der Diplomata gleich : ^^Copia de privüegi cancessi degV imperatori e re a favore della äbbajsia de* SS, Saivatore e Gallo di Val di Tolla s. XVI mit den Abschriften der Eaiserurkunden für ToUa bei Piacenza. Bekanntlich waren wir bisher für diesen Fond ganz auf Campi angewiesen; jetzt haben wir dessen Quelle und damit auch die Texte der bisher nur auszugsweise bekannten Diplome Berengars und Friedrichs I. Das erstere hat Schiaparelli für seine Ausgabe abgeschrieben; das andere will ich demnächst veröffentUchen. Auch für die Urkunden des Klosters Banzi im Prin- cipat fand ich hier gute Ueberlieferungen.

Digitized by

Google

PapstoilraodeD in Born. 11. 79

Die beste Uebersicht über die Codices ßarberini gibt wie ge- wöhnlich Bethmann im Archiv XII 378 ff. Auch J. v. Pflugk- Harttung Iter p. 90 ff. hat ziemlich viele der vorhandenen Hand- schriften verzeichnet und die in ihnen erhaltenen älteren Papst- orkunden mehr oder minder genau registrirt.

I 151 (alt 147). mb. Constitutiones Siculae (griechisch). Vgl. Arch.

Xn 378. ni 120 (alt 511). eh. s. XVI: Epistolae Martini papae etc. (der Text

bricht f. 82 ab).

f. 1 J-E. 2058; f. 18' J-E. 2062; f. 24 J-E. 2063; f. 30 J-E.

2064; f. 39' J-E. 2065; f. 41' J-E. 2066; f. 43 J-E. 2067;

f. 44' J-E. 2068; f. 49 J-E. 2069; f. 50 J-E. 2070; f. 67

J-E. 2071; f. 68 J-L. 2072; f. 74 Hadrian IV. J-L. 10437

(i| 3rov diä). V 25. eh. s. XVII: Synodus Romana sub Martino pp, a. 649. XI 64. mb. s. XTTT: Begula 8. Benedicti etc. Vgl. Arch. XEE 379;

N. Arch. m 154. XI 78 (alt 253). mb. s. XIV: u. A. Liber provindalis (f. 130). XI 120 (alt 84). mb. s. X sq.: Varia excerpta ex Beda etc.

f. 127' Excerpta ex Gregorii I decretis.

XI 141 (alt 2532). eh. s. XVI: Epistolae imperatorum et pontificum

Romanorum.

f. 3' Pelagius II. s. d. J-E. 1054.

f. 7 Pelagius II. s. d. J-E. 1055.

f. 11 Pelagius n. s. d. J-E. 1056. XI 145 (alt 247). mb. s. XII: 1. Cronica de singulis patriarchis

Nov^ Äquileie, mit den bekannten Gregor in. -Briefen (f.

3 sq.). 2. Ivonis Carnot. Fanormia (f. 5 sq.). Der Codex

ist unvollständig. Vgl. Arch. XII 379 ^). XI 168. mb. s. IX: Codex evangeliorum. Nachgetragen (s. XTT)

f. 63 Paschal U. (1101-16) HI 13. J-L. 6493. Paschal n. 1116 III 3. J-L. 6508. XI 177 (alt 2515). mb. s. XIII: Ivonis Carnoten. Fanormia. Vgl.

Arch. xn 379. XI 178. mb. s. XTT; Anselmi Lucen. Collectio canonum. Vgl. Arch.

xn 379. Fol. 212' sind nachgetragen

Innocenz II. (1137) XI 1. J-L. 7858.

Lmocenz n. (1138—42) ni 14. J-L. 8167.

1) Bethmanns Hinweis auf Cod. Vat. 1891 kann nicht richtig sein; es muB wohl Vat. 8922 heißen.

Digitized by

Google

80 P. Kehr,

XI 181 (alt 77). mb. s. XTT: CoUectio canonum antiquorum. Vgl.

Arch. Xn 379.

fol. 22' begimien die Decretalen.

f. B8' (nachgetragen) Gregor VII. s. d. J-L. 5219 (ed. N. Arch. IV 402 ex cod. Barb. XI 187 statt XI 181).

f. B9 Synodns Paschalis II a. 1111. XI 184 (alt 77). mb. s. XII: Ämbrosii, Leonis, Pascasiij Gypriani,

Hieronymi quaedam.

f. 12 Leo I. 446 VHI 10. J-K. 410. XI 189 (alt 57). mb. s. XIII: S. Ämbrosius. Von f. 120 Leonis I

episiolae. Der Codex bricht f. 169 mitten im Texte ab.

XI 197 (alt 1234). eh. s. XVU : Opuscula sacra. Vgl. Arch. XH 379.

f. 1 Zachariae pp. synodns Romana.

f. 14 Vita et textus epistolarum Adriani I pp, (ed. Mabillon Mus. Ital. P 39): J-E. 2392. 2394. 2448.

XII 30. mb. s. XI— XII: Biblia latina.

f. 308' Quaedam de ecdesia Caeciliae,

Paschal I. s. d. J-E. 2555. Es folgen Altarweihen mit wichtigen chronologischen Notizen, vgl. Laderchi S. Caeciliae v. acta I p. 200.

XIV 13. eh. 8, xvn.

f. 127 Excerpta ex chron. Farfensi. XIV 23 26. eh. 8. xvn : Concilia a Luca Holstenio eruta et digesta.

Vgl. Arch. xn 380. Ueber die Gregorbriefe in XIV 26 s.

N. Arch. m 154. XIV 27. eh. s. XVII: Antonii Augustini CoUectio synodorum. XIV 37. eh. s. XVII: Miscellanea. Vgl. Arch. XU 380.

f. 62 Lucius UI. 1182 Vn4. J-L. 14675 (ex schedis L. Holstenü). XIV 52 (alt 2888). mb. s. VIII— IX: (Cresconii) Canonum coüedio

antiquissima. Vgl. Arch. XII 381; N. ArcL III 154; N.

Arch. VU 591; Iter p. 90. XIV 56 (alt 214). mb. s. XIII: Petri Biesen, epistolae.

f. 71 n. 99 Alexander UI. s. d. J-L. . Ed. Gües IP p. XXI.

XIV 89 (alt 3107). eh. s. XVII: Mercatoris Opera. Die Decretalen

verzeichne ich nicht weiter.

XV 26. eh. s. XVII: Liber sacrorum canonum,

XVI 34. eh. 8. XVH: Scritture in materia del concüio dt Trento,

f. 165 sq. : Privilegia imperatorum 8. E. E, concessa (Otto IV. etc.). XVI 35 (alt 3481). eh. s. XVIL

f. 1 Concüium sub Bonifacio II (ed. Holste). Dann Papst- briefe von Damasus bis Leo I.

Digitized by

Google

PapstorkiindeD in Born. IL gl

f. 109 Thamae archidiaconi Spalatm. Historia Sälonitanorum pantificum (ed. Lntms) mit den bekannten Papstbriefen.

XVI 67 (alt 115). eh. s. XVII: Petri Pithoei Ädversaria. Samm- lung von päpstlichen Synoden (Zacharias, Leo IV. bis Inno- cenz n., am Schluß Decrete Celestins L). Den Inhalt ver- zeichnet Iter p. 90.

XVI 70. eh. 8. XVII: De Tridentino conälio.

f. 87. Ex libro mss, historiarum Gaufredi Hibernici, offenbar nach Arch. Vat. Mise. Arm. 1 17 und EL 5 u. Arm. XXXII 1. f. 87' Hadrian IV. s. d. J-L. 10056. f. 88' Alexander IIL s. d. J-L. 12174.

XVI 71. eh. 8. XVII: De Tridentino concilio. Wie XVI 70; die beiden Urkunden stehn f. 99' und f. 101'. f. 483 Synodus Zachariae pp.

f. 528 Trattato di Mons. Sirleto sopra la chiesa di S. Maria Maggiore.

XVI 100. eh. s. XVU: Petri Pithoei Ädversaria (Canones conoüuh rum).

XVI 104. eh. s. XVII: Collectio sacrorum canonum (ex veteri codice qui fuit Hieronymi Zuritae).

XVIII 50. eh. 8. XVII: Petri Pithoei Ädversaria.

f. 116 sq. Quaedam notabilia ex epistolis Romanorum pontificum^ mit Abschriften von Briefen aus dem Codex Carolinus.

XXn 14. eh. s. XVI: Miscellanea. f. 491 Synodus Za^chariae pp.

XXIII 70 (alt 2723). eh. s. XVII: Mantuana feudorum. Die be- kannte Denkschrift „Duo sunt**.

XXTTT 71 (alt 1976). eh. s. XVII: Ferrarien. confinium. Brevior informatio facti Felicis Conteloriij informatio iuris Äntonii Cerrij Petri Francisd de Ruheis ^ Jo. Camilli Mascambruni. Vier Denkschriften über Ferrara. Die bekannten Urkunden für Pomposa werden mehrfach citirt.

XXTTT 72 (alt 1975). eh. s. XVII: Ferrarien. confinium faäumcum summario ex privilegiis ss. pontificum imperatorum et instru- mentis cum topographia. Denkschrift Conteloris „Padi flu- vius*' (Reinschrift), wie in XXIII 71, aber mit dem Urkunden- anhang, genau wie Vat. Arch. Arm. XXXTX t. 49. 51 (s. Nachr. 1900 S. 375).

XXTTT 73 (alt 2471). eh. s. XVU: Ferranen. confinium. Wie XXTTT 71, aber ohne die Denkschrift Contelorrs.

XXTTT 74 (alt 2472). eh. s. XVII: Ferrarien. confinium. Dasselbe wie XXm 72.

XfL Oü. a. WIM. KMhitektM. Pkitolof.-Ustor. KlaM IM». EM L 6

Digitized by

Google

82 P. Kehr,

XXTTT 75. eh. s. XVI ex. XVII in. : Britinorim. et Sarsinakn. feudi. Diese Bände XXTII 70 75 sind wohl ehemalige Bände des Vaticanischen Archivs und vielleicht identisch mit den jetzt dort fehlenden Arm. XXXIX 45. 46. 47. 48. 55. 56. 58. XXV 30 (alt 1882). mb. s. XII: JBurchardi Wormatien. decretum (aus S. Salvatore di Monte Amiata). Vgl. Arch. XII 381. f. 162' (nachgetr.) Gregor L s. d. J-E. f 1366. XXVII 5 (alt 2276). eh. s. XVH: Miscellanea.

f. 195 G. Valla, De exarchatu Italiae. Die drei Papstur- kunden Gelasius' II. J-L. 6647, Honorius'II. J-L. 7233 und Innocenz' 11. J-L. 7604 stehen f. 220, f. 222 und f. 224'. f. 262 Uiberniae historia et privilegia. Vgl. Cod. XVI 70. f. 258' Hadrian IV. s. d. J-L. 10056. f. 260 Alexander III. s. d. J-L. 12174. XXVII 7 (alt 2278). eh. s. XVI et XVII: Varia.

f. 312 Catalogtis episcoporum Opiter giert, y deinde Ceneten. ecclesiae. f. 314 Breve sumntariwn privilegiorum et aUorum iurium eccle- siae Cenetensis. Mit den Kaiserurkunden für Ceneda. XXVn 77. eh. s. XVII: Instrumenta varia. Vgl. Arch. XII 381. f. 14 (alt f. 243) : Ex ms. lihro privilegiorum monasterii Trium Fontium de Urbe qui asservatur in bibliotheca abbati^ S. Salvatoris de Septime. Leo III. (805). J-E. f 2613. f. 16 Gregor VII. 1081 VI 18. J-L. ~. f. 18 Urban H. 1097 VII 2. J-L. 6686. f. 18' Pasehal U. 1108 IX 4. J-L. 6204. f. 19 Calixt n. 1121 VI 15. J-L. 6910. f. 20 Honorius II. 1125 XI 28. J-L. 7221. Diese fünf Ur- kunden für Veroli sind offenbar eopirt aus dem Per- gamentblatt LXXV 28 (Nachr. 1901 S. 245). XXVn 78. eh. s. XVII: Instrumenta varia. Fortsetzung von

XXVII 77. YXyil 79. eh. s. XVII : Lidex instrtimentorum antiquorum. Inventar

des römischen Notariatsarchivs (2863 Urkunden). XXVin 60 (alt 1260). eh. s. XVII : Introitus gabellarum tJiesaura- riarum et salinarum S.R.E. f. 49 Bullq censuum et diversarum concessionum^ beginnen mit

Gregor XI. (Auszüge aus den Bullenregistem). f. 79 Alii census episcopatuum (ex libro Collect, tempore Cle-

mentis VL a. 1346) Auszüge aus Cencius. f. 101 Älii census castrorum. f. 104 Donationes ab a. 1076—1379 (Auszüge aus Cencius).

Digitized by

Google

Papatorkiindeii in Rom. II. 83

f. 123 Statuta gabeUarum diversarum rerum.

XXIX 83. eh. 8. XYU: Plumbea antiquorum diplomatum sigilla. Aber keine Bnllen.

XXX 4. eh. 8. XVII : Fei. Cantelori, De electione regis Romanorum in imperaiorem promovendi litterae ss. pontificum. Vgl. Arch. XU 381. Die Papstbriefe beginnen mit Innocenz III.

XXX 5 8. eh. 8. XVll: lAtierae et bullös diversorum pontificum

tom. I'-IV. Sie beginnen mit Innocenz III. XXX 56. eh. 8. XVII: Epistolae Romanorum pontificum ex regestis Vaticanis erutae a Federico Ubaldino, Beginnen mit Innoeenz IV. XXX 64. eh. 8. XVI-XVH: Varia.

f. 27 (alt f. 141): De Castro Nimphae.

f. 29 (alt f. 201 nnd f. 217): Ex libro I civ. Reat. auäore

episcopo Mariano Victorio. f. 77 (alt f. 345) : Invefitarium instrumentorum et iurium anti- quissimorum abbatiae 8. Mariae de Pinarolio. Wichtiges Archivinventar von Pinerolo nach dem Liber privile- giomm antiqoissimornm abbatiae S. Mariae de Pina- rolio faetus inssn D. Aymonis abbatis de anno 1270, von dem das Chartular von 1575 (Nachr. 1901 S. 125) eine genaue Abschrift ist. f. 89 (alt f. 357): Expalatio comunis Spoleti seupriorum, Aus- züge aus dem Archiv der Prioren von Spoleto, von 1090 ab. XXX 99 (alt 2778). eh. s. XVII: Epistolae quaedam ss. pontificum cardinalium et alia monumenta exemplata ex arch. Vaticano a Federico Jjbaldino. Papsturkunden s. XIII und XIV. XXX 145. eh. s. XVII: Brevia ss. pontificum a variis exetnplata a saec, XII ad saec. XV. Vgl. Iter p. 91. Die Folienangabe fehlt entweder oder geht wild durcheinander, daher unter- lasse ich sie. Auch sind die Abschriften vieKaeh falsch zu- sammengebunden. Pasehal II. 1108 IV 27. J-L. 6194 (ex orig. in arch. episc.

Vasionen.) Pasehal H. 1114 H 25. J-L. 6371. Gelasius H. 1118 VIH 7. J-L. 6647. Calixt n. 1119 VI l. J-L. 6697 (Cop. v. 1663 ex orig). Urban IL 1091 IV 1. J-L. f B447 (ex orig). Urban IL 1097 IH 27. J-L. 5681 (ex orig). Alexander II. 1071 X 1. J-L. f 4690 (ex orig). Leo m. (805). J-E. f 2513.

Lucius n. (1144) V 1. J-L. 8590 (ex transs. Innocentii IV).

6*

Digitized by

Google

84 P. Kehr,

Gregor VII. 1075 II 1. J-L. 4929.

lohannes XIL 956 IH 21. J-L. f 3677 (Cop. v. 1655 VU

24 und Cop. s. XVII). Urban H. 1098 VII 5. J-L. 5706.

XXX 159. eh. 8. XVII: Principum nenxpe imperatorum regum ducum etc. privüegia epistolae foedera et diplomata ah a. 394 ad a. 1689. Beginnt mit der falschen Urknnde K. Theodosius für die römische Kirche und enthält viele Abschriften von Kaiser- urknnden, besonders der für Aquileja, Vicenza und Avignon. Diese wichtige Sammlang scheint bisher nicht genügend be- achtet worden zu sein. Ein Ineditum Heinrichs VI. (f. 51) hab ich daraus abgeschrieben. Auch von der Purpururkunde K. Rogers für die Pierleoni (f. 33) steht hier eine Ab- schrift.

yy^T 7. eh. s. XVII : Instrumenta varia. Abschriften von Privat- urkunden.

YXXT 11 (alt 1312). mb. et eh. var. aet. : Miscellanea.

f. 1 (alt f. XVI) Fragment eines päpstlichen Registerbandes s. XIV. Am Ende Formeln und Suppliken (s. XIV). f. CLI n. XLIX Sergius IV.<820>. J-L. f 3969 (s. XIV).

YYYU 38 (alt 3158). eh. s. XVII: Vita et textus epistolarum Ädri- ani I pp (ex vetustissimo codice ms, hedino abhatiae Nonantu- lanq). Vgl. Cod. XI 197. Arch. XH 382. Mit J-E. 2392. 2394. 2448. f. 96 Constitutum Constantini.

XXXn 44. eh. s. XVII: De praeheminentiis ecclesiasticis Siciliae regis. f. 14 beginnt der bekannte Tractat De origine Mo- narchiae. f. 14' Urban H. 1098 VH 5. J-L. 5706.

XXXTT 45 (alt 2126). eh. s, XVH: Antiquar tabulae Pisaurenses. Am Ende f. 36 Cathalogus episcoporum Pisauren., quorum memoria extat.

XXXTT 82. eh. s. XVII : Teatinorum episcoporum chronologia anonymo auctore. Wichtig. Die in fine huius catalogi versprochenen Abschriften der Urkunden Nicolaus 11. J-L. 4403, Paschais n. J-L. 6461, Alexanders III. J-L. 12 238, die im Text aus- führlich citirt werden, fehlen leider.

XXXTT 103. eh. s. XVI— XVH: Miscellanea. Vgl. Arch. XII 382. f. 1 De translatione SS. Magni, Nicolai etc. (betr. S. Nicolö

in Lido). f. 224 Invent(nrium librorum bullarum etc. in arch. Avehionen. . a. 1542 (Abschrift von Cöd. XXXTX 73).

Digitized by

Google

Papstnrkonden in Rom. n. 85

XXXTT 141. eh. 8. XVII: Chronicon sctcri ac regalis man. Farfensis . .per Archangelum de Alexandris a. 16J27 (ex vetastissimis msstis collectum). Vgl. Arch. XII 382. Von ganzen Ur- kondentexten bemerkte ich nur Johannes VII. 705 VI 30. J-E. 2144 (f. 8).

XXXn 1B4 (alt 1065). eh. s. XVII: Diacania S. Agathae de Su- burra iUtistrata a Floravante Martinello Romano. Gedruekt 1638.

XXXTT 166 (alt 2305). eh. s. XVII : Miscellanea. Auszüge und Notizen aus römischen Archiven, f. 200 JEx archivo mon. S. Mariae in Campo Martio. f. 228 PineroUum. ürknndenrepertoriam von S. Maria di

Pinerolo. f. 252 Ex archivo S. Praxedis Romae. f. 276 Ex registro Farfensis monasterii. f. 306 Ex hidlario Sublacensi a Cherubino Mirtio Treviren. a.

1623. f. 324 Ex registro Stiblacen. mon. in membr. scripta a. 1130. f. 367 Ex archivo S. Mariae Novae.

f. 400 Ex libro menibranaceo inscripto Tivoli A (= Vat. Arch. Arm. Xni c. V n. 1). Vgl. Cod. Vat. 9136. f. 400 Benedict VH. 977 XII 21. J-L. f 3793. f. 405 Johannes XV. 993 III 23. J-L . f. 406' Johannes XIX. 1029 VI 12. J-L. 4088.

XXXTT 174 (alt 2282). eh. s. XVII: Felix Contelori, Genealogia comitum Signiae. Vgl. Arch. XII 383. Die Papsturknnden beginnen mit Innocenz III.

XXXTT 190 (alt 3577). eh. s. XVU: Chronicon Vulturnense. Ab- schrift von Cod. XXXIV 41. Vgl. Arch. Xn 383.

XXXII 194. eh. s. XVII: 0. Panvinii De sacrosancta basilica bap- tisterio et patriarchio Lateranensi libri 4. Die Minute ist im Vatiean, Cod. Vat. 6781; die Reinschrift im Archiv des Lateran.

XXXTT 196. eh. s. XVII: Index seu summarium civitatum et castro- rum statuum et ducatus Urbini ex concessionibtis et investituris sedis apostolicae. Beginnt mit Honorius III.

XXXn 197. eh. s. XVII: Mariani Victorii civis et episcopi Reatini De antiquitcUäms Reatis libri 4. Ex codice qui in tabulario civitatis Reatinae pt^lice asser vatur fidditer descripti 1634. Lucae Holstenii Hamburgen. Vgl. Cod. XIV 37. XXXIII 73. f. 146 Lucius m. 1182 VH 4, J.L.14676.

Digitized by

Google

86 P. Kehr,

XXXII 211. eh. 8. XVII: Guülelmi Sirleti Liber de praestantia las.

S. Petri apostoU Vaticanae, XXXII 218 (alt 373). eh. s. XVII: Felix Contelorius, Imperatorum

regum ac prindpum imperii . . privüegia donationes ac iuramenta

ex authenticis documentis . . Vgl. Arch. XII 383. YYXTT 220. eh. s. XVII: Spoglio di scritture che si ritrovano nelV

Archivio della Chiesa di S. Maria in Via lata (von F. Marti-

neUi). Vgl. Naehr. 1900 S. 400.

p. 18 Hadrian IV. 1156 VI. ludieat.

p. 61 Honorius U. 1125 IV 5. ludieat.

p. 92 Calixt n. 1124 VI 4. J-L. 7158.

p. 97 Paschal .... Ed. Hülsen im BuUettino della Commis- sione archeologiea di Roma 1893 II p. 26. XXXII 228 (alt 1239). eh. s. XVII: Documenta ad man. SS. Boni-

fatii et Alexii in Äventino spectantia. Keine ältere Papst-

urkonde. XXXII 231 (alt 1148). eh. s. XVII : Provindale omnium ecclesiarum.

Ist ein alphabetiseher Index zum Provineiale. XXXn 241. eh. s. XVII: L. Holste^ Ghronologia Bomanorum pontifi-

cum a h. Petro ad dementem VIII. Ohne Werth. XXXII 254 (alt 1084). eh. s. XVII: Liber rituaiis ecclesiae Bomanae

Cencii de Sabellis . . ex vetusto codice descriptus . . (Contelori).

Ist der Ordo Romanus naeh Ceneius. Vgl. Areh. XII 383. XXXII 259 (alt 2485). eh. s. XVII: Privüegia ecclesiae S. Pauli

(Contelori). Vgl. Areh. XII 383 ; Iter p. 91 ; N. Areh. UI 155.

n. 1 Gregor VII. 1081 III 10. J-L. f 5200.

Dann folgen die jüngeren Papsturkunden für S. Paolo. XXXII 264 (alt 2120). eh. s. XVII: Jo, BapL Confalonerius, Di-

rectorium eorum quae de regno regibusque Sicilias . . in bullis

etc. e registris Vaticanis desumptis continentur quaeque in ar-

chivo Ärcis S. Angeli asservantur . . 1631. Im Anfang Prae-

capitulationes, von denen wiehtig ist Cap. III: De scriptis

Siciliae ultra et citra Pliarum que cxtant in arch. Vaticano et

sub numeris XXXIII indicantur in Vol. I Indicum diversorum p.

228. Idem autem volumen asservatur in arch. Arcis S. Angeli

Arm. IX ord. 2. Im Direetorium selbst sind die Materien

ehronologiseh geordnet von Urban 11. bis Gregor XV. und

zu jedem Stüek die Fundstelle im Arehiv angegeben. Die

ersten drei Urkunden sind eopirt und zwar

f. 61 Urban H. 1098 VLI 5. J-L. 5706.

f. 64 Urban H. 1098 VII 20. J-L. 5707.

f. 68 Pasehal U. (1117) X 1. J-L. 6562.

Digitized by

Google

Fapstarknnden in Rom. II.

87

XXXn 268 (alt 935). eh. s. XVII: loscht Matrarii Lucen. S. Ma- riae in Porticu hiStoriae libri 3, In Cap. XVITl des ersten Buches werden die Cardinaldiaconen der Kirche zusammen- gestellt, in Cap. XX die Indulgenzen aufgeführt, angeblich solche von Gregor I, Alexander II, Gregor VII. u. A.

XXXII 270 (alt 885). eh. s. XVH: lo Petri Ferretti Exarchatus hist. libri 7. Im VI. Buch steht neben den Kaiserprivilegien im Auszug

f. 235 Gregor I. (595—603) HI 24. J-E. f 1883 a.

XXXTTT 1 (alt 1025). eh. s. XVI : 0. Panvinii De gente Fregepania libri 4. Vgl. Perini 0. Panvinio. In den Text sind folgende Papsturkunden der älteren Zeit eingestellt, die er dem Ar- chiv von S. Gregorio Magno und dem Cencius entnahm f. 60' Benedict VHI. 1014 III 5. J-L. I p. 508. f. 81 Lucius II. (1145) I 31. J-L. 8710. f. 90 Alexander III. (1160-76) IX 17. J-L. 12624.

XXXTTT 5. eh. s. XVII: Francisci Vantaggii Compendium monar- chiae Sidliae. (Dedication von 1629 VIII 7). f. 82' Urban IL 1098 VH 5. J-L. 5706.

XXXin 7 (alt 2963). eh. s. XVII: 0. Paniinii De varia Bomani pontificis creatione libri 10. Die hier angezogenen oder ab- geschriebenen Urkunden sind bekannt. Vgl. auch Vat. 6779.

XXXm 10 (alt 3357). eh. s. XVII: Historiae et avnales Pisanorum. Vgl. Arch. Xn 384; N. Arch. XVU 469; ef. Codd. XXXIH 184, XXXIV 47. Aber keine Papsturkunden.

XXXIII 18 (alt 376). eh. s. XVII: Summaria scriptorum dticatus ürbini auctore Jo. Bapt, Coufalonerio. Vgl. Arch. XII 384. Das Archiv von Urbino bildet jetzt Arm. E des Engels- burgarchivs. Vgl. Nachr. 1900 S. 120.

XXXIII 19 (alt 919). eh. s. XVII: Chronicon Farfense. Vgl. Arch.

XII 384. Abschrift des Codex in der Vittorio-Emanuele. XXXni 20. eh. s. XVII: lo. Petri Ferretti Bavennatis Liber de Ba-

vennati exarchatu Clementi VII P. M. dedicatus a. 1531.

f. 11 Sequuntur privilegia et alia qu^am munimenta pro iuri- bus exarcaius et Boman^ ecclesiq transmissa in Germaniam ad Carolum V.

f. 11' Gregor I. (595—603) III 24. J-E. f 1883 a.

f. 13' Calixt n. 1121 I 7. J-L. 6889.

f. 14' Gelasius H. 1118 VIII 7. J-L. 6647.

f. 16 Clemens (LEI). 1086 II 27. J-L. 5322.

f. 17 Alexander HI. (1177 X 8). J-L. 12955.

Digitized by

Google

I

88 P. Kehr,

XXXni 23 (alt 1233 ?). eh. s. XVII: Pärus MalliuSy Opusculum historiae

sacrae de SS. hasilica S.-Petri in VcUicaHo. Vgl. Cod. Reg. 2100. XXXin 28. eh. 8. XVU: Varia. Vgl. Iter p. 91.

f. 69 (alt f. 149) Johannes Xni. 972 IV 24. J-L. 3764.

f. 71 (alt f. 151) CaUxt II. 1120 IV 17. J-L. 6842 eit.

f. 73 (alt f. 153) Epistolae Änacleti II (Copie aus dem Codex 169 in Monte Cassino (vgl. Naehr. 1900 S. 294). XXXin 29 (alt 2075). eh. s. XVII: Summarium instrumentorum et

aliarum scripturarum existentium in archivio basilic^ S. Petri.

Wichtiges Urkundeninventar von S. Peter, vgl. Schiaparelli

im Areh. stör. Rom. XXIV 17.

f. 22' Celestin UI. 1192 X 4. 16923. XXXTTT 32 (alt 2878). eh. s. XVII: Vita S. Brunonis Cartusien.

instituti patriarchae (gedr. Bruxellae 1639). XXXTTI 34. eh. s. XVII: Liher censuum Cencii camerarii. Vgl.

Arch. XII 384 und P. Fahre Le Liber eensuum p. 178. XXXTTI 54 (alt 1106). eh. s. XVH : Chronicon Sublacense. Vgl.

Areh. XII 384 (ed. Muratori Antiq. Ital. IV).

f. 76' Gregor I. 596 VI 28. J-E. f 1421.

f. 85 Paschal II. 1114 IV 11. J-L. 6377.

f. 93' Leo IX. 1051 X 31. J-L. 4263 Auszug. XXXin 57 (374). eh. s. XVII: loh. Bapt. Confaloneri, Diredorium

ad liUeras et scripta tum imperatorum tum regum Romanorum

quae in archivo Arcis S. Angeli servantur. Vgl. Areh. XII 384. XXXIII 73. eh. s. XVII: Mariani Victorii De antiquitatibus Reatis

libn IL Vgl. Cod. XIV 37. XXXII 197. Am Ende

f. 58 Lueius UI. 1182 VH 4. J-L. 14675. XXXTTI 76 (alt 375). eh. s. XVII: De civitate Beneventana (auctore

loh. Bapt. Confalonerio). Aus den Materialien des Vatiea-

nisehen Arehivs. Vgl. Areh. XII 384. XXXIII 88 (alt 2535). eh. s. XVI: Liber provincialis . . illustraius

a Laurentio Frizolio. XXXTTT 90. eh. s. XVI: Ma;fei Vegii Laudensis De rebus antiquis

fnemorabilibus bas. S. Petri (a 1644). XXXin 97 (alt 3065). eh. s. XVII: G. Vaila, Italiae exarcatus. Die

drei Urkunden Gelasius' IL J-L. 6647, Honorius' IL J-L.

7233, Innoeenz H. J-L. 7604 stehen f. 13 (alt f. 164), f. 14

(alt f.l65) u. f. 15 (alt f. 166). XXXTTT 102. eh. s. XVII: Miscellanea.

f. 130 (alt f. 169) Ex arO^ivo S. Praxedis (a. 1604). XXXm 110. eh. 8. XVI: Miscellanea.

£• 56 119 Honorii HL epistolae a. I.

Digitized by

Google

PapstorkimdeD in Born. 11. 89

yy^TTT 112. eh. 8. XVn: (CorUelori) Liber ritualis CencU de Sabellis etc. Ist der Ordo Bomanus nach Cendos. Vgl. Arch. XII 386. f. 39. GhAÜ. Sirldi Liber de praestantia basüicae S. Petri aposL Vaticanae. Vgl. Cod. XXXTT 211. XXYTTT 114. eh. 8. XVU: Miscellanea.

f. 9 (alt f. 73) Privikgia ecclesiae SalisbwrgeMis a 88. panti- ficibus conce88a.

f. 9 Eugen HI. 1147 IX 14. J-L. 9132. f. 10 Hadrian IV. 1157 XII 30. J-L. 10319. f. 11' Urban III. (1186 HI 30). J-L. 15B73. XXXIII 122. eh. 8. XVII: Iura privüegia et infeudat%one8 variae S,R. E. a Luca Holstenio e variis codicibu8 erutae. Vgl. Arch. XTT 385. Die Papstorkonden (die dem Cencios entnommen sind) verzeichnet Iter p. 91. XXXin 148. eh.s.XVQ: Jtfwcd/dwea (Holste). Vgl. Arch. XH 385. f. 5 Cancüium Leon%8 IV. a. 853y vgl. J-E. I p. 336 mit den

bekannten Briefen, f. 22 Ex vetusto cod. S. Mariae NoveUae = XXXTTT 164. YYYTTT 164. eh. s. XVII: Miscellanea (Holste).

f. 19 Ex ms. cod. S. Mariae Novdlae FloretUiae (Papstcatalog

bis Johannes XV). f. 21 Ex cod. arch. Vat. Cencii camerarii. XXXni 165. eh. s. XVII: Varia de S8. pontificibus (Holste). f. 24 sq. De Paschali pp. IL Die Briefe ans der Vita. XXXTTT 168 (alt 2424). eh. s. XVII: Analecta polüica et iurisdic- tionalia. f. 32 Quid Sit Monarchia,

f. 32' Urban II. 1098 VII 5. J-L. 5706. XXXni 169 (alt 3550). eh. s. XV: Notüia omnium ecclesiarum. Ist

der Liber taxarum (ed. DöUinger Beitr. 11). yyyiTT 184. eh. s. XVII: AnnaUs Pisanorum. VgL Arch. XU 385; N.Arch. XVH 469. Ist die Minnte zu Cod. XXXIV 47 (der Cod. ist sehr verbunden).

f. 43 (alt f. 96) beginnt das Urkundeninventar: Index litte- irarum capitulorum privilegiorum instrumentorutn etc. quae ad PisatMfn rempublicam spectant (ex archivo reforma- tionum Flarentiae). Ich citire u. a. a. 1189. Confirmatio paeis firmatQ inter lanuenses et

Pisanos facta per D. dementem III (f. 43'). a. 1193. Pap§ Celestini III confirmatio privilegiorum quQ fuernnt concessa Pisanis Aer.(I) Guidonem regem Hie- rusalem exemplum.

Digitized by

Google

90 P. Kehr,

f. 57 (alt f. 69) beginnen die Abschriften.

f. 57 Urban H. 1092 IV 21. J-L. 5464.

f. 59 Honorius II. 1126 VH 21. J-L. 7266.

f. 64 Innocenz II. 1138 IV 22. J-L. 7890.

f. 66 Eugen UI. 1146 V 29. J-L. 8929.

f. 68 Hadrian IV. 1157 V 31. J-L. 10286.

f. 70 Alexander HI. 1162 I 26. J-L. 10693.

f. 72 Alexander III. 1176 IV 11. J-L. 12692.

f. 74 Lncias HI. 1181 XI 12. J-L. 14514.

f. 76 Urban UI. 1186 X 30. J-L. 15685.

f. 78 Celestin III. 1192 II 5. J-L. 16809. XXXin 194 (alt 896). eh. s. XVU: C. Baronius . . , Boso .., Ro- tnualdus . . ab erroribus vindicatio Oho . . fictus auctor explosus sive notore et animadversiones ad Fortunati ülmi libellum de Alexandri III, occulto adventii Venetias a. 1177, auctore Feiice Contelorio. Vgl. Vat. Arch. Mise. Arm. XV t. 31 (Nachr. 1900 S. 389, wo auch die Papsturkunden verzeichnet sind). XXXIV 1. eh. 8. XVI XVII: Monumenta ecclesiasticae historiae. f. 1 Concilium Leonis IV] f. 8 Concilium Benedicti III] f. 13 Concilium Calixti II 1122 ; f. 38 Concilium JJadriani IL

Dann folgen Auszüge aus Baronius ; von f. 118 ab Aus- züge aus Cencius. XXXIV 10. eh. s. XVII : Monumenta ecclesiasticae historiae Angliae.

f. 19 (alt f. 172) Hadrian IV. s. d. J-L. 10056. XXXIV 13. eh. s. XVII: Miscellanea.

f. 76 Pa^ta Venetorum cum diver sis a. 1219—1238 ^ beginnen

mit Friedrich 11. XXXIV 17 (alt 1980). s. XVII: Peregrini Prisciani Historia Fer- rariensis. Die Urkundenabschriften sind genommen ex libro sive cathastro reposito in archivo publico episcopatus Fer- rariae 1454 Xn 20 (vgl. Nachr. 1897 S. 362). f. 152 Hadrian I. 780 UI 9. J-E. f 2430. f. 155 Paschal II. 1105 IV 8. J-L. 6023. f. 157 Innocenz II. 1133 III 11. J-L. 7612. f. 159 Innocenz II. 1139 IV 22. J-L. 8013. f. 162 Celestin H. 1144 III 6. J-L. 8515. f. 165 Lucius IL 1144 IH 15. J-L. 8520. f. 181 Vitalian s.d. J-E. 2102a (aus Cop. von 1206). XXXIV 29 (alt 905). eh. s. XVII: Liber primus historiarum Spo- letinc^e civitatis ..auctore lacobo Leoncillo. Darin auch Do- cumente.

Digitized by

Google

Papstarkonden in Born. II. 91

XXXIV 41 (ölt 873). mb. s. Xu : Chronicon Vultumense. Vgl.

Arch. XII 386. Die Papsturkanden verzeichnet Iter p. 91.

Eine neue Ausgabe bereitet V. Federici vor. XXXIV 45. eh. 8. XVn: Faventin^ histori^ breviarium auctore G.

C. Tonducci a. 1668.

f. 16 Nicolaus n. 1059 XH 26. J-L. 4419.

f. 17 Innocenz H. 1143 IV 26. J-L. 8360.

f. 18 Alexander HI. (1160—76) VI 4. J-L. 12603 zu VII 6. XXXIV 47. eh. s. XVn : Privilegia ecclesiae Pisanae et Pisanorum

chronica. Ist die Reinschrift von XXXIII 184. XXXIV 63.» eh. s. XVI: lo. Pari FerreUi Lihri RJiavennat. ex-

archcUus 7. Das bekannte Werk (mit den Kaiserprivilegien).

Wohl das Autograph. Vorne ein Verzeichniß aller Werke

des G-rammaticus. Vgl. auch Cod. XXXII 270.

XXXIV 73 (alt 3583). eh. s. XVII: loh. JBapL Vonii Inscriptionum coUectio.

Von p. 305 ab Epitaphia ss. pontificum.

p. 360 Gregor U. (717—30) XI 13. J-E. 2184.

p. 399 Leo HI. s. d. J-E. 2535.

p. 400 Gregor IIL s. d. J-E. 2254.

p. 462 Sergius I. s. d. J-E. 2135.

p. 466 Gregor VII. s. d. J-L. 5292.

p. 566 Gregor I. 604 I 25. J-E. 1991.

XXXV 78. 79. eh. s. XVII: Index locupläissimus vicariatuum et in- feudationum civitcUum terrarum et castrorum quae reperiuntur in libris investiturarum archivi castri S. Ängeli . . auctore Michaele Leonico. Vgl. Nachr. 1900 S. 378.

XXXV 80. eh. s. XVII: Index copiosissimus rerum et ntateriarum omnium quae continentur in libris archivi castri S. Ängeli.

XXXV 82. eh. s. XVII: Decreta consistorialia.

f. 183 Acta nonnuUorum pontificum sub Johanne XII etc.

XXXVn 37 (alt 3528). eh. s. XVII sq.: Miscellanea.

1. Caialogus Senensis ecclesiae episcoporum.

2. Descriptio episcoporum ecclesiae Tudertinae ab a. 1252 1617.

3. Urbani V De provisionibus praelatorum a. I lib. 3.

4. Nomina episcoporum Perusinorum.

XXXVn 53 (alt 2009). eh. s. XVH: (Michele Lonigo) Catahgo di tutte le chiese antiche e moderne che sono stato aitre volte et sano hora in Roma e di tutti i monasterii antichi della medesima ciitä. Vgl. Cod. VaUiceU. G. 36.

Digitized by

Google

98 P. Kehr,

XXXVIII ^) 44. eh. 8. XVII: Smrejg Adversaria. Gegen Ende die Abhandlang De M. Laborante B. S. JE. cardindle. Vorarbeiten zn Snarez' Pablication über die Collectio canonom des La- boranB (De chronologia operom S. Angastini etc. Komae 1670 ; vgl. Migne CCIV. Eine Uebersicht über diese Collectio steht im Cod. Vat. 4913). Aaßer den Briefen des Card, Laborans steht hier

Alexander UI. s. d. J-L. 14161, gerichtet an Laborans.

XXXVIII 59. eh. s. XVII: Snarez Adversaria, Materialien zar Gresehiehte der Päpste and der Cardinäle. Gegen Ende (ex codice S. Kemigii Bemensis)

Silvester 11. s. d. J-L. 3908.

XXXVIII 72. eh. s. XVII: Suaree Res Vasionenses. Darin Ab- schriften der Diplome B. 719 and St. 42B6. Gegen Ende die Urkanden für Vienne. Paschal H. 817 Xn 5. J-E. 2B49. Engen m. (824—27) VQ 8. J-E. 2563.

XXXVin 87. eh. s. XVU: Lucae Holstenii Varia. Vgl. Areh. XU 387; N. Arch. H 341; Iter p. 92.

f. 24 Fundatio monasterii Agaunensis per 8. Sigismondum regem Burgundionum cum privilegiis ss. pontificum. Ex archivo eiusdem monasterii. f. 29 Engen I. s. d. J-E. f 2084. f. 31 Leo IV. s. d. J-E. f 2660.

XXXVIII 89. eh. s. XVII: Lucae Holstenii Varia. Meist Materia- lien ans Deasdedit. f. 18 gibt er Gregor I. J-E. f 1366" als Gregor II. za 731 ex Cod. Vat. 1344 and erbringt ans- fiihrlich den Beweis der Fälschnng.

XXXVIII 90. eh. s. XVII: Lucae Holstenii Angelicae, Ldlianae^ Ambrosianae, Urbinatis, Vallicellianaey S. Salvatoris Messanae aliarumque bibliothecarum caialogi. Vgl. Areh. XTT 387.

XXXTX 1 —107 : Indices Ubrorum et indicum muUarum bibliothecarum. Meist Kataloge der Barberini. Alles wichtige hat Bethmann im Arch. XTT 387 verzeichnet. Ich habe noch notirt

73 (am Ende): Inventarium Ubrorum bullarum aliarumque scripturarum in archivio Avenionensi existentium in palatio apostolico übi dicitur Turris de la Oaciola collectum a. d. 1542 a Pompeio Capello etc. Hier steht nnter den Hss. n. VI

1) XXXYin 7—72 entb&lt des Joseph Maria Saarez, Bischofs von Vaison, Adversaria. Femer solche von Leo AUatios und Lucas Holste. Die gelehrten Her- ausgeber des Bethmannschen Nachlasses im Archiv XII 886 fügen za diesen Ge- lehrten durch eine allerliebste Verlesung den berühmten Sanunler , Adamsorien'^ hinsu.

Digitized by

Google

t^apstorknncleii in Rom. n. 98

Diplomata variorum pontificum Innocentii IIj Lucüy Honorii^ Älexandrij Eugenii, quibus ecclesiam Bariolensem suam in dien- telam seu h. Petri protectianem stiscipiunt etc.

Attestationes sive depositiones testium inierrogatorum de finibus agri Beneventani a. scU. 1J271: n. 34. 36 Privilegium seu di- ploma Cdestini III porUifids et Bogerii Siciliae regia de ter- minis agri Beneventani.

InquisiHo a Ouidone de Zena canonieo Mantuano a. $al. 1^1 mit Gelasius 11. J-L. 6643 = Vat. Arch. Collect. 430 (vgl. Nachr. 1902 S. 406). Die beiden andern Bände sind da- gegen bisher noch nicht zum Vorschein gekommen.

84, vgl. £hrle in Arch. für Litterator- and Eirchen-

gesch. I 15.

XL 1 48: Monumenta Ferdinandi UgheUi. Sein litterarischer

Nachlaß, alles s. XVII ; hie and da] aber anch ältere Copien.

1 (alt 3626). eh. s. XVII. Vgl. Arch XII 388 and aasführ-

licher Iter p. 92. Doch weist diese Liste v. Pfiogk-

fiarttong's ziemlich viele Lücken aai. Der Band enthält

Abschriften hauptsächlich aus Acerenza, Bobio, Venedig

and Grado, Cremona, Lacca, Oiovenazzo. Statt die ür-

kanden im Einzelnen aafzazählen, erwähne ich lediglich

f. 70 sq. Index zam Codex Sicardi in Cremona, vgl.

Nachr. 1902 S. 144. f. 271 sq. Informazione dl Rev. P. D. Ferd. Ughdli tVi- torno alla cittä di Matera et al Sf40 titolo prima epis- copäle e poi archiepiscopale. Ansföhrliche Darlegung anter Anfiihrang der ürkanden. f. 177' cit. Iter p. 92 Alexander U. (1061—1073), da- nach J-L. 4737, ist aber natürlich Alexander FV. 2. eh. 8. XVn. Vgl. Arch. XII 388 and Iter p. 92, wo aber die Angaben sehr lückenhaft sind. Die hier copirten Ballen sind indessen alle bekannt. Der Band enthält vor- züglich Abschriften ans Chieti, Sqaillace, Tropea, Verona and Kossano. 4. eh. s. XVn. Beschrieben im Arch. XTT 388 and Iter p. 92, wo anch die beiden hier abgeschriebenen Papstarkanden verzeichnet sind. B (alt 3662). eh. s. XVH.

f. 1 sq. ürkanden ans Cestello de Florentia (Settimo).

f. 5' sq. Inventar von Facecchio. Ex libro mss. 0 0.

existente penes ill. D. Carolam Stroziam: „Lacanae

iorisdictionis de Faccechio^' (jetzt Magl. VIII i486).

Digitized by

Google

94 P. Kehr,

Der Band wird aach bezeichnet „Libro di memorie delle monache di S. Maria Grattainola a Lacca dell' ord. di S. Chiara". In der That ist das (jetzt teilweise zerstreute) Archiv von Fucecchio an die Clarissinnen in Lucca gekommen. Die Papstorkonden werden citirt f. 5' nnd f. 9'. f. 27 sq. Urkunden für S. Bartolomeo di Carpineto. f. 27 Alexander lU. 1169 VI 25. J-L. 11629. f. 27' Urban HI. 1187 I 19. J-L. 15929. f. 28 Celestin IH. 1191 VHI 29. J-L. 16747. f. 93 Praefatio und Summarium zur Chronik des Bruders Alexander von S. Bartolomeo di Carpineto (vgl. Nachr. 1900 S. 217). f. 106 Ädditiones et corrediones ad Veronenses episcopos (tom. V. Italiae sacrae) mit den Kaiserdiplomen. 6. eh. s. X Vn. Die Diplome verzeichnet Arch. XTT 388 ; die Papsturkunden Iter p. 92. Zuletzt Auszüge aus dem Chro- nicon Vulturnense.

9. eh. s. XVII : Zuerst Zusammenstellungen von Bischofslisten, dann Zusammenstellungen von Cardinalsnamen mit zahl- reichen Datirungen von Papsturkunden, abscheulich geschrie- ben, meist aus Bergamo.

10. eh. s. XVU: Fortsetzung. Auszüge aus den päpstlichen Registern, den Libri obligationum u. a. Von f. 516 ab Visi- tationsberichte. Von f. 616 ab Zusammenstellung der Papst- urkunden im Archiv von Sassovivo (vgl. Nachr. 1898 S. 358).

11 (alt 3632). eh. s. XVII ; Privilegia ms. pontificum et impera- torum. Der wichtigste Band der ganzen Sammlung. Die Papsturkunden sind ausführlich verzeichnet Iter p. 93. Viele davon edirt J. Fraikin Bullös inödites relatives k diverses ^glises d' Italic tir^es d'un manuscrit de la bibliothfeque Bar- berini in Annales de Saint-Louis-des-Frangais lU (1900).

12. eh. s. XVII: Monumenta regni Neapolüani Tom. I. Vgl. Archiv Xn 388.

f. 1 Chronicon episcoporum Neapölitanorum. f. 134 Incipiunt tiomina abhatum Nonantulensium. f. 137 ff. Sammlungen F. Conteloris für die Geschichte von Aquileja. Darin f. 140' Alexander lU. 1176 VH 7. J-L. 12722. f. 143 Lucius ni. 1184 XI 12. J-L. 15113. f. 192 JRelatio Status ecclesiae Amalphüanae a. 1644. Wichtige

Digitized by

Google

Papstarkmiden in Rom. II. 95

Sammlang von Urkonden für Amalfi; Scala, Minori o. a., darunter f. 205 Celestin III. 1192 UI 13. J-L. 16835 ex quodam libro antiqno vetastis admodiun litteris scripto.

13 (alt 3634). s. XVII: Monumenta regni Neapolitani Tom. IL Mit Urkunden aus Salerno, Gaeta, S. Vincenzo, Benevent. Die Papsturkunden sind leidlich vollständig verzeichnet im Iter p. 94. Ich notire nur

f. 196 Memorie antiche e ricordante cavate ddlV archivio della cattedrale di Gaeta da me D. Constantino Caietano man. Casinen. 1601. Auszäge und Regesten von dem bekannten Abt.

14 (alt 3635). eh. s. XVII : Documentum. Den Inhalt gibt Bethmann im Arcb. XII 388; ich ergänze seine Angaben in Bezug auf das urkundliche Material.

f. 70 Ex scripturis mon. S. Laurentii monialiutn de AtncUfia.

Keine altern Papsturkunden, f. 96' Inventarium archivi mon. Fontis Laureati Tropieti. dioc.

ord. Cistercien. Mit den ßegesten der Kaiserurkunden, f. 107 Sancta metropolitana ecdesia Bavenna. Chronik von

Kavenna mit vielen ürkundencitaten. f. 183 Breve chronicon mon. Cavensis excerptum ab Augustino

de Neapoli abb. congreg. Cassinen. Mit dem Inventar der

Privilegien für La Cava, f. 203' Datirungen und Subscriptionen der Papsturkunden

ex cod. Vat. 23 card. Sirleti (= Vat. 4947). f. 219 JEx archivo mon. Camald. S. Michaelis de Burgo Pisis,

15 (alt 3636). eh. s. XVII. Beschrieben Arch. XII 389.

16 (alt 3637). eh. s. XVII: Monumenta consistorialia variaque. f. 113 sq. ßischofslisten. Ohne ältere Papsturkunden und

Verweise darauf. 18 (alt 3639). eh. s. XVII : Monumenta sacra varia. Die Papst- urkunden verzeichnet unvollständig J. v. Pflugk - Harttung Iter p. 94; ich wiederhole sie nicht, sondern gebe nur eine allgemeine üebersicht über den Inhalt des Bandes, f. 28 JEx archivo mon. $. Praxedis. Auszäge und Regesten, f. 166 sq. und f. 208 sq. Auszüge mit Subscriptionen und

Datirungen von Papsturkunden meist für S. Salvatore di

Venezia, für Pistoja und für Vallombrosa. Einige auch

aus Drucken, f. 202' B. P. D. Machiavello Comen. iuris conferendi pro BB.

Digitized by

Google

96 P. Kehr,

DD. capUulo et canonicis S. Euphenriae Camen. contra B. D. episccpum Comen. Sutmnarium iuriutn. 19 (alt 3640). eh. s. XVII: Privilegia pontificum varia. Die darin enthaltenen Papstorkimden hat J. y. Pflngk-Harttung Iter p. 94, freilich mit vielen Anslassmigen verzeichnet; doch sind die Stücke alle bekannt. 22 24: Ughelli Äutographa. Abschriften, Notizen, CState für die Italia sacra, nach den Provinzen geordnet, oft nur die Bischofslisten, hie nnd da ein ganzer Text. 22: Von Urkondenabschriften verzeichnete ich Celestin IH. 1191 XH 27. J-L. 16778. Calixt n. (1121-24) in 30. J-L.711B. Urban H. (1097—98) IV 19. J-L. B687. Urban H. 1098 IX. J-L. 5709. 23: (Stammbäume und genealogische Tafeln) f. 19 Nicolans n. 1060 I 18. J-L. 4428. -24: f. 84 Honorius n. 1129 IX 13. J-L. 7377.

f. 131 Calixt n. 1123 IX 11. J-L. -. S. Anhang, f. 133 Alexander in. 1174 UI 1. J-L. 12349. Inser. in Johannes XXHI 1413 IV 29 (vgl. Nachr. 1902 S. 499). f. 205 Paschal n. 1102 XH. J-L. 5931. Extr. (ex veteri codice membr. litt, langob. conscripto asser- vato in arch. eccL Salemitan.). f. 213 Nicolans n. 1059 XH 26. J-L. 4419. f. 218 Lmocenz II. 1143 IV 26. J-L. 8860. f. 220 (Ende auf f. 225) Alexander HI. (1160—76)

VI 4. J-L. 12608 zu VH 6. f. 273' Alexander HI. 1177 V 6. J-L. 12830. f. 281. Ex tabula huius ecclesi^ (sc. S. Bartholomei in insula Lycaonia) adeo ob uetustatem obliterata ut describi et annotari uix potuerit:

1. Alexander HI. s. d. J-L. -

2. Celestin III. s. d. J-L. Vgl. Cod. ValliceU. 0 26.

f. 324 Lucius HI. 1184 IH 21. J-L. . Ed. Nachr.

1900 S. 259 n. 25. f. 326 Stephan IX. 1057 X 18. J-L. 4373.

25 (alt 3652). eh. s. XVII: Privilegia ss. pontificum pro Gster- cien. ordine. Beginnen mit 1489.

26 (alt 3653). eh. s. XVII: Privilegia ord. Cistercien.

Digitized by

Google

Papsturkunden in Rom. II. 97

f. 131' Incipit tabula omnium monasteriorum monachorum Cister- den, per Universum orhem fundatorum.

f. 365 sq. Bullae pro mon. S. Salvatoris Moniis Amiati,

f. 365 Calixt II. 1122 IV 24. J-L. 6968.

f. 369 Gregor V. 996 V 27. J-L. 3864.

f. 370 Leo IX. 1050 VIII 6. J-L. 4232.

f. 371 Celestin IL 1144 II 23. J-L. 8498.

f. 378 Benedict VIII. s. d. J-L. 4054.

Dann folgen die Abschriften der Kaiserurkunden für Monte Amiata. Am Ende ein Catalogus librorum ms. qui in monasterio Monds Amiati asser vantur.

27 (alt 3654). eh. s. XVII: Privilegia ord. Cisteräensis. Ur- kunden vom 13. Jahrh. ab.

28 (alt 3655). eh. s. XVII: Monumenta mss. varia ord. Cister- cien. Vgl. Iter p. 95.

f. 9 und 113 Celestin IQ. 1194 IX 28. J-L. 17147.

f. 28 Geschichte der Aebte von S. demente di Pescara mit

den Papsturkunden für S. demente J-L. 4258. 11266.

16417. 11266. f. 93 und f. 96 Regesten der Papsturkunden für S. ßarto-

lomeo di Carpineto (J-L. 6532. 11629. 15929 und J-L.

6532. 7880. 11629. 15929. 16747. 17146). f. 250 Summarium privilegiorum mon. Montis Amiati, f. 274 Regesten der Papsturkunden für Pisa, f. 344 Auszug aus dem BoUettino von Florenz, f. 359 Copie di scritture . . di s. Michele di Pisa,

f. 364 Gelasius IL 1118 X 1. J-L. 6654. f. 389 Regesten der Papsturkunden für S. Maria di Pomposa. f. 410 Eugen HI. 1145 V 12. J-L. 8758. f. 413 sq. Die Papsturkunden für Kl. Settimo bei Florenz,

wie im Iter p. 95; nämlich J-L. 5062. 5527. 4162. 6967.

29 (alt 3656). eh. s. XVII: Privilegia coenobii Trium Fontium ord. Cisterc. Eine Art BuUarium von S. Anastasio ad Aquas Salvias. Vgl. Iter p. 95.

f. 1 Alexander m. 1161 VII 10. J-L. 10670. 30—34. eh. 8. XVll: Monumenta ordinis Cisterciensis. Davon ist für uns wichtig XL 31. Vgl. Iter p. 95. f. 76 Alexander UL 1179 HI 29. J-L. 13348. Der Anfang

steht auf f. 88. f. 83 demens HI. 1188 V 28. J-L. 16253. f. 86 Urban HI. 1187 I 7. J-L. 15927.

K^ G«. d. Wi«. NftcbriehtMi. PkUolog.-hictor. KImm 1908. H«A 1. 7

Digitized by

Google

98 ^' Kehr,

f. 9B Alexander IH. 1171 YLL 28. J-L. 11900.

f. 119 Pro abbatissa man, s. Benedicti de Cupersano ord. Cisterc.

f. 180 Memorie antiche cavate da malte scritture . del monastero

di Cestello di Firenee, f. 248 Memorie della badia di S. MarHno de MonH situato

presso Viterbo. f. 305 Alexander UI. (1181) VII 6. J-L. 14407. f. 305' Alexander III. (1161) VII 2. J-L. 10669. 36—43. eh. 8. XVII. Ughellis* Correspondenz, deren genauere Durchsicht für die Geschichte der Ueberlieferung der italienischen Urkunden gewiß nützlich sein würde. 44 (alt 3513). eh. s. XVII: Cathalogus abbatum Sagittariensis monasterii s. Cisterc, ord, Anglonen. dioc, auctore Gregorio Laura. Gedr. von Lauro in dessen Vita b. loachimi abbatis. XLI 1 56: Magni Pernei Opera mss. XLI 57-64. XLH 6-20. 46-73. 93-100. 110—129. eh. s.

XVII XVni: lacobi Ladcrchii Opera mss, XLH 1-5. 21-45. 74—92. 101—109. 130—137. eh. s. XVIII:

Augustini Mariae Molini Opera mss. YTJT 50. 57. 116. eh. s. XVIII in. : De sacris basilids SS. marty- rum Marcellini et Petri in urbe Roma via Labicana et prope Lateranum. Dissertatio historica lacobi Laderchii a. 1703 (ed. 1705). XLII 57 scheint das Autograph Laderchi's zu sein. XLII 53. eh. s. XVII: Index scripturarum regiae iurisdictionis in

regna Neapolitano. XLII 54. eh. s. XVII: De monarchia regni Siciliae. Verschiedene Tractate: Ascanii card. Colunmae iudicium, der Tractat Quid sit Monarchia, De origine Monarchiae und der spanische Tractat des Vicekönigs Feria. f. 5' und f. 14 Urban H. 1098 VII 5. J-L. 5706. XLII 66. eh. s. XVII : V abbate PalermitanOj Origine e insussistenea

della Monarchia di Sicilia (gedr. 1715). XLII 99. eh. s. XVIII in. : Inventio corporum SS. Miniatis ac Septem sociorum mm. Florentiae a. 1706 . . a lacobo de Laderchio. f. 37' Vetera diplomata ex archivo olim monasterii Ä Miniatis, modo S. Bartholomaei monachorum congregationis Montis Oliveti desumpta. f. 56 n. X Benedict IX. 1044 IV. J-L. 4115. f. 56 n. XI Alexander U. 1065 IV 16. J-L. 4563. f. 57' n. XII PaschaHs U. 1110 I 9. J-L. 6256. f. 58 n. Xin Lucius lU. 1185 UI 5. J-L. 15396. XLII 100. eh. 8. XVII: 1. Concüium Lateranense sub Paschale IL

Digitized by

Google

Papstnrkonden in Rom. 11. 99

2, Instrumenta iuramenta privilegia et iura S. R. E, J.

Laderchi's Abschriften und Auszüge aus Cencius camerarius.

Die Urkunden im Einzelnen aufzuzählen, kann ich mir also

ersparen. L 116. eh. 8. XVn ex. : Inventario di tutte le scritture che si conser-

vano nelV archivio delV archiconfraterniiä delle sacre Stimmate. L 140. eh. 8. XVII : JRaccoUe di scritture diverse relative cdla fonda-

zione conservaeione imagini reliquie etc. di varie chiese di Roma.

f. 65 ühiesa di S. Sebastiano fuor delle mura mit den angeb- lichen Indulgenzen, aus dem Archiv von S. Pudenziana von D. Angelus a S. Benedicto 1672 VI 25.

f. 102 DelV origine e veneratione della chiesa di 8. Theodoro martire. Discorso historico di Fioravante Martinelli. TilTT 36. eh. 8. XVII : Croniclie della cittä di Ferrara e delli marehesi

Estensi a. 1590. Im Anfang Cap. III des ersten Buches

von Peregrinus Priscianus. LIII 81. eh. 8. XVri: Visole di Ponjsa, Palmerola etc. sotto ü

supremo dominio della Sede apostolica.

f. 9 sq. beginnen die Bullen mit Honorius lU. Lm 82 (alt 2767). eh. s. XVII: Informatione e cronica della cittä

di Castro e di tutto lo stato suo etc. raccolta dal not. Benedetto

Zucchi a. 1638. Ist für die Topographie von Castro und

Umgegend nicht unwichtig. LIV 34 (alt 1976). eh. s. XVII: Historia della cittä di Ferrara.

f. 8' Vitalian s. d. J-E. f 2102 a. LIV 88—92 (alt 3643). eh. s. XVII: Raccolta di varie memorie e

notieie spettanti aUa cittä di Firenee vol. I V. In Bd. 5

Abschriften der Kaiserurkunden. LV 62. eh. s. XVII: Memorie della badia di Settimo e de gloriosi

successi dd sacro ordine Cisterciense . . ra^colte da 2). Ignatio

Signorini. Mit den Citaten der Urkunden für Settimo. LV 63. eh. s. XVII: Ilistorie delV antica cittä di Gubbio. Opera del

dottore Flaminio Becoli. Mit den Citaten der Papsturkunden

für Gubbio. LXXV 11: Indices et inventaria.

f. 20 Inventarium librorum bullarum et brevium existentium in archivio Ävenionensi. LXXV 28. mb. s. XII mit den Diplomen für Veroli, vgl. Nachr.

1901 S. 244.

Digitized by

Google

100 P. Kehr,

1-

Paschdl IL nimmt das Kloster S. Michele di Chiusa unter dem Aht Hermengaud in den apostolischen Schute und bestätigt ihm die von Leo /X, Alexander IL, Gregor VIL und Urban IL verliehene Freiheit, die genannten Besiteungen und Rechte.

Cod. Heg. lat. 173 s. XII ex. f. 24.

Cit. J'L. 6577 nach Man. Gem. Scr. XII 196 {Vita Benedicti Clusiettsis). Da die Urkunde von dem Regionamotar Petrus geschrieben ist, der eum letzten Mal im J. 1102 vorkommt (s. Mitth. des österr. Inst. Ergbd. VI 107), so ist sie eu 1099—1102 anzusetzen. Als Vor- Urkunde bediente er sich Urbuns IL J-L. 5554 ; die Namen sind aber hier wie dort so verderbt , daß ich jetzt noch keine Emendation wage.

Paschalis episcopus seruus seruorom") Dei. Dilecto filio Her- mengaado abbati monasterii sancti Michaelis apnd Ciasam Porcha- rianam eiusque successoribus regulariter substituendis in perpetumn. Pie postnlatio uolantatis effectu debet prosequente compleri, qua- tinus et deuotionis sinceritas laudabiliter eniteseat et utilitas postulata uires indubitanter assumat. Quia igitur dilectio tna ad sedis apostolic§ portum refugiens eius tuitionem deuocione debita requisiuit, nos supplicationi tuae clementer annuimus et beati Michaelis Clusinam c^nobium, cui Deo auctore presides, com uni- uersis ad ipsum pertinentibus sub tatelam apostolice sedis excipimus et ei omnem libertatem sanctoram nostrornm predecessorum, uidelicet Leonis Villi, Alexandri secundi atque Gregorii VII nee non et Vrbani secandi, priailegiis siue regum seu ^piscopornm preceptis attribntam*^ nostro quoque priuilegio confirmamus. Per presentis itaque priuilegii paginam apostolica auctoritate statnimus ut cell§ uel ^cclesiae, uidelicet que dicuntur ad Colcam, ad Dies, Talarnum, ad sanctum Andeolum, Mergouum, Cadailanum, ad montem Lanreum, abbatiam sancti Ylarii, abbatiam sancti lacobi loconensis, abbatiam sancti Pinaroli, Castellum, Crucilias, Cerni- anum, sancti Genesii, castrnm^) Vetuli, Vernosium, locum Gabelle, Catusium, Buxeriam, cellam Fruini cum appendiciis suis, mona- sterium Campanie, Adriam, Clarum, Fontanilias, Viliacum, Dupplani, Villam nouam, Amafez, ad sanctum Desideratum, ad larnaiam, ad Monticlum, ^cclesiam de Cereliaco, sanctum Amantium, ad Cumu- liacum, ad Saluiacum, ad Artuleum aureum, ad Balmtun, ad rocam Tolau, ad Arriacum . . . . ; in Italia uero locus apud Taurinum, ad

a) saoruni. b) atributta. c) castri

Digitized by

Google

Papstarkonden in Rbmr IT.- : .- 101

montem Bersarii, ad Cassinas, ad Sammam ripam^^ad/Baiiiol, locus sancti lacobi apud Papiam, Coineza, Bozolosinm,' Mäntoatfi et ceterg ultra uel citra montes posite qu^ illius iuris esse uid'entuf > cum suis quibuslibet possessionibus uel per aliqua munimina-ad. eadem loca pertinentibus mobilibus seu immobilibus et qu§cuinque hodie idem cenobium iuste possidet siue in futurum concessione pontificum, liberalitate principum uel oblatione fidelium iuste atque canonice poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et ^ illibata permaneant. Decernimus ergo ut nulli omnino hominum Hceat eundem locum temere perturbare aut ei subditas cellas uel §cclesias seu possessiones aliquas auferre minuere uel temerariis uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur , eorum pro quorum sustentacione hac guberuatione concessa sunt usibus omnimodis profutura. Obeunte te nunc eins loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet subreptionis astucia uel uiolentia preponatur, nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam elegerint. Electus autem a sue diocesis episcopo benedictionem accipiat, siquidem catholicus fuerit et communionem ac gratiam apostolic^ sedis habuerit et si eam gratis '> et sine prauitate im- pendere uoluerit, omni exactione et professione seposita ; alias aut ad-^ metropolitanum aut ad alium quemlibet eiusdem prouintie catho- licum^^uel adRomanumpontificem benedicendus accedat. Interdicimus etiam ut nulla ecclesiastica secularisue potestas super eundem locum aliqutun uiolentiam uel dominationem exercere presumat nee quouis quomodo quisquam episcopus aut archiepiscopus locum ipsum abbatem *^ uel monachos eins excomunicare aut iudicare uel aliquod eius altare uiolenter exconciliare audeat uel loca quelibet»^ eins ditioni et ordinationi subdita pro priuatis causis nullius excommu- nicationi subiaceat, sed semper sub tutela et emunitate Romane gcclesiae consistentes omnipotenti Domino quieti ac securi*) deser- uiant. Quam prerogatiuam idcirco eidem*) loco sancto tribuimus ut, sicut actenus sub apostolic^ sedis tantum iurisdictione consi- stendo profecit, ita quoque sub eadem firmitate amodo consistendo magis magisque semper proficiat et sub eiusdem salubri umbraculo semper augeatur et crescat. Sane si quis in crastinum archiepi- scopus aut episcopus, imperator aut rex, princeps aut dux***>, comes uicecomes, iudex aut ecclesiastica secularisue persona huius'') priuile- gii paginam sciens contra eam temere uenire temptauerit, secundo tercioue commonitus, si non satisfactione congrua emendauerit,

d) et feKU. e) gends. f) ad fehU. g) catholicmn feMt, h) abbatom. t) qualibet. k) secorique. l) eiusdem. m) audux. n) eias.

Digitized by

Google

102 ...\ ;:% -P. Kehr,

potestatis hQilp^fi^ue 'sni dignitate careat renmqoe se diaino iadicio existeje (Je^perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo **^ cor- pere ate sanguine dei et**^ domini redemptoris nostri lesn Christi

•l'aßftmis fiat atque in extremo examine district^ ulcioni subiaceat.

', * Cunctis autem eidem loco iusta seroantibus sit pax domini nostri lesu Christi, qaatinus et hie fructam bon^ actionis percipiant et apud districtum iudicem«> premia*"^ aeterne pacis inueniant*^ Amen. Amen. Amen.

Scriptum per manam *^ Petri notarii regionarii et scriniarii "^ sacri palacii.

0) sacritissimo. p) et dei. q) iudicem fehlt. r) premium.

8) inueniat. t) ianom. u) scrioii.

2.

Calixt IL stellt das von dem Erebischof von Äcerenea widerrecht- lich mit dem Bistum Tricarico vereinigte Bistum S, Maria di Monte Peloso wieder her, bestellt den Abt Leo daselbst eum Bischof , verfügt daß in Zukunft das Kloster mit der bischöflichen Kirche vereinigt sein sollf und bestätigt die Parochie und die Besitzungen.

Benevent 1123 September 11.

Copie von 1667 im Cod. Barb. XL 24 f 131 (Copia ab aiUentico in carta aedina antiqua scripta quod extat in archivio Beneuentan^ ecclesi^f inuenta et collationata est die 11. Novemb. 1667).

Lch freue mich mit diesem Stück eine Lücke in der Kirchenge- schichte Unteritaliens auszufüllen j die Allen welche sich damit be- faßten empfindlich war. Die Existenz dieser Urkunde in der KapiteU bibliothek von Benevent hat Lucenzi in der Note zu üghelli Italia Sacra I 998 behauptet^ aber seine Erzählung von der Wiederherstellung des Bistums Monte Peloso durch Calixt IL wurde immer bezweifelt und angefochten. Auch Duchesne Le Liber censuum p. 247 n. 8 hält vorsichtig mit seinem Urteil zurück, obwohl die Tatsache an sich durch Cencius (episcopatus Montis Pilosi qui est iuris b. Petri) vöüig bezeugt ist. Den näheren Hergang erzählt übrigens Innocenz III. 1204 ISP. 2077, und dieses Rescript beseitigt jeden Zweifel, den etwa Hyperkritik gegen die Authentizität unsrer Urkunde, die merk- würdiger Weise in Benevent nicht aufzufinden war, vorbringen könnte. Uebrigens ist weder gegen die Fassung noch gegen das Eschatokoll irgend etwas einzuwenden.

Aus der angezogenen Urkunde Innocenz' III. erfahren unr übrigens, daß Innocenz IL diese Verfügung Ccdixts bestätigte. Dennoch ver-

Digitized by

Google

Papstorkanden in Rom. IL 103

mocftte sich das Bistum nicht eu behaupten. Celestin III. in einem Rescript van 1193 Deeemher 13 J-L. 17046 entschied gegen die Recla- mationen des Clerus und Volkes von Monte Peloso. Innocenz' IIL Versuche das Bistum wiederherzustellen {Potth. 2077. 2175. 2246. 2504) hatten keinen Erfolg, Gregor IX. bestätigte 1234 Mai 4 {Äuvray I 1240 n. 1905) und 1236 April 18 {eh. II 384 n. 3140) vielmehr die von Celestin III. gefällte EntscJieidung : Monte Peloso blieb ein Priorat von Casa Bei] erst 1460 wurde wieder ein, 1818 mit Gravina ver- einigtes Bistum errichtet.

Calixtus episcopus seruns sernomm Dei. Venerabili fratri Leoni episcopo Montis Pilosi salutem et apostolicam benedictionem. Humanatus pro redemptione humani generis Dei filius sponsam suam ecclesiam quam precio sanguinis sui comparauit, beato Petro apostolorum principi commisit, dicens: „Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam et tibi dabo claues regni c^lorum*' ^); quem cum fratrum") suorum corroboratione ac regimine pr^moneret*^ ait inter cetera: „Et tu aliquando conuersus confirma fratres tuos" *). Hac itaque auctoritate dominica nos qui licet indigni beati tamen Petri uicem in Dei gratia gerimus, fratres nostros confirmare atque ipsorum numerum debemus iuxta ecclesi- arum dignitatem augere. Nimirum nostra^^ Montis Pilosi ecclesia quondam episcopalis gloria dignitatis ^'^ ac proprii pastoris fuit solatio decorata; uerum quidem ecclesi? Acheruntin? antistes sine ulla ratione '^ Romanae ecclesi^ auctoritate, cui soli episcopatus coniungere uel disiungere licitum est, eam Tricaricensi o ecclesiae couniuit. Cum autem nos apud Montem Pilosum fuissemus *) et prg- cipue cum in nostro palatio Beneuentanae ciuitatis essemus, electus et populus Montis Pilosi ad nostram presentiam uenientes, ecclesiam suam iniuste priuatam dignitate pristina clamauerunt et a nobis proprium sibi dari episcopum petierunt. Deliberato igitur fratrum nostrorum episcoporum et cardinalium nee non et aliorum archiepi- scoporum et episcoporum et religiosorum uirorum consilio, eidem ecdesi^ antiquam episcopalis catbedr^ restituimus dignitatem et te, dilecte in Christo f rater Leo, eiusdem cleri et populi communi consensu et concordi uoto electum in ipsius loci episcopum nostris tanquam beati Petri manibus largiente Domino consecrauimus, sta- tuentes ut utraque ecclesia, monasterium uidelicet cui abbatis

a) im Text zuerst assomptam. h) sttUt premuniret. c) so ursprünglich, dann corr. in ministrorum. Nostra. d) dignitate. e) wohl statt sanctae.

f) im Text ursprünglich in Capriensi.

1) Matth. 16,19. 2) Luc. 22,82. 3) 1121 November.

Digitized by

Google

104 P. Kehr,

nomine pr^sides, et illa beatae Mari§ Montis Pilosi ecclesia, onius episcopalis sedis dignitate ac nomine censeatur. Obeunte nero te ipsius loci episcopo et abbate aut quolibet successorum tuomm, persona ad episcopatum idonea electione tarn monachorum quam clericoram et honoratorum ac plebis deuotione de monachis assu- matur, qu§ monasterium regat et pariter episcopi atque abbatis fungatur officio. Porro episcopalia officia in utralibet ecclesia iaxta tunm tnornmque successorum arbitrium celebrentur. Prgterea totam ipsius episcopatus parrochiam cum castellis et uicis antiquis uel nouiter aedificatis-^, quemadmodum in uestris antiquis eiusdem parrochi^ priuilegiis continetur, tibi tuisque successoribus regendam gubernandamque committimus et auctoritate sedis apostolic§ confir- mamus. Inter hgc statuimus etiam ut qu(jcunque predia quecunque bona quascunque possessiones uel episcoporum concessione uel nobilium uirorum largitione, quascunque ecclesias eadem ecclesia in presenti legitime possidet siue in futurum concessione pontificum, liberalitate principum uel oblatione fidelium iuste atque canonice poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata perma- neant. In quibus, et si non omnia, tamen qu^dam propriis nominibus annotamuS) uidelicet uillanos in Monte Piloso habitantes, castrum Vrsum, eiusdem loci et habitantium dominium ^cclesiarumque regimen, in Mauranis ecclesiam sanctae Mari^ cum omnibus ibi habitantibus et terris a comite Alexandro concessis, regimen ecclesiarum omnium Cociani, molendinum similiter emptum ab Alberico filio Girardi quod super flumen Vindani^> constructum est, ecclesias sancti Angeli de Fenestra et sancti Viti cum omnibus earum possessionibus et pertinentiis, in Castro sancti Mauri ecclesias sancti Angeli et sanctae Barbarae, in castello PuHano ecclesias*^ sanctae Mari^, apud lugurum ecclesiam sancti Martini cum suis hominibus, apud Rufetum*^ ecclesiam sancti Marci et in Solico ecclesiam sanctae Euphemiae, in Monopoli ecclesiam sancti Bene-

dicti cum suis aliis ecclesiis et in Cuper sano ecclesiam sancti ,

apud Rubum ecclesias sancti Sabini, sancti Bartholomei atque Michaelis archangeli, apud oppidum Minerbinum ecclesias sancti Michaelis et sancti Petri ... et sancti*^ Vincentii cum hominibus ibi habitantibus et eorum ecclesiis , in monte Solicoli ecclesiam sancti Leonis et uillanos quos comes Alexander donauit, apud castrum Spinusium ecclesiam sancti Petri. Et hoc totum cum omnibus rebus earum mobilibus et immobilibus ad proficuum iam dictae

/) corr, aus aedificandis. g) am Band Vindani $eu Bindani; im Text

stand ursprünglich Gradiani. h) sie. i) im Text stand zuerst Carentam.

Je) et sancti in die Lücke nachgetragen, die aber damit nicht ganz ausgefüllt ist.

Digitized by

Google

Papstorkimdeii in Rom. 11. t05

ecclesi^ nostra apostolica aactoritate defendimüs atqae sab nostr^ tüitionis dextera protegendo ponimus. Qaicanqae aatem htiias nostr^ constitationis contradictor connolsor ac temerator extiterit, anathematis sententiae snbiacebit. '^

Ego Calixtus ecclesiae catholic^ episcopus ss. "•>

Ego Egidius Tusculanus episcopus ss. Ego Petrus card. presb. tit. sanctae Susann^ ss. Ego Girardus presb. card. tit. sanctae f in lerusalem ss.

Ego Comes diac. card. sanctae Mari^ in Aquiro ss.

Ego Joannes card. diac. sancti Nicolai de Carcere ss.

Ego Mattheus diac. card. sancti Adriani ss.

Dat. Beneuenti per manus Aimerici sanct^ ßoman§ ecclesi^ diaconi cardinalis et cancellarii, tertio idus septembris, indictione 11, incarnationis dominicae anno millesimo centesimo uigesimo tertio, pontificatus autem dompni Caüxti secundi pape anno quinto.

0 soiacebit. m) ss. fehlt hier und weiterhin»

s.

Innocenz IL bestätigt der Kirche S. Maria zu Blois unier dem Aht Petrus die durch den, Bischof Gaufrid von Chartres eingeführte Klosterregel und die Besitzungen, namentlich die von demselben Bir schof geschenkte Kirche des h. Sollempnis.

Beaujeu 1132 Februar 14.

Chartular. 8. Mariae Biesen, s. XIII im Cod. Ottob. 3966 f. 39.

J'L. 7543 cU. nach Coli. Rousseau 12 I f 78'. Reg. in Me- lanies d'archeologie et d'histoire VI 440 n. 2.

Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Petro abbati ecciesie sancte Marie Blesensis eiusque successoribus cano- nice substituendis imperpetuum. Desiderinm quod ad religionis propositum et animarum salutem pertinere monstratur, auctore Deo sine aliqua est dilatione complendum. Quotiens enim illud a nobis petitur quod rationi cognoscitur conuenire, animo nos decet libenti concedere et petentium desideriis congruum inpertiri suffra- gium. Proinde, dilecte in Domino fili*') P. abbas, per interuentum uenerabilis fratris nostri Gaufridi Carnotensis episcopi, religionis siquidem et pauperum amatoris, cuius utique studio et diligentia in ecclesia beate Maxie Blesensi, cui auctore Domino presides, re-

a) filü.

Digitized by

Go(

106 P. Kehr,

ligio est per Dei gratiam iiuititata, tais rationabilibus postalatio- nibus dementer annoimas et eandem ecclesiam apostolice sedis mimimine roboramus. Statnentes ut qaascamque possessiones qae- cnmque bona in presentiarum iuste et legitime possidet aut in fu- turum concessione pontificum, liberal itate regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci) firma tibi tuisque successoribus et illibata permaneant. Porro ecclesiam beati Soll(empnis) rogatu illustris uiri Theob(aldi) comitis et concessione Bernardi *> decani, Guineberti cantoris, Ans- gerii^) archidiaconi et Guarini archipresbiteri a prefato fratre nostro G. episcopo ecclesie sancte Marie donatam uobis in per- petuum presentis scripti pagina confirmamus. Precipientes ut ordo canonicus secundum beati Augustini regulam ibi inuiolabiliter con- seruetur et decedentibus canonicis nullus inibi, nisi regulärem ui- tam professus, canonicus substituatur. Decernimus ut nulli omnino hominum liceat prenominatam ecclesiam temere perturbare aut eins possessiones auferre uel ablatas retiner e minuere aut aliquibus uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur , eorum pro quorum gubernatione et sustentatione concessa sunt usibus omni- modis profutura, salua nirairum dyocesani''^ episcopi iusticia et re- uerentia. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue per- sona hanc nostre constitutionis paginam sciens contra eam teme- rario ausu uenire temptauerit, secundo tercioue commonita, si non satisfactione congrua emendauerit, potestatis honorisque sui digni- tate careat reamque se diuino iuditio existere de perpetrata ini- quitate cognoscat et a sacratissimo corpore et sanguine dei et do- mini redemptoris nostri lesu Christi aliena fiat atque in extremo examine districte ulcioni subiaceat. Canctis autem eidem loco iusta seruantibus sit pax domini nostri lesu Christi, quatinus et*) hie fructum bone actionis percipiant et apud districtum iudicem premia eterne pacis inueniant. Amen.

Dat. Belioci per manum Aimerici sancte Romane ecclesie dia- coni cardinalis et cancellarii, XVI kal. martii, indictione X*, in- camationis dominice anno M^.C". XXXII*^, pontificatus uero domni Innocentii pape 11 anno 11^

b) Bernadi. c) Ausgerii. d) dyocesiani e) et fehlt.

Lucius HL befiehlt dem Walter von Palearia und Genossen^ von weiterer Bedrückung der Kirclie S. Nicolai de Capeila abizustehn.

Lateran (1181) November 3.

Digitized by

Google

I

Papstarkmideii in Rom. U. 107

Cop, Ä. .X^ V^m in Carte Borgiane Rom Bibl. Vat. (Museo Bor- ^iaj atts cL^^t^ jetzt verlorenen Begestum man. Casemarii f. 294.

Vgl. N'r. S.

Lucixis e-piscopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Gualtero

de Palearia. ot. aliis militibus qui in ecclesia sancti Nicolai de Ca-

pella iixs xi^xi^^cant patronatus, salutem et apostolicam benedic-

üonem. Si uelletis diligenter attendere quid eccIcHiaram pa-

tronis ooxi.ia.öTiiat , ecclesiam sancti Nicolai quam uexare intolerabi-

liter pirol:il\>©iniiii, contra alios efficaciter iuuaretis. Ceterum audi-

nimns qxLoäL ecclesiam ipsam pane et uino et rebus aliis cotidio

s^lisLEit^Sy clericos eiecturos, nisi uestre satisfecerint uo-

luntÄt-i- Xnde est quod per apostolica uobis scripta mandamua et

sü\i ex-oommunicationis interminatione precipimus quatenus a uexa-

tione pirescripte ecclesie desistentes, ministris eius non inferatis

molestiam uel grauamen ; quia, si ad nos querela iterata peruonorit,

Qos licet inuiti a communione reddemus fidelium alienos et taliter

p%T dominum uestrum regem corrigi faciemus, quod facietis inuiti

que facere spontanei deberetis, et audientes ab ecclesiarum et cle-

ric^OT-iitn molestiis exemplo uestro poterunt cohiberi. Datum La-

terajii tertio non. nouembris.

5.

Ltwitis IIL bestätigt der Kirche eu Siponto die von Alexander II L in dem Streite zwischen den KanoniJcern von Siponto und Gargano Ober den erzbischöflichen Sitz gefällte Entsclieidimg.

VelletH 1182 August 31.

Inserirt in Eugen IV. 1481 Septettiber 24 : [Reg. Lat. a. I t. 5 f. 117 =7 Fei. Contelori Eugenii IV bidlae de diversis formis Rom Arch. Vat. Arm. XXXI t. 54 f. 99* [A] und Carte Borgiane Rom Bibl. Vat. (Museo Borgia) [BJ.

Die bisher nur aus dem Privileg Innocenz' III. (üglulli VII 829) bekannte Urhunde Lucius' III. J-L. 15193 wiederholt in der Hauptsache die Sentenz Alexanders III. von 1176 IX 25. J-L. 14233 die ich Nachr. 1698 S. 322 n. 10 aus einer schlechten Copie in Bene- vent herausgegeben habe. Aus der Bulle Lucius' IIL läßt sich jener Text erheblich verbessern. Zur Ueherlieferung s. Nachr. 1902 S 504 Die Datirur^g i«* oe^ür^t.

Tjxxci^J^^ episcopus seruus seruorum D^j j. ^idiacono et canonicis Sipontine ecclesie salute ^"® ^^^^®

tenedictionem-). Quod a predecessoribus u^^^^ apostoKcam

Z^ ^ ^^ P^opensiori

a) salatem etc. B.

[

Digitized by

Google

108 P. Kehr,

nouimus cura statutum, a nobis^) uolumus firmiter obseruari; quia, si, qaod absit, aliter faceremus, doceremus exemplo posteros nostra dissoluere constitata. Ex authentico autem scripto felicis recor- dationis Alexandri pape predecessoris nostri manifeste cognoaimos qaod cum^) canonici Garganice ecclesie ei fuissent conquesti quod, cum in priuilegiis predecessorum snorum que habetis positum esset Sipontine et Grarganice ecclesie archiepiscopo , in priuilegio suo, Garganica subtracta ecclesia, Sipontine ecclesie archiepiscopo tantum apposuit et ad suggestionem nestram in eodem priuilegio fecit in preiadiciam iaris et dignitatis ecclesie sne alia qnedam snbtrahi et quedtun apponi que non continebantur in priuilegiis aliorum predecessorum nostrorum ecclesie uestre collatis; postu- labant etiam ut, cum due sedes episcopales essent, sicut aiebant*^), Sipontina uidelicet ecclesia et Garganica, crisma in cena Domini apostolica sedes faceret in utraque ecclesia confici et ex hiis qui pro tempore eligerentur in Vestana ecclesia, unum in Sipontina, alium in Garganica ecclesia consecrari. Cuius rei causa idem pre- decessor noster iniunxit tam uobis quam canonicis memoratis, ut cum priuilegiis predecessorum suorum et presertim sancte recor- dationis patris et predecessoris nostri Eugenii pape, cui prefati canonici plurimum inherebant, ad sedem apostolicam ueniretis. Vos autem per dilectum filium nostrum Meliam nunc archidiaconum ue- strum et Abdenago canonicum sancti Leonardi et prefati canonici per magistrum Melem Cippum et Philippum Tasselegardi canonicos suos ad eins presentiam accessistis ; quibus presentibus priuilegia predecessorum nostrorum pie recordationis Benedicti, Paschalis et Eugenii Romanorum pontificum diligenter inspexit, ex quorum te- noTe*^ manifeste innotuit, ecclesiam uestram tantum sedem archi- episcopalem esse debere, cum eosdem predecessores nostros non nisi archiepiscopum Sipontine ecclesie constet in ipsis priuilegiis nomi- nasse. Priuilegium uero felicis recordationis predecessoris nostri Eugenii pape in quadam parte abrasum et corruptum fuisse liquido deprehendit, quia cum in titulo ipsius priuilegii fuisset positum tantummodo Sipontine ecclesie archiepiscopo, ultima sillaba ipsius dictionis, Sipontine uidelicet, et quedam litera eidem sillabe proxima fuit abrasa et duabus precedentibus sillabis eiusdem dictionis cum f titulo superposito integris remanentibus, in eo quod abrasum fuit Garg. quoquo modo sub breuitate notatum. Ex suppositis etiam manifeste innotuit, in prescripta parte tantum idem priuilegium fuisse falsatum , quia licet in titulo quoque modo , sicut diximus,

h) uobis B. bh) tum cum AB, c) aiebat A, d) ex tenore quorum AB.

Digitized by

Google

Papsturknnden in Hom. II. 109

Garg. positum fuerit, inferius tarnen nonnisi ecclesia Sipontina erat sab apostolice sedis protectione snscepta*^ et de Garganica ecclesia, sicut de ecclesia sibi subdita, ei confirmatio facta. Vidit quoqne scriptum bone memorie Benedicti predecessoris nostri, cnios tempore in*'^ ecclesia uestra archiepiscopalis sedes fuerat consti- tuta, et ex continentia ipsins scripti, quod pro se facere Garganice ecclesie canonici estimabant, innotuit-^ ecclesiam nestram tantum archiepiscopalem sedem constitutam foisse, cum ipse Leonem quon- dam Sipontinum episcopum^^ non in Sipontinum et Garganicum, sed tantum in Sipontinum archiepiscopum se asserat promouisse. In priuilegio quoque predicti Paschalis pape*) continebatur quod inter alia Vestanum episcopatum**) ecclesie Sipontine concessit, nulla facta de Garganica mentione et in altero eins priuilegio habebatur, quod ipse oblationes ecclesie^ sancti Michaelis quas archiepiscopo et ecclesie sue seculares uiri, a quibus fuerant occupate, reddiderant, Alberto Sipontino archiepiscopo confirmarat *\ Ideoque iam dictus predecessor noster Alexander papa priuilegüs et aliis authenticis scriptis predecessorum nostrorum inherens, eorum et presertim Pa- schalis et Eugenii Romanorum pontificum priuilegia et suum etiam, cum canonici Garganice ecclesie nihil probare potuerint, in eo posi- tum uel demptum fuisse, nisi quod eiusdem Eugenii pape priuile- gium continebat, confirmans, de communi consilio fratrum unam tantum archiepiscopalem sedem esse, Sipontinam uidelicet ecclesiam, iudicauit, apostolica auctoritate constituens ut amodo non Sipon- tine et Garganice ecclesie archiepiscopus , sed Sipontine ecclesie tantum debeat nominari et crisma in ecclesia Sipontina solummodo confici; Vestanus uero electus in Sipontina ecclesia consecretur, sicut bone memorie Goffridus quondam Sipontinus archiepiscopus Marandum Vestanum electum in Sipontina ecclesia consecrauit. Nos igitur uestris'^ postulationibus annuentes, prescriptam senten- tiam auctoritate apostolica confirmantes , presentis scripti priuile- gio communimus. Nulli ergo omnino hominum liceaf") hanc pagi- nam nostre confirmationis infringere uel ei aliquatenus contraire. Si quis autem hoc attentare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eins se nouerit") in- cursurum.

Datum Velletri secundo kalendas septembris pontificatus do- mini Lucii anno primo.

e) subscripta A. ee) neqne AB, f) inaenit A. g) archiepisco-

pom A. h) proprie A. hh) episcopnm AB. t) ecclesie fehlt in A,

k) confirmate A. l) nostris A. m) ergo etc. B, n) autem etc. nsqne B.

Digitized by

Google

110 P. Kehr,

6.

Lucius HL nimmt die Kirche SS, Äpostoli in Rom unter dem Cardinalpriester Pandulf in den apostoliscfien Schutz und bestätigt ihr die Besitzungen, namentlich die beschriebene Parochie.

Velletn 1183 (April 28— Mai 12).

Cop. des Minoriten Fernando Brusoni von 1795 in Carte Bor-

giane Rom Bibl. Vat. (Museo Borgia) ex vetusto codice qui asservatur

in archivo conventus SS. XIL Apostolorum de Urbe ord. Minorum conventuaiium s, Francisci.

Brusoni in dem der Abschrift beiliegenden Schreiben fügt noch hinzu „(bolla) che ho estraäa da un prezioso codice fatto compilare dal celebre cardinal Bessarione,^ Danach ist kein Zweifel , daß dieser identisch ist mit dem Manuscript Transsumptnm literarnm et instru- mentomm super donatione facta cappelle ss. Apostolorum de Urbe per R. D. B(es8arionem) etc. s, XVj noch jetzt in SS. Äpostoli ver- wahrt, UH> nach dem Index auf dem jetzt fehlenden f. 31 die Bulle Lucius^ III. stand. - Die Grenzbeschreibung der Parochie ist wichtig j denn, bisher nur aM5 dem Spurium Johannes III. J-E. f 1043 bekannt, wird sie jetzt durch die authentische Urkunde Ludus^ HL bezeugt.

Lutius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Pan- dolpho presbitero cardinali et clericis basilice XII Apostolorum tam presentibus quam futuris canonice substituendis imperpetuum. Cum uniuersis Dei ecclesiis ex iniuncto nobis a Deo apostolatus officio teneamur adesse, illis que sunt in Yrbe, tanto sumus amplius debitores, quanto specialius beati Petri iuris existunt, et earum commodis et profectibus, quia uiciniores sunt, possumus et debemus facilius prouidere. Quocirca, dilecti in Domino filii, precibus uestris clementer annuimus et prefatam ecclesiam in bonore duodecim Apostolorum a felicis recordationis lobanne tertio predecessore nostro ad titulum cardinalatus constructam et dedicatam, in qua diuino mancipati estis obsequio, sub beati Petri et nostra protec- tione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statu- entes ut quascumque possessiones quecumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et'> illibata permaneant. In quibus hec

a) ut

Digitized by

Google

Papstorkunden in Rom. II. 111

propriis daximos exprimenda nocabnlis : parrochiam nidelicet ipsias ecclesie cnm cappellis in ea tarn constrnctis quam constrnendis et popolo qui infra subscriptos terminos comprehenditar. Qui termini sie distingaontor seilieet: a oia nbi est calix marmorens et lapis marmorens magnos in gradibns excaaat(a8) com omnibas domibus ante se et inde itur inxta ecclesiam sancti Marcelli et declinatur ad lenam ante ecclesiam sancte Marie qne est in oia lata et inde recto itinere prodncitur per niam que est sub monte Tarpeio usqne ad arcom Clangentariorum et inde itur in uisjn ad leaam per uiam secas ortam qui dicitur Mirabilis atqne per scalam mortnornm fit ascensas per canam montis asqne ante caballos marmoreos recta nia ac deinde nertitur ante arcnm pacis , deinde ad dexteram extenditnr inxta latus montis saper catricam et exinde derinator per callem montis usqne ad ortum Veneris et deinde itur in uiam Salariam et extenditnr in Pincianam, deinde descenditur '^^ per silicem et fit transitns saper formam nirginem et inde conuertitar citra eamdem formam continue nsqae illac nbi dicitar Cannella eiasdem forme et exinde recolligitnr per uiculam Capralicam cam insola et casis ex ntroqae latere aie ad prefatam calicem marmo- ream et lapidem in gradibns excaaatom. Decernimus ergo nt nalli omnino hominom fas sit prefatam ecclesiam temere pertorbare aat eias possessiones aaferre ael ablatas retinere minuere seu qaibaslibet aexationibns '"^ fatigare, sed omnia integra consernentar, eoram pro qaoram gabernatione ac sastentatione concessa sunt usibns omnimodis profatara, salua sedis apostolice auetoritate. Si qaa igitar in fatarom ecclesiastica secnlarisue persona banc nostre constitationis paginam sciens contra eam temere nenire temptanerit, secondo tertioae commonita, nisi reatam saam digna satisfactione correxerit, potestatis honorisqne soi dignitate careat reamque se dioino iaditio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore et sanguine dei et domini redemptoris nostri lesn Christi aliena fiat atque in extreme examine diaine nltioni sabiaceat. Canctis aatem eidem loco saa iura seraantibas sit pax domini nostri lesa Christi, qaatenas et hie fractam bone actionis percipiant et apnd districtom iudicem premia eterne pacis inaeniant. Amen.

Ego Lncins catholice ecclesie episcopas ss'^.

Ego Theodinas Portaensis et sancte Rufine'^ sedis episcopas ss.

Ego Henricas Albanensis episcopas ss.

h) aficlitor. c) nexationis. d) ss. fMt hier und in der Folge, e) Por-

Digitized by

Google

112 P. Kehr,

Ego Yinianns-^ tit. sancti Stephan! in Celio monte presb. carcL ss. Ego Bainerins sanctorom lohannis et Pauli presb. card. tit. Pa- machü^> ss.

Ego Hubertus presb. card. tit.*> sancti Laurentii in Damaso ss. Ego lacintus diac. card. sancte Marie in^ Cosmydyn ss. Ego Arditio diac. card. sancti Theodori ss. Ego Gracianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. Ego Gerardus*) diac. card. sancti Adriani ss. Ego Octauianus diac. card. sanctorum Sergii et Bacchi ss. Ego Albinus diac. card. sancte Marie Noue ss.

Dat. Velletri per manum Alberti seuicte Romane ecclesie pres- biteri cardinalis et cancellarü , quarto . . . maii , indictione prima, incarnationis dominice anno millesimo centesimo octuagesimo tertio, pontificatus uero domini Lucii pape tertii anno secundo.

f) ümanos. g) Palgmatii. h) tit. ftkU, i) in fehlt, k) Berardus.

7.

Lucius IIL bestätigt der Kirche des ä. Pärus in Cariati unter dem Kappellan Hugo die Freiheit, Immunität und BesÜjsungefi.

Segni 1183 August 25.

Inser. in Johannes XXIII. 1413 Januar 13: [Reg. Lat. a. III t. 7 f. 195 =] Carte Borgiane Rom Bihl. Vat. (Museo Borgia).

Vgl. Nachr. 1902 S. 499, wo das Gar ampi' sehe Citat aus dem verlorenen Registerband Johannes^ XXIII gegeben ist. Die in der Note dazu ausgesprochene Vermutung, daß der Empfänger der Urkunde der in J-L. 16954 genannte Petrus Patritii sei, ist nun hinfällig; Petrus Patritii ist vielmehr der Nachfolger des Kappellans Hugo unter Johannes XXIIL Daß es sich um Cariati in Calabrien handelt, geht aus dem Summarium des Cod. Vat. 6952 f 461 hervor, wo zu dem Regest am Rande die Diöcese hinzugefügt ist: Rossanen. Der Text der Urkunde ist übrigens wahrscheinlich Oberarbeitet und inter- polirt, die Datirung entweder gekürzt oder willkürlich ergänzt.

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Hugoni capellano ecclesie sancti Petri de Cariato salutem et apostolicam benedictionem. Quociens ab apostolica sede petuntur ea que a rationis tramite non discordant, facilem nos conuenit prebere con- sensum, ut, cum uota petentium efiPectu fuerint prosequente completa,

Digitized by

Google

Papsturkunden in Eom. II. 113

certam appareat iadicimn, quo malignantiam temeritas prouisione^) sedis apostoHce reprimatnr. Eapropter, dilecte in Domino fili, tois iostis postnlationibas grato conenrrentes assensn, libertatem et immunitatem prenominate ecclesie sancti Petri ab apostolica sede gratiose concessam, uidelicet quod noUi ecclesie uel persone eccle- siastice sea secalari tenetnr^^ in aliqno respondere nee alicains snbicitor potestati, nisi tantom sancte Romane ecclesie, que mater est omniom aliarom ecclesiarom, terras et predia qne predicte ecclesie sancti Petri patroni eidem pro snarom animaram remedio contnlerant, terras eciam oineas domos possessiones alias, libros sacros, uestes et alia ornamenta tarn per te quam per alios acqni- sita et ei collata, omnia eciam qne predicta ecclesia tenet et possidet et qne possidentnr ab aliis eins obedienciis et ecclesüs snfPraganeis existentibns in terra et tenimento predicte terre Cariati, sicnt ea canonice et sine contronersia possident, eisdem anctoritate apostolica confirmamns et presentis scripti patrocinio commnnimns. Statnentes nt nnlli omnino hominnm liceat hanc pagi- nam nostre confirmationis infringere nel ei ansn temerario contraire. Si qnis antem hoc attemptare presnmpserit , indignationem omni- potentis Dei et beatornm Petri et Panli apostolomm eins se nonerit incnrsnrnm. Dat. Signie^^ octano kalend. septembris pontificatns nostri anno secnndo.

a) prouisionis. b) tenentar. c) Signii

8.

Lucius III. ermahnt den Herrn und die Baliven des Landes des verstorbenen Walter von Falearia, den sunsclien diesem und dem Bischof von Marsi über die Kirche S. Nicolai de Capellis geschlossenen Vertrag eu beobachten, Anagni {1183) September 20,

Cop. s. XVIII in Carte Borgiane Rom Bibl. Vat. (Museo Borgia) atM dem jetstt verlorenen Regestum man. Casemarii f, 294.

Vgl No. 4.

Lncins episcopns sernns semornm Dei. Dilectis filiis domino et balinis terre Walteri de Pallaria salntem et apostolicam bene- dictionem. Cnm omnibns in institia sna ex nostro simns officio debitores, ecclesiamm pr^sertim inra integra et illibata seruare nos connenit, eo qnod pro illis specialem tenemnr reddere rationem. Hinc est qnod discretionem nestram per apostolica scripta monemns attentins et mandamns qnatenns hominibns ecclesie sancti Nicolai

Kf 1. Gm. d. WIM. Nachr. FhUolog.-blctor. KlMse. 1908. HeA 1. 8

Digitized by

Google

114 P. Kehr,

de Capellis aut eidem ecclesie nallam inferatis molestiam uel iac- toram, set secnndam qnod inter nenerabilem fratrem nostrom Marsicanom episcopnm et bone memorie Gaalterium de Pallaria rationabili noscitur pactione statutoin, libertatem predicte ecdesie illibatam penitas et integram conseruetis nee uenire contra eam temere presnmatis. Alioqain nos obmittere non poterimus, quin sententiam qnam propter hoc in nos predictns episcopus canonice promulgauerit, ratam habentes eam seraari inoiolabiliter iabeamns. Datum Anagnie XU kal. octobris.

Lucius III. bestätigt dem Kloster Casamari unter dem AU CHrar- dus die Freiheit seiner Besitzungen in Monte San Giovanni und Strangolagalli und erklärt, daß diese durch seinen Vertrag mit den Edlen von Monte San Giovanni nicht beeinträchtigt werden solle.

Veroli {1184) AprU 23.

Cop. s. XVIII in Carte Borgiane Rom Bibl. Vat. (Museo Bor- gia) aus dem jetzt verlorenen Regestum mon. Casemarii von 1490 f. 20.

Die angezogene Convention zwischen dem Papst und den Edlen von Monte San Giovanni ist nicht erhalten. Zur Sache vgl. Lucius* III. Urkunde für Veroli von 1184 Mai 23 J-L. 15047.

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Girardo abbati et fratribus Casemarii salutem et apostolicam benedictionem. Cum ex officio nostro nobis immineat iura ecclesiarum integra in Omnibus et illesa seruare et aliorum iugiter inquietatione defendere, multo magis attendere nos oportet, ne in hiis que per nos uel a nobis fuerint"> facta *'>, earum conditio deterior habeatur. In illa igitur conuentione quam cum nobilibus uiris dominis Montis sancti lohannis fecimus, eam intentionem nos habuisse depromimus et ad perhennem rei memoriam presenti pagina designamus ut iura monasterii uestri salua sint in omnibus et illesa. Sic enim con- cessimus senioriam ut tam ecclesie quam clerici et homines aliaque bona omnia ad uestrum monasterium pertinentia tam in Monte sancti lohannis quam in Strangulagallo ab eorum potestate ac dominio sint exempta. Quod utique futuris temporibus in dubium reuocetur, hanc immunitatem et libertatem uestram et ecclesiarum atque

a) faerit. b) facta oder concessa o. ä. fehU.

Digitized by

Google

Papsturknnden in Rom« It. 116

hominom aliarumqne rermn in predictis castris ad nos pertinentinm perpetuo semari statoimus eamque nobis et prefato monasterio uestro auctoritate apostollca confirmamns et presentis^) scripti pa- trocinio commnnimiis. Nnlli ergo omnino hominum liceat hanc paginam nostre confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si qois antem hoc attemptare presumpserit , indigna- tionem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incarsoram. Datum Yerul. IX kal. maii.

c) presentL

8*

Digitized by VjOOQ IC

Papstarkunden in Rom. Die römischen Bibliotheken.

m.

Von

P. Kehr.

Vorgelegt von Herrn F. Leo in der Sitzung vom 18. Dezember 1902.

Es sind nnnmehr noch übrig die jetzt unter staatlicher Ver- waltung stehenden Bibliotheken Roms. Ich ordne sie alphabetisch : Alessandrina , Angelica, Casanatense, Corsini, Yallicelliana, Yitto- rio-Emannele. lieber die einzige noch erhaltene größere fürstliche Bibliothek, die Chisiana, ist schon früher berichtet worden (Nachr. 1901 S. 246).

Biblioteca Alessandrina.

Vgl Blume III 131 ; Bethmann im Arch. XII 418 ff. ; J. v. Pflugk-Harttung Iter p. 89; E. Narducci Notizie della biblioteca Alessandrina 1872.

Die von Alexeuider VII. begründete Bibliothek bei der Sa- pienza hat für uns nur Wichtigkeit durch den Nachlaß des Abtes Constantino Caetani (f 1650), dessen nach ihrem früheren Sitz so- genannte Bibliotheca Aniciana durch Alexander VU. an die Sa- pienza kam. Der Handschriftenkatalog ist gedruckt : H. Narducci Catalogus codicum manuscriptorum praeter orientales qui in biblio- theca Alexaiidriaa Romae adservantur (Romae 1877).

91—96. eh. s. XVII: D. Const. Caietani Acta Sanctorum. 92 p. J. II (Martins et ApriUs). Vgl. Iter p. 89.

p. I f. 232 Vita Gregorii M. auctore Paulo diacono. Im Anschluß daran Auszüge aus den Briefen Grregors I. Ferner f. 239 Gregor U. (717—30) XI 13. J-E. 2184.

Digitized by

Google

Papstorkimden in Rom. m. X17

p. n f. 709 De priväegiis cancessis monasterio 8. Trudperti ord. S. Benedicti in Silva nigra. Celestin in. 1192 VI 7. J-L. 16899.

93 p. I. II. in (Malus et Junios).

p. I f. 149 Vita S. Ubaldi episcopi Eugubini.

f. 162' Celestin IH. 1192 HI 4. J-L. 16830.

94 (Julias et Augustus).

f. 239 Benedict VIII. s. d. J-L. 4055 ex arch. mon. s. Be- nedicti extra Mantuam. 98. eh. 8. XVI XVII: Ckmst. Caietani Miscellanea sacra. Vgl. Iter p. 89.

f. 546. 563 Registrum Anacleti II (ex cod. Cassin. 476 = cod. 159). f. 573 Gregor IV. s. d. J-E. f 2583 (ex cod. S. Mariae Lau- dunen.), f. 575 sq. Nicolai I epistolae (ex cod. Laudunen.; resp. ex cod. S. Germani). 118. eh. s. XVI: Bullae brevia et privilegia a ss. pontificibus hospüalt S. Spiritus in Saxia de Urbe concessa (1202 1485). Beginnt mit Innocenz HE. 120. mb. s. XIV: Opuscuia varia diversa. f. 1 Tita S. Thtmae mart.

f. 86' Alexander HI. (1173) IH 13. J-L. 12203. f. 86 Alexander HI. (1173) HI 12. J-L. 12201. f. 86' Alexander m. (1164) IV 1. J-L. 11014. f. 235 Epistolae aliquot decretales, erst s. XTTT. 155. eh. 8. XVII : Liber investiturarum et feudorum per diverses pon- tifices concessorum etc. Genauer bei Bethmann Arch. XTT 419. 169. mb. s. XTT; Miscellanea biblica.

f. 105 Epistolae Athanasii, Marci, Julii etc.

f. 116' Leonis IX libellus ad Michaelem J-L. 4332.

Biblioteca Angelica.

Vgl Blume IH 122 ff.; Bethmann im Archiv XII 375 ff.; J. V. Pflugk-Harttung Iter p. 89.

Die Handschriften der durch Angelo Roccha begründeten und nach ihm benannten, hauptsächlich aber durch den litterarischen Nachlaß des Kardinals Passionei zu größerer Bedeutung gelangten ehemaligen Augustinerbibliothek bei S. Agostino sind verzeichnet von H. Narducci, Catalogus codicum manuscriptorum praeter grae- cos et orientales in bibliotheca Angelica olim coenobii S. Augustini de Urbe Tom. I (Romae 1893). Danach sind die wenigen Hand-

Digitized by

Google

118 P. Kehr,

Schriften, welche uns interessiren, leicht aufzufinden. Den ü. Band verwahrt handschriftlich die Witwe Narducci's (codd. 1544 2191). Ich habe auch diesen flüchtig durchgesehn. 77 (A 7 16). eh. s. XVIII : 0. Panvinii De gente Fregepania libri

4; vgl. Perini 0. Panvinio. Die Papsturkunden entnahm

Panvinio dem Archiv von S. Gregorio Magno und dem Cen-

cius. Vgl. Barb. XXXHI 1. 112 (B 2 12). eh. s. XVIII: Taxae monasteriorum universi orbis

erga Romanam ecclesiam (ed. Döllinger Beitr. II). 188 (B 7 17). eh. s. XVI : DiplomcUa varia ss. pontificum ab Ale-

xandro III usque ad Pium F. Vgl. Iter p. 89.

f. 1 Alexander IH. 1169 I 30. J-L. f 11589.

f. 17 Urban H. 1092 IX 14. J-L. f 5467. 292 (C 6 18). eh. s. XVII: Epistolae pontificum Romanarum et im-

peratonim. Vgl. Arch. XII 376. Ist die Avellana, vgl.

Günther praef. p. XXXII. 627 (Q 1 14). eh. et mb. s. XV: LWer ponUficalis des Card. v.

Aragon. Vgl. Duchesne Le Liber pontificalis 11.

629 (Q 2 1). eh. s. XVII— XVIII: G. Bonjour, Miscellanea tom. I.

f. 291 Leo I. s. d. J-K. f 551.

630 (Q 2 2). eh. s. XVII— XVIII: G. Bonjour, Miscellanea tom. IL

f. 286 ff. DiplomcUa pontificum (ecclesiae S. Triphonis concessa) a. 1700.

f. 286 Johannes XH. 957 XI 28. J-L. f 3683. f. 288 Urban IH. (1186—87) II 26. J-L. 15799. f. 288' Card. Alexius u. Johannes 1188 VI. f. 290 Clemens IH. 1189 VI 6. J-L. 16419. 821 (Q 7 24). eh. s. XV: Sermones et epistolae.

f. 51' Eugen III. s. d. J-L. 9603. 854 (R 1 1). eh. 8. XVIII: B. Desirant Collectanea Sacra.

f. 283 Johannes IV. s. d. J-E. 2042. 1077 (S 1 1). eh. s. XVI: Miscellanea.

f. 14' Alexander U. 1070 VI 8. J-L. 4676. 1243 (S 8 1). eh. s. XVH: Ä. ToreUi, Fasti Augustiniani ab a.

654 ad a. 1122. Mit einigen ürkundencitaten.

1256. 1256 (S 8 13. 14). eh. s. XVII : Inventarium seu summarium

omnium scripturarum quae continentur in XVIII voluminibus

archivii scripturarum regiae iurisdictionis in regno Neapolitano.

1390 (T 6 4). eh. s. XVI: Väae Sanctorum u. a. Vgl. Iter p. 89.

f. 10 sq. Antiqua Romanorum pontificum diplomata pro fra-

tribus eremitis ord. s. Augustini. Vgl. Nachr. 1900 S.391.

f. 2 Clemens HI, 1190 V 18. J-L. 16491.

Digitized by

Google

Papstarknnden in Korn. III. 119

1447 (Y 1 2). mb. s. XTT: Cananicarum insHtutionum ex diversis qancäüs libri 13. Ans Band II des Katalogs (die Handschriften selbst konnte ich nicht einsehen, weil anf der Bibliothek gebant wurde), ver- zeichne ich folgende Mannscripte:

1572. eh. s. XIV XV : Collectio insirumentorum et testamentorum ab a. 1362 ad a. 1490 rogatorum in diversis castris Sabinae et praesertim apud Roccham Antiquam. 1602. eh. et mb. var. aet. : Miscdlanea.

n. 6 f. 64 sq. (s. XV): Bolle concessioni etc. di vari pontefici a favore de vari abbati monaci di S. Süvestro di Nonan- tola ab a. 1170—1477.

f. 69 Alexander in. 1170 IV 26. J-L. 11776. 1707. 1708. eh. s. XVII : Index infeudationum Status ecdesiastici bul- larufn et aliarum expeditionum adnotatarum in libris existenti- btis in archivio Arcis S. Angeli de Urbe vol. I. IL 1827. eh. s. XVII: Andreae Dandüli Chronicon (unvollständig).

Biblioteca Gasanatense. Vgl. Blume III 125 flP. ; Dudik I 113 flP. ; Bethmann im Archiv Xn 402flF.; J. v. Pflugk-Harttung Iter 95flF.; A. C. VagUo e G. Colaneri La biblioteca Gasanatense, Cenni storico - bibliografici (Roma 1896).

Die von dem Cardinal Casanata gestiftete einstige Domini- kanerbibliothek bei der Minerva hat, so wichtig sie vorzüglich für die Kirchengeschichte ist, für unsere Zwecke nicht eben viel. Den Index codicum manuscriptorum et materiarum eorundem von 1744 bespricht Dudik ausführlich; sein und Bethmanns Auszug daraus gibt die beste Uebersicht. 54 (B IV 21). mb. s. XI: (Coli canonum u. a.). Vgl. Arch. XH

405; Iter p. 95. 221 P in 16). eh. s. XVI : (Coli, canonum u. a.). Vgl. Arch. XU 406. p. 10 Alexander III. s. d. J-L. 14091.

Concilium Lateranense a. 1179. J-L. II p. 340. 969 (A rn 34). mb. s. XTV : Constitutiones contra haereticos. Vgl. Arch. XII 404. Die päpstlichen Urkxmden beginnen mit Clemens IV. und Alexander IV. 1412 (D I 12). mb. s. XV : loachimi I abbatis Florensis Concordia veteris ä novi Testamenti. Vgl. Iter p. 9B. f. 1 aemens IH. 1188 VI 8. J-L. 16274. 2010 (B V 17). mb. s. XI: Coli, canonum. Vgl. Arch. XII 405; N.Arch. m 156; J. Giorgi im Arch. stör. Rom. XX 278 fiF.

Digitized by

Google

i

120 P. Kehr,

2098 (X V 25). eh. s. XVH: Mücellanea.

f. 55 Leo IX. 1053 UI 21. J-L. 4292. f. 59 Leo IX. 1053 lU 24. J-L. 4293.

2177—2186 (XX XI 1—10). eh. s. XVIH: Schede riguardanti le chiese e i monumenti di Roma raccolte doli* abbate Gregorio Terribilini Romano (f 1755). Auszüge und Notizen meist aus Drucken, z. Th. aber auch aus den römischen Archiven selbst. So in Bd. I. 11 aus S. Agnese (S. Pietro in Vincoli), S. Anastasio ad Aquas Salvias, SS. Apostoli, in Bd. VI aus S. Lorenzo in Damaso, in Bd. VII aus S. Marco, in Bd. VIII aus S. Maria in Via lata, in Bd. X aus S. Trifone (PP. Agostiniani). Ich verdanke diesen Scheden manchen nütz- lichen Wink über die Bestände der römischen Archive und über den Verbleib einzelner Urkunden. Vgl. auch Gr. B. De Rossi in Studi e documenti VII (1886) 217 ff.

2310 (XX I 35). eh. s. XVIII : Gesta summorum pontificutn (Felix n— Pins n).

2397 (XX II 2). eh. s. XVI: Miscellanea. f. 196 Hadrian I. s. d. J-E. 2448.

2906 (X VI 43). eh. s. XVII: De monarchia Siciliae.

1. Discursos del origen , principio y uso de la Monarquia de Sicilia. Valladolid 1605.

2. Tractate über die Monarchia Siciliae.

f. 77. 129. 176 Urban H. 1098 VII 5. J-L. 5706. 3208 (X IV 39). eh. mise. : Miscellanea.

p. 357 De capUuli S, Fetri bibliotJieca notq Petri Pauli de Rubeis.

Biblioteca Ck)rsiniana.

Vgl. Blume III 137 ff. ; Dudik I 99 ff. ; Bethmann im Archiv XII 393; J. V. Pflugk-Harttung Iter p. 97 ff. Die vom Card. Neri Corsini (f 1678) gestiftete Bibliothek wird jetzt von der Aecademia dei Lincei verwaltet. Dazu gehört aus dem Nachlaß der Familie Rossi auch ein Urkundenfonds aus S. Maria della Colomba (beginnend mit 1188). Auch die Hss. des Nicolaus Rossi (s. Cata- logus selectissimae bibliothecae Nicolai Rossii. Romae 1786, vgl. Arch. XTT 409) sind hierhergekommen.

Indice generale de* libri manoscritti che st conservano ndla libre- ria delV Ecc"^ casa Corsini, Anno MDCCXXXVIII. Das 1776—78 von La Porte du Theil verfaßte Inventar ist publizirt von L. P^- lissier in M^langes d'arch^ologie et d'histoire IX 387 ff. (und Leip- zig 1891).

Digitized by

Google

Papstnrkanden in Rom. m. 121

33 D 10 (1040). eh. s. XVII: Epistolarum Gregorii PP. VII rege-

stum. Vgl. N.Arch. HI 155.

34 B 15 (671). eh. misc: Inventaria indices et notulae variae libro-

rum et scripturarum in hibliothecis et archiviis tum publicis cum privatis existentium ex authenticis documentis transscriptae. VgL Kaltenbrunner in Mitth. des österr. Instituts V 282 ff. ; Siekel Rom. Beriehte I 116 ff. (Wiener SB. CXXXIH) und Iter p. 97.

1. Inventarium librorum et scripturarum ex archiüio civitatis Ävenionen, sub Pio F. ad ürbem delatarum a. 1566.

2. Inventarium scripturarum quae sunt in Arce S. Angeli de Urbe (ed. Montfancon Bibl. bibl. I 202 sq. ; vgl. 34 F 13 und 36 D 2).

3. Inventarium scripturarum quae sunt in bibliotheca secreta Vaticana a. 1578.

4. Inventarium librorum in vestiario palatii apostolici reper- tum etc. a. 1591 et in archivium Camerae apostoUca>e de- latarum.

5. De Libri di SS. Andree di Monti.

6. Inventarium sive nota quorundam librorum et scripturarum qtuie tempore obUus fe. re. Gregorii PP. XIII, ut asserir tur, repertae sunt in eius studio . . a. 1585, darunter die jetzt im Vat. Archiv, bezw. in der Bibliothek befind- lichen Schriften über die Monarchie, die Manuscripte betr. Ceneda, die Scheden des Panvinio, die Werke des A. Ceccarelli. Auch die Bulle Lucius' III. (jetzt Vat. Arch. Arm. IX c. I n. 42) war darunter.

7. Index librorum bibliothecae S. loannis ad Carbonariam.

8. Lista di libri di Fr. Onofrio Panvinio.

9. Libri qui habentur in architipo P. Fr. Turriani.

34 C 14 (823). eh. s. XVII: De regno Siciliae et potissimum quo ad

iura S. Sedis apostolicae documenta varia ex autographis regestis

transscripta (F. Contelori).

f. 11 Anaclet H. 1130 IX 27. J-L. 8411 ex Libro ,Regno Neapolis et Siciliae in pergameno" f. 18 = Cod. Ottob. 2940. 34 D 6 (1041), eh. s. XVII: Liber censuum S.R.E. a Cencio came-

rario composUus. Ex autographo exemplari in Castro S. Angeli

TJrbis existente transscriptus (nämlich aus Vat. Arch. Arm.

Mise XV n. 2). Vgl. P. Fahre Etüde sur le Liber censuum

p. 180 und Nachr. 1900 S. 389. 34 D 19 (109). eh. s. XVII: De civitate Beneventi ac eius fida pri-

Digitized by

Google

122 P. Kehr,

vilegüs immunitcUibus etc. scripta varia. Ex autograpJUs re-

gestis extraäa (beginnt mit Clemens IV.). 34 F 13 (279). eh. s. XVIII: Index scripturarum existentium in

Castro S. Angeli in camera thesaurarii (ed. Montfaueon BibL

bibl. I 202 sq.), vgl. 36 D 2 und 34 B 15. 34 G 21. 22 (245. 246). eh. s. XVIII: Publica documenta seu tne-

tnoriae veterum aliquot instrutnentorum et aäuum super dominio

s. apostolicae sedis etc. Vol. I. II. Ist Cencius Liber cen-

suum P. 3 et 4 und Abschrift des Exemplars im Vat. Arch.

Arm. Mise. XV n. 2. Vgl. 34 D 6 und 34 G 25. 26. 34 G 23. 24 (247. 248). eh. s. XVIII: Index infeudationum Status

ecclesiastici bullarum et aliarum expeditionum . . in libris exi-

stentibus in archivio Arcis S. Angeli de ürbe. Vol. I. 11.

Wohl Copie des Inventars des M. Lonigo im Vat. Archiv,

vgl. Nachr. 1900 S. 378.

34 G 25. 26 (249. 250). eh. s. XVIII: De cens^^us S.R.E. opus.

Ist Cencius Liber censuum P. 1 et 2 und Abschrift des Exemplars im Vat. Arch. Arm. Mise. XV n. 2. Die Fort- setzung im Cod. 34 G 21. 22.

35 G 24 (863). eh. s. XVTI : De gestis Francorum . . et de exarchatu

Italiae privilegia diplomata etc. Vgl. N. Archiv III 155 und

Iter p. 99.

f. 227 sq. G. Valla, Italiae exarchatus. Eines der zahlreichen Exemplare dieses Werkes mit den Urkunden Gelasius' II. J-L. 6647, Honorius' II. J-L. 7233 und Innocenz' 11. J-L. 7604.

36 D 2 (244). eh. s. XVII: Adnotata varia ad dominium S.R.E.

eiusque iura praecipue spcctantia. Vgl. N. Archiv III 156 und Iter p. 98. n. 1 f. Isq. Registrum seu inventarium omnium scripturarum quq sunt in arce S. Angeli (ed. Montfaueon Bibl. bibl. I 202), vgl. 34 B 15 und 34 F 13. n. 34 f. 399 sq. Auszüge aus dem Card, von Aragon.

38 F 1 (817). eh. s. XVII: De gestis Romanorum pontificum ab a.

352 usque ad a. 523 (ex cod. Vat. 4961). Avellana, vgl. 0. Günther p. XXXIII.

39 B 2 (1583). eh. s. XVIII (einst Nie. Rossi gehörig , vgl. den

Katalog Rossi 388).

f. 1 Bullettone delV arcivescovado di Firenee ossia Nota degli strumenti appartenenti ad esso dal 1100 al 1430. Abschrift des Florentiner Bullettone, vgl. Davidsohn Forschungen zur Geschichte von Florenz I S. 173.

Digitized by

Google

Papstnrkanden in Rom. III. 123

f. 277 Spoglio delle scriUure aUenenti dl capitolo FioretUino faUo giä dal sencUore Carlo Strozzi, mit Regesten und Copien der Urkunden des Kapitelarchivs von Florenz.

39 G 6—9 (123—126). eh. s. XVII : Annali del Tassoni. Die darin

aufgenommenen Urkunden sind bekannt.

40 A 4 (345). eh. s. XVII : Concessioni diverse e privilegi spettanti

alV arcivescovado di Ravenna e sue abhaeie^ mit Abschriften der Diplome für S. Maria de Portu.

41 A 23 (13). eh. s. XVII : Synodus sive conciliorum aliquot veterum

sanctiones et decreta varia. Bekannte Sammlung. 41 A 24 (14). eh. s. XVII: Concilia antiqua Hispanica ex perve-

tustis codd. iussu R. D. Gasparis de Quiroga . . undique per-

quisitis etc. Accedit collectio canonum eccl. MuHnensis. 41 A 34 (836). eh. s. XVII- XVIII: De regia Motiarchia et prae-

heminentiis ecclesiasticis regni Sicüiae scripta varia ^ vgl. Iter

p. 99.

1. De preheminentiis eccl. regis Sicilie.

f. 10 Urban II. 1098 VU 5. J-L. 5706.

2. Traetat des Xibecca von 1678 (1583).

f. 176' Urban H. 1098 VII 6. J-L. 6706. 41 D 14 (377). eh. s. XV: Taxa abbatiarum monasteriorum episco- patuum et archiepiscopatuum per dioceses ord. alphab. descriptas distributa ad usum loannis Hieronymi Lanthii Vintimüliensis (ed Dollinger Beitr. II). 41 E 1 (1808). mb. s. XTTI ex.: Ivonis Panormia (von Bethmann citirt unter der alten Nr. 1366).

f. 228 Brief des EB. Hubert von Pisa. s. d. S. Anhang. 41 F 2 (797). mb. s. XIV: loachimi Florensis abb, Concordia vete- ris et novi Testamenti. f. 1' aemens IH. 1188 VI 8. J-L. 16274. 41 F 25 (1104). eh. s. XVII— XVIII: Miscellanea monumentorum et sciiptorum variorum Graecorum ex codd. msstis bibl. Vati- canae transcriptorum. Vgl. N. Archiv III 166. f. 1 Instrumenta varia pertinentia ad ntonasterium S. Qregorii ad Clivum Scauri (ex Cod. Vat. 6883) f. 10 Gregor I. s. d. J-E. 1082. f. 26' Paschal II. 1116 XI 24. J-L. 6479. f. 94 Ex collectione mss. Margarini tom. III (== Vat. Arch. Arm. LIV t. 3, vgl. Nachr. 1900 S. 377) f. 94 Honorius II. 1128 V 7. J-L. 7312. f. 102 Leo IX. 1063 III 24. J-L. 4293. f. 108 Leo IX. 1063 UI 21. J-L. 4292.

Digitized by

Google

124 P. Kehr,

f. 132 Ex cod. bibl. Vat. 5560

f. 132 Johannes m. (560—73) VII 19. J-E. f 1043.

f. 134 Honorius U. 1127. J-L. . Ed. Liverani IV 258.

f. 140 Alexander III. (1160-76) VII 16. J-L. 12608.

f. 141 Alexander IH. (1160—76) VH 16. J-L. 12609.

f. 166' Anaclet II. 1130 IV 24. J-L. 8375. f. 172 Ildfberti Cenomanen. episcopi epistolae (ex' cod. Vat.

3841).

Biblioteca Vallicelliaxia.

Vgl. Blume III 161 ff. ; Dudik I 13 ff. (wo besonders nützlich die Liste der Indices auf S. 17 Anm. 1 ist) ; Bethmann im Archiv Xn 420 ff.; J. V. Pflugk-Harttung Iter p. 99 ff.; G. Lais Cenni storici della biblioteca Vallicelliana con ricerche di patrologia (Roma 1875).

Die alte Bibliothek des Oratoriums bei S. Maria in Vallicella (Chiesa nuova) steht jetzt unter der Aufsicht der R. Societä Ro- mana di storia patria. Sie ist für unsre besondern Zwecke wert- voll, nicht allein durch ihre kostbaren alten Handschriften, sondern ebenso sehr durch die jungem Materialien, vorzüglich durch den Nachlaß des Baronius und Raynaldus, des G-allonius, Bozius, La- derchius u. a. Es wäre eine der schönsten und nützlichsten Auf- gaben, wenn die verehrte Gesellschaft für römische Greschichts- forschung, deren Mitglied zu sein ich mir zur besondern Ehre rechne, sich entschließen wollte, den Handschriftenkatalog dieser nach der Vaticana und Barberina wichtigsten Bibliothek Roms in neuer wissenschaftlicher Bearbeitung zu drucken.

Inventarium omnium codicum manuscriptorum graecorum et latinorum bibliotheca^ Vallicellanae digestum a. MDCCXLIX in 3 Bänden. Es umfaßt den alten Fonds (tom. I— XXVI und A— S). Den Rest bilden die Mss. der Oratorianer Falzacappa und G. Bian- chini. Tom. I XXVI: Vitae Sanctorum, Für die Decretalen kommen

allein in Betracht die Bände VII. XV {Vita S. Gregorii J,

vgl. Ewald im N. Arch. III 157). XVHI {Cresconii Con-

cordantia canonum^ vgl. Arch. XII 421 und Maaßen Quellen

I 806. 869 ff. als A 18 bezeichnet). A 5. mb. s. IX : ColL canon. (Cresconius, resp. Dionysio-Hadriana).

Vgl. Arch. xn 421 ; Iter p. 99; Maaßen I 442. A 13«. mb. s. XIV: Tita S. Gregorii I etc. f. 220 VxtaS. Bernardi

ahb. Clarevallen. mit Alexander III. J-L. 12328 (f. 220). J-L.

12330 (f. 220'). J-L. 12329 (f. 221). J-L. 12331 (f. 231').

Digitized by

Google

Papsturkmideii in Rom. in. 126

A 20. mb. 8. Xn : Burchardi Coli canon. Vgl. Arch. XII 421.

B 11. mb. 8. X XI: Collectio canonum (Pseudo-lsidor).

B 12. mb. 8. XV: Collectio antiquorum instrumentorum diplomatum

et lUerarum ss. pontificum imperatorum regum etc. dono data

0. Card. Baronio a Constantino tfobili Cremonensi (aii8 Piatina).

Vgl Dudik I 29 (genaue Analyse); N. Arch. IH 157; Iter

p. 99.

f. 21 Celestin H. 1143 XH 29. J-L. 8465. B 26. mb. 8. XrV et XV : Gregorii pp. VII brevia et epistolae (ge- schenkt von Pietro Antonio Tollentino). Vgl N. Arch. III 157. B 32. mb. 8. XTT; Necrologiutn Vendanae ecclesiae. Vgl. Arch. XTT

422.

f. 159 Alexander III. (1179) X 12. J-L. S. Anhang. B 61. mb. yar. aet. : 3. lohannis diac. Laieranensis Liber de sanctis

Sanctorutn (eh. s. XV). B 68. mb. var. aet.

p. I (s. XTTI): Sumtnq diäaminis mag. Petri de Vinea^ vgl. Arch. V 392.

p. n (s. X) : Agobard v. Lyon ; Excerpta ex decräis ; Liiterae formatae.

f. 79 Leonis PP. sententia de apocryphis scripturis : „Cu- randum ergo est". B 63. mb. var. aet. Vgl. Arch. XH 422; N. Arch. IH 167; Iter

p. 99.

f. 193 beginnen die von Ewald behandelten Brieffragmente

und Formeln (s. XTT).

f. 199 Formel eines päpstlichen Briefes. S. Anhang, f. 202' Brief Wido's von Ferrara. Ed. Iter p. 452 n. 46. B 66. mb. 8. XII: Opuscula varia.

p. n 8. Zachari^ PP. epistola decretalis. Item Nicolai I PP. u. a. B 77. mb. 8. Xin. Vgl. Iter p. 100. B 89. mb. 8. XIU: Collectio canonum variorum et ss. pontificum

decretalium. B 126. eh. 8. XVI: Chronicon Cluniacen. monasterii (910—1423).

Vgl. Dudik I 55.

p. 34 Innocenz H. 1132 HI 2. J-L. 7548. C 11^ mb. 8. XTT: Canonum diversorum conciliorum et ecclesiastico-

rum coUectio.

f. 347' (vorletztes Batt s. XIH) [Honorius HI.] 1224 XI 7. betr. Messina.

Digitized by

Google

126 P. Ke^r,

C 16. eh. 8. XVI: Canones LXXX Niceni cancilii o. a. Beschrieben

Iter p. 100 ff. C 16. eh. 8. XVI: Opuscula varia et antiqua diversi generis monu-

menta. Vgl. N. Arch. XVII 468 Anm. 1.

f. 3 Johannes VIU. 876 I 2. J-E. 3032.

f. 91 Johannes VIU. s. d. J-E. 2988.

f. 93 Johannes VIII. 878 VIU. J-E. 3180 (cf. J-E. 3179).

f. 97 Alexander IL 1067 UI 18. J-L. 4628.

f. 137 sq. Tractat über Ravenna (Anfang fehlt). Wohl G. Valla.

f. 146 Gelasiüs U. 1118 VUI 7. J-L. 6647, mit cal.

Sept., ind. 12^ a. 1119, p. 1. f. 147 Honorius U. 1125. J-L. 7233.

f. 1B3 sq. Quaedam notcUa Oregorix IX, X et XI, vgl. Vat. 3457. f. 153 Gregor VH. s. d. J-L. 5292. f. 154 Gregor I. 604 I 25. J-E. 1991. f. 154' Leo UI. s. d. J-E. 2535. C 17. eh. 8. XVI: GregoHi VII registrum. Vgl. N. Arch. lil 158;

Iter p. 102. Beginnt

f. 2 Gregor VII. 1075 II 1. J-L. 4929. C 18 und C 26. eh. s. XVI: Concilia Hispanica. Vgl. Arch. XU

423 and Iter p. 102. Die beiden Bände stimmen im Wesent- lichen mit einander äberein. Im Ms. C 26 f. 106 steht:

„Ex vetusto codice Gothico conciliorum manuscripto qui foit

ecclesiae Lacensis et nunc est in monasterio S. Laorentii

Regii, descriptae sunt qninqne epistolae seqaentes^, nämlich

Leo n. J-E. 2119. 2122. 2121. 2120, Benedictus electus J-E.

2125. C 19. eh. s. XVI: Opuscula varia SS. patrum etc. Beschrieben Iter

p. 102. C 20. eh. 8. XVII: Cresconius, De concordia canonum et dliorufn

opuscula. Vgl. Iter p. 102.

f. 32 Johannes III. (560—73) V 13. J-E. f 1043.

f. 33' Anaclet U. 1130 IV 24. J-L. 8375. C 21. eh. 8. XVI: CoUectio cancüiorum Hispaniae. C 23. eh. 8. XVII: Collectio synodorum et epistolarum decretalium

sive dogmaticarum ss. pontificum. Die wichtige Sammelhs.

ist Iter p. 102, freilich nnzoreichend, beschrieben. Sie ist

nahe verwandt mit dem Cod. bibl. Madr. D d 47 (vgl. N.

Arch. VI 295).

f. 1 Synodus sub Pipino.

f. 2' Faulini episcopi ad Cardum regem.

Digitized by

Google

Papstarkunden in Rom. III. 127

f. 6' Fragmentum lihri Adriani de imaginibas ad Carolum Magnum,

f. 12 Epistolae Leanis IV. J-E. 26B7. 2B99.

f. IB Synodus Zachariae pp. (J-E. I p. 26B ad a. 744).

f. 20' Cancilium Eugenii pp. IL (J-E. I p. 321 ad a. 826 XI IB).

f. 21 Concüium habitum a. Leone pp. IV. (J-E, I 336 ad a. 8B3 XII 8).

f. 37 Leo IV. s. d. J-E. 263B.

f. 39 Leo IV. 8. d. J-E. 2636.

f. 43 Decreta Innocentii II (Est inter epistolas divi Bernardi num. 194. Descripta sunt ex iis qaae missa sant a rev. D. episcopo Antisiodoren. ad SS. D. N. Gregorium XIII). Innocenz n. (1141) VII 16. J-L. 8148 (endet f. 48). f. 48 Innocenz U. (1141) VH 16. J-E. 8149.

f. 44 InnocetUius II in concilio Romano. J-L. I 88B (ad a. 1139 IV 3).

f. 49 Notülae de primatu nobüiiate et dominio ecc. Toletane incipiunt quae de diversis antiquorum voluminibus pairum atque privüegiis breviter extracta ad modernorum tnemoriam et futurorum notüiam sub uno opere coUiguntur. „Qtioniam nonnulli^^. Als seine Quellen gibt der Aator an ^^Primo de scriptis et factis et antiquis conciliis celebratis tem- poribas regum Gotorum ante destructionem Hispani; . . ; consequenter qu^am qu^ post restitutionem ecc. Toletane scripta invenimns qn; ad propositom faciunt evidenter, videlicet privilegia Romanornm pontificom de confirmatione primati^ Urbani II, Gelasii, Calixti, Honorii, Eugenii, Adriani, Alexandri, Urbani III, Celestini, Innocentii III, et litteras quas de eorum registris extorsimus, quarum qu^dam misse sunt regibus, qu^dam pr^latis etc. . . In fine autem libri huius invenies Privilegium domini Compostel- lani, qualiter excepit eum pp. Pelagius (statt Anastasius IV) quod nonnisi ecclesi§ Romane debeat obedire, et in conse- quenti invenies revocationem pr«jdicti privilegii factam a successoribus suis^.

f. Bl' beginnen die Auszüge aus den spanischen Synoden.

f. 60' Inäpit liber privüegiorum super primatu Toletanq ecclesi^.

f. 60' Urban IL 1088 X IB. J-L. B366. f. 61' Paschal U. 1101 HI 6. J-L. B8B8. f. 62 Gelasius H. 1118 XI 7. J-L. 6667.

Digitized by

Google

128 - ^*^^

1 (>3 Ijuciut ZI. ::^ T IL. r*-I^ r^A .Auszug).

1 03' ilcnlüriIi^ ZI. llifT' Ü ä«j. J-L. 7^1 irrig zu Xu 12.

1 W üaurjüL :V. IIlH Z ju J-L. 101^ (mit MCLX).

f. W ^i^2:aiia*jr ZI. IIIH^ iZ ZL. .1-L. U301.

1 00 O^^^-^-iL ZZ E. d. J-Z. ITuIi a = J-L, 16898 (1192

VI V, £ ijO' Vruai- ZZ llrw T {j. J-Z 1d!^w. 1 ^jh i:.uip^ ZZ IluB Z Vu. J-Z. ViTüS (mit JIZ id. fAr.\ f. 7j fv^iiv^utit laciuii card. Bni>er primatu. ^Quam pemitio-

uuiu* * fc- d. K. Anhang. 1. 7] /^o^^ cv/tc't II Lat^anii a. lün XI. vgL Potthast I

4':^,. Z'iJ^^j'tiuitjjL rwitciiei: dtmi Zrzbischof £oderich von

T'^a*;;at' uuC üei: ZTzbiticiiluen vor Braga und CoiiqK>stella

u*^r Ci*;i. yr'masx toh Spanien. 1 70 Ajxtu-ta^iufc JV. B. d. tl-K- i 749 ak Anastasiiis IL*), t TTj' Cijjzx IL r,zA \l 23. J-L, 7iiiO (mit UU kal. iuUi).

Jn r*^</'ii>'t^o äirfntfä Calxxfi 2*!'- ^L t 75' Hadritui JV, 1156 U 9. J-Z 10141 ;mit XlUl laL

marttl). i. ny InnoceM IL 113^—43; T 17, J-L. 8310. Ist aber

woU Innocem: JJL 1199; T 17. t 77 Alexander JJL 1103 TH IL J-Z 10905. f. 78 Alexander JJL 1109 XI 26. J-L. 11T06. S. Anhang, t 79 Jnnocenz JL s. d. J-Ll 8279 [in registro d, InnoccHtü 11

lib. JJJ). K. Anhang. f. 79' Kugen JJL (1153j II 13. J-L. 9703 (Snb eadem forma

IjuIü pp. JL Jib. JJJI in regibtro domini Eugenii pp. HL

lib. ^i<> '^'^ J'J7cde Item idem Eogenins eisdem eodem

modo et ȟb eadem forma nt snpra {woU J-L. 9701).

Item Innocentiuti et Lutios eisdem idem qaod Engenins

eodem modo et 8ub eadem forma at snpra (JT-L. 6^/^ umd

J'L. hGOÜ). t 80 Calixt IL (1121; XI 3. J-L. 6933 (m registro d. CaUxti). t 8(J Anastasius IV. s. d. J-L. 9901 zu 1154 V 15 {in re-

0utfo ii. Ä9ifiMtü»u pp, JIJJ fär. 1). Ygh Nachr. 1902

$f bt dm. m^^J AnMU^iui tV,, iko TliM KpUL Rom, jiaaiif. fi.

f. 80* Alexander m ll«^-7? T 11. 7-1.

d. Alaeamdri pp. III . S_ f. 80' ürbu n. s. d. J-L i37: f. 81 Alexander HL s, d. J^

dn pp. lU m.u f. 81' Alexander IIL s. d. J-I> laSßL t. 81' Calixtn. 1121 XI3l J-I> •S&i « ^mm L ^s-. « f. 82 Gelasins IL s. d. J-L. rn□<^ « -ipia-* i. ^.^ j

27 lib. I). VgL Nachr. IS»]« S. -fiä a.* t f. 82 IJrban IL s. d. J-L. 5357 m

111). f. 82' Alexander DI. (1160—76 ü *L 7-1.

({. Alexandri pp. III). f. 82' Alexander HL (1171— §1 V Ir. 7-1. LS'L i xiar-

hang. f. 83 Engen HL (1145 V 9;. J-L STi* domini pp. Eugetin III lA. F). Sententia Jacinti (Innocentü etd. tarL aanüc »^^

„Oificii nostri". S. Anhai^. Engen JH. (1149 XH 29). J-L. 5^*

eiusdem domini Eugenii pp. \lib.\ T . -(fim*:» äz nr-si' f. 83' Engen IH. (1145 V). J-L. 8753 .ic « ~r-r -. «. . Alexander m. s. d. J-L. 10611 m »tfiget iummm Alexandri pp. III lib. I). f. 84 Alexander HI. s. d. J-L. 10609 im nfjsn üimmm Alexandri pp. III lib. I). S. Nachr. lf:«JS S. 4it i. 11 Gelasins H. (1118 JB. 25). J-L. 6637 « r«-.«yi iumm». Odasii pp. II lib. I). i. 84' Gelasioa H. (1118 11^. J-L. 6632 (iu refiOn imma.

Gelasii II lib. I). f. 85 Alexander HI. a. d, J-L. 13784 (in regiitn f..»,.m Alexandri pp. tertii). S. Nachr. 1902 S. 430 n. I-X

Anastasius IV. (1165 IV 8). J-L. 9858 «w re.r.i»j domini Anastasii pp. lib. II). f. 85' Anastasius IV. (1153 IX 19). J-L. 9795. 8. Xacir. 1902 S. 427 n. 7.

Engen m. (1148 IV 27). J-L. 9255. Aoszog (m rtgiglro domini Eugenii pp. lib. IUI). f. 86 ürban n. (1096 VH 15). J-L. 5653 {in registro dornig

Uriani pp. II lib. IX). f. 86' Paschal H. 1109 XI 3. J-L 6246 (in registro dotni^^ Fasc^aUs pp. lib. II, mit III nonos deeenAris).

I|L ««. 4. WIM. HMfcikMm Pküatof-.kutac KbM*. IM». H«ft L 9

Digitized by

Google

128 P. Kehr,

f. 62' Calixt n. 1121 XI 3. J-L. 6931.

f. 63 Ludos n. 1144 V 13. J-L. 8604 (Anszng).

f. 63' Honorius n. 112B XI 30. J-L. 7231 irrig zu XII 12.

f. 64 Hadrian IV. 1156 H 16. J-L. 10147 (mit MCLX),

f. 64' Alexander in. 1166 XH 11. J-L. 11301,

f. 65 Celestin HI. s. d. J-L, 17652 a = J-L. 16898 (1192

VI 6). f, 65' ürban III, 1187 V 6. J-L. 15967. f. 68 Engen m. 1153 n 13. J-L. 9702 (mit III id. fOr.). f. 70 Sententia lacinti card. snper primatn. „Qnam pernitio-

snm". s. d. S, Anhang, f. 71 Pars concüii Lateranii (a. 1215 XI, vgL Potthast I

437). Dispntation zwischen dem Erzbischof Roderich von

Toledo und den Erzbischöfen von Braga and Compostella

über den Primat von Spanien, f. 75 Anastasius IV. s. d. J-K. f 749 als Anastasios 11. •). f. 75' Calixt II, 1124 VI 23. J-L. 7160 (mit VllI M. itdii).

In registro domini Calixti pp. II. f. 75' Hadrian IV. 1156 II 9. J-L. 10141 (mit XIIII hü.

martii). f. 76' Innocenz U. (1138—43) V 17. J-L. 8310. Ist aber

wohl Innocenz UI. (1199) V 17. f, 77 Alexander m. 1163 VH 11. J-L, 10905, f. 78 Alexander IH, 1169 XI 26. J-L. 11706. S. Anhang, f. 79 Innocenz 11. s. d, J-L. 8279 (in registro d. Innocentii 11

lib. III). S. Anhang, f, 79' Engen IIL (1153) H 13. J-L. 9703 (Sab eadem forma

Latü pp, U, lib, TTTT in registro domini Eogenii pp, III.

lib. sie). Am Ende Item idem Eugenins eisdem eodem

modo et sab eadem forma at sapra {wohl J-L, 9701).

Item Innocentios et Latias eisdem idem qaod Engenias

eodem modo et sab eadem forma nt sopra {J-L. 8379 und

J-L. 8605). f, 80 Calixt n. (1121) XI 3. J-L. 6933 (in registro d. Calixti). f. 80 Anastasias IV, s, d. J-L, 9901 za 1154 V 15 (»n re- gistro d. Anastasii pp. IUI lib. I). Vgl. Nachr. 1902

S. 429.

1) ist ein echter Anastasias IV., den Thiel Epist. Rom. pontif. p. 689 durch die irrige Ueherschrift verfQhrt als Sporiom Anastasias' IL bezeichnet and edirt hat.

Digitized by

Google

Papstorkoiiden in Rom. ni. 129

f. 80' Alexander m. (1166^79) V 16. J-L. (in registro

d. Alexandri pp. III). S. Anhang, f. 80' Urban 11. s. d. J-L. B370 (in registro d. pp. Urbani II). f. 81 Alexander III. s^ d. J-L. 11253 (in registro d. Alexan- dri pp. III lib.). f. 81' Alexander IH. s. d. J-L. 13866. 1 81' Calixtn. 1121 XI 3. J-L. 6934 (in registro d. Calixtipp,). f. 82 Gelasius II. s. d. J-L. 6658 (in registro d. Oelasii pp.

n lib. I). Vgl. Nachr. 1902 S. 424 n. 5. f. 82 Urban II. s. d. J-L. 5367 (in registro d. Urbani pp.

III). f. 82' Alexander ni. (1160—76) II 26. J-L. 12535 (in registro

d. Alexandri pp. III). f. 82' Alexander HL (1171—81) V 19. J-L. 14291. S. An- hang, f. 83 Eugen IH. (1145 V 9). J-L. 8752 Auszug (in registro domini pp. Eugenii III lib. I). Sententia lacinti (Innocentii cod.) card. apost. sedis legati.

„Officii nostri". S. Anhang. Eugen III. (1149 XII 29). J-L. 9362 Auszug (in registro eiusdem domini Eugenii pp. [lib.] V). „Quanta sit uirtus". f. 83' Eugen m. (1145 V). J-L. 8753 (idem in registro suo). Alexander 111. s. d. J-L. 10611 (in registro domini Alexandri pp. III lib. I). f. 84 Alexander m. s. d. J-L. 10609 (in registro domini Alexandri pp. III lib. I). S. Nachr. 1902 S. 431 n. 11. Gelasius II. (1118 III 25), J-L. 6637 (in registro domini Gelasii pp. II lib. I). f. 84' Gelasius 11. (1118 HI). J-L. 6632 (in registro domini

Gelasii II lib. I). f. 85 Alexander III. s. d. J-L. 13784 (in registro domini Alexandn pp. tertii). S. Nachr. 1902 S. 430 n. 10.

Anastasius IV. (1155 IV 8). J-L. 9858 (in registro domini Anastasii pp. lib. II). f. 85' Anastasius IV. (1153 IX 19). J-L. 9795. S. Nachr. 1902 S. 427 n. 7.

Eugen m. (1148 IV 27). J-L. 9255. Auszug (in registro domini Eugenii pp. lib. IUI). f. 86 Urban II. (10% VII 15). J-L. 6653 (in registro domini

Urbani pp. II lib. IX). t. 86' Paschal n. 1109 XI 3. J-L. 6246 (in registro domini Faschalis pp. lib. II, ndt III nonas decembris).

KfL Oüu d. mim. VmekaUkimL PUMog-.bbtor. Klasse. 1M8. Heft L 9

Digitized by

Google

130 P. Kehr,

Urban IL s. d. J-L, 5417 (in registro domini Urbani pp. II lib. III). f. 87 Anastasius IV. s. d. J-L. 9942 (in registro domini Änastasii IUI in lib. II). S. Nachr. 1902 S. 428 n. 8. Eugen in. (1151) V 13. J-L. 9482 (in registro Eugenii pp. III lib. VII). f. 87' Alexander IH. s. d. J-L. 10610 {in registro domini Älexandri pp. lib. I).

Urban Hl. (1186—87) V 25. J-L. 16839 (w registro domini Urbani pp. III). f. 88 Eugen III. (1153) VI 29. J-L. 9734 {in registro domini Eugenii pp. III).

Eugen m. (1153) 11 9. J-L. 9697 {in registro eiusdem JEugenii). f. 88' Gelasius IL s. d. J-L. 6674. f. 89 Eugen IH. (1161) VI 6. J-L. 9487 (mit IX id. im.

und era MCLXXXVIII). f. 89' Eugen m. (1163 VI 29). J-L. 9736. f. 91 Hadrian IV. (1166 II 18). J-L. 10148.

Folgen jüngere Papsturkunden Toledo etc. betreffend, f. 107 sq. Canones Niceni etc, (ex libro Tridentino veteri). f, 147 sq. Begulae octavae synodus Constantinopoli. f. 156 Decreta Honorii papae. f. 167 Decreta Martini papae. f. 167' sq. Nicolai I epistolae, f. 166 Ex decretis Eugenii papae.

f. 166' Ex decretis Agatonis papae, femer Decreta Bene- dicti Ulf Johannis VIII, Constantini, Zachariae, Stephaniy Hadriani, Paschalis, Nicolai, Hadriani (II), Leonis VIII, LeonisIX, Älexandri II, Gregorii VII, Urbani II, Paschalis II etc., die ich im Einzelnen nicht weiter verzeichne, f. 191 Tullensis synodus a. 869.

f. 201 Condlium in pago Suesonico in loco Trosleio a. 909. f. 263 Johannes X. s. d. J-L. 3663. f. 267 Paul I. 761 VI 2. J-E. 2346. f. 272 Gregor VH. (1078 XII 16). J-L. 5096. f. 273 Nicolaus papa ad consulta Bulgarorum. J-E. 2812. f. 293 Paschal IL s. d. J-L. f 6613 a {ad Mediolanensem

archiepiscopum). f. 294' Paschal H. 1100 V 4. J-L. 5835 (mit 4. hol. matt), f. 297 Concilium Legionense era ML.

Digitized by

Google

Papstorkimden in Rom. III. 131

f. 299 Cancilium Eugenii pp, II a Leone IV repetitum et

auctum. J-E. I p. 336. f. 30B' Leo IV. (853). J-E. 2635. f. 309 Synodus ckcta Ravennae tempore domini loannis IX pp.

et Lamberti imp. J-L. I p. 442.

C 24. eh. 8. XVI: Collectio synodorum et epistolarum ss. pontificum

episcoporum et aliorum. Beschrieben Iter p. 105. C 25. eh. 8. XVI: 1. Vitae pontificum Romanorum a Sabiniano ad

lohannem XXII 2. Vitae pontificum Romanorum a Gre-

gorio XI usque ad Pium IL 3. Liber pontificalis des Card.

V. Aragon (vgl. Duchesne Le Liber pontificalis 11 p. XXXVIII). C 26. eh. 8. XVI 8. C 18. C 27. eh. 8. XVI: Collectio opusculorum antiquorum scriptorum et

aliorum monumentorum. Vgl, N. Arch. III 158. Ausführ- licher beschrieben Iter p. 106. C 28. eh. 8. XVI. Vgl. Iter p. 106.

p. 199 Index aliquot scripturarum et bullarum qu^ asservantur Rom^ in arce S. Angeli,

p. 201 Item bullarum qu^ sunt in bibliotheca Vaticana secreta. C 29. eh. 8. XV— XVI: Plu>tii patriarchae Constantinopolitani schis-

matici epistolae. Vgl. Iter p. 106 (sehr unvollständig).

f. 81 Johannes VHI. s. d. J-E. 3369 {oix iyvoetv) ex cod. Card. Sirleti 141.

f. 83 Johannes VIII. s. d. J-E. 3369 (Non ignoramus).

f. 88 Stephan V. s. d. J-L. 3403 (e graeco transL).

f. 146 Stephan V. 8. d. J-L. 3403 ex cod. bibl. Columnen.

f. 149 a Hadrian IV. s. d. J-L. 10437 (ii Srot) diä) ex vet. cod. graeco bibl. card. Columnae.

f. 149 d Hadrian IV. s. d. J-L. 10437 (Ex quo per).

f. 154 Hadrian H. (871). J-E. 2944.

f. 158 Stephan V. s. d. J-L. 3403.

f. 162 Stephan V. 8. d. J-L. 3452.

f. 165 Hadrian H. (871). J-E. 2944.

f. 168' Stephan V. s. d. J-L, 3403.

f. 175' Stephan V. s. d. J-L. 3452.

f. 177' Formosus (892). J-L. 3478. C 81, eh. 8. XVI : Vitae SS^ opuscula varia antiquorum patrum, epi-

stolae 8S. pontificum etc.

f. 44' Beginnen die Decrete und Briefe der 8 Synode, ver- zeichnet Iter p. 107. C 49. mb.B.Xm—XIYiI^istolae SS. pontificum 8. XIII (UrbanlV—

Innocenz V). VgL Dudik I 25 und 0. Posse Analecta

9*

Digitized by

Google

182 P. Kehr,

Vaticana. Fol. 140 steht am Rand der Verweis auf Vat.

3977 (Berardus de Neapoli). C 56. eh. var. aet. : Opuscula variorum scriptorum et monumenta

antiqua.

f. 148 (s. XV) Innocenz H. Synode von 1139. J-L. I 885.

f. 148' Alexander III. Synode von 1179. J-L. II 340. C 59. mb. 8. XII: Isidori Hispalen. de SS. Trinitate.

f. 71' Gregor I. [599 VII]. J-E. 1736 bricht mitten im

Texte ab. C 63. mb. var. aet.: Miscellanea,

f. 167' (s. Xni) Gregor VIII. 1187 X 30. J-L, 16022. D 1. eh. s. XV: Regestum bullarum diplomatum et cpistolarum s$,

pontificum etc. (Platina). Vgl. Dadik I 45; Iter p. 107.

S. auch B 12.

f. 16 Celestin IL 1143 XII 29. J-L. 8465. D 18. mb. 8. X : Codex Isidorianus veterum conciliorum eccl. Hispaniae. D 38. mb. 8. X, resp. XI: Isidori coli, canonum (Pseudo-Isidor).

Fehlt jetzt. E 3. mb. s. XII: Lectionarium eccl. Verulanae.

f. 1 Synode von Veroli 1111. Ed. Mansi XXI 50. E 5. mb. 8. XII : Opera varia antiquorum scriptorum. Hauptsächlich

Commentare zu Paulinischen Briefen. Dazwischen auf f. 226'

und f. 278 drei Stücke Gregors I. eingeschoben. E 12; eh. 8. XVI: Tractaius de monarchia regni Siciliae.

f. 44 Urban H. 1098 Vn 5. J-L. 6706. F 2. mb. 8. XI: Antiqua sacrorum canonum coUeäio AchiUis Statu

notis marginalibus ülustrata.

F 8. mb. var. aet.: Opuscula varia antiquorum auctorum.

f. 49 (s. XII) Ex decretis Leonis I.

f. 269 (s. XII) Ex decretis Gregorii I. F 54. mb. 8. XI: Canonum sacrorum collectio et concordantia Angil-

rami. Der Anfang fehlt. Die Decretalen beginnen mit

Zephyrinus. F 77. eh. 8. XV: Privilegia ord. Cistercien. a fratre Joanne abbate

Cistercü ex archivis omnibus per fratrem Conradum Leonber-

gensem mon. Mulbronensis professum^ secretarium suum alios-

que administros exscripta atque in unum corpus collecta a.

D. 1491. Vgl. Arch. XH 424. (f. 160 Friedrich U. BF. 824).

f. 2 Paschal n. 1100 X 19. J-L. 6842 mit XIV hol. maii.

f. 2' CaUxt n. 1119 Xn 23. J-L. 6795.

f. 3 Eugen lU. 1162 VHI 1. J-L. 9600.

Digitized by

Google

Papstnrkiindeii in Rom. IIL 133

f. 4! Anastasius IV. 1153 XH 9. J-L. 9772 Extr. Hadrian IV. (1157 H 18). J-L. 10260 cit. Alexander HI. 1166 n 2. J-L. 11151.

f. 6 Alexander III. (1171—81) III 7. J-L. 14269.

f. 6' Alexander III. 1169 VII 4. J-L. 11632.

f. 6 Lucius III. (1184) XI 21. J-L. 15118.

f. 6' Urban III. (1186—87 H 27). J-L. 15800 cit.

f. 7 Urban IIL (1186—87) HI 14. J-L. 15813.

f. 151' Clemens HI. 1190 II 9. J-L. 16471.

f. 152 Celestin UI. 1192 IX 30. J-L. 16922.

f. 159 Alexander m. (1169) VII 19. J-L. 11633, P 86. eh. var. aet. : Opuscula varia et profana.

f. 173' (griechisch): Concessio vine§ sub loanne primo papa cui deest principium, medium et finis. G 19. eh. s, XVII: lohannis Severani Monumenta varia spectantia

ad praecipuas Romanae urbis ecdesias. Scheden und Notizen

zur Geschichte von S. Peter im Vatican und S. Johann im

Lateran. G 21. eh. s. XVII : De sacrosanctis basilicis Vaticana et Laieranensi

coUedanea. Unter der ziemlich wüsten Masse dieser Collec-

taneen sind auch Auszüge und Summarien der Urkunden

für den Lateran (J-L. 8039. 8711. 9793 u. a.). G 26. eh. s. XVII : Memorie sacre delle chiese antiche e moderne di

Roma del P. Oiov. Severano. Vgl. Armellini p. 12. G 29. eh. s. XVII: Memorie istoriche della SS. basilica Vaticana di

S. Pietro apostolo di Roma del P. Giov. Severano, G 33, eh. s. XVII: Conpendio delle chiese con le loro fondationi etc.

da M. Francesco del Sodo. Vgl. Armellini p. 12. G 36. eh. 8. XVII: Nötigte di tiUte le chiese antiche e moderne, mo-

nasteri e luoghi adiacenti di Roma (von Michele Lonigo).

Vgl. auch Barb. XXXVII 53 (ed. Armellini Cronicetta a.

1884 p. 55 ff.). G 37, eh. 8. XVII : De quinque patriarchalibus Romanae urbis ecclesiis

et de praeeminentia inter illas quae potissime Vaticanae basilicae

solidis rationibus et vcUidis momentis asseritur. G 50. eh. 8. XVII: Scritture spettanti alla cittä di Roma tom. I.

n. 47 Dissertazione della chiesa di S. Maria in Palladio.

n. 48 Cronica del monastero di S, Maria in Campo Marzo von Fra lacinto de Ndbili Rmnano. 1617. Oft gedruckt, p. 18 (f. 287') Celestin III, 1194 V 7. J-L, 17095 (ita- lienisch).

Digitized by

Google

134 P. Kehr,

n. 62 De S. Maria in PartieUy wo die angeblichen Indul- genzen von Gregor VlI., Alexander ü. und Celestinlll. citirt werden.

n. 68 De hospitali S. lohannis in Laterano. Gt 63. eh. 8. XVn : Scritture spettanti ad alcune cütä e luoghi soggdti

dlla 8. Sede apostolica.

n. 17 (f. 327) Inventat'ium librorum et scripturarum repertarum penes h^redes Angeli MassareUi, G 94. eh. 8. XVI sq.: Vitae SS. et cdia monumenta antiqua. Vgl.

Arch. XII 424 and Iter p. 107 (unvollständig),

f. 15 Constitutum Constantini.

f. 31 Pelagii II epistolae (J-K. 1054. 1055).

f. 87 Gerberti epistolae.

f. 116 Leo IX. 1053 UI 21. J-L, 4292.

f. 124' Leo IX. 1053 UI 24. J-L. 4293.

f. 133 Leo IX. 1063 IV 1. J-L. 4294.

f. 136 Nicolaus II. 1060 I 18. J-L. 4428 (Unterschriften und Datirung).

f. 137 Alexander n. 1063. J-L. 4501.

f. 139 Alexander H. 1063 V. J-L. 4515.

f. 141 sq. Lanfranci epistolae.

f. 201 sq. Coneilia Paschalis IL S. Iter p. 108.

f. 226 Alexander IH. (1170—80) XI 27. J-L. 13532 (aus Cencius).

f. 228 Alexander ni. 1172 VII 18. J-L. 12158. S.Anhang.

f. 238 Celestin UI. 1192 X 4. J-L. 16923. G 98. mb. 8. XIII: Vitae SS. collectae ab Antonio Gdllonio.

f. 1 Zosimus s. d. wohl J-K. 328. G 99. eh. 8. XVII: Vitae SS. et alia diversi generis opuscula et

antiqxm monumenta. Vgl. Arch. XII 424; N. Arch. III 158;

Ausführlichere Analyse im Iter p. 108. G 100. eh. s. XVIII: lac. Laderchij Memorie estrcUte dalV archivio

del ven. monastero di SS. Vinceneo e Anastasio ad Aquas

Salvias. G 101. eh. s. XVIII : S. Caeciliae virginis et martyris Acta et Trans-

tyberina basilica saeculorum singulorum monumentis asserta ac

ülustrata a lacobo Laderchio. (Gedr. 1722). H 3. eh. var. aet.: Vitae SS. et cdia monumenta collecta ab Antonio

Gallonio vol. B.

f. 304 (s. XVII) Urban H. s. d. J-L. 5677 (ex orig.). H 8. eh. s. XVII: Vitae SS. et alia monumenta p. 1 IIL

p. I f. 33 Alexander H. 1071 X 1. J-L. f 4690.

Digitized by

Google

Papstnrkoiiden in Born. m. . 136

f. 34' Benedict Vm. 1022 VI 28. J-L. f 4040. f. 37 Urban U. 1091 IV 1. J-L. f B447 (inser. in Cle- mena IV. 1268 II 4). H 14. eh. 8. XVII: Monumenia varia spectantia ad vitas 88. f. 118 Alexander HI. (1173) in 12. J-L. 12203. f. 120 Benedict Vm. s. d. J-L. 4055. Leo IX. 8. d. J-L. 4310. Alexander 11. s. d. J-L. 4729. f. 130 Alexander UI. 1174 I 18. J-L. 12330. f. 130* Alexander ni. 1174 I 18. J-L. 12331. f. 131 Alexander IIL 1174 I 18. J-L, 12329. Alexander IH. 1174 I 18. J-L. 12328. H 20. eh. 8. XVI— XVn: Vüae, officio SS. eU. ab A. QaUonio eoUecta. Vgl. Iter p. 108.

f. 257 sq. Fundatio äbhatiae S. Agathae maioria ecdeaiae Cathanien.

f. 265 Urban H. 1092 HI 9, J-L. 5460 (ex orig. in thesauro sive sacristia extracta per me PL Quintana 1564 III 24). f. 268' Alexander m. 1171 VIH 20. J-L. 11901 (ex

registro priTilegiorom). f. 491 Alexander HI. 1170 IV 2. J-L. 11758 (ex vita S. Gerontii). H 21. 22. 23. eh. s. XVI ex.: Vitae SS. auctore Antonio OeUUmio

tom. I. n.

I p. I f. 342 Gregor VH. 1080 IX 18. J-L. 5180. p. n f. 76' Stephan II. (754 Vn 28). J-E. 2316 (ex cod. bas. S. Petri). U p. I f. 195' Urban H. 1092 in 9. J-L. 5460.

f. 196' Alexander UI. 1171 VUI 20. J-L. 11901

(Dat.).

H 24. eh. 8. XVII: Antonius Bosius, Index codd. variarum biblio-

thecarum. Von f. 74 an Inhaltsangaben der Codd. Vat.

1188—1196 and anderer Codices Vitanun SS. Vgl. DadikI 52.

H 28. eh. var. aet.: Vitae SS. A—E.

f. 28 Tüa et lextus Adriani I (mit J-E. 2392. 2393. 2394). H 44. eh. s. XVllI: Antiqua monumenta et aäa SS. anno, die, feste et praeäpua veneratione cultorum in ecclesia et dioeesi Aretina. Item monumenta ecelesiae Anagninae. H 70. eh. 8. XVU-l: Monumenta spectantia ad sacram basüicam 8. Michaelis Archangeli in Monte Qargano in Apulia collecta a lac. LadercMo.

Digitized by

Google

136 P- Kehr,

J 28. eh. 8. XVll: Bepertorium epistolarum decretälium 88. ponüficum

per materias distinctum, J 34. eh. 8. XVII : Acta etc. Item vitae et gesta Romanorum pontificum

etc. Auszüge aus Ceneius und dem Card, von Aragon, vgl.

Iter p. 108. J 35. eh. 8. XVII: Scriptores varii historiae pontificum Romanorum.

Materialiensammlung für den Liber pontifiealis. J 36. eh. 8. XVI: Vitae et acta multorum ss. pontificum. Spätere

Päpste. J 48. eh. 8. XVI— XVII : lAber censuum S. R. E. a Cendo camerario

compositus. Vgl. P. Fahre Etüde sur le Liber censuum p. 178. J 49. eh. 8. XV XVII : Bullae et brevia etc. Äccedit appetidix monu-

mentorum variae aetatis, quorum plura spectant ad Romanos

pontifices.

f. 3 sq. (s. XVI) Uadriani II epistolae. Verzeichnet Iter p. 109.

f. 23 (s. XVII) Urban II. 1098 VII 20. J-L. 5707 ^).

f. 323 sq. Nicolai I responsa ad eonsulta Bulgarorum. J-E. 2812. J 60—59: Excerpta ex registris Romanorum pontificum (pro conti-

nuandis Annalibus ecclesiasticis card. Baronii. Von 1198

1286). Benutzt von Pressutti, Posse u. a. Vgl. Arch. XII 425. J 60. eh. s. XVII: Miscellanea. Vgl. Arch. XII 425.

f. 237 Tabula alphabetica primi registri A per Platinam con- fecti in scrinio positi in arce S. Angeli.

f. 260 Altera tabula scripturarum archivii castri S. Angeli. J 76. eh. s. XVI: S. Nicolai I papae epistolae cum adnotationibus et

correctionibus marginalibus Auctoris anonymi (coli, cum auto-

grapho ms. pervetusto Trevirensi). J 77. eh. s. XVI: Frivilegia multorum ss. pontificum concessa archi-

episcopis Salernitanis etc. Das bekannte Copialbuch von

Salerno, von dem ich bereits mehrere Exemplare Nachr.

1900 S. 383 verzeichnet habe. K 13. eh. s. XVII: Miscellanea.

f. 5 Hadrian I. 785 X 26. J-E. 2448. L 3. eh. 8. XVII : Miscellanea historica ecclesiastica et profana.

f. 107 Index epistolarum Hadriani II (cf. Cod. J 49). L 16: Indice dei manoscritti ddla biblioteca Spada (1704). L 23. eh. 8. XVI : Scritture spettanti cdV ordine de* cavcdieri di Malta

et a varii altri ordini religiosi regolari e confratemite mona-

1) Der Iter p. 109 zu f. 32 verzeichnete ürban für Farfa ist Urban IV.

Digitized by

Google

Papstnrknoden In Rom. lU. 187

sterii et collegii (f. 49 S. Croce di Avellana; f. 103 Nicosia

bei Pisa). L 34. eh. 8. XVI ^XVII: Relaeioni notizie e memorie istoriehe

spettanti alla Republica di Venejria.

f. B53 Scrüture spettanti alV ahhaeia iella SS. Trinitä di Verona. M 30. 31. eh. 8. XViil : Memorie istoriehe di Savona. Opera originale

di Agostino Maria de Monti, P. I. II.

p. I f. 49 Celestinin. 1192 VH 7. J-L. 16913 (ausUghelli). N 1. eh. 8. XVII: De monarchia Siciliae. N 2. eh. «. XVII: Trattati sopra la Monarchia di Sicüia.

f. 37 Urban n. 1098 VH B. J-L. B706.

f. 212 Urban H. 1098 VH 20. J-L. 5707.

f. 218 Anaelet H. 1130 IX 27. J-L. 8411. N 3. eh. 8. XVII: L'abate Paiermitano, Origine e insusistenea deUa

Monarchia di Sicüia (gedr. 171B). N 4. 5. 6. eh. 8. XVII: Ddla Monarchia di Sicilia etc. per G. La-

derchi vol. I—III (vgl. S B7).

voL I p. 7 Urban H. 1098 VH B. J-L. B706. N 9. eh. 8. XVTI: Antiqua monumenta spectantia ad ecclesiam et

episcopatum Fennensem, Vgl. Areh. XII 42B. Zuerst die

Diplome, von f. 9 ab die Privilegien.

f. 9 Nieolaus H. 1059 V 2. J-L. 4402,

f. 10 Innoeenz U. 1140 X 27. J-L. 8103.

f. 11 Eugen ni. IIBO Xn IB. J-L. 9423.

f. 12 Anastasius IV. 1153 IX 22. J-L. 9746.

f. 13 Alexander m. 1178 III 23. J-L. Ed. Naehr. 1898 S. 32B n. 11.

f. IB Lueiua HL 1182 V 21. J-L. 146B6 zu VI 1.

f. 17 Lueius HI. (1184) I 19. J-L. 14974.

f. 18' Clemens III. 1189 X 6. J-L. 1644B zu X IB.

f. 20' Celestin HI. 1194 II 11. J-L. 17190.

f. 24' Celestin lU. 119B VH 31. J-L. 17272. N 10. eh. var. aet. : Scritture spettanti cd regno di Napoli, di Sicilia

et isole adiacenti. n. 23 (f. 86 sq.) BuU^ et brevia ss, pontificum (das Heft ist

in Unordnung) s. XVI mit den Urkunden für Aquila, vgl.

Chartularium eeel. Aprutinae im Arehiv der h. Rota (Nachr.

1900 S. 397 und Nachträge zu den röm. Berichten).

f. 87' u. f. 92 Alexander H, 1072 I 18. J-L. 4700.

f. 91' Johannes XH. (9B6). J-L. f 3681.

f. 102 Clemens HI, 1188 X 14. J-L. 16330.

Digitized by

Google

138 P. Kehr,

n. 36 (f. 179 sq.) Sentimento del Tassani intomo a quanto serisse ü Baronio deUa Monarchia di Siciliaj s. XVIII. f. 179 u. f. 179' tJrban IL 1098 Vn B. J-L. 5706. N 23. eh. 8. XVIII: Monumenta de Anglia et Scotia, VgL Iter p. 110.

f. 2 Hadrian IV. (1156). J-L. 10056. f. 559 Alexander UI. (1170-80) XI 27. J-L. 13532. N 30. eh. misc: Scritture spettanti alla Spagna et a Portogdllo.

n. 27 (f. 116) Sommario di holte e brevi di PortogdUo (dall' a. 1179—1575) mit den Citaten der Papsturkunden für Por- tugal. N 38. 39. eh. 8. XVI: Indices variorum fnonasteriorum tom, I. IL Au8züge ans H88. , Büchern, Scheden a. s. f. Vgl. Arch. XII 425. 0 26. eh. mise. : Opusculi scritti o sottoscritti dal V. Oiovenale Anäna. f. 253 sq. Scritture appartenenti cUla ehiesa di S. Bartohmeo. Ist wohl der von Fr. Dini, Dissertatio historieo-eritica de translatione et eollocatione corporis S. Bartholomaei apost. Romae in insula Lycaonia (Venetiis 1700) p. 12 genannte Faseieolas memoriarom Vallieellanae.

f. 272 Anaclet II. 1133-34. J-L. S. Anhang. Alexander III. s. d. J-L. S. Anhang. Celestin III. s. d. J-L. S. Anhang. 0 55^ eh. 8. XVIII : P. Gio. Franc. Cahdllini, Relazione deüo stato delV abbadia di S. CHovanni in Venere a, 1753, mit Anführung der Privilegien für das Kloster. P 89. eh. misc.: Varia de rebus spirüualibus et de indulgentiis.

n. 49 (f. 414 sq.) Sommario dclli privüegii et indulgentie concesse da diversi pontefici alli fratelli e sorelli ddla confratemita della Madonna di Carmine (Carmelitani Sealzi) mit Aufzählung der angeblichen Privilegien von Leo IV, Hadrian 11, Stephan III, Sergius III, Johannes X, Johannes XI, Sergius V, Gregor XIII, Honorius X, Innocenz IV, Clemens III, Alexander II, Gregor I, Gregor VU u. a. P 183 186: Indices varii bibliothecae Vallieellanae. P 186. eh. s. XVII: Index bibliothecae Statianae. P 199. eh. var. aet. : Miscellan€a]monumentorum speäantium ad varias TJrbis ecclesias et loca pia. n. 10 (f. 134 sq.) Breve relatione deüe SS. Reliquie de Santi in S. Loreneo di Lucina 1675 (von Vineenzo Guizzardi) mit den Inschriften Celestins m, Anaclets 11 und Paschals U. P 207: Indices bibliothecae ValliceUanae.

Digitized by

Google

Papstnrkimdeii in Rom. IIT. 139

Q 6. ch« 8. XVI: Monutnenta vc^ia collecta a Caesar e Baronio S.R.E.

eard. ex aactoribus et codd, mssHs. Antograph des Baronio.

f. 361 Nicolai 1 responsa ad constdta Bulgarorum. J-E. 2812.

f. 492 (eingelegt) Pauli. 761 VI 2. J-E. 2346. Cop. s. XVU. Q 38. eh. s. XVI: Scrüture spettanti cUla Monan^hia di Sicilia et

alV interdetto di Venesfia (Baronio).

p. 120: Index variarum scripturarum spectanHum ad monarchiam Sicili^. Q 74. eh. s. XVI: Monutnenta spectantia ad Card. C. Baronium.

Vorne Ärchivium ecdesiae caihedralis Soranae (mit Urkunden

von 1073. 1131 n. s. f.). B 22. eh. 8. XVI: Collectio sacrorum canonum inedita. R 26. eh. mi8C. : Opuscüla varia. Vgl. Archiv XEE 425.

f. 337 8q. (s. XVn) Historia ecclesi^ s. Laurentii Florenti^ ab a. 1050 ad a. 1269. Mit Citaten der Urkunden für die Kirche. B 32. mb. misc: Monumenta antiqua (Fragmente).

f. 43 sq. Gregorbriefe (s. XI) J-E. 1355. 1367. R 45. eh. misc.: Lettere di materie d' erudieione. Vgl. Iter p. 110.

f. 43 (s. XVII) Paschal II. 1111 I 2. J-L. 6287. S 3. eh. 8. XV 11: P. Raynaldi Ädnotationes et additiones autographae

ad Annales ecd. card. C. Baronii. 8 56. eh. s. XVU : Uahbate Pälermitano, Origine e instisistenjsa ddla

Monarchia di Sicilia. Ist Gladde zu N 3. S 57. eh. s. XVin : G. Laderchi, DeUa Monarchia di Sicilia. Gladde

zu N 4. 5. 6.

f. 19 Urban n. 1098 VII 5. J-L. 5706. S 75—83. eh. s. XVni: Fr. Bianchini, Monumenta ecclesiastica

vol. i—riii.

m (S 77) beginnt mit Jo. Bapt. Pollidori De monasterio S. loannis in Venere in Frentanis eiusque origine ditione itiribus viris ültistribtis et fortuna varia disserUUio. f. 33' Alexander HI. 1176 VI 16. J-L. 12714.

V (S 79).

f. 529 Nicolaus H. 1060 IV 19. J-L. 4433. f. 533 Hadrian I. 780 HI 9. J-E. f 2430.

VI (S 80).

f. 598 Gregor VH. 1077 VI 28. J-L. 5041. f. 606 Gregor VH. 1073 IV 30. J-L. 4778. Vni (S 83). f. 414 Indice de libri esistenti neV archivio del Rev. Capitoh della Cattedrale di Pistaia. Es folgt dann das interessante

Digitized by VjOOQlC

140 P. Kehr,

Reisejonrnal Bianchini's and seine Notizen über das Eapi-

telarchiv in Bergamo mit Citaten der dortigen Urkunden.

f. 1404 beginnen seine Noten zum Liber pontificalis (mit

den Varianten des Famesianus).

T 74— 9B. eh. s. XVIII: Oius. ßianchini, Monutnenti per la

storia della basilica Liberiana vol. I XXII. In T 82 stehen

auch Instrumenta ex archivio S. Praxedis.

T 96—99. eh. s. XVIII: G. B. Fiaschäti, Monumenti per la storia

deUa basilica di S, Maria Maggiore vol. I^IV. T 100 102. eh. s. XVni: Index monumentorum pro conscribenda

historia basilicae Liberianae. U 77. eh. s. XVIII: MisceUanea (Bianchini).

f. 191 sq. Innocenz III. 1213 VI 13. Potth. 4756 mit den inserierten Bullen Hadrians I. (776 I 13). J-E. f 2421, Johannes IX. 899 I 13. J-L. f 3B24, Marinus* I. (883). J-L. t 3390. Zu diesem Handschriftenbestand der Vallicelliana ist jüngst ein Teil der Sammlungen des verstorbenen Constantin Corvisieri (vgl. Nachr. 1901 S. 247) hinzugekommen, welchen die Erben der R. Societä Romana di storia patria geschenkt haben. Ich habe sie, von Herrn Professor Egidi freundlichst unterstützt, in der Eile durchgesehen, aber nichts besonders Bemerkenswerthes ge- funden. Corvisieri's Abschriften und Notizen beziehen sich, wenig- stens soweit die ältere Geschichte von Rom in Betracht kommt, auf Materialien, die uns jetzt besser zugänglich sind.

Biblioteca Vittorio-Emanuele.

Die römische Nationalbibliothek setzt sich bekanntlich zu- sammen aus den Bibliotheken der aufgehobenen Klöster und Kirchen von Rom. Davon enthalten die Bestände von S. Andrea della Valle, S. Lorenzo in Lucina, S. Maria della Vittoria, S. Martino ai Monti, SS. Apostoli, S. Pantaleo und die anderen Fondi minori nichts für unsre Zwecke. Die wertvolleren Fonds sind die Codices Sessoriani aus S. Croce in Gerusalemme, die Mss. Gesuitici aus dem ehemaligen CoUegio Romano, die Hss. aus S. Gregorio Magno, der alten Centrale der Camaldulenser, und die Codices aus dem Kloster Farfa in der Sabina. Eine Uebersicht gibt 0. Holder- Egger im N. Archiv XVII 481 ff.

1, Varia Mss. 88. 89 (421. 419): Pergamene varie dei codici. In n. 88 ein Blatt

Digitized by

Google

Papsturkimden in Rom. m. 141

8. Xn mit den Briefen Gregors I. J-E. 1422. 1423. 1424. 1426.

2. Codd. Sessoriani.

Vgl. Blume Iter Italicum III 152 ff.; Bethmann im Arch. XU 396 ; Alberico Amatori Biblioteca membranacea mssta Sessoriana. 34 (1269). mb. s. XI: (Patdi Apost. epistolae. Petri Damiani ser-

mones).

f. 1 Hormisdas s. d. J-K. 774 (mit III id. aug.). 39 (1372). mb. var. aet.: Miscellanea de frammenti di varii codici.

f. 102 (s. XI) Gregor I. Synode v. 595. J-E. I p. 167. 46 (1471). mb. s. XV: Liber taxarum omnium ecclesiarum et mona-

steriorum (ed. Döllinger Beitr. II). 52 (2096). mb. s. XII: {Ordo Romanus u. a.). Vgl. Arch. XII 397.

f. 103 Conciliom Lateranense sab Innocentio U a. 1139. J-L. I 885. 54 (1353). mb. s. XI et XIH: Leonis M. epistolae u. a. Vgl. N.

Arch. XVn 482.

63 (2102). mb. s. IX (?). VgL Arch. XH 397 (s. XI).

f. 1 Catalogus pontificum Eomanorum ( Paul I, resp.

Paschal II). f. 4 Capittda canonum omnium conciliorum vel epistolarum de-

cretalium (Dionysio-Hadriana nach Maaßen I 442). f. 227 (s. XI) Urban U. s. d. J-L. 6743 (im Auszug).

64 (2086). mb. s. XTTI: Ivonis Panormia.

183 (1237). eh. 8. XVni: G. Besoezi, Vindiciae monumentorum Amhrosianae Mediolani basilicae.

185 (1278). eh. 8. XVn: G. P. Puricelli, De Ambrosianae Mediolani

basilicae decumanis hist. dissertatio. 1650.

186 (1373). eh. s. XVni. Vgl. Arch. XH 398.

1. Abbatis et monachorum ecclesiae et monasterii S. Ambrosii Mediolan. documenta. Vgl. Nachr. 1902 S. 72.

p. 228 Gregor V. 998 IV 28. J-L. 3882.

p. 323 Paschal H. 1102 II 14. J-L. 5890 (mit XVI Jcal.mai).

p. 346 Innocenz H. 1139 XI 18. J-L. 8052.

p. 365 Lucius IL (1144) IV 14. J-L. 8571 (ex cod. 90).

2. Canonicorum ecclesiae S. Ambrosii Mediolani monumenta. p. 362 Eugen m. (1146) IV 8. J-L. 8898.

p. 576 Calixt U. 1123 n 27. J-L. 7018 (ex cod. 90). p. 576 Eugen IH. 1148 Vn 21. J-L. 9283 (ex cod. 90 et ex Summario ed. 1701).

Digitized by

Google

142 P- Kehr,

p. 577 Alexander IH. (1174) n 10. J-L. 12341 (ex cod. 90). p. 581 Alexander IK. 1181 VIII 15. J-L. 14422 (ex cod. 90). p. 583 aemens HI. 1188 VI 23. J-L. 16247 zu 1188 V 25 und J-L. 16292 zu 1188 VI 24 (ex cod. 90, ex processu compnlsoriali et ex Summario ed. 1701), aber mit VIII hol. tun. 3. Docutnentorum dbbatis et motiacorum ecdesiae ac monasterii S. Ambrosii Meäiolanen. appendix, p. 649 Innocenz H. 1141 IX 25. J-L. 8153. 187 (1279). eh. s. XVIII: P. Carcano, De insigni abbatia monasterii Clar^vallis Mediolani. 1729, mit den Citaten folgender Privile- gien die ich nicht sämmtlich bestimmen kann, f. 27 Eugen III. (1148 VI 30). J-L. 9276. f. 27' Alexander IH. (1174 I 20). J-L. 12332.

(Alexander III.) concedit suprcidicto abbati confirmationem grangi^ de Vico maiori cum alüs grangiis. J-L.

Alexander lU. (1174 I 11). J-L. 12327. f. 28 Urban IIL (1187 HI 4). J-L. 15948.

Urban IH. (1186-87 n 24). J-L. 16796.

f. 28' (Urbanus IIL) eoncessit Privilegium ClarevaUensSrns contra inicientes manus violetitas contra ipsos. J-L.

Urban HL (1185—86 Xn 13). J-L. 15497.

Celestin IH. (1192 VI 17). J-L. 16908.

210—212 (2124—26). eh. s. XVIII: G. C. Fattesehi, Misceüanea eruditionum (meist Excerpte aus Drucken). Vgl. Arch. XII 399. 213 (2115). eh. s. XVIII: Q. C. Fattesehi, Codice diplomatico dell<i badia di S. Salvadore di Monte Amiata. Vgl. Arch. XTT 399. Die Papsturkunden (n. 205. 208. 247. 255. 261. 294 295. 2%. 299. 300. 303. 312. 313) sind in der nächsten Sammlung etwas vollständiger, daher verzeichne ich sie dort. 214—216 (2118—2120). eh. s. XVIH: G. C. Fattesehi, ExempUria instrumentorum ac diplomatum tarn pontificum quam imperato- rum in tabulario c^obii S. Salvatoris Montis Amiati existentium. Vol. I— m. 1775. Vgl. Arch. XH 399. I p. 5ÜG n. 21ti Gregor V. 99Ö V 27. J-L, 3864. U p. 4 n. 220 Silvester IL 1002 XI. J-L. 3925.

p. 124 n. 268 Benedict VIU. s. d. J-L. 4054 (als Bene- dict IX). p. 141 n. 269 Leo IX. 1050 Vin 6. J-L. 4232. p. 160 n. 276 Alexander II. 1068 XH 30. J-L. 4657. p. 292 n. 332 Calixt n. 1122 IV 23. J-L. 6968. p. 297 n. 334 Celestin II. 1143 XU 6. J-L. 8449.

Digitized by

Google

Papsturkonden in Bom. IIL 143

p. 300 n. 335 Celestin U. 1144 II 23. J-L. 8498. p. 312 n. 338 Eugen HI. 1153 VI 13. J-L. 9730 Reg. p. 313 n. 339 Eugen III. 1153 VI 20. J-L. 9732. p. 317 n. 340 Anastasius IV. 1163 X 23. J-L. 9749. p. 318 n. 341 Anastasius IV. 1153 X 23. J-L. 9748. p. 329 n. 346 Clemens HI. 1188 U 19. J-L. 16160. p. 361 n. 357 Celestin IH. 1196 V 13. J-L. 17381. p. 362 n. 358 Celestin HI. 1196 V 23. J-L. 17389. 217 (2116). cL s. XVIII: G. C. Fatteschi, Monumenta Sublacensia. Vgl. Arch. XII 399. Die Abschriften sind genommen aus dem Regestum Sublacense (vgl. Nachr. 1901 S. 201) und z. Th. von Liverani Opere IV publizirt. 218. 219 (2113. 2114). eh. s. XVUI: G. C. FaUeschi, Monumenta Farfensia. Vgl. Arch. XTT 399. Die Abschriften sind aus dem Regestum Farfense genommen, also ohne jeden origi- nalen Wert. 220 (2123). eh. s. XVIII: G. C. Fatteschi, Miscdlanea Farfensia.

Vgl. Arch. Xn 399. 225 (2073). eh. s. XVI: Bullae summorum pontificum pro monachis Cisterdensibus (gedr. Dijon 1491). Die Papsturkunden beginnen mit Paschal IL J-L. 5842. 313 (1520). eh. s. XVII : Fetn Mdlii Opusculum (transscr. e bibl. Vat.).

414 (211^. eh. s. XVIII: G. C. Fatteschi, Memorie di Monte Amiata.

Vgl. Arch. xn 400.

415 (1421). eh. s. XV: Transsumptum privüegii pro 8. luliano Spo-

let. indulti etc. Vgl. Arch. XII 400.

f. 2 Urban HI. 1186 II 27. J-L. 15537 und J-L. 15660 zu

1186 in 13. f. 9' Celestin m. 1196 HI 27. J-L. 17345. S. Anhang.

453 (fehlt jetzt) : Instrumenta publica S. Crucis in Jerusalem.

468 (2018). eh. s. XVII: Memorie della fondazione dd monastero di S. Gaudeneo di Rimini.

477 A (III). 477 B (XXXV). eh. s. XVIII: Elenchus chronologicus tabularum in archivo Ämhrosiano. Vgl. Arch. XTT 400. Ta- bellarische XJebersicht über die Archivalien von S. Ambrogio, vgl. Nachr. 1902 S. 71.

482 (1565). 485 (1656). eh. s. XIX: P. Catro, Notijsie delVantichissima chiesa presbiterale di S. Fudeneiana di Roma. 1805.

3. Codd. Gregoriani. lieber die Codices von S. Gregorio Magno s. Blume m 166 und Bethmann im Arch. XTT 400. Aber bekanntlich fehlen die

Digitized by

Google

144 P. Kehr,

meisten und wichtigsten Handschriften, so vor allem das für nnsre

Sammlang so wichtige Regestom veteram cartamm S. Gregorü de

TJrbe.

13 (593). eh. s. XVI : Compendio deUi privileggi . . alVarchihospitaie

di S. Spirito di Roma, 1584. Beginnt mit Innocenz in.

(vgl. Nachr. 1901 S. 241). Inventare dieses Archivs sind

auch sonst häufig in römischen Archiven and Bibliotheken. 39. 40 (629. 630). eh. s. XVI— XVII: Iura diversa pro rev. D. ab-

bäte Montis Ämiati. Vol. I. 11. Vgl. N. Arch. V 22.

I f. 11 Leo IX. 1050 VIII 6. J-L. 4232. f. 13 Gregor V. 996 V 27. J-L. 3864. 50 (546). eh. s. XVni: Diplomatum atque instrumentorum ad iwo-

nasterium Ciassense S. Äpollinaris pertinentium. Vgl. N. Arch.

V 22. XVII 482. Mit den Copien der Kaiserorkanden. Die

Papstarkanden erst von Alexander IV. ab. 58 (551). eh. s. XVn-XVni: MisceUanea.

3. Documentorxim quorundam ex archivis monasteriorum ord.

Camaldulen. et praecipue ex Faventino S. Mariae foris portam. Celestin m. 1192 V 12. J-L. 16874 ans Cop. v. 1387, 67 (715). eh. misc: MisceUanea,

5. Documenta Coneglanensia. Mit den Copien der Eönigs-

diplome and der Papstarkanden von s. XIII ab. 96 (1161). eh. s. XVII— XVni: Copie di belle, lettere, documenti ed

appunti diversi riguardanti Vordine Camaldolese. Vgl. N. Arch.

XVn 483. Papstarkanden erst von Alexander IV. ab.

4. Codd. Farfenses.

Die 3 folgenden Hss. hat bereits Bethmann im Arch. XTT 489 ausführlich beschrieben. Er sah sie noch in Farfa selbst.

1 (297). mb. s. XTI: Chronicon Farfense. Die von Ugo Balzani be-

sorgte Ausgabe befindet sich bereits im Druck.

2 (298). mb. s. XII: Liber largüorius vel notarius mon. Farfensis.

3 (299). mb. s. XII: Ltber floriger. Cartarium mon. Farfensis. Aber

die Urkunden sind hier nur im Auszug gegeben.

5. Mss. Oesuitici.

134. eh. s. XVIII: Inventarium librorum bibl. coUegii S. Bonaventuras in conventu SS. XII Apostolorum de JJrbe. 1725.

147. eh. 8. XVni: Diplomi e memorie spettanti aUa mensa vescovüe di Mantova a. 545—1525. A. 1764. p. 9 Leo IX. 1052 VII 27. J-L. 4279.

Digitized by

Google

Papstorkanden in Rom. m. 145

152. eh. 8. XVni: Miscellanea.

f. 482 Süvester U. 1000 HI 27. J-E. f 3909. 157 (2286). eh. var. aet. : Miscellanea.

f. 214 Copia quorundam privilegiorum ecclesiae episcopali Sar-

sina£ concessorum. Transsumt von 1360 XI 28 mit Friedrich

n. BF. 1187. 1247 und Konrad n. St. 1971. 408 (2537). eh. s. XVIII: De Ciocchis, S. regalis Visitaiianis archi-

mandritatus Messanen. a. 1743 XIX De arehiviis ete.).

Vgl. Nachr. 1899 S. 308. 547—560. eh. s. XVIII: Carte Van Der Viveren (tl826, vgl. Blume m 223).

551 (2680) : Scritti dt E. C. G. Van Der Viveren, mit den Me- morie storiche di S. Fietro in Montorio von Fr. Zaccaria. 1781.

554 (2683): Raccolta di vari ntonumenti etc.

1. Ärchivum basilicae S. Marias Maioris. Vgl. Nachr. 1900 S. 136.

Celestin HI. 1192 I 4. J-L. 16797. 2 Copien, die eine ans dem Original, die andere ans dem Bnllarinm Liberiannm I f. 9.

2. Ärchivum S. Mariae Novae. Vgl. Nachr. 1900 S. 136.

3. Ärchivum S. Praxedis.

4. Ärchivum S. lohannis Lateranensis. VgL Nachr. 1900 S. 397. Mit den Citaten und teilweisen Abschriften der Papsturkunden für die Basilica.

563—572. eh. s. XVIII: Carte Zaccaria.

568 (2697): Diplmatica. Eine Busta mit Abschriften und

Notizen Zaccaria's, meist aus Lucca, Brescia, Lodi, Imola

und Pistoja, darunter viele Eaiserurkunden. Ich ver- zeichnete folgende Papsturkunden, die aber meist Drucken

entnommen sind

Celestin H. (1143) XI 6. J-L. 8435.

Celestin II. (1143) XU 10. J-L. 8466.

Celestin H. (1144) II 24. J-L. 8501.

Celestin II. (1144) II 27. J-L. 8503.

Celestin n. (1143) XI 6. J-L. 8436.

Celestin IL 1144 II 8. J-L. 8489.

Lucius III. (1182—83) VI 4. J-L. 14801.

Urban IH. 1186 IX 28. J-L. . S. Anhang.

Honorius H. 1126 V 29. J-L. f 7265 (aus Cop. von 1331). 1048 (3177). eh. s. XVII: Storia della badia di 8. Maria di Fer- raria.

Kft Om. d. WIM. NMhriekWi. PkUoloff.-Uftor. Umm 190S. Htfl L 10

Digitized by

Google

146 ^ Kehr,

HOB (3234). eh. var. aet.: Miscellanea (lose Abschriften).

n. 1 und 16 Anastasius IV. 1153 XI 27. J-L. 9759. Cop.

s. xvn.

6. Mss. VittoriO'Emanuele. 493 (673. 466). eh. s. XVIII: Fr. M. Galassi, Codex diplomaticus Perusinus Eulistaeus appellatus a, 1783. Abschrift des Cod. Eulistaens im Archiv von S. Pietro di Perugia (s. Nachr. 1898 S. 367). Die romische Handschrift hat genau be- schrieben und analysirt A. Tenneroni (Di un codex diplo- maticus Perusinus) im BoUettino della R. Deputazione Umbra V (1899) S. 763 ff.

1.

Innocetuf IL befiehlt den Erebischofen und Bischöfen in Spanien, dem Ersbischof von Toledo als ihrem Primas die schuldige Obediens zu leisten.

Cod. ValliceU. C 23 s. XVI f. 79: In registro domini Innocentii IL lib. in.

Wohl identisch mit dem unter J-L. 8279 verzeichneten Regest. Vgl. auch Lucius IL J-L. 8605 und Eugen III. J-L. 9703.

Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Yenerabilibus fratribus archiepiscopis et episcopis per Hispaniam constitutis salutem et apostolicam benedictionem. ApostolicQ sedis de-

mentia singulis ecclesiis et personis ecclesiasticis suam seruare dignitatem et iustitiam consueuit. Vnde nos qui etc.*\ inspectis pr§decessorum nostrorum priuilegüs, primatus dignitatem per uni- uersa Hispan(iarum) regna iuxta eornm priuilegiorum tenorem confirmamus ecclesi? Toletane. Vnde uniuersitati uestr$ pr^ci- pientes mandamus quatenus eidem tanquam primati uestro absque ulla contradictione debitam reuerentiam et canonicam obedientiam exhibere curetis. Dignum namque est ut qui multis letatur preesse subditis, non erubescat*> suis subesse prelatis*'^ Et si quid inter

a) offenbar ist eu emendiren und eu ergänzen nach Eugen HL J-L, 9703: Vnde nos qaomm pr§cipae interest ecclesianun omniom cnram gerere etc, l) erabesc&nt. c) prelat.

Digitized by

Google

Papstorkonden in Rom. IIL 147

uos aliqnid graue contingerit, procul dubio ad eum tanquam ad primatem uestrum recurretis etc.

3.

Anaclet IL verleiht der Kirche des h. Addlhert {S. Bartohmeo a Isola) unter den Presbytern Ängelus und Brisottus das Begräbniß- recht. {1133—34).

Auseug im Cod. VaUicell. 0 26 s. XVII f. 274.

Ex tabula S. Bartholomaei. N(ich der Datirung fügt der Kopist hinzu: Hoc fuit deletum eo quod dictus Anacletus fait antipapa, et quamuis sit in tabula manuscripta antiqua, supradicta tarnen in noua non fuit scriptum. Wahrscheinlich deßJuüh ist sie in dem Cod. Barh. XL 24 f. 281 nicht copirt worden. Ed. Fr. Dini, Dissertatio historicO'Critica de translatione et collocatione corporis S. Bartholomaei {1700) p. 13. Binfs Quelle ist wohl unser Ms. , wenigstens citirt er p. 8. 14 eine y,8criptura . . in archivio Oraiorii Urbis^. Da dieser Druck niemals beachtet worden istj gebe ich den Text noch einmcd. Vgl auch Nr. 8 und 11.

Anacletus**) episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis in Domino filiis Angelo et Brisotto presbiteris ecclesiae sancti Christi mar- tiris Adalberti quae sita est in insula Lycbaonia, quae modo uocatur sanctus Bartholomaeus. Et ipse summus pontifex et una cum toto clero Romano accesserunt ad dictam ecclesiam sancti Bartholomaei cum debita reuerentia, uiderunt corpora sanctorum Bartholomaei apo- stoli et Faulini confessoris, et concessit omnibus et singulis qui in dicta ecclesia sepelirentur, quod nullus sit ausus impedire, sictU continet in priuüegiis. Tenor priuilegii talis est: Sepulturam quoque eiusdem ecclesiae liberam esse sancimus ut eorum qui illic sepeliri delibe- rauerint, deuotioni et extremae uoluntati nullus obsistat. Et con- cessit Ulis qui in dicta ecclesia sepelirentur, maximam indulgentiam.

Dat. Romae anno Domini MCXXXTTT , pontificatus sui anno quinto.

a)U aäd.

3.

Alexander IIL bestätigt dem Erebischof Cerebrunus von Toledo den von seinen Vorgängern Paschal IL, Calixt 11.^ Honorius IL, Eugen III. und Hadrian IV. verliehenen Primat Spaniens und er- klärt das dem Erßbischof Pelagius von Compostella von P. Anctötasius

10*

Digitized by

Google

148 P. Kehr,

{J'E. f 749) verliehene ExempHonsprivileg nach dem Vorgange Eugens III. für nichiig. Benevent 1169 November 26.

Cod. Vdllicell. C 23 8. XVI f. 78 \B].

Ed. Castejon i Fonseca IP f. 13' \C] ^). Cit von Nicasius &- villanuSf Primatus Hispan. vindicatus {1729) p, 206 und J. v. Pflugk- HarUung Her p. 270. Danach J-L. 11706 zu 1169—70. Die Ur- kunde ist eine wörtliche Wiederholung des Privilegs Hadrians IV. J-L. 10141 und Alexanders III. J-L. 10905. Deßhalh brauche ich den Text nickt zu wiederholen. Dagegen fehlen die Unterschriften hei Castejon i Fonseca.

Alexander episcopus sernus seruorum Dei. Venerabili fratri Celebruno") Toletano archiepiscopo salatem et apostolicam bene- dictionem. Cum pro negotiis.

Ego Alexander catholic^ ecdesi? episcopus ss.*) Ego Ybaldus Hostiensis episcopus ss. Ego Vbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Jerusalem*) ss. Ego Guillelmus^ presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. Ego Boso presb. card. tit. sancte Pudentiane*) tit.-^ Pastoris ss. Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss.

Ego lacintus diac. card.^) sancte Mari§ in Cosmedin*> ss.

Ego Ardicio^ diac. card. sancti Theodori ss.

Ego Cintius*) diac. card. sancti Adriani ss.

Ego Manfredus diac. card. sancti Georgii ad Velum aureum ss.

Ego Hugo [diac. card. sancti Eustachii iuxta templum Agrippe ss.

Ego Petrus]') diac. card. sancte Mari? in Aquiro*") ss. Dat. Beneuenti per manum Gerardi"> sanct§ Romang ecclesiq notarii, VlII^) kal. decembris, indictione III, incarnationis dominic^ annoP) M. C. LXVIIII «> , pontificatus uero») domini Alexandri pape in anno XI.

a) celeberrimo B, h) ss. feMt hier und weiterhin. c) P. C. ti. S. Cruc. veloi epus B. d) Goillennas B. e) Pniden B. f) et B. g) D. €. ti hier und in der Folge, h) Cosmedi B. i) Ardrio B. k) Emtus B. l) Der Kopist gibt einfach Ego Hugo D. ti. S. M. Maquiro ; ich hoffe daß meine Jörnen- dation richtig ist. m) Maquiro B, n) Geraldi B. o) IX C. p) anno fehU in B. q) M. C. LXVH B, r) uero fehU in B.

1) Das Buch von D. Diego de Castejon i Fonseca, Primacia de la santa iglesia di Toledo I— III. Madrid 1645, ist in Deutschland selten und von Löwen- feld nicht benutzt worden. Es ist aber die wichtigste Publication zur Geschichte des Primats von Toledo.

Digitized by

Google

Papdtarkanden in Born. in. 149

Alexander III. nimmt das Kloster 8. Maria in Banei unter dem Abt Damian nach dem Vorgange Gregors VII., Urbans IL, Paschais 11.^ Calixts IL und Eugens III. in den apostolischen Schutz, bestätigt ihm die namentlich aufgeßhrten Besitmngen, Freiheit von weltlicher Gewali und vom Interdict, das Wahlrecht, das Recht einen Bischof für die bischöflichen Leistungen zu wählen, das AppeUations- und da^ Aufnahmerecht und die Sepultur, gegen jährliche Zahlung einer Unse Gold an den h. Stuhl. Tusculum 1172 Juli 18.

Cop. s, XVII im Cod. ValliceU. G 94 f 228 (aus dein Original) [A\. Cop. s. XVII im Fase. Abbadia di S. Maria di Baneo Rom Arch. Barberini [B].

CiL J'L. 12158 nach Iter p. 273 n. 624. Der Text folgt den Voruriunden (doch sind diejenigen Calixts IL und Eugens III. ver- loren). Die Besitzungen sind: Ecclesiam nidelicet sancti Saluatoris Cum aliis ecdesiis et com castello Bandasiae, ecclesiam sancti Martini, ecclesiam sancti Egidii cum pertinentiis suis, ecclesiam sancti Hippolyti, item ecclesiam sancti Nicolai cam casali sao, ecclesias') sanctae Mariae de Lacu nigro, sanctae Mariae de Sala^^, sanctae Mariae et sancti loannis de Caernaritia^^ cum casali suo, sancti Petri de Monachis, sancti Michaelis de Monte Soliculo*') cum ecclesiis et pertinentiis suis, sanctae Mariae de Catapani*> cum territoriis suis, sancti Petri in Genniano cum casali suo, sancti Vitalis in oppido de Gentiana^>, sancti Michaelis de Forminiano^> cum uiUanis suis, apud Acheruntiam ecclesiam sanctae Anastasiae cum ecclesiis ad eam pertinentibus , in territorio Florentino eccle- siam sancti Benedicti cum pertinentiis suis, ecclesiam sancti Ger- uasii et Prothasii in Bandusino^^ fönte, apud Venusiam ecclesiam sanctae Luciae et sancti Nicolai, apud Melfiam*> ecclesiam sancti Christofori cum uillanis et pertinentiis suis, in territorio Monte- sari^) ecclesiam sancti Laurentii cum casali suo, in territorio Montis Melonis ecclesiam sanctae Mariae de Recluso cum casali suo et Sanctorum quadraginta, in territorio Castelli noui'> in Galliplai[o] ecclesiam sancti Nicolai cum casali suo, in territorio Tulbae*"^ ecclesiam sancti Angeli et sancti Theodori cum uillanis earum, in oppido Grauino") ecclesiam sancti Archangeli, in eins territorio

a) ecclesiam A. b) Säle A. e) Cerbaricia B. d) Salicalo A,

$) Canpano B. f) Genaoana A\ Gemiana B, g) Firmiano A. h) Bran- dolino B. %) nostram A. k) Moricelari JB. l) noni A, m) scheint in A eorr. in Tnlbi n) E . . , A.

Digitized by

Google

150 P. Kehr,

cellam sancti Felids cum casali sno, item ecdesiam sancti Nicolai et sancti Stepbani com casali suo et pertinentiis sais^>, ecdesiam sancti Nicolai de Motula**', apud Cannas ecdesiam sancti lacobi et sancti Nicolai snper portom cnm pertinentiis suis, ecdesiam sancti Martini apud Cannas com ecclesiis et pertinentiis suis, ecdesiam sanctae Trinitatis snper portnm eiusdem cam rebus suis, sancti loannis, sancti Nicolai et sancti Simeonis»> apud Melfectas, apud lunenantiam**) ecdesiam sanctae Mariae^ sancti Siluestri, sancti Leonis et sanctae Eugeniae cum suis rebus, apud Barum sancti lacobi et sancti Nicolai cum pertinentiis suis, sanctae Scholasticae apud Monopolim et in eins territorio sanctorum Cosmae'^ et Da- miani et sanctae Mariae de Barcento') cum pertinentiis suis, in Lupia sancti Andree, in territorio Tarenti ecdesiam sancte Marie et in loco Gentiana") sancti loannis cum suis pertinentiis, sancti Petri et^ sancti Matthaei in territorio Castellaneti'^ cum uiUanis suis, in territorio Genusii*') super flumen Bradani ecdesiam sancti Marci, in oppido Sarraceno*) ecdesiam *^> sanctae Mariae et sancti Nicolai et in territorio eiusdem sanctae Mariae de Carratello cum aliis ecclesiis et pertinentiis suis ac uillanis, in territorio Petrulle in loco qui dicitur Adriatico'^ ecdesiam sancti Lucae cum casali suo et cum loco qui uocatur Pratum.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Da- miano abbati monasterii sanctae Mariae quod Bandusii'^ situm est eiusque *> fratribus tam praesentibus quam futuris regulärem uitam professis'^) in perpetuum. Officii nostri nos.

R.*'> Ego Alexander catholicae ecclesiae*> episcopus ss/> BV*'^.

Ego Hubaldus^> Ostiensis episcopus ss.

Ego Bernardus Portuensis et *> sanctae Rufinae episcopus ss. f Ego Joannes presb. card. sanctorum*^ loannis et Pauli tit.*> Pa-

machi') ss. f Ego Gulielmus*"> presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula"^ ss. f Ego Boso presb. card. sanctae Pudentianae ^^ tit.*) Pastoris p^ ss.

o) et eins pertinentiis A. p) Mocnla A; Macela B. q) Simonis A.

r) luuenatiam B. s) Cosmi A. t) Barcenta A; Barsento B; das folgende

bis S. Petri et fehlt in A. u) Gemiana B. v) Casti Slaniti A. w) Ge- misii B. x) Saraceno B. y) ecdesiam fehlt in A. z) Adriacio B,

a) Bandosie B. h) omnibus A, c) tam praes. quam fut. plenariam bene-

dictionem A\ tam pr§claram oitam professis B\ das Orig. war hier offenbar lädirt. d) R. BV fMen in B. e) ecclesiae catholicae A, f) ss. fehU

hier und in der Iclge. g) Notbaldus A ; Theobaldus B. h) et fMt in A, t) beatomm A, k) tit. fehlt in A, l) Pamachi fekU in B. m) Goillel- mos B, n) ind». A. o) Potentianae A. p) Pastoris fehU in B,

Digitized by

Google

Papttorlnindeii in Bohl III. 151

f Ego Petrus presb. card.') tit. sancti Lanrentü in Damaso ss.

f Ego Ardido«^) diac. card. sancti Theodori ss.

f Ego Cintbins') diac. card. sancti Adriani ss.

t Ego Vgo diac. card. sancti Eostachii inxta templom Agrippe ss.

t Ego Vitell(ius) diac. card. sanctorum') Sergii et Bachi") ss.

f Ego Petras diac. card. sanctae Mariae in Aqniro ss. Dat. Tascnlani*> per manns 6ratiani sanctae Romanae ecclesiae snbdiaconi et notarii, XV kal. angusti, indictione qointa, incar- nationis dominicae anno M. C. LXXTT , pontificatns nero domini Alexandri papae*^> tertii anno decimo tertio.

q) presb. card. fekU in B. r) Ardino A-, fehlt in B, s) Cinthios fehlt in B, t) sancti A, ü) Bachii A] Sergii et Bachi fehlt in B. v) Cnscu- lanns B, w) papae fehlt in B.

5.

Alexander III. befiehlt den Bischöfen von Oviedo, Leon und Bur^ go8 , dem Erebischof von Toledo und seinen Nachfolgern als ihrem Primas die schuldige Ohediene eu leisten.

Lateran (1166-79) Mai 15.

Cod. Vallicett. C 23 s. XVI f 80 [Ä\: In registro d. Alexandri pp. III.

Ed. Castejon i Fonseca IP f 24 [C]. Im Cod. VaUicell. geht voraus das datumlose Mandat Änastasius' IV. J-L. 9901 (s. Nachr. 1902 S. 429 n. 9). Dem setzte J. v. Pflugk-Harttung irrig das Datum (1154) Mai 15 hinzu (danach auch Löwenfeld) ^ während es zu dem Mandat Alexanders IlL gehört.

Alexander episcopns seruns semomm Dei. Venerabilibns fra- tribas Onetensi, Legionensi et Borgensi episcopis salntem et apo- stolicam benedictionem. Qnod a pr^decessoribos nostris pro-

pensiori nonimos cnra seraatnm, a nobis qaoqne''> aolomos castodiri; qoia^^ grane nimis est et boni sacerdotis moribns inconneniens ^> qae ab antecessore sno snnt''> statuta dissolaere et exemplo docere'^ posteros sna post'^^ ipsam facta mutare. Inde est qnod fratemitati oestrQ per apostolica scripta '> mandamos atqne prfcipimos ^^ qnate-

a) qnod B. b) qnare C. c) so oder ähnlich mag zu emendiren sein

statt des unsinnigen innnen mti qnempiam in B. Der Text in C (aus derselben QueUe) ist nicht besser: inimicom niti quempiam. d) sint (7. e) decere B. f) prios C. g) apostolicam sententiam C. h) praecepimos (7.

Digitized by

Google

153 P. Kehr,

nos^) uenerabili^ fratri nostro Celebrano *) Toletano archiepiscopo et catholicis'> sucoessoribos eios iure primati^, sicnt pr^decessoribos uestris*"> a nostris antecessoribus "^ est iniunctum ^>, contradictione et appellatione remota, debitam reaerentiam et sabiectionem infra duos menses post barnm snseeptionem promittatis ^> , pariter et obseruetis ^^ enmqne sicat primatem nestrum *") sincera caretis affec- tione diligere et multipliciter , ut dignum'^ est, Honorare. Dat. Lateran.^ idas maii.

hh) quam C. t) uero C. h) celeberrimo B\ C, C. l) catholic^ Ä m) nostris B, n) successoribus B. o) monitum B. p) promutatis B.

q) seruetis C. r) nostrum B, a) dictum B, t) Lateranen. B,

Alexander III. befiehlt dem Abt N. tmd den Klerikern von S. Pietro di CanneiOj sich der von ihm in der Streitsache stoischen ihnen und dem Bischof Faramund von Veroli erlassenen Sentens eu fügen,

Segni (1179) Oktober 12.

Copie s. XII im Cod. Vallicell B 32 f. 159.

lieber den Codex 5. Bethmann im Archiv XII 422. Die an- gezogene Setdenz Alexanders III. ist wohl das Nachr. 1900 S. 332 n. 19 edirte Mandat von {1159—77) XII 19. Interessant ist der Hinweis auf die Eintragung in das Begister.

Alexander episcopns seruus seruomm Dei. Dilectis filiis N. abbat! et nninersis clericis sancti Petri de Canneta salatem et apostolicam benedictionem. Qni sententias et alia statuta apo-

stolice sedis infringit, eins indignationem promeretur incnrrere et graui animaduersione puniri. Perlatum est siqoidem ad audientiam nostram quod nos contra sententiam quam snper caasa que inter nos et uenerabilem fratrem nostram F. Verulanum episcopom nertebatur , protnlimus , ansu temerario nenientes eins tenorem negligitis obsernare. Quia uero id non possumus nee debemus aliquatenus in patientia sustinere, per apostolica scripta uobis precipiendo mandamus et mandando precipimus quatinus partem decim[arum] et testamentorum secundum quod in eadem sententia continetur, predicto episcopo sine molestia et contradictione de cetero persoluatis. Quod nisi feceritis, iuris uestri poteritis prop- ter hoc sentire defectum. Nos enim in registro nostro sententie nostre fecimus inquiri tenorem, uobis mandantes ut, si negaueritis quod mandamus, episcopo sententiam ostendatis. Dat. Signie ini idus octob.

Digitized by

Google

Papstnrkanden in Rom. III. 168

Alexander IIL wiederholt dem Erehischof von Braga und dessen Suffraganen den Befehl, dem Erehischof von Toledo als ihrem Primas binnen 40 Tagen die schuldige Ohediene zu leisten.

Tusculum (1171—81) Mai 19.

Cod. Vallicell C 23 s. XVI f. 82' [B\

Ed. Castejon i Fonseca W f. 23' [C]. JL. 14291 cU. nach Iter p. 292.

Alexander *»> episcopns seruus seraorum Dei. Venerabilibus fratribns Bracharensi archiepiscopo et suffraganeis eins salutem et apostolicam benedictionem"). Quam reprehensibile sit in ecclesi- arorn prelatis et qoanta animadaersione plectendum apostolicis contraire preceptis et*^ superioribus suis inra et dignitates suas enbtrahere, sacr^ scriptur^ pagina nos edocet et ^^ prudentia quoqne qua preeminetis id non patitur ignorare. Sane attendentes qualiter a sanctis patribus statutum fuerit ut ecclesia Toletana super totam Hispaniam primatie dignitate gauderet, uobis semel et secundo per scripta nostra mandauimus, primo ut bone memorie üdefonso quondam Toletano archiepiscopo et deinde uero*^) fratri nostro Eugenio*^ successori eins tanqaam primati uestro obedientiam et reuerentiam exhiberetis. Vos uero preceptis nostris obtemperare penitus contempsistis. Vnde nisi consueta apostolice sedis dementia motum animi temperaret et rigorem iustitie restringeret , pena docente sciretis, quam periculosum sit apostolicis non obtemperare mandatis. Nunc autem experiri uolentes utrum obedientie filii sitis *'>, per iterata uobis scripta precipiendo mandamus et mandando precipimus quatenus *> predicto archiepiscopo tanquam primati uestro infra XL dies post harum susceptionem , omni actione et appella- tione remota, obedientiam et reuerentiam debitam exhibeatis et promittatis. Si^) autem hac^) uice precepti nostri contemptores fueritiS) contemptum nostrum et inobedientiam uestram auctore Domino grauiter puniemus et uobis qui superiori uestro obedire contemnitis, ab inferioribus uestris prohibebimus obedientiam et reuerentiam exhiberi. Nos enim dilecto filio nostro lacintho*) sancte Marie *^ in Cosmedin*> diacono cardinali, apostolice sedis legato, dedimus in mandatis ut uos ad preceptum nostrum suscipi- endum firmiter et conseruandum auctoritate nostra moneat et districte compellat^>. Dat. Tusculan. XIIII') kal. iunii.

a) Alexander benedictionem fthU in B, h) est B. c) siaU et bis dtis in B etc. cc) tiaU uenerabUi? d) siaU lohanni oder Celebnmo.

e) praecepimoB ot C. f) sin B, g) sUxiU hac bis compellat in B etc.

h) Hyadntbo C. €) memorie C. ft) Cosmodin 0, l) XVI C,

Digitized by

Google

154 P. Kehr,

Alexander III. gewahrt zu Gunsten der Kirche S. Bartolomeo in Born Ablaß.

Notiz im Cod. Vallicell. 0 26 8. XVII f. S72 Ex tabula S. Bartholomaei [Ä\ und im Cod. Barh. XL 24 8. XVII f. 281 [B].

Vgl. Nr. 2 und 11. Obwohl die Indulgenz im Ms. Alexander IV. eugeschrid)en wird^ ist sie wahrscheinlich Alexander III. zuzuschreiben^ da sie zwischen dem Privileg Atmclets II. und dem Celestins HL steht. Sie steht vielleicht in Zusammenhang mit dem berühmten Privileg Friedrichs L St. 4088 (Orig. Rom Vat. Arch. Arm. XII c. I n. 3). Ed. Dini l. c. p. 13.

Alexander") episcopus seraas sernorom Dei*>. Confirmauit omnes indulgentias concessas per predecessores suos ac etiam ipse summus pontifex concessit magnam indulgentiam t^nientibus ad ecde- siam^^ beati BARTHOLOMAEI , uidelicet p^nitentibus et confessis, pro eo quod uidit et osculatus fuit corpora sanctorum Bartholomaei apostoli et Paulini confessoris.

a) IUI add. AB, h) ei add. B, e) ecclesiaram B,

9.

Urban III. nimmt das Kloster S. Salvator in Simano unter dem Abt Albericus nach dem Vorgange Alexanders III. und Lucius^ III. in den apostolischen Schutz, bestätigt die Regel des h. Benedictus und die namentlich aufgeführten Besitzungen, verleiht Freiheit von Zehnten, das Aufnahmerecht, das Präsentationsrecht, Freiheit von Interdict, die Sepultur und das Wahlrecht und bestätigt die seit 40 Jahren im Be- sitz befindlichen Zehnten. Verona 1186 September 28.

Orig. Imola Arch. capitolare (IV n. 8S). Cop. Zaccaria's im Ms. Oesuitici 568 {2697) Rom Bibl. Vittorio-Emanuele.

Vgl, Nachr. 1898 S. 37 n. 10. Ich ersetze das dortige unvoll- kommene Regest durch einen genaueren Auszug und gebe insbesondere den Passus mit den Besitzungen : Locam ipsnm in qao monasterinm aestmm sitom est cnm omnibns pertinentiis sois, castrnm "^ quod est in monte qui dicitor "> cam pertinentiis suis et cmn capella eiasdem cast[ri], castnun Crifolii cnm capella eiasdem castri et alii[8] pertinentiis suis, castrnm Atti cnm capella et aliis pertinentiis

a) größere Basur, offenbar standen ur$prüngUch die Namen da.

Digitized by VjOOQiC

Papstorknndeii in Rom. III. 156

suis, capellam Bioilati com suis pertinentiis , capellam Montis Goitonis cnm suis pertinentiis , capellam sancti Andree in Yalle sancti Victoria com suis pertinentiis , monasteriam Montis Dazi com suis pertinentiis, capellam sancti Martini qae est sita in carte Montis Falconis com pertinentiis suis, capellam sancti Fortnnati qae est in castro Montis Falconis cnm sais pertinentiis, hospitale sancti Ropliil]i^> cam sais pertinentiis, capellam sancti Patemiani cam sais pertinentiis.

VRBANVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTIS FILHS ALBERICO ABBATI MONASTERH SANCTI SALVATORIS IN SIMANO EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETWM. Effectam iasta postalantibns.

R. Ego Yrbanas catholice ecclesie episcopas ss. BY. f Ego Henricas Albanensis episcopas ss. f Ego Paalas Prenestinas episcopas ss. t Ego Johannes presb. card. tit. sancti Marci ss. t Ego Petras de Bono presb. card. tit. sancte Sasanne ss. t Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Calixti ss. f Ego Pandalfas presb. card. tit. XII Apostoloram ss. f Ego Albinas presb. card. tit. sancte Cracis in lerasalem ss. f Ego Melior sanctoram lohannis et Paali presb. card. tit. Pa- machii ss.

t Ego lacinctas diac. card. sancte Marie in Cosmydyn ss. t Ego Gratianas sanctoram Cosme et Damiani diac. card. ss. f Ego Bobo diac. card. sancti Angeli ss. t Ego Soffredus sancte Marie in Yia lata diac. card. ss. t Ego Rollandas sancte Marie in Portion diac. card. ss. t Ego Petras sancti Nicholai in carcere Talliano diac.

card. SS. t Ego Radalfas sancti Georgii ad Yelam aaream diac. card. SS.

Dat. Yeron. per manam Alberti sancte Romane ecclesie pres- biteri cardinalis et cancellarii, im kal. octabris, indictione Y, incamationis dominice anno M^C^LXXX^YI^ pontificatas aero donmi YRBANI pape III anno I.

B. dep«

b) philli auf Ba$ur.

Digitized by

Google

166 P. Kehr,

10.

Cdestin IIL nimmt das Kloster S. GHtdiano bei Spoleto unter dem Abt Raynaldus nach dem Vorgange Alexanders 111. und Ur- bans IIL in den apostolischen Schute ^ bestätigt ihm die Regel des h. Benedict f die namentlich aufgegählten Besitzungen, Freiheit vom Interdicty das Aufnahmerecht, die Wahl des Bischofs für die bischöf- lichen Functionen, das Begrabniss- und das Wahlrecht.

Lateran 1196 Märe 27.

Cqpie von 1324 I 5 in Privilegi di S. Giuliano di Spoleto ^ Ms. eh. s. XV f 9\ Cod. Sessor. 415 (1421) Rom Bibl. Vittorio - Ema- nuele.

J'L. 17345 dt. nach Ewald. Die Urkunde wiederholt worüich das Privileg Urbans IIL J-L. 15537 = 15560 ; das Privileg Alexan- ders III. ist verloren.

Celestinus episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto filio Ray- naldo abbati monasterii sancti laliani de monte Spoletano eiusque fratribas tarn presentibos quam fatnris regulärem nitam professis in perpetnom. Eqnitatis et iostitie.

R. Ego Celestinus catholiee ecclesie episcopus ss. BV."^ f Ego^^ Melior sanctorum lohannis et Pauli presb. card. tit. Pa-

macchii ss. f Ego lordanus^) presb. card. sancte Pudentiane tit. Pastoris ss. f Ego Guido presb. card. sancte Marie Trans tiberim tit. Calixti ss. f Ego Hugo**^ presb. card. sancti Martini tit. Equitii*^ ss. f Ego Centius tit. sancti Laurentii in Lucina presb. card. ss. f Ego Soffredus tit. sancte Praxedis presb. card. ss. f Ego Fid(antius) tit. sancti Marcelli presb. card. ss. f Ego Johannes tit. sancte Prisee presb. card. ss.

f Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.

f Ego Gerardus>^ sancti Adriani^) diac. card. ss.

f Ego Gregorius sancte Marie in Porticu diac. card. ss.

t Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss.

f Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. SS.

f Ego Lotarius*^ sanctorum Sergü et Bachi diac. card. ss.

f Ego Nicolaus sanct^e Matie in Cosmedin diac. card. ss.

f Ego Bobo sancti Theodori diac. card. ss.

a) BB. BY. feMt. b) ho. c) lorro? (f) Hugos? e) QuitiL

/) Berardos. g) Andriani. h) Letarios.

Digitized by

Google

Papstnrknnden in Rom. III. 157

Dat.^ Lateran, per mannm Centii sancte Lncie in Ortea dia- coni cardinalis, domini pape camerarii, sexto kalendas aprilis, indictione Xilli*, incamationis dominice anno millesimo C^. XC^. VI**, pontifieatns aero domini Celestini pape tertii anno qninto.

f) data.

U.

Celestin III. an den Senator Johannes Pierleone und das Volk von Born: verleiht eu Gunsten der Kirche S. Bartolomeo in Bofn Äblqfi.

Cod. Vallicell 0 26 s. XVII f. 272 Ex tabula S. Bartholomaei [Ä] und Cod. Barb. XL 24 s. XVII f. 281 [B].

Vgl. Nr. 2 und 8. Ed. Dini l. c. p. 13. Bieses urkundliche Zeugniss über den Senator Criovanni Pierleone ^ das sich Oregorovius TV 590 hat entgehen lassen ^ ist recht erwünscht \ leider wissen wir nickt genau seine Amtszeit (etwa 1196).

CelestiniLS'> episcopas serans seruorom Dei. Dilectis filüs nobili uiro lobanni Petri^) Leonis*^) aJmae Vrbis illnstri^ senatori et uninerso popolo Romano salatem et apostolicam benedictionem''^ Ad suppliccUionem Petri episcopi Portuensi^ cardinalis et dericorum et parochianorum supradicti sancti Barthöloniaei apostoli cum himnis et canticis spiritualibus corpora/^ sanctorum Bartholomaei apostoU^^ et

Paulini confessoris in maiori cdtari in concha porphiretica *>

confirmauit omnes indulgentic^ positas per summos pontifices nee non concessit in dicta ecdesia multas indulgentias Omnibus uere p^itentibus et confessis.

a) III add. AB, h) Petro B. c) Leoni A, d) illnstris B.

e) salatem etc. AB. f) corpora fthU tn B. g) apostoli fMi in B,

h) keine lAkAe m B.

12.

Formel eines päpstlichen Briefes.

Cod. Vallicell. B 63 s. XII f. 199'.

Vgl. Ewald im N. Arch. III 158 j der den Bischof Bodo auf den gleichnamigen Bischof von Cesena (ca. 973) beeog. Allein ich glaube daß es müssig isty eine historische Persönlichkeit hinter diesem Diäamen ssü suchen. Denn nur für ein solches kann ich das Stück ansehen; historischen Werth hat es^ gewiss gar keinen.

""-* j

158 P. Kehr,

Sedis apostolice moderamine conaenimar et doctoris gentium exemplis instruimur") ut pro cantaram ecclesiarum*^ statu instan- tissime uigilemus. Quia si quid in his infirmum, si quid lapsum, si quid neglectum fuerit, ad nostrum periculum redundabit : aduer- sarius quid ''^ cui mille nocendi artes, cui nomina mille, indesinenter caulas circuit lustrat circumspicit et ut leo rugiens canum explorat absentiam, pastoris operitur desidiam, ut licentius rapiat, ut citius seuiat, ut securius perdat; mox gregem inuadit, mox bachatur in oues, mox laqueos preparat, mox in mortem precipitat. Sed quid contra faciendum sit, Paulus insinuat scribens Ephesiis: „Induite uos armaturaDei, ut possi(ti8) 8t(are) a(duersus) insi(dias) diaboli, quia non^ est nobis conluctatio a(duers)us c(amem) et s(anguinem), sed') a(duer8us) p(rincipes) et p(otestate8) a(duersus) m(undi) r(ec- tores) t(enebrarum) li(arum) c(ontra) 8(piritualia) n(equitie) i(n) c(ele8tibus). Propterea accipite armaturam Dei, ut possitis r(esistere) i(n) d(ie) m(alo) et i(n) omnibus^ p(erfecti) 8(tare)" *). Quanto igitur hostis noster acrius dimicat, tanto milex Christi sollicitius caueat, ne succumbat. Maxime tamen nos qui ecclesiarum Dei curam suscepimus et, uelut in specula positi, animarum rationem reddituri sumus, attentius^^ uigilare debemus, ne Christi ouilia lacerari sinamus. Quoniam autem Dodo olim uester episcopus^^ uiam uniuerse camis introiit et pastorali solatio destituti estis, ne diaboli uobis artes noceant preualeant, ne insidie noceant, Lit. ^ uobis clericum in pastorem et dominum cum Dei auxilio dignum duximus designandum. Ynde apostolica auctoritate precipimus ut gumma illam reuerentia et letitia filiornm recipiatis affectn patrem et dominum I quatenus eins cuBtodia muniti et exortationibus robotati ad eterne uite pascaa secum pertingere ualeatis*

a) iiifmmur. b) ecclesi* oder erclesie (c&rr,). c) itenr. ; icÄ weiß

dUi Sltlk nicht eu verbtssetn* d) qui ante; in der Vorlttgt stand offenbar

qab S; die Fuigata hat qxiom&m non, e) s. s. f) oronilms fehU,

ff) utentins. h) opis. i) diu huung und die darawi iich ergehende Auf-

tmung 11* Litifrcdnra t^ freilich mthr als ungewiß* E$ ist ebenso 0Ut, wenn meM nodi ömer, hl ttoie lit, m Imn.

l)£pli. VI n.

IS.

Cmßiml JmintK opo^Mificher Legat ^ hemehrkhiifft üen Erjshischof Tnlfdit und IVimas ton Spünieft, dciß ^ rf«'* rmiienim ErzUschof Urtiga mspmdirt habe. 1155 Mars 3.

C « «. XVJ f. 83 {B}.

Digitized by

Google

Papstnrknndeii in Born. m. 159

Ed. Castßjon i Fonseca JI^ f. 17' [C\.

Vgl. J'L. 9858. 9859. 9901 {vgl. Nachr. 1902 8. 429 n. 9). Das Concil zu VaUadolid fand im Januar 1155 statt. TJeber den Kaplan und Notar Robert s. oben S. 49 Anm.

lacmtas^) Dei gratia 8anct§ Romane ecclesif diaconas^) cardi- nalis, apostolice sedis legatas ^\ Yenerabili dilectoque fratri eadem gratia Toletane sedis archiepiscopo^ et Hispanie primati') salutem et ueram in lesn^ Christo dilectionenL Officii nostri debitnm nos admonet et affectio patema compellit ecclesiarom tranqnillitati satagere et earnm Utes et^^ omnimodas nexationes de medio tollere; qaas*^ antem alter atrios partis diffagio sea malitia prorsns extir- pare non possumos, ne lapsu temporis altera pars ex ignorantia ins snnm perdat, litteramm monimentis qnod ad nostram pemenit notitiam, commnnire deeernimns *\ Cnm ergo^ a Romanis pontificibns litteras impetraneris ad nenerabilem fratrem nostrnm Io*\ Bracha- rensem archiepiscopnm, nt nel tibi nsqne ad terminnm assignatnm obediref^ nel deineeps snspensns maneret, et*"^ nos eas sibi tradi noUemns ante concilium qnod celebraturi eramns apnd Yalloletnm, ne a snspensione occasionem non neniendi snmeret, nina noce ei ininnximns nt omni occasione remota ad predictnm concüinm nostrnm neniret, tam tibi satisfactnrns qnam archiepiscopo Com- postellano saper quibnsdam qnerimoniis snis responsnms et man- data Romanomm pontificnm effectni mancipatnrns '"^ Ipse antem sicnt contnmax et rebellis nee nenit nee eanonicam exensationem pretendit. Nos igitur") de rigore canonum*^) procedentes enm a^^ pontificali officio snspendimns et soffraganeos snos a persona sn^ obedientia absolnimns, nsqne ^^ qno tam nostri qnam patrnm nostro- mm Romanoram pontificnm mandata effectni manciparet et de contemptn condigne satisfaceret*"^.

Datam*> Naiare per manns Roberti cappellani domini lacinti*^ diaconi cardinalis atqne legati, incamationis dominicg anno M.C.LY, indictione lU, Y nonas martii, pontificatns domini Adriani pape lY anno primo.

a) Innocentins B\ Hyacinthns C, h) diachonns B, e) apostolice

sedis legatQs fehU in B. d) archiepiscopo Toletano B. e) et Hispanie

primati fehH in C, f) lesu fehlt in C. g) ac C. h) statt quas

bis decernimus in B etc. •) igitur C, k) I. C. T) obediret fMt

in B, m) staU et bis mancipaturus in B etc. n) itaque C. o) canonico B, p) a fehU in B. q) statt usque satisfaceret in B etc. qaousqae digne

Batisfadat etc. r) satisfacere C. s) Datum primo fehU in B.

%) Hyadnthi C.

Digitized by

Google

160 P. Kehr,

14.

Cardinal Jacinthy apostolischer Legat, bedroht die Suffragane der Kirche von Compostella für den Fall weiteren Ungehorsams gegen den Erzbischof von Toledo, ihren Primas, mit Suspension.

Cod. Vallicell. C 23 s. XVI f. 7(f \B\.

Ed. Castejon i Fonseca IP f. 18 [C].

Das Mandat gehört wohl eu J-L. 10609—11 (vgl. Nachr. 1902 S. 431 n. 11).

Iacmtus"> Dei gratia sanct? Romane ecclesi^ diaconus*) cardi- nalis, apostolic^ sedis legatns. YenerabUibas fratribos episcopis Compostellane ecclesi^ suffraganeis^^ salatem et debitam dilectionem. Quam perniciosum et orribile Deo crimen inobedienti^^ consistat, in nostre*) mortalitatis fragilitate probatur et-^^ innumere sanetorum patrom aactoritates protestantor quod qnia detestabile in qnolibet fideli, nedom in prelatis sancte Dei ecclesie qui tanqnam speca- lom et exemplar ceteris anteponantur, nimis esse nidetur-^>. Vobis semel et secondo per apostolica scripta mandatmn est et firmiter ininnctom nt Toletanam ecclesiam, coi a sanctis patribas dignitas primati§ super totam Hispaniam indulta^^ fuisse dignoscitur, tan- qnam matrem et magistram recognosceretis *^ et primo quod bone memorie loanni qnondam*^ archiepiscopo Toletano, deinde uenera- bili*^ fratri nostro Celebmno'^ eins successori tanqnam primati nestro"'^ debitam obedientiam et reuerentiam exhiberetis. Vos") nero non attendentes quam pericnlosnm et in officio qnod geritis reprebensibile sit, apostolicis non obedire preceptis, sacrosancte Romane ecclesie qne capnt est omnium ecclesiarnm, inssa in hac parte penitns neglexistis. Inde siqnidem est qnod, cum dominus papa inobedientiam uestram et contemptum punire potius quam expectare debet, nisi consueta sedis apostolice restringeretur de- mentia, per iterata scripta uobis mandat et precipit ut infra XL dies post harum susceptionem , omni occasione et appellatione re- mota, predicto Toletano archiepiscopo obedientiam et reuerentiam exhibeatis et promittatis; nobis etiam firmiter iniunxit ut ad id exequendum uos districte compellamus "^ Ideoque fratemitati uestre

a) Hyacinthus C, h) diachonos B, e) soffaganeis JB. d) crimen

inobedienti§ Deo B. e) nostra B. f) statt et oidetur in B etc. g) in- dolta fehU in B. h) cognoscentes B. t) eiasdem B, k) nenerabili fMt in B, l) celeberrimo B. m) nostro B, n) statt Vos bis compellamus

in B etc.

Digitized by

Google

Papstorkonden in Born. m. 161

auctoritate domini pap§ et no8tra*> mandamas et districte precipi- mus quatenus prefato^> Celebruno^^ Toletano archiepiscopo et His- paniamm*') primati secondum domini pap^ preceptum debitam reue- rentiam et obedientiam«> exibeatis et promittatis '\ Quod si infra duos menses ad amplins post haram snsceptionem non feceritis, ex tunc U08 omnes a pontificali officio suspendimus , donec'*^ iussa domini pap^ et nostra super hoc adimpleatis et executioni man- detis •>.

0) nostri C. jp) pro facto B\ praefacto C. q) celeberrimo B, r) His- pani§ B. s) obedientiam et reuerentiam C. t) permittatis B, u) done B, v) mandatis C.

15.

Erzbischof Hubert von Pisa citirt den Bischof Rotland von Popu- lonia eum dritten Mal auf Grund der ihm vom Papst verliehenen Metropolitangewalt.

Cop. s. XIII im Cod. Corsin. 41 E 1 {1808) f 228.

Das m. W. unbekannte Mandat ist für die Geschichte der päpst- liehen Privilegien für Pisa nicht ununchtig, d^halb gebe ich hier den Text. Innocene II. unterstellte durch J-L. 7890 das Bistum Popti- lonia dem Erzbistum Pisa unter Erzbischof Balduin. Da dessen Vor- gänger Hubert sich auf einen analogen Akt beruft^ so hai aller Wahr- scheinlichJceit ein zweites Privileg Innocenz^ IL für Pisa existirt, das vielleicht gleichzeitig ausgestellt war mit J-L. 7830 von 1137 III 5.

HV. sanct^ Pisang ^cclesi? Dei gratia archiepiscopus. Venerabili et karissimo fratri R. eadem gratia Populoniensi episcopo salutem et omne bonnm. Sicut tua bene nonit pradentia, te quoque et me presente, dominus papa ^cclesiam toam Pisane supposuit ^cclesi^ et mihi ut metropolitano too tibi de cetero precepit obedire. Nosti quidem quod*') non obedire et noUe adquiescere ut scelus deputatur ydolatrif. Super his etiam iam bis per sapientes et industrios uiros monitus ut uenires distulisti et obedientiam ex ore domini pape tibi iniunctam neglexisti. Nunc igitur tertio te fraterna in Domino caritate monemus et ut ad nos ulterius uenire non differas, per inirmctam tibi obedientiam obtestamur. Paratus enim sum te ut fratrem karissimum recipere diligere et honorare. Alioquin ualida est manus Domini, et beati Petri contemptorem tangere et in directum reducere.

a) quod fehlt

Kgl. Om. d. Wias. Nselir. PhUolog.-Uitor. KlaMe. 1908. H«n 1. 11

Digitized by VjOOQiC

Digitized by

Google

Das turiner Bruchstück der ältesten irischen Liturgie.

Von

Wilhelm Meyer aus Speyer Professor in Göttingen.

Vorgelegt am 29. November 1902.

Die mittelalterliche Liturgie wird nur von wenigen Liebhabern beachtet. Sie verdient aber beachtet zu werden von Allen, welche die mittelalterliche Dichtung verstehen wollen. Charakteristischer Weise bezeichnet bis heate ecclesia, die Kirche, nicht nur die Gemeinschaft der Gläubigen, sondern ebenso das einzelne Gebäude, in welchem Gott verehrt wird, und mehr wohl als jede andere Religionsgemeinschaft hatte die mittelalterliche Christenheit die Verehrung Gottes in dem dazu bestimmten Gebäude concentrirt.

Ln lateinischen wie im griechischen Theil des römischen Reiches waren überall den Göttern prächtige Tempel errichtet und war die Verehrung der Götter durch zahlreiche Feste und prächtige und mannigfache Feiern geordnet. Als die Christen im römi- schen Reich die Oberhand erhielten, wollten sie natürlich ihrem Gott nicht geringere Ehren erweisen: der Tempel des Salomo, die Psalmen Davids und die vielen liturgischen Vorschriften des alten Testaments wiesen ihnen den Weg. Freilich streiten in jedem Entwicklungsgang zwei Kräfte: die Einen wollen beim Alten und Sichern verharren; die Andern wollen dazu passendes Neue schaffen. Die Anfange der christlichen Gottesverehrung waren aber so dürftig, daß die Partei der Conservativen, welche z. B. in der Diöcese Lyon bis in Agobards Zeit nur Bibeltexte verlesen und nur Psalmen singen wollten, ganz und gar zurück- stand. Es siegte der Grundsatz 'omnia in maiorem dei gloriam'; mit begeistertem Eifer suchte man das Haus Gottes immer schöner einzurichten und sein Lob in immer feineren und prächtigeren Formen zu verkünden.

KfL <>••• ^ WiM. NMluriditon. PUlolof.-hiitor. KlaMt 1M6. H«ft 8. 12

Digitized by VjOOQiC

164 W. Meyer,

Dies begeisterte Streben hat fast allein bestimmt die Ent- wicklung der mittelalterlichen bildenden Knnst. Die Geschichte des Kirchenbaus ist die Geschichte der mittelalterlichen Architektur ; die Geschichte der Bildhauerei und der Malerei nebst den ver- wandten Künsten ist bis ins 12. Jahrhundert aufs Engste ver- knüpft mit der Ausschmückung der Kirchen mit Reliefs und Statuen, mit Gemälden, Teppichen und Priestergewändem, mit Gefäßen, mit schön geschriebenen und gemalten Altarbüchem. Aber auch Musik und Gesang haben bis ins 13. Jahrhundert sich nur als Diener der Liturgie entwickelt ; die schöne Prosa trnd des Menschen liebster Freund, die Dichtung, sind durch das Streben, Gottes Lob durch sie in der Kirche immer schöner zu verkündigen, sehr gefördert, ja zum grossen Theil von Grund aus neu gestaltet worden.

Die Byzantiner sind von den Syrern zur Dichttmg kunstvoller Hymnen angeregt worden, und von etwa 600—1000 nach Christus haben sie mit solchem Eifer kunstreiche Strophengebäude erfunden und darnach Hymnen gedichtet, und diese mit solchem Eifer beim Gottesdienst gesungen und gehört, daß kein anderer Zweig der lyrischen Dichtung bei ihnen gedieh.

Wichtiger ist für uns, was im Westen Europas geschah. Ein Beispiel des Feuereifers für die Verschönerung der Liturgie mag das Sacramentarium Leoninum sein : hier sind für den Gottesdienst im ganzen Lauf des Jahres gut 1000 Gebete mit gewählten Ge- danken und in würdevoller Sprache geschaffen, alle versehen mit dem höchsten Schmucke der Prosa, mit dem rythmischen Schlüsse, welcher hier, wie dies von 400—450 Mode war, die Wortaccente schon genau beachtet, aber auch die Quantität noch nicht oft verletzt. Anderseits wurden viele Hunderte von kleinen Gesangsstücken, Antiphonen, geschaffen, deren Text nach Bibelstellen gebildet oder ganz erfunden war. So haben die einzelnen Völker gewetteifert, ihre einheimische Liturgie zu verschönern und zu veredeln, bis in die Zeit Karl des Großen. Karl der Große suchte in seinem

weiten Reiche auch die Liturgie einheitlich zu machen, und zwar suchte er überall die römische Ordnung einzuführen.

Allein nördlich der Alpen wurden wiederum die Schranken der römischen Liturgie bald durchbrochen von dem Feuereifer, Gottes Lob immer prächtiger und voller zu verkünden. Allen voran ging St. Gallen; dies neue Leben habe ich zu schildern versucht in den Fragmenta Burana (Festschrift unserer Gesell- schaft von 1901) S. 171—173 und S. 34—36, und schon früher in der Abhandlung über den Ursprung des Motetts (Nachrichten 1898

Digitized by

Google

Das toriner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 165

S. 114/7 und S. 120). Die überlieferten Prosatheile der Li- turgie blieben ziemlich unangetastet: allein der Elirchengesang bewirkte nördlich der Alpen eine geistige Revolution, vielleicht die gewaltigste des Mittelalters.

Die überlieferten prosaischen Stücke der Liturgie, wie das Vaterunser, das Glaubensbekenntniß, zuletzt sogar die biblischen Lectionen wurden. Sätzchen für Sätzchen, mit wohlklingenden und und kunstreich gesungenen Worten umsponnen (Tropen). Dann wurden die langen Coloraturen einzelner Silben des AUeluia Note für Note mit je einer Textsilbe tmterlegt. So wurden Gesänge geschaffen, die Sequenzen, an denen die Formen das Wunderbarste waren; die nur nach dem musikaHschen Wohlklang erfundenen Coloraturen des Gesanges wurden in Kurzzeilen, Langzeilen und Strophen zu Strophenkörpern von nie gesehener Art; so hatte man eine völlig neue Art des Dichtens gefunden. Dieser Sieg der rythmischen Dichtung eröffnete tausend neue Wege, welche die Sänger -Dichter in lateinischer, dann in deutscher, provenza- lischer, französischer und englischer Sprache mit Eifer verfolgten. So ist die lyrische Dichtung des Mittelalters durchaus aus dem Kirchengesang neu geboren worden.

Aber in St. Gallen begann man auch damit, daß man beim Gottes- dienst die besungenen Geschehnisse körperlich darzustellen versuchte. So entstand aus der Liturgie das geistliche Schauspiel, welches fast 500 Jahre mit der Liturgie Hand in Hand ging und sich bis zu den französischen Mysteres von 30000 und mehr Versen trnd zu unsern deutschen Passionsspielen entwickelt hat, dessen Stil aber wieder die damalige bildende Kunst und das neuere Drama stark beeinflußt hat.

Die außerordentliche Pflege des kirchlichen Gesanges im 9. bis 11. Jahrhundert weckte die Theorie der Musik, dann im 12. Jahr- hundert die Entstehung des mehrstimmigen Gesanges in Frank- reich, worauf die Entstehung mancher Liedarten wie des Motetts beruht, woraus aber dann überhaupt die ganze Gestaltung der modernen Musik hervorgegangen ist.

Wie im 14. Jahrhundert die großen Kathedralen in Frank- reich und Deutschland mächtig in die Höhe ragten, geschmückt mit unendlich vielen architektonischen Zierrathen und Einzelheiten und gefüllt mit vielen Kunstwerken der Bildhauerei und der Malerei, so war auch der in ihnen gefeierte Gottesdienst ein wunderbares Gebilde würdevoller Prosa, schöner Dichtungen und kunstreicher Gesänge. Allein wie die Formen der gothischen Kunst überkräftig, derb und hart wurden, so schwand auch die

12*

Digitized by

Google

166 W. Meyer,

Begeisterung, ja das Verständniß für diese überreichen Formen des Gottesdienstes, und der zu feurigen Begeisterung folgte Ab- spannung, ja Uebersättigung, und so kam bald ein starker Rück- schlag. Eine wichtige und herrliche Entwicklung kam damit zu Ende. Deutschland, Frankreich und England hatten sie aus sich und selbständig geschaffen und waren damit wichtige Grlieder der Menschheit geworden. Das bezeugt Geschichte, Litteratur und Kunst. Ein kleines Beispiel aus dem Gebiet der Kunst wird der folgende Aufsatz über Auferstehungsbilder geben (S. 246).

Italien war im 11.— 13. Jahrhundert hinter dem geistigen Aufschwung der nördlichen Länder zurück geblieben. Sequenzen wurden im Gottesdienst dort so gut wie nicht zugelassen, und so blieben auch die kunstreichen Formen der deutschen und franzö- sichen Lyrik dort fremd. Allmählich aber wehte der neue, selb- ständig schaffende Geist, welcher die nördlichen Dichter und Künstler erfüllte, doch zu kräftig auch nach Italien; auch hier entbrannte der Eifer, Neues zu schaffen. Dieser Eifer kam dort in eine Richtung, welche den gegebenen Verhältnissen entsprach. Die Künstler und die Dichter wurden aufmerksam auf die Schön- heit der altrömischen, dann der griechischen Kultur, besonders der Kunstwerke und Dichtungen; sie begannen dieselben zu stu- diren und nachzuahmen, und ihr an der nordischen Kunst ge- schulter Geist und Geschmack schuf nun neue Formen für die bildende wie für die dichtende Kunst, deren Lieblichkeit und Reinheit von der Keckheit und Härte der nordischen Formen weit abstand. In dem ausbrechenden Kampfe siegten die italienischen Formen nicht minder wegen ihrer Neuheit als wegen ihrer Ein- fachheit und Anmuth. So wurde auch im Norden die einheimische Art der bildenden Kunst und Dichttmg durch die neue italienische Art theils vernichtet, theils umgestaltet.

Wie in der Kunst, so ging es in der Liturgie des Nordens. Der italienische Humanismus hatte die Reformation geweckt ; diese richtete sehr scharfe Angriffe gerade gegen die unendlich mannig- fachen, vielfach nicht mehr verstandenen Formen der Gottesver- ehrung. So wurden von den Katholiken selbst viele Eigenthümlich- keiten und Aeußerlichkeiten gerade der nordischen Liturgien ab- geschafft, und wie zur Zeit Karl d. Gr. wurde wieder eine einheit- liche Liturgie der ganzen Kirche nach italienischer Art erstrebt; die Protestanten aber gingen noch eifriger vor, die Formen der Gottes- verehrung zu vereinfachen, ja vielfach gingen sie darin viel zu weit.

Jetzt hat in den Formen der Gottes Verehrung durchaus die conservative Partei die Oberhand gewonnen. Man will nicht mehr

Digitized by

Google

das tnniier Brachstfick der ältesten irischen Liturgie. 167

zum großem Lobe Grottes immer Neaes und immer Schöneres schaffen, sondern im besten Fall das Alte erhalten. Wer aber begreifen will, wie das Mittelalter all das Große geschaffen hat, von dem wir noch viele Reste in nnserm Yaterlande am ans sehen and viele Wirkangen in Herz and Kopf mit ans tragen, der maß wohl daran denken, wie im Mittelalter ansere Vorfahren stets bestrebt waren, die Gottesverehrong za verschönern. Zn einem grossen Baa gehören viele Steine, von denen aber doch keiner entbehrlich ist. Der Stein, den ich hier betrachten will, ist nicht einer der wichtigsten: aber anch er ist nothwendig gewesen.

(Das Antiphonar von Bangor und das toriner Bruch- stück) Das Stück Litargie, welches ich behandeln will, stammt ans dankler, aber wichtiger Zeit and Gegend : aas der irischen Li- targie des 7. Jahrhanderts. Als ich im Oktober 1902 in Tarin etUche Handschriften antersachte, fand ich in 'F.IV. 1* sechs aas Bobbio stammende Blätter, welche schon Peyron (Ciceronis orationnm pro Scaaro . . Fragmenta inedita. Stattgart 1824 S. 224) and noch 1854 Ottino (Codici Bobbiesi) als Hymnen erwähnt haben. Ich erkannte bald die Züge eines alten Bekannten.

In der Ambrosiana in Mailand liegt eine aas Bobbio dorthin gebrachte Handschrift (ich bezeichne sie darchaas mit B) von 36 Blättern in 4®, welche gewöhnlich, freilich mit Unrecht, das Antiphonar von Bangor genannt wird. Sie enthält in selt- samer Ordnang 16 kirchliche Gesänge, 2 Lieder aaf das irische Kloster Bangor, 86 Collecten and am 70 Antiphonen and andere ganz karze Sätze. Das eine Gedicht, über die Aebte von Bangor, erwähnt einen von 680 691 regierenden Abt als lebend; die Schriftzüge sprechen dafür, daß die Handschrift in dieser Zeit oder bald daranf geschrieben ist. Diese wichtige Sammlang hat Maratori 1713 im 4. Bande seiner Anecdota Ambrosiana veröffent- licht (hiernach in seinen Opera XI pars III, 1770, S. 217, and in Migne's Patrologia lat. 72 Sp. 579). Jetzt ist für das Stadium eine treffliche Grandlage gegeben darch die Aasgabe, welche F. E. Warren im Anftrage der Bradshaw Society (vol. IV 1892 trnd X 189B) veröffentlicht hat; Band I enthält eine Einleitung über die Handschrift and die Photographie der 36 Blätter ; Band 11 handelt in gründlicher Weise über den litargischen Inhalt der Sammlang. Merkwürdig sind aach die Formen der hier vor- kommenden Gedichte: sie gehören za den ältesten and aaf- fallendstjen Erzengnissen der rythmischen Dichtang. Schon Ma- l*atpri hf^ben sie a^a Forschongen über die Entwicklang der ryth-

Digitized by

Google

168 W. Meyer,

mischen Dichtung angeregt; ihr Reichthom an Reimen hat die Ansicht geweckt, daß die Iren den Reim erfunden hätten; mich selbst haben diese Gedichte vielfach beschäftigt in meiner Skizze der mittelalterlichen lateinischen Rythmik: vgl. im Lndns de Antichristo (Sitzungsberichte der Münchener Akademie 1882 I) S. BO über B 84 (= Warren, Antiphonar von Bangor, Band 11 no 84), S. 66/7 über den Reim, S. 83 87 9B % 98 (no 72 mit starker Alliteration) über die verschiedenen Zeilenarten.

Die sechs Blätter in Turin, welche ich hier stets mitT be- zeichne, bestehen aus drei Doppelblättem, welche in sich zusammen- hängen, also die innern Blätter der Lage gebildet haben; es fehlt also das Deckblatt der Lage. Es fehlt allerdings dem ersten Ge- sang im Anfang nur so viel, als etwa eine Seite bildete; aber mitunter ist ja die erste Seite ganz leer gelassen worden, und so kann diese Blätterlage den Anfang der Handschrift gebildet haben. Die Blätter sind ähnlich groß wie die des Antiphonars; jedoch nicht in zwei Spalten beschrieben, wie der größte Theil des Antiphonars, sondern in durchgehenden Zeilen, deren 20 21 22 auf einer Seite stehen. Leider ist unten die äußere Ecke der Blätter durch Moder so beschädigt, daß größere Theile der untersten Zeilen nicht zu lesen sind.

Die Schrift scheint etwas älter zu sein als die des Anti- phonars; sie ist ganz frei von Elementen der cursiven Urkunden- schrift, welche sich in B finden (vgl. die Ligatur *tes' in B Blatt 4^ Zeile 3, die Ligatur ^sti* in B Blatt 2B^ Zeile 6, die Ligatur 'ter' in B Blatt 30* Zeile 3 von unten') und die vielen Ligaturen, welche e mit den Buchstaben eingeht, die vorn am Kopfe ange- faßt werden, wie n m r f t p g). Zahlreich sind in T die Buch- staben der irischen Halbunciale, ziemlich wenig die der irischen Minuskel, a sieht fast immer aus wie zwei ligirte c; 1 b sind in der halben Höhe gekrünmit; d hat einen senkrechten Schaft und der Halbbogen vorn ist oben offen, so daß man leicht c 1 statt d liest; der Kopf des e bleibt an der oberen Parallel-Linie ; der Bogen des p ist unten nicht angeschlossen ; fast immer steht R, selten das r der irischen Minuskel ; neben f steht selten s. Abkürzungen sind seltener als in B tmd nur die gewöhnlichsten finden sich.

Demnach ist die Turiner Handschrift von einem Iren ge- schrieben, was ja auch das irische Wort ibfelib (T 3*) beweist,

0 Auch mein Freund Traube bezweifelt, daB diese drei Ligaturen und die Ligatur für *eV in Irland geschrieben sind. So hat doch wohl Muratori Recht gehabt mit seiner hingeworfenen Vermuthung, da£ diese Handschrift erst in Italien geschrieben sei: allerdings irischer Inhalt und von einem Iren geschrieben.

Digitized by

Google

dM turiner Bruchstück der ältesten irischen Liturgie.

169

und eher yor als nach dem Jahre 700. Während das Antiphonar ziemlich sorgfältig geschrieben ist, finden sich in der Tnriner Handschrift sehr viele Fehler, welche zeigen, daß der Schreiber das, was er schrieb, selbst nicht verstand.

(Inhalt und Ordnung des Inhaltes in B und T.) Der

Inhalt des Turiner Bruchstücks, etwa 240 Zeilen, findet sich im Antiphonar von Bangor wieder, mit Ausnahme von etwa 10 Zeilen, von welchen aber 3 sich in einer anderen irischen liturgischen Handschrift finden ; ferner finden sich in den beiden Handschriften B und T etliche seltsame Schreibfehler ganz gleich. Also gehören die beiden Handschriften einerseits eng zusammen. Um so selt- samer ist anderseits die Verschiedenheit, welche beide Sanmilungen in der Ordnung der einzelnen Stücke zeigen.

Uebersicht über die Gesänge und die Collecten der turiner Blätter.

1 Cantemus domino^) B 5 Canticum

2 Christe deus B 81 ohne Titel

4 Benedicite B 6 Benedictio puero- rum

7 Laudate domi num de celis

5 Te enim B 82 post ymnum tri um puerarum

8 Deus altiss. 9 Te dfim B 83 Post lau. . . te om

dfim de cadis nium

12 Canticis

B 84 Post euangelium

3 Deus qui

B 62 CollecHo post

cantico 6 Exaudi B 63 Col. post 6. puero-

rum

10 ibfelib: Te dfim . . tibi ut

B 64 Col. post tres psahnos in fine

13 Laudis tibi

16 Hi sunt dne B 67 De martyribus

19 Deus omnipotens

11 Hymnum dicat B 2 Ymnum s. Hilari

de Christo 14 Spiritus divine B 12 Ymnum in domi- nica ad matutinam 17 Laudate pueri . . Te deum laudamus B 7 Ymnum in die dominica

20 Dne Jesu Chriate qui 21 Si dies dmninicus B 29 Ad horam sextam: Dne (?) , .

Omnipotens aet* deas qui

*) + DSs con. = Aniiphmt m B Bl S3» do, 99» IS.

15 Triumphalium B 87 De martyribus

18 Te pater rerum B 126 Item alia super lau.

Digitized by

G(

170 W. Meyer,

Es ist also nothwendig, den Inhalt des Antiphonars von Bangor näher zu betrachten; Warren hat ihn I S. XV ^XVII und II S. XIX/XXTT besprochen. Das Antiphonar enthält auf den Blättern 1—17 Gesänge, theils Cantica des alten oder neuen Testaments oder spätere wie das Te deum, theils Hymnen in festen Strophen (die letzten no 13 14 und 15 auf Patricius Comgill und Camelac) = B no 1 15. Jetzt folgen Collecten. Eine pro- saische ad secundam ist unten auf Bl. 17 nachgetragen ; dann folgt eine erste Reihe no. 17 26 ad secundam, tertiam, sextam, nonam, vespertinam ; ad initium noctis ; ad nocturnam und 3 ad matutinam : jede CoUecte besteht aus einer ambrosianischen Strophe mit kräf- tigem einsilbigem Reim; diese Gedichte schließen also gut an die vorangehenden Hymnen. Dann folgt mit no 27 33, 37 39 eine neue Reihe von Gebeten auf die einzelnen Stunden in Reimprosa (je 2 ad initium noctis und ad matutinam); dazwischen gerathen sind no 34 ad pacem celebrandam (die Antiphone und Collectio 'Iniuste egimus' und 'Redemisti* scheinen etwas Anderes zu be- treffen), no 35 das Credo und no 36 das Pater noster. Auf Blatt 20* beginnt eine Reihe von kurzen Gebeten (no 40 53 und 56), je aus 1 oder 2 Antiphonen und einem Gebet bestehend, für bestimmte Klassen von Menschen: pro sacerdotibus , pro iter fa- cientibus u. s. w. ; Columba nannte sie versiculi intervenientes (Warren 11 S. 63/4) ; sie kommen oft vor, z. B. in den Galli- canischen Liturgien bei Migne 72 Sp. 270 'orationes paschales XII cum totidem coUectionibus', Sp. 366 als ^orationes in vigilia paschae pro soUemnitate sancta', Sp. 497 als ^orationes in vigiliis paschae'. Bl. 22 enthält wieder einige Stundengebete (no 57—60, von denen no 59 völlig = no 39 ist) und no 61 ad martyres.

Dann beginnt auf Blatt 22*^ eine lange Reihe von Collecten (no 62 94), die nachher zu besprechen sind. Blatt 30 enthält das längere Lobgedicht auf das Kloster Bangor (no 95); diesem folgen 2 Collecten (no 96 97), dann mehrere Ketten von Antiphonen (no 98 116). Blatt 33 enthält das Gloria in excelsis mit dazu ge- hörigen Antiphonen. Die folgenden Blätter sind, in verschiedenen Ansätzen, mit allerlei kleinen Gebeten beschrieben; den Schluß bildet, Blatt 36^ no 129, das Lobgedicht auf die Aebte von Bangor bis auf den 15.: 'Cronanus* (680-691), der 'nunc sedet'.

In diesem Labyrinth von verschiedenen kleinen Gebeten gibt es doch einen leitenden Faden: die fast nie fehlenden Ueber- Schriften der einzelnen Stücke.

Dies seltsame Gemisch des sogenannten Antiphonars erklärt Warren (11 S. X) für einen Ergänzungsband zum Psalterium und

Digitized by

Google

das toriner Bruchstaek der ältesten irischen Liturgie. 171

Lectionarium; wirklich enthält die Handschrift diejenigen Stacke der Liturgie, welche von Menschen hergerichtet sind: prosaische Gebete zum Sprechen, Cantica Hymnen oder Antiphonen zum Singen. Was die Zeit betrifft, in welcher diese liturgische Sammlung gebraucht werden sollte, so weisen wohl die Ueber- schriften von no 11 Hymnus in natale martyrum vel sabbato ad matutinam und no 12 Hymnus ad matutinam in dominica auf all- gemeinen Gebrauch, aber in den CoUecten post evangelium und post ymnum (besonders in no 65 79 85 86) ist mit solchem Nachdruck vom Ostertage und vom Anbruch des Ostertages die Rede, daß Warren zwischen den Möglichkeiten: 1) für Ostervigil und Ostertag, 2) für die Samstage und Sonntage in der Osterzeit, 3) für alle Samstage und Sonntage und für die Heiligenfeste, sich am meisten zu der 2. Möglichkeit hinneigte.

Der Inhalt des Toriner BruchstCtcks ist einfach. In no 1 bis 19 folgen auf je ein größeres Canticum (no 1; no 4; no 7 = dem Psalmus alleluiaticus = tres psalmi 148 149 160; no 11; no 14; no 17) je zwei (oder drei: no 8 10) kleine prosaische Gebete, Collecten. Hier stehen nur 2 Ueberschriften : vor no 10 'ibfelib' = diebus featis und vor no 21 *si dies dominicus'. Aber die Sache ist klar: je bei einem größeren Gesangstück stehen 2 kleinere prosaische Gebete, von denen wenigstens no 2 und 3, 5 und 6, 8 und 9 und 10, 18 und 19 mit dem je voran- gehenden Gesangsstück inhaltlich eng verbunden sind.

Die Folge der Gesänge ist keine zufallige. Denn die- selbe Reihenfolge war eingehalten in den Quellen, aus denen die Bangorsche Sammlung gebildet ist. Wie diese Sammlung zwei Reihen von Stundengebeten aufgenommen hat (no 17—26 und wiederum no 27 33 und no 37 39), so hat sie auch in no 62 94 Reihen von Collecten aufgenommen. Warren (II S. XX XXII) hat dieselben geschieden und besprochen. Diese Collecten der bangorschen Sammlung sind, nach den Ueberschriften geordnet, folgende:

Post Canticum (B 5. T 1): 62(T3) 68 71 76 81 (T2) 88 91 94

Post Benedicite (B 6. T 4) : 63 (T 6) 69 72 77 82 (T 6) 89 92

Post tres psalmos (TT): 64 (T 10) 70 73 78 83 (T 8) 90 93

Post evangelium: 65 74 79 84(T12);85

Po8thymnum(?B2.Tll): 66 75 80 86

De martyribus (? B 11; 67(T16) 87(T15)

?B12, T14):

Digitized by

Google

172 W. Meyer,

Die Titel sind für die künftigen Untersuchungen nicht un- wichtig: Collectio post cantico 62, Item post cantico 76, super cantico 71; post cantemus 88, super cantemus 91, super cantemus domino 94, super cantemus domino glo. 68. Post b. puerorum 63, super bened. trium puerorum 69; post benedicite 89, item post benedicite 77; post benedictionem trium puerorum 72, super bene- dictionem trium puerorum 92; post ymnum trium puerorum 82. Col. post tres psalmos in fine 64; super laudate dominum de caelis 70; post laudate dominum de caelis 73 78 83 90 93. Col. post evangelium 65; post evangelium 74 79 84; item p. ev. 85. Post hymnum 75, 80, 86; super hymnum 66.

lieber diese Titel und die unter diesen Titeln aufgeführten Gebete handelt Warren II S. XX— XXII. Die Collecten der drei ersten Titel wiederholen Worte aus den entsprechenden Gesängen : ihre Zugehörigkeit ist also sicher. Hier stimmen die Ueber- schriften und die Reihenfolge von B mit der Stellung in T überein.

Der Wortlaut der Gebete, welche in der bangorschen Samm- lung unter dem Titel 'post evangelium' und unter dem Titel *post hymnum' stehen, gibt keinen Hinweis auf ein bestimmtes Evangelium oder auf einen bestimmten Hymnus ; es waren dies also wohl wechselnde Stücke. Die vier unter den Titel *post hymnum' gesetzten Stücke 66, 75, 80, 86 sprechen Gott an: 66 Sancte domine, illuminatio et salus vera credentibus, resurrectio dominicae claritatis, illumina cor nostrum (es muß wohl gebessert werden credentibus resurrectionem dom. claritatis); 75 ßespice, do- mine, ad preces nostras ; 80 Resurrectionem tuam, Christe, venera- mur; 86 Lux orta est . . unigenitus tuus, domine. Dagegen die unter *post evangelium' aufgeführten Collecten sprechen fast alle von Gott in der 3. Person: 65 omnipotenti deo laudes gratiasque referamus; 74 trinitati deo nostro debitas laudes et grates re- feramus; 79 dominum deprecamur; 85 exultemus in domino. Nur no 84 wendet sich an Gott mit andern Formeln: Canticis spiri- talibus delectati bymnos, Christe, consonantes canimus tibi (Warren II S. 26 schreibt 'canamus': ich weiß nicht, weßhalb?), quibus tua maiestas possit placari. Hier stehen also in B zwei Collecten zu demselben Titel, was in diesen Reihen sonst nicht geschieht; die Form von no. 84 paßt nicht zur Form der übrigen Collecten 'post evangelium' ; der Wortlaut erwähnt ausdrücklich den Hymnen- gesang, und in T steht eben diese Collecte als no 12 nach dem in B betitelten Hymnus s. Hilari: daraus ist klar, daß in B no 84 (T 12) falsch eingereiht ist und daß es eine Stelle weiter

Digitized by

Google

dM tariner Bruchstück der ältesten irischen Liturgie. 173

gesetzt und mit 'post hymnnm' hätte überschrieben werden sollen.

Außer den zwei hier yorkommenden CoUecten demartyribas no 67 und 87 kommen zerstreut noch fünf andere in B vor: no 52 55 61 97 (die Antiphonen 101 102 103 104) 124; von allen ist nur no 124 an die Heiligen selbst gerichtet; doch diese sieben Gebete haben nur den Titel de martyribus, keines ist an einen bestimmten Hymnus gebunden. Die Bangorsche Sammlung enthält nun als no 11 einen besondern, sonst nicht mehr ge- fundenen Hymnus in natale martyrum vel sabbato ad matutinam ,Sacratissimi martyres\ und unter no. 13 14 und 15 Hymni auf die drei irischen Heiligen Fatricius, Comgill und Camelac; aber mit keinem derselben lässt der Wortlaut einer der mit 'de marty- ribus' überschriebenen Collecten sich eng verbinden. In T sind die beiden Märtyrer-Collecten no. 15 und 16 (= B 87 und 67) zu dem ebenfalls sonst nicht vorkommenden Gesang B 12 T 14 'Spiri- tus divine lucis' gestellt. Mit dessen Wortlaut sind freilich weder diese zwei Collecten verknüpft noch die übrigen in B erhaltenen. Allein der Hymnus 'Spiritus divine' steht in B als no 12 zwischen dem eigentlichen allgemeinen Martyrerhymnus B 11 und den drei besonderen B no 13 14 15 und wie no 11 so ist dieser zu singen 'ad matutinam', freilich no 11 'in natale martyrum vel sabbato', no 12 'in dominica'. Demnach ist es wahrscheinlich, daß die Turiner Sammlung den Hymnus (B 11) Sacratissimi martyres nicht enthielt, sondern daß damals die Collecten de martyribus an den Hymnus 'Spiritus divine' angeschlossen wurden, daß also in T no 14 15 und 16 mit Recht sich folgen.

Im Anfange der Gebete no 62 68 71 76 81 88 91 94 steht in der bangorschen Sammlung ein Kreuz. Dies kann nur den Anfang einer jeden neuen Reihe bezeichnen. Auch hieraus erhellt, wie viel Werth in der bangorschen Sammlung auf diese Reihen gelegt worden ist und daß die Gesänge, welche die Folge der Reihen bestimmen, in den ausgeschriebenen Quellen in derselben Folge gestanden sind.

Die zwei Collectenreihen T 2 5 8 12 15 und no 3 6 10 16 unserer Turiner Handschrift finden sich genau in derselben Folge in der bangorschen, als B 81 82 83 84 87 und no 62 63 64 67. Die Gesänge selbst stehen in T genau in derselben Reihenfolge als no 1 4 7 11 14. In der bangorschen Sammlung enthalten die no 1 15 die Gesänge in folgender Ordnung :

Digitized by

Googl^

174 W. Meyer,

B 1 (T 0) Canticum Moysi 'Audite caeli'. Vnlgatatext; ohne

Gebete. B 2 (T 11) Hymnns S. Hilarii de Christo. Ob mit den CoUecten

'post hymnum', ist fraglich. B 3 (T 0) Hymnns apostolornm 'Precamnr patrem*. Ob mit den

Collecten 'post hymnnm'? B 4 (T 0) Benedictio Zachariae; Lnc. 1, 68. Antiqna -Version.

Ob mit den Collecten *post hymnnm'? <BB(T 1) Canticum *Cantemns', Antiqna- Version. Collecten s.S. 171

'post canticnm'; Antiphonen no 99. <B6(T 4) Benedictio pueroram, Antiqua- Version. Collecten s.S. 179

*post benedicite'; Antiphonen no 99. Schluß von B 4. B 7 (T 17) Hymnus in die dominica 'Laudate pueri . . Te deum

laudamus . .'. Collecten no 123 = 128, ähnlich 125;

no 126 = T 18: B 8 (T 0) Hymnus quandocommunicentsacerdotes. Ohne Collecten. B 9 (T 0) Hymnus quando *caeria' benedicitur. Collecte no. 127. B 10 (T 0) Hymnus mediae noctis, s. die Stundengebete. B 11 (T 0) Hymnus in natale martyrum vel sabbato ad matutinam.

Collecten s. S. 171 und S. 173 *de martyribus'. B 12 (T 14) Hynmus ad matutinam in dominica. s. S. 173 'de mar-

tyribus'. B 13 (T 0) Hymnus S. Patricii. Ohne besondere Collecten. B 14 (T 0) Hymnus S. Comgilli. Ohne besondere Collecten. B 15 (T 0) Hymnus S. Camelaci. Ohne besondere Collecten.

Nun ist ja T no 7 in T nur mit den Worten *Laudate domi- num de caeUs' gegeben (die 3 Psalmen 148 149 160 auszu- schreiben, war überflüssig), und wir können diese drei Psalmen in B nach no 6 etwa als no 6* uns eingeschaltet denken, so daß T no 1 4 7 in derselben Folge stünden, wie B no 6 6 6*. Femer stehen in B no 5 und 6 auf drei mit durchlaufenden Zeilen beschriebenen und nachträglich zwischen Blatt 6 und 10 einge- nähten Blättern, so daß wir diese drei Blätter und damit die no 5 6 6^ uns an einem beliebigen andern Ort einsetzen dürfen.

Aber Alles dies hilft uns nicht: die Thatsache bleibt bestehen: die Gesänge selbst stehen in der bangorscben Sammlung nicht in der Reihenfolge, in welcher die dazu gehörigen Gebete (no 62—94) 4—5 Mal stehen; dagegen in dem Turiner Stücke stehen die Gte- jsänge und die Collecten in der gleichen Ordnung, und zugleich ii|

Digitized by

Google

das turiner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 175

derselben Ordnung, in welcher die Collecten in der bangorschen Sammlung stehen. Also maß die Reihenfolge, welche die Ge- sänge und die Collecten in der Turiner Handschrift und die Col- lecten in der Bangorschen einhalten, die ursprüngliche sein ; aber die Reihenfolge, in welcher die bangorsche Sammlung die Gesänge bringt, scheint eine unrichtige zu sein.

CDle Reihenfolge der Qesänge in der altirischen Oster- feier) Die Reihenfolge der Gesänge I Cantemus domino (T 1 B B) aus Exodus IB; 11 Benedicite omnia (T 4 B 5) aus Daniel III; HI Laudate dominum de caelis = psalmus alleluiaticus = tres psalmi 148—150 (T 7); (IV Evangelium); V Hymnus (de Christo?), VI Hymnus für die Märtyrer (B 11; T 14 B 12?), ist durch das übereinstimmende Zeugniß der Collectenreihen in der bangorschen Sammlung und durch die gleiche Ordnung der Ge- sänge und der Collecten in der Turiner Handschrift als eine ur- sprüngliche festgestellt. Daraus ist zu schließen, daß diese Gesänge in der irischen Liturgie des 7. Jahrhunderts in derselben Ordnung sich folgten, und, da diese Gesänge und Gebete jedenfalls zunächst für Ostern bestimmt waren, daß in dem Gottesdienst am Ostermorgen die irische Kirche des 7. Jahrhunderts zwischen den Psalmen und Lectionen die ge- nannten Gesänge in eben dieser Reihenfolge gesungen hat. Die Aufgabe wird es sein, durch Zeugnisse und Parallelen dies zu be- weisen oder wahrscheinlich zu machen.

Auf die genannten fünf (6) Gesänge folgt in der Turiner Handschrift noch no 17 das *Te deum laudamus' mit den 2 Col- lecten no 18 und 19, welche inhaltlich zu dem Gesänge no 17 ge- hören; in der bangorschen Sammlung steht das Te deum als no 7. Collecten dazu sind nur ganz hinten einige eingetragen; dieselben sind wirr, indem no 123 denselben Wortlaut hat wie no 128 und no 125 einen sehr ähnlichen; selbständig ist no 126, welches identisch ist mit no 18 der Turiner Sammlung. Da no 20 der Turiner Sammlung ein Gebet für die 6. Stunde ist, so entsteht für uns die Frage, ob das Te deum in der irischen Kirche des 7. Jahrhunderts zunächst nach dem Hymnus an die Märtyrer ge- sungen worden ist.

Daß das Canticum, das Benedicite und das Laudate dominum einander in der damaligen Liturgie folgten, das bestätigen auch die no 99 und 100 der bangorschen Sammlung : auf je zwei Anti- phonen zum Canticum und zum Benedicite (no 99) folgt eine Antiphone zum Laudate dominum (no 100).

Digitized by

Google

176 W. Meyer,

DasLectionar von Laxenil, welches Mabillon, de litorgia Gallicana U, zum Theil gedruckt and von dessen merowingischer Schrift er in der Vorrede eine Probe gegeben hat (Migne's Patro- logie 72 Sp. 105 und 171 216) enthält zwischen den Lectionen des Ostermorgens , wohl durch Versehen, auch die zwei Cantica: zuerst, nach einer Lücke, von dem Canticum 'Cantate domino' (T 1 B B) einen Rest = Exod. IB, 14—19; später, wieder nach einer Lücke, von dem Lobgesang der drei Jünglinge ^Benedicite* (T 4 B 6) den Rest = Dan. 3, 64 88. Doch diese zwei Gesänge werden wir noch oft genug in der Osterliturgie finden: wichtig ist hier der Text. In dem Lectionar von Luxeuil findet sich ganz der irische Text dieser Gesänge; vgl. Canticum 13 in refrigerio sancto tuo, wo Sabatier nur ^in requie sancta tua' oder 'in refec- tione sancta tua' und die Vulgata 'ad habitaculum sanctum tuum' kennt; Cant. 17 praeparata habitationis tuae, während Sabatier nur kennt 'praeparata habitatione tua, praeparato habitaculo tuo, praeparatum habitaculum tuum' und die Vulgata 'firmissimo habi- taculo tuo'; Cant. 18 kennt Sabatier und die Vulgata nur 'domine qui regnas (domine regnans): die irischen Handschriften und das Lectionar 'Domine, tu regnas'; Cant. 19 bischer Text und Lec- tionar 'dominus super eos' und 'abierunt': 'super eos dominus' und 'ambulaverunt' oder 'transierunt' Vulgata und Sabatier. Ebenso haben im Lobgesang der Jünglinge (T 4) V. 79 die irischen Handschriften und das Lectionar 'bestiae': Sabatier und die Vulgata kennen nur 'cete'; endlich scheinen die Verse 83 und 82 nur in den irischen Texten und im Lectionar so umgestellt zu sein. Wenn Sabatiers Sammlungen auch stark vermehrt und verbessert werden können, so hat er doch gerade viele französische Handschriften benützt. Wären jene Lesarten des Lectionars in Frankreich verbreitet gewesen, so dürfte man erwarten, daß Sabatier sie aus seinen Handschriften kenne. Da er sie nicht kennt, so ist eine andere Erklärung hier zu suchen. Das Lectionar ist zwar mit der vor Karl d. Gr. herrschenden französischen Nationalschrift geschrieben: allein es ist sehr alt und stammt aus Luxeuil. Dies bei Besannen gelegene Kloster hatte Columba gestiftet und lange bewohnt, und die Iren hatten sich da gefühlt wie in ihrem Vaterlande. So dürfen wir an- nehmen, daß in diesem Kloster die irische Fassimg jener Gesänge noch im Gebrauch war, als das Lectionar im 7. Jahrh. geschrieben wurde. Das Lectionar selbst (jetzt Cod. Paris. 9427 ; Proben bei Delisle, Cabinet des Mss. pl. XIV und Notices et Extraits XXX 1,2) gibt einen der Vulgata meistens recht nahe stehenden Text; mit

Digitized by

Google

das toriner BrnchstQck der ältesten irischen Liturgie. 177

Abbott's Codex Amiatinus oder üsser konnte ich keine aoffallenden Aehnlichkeiten finden. Zudem ist das einzige Heiligenfest in dem- selben das der h. Genoveva and das Lectionar enthält am Schloß Lectionen für Einweihung and Begräbniß von Bischof Diacon and Presbyter and für velatio virginis, war also nicht mehr für das Kloster Laxeail bestimmt. Deßhalb dürfen wir kaam hoffen, daß hier größere Reste eines altirischen Lectionars in merowingischem Gewände ans erhalten seien. Doch dürfen wir schließen, daß, wie in diesem Lectionar des 7. Jahrhunderts in der Liturgie des Ostermorgens die beiden Gesänge in der irischen Fassung sich er- halten haben, so auch in der irischen Liturgie des 7. Jahrhunderts am Ostermorgen beide Gesänge vorkamen.

Daß die beiden Gesänge zur Zeit des h. Germanus, also um 560, in Paris zum Ostertage gesungen wurden, zeigt des Ger- manus Expositio liturgiae; z. B. (Migne 72 Sp. 98) *in quadra- gesima . . nee Alleluia (damit hängt wohl der Psalmus alleluiaticus = Laudate dominum de caelis, T 7, zusammen), Sanctus, vel pro- phetia (= Canticum Zachariae B 4), hymnum trium puerorum (T 4 B 6) vel canticum rubri maris (T 1 B 5) decantantur' ; aber an Ostern 'omnia cantica, quae in quadragesima fuerunt sub silentio clausa, recipinntur'.

In der Moz arabischen Liturgie (Migne 86) wird am Oster- morgen 'In laudibus' gesungen (Sp. 616) eine Antiphone und das Canticum Exodi (T 1 B 5), dessen Antiquafassung von der irischen ziemlich abweicht; dann eine Antiphone und das Benedicite (T 4 B 6), dessen Antiquatext (Sp. 5B) von dem irischen abweicht; hier- auf Alleluia mit einer Antiphone und (= T 7) die 3 Psalmen 148 149 150 (Text Sp. 56); dann die Lectio Apocalypsis und der Hymnus (vielleicht = T 11).

In dem Missale mixtum secundam regulam B. Isidori (Migne 85 Sp. 478) wird zum Ostertag *Ad missam. Officium' zu Anfang genannt 'Cantate domino' : also T 1 B 5. Später heißt es : Si placuerit, dicat presbyter hymnum triam puerorum 'Benedictus es domine', = T 4 B 6. Falsch also ist die Note bei Migne Imo canticum Zachariae Benedictus dominus deus Israel ^ quod a Grallis in singulis missis oantabatur'.

Bis jetzt haben wir das Canticum, das Benedicite und das Laudate dominum, also T 1 T 4 und T 7, bezeugt gefunden; dazu wird öfter ein folgender Hymnus (statt TU) erwähnt. Etwas weiter führt die Regula ad monachos des Caesarius von Arles (Migne 67, 1102): Omni dominica 6 missas fadte (Mabillon in Migne 72 8p. 397: Caesarius et Aurelianus lectiones Missas ap-

Digitized by

Google

178 W. Meyer,

pellant). Prima missa semper resurrectio legatnr, nnllas sedeat. Ferfectis missis dicite matntinas, directaneo ExdUaho te, deinde CanfUemini. Inde CatUemus domino (T 1 B 5), Lauda anima mea dominum^ Benedictionem (T 4 B 6), Landate dominum de caelis (T 7), Te denm landamns (T 17 B 7), Gloria in excelsis deo (B 116) et capitellnm. Omni dominica sie dicatnr. Caesarins ließ also

am Ostermorgen nicht nur die G-esänge T 1 T 4 T 7 in dieser Reihenfolge singen, sondern auch das Te deum (T 17 B 7).

Daß das Te deum laudamus (T 17 B 7) am Ostermorgen gesungen wurde, bezeugt Caesarius. Doch auch ein anderer Um- stand spricht dafür, daß gegen Ende der Messe dieser Gesang yorkam. Im ersten Theil des Te deum findet sich das Sanctus Sanctus Sanctus aus Jesaias 6, 3 mit passenden Zusätzen. In der Meßliturgie findet sich das Trisagium und in dem vorangehenden Gebete (contestatio inlatio immolatio usw. genannt) finden sich oft Wendungen, welche mit jenem ersten Theil des Te deum sich decken; vgl. besonders das Missale mixtum (Migne Patrol. 85) Sp. 484/5 : unde merito illi omnes angeli omnesque sancti non ces- sant clamare quotidie ita dicentes: Te celi celornm, te potestates, te throni et virtutes laudant, tibi cetus angelorum in excelsis condnunt hymnum; tibi Cherubin ac Seraphin incessabüi voce proclamant dicentes: agyos agyos agyos kyrie otheos: sanctus sanctus sanctus dominus deus sabaoth; pleni sunt celi et terre gloria maiestatis tue; osanna filio David. Benedictus qui venit in nomine domini; osanna in excelsis. agyos agyos agyos. Te domine laudat omnis virtus celorum et exercitus angelorum; tibi hymnum depromunt melliflua carmina sanctorum ; tibi psallunt cho- reae virginum et cetus confessorum; tibi genua curvant^); celestia terrestria et inferna laudant te regem omnium seculorum. Osanna in excelsis. Kürzer sind die entsprechenden Stellen in den alten gallikanischen Messen bei Mone S. 17 20 28 29 33 34; s. noch Migne 72 Sp. 370 und 85, 369. An diese Stelle paßte durchaus das Te deum. Demnach scheint in der altirischen Liturgie des Ostertages das Te deum da gesungen worden zu sein, wo es in T steht, d. h. gegen Ende der Messe.

Die Frage ist noch, ob für den Gesang und die CoUecten 'de martyribus' T 14 15 16 (B 12 87 67, dann [11; 13 14 15] 52 55 61 97 101-104 124) eine Stelle ist vor dem Te deum laudamus. Ich glaube, daß diese nach der Oblatio gegeben ist. Da wurden die sogenannten Diptychen verlesen, die Namen der

^) Hier sind einige Worte ausgefallen, mit dem SchluAreim 'orom'.

Digitized by

Google

das tnriner Bruchstück der ältesten irischen Liturgie. 179

Stifter und Wohlthäter usw. des Gotteshauses, und Gott wurde gebeten, für diese und für andere Angehörige : 'ut eis tu, domine deus noster, peccatorum tribuas veniam et requiem largiaris aeter- nam, meritis et intercessionibus sanctorum tuorum' und nun folgt eine Reihe von angerufenen Aposteln und Märtyrern; deßhalb heißen die folgenden Collecten *Collectiones post nomina'. Die Hauptsache waren hier die angerufenen Vermittler, die Mär- tyrer (Apostel und spätere). An diese Stelle passen also unsere irischen Gesänge und Collecten 'de martyribus'.

Demnach enthalten die turiner Blätter jene Gesänge mit den zugehörigen Gebeten, welche von der irischen Kirche des 7. Jahr- hunderts, zunächst am Ostermorgen, gesungen wurden, und diese in der Reihenfolge, in welcher sie zwischen Psalmen und Lectionen vorkamen. Damit haben wir einen festen Boden für weitere Untersuchungen gewonnen.

Im Folgenden gebe ich den Text der Turiner Blätter, und zwar links den Wortlaut der Handschrift selbst, wobei ich nxir die Wörter trenne, rechts den verbesserten Text, wobei ich jedoch die Orthographie der Turiner Blätter möglichst beibehalte; nicht notirt habe ich, wenn einzelne Buchstaben oder Silben über der Zeile geschrieben sind, was besonders bei langen Zeilen öfter der Pall ist. Was ich gegen die Turiner Handschrift (T) ändere oder was ich, hauptsächlich aus der bangorschen Sammlung (B), in den vermoderten Ecken ergänze, das ist schief gesetzt. In der Turiner Bibliothek habe ich unter der Obhut der Herren Carta und Frati angenehm arbeiten können ; sie haben auch nachträglich freundlichst meine Correkturbogen mit dem Original verglichen, so daß die gelehrte Welt es ihnen dankt, daß der Text der Handschrift hier möglichst getreu wieder gegeben ist.

IcL Om. 4. Wtai. ÜMltfMkUa. PkiloUff^MoiW «mm 190S. H«fl 3. 13

Digitized by VjOOQiC

A

180 W. Meyer,

Blatt !• (Text der Handschrift)

Et per 8pm iraecondiae tuQ dinisa est

tamqaam moros aqua gilaaeront 3 aqua gilaaenmt* flatus in medio mari: -

Dixit inmicos perseqnens conprghendam 5 partibor spolia replebo animam meam

interficiam gladio meo dominabitor manos mea: 7 Misisti spm tuom et cooperoit eos mare.

merseront tamqaam plnmum in aqua 9 oalidissima:* Qois similis tibin diis diae

qnis similis tibi gloriosas in s^is mirabilis 11 in maiestadibos facens prodigia: -

£xtendisti dexteram tnam et denora 13 uit eos terra gubernasti iastitiam toam

popolom tamn hone quem liberasti : 15 Exortatus es in nirtnte tna in refrigerio

sancto tao andiernnt gentes et irate sunt dolores 17 conpr^henderont inhabitantes filistin:

Tone festinaueront dnces Eldom et principes 19 moabidarum adpr^hend . . vermodert . .

nxemnt omnes inhabi

21 Decedat snper eos

indadinem brachi . . . quam la . 23 donec trän

No 1 Blatt 1 beginnt mit dem Best des Canticnm Moysi *Cantemas domino', = Exodus 15, 8—19. Wie die übrigen ans dem alten Testament genommenen Gantica der Eircbe, so bat aucb dieses nicbt den Ynlgatatext. DeSbalb bat scbon J. B. Tbomasius einen solcben Text gedruckt (Opera ed. Vezzosi, III 1748 8.552), und Sabatier, Bibliorum versiones antiqoae 1743, bat aufter den Zeugnissen der Scbriftsteller aucb die Lesarten solcber liturgiscben Handscbriften angefobrt Warren, Anüpbonar Bangor. II S. XXXII , gibt Auszüge aus Sabatier und den Ynlgatatext. leb weise nur auf solcbe Stellen, zu denen Sabatier keinen Beleg gibt, welcbe also, bis ein neuer Sabatier erscbeint, allein steben. um diese iriscbe Version fester zu stellen, gebe icb außer den Lesarten der Turiner Handscbrift (T) und des Antipbonars Bangor. (B Bl. 1^) nocb die von 2 Handscbriften: von F, der Handscbrift iriscber Hymnen im Franziskaner-Convent in Dublin, 11. Jabrb., und von 8, dem Soutbampton Psalter in Cambridge St. Jobn's College, ebenfalls 11. Jabrb.; die Lesarten beider Handscbriften nebme icb aus Tbe Irish Liber Hymnorum (by Bemard and Atkinson = Bradsbaw Society XIII) 1898 8. 200; von den Lesarten in F und 8 lasse icb die bloS ortbograpbiscben weg. Hiezu fuge icb die Lesarten von L, des von MabiUon (de liturgia Gallicana liber II) gedruckten Lectionars von Luzeuil (s. oben 8. 176). Die Abs&tze der

Digitized by

Google

das tariner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 181

Blatt !• (No 1 *) (verbesserter Text)

(8) Et per spiri^Min irocundiae ta$ divisa est aqna; gelaverant tamqaam mnrus aqaae, gelaverant

fluctus in medio mari:

(9) Dixit inimicus persequens conpr^hendam, partibor spolia, replebo animam meam, interficiam gladio meo, dominabitnr manas mea : *

(10) Misisti B^iritum tnom et cooperoit eos mare. mersernnt tamqaam plam6am in aqna validissima: (11) Qnis similis tibi in diis, dofitme? qnis similis tibi gloriosns in sancHsj mirabilis

in maiesta/ibus, fadens prodigia?: -

(12) Extendisti dexteram tnam et devora-

yit eos terra. (13) gabemasti institia tna

popolnm tunm hone, quem liberasti : -

Exortatns es in virtute tna in refrigerio

sanc^o tno. (14) andiernnt gentes et irate snnt. dolores

conpr^henderont inhabitantes Filistin:

(15) Tnnc festinavemnt dnces Edom et principes Moabi/arnm. adpr^hendi/ eos timor. ß- oxernnt omnes inhaibitantes Chanaan.

(16) Decidat snper eos timar et iremor mag- mtaiinis brachii iui. fiant tomqnam lapi^ donec tran^^a^ populus tuuSj domine,

Yersikel sind in T und B gleich, die von F weichen ab. 8 iraecondiae T,

iraecnndiae B tnae B gilaaeront 2 mal TFS, gylaueront 2 mal B

tamq. bis gilaneront i$l in T über der ZeiU nachgetragen moros TBS aqua T flntas T 9 inmicus T conpraeh. B 10 misseront 8, snbmersi snnt F plomnm T, plnrnrnnm 8 11 tibindiis T mirabiles B maiestadibns

facens T; vgl, B 31^ gloriosns in sanctis mirabilis in maiestatibns faciens pro- digia 18 institia tna popnlum tnom FS, institiam tnam popnlnm tnom T, institiam tnam popolo tno B; vgl B BL 32» gubemasti, domine, popolnm toom per robmm mare mil Exortatns beginnt, nach einer Lücke, L et in ref. L in refrigerio sancto too TBFSL ; Sabotier ciiiri nur in reqnie sancta toa oder in refectione sancta toa und die Vulgata ad habitacolom sanctom tnom {dg utttdXv^ SiyUif tfov) 14 iratae B doloris L conpraeh. B filii toi m filistin gebe$$erl in T , Philistym L 15 docis L Moabditarom 8, moabidarom T, mohabitarom adpraeh. B in T scheint am Ende der Zeile fl tu stehen, am Anfang der nächsten steht oxeront; floxeront FSL(T), taboeront B; SahmUer kennt außerdem noch deflozeront channan B 16 Decedat T, decidet B timor et trimor L indodinem, m jedoch zu is gebessert, ist in T m lesen brach! TB8 tranriat L.

13*

Digitized by

Google

182 W. Meyer,

Blatt 1^ (Text der Handsckrift)

aiqae dorn transeat populus taas düe hie

quem liberasti: * Indnces plantans eos 3 in montem heriditatis tu§ in pr^parata

habitationis ta^ quam preparasti dne söi 5 moniom tnom dfie quod preparaeront man^s tu^' *

T^IVTT? ^^ regnas in ^ternum et in seeolom sfeoli 7 X/ll JCi et adhnc qnoniam intrabit aequitatus fara

onis cnm cnrribas et ascensorib: in mare et in 9 duxit dos super eos aqoas maris fili autem israhel abieront per siccom per medium mare : das con : * 11 XFE qui in salutem populi tui israhel ad

intor et protector fuisti quem per siecum 13 mare ab egipto duxisti scdua nos hoc modo ab iugo peccati qui regnas in s^cula s§culorum:-

15 DS qui exeunti ex egipto populo tuo maria di uisisti et suspensis utrumque marginib: in speeie

17 . . . eregi fluenta iusisti animas quoque nostras a . . vermodert . um liuerare digneres ut

19 . ... sire gitem ualemus hos

mundi qui regnas:

16 nique T pertranseat L däe in B am Hände ergänzt^ fehlt in L hie TL, hone BFS; Sabatier'e Zeugen eind eben/alle getheiU 17 Inducens plantas L heriditatis T toae B praeparato SF habitationis tuae BTLFS ; für slg hoiiiov %atoi%Ti/iQi,6v cov (Vulg, firmissimo habitaculo tno) kennt Sahatier nur andere üeberaetzungen: (in) praeparata habitatione (toa), praeparatam habi- tationem, praeparato habitaculo, praeparatum habitaculum quam T, qnod B, quia 8F praeparasti B preparaemnt T, praep. B tnae B vgl, B fol. 24^ (no 68): deducas hereditatem in sanctuario quod praeparayeront manus tuae 18 aetemum B et om. F saecnlum saeculi B; vgl B Bl. J2* Do- mine, tu regnas in aetemum et in saeculum saeculi et adhuc Für %6(fiog ßacilB^av (Vulg, dominus regnabit) kennt Sabotier nur die üebereetaungen Do- mine qui regnas und (/ Mal vorkommend) Dominus regnans; aber hier haben TB8FL Domine, tu regnas 19 quum F intrabit TS aequitatus TBS Faroms 8, Pharaonis F dom. s. eos TBF8L: Sabotier eitirt nur super eos dominus fili T autem ist in T und B mit demselben Zeichen (h mit einem Häkchen) geschrieben abierunt T8FL, habierunt B; per medio L vgl. B Bl. 31^ transierunt per siecum mare ; B BL 32^ Filii autem Israel abierunt per siecum per medium mare; Sabotier kennt nur ambulaverunt «xitfr transierunt (^o- if6^&fl6av) Mit 19 . . mare schlitJJen BS In T folgt dfis eon. Dies ist sicher eine Antiphone, welche am Sehltiß dieses Conticums gesungen wurde» In

Digitized by

Google

das turiner Bruchstück der ältesten irischen Lftnrgie. 183

Blatt 1^ no 2. 3 (verbesserter Text)

u^qne dum transeat popalus tuos, domine, hie

qnem liberasti : (17) Indnces plantans eos

in montem hereditatis ta^ in pr§parata

habitationis tu^ quam preparasti, dotnine, aanctir

moniam taum, domine, qnod preparaveront manas tuQ : -

(18) Domme, tn regnas in §ternam et in s^colam s^uli

et adbac, (19) qaoniam intramt eqnitatus Fara-

onis cum cnrribas et ascensoribos in mare et in-

doxit dofittntis snper eos aqnas maris. filit antem Israhel

abieront per siecom per medium mare: - dominus con.

2- Christe deus, qoi in salntem popoli toi Israhel ad- intor et protector foisti, qnem per siecom

mare ab Egipto doxisti : salva nos hoc modo ab

iogo peccatiy qoi regnas in s^cnla secnlorom:

3. Deusj qoi exexmti ex Egipto popolo tao maria di- visisti et snspensis ntrimqne marginibas in specie muri ertgi flnenta ins^ti, animas qaoque nostras a diluvio pecccUorum li&erare digneris, nt ^ronsire vüiorum ^tirgitem valeamos hos- te contenipto. salvator mondi qni regnas :

B M< #•• abgetrennt und hinten BL 32^ (antefani snper Cantemus) geutai: Do- minns conterens bella, dominus nomen est illi. Sie folgt auch in F unmittelbar unaerm Canticum: nur i$t sie hier vollständiger: Dens patris mei et exaltabo enm; Dominus conterens bella, dominus nomen est illi. Dies ist gewissermaßen der

Refrain des Anfangs dieses Canticums {Exod, 15, 2/3), welcher also nach dem Zeugnisse von TF(B) am Schlüsse wiederholt worden ist, no 2 steht in B

BL 25^ (Band II no 81) ohne Ueberschrift. Das Gebet ist aus dem Canticum Moysi selbst und zwar aus der obigen Fassung des Textes genommen ; vgl, B BL {Exod, 45, 2) adiutor et protector fuit mihi in salutem und oben (Bzod, 15, 19) per siccum per medium mare isf 1 B aegypto B s^culorum om, B

no 8 steht in B BL 22b {Band II no 62) mit der lieber schrift CoUectio post cantico; ebenso in F, der irischen Hymnenhandschrift in Dublin {Irish Liber Hymnorum I 202) unmittelbar nach dem Canticum und der zu no 1 Vers 49 «r- wähnten Antiphone, Aus dem Canticum vgl. V. 8 *maria divisisti' und 'tam-

qoam murus' aegypto B utmmque T eregi TB fluentia Warren iusisti TB diluio B liuerare digneres T ualemus T mundi qui regnas T, mundi qui cum aeterno patre uiuis dominaris ac regnas cum spirita sancto in saecula saeculomm B, mundi qui regnas in secula seculorum. amen F

Digitized by

Google

184 W.Meyer,

Blatt (Text der Handschrift)

1 TJVTT^dicite omnia opera dfli dfim

Dil Ju ymnum dicite et superexultate ett ^^ seBcula.

3 B c§li dni dum ymnnn dicite et snper

B angeli dfii dfim ymmn dicite et saper

ö B aqa§ omnes super o^los dfii dfim ymntt

B omnes potentiae dfii dfim ymnom i.

7 B sol et Inna dfii dfim ynxnn d.

B stel^ celi dfii dfim ymnä d.

9 B imber et ros dfii dfim ymnnm d.

B omnes sßs dfii dfim ymnü d.

^1 B ignis et calor dfii dfim ymnü d.

B noctes et dies dfii dfim ymnQ d.

13 B tenebre et lamen dfii dfim ynom d.

B frigas et estas dfii dfim ymnn d.

15 B proina et niaes dfii dfim ymnn d.

B folgora et nabes dfii dfim ymnom d.

17 Befiedicat terra dfii dfim ymnom d.

B montes et coli vermodert . .

19 B omnia nas »

B maria et fl . .

no 4 Auch dieses Canticam aus Daniel III 57 88 hat den Text der vor- hieronymianischen üebersetzong bewahrt, um diese irische Fassung festzustellen, gebe ich die Lesarten von T und B (Bl. 8^ ; II no 6 S. 9, dann S. XXXVI und S. 42), und nehme hiezu die Lesarten (nicht die orthographischen Abweichungen) von F (Dublin, Franziskaner Convent, 11. Jahrh.) und von S (Cambridge, St. John's College, 11. Jahrb.), beide nach The Irish Liber Hymnorum (ed. Bemard and Atkinson = Bradshaw Society XIII) I 195. Hiezu nehme ich L , das von Mabillon, de liturgia Qallicana liber n, gedruckte Lectionar von Luxeuil. Den Text alter Bibelübersetzungen oder alter liturgischer Sammlungen haben gedruckt J. M. Thomasius (Opera ed. Vezzosi III 603 580) und besonders Sabatier, Biblio- rum versiones antiquae: ich citire sie nur dann, wenn sie die Lesarten dieser irischen Fassung nicht kennen.

Benedictio puerorum B L beginnt nach einer LUeke er$t mit V, 64 57 Bup mit Häkchen oben rechte am p (= per) T; superexultate T und 8 (vgl, V, 89); vgl, B Bl. 32^ Ymnum dicite et superexaltate eum in saecula In der Vulgata haben die F. 57 und 58 domini domino; laudate et sup. ; die folgenden Vene lauen domini weg 59 hier und fortan, außer in V, 74, haben T und B etatt Benedicite nur b mit einem Querstrich durch den Schaft; dann läßt B oft dfli weg und echUeßt, mit V. 61 beginnend, »tets mit ym. 59 caeli B, welches

Digitized by

Google

dM toriner Brachstück der ältesten iriscben Liturgie.

186

Blatt No 4 (verbesserter Text)

(No 4) (Daniel III 57) Benedicite omnia opera domini dominom; ymnum dielte et snperexaltate enm in saecala.

59 Benedicite cgli domini dominnm; ymnom dicite et snper. 58 Benedicite angeli domini dominum; ymnum dicite et super.

60 Benedicite aqu^ omnes super c^los domini dominum; ymnum d.

61 Benedicite omnes potentiae domini dominum, ymnum d.

62 Benedicite sol et luna domini

63 Benedicite steUae celi domini

64 Benedicite imber et ros domini

65 Benedicite omnes spiritus domini

66 Benedicite ignis et calor domini 71 Benedicite noctes et dies domini

72 Benedicite tenebre et lumen domini

67 Benedicite frigus et estas domini dominum, jrmnum d.

68 Benedicite pruina et niues domini dominum, ymnum d.

73 Benedicite fulgora et nubes domini dominum, ymnum d.

74 Benedieat terra domini dominum, ymnum d.

75 Benedicite montes et coUe« . .

76 Benedicite omnia nsLBcentia terrae 78 Benedicite maria et flumina

dominum, ymnum d. dominum, ymnum d. dominum, ymnum d. dominum, jrmnum d. dominum, ymnum d. dominum, ymnum d. dominum, ymnum d.

mit ymnom eehließt 58 aquae S 8iaU angeli ; B achließt ymnd d. 60 super caelos TBFS : Sabatier kennt nur quae super caelos sunt B om. dfii u. eehließt hier

und fortan mit ym. 61 omnis potentias B 62 dfii fehlt in B 63 stel§ T, Stella S ; caeli B 64 ymber B ; diu fehlt in B mi^ 64 beginnt L. In die-

$em eteht nach jedem Vocativ nur entweder dominum oder dominum, hymnum di- cite. Aleo 64 Benedicite imber et ros dominum. 65 Benedicite omnes spiritus dominum; (66) Benedicite ignis et calor dominum, hymnum dicite. so geht es weiter: 71. 72. (67); 68. 73. (74); 75. 76. (78); 77. 79. (80); 81. 83. (82); 84. 85. (86) ; 87. 88. (Benedicamus etc.). 06 dieee merkwürdige strophische Oliede- rung wirklich beim Vortrag eingehalten worden ist oder nur aus der Mode eine» Abschreiber» entsprungen ist, bleibt noch zu entscheiden. 65 omnis B tn

65 66 71 fehlt diii in B 72 tenebrae B domino L ; in B fehlt düi 67 aestas TBFS {aus L druckt Mabillon aestus) ; Sabatier kennt nur aestus ; ddi fehlt in B 68 proina T; niuis L; in 68 und 73 fehlt diu B 73 fulgura

et nubis L 74 bdicat terra ddm ymnum dicat et superexaltat eum in sae. B, Benedicat terra domini dominum, ymnum dicat et superexaltet eum in. F (und mit superexultat eum) S; Benedicite terra dominum hymnum dicite L 76 col- les dum ym B 76 dfim ym B ; omnia fehlt in FS ; nantia F 78 dum ym B

Digitized by

Goaßle

186 W.Meyer,

Blatt 2* (Text der Handschrift)

B fontes aqaamm dfii dfim ymnnm d.

B bila^ et omnia qne monentar in aqois diu dum ymnom d. 3 B omnes nolacres cell düi dum ymnom d.

B bestiae et iumenta dni dfim ymnn d.

5 B Israelit^ dfti dÄm ymnum d.

B filii hominnm dni dnm ymnnm d.

7 B sacerdodes dfii dnm ymnnm d.

B sernid dni dnm ymnam d.

9 B sps et anirn^ instornm dni dfim ymnfl d.

B sdi et hnmiles corde dfii dfim ymnnm d.

11 B annaneas et sareas misael dfii dnm ymnü.

Bdicamas patrem et filinm et spm scm dfim 13 ymnnm dicamns et snperexnltate eum in se^^*«

rp"ri enim omnipotens ds benedicimns iure 15 JLJCi qni tres pneros liberasti ab igne nos

qnoqne de snplicio mortis ^tem? propter mi 17 vermodert . . tnam eripe misere nobis dfie

in^ nostras omnipotens ds

19 Xj-A. cnt in decantando ymno

institnta sectamnr ita

21 .qneis absolnti

77 dni fehlt in B hier und im Folgenden^ außer in V, 84 und 85 : ebenso schließt V. 77^88 in B stets mit ym 79 beluae F, bilu§ T und B, byluae L, belua S ; Sabotier kennt nur cete quae B morantur L 80 volucris L omnes ?Mt bei Sabotier nur die Vnlgata, nicht seine Antiqua caeli B Y. 83 steht vor 82 in TBFSL; Thomasius und Sabotier sagen nichts von solcher Umstellung 83 isra- hellte BSP 82 fili, dem ein kleines i zugesetzt ist, T 84 sacerdodes T sa- cerdotes däi B ; domini domino. L 85 sernid T send dni B; s. domini domino L 86 animae B iustorum domino, hymnum dieite L 87 vgl, B Bl. 32»> sancti et humiles corde benedicite düi dfim. 88 Vulgata Anania Azaria Misael; anna-

nias azarias misael (mit h über a) B; annanias zacharias misahel S; annanias et azarias misael F Zeile 12 vgl. B Bl. 3i^ und 32^ Benedicamus deum patrem et filium et spiritum sanctum dominum; deum steht in B BL 3i^ und 32^: hier fehlt es in TBFSL und bei Sabotier superexultemus 8, superexultate T sae- cula B secala. Sacerdotes domini benedicite amen F {aus F. 84 repetirt)

no 5 = B Bl. 25^ no 82 ^post ymnum triuum puerorum' ; wie in T, so steht auch in F {The Irish Liber hymnorum I 196) unser no 5 Te enim stc. unmit- telbar nach der Benedictio trium puerorum. 2 quia F 3 de suppl. m. aeternae steht in B, von i, Hand nachgetragen, am Rande suplicio T 5 misere nobis dfie T, qui regnas B, christe audi nos oremus F

no 6 = B Bl. 23* no 63 'coUectio post henedictionem puerorum praeces B 2 decantandoT richtig : decantato B imno B

Digitized by

Google

das turiner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 187

Blatt 2^ no 6. 6 (verbesserter Text)

77 Benedicite fontes aquarum domini dominam. ymnom d.

79 Benedicite bela^ et omnia qae moaentar in aqnis domini do-

miniun. ymnnm d.

80 Benedicite omnes volncres cell domini dominam. ymnom d.

81 Benedicite bestiae et iumenta domini dominam. ymnom d.

83 Benedicite Israelit^ domini dominom. ymnom d.

82 Benedicite filii hominom domini dominam. ymnom d.

84 Benedicite sacerdo^es domini dominam. ymnom d.

85 Benedicite serv» domini dominom. ymnom d.

86 Benedicite spiritos et anim^ iostorom domini dominom. ymnom d.

87 Benedicite sancti et homiles corde domini dominom. ymnom d.

88 Benedicite Annaneas et Sareas Misael domini dominom. ymnom Ben^dicamos patrem et filiom et spiritom sanetom dominom.

ymnom dicamos, et Buperexaitemus eom in secola.

5 Te enim, omnipotens dens, benedicimns iore; qoi tres poeros liberasti ab igne, 3 nos qooqoe de sopplicio mortis Qtem$

propter misericordiam toam eripe. 5 miserer« nobis domtne.

6 Exaudi preces nostras, omnipotens deus, et praesta^ ut sicnt in decantando ymno 3 beata ptierarum institota seetamor, ita tuo munere peccatorum 2aqoeis absoloti

Einleitung zum Hymnus noll auf der nächsten Seite: Zu no 11 g»be ich die Lesarten von T undB, dann von J » Brüeeel 20718 (XIII Jahrh.) Jol, 36, welche mein Freund J. C, Vollgraff mir verglichen hat; dazu die Lee- arten der Auegaben von Caeeander (Ca), Opera Paris i616 8, 186; J, M. Thamaeius (2%), Opera ed. Vezzoei II 1747 S. 404; Daniel (Da), Thesaurus hymnol I 1841 S. 191. Dann nehme ich aus J. ff, Bernard and JR. Atkineon, The Irish Liber Hymnorum (ff. Bradshaw Society XIII XIV 1897) I S. 36 die Lesarten voti : C, Book of Cerne, eine liturgische Sammlung, 9, Jahrh, in Cambridge; Q, St. OaUen no 2, 8. Jahrh.; H, St. OaUen 577, 9/10, Jahrh., wo der ffymnus an das Leben des ffilarius von Poitiers angereiht ist; D, irische ffymnensammlung des 11. Jahrh. in Dublin, Trinity College; F irische ffymnen- sammlung des 11. Jahrh, bei den Franziskanern in Dublin, Leider seheisun bei der Zusammenstellung des kritischen Apparates für den Liber ffymnorum Ver- sehen passirt zu sein ; vgl, Z. 7 und O sv Z. 9 48 63 69 Die Unterschiede von e und ae notire ich nur aue T und B 1—10 die Ausgabe des Liber Hymnorum II pl. 1 gibt ein FaesimiU der Zeilen l^iO aus der Handschrift D

Digitized by

Google

188 W. Meyer,

BL (Text der Handschrift) 1 ^temi ignis non ambiamiir incendis : q. reg. l*landate dum de celis

T\n altissim^ rex angeloram da lang 3 Uiu omniom elementoram di gloria et

exaltatio scorom costodi animas seraoram 5 tuoroin misere nobis dile qui regnas in se

rpT^ de celis dnm d&m laudamos tece omniü 7 X Jji regem regnm rogamus tibi nno et trino

in qnem speramas com excelsis angelis ymnn 9 cantamos per eternalia sQcola s^cof :

IbfeUb.

fTVTTi diim de celis landamos tibi nt canticS 11 Xjj nonnm cantare mereamnr te dum in s5is tois nenerabiliter depr^camor nt

18 omnia nota nostra snscipias peccata dimitas xpe salnator mnndi qni regnas

15 "TTnnm dicat turba fratrnm ymnum can

X tus personet xpo regi concinentes lan 17 dem demns debitam. Tn d . d..co..de..

bnm tn nia tn neritas. ies . . vermodert . .

19 te leonnm legemns

et agnns angola

21 ba flamma past

res nostro natns

6 aeterni tifi<2 incendiis B 5 ttali q. reg. Aa< B saloator mnndi qui cam patre ninis no 7 ist der Anfang von Psalm i48 no 8 « B JH. 25b no 83

*po8t lan. dum de caelis'; sUht auch in S (St, John^s College in Cambride) nach Ptalm 50 und vor no 4 (vgL Warren zu no 83 und The Irish Liber Hymnorutn II 240) 1 altissim^ T 2 elimentornm B8 3 gloria TS, gloriae B 8 vgl. P8, 149, 5 exnltabnnt sancti in gloria 5 mis. n. ^e fehu in B und

8 se T, in saecula B, in saecula saeculorum amen 8 no 9 Die»

Oebet sieht nicht in B, aber, nach Warren II 67, in 8 BL 99^ nach dem i50, Psalm und vor dem Canticum Moysi 'Andite coeli' 1 dom. de celis 8, de celis dum d&m (dominum deum?) T teqne 8, tece T 3 nno et trino (T) entschuldigt vielleicht der Beim: nni S 4 imnnm S 4/5 cantamus per dominum nostrum et rel. 8 no 10 a= B Bl, 23^ no 64 *collectio post tres psalmos' in fine' 1 über £ steht das Zeichen «^ (wohl ein Aceent su £), dann anschließend : ibfebb. Wie im Antiphonas von Bangor eine irische Unterschrift vorkommt, so vermuihete ich auch hier eine solche. Bolder und Thurneysen Ühersettben dieselbe *an Festlagen' als Dativ Plural von f^il mit der Praeposition i(n); f^il sei die stehende Betmch* nung der Gedenktage christlicher Heiligen 1 caelis B 2 Ps. 149, 1 cantate domino canticum noTum 3 vgl. Psalm 150, /: Landate dominum in sanctis eins depraecamnr B 4 dimitas T 5 Christe fehlt in B; vgl. B Bl. 28^ no 93 xjto salnator mondi qui cum aeterno patre uiuis no 11: die Einleitung an

den Noten s. die Torige Seite; über die Ueberlieferung s. S. 204.

Digitized by

Google

das tnriner Brachstflck der ältesten irischen Liturgie. 189

Blatt no 7—11 (verbesserter Text) 5 Qtemi ignis non ambiamnr incendiis. q. reg.

.7. Landate äominum de celis.

8 HeuB altissime, rex angeloram,

deas laus omninm elementornm, 3 AeuB gloria et exaltatio sanc^ornm,

castodi animas seryorum tuorum. 5 miserere nobis, domine, qai regnas in se.

*Q Te Aominum de celis landamos

teque onmium regem regom rogamos : 3 tibi nno et trino, in quem speramos,

com excelsis angelis ymnnm cantamns 5 per eternalia s^cola s^culorum.

10 ibfelib. Te dominum de celis landamos;

tibi nt canticnm novnm cantare mereamnr, 3 te dominum in sanc/is tnis venerabiliter depr^camnr;

nt omnia vota nostra snsdpias, peccata dimit^as, 5 Christe salvator mnndi, qni regnas.

. 11 . Ymnnm dicat turba fratrum, ymnnm cantns personet,

Christo regi concinentes landem demns debitam. 3 Tn dei de corde t;erbnm, tn via, tn veritas,

Jesse virga tu vocaris, te leonem legimns. 5 Dextra pcUHSj mens et agnns, angnlam tu lapiSy

spansus idem vel coZumba, flamma pastor ianual 7 In profetis inveniria nostro natns saeculo

ante saecla tu fuisti

1 Tnom T ; dann fehlen in B du Silben atrum und et hymnnm . . hymnnm Ca Th Da ; personat 2 tn B fehlen es und em demos debitam Christum regem HJ; rege C in T ist concinentes lau kaum zu Usen^ concinnent * mit a über e B, concinnantes €, concinantes G laudes . . debitas ( Variante in D) Ca Th Da, laudes . . debita G 3 m B ist nur erhalten Tu dei de und tu uerbo G vgl, Psalm 44, / eructavit cor meum verbum bonum und Joh, /4, 6 ego sum via et veritas 4 die ganze Zeile ist weggerissen in B Jes. //, / egre- dietur virga de radice Jesse leonum legemas T; Apoe, 5, 5 vicit leo de

tribu Juda 6 Dextera D (PhotograpfUe) ; Psalm 66, i6 mens dei mons pin-

guis ete, ; Joh, /, 29 ecce agnus dei und sonst ; Eph. 2, 20 ipso summo angulari lapide Jesu Christo 6 Psalm 16, 5 sponsus procedens de thalamo vel

TBCGHJ : el F und (mit der Glosse id est deus) D columna ; columba

mea Cant, 2, iO und /4; 5, 2\ 6, 8 Apoe, /, /4 oculi eins tanquam flamma ignis; Joh, /O, // ego sum pastor bonus; Joh, W, 9 eitirt der Scholiast in D mit den Worten ego sum ianua 7 propbetis CFHJ tnt;«ntres T, inue-

neris C, inuenimus G nostrum natum saeculum G tui BGH nach Bemards Angabe und hieriibw diseuOrt Aikinson im 2, Bande 8, XII: allein die Photographie von D teigt sdla tu; auch GH haben tu, nicht tui 8 secula CGHJ Ca Th

Digitized by

Google

190 W. Meyer,

Blatt 3* (Text der Handschrift)

factor cel primi secoli : Factor cjli tere

te factor congregator ta maris omniü 3 qae tu creator que pa/eit nasci iabet :

Uirginis receptns membris garaelis nan 5 at crescit aluus prole sawc/a nos mnnemur cre

dere:* Rem noaam nee ante uisam nirginem pu 7 erperam tunc magi stelam s^cuti primi adorant

parnnlom:* Offerantes tus et anmm digna 9 regi munera mox herodi nontiato inoidit poten

tiae:« Tum iubet paruos necari tnrbam fe 11 dt martirom. fertor infans oclendus nili

flamen qaod fluit: Qoi refertor post 13 her ödem nntriendas nazareth malta par

aas malta adaltas signa fecit c§litas:- Qa^

15 ladent et qae legantar coram maltis testib: predicans Celeste regnam dicta factis apro

17 bat:- Debiles facit aigere cecos lace inla

vermodert . . . rgat lepr; mormam mortaos 19 ainam qaod deerat hidris

naptis merroretantis

21 pane (c)ino pisce bino

Factor cel primi T saecoli B 9 caeli B terrae B, tere | te. T, et terrae DF (Einleitung in D); G hat kein et Factor caeli terrae factor in einem

Gedichte {des Rahanf) Poetae aevi Car, II S. 2A6 Oen, i, 9 congregentar

aquae 10 eras. H omniaque quae creasti G qoae B pateit zu pafeit corrigirt T 11 garaelis T, gabrihelis B, gabrielis DF, gabriheli C, gabrihele G, gabriele HJ und Gabriele Ca Th Da noncius G, nun | at T nuntio ist wohl Ablativ von nunUum 12 er und nos mo sind in B weggerissen albus D

munemur T IS tn B m< nur uisam und am erhalten uissam F 14 tn

B ist nur ti erhalten stelam T paruolum G 15 fehlt in B offe-

rantes T, offerunt ei C* thus FJ et om. C* regis G munerae C

16 fehlt in B Herodes HJ, Herode C, Erodii D nuntiatum est €, nun- tiato T inuidit T (invidet?), inuidus H potentia F, potenciam C 17 Tunc und paruulos J necare HJ und G, Ca Th Da turba G 18 ocnlendus BG, oclendus T, occidendus Ca Th Da nilo G nach nili stsht in T im Zei- lenende ein Zeichen^ wohl ein begonnenes und dann getilgtes f quod TG fluis G 19 reuertur C erodem D, Herode G natzareth C 20 dultus G caelitus B, celidus G 21 quae B ladent T quae B 22 praedicans caeleste und adprobat B adprobatum C 23 facit TCDFG : fecit BHJ Ca ThDa figere C, firmos G csecos B inluminans G 24 uerbo G leprse B mormum T, morbos C*HJ Beda (de arte metrica § 33 bei Migne 90,

Digitized by

Google

das tnriner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 191

Blatt 3* no 11 (verbesserter Text)

factor primi secnli. 9 Factor o§li terre factor, congregator tu maris,

omniumque tu creator, qae pa/er nasci inbet. 11 Virginis receptus membris Qsbrielis nxxntio.

crescit alvas prole sancta,. nos monemur credere, 13 Rem novam nee ante visam, virginem pnerperam.

tunc magi stelZam s^cati primi adorant parvnlam, 15 Offercntes tus et anrom digna regi munera. mox Herodi nuntiattiin; invid^n^ potentiae 17 Tum iubet parvos necari, turbam fecit martirum.

fertur infans occulendus, NUi flumen quo fluit. 19 Qui refertur post Her ödem nutriendus Nazareth.

multa parvus, multa adultus signa fecit c^litus, 21 QuQ latent et que leguntnr, coram multis testibus.

predicans Celeste regnum dicta factis approbat 23 Debiles facit vigere, cecos luce inlumina^,

verbis jmrgat lepr^ morium, mortuos resuscitcä.

25 Vinum quod deerat hidris -fmotari aquam iubet,

nupttis mero retentis propinando poculo. 27 Pane quino pisce bino

/73; doch da$ Excerpt, in der EinUihtng in "D, hat morbnm) resoscetat Q 25 quod erat C hidris TF, hydriis GH, idris BD, ydris C, ydriis C^, idriis J motari BD, motuari F, motare CG, matare C^HJ, mutari Ca Th Da aqua Ca Th Da 26 T nnptis merroretantis, a aus e eorrigirt ; in B nnptfs mero retentis und 0 popalo; nuptis TBC, nnptüs C*DFGHJ mero retentis BDFG, mero re- tinctis HJ, merore tentis C CaThDa propinnando CD, propinando FHJ,

propinandom C*, prouinato G, propinato Ca Th Da popnlo BCGHJ Ca Da,

pocnlo DF Th Der Text ist verderbt und schwer versiändlieh : aber gerade

deßhalb können die 2 Zeilen nicht später interpoiirt sein. Vielleicht ist tu schrei- ben: Yinom qaöd deerät hydriis immntari aquam inbet Nnptüs mero retentis (errore tentis?) propinando pocnlo: da Wein in den Krügen fehlte, lieft er das Wasser sich verwandeln, indem der durch den Wein aufgehaltenen (der in Irrthum gehaltenen) Hochzeitsschaar ein Becher vorgetrunken wurde; vgl. Joh, 2, 3 defi- ciente vino, (7) implete hydrias vino, (9) gustavit architriclinus aquam vinum factum et non sdebat unde esset. Die ee in deesse bilden oft Mne Silbe ; hydriis als Fremdwort kann vogelfrei sein, und h kann Position bilden: inmütari und pro- pinando vgL mit 53 sälvatorem, 6/ bäptizari 27 in B ist nur erhalten ce bino und lia; in T steht vor dem sichern ino wahrscheinlich c panes quinos

pisces binos G

Digitized by VjOOQiC

J

192 W. Meyer,

Blatt (Text der Handschrift)

qninq: pascit milia et refert fracmenta cene

ter caternis cnrbib:* Torba ex omni discom 3 bente iugem laadem pertalit dndecim uiros

proaauit per qnos oita disdtnr:- Ex quib: 5 onus innenetur xpi Inda traditor instraentor

misabnna proditorts oscnlo:* Innocens captos te 7 netor nee repognans dncitor sistitor falsis gra

sator offerendos pontio:- Discndit obieccta pr^ 9 sis nollom cremen inaenit sed cnm tnrba iadeoro

pro salnte cessaris:- dicerent xpm negandom tnr 11 bis sis traditor impis nerbis grasator sputa fag

ra sustinet:- Scandere crncem inuetnr innocens 13 proxis morte carnis qnam cerebat mortem nicit

omniom:- Dnm dm clamore magno patrem pen 15 dens inuocat mors secuta membra xpi laxat stricta

nincnla:- üela templi scisa pendnnt nox obscorat se 17 calom excidentnr de sepnlcris du . . clan . corpora

Et fait ioseph beatns corpus mi . . vermod^ . . 19 teo rodi ligatom com dolore

seroare corpus anna

21 si prouar xps qnod sp

pauit Q Tgl. Marc. 8, 88. Lac. 9, 14. Joh. 6, 9 2B fehlt in B; Hinemar

Eem,, de una et non trina deitate XII (Migne Cunus 125 Sp, 566) ciiirt : Hila- rios in hymno Et refert fr. c. t. qu. corbibos reffert C, fefert D, refertnr G ;

Et refectis Ca Th, Refectis Da fracmenta T, fragmentae G qnattemis G,

caternis TD corbibns T, corbibis €, comibas DJ, coffinos 6 29 Zu ver-

gleichen scheint Joh. 6^ /4 dicebant , quia hie est vere propheta , qoi yentaras est in mondam ; J^ Jesus ergo cum cognovisset quia venturi essent, ut raperent eum et facerent eum regem, fugit ; dazu Luc. 9, iS^20 hec omnis G discnm- benti Ca Th Da^ discumbentis G iuge HJ 30 dudecim T proua-

uit T, adprobauit G 31 quis DF , quibus TBCGHJ Ca Th Da inue-

netur T Juda TCG, Judas DFHJ, in B sUht i über a Juda Christo G

traditur BCG 32 instruentur T, instruntur mit e über un B misabnna T misi BCDF proditores mit i über e T Anne per proditoris osculum G

84 grassatur €DG und Ausgaben (= graditur?), grasatur BPH, grasator T, gra- natur J ; forte gravatur Ca offerentes B, weßhalb Muratori grassantur schrieb, Pondo G falsis bezeichnet wohl die falschen Zeugen (Math, 26 f 59160; Marc.

/4, 56157 85 und 86 waren in B ausgelassen, indem das Auge des Sehrei-

henden von 35 Oiscutit tu 37 Dicerent gesprungen war: dann ist die iMeke durch d mit emem Querstrich durch den Schaft und 8 an dessen Ende (s deest, desnnt)

Digitized by

Google

das tniiner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 193

Blatt 4* no 11 (verbesserter Text)

qainque pascit milia et refert fra^enta cene ter gtiaternis corbibus.

29 Tarba ex omni discombente iagem laadem pertoUt. duodecim viros proJavit, per quos vita discitur.

81 Ex qai^ uniis inventtor Christi Jnda traditor. instrauuntar mi^^ ab Anna proditoris oscolo.

88 Innocens captas tenetnr nee repagnans dncitnr. sistitur falsis, gras^atttr offerendus Pontio.

85 Discntit obiecta pr^s^s nallom crimen invenit.

sed com tarba Judeoram pro salnte Ce^aris 37 Dicerent Christum necandum, turbis sanetns traditwr.

impits verbis graratur, spata f/agra sostinet.

89 Scandere cmcem ia&etur innocens pro noxiis. morte camis quam ^erebat mortem yicit omniom.

41 Tom deom clamore magno patrem pendens invocat.

mors secata membra Christi laxat stricta vincnla. 48 Vela templi scis^a pendent, nox obscorat secnlom.

exd/antor de sepolcris äudum clausa corpora. 45 Adfait Joseph beatns corpus mirra perlitum

Unieo rtidi ligatum cum dolore condidü. 47 Milües servare corpus Anna princeps praecipü^

viderd, si proftarcf Christus quod ßjpoponderat.

h eteiehnti worden ; die Zeilen waren eicher auf dem untern Rand nachgetragen, doch dieser iet Jetzt weggerissen 35 discudit T obieccta T, abiecta

prfsis TG cremen TCB 86 sed clamat tarba G tnrbe C'*¥HJ

cessaris TG 37 necandam DF : negandam TBCHJ Ca Th Da, negatum G

traditor T 38 impis T€ graoator GJ Ca Th Da, grasator BPH, grasator T, grassator CD spota G fag|ra T 39 ascendere G ia-

uctur T proxis T, pro noxis BC 40 moritur morte G cerebat T, iere- bat G nincit C 41 Dum T und G domini G patr wegge-

rissen in B 41 inaocans J 42 in B ist nur erhalten ecuta und bra xpi

und nincola 43 nelom G scisa TBD, scissiün est G pendent H eorr., J Ca Th Da, pendens €, pendont TB, pendit G, pandunt DF und (m. /.) H ob- scnra G saeculom B 44 excidentar T sepolchris B tudom G iVi H folgt nach Z, 44 : Regna Christas yictor ingens yastat infemaliam. 45 fehlt in G Adfait BC> Affoit DFHJ, Et foit T myrrae 46 fehlt in G lintheo CDF rodi T, rade 47 annas DFG, aroa C princeps fehlt

ffi F praecepit DG und m. /. H 48 oiderit C probarit prooar x^ T qnae Ca Da sponderat G, sposponderat C, spoponderet D

Digitized by

Google

194 Blatt ^^ (Text der Handschrift)

trementes neste amicti Candida qao candore

claritatis nelus oincit siricom:- Demuit saxom 3 sepnlcrom Sorgens x^s integer hec nidit indea

mendax h^c negat com aideret: Femine primü 5 monenter salaatorem niaere qua salatat ipse mes

t^s conplet tristes gaudio:- Seq: a mortuis pater 7 na sascidatam dextera tertia die redisse nuntiat

apostolis mox aidedor habiatis qaos probraoit 9 fratrib: quod redisset ambigentes intret ianuis

c/aasis : Dat docens pr^cepta legis dat dininü 11 spm spm dei perfectum trinitatis uincolum:- PRE

cipit todum per orbem baptizari credolos nomen 13 patris innocantes confidentes filiam:- MES

tica fide reuelat tinctos sco spa fönte tinctos 15 innouatos filios factos di:- Ante lucem turba

fratrom concinnemns gloriam qua docemar nos 17 fatu . . . se . . . no secolo:- galli cantas galli plan

vermodert . se . . em nos cententes et pr^cantes 19 maiestatemqae inmensS

acem nuntiemns xpm

21 antantes xpo regi

49 und 50 habe ich to gestellt («. S. 239) : in allen Handschriften und Drucken stehen V. 5/ und 52 voran. 49 Demovet HJ CaThDa: Demouit BCDF6, De- muit T sepulchro B etc., sepulcrum T, sepulcri G surgit GHJ Ca Th Da intiger BCDF, intoger H 50 haec B etc, videt schrieb ich: oidit alle Band- Schriften und Drucke mentax D haec B etc. negauit Q oiderit CD6H: aideret BT, uiderat F 51 angeli C timentis G; vgl. Math, 28, J; Marc. 16, 5 amicti TC*, amicta C und (m. /.) H, tnB ist i sti ü corrigirt; um die unmögliche Construction tu retten, wollte man angeli . . amicti tum Subject machen 52 quae schrieb ich: quo TBBFG, qui HJ, quaC claritatis, tis tu tue corrigirt^T aelus T, uelud C uincit T siricum TBG 53 in B ist nur erhalten F . . rimü mo- nentur . . iuere ; monenter T, monentem C 54 in B ist nur e8t..8 (moestas) er- halten qua T€ ipsi C mestes, e su a corrigirt, T; moestus Da conplensG tristis C 55 seque et suos (?) G suscidatum T dextera vgl, Act. 2^ 32 56 re- disset C, redise D, redüsse F nuntians CG; vgl. Seholiast in D nuntiat Christas per mulieres. Math. 28, 10 ; 57 audetarC; uidedur habiatis T pToha,\it vgl. Z.29: T Aa< probravit, was des dazwischen siehenden fratribus halber nicht mt^ ambigentes verbunden werden kann (sonst vgl. Marc. 16, /4) 58 quos HJ redisse H am- bigentem C* intret TD cl. ian. Ca Th Da: ianuis clausis alle Handschriften (causis mit übergeschriebenem 1 T) 59 praecepta B dat divinum spiritum vgl. Joh. 20, 22, Da die praecepta legis nur das alte Testament beteichnen können, so ist docens praecepta legis tu verbinden nach Luc. 24, 44/5, Da ein rhetorisch verdoppeltes dat hier unmöglich ist, so ist das erste Dat verderbt : Edocens oder Et docens? 60 spiritum: sanctum C; Hinemar Rem,, de una et non irina deitatel (Migne 125, Sp, 486 C): Hilarius . . in hymno evangelico pulcherrime a se compo- Site dicit *Spiritum d. p. tr. yinculum' 61 praecepit CDGH todum T, tote G

Digitized by

Google

Blatt 4* no 11 (verbesserter Text) 195

49 (51) Demovet saxam sepulcro surgens Christas integer.

50 (52) hec vidct Judea mendax, h§c pegat cum viderit.

51 (49) Ängelum dei trementes veste amicttim Candida,

52 (50) quae candore elaritatfs veUus vtcit sericum,

53 Femine primum monentwr salvatorem vivere; qoa^ salutat ipse mestas, conplet tristes gandio,

55 Seqae a mortois paterna, sasci^atom dextera

tertia die redisse nuntiat apostolis. 57 Mox vide^ur a beatis, quos probovit, fratribus;

quod redisset ambigentes intrat clausis ianuis. 59 Dat, docens pr^cepta legis, dat divinum spiritnm,

spiritom dei perfectam trinitatis vincolum. 61 Pr^cipit to/um per orbem baptizari crednlos.

nomen patris invocantes, confi^entes filiom 63 Mtstica fide r evelat tinctos sancto spiritn

fönte tinctos innovatos filios factos dei. 65 Ante Incem torba fratram concinamos gloriam,

qua docemor nos fataro^ sempitemo secoio. 67 Galli cantns galli plan^u^ proximum sentit diem:

nos cantontes et pr^cantes quae futura credimus 69 Inmensamque maiestatem concinamus uniter]

ante Incem nuntiemus Christum regem saeculo 71 Ante lucem (^ecantantes Christo regi' domino

orbe G babtizari DF, baptizare GHJ Ca Th Da, babtizare C ; vgl. Math. 28, 19 Marc, 16, 15/7 62 confidentes TG 68 Mestica T, mystica ; misticam fidem G ioncto (so !) G, tincto C 6 ( f . canctis innovatis filiis factis d. G Da zu Z. 62 der h,' Geist gehört, $o habe ich die Zeilen 62 63 64 verbunden : Christus verkündet, daß die den Vater Anrufenden und den Sohn Bekennenden, wenn sie in wunder- barer Weise durch den Glauben mit dem h, Geist erfüllt und mit Wasser getauft sind, erneuert und Kinder Gottes werden; vgl, Act. 2, 21 (Joel2,32, Rom. 10,13)', Marc. 16, 16; Joh. 3, 5 ; Rom. 8, Ujß 65 in B ist nur erhalten Ante lucem

torba und concin, in T ist atrom fast vermodert Incem fehlt in C concinamas J Da (vgl. Z. 2 u. 69) : concinemns F, concinnemus TCDGH, concinimos Ca Th inB ist nur erhalten der Kopf des q dann am Ende der 1. Halbzeile ein f (fa- torof); ifi T ist ata undeutlich qaia docemus G futoros (B)GHJ, Scholiastin "D, Ca Th Da ; futara C, futari DF sempiterno secoio TGHJ; sempiterna secola CDF Ca Th Da 67 sentet B, sencio G 68 nos cantantes €DF ; noscententes, mit a über den beiden ersten e, T ; nos canentes BGHJ; nos cantemos Ca Th Da prae- cantes (tes in Cursivschrift) B 69 inmensamque maiestatem stellte ich : maiesta- temqoe inmensam TB(q:) und die andern Handschriften und die Ausgaben, qoe om. J concinamos J Da {s. Z. 65) : concinnemos BC und (so .^ GH, concinemos DF, concinimos Ca Th oniter B CaThDa, iogiter CDFGHJ 70 die Zeile fehlt in Da nontiamos CF Christo regi saecola HJ regem fehlt in G 71 decantantes TCDF: nontiemos BGHJ Ca Th Da Christo regi domino TCDFHJ, Christom regem dominom G Da, Christom regem domini Ca Th, Christom regem saecolo B

Kfl. des, d. WiM. Nftduriektm. Phüolof.-htttor. KImm 190S. Eeti 8. l^

Digitized by

Google

196 W.Meyer,

Blatt (Text der Handschrift)

dno et qai in illnm recti credunt regnadori

com eo gloria patri ingenito gloria oni 3 genito cam sco spa in sempiterna sgcola:*

Gantids spiritalib: dilectati jrmnos 5 xpe consonantes canimos tibi cibas tna

maistas posit placari oblato laudes hos 7 tia spiritali qai regnas in secola secolof .

ymnon

Landes tibi dfie ostia pre caeteris proba 9 tar esse accepta a maiorib: ergo nt nos tra

ditos tag maiestati canimns ymnns: misere:- 11 C1T)C1 diaine lacis glori^ respice in me dfie:

OJL 0 ds ueritatis dile da zabaoth 13 ds israhel: res: Lamen de lamine refe

rimas filiam patris scmqa^ spm in ana 15 sabstatia: respice: Unigenitas et primogeni

tos ad te obtenemas redemptionem vermodert 17 res: Natos es sco spa ex mari

sam in adobtionem red . . ti

19 qne tibi procreati ex fon

Heredes et cohered

21 concta creasti qai

nobis est ds ihs qai

72 et TCDF Bdd, : om, BGHJ illo HJ, Christo illo G rectse B,

recti TCHJ, om. G regnadori T eo: deo F 73—76 om, Gt Da-,

Qloria eie CaTh\ in H findet sieh diese SchltOistrophe noch zweimal (/, ii^ und 12^), stets mit simuL Freilich findet sich dieser Sehlußvers auch mit ona, s. S, hei Christe redemptor omniom conserva 78 genitori HJ 75 simul BDG,

una FHJ, om. T€ 76 saecula B; saecula seculorom C, saecula Amen HJ.

no 12 = B Bi 26^ 'post eaangeliom'. In den beiden Handschriften (DF) des Irish Liher Hymnorum (Bradshaw Society XIII 1897 p, 42) folgt at^ den Hymnus 'Hyrnnnm dicat' zuerst Te decet ymnos deus in Sion et tibi reddetor TOtnm in Hierosalem (JRi. 64^ 2)y dann dieser Spruch, welcher in ymnos consonantes ca- nimns auf den großen Hymnus zeigt Die Zeilen zählen i2 13 12 12 Silben. dilectati TBDF imnos B Christe Jesn F canamus Warren cibos T tna domine DF maistas posit T oblato laudes T deo laudis BF qai r. i. s. s. T, qni tecum uinit B, per te Christe Jesu saluator (f m. q. = mundi qui F)DF no 18 Dies Gebet ist bis Jetzt unbekannt; es rechnet den Hymnus zu den a maioribos traditi Zwischen den Zeilen steht über tibi das Wort ymnon; da die Zeilen 10 12 12 11 Silben zählen, so könnte man schreiben Laudis tibi ymnus, domine; doch ist der Ausdruck schöner, wenn ymnus fehlt und laudis hostia, wie im Schlüsse von no 12 ^ verbunden bleibt laudis . . et . . ymnos sehrieb ich: T hat laudes . . ostia . . ut . . maistati e aber 8 . . ymnus misere: miserere: vgl. no 8 no 14 dies Stück

Digitized by

Google

das turiner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 197

Blatt no 12 13 14 (verbesserter Text)

et qtii in illam recte credunt regna/ori cam eo.

78 Gloria patri ingenito, gloria unigenito

75 simul cam sancto spiritn in sempiterna s^cola. 12 Canticis spiritalibos dalectati

ymnos, Cfhriste, consonantes canimns tibi;

^ibns tua maiestas po^sit placari,

oblata laudis hostia spiritali.

qoi regnas in secola secnlornm. *13Laadt8 tibi, domine, Aostia

pre caeteris probatur esse accepta.

a maioribas ergo et nos traditos

toae maiestati canimns ymnos. miserere. •14- 1 Sp>n7tt8 divine lacis glori§, Respice in me, domme! 2 Deu8 veritatis . domine deus Zabaoth . deus Israhel. Res. 8 Lnmen de Ininine referimns filinm patris sanc^umqne

spiri/um in nna sabstantia. Respice.

4 ünigenitos et primogenitns a te obttnemns redempti- onem nostram. Res.

5 Natns es sancto spiri/n ex Maria virgine in id ipsum in adojptionem (veäemptionem) filiorum qu.1 tibi procreati ex ionte vivunt, Re.

6 Heredes et cohevedes Christi ttäy in quo et per quem coneta creasti, qnia ir^ praedestinatione a saeculis nobis est deus Jesns qni nunc cepit, Respice

ßndBt »ich nur noch in B Bl, 13* mit der Ueberachrift ymnom ad matutinam in dominica ; es vertritt auch in T den größeren Festgesang. Form und Inhalt bleibt mir fast unverständlich. Die Absäise Mahlen 19 28 U 41 47 37 47 29 (28) Sil- ben : also scheint von rythmiecher Gliederung keine Rede. Der Inhalt besteht au» Prädikaten der Trinität und bald dieser bald Jener Person: meistens wird der Sohn, bisweilen der Vater angesprochen. 1 dioinae B respice in me oft,

1. B. Ps.21, 1\ 24, 16 2 veritatis Ps. 30, 6 sabaoth B; vgl. Jer. 11, 20-, isrl B respice B 3 vgl. Symbolum Nie, lnmen ex Inmine und Absat% 9

lux de Inmine refferemns B; = conßtemur7 scmqn^ T snbstatia

T 4 adte T obtenemns TB: vgl Absatz 7 obtenens vgl. Col. 1,

i4 = JBph, i , 7 in qno habemns redemptionem respice B 5 adobtio-

nem TB; nach adobtionem ist in T expungirt rede . . ti, d. h. ein urrthümUeh geschriebenes redemptionem que tibi T vgl. Eph. i, i5 qni praedesti-

navit nos in adoptionem filiorum per Jesom Christum in ipsum (Rom, 8, 45) 6 quoeredes B in quem B; vgl. CoL 1, 16 in ipso condita sunt universa,

. . omnia per ipsum et in ipso creata sunt; Rom, ii, 36 ex ipso et per ipsum et in ipso sunt omnia praedistinatione B ; vgl, I Cor ^, 7 dei sapientia,

quam praedestinavit deus ante saecula ihs TB qui nunc cepit vgl. Ab-

$atM 8; Warren will hier diese Worte tilgen.

14*

Digitized by

Google

198 W.Meyer,

Blatt 5* (Text der Handschrift)

ünigenitiis ex mortois do obtenens cor

pxis claritatem dl manens in s^cola s§calorani

8 rex ^ternomm respice: Qoia nunc cepit qui semper foit natnre tn^ filins diuine

5 lacis gloriae tu^ qui est forma et plenidn do dininitatis tu^. frequerens respice in me dfie:

7 Persona onigeniti et primogeniti quf est totas a toto diximas lax de Inmine. res. Et dm

9 nermn a do uero se se confitemar tribns personais. respice: sps diuine lucis:

11 rpi) T nmpaliom memores martiram tuo

XXVJL rum qui pro te tollerauere uixilla 13 passionom pr^camur ut per 8<5a merita

ipsorum nostrorum mereamur uineam 15 peccatorum hie et in ^terna s^cula s^culor.

TTTT sunt dfie qui felici cruore perfussi dum 17 n I I blandientem mundi eins inlecebram

vermodert . . ssione dispiciunt mortem morte 19 derantesque tenebras huius

ne ruituras sumserunt

21 te uictoriam rogamus

7 cinigenito B deos $ehrUh ich: deo TB; vgl. Col. /, /8 principiom, primogenitns ex mortois obtenens TB saecnla saeculonun . . aeter- nonun B; vgl. Apoe, i5^ 3 rex saecolomm; vgl, Symbolum Constantin. cuios regni non erit finis

8 9gl, Abtatz 6 Jesus qui nunc cepit natorae tuae B diuinae . . tnae B vgl. i spiritus divinae lucis gloriae plenidudo T ; vgl. Col. 2, 9 in ipso inhabitat omnis plenitudo divinitatis corporaliter; damaeh %$t vüUeieht frequerens T, frequens B zu verbessern in me domine fehlt in B

9 qu^ T 'diximus TB: hardlg makes sense. 'divinitas' hos been suggested Warner vgl. Abs. 3 lumen de lumine respice B

10 vgl. Symbolum Nie. deum verum ex deo vero se se TB, semper semper

Murator%\ 'sese must he either a cUrieal error for esse, which however is not wantedf or a late Latin equivalent for illum' Warner personais T in

Digitized by

Google

das toriiier Brachstück der ältesten irisclien Liturgie. 199

Blatt B^ (verbesserter Text)

7 Unigenitos ex mortnis deas obtinens corpus clari- tatem dei manens in s$cala secolomm rex $ter- norom. Respice.

8 Qoia nonc cepit qui semper fait natare

taQ filius divine lacis gloriae tu^ qni est forma et pleni/ado divinitatis tug. ffrequerens re- spice in me domine:

9 Persona nnigeniti et primogeniti qni est totus a toto diximns Inx de Inmine. Res.

10 Et äeum verum a deo vero fsese confitemnr tribns persona« <in ona sabstantia>. Respice <in me domine>, spiritos divine lacis <gloriae>.

.15. Triomp/^om memores martirom tuomm qni pro te toleravere v^Ua passionnm 8 pr^camnr ut per sanc/a merita ipsorom nostromm mereamnr veniam peccatomm 5 hie et in ^tema s^cula secolorom.

.16. Hii sunt, domine, qui, felici cruore perfusi, dum blandientem mundi huixxa inlecebram 3 gloriosa passione despiciunt, mortem morte

vicerunt cott^derantesque tenebras huius 5 lucis certo termino ac fine ruituras sumpserunt de poena vitam et de morte victoriam. Rogamus

xmk substantia B, om, T in me domine B, om, T gloriae hah^ ich zu-

g€$etzi\ sp. d. 1. hat T, om, B

no 15 $Uhi auch in B BL 26^ De martjribos .(= Band II no 87) \ du Zeiltn haben 14 15 13 14 13 Silben 1 Triompalium T pro te B

tollerare B (toleravere Wamer) oixilla TB 8 praecamnr B merea-

mnr nineam T, ueniam mereamnr B 6 hie et in et.8 s. T, qui regnas : B

no 16 iUht auch in B Bl. 23^ (= Band II no 6T): De martyribns 1

perfnssi T 2 hnius B: eins T 3 dispicinnt TB 4 qne BT, q. B

6 snmsemnt T

Digitized by

Google

200 Blatt 6. (Text der Handschrift)

meriamiur

te xpe nt eomm pr^cibus adiauari qnomm

consortes esse non possomus: saloator mimdi:* STA Üdate paneri dfim landate nomen

Jjxxdni. te dm landamns te dfim confide 5 mnr. te §ternum patrem omnis tera

neratnr. tibi omnes angeli tibi celi et 7 uniuerse potestates. Tibi hirupin et sbjh

pin incessabi noce prociamant dicentes scs 9 scs scs dns ds sabaoht. pleni sunt c^li ad nniaer

sa terra honore gloriae tnae: Te glorihosus 11 apostolornm chorus te profetarnm landa

bilis numerus te martirum candidatus lan

18 dat exarcitus te per orbem terrarmn sca confidetur ^clesia patrem inmensQ maiestatis

15 nenerandum tuum uerum unigenitum filiom

scm quoque paracletum spm tu rex gloriae 17 xpe. tu patris sempitemus . . verschimmelt . .

randum mundum suscipisti h

19 isti uirginis uterum tu

aparuisti credenti

21 teram di sedis in

esse uenturus te

23 famulis suuen

misti

7 praecibos B meriamor steht in T über nun pr^cibos 8 salvator

mnndi T: per te xpe qoi com patre oiais dominaris et regnas B no 17

ich gebe für diesen irischen Text die Lesarten von B Bl. 10** (= Band II no 7) 'ymnom in die dominica'; dann die des Irish Liber Hymnonun, ed, Bernard and Aihinson I 1898 <S. 59 (B = Handschrift des Trinity College, F = Hft, des Franciseaner Convents in Dublin] beide aus dem ii. Jahrh.)\ dazu %ur Verglei- chung den Text des roemischen Breviers (V) nach Warren^ Antiph, Bangor II 93 ; die Absätze setze ich nach Outdünken ; #. den 2, Anhang 8. 210, Zu vergleichen ist besonders J. M, Thomasius, Opera ed. Vezzosi^ III 614 1 s= Psalm 112, 1 ; fehlt in Y paueri T 2 confidemor 3 aeternum B tera|neratar T 4 caeli B oniuersae B 5 über u in sampin ist ^z gesehrieben, was auf za- mpin deutetj T ; hirabin et syrapbin B, hiruphin et zaraphin DF, Chernbin et Se- raphin Y incessabi T Die Zeilen 5, 6 und 7 sind gebildet nach Jes. 6, 8 (Seraphin) clamabant alter ad alternm et dicebant: s.s.s.dom. d. exercituom, plena est omnis terra gloria eins', ujo {nach Sabotier) Vigilius Taps, bietet : dicentes statt et dicebant ; vgl, Mone's Messen, i850, S, i7 quem caeli et terra, quem an- geli et archangeli, quem throni et dominationes, quem chernbin et serafin inces- sabili Toce prociamant dicentes : ss. ss. ss. ; 5. 20 cyraphyn et seraphyn non ces- sant clamare dicentes ; S, 23 angeli non cessant clamare dicentes ? s 8 ; S, 29 ipsnm igitur omnes angeli cum multiplici torba sanctomm incessabili voce con-

Digitized by

Google

Blatt 6* no 17 (verbesserter Text) 201

7 te, Christe, ut eornm pr^cibos adinvari mereamnr quomm consortes esse non possumos: salvator mimdi:*

.17. 1 Laudate ^eri dominum^ landate nomen äomim. Te detail laadamas, te äominum confi/emnr.

8 te ^temom patrem omnis terra reneratnr.

Tibi omnes angeli, tibi celi et universe potestates, 5 tibi hirapin et sarupin incessabiJi voce proclamant

dicentes: Sanctus sanctus aanctus damimis äeus Sabao^A. 7 pleni sant c§li et nniversa terra honore gloriae tnae.

Te glorios apostoloram chorns, te prqp/^etarnm laudabilis

nnmeros,

9 te martirum candidatas laadat exercitas;

te per orbem terrarom sa^c^a confi^etnr ^esia: 11 Patrem inmens^ maiestatis,

yenerandnm tnnm verum nnigenitom filium,

18 sanctum quoqne paracletam spiritom.

Tu rex gloriae, Christe, tu patris sempitemus es filius] Ib tu ad libersjidum mundum suscepisti hominenij non Äorrtiisti

virginis uterum; tu devicto mortis aculeo aperuisti credentifeu« regna caelorum. 17 tu ad dexteram iei aeies] in gloria patris iudex crederis esse

venturus. Te ergo quaesumus: nobis tuis famulis su&vem.

19 quos pretioso sanguine redemisti,

laadant dicentes i 8 8 s.; S, 38 angeli et clamant dicentes für das Weitere vgl oben 8, 178 ; dann Amhrosius \ . dorn. d. Sabaoth, pl. e. oniTersa terra inaie- state eins', Hilurius 'pleni 8ant coeli et terra gloria toa'. Das Missale mixtum (Isidori, Migne 86, 484) bietet in der InlaOo des OsUrtages: Tibi Gh. et Ser. in- cessabili voce proclamant dicentes: Agyos Agyos Agyos Kyrie o theos. Sanctns 8. S. Dominus Dens Sabaoth ; pleni sunt coeli et terrae gloria maiestatis toae. dicentes ist also sehr alte Ueberlieftrung ; es steht in TDF, fehlt in BT ; auch oniyersa ist begründet; Y bietet pl. s. c. et terra maiestatis gloriae toae 6 sa- baoht T 7 caeli B et: ad T 8 glorihosus T profetarom TD 9 martymm B landet B exarcitos T 10 confidetor T aecclesia B 11 inmensae B maiestatis tnae DF 12 et nnigenitom D, et onicom Y 13 qooq: B paraclitom BDFY 14 es ist in B am Rand ergänzt 15 mondom TBFD: fehlt sonst SQscipisti T snsceptnrus hominem Y 16 apamisti T, 17 sedis T, sedens B glo, ria (U>er der Zeile^ B ; patris. index B und so wird allgemein in gloria patris mit sedes verbunden. Ich habe es mit venturus verbunden; s. den 2. Anhang; 18 tu D quessumus B nohu fehlt in Y und F suuen* T 19 prae- tioso sangninem redimisti B verbinde: quos . . redemisti, eis fac aetemam glo- riam munerari («. den 2. Anhang) ; gewöhnlich wird quos mit nobis verbunden

Digitized by

Google

202 W.Meyer,

Blatt 6* (Text der Handschrift)

^ternum fao com scis gloriam mnneraris.

salaom fac popum tanm düe et bedic he 3 riditati tu§ et rege eos et extolle illos

usque in secnlom per singolos dies bene 5 dicimos te et laudamas nomen tnam in

eternam et in secnlom s^coli amen fiat dfie 7 misericordia tua super nos qnemadmo

dum sperabimus in te: gloria et honor: 9 rpin pater rerum iure landamns te in omni

xXlj loco patemur et colimas tibi famalatu 11 spontaneo ministramus exandi nos et pres

ta ea que a te rogamns qni regnas in sq: 13 T\C| omnipotens qui es unus nee solus tarqne

jL/\u nnus et in tribus unus pater in uerbo filius 15 in patre cum spu sco in s^cnla s^culorum

TilVTl? ^'^^ ^^^ ^^^ nobis magnalia fecisti 17 Jyi.lljLi seoHia ora crucem scm ascendisti

et . . . br . . mundi inluminasti sie et corda 19 vermodert . . . inare digneres saluator mundi qui:

■i dominieas die«

T\TyrTl(?) vermodert . . um conditorem pio serui

21 JL/W Hi eres dilectissimi uni

, . . . ut det nobis famulis

eternam . . gloriam moneraris T, aetemam . . gloriae monerari B, aetemam . . gloriam munerari DF (aetemam . . in gloriam intrare HarUianu* 7653 ^ 9, Jahrh., bei IVairen II 94), aetema . . in gloria nomerari V cum sanctis TB, cum sanctis tuis YOF 20 popum T bedic heriditati T tuae B Z, 20 21 sind = Psalm 27, 9 im Vulgatatext\ nur schließt die Vulgaia und hier Y: usque in aetemum. 'usque in saeculum' = Miog toü al&vog ist richtig und allgemeine Lesart der antiqua versio. Z. 20 und 21 stehen in B fol, 20^ = no 41 *pro baptizatis'. 22/23 derselbe Vers findet sich in dem *Gloria in excelsis' (B /. 33^, l%omasius III 613), aetemum B, seculum Y saeculum saeculi B Amen fehlt in Y Vgl Psalm 144, 2 Per singulos dies benedicam tibi et landabe nomen tuum in saeculum et in saeculum saeculi; darnach hat Y auch hier tuum in saeculum; doch aetemum gibt das ^Gloria in excelsis\ dann Thomasius und manche Quelle Sabatiers ; vgl oben Blatt /^ =: Exodus 15, 18 domine, tu regnas in aetemum et in saeculum saeculi. nach Z. 23 saeculi folgt in Y : Dignare, domine, die isto sine peccato nos custodire. miserere nostri, domine ; miserere nostri ; dieser Text ist wohl aus dem * Gloria in excelsis^ genommen (B foL 33^) 24 sperabimus T 24 = Psalm 32, 22, nur steht in Vulgata, Y und gewöhnlieh domine nach tua; doch in einigen griechischen l'exten (yivoito xvQis tb Hiög üov) und in etlichen lateinischen steht es so wie hier. Vgl, B Bl 18^ 'ad vespertinam' . . super nos

Digitized by

Google

das tariner Brachstflck der ältesten irischen Liturgie. 203

Blatt 6^^ no 18-21 (verbesserter Text)

eternam fac cum sanctis gloriam mimerart.

20 Salvum fac popuZam taum, domine, et benedic hereditati tu^

et rege eos et extoUe illos osqne in secolnm. 22 Per singnlos dies benedicimas te et laudamos nomen taam

in eternam et in s^cnlam sf cnli. Amen. 24 Fiat domine misericordia tna snper nos, qnemadmodom .

speratdmas in te. Gloria et honor.

*18- Te, pater rernm, inre landamas;

te in omni loco /atemur et colimns;

tibi famolatu spontaneo ministramns.

exaadi nos et presta ea qne a te rogamus!

qoi regnas in sq.

•19- DeuB omnipotens, qoi es nnns nee solns, terqae

mrns et in tribus nnns, pater in verbo filius

in patre com s^iritn sancto in s^cula s^colorum.

.20- Domine Christo Jesu, qui nobis magnalia fecisti,

seorta Aora cmeem sanctam ascendisti,

et tenehras mundi inluminasti:

sie et corda nostra inlummnxe digneris.

salvator mundi qui: •21- si dominicus dies

Domme(?) um conditorem pio servi

eres dilectissimi uni

ut det nobis famulis

quemadmodom sperarinins in te, qui regnas. 26 nach te folgt in T allein : Qloria ethonor {deo patrietfilio usw^ «. Thomasius S. 614 und B fol 33^); in V folgt: In te, domine, speravi ; non confondar in aetemom (Psalm 30, 2), was in B fol 34ß unmittelbar auf * Gloria in exe, ^ folgt,

■0 18 steht in B Bl, 35h (Band II no 126) : Item alia super LaQ(date). pa- temnr T, fatimor B praesU B q: B a te fehlt in B in 8§. fehlt in B.

no 19 scheint noch unbekannt %u sein terque schrieb ich : T seheint tarque EU haben

■0 20 sUht in B Bl 18^ (Band II no 29) ad horam sextam B beginnt Omnipotens aeterno da qui x in sexta ist erloschen in T ora T söam ist IM B am Bande ergänzt digneres T salvator mundi qui T: nur qui regnas B

BQ 21 In dem Schimmel und Moder, welcher hier die Zeilenanfänge ftertehri hat, ist noch zwischen Z, 19 und 20 weiß zu lesen, war also ursprünglich roth ge- schrieben: si dominicus dies. Im Gegensatz tti dem an üebersehriften reichen Aniiphonar von Bangor ist in unsern 6 Blättern nur diese einst roth geschriebene üehersehrtft, dann oben Bl, 3** vor no 10 die schwarz geschriebene irische Ueber- eekrift ibfelib sm lesen.

Digitized by

Google

1. Anhang.

(Die handschriftliche Ueberlieferong des Hymnus «Hymnum dicat turba fratrum', s. oben S. 189 no 11) Zu dem Hymnus 'Hymnum dicat turba fratrum' habe ich die oben S. 187 genannten 8 Handschriften benützt. Zu diesen ist als 9. zu nehmen der Text Cassander's, welcher diesen Hymnus zu- erst gedruckt hat (Opera Paris 1616 S. 186). In der Note nennt er den Hymnus *repertum in vetustissimo libro Benedicti regulam cum hymnis continente, unde et plerosque alios desumpsimus'. Dieselbe Handschrift beschreibt er genauer (S. 149) in der aus Köln 1556 datirten Vorrede: *superiori aestate in Flandria com- morantes in vetustissimum volumen incidimus, quod praeter regu- lam b. Benedicti et epistolas aliquot Theodemaris abbatis monasterii S. Benedicti in Casino monte ad explicationem regulae pertinentes etiam libellum hymnorum continebat, ex quo non solum aliquos ex vulgatis nostris hymnis recognovimus, verum etiam nonnuUos hymnos vulgo ignotos, sed tamen venustate et vetustate iis qui extant pares adiecimus. Fuerant etiam duo Uli pulcherrimi Am- brosio auctore hymni pro pluvia et serenitate, quorum in priore de re metrica libro Beda meminit' (S. 286 Squalent arva soli und Obduxere polum). ffiernach wird diese werthvoUe Handschrift leicht wieder erkannt werden können.

Die Ueberlieferung dieses Textes beruht also bis jetzt auf 9 Abschriften; doch ist die Zahl der Abschriften einst sicherlich viel größer gewesen. Denn einerseits war dieser Hymnus einst in Irland und England sehr beliebt, wie die hübschen Geschichten beweisen, welche Bernard (Irish Liber Hymnorum II S. 127) wieder gibt; so war es dort ein Opus dei, welches langes Leben und dann noch das Himmelreich einbrachte, daß ein Kleriker außer Messe und Brevier täglich diesen Hymnus 150 Mal betete. Dasselbe be- weisen anderseits die Verhältnisse der bis jetzt bekannten Hand- schriften. Denn von den 9 Handschriften haben nur 2 dieselbe Recension, nämlich H und J (St. Gallen 577 und Brüssel 207/209), in welchen an das Leben des Hilarius von Poitiers dieser Hymnus

k

Digitized by

Google

das turiner Bruchstück der ältesten irischen Liturgie. 206

angeschoben ist^). Die 6 andern gehen auseinander, selbst die beiden um 700 geschriebenen Handschriften der ältesten irischen Liturgie (T und B), die irischen Hymnensammlungen (O D P) und die vereinzelte Abschrift in St. Gallen no 2 (Q). Hier fehlen also viele Handschriften, welche einst die Mittelglieder waren, eine Lückenhaftigkeit der Ueberlief erung , die bei einst viel gelesenen Schriften, so noch bei Horaz und den Lebensbeschreibungen vieler Märtyrer und Heiligen, oft vorliegt und die Kritik erschwert.

Ziemlich klar wären wir über die Beschaffenheit der kritischen Grundlage, wenn Atkinson und Bernard Recht hätten mit der Behauptung (II S. XII und 127), daß Z. 25 und 26 und Z. 67—72 eine spätere Interpolation seien; denn da schon die beiden Hand- schriften T und B diese Zeilen haben, so wäre schon im 7. Jahr- htmdert der Text in schlimmem Zustande gewesen und wir dürften den Text ruhig ändern und brauchten z. B. die Ueberschrift wenig zu beachten. Doch eben weil der Wortlaut von 25/26 unver- ständlich und schwer entstellt ist, sind die 2 Zeilen nicht inter- polirt; denn ein Interpolator ist in der Regel für seine Zeit ein feiner Kopf und schreibt nicht Unverständliches. Die Verse 67—70 enthalten einen schönen Vergleich: wie der Hahnenschrei schon in der Dunkelheit das nahe Tageslicht ankündet, so will in der Morgenstunde der Gesang dieser Christen, welche noch im Dunkel des irdischen Lebens stecken, das künftige Leben, Gottes Größe und Christi Herrschaft ankünden. Der Hiatus in Z. 69 ist durch die Umstellung *Inmensamque maiestatem' leicht zu entfernen; die rhetorischen Reime *Galli cantus galli plausus' und *Nos can- tantes et precantes' finden sich auch in Versen, die Atkinson ge- wiß nicht verwirft, so in 27 *Pane quino pisce bino' (vgl. 20 48); und Bemard's Bedenken gegen *precantes: the activ preco is an unusual form ; precor occurs twice in our hymns' versteh ich nicht ; es bilden doch alle Deponentia ein Particip auf ans oder ens. Die Echtheit der Zeilen 25/26 und 67/70 ist also nicht zweifelhaft.

Aber bedenklich ist der Schluß. Die rythmische Gloriastrophe (4 Achtsilber ; s. dagegen Atkinson 11 S. XIII) hat natürlich nichts

1) Aehnlich steht es z. B. mit dem Gedichte des Fortunat Oher Medardus (II 16). In der noch mit Uncialen geschriebenen münchner Handschrift 3514 (pag. 239) und in der vor 840 geschriebenen karlsmher (Rheinau 136) ist dies Gedicht an die prosaische Vita des Medard angeschoben. Diese eigenthümliche Recension ist in Leo's Apparat ziemlich vertreten durch B\ d. h. Paris latin. 8090, wo Bl. 185 dies Gedicht zum zweiten Male steht, d. h. herfibergeschrieben ans einer Handschrift von Heiligenleben.

Digitized by

Google

206 W. Mejer,

mit den trochäischen Eonfzehnsilbem zu thnn; wohl aber g^Ören dazn Z. 71/72 Ante lucem decantantes Christo regi d^mino (Et) qoi in iUnm recte crednnt regnatnri c^ eo. Diese 2 Zeilen scheinen allerdings ein später gemachter Schloß zu sein, wobei 'regnatnri cum eo' die Hauptsache und der Abschluß sein sollte. Z. 71 ist eine flache Wiederholung von Z. 70, imd die Verletzungen des Metrums dömino tmd cum eo sind ohne Parallele in dem Hjrmnus. Aber ein solcher Zusatz am Ende ist (in Hymnen) die mildeste und häufigste Eorm der Interpolation.

Suchen wir nach weiteren Zeugnissen zur Beurtheilung der handschriftlichen Grundlage, so sind natürlich gemeinsame Fehler die wichtigsten; doch außer Z. 71/72 liegt nur einer offen zu Tage: Z. 68 schließt in allen Abschriften mit 4anuis clausis' statt mit 'clausis ianuis'. Also gehen unsere sämmtlichen Handschriften auf eine bereits im 7. Jahrhundert vorhandene zurück, in welcher diese zwei Wörter verstellt waren. Auf diese Vorlage geht wohl auch die Quelle der Verderbnisse in Z. 25/26 zurück, und in ihr war wohl auch Z. 37 negandum (T B O H) gestanden, was dann in Q zu *negatum' und in D P zu dem richtigen 'necandum' geändert worden ist. In dieser Handschrift müßten femer bereits die Verderbnisse gestanden sein, welche ich in Z. 49/52 und in Z. 69 annehme.

Sonst haben die einzelnen Handschriften mehr oder minder Fehler, welche sie oft bald mit dieser bald mit jener andern Hand- schrift gemeinsam haben; das gilt auch für die ältesten. So hat B Z. 84 offerentes statt offerendus und hatte Z. 35/36 aus- gelassen. Mit vielen groben Fehlem war unser T geschrieben; so : 4 leonum legemus statt leonem legimus. 11 nun|at statt nuntio. 15 offerantes statt offerentes. 24 mormum statt morbum. 32 mis- abnna statt missi ab Anna. 38 fag|ra statt flagra. 30 proxis statt pro noxiis. 44 excidentur statt excitantur. 48 prouarxps statt probaret Christus. 49 Demuit statt Demouit. 57 uidetur habiatis statt uidetur a beatis. Von den gemeinsamen Fehlem will ich nur wenige nennen. So: 32 instruentur T (B) statt instruuntur. 35 cremen TOD statt crimen. 43 pendens, pendunt (T B), pendit, pandunt: statt pendent. 58 intret T D statt intrat. 69 uniter B statt iugiter ODPQHJ. Aus der Zeile 70 Ante lucem ntmtiemus Christum regem saeculo sind dann in die Zeile 71 Ante lucem de- cantantes Christo regi domino (T O D P) herunter gerathen : in B der ganee Wortlaut von Z. 70 A. 1. nuntiemus Christum regem dominum, in H J nur nuntiemus statt decantantes, in Q nuntiemus Christum regem domino.

Digitized by

Google

das tariner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 207

Piese Fehler sind fast alle zunächst nur Schreibfehler; an solche maßten die Leute besonders vor Earl dem Großen gewöhnt sein; sie maßten auch so gewandt sein, daß sie einfache Fehler sich ohne Weiteres durch Conjektur beseitigten. Allein immerhin sind viele von den Fehlern z. B. in T nicht leicht zu corrigiren, und unwürdig für einen vernünftigen Menschen wäre es gewesen, den oft unsinnigen Text von T täglich 150 Mal Gott, dem Quell der Wahrheit, vorzusingen. Solche Empfindungen haben auch £arl d. Gr. dazu getrieben, von den Abschreibern Sorgfalt zu verlangen. Viele Anderen haben sie freilich zu etwas Schlim- merem getrieben, zur Interpolation. Solche ist es, wenn Z. 6 aus dem schlichten Beinamen Christi ^Sponsus idem vel columba' ein des Hebräischen kundiger Ire 's. i. El columba' gemacht und mit 4d est deus' erklärt hat (D F), und wenn in O die Z. 63/64 ganz abcorrigirt worden sind. Besonders die St. Gallener Hand- schriften, Q und H (J), sind stark interpolirt. Doch dies sind Fehler einzelner Handschriften, denen die andern Handschriften entgegen stehen.

Also repräsentiren die 9 Abschriften uns den Text einer Ab- schrift des 7. Jahrhunderts. Dieser Text des 7. Jahrhunderts war nicht der ursprüngliche, sondern schon mehrfach beschädigt. Dieser Text ist dann in den einzelnen uns bekannten Abschriften durch Schreibfehler und durch absichtliche Aenderungen vielfach weiter entstellt worden. So lehrt die Menge der Varianten uns eigent- lich recht Weniges; ich bin aber überzeugt, daß die weiteren Abschriften, welche gewiß sich noch finden werden, uns noch Weniger lehren und nur die Menge der Lesarten mehren werden,

(Ist Hilaiins der Dichter dieses Hymnus P) Die Ueber- lieferung dieses Hymnus ist irisch -angelsächsisch; denn von dort haben auch die 2 Handschriften in St. Gallen (Q H) und die brüsseler (J) ihren Text bezogen. Die Turiner Handschrift gibt überhaupt keine Ueberschriften : allein B gibt den Titel ^Ymnum sancti Hilari de Christo', und H und J, welche den Hymnus an das Leben des Hilarius von Poitiers anschieben, haben die Ueber- schriften ^Ymnus s. Hilarii episcopi Pictavensis' und 'Ymnus s. Hilarii quem misit filiae suae'. Allein die viel gelesenen Schriftsteller Hieronymus und Isidor sagen, Hilarius habe zu- erst lateinische Hynmen gedichtet, und so war es eine gewisse Mode, anonyme Hymnen ihm zuzuschreiben, was z. B. dem in sapphischen Strophen von rythmischen Senaren verfaßten Hymnus 'Ad coeli clara' passirt ist (s. Dümmler, Poetae I S. 126) und den

Digitized by

Google

208 W. Meyer,

von Gamorrini in Arezzo gefundenen Hymnen. Jene irische Tradition wiegt also wenig.

Bis bestimmtere Beweise gefunden werden, haben wir uns an den Hymnus selbst zu halten. Der trockene, etwas unbeholfene Ausdruck weist in späte Zeit, ebenso die Metrik (s. hierüber die in diesem Bande folgende Abhandlung *Ein Kapitel spätester Metrik' S. 218). Die Vermeidung des unreinen Wortschlusses in der 2. und 6. Hebung und die Anwendung der Elision zeigen, daß das Gedicht noch mit ziemlicher Kenntniß der alten Metrik verfaßt ist; anderseits zeigen die Verletzungen der Quantität (Z. 3 tii viä tu veritas, 35 Discutlt obiecta, 39 Scander^ crucem, B6 ntmtidt apostolis), daß das Gedicht in das 5. oder 6. Jahrhundert gerückt werden muß. Ist es in dieser Zeit in Irland entstanden, dann ist auch die absonderliche, naive Darstellung der Auferstehung Christi (Z. 49/50) begreiflicher, welche ich in der folgenden Ab- handlung * Wie wurde die Auferstehung Christi dargestellt' (S. 239) näher untersuchen werde.

2. Anhang (zu S. 201).

lieber einige Stellen des Te deum habe ich eine Ansicht, welche von der bisherigen abweicht. Da der Gesang so außer- ordentlich verbreitet ist, scheint es mir gebührend, diese ab- weichenden Ansichten näher zu begründen. Es handelt sich nicht um neue Lesarten, sondern nur um andere Eintheilung der über- lieferten Wörter, also um andere Interpunktion. Die Inter- punktion in den Handschriften war ja immer sehr unsicher und in den ältesten Zeiten fehlte sie fast ganz. Aber Manche könnten sich auf die Autorität der kirchlichen Melodien dieses Ge- sanges berufen wollen.

Allein die schriftliche Aufzeichnung der kirchlichen Melodien beginnt überhaupt erst mit dem Ende des 9. Jahrhunderts und war im Zeitalter der Neumen noch lange unsicher genug. Ferner schmiegt sich schon in unsern Volksliedern dieselbe Melo- die ziemlich stark abweichenden Texten an. Dasselbe zeigen uns die biblischen Cantica der Kirche, welche durch die verschiedenen versiones antiquae bis zur Einführung des Vulgatatextes mannig- fache Fassungen durchgemacht haben. Dasselbe aber lehrt uns im Kleinen das Te deum selbst.

Hier haben die Einen gesungen 'voce proclamant', die Andern *voce prodamant dicentes'; die Einen *caeli et terra', die Andern 'caeli et uni versa terra'; die Einen 'gloriae maiestatis tuae', die

Digitized by

Google

das turiner Bruchstück der ältesten irischen Liturgie. 209

Andern *honore gloriae tuae' ; die Einen ^anicam filium', die Andern ^igenitam filinm'; die Einen 'ad liberandmn snsceptnrns (oder soscepisti) hominem', die Andern 'ad liberandnm mandnm snsc. hom.'; die Einen *in gloria numerari', die Andern 'gloria munerari*. Wenn die kirchlichen Melodien hier Entscheidung geben könnten, 80 wären die Forscher vieler Mühen überhoben: aber leider hat hier, wie so oft, dieselbe Melodie stark verschiedene Texte mit ihrem weiten Mantel umhüllt.

A. E. Bnrn, an Introduction to the Creeds and to the Te deum, London 1899, welches Buch ich durch die Güte F. Kattenbusch's noch in der letzten Stunde benützen konnte, handelt S. 248— -251 und 256—279 vom Te deum. S. 270 bespricht schon Burn die von mir oben S. 178 und 196 angeführten Contestationes der alten Messen. S. 272 versucht er den ältesten Text des Te deum zu reconstruiren ; S. 248 behandelt er die Anwendung des ryth- mischen Satzschlusses. Die Schlüsse 'virginis uterns',

'fämulis subveni', ^mortis äculeo' (unigSnitum filium) zeigen, daß nicht mehr die quantitirende Form des rythmischen Schlusses an- gewendet sein kann; aber die Schlüsse apostolorum chorus, uni- versae potestates, immensae maiestatis sind im accentuirten Schluß unmöglich oder sehr bedenklich. Allerdings weitaus die meisten Schlüsse entsprechen den Formen des accentuirten Schlusses. Beß- halb glaube ich, daß der Verfasser diese Modeform der schönen christlichen Prosa des 4.-6. Jahrhunderts zwar gekannt, aber nur da angewendet hat, wo es ihm leicht ging; da aber nicht, wo er des Schlusses halber sehr nach Worten hätte suchen müssen.

Das Te deum scheint mir fast durchaus in Langzeilen ge- schrieben zu sein, welche in 2 Kurzzeilen zerfallen. Der Hexa- meter, der trochaeische Septenar, die Nibelungenzeile, die Vaganten- zeile, der Alexandriner, der griechische politische Vers usw. sind ja solche in 2 Kurzzeilen zerlegte Langzeilen ; auch die ambrosia- nischen Zeilen, die jambischen Achtsilber, werden je 2 zu einer Langzeile verbunden und diese Langzeilen sind sogar in den Handschriften von Otfried's Evangelienharmonie festgehalten. Solche Langzeilen, deren beide Theile einerseits durch etwas verschiedenen Bau Abwechselung bieten, anderseits durch ähnlich großen Umfang harmonisch klingen, sind für die menschliche Stimme außerordentlich geeignet und haben sich deshalb überall für lange, aus derselben Zeile bestehende Gedichte eingebürgert. Deßhalb sind die epischen Zeilen fast aller Völker sich ähn- lich: nicht aus gegenseitiger Tradition, sondern der gleichen menschlichen Sprechwerkzeuge halber. Vgl. im Te deum:

Digitized by

Google

210 W. Meyer,

Te dernn laadamns, te dominmn confitemnr. Ta rex gloriae, Christe, tn patris sempitemos es filias. Tu devicto mortis acaleo aperoisid credentibos regna coelomm. Die Langzeilen bilden Grnppen oder Absätze, welche in diesem Gesang nicht in regelmäßige Strophen zusammentreten. Die Marki- rang dieser Absätze ist in dem Tnriner Bmchstück nnd im Anti- phonar von Bangor durchaus unzuverlässig, ja mitunter falsch. So binden sie 'Sanctum quoque paracletum spiritum. tu rex gloriae Christe' in einen Absatz, und beginnen weiterhin mit 'Tu patris' und dann mit 'Non horruisti' neue Absätze. Hier ist also in 2 Handschriften aus dem Ende des 7. Jahrhunderts die Theilung der Sätze bereits stark gefälscht.

Die 17. Zeile des Te deum lautet in allen Ausgaben: Tu ad dexteram dei sedes in gloria patris. Iudex crederis esse venturus.

Ich glaube, daß so getheilt werden muß: Tu ad dexteram dei sedes; in gloria patris iudex crederis esse

venturus.

Nach der bisherigen Theilung soll der Verfasser dem Yerbum 'sedes' zwei nähere Bestinmiungen beigegeben haben 'ad dexteram dei' und 'in gloria patris'. Ich wiU nicht auf die Frage eingehen» ob 'in gloria patris' richtig wäre; freilich werden wir später Theo- logen kennen lernen, welche 'in gloria tua' oder 'in gloria tua et patris' corrigirt haben würden. Doch der Verfasser des Te deum gebraucht durchaas einfache, aber klare und richtige Ausdrücke. Da hier 'patris' dieselbe Person bezeichnet wie 'dei', so verlangt die grammatische Logik, d. h. die gewöhnliche menschliche Aus- drucksweise, daß er gesagt hätte 'tu ad dexteram dei sedes in gloria eius'. Hätte er wirklich 'in gloria patris' mit 'ad dexteram dei' verbunden, so hätte er dadurch differenzirt, was identisch war und ist; er hätte gegen den guten Ausdruck stark gefehlt.

Doch der Verfasser dieses Gesanges könnte ja wenig Ge* schmack besessen haben : aber die heiligen Schriften hat er jedenfalls gekannt. Im N. Testament finden sich viele Stellen, wo 'sedere a dextris oder in dextera oder ad dexteram' verbunden mit 'dei' (mch mit virtutis dei oder sedis dei oder sedis magnitudinis in coelis) vorkommt; aber nie ist 'in gloria dei' oder 'in gloria patris' zugesetzt. Dagegen wird die Wiederkunft Christi zum Gericht so geschildert: Matth. 16, 27 filius hominis

Digitized by

Google

das turiner firochstück der ältesten irischen Liturgie. 211

venturas est in gloria patris soi cum angelis suis et tunc reddet' . .; Marc. 8, 38 filios confandet enm, cnm venerit in gloria patris sni cnm angelis sanctis; Lac. 9, 26 hone filios h. erabescet, com venerit in maiestate sua (in gloriam snam Antiqua) et patris et sanctormn angelorom. Dazu vergleiche Matth. 25, 31 cum venerit filius h. in maiestate sua; Marc 13, 26 tone videbnnt filinm h. venientem in nabibns com virtnte mnlta et gloria; Luc. 21, 27 t. v. f. h. venientem in nube cum potestate magna et maiestate.

Demnach ist im Nenen Testament der Ansdrack 4n gloria patris' mit dem häufigen Ansdrack 'sedere a dextris' asw. nie verbanden; dagegen mit der Wiederknnft Christi ist 3 Mal der Ansdrack 'in gloria patris' verbanden and 3 Mal Ans- dräcke wie 'in maiestate sna' oder 'cam virtate et gloria'. Da der Verfasser des Te deam die Wörter des Neaen Testaments gebrancht, so maß er sie aach so verbanden haben, wie er sie im Nenen Testament kennen gelernt hatte , d. h. er muß 'in gloria patris' von 'Tn ad dexteräm dei sedes' getrennt and mit 'index crederis esse ventnras' verbanden haben.

Doch hat vielleicht eine geheimnißvoUe Ursache die Schrift- steller des 4. 6. Jahrhunderts bewogen, den Gebrauch des Neuen Testaments zu verlassen? So viel L. Hahn, Bibliothek der Sym- bole 1897, und Ferd. Kattenbusch, das apostolische Sjnnbol 1894 bis 1900, lehren, sind die Schriftsteller hierin beim neu- testamentlichen Gebrauch geblieben. Harnack sagt (bei Hahn S. 386): ^Sd'Bv iQ%Bxm xQtvtti\. Sehr oft ist iv dd^i^ (oder ivdol^fo^) hinzugefügt', mit Anführung vieler ältester Zeugnisse; dagegen zu '9ca'&-i}fi£t/ov iv deftf rov xatQ6g^ bringt Harnack keinen solchen Zusatz bei. Ebenso enthalten die giiechischen Symbole schon seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts sehr oft einerseits xad'sioiievov {xa^B69ivxay iccc^iöavta etc.) iv ds^iä oder ix deii&v tov xatgdg, anderseits sehr oft iQxoftsvov iv dS^ji (iistä dol^rig, ivdo^mg; iv tfl do^ij tov xatQog Gregor von Nyssa, Hahn no 197) xQtva^i setzen also den neutestamentlichen Gebrauch fort.

Das römische Symbol war sehr kurz gefaßt 'sedet ad dextram patris, unde venturus est iudicare vivos et mortuos'; neben dieser sehr häufigen Wendung findet sich ebenso oft 's. ad d. dei patris omnipotcntis', ziemlich selten 'sedet ad dexteram dei patris' (so auch die dem Nicetas zugeschriebene Formel, Hahn no 40). Das in der letzten Hälfte des 4. Jahrhunderts ent- standene sogenannte Constantinam mit 'xa^gd/ici/ov ix SsiL&v rov ntctQbg xal ndXiv iQ%6fuvov fkBxä S6^rig xQlvai i&vtag xai vexfo^g*

Kfl. 0«. 4. Wi«. VMkr. PUlolog.-Urtor. KImm. 1906. H«ft S. 15

Digitized by VjOOQiC

S12 W. Meyer,

wurde ins Lateinische übersetzt ^sedet ad dexteram patris, iterum venturus cnm gloria iudieare vivos et mortuos'; diese Fassang wnrde ebenfalls weit verbreitet. So blieb wenig Gelegenheit zu andern Wendungen; doch findet sich bei Irenaeus (Hahn S. 7) «in claritate receptus, in gloria venturus salvator' und *rursus venturus est in gloria patris'; bei Tertullian (Hahn S. 9) 'sedisse ad dexteram patris, . . venturum cum claritate'; und Hieronymus übersetzt aus dem Symbol des Johannes von Jerusalem (Hahn no 212): neque de secundo glorioso adventu d. n. Jesu Christi intermisimus, qui venturus est in gloria sua iudieare vivos et mortuos. Also auch hier ist 'in gloria' nie mit der Sessio, wohl aber etliche Male mit der Wiederkunft verbtmden.

Es bleibt eine kleine Gruppe. Einige Theologen wollten hervorheben, daß Christus *cum carne' in den Himmel auf- gefahren sei; für sie war es wichtig, weiter hervorzuheben, daß der mit dem irdischen Leibe jetzt beim Vater weilende Christus doch bereits die Fülle der göttlichen Macht besitze. Hierher scheint schon die längere Formel des Epiphanius (Hahn no 126) zu gehören: ivskd'övra sig to{}g oigavo'bg iv axrcip tp ö&iicttt ivdö^mg xa^iöavta iv Ss^i^ tov nazQbg, £Q%6yLBvov iv ax>x^ x^ 6<biiau iv döl^jl xQtvat i&vtag xal vBXQovg, sowie die dem Athanasius zuge- schriebene 'EQii'qvsia (Hahn no 127 ; vgl. Kattenbusch, apost. Symbol I 300), welche hier denselben Wortlaut hat. Dann rechnet Katten- busch, Symbol 1 402, hierher die dem Papst Damasus zugeschriebene Formel (Hahn 200 ; A. E. Burn, Introduction S. 245) : devicto mortis imperio cum ea carne, qua natus et passus et mortuus fuerat, resur- rexit, ascendit ad patrem sedetque ad dexteram eins in gloria quam semper habuit habetque. Bachiarius (Hahn

no 208): in qua carne et passum et sepultum resurrexisse a mor- tuis credimus et fatemur, et in eadem carne, in qua iacuit in se- pulcro, post resurrectionenf ascendisse in coelom, unde venturum expectamus ad iudicium vivorum et mortuorum. Pelagius (Hahn no 209): sedet ad dexteram dei patris manente ea natura carnis, in qua nätus et pässus est, in qua ötiam resurr^xit; non enim exinanita est humanitdtis substdntia, sed glorificata (et) in aeternum cum deitdte mansüra. Accepta ergo a patre ömnium potestäte, quae in cöelo sunt et in t^rra, venturus est ad iudicium vivörum et mortuorum, ut et iustos remuneret et püniat peccatöres (das Stück ist ursprünglich rythmisch verfaßt, nach dem Wort- accent, nicht nach der Quantität). Dieselbe Anschauung scheint zu beherrschen die sogenannte Jacobi'sche Formel (Hahn no 52; 8. jedoch Kattenbusch I 182 und 11 917): ascendit in coelos hu-

Digitized by

Google

das tariner Brachstück der ältesten irischen Liturgie. 2ld

manitate, qoi divinitate semper nbiqae est. Sedit humanitate in coelesti regno sno et patris. Biese Anschanong klingt noch nach in dem Symbol des Leidrad von 812 (Hahn no 243): com eadem ipsa came glorificata ascendisse in caelmn credimos, in qua came ad iudicium vivoram et mortuorum expectatur ven- tarns, and in der wohl noch älteren bairischen Formel (Hahn no 94) : resorrexisse in eadem came qua mortuus est et ascendisse in caelum et iterum yenturum cum gloria et iudicaturum et redditurum unicuiqne secundum opera sua.

In diesen Privatsymbolen wird also einige Male der jetzige Aufenthalt Christi beim Vater näher bezeichnet durch die Zusätze ivdö^iog (Epiphanius und Pseudo-Athanasius), carne glorificata (Pe- lagius und Leidrad), in coelesti regno suo et patris (Jacobi'sche Formel) und in gloria quam semper habuit habetque (Damasus?). Der Grund für diese Zusätze ist klar: diese Männer wollten aus- malen, daß der *cum came' im Himmel weilende Christus doch seine ewige göttliche Macht besitze; deßhalb hat auch keiner gesagt 4n gloria patris'. Also haben dogmatische und polemische Neben- absichten gelehrte Theologen zu diesen seltenen Zusätzen bestimmt.

Dem Verfasser des Te deum lag es fern, polemische Neben- bemerkungen über das Wesen des Gottmenschen Christus einzu- flechten. Er hielt sich schlicht und einfach an den Wortlaut der Evangelien, wenn er den 2. Theil seines Gesanges, die Christologie, die kurze Zusammenfassung von Christi Eigenschaften und Thaten, mit den Worten schloß:

tu devicto mortis aculeo aperuisti credentibus regna caelorum, tu ad dezteram dei sedes; in gloria patris iudex crederis esse

venturus.

So ist durchaus die grammatische Logik gewahrt und die biblischen Ausdrücke sind genau so wieder verwendet, wie sie in der Bibel stehen. Wer diese richtige Fügung der Worte ändert, begeht ein Unrecht an dem Verfasser und trübt, was klar ist.

n.

Der Schlnss des Te deum lautet fast immer: Te ergo quaesumus, tuis famulis subveni, quos pretioso sanguine

redemisti. Aetema fac cum sanctis in gloria numerari.

Da die guten Handschriften 'in' weglassen tmd 'mtmerari* bieten, so bat man jetzt wenigstens das ungeschickte 'in gloiia numerari' aufgegeben und angenommen 'Aetema fac cum sanctis

15*

Digitized by

Google

214 W. Meyer,, das tnriner Brachstück der ältesten irischen Liturgie.

gloria munerari'. 'Manerari* ist, wie 'fac* zeigt, hier passivisch gebraucht; man kann also constmiren: fac mnnerari (= donari) entweder *nos aeterna gloria' oder *nobis aeternam gloriam'. Die irischen Handschriften haben 'nobis tnis famulis'; dann ist dorch ihre verschiedenen Lesarten der Accusativ 'aeternam . . gloriam' am meisten empfohlen.

Doch der Sinn der ersten Zeile ist schief: Christas soll seinen Dienern helfen, welche er erlöst hat, d. h. welchen er schon geholfen hat. Der Gedanke, welchen die Worte *quos pre- tioso sangoine redemisti' enthalten, darf also nicht so als Haupt- sache ins stärkste Licht gestellt werden. Wozu denn soll Christus helfen? Jedenfalls dazu, daß von den Menschen, welche er in ihrer Gesammtheit durch sein Leiden und Sterben erlöst hat, jetzt auch möglichst Viele durch richtigen Glauben zur Seligkeit kommen. Die Erlösung ist längst vollbracht; jetzt kommt für jeden einzelnen Menschen die Frage, ob er durch Glaube und Frömmigkeit von den Vortheilen Gebrauch macht, welche Christi Opfertod ihm bietet. Dazu kann wiederum die göttliche Gnade helfen, und, da zu erwarten ist, daß derjenige, wdcher aus Liebe zu den Menschen den Opfertod erlitten hat, auch jetzt aus Liebe ihnen zum Genuß jener Vortheile verhelfen wird, so wird hier ganz richtig an Christus die Bitte so gestellt: Te ergo quaesumus: nobis tuis famulis subveni Quos pretioso sanguine redemisti, aetema(m) fac cum sanctis

gloria(m) munerari.

Digitized by

Google

Ein Kapitel spätester Metrik^).

Von

Wilhelm Meyer aus Speyer, Professor in Qöttingen.

Vorgelegt in der Sitzung am 10. Januar 190S.

L Trochaeische Septenare der Eaiserzeit und spätere. Ich will hier nicht handeln von den rythmischen Septenaren, in welchen nar Silben gezählt and nur im Caesarschloß die vorletzte, im Zeilenschloß die drittletzte Silbe betont wird:

sed satägit gr^gis süi nümerüm ut aogeat.

Ueber diese rein rythmischen Fünfzehnsilber habe ich aus- führlich gesprochen im Ludns de Antichristo S. 79 85 (Sitzungs- ber. der Mönchener Akademie 1882). Ich will hier nur von

jenen Septenaren der späteren Zeiten handeln, deren Hebungen lang sind, welche also metrisch, qaantitirend, gebaut sein wollen.

CAlÜatemische Form) Die Grriechen hatten 3 Arten von Jamben und Trochaeen : 1) Die lyrische Art : hier durfte in den geraden (2. 4. 6.) Senkungen der Jamben und in den ungeraden (1. 3. 5.) Senkungen der Trochaeen nur 1 kurze Silbe stehen, in den andern Senkungen wurde gern eine lange Silbe zugelassen. 2) Die tragischen Jamben und Trochaeen waren etwas freier: so- wohl statt einer Hebung wie auch statt einer Senkung wurden öfter 2 Kürzen gesetzt. 3) Die komischen Jamben und Trochaeen ließen im üebermaße statt Hebung wie statt Senkung 2 kurze Silben zu ; lange Senkungen wurden jedoch nur in dieselben Stellen zugelassen wie in den lyrischen und tragischen Jamben und Tro- chaeen, d. h. in die ungeraden Füße der Jamben und in die ge- raden der Trochaeen (griechische Dipodien).

Als die Römer begannen, auch der literarischen Schätze der Griechen sich zu bemächtigen, durch üebersetzen oder Umarbeiten,

1) Die Resultate dieser Untersuchungen habe ich berührt in den Fragmenta Burana (Festschrift 1901) S. 167.

Digitized by

Google

216 W- Meyer,

wobei es sieh hauptsächlieh um die volksthümlichen Schätze des griechischen Lustspiels handelte, waren sie gegenüber der Viel- gestaltigkeit der griechischen Jamben and Trochaeen, welche oft mehr auf usus als auf ratio gegründet war, natürlich in Verlegen- heit. Als praktische Leute schufen sie sich eine einheitliche, überall verwendete Form^). Abgesehen von dem Caesur- und Zeilenschluß durfte jede Hebung und jede Senkung durch eine Länge oder durch 2 Kürzen gefüllt werden. Doch durften die 2 Kürzen nicht den Schluß eines Wortes bilden, und, wenn die geraden (2. 4. 6.) Senkungen der Jamben oder die ungeraden (1. 3. 5.) Senkungen der Trochaeen durch eine Länge oder durch 2 Kürzen gefüllt wurden, so durfte diese Senkung nicht mit der folgenden Hebung Wortschluß (unreinen Wortschluß) bilden (das altlateinische Dipodiengesetz ; mehr s. später beim archaistischen Septenar); also:

uu ^^ ^^ yj^ y^f^

üy Xy ^^ TT S^ "U" hÜ^ T7> \jyj \jyj XP ^^ ^^ ^

Wenn ich aber Wortschluß mit , bezeichne, so waren nach dem altlateinischen Dipodiengesetze nur möglich die Wortschlüsse:

Dieser altlateinische Bau der Jamben und Trochaeen wurde un- gemein populär und noch die über 700 Sprüche des Publilius Syrus aus Caesar's Zeit und die Fabeln des Phaedrus aus Christi Zeit sind durchaus in dieser Art geschrieben; nur sind die 2 Kürzen in Hebung und Senkung etwas sparsamer zugelassen.

(SpäÜatemische Form) Schon in Cicero's Zeit begann

in Rom ein erneutes, genaueres Studium der griechischen Literatur, wobei besonders die Lyriker mehr beachtet wurden. Zu den Folgen gehörte auch die Veränderung der Dichtungsformen. So hatten die lateinischen Elegiker bis zur Zeit des Augustus die Neuge- staltung des lateinischen Hexameters durchgesetzt. Ebenso wurde der Bau der Jamben und Trochaeen umgestaltet, hauptsächlich nach dem Muster der lyrischen Jamben und Trochaeen der Grie- chen. Darnach wurden 2 Kürzen in Hebung oder Senkung sehr selten, und immer seltener, zugelassen; in die Senkung wurden gern Längen zugelassen, allein nach dem griechischen Vorbild nur in den ungeraden Senkungen der Jamben und in den geraden Sen- kungen der Trochaeen; also:

1) Diese Dinge habe ich eingehend behandelt in der Arbeit über die Beobach- tung des Wortaccents in der altlateinischen Poesie, Abhandlang der Münchner Aka- demie 1884.

Digitized by

Google

ein Kapitel sp&tester Metrik. 217

Aas dem altlateiiiischen Zeilenbaa worden von Manchen aller- hand Eigenthümlichkeiten beibehalten, besonders bei jambischem Zeilenschluß im vorletzten Jambus, z. B. S e n e c a , der Tragiker, setzt aus andern Gründen nicht gern Schlußwörter von 4 oder mehr Silben. Aber auch mit den, sonst so unendlich häufigen, 3 silbigen Schluß Wörtern sitzt er, so zu sagen, zwischen zwei Stühlen : nach altlateinischer Art meidet er überhaupt im vorletzten Jambus eine kurze Senkung, und nach den Regeln der griechischen lyrischen Jamben und Trophaeen soll diese Senkung auch nicht durch eine Länge (einzelnes Wort oder Wortschluß) gebildet werden. Damach könnte er also überhaupt keine dreisilbigen Schlußwörter verwenden. In Wirklichkeit schließen weitaus die meisten seiner Klapper Schlüsse mit uu , u (gönitör tüös) oder

mit , '-' (cäelüm löcö) ; kommt ein dreisilbiges Schlußwort,

so ist's meistens ein Eigenname oder es fällt in Caesur: pendtes Läbdaci, mörti ingeris ; sehr selten sind Schlüsse, wie : acies lümi- num, casus hörridos.

(Der archaistische Septenar) Der Alterthümler Horaz (denn auch die Formen seiner Oden waren gelehrtes Alterthum) hat die in seiner Jugend erlernten Formen des lateinischen Hexa- meters noch in seinem Alter festgehalten, obwohl sie veraltet waren. So haben auch während der ganzen Eaiserzeit etliche Dichter den altlateinischen Zeilenbau der Jamben und Trochaeen festgehalten, anfangs hauptsächlich aus Patriotismus, in späten Zeiten, um zu zeigen, daß sie auch diese Verskünste verständen. Da aber mehr und mehr gemieden wurde, 2 Kürzen statt einer Länge zu setzen, so bestand zuletzt die Freiheit dieser seltenen archaistischen Jamben und Trochaeen und ihr Unterschied von den gewöhnlichen spätlateinischen nur darin, daß in den ungeraden Senkungen der Trochaeen und in den geraden der Jamben statt der sonst gesetzmäßigen Kürze auch eine Länge stehen durfte, daß also auch Verse erlaubt waren, wie

Bonos cörrumpunt mores cöngressus mali.

29 Turba ex omni discümbenti iügem laudem pertulit.

Mit der Freiheit in der Zulassung der langen Senkungen wurde jene Beschränkung verbunden, welche schon in dem altlateinischen Versbau durch das Gesetz des reinen Wortschlusses gegeben war (s. S. 216 und die Abhandlung *Ueber die Beobachtung des Wortaccents' S. 13/14 und S. 42): die ungeraden (1. 3. 5.) Sen- kungen der Trochaeen, die geraden (2. 4. 6.) der Jamben, welche in dem gewöhnlichen spätlateinischen Versbau stets kurz sein müssen, dürfen in dem altlateinischen und so auch in dem archai-

Digitized by

Google

218 W. Meyer,

stischen Yersbaa lang sein, doch nnr unter der Bedingung, daß sie mit der nächst folgenden Silbe, der Hebong, nicht zu Wort- scblaß verbunden sind. Gestattet sind also Senare und Septenare, wie Mores bSnös | corrompnnt congressus maU Congressns mores iam müi | perdnnt bonos 10 Omniumque tu creator qua^ päter nasci iubet 17 Tum iübet | parvos neeari turbam fecit martirum 59 Dät döcens | praecepta legis dat divinum spiritum. Hier könnte wohl umgestellt werden; Ndsci quae pater iubet; Pdrvös tum iubet neeari ; L^gis dat docens praecepta.

Aber unreine, regelwidrige Wortschlüsse ent- stünden bei Umstellungen, wie:

Bonos mör^s | corrumpunt congressus mali Mali congressus corrumpunt | mores bonos 10 Omniumque tu creator qua^ näsci | pater iubet 17 Tum pärv6s | iubet neeari turbam fecit martirum 59 Dat legis | docens praecepta divinum | dat spiritum. Wie die Achtsilber des griechischen Ephrem (s. Fragmenta Burana S. 151), so werden die anfangenden 8 Silben des ryth- mischen trochaeischen Septenars sehr oft, die des quantitirenden oft in der Mitte zerschnitten 'Fertur infans : occulendus'.

Der Caesur- und Zeilenschluß wird fast nie durch ein einsilbiges Wort gebildet (natürlich außer est); der Zeilenschluß nicht oft durch ein zweisilbiges (tu maris ; nasci iubet), in der Regel durch ein drei- silbiges (personet), nicht oft durch ein Wort von 4 und mehr Silben.

Archaistische jambische Senare finden sich öfter in der Kaiser- zeit (s. ^Wortaccent' S. 112 und *Fragmenta Burana' S. 153 ; nicht hierzu gehören die Senare Priscians, welche ich in den Münchner Sitzungsberichten 1884 S 1081 besprochen habe). Viele archai- stischen Senare bietet Ausonius im Ludus Septem sapientium ; eine große Masse Zeilenschlüsse der sogenannte Querolus (s. Fragmenta Burana S. 153). Archaistische trochaeische Septenare sind selten ; doch sind z. B. die 23 des Ennodius (VogeFs Ausgabe S. 199, 242, 277, 313) dazu zu rechnen, da hier sich die Zeilen finden: A^gr6 portans quiquid ordo flagitat serenior. Sanguinis callem secutus s^rvä quod despectus es. Miindi faece qul fücantur hunc teuere nesdunt. Liber extat h6c quicumque coUa loro vinxerit. (Der Hymnus 'Hymnum dicat turba fratrum' besteht aus archaistischen trochaeischen Septenaren) Dieser irische

Hjrmnus (s. S. 189 dieses Bandes der Nachrichten) besteht zunächst

Digitized by

Google

ein Kapitel spätester Metrik. 219

ans quantitirend gebauten trochaeischen Septenaren. Denn von den 490 Hebungen sind nur 4 kurz: 3 tu via tu veritas. 35 Dis- cutlt obieeta. 39 Scdnderö cruccm iubetur. 56 niintiät apostolis. (71 dömino). Dann finden sich 6 Elisionen: 14 prüni adorant.

20 miUta adultus. 23 lüce inluminat. 29 türba ex omni. 32 missi ab Anna. 51 v^ste amictum (72 ^t qui in illum). Hiatus findet sich nicht; denn Z. 69 ist *Maiestdtemque inmensam' umzustellen zu 'Inmensdmque maiestatem (Z. 72 mit 'regnaturi cum eo' ist späterer Zusatz).

Diese quantitirenden Septenare kümmern sich nichts um die Zerlegung des Achtsilbers. Von den 70 Zeilen binden 30 die 4. und 5. Silbe in ein Wort ^Debiles facit vigere*. Der Caesur- schluß wird nicht durch ein einsilbiges Wort gebildet ; der Zeilen- schluß wird gebildet: nie durch ein einsilbiges Wort ; 7 Mal durch ein zweisilbiges Wort 5 tu lapis. 9 tu maris. 18 quo fluit (72 cum eo); 10 nasci iubet. 25 aqudm iubet 64 factös dei. 67 sentit diem; weitaus am häufigsten, 66 Mal, durch ein dreisilbiges Wort, und nur 6 Mal durch ein viersilbiges (Z. 13 16 23 24 48 56).

Die troch. Septenare dieses Hymnus sind archaistische; denn lang ist die 1. Senkung 12 Mal, die 3. sieben (9) Mal, die 5. gar 34 Mal. Also z. B. : 1 Hy mnüm dicat. 36 S^d cum turba. 52 qu6 candore. 69 Inmensamque; dann die (sämmtlichen) 7 (9) Fälle des 3. Fußes : 9 terrae factor. 24 l^prae morbum. 67 gdlli plausus. (72 riete credunt); (19 pöst Herodem). 29 dfscümbente. 34 falsls grftssatur. (36 Jüdaeorum. 38 corrigirt). 60 dei perfectum. 69 mdiestatem (71 dicäntantes) ; im 5. Fuß z. B. : 30 pir quös vita discitur. 2 laüdem demus debitam (so sehr oft). 43 nöx öbscurat seculum. 63 sdlvätorem vivere. Auffallend ist es ja, daß der Dichter die 5. Senkung 34 Mal lang gebildet hat, dagegen die 1. nur 12, die 3. nur 7 oder 9 Mal. Diese Differenzirung kann kein Zufall sein. Ich weiß nicht, weßbalb der Dichter die 1. und 3. Senkung rücksichtsvoller behandelt hat als die 5. Aber sicher falsch ist die Ansicht Beda's (s. den folgenden Abschnitt), daß der Dichter in die 3. Senkung eine kurze Silbe habe setzen wollen, sonst aber lange zugelassen habe; denn wenn Beda diese Regel hier im 3. Fuß fand, wo doch 7 (9) lange Silben die Regel ver- letzen, so müßte er sie auch für den 1. Fuß anerkennen, wo auch nur 12 lange Senkungen sich finden. Doch welcher Grund auch den Dichter bewogen haben mag, in den 1. und in den 3. Fuß nicht so oft lange Senkungen zu setzen als in den 5., das ist sicher, daß der Dichter archaistische Trochaeen mit langen Sen- kungen im 1.— 6. Fuß bilden wollte.

Digitized by

Google

220 W. Meyer,

Daß wir regelrechte archaistische Trochaeen vor uns haben, zeigt auch die Vermeidung des unreinen Wortschlusses in der 2. und 6. Hebung (die 4. Hebung kann nicht Wortschluß bilden, da sonst ein einsilbiges Wort in den Cäsurschluß käme). Wenn gestellt wäre: 10 quae näsci pater iubet, 14 tunc stelMm magi secuti, 17 tum pärvös iubet necari, 43 obscürdt nox seculum : überall wären falsche Wortschlüsse. Will man sehen, wie nahe die Möglichkeit liegt, solche unreinen Wortschlüsse in die Tro- chaeen zu bringen, so vergleiche man deren Masse in dem Gedicht de Enoch (im folgenden Abschnitt), dessen Verfasser ebenfalls ar- chaistische Septenare baut, aber das Verbot der unreinen Wort- schlüsse nicht mehr kennt. Schon daraus ist klar, daß unser Dichter dieses Verbot kennt und die unreinen Wortschlüsse meidet. Deßhalb habe ich 61 Tra^clpit totum per orbem' mit

TBF geschrieben und nicht Pra^cßplt, was CD GH haben; deß- halb habe ich 49 ^Dömöv^t saxum sepulcro' mit H und den alten Ausgaben geschrieben gegen Dömövit in B C D F G und Demuit T ; ebenso 50 *Ha6c vldöt Judaea mendax' gegen *Haöc vidft', was alle Handschriften und Drucke haben; vor dem mit *Tum iubet' be- ginnenden Zeilenpaar 17/18 wird man gern eine Sinnespause haben wollen: diese ist nicht möglich bei Z. 16 invidens, was CDFG haben, ist aber leicht zu gewinnen aus der Lesart von T inuidit, das aber dann zu invld^t geändert werden muß. Diese Ver-

meidung der unreinen Wortschlüsse beweist, daß der Dichter im Zeilenbau noch gute alte Tradition kannte und nicht so spät gesetzt werden darf, wie die oben genannten 4 Quantitätsfehler sonst nahe legen.

(Der Beda'ische Septenar) Beda hat eine ganz falsche Ansicht von dem trochaeischen Septenar überhaupt und hat spe- ziell den Bau des Hymnus *Hymnum dicat turba fratrum* nicht richtig verstanden: und dennoch oder vielmehr gerade deßhalb hat er eine neue Art des quantitirenden trochaeischen Septenars veranlaßt. Das ging so zu: Beda kennt in seinem Tractat

*De re metrica' nur 1 Art trochaeischer Septenare, welche er Kap. 24 (Keil, Grammatici Latini VII 2B8) so beschreibt: De metro trochaico tetrametro. Metrum trochaicum tetrametrum, quod a poetis Graecis et Latinis frequentissime ponitur, recipit locis Om- nibus trochaeum, spondeum omnibus praeter tertium. Huius exemplum totus est hymnus ille pulcherrimus ^Hymnum dicat turba fratrum . .*, in quo aliquando et tertio loco prioris versi- culi spondeum reperies. Diese Stelle ist ausgeschrieben auch in der irischen Einleitung (Irish Liber Hymnorum I 35, II 18).

Digitized by

Google

ein Kapitel spätester Metrik. 221

Beda will also die Regeln des trochaeischen Septenars an- geben; er kennt nur eine Art and sagt aasdrücklich, daß diese Art ^frequentissime ponitur a poetis Graecis et Latinis' ; was er aber davon sagt, daß diese Art nar im 3. und im 7. Faß kurze Senkang habe, ist grundfalsch, und aus sehr vielen heidnischen und christlichen Gedichten hätte er das selbst sehen können. Wird man mir also einen Vorwurf machen, wenn ich eben nachgewiesen habe, daß er auch den Bau jenes Lieblingshymnus der Iren, den er citirt, nicht untersucht und nicht richtig beurtheilt hat?

Es ist pure Täuschung, wenn Beda sagt, was kein anderer Metriker gesagt hatte, daß der trochaeische Septenar nur die 3. und die 7. Senkung kurz habe. Aber klare Ausgeburten der

Schönheit sind die griechischen und die früheren lateinischen Tro- chaeen auch nicht, und gerade dieser Irrthum hatte für die Leute dieser späten Zeit etwas Verlockendes. Sie zerlegten sich die Lang- zeile in 2 Kurzzeilen; auch Beda spricht ja von dem 'prior versiculus' des Septenars. Beide Stücke galten für ganz gleich ; nur hatte das erste hinten eine Silbe mehr. Außerdem waren die Zeilenschlüsse den quantitirenden und noch weit mehr den rythmischen Dichtern eine wichtige Sache (s. Fragmente Burana S. 152 ffl.). Jedem leuchtete es ein, wenn man ihm sagte: wie in dem zweiten Stück nur die 6. Silbe kurz sein muß, so muß auch in dem ersten Stück nur die 6. Silbe kurz sein. Dazu kam das Ansehen, das Beda und seine Schriften bei den Iren und Angelsachsen genoß: diese aber waren in der Karolingerzeit die Lehrer von Deutschland und Frankreich. Wie Beda's Irrthum Schule gemacht hat, davon will ich zunächst ein Beispiel geben.

(Der Hymnus de Enoch, beda'ische Septenare) Dümm- 1er hat 1881 im Halle'schen Programm herausgegeben *Rhytmorum ecclesiasticorum aevi Carolini specimen' und darin aus der Hand- schrift in Brüssel 8860/7 saec. X als no. VI genau 70 trochaeische Septenare *De Enoch et Haeliae*, ebenfalls zu je 2 gruppirt. Ich habe diesen Hymnus im Ludus de Antichristo (Münchner Sitzungs- berichte 1882 S. 83 als no. I 33) besprochen; allein er ist aus jener Liste zu streichen. Denn der Hymnus ist durchaus quan- titirend. Die 470 Hebungen sind lang; denn auch in 1, 2 Enoch magnus it Helias und in 11,1 Tunc gentiles it Hebraei bildet h Position, wie oft in diesen Zeiten. Die beiden Zeilen: 24,1 at contra iusti peracto v!rorum examine. 29,1 qui in növos caelos növam terram dedit conditor sind zu bessern. Die Handschrift hat 24,1 uirorumque; 29,1 no- vamque. Also schreibe:

Digitized by

Google

222 W. Meyer,

24,1 at contra iusti peracto ntrommqae ezamine.

29,1 quam novos caelos novamque terram conditor dedit.

Elision findet sich 9 Mal; so 27,2: Jam novam mnndi videbis sorde absumptam gloriam (schreibe absampta). Da 24,1 nnd 29,1 corrigirt sind, so bleibt kein Hiatus in dem Gedichte. Es ist also vollständig metrisch gebaut, nicht rythmisch.

Dem entsprechen die andern Eigenthümüchkeiten. Die Zeile wird 45 Mal durch ein 3 silbiges Wort geschlossen, 7 Mal durch ein 2 silbiges, 12 Mal und 6 Mal durch ein 4 silbiges und ein 5 sil- biges. Der Caesurschluß ist nur in 6, 2 auffallend *sternit ense, plurimi qui Christi fiunt martyres': hier wäre 'plurimique' eben- so gut. Von den 70 Zeilen zerfallt die erste flalbzeile 38 Mal in 2 gleiche Theile von 4+4 Silben; in 32 Zeilen hängt die 4. und die 5. Silbe zusammen: also hier wird keine Regel beachtet.

Die Frage ist nun: zu welcher Art gehören diese Septenare? Jedenfalls nicht zu der reinen, spätlateinischen Art. Denn von den 70 Zeilen haben nicht weniger als 44 eine lange Senkung im 1. und nicht weniger als 48 eine lange Senkung im 5. Fuß. Allein im 3. Fuße steht immer eine kurze Silbe : also hier haben wir den neu erfundenen, beda'ischen trochaeischen Septenar, so rein, daß ihn Beda selbst nicht reiner hätte machen können. Wenn wir bedenken, daß im 1. und 5. Fuße 44 und 48 lange Senkungen stehen, so ist die Reinheit der 3. Senkung geradezu überraschend. Die einzige Ausnahme') steht in 4,1

Tum repente s^rpens ater iam peccati filius. hier ist leicht umzustellen: Tum serpens atör rßpente.

Doch hier entsteht ein unreiner Wortschluß : sörpöns. In dem Hymnus *Hymnum dicat' wäre er falsch: darf er in diesem Hym- nus de Enoch stehen? Allerdings; denn von den unreinen Wortschlüssen weiß dieser Dichter nichts mehr. Von den 44 langen Senkungen des 1. Fußes bilden 15 unreinen Wortschluß und von den 48 langen Senkungen des 5. Fußes 6 ; z. B.

7,2 Törmentis signisque terret incaütös et inplanat. In diesen späten Zeiten wäre ja auch die Vermeidung des un- reinen Wortschlusses eine auffallende Feinheit.

Weiterhin findet der Beda'ische Septenar sich verwendet in

1) Fremdwörter und Eigennamen sind vogelfrei; deßhalb bilden keine Aus- nahme: 1,2 Enoch magnos ^t Helias; 10,1 Tunc in castris ^cclesiae.

Digitized by

Google

ein Kapitel spätester Metrik. 223

den nachher zu besprechenden Gedichten: R ab an 's in Poetae Latini medii aevi EL 235 und 245. Walafrid's in Poetae in 406. Hincmar's in Poetae HI 415.

(Ueberreine trochaeische Septenare) Spondeen können in der griechischen und lateinischen Dichtung überall zwischen Jamben und Trochaeen, Anapaeste und Daktylen gemischt werden, sie können also die entgegengesetzten und an Schwere ganz ver- schiedenen Füße u , u, uu , v^u vertreten. Wie ist das ge- kommen? Im Beginn der griechischen Dichtung zeigte sich eine eigenthümliche Schwierigkeit. In den ersten Liedern, freien wohl- klingenden kleinen Strophen, konnte man leicht die Wörter den mannigfachen Gängen der Melodie anschmiegen. Als man aber den großen Fortschritt zur bewußten Kunst machte, als man be- stimmte Füße ausschied, Jamben und Trochaeen, Anapäste und Daktylen, und nun natürlich versuchen wollte, Reihen nur von einem dieser Füße zu bilden, da fühlte man, daß solche Reihen tödlich langweilig würden, indem mit abscheulicher Einförmigkeit hier stets 1 kurze und eine lange Silbe, dort stets 2 kurze und 1 lange Silben einander folgen würden. Diese Noth führte zu einem Heilmittel, das für die Reihen aller 4 Füße dasselbe war: zum Spondeus. In den Jamben und Trochäen durfte statt der einen Kürze auch eine Länge genommen werden, aber nur in jedem 2. Fuße; in den Anapästen und Daktylen durfte, abgesehen vom Schlüsse, in jedem Fuß statt der 2 Kürzen 1 Länge genommen werden. Dieses Heilmittel ist so unentbehrlich, daß wir Reihen jener einfachen Füße uns ohne Spondeen kaum vorstellen.

Allein als die Dichter Verskünstler wurden, machte sich mancher den Scherz, Reihen solcher Füße zu dichten, in denen sich absolut kein Spondeus befand. Unter den karolingischen Dichtern war der größte Verskünstler Sedulius Scottus, dessen Gedichte zuletzt Traube herausgegeben hat (Monumenta, Poetae aevi Carolini III 154 237). Dieser Mann übte solche Vers- künstelei, daß selbst unsere besten Gelehrten sie nicht jganz durch- schaut haben. So stehen bei Traube (S. 212) 16 Zeilen, die be- ginnen:

Rector serene, rutüans sub axe sidus Salve per aeva populi beate ductor.

Die Zeilenform ist also: o ouv>— -u u . Traube

sagt (S. 816), diese Sfeilenart habe er bei den früheren lateinischen Dichtem nicht gefunden. Wie kam Sedulius dazu, sogar eine neue Zeilenart zu erfinden? Den Aufschluß geben die letzten 4 Zeilen:

Digitized by

Google

224

W. Meyer,

Rectör

sörenB

sidus

snb axe

Salve

per aeva

ductor

beate

13 Caelis per aeva niteas beata Stella

Gandens nitore Solimae per omne saeclnm. 15 Stella beata niteas per aeva caelis

Saeclnm per omne Solimae nitore gandens. Dann folgt in der Handschrift noch: S,icnt et alii (signo post S detrito). Dies dentete Hanpt: Secnntnr et alii. Tranbe

notirt zn 15, 16: ^discrepantiae pro 13 14', und meint, das Ge- dicht sei unvollständig. Doch die letzten 2 Zeilen zeigen, wie Sednlins seine Zeilen baute. Man kann jeden Vers von hinten wie von vom lesen:

rütlläns süb äx6 sidüs rutilans serene rector. populi beate ductor

populi per aeva salve. In Z. 15 und 16 ist diese Umdrehung der Zeilen 13 und 14 aus- geschrieben und hinzugesetzt: *Sicut et alii' (sc. inverti possunt). Um dies Kunststück der drehbaren Verse ausführen zu können, hat also Sednlins sogar eine neue quantitirende Zeilenart erfunden. Daß ein solcher Verskünstler auch überreinetrochaeische Septenare construirt hat, wird nun Niemanden mehr wundem. Bei Traube stehen S.156: 16, S. 165: 22 und S.218: 8 Septenare, also im Ganzen 46. In diesen 46 Zeilen sind alle Hebungen

lang; Elision findet sich 2 Mal, Hiatus nicht. In 23 der 46 Zeilen hängt die 4. und 5. Zeile zusammen; 4 Zeilen schlie- ßen mit einem 4 silbigen, 2 mit einem 5 silbigen, alle anderen 40 mit einem 3 silbigen Wort. Wie steht es nun mit den Sen- kungen? Scheiden wir den 4. Fuß, das £nde der 1. Halbzeile aus: so finden wir hier 9 Senkungen, welche durch Position, d.h. durch den Consonanten, welcher die 2. Halbzeile anfängt, gelängt sind und 4 von Natur lange Senkungen. Sednlins sieht also den Schluß der ersten Halbzeile, wie aUe Schlüsse, als frei an. Es bleiben die 1. 2. 3. 5. und 6. Senkung in den 46 Zeilen, also 230 Senkungen, zu betrachten. Von diesen 230 Senkungen sind 12 kurz, unsicher 3 (S. 165, 9 z&lotes: griechisch, also frei; 165, 11 ist mod^stös eher in mod^sttts als in mod^stis zu bessern ; 159, 8 kann man mulcet halten : Tethios serenitas quae visa mulcet omnium) ; alle andern sind kurz. Sednlins bemüht sich offenbar, alle Senkungen seiner Trochaeen kurz zu bilden. Die 12 langen Senkungen finden sich: im 1. Fuß keine; im 2. Fuß: 5 (S. 159,4; S. 165,6.16; S. 218,6.8); im 3. Fuß: 2 (S. 159,14; S. 165,7); im 5. Fuß: 3 (S. 159,7; S. 166,9 und 14); im 6. Fuß: 2 (S. 165,6. Dann ist das

Digitized by

Google

ein Kapitel spätester Metrik. 225

Lob des Königs, S. 159, 13 *Quem tremit süperba que reprobüm celsitas' wohl zu schreiben: Quem tremit superba quaeque repro-

borum celsitas')»

Abgesehen also von dem 4. Fuße, dem Caesurschlusse, vertheilen sich im Sedulischen, dem überreinen, trochaeischen Septenare die wenigen langen Silben auf alle Füße ohne Unterschied. Die Dipo- dien des gewöhnlichen spätlateinischen Septenars achtet er nicht.

So haben wir also im Ende des Alterthums und im Beginn des Mittelalters es mit 4 Formen des metrisch gebauten tro- chäischen Septenars zu thun:

1) Die reine Form, der gewöhnliche spätlateinische Sep- tenar, in welchem die 1. 3. 5. (und 7.) Senkung kurz sein müssen:

2) Die unreine Form, der archaistische Septenar mit der Freiheit des altlateinischen Septenars, daß, außer der letzten, alle Senkungen lang sein können : -^r^ß ru ro r^, ru nO u rv». Hierbei kömmt es darauf an, ob das Verbot des altlateinischen Zeilenbaues beachtet ist und also die langen Senkungen des 1. 3. 5. Fußes mit der folgenden Hebung nicht Wortschluß bilden, (welches Verbot der Hymnus *Hymnum dicat' beachtet), oder ob dies Verbot nicht mehr beachtet ist, wie dies in den späten Zeiten zu erwarten ist; s. die Gedichte in den Poetae aevi Carolini IV 324, 330.

3) Die halbreine Form, der beda'ische Septenar, in welchem in der 3. und 7. Senkung eine kurze Silbe stehn muß, sonst über- all lange stehen können : -i-ru n^j-^-u ru,-^ rv— f\j kj r\j. Das beste Beispiel ist der Hymnus de Enoch. Dazu gehören Poe- tae aevi Carolini n 236, 245. III 406, 415.

4) Die überreine Form, der Septenar des Sedulius, in welchem außer im Caesurschluß lange Senkungen überhaupt ge- mieden werden : -i-u u u rv/, -5-o u urv/. Außer den 3 Gedichten des Sedulius kenne ich bis jetzt kein Beispiel.

(Metrische trochaeische Septenare der Karolinger Zeit)

Ich will hier rasch prüfen die metrischen trochaeischen Septenare, welche bis jetzt in den Poetae Latini medii aevi gedruckt sind.

(Beda'ische, halbreine Septenare) Im 2. Bande sind unter den Gedichten des Raban S. 252, 253, 255 Gedichte zu 45, 14, 69 Zeilen gedruckt ; diese Septenare sind durchaus ryth- misch (z. B. quem qui habet d^um ämat und fäcinSris cümuli), haben also mit den Septenaren auf S. 235 und S. 245 zu 27 und

Digitized by

Google

226 W. Meyer,

zu 31 Zeilen nichts zu thun. Diese B8 Septenare sind quantitirend gebaut. Leider beruht unser Text nur auf dem Drucke Brower's von 1617, welcher eine verschollene Handschrift benützt hat. Die Achtsilber sind stets in 2 Viersilber getheilt; der Schluß ist fast immer 3 silbig. Die Menge der langen Senkungen im 1. und 5. Fuße ist geradezu auffallend; die wenigen langen Senkungen im 3. Fuße S. 235: 5,2; 6,1; 11,2; S. 246: 6,1; 11,1; 13,1; 14,1; (7, 1 ist Citat aus dem Hymnus : *Hymnum dicat' Z. 9) werden zum Theil der schlechten Ueberlieferung zur Last fallen. Sicher ist hier die irrthümliche Regel des Beda befolgt.

(reine und halbreine Form) Poetae 11 S. 405 und 406 sind unter Walafrid Strabus* Gedichten 2 Begrüßungs- Gedichte, an Lothar und an Karl den Kahlen, gedruckt. Sie sind streng quantitirend; die Achtsilber sind öfter in Viersilber zerlegt als nicht; die Schluß wörter sind meist dreisilbig. Aber der Bau der Trochaeen ist verschieden. Li den 21 Septenaren an Lothar ist jede 1., jede 3. und jede 5. Senkung kurz; dagegen von den 21 Septenaren an Karl den Kahlen haben 7 die 1., 5 die 5. Sen- kung lang, während nur die 3. immer kurz ist. Das erste Gedicht ist also in spätlateinischen, das zweite in beda'ischen Septenaren geschrieben. Sind die beiden Begrüßungsgedichte wirklich von demselben Dichter geschrieben, so kann nur die Verschiedenheit der Zeit diese Verschiedenheit der Form entschuldigen.

Die überreinen Septenare des Sedulius (Poetae HI S. 159 165 218) sind oben S. 224 besprochen.

(halbreine Form) Von Hincmar von Reims sind die Septenare verfaßt, welche Poetae III 415 gedruckt sind. Von den 14 Zeilen haben 13 die erste Senkung, 11 die 5. Senkung lang; dagegen haben alle 14 die 3. Senkung kurz: z.B.

6: ^t prösd diserta iunxi, diversls ut calleas; also das schönste Beispiel für Beda's irrthümliche Regel. Eli-

sionen finden sich 3 ; 3 Achtsilber sind nicht in die Viersilber zer- legt; neben 13 dreisilbigen Schlußwörtern steht nur 1 vier- silbiges.

(reine Form) Von den 3 Translationen des h. Cornelius aus Compiegne, Poetae IV 237, ist die erste in quantitirendeUi die 2. und 3. in ry thmischen trochaeischen Septenaren geschrieben. Die erste umfaßt 90 Zeilen mit 3 Elisionen. Die erste Halbzeile ist sehr oft nicht in 2 Viersilber zerlegt; die zweite ist 64 Mal mit 3 silbigem, 25 Mal mit 4 silbigem und 1 Mal mit 5 silbigem Wort geschlossen. Die 1. 3. 5. und 7. Senkung sind stets kurz: also ganz die spätlateinische Form.

Digitized by

Google

ein Kapitel spätester Metrik. 227

(anreine Form) PoetaelV 324 sind 17 Zeilen gedruckt. 'Ad decensum fontis*, welche aus St. Gallen zu stammen scheinen. Die Hebungen sind lang, (doch fdc und ang^lici apostölici) ; Hiatus findet sich : 4, 1 sancti atque, und im Eefrain 2 Mal nach m. Alle Acht- silber sind in 2 Viersilber zerlegt; 10, 5, 2 Zeilen schließen mit Wörtern von 3, 4, 5 Silben. Lang ist die Senkung der 17 Zeilen: im 1. Fuß 12 Mal, im 3. Fuß 7 Mal, im 5. Fuß 9 Mal. Von reinen Wortschlüssen weiß man natürlich in diesen Zeiten nichts mehr ; in den Viersilbern können sie kaum vorkommen, doch in den Siebensilbern: säcrätüm mysterium.

(unreine Form) Poetae IV 330 ist ein schönes Proces- sionslied aus St. Gallen gedruckt, in dessen Anfang die Anfangs- worte des irischen Hymnus *Hymnum dicat turba fratrum' ver- arbeitet sind. Es sind 21 Septenare. Alle Hebungen sind lang; dazu 1 Elision. 5 Achtsilber sind nicht in 2 Viersilber zerlegt; IB Zeilen schließen mit einem 3 silbigen, 6 mit einem 4 silbigen Worte. Die Senkungen können alle lang sein, natürlich außer der 7. Lang ist die 1. Senkung 11 Mal, die 3. sieben Mal, die 5. ebenfalls 7 Mal. Von unreinen Wortschlüssen hat man auch hier nichts mehr gewußt; also z.B.: 2,2 silvärum scrutando lustra; 3, 3 auctör^m patremque tanti; 7, 2 vfrtütls fiduciam; 7, 3 cAptemiis perennia.

n. Metrisch -rythmische Senare.

Die altlateinische Dichtung bestand hauptsächlich aus Dramen ; deßhalb w^irden damals auch hauptsächlich die dramatischen Zeilen- arten, der jambische Senar und der trochäische Septenar, ausge- bildet. In der Kaiserzeit trat die dramatische Dichtung sehr zurück und damit auch die Anwendung der Senare und Septenare.

Im Beginn des Mittelalters kam merkwürdiger Weise in Grie- chenland der einfache, fast eintönige lyrische Trimeter wieder in Mode, jedoch mit dem Wortaccent auf der 11. Silbe (s. *Wortaccent' S. 67, Note, und S. 111/2); dagegen im Abendlande wurden fast nur Hexameter gebaut. Aber unter den in Mode kommenden ryth- mischen Zeilenarten des lateinischen Abendlandes nahm nach dem trochäischen Fünfzehnsilber und dem jambischen Achtsilber der Senar bis ins 11. Jahrhundert die Hauptstelle ein (s. Ludus de Antichristo S. 85—88).

Der Bau der rythmischen Senare ist sehr einfach: B t<j ru + 7 yjruj d. h. 5 Silben, deren vorletzte, und 7 Silben, deren drittletzte den Wortaccent hat; die Caesur muß also mit einem Wort

KfL Om. 4. Wim. NMhikktM. Pkilol«f w-UM. KImm. 1M8. H«il 8. 16

Digitized by

Google

228 W. Meyer,

von mindestens 2, die Zeile mit einem Worte von mindestens 3 Silben schließen. Da der lateinische Wortaccent zum Theil von der Quantität der vorletzten Silbe abhängt, so gilt hier dasselbe, was in allen rythmischen Schlüssen gilt. In dem sinkenden Cäsorschlusse kann die 4. Silbe, wenn sie den Anfang eines zweisilbigen Wortes bildet, lang oder karz sein; mnß aber lang sein, sobald sie einem Worte von 3 oder mehr Silben angehört. Dagegen die 11. Silbe maß in jedem Falle kurz sein ; die 10. Silbe kann wie alle andern lang oder kurz sein. Z.B. die 2 Strophen: Mihi ignösce, rex, quaeso, piissime!

tua qui iüssa nequivi ut cöndecet

pangere öre stiloque cont^xere

recte, ut välent edissere m^trici:

scripsi per pr6sam ut oratiiinculam. Aquarum mßis quis det fontem öculis

ad deplorändam pastorum amdriter

reprobam vitam non tenentum trdmitem

mente sup^rnum? Von den Gruppen, welche diese Zeilen bildeu, sind diese beiden, die 5 zeilige und das Nachbild der sapphischen Strophe, die häufig- sten. Besonders viele rythmischen Senare finden sich unter den Gedichten des Paulinus, des Erzbischofs von Aquileja, des lang- jährigen Freundes Karl des Großen. Freilich mußte eine große Menge derselben von Dümmler (Poetae aevi Carolini I S. 136 148 = no. V— IX, Bl 5 zeilige Strophen, und no. X— XU, 89 pseudosapphische Strophen) als *dubia' bezeichnet werden, da jedes feste Zeugniß fehlt, daß sie wirklich von Paulinus verfaßt sind.

In dieser Unsicherheit gelang es mir wenigstens ein Stück festen Bodens zu gewinnen. Ich habe erkannt, daß in manchen Hymnen der Caesurschluß des rythmischen Senars metrisch gebildet ist, indem die 3. Silbe kurz, die 4. Silbe lang ist; also *his itä gestis', nicht *his gestis Ita'; *dedit In tlrbem', nicht *in urbem dßdit'. Da die möglichen Variationen ziemlich viele sind (aquarüm m6is. bonus pro suis, ad deplörändum. repro- bam vitam. hoc eg5 tibi), so ist die Beobachtung der Regel be- weiskräftig.

Bei der Probe wie bei der Gegenprobe ist Folgendes zu be- denken: die 4. Silbe muß accentuirt sein; wie oben gesagt, haben also im Caesurschluß alle Wörter von 3 und mehr Silben diese vorletzte, 4. Silbe auch der Quantität nach lang: matres maritL mons inimice. promat hirsütas. Für diese 4. Silbe können also nur die zweisilbigen Sehlußwörter beweisen. In dem Elagelied

Digitized by

Google

ein Kapitel spätester Metrik. 229

des Paulinus um den Herzog Erich (Dümmler, Poetae I 131) haben von 47 zweisilbigen Schlußwörtern 35 die erste Silbe lang (barbara lingua. olim quod nömen), 12 kurz (fiete per nfivem. pauperum päter). Hier ist also in der 4. Silbe keine Regel beobachtet. Für die 3. Silbe fällen solche Gründe weg; hier kann die ganze Zeilen- masse zur statistischen Vergleichung benützt werden. Lasse ich in dem Klagelied auf Erich die Zeilen mit Eigennamen weg, für deren Quantität man im Mittelalter ja nie einstehen kann, so ist in 62 Zeilen die 3. Silbe 42 Mal lang, 20 Mal kurz. Auch hier, wo keine Regel beachtet ist, sieht man, daß in der gewöhnlichen la- teinischen Rede die Zahl der von Natur oder durch Position langen Silben beträchtlich größer ist als die der kurzen.

Machen wir die Gegenprobe an dem Marcus-Hymnus (unten no. 4) *Jam nunc per omne'. Nach Weglassung der Doxologie bleiben 10 Strophen zu je 5 Zeilen. Von den 50 Zeilen haben nur 3 die 3. Silbe lang : 3, 2 aureis Septem. 6, 2 nam fundämentum. 7, 4 portabät gaudens ; in 3, 4 druckt Dümmler 'cingitquö totum', Dreves *cingit qui totum. Die Caesur schließt 25 Mal mit einem 2 sil- bigen Wort: dessen erste Silbe ist stets lang.

Also in der Erichklage ist in 62 Zeilen die 3. Silbe 42 Mal lang, 20 Mal kurz: hier im Markushymnus in 50 Zeilen 3 Mal lang, 47 Mal kurz. Die 4. Silbe fällt in der Erichklage 47 Mal in ein 2 silbiges Schlußwort und ist da 35 Mal lang, 12 Mal kurz ; im Markushymnus falUt sie 25 Mal in ein 2 silbiges Schlußwort und ist stets lang. Die Regel steht also hier fest : die 3. Silbe soll kurz, die 4. Silbe lang sein. Es ist aber, wie oft im Mittelalter, nur eine Regel, welche *nunquam aut raro' verletzt wird, nicht ein unverletzliches Gesetz. Wenn die Versnoth groß wird, läßt der Dichter hie und da eine Ausnahme zu.

Der Grund dieser Regel ist ein ganz vernünftiger, derselbe wie bei dem beda^ischen trochaeischen Septenar (s. oben S. 221). Die Bildung der Schlüsse war den Leuten die Hauptsache ; vor den Schlüssen zählten sie die Silben. Die Wort-Accente der Schlüsse waren hier fest : im Caesurschluß sinkend, im Zeilenschluß steigend. Das Proparoxytonon im Zeilenschluß verbürgte, daß die 11. Silbe stets von Natur kurz war. Das Paroxytonon im Caesurschluß gab keine Bürgschaft für eine bestimmte Quantität ; also entschloß sich unser Dichter, selbst hier eine bestimmte Quantitätsregel auf- zustellen und zwar, wo nur möglich, die 3. Silbe kurz, die 4. Silbe lang zu nehmen^).

1) In diesen Gedichten ist auch die erste and die 8. Sübe auffallend oft, die 2. sehr oft lang.

16*

Digitized by

Google

230 W. Meyer,

(Die Handschriften) Die hier in Betracht kommenden 6 Hymnen sind alle enthalten in dem Hymnar (von St. Severin in Neapel), welches in 2 Abschriften des 11. Jahrhunderts er- halten ist, Vatican lat. 7172 (F) und Paris lat. 1092 (P); be- schrieben sind beide Handschriften von Ul. Chevalier in Bibliothfeque liturgique I 1893 S. 116—229; ihr Inhalt ist zum größten Theil abgedruckt von Dreves, Analecta hymnica XIV (1893). No. 4 hatte Ozanam aus dem Vaticanus, no. 6 Dümmler (Hymni eccl. Halle 1881) aus einer brüsseler Handschrift gedruckt, no. 1 2 3 und B hatte Madrisius in den Opera des Paulin von Aquileja ge- druckt. Dümmler hat mit neuer Vergleichung der Vaticanischen Handschrift die no. 1 5 in den Poetae aevi Carolini I S. 136 141 als no V IX gedruckt; Dreves hat no. 1 in seinen Analecta II B3; no. 2—6 in den Analecta XIV (73 55 77 132 66) mit flüchtiger Benützung der vaticanischen und der pariser Hand- schrift gedruckt.

(C assander 's Handschriften) Mir war es auffallend,, daß ich bei no. 2, 3 und 5 öfter in Dümmler's Apparat mit ed. bezeichnet Lesarten fand, welche nach meiner Regel die richtigen waren, aber in den Handschriften nicht stehen. Dümmler's ed. konnte nur die editio des Madrisius bezeichnen. Endlich fand ich Aufklärung. In den Opera des Georg Cassander (Paris 1616) ist auch eine Sammlung von Hymnen enthalten (S. 147 302) und darin sind no 1 2 3 und 5 gedruckt und zwar no 2 3 und 5 zum ersten Mal. In der aus Köln 1556 an den kaiserlichen Rath Caspar von Nydbruck gerichteten Vorrede schildert Cassander seine bedeutendste Fundgrube, welche er in Flandern gefunden hatte (s. S. 204), und fährt weiter *Deinde ex aliis tuis libellis hym- nos aliquot et versus, qui cognitione et lectione digni videbantur, desumpsimus, in quibus fuerunt hymni aliquot Paulino in- scripti. qui tametsi rythmo potius quam metro constent et ver- bis subinde ex consuetudine illius aetatis minus puri sint, gravitate tamen sententiarum et orationis quadam dignitate et granditate etiam nonullos metri legem servantes antecellunt. S. 201 druckt Cassander den Hymnus *Grloriam deo in excelsis hodie' (bei Dümmler no 11) unter Paulin's Namen und beginnt die Note, in welcher er über die verschiedenen Paulini spricht, mit den Worten: Paulini] Huius generis hymnos aliquot et versus in quibusdam libellis des- criptos reperi Paulini titulo. Weiterhin sind gedruckt S. 236 no 2, S. 261 no 5, S. 255 no 3 und S. 265 no 1.

No 1 S. 265 druckt Cassander ohne Paulin's Namen; sein Text stimmt auch mit dem gewöhnlichen, schon vorher gedruckten.

Digitized by

Google

ein Kapitel spätester Metrik. 281

Dagegen no 2 3 und 5 drackt Cassander znm ersten Male and zwar, nach seinen Handschriften, unter Paulin's Namen. Zu no 2 gibt Cassander Varianten, aber keine zu no 3 und 5: also hat er nur no 2 in mehreren Handschriften gefunden.

Welcher Art waren die von Cassander benutzten Texte? Da wir für no 2 und no 5 außer den 2 Handschriften V und P noch andere und gute haben, so können wir urtheilen. Z. B. in no 2 (de resurrectione: Poetae 1 137, Dreves XIV 73) fehlt die 4. Strophe überhaupt in V und P; Dümmler beginnt die 4. Strophe: Sol lu- minare, scema mundi candidum Diluxit omne seculum meridie ; dazu bemerkt er, daß das aus dem 8. Jahrhundert stammende Blatt Mone's (Hymnen I 187) gebe : Sol scema mundi decus coeli rutilum Delusit o. s. m. Dann zu Z. 5 langiiit omnis mundus sub caligine' notirt Dümmler aus Mone: 1. orbis obsidus caügine'. Dreves XIV 73 benützt noch die Veroneser Handschrift (9. Jahrh.) (-4) und eine andere des 15. Jahrhunderts (B). Er druckt in Z. 1 und 2 und in Z. 5 den Text Mone's (natürlich mit 'obsitus') und gibt in den Noten Dümmler's Text aus der jungen Handschrift B. Alle diese Lesarten hat schon der erste Herausgeber, Cassander, gekannt; er gibt S. 236 den Text *Sol luminare Schema mundi candidum Deluxit' mit 'Alias: Sol schema mundi decus caeli ruti- lum Delusit' ; dann im Text 'omnis mundus sub caligine' mit 'Alias : orbis obsitus caligine'. Ebenso steht's in Strophe 13 und sonst.

Die vaticanische und die pariser Handschrift sind schwer ver- derbt : also dürfen wir in den 3 Gedichten no 2 3 und 5 den Lesarten Cassander's viel Gewicht beilegen. Die letzten Stro- phen dieser 6 Gedichte, die sogenannten Doxologien, sind hier alle ein Gemisch derselben Phrasen: wer dasselbe jedes Mal ge- macht hat, kann ich nicht entscheiden. Sind doch die 3 Gedichte derselben Sammlung (VP) auf den h. Juvenal (Dreves XIV S. 79 81) in rythmischen sapphischen Strophen (3 rythmischen Senaren und 5 Silben mit sinkendem Schlüsse) geschrieben, haben aber als Doxologie dieselbe metrische sapphische Strophe.

no 1 : Hymnus auf PeterundPaul 'Felix per omnes festum mundi cardines' ; bei Cassander S. 265 ohne Paulin's Namen, mit dem gewöhnlichen Texte; zuletzt in Poetae I 136 und Dreves Analecta II 53; ohne die Doxologie sind es 40 Zeilen. Die 3.

Silbe ist 37 Mal kurz; die 4. Silbe tritt in 20 zweisilbigen Wör- tern auf und ist hier 5 Mal kurz. Die 3 Ausnahmen in der 3. Silbe sind : 2, 2 et candelabra. 6, 1 non impär Paulus (non Paulus impar?). 7,5 quos cruentatis iugulasti glädiis (trucülentis Dre- ves ; quos iugulasti cruentatis gladiis ?). Die Ausnahmen in der

Digitized by

Google

232 W. Meyer,

4. Silbe sind: 3,3 limina pSli; 4,4 pastorqae grSgis (gregisqae pastor ?) ; 7, 4 non lande tüa ; 8, 1 vos ergo m$do ; 8, 5 munite mälis. Im Lndus de Antichristo S. 86 hatte ich zu 3, 4 'linguae eomm', am den hier seltenen Hiatus zu beseitigen, ^eorum linguae' empfohlen: mit Unrecht, wie jetzt klar ist.

no 2: Osterhymnus *Ref ulget omnis luce mundus aurea' . Die Üeberlieferung ist zum Glück nicht auf V und P beschränkt ; Cassander S. 236 druckt den Hymnus mit Paulin's Namen und mit Varianten, also aus 2 Handschriften. Dümmler in Poetae I 137 no VI gibt die Lesarten des alten Blattes bei Mone I 186 (M) und der Brüsseler Handschrift 8860 (B); er nennt noch die Veroneser Handschrift und eine in Cheltenham. Dreves XIV 73 gibt außer aus V und P Lesarten aus der alten Veroneser Hand- schrift {A) und aus einer sehr jungen {B) und benützt Mone und Dümmler. Nach der 13. Strophe schiebt Dreves zwei neue aus der Veroneser Handschrift ein und bemerkt: *in der Handschrift folgen noch weitere Strophen, die hier fortbleiben, damit sich der Text nicht allzuweit von der vatikanischen und pariser Handschrift verirre' (!). In den 2 mitgetheilten Strophen wider- spricht nur eine lange 3. Silbe (pietäs ardens) meiner Regel.

Die 70 Zeilen Dümmlers haben 4 bis 5 lange 3. Silben; die 4. Silbe fällt 42 Mal in ein zweisilbiges Wort und ist da 3 Mal kurz. Diese Ausnahmen sind : 3, 1 devictä morte. 4, 4 coelum täbescit. (B, 2 velum röcisum templi mox per medium; rescissum Dreves). 11, 5 litum rßspiret. 14, 3 mors ultra iam non illi do- minabitur (illi iam non Dreves)] dazu in der Veroneser Stro- phe (bei Dreves 15, 3) pietäs ardens. Die 4. Silbe ist kurz : 10, 4 dum sanetus övans. 13, 1 en ecce locus. 13, 4 destruxit ßum.

no 3: Marienhymnus 'Refulsit almae dies lucis candidus*. Cassander S. 255 unter Paulins Namen mit guten Lesarten; Poe- tae I 138 aus der vaticanischen Handschrift; Dreves AnalectaXIV 55 hat noch die pariser Handschrift benützt. Die 55 Zeilen (ohne die Doxologie) haben 2 Mal die 3. Silbe lang, und die 4. Silbe, in den 32 zweisilbigen Schlußwörtern, 4 5 Mal kurz. Die Ausnahmen sind in der 3. Silbe: 3,2 est adimpletus. 10,5 donec secreta. Zu bessern sind 2, 5: wo Dreves 'coelum qui terram', Dümmler 'coelumquö terram' druckt. 5,3 dedere in templo: 'in' fehlt richtig bei Dreves. 5,4 veluti legis: Cass. legis vßlüti, wo- bei freilich die 4. Silbe kurz ist. 8, 1 suscepit namque: suscepit ergo Cass. 10,2 gloriäm plebi: gloriä plebi?, Apposition zu *hic esif. 11, 3 servabat casto mystica sub pectore | verba; Cass. alta :

Digitized by

Google

ein Kapitel spätester Metrik. 283

diso servabat alto. Die 4. Silbe ist kurz: 9,1 dimitte ifiam; 9,3 yidere tQnm : die Handschriften haben richtig : taom yidere.

no 4: Marcushymnns: Jam nunc per omne lax refolget sae- cnlam. Fehlt bei Cassander. Ist gedruckt Poetae I 140 no VIII aas der vaticanischen, bei Dreves XIV 77 aas der vatic. and der pariser Handschrift. Ueber die 3. and 4. Silbe s. oben S. 229.

no B: Kirch weih Hymnas *Clara refalgent oder Re- falgent dara haias templi calmina'. Gedruckt bei Cassander S. 261 anter Paulin's Namen and mit guten Lesarten ; dann Poetae I 141 no IX aus der vaticanischen Handschrift ; endlich aus der va- ticanischen und aus der pariser Handschrift bei Chevalier, Biblioth. lit. I 216 und bei Dreves Analecta XIV 132. Ohne die Doxo- logie sind es 40 Zellen in 8 Strophen. Der Anfang lautet nur bei Cas- sander richtig *Clara röfulgent', in den Handschriften und bei Dreves *Ilefulgent dara*. In Strophe 2 Z. 1 und 2 steht *semper' nur bei Cassander richtig nach *Sint' : in den Handschriften und bei Dreves nach 'aperti'. Ebenso hat nur Cassander richtig in Str. 4, 1 *sa- crata' und 4, B *afflata' : die bekannten Handschriften haben *sacra' oder *sacras' und ^afflatus'. In den 40 Zeilen ist die 3. Silbe stets kurz ; die 4. Silbe steht 26 Mal in einem zweisilbigen Schluß- wort und ist nur in viermaligem tuus kurz (2, 3 auresque tüae. 6, 1 quicumque tüum. 7, 3 ab oste tüo. 8, 4 dignare tüos). In der 9. Strophe, der Doxologie, ist ein Anstoß: 9,4 honor et vir- tus laus decus Imperium; ihn beseitigt Cassander's Text 'ho- norquö virtus'.

no6:rastenhymnus *Insigne sanctum tempus acceptabile'. Gedruckt von Dümmler *Rhythmorum eccles. specimen' (Hallenser Universitätsprogramm 1881 S. 21 no XIV) aus einer brüssler Handschrift; dann von Dreves, Analecta XIV 66, aus der vatica- nischen, der pariser und der brüsseler Handschrift. In Cassander's Opera fehlt der Hymnus. Der Text der brüsseler Handschrift ist besser als der Text der vaticanischen und der pariser. Da nun Dreves die letzteren Handschriften sehr bevorzugt hat, so ist sein Text vielfach nach der brüsseler Handschrift zu bessern. So steht 6, 1 : Parcitas vincit vitiorum agmina Divinitatis suffragante gratia in V und P; dagegen in der brüsseler: Jeiunia vincit vi- tiorum millia Divina caro suffragante gratia. Dieser Text ist nicht 'sinnlos', sondern so gut, daß ich seinetwegen 2 metrische Fehler in den Kauf nehme. Das Lied betrifft die Fastenzeit; es ist also nur 4eiuna' zu schreiben; dann ist *divinä gratia' Ablativ absolutus und *ieiunä caro' (vgl. 4,1 laetacaro; 4,5 afflicta caro) ist Subject und bleibt es in den folgenden Zeilen, wo die brüsseler

Digitized by

Google

284 W. Meyer,

Lesarten 'refrenat libidinem' and 'castitatis . . praemiom* anan- fechtbar sind. Ebenso ist kein Grand in Str, 2 and 9 den brüsseler Text aafzageben. Die Strophe 10 (Doxologie) liegt in 2 völlig verschiedenen Fassangen vor.

Wir haben es also hier mit 45 Zeilen za than. Von diesen 45 Zeilen haben 2 die 3. Silbe lang : 6, 2 in der brüsseler Lesart di- vinä cäro and 7, 1 Moyses electas. Die 4. Silbe steht 21 Mal in einem zweisilbigen Schlußwort and ist da 2 Mal karz : 4, 5 afflieta modo und, nach der brüsseler Lesart, in 6, 2 divinä cäro ; 4, 1 laatet bei Dümmler, also in der brüsseler Handschrift: nos laetä träxit caro de paradiso, während Dreves ohne Bemerkang drackt : nos laetä cäro traxit d. p.

(Ist Paulinus der Dichter dieser 6 Hymnen P) Nur in

diesen 6 Gedichten habe ich bisher die Regel beobachtet gefanden, daß die 3. Silbe des rythmischen Senars metrisch kurz, die 4. metrisch lang sein soll; zudem sind diese 6 Gedichte in Gruppen zu je 5 Zeilen geschrieben. Gewiß sind diese 6 Hymnen das Werk desselben Dichters. Cassander hat, nach seinen oben S. 230 ausgeschriebenen Worten, in seiner guten Handschrift den Hymnen no 2, 3 und 5, dazu noch dem Weihnachtshymnus *Glo- riam deo in excelsis hodie' (Cassander 201, Poetae I 144 no XI) den Verfassemamen Paulinus beigeschrieben gefunden und hat sich dafür entschieden, daß dies nicht Paulinus von Nola und auch nicht Paulus Diaconus sei, sondern Paulinus der Zeitgenosse Karl des Großen und Erzbischof von Aquileja. Diesen Verfassernamen scheint keine der jetzt bekannten Handschriften zu bieten.

Es ist richtig, die 5 zeiligen Strophen ry thmischer Senare sind selten und das sicher von Paulin herrührende Ellagegedicht um den Markgrafen Erich ist in solchen Zeilen und Strophen ge- schrieben. Allein das große Gedicht über die Synode von Pavia, welches um 700 der Magister Stefanus verfaßt hat (in Bethmann's Scriptores rerum Langobardicarum S. 189 und am Schlüsse des Paulus Diaconus, Historia Langob. Textausgabe; s. meine Ab- handlung, die Spaltung des Patriarchats Aquileja 1898 S. 5), ist ebenfalls in solchen 5 zeiligen Senarstrophen geschrieben. Die Gedichte sind in hohem Stile geschrieben, der des Paulinus durch- aus würdig wäre. Allein gegen die Autorschaft des Paulinus spricht der metrisch-rythmische Bau. Sowohl in den fünf zeiligen Strophen der Erichklage, wie in den pseudosapphischen Strophen der Klage de destructione Aquilejae (Poetae I 142) ist die Quan- tität der 3. und 4. Silbe absolut frei gegeben. Es brauchte doch

Digitized by

Google

ein Kapitel sp&tester Metrik. 236

sehr deutliche Gründe zu dem Beweise, daß derselbe Paulin jene freien und diese metrisch beeinflaßten Senare gedichtet habe.

Dichtemamen wurden in der großen Masse anonymer Hymnen leicht diesem oder jenem Hymnus beigeschrieben. Derjenige, welcher in der Handschrift Cassanders den obigen no 2, 3 und B den Namen des Paulin beigeschrieben hat, ist wohl durch die 5 zeilige Senarstrophe dazu veranlaßt worden, welche er ebenso in der Erichklage Paulin's angewendet sah. Dieselbe Identi-

fidrung hat sich dann in neuer Zeit wiederholt. Denn no 1 und no 4 sind in den Handschriften nirgends dem Paulin zugeschrieben: bloß der 5 zeiligen Senarstrophe halber sind sie von den Heraus- gebern des Paulin ihm zugeschrieben worden. Mit demselben Recht oder Unrecht müßte ihm auch no 6 zugeschrieben werden. Dem- nach sind diese fein geschriebenen 6 Gedichte gewiß von ein und demselben Dichter verfaßt; aber dieser Dichter ist sehr wahr- scheinlich Paulin nicht gewesen.

Solche Kunststücke, wie die hier geschilderten, waren bis zum Ende der Karolingerzeit die Höhepunkte der quantitirenden Dicht- kunst. Selbst in der karolingischen Eenaissance bot die quanti- tirende, klassicistische Dichtkunst nur Hexameter und Pentameter und die geschilderten trochaeischen Septenare, außerdem etliche sap- phische Strophen oder Strophen von Adoniern oder ambrosianischen Achtsilbern; die Formen der rythmischen Dichtkunst waren noch armseliger. Selbst der Feuergeist des Gotschalk, der immer Neues und Selbständiges suchte, der Reim und Gesang liebte, in welch armseligen Formen ergießt er seine tief empfundenen Klagen! Und die großen, mit Jugendkraft erfüllten Völker der Franzosen und der Deutschen, bei denen in der leidlich ruhigen Zeit Wohl- stand und Künste sich einfanden, deren Lust an Dichtung schon Beowulf und Waltharius beweisen, sollten all ihre Gefühle und ihre Sangesfreude in so armselige Formen zwängen?

Hier war Abhilfe dringend nothwendig. Sie kam um 900 durch Notker's Einführung der Sequenzen. Er war ja kein gott- begnadetes Genie: aber, was er bot, kam einem dringenden Be- dürfniß entgegen. Deßhalb fand Notkers Neuerung so gewaltigen Beifall und hat die Dichtung des Mittelalters neu geschaffen.

Digitized by

Google

Wie ist die Auferstehung Christi dargestellt worden?

Skizze yon

Wilhelm Meyer aus Speyer, Professor in Göttingen.

Vorgelegt am 10. Januar 1903.

Als ich untersuchte, wie die mittelalterlichen Schauspiele die Auferstehung Christi dargestellt haben, kam die Frage, wie vorher die Künstler dieselbe dargestellt hatten. Denn wenn in der Phantasie des Volkes und der Künstler eine ganz bestimmte Vor- stellung von der Auferstehung Christi sich festgesetzt hatte, so war es natürlich, daß auch das geistliche Schauspiel dieselbe fest- hielt. Da zeigte sich zu meiner Ueberraschung die Wahrscheinlich- keit, daß die mittelalterlichen Künstler überhaupt vor dem Schau- spiel die Auferstehung Christi nicht dargestellt hatten, sondern daß sie im Gegentheil die scenische Darstellung in ihren Bildern copirt haben (vgl. die Fragmenta Burana, Festschrift der gottinger Gesellschaft d. Wiss. 1901 S. 61/62 98/99 187/8).

Natürlich stand die künstlerische Darstellung christlicher Stoffe stets unter dem Einflasse der Theologen, und die hier in Betracht kommenden Künstler waren im frühen Mittelalter fast immer, im späteren oft Geistliche oder Mönche. So muß man zu- erst wissen, was die Theologen über die Auferstehung Christi aus den Evangelien heraus- oder auch in sie hinein interpretirt haben : dann erst kann man die Eigenthümlichkeiten der einzelnen bild- lichen oder theatralischen Ausführung beurtheilen. Allein das- selbe Vorstudium verlangen auch die andern Schilderungen der Auferstehung. Auch bei dem im 5. oder 6. Jahrhundert ent- standenen Hymnus 'Hymnum dicat turba fratrum' (s. ^das turiner Bruchstück der ältesten irischen Liturgie', oben S. 195) stellten die Verse 49 53 mich vor die Frage, wie wurde damals die Auf- erstehung Christi gedacht and wie wurde sie dargestellt?

Deßhalb habe ich versucht, die theologischen Ansichten über die Auferstehung Christi kennen zu lernen, und habe etliche

Digitized by

Google

W. Meyer, wie ist die Auferstehang Christi dargestellt worden? 237

Hunderte von bildlichen Darstellungen der Auferstehang gesam- melt; die Mittheilung zahlreicher und werthvoUer Miniaturen des 13. 15. Jahrhunderts verdanke ich Dr. Haseloff. Die Fülle des Stoffes ist eine gewaltige; ich habe, so zu sagen, nur mit Stich- proben arbeiten können, habe also selbstverständlich oft geirrt. Allein der Gegenstand ist wichtig für jeden Christen und be- sonders wichtig für die Beurtheilung der Künstler. Hier will ich nur die Hauptsache besprechen, wie der auferstehende Christus sich bewegt, und auch dies nur skizzenhaft. Ge- nauere Ausführung und die Besprechung des Beiwerks, der Engel, der Wächter, der Räumlichkeit usw., muß ich einer andern, auch für Beigabe von Abbildungen günstigen Gelegenheit vorbehalten. Bis dahin hat hoffentlich die Forschung Anderer tüchtig weiter geholfen.

Was die Evangelisten über die Auferstehung sagen (Matth. 28, Marc. 16, Luc. 24 und Joh. 20), ist sehr wenig und selbst dies Wenige ist schwer in sich selbst zu vereinigen (s. Am- brosius zu Lucas cap. 24 und die citirten Stellen meiner Frag- menta Burana und noch S. 83 über die Marienscene) ; deshalb schweigen die meisten Commentatoren, wie auch die Verfasser von Evangelienharmonien in Vers oder in Prosa; Andere helfen sich mit Combinationen.

Die Zeit der Auferstehung Christi war ziemlich fixirt durch Marc. 16, 9 surgens autem mane prima sabbati apparuit primo Mariae Magdalenae; darnach dichtete z. B. Prudentius Cath. I 6B *Inde est quod omnes credimus illo quietis tempore, quo gallus exultans canit, Christum redisse ex inferis'. Darnach setzte man sie ganz nahe vor die Marienscene. Ja Manche lassen die Erde beben nicht des Engels halber, sondern der Auffahrt Christi halber ; so z. B. Beda (Migne 94 Sp. 135) oder Hincmar (Migne 120 Sp. 979): tremuit terra, non quia angelus descendit de coelo, sed quia ab inferis dominator reascendit dominus ; et ideo terrae motus factus est magnus, nee minor puto quam fuit, quando emisit spiri- tum^). Diese Leute müssen die Auferstehung Christi und die Herabkunft des Engels samt der Mariascene völlig verbunden haben.

1) Schon Hüarios yon Poitiers hatte in seinem Commentar zu Matthaeos gesagt (Migne IX 1076): Motos terrae tempore matntino diei dominici resorrec- tionis est virtus . . resnrgente virtntnm coelestinm domino infernorum trepidatio commovetor . . Angelas domini de coelo descendens et lapidem reyolvens et sepnl- cro assidens misericordiae dei patris insigne est, resorgenti filio ab inferis virtatom coelestiam ministeria mittentis.

Digitized by

Google

288 W. Meyer,

Etwas mehr Baam gibt die Eyangelienharmonie Hei i and, wo die Auferstehung so geschildert wird: *Ani Grabe saßen die Wächter wartend . . Nicht lange währt es noch, so kam der Geist durch Gottes Kraft, der heilige Odem, unter den harten Stein in den hehren Leichnam . . Wonnig auferstand das Friedenskind Gottes und fuhr den lichten Weg (üuanom upp astuod. frithubam godes. fuor im thuo thar hie uuelda), obwohl die Wächter es nicht gewahrten . . Vorwärts schritt schon das klingende Sonnen- licht, da kamen die Frauen zum Grabe gegangen . . Die Frauen waren kaum in den Garten gegangen: im Sause kam da des AU- waltenden Engel . . die Erde dröhnte, und die dreisten Knechte wurden schwachmüthig . . sie fielen hin vor Furcht^).

Viel wichtiger war die Frage: wie ist Christus auferstanden?

Dafür gaben einen Anhalt die Worte des Matthaeus 28, 1 6 Venit Maria Magdalena et altera Maria, videre sepulcrum. Et ecce terrae motus factus est magnus. Angelus enim domini descendit de coelo et accedens revolvit lapidem et sedebat super eum . . . Prae timore autem eins exterriti sunt custodes . . Angelus dixit: . . surrexit enim sicut dixit . . . Hieraus combinirte man : Christus war schon auferstanden, als der Engel herabkam. Da erst dieser die Deckplatte des Grabes wegwälzte, so war also Christus auf- erstanden, als das Grab noch verschlossen war, d. h. er war durch die Steinwände gedrungen. Das konnte er, da er einen neuen, einen verklärten Leib hatte (Astralleib). Derselbe drang ja auch kurz darauf durch die geschlossenen Thüren zu den ver- sammelten Jüngern. Geöffnet wurde dann das Grab von dem Engel, damit Jedermann sehen könne, daß Christi Leib nicht mehr darin sei.

So hatte schon Chrysostomus gesagt ^surrexit quidem dominus lapide et signaculis sepulcro iniacentibus ; quia vero oportebat et alios certificari, aperitur monumentum post resurrec- tionem', noch deutlicher Beda 'Angelus accedens revolvit lapidem, non ut egressuro domino ianuam pandat, sed ut egressus eins iam facti hominibus praestet indicium; qui enim mortalis clause virginis utero potuit nascendo ingredi mundum, ipse factus inmortalis clause sepulcro potuit resurgendo exire de mundo'. Diese übersinnliche Vorstellung von der Auferstehung Christi war weit verbreitet.

^) Die Höllenfahrt Christi setzte man in diesen alten Zeiten vor die Auf- erstehong des Leibes, wie im Glaubensbekenntnis; die geistlichen Schauspiele ver- setzten sie meistens nach der Auferstehung.

Digitized by

Google

wie ist die Auferstehung Christi dargestellt worden? 239

Diese übersinnliche Vorstellung von der Auferstehung Christi war von den Theologen aus dem Wortlaut der Evangelien ge- folgert. Ein naiver Mensch denkt, wenn Jemand aus einem durch einen schweren Stein verschlossenen Raum heraus will, so muß zuerst der Deckstein weggeschafft werden. In dem Hymnus de Christo, welchen ich mit dem 'Bruchstück der ältesten irischen Liturgie (oben S. 195 no 11) aus 9 Handschriften, darunter 2 aus dem 7./8. Jahrhundert, herausgegeben habe, lauten in den Hand- schriften die Verse 47 54:

47 Milites servare corpus Anna princeps praecipit,

ut videret, si probaret Christus, quae spoponderat. 49 Angelum dei trementes veste amictum Candida,

quo candore claritatis vellus vicit sericum. 51 Demovit saxum sepulcro surgens Christus integer.

haec vidit Judaea mendax, haec negat, cum viderit. 53 Feminae primum monentur salvatorem vivere; quas salutat ipse moestas, conplet tristes gaudio. Hier kann 'trementes' weder mit *milites' verbunden werden, noch läßt es sich mit Z. 51 und der folgenden verbinden. Alles wird klar und einfach, wenn das Zeilenpaar * Angelum dei* hinter das folgende Zeilenpaar 'Demovit saxum' gestellt wird. Zuerst wird die Erwartung des Annas (47/48) beantwortet durch die Thatsachen : 49 Demovet saxum sepulcro surgens Christus integer, haec videt*) Judaea mendax: haec negat, cum viderit. Nun folgt die Marienscene: 51 Angelum dei trementes veste amictum Candida,

quae candore claritatis vellus vicit sericum, 53 Feminae primum monentur salvatorem vivere; quas salutat ipse moestas, conplet tristes gaudio. Hier gehen die Worte und der Sinn trefflich dahin. Ich nehme also an, daß schon in der dem 7. Jahrhundert angehörigen Vorlage, auf welche unsere sämmtlichen Handschriften zurückgehen, und in welche schon auch andere Fehler eingedrungen waren (s. zur Ausgabe des Hymnus, oben S. 206), diese 2 Zeilenpaare umgestellt waren ; aber das nicht aus Versehen, sondern mit Absicht. Allein wie mochte ein Interpolator eine klare Construction in eine un- mögliche verwandeln? Weil der von mir restituirte Text klar

1) Wie yiel die Wächter gesehen haben, stand nicht fest ; sicher war eigent- lich nur, daB sie die Herabkonft des Engels sahen and dabei niederstürzten; die Auferstehung lieBen Manche sie sehen; vgl z. B. den Cento der Faltonia Proba.

Digitized by

Google

240 W. Meyer,

und deutlich sagte, daß zuerst Christas den Stein weggestoßen habe und auferstanden sei, und dann erst der Engel und die beiden Marien zusammen gekommen seien. Beda hat diesen Hymnus wunderschön genannt: man lese noch einmal seine S. 238 mitge- theilten Worte über die Art der Auferstehung; hätte er den Hymnus so loben dürfen, wenn die Verse in seiner Zeit (672 725) nicht schon umgestellt gewesen wären ? Mit dieser Umstellung war die Construction dahin : allein wenigstens wurden Wächter, Engel, Wegwälzen des Steines und die Marien in derselben Reihenfolge genannt wie bei Matthaeus^). Freilich bei allem Corrigiren, selbst wenn zu *demovet' das Wort angelus herunterbezogen und 'surgit Christus' geändert wird, bleibt es dabei, daß zuerst der Stein ent- fernt wird, dann Christus aufersteht.

Diese natürliche, sinnliche Vorstellung von der Auf- erstehung Christi wurde freilich 600 Jahre später weit verbreitet und beherrschte das Schauspiel und die Kunst Jahrhunderte lang : aber in jenen alten Zeiten kann ich sie anderweitig bis jetzt nicht nachweisen. In der Nähe vieler gelehrter Theologen wäre eine so ab- sonderliche Schilderung der Auferstehung schwer begreiflich: be- greiflicher wird sie, wenn der Hymnus, in welchem sie steht, in einem abgelegenen Lande wie Irland gedichtet worden ist.

(War der Auferstehende nackt?) Christus ließ bei der Auferstehung die einhüllenden Tücher im Grabe zurück; denn nach Luc. 24, 12 sieht Petrus im Grabe ^linteamina sola'; nach Joh. 20, 6/7 sieht Petrus im Grabe linteamina posita, et sudarium, quod fuerat super caput eins, non cum linteaminibus positum, sed separatim involutum in unum locum'. Nun kann ja freilich Christus, wie er kurz darauf den weggehenden Marien oder der Maria Magdalena gewiß in gewöhnlicher Kleidung erschien, so auch schon bei der Auferstehung ein neues Gewand genommen haben; allein auch die Vorstellung ist denkbar, daß er nackt auf- erstanden sei. Ich finde aus diesen alten Zeiten hierüber über- haupt nur 1 Zeugniß, und da wird er nackt gedacht. Fortunat hat um B70 in seinem herrlichen Osterliede (lU 9) gedichtet: Lintea tolle, precor; sudaria linque sepulcro: Tu (d. h. nackt) satis es nobis, et sine te nihil est.

War diese Vorstellung verbreitet, dann konnte auch sie der bildlichen Darstellung des Auferstehenden Hemnmiß bereiten.

1) Verschiedene Uandschriften zeigen verschiedene Versuche, der Constmction aufzuhelfen. Zuerst wurde versucht *angeli amicti' ; dann wurde *qui' geschrieben, um ein Subject zu 'demovit' zu bekommen; endlich, um Christus von 'demovit' abEulösen, wurde 'surgit' interpolirt.

Digitized by

Google

wie ist die Auferstehung Christi dargestellt worden? 241

(Die Auferstehungsbilder der alten Kunst) In der alten Zeit war die weit verbreitete übersinnliche Vorstellung von der Auferstehung Christi der bildlichen Darstellung feind; von dem wunderbaren Vorgang, daß ein Leib durch Stein geht, hatten die Evangelisten geschwiegen: durfte die Kunst ihn überhaupt dar- stellen und, wenn sie wollte, wie sollte sie es thun? Die in dem irischen Hymnus gegebene sinnliche, natürliche Vorstellung wäre darstellbar gewesen: allein sie war vielleicht verpönt, jeden- falls so gut wie nicht verbreitet.

So haben wir vor dem Jahre 1000 keine eigentliche Dar- stellung der Auferstehung Christi. Sie wird ersetzt durch Dar- stellung der Marienscene, wie die 2 oder 3 Marien dem G-rabe nahen und dort 1 oder 2 Engel sitzend finden. Diese Darstellung findet sich schon auf sehr alten Elfenbeinplatten und in vielen Handschriften. Dabei ist meistens das Grab, oft sind auch die Wächter dargestellt. Das Grab ist in den ältesten Zeiten immer und auch später noch oft als schöner antiker Grabestempel, mit einem Flügelthore, gebildet; dies durch eine Steinplatte zu ver- schließen, wäre fast unmöglich gewesen; der Tempel ist also bloß der allgemeine Typus ^). Wenn einer oder beide Flügel der Thüre geöffnet oder gar zerbrochen sind, so bedeutet das, daß bei der Herabkunft des Engels die Flügel geöffnet oder zerbrochen worden sind, damit die Marien selbst hinein sehen und sich überzeugen könxien, daß Christi Leib verschwunden und daß nur das Schweiß- tuch und die Leinen zurückgeblieben seien. In späteran Minia- turen steht deßhalb die Thüre weit offen, so daß diese Tücher und der leere Raum sichtbar sind.

(Die syrische Miniatur der Auferstehung). In einer alten Miniatur scheint versucht zu sein, die Auferstehung zu versinnlichen. In der mediceischen Bibliothek in Florenz be- findet sich (Plut. I cod. 56) ein Codex evangeliorum Syriacus anti- quissimus literis capitalibus scriptus sine punctis anno Christi 686. Hieraus hat Biscioni (Bibliothecae Medic. Laurent. Catalogus I, Orientales, 1752, Tab. 23; darnach bei Garrucci, Storia dell'arte

1) Deshalb wohl hieB jenes GefäB turris, in welchem bei der Messe yor Beginn der heiligen Handlang der Leib Christi herbeigetragen wurde ; eine solche sehr kostbare und von Bischof Felix von Bordeaux gestiftete Tnrris besingt For- tnnat in 20; eine andere erwähnt Gregor v. Tours, de Gloria martyrum 6. Nahe wenigstens kommt die Erklärung des h. Germanus, Expositio brevis liturgiae (Migne 72, 93): Corpus domini ideo defertur in turribus, quia monumentum domini in similitudinem tnrris fuit sdssum in petra et intus lectum, ubi pausavit corpus dominicum, unde surrexit rex gloriae in triomphun.

Digitized by

Google

242 W.Meyer,

cristiana, tav. 139) die uns angehende Seite abbilden lassen, freilich recht ungenügend. Der größere obere Raum ist durch eine Darstellung der Kreuzigung gefüllt, unten schließt ein Streifen von Figuren ab. In diesem ist an der rechten Seite Christus dar- gestellt, welcher die 2 Marien begrüßt (Matth. 28, 9). An der linken Seite nahen (von links) die beiden Marien dem sitzenden und ihnen zugewendeten Engel. Im Rücken des Engels, in der Mitte des Streifens steht der Grabtempel; aus den etwas ge- öffneten Flügeln der Thüre schießen 3 Strahlenbündel hervor, welche auf die niederstürzenden 3 Wächter gerichtet sind.

Was soll dies Mittelstück? Offenbar gehört es so wenig zu der linken Engelscene, wie zu der rechten Begrüßungsscene. Aber auch die frühere Herabkunft des Engels mit ihrer Folge, dem Niederstürzen der Wächter, kann nicht dargestellt sein ; denn dann müßte doch der Engel selbst dabei sein; die Lichtbündel, wohl Blitzstrahlen, müßten von oben die Wächter treffen und müßten vielmehr von außen die Thür aufsprengen, statt daß sie von innen die Thüre öffnen und die Wächter niederwerfen. Dagegen hat die Darstellung Sinn, wenn hier die geheimniß volle Auferstehung des Herrn, des Quells alles Lichtes, versinnlicht sein soll. Manche haben das Erdbeben nicht auf den herabkommenden Engel, sondern auf den zu gleicher Zeit aus der Unterwelt auffahrenden und auf- erstehenden Herrn bezogen. Der Evangelist sagt vom Engel 'aspec- tus eins sicut fulgur' : Erdbeben und Blitz gehören zusammen. Da war diese syrische Darstellung oder Andeutung der Auferstehung wirklich fein erfunden. Wir sehen nicht den unbegreiflichen, ge- heimnißvoUen und übermenschlichen Vorgang der Auferstehung selbst, auch nicht den Gottmenschen, dessen Geist eben aus der Hölle in den Leib gekehrt ist und der nun auf die Erde empor- dringt, sondern nur einen Saum seines Kleides, nur etliche Licht- strahlen, welche aus den aufspringenden Thüren des Grabtempels hervorbrechen und die dort sitzenden Wächter betäuben.

(Die Vorstellungen von der Auferstehung Christi und die bildlichen Darstellungen derselben nach dem Jahre 1000) Als die bildende Kunst um das Jahr 1000 in Frank-

reich und in Deutschland sich geregt hatte, entstand eine Dar- stellung der Auferstehung. In dem Bamberger Evangeliar (Mün- chen no 44B1; photographirt in TeufeFs CoUection als no 1072) aus dem 11. Jahrhundert ist über dem Evangelisten Marcus in einer kleinen Nische der Löwe abgebildet*), der verwundert

1) Von dem Abzeichen des £yangeliBten Marcus heüt es bei Ruppert abb.

Digitized by

Google

wie ist die Anferstehong Christi dargestellt worden? 243

Christus anblickt, welcher sich, vom Nabel ab, aus einem vier- eckigen Behälter erhebt, die rechte Hand mit ausgestreckten Fin- gern aufrichtend, wie um zu lehren, und in der linken Hand die Kreuzesstange haltend, bekleidet mit Leibrock und Mantel. Vöge 'eine deutsche Malerschule um die Wende des ersten Jahrtausends' (7. Ergänzungsheft der Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst, 1891) hat S. 132 und 199 hier mit Recht eine Dar- Stellung der Auferstehung gesehen; allein wie allgemein und un- deutlich ist sie: der gewöhnliche lehrende Christus, nur mit dem Kreuzesstab in der Hand und am Unterleib von einem viereckigen Kastenrand umgeben!

(Bildliche Darstellungen der Auferstehung nördlich der Alpen) Doch mit dem Ende des 12. Jahrhunderts beginnen die bildlichen Darstellungen der Auferstehung, in großer Zahl und mit einem packenden, charakteristischen Motive : Christus steigt, ein Bein voran, über die vordere Wand des Sarkopbages, indem er die eine Hand erhebt, in der andern die Kreuzesstange, fast immer mit wehender Fahne, trägt; anfangs ist er mit Leib- rock und Mantel, später nur mit Mantel bekleidet *). Neben oder auf dem weggeschobenen Deckel des Sarkophages stehen oder knien 1 oder 2 Engel; sie haben wohl den Deckel weggeschoben und beten jetzt an. Vor dem Sarkophage liegen fast immer et- liche Wächter*).

Taitien. (Migne 168 Sp. 1614): fades leonis, per quam designator prosperitas yel gloria resurrectionis.

1) In den frühesten Anferstehongsbildern hat Christus Leibrock and Mantel ; damit die Wunde an der Brust leichter sichtbar würde, wurde bald der Leibrock weggelassen. Der Mantel wurde von etlichen deutschen Künstlern des 15. Jahr- hunderts am Hals mit einer Spange gefesselt Als bei den Italienern des 16. Jahr- hunderts, besonders bei den Venezianern, der Mantel fast illusorisch wurde (viel- leicht verlangte eine theologische Doktrin jetzt den nackten Leib ? s. oben S. 240, da trat das Schamtuch auf. Es wurde wohl hier aus demselben Anstandsgefühl eingeführt, wie längst schon bei der bildlichen Darstellung der Kreuzigung. In den Schauspielen muBte dort sein Auftreten begründet werden: oft gibt in einer bewegten Scene Maria ihr eigenes Tuch, damit die Lenden des Gekreuzigten um- hüUt würden.

2) Ihre Kleidung, Panzer oder Tuchstoffe, richtet sich nach Ort und Zeit des Künstlers. Aber sehr viel Kopfzerbrechen machte die Frage, ob die Wächter bei der Auferstehung wachen oder schlafen sollten. Wie in manchen Schau- spielen, so wurde auch in vielen bildlichen Darstellungen diese Frage dahin ent- schieden, daß bei Christi Auferstehung ein Theil der Wächter ruhig schlafend, der andere wachend (entsetzt oder betäubt) dargestellt wurde. Die entsetzten liegen früher, später stehen oder fliehen sie.

Kffl. ew. d. WiM. HMhriflkftw. PhUologv-U«tor. Dmm 1908. H«ft 2. 17

Digitized by

Google

244 W. Meyer,

Diese lebendige Bewegung entspricht vollkommen der sinn- lichen Vorstellung von der Auferstehung in dem altirischen Hymnus : Demovet saxum sepulcro Christus surgens integer, haec videt Judaea mendax; haec negat, cum viderit. Allein diese sinnliche, natürliche Vorstellung haben wir in der alten Zeit nur ein Mal, eben in jenem Hymnus, gefunden. Jene allgemeine, übersinnliche Vorstellung, daß Christus aus dem ver- schlossenen Grabe auferstanden sei, daß also sein Leib durch die geschlossene Deckplatte hindurch gegangen sei, ist jetzt völlig ver- gessen; und fast 300 Jahre lang bleibt sie vergessen, bis endlich diese sinnlich natürliche Vorstellung von jener übersinnlichen Vor- stellung wieder angegriffen und nicht gerade gänzlich verdrängt, aber doch sehr zurückgedrängt wird.

(Ursprung der bildlichen Darstellungen) Die sinnliche, natürliche Vorstellung ist im 12. Jahrhundert auf sehr einfache Weise zur Herrschaft gekommen: durch das in Frankreich und in Deutschland blühende geistliche SchailspieL Bei der mit glühendem Eifer betriebenen Ausgestaltung der geistlichen Schau- spiele wagten im 12. Jahrhundert die Nordländer, die Franzosen wohl früher als die Deutschen, den auferstehenden Christus leib- haftig darzustellen (s. meine Fragmenta Burana S. 61 und 98). Theatermaschinen kannte man nicht: was konnte also der Schau- spieler Anderes thun als was eben jeder Mensch thun würde? Zuerst wurde der Deckel des Sarkophags weg geschafft; dann stieg der Auferstehende, ein Bein voran, aus dem Sarkophag her- aus. So war die menschliche natürliche Darstellung der Aufer- stehung von selbst gegeben.

Was im geistlichen Schauspiel dargestellt wurde, das durfte auch der bildende Künstler darstellen. Man muß demjenigen, welcher den oben geschilderten Typus der Kunst geschaffen hat, nachrühmen, daß er ein echter Künstler gewesen ist. Die Handlung im Schauspiel setzte sich aus vielen einzelnen Bewegungen zu- sammen: daraus hat der Mann gerade diejenige momentane Be- wegung erspäht, welche die Auferstehung am schärfsten kenn- zeichnet: den Moment, in welchem Christus den Fuß über die Sarkophagwand setzt, also aus dem Grabe auf die Erde und zu den Menschen (die hier durch die Wächter angedeutet sind) wieder zurückkehrt. Dieser Moment ist so charakteristisch, daß zum Verständniß die Figur Christi mit der Sarkophagwand genügt und daß alles andere Beiwerk nicht nothwendig ist.

(Anfänge der neuen Darstellung) An eine so

auffallende, charakteristische Bewegung, wie das Heraussteigen

Digitized by

Google

..d

wie ist die Aufersteliiug Christi dargestellt worden? 246

des Auferstehenden ist, müssen Künstler wie Publikum sich erst gewöhnen; zuerst sträuben sie sich ein wenig und suchen auszu- weichen. Es mag im Schauspiel manchen Darsteller des auferstehen- den Christus gegeben haben, welcher, ehe die Engel ibm dielnsignien überreichten und ihn mit Antiphonen begrüßten, oder während er selbst die Auf erstehungsan tiphonen sang, wie Ego dormivi et somnum cepi, einige Minuten im Sarkophage stehen blieb, gegen Himmel blickend und pathetisch die Hand gegen Himmel erhebend. Einer solchen Situation entspricht die (von Haseloff mir mitgetheilte) Miniatur der pariser Handschrift 17325 (s. Haseloff *eine thüringisch - sächsische Malerschule des 13. Jahrhunderts S. 112 118 132 339, = 9. Heft der Studien zur deutschen Kunstge- schichte, 1897): von den Knien aufwärts ist Christus im Sarko- phag stehend sichtbar ; oben ist durch ein Stück Glorie der Himmel mit Gott Vater angedeutet ; dahin erhebt Christus die Augen und die rechte Hand; ebenso die 2 Engel, welche anbetend links und rechts stehen. "Wäre nicht der quer stehende ') Sarkophag und nicht die 3 davor liegenden Wächter: kaum dächte man an die Auferstehung.

Auch in den beiden ersten datirbaren Darstellungen der Auf- erstehung, in der Klosterneuburger Emailtafel, welche 1182 der Meister Nicolaus von Verdun gearbeitet hat, und in der vor 1196 gemalten Bibel in Erlangen, ist zwar die neue, charakteristische Bewegung Christi schon vorhanden, indem Christus den einen Fuß zum Heraussteigen erhoben hat, allein auch hier erhebt Christus Hand und Gesicht gegen Himmel, so daß man durchaus an die alt- christliche Darstellung der Himmelfahrt erinnert wird, wo Christus, das Gesicht gegen Himmel gerichtet, von Wolke zu Wolke auf- wärts steigt (eine wirkliche Ascensio!) und zugleich der oben aus einer Wolke vorgestreckten Hand Gottes des Vaters seine Hand empor und entgegen streckt.

Doch solche Abweichungen von dem reinen Typus hörten bald auf; die Künstler waren sich bewußt, daß sie nicht die Himmel- fahrt, sondern die Auferstehung und die Rückkehr zu den Menschen zu versinnlichen hätten. Fast 300 Jahre lang ist dann nördlich der Alpen der auferstehende Christus immer dargestellt worden, wie er, einen Fuß voran, über den Rand des Sarkophages heraus-

1) Im Norden wurde erst ziemlich spät der Sarkophag schief zum Beschauer gestellt, oder so, daß nur seine Schmalseite sichtbar war. Die Italiener sahen den Vorgang nicht auf der Bühne; sie waren also freier in der Gestaltung des Grabes (Sarkophag oder Felsengrotte) und in der Stellung des Sarkophags. Ihre Freiheit drang zuletzt in den Norden.

17*

Digitized by

Google

246 W. Mejer,

steigt, Augen nnd Hand den Menschen zuwendend. So hatte die Dichtung des 12. Jahrhunderts den Anstoß gegeben ; dann hatte die bildende Kunst des 12. Jahrhunderts eine in den meisten Rücksichten vortreffliche Darstellung der Auferstehung Christi geschaffen. Diese Künstler der gothischen Zeit hatten sich da- bei wenig gekümmert um die üeberlieferung ; sondern, den eigenen Weg gebend, welchen Natur und künstlerisches Empfinden sie wies, hatten sie Neues und Schönes geschaffen (s. S. 164/6). Solcher Art war die geistige und künstlerische Entwicklung nordlich der Alpen, besonders Frankreichs und Deutschlands, im 12. und im 13. Jahr- hundert ; diese Entwicklung ist in Wahrheit die Naissance unserer modernen Kultur, nicht die Renaissance Italiens im 13. und 14. Jahrhundert. Hier nordlich der Alpen hat die gothische Zeit den Formenreichthum der lateinischen, deutschen und franzosischen Lyrik geschaffen, der eigentlich noch bewundemswerther ist als der Formenreichthum der gothischen Kunst. Und der Inhalt dieser Lyrik, z.B. nur der Carmina Burana, ist dem modernen Fühlen verwandter als der Inhalt der humanistischen lateinischen und ita- lienischen Lyrik. Dann aber hat die gothische Zeit nordlich der Alpen die Gesetze und die Formen der Kunst von den Buch- stabenformen an bis hinauf zum hohen Dom selbständig und neu ge- staltet und hat in diesen Ländern einen so lebhaften Sinn für künst- lerische Formen geschaffen, daß dieser und die Frömmigkeit noch im 15. Jahrhundert die stärksten Kräfte des Volkslebens waren. Von der nordischen Kultur geweckt, hat dann im 13. und 14. Jahr- hundert der italienische Humanismus Anderes und zum Theil weiter Entwickeltes in Kunst und Literatur geschaffen. In dem kunstbegeisterten Norden wurden die neuen Schöpfungen des Hu- manismus freudig aufgenommen, und aus der Vermengung der einheimischen gothischen Kultur mit den neuen Elementen des Humanismus ist das entstanden, was wir moderne Kultur nennen. Ein Vorläufer der modernen Kultur war jene Kultur, welche im 15. Jahrhundert in dem weit gestreckten Grenzlande Deutschlands und Frankreichs, in Burgund, alle Künste, die Dichtung und schöne Prosa, die Malerei und die andern bildenden Künste, end- lich die Musik prächtig erblühen ließ. Bei dieser Mischung war der nordische Bestandtheil noch der übermächtige. So hat un- sere moderne Kultur einen viel größeren und werthvolleren Theil, als wir ahnen, aus unserer mittelalterlichen gothischen Entwick- lung bezogen. Freilich hatten wir von den italienischen Huma- nisten auch ihre Nichtkenntniß und ihre Verachtung der gothischen Vorgänger im Norden geerbt, welche in Deutschland noch die theo-

Digitized by

Google

wie ist die Anferstehnng Christi dargestellt worden? 247

logische Renaissance, die Reformation, gemehrt hat. Das hat schon im 16. Jahrhundert unsere deutsche Kunst in Wort und Bild getodtet. Aber wir müssen allmählich erkennen und anerkennen, was unsere Vorfahren in gothischer Zeit aus eigener Kraft schon geleistet hatten.

(Mängel der nordischen Darstellung der Auf- erstehung) Je künstlerisch- richtiger in Frankreich und in Deutschland die Bewegung des Heraussteigens in den Auf- erstehungsbildern ausgeführt wurde, um so mehr trat der innere Fehler zu Tage, welcher dieser Darstellung anhaftete. Die Kunst muß mit den natürlichen Bewegungen arbeiten; ein Schlafen- der darf z. B. nicht stehend dargestellt werden. Wer nun aus einem tiefen Behälter, einen Fuß voran, über die ziemlich hohe Wand heraussteigt und zugleich eine Stange in der Hand hält, obendrein noch darauf achten muß, daß er nicht auf außen liegende Körper tritt, der muß seine geistige Thätigkeit eben auf diese Bewegung concentriren ; es ist unnatürlich und also auch unkünst- lerisch, wenn die Augen und das eine oder das andere Glied diese Bewegung nicht mitmachen. Nun muß, wenn irgend eine Ge- stalt, so der auferstehende Christus, der Gott und Erloser, der Sieger über Tod und Teufel, in diesem Augenblick der Auf- erstehung den Ausdruck der Majestät, der Liebe und anderer Eigenschaften an sich tragen. Aber den Ausdruck dieser Eigen- schaften mit der richtigen Darstellung des behutsamen Heraus- steigens zu yerbinden, bleibt wohl unmöglich. Diese Bewegung des Heranssteigens ist wohl am natürlichsten gemalt von dem Meister Franke des Hamburger Altares der England-Fahrer (1427) ; aber eben hier kommt der innere Fehler auch am deutlichsten zu Tage: man meint einen Apfeldieb zu sehen, der über einen Gfirten- zaun schleunigst entkommen will. Diesen innern Fehler der heimischen Darstellung der Auferstehung müssen die nordischen Künstler besonders lebhaft empfunden haben, als sie im 15. Jahr- hundert mit den italienischen Darstellungen bekannt wurden.

Der nordische Typus des Heraussteigens hatte aber noch einen andern, einen theologischen Fehler: Christus steigt aus dem Sarkophage, dessen Deckplatte natürlich vorher weg geschoben ist. Das stand in direktem Widerspruch mit dem Evangelium des Matthaeus, wonach Christus aufersteht, ehe der Engel die Platte wegschiebt, wornach also Christi Leib durch die aufliegende und versiegelte Steinplatte gedrungen war. Diese übersinnliche Vor- stellung von der Auferstehung hatten Theater und Kunst seit 1160 gänzlich außer Acht gelassen ; allein sie wurde gewiß im 16. Jahr- hundert von deutschen Theologen wieder scharf verfochten. Denn

Digitized by

Google

248 W. Meyer,

bedeatende deutsche Künstler ließen sich verblüffen : und so wurde zuerst von Dogmatik und Kunst ein Wechselbalg gezeugt.

Seit 1430 wurde in Deutschland der Auferstehende zwar, wie bisher, heraussteigend gemalt : aber, damit die Theologen zufrieden waren, lag oft die versiegelte dicke Deckplatte noch auf dem Sarko- phag und das noch zurückgebliebene Bein stack bis zum Schenkel in dieser Deckplatte, zum augenfälligen Beweis, daß auch der ganze übrige, schon sichtbare Leib soeben durch diese Steinplatte hin- durch gedrungen sei.

Diese Geschmacklosigkeit haben z. B. gemalt Multscher 1438 (in Berlin), Pfenning um 1440 (Nürnberg, Tucherscher Altar), Herlein 1462 (Nördlingen, St. Georg). Ja, nachdem die Ansichten über die Grabesstätte sich zum Theil geändert hatten, malte noch 1B17 Jörg Bathgeb (Stuttgarter Museum, von Hoefle in Augsburg photographirt) einen Auferstehenden, dessen Füße und Lenden noch in der Spitze des Felsens stecken (der in seinem untern Theil die Grabhöhle birgt), jedoch so daß die Glieder durch den Felsen hin- durch deutlich sind; Rathgeb ist also Röntgen bedeutend zuvor- gekommen.

Natürlich haben viele Künstler und Laien eingesehen, daß eine solche Darstellung unnatürlich und häßlich sei, aber die Theologen und viele frommen Besteller bestanden auf der vermeintlichen "Wahrheit: das Grab mußte geschlossen sein. Auch für solche ge- peinigten kunstsinnigen Seelen war es eine Erlösung, als sie im 15. Jahrhundert mit den italienischen Typen der Auferstehung Christi bekannt wurden.

(Die italienischen Darstellungen der Auferstehung Christi) Als die Kunst auch in Italien sich regte, wollten, so um 1300, auch die italienischen Künstler die Auferstehung Christi darstellen, welche nördlich der Alpen schon ein beliebter Gegenstand der bildenden Kunst geworden war. Den Typus des heraussteigenden Auferstehenden sahen sie bei den Nordländern; allein sie haben ihn äußerst selten nachgebildet (z. B. noch Raffael- lino dal Celle in Sansepolcro). Die Italiener hatten kein geist- liches Schauspiel, in welchem die Auferstehung körperlich dargestellt worden wäre; so hatte sich auch nicht in der Phantasie des Volkes eine bestimmte Vorstellung festgesetzt, welche die Künstler hätten respektiren müssen, vielmehr konnten sie Anfangs fast frei ihren Eingebungen folgen.

Der wichtigste Unterschied der italienischen Auferstehungs- darstellungen besteht darin, daß Christus ruhig dargestellt ist.

Digitized by

Google

wie ist die AnferstehoDg Christi dargestellt worden? 249

Diese Rohe ist selbstverständlich in den beiden Typen, wo Cliristiis mit dem einen Fuß im Sarkophage steht, den andern Faß auf den Sarkophagrand setzt, oder wo Christus mit beiden Füßen auf dem Sarkophage steht; aber auch dem 3. Typus, wo Christus über dem Grabe schwebt, haben wenigstens die früheren Künstler, wenn ich so sagen darf, eine ruhige Bewegung gegeben (sta so- speso); erst spätere, wie Sodoma (Siena, Palazzo vecchio), Tizian (Brescia, San Nazaro) und Andere, verbinden mit dem Schweben lebhafte Bewegung; so auffallend stark der sogenannte Tizian in Berlin, wo Christus fast empor springt. Dadurch, daß die italie- nischen Künstler dem Auferstehenden eine ruhige Haltung gaben, hatten sie, vielleicht unbewußt, einen großen Vortheil gewonnen: jeder Künstler war darauf hingewiesen, dieser ruhigen Grestalt nach bestem Vermögen den Ausdruck der Erhabenheit zu geben.

(1. Christus steht im Sarkophag) Daß die italienischen Künstler von dem nordischen Typus des Heraussteigenden ange- regt waren, zeigt der erste Typus, ein Uebergangstypus. Christus steht mit einem Fuß im Sarkophag, den andern hat er ruhig auf den vordem Rand des Sarkophags gesetzt. Dieser Typus findet sich schon auf sehr alten Bildern, wie im Camposanto zu Pisa (Buffalmacco?); von Nicolo di Pietro Gerini im Museo Civico in Pisa; in Assisi, Unterkirche (Puccio Capanna?); Bildhauer wie Tommaso Pisano (im Camposanto) und Donatello (Kanzel von San Lorenzo in Florenz) sind ihm gefolgt; den groß- artigsten Ausdruck der Majestät hat mit diesem Typus verbunden Piero della Francesca (San Sepolcro, Galleria); aber noch späte Maler, wie Gaudenzio Ferrari (London, Nat.-Gall.), haben diese Haltung des Auferstehenden dargestellt.

(2. Christus steht auf dem Sarkophag) Andere ließen Christus auf dem Rande des geöffneten oder auf der Deckplatte des geschlossenen Sarkophages stehen. Dieser Typus findet sich schon auf frühen Gemälden, so in den Fresken von St. Maria Regina in Neapel; dann an der Nordthür des Battistero in Florenz vom Bildhauer Ghiberti. Sehr geeignet war dieser Typus für Einzelstatuen des Auferstandenen, so von Vec- chietta (Siena, Ospedale di S. Maria della Scala) und von Giovanni Bologna (Lucca, Kathedrale). Aber auch in ziemlich späten Ge- mälden ist er noch dargestellt: so von dem sogenannten Rafael (in München) und von Bissolo (Berlin). Von demselben Typus geht aus Fra Bartolommeo (Florenz, Pitti).

In diesen beiden Typen hat jeder Künstler Gelegenheit, dem ruhig stehenden Christus den Ausdruck der Majestät zu geben«

Digitized by

Google

2B0 W. Meyer,

Allein: eben dadorch, daß Christas ruhig steht, haben beide Typen einen beträchtlichen Nachtheil; wir wollen die Auferstehung, den Auferstehenden, nicht den Auferstandenen sehen ; diese Künstler aber stellen uns das Geschehene dar, nicht das Geschehende.

(3. Christus schwebt) Deßhalb gewann in Italien ein 3. Typus besondem Beifall: die Himmelfahrt nachahmend ließ man Christus über dem Grabe schweben. So schon Giotto (?) in Florenz (Academie), Niccolo Gerini (?) in Florenz (S. Croce), Puccio Capanna (Pistoia, San Francesco). Diese Darstellung kreuzte sich Anfangs auffallend mit anderen, wo der Auferstandene ebenso über seiner Grablegung (Taddeo Gaddi, Florenz, Gallerie) oder über der Engel- und Marien-Scene am Grabe schwebt (Taddeo Gaddi, Florenz, Capella degli Spagnuoli; Fra Angelico, Museo S. Marco). Bald wurde dieser Typus weitaus der verbreitetste.

Freilich hat dieser Typus den äußerlichen Nachtheil, daß er mit der Himmelfahrt sich deckt und daß nur durch Bei- werk, wie Nacht, Grab, niederstürzende Wächter usw., der Unter- schied gegeben wird; er hat auch einen inneren Mangel: der Auferstandene kam doch zunächst auf die Erde zurück und zu uns Menschen; aber dieser aufwärts Schwebende verläßt die Erde und uns; unserer Erwartung entspricht in dieser Hinsicht trefflich der Typus des Heraussteigenden, dagegen der Tjrpus des aufwärts Schwebenden läßt sie unbefriedigt. Aber dieser Typus gab Gelegenheit zu großartigem Pomp ; er gab eine Handlung, nicht einen Zustand, und mit der Bewegung des Emporschwebens ließ sich der Ausdruck siegreicher Majestät gut verbinden. Deßha?b zogen in Italien und später im übrigen Europa Künstler und Publikum meistens diesen Typus den übrigen vor.

Der erste italienische Typus des im Sarkophag stehendan Christus ließ wie der nordische Typus des Heraussteigenden nur ein geöffnetes Grab zu, schloß also die übersinnliche Vorstellung von der Auferstehung Christi aus. Dagegen ließ dieselbe sich trefflich vereinigen mit dem 2. und 3. italienischen Typus, und in öehr vielen italienischen Darstellungen der Auferstehung steht Christus auf oder schwebt er über der fest aufliegenden und ver- siegelten Deckplatte.

(Ein neuer nordischer Typus des 15. Jahrhunderts)

Als Niederländer und Deutsche im 15. Jahrhundert die drei italienischen Typen kennen lernten, da schufen sie merkwürdiger Weise zuerst einen neuen Typus: Christus steht oder schreitet schon auf der Erde außerhalb des Sarkophags, meistens un-

Digitized by

Google

wie ist die Aufenteliang Christi dargestellt worden? 261

mittelbar am Sarkophag aaf dessen Basisplatte; der Sarkophag selbst ist oft geschlossen, oft offen. Diesen Typus haben

manche der besten Künstler im 15./16. Jahrhundert gewählt, z. B. Dierick Bouts (Germ. Museum), Pleydenwurff (Augsburg, kgl. Gallerie), M. "Wolgemut (München, Pinakothek), der Meister der Lyversberg'schen Passion (Köln, Museum), Burgkmaier, Holbein und Andere. Allein ob Christus neben dem Sarkophag steht oder schreitet, wir empfinden nicht unmittelbar, in welchem Zu- sammenhang er mit diesem Sarkophag steht. Wohl kann der Maler alle Majestät in Christi Figur ausprägen, er kann auch dem Gelehrten durch das Beiwerk der erschreckten Wächter die üeberzeugung geben, daß Christus eben auferstanden ist; allein er weckt nicht in uns die Empfindung, daß wir die Handlung der Auferstehung sehen; auch hier sehen wir im besten Fall nur den Auferstandenen, nicht den Auferstehenden. So stellt Dürer's HandzeichnuDg im StädePschen Institut den Auferstandenen dar, welcher sich im Garten ergeht ; das im Hintergrund hinter Bäumen versteckte Grab ist Nebensache.

(Die Typen des 16. Jahrhunderts im Norden der Alpen)

Mit der Renaissance drangen auch die italienischen Typen der Auferstehung über die Alpen; natürlich nicht der Typus des im Grabe stehenden Christus, wohl aber die beiden andern, des auf dem Grabe stehenden und des schwebenden. So entstand ein selt- sames Durcheinander ; bei der jedesmaligen Wahl eines Typus mag freilich der Besteller oft ebenso viel mitgethan haben, als der ausführende Künstler. So sehen wir z. B. bei Memling und bei Dürer Christus nach der alten heimischen Weise aus dem Grabe stetigen oder nach der neuen neben dem Grabe stehen oder schreiten: dann aber öfter nach italienischen Mustern auf dem Sarkophage stehen und über dem Sarkophage oder, wie wohl theologische Doktrin verlangte, vor und über der Felsenhöhle des Grabes schweben. Lukas Cranach hat auch die italienischen Typen gemalt; so den aufschwebenden Christus (Aschaffenburg) und den auf dem geschlossenen Sarkophag stehenden (Kupferstich- passion; Außenflügel des Schneeberger Altarwerkes; Münchener Pinakothek). Allein in seinem allegorisirenden Kreuzigungs- bild ^) hat er einen neuen, den Reformationstypus der Auferstehung

1) Auf den Innenflügeln des Schneeberger Altarwerkes und im Titelblatt der Bibel Johann Friedrichs in Jena; dann compendiös im Altarblatt der Weimarer Stadtkirche; den ganzen Gyclos vereinigte auch der Holzschnitt von Geof. Tory = no 163 der MeisterhoLEschnitte.

KffL Om. d. Wi«. KMhrlohteiL PUloloff.-biftor. Dmn 1908. H«fl 8. 18

Digitized by

Google

2B2 W. Mejer,

geschaffen, zu welchem er altere Darstellungen des mit dem Höllen- drachen kämpfenden Erlösers benützt hat: Christus ist eben aus dem Grabe gekommen (bei Tory steigt er aus dem Sarkophag) und tritt auf die Leiber von Tod und Teufel, welche er zugleich mit dem Fuß der Ereuzesstange durchsticht. Diese Darstellung, welche ebenso gut die Höllenfahrt als die Auferstehung vertreten kann, verläßt also das Gebiet des Sinnlichen und Menschlichen.

Der Typus des aufschwebenden Christus wurde allmählich der herrschende, wobei besonders die Niederländer es liebten, im Ge- gensatz zur sonnigen Himmelfahrt, die Auferstehung als Nacht- stück in einer dunkeln Felsenhöhle vor sich gehen zu lassen^).

1) Die Kunsthistoriker werden wohl die Entwicklung der Lichtkunst- stücke und speziell des Nachtstückes in der Malerei klar gelegt haben: ich habe hier nur das Hereinkommen besonderer Lichteffekte in die Darstellung der Auferstehung Christi zu berühren. Die Auferstehungsscene lockte, wie wenig andere Stoffe, zu Darstellungen besonderer Lichteffekte: Gott wurde überhaupt gern mit Lichtfülle umgeben ; die Auferstehung selbst sollte von Lichterscheinungen begleitet sein, infolge deren z. B. die Wächter niederstürzten, und sie fiel spä- testens in die Morgendämmerung, vielfach noch früher. So traten schon in dem naiven Osterspiel von Goutances 2 Engel auf mit Leuchtern in der Hand, deren Kerzenschein die Wächter niederstürzen lie£. Dennoch hat die naive deut- sche und französische Kunst bis 1500 den aus dem Sarkophag steigenden Christus ohne besondere Lichteffekte dargestellt, höchstens da£ seit 1450 von vielen Künslem Sonnenaufgang angedeutet wurde; we£halb die Wächter nieder- stürzten, das mußte man sich denken, zu sehen war es nicht. In Italien liefen fast von vom an die 3 Typen der Auferstehung neben einander. Der sehr be- liebte Typus des schwebenden Christus war eine Nachahmung der Himmelfahrt und fahrte von selbst dazu, Christus ati/*, dann in Wolken oder in Licht schweben zu lassen. So wurde in Italien auch der auf dem Sarkophag stehende Christus und der im Sarkophag stehende bisweilen, wenn auch recht selten, mit Licht- glanz dargestellt Allein die früheren Künstler waren damit bescheiden und bei vielen, wie bei Perugino (Galleria Vaticana) oder bei Sodoma (Siena, Palazzo vecchio) könnte man hellen Tag als Zeit der Auferstehung sich denken. Die Deutschen haben dann mit den italienischen Typen auch die Lichteffekte ange- genommen. Freilich Memling lä£t nur in der ihm zugesprochenen Auferstehung im Wiener Museum Christus in Lichtglanz schweben (vgl. den Codex Grimani), sonst zeigt er auch den schwebenden Christus nur in gewöhnlichem Lichte. An- ders Dürer: er hat in der kleinen Holzschnittpassion und in der Handzeichnung im Städelschen Institut den nach deutscher Art stehenden oder schreitenden Christus ohne besondem Lichteffekt dargestellt; dagegen in den italienischen Typen hat er den auf dem Sarkophag stehenden Christus (Kupferstichpassion 1512) mit etlichem Lichte und gar den schwebenden Christus (Handzeichnung von 1510 und große Passion von 1510) mit so viel Wolken und Lichtpomp aus- gestattet, daß man schon an die spätem Nachtstücke denkt. Diese Aus- stattung der Auferstehung ist dann in Deutschland fast übertriebene Mode ge- worden : so bei Grünwald (Kolmar), bei Rathgeb (Stutgarter Museum^ bei Lucas Cranach (Aschaffenburg), auf dem Mömpelgarter Altarwerk und sonst Den

Digitized by

Google

wie ist die Anfenteliung Christi dargestellt worden? 253

Einen nenen Typus der Auferstehung hat Bembrandt in dem münchner Bild von 1639 versucht. In das völlige Dunkel der Felsenhöhle ist soeben der von einer Lichtfülle umgebene Engel herabgefahren und hat die Deckplatte des Sarkophags empor gerissen, so daß ein Wächter, welcher eben noch darauf gesessen war, rücklings herab stürzt in die Mitte seiner Genossen, welche, entsetzt aufgesprungen, sich am linken Ende des quer stehenden Sarkophages drängen. Das ist also durchaus eine gute Darstellung der Herabkunft des Engels nach Matthaeus 28; sie findet sich Stück für Stück wieder in der Wiederholung des Bildes in Augsburg (kgl. Gallerie, photographirt von Hoefle).

Aber da ist auf dem münchner Bild in das dunkle rechte Ende des Sarkophages eine Partie hinein gemalt : die abgezehrten Schultern und das Totenhaupt Christi, vom Leichentuch umhüllt, und der linke auf den Sarkophagrand gelegte Arm, mit dessen Hilfe Christus sich mühsam ein wenig aufrichtet: Alles in etwas Lichtschimmer, welcher vom Engel ausgeht. Aus der Herabkunft des Engels ist so eine Auferweckung oder eine Auferstehung Christi gemacht. Allein dieser Christus ist ein ganz gewöhnlicher Todter; er hat nicht das Leiden und den Tod überwunden, nicht das Er- lösungswerk vollbracht. Das Licht des Bildes strahlt nicht von ihm aus, sondern der Engel gibt von seiner Lichtfülle ihm etwas ab. Endlich sind Christi Glieder auffallend klein gemalt. Von dieser Christuspartie ist auf dem augsburger Bild nichts zu sehen.

Man möchte meinen: zuerst hat Rembrandt die Herabkunft des Engels gemalt, genau so wie das augsburger Bild (also etwa Copie eines Entwurfs) sie zeigt; dann hat er, um eine Auferstehung Christi daraus zu machen, aus seiner Auferweckung des Lazarus (1632/33) die Schultern und den Kopf des Lazarus herüber ge- nommen, und so Ende 1638 das münchner Bild fertig gestellt. Gerade über die Passionsbilder, zu welchen die münchner Auf- erstehung gehört, haben wir eine Reihe eigenhändiger Briefe Rembrandt's an C. Hugenius, den Sekretär des Prinzen Friedrich Heinrich, welcher diese Bilder bestellt hatte (Six in den Verslagen van het Listituut 1843 Bl. 142; wichtigere bei Vosmaer, Rem- brandt 1877 S. 186—200); darin ist ausdrücklich die Rede von 'een verrijsenis^ ^daer Christus van den doode opstaet dat met groote verschrickinge der wachters'. Es ist mir öfter begegnet,

Gegensatz zu der tags vor sich gehenden sonnigen Himmelfahrt aasznf&hren und mit der jährlich wachsenden Kunstfertigkeit die Auferstehung als nächtliche Himmelfahrt mit starken Lichtcontrasten auszuhUden, das lag den selhstbewuAten Farbenkünstlem der Folgezeit sehr nahe.

Digitized by

Google

264 W. Meyer, wie ist die Aoferstehmig Christi dargestellt worden?

daß ich in Beschreibongen von Miniaturen eine 'Resnrrectio' notirt fand, welche bei Nachfrage nur die Engelscene am Grabe war: aber nach diesen "Worten Rembrandt's muß man doch Christi Figur auf dem Bilde erwarten, muß man also das 1639 an den Prinzen abgelieferte und von Rembrandt selbst hochgeschätzte Bild eben in dem münchner wieder anerkennen.

Demnach hat Rembrandt 1638 versucht, die Auferstehung Christi z. Th. nach Art der Auferweckung des Lazarus darzu- stellen. Er selbst scheint sonst nie eine Herabkunft des Engels oder eine Auferstehung Christi gemalt zu haben. Sein neu ge- schaffener Typus hat auch keinen Nachahmer gefunden, trotz des krankhaften Aussehens Christi nicht einmal einen modernsten.

Also haben im 12. Jahrhundert zuerst Künstler nordlich der Alpen gewagt, Christi Auferstehung bildlich darzustellen; dem geistlichen Schauspiel folgend, zeigten sie, wie der Auferstehende aus dem Sarkophage steigt. Dieser Typus hat sich gehalten, so lange das geistliche Schauspiel sich hielt. Ihn allein haben die nor- dischen Künstler bis um 1450 festgehalten. Um diese Zeit schufen diese Künstler, und zwar vielleicht zuerst die niederländischen, einen neuen Typus, wie der Auferstandene neben dem Sarkophag steht oder schreitet; damit verband sich oft die Darstellung des Sonnenaufgangs, einer weiten Landschaft und darin bisweilen auch anderer zeitlich nahe liegender Scenen ; diesen Typus haben die besten deutschen Meister dargestellt. Angeregt von den nordischen Künstlern begannen um 1300 die italienischen mit der Darstellung der Auferstehung Christi: sie stellten dar, entweder wie der Auferstandene in oder auf dem Sarkophage steht, oder wie der Auferstehende über dem Sarkophage schwebt ; früher als die Nord- länder verbanden sie damit die Darstellung der Morgendämmerung ; oft umgaben sie Christus, besonders den schwebenden, mit einem Nimbus von Wolken oder seines eigenen Lichts, oft fügten sie eine weite Landschaft bei. Diese italienischen Darstellungsarten

wurden um 1600 den Nordländern immer mehr bekannt; nach kurzem Ringen wurde es im 16. Jahrhundert nördlich wie südlich der Alpen immer mehr Mode, den Auferstehenden schwebend darzu- stellen. So hat vor 1600 eine mehr als 400jährige Entwicklung ihren Abschluß gefunden, deren Verlauf dem oben (S. 166 und 246) skizzirten Verlaufe der allgemeinen Entwicklung entspricht. "Weder ein Genie noch ein besonderes Bedürfniß hat seitdem für die Dar- stellung der Auferstehung Christi eine neue Bahn eröffnet.

Digitized by

Google

Otia diplomatica.

Von

P. Kehr.

Vorgelegt in der Sitzung vom 10. Januar 1903.

Als wir unsre archivalischen Forschungen in Italien begannen, war ich auf Grund früherer Beobachtungen längst von der Not- wendigkeit überzeugt, daß die Arbeit Bethmann*s für die Monu- menta Germaniae historica ebenso gut neu gemacht werden müsse wie die J. V. Pflugk-Harttung's für die älteren Papsturkunden. Gewiß ist die Leistung Bethmann's derjenigen Pflugk-Harttung's unendlich überlegen. Aber in der Zeit, da Bethmann die Archive und Bibliotheken Italiens durchforschte, waren die diplomatisch- archivalischen Fertigkeiten noch wenig ausgebildet. Auch haben seine Forschungen nur einen Teil Italiens umfaßt ; manche Partien seiner Berichte sind doch nur wertlose Reproductionen älterer litterarischer Angaben. Aber auch da wo er, wie ein Eroberer, von Stadt zu Stadt, von Archiv zu Archiv zog, blieben ihm doch viele Archive ganz verborgen; an die Thüren anderer klopfte er vergebens an. Dann sind die großen politischen Umwälzungen der 60. und 70. Jahre gekommen, die auch die archivalischen Be- stände Italiens betroffen haben: die Aufhebung der Klöster im ehe- maligen Kirchenstaat, die Bildung neuer staatlicher und conmiunaler Archive haben keine geringe Umwälzung in den archivalischen Beständen Italiens zur Folge gehabt: viele sind ganz verstreut worden, andere sind neu aufgetaucht.

Wie groß wäre der Nutzen einer neuen und gründlichen Be- gistrirung dieser nun endlich zu einer gewissen Ruhe gelangten Materialien, bevor sie neuen Krisen ausgesetzt werden! Allein es ist in der gelehrten Welt nicht so leicht, eine große Unter- nehmung ins Werk zu setzen. Die Mittel dazu sind zu sehr zer-

KffL Q«f. d. WIM. HMhiioktm. Pkitolof.-Urtor. KUms 1908. Etil 1. 19

Digitized by

Google

256 I*. K ehr,

splittert; die gelehrten Interessen zu disparat. So ist leider niemals der Versuch gemacht worden, auf die erste italienische Campagne Bethmann's eine zweite in ähnlichem Umfang und nach ähnlichem Plan folgen zu lassen; man begnügte sich mit gelegentlichen Ex- cursionen. Gewiß sind diese kleinen Beutezüge Schum's, Breßlau's, Winkelmann's ergiebig genug gewesen, aber gerade sie trugen vielleicht zu dem Glauben bei, daß nun alles Notwendige geschehen sei.

Diese Ansicht ist nach meinen Erfahrungen eine irrige. Sicher- lich hat Niemand geglaubt, daß nach den Forschungen Pflugk- Harttung's noch über 1000 ältere Papsturkunden, von denen die größere Hälfte ganz unbekannt war, in den Archiven und Biblio- theken Italiens sich finden würden *). So groß ist nun freilich die Zahl der noch verborgenen Kaiser- und Königsurkunden in Italien nicht entfernt^). Aber sie ist doch immer noch beträcht- lich genug. Fortwährend tauchen neue auf, konmien verschollene Originale wieder zum Vorschein. Eben in diesen Tagen ist wieder ein unedirtes Originalmandat Ottos III. in Cittä di Castello ge- funden worden, und schon jetzt ließe sich zu Sickel's Ausgabe der Diplome des X. Jahrhunderts ein ganz stattlicher Appendix her- stellen.

Als wir die archivalische Erforschung Italiens unternahmen, hatte ich den Wunsch , sie so gründlich und erschöpfend wie möglich durchzuführen, sie also keineswegs auf die älteren Papst- urkunden allein zu beschränken, sondern alle älteren irgendwie wichtigen Documente zu verzeichnen, die Papsturkunden so gut wie die Kaiserurkunden, die Urkunden der Gräfin Mathilde und die Diplome der Normannen so gut wie die Placita der Königs- boten. Ich dachte drei Feldherrn auszusenden, die den Stiefel Italiens hinabfahren sollten bis in seine äußerste Spitze, jede Stadt und jedes Archiv besuchend, überall gründlich aufräumend und alles irgend "Wichtige buchend.

Dazu aber hätte es, da unsre Mittel nicht entfernt ausreichten,

1) Der classische Zeuge ist der Heraasgeber der Papstregesten selber. S. Löwen- feld (üist. Jahrbuch X 339) erklärte 1888 wörtlich: „Italien ist von Kalten- bronner und namentlich von Pflugk-Harttung von Turin bis Salemo genau durch- sucht; nur einige auf der Adriaseite gelegene Orte würden vielleicht noch eine Ausbeute gewähren .... Die einzigen Länder, in denen noch wirkliche Schätze von unbekannten Bullen zu heben wären, sind Spanien und England**. Was würde Löwenfeld erst über die Ernte in Frankreich sagen, auf die ich sicher hoffei

2) Die neuen normannischen Diplome, die in den letzten Jahren durch K.A. Kehr und C. Garufi ans Licht gefördert sind, gehen an die 100.

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 267

der Mitwirkung mächtigerer und besser organisirter Factoren be- durft An eine Mitarbeit des Preußischen Instituts in Rom, das ja gewiß kein geringes Interesse an einer systematischen Erfor- schung Italiens hat, war damals nicht zu denken, und ich habe deßhalb nicht einmal einen Versuch gewagt. Die schwarzen Pläne gegen das römische Institut wurden erst sehr viel später in meinem Busen geweckt. Ich hoffte damals vielmehr auf eine Mitwirkung der Monumenta Germaniae. Denn deren Interesse konnte als noch stärker an einer gründlichen Aufräumung der älteren italie- nischen Archivalien beteiligt erscheinen. Sowohl für die Ausgabe der Karolinger- wie für die der salischen Eaiserurkunden wären, wenn nicht gerade unbekannte Stücke (doch sind auch solche noch zum Vorschein gekommen), so doch neue brauchbare und vielleicht bessere Ueberlieferungen ganz gewiß entdeckt worden. Was aber für die staufische Periode noch zu finden ist, hat fast jedes Jahr seitdem überraschend gezeigt. Von andern Materialien, wie etwa den Placita, ganz zu schweigen. Ich trug also die Angelegenheit dem damaligen Vorsitzenden der Centraldirection , E. Dümmler, vor; aber sein Bescheid war im Wesentlichen ablehnend^). Später haben die Monumenta allerdings, wenn ich recht unterrichtet^ bin, hauptsächlich auf die Fürsprache von Holder-Egger und Scheffer- Boichorst, sich an der Unternehmung beteiligt, aber zu einer er- schöpfenden Erforschung war es da bereits zu spät. So ist der Plan gescheitert oder hat sich doch nicht in dem Umfang wie ich ihn wünschte, durchführen lassen. Unsre Arbeit ist leider, wie alles in dieser Welt, Stückwerk geblieben.

Mußte ich mich also bescheiden, so habe ich doch wo sich die Gelegenheit dazu bot und es ohne Schädigung der eigenen Arbeiten anging, wenigstens die Kaiserurkunden, auf die ich stieß, ver- zeichnet oder verzeichnen lassen. Insbesondere die staufischen Urkimden, auf die zu achten der verstorbene Scheffer - Boichorst mich dringend bat, habe ich darum gern registrirt und mir die Freude nicht versagt, ihm Notizen und Abschriften zuzusenden. Seine beiden Publicationen im Neuen Archiv XXIV und XXVII sind zum guten Teil aus den Materialien entstanden, die wir ihm mitteilten.

Seit Scheffer's Tod habe ich auch diese regelmäßige Bericht-

1) Es versteht sich, was ausdrücklich zu sagen vielleicht nicht überflüssig ist, da£ mir dabei jede Kritik völlig fernliegt. Das von einem so onrohigen Conspirateur angeregte Unternehmen war weitaussehend and kostspielig und der Erfolg maßte einem Fernstehenden sehr ansicher erscheinen. Um so dankbarer bin ich den beiden andern Herren für ihr Zatraaen.

19*

Digitized by

Google

258 P. Kehr,

erstattnng aber neue stanfische Diplome unterlassen Mangels eines sich für diese Materialien interessirenden Adressaten und mich ganz auf die Papstarkonden beschränkt.

Aber hier and da, wenn noch ein Stündchen Zeit war oder sonst eine gar za günstige Gelegenheit daza einlade oder wenn ich ihrer für die Geschichte eines archivalischen Fonds bedurfte, habe ich doch noch die eine oder andere Eaiserarkande abge- schrieben. Nach der Arbeit das Vergnügen. Darum nenne ich diese kleinen Divertissements auf dem Gebiet der Kaiserdiplomatik ,,Otia diplomatica^. Ich hoffe dieser ersten Sammlung bald eine zweite folgen zu lassen.

Nur mit einer gewissen Scheu habe ich mich entschlossen, zu den Urkunden, die ich jetzt veröffentliche, einen Commentar hin- zuzufügen *). Der Vergleich mit den schönen diplomatischen Ex- cursen Scheffer -Boichorst's liegt zu nahe, und wer wäre ihm gewachsen? Es ist auch nicht das diplomatische Interesse an diesen Stücken, weshalb ich es thue. Es sind notwendige Parerga zu meiner Italia pontificia.

Eine erschöpfende Arbeit an der urkundlichen Ueberlieferung kann nicht Halt machen bei der Erforschung der gegenwärtig noch erhaltenen Archive und sie darf sich nicht begnügen mit der Feststellung des jetzt noch vorhandenen Materials. Die jetzigen Archive Italiens sind vielfach zufällige oder willkürliche Bildungen. Das gilt vorzüglich von den Fonds der aufgehobenen Klöster. Deren Bestände sind, wie ich bereits öfter zu betonen Gelegenheit hatte, jetzt selten noch vollständig beisammen, oft vielmehr in alle Winde verstreut. Die Incorporation älterer Klöster in jüngere, die seit dem XII. Jahrhundert immer häufiger wurde, hat auch ihre Archive in eine fortwährende Bewegung gebracht. Die Ur- kunden von S. Maria di Bagnara in Calabrien wanderten erst nach Anagni, dann nach Rom in den Lateran; die Urkunden von S. Stefano a riva di mare zuerst in das Archiv von S. Maria di Arbona bei Chieti, dann nach SS. Apostoli in Rom , um schließlich dezimirt im römischen Staatsarchiv ihre hoffentlich letzte Ruhe zu finden, während andere sich nach Berlin und S. Petersburg verirrten; die Urkunden von S. Bartolomeo di Carpineto kamen zuerst nach S. Maria di Casanova, dann in das Archiv des Fürsten Chigi. Noch verhängnißvoUer für die Ruhe und Sicherheit der Klosterarchive wurden die Zeiten der Commendataräbte. Wer

1) Ich habe mich dabei des Beirates meines Bruders K. A. Kehr zu erfreuen gehabt

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 269

wOrde Urkunden der Klöster S. Salvatore di Tolla bei Piacenza nnd S. Maria di Banzi bei Acerenza in der Basilicata im Archiv des fürstlichen Hauses Barberini, die von S. Benedetto di Salemo im Archiv Colonna, die von S. Savino in Pisa im Archivio Lante in Rom suchen?

Aus dieser Zerstreuung der alten Archivalien ergibt sich die Notwendigkeit des Versuches, die aus einander gerissenen Teile wieder zusammen zu bringen oder doch, da dies realiter nicht möglich, den ursprünglichen Zusammenbang wenigstens idealiter zu reconstruiren. Das ist die Aufgabe, die ich mir für die Italia , pontificia gestellt habe. Und wenn diese auch nur die Papstur- kunden registriren will, so kann sie doch die Kaiserurkunden und andere wichtige Documente nicht ganz außer Acht lassen. Denn wie sie einst alle zusammen waren, so führt die eine auf die Spur der andern.

Das ist gewiß eine mühselige Arbeit und der Lücken bleiben mehr als der gelungenen Entdeckungen. Aber sie ist nicht ohne Reiz und Lohn. In dieser Weise beabsichtige ich die alten Kloster- und Kirchenfonds Italiens, einen nach dem andern, zu bearbeiten, vielleicht nicht ohne manchen neuen Gewinn auch für die Kaiserdiplomatik. Was ich heute vorlege, ist eine kleine Probe davon.

ToUa.

Das Archiv des Klosters Tolla bei Piacenza aufzufinden, habe ich mich eifrig bemüht. Auch L. Schiaparelli hat sowohl in Parma wie in Piacenza gesucht'). Alles ohne Erfolg. Was wir von den Urkunden dieses Klosters wußten, verdankten wir ausschließlich Campi seinem bekannten Werk Deir historia di Piacenza ^) und seinen in der Biblioteca reale Palatina in Parma aufbewahrten Miscellaneen (Ms. 482-486) »).

Endlich bin ich doch auf einen freilich dürftigen Rest dieses alten Archivs gestoßen. Im Archiv des Fürsten Barberini fand D. Giov. Mercati ein Manuscript s. XVI mit dem Titel Äbbazia de SS. Salvatore e Gallo di Val di Tolla. Copia de privüegi concessi dagV

1) Einige Urkunden betr. Tolla waren schon zu CampfB Zeiten im Archiv Ton S. Sisto.

2) Er dtirt meist Ex arch. ToUae. 8) VgL Nachr. 1900 S. 6.

Digitized by

Google

260 ^' Kehr,

imperatori e Re a favore deXla detia abhoHa in vari anni (sign. Cred. XV Scanz. 10; jetzt Nr. 461). Es enthält Abschriften folgender £aiserarkanden

Karl m. 880 [Dezember] 21 ^). BM. 1563 (ed. Campi I 465 n. 18).

Berengar I. 903 Januar 19 «). Schiap. 38 (dt. Campi I 240).

Hugo und Lothar 935 Dezember 26. B. 1396 (ed. Campi I 485 n. 48).

Heinrich H. 1014. St. 1612. DH. II 297 (ed. Campi I 500 n. 69).

Heinrich HI. [1046]. St. 2315 (ed. Campi I 509 n. 82).

Friedrich I. [1167]. St. 4079 a (cit. Campi II 25). Und zwar ergibt sich, daß wahrscheinlich eben dieses Faszikel die Vorlage Campi's war. Den Berengar und den Friedrich hat er nur citirt, daher gebe ich den Text des Privilegs Barbarossa's, während Schiaparelli den des Diploms Berengars in seine dem- nächst erscheinende Ausgabe der Urkunden dieses Kaisers auf- nehmen wird.

Merkwürdig ist, daß sich nicht auch die Abschriften der Papsturkunden für ToUa, nach denen mein Herz mehr begehrte als nach jenen Diplomen, erhalten haben. Möglich, daß sie und andere Materialien aus dem Archiv von Tolla noch bei den Bar- berini an den Tag kommen werden. Die Cardinäle dieses Hauses besaßen eine ungewöhnlich große Zahl italienischer Abteien als Commenden: so sind diese Scripturen in ihr Familienarchiv gelangt. Die Urkunde Friedrichs I., deren Text ich gleich folgen lasse, entbehrt der Datirung. Aber daß sie zu 1167 gehört, wußte noch ein Zeitgenosse des Copisten, vielleicht aus dem Dorsual des Ori- ginals; er schrieb unter die Abschrift Dat. a. 1167, Garet sigülo. Danach haben Campi und Stumpf sie eingereiht. Aber das Datum läßt sich nun noch genauer bestimmen: durch die Zeugen. Und irre ich nicht, so ist es eben diese Zeugenliste, welche unserm Document seine historische Bedeutung gibt und dem Geschichts- schreiber Barbarossa's die Auffindung des Stückes besonders will- kommen machen wird.

Der unter den Zeugen an erster Stelle genannte Erzbischof Christian von Mainz wurde am 5. März 1167 in Imola geweiht; bald darauf trennten sich Christian und Rainald von Cöln vom Kaiser (vgl. Varrentrapp Christian I. S. 28 und Giesebrecht V

1) Mit Xn kaL ion.

2) Nicht Januar 12, wie bei Campi nnd danach Dipl. III 865 steht.

Digitized by

Google

Otia diplomatica- 261

631 f.). Hierher also, in die erste Hälfte des März, etwa zu St. 4088, und nicht zu St. 4079 (Ende Januar), wie Giesebrecht VI 461 vorschlug, ist unsre Urkunde zu setzen.

Friedrich L bestätigt dem Kloster 8, Salvatore di Tolla unter dem Äbt Albert die Besitzungen. .

Cop. s. XVI im Arch. Barberini.

Cit. von Campi II 25 [C\. Danach Stumpf Reg. 4079 a.

In nomine sancte et indiuidue Trinitatis. Predericus diuina fauente dementia Romanorum imperator et semper augustus. Bignitas imperii Romani a pietatis fönte manauit: ideo opera misericordie pre oculis habere debet et semper exercere. Quia uero in trono iusticie a Deo collocati sumus, diuorum augustorum regum et imperatorum, nostrorum uidelicet antecessorum , sancta uestigia propensius imitari debemus, maxime in operibus pietatis et misericordie que ipsi circa loca sancta et ecclesias Dei bono zelo exibuerunt; et si quid nos in tabemaculo Dei offerentes superad- diderimus, a uero Samaritano, cum redierit, nobis in centuplum esse reddendum speramus et credimus. Idcirco^) cognoscant uniuersi fideles imperii per ItaUam constituti presentes et futuri quod nos diuine mercedis intuitu Albertum uenerabilem abbatem sancti Sal- uatoris de Tolla et omnes eins possessiones quas ab antiquo ante- cessores eins rationabiliter et iuste tenuerunt et quas hodie im- presenti habet et quas imposterum Deo iuuante legitime acquirere poterit, sub nostram imperialem protectionem ac defensionem sus- cepimus et nostra imperiali authoritate confirmauimus omnes pre- dictas possessiones, sicut in autenticis priuilegiis gloriosorum antecessorum nostrorum regum et imperatorum, uidelicet Caroli regis et Hugonis et Lotarii regum et regis Berengarii et impera- toris Henrici continetur, que in sequentibus determinate sunt. Itaque confirmamus dicto abbati et eins monasterio possessiones in Cadinario et in Legrolo*> et in Adilio siue Casa noua ac Vidri- ano<^\ Confirmamus etiam eidem abbati et monasterio castellum quodSpelunca uocatur, quod pro paganorum ac depredantium per- secutione ad utilitatem et custodiam prenominati monasterii con- structum esse dinoscitur. Confirmamus quoque ipsi abbati et monasterio castellum quoddam in Lauemasco constructum et cellam unam in honorem sancte Dei genitricis Marie constructam in uilla que Mistrianum nuncupatur, cum massaritiis in uilla sancti Cassiani atque in Luganiano et Cattiuello et casale Barbadi et Rauarioli

a) I . . b) Legalo C. e) viridario C.

Digitized by

Google

262 P- Kehr,

et SaJüano et Barla atqne Pnlplano^ commanentibns et cnm omnibas rebus eisdem pertinentibus. Adicientes qaoqne confirmamns predicto abbati Meli nostro et eins monasterio medietatem cartis Massa- rioli et medietatem de Rocca penna et castellam Molfaiis') com suis pertinentiis et nillam Riogarroli-^ et possessionem quam habet in Castro Regiano et extra et quicquid habet in uilla que Vlmeta^> nocatnr et qnod habet in loco qai dicitor Marenci et quod habet in Mocionassi*^ et in curte regia que est iusta castellum nouum. Confirmamus etiam abbati et eins monasterio ecclesiam sancti Dalmatii in Placentia cum suis pertinentiis et quicquid iure habebat uel possidebat in campo Venancii. Preterea confirmamns predicto abbati et eins monasterio quicquid ab antiquo iuste et legaliter habuerit et possederit in tribus episcopatibus , Placentino scilicet et Cremonensi atque Parmensi. Itaque hec omnia supradicta con- cedimus et donamus et confirmamns predicto monasterio et eins abbati Alberto et quecumque antecessores eins iuste et rationa[bi- liter] habuerint et tenuerint, cum omni iure et honore, cum plateis bannis et districtis intus et foris et cum omni utilitate quecumque inde poterit prouenire. Statuentes autem precipimus ut in predictis bonis et possessionibus nuUa persona secularis uel ecclesiastica predictum abbatem uel eins monasterium inquietare audeat uel molestare. Et si quis contra hoc nostrum preceptum facere pre- sumpserit) centum libras auri optimi pro pena componat, dimidium fisco nostro et dimidium predicto abbati et eins monasterio. Vt autem hec omnia uerius credantur et ab omnibus inuiolata obser- uentur, presentem inde paginam conscribi iussimus et nostro impe- riali sigillo insigniri. Adhibitis idoneis testibus quorum nomina hec sunt: Christianus Maguntine sedis archiepiscopus et Germanie archicancellarius , Rainaldus Coloniensis archiepiscopus et Italic archicancellarius, Alexander Leodiensis episcopus, Hermannus Ver- densis episcopus, Daniel Pragensis episcopus, Vdo Cicensis episcopus, Gero Alberstatensis *^ episcopus, Aichardus Parmensis episcopus, Garsendonius Mantuanus episcopus, Hermcumus*) Yoldensis abbas, Fredericus dux filius regis Cunradi'>, Bertoldus dux de Zeringa*"^ Teodericus marchio de Saxonia, Vlricus") dux de Boemia, Opizo<»> marchio Malaspina, Maruellus^) marchio, Pelauicinus marchio, Villielmus marchio Montisferrati, Reuigerus de Castelarcuato.

Signum domini Federici Romanorum imperatoris inuictissimi.

d) Pulpano C. e) Molfasci C. f) Riogauuli C. g) Vulmeta C.

h) Mocionasci C. %) Albestatensis. k) Heraannu». Q Cimradi. m) Leringa. n) Vbertos. o) Opilo. p) MarceUns, gemeint ist Marvellus Söhn des Opigo MaUupina,

Digitized by

Google

Otia diplomaticft. 263

Albizo de Mugello.

Im Mngello saß seit Alters das Herrengeschlecht der übaldini. Im grauen Altertum verloren sich seine Spuren. Dem Stamme der gotischen Sugambrer angehörend kamen sie aus dem Skythen- land in das Gebiet von Florenz, nach den Einen zu Totila's Zeiten, nach den Andern unter Agilulf und Theodelinde um das Jahr 600. Schon Karl der Große, der ihnen ein Privileg verlieh, nannte sie „Antichi signori della provincia del Mugello" und Otto 11. beeilte sich, ihnen ihre Rechte und Besitzungen „si per le loro virtü militari e si per li loro belli costumi in corte" zu bestätigen. Sie verzweigten sich weithin; einem Zweig des Geschlechtes, den Übaldini von Citta di Castello, gab Heinrich VI. ein großes Privileg. Aber der Hauptsitz der Familie blieb das Mugello. Hierher kam im Juli 1184 Kaiser Friedrich I., um auf dem Schloß der übaldini, in Rocca della Pila, den Freuden der Tafel und der Jagd obzu- liegen. Er erwies sich seinen Gastfreunden überaus gnädig; er verlieh zum Andenken an die glücklich bestandene Gefahr auf der Jagd den Übaldini den Hirschkopf als Wappen, er stand bei einem gerade anlangenden kleinen übaldini Gevatter und hielt den berühmten Toast auf das erlauchte Geschlecht: Q.D. A.A.D.V = Quis dominatur Apennini? Alma domus übaldini.

Das alles erzählen die älteren und neueren Geschichtsschreiber des Hauses der übaldini. Aber diese Historien sind zu schön um wahr zu sein. Den Giovambatista di Lorenzo übaldini, den Verfasser der Istoria della casa degU übaldini (In Firenze 1588), der nach älteren Quellen diese Geschichten und Urkunden mitteilte, lehnte schon E. Gamurrini Istoria genealogica delle famiglie nobili Toscane et ümbre IV (1679) p. 1 ff . ab , indem er das Diplom Karls für eine Fälschung („mendicati privilegi") erklärte. Auch die oft erzählte Geschichte von dem Besuche Barbarossa's in Rocca della Pila samt der schönen Inschrift (abgeb. bei Lorenzo übaldini p. 25 und bei Borghini Discorsi ed. Manni in p. 43) hat der nüchterne Repetti (IV 262) in das Reich der Fabel verwiesen, wenngleich der neuste Historiker des Mugello, Lino Chini (Storia del Mugello (1875) I p. 219 ff. II p. 49 ff.), dabei bleibt, daß sie wahr sei; aber er rückt sie doch in das besser passende Jahr 1185.

Jetzt wissen wir, daß jene drei Urkunden der übaldini, sowohl die Karls des Großen vom 1. Jan. 801 (nicht bei Mühlbacher), wie diejenigen Ottos II. vom 23. Febr. 975 St. 643 a und Heinrichs VI. vom 22. Sept. 1196 St. 5046 a Fälschungen des Alfonso Ceccarelli sind (Riegl in Mitth. des öster. Instituts XV S. 227. 228 zu n.

Digitized by

Google

364 P- Kehr,

8 und 29 und P. Scheffer-Boichorst ün N. Archiv XX S. 195 N. 3 und Zur Geschichte des XII. und XIH. Jahrh. S. 266 N. 1)^).

Aber neben diesen unverschämten Fälschungen, welche der erste Geschichtsschreiber der Ubaldini gar zu gläubig sich aneig- nete, wenn anders er nicht mit Ceccarelli unter einer Decke steckte*), gibt es auch ein echtes Privileg für das Geschlecht, Friedrichs 11. Diplom von 1220 November 25 BF. 1223 »), gedruckt von Gamurrini IV p. 60 (danach von Lami I p. 596) nach einer Copie. Darin wird erwähnt ein älteres PrivUeg Heinrichs VI., von dem ich in der Litteratur nirgends eine Spur gefunden habe. Um so überraschter war ich, als ich im Cod. Barb. XXX 159 eine Copie dieser Urkunde fand. Die Handschrift, ein Sammelband s. XVII XVin, enthält eine große Zahl Abschriften von Kaiser- urkunden, meist für Aquileja, Vicenza, Avignon. Auffallender- weise ist sie Bethmanns Aufmerksamkeit ganz entgangen, obwohl sie für die Edition der Kaiserurkunden nicht unwichtig sein dürfte. Woher der Kopist die Urkunde hat, gibt er leider nicht an.

Was zunächst den Text anlangt*), so lautet er wörtlich wie das Privileg Friedrichs II., steht und fällt also mit diesem. Mag der Wortlaut nun vielleicht hie und da, worüber ich nicht zu entscheiden wage, interpolirt sein, in der Hauptsache ist die Ur-

1) Die neaste Arbeit über CeccareUi von L. Fami im ßollettino della R. Depatazione dl storia patria per L'Umbria VIII ergibt für unsre Frage nichts Neues.

2) Von Karls d. Gr. Priyüeg bemerkt er p. 7 „che ü priyUegio originale, lo quäle per la sua antichitä h si consumato dal tempo che con fatica si paö leggere** ; deshalb gibt er es aus einer notariellen italienischen Uebersetzung von 1279! Von der Urkunde Heinrichs VI. bezeugt er p. 45 daß „r originale del qual si ritrova oggi appo lo illustre Conte Gentile degli Ubaldini". Die Ottos II. (p. 14), gibt er aus Abschrift you 1279 „appö di me si conserva nelle mie case". Es ist danach schwer, an bloße Leichtgläubigkeit zu denken. Gamurrini 1. c. nennt ihn mit offenbarer Geringschätzung „un certo Gio. Batista di Lorenzo Ubaldini".

3) Diese Urkunde soll nach Ficker (Reg. 1223) gedruckt sein auch bei Moc- tius Hist. gentis Ubaldiniae 52 und 128. Aber ich fürchte, daß das Buch, dessen Citat Ficker der Hist. dipl. Friderici II von Huillard-Br^holles II 33 entlehnt hat, gar nicht existirt und sein angebliches Dasein nur einem Mißverständnis verdankt. Lami Mon. eccl. Florent. I p. 595 nota druckt die Urkunde und erwähnt dabei das „Apographon quod refertur in Histor. gentis Ubaldiniae p. 52, ut Moctius etiam p. 128 animadvertit**. Allein dieses Moctius' V\rerk nennt er kurz vorher und gibt den genauen Titel: Storia di S. Cresci e de' SS. Compagni martiri e della chiesa del medesimo Santo posta in Valcava del Mugello scritta da Marco Antonio de' Mozzi 1710. Die Hist. gentis Ubaldiniae aber ist natürlich des Battista de Lorenzo Ubaldini Storia della casa degli Ubaldini. Auch Moreni kennt jenes angebliche Werk des „Moctius** nicht.

4) Albizo de MogeUo ist übrigens Zeuge in St. 4620.

Digitized by

Google

Otia diplomatka. 36(^

kimde gewiß genuin. Sie fügt sich vortrefflich in den Zusammen- hang der staofischen Politik in Mittelitalien ein: Begiinstigong des Adels gegen die Städte^).

Aber wichtiger ist vielleicht die Datirong. Es kann über die Einreihung des Stückes, auch wenn der Tag nicht sicher ist (ich weiß nicht ob ich d*^ = decimo kal. novemb. oder kal. novemb. lesen soll, während es wohl 3^ oder 2^ kal. novemb. heißen müßte), keinerlei Zweifel sein. Heinrich VI. marschirte während des Oktober 1186 durch die Romagna; die bisher bekannten Etappen seines Zuges sind Bologna Ravenna Bertinoro Cesena lesi. Der Aufenthalt in Fönte Avellana fällt danach zwischen Cesena, wo der König am 25. Oktober Urkunde te (St. 4594 96), und lesi, wo wir ihn Ende November finden (St. 4597 99). Die neue Urkunde bereichert also unsre Kenntniß des Itinerars Heinrichs VI. in willkonmiener Weise: man könnte aus der Richtung desselben fast vermuten, der König habe schon jetzt, Ende Oktober, einen Zug nach Umbrien beabsichtigt, den er dann erst im Anfang des nächsten Jahres zur Ausführung gebracht hat.

1) Vgl. Toeche S. 59; Davidsohn, Florenz I S. 674 ff.

Heinrich VL nimmt seinen Gäreuen Albino de Mugello, dessen Erben und Besitzungen in seinen Schute und verleiht ihm das Fodrum, das Baurecht auf eigenem Grund und Boden und die Gerichtsbarkeit.

Bei Fante Avellana 1186 Oktober. .

Cod. Barb. XXX 159 s. XVII f. 51.

Henricus sextus diuina fauente dementia Romanorum rex et semper augustus. Imperatori^ benignitatis dementia deuota fide- lium suorum obsequia discreta^> circamspectione attendere consueuit ipsorumque meritis liberal! munificentia respondere decet. Qua- propter notum facimus uniuersis nostri imperii fidelibus presentibus et uenturis quod nos intuitu sincer§ fidelitatis et obsequiorum quQ fidelis noster Albizo de Mucello imperio et nobis frequenter exhi- bnit, ipsum et eins heredes cum bonis suis ubicumque sitis mobilibus et inmobilibus in specialem maiestatis nostr^ protectionem recipimus ac defensionem, cum omnibus uidelicet bonis que nunc habet ud in posterum concedente Domino iuste poterit optinere. Bona autem ipsa ad maiorem cautdam proprüs suis uocabulis presenti priuil^o facimus annotari: In primis castrum et curiam et allodium Püq

a) discrepta.

Digitized by

Google

266 Kehr,

et cetera dlia loca que in priuüegio c(mHnentur^\ Damas etiam, pro- mittimns et presenti pagina de nono concedimns predicto Meli nostro Albizoni eiusque filiis ^t heredibus masculis f odrum nostrum imperiale qnod homines eoram, ubicQmqae sint uel faerint in dai- tatibus castris oel oillis uel alibi, nobis ant nantio nostro debent soluere, quatenns illnd ipse Albizo et eins heredes qniete habeant et plene percipiant, nullo unquam nuncio nostro uel legato uel aliquo alio contradicente uel impediente. De speciali quoque gratia ipaum Albizonem intuitu sincere*^> deuotionis et obsequiorum que ipse nobis et imperio exhibuit, respicientes ^j ipsi et heredibus eins masculis concedimus et plenariam damus facultatem in solo suo tam in ciuitatibus Florenti^ et Bononi^ quam extra et specialiter in predictis locis et quolibet predictorum ubi uoluerint §dificandi et reedificandi in eorum curiis nouis*^ et antiquis, nulla unquam persona, potestate, consule uel consulibus, commune, collegio uel uniuersitate , nullo etiam nuncio nostro uel legato contradicente uel inpediente. Ex abbundanti etiam benignitate ipsum Albizonem et heredes eins masculos ampliare uolentes, damus concedimus eis imperiali autoritate donamus omne ins, usum siue consuetudinem, districtum, curiam, honorem et uniuersos homines, cuiuscumque gradus condictionis uel sexus existant, tam alloderios quam alios quoscumque, omnem iurisdictionem ciuilem et criminalem et qu§ ad merum et mixtum imperium pertinent, ita quod deinceps in facinorosos animaduertere ualeant, ultimum inferre supplicium, ac utilitatem et seruitia que nos in predictis locis siue castris ac hominibus utriusque sexus ex dignitate Romani imperii possemus uel deberemus uel imperium antiquis temporibus in eis consueuit habere, uolentes et plenam dantes eis licentiam et libertatem qua- tenns uniuersos homines cuiuscumque gradus uel sexus in eisdem castris uel locis morantes et qui inantea morabuntur ibidem, cum Omnibus bonis et rebus eorum mobilibus et inmobilibus, presentibus et futuris retineant omnesque ülos qui in eis morari consueuerunt, a ciuitate Florenti^ et Bononi^ uel alia qualibet^ siue aliis castris uel locis ubi eos inuenerint, repetant Hbere; nullusque eos contra ipsius Albizonis et heredum suorum masculorum uoluntatem audeat retinere, sed cum Omnibus bonis et rebus eorum ipsos eis exhibeant, quatenus ad antiquam eorum consuetudinem uel habitationem^> re- uertantur absque omni cuiuslibet persona siue rei impedimento.

h) am Band von anderer Hand Desunt nomina castrorum. Wahrscheinlich waren es dieeelben, welche in dem Privileg Friedrichs IL BF. 1223 aufgezählt werden, c) sincera. d) sie. e) nobis. f) sc, ciuitate, was der

Copist vielleicht iiibersah, g) habitantionem.

Digitized by

Google

Otia diplomaüca. 267

ipsaqae castra prenominata et homines utriusque sexas com omni iurisdictione et omnibus curiis nouis et antiquis, sicut esse consue- aenmt; et si aliqua de noao ntilitas nel asantia in eis poterit prouenire, ipse in perpetuum teneat et quiete possideat et fmatur et ipsins heredes, nnllo obstante priuilegio qaantomcnmque de nostra predecessorumque *^ nostrorum scientia certa concesso*^ uel consnetadine facta uel facienda nnllaqne temporis legitimi minoris qnam octnaginta annorom prescriptione, quQ sola contra eos obid possit, nullaque ciuitatis*) alicuias, castri, burgi, oppidi sen uniner- sitatis nel loci ael persona cniuslibet constitutione noua uel antiqua uel quacumque consuetudine temporis longeui. Yolumus quoque et districte precipimus ut nulla ciuitas, castrum uel locus quilibet et nuUus episcopas, abbas uel prior nullusque marchio, capitaneus uel procer*^ aliquis nullaque omnino persona secularis uel ecclesia- stica siue legatus noster predictum Albizonem et heredes suos omnesque homines ipsorum ubicumque in predictis castris uel locis uel alias ubicumque uel in quibuscumque ciuitatibus uel locis mo- rantes aliquo modo grauare debeat uel presumat uel audeat ullo modo molestare uel aliquas dacias, angarias, parangarias uel alia quecumque alicuius seraitii uel donationis onera uel quecumque grauamina imponere ipsis uel aliquo modo ab eis exigere presumat, sed ipsi imperpetuum ab omnibus predictis liberi et quieti perma- neant et absoluti cum omnibus eorum bonis et rebus presentibus et uenturis. Quecumque uero persona parua uel magna, secularis uel ecclesiastica ex predictis contra baue maiestatis nostr^ con- cessionem eumdem fidelem nostrum Albizonem uel heredes eins in aliquo grauare presumpserit , centum libras auri puri pro pgna componat, dimidium camerg nostr§ et reliquam passis iniurianu Ad cuias rei firmam obseruationem et presentem cartam inde conscribi et maiestatis nostr^ sigillo iussimus communiri. Huius rei testes sunt Milo Taurinensis episcopus, ßonifacius marchio Montisferrati*"\ Villelmus") marchio de Palodo<^\ comes Robertus de*^^ Nassowe«^ Rodulfus de Rabrechts wilare »"^ Henricus de Wilden- stein'^ Henricus Testa mariscalcus, magister Berardus fisicus, Cuno de Mincemberc *>, Marquardus dapifer, Henricus de Lutra^*^ came- rarius et alii quam plures.

Dat. in exercitu apud Aueliane anno Domini MCLXXXVII, indictione quinta*^, . .^^ kal. nouembris.

h) predecessomm. t) concessio. k) ciuitas. l) statt procorator?

m) Moronensis. n) der Name ist eorr, o) Polodio. p) de fehU,

^ Sta . . . wi r) Rabrechtswstro. s) Wildenstem. t) Conno de Mincembere. u) Lint v) 5. w) ich glaube 8* gu lesen-, auch d* => decimo wäre möglich.

Digitized by

Google

268 P. Kehr,

Bassovivo.

Aeltere Kaiserurkunden für das Kloster S. Croce di Sassovivo bei Foligno sind nicht bekannt. Nur eine einzige Notiz bei laco- billi Cronica della chiesa e monastero di Santa Croce di Sassovivo (16B3) p. 62 weiß von einer solchen. Vanno 1209 adi quattro di Novembre, Indici, 12 \ Ottone quarto Itnperadore per suo privilegio dato in Ässisiy Vanno primo del stw Imperio, ad instanea di quesio Nicola Abbate del Monastero di Sassovivo, prese sotto la sua protettione la Chiesa di san Liberato net Territorio del Castello di Muggiano, con le st4e possessioni e beni] ordinando ad Enrico Tedesco, Castellano di detto Castello, che la difendi e protegga in suo nome (Lib. Regest, sign. t fol 279).

Diese Notiz ist der Aufmerksamkeit Böhmers nicht entgangen. Er trug sie in sein Handexemplar der Regesten ein, die Lösung „der wunderlichen Daten" seinen Nachfolgern überlassend *). Aber man kann nicht behaupten , daß diese, Winkelmann wie Ficker, das Räthsel gelöst hätten. Der erste (Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig Bd. II S. 245) setzt die Urkunde zu 1210 November 4, läßt den Kaiser am 7. in S. Severino in der Mark Ancona sein, worauf von Rieti aus der Einfall in das Reich von Neapel erfolgt. Ein ganz unmögliches Itinerar ! Auch Ficker, der in den Regesten das Mandat Ottos IV. zu 1210 November 4 unter Reg. 442 verzeichnet hat, hat sich vergeblich bemüht, Sinn und Ordnung in das Itinerar zu bringen. An der Winkelmannschen Emendation festzuhalten, lag nahe, da das Castell Mugnano im September 1210 von den Kaiserlichen besetzt worden war, Ottos Urkunde also trefflich in den Zusammenhang zu passen schien. Trotzdem bleibt die Lösung gewaltsam und unbefriedigend.

lacobilli ist ein unzuverlässiger Autor, bei aller Erudition ungenau und flüchtig. Der Libro della Croce, den er in seiner Geschichte von Sassovivo oft citirt, existirt nicht mehr. Aber dafür fand ich in dem Archiv von Sassovivo, das jetzt bei der erzbischöflichen Curie in Spoleto verwahrt wird*), eine alte, freilich sehr zerstörte und keineswegs in allem sichere Copie der Urkunde, die, halb unleserlich wie sie war, meine damals noch übermütigen Augen herausforderte. Aber auch sie gibt uns noch zu raten auf.

1) Winkelmann, Philipp von Schwaben and Otto lY. von Braonschweig Bd II S. 245 N. 2; Böhmer, Acta imperii sei. II 228 n. 252 Anm.

2) Nachr. 1898 S. 858. Die Manuscripte lacobilli's sind dagegen im Seminar zu Foligno (ebenda S. 356). Vielleicht enthält der von Klinkenborg nicht benutzte, aber sehi wichtige Band A VI 8 (Copia dei brevi et instramenti) noch brauch- bare Copien.

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 26$

Als Aussteller wird genannt Odo Dei gratia Romanorum impe- raior et semper augusiuSj lerusalem et Sidlie rex und als Datum wird angegeben Dat, Asisii die III (oder IUI) exeuntis nouemhris, Villi itidictione. Aber Otto IV. hat sich niemals König von Jerusalem und Sicilien genannt. Und endlich: die Copie, welche das Mandat enthält, ist, wenn anders ich nicht mit Blindheit ge- schlagen war, ausgestellt 1206 Dezember 5 in Temi.

Die Urkunde ist also entweder eine Fälschung oder sie ist gar kein Rescript Ottos IV., sondern ein solches Heinrichs VI. Ich will die erstere Möglichkeit nicht ausschließen ; jedenfalls habe ich das Stück, als ich ihm ein Viertelstündchen in dem gastlichen Archiv des Erzbischofs von Spoleto widmete, ohne Arg abge- schrieben und nicht näher untersucht. Nun ist freilich auch die Beziehung auf Heinrich VI. nicht ohne Schwierigkeiten. Zwar der aufFallende Titel leruscdem et Sidlie rex kommt auch in der Urkunde Heinrichs vom 1. November 1196 St. 5047 vor. Die sonst unter Heinrich VI. seltene Tagesbezeichnung secundum consuetudinem Bononiensem ist durch St. 5048 vom 3. November 1196 bezeugt. Und ändern wir, was bei einer so schlechten Copie gewiß eine erlaubte Operation ist, Villi, indict. in XI III. indict., so konmien wir gerade zu jenen Diplomen , nämlich in den No- vember 1196. Am 28. Oktober war Heinrich VI. in Montefiascone (St. 5045. 46), am 1. November in Foligno (St. 5047), am 3. in Spoleto (St. 5048). Am 31. Oktober oder am 2. November mag er Assisi besucht haben. Statt die III (oder IUI) exeuntis nouem- bris müßte also die II intrantis nouembris oder exeuntis octobris ge- lesen werden.

Das sind der Korrekturen freilich nicht wenige, und ich weiß nicht ob ich mit meinen Emendationen vor einer sachkundigeren Kritik werde bestehen können. Zumal auch aus dem Abtsnamen eine neue Schwierigkeit erwächst. Wenn lacobiUi Glauben ver- dient, so war 1196 lohannes Abt von Sassovivo (p. 57), dem Bar- tholomaeus, Johannes und Theobald folgten. Nach ihm wäre der in unserer Urkunde genannte Nicolaus erst 1209 Abt von Sassovivo geworden. Aber lacobilU ist wie gesagt in der Chronologie schwach. Doch fehlt es in dem reichen Archiv von Sassovivo gewiß nicht an Documenten, welche die Chronologie der Aebte mit Sicherheit zu reconstmiren erlauben, und vielleicht auch nicht an solchen, welche über die Authentizität unserer Urkunde ein sichereres Urteil zu fällen ermöglichen. Ich will nur bemerken, daß die in der Diözese von Bagnorea gelegene Kirche S. Liberatus de Mugnano schon von Innocenz U. (J-L. 7878) dem Kloster Sassovivo bestätigt wurde.

Digitized by

Google

270 P. Kehr,

Otto IV. (resp. Heinrich VI.) befiehlt seinem Getreuen, Heinrich dem Deutschen, Cctstellan von Mugnano, dem Aht Nicolaus von Sassovivo bei der Recuperation der occupirten Güter der Kirche S. Liberatus in Mugnano behiUflich eu sein. Assisi

Copie von 1206 Dejsember 5 Spoleto Ard^. arcivescovile (S<issovivo n. 512).

Den vielfach verderbten Text der durch Stockfleche sehr gerstörten und hie und da kaum eu entziffernden Copie eu emendiren^ wage ich nicht. Es ist für die Kritik der Urkunde besser j wenn ich ihn lasse wie er ist. Eine Nachprüfung von sachkundiger Seite ist ohnedies er- forderlich. — BF. 442.

Odo Dei gratia Romanornni Imperator et senper augastas, lerasalem et Sicilie rex. Dilecto fideli suo Ehnrico Theotonico castellano castri Mangnani saam gratiam et bonam aolantatem. Decet imperatoriam magestatem bona eclesiastica ubique terrarum defensare et earom bona et iura ipsias salnare et manatenere, ne earom iura ualeat subfocari. [Inde] est quod cum pro parte donpi Nicole abatis et conuentus monasterii Saxiuiui propositum coram nostre celsitudinis maiestate esse, quod cum dictum mona- sterium habeat quandam eclesiam que uocatur sanctus Liberatus et sit posita in tenimentoMungnani, cum possessionibus et tenimentis eiusdem eclesie et occasione gue[rre] ab aliquibus subfocentur et occupentur, fidelitati et deuotioni tue presentibus firmiter ex in-

periali auctoritate "^ iniungendo mandamus quod res et

possessiones occupatas dict[e eclesie] adinueniendas et recuperandas

omni causa cessante studeas et studium cum uiribus dare

procureS) ita quod dicta eclesia non ualeat am[ittere] sua iura et possessiones, iniungendo quibusdam mas8ari[ciorum dicti] *^ castri habitatoribus, recepto ab eis primo iuramento ueritatis, dict[a] ^> iura

et possessiones sancti Liberati a terris de curia et ab al

ibus et tenutis dictorum massariciorum Mungnani debeant deter- minare et diffinire et dompno Nicolo habati et conuent[ui ].

Dat. Asisii die III^ exeuntis*^ nouenb. Villi indictione.

a) im Text ein Verweisungseeichen; am untern Band ist das ausgelassene Wort nachgetragen. Aber es ist ganz verlöscht. Etwa nostra? 6) dem Sinne

nach ergänst. e) unsicher; ut? d) oder IUI. e) ext.

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 271

B. Grisogono in Rom.

Kaiserurkunden für römische Kirchen und Klöster sind selten, aber am so wichtiger. Denn sie sind in gewisser Hinsicht Reste der viel umstrittenen Kaiserrechte in Rom, und als solche bisher vielleicht nicht genug beachtet, oder doch wenigstens wertvolle Zeug- nisse der persönlichen Beziehungen unserer Könige zur ewigen Stadt.

Das Kapitel von S. Peter besaß Urkunden von Friedrich I. 1159, Heinrich VI. 1196 und Friedrich n. 1234 (BFW. 14722), welche jüngst Scheffer -Boichorst herausgegeben und commentirt hat (Mittheil, des österr. Instituts Ergbd. IV 95—98) ^).

Auch das Kloster von S. Paul besaß eine Serie von Kaiser- Urkunden, von denen wir aus Heinrichs VI. Diplom St. 5081 Kunde haben. Die Privilegien Heinrichs IV. und Friedrichs I. für S. Paul sind freilich so wenig auf uns gekonunen, wie die gleichfalls in St. 5081 erwähnten Mandate Friedrichs I. Dafür ist jüngst ein Mandat Lothars III. zu Gunsten von S. Paolo zum Vorschein ge- kommen (Scheffer-Boichorst im N. Archiv XXIV 209).

Die Earche S. Bartolomeo a Isola rühmte sich des Pracht- stückes, in welchem Friedrich I. bezeugte, daß Otto II. den Leib des Apostels Bartholomaeus aus Benevent nach Rom gebracht habe (St. 4088).

Die Kirche S. Maria Nuova (S. Francesca Romana) auf dem Forum hatte ein Privileg von Heinrich VI. und der Kaiserin Con- stanze, durch welches ihr der Besitz der Eürche S. Maria de Portu in Tarent verbrieft wurde, wie uns das von Scheffer-Boichorst im N. Archiv XXVII 117 herausgegebene Mandat Friedrichs II. von 1199 Mai 15 berichtet.

Zwei römische Klöster erfreuten sich Privilegien Ottos III., SS. Bonifatius und Alexius einer Urkunde von 996 (DO. III 209), S. Gregorio Magno eines Präcepts von 999 (DO. III 336).

Dazu könnte man vielleicht noch Friedrichs I. Urkunde für den Cardinal Octavian und seine Brüder von 1159 hinzunehmen, durch die er ihnen die Stadt Terni schenkte (St. 3856).

Nun füge ich zu diesem Bestände ein Präcept Friedrichs 1. für S. Crisogono hinzu.

Die Kirche S. Crisogono in Trastevere übergab P. InnocenzVIII. 1489 der Carmelitercongregation von Mantua (Bullar. Carmel. I 407), welche unter P. Pius IX. den Trinitariem Platz machte. Die Besitztitel der Kirche verwahrte jene Carmelitercongregation, wie wir aus des Monsignanus Bullarium Carmelitanum I praef.

1) Die falsche Urkunde Karls d. Gr. für S. Salyatore, M. 840, lasse ich natürlich auEer Spiel. Kg L Om. d. WiM. HMhriAhtML PUlolof-Jürtor. Umm. 1W8. Htft 8. 20

Digitized by

Google

872 P. Kehr,

wissen, der neben dem 6eneralarcbiv des Ordens in S. Maria Transpontina auch den in S. Crisogono befindlichen Fonds be- nutzen durfte. Da darunter auch zwei ältere Papsturkunden waren, Calixt II. J-L. 6901 und Innocenz IL J-L. 7412, und außerdem in dem Privileg Innocenz' III. Potth. 803 Urkunden von Johannes XV, ürban II, Calixt II, Honorius II, Innocenz II, Lucius n, Hadrian IV, Alexander III. und Lucius IIL citirt werden, so habe ich keine Mühe gescheut , dieses für mich so wichtige Archiv wiederaufzufinden. Aber weder in dem Greneralarchiv der Carmeliter in S. Maria Transpontina noch in S. Crisogono noch im römischen Staatsarchiv^) fand ich eine Spur davon, und ich habe nicht ermitteln können, wohin das Archiv der Congregation von Mantua gekommen ist.

An die Möglichkeit, daß auch Kaiserurkunden darunter sein könnten, dachte ich dabei gar nicht, und ich war nicht wenig überrascht, als ich in den Papieren des Cardinais Grarampi im Vaticanischen Archiv ein Faszikel s. XVIII fand, in dem im An- schluß an die beiden Privilegien Calixts IL und Innocenz' 11. auch ein Mandat Friedrichs I. copirt ist, durch welches der Kaiser die Obrigkeit des römischen Städtchens Grallese benachrichtigt, daß er der Kirche des h. Grrisogonus auf Bitten ihres Cardinais Gruido Besitzungen in und bei Gallese geschenkt habe. Das Hauptprivileg denn das Mandat ist lediglich ein Notificationsschreiben fehlt leider, und das Mandat entbehrt der Datirung.

Dennoch läßt es sich mit leidlicher Bestimmtheit datiren. Der von Innocenz 11. kreirte Cardinal Guido Bellagio') lebte noch 1157, wie aus einer von Armellini Le chiese di Roma* p. 686 citirten Inschrift hervorgeht und wie wir den von Jaffö in den Regesten gegebenen Cardinalslisten entnehmen können. Er kommt danach zum letzten Mal vor in J-L. 1029B. 96. von 1157 Juni 13. Ein Jahr darauf, in J-L. 10408 von 1158 Mai 14, unterschreibt bereits sein Nachfolger Bonadies. Danach ergeben sich als chro- nologische Grenzen das Datum von Friedrichs I. Kaiserkrönung 1155 Juni 18 und die letzte Erwähnung des Cardinais Guido. Aber schwerlich ist das Privileg von Deutschland aus, wo der Kaiser vom Herbst 1155 bis ins Jahr 1158 verweilte, gegeben worden. So bliebe nur Friedrichs Aufenthalt in und bei Rom im Juni und Juli 1155 übrig. Und eben dadurch gewinnt dies Privileg eine gewisse besondere historische Bedeutung.

1) Vgl. Nachr. 1901 S. 241. Der Fond der Trinitari riformati di S. Criso- gono daselbst beginnt danach erst 1244.

2) Vgl Ciacconins I 995.

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 273

Aber merkwürdig, von Beziehungen zwischen Kaiser Barbarossa nnd dem Cardinal Guido wissen wir, wenn ich nicht irre, nichts. Er war Legat in Aragonien und im Orient gewesen, aber in den diplomatischen Verhandlungen zwischen Friedrich I. und HadrianIV. tritt er nicht hervor. War er ein Freund des Kaisers und hat er sich vielleicht in den kritischen Tagen von Sutri und Rom Verdienste um dessen Sache erworben? Wir wissen es nicht. Aber um so wertvoller ist, denke ich, dieser urkundliche Beitrag, dessen Erhaltung . wir dem unermüdlichen Sammeleifer Josef 6a- rampi's verdanken.

Friedrich I. benachrichtigt die Oberen von Gallese, daß er der Kirche des h. Grisogonus in Rom auf Bitten des Cardinais Guido die genannten Besitzungen in und um Gallese geschenkt habe.

Cop. s. XVIII in den Scheden Garampi's Born Vat. Archiv (Fondo GarampiJ.

F. Dei gratia Romanorum imperator augustus. Maioribus Gallesane ciuitatis gratiam et bonam uoluntatem. Lnperatoriam maiestatem decet possessiones antiquas ecclesiarum defendere et pro temporum oportunitate larga donacione semper augere. Vnde uniuersitatem uestram nosse uolumus quod nos ob amorem Dei et sancti martiris Grrisogoni et pro peticione uenerabilis cardinalis presbiteri Guidonis X et VUL domos in ciuitate Gtdlesana et castrum Tonechelle cum omnibus suis pertinenciis ecclesie eiusdem martiris Grisogoni imperiali auctoritate donauimus. Precipimus itaque ut prefatus cardinalis absque omni contradictione donationem nostram quiete ac libere possideat et inde tam per se quam per suos missos ad omnem utilitatem suam et ecclesi^ liberrime disponat. Caprilia quoque et alia quQ in instrumento donationis eiusdem ecclesi^ continentur, similiter ei donauimus et auctoritate sigilli nostri confirmauimos.

Fossanova.

Das Cisterzienserkloster Fossanova in der Diözese Terracina ist dem Historiker vertraut wegen des früher Chronicon Fossae Novae, jetzt Annales Ceccanenses genannten Geschichtswerkes, als Todesstätte des h. Thomas von Aquino und wegen seiner gotischen Kirche. Weiteres bei TJghellil* 1280 (und danach bei Lubin p. 147). Aber wo ist das Archiv dieser einst weithin herr- schenden Abtei?

20*

Digitized by

Google

274 P. Kehr,

Aeltere Papstnrkunden für Fossanova waren bisher so wenig bekannt wie ältere Königsdiplome, obwohl es daran natürlich nicht gefehlt haben kann.

Jetzt kennen wir durch die Poblication der päpstlichen Re- gister des XIII. Jahrhunderts ein Diplom Friedrichs U. von 1221 Mai 24 BFW. 14677 aus dem Transsumt Innocenz' IV. von 1250 August 11 (Berger II 143 n. 4822), worin der Kaiser dem Abt Petrus eine Besitzung in loco qui dicitur Portus Algardi schenkt, und zwei weitere Urkunden Innocenz' IV. von 1254 November 4 und 24, in denen von Schenkungen Kaiser Heinrichs VI. und der Kaiserin Constanze in Gaeta die Rede ist (BFW. 8850. 8887). Von einem andern Diplom Friedrichs II. besaßen wir bloß eine unsichere Kunde, die wir Pirro I ' 769 verdanken (danach Huillard- Br^hoUes VI 938). Pirro gibt aber nur die Datirung Bat 1245 ^ regni Siciliae a, 48 ^ Jerusalem a. 2J2. Er entnahm sie den Capibrevi. Ficker (BF. 3620) hat die Urkunde danach an das Ende des Jahres 1246 gesetzt. Mit Unrecht.

Aus den Papsturkunden für Fossanova *), die ich noch gefunden habe, ergibt sich, daß das Archiv des Klosters an das Jesuiten- colleg in Sezze gekommen ist. Hier hat es noch Garampi benutzt. Was davon heute noch erhalten ist , befindet sich jetzt im Comu- nalarchiv in Sezze. Aber Kaiserurkunden hat Prof. Fedele (vgl. Nachr. 1901 S. 200) hier nicht gefunden. Andere Teile mögen in das Vaticanische Archiv gekommen sein ^).

Die fast unerschöpfliche Quelle der Ughelli'schen Sammlungen in der Barberini hat auch hier nicht versagt. Im Cod. Barb. XL 13 f. 120 fand ich eine vollständige Copie von BF. 3520, welche aus einem Notariatstranssumt des Notars Petrus auf Veranlassung des damaligen Abtes Pietro di Monte San Giovanni genommen ist. Die Copie ist abscheulich, der Text arg verunstaltet, und

1) Alexander in. 1171 II 27, vgl. Nachr. 1901 8. 220 n. 5. Dazu Hadrian IV. 1158 Oktober 3, den ich demnächst in den Nachträgen zu den römischen Berichten zu publiziren gedenke.

2) Zu Fossanova gehörte auch das 1027 von Leo, Ildicio und Amatus, Consuln von Piperno gegründete Kloster 8. Salvator in Meleto (vgl. Ughelli I 1281). Dieses Kloster bekam später auch eine Papsturkunde, Alexander in. J-L. 12521a, von der ich glaubte, sie gehöre nach 8. Salvatore di Mileto in Calabrien. Das war, schon mit Rücksicht auf die in dem Diplom angeführten Localitäten ein schwerer Irrtum, entschuldbar freilich, weil Lubin p. 220 eine abbatia tit. s. Sal- vatoris Miletensis ord. s. Basilii anführt. Jene Bulle Alexanders III. ist jetzt im Vaticanischen Archiv (Arm. XI c. IX n. 6, vgl. Nachr. 1900 S. 179 n. 27), ohne daß ich angeben könnte, wie sie dahin gelangt sei. Immerhin folgere ich daraus, daß ein TeU des Archives von Fossanova in den Yatican gekommen sein mag.

Digitized by

Google

Oda diplomatica. 276

dieses war vielleicht der Grund, warnm TJghelli auf ihren Abdruck verzichtete. Am Schluß der Copie steht die Notiz: „Ex alia copia simplici extracta, quam ad lU^^^ D. Commendatarium transmissa fuit, mense iunii 28, 1598".

Nicht alles was die Thorheit des Copisten verrückte, vermag ich wieder in Ordnung zu bringen. Die Arenga ist so verdorben, daß ich sie ohne Willkür nicht zu verbessern weiß. Am Ende ist es freilich gleich, ob diese Formel so oder so lautet. Dagegen ist fatal, daß der Ausstellungsort jeder Emendation spottet. Die Urkunde gehört unzweifelhaft in den August 1243. Nach BF. 3373—82 war Friedrich IL damals in Ariane und Melfi. Die Copie aber bietet Segne. An Segni ist natürlich nicht zu denken. Einen Ort Segne oder ähnlich habe ich aber in der Gegend von Ariane und Melfi nicht finden können. Also liegt wohl eine Cor- ruptel vor. Diesem Copisten ist alles zuzutrauen ; aber daß er aus Melfiae gelesen haben soll Segne, ist allerdings schwer erklärlich.

Aus der Urkunde selbst lernen wir übrigens, daß auch König Wilhelm I. dem Erlöster Fossanova ein Privileg ausgestellt hat, indem er die Schenkung des Matthäus Bonellus (denn so ist statt Brunellus der Copie zu lesen) bestätigte. Dieser Name ist wohl bekannt. Matthäus ist der Bruder des Wilhelm Bonellus, des Gründers des Cisterzienserkl osters S. Angelo de Prizzi in Sicilien (vgl. Behring Reg. n. 149 und BF. B32). Er war auch der Führer der Opposition gegen den Großadmiral Majo und der Mörder dieses ersten sicilischen Staatsmannes ^). Ueber die Villa Adriana in Sicilien hat Pirro I' 7B9 ausführlich gehandelt.

Casamari, Fossanova und diese sicilischen Obedienzen der Cisterzienser : wie schade daß wir diese Beziehungen, die über das locale Interesse weit hinausreichen, nicht mehr im Einzelnen zu verfolgen vermögen. Hätten wir doch noch das Chartular von Casamari, in dem wohl alle diese Documente standen! Mit ihm ist die wichtigste Quelle für die Geschichte der Cisterzienser in Süditalien zu Grunde gegangen. Und unzweifelhaft auch viele Bullen «).

1) Das Nähere über die Persönlichkeit des Matthäus Bonellas s. bei Toeche, K. Heinrich VI. S. 131 ff. Doch yerwechselt Toeche ihn mit dem Notar Matthäus, ygl. K. A. Kehr, Die Urkunden der Normannisch - Sizilischen Könige S. 82 N. 4.

2) Das Chartular, offenbar ein dicker Band, ging bekanntlich mit der Biblio- teca Albani zu Grunde. Die Diplome hat Bethmann daraus abgeschrieben. Aber leider ist in den Monumentapapieren eine systematische Beschreibung des Codex, wenn Bethmann eine solche überhaupt angefertigt hat, nicht vorbanden. Einige Papsturkunden schrieben Garampi und Borgia noch daraus ab ; ich gebe sie in den Nachträgen zu den römischen Berichten.

Digitized by

Google ^

276 P. Kehr,

Friedrich IL nimmt das Kloster Fossanova in seinen Schutz, bestätigt ihm die Schenkung des Maithäm BoneUus und schenkt ihm die Vüla Ädriana in Sicilien. 1243 August.

Copie von 1598 im Cod. Barb. XL 13 f. 120 (alt f. 133).

BF. 3520. Der Text ist wie gesagt miserabel. Ich emendire tAn, wo ich es mit Sicherheit zu können glaube, im Übrigen lasse ich ihn wie er ist.

Federicns Bei gratia Romanornm Imperator semper aagasta8y lenisalem et Sicilie rex^\ Cum imperialis magnificentia maie- State *> benignus non immerito benefici[a] digna sunf^ memorari ea sob laadibos gloriosis aucta qae felice commemoracione "^ pro temporibns etemg quod est potius, debitores*>, Hac/> igitar con- sideration[e]^> landabilem*) diligenter attendentes religionem et honestatem^ abbatis et conue[ntu8] monasterii*) Fossenone, pro animabos^ dioorum aognstorom parentum***) recolende memorie et salnte nostra nee non de nostra monificentia ...**> monasteriom ipsmn com omnibns rationibns suis sab specialiprotectione^) nostra reeipimns, perpetao confirmantes eidem qnicqnid qnondam Matthens Bonellas f') eidem monasterio in Sicilia contalit iaste et rationabi- liter , sieat in priailegio concessionis qnondam domini regis Gail- lelmi bone recordationis , quod de inre predictomf) monasteriom habet, plenins continetnr. De habandantiori etiam*") monificentia nostra confirmamos eidem monasterio qoicqoid ioste nonc'> et obiqoe per regnom nostrom possidet oel inantea poterit^) iosto titolo adipisci**>. De consoeta*) qooqoe benignitatis nostre**) mera lar- gissima'^ gratia monasterio predicto damos et concedimos in pre- dicta insola nostra Sicilie oillam Adrianam pertinentem^) demanio'> corie nostre com omnibos tenimentis pratis nemoribos aqois de- corsis aqoarom et omnibos ioribos et actionibos et iostis pertinentiis sois habere et sine aliqoo seroitio qood corie nostre ^> inde debetor. Mandamos igitor et per presentis^> prioilegii aoctoritate firmiter statoimos ot^> nollos^ sit qoi iam dictom monasteriom soper his

a) res etc. b) vM (eorr. aus merito). e) sum. d) coroem«.

e) debitore. f) ac. g) cum consideratione. h) laadabilL t) reli-

gione et honestate. k) sancti monasterii. l) anibabas. m) parentom

et (vielleicht fehU hier etwas). n) folgt ein unleserliches Wort. o) ur-

sprünglith protestatione. p) Bninellas. q) per dictum. r) et detica

bondationi et. s) nuc. t) nel possideant. u) ad ipsL v) un-

leserlith. w) benignitate nostra. x) sie. y) pertinenti. jr) de mar

((iorOder Ad filsam). a) per oder pro cf[F nf. b) presenti. e) et

d) nnllam.

Digitized by

Google

Otia diplomatiea. 277

omnibas oocasionibos ....'> de cetero fatigare^ presnmat^^ ael in aliqno molestare, salno mandato et ordinatione nostra*). Ad huius autem*>*protectionis*> confirmationis donationis et concessionis') nostre memoriam"*> et robur perpetao nalitamm") presens priui- legiiim<») inde fieri et maiestatis nostre''^ sigillo iussimas commoniri. Datnm Segne per manag magistri Petri de Vinea^^ imperialis anle'') protonotarii et regni Sicilie logotete*^ anno dominice incar- nationis millesimo dncentesimo quatragesimo tertio, mense augosti prime indictionis; imperante domino nostro Federico Dei gratia inaictissimo Romanoram imperatore semper aagasto, lerasalem et Sicilie rege, imperii'^ eias anno aicesimo secando, regni lerasalem octaaodecimo, regni Sicilie 48; feliciter.

e) folgt unleserliches Wort, f) frangere. g) presomantur. h) Drostram.

%) aacte. k) parte nominis. /) concessomm. m) nostra memoris.

n) ualitnro. o) priaflegio. p) m^ nostro. 9) de cioitate predicta

(te predicta ist dwrchstridken), r) anla. s) legoteS. t) imperatori.

S. Maria di Ferraria.

üeber dieses in der Diözese Teano bei Vairano gelegene Cisterzienserkloster hat jüngst mein Brader K. A. Kehr im N. Archiv XXVII 445 ff. im Anschlaß an die von Grandenzi heraas- gegebene Chronik von Ferraria gehandelt and ansre Kenntnis des Urkandenbestandes desselben darch den Abdrack einer von mir im Staatsarchiv zn Rom (Pondo Vairano, vgl. Nachr. 1901 S. 242) anfgefondenen Urkande Friedrichs II. vermehrt. Er stellt die bis dahin bekannten Königsarkanden far das Kloster zasammen

Wilhelm 11. 1189 Oktober (ed. Gaadenzi).

Friedrich II. 1205 [Jani] (ed. K. A. Kehr 1. c. S. 470).

Fiedrich n. 1221 Aprü. BFW. 1467B (fdr S. Spirito de Caritate in Galfiniana).

Friedrich H. 1222 Oktober. BF. 1406. Aber es besaß doch deren sehr viel mehr. Ein Diplom Tan- credsy ein anderes der Constanze, ein drittes K. Heinrichs VI. finden wir erwähnt, das erste in der Balle Celestins HI. JL. 16961, die beiden andern in Friedrichs 11. Privileg BF. 1406 0. Ein anderes Privileg Friedrichs 11. für den Abt Thaddens (1200 —1227) «) erwähnte schon Ughelli (VI 566) als verloren.

1) Vgl. E. A. Kehr L c. S. 469 N. 5.

2) 80 setzt ihn üghelli in sehiem Abtskatalog VI 556 an.

Digitized by

Google

278 P. Kehr,

Jetzt bin ich in der Lage^ noch eine Reihe anderer Diplome dieser Zeit hinzuzufügen.

Der Barberinicodex XL 13 (3634) aus Ughelli's ifachlaß, betitelt Monumenta regni Neapolitani tom. TL, mit zahlreichen Urkunden für Salerno, Gaeta, Fossanova, S. Vincenzo al Vulturno, Benevent usw. ist natürlich Bethmann's Aufmerksamkeit (Archiv Xn 388) nicht entgangen. Er gibt an: „f. 133. 136. 152 usw. KU. Heinrichs VI, Ottos IV, Friedrichs 11." etc. Ich weiß nicht, warum niemals, wie es scheint, von dieser wichtigen Notiz Gebrauch gemacht worden ist. Vielleicht weil man annahm, daß alle in diesen Ughellibänden copirten Urkunden von Ughelli selbst ge- druckt worden seien? Das wäre ein großer Irrtum. Indem ich jetzt diese Urkundensammlung für unsre Ausgabe der Papstur- kunden durchnahm, stieß ich auch auf jene von Bethmann notirten Diplome. Sie sahen mir sehr unedirt aus und so schrieb ich sie ab. Es sind zwei Faszikel dieses Bandes, in denen Urkunden für S. Maria di Ferraria gesammelt sind. Das erste beginnt f. 104 und enthält folgende von einer und derselben Hand s. XVII ge- schriebenen Stücke *)

f. 104 Friedrich H. 1230 November 5. BF.

f. 104' Friedrich H. 1222 Oktober. BF. 1406. Dazu am

Rand n. 7. f. 106' Die Notiz „Aliud Privilegium conforme eiusdem Fe- derici sub dat. eodem anno die mense et loco, sed pre- cedens est diffusius". Dazu am Rand n. 4. f. 106' Friedrich n. 1221 Februar. BF. 1291 für S. Spiritus de Silva Orcule*). Ein zweites Faszikel beginnt auf f. 129 und enthält folgende, gleichfalls im XVII. Jahrhundert, aber kalligraphischer, darum freilich nicht genauer, geschriebene Diplome

f. 136 Friedrich 11. 1205 Juni. BF. . Ed. K. A. Kehr 1. c. »).

1) Von den Papstnrkonden and den Angiovinischon Diplomen sehe ich hier natürlich ab.

2) Obwohl das Original sich jetzt im Staatsarchiv zn Neapel befindet, muß die Urkunde ursprünglich dem Archiv von Ferraria angehört haben. S. Spirito de Silva Orcule war ein Cisterzienserkloster wie S. Spirito de Caritate (BFW. 14675), und S. Maria di Ferraria war ihr Mutterkloster. Diese Zusammenhänge erneuern in mir den Wunsch nach einer Geschichte der Ausbreitung der Cister- zienser in Süditalien.

8) Die Copie, zu der noch eine weitere im Reg. Later. 85. f. 197 im Trans- sumt Bonifaz' IX. kommt, kann zur Ergänzung des stark zerstörten Originals dienen. Daraus ergibt sich, daS die Lesung Schiaparelli*s eiu8[dem terjre et

Digitized by

Google

Otia dlplomatica. 279

f. 136 Die Notiz: „Vi ft unaltro privilegio simile, pero non

si k fatta la copia". f. 137 Friedrich H. 1230 November 5. BP . f. 138 Friedrich II. 1230 November 5. BF. . f. 139 Heinrich VI. 1197 Juni 26. St. (für Niel de Palata). Von derselben Hand, wie dieses zweite Faszikel, stammt endlich ein Heft mit Urkundenabschriften aus dem Archiv von S. Maria di Ferraria im Cod. Barb. XL 11 f. 187 ff. Hier stehen fast alle Papsturkunden für das Kloster, meist den Originalen entnommen. Aber auch zwei Kaiserurkunden sind darunter, die ich der Vollständigkeit halber verzeichne

f. 228 Friedrich II. 1221 Februar. BF. 1291. f. 232 Friedrich II. 1222 Oktober. BF. 1406, worauf auch hier die Notiz folgt „Vi 6 un altro privilegio a questo simile, pro tal effetto non si k copiato*'. Nimmt man diese durch die Thorheit des Buchbinders aus- einandergerissenen Hefte wieder zusammen, so besitzen wir eine Art Copialbuch des Klosters von hohem Werth. Es böte zusammen mit dem im Fondo Vairano des Staatsarchivs erhaltenen originalen Material gewiß eine lohnende Aufgabe für eine Monographie dieses wichtigen Klosters *).

Was die Papsturkunden für S. Maria di Ferraria anlangt, so besitzen wir aus dem XII. Jahrhundert nur das Privileg Ce- lestins III. J-L. 16961. Die beiden, in ihm als Vorurkunden genannten Urkunden Lucius' III. und Clemens' III. sind nicht auf uns gekommen.

Ich lasse nun die drei Inedita folgen.

1,

Heinrich VI, verleiht seinem Getreuen Nid de PalcUa die genannten Besitzungen. Vor Castro San CHovanni 1197 Juni 26.

Cod. Barb. XL 13 8. XVII f. 139.

(N. Arch. XXVII S. 471 Z. 14, vgl. ebenda S. 794) richtig ist Z. 19 ist sUtt [uel teniment]i8 terria zu lesen [dt predictixs terris. Z. 24 bietet das Transsamt et röbur imperpetuum ualüuris (?). Wichtiger ist, daB wir nun die volle Datirung besitzen. Sie lautet hier Dat. in urbe felici Panormi a. d. ine. mülesimo ducente- simo sextOy mense turnt, indicHone octauaf regni vero damim nostri Frederid eet. anno octavo; fei. amen.

1) Es gibt eine Monographie über das Kloster im Ms. Storia della badia di S. M. di Ferraria s. XVII in der Biblioteca Vittorio - Emanuuele (Ms. Gesuitiri 1048). Aber sie taugt nicht viel.

Digitized by

Google

980 P. Kehr,

Nid de Palataj civis Benevetitanus, wird in dem Privileg Fried- richs IL BF. 1406 (Ughelli VI 565) genannt. Schade daß in der Capie die die Besitzungen betreffende Stelle unvollständig ist. Mit ihnen kam auch das Privileg Heinrichs VI. an Ferraria.

HENRICVS dioina fanente dementia Bomanorom Imperator semper augustus et rex Sicilie. Imperialis excellentie nostre consueuit benignitas, pnram fidem et deaota fideliam nostroram obseqaia clementer respicere eisqae pro bene meritis preclara moni- ficentie sue impertiri benefitia. Quapropter notum facimns oni- uersis imperii nostri et regni Sicilie fidelibas presentibus et faturis, qaod nos pre ocolis memoriter habentes grata seraitia que fidelis noster Niel de Palata fementer exiboit, de consueta nostre maie- statis dementia damus et concedimas ei totom Patrimonium suam,

oidelicet Falatam, et tenimenta qne sancti Seaeri et

tenimentum qnondam Rogerii de La quod est lalta canda,

cnm iostis tenimentis et pertinentiis suis, qaod in demanio in de-

maniom et qaod in seruitio in sernitiom ^) Et si qaa

persona alta nel hamilis contra banc nostram donationem nenire presumpserit sen eam remouere qaesierit, in oltione sae temeri- tatis componat XX libras anri, medietatem camere nostre, partem residaam inioriam patienti. Ad cnius rei notitiam certam in po- stemm presentem paginam inde conscribi inssimns et maiestatis nostre sigiUo communiri.

Dat. ante castrom sancti ^^ lobannis anno dominice incamationis M^C^XC^VII, indictione XV», VI kal. iulü.

a) in der Abschrift ist hier keine Lücke. b) sancti fehlt.

Friedrich U. verbietet seinen Beamten, den Abt und die Brüder des Klosters Ferraria vor ihr Gericht eu ziehen.

Foggia 1230 November 5.

Cod. Barb. XL 13 s. XVH f. 138 [Ä] und f. 104 [B].

Der Text folgt gane der Schablone.

FRidericus^) Dei gratia Romanoram imperator semper aogostas, lemsalem et Sicilie rex*). Comitibas, baronibus«^), magistris iusti- dariis^, iasticiariis , magistris camerariis, camerariis^), baiolis,

a) Federicos B. b) res Sicilie A. e) et baronibos A, d) iasticiariis fehU in B. e) camerariis camerarom B.

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 281

catepanis^y comestabulis^), indioibns et uniaersis fidelibos sais tarn presentibns quam fntaris per regnam Sicilie constitatis gratiam saam et bonam aolontatem. Forrecta^^ celsitndini nostre nenera- bilis abbatis et conuentus Ferrariensis monasterii*) nostromm fideliom qnerimonia patefecit*), quod uos non'> attendentes hone- statis monastice libertatem qua Deo pecnliarias famolantes causis forensibüs non cognntar, nee habentes reaerentiam nel respectum ad libertates et immanitates eis a Romanis concessas pontificibos et a celsitndine nostra de pia pronidentia confirmatas eisdem, trahitis eos ad ciuile fornm et qnandoqne inbetis presentie et iadicio uestro sisti. Quod tanto graue potius nostra serenitas reputat et indignum, quanto*"> et nostre constitutioni**^ temerius obuiat et monastice derogat honestati. Nolentes igitur monasterium ipsum in aliquo^> contra **> sue'^ priuilegium libertatis nostro'^ felici tempore concuti uel tnrbari, fidelitati uestre mandamus et sub gratie nostre pena districte precipimus quatenus ipsius monasterii Ferrariensis abbatem et fratres nunquam in forum ciuile trahere uel coram uobis ad respondendum compellere pro questione aliqua presumatis nee permittatis eos contra') priuilegiorum suorum teuerem in aliquo molestari. Nos propterea semper libertati et immunitati Ferrariensis monasterii libenter adicimus'>, quia exinde parentibus nostris et nobis**) ac nostris posteris cum temporalis laude iusticie habundantins retributionis eteme premium expec- tamus'>.

Dat. Fogie quinto nouembris IUI® indictionis.

f) corpanis B. g) comestabilibas A, h) propterea A\ ponitur B.

%) monasteriom A. k) patefiat A, l) nos A, m) reputat

quam A-, et fehlt in B. n) constitationis A. o) aliqua A. p) etiam A, q) 8ue fehlt in B. r) nostre B, s) etiam A. t) statt adsistimus ?

aber adicimus auch sonst. u) uobis A, v) expetamns A,

3.

Friedrich IL befiehlt seinen Beamten , das Kloster Ferraria in seinen Besitzungen, Freiheiten und Rechten nicht su heiästigen.

Foggia 1230 November 5.

Cod. Barb. XL 13 s. XVll f. 137.

Die in dem Rescript angezogene Confirmatio post curiam Capuanam ist BF. 1406. Auch diese Urkunde ist ganz nach dem feststehendef^ Formular verfaßt.

Digitized by

Google

P. Kehr,

FRidericns Dei gratia Romanomm imperator semper angnstas, lernsalem et Sicilie rex. Magistris insticiariis , iosticiariis,

xnagistris camerariis , camerariis , castellanis , baialis j catepanis, coUectoribns y doaneriis, portalanis et uninersis fidelibas sais per regnnm Sicilie constitntis presentibus et futuris gratiam suam et bonam uoluntatem. Venerabilis abbas et connentus Ferrarie fideles nostri celsitadini nostre nouiter sunt conquesti, quod propter mata- tionem officialium et baiuloram nostrorum de regno, qnos annuatim et qaandoqae freqnentias ab officiis baialacionmn snaram remoueri contingit, dictum monasterium super iustis possessionibus et liber- tatibus tarn de pedagio^^ passagio plateatico et doanatico quam et de pascuis herbaticis clandeaticis et omni alio exactionis genere atque super omnibus aliis bonis suis contra *> tenorem priuilegiorum monasterii supradicti et contra^) confirmationem nostram post curiam Capuanam optentam adeo grauiter ^^ molestatur, quod gratia beneficii nostri fere nichil eis prodesse uidetur, ubi eorum tran- quillitas a prauis hominibus malitiose et nequiter perturbatur. Verum quia eidem monasterio Ferrar(ie) super predictis iustis possessionibus libertatibus franchitiis et aliis omnibus bonis suis confirmatis et concessis sibi a nobis post curiam nominatam a nullo uolumus indebitam molestiam uel grauamen inferri, fidelitati uestre districte precipiendo mandamus quatenus dictum monasterium in predicto iure suo propensius recomendatum babentes, ipsum de cetero super premissis iustis possessionibus libertatibus franchitiis et omnibus aliis bonis suis contra^) tenorem priuilegiorum suorum et confirmationem nostram post curiam Capuanam optentam nee molestetis indebite nee permittatis ab aliquo molestari, ut monastice religionis tranquillitas propter prauitatem malorum hominum non turbetur et idem abbas et conuentus super hoc amplius iustam non habeat materiam conquerendi.

Dat. Fogie nouembris IIII*» indictionis.

a) pedagis. b) etiam. c) graoit; sonst granetor et molestetnr.

S. Maria di Casanova.

Dem in den neunziger Jahren des XII. Jahrhunderts gegrün- deten Cisterzienserkloster S. Maria di Casanova in der Grafschaft und in der Diözese Penne hat jüngst A. Monaci im Muratori 11. m (Notizie e documenti per Tabbazia di Casanova nell' Abruzzo 1894) einen Beitrag gewidmet. Er hat vorzüglich die in der Biblioteca Chigi in den Mss. E VI 182 188 erhaltenen Urkunden

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 283

registrirt. Allein damit ist das Material doch keineswegs er- schöpft. Einige Originalurknnden und ältere Copien sah ich auch in der Barberini (vgl. Nachr. 1901 S. 244).

Das Kloster ist wie so viele andere Cisterzienserklöster Ita- liens schnell zar Blüte, ja za dominirender Stellung gelangt. Alte Benedictinerabteien wurden ihm mehrere incorporirt. Zuerst kam die berühmte Abtei S. Bartolomeo di Carpineto an die Reihe, dann S. Maria di Tremiti und S. Giovanni in Lamis, endlich S. Maria di Pulsano. Die Eroberungen der Cisterzienser im mitt- leren und südlichen Italien sollten einmal verfolgt werden; es handelt sich dabei doch um mehr als um bloße kirchliche Refor- men. Aber das liegt außerhalb des Bereiches unsrer Absichten.

Papsturkunden vor Innocenz III. hat das Kloster, wie es scheint, nicht besessen. Von Kaiserurkunden waren dagegen fol- gende bekannt:

1. Friedrich IL 1212 April BF. 664 (Monaci n. 2).

2. Friedrich H. 1222 Juni BF. 1397 (Monaci n. 5. 36).

3. Manfred 12B9. BF. 4706 (Monaci n. 9)^).

Sie alle befinden sich in der ürkundensammlung der Chisiana, wohin sie wahrscheinlich durch die Commendataräbte iin XV. Jahrhundert waren Roderich, nachmals Alexander VI., im XVII. Friedrich Borromeo, Peter Colonna und Anton Barberini Com- mendatare von Casanova gekommen sind.

Die drei neuen Stücke, die ich diesem Bestände hinzufüge, entnehme ich dem Cod. Barb. XL 28, Ughelli's Monumenta mss. varia ord. Cistercien., der besonders reich ist an Materialien für die Geschichte von Casanova und S. Bartolomeo di Carpineto.

1.

Friedrich IL verJcünddj daß er das Kloster Casanova in seinen Schutz genommen habe, und befiehlt die Beobachtung des ihm verliehenen Privilegs. Barletia 1221 März 8.

Inserirt in die Urkunde Manfreds 1259 März: Cod. Barb. XL 28 f. 155 {alt f. 200).

Das Mandat gehört zu einem verlorenen Diplom, wahrscheinlich

1) AaBerdem registrirt Winkelmann noch eine Urkunde Friedrichs n. von 1225 BFW. 14691 nach einem Citat bei UghelU YII 882. Allein Winkelmann hat sich hier einmal gründlich versehen. Es handelt sich um BF. 1560 für S. Maria di Pnlsano, das UgheUi 1. c. ex archivio coenobü S. Mariae de Casanova . . ., cm Polsanense hoc aliqoando monasteriom onitum perpetao fnerat, gibt.

Digitized by

Google

284 P. Kehr,

von demselben Tag^ dessen Inhalt Friedrich IL 1222 Juni BF. 1397 in bedeutender Erweiterung wiederholte,

Fredericus Dei gratia Eomanoram Imperator semper aagustas et rex Sicilig. Praelatis ecclesiarum, magistris camerariis, iusti- tiariis, comitibos, baronibas, castellanis, baialis et nninersis prä- sentes literas inspectaris fidelibus suis gratiam saam et bonam aolantatem. Scire aolamas aniaersitatem uestram, quod nos

considerantes religionem laudabilem monasterii Casanou^ et piam honestatem fratrom ibidem Deo famalantiam diainae pietatis intuita monasterium ipsum, fratres et homines einsdem sab speciali pro- tectione et defensione nostr^ recepimns maiestatis, cum omnibas possessionibus institiis et rationibas suis qa§ nanc inpresentia- nim possidet et inantea iust§ acquisitionis titulo poterit adipisci. Inter cetera uero"^ qnae ipsi monasterio a magnificentia nostra perpetao mansara^^ sunt concessa, concessimas ei et fratribas ipsins at libere possint uendere et emere, intromittere et extra- here per totam demanium nostrum quicquid uoluerint pro necessi- tatibos ipsins monasterii, et qnod babeant libera pascna per terras demanii nostri pro animaiibns snis, et qnod nnllns in exactionibns nel coUectis illnd de c^tero praesumat aliquatenns molestare, sicnt baec omnia snpradicta in prinilegio qnod eidem monasterio indnl- simns, plenins continetnr. Quocirca nniuersitati uestr^ mandamns firmiter ininngentes, qnod nnllns sit qni super praedictis libertatibns monasterium ipsnm, fratres ant homines eins de caetero molestare indebite aut pertnrbare praesumat, sed eis ipsnm monasterium permittat nti libere et qniete.

Datum Baroli octauo martii none indictionis.

a) iura. b) manimentom. c) nona indictione.

2.

Friedrich IL verkündet, daß er das Kloster S. Maria di Casanova in seinen Schutt genommen habe, und befiehlt die Beobachtung des ihm verliehenen Privilegs.

Im Lager vor Giato 1222 Juni 3.

Cod. Barb. XL 28 f. 154 (alt f. 199) aus Transsumt von 1260 Juni 9 [Ä] und f. 159 (alt f. 204) aus Transsumt von 1271 Äprü 27 im Transsumt von 1281 Juli 28 [B].

Das Mandat ist das Begleitschreiben eu dem großen Privileg BF. 1397 (Winkelmann I 220 n. 239), mit dem es e. Th. wörtlich über- einstimmt.

Digitized by

Google

Otia dlplomatica. 28B

Fredericns Dei gratia Romanormn imperator semper angastos et rex Siciliae. Prglatis ecclesiarum , magistris institiariis*^, insti- tiariis, comitibas, baronibus, magistris camer ariis^^, camerariis, castellanis; baiulis^^ catepanis^ tarn praesentibus qnam fataris qnibos praesentes liter^ Ostens^ faerint, fidelibns suis gratiam snam et bonam noluntatem. Vniuersitati uestr^ uolumas esse

notnm, qnod nos dinin$'> pietatis intnita et pro sdnte nostra ac pro remedio animarum diaornm^^ augustornm parentnm nostroram ac^) illastrium regum Sicili§ pr^decessorum nostroram memoria recolendae de gratia nostra uenerabilem abbatem*>, fratres et mo- nasterium sanet^ Mari§ de Casanoua et snecessores eorum cum ecclesiis obedientiis grangiis hominibas possessionibus et omnibns bonis suis sab speciali protectione ac defensione nostra recepimos, libere et sine ullo seraitio, concedentes et confirmantes in per- petaam eis et*> ipsi monasterio omnia qaae ex dono qaondam Be- rardi comitis Laareti et comitiss^ Mari^ axoris eias et Berardi filii eoram oblata sant eis et donata, et qa^canqae alia asqae ad präsentem imperii nostri annam tenere et possidere dignoscitar et qaae inantea poterant adipisd, ipsis similiter confirmaaimas*>, nisi sint') de feadis aat seraitiis obligata. Indulsimas insaper monasterio abbati fratribas et bominibas sais plenam et perpetaam libertatem emendi aendendi introdacendi et extrahendi~> qa^libet pro atilitatibas et necessitatibas sais libere terra mariqae indaltis abiqae") eis per totam demanii nostri terram teloneatico*> plate- aticoP> atqae^) passagio et stallatico de rebas sais pariter et per- sonis et exemimas*") eos et monasteriam eorandem ab omnibas collectis talliis') exactionibas et aiiis aexationibus comitam et ba- ronam et baioloram nostroram et ab omni seraitio secalari. Con- cessimas etiam et confirmaaimas eis libera pascaa pro animalibos sais per totam terram demanii nostri absqae^ herbatico et glan- datico**^ et asam lignoram airidiam'') et siccoram pro constrnendis et reparandis domibas suis et aliis sais necessitatibas procarandis, et si in terris baronam et fideliam nostroram eadem ipsis faerit*'') concessa libertas'^), simili modo^^ confirmaaimas') eisdem, firmiter inhibentes at infra scepta ipsios monasterii ecclesiaram et gran-

a) iastitiariis fehU in B. h) ciaiam A\ camer§ B, c) baiolis A,

d) capitaneifi B, e) dadam A, f) uluorum A. g) et B, h) eccle-

siam A. i) ac B, k) confirmamas AB. l) nee esse B, m) exercendi B, n) qaoqae B, o) theloneatico B. p) palateatico A, q) quodqae A,

r) exiniimas AB, s) taliis B. t) omnibnsque A. u) glandeatico B.

v) mridom B. w) fnerint B, x) liberas B. y) simili modo fehU m B. f) confirmamnB B.

Digitized by

Google

286 ^' Kehr.

giamm suarmn nalla temeraria prgsomptio aiolentia seu illicita conuentio fiat, nnde fratribas sea rebas eomm damnam sea scan- dalnm eaenire po8sit"\ Quocirca uniuersitati uestr^ sub p^na grätig nostr^ firmiter pr^cipiendo mandamas quatenus saper prg- dictis qu^ in priailegio a maiestate nostra eis indolto aarea balla signato plenias continentar ^\ monasterio abbati fratribns snpra- dictis eommqae snccessoribus obedientiis grangiis ecclesiis homini- bas et possessionibns ac omnibas bonis ipsorum contra tenorem ipsins prioilegii nostri^^ nollam molestiam iniuriam uiolentiam sea granamen aliqaod irrogetis aat permittatis ab aliqaibas irrogari, mandatam nostram taliter exeqaentes at deaotionem aestram exinde commendemos.

Datom in castris in^ obsidione lati*^ tertio-^^ ianü decim^^> indictionis.

a) eaeniret B. 6) continetar Ä. c) nostri fthU in B, d) et B,

e) Taci B. f) A, g) X A.

3.

Manfred bestätigt dem Aht und Konvent des Klosters Casanova das ihnen von seinem Vater verliehene Privileg.

Melfi 1259 Märe.

Cod. Barh. XL 28 f. 155 {alt f. 200) aus Transswnt von 1260 Juni 9.

Manfredas Dei gratia rex Sicilie etc. Per presens scriptum notom fieri aolomas aninersis tarn presentibas quam futaris quod pro parte aenerabilium abbatis et conuentas monasterii Casanoa^ nostroram fidelinm qaoddam priailegiom domini patris nostri fait nostr^ celsitudini pr^sentatnm, caias continentia talis erat:

Folgt das Mandat Friedrichs IL von 1221 Märe 8.

Vnde cnm per pr^dictos abbatem et conaentam nobis fuerit homiliter sapplicatam nt pr^dicta omnia in praescripto priailegio comprehensa rata gerere et confirmare de gratia dignaremur, nos aatem dicti patris nostri uestigia in piis pr^cipue actibus imitantes et considerantes eoram deaotionem et merita per eosdem hactenns habita in seroitiis dicti domini patris, domini etiam fratris ante- cessoram*> nostroram ac nostris grata, praedicta omnia indalta eidem monasterio per dominum patrem nostram rata dacimus et de gratia confirmamus, mandantes nniuersis et singulis ut nullus sit qoi dictum monasterium Casanoae monacos conuersos fratres

a) nostronun.

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 287

ac personas alias dicti monasterii contra formam dicti priailegii domini patris nostri super pr^missis in personis animalibos ac rebus eomm aliis temere impediat nel andeat aliqnatenns molestare, sed eisdem gratiis et libertatibns sie ntantur de c^tero, sicati con- sueoeront tempore domini patris nostri , salois in omnibus honore fidelitate mandato et ordinatione nostra et h^redum nostroram. Ad huins aatem confirmationis et grätig nostr§ memoriam et stabilem firmitatem pr^sens scriptum per lacobum de Guasto Ay- monis nostrum notarium et fidelem fieri et sigillo nostrg celsitu- dinis iussimus communiri.

Datum Melfi^ per manus Gualterii de Ocra regni Sicili^ can- cellarii anno dominic^ incarnationis millesimo ducentesimo quinqua- gesimo nono, mense martii secund^ indictionis.

S. Stefano in riva al mare.

Indem ich diesen Namen niederschreibe, wage ich mich auf ein gefährliches Gebiet. Unser Wissen über dieses Kloster und seine Urkunden beruhte bisher wesentlich auf dem Chronicon rerum memorabilium monasterii S. Stephani protomartyris ad rivum maris scriptum a ßolando monacho qui vivebat a. D. 1185 (herausgegeben von P. Saraceni, Chieti 1876 und Lanciano 1877 und wiederholt von M. Schipa im Arch. stör, per le prov. Napoletane X (1885) S. 569 ff.). Aber diese Chronik hat M. Schipa für eine Fälschung Pietro Pol- lidoro's erklärt (ebenda S. 534 ff.), und soviel ich weiß hat seiner Beweisführung Niemand widersprochen (vgl. Potthast Bibl. I * p. 232; Wattenbach II 499; Capasso-Mastrojanni, Le fonti della storia delle prov. Nap. p. 35 N. 3). Auch Scheffer -Boichorst (N. Archiv XXIV S. 180 ff.) ist von Schipa's Argumentation ganz tiberzeugt; die Chronik von S. Stefano, sagt er, „der kein Anwalt mehr das Wort redet". Ebenso K. A. Kehr (Urkunden der Nor- mannisch-Sicilischen Könige S. 405) ^). Solchen Autoritäten gegen- über traue ich mich freilich nicht, den Versuch einer Rettung zu unternehmen. Aber sollte sich nicht ein weniger schüchterner Kritiker und besserer Kenner der Materie finden, der diese an- gebliche Fälschung noch einmal unbefangen prüfte und nachwiese, daß sie, wenn nicht ganz, so doch in ihren wesentlichen Theilen echt ist?»)

1) Allerdings mit einer gewissen Einschränkung. Er nennt Schlpa's Nach- weis im ganzen überzeugend , im einzelnen fehlerhaft. Auch ist er geneigt, die in der Chronik dtirte Urkunde Rogers für echt zu halten.

2) Nach meiner Meinung ist die Chronik in ihrer wesentlichen Substanz Kf U &M. 4. Wiw. MftdtfMhftM. P]dtoloff.-blftor. KImm 1908. Haft 8. 21

Digitized by

Google

288 P. Kehr,

Jedenfalls aber hat Schipa in einem und zwar sehr wesent- lichen Punkte sich gründlich geirrt. Er, der mit so großer Sicher- heit „con piedi di piombo" (S. 538) einher sehr eitet , ist über den alten Schulfehler der Historiker, das argumentum ex silentio, ge- stolpert. Er verweist die in der Chronik aufgeführten Donatoren in das Reich der Fabel und verwirft die Documente, welche in der Chronik erwähnt werden, als erfunden, weil ihre Existenz sonst nirgends bezeugt sei (S. B62ff.). So das Diplom Heinrichs II., ebenso die Bullen Leos IX., Eugens III. und Alexanders III. Er will auch nichts wissen von den Privilegien Lothars, Rogers und Wilhelms.

Von den genannten Papsturkunden für S. Stefano ist aller- dings nur eine erhalten. Aber diese eine genügt: das Privileg Leos IX. von 10B3 Juni 16 (J-L. 4298 a = J-L. 4277). Es ist uns sogar im Original erhalten. J. v. Pflugk-Harttung Acta II 79 n. 113 hat es 1884 edirt. Es befand sich damals im Besitz von Herrn Ubaldo Pasqui in Arezzo. Jetzt besitzt es Herr Nicola Likhatscheff in S. Petersburg. Wir kennen zwar den Schreiber nicht, aber die Originalität ist durch die eigenhändige Ausfertigung des Kanzlers Friedrich sichergestellt*). Genug der Inhalt des Documents ist authentisch. Nun stimmt aber ein großer Teil der Besitzungen, die in diesem Privileg aufgezählt werden, mit den Angaben der Chronik überein, wie die folgende Zusammenstellung zeigt

Leo IX: castellum de Pallano.

castellum de [vielleicht Ci-

leno]. castellum de Collebono.

sanctum ApoUinarem. sanctum Paulum.

[. . .] in Fresona.

Chronik:

XV: Anno MVI. Ubertus comes . . do- nauit . . castellum de Pallano . . .

XI: Anno M. lohannes de Anilphio do- nauit . . castellum de Cileno . . .

XII: Anno MII. Per filios quondam . . . donatum fuit . . . castellum de Colle- bono cum ecclesia S. ApoUinaris . . .

XXVI: Anno MXLI. loannes filius Lan- dulphi de ciuitate Thermulae donauit . . ecclesiam S. Pauli . . .

XXVH: Anno MXLVU. Azzo fflius Az-

echt. Ob sie es aber in der jetzt yorliegenden Form ist , ist eine andere Frage. Der alte Liber memorialis von S. Stefano mag anders ausgesehen haben nnd einzelne Kapitel mögen hinzugesetzt oder verfälscht sein, wie denn die Erzählung über Alexanders III. Aufenthalt in Yasto allerdings einer Entlehnung aus Boso sehr ähnlich sieht.

1) Vgl Mitth. des österr. Instituts Ergbd. VI 84.

Digitized by

Google

Otia diplomatica.

289

Leo IX:

sanctnm Petmm de Tu-

rino. sanctnm Thomam. sanctnm Salnatorem infra

castellnm de Sangro.

castellnm de Monte Fal-

cone. castellnm de Serni.

castellnm de Rigo Iliceto.

Chronik: zonis bnmilis tradidit . . . ecclesiam S. Matthiae de Fresinfine in coUe Freseno

X : Anno seqnenti (991) Benedictns pres- byter de Stonio . . . reliqnit. . . ecclesiam S. Thomae apost. in castro Torino . . .

Vni: Anno DCCCCLXXXIII. Trans- mxmdns comes et marchio . . donat . . molendinnm in Sangro et castellnm S. Salnatoris . . .

XXIX: Anno MLI. Sisemnndns

ca-

stellnm de Monte Falcone . . . VIH: Anno DCCCCLXXXm. Trans-

mnndns . . donat ... et Serni. XVI: Anno MVIII. Ubertns . . donanit . . qnartam partem castri Rinoleti und XXVIII: AnnoMXLVm. Inicolinfrides et alii partiales sni donanernnt . castmm de Rejo Alecto . . . Die üebereinstimmnng ist aber keineswegs so, daß etwa an- genommen werden könnte, der Fälscher habe die Urkunde Leos IX. benutzt*): eine nicht geringe Zahl von Besitzungen und Gütern, welche Leo IX. aufzählt, findet sich nicht in der Chronik und um- gekehrt *).

Hat also der Chronist mit diesen durch Leos IX. Privileg verbürgten Angaben recht, so wird auch gegen seinen Bericht über die Urkunden Eugens III. und Alexanders UI. nichts ein- zuwenden sein und ich trage gar kein Bedenken, das Cap. XLV: „Anno MCXLVI. Eugenius papa III priuilegium fecit protectionis libertatis et confirmationis bonorum et iurium monasterü, sicut fecerat praedecessor suus Leo papa IX" (J-L. 8980) und das Cap. Lni: „Anno MCLXXVIII. Alexander papa, residens in ciuitate Anagniae, concessit Alexio abbati S. Stephani et successoribus suis

1) Wahrscheinlich ist die Urkunde selbst ebenso wie die andern Docamente des Archivs von S. Stefano dem Pietro Pollidoro gar nicht zugänglich gewesen.

2) Schipa S. 563 weist femer darauf hin, daß gerade die einzige ihm aus Ughelli YI 706 bekannte Urkunde für S. Stefano, nämlich die des Bischofs Robert yon Chieti von 1141 nicht in der Chronik erwähnt sei. Aber seine Folgerungen sind auch hier irrig. Der „Destinatar** der Urkunde ist gar nicht der Abt yon 8. Stefano, sondern die Kirche von Chieti, in deren Archiv sie sich auch dem- zufolge befand.

21*

Digitized by

Google

290 P. Kehr,

canonice induenübus priaileginm protectionis apostolicae, sicnt antea concessertmt Leo et Eugenius abbatibus antecessoribus et mona- Bterio et suis bonis et rebus" (J-L. 13031) als völlig zuverlässig in unsre Sammlung aufzunebmen. Spricht doch überdies die an die Urkxmde selbst anklingende Fassung des zweiten Regests und der Ausstellungsort Anagni (während ein Fälscher schwerlich der Versuchung widerstanden hätte, das Privileg Alexanders IIT. bei dieses Papstes ausfuhrlich erzähltem Aufenthalt in Yasto [statt Viesti] unterzubringen) auf das Deutlichste für die Authentizität der Angabe selbst').

Auch die Diplome haben existirt. Et quoniam Transmundus, filius Landulfi comitis, sagt Leo IX., cuius hereditarüs prediis idem monasterium fundatum est, imperatorio precepto tutius et securius reddidit *). Nichts ist gegen die Nachricht einzuwenden, daß Lothar HI. bei seinem Durchmarsch nach Apulien im Sommer 1137 dem Kloster ein Privileg gewährt habe (c. XXXIX). Daß Rogers Diplom (c. XLI) trefflich in sein Itinerar paßt, hat schon mein Bruder bemerkt*). Und ebenso wird das Privileg Wilhelms (c. XL VII) zu beurteilen sein, mag es sich nun um Wilhelm I. oder Wilhelm 11. handeln. Zum Ueberfluß besitzen wir endlich ein Diplom Friedrichs IL von 1235 April, das bisher den Regi- stratoren und Illustratoren der staufischen Periode entgangen ist. Ich fand es im Staatsarchiv in Rom. In ihm werden citirt die Privilegien Rogers, Wilhelms I. und Wilhelms IL, und vielleicht auch ein solches Heinrichs VI.

Mit dem argumentum ex silentio ist es also wieder einmal nichts gewesen.

Das kritische Problem, das ich hier behandele, ist gewiß nicht von Bedeutung für die allgemeine Geschichte. Aber es ist eines der lehrreichsten Beispiele für die Notwendigkeit, den dürf- tigen Spuren der Ueberlieferung nachzugehen. Nur dieser Weg, so mühsam er auch sei, führt zum Ziele. Und darum habe ich

1) Entweder in dem Prinleg Eugens in. oder in dem Alexanders m. wird dem Kloster Ad indiciom perceptae ab apostolica sede libertatis der Censns von einer Unze Gold auferlegt sein (s. nachher).

2) Der Name macht uns freüich eine kleine Schwierigkeit. Nach der Chronik (c. XVII) erteüte Heinrich II. im Jahre 1014 dem Kloster sein Privüeg; gerade damals werden Transmondus dox et marchio, Transmundi ducis et marchionis filios (c. XVII) und Landalphas comes, filias qaondam Transmandi comitis (c. XIX) genannt. Daraaf and aaf andere kritische Fragen näher einzagehen maß ich mir yersagen, sie berühren aach mein Thema probandam nicht.

8) Urkonden der Nomannisch-sizilischen Könige 8. 406 N. 4.

Digitized by

Google

Oda diplomatica. 291

den Scbicksalen dar paar Pergamene nachgespürt, welche sich ans dem Archiv von S. Stefano gerettet haben.

Das Kloster S. Stefano a riva del mare, von dem uns die Chronik des Priors Rolandus erzählt, war einstmals ein Schatz- kloster des h. Stahles ^). Aber es hat nicht lange seine Selbst- ständigkeit bewahrt. Wie so manches alte Benedictinerkloster Italiens wnrde es dem mächtig am sich greifenden Cisterzienser- orden übergeben. Manfred schenkte es 1257 dem 1208 gegründeten Nachbarkloster S. Maria di Arabona (BFW. 14792). Das Mandat des Fürsten von Tarent befindet sich jetzt im Staatsarchiv in Rom (SS. Apostoli). Damit kamen aach die ürkanden and Besitztitel von S. Stefano in das Archiv von Arabona. Aber aach dieses Kloster hat seine Unabhängigkeit nicht za behaapten vermocht. Es warde 1587 darch Sixtas V. dem Minoritencolleg des h. Bona- ventura in SS. Apostoli za Rom incorporirt (Labin p. 22). Wie die Ürkanden von SS. Trinitä di Mileto aaf dieselbe Weise in das römische Collegium Graecum and die von Fönte Avellana in das römische CoUegiam Germanicam wanderten, so sind aach die Archivbestände von S. Stefano and Arabona in das Archiv von SS. Apostoli gekommen. Hier scheinen sie in stiller Verborgen- heit gelegen za haben bis zur Katastrophe von 1870. Die Ein- ziehung der Archivalien traf auch SS. Apostoli; die Handschriften kamen in die Nationalbibliothek Vittorio-Emanuele *), die Urkunden in das Staatsarchiv '). Aber von all den Herrlichkeiten waren im Ganzen nur noch fünf übrig. Ich vermute daß die andern bei Seite gebracht oder verschleudert wurden. Das Privileg Leos IX. ging auf Reisen, zuerst nach Arezzo, dann nach S. Petersburg. Ein Privileg Friedrichs II. für Arabona von 1223 Januar, worin ein älteres Diplom desselben Kaisers von 1221 März inserirt ist, wanderte gleichfalls in der Welt. „Irgendwo" kaufte es Scheffer- Boichorst und publizirte es im N. Archiv XXVII 74. „Irgendwo*' d. h. in Arezzo, wie man aus Nachr. 1898 S. 302 N. 1 folgern darf.

Außer diesen beiden Extravaganten sind also nur noch die fünf Nummern des Fondo SS. Apostoli im römischen Staats- archiv erhalten. Nr. 1 ist das Privileg Friedrichs II. von 1235,

1) Vgl. Cencius ed. Fahre p. 47: Monasteriom S. Stefani de ripa mare: I nnctiam aari

2) Vgl. Nachr. 1903 S. 140. Der Fonds ist ganz anbedeatend. Die wich- tigste Handschrift von SS. Apostoli, der Ck>dex A des Yolaterranas von 1454, ist verschonen (vgl. Nachr. 1908 S. 12 zu Cod. Vat. 5660). Ein Inventar der Bibliothek des KoUegs von 1725 ist der Cod. 134 der Mss. Qesoitici (Nachr. 1903 S. 144).

8) Vgl Nachr. 1901 S. 241.

Digitized by

Google

292 P. Kehr,

dessen Text ich sogleich folgen lasse. Es trägt auf dem Rücken die Signatar Mazzo U n. 36 und n. CCCLX. So reich war einst dies Archiv. Nr. 2 ist das von Minieri-Riccio Saggio di codice dipl. Sappl. I 133 pablizirte Mandat Manfreds von 1257.

Die Urkunde Friedrichs II. ergänzt unsere Kenntnis des Iti- nerars des Kaisers im April 1235. Im Anfang des Monats war er noch in und bei Apricena in der Capitanata (BF. 2083. 84) Mitte des Monats war er bereits in Fano (BF. 2086). Dazwischen war er in Pescara, wo er das Privileg für S. Stefano ausstellte.

Friedrich IL bestätigt dem Kloster S. Stefano in rivo al mare unter dem Abt Maynardus die Besitzungen gemäß den Privilegien BogerSf Wilhelms L und IL Pescara 1235 April.

Transsumt der Judices Baynaldus Pennensis, Jacobus de Mono- ppeüo und des Notars Bellinus von Penne von 1256 Juni 24 Rom Staatsarchiv {SS. Apostolt).

FR. Dei gratia Romanorum Imperator semper augustus, leru- salem*) et Sicilie rex. Per presens scriptum notum facimus uni- uersis üdelibus tam presentibus quam futuris quod Maynardus uenerabilis abbas sancti Stephani de riuo maris fidelis noster in nostra presentia constitutus nostre celsitudini humiliter supplicauit ut castra uülas possessiones et omnia alia que temporibus quon- dam felicium regum Rogerii, Guilielmi primi et secundi predeces- sorum nostrorum nee non et tempore diuorum augustorum paren- tum nostrorum recordationis inclite monasterium sancti Stephani iuste tenuit et possedit tam in demanio qaam in seruitio, prout in priuilegiis ipsi monasterio a predictis predecessoribus nostris in- dultis plenius asserit contineri, sibi et eidem monasterio confir- mare ac in nostro demanio conseruare, prout temporibus prede- cessorum nostrorum fuit, de nostra gratia dignaremur. Nos autem supplicationes eiusdem abbatis fauorabiliter admittentes , conside- rantes quoque grata seruitia que idem abbas dudum nobis exhibuit et inantea de bono in melius poterit exhibere, predicta castra uilla.s possessiones et omnia alia que temporibus predictorum regum ac parentum nostrorum monasterium ipsum iuste tenuit et possedit et in eiusdem monasterii priuilegiis plenius continetur , eidem ab- bati et monasterio sao de nostre benignitatis gratia confirmamus, monasterium ipsum in nostro demanio conseruantes et heredum nostrorum, et nuUi alii, nisi nobis et heredibus nostris, in tempo-

«) lerhlm.

Digitized by

Google

Oda diplomadca. 293

ralibas teneatur in aliquo respondere, proat temporibus predeces- soram nostroram felicis memorie extitit consuetum, saluo sernitio quod iddem monasterium de predictis uillis castris et aliis curie nostre dare tenetur et saluo mandato et ordinatione nostra. Ad hnios autem confirmationis et conseruationis nostre memoriam et robur perpetuo ualiturum presens scriptum fieri et sigillo nostre iussimus communiri.

Bat. Piscar. anno dominice incarnationis millesimo ducentesimo tricesimo ^^ quinto, mense aprelis octaue indictionis.

h) z. Th, gerstört.

Erzbistum Capua.

P. Scheffer -Boiehorst hat im N. Archiv XXIV 153 ff. fünf Stanferurkunden für das Erzstift Capua veröffentlicht, die er dem Registrum Nicolaus' IV. entnahm. „Wohl für keine Kirche von ähnlicher Bedeutung, bemerkt er dabei, kannte man bis vor kur- zem so wenige Königs- oder Kaiserurkunden**. Das ist nicht ganz richtig. Seine und seiner Vorgänger litterarische Orientierung war hier einmal lückenhaft ').

Ich besitze ein Buch, betitelt Noiizie istoriche, cronologiche e diphmatiche per lo Padronato Regio della Chiesa di Capua del Mar- chese Giuseppe Mauri. NupoU 1789, Es ist nicht einmal eine Sel- tenheit. Aber für die archivalische Geschichte des Erzstifts ist es in der That von Wichtigkeit.

Gius. Mauri, Regio consigliere, Commessario della Campagna* e Governator delegato di Capua, war von seinem Souverän beauf tragt, die Urkunden und Diplome des erzbischöflichen Archivs im Interesse des Regio Patronato zu studiren. Er entledigte sich seines Auftrags mit Gründlichkeit und Verständniß; schade nur daß er sich eines allzugroßen archivalischen Laconismus befleißigt *). Er teilt leider nur drei Privilegien mit.

1. Von dem ersten handelt er S. 79 f. Es ist die Urkunde Friedrichs 11. von 1206 März, welche Scheffer-Boichorst a. a. 0.

1) Die Ficker-Winkelmannschen Regesten sind sonst (von anderen Vorzügen abgesehen) gerade aasgezeichnet durch umfassende Benutzung der Litteratur. Wie viele seltene Drucke haben die beiden benutzt. Auch Scheffer-Boichorst hat mit einer gewissen Vorliebe nach solchen litterarischen Seltenheiten gefahndet. DaB ihm das Buch von Mauri unbekannt geblieben ist, daraus ihm einen Vorwurf zu machen bin ich der Allerletzte. Auch unter meinen ,,Inedita" ist nicht nur wahrscheinlich, sondern sicher manch eines, das längst gedruckt ist.

2) S. 79 sagt er „Per tutte le largizioni d'infiniti altri sovrani (er redet zu-

Digitized by

Google

294 P. Kehr,

S. 1B7 als Ineditnm gedruckt hat (BFW. 14644) 0. Mauri gibt zwar nur einen Anszag, aber er bediente sich dabei des freilich jämmerlich beschädigten Originals *), das er „con gran giubilo . . tra altre polverose membrane separate dalle stesse arcole deir Ar- chivio'* ans Licht zog. Außerdem fand er ein Transsumt dieses Diploms von 1467, das vielleicht noch heute existirt.

2, Von einem zweiten Diplom Friedrichs II. von 122B gibt er S. 86 f. einen Auszug. Auch diese Urkunde war in üblem Zustand. Ich drucke Mauri's Auszog einfach ab.

„Neil Archivio di questa Chiesa Cattedrale di Capua si fe da me rinvenuto altro Diploma dello stesso Federico del 1225, disteso in Carta Pergamena, col quäle, spiegando di seguire le vestigia delli suoi Antenati, che avean profuse tante Regali munificenze verso la Chiesa di Capua, veniva a concedere, ed accordare in be- neficio della medesima la meti delle Decime et prouentuum et ob- uentionum quarumlibet imperialis demanii castri Maris de Vulturno et terrae Canciae, essende state alla Chiesa assegnate da' suoi augusti Progenitori, e poi di mandato Begio confirmate, et quod a tempore^ cuius non extai memoria, in praefata medietate decime didae terrae Canciae et baroniae castri Maris de Vulturno eidem ecclesiae delcUa fuit, in possessione tempore perceptionis fructuum minifne tur- betur, H rimanente di qoesto Imperial Diploma circa la fine tro- vasi dalla macie distrutto, cosi che riesce inutile fatica pretendere altro raccorne".

3. Ein drittes Diplom Friedrichs 11. von 1231 publizirt er S. 89 „Diploma, disteso benanche in Carta Pergamena, esistente altresi tra quelle appartenenti alV Archivio della Mensa Arcives- covile di Capua ; ora deperdito, ma fu visibile a molti, e da molti esemplato". Ich wiederhole hernach den Text.

Die Urkunde ist aber nicht allein für die Geschichte von Capua wichtig, indem sie uns lehrt, daß auch Roger, Wilhelm I. und II. des Erzstift privilegirt haben, und indem sie bezeugt, daß Erzbi- schof Jacob sich derselben Gunst bei Kaiser Friedrich II. erfreute

vor von Roger, Wühelm I. und [I., Hemrich VI. und Constanze), basta fermarsi alle pergamene da me rinvenute ed osservate nelP archivio arcivescovile di questa mensa . . . Per serbar laconismo, siamo pagbi di riferime poche" . . . Leider.

1) Auch das N. Arch. XXIV 144 gedruckte Privileg Friedrichs I. für S. Stephan in Bologna ist kein Ineditum. Scheffer citirt S. 144 N. 7 Petracchi und meint : P. scheint unsre Urkunde nicht gekannt zu haben. Aber Petracchi druckt sie ja p. 106 aus derselben Abschrift Scalabrini^s, der das Original besaß.

2) „trovossi . . , in tal forma consunto ed abolito, che appena in poche parti rendevasi intelligibile'^

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 295

wie seine Vorgänger Matthäus and Rainald (wissen wir doch ans dem herben Schreiben Gregors IX. an Erzbischof Jacob von 1231 JnK B BFW. 68B7, welchen Anteil er am Regiment gehabt hat). Sie ist auch nicht ohne Interesse für die Geschichte der Kanzlei Friedrichs 11. Sie stimmt nämlich im Ein- und Ausgang wort- lich überein mit der Urkunde Friedrichs II. von 1231 September für den Deutschorden BF. 1891, und ist wie diese von dem sonst nicht weiter nachweisbaren Notar Grimald von Tarent geschrie- ben. Das nötigt aber, vorausgesetzt, daß das Stück echt ist^), dem ürkundenpaar BF. 1890. 1891 eine andere Deutung zu geben, als Ficker vorgeschlagen hat. Doch das mögen bessere Kenner entscheiden.

Merkwürdig daß nicht nur diese drei, sondern auch die von Nicolaus IV. bestätigten Diplome Heinrichs VI. von 1195 April 8 und 1197 September 24, der Constanze von 1198 September 9, Friedrichs II. von 1207 Mai sich jetzt ebenso wenig im Archiv von Capua befinden, wie die beiden Privilegien Alexanders III. J-L. 11896 und J-L. 12349. Wenigstens nicht mehr die Originale. In dem großen Repertorium , das Paulus Ventura 1766 anlegte, wird nur die eine Kaiserurkunde BFW. 14644*) verzeichnet (offen- bar nach dem Transsumt von 1467) und die eine Papsturkunde J-L. 11896 (im Transsumt Gregors IX. von 1235) »). Ist vielleicht die Vermutung erlaubt, daß die Privilegien von Capua in das Ar- chivio del Cappellano maggiore gekommen sind, das sich jetzt in dem nach Mitteilungen von Kundigen überaus reichen, aber ganz unzugänglichen Archiv der Casa Reale in Neapel befindet?

Friedrich IL bestätigt dem Erzbistum Capua die Privilegien seiner Vorgänger. Melfi 1231 September.

Gedr. Mauri S. 89.

Fridericus Dei gracia Romanorum Imperator semper augustus, lerusalem et Sidliae rex. Si ecclesias et religiosa loca diuinae maiestatis intuitu, per quam feliciter imperamus, pia tenemur pro- uisione feuere : illas tamen ampliare uolumus beneficio liberali, quas progenitores nostri diui aagusti recordationis inditae ac

1) Ich leugne nicht, daß ich anfänglich ein gewisses MiStrauen gegen unsere Urkunde hatte. Wäre sie unecht, so müBte sie direct nach BF. 1891 geflUscht sein. So tief aher möchte ich nicht in die Diplomatik Friedrichs II. eindringen.

2) Nach Winkelmann auch BFW. 14758 = BF. 3783. 8) Vgl Nachr. 1900 8. 289.

Digitized by ^

296 P. Kehr,

nostri in imperio et regno praedecessores legitimi fandaaerant, praecipua in eis beneficiorum et gratiae priuilegia conferentes. Hac itaque consideratione indacti, attendentes fidem param et de- uotionem laudabilem ciuitatis nostrae Capuae ac lordani 1"^ ar- cbiepiscopi Capaani, capituli et ciniam eoramdem fidelium nostro- rom, qaibas celsitndini nostrae hactenns placaerant, donamos con- cedimns et praedictae ecclesiae in perpetanm confirmamas omnia bona gracias iura praerogatiuas et prinilegia quae olim nostri legitimi in imperio et regno Siciliae praedecessores, diaus Rogerius auus noster, dominus Willielmus primus et secundus ac diui au- gusti genitores nostri eidem ecclesiae contulerunt et quae a nobis et per nos hactenus ei multipliciter concessa et donata noscuntar, saluo mandato et ordinacione nostra et haeredum nostrorum. Ad huius autem concessionis et confirmationis nostrae memoriam et robur perpetuo ualiturum presens priuilegium per manus G-rimaldi de Tarento notarii et fidelis nostri fieri et sigillo maiestatis nostrae iussimus communiri. Anno, mense et indictione^^ subscriptis.

Datum Melfiae anno dominicae incarnationis millesimo ducen- tesimo tricesimo primo, mense septembris indictionis quintae, im- perante domino nostro Friderico Dei gracia inuictissimo Roma- norum imperatore semper augusto , lerusalem et Siciliae rege, anno imperii eius undecimo , regni lerusalem sexto , regni uero Siciliae tricesimo quarto ; feliciter amen. (L. S.)

o) sic] lordani I. muß verlesen sein aus lacobi. &) subscriptione.

S. Maria di Bagnara.

Ueber das Priorat von S. Maria di Bagnara in Calabrien gibt es eine umfangreiche Controverslitteratur, die ich freilich z. Th. nur dem Namen nach kenne *). Es handelt sich um eine der be- kannten Streitigkeiten über das königliche Patronat, denen wir die wichtige Serie der Prozesse des Capellano maggiore im Staats- archiv in Neapel verdanken. Das Priorat selbst, 1085 von Graf

1) Sie citirt auch K. A. Kebr S. 28 N. 3 nacb Capasso. Ich füge noch hinzu: Sommario di docomenti delle ragioni della sede apostolica sopra la chiesa e priorato della Beatissima Vergine Maria e Santi XII Apostoli della terra di Bagnara 1759 und Cardone Notizie storiche di Bagnara 1873. In der Biblio- thek De Leo in Brindisi fand L. Schiaparelli ein hierzu gehörendes Ms. Risposta che per parte della del re delle due Sicilie si dk alla memoria transmessa da S. Santitä intomo alla R. chiesa della Bagnara.

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 297

Boger gegründet, gab Alexander IV. im Jahre 1268 dem Kloster S. Maria de Gloria in Anagni vom Orden von Fiore, nnd mit dessen Archiv kamen anch die Urkunden des calabresischen Klo« sters an das Kapitel des Lateran, wo sie noch heute beruhen ^).

Hier sah sie Dudik (Iter Romanum I 60) , vielleicht auch Bethmann (N. Archiv III 361) *). Aber er copirte die dort erhal- tenen Kaiserurkunden nicht aus den Originalen, sondern aus Gral- letti's Abschriften im Cod. Vat. 8034 (vgl. Nachr. 1903 S. 24). Danach hat sie Winkelmann Acta I 1B3 n. 175 und I 187 n. 210 edirty nämlich

Friedrich II. 1220 Februar. BF. 1089. Friedrich II. 1221 Januar. BF. 1274.

Das eine Diplom , dessen Original noch vorhanden ist (Q 7 C 14) ist ein einfacher Schutzbrief für Bagnara. Die andere Ur- kunde ist für das Kloster S. Maria de Monte Mirteti bei Ninfa vom Orden von Fiore ausgestellt und liegt in einer Copie von 1360 Februar 15 im Transsumt des Königs Karls 11, von 1299 April 15 vor (Q 2 D2)'). Wahrscheinlich (doch bin ich der Sache nicht weiter nachgegangen) gehört sie übrigens nicht dem eigent- lichen Archiv von Bagnara an, sondern dem von S. Maria de Gloria.

Es scheint aber doch nicht das ganze Archiv von Bagnara an den Lateran gekommen zu sein. Im Archiv der Barberini sah ich seiner Zeit ein Diplom König Wilhelms II. , wahrscheinlich von 1184, für Bagnara in Copie von 1274 (Nachr. 1901 S. 244) *). Vielleicht kommen da im Verlauf der Zeit und bei besserer Ord- nung der Archivalien noch andere zu Tage*).

1) Scheffer-Boichorst im N. Arch. XXIV 210 N. 2 verwechselt, indem er vom Bagnara spricht, unter Berufung auf Penotti, die lateranensische Congregation und ihr Archiv in S. Pietro in Yincoli mit dem Archiv des Kapitels von S. Gio- vanni in Laterano. Die beiden haben nichts mit einander zu thun.

2) Dudik wie Bethmann geben aber falsche Signaturen. Statt G 2 D 2 und G 7 c 14 ist zu lesen Q 2 D 2 und Q 7 C 14. Die Urkunden sind alle im Schrank Q.

8) Winkelmann L c. druckt die Urkunde aus dem Transsumt Gregors IX. von 1283 Oktober 8 (Auvray I 884 n. 1529—31) und dem Transsumt Friedrichs III. von Sicilien von 1299. Vermutlich irrte sich hier Winkelmanns Gewährs mann Bethmann, indem er Friedrich III. mit Karl II. verwechselte.

4) Das Stück ist in üblem Zustand. Eine von Marini collationirte Copie be- findet sich unter den Papieren Garampi's im Vaticanischen Archiv (Fondo Ga- rampi).

6) Die alteren Normannenurkunden gab K. A. Kehr 1. c. S. 410 ff. (n. 2 und 8) heraus.

Digitized by

Google

298 P. Kehr,

Doch damit ist das Material an Kaiserarknnden ftir Bagnara noch nicht erschöpft Es ist im Lateran noch ein Mandat Man- freds vorhanden, das allen meinen Vorgängern sehr begreiflicher Weise entgangen ist. Ich fand es zufällig citirt in einem der alten Inventare, die jetzt durch das große Inventar Galletti's er- setzt sind. Indem das Stück hier nicht als Diplom Manfreds be- zeichnet ist, blieb es natürlich Allen verborgen. Und doch ist es nicht ganz ohne Interesse. Für den Geschäftsgang in dem nor- mannisch-staufischen Staat ist es ganz lehrreich. Der König er- läßt sein Rescript zu Gunsten von Bagnara an seinen höchsten Beamten daselbst, Stephan Freczsa von Ravello (Rivello), dessen Persönlichkeit uns näher bekannt ist durch die Urkunde Innocenz' IV. von 1254 Oktober 31 BFW. 8835. Der verfügt weiter an seine Beamten in der Küstenwacht. Mit diesem aus Seminaria von 1263 November 22 datirten Schreiben des Stephanus Frecza de Ravello regius magister procurator et portulanus tocius Cala- brie an den Iudex Guillelmus de Berturano und seine Kollegen in custodia Maritime a flumine Balnearie usque ad flumen Petrachii erschien Prior Nicolaus von Bagnara vor Matheus de Roto iudex Seminarie und Robbertus de notario Nicoiao Notar dieser Terra behufs Transsumirung bereits am 29. November. Die Ordre kam, um mich modern auszudrücken, also schon nach 3Vs Monaten ins Amtsblatt.

Manfred gestattet dem Prior Nicölaus von Bagfmra wie zu sei- nes Vaters Zeit Holz zu verschiffen.

Logo Pesole 1268 August 16»

Copie von 1263 November 29 Born Arch. von Ä Giovanni in IxUerano {Q 2 E 10).

Manfr(edus) Dei gratia et cet. Stephano Frecza de Rauello et socio, magistris procuratoribus et magistris portulanis Calabrie etc. Supplicauit excellentie nostre humiliter uenerabilis prior Balnearie fidelis noster quod, cum de maritima ecclesie Baln(earie) iuxta ipsam ecclesiam libere consueuerint extrahi lignamina per mare de una terra ad aliam deferenda, de extrahendis libere per mare de eadem maritima ipsius ecclesie lignaminibus ipsis et de- ferendis eisdem de una terra ad aliam inpertiri sibi licentiam nostra serenitas dignaretur. Cuius suplicationibus benignius in- clinati , fidelitati uestre precipiendo mandamus quatenus , si con- sueuerint abinde lignamina extrahi per mare libere, ut est dictum, et predpue tempore diue memorie domini patris nostri, nullus

Digitized by

Google

Otia diplomatica. 299

nestiTun sit qni eondem priorem in extrahendis seu extrahi fa- ciendis abinde lignaminibos ipsis per mare libere deferendis ''> temere inpediat nel molestet, inmo iaxta qnod consnetum est tempore dicti domini patris nostri, ipsum lignamina extrabere li- bere seu abinde extrahi facere per mare deferenda de una terra ad aliam sine molestia permittatis, dam tamen nostre curie atten- das caaeatar, qnod nolla abinde aictaalia in fraudem nostre curie asportentur.

Dat. per Goffr(edum) de Cusencia in campis prope lacum Pen- sul(em) sextodeeimo augusti sexte indictionis.

«) deferendis fehlt, vielleicht auch de una terra ad aliam.

Digitized by ^

»gle ,

Epigraphic Notes*).

By

F. Klelborn.

Presented on 7th Marcb 1903.

8. A Kalacuri inscription from Kasiä*).

This inscription is on a slab of black stone which in 1875 or 1876 was discovered by Mr. A. C. L. Carlleyle*) near Kasiä, a village thirty-four miles east of the town of Gor&khpur in the Goräkhpur district of the United Provinces, and which is now in the Lucknow Provincial Museum. I have for some years been in possession of a rubbing of the inscription, which probably was made by Mr. Carlleyle; and several impressions of it have lately been sent to me by the Curator of the Lucknow Museum, with the request that I should give an account of the Contents of the inscription.

According to the impressions, the inscription now contains 24 lines of writing which must have covered a space of about 2' 10" broad by 1'2V«" high; but a considerable part of the writing has disappeared through the peeling off of the surface of the stone. The first nine lines are fairly well preserved. In lines 10-18 a Space about six inches long has become illegible at the end of the lines; and still greater portions of the writing have disappeared in the rest, so tbat e, g. of line 24 there remain only about six more or less illegible ak§ara8. Judging from Mr. Car-

1) Ck>otiiiaed from the NadwichUn for 1901, p. 528.

2) Tbis place has been generally believed to be the aocient Kuiinagara, Ka8io&r&, tbe scene of Boddha's death. ßut see now Dr. W. Hoey in Jwif* Btng. As. Soc, Vol. LXIX. P. I. p. 74 ff., and Vol. LXX. P. I. p. 29 f.; and Mr. y. A. SmitVs The Bemaina near Kasia, Allahabad, 1896.

8) See Archaeol. Swrvey of Jndia, Vol. XVDI. p. 66.

Digitized by

Google

Epigrapliic Notes. 301

Ueyle's rnbbing, there was more writing below line 24; but this has become qnite illegible, and it is impossible to say how mach of the original inscription may have been lost. The size of the letters is between '/s" and V»"- The characters are Nägari of about the llth or 12th Century A.D. The language is Sans- krit. Both the writer and the engraver have done their work carefnlly, so that what remains of the text is generally correct. With the exception of the words oni namo Budraya \ namo Vu(bu)ddhaya \ *) at the commencement of line 1 , this record is entirely in verse. In lines 1-23 there are altogether 29 verses (or fragments of verses), the metres of which, together with the line of the inscription in which each verse ends (or would have ended), are as follows:—

Verse 1. Sragdharä, line 2.

V. 2. 6ärdülavikri(Jita, line 3.

V. 3. 6ärdälavikri(}ita, line 4.

V. 4. Vaipäastha, line 5.

V. 5. Mandäkräntä, line 6.

V. 6. Öärdülavikri(Jita, line 7.

V. 7. Sragdharä, line 8.

V. 8. Vasantatilakä, line 9.

V. 9. Vasantatilakä, line 9.

V. 10. Öärdülavikri^ita, line 10.

V. 11. Vasantatilakä, line 11.

V. 12. Öärdülavikrl^ita, line 12.

V. 13. Mandäkräntä, line 13.

V. 14. Mandäkräntä, line 14.

V. 15. Sragdharä, line 15.

V. 16. Vasantatilakä, line 15.

V. 17. Mandäkräntä, line 16.

V. 18. äikharipl, line 17.

V. 19. Vasantatilakä, line 17.

V. 20. Vasantatilakä, line 18.

V. 21. Aryä, line 18.

V. 22. Aryä, line 19.

V. 23. Äryä, line 19.

V. 24. Vasantatilakä, line 20.

V. 25. Vasantatilakä, line 20.

1) Äccording to Mr. Carlleyle the words would be ^^Om namo Budäh&yOy namo Buddhäya hhikshun^*^ bat this is iocorrect. What has been read as ^hhiMmn^^ is really yajjyoUl^ and is the commencement of yerse 1.

Digitized by

Google

802 F. Eielhorn,

V. 26. Äryä (?), line 21.

V. 27. VasantatUakä, line 21.

V. 28. Vainäastha (?), line 22.

V. 29. Sragdharä, line 23. As regards the Contents so far as the fragmentary state of the text enables me to give them verses 1-5 glorify, and invoke the protection of, the god Öiva (Samkara, verses 1 and 2), the Buddhist Tärä Trilokeävarl (v. 3), and Baddha himself (Tathägata, v. 4, and Mnnindra, v. 5).

Verses 6-12 then give the following genealogy^) of mythical and legendary beings, commencing with the god Vi§nu and ending with Kärtavlrya: Vi§9u; Brahman (v. 6); Atri; the Moon (v. 7); Budha (v. 8) ; Purüravas and TJrvaäi (v. 9) ; Äyus, Naghnsa, Yayäti, his five sons Yadu etc., Yadu's son Sahasrada, Haiha^a (v. 10); in his family, Kärtavlrya (w. 11 and 12).

The remaining verses treat of a line of kings or chiefs who were born in the Ealacuri family (Kalacnri-kule) which had arisen in Kärtavirya's race (varjfisa). The names of one or two of them have apparently not been preserved; those which can be read v^ith certainty are : Öamkaragapa (v. 13) ; his son Nannaräja (v. 14); his (?) son Lak^mapa [I.] (v. 16); his (?) son Öivaraja [L] (v. 18); his son Bhunata [I.] (v. 19); his (?) son Räjaputra (v. 20); his son Öivaräja [11.] (v. 21); a king whose name is illegible (v.22); his wife Bhüdä^) (v. 23); her son Lak§ma?aräja [II.] (v. 24); his wife, or the wife of a king whose name is illegible, Eäücanä (v. 26); her son Bhimata [II.] (v. 27). So far as I can see, the only specific fact recorded of any of these kings is, that Laki^ma^a I., after having occupied a certain fort the name of which is not apparent, also got possession of a mountainous place named ^aivaya, which is described as the sum total of the earth and the residence of (the legendary) Öivi Anöinara {^äviiya durggarß \ paScädiTSah Hkhari-vi^amarp, äaivay-akhyarii sa bheje kstnä- sarwasvarß tad^api hi Siveh sthanam^Au^narasya || v. 17).

What the exact object of the inscription may have been, it is impossible to say. For the present, the chief interest of this fragmentary record lies in the invocation of Baddha in the introductory part of it, and in the fact that we are made acqnainted here with a new branch of the Kalacari family,

1) Ck>mpare the mythical genealogies in other Ealacuri inacriptions, e. p. in Ep. Ind, Vol. U. p. 6, and Vol. VIL p. 86.

2) Thia name is qnite dear in the impresaions, and is not Bhadrä,

Digitized by

Google

Epigraphic Notes. 803

a family whose presence in the Goräkhpur district had already become known to ns throagh the Kahla plate of the Kalacuri Soijhadeva ^). The place äaivaya mentioned above is probably the Seweya of the maps, a few miles south or south-east of Kasia.

The inscription, so far as I can see, famishes no reason for identifying Kasiä with Euäinagara.

9. Jye^tha-pitr and the Genealogy of the Eadambas.

The ßirür plates, published by Mr. Rice in Ep, Cam. Vol. VI. p. 91, No. 162, record a grant by the Kadamba Dharmamahäräja Vi^puvarman who was the eldest son of the advaniedha'yäjin , the Dharmamahäräja Ersnavarman , and was making this grant with the permission of his jye^fha-pitr , the Dharmamahäräja Säntivara- varman. The word jye^fha-piir has been translated by Mr. Rice by *grandfather', and in conformity with this Interpretation Säntivaravarman (^äntivarman) , in the genealogical Table of the Eadamba chiefs given on page 4 of the Introdaction of Mr. Rice's book, is put down as the father of Er^^avarman and grandfather of Vis^^uvarman.

Irrespectively of this, Mr. Rice's Table contains two slight errors. According to the Table Eäkusthavarman was a son of Ragha who was the son of Bhagfratha; verse 27 of the Tälgond pillar inscription calls him the brotJter (bhrotä) of Ragha and son of Bhagiratha (Bhägirathi). Moreover, in the Table Mrgeöavarman is put down as a youvger son of Säntivarman; according to the Halsl plates of both Mrgeäavarman himself (Ind. Änt. Vol. VI, p. 24) and of his son Ravivarman (ibid. p. 28), Mrgeäavarman was the eldest son (jye^tJia'ianaya, jye^ha-sünu) of Säntivarman*).

Bat Mr. Rice's Table is mainly yitiated by the meaning which he has assigned to the word jye^tha-pitr of the Birür plates. This word does not mean 'a grandfather'. It is synonymons with jye^ßa-tätaj 'a father 's eldest brother'"), and is osed in this sense

1) See Ep, Ind, Vol. VII. p. 85 ff. The Kahla plate also cootaios the names ^aipkaragana, Lak9ma9aräja, l^ivaräja and Räjapatra, bat the kinga deooted by them are different from those of tbe present ioscription.

3) Compare also tbe Kadamba pedigree in Dr. Fleet's Dynasties, p. 289.

8) See the Vaijayanti, Prof. Oppert's ed., p. 176, 1. 68: jyefthchtäU^ pUf- jyeffhah Jcfutta-täto 'nti/o^ pUuh. Similarly, in Kanareae, do^ldrappa, lit. *big- father*, denotes *a father's eider brother*, and äkk-appa^ lit. *]ittle-father', 'a father's yoonger brother'.

Kg I. Gm. d. WiM. NMhrIflbtM. PUtoldg .-Uftor. KlaMt IMS. Hill S, 22

Digitized by

Google

304 F. Kielhorn,

in the Miraj plates of the W. Cälukya Jayasimba 11. Jagadeka-

malla (Ind. Ant. Vol. VIII. p. 17 a, 1. 4), where it is stated that

Vikramäditya [V.], the son of JDaäavarman who was the yonnger

brother of Satyääraya (Irivabe(Janga), rnled the earth after bis

jye§tha'pür, L e, his father's eldest brother Saty&äraya ^). Accord-

ing to the Birür plates, therefore, Öäntivarman was not the

grandfather of Vi§nuvarman , but the eldest brother of Vispu-

varman's father Krsnavarman, and the genealogy of the Kadamba

Chiefs would therefore stand thus:

Majürasarman.

I

Kang[a]varmaii.

I

Bhagiratha.

Raghu. Kfikusthavarman.

^äDtivarman. KrsQavarman I.

M^gedavarman. ? Mändhätf varman. ViSQavarman. ?Deva?annan.

I

Ravivarman. BhänuYarman. ^ivaratha. Siihhavarman.

Harivarman. K|r9^ayarman II.

What I am not sure about in this Table is, whether I have correctly placed Mändhätrvarman and Devavarman. Mrgefiavarman was an eldest son, and Mändhätrvarman may have been his younger brother'); but there is nothing to prove this with cer- tainty. Devavarman, who is described as the son of a Er^^a- varman, in my opinion more probably was a son of Krsnavar- man I. (and yonnger brother of Vi§pnvarman who was an eldest son) than of Krspavarman II. •), bat of this, again, we have no definite proof. It is also not absolately certain that Öivaratha was a younger brother of Bhänuvarman. Of the three brothers, Bhänavarman is described as the younger brother of Ravivarman, Sivaratha as the paternal uncle of Harivarman.

In the above I have assumed that the Blrür plates, for the discovery of which we are indebted to Mr. Rice, are a genuine document; but the writing on them, as exhibited in the published facsimile, would seem to render this somewhat doubtful, and I should not like to express a definite opinion on this point until I might have had the chance of examining a facsimile of the in-

1) Compare also Ind. Ant, Vol. XVI. p. 19, and Vol. XVIII. p. 272.

2) Compare Ep. Ind. VoL VI. p. 18. B) Compare ibid. p. 17.

Digitized by

Google

Epigraphic Notes. 305

scription, which is prepared withont any manipalation. By the discovery of a large nnmber of important records Mr. Rice has rendered great Services to Indian epigraphy, and our Obli- gation to him is not diminished by the fact that of the texts pnblished nnder his superintendence many are only rongh trän- Scripts. Bat it seems a pity that the facsimiles given in his volumes apparently are not facsimiles in the true sense of the Word, such as woold alone have aided a critical study of the original texts *). Much against my will I am forced to say this by Hr. Rice's own remarks in the note on page 1 of the Introduction of Ep. Com. Vol. V. He there points to the facsimile of the BannahalU plates given opposite to page 184 of the same volome as one which ^'shows the characters withont any manipalation*'. What can be the possible meaning of this statement of Mr. Rice's, the reader may jndge for himself by comparing with his facsi- mile the photo-lithograph of the same inscription in J^. Ind. Vol. VI. pp. 18-19. I wonld only say that Mr. Rice may comment on the characters of an inscription in any way he thinks proper, bat that he shonld not make the photographer eliminate what he himself regards as ^no part of the letters consciously so formed", while others would consider it a distinctive featore of the characters.

10. The Jarta conqaered the Hünas.

In Wiener Ztschr. f. d. Kunde des Morgenl. Vol. Xm. p. 313 Prof. Liebich has given from a Nägari copy of the Candra-Vrtti the passage QJayaj*Japto Hünän. For reasons which need not be stated here, he believes that the writer of this passage has mis- taken an original dgu in the Ms. from which he was copying for jja, and that therefore we onght to read ajayad*Crupto Hünan, 'Gupta conquered the Hü^as'. A recent remark of Prof. Pischers *) on this conjectore has led me to look throngh my extracts from fiemacandra's grammar, made many years ago, with the foUowing resolt.

In V, 2, 4 of his grammar Hemacandra gives the general role fop the employment of the Aorist (Adyatani), which corresponds

1) The Mme remark applies to other *fac8imile8' which daring the last ten years have been pnblished at Calcatta and Bombay. Owing to the trouble which the photographer has taken with them, they are very clean pictnres, but on that very acconnt all bnt nseless, and the money spent on their preparation has been wasted.

2) See Deia$€he lAtUftOntfgeUmg, 1908, p. 80.

22*

Digitized by

Google

306 F. Kielhorn,

to Päpini m, 2, 110: the Aorist denotes past time. In V, 2, 7, which corresponds to P. III, 2, 111, he teaches that the Imperfect (Hyastani) denotes past time preceding the cnrrent day; and in V, 2, 12, corresponding to P. III, 2, IIB, that the Perfect (Paroksä) is used of events preceding the current day which were not wit- nessed by the Speaker.

As the two later rules wonld leave for the Aorist only past time of the corrent day, Hemacandra in Y, 2, 5 sums up certain remarks of Eätyäyana's on P. III, 2, 110 and 111, in a special rnle of his own which, with the commentary on it, runs thus :

Viäesävivaksä-vyämiSre || anadyatanädi-vifiesasy^ävivak^äyäm vyämiSrape ca sati bhüte 'rthe vartamänäd«dhätor«adyatani vi- bhaktir^bhavati | agamäma ghosän | apäma paya^ | ajaislj<Jarto Hü^än I Rämo vanam^agamat | sato 'py^atra viäei^asy ^ ävivak^ä yathä anudarä kanyä alomiksai(Jak'eti | vyämiäre | adya hyo väbhu- ksmahi {| viäesävivak^^eti kim | agacchäma ghosän | apibäma payab | ajayaj*Jarto Hü^än | Rämo vanatp jagäma || hyastanyädi- vi^aye 'py-adyatsmy-artham vacanam ||

The general meaning of this is that, instead of the Imperfect or Perfect, the Aorist is used of events which really Jiave preceded the current day, but regarding which the Speaker does not wish to specify that they have done so; and that it is besides used of events which have taken place on the current day and before it. My reason for giving the rule is solely to draw attention to the examples ßjat^Jj^Jarto Hünan and ojayaj*Jario Hünan, the reading of which is absolutely dear and certain in the two excellent MSS. which I have compared *).

That Hemacandra has taken these examples from the Cändra grammar is very probable, and I feel sure that in accordance with them, in the Candra-Vitti also, instead of ajayaj^Japto Hünän we must read ajayaj*Jarto^) Hünan.

The Word Jarta^ denoting a particular people and their king, occurs again in Hemacandra VI, 1, 120: Sakädibhyo drer^lupl äaka ityevamädibhya^ parasya dreb pratyayasya lub«bhavati |

1) In a MS. of Gtmaratnasflri's Kriyärainasamuccaya I have foand Hema- candra'8 examples corruptly written thus: äjaiß^'jaitTO 'yafgi Hüfiän and a^ayaS* jaitro Hüx^n. The Kriyäratnasasamuccaya in an extensive elementary work on conjogationf based on Hemacandra's grammar. An introdnctory chapter con- tains Hemacandra's rules od the nse of the tenses and moods, wiUi explanations and illostratioDS in both Sanskrit and Präkrit

3) Or JarttOf as native copyists would generally writc the word, and aa it if written in the MSS. of Hemacandra's grammar.

Digitized by

Google

Epigraphic Notes. 307

äak&näip rftjft ^akasy'äpatyam ^akah | Tavanat^ Jartah Eam-

bojah Colah Eerala^ || It is similarlj fonnd in the Gmarat-

namdhodadhiy v. 201, in the Gra^a Kambqjadi which corresponds to Hemacandra's ädkädi. Moreover, in Hemacandra's Unädivivrtij 200, we have jartah prajananam rüja ca, ^jarta (signifies) the gener- ative organ and a king'^); and in his Prfikrit grammar 11,30 he gives, as an example for the cbange of rt to //, jatto, equi- valent to the Sanskrit jarta. Lastly, I find jarta put down in Candra's ünädi II, 52, where it is explained by dirgharoma^ *long- haired; a bear?' I have not met the word eise where, and can only suggest that it may perhaps be the Sanskrit original of the well-known tribal names Jafta^ Jät of the Indian vernaculars. I also do not know what historical event is referred to in the Statement ajayaj^Jarto Hünän, *the Jarta conquered the Hüpas'; but it may not be out of place here to remind the reader of the frequency with which the tribe or people of the Hüpas and their kings are mentioned as contemporaries in the Indian inscriptions of the Middle Ages. To give a few examples, the Khar<}a plates of the Rästraküta Eakkar&ja II. Amoghavari^a of A. D. 972 mention Eakkaräja's battles with the lord (or lords) of the Hü^as {Ind. Ant. Vol. XII. p. 265, 1.32); the Paramära Utpala (Mufija) took away the life of the Hü^as {ibid. Vol. XVI. p. 23, 1.41); his younger brother Sindhurfija conquered the king of the Hüpas {Ep. Ind. Vol. I. p. 235, v. 16); the Päla Devapäla humbled the pride of the Hiq^as {ibid. Vol. II. p. 163, v. 13); the Käkatiya Gapapati was waited upon by the Hü^a and other kings {ibid. Vol. V. p. 149) ; and the Kalacuri Karpa, whose copper-plate is dated in A. D. 1042 , married the Hü^a princess Ävalladevi {ibid. Vol. II. p. 304). Whether these later Hü^as could possibly be referred to in the above passage would depend on the other question whether the Candra-Vrtti is really by Candra himself or is the work of a later writer.

11. Aggala = argala =: adhika.

In Prof. PischePs Materialien zur Kenntnis des Apabhrar(iia^ p. 8 (341,2) we find the word aggalaü, which the commentator paraphrases by adhika^ and which Prof. Pischel, no doubt correctly, derives from the Sanskrit agra (aggcdaü = *agralakam). The word suggests the correct interpretation of the dates of two in- scriptions edited by me.

1) I. e., probably, a particalar king.

Digitized by

Google

d08 ^' ffielhorn,

In the first place, aggala is iised in the sense of adkika in the date of the Ghatayäla inscription of the PratihSra Eakkoka which is written in Jaina Mahärftstn; Jaur. Boy. As. Soc 1895, p. 518y L 16 : varisasaesu a navasuni affhärascMn-aggalesu = varpa' Sate^ ca navasu a^fodäSädhikefU.

What is more interesting, we find the same word, wrongly sanskritized, as argälaj in the date of the Kapaswa inscription of äivagava; Ind. Änt. Vol. XIX. p. 59, 1. 15: saftwatsara-satairsyataih sapa/qtcanavaty-arggalaih saptabhirsMmalave^änOifif where sapanicanar vaty-arggälaih = sapaflcanavaty-adhikaih.

When editing the Ka^aswa inscription, I alreadj drew atten- tion to the fact that argala in also osed, as a synonym of adhika, in a Sanskrit date in Prof. Peterson's Report for 1884-86, App. p. 9 {dvyargdorcatvanrßitd^atiMdhika'^cdsarasdhasra =: dvya- dhika-ca^).

12. A verse of the Ehälimpar Plate of Dharmapäla.

In his valnable paper on the Cambay plates of Govinda IV. Mr. D. R. Bhandarkar , in Ep. Ind. Vol. VII. p. 31 , has treated of verse 12 of the Khälimpnr plate of Dharmapäla which was edited by me ibid. Vol. IV. p. 247 flP. My text of that verse, aboat the actaal reading of which there is no doabt, and translation were:

BhojairrMatsyaih 8a-Madrai|]i Kuru-Yadu-Yavan-Ävanti-Grandhära-

Klrair* bhüpair«vyälola-manli-pranati-parinataib sädha sangiryam&pah | hrsyat-Paficäla-vrddh-oddhrta-kanakamaya-sväbhisek-odakambho datta^ äri-Kanyakuvja(bja)s^8a-lalitacalitarbhrülatä-lak§ma

yena ||

"With a sign of his gracefully moved eye-brows he (t. e. DharmapSla) instalied the illastrioas hing of Kanyaknbja, who readily was accepted by the Bhoja, Matsya, Madra, Knru, Yadu, Yavana, Avanti, Gandhära and £lra kings, bowing down respect- fully with their diadems trembling, and for whom his own golden coronation jar was lifted up by the delighted eiders of Paftcäla."

In translating the word dattdh by 'instalied', I wished to express that, in my opinion, Dharmapäla had been reqnested, probably by the Paöcälas , to permit the installation of the king of Kanyaknbja, and that in accordance with the reqaest that king was given to them by Dharmapäla as sovereign.

Digitized by

Google

Epigrapbic Notes. 809

To Mr. Bhandarkar it is evident that the commencement of the last line of the verse slioald be corrected to

dattah ir^Kanyahibjaya lalita^j a reading at which he arrives by the foUowing reasoning:—

*Smce we have deUtah in the nominative case, that which is given, or in this particular case abhi^eh'Odakumbhah, which is in the nominative case, mnst go with dattah. Fnrther, the person to whom something is given must be in the dative case; bat we have no sach dative in the verse, and moreover the nominative irJ'KanyakuvßJjah remains unconnected. The sense, however, requires that irl-Kanyakubja shonld be considered the person to whom the coronation pitcher was given. Evidently, therefore, irJ'Kanyakubjah requires to be corrected into irl'Kanyakubjäya, even at the risk of the break of the caesura. With this emendation, the verse yields the foUowing sense: ^With a sign of his eyebrows gracefally moved, he made over to the illastrious kirg of Kanyaknbja his own golden water-pitcher of coronation, lifted up by the delighted eiders of Paficäla, and acquiesced in by the Bhoja, Matsya, Madra, Knru, Yadu, Yavana, Avanti, Gkmdhära and Kira kings, bent down while bowing with their heads trembling." What the verse means is, that Dharmap&la eamed for himself the sovereignty of Paficäla, and was consequently entitled to the coronation as king of Paficäla, which was approved of by the neighbooring rulers, such as Bhoja, Matsya and other kings; bat he declined it and assented instead to the installation of the king of Kanyaknbja'.

I do not think that Mr. Bhandarkar^s alteration of the verse will find favour with many Sanskrit scholars. A conjec- ture which involves a transgression of one of the ordinary rules of metrics can never be convincing. Besides, I do not see how latitacal%tabhrülata-ldk§ma shonld convey the sense of 'with a sign of his eyebrows gracefally moved'*), or how 'the water- pitcher of coronation' (which sarely is not the coronation itself) coold be described as 'acqaiesced in' or *approved of by the neighbonring rnlers'? Moreover, it appears to me that the Com- pound in the third line of the verse wonld more natnrally be taken as a Bahavrihi than as a Earmadhäraya.

However this may be , I am obliged to Mr. Bhandarkar for having again drawn my attention to the verse. On re-examining

1) The above meaning, so far as I can see, woald have been denoted by laHtaealüahhriOatam (compare e, g. eaXüaikabhru in i^t^. XVI. 16) or by ^hhhüaialakfma/nc^ whioh is equivalent to 5alal»taca^tta&/^riÜa<ä^aÄ:^ma.

Digitized by

Google

310 F- Kielhorn,

it, I find that every difficulty vanishes if we simply place the sign of visargoy which Stands before sri, after that word, so that the last line of the verse would read

datta-örih Kanyaknbjas *)»8a-laHtacalita-bhrülatä-lak§ma yena || i. e. *^with a sign of his gracefully moved eye-brows he granted the fortune (of sovereignty) to the king of Kanyakubja".

Compounds like daäa-srfh (= dattä srir*yasmai) are qnite common*), and the word Sri is frequently used in the sense of räjyaldk8m%% The clause datta-Snh Kanyakubjah .... yena is equivalent to dattä Srih Kanyahuhjaya .... yena, and these words again wonld correspond to the words yena [Mahodaya-'lhlh dattä .... Cahräyudhaya in the verse *) of the Bhägalpur plate of Näräya^apäla which relates to the same historical event that is recorded in the verse under discassion. In my opinion, it is highly probable that this verse was known to the author of the praiasti of the Bhägalpur grant.

13. A verse of Bä^a's known to the author of a Pallava inscription from Amarävati.

In the second of the introductory verses of the KädambarT, BäQa glorifies the god Tryambaka (Siva) thus: Jayanti Bäpäsura-mauli-lälitä

Daääsya-cüijämapi-cakra-cumbinah | suräsurädhiSa-Sikhä nta-Säyino

bhavacchidassTryambaka-päda-pämsavah || "Glorious is the dust of the feet of Tryambaka which puts an end to *) mundane existence (that dust) which was cherished by the head of the Asura Bäpa, which kissed the circle of the crest-jewels of the Ten-headed (Räva^^a), and lies on the crests of the lords of gods and demons."

A Pallava inscription from Amarävati, published by Dr.Hultzsch in South'Ind. Inscr. Vol. I. p. 26 f. , begins with a verse invoking the blessing of Srighana (Buddha), the actual reading of which is:

1) In my notes on the text I have already stated that, instead of Kanya- Icuvjiis, ooe would have expected Känydkuvjas.

2) Gompare e,g, Meghadüta, y. 82, bhavana'^khibhirsdaUa'nfHapahärah'y V. 60, äamhhunä datta-hastä,

8) äri is paraphrased hy ri^ya-ldk^mi e,g. by Mallinätha on Baghuvamsa, III. 86; XII. 2; 104; etc.

4) See Ind, Ant. Vol. XX. p. 187. 6) L t, 'which frees people from'.

Digitized by

Google

Epigraphic Notes. 311

Sriyam varäm ya6«ciram«ädiäamta te

bhavadvi§a[h*J Örighana-päda-pämsavah [|*]

saräsarädhiSa-Sikhämani-tvisäm« anämtarayye vilasanti saipcaye || In the last line of this verse, instead of the meaningless anam- iarayyej Dr. Hultzscb reads anantaram ye. My translation, which differs slightly from Dr. Hultzsch's, would be:

"May the dust of the feet of Örighana, which is hostile to mondäne existenee, grant to you for long choieiöst bliss (that dust) which closely glitters in the collection of the rays of the crest-jewels of the lords of gods and demons ! "

In my opinion, the second and third Pädas of this verse are an adaptation of the fourth and third Pädas of Bäpa's verse, and the Amarävati inscription therefore could not have been composed before the middle of the 7th Century A. D.

14. Immadi-Devaräya = Mallikärjuna.

In Jour. Boy, As, Soc, 1902, p. 661 ff., Dr. Simon has drawn attention to a passage in Kalinätha's commentary on Särngadeva's Samgita-rainalara , which teils us that the king Devaräya II. of Vijayanagara had a son named Imma(Ji-Devaräya, who also was king of Vijayanagara, and was the patron of Kalinätha. According to Dr. Simon, this Imma(Ji-Devaräya would have to be described as Devaräya III., and would have been a brother of the two kings Mallikärjuna and Virüpäk§a II. , whom we know to have been sons of Devaräya II. Writing before Dr. Simon, other scholars had identified Imma(Ji-Devaräya with Devaräya 11. himself.

In view of these statements I would mention here that really Immadi-Devaräya is merely another name of Malli- kärjuna. This is distinctly stated in the Seringapatam plates of Mallikärjuna, published m Ep, Cam. Vol. III. p. 17, No. 11, in the verse:

Tejo-nidher*ajani bhümipater-amu^mäc«

chrl -Mallikärjuna iti prathitab kumärah | Saury-ädibhir^gupa-ga^^airsadhikam ca tätäc«

chaipsanti yam nrpatim^Imma(Ji-Devaräyain || *)

"From that glorius king (Devaräya 11.) was born a son who is known as the illustrious Mallikärjuna, a prince whom they

1) The text has wrongly -Devaräyal^.

Digitized by

Google

812 F. E i e 1 h 0 rn , Epigraphic Notes.

call Immai^i-Deyaräya becanse ^) he even excels bis father by bis bravery and bosts of otber excellences."

In Ind. Änt. Vol. XXV. p. 346, I bave stated tbat tbe latest available date for Devaräya 11. corresponds to tbe 29tb June A. D. 1446, and tbat tbe date of tbe Seringapatam plates of bis son Mallikärjuna Imma^i-Devaräya must fall in A. D. 1447.

1) For the same reason the son of the Säla?a chief Nrsiipharäya is stated to have been named Immadi - Nf siqiha ; see Ep. Ind. Vol. VII. p. 84, note 11. Gompare also ibid. Vol. VI. p. 51, note 4.

Digitized by

Google

Ueber die Modi im Qriechischen.

Von

Leo Heyer.

Vorgelegt in der Sitzung am 7. M&rz 1908.

üeber die griechischen Modi ist schon sehr viel geschrieben, darunter aber auch viel Minderwerthiges und gar manches, das gar nichts taugt. Unsere Aulgabe im Folgenden ist, einmal die Grundlagen der griechischen Modi nach Form wie Bedeutung mög- lichst genau festzustellen. Dabei ist selbstversändlich ein streng historisches Verfahren. Wir beschränken uns innerhalb des Griechi- schen Sprachgebietes auf das homerische £pos, das nicht bloß den Vorzug hohen Alters, sondern dazu auch den eines großen Umfangs hat. Ueber die Gränzen des griechischen Sprachgebietes wird unser Blick aber auch in die verwandten Sprachen, so weit es sich uns als besonders empfehlenswerth erweist, hinüberstreifen. Im Uebrigen beschränken wir unsere Untersuchung auf den unabhän- gigen Satz, den man gewöhnlich als Hauptsatz zu bezeichnen pflegt, da im abhängigen Satz die Modi eine in vieler Hinsicht schon ganz besondere Entwickelung genommen haben. In den angegebenen Gränzen aber wollen wir uns bemühen, das in Frage kommende Material vollständig darzulegen.

INDICATIV.

Der Indicativ pflegt überall, wo von den Modis gehandelt wird, an die erste Stelle gesetzt zu werden. Vielmehr ist er gar kein Modus, da er keinerlei Moduskennzeichen hat, man kann ihn geradezu als die Negation des Modus bezeichnen. Man pflegt eben jede Satz abschließende Verbalform, die ohne alle Moduszeichen ist, als Indicativ zu bezeichnen, so mag auch den Namen festzu- halten gelegentlich als ganz bequem und nützlich gelten.

Digitized by

314 Leo Meyer,

OPTATIV.

Der griechische Optativ scheint auf zwei verschiedene Arten gebildet za sein, es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß beiden Arten ursprünglich etwas Einheitliches zu Grunde liegt. Der Optativ wird entweder durch irj gebildet, oder durch den bloßen Vocal 4. Das vollere, zweivocalige, Bildungselement findet sich in zahlreichen ganz kurzen Formen, die man als aoristisch zu bezeichnen pflegt, die aber doch gar kein besonderes aoristisches Kennzeichen enthalten, vielmehr das optativische Suffix unmittelbar an die Verbalgrundform fügten.

So sind zu nennen: gxuriv (H. 6,285; Od. 20,326), g)a% (11. 3,220; 392; 4,429 u. sonst), g>aif] (Od. 18,218; 23,135); ßairiv (D. 24,246; ini-ßalrtv 11. 6,192; Od. 5,177), im-ßairjg (IL 14,299), äva-ßaCri (Od. 22,132; iii-fiairj Od. 12,77; im-ßairi 11. 6,666; Od. 12,77 und sonst); naga-oraCrig (Od. 13,389), öxaCri (Od. 1,266; %aQ'6xaCri II. 20,121; ino-^xairi D. 9,445); xXalrpf (Od. 2,219; 10,52), xXaCris (11.4,94; Od. 1,288; 5,178; 10,343; 11,376), xXaCn (II. 10,307; 24,565; Od. 10,384); ^^airi^ (Ar. Ritter 935; Vögel 1018), fp%aCn (D. 10,368; 13,815); ^sCrtv (II. 5,215), ^6% (H. 24,661; Od. 19,403), ^sCri (II. 12,26; Od. 1, 116; 8,466 und sonst); «V (11.24,227; ifp-Blr^v II. 18,124), bIti (II. 3,221; äv-Biri n. 22,346; ä^^slri H. 3,317; 20,464; iq>-Blri Od. 1,254; f*£d-£^i7 II. 13,118); Btrtv (ü. 2,260; 8,539; 13,826; 16,82 und sonst), «% (h. 9,57; Od. 5,209; 13,416; 18,79), Btri (II. 3,410; 4,189; 314 und sonst sehr oft); Soir^ (Od. 7,314; 15,449; 18,361), do% (H. 16,625; Od. 4,600; 9,268; 17,223; 455), doi'17 (n. 9,379; 385; 17,127 und sonst); yvotV (IL 3,235), yi/o% (IL 3,63; 5,85; 14,58), yvolri (IL 17,630; Od. 13,192; 16,458); int-öxoirjg (II. 14,241); (^xo^i? (Plat. apol. 34, C), /aXoitjv (II. 22,263), ikolfj Plat. Theaet. 179, C); Ün (Od. 18,348 = 20, 286 ; iva-Siri Od. 9, 377), worin die v und i zu D zusammen- gedrängt wurden, ganz wie zum Beispiel in ^'q (aus *(pvifi) bei Theokrit 16,94.

Von den nächstvergleichbaren Optativbildungen reduplicirender Präsensformen begegnet bei Homer nur iv-uCrig (Od. 2,185), anderes erst in der nachhomerischen Sprache wie xi^Biiq (Hes. Werke 470) und öiSolrig (Soph. Oed. Kol. 642; öiöoCvi Soph. Oed. KoL 777; Hdt. 1,86).

Ganz ähnliche Optativbildungen begegnen auch bei einigen Perfectstämmen, wie &q>'B0xairi (Od. 23, 101 = 169), xBxlaCri (IL 9,373) und xe^vairjv (H. 18,98; wdi/a% II. 6,164; xe9vairi IL

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 815

3,102; xata-tB^täfi Od. 4, 224). Sehr eigenartig ist das Perfect /a*«% (Od. 5,206; fsidein II. 12,229; 16,73).

Von Verben mit der bekannten inneren Yocalzasammenziehung kommen auch noch hierher gehörige Formen vor, wie q>ikoiri (Od. 4, 692) und tpoQoltfi (Od. 9, 320), denen in der homerischen Sprache aber doch solche wie g>vUot (Od. 15, 306), (pogioig (11. 6, 467), (p&ovdotfu (Od. 11,381; 19,348), xaXhi (Od. 17,387), xeprofA^ot (Od. 7,17), v«x/ot (Od. 19,108), 6pA^ot (II. 6,86) als die ge- läufigeren gegenüberstehen.

An letzter Stelle nennen wir als optativische Formen mit dem vollen tiy noch diejenigen, die von durch -ly- oder -di^ gebildeten intransitiven oder passivischen Aoristformen ausgingen : tvnsirjg (U. 13,288), q>av€iri (II. 20,64; Od. 23,60), xagsiri (U. 6,481), dasein (II. 6,664; 12,403; 22, 246 und sonst); do^siri (Od. 2,78), zvd'B^V (Od. 19,690), tsQfpd^eCfi (Od. 6,74), yvfivai^^^iy (II. 12,428). -

Neben den aufgeführten optativischen Formen mit dem vollen suffixalen ti^, die sämmtlich dem Singular angehören, bietet die homerische Sprache aus dem pluralen Gebiete die folgenden etwas abweichend gebildeten: q>atfisv (II. 2,81 = 24,222); ^Bt^sv (Od. 12, 347), im-^BttB (II. 24, 264; Od. 22, 62) ; - bIxb (Od. 21, 196);

dotiisv (II. 13,378; Od. 2,336; 16,386), ino-dolts (Od. 22,61);

dtdotxB (Od. 11,367); di^a-Koö^nd^Btiisv (H. 2,126); *ta- XQi^vd^BtxB (II. 3, 102), denen aus der nachhomerischen Sprache noch zugefügt seien xi^^bZ^bv (Plat. Staat 606, A), ^v^-ßat^Bv (Eur. Phoen. 690), xad^-iöxal^Bv (Xen. Vect. 2, 7) ; ^vy-yvot^iBv (Soph. Ant. 926). In ihnen allen ist der optativische Charakter nur noch durch den YocaJ i gekennzeichnet, wie es in den hierhergehörigen medialen oder pfiwsiven Formen ja überhaupt der Fall ist, wie in iniexaixo (n. 14, 92 = Od. 8, 240), imöxaiiJLBfJd^a (II. 13, 238), MQa-f^Biiifjv (Od. 15,606; 19,160), ^Btxo (Od. 17,226; nuQa-f^Btxo Od. 2, 106 = 24, 140), övy-yvotxo (Aesch. Schutsfl. 216).

In der homerischen Sprache steht das plurale öxcUrieav (IL 17, 733 ; daneben begegnen die gewöhnlicheren naga-öxalsv Od. 8, 218 und nBQv-öxatBv Od. 20,50) mit seinem unversehrten ii; ganz ver- einzelt, während die nachhomerische Sprache noch manche plurale Form mit iri aufweist, wie sie ohne Zweifel im Anschluß an die Singularformen neu gebildet worden sind, wie ivii-ßccitniBv (Thuk. 4,61; ifk-ßaCri^Bv Xen. an. 6,6,12), Btv(tB (Andok. 2,6; Lys. 1,1), Btrflav (Hdt. 2,6; Thuk. 1,9,4; Xen. an. 1,1,6), yvoirpuB (Xen. Hell. 6,3,13), yvoifi^fccv (ßip^. 1, Seite 25 Kühlewein ; Dem. 33,15; 57, 12), q>d^aifrt6 (Hdt. 6, 106). Die Formen zeigen, daß das Wechsel- verhältniß zwischen dem Suffix i^fj und der Suffixform ^ immer als

Digitized by

GoDsle

316 Leo Meyer,

ein sehr lebendiges gefühlt wurde und man daher nicht zweifeln darf, daß jenes i nur durch Zosammendrängong von i^ri entstanden ist. Man darf sich über solche Vocalbehandlnng aber um so weniger wundern, als in einzelnen Optativformen sein charakteristisches Kennzeichen durch Vocalzusammendrängang überhaupt vollständig verdrängt ist und sein früheres Vorhandensein nur noch in der Yocaldehnung und besonderen Betonung nachklingt. So steht das optativische ix-dviiiv (II. 16, 99) zunächst für ^ix-diitiiev, eine Form, die schon deshalb vermieden wurde, weil die Yocalverbindung m nie vor folgenden Consonanten zu stehn pflegt; ganz ähnlich dai^virto (II. 24,666) zunächst für *daiviiito, dai^vvvto (Od. 18,248) für *6aimiivtOj XeXvvxo (Od. 18, 238) für ^Xakiiivto und ganz ähnlich &xo-(pd^i^fjv (Od. 10, 51) für *'^%U^riv und ^mxo (Od. 11, 330) für *9^ÄT0. Auch das optativische /JAgo (II. 13,288} mag hier noch genannt sein, das in dem untergeschriebenen v allerdings sein Op- tativkennzeichen noch zeigt.

Im Altindischen, wo dem Griechischen iri die Silbe ja und dafür noch alterthümlicheres gegenübersteht, das in weitem Um- fang gebräuchlich ist, besteht ein dem Griechischen ähnlicher Unter- schied zwischen den volleren Optativformen des Singulars und den verkürzten des Plurals (und Duals) nicht und so liegen zum Beispiel neben dem singularischen siSm „ich sei" (RV. 6, BO, 9 8, 14, 2; sßm RV. 6, 50, 9; 8, 44, 23), siüs „du seiest" (RV. 8, 44, 23 sjSs RV. 4,16,18; 6,33,5), siat „er sei" (RV. 1,17,6; 3,1,23 8j&t RV. 1,167,10; 1,182,8), die pluralen siSma „wir seien'' ^V. 1,24,15; 1,73,8; sjäma RV. 1,4,6; 5,38,5) und sjSta „ihr seiet" (RV. 5,87,9) und die dualen siStam „ihr beiden seiet" (RV. 1, 120, 7 ; 3, 38, 9) und sjmäm „sie mögen sein" (RV. 1, 104, 3). In medialen Optativformen stellt das Altindische dem suffixalen j& oder älter ia regelmäßig ein gedehntes I gegenüber, das ohne Zweifel erst aus dem angeführten Bildungselement und ver- muthlich unter Einfluß alter Accentverhältnisse hervorgegangen ist. So mögen hier angeführt sein: a^ja ^ichmöge erreichen" RV. 2, 33, 2 und 6), bhakshijä „möge ich theilbaft werden" (RV. 1, 81, 6; 4, 21, 10), cakshamUhäs „mögest du gnädig behandeln" (RV. 2, 33, 7), 3... Irnvita „er schaffe herbei*' (RV. 4, 21, 5), dadhita „er möge annehmen" (RV. 2,35,1), idhimahi „wir möchten entzünden" (RV. 3, 27, 15 ; 5, 6, 3), agimähi „wir mögen erreichen" (RV. 5, 47, 7).

Am Regelmäßigsten findet sich das zu bloßem I- Vokal zu- sammengedrängte Optativzeichen in präsentischen Formen wie äyoviu (Od. 14,296; 15,452), iiiftvotg (Od. 15,545), d^dmoi. (II. 5,672), ika^oi. (II. 23,346), %aU%ulvoi, (IL 9,516; Od. 5,485; 18, 415),

Digitized by

Google

fiber die Modi im Griechischen. 317

nnd in den mit ihnen in ihrem suffixalen Theil ganz überein- stimmenden aoristischen wie iXoi^t (II. 22, 253), ii-aydyoig (II. 19, 332), dia-dQäxoi (IL 14, 344), (pdyoLxs (Od. 2, 76) und anderen. Daß solcherlei Bildungen aber schon uralt sind, das ergiebt sich daraus, daß sie ganz entsprechend auch schon in den verwandten Sprachen entgegentreten. So entspricht zum Beispiel dem griechi- schen q>dQoig (H. 1,301; nQog'q>iQOtg II. 2, 2B1) das gothische bairais (Matth. 5, 23), altindisches bhdrais und das lateinische fereSy welches letztere, wie alle ihm im Lateinischen entsprechenden Bildungen, einfach die Bedeutung des Futurs annahm.

Den letztangeführten präsentischen Optativformen ganz ähnlich sehen die des durch den einfachen Zischlaut gebildeten Aorists, der aber in den meisten Formen die Silbe öa als Kennzeichen zu haben scheint, wie igicaiyn (H. 8, 24), tskiöcuiii (II. 9, 157), voöfti- öoiiuv (II. 10,247), ifd0ai^iv (II. 5,32), ittfidööaits (H. 14,127), naQa'^v^fl0ai^riv (D. 15, 45), i^yij^atro (II. 2, 687), fSQvöaiiisd^a (IL 17, 104 ; 169 ; 161) und die übrigen. Dabei ist aber sehr auf- fällig, daß die singularischen Formen auf -^atg und -öai und die pluralische auf -öauv bei Homer fast gar nicht vorkonmien und, wo sie vorkommen, durchaus nicht inmier auf wirklich zuverlässiger Lesung beruhen. So sind anzuführen: ÖQivatg (II. 11,792), in- 'OKoiiöiug (II. 20,250), &vxißoX^6(ug (Od. 4,547); yrfiiöai, (IL 1,255), xaAtJ^at (II. 6,464), i/apot (IL 7,130), iacoveai (II. 7,129; 19,81), ivBixai (II. 18,147), ^oAöai (11.21,611; Od. 3,231; 4,753); iiXBQl6(aBv (D. 24,38), x^Fauv (II. 24,38). Statt der Formen solchen Gepräges begegnen in der homerischen Sprache in über- wiegend häufigerer Zahl und dann auch weit über die Gränze der homerischen Sprache hinaus der Reihe nach solche auf Biag (statt oi^), Bu (statt cu) und Biav (statt cubv\ wie beispielsweise hno- ötgifBiag (II. 3,407), ^BivBtag (II. 3, 52) : iva-ötilöBuv (IL 1, 191), xavöBuv (IL 1, 192), ig^vösu (II. 1,192), igiööBuv (H. 3,223), dno- '6g>^kBu (II. 5,567); - tiöBiav (IL 1,42), ixövöBiav (II. 2,98; 282), ntinfjvBtav (II. 3, 299), iv-at^Bcav (IL 4,114), in-ÖQöBiav (U. 7,42), /st%Bi,av (IL 13,807). Eine befriedigende Erklärung dieser eigen- thümlichen Formen ist noch nicht gegeben: deutlich erkennt man wohl in dem Zischlaut die Zugehörigkeit zum Arriststamm, deutlich im i den optativischen Charakter, aber woher das diphthongische si und dann das a in den Ausgängen ag und av?

Bezüglich der Bildung des Optativs im Allgemeinen ist hier noch anzuführen, daß die alte Suffixform ii sich außer im Griechi- schen auch im Lateinischen erhalten hat, aber nur in den alter- thümlichen »em, siisy siet und siet^ (Neue 3, dritte Auflage, Seite

Digitized

318 Leo Mejer,

5% GiOO\ die spater in den gewolxnlicben dassiscben Formen na. sis, Sit. siht umgestaltet wurden. Neben den optativis<Jien reütn, ä/./h iPlant, AnL 430: Poen. 1£S4: Trin. 474; 475), duim und den Perfectoptutiven wie t**i¥derfm. rentrim und den äbr^en heg^goe^ alterthümliche Formen mit ii nicht mehr.

Was nun aber den geistigen Inhalt der optathriächen FirniL die Bedeutung des Optativs anbetriA so lät nBcii all^i Bicb- tungen klar, daß, wie mannicLialtig sich aci^ setB la^randi «nl xwar namentlich in den abhängigen Sätzen entwididt seine Grundbedeutung keine andere ist, aL? die des Hs hei£t in der Ilias \1.42 : xCöiuof Jmimoi im^ dex^c« tfoMi ^ lEtftfiv und diese optativiscke Wend;^cg wird im anmittelbT Vofmu- gehenden mit den Worten rod^ aoc s^-ittov i/ilim^ |.Wan«cfc*) eingeleitet- Dateien mag ac:b tlo\ gecar* *--i: O' 17.243: TÖd« |ioi a^i^^^^rccT ij^ildog o Xyir.fheii , ö^ il^w piw jkafo^ «*^' i>-r>x>« di dciflor und leraer ^^L ±1. :r 1 : Z^r «rc^ «* fif

Vor alltm wird durch die Uebereinsti rr. o 3r>g der verwandten Sprachen die Ursprüglichkeit der Ee-Iea^::r-g des Wunsches im Optativ erwiesen- S> teüt es in r^':r^:ks Altin-üscher Syntax ^HaLe a. S- ISsS t-ei Betrachtung des L^tativs S^fte 33»> bis 336) § 1S7 ,t^e erste Pers:n des L^taiivs- Sie tezeicimiet einen Wunsch des Be^ienien .... GewTLnlici weniei sSih der WaBSci an die G^Titer* : § ISS ^Ke zweite Fersen des «»ptAtiTs . . . - Fast dorci-xus entlllt sie W^nscie, Bitten an cie G: tter* ; § 1^ ,Ine dritte Fersen des T^-^tiv^s. Ich nnie iies^ie ra dreifacher Yerwen-d-^n^. ninili i l-ei Wünschen . . . .*

Aach im Lateinis>ihen- wo *I>7tatiT ;ini C:n;nn*rÜT in Gebraad rlJii cienr auseinander geholten werien. trit* ihr crtadTiscber Werth dewtÜih ent^^:n- Es beut in Klhn^ers AiLsf^lhrlkhcr Granm^tik i Seite lc7 : ^iTittens^ eine az>ier^ Anj^rdnung St. fes wlrde slih mehr empt.hle^ Li': es ^wiri der Coo- j^zirtiT ge':rk:iiht. nm einen W^n>ih Änsx-i^irlvrken*.

Im l^-zr^ib-rz trir: der entsprechende Ge:raw:i als da' fggcl EXiiiTf' entt'^-z'en- In I^z-*Tes ^ithi--^- ^•^t •^"~*t^^%''^ "»^r^i *»*i^*t

d*£ Ä'^h^ - kürk am £m Sf.

Ter«eiw - S«rf> ^^— ^^^^^.^ ^-_ alt wtmm Gi >tair hiii A^oxiTw '. va^ iam tev-

TMftiBiiiiiabAywgi, Ak

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 319

Matth. 6, 9 und 10: veihnai namo ihein; qvimai thiudinassus theins; vairthai vilja theins, das auch bei Luther lautet „Dein Name werde geheiliget, dein Reich komme, dein "Wille geschehe", während der griechische Text imperativische Formen hat : &yia6d^(o iX^dtm yevri&i^m.

Wie die griechische Sprache in ihrer ältesten Geschichte den Optativ in wirklich unabhängigen oder den gewöhnlich sogenannten Hauptsätzen vorwiegend, ja fast ausschließlich, mit der Bedeutung des Wunsches gebraucht, das erweist das homerische Epos überaus deutlich. Wir geben seine unabhängigen Sätze mit dem Optativ im Folgenden vollständig, lassen dabei aber alle abhängigen oder Nebensätze mit den Optativen völlig bei Seite, da sich in ihnen manche ganz neue Bedeutungsverhältnisse entwickelt haben.

Oefter wird der Optativ mit Beziehung Auf die Götter ge- braucht, so : H. 1, 18 : ifitv fihv ^«ol dotsv X)X^fima dAfiu'^ Ixovtsg ixTtdQöat ügiifioio nöXvVj ii> S* otxaS* Ixiö^ai. II. 4, 363: stti xaxbv vvv /dj-Qfitccif dh ndvta ^sol fi€ta(iAvia ^bUv. U. 13,55: 6q>&iv d^ &de ^B&v rig ivl q>Qß6l noifif^6BUv. H. 14, 142 : &XX 8 yiikv &g ixöXoi^tOf ^sbg di /s 6iq>X&6BiBv. H. 19, 264 : ipiol ^Bol äXysa dotsv noXXä iidXa. H. 20, 121 : fj xig ixBna 'fifiBimv (der Götter) !^;|rtA^/t naQ6xai% doiri dl xgdtog ^iya. H. 21,429: rotovrot vvv stävtsg, Stfoi Tq6b66iv &Q(oyoCy bIbv. H. 23,650: fSol dl ^boX t&vd* ivtl %aQiv (iBvoFBixda öotBv. Od. 6,180: 6ol dl ^Bol töffa dolBv Stfa q>QB6l 6fl6i (iBvoLväg, Od. 7, 148 und 149 : toteiv ^boX SXßia dolBv t<oi(iBvai xaX naiöXv inngdifBu fdocaötog xrijfiar^ ivl fiByäQOiöi. Od. 8,411: 6oX dl ^BoX äXox&v 'i IUbiv xaX naxgCS" txiö^ai 8oIbv. Od. 8,413 und 24,402: ^boX Si toi SXßia ÖoIbv, Od. 8,465: ofkm vüw ZBi)g ^BCri^ . . . /oixaÖB -i iU&iy^Bvai. Od. 13, 45: ^boX d' iQBtijv dstä- öBiav navtoirj^v. Od. 13, 213 : ZBi)g 6q)dag xCömto txBXiffii,og. Od. 14, 53 = 18, 112 : Zsig rot doCri^ l^iv/Bj xaX i^dvaxoi d'BoX äXXoi Sxxi fiiXi6'^ i^iXBtg, Od. 15, 112 : ^ xoi, vööxov . . . &g xoi ZBi>g xBXiöBiBv. Od. 15, 180: ovxm vOv Zsifg d^Biri. Od. 18,147: iXXä ob iaCfkonf foCxad^ insl^aydyoi, yLtfi'' ivti^döBcag ixBivip. Od. 20, 79 und 80 : &g i^i i/i6xm6BUv VXiifinia dAfiax^ ixovxBg i}/^ fi' iiinXoxaiwg ßdXoi "Jffxsiiig. Od. 20,117 und 119: Zbv ndxBQ .... xqj\vov vvv xtd ifioX dj^BiXfl fixog' . . . (jtvtiöx^QBg jcöfiatdv xb xal üöxatov . iXoiaxo daX'i iQoxBivif^ .... vvv Qöxata dBinvi^öBiav.

Weiter lassen sich hier anschließen: H. 2,240: iv xvqX di) ßovXaixB yBvoiaxo („es mögen verbrannt werden, vernichtet werden **) (n^dsd x* ivÖQS^y 6Kovdal r' &XQr(toi xaX öbI^icU, ^tf inimd'fjkBv, II. 2,418: noXifBg d' i^i^ aixbv SxatQoi ngr^viBg iv xovI'qöiv 6dc^ Xttiolaxo yatav. II. 8, 102 : (wem von uns beiden der Tod beschieden

Xf L Gm. d. Wim. HMkiieliton. PUlol«f .-Uftor. Umm 1908. BfA 9. 23

Digitized by

Google

318 Loo Meyer,

595—600), die später zu den gewöhnlichen classischen Formen sim, s(s, sitj sint umgestaltet wurden. Neben den optativischen velim, edim (Plant. Aul. 430; Poen. 1284; Trin. 474; 475), duim und den Perfectoptativen wie Uäuderim, venerim und den übrigen begegnen alterthümliche Formen mit ie nicht mehr.

Was nun aber den geistigen Inhalt der optativischen Form, die Bedeutung des Optativs anbetrifft, so ist nach allen Rich- tungen klar, daß, wie mannichfaltig sich auch sein Gebrauch und zwar namentlich in den abhängigen Sätzen entwickelt haben mag, seine Grundbedeutung keine andere ist, als die des Wunsches. Es heißt in der Ilias (1,42): riöBiav Javaol ifiä däxQva eolöi ßi- k€66iv und diese optativische Wendung wird im unmittelbar Voraus- gehenden mit den Worten tödi fioi xQif^frivov i/dXd<oQ (;, Wunsch") eingeleitet. Daneben mag auch noch genannt sein Od. 17,243: töÖB fiot xQfifulvav iHXdfOQ (o Nymphen), ag iX%oi ^Iv Tutvog äviig, iyiyoi di H daifiov und ferner Od. 21, 201 : Zbv nixsQ^ ai yäg tovto tskevtrlöeiag ifdXdoaQ^ &g iXd'Oi (ihv xetvog ivtJQ, iyiyoi di fs

Vor allem wird durch die Uebereinstimmung der verwandten Sprachen die Ursprügiichkeit der Bedeutung des Wunsches im Optativ erwiesen. So heißt es in Delbrücks Altindischer Syntax (Halle a. S. 1888) bei Betrachtung des Optativs (Seite 330 bis 336) § 187 „Die erste Person des Optativs. Sie bezeichnet einen Wunsch des Redenden .... Gewöhnlich wendet sich der Wunsch an die Götter^ ; § 188 „Die zweite Person des Optativs .... Fast durchaus enthält sie Wünsche, Bitten an die Götter" ; § 189 „Die dritte Person des Optativs. Ich finde dieselbe in dreifacher Verwendung, nämlich bei Wünschen . . . ."

Auch im Lateinischen, wo Optativ und Conjunctiv im Gebrauch nicht mehr auseinander gehalten werden, tritt ihr optativischer Werth deutlich entgegen. Es heißt in Kühners Ausführlicher Grammatik (2, Seite 137): „Drittens" eine andere Anordnung des Stoffes würde sich mehr empfohlen haben „wird der Con- junctiv gebraucht, um einen Wunsch auszudrücken".

Im Deutschen tritt der entsprechende Gebrauch als der regel- mäßige entgegen. In Loebes gothischer Grammatik wird gelehrt „DerConjunctivus" „Optativus" würde es besser heißen be- zeichnet das Mögliche ein wenig glücklich an die Spitze gestellter sehr verschwommener Ausdruck und weiter lautet es dann an erster Stelle : „Im einfachen Satze kann diess ausgesprochen werden : als etwas Gewünschtes (Optativus)", was dann durch die größste Zahl von Beispielen belegt wird. Als Beispiele mögen hier genügen

Digitized by

Google

über die Modi im Qriechischen. 319

Matth. 6, 9 und 10: veihnai namo thein; qvimai thiudinassus theins; vairthai vilja theins, das auch bei Lnther lantet „Dein Name werde geheiligety dein Reich komme, dein TVille geschehe^, während der griechische Text imperativische Formen hat : &yta6d^a} il^dtm yevri&i^m,

"Wie die griechische Sprache in ihrer ältesten Geschichte den Optativ in wirklich anabhängigen oder den gewöhnlich sogenannten Hauptsätzen vorwiegend, ja fast ausschließlich, mit der Bedeutung des Wunsches gebraucht, das erweist das homerische Epos überaus deutlich. Wir geben seine unabhängigen Sätze mit dem Optativ im Folgenden vollständig, lassen dabei aber alle abhängigen oder Nebensätze mit den Optativen völlig bei Seite, da sich in ihnen manche ganz neue Bedeutungsverhältnisse entwickelt haben.

Oefter wird der Optativ mit Beziehung auf die Götter ge- braucht, so : n. 1, 18 : i(jbtv ftlv ^eol doUv VXvfima äAfia'^ i%ov%Bg inndQöai iJpii^oto xöXtv, ii> S* otxaS* txdö^ai. II. 4, 363: süti, ocaxiyv vvv /ij-i^ta^ äl ndvta %'boI iistaiiAvi^a ^bIbv, IL 13,55: 6q)cbiv d' &ds d's&v ug ivl q>Q€6l notj^iffiauv. H. 14, 142 : &kX 8 iikv &g iatöXoixo, ^sbg di /s 6iq>X66£uv. II. 19, 264 : ifiol ^sol &kyea dolev noXXä ndXa. D. 20, 121 : fj reg insixa fn^BCmv (der Götter) 'AxiX^J'i naQ6zaCri^ doCri 81 XQotog (liya. H. 21, 429 : rotoOrot inh/ xivtsg^ Zöoi TQasöötv &Q(DyoC^ bUv. II. 23,660: 6ol 81 ^boX r&v8* ivtl %iQi,v yLBvopBvxia 8otBv. Od. 6,180: 6ol 8h d'Bol xööa SoIbv böa q>QS6l 6^61 iiBvotväg, Od. 7, 148 und 149 : totöiv ^boI SXßia 8otBv tmifiBvai 9cal naiölv imtQdifBiB ßixaötog xrijfiar^ ivl iiByäQOtffi. Od. 8,411: 6ol 8h ^boI &Xo%6v -i ISisiv xal naxQi8* Cxdöd'cu 8otBv. Od. 8,413 und 24,402: ^boI 8d toi. SXßia 8oIbv. Od. 8,465: oika vvv ZBi}g ^bC% . . . /oCxa8B i iXd^ifiBvai. Od. 13, 45: d^Bol 8' igstifv ini- 6Biav navtoCrj^v. Od. 13,213: ZBi)g 6<piag tCeoito txBxif^öiog, Od. 14, 53 = 18, 112 : ZBig roi 8otri^ livfs, xal ä^ivatoi. ^boI &XXoi Srn (idXi6'^ i^iXBig. Od. 15,112: ^ rot vdöxov . . . &g toi ZBi>g xsXiöBuv. Od. 15,180: o^m vvv ZBifg ^Birj. Od. 18,147: &XXd 6b 8aifLmv /oixa8^ ixBl^aydyoi, fii^tf' hnidöBiag ixBivtp. Od. 20, 79 und 80: S}g i^ ifi6t{b6BiBv X)Xii(ijcia 86(iax^ i%ovtBg '^/i ft' i'önXoxaiiog ßdXoi "jQtBiAig. Od. 20,117 und 119: Zbv ndtBQ .... XQf^vov vvv xal ifiol d/€tA{| /dnog' . . . (ivrjötflQBg xtifiaxöv tB xal üötatov . . iXoiato SaX-i iQoxBvvifjfv .... vvv ßötata 8Binvif^6Biav,

Weiter lassen sich hier anschließen: B. 2,240: iv nvQl 8i^ ßovXaitB yBvoCaxo („es mögen verbrannt werden, vernichtet werden**) (iii8Bd t* iv8Q<bv^ 6Kov8al t' &XQr[toi xal 8Bl^iai, ^tf inimd'(ABv, II. 2,418: noXi/Bg 8^ iiiq>^ ainhv ktalQoi nQ-qviBg iv xovtneiv 6()c^ Xaiolato yaXav. II. 3, 102 : (wem von uns beiden der Tod beschieden

Xf L Gm. d. WiM. HMhriekton. PUlol«f ^Uftor. Umm 1908. BfA Z. 23

Digitized by

Google

32Ö l-eo Ä^eyef,

wird), ts^aiti {„äer möge todt sein"); &Xkoi dl diixxQiv^slxs xA- Xiöva. IL 4, 182 und 8, IBO : rdr« (lot %ivoi, siQsta %^&v. II. B, 685 : ijCBixi [le %a\klnoi alfhv iv nöXu insxdQji, IL 6,60: &na ndvxsg Flkio" H^anoXoiccT^ ixi/ldeöxoi xal &tpavxoi, H. 6,164: xeOvaitig („mögest du todt sein*'), Jlgötx', i}/^ xaxixxave B€XX€Qoq>6vxfiv. II. 4,464: iXXa (le xed^'q&xa xvxii xaxä yala xaXvnxoi. IL 7,99: iXX {>fistg fihv navxsg üdmQ xaL yata yivoie^B, II. 8, 368 : Tial XCriv oix6g ys fiivog d^vfiöv 'i öXdöauv xagölv in^ ^Agyetov q>d^iiisvog. U. 13, 233 : iXX aid't xw&v ^iXnrfiQa yivoixo, II. 16,417: &XX ccbxov yala [liXaiva nä6i %avoi. H. 18,98: aixlxa xsd^airiv („ich möge todt sein"). II. 18, 12B : yvolsv d' hg 8ii d/tiQbv iyo) jcxoXdiioio JtdTtaviicu. II. 23, 91 : &g dh xal ööxda v&vv b^uii öogbg ifLq>ixaXiinxoi. IL 24, 139 : xyd" Btri („so sei es"), hg änoiva q>iQot, xal vsxQbv äyoixo („er führe den Leichnam fort"). IL 24, 149: x^pi^l xig foi sjtono ycQaixeQog. H. 24,178: xflQv^ xig xoi enoixo ysQaCxBQog. II. 24,226: a-inCxa ydg fi€ xaxaxxaivBiBv ^A%iXXBi)g iyxäg iXövx^ ifibv vt6v. Od. 1, 47 : &g inöXono xal SXXog 8 xtg xoiavxi ys ^d^oi^. Od. 1,402: xxiifiaxa d' ainbg i%oig xal dwiiaöi. öotöi jMvdööoig. Od. 2, 232 = 5, 10 : 6xrinxov%og ßaöiXsvg .... al/el %aXsn6g i hlfi\ xoi atövXa ^d^oi. Od. 4, 685 : üöxaxa xoi nvfiaxa vvv iv^dda deijcviiösiav. Od. 4, 735 : iXXd xig öxQrjQ&g JoXiov xaXdösu ydQOvxa, Od. 5, 34 : &XX' 3 ye . . . flfiaxi J^SLXOöxo) ^xegiip/ igißcaXov Cxoixo. Od. 7, 224 : /id&ina (le xal Xlnoi alj=hv xxfjöiv i^i^v. Od. 8, 340 und 341 : deöfiol (aIv XQlg x666oi insLQOvsg i(iq>lg i%OLBv vfistg d' slöoQÖotxs dsol %a6ai xb d^daivai. Od. 8,409: 6q)aQ xb (nämlich fdnog) tpdQoiBv ivaQTtd^aöai &/BXXai. Od. 9, 534 und 535 : ö^l xax&g iX^oi .... b^ov 8'bv ni/l^axa /oixp (bittet Polyphdmos seinen Vater Poseidäon). Od. 13,44: vfiBtg d* av^L iidvovxsg ivtpQaCvoixB ywatxag xovQidCag xcH xdxpa. Od. 14, 172 : ainäg Vdv66Bi>g IX^oi Sjcmg niv iyA ^ id'dXm (Worte des Eumaios). Od. 14,195: äXXoi d' inl j^Qyov b%oibv. Od. 14, 408 : vvv d' (opi^ dtfp^oto xd%i6xd (loi ivdov ixatgoi bIbv, Od. 14,496: iXXd xig atri („wäre doch jemand da") J'Bind^LBv 'Jxqs- J-idji 'Aya^d^Lvovi, Od. 15, 128 : ei) 8d fiot %aCQ(ov ifpixoio /otxav ivxxifiBvov x(d öijv ig jcaxQlia yatav. Od. 16,101 = II. 5,214: oixiTi inaix^ &ii ifiBto xdgti xd(jioi iXXöxgiog q)d)g, bI [lij iyb xbCvoi6i xaxbv ndvxB66i yBvoiiirjv, Od. 17, 355 : xa^ /oi ndvxa ydvoixo 56a q)QB6l fxi^i fiBvoiv^. Od. 17, 475 : AvxCvoov ngb yd(jiOLO xdXog d^avd- xoio xixBCri. Od. 18,122 = 20,199: lalga^ ndxsg & ^dvfa, ydvoixö XOI ig JCBQ 6nC66(o iXßog. Od. 18, 142 : &XX' 3 ya öiyy d&Qa d^B&v i%oi^ Zxxi didotav. Od. 24, 461 : xal vvv &da ydvoixo. Od. 24, 491 : i^aX^Av xig tdoi (lij dij fS%Bdbv i)6i xiövxeg.

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 521

Weitere Beispiele sind : II. 3, 74 : of d' äXkot . . . vaCoixa T^Arj^v igißmlaxa. IL 3, 2BB : xp di xs vtxi^öavti ywii xal xti^fia^ ijtotto. II. 3, 300 und 301 : (wer etwa den Vertrag bricht), &de 6(p^ iyxiq>aXog ^^^^^^ ^i/oi Sog Sds /otvog, aiyc&v xal rexioav^ &ko%oi d* &kkoi6i dafietev, U. 4, 18 und 19 : (wenn es euch so lieb wäre), ^ roi ftlv foixotxo nöXig Jlgidiioco fdvaxxog, avxig d* y^gyatip/ Fskivriv MsvdXa/og SyoLXo, H. 6, 479 : ocai jtoxi xig fsCnoi „naxQ6g '^ Sda nokkhv i(jbB£vayi/^ , II. 6, 480 und 481 : q)iQOi d' ivccga ßgoxö/svxa . . . XccQBifj dh q>Qiva fxi^i^p. 11.6, 790: ikV ixi.xai vvv xavx^ atnoig^Axikf^J^i, n. 14,107: vvv d* stri („möge da sein*'), 8^ xf^edi >/ ifieivova firjxLv ivlenoi,. II. 16, 247 : äexrfi'i^g fioi ijtstxa ^oj-äg inl vr^fag Zxono, H. 17,640: stri d* 5g xig ixatQog inayyetksu xA%i6xa („wäre doch irgend ein Freund da, der" . . .). H. 24, 656 : 6i) d% x&vd' &n6vaio^ x<d ik^oig öijv ig naxQlda yatav. Od. 4, 193 : xal vvv, st xC nov löxiy ni^oiö fiot.

Hier schließt sich noch an Od. 14, 193 : sCri fjtlv vvv v&iv inl XQÖvov i}fiiv idmd'^ i}di fiddv . . . &kkot d' inl fiQyov enoiav^ wo die nächstliegende Bedeutung „möge uns sein, mögen wir haben^ in die nicht weit ab liegende „gesetzt den Fall, wir hätten" . . . über- ging, wohl das einzige solcher Beispiele bei Homer. Die von Einigen wohl verglichene Stelle Od. 1, 26B : roro^ ihv fivtiöx^Qöiv 6(iikii6€i£v X)dv66svg weicht in so fern wesentlich ab, als sie sich an das Od. 1, 265 vorausgehende ßl y&Q vvv ikd^hv döfiov iv ngA- xjjöt d^Qyötv öxairj anschließt und sich also in einen deutlich ge- kennzeichneten Bedingungssatz einfügt.

Ein paar Sätze mit der ersten Person mögen noch besonders gestellt sein : H. 3, 257 : ot d' äkkoi . . . vaiotfjtev TQpriv igißAkaxa. II. 15,45: a:bxiQ xoi xal Ttalvm iyh naQafiv^riöaiiiTjv („ich möchte ihn selbst bereden") x^ tfisv ... II. 16, 82 : &g d' St' Hv ii^ji vöog ivigog, Sg xtg . , . i/oi}^]2 y,Svff etriv fj Iv^a^ (^ybier möchte ich sein oder hier"). II. 18, 121 und 124: vvv dh xkifog iö^kbv ägoC^irp; xai xiva TQfoiddmv .... idtvä 6xova%f^6ai iq)€iriv. II. 21,274: inana d% xai rt nd^oiiit. II. 23, 151 : UaxQÖxkm ijgmt xöfjkrjv öna- öatfii q>iQ66d'ai. H. 24,246: ainäg iyd) ye . , . ßalniv d6yLov "Afidog Bt6(o, Od. 8, 342 : aixaQ iyhv südoiiiL naQ& %QVfS^ *Aq)Qodixy. Od. 13, 43 : ifivfiova d' otxoi &xoixiv vo6xif^6ag svQOifii eiyv iQxsfiiB66i q)ikoi6i,v. Od. 14, 503 : &g vvv fißmoifi^ ßCri xi fLOi ifinsdog Btr^. Od. 16,386: foixia d' avxB xbCvoo ^riftigv dotfiBv 1%bi,v.

In dem Satz ^ ^i vv (lot xv nl^oio ; (II. 4, 93 und 7, 48 und 14, 190) erscheint der einfache Optativ in conditionaler Bedeutung „würdest du mir wohl den Gefallen thun", es würde also nach der gewöhnlichen Ausdrucksweise ein &v oder xiv hinzuzudenken

23*

Digitized by

Google

ä22 Leo Meyer,

sein. Vielmehr ist die conditionale Bedentang «imnittelbar ans der optativischen, welche letztere hier dorchans nicht bestehen kann, entwickelt : die Bedentang eines einfachen ni^oio „an mögest willfahren" d. i. „ich wünsche, daß du willfahrst^ könnte hier doch nicht in die Frage gestellt werden „wünsche ich . . .". Das Be- dentongsverhältniß wird an der erstangef ührten Stelle ganz deutlich durch das sogleich (Vers 94 und 95) folgende tXaitig xsv . . . imxQoi^i^iv . . . xä6i 8i xsv . . .&Q010. An der drittangeführten Stelle (H. 14, 190) wird das Bedeutungsverhältniß auch ganz deutlich durch das un- mittelbar folgende (Vers 191) i}/^ xbv iffviiöaio.

Es finden sich bei Homer nur noch wenige weitere Stellen, an denen der einfache Optativ mit conditionaler Bedeutung auf- tritt, nämlich II. 10, 247 : rotkotf ye öxoiiivoio ocal ix nvgbg al^o- [livoio &fiq)m vo(yri}^atfi£v („wir würden zurückkehren"); II. 10,557: J^QSta d'BÖg y* id'iXmv xal iiisivovag '/j/d nsQ otde Xxxovg dfOQi^öatto („er würde schenken, wenn er wollte") ; II. 15, 197 : ^vyatiQseew ydg xal vtdöi ßiXxBQOv stri ixndyXotöi j^tcbööiv ivi66i{iBv („es würde besser sein, wenn er seine eigenen Kinder schölte"); II. 19, 321 : oi (ihv ydQ xe ocaxazsQOv äXko nd^ovyn, („nichts schlinmieres würde oder könnte ich erleiden"). Ob nicht etwa auch hie oder da an den angeführten Stellen ein xiv oder &v in Folge geschä- digter üeberlieferung verloren gegangen sein mag, woUen wir hier nicht weiter untersuchen, führen nur an, daß zum Beispiel Nauck an der letztangeführten Stelle ydQ xe xaxdneQov vermuthet.

In zahlreichen Fällen wird der optativische "Wunschsatz mit den Wörtchen at ydq eingeleitet ; wir stellen sie noch besonders zu- sammen. Mehrfach lehnen sie sich an einen Vocativ, wie II. 2, 372 : at ydQ, Zbv tb ndxBQ xal ^A^rjvaiti xal "AnoXXov^ rotovrot 8ixa ^oi lvfiq>QddfiovBg bIbv *j4x€ctf&v. II. 4, 289 : al ydQ, Zbv xb ndxBQ xal ^ji^Tjvairi xal "AnoXXov, xotog Ttaöiv ^(ibg ivl 6xiffiB66^ yivoixo. H. 7, 133 : al ydQ, Zbv xb ndxBQ xal 'j4&j]V(äri ocal "AnoXXov, ^iß^f^ ^9 8t^ i7^ AxvQÖp KBXdiovxi (idxovxo . . ü'öXioi. IL 16, 98 und 99 : aX ydQy Zbv xb ndxBQ xal ^A^fjfvaCri xal "AxoXXov, fniixB xig ovv Tpcäcov ^dvaxov q>vyoi . . . v&iv d' ixdvfiBv üXBd-QOv. Od. 4, 346 = 17,136: al ydQ, Zbv xb ndxBQ xal ^A^YjfvaCri xal "AnoXXov . . . roro^ ihv ^vtiöxfjQöiv 6(iiXii6BiBv VdvööB^g. Od. 18,237 und 238: aX ydQ, Zbv xb ndxBQ xal ^A^rp/atTj xal "AjcoXXov, ovxa vvv fiinjöxfiQBg . . vB^oiBv XBq>aX&g dBdfjkrjfiivov . . . XBXiJvxo äl yvXa /Bocdöxov. Od. 21, 200 : Z,Bv icdxBQ, al yäQ rovro xsXBvxi^öBiag ijUXdoiQ, Od. 8, 339 : at y&Q rovro yivoixo, Mvc^ /BxaxTjßöX^ "AnoXXov. H. 4, 189 : at y&Q äil oüxmg Btvi, tpiXog & MsviXa/B. Od. 20, 169: at ydQ *i}, ^EüfiMiB, ^Bol xiöaCaxo X6ßriv. Od. 4, 697 : at y&Q di^, ßaöiXBuCj xööb xXbIöxov

Digitized by

Google

über die Modi im Grieduschen. 323

Httxbv «ftj. Od. 15, 536 = 17, 163 = 19, 309 : at yäQ rovro, |^v/«, /djtog tatsXsöfiivov Btri. Od. 20, 236 : at yäg toihOj ^iv/B, fixog ts- Xdöets KQOviiov. Od. 19,22: at yäg dij ^ots, tixvov, i7Ciq>Q06iivag ivdkoLO J^oixoo xi^ds^d'ai.

Die übrigen Beispiele sind: IL 10,637: at yctQ *^ VdvöBjig ts xal 6 XQcctBQbg ^iJ=ofiiidi]g &d^ &q>aQ ix TgAcDv iXaöaiato (Kovvxag Xxxovg. II. 18, 272 : at y&Q di} fiot &n^ (Aaxog &ds yivoixo und ganz ähnlich H. 22,464: at yaq &ii oüatog stti ifiev jdnog. II. 18.464: atydg ^tv ^avixoio dvfSifixBog &dB dwaifirjv vööfpiv ijcoxQv^ai. II. 22, 346 : at ydg %(Dg ainöv fjks fjkivog xal ^(ibg ivBir^ &fi* istotaiivöfisvov xgifa idiiBvat. Od. 6, 244 nnd 246 : at y&Q ifiol xocöödB nööig xsxXtuiivog Btri iv^ddB vcuBtifov, xai foi juidov ainö^v fiiiivBiv, Od. 16, 168 : at y&Q iyhv &g voöti^öag ^I^Axt^vöb^ xi%hv 'Odvtf^/' ivl /oixa, /Bi- xoiii* ä}g noQä öBto xvxhv q)iX6xfixog ändötig iQxofiai. Od. 17, 261 and 262: at yäg TriXi{ia%ov ßiXoi &QyvQ6xo%og *Ax6XX(0v . , . fj imb (ivi]6xflQ6i daiiBif^. Od. 21, 373: at yäg ndvxayv xöööov . . . fivtjöxiiQfov %bq6Cv xb ßifiq>i XB tpigxBQog striv. Od. 21,402: at yäg dij xoööovxov öv^öiog hniAöBiBv &g . , .

Es würde nun noch etwas über das Wörtchen at selbst und dann auch insbesondere über seine enge Verbindung mit yäg zu sagen sein, aber das kann doch zunächst nur sein, daß es, wie so viele gerade im Satzgefüge wichtige Wörter, etymologisch durch- aus dunkel ist. Die oft ausgesprochene Ansicht, daß es unmittelbar zu bI gehöre, hat keinen Werth, da weder irgendwie klar gemacht ist, wie denn at sich zu bI verhalten soll, noch auch das bI selbst als ein wirklich schon erklärtes Wort gelten kann. Es mag hier zu bemerken genügen, daß das at höchst wahrscheinlich auch in dem adverbiellen atd'B enthalten ist, das auch noch nicht als wirklich erklärt angesehen werden kann.

Das at^B findet sich als Sätze mit dem Optativ des Wunsches einleitend an folgenden Stellen : H 4, 178 : atff ofkcog inl nae^ %6Xov XBXiöBC *^yafii(iva>v. 11:16,722: atS^^ S6ov ^66(ov Blfii, xööov eio q>dQXBQog Bttiv. II. 22, 41 : al^B d'Bolöi. q>CXog xoööövöb yivoixo Sööov ifioi. Od. 7, 331 : Zsv TcdxBQj atd'^ Söa /bIxb xbXbvxi^öbibv Sxavxa "AXxCvoog. Od. 14, 440 = 16, 341 : at^' o^mg 'EifULiB^ tplXog JiA naxgl yivoiOj &g ifioC. Od. 17, 494 : atff o^mg aifxöv 6b ß&Xov xXvxdxo^og 'An6XXanf. Od. 18,202: at^B [loi &g (laXaxbv ^dvaxov nÖQOv "AgxBfiig &yvii aixixa vvv. Od. 20, 62 und 64 und 65 : "Aq- rcfit . . . at^B ftot V^dri ibv ivl 6xiffiBfS6i ßaXovö^ ix ^fibv iXoio oAxCxa vvv, ^ inBixd ^ dvaQxd^aöa ^sXXa otxoixo . . . iv nQO%oJ^^g d\ ßdXoi &ifOQQ6fd ^SlxBavoXo*

Digitized by

Google

324 Leo Meyer,

Wie neben dem oben (Seite 323) aufgeführten at das meist als Conjunction gebrauchte, abgesehen von seiner Accentlosigkeit nur in der Vocalfärbung von ihm verschiedene, sl liegt, das sich in seinem Gebrauch indeß durchaus nicht mit ihm deckt, so wird neben dem letztaufgeführten at^e auch ein wenig von ihm ver- schiedenes sUd's als mehrfach optativische Wunschsätze einleitend gebraucht, das seiner Bedeutung nach so wenig scharf von ihm unterschieden wird, daß beispielsweise Immanuel Bekker aus seiner Homer-Ausgabe das atd-e ganz entfernen und überall durch std'6 ersetzen zu dürfen geglaubt hat, ein der ganzen Ueber- lieferung gegenüber doch allzukühnes Verfahren, so lange wir eben wie jetzt über den ganzen Werth und die Entstehungsge- schichte der in Frage stehenden Wörter eigentlich noch völlig im Dxmkeln uns befinden.

Nur sechs homerische Stellen sind es, an denen nach überein- stimmender lieber lief er ung das etd's mit dem Optativ des Wunsches verbunden ist. Wir stellen sie im Folgenden zusammen. H. 4, 314: & yigovj €l!d'\ &g ^vfibg ivl 6xiffiB66i iplXoi6iv^ &s rot y6v/a^^ enono, ßCri di rot IgATCsdog Bttj. II. 7, 1B7 = 11,670 = 23,629 = Od. 14,468: «ra«' &g fißAoifiL ßCn 8i ftot IfucBdog süti. Od. 2,34: etd'6 /ot avtbg Zeifg aya&bv teXiöeuVj 8 rt <pQS<5l f'ffli [levoi^vqt.

Es ist dann noch anzuführen, daß einige Male auch das ein- fache si bei Homer den Wunschsatz mit dem Optativ einleitet, nämlich IL 8, B39 und B40 : si (andere Lesart at) yäg iyhv hg sCip/ id'dvatog . . . ttoiiiriv dl . . . &g vvv 'f^x^igri ^da xaxbv tpigei ^Aq- yetocfStv und ganz ähnlich IL 13, 826 und 827 : sl (andere Lesart at) yäg iyhv oCvm ye Jvfhg ndfig alyi6%0L0 etip/ . . tixoc dd fte nötvia '^HqtJj ttoi^tiv dd . . . hg vvv fifidgri iids xaxbv tpiget ^Aq- ystotöiv naöi [idka, IL 10,111: iXX^ st tvg xal tovöös fisroi^x^fi^vog xaXdösuv. IL IB, B71 : st tivd nov TQmcov i^dXfisvog ävöga ßdloiö^a. IL 16, BB9 und B60 und B61 : iXX st ^itv ifstxiööccifisff ikövtsg, tsiixsd i &110UV dq>sXolfis&cCj xaC xvv* ixalQmv aixov ifitwo^dvcov da(ia6a((isd'a vrjlü %aXx^. H. 24, 74 : &kX st xig xaXiösis d^s&v 0SXIV &660V ifisto. Od. 3,218: si ydg <y' &g id'dXoi q>iXdstv yXav- x&mg A^if^vriy hg xM 'OdxHförjJ^og stSQixi^dsxOf das auch hieher gehört („möchte doch Athene wollen^), etwas später (Vers 223) aber ganz ähnlich wieder aufgenommen wird : st 6^ odxmg i^'dXoi <piXdsiv XT^dotxö xs ^n^y nun aber conditional aufgefaßt wird („wenn sie wollte"), wie aus dem Nachsatz rj8f xdv xig xsCvtov ys xal ixXs- Xdd^otxo ydnoio sich deutlich ergiebt. Od. 17, B13 : sl ydg rot, ßa- ölXsiaj ötoni^östav ^Axatpoi,

Digitized by

Google

über die Modi im GriecbiscbeiL 325

Zur Erklärung dieser letzten Gruppe von Wunschsätzen, die den Optativ enthalten und mit ei eingeleitet werden, ist gewiß nicht von den Sätzen auszugehen, in denen nach seiner gewohn- lichsten Weise das si als Conjunction „wenn'' auftritt, so daß also Gedanken wie „das würde mir lieb sein^ oder ähnlich zu ergänzen sein würden, sondern es wird eher eine Bedeutung des ei anzu- nehmen sein, wie sie sich ähnlich in dem auffordernden el d' Sys wieder findet, wie II. 1,302: et d' äys (i^ nsigtiöai. II. 1,324: si d' &yB rot xsq>aX'^ Hatav6ii60(iat. H. 6, 376 : si d* &ys fcot, dfi^at^ vtifiSQtia fjtv{^^6a6i^s. II. 8, 18 : si d' &ys netgiiöaö^s. II. 22, 381 : sl d' &yst &fjkq)l nöXiv ^ifv tsiixeöi nsiQtfi'&iisv, Sicher zu entscheiden vermögen wir nicht, da wir über die Herkunft des sl noch ganz im Dunkel sind.

Ein paar Mal, ist dann noch anzuführen, sind Wunschsätze mit dem Optativ, auch mit dem adverbiellen hg eingeleitet, so II. 18, 107 : üg igtg ix ts ^sSiv Ix x" ivd'QAnmv iicökoito, xal x^^^S* n. 22, 286 : &g dij fiiv (d. i. iyxog) 6p iv xQot nav xofiiöaio. Od. 21,201 = 17,243: Zev ndtSQj at yäg xovto tsXsvrijöstag ifiXdfOQ' &g IXd'oi, filv xstvog ivi^Q, iydyoL di ßS dai^an/.

Zum Schluß stellen wir noch alle die Stellen zusammen, an denen es sich um einen negativen Wunsch oder den Wunsch, daß etwas nicht geschehen möge, handelt. Als Negationspartikel wird in solchen Sätzen das iirj gebraucht, das man ja geradezu als die imperativische oder optativische Negation bezeichnen kann, wie sie auch in anderen indogermanischen, ja auch in außerindogermanischen, Sprachen, aber zum Beispiel nicht im Deutschen, von der einfachen Negation unterschieden wird. Aus der imperativischen oder opta- tivischen Negation hat sich dann vielfach auch das conjunctionale fiij („daß nicht^) entwickelt, das dem abhängigen Satz angehört und so in unserer Betrachtung natürlich ganz zur Seite bleibt.

Wir führen die Stellen der Reihe nach auf, ohne noch be- sondere Gruppen unterscheiden zu wollen, stellen auch nicht etwa noch die Sätze besonders zusammen, in denen das fiij- in Zusammen- setzungen wie firidi oder (jbrpciti auftritt. So sind zu nennen : 11.2,269 und 260 : fnyx Ar' insit^ X)dvfSf^fv xigri &(ioi6iv iitst% iirid^ in TriXsfidxoco natijQ xsxXfifiivog sCr^v. H. 3, 160 : fiijd' '^fitv xsxisööC 'i 6ni6<5(0 xHfia yivono. H. 3,407: fn^d' in 6ot6i n68s66iv {moörgdifsiag X>Xvfixov, II. 6,57 und 59: t&v fii} tig {>nsxq>'6yoi alnvv ZXs^qov

fn^d' 8ff ^)'6yoi. II. 9, 601 : fiijÄ^ 6s daifimv ivtavd'a rgdtlfsis.

IL 13,232: n^ xslvog ivijQ in voötiiösisv ix TQ^tig. IL 16,30: (lil ifjti f oiv oitög ys Xdßoi x^^^S, 8v 6v qyvXdöösig. II. 16,98: at yd^^ Zsv ts TcdtsQ xcä ^Afhr[valri xal "AnoXXov^ iii^ts ng ovv TqAcdv

Digitized by

Google

326 ^®^ Meyer,

^dvatov q)vyoiy B66ov laffiv^ filmte t&g lägystaiv. IL 17, 341 : fii^d' o7 ys /ixfjXoi, IldtQQxXov vrivölv Tcakaöataxo xB^vriSna. II. 22,304: fi^ f^ iöxovdi ys xal ixXe/dag ixokoifiriv. Od. 1,387: /a^ <y^ / it^ ifitptdXp l^dxjj ßaai.Xrl/a Kgovimv tco^J^öbibv, Od. 1,403: f*^ yäg S y' ^A-d-ot ii/i^p Zg ug 6^ ifixovta ßttitpw xn^iuct^ &%0QQat6ei, Od. 4, 684 und 685 : fii^ ^vrjötsvfSccvteg (irjd' äXXod'^ 6fuXi^6ccvtsg Cötata xal xvfiata vvv ivd'dds deinn^öetav. Od. 7,316: fii) rovro q>{Xov Ji/l nixQv yivoito. Od. 8,414: lurfii %i rot ^Cq>B6g ys äo^ ii^Btö- nits^B yivoito. Od. 11,613: f*^ tsivi^öaiuvog fitid^ &XXo xi xB%vifir öaixo, bg XBtvov xBXa^&va ij-^ iyxdtd'Bxo xdxvjj. Od. 13,46: xal fiij Tt xoxöi/ [iBxadiiiiiov Btti, Od. 15, 359 : hg (lii ^ivot Sg xig ifioi yB ivd'dÖB vaisxdcov q>iXog Btri xal q>CXa MqSoi. Od. 16,372: fii^d' £fifi€ inBxq>vyoi.. Od. 17, 399 = 20, 344 : fiij xovxo i^Bbg xsXiöBiBv. Od. 18, 79 : VW (ilv fujr' BÜrig, ßovydiB^ (ii^xi yivoio. Od. 18, 141 : x^ fuj x£g xoxB nd^jcav iviiQ id'Bfiiöxiog Btri. Od. 18, 147 : fii}d' dvxidösiag ixBivq}. Od. 22,462: fjkij lihv dij xa^oQ^ ^avdxp ixb d^bv iXolfitiv xdfovj at dij ifLfi XBg>ccX^ xax' bvBiÖBa XBvav.

CONJUNCTIV.

Nach älterer Anschauung wird der Conjunctiv durch Vocal- dehnung gebildet, wie in fpsQmfjkBv neben dem indicativen tpigoyLsv^ in ipigrixB neben tpigsxB^ in ipiQmöi (aus ^fpigtovei) neben q>iQov6i (aus *ipiQov6i). So einfach solche Auffassung zu sein scheint, be- ruht sie doch nur auf einem wissenschaftlichen Mißurtheil. Man kann ganz allgemein aussprechen: mit Vocaldehnung an und für sich werden überhaupt keine indogermanischen Wörter gebildet. Man hat im einzelnen Fall zu prüfen, aus welchen älteren Sprach- formen sich Vocaldehnung gebildet hat und in zahlreichen Formen ist es schon gelungen, den Ursprung der Vocaldehnung anzugeben. Im Conjunctiv beruht die Vocaldehnung auf alter Vocalzusanmien- ziehung.

Als altes Kennzeichen des Conjunctivs erweist sich ein kurzer A-Vocal, der im Griechischen je nach Beschaffenheit des unmittelbar auf ihn folgenden Consonanten als b oder o erscheint. So finden sich beispielsweise in der homerischen Sprache die Conjunctiv- formen: tofiBv (II. 6,526; 10,126; 251 ...iofiBv II. 2,440; 9,625; 12,328...), ÖAofiBv (11. 7,299; 351; Od. 16,184), yvAofiBv (Od. 16,304), a^ijofwi/ (II. 1,143; 23,244; 486; Od. 13,364; xaxa-^fiBv Od. 21,264; ^iofiBv Od. 24,485), xuxu-ß^iofisv (IL 10,97; ix^-ß^oiuBv Od. 6,262; 10,334), öx^io^uv (H. 15,297; 6xdofiBv H. 11,348 = 22,231, wo die üeberlieferung unrichtiges öxdmfiBv hat), xxdofuv (Od. 22,216, wo ungut xximyLBv überliefert ist), xata-xBioiiBv (Od.

Digitized by

Google

über die Modi im Gnechischen. 927

18,419), xix^fisv (H. 21,128), xQtatio^sv (H. 3,441; 14,314; Od. 8,292), vBikB66ri^^fLBv (n. 24,53), ßBCdoy^Bv (II. 1,363 = 16,19; 13,327; 22,130; 244; Od. 3,18), mnoC^oiiBv (Od. 10,335); - Ano- ^oyMi. (H. 18,409; xaxa'^o^Mi II. 22,111; Od. 19,17), q>^^6fLS6^ti (II. 14,87); %aQ'6x'^Bxov (Od. 18,183), «afti}«r£ (II. 7,72), fBlÖBXB (D. 8,18; Od. 9,17); ßX^Bxai. (Od. 17,472), ip^lBxai (H. 20,173), äXBxai (n. 11, 192 und 207); gvfi/JiliJfiat (H. 20,335).

Im Altindischen ist der eigentliche Conjunctiv früh erloschen, er begegnet nur noch in den ältesten, den vedischen, Denkmälern und zeigt hier im Wesentlichen dieselbe Bildung wie im Griechi- schen. So begegnen zum Beispiel an kurzvocaligen Formen: dsati ,er sei' (RV. 1, 124, 11 ; 6,23,9; 6,45,14; 8,20,16; Indicativ os/O ; äsasi (RV. 2, 26, 2; 4, 57, 6 zweimal; 10, 174, 3; Ind. dsi, für "assi)] äsatha (RV. 5,61,4; 8,30,2; 10,103,13; Ind. s^Ad, für *astU)] hanati ,er schlage, er tödte* (RV. 6,29,6; 8,78,3; Ind. hdnti RV. 1,40,8 und sonst oft); ajaii ,er gehe' (RV. 8,20,22; 8,55,15; rälakiljam 7,1; Ind. äiti = bIöi), ajatai ,er gehe' (RV. 1,127,3); äsatai ,er sitze' (RV. 6,47,19; 10,38,5; 10,40,7; Ind. Sstai = ^öxai), äsasai ,du sitzest' (RV. 8, 69, 5) ; bravasi ,du mögest sprechen' ^V. 1,139,7; Ind. bravishi)] karati ,er mache' (RV. 6,10,1; Im- perativ Irdhi ,mache' RV. 1,42,6; 1,94,9 und sonst sehr oft), kdrasi ,du machest' (RV. 10,16,2), stavatha ,ihr möget preisen' (RV. 4,21,2; Imperativ stuhi ,preise' RV. 2,33,11; 5,53,16), gravathas ,ihr beide möget hören (RV. 5, 74, 1 ; Imperativ grudht ,höre' RV. 1,2,1; 1,10,9 und sonst), grävatas ,8ie beide mögen hören' (RV. 8,26,10).

Am Gewöhnlichsten erscheint der kurze Conjunctivvocal in Formen desjenigen griechischen Aorists, der durch die Silbe 6a gebildet zu sein scheint, in Wirklichkeit aber nur den Zischlaut als Kennzeichen enthält. Erste Personen wie ^dct|a enthalten das a an Stelle eines einfachen alten m ganz wie zum Beispiel Accu- sative wie nöda^ ävöguy naxiga das a nur als Stellvertreter eines alten m enthalten. In Formen wie ^d£tSa/A«v, iÖBC^axB, idBllaxov^ idBiidxrjv und noch anderen entwickelte sich das a, weil ohne seine Begleitung das ^ in die für das Griechische unmögliche Stellung zwischen Consonanten wäre zu stehen gekommen, und kann also nicht als eigentlich etymologischer Laut bezeichnet werden. Daß solche aoristische Conjunctivformen mit kurzem Vocal vieKach äußerlich ganz mit Futurformen zusammen fallen, hat mehrfach zu unrichtigem ürtheil geführt, im Großen und Ganzen aber werden sich die conjunctivischen Aoristformen und die futurischen wohl auseinander halten lassen.

Digitized by

Google

828 Loo Meyer,

Als ein homerisches Beispiel der in Frage stehenden conjunctivi- schen Aoristformen gehört auch hierher igs^iisv „laßt uns fragen^ (n. 1; 62), wie statt des überlieferten igeioi^Bv zn lesen sein wird. So wird es wahrscheinlich gemacht durch den Vergleich mit xs'iofisv (II. 7, 336), auch xsQi-x^vetat (Od. 6, 232 = 23, 1B9) und iXsvetfu (Od. 14,400; 24,29). Möglicherweise dürfte auch an ein igif^fo^uv gedacht werden, das sich mit xi^foiJbev (U. 7, 377 = 396 ; xara- xi^J^oiiBv II. 7, 333) vergleichen lassen würde. Solcher Vergleich aber empfiehlt sich viel weniger, da die zu xi^/o^sv weiter zuge- hörigen Formen, wie zum Beispiel das präsentische xaiov6iv (II. 9, 77), einen ganz anderen Weg gehen, als iQdeiVj alt igifaiv »fragen* (ig-^p^/ov^^v Od. 14, 37B).

Weiter sind hier anzuführen: ig'öööoiJbev (H. 1,141; 17,635 = 713; Od. 8,34; 10,423; 16,348; /SQii66o(isv 11. 14,76), icyBlQo^Bv (IL 1,142; Od. 16,349), ß^öofi^Bv (IL 1,144), ^tog^lo^uBv (II. 2,72 = 83), iyBigofiBv (IL 2,440; 4, 3B2 = 19,237; 8,B31 = 18,304; 10,108; 146), ÜQöofiBv (II. 4,16), 6a66ofiBv (H. B,469; 22,17B; Od. 22,3B7), iX'CciiBi^ofiBv (II. 6,230), Ugsvöofisv (II. 6,309; Od. 13, 182), xvxX'^öofiBv (IL 7, 332), x^tJoftfv (IL 7, 336), dBifiofiBv (H. 7, 337), jtoif^öofiBv (II. 7, 339), 6(n5|ofi£v (IL 7, 341), /gd^ofiBv (II. 7,3B3; Od. 7,191; 12,344; ^i^ofiBv IL 11,838), x^J^ofisv (D. 7,377; 396; xata-x^J^o^Bv II. 7,333), in-AöoiiBv (H. 8,96; Od. 22,76), l^iivofiBv (II. 8,110; 11,B28), (pvXi^oiiBv (IL 8,B29), dia-nigöonBv (IL 9,46), dxQiivoiiBv (H. 9,16B; Od. 1,8B; 16,3BB), i/ä60(iBv (H. 9,701; 18,112; 19,8; 6B; 24,B23; Od. 4,212; 10,443; 14,171; 183; 16,147; 18,49), äßgordlioiiBv (H. 10, 6B), ino-X^öOfisv (H. 10,449; xara'Xii60(iBv Od. 4,28), dQ^io^iBv (U. 13,327), ijtafivvoiJbBv (II. 13,465), iKCTB^öofiBv (IL 14,110), igv^oiiBv (U. 1B,297), rtfti}- öofiBv (n. 16,271), <5itBii60fiBv (U. 17,121), naveo^i^Bv (IL 21,314; xata-navöoi^Bv Od. 2, 168), da^dööofisv (IL 22, 176), dogjci^öofiBv (IL 23, 11), Atirav«t5<fofA«v (IL 24, 3B7), «roA£fii|ofi£i/ (II. 24, 667), (y«£^. (yo/A6v (Od. 7, 16B = 181), isv/i<56ofiBv (Od. 7,190), mXdööofABv (Od. 10,424), wt56of*£v (Od. 12,347), xaza-X^ofiBv (Od. IB, 1B6), &vt7i60fiBv (Od. 16, 2B4), |vi/-£AcfMofi«v (Od. 18, 39).

Nur in einer ganz kleinen Zahl hierhergehöriger aoristischer Conjunctivformen erscheint nach späterer Art schon ein gedehnter innerer Vocal, nämlich in xaiiöcofiBv (11. 7, 29), ügöm^sv (II. 7, 38), ivi-3tX^i(Diisv (II. 12, 72), ßovXB^6a}fiBv (Od. 16, 234), q>»i6<o(iBV (Od. 16,369), niii^(0(i^ (Od. 20,383) und öxQivaiiBP (Od. 24,40B; kaum präsentische Form). Wir untersuchen für dies Mal hier nicht weiter, wie weit diese Formen etwa auf unrichtiger üeberlieferung

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 329

berahen oder etwa überhaupt erst nachhomerischer Sprache an- gehören.

Es hat mit diesen onregelmäßigen Bildungen nichts zu schaffen, wenn die erste Singularperson hierher gehöriger aoristischer Con- junctivformen überhaupt nur gedehntes a> aufweist, wie in xata- -veiiöG) (II. 1,527), iTC-ex^^Qto (H. 3,41B), xakiööm (II. 6,280) und sonst. Die alten, im Allgemeinen durch kurzen A-Vocal gekenn- zeichneten Conjunctive, haben eben durchgehend die selben Aus- gänge wie die präsentischen Indicative der gewöhnlichen Verben auf CD, wie fpevym, Xiycoy xtBivm^ oder die gewöhnlichen Futura wie d£t|ai, £|o, tQ^^tOj die das gedehnte cd auch in ihrer ersten Person enthalten.

Ganz anders aber verhält es sich mit den zweiten und dritten Singularpersonen der in Frage stehenden Aorist-Conjunctive, wie beispielsweise /ig^yg (II. 2, 364), i^-ovofiiivxig (11. 3, 166), iva-xXiiöjig (H. 4,170), /€Qv6<5xig (II. B, 110), wie femer xata-xita (II. 1,81), tsXiööxi (H. 1,82), ÖXiööxi (IL 1,205), vo'^öti (IL 1,522), tagd^n (H. 1,579) und anderen. In ihnen allen liegen ohne allen Zweifel alte Mißgriffe vor und es sind die angeführten Formen der Reihe nach als J^sging, il^-ovofii^vstgj iva-nXi^öBtg, HgifS^Big, weiter xccta- -jcii>Bij tBXiööBt, 6ki66Bi und so weiter herzustellen. An Stelle von nagB%'BkA6ri6^a (IL 23,344) wird 7cagB^'BXd6Bi6%'a zu schreiben sein; in ix'jcifjkil^riöv (Od. 18, 336 statt ix-icdfii^Big) wird ein alter Fehler stecken. Die echt homerischen alten Formen wurden durch die jüngeren verdrängt, da diesen der homerische Vers nicht wehrend entgegentrat. In die selbe Kategorie gehören dritte Personen des Plurals, wietiöoDöLv (IL 1,510, statt des allein richtigen xC6ov6iv\ &gl(o6iv (H. 4,67 = 72, statt äg^oveiv), dxiAömöiv (II. 4,416, statt dxidöovöiv) f ix-nigöcaöi (IL 5,489) und die übrigen. Daß ganz ebenso auch mediale Formen wie igfit^öcavtaL (IL 8,511), das viel- mehr igfiiiöovtai lauten muß, wie xotfujöannai (IL 10,99, statt des richtigen xoifii^öovrai.), &no-t5xif^6(ovxai, (IL 13, 745 statt -öti^öovxcu), di6(ovxai (Od. 17,80 statt ddöovxai), ini'xXAöfQvxm (Od. 20,196* statt -xkA^ovxai) und weitere ähnliche zu beurtheilen sind, ver- steht sich ganz von selbst.

Die zweite Person des Plurals kommt nur in folgenden kurz- vocaligen Conjunctivformen vor: vBfiBöi^öBXB (11. 15,115), xiöBxs (IL 21, 134), im-ß^6BXB (Od. 7, 223), dXyi^BXB (Od. 12, 27), Ii&vvbxb (Od. 12, 82).

Neben ihnen treten in der homerischen Dichtung schon die folgenden, verhältnißmäßig zahlreichen, aoristischen Conjunctiv-

Digitized by

Google

380 Loo Meyer,

formen mit gedehntem innerem Vocal auf: igöfits (II. 23,210), nsQdöffta (Od. 15, 453), tgAöffts (Od. 16, 293 = 19, 12).

Daneben nennen wir sogleich die dnalischen Formen ftati^östov (II. 6,233) and öaAöstov (II. 17,452) nnd das langvocalige ivt^- d0f^ov (H. 12, 356).

Besonders zahlreiche knrzvocalige Formen des aoristischen Conjnnctivs lassen sich aas dem Mediam anführen; so bieten sich als erste Personen des Singalars : iiv%if^6oyLai (II. 2, 258), (ix}^7J6o(iai (n. 2,488; Od.4,240; 11,328; 517), ^oipijgofiai (11.8,376), di{^o(iai (II. 9,61), fiv^öoiiai (II. 9,647), Äopa-il^oftat (IL 14,237; Xiiofiat Od. 23,172), MtQ^6o(MCi (H. 19,70; Od. 6,126; 21,282), q>^iyl^oiiai (II. 21,341), iieta'dcUöoficu (H. 23,207), ngoö-m^iofiiu (Od. 3,22; 8,478; 17,509), tXdööofuu (Od. 3,419), Xox'^öoii.ai (Od. 4,670), xaga- .vi}6o/tat (Od. 5,417), ixo-Xa^oiiai (Od. 6,219), iQCöoy^av (Od. 6,220), ino'tiöofiai (Od. 13, 386), ^vreiiöo^aL (Od. 15, 172), xigiffoiiaL (Od. 16, 26), i&«o-*^o/Aat (Od. 16, 70), g>Qd660(iai. (Od. 16, 238), xav^öofiav (Od. 22, 377).

Für die zweite Singalarperson bieten sich die Beispiele: CXdöösat (H. 1,147), nmX'^ösai (II. 5,350), 6vi}<y£at (II. 6,260), XoXmöeat (11. 14,310), iQÜ06€ai (ü. 20,311), *ijAii<yirat (II. 23,428), iX'Aöeav (Od. 1,270), «C|«at (Od. 3,45), itp-d^sai (Od. 5,348), ivtvveai (Od. 6, 33) , ftvijcffi' (Od. 8, 462 vor folgendem i^i^Bv , wo nngnt ^vijöji geschrieben za werden pflegt), ino-tiösai (Od. 16,255).

Noch etwas häafiger finden sich hier anzaführende Formen der medialen dritten Singalarperson, so: %m6Bta^ (U. 1,80), Äot/i}- 6sxai (II. 3,409; Od. 5,120; 10,433), Xilstai, (H. 4,131), xoxitSöBxai. (H. 8,391), &n-&6Bxai (H. 8,533), (i/Aa^aroi (II. 9,439; Od. 10,378), aldiöhxai. (II. 9,508; aidiööaxai H. 22,419), ig^öextu (H. 10,44), i3r-oxi}<ycr<a (II. 10,330), da(ui66Bxm (11. 11,478; 21,226), dfjX'^ösxca. (IL 14,102; Od. 8,444; 22,368), xara./3ij<y£Tat (D. 15,382), v£^- <yi}<f«tat (IL 17,93; Od. 19,121), im-itsiöBxai (IL 17,154), /eXi^exai. (H. 17, 728), d^av^idöösxat (H. 18, 467), «£4(>i}<y£Tat (II. 18, 601 ; Od. 21,159), dodööexM (ü. 23,339); [(isiQsxai (Od. 1,41), im-xiiösxai (Od. 1,67), &n;0'xi6£xai (Od. 3,216; 5,24 = 24,480; 17,640), igiööexai. (Od. 4,80), %B(i%d66sxai. (Od. 4,412), vavxiXstiu (Od. 4,672. Das überlieferte vavxCXXBtai ist eine anrichtige Form, da eine präsen- tische Form mit karzem Conjanctiwocal hier andenkbar ist; ein vavxCXXrix^ wäre etwa möglich gewesen), xogvAösxai (Od. 5, 249), XBQi'X^vBxai. (Od. 6,232 = 23,159), iXBvexav (Od. 14,400; 24,29), üifBxca (Od. 17,7; angewöhnliche Aoristform), »XiipBrat (Od. 17,221), g>Qd66Bxcu (Od. 24,217).

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 331

Sehr auffällig ist die Form KB%oXA6Bt(u in den Sätzen ftij %(oq xal K(fovidtig xsxoX&6sr(a (II. 20, 301) und f(ij nAq tot Kgovidtig KSxoXäösta^ (Od. 24,544), die durchaas einen conjonctivischen Elin- drack macht, als ans einem Ferfectstamm gebildete Aoristform aber ganz vereinzelt stehen würde. An zwei anderen Stellen (H. 1,139 und Od. 15,214) ist xsxoXmöstai ganz dentlich eine Perfect- futnrform („wird in Zorn gerathen sein*, d. i. „wird zürnen").

Mit gedehntem Conjonctivvocal sind hier noch besonders an- zuführen driX^ö^cci (IL 3, 107) und iviji/iyrat (II. 9, 510).

Als erste Personen des Plurals sind hier zu nennen: fAsta- -fpQaööfisö^a (II. 1,140), tXaööfiBöi^a (II. 1,444), iQS666iu&a (H. 4,362), i(p'0xXi66ii€6^a (II. 8,503; 9,66; 63tXi66iu6»a Od. 12,292), iQrj66fL€»a (H. 9,172), /pijt<Jfifi^a (U. 1?,224), yBvööfie^a (H. 20,258), i%i'ßfo66piB^a (II. 22,254), fLvrjööfied^a (Od. 10,177), xoij'fiööfie^a (Od. 14,393), 6vri66(i6ita (Od. 14,415), äwri^öfis^a (Od. 16,238), di.tri66fLB^a (Od. 16, 230).

Ein paar Ausnahmsformen mit gedehntem innerem Yocal sind hier auch wieder anzuführen, nämlich xavöAfjts^a (U. 21,467) und das öfter auftretende fivtiöäiie^a (H. 15,477; 19,148; 24,601; Od. 4,213; 20,246; 22,73), an dessen Stelle aber auch das kurz- vocalige (AvriööiiBd'a (Od. 7, 192; 10,177) nicht fehlt, das schon oben angeführt worden ist.

Statt der Formen iyaöfie^B (H. 14, 111) und xata-icoöfjtiiöriö^B (Od. 22,440), die als Beispiele der zweiten Pluralperson hier an- zuführen sind, wird man iyiffBöd'B und xaTa-xoöfiiiöBöd'B zu schreiben haben : da ihr inneres b nicht metrisch geschützt war, drängte sich das später im Conjunctiy geläufige allgemein gewordene rj an seine Stelle.

In all den zahlreichen Präsensformen, deren präsentischer Stamm durch den A- Yocal gebildet wurde oder überhaupt auf den A-Vocal ausgeht, wie 6yBiv, XiyBiv, (ps'&yBtVj ffriXXBi^v^ Xa^ßdvBiv^ xifidBiVy q>iXdBtv, i^i^Btv^ und ebenso in den aoristischen Formen, die einen ursprünglich betonten A-Yocal als wesentliches Kenn- zeichen enthalten, wie q>vyBlv, XitcbIv^ iyayBtv und die übrigen, hat sich schon in uralter Zeit der Conjunctivvocal mit dem Tempusstammvocal zur Dehnung vereinigt und so bildeten sich zum Beispiel q>Bvyygj 9>£t^9 q>B'6ymiuvj q>Bvytfay q>Bvy<o6i und die aoristischen 9>tJyi?ff, 9>t5y|7, qi'öyaiuv, tpiiyritB^ fpvym^i, Yon diesen Formen als den überwiegend häufigen breitete sich der gedehnte Yocal dann aber überhaupt über alle Conjunctivformen aus und 80 macht die jüngere griechische Sprache den Eindruck, als ob

Digitized by

Google

332 Leo Meyer,

der Conjunctiv als wesentliches Kennzeichen überhaupt gedehnte Vocale enthalte.

Was nun noch die ursprüngliche Bedeutung des Conjunctivs anbetrifft, so darf man sagen, daß sie durchaus nicht so ganz deutlich entgegentritt, wie die Bedeutung des Optativs es that. Es mögen hier zur Erläuterung zunächst ein paar abhängige Satz- verbindungen angeführt sein, in denen die conjunctivische Be- deutung sich besonders deutlich herausstellt. Wir wählen beispiels- weise Verbindungen mit den Conjunctionen Iva, S<pQay 5n:(og und üg.

In Sätzen mit dem Indicativ zeigt Iva sehr gewöhnlich die Bedeutung „wo", wie zum Beispiel II. B, 860: "Olvfinov . ., iV id'cc- vixfov sdog iöriv, während es in Verbindung mit dem Conjunctiv die Bedeutung „damit** zn enthalten scheint. In Wirklichkeit aber gehört diese Bedeutung der Absicht oder des Willens einzig dem Conjunctiv an, wie IL 12, 435: „Die Arbeiterinn (yvvii x^Q^^^'S) wägt die Wolle ab, iva ncuölv äpsixia ^lö^bv ägr^tai „um Lohn für ihre Kinder zu erwerben". Die Bedeutung der Absicht, des Wollens, beruht hier einzig in dem conjunctivischen ägrirai^ nicht in der Conjunction Iva,

Ganz ähnlich verhält sichs mit der Conjunction Z^ga^ die mit dem Indicativ, also nicht modal verbunden, die Bedeutung „während" aufweist , wie zum Beispiel II. 2, 769 : Sgiörog Isv Telafiäwog Atfag^ 89p' ^A%tkei)g fii^isv „so lange Achilleus grollte", in Ver- bindung mit dem Conjunctiv aber die Bedeutung „damit" zu haben scheint, wie II. 4,206: xakhi („dich ruft") XQBLiov ^Ayaiii^ivcov, Stpga H8i[l MBvika/ov „damit du sehest", wo die Bedeutung, daß Aga- memnon will, daß Machaon den Menelaos sehe" einzig durch das conjunctivische fidrj ausgedrückt wird.

Auch in der conjunctivischen Verbindung mit Sncog „wie" (II. 4, 37 : fiQ^ov 5na)g i^iXsig „thue wie du willst") bietet sich ganz Aehnliches, wie Od. 14, 181 : rbv dh ^vi]6r^Qsg . . . Xox&eiv („be- lauem"), Znwg („damit", d. i. „mit der Absicht, in dem Willen") &710 qn)kov iXrjftm vmvviiov . . . *Aqxsi6iov,

Auch die Conjunction i}g „wie" mag in gleicher Beziehung noch angeführt werden. In Sätzen wie H. 24,373: oikoa ^ji xA8s / i6xl^ {pilov rixog^ &g äyoQsiisLg hat es die angegebene Bedeutung, in conjunctivischer Verbindung aber wie H. 3, 166 : öbvqo ndQOL&' ikd-ovöcc^ q>ikov xixog^ I^bv ifiBto . , . &g fioi xccl vövd* ävöga nBlägiov i^ovoni^vBLg wird mit dem Conjunctiv der Gedanke „ich will, daß du mir nennst" deutlich ausgedrückt.

Auch neben dem einfachen Relativ tritt im Conjunctiv die Bedeatnng des Wollens sehr oft ganz deutlich heraus, wie zum

Digitized by

Google

über die Modi im Griecbischen. 333

Beispiel H. 1,64: &XX^ &ys di^ tiva ^uivtiv igeiioiiev ... 8g fsixyj d. i. : ;,von dem wir wollen, daß er sage".

Die so aus abhängigen Sätzen für den Conjunctiv gewonnene Bedentong des Wollens läßt sich nun auch noch unschwer aus unabhängigen Sätzen mit dem Conjunctiv entnehmen, so daß man mit Entschiedenheit als die Grundbedeutung des Conjunctivs die des Wollens aufstellen darf. Wir prüfen den Conjunctiv in unab- hängigen Sätzen im Gebiet der homerischen Sprache noch im Einzelnen.

Am weitaus Häufigsten findet sich der Conjunctiv der unab- hängigen Sätze in der ersten Person des Plurals. Es ist dabei einmal nachdrücklich hervorzuheben, daß diese erste Person des Plurals natürlich keine Mehrheit der ersten Person sein kann, sondern „ich und ein anderer" oder auch „ich und andere" be- deutet, diese „anderen" aber in der Regel als Angeredete („du" oder „ihr") gedacht werden. So ist zum Beispiel tpBiiycDfiBv (II. 2, 140) „ich (Agamemnon) will fliehen und fordere auch euch auf zu fliehen" (diese Aufforderung der Uebrigen war im vorausgehen- den Verse schon mit &Xk* äysTs eingeleitet). Im Deutschen wäre der entsprechende Ausdruck „laßt uns fliehen" oder etwa auch imperativisch „fliehen wir".

In Ilias und Odyssee zusammen kommen Stellen mit solcher conjunctivischen Pluralform ungefähr zweihundert vor; da mag es genügen, da doch das Bedeutungsverhältniß hier ein sehr einfaches und gleichmäßiges ist, nur eine kleinere Anzahl von Stellen als Bei- spiele anzuführen. Achilleus wendet sich U. 1, 62 an Agamemnon mit den Worten äkl' &y£ di} riva ^ivtiv igsvoiiBv (so zu lesen statt igio^iBv^ siehe Seite 328) ^ tegfl/a ^ Tcal 6vBLQon:6Xov. Aga- memnon sagt II. 1, 140: HX* fj toi lihv tavxa (isratpQccööiieö^a xal aitig 'wir wollen dieses noch ein andermal überlegend An der letztangeführten Stelle darf man vielleicht eher an Futur, als an aoristischen Conjunctiv denken, wie ähnliche Unsicherheit auch sonst noch hier und da besteht. Dabei ist der Unterschied, daß das Futur einfach eine Thatsache als zukünftig bezeichnet, während mit dem aoristischen Conjunctiv nur der Wille ausgedrückt wird, wobei stillschweigend der Gedanke an die Möglichkeit einer Be- hinderung der Ausführang eingeschlossen bleibt.

Noch einige weitere hierhergehörige Stellen sind II. 1,141—144: vvv d^ &y6 vf^fa (likaivav iQv66o(i€v elg &Xa Stav^ ig d' igitag im- tridhg iyalgoyLSv^ ig tf' ixaröiißriy ^oftfv, iv d' ainiiv XQvötjida xaXXindQy/ov ßijöofisv. II. 2, 139 : iXX^ &ysts . . . nsi^Afisd'a nivtsg. n. 2, 236 : /oixadi xsq iifv vrivöl vdaiis^a^ x6v8b d' i/&iisv . . . H.

Digitized by

Google

334 Leo Meyer,

2,440: bfuv ,wir wollen gehen*. H. 8,94: ot d' &IIol ipMxtfca xeä Sqxuc mötä tdficoiisv. H. 3, 441 : iXX^ ßys dij tpiMttfti rgcati^oiuv („wir wollen xins erfreuen*"). H. 7, 332— 341 : ccArol d' iyQÖ^isvoi xvxXi^öOfUv iv^ids vsxQoifg . . . itäg xcctcocii/oiisv . . . tiiiißov d' ifnpl xvgiii^ Iva xbvoiisv . . . xotl d' eeinbv dBifiofiBv &xa niioyiyvg iiffiXoiig . . . iv d^ aixolöi nvkuQ noifi^öonsv . . . ixto6^sv 8% ßa^stav dgii^oiuv iyy^i tdq>Qov. H. 8,602 and 503: iXX^ ^ tot vihf fihv nsi^AiiB^a vvxtl iisXaivg dögna x* ifpoxkiööfieöd'a. H. 8,529 531: älX' ^ toi inl wxrl (pvXdl^oiisv f^iiag a^ovg^ ng&i iP 'htTifÖLOi . . . iysiQOfisv 6ii>v "Agria. H. 9, 165 : &kV ßyete^ xAiyro^^ ixQ'ivofisv. n. 11, 348: ikX^ &ye Sij öxdoyLBV %al (iA£|i6fi£<rda iiivovtsg. IL 11,838: r^/p4ofi£v; IL 12,78: "Sxropi ndvteg inA^eft' i/oXXisg. IL 13,465: iXX' btibv, 'AXxaUtp inaiiüvoiiBv. H. 16,205: /oixa8i nsQ iirif vrivöl veAfu^a. H. 20,258: &XX' &ye Mööov yBv66(isd^ äXXi^Xanf xaXxiiQSöiv iyxsijiöev. II. 20,300: iXX' &yB%^ fiyLBlg nig ithv {mhx ^avixoC iydycofuv. IL 22, 243 : vvv d' ldi)g (uiia&ts fiaxA(ud'a. IL 23,537: iXX' &ys dij /ot 8&nsv (ans Smofisv) i/dd^Xiov. H. 24,366: iXi* äys 8ii (psiiycDfiBv. Od. 1,369: vvv (ilv SaiviyLBvoi tBQitAfu^u. Od. 12, 291 : iXX^ ^ rot vvv [ikv itBi^A^u^a vvxtl iisXaiv^. Od. 13,364? iXX^ &ys ^pijfurra (ihv (i'VX^ Bvxqoo d-sönBötoio ^ofuv ainCxa vvv.

Nicht so hänfig wie in der ersten Person des Plurals, aber immerhin doch auch noch ziemlich häufig begegnet der Conjunctiy in der ersten Person des Singulars. Dabei aber ist bezüglich der Bedeutung zu bemerken, daß die alte Bedeutung des Willens hier wieder ganz deutlich entgegentritt, insoweit aber doch in ver- schiedener Weise, als die in Frage stehende erste Person entweder direct „ich will . . .^ bedeutet, oder wie auf einem Umwege sagt „irgend ein anderer will, daß ich . . .".

Wir stellen die Beispiele der letzteren Art voran. II. 1,366: xl^l rot xavta fi8viji %dvx^ dyoQBiia „warum willst du, daß ich dir dieß alles sage, warum soll ich dir sagen ?^ H. 10,92 und 93: x(bg ydg (lov i^v^p imtdXXBaL ^Sh TtBXBVBig ; aid-i iiivco (iBtä totöv . . ., ij/h d'ifm lutä öd . . . 'willst du, daß ich hier bleibe oder daß ich dir nacheile'? II. 11,404, als alle Achäer sich zur Flucht wenden, ruft Odysseus aus & ^lol iyA^ tC ndf^m] 'was will man, daß ich leiden soll, was soll ich erleiden' ? Dieselben Worte ruft Odysseus Od. 5,466 aus, als er ganz erschöpft das Land der Phääken erreicht hat. Weiter sind zu nennen: II. 18,188: n&g r^ &q' tm (Uta lUbXov] ,wie wollt ihr, daß ich in das Eampfgetümmel gehe, da ich doch keine Rüstung habe'? Iris hatte im Auftrage der Her6 ihn aufgefordert (IL 18,170; 171; 178): 6q66o, nriXB/tSif,

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 335

. . . IlatQÖxXp ixdiiwov . . . iXX' Hva, (itjd^ iti xetöo. H. 22, 431 : tdxvovj iyio S/svlii xC vv ßetoiKU] ,meiii Sohn, wie willst du, daß ich Unglückliche nun noch leben soll ?' Od. 3, 22 : Mivxog , n(bq yäg tco n&g t* &q ngoöntvloiicu ttötöv] ,wie willst du, daß ich gehe, nnd daß ich ihn begrüße, wie soll ich gehen und ihn be- grüßen?' Od. 9,14: ti iCQ&r6v rot inei^xa^ tC d' iötdtiov xaraXi^o'j ywas willst da, daß ich dir zuerst, daß ich dir zuletzt erzähle, was soU ich dir zuerst, was soll ich dir zuletzt erzählen?' Od. 12, 460 : ti roi tdds iiv^oXoysiia) ; ,was willst du, daß ich dir das erzähle, was soll ich dir das erzählen?' Od. 13,203: nfj dii xQi^fiara xoXXä q>dQ(o xASs] ,wohin soll ich diese vielen Schätze bringen?' ruft Odysseus aus, ohne daß eine bestimmte Persönlichkeit, etwa Athene, genannt wäre, auf deren Geheiß er handeln möchte. Od. 16, 609 und 611 : srfj y&Q iy6j (piks rixvov^ tto ; xio dA^ia^^ tx&vo) . . . ; ^ l^g 0fig lifizQbg T©; 'wohin willst du, daß ich gehe, zu wessen Hause soll ich kommen, willst du, daß ich geradezu auf deine Mutter los gehe', sagt Theoklymenos zu Telemachos. Od. 16, 70 : n&g y&Q Sil xhv ^iv/ov iyhv {fnode^onat oCxm ,wie willst du, daß ich den Fremdling aufnehme?' Eumaios hatte gesagt (Vers 67) /ig^ov 5n(og i^iXeig. Od. 21,193: fiTCog rC xb [ivd'riöaiiiriVj 1j aßtcog Tuiid'a) ; 'ich würde auch ein Wort sagen (nämlich ^wenn ihr hören möchtet") ,oder wollt ihr, daß ichs euch verschweige?' sagt Odysseus zum Rinderhirten und Sauhirten.

An Stellen, an denen der Sprechende im Conjunctiv direct seinen Willen ausspricht, können die folgenden genannt werden. H. 6, 340 : äXX"* Sys vvv iTct^isivoVf igi^i^a xBii%ia 8vm ,warte nun, ich will die Kriegsrüstung anlegen'. U. 9,61: iXX" &y' iyAv . . . &- '/Binm xal xdvra dUlonai, ,wohlan, ich will aussprechen und werde alles bis zu Ende bringen'. II. 9, 121 : ifitv d* iv nivtsööv nsQi- xXvtä d&Q^ ivoiLi^a ,euch allen will ich die herrlichen Gaben nennen'. U. 20,362: iXX' äys dii . . . t&v SXXcov Tpcoon/ netQuiöoiiai ivxlog iX^Av .ich will versuchen'. H. 22,418: Xiöötofi^ iiviga roö- rov ,ich will diesen Mann anflehen'. H. 22,460: Sbvxb^ Um (mi ineö^ov, tdcD tCva /i^ya rirvxtai ,ich will sehen*. Od. 2,222: <rijfu( xi fOL 2€i5o} xal ixl xrigsa ursget^a noXXä ndXa ,einen Grab- hügel werde ich ihm auf werfen'. Od. 9, 37 : sl d' &ys roi xal vöötov if/khv noXvxfiöi^ Sviönm ,ich will erzählen'. Od. 12, 383 : diiöoiiai elg *Afl8ao xal iv vsxvsööt q>a/6iva) ,ich werde zum Avides hinabgehen und unter den Todten leuchten'. Od. 20,296: iXX 6ys fot xal iyh 8(b iiv/iov ,ich will ihm geben'. Od. 22,139: iXX' &y6^\ iiitv raiJx«' ivsixm ^(OQTjx^fivM ix ^ccXd(iov ,ich will euch bringen". Od. 22,428: iXX' Sy' iyiav ävaßäöa . . . /st^o} öy iXöxp. Od. 22,487:

X^ Om. d. Wta. NMbrUktaa. FUloloff.-Uflor. Xla«0 1M8. Etü 8. 24

Digitized by

Google

336 l^eo Meyet,

iXX^ Sys xoi xXatvdv ts %itibvA xb fBlykcet* ivBlxm ,ich will bringen*. Od. 23, 73 : iXX^ &yB toi xal öli^a iQiq>QaSlg &XXo xi fBlnto ,ich will sagend Od. 24, 337 : bI S^ äys tot xal idvögs* ivxtiiiivriv xal iXcoi^v /Bi^cD ,ich will nennen*.

Noch sind hinzuzufügen : 11. 1, 162 : oif ydg %fo toiovg fidov &viQAg ovdh fidainai., eigentlich ,ich will sehen*, was aber hier wohl vielmehr zu denken ist als ,ich kann erwarten zu sehen*. Od. 6, 126 : iXX^ &y\ iyhv aithg nBiQuIöofiai ^dh /idfo^icu ,ich will versuchen und will nachsehen*. Od. 13,215: &XX^ &yB dii t& xQi^iiat^ igid-iiijöco Tcal titofLai^ {Ltf^ ti . . . ,ich will die Schätze zählen und nachsehen, ob man nicht etwas davon fortgenommen*.

Es ist nur eine geringe Anzahl von Stellen, an denen in un- abhängigen Sätzen bei Homer der Conjunctiv in dritter oder auch zweiter Person angewandt ist. Bezüglich der letzteren ist nur zu nennen II. 24, 551 : TtQlv xal xaxhv &XXo xad-fj^^a ,eher willst du noch anderes Leid erdulden*, das ist ,du handlest so, daß du noch anderes Leid erwarten mußt'.

Dann ist hier anzuführen II. 1, 150 : n&g tlg toi nQ6q>Q(ov finBöiv nBid-titai "Axai/en^? ,wie willst du (wie kannst du ver- langen), daß noch irgend einer der Achäer deinen Worten gern Folge leisten wird?* D. 7,197: oi ydg tCg iib ßixi ys /Bxhv ifi- xovta diritai ,ich will, daß mich keiner gewaltsam verscheucht, keiner soll mich verscheuchen*. II. 21, 61 : &XX^ &yB di^ Tcal dÖQ/og ixfox^g fiiJLBtiQoio yBvöBtai (kaum Futur) ,ich will, daß er meine Lanzenspitze koste, er soll kosten'. Od. 5, 299 : & fioi iyh d/siXög ' tl t/tJ iLoi fiijxi^ra yivrjtai] ,was will nun Poseidaon (der einen ge- waltigen Sturm erregt), daß mir zuletzt noch geschehe?* Ganz ähnlich Od. 5,465: & [loi iym^ tl nd%(o\ tl vv ftot [lijxiöta yivritai] Od. 6, 201 : o^x iöd^^ ofnog ivijQ diBgbg ßgotög, oidh yivrjtai ,noch will ich, daß er geboren wird, noch soll er geboren werden* und ganz ähnlich Od. 16,437: oix iö^^ oitog ivijQ oid^ i66B%ai^ (ybil yivfftaij wo die letzten beiden Worte etwas Auffälliges haben, da ihnen das sonst gleichbedeutende oi)6^ iööstai unmittelbar voraus- geht. Mit der verbalen Pluralform ist noch anzuführen U. 15, 350 : aitov /Ol d-dvatov (irjtl0o(iai, oiSi vv töv yB yvotol tB yvanal tB nvQhg XBXa%fo6i d-avövta ,ich werde ihn todten und will nicht, daß die Bekannten ihn des Feuers theilhaftig werden lassen, sie sollen ihn nicht verbrennen'.

Es sei zum Schluß noch besonders hervorgehoben, daß der Conjunctiv in unabhängigen Sätzen sich häufig mit ftij verbindet, das ursprünglich einfach abwehrende Negation ist, sich aus solchem Yerhältniß dann erst zur Conjunction entwickelte. Es kommt im

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 337

unabhängigen Satze ungefähr fünfzig mal in der homerischen Sprache vor, und da das Bedeutungsverhältniß hier überall ganz durchsichtig ist, geben wir von den betreffenden Stellen nur eine Auswahl, n. 1, 26 : jti} ös, yigov^ xofiXjiöi^v iyh naqä vi]v6l xt^ijo} ,daß ich dich hier nicht wieder treffe, ich will dich hier nicht wiedertreffen*. H. 2,435 und 436: iirpcivt, vvv tf/ijd*' av^v iByrn^ied-aj ^i}d' itL itiQhv i^ißalkAiiBd'a /dgyov ,wir wollen hier nun nicht mehr reden und das Werk nicht länger mehr verschieben*. II. 6, 684 : i^ii di^ fis /dXfOQ jdavaot0iv i/döjjg xstöd-ca ,las8e mich nicht liegen*. II. 8, 95 : fiij rig xoi q>€vyovrv iiBrafpgivip iv dögv nij^ji ,keiner soll dich mit dem Speer treffen*. IL 12,216: (lii tofiBv ,ich will, daß wir nicht gehen*. II. 15, 115 : (lij vvv fiot vBfiB^iiöBtB ,ilir sollt mir nicht zürnen*. IL 17, 93 : ftij tig fiot dava&v vBiiBöi^öBtav ,keiner der Danaer soll mir zürnen*. H. 17, 95 : Bi di xsv '^Exxoql fiGvvog ihv xal Tq(o61 [idxajfi^aL alÖBöd'B^gj ftij ^Ag fi€ XBQiöti^ovo'* (aus '^extf^ovöC) iva noXXoC ,wenn ich allein mit Hektor und den Troern kämpfen wollte*, d. L ,ich will es nicht*, denn ,ich will nicht, daß mich den einzelnen viele umringend U. 18,8: fii^ 8i^ fiot xbUöovöl d-Bol xccxä xijÖBa ^v^p ,mcht sollen mir die Götter Schmerz verwirklichen* (darin liegt der Gedanke ,ich fürchte, daß sie es thun*). II. 21,475: fiij öbv vvv in naxghg ivl iiBydgoiöLV ixovöoD ,ich will dich nie wieder prahlen hören*. II. 21,563 und 564: fii} fi' ina/BtQÖiiBvov nöXiog TtBÖiovSB voi^öBt xaC ^b ^BTat^ai, ^dgil^Bt ,ich will, daß er mich, wenn ich von der Stadt weggehe, nicht be- merkt und daß er mich nicht einholt, er soll mich nicht bemerken und mich nicht einholen*. U. 22, 123 : [iii (ilv iyh [ihv Xxco^ai lAv ,ich will nicht flehend zu ihr gehen*. H. 23,7: ^lij di} äco ßjr' Zx^0q>L kvAiiBd-a iiawxag innovg ,wir wollen die Rosse nicht ab- spannen*. (H. 23,407: innovg S* "AtQB/idao xixdvBtB, iii^öh kinri^^ov ,holet die Rosse des Atriden ein und ich will, daß ihr nicht zu- rückbleibet*.) Od. 5, 356 : fiij xCg ftot ixpaivfjöiv dökov aizB id'avdtcav ,ich will, daß keiner der Unsterblichen mich hintergeht* (darin liegt der Gedanke: ,ich fürchte, daß er es thut*). Od. 15,19: fii{ vv tv 6BV ifixrjfti dö^cov ix xtf^yLa q^iQtjftm ,ich will nicht, daß dir gegen deinen Willen Besitzthum aus dem Hause getragen werde*. Od. 19, 121 : fii} tig iioi dfip&v vBfiBöiiöBTm i}/i 6v y' avtr^, 9>{| d^ . . . ,ich will nicht, daß eine der Mägde mir zürne oder du selbst und sage . . .*.

Der Ausdrucks weise mit dem Conjunctiv und [ii^ steht die einfache Imperativische Form mehrfach unmittelbar nah, wie: II. 5, 684 und 685 : iiij di^ iib fiXcog Javaolöiv i/döBig xBtö^ai, dXX^ indfiwov. II. 23,407: l%%ovg S' jitQB/ihao mxdvBXBy iitjdi Xini]6&ov.

24*

Digitized by

Google

338 LeoMjeyer,

IL 24, 779 : Biete vw, Tgöbsg, |vAa fdöxvde, i^ridi u (h)ii^ d/eiörii' (vielleicht besser zu lesen dpsiösre, trotz des entstehenden Hiatns) ^j^oyetcDV xvxtvbv X6j[fiv. Od. 3,55: xXvd'i^ IIoöBidicov y(aro%e^ ftijdi f/LByr^QBig. Od. 13, 229 : %oXQi xa xal fiif {koC ri, xax^ v6ip ivTvßoXi^östg. Od. 15,263: feixi fioi elQO(idvqi vruu(ytia ntjd^ intTcevösi^g.

IMPERATIV.

Was die Bildung des Imperativs anbetrifPt, so ist dabei das AufiPallige, daß in ihr gar kein einheitliches Kennzeichen, wie es beim Optativ und Conjunctiv der Fall war, entgegentritt: alle besondere Kennzeichnung der Imperativischen Formen beruht in der verschiedenen Gestaltung der Personalendungen, die aber auch nicht einmal vollständig durchgeführt ist, so daß zum Beispiel q>iQBtB sowohl Imperativisch für ;,traget^, als einfach indicativisch für „ihr tragt" gebraucht wird, dem gegenüber der Lateiner indeß sein fertis ,ihr traget* und das Imperativische ferte ,tragt* deutlich auseinander hält. Auch aoristische Imperativformen, wie zum Beispiel ÖBt^axB ,zeigetS können mit indicativischen, wenn, wie in der homerischen Sprache so häufig, ihnen das Augment entzogen wird, also im angezogenen Beispiel Sed^axB (für iÖBCiara) ,ihr zeigtet*, völlig zusammenfallen. Die Bedeutung des Imperativs ist im Wesentlichen überall die selbe, die des Befehls, der allerdings nicht immer in gleicher Weise aufzufassen ist, sondern vielfach auch als maaßvoUere Aufforderung oder Bitte erscheint, wie wenn zum Beispiel der Dichter sich an die Muse wendet II. 1,1: fi^i/M/ ä/BiÖBf d-Bd ,singe den Groll*, Od. 1,1: &vdQa fioi Iwbxb^ Movöa ,nenne mir den Mann*, D. 2,484: lönBXB vvv fioi, Mov6ai ,saget mir nun, ihr Musen* und sonst. So bedarf es in Bezug auf die Bedeutung überhaupt gar keiner Aufzählung von Beispielen und wir wollen nur noch einiges die Form Betreffende besonders her- vorheben.

Die Imperativischen Suffixe für die zweite Person sind wunder- bar mannichfaltig; wir nennen zuerst ^t, das bei Homer in un- gefähr zwanzig Formen auftritt. Wir geben sie vollständig. Mehrere Male ist das fragliche Suffix unmittelbar an vocalisch auslautende Grundform getreten, so in 6x^%-^ , stell dich* (II. 22,222; 23,97; Od. 13,387; 447), iiBxd-ßrif^i ,fahre fort* (Od. 8,492; %axi-ßrfii. ,geh hinab* Od. 23,20), xkv^i ,höre* (II. 5,115; 10,278; 16, 514 und öfter), 8v^i ,tauche ein in, lege dir an* (H. 16, 64). Mit kurzem Wurzelvocal erscheint so nur t^i, ,geh* (H. 4,362; 6,143; 341 u. ö. Äar-td* ,geh fort* Od. 17,478).

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 339

Die eigenartigen Imperative 86g ,gieV (II. 1,338; 3,322; 351 u. 0.), ^dg ,lege* (II. 6,273; Od. 8,425; Tcagd-^eg H. 18,408; iicC- -»sg Od. 22, 157) und -Sg ,8ende* (nur in ngö-sg TL. 1, 127; 16, 38; 241; iüV'Bg II. 2,26; 63; 24,133; Itp-Bg H. 5,174) stehen wahr- scheinlich der Reihe nach für ♦dd-Ö-t, *d'i^L und ♦l'dt, ganz ähn- lich wie zum Beispiel Tcgög (II. 1,160; 239; 339 . . .) auf TCQotC (H. 2,801; 3, 116; 305 . . .) zurückfuhrt, würden also im Grunde auch noch hierher gehören. Die Form dvi-öxeg ,8ageS die auch noch hierher gehören würde, ist zweifellos unhomerisch : sie findet sich elfmal (H. 11,186; 14,470; Od. 3,101; 247; 4,314; 331; 11,492; 12,112; 14,185; 22,166; 23,35) versschließend, wo über- all iviöTCs zu schreiben ist, welch letztere Form ein einziges Mal (Od. 4,642, wo Nauck das überlieferte (lot Iviöns ohne alle Be- glaubigung in fioL elnh ändert) auch bestimmt erwiesen wird. Das dem -öTtdg unmittelbar vergleichbare öxig ,halte* (Soph. El. 1013; Eur. Hipp. 1353) ist erwiesener Maaßen nur nachhomerisch. Beide Formen sind erst jünger entwickelte; sie schließen sich gar nicht an Verbalgrundformen, sondern an verkürzte Aoriststämme (pns- aus *6ens' und öxe- aus *6sx6-). Aoriststämme aber auf das (ursprüng- lich betonte) s haben ebenso wie die in gleicher Weise gekenn- zeichneten Präsensformen überhaupt kein besonderes Kennzeichen für die zweite Person des Imperativs, so zum Beispiel iXd'i ,komm* (H. 4,70; 13,810), /svni ,sage* (II. 1,85; 6,86; 10,384 u. o.), Xaßd (D. 1,407; 24,465), fids (H. 17.179 = Od. 22,233; 8,443), die präsentischen äfuds ,singe* (II. 1,1; Od. 1,339), xXints ,stiehl, verheimliche* (U. 1, 132), (pevys ,flieh* (II. 1, 173) und die übrigen.

Präsentische Formen mit dem imperativischen dt der zweiten Person sind: didtod^L ,gieb* (Od. 3,380), iii-niiinlrj^L »erfülle* (H. 21,313), das dunklere tk^t ,sei gnädig* (Od. 3,380; 16,184) und dazu noch üqvv^l ,errege* (IL 6,363; 15,475; 19,139; Od. 17,46) und üi^vv^L ,8chwöre* (IL 23, 585). Daß aber doch nicht etwa alle reduplicirten und mit dem suffixalen w gebildeten Präsensformen das Imperativische dt anhängen, zeigen: tötti ,stelle, erhebe* (II. 21,313; xa»-i6rri IL 9,202, wo auffälliger Weise überliefert ist xa^töra), rC^'q ,lege, setze* (H. 1, 509 und 21, 177, wo überliefert ist t»ei), tvi ,sende* (II. 21,338; jrpo-fij D. 24,519; Iw-Cri ,ver- nimm* Od. 1,271; 6,289; 8,241; 15,391; 19,378, wo die Ueber- lieferung durchgehend auslautendes -at bietet) , 8l8m (Od. 3, 58 ; Ueberlief erung : dldov) und d(dvf> ,theile zu, gieb* (IL 9,70).

Mehrere Male hat sich das Imperativische dt auch an Perfect- stämme angefügt. Es handelt sich dabei nur um solche, deren Be- deutung sich nach unserer Aufflassung zu einer neuen Fräsens-

Digitized by

Google

340 Leo Meyer,

bedentung entwickelt hat. So sind zu nennen iötad'c ,stehe' (Od.

22,489. ^ötafisv II. 21,436 ist „wir haben uns gestellt** = ^wir

stehen"), tidvad'i „sei todt" (H. 22,365; xi^vrpcB „er ist ge- storben" = „ist todt" IL 18, 12 u. ö.), titXa^i ,halte ans, ertrage' (H. 1,B26; 5,382; Od. 20,18; rdtkatuv „wir haben auf uns genommen" = „wir ertragen" Od. 20,311), did/v^v ,fürchte* (D. 5,827; 14,342; Od. 4,825; 18,63; - did/ifisv „wir sind in Furcht gerathen" = ,wir fürchten' 11.7,196; 9,230), xdxXv^v ,höre' (II. 10,284; Od. 14,462 = 15,307), das sich von dem un- mittelbar aus dem Verbalstamm gebildeten sogenannten aoristi- schen — xlv^i (siehe Seite 338) deutlich unterscheidet. Das letztere ist sozusagen ein „werde hörend", findet sich bei Homer nur beim Anruf einer Gottheit (11. 1,37; 451; 5,115; 10,278; 16,514; 23,770; Od. 2,262; 3,55; 4,762; 5,445; 6,324; 9,528). Die Form xdxlv^i. dagegen, gewissermaßen „sei hörend", ist gebraucht, wo der An- geredete schon angeredet ist oder doch als angeredet gedacht wird. So fleht Divom^d^s zur Athene (H. 10,284: xdxXv^v vvv xal iliBlo\ nachdem zuerst Odysseus (II. 10, 278 : xXv^C (loi, alyi6%ovo ^t/bg tixog) sich flehend an sie gewandt, außerdem redet noch Odysseus (Od. 14, 462 15, 307) den Eumäos, mit dem er schon länger zusammen gesessen, mit xixXv^t an. Auch die Mehrheits- form xixXvts ,höret* (D. 3,86 = 304 = 7,67 u. ö.) wird bei Homer nur im Ganzen 31 mal gebraucht, wo eine Versammlung schon als anwesend gedacht wird.

Weiter aber gehören noch hierher: &vio%^v »befiehl, heiße* (11. 10,67; 11,204; 15,160u. ö.) und H6%i ,wisse* (Od. 2,356; 11,224; J^olSa ,ich weiß* II. 4, 163 ; 360 u. ö. ist bekanntlich eigentlich ,ich habe gesehen*).

Nur das einzige tpdvrfi'i ,erscheine, zeige dich* (H. 18, 198) findet sich bei Homer als imperativische Form auf dt eines mittels ri gebildeten sogenannten ,pas8ivi8chen Aorists*, der an der ange- führten Stelle aber vielmehr intransitive Bedeutung zeigt.

Befohlen wird besonders gern in aoristischer Form, da wohl in den meisten Fällen beim imperativischen Ausdruck verlangt wird, daß überhaupt etwas geschieht, und die Dauer der Hand- lung, die mit der Präsensform bezeichnet werden würde, nicht betont werden soll. So ist im Griechischen und insbesondere auch bei Homer besonders beliebt die zweite Person des Aoristes, der ursprünglich nur mit dem Zischlaut gebildet wurde, dann aber in den meisten Formen als Hauptkennzeichen die Silbe 6a aufweist. Seine zweite Person des Imperativs aber hat ein ganz eigen- thümliches Suffix, nämlich ov^ das also jene Silbe 6a noch nicht

Digitized by

Google

aber die Modi im Griechischen. 341

kennt. Wir wollen die betreffenden homerischen Formen vollzählig auffahren: tftf|tfov .stelle' (H. 6,433; Sv-orifiov 11. 10,176; xatd- -tsxifiov Od. 12,185), hcC-ßmöov ,laB betreten' (II. 8,28B), Ift-aXrfiov ,fulle' (Od. 2,353), tWov ,ehre' (II. 1,608), %Qt<tov ,salbe' (H. 16,670), kv6ov (II, 24, 137 ; 555 u. 8.), xaxi-vsv«ov ,nicke zu' (II. 1, 514), Xsik>v (Od. 2,354; aus *%si>«ov), xijfov »entzünde' (Od. 2,176; aus *xteva-<tov), Sxowfov (II. 6,334; 9,262 u. 8.); ffrif|ov (H. 19,348), /&iov ,zerbrich' (II. 6, 306), X^ov ,lege' (II. 24, 636), xatd-Xsliov ,erzähle' (E. 10,384 = 405 = 24, 380 n. 8.), dslJiov (Od. 6,178), \eviov (Od. 16,47), /ig^ov ,thae' (II. 4,37; 22,185; Od. 13,145; 16,67; 24,481), ini-rgetov .vertraue an' (Od. 19,602), viipov (Od. 19,358), t^ov (H. 5,830), aiiti,ov (II. 10,464; 24,310; 430 u. 8.; inö-itsufov Od. 2, 113), iöffov ,laß sich setzen' (Od. 7, 163, aus *sd«ov. üeberliefert ist ehfov), neben dem die Form xd^-i«ov .laß sich niedersetzen' (H. 3, 68 = 7,49) etwas sehr Auffälliges hat, da sie wie aus einem Yerbalstamm td- gebildet worden, 6fsiOov (Od. 8,492), (faetaov (II. 24,287), fd<f<fov (II. 16,670), ixi-itsivov (n. 6,340: 19,142; Od. 1,309 u. 8.), vetiiov (Od. 7,179 = 13,50), &Q<fov ,fuge' (Od. 2,289; 353), ix-OQOov ,errege' (IL 5,765), ixt- -TBtXov (H. 24, 112).

Weiter sind noch zu nennen: tCurjtfov (II. 1.505), xoinijöov (II. 14,236; 16,524), Ifauov (D. 8,243; 16,451; 21,221; Od. 23,113), vöijtfov (II. 20,310), noCfrfiov (H. 17,646), iXiii«ov (II. 21,74; 22,59; 82; 24,503; Od. 22,312; 344), tt&oöov (U. 11,828; Od. 4,766), iyÖQSvOov (Od. 1,174; 4,645 u. 8.), iitfxswiov (Od. 4.100), xdXevifov (Od. 7,163); iifuxeeov (Q. 3.352; dafür iäfMdov II. 9,496; Od. 11,662), Snaoöov ,gieb als Begleiter' (II. 7,205; 16,38; Od, 15, 310), x6(u<f<fov (Od. 16, 82), ive(di6ov (II. 1, 211), SaXiöOov (Od. 2,289), 6xida<fov (D. 19,171; 23,158; Od. 8,149), iXaHöov in. 22,284), xAXf6<tov (IL 4,193; 10,53 u. 8.; dafür x&Xböov Od. 22,391), ax6QS<lov (Od. 23.171; 177), X6fs6w (H. 16,669, wo die Ueberlieferung Aovffov giebt), 8(»o«tfov (II. 1,76; 10,321; 14,271; 19,108; dafür gpotfov Od. 2,373), &(f>v<l«ov (Od. 2,349); - iffv^ov (Od. 19,16); XQif^fTtvov ,verwirkliche' (IL 1,41; 504; ^«t-x^/ijvov n. 1,465 = 16,238; 8,242; mit Yocalzusammenziehung xff^vov Od. 20,115), ^rtvov (Od. 13,386), Ä/t«vov (D. 1,466; 15,375; Od. 22,208; iat-c^ftövo» IL 5,685; 18,171), «rpDi/ov (D. 16,495; 17,654 u. 6.; ix-6xQ9vov H. 15,258; Od. 6,36), f^&Qts9vov (H. 16,242), 6(f6^9vov II. 21,312); xi^n^ov (11. 16,667); triXov (Od. 8,443), &ryeiXov (II. 24, 145).

Das mediale Suffix für die zweite Singularperson des Impe- rativs lautet «o, büßte aber in den meisten Fällen, und zwar ins-

Digitized by

Google

342 ^®^ Meyer,

besondere in präsentischen Formen wie ßiXXso (II. 1, 297 ; 4, 39 ; 5,259 u. ö. ; aus ^ßakXeöo) und aoristischen wie idov (Aesch. Ch. 231; Eur. Hek. 808; aus idio nicht bei Homer , *l8i6o\ oder zum Beispiel auch [idgvao (H. 16, 476 ; 16, 497) zwischen Vocalen seinen Zischlaut ein. Bei Homer bewahrte es seinen Zischlaut außer in Xötaöo (II. 11,314; ;i7,179 = Od. 22,233; H. 22,86; D. 13,448; 17, 31 = 20, 197 ; naQ-iöta^o H. 10, 291) nur neben gedehnten Vocalen oder Consonanten, nämlich in ^öo (IL 2, 200 ; 3, 406 ; 4, 412 u. 8.; xd&^tiöo n. 1,666; 2,191), Svriöo (Od. 19,68), xetöo (ü. 18,178; 21,122; 184), &Xdlri6o (Od. 3,313); d^o (H. 19,10), Xiio ,lege dich' (II. 24,660; Od. 10,320), iööo ,8ei* (Od. 1,302 = 3,200), 8q6o (H. 4,204; 6,109; 24,88; Od. 7,242; 22,396), didsio (IL 5,228; 20,377; 22,340).

Ganz wie im Activ, so tritt auch im Medium die zweite Imperativperson des ursprünglich nur mit dem Zischlaut gebildeten Aorists aus der Reihe aller übrigen medialen Imperativformen ganz heraus : sie wird durch suffixales cu gebildet. Die homerische Sprache bietet folgende Beispiele : [ivilöai (II. 10, 609 ; 16, 376 u. ö.), i&öaL (Od. 18,30), rtöcu (Od. 12,378), fvöat (IL 17,646; 24,430), navöat (Od. 19,268), äkevat (H. 22,286; aus *&k£vffat)j ddiai (IL 5,227; 6,46 u. ö.), xatd-keiat ,leg dich nieder^ (Od. 19,44), Uöai (II. 1,394), q>Qd6at (ü. 1,83; Od. 16,260; 22,158; 24,331), inö- -xQivcu ,deute' (Od. 19,636), iptlai (IL 6, 117; 10,280), ^sig^öcu (H. 1,302; Od. 8,146; 149), äxsööai. (IL 16,623), atdeööai. (IL 9,640), 7tQ06'xdka66ai (IL 3,432; 7,50; Od. 8,142).

Im Gegensatz zu der zweiten Singularperson des Imperativs mit ihrer wunderbaren Mannichfaltigkeit der Suffixformen haben die übrigen Personen des Imperativs nur je eine feste Form des Suffixes. Dabei zeigen die Medialformen im Vergleich mit den entsprechenden des Activs fast durchgehend einen beachtenswerthen Parallelismus; dem activen xb der zweiten Pluralperson steht ein mediales 6%-b gegenüber, wie dem dualen xov ein mediales <ydot/, dem activen x(o der dritten Singularperson ein mediales tfdio, der dritten Person des Duals xtov ein mediales ö^iov und nur von dem activen Suffix der dritten Pluralperson vx(ov weicht das mediale 6^(ov etwas ab.

Dazu ist im Uebrigen nur wenig besonderes zu bemerken. Neben Formen wie xaigaxB ,freuet euch, seid gegrüßt* (IL 1,334; Od. 13,39), öxfiXB (n. 6,80; Od. 6,199 u. ö.), i6XB (H. 3,280; 6,629 u. ö.), fBCnaxB (Od. 3,427; 21,198), /«^«w (II. 24,716), fotoir« (IL 20,364), aldiöitrixB (Od. 20,66) haben die Formen ävozd^B (Od. 22,437; daneben begegnet präsentisches ivaysxB Od. 23,132) und

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 843

ifQilffOQ^s (n. 7, 371 ; 18, 299) mit ihrem safftxalen A* etwas sehr AaflßUIiges. G-ewiß wird man nicht annehmen dürfen, daß hier das mediale Saffix 6^Bj dessen Zischlaut dann allerdings neben dem Consonanten hätte ausfallen müssen, eingetreten sei. Es mag zunächst genügen, darauf aufmerksam zu machen, daß die beiden in Frage stehenden die einzigen activen Perfectformen sind, in denen das Pronominalzeichen mit seinem anlautenden Dental sich uimiittelbar an einen Consonanten anschloß. Die anklingende, ganz vereinzelt auftretende dritte Pluralperson iyQr^6Qtä6i ,8ie sind erwacht' = ,sie sind wach' (D. 10, 419) enthält ein mir völlig unverständliches ^.

Dem activen xb gegenüber lautet, wie schon bemerkt, das mediale Sufßx 6^s, wie in %«<yd£ (H. 9,649; Od. 17,175 u. 8.), %»B6^B (IL 1,274; 18,266 u. ö.), iLv^0a6i^B (D. 6,112; 7,371 u. 8.), ixBX'XBXi^Böf^B (Od. 24, 394).

Die angeführten Formen für die zweite Person der Mehrzahl, die active sowohl als die mediale, stimmen im Präsens ganz mit den entsprechenden Formen des Indicativs überein und ebenso ist es der Fall mit der zweiten Person des Duals. Die letztere hat im Activ das Personalzeichen tov, im Medium öd'ov. Beispiele für den Imperativ sind: %aCQBxov ,8eid beide gegrüßt* (II. 9,197; Od. 4,60; 15,151), i^-ofLogtiBtov %al öTCBiidstov ,folget beide nach und eilet* (II. 8,191; 23,414), ötQÜvBtov (II. 12,367; 19,205), l<t-/Ji^ov xid 6g)&i' titaivBtov (II. 23,403); für den medialen Imperativ: IqXB0(^ov (H. 1,322), iidxBöi^ov (II. 7,279), ixavdtB0^ov (II. 4,343).

Für die dritte Person des Imperativs ist das deutlich unter- scheidende Erkennungszeichen die Silbe tid, wie in ixito (H. 3, 282), alQBita} (D. 2,34; 10,193), dötm (H. 2,383; 11,798 u. ö.), löxm (II. 1,144; 2,204 u. 8.), ^«firfr© (D. 4,304; 20,355); XB^iko (D. 5,496), /tötm (D. 7,411; 10,329 u. 8.), fpavijto (Od. 20,101), dfiij- di^iD (II. 9, 158) und sonst. Daneben liegt mit der selben laut- lichen Eigenthümlichkeit, wie sie schon in Svcdx^b (Seite 342) sich zeigte, die Perfectform iv6%^(o (II. 11,189; daneben das präsenti- sche ivayha (Od. 2, 195).

Die gew8hnlichen altindischen Formen für die dritte Singular- person des Imperativs enthalten das Suffix tu (dstu ,es sei* £V. 1, 139, 1), weichen also von den griechischen ab. Neben ihnen aber begegnen in beschränktem Umfang auch solche auf tät^ wie S-vigatät ,er soll einkehren* und vipätajatdt ,er soll abfliegen lassen* (Whitney § 570), deren Suffix im griechischen tto deutlich wieder zu er- kennen ist. Der auslautende Dental mußte schwinden, wie er es auch im Lateinischen that: esto ,es sei* aus altem estodf wie es im

Digitized by

Google

844 lioo Meyer,

Zwölftafelgesetz ohne Zweifel noch lautete jous estdd ,e8 sei RechV (5,3; 6,1).

Das entsprechende Medialsnffix laatet tfdo», wie in (Lsdiö^io (D. 2,384), iriö^a (II. 3,72; 93; 9,146), yBvdö^o) (IL 8, 181; Od. 5,224), ^iöf^a (II. 2,382), tpdöd^a (Od. 20,100), (ivdö^o) (Od. 16,391; 21, 161), i7iO'ip^l6^m (n. 8, 429), dij|a<ydiD (11. 2, 382) und sonst. In den drei Perfectformen &vi/i(p^(o ,es sollen die (, Tauenden' %BlQixxa) angeknüpft sein* (Od. 12, 61 = 162), xbx'6%^(o ,es sei bereitet, es sei* (Od. 2,366; 21,231) und tBXQ&tp^m ,er sei gewandt* (II. 12,273) wurde der Zischlaut des Suffixes wegen des jedesmal ihm unmittelbar vorausgehenden Consonanten aufgegeben.

Die dritte Pluralperson des Imperativs wird durch das Suffix vxfov gekennzeichnet, neben dem die homerische Sprache etwaige Bildungen wie tpBQhcoöavy wie sie später im Griechischen sehr gewöhnlich sind, durchaus nicht kennt. Die betreffenden Beispiele sind: q>Bvy6vta)v ,sie sollen fliehen* (H. 9,47), xcuövtmv (B. 8,521), &yyBXX6vt(ov (D. 8,571), iyBVQÖvtav (II. 2,438), iQvxövtav (H. 12,76), xivövtfov (Od. 1,340), (iBvövrmv (IL 23,160; 674), tukövtayv (II. 18,463; 19,29; Od. 13,362 u. o.), ivxLoövtav (IL 23,643), y^fi- övttov (Od. 24,485), dtdivtmv (Od. 12,54), 4^dvta)v (Od. 19,599), dtjöävtav (Od. 12, 50), xBvdwfov (Od. 4, 214). In iötov ,sie sollen sein* (IL 1,338; Od. 1,273) wurde der unbequeme Nasal zwischen 6 und t ausgeworfen.

Die mediale Form der dritten imperativischen Pluralperson geht aus auf ö^oov und so sind zu nennen : iniö^mv (IL 9, 170), VBiö^an; (IL 3, 74), tpsgiöd^tov (IL 23, 809), naviö^mv (Od. 2, 169), %L^i6f^mv (H. 9, 167), iBliö^mv ,8ie sollen sich lagern* (IL 9, 67), xQivA6%mv (Od. 8,36), i^iaiö^tov (Od. 17,530), driQioiö^mv (D. 21, 467).

Als dritte Person des Duals, wie sie mit dem Suffix xodv ge- kennzeichnet wird, findet sich bei Homer nur das vereinzelte xoi$Bir(ov ,die beiden sollen in Obhut nehmen* (II. 8, 109).

Für die entsprechende Medialform, deren Suffix von dem der pluralischen dritten Person des Imperativs nicht abweicht, also auch auf 6^(ov ausgeht, bietet die homerische Sprache kein Beispiel.

CONDITIONALIS.

Bei der ganz erstaunlich reichen Entwicklung des griechischen Yerbums nach den verschiedensten Bichtungen hin hat es etwas sehr Auffälliges, daß das Griechische für den sogenannten Con- ditionalis keine besondere Yerbalform entwickelt hat.

Digitized by

Google

über die Modi im Griechischen. 346

Im Altindisclieii wird der Conditionalis aas dem Fatorstamm gebfldet, indem diesem das Augment yorgefogt wird nnd dann die Personalendongen die Formen annehmen, die auch in den übrigen augmentirten Formen entgegen treten. So Hegt zum Beispiel das conditionale dddsjam ,ich würde geben' neben dem f uturischen ddsjSmi ,ich werde geben* ganz wie zum Beispiel das Imperfect dhharam ,ich trug* neben dem präsentischen hhdrdmi ,ich trage*. Die Be- deutung des Conditionalis entwickelte sich dabei, wie es scheint, so, daß die Bedeutung des Zukünftigen nicht in die Vergangen- heit, wie das Augment eigentlich würde erwarten lassen, sondern in das besondere Gebiet der Bedingung gelegt wird. Whitney § 941 bemerkt dazu: ,der Conditionalis ist das seltenste aller Tempora des indischen Verbs. Der RV. kennt nur ein Beispiel dbharishjat ,er wollte wegnehmen* und kein anderer vedischer Text liefert ein weiteres*. Die beregte Stelle des Rigvßdas findet sich 2, 30, 2 und lautet jds vrträja sinam aira äbharishjat pra tarn gdnitri vidüshai uväca ,wer des Writras Gabe wegtragen würde, den ver- kündete die Mutter dem Wissenden*.

Das Lateinische hat für den Conditionalis seine ganz besondere Form, den sogenanten Conjunctiv des Imperfects und des Plus- quamperfects , von denen in Wirklichkeit der eine aber weder mit dem Imperfect, noch der andere mit dem Plusquamperfect etwas zu thun hat, wie zum Beispiel darem ,ich würde geben* und dedissem ,ich würde gegeben haben*. Das kennzeichnende Element ist ein altes se {darem aus altem *dasim)y dessen e (ohne Zweifel aus altem ai) optativischen Charakter nicht verkennen läßt und dessen Zischlaut als futurischer (oder etwa aoristischer?) wird bezeichnet werden dürfen.

Die romanischen Sprachen ähneln bezüglich der Bildung des Conditionalis in gewisser Beziehung dem Altindischen. Eine Form wie das französische faitnerais ,ich würde lieben* ist aus altem amäre habSbam entstanden, wie das daneben liegende futurische faimerai ,ich werde lieben* auf ein altes amäre habeo zurückführt: von der futurischen Form unterscheidet sich die conditionale Form darin, daß die gleiche Grundlage sich hier mit der präteritalen (augmentirten) Form verband.

Im Deutschen hat man die Form für die Bedeutung des Con- ditionalis in dem Optativ des Präteritums (eigentlich Perfectums) gewonnen, wie in Wenn ihr Moses glaubtet (glauben unirdet), so glavhtet ihr (würdet ihr glauben) auch mir (Joh. 6,46), was der Gothe ganz entsprechend ausdrückt jabai M6s& galaubidideüh, ga-thau- 'laubidedeith mis.

Digitized by

Google

346 Leo Mejer, Aber die Modi im Griecbischeii.

Im Gegensatz zn den angefahrten conditionalen Verbalformen bildete sich, wie schon oben bemerkt wurde, das Griechische die Bedeutung des Conditionalis nicht durch eine besondere Yerbal- form, sondern durch kleine adverbielle Wortchen. Dabei aber nimmt &v die erste Stelle ein, dessen entsprechende, wenn auch der Bedeutung nach etwas abweichend entwickelte. Form auch im Lateinischen und Gothischen erhalten blieb. Die Grundbedeutung des vielbehandelten Wörtchens ist ,oder*, d. i. ,im andern Fall*, wie es des Näheren in meinem Buch ,Än im Griechischen, Latei- nischen und Gothischen; ein Beitrag zur vergleichenden Syntax der indogermanischen Sprachen (Berlin 1880)* klar zu legen ver- sucht worden ist. Dialektisch wird an seiner Stelle sehr häufig %iv (vor Consonanten xi), gebraucht, das vermuthlich zum alten Frag- stamm gehört und wohl eigentlich ,irgendwie, in irgend einem zu denkenden Fall* bedeutet. Li der homerischen Sprache werden beide Wörtchen verwandt, mehr als viermal so häufig als &v aber wird es das xiv. An mehreren Stellen sind beide Wörter auch in ein und demselben Satze mit einander verbunden, so IL 13, 127 : fpiXayysg xafytBgalj &g ofk^ &v xsv "jigf^g ivööaLto lutsld'hv ofke nC 'Aihivaifiy Od. 9,334: ot d' iXa%ov roi>g &v xs xal fl^elov aitbg ildö^uL, IL 24, 437 : öol d' 8v iyh notixbg Tcai xsv xkvtbp "Agyog txoCfjLtiVy n. 11,187: fiipQ^ &v i$iv tuv 6q^ ^Ayandinvova . . . diivomaj U. 10, 202 : SfpQ^ &v iiiv xsv bgcfg ^Ayaiidiivova . . . ^livovta , Od. 6,361: S(pQ^ &v [liv xs dög/at' iv &Qii.oviji6iv iQ^ioUi Od. 6,269: tiq>Q^ &v yiiv iyQai>g toiuv xal Hoy* ävd'QAxiov*

Uebersicht:

IndicatiY Seite 313

OpUtiv »814

Coiganctiv 326

Imperativ 338

ConditionaUs 344

Digitized by

Google

Ueber den Pseudolus des Plautus.

Von

Friedrich Leo.

Vorgelegt in der Sitzung vom 7. März 1903.

Ich habe im letzten Jahrgang dieser Nachrichten S. 375 ff. das Yerhältniß des Stichns zn Menander behandelt. Die sogenannte Contamination der plantinischen Stücke ist so wichtig für die litterarischen Anfänge der Römer and ihr zu folgen so nothwendig, wenn wir die Dichter der attischen Komödie aus ihren Spiegel- bildern herauserkennen wollen, daß es lohnt jeden erreichbaren Fall in Betracht zu ziehn. Daß der Pseudolus zu diesen gehört, hat zuerst Ladewig ausgesprochen^); neuerdings hat es J. W. Bierma') in der Hauptsache nachgewiesen. Er hat gezeigt, daß der Pseudolus aus zwei Stücken zusammengearbeitet ist, in deren erstem die Intrigue gegen Ballio, im zweiten gegen Simo gerichtet war; richtiger daß Plautus der Bearbeitung des ersten Stücks Scenen des zweiten eingefügt hat. Indessen scheint mir Bierma da wo es gilt die Erfindung der beiden Stücke auseinanderzulegen, d. h. an dem methodisch wichtigsten Punkt, das Richtige verfehlt zu haben. Ich beschränke mich darauf diese Hauptfrage zu be- handeln und lasse alles Nebenwerk bei Seite *).

Es findet sich eine Anzahl von Unzuträglichkeiten im Pseu- dolus, die durchaus nicht der ursprünglichen Conception eines erfindenden Dichters zugeschrieben werden können. Die erste Scene gehört zwar zum Zierlichsten was Plautus geschrieben hat;

1) üeber den Kanon des Volc. Sed. S. 88 f.

2) Qoaestiones de Plantina Psendolo, Groningen 1897.

8) Sehr unrichtig ortheüt Bierma aber die ohne Zweifel vorhandenen nach- planünischen Stellen im Psendolus.

Digitized by

Google

348 F.Leo,

i^ber der Brief Fhoemcimns nimmt durch die Verse 51 59 die in der zweiten Scene sorgfältig ausgeführte Exposition vorweg. Das ist unmöglich und nicht anders zu erklären, als daß der Brief ursprünglich wenigstens zum Theil einen der folgenden Handlung widerstrebenden Inhalt hatte und von Plautus dieser Handlung gemäß geändert worden ist. Daß er damit den dramatischen Sinn der Exposition zerstörte ist arg ; aber grade dergleichen begegnete ihm wenn er 'contaminirte'. Nun ist die in der ersten Scene angedeutete Intrigue gegen den Vater gerichtet; die zweite leitet die Aktion gegen den Kuppler ein: so fallen die beiden Scenen auseinander.

Danach (I 4. 5) tritt Simo in den Vordergrund; Pseudolus kündet an daß er sowohl ihn als den Kuppler betrügen werde. Ein Pakt wird geschlossen. Der zweite senex, Callipho, verpflichtet sich zur Mithülfe (547 ff. 560) in Worten die es anzweifelhaft machen, daß er im Stücke eine Bolle spielen sollte etwa wie Apoecides im Epidicus. Aber es sind seine letzten Worte, er verschwindet mit ihnen. Das ist nur so zu erklären, entweder daß die hier exponirte Komödie im Verlauf beschnitten oder daß der anders laufenden Komödie diese Scene eingefügt worden ist. Daß der zweite Fall zutrifft, lehrt die ganze, des Callipho nicht bedürfende Handlung, aber auch, wie wir gleich sehen werden, die Analyse der Scene selbst.

Pseudolus hat sich das Geld von Simo versprechen lassen, um es dem Kuppler zu geben (536) ; natürlich, denn wenn Calidorus das Mädchen entfahrt, gehört es ihm noch nicht, er muß es be- zahlen. In der Schlußscene ist davon nicht die Bede, Simo soll sogar die HäKte zurückbekommen, wenn er gute Miene macht. Das führt auf den Hauptpunkt.

Simos Bolle durchzieht das Stück. Er tritt auch mit Ballio in Verbindung und ist bei der Entwicklung von dessen Katastrophe zugegen (IV, 6 8). Wenn wir mit Bierma zwei Stücke ansetzen, in deren einem der Vater, im andern nur der Kuppler, ohne daß der Alte darin eine KoUe hatte, betrogen wurde, so hat Plautus die Handlungen beider Stücke in der Weise, wie es von der Scene I 5 an geschieht, ineinander verschlungen und überdies in die große Scene IV, 6. 7 die Person des Simo selbst hineingedichtet, wenigstens, wenn eine ähnliche Person im Original vorhanden war, diese so weit umgestaltet, daß sie mit dem Simo des andern Stückes zusanmienfiel ^). Eine solche Voraussetzung geht nach

1) Die Bedenken, die Bierma S. 48 ff. gegen die Person Simos in lY 6. 7 äußert, sind leicht zu beseitigen. Simo und Ballio sind Nachbarn, eine gewisse

Digitized by

Google

über den Psendolns des Plautos. 349

dem, was uns die sicher ^contaminirten' Stücke lehren (Miles, Poe- nolnS; Stichus, Casina), zu weit. Plautus sucht aus der Masse der Komödien die Stücke, die er zusammenfügen will, unter dem Ge- sichtspunkte aus daß die Hauptmotive der Erfindung in beiden zusammentreffen, so daß, wenn man eins ans andere legt, die Fugen durch äußerliche üebergänge und Zusätze, die natürlich immer nöthig sind , verdeckt werden können ^). Ein Verweben und ümdichten, wie Bierma es annimmt, ist zum mindesten un- wahrscheinlich; daß es nicht stattgefunden hat, lehrt die Analyse der Scene 15, in der die beiden Handlungen aneinander gepaßt sind und die Nähte zeigen.

Bis V. 521 wird eine Handlung eingeleitet, die an die zweite Intrigne des Chrysalus in den Bacchides erinnert: istis fnihi tu hodie manibtiis argentum dabis (518) ; Pseudolus will es dahin bringen, daß Simo ihm das Greld, dessen Calidorus bedarf um das Mädchen freizukaufen, selbst in die Hand gibt. Das kündigt er den beiden Alten an ; und natürlich ging der ganze Witz der Erfindung darauf hinaus, daß diese nicht ahnen können, durch welche List Pseudolus das zu Wege bringen will.

Gleich danach weicht Pseudolus ab: PS. Yin etiam dicam quod vos magis miremini? CALL. Studeo hercle audire, nam ted ausculto lubens. PS. Prius quam istam pugnam pugnabo, ego etiam prius dabo aliam pugnam claram et commemorabilem. 525

SIM. Quam pugnam? PS. Em ab hoc lenone vicino tuo per sycophantiam atque per doctos dolos tibicinam illam, tuos quam gnatus deperit, ea drcumducam lepide lenonem. SIM. Quid est? PS. Effectum hoc hodie reddam utrumque ad vesperum. 530 SIM. Siquidem istaec opera ut praedicas perfeceris, virtute regi Agathocli antecesseris. sed si non faxis, numquid causaest, ilico quin te in pistrinum condam? PS. Non unum in diem, verum hercle in omnis, quantumst. sed si effecero, 535

dabin mi argentum, quod dem lenoni, ilico, tua voluntate? CALL. Ins bonum orat Pseudolus; dabo inque u. s. w.

Vertrautheit verlangte die Erfindung. Y. 1144 spricht Ballio im Zorn, protzen- haft; die Antwort, die Simo geben könnte, schneidet Harpax ab.

1) Ueber die Casina handelt neuerdings Ph. £. Legrand in der Revue des £tudes grecques 1902 S. 870 ff. Auch er l&Bt, wie mir scheint, £U weitgehende Voraussetzungen fOr die umgestaltende Arbeit des Plautus gelten.

Digitized by

Google

8B0 F. Leo,

Hier stellt Psendolus neben den eben angekündigten Plan einen zweiten: er will Ballio am das Mädchen betrügen; und zwar will er beide Pläne noch heute aasfähren. Für den Fall des Gelingens verspricht ihm Simo die 20 Minen, damit Calidoras den Kappler bezahlen and das Mädchen behalten könne. Das verspricht Simo für den Fall, daß es Pseadolas gelingt beide Pläne auszuführen ; aber der erste dieser Pläne ist, daß Simo dazu gebracht werden soll, die 20 Minen herzugeben.

Der bare Widerspruch liegt vor Augen; es ist auch klar wodurch er herbeigeführt ist. Freilich entwickelt Pseudolus zwei Pläne ; von diesen ist freilich der eine, daß Simo veranlaßt werden soll, das Geld gutwillig zu zahlen; aber der zweite ist nicht was 624 ff. als alia pugna bezeichnet ist, die Täuschung Ballios, sondern was 536 ff. wenigstens in der zweiten Hälfte richtig f ormulirt ist : wenn es Pseudolus gelingt, den Kuppler wie er es ankündigt zu überlisten, so soll Simo gehalten sein die 20 Minen zu zahlen.

Dieser zweite Plan ist in den Versen 524 537 nicht mit der wünschenswerthen Klarheit ausgesprochen; aber er folgt mit Nothwendigkeit aus dem Zusammenhang; und er beherrscht von hier an bis zum Ende des vierten Aktes das Stück. Pseudolus fürchtet bei der Ueberlistung Ballios die Rückkehr seines Herrn vom Forum (1028), er ist am Ziel seiner Wünsche, da das Mädchen entführt ist (1037. 1051) ; er verspricht dem Charinus die geborgten 5 Minen heute zurückzugeben, nam huius mihi debet pater (733); Simo warnt den Kuppler (896) und ist an der Entwicklung der Sache aufs höchste interessirt (IV 5. 6); er hält sich durch die stipulatio mit Ballio (1070 ff. 1223) für den möglicherweise ein- tretenden Verlust der 20 Minen im Voraus schadlos.

Woher kommt es, daß dieser zweite Plan da wo er ange- kündigt wird (524—537) unklar bleibt? Offenbar daher, daß Plautus ihn mit dem ersten, mit dem er ursprünglich nichts zu thun hatte, verbunden hat; das heißt daher, daß Plautus diesen zweiten Plan in eine Scene eingelegt hat, die einen ganz andern, zu einem andern Stücke gehörenden Plan entwickelte. Beide liefen darauf hinaus daß der Alte bezahlen soll ; das war für Plautus die Hand- habe sie aneinander zu passen. Er that dies in der Weise, daß er das Ziel, die Verpflichtung des Alten zum Zahlen, auf das beide Pläne hinausgehn, in beiden gleichsetzte (wie er ja auf diese Gleichheit hin die beiden Stücke ausgewählt hatte); so blieb ihm im zweiten Plan die Ueberlistung des Kupplers gleichsam übrig imd er hatte nun zwei Hanptmomente der bevorstehenden Handlung: erstens I zeitlich voran tretend (524), die Ueberlistung Ballios;

Digitized by

Google

über den Psendolus des Plantus. 351

zweitens, hier wie dort, den Sieg über Simo. Dabei ließ er aus den Angen, daß im zweiten Plan die beiden Momente der Handlung in einem Bedingongsverhältniß zu einander stehen, daß also der bedingte Theil von dem bedingenden auch nicht zeitweilig gelöst werden oder ihm vorantreten kann. Er hat geglaubt das Ver- hältnis nachträglich wieder herstellen zu können und hat es auch gethan (535); aber eben dadurch hat er die Unklarheit hervorge- bracht, die eben so gewiß vorhanden wie durch Textänderung nicht auszutilgen ist.

Wer dennoch den Versuch macht, Plautus' Weg mitzugehn wie wenn es der grade Weg einer ursprünglichen Conception wäre, stoßt gleich auf ein neues Hindemiß: nachdem Simo sich ver- pflichtet hat zu zahlen, sobald Pseudolus dem Kuppler gegenüber sein Wort wahr gemacht habe, sichert sich Pseudolus für seine Aktion Calliphos Hülfe, sehr umständlich (547 560); wir sahen schon, daß Callipho mit v. 560 aus dem Stücke verschwindet. Das ist auf keine Weise damit zu erklären, daß Pseudolus erst durch das Erscheinen des Harpax auf den entscheidenden Gedanken ge- bracht wird; denn der Dramatiker bereitet nicht ein Motiv der künftigen Handlung, das zum Fortfallen bestimmt ist, in sorg- faltiger Ausführung vor. Vielmehr, mit v. 546 (indice ludos nun- dam, quando luhef) lenken wir wieder in die ursprüngliche Fassung der Scene ein, die wir v. 522 verlassen haben, um der auf Akt n IV vorbereitenden Eindichtung des Plautus zu folgen. Daß er den Schluß der Scene nicht selbst gestrichen hat, ist auch nur durch das Verfahren erklärlich, das er bei der *Contamination' befolgte.

Ich wiederhole das Resultat. Das Original des Pseudolus hatte folgende Intrigue: Pseudolus entführt dem Ballio die Ge- liebte des Calidorus, nachdem er sich von Simo ausbedungen hat, daß dieser, wenn die Entführung gelingt, die 20 Minen für das Mädchen bezahlen will ; Simo hält sich an Ballio schadlos. Plautus hat ein anderes Stück hinzugenommen, das folgende Intrigue hatte : ein Sklave betrügt den Vater seines jungen Herrn, der sein Mädchen freikaufen will, um 20 Minen, nachdem er dem Alten diese Absicht ausdrücklich kundgethan und ihn aufgefordert hat sich in acht zu nehmen. Wie Pseudolus, indem er die Ankunft des Harpax ausnutzt und dann den falschen Harpax agiren läßt, die Ueberlistung Ballios zu Wege bringt, sehen wir vor Augen; durch welche List der Sklave des andern Stückes den Alten der Ankündigung gemäß zum Zahlen brachte, bleibt uns verborgen. Aus diesem Stücke stammt die Scene 1 1, die durch die Aenderung

Kgl. Get. d. Wi«. Maehriohten. PliUolog.-hiit. KImm. 1908. Htll 8. 25

Digitized by

Google

362 F.Leo,

des Briefes, and 15, die durch die Aenderung der Ankündigong von Plautus umgestaltet ist; beides mit dem Erfolg, daß wir die Thatsache aus der herbeigefölirten ünzuträglichkeit entnehmen können; was wir den von Terenz 'contaminirten' Stücken gegen- über nicht können.

Die Scene II hat Plautus vielleicht darum seinem Stücke vorgesetzt, weil sie sehr hübsch ist; nur v. 51 59^) hat er ein- gelegt. Warum er 15 aus dem hinzugenommenen Stücke geholt hat, können wir nicht sagen; um so weniger, als das Original des Pseudolus eine entsprechende Scene gehabt haben muß.

Die folgende Handlung (Akt II IV) ist einheitlich. Nur in dem Liede, mit dem Pseudolus wieder auftritt (EE 1), redet er noch (587) in Worten, die an die Zerlegung seines Planes in zwei Aktionen erinnern; wahrscheinlich hat Plautus das Lied, wie VI, selbständig gedichtet. Von da an ist kein Zweifel an der Idee der Handlung : wenn die Entführung gelingt, so muß Simo zahlen ; und nachdem Simo von der Niederlage Ballios überzeugt ist, geht er um das Geld zu holen : at ego iam intus pramam viginH tninctSy quas promisi si effecisset (1241).

An drei Momenten läßt aber auch dieses die originale Hand- lung intact erhaltende Haupt- und Mittelstück empfinden, daß die Ausführung des Originals nicht intact geblieben ist. Erstens: Pseudolus faßt seinen Plan gegen Ballio plötzlich beim Erscheinen des Harpax; das war gewiß ursprünglich wirksamer motivirt als es jetzt in Folge der Einlagen erscheint. Denn jetzt erklärt Pseudolus vier- bis fünfmal (103 fi^. 381 fi^. 562 ff. 574 ff.) theils daß er eine Idee habe theils daß er keine habe ; dies auf und ab macht die Pointe stumpf. Zweitens: der dritte Akt, die große Scene Ballios mit dem Koch, ist auffallenderweise, wie Bierma S. 27 ff. richtig ausführt, nur durch ein unwesentliches Moment äußerlich mit der Handlung verbunden; wahrscheinlich hatte dies Moment, die Geburtstagsfeier Ballios, ursprünglich eine Bedeutung für die Handlung selbst. Drittens: Ballio zahlt, da er sich überlistet sieht, einfach dem Harpax die 20 Minen zurück (1230) xmd denkt nicht daran, das Mädchen oder die Bezahlung von Calidorus zu- rückzufordern. Er ist der geprellte Kuppler, wie im Persa oder Poenulus, und verschwindet als solcher. Aber die Idee des Stückes

1) y. 82 rührt kaum von Plautus her. Daß er in derselben Scene die beror- stehende Entscheidung einmal auf heute einmal auf morgen angesetzt habe, ist unglaublich; auch abgesehen davon, daB der Entscheidungstag in der Komödie nur der gegenwärtige Tag sein kann; also 59 proxuma ad Dionyna (dies gegen Bierma S. 37 f.).

Digitized by

Google

über den Pseadolas des Plaatos. 863

geht darauf hinaus, daß ihm der Preis für das entfShrte Mädchen bezahlt werde. Simo maß ihn bezahlen, er hat sich vorweg, wie wir sahen, an Ballio schadlos gehalten ; dieser zweifelt auch nicht, daß Simo die 20 Minen von ihm zu fordern hat (1224. 1231), aber er denkt nicht daran daß sich diese Forderung mit der seinen ausgleicht. Das bricht dem Ausgang der Handlung die Spitze ab.

Im letzten Akt ruft Pseudolus ^) den Alten heraus , um das verfallene Geld einzufordern (1283 foedus commemarcUum). Simo bringt es und übergibt es ihm. Auch hier wird noch einmal an den Pakt erinnert (1308 sed, Simo, ut probe tactus Ballio e8t\ quae

tibi dixi, ut ejfecta reddidi Quid ergo dubitas dare mi argentum?

S. ius petis^ fateor, tene). Dann aber sagt Pseudolus: at negabas daturum esse te mihi (1314): das paßt nicht mehr; Simo hat das geleugnet, als es sich um seine eigne Ueberlistung handelte (504 flF.); auf den Pakt, der sich nun erfüllt, war er eingegangen. Aber der ist von diesem Verse an überhaupt vergessen, wie oben be- merkt: Simo fangt an um einen Theil des Geldes zu handeln und schließlich verspricht ihm Pseudolus, er solle die Hälfte zurück- bekommen, wenn er hineinkommen und mit den Andern zechen wolle. Das ist ganz wie in den Bacchides (1185 ff.). Das Ziel, der vorbereitete Ausgang der Handlung ist vergessen. Horaz würde sagen: gestit enim nummum in loculos demittere. Aber wir sehen ja, wie es gekommen ist: diese Schlußscene stimmt wieder mit den Scenen 1 1 und 5 zusammen , deren Inhalt ursprünglich eine andre Handlung vorbereitete, die den Alten direct nicht indirect überlistete. Die Schlußscene stammt aus dem hinzugenommenen Stück *), durch die bezeichneten Verse (1283. 1308 ff.) hat Plautus den Zusammenhang hergestellt, wiederum nur äußerlich und ohne den Widerspruch zu beseitigen.

Das ganze Verfahren stimmt durchaus zu dem was über Poenulus, Miles und Stichus vordem ermittelt worden ist. Wie er das Original der Casina behandelt hat, verräth Plautus selbst in Prolog und Epilog; die Zerlegung muß sich dort mehr auf allgemeine Erwägung als auf die Analyse des Einzelnen stützen. Der Pseudolus lehrt es von neuem verstehen, warum Caecilius die Zusammenklitterung von Komödientheilen aufgegeben hat, warum seine Anhänger den von Terenz erneuerten Versuch bekämpften.

1) Da6 das Lied V 1 von Plantas selbst herrührt, habe ich anderwärts nach- gewiesen (Abb. der G. d. W., phü.-hist. Kl., Neue Folge I 7 S. 41).

2) Das hat auch Bierma erkannt, S. 96.

Digitized by

Google

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des National- ökonomen J. H. G. von JuBti.

Von

F. Frensdorff.

Vorgelegt in der Sitzung vom 13. Joli 1902.

Einleitung: bisherige Darstellongen ; Beschaffenheit der QneUen. I. Jnstis Her- kunft, n. Bildungsgang, m. Kriegsdienste. IV. Litterarische Anfänge. Dichterinsel. V. Dresden, Sangerhausen. Ergetzungen der Vernünftigen Seele. VI. Berliner Preisschrift über die Monaden 1747. VH Österreich : There- sianum; Bergwerk in Annaberg. 1750—63. Vm. Göttingen 1755—57. Denk- schrift über staatlich-kirchliche Verhältnisse in Oesterreich. Jesuiten. IX. EheprozeE. Dänemark. X. Justi als politischer SchriftsteUer. Chimäre des Oleichgewichts. Friedensvorschläge. Ministrissimus. Leben des Grafen v. Brühl. Itio in partes. XI. Berlin. Staatsdienst ProzeB. XII. Justis schriftstellerischer Character.

Die Menschen des 18. Jahrhunderts sahen in ihrem Bestreben, an alle Lebensverhältnisse die bessernde Hand zn legen, eins der vorzüglichsten Mittel znr Erreichung ihres Zwecks in der Öffent- lichkeit. Eine Zeit, die kein Vereins- oder Versammlungsrecht kannte und kein Zeitungswesen im heutigen Sinne hatte, brachte ihre Gedanken über Reform des Lebens und der Lehre unter das Publikum durch Bücher, Brochüren, Wochen- und Monatsschriften und wurde nicht müde , denselben Gegenstand in wechselnder Form den Lesern, deren Ausdauer nicht hinter dem Eifer der Autoren zurückgeblieben sein muß, immer wieder vorzuführen. Unter den in diesen Formen thatigen Schriftstellern des schreib- seligen Jahrhunderts war einer der rührigsten: Johann Hein- rich Gottlob V. Justi.

Ich bin auf ihn durch eine Untersuchung aufmerksam ge- worden, die die Vertretung der ökonomischen Wissenschaften in

Kgl. Gm. d. WiM. MMlfficlitM. Pkitolof .-hSrtor. KImm 1908. Hdl 4. 26

Digitized by

Google

356 *'• t'rensdorff,

Göttingen, vornehmlich im 18. Jahrhanderi zmn Gegenstand hatte *). Sie zeigte mir, wie merkwürdig das Leben dieses Mannes verlief, zugleich aber auch, wie ansicher die Angaben sind, die über dies Leben verbreitet sind und noch immer verbreitet werden. Da mich zugleich die genauere Beschäftigung mit den Schriften dieses Autors erkennen ließ, daß ihm nicht blos eine Bedeutung für die Nationalökonomie, sondern auch für die Politik, die theoretische wie die praktische, zukomme, so lege ich im Folgenden eine ein- gehendere Studie über das Leben und die Schriften Justis vor, die sich bemüht, das bisher darüber Bekanntgewordene, einschließ- lich meiner eigenen frühem Angaben, zu berichtigen und zu ver- vollständigen. Die Überschrift wUl von vornherein darauf hin- weisen, daß nicht eine vollständige Darstellung von Justis Leben in meinem Plane liegt, sondern nur eine Ergänzung und Revision des Bisherigen. Ebensowenig sollen Justis Schriften vollständig aufgezählt und besprochen werden ; auch hier soll nur das bisher Versäumte nachgeholt werden. Nachdem Koscher seine national- ökonomischen Arbeiten einer umfassenden und eindringenden Un- tersuchung unterzogen, sind es vorzugsweise die Schriften zur Staatslehre, die einer Besprechung und Würdigung bedürfen. Die beiden Aufgaben sollen nicht getrennt nach einander verfolgt wer- den, sondern in der Verbindung, wie sie das Leben knüpfte.

Der wechselvolle Lebensgang Justis hat sehr nachtheilig auf seine Biographie eingewirkt. Die überlieferten Nachrichten sind von großer Unsicherheit, die wenigen wahren Angaben so mit Irrthümern und Erfindungen durchsetzt, daß selbst die umfas- sende und nüchterne Forschung eines Koscher keinen ausrei- chenden und zuverlässigen Bericht zu Stande gebracht hat. Das gilt von seinem Aufsatze : der sächsische Nationalökonom J. H. G. von Justi aus dem J. 1868 *) wie von dem darauf gegründeten Bilde, das er in der Geschichte der Nationalökonomik in Deutsch- land (1874) ») entworfen hat.

Bald nach Justis Tode (1771) erschien eine Darstellung sei- nes Lebens*), die die Wirklichkeit, so ereignißreich sie verlief.

1) Festschrift zur Feier des hnndertfünfzigjährigeii Bestehens der KönigL Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Beiträge zur Gelehrtengeschichte Göttingens. (Berlin 1901) S. 495 ff. Im Folgenden als Abhandlang (Abh.) citirt.

2) Archiv f. d. Sachs. Geschichte 8. 76—106.

3) 8. 444—465. Im Folgenden kurz mit Röscher, Gesch., der vorangehende Aufsatz mit Röscher, Archiv citirt.

4) Pr^ds historique sor la vie de M. de Justi, min^ralogiste allemand con-

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationalökönomen J. H. G. von Justi. $57

noch zu überbieten verstand. Die Franzosin, von der die Bio- graphie herrührt, hielt Herrn von Justi, dessen Ruf seit langer Zeit auch nach Frankreich gedrungen sei, schon um deswillen der Beachtung ihrer Landsleute für werth, weil er von allen Völkern allein die Franzosen wahrhaft geachtet habe. Sie rühmt beson- ders seinen Styl; „le Buffon des AUemands'' heiße er bei seinen Bewundrern; er sei in der That der erste, der in Deutschland die Wissenschaft angenehm zu machen verstanden habe. Madame D. M. glaubte aber ihre Leser mehr als von Justis Schriften von seinen Lebensschicksalen unterhalten zu müssen und ihrem Ge- schmack am meisten zu entsprechen , wenn sie ihnen recht viel Romanhaftes auftischte. So handgreiflich die ganzen und halben Erdichtungen der Französin waren, nicht blos ein ernsthaftes technisches Journal ^) nahm das Machwerk auf, sondern auch deut- sche und fremde Litteratoren haben noch lange hin nicht ver- schmäht daraus zu schöpfen, so wenig ihnen auch dessen ünzu- verlässigkeit verborgen bleiben konnte. So Adelung in seiner Fortsetzung des Jöcher sehen Gelehrten-Lexikons 11 (1787) S. 2358; Denina, la Prusse litt^raire sous Frederic 11 Thl. 2 (Berlin 1790) S. 298; Hirsching in seinem historisch - litterarischen Handbuche rH 2 (1797) S. 163; Mensel, der der Aufzählung der Schriften Justis (s. u. S. 359) eine kurze Biographie voranschickt, die den ganzen Unsinn der französischen Erzählerin aufgenommen hat. Zuletzt haben ihn noch Heinrich Döring (Encyclopädie von Ersch und Gruber Sect. 11 Thl. 30 Leipz. 1863) und die Nouvelle bio- graphie g^n^rale vol. 27 (1858) p. 290 wiederholt. Dies Ver- fahren war um so xmverantwortlicher, als Johann Beckmann, der Göttinger Technologe, unmittelbar nach dem Erscheinen jenes französischen Aufsatzes öffentlich gegen seine Zuverlässigkeit auf- getreten war *). Er bemerkte [zugleich , wie sehr es Justi ver- diene, daß man die Nachrichten von seinen sonderbaren Schick- salen sammele und bekannt mache, und erneute diese Aufforderung

seiller aax mines. Par Madame D. M. Im Inhaltsyerzeichniß der Observations (nächste Anm.) X 463 ist die Verfasserin als Madame de M. bezeichnet.

1) Obseryations sar la Physique par Rozier IX (Paris, Mai 1777) p. 828. Die Angabe Joh. Beckmanns, Vorrath kleiner Anmerkungen S. 547 (unten S. 858), der Aufsatz sei im Journal des Savants wiederholt, ist irreführend. Nur der in Deutschland yiel verbreitete Amsterdamer Nachdruck: Journal des S^avans com- bin^ avec les meiUeurs joumaux anglois bringt ihn, im September 1777 S. 460 unter der Rubrik: Extraits des meilleurs joumaux de l'Europe ohne weitere Quellenangabe.

2) Physikalisch-Ökonomische BibUothek X (1779) 8. 458.

26*

Digitized by

Google

3tö F. Frensdorff,

1791 in öfPentlichen Organen, Uim schloß sich J. D. A. Hock, Secretair in Isenburgischen Diensten, später Professor der Kame- ralwissenschaften in Erlangen, an. In seinen „Lebensbeschrei- bungen und literarischen Nachrichten von berühmten Eameralisten'' Bd. I erste HäKte (Nürnberg 1794) kündigte er für die zweite Hälfte auch die Biographie Justis an und erbat sich dazu ge- nauere Mittheilungen. Die Fortsetzung des Buches unterblieb zwar, aber Hock löste sein Versprechen durch einen in seinem Magazin der Staatswirthschaft und Statistik Bd. I (Weimar 1797) S. 29 ff. veröffentlichten Aufsatz ein. Obwohl sich seine Nach- richten auf eine „aus einer ächten Quelle herrührende Lebensbe- schreibung^^ (S. 29) stützen, so ist es ihm nicht besser ergangen, als Joh. Beckmann, der zehn Jahre später in seinem „Yorrath kleiner Anmerkungen" St. m (Gott. 1806) S. 542 ff. nach An- gaben Amalie von Justins, einer Tochter Justi's aus zweiter Ehe Ot eine Zusammenstellung gab.

Beide biographische Skizzen leiden an Unrichtigkeiten und Mängeln; und Beckmann hat keine Ursache geringschätzig auf Hock herabzusehen, der manche Notiz bringt, die sich besser be- währt hat als Beckmanns Nachrichten.

Gegenüber dieser Beschaffenheit der Überlieferung mußten die auÜientischen Quellen aufgesucht werden. Es bedurfte des Zurückgehens auf Kirchenbuch, Universitätsmatrikel, insbesondere auf die Archive der verschiedenen öffentlichen Behörden und In- stitute, mit denen Justi in Verbindung kam. Haben sich auf die- sem Wege auch nicht alle Zweifel lösen lassen, so ist doch jetzt über Justis Leben und Arbeiten viel sicherer und vollständiger zu berichten und zu urtheilen möglich als bisher. Aber nicht blos die ungedruckten Quellen haben Stoff geliefert. Eine genauere Durchsicht der Schriften Justis, die allerdings nicht alle leicht zugänglich sind'), bot durch die den wissenschaftlichen Darstellungen eingesprengten persönlichen Bemerkungen, Beispiele und Erinne- rungen aus seinem vielbewegten Leben, ein werthvolles Material, das sich die frühern Biographen haben entgehen lassen. Eine auf- merksamere Prüfung seiner Schriften nach dieser Seite hin hätte längst manche bisherige Unsicherheit beseitigen können. Man kann

1) Geboren 1768 f 1829. 1802 verheiratet mit Dr. jor. Holst in Hamburg. Schröder, Hamburg. Schriftsteller-Lexikon UI (1857) S. 829, 881. Hier ist auch die Nachricht von der Promotion Amalie von Justis zurückgewiesen. Abh. S. 606.

2) Wo die Qöttinger Bibliothek versagte, hat mir die Königliche Bibliotiiek in Berlin ausgeholfen.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Naüonaldkonomen J. H. G. von Josti. 359

diesen Vorwurf anch Röscher nicht ersparen, der den ganzen großen Yorrath der Arbeiten Justis kannte nnd ihren national- ökonomischen Inhalt für die Geschichte der Wissenschaft aosza- BchSpfen verstand.

Die Verzeichnisse von Jnstis Schriften sind meistens nnge- nugend. Für die Zeit bis 1763 ist annähernd vollständig, was Pütter, Gott. GeL-Gesch. I (1765) S. 113 vermuthlich auf Grund der eigenen Angaben Justis bringt. Das reichhaltigste enthält Men- sel, Lexikon der von 1750 1800 verstorbenen teutschen Schrift- steller VI (1806) S. 353—359. Auf einzelne seiner Schriften bin ich erst durch den Art. Jnsti im Catalogue of Printed Books des British Museum (1889) aufinerksam geworden^). AufiPallend ist, daß Verzeichnisse mitunter auch gar nicht existirende Bucher von ihm auffuhren : so Mensel S. 354 und Röscher (Archiv S. 82) eine Schrift über Kindererziehung. Sie war als ein dreibändiges Werk 1748 in öffentlichen Organen angekündigt, ist aber nie erschienen *).

L

Die Unsicherheit in den biographischen Daten beginnt mit Justis Geburtsjahr. Die Angaben schwanken zwischen 1706, 1717 und 1720. Überwiegend wird der 25. December 1720, auf die Autorität von Beckmann hin, angenommen. Wie wenig die ihm zugekommenen Mittheilungen der Tochter Justis überhaupt verläßlich sind, zeigt schon der Umstand, daß sie ihm nicht ein- mal das Geburtsjahr ihres Vaters correct anzugeben wußte , ja sogar das richtige als unrichtig bezeichnete. Ich verdsmke Herrn Pfarrer Uberhagen zu Brücken an der Helme (Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Sangerhausen) die Nachricht, daß nach dem Eirchenbuche Joh. Heinr. Gottlob Justi, Sohn des Gerichtshalters George Heinrich Justi, am 28. December 1717 in der dortigen evangelisch-lutherischen Kirche getauft sei. Damit ist also Höcks Angabe , Justi sei in der Christnacht 1717 geboren , wahrschein- lich gemacht und zugleich die hie und da auftauchende, auch in firoschers Aufsatz S. 78 wiederholte Notiz von Justis unehelicher Geburt widerlegt. Das Brückener Kirchenbuch ergiebt noch weiter,

1) Dafür daB eine üim hier beigelegte Schrift : Anaxagoras Yon Occident. Physicalische und politische Betrachtangen über die Erzeugung des Menschen und Bevölkerung der Länder. Smima, in der neuen Buchdruckerey mit Geneh- migung des Bassa 1,769^ in Wahrheit von ihm herrührt, habe ich im Inhalt keine sicheren Anhaltspunkte gefunden.

2) Abh. 8. 506.

Digitized by

Google

360 F. Frensdorff,

daß Josti zwei ältere Schwestern hatte und daß sein Vater, jetzt als y^öniglich Pohlnisch and Chorftirstlich Sächsischer wohlbe- stallter Accis-Inspector" bezeichnet, am 19. November 1720 ge- storben ist. Ans einer zweiten Ehe, die Jnstis Matter mit dem Landcommissar Delins in Weißenfels schloß, stammte Christoph Traogott Delins, 1728 zn Wallhansen (Er. Sangerhansen) ge- boren, ein nachmals im österreichischen Bergwesen zn hohem Aji- sehen gelangter Mann, der sich darch seine Anleitung znr Berg- banknnst (Wien 1773) einen litterarischen Namen machte. Daß dieser Stiefbruder Jnstis er wird irrig als Stiefbruder der Mutter Jnstis bezeichnet ^) nach Österreich kam , wird ge- wohnlich, aber irrig mit Jnstis eigenem Eintritt in den Österreich- sehen Staatsdienst in Verbindung gebracht*). Delins war schon als Bergmann in Schemnitz thätig, als Justi 1751 seine minerar- logische KoUe in Österreich zu spielen anfing^. Als er nach Jahren mit seinem Stiefbruder in einen litterarischen Streit ge- rieth und sich auf ihre Gemeinsamkeit und alte Erinnerungen be- rief, würde er bei seiner Ruhmredigkeit es nicht versäumt haben, ihm vorzuhalten, daß er ^un den Weg nach Österreich gezeigt oder eröffnet habe. Davon findet sich in der scharfen Polemik nichts *). Die Angabe Justis von den frühem guten Beziehungen zwischen ihm und Delins bestätigt die Äußerung, die Abhand- lungen des dritten Bandes der deutschen Memoires aus der Sit- tenlehre stammten größtentheils von seinem Halbbruder her, „von dem ich sagen würde, daß er bei seinen jungen Jahren viele Fä- higkeiten hätte, wenn er nicht mein Bruder wäre *)".

n.

Über den Bildungsgang Justis sind wir nur unvollständig unterrichtet. Er hat, wie er selbst gelegentlich erzählt, das Gym- nasium zu Quedlinburg besucht^), das damals unter der Leitung

1) So in dem Art der Allgem. deutschen Biogr. V S. 88 (Gümbel). Das MiSverständnis ist offenbar durch Beckmanns Angabe, Justi sei der mütterliche Halbbruder von Delius gewesen, (Physik.-ökon. Bibl. II 504 und X 458) herror- gerufen

2) ADB a. a. 0. ; meine Abh. 8. 507. 8) Unten Abschn. VII.

4) Justi, Chymische Schriften Bd. III (Berlin 1771) S. 245, 265. Unten Ab- schnitt XI.

5) Deutsche Memoires III, Widmung Yon 1750.

6) Neue Wahrheiten I (1754) S. 459.

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbrifton des Nationalökonomen J. H. G. ron Justi. 361

eines bekannten Schalmannes, Tobias Eckhart (f 1737), stand ^). Der Zeit nach miifite Jnsti dort mit Klopstock zusammen getrof- fen sein. Näheres über seine Schalzeit and die Zuverlässigkeit der Angabe, nur die Unterstützong eines großmiithigen Gönners habe ihm den Besuch dieser Schule ermöglicht *) , läßt sich nicht ermitteln, da nach Mittheilung des Herrn Directors Dr. Ritter die Personalnotizen über neu aufgenommene Schüler nur bis 1802 zurückreichen und die Acten keinerlei Notiz über Justi enthalten.

Über die Universitätszeit berichtet Hock, Justi habe came- ralistische Studien in Jena bei Zincke begonnen und nach län- gerer Unterbrechung durch Kriegsdienste in Wittenberg wieder aufgenommen. Beckmann (S. 550) läßt ihn umgekehrt erst in Wittenberg und nach dem Kriege in Jena studiren. Zincke hat nie in Jena gelehrt und Justi nie in Jena studirt. Die Matrikel der 80er und 40er Jahre, die Herr Professor Keutgen in Jena so gütig war , für mich durchzusehen , kennt seinen Namen nicht. Dagegen führt die Wittenberger Matrikel, in der Universitäts- bibliothek zu Halle aufbewahrt, unter dem 19. October 1742 als ersten Eintrag des Wintersemesters : Joh. Heinr. Gottlob Justi Bruchia Thuringus auf*). Da Justi nach seiner eigenen An- gabe 1741 und 42 dem Kriege in Böhmen und Mähren angewohnt hat^), so wird er bald nach dem Friedensschlüsse (1742 Juli 28) nach Wittenberg gegangen sein.

Der berühmteste Name des damaligen Wittenberg war Au- gustin Leyser, durch seine Meditationes ad Pandectas (1717 ff.) den heutigen Juristen als einer der letzten Vertreter des Usus modernus juris Romani bekannt. Er war auch der Lehrer Justis. Das einzige, was wir aus seiner Studienzeit wissen die Fabu- lanten wissen nach Anleitung der Französin von einer ganzen Reihe von Skandalen zu erzählen ist, daß er am 18. Juli 1744 eine Dissertation de fuga militiae unter dem Präsidium von Leyser vertheidigte. Die Abhandlung erörtert das Verbrechen und die Bestrafung der Desertion unter Verwendung von Rechtssprüchen der Wittenberger Facultät. Die Schlußepistel Leysers ergeht sich in Betrachtungen über das Vertauschen des Kriegsmantels mit der Toga, Vergleichen zwischen militia sagata und togata. Für den Übergang von Apollo zu Mars führt Leyser einen lobenden

1) ADB. y 616 (Krause).

2) Hock S. 80.

8) Mittheflung, die ich Herrn Professor Dr. Dittenberger in Haue verdanke. 4) Göttinger PoUcey-Amts Nachrichten v. 1757, Joni 27 (Abb. 8. 507).

Digitized by

Google

362 F* Frensdorff,

Ausspracli aas den Memoiren Brantomes, fiir den entgegengesetzten Übergang sich selbst an. 23 Jabr alt hatte er 1706 als Freiwil- liger den Feldzng des Reichsheeres nach Italien, das onglücklicba Treffen bei Calcinato am 19. April mitgemacht and nnter dnn Prinzen Engen im Lager bei Verona gelegen, bis der Aufbrach zum Entsatz von Tarin erfolgte. ,,Tanc ego cam masis in gra* tiam redii nee adhac me brevis istias militiae poenitet nee padef . Der Übergang anf Jasti war leicht gemacht. Nachdem er sich in seiner Jagend mit den Wissenschaften beschäftigt, habe er sich dem Waffenhandwerk zagewandt and das Glück gehabt, einen Führer za finden, der ihm „in bellicis et liberalibas artibas^' Leiter und Mäcen geworden. Dnrch das Beispiel and die XJnterstützang des Herrn von Gersdorff gehe er aas dem Soldatenstande besser and gelehrter hervor als er hineingegangen, and befolge er jetzt bei seiner Bückkehr znr Wissenschaft Gersdorffs Lebren and Rathschläge, so werde er ein öffentliches Amt wohl verwalten and dem Vaterlande zar Zierde gereichen. Leyser nahm die ganze Dissertation in seine Pandekten anf ^), ein Zeichen, daß er ihr Verfasser war.

Von andern als jaristischen Stadien Jastis in Wittenberg er- fahren wir nicht. Daß er blos zwei Jahre dort zngebracht, darf nicht weiter aaffallen. Man begegnet im 18. Jahrhandert nicht selten der Klage, daß die Stadenten sich bestreben möglichst früh anf die Universität za kommen , nicht weniger aber anch mög- lichst bald von der Universität wieder wegeilen. In Halle ver- weilten die Stadenten in jener Zeit darchschnittlich nicht läng^ als l*/a bis 2 Jahr *). Von dem Stndiam Jastis anter Leyser hat man bisher nicht gewaßt. Daß er in seinen Schriften seiner Lehrer oder seiner Stadienzeit sich erinnerte, ist mir nicht aaf- gefallea. Aaf Wittenberg kommt er einmal za sprechen , aber nnr am za erwähnen, daß in seinen Universitätsjahren') dort ein Kreisamtmann wirkte, der sich die allgemeine Liebe and Vereh- rnng dadarch erwarb, daß er den Parteien ernstlich and anpar- teiisch zaredete, ihre Streitigkeiten dnrch gütliche Vergleiche za erledigen *). Eine tiefere Einwirknng der jaristischen Stadien anf

1) Vol. X (1747) p. 608. Sie ist als specimen 60 bezeichnet and In dem Titel Dig. XLIX 16 de re mUitari untergebracht.

2) W. Schrader, Gesch. der Friedrichs-Üniv. zu Halle I (1894) 8. 871, 379, 888. Paolsen, QeBch. des gelehrten Unterrichts II (1897) S. 127.

8) „Vor 18—20 Jahren, als ich in Wittenberg studirte". Das ist 1762 ge- schrieben und bezeichnet also genau seine Studienjahre 1742--44.

4) Jotti, Vergleichungoi der Europ. mit den Asiatischen . . . Regierungen S. 188.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von JostL 863

seine schriftstellerisclie Entwicklung iat nicht wahrnehmbar. Von dem Friyatrechte hat er nie sonderlich groß gedacht^).

in.

Die militairische Periode Jnstis, obschon sie nicht länger dauerte als die akademische, hat doch langehin nachweisbare Sparen in seinen Schriften hinterlassen. Die Erfahrungen, die er 1741 nnd 1742 im österreichischen Erbfolgekriege gesammelt, hat er noch oft verwerthet. Die Biographen, die wiederum vielerlei über diese Zeit vorzubringen wissen, haben sich nicht einmal die Mühe gegeben festzustellen, welchem Heere er angehört habe. Hock spricht von Preußischen Diensten und von Justis Obersten von Gersdorff, obschon es zur Zeit gar keinen des Namens im Preußi- schen Heere gab^; Beckmann redet neutral von Kriegsdiensten ; Boscher referirt, daß die einen ihn im Preußischen, die andern im Sächsischen Heere dienen lassen. Diese ünentschiedenheit ist um so auffallender, als Boscher das Mittel in der Hand hatte, den Streit zu entscheiden. Er kannte die „Dichterinsel**'), in deren Widmung Justi in vollster Deutlichkeit von seinem Dienste im Begimente des Prinzen Xaver spricht. Xaver war der 1730 ge- borene zweite Sohn des Kurfürsten Friedrich August ü., des Königs von Polen Augusts III.; sein Begiment führte zu Justis Zeit Oberstlieutenant Wigand Gottlob v. Gersdorff, den Leyser j^fortem virum prudentem humanum doctum ac virtutibus omnibus ornatum*' nennt ^). Durch die Beziehung, in die Justi zu ihm kam, wurden die Militairjahre der Wendepunkt seines Geschicks. „Dieser glücklichen Dienstzeit bin ich alles, was ich bin, und vornehmlich alle Liebe zu denen Wissenschaften schuldig. Ich habe in dem Stande, in dem die mehresten, so von der Gelehrsamkeit zu dem- selben übergehen, eine vollkommene Freyheit zur Ausschweifung vor ihre Laster suchen, eine vernünftige Aufführung und einen guten Geschmack in denen Wissenschaften gefunden. Es sind^, heißt es weiter in der Dedication an den Prinzen, „die voll- kommenen Muster der Officiers bei diesem Dero Begiment, es ist das edle Beispiel des Herrn Obristlieutenants von Gersdorf ge- wesen, die diese glückliche Veränderung in mir gewürket haben. ** Als die erste Frucht seiner Wissenschaftsliebe bringt er die

1) Abh. S. 681.

2) Mittheünog von Herrn Professor Dr. Eranske.

8) Röscher, Archiv S. 79. Über die Schrift unten S. 866. 4) Oben S. 862.

Digitized by

Google

364 F. Frensdorff,

„Dichterinsiil" seinem dnrchlaachtigsten Obersten dar, ^^fiir dessen Geschmack und ürtheil in denen Wissenschaften die gelehrten Unterredungen, so in Dero Höchsten Gegenwart in Leipzig ge- halten worden, die kräftigsten Beweisthiimer sind." Die Bemerkung zielt auf einen der Fürstenbesnche, wie sie die Landesherrschaft der Stadt und Universität Leipzig namentlich zur Zeit der Messen abzustatten pflegte. Ln Mai 1743 waren König und Königin mit den beiden ältesten Prinzen in Leipzig gewesen und die Prinzen hatten auf der Universitätsbibliothek von Herrn Cotta vorgeführte electrische Experimente angesehen, „welches etwas neaes and rares ist, worüber sie ein besonders gnädiges Wohlgefallen spüren ließen^ ; an einem andern Tage hatten sie eine wohl aasgearbeitete Bede Jöchers über das Karhaas Sachsen and eine Vorlesang Gottscheds angehört. „Das Thema war von des Copernici dessen zweihandertjähriger Todestag am 24. Mai gefeiert wnrde*) Systemate, welches sie alles anhörten and anterschiedene Fragen an die Herren Professores thaten, aach einen sehr gnädigen G^ fcJlen darüber bezeigten" *).

Der Name Gersdorffs, der für die Geschichte Jastis so be- dentangsvoU ist, wird von keinem der Biographen anßer von Hock erwähnt. Er wird während des Feldzags der Sachsen in Böhmen and Mähren za Ende 1741 and za Anfang 1742, aaf den Jnsti häafiger in seinen Schriften za sprechen kommt'), den jnngen Soldaten kennen gelernt and gefanden haben, daß seine Begabang aaf einem andern als dem militairischen Felde liege. Gersdorff machte ihn deshalb za seinem Privatsecretair and gewährte ihm nach Beendigang des Krieges die Mittel zam jaristischen Stadiam. Von der Universität kehrte Jasti in seine frühere Stellang zarück, aber nnr aaf karze Zeit; denn im nächsten Jahre fiel sein Gönner in der Schlacht bei Hohenfriedberg (1745 Jani 4)^). Leider hat Jasti seinen Vorsatz über den Mann, der „mit der edelsten Nei- gang seiner Seele eine sehr gelänterte Vernanft and eine nicht gemeine Kenntniß der meisten Wissenschaften verband^, einmal

1) Waniek, Gottsched und die deotsche Litteratnr seiner Zeit (1897) S. 892.

2) Riemer, Leipzigisches Jahrbuch 1714 1771 S. 264 (Quellen zur Ge- schichte Leipzigs, hg. y. Q. Wustmann I 1889). Auf diese Quelle hat mich Herr Dr. Eroker in Leipzig aufmerksam gemacht.

3) S. oben S. 361 und Folit und Finanzschr. I (1761) S. 255.

4) So nach den Qersdorffschen Familiennachrichten (Quedl. 1818) Tab. IX und S. 79; Eeibel, Schlacht b. Hohenfriedberg (Berl. 1899 S. 441); Yorberg im N. Archiv f. Sachs. Gesch. XXI (1900) S. 134 ff. Nach Justis Angabe w&re er bei Soor (Sept. 80) gefaUen (Histor. u. jur. Schriften I [1760] S. 5).

Digitized by

Google

fiber das Leben und die Schriften des Nationalökonomra J. H. G. von JostL 365

eingeheiid zu berichten, nicht ausgeführt*). Als ein wenn auch unzureichender Ersatz muß dienen, was gelegentlich in einem Auf- satze Justis über einen Freund Gersdorffs vorkommt*).

Der 17BB als Marschall von Frankreich verstorbene Graf von Löwendahl hatte, während er in den Diensten Augusts des Starken stand, nahe Beziehungen zu GersdorflP unterhalten. Die Nach- richten, die Justi seinem Gönner verdankt, betreflfen dessen eigenes Leben nur in zwei Punkten.

Gersdorff begleitete 1730 Löwendahl auf einer Reise nach Corsika, wohin ihn der König entsandt hatte, um die Operationen des kaiserlichen Generals von Wachtendonck in dem Kampf der Genuesen gegen die aufständischen Bewohner der Insel zu beob- achten. Da die vertraulichen Berichte Löwendahls bekannt und mit entstellenden Zusätzen veröffentlicht wurden, kam es zu einem DueU zwischen Wachtendonck und dem Berichterstatter, in dem Gersdorff dem letztern secundirte, nachdem er vergebens durch Darlegung des wahren Sachverhalts eine Ausgleichung versucht hatte. Ein zweiter Punkt betrifft das Verhaltniß Löwendahls zu seiner ersten Gemahlin. Von ihrem Manne verlassen, lebte sie, während er in Rußland und Frankreich in großem Ansehn stand, in Erfurt in Mangel und Sorge. Vergebens bemühte sich Gers- dorff, den Grafen zu einer Änderung ihrer Lage zu bewegen, und seine Zustimmung dazu zu erwirken, daß ihr durch dritte Hand seine Unterstützung zuginge. Bei der entschiedenen Zurückweisung, die er erfuhr, ließ Gersdorff dann selbst ihr zukommen, was der Ehemann versagte, und zwar auf eine so verborgene Weise, daß Justi meint, wenn er es erzählen wollte, würde man ihn be- schuldigen, einen Roman zu schreiben. Durch Justis eigene Hände gieng die monatliche Besoldung der Bedienten, die man für die Gräfin unterhielt.

Die Stellung, die Justi bei Gersdorff einnahm, wurde von Einfluß auf seine litterarische Thätigkeit späterer Zeit. Sein Posten verschaffte ihm einen Einblick in die Verhältnisse des Dresdener Hofes und auch manche werthvoUe Nachricht aus dem Auslande. Sein Herr war der Schwiegersohn des Geheimen Kriegs- raths Pauli, der eine wichtige Stelle im Cabinette des Königs einnahm, und unterhielt außer mit dem Grafen Löwendahl auch 9 einen starken und beständigen Briefwechsel^ mit dem französi-

1) Justi a. a. 0. und Satyr. Schriften II (1760) S. 297.

2) Einige merkwürdige Anecdoten von dem Marschall, Grafen von Löwen- dahl in den Histor. u. jur. Schriften I 3 ff.

Digitized by

Google

QQß F. Frensdorff,

Bchen Marschall Moritz Gbraf von Sachsen, dem Sohne Angosts des Starken und der schSnen Aurora von Eönigamark ^).

IV-

Die Dichterinsel war die erste Schrift, mit der Jnsti vor die Öffentlichkeit trat*). Die gute Aufnahme ermunterte ihn zu weiterer Utterarischer Thätigheit; ihr schreibt er es zu, daß er nach der Zeit ein Schriftsteller von Profession ward*). Eine satyrische Schrift in Prosa, eine Stachelschrift nach dem Mode- ausdruck, die die verschiedenen Classen der zeitgenössischen Poeten characterisiren will und dazu als Form die Beschreibimg einer Insel mit verschiedenen Landschaften wählt. Der Leser wird von der Landschaft Enittelhardland mit der Stadt Sprach- verderb und der Schanze Übelreim am Flusse Dum über Reim- land und Spiel werk, dessen Hauptstadt Kunst am Flusse Zwang liegt, endlich in das Land Dichtkunst geführt, dessen Hauptstadt Vernunft heißt und am Flusse Natur erbaut ist. Der große Gottfried hat dies Land cultivirt und die Flöte erfunden, die der Zeit als der Inbegriff der Poesie galt. Die ganze witzlose Allegorie seiner Jugendjahre hat Justi für wertbvoU genug gehalten, um sie 1760 mit angeblichen Verbesserungen noch einmal abzudrucken. In die Augen gefallen ist mir, daß er den Caspar der ersten Auflage als Caspar Lohenstein, Christian als Christian Weise und den von ihm gefeierten „großen Gottfried ** nunmehr als Gottfried Opitz von Boberfeld erläutert. Aus dem ausführlichen Referate Gottscheds *) genügt es hier , eine Bemerkung hervorzuheben. Justi hatte laut der Vorrede den sehr vernünftigen Entschluß gefaßt, sich in Zukunft mit andern Gegenständen schriftstellerisch zu beschäftigen und die Gedichte, die er in Vorrath habe, in ihrer Verborgenheit ruhen zu lassen. Die Dichtkunst erfordert einen eigenen Mann. Die Zeiten haben aufgehört, in denen die Dichter von ihren Flöten Ehre und Brot haben. Heutzutage würde der

1) Justi, histor. u. jur. Schriften I 5.

2) Die Dichterinsol nach ihren yerschiedenen Landschaften onpar-

theyisch beschriehen benebst einem Lob- and Heldengedichte. Leipzig and Witten- berg, bey Job. Fr. Schlomach 1745. 4 Bll. Widmung (datirt von Dresden, den 80. Sept 1744) X SS. Vorrede. 128 SS. Text XVI SS. Lobgedicht Eine Karte : der Dichter Insul richtige Zeichnung. Die Schrift fehlt in Göttingen; ich benutzte das Berliner Exemplar.

8) Justi, scherzhafte und satyr. Schriften Bd. I (1760) Vorrede. 4) N. Büchersaal der schönen Wissenschaften u. freien Künste I (1745) S. 452 ff.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Kationalökonomen J. H. G. von Josti. 367

beste Dichter bei den aUerschönsten Gedichten verhnngem müssen, wenn er sonst nichts zu leben hätte. „Es nimmt ans Wnnder", erwidert Gottsched, „daß der Herr Secretär Josti solches an einem Orte schreiben wollen, wo ihm die Exempel von deutschen and welschen Poeten nicht anbekannt sein konnten, die 600, 1000, ja 1500 Thaler jährliche Besoldung gezogen. Der gemeinte Ort kann nor Dresden and die Dichter, an die Gottsched dachte, müssen von dem Schlage des sächsischen Hofpoeten Joh. Ulrich König gewesen sein, mit dem sich Gottsched nach früherer Freund- schaft seit 1730 verfeindet hatte ^).

Der Beifall, den das langweilige Machwerk der Dichterinsel seiner Zeit fand, ist uns heutzutage nicht mehr begreiflich. Nach Justis Angabe waren 1760 alle Exemplare des Buchs vergriffen^. Die Gottingischen Gelehrten Anzeigen rühmen es als eine gar anmuthige Erdichtung, die durch einen Auszug viel von ihrer Annehmlichkeit verlieren würde, und äußern ihr besonderes Wohl- gefallen an den Anmerkungen über den Mißbrauch „der in unsern Tagen allerdings hochgestiegenen und an sich so edeln Kunst, indem sie zur Reizung und Verführung des ohnedem schwächern Geschlechts angewendet wird^ '). Gottsched hatte sein Referat mit der Anführung französischer Arbeiten, die man als Vorläufer der Dichterinsel bezeichnen könne, begonnen, aber nur um die Versicherung daran zu knüpfen, Herr Justi sei ganz original. Dies Lob ist am wenigsten verdient; und Justi selbst widerlegt es. Er gesteht, die Anregung dem Spectator zu verdanken und nennt diejenigen Stücke, die ihm bei seiner Conception als Muster vorgeschwebt haben. In der That bietet ein Traum, der die ver- schiedenen Arten des Witzes unter der Allegorie eines Landes darstellt, in dem die Göttin Falschheit regiert und in einen Kampf mit einem Feinde geräth, in dessen Mitte eine sehr schöne Person, die Wahrheit, mit einer männlichen Gottheit, dem Witze, zur Seite befehligt, die deutlichste Parallele dar*). Nur ist, was der englische Autor auf ein paar Blättern vorträgt, von dem deutschen zu 128 Seiten breit getreten.

Die Dichterinsel hat einen Anhang, der interessanter ist als sie selbst: ein „Lobgedicht auf Seiner des Königlich Pohlnischen

1) £. Schmidt in ADB. 16,616; Wanlek, Gottsched S. 50,209.

2) Satyr. Schriften Vorrede.

8) G. G. A. 1744, Dec. 8 (St. 97 S. 888).

4) Grade damals erschien in Leipzig von Frau Gottsched übersetzt der Zuschauer, aus dem Englischen des B. Steele und J. Addison (Leipz. 1789 48). Vgl. Bd. I 8t 98 8. 807.

Digitized by

Google

368 F. Frensdorff,

and CharfSratlich Sächsischen geheimden Raths Staats- und Ca- binetsministers Reichsgraf ens von Brühl Excellenz**. Das Gedicht, nach 1737 entstanden^) und damals dem Gefeierten überreicht, erschien dem Verfasser schon 1744 verbesserungsbedürftig; gleich- wohl wollte er es so lassen, wie er es seiner Zeit eingesendet hatte. Das Interesse des Anhangs liegt natürlich nicht in seinem Inhalte: ein langathmiges Lobgedicht von 39 zehnzeiligen Strophen, die auf nichts anderes hinauslaufen als auf eine Bitte um Hülfe, mn Unterstützung. Als Justi 1760 seine scherzhaften und saty- rischen Schriften sammelte, sprach er verächtlich von dem in seinem 19. Lebensjahre verfertigten unreifen und unüberlegten Lobgedichte, was ihm jetzt unmöglich würdig erschienen, der Welt wieder vorgelegt zu werden, und schied es bei dem Wiederabdruck der Dichterinsel aus. Er ersuchte zugleich etwaige künftige Herausgeber seiner Schriften, das Gedicht auf ewig in seiner Vergessenheit begraben sein zu lassen'). Es ist begreiflich, daß ein Schriftsteller, der sonst nicht leicht etwas umkommen ließ, nicht gern daran erinnert werden mochte, daß der Mann, den er 1761 einen Schandfleck unser s erleuchteten Jahrhunderts nannte^), zwanzig Jahre früher von ihm mit den Worten angesungen war: Herr, bin ich arm an Glück und Witz

und kann ich mir noch keinen Sitz

auf grosser Dichter Bank verheissen,

so hab ich doch die Tugend lieb

und fühle daher einen Trieb

ihr Bild von Dir Herr! abzureissen.

1) Jastis Angaben lassen es unbestimmt, ob das Gedieht 1786 oder 1738 entstanden sei; da es Brühl als Reichsgrafen bezeichnet, moA es nach 1737 ent- standen sein.

2) Justi, scherzhafte Schriften U, Yorbericht y. 8. Janr. 1760.

3) In der Vorrede zur Dichterinsel hatte er sich nur ein Gedicht, das be- reits zur H&lfte fertig war, zu vollenden und zu veröfiPentlichen vorbehalten: ein Gedicht dem Lobe Gottes nach einer möglichen Erkenntniß dieses allerhöchsten Wesens aus der Vemonft and Natur gewidmet. „Ich werde es nur deshalb zu Stande bringen, damit ich auch einmahl zur Ehre Gottes singe , nachdem ich so oftmals mit meinen Liedern der Eitelkeit gefröhnet habe^. 1748 druckte er in seinen „Ergetzongen^ VI 554 das alte Brachstück ab. „Der alte Trieb zor Dichtkunst hat sich verloren. Ich moA also dessen jemalige Verfertigung auf- geben". Er empfiehlt die Probe „einem geschickten Dichter, der sich in den daza erforderlichen Umständen befindet, zur Ermunterung und Anleitung**.

4) Leben und Charakter des . . . Grafens von Brühls D (1761) S. VII in der Zueignung.

Digitized by

Google

Aber das Leben and die Schriften des Kationalokonomen J. H. G. von Josti 369

V.

Nach dem Tode des Oberstlieatenants von Gersdorff behielt Josti seinen Wohnsitz in Dresden nnd begann eine Monatsschrift unter dem Titel die „Ergetzungen der vernünftigen Seele aus der Sittenlehre und der Gelehrsamkeit überhaupt". Der Verlag von Breitkopf in Leipzig und das Eintreten der neuen Zeitschrift in demselben Zeitpuncte, da die „Belustigungen" Schwabes aufhörten*), riefen den Glauben hervor, es handle sich hier um eine Fort- setzung des alten Gottschedschen Unternehmens*). Aber die Er- getzungen traten dem schon bei ihrem ersten Erscheinen mit der Versicherung entgegen, die Verfasser der beiden Schriften hätten nicht die geringste Gemeinschaft mit einander ^). Die Ergetzungen unterschieden sich denn auch wesentlich von der angeblichen Vor- gängerin dadurch, dass sie der poetischen Litteratur die Auf- nahme versagten, höchstens Fabeln und kleine feurige Oden zu- ließen. Da aber das alte Vorurtheil nicht weichen wollte, trat Justi in der Vorrede zu Band IV der Ergötzungen ausdrücklich dem Gerücht entgegen, als ob Professor Gottsched, den er übri- gens nicht einmal von Person zu kennen die Ehre habe, eine Aufsicht über seine Zeitschrift ausübe^). Ihren Inhalt habe ich früher characterisirt *). Es verdient hervorgehoben zu werden, daß, so mannichfaltig er ist, so viele rechtswissenschaftliche, ins- besondere staatsrechtliche Aufsätze sich in den sechs Bänden finden, eigentlich staatswissenschaftliche und kameralistische völlig fehlen. Von den Mitarbeitern lassen sich ein paar erkennen: ein Dresdner Advocat Engelbert Heinrich Schwarze*) und ein besonders fleißiger Anonymus aus Schlesien, der die verschiedensten Materien behandelt, namentlich in der Form daß er Bedenken gegen die Aufsätze des Herausgebers einsendet. Sie betreffen so gut das Alter des Sachsenspiegels wie die Zweckmäßigkeit der Schnürbrüste, die Behauptung, die Dichtkunst solle nur eine Be- schäftigung des schönen Geschlechts sein wie die Frage, ob die Wissenschaften nur um ihrer selbst willen oder auch wegen des

1) Waniek, Gottsched S. 480.

2) Gott gel Anz. 1745 S. 615.

8) Vorrede zu St&ck I v. 1. Juli 1745.

4) Vorrede, vom 2. Januar 1747 datirt, S. 5.

5) Abh. S. 503.

6) Auch an spätem Sammelwerken Jostis war er betheiligt. In den deutschen Memoires III (1750) 8. 141 steht von ihm eine Betrachtang über Zünfte und Innungen«

Digitized by

Google

370 F. Prensdorff,

damit verbandenen Vortheils geliebt zu werden yerdienen. Als Jnsti von 1760 ab die Aufsätze der Ergotzongen, die eigenen wie die fremden, in Sammlangen vereinigte and pablicirte, nannte er gestützt auf eine Angabe, die ihm 1747 der Buchhändler Korn aus Breslau gemacht haben sollte, als den Verfasser der ano- nymen Einsendungen den Landrath von Speer zu Johnsdorf in Schlesien^). Diese Mittheilung rief den Widerspruch und die Meldung des wahren Verfassers hervor, des Justizraths von Tau- badel zu Kärtzschitz (j. Kertschütz) bei Neumarkt im Fürsten- thum Breslau. Darauf berichtigte Justi selbst unterm 22. April 1760^, was er einen Monat früher gemeldet hatte'), mit dem Bemerken, eine Familie von Speer gäbe es in Schlesien gar nicht« Im Laufe des J. 1747 verließ Justi seinen bisherigen Auf- enthaltsort und siedelte nach Sangerhausen über. Im Juli des J. wird er als Advocat^), zu Ende des Jahres als ßath der ver- wittweten Herzogin von Sachsen-Eisenach genannt^): der i,Wit- thumsrath", der den Berichterstattern über den Monadenstreit in alter und neuer Zeit so viel Kopfzerbrechen verursacht hat^. Die Fürstin ^, Anna Sophie Charlotte, war die Enkelin des großen Kurfürsten, die Tochter des Markgrafen Albrecht zu Schwedt (1672—1731), seit 1723 verheiratet an den Herzog Wilhelm Hein- rich, den letzten Fürsten der Linie Sachsen-Eisenach, nach dessen Tode (1741) der Landestheil mit Sachsen-Weimar vereinigt wurde •). Dem kleinen Hofe fehlte es nicht an geistiger Anregung. Als Rath und Leibmedicus der Fürstin lebte in Sangerhausen Augustin StöUer, „mein sehr werthgeschätzter Freund und Gönner^, wie ihn Justi nennt. Er war der Bruder des durch seine Reise nach Kamtschatka berühmten Beisenden Greorg Wilhelm StÖUer^, und Justi stellte auf Grund von Briefen desselben und von Mittbei- lungen des Bruders alsbald nach dem Tode des verdienten For-

1) Schenh. u. satyr. Sehr. I 33, II 35, III 81, 282.

2) Moral, vl philos. Sehr. I Yorbericht

8) Histor. und Jurist. Sehr. I, Yorbericht y. 20. März 1760.

4) K Büchersaal Y 1 S. B7.

6) Nichtigkeit aller Einwürfe . . . wider seine Untersuchung der Lehre von den Monaden (Frankf. u. Leipz. 1748), Yorbericht geschrieben zu Sangerhausen den 22. Dec. 1747.

6) Abh. S. 605.

7) Histor. u. Jurist Schriften I (1760) 8. 119.

8) Pütter, histor. Entwicklung der heutigen Staatsverfassung des teutschen Eeichs III 83.

9) ADB. 86,88: unter dem Namen Steller. Justi schreibt StöUer und Steller. Die Yomamen des Arztes sind in der ADB. unrichtig angegeben.

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbriften des Kationalökonomen J. B. G. von Jasti. 37l

Sehers Nachriehten über ihn in seinen £rgötzungen zusammen, die er 1760 in den histor. und Jurist. Schriften noch an einigen Punkten ergänzte *). Danach wäre die Frau, die Wittwe Messer- schmidts, des ersten gelehrten Reisenden in Sibirien*), die ihren Mann auf seiner Fahrt zu begleiten sich weigerte, Schuld daran gewesen, daß Stöller, auf der Rückreise begriffen, nach Sibirien zurückbeordert und nach seinem im Nov. 1746 erfolgten Tode sein Vermögen und seine Sammlungen in Rußland zurückbehalten wurden. Als dem Bruder in Sangerhausen eine geringe Abfindung angeboten wurde, deren Annahme er verweigerte, kam ein Testament zum Vorschein, in dem die Wittwe, die alsbald einen russischen Pagenhofmeister Freiesleben heiratete, zur Universalerbin einge- setzt war.

VI.

Seit ihrer Regeneration unter Friedrich dem Großen hatte die Berliner Akademie der Wissenschaften eine Classe erhalten, dazu bestimmt, sich mit der Lieblingswissenschaft der Zeit, der speculativen Philosophie, insbesondere der Metaphysik, der Mutter aller Wissenschaften, la science des sciences, wie man sie pries, zu beschäftigen *). Als die Akademie zugleich nach dem Beispiel der Pariser Akademie Preisaufgaben auszuschreiben begann, war das ein Vorgang, der an sich schon die ganze Grelehrtenwelt interessirte. Um wieviel mehr, wenn die Wahl der Akademie das Gebiet der Metaphysik traf. Die Stellung der Aufgaben wie die Zuerkennung der Preise beschäftigte die öffentliche Meinung. Nicht selten forderte das eine oder das andere die Kritik heraus. Gleich bei der ersten der Metaphysik entnommenen Preisaufgabe begegnete beides, die Fragestellung und das Urtheil der Akademie, lebhafter Opposition.

Das Ausschreiben der Akademie von 174B verlangte, nach einer genauen Darlegung der Lehre von den Monaden solle unter- sucht werden, ob sie gründlich widerlegt und zerstört werden

1) Ergötzungen Bd. V (1747) S. 362 ff. Histor. u. Jurist. Sehr. 1136. In der Schrift: Natur and Wesen der Staaten (1760) S. 6 äußert Justi: „wenn die Nachrichten Herrn George Wühelm Stellers Ton vielen auf denen Inseln des Meeres zwischen Kamtschatka und Amerika lebenden Völkern, die ich im Ma- noscript von seiner eigenen Hand gelesen habe, jemals der Welt mitgetheüt werden sollten, so würde man über den Zustand, worinnen Geschöpfe von mensch- lichen Figuren seyn können, in das äosserste Erstaunen gerathen.^

2) ADB. 21, 497.

3) Hamack, Geschichte der Berliner Akademie I 309, 897 ff. IfL Gel. d. WiM. ÜMkriditMi. Pkilol9g.-lüctor. IUmm 1M0. Bif» 4. 27

Digitized by

Google

372 P. Frensdorff,

könne oder ob sie im Stande sei, die wichtigsten Erscheinungen des Weltalls and insbesondere den Ursprung and die Bewegang der Körper zu erklären*). Wie schon an der Aufgabe die dnrch- klingende Opposition gegen die von dem geistigen Vater der Aka- demie aufgestellte Lehre befremdet hatte, so ertheilte die Aka- demie, als sie 1747 ihr ürtheil fällte, einer Schrift mit dem Motto aus Juvenal : numquam aliud natura, aliud sapientia docet, die eine Bekämpfung der Monadenlehre enthielt, den Preis. Als Verfasser ergab sich Justi. Der Fragern, wer das sei, wußte man nichts zu antworten als: ein Advocat in Thüringen, in Sangerhausen.

Mit dem vierten Bande hatte Justis Monatsschrift, die Er- götzungen, ihr Progranmi erweitert. Die Erweiterxing war zu- gleich ein Stuck thätiger Reue. Nicht ohne Spott hatte einst der Eingang der Zeitschrift in seiner Schilderung der Mitglieder ihrer angeblichen Redaction einen Philosophen aufgeführt*). „Er will sich unter diesem Titel der Welt bekannt machen zur Strafe and zur Kreuzigung sein selbst, weil er ehedem die Thorheit gehabt in allen Gesellschaften von der besten Welt, von Monaden, von dem zureichenden Grunde und von andern fürchterlichen Rüstungen der jungen philosophischen Helden ein großes Geschrey zu machen.^ Jetzt habe er sich bekehrt und sei zufrieden, wenn er zur Besse- rung des menschlichen Geschlechts etwas beitragen könne. Das Preisausschreiben der Berliner Akademie bekehrte offenbar den Philosophen zum zweiten Male. Die Vorrede des neuen Bandes der Ergötzungen v. 2. Januar 1747 kündigte sicherlich mit Rück- sicht auf die den Herausgeber zur Zeit beschäftigende Materie an, die Zeitschrift werde von nun ab auch Aufsätze über die wich- tigsten Gegenstände der Metaphysik, Untersuchungen des Wesens und der Eigenschaften Gottes, der Beschaffenheit unserer Seele und des Leibes und des Bandes zwischen beiden aufnehmen und begann gleich mit einer Abhandlung, ob der Raum wirklich oder nur in unsern Begriffen vorhanden sei. Der Band schloß mit einer deutschen Übersetzung der der Akademie ihren Statuten gemäß französisch eingereichten Abhandlung Justis. Über den Empfang des Preises quittirte Justi mit folgendem Schreiben*):

1) Den Wortlaut giebt Harnack II 805.

2) Ergötzungen I Vorrede S. 7 ff.

3) Ich verdanke es der Mittheilong der Eönigl. Bibliothek zu Berlin, die das Original aufbewahrt Die Angabe Hamacks, daß der Preis seit 1747 in Form einer goldenen, Ton Uedlinger gestochenen Denkmünze ausgezahlt sei, trifft also fiXr dies Jahr nicht zo.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Kationalökonomen J. H. G. von «TustL 373

Monsieur, J'ai re^u par la Poste les 50 Dnc. pour le prix de cet annöe, que Tacademie Roi'ale a bien voulu m'attribuer. II ne me reste plas, Monsieur, que vous rendre grace de la peine, que vous a fait Tenvoi et de vous assurer, que je souhaite ardemment d'avoir oecasion de vous temoigner en effet, que je suis avec beaucoup d' Obligation et d^estime

Monsieur Sangerhausen votre tres humble et tres

le 12 Juil. obeissant serviteur

1747. Justi.

Als die gekrönte Schrift durch den Druck bekannt wurde, fand sie bei der Kritik wenig Gnade. Hatte Justi sich dem litte- rarischen Streit, der um Gottsched in den letzten Jahren ent- brannt war, ferngehalten, so kam er nun durch seine Parteinahme für die naturwissenschaf tlich - mathematische Methode in einen scharfen Gegensatz zu Wol^ und Gottsched, die, mochten sie auch Leibnizens System in manchen Punkten aufgegeben oder abge- schwächt haben, sich doch immer als seine Anhänger und zur Ver- theidigung seiner Lehre verpflichtet fühlten. Der Streit bewegte sich um die großen Namen Leibniz und Newton. WolflF hatte schon 1741 nach dem Erscheinen der Schrift Voltaires: la Meta- physique de Newton et de Leibniz geäußert^): „Herr de Voltaire hat den Newton zu einem großen Metaphysico machen und ihn in diesem Studio dem Herrn von Leibniz vorziehen wollen. Allein er hat nicht allein in deutscher Sprache von dem Herrn Professor Kohl in Göttingen seine Abfertigung bekommen *), sondern es wird auch in Berlin ein gewisser Gelehrter, der verborgen bleiben will, solches in französischer Sprache thun^. Puri Mathematici sind wohl zu nichts weniger geschickt als zur Metaphysik, und ist ebenso viel als wenn ein bloßer Poet sich von mathematischen Sachen ein Urtheil anmaßen wollte, davon er keinen Begriff hat.** Li dem Spruch, den die Berliner Akademie fällte, hatten die An- hänger Newtons den Ausschlag gegeben. Ihr Haupt war der große Mathematiker Euler. Gottsched, der seine philosophische

1) Briefe v. Chr. Wolflf aus den J. 1719—53, hg. v. der Petersburger Aka- demie (St Petersburg 1860) n. 72 S. 118: v. 25. März 1741 an J. D. Schu- macher.

2) Gemeint ist Ludw. Martin Kahle, Vergleichung der Leibnizischen und Newtonischen Metaphysik 1740.

3) Wohl Formey, dessen belle Wolfienne 1741 zu erscheinen begann.

27*

Digitized by

Google

374 ^' Frensdorff,

Laufbahn einst mit Dubia circa Monades Leibnitianas (1721) be- gonnen hatte, war gegen Eulers Gedanken von den Elementen der Körper aufgetreten*), und hatte Formeys Gegenschrift in der Übersetzung von Globig empfohlen*). Der Abhandlung Justis rühmte er nicht mehr nach als gewisse Vorzüge der Anmuth und Lebhaftigkeit; die eigentliche Aufgabe habe sie nicht gelöst, denn sie begnüge sich mit der Widerlegung dessen, was Wolff in seiner deutschen Metaphysik vorgetragen, lasse aber unberücksichtigt, wodurch Leibniz und Wolff ihre frühern Ansichten ergänzt und berichtigt hätten''). J. B. Merian, der in seiner Eloge de Mr. Formey (1797) der fünfzig Jahr zurückliegenden Angelegenheit ausführlich zu gedenken für nöthig hält, wirft dem Verfasser vor, den Begriff der Monaden mißverstanden zu haben, und berichtet, unter den Preisbewerbern hätte nach dem eigenen Geständniß Eulers sich einer befunden, der nach seiner gerechtern Würdigung der Leibnizschen Theorie den Preis mit Justi zu theilen verdient hätte'*). Characteristisch ist es übrigens, daß Merian weder hier noch an einer andern Stelle, wo er von einer sehr schlechten anti- monadischen Schrift, die den Preis der Akademie gewonnen habe, spricht^), Justis Namen nennt.

Neuere Beurtheiler haben gefunden, Justi sei es geglückt, das Willkürliche und Hypothetische der Monadenlehre darzulegen, da- gegen sei ihm ihr positiver Tiefsinn verborgen geblieben ^). Am schärfsten hat sich seiner Zeit Wolff geäußert. Er schiebt alle Schuld auf Euler, der seinen wohl verdienten Ruhm in der höhern Mathematik genießen könne, nun aber in allen Wissenschaften, auch von denen er nichts verstehe, dominiren wolle, und dadurch auch die Akademie in viele Schande bringe. Eine klare Probe lege der von ihm erregte Monadenstreit ab, „zumal da er einen hochmüthigen und verwegenen, dabei unverschämten Rabulisten, namens Justi zu seinem Werkzeug erkieset und das Interesse der Academie aus Mangel der Klugheit seinen Affecten aufopfert*").

1) Büchersaal 111 1746 S. 855.

2) Das. IV (1747) S. 52. Eugen Wolff, Gottsched im Kampf um die Auf- klärung (Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht VIII [1894]) S. 814.

8) Das.

4) M^moiress de racademie royale (Berlin 1800) S. 49.

5) J. G. Sulzers Lebensbeschreibung; hg. mit Anm. v. Merian und Nicolai (1809) S. 26.

6) Bartholm^s, Histoire phüosophique de Tacademie de Prusse II (1851) S. 255. Guhrauer, Kieler allg. Monatsschrift f. Wiss. und Litt. 1852 I 198.

7) Wolff an Schumacher 1748 Mai 6 (oben S. 878), abgedruckt bei Har- nack II 810.

Digitized by

Google

über das Leben nnd die Schriften des NationalOkonomen J. H. G. von Justi. 376

Der Monadenstreit, in dem Jnsti seinen Sieg zu vertheidigen hatte, währte noch einige Zeit nach jenem Urtheil der Berliner Akademie. Der Sieger verschwand dann, beschäftigte sich mit weniger idealen Problemen und tanchte auf einem neuen, ganz unerwarteten Schauplatze auf.

vn.

Noch bevor die Herzogin- Wittwe, in deren Diensten Justi in Sangerhausen stand, mit Tode abgieng (1761 Janr. 6), hatte er seine Heimat verlassen und befand sich in Österreich in Amt und Würden. Die Zeit, die er hier verweilte, ist die bedeutsamste seines Lebens. Denn von hier datirt die Wendung seines Geistes zu der Wissenschaft, die ihm seinen Platz in der Geschichte ver- schafiPen sollte. Bisher hatte er mit seiner raschen journalistischen Feder die verschiedensten Gebiete gestreift, die schöne Litteratur, die Philosophie, Geschichte und Jurisprudenz. Erst jetzt fieng er an, die ökonomischen Wissenschaften zu cultiviren. Daß er dazu gelangte, traf nicht zufällig mit seiner Übersiedelung nach Öster- reich zusammen.

Justi kam nach Österreich gerade in der Zeit, als Maria Theresia die bessernde Hand an alle Gebiete des innern Staats- lebens gelegt hatte. Das Steuerwesen und die Behördenorganisation wurden umgestaltet, so daß der Staat von den Ständen unab- hängig und eine centrale Leitung der innern Angelegenheiten möglich wurde. In dem Directorium in politicis et cameralibus und seinem Haupte, dem Grafen Friedrich Wilhelm von Haug- witz, kam die Umwandlung zum sichtbarsten Ausdruck. Sohn eines sächsischen Generals, jung zum Katholicismus übergetreten und dem österreichischen Staatsdienst von früh auf angehörig, war Haugwitz der schlesischen Verwaltung treu geblieben, auch als nur noch ein Rest der Provinz in Österreichs Händen war. Der Reform, die er nach seiner Berufung in die Centralverwaltung betrieb, dienten auch die in diesen Jahren geschaffenen Unterrichts- anstalten. Das 1746 gegründete Theresianum und die nach seinem Muster von der verwittweten Herzogin Theresia von Savoyen 1749 ins Leben gerufene Savoysche Ritterakademie sollten beide dem verarmten österreichischen Adel eine Ausbildung verschaffen, die ihn geschickter machte, den gesteigerten Anforderungen des Civilstaatsdienstes wie des Militairdienstes zu entsprechen *). Wurde

1) Job. Schwarz, Gesch. der Savoyschen Ritterakademie in Wien (Beiträge z. Österr. Erziehongs- und Schalgeschichte I [1897]) S. 21. Im Weitem citirt: Schwarz, Gesch.

Digitized by

Google

376 F. Frensdorff,

aach das Theresianom Jesuiten, die savoysche Akademie Piaristen übergeben, so zeigt doch die Berufung Paul Rieggers, Pro- fessors zu Insbruck, um an beiden Anstalten deutsches öffent- liches Recht, deutsche Reichsgeschichte, Natur- und Völkerrecht zu lehren '), daß man nicht so engherzig verfuhr, wie es oft dar- gestellt wird. Auch die Anstellung Justis am Theresianum beweist dagegen. Er gehörte der Anstalt etwa drei Jahre an und wirkte selbst bei der in dieser Zeit erfolgenden Erweiterung ihres Lehr- plans mit.

Wie verfiel man darauf, den Sachsen-Eisenachschen Witthums- rath am Theresianum anzustellen? Schon längere Zeit war davon die Rede, an der Wiener Universität oder in Verbindung mit einer zu gründenden Akademie eine besondere Professur für das, was man eloquentia Germanica nannte, zu errichten. Mehr als deut- sche Sprache und Stilübung verstand man darunter nicht. Ausge- führt wurde der Gedanke zunächst nur für das Theresianum und in einer blos praktischen Richtung. Arneth betont gewiß mit Recht, daß es Maria Theresia nicht um die Wissenschaft und deren Förderung, sondern um die Ausbildung brauchbarer Arzte, Geistlichen und Beamten zu thun war *). Die eloquentia Germanica sollte die Eleven der kaiserlichen Anstalt einen reinen deutschen Styl schreiben und amtliche Schriftstücke correct und verständlich abfassen lehren. Als der Plan, eine deutsche Professur in Wien zu errichten bekannt wurde, hatte man in den Kreisen Gottscheds gehofft, es werde einer seiner Schüler berufen werden. Auch in Österreich ist wohl der Gedanke erwogen worden. Zu einem wirk- lichen Anerbieten ist es aber nicht gekommen, und die oft wieder- holte Erzählung von der Ablehnung Schwabes, der sich nicht auf die Bedingung der Religionsänderung habe einlassen wollen, un- begründet ^). Man ließ sich bei der Wahl des Lehrers für die neue Professur von praktischen Rücksichten leiten. Weil Justi aus einem Lande und einem Bildungskreise stammte, dem man die beste Kenntniß und Übung der deutschen Sprache zutraute, und weil er Jurist war, wählte man ihn. Ein praktischer Jurist schien am besten für die Aufgabe geeignet, die am Theresianum zu er- füllen war. Auch an die savoysche Akademie, wo man um die- selbe Zeit eine Lehrstelle für den gleichen Zweck errichtete, be- rief man auf Vorschlag des Reichshofraths von Knorr einen 5__

1) Landsberg, Gesch. der Bechtswiss. nia 381, Illb 246.

2) Maria Theresia IV 124.

3) Waniek, Gottsched S. 550 und ADB. 38, 169. Abh. S. 507.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Jasti. 377

Jaristen, den bisher in Wetzlar thätigen Dr. Philipp Knoeh von Frankfurt a./M. ^). Es bleibt unbekannt, auf wessen Empfehlung oder zu welchem Zweck Justi im Sommer 1750 nach Wien gieng. . Denn daß er nicht gerufen wurde, ist nach allem sicher. Ob etwa ein verwandtschaftlicher Zusammenbang im Spiel war? Justis und Delius Mutter*) war eine geborene Geitner, die in der Delius gewidmeten Memoria als Tochter eines kaiserlichen Beamten be- zeichnet wird*). Daß Justi auch für seine väterliche Familie einen Zusammenhang mit Österreich in Anspruch nahm, wird unten noch vorkommen*).

Wahrscheinlicher ist mir, daß ein praktisch-technischer Zweck Justi nach Wien führte. Er stand gerade damals in den Anfängen seiner experimentirenden Periode *). Das „Speculativische" genügte ihm nicht mehr. Die Lorbeeren des Juristen Barth zu Großen- hain, der die sächsischen Farben entdeckt hatte, ließen ihn nicht schlafen, und mehr noch als der Ruhm, war es die Aussicht auf Geldgewinn, die ihn dem gleichen Gebiet zuführte. Er suchte dem Geheimniß der sächsischen Farben auf die Spur zu kommen und hatte in seiner thüringischen Heimat, wo der Anbau des Waid seit alter Zeit betrieben wurde. Versuche gemacht, aus Waid ein dem Indigo gleiches Färbemittel herzustellen®). Im Februar 1750 reichte er dem k. k. Ministerium ein Memorial ein, worin er sich erbot, sein Geheimniß Indigo aus Waid zu machen gegen eine billige Entschädigung mitzutheüen ^). Die Neigung der Regierung, auf die Sache einzugehen, die nach Justis Angabe anfangs sehr

1) Schwarz, Gesch. S. 55 ff.

2) Oben S. 360.

3) Memoria Delü in den Nova acta physico-medica acad. Caesar. Leopold.- Carol. naturae cariosomm Yll (Norimb. 1783) App. p. 211: cum eo (sc. Joh. Ad. Delio) omatissima femina Geitneria, caesarei officialis filia, secundas nuptias con- traxit. Auszug in Crells ehem. Annal. I (1784) S. 379. Bei Hock S. 30 ist der Name zu Geisner entstellt und ihr Vater als wirklicher sächsischer Hauptmann bezeichnet.

4) unten S. 884.

5) Abh. S. 508.

6) Justi, Neue Wahrheiten I (1754) S. 68: yon einem Indigo aus Wayd.

7) Die Priorität der Erfindung wurde ihm streitig gemacht Zincke, Leipziger

Sammlungen v. wirthschaftl Sachen XI (1755) S. 995. Die ünfertigkeit seiner

angeblichen Erfindung gab Justi selbst in dem Oeständniß zu, die Farbentheilchen aus dem Waid nicht in eine so feste Masse bringen zu können, wie es der Indigo ist. Schreber, histor. u. öconom. Beschreibung des Waidtes I (Halle 1752) S. 139. Mit demselben Problem beschäftigten sich übrigens der sächs. Bergrath Barth (ob, S. 377) and der Bremer Kulenkamp (Abh. S. 537).

Digitized by

Google

378 F. Frensdorff,

groß war, ließ nach, und so wird sich Justi selbst nach Wien be- geben haben, um die Angelegenheit weiter zu betreiben. Auf dem- selben Gebiete der wissenschaftlichen Thätigkeit lag eine Schrift 'Justis, die, im Sommer 1750 in Wien erschienen, das Geheimniß der sächsischen Farben^) und deren Verbesserung gefunden zu haben vorgab, aber nach der Klage der Recensenten das Geheimniß für sich behielt*). Dagegen gehörte einem früher von ihm ge- pflegten Wissenszweige eine zweite im Sommer 1750 in Wien ver- öffentlichte Abhandlung an: von der Abtretung eines Reichlehns in den Frieden mit auswärtigen Mächten'). Sie betraf eine alte Streitfrage des Reichsstaatsrechts, die zur Zeit wieder praktisch geworden war*). Im Aachener Frieden von 1748 waren die drei zum Reiche gehörigen Fürstenthümer Parma Piacenza und Gua- stalla an den Infanten Philipp von Spanien, den Sohn König Philipps V., abgetreten worden. Die Abhandlung Justis führte aus, daß solche Abtretung nur unter Festhaltung der Verbindung mit dem Reiche und unter Zustimmung des Reiches rechtsgültig geschehen könne ^). Vermuthlich ist Justi auf Anregung von Oster- reich, etwa von Mitgliedern des Reich shofraths, zu dieser Arbeit veranlaßt worden. Durch den Aufenthalt in Wien und diese ver- schiedenen Publicationen war er den Wiener Autoritäten bekannt geworden. So kam man dazu, ihn bei der Besetzung der Stelle am Theresianum in Betracht zu ziehen. Man wäre nicht auf ihn verfallen, wenn er nicht in Wien anwesend gewesen wäre. Das machen auch die Umstände wahrscheinlich, die sich an die später zu erörternde Frage seines Confessionswechsels knüpfen.

Zu Anfang August 1750 waren die Vorbereitungen zu Justis Anstellung so weit gediehen, daß Graf KhevenhüUer und Graf Haugwitz ihre Anträge an Maria Theresia richten konnten. Der erste, Curator des Theresianums, befürwortete bei der Kaiserin die Bestellung eines Professors, „der die erwachsene Jugend zu einen reinen teutschen Stylo anführet und sie unterweiset, wie jeder

1) Als eine besondere Schrift in GGA. (s. nächste Anm.) angezeigt. Nach Jastis eigener Angabe zuerst in seinen Deutschen Memoires I (1750); (in der dritten Ausg. der Mem. III 425), wiederholt in den chymischen Schriften I (1760) S. 297 ff.

2) Gott. gel. Anz. 1751 Juni 8, S. 486. Schreber, vom Waidt S. 121.

3) Vorrede, dat. Wien den 7. Juli 1750.

4) Putter, Entwickl. III 39. Dess. Litt, des teutschen Staatsrechts m 28.

5) Die Abhandlung ist wiederabgedruckt in J. C. König, Selecta jor. publ. noTissima Thl. 30 (1754) S. 220 ff. und in Justis histor. u. jur. Schriften II (1761) S. 232 ff.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 379

Vortrag kurz dar und ordentlich zu fassen sey^, und zugleich das CoUegium oeconomico-provinciale zu besorgen haben sollte; Graf Haugwitz schlug für die Bekleidung der neuen Professur den ehemaligen Sachsen-Eisenachschen Hofrath Justi vor, ;,weillen seine herausgegebene impressa zeigen, daß er der Teutschen sprach sehr mächtig seye und sich auf eben dise Studia verleget habe.^ Die Kaiserin war vorsichtig und verfügte, Graf Haugwitz solle Justi noch ein Thema zur Probe in seinem Hause „ohne andere hilfP noch bücher" ausarbeiten lassen, „umb zu sehen, ob er so tauglich oder nichts daran sey"^). Das Vertrauen des Ministers hatte Justi schon in dem Maße erworben, daß dieser seinen Sohn Otto Carl, aus einer zweiten mit einer Gräfin Franckenberg ge- schlossenen Ehe, der etwa 11 Jahre alt, doch schon „decretirter kaiserlicher Kammerherr" war, von ihm unterrichten ließ. Die Probeschrift Justis muß dann befriedigend ausgefallen sein. Aber Justi selbst drückt sich am 5. October noch behutsam über den Zweck seines Aufenthalts aus: „weil ich mich dermalen unter- schiedener Geschäfte halber in Wien befinde"*); erst nach der Mitte des Monats scheint sich sein Geschick entschieden zu haben, denn jetzt bezeichnet er sich als ehemaligen fürstlich Sächsischen Eisenachschen Witthumsrath und bestimmten öfFentlichen Lehrer der deutschen Beredsamkeit und Landes-Oeconomie bey dem Kays. Kgl. Collegio Theresiano '). In dem Anstellungsdecrete vom 31. August 1750*) wird ihm „in Erwägung der von ihm gerühmten stattlichen Gelehrsamkeit und davon sowohl durch verschiedene zum Druck beförderte Stücke als auch hierorts eigends abgelegten guten Probe" die Professura eloquentiae germanicae übertragen. Für das erste Probejahr erhält er einen Gehalt von 1000 Gulden unter Erlaß der sonst zu entrichtenden gewöhnlichen Taxe aus be- sonderer Gnade; eine Erhöhung wird ihm in Aussicht gestellt, „wenn Er Justi sich mittlerweil zur Abhaltung eines Collegii

1) Das Vorstehende nach den Mittheüongen aus den Acten bei Marchet, Stadien über die Entwickelung der Verwaltungslehre in Deutschland (München u. Leipzig 1885) S. 318.

2) Vorrede zu den Deutschen Memoires, 2. Aufl. (2 Thle., Wien 1761).

3) Deutsche Memoires, dritte Auflage, TW. 3 (Wien 1761) Widmung an Graf Haugwitz vom 19 Oct. 1750.

4) Dies Datum fällt gegenüber den vorsichtigen ÄuEerungen Justis vom October (oben A. 2) auf. Offenbar war ihm das Decret noch nicht ausgehändigt; vielleicht ist es auch zurückdatirt, um ihm den Gehalt von da ab zuzuwenden. Wenn er sich selbst noch auf dem Titel einer im October fertig gewordenen Schrift (oben A. 3) als designirten öffentlichen Lehrer bezeichnet, so mag die Anstellung erst mit Abhaltung der Antrittsvorlesung perfect geworden sein.

Digitized by

Google

380 F, Frensdorff,

oeconomico-provincialis . . . geflissen leben werde** ^). Vom 1. No- vember 17B1 wurde sein Gehalt auf 1500, später auf 2000 Gulden erhöht«).

Am 16. November 17B0 hielt Justi vor einer Versammlung, in der sich die Minister befanden, seine Antrittsvorlesung. Sie behandelte den Zusammenhang zwischen der Bliithe der Wissen- schaften und der des Staats. Der Zustand der österreichischen Länder unter dem Scepter Maria Theresias bildet den Hinter- grund. Er preist sein Geschick, sich nunmehr den Einwohnern dieser glücklichen Staaten beizählen zu können, die noch vor hundert Jahren das beständige Vaterland seiner Vorfahren waren. Justi weiß sonst einfacher zu reden, als es hier geschehen ist; die ungewohnte Feierlichkeit mag manche schwülstige Wendung seiner Antrittsvorlesung entschuldigen').

Das coUegium oeconomico-provinciale, das Justi den absolvirten Juristen, die sich dem internen Staatsdienst zu widmen beabsich- tigten, vorzutragen hatte, umfaßte Finanzen, Handel, Contri- butionale (Steuerwesen) und Manufacturwesen. Als man nach einigen Jahren die Erfahrung machte, daß die Juristen nach Absolvirung des Theresianums noch nicht für den praktischen Staatsdienst brauchbar waren, ergriff man dasselbe Mittel wie in Deutschland. 1749 stiftete J. J. Moser seine Staats- und Kanzleiakademie zu Hanau; in demselben Jahre veröffentlichte Pütter in Göttingen seine Vorbereitung zu einem coUegio practico juris publici*). So beschloß auch Maria Theresia eine praktische Staats- und Kanzlei- akademie am Theresianum zu begründen und beauftragte Christ. Aug. Beck, der seit 1748 Niederösterreichischer Regierungsrath und Professor des Staatsrechts am Theresianum war, mit der Aus- arbeitung eines Plans, der am 26. Juni 1752 die kaiserliche Ge- nehmigung erhielt. Danach wurde Beck mit dem Lehramt für die deutsche Reichspraxis, Dr. Job. Picker mit dem für die Justizpraxis, der Archivar Rosenthal mit dem Unterricht in der österreichischen Staatsverfassung und Justi mit der Praxis im Cameral-, Commer-

1) Marchet S. 319.

2) Mittheüung von Herrn Professor J. Schwarz aus den Acten des There- sianums. Nach Marchet a. a. 0. wäre schon im November 1750 die erste Gehalts- erhöhung gewährt.

3) Die Rede ist abgedruckt: Justi, Politische und Finanzschriften II (1761) S. 128 ff.

4) M. Abhandig : die ersten Jahrzehnte des staatsrechtl. Studiums in Qöttingen. Gott. 1887.

Digitized by

Google

fiber das Leben und die Schriften de« Nadonaldkonomen J. H. G. von Josti. 381

cial- nnd Bergwesen betraut*). Nach dem Lehrplan, wie er 1752 53 beobachtet wurde, unterwies Justi an den fünf Unter- richtstagen — der Donnerstag war nach altüblicher, noch jetzt in Tübingen festgehaltener Weise Ferialtag die Juristen des ersten und zweiten Studienjahres von 11 12 in eloquentia ger- manica, die Juristen des dritten Jahres Abends von 6—7 Uhr in Commercium und Oeconomia publica*). In Osterreich legte man wie anderswo damals noch nicht den Schwerpunkt in den münd- lichen freien Vortrag, sondern verlangte von dem akademischen Lehrer eine Explication seines Themas ;,mittels eines guten wohl recipirten Autors". Wo es an einem solchen fehlte, hatte der Lehrer selbst ein Lesebuch zu schafPen. Als Justi beauftragt wurde, praktische Lectionen in cameralibus zu halten, wurde ihm zugleich aufgegeben, einen Entwurf dazu dem Hofe vorzulegen. Als er nicht ^asch genug damit zu Stande kam, wurde am 7. Ok- tober 1752 „urgiert" ^). Der Grundriß ist später in einer von Justis Zeitschriften nach und nach abgedruckt mit der Bemerkung, er habe ihn vor einigen Jahren einem erleuchteten kaiserlichen Ministerio übergeben müssen und damit einen besonders hohen Beifall gefunden*). Auch für die eloquentia germanica hat Justi ein Lehrbuch verfaßt; es ist die früher characterisirte „Anwei- sung zu einer guten deutschen Schreibart '^ (Leipz. 1755)*).

Auf besondern Befehl der Kaiserin hatte Justi den Auftrag

1) Schwarz, Gesch. S. 58. Üher Beck vgl. nnten S. 886; von ihm erschien 1754 Versuch einer Staatspraxis. Pütter, Litt. II 379. üeber Picker weiß ich nichts anzugeben. Über Rosen thal, eigentlich Theod. Anton Taulow von Rosen- thal ADB. 37, 465 und unten Abschn. X. Nach Wurzbach, biogr. Lexikon 27 (1874) S. 82 wäre er in Ilildesheim geboren nnd durch Bartenstein in den öster- reichsten Staatsdienst gezogen. Seit Schaffung eines Archivs des kaiserlichen Hauses unter Maria Theresia 1749 war R. dessen erster Archivar. Ameth, M. Theres. IV 182,519.

2) Mittheilung von Herrn Prof. Schwarz.

8) Der Auftrag praktische Lectionen in cameralibus zu halten und dem Hofe einen Entwurf vorzulegen war unterm 26. Juni 1752 ertheilt Mittheilung aus den im Archive des k. k. Ministeriums des Innern befindlichen Niederöster- reichischen Protokollen, die ich Herrn Hofrath Winter, Director des k. und k. Staatsarchivs, zu verdanken habe.

4) Neue Wahrheiten I (1754) S. 147 ff. Eine Ausgabe unter dem Titel : Gutachten von dem vernünftigen Zusammenhange und practischen Vortrage aller

öconom. u. cameral. Wissenschaften (zusammen mit Justis Antrittsrede)

hg. von D. E. v. K. (Leipz. 1754) ist weder in Gföttingen noch in Berlin vor- handen. Ich kenne sie nur aus dem Göttinger alphabetischen Kataloge.

5) Abh. S. 508.

Digitized by

Google

382 F* Prensdorff,

erhalten, die Juristen, auch in der Montanistik zu unterweisen^). Es hieng das damit zusammen, daß er gleich nach seinem Eintritt in den österreichischen Dienst sein Interesse dem Bergwesen zu- gewandt hatte. „Sofort nach meiner Ankunft" erzählt er „erregten die ungemein gebirgigten Gegenden von Nieder Österreich nach Steiermark zu meine Aufmerksamkeit" *). Er dachte zuerst an Forschen nach Wismutherz. Als er sich einem guten Freunde und Sachverständigen, dem Pater Joseph Franz, von dem später noch die Rede sein wird, eröflFnete, erzählte ihm dieser von einem Grastwirth und Postexpeditor Johann Burger in Annaberg, der dort silberhaltiges Gestein gefunden haben wollte. Die Fund- stätte Annaberg lag in Nieder Österreich und gehörte zu dem Gebiete des Cisterzienserklosters Lilienfeld südlich von St. Polten. Als Justis Untersuchungen von Erfolg begleitet waren und er einen Concessionsschein zu Schürfarbeiten erlangt Bätte, meinte der zur Unterstützung des Unternehmens aufgeforderte Abt Do- minions von Lilienfeld auf Grund eines Privilegiums K. Rudolf I. ") für sich das Bergwerkseigenthum in Anspruch nehmen zu können. Eine Erinnerung der nach Annaberg gesandten Hofcommission an frühere unglückliche Bergwerksunternehmungen des Klosters genügte, um den Abt von seinen Ansprüchen zurückzubringen und statt sie zu verfolgen, sein Kloster mit vier Kuxen an dem Bergwerk zu betheiligen*). Die Ausbeute erwies sich als glän- zend. Justi versprach sich ein Silber reiner und weißer als das zu Schemnitz in Ungarn. Der Kux, der anfangs BO Gulden galt, wurde auf 30 Ducaten geschätzt. Die Kaiserin und der Adel erwarben Antheile. Ganz Wien und Osterreich wurde auf einmal rege, Mineralien aufzusuchen, und bei dem k. k. Münzamt wie bei Justi liefen nicht selten Mauersteine zur Prüfung ein, weil die Leute gehört hatten, das Annaberger Erz sehe wie ein bloßer Kalkstein aus*). Der Name Justis wurde allgemein bekannt. Freiherr v. Fürst, der nachherige preußische Kanzler, der sich 1762—55 in Wien aufhielt, um das schlesische Schuldenwesen durch Verhandlung mit der österreichischen Regierung zu re-

1) MittheUang des Herrn Prof. Schwarz.

2) Justi, chym. Sehr. I (1760) S. 409 ff.

8) Gemeint wird die Urkunde v. 1277 sein, Acta imperii ined. hg. v. Winkel- mann II (Insbr. 1885) n. 114 S. 95. Regesten K. Rudolfs (hg. v. Redlich) n. 866.

4) Becziczka, histor. u. topogr. Darstellung von Lilienfeld in: histor. u. topograph. Darstellung der Pfarren, Stifte, Klöster im £rzherzogth. Österreich Bd. VI (Wien 1825) S. 452 ff.

5) Justi, Neue Wahrheiten I (1754) S. 14.

Digitized by

Google

üW das Leben und die Schriften des Kationalökonomen J. H. Q. von Josd. 383

guliren*), gedenkt in seinen Berichten, wo er auf Österreichs Bergwerke und Münze zu sprechen kommt, der großen Verdienste des Professors Justi von Jena^). Leider währten die großen Hoffnungen nicht lange.

Die verschiedenen Auflagen von Büschings Erdbeschreibung spiegeln den raschen Wechsel wieder. 1761 heißt es^: unweit St. Annaberg nach der steiermärkischen Grenze zu hat J. H. Gr. von Justi ein reiches Silberbergwerk entdecket, mit dessen Be- arbeitung 17B4 der Anfang gemacht wurde *). Es ist merkwürdig, daß man in demselben eine neue Silbererzart, nemlich eine alka- lische gefunden hat. In einer spätem Auflage*) ist das Adjectiv „reiches" gestrichen und die Bemerkung hinzugefügt: allein 1770 hat man mir gemeldet, daß das Bergwerk stark abgenommen hat und bald gai; eingehen werde; und das Erz wird richtiger für Kalkgestein mit sehr zartem eingesprengten Glaserz und gedie- genem Silber gehalten*).

Nach Justis Angaben seiner Familie gegenüber war die Berg- werksangelegenheit die Hauptursache, die ihn wieder aus Österreich vertrieb. Man habe ihm die versprochenen Vortheile erschwert, weswegen er seine Ansprüche an die Kaiserin verkauft und Ur- laub genommen habe, um seine Verhältnisse in der Heimat, die nach dem Tode seiner Mutter der Ordnung bedurft hätten, zu reguliren^. Öffentlich hat er als Grund seiner Rückkehr seine Gesundheitsverhältnisse angegeben^. Es kann kaum zweifelhaft

1) Stölzel, Brandenburg-Preufiens Rechtsverwaltang II 227.

2) Ranke, Sämmtl. Werke Bd. 80 S. 27.

8) Erdbeschreibung, Aufl. 3 Bd. III (1761) S. 244.

4) Die £rüffnaDg des Bergwerks setzen alle Zeugnisse ins J. 1752. Bec- ziczka (oben S. 882 Anm. 4), der noch berichtet, daß man anfangs die Erze zur Aufarbeitung nach Schemnitz gebracht, nachher aber die nöthigen Werke in Anna- berg errichtet habe. Jars, Voyages metallurgiques II (Paris 1780) p. 240 ff. Jars und Duhamel besuchten Annaberg 1758. Gmelin, Beitr. z. Qesch. des Berg- baues (Halle 1788) S. 81. Aus dem Jahre 1752 stammt auch die Muthung Justis f&r Hainfeld (Mittheilung aus dem k. k. Staatsarchiv).

5) Büsching, Aufl. 7 Bd. V (1789) S. 868.

6) Ebenso Beckmann , Yorrath S. 552. Delius , Abhandlung y. d. Ursprung der Geb&rge hg. v. Schreber (Leipz. 1770) S. 117: das annaberger Erz ist nichts weniger als ein alkalisches Erz. Es besteht aus einem kalkartigen Gestein, worin theils ein Silberglaserz, theils auch ein wirkliches gediegenes Silber in sehr zarten Theilen eingesprengt ist

7) Beckmann S. 552.

8) Abh. S. 507. Zincke, Leipziger Sammlungen XI (1755) S. 260: der ge- lehrte und edle Herr J. H. Q. v. Justi, Hofrath und ehemaliger öffentlicher

Digitized by

Google

384 F. I^rensdorff,

sein, daß andere Verhältnisse als die erwähnten im Spiel waren, ja den Ausschlag gaben. Sie scheinen ziemlich unerwartet ein- getreten zu sein, denn während er noch zu Anfang des J. 1753 den Versuch machte, einen Platz in der österreichischen Ver- waltung zu erhalten, ein Versuch, der übrigens fehlschlugt), ist er in der zweiten Hälfte des Jahres bereits wieder in seiner fieimat. Eine Urkunde über seine Entlassung aus der Stelle am Theresianum hat sich nicht erhalten *). Wie über sein Kommen, so sind auch über sein Gehen nur Vermuthungen möglich.

Justi hat eine reiche Erfahrung in Osterreich gesammelt ; für seine Wissenschaft waren die hier zwischen den großen Kriegen verbrachten Jahre unschätzbar. Sein umfassendes Werk über die „Staatswirthschaft^, das alsbald, nachdem er Österreich verlassen hatte, erschien *), ist nicht umsonst Maria Theresia gj^e widmet, und die Wendung, der Verfasser habe in den Diensten der Kaiserin zu ersterben gehofft, ist gewiß ernst gemeint. Daß er schlecht behandelt sei, hat er nie behauptet, wenn er auch keine sonder- liche Anerkennung seiner Dienste davon getragen hat. Namentlich darf man nicht glauben, er sei in Österreich nobilitirt worden. Aus eigener Machtvollkommenheit hat er sich von Justi ge- schrieben, weil seine Vorfahren während ihres früheren Wohn- sitzes in Österreich nach seiner Angabe geadelt worden waren*).

Durch die Stellung, die Justi amtlich und außeramtlich in Wien einnahm, muß er mit zahlreichen Persönlichkeiten der ver- schiedensten Lebenskreise in Berührung gekommen sein und Ein-

Lehrer an dem CoUegio Theresiano zu Wien, hat sich wegen seiner Gesundheit und weU er die Wienische Lufft nicht gewohnen können, wiederum nach Sachsen in sein Vaterland hegehen.

1) Nach den Niederösterreichischen Protokollen (oben S. 381 A. 1) suchte Justi am 10. Febr. 1753 um Ernennung zum niederösterreichischen Bepräsentanten und Kammerrath nach; dem Eintrage ist aber nur: ad acta beigefügt. „Repräsen- tation und Kammer** war die Bezeichnung der hohem landesherrlichen Verwal- tungsbehörde in den einzelnen Provinzen, der Grundlage der nach 1760 ent- standenen „politischen Landesstellen** oder Gubemien. Beidtel, Gesch. der österr. Staatsverwaltung I (1896) S. 28.

2) DaE Justi nach Act v. 11. Mai 1754 erst jetzt das Theresianum verlassen habe (Mittheilung von Herrn Prof. Schwarz), steht in Widerspruch zu den eigenen Angaben Justis: Neue Wahrheiten, 1754 Janr. Stück 1.

3) 2 Thle., Leipz. 1755.

4) Oben S. 877 und 380. Meine frühere Ausführung über Justis Nobili- timng (Abb. S. 509) wird dadurch bestätigt, daß weder im Staatsarchiv noch im Adelsarchiv des Ministeriums des Innern eine Standeserhöhung Justis nachweisbar ist (Mittheilg. von Herrn Hofrath Winter).

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des KationalökoDomen J. H. G. von Josti. 385

blicke in die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit gewonnen haben. Leider erfahrt man darüber nicht mehr als durch ge- legentliche Anßerongen seiner Schriften. So spärlich sie sind, die bezeichnendsten verlohnt es sich zu sammeln. Er nennt ein- zelne Mitglieder der Aristokratie, die er kennen lernte : den Baron von Sauberskirchen, der die Herrschaft Rodaun bei Wien besaß ^) ; den niederösterreichischen Landmarschall, Freiherrn v. Moser, der in seiner Jugend England besucht hatte und ihm persönlich von Newton und Clarke berichten konnte, wie sie mit ihren philo- sophischen Ansichten die größte und wahrhaftigste Verehrung gegen Gott verbanden*). Moser ist derselbe, der den Leipziger Magister Schwabe für die Eloquentia germanica, wenn auch ver- gebens in Vorschlag gebracht hatte ^. Seine Stellung in der Gelehrtenwelt und sein Amt am Theresianum mußten Justi be- sonders mit Jesuiten in Verbindung bringen. Die Stellung, die sie ihm gegenüber beobachteten, war sehr verschieden. Der Pater Rector der Jesuiten in Wien Lewald erklärte sein ganzes Wirken für unnütz. Auf alle die schönen Verbesserungen in Cameral- und Pülizeisachen , die er lehre, komme gar nichts an. „Wenn man nur fromm wäre und andächtig betete, so segnete Gott ein Land. Das Haus Österreich wäre so lange ohne alle dergleichen Cameral Wissenschaften sehr glücklich gewesen ^)^. Ein Mann ganz andern Schlages war der schon erwähnte Pater Franz*). Seit 1734 an der Wiener Universität als Lehrer der Mathematik, Astronomie und Physik tbätig, hatte er 1740 an der Gesand- schaftsreise des Grafen Uhlefeld nach Constantinopel theilgenommen. Seine Eenntniß fremder Sprachen und der diplomatischen Verhält- nisse befähigten ihn zur Leitung der 1754 in Wien errichteten orientalischen Akademie, deren Plan er auch entworfen hatte. Als Maria Theresia die Wiener Universität reorganisirte, machte sie ihn 1752 zum Director des philosophischen Studiums •). Er brachte Justi, wie erwähnt, mit dem Bergwesen in Zusammenhang, verhandelte überhaupt mit ihm über naturwissenschaftliche Dinge. Daß die kirchlichen Interessen, wie er sie verstand, darüber nicht zu kurz kamen, wird sich noch zeigen. Über die Strenge

1) Geschichte des Erdkörpers (1771) S. 247.

2) Gesch. des Erdkörpers S. X.

3) Oben S. 876.

4) Grandrü einer guten Begiening (1759) S. 324. 6) Oben S. 382.

6) Ameth, Maria Theresia IV 127,119. Kink, Gesch. der kais. Univ. zu Wien 1 (1854) S. 462.

Digitized by

Google

086 ^' Frensdorff,

der Censar in dem damaligen Osterreich finden sich mancherlei Klagen in Justis Schriften. Er konnte hier aus eigener Erfah- rung berichten, da er in die seit 1749 auf Betreiben van Swietens durch die Kaiserin neu errichtete Bücherrevisionscommission, die anstatt der bisher durch die Universität und ihre Jesuiten ge- übten Censur die vom Ausland nach Österreich gelangenden Preß- erzeugnisse zu prüfen hatte, neben den anderen Professoren der adeligen Akademieen Beck und Riegger *) als Referent über hi- storische und politische Schriften berufen war ^). Aus den Kämpfen in der Commission z. B. um die 1762 verhandelte Zulassung des Esprit des lois, die Riegger, Justi und Beck befürworteten, die Jesuiten de Biel und Pol verwarfen, ist neuerdings manches In- teressante bekannt geworden^. Einen bezeichnenden Vorfall aus demselben Jahre hat schon Justi erzählt. Er betraf eine Schrift über die Wahl eines römischen Königs. Ihr Verfasser war durch- aus für Osterreich gesinnt und empfahl die Wahl des Erzherzogs Joseph als besonders vortheilhaft für Deutschland. Da aber in der Schrift gelegentlich bemerkt war, es könne auch ein Pro- testant zum römischen Kaiser erwählt werden, war sie confiscirt worden. Der Referent vermochte in der Bücbercommission keinen andern als diesen Grund anzuführen. Justi als Mitglied der Com- mission*) stellte vor, wenn es auch besser sei, solche Seiten nicht zu berühren, so könne doch kein Grund zur Confiscation daraus entnommen werden; denn der Satz folge aus der den Protestanten in den Reichsgesetzen zugestandenen vollkommenen Gleichheit der Gerechtsame. Wolle man wider den Satz mit solcher Härte ver- fahren, so könnten die Protestanten Gelegenheit nehmen, ihn aus- drücklich in die Wahlcapitulation oder ein anderes Reichsgesetz zu bringen*). ;, Allein unter sieben bis acht Mitgliedern, aus

1) Oben S. 876 und 380.

2) Foomier, Gerhard van Swieten als Censor (Sitzongsber. der kais. Akad. der Wiss. Bd. 84 [1876]) S. 406.

8) Foumier a. a. 0.

4) Er ist später, um mehr MoBe zur Ansarbeitong seiner Staatswirthschaft zu gewinnen, durch die Kaiserin von dem Amte eines Büchercensors dispensirt worden (Zuschrift der Staatswirthschaft Thl. I).

5) Die 1750 gegebene Anregung, den mindeijährigen Erzherzog Joseph (geb. 1741) zum römischen Könige zu erwählen, rief eine lebhafte politische und litterarische Debatte herror. Pütter Litt. III 859. Gehlsdorf, die Frage der Wahl Erzherzog Josephs zum röm. König (Bonner Dissert. v. 1887) S. 66. Der im Text berührte confessionelle Punkt kjun nicht zur Sprache. Etwas später hat man sich mit der Doctorfrage beschäftigt, ob ein Protestant zum Kaiser gewählt werden könne, und 1788 die Göttinger Juristenfacultät den Gegenstand auf Yer-

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationalökonomen J. fi. 0. von Josti. 387

denen die Commission bestand, fand sich nur einer, dessen wahre Gelehrsamkeit sich soviel Ruhm in der gelehrten Welt erworben hat als seine billigen G-rnndsätze in der Censur, die ihm aber die Todfeindschaft der Jesuiten zugezogen haben, Hochachtung bey mir «verdienet haben, der meiner Stimme beitrat" ^). Gemeint ist unzweifelhaft der berühmte Leibwzt der Kaiserin, Gerhard van Swieten *).

Als der Freiherr Joseph von Petrasch, ein gelehrter Dilettant, der in Olmütz eine wissenschaftliche Gesellschaft begründet und zu Gottsched Beziehungen hatte, 1749 zu einem Gutachten über eine in Wien zu begründende Akademie aufgefordert*), für ihre ein- heimischen Mitglieder Zugehörigkeit zur katholischen Kirche for- derte, machte er sich selbst den Einwurf, für die Pflege der deutschen Sprache werde man sich gezwungen sehen, einen Sachsen, also einen Mann evangelischen Bekenntnisses zu berufen, da in den österreichischen und andern katholischen Ländern, wo man eine unangenehme Aussprache habe und sich auch der Richtigkeit in der Schreibart nicht befleiße, kein Lehrer aufzufinden sein dürfte, der die nöthige Reinheit in der deutschen Sprache besitzt. Er kommt über seine Bedenken mit Erwägungen von der Art hinweg, eine solche Berufung werde nur für das erstemal noth- wendig sein oder: mancher Sachse würde bei der Hoffnung sein Brod nicht zu verlieren, er wolle nicht sagen zu verbessern, seiner Glaubenslehre absagen. Es war in den letzten Jahrzehnten so mancher aus dem Reich nach Österreich gegangen und zu Amt und Würden gelangt, aber immer unter Übertritt zur katholischen Kirche. Freiherr von Fürst bemerkt in seinen schon angeführten Berichten: die Erziehung, wie sie in katholischen Ländern ge- geben wird, eignet sich nicht ausgezeichnete Männer zu bilden, und in der Regel machen Protestanten, die in einem gewissen Alter übertreten, in jenen Ländern ihr Glück*). Die Beispiele lagen nahe genug: der Graf Haugwitz und sein Vetter Freiherr Heinrich Wilhelm, der Vicepräsident des flofbergcoUegii; aus

anlassang einer aoswärts geschehenen Wette eingehend behandelt und bejahend entschieden. Pütter, RechtsföUe III 3 (1785) S. 788. Häberlin, Handb. des teutschen Staatsr. I 230. Aegidi, Fürstenrath nach dem LüneviUer Frieden (1853) 8. 178.

1) Grundfeste zu der Macht u. Glücksei. der Staaten 11 59.

2) ADB. 37, 268 ( Jacoby).

8) Feil, Versuche z. Gründung e. Akademie der Wiss. unter Maria Theresia (Jahrb. f. vaterl. Gesch. I [Wien 1861] S. 884 ff.). 4) Ranke (ob. 8. 388) S. 27. Kgl. Om. d. WiM. MadiriolilMi. PUloloff.-hiitor. Umm 1908. Heft 4. 28

Digitized by

388 F. Frensdorff,

etwas früherer Zeit : der Staatsminister von Bartenstein, der Sohn eines Straßburger Professors. Grade aus den kleinen sächsisch- thüringischen Ländern waren manche Fälle der jüngsten Zeit zu verzeichnen: Beck aus Langensalza^), Gebier aus Reuß*), der Stiefbruder Justis Delius aus Wallhausen (ob. S. 360). Erschien für die Staatsbedienungen, selbst für die Mitgliedschaft in der Akademie das Bekenntniß zum Katholicismus als unerläßliche Vorbedingung, umwievielmehr für eine Lehrerstelle an einer Er- ziehungsanstalt, die unter der Leitung der Jesuiten stand. So galt es als selbstverständlich, daß Justi bei seiner Anstellung in Österreich katholisch geworden sei. In dem ob. S. 382 ange- führten Fürstschen Berichte heißt es: Professor Justi von Jena, nach seinem Keligionswechsel am Theresianum angestellt. Eine Recension J. J. Mosers der S. 378 erwähnten staatsrechtlichen Ab- handlung beginnt mit den Worten: der Vf. ist, nachdem er die catholische Religion angenommen, Professor bey einer Academie zu Wien^. Von den Außenmgen der öffentlichen Blätter habe ich die der Gott. gel. Anzeigen ^) schon früher angeführt. Ebenso äußern sich Zinckes Leipziger Sammlungen *) : „der Herr Professor Justi, ein Obersachse und von Weißenfels gebürtig, .... hat sich, wie bekannt, schon für etlichen Jahren nach Wien und zur römischen Kirche gewendet, woselbst er als Professor an der dasigen Ritterakademie steht. Sein aufgeweckter Geist und Witz thut sich auch daselbst herfür: er entdeckte im Sommer des vorigen Jahres in Niederösterreich an der Steiermärkischen Grenze sechs verschiedene Arten von Ertzten, die alle bauwürdig sind". Gegen die Berichte von seinem Übertritt ist Justi nie öffentlich aufgetreten; seiner Familie gegenüber soll er ihn jederzeit ge- leugnet haben*). Im Aschnitt VIII wird eine Äußerung Justis von seinem „vermeinten Übertritt^ vorkommen. Es ist oben S. 377 gezeigt, daß Justi nicht nach Österreich berufen wurde. Bei

1) Oben 8. 380. Ptitter, Litt. II 167 (fehlt in ADB. und bei Landsberg). 1764 Freiherr, Lehrer Josephs II. In seinem Jus publ. Austriacum verfocht er das angebliche österreichsche Privilegiom, an einen Reichsabschied nicht gebunden zu sein, auch wenn sie ihn mit ihrer Unterschrift bekräftigt hatten. Justi, Grundriß e. guten Regierung (1759) 8. 242.

2) Seit 1753 im österreichischen Staatsdienst, 1768 Freiherr, 1782 wirkl. geheimer Rath und Yicekanzler. ADB. 8, 484. Gödeke, Grundriß IV 75.

8) Staatsarchiv 1751 ThL XI S. 176.

4) Abh. S. 507 und 509.

5) Bd. IX (1758) 8. 178.

6) Beckmann 8. 551. Hock S. 31 nennt seinen Übertritt nicht erwiesen.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationalökonomen J. H. G. yon Jnsü. 389

schriftlichen Verhandlungen, mochten sie sich auch in den ersten Vorbereitungsstadien bewegen, hatte man dessen kein Hehl, daß Übertritt zum Katholicismus Vorbedingung für jede Anstellung in Österreich sei. Die in dieser Beziehung Gottsched gemachten Andeutungen, die er so würdig beantwortete, zeigen das deutlich *). Mit Justi fanden in Wien nur Besprechungen Statt. Hier hielt man es nicht mehr für erforderlich, sich bestimmte Versprechungen machen zu lassen. Man setzte seinen Religionswechsel voraus oder ei'wartete ihn als etwas selbstverständliches. Wie es scheint, hat er verstanden, die Leute hinzuhalten. Als sie sich nicht mehr mit seinen Versprechungen begnügen wollten und ihm zugleich in Folge der gescheiterten bergmännischen Hoffnungen der Boden unter den Füßen zu heiß wurde, schied er aus Österreich.

So kurz der Aufenthalt Justis in Österreich währte, die Zeit war so wenig wie für ihn selbst für Österreich verloren. Wie eine Linie von ihm auf die hervorragenden Vertreter der Volks- wirthschaft in Österreich unter Kaiser Leopold I. zurückführt^), so von ihm auf die Nachfolger. Er ist ein Fortsetzer der Becher, Schröder und Homick^. Keiner von ihnen war ein geborner Österreicher; nur der letztgenannte ein geborner Katholik, die beiden andern Convertiten; aber auch der Verfasser des „Öster- reich über alles, wann es nur will" (1684) war der Sohn eines rheinischen zum Katholicismus übergetretenen und nach Öster- reich ausgewanderten Gelehrten, eines der frühesten Verfechter des kaiserlichen Postregals ^). Ihnen allen lag die Frage am Herzen, wie Österreich durch das Mittel der ;,Landesökonomie" d. h. der Volkswirthschaft zu heben sei. Sie lösen die Frage nach den Grundsätzen der Mercantilisten ; und was Justi von ihnen scheidet, ist sein abstracteres Vorgehen. Him ist es nicht in erster Linie um ein bestimmtes Land zu thun; er will Prin- zipien von allgemeiner Gültigkeit aufstellen, und während sie noch ihren StoflF in volksthümlicher Weise behandeln, ist Justi auf einen dogmatischen, in systematischer Geschlossenheit sich bewegenden Vortrag bedacht. Dieser Unterschied der Form hängt mit einem Unterschied der öffentlichen Stellung zusammen, in der sich Justi verglichen mit den Vorgängern befand. Justi war , während jene als Schriftsteller die Volkswirthschaft vertraten, der erste

1) £. Wolff, Gottsched im Kampf om die Aufklärung S. 800 ff.

2) Marchet S. 79.

3) Boscher, Geschichte S. 270 ff.

4) Inama-Stemegg in ADB. 18, 157. Pütter, Litt. ÜI 677.

Digitized by

Google

390 F. Prensdorff,

öffentliche Lehrer dieser Wissenschaft in Österreich. Es ist für Österreich bezeichnend , daß die Zahörerschaft dieses Lehrers die aristokratische Jugend vereinigt in einer jener Ritterakademieen war, die sieh den modernen Wissenschaften nicht selten entgegen- kommender erwiesen haben, als die alten Bildangsanstalten ^).

Justi war in gewisser Beziehung zu früh aufgetreten; er war ein Bürger derer welche kommen werden. Nachdem er aus Österreich geschieden, wurden die Lehrstühle des Naturrechts und der politischen Wissenschaften errichtet: Einrichtungen, in deren Schaffung nicht mit Unrecht ein großer Erfolg der Reformpartei und ein Hauptmittel ihres Wirkens erblickt worden ist^). Die sichtbarsten Zeichen des Weiterlebens Justis in Österreich lagen in dem Gebrauch seiner Bücher nach seinem Ausscheiden'). Das gilt von seiner Anweisung zu einer guten deutschen Schreibart (oben S. 381), die noch von dem 1774 zum außerordentlichen Lehrer an der Wiener Universität bestellten Gottfried Brand neben Pütters Anleitung zur Praxis (17B3) in den Vorlesungen über Kanzlei- Reichs- und Staatssachen zu Grunde gelegt wurde ^), wie von der Staatswirthschaft und dem ihre Unterlage bildenden systematischen Grundrisse (oben S. 381). Als Sonnenfels 1763 auf die neu errichtete Lehrkanzel der Wiener Universität für Polizei- und Cameralwissenschaften berufen wurde, verlangte die Studienhofcommission vor allem zu wissen, nach welchem Lehr- buche er zu lesen gedenke*). Das „Vorlesebuch" war nach dem treffenden Ausdruck eines österreichischen Historikers zu jener Zeit wie eine Amtsinstruction des Professors, die er nicht eigen- mächtig ändern durfte*). Sonnenfels bezeichnete als sein „Came- ralvorlesebuch" Justis Staatswirthschaft, so wenig er auch seine Bedenken gegen manche der freisinnigen Ansichten des Autors verhehlte. Was dem Buche zur Empfehlung gereichte, war daß es neben der erforderlichen Allgemeinheit mehr als jedes andere

1) Röscher, Gesch. S. 264. Paolsen, Gesch. des gelehrten Unterrichts P (1896) S. 509.

2) Beidtel, üntersnchongen üher die kirchlichen Zustände in den österr. Staaten (1849) S. 39, 46. Ders., Gesch. der osterr. Staatsverwaltung I (1896) S. 98 ff.

3) Bei Begründung der Tymauer Universität in Ungarn wurde sogar Justis Schauplatz der Künste und Handwerke (s. unten Abschnitt XI) als Yorlesebuch vorgeschrieben. A. Wolf (unten A. 6) S. 452.

4) Schwarz, Gesch. S. 146.

5) Kopetzky, Josef und Franz von Sonnenfels (Wien 1882) S. 28 ff.

6) Adam Wolf, Österreich unter Maria Theresia (1855) S. 451.

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti 391

auf die österreichischen Erbländer, in denen es entstanden war, paßte and gewissermaßen durch den ofAciellen Beifall, den sein Grundriß erhalten hatte, selbst approbirt war. Erst nach sechs Jahren traten die von Sonnenfels selbst ausgearbeiteten Grund- sätze der Polizei, Handlung und Finanz (1765 69) an die Stelle der Staatswirthschaft. Ungeachtet mancher Polemik ist der Zu- sammenhang der Grundsätze mit der Vorgängerin unverkennbar ') ; und als Sonnenfels seine Verdienste einmal mit allzu großer Selbst- gefälligkeit geltend machte, wurde ihm von der vorgesetzten Be- hörde in Erinnerung gebracht'), wie viel er Justi zu verdanken habe. In den neuern historischen Darstellungen der innern Ver- hältnisse Österreichs ist es die Regel, daß über Sonnenfels der erste Lehrer der Cameralwissenschaft in Österreich vergessen wird^.

vm.

Im Laufe des Jahres 1753 verließ Justi Österreich. Zu Neu- jahr 1754 unterzeichnete er zu Mansfeld das Vorwort einer Monats- schrift: „neue Wahrheiten zum Vortheil der Naturkunde und des gesellschaftlichen Lebens der Menschen" betitelt. An regelmäßige Schriftstellerei und unmittelbaren Verkehr mit dem Publicum ge- wöhnt, kann er ohne ein solches Medium nicht leben und hält es für eine seiner ersten Pflichten, die Leser darüber aufzuklären, woher die Pause in seiner litterarischen Thätigkeit stamme*). Er holte aber bald nach, was er durch seine Wirksamkeit als Lehrer und in seiner praktischen Beschäftigung versäumt zu haben glaubte und siedelte nach Leipzig, schon damals dem Heerlager der deut- schen Schriftsteller, über. Von hier sind seine Schriften aus dem Jahre 1755 datirt. Wie er noch im selben Jahre nach Göttingen gelangte, ist gleich seinem Kommen nach Österreich nur durch Vermuthungen aufzuhellen.

1) Boscher, Gesch. 8. 536.

2) Bescheid der Hofkanzlei y. 17. Nov. 1770 bei G. Wolf, das Unterrichts- wesen in Österreich (Wien 1880) S. 92 ff.

3) Der Aufsatz von Georg Deutsch über Justis Thätigkeit in Österreich (Österr.-ungar. Bevue N. F. Bd. VIII 200 ff. [Wien, Januar 1890]) begnügt sich die auf Österreich bezüglichen Stellen der „Politischen und Finanzschriften ** Justis auszuziehen. Was sonst in seinen Schriften über Österreich vorkommt, läBt der Aufsatz unberücksichtigt; er läuft aus in eine Wiedergabe dessen, was Justi über einen von ihm in Wien angetroffenen Projectenmacher Löen oder Leen erzählt (a. a. 0. I 273 ff.), imd in eine ausführliche Mittheilnng aus Justis Göttinger An- kündigungsschrift.

4) Abh. S. 510.

Digitized by

Google

392 F. Frensdorff,

Eine Bekanntschaft mit Albrecht von Haller, die nach einer brieflichen Änßerong von J. D. Michaelis vom Juni 1755^) ihm den Weg gebahnt haben könnte, hat sich nicht belegen lassen. Unter den in Bern befindlichen, an Haller gerichteten Briefen hat sich keiner von Josti gefunden*). Mit G. A. von Münchhausen hatte sich Justi durch die Widmung eines Theils seiner Ergötzungen in Beziehung zu setzen gesucht *); aber sie lag um sieben Jahre zurück und hatte keinen sichtbaren Erfolg erzielt. Die dem Minister vorgelegten Abhandlungen mit ihrem Bestreben, dem herrschenden Systeme der Weltweisheit entgegenzutreten es war die Zeit des Monadenstreits mochten ihm zu weiterer An- knüpfung ungeeignet erscheinen. Wenn es ihrem Verfasser jetzt gelang, Münchhausens Aufmerksamkeit zu gewinnen, so hatte er das neben dem großen, zur Ostermesse erschienenen zweibändigen Werke über die Staatswirthschaft vielleicht auch einer Abhandlung zu danken, die. wenige Monate früher ausgegeben, in eine zur Zeit die deutschen Staaten lebhaft beschäftigende praktische Frage des Staatsrechts und der Volkswirthschaft tief eingriff.

Seit dem Reichsschluß von 1737, welcher den Leipziger Fuß, wonach 18 Gulden (12 Thaler) aus der Mark fein geprägt werden sollten, adoptirt hatte, und dem von Preußen angenommenen Grau- mannschen Münzfuße, der 21 Gulden (14 Thaler) an die Stelle setzte, war eine angeregte Debatte über Münzfragen entstanden *), an der sich Hannover, vertreten durch den jungem Strube, Julius Melchior, eifrig zu Gunsten des Leipziger Fußes betheiligte*). Im Februar 1755 erschien anonym: Entdeckte Ursachen des verderbten Münzwesens in Teutschland % Justi rühmt die gute Aufnahme, die die Schrift gefunden habe. Wenn er sich besonders auf J. J. Mosers Anerkennung beruft, so beschränkt sie sich auf die Äußerung: es sei zwar viel Gutes in der Schrift enthalten, aber er hielt doch ihre Vorschläge für unpraktisch, wie sie auch an den entscheiden-

1) Abh. S. 510.

2) Mittheüong des Herrn Oberbibliothekars von Mülinen v. 26. Nov. 1902.

3) Ergötzungen IV St. 5, die Widmung ist v. 23. Juni 1747 datirt. Meine frühere Angabe, das Göttinger Exemplar der Ergötzungen entbehre der von Boscher angeführten Dedicationen (Abh. S. 504), bedarf der Berichtigung. In dem IV. und V. Bande befinden sich Widmungen an G. A. v. Münchhausen und an Cocceji. Da sie nicht dem Bande, sondern einem der letzten Hefte voranstehen, waren sie mir entgangen.

4) Pütter, Entwicklung III 69.

5) Pütter, Litter. II 169, IH 565 ff.

6) Wiederabgedruckt in Justis Polit. u. Finanzschriften II (1761) S. 406—572.

Digitized by

Google

fiber das Leben nnd die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. Ton Jasti. 393

den Stellen keinen Beifall gefanden habe^). Auch in der Beur- theilang, welche die denselben Gegenstand behandelnden Partieen der Staats wirthschaft*) bei Zincke erfuhren, wurden die im Hanno- verschen jüngst erschienenen Münzschriften den Darlegungen Justis vorgezogen*). Aber er hatte doch so viele gute Gedanken über den Gegenstand und in einer so klaren und lebhaften Sprache vor- getragen, daß seine Abhandlung ihres Eindrucks nicht verfehlt haben wird, wo man sich zu gesunden Grundsätzen in der Münz- politik bekannte. Wie bei manchem andern Regal, z. B. der Post, widersetzte er sich bei der Münze ihrer Behandlung als einer staatlichen Einnahmequelle; das Recht zu münzen will er auf die- jenigen Landesherren einschränken, die Bergwerke in ihrem Lande besitzen; und den Prägeschatz nicht auf die Münzen geschlagen wissen, sondern aus andern staatlichen Einnahmequellen decken. Er dringt auf eine ehrliche, Treu und Glauben haltende Hand- habung des Milnzrechts, möchte bei den groben Münzen die Legie- rung ganz abschaffen, und wenn er auch bei den Scheidemünzen die unterwerthige Ausprägung billigt, so sucht er ihre Ausgabe in angemessenen Grenzen zu halten durch Festsetzung einer Ge- samtsumme und eines bedingten Annahmezwanges. Mag unter Justis Vorschlägen mancher zu radikal ausgefallen sein hat er doch Angesichts der finanziellen Ausbeutung des Münzregals nicht übel Lust zum Wägen der Edelmetalle zurückzukehren*) der durchgehende Gesichtspunkt einer ehrlichen Münzpolitik, die Hin- weisung auf die in England befolgten Grundsätze mußten seiner Schrift den Beifall einer Regierung verschaffen, die es sich, wie J. J. Moser der hannoverschen nachrühmte, zur Ehre rechnete, bei dem Münzwesen keinen Cameralprofit zu suchen, sondern im Gegentheil von ihren Cameral-Einkünften zusetzte, um gutes Geld zu schlagen oder im Lande zu erhalten'^).

Justi vereinigte in Göttingen wie in Wien mit der Docenten- thätigkeit eine praktische, diesmal eine Beamtenthätigkeit. Über

1) Staatearchiv 1765 V S. 918.

2) II S. 206—286.

3) Leipziger Samlgn. XI (1755) S. 900. In dem Aufsatz der Französin (oben S. 357), der von Verfolgungen Justis auf Grund seiner M&nzabhandlung fabelt, wird sie als die beste unter seinen Schriften bezeichnet. Auch Roschers Urtheil (Gesch. S. 459) ist verhältnißmäBig günstig.

4) Der § 11 ist überschrieben: ob die Erfindung des Geldes in der That eine Wohlfahrt vor das geseUschaftliche Leben ist. Vgl. Röscher, System der Yolkswirthschaft III § 40 (S. 197) und Lexis im Handwörterb. der Staatewiss. V (1900) S. 901.

5) Moser, von der Landeshoheit in Polizeisachen (1778) S. 405.

Digitized by

Google

394 F. Frensdorff,

sein Wirken als Polizeidirector habe ich früher ausführlich ge- sprochen^). Erinnerungen an diese Zeit seiner praktischen Wirk- samkeit finden sich ziemlich zahlreich in seinen Schriften. Zu dem über Justi als akademischen Lehrer Mitgetheilten *) ist nur nach- zutragen, daß er wirklich der erste war, der in Göttingen national- ökonomische Vorlesungen hielt. Röscher führt in der Geschichte der Nationalökonomik S. 436 einen angeblich etwas älteren Do- centen, J. J. Fleischer an. Er stützt sich dabei auf Zincke, der in seinen Leipziger Sammlungen VII (17B1) dessen Ankündigungs- schrift : zufällige Gedanken von dem Alter Wachsthum und Nutzen der Oeconomik in extenso abdruckt*). Der Verfasser dieses Pro- gramms hieß richtig : J. J. Fleischhauer und stammte aus Sachsen. Die Göttinger Vorlesungsverzeichnisse und ein so vollständiges und zuverlässiges Buch, wie Pütters Gelehrtengeschichte erwähnen den Namen nicht. Die Acten der philosophischen Facultät ergeben, daß Fleischhauer das bezeichnete Programm an das schwarze Brett hatte heften lassen, die Facultät aber es abzureißen befahl, da der Verfasser nicht Magister war noch auch die Erlaubnis des Decans der Facultät eingeholt hatte. Nachträglich erwirkte Fleischhauer ein Rescript des Curators, das ihm für ein Jahr die Erlaubniß zum Halten von Vorlesungen ertheilte, ohne Präjudiz für die Statuten der Facultät. Konnte die Facultät auch dem Be- fehle nicht ausweichen, so wünschte doch Gesner in seinem Votum, „der Regierung bei guter Gelegenheit und auf eine respectueuse Art vorzustellen, daß der Academie daran gelegen sein müsse, daß niemand vom Dociren Profession mache, als dessen Vermögen einigermaßen untersuchet worden". Im gegenwärtigen Falle möge das geschehen sein, die Facultät habe keine Nachricht davon*). Das Programm war nicht gerade dazu angethan, große Hoffnungen zu erwecken, wenn auch die Gelehrsamkeit des Verfassers so gründlich war, daß sie Adam zum ersten Lehrer der Haushaltungs- kunst machte, der sich in neunhundertjähriger Übung vervoll- kommnet habe. Fleischhauer verstand übrigens unter der „Oeco- nomic", die er zu lehren vorhatte, nur Landwirthschaft. Von dessen akademischer Thätigkeit ist nichts weiter bekannt geworden, von einer litterarischen nur, daß er einige Jahre später öconomi-

1) Abh. S. 512.

2) Abh. S. 519.

8) Die Gott. gel. Anz. 1750 St. 75 v. 23. Juli begnügten sich mit einem ironisch gefärbten Auszage.

4) Archiv der Gott, phüosoph. Facultät : Beschluß der Facultät vom 4. Juni und Rescr. der Geh. Käthe (MOnchhausen) y. 17. Juli 1750.

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbriften des Nattonalökonomen J. H. G. Ton Josti. 396

sehe Vorschläge veröffentlichte, die Lüneburger Heyde arthaft zu machen (Gott. 1754). Seines Bleibens in Gröttingen war nicht lange. Mosheim hatte ihm, als er sich zufällig auf einer Reise in Gottingen aufhielt, Aussicht auf eine Stelle an der erst zu errichtenden Realschule gemacht und die Erlaubniß zu lesen versprochen; zum Druck des eilig angefertigten Programms der zeitige Prorector Feuerlein die Kosten hergegeben. Aber die Aussichten verwirk- lichten sich nicht, und bei seiner Mittellosigkeit konnte er sich, von Gläubigern bedrängt, nicht in Göttingen halten*).

Durch den Titel Professor Oeconomiae haben sich manche Autoren verleiten lassen, der Göttinger Universität schon früh Vertreter der ökonomischen Wissenschaften nachzurühmen'). Ich habe früher gezeigt, daß die Penther, Tobias Mayer u. a. als Lehrer der Civilbaukunst und der angewandten Mathematik diesen Titel führten •).

Auf die politische Ruhepause, während deren Justi in Öster- reich gelebt hatte, folgte eine Zeit, in der sich neue Kämpfe, schwerer als die bisherigen, vorbereiteten. Justi, der aus Öster- reich ein lebhaftes politisches Interesse mitgebracht hatte, hatte schon, während er in Göttingen die mit seiner Verwaltungsstelle zusammenhängenden Polizeiamtsnachrichten redigirte , der Ver- suchung nicht widerstehen können. Blicke auf den politischen Schau- platz zu werfen*); im Stillen hatte er aber in einer viel umfassen- dem Weise und an einflußreicherer Stelle die Beobachtungen, die er in Österreich gesammelt hatte und für geeignet hielt, unter den drohenden Verwicklungen, die zum siebenjährigen Kriege führten, einer deutschen protestantischen Regierung zu nützen, zur Geltung zu bringen unternommen. Im September 1756 richtete Justi das folgende Schreiben an G. A. v. Münchhausen **).

1) Göttinger Bibl, Cod. philos. 133 V 112 ff. (W. Meyer's Verzeichniß der H88. I 240) : Fleischhauers Eingaben an den Prorector v. 1756.

2) Fraas, Gesch. der Landbau- und Forstwiss. (1865) S. 99: schon vor Josü waren gleich bei Errichtung der Universität Penther, der Architect, und nach dessen Tode Meyer öffentliche Lehrer der Oekonomik. Auch Paulsen, Gesch. des gel. ünterr. (1885) S. 426 erblickte in dem Oeconomiae P. P. 0. des Vorlesungs- verzeichnisses von 1737 einen Vertreter der Cameral Wissenschaften. In der zweiten Ausgabe des Buches fehlt der ganze Passus.

3) Abh. S. 611.

4) Abh. S. 521.

5) Staatsarchiv Hannover: Hannover Des. 9 Ungarn Nr. 8. Das dieses und die folgenden Actenstücke umfassende Heft hat die alte gleichzeitige Aufschrift: Eine von dem Berg-Raht von Jnsti herauszugehen gewillete Schrifft die Königin von Ungarn betr. 1756.

Digitized by

Google

396 F. Frensdorff,

Hochwohlgebohrner Freyherr

Hochgebiethender Herr Qeheimte Rath und Cammer President

Gnädiger Herrl

Die ietzigen Zeitläufte, da der Krieg nonmehro in Teutschland zum Ausbruch komt und da ich aus den BeichsHofrathsConclusis in der WiedRunckeUschen KlosterbauSache überzeuget werde, daß man in Wien davor hält, daß gewiße Absichten zur Reife gekommen sind, bewegen meinen Ehrfurchtsvollen Eifer vor die Sache meines allergnädigsten Königes und Herrn Ew. Hochfreyherrl. Excellentz unterthänig vorzuschlagen, ob es nicht rathsam seyn würde, in einer zu drucken- den Privatschrift Teutschland auf die Verbindung des Haußes Oesterreich mit Frankreich aufmerksam zu machen so wohl als die Absichten in der Religion dabey abzuschildern. Ich glaubte solche gute Gründe in Yorrath zu haben, daß eine solche Schrift allenthalben viel Eindruck machen solte; und ich weiß auch Wege eine dergleichen Schriften drucken zu laßen, ohne daß Jemand den Yer- faßer erfahren kann.

Ich könte diese Aufmerksamkeit bey allen Evangelischen Reichsfürsten [Ib] um so mehr erregen, wenn ich ein gewißes Geheimniß der Catholischen darinnen bekannt machen wolte, das die Ausrottung der Evangelischen Religion zur Absicht hat. Wenn mir dieses Geheimniß in meinem Dienst anvertrauet worden wäre; so würde ich es vor niederträchtig halten, solches jemals aus meinen (!) Herzen kommen zu laßen, ohngeachtet ich den Herrn verändert hätte; wie ich denn ver- schiedenes einzusehen Gelegenheit gehabt habe, davon ich niemals Gebrauch machen werde. Allein ich habe dieses Geheimniß durch die Unvorsichtigkeit eines Jesuiten erfahren.

Unterdeßen habe ich lange balanciret, ob ich etwas davon erwähnen soll. Die Jesuiten sind gefährliche Feinde, die Tausend mörderische Beyspiele ihrer Rachsucht ausgeübet haben; und wenn ich es entdecken solte, so müste ich ver- sichert seyn, daß mein Nähme hierinnen Niemand in der Welt als Ew. Hochfrey- herrl. Excellentz bekannt würde*)

Der ich in tiefster Ehrerbiethung lebenslang verharre Göttingen Ew. Hochfr. Exe.

den 20. Sept. unterthänig gehorsamer Diener

1756. Joh. Heinrich Gottlob von Justi

Von Miincbhaasens Hand sind auf das Schreiben zwischen An- rede und Text die Worte gesetzt: den 26. Sept. habe ich Herrn Justi aufgegeben, sein Vorhaben ins Werck zu setzen, das Manu- script aber vorher einzusenden, auch ihm zu einem present Hoff- nung gemachet.

Zum Yerständniß des Briefes genügt es daran zu erinnern, daß sich Friedrich der Große am 28. August 1756 gegen Sachsen in Harsch gesetzt, seine Truppen am folgenden Tage die sächsi- sche Grenze überschritten hatten und am 13. September in Böhmen eingerückt waren.

1) Der übrige Inhalt des Briefes betri£ft einen Studiosus Eulemann, den Sohn eines Lippischen Eammerraths zu Detmold, den Justi dem Curator empfahl.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 397

Die im Eingang des Briefes berührte Wied-Rankelsche Ange- legenheit war eine der kirchlichen Streitigkeiten, die Österreich und Preußen in Gegensatz am Reichstage brachten und den vor- handenen Antagonismus nur zu steigern geeignet waren. Es handelte sich dabei um einen Klosterbau, den der regierende Graf von Wied-Runkel den Capucinern in seiner Residenz Dierdorf ^) gestattet hatte. Darin lag eine Verletzung des vom Grafen mit seinen Unterthanen beide Theile waren reformirt geschlossenen Vertrages, wonach im Lande kein Bau eines katholischen Klosters zugelassen werden sollte. Auf Anrufen der Unterthanen hatte das Corpus Evangelicorum ein Abmahnungsschreiben an den Grafen gerichtet und Brandenburg-Ansbach und Nassau-Oranien ersucht, als Hüter des westfälischen Friedens einzutreten. Dagegen hatte der kaiserliche Hof durch den Reichshofrath Verwahrung eingelegt als gegen unbefugte Einmischung in eine Angelegenheit, die vor die Reichsgerichte gehöre*).

Den Fortgang der Correspondenz Justis mit dem Minister liefern die folgenden Schreiben*):

[Bl. 3 a].

£w. n. E. höchst zuverehrendes Schreiben von 26 dieses habe ich zu erhalten die Gnade genoBen ; und werde ich auf den Sonnabend nach Beschluß der Collegien mit der Ausarbeitung der gnädig approbirten Schrift den Anfang machen und hoffe ich in 8 Tagen damit zu Stande zu kommen. Was das DeBein wieder die Evangelische Religion anbetrift, so werde ich in der Schrift selbst mit großer Behutsamkeit davon reden müßen, besonders in Ansehung der ümst&nde, wodurch mir die Sache kund worden ist, um mich nicht zu verrathen. Ich werde aber vor Ew. £xc. eine ausfuhrliche Nachricht davon beylegen: und ich versichere mich ehrerbietigst, daß solche in keine andere Hände kommen wird. Es betrift eine Verbindung vieler Leuthe von Stande, die nach der Versicherung eines der vor- nehmsten Jesuiten schon im Jahre 1750 über 26 Millionen zusammen ge[3 bjbracht haben selten, um solche wieder die Protestanten anzuwenden. Die Druckereyen wegen der Bücher, welche diese Meße herauskommen sollen, laßen mir nicht einen Augenblick Zeit übrig. Sonst würde ich einen ausführlichen Aufsatz davon ietzo unterthänig beylegen. Der ich in tiefster Ehrerbiethung lebenslang verharre

Ew. Hochfr. Exe. Goettingen unterth&nig gehorsamer Diener

den SO. Septbr. Joh. Heinr. Gottlob von Jnsti.

1756.

1) Im Kreise Neuwied. Das gräfliche Haus Wied schied sich seit 1618 in die Linien Wied-Runkel und Wied-Neuwied, die zum wetterauischen Grafencollegium gehörten. Zu Ende des 18. Jahrh. wurden beide Linien gefürstet. Wied-Runkel erlosch 1824. Heffter, Sonderrechte S. 429.

2) Pütter, Entwicklung III 85; Litteratur II 172 ff.

8) Die Anrede (wie oben) ist im Abdruck weggelassen. H. E. = Hochfrei- herrliche Excellenz.

Digitized by

Google

898 F. Frensdorff,

[Bl. 4 a].

Die bewoste Schrift ist zwar fertig. Ich habe aber mit dem Abschreiben vor Abgang der Post nicht zu Stande kommen können, weil ich es nicht gern fremden Händen anvertrauen möchte. Ich übersende also £w. Hochfr. Exe die eine Lage, die andere nebst der ausführlichen Nachricht soll auf dem (!) Donners- tag unterthänig erfolgen. Ohngeachtet ich selbst meiner Arbeit ein strenger Richter bin, so glaube ich doch, daß mir diese Arbeit beßer als noch nie eine andre gerathen [4 b] ist, weil das Herz allenthalben dabey redet. Ohngeachtet des Preußischen Sieges ') glaubte ich doch nach meiner geringen Einsicht, daB eine solche Schrift sehr nöthig wäre, um die Gemüther zu gewinnen. Denn je mehr ein Conqaerant Siege erlanget, je aufmerksamer und besorgter werden die andern freyen Mächte, besonders die kleinen Staaten.

Ich kann diese Schrift auf zweyerley Art drucken laßen, entweder durch Breitkopfcn, von deßen Verschwiegenheit ich aus andern Gelegenheiten versichert bin, der sie bey einen (!) Buchdrucker in einer kleinen Stadt, wo keine Censur ist, drucken läßt, oder in Eisenach durch Beförderung des Rath StöUers, der mein wahrer und vertrauter Freund ist*) und mir Tausend Proben davon gegeben hat. Selten Ew. Hochfr. Exe. bey diesen zwey Gelegenheiten Bedenken finden, so könnte sie wohl in Hannover ge[5a]druckt werden, wo man einen Buchdrucker um so eher zur Geheimhaltung verbinden kann. Vielleicht könte es auch in der Grundischen Druckerey zu Hamburg durch den Legations Secretair Zinck*) ge- schehen. Es beruhet alles zu E. H. Exe. gnädigen Ermeßen. Der ich in tiefster Ehrerbiethung ersterbe

E. H. Exe. unterthäniger gehorsamer Goettingen Diener

den 11. Oetober Job. Heinr. Gottlob v. JustL

1756.

[Bl. 86a].

Ew. H. Exe. übersende unterthänig den Rest der bewusten Schrift; und hoffe ich, daß dieselbe nach Dero gnädigen Gefallen seyn werde. Wegen des Ab- drucks erwarte ich Dero gnädigen Befehle. Es ist auch zugleich der ausführliche und eigentliche Bericht unterthänig angeschlossen, auf was Art mir die geheime Verbindung bekannt geworden ist. Ich hoffe aber ehrerbietigst, daß E. H. Exe. solche in keine andere Hände kommen laßen werden. Die Jesuiten sind gefähr-

1) Sehlacht bei Lowositz (1. Oetober 1756).

2) Oben S. 370.

3) Barthold Joachim Zinck, 1718 geboren, war Hauslehrer bei Brockes während dessen Amtmannchaft in Ritzebüttel 1735—41, redigirte 1745—1767 den Hamburgischen unparteiischen Correspondenten und behielt diesen Posten bei, auch nachdem er bei der kurhannoverschen Gesandschaft in Hamburg als Lega- tionssecretair angestellt war. 1758 heiratete er die Tochter des Buchdruckers und Verlegers des Hamburg. Correspondenten Grund. Lexikon der Hamburg. Schrift- steUer Vni 245. A. Schöne, Briefwechsel zwischen Lessing u. seiner Frau (1885) S. 580.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationalökonomen 3. H. G. von JostL 399

liehe Feinde. Der Freyherr von Schröder, der des Morgens ohne Kopf gefunden wurde, hat ihre heimliche und hinterlistige Rache genug erfahren >). Ich bin mit der tiefsten Ehrerbietung

E. H. Exe. Goettingen, unterthänig gehorsamer Diener

den 14. October Job. Heinr. Gottlob von Justi.

1756.

Die übersandte, 29 Blätter in klein Folio umfajssende Schrift *) führte den Titel: „Betrachtungen, welche Deutschland anietzo über die vereinigte Oesterreichische und Bourbonische Macht ver- nünftiger Weise machen muß" und das Motto: Cicero. Ut necesse est lancem in libra impositis ponderibus deprimi, sie animum per- spicuis cedere.

Der Verfasser beginnt mit einer Schilderung der Gefahren des gegenwärtigen Zustandes. Sachsen bat die Rolle des ersten Auftritts in diesem unseligen Schauspiele übernehmen müssen. Ganz Deutschland hat ein wahres Mitleiden mit diesem durch viele an- dere Umstände schon sehr gebeugten Lande, nicht zum wenigsten Se. Kgl. Majestät von Preußen. Aber unsere Selbsterhaltung ist das erste und vornehmste Gesetz. Das preußische Verfahren gegen Sachsen wird sich von selbst rechtfertigen, wenn die eigentliche Ursache der unseligen Unruhen, welche jetzo Deutschland zerrütten, erkannt wird. Die Ursache liegt in der Verbindung des Hauses Österreich mit Frankreich.

Die erste und allgemeine Quelle der jetzigen Bewegungen in Europa sind die Streitigkeiten zwischen England und Frankreich wegen ihrer Besitzungen in Amerika. Der nie aufgegebene Plan Frankreichs, eine allgemeine Oberherrschaft in Europa zu erlangen, läßt sich nicht aufrecht erhalten ohne die Obermacht zur See, die sich nur auf blühende Commercien gründen läßt, welche wiederum große und blühende Colonieen erfordern. Die Grundsätze Colberts, in den letzten Lebensjahren Ludwigs XIV. durch den Geist einer superstieusen Andacht in etwas in Vergessenheit gerathen, sind nach dem Utrechter Frieden wieder belebt. Die Ausbreitung der Commercien in Ostindien und in America, die widerrechtlichen

1) Gemeint ist offenbar der Freiherr Wilhelm von Schroeder, der Verfasser der „fürstlichen Schatz- and RentCammer**. Oben S. 889 und unten Abschn. X. Die Daten über sein Leben und seinen Tod (1689) leiden an großer Unsicherheit Röscher, Gesch. S. 294 will von einem Ende durch Selbstmord wissen. Die Ar- tikel in ADB. 82 S. 580 (Marchet) und im Handwörterb. der Staatswiss. VI 601 gedenken des Gerüchts von seiner Ermordung nicht.

2) Bl. 6 a— 35 b.

Digitized by

Google

400 F. Frensdorff,

Ansprüche der Franzosen gaben den Engländern das Recht, die Waffen zu ergreifen.

Die Geschichte seit mehr als hundert Jahren lehrt, daß Frank- reich Deutschland für den bequemsten Schauplatz hält, seine Streitigkeiten auszufechten, so wenig sie auch Zusammenhang mit Deutschland haben. Die Gefahr ist um so größer, seit der König von England ansehnliche Staaten in Deutschland besitzt. Er hat deshalb rechtzeitig, um sich gegen Frankreich zu sichern, ein Bündniß mit dem Monarchen geschlossen, der mehr als einmal ge- zeigt, daß er mitten im glorreichen Laufe seiner Siege stille zu stehen und die Ruhe von Deutschland seinem eigenen Vortheile vorzuziehen geneigt ist. Osterreich, mit der deutschen Kaiser- würde geziert und die Ruhe von Deutschland, den Eintritt fremder Völker in das Reich zu wehren verpflichtet, hätte einem solchen Bündnisse günstig sein und beitreten müssen. Statt dessen schloß es ein Bündniß mit Frankreich.

Justi widerlegt den Einwand, nicht der Kaiser, sondern die Kaiserin als Königin von Ungarn und Böhmen habe dies Bündniß geschlossen. Die Kaiserin sieht sich selbst als Mitregentin in der Kaiserwürde an. In ihrem Schreiben an den Comitialgesandten, die preußischen Bewegungen betreffend, redet sie von reichsständi- schen Pflichten, die man gegen sie und ihr Erzhaus zu beobachten hätte. Sie nimmt an der Regierung des deutschen Reichs so viel Theil, als eine Mitregentin nur immer thun kann. Der Reichshof- rath, den sie besoldet, dependirt von ihr ebenso gut als vom Kaiser.

Wie viel hat England für Österreich gethan ! England sagt man bedarf einer Landmacht zu seinem Allürten. Es ist das nicht so ausgemacht; seine Obermacht zur See reicht hin. Aber selbst das Bedürfniß zugegeben, mußte Österreich diese Land- macht sein? Preußen hatte durch die Bande der Religion, die nahe Anverwandtschaft, die Thronfolge in England ein viel näheres Recht. Es mußten ganz besondere Absichten bei dem französisch- österreichischen Bündniß obwalten, so sehr widerstreitet es der politischen Einsicht. Die Hülfe, die England Österreich erwiesen hat, ist nicht blos aus einem Triebe der Großmuth und aus Liebe zur Gerechtigkeit entsprungen. Es geschehen wenig Handlungen in der Welt aus einem bloßen Triebe der Großmuth und gewiß am wenigsten unter freien Mächten. Sie können nach guten Grund- sätzen nicht einmal also handeln. Allein so bald keine unumgäng- liche Nothwendigkeit auf Seiten desjenigen ist, der uns Dienste leistet, so bald derselbe andere Maßregeln hätte ergreifen können,

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationalukonomen J. H. G. von JostL 401

Bo bald erfordert auch die Erkenntlichkeit, auf. solche geleisteten Dienste Betracht zu machen; und gleichwie die Triebe der Dank- barbeit die vornehmsten unter denjenigen sind, welche die Mensch- lichkeit ausmachen, so, können dergleichen offenbare Handlangen der Undankbarkeit nichts anders als die allgemeine Abneigang aller vernünftigen und billigen Gemüther nach sich ziehen. Er schließt diese Betrachtungen damit, daß er noch niemanden ge- funden habe, welcher das jetzige Österreichsche Betragen gebilligt hätte [17b].

„Osterreich, das gegen Frankreich den Verlust der neuen Welt und so vieler Königreiche und Länder vergeßen können, kann gegen Preußen die Einbuße von einem Theile des Schlesi- schen Herzogthums nicht verschmerzen". Seit dem Aachener Frieden ist die österreichische Kriegsmacht fast noch einmal so hoch angewachsen, als sie im österreichischen Erbfolgekrieg war. Fast alle Jahre sind Feldlager errichtet, nie in Italien oder den Niederlanden, sondern allemal in der Nähe von Schlesien. Die Sache blieb so wenig geheim, daß man verschiedene angesehene kaiserliche Bediente mit Namen nennen könnte, die sich in ver- trauter Gesellschaft haben verlauten lassen, daß Österreich Schlesien noch nicht aufgegeben habe und daß man noch einmal etwas darum wagen würde. Die Bewegungen zwischen England und Frankreich boten eine bequeme Gelegenheit, die längst gegen Preußen gehegten Absichten auszuführen. Mit Rußland und mit Frankreich wurden die nöthigen Maßregeln genommen.

In Österreich waren alle ersinnlichen Anstalten zum Kriege gemacht: die Ordres an die österreichischen Regimenter zum Ein- rücken in die Feldlager hielten ausdrücklich die Ursache in sich, weil der König von Preußen an den Grenzen allerlei Bewegung mache: diese Ordres sind schon im Juli dieses Jahres ausgestellt, als sich noch keine Compagnie unter den Preußischen Truppen bewegt hatte. Alles zeigt, daß man in Österreich den Krieg gegen Preußen beschlossen und dessen kein Hehl hatte. Sollte der König von Preußen den Streich geduldig aushalten, wozu die Hand schon aufgehoben war? Er brauchte noch den höchsten Grad der Mäßi- gung, als er die positive Erklärung verlangte, daß man ihn in diesem und dem folgenden Jahre nicht angreifen wolle. Die Ver- weigerung dieser Erklärung ließ keinen Zweifel übrig.

Als der Verfasser so weit geschrieben, kam die Nachricht von dem Siege Friedrichs bei ;yLoba8chütz in Böhmen^ [24a] ^). Er

1) Oben S. 898.

Digitized by

Google

402 F. Frenßdorff,

jubelte: „die anbethenswürdige Vorsehung des allerhöchsten Wesens, die allemal gerecht ist, hat sich bereits vor die gerechte Sache erklähret. Dieser Sieg ist ein sehr glücklicher Umstand vor Deutschland."

Er holt jetzt zu seinem eigentlichen Thema aus. Österreich hat zu allen Zeiten zweierlei Absichten gehabt: die evangelische Religion auszurotten und die Freiheit der deutschen Reichsstände zu unterdrücken. Beide Vorsätze hat es stets zugleich zu erreichen gesucht. Als Beispiele werden Karl V. und Ferdinand 11., die unmenschliche Grausamkeiten, welche von den kaiserlichen Kriegs- heeren in Ober- und Niedersachsen und bei der Besetzung Mecklen- burgs verübt worden sind, als ein warnendes Denkmal dessen an- geführt, was sich die Evangelischen vom Hause Österreich zu versprechen haben. Der schlechte Erfolg der Gewalt hat die österreichischen Staatsbedienten seit dem westfälischen Frieden gelehrt, die Art des Verfahrens, aber nicht die Absichten zu ändern. Die evangelische Religion soll nach und nach untergraben werden. Die Erziehung, in den Händen der Jesuiten, arbeitet darauf hin. Seit Maximilian des zweiten Zeiten hat es nur einen Kaiser gegeben, der gegen die Protestanten billige Grundsätze hatte: Kaiser Joseph, der nicht von den Jesuiten erzogen war, aber zum Unglück nur kurz regierte. [Bl. 28 a] „Es ist durch die unermüdete Bemühung der Häupter der Jesuiten eine geheime Verbindung zu Stande gekommen, worinnen fast alle vornehme Leuthe in denen kaiserlichen Erblanden und andern catholischen Staaten stehen. Erz- und Bischöffe, Praelaten, Fürsten, Grafen, Ministres und Generals, an welchen man durch die Vorurtheile der Erziehung einen besondern Eifer zur catholischen Religion bemerket, werden in diese geheime Lige gezogen. Ein unverbrüch- liches Geheimniß, welches durch feyerUche Eidschwüre versichert wird, ist das erste Gesetz dieser Verbindung. Der Endzweck ist alle nur ersinnliche Mittel und Wege anzuwenden, die Protestanten [28b] zu unterdrücken und auszurotten; und die Belohnung und Anfeuerung sind die geistlichen Schätze der catholischen Kirchen, die demjenigen nach dem Tode in reichlicher Maaße zu statten kommen sollen, der sich in eine so gottseelige Verbindung einläßt. Weil die Urheber dieser Verbindung vorausgesetzet haben, daß man noch einmal in den Weg der Gewalt eintreten muß, wenn die Protestanten gänzlich unterdrücket werden sollen, so haben sie weislich geurtheilet, daß man zu diesem Endzwecke einen großen Schatz bey der Hand haben müsse. Diesen Schatz aufzu- bringen sind die feinesten und wohlausgesuchtesten Wege erwählet

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Jnsti 403

worden, und die Bedrückungen der Protestanten selbst musten eine Quelle abgeben, um das Vorhaben ihrer gänzlichen Unter- drückung mit ihren eigenen erpreßten Schweiße zu Stande zu bringen. Diese Einrichtungen sind auch so wohl gelungen, daß vor 3 4 Jahren schon 26 Millionen beysammen gewesen sind, um bey Gelegenheit wider die Protestanten angewendet zu werden."

Es folgt eine Erzählung, wie der verborgene Plan bekannt geworden sei. Vor 2^« Jahr wurde auf dem Wege von Preßburg nach einer anclern ungarischen Stadt eine Brieftasche mit Schriften gefunden, die den ganzen Plan der Verbindung ziemlich vollständig ersehen ließen. [29 aj „Die meisten Schriften betrafen einen Neben- Endzweck, den diese Lige gefaßet hatte. Weil der Schatz bereits groß genug wäre, so war die Frage, ob man nicht von den ferneren Einkünften einen vorläufigen Gebrauch machen solte, nemlich die Protestantischen Geistlichen in Ungarn zur catholischen [29 b] Re- ligion zu ziehen. Man setzte dabey voraus, daß ein jeder Pro- testantische Geistliche bereit wäre, zur catholischen Religion überzutreten, wenn er eben so viel oder etwas mehr Einkünfte erhielte, als er bey seiner Pfarre gehabt hätte, und glaubte, dieser Weg könne gar kein Aufsehen verursachen und wäre dennoch vor der Hand sehr nützlich. Schon durch das Verboth des Studirens außerhalb Landes und andere Wege ließe es sich erreichen, daß die Gemeinden keine andere Geistlichen erlangen könten. Auf Dörfern und kleinen Städten müsse man damit den Anfang machen.^ Die Geschichte von der Brieftasche war nur erfunden, um in der zur Veröffentlichung bestimmten Schrift den wahren Weg zu ver- heimlichen, auf dem Justi Kenntniß von dem geheimen Plane der Jesuiten erlangt haben wollte. Zur weitern Ausschmückung war hinzugefügt, die Brieftasche sei in die Hände einer protestanti- schen ungarischen Familie gerathen, die es danach für rathsam gehalten, ihre Wohnung in Ungarn in anderthalb Jahren zweimal zu ändern, um desto weniger Aufsehen zu erregen und unver- merkter aus dem Lande gehen zu können, und al^ das Bündniß Österreichs mit Frankreich bekannt geworden sei, in eines großen Königs Staaten Sicherheit zu suchen.

Die Lige, die sich mehr auf Deutschland als auf Ungarn er- streckt, glaubt nunmehr die Zeit gekommen, um das Wetter gegen die Protestanten losbrechen zu lassen. Die evangelischen Stände, nachdem sie durch eine achtzigjährige Erfahrung gesehen haben, daß man über alle ihre Religionsbeschwerden im Herzen lacht und dagegen Beschwerden mit Beschwerden häuft, haben seit einiger Zeit herzhaftige Entschließungen und vorsichtige Maßregeln zu

Ktfl. Om. d. WiM. HaekrkhtfB. PhUolog.-hiftor. KImm 1906. Heft 4. 29

Digitized by

Goi

404 F. Frensdorff,

ergreifen angefangen. Die Hohenlohische ^), die Wiedrunkelsche *) Sache, die Angelegenheit wegen der Religionsveränderung des hessischen Erbprinzen*) sind Beispiele. Der westfälische Friede erlaubt dem Verletzten die Selbsthülfe, wenn in zwei Jahren auf seine Beschwerden über die Verletzung des Friedens keine Ab- änderung erfolgt*). Diese Entschließungen haben verursacht, daß die geheimen Anstalten zu gewaltsamer Unterdrückung der Evan- gelischen beschleunigt worden sind. Unterdeßen sind die geheimen Anstalten und Verbindungen dem Könige von Preußen und einigen andern protestantischen Höfen nicht verborgen geblieben, und sie werden allemal im Stande sein, hinreichende Beweisthümer davon der Welt vor Augen zu legen.

In dem noch übrigen Theil der Schrift untersucht Justi die besondern Beweggründe der Allianz zwischen Osterreich und Frank- reich. Frankreich ist so oft für die Protestanten und die Reichs- stände eingetreten nicht aus sonderbarer Gewogenheit gegen sie, sondern blos aus Staatsklugheit und seines eigenen Interesses halber daß ihm, wenn es jetzt entgegengesetzt handelt, be- sondere sehr große Opfer von Osterreich versprochen sein müssen, vermuthlich die österreichischen Niederlande, wovon die Holländer bald die größte Gefahr zu laufen hätten.

Doch vielleicht ist es nicht auf Protestanten und Reichsstände, sondern nur auf die Unterdrückung von Preußen abgesehen. ,, Allein die Unterdrückung von Preußen und die Unterdrückung der Evan- gelischen Religion und der Freiheit der Reichstände ist ganz einerlei." [32b] Der Vf. weist auf die Machtmittel Österreichs hin: das Heer ist nach dem Aachener Frieden auf 300000 Mann

1) Da die erst nach dem westfälischen Frieden kathoUsch gewordenen Fürsten von Hohenlohe in ihrem Lande gegen den Zustand des Normaljahres 1624 Yer- änderongen vorgenommen hatten, welche auf die Klage ihrer Unterthanen durch wiederholte Urtheile des Beichshofraths als rechtswidrig erkannt und gleichwohl nnabgestellt geblieben waren, so machte das Corpus Evangelicorum von dem Rechte der. Selbsthülfe, das J. P. 0. XVII 5 und 6 einräumt, Gebrauch. Auf sein An- suchen rückte am 15. Oct. 1750 ein Ansbachischer Hauptmann mit 104 Grena- dieren ins Hohenlohische ein, worauf sich die Fürsten zum Nachgeben bequemten. Pütter, Entw. 111 73.

2) Oben S. 397.

8) Die Assecurationsakte von 1754, durch welche das hessische Land gegen Veränderungen seines kirchlichen Rechtszustandes, die aus dem Übertritt des Erb- prinzen Friedrich entspringen konnten, sichergestellt wurde, erhielt auBer der Garantie der Könige von Preuften, Großbritannien, Dänemark auch die des ge- sammten evangelischen Religionstheils. Pütter, Entw. III 80 und ADB.^ 1, 524 ff.

4) J. P. 0. XVII 6: intra spatium tritm annomm.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Kationalökonomen J. H. 0. von Jnsti. 405

angewachsen, nachdem man die Croaten and andere ungarische Völker auf regulären Fuß gesetzt hat. Ungarn, das Banat und Siebenbürgen haben fast allein den Umfang von ganz Deutschland. Der Hof ist einer sehr viel größern Macht fähig, wenn man die innerliche Einrichtung, Wirthschaft und Cultur verbessert, wie man zeither angefangen hat. Den Schatz des Kaisers darf man auf 80 Millionen bestimmen; er vergrößert sich jährlich, weil der Kaiser gar keinen Aufwand hat. Wer in Deutschland kann der österreichischen Macht widerstehen, wenn Preußen einmal zu Grunde gerichtet wäre? Wenn jemals einmüthige, standhaftige, muthige, und worauf alles ankommt, eilfertige Entschließungen erfordert werden, so ist es gewiß ietzo. Dem ßündniß von Öster- reich und Frankreich ist allem Anschein nach Rußland beigetreten. Man hört von 120000 und ferner von 70000, die sich nach Deutsch- land in Marsch setzen sollen. Man sollte fast auf den Gedanken fallen, daß eine Theilung von ganz Europa unter diese drei mächtigen Reiche verabredet wäre. [34 b] „Nichts würde vielleicht vor der Hand so nöthig seyn, als ein einmüthiges Reichsgutachten, worinnen die Stände Se. Kayserl, May. allerunterthänigst er- suchten, daß dieselben nach ausdrücklichen Inhalt Dero so theuer beschwohrnen Wahlcapitulation die schleunige Veranstaltung treffen möchten, allen fremden Völkern den Eintritt in Deutschland zu verwehren, und daß die Stände zu dem Ende beschlossen hätten, das Triplum ihres ReichsContingents zu stellen/ „Nichts würde auch so gerecht und billig seyn. Denn wenn man auch alle Be- fürchtungen bey Seite setzen wolte; soll dann Deutschand be- ständig fremden Anfällen ausgesetzet seyn? Soll es bey einem jeden Kriege fremde Völ-[35a]ker in sein Herz eintringen^) sehen? Soll es beständig der Schauplatz des Krieges und der Unruhen vor ganz Europa seyn? Und sollen die Reichsstände um eines Mitstandes Vortheil halber allezeit ihre Ruhe und Sicherheit auf- opfern? Niemand, der ein patriotisches Herz hat, der es mit Deutschland aufrichtig meinet, kann dies verlangen und wünschen«^ Die ;,Betrachtungen" Justis waren begleitet von einem gleich jenen eigenhändig niedergeschriebenen Memoire.

1) So schreibt Josti auch sonst : Itio in p. S. 10 : e. neue u. zutringliche £r- kl&hrang des Westf&l. Fr.

29*

Digitized by VjOOQiC

406 F. Frensdorff,

[37 a] Ausführlicher und eigentlicher Bericht

Wie die geheime Lige der Catholischen zu meiner Wißenschaft gelanget ist.

Als im Jahr 1750 mein vermeinter üebertritt zur catholischen Religion in denen Zeitungen bekannt gemacht wurde >) : so erhielt ich zu Ausgang dieses Jahres ein Schreiben von demjenigen Anonymo in Schlesien, der ein so fleißiger Mitarbeiter an meiner ersten Monatschrift, denen Ergetzungen gewesen ist. Er hat sich zwar ohngeachtet seiner vielen zu denen Ergetzungen eingesendeten Arbeiten und vielfältigen Briefe an mich nicht genennet. Ich habe aber von dem Breßlauischen Buchhändler Korn erfahren, als er mir einen Brief von ihm einst- mals mit auf die Leipziger Meße brachte, daß er Herr von Speer heißet und Landrath in dem Preußischen Schlesien ist'). In diesem Briefe des Herrn von Speer, den er obgedachter maaßen zu Ausgang des 1760 Jahres nach Wien an mich schrieb, wurde ich aufgefordert, die Gründe, die ich zu Annehmung der catholischen Religion gehabt hätte, öfifentlich anzuzeigen und mich darüber mit ihm in einen gelehrten Streit einzulaßen. Ich zeigte diesen Brief den (!) Pater Franz, Director der Philosophischen Facultät in Wien und Professor der Ex- perimental Physic, der einer der angesehensten Jesuiten ist und wie er gegen mich sich wohl 10 mal verlauten laßen, das Ohr Ihro May. der Kayserin hat, und der sich damals einer ganz besondern Freundschaft zu mir annam. Der Pater Franz wolte mich bewegen, mich in diesen Streit einzulaßen und versprach mir die wichtigsten und überzeugendesten Be[37 b]weißtbümer vor die catholische Re- ligion aufzusetzen, damit ich sie hernach in eine schöne Schreibart einkleiden könte.

Als ich zu Anfange des 1751 Jahres wieder zu ihm kam, so sagte er, daß er diese Schrift abgcfaßet hätte und mir solche geben wolte. Indem aber ver- langte ihn Jemand zu sprechen. Er gieng also in seine Kammer, holete eine zu- sammengelegte Schrift, zog den EammerSchlüssel ab, gab mir diese Schrift und ersuchte mich so lange auf seiner Stube zu verziehen, bis er den Fremden in dem Musaeo, wohin er ihn zu führen befohlen hatte, gesprochen hätte. Ich solte diese Schrift durchlesen und sehen, ob mir alles deutlich genug wäre, da er mir denn bey seiner Zurückkunft benöthigten Falls fernere Erläuterungen geben wolte.

Allein, als er weg war, so fand ich mit Bestürzung, daß dieses eine ganz andere Schrift war, daß solche gewiße Puncto auf einen halbgebrochenen Bogen enthielte, worinnen von den Angelegenheiten einer geheimen Societät vdeder die Protestanten gehandelt wurde und bey jeden Puncto waren von verschiedenen Händen auf der andern Helfte des gebrochenen Bogens ihre Meinungen geschrieben. Die letzte Seite war allein von der Hand des Pater Franz erfüllet. Das Haupt- werk kam auf die Frage an, die ich in der Abhandlung weitläufig vorgestellet habe; nämlich, da ein genügsamer Schatz bereits vorhanden sey, ob man die Un- garischen Protestantischen Geistlichen zur catholischen Religion ziehen solte.

Da der Pater Franz über eine halbe Stunde außenblieb, so wurde ich bey Lesung dieser Schrift mit verschiedenen Gemüthsbewegungen eingenommen und wüste nicht, wie [38 a] ich mich bey dieser Sache klüglich zu bezeugen hätte. Ich resolvirte mich endlich die Schrift auf den Tisch zu legen und hinaus auf den Saal zu gehen. Als der Pater Franz zurück kam und mich daselbst fand, so

1) Oben S. 388.

2) Oben S. 370.

Digitized by

Google

über das Leben nnd die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 407

fragte er mich um die Ursache, warum ich nicht in der Stube geblieben wäre. Ich sagte, daB er mir eine unrechte Schrift gegeben hätte und daß ich es vor meine Schuldigkeit angesehen hätte, diese Schrift nicht zu lesen, sobald ich den Irrthum wahrgenommen hätte. Er wurde hierüber ungemein bestürzt. Jedoch als wir wieder in die Stube eingetreten waren und er die Schrift angesehen hatte, so erhohlte er sich wieder und sagte, er hoffe, daß dieser Irrthum bey mir nichts zu bedeuten haben würde und daß er zu meiner Avantage gereichen solte. Denn ob zwar nur hohe und sehr vornehme Persohnen Mitglieder dieser Societät werden könten, so könte ich doch bey der Societät gebrauchet werden und dieses würde ein sehr großes Glück yor mich seyn. Nur müste ich mich eifrig in der catho- lischen Religion bezeugen.

Er ließ sich sodann in die Ursachen dieser Societät ein und sagte, daß die Protestanten täglich mächtiger würden und immer mehr um sich griffen, daß dannenhero ein Religionskrieg besorget werden müste und daß man mithin auf Mittel denken müste, ihnen genugsam wiederstehen zu können. Diese Absicht hätte die Societät, desgleichen so viel Protestanten, als nur immer möglich, wieder zur Kirchen zurück zu bringen. Es wären eitel hohe und sehr vornehme Persohnen darinnen und man müste wenigstens Graf, Minister oder [38 b] General seyn und sich bereits eifrig catholisch bezeuget haben, wenn man in dieselbe eintreten wolte. Die Kirche habe dieser Societät die allergrößten Abiäße und geistlichen Wohl- thaten zugestanden. Er sagte zugleich, daß die Societät wirklich schon 2G Millionen beysammen habe und daß man ietzo bemühet wäre, die Protestantischen Geist- lichen in Ungarn zur catholischen Religion zu ziehen, welches er, Pater Franz, vor einen sehr guten Anschlag hielte, deßen Nutzen er mir weitläuftig zu erklähren bemühet war.

Als ich ihm meine Verwunderung bezeugte, wie so viele Millionen hätten zusammengebracht werden können, so sagte er, daß es ihm nicht erlaubt wäre mir dieses zu erläutern, daß aber die Protestanten selbst vieles darzu beytragen müsten. Worauf ich denn auch keine weitere Neugierigkeit zu erkennen geben wolte. Von dieser Stunde an wünschte ich mich aus denen Catholischen Landen wieder weg und vermied mich in den obgedachten Streit mit dem Herrn von Speer einzulaßen. Denn ich sähe ein, daß dieser ungefähre Zufall mich entweder nöthigte eine Rolle zu spielen, die ich sehr verabscheuete, oder ich würde beständig mit großen Mißtrauen beobachtet werden. Alles dieses, was ich hier aufgesetzct habe, ist der exactesten und reinesten Wahrheit gemäß und habe ich mir Mühe gegeben alle Umstände wieder in das Qedächtniß zurück zu rufen.

Was der Geheime Rath in Hannover auf Justis Eingabe be- schloß, zeigt folgendes PM.

An den BergRaht Justi

unter einem privat couvert

wegzuschicken.

[BL 39 a]. Pro memoria.

Nachdem der Herren Geheimten Rähte Excellences den von dem Herrn Berg- Raht von Justi in 2 Heften übersandten Aufsatz einer gewißen Schrift, zu deren Verfertig- und Herauslaßung er sich erboten gehabt, gelesen und dabey das Vor- haben an sich samt den aus deßen Bewerckstelligung zu erwartenden Folgen in nähere Erwegung gezogen, so haben Sie beftmden, daß am gerahtensten seyn

Digitized by

Google

408 F. Frensdorff,

werde, besagten Aufsatz zu suppiimiren und nicht ans Licht kommen zu laBen, einestheils, weil verschiedene darin vorgetragene [89 b] Umstände unter der Hand und in Staats-Cabinetten nicht unbekannt sind, deren öffentliche Vorrückung aber wie die gantze Schrift einen großen aigreur ohne VerbeSerung der Sachen würcken würde, und anderen theüs, weil aus mehreren Merkmahlen des Aufsatzes, wenn auch der Abdruck noch so geheim bewerkstelliget werden könnte, der Herr Yer- fafier sofort kenntlich seyn und sich dadurch ohne Noht und Nutzen einer Ver- folgung bloß stellen würde, gegen welche man ihn entweder gar nicht, insofern nemlich geheime böse Wege und Mittel gebrauchet werden wolten, oder aber nicht ohne an seinem Facto gewißer Maßen Theil zu nehmen, schützen könnte.

Inzwischen erkennet das Ministerium des Herrn v. Justi guten Willen und angewandte Bemühung und füget zu Bezeugung deßen hierbey fünfzig Rthlr. in Gold an, über deren Empfang ein auf den Oeheimten Secretarium Mejer lautender Schein erforderlich ist*).

H[annover] den 18. October 1756.

Darunter die Signaturen der Geh. Räthe.

Die Schrift Justis blieb angedruckt im hannoverschen Staats- archive liegen. Sie ist erst im Herbst 1901 auf meine wiederholte Anfrage nach Justi betreffendem Material wieder aufgefunden worden. Unter den Gründen, aus denen die Geheimen Räthe die Veröffentlichung nicht blos ablehnten, sondern auch hinderten, fehlt einer, den der heutige Leser als ersten erwartet: der der Unglaubwiirdigkeit.

Zu jener Zeit hat man an das Hereinspielen des religiösen Gegensatzes in die Kämpfe des siebenjährigen Krieges in viel stärherm Maße geglaubt, als man heutzutage anzunehmen geneigt ist^). Auch Pütter weiß von umlaufenden geheimen Nachrichten, daß man damals zu Wien auf nichts mehr bedacht gewesen, als den Religionssachen im Reiche ein anderes Ansehen zu geben'). Grade in den Jahren 1756 und 1757 giengen von den verschie- denen Cabinetten und ihren Vertretern Schriftstücke aus, die für und wider den religiösen Character des Krieges stritten. Ein hannoversches Promemoria vom 16. Juli 1766 beruhigte die Höfe, die sich durch das im Januar zwischen England und Preußen ge- schlossene Bündniß ombragirt fühlten und hinter ihm geheime Absichten in Reichs- und insonderheit in Religionssachen ver-

1) Dem Schreiben liegt ein Postschein (ausgefülltes Formular) bei: Biß Ablauf eines Jahrs nach unten gesetzten dato bescheiniget dieses, daB I Brief worin 50 Rthlr. seyn sollen, an de Justi nach Göttingen auf die Post gegeben.

Hannover den 22. Oct. Anno 1756. ^^"^^^^ "^^ ChurfursÜ.

Post-Amt hierselbst.

2) Krauske, Preußische Staatsschriften aus der Regierungszeit K. Friedrichs n. Bd. 3 (1892) S. 234.

3) Histor. EntWickelung III (1787) S. 86.

Digitized by

Google

über das Leben nnd die Schriften des Nationaldkonomen J. H. G. von Josti. 409

matheten, mit dem Hinweis auf die bekannte patriotische und un- parteiische Gedenkungsart Konig Georgs 11.*). Um dieselbe Zeit versuchte ein Circular-Rescript Maria Theresias den Verdacht zu zerstreuen, als habe der Vertrag Oesterreichs mit Frankreich ge- heime Artikel, „so die vollige Unterdrückung des protestantischen Religionswesens und den Conversionscasum des Erbprinzen von Cassel zum eigentlichen Gegenstand hätten und dem Reiche prä- judicirliche Verabredungen wegen der römischen Königswahl un- seres ältesten Kronprinzen enthielten"*). Ein Kgl. preußisches Rescript an die Comitialgesandten antwortete darauf, es schenke zwar der Versicherung der Kaiserin Vertrauen, aber man könne es keinem protestantischen Hofe verdenken, einige Inquietude blicken zu lassen, da die Religions - Reversalien des Erbprinzen von Hessen öffentlich angefochten und die Intriguen des kaiser- lichen Gesandten Grafen v. Pergen und des Freiherrn von Kurz- rock, um den Prinzen zu entführen und der väterlichen Gewalt zu entziehen, entdeckt worden *). Andere Auslassungen von Preußi- scher Seite betonten, wie das evangelische Religionswesen auf dem Reichstage durch die Direction eines der katholischen Religion zugethanen Prinzen geschwächt und durch das Verhalten des Reichs- hofraths mehr wie jemalen in Gefahr sei, den letzten Stoß zu bekonmien *).

Wie wenig die officiellen Betheuerungen, es handele sich in dem Kriege nicht um religiöse, sondern nur um politische Gegen- sätze, im Publicum Glauben fanden, mag noch ein kleiner Zug aus der Göttinger Universitätsgeschichte beleuchten. Am 3. Juli 1758 hielt der aus dem Amte scheidende Prorector Hollmann eine Rede, in der er die Schlacht bei Roßbach als die Rettung des protestantischen Wesens pries und den König von Preußen als magnum Germaniae liberatorem et vindicem feierte % Der franzö- sische General du Muy, der eine Zeitlang in Göttingen commandirt und in den besten Beziehungen zu der Universität und ihren Lehrern gestanden hatte ^), erhielt gleich andern französischen

1) Kriegskanzlei I (= Sammlang der neuesten Staatsschriften zum Behofe der Historie des jetzigen Krieges in Teutschland auf das J. 1756). [Frankf. u. Leipz. 1767] 8. 13.

2) 24. JuU 1766. Das. I 18 ff. 8) Das. I 20 V. 17. August 1766.

4) PM. des Herrn v. Hellen, Preuß. Ministers im Haag yom Herbst u. Kur- brand. PM. vom 3. Nov. 1766 (Kriegskanzlei I 139 und 403). 6) Gott gel. Anz. 1768 St. 88. 6) Pütter, Gott Gel Gesch. 1 (1765) 18.

Digitized by

Google

410 F. Frensdorff ,

Officieren einen Abdruck der Rede von ihrem Verfasser zugesandt. In seinem von Minden, den 25. Juli 1759 datirten Dankschreiben verwahrte sich du Muy dagegen, als ob religiöse Ziele die Groß- mächte unter die Waffen gerufen hätten').

Es ist nicht ohne Grund, wenn Justis Betrachtungen besonders ausführlich bei den Verhältnissen in Ungarn verweilen. Hier hatten die Protestanten seit dem Ausgang des 17. Jahrhunderts die schwersten Kämpfe zu bestehen. „Es bildeten sich" so schildert ein katholischer Geschichtsschreiber die Zustände*) „fromme Gesellschaften , welche auf die Bekehrung evangelischer Glaubensgenossen hinwirkten. Die meisten und vornehmsten Mag- naten waren Mitglieder derselben. Die Pfarrer nahmen sich ver- waister Kinder an und brachten sie in Klöstern unter. Sie kämpften um jede Familie, um jeden Fußbreit Landes, um jede Function. Die Statthalterei war eine rein weltliche Behörde; es waren jedoch derselben Bischöfe und Prälaten zugetheilt, welche die religiösen Interessen wahrnahmen. Die Protestanten nannten diese Behörde nur eine congregatio de Propaganda". Als die Häupter der bekehrungseifrigen Geistlichkeit zeichneten sich der Bischof Franz Zichy von Raab und der Bischof von Vesprim Martin Biro aus, dessen Enchiridion de fide, heresiarchis et eorum sectis (1749) so herausfordernd auftrat, daß Papst Benedict XIV. einschritt und Maria Theresia 1761 die Schrift confisciren ließ'). Die bedrückten Protestanten Ungarns hatten sieh schon 1743 an den preußischen Gesandten Grafen Dohna in Wien gewandt*) und Friedrich der Große wiederholt deren Beschwerden zum Gegen- stand diplomatischer Vorstellungen gemacht. 1756 ließ er eine eigene Broschüre abfassen und verbreiten unter dem Titel: Un- billiges Verfahren des Erzhauses Osterreich gegen die Evangelische*), die sich besonders eingehend mit den Verhältnissen in Ungarn be- schäftigt^).

Das ist der Hintergrund, auf dem sich die Darstellung Justis bewegt.

1) HoUmann, zufällige Gedanken über versch. wichtige Materien, 6. Samlg. (1776) S. 164.

2) A. Wolf, Oesterreich unter Maria Theresia (1855) S. 408 ff.

3) Bauhofer, Gesch. der evangel. Kirche in Ungarn (Berlin 1854) S. 420 ff.

4) Preuß, Friedrich der Große I 400.

5) Polit. Correspondenz XII 477 n. 7624. Krauske, S. 256.

6) Krauske S. 302 ff. Der Vf., L. M. Kahle war 1747—50 Professor in Göttingen (oben S. 373 A. 2), nachher Kammergerichtsrath in Berlin.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationaldkonomen J. H G. von JostL 411

Das Praesent von fünfzig Thalern, das die Geheimen Räthe Jasti reichen ließen, zeigt, daß sie seine Enthüllangen nicht sonderlich hoch einschätzten, zumal sie nicht die alleinigen Be- sitzer des Geheimnisses waren, sondern es nach den Andeu- tungen Justis mit andern protestantischen Höfen, namentlich dem Preußischen theilten. Auch gaben sie dem Verfasser zu verstehen, daß ihnen nicht alles neu war, was sie durch seinen Aufsatz er- fuhren. Die allgemeinen politischen Angaben und Betrachtungen, die er vorgebracht hatte, mochten den Ministern geläufig sein. Das worauf Justi den Hauptwerth legte, war unzweifelhaft die Mittheilung über die Liga. Sie war ihnen neu, wie sie dem heutigen Leser neu ist. Aber ihr Inhalt ist undenkbar. Eine so ausgebreitete Verbindung, mit Mitteln, die sich nach vielen Millionen beziffern, ausgerüstet, müßte Spuren ihrer Wirksamkeit hinterlassen und zu ihrer Zeit in die Ereignisse, die ja geradezu ihre Thätigkeit herausforderten, eingegriffen haben. Weder das eine noch das andere ist nachzuweisen. Es kann doch nicht als ein Beweis von Justis Angaben gelten, wenn sich seit 1744 auf Betrieb des römischen Nuntius Paulucci in Wien und des Bischofs von Raab Franz Zichy Gesellschaften von Adeligen bildeten*), die sich verpflichteten dem Papst jährlich einen Rekruten d. h. Proselyten zu stellen und die Protestanten in Beförderungen zu hindern ; wenn diese Gesellschaften eine eigene Religionskasse hatten, deren beträchtliche Capitalien auf alle Art gegen die Protestanten verwandt wurden. Von diesen Thatsachen ist noch ein weiter Weg bis zu den Angaben Justis. Die genannten Gesell- schaften waren auch nichts weniger als geheim, ihre Statuten wurden 1745 lateinisch und deutsch gedruckt.

Justis Enthüllungen können also nicht als Bereicherungen unseres historischen Wissens gelten. Sie sind romanhaft. Roman- hafte Nachrichten sind oft genug in der Geschichte für wahr ge- halten worden ; und der Glaube an sie kann historische Bedeutuag gewinnen. Daß ein solcher Glaube in diesem Falle je verbreitet gewesen wäre, ist nicht nachweisbar. Als Justi einige Jahre später dieselben Nachrichten in einer anonymen Schrift mittheilte % sind sie unbeachtet geblieben. Auch die später einsetzende Zeit der Jesuitenfurcht hat nicht auf sie zurückgegriffen. Justi, der nach dieser Schrift wie nach gelegentlichen Äußerungen in seinen Büchern an eine weitreichende Macht der Jesuiten glaubte, er-

1) Bauhofer S. 414 flf.

2) Unten Abschnitt XI.

Digitized by

Google

412 F. Frensdorff,

lebte doch an sich selbst ihre Machtlosigkeit. Sie haben ihn nicht einmal zum Uebertritt bringen können, oder er ist im Stande ge- wesen, sie zu täuschen und hinzuhalten. Sie verhandelten mit ihm über ihre Geheimnisse und versicherten sich nicht einmal' daß er einer der Ihrigen war. An Klugheit sind sie ihm doch überlegen gewesen; denn er glaubte, was sie ihm erzählten, wäh- rend es doch bestenfalls eine maßlose Übertreibung des wirklich von ihnen Erreichten war.

So bleibt das Hauptergebniß der im J. 1756 zwischen dem hannoverschen Ministerium und Justi gepflogenen Correspondenz ein Beitrag zu seiner eigenen Lebensgeschichte: die Widerlegung der allgemein verbreiteten und geglaubten Nachricht von seinem in Osterreich erfolgten Übertritt zur katholischen Kirche^). Denn daß er dem Minister von Münchhausen gegenüber die Unwahr- heit gesagt habe, ist nicht glaublich. Justi nahm gelegentlich den Mund recht voll und gefiel sich in Übertreibungen. Lügen vermag ich ihm nicht nachzuweisen ; vielmehr hat die aufmerksame Durchforschung seiner Schriften oft genug Bestätigungen seiner Angaben über seine Person geliefert.

IX.

Justis Wirksamkeit in Göttingen war nicht von langem Be- stände. Nach kaum zwei Jahren bricht sie ab. Mancherlei Gründe wirkten zusammen, um das beschleunigte Ende herbeizuführen, persönliche und öffentliche Calamitäten.

Seit 1746 war Justi mit Gertrud Feliciana Johanna Pietsch, der Tochter eines Predigers zu Vatterode im Mansfeldschen, ver- heiratet^). Bald nach der Niederlassung in Göttingen hatten sich die Eheleute veruneinigt. Justi, beständig in Geldverlegenheit, vermochte das Hauswesen nicht zusammenzuhalten. Im Juni 1756 verließ die Frau das Haus, weil der Mann nicht mehr für sie sorgte, und sie selbst suchen mußte, sich ihren Unterhalt zu ver- schaffen. Eine Kindsmagd klagte, daß Justi sie von Osterreich nach Sachsen und von Sachsen nach Göttingen verlockt habe, ohne ihr seit fünf Jahren den schuldigen Liedlohn zu bezahlen. Ein Ehescheidungsproceß, der vor dem Consistorium in Hannover ver-

1) Oben S. 388.

2) Das J. 1746 (nicht 1744, wie Beckmann und Hock angeben) wird dorch ein Erkenntnis des Celler Oberappellationsgerichts y. 23. Joni 1757 festgestellt: „als er geständigermafien vor elf Jahren mit derselben getrauet ist.^ Hier wie im Folgenden sind die Acten des akadem. Gerichts in Qöttingen benutzt

Digitized by

Google

über das Leben nnd die Schriften des Nationaldkonomen J. H. G. von Josti: 413

handelt wurde, da Justi nicht unter akademischer Gerichtsbarkeit stand, war im Gange, als Justi im Juni 1757 Göttingen verließ. Als er länger als die drei Monate ausblieb, für welche er beurlaubt war, und Nachrichten von einer Anstellung Justis in Dänemark nach Göttingen gelangten, reiste ihm die Frau nach Altona nach und forderte Unterstützung von ihm. Es war Edles vergebens. Um so giftiger ward der Streit unter den Eheleuten; ihre Eingaben an die Behörden strotzen von den schwersten Beschuldigungen. Er wirft ihr vor, im Verein mit ihrem Galan, dem Advocaten Berg- mann, von dem sie schwanger sei, an seinen Effecten die unglaub- lichste Gewalttbat und Rauberei begangen zu haben und nennt die Pietschin die allerschändlichste und verruchteste Weibesperson unter der Sonne; sie bleibt nicht dahinter zurück und berichtet der akademischen Deputation von einer „unterm Deckmantel einer teutschen Französin bei^sich habenden Mätresse Justis und einem mit ihr in Unehren erzeugten Kinde" ^). Inzwischen hatte das Consistorium den Mann verurtheilt, der Frau pendente lite zehn Thaler monatliche Alimente zu zahlen, und die akademische Be- hörde angewiesen, die in den Händen der Frau befindlichen Bücher Justis öffentlich versteigern zu lassen. Aber der Erlös aus der Auction reichte bei weitem nicht hin, um die Alimente für 23 Monate, die der Frau vom 23. Juni 1756 ab zuerkannt waren, zu decken *).

Der Ausgang in der Hauptsache war die Scheidung *). Beide Theile heirateten wieder: Justi, wie es scheint, noch ehe das Gericht sein Urtheil gesprochen hatte ^). In Göttingen dachte man von der Frau, die den Advocaten Bergmann geheiratet hatte und

1) Beschwerde Justis bei der akadem. Deputation, datirt Rendsburg 80. Juli 1757; Vorstellung der Frau y. Febr. 1758. Das Datum ergiebt sich daraus, daB die Frau von achtmonatlicher Abwesenheit ihres Mannes spricht und der Bescheid der Deputation v. 18. März ist.

2) Urtheil des Consistorinms y. 25. Noy. 1757 und Erlaß an die akad. Be- hörde y. 13. April 1758. Bericht der letztern y. 10. Juni 1768.

3) Genaueres ist über den Eheprozeß nicht mehr zu ermitteln, da sich die Acten weder beim Consistorium in Hannoyer noch beim Oberappellationsgericht in Celle, wohin die Berufung gieng, erhalten haben. In Celle weist ein Register über Calenbergische Akten aus der Zeit yon 1741 59 zwar eine Sache des Berg- raths und Oberpolizeikommissars yon Justi gegen G. F. J. Fletschen auf, aber es steht daneben ein Cassationsyermerk (Mittheilung ans dem Oberlandesgericht zu Celle).

4) Nach Beckmann S. 555 hat sich Justi im October 1757 die zweite Frau antrauen lassen. Weder ein Consistorialerkenntniß y. 25. Noy. 1757 noch die oben A. 1 angezogene Vorstellung der Frau wissen yon einer Scheidung.

Digitized by

Google

414 ' F. Frensdorff,

mit ihm ins Mansfeldische verzogen war, nicht günstig. Auch ans den Acten gewinnt man keinen vortheilhaften Eindruck; sie gedenkt niemals ihrer Kinder, die auch nicht bei ihr, sondern beim Vater blieben, und unter den schwersten Beschuldigungen, die sie gegen ihren Mann erhebt, versäumt sie nicht, sich Präsidentin von Justi zu nennen auf das bloße Gerücht hin, daß er in Norwegen eine Anstellung erlangt habe.

Justis Weggang von Göttingen hatte noch ein kurzes Nach- spiel. Zu Ende 1761 verlangte er von der hannoverschen Regierung ein Zeugniß über seinen Austritt aus ihren Diensten. Sie konnte von sich aus bescheinigen, daß sie ihm im Sommer 1757 zu einer Reise nach Dänemark Urlaub ertheilt habe. Dagegen verlangte sie von der Universität Auskunft über ein angeblich an seinen Effecten nach seinem Weggang verübtes Spolium. Das eingesandte Proto- koll vom 10. August 1757 *) ergab, daß die Bergräthin Justi Sachen ihres Mannes zur Deckung ihrer eigenen Forderungen und zum Schutz gegen andere Gläubiger, den Hauswirth Tolle und die Dienstboten, an sich genommen und, da bei dem Gerichtsschulzen Hülfe nicht zu erlangen war, von dem französischen Comman- danten, dem Obersten von Falkenstein, eine Salvegarde erbeten und erhalten hatte. Soweit die Frau dabei Schriften Justis an sich gebracht und ihrem Rechtsbeistande anvertraut hatte, lieferte Bergmann sie auf Aufforderung des Prorectors Hollmann zum akademischen Depositum zurück. Darin befanden sie sich noch zur Zeit der Berichterstattung. Nur war inzwischen durch den Univer- sitätssyndicus in Gegenwart Bergmanns auf Befehl der Regierung herausgenommen und nach Hannover eingesandt, was sie Justi an Polizeiakten communicirt hatte. Es muß das bald nach Justis Weggang geschehen sein, denn Bergmann hatte sich nach Aussage des Berichts seit geraumer Zeit von Göttingen weggewandt.

Mir war früher aufgefallen*), daß Justis Nachsuchen um Urlaub zu einer Zeit, wo die Stadt eines Polizeidirectors am dringendsten bedurfte, von der Regierung völlig ungerügt geblieben war, daß sie seiner Dienste in einem Zeugniß v. 1761 nur mit größtem Wohlwollen gedachte und es selbst mit „der feindlichen Occupirung Göttingens" begründete, wenn sie ihn nicht zur Wiederaufiiahme seiner Functionen aufgefordert habe^. Durch die oben S. 396 ff. mitgetheilte Correspondenz wird es jetzt klar, weshalb die Re- gierung so verfuhr. Das Verbleiben Justis in Göttingen nach dem

1) Bericht y. 3. Janr. 1762.

2) Abb. S. 524.

Digitized by

Google

fiber das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti 415

Einrücken der Franzosen, der Verbündeten Österreichs, konnte ihm bei seiner politischen Haltung und seiner Wiener Vergangen- heit Gefahren zuziehen, gegen die ihn die Regierung nicht zu schützen vermocht hätte. Nach ihrer Kenntniß der Sachlage mußte sie es für berechtigt halten, wenn er ihnen auswich.

Als sich Justi im Sommer 1767 in die Lande des Königs von Dänemark begab, war es nicht auf einen Eintritt in dänische Dienste, wie Justi dem Prorector Gesner versicherte*), abgesehen; in Hannover habe man ihn ausdrücklich bei Ertheilung des Urlaubs der Gnade und Protection kräftigst versichert, um ihn von einer Dienstveränderung abzuhalten. In Dänemark wollte man gleich- wohl schon im August 17B7 wissen, Justi sei zu einer hohen Stellung im Bergwesen ansersehen. Das Kopenhagener Publicum, überhaupt schon mißvergnügt über die Heranziehung der Fremden und insbesondere der Deutschen, die man dem Minister v. Bem- storff Schuld gab, nahm diesen neuen Zuwachs nicht grade freund- lich auf. In einem an den Historiker Suhm von seinem Kopen- hagener Correspondenten Daß gerichteten Briefe v. 27. August 1757*) heißt es: „Sonst haben wir in diesen Tagen wieder einen neuen Teutschen bekommen, den Bergrath Justi, der nach so vielen Veränderungen in seinen Studien, seiner Profession und Religion endlich Polizeimeister in Göttingen geworden war. Weil ihn aber dort seine Creditoren sehr plagten und ihn zugleich seine katho- lische Frau, die er in Wien genommen und mit dem Glaubens- bekenntniß wieder vertauscht hatte, durch einen Prozeß verfolgte, ist er endlich hierher gerufen worden und soll, wie einige sagen wollen, nun nach Kongsberg gehen, um an Stuckenbroks Stelle Berghauptmann zu werden. Ob nun seine katholische Frau ihn auch dorthin verfolgen wird, muß die Zeit lehren. Hier hat er sich übrigens gleich in der Gesellschaft der Wissenschaften ein- gefunden und ein langes Geschwätz von seinen drei Prinzipien, dem Wasser, Öl und Quecksilber, hergelesen, welche alle Heimlich- keiten der Natur aufdecken und erklären sollen, ja uns sogar zur Entdeckung neuer Bergwerke leiten ^). Doch, was verspricht nicht ein Teutscher (eigentlich jeder Windmacher und Glücksritter, sogar auch der Engländer, wie die neuesten Erfahrungen uns lehren) für

1) 30. Juli 1757 (ob. S. 413 A. 1).

2) Daß, vormals Rector in Drontheim, an P. F. v. Suhm (Leben Suhms von Nyerup, übers, v. F. Ekkard [Kopenh. 1799] S. 316). Beckmann S. 556, der auf diesen Brief aufmerksam macht, läßt ihn für sein Thema unbenutzt und beschäftigt sich blos mit der unverschämten Äußerung gegen die Deutschen.

3) Ein Aufsatz solchen Inhalts in den N. Wahrheiten II (1758) S. 362.

Digitized by

Google

416 F. Frensdorff,

das liebe Geld ! Weil dieser Mensch nun zwo Weiber hat, soll er auch eine Piece über die Nützlichkeit der Vielweiberei heraus- gegeben haben; wieder ein Vortheil für ein volkarmes Land!**

Der Brief, in dem soviel Falsches mit einigem Wahren ge- mischt ist, zeigt, wie schon unter den unmittelbarsten Zeitgenossen allerlei abenteuerliche Erzählungen über Justi umliefen. Die letzte Bemerkung des Briefes zielt auf die Abhandlung „von denen Ehen, die an und vor sich selbst ungültig und nichtig sind (de matri- monio putative et illegitim o), wobei zugleich von dem Wesen der Ehe und dem großen Einfluß der Ehegesetze in die Glückseligkeit des Staats gehandelt wird" (Leipzig 1757) ^). Paulsen weist einmal auf den charakteristischen Zug der Aufklärungszeit hin, an der Sitte, die das Bestehen der Ehe und der ehelichen Verhältnisse beherrscht, zu rütteln*). Auch Justi lenkt in diese Bahn ein. Thomasius hatte 1713 in seiner dissertatio de concubinatu den Concubinat als dem positiven Rechte nicht widerstreitend demon- strirt und war darüber mit den Hallischen Theologen in scharfen Kampf gerathen'). Justi hält den Streit zwischen Thomasius und Breithaupt für bloßes Wortgefecht, da nicht zwischen zeitlichem und dauerndem Concubinat unterschieden sei. Jener sei allerdings verwerflich, nicht dieser; denn er verfolge gleich der Ehe den Endzweck der Erzeugung und Erziehung von Kindern. Der Con- cubinat sei die Ehe des Naturrechts. In einer Zeit, die das Glück der Staaten in ihrer Bevölkerungszahl erblickte, wird es erklärlich, wenn Justi auch die Polygamie vertheidigt; sie dient geradezu zur Erfüllung des Endzwecks der Natur; es sind bei ihr soviel besondere Ehen vorhanden als besondere Weiber.

Der litterarische Ertrag der dänischen Episode war ein dem Könige erstattetes Gutachten über den Anbau der jütländischen Heiden, das in Altena im März 1758 abgeschlossen wurde, nach- dem er schon im Herbst vorher ein Fromemoria über den Erfolg seiner Reise durch Jütland und die Beschaffenheit des Bodens ein- gereicht hatte. Da schon im Frühjahr 17B8 so gut wie sicher war, daß aus dem Plane, zu dessen Bearbeitung Justi nach Dänemark gerufen war, nichts werden würde, so veröffentlichte er das Gut-

1) Wiederabgedruckt in histor. und jor. Schriften II (1761) S. 821 ff., es fehlt nur die Widmung an die Mitglieder des Oberappellationsgerichts zu Celle. Eine ausführliche Becension von J. D. Michaelis in G. Q. A. 1757 St 90 (28. Juli). Abh. 8. 620.

2) Ethik n 288.

8) W. Schrader, Oeech. der Friediichs - ümTersit&t sn Haue I (1894) B. 209.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. 6. von Justi. 417

achten in seiner Zeitschrift^). Die auf königliche Kosten unter- nommene Reise nach Kopenhagen verschaffte ihm Gelegenheit, eine der prächtigsten Städte Europas kennen zu lernen und eine An- schauung von Schiffahrt und Seehandel zu gewinnen. Das setzte ihn in den Stand, ein bei der Veröffentlichung seiner Staatswirth- schaft (1755) gegebenes Versprechen einzulösen. Vermochte er auch noch nicht ein Lehrbuch der Commercienwissenschaft vorzu- legen, so lieferte er doch eine „vollständige Abhandlung von denen Manufacturen und Fabriken*' Thl. 1 (Kopenhagen 1768), die er dem Minister Freiherrn von Bernstorff dedicirte. Die Widmung ist vom 4. October 1767 datirt, die Schrift ist also, wie der Ver- fasser auch angiebt, auf der Reise, ohne Benutzung von Büchern, ja auch ohne die eigenen zuzuziehen, ausgearbeitet.

Die dänische Episode hatte kaum ein Jahr gedauert. Doch behielt Justi von daher für einige Zeit seinen Wohnsitz erst in Altena, dann in Hamburg. Hier machte er die Bekanntschaft des preußischen Residenten von Hecht. Ob durch diese Verbindung oder unabhängig davon, für Justi begann jetzt eine neue Art litterarischer Beschäftigung, die sich während der Dauer des siebenjährigen Krieges fortsetzte. Justi als politischer Schriftsteller ist bisher kaum beachtet worden. Seine Bio- graphen übergehen diese Thätigkeit mit Schweigen. Die „Be- trachtungen", von denen oben S. 399 ff. die Rede war, zeigen, daß er kein Neuling auf diesem Felde war. Während aber die „Be- trachtungen" im Dunkel des Archivs zu Hannover begraben blieben, trat jetzt Jahr für Jahr eine neue Publication politischen Inhalts von Justi ans Licht. Das Staatsrecht hatte ihn schon früher be- schäftigt; die Staatsklugheit und die Handelspolitik hingen mit der cameralistischen Wissenschaft in dem weiten Sinn, wie man sie damals verstand, nahe zusammen. Von diesen Grenzgebieten aus in die Arena der praktischen Staatenpolitik hinabzusteigen, wurde dem kenntnißreichen, alle Bewegungen der Gegenwart auf- merksam verfolgenden, federfertigen Manne nicht schwer. Hatte seine Arbeit bisher wissenschaftlichen Zwecken gedient, so mischt er sich jetzt um politischer Tendenzen willen in die Tageskämpfe. Er verwahrt sich zwar dagegen, von den Fragen der Gegenwart handeln zu wollen und unter ihrem Gesichtspunkte sich mit wissen- schaftlichen Problemen abzugeben; er vermeidet seine Beispiele

1) Neue Wahrheilen St 12 Bd. U (Leipz. 1758) S. 609 ff.

Digitized bvVjOOQLC

418 F. Frensdorff,

der Tagespolitik zn entnehmen und demonstrirt mit Vorliebe an Zeugnissen des klassischen Alterthums ; man muß auch anerkennen, daß die Form seiner Schriften aller Gegnerschaft und aller Ent- schiedenheit ungeachtet würdig und wissenschaftlich bleibt; aber schon die Wahl der Themata verräth, daß der Autor, durch die Gegensätze des Tages veranlaßt, zu ihrer Erörterung das Wort ergriff. Eine Mehrzahl der in Betracht kommenden Schriften ist anonym erschienen und schon deshalb den Biographen und Litte- ratoren entgangen. Das entsprach der Sitte der Zeit. Die großen Sammelbände der Bibliotheken, in denen sich die Flugschriften des siebenjährigen Krieges bergen, zeigen fast nur anonyme oder Pseudonyme Titel. Auch Justi hat sich unter solcher Maske wiederholt auf den litterarischen Schauplatz begeben. Beispiele aus den J. 1750 und 1755 sind schon vorgekommen*); etwas älter sind die Abhandlungen: „Beweis daß die Üniversal-Monarchie vor die Wohlfahrt von Europa und überhaupt des menschlichen Ge- schlechts die größte Glückseligkeit wirken würde" und: „ob freye Mächte über die Länder eines Dritten nach dem Natur- und Völkerrecht Verträge zu machen befugt sind?"^) Andeutungen in der oben S. 398 mitgetheilten Eingabe an G. A. von Münch- hausen zeigen genugsam, wie vertraut er mit den Mitteln war, um verschwiegen eine Schrift unter das Publicum zu bringen.

Justi liebt es, eine Schrift aus der andern hervorwachsen zu lassen. Eine kurze Auseinandersetzung in der Staatswirthschaft hatte die Idee des europäischen Gleichgewichts als eine bloße Er- findung der Gelehrten verworfen (1 64). Als ein Recensent den Verfasser darauf hinwies, daß er an anderer Stelle die vernünftige Idee des Gleichgewichts sachlich anerkannt habe^, veranlaßte ihn das zu einer ausführlichen Darlegung seiner Gedanken in der Schrift: Chimäre des Gleichgewichts von Europa (Altena 1768)*). Das Thema war in den letzten Jahrzehnten viel behandelt worden. Schmauß hatte 1741 die Bistorie der Balance

1) Oben S. 378 und 392.

2) Beide sind wiederabgedruckt in Jostis Polit. und Finanzscbriften II (1761) S. 235 und III (1764) S. 112; mit der Bemerkung, die erste sei vor 13, die andere vor 15 Jahren als besonderer Tractat erschienen. Das würde die Jahre 1748 und 1749 ergeben, y. Ompteda, Litt, des Völkerrechts III 106 verzeichnet eine Schrift wie die zweite mit dem J. 1746. Danach auch wohl Röscher Arch. S. 83 und Gesch. S. 444. Ich habe sie vergebens in Göttingen, Berlin und Marburg gesucht- In Abschnitt XU wird noch ein Wort über diese Schriften vorkommen.

3) G. G. A. 1755 v. 10. Mai

4) Wiederabgedruckt in der Teutschen Kriegskanzlei X 683.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationalökonomen J. fi. G. von Josti. 419

von Europa in seiner Einleitung zur Staatswissenschaft gegeben; ein anderer Göttinger, Kahle, 1744 de tratina Europae in akade- mischer Weise gehandelt. Die Eeflexions touchant T^quilibre, ein französischer Versuch, durch die Grundlosigkeit des Gleichgewichts- systems Frankreich gegen Österreich zu Hülfe zu kommen, wurden von D. G. Strube widerlegt ^). Justis Angriffe auf das System hatten einen andern Ausgangspunkt und ein anderes Ziel. Er untersucht, was in Wahrheit einen Staat mächtig mache ; nicht die Größe seines Gebiets, Zahl und Reichthum seiner XJnterthanen, Stärke seines Heeres und seiner Festungen, sondern die Planmäßigkeit der Re- gierung, das Selbstregieren des Monarchen, kluge Auswahl der Bedienten, Ordnung in den Geschäften, guter Zustand der Armee. Ein jeder Staat habe das Recht, seine Vollkommenheit und Glück- seligkeit möglichst hoch zu treiben. Ein Cameralist des 18. Jahr- hunderts ist naturgemäß voll Verehrung für Colbert. Ludwig XIV. würde ohne ihn nie groß geheißen haben. Durch ihn war Frank- reich ein blühender und wohleingerichteter Staat geworden, der unumschränkt regiert alle seine Kräfte brauchen konnte. Die Gegner in der schlechtesten Verfassung konnten nur durch Bünd- nisse sich Respect verschaffen, für welche König Wilhelm III. von England die Idee des Gleichgewichts als Einigungsmittel brauchte, obschon jeder der Bundesgenossen sein eigenes Ziel verfolgte. Durch diese die gefährlichen Tendenzen Frankreichs gänzlich über- sehende Gruppirung der Thatsachen kommt Justi zu dem Ergebniß : das Gleichgewicht ist ein Unding, es entspricht weder der Ge- rechtigkeit noch der Staatskunst.

Der praktische Zweck der Schrift ist ein doppelter. Die Lehre vom Gleichgewicht ist der Deckmantel unnöthigen Blutvergießens. Wer soll den Großen das Unglück der Kriege vorstellen? Die Geistlichen? Die Gelehrten? Keinem von ihnen traut man Kennt- nisse in Staatssachen zu. So hält sich der Verfasser, dessen Beruf die Staatskunst ist und der seit Jahren unter dem Beifall der Staatsmänner und der benachbarten Nationen darüber schreibt, für befagt, seine Stimme zu erheben *). Weiß er doch, daß die Großen, die keine Macht über sich erkennen, allein durch die Scham für ungerecht zu gelten, in Schranken gehalten werden können. Der andere Zweck der Schrift erhellt aus der Aufzählung der wahren Grundlagen der Macht eines Staats. Sie sind offenbar von dem Staate Friedrichs des Großen abstrahirt. Ein wahrer Monarch

1) Nebenstonden 11 (1747) S. 267 iL

2) Abb. S. 682.

Kf L Gm. ä. WUi. M— WAt— . Plütol«g.-Urtw. Umm 1908. Bell 4. 30

Digitized by

Google

420 F. Frensdorff,

muß die Seele der verschiedenen Angelegenheiten sein und den Leitfaden beständig in der Hand behalten (748); er maß seine Armee in eigener Person anführen (759) und die richtige Auswahl unter den Staatsbedienten treffen (752). Das sicherste Zeichen, daß ein Regent selbst regiert, ist, daß keine Factionen an seinem Hofe und in seinem Reiche sind, daß er keine Günstlinge hat, daß jeder Minister blos in seinem Departement arbeitet (749), An ver- schiedenen Stellen bezeichnet Justi geradezu, als den Verwirk- licher seiner Forderungen den König von Preußen oder, wie er ihn allemal nennt, den erhabenen Verfasser des Anti-Machiavell. Schon in der Staatswirthschaft (I S. 44) hatte er die Schrift ge- priesen und nur bedauert, daß ihr Gebrauch in verschiedenen katholischen Staaten wegen einer harten Stelle, die allgemein wider alle Päbste abgefaßt ist, nicht geduldet werde ^). Das wiederholte starke Hervorheben des ;, weisen und erhabenen Ver- fassers", des „allen folgenden Zeiten verehrungswürdigen Ver- fassers des Antimachiavell" in der neuen Schrift war wohl nicht ohne die Absicht geschrieben, sich die Beachtung des Gefeierten zu verschaffen.

Im Jahre darauf folgte : die Chimäre des Gleichgewichts der Handlung und Schiffahrt*). Das an sich so unbegründete System des Gleichgewichts auf Dinge wie Handlung und Schif- fahrt zu erstrecken, hatte er bisher für unmöglich gehalten. Der französische Gesandte in Petersburg belehrte ihn eines Bessern*). Die Eroberung von Louisburg durch die Engländer im Juni 1758 veranlaßte ihn, alle handelnden Nationen aufzufordern, vereint mit Frankreich dem ungemessenen Despotismus, den England auf allen Meeren auszuüben im Begriff stehe, entgegenzutreten. Die Eng- länder, die hundert Jahr lang der Welt das Himgespinnst von dem Übergewicht Frankreichs vorgespiegelt, werfen jetzt das Gleich- gewicht zur See über den Haufen, ohne das kein Gleichgewicht zu Lande bestehen kann. Justi bekämpft in dieser neuen Schrift besonders den Franzosen Meaubert, einen Autor von mittelmäßigem Geiste, aber erstaunlicher Frechheit und Bosheit, der in immer erneuten Flugschriften la voix d'un citoyen d' Amsterdam, le politique Danois, le testament politique de Tadmiral Bing die

1) Es wird chap. XI yon den pr^tres devenos souverains gemeint sein (Oeuvres VIII 97 ff.).

2) Die Schrift ist Altona 1759 bei lyersen erschienen; abgedrackt in der Teutschen Kriegskanzlei 1760 Bd. I S. 919 ff.

8) Note des Marquis de l'Hopital, abgedrackt in den [Danziger] Beyträgen z. neuem Staats- ond Kriegsgeschichte YUI, 11.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. yon Justi. 421

Paxole: delenda est Carthago gegen England ausgiebt. Er stellt ihm die Schriftsteller gegenüber, welche den Geist der Menschlich- keit and Leutseligkeit unter den Völkern zu verbreiten bemüht sind: den großen Verfasser des Anti-Machiavell, Voltaire und Montesquieu. Der Grundsatz von der Freiheit der Commercien, auf der Natur des Handels und den gegenseitigen Vortheilen der am Handel betheiligten Völker beruhend, ist unvereinbar mit dem Lehrgebäude von einem Gleichgewicht der Handlung und Schif- fahrt. Die geographische Lage der Länder bedingt ihren Grad von Theilnahme am Handel. England, Holland und Frankreich in der Mitte von Europa sind die best situirten. Rußland, Schweden und Dänemark liegen schon nicht so bequem. Von dem Deutsch- land der Gegenwart redet er gar nicht, so oft er auch auf die Hanse und ihre Schicksale zu sprechen kommt. Jede Nation hat volle Freiheit über ihren Handel; kann deshalb auch ein Schif- fahrtsgesetz erlassen wie die englische Navigationsakte. Hätten alle Nationen dergleichen, so würde größere Gleichheit der Hand- lung bestehen. Keine Nation wäre vom Activhandel ausgeschlossen; jede könnte ihren Überfluß selbst ausführen. In dem Aufhören des Zwischenhandels, er nennt ihn den ökonomischen, sieht er keinen Verlust, denn der Handel, wie ihn die Holländer größten- theils treiben, gründe sich auf die Einfalt und Faulheit anderer Völker (933). Die kriegführenden Staaten schaden sich gegenseitig und haben Ursache die Neutralen zu schonen, damit sie sich nicht auf die Seite des Gegners schlagen. Wenn Dänemark, das Meau- bert aufzuhetzen sucht, an dem Kriege hätte Theil nehmen wollen, so war sein Platz auf Großbritanniens und Preußens Seite; es blieb aber bei seinen friedliebenden Gesinnungen und benuzte den Krieg zur Vergrößerung von Handel und Schiffahrt. Justi weiß, daß Dänemark während des jetzigen Krieges blos an Zucker jährlich für 800000 Thaler mehr ausländischen Absatz gehabt hat als vor dem Kriege. Die Obermacht zur See kann keine Universal- monarchie verschaffen; nicht einmal in dem feinern Sinne, daß die übrigen Völker aus Furcht vor der Überlegenheit eines solchen Reichs nichts ohne seine Einwilligung unternehmen dürften (984).

Ist in den beiden Schriften über das Gleichgewicht noch ein Zusammenhang mit Justis eigentlicher Berufswissenschaft wahr* nehmbar, so trat er mit einer im Spätsommer 1759 abgefaßten Schrift^) unmittelbar in die Tageskämpfe ein. Sie hat den Titel:

1) S. 627 des unten cit. Wiederabdrncks heißt es: heute da ich dieses schreibe, wird der Tod des Königs yon Spanien in den 2ieitangen bekannt ge-

80*

Digitized by

Google

422 F. Frensdorff,

„Wohlgemeynte Vorschläge eines die jetzigen unglück- lichen Zeiten beseufzenden Menschenfreundes, auf was vor Bedin- gungen die jetzo in Krieg befangenen Mächte zu einem dauer- haftigen und ihrem allerseitigen Interesse gemässen Frieden ge- langen könnten zur Aufmunterung ganz Deutschlandes ** (Friedensnah 1759, 51 SS. in 4)^). Die Schrift entstand in der Zeit, da Friedrich der Große durch die Niederlagen bei Kay (Juli 23) und Kuners- dorf (Aug. 12) und andererseits durch die Erfolge der Engländer in Amerika und in Deutschland (Schlacht bei Minden, Aug. 1) und auf Grund des russischen Anerbietens einer Vermittlung, die Zeit für günstig zu einem Friedensschlüsse hielt. Die „Wohlgemeinten Vorschläge" sind keine preußische Staatsschrift, vielleicht nicht einmal mit dem Vorwissen der preußischen Regierung geschrieben, aber doch auch nicht der bloße Privateinfall eines anonymen Schriftstellers. Die Gegner sagten ihr nach, sie sei in Regensburg im Hause des preußischen Gesandten von Plotho mit gutem Ge- winnst öffentlich verkauft worden, und sei jedenfalls mit amtlicher Unterstützung verfaßt. „Es ist ein politischer Träumer aufge- standen", beginnt die Widerlegung^), „der sich getrauet, das gegen- wärtige Kriegsfeuer auf einmal zu besprechen, und es liegt die Vermuthung nahe, daß man Preußischer Seits dem ungenannten Feuerbanner das ganze Beschwörungs-Formular an die Hand ge- geben habe^. Den Spott haben Justis Vorschläge eines großen Gebietsaustausches hervorgerufen. Von dem unglücklichen Zustande Deutschlands, dem Schauplatz aller europäischen Kriege seit zwei- hundert Jahren, ausgehend, wird er durch ein Citat über das Unglück der Ejriege aus dem Antimachiavell ^ auf dessen Ver- fasser, seine Friedensliebe, seine Unerschütterlichkeit, seine Un- überwindbarkeit geführt. Es ist keine Aussicht ihn zu erschöpfen. Sein großer Verstand, sein Muth, seine ganze Persönlichkeit, die Ordnung seiner Finanzen sichern ihn. „Wer das meiste Geld hat und mithin den Krieg am längsten aushalten kann, wird den glück-

macht. Ferdinand VI. f 10. Angnst 1759. S. 635 ist eine Meldung der eben er- schienenen Zeitungen yom 24. Angost angeführt.

1) Wiederabgedruckt in der Teutschen Kriegskanzlei auf d. J. 1769 Bd. III S. 580—646.

2) Das entlarvte Preussische Friedens-Project, welches unter dem Titel: Wohlgem. Vorschläge etc. herausgekommen und sehet, was es ist! Alethopolis 1760. 24 SS. in 4. Wiederabgedr. in d. Teutschen Kriegs-Canzley auf d. J. 1760. Bd. I S. 468 ff.

8) Chap. XXVI: la guerre en g^^ral est si f^onde en malheurs, Tissue en est si peu certaine etc. (p. 161 ff.).

Digitized by

Google

aber das Leben rmd die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. ron Jasti. 423

liehen Aasgang auf seiner Seite haben und Meister der Friedens- bedingnngen sein." Der König von Preußen, meint er, könne darch Erhöhung des Monatssoldes für jeden Gemeinen von zwei auf vier Thaler die halbe österreichische Armee an sich ziehen: eine Prahlerei, die den Gegner bedauern läßt, daß Preußen sich dieses allem Blutvergießen ein Ende machenden Mittels nicht längst be- dient habe.

Die Niederlande, seitdem sie an das Haus Österreich gelangt sind, haben Europa in Kriege gestürzt. Es wird nicht eher Friede werden, bis über die Niederlande eine weise Verfügung getroffen und ihnen ein eigener Souverain gegeben ist. Justi denkt an den Kurfürsten von Sachsen, der für die Abtretung seines Landes an Preußen die österreichschen Niederlande nebst Cleve Geldern und Meurs unter dem Namen eines Königreichs Burgundien erhält. Er vereinigt dann lauter katholische Unterthanen unter seinem Scepter, während jetzt kaum der tausendste Theil in Sachsen mit dem Herrscher einerlei Glaubens ist. Das Bedenken, daß die Nieder- lande allzuweit von Polen entfernt liegen, weist er mit dem Be- merken zurück, daß die polnische Krone dem Hause Sachsen nicht zum dauei'nden Vortheil gereiche und, wenn die Wahl sie ihm wieder zuwende, einer der Jüngern sächsischen Prinzen die Regierung in Polen übernehmen könne. Sollte Sachsen in der Hoffnung auf dauernde Beibehaltung der polnischen Krone solchem Ländertausch abgeneigt sein, so erhält es für seine Erblande das Königreich Preußen, Preußisch-Litthauen, eventuell auch Lauenburg, Bütow und das Herzogthum Wenden, also ein zusammenhängendes und an Polen angrenzendes Gebiet.

Österreichs Neigung zum Frieden schließt er aus der neuem Behandlung der Achtsache gegen Brandenburg. Solange man die Acht, ein „Überbleibsel der Barbarei und der ehemaligen despoti- schen Macht der deutschen Kaiser", über einen souverainen König zu verhängen versuchte, war der Friede unmöglich. Jetzt ruht die Achtsache seit Monaten. Gegen die Abtretung der Nieder- lande und das Vergessen Schlesiens will er Österreich durch die Anwartschaft auf Baiern befriedigen. Bei dem bevorstehenden Aussterben des bairischen Mannesstammes hat Pfalz keinen Erb- anspruch; es ist nicht auf Baiem mitbelehnt, und die Belehnung allein schafft in Deutschletnd den Grund der Nachfolge. Der west- fälische Friede zeigt, daß Pfalz kein Anspruch auf Baiern bei dessen Erledigung zusteht, sonst hätte es sich nicht in jenem Frieden den Rückfall der Kurwürde und der Oberpfalz vorzu- behalten brauchen.

Digitized by

Google

424 F. Frensdorff,

Preußen erhält zu seinem jetzigen Besitz die Ober- und Unter- lausitz, die der böhmischen Lehnbarkeit entledigt und mit Schlesien, das schon jetzt ein souveränes Herzogthum, vereinigt werden. Hannover, das seinen Schaden vergütet erhält, bleibt bis dahin im Besitz der nahegelegenen katholischen Bisthümer.

Endlich befürwortet Justi eine völkerrechtliche Abmachung, wonach Deutschland gegenüber allen Kriegen zwischen England und Frankreich für neutral erklärt und den streitenden Theilen jeder Eintritt in Deutschland verwehrt wird.

An einer Stelle dieser merkwürdigen, vielleicht abenteuer- lichen, aber doch sehr ruhig und nüchtern geschriebenen Brochüre hatte der Conjectural-Politiker eine Saite angeschlagen, die ver- wandten Stimmungen der Zeit begegnete. Das Haus Baiern, auf dem soeben noch der, wenn auch flüchtige Glanz der Kaiserkrone geruht hatte, war dem Erlöschen nahe. Die Ehe Maximilian Josephs m., der 1745 seinem Vater gefolgt war, blieb kinderlos. Da der Kurfürst auch keine Brüder hatte, so stand das Haus Witteisbach auf zwei Augen. Das Successionsrecht des pfalzischen Hauses in Baiern begegnete mancherlei Zweifeln bei den Publicisten. Jedenfalls glaubte man den pfälzischen Agnaten nicht die Succession in das ganze Besitzthum des bairischen Hauses zugestehen zu können. Und hatte 1740 Baiern die Thronfolge in Österreich für sich gefordert, so wurden jetzt umgekehrt Ansprüche Österreichs auf große Theile von Baiern theils kraft Erbrechts, theils kraft kaiserlichen Heimfallsrechts angemeldet. Diese Rechtslage glaubten andere Publicisten benutzen zu können, um Baiern in dem Conflict zwischen Österreich und Preußen als ein brauchbares Ausgleichungs- object zu verwenden. Bei der Unmöglichkeit, Preußen seine Er- oberungen wieder abzunehmen, konnte man Österreich vielleicht durch Stücke von Baiern entschädigen oder Baiern an Österreich geben und ihm dafür die österreichschen Niederlande überlassen. Was Justi in seiner Flugschrift breit ausgeführt, kehrt in An- deutungen an verschiedenen officiellen Stellen wieder. Der Staats- kanzler Graf Kaunitz, auf den Gegenstand durch Arbeiten Rosen- thals ^) aufmerksam gemacht, berührte das Thema in seiner Denk- schrift V. 30. Dec. 1760, in der auch der Brochüre ;,des bekannten Professors Justi", ihrer Entstehung mit amtlichem Vorwissen und der gegen sie gerichteten churpfälzischen Dissertation gedacht wird, die der Minister nicht wohlgerathen und leicht widerlegbar findet *).

1) Oben S. 881.

2) Schäfer, Gesch. des siebenj. Krieges IIb (1874) S. 186 ff. Depesche des Gfn. Kaunitz an Gf. Starhemberg y. 1. Janr. 1761, das. S. 723.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationaldkonomen J. H. Q. ron Josti 425

Auch Friedrich der Große meinte, wenn Österreich für Ab- tretungen an Frankreich Entschädigungen fordere, so werde er nie etwas von dem Seinigen dazu hergeben, aber vielleicht könne man in dem Friedenstractat Österreich für den Fall des Todes des Kurfürsten von Baiern, die Nachfolge „dans quelque partie des ^tats bavarois'' stipuliren ^). Schon im Herbst vorher scheute der König „si Ton veut retroquer", nicht vor radikalern Plänen zurück, und war bereit „comme la Prusse et mes possessions du Rhin ne valent pas de beaucoup pr^s la Saxe^ gegen tüchtige Äquivalente, die eine Salbe auf die Brandwunde bildeten, auch von dem Seinigen herzugeben*). Auch in Sachsen fehlte es nicht an ähnlichen Projecten. Als eine preußische Heeresabtheilung Papiere des Prinzen Xaver von Sachsen, der in der französischen Armee ein Commando hatte, beschlagnahmte, fand sich ein Plan, Sachsen auf Kosten Preußens zu vergrößern und zum Königreich zu machen, dem Prinzen Xaver die Krone Polens zu verschaffen oder ihm eine Stellung in Brabant an der Spitze eines aus Luxem- burg, Geldern und den oranischen Besitzungen gebildeten Staates zu geben").

An solchem Länderschacher nahm die Zeit keinen Anstoß. Einer ihrer bessern Publicisten empfahl ihn mit dem Hinweis auf ubi bene, ibi patria. Schmauß hatte schon 1743 den Conflict zwischen Österreich und Baiern durch den Austausch Baiems gegen die österreichschen Niederlande zu beseitigen gerathen^). Justi äußerte also mit seinem Vorschlage nichts etwas ganz neues. Da Schmauß den neuen burgundischen Staat Frankreich gegenüber nicht für stark genug hielt, so war er so freigebig, ihm noch alle die Gebiete zuzuschlagen, die Frankreich dem deutschen Reiche seit dem 16. Jahrhundert abgenommen hatte. Damit würde eine unüberwindliche Barriere des Reichs gegen Frankreich geschaffen, wie man sie 1709 am Reichstage vorgeschlagen hatte. Man spottete

1) K. Friedrich an seinen Gesandten in London, v. Enyphaosen, Janr. 1760. Politische Correspondenz 19 S. 84, 89 ff., 65, n. 11769, n. 11774, n. 11801.

2) Polit Corresp. 18 S. 692 n. 11538 v. 12. Oct 1759. üntem 80. Oct (das. S. 611 Nr. 11557) in einer Mittheünng an den Staatsminister v. Fincken- stein über Abrondnng der Monarchie durch Aostausch entfernt liegender Provinzen gegen näher liegende Gebiete: n'y aurait-il point de troc ä faire du duchd de Cleves, de la Geldre prossienne et de la principaut^ de Moeurs contre le Mecklen- bourg? Vgl. Schäfer IIa S. 438 u. S. 465.

8) PoUt Corresp. 18 S. 591 ff. v. 12. October 1759. 4) Patriotischer Vorschlag zu einem Frieden zwischen Bayern und Öster- reich 1743. Pütter Litt U 9.

Digitized by

Google

426 F. Frensdorff,

mit Becht über die £iihnheit solcher Pläne zu einer Zeit, da das £eich nicht einmal Eehl oder Philippsbnrg gegen Frankreich zu behaupten im Stande war. Aber das Tauschproject Baiem gegen Niederlande hat noch lange gespukt. Es ist bekannt, daß 1786 Österreich auf diese Idee zurückkam^). In der litterarischen De- batte, die das Project zunächst erregte, wurde die vierzig Jahre früher verfaßte Schrift von Schmauß „als eine die Vertauschung der Baierischen Lande bezielende sehr seltene Piece neu auf- gelegt.**

Ein Lieblingsthema Justis ist der Ministrissimus. ^Ele- ganter heißt es Premierminister, die Türken sagen Großvezier" *). Der barbarische Name stammte von den Franzosen und war unter Mazarin aufgekommen ^. Die deutschen Publicisten hatten ihn auf- genommen und sich seit der zweiten HäKte des 17. Jahrhunderts mit der Frage, ob ein Premierminister dem Staate nützlich sei, beschäftigt und in Ermangelung eigener Erfahrung von Joseph, Haman und dem fränkischen Hausmeier gehandelt*). Während W. Schröder, der österreichsche Cameralist*), seinem Ingrimm gegen den Ministrissimus Luft gemacht hatte, war die Frage in akademischen Schriften mit größerer Gerechtigkeitsliebe und Ge- lehrsamkeit distinguirend und abwägend erörtert worden •). Justi kehrte zu dem alten Zorn zurück. Als er in seinen Teutschen Memoires einem Vertheidiger der Einrichtung das Wort gestattete, begleitete er es mit der Nachschrift: tausend offenbar schädliche

1) Pütter, Entwickig. HI 211.

2) Ipsi autem Galli vocarant Ministrissimam, que elegantiores Primarium ministnim Status, Turcae Magnum Vezier appellant. Schröder (unten A. 3).

8) Er wird dem „generalissimus" in Frankreich generalissime schon im 16. Jahrh. nachgebildet sein. Grimm, Wb. IV, 1 b Sp. 8372 und 3374 (Hildebrand).

4) Pütter, Litt. 111 318. Ein deutscher Ausdruck für ministrissimus war Ober-Staatsminister. Nathusius- Grosser, an expediat regi eligere ministriss.? Lips. 1686.

5) Die Abhandlung: de ministrissimo ist später mit Schröders Hauptwerk (ob. S. 399) verbunden worden; ursprünglich war sie eine, nach Pütter Litt, in 818 zu urtheilen, in Jena 1667 geschriebene Dissertation. Über Schröders Herkunft vgl. A. 6.

6) Dissert. histor. de ministrissimis praeside B. G. Struvio autore J. C. Schmid (Jenae 1712). Der Praeses lobt, daft der Vf. contra Schroeteri Altenburgensis resanam opinionem gekämpft; in der Dissertation S. 14 wird er Wilheimos Schröter de Bischweiler genannt. Ebenso heißt er in dem Abdruck seiner Abband* long in dem Bande: de ministrissimo exercitationes duae 1680, in dem auf Schröders Schrift eine Abhandlung über denselben Gegenstand von Jacob Tho- masiuB, dem Vater Christians, folgt.

Digitized by

Google

ftber das Leben und die Schriften des Kationaldkonomen J. H. G. von JasÜ. 427

und in der Welt durch die Beispiele genugsam zu Tage liegende Folgerungen entständen daraus ^). Wiederholt kam er darauf zu- rück und wurde nicht müde die Einrichtung zu bekämpfen*). Als ihn seine Gesundheit zu dem tugendhaften Entschlüsse zwang, sich im Bücherschreiben zu mäßigen, erklärte er, abgesehen von der Vollendung seiner angefangenen Werke, nur noch sehr wichtige Wahrheiten, die die gemeinschaftliche Glückseligkeit des ganzen menschlichen Geschlechts betreffen, behandeln zu wollen. Darunter solle aber eine Abhandlung de ministrissimo eine der ersten sein, da der Freiherr von Schröder sehr wenig über diese Materie ge- sagt habe im Vergleich zu dem, was sich darüber sagen lasse'). Bei der Ausarbeitung fand er, zur gründlichen Abhandlung der Materie sei es nothwendig, in die meisten Grundsätze und Eigen- schaften einer guten Regierung einzudringen und schrieb deshalb den ;, Grundriß einer guten Regierung in 5 Büchern" *), dem er als Schluß einen Abschnitt : von denen Ministrissimis und Günstlingen der Regenten (S. 452 478) anhieng. Alte Litteratur zu benutzen war nicht Justis Sache. Er nennt nur Schröders fürstliche Schatz- und Rentkammer (1686), „jenes verdammte gottlose Buch", wie es ein Minister ihm gegenüber mit einer recht aufgebrachten und hitzigen Miene bezeichnet habe. Da der Minister sonst in seinen eigenen Cameralprincipia mit den Schröderschen überall einstimmig war, konnte Justi sich das unbegreifliche Urtheil nur aus Schröders Abhandlung de ministrissimo erklären^).

Dem Institut des Premierministers *) geht Justi principiell und historisch zu Leibe. Die Vertragstheorie muß auch hier herhalten. Die Unterthanen haben sich dem Monarchen unterworfen, daß er sie regiere; er kann nicht beliebig einen andern an seine Stelle setzen. Er unterscheidet Günstlinge und Ministrissimi. Günstlinge kann auch ein guter Regent haben; er giebt ihnen Hofbedienungen und hält sie von Geschäften fern. Graf Vitztum von Eckstädt, der größte Liebling Friedrich Augusts v. Sachsen, war selbst so

1) Teutsche Memoires I (8. Aufl., 1761) S. 31.

2) Das. III 412.

8) Chimäre des Gleichgewichts v. Europa (1758), Vorrede v. 1. Mai 1758.

4) Frankf. u. Leipz. 1759, Vorrede v. 2. April 1759.

5) Omndriß S. 458.

6) Die neuem Publicisten haben den Gegenstand selten behandelt. Röscher hat in der Politik (1892) S. 242—250 einen langem Abschnitt darüber; Jelly in dem Art. Staatsministerium des Staatswörterb. von Blontschli und Brater IK (1865) S. 785 einige gute, aber nur das gegenwärtige Recht treffende Bemer- kungen.

Digitized by

Google

428 F. Frensdorff,

klng, sich der Staatsgeschäfte völlig zu enthalten. Aber wie viele sind von Hofdiensten in Geschäfte eingetreten, ohne eine andere Fähigkeit und Geschicklichkeit als mit einem unmäßigen Vertrauen zu sich selbst I Er geht die historischen Beispiele der franzo- sischen und englischen Geschichte durch : Luynes, Richelieu, Herzog von Buckingham. Als er aber auf die Begierde der Ministrissimi, sich in der Zeit ihrer Gunst zu bereichern und ihren Reichthum zu sichern, zu sprechen kommt, berichtet er aus der eigenen Er- fahrung. Nach seiner Berechnung haben einem sehr mäßigen Staate die Günstlinge seit hundert Jahren wenigstens 50 Millionen Reichsthaler gekostet, und er weiß von einem in seinem Jahr- hundert verstorbenen ersten Minister zu erzählen, der jeder seiner zahlreichen Töchter zwei Tonnen Goldes zum Brautschatz mitgab und mehr als drei Millionen Thaler hinterließ, obwohl er ein armer Edelmann gewesen war und alle seine Besoldungen seine Lebens- zeit hindurch keine vier Tonnen Goldes betrugen. „So reich würde er also haben sein können, wenn er seine ganze Lebenszeit über vom Winde gelebt hätte*)." Den Nutzen, der für die Führung einer einheitlichen Verwaltung aus dem Listitut des Premier- ministers entspringt, verkennt Justi, lebt er doch ganz unter dem Eindruck eines neuen Beispiels eines Minis trissimus. Er hat es in nächster Nähe gesehen und beobachtet.

In den Jahren 1760 und 1761 erschien frisch unter dem Ein- druck der Zeitereignisse geschrieben: Leben und Character des Königl. Pohlnischen und Churfürstl. Sächß. Premier - Ministre Grafens vonBrühl in vertraulichen Briefen entworfen *). Druck- ort und Verfasser waren nicht genannt.

In der spätem Zeit hat man die Autorschaft verschiedenen zugeschrieben: der Historiker Hausen in Frankfurt a./0. , der Granmiatiker Adelung werden genannt"). Die Autoritäten der Zeit waren nicht zweifelhaft, an wen sie sich als Verfasser zu halten hatten. Der Leser der Justischen Schriften trifft bald genug auf Kennzeichen seiner Autorschaft. Die Anführungen aus

1) Grundriß S. 475.

2) Auf dem Titel ist 1760, unter der Vorrede 24. August 1760 als Datum angegeben. Eine Fortsetzung erschien unter demselben Titel mit der Bezeichnung: zweiter Teü. 1761.

3) Karl Renatus Hausen (1740—1805), vgl. Dohm Denkwürdigkeiten IV (1818) S. 199. Ebenso auch Böttger, Gesch. von Sachsen II 296. Derselbe er- wähnt auch von Buchner. Ich vermag nicht anzugeben, an wen dabei gedacht sein könnte. Adelung ist im Kataloge des British Museum als Yf. genannt.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. G. H. von Jasti. 429

Montesquieu, das Lob der preußischen Konige Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen, die Abneigung gegen die Ministrissimi, unter deren verwerflichste Eigenschaften das Absperrungssystem, dem sie den Regenten unterwerfen, besonders betont wird, die Beobachtung, daß nur die kleinen kurzsichtigen Geister die Staats- kunst in Listen und Ränken suchen, unentschlossen sind, die Um- wege lieben: alles das kehrt hier in zahlreichen Wendungen wieder. Die Autorschaft Justis wird in neuerer Zeit nicht mehr bezweifelt. Die sächsischen Geschichtschreiber, Bottiger und der jüngere Flathe, setzen sie ohne weiteres als sicher voraus*). Ebenso Schlosser in der Geschichte des 18. Jahrhunderts. Was aber die Hauptsache ist, alle erkennen den Inhalt der Briefe als zuverlässig an und stützen auf sie ihre Schilderung Brühls und seiner Zeit. Obschon Brühl das Buch alsbald nach seinem Erscheinen verfolgte, wie Justi selbst erzählt, auch den russischen Generalen, die im October 1760 Berlin besetzten, auf den Verfasser zu fahnden auftrug, ist doch niemals eine amtliche Widerlegung unternommen *). Schlosser führt größere Stellen aus dem Buche mit den Worten an: „in dem völlig authentischen, wenn gleich hie und da etwas gemeinen Buche ... heisst es*).^ Der Tadel, der darin liegt, ist nur für die letzten Briefe des zweiten Theils, in denen das Verhältniss Brühls zu seiner Frau herangezogen wird, gerechtfertigt. Im Übrigen wird man die Schrift als eine nach Form und Inhalt bedeutsame Leistung anerkennen müssen. Die Form ist nicht ein zufällig um den Inhalt, der auch in jeder andern Einkleidung hätte vorge- tragen werden können, geworfener Mantel. Die Briefe schreiten in natürlicher Folge fort, begleiten die Ereignisse des Krieges seit dem Anfang Juli 1760, wo Friedrich d. G. Dresden, das Graf Schmettow im September zuvor an die Kaiserlichen hatte über- geben müssen, belagerte. Welch schöne Ausdrücke werden die Leiden Dresdens dem Grafen Brühl entlocken heisst es gleich im Eingang denn darin ist er ein großer Meister! Im Grunde

1) Böttiger, Gesch. von Sachsen ü (1831) 317, 296 : Hauptquelle über Brühl bleibt immer die 1760 erschienene Vie et caractere du comte de Brühl (pi^ce ^chappäe du feu). Die französische Ausgabe habe ich nicht gesehen.

2) E. y. Weber, der langjährige Vorstand des sächsischen Staatsarchivs, nennt es ein Buch, das neben mancher Übertreibung doch viel Wahres enthält: aus vier Jahrhunderten II (1858) S. 219. Dohm IV 199: mit dem erbitterten Parteigeist der Zeit und in einem nicht würdigen Tone geschrieben, enthält die Schrift doch manche zuverlässige Nachrichten, deren Andenken auch durch die mündliche Tradition erhalten ist.

8) Geschichte des 18. Jahrh. II 15 ff.

Digitized by

Google

430 F- Frensdorff,

ist ibm das Schicksal der Stadt gleichgältig, wenn er sich nar hält. Das giebt dann den Anlaß ein Bild der anklagen, aller Voranssicht and aller Festigkeit ermangelnden Politik Brühls zu entwerfen. An die Wohlfahrt Sachsens denkt er nicht ; er ist nar für sich and seine Familie besorgt. Habsacht, Ehrgeiz and eine Freade an gradeza königlicher Verschwendang leiten ihn. Aaf diesen Grandton ist das ganze Bach gestimmt. Mit reichem Detail wird Brühls Aafsteigen vom Pagen zam Premierminister, seine Lebensgeschichte wie seine Regierangsweise and seine Finanzver- waltang geschildert. Die sächsischen Regenten haben seit 200 Jahren ihre Minister übel gewählt and ihnen doch aneingeschränkt vertraat. Alle Günstlinge hat Brühl übertroffen. Er ist in Wahr- heit Ministrissimas. Hat er sich doch gradeza, was anerhört, zum Premierminister declariren lassen. Das bedeatet nichts anderes, als daß der Landesherr selbst nicht regiert. Eine asiatische Staats- form, in der der Grossvezier alles bedeatet. Jasti nennt ihn des- halb den Minister -Regenten, seinen Sohn den Kronprinzen; Hen- nicke, der vom Bedienten zam Grafen aafgestiegen war, den Premierminister des Minister-Regenten. Er erzählt die Laaf bahn aller der Handlanger, die Brühl amgeben. Als engern Aasschaß anter ihnen behandelt er: Hennicke, v. Stammer, v. Globig, die im Sinne Brühls das Land regieren and den König von jeder Be- rührang mit der Bevölkerang absperren helfen. „Ein König maß zagänglich sein ; die Liebe zar Einsamkeit ist die widersprechendste Eigenschaft an einem Regenten. Könige können weder Freande sein noch Freande haben." Friedrich Wilhelm I. von Preaßen warde weniger betrogen als andere Fürsten, weil er ein klages Mißtraaen hatte and von jedermann leicht za sprechen war. Wäh- rend Graf Brühl den König absperrt, ist er selbst äaßerst za- gänglich, von liebenswürdiger Freandlichkeit gegen jedermann. Ein sehr ehrliches, aafrichtiges Gesicht, ist er höflich bis zar Aas- schweifang. Jeder Diener, der aas seinem Hanse scheidet and er hat der Diener eine anglaabliche Zahl wird reich versorgt. Das Glück seiner Familie and seiner Haasgenossen ist ihm Richt- schnar and Polarstern. Die Mittel daza hat er aaf Kosten des Landes, nicht darch Geschenke des Königs, erworben. Das Finanz- wesen ist in die grösste Unordnang gestürzt, die Stenercasse be- zahlt für die ihr dargeliehenen Capitalien keine Zinsen mehr, die Forderangen gegen sie sind in werthlose Steaerscheine amge- wandelt. Das Geld ist in den Kriegen and in dem wahnsinnigen Laxas Brühls daraaf gegangen: dem Lnxas seiner üppigen Tafel, seiner 200 Diener, Haosofßciere von gatem Adel, der Bibliothek,

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. 0. von Jnsti. 431

die wie andere Möbel angeschafft ist, damit kein Fach der Pracht nnd Verschwendung anvertreten bleibe. Auch andere Minister haben sich bereichert; wenn sie zugleich Großes für ihren Staat gethan haben, so hat man das ertragen. Aber Brühl hat sein Land in drei unglückliche Kriege gestürzt und durch seine Verschwen- dung die Abgaben auf eine unerträgliche Höhe gesteigert. Einen Verschwender wie ihn; einen Mann, der sich von seiner Kindheit an mit nichts anderm als mit Hofdiensten und Intriguen beschäf- tigt hat, hat man zum Finanzminister; einen Mann, dessen Staats- klugheit in Ränken besteht, der sich auf das gefährliche Meer des Krieges in einem elenden, verfaulten Nachen embarquirte, zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten gemacht! Seinem Ge- wissen hat er schon seit dreißig Jahren das Genick gebrochen; in Sachsen ist er öffentlich Protestant, im Geheimen Katholik; in Polen ist er auch öffentlich Katholik. Sein Wahlspruch ist: wir sind alle Comödianten ; es kommt darauf an , seine Rolle gut zu spielen I

Der Verfasser der Briefe spricht oft von sich und seinen Er- fahrungen. Vieles davon ist Einkleidung. Die Höfe, die er ge- sehen hat, beschränken sich auf den von Sanger hausen. Daß in Wien die meisten Minister und Secretäre nach Tisch sehr aufge- räumt zu sein pflegen, wird wohl alles sein, was er vom Wiener Hofe gesehen hat. Von den Dresdener Verhältnissen ist er da- gegen gut unterrichtet; seine Stellung beim Oberstlieutenant von Gersdorff (oben S. 365) und die dadurch gewonnenen Beziehungen, seine eigene scharfe Beobachtung in den J. 1744—47, eine Zeit auf die er sich wiederholt beruft, und die mit den früher für seinen Dresdner Aufenthalt ermittelten Angaben stimmt^), haben ihm das Material zu seinen Schilderungen verschafft. Justi war als junger Mensch, als Bittsteller dem Minister bekannt geworden (ob. S. 368), aber er verwahrt sich nachdrücklich dagegen, als ob er aus irgend einem persönlichen Grunde gegen ihn auftrete, Graf Brühl habe ihn nie beleidigt und die allgemeine Liebenswürdigkeit, die er ihm nachgerühmt, auch auf ihn erstreckt ').

Neben den politischen Fragen, die die litterarischen Zeitge- nossen des siebenjährigen Ejrieges beschäftigten, rief sein Verlauf auch einige reichsrechtliche hervor. Eine von ihnen, die durch den westfälischen Frieden eingeführte Itio in partes am Reichstage,

1) Brühls Leben I 18, 148. Oben S. 364 und 870.

2) Das. n s. xm.

Digitized by

Google

432 F. Frensdorff,

hat Jastis Feder zweimal in Ansprach genommen. Der evange- lische Religionstheil sah mit Recht in diesem Mittel , die Mehr- heitsentscheidung auszuschließen, sich gegen Überstimmung wir sagen Majorisirung zu schützen, ein Palladium der garan- tirten Gleichheit beider Reiigionsparteien. Umsomehr waren die Gegner darauf bedacht, den Gebrauch dieses Mittels möglichst ein- zuschränken. Im Sommer 1761, als auf Anregung Frankreichs die Einberufung eines Friedenscongresses nach Augsburg im Werke war, verhandelte der Reichstag über einen Antrag des Kaisers, ihn zur Vertretung des Reichs bei diesem Congresse zu ermächtigen. Die Mehrheit, die bereit war darauf einzugehen, umfaßte neben den katholischen Stimmen auch einige evangelische: Kursachsen, Mecklenburg-Schwerin, Würtemberg, Hessen-Darmstadt, Schwedisch- Pommem. Bevor es zur Ziehung des Conclusums kam, erhob das Corpus Evangelicorum Einsprache und provocirte auf itio in partes. Darob entstand eine heftige Bewegung am Reichstage, die den üb- lichen litterarischen Kampf zwischen den Publicisten beider Theile nach sich zog. Die Katholiken bestritten den Gegnern das Recht, in diesem Falle das jus eundi in partes zu gebrauchen; denn nur in Religionsangelegenheiten und wenn ein Religionstheil unter sich einstimmig sei, sei es zulässig. Beide Einwände waren ohne Grund und aus dem Friedensinstrument wie aus der bisherigen Übung widerlegbar. Justi unterzog sich dieser Aufgabe in zwei Schriften, die beide ohne seinen Namen erschienen, die eine im December 1761, die andere im folgenden Jahre. Interessanter ist die ältere. Sie ist lebhaft geschrieben, erörtert nicht blos scharfsinnig die juristische Seite der Frage, sondern dringt auch in die dahinter liegenden politischen Motive ein. Sie ist betitelt:

Beweiß, daß die bey denen Reichstäglichen Berathschlagongen über das bevorstehende Friedens-Geschäfte von denen Evangelischen ergriffene Itio in partes rechtmäßig und in dem Westphälischen Frieden vollkommen gegründet sey: Nebst verschiedenen neuen und wichtigen Betrachtungen und Ent- deckungen über das Betragen und die Absichten des Hauses Oesterreich und Seiner meisten Anhänger gegen die Evangelische Religion. Oedruckt im Monath December 1761 ')•

Bei Ertheilung der gewünschten Vollmacht an den Kaiser hatte die Mehrheit eine Reihe von Desiderienpunkten zusammen-

1) Der Titel bei Pütter, LiU. HI (1783) 251 unter Nr. 8 ist nicht genau; ich benutzte das Exemplar der Berliner Bibliothek, die Göttinger hat es nicht Die Verfasserschaft; Justis, von J. J. Moser, von Reichstagen II (1774) S. 124 für diese und die unten genannte Schrift positiv, von Pütter zweifelnd ange- geben, erhellt mit Sicherheit aus dem unten Folgenden.

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbriften des Nationalökonomen J. H. G. yon Justi. 433

gestellt y die 1)ei der Friedensschließimg im Interesse des Reichs berücksichtigt werden sollten. Darunter befand sich auch eine Bestätigung der frühern Friedensschlüsse. Justi erinnerte mit Recht daran, daß das Reich unmöglich die Bestätigung des Rys- wicker Friedens von 1697 wünschen konnte, wenn nicht eine Aus- nahme hinsichtlich der sog. Ryswickschen Clausel ^) gemacht würde. Grade das Verhalten des Kaisers beim Abschlüsse jenes Friedens sei eine schlechte Empfehlung seines Antrags, ihm die Vertretung des Reichs auf dem geplanten Friedenscongresse anzuvertrauen. Gab dem Verfasser schon dieser Punkt Veranlassung auf die Österreichsche Politik der letzten Jahrzehnte einzugehen, so be- nutzte er die Trennung einiger protestantischer Stimmen von der Mehrheit des Corpus Evangelicorum , und enthüllte „zur Beschä- mung dieser falschen Brüder" die gefahrlichen Pläne des Wiener Hofes, der neben den politischen Zielen auch „den Religionsange- legenheiten im Reich eine andere Gestalt zu geben* beabsichtigte. Er erzählte zunächst, daß die Erledigung der Hohenlohischen Re- ligionsbeschwerden, die das Corpus der evangelischen Reichsstände im J. 17B0 dem westfälischen Frieden entsprechend durch Selbst- hülfe rasch zu Ende gebracht hatte, nachdem die längst rechts- kräftig gewordenen Reichshofrathserkenntnisse Jahre lang unvoll- streckt geblieben waren ^), das Wienerische Ministerium zur Er- greifung politischer Maßregeln ;,gegen solche Frevel" verblaßt hätten. Daran knüpfte er den uns bekannten Bericht über die Stiftung einer geheimen Gesellschaft zur Ausrottung des prote- stantischen Glaubens (oben S. 402) , nur daß er hier jede Andeu- tung seiner Quellen vermied. Die Gesellschaft, vor etlichen dreißig bis vierzig Jahren begründet, hat einen Schatz angesammelt, der schon vor Ausbruch des Krieges 13 Millionen betrug. Ihre Er- folge hat sie hauptsächlich in Ungarn erzielt, wo sie die Prote- stanten um den dritten Theil ihres Bestandes vermindert, dreißig Gemeinden, die vor 30 Jahren evangelisch waren, zu katholischen gemacht hat. Über die Art und Weise der Bekehrung wird eine Reihe von Details gegeben. Vielleicht, so schließt er diese Mit- theilungen, erregen sie denen, die sich von der Mehrheit der Evan- gelischen getrennt haben, Bedenken, ferner den grimmen Feinden ihrer Religion die Hände zu bieten.

1) Die „unholde Clausel" (Pütter, Entw. 11 379) machte zur Bedingung, daß an den Ton Frankreich zurückzugebenden Orten die römisch-katholische Religion so bleiben solle, wie sie jetzt sei. Der evangelische Religionstheil bestritt fortdauernd ihre Gültigkeit (das. S. 803, 381, 446).

2) Pütter, Histor. Entw. m 72 ff.

Digitized by

Goog

>8^

434 F. Frensdorff,

Neben dem Quarthefte von einigen siebzig Seiten tritt die zweite Schrift Justis äußerlich viel stattlicher auf*). Sie führt den Titel:

Erwiesene und ferner erläuterte Rechtmäßigkeit der Itionis in Partes «uf denen Teutschen Reichstagen durch die meisten Stimmen eines jeden Religions- Corporis; worinnen zugleich eine im Druck erschienene Catholische Schrift, unter dem Titel : Gesetzmäßige Beurtbeilung des Betragens, welches bey denen angestellten Reichs-Deliberationen zu Kayserl. Bevollmächtigung, in Nahmen des Reichs den Friedens-Congreß zu Augspurg zu beschicken, von den widrigen Gesanntschaften geäußert worden ; geprüfet und deren üngrund klar gezeiget wird. Frankfurt xind Leipzig, 1762.

Die Schrift widerlegt zunächst in kurzen knappen Sätzen die Behauptung, daß das die itio in partes fordernde votum commune mit Stimmeneinhelligkeit gefaßt sein müsse, theils aus allgemeinen Gründen, der Natur der Corporationen, theils aus dem besondem Recht des deutschen Reichs, namentlich dem westfälischen Frieden. Nur ein schriftstellerisches Citat findet sich in den 32 Paragraphen, aus Montesquieu Esprit des Lois. Auf seinen „vorläufigen kurzen demonstrativischen Beweiß^, läßt der Verf. einen Wiederabdruck der Schrift: de libero suflFragio statuum imperii*) folgen. Die umfänglichen Anmerkungen, die er hinzufügt, sind insbesondere zur Widerlegung einer von katholischer Seite erschienenen ^gesetz- mäßige Beurtheilung des Betragens etc."') bestimmt. Die unge- schickte Form der Justischen Abhandlung macht es erklärlich, wenn ihr Absatz hinter ihren Kosten weit zurückblieb (unten Ab- schnitt XI).

Neben den kleinem Abhandlungen und Aufsätzen, die durch die Zeitereignisse hervorgerufen wurden, fand der arbeitsame Mann noch Zeit zu größern wissenschaftlichen Werken, die zur Ausführung des Arbeitsprogramms bestimmt waren, das er sich gesetzt hatte. Nach dem ^Grundriß einer guten Regierung" (oben S. 427) erschien zur Michaelismesse 1759 : ;, Natur und Wesen der der Staaten" (Berlin 1760), das eine wie das andere ein Band von gegen 500 Seiten. Justi hatte bei seinen oekonomischen und cameralistischen Studien die Nothwendigkeit erkannt, eine allge- meine Grundlage zu haben, die die Natur und das Wesen der

1) Vorbericht und 106 SS. in Fol. Pütter, Litt. 252 Nr. 12.

2) Sie war als Anlage der Deduction: Umständliche Geschichtserzählung 1761 (Pütter, Litt, in 252 Nr. 10) S. 107—121 erschienen.

3) Pütter Litt. 252 Nr. 11. Die Bemerkung daselbst muß heißen: zur Widerlegung von Nr. 9 und 10 bestimmt. Die Schrift ist wieder abgedruckt in der Teutschen Eriegskanzlei 1761 n (Bd. XV) S. 682; die Wideriegung Justis das. 1762 n S. 69.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 435

Staaten oder, wie er gleichbedentend sagt, die Natur der bürger- lichen Verfassungen untersuchte und feststellte. ;,Eine Art poli- tischer Metaphysik vor alle Regierungswissenschaften^ (d. h. Staats- wissenschaften) will er in dem Buche schaffen und zugleich den Esprit des lois widerlegen ; denn so groß er auch von Montesquieu denkt, sein Buch enthält Irrthümer, die die Widerlegung erfordern, bevor sie durch die Autorität ihres Urhebers gedeckt allgemeine Geltung gewinnen^). Schon in der Vorrede des letzten Buches kündigte er seinen Lesern an, sein Buch über die Polizei Wissen- schaft befinde sich bereits unter der Presse. Es sollte die Reihe der früher versprochenen Darstellungen der einzelnen ökonomischen und Cameralwissenschaften beginnen und die in seiner Göttinger Docentenzeit veröffentlichten „Grundsätze der Policey- Wissen- schaft" (1756)*), die bloß einen Grundriß für Vorlesungszwecke bildeten, durch ein ausführliches Lehrbuch ergänzen. Unter dem Titel: „die Grundfeste zu der Macht und Glückseeligkeit der Staaten oder ausführliche Vorstellung der gesamten Policey- Wissen- schaft* trat das Werk in den J. 1760, 61 in zwei stattlichen Quart- bänden, die zu den frühesten Erzeugnissen der von Georg Jacob Decker 17Bi in Berlin gegründeten Druckerei gehörten, ans Licht. Nicht genug hieran, glaubte er noch durch ein unglückseliges Zwittergeschöpf, einen Staatsroman, für die Ausbreitung richtiger politischer Ansichten wirken zu müssen. „Die Folgen der wahren und falschen Staatskunst in der Geschichte des Psammitichus, Königs in Egypten" (2 Thle, 17B9— 60) verschafften dem Ver- fasser die Beachtung der Litterarhistoriker , die darin einen ver- späteten Nachzügler der asiatischen Banise Zieglers entdeckten'). Das litterarische Nachspiel, das sich an die Aufnahme des Buches knüpfte, habe ich früher besprochen*).

XI.

Erst spät hat Justi seinen Wunsch, in den Dienst Friedrichs des Großen zu treten, erreicht. Der Geh. Rath und residirende Mi- nister Preußens im niedersächsischen Kreise, Johann Julius von Hecht in Hamburg*), dem er bekannt geworden war, hatte, wie es scheint, günst^ über ihn berichtet. Aber solange der Krieg

1) Unten Abschnitt Xu.

2) Abh. S. 619.

8) Koberstein, Gmndriß der Gesch. der deutschen National -Litterator V (187S) S. 86. Gi^deke, Grundriß m 259.

4) Abh. S. 526.

5) Oben S. 417.

Kffl. Om. d. WiM. HMkrUkt«. Pkil«lH-lüftor. KliMe 1908. H«fl 4. 31

Digitized by

Google

i

436 F. Frensdorff,

währte, war der König nicht geneigt, auf eine der Unternehmungen einzugehen, zu deren Leitung er sich erboten hatte. Leider muß sich die Darstellung auf solche allgemeine Angaben beschränken, da die archivalische Nachforschung nicht mehr ergeben hat als die nachstehende Urkunde ^). Der darin erwähnte Bericht Hechts vom 21. Februar 1758, der mancherlei Aufschluß gewährt haben würde, hat sich im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin nicht auffinden lassen.

Von Gottes Gnaden Friderich König in Preußen

Marggraff zu Brandenburg, des heil. Böm. Reichs

Ertz Cämmerer und Churfürst p. p. p.

Unsem gnädigen Gruß zuvor. Hochgelahrter Rath, Lieber Getreuer. Wir haben

wohl erhalten, was Ihr wegen des BergRaths von Justi, der sich in Unseren

Landen zu dtabliren verlanget, unter dem 21ten vorigen Monats berichtet.

Da aber die gegenwärtigen Krieges-Ünruhen nicht erlauben, sich auf neue Entreprisen und Etablissements einzulaßen, so wird es Uns lieb seyn, wenn Ihr den p. von Justi dahin disponiren könnet, sich nach erfolgtem Frieden dieserhalb wieder bey Uns zu melden. Wenn Er sich indeßen auf seine Kosten hieselbst etabliren wolte, würde sich genugsahme Gelegenheit dazu finden.

Das von Ihm Euch communicirte Hannoversche Rescript wird Euch hiermit in originali remittiret. Sind Euch mit Gnaden gewogen. Gegeben zu Berlin, den 20ten Martii 1758.

Auff Seiner Königl. Majestät Allergnädigsten special Befehl Finckenstein An den Geheimten Rath Hecht zu Hamburg.

Seit dem Frühjahr 1760 sind Justis Bücher von Berlin aus datirt; aus seinem Titel verschwindet der Kgl. Großbritannische Bergrath. Vom 1. Aug. 1759 an gab er eine neue Zeitschrift her- aus, die sich als eine Fortsetzung der Neuen Wahrheiten ankün- digte (oben S. 391), nur daß sie auch Bücherrecensionen zu bringen versprach: „Fortgesetzte Bemühungen zum Vortheil der Natur- kunde und des gesellschaftlichen Lebens der Menschen*)." Obschon die Zeitschrift sich auf die beiden angegebenen Gebiete beschränkte und des Eingreifens in die Kämpfe des Tages, so nahe sie lagen, enthielt, so waren doch die politischen Mächte der Zeit von so außerordentlicher Empfindlichkeit, daß Justis Unternehmen nicht unverfolgt blieb. Der Kaiserliche Gesandte Graf von Raab be- schwerte sich im Juli 1760 beim Hamburger Senate über das

1) Geh. Staatsarchiv, Acta der Gesandschaft zu Hamburg fol. 73. Rep. 81. 99. Bl. 12.

2) 4 Stücke, Berlin und Stettin (1. Aug. 1759—7. Febx. 1761).

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nation&lökonomen J. G. H. von Jasti. 437

dritte Stück der Justischen Zeitschrift, „weil so viele anstößige Stellen wider die Römische und Rassische Kaiserin darin wären", und verlangte die Confiscation der Nummer und das Verbot der weitern Verbreitung der Zeitschrift '). Aus dem incriminirten Stück kann nichts anders gemeint sein als der Eingang eines Auf. Satzes über: „ein wohlfeiles und gesundes Getränke^ mit seiner Äußerung über die Fortdauer des mit unerhörter Grausamkeit ge- führten Krieges*): „Was aber alle folgende Zeiten hierbey wohl zu bemerken haben, es sind zwey Monarchinnen, welche die Schän- dung ihres eigenen Geschlechtes und so viel andere unerhörte Grausamkeiten geschehen lassen." Der Verf. sieht voraus, daß die Schriftsteller inskünftige die Regierungsfahigkeit der Frauen nicht mehr auf deren besondere Gütigkeit, Leutseligkeit und Menschenliebe stützen würden. Der Österreichische Gesandte, der übrigens seinen Zweck erreichte, hatte auf Justi gewiß schon auf Weisungen von Wien her ein wachsames Auge und sah in ihm ein Werkzeug seines politischen Gegners, des Herrn von Hecht. Gleichzeitig mit jener Beschwerde über Justis Zeitschrift „dolirte" er gegen den Syndicus Schuback über die Confiscation einer Schrift des schwedischen Gesandten von Hesse*), die zur Widerlegung einer von Justi herausgegebenen Schrift, „worin die Schwedische Regierung auf das gemeinste herunter gemacht worden", bestimmt gewesen sei. Er fügte hinzu: er stelle es anheim, ob man alles thun wolle, was der Herr von Hecht verlange, ohne auch das- jenige zu confisciren, was von der andern Seite gedruckt werde*). Als im Herbst 1760 die vertraulichen Briefe über den Grafen Brühl erschienen, wurde die litterarische Verfolgung ernsthafter. Im October 1760 occupirten die Russen unter Tottieben Berlin zehn Tage lang. Angeblich wären die russischen Generale beauftragt gewesen, nach Justi bei dieser Gelegenheit zu fahnden. Fest steht nur, daß seine Schrift mit andern in Berlin auf dem Neuen Markte durch Henkershand verbrannt wurde*). Nach Justis eigener Mit- theilung hätte mehr als einer der höchsten russischen Generale den geglaubten Verfasser durch die dritte Hand ermahnt, mit dem Brühischen Leben fortzufahren und versichert, daß er deshalb nicht

1) Hamburg. Senatsprot. v. 30. Juli 1760 (s. unten).

2) in S. 316.

3) Fortges. Bemühungen S. 542.

4) Hamburg. Senatsprot. v. 30. Juli 1760.

5) Die Russen und die Österreicher in Berlin, aus den Papieren des Staats- ministers y. Podewüs mitgetheUt v. Preuß im Allgm. Archiv für Geschichtskunde des Preuß. Staats hg. v. Ledebur XYI (1835) S. 58 ff.

31*

Digitized by

Googlt

438 F. Frensdorff,

das geringste zu befürchten habe*). Schon vorher hatten Graf Raab und der kursächsische Legationsrath von der Lith in Ham- burg zum Einschreiten gegen dieselbe Schrift gedrängt. Da sie nicht in Hamburg erschienen war, hatte sich der Senat mit Con- fiscation und Verbot begnügen wollen. Als die Antragsteller dar mit nicht zufrieden waren, verstand er sich dazu, „gedachte Char- teque" am 24. September öffentlich durch den Frohn zerreißen und auf dem ehrlosen Blocke verbrennen zu lassen. Beide G-esandte dankten und erklärten den favorablesten Bericht davon nach Hofe abstatten zu wollen; Graf Brühl ließ noch besonders versichern, sein Herr wäre bereit seine Bemühungen zum Besten der Stadt beim französischen Hofe zu verdoppeln und benutzte die Gelegen- heit zugleich die Beförderung der Collecte für Dresden anzu- empfehlen *).

Die Verlegung seines Wohnsitzes nach Berlin benutzte der unausgesetzt thätige Mann auch zur weitem Ausbildung seiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse. Gleditsch, seit 1746 von Frank- furt a./0. nach Berlin zum Professor der Botanik am militairärzt- lichen Institut und Director des botanischen Gartens berufen, hielt Vorlesungen über Botanik und Naturgeschichte, an denen auch andere als die Zöglinge des medicinisch-chirurgischen Collegs theil- nahmen^. Justi nennt Gleditsch seinen Lehrer*), und wie schnell der Schüler wieder zum Lehrer wird, zeigte die erste öffentliche Versammlung der neugestifteten Bairischen Akademie im J. 1761. Von den im Jahr zuvor gestellten Preisaufgaben löste Herr Hein- rich Gottlob V. Justi in Berlin außer der der historischen auch die der physicalischen Classe: was tragen die Pflanzen selbst zur Zu- bereitung ihres Kahrungsaftes bei und was ist hingegen bei dem ungleichen Wachsthum der Verschiedenheit des Erdreichs zuzu- schreiben *) ? Die historische Preisarbeit behandelte den ^Ursprung der alten Herzöge von Baiem und deren Verhältniß gegen die

1) Leben u. Character des Gfn. v. Brühl Tbl. n (1761) S. 114. Auch in der Vorrede S. XI ist von dem Verbrennen der Schrift die Rede.

2) Das Vorstehende nach den Hamburger Senatsprotokollen v. 19, 26. Septbr. und 12. Dec. 1760 und dem Hamburg. Correspondenten 1760 Nr. 155 v. 26. Septbr. (Gefällige Mittheilung durch Herrn Senatssecretär Dr. Hagedom).

3) Nicolai, Beschreibg. v. Berlin U (1786) S. 727.

4) System des Finanzwesens (1766), unter den „Verbesserungen" am Schluß des Registers. Dies VerzeichniB der Verbesserungen ist offenbar an eine unrichtige Stelle gerathen; es bezieht sich gar nicht auf das Buch über das Finanzwesen, sondern gehört zu einer botanischen Abhandlung Justis.

6) Abgedruckt in den Abb. der Bairischen Akad. IV. Thl. 2 S. 55. Vgl das. S. 97.

Digitized by

Google

über das Leben and die Scbriften des Nationaldkonomen J. H. G. von Jnsti. 439

fränkische Monarchie"^). Justi wünschte in seinem Dankschreiben an die Akademie die Namen ihrer Mitglieder kennen zu lernen, die Physik und Chemie zu ihrem Augenmerk erwählt haben, um mit ihnen in Correspondenz zu treten. „Ich habe bei meinem Studiren in diesen Wissenschaften sehr viele neue und noch ganz ungebaute Felder in denselben entdeckt, welche, wenn wir sie gemeinschaft- lich bearbeiten, nicht allein Ehre einernten lassen, sondern auch dem Staat, insonderheit den Manufacturen großen Nutzen ver- schaffen können. Ich allein bin hiezu außer Stand, da ich mich immer mit gar zu vielen Arbeiten belade, da ich öfters wider meine Absicht tiefer in die Arbeiten gezogen werde, als ich es mir im Anfange vorsetzte. So ist es mir mit der Übersetzung der Description des arts et metiers der Pariser Akademie gegangen. Dies Werk halte ich für das vortrefflichste und nützlichste, das je erschienen ist, so lange die Welt stehet. Ich bewundere die Genauigkeit und Accuratesse der Pariser Akademisten, die nicht den geringsten Schlag und Handgriff der Handwerker, ja nicht einmal ihre Stellungen bei ihren Arbeiten und wie sie ihre Finger legen müssen, vergessen haben" *). Diese Gedanken kehren nahezu wörtlich in dem Vorbericht wieder, mit dem Justi die damals von ihm veröffentlichte Übersetzung des ersten Bandes jenes französi- schen Werkes einleitete *). Auf dem Titelblatt bezeichnet er sich als Mitglied der Bairischen Academie. Die Nachricht, es sei ihm 1762 deren Präsidentschaft mit einem Gehalte von 3000 Thalern angetragen, aber von ihm theils aus Furcht vor der in Baiern herrschenden Bigotterie theils aus Rücksicht auf den Wunsch Friedrichs des Großen ihn im Lande zu behalten, abgelehnt, halte ich für eine der ungegründeten Mittheilungen, die Beckmann leichtgläubig genug auf die Autorität von Justis Tochter aufge- nommen hat^).

Justi war damals wieder recht inmitten seiner chemischen Studien und Versuche. Er sammelte seine Arbeiten dieses Fachs

1) Ehe sie 1766 im IV. Bande der akad. Abhandlungen erschien; hatte Justi sie unter dem Titel: zwey Preißfragen der churf. bayr. Acad. der Wiss. (Kopenh. u. Leipz. 1763) zusanmien mit der zweiten nicht gekrönten Preisfrage: wer waren die Stammeltem des bayr. Markgrafen Luitpold? yeröffentlicht.

2) Westenrieder, Gesch. der baier. Akademie der Wiss. I (1804) S. 96.

3) Schauplatz der Künste und Handwerke 1762. Oben S. 390 A. 8. Abb. S. 525. Beckmanns Angabe S. 543, Justi habe schon in Göttingen mit der Über- setzung begonnen, ist unmöglich, da das französische Werk erst 1761 zu er- scheinen anfieng.

4) Beckmann 8. 557.

Digitized by

Google

440 F. Frenidorff,

in zwei Bänden chymischer Schriften (1760 und 1761) und be- kannte, die Chemie liebe und übe er wegen seines eigenen Ver- gnügens aas, alle andern Wissenschaften gereichten ihm nor inso- fern zum Vergnügen, als er darin zum Besten seiner Nebenmenschen und der menschlichen Gesellschaften arbeiten könne ^). Die Auf- sätze der Sammlung sind zum Theil scharf polemisch. Pott, Mit- glied der Akademie und Professor an der militärärztlichen Bildungs- anstalt in Berlin*), gegen den die Angriffe vorzugsweise gerichtet sind, lag schon länger in litterarischer Fehde mit Justi. Aber in dem Sendschreiben, mit dem er jetzt antwortete, wie schon früher spricht er doch seine Anerkennung der guten Einsicht und Er- fahrung Justis in vielen Stücken der Chemie aus'). Er verhehlte ihm seine Verwunderung nicht, wie er es in den wenigen Jahren, da er sich auf dies Studium verlegt, darin so weit gebracht habe; aber er ermahnt ihn doch, sich nicht zuviel zuzutrauen, non omnia possumus omnes. Einem praktischen Zwecke aus dem Gebiete der Chemie diente eine Reise, die Justi von Berlin aus auf Aufforde- rung von Hamburger Kaufleuten 1762 unternahm, um in Wans- beck eine Silberaffinerie einzurichten. Fabriken dieser Art waren damals noch neu in Europa, und Justi beschrieb deshalb das von ihm beobachtete Verfahren, nur soweit es sich mit der vertrags- mäßigen Concurrenzclausel vereinigen ließ, zumal er sehr bald mit den Inhabern des Unternehmens in Prozeß gerathen war*).

Über Justis Verhältnisse und Beziehungen in Berlin wissen wir wenig. Für eine Nachricht, der König habe ihm zur Ent- schädigung wegen des langen Wartens das Landgütchen Schöne- berg bei Berlin geschenkt, Justi aber vergeblich es nach der im Kriege erlittenen Verwüstung zu heben versucht *), habe ich keine Bestätigung gefunden. Vielleicht hängt sie irgendwie mit dem aus einem königlichen Kücheugarten in der Feldmark Schöneberg ent- standenen botanischen Garten zusammen, über den Gleditsch im Auftrage der Akademie die Aufsicht führte. Ein dabei angelegter

1) Vorrede zu Bd. IL

2) Hamack, Gesch. der Berliner Akademie I 237. Daß sein Name in der Pottasche fortlebe, schlieftt das Vorkommen des Worts schon zu Anfang des 17. Jahrh. aus (Siewert, Rigafahrer in Lübeck S. 264).

3) Joh. Heinr. Pott, Sendschreiben an den Bergrath v. Justi (Berlin 1760) S. 23. Ders., chym. Untersuchungen von der Lithogeognosie (2. Aufl. 1757, Anhang).

4) Schauplatz der Künste und Handwerke IV (1765) 8. 329ff. Chym. Schriften Bd. III (1765).

5) Beckmann S. 557.

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 441

Eleegarten erfüllte seinen Zweck nicht, und ;,ebenso ungeschickt erwies er sich zu dem vorhabenden Saffranbau des Herrn von Justi^, lautet eine Angabe in Nicolais Beschreibung von Berlin^).

Von angesehenen Persönlichkeiten, denen Justi bekannt war, wird Eller, Leibarzt Friedrich Wilhelms L, Chef des militair- ärztlichen Wesens und einflußreiches Mitglied der Akademie, ge- nannt. Die gemeinsame Gegnerschaft gegen Pott, der mit Eller in ständiger Polemik begriffen war, mag die Beziehung gefördert haben. In den Kreisen der hohen Beamten erfreute sich Justi eines großen Ansehens. Seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse, seine publicistische Thätigkeit während des Krieges, sein warmes Interesse für den Preußischen Staat und den König*), alles das mochte günstig für ihn wirken. Schwerlich hätte man sonst seiner Denunciation gegen die Litteraturbriefe so bereitwillig Gehör ge- geben *). Er bezog eine mäßige Pension von 200 Thalern. Auf die Dauer wurde ihm bei seiner zahlreichen Familie der Aufenthalt in Berlin zu theuer ; er zog nach Bernau, wie es scheint, in ziem- lichem Wohlstand ; denn er erwarb dort mehrere Häuser, ein Lehn- schulzengut in Staffeide (Neumark) unweit der Stadt Soldin und begann hier mit der Errichtung eines Fabrikgebäudes.

In den öffentlichen Dienst trat Justi im J. 1765. Durch eine Cabinetsordre v. 26. Juli wurde er zum Berghauptmann ernannt mit einem Jahresgehalt von 2000 Thalern. Leider hat sich das Anstellungspatent weder im Geh. Staatsarchiv noch in der Regi- stratur des ^andelsministeriums, die die altern Akten des Berg- und Hüttenwesens aufbewahrt*), gefunden. Es ist das umsomehr zu bedauern, als Justi für sein Amt einen besondem Inhalt in Anspruch nahm.

Justi, der seinen Wohnsitz zunächst in Landsberg a./W. auf- schlugt), erhielt den vermuthlich von ihm selbst veranlaßten Auf- trag, in Zanzhausen und Zanzthal in der Neumark Blecbhammer- werke zu schwarzen und zu weißen Blechen anzulegen. Eine königliche Cabinetsordre ordnete ihm den Kriegsrath Jaeckel als

1) Bd. III (1786) S. 1036, 1088.

2) Nicolai in der N. Berliner Monatsschrift hg. v. Biester XVm (1807) S. 340.

3) März 1762. Abh. S. 526.

4) Die Benutzung der Acten verdanke ich der Erlaubfliß Sr. Excellenz des Herrn Uandelsministers. Herr Dr. Alfred Weber in Berlin war so gütig, die be- züglichen Acten für mich zu excerpiren.

6) Die Widmung und die Vorrede z. System des Finanzwesens sind aus Landsberg vom April 1766 datirt.

Digitized by

Google

442 F. Frenidorff,

Assistenten bei*). Der Direction der Werke wurde die Admini- stration der seit 1764 bei dem Dorfe Vietze zwischen Eöstrin und Landsberg a./W. bestehende Eisenhütte, der sogen. Schmelze zu Vietz*), zugeschlagen. Der Konig rechnete darauf, durch vor- theilhaftere Einrichtung und bessere Bearbeitung einen die frühere Pachtsumme übersteigenden Ertrag zu erzielen, der den Werken an der Zanze zu Gute kommen sollte *), wenn er auch prinzipiell die Verpachtungen den Administrationen vorzog, bei denen ge- meiniglich weit weniger als bei jenen herauskomme^).

Justi hatte beim Könige eine Audienz gehabt und ihm offenbar gefallen. Hier wird die von der Tochter berichtete Äußerung Friedrichs gefallen sein, als sich Justi wegen seines schwachen Gesichts entschuldigte: er hat Kopf, Augen will ich ihm geben*). Die Pläne Justis sagten dem Könige zu; und als er alsbald seine Stellung in einem weit ausgreifenden Sinne auffaßte, ließ es der König nicht an seiner Unterstützung fehlen. Nach der Grafschaft Hohenstein entsandte Sachverständige hatten berichtet, daß eine einzige Gewerkschaft ein „in seiner Ausdehnung unerhörtes, allen Bergrechten und Gewohnheiten der Welt zuwiderlaufendes Privileg" in Anspruch nehme, vermöge dessen das gesamte Berglehn im Fürstenthum Halberstadt und den Grafschaften Reinstein und Hohen- stein ihr gebühre, ohne daß dem Könige das mindeste Recht zum eigenen Bergbau vorbehalten sei. Justi legte dem Könige die Hinfälligkeit eines solchen Privilegs dar. Thatsächlich sei nur ein einziges Werk von dieser Gewerkschaft angelegt, das Kupfer- bergwerk in Thale, das bisher mit so schwachem Erfolge betrieben sei, daß der König in 24 Jahren noch keinen Thaler zum Berg- zehnten genossen habe. Neuestens habe der Betrieb ganz aufge- hört; dann sei es aber Rechtens, daß das Privileg nach einem Vierteljahr hinfällig werde. Den Antrag Justis, gegen die Gewerk- schaft auf „Privation ihres Berglehns und Privilegii zu agiren", genehmigte der König durch eine entsprechende Weisung an den General-Fiscal d' Aniferes ®). Justi hatte von dem Generaldirectorium umständliche Nachricht von sämmtlichen im Preußischen Staate „auch den jenseit der Weser belegenen Provinzen** Privat-

1) 16. Mai 1766 (Handelsministeriom).

2) Büsching, Erdbeschreibung VIII (1791) S. 565.

3) Eönigl. CabfhetS'O. y. 9. Nov. 1765 (Handelsministerium).

4) Cab.-O. V. 2. März 1766 (daselbst).

5) Beckmann S. 559.

6) Eingabe Justis y. 26. Dec. 1765 und KgL Cab.-O. v. 29. Dec. 1765 (Handels- ministerium).

Digitized by

Google

Aber das Leben and die Schriften des Nationaldkonomen J. H. G. von Jasti. 443

personen zuständigen Berg-, Eisen-, Blech-, Kohlen- und andern Werken, den zugehörigen Fabriken, von allen daraus erfolgenden Revenuen und dahin gehörigen Etats gefordert. Die Anfrage, ob man Justi dies alles geben solle, beantwortete der König durch die Randbemerkung : „gantz recht, den wen er nicht informirt ist, So kan er die Sachen, die ich von Ihm verlange, nicht erfüllen" ^). Daß aber Justi zur Wahrnehmung eines Amts, bei dem es so sehr auf eigenes Sehen und Prüfen ankam, kaum fähig war, zeigt der nachstehende Brief des Königs an den Minister für Schlesien, Ernst Wilhelm von Schlabrendorf *).

Mein lieber Etats Ministre von Schlabrendorff. Da der Berghauptmann von Justi wegen seiner Gesichts Umstände und der Betreibung der noch vor Winters zu vollendenden Arbeit bey denen Wercken an der Zantze nicht selber zur Untersuchung des Hertzerschen Berg-Baues auf Kobald nach Schlesien kommen kann, so habe ich demselben unter heutigem dato auf- gegeben, daß er einen anderen soliden Berg-Yerständigen zu dieser Untersuchung dahin schicken, Euch solchen zur weiteren Beförderung adreßiren und, wenn sich sodann Bergmännische Hoffnung zur Entdeckung des Kobalds würcklich finden solte, die Kosten zu Fortsetzung des darauf von dem Hertzer bereits angefangenen BergBaues aus dem ihm dazu aßignirten fond ohne alle Schwierigkeit hergeben

soll. Ich bin Euer wohlaffecktionirter König

gez. Friedrich.

Potsdam, den 12. Sept. 1776. An den Etats-Ministre von Schlabrendorff.

Justi war kaum ein Jahr in seinem neuen Amt, so entstand ein Conflict nach dem andern. Den ersten Anlaß boten die miß- lichen Finanzverhältnisse, die ihn Zeitlebens nicht verlassen haben ^). Die Kaufleute Ballerstädt und Richter in Berlin hatten ihn wegen einer Forderung von 42 Thalern beim E^ammergericht verklagt und seine Verurtheilung erlangt. Da er inzwischen seinen Wohn- sitz verändert hatte und auf das Eisenwerk bei Vietz in der Neu- mark gezogen war, so requirirte das Kammergericht die Regierung in Küstrin, das Kammer- und Hofgericht der Neumark*), die Summe executivisch von Justi beitreiben zu lassen. Am 22. Januar 1767 ergieng ein Mandat an Justi, die schuldige Summe nebst Porto und Kanzleigebühren an das Gericht binnen acht Tagen

1) Vorstellung des Generaldirectorinms vom 8. Febr. 1766 (daselbst).

2) Mittbeilong aus dem Geh. Staatsarchiv, Abschrift aus Rep. 96 B 60 Bl. 502.

3) Das Folgende nach den Acten des Geh. Staatsarchivs Berlin betr. die von dem Berghauptmann von Justi gegen die Neumärkische Regierung gebrauchten groben Ausdrücke und Dräuungen (im Folgenden mit I bezeichnet).

4) Stölzel, Brandenburg-PreuBens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung I 426 Tgl. 363.

Digitized by

Google

444 F. Frenidorff,

einzusenden, damit es der Execation niclit bedärfe. Aber Jnsti sandte dies and mehrere folgende Mandate aneröffnet mit der 6e- gründang zarück, er stehe nicht anter der Jarisdiction der Nea- märkischen Regierang; die Zuständigkeit des Kammergerichts er- kenne er nur deshalb an , weil er zur Zeit der Klagerhebung lediglich als ein Privatus unter dem Character seiner vorigen Bedienstung als Königlich Großbritannischer Bergrath im Lande gelebt habe, und der vor dem competenten Richter einmal ange- fangene Prozeß auch daselbst geendigt werden müsse. Er habe deshalb auch die schuldige Summe dem Kammergericht eingesendet, weigere sich aber die a judice incompetente verhängten Gerichts- unkosten zu bezahlen ; denn durch die Ernennung zum königlichen Berghauptmann und Directeur der Berg- und Eisenwerke in allen königlichen Landen habe er ein forum privilegiatum erworben. Da Justi zu Vietz wohnhaft war und der gegen ihn verhandelte Prozeß eine Sache betraf, die mit seiner amtlichen Function nicht zusammenhing, bestand das Küstriner Gericht auf seiner Compe- tenz und antwortete, da Justi an seinen Präsidenten ein Privat- schreiben in der Angelegenheit gerichtet hatte, es könne sich in Justizsachen in keine Correspondenz einlassen noch auf Briefe etwas verfügen.

Die Erwiderung Justis an das Gericht vom 20. Febr. 1767 ist so bezeichnend für den Mann, daß ich ihre Hauptsätze wörtlich oder auszugsweise folgen lasse:

Bei seiner Eückkchr von einer Reise, die er nach den neuen Königlichen Stahlhütten, Blechhammerwerken und stählernen Fahriquen zu Zanzhausen ge- macht, habe er das Eescript des Präsidenten von Windheim vorgefunden. Er sende es uneröffnet zurück, da der Präsident sich gegen ihn nicht der Bescripts- form bedienen könne, ohne sich eine Jurisdiktion über ihn anzumaßen. Eline solche stehe ihm in keiner Weise zu, da er nicht einmal über einen unter Justis Direction stehenden Ilüttenbedienten eine Jurisdiction ausüben könne. „Es ist sehr zu beklagen, daft Ew. Hochwohl- und Wohlgeb. mit solcher Zudringlichkeit in der gegenwärtigen Sache verfahren und doch nicht einmahl unterrichtet sind, worinnen die jurisdictio privüegiata aller zum Berg- und Hütten Wesen gehörigen Personen bestehe. AUes was in Ansehung dieses Nichtwissens zur Entschuldigung gereichet, ist, daß in hiesigen Landen und insonderheit in Dero Provintz noch wenig Bergbau und Hüttenwesen stattgefunden haben. Denn sonst ist wohl in andern Landen kein Student nur Ein Jahr auf Universitäten gewesen, welchen unbekant sein solte, daß die jurisdictio privüegiata aller zum Berg- und Hütten Wesen gehörigen Personen in einer gänzlichen Exemtion von allen JustitzCoUegüs und Ämtern des Landes bestehet.

Damit aber Ew. H. die Sache endlich einmahl gründlich einsehen mögen, so will ich den ganzen S. Articul der interims Berg Ordnung hier einrücken.** Selbst bei Todesurtheilen greift die Jurisdiction der LandesjustizcoUegien nicht Platz, sondern der König hat sich in den Generalhütten Privilegio und allen seit seinem

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Jasti. 446

Begienmgsantritt ausgefertigtem Bergprivilegüs vorbehalten, in diesem Fall eine besondere Commission zu ernennen. „Nach denen Landesgesetzen kann kein ver- nünftiger Mensch zweifeln, daß auBer denen die anbeweglichen Güter betreffenden Klagen die zum Berg- und Hüttenwesen gehörigen Personen in keinen eintzigen Fall denen JustizCollegiis und ordentlichen Gerichten unterworfen sind." Er remittirt deshalb nochmalen das ihm in forma rescripti zugefertigte Schreiben und bittet ihn ein vor allemal mit dergleichen Zudringlichkeiten zu verschonen. Seine überhäuften Geschäfte gestatten ihm nicht mit dergleichen unnützen Juris- dictions Streitigkeiten seine Zeit zu verbringen.

In Zukunft wird er seine Zeit mit Remittirung solcher Schreiben nicht ver- derben, sondern dergleichen in unbefugter Form abgefaftte Schreiben uneröffnet und ungelesen in Gegenwart genügsamer Zeugen denen Flammen des hiesigen Hochofens übergeben. „Wenn Ew. H. die Sache so weit treiben und sich unter- stehen selten, hieher oder auf ein anderes unter meiner Direction stehendes Egl. Werk, wo ich mich etwan befände, einen Landreuter abzuschicken, und derselbe sofort auf die erste Vorstellung, daß £. H. keine Jurisdiction über mich haben, sich nicht retiriren solte, ich demselben solchergestalt begegnen laßen werde, als es ein turbator pacis domesticae, wovor der Executor einer offenbar unbefugten Jurisdiction allemahl denen Rechten nach zu halten ist, verdienet.**

Das Schreiben, in dem sich der Verfasser nach dem Ausdruck des amtlichen Berichts »mit den unverschämsten groben Aus- drücken und Dräuungen herauszulassen erdreustet" *), hatte doch den Erfolg, daß das executivische Verfahren zunächst eingestellt und nach der allegirten Bergordnung geforscht wurde. Es stellte sich heraus, daß die citirte Stelle der Interims - Ordonanz Kur- fürst Friedrichs HI. über die Bergwerke im Herzogthum Magde- burg, der Grafschaft Mansfeld und der Altmark vom 22. Mai 1696 entnommen war*). Aber die Neumärkische Regierung führte

1) Bericht der Neum&rk. Regierung v. 23. Febr. 1767 Bl. Ih.

2) Corpus Constit. Marchic. P. IV (1736) Abth. 2 im Anhang S. 16 n. 2. Da die Umstände noch nicht zugeben wollten, eine auf alle Stücke eingerichtete vollständige Berg-Ordnung abzufassen, so ließ der Gesetzgeber ad interim die zu- sammengestellten Artikel zu männigliches Wissenschaft und Nachricht publiciren. Der von Justi angezogene Artikel 3 lautete so: „Damit auch solcher nützliche Berg-Bau nicht gehindert und die baulustigen Gewercke, welche auf ihre schwere Kosten solches Bergwerck bauen: So haben Wir eine öffentliche Berg-Freyheit nach Bergwercks Recht und Gebrauch gnädigst publiciren und ein gewisses Berg- Ambt bestellen, auch solches mit allen gehörigen Jurisdictionalien versehen lassen, dafi alle beym Berg-Ambt befindliche Offfeier, Hütten- und Berg-Leute, wie sie Nahmen haben, ob sie schon sonsten ratione immobilium anderwerts angesessen und in actionibus pure realibus justificabel, dennoch vor ihre Person und Do- mestiquen unter keiner andern als des Berg-Ambts Jurisdiction in quaris actione tarn civil! quam criminali et personali stehen, auch von niemand anders dem gnädigst ertheüten Privüegio gemäß citiret oder gerichtet werden sollen. ** Das hier erwähnte Privüeg ist vom 12. Dec. 1691 (abgedr. das. S. 23). Die Stelle, auf die sich Justis Äußerungen (ob. S. 444) beziehen, ist folgende: Sechstens geben

Digitized by

Googlt

446 ^' Frentdorff,

in ihrem Bericht an den Konig aas, das Gesetz sei nur da an- wendbar, wo wie im Magdeburgischen Bergwerk ein ordentliches mit Berg-Officiers besetztes Bergamt bestände, nicht aber bei dem Eisenwerk zu Vietz, wo ein solches Amt fehle und die Anwendung des Gesetzes Justi zum judex in propria causa machen würde.

Um dieselbe Zeit ereignete sieh ein zweiter Conflict. Auf der Eisenhütte zu Vietz diente ein gewisser Röhl als Nachtwächter, der im Unterthanverhältniß zu dem Rittmeister von Schmeling auf Dickow stand. Auf dessen Reclamation erkannte das Gericht, daß Röhl sich mit Frau und Kindern sofort bei Vermeidung land- reutherlicher Aufhebung nach Dickow zu begeben habe. Als zur Vollstreckung geschritten werden sollte, berichtete der Landreuter Bentsch, daß er wegen der von Justi ausgestoßenen Dräuungen sich nicht getraue, dem Mandat zu genügen. „Ich bin ein alter Mann*^ klagte Bentsch »und solte mir sehr nahe gehen, wenn ich auf meine alte Tage in Königlichen Angelegenheiten mit Prügel abgelohnet werden solte" und bat deshalb ihn mit einer Ver- stärkung vom Militair Stande zu versehen^).

Auch das Gericht zu Küstrin bat, anstatt gegen Justi weiter vor zu gehen, um Schutz wider die Beleidigungen in Diensten des Königs und um Verhaltungsmaßregeln. Der Minister von Jariges hielt es zunächst für gerathen, sich an den Cabinetsrath des Königs, der vorzugsweise mit der Bearbeitung der Justischen Angelegen- heiten zu thun hatte, den Kriegsrath Galster zu wenden, um „über den wunderlichen Herrn von Justi, der viel unnütze Händel mache,** Erkundigungen einzuziehen. Der Minister konnte sich nicht vor- stellen, „daß Justi der eintzige im Lande seyn solle, der unmittel-

Wir denen Qewerckern die Freyheit, daß umb grössere Aathorität bey den Berg- und Hütten-Yolck zn haben, und solches desto mehr im Zaum zu halten, dieses Berg-Ambt in allen solchen Sachen und Verbrechen, so das Bergwerck angehen, die von Uns ihnen verliehene Jurisdiction an denen Verbrechern nicht allein mit Dictir- und Exequirung einer Geld-, sondern auch nach Befindung der Sachen einer Leibes-Straffe usque ad fusUgationem inclusive zu exerciren Macht haben solle, dieselbe Verbrechen aber, so die Verwirckung des Lebens nach sich ziehen, sollen nach geschehener Untersuchung von dem Berg-Ambt immediate an Uns ge- bracht und desfalls fernere gnädigste Verordnung eingehohlet werden. Und deda- riren Wir hiermit das Berg-Ambt als ein freyes Judicium, so immediate von Uns dependiret, daß sie also mit keiner Regierung noch Jemand anders das geringste zu schaffen und sich davor einzulassen gehalten seyn. Inmassen Wir sie dann allezeit gegen Jedermänniglich nicht allein in diesen, sondern auch in andern ihren zum Besten des Landes zielenden Vorhaben kräfftiglich und gnädigst main-

teniren und schützen wollen

1) 18. März 1767 I BL 12 b.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Jnsti. 447

bar unter dem Konig in seinen Privatangelegenheiten, welche von je in der größten Brouillerie gewesen, Recht nehmen sollte." Was der Großkanzler ihm aber zutraute, zeigt sein Ausspruch: Justi ist capabel den Landreuter todt zu schlagen^). Er fragte deshalb an, wie es mit dem behaupteten forum privilegiatum stehe und „inwieweit Se. Kgl. Maj. den Berghauptmann v. Justi wegen der obgedachten Eisen -Hüttenwerke favorisirt wißen wollen"^). Er erhielt folgende Antwort'):

Hochwohlgebohmer Herr,

Höchstzuverehrender Herr Gros-Canzler und

Geheimer-Etats-Ministre,

Eurer Excellenz mus ich in schuldigster Antwort deroselben gnädigen Schreibens vom 2. dieses gern gestehen, daß ich daraus des Herrn Berg-Haupt- manns von Justi dreistes Betragen gegen die Neumärkische Regierung mit weniger Befremden als dieses GoUegii Nachsicht gegen desselben Vergehungen ersehen habe, weil ich aus gar vielen Exempeln weis, wie sehr derselbe sich zu vergeßen capable ist. Meines Wissens haben des Königes Majestät gedachten Herrn Berg- Hauptmann bey der ihm committirten Anlegung derer Stahl- und Blech-Werke und ex post dazu geschlagenen Administration der Vietzer Hütten- Werke keine besondere Vorrechte zu bewilligen die Gnade gehabt. Wenn indeßen seine ange- maßte Exemtion in persönlichen Angelegenheiten in der Berg-Ordonanz v. 169G würcklich gegründet, diese aber noch Observantiae seyn solte, so würde solche, ohngeachtet sie in der Neumarck nicht eingeführet ist, ihm gleichwohl, da er dem sämtlichen Berg- und Hütten- Wesen im ganzen Lande vorgesezet ist, zu Statten kommen müssen. Ich bin indeßen gewis versichert, daß diesem ohn- geachtet [16 b] Se. K. Maj. so wenig dem Herrn p. v. Justi als sonst jemand anders in Dero Staaten dergleichen außerordentliche Exemtion in Privat-Ange- legenheiten gestatten werden und mus dahero Eurer Excel lenz lediglich ganz gehorsamst anheim geben, in welcher maaße deroselben die Neumärkische Re- gierung dieserlialb zu instruiren gefällig seyn möchte.

Übrigens will ich zwar versuchen, ob ich den Herrn Berg-Hauptmann zu mehrcr Bescheidenheit gegen die Königliche Regierung werde vermögen können, jedoch die Garantie bey ihm zu reuissiren eben nicht übernehmen, maßen es mir selbst alle Mühe von der Welt kostet, diesen eben so unruhigen und unverträg- lichen als sonst geschickten und activen Mann so gar in denen Angelegenheiten, worinn er doch schlechterdings an mich verwiesen ist, in die gehörige Schrancken zu erhalten.

Ich habe die Ehre mit der volkommensten Verehrung beständig zu seyn

Eurer Excellenz

Potsdam, ganz unterthänigster Diener

den 24. April 1767. Galster.

Bei dem Rückblick anf diesen Jnrisdictionsstreit hat Justi später selbst gesagt: ich will nicht behaupten, daß ich darinnen

1) I Bl. 14 a.

2) 2. April 1767 I Bl. 16. 8) 1 BL 16a.

Digitized by VjOOff IC

448 F- Frensdorff,

yollkommen Becht gehabt habe. Die Exemtion von der ordent- lichen Jurisdiction ist für alle Bergbedienten in den auswärtigen Bergrechten zugestanden, und diese sind ausdrücklich als in sub- sidium geltend in hiesigen Landen angenommen. Aber wie dem auch sein möge, er besorgte, daß dieser Streit eine Animosität gegen ihn bei den Richtern hinterlassen haben könnte, vor denen er bald in einer sehr viel schwerem Sache zu Recht stehen soUte ^). Obschon scharfsichtige Beobachter der Justischen Verwaltung von vornherein wenig Vertrauen schenkten, schien doch anfangs alles gut zu gehen. Im Juni 1767 meldete er dem Könige, die neu angelegten Stahl- und Blechwerke seien soweit avancirt und vollendet, daß sie im Stande seien, die sämmtlichen Provinzen des Staats mit Stahl- und Blechwaaren zu versehen. Der König wies deshalb das Generaldirectorium an, alle ausländischen Stahlwaaren und Schwarz- und Weißbleche mit 30°/o zu impostiren *). Das Generaldirectorium war vorsichtiger; in einer mit Justi abge- haltenen Conferenz erklärte er zu Protokoll, den groben Stahl, wovon der meiste Consum im Lande sei, noch nicht hinlänglich und so wohlfeil liefern zu können als sich der ausländische stelle, aber in Zeit von einem halben Jahre hoffe er damit zu reussiren. Der König schrieb an den Rand des Berichts: ;,wen das grobe Stahl in Einem halben Jahre verboten wirdt. So kömt in der Zeit die Fabrique in vohraht^.** Nach einem halben Jahr hatte der König andere Maßregeln zu treffen als Justis Unternehmungen zu fördern. Von verschiedenen Seiten liefen Beschwerden über seine Verwaltung ein, und das Königliche Cabinet sah sich genöthigt eine Commission niederzusetzen, um Justis Rechnungen zu prüfen. Justi erklärte sofort, die beiden dazu bestimmten Mitglieder, der Kammerdirector Pappritz und der Kriegsrath Zillmer, seien seine ausgesprochenen Feinde. Jener habe ihm in öffentlicher Gesell- schaft die härtesten Sottisen gemacht und schon Trinitatis 1766 bei der Übernahme der Eisenwerke zu Vietze und Kutzdorf ins Gesicht gesagt, er würde sie nicht über ein Jahr unter seiner Di- rection behalten ; der Kriegsrath Zillmer sei der eifrigste und er- gebenste Anhänger des Geh. Finanzraths von Brinckenhof, mit dem er, Justi, zerfallen sei, weil er wider sein Versprechen die Anlegung der neuen Stahl- und Blechhütten anstatt sie zu be-

1) Eingabe Justis an den König v. 24. März 1768 (Acta des Geh. Staats- archivs betr. die der Neumärk. Regierung aufgetragene Untersuchung wider den p. y. Justi [im Folgenden mit II bezeichnet] Bl. 16a).

2) Cab.-O. T. 80. Juni 1767 (Handelsministerium).

8) Vorlage des Generaldirectoiinms t. 6. Juli 1767 (HM.).

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 449

fordern auf alle ersinnliche Weise gehindert habe. Auf die Weigerung Justis sich vor dieser Commision in eine Rechnungs- legung einzulassen, drohte eine Cabinetsordre : „daß wenn er die von ihm geführte Administrations - Rechnungen ordnungsmäßig zu justificiren und von seiner geführten wüsten Wirthschaft ge- hörig Red und Antwort zu geben ferner renitiren sollte, die gegen ihn formirten Monita vor wahr und als eingestanden ange- nommen und über ihn als einen treu- und gewißenlosen Ad- ministrator rechtlich erkannt werden solle" *). Mußte sich Justi nun auch dazu verstehen, seine Rechnungen einzureichen, so ver- harrte er doch, soviel es ging, in seiner Renitenz, erschwerte den Commissaren ihre Arbeit auf alle Weise, und sandte ihre Fest- stellungen, inwieweit den Monitis abgeholfen sei oder nicht, uner- öffnet zurück. Gegen alles fernere Verfahren vor der Commission protestirend, verlangte er Verschickung der Acten zum rechtlichen Erkenntniß.

Die Überweisung an das Gericht trat dann auch wirklich ein. Eine Cabinetsordre vom 15. Januar 1768 befahl der Neumärkischen Regierung, die gegen den gewesenen Berghauptmann von Justi verhandelten Untersuchungs-Acta von der dazu niedergesetzt ge- wesenen Commission abzufordern, selbige gehörig nachzusehen und zum Spruch weiter zu instruiren, demnächst aber selbigen gemäß über den von Justi zu erkennen *). Bevor es dazu kam , sollte noch eine lange Zeit verfließen, die Justi mit Beschwerden aus- zufüllen nicjit müde wurde. Zunächst sah er wie früher in den Commissaren, so jetzt in den Richtern seine persönlichen Feinde; waren sie doch dieselben , mit denen er in dem Jurisdictionsstreit des J9>hres zuvor so hart zusammengestoßen war (oben S. 443). Justi, der seinen Wohnsitz nach Staffeide verlegen durfte, mußte sich durch Revers verpflichten, sich vor ausgemachter Sache nicht weiter als bis Soldin und dem Amte Cartzig weg zu begeben. Landreuter Bentsch hatte darauf zu achten, daß Justi dem genau nachkam und nichts von seinen Vermögensgegenständen entfernte. Doch diese Art der Sicherung erschien bald ungenügend, man besorgte, Justi könne „echappiren" und dadurch den Prozeß er- schweren, und so befahl eine Cabinetsordre v. 9. Februar 1768 ihn sogleich in Arrest zu nehmen*). Der Arrest wurde anfangs

1) Bericht der Commission v. 20. Oct. 1767. Cab.-Ordre v. 28. Oct. 1767. II Bl. 86a. Bericht der Neomärk. Regierung vom 25. Aug. 1768 11 Bl. 78b ff.

2) II Bl 8a. 8) II Bl 10a.

Digitized by

Google

450 F. Frensdorff,

in der Form vollstreckt, daß Justi in Eüstrin in einem Privat- hause auf eigene Kosten wohnte, aber auf öffentliche Kosten ver- pflegt und von einem Landreuter beobachtet wurde. Als deren Betrag auf 191 Thaler gestiegen war, weigerte die Neumärkische Kammer die weitere Bezahlung, und als das Grerieht davon dem König berichtete, decretirte er: „Da Wir aus Unsem Gassen keinen Groschen weiter zu des von Justi Detention und Ver- pflegung hergeben wollen, so befehlen Wir Euch hiermit in Gnaden, daß Ihr Euch sogleich mit dem dortigen Gouvernement concertiren sollt, damit der von Justi in sichere Verwahrung hingesetzet werde, wozu sich über das Stockhauß auf dem Walle wohl ein Zimmer finden wird. Übrigens habt Ihr zu berichten, wie die Kosten vor den Landreuter schon 191 Thaler betragen und woher solche zu ersetzen sind ^)". Da das Gefangniß in Küstrin durch das Bombardement der Russen vom August 1758 eingeäschert und noch nicht wiederhergestellt war^), so wandte sich der Chef des Berg- und Hüttendepartements, Frhr. v. Hagen, noch an dem Tage, da jene Cabinetsordre ergangen war, an den königlichen Gouver- neur der Festung Küstrin, den Prinzen Friedrich August von Braunschweig ^), mit dem Gesuch, Justi im Stockhause oder wo sonst in sichere Verwahrung zu bringen. Es blieb noch die Frage übrig, wer den Unterhalt des Gefangenen zu bestreiten habe. Bisher hatte ihn die Neumärkische Kammer getragen. Als sich Justi über die mangelhafte und unzweckmäßige Verpflegung be- schwerte, wies ihn der Großkanzler ab, da das Justizdepartement nicht mit der Sache befaßt sei, sondern das Gericht in Küstrin eine specielle Commission aus dem Cabinet erhalten habe*). Nach dem Erlaß jener Cabinetsordre vom 15. September stritten Kammer und Regierung fünf Wochen lang über Justis Unterhalt. „Ich werde umgekommen sein, ehe sie etwas beschließen" schrieb er am 12. November % Indessen hatte doch das Cabinetsministerium ein Einsehen und vermochte die zuständige Behörde für seinen

1) Cabinetsordre vom 15. Sept. 1768 11 Bl. 99.

2) 15. Sept. 1768 II Bl. 98.

3) Friedrich August (1740 1805), Sohn Herzog Carls I. aus seiner Ehe mit einer Schwester Friedrichs des Großen, der jüngere Bruder des Herzogs Ferdinand, des Siegers von Krefeld und Minden. Im siebenjährigen Kriege durch hervor- ragende Waffenthaten bewährt, wurde er 1763 Generallieutenant in preußischen Diensten und Gouverneur von Küstrin.

4) 9. Juni 1768 U BL 86.

5) U BL 130b.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationalökonomen J. H. G. von Josti. 451

nothdiirftigen UnteAalt zu sorgen *). Unterm 15. December be- richtete der Chef des Berg- und Hüttendepartements dem Groß- kanzler, Jnsti seien für seine Person aas der Haupt-Bergwerks- und Hütten -Gasse drei Groschen tägliche Alimente und bei dem gänzlichen Mangel der Subsistenz seiner Kinder acht Thaler monat- lich vom 1. December ab bewilligt *).

Im Stockhause zu Küstrin hat Justi die übrige Zeit seines Lebens zugebracht. Die Rastlosigkeit , die wir an ihm kennen, verließ ihn auch in dieser drangvollen Lage nicht. Seine Feder, obwohl sie auch sonst nicht ruhte, wurde jetzt zunächst durch seine eigene Sache in Anspruch genommen. Sie begleitete die Stadien seines Prozesses von Beginn an und erging sich in unermüdlichen Suppliken an den König, die sich über das Ungerechte seines Arrests und dessen Vollzug oder über Verstöße des Gerichts gegen das formelle oder das materielle Recht beklagten. Er setzte sich dem Gerichte gegenüber gern mit seiner Rechtskenntniß aufs hohe Pferd. „Ich verstehe die Rechte" heißt es in einer Ein- gabe — „und habe darinnen mit Beyfall der Welt öffentlich dispu- tiret, dociret und Bücher geschrieben, und da mein Wohl xmd Weh von dieser Sache abhängt, so kann ich mich unmöglich bey einem solchen Verfahren leidend verhalten*).** Der ganze gegen ihn anhängige Prozeß sei nichts als eine Verfolgung seiner Feinde, und an etwaigen Verstößen in seiner Verwaltung trage nicht er, sondern Personen die Schuld, die anstatt ihn zu unterstützen, seine unglückliche Lage zu seinem Verderben benutzt haben. Die Acten enthalten eine große Zahl solcher Eingaben, zum Theil von Schreibern nach seinem Dictat, zum Theil von seiner eigenen Hand, die wie die eines Blinden mit solcher Unsicherheit und Undeutlichkeit über das Papier hinfahrt, daß sie bei Hofe schwer- lich gelesen worden sind. Justi war deshalb sofort mit dem Ver- dacht der Unterschlagung bei der Hand, und beschwerte sich bei dem Grafen Reuß, dem Chef des Postwesens, der mit der Eingabe nichts weiter anzufangen wußte, als sie dem Justizminister von Jariges zu übersenden^). Die Acten zeigen, daß die Suppliken richtig an ihre Adresse gelangt sind. Nur was für des Bitt- stellers Lebensgeschichte von Werth ist, kann daraus heute noch

1) 29. Nov. 1768 (imten S. 454).

2) n Bl. 186.

3) 12. Aüg. 1768 n Bl 89a.

4) Eingabe Jostis y. 28. Juli und Schreiben des Grafen Beoß ?. 26. Juli 1768. II Bl. 59a und 58.

EfL Om. d. WiMu VMkilaMta. PUl»l«f..kiftor. KUmm. 1908. Htfl 4. 32

Digitized by

Google

462 F. Frensdorff,

interessiren. Die erste, wenige Wochen nach Jastis Verhaftung verfaßt^), hat folgenden Eingang:

Allerdorchlauchtigster Großmächtigster König. Allergnädigster König and Herr.

£w. Egl. Maj. werffe ich armer unglücklicher and anscholdigst verfolgter Mann mich allerunterthänigst zu Füßen und hitte allerdemüthigst um nichts als um Gerechtigkeit und daß allerhöchst dieselben nach Dero Weltgepriesenen Gerechtig- keitsliebe gegen die gantz unerhörte und in der Geschichte vieleicht kaum ein Beispiel habende ungerechte Verfolgung ein allemgerechtes Einsehen zu haben und demselben Einhalt zu thun allergnädigst geruhen wollen. „Man hat mich armen blinden Mann aus meiner Einsahmkeit ohn mein allergeringstes Ansuchen herausgezogen, wo ich die mäßige Pension, so mir höchst Deroselbe vor meine in den letzteren Kriege mit so vielen gantz Europa bekandt gemachten eiffer zu Verteidigung [IIb] Dero Qloire und Gerechtsahme verfertigten Staats Schrifften allergnädigst zugestanden, in Buhe zu genießen beschloßen hatte, um in der Neu- marck Blech flammer Werke und Stahl Hütten vor Ew. K. Maj. anzulegen, die ich auch mit dem besten Forthgange zu Stande gebracht habe, indem auf denen neu angelegten Blechhammer Wercken ohngeachtet der schlechten Beschaffenheit unsers Eisensteins nach dem Urtheil aller Kenner beßere Bleche als in Sachsen und Thüringen verfertiget werden, und ob man zwar die neu angelegten Stahl- hütten wiederum eingehen laßen, so lieget darunter nichts als eine erstaunigliche List und boßbafte Absicht gegen mich zu Grunde, welche ich künfftig weithläuftig auszuführen und mit Beweise zu unterstützen mir ausdrücklich vorbehalte.*'

Justi führt aus, daß ihm die Anlegung ohne die geringste Instruction anver- traut sei, ja es sei ihm nicht einmal der vom Könige approbirte Plan mitgetheilt, ungeachtet wiederholter Gesuche an den Geh. Finanzrath Galster. Es ist nicht die geringste Vorsicht dagegen getroffen, daß er, des Gesichts beraubte Mann, nicht von denjenigen, die er zur Expedition der Geschäfte gebrauchte, betrogen und hintergangen wurde. Diese nemlichen Personen hat man gegen ihn als Ver- räther und Zeugen gebraucht

Die ganze grausame Verfolgung, deren Opfer er geworden ist, führt Justi darauf zurück, daß ^^ein gewisser Mann, der sich um Ew. Kgl. Majestät höchste Person befindet," sich mit dem bittersten Haß und Kachsucht wider ihn habe einnehmen lassen. Gemeint ist der Geh. Cabinetsrath Galster. Er hat ihm einen Yagabonden Hertzer , der sich bei der Armee als Spion und Interpreteur ') gebrauchen lassen, als Sachverständigen aufgenöthigt, obschon fünf Commissionen unter Direction des Ministers v. Schlaberndorf einmüthig berichtet haben, daß sein ganzes Vorgeben, Kobalt aus- findig gemacht zu haben (oben S. 443), Rodomontade sei. Seine Klagen über ihn und seine Weigerung ihm königliche Gelder

1) 1768 März 24; das Praesentatum vom 2. April (II Bl. 11 ff.). Die Ein- gabe ist von einer sehr fehlerhaft nach Dictat schreibenden Hand ; nur die Unter- schrift ist von Justi. £in Nachtrag y. 26. M&fz ist in den Acten nur in Copie vorhanden und trägt das falsche Jahresdatum 1767.

2) Hs.: Pretteur.

Digitized by

Google

über das Leben nnd die Schriften deä Nationalökonomen J. H. 0. von Jnsti. 453

anzuvertrauen sind jetzt gerechtfertigt, wo sich als Ende ein Diebstahl von 700 Thalern und die Flucht Hertzers herausgestellt hat. Die Defecte im Belauf von 4 5000 Thalern, die ihm jetzt herausgerechnet werden, können nur dadurch entstanden sein, daß er auf die schrecklichste Art betrogen ist. Gegen seinen gewesenen Secretär Pirmitz hat er keine Untersuchung erlangen können. Er selbst hat nie verschwenderisch gelebt; solange er in der Neumark ist, hat er nicht zweimal tractirt, und die ganze Provinz hat geurtheilt, daß er seine Besoldung und Pension von 2400 Thalern nicht zur Hälfte verzehrt habe. Vor seiner Amtsüber- nahme hat er über 3000 Thaler im Vermögen gehabt, und sein jetziges Vermögen erstreckt sich nicht viel höher. Er legt das dar um zu beweisen, daß er sich nicht auf öffentliche Kosten be- reichert hat.

Wegen seiner unglücklichen Gesichtsbeschaffenheit gehört er zu den personae miserabiles, die in keinem andern Falle mit Arrest belegt werden als wegen offenbarer großer Leib und Leben be- treffender Verbrechen ^). Auf den Vorhalt der Untersuchungs- commission, weshalb er das schwierige Amt ungeachtet seines Leidens übernommen habe, erinnert er an die Aussicht, die damals bestand, Dr. Henckel in Berlin ^ werde ihm durch eine Operation wieder zum Sehen verhelfen, eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllt habe. Ein großes Gewicht legte Justi in seinen Eingaben an den König auf die Verdienste, die er sich durch seine Schriften um den Staat erworben habe.

„Es ist bey allen gesitteten Völkern der BUligkeit nach gewöhnlich und eingeführet, daß man auf die Verdienste der Person Rücksicht nimmt, ehe man mit persönlichen Arrest wieder sie verfähret. Ich habe meine gantze LebensZeit angewendet, um der Welt durch viele mit Beyfall aufgenonmienen Schriften und durch viele wichtige Erfindungen in denen Manufacturen und Fabriquen nützlich zu werden und deshalb von den ansehnlichsten Höfen von Europa gar nicht zweyfelhaftige Merckmale der Hochachtung erhalten, ich habe zu Dienst Ew. Kgl. May. höchsten Person in dem letztem Kriege die meisten Staats-Schriften ver- fertiget und darin E. K. M. gloire und Gerechtsame mit einem Eifer vertheidigt, welcher ganz Europa genugsam bekannt ist. Ich habe hernach E. K. M. in ge- heimen Staats-Angelegenheiten zum Beyfall nnd Vergnügen Dero höchsten Person

gedienet; wie könnte es demnach möglich seyn so gegen mich zu verfahren

wenn man mich nicht mit den allergröbsten und schwärzesten Unwahrheiten verläumdet hätte?'' ,,Ew. Kgl. May. Hochpreislichen Cabinetsministerio ist der große Fleiß und Eyfer am besten bekannt"), womit ich im letztem Kriege in so

1) Eingabe Justis an den König v. 5. Mai 1768 (II Bl. 27).

2) Joach. Friedrich Henckel (1712— 1779), Militairarzt und Professor der Chirurgie in Berlin. ADB. II, 730.

8) Eingabe Justis y. 12. Nov. 1768 H BL 180.

32*

Digitized by

Google

454 F. Frensldorff,

vielen ohnentgeltlich verfertigteii St&atsschriften Höchstdero Gloire und Gerecht- same mit dem Beyfall der unpartheyischen Welt vertheidiget habe. Was wird die Welt, was wird die Nachwelt sagen, wenn die allergrausamste Verfolgung davor mein Lohn ist?"

Unter den im Interesse Preußens verfaßten Schriften führt er insbesondere die von der Itione in partes an ^). Die ihm daza ehedem verwilligten 70 Thaler in Sächsischen Eindrittel- Stücken haben kaum zur Bestreitung der Druckkosten hingereicht, wie er durch Quittungen des Buchdruckers Vogel erweisen kann« Die Exemplare liegen fast alle über siebenhundert bei den Buch- händlern in Leipzig und Berlin noch unverkauft, „weil außerhalb Landes so gleich zwey Nachdrucke gemacht wurden.** Er bittet deshalb um nachträgliche Bewilligung einer Gratification. Eventuell sucht er um die Erlaubniß nach, sich bei den Protestantischen Höfen einer Gratification halber melden zu dürfen, deren Ge- sandten ihm laut des bei den Acten befindlichen Conferenz-Proto- kolls aus ßegensburg die Beantwortung des Österreichischen Schrift- stellers aufgetragen haben '). Darauf erhielt er zur Antwort *) :

Dem p. von Justi wird aaf seine anter dem 12ten hujus eingesandte Vor- stellung hiermit zur Resolution ertheilet: daß das CabinetsMinisterium weder von dem wieder ihn angestelten Process urtheUen, noch ihn (I) wegen der in letzterm Kriege verfertigten Staatsschriften einige Gratification verschaffen könne, da keine Fonds dazu vorhanden, und er diese Schriften auch aus eigener Bewegung, ohne Königlichen Befehl gemacht, wie es dann auch unschicklich seyn würde, ihn zu Nachsuchung einer dergleichen Gratification bey andern protestantischen Höfen zu authorisiren , indeßen ist an die Behörde geschrieben worden, daß vor seinen nothdürftigen Unterhalt gesorget werden möchte.

Signatum Berlin den 29ten Nov. 1768. An den p. von Justi zu Cüstrin.

Die gegen ihn angewendete Prozeßart beanstandete Justi mit der Bemerkung, die Neumärkische Regierung fasse die Königliche Cabinetsordre vom 15. Januar 1768 (oben S. 449) als Anordnung eines fiscalischen Prozesses auf. Rescripta principis müßten aber nach den Rechten immer gütig und gelinde ausgelegt werden, und ein fiscalischer Proceß setzte immer ein Delict voraus. Justi mußte sich alsdann allerdings belehren lassen, daß das Anzeichen eines Delicts genüge. Es sei gerade die Absicht des Verfahrens festzustellen, ob ein Delict vorhanden sei, und die Bemühung des Inquirenten erstrecke sich darauf, den Beweis der Unschuld auch

1) Oben S. 4SI.

2) Eingabe y. 12. Novembet 1768. S. oben 8. 46S ▲. 8. 8) n 61. 182.

Digitized by

Google

fiber das Leb en und die Schriften des Nationalökonomen J. H. 0. von Josti. 455

ex officio aa£zimehmen ^). Übrigens unterließ der Großkanzler nicht dem Gerichte za befehlen , bei der Sache mit der allerge- naaesten und pflichtmäßigsten Unparteilichkeit za verfahren, dem Supplicanten commnnicanda za commaniciren, za der üntersachang Commissarios, die dergleichen Geschäfte kandig sind, za bestellen, dem fiscalischen Bedienten ein Gerichtsmitglied beizuordnen and dem von Jasti einen in solchen Sachen nicht anerfahrnen Advocaten ex officio zam Assistenten za bestellen ^.

Als Trinitatis (29. Mai) vor der Thür war, drängte der König zam Abschlaß der Bechnang über die anter Jastis Direction ge- standenen Hüttenwerke. Das Berg- and Hüttendepartement and das Generaldirectoriam ersachten den Großkanzler aaf das instän- digste, das Gericht zar Beschleanignng der Sentenz za veranlassen, da „des Königs Majestät darüber ganz verdrieslich za sein scheine and der Sache ein Ende gemacht wissen wolle, ^ zamal er aach von Leaten, die an Jasti za fordern hätten, immerweg angegangen werde ^. Das bewog den Minister am 2. Jani ein ßescript an die Neamärkische Begierang za erlassen: „befehlen wir Each hier- mit aafs alleremstlichste es mit Hindansetzang aller andern Arbeit dahin einzaleiten, daß sothane Sententz aaf das schleanigste ver- faßet and pabliciret werden könne."

Am 22. Jani 1768 eröffnete die Neamärkische Regierang Jasti das Urtheil^). Die ganz liqaiden Defecte betragen 2878 Thaler 6 Groschen. Diese Samme hatte Jasti ohne weitern Aafschab and, ohne daß ihm ein remedinm dagegen verstattet werden konnte, binnen 14 Tagen za bezahlen. In Entstehang dessen müssen seine Grandstücke an den Meistbietenden verkanft werden. Die übrigen Defecte im Betrage von 7139 Thalern waren von der Beschaff'en- heit, daß der v. Jasti noch nicht za deren Bezahlang schlechter- dings condemnirt werden konnte, denn theils konnte ihm bei zweifel- haften Posten nach den königlichen Landesgesetzen die zweite Instanz nicht versagt werden, theils maßten ihm die meisten Aas- gaben daram defectirt werden, weil er sie bei Abnahme der Rechnnng noch nicht belegen konnte and ihm zar Herbeischaff'ang der Belege eine Frist von vier Wochen gesetzt warde. Aaßerdem hat er Gelder, die er den TJnterbedienten and andern zar Be- rechnang gegeben, nar in folle (in Bansch and Bogen) zar Bechnang gebracht. Specielle Berechnong and Einreichang der Belege sind

1) II Bl. 2da Resolution d. d. Berlin den 9. April 1768.

2) Rescript an die Nenmärk. Begierong ▼. 9. April 1768. II Bl. 24a. 8) 31. Mai, 2. Jani, 9. Juni 1768. U Bl. 85—40.

4) n BL 44ff.

Digitized by

Google

456 F. Frensdorff,

ihm aufgegeben. Das Gericht schloß seinen über das ürtheil er- statteten Bericht an den König ^) mit der Versicherung, es werde sich die Beschleunigung und Berichtigung dieser Sache möglichst angelegen sein lassen.

Zunächst beschwerte sich Justi wieder über Illegalitäten des Verfahrens ; der König forderte darauf hin Bericht *), der, unterm 25. August 1768 erstattet, ausführlich darlegte, daß durchaus den Gesetzen gemäß geurtheilt war. Als dann, dem Er« kenntniß entsprechend, zur Execution wegen der als liquide er- kannten Theilschuld vorgegangen wurde, beklagte sich Justi über den Verkauf nicht blos seiner Immobilien , die wenigstens noch einmal soviel werth sein als das Liquidum, sondern auch seiner Mobilien, selbst Kleidung und Wäsche entziehe man ihm und stelle ihn mit sechs armen unerzogenen Kindern ganz nackend dar*). Von seinen Kindern hatte Justi in Küstrin zwei bei sich, die übrigen waren, wie es scheint, bei der Mutter in Staffeide. Dies Lehnschulzengut hätte er gern vor der Licitation bewahrt. Bei den herrschenden schlechten Zeiten, da Landgüter nicht gesucht werden und oft Jahre lang zur Licitation stehen, würde kaum der Betrag der noch darauf haftenden Hypothek herauskommen. Da- gegen war der projectenreiche Mann gleich wieder mit der Ver- sicherung bei der Hand: „wenn ich dieses Güthchen behalte, werde ich solches nach geendigten Prozeß in einen ganz andern Standt setzen und solche Einrichtung in der Landwirthschaft darauf zu Stande bringen, welche der gantzen Provintz vermittelst der Nachahmung zum größten Nutzen gereichen können. Es ist aber denen Rechten und der Billigkeit gemäß, diejenigen Mittel nicht zu verwerfen, welche zur Conservation einer Familie gereichen und deren gänzlichen Ruin abwenden."

Aus Justis Mobilien wurde nur ein Geringes gelöst. Zu den fünf Licitationsterminen in Bernau kam kein Käufer; auch zum Verkauf von Staffeide, das in schlechtem Zustande war, war nicht viel Hoffnung vorhanden. Es heißt in dem Bericht der Neu- märkischen Regierung einmal, der Proceß zwischen dem Fiscus und dem Berghauptmann von Justi bestehe in einem Defecten- verfahren, das seiner Natur nach wegen seiner Weitläufigkeit nicht sobald wie simple Prozesse zu Ende gebracht werden könne. Die Voraussicht des Hof- und Kammerfiscals Kirchhoff, nachdem der bisherige Criminalprozeß durch das Erkenntniß vom 22. Juni

1) 1768 Juni 27. H Bl. 43 ff.

2) Königl. Rescript v. 30. Juli 11 Bl. 78 ff.

3) Eingabe t. 12. Nov. 1768. U Bl. 130 ff.

Digitized by

Google

fiber das Leben und die Schriften des Kationalökonomen J. G. H. von Josti. 457

1768 in einen weitläufigen Civilprozeß verwandelt nnd eine unend- liche Menge Beweise und Gegenbeweise normirt sei, werde es sobald nicht zu einem Ende kommen ^)y bewährte sich völlig. Als durch Königliches Rescript vom 9. Juni 1769 Bericht eingefordert vmrde, in welcher Situation sich der Justische Proceß befinde, konnte die Neumärkiscbe Regierung nur erwidern '), daß nachdem in zwei Instanzen rechtskräftig festgesetzt, „ob und was von ein und dem andern Theil zu erweisen sey** „die Sache nunmehr in Probatorio versire und auf die eingekommene Beweiß- und Be- scheinigungsantretungen des Fisci sowohl als auf die des Berg- hauptmanns von Justi das nöthige verfüget . . . worden.** Justi hat nicht früher als im Mai 1769 seine Beweisantretung eingereicht „und hat damit um so weniger präcludirt werden mögen, weiln der Fiscus, dem doch weit weniger Beweise obgelegen, nicht eher als im März d. J. solche seiner Seits beizubringen im Stande ge- wesen sey." Mochte die Neumärkische Regierung ihren Bericht mit der Versicherung endigen, sie werde es an Fleiß die Sache möglichst zu beschleunigen nicht abgehen lassen, so trafen doch die Worte des Begleitschreibens, mit dem der Großkanzler von Jariges den Bericht dem Freiherrn ven Hagen übersandte *) , das Richtige: „im übrigen ist sehr wenig Hoffnung vorhanden, daß dem Fisco zu seiner Bezahlung wird verhelfen werden können.** Mit diesem Schreiben vom 30. Juni 1769 schließen die erhaltenen Acten.

Bis zu Justis Tode war der Prozeß nicht zum Ende gelangt. Am letzten Abend seines Lebens, berichtet seine Tochter, dictirte er noch dem Schreiber eine Eingabe, von der er erwartete, sie müsse ihm den Prozeß gewinnen*). Am 21. Juli 1771 starb er. Er hatte doch soviel erreicht, daß ein Delict nicht an seinem Namen haften blieb. Auch der König hat seinen Fall milder be- urtheilt. Er würde sonst schwerlich beschlossen haben, die sechs Kinder Justis, von deren Mittellosigkeit er durch den Bericht des Ministers von Hagen erfuhr, in das große Waisenhaus zu Potsdam aufzunehmen ^).

Es ist kein günstiger Zuwachs, den das Bild von Justis Per- sönlichkeit aus den Acten dieses Prozesses gewinnt. Freiherr von

1) 24. Sept. 1768 U Bl. 104a.

2) 21. Juni 1769 m (Actenfaciscel mit der Bezeichnang : Acta wegen Unter- suchong der von dem Josti angelegten Blechwerke) BL 10 b.

9) m BL 18.

4) Beckmann 8. 662.

5) Cab.-O. Y. 28. April 1769 (HandelBministeriom).

Digitized by

Google

468 F. Frensdorff,

Hagen nennt ihn einen Mann, ;, welcher bekanntlich Verdienste, wenn sie ihm gleich fehlen, sehr drenst und unverschämt von sich zu rühmen gewohnt ist" ^). Das einzige gute Wort über ihn in den Acten stammt von Geister. Bezeichnet er ihn auch als unruhig und unverträglich, so doch zugleich als geschickt und activ (oben S. 447). Grade in Galster sah Justi seinen größten Feind, und seine Tochter glaubt, die Anklage Justis gegen Geister wegen Untreue, obschon beweislos vorgebracht, habe nach wenigen Jahren ihre Rechtfertigung gefunden *). Es bezieht sich das darauf, daß Galster beim Könige 1774 in Ungnade fiel und nach Spandau geschickt wurde. Nach einem Jahre wurde er wieder frei und lebte bis zu seinem Ende im J. 1800 bei seinem Bruder zu Alten- plathow im Magdeburgischen. Über die Gründe seines Sturzes weiß man bisher nichts zuverlässiges. Sind auch Stimmen für seine Schuld laut geworden, wie die Büschings und Dohms*), so sind ihnen doch Zeugen für seine Unschuld entgegengetreten^).

Auch während seiner Haft zu Küstrin haben Justi neben seiner Vertheidigung wissenschaftliche Arbeiten in Anspruch ge- nommen. Ein umfassendes geologisches Buch, die Geschichte des Erdkörpers*), von den Sachverständigen alter und neuer Zeit sehr ungünstig beurtheilt •) , und der dritte Band der Chymischen Schriften') sind hier zu Stande gekommen. Für Justis Lebens- geschichte sind die Bücher interessant durch die Polemik gegen seinen Stiefbruder Delius®). Die Veranlassung bot dessen Ab- handlung von dem Ursprünge der Gebürge (Leipz. 1770), die zur Veröffentlichung in D. G. Schrebers Cameralschriften bestimmt, nach deren Abschluß von diesem besonders herausgegeben wurde. Der Verfasser der beiden in der Schrift vereinigten Abhandlungen

1) Schreiben an Jariges v. 15. Dec. 1768 n Bl. 136.

2) Beckmann S. 560.

3) Büsching, Beiträge zu der Lebensgesch. denkwürd. Personen Y (1788) S. 214 nennt Galster als einen der Cabinetsräthe des Königs, die ihre Stellung zur eigenen Bereicherung benutzt haben ; deshalb habe ihn Friedrich nach Spandau geschickt. Dohm, Denkwürdigkeiten lY 119. Auch Zimmermann, Fragmente über Friedrich den Großen n (1790) S. 277, berichtet das Gleiche; er weiß auch von einer Frau du Troussel, einer Tochter des Generallieutenants Schwerin, zu er- zählen, die als Mätresse Galsters Einfluß geübt habe (S. 191 ff.).

4) Preuß, Friedrich der G. I, 350; IV 475.

5) Die Vorrede datirt: Cüstrin in der Neumark, den 25. März 1771.

6) Zittel, Gesch. der Geologie (1899) S. 29, 47, 442.

7) Oben S. 440. Die Vorrede des dritten Bandes (Berlin 1771) ist v. 5. März 1771 datirt.

8) Oben S. 360.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des NationalOkenomen J. H. H. von Jnsti. 469

war, wenn auch nicht auf dem Titel, so doch in der Vorrede vom Herausgeber genannt. Da er in beiden scharf gegen Jnstische Hypothesen aufgetreten war, so hatte die Geschichte des Erd- körpers ^) nicht minder scharf, aber ohne den Gegner zu nennen, erwidert. Justi begründete das im dritten Bande der Chymischen Schriften damit, daß er selten oder nie Vorreden zu lesen pflege *). Nachdem er durch einen Freund erfahren, wer sein Gegner sei, gab er zwar seinem Schmerze über den „hämischen" Angriff des Stief- bruders, mit dem er bis vor kurzem in guten Beziehungen ge- standen hatte, Ausdruck, blieb aber nichtsdestoweniger bei seinen Theorieen, die Delius lächerlich gemacht, wie bei den tadelnden Bemerkungen über die bergmännische Praxis in Schemnitz, die er als grundlos zurückgewiesen hatte. Justi, obschon er die guten Kenntnisse und die Erfahrung seines Stiefbruders im Bergwesen anerkannte, hält sich doch für berechtigt, dem geschätzten Lehrer und Praktiker zuzurufen : um des Himmels willen, um des Geblüts halber^ das in unsem beiderseitigen Adern fließet, geben Sie sich mit Systemmachen nicht weiter ab!

Von der traurigen Lage, in der sich der Verfasser befand, als er diese letzten Arbeiten schrieb, wird der ununterrichtete Leser nichts merken. Justi spricht von ihr nur in sehr allgemeinen Wendungen, von großen Verdrießlichkeiten, von Widerwärtigkeiten, aber die alte zuversichtliche und selbstbewußte Stimmung verläßt ihn doch auch jetzt nicht : „meine Schriften haben noch immer das Glück gehabt, von vernünftigen Lesern selbst durchgelesen zu werden." In seinen Widerwärtigkeiten tröstet ihn der Beifall'), „den mir erlauchte Ministres und andere Gelehrte von nicht ge- meiner Einsicht aus eigener Bewegung in ihren Briefen bezeugen, ohne daß ich vorher die Ehre gehabt habe, mit ihnen in Corre- spondenz zu stehen oder diesen Beifall durch Übersendung meiner Schriften gleichsam zu erbetteln.^

XII.

Justi ist nur 64 Jahre alt geworden. Die Hälfte dieser Jahre, von 1744 an war er litterarisch thätig, wörtlich bis zu dem Zeit- punkt, da ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm. Wenn er in jungem Jahren Christ. Wolff seine unbeschreibliche Menge von Büchern vorwarft), so stand das ihm schon damals wenig an;

1) S. 61 ff.

2) m 345.

8) Vorbericht zu Bd. III der chym. Schriften. 4) Grundsätze der Polizeiwiss. (1756), Vorrede.

Digitized by

Google

460 F. Frensdorff,

jedenfalls hat er nach Kräften gestrebt, das Beispiel nachzuahmen, und während er sich die Beinamen des Vielschreibers, des Buch- machers zuzog ^), hat man sie nie auf Wolff angewandt. Sie sind beide die Kinder des schreibseligen Jahrhunderts, über das Friedrich der Große spöttelt, während er ihm selbst mit Haut und Haar verfallen ist. Die Männer der Aufklärung glaubten nur auf diesem Wege ihr Ziel zu erreichen (oben S. 355). Wer soviel wie Justi geschrieben hat, hat selbstverständlich auch überflüssiges geschrieben, sich wiederholt, sich abgeschrieben. Gar manche seiner Aufsätze hat er zwei- und dreimal verwerthet. Dazu trug schon eine Form seiner schriftstellerischen Thätigkeit bei. Es war ihm Bedürfniß, neben seinen Büchern durch eine periodische Schrift mit dem Publicum zu verkehren. Die erste waren die „Ergötzungen'' (ob. S. 369). Der Erfolg, den sie nach seiner Angabe errangen, er- muthigte ihn zur Fortsetzung seiner Schriftstellerei. Die „Neuen Wahrheiten zum Vortheil der Naturkunde und des gesellschaft- lichen Lebens der Menschen" % nach seiner Rückkehr aus Österreich begonnen, wurden abgelöst durch die Göttingschen Polizeiamts Nachrichten, die seine Göttinger Thätigkeit begleiteten^. Nach kurzer Pause erschienen die „Fortgesetzten Bemühungen", den gleichen beiden Aufgaben wie die Neuen Wahrheiten gewidmet (ob. S. 436). Diese Zeitschriften enthielten neben Aufsätzen, die ihm von Mitarbeitern eingesendet waren, Veröffentlichungen aus seinen eigenen künftig erscheinenden oder bereits erschienenen Werken. Auf die Beschwerde der Leser, daß es nicht immer nagelneue Erfindungen und Entdeckungen seien, die er ihnen vor- setze, erfolgt einmal die schnöde Antwort: dieses ist ein wenig zu geizig vor die wenigen Groschen, die sie ausgeben *). Die Edition der Zeitschriften trat zurück, seit ihren Herausgeber die politische Thätigkeit und die Veröffentlichung seiner großen syste- matischen Werke in Anspruch nahm. Ein Mann ohne Amt, in privater Stellung, auf den Ertrag seiner Feder angewiesen, um sich und eine zahlreiche Familie zu ernähren, arbeitete er unab- lässig. Zu jeder Leipziger Messe ist er mit einem oder mehrem Büchern zur Stelle. Unter dem Druck bis zu einem festen Termin fertig werden zu müssen, entstehen seine Schriften. Seine „Meß- arbeiten" erhalten ihn beständig in Athem. Das alles wird man

1) Nicolai in dem oben S. 441 cit. Aufsätze; Boscher, Gesch. 446.

2) Oben S. 391; davon sind 12 Stücke erschienen; 1—6 im J. 1754; 7—12 in den J. 1755—58; das Ganze zu 2 Bänden mit Begistem zasammengefaSt.

3) Abh. S. 515.

4) N. Wahrheiten n, Vorr.

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbriften des Nationalökonomen J. H. G. von Justi. 461

in Betracht ziehen müssen, um seine Ktterarische Thätigkeit ge- recht za beurtheilen. Die Hauptsache ist, daß ihr der Erfolg nicht fehlte. Auch wenn man von seinen eigenen Aussagen etwas auf Großsprecherei absetzt, bleibt genug übrig um den Erfolg zu constatiren, den er errang. Er bezeichnete wiederholt seine Bücher als vergriffen. Schon 1759 sprach er von sich als einem Autor , dessen Schriften in den Händen aller Staatsleute seien ^). Er rühmte sich der Beziehungen zu den vornehmsten Staatsministern an verschiedenen Höfen. Sie machen ihm Zusendungen für seine Zeitschriften *). Er verstand es überall sich den einflußreichen Persönlichkeiten bekannt zu machen: in Wien Haugwitz, in Hannover G. A. v. Münchhausen, in Berlin Männern aus der Umge- bung Friedrichs des Großen, ja auch ihm selbst. Eine Würdigung seiner Leistungen in ihrer Gesamtheit mag zeigen, wieweit diese Werthschätzung, diese Erfolge berechtigt waren.

Von Anfang an ist ihm das Lob einer ansprechenden, leichten Schreibart zu Theil geworden. Man rühmte ihm nach, er verstehe angenehm zu schreiben, schwierige Gegenstände so vorzutragen, daß sie allgemein verständlich würden: eine Kunst, die zur Zeit noch selten in Deutschland war. Gottsched rühmte Justis Mona- denschrift, so wenig er mit ihr einverstanden war, doch gewisse Vorzüge der Anmuth und Lebhaftigkeit nach'). In Zinckes Zeit- schrift, die Justis Staatswirthschaft eine ausführliche Anzeige widmete, wurde die feine deutliche reine Schreibart des Buches besonders hervorgehoben*). Er hat sich wohl einmal der damals 8g. und von Christ. Wolff entlehnten demonstrativischen Dar- stellungsform bedient*), aber selbst darüber gespottet, als ob der denkende Leser immer erst auf die logische Bündigkeit der ihm vorgelegten Sätze hingewiesen werden müsse. Er gilt für be- sonders geschickt in der Formgebung. Der Pater Franz will die Vertheidigung des Katholicismus aufsetzen; Justi soll sie dann in eine schöne Schreibart einkleiden (ob. S. 406). In einem unter- scheidet er sich wesentlich von den Zeitgenossen. Erschweren sie dem Leser seinen Weg durch die Fülle der Citate, mit denen

1) Oben S. 419.

2) Polit u. Finanzschr. Xu 189: das Interesse der Ehre und des Gewissens sämtl. evang. Mächte u. Reichsstände bey gänzlicher Abschaffung der Ryswick. Clausel. „Diese Abhandlang ist mir von einen yomehmen Minister mitgetheüt worden."

8) Neuer Büchersaal V (1747) S. 88. Oben S. 374.

4) Zincke, Leipziger Sammlungen XI (1755) S. 853.

5) Oben S. 434.

Digitized by

Google

462 F. Prenadorff,

sie jeden Satz und jedes Wort za sichern für nothig halten, so schlägt sein Styl in das Gegentheil nm. Er nennt sich einen dogmatischen Schriftsteller. Als solcher müsse er die Wahrheit überzengend vortragen. Woher sie stamme, sei gleichgültig, sie bedürfe keiner andern Autorität als der in ihr selbst liegenden. Und wie dogmatisch, so will er auch systematisch sein. Die „Ordnung", das System, darauf legt er den höchsten Werth. Er tadelt die Autoren, wie WolfF, den Verfasser der Institutions politiques (1760) Bielfeld, die alles in eine Brühe werfen ^), und begreift es nicht, wenn die Zinckesche Zeitschrift die Reihenfolge des Vortrags für unwesentlich hält. An dem sonst so hoch ge- feierten Montesquieu hat er auszusetzen, daß er nicht systematisch genug denkt. Er traut sich selbst die Gabe zu, für alles die systematische Form zu finden und hat wohl den Gedanken gehegte selbst die Kriegswissenschaft in einen systematischen Vortrag zu bringen, nachher aber doch vorgezogen, seine bescheidenen mili- tärischen Erfahrungen in zahlreichen kurzen Bemerkungen der deutschen Memoires niederzulegen *). Darin erblickt er vor allem sein Verdienst, seine Wissenschaft scharf von andern geschieden zu haben : die Polizei von der Politik wie von der Cameralwissen- schaft und der Ökonomie. Wenn der moderne Leser Justis Vor- tragsweise nicht so glatt und eben wie seine Zeitgenossen findet, so liegt das zum guten Theil an der Terminologie der behandelten Wissenschaften. Sie verwendeten andere Kunstworte oder ent- behrten noch fester technischer Ausdrücke. Für Staat wird gleich- bedeutend und häufiger Republik gebraucht. Ein Wort für Gebiet fehlt. Verfassungen heißt soviel wie Ordnungen, Einrichtungen* Handel und Umgang bedeutet : Handel und Verkehr •). Freie Prinzen sind unabhängige, souveräne Fürsten*). Den Ausdruck: Verwaltung im technischen Sinne gebraucht Justi überhaupt noch nicht*). Politik nennt die Zeit und er mit ihr: Staatskunst, Staatsklugheit; und er versteht darunter im Wesentlichen außer der obersten Staatsleitung was man heute als äußere und innere Sicherheitspolizei zusammenfaßt. Ihr stellt er die Polizei gegenüber. Der Unterschied wird daraus verständlich, daß er

1) Grundsätze der Polizeiwiss., Vorrede. Fortges. Bemühungen S. 415.

2) Deutsche Memoires m (1761) Vorrede. Oben S. 368.

3) Handel und Umgang läßt sich nicht in die Grenzen eines jeden, zumal kleinen Landes einschließen. Polit. u. Finanzschr. n 250.

4) Nur ganz Teutschland kann ein freyes Volk heißen. Hist. u. jur. Schriften n 213. Freie Mächte oben S. 418.

5) Er verwendet ihn nur in dem allgemeinen Sinne: handhaben, anwenden.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. G. H. von Justi. 463

die Aufsicht über die Justiz theils der Staatskonst theils der Polizei zuweist: der Staatskunst, soweit es sich um Verbesserung der Gesetze; der Polizei, soweit es sich um Anstalten zur Aus- übung der Gerechtigkeit handelt ^). Also nach unserer Unter- scheidungsweise : Gesetzgebungs p o 1 i t i k und Justiz Verwaltung. Soviel über Staatskunst geschrieben ist, so wenig über Polizei. Justi berühmt sich der erste zu sein, der die Polizei von andern Wissenschaften absondert und in einem auf die Sache gegründeten Zusammenhang vorträgt. Als ihren hauptsächlichsten Endzweck erkennt er die Fürsorge „für die Cultur und das Aufnehmen der Länder" *). Die richtige Verwendung der materiellen Kräfte eines Landes ist dann die Aufgabe der Finanz- oder Cameralwirthschaft. Oder nach der beliebten Parömie: die Polizeiwissenschaft lehrt säen, die Finanzwissenschaft ernten. Ohne eine vollkommene Kenntnis der Polizeiwissenschaft kann niemand ein gründlicher und ächter Cameralist sein*). Es fällt schwer kurz die Wissen- schaft zu bezeichnen, für die Justi wirkte. Die Überschrift dieser Abhandlung nennt ihn einen Nationalökonomen, wie Röscher ihn als sächsichen Nationalökonomen bezeichnet hat. Da das Wort Nationalökonomie erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts aufkommt, liegt darin eine Anticipation , aber zugleich das Anerkenntniß, daß seine Stellung mit dem Ausdruck Cameralist unzureichend cha- racterisirt wäre. Er verband mit der ökonomischen Wissenschaft die Staatslehre so eng, daß man ihn nur als Vertreter der Staats- wissenschaften oder, wie er sagte, der Regierungswissenschaften annähernd richtig bezeichnen kann.

So eingehend Röscher Justis ökonomische Thätigkeit gewürdigt hat, so wenig sind bei ihm die andern Seiten, die den Mann be- deutsam machen, zu ihrem Recht gekommen. Das hat schon Marchet^) betont und ihn besonders für die Verwaltungslehre in Anspruch genommen. Die praktisch politische Thätigkeit ist bei ihm übergangen, wie sie überhaupt den Neuern fremd geblieben ist.

Justi war ein Mann „nach Grundsätzen". Nur wer von echten Polizeigrundsätzen erfüllt ist, soll theoretisch und praktisch in der Polizei mitsprechen. Er legte Werth darauf, alles was er behandelte, nach festen Grundsätzen zu behandeln. Er drang auf die Grundlagen. Mag er auch erst im Laufe der Zeit das Be-

1) Staatswirthschaft I 112.

2) Grands&tze der Polizeiwiss., Vorrede.

3) Finanzwesen S. 86.

4) Stadien über die Entwickig. der Yerwaltongslehre S. 271 ff.

Digitized by

Google

464 F. Frensdorff,

dürfniß ihrer DarstelluDg empfunden haben, so war er sich ihrer doch immer bewußt. Deshalb bekämpft er den Particular-Camera- listen, den Routinier, der je die einzelne ihm vorkommende Sache nach Gutdünken behandelt oder sich ängstlich nach dem Präce- denzfall umsieht, aber keine Grundsätze, keine zusammenhängenden Begriffe von den Geschäften hat : die Schlendrianisten, die es auch sind, die dem neuen Götzen des Cameralinteresses zum Opfer fallen. In bittern Wendungen geißelt er die mangelhafte Vorbe- reitung der jungen Leute zu den Staatsbedienungen, namentlich im Finanz- und Polizeifache, wo eine kurze Zeit praktischer Thätigkeit oder als Zuhörer in den CoUegien für ausreichend gehalten wird ^). Allein brauchbar sind die Universal - Cameralisten , die nach zu- sammenhängenden Grundsätzen verwalten und regieren. Die obersten Prinzipien, die dabei leiten sollen, hat er in den beiden Büchern: ^die Natur und das Wesen der Staaten", „der Grundriß einer guten Regierung", niedergelegt (oben S. 434). Zu ihnen gesellt sich als praktischer Commentar der ganzen Verwaltungslehre das Werk über die Polizeiwissenschaft (oben S. 435). Justi hat ge- legentlich über die umständlichen Büchertitel seiner Zeitgenossen gespöttelt erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden sie kurz und klar aber selbst nicht selten dagegen gesündigt. Das letztgenannte Werk führt sogar zwei Titel: so daß es bald als Grundfeste, bald als Polizeiwissenschaft citirt wird. Der Titel: Grundfeste zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten ist bezeichnend für die Zeit wie für den Verfasser. „Macht und Glückseligkeit" : damit ist der Zweck des Staats be- zeichnet. Den Staat mächtig und die einzelnen Bürger glücklich zu machen, ist die Aufgabe der bürgerlichen Gesellschaften. „Die gemeinschaftliche Glückseligkeit", „die Polizei soll die Wohlfahrt der einzelnen Familien mit dem gemeinschaftlichen Besten ver- binden" *): aus diesen und ähnlichen unzählige Mal wiederkehrenden Formulirungen des Endzwecks wird alles abgeleitet. So wenig Justi auch von seiner Entwicklung, seinen Studien, seinen Lehrern spricht, der Stammbaum, auf den seine Ideen zurückgehen, ist damit unverkennbar gezeichnet. In jungen Jahren zählte Justi einmal die Namen der Männer auf, deren Bücher nicht ihren Untergang bei den Würzkrämem finden würden: Newton Steele Locke Voltaire Leibniz Wolff^). Richard Steele, den Vater der moralischen Wochenschriften, in dieser Reihe zu finden, wird er-

1) Vergleichongen S. 488 ff.

2) Grandfeste I 864.

8) £rgötzangen Bd. I S. 21.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Kationalökonomen J. H. 6. von Jnsti. 465

klärlich für den Herausgeber der Ergötzungen (ob. S. 369). Hätte er die Liste später als 1745 zusammengestellt, so würde er Montes- quieu nicht übergangen und Wolff wahrscheinlich gestrichen haben: denn mit seinem Fortschreiten in der Wissenschaft wächst seine Opposition gegen die herrschende Philosophie. Je älter er wird, desto höhnischer redet er von ihrem Haupte. Das den Schluß der Ergötzungen bildende Schreiben an einen neu ange- henden Weltweisen voll ironischer Rathschläge, wenn jemand so thöricht sein sollte, sich dem Studium der Philosophie zu widmen ^), ist die Absage an die Wolffsche Schule, und wie schon in dem Monadenstreit (ob. S. 372) nimmt er nachher wiederholt Gelegen- heit, sich für die naturwissenschaftliche Betrachtung Newtons zu erklären ^. Dem ungeachtet beruht seine Staatslehre auf dem Grunde der Wolffschen Philosophie. Sie hat mit ihr nicht blos die ge- meinschaftliche Glückseligkeit als den Endzweck der Staaten, sondern auch die Consequenzen , die daraus gezogen werden, und mancherlei Einzelheiten gemein.

Für uns historisch erzogene Söhne des neunzehnten Jahr- hunderts ist es nahezu unverständlich, wie ein Schriftsteller über die Grundlagen des Staatslebens schreiben kann, ohne die Geschichte zu befragen. Statt ihrer dient der „Endzweck". Aus dem End- zweck der Einrichtungen wird alles gefolgert. Wer bestimmt ihn? Die gesunde, die natürliche Vernunft, die unsere erleuchteten, aufgeklärten Zeiten erhellt. Nicht stark genug kann sie den blinden Zeiten des Mittelalters entgegengesetzt werden. Unter- schiede unter den Nationen und ihren Staaten, ihrer Entwicklung und ihren Bedürfnissen sind nicht vorhanden. Aus dem Endzweck der Staaten insgesamt zieht die Doctrin ihre generellen Schlüsse. Sie will sich dabei von der Natur leiten lassen, und wendet sich deshalb an die Quellen, die die Völker in ihren Anfangszuständen kennen lehren. Die Bibel und Homer scheinen sich auf den ersten Blick dazu zu eignen; aber beide erweisen sich positiver als man gedacht hat. Zudem bietet Homer wenig und wenn die Bibel mehr, so ist sie doch reichlich unbequem. Mit Interpretationen, symbolischen Auslegungen, angeblichen Einschiebseln sucht man ihr beizukommen. Reiner und brauchbarer erweisen sich die neuen Reisebeschreibungen, die von angeblich uncultivirten Völkern erzählen. Aus ihnen hört man die Stimme der Natur. Sie zeigen die bürgerliche Gesellschaft in dem Stadium, bevor die

1) Ergötznngen VI 614 ff.

2) Geschichte des Erdkörpers S. X. Oben S. 386.

Digitized by

Google

466 F. Frensdorff,

mittlem Zeiten den jungfräulichen Boden mit ihren Bildungen und Ordnungen überschütteten. Auf sie muß man zurück gehen, um den Zweck des Staats und die Mittel zur Errichtung seines Zwecks zu erkennen. Daher das Lob der fremden asiatischen Völker. So hatte Wolff sein Prorectorat in Halle 1721 mit der Bede : de Sinarum philosophia practica geschlossen und zum Ent- setzen der Theologen die Moral des Confucius mit der des alten und neuen Testaments zusammengestellt; daraus dann gefolgert, man könne auch ohne Offenbarung lediglich durch die menschliche Vernunft zu einer haltbaren Sittenlehre gelangen^). Aber auch die Kunst zu regieren ist ihnen von Alters her geläufig. „Die Sineser, sonderlich die alten, hält man für die besten Staatsleute" ^). Dies Thema hatte Wolff nicht als erster angeschlagen. Schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts war die Bewunderung Chinas unter den Staatsgelehrten Mode. Röscher nennt als frühesten Vertreter Botero (f 1617) •). Diese Mode fand neue Nahrung, seit der Jesuit Joh. Bapt. du Halde seine große Beisebeschreibung von China veröffentlichte *). Justi stimmte mit vollen Tonen in diese Bewunderung ein. Die Trefflichkeit ihrer Landstraßen, ihr Beamtenrecht mit seinen Prüfungen, Belohnungen und Bestrafungen, der Unterricht der Jugend in den Gesetzen des Staats und ihres Standes, ihre Bevorzugung des gewogenen Geldes vor dem ge- prägten : alles das rühmt er an ihnen, und kann es nur dem sonst so vernünftigen Volke nicht verzeihen, daß sie alle ihre Hand- lungen in einen entsetzlichen Wust von Ceremonien verhüllen*). Einzelne Züge dieser Art sind zu einem Gesamtbilde in dem Buche : Vergleichungen der Europäischen mit den Asiatischen und andern vermeintlich Barbarischen Regierungen (Berlin 1762) vereinigt. „Ich habe einen großen Vorsatz gefaßt", so kündigt er in der Vorrede an, „in verschiedenen Werken die hohe Einbildung zu mäßigen, die wir Europäer von uns selbst haben". Die Aus- führung ist glücklicherweise bei dem einen stehen geblieben, in dem die Regierungszustände mit einander verglichen werden. Neben der chinesischen berücksichtigt er die peruanische Ver-

1) Schrader, Gesch. der Universität Halle I 213.

2) Chr. Wolff, Vernunft. Gedanken v. d. gesellschaftl. Leben der Menschen (1721) S. 348.

3) Geschichte S. 280.

4) Description de la Chine 1735 in 4 Bdn. Deutsche Übersetzung Bostock 1747-^9 in 4 TWn.

6) Finanzwesen S. 154. PoUt. a. Finanzschr. I 115; n 424 (ob. S. 893). Staatswirtbschaft I 114. Neue Wahrheiten I 487.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 467

fassung, in die er geradezu verliebt ist : ,>Mich deucht, ich erblicke hier die menschliche Vernunft in ihrer ungeschminkten Einfalt." Der Endzweck der bürgerlichen Gesellschaften, die gemeinschaft- liche Glückseligkeit, ist hier reiner und un verderbter dargestellt als in den gekünstelten und mit falschen Zierrathen ausgeschmückten Staatsgebäuden, welche die alte Welt erfunden hat ^).

Wie subjectiv bei der Bestimmung des Endzwecks zu Werke gegangen wurde, zeigt die Behandlung der Ehe. Ein weltlicher Vertrag, frei eingegangen, kann sie gelöst werden, sobald ihr Endzweck nicht mehr erreicht werden kann. Die Schließung der Ehen will er möglichst erleichtern, aber die Frauen sollen sie nicht erzwingen können. Deshalb opponirt er dem duc aut dota, der Pflicht des Erzeugers zur Alimentation unehelicher Kinder und äußert er sich geringschätzig über den Werth der Jungfem- schaft *). Die Trennung der Ehe läßt er zu , wenn beide Theile durch gemeinschaftliche Einwilligung einander von der Verbind- lichkeit des Vertrages wieder loszählen. „So muß die Vernunft schließen, wenn sie nicht schwärmt oder von Vorurtheilen ver- blendet ist". Weder die Religion noch der Staat kann eine ge- gründete Befugniß haben, das Gegentheil zu verfugen. Eine Religion oder bürgerliche Gesetze, welche der gesunden Vernunft offenbar widerstreiten, können nur von sehr geringem Werthe sein ').

Daß in diese Betrachtungen die Rücksicht hineinspielt, die der Zeit als die wichtigste für die Erhaltung und die Aufnahme der Staaten erschien, liegt nahe. Der Eingang des Vicar of Wakefield: I was ever of opinion (1766) wird immer das bezeich- nendste Motto einer Zeit sein, die das Glück der Staaten in die Größe ihrer Bevölkerung setzte. Justi steht in dieser Werth- schätzung hinter seinen Zeitgenossen nicht zurück. „Die Be- völkerung macht den Grund von aller Glückseligkeit des Staats aus"^). „Weil ein Staat nie zu viel Glückseligkeit haben kann, kann er auch niemals zu viel Einwohner haben ^). Wenn man

1) Vergleichnngen S. 493.

2) Vgl. die oben S. 416 citirte Abhandlang; Natur und Wesen S. 339, 344. In den Polit. n. Finanzschr. I 203 nennt er ein neues Preußisches Gesetz, welches der Geschwächten gar keine Klage gegen den Stupratorem erlaubt, ein sehr weises Gesetz.

3) § 32 der Abb. v. den Ehen (ob. S. 416). Die dt. Recension bemerkt zu dieser Stelle: der Verfasser redet hierbei heftiger als sonst

4) Polit. und Finanz-Schriften HI 270.

5) Grundriß einer guten Regierung S. 87.

Kf L Gm. d. Wiak Mactekkt«. Fkilolog^kictor. Umm 1W8. H«fl 4. 33

Digitized by

Google

468 F. Frensdorff,

mich fragte, ob man das Haaptangemnerk eines ächten and weisen Cameralisten mit einem einzigen Wort und BegriflF ausdrücken könnte, so würde ich mich nicht einen Augenblick bedenken, das Wort Bevölkerung auszurufen"*). Mögen sich auch neben diesen generellen von Zuständen solcher Länder abstrahirten Sätzen, die an den Nachwehen der Kriege von anderthalb Jahrhunderten zu leiden hatten, ermäßigende Betrachtungen finden, der leitende Gesichtspunkt bleibt doch die Bevölkerungstendenz. Die Be- handlung der Fremden, die religiöse Toleranz u. a. wird durch sie bestimmt. „Je mehr Menschen, je mehr Consumtion; je mehr Güter und Producte, je mehr Zölle und andere Abgaben vor den Staat** *). Der Staat kann nie zuviel Glückseligkeit haben , des- halb auch nicht zuviel Menschen und nie zuviel Geld^. Der ächte Cameralist muß es seine vorzüglichste Sorge sein lassen, den Ausfluß des Geldes aus dem Lande zu verhindern und zu ersparen ^). Denn dadurch wird die Substanz des Staatsvermögens verringert. Steuern dürfen nur auf den Gewinnst der Unterthanen gelegt, die Ausgaben müssen nach den Einnahmen eingerichtet werden. Schulden darf der Staat außer im Falle der Noth, zum Zweck seiner Selbsterhaltung, nur um eines vor Augen liegenden großen und ungezweifelten Vortheils willen machen*).

Es ist einer der ehrenwerthesten Züge in Justis Politik, daß er keinen Unterschied zwischen dem Interesse des Fürsten und dem des Landes kennt. Er ist ein unbedingter Anhänger der unumschränkten Fürstengewalt. Aber das gemeine Beste geht ihm über alles. Das Camer al-Inter esse , das scheinbare Interesse des Fürsten, abgesondert von dem des gemeinschaftlichen Besten, ist ihm der Tagesgötze, der in den europäischen Finanzcollegiis verehrt wird % Sein Cultus scheidet den falschen von dem ächten Cameralisten ^. In einem besondern Abschnitt des Finanzwesens hat er beide Arten von Cameralisten einander gegenüber ge- stellt, wie er dem Plusmachen einen eigenen Abschnitt gewidmet hat^. Während ein ächter Cameralist der bürgerlichen Freiheit

1) Polit. und FinanzBchriften m 379.

2) System des Finanzwesens S. 87.

3) Qnmdriß S. 87.

4) Finanzwesen S. 37.

5) Finanzwesen S. 38.

6) Das. S. 41.

7) Das. S. 28ff.

8) Das. 83 ff. Schon yorher in s. Polit u. Finanzschriften m (1764) S. 409£ abgedruckt

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. G. H. Yon JnstL 469

der IJnterthanen die größte Aufmerksamkeit schenkt, hat der Piasmacher kein anderes Ziel als dem Fürsten Mittel für seine Verschwendung und seinen Geiz zu verschaffen, ohne Rücksicht darauf welche Bedürfnisse des Volkes durch die von ihm erfun- denen Auflagen getroffen werden. Die Erhebung überläßt er Personen , die von der Einziehung Vortheil haben, und die Über- tretung der Finanzgesetze bedroht er mit den schwersten Strafen, „so daß alle natürlichen Eindrücke von dem wahren Guten und Bösen verkehrt werden"^). Was bei Justi sonst selten ist, er verfolgt die Entstehung der Plnsmacherei historisch. Das moderne Geburtsland ist Italien, „dieses schönste und fruchtbarste Land Europas, das fast zu allen Zeiten so unglücklich gewesen ist, daß es sehr übel beherrscht worden ist^ *). In Frankreich hat das System seine reichste Ausbildung und durch die tirannische Erfindung der Finanzpächter seine Vollendung erhalten. Da an dem Systeme des Finanzwesens, einem Bande von 600 Quartseiten, lange gedruckt wurde, entschuldigte sich Justi, als er es im April 1766 Friedrich dem Großen widmete, wegen der starken Aus- drücke über die Finanzpächter, diese Blutigel des Volkes, mit seiner Abhängigkeit von den Schilderungen der französischen Zu- stände, wie sie der schöne Geist des Herrn von Montesquieu ent- worfen habe. Von ihm beeinflußt, habe er generalisirt , was nur für Staaten unter blöden Fürsten zutreffe, die, ihren Lüsten er- geben, das Heft der Regierung ihren Günstlingen und Staatsbe- dienten überlassen und den Raub der Völker mit den Finanz- Pächtern zu theilen gestatten. Inzwischen hatte nemlich K. Friedrich in seinen Staaten die Regie eingeführt und französischen Beamten übergeben.

Justis politische Betrachtungen werden von einem durch- greifenden Prinzip geleitet. Er hat einen eminent staatlichen Sinn. Alles wird auf das Gesamtinteresse bezogen. Jede Ein- richtung, jedes Bedürfniß, jeder Reformvorschlag wird danach be- urtheilt, ob und wieweit sie „der gemeinschaftlichen Glückseligkeit" dienen. Was mit diesem Endzweck des Staats nicht harmonirt, hat keinen Anspruch auf Erhaltung. Ein Particularinteresse des Fürsten ist ihm kaum denkbar. Der Wohlstand und das Interesse des Regenten ist unzertrennlich von der Glückseligkeit und dem Interesse der Unterthanen : dieser Satz, der rechte Prüfstein einen ächten Finanzwesens, rühmte man Justis Staatswirthschaft nach,

1) FInanxweeen S. 86.

2) Dm. S. 89.

88'

Digitized by

Google

470 F. Frensdorff,

gehe durch das ganze Bach ^). Der Patrimonialstaat hat keinen Platz in seinem System. Bisher hat noch kein Schriftsteller oder Staatsmann das menschliche Geschlecht so veronehrt, daß er ge- lehrt hätte, die Unterthanen wären um des Regenten willen da, so manche auch nach dieser Lehre gehandelt haben. Diejenigen die sich nichts daraus machten, daß die Welt an ihrer Redlichkeit und Gerechtigkeit zweifelten, wollten deshalb doch nicht, daß die Welt an ihrem Verstände zweifelte *). Die Richtung auf das Ge- samtinteresse leitet ihn auch in der Lehre von den Regalien. Er verläßt den fiscalischen Standpunkt, von dem sie bisher beur- theilt worden und behandelt sie modern zu reden als wirthschaft- liche Hoheitsrechte '). Li seiner Sprache geredet : nicht als Came- ralanstalten , sondern als Polizeianstalten sollten sie den Staaten dienen. Von dem Münzregal war schon oben S. 393 die Rede. Von den Posten, die er in der Polizeiwissenschaft und, soweit sie eine Einnahmequelle des Staats bilden, im Finanzwesen behandelt ^), führt er aus, „sie seien ihrem eigentlichen Wesen und Endzweck nach eine zur Bequemlichkeit des gemeinen Wesens und Beförde- rung der Commercien und Gewerbe gereichende Policey- Anstalt ** wir würden sagen: Verwaltungseinrichtung und es sei des- halb consequent, wenn wie in Hannover, die Verwaltung des Post- wesens der höchsten Landespolizeibehörde d. i. dem Geheimraths- coUegium, nicht dem CammercoUegium unterstellt werde*).

Von der Monarchie denkt er sehr würdig. Sie ist ihm die vorzüglichste unter allen Regierungsformen, oder, da die Schriftsteller des 18. Jahrhunderts über die Vorstellung einer Maschine nicht hinwegkommen, die am wenigsten gekünstelte Maschine. Sie bietet sich von selbst dar, auch dem dümmsten Volke ist sie zugänglich*). Die Person des Monarchen giebt den Staaten dieser Regierungsform ein Feuer, eine Munterkeit, eine persönliche Wärme, wie wir etwa sagen würden. Sie ist die kraftvollste und dauerhafteste Staatsform. Aber, er fügt ein be- deutsames Wenn hinzu. Die Bedingung ist, daß der Monarch die Grundregeln beobachtet: gewisse Grundeinrichtungen, die auch der uneingeschränkte Monarch nicht ändern darf. Darin liegt der

1) Zincke, Leipz. Sammlgn. XI 871.

2) Natar u. Wesen S. 54. 8) Marchet S. 894 ff.

4) Grandfeste I 882; Finanzwesen S. 181.

5) Finanzwesen S. 182.

6) Natur o. Wesen S. 123.

7) Finanzwesen S. 49.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von JostL 471

Gegensatz der Monarchie zur „Despoterei". In der Monarchie ist die gemeinschaftliche Glückseligkeit, in der Despotie die Glück- seligkeit des Despoten der Endzweck. Dem Despoten gegenüber giebt es kein Recht. Der unantastbaren Grondeinrichtongen in der Monarchie kennt Justi fünf. Vor allem die Thronfolge. Wie er sie auffaßt, zeugt von echt staatsrechtlichem ürtheil. Sie hat mit dem privatrechtlichen Erbrecht nur das gemein, daß sie eine feste, der Willkür entzogene Ordnung der Nachfolge aufstellt. Nicht zum Besten der Familie, sondern zur Wohlfahrt des Staats, um die Unordnungen und Unruhen bei den Wahlen und Zwischen- reichen zu vermeiden, ist die Erblichkeit eingeführt ^). Dabei können mancherlei Modalitäten festgesetzt sein. Für die einge- schränkte Monarchie, wo die oberste Gewalt auf mehrere Hände vertheilt ist, mag auch die Succession der Frauen räthlich sein; in der uneingeschränkten ist ihre Ausschließung geboten; denn die Anführung des Elriegsheeres durch den Monarchen selbst ist wesentlich für die Monarchie; sie ist ;,die 411eranständigste Be- schäftigung der größten Hoheit" ^). Als die andern unantastbaren Grundlagen führt Justi auf: die Aufrechterhaltung der eingeführten Religion; die Unparteilichkeit der Gerichte; die Erhaltung der hergebrachten Freiheiten und die Unveräußerlichkeit der Domänen. Ist der Fürst auch der Gesetzgeber, so kann er doch diese Grund- lagen nicht einseitig ändern, so wenig als er durch Gesetze in die Rechtsprechung eingreifen und neue Gesetze auf schon ge- schehene Fälle erstrecken kann % Daß zu den hergebrachten Freiheiten und Gerechtsamen der Unterthanen auch die ständische Verfassung gehört, will er nicht anerkennen. Sie erscheint ihm als eine unnütze Last und das auf ihre Erhaltung verwendete Geld eine Verschwendung*). Während sein unhistorischer Sinn diese Einrichtung preisgiebt, möchte der Politiker in ihm doch die bestehenden staatlichen Ordnungen gegen die Willkür des Fürsten schützen. Er erfindet deshalb eine neue Institution, die Gesetzverwahrung, und vertraut sie zwei aus jeder Provinz des Landes auf Lebenszeit erwählten Worthaltem an, die, unabhängig und unverletzlich, in der Hauptstadt zusammentreten und dem Monarchen in Person Vorstellungen machen, wenn sie das Recht oder das Literesse des Landes verletzt oder bedroht erachten, im alleräußersten Nachtheile des Staats auch eine Generalversammlung

1) Katar und Wesen S. 112, 288.

2) Das. S. 113, 225. 8) Das. S. 118.

4) Grundriß e. gaten Begierang S. 178.

Digitized by

Google

472 F. Frensdorff,

des Volkes znsaminenzuriifen die Befugniß haben *). Auf die Ein- führung einer solchen Institution setzt er wenig Hoffnung. Es gehört zu seinen rühmenswerthesten Eigenschaften seine Irrthümer einzugestehen, zu bekennen daß er ohne die rechte Unterscheidung geurtheilt habe *). Das gilt auch von seiner Geringschätzung der Landstände und der Verkennung des Werths der Gegenüberstellung von fiscus und aerarium oder des landesherrHchen und des land- ständischen Fiscus *). Wenige Jahre nachdem er sich in der Staatswirthschaft in dieser Weise ausgesprochen hatte, legte ihm die Mißwirthschaft des Grafen Brühl die Frage nahe, ob hier nicht ein Fall vorliege, in dem sich die „Grundgewalt" des Volkes thätig zu erweisen habe, und ob nicht die in Sachsen noch zu Recht bestehenden Stände das rechte Organ seien, um den Minister zur Rechenschaft zu ziehen. Auch sei der Versuch nicht aus- sichtslos, denn wenn sich auch jedermann hütet sich des gemeinen Besten mit eigener Gefahr anzunehmen, so sei nicht die geringste Gefahr dabei, wenn die sächsischen Landstände ernstlich wider den Grafen Brühl zu Werke gehen wollten: auf dem Landtage von 1746 hätten nur etliche zwanzig Brühische Speichellecker in die Vermögenssteuer eingewilligt; das sei nicht der zwanzigste Teil aller Landstände *). Auch die Scheidung unter den staatlichen Einnahmen und die Mitwirkung der Repräsentanten des Volkes bei der Verwilligung der Steuern, ja deren alljährliche Feststellung durch Überlegung der Stände mit der Regierung wie in England, erscheint ihm in dem Friedrich d. G. gewidmeten System des Finanz- wesens als die vernünftigste, der Natur der Sache entsprechende Einrichtung ^).

Ungeachtet aller Vorliebe für die Monarchie scheut er sich nicht, sich zu dem von dem dänischen Hofprediger Masias ver- ketzerten Satz des Thomasius zu bekennen, daß die Majestät und alle Gewalt im Staate vom Volke herrühre *). Der Regent hat die oberste Gewalt nicht aus eigenem Rechte, sondern kraft Über- tragung; und das gilt für Erbreiche wie für Wahlreiche ^. Das gesamte Volk hat die Grundgewalt behalten; sie ruht in der Regel; wenn aber der Staat in der äußersten Gefahr des Unter-

1) Natur und Wesen S. 121.

2) Finanzwesen S. 348.

3) Staatswirthschaft I (1765) S. 82.

4) Lehen und Character des Grafen Brühl U (1761) 173 ff.

5) Finanzwesen (1766) S. 348 ff.

6) Natur und Wesen S. 73.

7) Das. S. 288.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 473

ganges schwebt oder es sich am die Änderung der Gnmdverfassang handelt, erwacht jene Grundgewalt nnd wird activ *). Als Beispiele führt er aof : das Aassterben der Dynastie, das dem Volk das Recht der Wahl giebt; eine Änderang der Religion eines Landes, die allemal za dessen Grandeinrichtangen gehört, über die der Regent niemals eine Gewalt hat; die Nothwendigkeit, Familien- glieder aaszaschließen, von denen eine Bedrückong der Religion befürchtet wird, wie bei den Stuarts in England, oder die Vor- nahme einer Änderang in der Regierangsform, wie in Schweden nach dem Tode Karls XU. Da er das Recht des Regenten aaf einen Vertrag gründet, so erkennt er aach ein Recht des Wider- standes an, wenn der Regent vertragswidrig handelt, gegen seine Unterthanen tyrannisch verfahrt. Ein Vertragsverhältniß zwischen Fürst and Volk giebt aber dem Volke noch keine Gerichtsgewalt über den Vertragsbrüchigen Theil, ein paciscirender Theil kann niemals gegen den andern eine Gerichtsbarkeit aasüben; and die flinrichtang Karls I. bleibt ein ewig schwarzer Fleck in der englischen Geschichte *).

Die entgegengesetzte Lehre ist eine Irrlehre de^ Monarcho- machen. Mögen aach die obersten Sätze, von denen sie aasgehen, namentlich der von der Grandgewalt des Volkes, wodarch die oberste Gewalt errichtet wird, richtig sein; der Schlaß, den sie daraas gezogen haben, ist verwerflich^; ebenso wie der andere, daß der Regent der erste Beamte seines Staats sei^). Er nennt diesen Satz den haaptsächlicbsten Lehrsatz der Monarchomachen, aaf dem ihr ganzes anseliges Lehrgebäade berahe. Daß ihn kein Geringerer als der von ihm so oft gefeierte Verfasser des Anti- machiavell aafgestellt hat, verschweigt er.

Der Staat ist ein moralischer Körper, entstanden aas den vereinigten Willen and Kräften aller Einzelnen; der obersten Gewalt steht nar die Verwaltang der vereinigten Kräfte, der Gebraach für die Zwecke des Ganzen za. Sie hat das Recht, die Unterthanen za Civil- and Militairdiensten za zwingen; wer ihr aber das dominiam eminens über die Güter der Unterthanen bei- legt, verwechselt den Staat mit der obersten Gewalt im Staate and spricht dem Bevollmächtigten die Güter des Machtgebers za^).

1) Das. S. 74.

2) Das. S. 76. S) Das. S. 77.

4) Fortgesetzte Bemühangen (Recension der Institat polit. oben S. 462) S. 414 u. 571.

5) Natur a. Wesen S. 80.

Digitized b

474 F. Frensdorff,

In ilirem eigenen Interesse zieht sich die uneingeschränkte Monarchie Schranken. Sie gebraucht ihr Recht mit Mäßigung und setzt sich selbst Grundregeln, die sie nicht verletzt. Darin liegt der Ersatz für die Gesetzverwabrung (ob. S. 471). Als Beispiele einer gütigen und weisen Alleinherrschaft führt er Hannover, wo Freiheit und Eigenthum der Unterthanen respectirt sind und das Ministerium seine Hände niemals in den Lauf der Justiz einschlägt, und Preußen an, wo Friedrich "Wilhelm I. die Grundregel einge- führt hat, die Abgaben der Unterthanen niemals zu erhöhen*).

Für die Aristokratieen hegt er wenig Sympathie. Was er an Schweden, an Polen erlebte, rechtfertigt das vollauf. Über die Demokratieen bringt er wenig Originelles. Sein Interesse haftet an der Monarchie. Für die beschränkte ist England das Musterland. Unter allen vermischten Regierungsformen ist die beste, die aus allen drei einfachen Elementen, Monarchie, Aristo- kratie, Demokratie, zusammengesetzt ist. In England hat man das Gleichgewicht zwischen ihnen herzustellen gewußt und in Folge dessen die vortrefflichste Staatsform erhalten, die von Menschen je erfunden wurde *). Daß sie nicht erfunden, sondern geschichtlich erwachsen ist, entgeht seinem unhistorischen Sinne. Deshalb polemisirt er auch scharf gegen die berühmte Äußerung Montesquieus : ce beau systfeme a et6 trouv^ dans les bois*). Aji- statt aus den Urwäldern Germaniens leitet er sie aus den blutigen Kriegen der rothen und weißen Rose her, wo immer ein König den andern vom Throne stieß und mithin jeder das Volk durch Freiheiten und Gunstbezeugungen auf seine Seite zu ziehen suchte. Den stärksten Gegenbeweis führt er mit der Frage: wie kommt es, daß sich in Deutschland, dem vermeinten Geburtsort dieser Verfassung, keine Spur davon erhalten hat, ungeachtet kein Er- oberer es gänzlich unter sein Joch gebracht und seine Staats- verfassung umgestürzt hat? Oder, wie er es an einer andern Stelle ausgedrückt hat: in Teutschland, in dieser Hauptquelle und eigentlichen Wohnplatz der Freiheit der Völker, ist die Freiheit mit Stumpf und Stiel ausgerottet*).

Von einem Enthusiasmus Justis für England, einem tiefem Studium der englischen Verhältnisse^), kann nicht die Rede sein. Er weiß offenbar wenig von England, konnte vielleicht kaum

1) Das. S. 95.

2) Das. S. 171. Grundriß S. 175. d) Grundriß a. a. 0.

4) Yergleichungen S. 27.

5) Marchet & 278, 885.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Jnsti. 475

Englisch. Englische Schriftsteller oder Citate ans solchen findet man in seinen Büchern nicht. Anf Frankreich dagegen kommt er sehr oft zu sprechen. Seine neuere Geschichte und seine Litteratur sind ihm geläufig. Der große Minister Colbert und das neue Mini- sterium, das durch die Schrift Richesse de TÄtat (1763) die Besse- rung des Finanzwesens eingeleitet hat*), sind Gegenstände seines Lobes.

Kein Autor spielt eine so große Rolle in Jnstis Schriften wie Montesquieu. Man darf bezweifeln, ob er ohne das Er- scheinen des Esprit des lois sich inmitten seiner cameralistischen Arbeiten überhaupt so tief in die Staatslehre eingelassen hätte. Er wird nicht müde diets Buch zu preisen, aber ebenso wenig müde es zu bekämpfen. Eine seiner Schriften ist geradezu zur Wider- legung seiner Irrthümer bestimmt (oben S. 435). Er nimmt über- setzte Stücke aus Montesquieu auf; andere Stellen sind auch ohne Citat als Entlehnungen und Verarbeitungen derselben Quelle kennt- lich. Er rühmt den großen, den schönen Geist Montesquieus, wie er auch sein Buch wiederholt schön nennt. Montesquieu denkt edel und erhaben*), aber er ist kein schöpferischer Geist, kein g^nie cr^atur, wie man ihm nachgerühmt hat. Dazu denkt er nicht systematisch genug; sein Lehrgebäude ist übel gegründet und hängt schlecht zusammen. Ein schöpferischer Geist ist nur, wer allge- meine Ideen nach der wahren Natur und dem Grundwesen der Dinge bildet. Statt dessen hat Montesquieu eine verdeckte Satire wider den höchst verdorbenen Zustand seiner Zeit und seines Vaterlandes ähnlich wie Machiavell geliefert*) und dabei allerdings eine Menge vortrefflicher und scharfsinniger Anmerkungen über die Gesetze gemacht. Wo man die Aufstellung allgemeiner Be- griffe von ihm erwartet, mischen sich die Zustände Frankreichs ein. Nach der französischen Verfassung bildete er die allgemeine Natur der Monarchieen ab. Aus diesem Zusammenhang wird es erklärlich, weshalb er der Monarchie die Triebfeder der Tugend abspricht. Die Triebfeder **, nach Montesquieus ressort oder prin- cipe du gouvemement, ce qui le fait agir gebildet, kehrt in den verschiedensten politischen Schriften Justis unzählig oft wieder. Wie der Esprit des lois sein Buch LEI überschreibt : des principes des trois gouvernements, so Justi das 6. Hauptstück in Natur und Wesen der Staaten: von den Triebfedern der verschiedenen Re-

1) Oben S. 419. Polit. und Finanzschr. m 584.

2) Natur and Wesen S. 181 ff. 193 ff. d) Pas. S. 116, 187.

Digitized by

Goasle

476 F. Frensdorff,

gienmgsformen (S. 176—214). In den Irrthümern, die Montesquieu hier vorgetragen, erblickt er den Hauptfehler seines Werkes. Die Staaten haben nicht, wie er meint, von vornherein verschiedene Triebfedern je nach ihrer Regierungsform, sondern alle haben ein- und dieselbe: das ist die Tugend; und daneben noch eine be- sondere, je nachdem sie Monarchie, Aristokratie oder Demokratie sind^). Die Tugend, die allgemeine Triebfeder der Staaten, ist nicht die Tugend der Religion, noch die der Moral, sondern die Bürgertugend, will heißen: die Erfüllung der Pflichten gegen den Staat und die Mitbürger. Was Justi an der Lehre Montesquieus besonders verwerflich erscheint, ist, daß er die Tugend der Mo- narchie abspricht und nur der Demokratie vindicirt, daß er positiv für die Monarchie die „Ehre" in Anspruch nimmt, aber nur die äußerliche Ehre, le pr^jug^ de chaque personne et de chaque con- dition*), un honneur faux, mais utile au public. Die wahre Trieb- feder in der Monarchie ist das Bestreben sich dem Mittelpunkte zu nähern, seinen Beifall zu erwerben. Kein glücklicherer Staat als die Monarchie, wenn der Monarch ächten Vorzügen seinen Beifall schenkt; kein unglücklicherer als die, in der Schmeichelei, Laster, Unterdrückungen, ungerechte Erwerbung der Reichthümer die Mittel und Wege sind, wodurch man sich über den andern erhebt ').

Ich besorge, der Leser wird schon damals wie der heutige die Differenz zwischen Justi und Montesquieu nicht so bedeutsam gefunden haben, um die starken Ausdrücke berechtigt zu halten, die er gegen den französischen Politiker verwendet. Wo Justi zusammenfassend schreibt, da bezeichnet er auch ganz wie Montes- quieu als die Triebfeder in der Monarchie die Ehre, in der Ari- stokratie die Mäßigung, in der Demokratie die Liebe zur Gleich- heit*). Der Gegensatz zwischen beiden Autoren wird sich darauf zurückführen lassen, daß der eine ein Staatsmann ist mit einer reichen Lebenserfahrung, der andre ein Schriftsteller, der mit abstracten Begriffen operirt. Aus dem Endzweck construirt er einen womöglich für alle Länder und Völker passenden Staat, während der andere aus concreten Beobachtungen seine Schlüsse zieht.

Über den Werth der einen und der anderen Leistung hat die G^chichte gerichtet. Das französische Werk ist seit anderthalb

1) Das. S. 189 ff.

2) Livre III eh. 6 et 7.

3) Natur und Wesen S. 196.

4) Qnmdriß S. 11.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. Ton JustL 477

Jahrhunderten in aller Händen und interessirt noch heute wie zur Zeit seiner Entstehung; die Justischen Schriften zieht nur, wer die geschichtliche Entwicklung einer Wissenschaft verfolgt, einmal aus dem Staube der Bibliotheken hervor.

Der Werth der Kritik, die Justi übte, soll darum nicht ver- kannt werden. Er ist aber nicht frei von der Eigenschaft der Kritiker auch anderer Zeiten geblieben. Er corrigirt gern den Größen der Wissenschaft das Exercitium, wirft ihnen vor, nicht systematisch genug gedacht, sich an zufällige Erscheinungen anstatt an die wesentlichen gehalten zu haben; was dadurch an ihren Lehren verfehlt oder versäumt ist, verbessert und ergänzt er oder stellt es für die Zukunft in Aussicht. Wie er sich mit überlegener Miene über einen Streit des Thomasius mit den hallischen Theo- logen äußert, ist schon oben S. 416 berührt. Ein anderes Beispiel bietet Seh mau ß. Eben in der Zeit, da Justi in Göttingen war, erregte dessen 1754 veröffentlichtes „neues Systema des Rechts der Natur" Aufsehen und an verschiedenen Stellen Argerniß. Schmauß hatte darin ein Recht der Natur von einem Recht der Vernunft unterschieden, und die natürlichen Triebe des Menschen als die ersten und echten Quellen des Rechts erklärt. Eine Aus- führung von Gedanken, die auf Spinozas Philosophie zurückführten *), war das Buch von einheimischen und auswärtigen Theologen an- gegriffen und vom Reichshofrath eingefordert worden*). Justi erklärte in seinem „Natur und Wesen der Staaten" ^ seine Zu- stimmung zu den Ansichten des verstorbenen Göttinger Publicisten, der nur kein genugsam philosophischer Kopf gewesen sei, um die richtige Folge seiner Sätze und zugleich deren Anwendung als weniger anstößig aufzuzeigen. Er habe selbst, noch ehe er Schmaußens Buch gesehen, einen Grundriß des natürlichen Rechts in gleichem Sinne ausgearbeitet, der, wenn er dereinst zum Vor- schein kommen sollte, bei Vemünftigdenkenden keinen Anstoß erregen werde.

Schon von Justis erstem wissenschaftlichen Auftreten an hat

1) Landsberg, Gesch. der dentschen Rechtswissenschaft m 1, S. 127.

2) M. Art. in ADB. 31, 680. Brief Jacobis (in Hannover) an J. D. Michaelis V. 7. März 1757: Der anjetzo sehr stark gebiethende Reichshofrath hat das jus natorae des Herrn Schmans wirklich von hier znr Einsicht abfordern lassen, and man hat es ihm anch bey den jetzigen ver¥rirrten Umst&nden zuzusenden für nöthig befunden (Gott. Bibl., Cod. Mich. Y Bl. 287).

8) S. 806: ifDer Haaptbegri£f des yerstorbenen Hofrath Schmaoi . . . war demnach, ohngeachtet des heftigen Widerspruchs, den er gefanden hat, allerdings richtig".

Digitized by

Google

478 F. Frensdorff,

man seine freie edle Denknngsart gelobt and seine Bemühung her- vorgehoben, dnrch seine Lehren den Mißbrauchen der bürgerlichen Gesellschaften abzuhelfen^). In der Tbat giebt es wenige über- kommene Einrichtungen, die er nicht seiner Kritik und seinen Keformplänen unterwürfe. Bei seinem Mangel an historischem Sinn erkennt er in allen nur die Schwächen. Ein ächter Cameralist muß auf das Gegenwärtige und auf das Zukünftige sehen ^, die Vergangenheit kümmert ihn nicht.

Er dringt auf Beseitigung des Lehnsw es ens. Den Ursprung erblickt er in den taciteischen Gefolgschaften. Pferd und WaflFen waren das erste Lehnsgut; nach den Ansiedlungen der deutschen Stämme traten Grundstücke an ihre Stelle*). Nach dem Wegfall der Voraussetzungen, unter denen das Lehnswesen entstand und berechtigt war, fordert die gesunde Vernunft dessen Abschaffung. Das besondere Aufgebot des Adels ist durch die beständigen Ejriegs- heere überflüssig, durch die moderne Kriegskunst unzureichend geworden. Die Fortdauer der alten Einrichtung bringt nur noch ewige Processe zuwege; dem Ansehn der adeligen Familien kann durch Fideicommisse, Majorate und Erbverträge geholfen werden. Heimfallende Lehen sind in Domänen umzuwandeln. t)ie erb- liche Gerichtsbarkeit, die Verbindung der Jurisdiction mit dem Besitz gewisser Grundstücke, die „Anklebung eines BiCchts an einen gewissen Erdklumpen", wie er despectirlich genug sagt*), ist eine der schlechtesten und ungereimtesten Erfindungen barba- rischer Zeiten*). Der Adel, den Montesquieu für die Monarchie unentbehrlich ansieht, hält Justi nicht für ein unbedingtes Er- forderniß dieser Regierungsform, wenn sie auch besser als alle andern die Ungleichheit der Bürger erträgt •). Auch der Adel bedarf der Reform. An die Stelle des erbUcben möchte er einen persönlichen, durch dieEbrung des Monarchen begründeten, setzen'). Durch den erblichen Adel entziehen sich die Staaten eins der besten Hülfsmittel, ihre Bürger zu edeln und großen Thaten auf- zumuntern. Nun bleibt nichts als das Trachten nach großem Reichthum, um sich vor andern auszuzeichnen, übrig; und einen verderbtem Staat giebt es nicht, als wo die Bürger ohne Ehr-

1) Zincke, Leipz. Samlgn. XI S. 871, 923.

2) Staatswirthschaft II 96.

8) Staatswirthschaft n 884; Finanzwesen S. 510 ff.

4) Staatswirthschaft 1 119.

5) Finaniwesen 8. 68a

6) Natur o. Wesen 8. 119.

7) QnmdriB S. 190.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Jnsti. 479

and Rahmbegierde nar nach Reichtham streben. Er kämpft gegen das Vorartheil and die Gesetze, die den Adel von dem Betriebe des Handels aasscfaließen, weil sie Commercien and Manafaetaren geringschätzig ansehen. „Es ist gewiß nicht einer anserer geringsten Mängel, daß ans der Trieb, das Genie za denen Commercien fehlt; diesem Triebe stehen verschiedene Vorartheile entgegen, die wir abändern müssen" *) : Gedanken, die Jasti schon in einer seiner Göttinger Zeit angehörigen Bearbeitang zweier französischen Ab- handlangen: la noblesse commer^ante and la noblesse militaire oa le patriote Franpois, von denen die erste den französischen Adel zam Seehandel aafzamantern, die zweite deren Widerlegang zam Zweck hatte*), vorgetragen hat. Jasti fügte der Übersetzang der beiden Schriften eine eigene Abhandlang bei'), die aach für Deatschland den Beweis anternimmt, daß der kriegeriische Ur- sprang des Adels keine zareichende Ursache der Forderang bilde, daß er sich lediglich dem Endzweck widme, bei welchem er ent- standen sei. Mag es lange Zeit keine einträglichere Lebensart als die Waffen gegeben haben, jetzt machen allein wichtige Bedienangen and Reichtham Familien im Staate ansehnlich. „Ein Gesetz, welches dem Adel die Eaafmannschaft verbietet, ist ein großes Hinderniß sowohl vor den Adel selbst als vor die Commercien überhaapt"*).

Um die Hebang des Baae ms t and es bemühte sich das ganze 18. Jahrhandert. Jasti ist aber einer der frühesten Schriftsteller, die in den Frohndiensten die aaszehrende Krankheit der dentschen Landwirthschaft erblicken, für Aafhebang der Hat- and Trift- gerechtigkeit eintreten and die Leibeigenschaft wie das Meyer- recht als das Hinderniß, das der Entwicklang der Landwirthschaft entgegensteht, bekämpfen*). Mit besonderm Nachdrack erhebt er seine Stimme gegen die Frohnen: „sehr übertriebene Abgaben, höchst beschwerliche Frohndienste, woza noch besondere Jagd- and Banfrohnen, Hofvorspann, Kriegesfahren and dergleichen hinzn- kommen, der Mißbraach der Jastitz über die Landleathe, der sie za elenden Sclaven der Amtleathe and Edelleathe macht, das ist der traarige Zastand, in welchem die Baoem in den meisten

1) PoUt. u. Finanzschr. 1 149.

2) Beide aas dem J. 1756; als Vf. der ersten wird der Abt Cojer, der zweiten der Ritter d'Arc genannt. G.G.A. 1756 S. 515 und 1076.

3) Der Handelnde Adel dem der Kriegerische Adel entgegengesetzet wird« Göttingen 1756. Justis eigene Abb. ist wiederabgedruckt: Polit n. Finanzschr. 1 147,

4) Polit. u. Finanzschr. II 79 ff. 187.

5) Finanzwesen S. 100 o. 105. Grandfeste 1 257.

Digitized by

Google

480 F. Frensdorff,

Staaten von Teutschland, ja! von ganz Europa leben". Justi ge- steht sich, daß zu der glücklichen Abänderung der meisten von diesen Umständen wenig Hoffnung vorhanden sei, und ist Politiker genug, es schon für einen Gewinn zu halten, wenn die Prohn- dienste, die den Berechtigten so wenig Nutzen und dem Bauer so viel Schaden verursachen, in ein proportionirliches Frohngeld umgewandelt würden^).

Eigenthümlich sind Justis Äußerungen über die Gewissens- freiheit. Der Endzweck des Staats ist die zeitliche Glückselig- keit seiner ünterthanen ; die ewige ist die Sache der Religion und des Verhältnisses des Einzelnen zu ihr. Der Regent hat der Reli- gion seines Landes soweit Vorsorge zuzuwenden, als sie auf die gemeinschaftliche Glückseligkeit Einfluß ausübt. Er darf seine Religion nicht dem Lande aufdrängen. Einigkeit in Glaubenssachen ist einem Lande vortheilhaft, aber nicht dergestalt, daß ihr andere Güter aufgeopfert werden dürften. Lieber Verschiedenheit in der Religion als ein von Commercien und Nahrung entblößtes Land. Ein so frommer Fürst wie Leopold I. ließ die Niederleger in Wien zu und gestattete ihnen Gewissensfreiheit'). Justi unterscheidet scharf Gewissensfreiheit von Religionsfreiheit. Unter dieser ver- steht er exercitium religionis publicum; der Gewissensfreiheit ist mit devotio domestica Genüge geschehen. Wie weit der Staat in seiner Religionsduldung gehen will, hängt von ihm und dem Cha- racter der tolerirten Religion ab. Er erklärt sich gegen Bayle, der den „Ohngötter^ dem „Abgötter", wie er geschmacklos über- setzt, vorzieht. Noch viel schärfer gegen Wolff, dessen Meinung, ein Atheist sei zu allen Pflichten des bürgerlichen Lebens fähig, „in die Classe vieler anderer trthümer dieses Weltweisen" ge- höre^;. Das führt ihn auf die Deisten, die zwar an Gott glauben, aber an einen Gott, der sich nicht um die Menschen bekümmere, und keine ewigen Gesetze des Guten und Bösen anerkennen. „Der- gleichen Leute wachsen in eiuer gewissen großen Reichs- und Handelsstadt stark an". Es kann damit nur Hamburg gemeint sein. Habe der Staat auch kein Recht, Atheisten und Deisten zu strafen, und Calvin, der Servet verbrennen ließ, habe seinem An- denken dadurch für ewige Zeiten einen schwarzen Fleck zugezogen, so sei doch der Staat befugt zur Ausweisung derer, die Lehren

1) Grundfeste I 363. Vergleichimgen S. 306 ff. Auf die Verdienste Justis um Hebung des Bauernstandes weist der Art. der ADB. 14, 747 (Inama-Stemegg) be- sonders bin.

2) Staatswirtbschaft 1 106. 8) Natur und Wesen S. 85a

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. Ton JostL 481

verbreiten, die der Tugend, den guten Sitten und der Natur der Staaten schädlich sind^). Solange eine Religionsgemeinschaft ihre Angehörigen für ihre Abweichungen von den Grundsätzen ihrer Religion nur mit kirchlicher Strafe belege, habe der Staat kein Recht der Einmischung. Den Fall Berkmeyer in Halberstadt hält er durch das Kgl. Rescript vom 1. April 1749 für ganz richtig erledigt'). Von seinem günstigen Vorurtheil für die katholische Kirche, in deren Einrichtungen er früher einen Schutz gegen die zunehmende Freigeisterei und eine vortheilhafte Einwirkung auf Tugend und Gerechtigkeit erblickte^, ist er bei genauerer Be- kanntschaft zurückgekommen. Die katholische Kirche setzt auf so viel gleichgültige Dinge ewige Belohnungen, daß die Frönmiigkeit dadurch eher niedergeschlagen als befördert wird. Er erzählt, wie zu seiner Zeit Graf Haugwitz in Wien von den Jesuiten ein feierliches Diplom erhielt, worin sie von dem großen Überfluß ihrer Verdienste eine genügsame Menge zu seiner Seligkeit ab- gaben^). Die Geistlichen im Lande dürfen sich nicht anders als vollkommene Unterthanen des Staats betrachten. Der Staat hat zu sorgen, daß sich nicht das Vermögen des Landes größtentheils in ihren Händen, besonders der Ordensgeistlichen, sammle'^). Die Gewalt des protestantischen Landesherrn als die des summus episcopus zu bezeichnen, mißfällt ihm. Als die deutschen Fürsten aufhörten, katholisch zu sein, erlangten sie die gesetzgebende Ge- walt in Sachen der Religionspolizei vermöge ihrer Landeshoheit, ohne daß es einer Cession der bischöflichen Rechte bedurft hätte ^. Über die richtige Behandlung der Juden hat er sich ver- schiedentlich geäußert: ganz kurz in der Staats wirthschaft ^), aus- führlich in einem Abschnitt der Polizeiwissenschaft: ob die Juden einem Lande nützlich sind^)? Die gewöhnlichen Klagen über sie

1) Natur und Wesen S. 359 ff.. 375.

2) Das. S. 364. „Friedrich d. Q. gab der Regierung in Halberstadt eine sehr passende Antwort, als sie sich in eine blosse Gewissenssache mischen und die Dominicaner zwingen wollte, einem Katholiken (Berkmeier) Abendmahl und Absolution zu ertheüen, welche sie ihm wegen einer nach ihren Satzungen yer- botenen Ehe versagt hatten.** Schlosser, Gesch. des 18. Jahrb. 11 243.

3) Über die Ursachen des Verfalls der Religion und die einreißende Frei- geisterei 1747. Justi hat sich später zur Verfasserschaft der anonym erschienenen Schrift bekannt. Abh. S. 505. Natur und Wesen S. 368.

4) Natur u. Wesen S. 369.

5) Staatswirthschaft I 293, 100.

6) Natur u. Wesen 374.

7) 1129; U326.

8) 1744.

Digitized by

Google

482 F. Frensdorff,

beantwortet er mit dem Refrain: die Schuld liegt nicht an den Jaden, sondern an den Gesetzen, die in sich nicht richtig sind oder mangelhaft gehandhabt werden. Unter richtigen Gesetzen könnten die Juden einem Lande so nützlich wie andere Einwohner werden. Es ist verkehrt, sie zu den Commercien zazolassen and vom Erwerb von Grondeigenthnm anszaschließen. Die Commercien, vielleicht der wichtigste Theil der Wohlfahrt eines Landes, sind eine sehr zärtliche Sache. Wer sie treibt, maß von der Liebe zam Lande erfüllt sein. Der Kaufhandel der Fremden verschafft einem Staate keine genugsam gegründete und versicherte Com- mercien. Da die Juden Fremdlinge zu bleiben entschlossen sind, sollte man ihnen nicht den Handel anvertrauen. Sie wollen nicht Bürger eines einzelnen Landes sein, sie sind Weltbürger. Dagegen befürwortet er ihre Zulassung zum Betriebe von Fabriken und Manuf acturen. Die vornehme Wirthschaf t hat die meisten Fabrikanten zu Grunde gerichtet. Die Juden sind sparsam zu leben gewohnt. Wenn man ihren Handel auf Waaren beschränkte, die sie selbst verfertigt oder durch ihre erweislichen Anstalten haben arbeiten lassen, und ihnen den Besitz von Fabriken und der dazu gehörigen Grundstücke gestattete, würde man sie an das Land und dessen Wohlfahrt binden.

Eines der großen Interessen des 18. Jahrhunderts war die Reform des Rechts. Einem Manne von der Stellung Justis lag sie besonders nahe. Ein Jurist, aus der Schule des von den Zeit- genossen hochgefeierten Leyser hervorgegangen, war er in der Zeit aufgewachsen, als Bergers Oeconomia juris den großen Struv, der für zwei Groschen auf dem Trödel zu haben war^), abgelöst hatte und den Markt beherrschte *). So hat er selbst „die gelehrte Mode" geschildert und damit genugsam sein Verhältniß zur Rechts- wissenschaft seiner Zeit charakterisirt. Eine kurze Zeit Sach- walter, lebte er nachher nur in Stellungen, die ihn mit dem öffent- lichen Recht in Berührung brachten. Ohne Sympathie für das Privatrecht, von dem er nur durch die Prozesse erfährt, sieht er die Schäden des Rechtszustandes in der Verschleppung der Rechts- sachen, einem landverderblichen Übel, das viele ünterthanen an den Bettelstab gebracht hat, und in „der hungerigen Sportulsucht der Gerichte*^ •). Er dringt auf Einziehung der Gerichtssporteln

1) OecoD. juris zuerst 1712; der groBe Struv = G. A. Struve, Syntagma juris civilis 1658—1688; im Gegensatz dazu die Jurisprud. Bom.-Gennanica 1670 der kleine Struv hieB.

2) Ergötzungen I (1745) S. 20.

3) Oben S. 363. Staatswirthschaft I 118. Natur u. Wesen S. 331.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. R G. von Jusii. 483

zar öffentlichen Casse und die Gewährung zareichender Besol- dungen an die Justizbedienten durch den Staat. Die Unparteilich- keit der Gerichte muß durch staatliche Beaufsichtigung, insbe- sondere aber durch die Redlichkeit der Richter verbürgt werden. Er will eher einigen Mangel in der Wissenschaft ertragen als den geringsten Zweifel an dem rechtschaffenen Wesen des Richters. Ein billiges und redliches Herz dünkt ihn die Hauptsache, mag dann „immerhin die Sache nach dem Lichte der sich selbst ge- lassenen Vernunft beurtheilt sein"*). Die Einschränkung der Juristen, welche die neu aufkommende Verwaltung mit ihren An- forderungen an Cameral- und Polizeiwissenschaft herbeigeführt hat, ist ihm ganz recht. Er sieht es als eine Nachwirkung kirchlicher Tendenzen an, die im Interesse ihrer Bereicherungsbegierde die eheliche und die hausväterliche Gewalt einschränkten, daß ein Hausvater in Streitigkeiten mit seiner Familie und seinem Gesinde nicht häusliche Gerichtsbarkeit üben darf, sondern vor dem bürger- lichen Gericht Recht nehmen muß^). Die Quellen des gemeinen Rechts rufen seine schärfsten Angriffe hervor. Die Libri feudorum stammen von einem barbarischen Volke, das nicht die geringsten Begriffe von Wissenschaften und guten Regierungsgrundsätzen hatte'); das Corpus juris canonici ist voll der widersinnigsten Aussprüche, und die Protestanten haben es nicht verstanden, sich von den anklebenden Flecken des Papstthums zu reinigen. Nun gar das Römische Recht! Daß ein vernünftiges und gesittetes Volk sein Recht in einer fremden Sprache und in einem Zustande der Unsicherheit besitzt, der den Ausgang eines Prozesses fast ebenso ungewiß macht, als ob wir in einen Glückstopf griffen*), ist einer der schlimmsten Schäden in der bürgerlichen Verfassung der deutschen Staaten. So dankenswerth auch die Bemühungen Friedrichs des Großen um die Verkürzung der Prozesse sind, so hoch er auch Coccejis Verbesserung des Justizwesens schätzt, die nicht nur für Preußen von Bedeutung, sondern eine Aufmunterung zur würdigen Nachfolge für alle deutschen Staaten ist^), das wahre Heil ist nur in einem ganz neuen Gesetzbuche zu finden. Denn neben der Langwierigkeit der Prozesse ist die Ungewißheit des Rechts das Hauptübel der Zeit. Für die Schaffung eines

1) Staatswirthschaft 1 116.

2) Natur and Wesen S. 419 ff.

3) Staatswirthschaft 1 119.

4) Staatswirthschaft 1 118 ff.

6) Ergötzongen Bd. Y, Widmung an Cocc^i y. 16. M&rz 1748. Oben S. 392 A. 8. Ki^. Gm. i. WiM. VMkriektM. PklMog .-biitor. Umm IMI. Hafl 4. 34

Digitized by

Google

484 F. Prensdorff,

deutschen Gesetzbaches erhob er seine Stimme schon im Jahre 1749. Ein ausführlicher Aufsatz der Ergötzungen beschäftigt sich mit allen Details der Frage ^). Es ist aber bezeichnend, wobei er am längsten verweilt : die Abfassung des Gesetzbuches wird einem Einzigen aufgetragen; sie wird dadurch viel besser, als wenn ihrer viele daran thätig wären. Der eine steht unter Aufsicht und Direction von drei bis vier ansehnlichen, vom Regenten beauf- tragten Beamten. An die Eigenschaften des Redactors stellt er die höchsten Anforderungen: er muß ein großer Weltweiser sein, Ordnung und Deutlichkeit in seiner Gewalt und in dem natür- lichen Rechte wie in der Sittenlehre eine vorzügliche Stärke haben. Er muß ein großer Rechtsgelehrter sein, das bürgerliche und kanonische Recht wohl inne haben. In allen anderen Wissen- schaften darf er kein Fremdling sein, er muß die Welt kennen, ehrlich, rechtschaffen, voll Aufrichtigkeit und Menschenliebe sein und so wenig Vorurtheile, Leidenschaften und Nebenabsichten hegen, als es der menschlichen Schwachheit möglich ist. Endlich muß er von arbeitsamen Naturell sein und sich in einem blähenden Alter befinden. Kürzer äußert er sich über die sachliche Seite der Auf- gabe. Der Redactor hat aus den bisher geltenden Rechten das Gesunde und für die Beschaffenheit unserer Zeiten Brauchbare, aus den Büchern der Rechtsgelehrten die gegründetsten Meinungen herauszuziehen und als Gesetz zu formulieren. An die Spitze jedes Titels werden die Grundsätze gestellt, die aus allgemeinen Wahr- heiten und der Beschaffenheit der Menschen geschöpft sind. Daraus werden dann mit Hülfe des natürlichen Rechts und der Sittenlehre unter Berücksichtigung der Verfassung und Beschaffenheit des Landes und der Zeit die weitern Folgen und Schlüsse gezogen. Von der Vereinigung der persönlichen und sachlichen Erforder- nisse verspricht er sich die Erreichung des Ziels : ein neues Recht und Beseitigung aller alten Rechte. Die Vorzüge des neuen werden Sicherheit und Vollständigkeit sein. ^^Es wird fast nichts in der Welt vorkommen, was nicht in den Gesetzen entschieden wäre." Niemals darf der geringste Grund oder Ursache des Ge- setzes hinzugefügt werden. Die Entscheidungsgründe werden in einem besondem Werke niedergelegt. Über die Fragen, wo ein idealer Redactor, wie er ihn verlangt, aufzufinden sei, welcher Regent ihn zu bestellen habe, wie seine Arbeit in Deutschland

1) Ergötznngen VI St. 6 vom April 1749. Nicht erst in dem kurzen Grandrift (oben S. 881 ; er ist wieder abgedruckt in Polit n. Finanzschr. 1 504, y^. 520) und nicht blos für Österreich (Boscher, Qesch. S. 447) ist der Plan aufgestellt

Digitized by

Google

über das Leben and die Scbriften des Natialökononomen J. H. G. von Justi. 485

Gesetz werden solle, schweigt Justi. Dagegen weiß er über andere Dinge detaillirte Angaben zu machen : die Eintheilong des Gresetz- bnchs in drei Theile: bürgerliches peinliches geistliches Recht; sechs bis acht Jahre als Zeitraum der Herstellung; ein Jahresgehalt von 1600 Thalem für den Redactor und Zulagen für die Mitglieder der Aufsichtscommission. Am vollsten kommt der cameralistische Geist des jungen Juristen in der Berechnung zum Ausdruck, daß der Verkatif des Gesetzbuches, dessen Preis bei einem Umfang von 9 10 Alphabeten in Quart auf sieben bis acht Thaler veranschlagt wird, die durch die Abfassung verursachten Kosten völlig decken werde.

Auf die mancherlei Reformen in der Verwaltung, an die er gedacht hat, kann hier nicht näher eingegangen werden; sie sind zum großen Theil auch nur gelegentlich in seinen Schriften vorgebracht und mehr angedeutet als ausgeführt. So befürwortet er die Einrichtung einer obersten Verwaltungsbehörde für die innern Landesangelegenheiten mit fünf Departements, die nach Sachen ( Polizei , Cameralwesen , Commercialangelegenheiten , Kriegswesen und Oberaufsicht über die Verwaltung der Justiz) anstatt nach Ländern die Geschäfte unter sich vertheilen '). Die Aufstellung eines allgemeinen Wirthschaftsetats und zwar alle Jahre ist eine unumgänglich nothwendige Sache für die große Haushaltung des Staats *). Alle drei Jahre ist eine Volkszählung zu veranstalten, die atif die verschiedenen Lebensverhältnisse der Staatsangehörigen Rücksicht zu nehmen hat'). Characteristisch ist es, wie er sich hier mit der Erzählung der Bibel abfindet. Das Capitel 2 Sam. 24 erklärt er als ein Einschiebsel der Abschreiber. „Dergleichen Verfälschungen der Bibel muß man meines Erachtens unumgänglich zugeben, wenn man nicht will, daß die Bibel wegen vieler Stellen in diesen vernünftigen und erleuchteten Zeiten alles Ansehen verlieren soll"*). Er plädirt für die Abschaffung der Binnenzölle. Ein Zoll sollte nur allemal an den Grenzen des Landes erhoben werden, ein Zoll mitten im Lande ist ganz wider seine Natur und Endzweck^). Justis unhistorischer Sinn kommt besonders den Städten gegenüber zu Tage; aber n^an darf nicht

1) Sta&tswirthschaft II 663. Marchet S. 326 ff.

2) Staatwirthsch. n 491.

3) Qrondfeste I 180 ff. Histor. and jnr. Schriften II 344. Boscher, Gesch. S. 455.

4) Grandfeste 1 198. Oben S. 465.

5) Finanzwesen S. 153.

34*

Digitized by

Google

486 F. Frensdorff,

vergessen, daß er selbst Gelegenheit gehabt hatte, den Verfall und die Mißwirthschaft in kleinen deutschen Städten kennen zu lernen. Er spottet über die vielen kleinen Städte, die besser Dörfer geblieben wären, die zahlreichen MagistratscoUegien in mittelmäßigen Städten. Jede will nach dem Master der großen römischen Republik regiert sein. In Frankreich verrichtet ein Polizeileutnant ganz allein, wozu wir zwanzig und mehr Personen verwenden^). Die Mißbräuche der Zunfteinrichtung, wie sie im Lehrlingswesen, in der Erschwerung der Erwerbung des Meister- rechts hervortreten, erkennt er völlig au, will aber doch nicht der Abschaffung der Zünfte das Wort reden; denn man dürfe die Nahrungsgeschäfte nicht lediglich sich selbst ohne Ordnung und Zusammenhang überlassen *). Es sei schon viel gewonnen, daß über die den Unordnungen und Mißbräuchen der Handwerker steuernden Reichsgesetze und Landesordnungen stracklich gehalten werde. Die Zunfteinrichtungen auch auf die neuen Manufacturen und Fabriken anzuwenden hält er für verkehrt. Die Polizeitaxen und deren Anwendung haben ihm viel zu schaffen gemacht. Kein schwereres Amt als das eines Polizeidirectors ! ist offenbar der Stoßseufzer aus der Brust eines Mannes, der sich mit der Fleischhauergilde herumgezankt und mit Polizeidienern und Li- spectoren, die um eines Polizeibratens oder eines mürben Kuchens willen ein Auge zuthaten, geplagt hatte ^).

Als die zweckmäßigste Art die Einwohner der Städte zu be- steuern hatte sich seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Accise empfohlen*). Justi bekämpfte sie ungeachtet der all- gemeinen Aufnahme, die sie gefunden *), und kam darüber mit dem Professor Stiebritz ^, seit 1745 Nachfolger Gassers, des ersten Lehrers der Cameralwirthschaft an der Universität Halle, in eine erneute Polemik, nachdem sie schon früher im Monadenstreit die Waffen mit einander gekreuzt hatten. An Stelle der Accise, die er wegen der mit ihr verbundenen Einschränkung der vernünftigen Freiheit des menschlichen Handelns, ihrer Nachtheile für Auf- nahme der Gewerbe und des Nahrungsstandes, ganz abgesehen von den Kosten ihrer Erhebung, verwirft, schlägt er eine nach

1) Staatswirthschaft I 483.

2) Staatswirthschaft I 255.

3) Fortgesetzte Bemühnngen S. 371, 377.

4) Röscher S. 319.

5) Staatswirthschaft II 888 ff.

6) Schrader, Gesch. der ü. Halle I 282.

Digitized by

Google

über das Leben und die Scbriften des Nationalökonomen J. H. 0. von Jnsti. 487

dem wahrscheinlichen Gewinn der Gewerbetreibenden umgelegte Gewerbesteuer vor*).

Die „Vorschläge zu einer neuen und vortheilhaftigen Kriegs- verfassung***) gehen von der allgemeinen Wehrpflicht als der natürlichen und dem Wesen der bürgerlichen Gesellschaft gemäßesten Kriegsverfassung aus'). Vom 18. Jahre an hätte jeder dem Vaterlande acht Jahre zu dienen; nachher auf sechs Jahre in ein Landregiment einzutreten, auf weitere sechs Jahre in eine dritte zur Besetzung der Festungen bestimmte Armee, während die zweite zum Schutz des Landes dient und ihre Glieder zu zwei vierzehntägigen Übungen alljährlich verpflichtet. Eine Ausnahme von der allgemeinen Wehrpflicht läßt er für Gelehrte und Kaufleute zu, die sich mit einer Steuer von 200 Thalern aus- lösen. Eine Armee von Landeskindern, „die früh den Gehorsam, eine vortreffliche Wissenschaft, gelernt haben" *), und zugleich eine Einrichtung zu schafften, die durch das Mittel der Wehrsteuer die Staatslasten erleichtern hilft, dies Ziel hofi^t er durch seinen Vorschlag zu erreichen, der mit der Verfassung „der glücklichen Preußischen Lande" Ähnlichkeit hat, zumal seit die jetzige weise Regierung Gebrechen der sg. EnroUirung zu beseitigen gewußt hat *). Die ausgedienten Soldaten zu belohnen und, wo das Ideal der Armee aus Landeskindern sich nicht verwirklichen läßt, sie an das Land zu fesseln und der Desertion entgegenzuwirken, schlägt er deren Ansiedelung auf uncultivirten Strecken des Landes unter Leitung des General - Oeconomie - Inspectors vor*). So wird zwei Zwecken zugleich gedient, dem Wohle des einzelnen Soldaten und der Cultur des Landes. Die Fragen, die sich an die Bebauung des Bodens knüpfen, haben ihn beschäftigt, seitdem er die Heiden in Jütland und die Lüneburger Heide kennen gelernt. Aus seinem der dänischen Regierung erstatteten Gutachten hat er

1) Von EinrichtuDg der Steuern und Abgaben in einem Staat, zaerst in den Teutschen Memoires, wiederabgedruckt mit einem Zusatz: Polit. u. Finanzscbr. I 866. Seine neue Ansicht: Betrachtungen über die Accise benebst e. Vorschlage einer statt derselben einzuführenden neuen Art von Gewerbesteuern : das. I 880 ff. Ausführlich setzt er sich mit v. d. Liths Polit. Betrachtungen über die ver- schiedenen Arten der Steuern auseinander in der Abhandlung v. den Steuern und Abgaben I (1762) S. 125 ff.

2) N. Wahrheiten I 75, wiederabgedr. Polit u. Finanzscbr. I 54 ff. 8) Yergleichungen S. 218.

4) Polit. u. Finanzscbr. I 56.

5) Das. S. 72.

6) Fortges. Bemühungen S. 848. Wiederabgedruckt: Polit. n. Finanzscbr. ni248.

Digitized by

Google

488 P* Frensdorff,

Aaszüge in die Grondfeste aufgenommen ^). Der wirthschaftlichen Hebnng der deutschen Länder der dänischen Krone und ihrer großen Nachbarstädte diente sein Vorschlag, einen Kanal zur Verbindung von Nord- und Ostsee zu erbauen"), ein Plan, der später von seinem Sohne, einem Officier in dänischen Diensten, wieder aufgenommen ist*).

Alle Verbesserungspläne, mögen sie Rechtseinrichtungen oder wirthschaftlichen Zuständen gelten, entbehren der Ausführbarkeit und des wirklichen Nutzens, solange nicht eine Grundlage des Volkslebens reformirt ist: „unsere über die Maßen schlechte Kinderzucht^^). Auf die Schulanstalten haben die Regierungen bisher wenig Sorgfalt verwendet, wenigstens auf die Volksschulen. Die Bildung des menschlichen Herzens und Verstandes vertraut man Leuten an, denen man kaum soviel giebt, daß sie sich des Betteins erwehren können. Die Schullehrer sollten sehr geehrte und reichlich besoldete Männer sein, so wie sie die gelehrtesten und weisesten sein müßten. Er meint, diejenigen, welche für die erste Bildung zu sorgen haben, verdienten die beste Stellung*). Die ganze Aufgabe der Erziehung ist die Kinder vernünftig, tugendhaftig und geschickt zu machen. Die wissenschaftliche Er- ziehung ist ein Umweg. Er verficht eine Art politisch-patriotischer Bildung, die den Kindern Liebe gegen ihr Vaterland, ihren König einflößt und unauslöschliche Eindrücke der Tugend, der Ge- rechtigkeit, des Muths und ihrer Pflichten gegen den Staat und ihre Mitbürger einprägt. Die Einführung einer solchen Kinder- zucht nach geschlossenem Frieden: das dünkt ihn eine Aufgabe, würdig der weisesten und uneigennützigsten unter allen Ministem, die er persönlich kennen gelernt hatte: Haugwitz, Bernstorff^ und Münchhausen %

Diese bunte Zusammenstellung erschöpft bei weitem nicht die reformatorischen Ideen, die in Justis Schriften vorgetragen werden ; so wenig als die besprochenen Bücher und Abhandlungen die wirklich von ihm ausgegangenen. So groß auch deren Zahl ist,

1) 8. 115 ff.

2) N.Wahrheiten St. 12 (1758) S.680. Wiederabgedruckt: Polit. u. Finanzschr. II 29 ff. Als Endpunkte des Kanals sind Schleswig und Husum gedacht.

8) N. Nekrolog der Deutschen Jg. IX Thl. 2 ( 1831 ) S. 714. N. Staatsbg. Magazin X 465. Amalie v. Justi (Beckmann S. 562) nennt ihn ihren ältesten Bruder; er starb 1831.

4) Natur und Wesen S. 209.

5) Gmndfeste n 118 ff.

6) Natur u. Wesen S. 212.

Digitized by

Google

über dM Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Josti. 489

so wird sie doch noch durch die litterarischen Pläne übertroffen, die Jasti gelegentlich erwähnt und als nächstens in Angriff zu nehmende ankündigt. Die Vergleichungen der Europäischen Völker mit den asiatischen will er auf das Gebiet der Religionen und auf das der Sitten ausdehnen ^). Von einem im Manuscript fertigen Grundriß des Naturrechts war schon oben S. 477 die Bede. Das Erscheinen eines umfangreichen Werkes über Eindererziehung hatte er schon 1748 in öffentlichen Blättern als bevorstehend ankündigen lassen ^). Als er 1761 den ersten Band der politischen und Finanz- schriften publicirte, fand er, daß der historischen Litteratur noch eine Art der Geschichte mangele, die ungemein nützlich sein würde. Die bisherigen Geschichtsbücher beschränkten sich darauf, die außerordentlichen und unglücklichen Begebenheiten der Völker zu erzählen. Dagegen fehlten die Bücher, die über die Begründung der Staaten und ihre Verfassungen, ihr Wachsthum und ihren Niedergang und insonderheit die Fehler der Be^erungen unter- richteten. „Die Geschichte des Menschen als Bürger*' zu schreiben ist sein Vorsatz, sobald der Druck der Polizeiwissenschaft be- endet sein wird.

Als J. J. Moser der Abhandlung Justis über die Abtretung eines Reichslehns eine kurze Besprechung widmete, tadelte er, es sei darin nicht genug mit Exempeln, zu viel mit Räsonnement deducirt •). Dies TJrtheil über eine juristische Abhandlung, charak- teristisch vielleicht mehr noch für den Recensenten als für den Recensirten, erhält ein Seitensttick an der Kritik, die an Justis staatswissenschaftlichen Leistungen geübt wurde. Die schon mehr- fach benutzte Recension seiner Staatswirthschaft in der Zincke- schen Zeitschrift*) warf ihm vor, er bekümmere sich zu wenig um die jura positiva, stelle Regeln für alle Staaten gesitteter Völker tauglich auf, lasse aber die besonderen Bedürfnisse der deutschen Staaten unberücksichtigt. Man bedauert, daß dies so schöne, so beträchtliche Buch keine Cameral- und Finanzwissen- schaft, sondern eine von einem bloßen Philosophen verfaßte An- leitung dazu geworden sei. Den Vorwurf, der darin liegen sollte, acceptirte Justi als eine Anerkennung. Er will aus der Natur

1) Oben S. 466. Vorrede zu den Vergldchungen.

2) Oben S. 359. Da er nicht leicht etwas umkommen lieft, ist es mir auf- fallend, dai er die Schrift, wenn sie wirklich schon druckfertig war, nicht irgend- wie in seinen Sammlangen verwerthet hat

8) Oben S. 378. Staatsarchiv ThL XI (1761) S. 176. 4) Leipz. Samlg. XI, 847 ff.

Digitized by

Google

490 F. Frensdorff,

der Dinge, ihrem Endzweck dednciren. Nar so lassen sich Grund- sätze von allgemeiner Brauchbarkeit gewinnen. Die Application auf die Einzel Verhältnisse mögen andere machen^).

Es liegt auf der Hand, daß für solch abstracte Betrachtungs- weise die concreten, aus einer vielhundertjährigen Entwicklung erwachsenen und mit ihr in Zusammenhang gebliebenen, Staatsver- hältnisse von Gesamtdeutschland am wenigsten Stoff boten. Von dem deutschen Reich und seiner Verfassung ist in Justis theo- retischen Schriften wenig die Rede; für seine begrifSichen Con- structionen bildeten sie ein widerstrebendes Material. Er begnügt sich das Reich als einen Bund freier Staaten unter einem Ober- haupte zu bezeichnen. Die durch den westfälischen Frieden völlig bestätigte und außer allen Zweifel gesetzte Landeshoheit gilt ihm als oberste Gewalt im Lande *). Der größte Fehler der deutschen Staaten liegt darin, daß Macht und Recht nicht in richtigem Ver- hältniß stehen, weder im Reiche noch in den Einzelstaaten. Jenes zeigt das Stimmverhältniß am Reichstage, dieses die lächerliche Erscheinung, daß ein Fürst der kaum zehntausend ünterthanen hat, der seine Ünterthanen nicht schützen kann, einen Allein- herrscher vorstellen will und zu einer unumschränkten und des- potischen Gewalt berechtigt zu sein glaubt'). Obwohl aus einem Kleinstaate gebürtig und in einem Kleinstaate aufgewachsen, war er ohne Sympathie für politische Gebilde dieser Art. Er erkannte früh die Vielheit der Regenten als einen Krebsschaden der deut- schen Verfassung. Die paradoxe Schrift von der Vortrefflichkeit der Universalmonarchie, deren Argumentation er später selbst als hinfällig erkannte, wenn er sie auch wieder abdrucken ließ, hat ihre beste Seite in dem Angriff auf die Kleinstaaterei und ihrer Geißelung von Zuständen, wie sie unter Herzog Karl Leopold in Mecklenburg und Graf Wilhelm Hyacinth in Nassau- Siegen bestanden*). Er hat selten so kraftvolle Worte geschrieben als die gegen die Vielheit der Regenten gerichteten, nur daß er sich gleich darauf durch seine patriotische Leidenschaft zu dem Wunsche, Kaiser Ferdinand II mochte seinen Endzweck, die kaiserliche Gewalt zu erhöhen, erreicht haben, und zu dem ürtheil verleiten läßt, Gustav Adolfs Beistand habe Deutschland zum Unglück gereicht %

1) Vorrede zu den Groods&tzeo der Polizeiwissenschaft (1756).

2) Staatswirthschaft II 120.

8) Vergleichnngen S. 27. Polii o. Finanzschr. II 258.

4) Oben S. 418. Polit. o. Finanzschr. n 259 ff.

5) Das. 8. 258.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von JnstL 491

Dankbarer als das Reich erwiesen sich der staatswissen- schaftlichen Betrachtung die Verhältnisse der größten Staaten im Reiche. Der in Österreich und Preußen herrschende aufgeklärte Absolutismus war ganz nach Justis Sinn. Ihre Zustände bildeten den Hintergrund seiner Beweisfährungen. In ihnen hatte er seine Erfahrungen gesammelt ; von ihren Einrichtungen sind seine Theo- rien abstrahirt. Aus jedem der großem Staaten, in dem er gelebt, hat er Eindrücke festgehalten und an verschiedenen Stellen seiner Schriften niedergelegt. Ein paar Beispiele werden genügen.

Die wenigen in Hannover verbrachten Jahre haben manig- fachen Stoff geliefert. Die 17B6 veranstaltete Zählung in den königlich großbritannischen Landen in Deutschland hat noch keine Million Einwohner ergeben. Die große Zahl der Domänen macht diesen Mangel erklärlich. Die Gewerbe sind erst im Wachstum, stehen weit zurück hinter den sächsischen Ländern, denen die hannoverschen an Größe nichts nachgeben ^). In Sachsen bringen die Posten daher jährlich über BOOOO Thaler ein, in Hannover kommt man kaum auf die Hälffce. Die 1736 bewirkte Ablösung der gräflich Platenschen Postrechte mit zwei Tonnen Goldes war überflüssig'); denn die Zurücknahme einer ungültigen Veräuße- rung, die nicht titulo oneroso erfolgt war, braucht nicht noch mit Golde aufgewogen zu werden. Als besonders zweckmäßig er- wähnt er eine militairische Einrichtung. „Unter allen heutigen Kriegsheeren haben gewiß die hanöverischen Truppen die wenigsten Deserteurs; die Ursache ist, daß ein jeder Soldat versichert ist, daß, wenn er in die Jahre kommt oder etwas kränklich wird, er gewiß 12 Thaler Pension, im Fall er aber blessiret wird, noch überdieß einige Scheffel Roggen jährlich zu gewarten habe*' ^. Lebhafte Anerkennung zollt er dem Klosterschatz ^). Die deutschen Fürsten, welche die Reformation annahmen und die gottseligen Stiftungen der Alten sofort zu ihren Kammereinkünften schlugen, handelten sehr übel ; außer daß sie der Reformation bis zu ewigen Zeiten den Vorwurf zuzogen, daß der Raub der Kirchengüter der vornehmste Beweggrund gewesen, entzogen sie ihrem Lande einen

1) Finanzwesen S. 99, 181.

2) Daselbst S. 184.

8) Polit. u. Finanzschr. III 252.

4) Paul Jacob Marpergers Montes pietatis, neue verbesserte Aufl. hg. y. Jnsti (Leipz. u. Ulm 1780) S. 198. Jnsti hat dem Buche drei Abhandlungen bei- gefögt: Yon den Brautcassen, den Wittwencassen und von den genuesischen Lotterien, die alle in den Polit. u. Finanzsch. III (1764) S. 266 ff. wieder abge- druckt sind.

Digitized by

Google

492 F. Frensdorff,

Fond, womit anbeschreiblich viel Gutes gestiftet werden kann« Die hannoverschen Fürsten säcolarisirten zwar Kloster und Stif- tungen, vereinigten sie aber nicht mit ihren Cameraleinkünften, sondern bestimmten sie zum Nutzen und zur Aufnahme des Landes. Die Universität Göttingen wird aus dem Klosterschatz unterhalten, und die Manufacturen im Lande haben ihm hauptsächlich ihre Aufnahme zu danken. Unter den Polizeianstalten der hanno- verschen Städte, die er kennen gelernt, hebt er die gut einge- richteten Leihekammem hervor, bei denen man zu einem billigen Zins, zu 3 vom Hundert auch ansehnliche Anlehen bekommen kann, während man in andern Ländern 7 und 8^8% entrichten müsse ^).

Die kürzeste Zeit war Justi in Dänemark. Das einzige Land, in dem die absolute Herrschaft des Regenten auf einem freiwilligen Ubertragungsakte des Volkes beruht *), erregte natür- lich die besondere Aufinerksamkeit des Politikers. Er findet, daß das Land nicht schlecht dabei gefahren; die Regierung eine der gütigsten und gelinden ist, die man finden kann. Was ihn besonders nach Kopenhagen zog, war der Wunsch nach einem tiefern Einblick in das See- und Commercienwesen. Einen blühenden Handel hat er in Dänemark nicht gefunden, wenngleich die Neu- tralität während des siebenjährigen Krieges dem Lande in mancher Beziehung genützt hat^. Auffallend ist, wie wenig Hamburg in Justis Schriften eine Rolle spielt, obschon er doch hier für einige von ihm besonders hochgeschätzte Zweige seiner Wissen- schaft die reichste Nahrung hätte finden müssen. Ob jene oben S. 480 berichtete böse Äußerung über die Deisten in Hamburg auf eine gewisse gegensätzliche oder feindliche Stellung zu den Kreisen, in denen Busch, Reimarus u. a. eine so große und ver- dienstliche Rolle spielten, zu deuten ist?

Das erstere größere Werk Justis, die Staatswirthschaft , ist in Österreich entstanden (ob. S. 384). Die Züge, die an die Entstehungszeit erinnern, sind unverwischt stehen geblieben. Er sagt „im Reiche", wo er Deutschland meint ^). Maria Theresia und ihren Räthen, Graf Chotek und Graf Haugwitz, „diesen wür- digen und großen Ministers, denen Österreich so viel zu danken hat^*), blieb er stets in Verehrung zugethan. Er nimmt oft Ge-

1) Marperger-Justi S. 8, 57, 68.

2) Natur n. Wesen S. 89. 8) Oben S. 421.

4) Staatswirthschaft n 106.

5) Neue Wahrheiten I 580.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften dee Kationalökonomen J. H. G. von JnstL 493

legenheit, der Einrichtangen und des Lebens in Österreich, nament- lich in Wien rühmend za gedenken. Die Landstraßen bilden, dank der Sorgfalt, die K. Karl YI. and Maria Theresia anf sie verwandt haben, einen Gegensatz za der allgemeinen Landstraßen- Calamität in Dentscbland, ja in Europa. Jasti vergleicht sie mit denen von Rom and von China, was bei ihm etwas heißen will. Der Weg von Wien nach Triest ist fUr die Beisenden bei aller Witterang so beqaem, als wenn sie darch ein vollkommen ebenes Land reisten. Von der Baaart der Landstraßen giebt er in der Grandfeste eine detaillirte Beschreibang ^). Er lobt die Reinlich- keit der Stadt Wien , die feaerfeste Baaart ihrer Häaser *) , die leichte Lebensweise, die sich anter ihren Bewohnern aasgebildet hat, die A bscbaff ang des Gesandheittrinkens, das Absehen von allem Ceremoniell im Privatverkehr ') , während am Hofe aller- dings die Spanische Reverenz mit dreimaligen Kniebeagen noch besteht, wenn aach von der ehemaligen stolzen and despotischen Etiqaette des österreichischen Haases vieles nachgelassen ist^). Über all dem Ajierkennenswerthen vergißt er aber an den öster- reichschen Zaständen die Schattenseiten nicht, die sich für ihn mit dem Namen der Jesuiten verbinden.

Die Liebe des Mannes galt dem Preußen der beiden Konige, die er erlebte. An Friedrich Wilhelm I. geht er nicht vorüber, ohne ihn den großen Wirth zu nennen. Aus dem Munde eines seiner Minister, der noch in seinem hohen Alter mit Entzücken von den Eigenschaften des Königs redete, hat er viel über ihn erfahren, seinen noch ungenügend bekannten Charakter und sein in allem Betracht neues und bewundernswürdiges Regierungs- und Finanz- system, sodaß er wohl daran gedacht hat, etwas ausführliches davon der Welt mitzutheilen *). Er nennt ihn den unermüdeten Herrn, dessen Augen und Hände allenthalben selbst beschäftigt waren •). „Alle Höfe lieben die brillirenden Anstalten. Ich kenne keinen Regenten, der auf das wesentlich Nützliche mit Verachtung alles Schimmernden mehr Betracht gemacht hat, als der höchstselige König Friedrich Wilhelm von Preußen"'). Die General-Directoria, die alle innem Landesangelegenheiten und mithin sowohl Polizei«

1) Gnindfeste I 876. Finanzwesen S. 164.

2) Gnmdfeste I 423, 825. 8) N. Wahrheiten I 440 ff.

4) Yergleichnngen S. 25.

5) Finanzwesen S. 81.

6) Staatswirthschaft 11 96.

7) Finanzwesen S. 12.

Digitized by VjOO^ LC ^^

494 F. Prensdorff,

als Finanzgeschäfte dirigiren, sind eine Erfindung unserer Zeiten, die die Welt seinem wahrhaftig großen Genie zu verdanken hat ^). Von der Verehrung Jnstis für den Verfasser des Anti-Machiavell ist schon früher die Rede gewesen (ob. S 420). Er will es nicht gelten lassen, wenn K. Fr. v. Moser in seiner Schrift: Herr und Diener (1759) dem allgemeinen Vorurtheil von Preußens militairischer Regierung beitritt. Eine solche Regierung wäre nach Justis Urtheil die verhaßteste unter allen, weil sie am wenigsten das Glück der Unterthanen zu bewirken vermochte. Aber in Wahrheit findet sich in den Preußischen Civil Verfassungen gar nichts ähnliches davon ^. Die Verwaltungseinrichtungen Preußens sind in den verschiedenen Schriften Justis geschildert und vertheidigt, so daß ihn ein neuerer Schriftsteller über Verwaltungsrecht gradezu den Propheten des preußischen Regierungssystems nennt') und ihn dem angeblichen officiellen Staatsphilosophen Friedrichs des Großen gegenüberstellt. Auffallenderweise ist der gegen Christ, v. WoW erhobene Vor- wurf der Süßlichkeit, die von der ganzen Art des preußischen Staatswesens weit genug entfernt sei, grade gegen Justi in neuerer Zeit geltend gemacht. Paulsen*) citirt einen Aufsatz der Er- götzungen: Beweis daß die Tugenden angenehm und reizend sind als Beleg einer empfindsam-süßlichen Anpreisung der Tugend. Der Aufsatz *), den Paulsen als geschmacklose Popularisirung der englischen Moralphilosophie charakterisirt , ist eine Jugendarbeit Justis, die mit der Wolff^schen „Glückseligkeit" unglücklich genug operirt. Liest man die nüchterne Definition des eudämonistischen Staatszwecks , die Justi in seinen theoretischen Schriften giebt % so fragt man sich verwundert, weshalb ein so einfacher Begrifft wie der des öff^entlichen oder allgemeinen Wohls lange Zeit in solcher Geziertheit wie „die gemeinschaftliche Glückseligkeit" in Umlauf war. Von den Pflichten des Bürgers gegen den Staat hat Justi, wie schon gezeigt, männlich genug gedacht. Daß er dem Staat weitreichende Befugnisse gegenüber den Unterthanen beilegte, hat er mit der ganzen Schule des aufgeklärten Absolu- tismus gemein. Ein Publicist des vorigen Jahrhunderts, Jochmann, der von Justi als einem gutdenkenden einsichtsvollen und in seiner

1) Das. S. 71.

2) Das. St. 2 (1759) S. 229.

8) 0. Mayer, Deutsches Verwaltongsrecht I (1895) S. 88.

4) Ethik I 188.

5) Ergötzungen Bd. I (nicht Bd. V) St. 8 S. 278 v. Herbst 1745.

6) z. B. Staatswirthschaft I 55 ff.

Digitized by

Google

über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Jasti. 496

Zeit sehr angesehenen Manne wußte ^), ist erstannt über seinen Vorschlag, zur Hebung der feinen Spinnerei jeder ledigen sich selbst ernährenden Weibsperson eine Abgabe von 2 3 Thalem aufzuerlegen, falls sie nicht erweislich alle Jahre ein gewisses Quantum Wolle für die Manufacturen gesponnen habe '). Es würde nicht schwer fallen, Seitenstücke zu solcher Beschränkung der Individuen im Interesse des allgemeinen Wohls in seinen Schriften zu finden.

Justis Stellung in der nationalökonomischen Wissenschaft zu bestimmen ist verschiedentlich versucht. Heeren hat ihn nicht blos einen Mercantilisten genannt, sondern in seinen Schriften gradezu die beste Darstellung des Mercantilsystems , der auf Regeln gebrachten staatlichen Praxis über das Yerhältniß zwischen National- und Regierungsvermögen, gefunden •). Dagegen hat sich Röscher lebhaft erklärt, Justi als einen Eklektiker, der an dem Kreuzungspunkt verschiedener Strömungen stehe, charakterisirt *). Andere wie Inama-Stemegg, Marchet sind ihm der Hauptsache nach beigetreten ^). Ebenso wenig wie der Nationaloekonom wird sich der Politiker Justi in eine der feststehenden Parteirubriken einordnen lassen. Wer ihn als Liberalen unterzubringen ver- sucht*), kann leicht mit dem Hinweis auf sein Wort widerlegt werden: ich habe genugsam zu erkennen gegeben, daß ich gar kein Freund von der eingeschränkten monarchischen Gewalt und von der sg. Freiheit des Volkes bin. Die vermeinte Freiheit ver- schafft sehr selten den ünterthanen den geringsten Nutzen ; einige wenige sind es, die dadurch Yortheil ziehen und Gelegenheit er- langen, ihre Ehrsucht, Stolz und Bereicherungsbegierde zu ver- gnügen^). Ebensowenig ist er als Absolutist oder auch nur als

1) Jochmann (f 1830), Reliquien II (hg. 1837 aas seinem Nachlasse durch Zschokke) S. 84 ff. Ich bin auf die Stelle durch eine MittheUung des Herrn Stern an der Egl. ßibliothek in Berlin, der sie den Papieren Vamhagens ent- nahm, die sonst nur die alten Irrthümer über Justi enthalten, aufmerksam ge- macht. Derselben gütigen Yermittelung verdanke ich auch den oben S. 373 ab- gedruckten Brief.

2) Abhandlung von den Manufacturen und Fabriken n 17.

3) Handbuch der Geschichte des europäischen Staatensystems I (Histor. Werke VHI 207).

4) Geschichte S. 451.

5) ADB. 14 S. 752. Marchet S. 275: Justi paßt weder zu den Mercanti- listen noch ist er ein wirklicher Vorläufer des Physiokratismus.

6) Vgl die von Marchet S. 276 dtirte Stelle des constitutionellen Staats- rechts Yon Aretin-Botteck«

7) Yergleichungen S. 28.

Digitized by

Google

496 F. Frensdorff,

unbedingter Monarchist zn classificiren. Er vindicirt dem Fürsten eine ungemein active Rolle im Staate. „Ein jeder Fürst ist der Schöpfer seines Staates; and er kann in demselben bilden und hervorbringen was er nur will, wenn er nur die rechten und wirksamen Maßregeln ergreift" ^). Aber deshalb ist er noch lange kein Freund fürstlicher Willkürherrschaft. In starken Worten wendet er sich gegen Bielfelds Behauptung, daß der Regent keinen menschlichen Gesetzen unterworfen sei ; er nennt das „den Grund- satz der abscheulichsten Despoterey und Tyranney** *). Die Ge- horsamspflicht der Unterthanen dehnt er weit aus, aber er zieht ihr doch eine Grenze; sobald der Regent seinen Endzweck gänzlich außer Augen setzt, so hören auch alle Pflichten gegen denselben auf*). Mag nach Justi der Regent „gleichsam der Obervormund seiner unverständigen Unterthanen" sein^), er faßt die Stellung des Monarchen doch durchaus staatlich auf. Man prüfe nur, wie er die Pflicht der Unterthanen zur Treue versteht*), und man wird zugeben, daß seine monarchische Institution nichts patri- moniales, nicht patriarchalisches, nichts sacrales an sich hat. Die ganze selbständige Haltung, die Justi der Monarchie gegenüber einnimmt, veranlaßt denn auch Sonnenfels seinen Schriften vorzu- werfen, daß sie zu kühne und mit der in monarchischen Staaten herrschen sollenden Denkungsart unverträgliche Grundsätze ent- halten«).

Justi war recht ein Mann seiner Zeit, sich frei in einer all- gemeinen Theorie vom Staat ergehend, aber daneben den concreten Anforderungen der bürgerlichen Gesellschaft mit seiner Wissen- schaft dienend. So unstet sein Leben verlief, so stetig war er in seinem Thun und so consequent in seinen Gedanken. Man trifft früh in seinen Schriften auf politische und wirthschaftliche Urtheile und Vorschläge, die er sein ganzes Leben festgehalten hat. Er ist stolz auf seine Consequenz, auf die Herleitung seiner Folge- rungen aus einem obersten, unverrückt festgehaltenen Prinzip. Schon die Titel seiner Bücher kündigen an, daß sie die Steuern und Abgaben oder die Finanzwissenschaft nach ächten oder ver- nünftigen aus dem Endzweck der bürgerlichen Gesellschaft ab-

1) Polit n. Finanzschr. ni 512.

2) Fortg. Bemühangen S. 418 ff.

3) Staatswirthschaft I 311 vgl mit 305 ff.

4) Das. S. 127. A. Held, Careys Sodalwistenschaft und das Mercantü- •yttem (1866) S. 57.

5) Natur und Wesen 8. 240.

6) Eingabe an die Kaiserin ▼. Juni 1768 (Kopetskj 8. 82).

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nation&K^onomen J. H. 0. Yon Josti. 497

fließenden Grandsätzen vortragen werden ^). Wo es sich nm Dedactionen aas einem so dehnbaren Prinzip, wie der allgemeinen Glückseligkeit als dem Endzweck der Staaten, handelte and dem sabjectiven Belieben oder den Argamenten des natürlichen Rechts ein so freier Spielraam gewährt war, war der Rahm der Conse- qaenz nicht allza schwer za erringen.

Die praktische Spitze seiner Bemühangen hat Jasti schon früh einmal dahin formalirt: sein Streben gehe aaf Aasrottang der Vorartheile and die Abwerfang der Herrschaft anbegründeter Systeme ^). Das bezog sich zar Zeit aaf seinen Kampf gegen die Wolffsche Philosophie, gilt aber veraUgemeinert aach von andern Gebieten, in denen er nachher gegen rechtliche oder wirthschaft- liche Beschränkangen des gesellschaftlichen Lebens stritt. Er will die ^Wahrheit hervorbringen'', ganz wie Wolff für die Lieb- haber der Wahrheit lehrte and schrieb '). Jasti hat es einmal als seinen Rahmestitel in Ansprach genommen, bei allen vernünftig Denkenden bekannt za sein, als ein eifriger Yertheidiger der Menschenliebe and der Menschheit, als ein großer Feind gegen alle Ungerechtigkeiten Graasamkeiten and Bedrückangen, wor- anter die Völker öfters nar allza sehr seafzen*).

Das Mittel za diesem Kampfe lieferte ihm seine Wissenschaft. Er war ihr Pionier; er trag sie erst nach Wien, dann nach Göttingen. Aber mehr denn als Lehrer wirkte er als Schrift- steller. Er ist kein sonderlicher Freand der Universitäten and hat in seiner karzen Docententhätigkeit ihre Schattenseiten wohl mehr als ihre Lichtseiten kennen gelernt. Er bevorzagt die eng- lischen Universitätseinrichtangen mit ihrem mehr schalmäßigen Betriebe % Lieber als die Universitäten sind ihm die Akademieen. Sie sollten die eigentlichen Stützen der Wissenschaft sein, ganz wie Leibnitz sie sich dachte. Doch befriedigen sie ihn schon nicht mehr ; nicht blos weil sie mittelmäßige Köpfe in sich aafgenommen haben % sondern offenbar weil sie ihm nicht praktisch genag sind and aach gelehrten Stadien Raam geben. Die Braachbarkeit ist es aber, worein er den Werth aller Wissenschaft setzt ;,Die

1) Ähnlich : Qnmdsätze der Polizeiwissenschaft in einem vernünftigen auf den Endzweck der Polizei gegründeten Zusammenhange 1756.

2) Widmung der Ergötzungen lY 5 an G. A. v. Münchhausen (ob. S. 392). 8) Vernünftige Gedanken von dem gesellschaftlichen Leben der Menschen . . .

den Liebhabern der Wahrheit mitgetheilet (1721).

4) Fortges. Bemühangen St 4 (1761) S. 547.

5) Grandfeste H 79, 83. Abh. S. 517.

6) Fortgesetzte Bemühungen, Vorrede.

Digitized by

G

^Qfde

498 F. Frensdorff,

Erweiterung der Wissenschaft erhält nur nach dem Maße ihren Werth, als dadurch der Natzen der menschlichen Gesellschaft in der That befördert wird** ^). Das ökonomische Jahrhundert, wie es Justi einmal nennt ^), suchte auch darin seinem Namen Ehre zu machen.

Diese Richtung auf das Brauchbare kennzeichnet auch die Staats- und völkerrechtlichen Abhandlungen und Aufsätze, denen er eine ziemlich große Zahl, zumeist in seinen Zeitschriften pub- licirt hat. Er wählte nur solche Themata aus, die eine praktische Beziehung zu den Begebenheiten der Zeit hatten und sich dadurch den Lesern als brauchbar, nützlich und angenehm erwiesen. Seine Untersuchungen sollten sich nicht auf besondere Vorfalle richten; aber aus den Vorfällen der Zeit die Gelegenheit zur Untersuchung allgemeiner Wahrheiten entnehmen'). Die Abhandlungen sind größtentheils in den vierziger Jahren entstanden, und wenn Justi auch nachher ein entschiedener Parteigänger Preußens war, so kann man ihn doch nicht in der vorangehenden Zeit als einen Gegner oder Feind Preußens bezeichnen. Was er in den Jahren schrieb, da er in dem thüringschen Kleinstaat oder in Dresden lebte, hat keinen pronondrten Parteicharakter. Sein Standpunkt läßt sich allgemein als reichsmäßig bezeichnen. In diesem Sinne verfocht er 1746 das Durchzugsrecht kaiserlicher Truppen durch die deutschen Territorien*), erklärte er sich im Jahre vorher gegen die Protestationes auswärtiger Monarchen wider eine auf die Wahl zum deutschen Reichsoberhaupt gebrachte Person^). Die Schrift von der Unzulässigkeit völkerrechtlicher Verträge über die Länder eines dritten*) geht von der Beobachtung aus, daß das Völkerrecht noch nie so viele und schwere Verletzungen wie im laufenden Jahrhundert erlebt habe, und findet die Ursache in der Unbekanntschaft der Staatsbedienten mit dieser Wissen- schaft, in der Berufung von Personen an das Staatsruder, die entweder gar nicht studirt oder sich auf Universitäten die Augen

1) Yorbericht zum Schauplatz der Künste und Handwerke (ob. S. 439) I S. 8.

2) Yorbericht zu Bd. II dess. Werkes.

5) Historische und juristische Schriften U 100 und 211.

4) Zuerst in den Ergötzungen UI St. 4 (Octbr. 1746) S. 291; wiederabge- druckt; Histor. u. Jurist Schriften II (1761) S. 211. Ygl. Strube, Rechtliche Bedenken (hg. v. Spangenberg) U 512.

6) Ergötzungen I St 4 (October 1745); wiederabgedruckt: Hist. u. jur. Schriften I (1760) S. 185.

6) Oben S. 418.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. 0. Yon Jasü 499

nicht mit Bächerlesen verdorben haben. Das specielle Übel, das er ohne allzn großen Aufwand von Scharfsinn und Gelehrsamkeit bekämpft, war ein sehr verbreitetes, und man braucht nicht ein besonderes kursächsisch-österreichisches Interesse als den Hinter- grund dieser Brochüre zu vermuthen^). Es wird überhaupt schwer sein, für alle diese Aufsätze besondere Motive zu ent- decken. In wessen Interesse wurde der Beweis von der Vor- trefflichkeit der Universalmonarchie geschrieben*)? Mochten die Abhandlungen der Zeitschriften zum Behuf wissenschaftlicher Aufklärung verfaßt sein, hinter der anonymen Publication einer selbständigen Flugschrift wird man allerdings eine besondere Tendenz suchen dürfen. Vielleicht weist die Bemerkung über Eisenach (oben S. 398) auf eine Quelle hin, aus der Schriften dieser Art herstammten.

Justi war ein viel erfahrner Mann; er hatte in den ver- schiedensten Theilen Deutschlands und in verschiedenartigen Stel- lungen gelebt, Praxis und Theorie kennen gelernt, als Privatmann und als Beamter, als Schriftsteller, Lehrer und Techniker sich beschäftigt. Er hielt es nirgends lange aus. Alle drei bis vier Jahre ist er wo anders und was anderes. Nur seine Schrift- stellerei begleitete ihn ununterbrochen. Er ist ein scharfer Be- obachter. Wohin er kommt, alles prägt sich seinem Geiste ein. Von Jugend auf widmet er seine Aufmerksamkeit namentlich den Dingen, die den Nahrungsstand betreffen. Als er in Quedlinburg die Schule besuchte, gab er genau auf das Gewerbe der Brannt- weinbrenner Acht '). Aus Quedlinburg berichtet er von einer Ab- gabe, der Frauenzins genannt, den die Ehemänner an einem ge- wissen Tage des Jahres entrichten mußten, widrigenfalls er sich nach Art eines Rutscherzinses alle Tage verdoppelte*). Er ver- fügt über ein eminentes Gedächtniß und eine rasche Auffassungs- gabe. Von früh auf erfüllte ihn eine ganz unersättliche Begierde zu lesen und zu lernen. Nachdem er die Bibliothek seines Vaters erschöpft hatte, gieng er an die der benachbarten Dorfpfarrer ^). Von meinem sechsten Jahre an sagt er selbst war ich an

1) Röscher Arch. S. 83, Gescb. S. 444. An letzter Stelle ist nicht wieder- holt, daB Jusüs Abhandlung gegen einen englisch-preoBischen Vertrag von 1746 gerichtet sei Welchen Vertrag meinte Boscher?

2) Oben S. 418 and 490.

8) Nene Wahrheiten I (1764) S. 469.

4) Finanzwesen S. 686.

6) Gesch. des Erdkörpers S. 848.

KfL 6m. 4. Wi«. NMltttoktMi. PkItolH ^Uftor. Umm 1901. BiA 4. 36

Digitized by

Google

gOÖ F. Frensdorff,

ein nnanfhörliches Studiren and Schreiben gewohnt^). In seinem nennten Jahre besaß er gute Kenntniß im Hebräischen, wenn er es auch nachher wieder vergessen hatte '). Der achtjährige Schüler wurde öfters in die obersten Classen der Quedlinbnrger Schule geholt, um zwanzigjährige faule Schüler durch seine Antworten zu beschämen ^.

Mochte er in seiner Jugend den Musen gehuldigt haben, er war schon damals und blieb eine nüchterne Natur. Mit der schönen Litteratur, deren große Epoche in seiner nächsten Nähe anfieng, ist er nicht weiter in Berührung gekommen, als durch die Denun- tiation, die er gegen die Litteraturbriefe einreichte*). Der Mo- nadenstreit hat Lessing und Kästner Anlaß gegeben, von Justi Notiz zu nehmen^); er hat sich nicht weiter um Dichtkunst und Dichter bekümmert, wenn er auch ein eifriger und geschwinder Romanleser war^). Der Kampf ums Dasein ließ ihm keine Zeit zu Nebenbeschäftigungen. Das Leben hat ihn viel umher- geworfen und hart gerüttelt. Muntere, humoristische Äußerungen sind in seinen Schriften sehr selten. Es giebt noch manchen guten Gimpel, der aus Liebe heirathet'), oder der glorwürdige König Midas langöhrigen Andenkens^) möchten einige der wenigen sein. Sein ganzes Leben hat er mit Nahrungssorgen zu kämpfen gehabt. Er lebte von der Hand in den Mund. Grewerbemäßig bearbeitete er Preisaufgaben und hatte wiederholt das Grlück, den Preis davon zu tragen. Sein ausgebreitetes Wissen, seine enorme Vielseitig- keit befähigte ihn, sich auf den verschiedensten Gebieten rasch zurecht zu finden und vor andern auszuzeichnen. Seine Feder- fertigkeit, so sehr sie seinem Nachruhm schadete, war ihm für den Augenblick nützlich. Sein Leben erklärt seine Schriften. Was ihm persönlich widerfahren, spiegelt sich in ihnen wieder. Li der Schrift über die Ehehindemisse lesen sich manche Partieen, z. B. die Klage über die Alimentationspflicht des Ehemannes, der gegen seine Frau auf Scheidung klagt, wie Stücke aus seiner eigenen Prozeßschrift ^). Die wiederholte Beschwerde darüber, daß der

1) Fortges. Bemühungen S. 576.

2) Gesch. des Erdkörpers S. 287. 8) Fortges. Bemühungen S. 579.

4) Abh. S. 526.

5) Das. S. 505.

6) Das. 529.

7) Finanzwesen S. 586.

8) Das. S. 90.

9) Oben S. 418 and Histor. a. jor. Sehr, n 484.

Digitized by

Google

l^

Aber das Leben und die Schriften des Nationaldkonomen J. H. G. von Josti. 501

Hausvater nicht gegen Familie and Gesinde hänsliche Oerichts* barkeit üben dürfe, ist ans seiner Erfahrung geschöpft^). Die Klage contrastiH seltsam mit der sonstigen Verurtheilung aller Selbsthülfe, wie sie seine Schriften gleich dem ganzen Zeitalter predigen, das alles durch die Thätigkeit der Begierung erwirken wollte. Es ist dies nicht der einzige Gegensatz zwischen Leben und Lehre, der sich bei Justi findet. Er fordert von dem ächten Cameralisten, er müsse ein Mann voll Ordnungsliebe, ein guter Haushälter sein'). Wer war sein ganzes Leben hindurch mit seinen Finanzen mehr in Unordnung als er?

An seinen ersten Schriften, z. B. der Staats wirthschaft, hatte man die bescheidene Schreibart gerühmt und von ihr auf ein Herz geschlossen, das die Wahrheit liebe und „caste" denke*). Von solcher Tugend war später wenig an ihm zu merken, mochte er auch die Bescheidenheit das echte Kennzeichen eines würdigen Gelehrten nennen*). Er hatte sich, wie seine Prozesse zeigen, zu einem selbstbewußten, groben und gewaltthätigen Manne entwickelt. Liebte er es schon früher von sich und seinen Verdiensten in hohem Tone zu sprechen, so scheint ihm die Anerkennung Friedrichs des Großen den Kamm geschwollen zu haben. Als die Erfolge, die er versprochen hatte, ausblieben, suchte er das durch ein Auf- treten zu verdecken, das jede Unsicherheit ausschloß, sich auf das Becht steifte und endlich in die Klage des ungerecht Verfolgten auslief, den man, anstatt seine Bemühungen um den Staat anzu- erkennen und zu belohnen, der Noth und der ungerechten Ver- folgung preisgab.

Man kennt Justi nur halb, wenn man ihn lediglich als poli- tischen und nationalökonomischen Schriftsteller betrachtet. Wie seine Zeitschriften zum Vortheil der Naturkunde und des gesell- schaftlichen Lebens der Menschen gereichen wollen*), so hat er selbst sein Leben diesen beiden Zielen gewidmet und gewiß seine Thätigkeit als Bergwerks verständiger oder als „Chymicus" nicht geringer eingeschätzt als die im staatswissenschaftlichen Gebiete. Für seine Entwicklung waren die Naturwissenschaften allerdings von größter Bedeutung. Nicht wie andere und, wie es bei ihm selbst nahe gelegen hätte, von der Jurisprudenz aus gelangte er

1) Mit oben S. 412 vergl. die Mafigen Klagen über das Gesinde: Natur and Wesen S. 331. Vergleichangen S. 208.

2) Finanzwissenschaft S. 33.

8) Zincke, Leipz. Sammlgn. XI 260. 4) Polit. a. Finanzschr. I 883. 6) S. ob. S. 486.

Digitized by

Google

502 F. Frensdorff,

zar Nationalökonomie, sondern die Naturwissenschaften bahnten ihm den Weg. Er betrieb sie nicht nm ihrer selbst willen, sondern nm gewinnbringende Entdeckungen zu machen. Die Kräfte des Dilettanten reichten nicht ans, dauernde Erfolge zu erzielen. Wiederholt scheitert sein Lebensschifflein an dieser Klippe. Als er endlich im Staate Friedrichs des Großen für sich einen Platz und für seine technischen Unternehmungen einen Raum gewonnen hatte, geht er durch sie und die Unordnung, in der er sie führte, zu Grunde').

„Ein gelehrter Abenteurer" heißt Justi bei Nicolai*); einen genialen Hochstapler nannte ihn ein jüngerer Nationalökonom, nachdem er ihn aus meiner Abhandlung (oben S. 356) kennen ge- lernt hatte. Es ist auffallend, daß die wechselvollen Schicksale, die er durchlief, ähnlich bei verschiedenen Männern desselben Faches im 18. Jahrhundert wiederkehren. Wie Justi haben Zincke, Sonnenfels, Joh. Friedrich Pfeiffer und Jacobsen, der Verfasser des Gewerbelexikons, in ihrer Jugend als Soldat gedient. Pfeiffer, preußischer Kriegs- und Domänenrath, machte sich verdient durch Anlegung von Dörfern in der Kurmark, kam in Untersuchungs- haft nach Spandau wegen angeblicher Unterschleife im Holzhandel; nach seiner Freisprechung durchwanderte er eine Reihe von Staaten, bis er sich in Hanau niederließ, um eine Stärkefabrik zu begründen. Auch er versuchte sich im Bergwerksfache. Er endete 1787 als Professor der Cameralwissenschaften in Mainz unter so unordent- lichen häuslichen Umständen, daß er auf Kosten des Kurfürsten beerdigt werden mußte. Seine Schriften stehen an Zahl den Justi- schen wenig nach'). Zincke, um 15 Jahr älter als Justi, be- suchte die Schule zu Quedlinburg, studirte die Rechte und ge- langte von da aus zu den Cameralfächem , die er als Lehrer und Beamter vertrat. In Diensten des Herzogs Ernst August von Sachsen- Weimar eine sehr angesehene Stellung einnehmend, kam er in Untersuchung und wurde zu dreijähriger strenger Haft ver- urtheilt. Später als Lehrer am Carolinum in Braunschweig ange- stellt, ist er hier wenige Jahre vor Justi gestorben*).

In der neuen Wissenschaft lag offenbar die Versuchung, ihren

1) Es ist ein Irrtum Marcbets S. 272, Inama-Sternegg habe „den Schatten zerstreut, der über Jostis Persönlichkeit gelagert war". Der Art. der ADB. 14 S. 750 wiederholt in dieser Beziehung nur, was schon 1806 Beckmann (ob. S. 358) berichtete.

2) Oben 8. 441 A. 2.

8) Röscher, Oesch. 8. 555. ADB. 25, 641 (Inama).

4) ADB. 45, 818 (P. Zimmermann). Boscher, Gesch. S. 482.

Digitized by

Google

über das Leben and die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Justi. 503

Werth auch durch praktische Experimente zu bewähren. Ach! daß er das Camerale nicht zum Fach genommen hat heißt es in Schillers Räubern er hätte aus Steinen Louisd'or hervorge- zaubert^). Die alte Wünschelruthe hatte ihr Ansehn verloren; aber die Kunst rasch reich zu werden oder den Staat reich zu machen, hätte man doch gerne festgehalten. Man kennt die Vor- liebe der Merkantilisten für die Bergwerke*). Das Goldmachen spielt bei Justi noch eine Rolle. Die Satiren darüber hält er für sehr unangebracht. In seinen chymischen Schriften findet sich eine Abtheilung zur Aufnahme solcher Abhandlungen bestimmt, die zur „curieusen Chymie** gehören. Er erzählt darin gläubig von einem zu seiner Zeit in Österreich lebenden Manne Namens Sehfeld, der sich auf die Kunst des Goldmachens verstand"). In Österreich fehlte es nicht an hohen Gönnern; von K. Franz I. Verehrung für die Alchemie wird häufiger berichtet*). Justi will selbst bei seinen Experimenten einen Erfolg erzielt haben, nur schade, daß die Flasche bei seinem Umzüge in Hamburg verschüttet wurde.

So verlockte den Mann, der so oft seine Zeit als die der Ver- nunft und Aufklärung pries, die Wissenschaft, die er als Dilettant betrieb, zurück zu Anschauungen, die man für längst überwunden hätte halten sollen. Reiner steht sein Andenken in der Geschichte seiner Wissenschaft da. Man kann heutzutage kaum eine Lehre der Nationalökonomie verfolgen, in deren Anfängen nicht Justis Name genannt würde. So mag diese Studie über den Mann und seine Werke das Wort beschließen, mit dem er 1764 die Samm- lung seiner Politischen und Finanzschriften beendete^): „Die Glück- seligkeit der Völker ist der einzige Wunsch meines Lebens ge- wesen; und sie blos ist es, welche meine Feder in so vielen ein- samen Mitternächten geleitet hat. Diesen Wunsch wird die Nach- welt in meinen Schriften niemals verkennen, so geringfügig sie auch sein mögen; ob ich mich gleich nunmehr völlig darein er- geben habe, daß dieses die einzige Belohnung so vieler Arbeiten sein wird, welche mir die Folgen des Alters vor der Zeit zuge- zogen haben^.

1) Act I Scene 2.

2) Röscher, Gesch. S. 248.

3) Bd. n (1761) S. 419.

4) Kopp, Die Alchemie II (1886) S. 224; Schmieder, Gesch. der Alchemie (Halle 1832) I 16; H 437, 532 ff.

6) in 537.

Digitized by

Google

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichtea

Von

P. Kehr.

Vorgelegt von Herrn Fr. Leo in der Sitzung vom 13. Joni 1903.

Fast drei Jahre, mit großen Unterbrechungen freilich, habe ich auf die Papsturkundenforschong in Rom verwenden müssen. Es war ja vorauszusehen, daß hier das Material besonders reich, die Arbeit besonders ergiebig sein würde. Aber aof eine so mühsame und langwierige Arbeit bin ich doch nicht gefaßt gewesen.

Die Schwierigkeiten lagen nicht nur in dem Reichtum der zu bewältigenden Stoffmassen, sondern weit mehr in dem Mangel genügender Vorarbeiten. Ich will meine früheren kritischen Be- merkungen darüber nicht wiederholen; ich kann nicht zugeben, daß sie ungerecht waren; aber nun am Ende meiner römischen Campagne ist die Freude am Ziele zu sein größer als die Neigung zu erneuter Darlegung und vielleicht noch besserer Begründung meiner Ansichten von den Aufgaben der deutschen Geschichts- forschung in Rom und in Italien.

Nur das eine möchte ich auch hier wiederholen, bestärkt durch immer neue Erfahrungen derselben Art: die Notwendigkeit systematischer, nicht die eine oder andere Materie ausschließ- lich behandelnder, sondern das ganze Vaticanische Archiv um- fassender Forschung. Ich habe, um verhältnißmäßig nicht viele ältere Papsturkunden aufzufinden (und ich habe nicht einmal alle aufzufinden vermocht), fast alle Fonds des Yaticanisohen Archivs durcharbeiten und mir eine ungefähre üebersicht über alle seine Bestände verschaffen müssen, und ganz die gleiche Arbeit wird Jeder leisten müssen, der eine ähnliche wissenschaftliche Aufgabe, wie etwa die Sammlung der Eaiserurkunden des Yaticanischen Archivs, verfolgt. Aber wer hat dazu Zeit und Mittel? Ich wage

Kf 1. Gm. d. Wim. NMhrielitM. FUlolof.-Ufi«t. Umm 1908. Htfl 6. 36

Digitized by VjOOQiC

506 P- Kehr,

zn hoffen, daß gerade die von mir gemachten Erfahrungen auch für andere Arbeiten im Yaticanischen Archiv und vielleicht sogar darüber hinaas ihre Früchte tragen werden.

In erster Linie hoffentlich für die Forschungen der Monumenta Germaniae in Italien. Eaiserurkunde und Papsturkunde liegen zu nahe bei einander, als daß nicht die Entdeckung eines neuen Fonds in der Begel nicht nur für die eine Gruppe, sondern auch für die andere einen Zuwachs brächte. Darum habe ich von An- fang an so dringend zu einer Combination der archivalischen Forschung in Italien nach einem gemeinsamen Plan geraten. Jetzt werden auch die Andern einsehen, wie nützlich eine solche Com- bination auch für sie gewesen wäre: ich brauche ja nur auf das Barberini- Archiv hinzuweisen, wo neben neuen Papsturkunden eine stolze Reihe von Originalen von Diplomen des 9. bis 12. Jahr- hunderts an den Tag gekommen ist.

Eine der unvermeidlichen Folgen des nur allmäligen , schritt- weisen Vordringens in die Bestände des Yaticanischen Archivs sind die Nachträge, die ich jetzt vorlege. Ich gebe mich keiner Täuschung hin: auch sie sind die letzten Nachträge nicht.

Ich verbinde mit diesen Nachträgen und Verbesserungen zu meinen früheren Forschungen im Vaticanischen Archiv noch einige Nachträge und Zusätze zu anderen römischen Archiven.

Im Archiv des Lateran habe ich noch einmal eine gründ- lichere Umschau halten dürfen: der verdanke ich u. A. die Auf- findung eines Chartulars von Leno. Im Staatsarchiv sind mir im letzten Augenblick noch einige Codices zugänglich gemacht worden. Auch zu den fürstlichen Archiven Colonna undOrsini habe ich noch Einiges hinzuzufügen. Am bedeutendsten aber sind die Funde im Archiv der Barberini, das jetzt sich in der Vati- canischen Bibliothek befindet. Daß ich dieses zur Zeit noch nicht vollständig geordnete und inventarisirte Archiv jetzt schon habe benutzen können, verdanke ich dem warmen Interesse, das der Präfekt der Vaticanischen Bibliothek, P. Franz Ehrle, unsern Forschungen von Anfang au mit immer steigender Teilnahme ge- widmet hat. Der ehrwürdige Bibliothekar der Barberini, Mons. A. Pieralisi, ging mir dabei hülfreich zur Hand.

Digitized by

Google

Nachtr&ge zu den Römischen Berichten. 607

Das Vaticanische Archiv.

I. Archivum Castri S. Angeli.

Vgl. Nachr. 1900 S. IIB ff.

Die Zasammenstellungen , die ich dort gemacht hahe, indem ich Originale, Einzelcopien, Codices usw. von einander schied, sind vielleicht nicht ganz geschickt, da sie leicht die Vorstellung er- wecken könnten, als correspondirten sie mit der thatsächlichen Ordnung dieses Archivs. In Wirklichkeit sind Urkunden und Codices nicht prinzipiell getrennt. Die große Masse der Urkunden und Scripturen befindet sich noch heute in den flolzkästen (Capsae) der 18 Armarien; nur die nicht hineinpassenden Codices stehen für sich. Es ist nicht eigentlich dieser Umstand, der die Orien« tirung im Engelsburgarchiv so sehr erschwert. Irre ich nicht, so sind es vielmehr die zahlreichen Inveutare dieses Archivs, die, indem sie so stark von einander abweichen, den Benutzer ver- wirren. Ich vermute, daß es Andern ergehen wird wie mir, daß sie zunächst in dem Wirrwarr und der Masse dieser Indices, von denen einige in verschiedenen römischen Bibliotheken viel verbreitet sind, alle Uebersicht verlieren, oder aber daß sie bei einem Inventar sich Rats erholen, das mit dem jetzigen Bestand keineswegs mehr correspondirt. Auch die Wanderungen einzelner Handschriften aus dem Engelsburgarchiv in das Geheimarchiv und umgekehrt haben dazu beigetragen, die Uebersicht zu verwirren.

Wer im Engelsburgarchiv Forschungen anstellt, wird also gut thun, sich an die richtigen Inventare zu halten. Richtig natürlich nicht im absoluten Sinne. Das Engelsburgarchiv hat manche Wandlung erlitten, und die verschiedenen Inventare, die wir besitzen, geben danach auch ein sehr verschiedenes Bild des Archivs. Ihre Geschichte ist, wie die Geschichte des Archivs selbst, noch zu schreiben. Den Archivaren des 17. Jahrhunderts erging es nicht anders. Davon zeugt die Uebersicht, die Con- falonieri im Jahre 1630 zusammenstellte, eine Art von Führer in das Archiv, dessen Publication ich dringend empfehle: DireUorio per 1% custodi che saran ddV Archivio dt Castd S. Angela sapra dd- Vu80 deW inventarii et indici che 8% canservano neW Armario IX or- dine II, composto da Giov. Batta. Confalonieri (Arm. IX ord. II jetzt Ind. 66).

Die Indices und Inventare standen schon damals wohl geordnet neben einander. Und zwar bildeten sie zwei Serien. Die eine Serie unter dem Titel Indicum diversarum sub vol. I— XXVII (man

36*

Digitized by

Google

508 ^ Kehr,

findet diese Signatur noch heute auf dem Rücken der betreffenden Bände) stand im Engelsburgarchiv im Arm. IX ord. II. Die andere Serie stand im Geheimarchiv im Arm. LVI. Daraus habe ich mehrere bereits Nachr. 1900 S. 378 angeführt. Die Inventare zur Engelsburg waren damals ursprünglich wohl alle in 2 Exem- plaren vorhanden, das eine bestimmt dem Archivar des Archivio di Castel S. Angelo zu dienen, das andere für den Archivar des Archivio segreto. Einige Inventare haben sich zwischen dem Engelsburgarchiv und dem Geheimarchiv herüber und hinüber- bewegt und tragen die Signaturen beider Depots.

Aus diesen beiden Serien hat man in neuerer Zeit, wie es scheint, mehrmals versucht, geschlossene Serien von Inventarien zu bilden, und die einzelnen Bände mit fortlaufenden Nummern versehen^). Dazu ist nun jüngst die Neuformirung des Cabinets der Indices durch den verdienten Archivar Mons. Wenzel ge- kommen. Er hat die Inventare des Engelsburgarchivs mit den andern Indices des Gesamtarchivs zu einer grossen Serie von über 600 Bänden vereinigt und sie durchlaufend numerirt ^). So tragen viele Bände eine historisch merkwürdige Multiplicität von Signa- turen. Z. B. das Inventar der Anagnidocumente des Engelsburg- archivs: Indicum diversorum vol. VI Arm. IX ord. 11 XXXXTX Ind. 14 neu Ind. 10. Und da die Gelehrten sich bald an diese bald an jene Bezeichnung gehalten haben, so ist die Verwirrung nicht kleiner geworden.

Aber ich hatte nicht die Absicht, den historischen Zusammen- hang diese Dinge zu ergründen. Wie schon gesagt, bleibt die Geschichte des Engelsburgarchivs und seiner Inventare noch zu schreiben. Ich kann mich daran nicht wagen. Meine Absicht ist lediglich einige praktische Winke zu geben, um denen die nach mir kommen, die falschen Wege zu ersparen, auf denen ich manche Stunde verloren habe. Ich lasse darum auch die früheren Inventare bei Seite, wie das bekannte Inventar des Zanobi Acciajuoli von 1518, dessen Original einst im Arm. LVI t. 26 stand (jetzt Ind. 11) und das vielfach abgeschrieben worden ist (vgl. Nachr. 1900 S. 115 und Sickel Rom. Berichte I 117), ebenso wie die Indices des Michele

1) Eine fortlaufende Nnmerirung mit .römischen Ziffern scheint die älteste zu sein. Dann folgt eine moderne mit arabischen Zahlen. Und endlich die jüngste von Mons. Wenzel.

2) Ich möchte, wie so viele andere Benutzer des Archivs, dem Wunsche Ausdruck geben, daA der um die Forschungen im Vaticanischen Archiv hochver- diente Mons. Wenzel sich entschlieAen möge, das von ihm zusammengestellte In- ventarium indicum, das Verzeichnis also aller dieser Indices, zu publiziren.

Digitized by

Google

Nachträge za den Römischen Berichten. 609

Lonigo (vgl. Gasparolo in Studi e documenti VIII S. 3ff.), sondern ich halte mich ausschließlich an die Inventare and Indices, welche mit der noch heute geltenden Ordnung des Archivs in Armaria und Capsae correspondiren.

1. Inventare des Domenico Rainaldi. Die heutige Ordnung in Armaria und Capsae stammt, wie ich glaube, von Domenico Rainaldi her. Wenigstens lassen darauf die Mi- nuten schließen, die sich von ihm in dem Ind. 13 (alt: Primum inventarium domini Dominici Baynaldi. Cum aliis fragmentis in- dicum sub vol. XU Arm. IX ord. II XXXVI resp. XUI Ind. 18 neu Ind. 13) finden, und aus denen sich ergiebt, daß am 7. Juli 1593 Domenico Rainaldi auf Befehl des päpstlichen Thesanrars und Archivpräfecten Bartolomeo Cesi die Inventari- sirung des Engelsburgarchivs begonnen hat. Vorne befindet sich ein Blatt mit der Uebersicht über die 16 Armarien, aus der man die systematischen Kriterien für die Ordnung der Archivalien so- gleich erkennt, und die ich darum hier wiederhole*). Arm. I: Privilegia R. E. Arm. II: Imperatorum regum et aliorum prin- cipum. Arm. III: Camerae sedis apostolicae. Arm. IV: Census et redditus. Arm. V: Varia. Arm. VI: Scripturae indigestae. Arm. VII: Orientalium. Arm. VIII: Curiae Romanae. Arm. IX: Curiae Romanae. Arm. X: Ordinum. Arm. XI: ConcistoriaUa. Arm. XII: Ecclesiarum. Arm. XIII: Provinciarum S. R. E. Arm. XIV: Regnorum ditionis et extra. Arm. XV: Civitatum, castrorum mediate et immediate subiectorum. Arm. XV: Civita- tum, castrorum extra ditionem. Und ebenso giebt er eine ähnliche systematische Uebersicht über die einzelnen Capsae dieser 16 resp. 18 Armarien (Arm. XVII und XVIII waren für Diversi ordines bestimmt). Die Capsulae enthielten wieder verschiedene Faszikel mit den einzelnen Nummern. Dieses ist die Ordnung, welche dem Ind. 20 (alt: Invent<iriufn soriptorum qtuie in XVI Armanis in- feriorihus Ärchivi Ärds S. Angeli earumque capsulis asservabantur^ eo tempore quo dictum inventarium fuit absolutum Indicum di- versorum vol. XIII Arm. IX ord. 11— XLIII Ind. 19 neu Ind. 20), einem Band in Folio, zu Grunde liegt. Es ist eine Reinschrift saec. XVI ex. ; der Anfang ist von Domenico Rainaldi corrigirt und mit Randnoten reichlich versehen worden. Diese beiden Inventare repräsentiren also den Zustand des Engelsburg- archivs am Ende des 16. Jahrhunderts.

1) Man vergleiche damit meine Bemerkungen im N. Archiv XIV 849. Wie donkel war ans damals noch Alles, was mit dem Vaticanischen Archiv zusammenhing.

Digitized by

Google

BIO P- Kehr,

2. Inventare des Silvio de Paoli. Jene Exemplare des Rainaldi entsprechen nicht ganz dem heatigen Bestand. Schon Confalonieri klagte, daß „Fordine del Rainaldi non fe stato osservato pienamente dall* archivisti suoi snccessori, anzi dopo che fa fatta la divisione, dupplicazione o replicazione d'Archivii, cio6 del Vati- cano e di Castel S. Angelo, e doppö che alconi costodi della Biblioteca Yaticana hebbero anco la custodia dell' archivio del sudetto Castello, procurarono di accrescere et arrichire il Vaticano con sminoire e spogliare". Darum empfiehlt er seinen Nachfolgern als systematisches Inventar für die Armaria inferiora nicht jene Arbeit des Rainaldi, sondern die Bände 17. 18. 19 (und 20), wie er sie bezeichnet, oder Ind. 50. Bl. B2 (und B6), wie sie heute signirt sind: das sog. Inventarium novum (so genannt im Gregensatz zu Rainaldi's Inventar) des Silvio de Paoli in drei Bänden (alt Sumtnarii scriptorum quae in Archivo Arcis Hadrianae continerUur Pars I. IL III, resp. Pars L IL III Inventarii Nävi Indicum diversorum sub vol. XVEI. XVIII. XIX Arm. IX ord. n XXXn. XXXm. XXXIV Ind. 23. 24. 2B neu Ind. BO. Bl. B2). Pars I enthält die Arm. I— VH; Pars H die Arm. Vm— XI; Pars HE die Arm. XII XVI, ganz wie in dem älteren Inventar. Nur die Ordnung in Faszikel ist aufgegeben; die einzelnen Stücke werden fortlaufend numerirt mit den Buch- staben des Alphabets a— z, aa— zz, aaa zzz usf. Ob übrigens Silvio de Paoli der Verfasser dieses neuen Inventars ist, ist doch nicht sicher. „Potrebbe essere sagt Confalonieri in seinem Di- rectorium che Thavesse compilato TArchivista Silvio de Paulis, ma non si sa di certo^. Später aber bezeichnet auch er es kurz- weg als Inventar des Silvio de Paoli. Das Exemplar des Greheim- archivs kenne ich nicht. Dagegen ist die Minute zu diesem In- ventarium novum z. T. noch dort erhalten unter dem Titel Index diversorum ex Arch. Castri S, Angeli NN. Es umfaßt die Arm. I IX caps. 1 und ist dem Geheimarchiv einverleibt worden (Arm. LVI t. 33 neu Ind. 21).

Auf Grund dieses Inventarium novum der Armaria I XVI verfaßte Silvio de Paoli im J. 1610 auf Befehl Pauls V. den großen alphabetischen Index*). Wir besitzen noch seine ersten Ent- würfe, in denen er die Armarien, Capsae und Litterae nach dem

1) CoDtalonieri in seinem Directoriuro onterscbeidet grundsätzlich zwischen Inventar und Index, and wir können diese Unterscheidung ans aneignen. Er ver- steht unter Inventar die systematische Aufnahme des Archivbestandes, Armariom für Armarium, Capsa für Capsa, Nummer für Nummer. Er versteht unter Index das Re- gister dazu, sei es nun alphabetisch oder chronologisch oder nach Materien angelegt

Digitized by

Google

Nachträge zq den Römischen Berichten. 511

Alphabet auszog. Der erste, anvollständige, nur bis P reichende Entwarf ist signirt Arm. LVI t. 30 HH neu Ind. 24, gehörte also dem Geheimarchiv an. Ebenso der andere Entwarf in zwei Bänden (Band I mit den Bachstaben A L, Band 11 mit L— Z), sign. Arm. LVI t. 28. 29 1 1 nea Ind. 22. 23. Danach ist dann der große alphabetische Index selbst formirt worden. Er beginnt mit AbraJiam and endet mit Zutphaniae. Wir haben mehrere Exemplare davon, wie überhaupt dieser Index viel ver- breitet worden ist. Sie hier alle aufzuzählen hat keinen Sinn; ich verzeichne nur die vier in die neue Series indicum des Vati- canischen Archivs aufgenommenen Exemplare. 1) Series scriptorum quae in Archive Arcis Hadrianae cantinentur iussu SS. D. N. Pauli PP. V a Silvio de Paulis disposüa A. MDGX mit der Vorrede „Tertius est iam annus^ (alt Indicum diversorum sub vol. XIV Arm. IX ord. 11 XXIX Ind. 20 neu Ind. 28). Dazu ein alphabetisches Register in besonderm Band mit der Signatur In- dicum diversorum sab. voL XV Arm. IX ord. II XXXI Ind. 21 neu Ind. 29. 2) Ein zweites Exemplar, aber ohne das alphabetische Register '), sign. Indicum diversorum sub vol. XVI Arm. IX ord. II XXX Ind. 22 neu Ind. 27. 3) Das Exemplar für das Geheimarchiv, sign. Arm. LVI t. 2B XXVU neu Ind. 26, vgl. Sickel, Rom. Berichte 1 115'). 4) Ein zweites, aber unvollständiges (es fehlen A und B) Exemplar für das Geheim- archiv, sign. Arm. LVI t. 27 - XXVI neu Ind. 2B.

Man kann auch heute noch diesen großen alphabetischen Index des Silvio de Paoli mit Nutzen consultiren. Allein man darf da- bei nicht vergessen, daß er bloß die Armaria inferiora I XVI umfaßt, uns also sowohl für die Armaria XVII und XVLLl wie für die Armaria superiora und überhaupt für alle die Scripturen und Documente, die unter und nach Confalonieri hinzugekommen sind, ganz im Stich läßt.

1) Das yielleicht hierhergehörende alphahetische Register ist angebanden an den bereits besprochenen Indexband 24 , den unvollständigen Entwurf also zu SUvio de Paoli's alphabetischem Index. Oder aber es gehörte zu dem Exemplar des Geheimarchivs.

2) Wie schon Nachr. 1900 S. 378 Anm. 1 bemerkt ist, gibt Sickel diesem Band die Signatar Arm. XXYII no. 25 eine Signatar, die ganz anmöglich ist, denn in Arm. XXYII standen die Vaticanischen Register. XXVII ist eine Indexsignatur and 25 ist die Nummer des Bandes im Arm. LVI. Ich führe diesen FaU noch einmal an, um zu zeigen, welche Verwirrung die Multiplicität der Vaticanischen Signaturen zur Folge gehabt hat. Ebenso erklärt sich die räthselhafte Signatur XXXVm A des bekannten Bandes Arm. L VIII t.41 (Nachr. 1900 S. 379 Anm. 1): XXXVni A ist eine Indexsignatur wie XXVII u. a., und die ganze Serie lieBe sich leicht herstellen.

Digitized by

Google

B12 P. Kehr,

3. Inventare des Giov. Battista Confalonieri. Am 27. Januar 1624 (in manchen Indices steht 17. Januar 1623) setzte Urban VIII. eine Commission ein zu einer neuen amtlichen Aufnahme des Engelsburgarchivs. Sie begann ihre Arbeit am 25. Juni 1624 und beendete die Aufnahme der Armaria I XVI am 15. Juli 1627. Das Protokoll schrieb der Kammernotar Ruffino resp. sein Substitut. Dieses amtliche Inventar, das ich aus gleich erkennbaren Gründen nicht von den übrigen Inventaren des Confalonieri trennen möchte, ist in zwei Exemplaren vorhanden, dem Exemplar des Engelsburg- archivs (sign. Arm. IX ord. 11 jetzt Ind. 45) und dem des Geheimarchivs (sign. Arm. LVI t. 31 jetzt Ind. 44), das Con- falonieri am 26. Oktober 1634 seinem CoUegen Contelori vom Geheimarchiv übersandte. Dieser Confalonieri, der neue überaus eifrige Custode des Engelsburgarchivs, im August 1626 ernannt, war sogleich daran gegangen, die Arbeiten Silvio de Paoli's zu ergänzen, indem er zu den drei Bänden des Inventarium novum als Inventarium novissimum einen vierten Band hinzufügte unter dem Titel Summarii scriptorutn quae in Ärchivo Arcis S. Angeli continentur Pars IV und Inventarium additorum vol. XX, resp. Pars qtuurta sive Appendix inventarii novissimi addüa ad scripta quae ser- vantur in capsulis Armariorum inferiorum Archivi Arcis S. Angeli (sign. Indicum diver sorum vol. XX Arm. IX ord. II XXV resp. XTjTV Ind. 26 neu Ind. 66). Dieses „aller neuste In- ventar" war nach Confalonieri's eigener Aussage notwendig ge- worden „per la copia grande di scritture neglette, senz' essere State giä mai inventariate, le quali sono state trovate da lui nell' Armarii superiori et inferiori, sin' nell* ingresso del suo carico". Confalonieri's Additamenta gehen durch alle 16 Armaria hindurch und haben zugleich die Armarien XVII und XVIII gefüllt. Ueber den Band und seine Anlage orientirt Confalonieri selbst in einer ausfuhrlichen vom 10. November 1628 datierten Vorrede „Suc- creverat satis magna" ^).

Unterdessen ordnete und inventarisirte Confalonieri auch die Armaria superiora A M. Das Inventar mit dem Titel Summarii scriptorum quae in Armariis superioribus Archivi Arcis 8. Angeli asservantur Liber unicus (sign. XXTX C, jetzt Ind. 67, der sog. Index mit der Hand) ist angelegt im Juli 1627 und mit Vorrede »Pro scriptis in superioribus" vom 10. November 1628

1) Ueber die Thätigkeit des Confalonieri hat P. Fabre in Mälanges d'arch^o- logie et d'histoire XIII (1893) ausführlich berichtet und die wichtigeren Docomente abgedruckt Ich kann mich also unter Hinweis auf diese wichtige Arbeit darauf beschränken, hier nur das Wichtigste und Notwendigste hervorzuheben.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 613

aasgestattet. 1630 hat Confalonieri noch einen alphabetischen Index hinzugefugt. Ein correspondirendes Exemplar dieser In- ventarien des Confalonieri für das Geheimarchiv scheint es nicht gegeben zu haben*). Wohl aber giebt es Spezialinventare sowohl für das wichtige Armarium C unter dem Titel Index scriptorum in Charta pergamena, olim (tä traditur) ab Ävenionensibus ad Romanum pontificeni missorum, quae a. S. 1611 e Bibliotheca Vaticana ad Ar- chivum Arcis S. Angelt translata ftierunt (sign. XXX A Dupli- catum vol. XXVI Ind. 31 neu Ind. 49)*) wie für das Arma- rium E mit dem Archiv von Urbino (vgl. Nachr. 1900 S. 120).

Auch diese Inventarisirungen des Confalonieri wurden nun amt- lich revidirt. Die Commission nahm in der Zeit vom 15. Juli 1627 bis 18. August 1632 die Armaria superiora A- D auf. Das Inven- tar ist betitelt Summarii scriptorum quae in Armariis superioribus Archivi Arcis S. Angelt asservantur Liber unictis (sign. XXXV B neu Ind. 46). Von demselben Tag, 18. August 1632, ist die Aufnahme der Additamenta des Confalonieri (seines Inventarium novissimum) datiert: In hoc volumine notantur scripta recognita et collata cum iis quae continentur in quarta parte Inventarii Archivi Arcis S. Angeli sive in Accessione scriptorum illorum quae hactenus praetermissa a Joanne Baptista Confalonerio eiusdem Archivi custode observata et animadversa propriis arculis quantum fieri potuit fuerant reposita (sign. Additorum vol. XXXIV Ind. 27 neu Ind. 59). Exemplare des Geheimarchivs scheinen nicht vorhanden zu sein.

Diese drei amtlichen Inventare (jetzt Ind. 45 [resp. 44J. 69. 46) sind kürzer gehalten als das Inventarium novum und novissimum. Aber man wird gut thun, beide Inventare neben einander zu be- nutzen, da sie hie und da einander ergänzen.

4. Inventare des G-iuseppe Garampi. Das jüngste Inventar, das wir vom Engelsburgarchiv besitzen, ist im 18. Jahr- hundert angelegt und trägt den Titel Indice delV Archivio di Castello dalV Arm. I alV XI e dalV Arm. XII al XVIII in 2 Bänden (sign. Ind. 46. 47 neu Ind. 66. 67). Es ist ergänzt von Garampi (und deßhalb bezeichne ich es nach ihm) und repräsentirt den Bestand des Archivs kurz vor dem Transport nach Paris. Wegen seiner Ergänzungen und Zusätze wird man es neben den Inventaren des Confalonieri immer zu Rate ziehen müssen. Z. B. Arm. II caps. VU umfaßte zu Confalonieri' s Zeit die Nummern a—x (nr. 1—21) und y

1) Wie ja auch, nach der Signatar zu nrteUen, der Index 67 nicht mehr der Serie im Arm. IX ord. U eingereiht worden zn sein scheint.

2) Das andere Exemplar, bezeichnet mit vol. XXY, kenne ich nicht.

Digitized by

Google

614 P. Kehr,

(nr. 22) ; dazu sind später hinzagekommen nr. 23 und 24, und G-a- rampi selbst hat noch die nr. 25 31 hinzagefiigt. So ist es nun leicht, die Greschichte eines Dokuments durch alle diese Inventare hindurch zu verfolgen.

Wie G-arampi das ganze Vaticanische Archiv durchgearbeitet und alles Wissenswerte auf seinen kleinen Scheden verzeichnet hat, ist oft erzählt worden (vgl. Nachr. 1900 S. 361). So hat er auch das Engelsburgarchiv verzettelt. Aus diesen chronologisch ge- ordneten Zetteln, die auf Blätter aufgeklebt wurden, hat man 2 Bände in Großfolio gebildet unter dem Titel Indice cronologico delV Ärchivio di Castel S. Angela (jetzt Ind. 69. 70).

Die Ergänzungen zu meiner Nachr. 1900 S. 116 ff. gegebenen Liste sind nicht erheblich. Sie beziehen sich mehr auf die Manu- scripte des Engelsburgarchivs. Aber zwei lange vermißte Originale kann ich doch hinzufügen. Ich fand sie, indem ich sie in den oben beschriebenen Inventaren verfolgte. Es sind die beiden Pisanerstücke, die ich in der Note 2 S. 116 als vermißt verzeichnet habe. Sie mußten im Mai 1618 auf Befehl des Papstes vom Erz- bischof abgeliefert werden, nämlich Urban II. 1092 IV 21. J-L. B464 Orig. (XVI. XVII. A). Innocenz H. 1138 IV 22. J-L. 7890 Orig. und Cop. s. XU. (XVL

xvn. B. C). Alles Andere sind Handschriften, die besonders aufgestellt sind. Arm. III c. II n. 87. cod. eh. s. XIV : Descriptio Romandiole a. 1371.

Dann in das Geheimarchiv überführt als Arm. XXXV t. 59.

Von Theiner publizirt. Arm. m c. Vm n. 20. 21 (resp. Arm. VTII c. UI n. 20. 21, die

Signaturen differiren innen und außen), cod. eh. s. XVU:

Castrorum Pontis Curvi et RoQcliae Guiglielmi vol. III. IV. Arm. in ord. inf. C. n. 1—3. cod. mb. s. XVI ex. : Piatina' s Codex

diplomaticus in 3 Bänden, vgl. Nachr. 1900 S. 122. Arm. IV c. VlII n. 1. cod. mb. s. XVI ex.: Ferraria recuperata. Arm. IV c. VIII n. 3. cod. mb. s. XVI ex.: Centi et plebis. Arm. IV c. Vm n. 7. cod. eh. s. XVU : Transsumptum quorundam

privilegiorum ex ärchivio Ravennaten. ad corröborandas sedis

apostolicae partes super cotnpromisso inter dementem VII et

ducem Ferrariae. Mit den am 13. Juli 1686 transsumirten

Abschriften von f. 22 Gregor I. (595-603) m 24. J-E. f 1883 a. f. 24 Calixt II. 1121 I 7. J-L. 6889.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 616

f. 26' Gelasius II. 1118 YHI 7. J-L. 6647. f. 27 Clemens III. [1086 II 27]. J-L. 6322. f. 28' Alexander m. [1177 X 8]. J-L. 12960. Die Sammlung ist angelegt von D. Raynaldus und verwandt mit dem sog. I^iber parvus (Arm. XXXV t. 60, vgl. Nachr. 1900 S. 370). Arm. IV c. VIH n. 9. cod. eh. s. XVI ex. : Instrumentum iuramenti

fidelUatis per civitatem Comacli. Arm. Vin ord. II H. cod. eh. s. XVI : 0. Panvinü Insignia hullor rutn diversorum pontificum. Beschrieben Nachr. 1901 S. 6 ff. Arm. IX ord. II (inf.). Hier waren einst die zahlreichen Inventare untergebracht, von denen oben die Rede gewesen ist. Ich wiederhole sie nicht weiter. Sie sind übrigens verzeichnet von Confalonieri in seinem Directorium (Indicum diversorum sub vd. I XXVII). Außer jenen wäre nur zu nennen Indicum scriptorum Pauli III et ecclesiae Ravenfiae II: Index Ärchivi Ravennaten. ecclesiae (ed. Montfaucon Bibl. I p. 435), alt Ind. div. vol. V neu Ind. 16. Inventarium scripturarum existetitium in Ärce Ä Angeli mit dem Summarium der 1678 von Mons. Calligari aus Anagni in die Engelsburg überführten Archivalien. Das Original ist in Arm. XXXVU t. 40 A (vgl. Nachr. 1900 S. 374). Alt Ind. div. vol. VI neu Ind. 10. Ein zweites Exemplar unter dem Titel Index duplicatt^Sj alt Ind. div. vol. VII neu Ind. 12. Arm. Xn c. I n. 16. Blatt s. XVQ: Memoriali delli sette altari privilegiati anticamente nella SS. basilica di San Pieiro etc. Mit den Citaten der Privilegien für S. Peter. Arm. XII c. II n. 16. cod. eh. s. XVIII : Abbatis Stivagii iurisdictio ordinaria et episcopalis in sübditos sui tractus tam clericos quam laicos privilegiorum recensione et possessione demonstrcUur. Summarium mit den Citaten von Innocenz II. J-L. 8109 und Eugen ni. J-L. 9128. Arm. Xm c. I n. 36 (alte Sign. Arm. XIV c. I 1 et aa). cod. eh.

s. XVU: ürbevetan. Abschriften von 1203 ab. Arm. XIII c. XIII n. 27. cod. eh. s. XVII: Relaeione intorno alV abbadia di S. Benigno in Fruttuaria. In diesem oder im folgenden Codex hoffte ich Johannes XVIII J-L. 3960 für Fruttuaria zu finden, den Tonmssetti im Bullar. I 487 ex vetusto codice Vaticano edirt. Aber weder das eine noch das andere Summarium enthält eine ältere Papsturkunde.

Digitized by

Google

516 P. Kehr,

Arm. XTTT c. XITE n. 28. cod. eh. s. XVII: Foglio demomtraUvo di quello 8% e pratticato daUa Camera apostolica quanio aila giurisdiezione temporale . . deW abbadia di 8. Benigne . . .

Arm. XIV c. II n. 31. Blatt s. XVII. U. a. Ex epistola Oregorii VII P. M. ad Olaum Norvigiorum regem. Aaszug ans J-L. 5096, ganz wertlos.

Arm. XIV c. IX n. 1. cod. eh. s. XVII: De origine regiae Mo- narchiae regni Siciliae ultra Pharum. Grieich im Anfang Urban H. 1098 VII 5. J-L. 5706.

Arm. XV c. III n. 22. cod. eh. s. XVII: Volumen rerum Bene- ventanarum extradum ex Ärmario B et additum ad scripta eiusdem civitatis. Aber nur Citate.

Arm. XV c. IV n. 33. cod. eh. s. XVI : Summarium iurium abbatiae Nonantulanae contra communitatem S, Agatae etc. Mit Citaten aus den Kaiserprivilegien.

Arm. XV c. IV n. 59. cod. eh. s. XVII: Status Banonien. et Muti- nen. vol. IUI. Nichts.

Arm. XV c. VI n. 84 (M^langes n. 38). cod. eh. s. XVII : Ferrarien. confitiium. Mit dem Traetat des Franc, de Rubeis „Padi fluvius*', worin die Citate aus den Privilegien für Ferrara und Pomposa. Der Band gehörte wohl zu der Serie im Arm. XLVI (Nachr. 1900 S. 374).

Arm. XV c. VIII n. 8. Blatt s. XVII : Informatione per le ragioni della Metropoli di Ravenna. Die Papsturkunden werden citirt.

Arm. XV c. VUI n. 11 (M^langes n. 43 a). cod. eh. s. XVI: Vo^ lumen primum additorum ad scripta Ravennae diversorum f. 31 Scritture di Ravenna che sono in Castello (nämlich di

S. Angelo). f. 32 Paschal I. 819 VU 11. J-E. 2551.

Arm. XV c. VIII n. 13 (alt Arm. IX ord. inf. neu Ind. 17). cod. eh. s. XVII: Index archivi Ravennaten. ecclesie a. 1604. An- gelegt von Dom. Raynaldus. Ed. Montfaueon Bibl. bibl. I p. 435 sq.

Arm. XV c. VIII n. 13 a (später Arm. LVI t. 39, vgl. Nachr.

1900 S. 378, jetzt Ind. 16) : Index archivi Ravennaten. ecclesie. Arm. XV c. IX n. 28 (M^langes n. 19). cod. eh. s. XVU: Urbini

vol. XV. Collectio donaiionum factarum s. sedi apost. a diversis

principibus. Nichts. Arm. XV c. X n. 1 (Milanges n. 28) : Fasciculus primus additorum

Digitized by

Google

Nachträge zu den römischen Berichten. 517

ad Capsulam X Armarii XV. Ein Band mit den Original- nrknnden für S. Anastasio. Am Ende als n. 12 (alt m) Leo m. 805. J-E. f 2613. Cop. v. 1369; Cop. v. 1635 1X4; Cop. eh. 8. XVm.

Arm. XVn c. I n. 2 (alt Arm. XVU ord. I B). cod. eh. s. XVII: Liber manuscripttis . . in quo continentur caerimoniaUa hasilicae s. Petri.

Arm. XVn c. I n. 3. 4 (alt Arm. XVII ord. I C. D). eod. eh. s. XVn (1628): Äbbaiie et chiese diverse Vol. L II (französ. Signatar M^langes n. 33).

Arm. XVni ordo VI Gr (verloren, war nach dem Inventar) : Fas- ciculus diversorum in tnanus archivi custodis traditas a misso incerto die 29 aprilis 1628, ut in archivo servaretur. In eo autem fragmenta et folia diversa continentur quae sunt manu Jacobi Grimcddi clerici beneficiati S. Petri exarata. Darunter als Nr. 4 „folinm vetnstnm ac laceratnm, in quo continetnr nota diversorum privilegiorum que habentur in libro longo- bardo qui extat in monasterio S. Sophiae Beneventi . Pri- vilegia autem videntur esse concessa eidem monasterio tum a pontificibus tum ab imperatoribus et denique a ducibus ac principibus Longobardis eiusdem civitatis. Pontifices qui nominantur sunt Gregorius IV, Benedictus VIII, Leo IX, Gregorius VII, Urbanus II, Paschalis 11 et Gelasius 11." Es waren wohl also nur Auszüge Grimaldi's aus dem Registrum S. Sophiae (Cod. Vat. 4939).

IL Das Vaticanische Geheimarchiv. Vgl. Nachr. 1900 S. 366 ff. Erfreulicherweise brauche ich dem Benutzer dieser Berichte mit größeren Nachträgen zu diesem Teil des Vaticanischen Archivs nicht lästig zu fallen. Nur zum Arm. XXXT habe ich ausführ- lichere Zusätze zu machen, die ich aber aus Gründen der Disposi- tion bei den Nachträgen zu den päpstlichen Registern anzubringen vorziehe.

Arm. XXTX t. 75: Clementis VII Diversa Cameralia lib. I ab a. 1523 ad 1525 f. 35' Alexander HI. 1178 V 30. J-L. 13069 '). Arm. XXXI t. 1 (alt 2682): lohannis VIII epistolae. Ms. eh. s. XVII. Abschrift des Reg. Vat. t. 1.

1) MitgeteUt von Prof. A. Schulte.

Digitized by

Google^

518 P. Kehr,

Axm. XXXT t. 1 A (von Mons. Wenzel unter den Carte sciolte des Archivs aufgefunden und hier eingereiht): Registrum Oregorii VII. Ms. eh. s. XVI. Abschrift des Reg. Vat. t. 2, bricht aber mitten im Text von Lib. 11 ep. LXII ab.

t. 2 ff. Die folgenden Bände enthalten bekanntlich Abschriften

der Vaticanischen Register und zwar t. 2 28 der Register des Xni, t. 29—34 der des XIV. Jahrhunderts. Die daran sich anschließenden Bände, meist mit Abschriften ans den Registern des XV. Jahrhunderts, sind bunt und regellos, aus ganz verschiedenen Serien heraus, nebeneinander gestellt. Noch ins XIV. Jahrhundert gehören die Bände 36. 39. 40. 41. 42 *). Eine andere Serie bilden die Bände 35. 38. 43. 50. 51. 56 mit Abschriften aus den Vaticanischen Registern des XV. Jahrhunderts, die wohl noch im XVI. Jahrhundert geschrieben, in ganz gleichartiger Weise geführt und ge- bunden, offenbar versprengte Teile einer einheitlichen Serie sind ^). Wieder einer andern Serie gehören die Abschriften- bände s. XVII aus den Lateranensischen Registerbänden an, die ich wegen ihrer Bedeutung für die Ergänzung dieser Reihe an anderer Stelle noch ausführlich besprechen werde. Es sind die Bände 44 (Martin V.), 45 (Martin V., jetzt verloren), 54 (Eugen IV.), 53 (Nicolaus V.). Endlich die Bände 47. 48. 49 mit dem Titel Eugenii IV bullarum Cop, tont. I III scheinen lediglich Abschriften des tom. 54 zu sein.

t. 72 f. 375 ist Gregor IX. Zur Sache vgl. auch Chroust im

N. Archiv XVI 161.

t. 74 : Registrum bullarum hospUali S. Spiritus de Urbe concessarum.

Antiquitas pretiosa et veneranda. Melchioris [SumJ. Ms. eh. 8. XVI. Copialbuch von S. Spirito in Sassia mit den Bullen von Innocenz III. ab.

t. 76: Indulgentie diverse. Melchioris Sum. Ms. eh. s. XVI.

Mit jüngeren Bullen. Arm. XXXV t. 59: Descriptio provinci^ Eomandiol^ a. 1371^ vgl. Arch. Castri S. Angeli Arm. III c. II n. 87.

1) Ueber sie wird Dr. £. Göller, dem ich sie mitteilte, handeln.

2) t. 85 enthält Abschriften aus den Bnllenregistem Bonifaz' IX, t. 38 solche aus den Bnllenregistem Innocenz' VII. und Gregors Xn., t. 48 ebensolche aus den Vaticanischen Kegistem Martins V. and Johannes' XXni., t. 50. 51 Ab- schriften aus den Bnllenregistem Eugens IV., t. 56 endlich Abschriften ans den Libri de curia Nicolaus* V. Für meine besondem Zwecke ergaben sie keine Ausbeute.

Digitized by

Google

Nachträge zu den römischen Berichten. 519

Arm. LH t. 32: Liber 1 variurum scripturarum visUationis domini Maivasi^. f. 167 Sommario di tutte scritture che sono nella sacrestia dt S. Maria di Rieti^ fatto nel 1583.

Fondo Avignonese. Vgl. Nachr. 1900 S. 379 f.

Die Serie der Collectorien durchzusehen habe ich wegen

der zu erwartenden geringen Ausbeute nicht für richtig gehalten.

Ich verdanke meinem gelehrten Freunde Herrn Dr. H. Pogatscher,

der seit längerer Zeit an dieser Abteilung arbeitet, die hier zu

machenden Zusätze.

Collect, t. 61: Benevent civitatis et ducatus Varia 1132 1312. Ms. eh. 8. XIV. Vorne stehn Privaturkunden s. XTT betr. das Castrum Limosanam ; f. 151 sq. beginnt ein f. 209 mitten im Text abbrechender Processus super archiepiscopatu Be- neventano, in welchem mehrfach ein unbekanntes Privileg Anaclets II für S. Maria di Limosano erwähnt wird. S. Anhang.

Collect, t. 161: Bationes collectoriae regni NeapoUtani. 1308. 1310. Daß hier die beiden S. 380 verzeichneten Papsturkunden für S. Paolo di Valdiponte stehn, behauptet De Loye, und ich habe es ihm gläubig nachgeschrieben. Aber die Be- hauptung ist, wie so viele Angaben dieses Autors, unrichtig.

Collect, t. 276: Uticen. Varia. 1326—73. S. S. 380.

Collect, t. 430 : Inquisüio Guidonis de Zena capellani pape de possessi- onibus S. B. E. in ciuitate Beneuentana a. 1272. Ms. eh. s. XIII. Conf. Arm. XXXV t. 105, das einst hierher gehört haben wird. In diesem Prozeß werden protokollirt p. 23 Anaclet U. (1135-37) HI 10. J-L. 8430. p. 35 Calixt n. 1123 I 3. J-L. 7004. p. 35 Gelasius H. 1118 IV 18. J-L. 6643.

III. Neuere Erwerbungen.

Instrumenta Veneta.

Vgl. Nachr. 1900 S. 123. 390.

Dieser aus S. Giorgio in Alga stammende Fonds hat von Prof. A. Melampo bisher nur z. Th. gesichtet werden können, und er wird am Ende noch die eine und andere ältere Urkunde ent- halten. Einige neu gefundene Papsturkunden gab mir jüngst

Digitized by

Google

B20 P. Kehr,

Herr Ranuzzi. Danach kenne ich jetzt ans dieser Abteilang folgende Ballen and Breven: Originale :

Innocenz ü. 1132 VI 30. J-L. 7580.

Celestin II. 1144 I 29. J-L. . S. Anhang.

Alexander III. 1168 I 23. J-L. . Ed. Na^hr. 1900 S.

176 n. 24. Alexander HI. (1170) IH 16. J-L. . S. Anhang. Alexander DI. (1160—76) V 30. J-L. . S. Anhang. Alexander IIL (1180) II 5. J-L. . Ed. Nachr. 1900

S. 18B n. 32. Lacias m. (1181) XH 10. J-L. . S. Anhang. Urban IH. (1186 VIH 30). J-L. . Ed. Nachr. 1900

S. 428 n. 19. Urban HI. 1186 IX 12. J-L. 15669. Copie:

Urban DI. 1187 IX 4. J-L. . Ed. Nachr. 1900 S. 188 n. 37.

Fondo Agostiniani. Vgl. Nachr. 1900 S. 391. Aach hierza kann ich jetzt Dank der Güte von Mons. Wenzel einige ergänzende Angaben hinzafügen. Der Fonds ist merkwürdig zersplittert, ein kleiner Teil ist im Vaticanischen Archiv, der größere im Staatsarchiv (danach ist Nachr. 1901 S. 241 za ver- bessern). Die Urkanden waren signirt A mit fortlaafender Zahl. A 8 60 sind das verschwandene 39 aasgenommen ganz im Staatsarchiv; A 1 7 waren einst ganz im Vaticanischen Archiv, doch sind sie jetzt nicht mehr vollständig da.

A 1 Johannes XH. 967 XI 28. J-L. f 3683. 4104. Cop.

s. XI ex. XTT in. A 2 war eine andere von dem Scriniar Johannes Kala s. XTT ex. hergestellte Copie, welche vor Jahr and Tag noch irgend- wo vorhanden war, jetzt aber nicht mehr aafzafinden ist. A 3 Privatarkande (1069 XI 3). A 4 Urban in. (1186—87) IH 12. J-L. 15799 za U 2Q').

Orig. A 5 Clemens ni. 1188 XI 4. J-L. 16344. Orig. A 6 Urkande der Card. Alexias tit. S. Sasannae and Johannes S. Theodori. 1188 VI 6. Orig.

1) Das Original hat Dat, Verane IUI idus marttt.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 621

Auf dem Rücken dieser Urkunden ist mehrfach ein Copialboch citirt unter dem Titel Libro delle bolle A. Ich habe dieses Bnllarinm vergeblich gesacht.

A 7 Clemens III. 1188 in 12. J-L. . Orig. S. Anhang. A 8 Clemens IH. 1189 VI 6. J-L. 16419 befindet sich im Staatsarchiv in Rom. Vgl. auch Bibl. Angelica Ms. 360 (Q. 2. 2).

Fondo Basiliani. Vgl. Nachr. 1900 S. 391. Diesen Fonds hat zuerst P. Battifol aufgedeckt (Rom. Quartal- schrift II 36ff.) und ausführlich das Bullarium Basilianum des Menniti beschrieben. Ich habe noch einmal das ganze noch vorhandene Material durchgesehen , so daß ich zu Battifols An- gaben noch einige Ergänzungen zu machen in der Lage bin. Der ganze Fonds besteht freilich nur aus dürftigen Trümmern des Archivam S. Basilii de Urbe (vgl. Blume, Iter Italicum III 143), oder vielleicht genauer aus Resten des Nachlasses des General- abtes Menniti.

1. Summa bullarum et consHttUionum apostolicarum pro ordine S. P. Basilii magni äliorumque collectaneorum eumdem ordinem spedantium a P. D. Päro Menniti eiusdem ordinis abbate generali digesta et conscripta a. MDCCVIL Ms. eh. s. XVIII. Der Band enthält:

1) Bullarii Basiliani repertorium. Beschrieben von Battifol.

2) Cronica del monastero archimandritale di 8. Elia di Car- bone delV ordine di S. Basilio Magno. Mit vielen Ur- kundenregesten. Dazu am Ende Catalogo de* privilegi indulti e scritture piu principali concessi al monastero di S. Elia di Carbone.

2. Carte concernenti il monastero di S. Maria Mater Domini, Fasz. mit Abschriften und Drucksachen, meist s. XVU. Darin zweimal ein Blatt s. XVII mit der Bezeichnung: InduU genti^ sanct^ Mari^ Matris Dominij nämlich mit den falschen Indulgenzen von Nicolaus II., Alexander 11., Gregor VII., Victor m. und Urban II. „extracta ab originali tabella in pergamena sistente in sacra ecclesia S. Mari^ matris Domini^ von 1688 VII 2, die bereits Nachr. 1900 S. 206 (unter Nocera dei Pagani) erwähnt sind.

3. Summarium pro ven. monasterio et RR. monacMs 88. 8alvatoris Messan^ ord. 8. Basilii Magni a. 1690. Ms. eh. s. XYll.

n. 5 Alexander IH. 1175 X 19. J-L. 12520.

Kgl. Q60. d. WIM. NMhrioktwL PhUolog.-Uitor. KImm 1908. H*A 5. 37

Digitized by VjOOQlC-^

522 ^' Kehr,

Fondo GarampL Vgl. Nachr. 1900 S. 392 ff. Im Nachlaß 6arampi*8 haben sich neoerdings viele Abschriften vorgefunden, welche der Cardinal als Präfect des Vaticanischen Archivs hat anfertigen lassen. Mons. Wenzel hatte die Grate, mir ein stattliches Convolot solcher Copien mitzuteilen, die teils aas romischen Kirchenarchiven, aas dem Vaticanischen Archiv, der Vaticanischen Bibliothek, der Barberinibibliothek, dem Archiv der Orsini, der Bibliothek der Chigi and aas den Archiven von Arezzo, Todi, Cesena, Rimini, Ancona, Cittä di Castello, Florenz, Casa* man, Velletri, Sezze a. a. genommen sind. Es ist nicht ohne Interesse festzastellen, bis wohin der große Sammler seine Nach- forschangen erstreckte. Was für gelehrte Absichten er damit verband, läßt sich aas dem Material nicht entnehmen ; viele dieser Copien sind gewissenhaft von ihm coUationirt and mit Bandnoten versehen, andere sind von G. Marini beglaubigt and wieder andere stammen von der Hand des fleißigen Galletti. Mir haben sie große Dienste geleistet, indem sie sich als eine willkonmiene Controle nnsrer eignen Forschangen erprobten. Aber aach manches neue Stück habe ich aas ihnen gewonnen. Ich ordne diese Garampi- Copien im Folgenden chronologisch.

Pelagias I. (658). J-K. 951 (wohl aus Deasdedit). Pelagias I. (658). J-K. 953 (ebendaher). Martin I. (649—63) IV 24. J-E. f 2076 (ex cod. Reg. 1283). Johannes VHI. 877 VHI 13. J-E. 3110 (ex arch. ecd. Aretin?). Johannes XTTT. 968 I 2. J-L. 3724 (ans Transsamt der Bischöfe

von Nanmbarg and Mersebarg). Benedict VH. 975 I 18. J-L. 3779. Johannes XVI. 993 in 23. J-L. (ex arch. Vat. Arm. XIII

c. V n. 1). Ed. Brnzza Reg. di Tivoli. Benedict VIII. 1022 XH. J-L. 3792 (ex orig., als Benedict VII.). Johannes XIX. 1029 VI 12. J-L. 4088 (ex arch. Vat. Arm.

xni c. V n. 1). Leo rX. 1060 Vn 11. J-L. 4228 (ex cod. Chis. 640 = G VEH

243). Leo IX. 1051 X 11. J-L. (ex aatographo in arch. monialiam

s. Francisci de Taderto). Ed. Nachr. 1900 S. 142 n. 3. Leo rX. 1052 n 3. J-L. 4266 (ex cod. Chis. 640 = G Vin

243). Leo IX. s. d. J-L. 4324 (ex eodem cod.). Nicolaas 11. 1060 11 10. J-L. (ex arch. mon. s. Mari? de Monte). Ed. Nachr. 1898 S. 30 n. 1.

Digitized by

Google

Nachträge ni den Römischen Berichten. 628

Gregor VII. 1074 IV 25. J-L. 4864 (ex cod. Chia. 540 =

G Vm 243). Gregor Vü. 1075 U 1. J-L. 4929 (ex schedis Holstenü =

Barb. XXX 145). Gregor VII. s. d. J-L. 5099 (ans Orig.). Gregor VII. 1079 II 19. J-L. 5110 (ex autographo in arch.

cath. Tifernatis). Gregor VH. 1079 VU 4. J-L. 5134 (inser. in Nicolaus IV.

1289 II 12, vgl. Nachr. 1902 S. 417). Gregor VU. 1081 VI 18. J-L. (ex perg. bibL Barb. =

Barb. LXXV 28). Ed. Nachr. 1901 S. 249 n. 1. Urban H. 1089 IX 21. J-L. 5410 (aus Orig.). ürban IL 1092 IX 14. J-L. f 5467 (Summariom pro ven. mon.

seu rev. abb. SS. Trinitatis Cavae contra rev. episc. Capat-

aqnensem, Ms. eh. s. XVII n. 3). Urban IL 1096 IV 16. J-L. f 5562. Cop. s. XVII (ex transs.

1344 XI 13). Urban H. 1097 VU 2. J-L. 6686 (ex perg. bibl. Barb. =

Barb. LXXV 28). Paschal IL 1104 IV 27. J-L. 5977 (ex cod. Chis. 640 = G

Vin 243). Paschal U. 1107 IX 18. J-L. 6167 (ex eodem cod.). Paschal II. 1107 IX 18. J-L. 6168 (ex eodem cod.). Paschal U. 1108 IV 27. J-L. 6194 (ex buUa orig. in arch.

mensQ episcopalis Vasionen, in authenticam formam descripta

a. 1635 = Barb. XXX 145). Paschal II. 1108 IX 4. J-L. 6204 (ex perg. bibl. Barb. = Barb.

LXXV 28). Paschal 11. 1117 IV 20. J-L. (ex arch. s. Ann§ de Urbe).

S. Dipl. Misz. V. CaUxt n. 1121 IV 17. J-L. 6901 (wohl aus Orig.). Caüxt n. 1121 VI 16. J-L. 6910 (ex perg. bibl. Barb. = Barb.

LXXV 28). Calixt n. 1122 IV 4. J-L. 6964 (ex cod. Chis. 540 = O

vm 243). Calixt n. 1122 X 2. J-L. 6988 (ex reg. mon. Casaemar.). Honorius n. 1126 XI 28. J-L. 7221 (ex perg. bibL Barb. =

Barb. LXXV 28). Innocenz U. 1130 V. J-L. 7412 (wohl ans Orig.). Innocenz H. [1131 X 29]. J-L. 7498 (nur der Anfang). Innocenz H. 1184 VI 9. J-L. 7655 (ex cod. Chis. 640 = ö

vm 243),

37*

Digitized by

Google

524 P- Kehr,

Innocenz II. (1139) IV 16. J-L. 7995 (ex cod. Vat. 285). Innocenz II. (1139) IV 16. J-L. 7996 (ex eodem cod.). Innocenz 11. (1139) VII 2. J-L. 8040 (ex eodem cod.). Innocenz II. 1141 IV 8. J-L. 8132 (ex arch. cath. Tifernatis)! Engen IH. 1160 IX 16. J-L. 9404 (ex cod. Chis. 540 = G

Vni 243). Engen HI. 1162 VI 4. J-L. 9688 (ex eodem cod.). Anastasins IV. 1153 X 26. J-L. 9761 (ex arch. cath.

Tifernatis). Anastasins IV. s. d. J-L. (ex arch. Vat. Arm. XIII c. V

n. 1). Ed. Brnzza 1. c. Hadrian IV. 1155 I 12, J-L. 9977 (ex arch. cath. Tifernatis). fladrian IV. 1156 IH 20. J-L. 10023« (ex arch. Vat. Arm. XVI

c. vn n. 1). Hadrian IV. 1157 VI 28. J-L. 10299 (ex arch. mon. monialiam

8. Cosimati). Hadrian IV. 1168 X 3. J-L. (ex arch. secr. PP. Jesuit).

S. Anhang. Hadrian IV. 1158 XI 6. J-L. 10431 (ex cod. Chis. 460 = G

Vni 243). Alexander III. 1161 IX 30. J-L. 10679 (ex antogr. in mon.

8. Mari^ Nov^). Alexander HI. 1169 1 30. J-L. 11689 (Summarinm s. XVII n. 19). Alexander III. 1170 V 21. J-L. 11796 (ex arch. cath. Tifernatis). Alexander IH. (1171) I 8. J-L. 11874 (ex cod. Chis. 540 = G

Vin 243). Alexander III. 1171 11 27. J-L. (ex arch. secr. PP. Jesuit).

Ed. Nachr. 1901 S, 220 n. 6. Alexander III. 1171 IV 3. J-L. (ex arch. monialinm s.

Francisci de Tuderto). Ed. Nachr. 1900 S. 178 n. 26. Alexander in. (1174—75) X 9. J-L. 12431 (ex antogr. in arch.

8. Marif Nov§). Alexander IH. (1175) m 25. J-L. 12450 (ex cod. Chis. 640

= G Vin 243). Alexander IIL (1175) HI 26. J-L. 12451 (ex eodem cod.). Alexander m. (1160—76) VII 16. J-L. 12608 (ex cod. a. 1464

in arch. bas. XU Apostolornm). Alexander Ul. (1160-76) VU 16. J-L. 12609 (ex eodem

cod.). Alexander lU. (1176) IV 11. J-L. 12694 (ex cod. Chis. 640

= G Vni 243). Alexander III. 1177 II 9. J-L. 12778 (ex eodem cod.).

Digitized by

Google

Nachträge zn den Römischeii Berichten. 626

Alexander m. 1178 I 19. J-L. (ex autogr. in arch. cath.

Ancon.). Ed. Nachr. 1898 S. 35 n. 6 *). Alexander m. (1159—79) XII 1. J-L. (ex antogr. in arch.

8. Mari§ Nov§). Vgl. Nachr. 1900 S. 36. Alexander IH. (1166—79) H 27. J-L. . Ed. UgheUi II 600. Alexander m. (1166—79) IV 24. J-L. (ex reg. mon. Case-

mar.). S. Anhang. Alexander IH. (1180) III 5. J-L. 13628 (ex cod. Chis. 640

= G Vm 243). Alexander III. (1181) I 4. J-L. 14356 (ex eodem cod.). Ludns in. 1181 XI 12. J-L. 14516 (ex eodem cod.). Lucius in. 1184 VI 12. J-L. (ex arch. Vat. Arm. IX

c. I n. 42). Urban m. 1186 V 13. J-L. 16605 (ex arch. cath. Tifernatis). Clemens III. 1188 V 11. J-L. (ex reg. mon. Casemar.). S. Anh. Clemens m. 1189 VI 6. J-L. 16419. Celestin HI. 1192 I 4. J-L. 16797 (ex autogr. in arch. s.

Mariae Maioris). Celestin III. 1195 X 9. J-L. (ex cop. in bibL Barb.).

S. Anhang.

IV. Die päpstlichen Register. Vgl. Nachr. 1902 S. 393 ff.

Die nicht unbedeutende Zahl von älteren Papsturkunden, die in den verlorenen Bänden der Lateranregister als Inserta standen (ich habe sie S. 496—511 zusammengestellt), hat mich nicht ruhen lassen. Das Glück war mir hold. Ich fand zuerst in den Carte Borgiane eine Reihe von Abschriften aus mehreren verlorenen Bänden, dann wurde ich auf verschiedene Bände des Arm. XXXT aufmerksam gemacht, in denen gleichfalls Abschriften aus ver- lorenen Lateranbänden sich fanden, endlich stieß ich bei der Durchsicht der Manuscripte der Vaticanischen Bibliothek auf die Codd. Vat. 6952 und Ottob. 2343, die sich bald als sehr will- kommene Schlüssel zu den Lateranregistern auswiesen. Eine gründlichere Forschung wird vielleicht noch weitere Hülfsmittel entdecken.

Diese Summarien, über die ich zunächst ein paar Worte sage, sind deutliche Zeugen davon, daß man bereits im XVII. Jahr- hundert ebenso ratlos vor der riesigen Serie der Lateranregister

1) Das Originalfragment hat nach Elinkenborg XI III. kal februarit während Qarampi IV. hü. febr, liest.

Digitized by

GoQsle

526 P. Kehr,

gestanden hat, wie im XIX. und XX. Da sie der Rubriken ent- behrten^), gab es keinen Führer in dies Labyrinth. Aber für die Zwecke der Verwaltung wie für die historischen Forschungen der Archivare bedurfte man wenigstens der wichtigeren Urkunden dieser Serie und einer Uebersicht über ihren Inhalt. So sind die Sum- marien entstanden.

Mit ihrer Abfassung wurde von Paul V. betraut Alexander Bainaldus, Custos der Vaticanischen Bibliothek. Er hat die Lateranregister von ßonifaz IX. bis Martin V. durchgearbeitet, in der Art, daß er von jeder ihm wichtig erscheinenden Urkunde ein Regest verfaßte. Leider ist seine Arbeit nicht vollständig erhalten. Aber alles Wesentliche erfahren wir aus Cod. Vat. 6952.

Dieser Codex rührt von der Hand Alessandro's her, ist also das Original. Auf f. 632 steht sein Schreiben an Paul V. (Kon- zept) vom 11. März 1607: „Alteram mei operis partem diligenter absolutam fideliter desumptam ex reliquis veterum summorum pontificum originalibus regestis bibliothecae Vaticanae ecce nunc S. V. offero atque trade*'. Auf f. 633 folgt die Dedication an Gregor XV. ;,post alia duo volumina*' ^). Endlich f. 634 steht die Vorrede zum ganzen Band, gerichtet an Urban VIII., dat. 1633 Dezember 15. Von Felix Contelori (Bemerkung im Indexband 321) erfahren wir, daß Bainaldi für seine Arbeit von Urban VIII. 100 Thaler bekam»).

Der Band enthält die folgenden Summarien:

1. Summarium quarumdam bullarum pontificatus Bonifatii IX (f. 97).

2. id. Lmocentii VH (f. 378).

3. id. Gregorü Xn (f. 409).

1) Dai diese Lateranbände einst Rubriken hatten, ist aUgemein angenommen worden, auch von mir (S. 402). Aber ich will doch nicht unterlassen anzumerken, daß Baumgarten der Ansicht ist, jenes „Rubricatus est*' am Kopf des Bandes be- deute nicht die Anfertigung eines Index, sondern vielmehr die Bezeichnung der Materie, wie De regularibus, de exhibitis etc. Diese und andere Fragen, die sich dem Benutzer der Register aufdrängen, werden nach meiner Meinung nur durch eine umfassende wissenschaftliche Beschreibung der Registerserien des XIV, und XV. Jahrhunderts mit Sicherheit beantwortet werden können. Ich enthalte mich also aller überflüssigen Vermutungen.

2) Welche beiden Bände Rainaldi meint, weiß ich nicht zu sagen. Es wäre natürlich ein großer Gewinn, wenn sie und noch andere Summarien an den Tag kämen.

8) „Haec bullarum summaria confecta fuerunt sub Paulo V. D. Alesandro Rainaldo authori fuerunt data scuta centum a SS. D. N. Urbano VIII. Felix Contelorius commissarius generaUs".

Digitized by

Google

Nachträge za den Römischen Berichten. 527

4. id. Alexandri V (f. 412).

5. id. Johannis XXIII (f. 436).

6. id. Martini V (f. BOl), aber nur von den ersten Jahren. Der Cod. Ottob. 2343 (Summariutn quarumdatn bullarum I et II

anni pontificatus Innocentii VII), gleichfalls von Alexander Rainaldas geschrieben, beginnt mit einem Schreiben Alessandro's an Panl V. ^Perlegi, B. P., bollarom libros Innocentii septimi, ex quibus, sicnti mihi inianctnm foit, praesens confeci summarinm" etc. Es ist genau dasselbe Sommarinm wie im Vat. 6952 unter 2. Es scheinen übrigens noch mehrere Copien derselben Arbeit vorhanden zu sein.

Ob nun nicht alle Teile dieses Werkes genügten oder aus welchem Grunde sonst, auch der Archivar des Engelsburgarchivs G. B. Confalonieri hat sich derselben Arbeit für einzelne Partien unterzogen. Und zwar hat er die Lateranregister Gregors XII. und Alexanders V . ausführlicher als Rainaldi excerpirt. Das ist der Band Arm. L t. 20 (jetzt Ind. 322).

Endlich hat Fei. Contelori eine Reihe von Bänden Mar- tins V. excerpirt (Excerpta Fei. Contelori B im Arm. LVIH t. 38, jetzt Ind. 112).

Danach ist nun zu verbessern, was ich S. 405 über die Sum- marien, welche sich in den jetzigen Indicesbänden 320 324 finden, gesagt habe. Denn diese sind z. Th. nur Abschriften oder Aus- züge aus den zuvor besprochenen Summarien. Es gestaltet sich das Verhältniß nun dergestalt:

Bonifaz IX.: Summarium des A. Rainaldi im Cod. Vat. 6952. Die Indices 320 und 321 im Archiv sind lediglich Abschriften davon. Doch bemerke ich noch, daß Rainaldi in dem Indexband 320 hinten noch mehrere Blätter mit Notizen gefüllt hat, in denen er die Eschatokolle mejirerer inserirter Bullen ausschreibt und weitere Regesten hinzufügt.

Innocenz VIL: Summarium des A. Rainaldi im Cod. Vat. 6952. Ein anderes Exemplar ist Cod. Ottob. 2343. Der Archivindex 324 ist einfach Copie.

Gregor XII.: Sunmiarium des G. B. Confalonieri im Index- band 322. Rainaldi's Summarium im Cod. Vat. 6952 ist viel dürf- tiger und kürzer.

Alexander y.: Summarium des G. B. Confalonieri im Index- band 322. Auch hier steht Rainaldi's Summarium im Cod. Vat. 6952 zurück.

Johannes XXIII. : Summarium des Rainaldi im Cod. Vat. 6952. Einen Auszug davon gibt der Vaticanische Archivindex 824.

Digitized by

Google

528 P. Kehr,

Martin V.: Snmmariam des Rainaldi im Cod. Vat. 6952 für die beiden ersten Jahre Martins. Es endet mit dem Liber 11 de regalaribas a. II. Außerdem Contelori's Excerpta B im Index 112.

Von Engen IV. nnd Nicolaus V. besitzen wir m. W. keine Summarien mehr. Von Calixt III. ab aber sind die Rubriken erhalten^).

Ans diesen Summarien habe ich manchen Gewinn gezogen. Mehrere Stücke, von denen wir nur durch Garampi wußten, habe ich so genauer bestimmen können. So kann ich die drei Nummern, welche ich unter Johannes XXIII (S. 499) nach Garampi ver- zeichnete, jetzt durch vier Regesten in präciserer Form aus dem Cod. Vat. 6962 ersetzen.

1. Lib. m de diversis formis a. IH f. 196 [G: a. lU t. 7]: Fetro PcUritii rectori capellano nuncupato ecclesiae s. Petri de

1) Vgl. Nachr. 1902 S. 406. Diese Rubriken von Calixt III. an systema- tisch durchzunehmen, hatte ich, da von da ab zugleich mit der geringeren Anzahl der inserirten Urkunden auch die Zahl der verlorenen Urkunden sich vermindert, keinen Anlaß. Ich habe lediglich festgestellt, dafi die von Garampi citirten Ur- kunden Calixts lU., Pauls IL, Sixtns' IV., Julius' IL, Clemens' VII. und Pauls IIL sämtlich in Bänden standen, welche jetzt fehlen. Nur einem Stück bin ich genauer nachgegangen. Don Giovanni Mercati gab mir ein Citat aus einem im Archivio Colonna - Lante enthaltenen Inventario di scritture attinenti alle badie di S. Hilario di Galeata: „SuppliccUio confirmationis privilegiorum Innocentti pp, secundi pro dbhatiü 8. Marie de Insula et S. Hüarii de Galeata, Sub dat. Borne sexto idus mai anno octavo Clementis VII. In der That fand ich diese Supplik im Reg. Suppl. 2045 f. 231 (1531 Mai 10). Hierauf suchte ich die Con- firmationsbulle in den Registern Clemens' VII. Die Rubriken zu den Lateran- registem dieses Papstes stehen in den Indices 357—362 mit dem Titel „Epitome bullarum Clementis PP VII ab Urbe eversa a SS. D. N. D. PP. Benedicto XIV de mandato Emi et Rmi Pompeii tit. S. Eusebii SRE presb. card. Aldrovandi eiusdem SS. Prodatarii iussu a Bartolomeo Terzi litt. ap. procustode in hanc formam disposita tom. (I— VI). A. D. 1742. Diese Rubriken sind innerhalb jedes Bandes alphabetisch geordnet und zwar nach Diözesen. Die Inhaltsangaben sind außerordentlich kurz : nur Name und Betreff. Z.B, A\ Tom. 1 Ah Urbe enersa \\ Amerin. \ Bemardinus Joannes. Parrochialia per cbitum \ f. 28 oder N | Tom, 15 Ab Urbe eversa || NullitAS \ Andree Morrano. Dispensatio ad incompatibüia | f. 213. Ganz ähnlich sind die älteren Rubriken zu den Vaticanischen Registern Clemens' VII. angelegt. Diese stehen im Indexband 281, der zuerst die Rubricellen der 22 Bände Hadrians VI. enthält, dann die der 193 libri bullarum Clementis VIL, und be- gonnen worden ist 1523 von Antonius de Pratis. Nur sind sie nicht alphabetisch geordnet, sondern dem Inhalt der Registerbände entsprechend. Z. B. To. CXXX: Nullius I Johanni SS. Cosme et Damiani de confirmatione | /*. 116. Hier im Reg. Vat 1867 f. 116 fand ich in der That die gesuchte Urkunde Clemens VII. von 1531 Mai 10., aber sie gibt nicht den vollen Text der Urkunde Innocenz', son- dern nur einen Auszug. Auch gehört die Urkunde nicht Innocenz II. an, sondern Innocenz HI.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 629

CaricUo (Rossanen. dioc.) innovat quasäam literas Lucii pape III super libertate immunitate ei exeniptiane dictae ec- clesiae ipsiusque bonorum et de eins subiecHone ecclesiae Bo- mancte. Bat, Romae apnd s. Fetrum id. ian. anno tertio. Lucius in. 1183 VIII 25. J-L. . Ed. Nachr. 1903 S. 112 n. 7.

2. Lib. ni de diversis formis a. IH f. 309 [G: a. III t. 7]: Philippo archiepiscopo Capuano innovat quasdam litteras Alexandri III etc. Bat. Romae apud s. Petrum tertio Jcal. maHii anno tertio. Alexander III. J-L. 12349.

3. Lib. I de regularibus a. IV f. 94: Approbat et confirmat quasdam litteras Celestini papae tertii concessas abbati et conventui S. Trudperti (in Nigra silva ord. s. Benedicti Consiantien. dioc.) super portandis reliquiis dicti sancti diebus rogationum, absolvendi poenitentes etc. Bat. Bononiae tertio kal. april. anno quarto. Celestin III. J-L. .

4. Lib. I de regularibus a. IV f. 124 [G: a. IV t. 5]: ÄbbaH et conventui monasterii S. Mariae Eboracen. ord. s. Benedicti innovat quasdam litteras Celestini papae III super \fa^tate] ex- communicandi invasores bonorum dictae ecclesiae et appellationi- bus et pastorali cura in fratres exercenda etc. Bat. Bononiae quintodecimo kai. aprilis anno quarto. Celestin III. J-L. .

Zu Martin V. (S. 501) ersetze ich n. 1 aus Cod. Vat. 6952 durch folgendes Regest:

1. Lib. I de diversis formis a. 11 f. 281 [G: a. III t. 1]: Guidani episcopo Veronensi innovat quasdam litteras Clenientis pape tertii^ quibus Alardum Veronensem episcopum eiusque successores episcopos ecclesiamque Veronensem cum bonis de- scriptis sub b. Petri et apostolica protectione suscipit, confir- mans omnes libertates et immunitates et rationabiles con- suetudines dictae ecclesiae concessas et 6bservata>s etc. aliaque statuit etc. cum subscriptione cardinaiium. Bat. Mantue quarto idus ianuar. anno secundo. Clemens IH. J-L. 16347. Allein so erwünscht dieser Gewinn ist, wichtiger ist, daß die Auffindung dieser Summarien es jetzt ermöglicht, die erhaltene Serie der Lateranregister von Bonifaz IX. bis in das zweite Pontificatsjahr Martins V. genauer zu controliren, jeden verlorenen Band festzustellen und wenigstens die wichtigeren Urkunden dar- aus wenn auch nur in Regesten zu verwerten.

Hierbei und noch darüber hinaus werden die Abschriften aus den Registerbänden der Dataria von großem Nutzen sein. Solche fand ich in der Sammlung Borgia's (Nachr. 1903

Digitized by

Google

530 P. Kehr,

S. 74 f.). Dem hat Garampi eine größere Zahl von Urkunden Lucios' III., die in den Lateranregistem inserirt waren, besorgt. Da ich sie bereits verzeichnet nnd die anbekannten pnblizirt habe, genüge hier die Erinnerong.

Dienten diese Abschriften wissenschaftlichen Zwecken, so wurden andere von Amtswegen im Interesse der Verwaltung ge- nommen. Manchmal findet man auf den Vorsteckblättern der Lateranbände Martins V.; Eugens IV. und Nicolaus' V.') (soweit sie beim Neubinden erhalten geblieben sind) Vermerke, daß der Band durchgesehen und einige Stücke daraus zum Copiren be- stimmt worden seien. Ich greife ein par Beispiele heraus. Reg. Lat. 257 (Martin V.): Fidit B. B. Contelonus. Ex hoc libro: Archi- episcopo Tranensi f. 245. Ad futuram f. 258% Reg. Lat. 305 (Eugen IV): Vidi pro R. C. A. Hib. Ang. Ex hoc libro: Ad per- peiuam f. 152. Ad perpetuam f. 221. Ad perpetuam f. 222. Färo preceptori et frcUribus safu^i Spiritus etc. f. 226%

Diesen Vermerken entsprechen genau die Bände s. XVII mit Abschriften aus den Lateranregistem, welche jetzt im Arm. XXXT 44. 54. 53 stehen*).

1. Arm. XXXI t. 44 (alt. 2702)*). Außen Martini V buOae de diversis formis. Innen Compctctm anno 1630. Felix Contelorius

1) Ich habe nicht festgesteUt, wo diese Eintragungen beginnen and wo sie enden. Eine wissenschaftliche Beschreibung der Lateranregister würde das frei- lich nachholen müssen.

2) Doch ist es nicht Contelori's Hand.

8) Ein anderes Beispiel im Repert German. p. XXIII, wo aber die Bedeu- tung dieser Notizen nicht verstanden ist. R. C. A. ist Rev. Camera Apost.

4) Ich verdanke den Hinweis auf diese Bände Herrn Ranuzzi, der sich seit längerer Zeit um die Reconstruction der Lateranregister bemüht Eigentlich hätten sie mir seiner Zeit nicht entgehen dürfen. Denn schon in der Einleitung zum Repertorium Oermanicum p. LIV ist von ihnen die Rede. Aber ich gestehe, daB ich sie nicht im § 13 „Verschiedenes" vermutete. Auch sind diese Bände in ihrer Bedeutung offenbar nicht ganz erkannt worden. Die Bände Arm. XXXI 47. 48. 49 sind, wie bereits früher bemerkt ist (Nachr. 1903 S. 518) lediglich Abschriften von Bd. 54. Arm. XXXI t. 45 fehlt jetzt. In dem Inventar des De Pretis wird es bezeichnet als Begistrum (Martini pape V) li^XeroxMm diver- sorum annorum. Es war danach entweder ein zweiter Teil oder aber eine blofie Copie von t. 44.

5) Die alte Signatur 2702 steht gar nicht mehr da, ist aber leicht zu er- schließen. Nachr. 1902 S. 503 citirte ich eine Urkunde Celestins 111. von 1194 III 28 nach dem großen Garampündex ex Martini Bullar. n. 2702 f. 630 (eine Signatur, die ich damals nicht zu deuten wußte). Die Urkunde steht nun wirk- lich in unserm Band f. G80'. Also war Arm. XXXI 44 einst bezeichnet als Vol. 2702.

Digitized by

Google

Nachträge zd den Römischen Berichten. 531

eommissarius. Hae bullae fuerunt demmptae ex registro communi existente in pdlatio VcUicano me aeligente 1629. Ich verzeichne natürlich nor diejenigen Stücke, welche jetzt verlorenen Lateran- bänden entnommen sind:

f. 273 Ex Üb. I de regnlaribos a. V f . 50 (1422 V 15).

Innocenz II. s. d. J-L. 7593 (vgl. Nachr. 1902 S. 501).

f. 326' Ex lib. II de diversis formis a. VI f. 248 (1423 VI 13).

Nicolaus U. 1061 IV 18. J-L. 4465 (vgl. Nachr. 1902

S. 502).

f. 577' Ex Üb. I de regnlaribos a. XI f . 124 (1428 VIII 1).

Lacius ni. 8. d. J-L.—. Ed. Nachr. 1902 S.543n.26.

f. 666' Ex Üb. I de diversis formis etc. a. XUI f. 47 (1430

vn 6).

Honorius I. 624 II 7. J-E. und

Sergios II. 669 V 3, J-E. (vgl. Nachr. 1902 S. 502).

2. Arm. XXXT t. 54. Außen Eugenii IV bullae de diversis formis. Innen Compaetus a. 1630. Bullae Eugenii ex registro com- muni desumptae me proeurante et vidente. Felix Contdorius com- missarius generalis. Vgl. Repert. Germ. p. LIV. Folgende Stücke sind daraas neo:

f. 95 Ex lib. I de exhibitis, de diversis formis a. I f. 117 (1431 IX 24).

Alexander III. 1176 IX 25. J-L. 14223 und Lucios m. 1182 VUI 31. J-L. 15193 (vgl. Nachr. 1902 S. 504). f. 266 Ex lib. I de regolaribos et de diversis formis a. HI f. 181 (1433 X 1).

Clemens HI. 1190 V 20. J-L. . Ed. ComeUos III 133.

f. 367' Ex Üb. I de regolaribos a. IV f. 154 (1434 VII 8).

Alexander IIL 1176 IX 2. J-L. 12732 (vgl. Nachr. 1902

S. 605).

f. 468' Ex lib. 11 de regolaribos et diversis formis a. V

f. 107 (1436 IV 28).

Clemens IH. 1188 IV 9. J-L. 16203 (vgl. Nachr. 1902 S. 505). f. 744 Ex Üb. V de diversis formis a. VI f. 133 (1437 n 2). Paschal II. 1103 XI 16. J-L. . S. Anhang.

3. Arm. XXXT t. 53. Aoßen Eugenii IV. Nicolai V bullae. Vorne stehen ein paar Stücke ans Eogens IV. ond Martins V. Register. Ebenso am Ende Urkonden Eogens IV. Die Haopt- masse aber gehört Nicolaos V. an. Hieraus:

Digitized by

Google

532 P. Kehr,

f. 33 Ex IIb. I de diversis litteris dominornm cardinaliam, de exemptionibus carialimn a. I f. 98 (1447 in 19). Alexander IH. 1179 IV 12. J-L. 13380 und Lucius in. 1184 Xn 3. J-L. 15128 (vgl. Nachr. 1902 . S. 507). f. 48 Ex Üb. I de regularibus a. IH f. 78 (1449 X 30). Alexander IH. 1169 Vm 4. J-L. . S. Anhang.

S. Rota Bomana.

Vgl. Nachr. 1900 S. 396.

Den für unsre Zwecke allein wichtigen Codex vonAquila habe ich erst jetzt genauer untersuchen können. Dabei stellte sich heraus, daß die von mir gebotene Notiz, die ich einem freund- lichen Gönner verdanke, irrig ist.

Der Hauptinhalt des Codex gehört dem Ende des XIV. oder Anfang des XV. Jahrhunderts an, dazu sind dann weitere Nach- träge gekommen. Er ist angelegt von Theodericus de Dyest de Brabancia scriba et familiaris des Bischofs Jacobus de Rodio ^) von Aquila (f 1431) auf dessen Geheiß. Zuerst geht ein Katalog der Bischöfe von Aquila voraus ; auf f. 5 beginnt das Urkundenbuch.

f. 11 Johannes XU. (956). J-L. f 3681.

f. 11 Alexander U. 1072 I 18. J-L. 4700.

f. 12 Alexander III. 1178 V 19. J-L. 13065 Reg.

f. 18 Alexander EU. 1178 V 19. J-L. 13066.

f. 88 aemens HI. 1188 X 14. J-L. 16330.

f. 96' folgt ein Auszug aus einem Provinciale Romanum von 1487.

S. Giovanni in Laterano.

Vgl. Nachr. 1900 S. 397.

Als ich zum ersten Mal Zutritt zum Kapitelarchiv des Lateran erhielt, hatte ich mich zwar der größten Freundlichkeit seitens des damaligen Archivars Mons. Pompili zu erfreuen, aber, wie ich bereits in meinem zweiten römischen Bericht erzählte , an die Handschriften selbst kam ich nicht. Jetzt habe ich Dank der Empfehlung Sr. Eminenz des Herrn Cardinais Satolli und der Güte des Archivars Mons. F. Ferri-Mancini, durch die Ver-

1) Bei Eubel II p. 103 verzeichnet als Amicus de Roccha.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 533

mittelung meines verehrten Freundes Don Giovanni Mercati und die opferwillige Unterstützung des Unterarchivars P. Pasquale Frisaneo mit größerer Freiheit in dem früher bekanntlich nicht leicht zugänglichen Archiv arbeiten können. Es stellte sich dabei heraus, daß es doch weit reicher und wichtiger ist als wir bisher annahmen. Zwar zu der von mir bereits früher verzeichneten Liste der Originale und Copien habe ich kein Novum hinzuzufügen, dagegen aber habe ich jetzt die Kopialbücher des Kapitels unter- suchen und ihr Verhältniß zu einander feststellen können. Außer- dem ist das Archiv reich an Miscellanbänden sowohl zur Geschichte der Basilica wie der ihr incorporierten Erlöster und Kirchen, vor- züglich der Abbazia di Ferentillo ^). Auch die Codices der Bi- bliothek habe ich genauer untersuchen dürfen.

Das Archiv war früher nach Armaria und Capsae geordnet, über welche mehrere Indices Auskunft geben. Ich verzeichne u. A. : Inventarium archivi Lateranensis a Gregorio Massa confectum a, 1584 (sign. A X.VII) und Vetus inventarium archivi Lateranensis a. 1584 a canonico Gregorio Massa confectum et a Soresini o. 1666 transscriptum (sign. A IX). Noch älter ist ein Index litterarum plurimorum pontificum registratum per Gentilem Delphini a. 1543 (sign. A XXXI). Ueberhaupt ist der Bestand an Inventaren aller Art sehr reich. Das ausführlichste und genauste, wenn auch im Einzelnen oft fehlerhafte Inventar unter den älteren Inventaren ist der Band Repertorium archivi Lateranensis tom, II a. 1641 (sign. M. XVII; leider scheint der erste Band zu fehlen), in welchem der Inhalt der Armarien XTT XV genau beschrieben wird*). Danach umfaßte Band I die Armarien I XI. Diese frühere Ein- teilung nach Armarien existirt jetzt leider nicht mehr. Das alte Archiv hat eine durchgreifende Umänderung erlitten durch G al- le tti. Von ihm stammt die heutige Einteilung nach Buchstaben (A— Z) und das große Inventar von 1767: Index generalis tabularii sacrosanctae basilicae Lateranensis ahsolutus a. 1767 in 7 Foliobänden, dazu ein Index codicum mss. existentium in tabulario Lateranensi, endlich noch ein Appetidix ad integrum indicem archivii SS. ecclesiae Lateranensis ab R P. D. Päro Aloysio Galletti confectum . . a. 1825 in 4 Foliobänden, mit einem alphabetischen Indexband in Folio. Diese Indices sind sehr genau gearbeitet, aber zu voluminös und zu systematisch (das Material ist in ihnen alphabetisch verarbeitet),

1) Andere Materialien dieser Abtei sah ich im Barberini-Archiv.

2) Die Bullae pontificum Romanorum befanden sich damals im Arm. Xnn. Der damalige Bestand ist heute genau noch vorhanden, unbeschadet daß dort (wie auch im Index des Qalletti) ein Innocenz II, ein Honorius II, ein Alexander III registrirt werden, die in Wahrheit spätere Päpste sind.

Digitized by

Google

534 P. Kehr,

um eine schnelle Uebersicht zu geben. Darum wird die folgende Zusammenstellung anderen Forschern, welche ihre Studien in den Lateran führen, vielleicht nicht unwillkommen sein. Ich verzeichne zunächst die Kopialbücher :

1. Liber iurium ecclesiae Lateranensis (das sog. Bollario des Lorenzo Crassi oder Codice del Frangipane), mb. s. XTV (sign. A LXXV). Auf der innern Seite des vordem Deckels steht: Liber hie ecdesie LcUeranen. saHs conducibilis industria et diligentia Lau- rentii Crassi invcntus et pro re omatus MD XVII impensis f abrief Lat. Darunter MDLXIX. hol. martiis. Marcus Antonius cardinalis Amulius Ixbrum hunc sibi a capitulo Lateranensi, ut inde ad archivium pontificium pertinentia quaedam describeret, commodatum et per quattuor elapsos annos quorundam negligentia non repetitum^ mihi Fulvio Vrsino canonico Lateranensi ^ ut in archivio ecclesiae nostrae reponendum curarem^ restituit. Der Codex selbst, in der Hauptsache von einer Hand geschrieben, besteht aus zwei Teilen, dem von Crescimbeni L*istoria della chiesa di S. Giovanni avanti porta Latina (Roma 1716) p. 203 sq. publizirten Inventar des Canonicus Nicolaus Fran- gipani, und den nach Materien geordneten Privilegien und Rechts- titeln des Kapitels. Und zwar zunächst die Privilegien über die Parrochie und die Pancarten, dann die Titel über die einzelnen Besitzungen (S. Thomas in Ascoli, S. Maria de Siliano, S. Maria de CoUe Scipionis , S. Paul de Amelia u. s. f.). Da meine Liste nicht vollständig war, gebe ich jetzt eine genauere

f. 20 Paschal U. (1105 XII 27). J-L. f 6055.

f. 20' Calixt U. (1121 V 26). J-L. 6907.

f. 22' Leo IX. 8. d. 4320.

f. 23 Anastasius IV. (1154 V 19). J-L. 9906.

f. 23' Hadrian IV. (1155 IV 19). J-L. 10032.

f. 24 Alexander m. s. d. J-L. 13977. S. Dipl. Misz. V.

f. 51' Innocenz IL (1139 VI 15). J-L. 8039.

f. 51' Urban m. (1186 IV 12). J-L. 15583.

f. 68 Celestin HI. (1195 Xn 15). J-L. . Ed. Crescimbeni

p. 218.

2. Bullarium ecclesiae Lateranensis , mb. s. XVI in. (sign. A

XXXI). Ohne Titel, vielleicht Crescimbeni*s Copia d'alcune boUe e

privilegi. Voraus geht ein von Gentilis Delficus 1543 verfaßter Index.

f. 2 Paschal IL 1105 XII 27. J-L. f 6055.

f. 3 CaHxt IL 1121 V 25. J-L. 6907.

f. 4 Honorius IL 1128 V 7. J-L. 7312.

f. 4 a Innocenz H. 1138 VI 21. J-L. 7903.

f. 5 Innocenz n. 1139 VI 15. J-L. 8039.

Digitized by

Google

Nachträge za den Römischen Berichten. 586

f. 5 Iimocenz H. 1142 H 18. J-L. . Ed. Nachr. 1900

S. 412 n. 4. f. 6 Lucius n. 1145 I 31. J-L. 8711. f. 7 Anastasius IV. 1153 XII 30. J-L. 9793. f. 8' Anastasius IV. 11B4 V 19. J-L. 9906. f. 9' Hadrian IV. 1155 IV 19. J-L. 10032. f. 10' Alexander HI. 1179 VHI 10. J-L. 13461. f. 11' Urban HI. 1186 IV 12. J-L. 15583. f. 12 Urban III. 1186 VI 24. J-L. 15636. f. 13 Celestin IH. 1191 VI 8. J-L. 16718. S. Anhang, f. 15 Celestin III. 1192 V 12. J-L. 16872. S. Anhang.

3. Bullarium basilic^ Lateranensis p. I, Ms. von 1740 (sign. A II) analysirt Nachr. 1900 S. 399. Ist also lediglich Abschrift des Bullarium eccl. Lateran, n. 2 (sign. A XXXI).

4. Inventarium seu repertoriutn de rebus mobilibiis et immöbilibus iuribus ac privilegiis et immunitatibus sacrosanct^ Lateranensis ecclesi^ et ecclesiarum eidem subiectarum, Ms. eh. s. XVIII (sign. A I). Am Ende steht Sumptum ex antiquo inventario iurium ecclesiae Latera- nensis etc. Antonellus can. Lateranen. 15 oct, 1745. Das ist der von Van der Viveren (ßibl. Vittorio - Emanuele , s. Nachr. 1903 S. 145) benutzte Codex des Antonelli, der seinerseits nichts anders ist als eine Abschrift des sog. Codice del Frangipane n. 1 (sign. A LXXV). Doch sind hier die Urkunden meist nur im Regest verzeichnet, wirklich copirt sind nur

f. 56 Leo IX. s. d. J-L. 4320. f. 58' Alexander III. s. d. J-L. 13977. f. 198 Celestin IIL (1195 XH 15.) J-L. . Ed. Crescimbeni p. 218. Hierzu kommen zahlreiche M i sc e IIa nb an de, von denen die einen Materialien für die Geschichte des Lateran, andere solche für die Geschichte von Bagnara, wieder andere solche für die Geschichte von S. Thomas in Ascoli enthalten, während andere auf die übrigen Fonds, welche das heutige Archiv des Lateran ausmachen, sich beziehen. Ich ordne sie, soweit sie Abschriften älterer Papsturkunden enthalten, nach diesen Beziehungen, und zähle zunächst die den Lateran selbst betreffenden Manuscripte auf. A XXIV. eh. s. XVII sq. : De prerogativis et preheminentiis ecclesie Lateranensis. Die Urkunden, durch welche die Präcedenz des Laterancapitels vor dem von S. Peter bewiesen werden sollte, sind meist nur in Auszügen mitgeteilt und zum Teil mit ganz falschen Daten versehen ^).

1) Ueber die damit im Zosammenhang stehenden Fälschongen handele ich

Digitized by VjOOQiC

B36 P. Kehr,

p. 1 Hadrian I. 780 III 9. J-E. f 2430.

Paschal II. 1100 VIII 5. J-L. . S. Dipl. Misz. V. p. 2 Paschal II. 1105 XII 27. J-L. f 6055. p. 3 Honorius II. 1128 XI 13; in A XXIV p. 69 als Hono- rios III 1221 XI 3; in A XXV p. 243 als Honorins lU 1224 XI 13; in FF XXV p. 532 als Honorins HI 1221 XI 13. p. 4 Innocenz II. 1139 VI 16. J-L. 8039 (mit 1141 a. 13). p. o Lucius n. 1145 I 31. J-L. 871L

Anastasius IV. 1153 XU 30. J-L. 9793. p. 9 Hadrian IV. 1155 IV 19. J-L. 10032 (mit 13. M. tun.). p. 10 Alexander III. 1179 VIU 10. J-L. 13461. p. 65 Innocenz II. mit Dat. Perusii 3. kal. tan. a. 9, also

Innocenz IV. p. 66 Anastasius IV. 1154 V 19. J-L. 9906. p. 67 Hadrian IV. 1155 IV 19. J-L. 10032 (mit U2. kal. iwot). p. 68 Celestin UI. 1191 resp. 1196 XII 15. J-L. -. A XXV. eh. s. XVII ^XVni: J)e stationibus et indtdgentiis sacro- sanctae Lateranensis ecdesiae. f. 233 Diplomata ss. pontificum in quibtis indtilgenti^ grätig indulla privilegia immunitates et exemptiones ecdesi^ Latera- nensi ecclesiisque sibi subiedis concessae confirmantur et tnno- vantur.

p. 245 Paschal H. 1100 VIII 5. J-L. . S. Dipl. Misz. V.

p. 287 Paschal H. 1100 VUI 5. J-L. - . Ed. Nachr. 1900

S. 403 n. 1.

FF XV. eh. 8. XVn sq: Miseellaneus manuseripttts rerum notabi-

lium ecclesiae et capHuli Lateranensis F. I. (vgl. Crescimbeni

L'istoria della chiesa di S. G-iovanni avanti porta Latina p. 218).

p. 43 Celestin III. 1195 XII 15. J-L. . Ed. Crescimbeni

p. 218. p. 917 Paschal H. 1105 XII 27. J-L. f 6055. FF XXV. eh. s. XVII sq.: Liber rerum notabilium ecdesiae Latera- nensis. Die Urkunden stehen meistens in Auszügen. Die Handschrift hat einen ähnlichen Inhalt und die gleiche Ten- denz wie A XXIV. p. 524. 572. 692. 698 Hadrian I. 780 lU 9. J-E. f 2430. p. 527. 616 Innocenz II. mit Dat. Perusii 3. kal. ian. a. .9. p. 529. 585. 615. 632. 692. 698. 722 Paschal II. 1100 Vin 5. J-L. . S. Dipl. Misz. V.

ausführlicher in Dipl. Miszellen V. Dort gebe ich auch noch einige unbekannte Texte.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Komischen Berichten. 587

p. 548. 563. 587. 696. 702. 724 Lucius II. 1145 I 31. J-L.

8711 (z. Th. mit XL hü. febr.). p. 687 AnastasiusIV. 1154 V 19. J-L. 9906 (mit XIV. M. tun.). p. 588. 729 Hadrian IV. 1165 IV 19. J-L. 10032 (mit XII.

hol. mai). p. 592. 703. 725 Anastasius IV. 1163 XII 30. J-L. 9793. p. 694. 701, 723 Honorius 11. mit id. nov. a. 1128 a. 5 =

Honorius III. p. 696. 701. 724 Innocenz II. 1139 VI 16. J-L. 8039. p. 700 Paschal II. 1105 Xn 27. J-L. f 6055. p. 721 Celestin III. 1196 XH 15. J-L. . S. Dipl. Misz. V. p. 730 Alexander IH. 1179 VIII 10. J-L. 13461. FF XXXVI. eh. 8. XVI sq.: Miscellanea. f. 1 Gregor VIL s. d. J-L. 5000? f. 41 Paschal U. 1100 VHI 6. J-L. . Cop. s. XVI. Ed.

Nachr. 1900 S. 403 n. 1. f. 147 Johannes XIX. 1026 xn 17. J-L. 4076. Cop.s.XVIIL f. 162 Hadrian I. 780 HI 9. J-E. f 2430. Cop. s. XVI. E I. eh. s. XVU: Colledio diversarum buUarum antiquarum desumpia ex variis libris in archivio LcUeranensi eonstentibiis. Die Bullen erst von s. XIII ab.

Für die Ueberlieferung des durch S. Maria della Gloria in Anagni an das Kapitel gekommenen E^losters 8. Maria di Bagnara in Calabrien (D. Mileto) sind folgende Mss. wichtig I 1 : Balnearia ab a. 1188 1569, Ms. eh. s. XVI sq. Vom ange- bunden ist ein Druck Summarium iurium mit dem genauem Titel Sommario di documenti delle ragioni ddla sede apostolica sopra la chiesa e prioraio della Bma Vergine Maria e Santi XII ApostoK della terra di Bagnara. Typis Bernaho 1759. Dann folgen die Urkunden, darunter f. 116 Clemens IH. 1188 XH 10. J-L. . S. Anhang, f. 120 Celestin III. 1192 V 12. J-L. 16872. S. Anhang. I 6: Documenta de ahhcUia Balneari^ et de ecclesia S. Petri civ. Pa- normi ac de ecclesia S. Matthei civ. Messing, Ms. eh. s. XVII sq. Mit p. 67 beginnt ein Archivinventar von Bagnara p. 91 Clemens III. 1188 XII 10. J-L. . S. Anhang, p. 93 Celestin lU. 1192 V 12. J-L. 16872. S. Anhang. Ein anderer dem Kapitel gehörender Fonds ist der der Kirche des h. Thomas in Ascoli.

F XX: Asculana ab a. 1186—1670, Ms. eh. s. XVII sq. f. 6 Urban HI. 1186 VI 24. J-L. 15636.

Kfl. Om. d. Wtei. Maekriehtoa. PkUolog.-biftor. KImm 1908. B«ft 0. 38

Digitized by

Google

538 P. Kehr,

f. 10 Celestin m. 1191 VI 8. J-L. 16718. f. 81 Urban HI. 1186 VI 24. J-L. 15636. Ferner die Kirche des h. Thomas in Terni. F LXVni: Documenta de ecclesia parrochiali s, Thom^ civ. Interam" netisis, Ms. eh. s. XVII sq. p. 1 u. p. 85 Alexander III. s. d. J-L, 13977 (aus dem Bollarinm n. 1). Weiter S. Sebastiane fuori. N XXII : Scritture e documenti delV erettione in parochiale la chiesa di S. Sebastiano dato alle Catacombe, Ms. eh. s. XVII sq. p. 125 Paschal II. 1105 XII 27. J-L. f 6055. p. 129 CaUxt II. 1121 V 25. J-L. 6907. Endlich die zahlreichen Miscellanbände betr. die Badia di Ferentillo.

V 11: Abbatiae FerentilU ab a. 575 ad 1649. Aber die älteste Papsturknnde ist erst von Gregor IX. Weniger deutlich ist die Beziehung anderer Fonds zum Late- ranensischen Kapitel. So weiß ich nicht anzugeben, wie das leider fragmentarische Chartular von Leno in die Miscellanbände des Lateranarchivs gelangt ist. Mit der handschriftlichen Ueberlieferung von Booster Leno bei Brescia steht es bekanntlich sehr übel. FF I: Miscellanea ab a. 1060 ad 1669, Ms. eh. s. XVI sq.

f. 1 Nicolaus n. 1061 IV 18. J-L. 4455. Cop. s. XVH (ein- zelnes Blatt), f. 2 sq. Copialbuch von Leno, Ms. eh. s. XVI, der Rest (und wohl auch der Anfang) fehlt leider, f. 2 Calixt n. 1123 in 16. J-L. 7024. f. 3' Innocenz H. 1132 VII 26. J-L. 7588. f. 5' Urban H. 1095 V 21. J-L. 5566. f. 7 Hadrian IV. 1156 XU 5. J-L. 10216. f. 8 Benedict VHI. 1019 VI 13. J-L. 4026. f. 10' Gregor VII. 1078 lU 10. J-L. 5069. f. 12 Alexander III. 1176 IX 2. J-L. 12732. S. Anhang, f. 14 Honorius II. s. d. J-L. . Auszug. S. Anhang, f. 14 Urban HI. 1185 XII 13. J-L. . S. Anhang, f. 17 Eugen IH. 1146 X 25. J-L. 8950. Dann folgen die Kaiserurkunden. FF XXXVII: Miscellanea, Carte raccolte dal Galletti, Ms. eh. s. XVI sq. Eine Masse von Abschriften und Materialien, ohne allen Zusammenhang, vom 16 18. Jahrhundert, darunter auch mehrfach deutsche Sachen. Von älteren Fapsturkunden fand ich darunter

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 539

Paschal H. 1117 IV 25. J-L. . Cop. s. XVm. Für Kloster

Walburg. Wörtlich wie J-L. 5916. Honorius II. 1126 XI 24. J-L. . 2 Copien von 1653 und

1682. Für S. Pietro di Savignano.

Nicht eben zahlreich sind die Handschriften der Bibliothek. Sie ist mit dem Archiv vereinigt und bildet dessen erste Ab- teilung A. Einige der hier stehenden Copialbücher habe ich bereits verzeichnet. Ich füge noch folgende dazu

A LXX. mb. s. XTE. Vorne ein Papstcatalog. Vgl. Mabillon Mus. itaL II 560 sq.

f. 57 sq. lohannis diaconi Liber de sandis sandorum. A XXXin. mb. s. XIV, Abschrift von A LXX. A LXIX. eh. 8. XVI, gleichfalls Abschrift von A LXX. A LXVIII. eh. 8. XVI: 0. Panvinii De sacrosanda basilica haptis- terio et patriarchio Lateranensl libri 4. Es ist die dem Kapitel überreichte Reinschrift des bekannten Werkes mit Vorrede von 1562 III 1. Auch Urkunden stehen darin, von älteren f. 151 Calixt II. J-L. 6968. A XLIX LXI. eh. s. XVII: losephi Marias Soresini mssta. Ver- schiedene Zibaldoni des Canonicus Soresini mit den Materialien für seine bekannten Werke De capitibus SS. apostolorum Petri et Pauli (Romae 1673) und De scala sanctorum (Romae 1672) '). A LXVII. LXXVII LXXXI sind die bekannten Lectionarien und Acta Sanctorum^), vgl. Montfaucon Bibl. bibl. I 191 sq.

SS. Apostoli.

Die Geschichtsschreiber dieser Basilica, vor allem Bonaventura Malvasia (Compendio stör, della basilica dei XII Apostoli. Roma 1665), femer Massarello und Panvinio (vgl. Nachr. 1898 S. 505; 1901 S. 2) benutzten einen liber antiquus in membranis manuscriptus

1) In dem letztem Werke druckt Soresini p. LV und App. p. XYI Paschal IL 1100 Vm 6. J-L. . (Ed. Nachr. 1900 S. 403 n. 1). Ueber die Annalen des Soresini und überhaupt über seine Thätigkeit vgl. Crescimbeni L'istoria di S. Gio- vanni avanti porta Latina praef.

2) Kaiserurknnden etc. enthält das Archiv außer mehreren Normannenurkunden folgende: 1. Friedrich H. 1220 U. BF. 1089 (Original). 2. Friedrich U. 1221 I. BF. 1274 inser. in Karl II. 1299 IV 15 (nicht wie bei Winkelmann I 187 n. 210 steht, in Friedrich von Sicilien). 8. Manfred 1263 Vni 16 (Copie von 1263 XI 29), den ich abgeschrieben und Nachr. 1903 S. 289 pnblizirt habe.

38*

Digitized by

Google

1

540 P. Kehr,

basilicae Apostolormn de ürbe, der damals sich im Aerarinm des Conventes daselbst befand and die Signatur A 1454 tmg (vgl. auch Blume Iter Italicum III 142). Eine Abschrift saec. XVI davon ist Cod. Vat. 6560, aus dem wir auch den Titel jenes Codex von 1464 erfahren:

Volumen antiquarum rerutn basilicae XII Aposiolorum compositum per R, P, D. G. Volaierranum apostolicae sedis protonotarium ac R. D. D. B{essarionis) episcopi Thusctdani commendcUarii eiusdem basilicae vicarium. Anno ab ine. Domini M. CCCC. LIIIP etc. *). Dieser Vat. 6660 ist wiederum abgeschrieben im Cod. Corsin. 41 F 26 (1104). Den Originalcodex wiederzufinden habe ich mich sehr bemüht. Mich unterstützte dabei auf das Freundlichste P. Eubel, der alles was im Archiv der Conventualen noch vorhan- den ist, einer genauen Durchsicht unterzog. Allein der Codex kam nicht mehr zum Vorschein. Dafür fand P. Eubel eine andere Hs. in dem Archiv des Generals der Minoriten, Cod. mb. s. XV mit dem Titel : Transumptum lUerarum et instrumentorum super donatione facta cappelle sanctorum Apostolorum de Urbe per Rev. D. B{essarionem) episcopum Tusculanum cardinalem Nicenum et patriarcham Constanti- nopolitanum. Da ist vorne vorgebunden eine „Tabula infrascriptorum iurium et instrumentorum concernentium cappellam sanctorum Michaelis, lohannis baptiste et Eugenie erectam et dotatam per Rev. D. Bessarionem etc. in ecclesia sanctorum Apostolorum de Urbe eiusque possessionum ac aliorum bonorum mobilium et immobilium". Als erste Urkunde wird in diesem Index citirt eine Bulle Lucius' III. mit folgendem Regest

In primis est bulla fe. re. D, Lutii pape qui in eadem bulla describens limites parrochie dicte ecclesie sanctorum Apostolorum, suscipit ipsam ac cappellas in ea constructas et construendas ac

personas eius sub protectione sancti Petri fol. 31.

Aber über den Urkunden von SS. Apostoli waltete ein eigner Unstern. Unsre Handschrift bricht gerade mit fol. 30' ab, der Rest fehlt und damit auch die Urkunde Lucius' III.

Später fand ich dann im Museo Borgia unter den Carte Bor- giane eine Abschrift des Minoriten F. Brusoni ; ich habe sie Nachr. 1903 S. 110 n. 6 veröfi^entUcht.

Was sonst aus SS. Apostoli sich erhalten hat, ist in das Staatsarchiv in Rom (vgl. Nachr. 1901 S. 241) und in die Biblioteca Vittorio-Emanuele (vgl. Nachr. 1903 S. 140) gekommen. Es ist nicht eben viel. Ein Bücherverzeichniß des Kollegs des h. Bona-

1) Vgl. auch M&rini Papiri p. 218.

Digitized by VjOOQiC

Nachträge zu den Römischen Berichten. 541

Ventura von 1725 steht im Ms. Gesuit. 134 (Bibl. Vittorio-Ema- nuele). Vgl. auch Nachr. 1903 S. 291.

Archivio di stato.

Vgl Nachr. 1901 S. 240. Die folgenden Ergänzungen verdanke ich dem Eifer des Herrn F. Tonetti. Außer den zahlreichen Urkundenfonds verschie- denster Provenienz, welche der Director des Staatsarchivs Comm. De Paoli allmälig zusammengebracht hat, sind auch eine Reihe von Handschriften der verschiedensten Herkunft hier zusammen- gekommen. Sie sind noch nicht katalogisirt ; was ich hier zu geben in der Lage bin, ist also ein sehr zufälliger Gewinn.

1. Bullarium Lateranense^ cod. mb. s. XV (sign. n. 6)

Celestin II. 1144 III 3. J-L. 8510.

Anastasius IV. 1153 XI 10. J-L. . S. Anhang.

Nicolaus II. 1061. J-L. 4468.

2. Codice diplomatico delV abhasia di Santa Sofia in Benevenio ab

a. 776 ad a. 1805 raccoUo pel card. Fabrizio Ruffo abate cotnen- datarioy Ms. eh. s. XVIII— XIX (sign. n. 126)

Benedict VHI. 1022 III. J-L. 4037.

Leo IX. 1052 V 21. J-L. 4276.

Clemens IH. 1189 XI 8. J-L. 16450.

3. Ristretto delle piü importanti peryamene esistenti in Faenza neU

V archivio delV abassia de" SS. Ippolito e Loreneo a. 1769 j Ms. eh. s. XVin (sign. n. 136).

4. Inventarlo delV archivio del Comune di Terracina nel 1797, Ms.

eh. s. XVIII (sign. n. 93), ganz gleich dem Index im Arch. Vat.

(vgl. Nachr. 1900 S. 199).

Endlich berichte ich noch, daß das Archiv der Benedic- tinerinnen in Guarcino (Nachr. 1901 S. 197) jetzt in das römische Staatsarchiv überfuhrt worden ist.

Rocca Antica.

Vgl. Nachr. 1901 S. 204. In der Sabina hatte P. Fedele sich mit der Erforschung der Archive des kirchlichen Mittelpunktes dieser Landschaft, Magliano, begnügt, ohne lohnende Ergebnisse. Später stieß ich auf Spuren, die nach RoccaAntica führten. Ich beauftragte F. Tonetti vom römischen Staatsarchiv mit der Ausführung

Digitized by

Google

542 P. Kehr,

und hatte die Grenngthnnng, seine Reise in das Sabinerland mit nicht üblem Erfolg belohnt zu sehen. Er hat darüber im Bollettino della ß. Deputazione di storia patria per TUmbria VII (1901) S. 567 ausführlich berichtet. Danach beginnt das Comunalarchiv von Rocca Antica mit 1061, das von Aspra mit 1099. Doch nur das erstere enthält ältere Papsturkunden, nämlich

Nicolaus II. 1061 IV 18. J-L. 4455. Inser. in Martin V. 1423 VI 13. Orig. (vgl. Nachr. 1902 S. 502).

Anastasius IV. (1164) n 28. J-L. . Orig. S. Anhang.

Celestin III. 1191 VIII 7. J-L. . Orig. S. Anhang.

Celestin lU. 1193 IV 10. J-L. . Orig. S. Anhang. Außerdem citirt Tonetti noch eine Urkunde Alexanders III. von 1159 August 6. Aber sie ist eine solche Alexanders IV. von 1255 August 6. Doch ist sie für die Geschichte des Dominium temporale so wichtig, daß ich sie im Anhang mit abdrucke.

Archivio Ck>lonna.

Auch hier ergab eine erneute Durchsicht des unterdessen von Professor G. Tomassetti vollendeten Repertorium noch eine, sach- lich freilich wertlose, Nachlese, indem noch folgende Bullen zum Vorschein kamen

Alexander UI. 1172 IH 17. J-L. 12146 (LXXXI 17). Celestin III. 1192 VI 1. J-L. 16892 (X 37).

Beide Stücke sind je zwei Notariatscopien von 1665 I 12 aus den im Archiv von Monte Cassino befindlichen Originalen. Das Nonnenkloster S. Oosma di Tagliacozzo gehörte eine Zeitlang zu den Benefizien des fürstlichen Hauses Colonna.

Archivio OrsinL

Die kurze Notiz über dieses noch immer unzugängliche Archiv in Nachr. 1901 S. 247 ist nicht ganz zutreffend. Ich habe unter- dessen Gelegenheit gehabt ein sehr ausführliches Inventar einzu- sehen und daraus bestätigt gefunden, daß die Masse der Diplome und Bullen dem XIV. Jahrhundert angehört. Aber einige gehören doch schon dem XII. und XIII. Jahrhundert an ^). Ich habe unter den älteren Documenten auch zwei Papsturkunden des XII. Jahr- hunderts in notariellen Copien s. XIII notirt, nämlich

1) Darunter als ältestes das Privüeg Pandolfs und Landolfs von 1012 ; Heinrich VI. und Otto IV. für Parma St. 4941 und BF. 369, Friedrich II. 1206 1 13. BF. , und die beiden Liguen zwischen Rom, Nami und Perugia BFW. 18406.

Digitized by

Google

Nachträge zu den römischen Berichten. 543

Calixt II. für Monte Cassino 1122 IX 16. J-L. 6984 [II A

II]. Anastasms IV. für MarmosoUe [1164 XI 25]. J-L. . Ed.

Nachr. 1901 S. 256 n. 4 [H A I 3].

Archivio Golonna-Lante.

Das Archiv habe ich nicht selbst gesehen, anch scheint es nicht bedeatend, wenigstens nicht an älteren Materialien zu sein. Ich verdanke die Kunde davon und des einzigen mich interessirenden Documents meinem hoch würdigen Freunde Don Giovanni Mercati. Die Urkunde, die ich daraus im Anhang mitteile, stammt aus dem Fonds von S. Nicolaus de Palatino bei Pisa, jetzt Migliarno, einem jetzt offenbar zerstreuten Fonds, von dem Repetti III 212 berichtet, daß er der Familie Orlandi in Pisa gehört und dann in S. Silvestro eine Zuflucht gefunden habe. Er citirt weiter einen Notariatsact von 1487 mit einem Diplom Heinrichs VI. und einer Bulle Inno- cenz' III. ad exemplar Eugens III., Alexanders IQ., Lucius' III., Urbans III., Clemens' III. und Celestins III. Das Privileg Eugens III. (J-L. 8744) befindet sich jetzt im Staatsarchiv in Florenz (R. Acquisto Strozziane-Uguccioni) und vielleicht hat auch die Urkunde Innocenz' II. der Sammlung des Senators Strozzi angehört, von dem sie mit andern Documenten an das Archiv der Colonna-Lante im Palazzo Barberini gelangt sein mag.

Innocenz II. 1136 X 30. J-L. . Orig. S. Anhang.

Archivio BarbennL

Vgl. Nachr. 1901 S. 244.

Indem ich mit jenen Angaben vergleiche was ich jetzt aus diesem Archiv gewonnen habe, sehe ich wieder, wie wenig bisher von einer auch nur einigermaßen erschöpfenden Orientirung über die fürstlichen und privaten Archive Italiens die Rede sein kann. Die Möglichkeit, die Bestände eines solchen Archivs einmal gründ- lich durchzusehen, wird freilich immer eine Ausnahme bleiben. Aber an dem einen Beispiel vermag man wohl ermessen, wie viel unbekannte Materialien gerade diese so schwer zugänglichen und, wenn zugänglich, nicht auf gelehrte Benutzung eingerichteten Archive noch bergen und verbergen mögen.

Es sei, so ist mir von allen Seiten versichert worden, im Barberini - Archiv von älteren Materialien nur der Fonds von Grottaferrata vorhanden. Auch bei völlig freier Bewegung im

Digitized by

Google

544 P. Kehr,

Archiv würde ich auf andere ältere Bestände, wenn überhaupt, so gewiß nur zufällig gestoßen sein. Sie sind an den Tag ge- kommen erst bei ihrem Transport aus dem Palast der Barberini in den Vatican, wohin sie zugleich mit der Biblioteca Barberini im vorigen Herbst gebracht wurden. Dabei kam natürlich Licht in die Mazzi, die bis dahin aufeinandergeschichtet in ihren Scaffali geruht hatten.

Das Archiv des Hauses Barberini ist eingerichtet zugleich als Familienarchiv wie als Administrationsarchiv; es ist also ge- ordnet teils nach den Familiengliedern teils nach den Rechtstiteln und Besitzungen des Hauses. Diese Ordnung ist wohl im 18. Jahr- hundert durchgeführt worden. Was damals geordnet worden ist, wurde genau gebucit in vier Indices, welche den vier Serien der in mächtige Bände gebundenen Archivalien entsprechen. Dies Inventar ^) ist ausgezeichnet gearbeitet ; es verzeichnet Credenzone, Casella, Mazzo, Lettera und Numero auf das Genauste. Indice primo umfaßt Credenzone I II, Indice II Credenzone 11— VILT, Indice terzo Credenzone VIII XTI, Indice quarto Credenzone Xin XVI. Ich habe diese Indices schnell durchgesehen und daraus für unsre Zwecke folgende Papsturkunden dtirt: Ind. I Cred. 11 cas. 16 mazzo XXXI lett. F n. 41 *): R. P. D. Bouclenwnt Nullius seu Senogallien, parrochialis Pro Emo et Revmo D. Card, Franc, Barberino abbate et commend. S. Lau- rentii in Campo Contra Illmum et Revmum D. episcopum SenogaUien. et litis consortes (a. 1666). Summarium mit den Auszügen von Anastasius IV. 1153 XI 27. J-L. 9760. Urban III. 1187 VI 25. J-L. . Ed. Nachr. 1901 S. 264 Nr. 8. Ind. II Cred. VI cas. 82 mazzo CXII lett. P n. 2 (Palestrina). Johannes XHI. 970 XU 17. J-L. 3742. 4 Cop. s. XVII (darunter eine von Contelori von 1629) aus dem Cencius. Es folgen dann die andern Locationen betr. Palestrina, gleichfalls in Abschriften s. XVII aus dem Cencius. Ind. IV Cred. XVI cas. 188 mazzo XLIV lett. M n. 14 (Abbazia di Patiro). Innocenz lU. 1198 VIII 27. Potth. 357. Nach- zeichnung mit Vn kal. madii.

1) Die ältere Ordnung wird repräsentirt durch den sog. Indice antico.

2) n. 38 ist Otto ÜI. 1001 III 7. Orig. und Cop. s. XVI und XVIII. In der Diplomata- Ausgabe II p. 822 unter DO III 392 gedruckt nach jungem Copien. Andere alte Urkunden betr. S. Lorenzo di Campo stehn im Ind. II Cred. III. cas. 38 mazzo XXVII lett C n. 176—179 (Castel Vecchio). Merkwürdiger Weise ist von den Papsturkunden für S. Lorenzo in Campo keine einzige im Original Yorhanden-

Digitized by

Google

Nachträge za den Römischen Berichten. 546

Das ist, wenn man von dem Original Ottos III. für S. Lorenzo in Campo absieht, nicht eben ein reicher Grewinn aus einem Archiv, das eine fast unübersehbare Reihe von Bänden darbietet.

Wenn ich die Sache richtig ansehe, so ist jene Ordnung des Archivs entweder nicht weiter fortgesetzt oder es ist bei der Ordnung alles ausgeschieden worden, was für die administrativen Zwecke dieser Neuordnung unwesentlich erschien. Und eben dieses sind die Bestände, die für unsere besonderen Zwecke vorzüglich wichtig und ergiebig sind, die Abbazie, wie ich sie kurzweg nennen will.

Die Cardinäle des Hauses Barberini, besonders Francesco seniore und Francesco giuniore, femer Cardinal Antonio und Car- dinal Carlo, haben in wahrhaft erstaunlicher Weise Commenden man kann geradezu sagen gesammelt. Ihr Archiv ist ein wahres Modell eines „Nepotenarchivs", und auch in dieser Hinsicht wird eine genauere Kenntniß desselben höchst werthvolle Aufschlüsse über die Curie unter Urban VIII. und über das Nepotenwesen liefern. Nur möchte man heute wünschen, sie hätten noch eifriger die Archivalien der ihnen commendirten Abteien in ihren glänzen- den Palast nach Rom gebracht. . Manchmal ist von der betr. Com- mende nur die Commendationsbulle und der Possessact vorhanden ; manchmal ist, immer natürlich nach praktischen Gesichtspunkten, eine gewisse Auswahl unter den Scripturen des Archivs der com- mendirten Abtei getroffen; manchmal endlich ist alles Wertvolle aus der Commende nach Rom gebracht worden. Die Abteien des Cardinais Francesco sind im Ganzen besser geordnet als die des Cardinais Antonio; jene sind wie das Hauptarchiv in Credenzone, Caselle, Mazzi geordnet, und jedes einzelne Stück ist sorg- faltig incartirt und numerirt. Um eine Vorstellung von der Masse der Commenden zu geben, zähle ich die wichtigsten auf. Cardinal Francesco besaß in Ravenna S. Pietro ad Vincula, in Novara S..Bartolomeo, im Mailändischen Crescenzago, S. Barto- lomeo di Pavia, S. Pietro di Cherasco (Acqui), S. Alberto di ßutrio (Tortona), S. Maria di Folina (Ceneda), S. Maria di Sitria (Nocera), S. Emiliano (Gubbio), S. Pietro di Ferentillo (Spoleto), S. Maria di Pattano (Capaccio), S. Maria de Nuce (Trivento), Bominaci und S. Spirito di Ocra in der Diözese Aquila, S. Lio- nardo di Siponto, S. Sofia di Benevento, ferner S. Maria di Banzo, S. Lorenzo di Cremona, S. Maria di Farfa, S. Salvatore Maggiore und^ Subiaco, S. Maria di Grottaferrata , S. Maria di Fossanova und Casamari, S. Lorenzo di Campo, S. Salvatore di Tolla. Der Cardinal Antonio erwarb S. Marco di Fano, S. Stefano di Vercelli,

Digitized by

Google

546 P. Kehr,

S. Maria della Ghiara (Verona), Sassovivo (Foligno), Rambona (Macerata), S. Croce di Sassoferrato, S. Maria della Mazzocca (Bene- vent) und vor allem Casanova (Chieti), Nonantola, Tre Fontane (Rom). Von allen diesen Abteien sind größere oder geringere Bruchstücke ihrer Ueberlieferung hier erhalten. Natürlich kann ich im Folgenden nur notiren, was für die Sammlung der älteren Papsturkunden von Wert ist.

1. Abteien des Cardinais Francesco Barberini.

1) Cred. m cas. 32: S. Maria de Banzo (D. Acerenza). Das Archiv von Banzi haben wir überall gesucht. An Ort und

Stelle, in Banzi, Genzano, Palazzo S. Gervasio, hat Schiaparelli Nachforschungen angestellt (Nachr. 1898 S. 265), im Staatsarchiv zu Neapel (Nachr. 1900 S. 213) fand Klinkenborg Abschriften, in den römischen Bibliotheken stießen wir auf Copien der Oratorianer. Die Abtei kam 1633 als Commende an Card. Francesco, der den älteren und wichtigeren Teil des Archivs nach Rom bringen ließ. Doch fehlen jetzt mehrere dieser Stücke. Papsturkunden sind folgende da

Gregor VH. 1075 II 1. J-L. 4929. Orig. u. Cop. s. XVII.

Urban II. s. d. J-L. 6487. Cop. s. XII u. Cop. s. XVH.

Urban II. s. d. J-L. 5537. Cop. s. XVII ^).

Paschal U. 1103 V 31. J-L. 5945 zu V 22. Orig. und Cop. s. XVIL

Alexander IIL 1172 VII 18. J-L. 12158. Orig. und Cop. s. XVII.

2) Cred. III cas. 36: S. Spirito di Ocra (D. Aquila).

Die Propstei kam zuerst als Conmiende an Maffeo Barberini, dann an Cardinal Francesco. Unter den Materialien sind keine älteren Urkunden, wohl aber wichtige Scripturen:

Copia diversorum instrumentorum, Ms. eh. s. XVII, mit zahl- reichen Abschriften von s. XIII ab (sign. Aa). »

Inventario delle scritture della badia di Casanova in Ahbruzzo^ eh. 8. XVII, ein wichtiges Inventar (sign. R).

3) Cred. III cas. 43. 44: S. Lorenzo di Cremona. Ueber dieses Kloster wußten wir früher überhaupt nur was

Lubin p. 113 mitteilt; in Cremona haben wir vergeblich nach Archivalien von S. Lorenzo gesucht. Dann machte mich 0. Holder- Egger auf die Chronik des Albertus de Bezanis im Cod. Urb. 394

1) Das Original oder alte Copie davon ist dagewesen, fehlt aber jetzt. Die Urkunde Rogers und Wühelms von 1151 ist in Cop. von 1534 da.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 547

aufmerksam (vgl. Nachr. 1902 S. 146 und 1903 S. 53): daraus er- fuhr ich, daß das Kloster eiust Privilegien von Calixt II., Innocenz II., Lucius n. und Alexander III. besessen habe.

Urban VIII. gab 1626 die Abtei seinem Nepoten in Commende. Der hat, wie es scheint, nur einen Teil der Archivalien an sich genommen, und nur diese sind erhalten. Wir haben wahrscheinlich als verloren zu beklagen die Bullen Lucius* IL und Alexanders IIL, ebenso wie die in dem Privileg Innocenz* IL citirten Diplome Otto's IIL, Konrads 11. und Heinrichs III. Vorhanden sind*) CaUxt IL 1123 III 18. J-L. . Orig. S. Anhang. Innocenz IL 1132 VII 29. J-L. . Orig. S. Anhang.

Ein Inventar des vorhandenen Materials unter dem Titel Nota delle scritture essistenti neW Archivio della detta Abbadia steht in Cred. XV scanz. 8 mazzo H (2. 246).

4) Cred. IV cas. 49: S. Maria di Farfa.

Aus Farfa und dem damit unirten Kloster S. Salvatore Maggiore (di Rieti) ist außer einer discreten Zahl von Urkunden eine große Zahl von Scripturen in das Archiv der Barberini ge- bracht worden, deren genauere Durchsicht für den Historiker von Farfa gewiß von Bedeutung sein würde. Auch erleichtert ein Spezialindex Farfen. S. Mari^ et S. Scdvatoris die Uebersicht. Ich habe für meine Zwecke notirt

Primtis liber iurium diversorum^ eh. s. XVII.

f. 125 Leo IX. 1061 XH 11. J-L. 4264. Raccolta e serie di diverse bolle pontificie et altri privilegii concessi cäV Abbadia di Farfa, eh. s. XVIII, mit Ab- schriften von Hadrian I. J-E. 2396, Paschal L J-E. 2546, Leo IX. J-L. 4154 und J-L. 4264, aus Margarini.

5) Cred. IV cas. 55—58: S. Maria di Grrottaferrata. Vgl. Nachr. 1901 S. 244. Grottaferrata kam 1626 an Cardinal

Francesco. Das Archiv ist wohl, von kleineren Lücken abgesehen, ganz da. Die älteren Papsturkunden sind:

Benedict IX. 1037 V. J-L. 4109 a. Orig. und Cop. s. XVII. Paschal n. 1116 IV 26. J-L. 6502«. Spur. Eugen III. (1150) 11 6. J-L. . Orig. Inser. in Gregor IX. 1231 III 29: 2 Orig. und Cop. s. XVII und inser. in Alexander IV. 1269 VIII 28: Orig. und Cop. s. XVU.

1) Außerdem die schöne Gründungsurkunde des Bischofs Odelrich von Cre- mona 990 Mai 31 mit seiner eigenhändigen Unterschrift (Orig. und Cop. von 1280) und eine zweite Urkunde desselben Bischofs von 1000 März 6 (Cop. von 1280).

Digitized by

Google

648 P- Kehr,

Hadrian IV. s. d. J-L. -. Inser. in Gregor IX. 1231 HI 29 Orig. und inser. in Alexander IV. 12B9 VHI 28. Orig. ^)

6) Cred. V cas. 79: S. Alberto di Butrio (D. Tortona). Aeltere Urkunden sah ich nicht, wohl aber viele jüngere Ab- schriften von Privaturkunden s. XI ab.

7) Cred. V cas. 85: S. Maria de Nuce (D. Trivento)

kam 1621 an Card. Francesco. Unter den Scripturen notirte ich ein Faszikel s. XVII Varia (sig. L), worin Abschriften einer Urkunde K. Rogers.

8) Cred. VI cas. 71—74: SS. Salvadore e S. Gallo di Val di Tolla.

Ueber das Kloster Tolla bei Piacenza, das Urban VIII. 1624 an Cardinal Francesco in Commende gab, habe ich Nachr. 1903 S. 259 gehandelt. Meine Quelle war ein Faszikel s. XVI aus dem Archiv der Barberini mit den Abschriften der Diplome. Jetzt fand ich auch die Originale. Diese Serie der gut erhfdtenen Diplome zu betrachten ist ein Vergnügen für einen Diplomatiker. Es sind die Originale von Karl III. BM. 1663, Berengar I. Schia- parelli 38, Hugo und Lothar B. 1396, Heinrich 11. St. 1612 (DH II. 297), Heinrich III. St. 2315, Friedrich I. St. 4079 a'), ferner ein prachtvolles Originaldiplom des Erzbischofs Heribert von Mailand 1040. Endlich folgende Papsturkunden:

Stephan VIII. 939 X. J-L. 3616. Cop. s. XI und Cop. s. XVU.

Eugen m. 1148 VII 7. J-L. 9278. Cop. s. XII ex.

Urban lU. 1186 XI 14. J-L. . Cop. s. XII ex. Ed. Nachr. 1900 S. 61 n. 41.

9) Ohne Signatur: S. Lorenzo di Campo (D. Fano). Ottos III. Original im alten Archiv Cred. II cas. 16 mazzo

XXXT lett. F n. 38 ist bereits erwähnt. Im jüngeren Archiv fand ich noch ein Faszikel mit Scripturen und Druckschriften, darunter das Summarium R. P. D. Muto Nullius seu Fanen. Manutentionis Pro Emo et Revnw D. Card. Nigrono contra Emum et Revmum D. Card. Franciscum Mariam de Medicis. Restrictus facti et iuris. Rotnae 1696, mit

1) Borgia's Abschrift (vgl. Nachr. 1903 S. 78) mit den Daten 1169 IX 1 beruht auf Mißverständniß. Er nahm die Datirong der Bulle Alexanders IV., noch dazu mit einem Fehler, für die Datirung der Urkunde Hadrians IV.

2) Ich habe Nachr. 1903 S. 260 „bewiesen", daß die Urkunde Friedrichs I. in die erste Hälfte März 1167 und nicht, wie Giesebrecht vorschlug, zu Ende Januar gehören müsse. Das von mir vorgebrachte Argument ist gewiß zwingend. Aber die Originale spotten zuweilen aller Vernunft. Die Urkunde ist wirklich ausgestellt 1167 Januar 28.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 549

n. 2 Paschalis H. 1112 II 6. J-L. ~. Ed. Nachr. 1901

S. 251 n. 2. n. 3 Anastasins IV. 1153 XI 27. J-L. 9760. n. 4 Urban III. 1187 VI 25. J-L. -. Ed. ibid. S. 264 n. 8.

10) Ohne Signatur: S. Maria di Fossanova (D. Terracina). Fossanova erhielt Cardinal Francesco 1632 als Commende.

Das weitere Material befindet sich im alten Archiv im Cred. II cas. 16 mazzo XXXT lett. F n. 21—31. Aber es sind hier wie dort nur jüngere Scripturen, die sich teils auf Fossanova teils auf Palazzo Adriane in Sicilien beziehen. Darunter befinden sich mehrere Copien des von mir Nachr. 1903 S. 276 veröffentlichten Diploms Friedrichs 11., aber diese Abschriften sind nicht viel besser als jene^). Wichtig ist ein Summarium s. XVII mit einer von 1238 April 20 datirten Aufnahme der Besitzungen und Grenzen des Elosters, praesertim de Castagnola, in der auch Privilegien von Friedrich 11. und der Kaiserin Constanze citirt werden.

11) Ohne Signatur (Cas. 37): S. Sofia di Benevento. Das berühmte Kloster kam 1633 als Commende an Cardinal

Francesco. Aber meine Hoffnung, hier vielleicht die alten Originale zu finden, trog. Das einzig bemerkenswerte Document (sign. D) trägt auf dem Umschlag die Aufschrift Fasciculas privilegiorum tarn pontificum quam regum ahhatiae S. Sophiae concessorum. Aber der Umschlag war leer.

2. Abteien des Cardinais Antonio Barberini.

Die Archivalien des Cardinais Antonio, schon äußerlich in der archivalischen Behandlung verschieden von jenen des Cardinais Francesco, sind noch mehr als jene nach administrativen Gesichts- punkten geordnet. Aeltere Urkunden sind darunter sehr wenig, dagegen viele Scripturen, besonders aus Nonantola.

1) S. Maria di Casanova e S. demente di Pescara.

Die Klöster kamen 1631 an Cardinal Antonio. Fasz. s. XVII : Indice vecchio delle scritture delV ahhazia di Casanova e S. demente. Wichtig ist besonders ein Ms. Copie di scritture antiche in diversi quinternetti, 5 Faszikel s. XVII, alle von derselben Hand, Ur- kunden-Auszüge und Abschriften enthaltend, darunter auch un- bekannte Kaiserurkunden (die ich abgeschrieben habe), viele Privat- urkunden und folgende Papsturkunden:

Alexander III. 1169 VI 25. J-L. 11629. Urban IH. 1187 I 19. J-L. 15929.

1) Ein Auszug dieser Urknnde steht bei N. Boscemi, Saggio di storia muni- cipale di Sicilia (Palermo 1842), mit Dat, Fogie,

Digitized by

Google

550 P. Kehr,

Celestin HI. 1194 IX 28. J-L. 17146. Celestin HI. 1194 IX 28. J-L. 17147.

2) Abbazia delle Tre Fontane.

Die Provisionsbulle für Cardinal Anton betr. das alte Kloster SS. Vincentii et Anastasii ad Aquas Salvias ist datirt von 1632 X 25. Unter den Scripturen mehrere Diversi indici di scritture mit einem Inventario delle scritture spettanti alla Abhadia delle Tre Fontane j welche der Cardinal Antonio dem päpstlichen Archivar Feiice Contelori übergab. Die Liste entspricht im Wesentlichen dem jetzt im Vaticanischen Archiv befindlichen Material (Arm. XV c. X n. 1 und Arm. XVI c. XVII A). Doch werden hier außer- dem noch verzeichnet:

n. 1. Un libro in foglio di lettera antica di carte 208, inti-

tolato: Jura manasterii S. Anastasii Triutn Fontium^ das

alte verlorene Chartular, von dem zugleich eine genaue

Inhaltsangabe gegeben wird, n. 6. Un altro libretto inscritto sopra Sumptum liUerarum

apostolicarum privilegiorum et itiduUo)Min etc.

3) Nonantola.

Kam an Antonio Barberini 1632 November 24. Inventario delle scrüture spettanti alla abbadia di Nonantola s. XVII. Einzelne Abschrift von

Celestin IH. 1191 V 27. J-L. 16717 zu VI 8. Cop. von 1520 (n. 43) und Cop. von 1578 (n. 31). Aus der Masse der Scripturen notirte ich: n. 13. a. 1631 Copia ddli privilegii che in diverse voUe si sono mandati a Roma aW Illmo Sig. Card. Ludovisi per Pabbatia sua di Nonantula, mit zahlreichen Citaten der Privilegien und Diplome, n. 22. Compendium scripturarum abbatiae Nonantulanae super iurisdictione Crepaleorii et Palatal, eh. s. XVI, mit ausführ- lichen Regesten.

4) S. Maria di ßambona (D. Macerata).

In einem Privileg Urbans VIII. 1632 III 10 wird ein unbe- kanntes Privilegium protectionis Celestini III. dtirt. Sonst ist der Fonds sehr unbedeutend.

5) S. Croce de Sassoferrato.

Mit dem Original von Innocenz IV. 1252 II 6 für das Kloster S. Crucis de Tripudio in der Diözese von Camerino.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 561

1.

Paschal IL bestätigt dem Kloster Bretne unter dem Abt Wilhelm die Besitzungen und Hechte, Lateran 1103 November 16,

Inser. in Eugen IV. 1437 Februar 2 in {Reg, Lat, nunc deperd. =) Eugenii IV Bullae de diversis formis Vat. Ärch, Arm. XXXI t. 54 f. 746 (ex libro quinto de regularibus et diversis formis a. VI f. 133, nach Garampi a. III t. 9) = Arm. XXXI t 49 f. 38.

Wahrscheinlich z, T, nach einer älteren Vorurkunde,

Pascalis episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto in Christo filio Gnilielmo monasterii Bremedensis abbati eiusque successoribus regulariter") sabstituendis imperpetuum. Sicut iniasta poscenti- bus nullus est tribuendus effectu8*>, sie legitima desiderantium non est*^> differenda petitio. Eapropter, fili carissime, petitioni tue non difficulter accommodamas assensrun, ut sanctorum apostolomm Pe- tri et Pauli Bremedense monasterium , cui Deo auctore presides, eorundem apostolorum protectione communiamus. Per ^ presentis ergo decreti paginam eidem monasterio confirmamus uniuersa predia que preteritis temporibus uestre congregationi data sunt siue ab reli- gioso uiro Abbone patritio siue a marchione Adelberto. Idem tarnen patritius apud Noualicium seeus alpes in honore sanctorum apostolorum cenobium edificauerat, quo*) per Sarraeenos euerso, ad eum locum, in quo nunc est congregatio, emigrasse cognoscitur, reparato per egregium marchionem Adelbertum-^ intra Padum s^ cenobio. Quiequid igitur in utrolibet loco sanctis apostolis et congregationi . . . .*^ ab eisdem religiosis prindpibus donatum est et predecessorum nostrorum priuilegiis confirmatum uel quiequid eidem Bremedensi cenobio aliorum fidelium legitimis constat donationibus et possessione legitima pertinere, quiequid etiam in presentiarum iuste possidet uel in futurum concessione pontüicum, liberalitate principum uel oblatione fidelium iuste at- que canonice poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus sub regulari disciplina omnipotenti Domino famulantibus quieta et integra permanere sancimus. In quibus hec^^ propriis uisa sunt uocabulis exprimenda: in episcopatu Taurinensi cellam sancti Albini, cellam sancti Laurentü, in episcopatu Yporegio cellam sancti Martini, in episcopatu Guapicensi cellam sancte Marie in Verano, in Campo Sauro cellam sancti Boniti, in uilla Corbi ecclesiam sancti Petri, in episcopatu Gratianopolitano*) ecclesiam sancti Petri et ec-

a) regolarium. h) affectas. c) est fehlt d) per fehlt e) que. /) Adelbeltom. g) Lücke im Text, h) congregationi predecessorum nostronuo.

*) hoc. k) episcopo Qrannopolitan.

Digitized by

Google

652 P. Kehr,

clesiam sancte Marie, in Garrida ecclesiam sancte Marie, in epi- scopata Viennensi ecclesiam sancti Martini iuxta castrum Planicie, in episcopatu Maurigenensi cellam in Coscia in honore sancte Marie et sancti Petri, in Corberia cellam sancti lacobi, in episcopatu Gebennensi in oilla Thiero ecclesiam sancte Marie, in Castellione ecclesiam sancti Martini, in Marrimaco ecclesiam sancti Solpitii com Omnibus pertinentiis earum. Decernimus itaque ut nuUi om- nino hominum liceat idem monasterium temere perturbare aut eins possessiones auferre uel ablatas retinere minuere uel temerarüs uexationibus fatigare, sed omnia integre conseruentur, eorum pro quorum sustentatione et gubernatione coneessa sunt usibus omni- modis profutura. Obeunte te nunc eius'^ loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullns ibi"*> qualibet surreptionis astutia seu uiolentia preponatur "^j nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris^) secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam elegerint uel de suo uel de alieno, si oportuerit, coUegio iuxta Kbertatem antique consuetudinis consecrandum. Crisma, oleum sanctum, consecrationes altarium siue basilicarum, ordinationes monachorum qui in uestro cenobio ad sacros fuerint ordines promouendi, a quo malueritis cathoHco accipiatis episcopo. Porro laborum uestrorum decimas nec^) episcopis nee episcoporum ministris permittimus exigendas. Quicquid preterea libertatis uel a predecessoribus nostris apostolice sedis episcopis uel a catholicis imperatoribus uel cenobio uestro uel cenobii uestri locis constat esse concessum, nos quoque presentis decreti pagina concedimus et apostolice iustitie fauore firmamus. Si qua igitur in futurum ec- desiastica secularisue persona hanc nostre constitutionis paginam sciens contra eam«^ temere uenire temptauerit, secundo tertioue coomionita, si non satisfactione congrua emendauerit, potestatis honorisque sui dignitate careat reamque*'^ se diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore et sanguine Dei et domini redemptoris nostri Jesu Christi aliena fiat atque in extremo examine districte ultioni«) subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta seruantibus sit pax domini nostri lesu Christi, quatenus et hie fructum bone actionis percipiant et apud districtum indicem premia eteme pacis inueniant. Amen.

Datum Lateran.^ per manum loannis sancte Romane ecdesie diaconi cardinalis, XVl. kal. decembris, indictione duodecima, anno incamationis dominice W. C^. IUI, pontificatus autem dompni Pas- qualis secundi pape anno quinto.

Q nunc et eins, m) tibi n) proponatar. o) sauloris. p) ne. g) ea. f) reomqae. s) ultioms. t) Lateranen.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 553

3.

CcUixt IL nimmt das von dem f Bischof Odelricus von Cremona gegründete und dotirte Kloster des h. Laurentius hei Cremona unter dem Abt TJrso in den apostolischen Schutz und bestätigt die Besitzungen und Rechte» Lateran 1123 März 18.

Orig. Rom Bibl. Vaticana (Arch. Barberini Cred. III cas. 43 maz. 1 litt. K).

CALIXTVS EPISCOPVS SEKWS SERVORVM DEI. DILECTO FILIO VRSONI«) ABBATI MONASTERH SANCTI LAVRENTH QVOD IN CREMONENSI PAROCHIA IVXTA MVROS CIVITATIS SITVM EST EIVSQVE SVCCESSORIBVS REGVLA|riteb svbstitvrndis in PERPETVVM. Instis aotis assensum prebere iostisque petitionibas aares accomodare nos conaenit qai licet indigni iastitif castodes atque precones in excelsa apostolorum principum Petri | et Pauli specola positi Domino disponente conspicimar. Tnis igitor, dilecte in Christo fili Vrso*) abbas, iustis petitionibas clementi benignitate annoimns et beati Laarentü monasteriom, coi Deo aactore presi- des, I quod uidelicet ab Odelrico bon§ memorif Cremonensi episcopo de propriis samptibns eins constractum et possessionibns atque familüs ditatum est, in beati Petri eiusque Romano ecclesig tu- telam protectionemque suseipimus. | Statuimus enim ut possessiones predia et bona omnia qu§ ipsius episcopi concessione uel aliorum uirorum rationabili concessione aut alia conquisitione legitima pos- sidet, firma ei et integra Domino auc|tore seruentur. In quibus hec proprüs duximus nominibus annotanda: uidelicet capellam sancti Andrej infra eiusdem monasterii castrum constructam''^ capellam sancti Michaelis in loco qui dicitur Bulgari cum familiis | et pos- sessionibus ad predictum monasterium pertinentibus, cellam sancti Marci infra ciuitatem Cremonam cum omnibus ad eam pertinentibus, cellam sancti Victoris extra eandem ciuitatem cum omnibus ad eam pertinentibus, cellam sancti | Laurentii in Oirado cum omnibus ad eam pertinentibus, cellam sancti Martini in Yalle surda cum omnibus ei pertinentibus, capellam sancti lohannis in Soarza cum omnibus ^^ ei pertinentibus et capellam sancti Prosperi infra prefatam ciuita|tem, curtem de Lacu obscuro cum Castro et ecclesia sancti Martini ibidem constructa et omnibus ad eandem curtem pertinentibus, curtem de Questro cum Castro et ecclesia sancti Laurentii ibidem constructa et omnibus ad eandem | curtem pertinentibus, curtem de Trugnano cum castro et ecclesia sanctg Marthf ibidem constructa et omnibus*') ad eandem curtem pertinentibus, curtem de Curtignano

a) com. aus VRSO. b) corr, aus Vrse. c) con auf Easur. d) omibos Or. Egl. Gm. d. WiM. Nachr. PhUolog.-biitor. KImm. 190S. Htflft. 39

Digitized by

Google

554 P. Kehr,

com Castro et ecclesia sanct^ Mari^ ibidem constrncta et | omnibus ad eandem curtem pertinentibus et qnicquid prescripto monasterio pertinet in carte Vvilgerii, Casirado, Moringo, Calaenzano, AI- bignano, Yilasco, Mathemo, Tascnlano, Camignano, sancto Bas- siano | et in Persico, Decemimus ergo ut nuUi ecclesiastic^ seculariue*^ persona facoltas sit monasterium aestrnm temere per- turbare aut eins possessiones auferre uel ablatas retinere minuere nel teme|rariis aexationibas fatigare, sed onmia integra consernen- tur, eorum pro quorum sustentatione et gubematione concessa sont nsibas omnimodis profutora, salna Cremonensis episcopi de- bita reuerentia, | sicut a predicto Odelrico^ episcopo constitutum et scripti sui munimine'^ confirmatum est. Porro abbatis benedic- tionem, chrisma, oleum sanctum, consecrationes altarium, ordina- tiones monachorum | seu clericorum uestrorum a Cremonensi ac- cipietis episcopo, si quidem catholicus fuerit et si ea gratis et sine qualibet exactione uoluerit exhibere; alioquin liceat uobis catholicum quem | malueritis adire antistitem et ab eo consecra- tionum sacramenta suscipere. Obeunte uero te nunc eins loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet sur- reptio|nis astutia seu uiolentia preponatur, nisi qu^m fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint eligendum. | Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona hanc nostrQ constitutionis paginam sciens contra eam temere uenire temptauerit, secundo tertioue commonita, si non | satisfactione congrua emenda- uerit, potestatis honorisque sui dignitate careat reamque se diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corjpore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri lesu Christi aliena fiat atque in extremo examine district^ ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem monasterio iusta seruantibus sit pax domini | nostri lesu Christi, quatenus et hie fructum bon§ actionis percipiant et apud districtum iudicem premia etern^ pacis inueniant. AMEN.

Scriptum per manum Geruasii scriniarii regionarii et notarii sacri palatii.

R. Ego Calixtus catholic? ^cclesi^ episcopus ss. BV.

Dat. Laterani per manum HVGONIS sanct§ Romane ecclesig subdiaconi, XV*'*^kal. aprilis»^, indictione I*, incarnationis dominic^ anno M^ C°. XXIll", pontificatus autem domni CALIXTI secundi pape anno V**. B. dep.

e) secnlarisae Or, f) Od corr, aw« Ol. g) corr. aus monimene. h) ur- sprünglich XVI. i) aprilifi auf Rasur.

Digitized by

Google

Nachträge za den Römischen Berichten. 556

3.

Hanorius IL bestätigt dem Kloster Leno die Privilegien der Vor- ganger.

Copialbuch van Leno s. XVI f, 14 Rom Arch, cap. di 8. Gio- vanni in Laterano (MiscelL FF I),

Est et aliod priailegimn papiro innolatam in qao scriptam est: „Hie intas est priuilegiam Honorii papae II com taxa bene- ficiorom abbatiae Leonensis, qaod netustate consumptum et a tineis corrosum legi non potest nisi in aliqoibns locis, sed nidetur per ea qaae legantar in caeteris connenire cum aliis^> prinilegiis; in hoc tantum difFert quod desaper nomina ecclesiamm qnae tantnm paucae legnntar, est signatos alibratas sea taxa ipsa ecclesiarnm^. Ideo non ezemplaoi.

a) alii.

4.

Innocenz IL nimmt das Kloster des A. Laurentius bei Cremona unter dem Abt Hubaid in den apostolischen Schutz und bestätigt die Besitzungen und Rechte. Brescia 1132 Juli 29.

Orig. Rom Bibl. Vaticana (Arch. Barberini Cred. III cos. 43 maz. 1 litt. L).

Mit Benutzung der Urkunde Calixts IL von 1123 März 18 (n. 2) verfasst.

INNOCENTIVS EPISCOPVS SERWS SERVORVM DEI. DI- LECTO FILIO HVBALDO ABBATI MONASTEßn SANCTI LAV- RENTII QVOD IVXTA MVROS CIVITATIS CREMONAE SITVM EST EIVSQVE SVCCESSORIBVS REGVI.ARITER SVBSTITVENDIS| IN PERPETVVM. Quotiens illud a nobis petitnr quod rationi cognoscitur conuenire, animo nos decet libenti concedere et peten- tium desideriis congruum impertiri suffragium. Dignum namque est I religiosis^Mesideriis facilem preberi ^^ assensum, ut fideUs de- uotio celerem sortiatur eiFectum. Proinde, dilecte in Domino fili Hvbalde abbas, tuis rationabilibus postulationibus accomjmodantes assensum, beati Laurentii monasterium, cui Deo auctore preesse dinosceris, quod utique a bong memoria Odelrico Cremonensi epi- scopo de suis propriis facnltatibus fundatum est et | possessionis bus^) atque familiis ditatum, sub beati Petri tutela ac protectione^)

a) re aufBasur. h) eri aufBasur. c) possessionibos protec aufBaaur.

89*

Digitized by

Google

556 P. Kehr,

suscipimas et apostolic^ sedis priuilegio communimas. Statnen- tes at qa^camque predia quaecumqne possessiones aut bona a prefa|to episcopo seu aliis uiris eidem monasterio pif deaotionis intaitu concessa sunt et in presentiarum iuste et legitime possidet aut in futurum concessione pontificum, largi|tione regum uel prin- cipum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata perma- neant. In quibus | h§c propriis nominibus exprimenda subiunximus : capellam sancti Michaelis in loco qui dicitur Bulgari cum familiis et possessionibus ad ipsam pertinentibus, cellam sancti Laurentii in Oirado**) | cum suis omnibus pertinentiis, capellam sancti lohannis in Soarza cum suis omnibus pertinentiis, curtem de Lacu obscaro cum Castro et ecclesia sancti Martini ibidem constru|cta et omnibus ad eandem curtem pertinentibus, curtem de Questro cum Castro et ecclesia sancti Laurentii ibidem constructa et omnibus ad ipsam curtem pertijnentibus, curtem de Tragnano*^ cum Castro et ^cclesia sanct^ Marthg ibidem constructa et omnibus ad eandem curtem pertinentibus, curtem de Curtignano cum castro et capella sanct^j Marif ibidem constructa et omnibus ad eandem curtem pertinenti- bus, curtem Cumignano cum suis omnibus pertinentiis et quicquid prescripto monasterio pertinet in curte Wilgerii, | Cassirado, Moringo, Caluenzano, Albignano, Vilasco, Matherno^, Tusculano, sancto Bassiano et in Persico. C§terum prenominatam curtem Laci obscuri cum Castro et ecclesia sancti Martini, cum piscariis laci circa idem castrum | siti, quemadmodum illustrium uirorum Ottonis, Chunradi et Henrici preceptis imperialibus continetur, uobis nichilominus presenti scripti pagina roboramus. Piscariam quoque Padi fluminis in loco qui Nauaria nuncupatur | et molendina a supradicto Odelrico episcopo eiusdem loci fundatore monasterio uestro concessa et a prefatis imperatoribus scriptis autenticis confirmatam, cellam sancti Martini in Valle surda cum omnibus pertinentiis suis, | capellam sancti Andrej in eiusdem monasterii Castro ^> constructam cum*) suis omnibus pertinentiis, infraciuitatem*) Cremonam cellam sancti Marci *) cum omnibus ad eam pertinentibus et capellam *> sancti Prosperi, | extra ipsam uero ciuitatem in sub- urbio cellam sancti Victoris supra Padum cum omnibus ad eam pertinentibus, aliam etiam*) cellam sancti Victoris a te, dilecte fili Hvbalde abbas, nouiter in loco qui dicitur Planca'^ fundatam|

d) corr, aiM Oirano. e) ru auf JKo^r. /) ebenso th. g) corr. aus castrum. h) cum suis ciui auf Basur. t) ci auf Basur. k) über et capellam schrieb eine spätere Hand va , über aliam etiam cat, was sich ver- muthUch auf eine Nachurkunde bezieM, Q P corr. aus b.

Digitized by

Google

Nachträge zn den Römischen Berichten. 557

tibi et per te predicto sancti Laurentii cenobio confirmamus. De- cemimus ergo at nolli omnino hominum liceat sepedictnm monaste- rium temere perturbare aut eias possessiones aaferre ael ablatas retinere minue|re aut aliquibus uexationibus fatigare, set omnia integra conseruentur, eomm pro quorum gubernatione et sustenta- tione concessa sunt usibus omnimodis profutura, salua Cremonen- sis episcopi"*^ debita renerenltia, quemadmodum a supranominato Odelrico episcopo constitutum et scripti sui munimine roboratum est. Obeunte uero te nunc eiusdem loci abbate uel tuorum quo- Übet successorum ) nullus ibi qualibet sur{reptioni8 astutia seu uiolentia preponatur, nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam elegerinf^ Porro abbatis benedictio|nem, chrisma, oleum sanctum, consecrationes altarium, ordinationes monachorum**) seu clericorum uestrorum a Cremonensi accipietis episcopo, si quidem catholicus fuerit et si ea gratis et sine qualibet exactione uoluerit exbibere ; | alioquin liceat uobis catholicum quem malueritis adire antistitem et ab eo consecrationis sacramenta suscipere''^ Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue per- sona hanc nostr^ constitutionis | paginam sciens contra eam temere uenire temptauerit, secundo tertioue commonita, si non satisfactione congrua emendauerit, potestatis honorisque sui dignitate careat reamque se diuino | iudicio existere de perpetrata iniquitate cognos- cat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemp- toris nostri lesu Christi aliena fiat atque in extremo examine district^ ultioni | subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta ser- uantibus sit pax domini nostri lesu Christi, quatenus «^ et hie fruc- tum bon§ actionis percipiant et apud districtum iudicem | premia §tem^ pacis inueniant. AMEN. AMEN. AMEN. |

R. Ego Innocentius catholic^ ecclesi^ episcopus ss. BV.

t Ego Guillelmus Prenestinus episcopus ss. f Ego Vbertus presbiter cardinalis tit. sancti Clementis ss. f Ego Anseimus presbiter cardinalis tit. sancti Laurencii in

Lucina ss. t Ego Lucas presbiter cardinalis tit. sanctorum lohannis et

Pauli SS.

f Ego Romanus diaconus cardinalis sanctQ Mari^ in Porticu ss.

t Ego Gregorius diaconus cardinalis sanctorum Sergii et Bachi SS.

tn) folgt kleine Basur. n) g corr. aus 1. o) monachorum auf Basur

{Muerst clericorum). p) auscipere z. T. auf Basur. g) Christi quat auf Bctsu/r,

Digitized by

Google

558 P. Kehr,

f Ego Otto diaconas cardinalis sancti Greorgii ad Yelom

aarenm ss. f Ego Guido diaconas cardinalis sanctorom Cosrnq et Da- miani ss. Dat. Brixie per manom AIMERICI sanct^ Romano ecclesi^ diaconi cardinalis et cancellarii, IIII. kal. augusti, indictione X"*, incamationis dominic^ anno W. C^ XX X^ lU^, pontificatus uero domni INNocentü pape II anno III^

B. dep.

5.

Innocem IL nimmt die Kirche S, Nicolb di Palatino unter dem Prior Gregor in den apostolischen Schute und bestätigt ihr die von der Gräfin Mathilde geschenkten Besitzungen und Rechte^ gegen jähr- liche Zahlung von 2 Luccheser Solidi. Pisa 1136 Oktober 30.

Orig. Rom Arch. Colonna-Lante.

Die Urkunde war bisher nur durch eine Notiz bei Tronci Annali Pisani p, 70 (danach Repefti II 337) bekannt. Sie wurde wiederholt von Eugen III. 1145 IV 29 J-L. 87 U (Orig. Florenz Arch. di siato: R. Acquisto Strozziane-Uguccioni).

INNOCENTIVS EPISCÖPVS SERVVS SERVORVM DEI. DI- LECTO FILIO GREGORIO PRIORI ET FRATRIBVS IN ECCLESIA SANCTI NYCOLAI DE PALATINO REGVLAREM VITAM | propessis

TAM PRESENTißVS QVAM FVTVRIS IN PERPETVVM. Pi§ pOStulatio Uolun-

tatis eiFectu debet prosequente compleri, quatenus et deaotionis sinceritas | laudabiliter enitescat et utilitas postnlata uires indubi- tanter assumat. Quam ob rem, dilecti in Domino filii, nestris petitionibus accommodantes assensum, aecclesiam sancti NYCOLAI de Palatijno^^ in qua diuino uacatis seruitio, sub beati Petri et nostra tutela suscipimus et presentis scripti patrocinio com- munimus. Statuentes ut quecumque ab illustris memoria comi- tissa Matildi | pia deuotione eidem aecclesiae legitime sunt concessa, a Montione scilicet usque ad fossam nouam et a mari usque ad fossam magnam, firma uobis in perpetuum et illibata permaneant. Preterea quecumque ! bona quascumque possessiones in presentiarum iuste et canonice possidetis aut in futurum concessione pontificum, largitione principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante | Domino poteritis adipisci,

a) palati|tmo.

Digitized by

Google

Nachträge zn den Römischen Berichten. 559

tarn in decimis quam in aliis, nniaersitati nestr? auctoritate apostolica nichilominus confirmamns. Porro oleum sanctnm, con- secrationes altarium uel basilicarum, ordina|tiones clericorum qui ad sacros gradus faerint promouendi, a dyocesano snscipietis epi- scopo, si quidem catholicus fuerit et gratiam atqne commnnionem apostolic^ sedis habnerit eaque uobis absque prauitate | et exaetione noluerit exhibere; alioquin qnemcumque malneritis catholicom ad- eatis antistitem, qui nostra fultus auctoritate quod postulatur indulgeat. | Obeunte uero tö, dilecte in Domino fili Gregori, nunc eiusdem loci priore uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet subreptionis astutia seu uiolentia preponatur, nisi quem fratres | eiusdem loci communi assensu aut fratrum pars consilii sanioris de sua congregatione, si ad hoc officium idoneus repertus inibi fuerit, aut etiam de aliena aecclesia et religiosa secundum Dei timorem | et aeeclesiasticam regulam prouiderint eligendum. Decemimus ergo ut nuUi omnino hominum liceat prefatam aecclesiam temere perturbare aut eins possessiones auferre uel ablatas re|tinere minuere uel aliquibus molestiis fatigare, sed omnia integra con- seruentur, [ue]stris pro quorum gubernatione et sustentatione con- cessa sunt usibus profutura. Ad haec | adicientes statuimus ut nemini fas sit aliquod uobis grauamen inferre uel absque certa seu manifesta culpa et iusta atque rationabili causa in eodem loco diuina officia prohibere, | quamdiu scilicet in aecclesia uestra propi- tiante Domino religiosa uita durauerit. Ad indicium autem quod eadem ecclesia sub beati Petri et nostra defensione consistat, duos solides Lucensis monet§ singulis | annis nobis nostrisque successoribus persoluetis. Si qua igitur aecclesiastica secularisue persona hanc nostr^ constitutionis paginam sciens contra eam temere uenire temptauerit, secundo tertiöue comlmonita, si non presumptionem suam satisfactione congrua emendauerit, potestatis et honoris sui periculum patiatur et a sacratissimo corpore et sanguine Dei ac domini redemptoris nostri lesu Christi | aliena fiat atque in extremo examine districte subiaceat ultioni. Conseruantes autem eidem loco qu§ sua sunt, omnipotentis Dei et beatorum apostolorum Petri et Pauli gratiam consequantur. AMEN. AMEN. AMEN. I

R. Ego Innocentius catholic^ ecclesi? episcopus ss. BV.

f Ego Wilielmus Prenestinus episcopus ss.

t Ego Theodewinus sancte Rufin§ episcopus ss. t Ego Lucas presb. card. tit. sanctorum lohannis et Pauli ss. t Ego Guido indignus sacerdos ss. f Ego Azzo presb. card. sanct^ Anastasie ss.

Digitized by

Google

560 P- ^ehr,

f Ego Gregorius*) presb. card. tit. sanct^ Priscj^ ss.

f Ego Grregorius diac. card. sanctorum Sergii et Bachi ss. f Ego Habaldns diac. card. sancte Mari^ in Via lata ss. t Ego Grrisogonus diac. card. sanct^ Mari§ in Portion ss. Dat. Pisis per manum AIMERICI sanct§ Romane aecclesie diaconi cardinalis et cancellarii, III. kal. nonemb., indictione XV*, incarnationis dominice anno M^ C®. XXX" VF, pontificatus nero domni INNocentii 11 pape anno VII®.

B. dep.

b) GG.

Anaclet II, stellt das Bistum S. Maria di Limosano wiederher, bestellt den Gregorius zum Bischof dieser Kirche und bestätigt ihr die GreYizen und Besitzungen*

Erwähnt im Processus super archiepiscopatu Beneventano in Collect, t. 61 s. XIV f. 151 sq. Rom Vat. Archiv.

Ich stelle die verschiedenen Zeugenaussagen über diese unbekannte und für Anaclets IL süditalienische Kirchenpolitik wichtige Urkunde zu- sammen; aus ihnen läßt sich der Text des Diploms unschwer combiniren.

f. 152 priuilegium pape Anacleti in quo continebatur, qnod dicta terra (Limosani) fnit ciaitas et habait proprium episcopum et diocesim terminatam.

f. 160' quoddam priuilegium domini pape Anacleti in quo contine- batur quod ipse rescriuebat episcopum et honorem episcopalem dicte terre Limosani.

f. 165 . . in quo continebatur quod episcopatus Limosani fuit de prouincia Beneuentana et faabebat certa casalia sub se.

f. 175' . . quod dignitas cpiscopalis seu cathedra, qua alias dicta terra fuerat priuata, rescribebatur eidem terre.

f. 180' . . in quo continebatur quod terra Limosani fuit ciuitas et habuit episcopum . . Transsumptum priuilegii domini Ana- cleti pape secundi in quo continebatur quod papa mandabat quod ipse episcopus obediret archiepiscopo Beneuentano.

f. 182 . . et in dicto priuilegio continebatur quod castrnm Pi- manum erat de diocesi Limosana . . in dicto priuilegio scriptum quod ecclesia sancte Marie de Limosano vocabatur maior ecclesia Limosani episcopatus.

f. 183 . . in quo continebantur castra et ecclesie dicte diocesis, uidelicet terra Limosani, castrum sancti Angeli, castellucium de Limosano, ripa Limosani que uocabatur Ripa comitis cum

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 561

casali sancti Stephan! de Ripa, castro Pimanam cam baronia sua, Fossaceta cam casalibas snis, Camelam, Grobacta, ßay- tinnm cum rocca Racini, castrom Montis Agani, Colli ro- tundus, Pretella cum rocca, castrum de Lino Ferraria, castra Petra I, castrum lobannis Fulconis Torella, Molisium, Serra Graffida cum sancto Alexandro, Collis altus et Capiletum.

f. 184' . . in quo continebatur quod idem papa reintegrabat epi- scopatum Limosani ad petitionem domini Gregorii qui postea fnit episcopus Limosani.

f. 207' . . in quibus continebatur quod ipse dominus papa dictam terram que alias fuerat episcopatus, reintegrauit et prefecit in eadem ecclesia sancte Marie de Limosano dominum Gre- gorium et ipsum in episcopum dicte ecclesie ordinauit et mandauit domino Landulfo tnnc archiepiscopo Beneuentano quod ipsum dominum Gregorium in episcopxmi dicte ecclesie ordinaret.

7.

Celestin IL nimmt die Kirclie S. Pietro in Olivdo unter dem Propst Ambrosius nach dem Vorgang Paschais IL in den apostolischen Schutz^ bestätigt die Regel S. Augustins, die Besitzungen und Rechte und setzt im Besonderen das Verhältnis zum Bischof und Domkapitel von Brescia fest. Lateran 1144 Januar 29.

Orig. Rom Vat. Archiv (Instrumenta Veneta).

Die Urkunden von S. Pietro in Oliveto di Brescia^ von uns ver- geblich gesucht (vgl. Nachr. 1897 S. 265 Anm. 1), sind nach der Fund- stelle zu urteilen an die Congregation von S. Giorgio in Alga und so schließlich in das Vaticanische Archiv gekommen. Es ist nicht un- möglich ^ daß hier nun auch die noch vermieste Urkunde Paschais IL, welche der Celestins IL zur Vorlage gedient haJ)en unrd, an den Tag kommt.

CELESTINVS EPISCOPVS SERWS SERVORVM DEL DILEC- TIS FILnS AMBROSIO PREPOSITO ECCLESIE SANCTI PETRI IN OLrVTETO EFVSQVE FRATRFBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FV- TVRIS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Religiosis desideriis dignum est facilem prebere consensum, ut fidelis deuotio celerem sortiatur effectum. Quocirca, dilecti in Domino filii, quia per diuinam gratiam | aspirati mores uestros sub regularis uitQ disciplina cohercere et communiter secundum sanctorum patrum institutionem omnipotenti Domino deseruire pro-

Digitized by

Google

B62 P. Kehr,

posuistis, notis nestris paterna be|nignitate annnimus et predecessoris nostri bonQ memori§ Faschalis pape nestigiis inherentes, prefatam ecclesiam, in qua diuino mancipati estis obsequio, sab beati Petri et I nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. In primis siquidem uit§ canonice ordinem quem se- cundum beati Augustini regulam professi estis, presentis | scripti auctoritate iirmamus et, ne cui fratrum post factam ibidem pro- fessionem proprium quid habere neue sine prepositi uel congrega- tionis licentia de claustro | discedere liceat interdicimus. Statuentes ut quascumque possessiones qu^cumque bona eadem ecclesia in pre- sentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, | largitione regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis Deo propitio poterit adipisci, firma uobis uestris- que successoribus in eadem religione permansuris et illibata per- maneant. | Ea uero qu? uobis ab Hermanno Brixiensis ciuitatis episcopo canonice concessa sunt confirmamus, ecclesiam uidelicet sancti Eusebii secus eandem ciuitatem cum omnibus ad ipsam pertinentibus et | decimas quas iuste possidetis. Vestr^ etiam quieti prouidentes, statuimus ut nullus uobis in prepositum consti- tuatur, nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum | Dei timorem regulariter prouiderint eligendum, set nee preposito ipsi nee episcopo liceat canonicos fratres loco ipsi attitulare, nisi quos omnis congregatio aut sanier pars idoneos et utiles ad hoc esse approbauerint. | Quodsi forte fratrum aliquis grauioris, quod absit, culp^ lapsum inciderit, nullius secularis uiolentie tirannidi exponatur, set inter fratres tantum adhibito, si opus fuerit, episcopi consilio corrigatur. Nee ec- clesialsticum uero officium nee aliqua que episcopalis intersunt ofRcii, sine certa et conuicta culpa eiusdem loci fratribus sub- trabantur. Crisma uero, oleum sanctum, consecrationes altarium seu basilicarum, ordinationes | clericorum qui ad sacros ordines fuerint promouendi, a diocesano suscipiatis episcopo, si quidem catholicus fuerit et gratiam atque communionem sedis apostolio} habuerit et ea gratis et absque aliqua prauitate uobis uolu|erit exhibere; alioquin liceat uobis catholicum quemcumque malueritis adire antistitem, qui nimirum nostra fultus auctoritate quod postu- latur indulgeat. Ad h^c adicientes statuimus ne maioris ^cclesi§| clericis temere aut sine catholici episcopi licentia facultas sit ad- uersum uos potestatem indebite exercere nee ad celebranda diuine seruitutis obsequia signorum pulsationem horis legitimis prohibere. Nee Bri|xiensibus episcopis ullo modo liceat aliquem canonicorum de uestra congregatione tollere , nisi consensu congregationis uel

Digitized by

Google

Nachträge zn den Römischen Berichten. 663

maioris partis consilii sanioris. Porro ab omni condicione preter sinodnm et capitalam episcopi | ad spiritnalia tractanda et eo- clesiasticomm ordinem«) susceptionem congregationem uestram ab- soloimus, ne alicui Brixiensi episcopo ael nlli maioria ecclesie^^ clerico ulterias licitom sit a nobis quicqaam | exigere ael alla de caasa aos inquietare, at sine uUa pertarbatione oiaentes aaleatis diuino officio tatins eaacare. Ad hec adicimas ut tarn tibi qoam saccessoribus tnis liceat tonsur^ prime | coronam congregationis uestre fratribns ad clericatus offlcia promouendis imponere. Decemimus ergo ut nolli omnino hominam liceat eandem ec- desiam temere perturbare aut eins possessiones anferre | uel ablatas tenere minnere ael temerariis aexationibas fatigare, set omnia integra conseraentar, eoram pro qaoram sastentatione ac gabernatione concessa sant asibas omnimodis profatara, | salaa Brixiensis episcopi reuerentia et apostolice sedis aactoritate. Si qaa igitar in posteram ^cclesiastica secalarisae persona haias de- creti paginam sciens contra eam temere aenire temptaaerit, secando tertioae comlmonita, si non satisfactione congraa emendaaerit, potestatis honorisqae sai dignitate careat reamqae se diaino iadicio existere de perpetrata iniqaitate cognoscat et a säcratissimo corpore ac sanjgaine Dei et domini nostri lesa Christi aliena fiat atqae in extremo examine districte altioni sabiaceat. Canctis aatem eidem loco iasta seraantibas sit pax domini nostri lesa Christi, qaatinas et hie | frnctam bone actionis percipiant et apad districtam iadicem premia etern^ pacis inaeniant. AMEN. AMEN. AMEN. |

R. Ego Celestinas catholicg ecclesig episcopus ss. BV. t Ego Conradus Sabinensis episcopus ss.

Dat. Lat. per manom GERARDI sancte Romane ecclesie pres- biteri cardinalis ac bibliothecarii, TUT, kal. febr., indictione VII, incarnationis dominice anno M^C^XLIIP*'), pontificatas aero domni Celestini II pape anno primo.

B. dep.

a) 80 statt ordinum. b) durch Umstellungszeichen corr, aus ecclesie maioris. c) durch Rasur corr. aus W LX« IIP.

8.

Eugen 777. beauftragt den Bischof Konrad von Sahina, seinen Vicar, am nächsten Sonntag nach S. Peter sich £u hegthen und die Kanoniker öffentlich mit dem ihnen übertragenen vierten Teil der Ob- lationen des Altars des h. Petrus zu investiren.

Segni (1151) Juli 13.

Digitized by

Google

564 P. Kehr,

Cop. 8. XII im Cod. 135 C (Sertnofies) f. 127 Rom Arch. di S. Pietro in Vaticano.

Das am Rande des Codex eingetragene Mandat fand jüngst L. Schiaparelli. Es ist einer der seltenen bisher belcannten Belege dafär^ daß die für die Diplomatik so wichtigen Sätze von Handlung und Beurkundung auch auf dem Gebiet des päpstlicJien Urkundenwesens ihre Bedeutung haben. Denn wir besitzen auch das hierzu gehörende Privileg Eugens III. (J-L. 9714), aber es ist ausgestellt erst 1153 IV 10. Entweder ist es danach nur eine Neuausfertigung eines vor 1151 VII 13 ausgestellten Privilegs oder^ was wahrscheinlicher^ die feiep'liche Ausfertigung mit den Unterschriften von 26 Cardinälen ver- schob man bis zur Rückkehr der Curie nach Rom, so daß das Mandat auf die Handlung zu deuten wäre. Das Jahr 1151 wird durch die einleitenden Worte zu dem Mandat bestimmt: Anno Domini M. C.LI, domni Eagenii tertii pape VII®, indictione XIIII, mense iulio, idi- bus eiasdem mensis. Ex precepto prefati domni Eugenii tertii pape innestiuit nos canonicos beati Petri de integra quarta parte oblationnm altaris et arc§ domnus Conradus Sabinensis episcopus et domni pape uicarins. Et hoc est exemplum litterarum quas a domno papa accepit. Ed. Arch. stör. Rom. XXV 288 n. 43,

Eugenius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri C. Sabinensi episcopo uicario nostro salutem et apostolicam bene- dictionem. Ea qag fienda mandat pig uolontatis intentio, ut ad optatam effectum ualeant peruenire, cura debet sacerdotalis exi- stere. Certum tibi esse credimus quod quartam partem oblationnm altaris beati Petri ex communi consilio fratrnm nostrorum canonicis ipsins ecelesi§ perpetno habendam concessimus. Vt igitnr hoc fir- mius in postenmi et rationabilius fiat, fraternitati ta^ per presentia scripta mandamus quatenus ad ecclesiam beati Petri proxima dominica uadas et in conspectn populi de quarta parte ipsarum oblationum, si- cut statutum est, canonicos ipsos inuestias. Dat. Signie DI. id. iul.

9.

Anastasius IV. nimmt das Kloster S. Maria di Kalena unter dem Abt Johannicius nach dem Vorgang Eugens III. in den aposto- lischen SchutZy bestätigt die namentlich aufgeführten Besitzungen^ das Vorrecht der Benediction durch den römischen Bischof das Wahlrecht und die freie Wahl des Bischofs für die bischöflichen Functionen^ gegen jährliche Zahlung einer Goldunze an den h. StuJd.

Lateran 1153 November 10. Bullarium Lateranense s. XV Rom Staatsarchiv cod. 6.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 566

Darüber Copia priuilegii plenissim? exemptionis, caias originale est Kalene. Das Privileg Eugens III. ist nicht erhalten. Ebenso- wenig sind die in einer ürJcunde Innocenjs' III. (S. Pietro in Vincoli) genannten VorurJcunden Alexanders Ill.y Clemens^ III, und Celestins III. auf uns gekommen. Die Liste der Besitzungen lautet :

Locum in quo ipsnm monasterium situm est cum pertinentiis snis, cellam beati Pauli cum terris suis et pertinentiis, cellam sancte Trinitatis de Monte sacro cum terris et aliis pertinentiis suis, cellam sancti Nicolai de Marino cum pertinentiis suis et item**^ cellam sancti Stephani cum pertinentiis suis, cellam sanctorum Cosm§ et Damiani cum pertinentiis suis, cellam sancti Nicolai de Monte nigro cum ipso casali et aliis molendinis et aliis pertinentiis suis, cellam sancti Petri de Schetella cum pertinentiis suis, cellam sancti lohannis de Fauces Pauiperga cum pertinentiis suis, cellam sancti Nicolai de Imbuto cum pertinentiis suis et castrum ipsum Imbutum cum siluis terris et uineis suis, cellam sancti Petri de Casa ueteri cum pertinentiis suis, ecclesiam sancti Saluatoris sitam in territorio ciuitatis Vestane cum pertinentiis suis, in loco qui dicitur Pisdicce cellam sancti Andree, cellam sancte Bar bare et cellam sancti Petri cum terris *) et pertinentiis, in ciuitate Syponto cellam sancte Lucie cum pertinentiis suis, cellam sancti G-eorgii cum pertinentiis suis, cellam sancti Stephani de Cannis cum siluis et terris, ecclesiam sancti Greorgii in territorio Rimani cum perti- nentiis suis, iuxta castrum ^^ Cauianum ecclesiam sancti Georgii, ecclesiam sancti Marii, ecclesiam sancte Barbare cum pertinentiis earum, in pertinen(tia)''^ Caprilis ecclesias sancte Marine, sancti Helye et beati Bartolomei cum pertinentiis earum, in territorio Rodi ecclesias sancte Agate, sancti Theodori, sancti Martini et sancti Menno cum molendinis et aliis terrarum pertinentiis, in territorio Viti ecclesias sancti Blasii, sancti Nicolai Paneati, sancti Angeli de Gallo et sancti Stephani cum molendinis et pertinentiis earum, item in Castro Pischicce homines cum possessionibus dominio districto et omni iure ipsorxmi et iuxta ipsum castrum ecclesias sancti Nicolai Monachor um et sancte Marie de Kaienella cum hominibus et pertinentiis suis, item in prefata ciuitate Vestana domos et extra ciuitatem terras uineas oliuas et ecclesias sancti Marci et sancti Felicis cum pertinentiis suis.

Anastasius episcopus seruus seruornm Dei. Dilecto filio'> loannicio abbati monasterii sancte Marie de Kalena eiusque

a) idem. h) terrarum. c) castorom. S) statt territorio ? e) dilecto filio fMt.

Digitized by

Google

566 P. Kehr,

fratribus tarn presentibus quam/) futuris regolarem oitam professis in perpetuum. Religiosam oitam eligentibos.

Dat. Lateran. ^> per manom Rolandi sancte Romane ecclesie presbiteri cardinalis et cancellarii, 1111°. idns nouemb., indictione 11», incarnationis dominic? anno M°. C^ LIII, pontificatus nero domni Anastasii pape IIU anno primo.

f) et. ^f) Lateranen.

10.

Anast(tsiu8 IV. nimmt die Kirche des h, Valentin (bei Bocca Äntica) unter dem Vicedominus Sergius von Säbina in den apostolischen Schute und bestätigt ihr die genannten Besitzungen,

Lateran (1154) Fdtruar 28.

Orig. Rocca Antica Arch, comunale.

Bestätigt von Celestin III. (s. n. 28). F. Tonetti im Bollettino ddla B. Deputazione per V ümbria VII S. 568 dt. eu 1153 April 30.

Anastasius episcopus seraos seruornm Dei. Dilecto filio Sergio nicedomino Sabinensi salntem et apostolicam benedictionem. Qnotiens | id quod ad tuitionem ecclesiarnm et prauorom cohibendos incnrsns pertinet^\ postalamor, ad concedendum non debemus | esse difficiles, ne forte, quod absit, nos uideamur de ipsarum perturba- tione culpabiles, si duri fuerimus ad nostrum eis | patrocinium impendendum. Eapropter, dilecte in Domino fili, quoniam ecclesiam saneti Valentini sub nostra et sacrosancte Ro|mane ecclesie defen- sione suscipi postulasti, nos petitioni tue libenter annuimus et ean- dem ecclesiam sub beati Petri | et nostra tuitione suscipimus et presentis scripti patrocinio communimus. Statuentes ut quascum- que possessiones | quecumque bona in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum prestante Domino poterit rationabiliter ad- ipi|sci, firma ei in perpetuum [et] illibata permaneant. In qui[bu8] hec propriis duximus uocabulis exprimenda: cappel|lam saneti Helle, cappellam saneti lohannis, cappellam saneti Gregorii, cappellam saneti Blasii, cappellam saneti lohannis in CoUe, | cappellam saneti Vincentii et cappellam saneti Demetrii cum pertinentiis earum. Nulli ergo omnino hominum liceat eandem | ecclesiam temere perturbare [au]t eins pos- sessiones auferre uel ablatas retinere, sed illibata et inconcussa ei perpetuis | temporibus conseruentur. Si quis autem hoc attemptare presumpserit , secundo tertioue commonitus, nisi presumptionem suam congrua sa|tisfactione correxerit, indignationem omni-

a) pertinent Or,

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 567

potentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eins incurrat atqae in extremo examine | districti iaditii subiaceat oltioni. Dat Lat. II. kaL mar.

B. dep.

U.

Hadrian IV. bestätigt deni Kloster des h. Stephanus in Fossanava unter defu Abt Giraldus die ihm von dem Bischof Berardus von Terracina geschenkte Kirche S. Trinitä im Gebiet von Seeee und fügt eine Schenkung hinzu. Albano 1158 Oldober 3.

Copie von 1736 in Carte Garampi Rom Vat. Arch. (Fondo Garampi).

Die Copie ist genommen aus einem Transsumi von 1337 im Ar- chivio segräo dei PP. Gesuiii in Seeee, Dieser Fonds, eu dem auch die Urkunde Alexanders IIL von 1171 II 27 (ed. Nachr. 1901 S. 220 n. 5) gehörte, ist jetzt im Stadtarchiv von Seeze. Aber hier fand P. Fedele (s. Nachr. 1901 S. 200) nur das Transsumt von Alexander III. ; es scheint danach das von Hadrian IV. verloren zu sein.

Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis

Giraldo abbati monasterii sancti Stephani de Fossanoaa eiasque fratribus") in perpetuum. lustis religiosorum desideriis facilem

nos conuenit impertiri consensum et uota qu§ a rationis tramite non discordant, effectu sunt prosequente conplenda. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus grato con- currentes assensu, ecclesiam 8anct§ Trinitalis in territorio Seczino cum Omnibus pertinentiis suis, quam uenerabilis frater noster B. Terracinensis episcopus de consilio et uoluntate nostra mo- nasterio uestro donasse dinoscitur, uobis auctoritate sedis aposto- lic§ confirmamus. Donamus etiam uobis grangiam cum celle ad ius beati Petri specialiter pertinente, in quo eamdem grangiam construxistis, et usum pascendi in montibus pr^fat§ ecclesi§ et ipsi grangiae circumadiacentibus. Qu^cunque insuper in locis per circui- tum diffusis iuste et canonice poteritis adipisci, uobis auctoritate apostolica nihilominus confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. Statuentes ut nuUi omnino hominum liceat hanc paginam nostr§ donationis et confirmationis inlringere uel ei aliqua- tenus contraire. Si quis autem hoc attemptare prgsumpserit, secundo tertioue commonitus, nisi reatum suum congrua satisfac-

a) Mer ist wohl nach der Formel eu ergänzen tarn presentibos quam fatoris regulärem oitam professis.

Digitized by

Google

B68 P. Kehr,

tione correxerit, potestatis honorisque sui dignitate careat renmqae 86 diaino indicio existere de perpetrata cognoscat iniquitate atqae in extremo examine district? ultioni snbiaceat. Cunctis nero eam seruantibus sit pax domini nostri lesu Christi, quatenns et hie fructum bone actionis *) pereipiant et apad districtüm iudicem pre- mia etern^ pacis inueniant. Amen. Amen. Amen.

R. Ego Adrianus catholic§ ecclesi^ episcopus ss. BV.

f Ego Ymarus*') Tusculanus episcopns ss.

f Ego Gregorius Sabinensis episcopns ss. t Ego Hnbaldns presb. card. tit. sanct^ Praxedis ss. f Ego Inlins presb. card. tit. sancti Marcelli ss. f Ego Hnbaldns presb. card. tit. sanctg Crncis in lernsalem ss. f Ego Bernardns presb. card. tit sancti Clementis ss. f Ego Octanianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss. t Ego Johannes presb. card. sanctornm lohannis et P(anli) tit.

Pamachii ss. f Ego Johannes presb. card. tit. sanctornm Silnestri et Martini ss. t Ego Hdeprandus presb. card. basilice Xu Apostolornm ss. t Ego Astaldus presb. card. tit. sancte Prisce ss. t Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lncina ss. f Ego Gnido presb. card. tit. Calixti ss. f Ego Guilielmns presb. card. tit. sancti Petri ad Vincnla ss. f E^o Johannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.

f Ego Oddo diac. card. sancti Georgii ad Velnm anrenm ss.

f Ego Boso diac. card. sanctornm Cosme et Damiani ss.

f Ego Petrns diac. card. sancti Enstachii inxta templnm Agrippe ss.

f Ego Cynthins diac. card. sancti Adriani ss.

f Ego Raimnndns diac. card. sancte Marie in Via lata ss.

Data Albe per mannm Rolandi sancte Romane ecclesie pres-

biteri cardinalis et cancellarü, V, non. octob., indictione VII, in-

camationis dominice anno M°. C^. L^ VIII, pontificatns nero domni

Adriani pape IIU anno IIII.

h) fractum benedictionis. c) Ymarias.

13.

Alexander IIL nimmt die Kirche S. Croce in Gerusalemme (in Rom) unter dem Cardinalpresbiter Hubald nach dem Vorgang Lucius' IL in den apostolischen Schute und bestätigt ihr die Begel S. Augustins nach der Ordnung der Congregation von 8. Frediano^ der immer der Cardinal entnommen werden soll, und die namentlich aufgezählten Besitjmngen. Lateran 1166 April 16.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. &g9

Cop. von 1490 Lucca Arch. di staio (S. Frediano). Cop. s. XVII im Ms, G VIII 243 f. 135 Rom BibL Chigi, im Ms. 40 p, 139 Lucca Bibl. publ. und in O. B. Orsucci Chiese di Lucca II f. 35 d)enda {Ms. 914\ im Cod. Barb. XL 11 f. 127 (ex arch. Carthusiae Romae) Rom Bibl. Vat. Privil. can. regtdar. Lateranen.f codd. s. XVI Bologna Bibl delV Univ. cod. 2879 (335) f. 56 und Parma Bibl. reale cod. 482 p. 390. Extr. im Ms. des Panvinio Rom Vat. Arch. Mise. Arm. XI t 34 f. 28.

J. 7522. J-L. 11269. Die Urkunde ist sehr oft gedruckt, aber immer mit Weglassung der Besitzungen und der Cardinalssubscrip- tionen, also eben derjenigen Teile, die uns heute besonders inieressiren. Und da die Besitzungen vorzüglich für die Topographie des mittel- alterlichen Rom von Bedeutung sind, biete ich sie hier nach einer mir von L. Fumi aus der Luccheser Copie freundlich mitgeteilten Abschrift:

Vineam que est iuxta eandem ecclesiam com forma et mnris qaibas est circnmdata, amphiteatrnm qaod est inxta eandem ec- clesiam in ualle ante eandem ecclesiam, ortum unum et tres mo- diatas de terra ante ipsam ecclesiam, oliaetum et daas canapinas iaxta cancellom, canapinam unam ad locam ubi dicitnr forma de Gnassera, sex pedicas de terra cum ipsa forma apud Laoretam, daas pedicas in Cancellata, pedicam nnam iuxta formam, dimidiam pedicam et molendinum cum edificiis et omnibus pertinentiis suis et cum tota forma que est infra et iuxta terram sancte Crucis, dimidiam pedicam uinealium in Laureto prope turrim castellum^\ uineam unam iuxta portam maiorem, unam petiam uinealem in Laureto, uineam unam in loco qui dicitur Mola barbara, in loco qui dicitur Girulii unam pedicam terre et dimidiam quam emistis a Stephano Normanno, in loco qui dicitur forma Claudii unam pedicam terre quam emistis a Berta relicta a Nicoiao, duas pedicas terre quas^^ accepistis in locatione ab abbate et monachis sancti Alexii pro certa pensione quatuor solidorum Prouiniensis monete, sicut in instrumento exinde facto continetur^>, in loco qui dicitur Fauorolu*) unam pedicam terre et dimidiam, ad sanctam Helenam mediam pedicam terre, in episcopatu Marsicano ecclesiam sancti Sebastiani cum Omnibus suis pertinentiis et cum omnibus emptionibus suis, sicut in instrumento exinde facto continetur, saluo iure diocesani episcopi, domum que nunc dicitur sancti Mathei cum uilla et omni-

a) sie, h) quam.

1) Instrument von 1165 April 30, ed. Nerini De templo et cenobio SS. Boni- facii et Alexii p. 406 n. 15. 2) Favarolo, cf. Nerini 1. c. p. 405 n. 14 (zu 1164 Jan. 2). Kfl. Ott. d. WiM. HMlur. Pkilolof.-Urtor. KIum. IMS. H«ft 6. 40

Digitized by

Google

570 P. Kehr,

bus pertinentiis, sicut in instrumentis inde factis continetur, quem- admodum legitime uobis concessa est, quiete et pacifice possidetis, dimidiam pedicäm ad Aritiam in loco qui dicitnr Marsi, duas criptas anam Laterani, alteram in aia maiori, oineam nnam in Albano prope locum qui dicitur Palatium.

ß. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.

f Ego Bernardns Portuensis et sancte Rafine episcopus ss.

f Ego Hugo Tusculanus episcopus ss.

f Ego Conradus Moguntinus archiepiscopus et Sabinensis episcopus cardinalis ss. f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancti Crucis in lerusalem ss. t Ego Johannes presb. card. sanctorum lobannis et Pauli tit.

Pamachii*^ ss. f Ego Guillelmus^^ presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. f Ego Boso presb. card. sancte Pudentiane tit Pastoris ss. t Ego Theodinus presb. card. sancti Vitalis'^ tit. Vestine ss. f Ego Galdinus presb. card. tit. sancte Sauine ss.

f Ego lacintus diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss.

t Ego Otto diac. card. sancti Nicolai in carcere Tulliano ss.

f Ego Arditio diac. card. sancti Theodori ss.

f Ego Cinthius diac. card. sancti Adriani ss.

f Ego Manfredus-^' diac. card. sancti Georgii ad Velum aureum ss.

f Ego Hugo diac. card. sancti Eustachii iuxta templum Agrippe ss.

f Ego Petrus diac. card. sancte Marie in Aquiro ss.

t Ego leronimus diac. card. sancte Marie Noue ss. Dat. Lateran, per manum Hermanni tit. sancte Susanne pres- biteri cardinalis, XVI. kal. maii, indictione XIIII, incamationis dominice anno M^. C®. LX^. VI®, pontificatus uero domni Alexandri pape m anno VII.

c) Paniachii. d) Goülermas. e) fratis Lutalis. f) Mamfredos.

18.

Alexander III. nimmt das Kloster 8. Benedetto in Chioldo unter dem Abt Johannes nach dem Beispiel seiner Vorgänger in den aposto- lischen Schute und bestätigt die genannten Besitzungen und Zehnten und die von Hadrian IV. verliehene Freiheit. Benevent 1169 August 4.

Inser. in Nicolaus V. 1449 November 3: [Reg. Lot. nunc deperd.: Lä>. I de regularibus a. III f. 78 =] Arm. XXXI t. 53 f. 48 Born Vat j4rchiv.

Für den verlorenen Lateranregisterband (Oarampi a. IV t. ff, vgl. Nachr. 1902 8. 508) bietet die Abschrift im Bd. 53 des Arm. XXXI

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römisclien Berichten. 571

einen mükommenen Ersate. Die Urkunde ist freilich nicht gane un- bekannt] Jacobilli III 307 (danach auch Luhin p. 156) citirt sie y^U a. 1169, essendo abbate dl questo monastero Giovanni monaco Benedettino, TAlessandro terzo gli confermö tutti i prinilegi e beni che papa Innocentio 2 e papa Adriano 4 li confirmarono". Dagegen führt die (im Original in Qvbbio erhaltene) Urkunde Cle- mens III' J'L. 16224 als Vorurkunden an Nicolaus 11.^ Cclestin IL, Eugen Ill.y Hadrian IV., Alexander III. Diese letztere besitzen wir nun. Die Besitzungen lauten:

Ecclesiam sancti Martini de Rollibus, ecclesiam sancti Nicolai de Capriano, ecclesiam sancte Marie de Monte Melino cum omnibas earam pertinentiis, quicquid iuris habetis"^ in ecclesia sancti An- dree, in ecclesia sancti Benedict] inxta lacnm, in ecclesia sancti loannis de Castiglione de Valle, ecclesiam sancti Saaini de Serra cum pertinentiis suis, ecclesiam sancti Petri eiusdem loci cum pertinentiis suis*^ ecclesiam sancti Saluatoris de Castello, in eodem loco quinquaginta modiola terre, qaicqoid habetis in ecclesia sancti Angeli de Flea et in ecclesia sancti Angeli de Fosciano, capellam sancti loannis de Catiliano cum medietate .... imbrane, quicquid habetis in capella sancti Andree de Tabiano, capellam^) sancti Laurentii''^ de Xaxospertuli, ecclesiam sancte Marie de Freco et sancti Angeli de Fabrica, ecclesiam sancti Laurentii de Cruciacla, ecclesiam sancti Petri de Coltobasiani, ecclesiam sancti Petri de Cru- ciacla, ecclesiam sancti Martini de Valleneregia, quicquid habetis in ecclesia sancti Cassiani in Curte fossati, quidquid habetis in ecclesia Saluatoris de Coneto, quicquid habetis in ecclesia de Vacaria, ecclesiam sancti Paterniani de Corruptinio, quicquid habetis in ecclesia sancti Gregorii, ecclesiam sancti loannis de Sarapino, quicquid habetis in ecclesia sancti Luce de Saxoferrato, ecclesiam sancti Victorini iuxta Neuolam, capellam sancti Petri de Roncora, ecclesiam sancti Stephani de Monte Hoddi, quicquid habetis in curte eiusdem loci cum omnibus pertinentiis predictarum eccle- siarum, quicquid habetis in curia de Branca, quicquid habetis in curte de Capraria, quicquid habetis in campo de Coli, quicquid habetis in curte Fabriani, tenimentum quod habetis in Monte Frondoso, in sancto Mariano et in Corzano.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis lo- anni abbati monasterii sancti Benedicti de Guualdo eiusque fratri- bus tam presentibus quam futuris regulärem uitam professis in perpetuum. Quamuis ecdesiarum omnium cura.

a) iuris qne etiam. 2>) ecclesiam s. Petri vo^ zweimal, c) capella. (QLorentiL

40*

Digitized by

Google^

572 P. Kehr,

Dat. Beneaenti per manam Graciani sancte Romane ecclesie sabdiaconi ac notarii, II. non. augasti, indictione II, incarnationis dominice anno MCLXVIIII*»), pontificatus uero domini Alexandri pape m anno decimo.

c) MCLXIin.

14.

Alexander III, ersucht den Bischof von Vicenea^ den Brüdern von 8. Giorgio in Braida, in Anbetracht ihrer Treue gegen den h. Stuhl, die Kirche in Sabione eurücTczugeben oder wenigstens ihnen vor dem Bischof von Verona und dem Cardinallegaten Otto von 8. Nicola in Carcere TuHiano Oenugthuung sfu leisten,

Veroli (1170) Märe 16.

Orig. Rom VaJt, Archiv (Instrumenta Veneta).

Das Stück ist eine Littera clausa. Auf dem Rücken steU die Adresse:

Vicentino episcopo pro sancto Georgio.

Alexander episcopus seruus seruormn Dei. Venerabili fratri Vicentino episcopo salutem et apostolicam benedictionem. Quante dejuotionis feruorem dilecti filii nostri prior et fratres sancti Georgii in Braida circa nos et uniuersalis ecclesie | unitatem in tarbine huius persecutionis habuerint, et dampno rerom et exilio probatum est personaram, quando quidem | ipse prior et nonnulli de fratribus elegerunt potius ante faciem persequentium de propria domo egredi, | quam a deuotione nostra et uniuersalis ecclesie ullo nnquam grauamine separari. Vnde quoniam eisdem fratribus tam- quam | dilectis filiis et uiris religiosis omnia iura sua integra sunt per nos auctore Domino conseruanda, fraterjnitatem tuam per apostolica scripta rogamus et monemus attentius quatinus eccle- siam in uilla Sabulonis sitam, | quam sibi a te restitui proposita conquestione requirunt, eis pro reuerentia beati Petri et nostra | absque uUa fatigatione, sicut olim noscuntur possedisse, restituas eamque iUos pacifice disponere | et ordinäre permittas. Quodsi nostris in hac parte precibus acquiescere uel nolueris, quod absit, uel mi|nime forte potueris, uolumus omnimodis et mandamus quati- nus in presentia uenerabilis fratris Velronensis episcopi et dilecti filii nostri 0. sancti Nicholai in carcere Tulliano diaconi cardinalis apostolice sedis legati plenam | eis iustitiam, cum exinde fueris requisituB, exhibeas. Dat Verul. XVII. kaL apriL |

B. dep.

Digitized by

Google

Nachträge zn den Bomischen Berichten. 573

15.

Alexander III, überträgt dem Archipresbiter der Congregation und dem Prior von S. Giorgio (in Braida) eu Verona die EfUsclm- düng der E/iesache von A. und R. Anagni (1160-76) Mai 30.

Orig. Rom Vat. Archiv (Instrumenta Veneta).

Das Stück ist eine Littera cum fUo canapis. Vgl. auch J-L. 11867. 14332.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . . "> archipresbitero congre|gationi8 et . . priori sancti Georgii Veronensis salatem et apostolicam benedictionem. Caa|sam matrimonii qae inter A. uirum et R. mulierem coram uenera^bili fratre nostro . . *^ Veronensi episcopo diutius est agitata et ad nos, sicut dicitur, | per appellationem delata, experientie uestre committimus audiendain| et fine debito terminandam. Ideoque discretioni uestre per apo- stolica scriplta precipiendo mandamus quatenus, cum exinde fueritis requijsiti, utramque partem ante uestram presentiam conuocetis et ratiojnibus hinc inde diligenter auditis et cognitis, eandem causamj sublato appellationis remedio, fine canonico*^) decidatis. | Dat. Anagnie III. kal. iun. |

B. dep.

a) eine spätere Ha/nd trug in die Lücke S. ein. h) dieselbe Hand trug

hier 0. ein. c) fine canonico auf Easur.

16.

Alexa'nder III. nimmt das Kloster Leno unter dem Abt Daniel nach dem Vorgange Paschals^ CalixtSj lnnocenz\ Eugens und Hadrians in den apostolischen Schutz und bestätigt die Besitzungen und Rechte.

Anagni 1176 September 2.

Copialbuch von Leno s. XVI f. 12 Rom Arch. cap. di 8. Oiovanni in Laterano (Miscell. FFI). Inser. in Eugen IV. 1431 Juli 8: (Reg. Lat. nunc deperd. =) Bullae Eugenii IV. de diversis formis Vat. Arch. Arm. XXXI t. 54 f. 367' {ex libro primo de regularibus a. IV f. 154, nach Garampi a. II t. 12, vgl. Nachr. 1902 S. 505). Da- nach Abschrift im Arm. XXXI t. 48 f. 136.

Ed. Zaccaria Leno p. 237 n. 59 aus Bulle Eugens IV. J-L. 12732.

Der Text im Copialbuch stammt aus dem Original, wie die Ein- leitung des Kopisten besagt: „Est et aliud priuilegium Alexandri papae III, in quo a tergo scriptum est: Priuilegium Alexandri papae III. In quo fit mentio de priuilegiis Pascalis, Calisti, Inno- centii, Eugenii et Hadriani. Quod priuilegium quia abscissum est,

Digitized by

Google

574 P. Kehr,

magna ex parte caret principio, sed ne omnino inexemplatam remaneat, hie inferias exemplabO) ineipiens ab ea parte qaae plu- rimum legibilis apparet, quae sequitur et est talis : Gotoningum" etc.

Ich gebe hier nur das in der Confirmation Eugens IV. fehlende EschatokolL

R. Ego Alexander catholicae ecclesiae episcopus ss. BV. Ego Hubaldas Hostiensis episcopns ss. Ego Joannes presb. card. sanetormn loannis et Pauli tit. Pamachii ss. Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss. Ego Guillelmus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss^>. Ego Boso ^) presb. card. sanctae Pudentianae tit. Pastoris ss. Ego Theodinus sancti Vitalis presb. card. tit. Vestine ss. Ego Petrus presb. card. tit. sanctae Susannae ss.

Ego lacintus ^^ diac. card. sanctae Mariae in Cosmedin ss.

Ego Cynthius diac. card. sancti Hadriani ss.

Ego Laborans diac. card. sanctae Mariae in Porticu ss.

Dat. Anagniae per manum Gratiani sanctae Romanae ecclesiae subdiaconi et notarii, Uli. non. septembris, indictione nona, incar- nationis dominieae anno M^. C. LXXVI, pontificatus uero domini Alexandri papae III anno XVII.

a) die Cop. hat statt der beiden Unterschriften nur die eine Ego Albertus presb. card. tit. s. Petri ad Vincula ss. b) Bonso. c) lacobus.

17.

Alexander III spricht dem Kloster des h. Dominicus den Be- sitz der zwischen dem Kloster und dem Bischof Furamund von Ve- roli streitigen Kirche S. Lucia in Ceperano zu.

Lateran {1166—79) April 24.

Cop. s. XVIII Born Vat. Arch. Fondo Garampi {Ex reg. Cas^- mar. a. 1490 p. 315).

Das Kloster S. Domenico lag in der Diözese Sora und gehörte dem h. Stuhl {vgl. Cencitts Liber censuum ed. Fahre p. 42: Monasterium s. Dominici XII denarios Papiensesetc.). Nach Lubinp, 370 kam es unter Honorius III. an die Cisterzienser^) ; damit ging auch das Archiv an Casamari über. Wir luiben also doppelten Grund, den Verliest des kostbaren Begisters von Casamari zu beJclagen. Der Inhalt der Ur- kunde ist historisch wertvoll.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Petro abbati et fratribus sancti Dominici salutem et apostolicam bene-

1) Vgl. auch die Urkunde Friedrichs II. für Casamari tod 1222 August 3. BF. 1402.

Digitized by

Google

Nachträge zn den Römischen Berichten. 576

dictionem. Com dilecti filii nostri Gualg(eriu8) dericas noster^' et Petrus presbyter yconomus uester pro caasa quo inter uos et uenerabilem fratrem nostrum F. Verulanum episcopum super eccle- sia sancte Lucig de Ceperano et eius possessionibus uertebatur, in nostra essent presentia constituti, ex confessione utriusque et ex depositionibus testium tarn episcopi quam uestrorum accepimus quod) cum bone memorie lulius quondam Frenestinus episcopus uicarius noster causam istam Petro iudici delegasset fine.debito terminandam, ipse, auditis utriusque partis rationibus et cognitis, uobis prescriptam ecclesiam adiudicauit. Verum quoniam licet sen- tentia illa fuisset per appellationem suspensa, non minus tamen fuit executioni mandata, dilectus filius noster lohannes tituli sanctorum lohannis et Pauli presbyter cardinalis qui, iam dicto Penestrino episcopo*) defuncto, noster fuit in Vrbe uicarius substitutus, pre- fato episcopo Yerulano , eius querela suscepta, ecdesie prelibate possessionem rcstituit, quoniam, sicut diximus, licet sententia per appellationem suspensa fuisset, non minus tamen fuit executioni mandata. Nos autem attestationibus utriusque partis diligenter inspectis et prelibati yconomi uestri et memorati Gual(gerii), cui ab episcopo fuit causa commissa, rationibus et idlegationibus hinc inde auditis, et quod prenominatus cardinalis episcopo ^^ non alia de causa possessionem restituit, nisi quia sententia fait per appellationem suspensa et deinceps executioni mandata, studiosius attendentes, considerato etiam quod uos in principio cause, sicut ex attestationibus et presertim ex depositionibus testium episcopi percepimus, in possessione fuistis nee attestationes qualiter episcopus possessionem adeptus fuerit exprimebant, prescriptis rationibus moti, uobis ecclesi§ sepedicte possessionem auctoritate sedis apostolice adiudicamus, iure parochiali episcopo in integrum conseruato et salua questione proprietatis, si quando aduersum uos uoluerit ex- periri. Datum Laterani VIII. kal. maii.

a) das richtige noster corr. Oarampi mißverständlich in uester. h) epi-

scopo fehlt c) corr. aus prenominato cardinali episcopus.

18.

Lucitis IIL belobt den Prior und die Kanoniker von 8. Giorgio in Braida wegen ihres frommen Wandels, ermahnt sie darin zu ver* harreny und etnpfiehU ihnen ihren MÜbruder C.

Rom S. Päer {1181) Dezember 10.

Orig. Rom Vat. Archiv (Instrumenta Veneta),

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dileotis filiis . . priori et canonicis sancti Gejorgii in £raid(a) salutem et apostolicam

Digitized by

Google

576 P. Kehr,

benedictionem. Aadientes aos ambalare in domo Domini{ com con- sensu et iuxta uotum uestrum satis regulariter conuersari, letati suinus in | bis que dicta sunt nobis, quoniam opus uestrum uobis **> ad premium et uidentibus cernimus uajlere plurimum ad pro- fectum. Ceterum quia non coronatur nisi qui legitime certaue|rit nee legitimum certamen dicitur quod perseuerantia *> non commendat, caritatem | uestram monemus et hortamur in Domino, quatinus securi quod reposita sit uobis Corona iujstitie, quam, si perseue- ranter egeritis, reddet uobis Dominus lustus iudex: sie currite ut comiprehendatis et posteriorum obliti, uos ad anteriora cum Apostolo extendatis. Reforme|mini, karissimi, spiritum mentis uestre et induite nouum hominem qui secundum Deum creatus est, in iu'stitia et sanctitate ueritatis, ut illud ualeatis premium ex- pectare, de quo dicitur: quod oculus | non uidit nee auris audiuit nee in cor hominis ascendit et cetera. De gratia uero sedis apo- stoli|ce confidatis, certi pariter et securi quod firmum propositum gerimus coUegium uestrum specialiter | diligendi et petitiones uestras, quantum ratio permiserit, uelociter et utiliter adim|plendi. De cetero dilectum filium C. concanonicum uestrum dilectioni uestre soUicite | commendamus, presentium significatione mandantes ut, cum pro illo miserimus, ipsum sine | dubitatione ad nostram presentiam transmittatis. Dat. Rome apud sanctum Fetrum

im. id. decembr. |

B. dep.

a) uestram uobis auf Basur. b) perseuerentia Or.

19.

Lucius IIL nimmt die Kirche in Farlei {Cluniac. ord., Sares- berien, dioc) unter deni Prior Stephanus in den apostolischen SchutZy bestätigt die Regel S. Benedicts, die Besitzungen und verleiht das Auf- nahmerechtf Freiheit von Zehnten und von Interdicty das Begräbniß- und Präsentationsrecht, bestätigt die Gewohnheiten, FreiJieiten und Immunitäten und verleiht das Recht einen Bischof für die biscJtöf- liehen Functionen eu wählen salva sedis apostolicae auctoritate et Cluniacensis monasterii debita reverentia.

Verona 1184 August 23.

Inserirt in Bonifaa IX, 1401 Januar 16: Reg. Lat. t. 90 (LH. I de diversis formis a, XII) f. 221' Rom Vat. Archiv.

Von Herrn Ranueei in Rom mir freundlich mitgeteilt. Mir war die Urkunde bei der Durchsicht der LcUeranregister Bonifaz* IX. ent- gangen.

Digitized by

Google

Nachträge zn den Römischen Berichten. 577

Die Besitzungen sind: Locam ipsnm in quo prefata ecdesia sita est cnm omnibas pertinentiis suis, ecdesiam sancti Andree de Chypliiim^\ cappellam de Tedrigenton(a) et ecclesiam de Roxa et terram de Thornel, generaliter autem omnes alias ecclesias decimas terras prata pascua predia et alias possessiones.

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Stephane priori ecclesie de Eferlis eiusque fratribus tarn presentibus quam futuris regulärem uitam professis in perpetuum. Quociens a nobis petitur.

Dat. Verone per manus Hugonis sancte Romane eedesie no- tarii, decimo kal. septembris, indictione secunda, incamationis do- minice anno M^C^TiX XXIIII ^\ pontificatus uero domini Lucii pape tercii anno tercio.

a) Chypliü. b) M^C^LXXXXIUI.

30.

ürban HL nimmt das Kloster Leno unter dem Abt Gonterius nach dem Vorgänge Paschais IL, Calixts IL, Innocene' IL, Eugens IIL, Hadrians IV. und Alexanders HL in den apostolischen Schutz und bestätigt die Besitzungen und Rechte.

Verona 1185 Dezember 13. Copialbuch von Leno s. XVL f. 14 Rom Arch. cap. di S. Oio^ vanni in Laterano {Mise. FF I).

Die ürJiunde wiederholt das Privileg Alexanders LIL J-L. 12V32,

Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Gonterio

abbati Leonensis monasterii eiusque fratribus tam presentibus quam

futuris regulärem uitam °^ professis in perpetuum. Religiosam

uitam ^> eligentibus.

ß. Ego Vrbanus catholicae ecclesiae episcopus ss. BV.

Ego Theodinus Portuensis et sanctae Ruffinae sedis epi- scopus SS. Ego Henricus Albanensis episcopus ss. Ego Theobaldus Hostiensis et Veletrensis*') episcopus ss. Ego lohannes**) presb. card. tit. sancti Marci ss. EgoLaborans presb. card. sanctae Mariae Transtyberim tit.*>

Calisti SS. Ego Melior^ presb. card. sanctorum loannis et Pauli tit.

Pagmachii ss. Ego Adelardus^^ tit. sancti Marcelli presb. card. ss.

a) regalam. h) uitam fMt c) Hostien. Alatren. (Q lohel.

e) et. f) Moliar. g) Hadelardos.

Digitized by

Google

B78 P. Kehr,

Ego Arditio diac. card. sancti Theodor! ss.

Ego Gratianas sanctornm Cosmae et Damiani diac. card. ss.

Ego Soffredus sanctae Mariae in Via lata diac. card. ss.

Ego Petrus diac. card. sancti Nicolai in carcere Tolliano ss.

Ego Badolphas sancti Georgii ad Velum anreum diac.

card. SS.

Datum Yeronae per manom Transmondi sanctae Romanae

ecclesiae notarii, id. decembris, indictione quarta, incarnationis do-

minicae aniio M^. C. LXXXV, pontificatus uero domini Vrbani papae

III anno primo.

31.

Urhan IIL nimmt die Kirche 8. Prassede (in Rom) unter dem Prior Gualterius in den apostolischen SchtUe und bestätigt ihr die Be- Sitzungen^ namentlich einen von Celestin II. verliehenen und von Lu- cius Il.y Eugen Ill.y Änastasius IV. und Alexander III. bestätigten Besttßy ihren Anteil an der Kirche des h. Primt^ nach der Vorurkunde Alexanders IIL, und die von Eugen III. im Streit jswischen S. Pras- sede und 8. Oroce gefällte 8entenz.

Verona 1186 Januar 37.

Copie von 1360 Nami Arch. capitolare.

Diese sehr wichtige Urkunde entdeckte Klinkenborg unter den Per- gamenen des Archivio capitolare in Narni^ wo sie schon im XIV. Jahrhundert sich befunden hat {wie sie daihingelangt ist^ weiß ich frei- lich nicht BU sagen). Nach den Notizen Klinkenborgs, der an ihrer Entzifferung verzweifelte^ habe ich Nachr. 1898 S. 389 n. 17 ein dürf- tiges Regest gegeben, in der üoffnung, das Original oder eine bessere Copie im Archiv von S. Prassede zu finden. Aber dort ist keine der äl- teren Papsturkunden für die Kirche erhalten. L. Schiaparelli hat dann in Narni die Urkunde zu entziffern versucht^ mit Eifolg, soweit es sich um die erhaltenen Teile handelt. Die durch Löcher im Pergament bedingten Lücken lassen sich wenigstens dem Sinne nach ergänzen, namentlich durch die Privaturkunden von 8. Prassede, von denen einige GaUetti Del primieero (Doc. n. 38. 45. 56. 59. 60. 62. 63) gedruckt hcU. In die anderen gestaäete mir P. Fedele, der demnächst das ganze Material im Archivio della Societa Bomana di storia patria publiziren unrdj freundlichst Einsicht. Die ganz oder z. T. zerstörten Unter- schriften der Cardinäle lassen sich mit vollkommener Sicherheit er- gänzen nach dem Privileg Urbans III. für S. Maria dd Ueno vom gleichen Tag (J-L. 15525).

Vrbanus episcopns seruos seraonun Dei. Dilectis filiis Gual- terio priori et fratribus sancte Fraxedis tarn presentibas quam

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 579

fdtnris regulärem nitam professis*^ in perpetnam. [Ke postolatio aolontatis effecta debet prosequente compleri, at et deuotionis sin- ceritas laudabiliter enitescat] et atilitas postulata | uires indabi- tanter assomat^). Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iastis postolationibus clementer annnimas et predecessorom nostrorum

felicis mem[orie ^^ Romanorum pontificum' uestigiis inheren-

tes, prefatam sancte Praxedis ecdesiam, in] qua diuino mancipati estis I obsequio, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. In primis siquidem statuentes ut ordo canonicus q[ui secundum Deum et beati Augustini regulam in eadem ecclesia institutus esse dignoscitur, perjpetuis ibidem temporibus inuiolabi|liter obseruetur. Preterea quascum- que possessiones quecumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione ponti[ficum, largitione regum uel principum, oblatione Melium seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci^] firma uobis uestrisque successoribus | et illibata permaneant. In quibus hec propriis duximus exprimenda uocabulis : Locum ipsum in quo prefata ecclesia sita est cum domibus et aliis pertinentiis suis, lacu[m qui uocatur

Burranus "^ in] loco qui dicitur Bobium et de iure|

beate Praxedis ecclesie antiquitus fuisse dignoscitur, sicut per pre- decessorem nostrum bone memorie papam Celestinum uobis concessa

est et restituta et ab Adam priore et Aflexandro

Hu. Hostiensi episcopo] tunc presbytero cardinali eiusdem ecclesie suisque | successoribus et per eos ipsi ecclesie beate Praxedis refu- tata et libere reddita et a predecessoribus nostris felicis memorie Romanis pontificibus Lucio, Eugenio, Anastasio'^ et Alexa[ndro

confirmata per] presentis scripti paginam uobis uestrisque

successoribus | et per uos eidem beate Praxedis ecclesie confirmamus. Quidquid etiam iuris habet eadem beate Praxedis ecclesia in ecclesia sancti Primi et possessionibus eins, uobis et eidem ecclesie firmum

et incon[uulsum . . . .^ Pretjerea [ ]^> Criptaferrata in eadem

sancti Primi ecclesia habebat, scilicet | quod abbas eiusdem ecclesie predicto antecessori nostro Anastasio'^ pape*> refutauit et iam dicto Hu. Hostiensi episcopo tunc presbytero cardinali eiusdem

a) profexis. b) affirmat. c) der umfang der Lücke üt nicht sicher

zu besHtnmeny so daß sich nicht erraten läßt, wie viele und welche Päpste hier genannt waren, d) so denke ich darf man nach den Urkunden von 8,

Prassede, welche P. Fedele mir gütigst zur Verfügung stellte^ ergänzen, üeber den Lacus Burranus, jetzt Logo di Castiglione, vgl Oalletti Dd primicero p, 269 n, 1. e) Anastaxio. f) etwa permanere censemus o. ä. g) etwa ins quod ecclesia sancte Marie in. h) papa.

Digitized by ^

B80 P. Kehr,

ecclesie snisque saccessoribas et per eos ecdesie beate Praxedis donauit et in perpetunm habere decrenit, ita nos qnoqae ad [exem- pl]ar predicti Alexandri pape duximus confirmandum *^. Nijchilo- minus autem locationem ^) quam dilectus filius *^ abbas Cripte- ferrate*) comuni consensu et uoluntate fratrnm suorum in pre- sentia eiusdem Anastasii'^ antecessoris nostri et fratrum saorom, eis etiam consentientibus et assensam pröbentibas, de possessionibus ecclesie prefati sancti Primi pro duc[entis solidis] afortiatorum"'\ quas ab eodem episcopo | recepit et illi pro castro Tiberie dedit, quod ab apostolica sede locanit, eidem^ ecclesie beate Praxedis in perpetunm fecit, confirmamus et ratam haberi decernimus"). Omne etiam ins sen actiones sen defensiones qne in predictis rebus seu

possessionibus ad agendum [ ] per eundem episcopum

prelibate | ecclesie contulit, uobis et ecclesie uestre ad exemplar predicti Alexandri pape confirmamus. Pro hac siquidem locatione uos et successores uestri ecclesie | sancte Marie Cripteferrate schifatnm unum annis singulis persoluetis. Ad hec diffinitiuam sententiam quam super causa ^^ que inter ecclesiam uestram et ec- clesiam sancte Crucis | de tribus pedicis terre site in loco qui di- citur Ad turrem sine fönte, diucius fuerat agitata, sancte recor- dationis pater et predecessor noster Eugenius papa ratione cognita protulit, sicut in autentico instrumento exinde facto continetur, ratam et firmam de cetero manere sanccimus et auctoritate aposto- lica I confirmamus. Decemimus ergo etc. Si qua igitur etc, Cunctis autem etc.

R. Ego Vrbanus catholice ecclesie episcopus ss. BV. t Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine sedis episcopus ss. t Ego Henricus Albanensis episcopus ss. f Ego Teobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss.

t Ego Johannes presb. card. tit. sancti Marci ss.

f Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Calixti ss.

f Ego Pandulfus presb. card. tit. XII Apostolorum ss.

f Ego Albinus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalemss.

t Ego Melior presb. card. sanctorum lohannis et Pauli tit. Pa- machii ss.

t Ego Adelardus tit. sancti Marcelli presb. card. ss.

t) confirmadum. k) filius fMt. l) Anastaxii. m) unsicher^

vidleiM ist nach der Urkunde von 1153 VIII 29 zu lesen XXX libr. affortia- torum. n) decreoimos. o) ecclesia.

1) Diese Urkunde von 1153 August 29 ist noch erhalten und edirt YonGal- letti Del primicero p. 310 n. 59.

2) Nicolaos.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 581

f Ego Ardicio [diac] card. sancti Theodori ss.

f Ego Gr[atianus sanctorum Cosme et Damiani] diac. card. ss.

t Ego [Soffredus sancte Marie in Via lata dijac. card. ss.

t E[go RoUandus sancte Marie in PorticuJ diac. card. ss.

f E[go Petrus sancti Nicolai in carcere Tu]lliano diac. card. ss.

f [Ego Radulfus sancti Georgii ad Ve]lnm anreum diac. card. ss.

Dat. Verone per manum Trasmundi sancte Romane ecclesie

notarii, VI. kal. febr., indictione quarta, incarnationis dominice

anno millesimo C®. LXXX V^, pontificatus uero domini VRBANI

pape m anno primo.

23.

Clemens III. bestätigt dem Kloster S, Maria di Campo Mareo unter der Aehtissin Agnes nach dem Vorgange TJrhans III. die im Auftrag Papst Lucius^ III. von den Rectoren der römischen Bruder- schaft in dem Parrochiaistreit mit den Kirchen S. Trifo, S. Saluator de Serraj S. Nicolaus de Prefecto und S. Blasius de Monte accepta- bili gefällte Sentenz. Lateran 1188 Märe 12.

Orig. Rom Vat. Archiv (PP. Agostiniani A 7).

Die Urkunde {Littera cum fUo serico) wiederholt wörtlich die- jenige TJrhans III von (1186—87) III 12. J-L. 15799 (zu II 26). Es kann ein Zufall sein, daß beide das gleiche Tagesdatum (IUI. idus martii) haben; aber es kann auch mit Absicht das Datum der Vor" Urkunde in die Confinnation übernommen sein. Wir hätten dann ein interessantes Beispiel willkürlicher Datirung. Die Sentenz der ReC' tores Romanae fraternitatis ist hernach durch die Cardinäle Älexius von S. Susanna und Johannes von S. Teodora {1188 Juni 6) als ge- fälscht erkannt wordcfi, wodurch dann auch die beiden Urkunden Ur- bans III. und Clemens'' III. ihre Kraft verloren und der Gegenpartei ausgeliefert wurden.

CLEMENS episcopus seruus sernorum Dei. Dilectis in Christo filiabus Agnet[i] abbatisse ac sororibus sancte Marie de Campo Martis salutem et apostolicam benedictionem. Ea que de apostolici.

Dat. Lateran. Uli. idus mart. pontificatus nostri anno primo.

B.

33.

Clemens III. gibt dem Kloster Casamari die im Schisma verlorenen Besiteungen im Territorium von Castro zurück.

Lateran 1188 Mai 11.

Inserirt in Honorius III. 1224 November 19 : Cop. s. XVIII Born Vat. Arch. Fondo Oarampi {Ex reg. man. Casemar. a. 1490 p. 26).

Digitized by

Google

582 P. Kehr,

Von den angezogenen Vorurkunden Anastasius' IV.y Hadrians IV., Alexanders III. und Clemens' III. selbst ist ^nur das Privileg Alexan- ders III. J'L. 11789 erhalten.

Clemens episcopas sernns seraoram Dei. Dilectis filiis . . abbat! et'^ conuentoi Casemarii salutem et apostolicam benedictionem. Cum sitis sab religionis proposito dioino seruitio mancipati et nostri per omnia filii speciales, aolomus semper commodis uestris patema benignitate intendere uestrisqae iustis petitionibos pietatis animmn inclinare. Eapropter uestris desideriis annuenteS) ecclesias cum pertinentiis suis et alias possessiones quas habetis in territorio Castri, sed scismatis tempore perdidistis, de uoluntate et consilio fratrum nostrorum integre, sicat continetur in priuilegüs prede- cessorum nostrorum Anastasii, Adriani et Alexandri et nostro, apostolica uobis auctoritate reddidimus, mandantes firmiter et per- petuo statuentes ut nullus eas minuere uel alienare nee in eis uos uestrosque successores aliquatenus molestare presumat, quominus ita libere ipsis possessionibus uestris siluis et pascuis nominati territorii frui possitis, sicut ea tempore predecessorum nostrorum, quando ibi erant fratres uestri, pacifice possedistis. Nulli ergo omnino hominum liceat haue paginam nostre concessionis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eins se nouerit incursurum. Datum Laterani quinto idus maii pontificatus nostri anno primo.

a) et fehU.

34.

Clemens III, nimmt die Kirche S. Maria di Bagnara unter dem Prior Daniel in den apostolischen Schutg, bestätigt die Regel des h. Augustin und die namentlich aufgeführten Besitzungen, verleiht Freiheit von Zehnten, die SepuUur, die Wahl des Bischofs für die bischöflichen Leistungen, Freiheit vom ItUerdict, das Aufnahme- und das Wahl- reehtf gegen jährliche Zahlung von 2 ütneen Gold.

Lateran 1188 Deeernber 10.

Cqpie von 1451 X 1 Rom Arch. capit. di S. Giovanni in Laterano (Q7 D 25). Copie s. XVII im Ms. J I f. 116 und im Ms. J VI p. 91 ebenda.

Ed. Sommario di documenti 1759 n. L Vgl. auch das unge- nügende und mit falscher Datierung überlieferte Regest in Nachr. 1898

Digitized by

Google

Nachträge zu den Rdmischen Berichten. 583

8. 285 n. 24^ das ich durch eine ausführlichere Inhaltsatigahe ersetze. Die Liste der Besitzungen, gehe ich nach der Bestätigungsurhunde Celestins IIL J-L, 16872^ von der wir noch das Original hohen] die wesentlichen Abweichungen verzeichne ich dort in den Varianten.

Clemens episcopas semus seraorom Dei. Dilectis filiis Danieli priori ecclesie sandte Marie de Balnearia eiosqne fratribas tarn presentibas quam futaris regulärem oitam professis in perpetuom. Sascepti regiminis soUicitado.

R. Ego Clemens catholice ecclesie episcopns ss. BV. t Ego Johannes presb. card. tit. sancti Marci ss. t Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit.

Calisti"> ss. f Ego Pandnlfns presb. card. basilice dnodecim Apostolornm ss. f Ego Radulfus*^ tit. sancte Praxedis*> presb. card. ss. f Ego Bobo tit. sancte Anastasie presb. card. ss. t Ego Alexius tit. sancte Susanne presb. card. ss.

t Ego lacintus*'^ diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss.

f Ego Octauianus diac. card. sanctorum*> Sergii etfiachi ss.

t Ego Gregorius sancte Marie in Porticu diac. card. ss.

t Ego lohannes sancti Theodori diac card. ss.

t Ego Bemardus sancte Marie Noue diac. card. ss.

t Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss. Dat. Lateran.^ per manum fratris Moysi sancte Romane ec- clesie subdiaconi uicem agentis cancellarü, Uli. id. decembris, in- dictione septima, incamationis dominice anno millesimo centesimo octnagesimo octauo, pontificatus uero domini Clementis pape tercii anno primo.

a) CabstL h) Randolfos. c) Prasedis. d) lacobos. e) sanctornm sanctorom. f) Lataran.

85.

Celestin IIL nimmt die Kirche des h. Thomas in Ascoli unter dem Prior Mauricius nach dem Vorgang Lucius* III.^ Urhans llLund Clemens' IIL in den apostolischen Schutz, bestätigt die Regel S. Augustifis^ die namentlich genannten Besitzungen, verleiht Freiheit von Zehnten, das AufnahmerecM und Freiheit vom Interdict, bestätigt die von Bischof Transmund von Ascoli verliehenen Immunitäten, die WaM des Bischofs für die bischöflichen Leistungen, das Begräbniß- und das WaMrecht.

Born 8. Peter 1191 Juni 8.

Copie von 1474 X 22 Rom Arch. capit. di S. CHovanni in La- terano (Q 4 A 2). Bullarium ecd. Lateranen. s. XV f. 13

Digitized by

Google

584 P. Kehr,

Buüarium bas. Lateranen. v. 1740 p. I f. 30'. Cop. s, XVII im Ms. F XX f. 10 ebenda. Auszug im Ms. Panvinio Ärch. Tat. Mise. Arm. XI t. 34 f. 92 und im Ms. Massarello Mise. I f. 37' San Severino Bibl. eomunale.

J'L. 16718 cü. nach Her p. 322. Der Text geht wörüich nach der Vorurkunde Urbans IIL J-L. 15636. Die Vorurkunden Lucius' III. und Clemens' III. sind dagegen nicht erhalten. Die Besiteungen lauten:

Locam ipsam in qao prefata ecclesia sita est cum omnibas pertinentiis suis et parochia qae a Baynaldp episcopo Escolano nobis concessa et certis finibos terminata, ecclesiam sancte Lucie de Siloa corua cum omnibas possessionibas et pertinentiis suis, qaam prefatus Raynaldus Esculanas episcopus capitulo assentiente uobis concessit, sicut in eorum autentico continetur, ins etiam quod in predicta ecclesia domini de Ofian(o) et de Yilla mayn(a) nobis et ecclesie nestre episcopo consentiente dederunt, campnm quod ha- betis in Panicalo et terram quam dedit uobis lacobus de Milano in Sexto^ casam et uineam quam dedit uobis Sauaricus, hospitale quod habetis inter Aquam uiuam et castrum Ripe cum omnibus pertinentiis suis.

CELESTINVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Mauricio priori ecclesie sancti Thom§ qu^ in ciuitate Asculana sita est eiusque fratribus tam presentibus quam futuris regulärem uitam professis in perpetuum. Quotiens a nobis petitur. R. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BV.

f Ego Albinus Albanensis") episcopus ss.

f Ego Octanianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss.

f Ego lohannes Penestrinus episcopus ss. f Ego Pandulfus presb. card. basilice XTT Apostolorum ss. f Ego Petrus tit. sancte Cecilie presb. card. ss. t Ego lordanus presb. card. sancte Pudentiane tit. Pastoris ss.

f Ego Romanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss.

f Ego Guido presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Calixti ss.

t Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.

f Ego Girardus sancti Adriani diac. card. ss.

f Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss.

f Ego Gregorius sancte Marie in Porticu diac card. ss.

f Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum^> diac. card. SS.

a) Albanensis fehU. h) aogeom.

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 585

Datum Rome apad sanctom Petrum per manum Egidii sancti Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinalis, VI. id. ionii, in- dictione Villi, incamationis dominice anno W. CXCI, pontificatus aero^) domni Celestini pape III anno primo.

c) uero fehlt

26.

CelesHn HL nimmt die Kirche des h. Valentin (bei Rocca Äntica) unter dem Erepriester Benedict in den apostolischen Schute^ restituirt ihr die genannten Besitzungen und bestätigt ihr den gegenwärtigen BeSite. Rom S. Peter 1191 August 7.

Orig. Rocca Äntica Arch. comunäle.

CELESTINVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis fiUis Benedicto archipresbitero et clerids sancti Valentini de Rocca | Antiqui salutem et apostolicam benedictionem. Sacrosancta

Romana ecclesia deaotos et hnmiles filios ex assnete pietatis officio I propensius diligere consaeoit et, ne pranorom hominom molestiis agitentnr, tamquam pia mater protectionis sae | monimine confouere. Eapropter, dilecti in Domino filii, nestris iustis peti- tionibus annnentes, ecclesiam ipsam et | personas nestras sab pro- tectione beati Fetri et nostra suscipimns, specialiter autem eidem ecdesie possessiones qnas | in tenimentis Rocce Antiqui, sancti Demetrii et Montis filiorum Hngonis et locis aliis habnit, restitoi- mus I et anctoritate apostolica confirmamns, qnas in presentiarom inste et sine contronersia dinoscitor | possidere. Nolli ergo omnino hominom liceat hanc paginam nostre protectionis restitntionis et confir|mationis infringere nel ei ansa temerario contraire. Si qnis autem hoc attemptare presumpserit, | indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eins se nouerit in- cursurum. Dat. | Rome apud sanctum Petrum VU. id. aug.

pontificatus nostri anno primo.

B. dep.

27.

Celestin 111. nimmt die Kirche 8. Maria di Bagnara unter dem Prior Raimund nach dem Vorgange Clemens^ II J. in den apostolischen Schutz, bestätigt die namentlich aufgeführten Besitzungen und verleiht Freiheit von Zehnten, das Aufnahmerecht, Freiheit vom Interdict und die W^ahl des Bischofs für die bischöflichen Leistungen und bestätigt die Freiheiten und Immunitäten^ Freiheit von der bischöflichen Gewalt, die in dem Streit zwischen Kloster Bagnara und Kloster S. Euphemia

fifl. Gtf. d. Wi«. NMhrlokl«. Pküolog .-klüor. Umw IMI. HiA »• 41

Digitized by

Google

586 ^' Kehr,

gefällte Sentenz (J-L. 16864)^ die Sepultur und das Wahlrecht, gegen jährliche Zahlung von 2 Uneen Gold. Lateran 1192 Mai 12.

Orig, Rom Ärch. capit. di S. Oiovanni in Laterano (Q7 C 2), Copie von 1467 1 7 ebenda (Q7 D 16). BuUarium eccl. Lateranen. 8. XV f. 15 = BuUarium hos. Lateran, v. 1740 p. I f. 34 ebenda. Copie 8. XVII im Ms. J I f. 120 und im Ms. J VI p. 93 ebenda. Abschrift Oallettts im Cod. Vat. 8034 f. 44. Auszug des Panvinio im Ms. Arch. Vat. Mise. Arm. XI t. 34 f. 92f und des Massareüo im Ms. Mise. I f. 38 S. Severino Bibl. comunale.

J'L. 16872 dt. nach KaUenbrunner Wiener SB. XCIV 692 (aus Fat. 8034) und J. v. Pfluglc - Harttung Iter p. 79 (aus Bull. Lat. v. 1740). Ed. Sofnmario di documenti 1759 n. 2. Vgl. auch das un- genügende und mit falscher Datirung überlieferte Regest in Nachr. 1898 S. 287 n. 27. Der Text wiederholt wörtlich das Privileg Clemens' III. (s. Nr. 24), auch (mit geringen VariarUen, die ich in den Fuß- noten verjseichne) die Reihe der Besüsungen^ die ich hier aus dem Original gebe.

Locum ipsom Balnearie cam limitibus et pertinentiis 8TiiS| nidelicet casali terris aqais silais pascais piscationibnS) ecclesiam sancti Luce de Solano com silais et pertinentiis suis, ecclesiam sancte Trinitatis in Seminaria et ecclesiam sancti Nicolai de Marca- neto com uillanis terris uineis et earom pertinentiis, in tenimento Seminarie tria molendina, ecclesiam sancte Marie de Chalantu com terris et pertinentiis snis, ecclesiam sancti Michaelis de Bitica com terris et pertinentiis sois, ecclesiam sancti Georgii de Palmis cnm terris et pertinentiis suis, ecclesiam sancte Marie Magdalene in Bozzano com uillanis nineis terris et pertinentiis suis, nillanos terras silaas et possessiones sancte Chnrachie apnd Varapodes in tenimento castri sancti Martini et in eodem tenimento nillanos coltnras et aporia nillanorom, in tenimento Arenarnm ecclesiam sancti Felicis et ecclesiam sancti Angeli de Raito com uillanis et recommendatis cum terris siluis pascuis molendino et aliis pertinen- tiis suis, in tenimento Terioli ecclesiam sancti Petri de Quatuor carpinis cum uillanis terris siluis et pertinentiis suis, in parrocbia Lauelli ecclesiam sancte Marie de Turrinnano cum pertinentiis suis, in tenimento Melfitte terras et oliuetum, in pertinentiis sancti Fanchratü petiam terre et terras et oliueta que bone memorie K[o]b[erJtus comes de Lorotello uobis donauit, sicut in eins scriptis autenticis continetur^>, in Sicilia apud Messanam ecclesiam sancti

a) der Passus in parochia Lauelli continettir sUht noch nkihi in der ür* iundc Clemens' IIL

Digitized by

Google

Nachträge zu den Römischen Berichten. 587

Mathei cum omni iure parrocIiiali^> et domos apothecas et oineasy in Calatabiano ecclesiam sancti Eonnfrii et coltoram domos terras nineas nemns com omnibus pertinentiis suis, in Mascala cnlturam ultra flomen frigidom, in tenimento Lentini casale de Bilis cum oillanis terris pascnis et mandra et ecclesiam sancti G-eorgii com pertinentiis sois et caltaram et speloncas quas habetis a monasterio sancti loliani de Rocca Falluc nomine annoi census tarenomm uiginti, sicut continetur in autentico scripto facto uobis a bone memorie Baldaino prefati monasterii electo, ecclesiam sancte Lacie de Montanis cam casali et aliis pertinentiis sois cum omni libertate iuris episcopalis et parrochitani ^\ ecclesiam sancte Lucie de Rahal- biato^ cum casali Iurfelcutun'> et pertinentiis suis et libertate iuris parrochialis, ecclesiam sancti Georgii de Hares cum uillanis et pertinentiis suis^ cum tertiana decimarum domini ipsius loci, ecclesiam sancti Petri de Sclafana cum uillanis et pertinentiis suis et tertiaria decimarum totius terre Sclafane et omni iure parrochiali, ecclesiam sancte Marie de Castro nouo cum uiUanis et omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Stephani in pertinentia Castri noui cum uillanis molendino pascuis et aliis pertinentiis suis et cum iure parrochiali et decimis ipsius casalis tam Latinorum quam Grecorum quorum capella uestra est{^, ec- clesiam sancti Nicolai de Cornilione cum molendino et aliis per- tinentiis suis, ecclesiam sancti lacobi in Partiniaco cum uillanis aquis et aliis pertinentiis suis et iure parrochiali, ecclesiam sancti Petri de Panormo cum uineis terris cannetis domibus et aliis per- tinentiis suis, in Termis domos, apud sanctum Marcum uillanos terras domos et uineas, apud sanctum Philadelfum terras et nemus, ecclesiam sancti Petri de Milacio et ecclesiam sancti Cathaldi cum uillanis terris et aliis pertinentiis suis.

CELESTINVS EPISCOPVS SERWS SERVORVM DEL DILEC- TIS FILUÖ RAIMVNDO PRIORI ECCLE8IE SANCTE MARIE DE BALNEARIA EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRE§ENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Suscepti regiminis sollicitudo.

R. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BY. t Ego lobannes Prenestinus episcopus ss.

b) Clemens III. fügt hier himu: sicut ex concessione Messanensis ecclesie possidetis. c) cum iure parochiano, sicut ex concessione Siracusane ecclesie possidetis Clemens III. d) Rachalbitan Clemens HL e) casali iurisdictione elcnlturo Clemens III. (offenbar stark verlesen). f) staU des Passus tam Lati- norum — uestra est hat Clemens III. sicut concessione Agringentine ecclesie possidetis.

41*

Digitized by

Google

588 P. Kehr,

f Ego Pandolfas presb. card. basilice Xu Apostoloram ss.

f Ego Melior sanctorom lohannis et Pauli presb. card. tit. Pa-

machii ss. t Ego lohannes tit. sancti Clementis cardinalis, Tuscanensis epi-

SCOpUS SS.

t Ego Romanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss. t Ego Hugo presb. card. sancti Martini tit. Equitii ss.

t Ego lohannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss.

t Ego Gregorius sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.

f Ego Gerardus sancti Adriani diac. card. ss.

t Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss.

t Ego lohannes sancti Theodori diac. card. ss.

t Ego Bernardus sancte Marie Noue diac. card. ss.

t Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss.

t Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss.

t Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss.

t Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmydin diac. card. ss. Dat. Lateran, per manum Egidii sancti Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinalis, IUI. id. maii^ indictione decima, in- carnationis dominice anno M*^. C®. XC*^. 11, pontificatus uero domni CELESTINI pape III anno secundo.

B. dep.

38.

Celestin III. nimmt die Kirche des h. Valentin (hei Rocca Antica) unter dem Archipresbiter Godus nach dem Vorgange Anastasius^ IV. in den apostolischen Schute und bestätigt ihr die genannten Besitzungen

Lateran 1193 April 10.

Orig. Rocca Antica Arch. comuncUe.

Die Urkunde Anastasius' IV. (s. oben n. 10) ist z. Th. wieder- holt. — Cit. von F. Tonetti l. c. zu 1192 April 10.

CELESTINVS episcopus seruus seruornm Dei. Dilecto filio God(o) archipresbitero ecclesie sancti Valentini de Antico salutem et I apostolicam benedictionem. Quotiens a nobis petitur quod

rationi et honestati conuenire dinoscitur, animo nos decet li|benti concedere et petentium desideriis congruum suffragium impertiri. Eapropter, dilecte in Domino fili*"), tuis iustis | postulationibus dementer annuimus et felicis recordationis ANASTASÜ pape

a) filü Or.

Digitized by VjOOQiC

Nachträge zu den Komischen Berichten. 689

predecessoris nostri uestigiis mheren|te8, prefatam ecclesiam sancti Yalentini, cui aactore Deo preesse dinosceris, sab beati PetrI et nostra tuitione | suscipimus et presentis scripti patrocinio com- manimas. Stataentes nt qaascumqae possessiones quecamque bona eadem | ecclesia in presentiarmn iaste et canonice possidet aut in futormn rationabiliter prestante Domino poterit adipisci, | ei firma in perpetnom et illibata permaneant. In qoibas hec propriis daximas exprimenda uocabnlis: capellam | sancti Helie, capellam sancti lohannis, capellam sancti Gregorii, capellam sancti Blasii, capellam sancti lohannis in CoUe, ca|pellam sancti Vincentü, capellam sancti Demetrii, capellam sancti Adam confessoris, capel- lam sancti Esa[. . .], cajpellam sancte Agnetis et capellam sancti Andree de Ripa rnbea cum omnibas earmn pertinentiis. NoUi ergo omnijno hominmn liceat eandem ecclesiam temere pertorbare aut eins possessiones auferre uel ablatas retinere, | sed illibata et inconcussa in perpetnis temporibus conseruentur. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, secundo | tertioue commonitus, nisi presumptionem suam congrua satisfactione correxerit, indigna- tionem omnipotentis | Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eins incurrat atque in extreme examine districti iudicii ultioni subia|ceat. Dat. Lateran. UU. id. aprilis pontificatus nostri

anno secundo.

B. dep.

Celestin III. nimmt die Kirche des h. Tho)nas von Canterhury in der Diözese Marsi sammt ihrem Besitz in den apostolischen Schutz, gegen jährliche Zahlung von zwei Skifaten.

Lateran 1195 Oktober 9,

Copie s. XV III in Carte Garampi Rom Vat. Archiv {Fondo Garampi) aus Copie von 1324 X 16 in der Biblioteca Barherini.

Die Kirche S. Thomae Cantuariensis de Marsico wurde 1179 von Guillelmus (Camillus) comcs Marsici in terra Marsici in loco qui Mya nominatur als Priorat ord. s, Augustini unter detn Rector Juvenalis gegründet und dem heil. Stuhl unterstellt (die Gründungsurkunde im Transsumt von 1296 steht im Cod. Barh. XL 2 f. 201). Im 13. Jafir- hundert war das Priorat ein Nonnenkloster. Zu bemerken ist, daß die Kirche noch nicht in des Cencius Liber censuum steht.

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis priori et fratribus sancti Thomg Cantuariensis in diocesi Marsic§ consti- tutis salutem et apostolicam benedictionem. Sacrosancta Romana ecclesia deuotos et humiles filios ex assuete pietatis officio pro-

Digitized by

Google

690 P. Kehr,

pensins diligere consaenit et, ne pranomm hominnm molestiis agitentur, eos tanquam pia mater sue protectionis mimimine con- fouere. Eapropter, dilecti in Domino filii^ deaotionis plenitadinem quam ad nos et Romanam ecclesiam geritis.benignios attendentes, ecclesiam predictam sancti Thom^ com omnibas uillanis molendino ^> et oineis et aliis que in presentiaram rationabiliter possidet aut in futurum iustis modis prestante Domino poterit*) adipisci, saluo censu uenerabilis fratris nostri Marsicani episcopi consueto, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti patrocinio communimus. Ad indieium autem a sede apostolica pro- tectionis pereepte duos squifatos nobis nostrisque successoribus annis singulis persöluetis. Decernimns ergo ut nuUi omnino ho- minnm liceat hanc nostre paginam protectionis infringere uel ei ausu temerario contrahire. Si quis autem hoc attemptare presump- serit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eins se nouerit incursurum. Dat. Laterani VII. idus octobris pontificatus nostri anno quinto.

a) die Copie läßt hier eine Lücke im Text. h) possont.

30.

Alexander IV. ersucht den Senator und den Rat von Rom, ihren Gesandten zu befehlen, von den Bedrückungen und Bedrohungen der dem h. StuJd gehörenden Leute von Rocca Anika ahzustelin.

Anagni 1255 Augttst 6.

Orig. Rocca Anika Arch. comunale. Cop. $. XVIII ebetida.

Das Mandat ist für dk Geschkhte des Dominium temporale im 13, Jahrhundert so interessant, daß ich es hier folgen lasse.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis nobili uiro . . senatori et consilio Vrbis salutem et apostolicam benedic- tionem. Cum di|lecti filii homines Rocce de Antico Sabinensis diocesis sint tantum ecclesie Romane uassalli et apostolice sedis peculium spetiale nee ulli unquam alii quam | eidem sedi de aliquo seruitio hactenus consueuerint respondere nee etiam teneantur, cogi- mur quam plurimum ammirari quod, sicut hominnm ipsorum in- sinuatio patefecit, | nuntii uestri, pro eo quod certum non portauerunt numerum tabularum et quosdam milites in exercitu uestro contra Tiburtinos non destinarunt quodque a messoribus qui | in territorio ipsius Rocce messuerunt, quandam uestro nomine non exigerunt pecunie quantitatem, ab eis innumera banda et penas moliuntur accipere ipsosque | talliis coUectis et aliis grauaminibus contra iu-

Digitized by

Google

Nacbtrftge zn den Römischen Berichten. 691

stiiiam pro sae uolontatis arbitrio non desinnnt molestare, com- minantes eisdem propter hec se contra ipsos | hostiliter processuros. Verum quia nos homines ipsos affecta spetiali diligimas eommqne iniariam propriam repatamos, oniuersitatem uestram monemusl rogamus et hortamur attente, per apostolica uobis scripta man- dantes qnatinns attendentes prooide quod ad eoram non debetis dampna insorgere, quos tene|mini ab aliis grauamina inferentibas de&nsare, eisdem nuntiis studetis iniongere ut ab haiasmodi oneris exactionibus et talliis predictis | hominibus impositis omnino desistant eosdemqae homines de cetero snper premissis pro nostra et aposto- lice sedis reuerentia aliquatenus non molestent, | preces et man- datum nostrom taliter impletnri quod deuotionem uestram exinde dignis possimus in Domino laudibus commendare et uobis iterato propter hoc 8cri|bere non cogamur. Dat. Anagnie VIII. id. aug. pontificatus nostri anno primo.

B. dep.

Digitized by

Google

Papgtarkunden im westlichen Togcana.

Von

P. Kehr.

Vorgelegt in der Sitzung vom 24. Juli 1903.

üeber die Archive von Toscana aasfiihrlieh zu berichten, kann ich mir mit Rücksicht auf die zahlreichen älteren und neaeren Arbeiten füglich ersparen; es sind also mehr Nachträge nnd Zu- sätze als zusammenhängende nnd erschöpfende Berichte, die ich im Folgenden biete. Ich wandre zunächst durch das westliche Toscana und beginne mit

Pistoia (vgl. L. Zdekauer, Studi Pistoiesi 1889 und Studii sul documento private nei sec. X, XI e XU. 1891) hat Dr. W. Wiederhold schon im Jahr 1901 , geführt von dem kundigen Ca- nonicus M. Barni, aber mit mäßigem Erfolg, Prof. L. Schiaparelli im Frühjahr 1903, beraten von Herrn G. Macciö, mit reicherem Ge- winn besucht. Das Archivio vescovile bietet freilich wenig, es ist bekanntlich in der Hauptsache im Diplomatico in Florenz. Doch sind einige Pergamene, wie es scheint, von saec. XÜI ab, zurückgeblieben, andere befinden sich im Subeconomato, darunter vielleicht auch ein Copialbuch des Bistums, der sog. Liber niger^ der in jüngeren Abschriften öfter erwähnt wird. Die Pergamene des Archivio capitolare sind vollständig an das Florentiner Staatsarchiv gekommen. Aber zurückgeblieben sind mehrere wichtige Handschriften, welche G. Valentinelli Le biblioteche ital. (Milano 1865) verzeichnet hat. Die für uns be- deutendste ist das Ms. 44: Bullarium I {Bolle e brevi di vari somtni pontefid . . trascritti dagli antichi originali da Annibale M. Brunozzi a. 173i), eh. s. XVIII, ein genaues, den Inhalt der alten Cassetten Stück für Stück verzeichnendes Inventar mit Abschriften

Digitized by

Google

Papsturkonden im westlichen Toscana. 593

der Papstnrkimden des Kapitels , nnd eine FUm di privüegi ed altre cose notabili (700—1738) mit einem Qointem Pro insigni ca- pittdari ecclesia Fistoriensi von 1682, darin Abschriften von Ana- stasius IV. J-L. 9828 und von Lucius m. J-L. 16899. Femer das Ms. 46 : Inventario dei doeumenti mefnbranacei ddV archivio capitolare von 1792. Auch sind mehrere Decretalenhandschriften da, darunter Ms. 140: Burcardi decreta, mb. s. XII, wo am Ende nachgetragen ist

Eugen m. (1146) XH 10. J-L. 8963. Die wichtigste Sammlung aber ist das reiche und schone Archivio comunale, das L. Zdekauer (vgl. Arch. stör. ital. Ser. V t. 7) geordnet hat. Es ist für uns vorzüglich wichtig, weil es die alten Klosterfonds von S. Michele in Forcole und Fontana Taona (mit dem von Breßlau in seiner Ausgabe der Diplome Heinrichs II. unbekannt gebliebenen Original von DH. 296) besitzt. Hier sind folgende Papsturkunden

Urban II. 1090 IV 6. J-L. 6433. Cop. von 1288.

Lucius in. s. dat. J-L. 16173. Orig. (?). S. Anhang.

Clemens III. 1188 I 20. J-L. 16139. Orig.

Celestin IH. 1196 VII 3. J-L. 17269. Orig.

Auch Handschriften hat das Archiv. Von ihnen interessiren

uns die Doeumenti vari 1: Memorie della reliqua di S. Jacopo^ mb.

s. XIII und //: Leeionario di S. Jacopo, mb. a. 1486 mit Leo IX.

J-L. t 4328 und Calixt II. J-L. f 7111. Außerdem

II c. 10 Eugen lU. (1146) XI 22. J-L. 8794.

I c. XII und II c. 10 Eugen IH. (1145) XI 22. J-L. 8796.

Diese Urkunden sind dann wieder copirt in dem Ms. lAbro antico di memorie e miracoli di S. Jacopo, eh. s. XVI (Arch. dell' Opera di S. Jacopo n. 26). Wichtig ist femer das von den Pistojeser Historikern viel benutzte Ms. des Cesare Fioravanti, Vacchettone (Ms. 24), eh. s. XVII, mit reichen Materialien für die Geschichte von Pistoia. Darin sind die älteren Papsturkunden für Pistoia fast sämtlich in Regesten verzeichnet.

Pistoia besitzt nicht weniger als drei Bibliotheken. In der Biblioteca del Seminario liegt das für die Geschichte des Bistums bedeutende handschriftliche Werk von Giuseppe Borellit Pistoia Sacra (s. XVIU), wovon eine Copie in der Biblioteca Forteguerri xmd eine andere im Besitz von Herrn Guido Macciö, unserm liebenswürdigen Führer, sich befindet.

Die Handschriften der Biblioteca Forteguerri hat A. Za- nelli bei G. Mazzatinti Inventari I 239 ff. vollständig verzeichnet.

Digitized by

Google

694 P. Kehr,

loh notire nur n. 226 (sign. E 360) Regesto dei documenti ddP ar^ ohivio di 8. Bartolomeo di Pistoia von G-. Borelli von 1763.

Die Biblioteca Fabroniana (Inventar der Handschriften bei Gt. Mazzatinti 1. c. I 268 ff.) hat für uns nichts von Wert.

Pescia (vgl. Stiavelli Saggio di nna bibliografia Fesciatina 1900) hat Dr. Wiederhold besucht nnd im CoUegio di S. Giuseppey der heutigen Centrale der Vallombrosaner, die freundlichste Auf- nahme gefunden. Er hat hier die Manuscripte des Fulgentius Nardi, des Vincentius Nannini, des Ambrosius Genovini und des Alberganti mit Erfolg durchgesehen^) und die bis dahin unge- druckten Stücke, die er aus ihnen gewann, Nachrichten 1901 S. 322 und 324 publizirt ; dazu fand ich dann freilich später im Staatsarchiv in Florenz die Originale. Auch die Bemerkung 1. c. S. 307, daß Urkunden nicht mehr da seien, ist unrichtig; Schia- parelli entdeckte jüngst noch die folgenden Originale, die einst in Sacrarium von Passignano sich befanden : Celestin lU. 1193 X 6. J-L. 17036. Celestin HI. 1193 X 6. J-L. 17037. Celestin UI. 1193 X 8. J-L. 17039 «). Celestin III. 1194 V 23. J-L. 17107.

Lucca (vgl. Nachr. 1897 S. 182) habe ich zusammen mit L. Schiaparelli im Juni 1903 noch einmal aufgesucht und manche Er- gänzungen zu meinem früheren Bericht gewonnen. Die älteren Papsturkunden des Archivio di stato sind dort vollständig verzeichnet. Nur möchte ich hinzufügen, daß die Urkunde Leo's IX. J-L. 4324 (S. Ponziano), über deren Originalität ich damals

1) Das wichtigste dieser Mss. ist das Bullarium Vallombrosanum , eh. s. XVin, in 4 Bänden (sign. C 41). Wiederhold schreibt es dem bekannten Abt Fulgenzo Nardi zu, der 1729 ein Bullarium Yallombrosanam siye Tabula chrono- logica (von Jaff^-Löwenfeld nicht benutzt) herausgegeben hat. Damit ist aber jenes Werk nicht identisch. Nach einer Notiz ?on D. Torellus Sala ist der Ver- fasser dieses Bullarium vielmehr der Vallombrosaner Mönch D. Vincentius Nan- nini. Daß außerdem noch ein drittes Bullarium VaUombrosanum von dem Abt Giuliano Rilli ezistirt hat, behauptet Moreni II p. 109; ich habe davon freilich keine Spur gefunden. Von Nardi stammen übrigens auch die wichtigen Me- morie Vallambrosane in 14 Bänden (D 88. 89. 40). Auch das Ms. der Historia Passinianensis von Fedele Soldani, das P. Scheffer-Boichorst einst mich erfolglos suchen hieß, ist hier (A 4).

2) Cit. von Franchi p. 519. Die Urkunde ist gerichtet Abbati et conventui Passinianensis monasterii und lautet wörtlich den Urkunden J-L. 17035. 36. 37 (Gloriosus Deus) gleich, und weicht nur in der Tagesangabe (VIII. id. oct) ab. Auch das Original von J-L. 17035 müßte, da es sich gleichfalls früher in sa- crario Passinianensi befand, hier sein.

Digitized by

Google

Papstnrkanden im westlichen Toscana. 595

nur Bedenken äußerte, eine freie Fälschung ohne echte Vorlage ist ^), Dagegen ist die Liste der für ans in Betracht kommenden Copialbücher nicht vollständig. Von den Bänden CapUoU (vgl. Documenti degli archivi Toscani I IV) enthalten die Bände 7. 8. 9. 94 Kaisemrknnden, Band 4 (alte Sign. Tarpeia Arm. XXXII Lib. ÄÄÄ, resp. Arm, II lib. 14 n. 116) f. 169' eine Abschrift von Celestin III. J-L. 168B9. Abschriften von Papsturkunden (Eugens m. J-L. 9481, Anastasius' IV. J-L. 9904, Alexanders III. J-L. 10638) stehen in den Mss. S. Frediano cod. 208. 217 {Ada Car- rariq lib. f ^ iind lib. f 12), Abschriften von Papsturkunden für S. Frediano außer im Ms. S. Frediano cod. 7 auch |in den Bänden S. Frediano cod. 72 (Honorius IL J-L. 7311) und cod. 76 (Inno- cenz II. J-L. 8091). Cod. 80 enthält Regesten der Urkunden für S. Martine di Siena. Sie alle gehören der Serie der Diversorum pro eccleaia s. Fridiani an. Aber das Hauptcopialbuch von S. Fre- diano, cod. JP, hat sich so wenig finden lassen, wie das Haupt- copialbuch von S. Ponziano, Contratti di S. Poneiano /, detto S. demente (1051 1311), in dem auch die Urkunden für S. Miniato bei Florenz standen.

Im Archivio und in der Biblioteca capitolare er- gab die von dem Vicebibliothekar Prof. Pietro Guidi freundlich geförderte Revision nichts, während im Archivio arcivesco- vile, das jetzt von demselben ebenso sachkundigen wie gefälligen Prof. Guidi verwaltet wird, noch einige von J. v. Pflugk-Harttung Iter p. 36 übersehene Stücke sich fanden, nämlich

Hadrian IV. 11B8 XI 6. J-L. 10431. Cop. 8.Xm(tB21).

Lucius ni. (1185) II 3. J-L. . Cop. s. XIH (f K 1). S. Anhang.

Celestin m. 1191 VI 22. J-L. 16726. Cop. s. XIH (tE3).

Celestin lU. 1192 IV 12. J-L. 16850. Orig. (* V 33). Außerdem ist zu erwähnen, daß im Libro della Croce (vgl. Iter p. 37) p. 6 der Anfang eines schon damals fast ganz zer- störten Privilegs Stephans IX. für Bischof Anselm von Lucca steht. Außer diesem Privilegienbuch des Bistums befindet sich

1) leb fand auch dieses Mal im Staatsarchiv in Lucca dieselbe freundliche Aufnahme wie 1897, als Bongi noch Director war. Luigi Fumi ist sein wür- diger Nachfolger. Seiner Initiative verdanken wir die schöne Publication von G. Degli Azzi Vitelleschi, Regesti: Pergamene del Diplomatico vol. I (Lucca 1903), welche die Urkunden von 790 bis 1081 verzeichnet. Fumi verdanke ich u. A. auch die Mitteilung, daß von der von mir S. 183 verzeichneten Urkunde Alexan- ders III. J-L. 11269 das Original nicht vorhanden ist (vgl. auch Nachr. 1903 S. 668 n. 12).

Digitized by

Google

596 P. Kehr,

im Archiv noch ein wichtiger Liber memorie opere ecdesie 8. Min chaelis in ForOf mb. s. XIV (n. 34), aber nur mit Privaturkunden.

Ergiebig war auch eine erneute Revision der Arbeiten J. v. Pflugk - Harttungs (Iter p. 40 ff.) in der Biblioteca pubblica (vgl. A. Mancini, Index codicum latinorum bybliothecae publicae Lucensis. Firenze 1900), dessen Director, Cav. Eugenio Boselli, seine vielgeriihmte Gefälligkeit auch mir gegenüber bethätigte. Die Manuscripte, die für uns von größerer Bedeutung sind , sind die folgenden

Giov, Batt. Orsucci j Chiese di Lucca, vol. I III (codd. 913 915) mit vielen Urkundenabschriften , darunter auch einer Copie des verlorenen Diploms Eugens III. 1146 XII 4. J-L. 8973 für S. Ponziano (s. Anhang).

Giov, Batt. Orsucci, Memorie ecclesiastiche , vol. II (cod. 896), mit reichen Materialien für die Kirchengeschichte von Lucca. Leider fehlt der erste Band, den Baroni dem Kapitel geschenkt haben soll, wo wir ihn indessen erfolglos suchten.

Bernardino Baroni ^) , Notulario generale de* documenti e per- gamene, vol. I— V (codd. 918—922), ein höchst wichtiges Regesten- werk der Luccheser Urkunden.

Bernardino Baroni, Codex diplomaticiis Lucensis, p. I— III (cod. 87). Eine andere Urkundensammlung desselben Autors mit dem gleichen Titel ist cod. 929.

Francesco BendineUi^ Ahoeei (cod. 855) mit vielen Abschriften und Regesten.

Filippo Maria Lunardi, Silva antiqua notabilium Lucensium (cod. 1571).

Reich ist ferner das Material für S. Frediano, dessen Co- dices hierher kamen (vgl. Index locupletissimus librorum s. Fri- diani im cod. 157). Die wichtigste Hs. ist der von Baluze be- nutzte cod. 115: Bullarium ecclesi^ et canonici s. Frigdiani , eh. s. XV; wahrscheinlich eine Abschirift des verschollenen cod. F. Für die Geschichte des Archivs von S. Frediano ist von Bedeu- tung cod. 415 : Noiijne antiche del monastero e chiesa di ä. Frediano, eh. s. XVI XVn, mit vielen Regesten. Dagegen ist cod. 40:

1) Von diesem bekannten Sammler sind noch andere Materialien hier, wie sein Zibaldone (cod. 754), die MisceUanea ecdesiasHca ^ vol. I lil (codd. 877—879), die BaccoUa di contratii, vol. I— VIII (codd. 1185—1192) u. A., die aber nichts für uns ergaben. Aach die wichtigen Diasertaeioni istoriche deUa citta di Lucca von Oirolamo SesH von 1732 (codd. 64. 65) enthalten zwar viele Abschriften von Kaiserurkunden, aber keine Papstbullen.

Digitized by

Google

Papstorkunden im westlichen Toscana. 597

BoUe privilegi speüanti ai canonici Laieranmsi , eh. s. X VII , nur ein handschriftUches Exemplar des sog. Serenius, der Ausgabe des Bnllariom Lateranense von 1606.

Ueber das Archiv von S. Ponziano, dessen Manuscripte verloren zu sein scheinen, geben willkommene Aufschlüsse die codd. 1 ^9: Natulario dt contraUi etc. deW archivio del mon, deiSS. Bartolomeo e Ponsfiano di Lucca (790—1764), cod. 10: Indice di tutti i libri e scritture delV archivio del mon. di S. Ponziano von 1761 und cod. 11: Indice di 8. Ponziano.

Auszüge aus dem Archiv von S. G ins t in a enthält cod. 1005: Compendio di varie bolle etc. dd P. Marco Grossi, eh. s. XVIII. Ein Indice delle pergamene di Altopascio steht in des Filippo Maria Lunardi, Selva di fatti antichi (cod. 1546 f. 238 sq.). Die fabel- hafte Geschichte des Klosters Sesto mit zahlreichen falschen Papst- und Kaiserurkunden nach dem Manuseript des Fr. Benigne findet sich in mehreren Handschriften (codd. 326. 896. 1646, fer- ner auch bei Bendinelli (cod. 855) und bei Orsucci (cod. 914). Ich notire ferner

Cod. 1263: Copie di antiche boUe e privilegi, eh. s. XVII, mit den in der Diplomata- Ausgabe nicht benutzten Abschriften der Urkunden für Kloster Capolona bei Arezzo.

Cod. 840: Documenti raccolti da Bartolomeo Mansi, eh. s. XIV XVin, eine MisceUansammlung mit einem wichtigen Smn- ntarium privilegiorum episcopatus Lucensis und einem Fragment eines Luccheser Copialbuchs s. XIV (p. 868 sq.).

Codd. 988—990: BuUarium Melitense, vol. I— III, eh. s. XVIII, das bereits von Delaville le Roulx, Cartulaire g^n^ral de Tordre des hospitaliers de S. Jean, I p. XXIV und CXXX, benutzt ist.

Zu den am schlechtesten erhaltenen üeberlieferungen ge- hören die Urkunden für das alte Kloster Fueecchio. Dürftige Beste davon sind im Staatsarchiv in Lucca (Miscellanea), im Staats- archiv in Pisa, im Diplomatico zu Florenz und im erzbischöflichen Archiv in Lucca. Der Senator Carlo Strozzi kannte noch zahl- reiche ältere Papsturkunden für die Abtei, die jetzt verloren sind. Eines davon brachte der Zufall an den Tag, es fand sich bei dem Luccheser Antiquar G. Martini verschollenen Angedenkens : Paschal II 1107 IX 26. J-L. 6680. Orig. (s. Anhang). Schia- parelli nahm von dem Stück eine Abschrift, wenige Tage bevor sein Besitzer mit seinen Schätzen verschwand.

Auch der Besuch von Pisa (vgl. Nachr. 1897 S. 176 ff.) lohnte noch Dank der Hülfe von Prof. Toniolo eine Nachlese. Zu der Liste der Papsturkunden des Archivio di stato sind hinzuzufügen

Digitized by

Google

598 P. Kehr,

Am pubblici: Celestin IH. 1192 U 5. J-L. 16809. Or.u. Cop. v. 1341. S.Michele in Borgo: Lucius IH. 1181 XI 26. J-L. 14525. Or.

Celestin III. 1191 Vn 1. J-L. 16728. Or. S.Michele degliScalei: Alexander IIL 1177 II 9. J-L. 12778.

Cop. V. 1293. S. Lweneo alle RivoUe: Celestin III. 1191 IV 24. J-L. .

Spur. (1242 IV 24). S. Anhang. Celestin HI. 1191 VI 4. J-L. . Or. (1242 VI 4).

S. Anhang. Die Angaben über das Archivio arcivescovile sind richtig, doch hätten noch die 12 Bände TranscHptorum, eh. s. XVIII, Erwähnung verdient, in denen das ganze urkundliche Material des Archivs sauber copirt ist. Sie sind bereits von Mattei (Eccl. Pis. historia) I p. XIII benutzt.

Die von J. v. Pflugk-Harttung Iter p. 74 gegebene Liste der Papsturkunden des Archivio capitolare entspricht dem noch vorhandenen Bestand, wenn auch einige Signaturen falsch ange- geben sind. Dagegen hätten wir nicht an den zahlreichen und z. Th. sehr wichtigen Manuscripten des Archivs vorbeigehen sollen, von denen der Can. Bardelli im J. 1896 ein Inventar angefertigt hat. Das Urkundemnaterial des Archivs ist excerpirt bezw. co- pirt in den 8 Bänden Transunti, eh. s. XVIII XIX, und in dem Band Transunto di pergamene di Enrico VIL Wichtig sind vor- züglich die zahlreichen Faszikel mit Abschriften aus den Kloster- und Kirchenarchiven der Stadt, meist aus dem 18. Jahrhundert.

B 7

Für uns haben Bedeutung die Faszikel -^ : Carte riguardanti la

staria ecdesiastica di Pisa e swot arcivescovi mit Copien von Urban II.

B 7 J-L. 5464 und Innocenz* 11. J-L. 7692, ^ mit Copien von Ge-

lasius IL J-L. 6654, Leo IX. J-L. 4262, Innocenz 11. J-L. 8146,

Clemens HL J-L. 16194 und Hadrian IV. J-L. 10255, ^ (S.

Maiteo) mit Copien von Paschal 11. J-L. 6522 und Hadrian IV.

J-L. 10130 und Vüo) Alexander IL J-L. 4677, ^ (& Taolo

B 7

alVOrto) mit Abschriften von Alexander III. J-L. 11414, -j=- (S.

B 8 Loreneo). Femer des Ms. -^tt- Monumenta Pisani capitvii et alia

diversa, dessen erster Teil (p. 1—87) angefüllt ist mit den gleich zu erwähnenden falschen Papstbriefen, während der zweite Teü

Digitized by

Google

PapstnrkondeD im westlichen Toscana. 699

(p. 158 ff.) Abschriften der echten Urkunden für das Kapitel ent- hält. ]?s folgt p. 428 De Hugone Etheriano mit Alexander III. J-L. 12957 und p. 440 (alt p. 663) .eine Nota dt libri e scriUure che sono appresso a P. Oareoni 1581. Es endet p. 498 mit einem Inventario deUi privilegi contratti doncuswni ed aitre ragguardevoli anti- chitä donate dal Can. Ottavio Angiolo d'Äbramo a. 172o> Endlich

D Q

das Ms. -Tq- {S. Anna di Pisa und S. Martina in Kineica) mit Re- gesten der Papstorkunden.

In demselben Raum befindet sich die Biblioteca capito- lare mit einigen älteren Codices. Femer eine Serie von Ma- nuscripten archivalischen Inhalts. Darunter eine große Zahl von Transunti aus den Archiven Pisaner Klöster und Kirchen. So n. 130: Transunto delle carte antiche di S. Matteo, n. 131; Tran- sunto delle carte antiche della Misericordia e S, Anna, n. 143 : Tran- sunto delle carte antiche di 8. Süvestro (auch in n. 146), n. 144: Epitome veterum monumentorum archivii s. Michaelis in Burgo Pisa- rum (von G. Gherardini 1755), n. 145: Transunto delle carte an- tiche di S. Nicola Sammlungen von nicht geringem Wert für die Pisaner Lokalgeschichte. Ferner sind hervorzuheben die wich- tigen handschriftlichen Werke des Canonicus Ottavio Angela d^ Abramo, nämlich das Prachtwerk Pisanae primatidlis dignitatum ac praeben- darum omnium descriptio, tom. I HI, verfaßt 1717 (Ms. 1—3) mit vielen Urkunden ^) (vgl. Mattei I p. X) und die Cranolagia de' vescovi ed arcivescavi di Pisa can Vinventaria delli istrumenti piü riguar- devoli e antichi che si ritrovano neV archivio secreta della mensa ar- chiepiscopcde di detta cittä von 1716 (Ms. 85). Ferner D' Abramo's Memorie diverse della cittä di Pisa, mit einem Urkundenanhang, worin viele Kaiserurkunden und von Papsturkunden Innocenz 11. J-L. 7830 (Ms. 18). Endlich das Ms. De vita et gestis quorumdam summorum pontificum etc. ab Octavio Angela d^ Abrama , worin p. 25 eine grobe Fälschung Eugens III. eingeschmuggelt ist (Ms. 29). Ueber den Fälscher dieser an P. custos operarius oper§ eccl. b. Marie Pis. civitatis gerichteten Urkunde und der zahlreichen aus derselben Feder stammenden Fälschungen, mit denen die beiden nächsten Manuscripte angefüllt sind, handele ich im Zusammen- hang in den „Quellen und Forschungen des Historischen Instituts''. Das erste ist der Band Veterum Pisarum Senatus manumenta, s. XVIII

1) Ich verzichte darauf, alle diese Abschriften im Einzelnen zu verzeichnen. Wir haben ja auch noch die Originale. Aber hie and da bietet D'Abramo doch eine willkommene Ergänzung. So Bd. II p. 229 die jetzt zerstörte Datirong von Hadrian IV. J-L. 10467 (s. dat): Dat. Norme XII hol. sepUmbr.

Digitized by

Google

600 P. Kehr,

(Ms. 34) mit den gefälschten Briefen der byzantinischen Kaiser

Tiberius II., Constantin V., Anastasius 11. und der Irene und den

angeblichen Briefen der Päpste Benedict VII. , Johannes XV.,

Gregor V., Silvester II., Johannes XVIII., Calixt II., das zweite

der Band Väera Pisan^ Reipublic^ monumenta ab a. 980 ad o. 1136

(Ms. 52) mit den Briefen der Päpste Bonifaz IV., Gregor IV.,

Leo IV., Johannes XII., Benedict VII., Johannes XV., Gregor V.,

Silvester IL, Johannes XVIIL, Leo IX., Victor EL., Victor in.

and Urban 11., alle an die Antianen resp. an die Kanoniker von

Pisa. Sie sind alle aus derselben Fabrik und von demselben

Fälscher, der die angeblichen Papstbriefe in dem bereits erwähnten

B 8 Ms. Monumenta Pisani capUuli (sign, -ttt-) erfanden hat. Nur diese

von Gelasius I. bis Gregor IX. reichenden Fälschungen waren bis- her bekannt (gedr. von Martini Appendix ad Theatrum basilicae Pisanae. Romae 1723), wenn auch weder von Jaff^ noch von Löwen- feld registriert.

Daß in der Biblioteca della R. Universiti weder Urkunden der älteren Päpste noch solche enthaltende Handschriften seien, hat J. v. Pflugk - Harttung Iter p. 77 versichert und wir haben es ihm geglaubt. Aber wir hätten eigentlich schon damals wissen müssen, daß hier die „Grandiana^ ist, der handschriftliche Nachlaß des berühmten Camaldulenserabts von S. Michele, Dom Guido Grandi aus Cremona, des Historikers und Mathematikers ^). Aus der stattlichen Serie seiner Schedenbände verzeichne ich als besonders wichtig die beiden Bände Contractus donatianes testamenta privüegia etc. ad historiam üamaldulenseni praeserHm spectantia ab a.

715 ad 1179 und ab a. 1180 ad 1739 (sign. -^^^ und ^^), mit

vielen Abschriften von Papsturkunden für Camaldoli und Camal- dulenserklöster, deren Vorlagen wir freilich meistens noch besitzen. Ein einziges Stück, ein falsches Privileg Clemens' HL für Vivo, war indessen unbekannt; ich gebe es im Anhang nach der von L. Schiaparelli gefertigten Abschrift.

Empoli habe ich bereits im April 1898 besucht, freundlich aufgenonmien von dem Proposto Can. G. Bucchi. Die Colle- giata di S. Andrea hat ihr kleines hübsches Archiv bewahrt, mit drei Urkunden des XI. und XU. Jahrhunderts

Nicolaus n. 1059 XII 11. J-L. 4417. Or.

Celestin IIL 1192 VI 8. J-L. 16885 zu V 27. Or.

1) Vgl. MittarelH Ann. Canudd. I p. XIV.

Digitized by

Google

Papstarkunden im westlichen Toscana. 601

Die dritte ist ein Privileg des Bischofs Gottfried von Florenz von 1117.

Oolle di Val d'Elsa (vgl. Iter p. 16) hat L. Schiaparelli, geführt von den Kanonikern P. Pncci und C. Bonini, erledigt. Die Urkunden des Archivio capitolare hat J. v. Pflugk- Harttung verzeichnet. Dagegen sind ihm die wichtigen Materialien des Archivio della Curia ves covile entgangen. Das älteste Pergament ist zwar erst von 1197 (im Libro primo degli Atti ddla Mensa vescovile^). Aber ältere Documente stehen von einer Hand saec. XVI copirt in den ÄUi delV Arcipretato della Cattedrale di Colle dal 1112 at 1737, nämlich

f. 2 Celestin IIL 1191 XII 28. J-L. 16798 zu 1192 1 9. S. Anh.

f. 5 Paschal II. 1112 V 20. J-L. -. S. Anhang.

f. 6' Gelasius U. 1118 IX 27. J-L. 6653.

f. 8' Hadrian IV. 1158 IV 16. J-L. 10401.

f. 10' Paschal II. 1115 XI 21. J-L. 6478.

f. 12' Anastasius IV. 1153 XU 7. J-L. 9767.

f. 14' Eugen IIL 1149 HI 20. J-L. 9329.

f. 16' Innocenz U. 1133 I 3. J-L. . S. Anhang.

f. 18' Clemens lU. 1188 I 1. J-L. 16108.

f. 20' Calixt n. s. dat. J-L. 7098.

f. 24 Urban UI. 1187 VIII 25. J-L. 15997. S. Anhang. Die meisten dieser Diplome befinden sich jetzt im Diplomatico von Florenz (Provenienz Comunitä di Colle d'Elsa), J-L. 9329 und 15997 sind im Archivio capitolare in Colle.

Die andern Archive von Colle, das Archivio comunale mit Pergamenen von 1199 ab, darunter Friedrich IL BF. 2691?, das ß. Conservatorio diS. Pietro mit Documenten vom 16. Jahr- hundert ab, das Ospedale mit Urkunden s. XV, haben danach keine älteren Papsturkunden.

Von Colle ging Schiaparelli nach San Qimignano, wo ihn der Proposto Ugo Nomi ebenso liebenswürdig aufnahm wie einst J. V. Pflugk-Harttung (Iter p. 34), und mit dem gleichen Ergebniß. Volterra (vgl. Bethmann im Archiv XII 764 und ausführlicher Iter p. 165) , gleichfalls von Schiaparelli , Dank vorzüglich der Hülfe des Cav. Ezio Solaini, Directors des Museums und der Biblio- thek, erledigt , bot noch eine kleine , wenn auch nicht unwichtige Nachlese zu den Publicationen von Giachi, Leoncini und v. Pflugk- Harttung.

1) In diesem Band s. XVII stehen auch die Regesten der Papstarkunden für di Pieve di Colle. Ferner f. 297 sq. mehrere Copien von Johannes XIX. J-L. 4092.

fi^l. Gm. d. WiH. NudirkliUB. PUlolog.-bistor. Sla«a ivos Befl 6. 42

Digitized by ^

602 P. Kehr,

Das Archivio vescovile ist Iter p. 165 beschrieben. Zu dieser Liste sind hinzuzufügen

Innocenz 11. 1133 I 23. J-L. 7606. Cop. s. XII. Alexander lU. 1171 XU 29. J-L. . Cop. von 1321. S.

Anhang. Alexander IIL (1173-79) XI 12. J-L. . Or. S. Anhang. Clemens III. 1188 I 24. J-L. . Or. S. Anhang. Der dreibändige Codice diplomcUiro des Can. Giuseppe Cai enthält Copien oder Auszüge aller Urkunden des Archivs, dient also zu- gleich als Inventar.

Das Archivio capitolare besitzt ein zweibändiges In- ventar mit den Abschriften der Pergamene, angefertigt von Can. Callai 1851 52. Die Urkunden selbst vollständig im Iter p. 165 und bei Leoncini Illustrazione (1869) S. 312.

Die Biblioteca Guarnacci, bei der sich auch das Stadt- archiv befindet, hat eine reiche und des Studiums werte Sammlung von Pergamenen, die meist aus den aufgehobenen Klöstern, haupt- sächlich aus S. Giusto (mit Friedrich U. BF. 1604? Cop. s. XIII) stammen. In drei Bänden sind die Pergamene di recenti acquisti gesammelt, darunter

Hadrian IV. 1155 X 4. J-L. 10092. Or. (II n. 60). Die Handschriften hat G. Giannini bei Mazzatinti Inventari II 180 ff. verzeichnet. Aus ihnen hat Schiaparelli folgende mit Gewinn benutzt Ms. 86 (5895): Excerpta diplomatica, eh. s. XVIII, mit Copien von Calixt U. J-L. 6851 und Hadrian IV. J-L. 10285 und einem Samnuirio di scritture e docunienti di S. Dalmazio^ worin Eugen m. J-L. 8993 im Regest (mit 1146 März 31). Ms. 217 (5893): Menihranarum arch. Volaterrani epitame, vol. I IV, eh. s. XVIII (von 780 ab). Tom. I p. 45 Alexander m. J-L. 12703. Ms. 230 (5837): Antonio Ormanni, Dei Vescovi di Voller ra, eh.

s. XVIII. Ms. 231 (5838) : Antonio Ormanni^ Appmdice alV Istoria dei vescovi di VoUerrOf eh. s. XVIII. Beide Mss. mit vielen Urkunden- abschriften aus den Archiven von Volterra. Ms. 249 (5887) : Privüegia impercUorum concessa ^iscopis , mb.

s. XIV. Wichtig für die Diplome. Ms. 285 (5892): Spoglio-eatratto dei Camerotto, eh. s. XVII, worin unter andern ein Spurium Alexanders U. von 1062 IX 8. S. Anhang. Endlich wären noch zu erwähnen die Regestensammlungen

Digitized by

Google

t^apstorkunden im westlichen Toscana. 603

von Giuseppe Gherardini (Mss. 9332 35). Der für die urkund- liche Geschichte des Bistums Volterra wichtigste Band ist freilich nicht hier, sondern durch den Senator Strozzi in das Florentiner Staatsarchiv gekommen, nämlich der bereits von Davidsohn und Wiederhold benutzte Liber iurium epi$copati4S VoUerr,, mb. s. XV, mit mehreren unbekannten Urkunden, nämlich dem Privileg Johannes XVIII. s. dat. (ed. Nachr. 1901 S. 308 n. 1) und folgenden Re- gesten

f. 6 Celestini tertii littere apostolice contra archipresbiterum

et clericos Vulterr. occasione quarumdam decimarum. J-L. . f. 6 Clementis III per modum copie in quodam quaterno in

membranis confirmationis certorum monasteriorum plebium

et ecclesiarum et castrorum de verbo ad verbum nomina-

torum concessorum per Romanos imperatores. J-L. --.

Das Stück war offenbar ein großes Privileg, f. 22 Item littera revocationis alienatorum per G. et H.

episcopos Vult. per dominum Lucium papam III cum bulla.

J-L. . Siena habe ich 1898 besucht und darüber im Bullettino Se- nese di storia patria VI (1899) einen Bericht erstattet und dort auch mehrere bisher nicht in vollem Wortlaut bekannte Papst- bullen publizirt. Die ihrer Provenienz nach hierhergehörenden, durch einen Zufall nach Berlin verschlagenen Urkunden aus S. Salvatore di Lecceto hat A. Hessel in demselben Bullettino VIII S. 333 ff. veröffentlicht.

Den Süden von Toscana endlich, vorzüglich QrossetO und Massa, hat Dr. Wiederhold im J. 1898 besucht. Ueber den Ge- winn habe ich Nachr. 1901 S. 208 ff. berichtet.

42*

Digitized by VjOOQiC

604 P. Kehr,

1.

Fälschung.

Alexander IL verleiht dem Landulf und Heinrich , Richtern von Volterra, für den Grafen TJgo d*Arduino das Präsenfationsrecht für die Abteien von 8. Piäro, S. Giusto, 8, Maria in PuHcciano und Pinziana und gewährt diesem andere Vorrechte.

Volterra 1062 September 8.

Auszug im Estratto del Camerotto di Volterra vmi 1561 f. 133 Volterra Bibl. Guarnacd {Ms, 285, alt 5892).

Die Fälschung hol bereits Davidsohn Forschungen L S. 170 {eu 1062 November 5) erwiesen. Der Auszug im Estratto lautet wörtlich :

1062 7^^ 8. Alessandro papa secundo a messer Landolfo e messer Enrico giudici di Volterra, accettanti in nome di Ugo d'Ar- duino conte, concede facultä di presentare gli abbati del(le) badie di S. Pietro, S. Giasto, S. Maria Policciano e Pinziana; in oltre che in avvenire detto Ugo nelle cause civili criminali e miste non riconosca il vescovo Guido, ma il duca Gottifredo come generale di S. Chiesa; che detto Ugo nel governo habbia un consiglio di otto cittadini, quattro magnati e quattro popolari, due da eleggersi dal vescovo, due dal conte Ugo, due dal duca e due da vecchi, da mutarsi ogni anno. 11 Breve i dato in Volterra nella pieve di S. Andrea in Postierla.

3.

Paschal IL genehmigt die Verlegung des Klosters Fucecchio unter dem Abt Anselm, nimmt es in den apostolischen Schutz und bestätigt ihm die Besitzungen und Rechte gemäß den Constitutionen Gregors VII. und Urbans IL Villa Remora 1107 September 25.

Orig. war 1900 beim Antiquar G. Martini in Lucca.

Das Original ist geschrieben von Equitius {vgl. Mitth. des österr. Instituts Ergb. VI 109) und im Auszug mehrfach citirt in den Codd. Magliab. XXXVII 204 p. 151, VIII 1486 n. 72 und Barb. XL 5.

Digitized by

Google

Pftpstnrkanden im westUcheii Toscana. 605

Ferner von Lami Delic. erud. 1743 p. Uli aus den ^EstratH del Tondoli.^ J-L, 6580 8. dat. dt. nach den Nachurkunden.

PASCHALIS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTO FILIO ANSELMO ABBATI FICICVLENSIS MONASTERII EIVSQVE SVCCESSORIBVS REGVLARITER SVBSTITVENPIS IN PERPE- TWM. I In monaatici ordinis disciplina nostris temporibns

Ficiculanum cenobinm super Arni flumen"^ ripam situm per Dei gratiam daroit et clarere non desinit ; nnper aotem einsdem mona- sterii domos predicti fluminis adeo | subuertit alluuio, ut ibidem morari congregatio ulterius non ualeret. Oportuno igitur consilio in proximi montis locom secns oppidmn transiernnt, nbi nimiram saneti lohannis ecclesia fuerat, quam predecessor noster felicis | memoria Vrbanus papa petente Vgone comite instituerat baptis- malem ; ceterum illuc transeuntibus fratribus etiam saneti lobannis ecclesiam transferri oportuit, quam ex nostra licentia edificatam nos baptismalem | fore concedimus et, sicut prior fuerat , in Fici- culani*> monasterii iure cum cappellis suis semper manere sanci- mus. Ipsum autem monasterium sub sedis apostolicQ munimine confouentes, nil omnino preterite libertatis | pro loci mutatione ipsius congregationi patimur deperire. Per presentis igitur priui- legii paginam apostolica auctoritate statuimus ut quecumque bona quecumque predia eidem monasterio a quibuslibet fidelibus de suo | iure iam oblata sunt uel in futurum Domino largiente donata fue- rint uel iustis modis aliis adquisita, firma uobis uestrisque succes- soribus et illibata permaneant. Decernimus ergo ut nulli omnino hominum liceat | idem cenobium temere perturbare aut eins posses- siones auferre uel ablatas*^) retinere minuere uel temerariis uexa- tionibus fatigare, sed oinnia integra conseruentur, eorura pro quo- rum sustentatione et gu|bernatione concessa sunt usibus omnimodis profutura. Obeunte te nunc eiu.s loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nuUus ibi subreptionis astutia seu uiolentia prepo- natur, nisi quem fratres com'muni consensu uel fratrum pars sa- nioris consilii secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint eligendum. Electus autem uel ab apostolic§ sedis pontifice uel ab alio quem maluerint catbolico benedicatur | epi- scopo. Crisma. oleum sanctum, consecrationes altarium sine basi- licarum, ordinationes monachorum siue clericorum eidem monasterio pertinentium a quo malueritis catholico accipietis episcopo. Nee episcopo autem nee archi| episcopo cuiquam aut eorum ministris liceat locum ipsum aut eins monachos nee adiacentes ecdesias de

a) staU fluminis. b) ci übergeschrieben. c) uel ablatas auf Basur.

Digitized by

Google

606 P. Kehr,

Sala^Marthana com cappellis suis nel presbiteros ab abbate''' ibi constitutos preter Romani pontificis conscieii|tiam excommanicare aut interdicere. Porro nee ecclesiastica nee seeularis potestas super locum ipsam uiolentiam aut dominium exercere presumat, ut iux[ta] nenerabiles predecessorum nostrorum Gregorii | VII '^ et Vrbani seeundi dbnstitutiones ab omnium hominum iugo liber sub apostolic§ sedis tantum iure ac ditione permaneat sitque semper eins filiis refugii portus et domicilium securitatis, ut ex eo proxi- mis et forma | uirtutum et lumen effulgeat caritatis. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona hanc nostr^ constitu- tionis paginam sciens temere contra eam uenire temptauerit, se- cundo tertioue commonita, si non | satisfactione congrua emenda- uerit, potestatis honorisque sui dignitate careat reamque se diuino iuditio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemptoris | nostri lesu Christi aliena fiat atque in extremo examine distriet^ ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem cenobio iusta-^^ seruantibus sit pax domini nostri lesu Christi, quatenus et hie fructum bon^ actionis perci- piant I et apud districtum iudicem premia etern§ pacis inueniant. AMEN. AMEN. AMEN.

R. Ego Paschalis catholic§ ecclesi§ episcopus ss. BV. Dat. apud Villam Remoram per manum lohannis sanct^ R(o- mane) ecclesi^ diaconi cardinalis ac bibliothecarii, VII. kal. octobr., indictione I*, incamationis dominic? anno M^^C^VIIP, pontificatus autem domni Paschalis 11 pape IX^

B. dep.

d) ab abbate durch Basur corr. aus abbate. e) Vll auf Rasur, f) sta auf Rasur.

8.

Paschäl IL nimmt die Kirche SS. Faustino e Giovanni mit der Pieve d'Elsa unter dem Archipreshiter Teuzo in den apostolischen Schutz und bestätigt ihre Rechte y gegen jährliche Zahlung von 12 Nummi. Lateran 1112 Mai 20.

Cop. 8. XVI in Aiti delV Arcipretato di Colle f. 5 CoUe d'Elsa Arch. ddla Curia vescovile.

Dies ist das älteste der zahlreichen Privilegien für die Pieve in CoUe d^ElsOj von denen der größere Teil der Originale im Staatsarchiv in Florenz sich befifuiet, Paschal IL Jiat dies Privileg im Jahre 1115 erneuert und erweitert {J-L. 6478).

Digitized by

Google

Papstnrkonden im westliclieii Toscana. 607

Pascalis episoopns seraos serooram Dei. Dilectis filiis Tea- zoni") archipresbytero Vallis Else et eias fratribus tarn pr^sen- tibas qaam fatnris in perpetnom. In pastoram specola consii-

tuti necesse habemus furibus et latronibas obaiare. Eapropter decreti pr^sentis pagina nestram beati Faustini sen beati loannis ecclesiam com plebe sna qa^ de Elsa dicitar eommimimiis. Quam uidelicet ecclesiam et plebem uniuersam ex antiqni iuris *^ posses- sione constat proprietaria dictione ad sedem apostolicam et ßo- manam ecclesiam pertinere. Precipimus enim ot nemini laicomm facultas sit aliquam de capellis ad supradictam plebem pertinen- tibos in alterius ecclesi^ dominium tradere. Tibi äutem et successo- ribus^^ tuis qui per Romani pontificis consensum in eadem plebe uel ecclesia archipresbyteri fuerint, debitam reuerentiam confirma- mus de omnibns capellis qu§ constitutg^ sunt uel fuerint in par- rochia ad supradictam beati Faustini ecclesiam pertinente. Intra quam, si opportunitas exegerit, absque contradictione cuiuslibet no- uam capellam uel ecclesiam edificandi uobis licentiam indulgemus. Precipimus etiam ne militibus liceat parrochianorum uestrorum decimas suis usibus uendicare, sed iuxta canonicas sanctiones in ins ecclesi§ conferantur. Porro sepulturam eiusdem ecclesig om- nino liberam esse decernimus, ut eorum qui illic seppelliri delibe- rauerint, deuotioni et extreme uoluntati, nisi forte excommunicati sint, nullus obsistat. Illud autem omnimodis prohibemus et penitus interdicimus, ne clericorum res post eorum obitum aliquis audeat ecclcsiQ uobisque subtraLere, sed iuxta canonicas sanctiones omnia ecclesi^ reseruentur. Nee in ecclesia ipsa uel capellis eins contra deliberationem uestram aliquis presbyterum clericosue constituat. Ad hgc adiicientes statuimus ut quascumque possessiones eadem ecclesia in presenti quinta indictione possidet uel in futurum lar- giente Deo legitime poterit adipisci, firme semper et integre con- seruentur, clericorum illic Deo seriiicntium usibus profuture. Ne- mini uero facultas sit ecclesiam ipsam temere perturbare aut qu§- cumque ipsius sunt uel fuerint, quibuslibet occasionibus auferre. Ad indicium'> autem proprietatis huius nummos duodecim per annos singulos Lateranensi palatio persoluetis. Si quis autem de- creti huius tenore cognito temere contraire tentauerit, nisi Deo et ecclesig fratribus canouice monitus satisfecerit , omnipotentis Dei et beati Petri apostolorum principis indignatione plectatur et quatuor librarum auri^ pgna multetur^\ quarum medietas Late-

a) Teugoni. b) iare. c) succesoribos. d) constita^. . e) iadi-

cium. f) aorel g) maltari.

Digitized by

Google

608 P. Kehr,

ranensi palatio, altera pr^ct? ecclesi? persoloator. Ecclesia uero in saa semper stabilitate permaneat.

Ego Pascalis catholice ecclesi? episcopus*^ ss. Dat. Laterani per manum loannis sancte Romano ecclesi§ dia- coni cardinalis et bibliothecarii, XIII. kal. iun., indictione V*, in- carnationis Domini anno M^C^XII, pontificatus autem domni Pa- scalis pape secondi anno XIII.

h) episcopas fehH,

4.

Innocens II. nimmt die Kirche SS. Faustino e Giovanni mit der Pieve d^Elsa unter dem Ärchipresbiter Albert nach dem Vorgang Paschais IL j Cdlixts II. und Honorius* IL in den apostolischen Schutjs und bestätigt ihr die RecJUe und Besitzungen, gegen jährliche Zaidung von 12 Nummi. Pisa 1133 Januar 3.

Gop. s. XVI in Atti delV Arcipretato di Colle f. 16' Colle d'Elsa Arch. ddla Curia vescovile.

Die Vorurhunden^ denen der Text folgt, sind Pascfial IL J-L. 6478 und Calixt IL J-L. 7098] die Honorius* IL ist nicht erhalten.

Innocentins episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Al- berto archipresbytero plebis de Elsa eiusque fratribus tarn presen- tibus quam faturis in perpetuum. Religiosis desideriis facilis

est prebendus assensus, ut fidelis deuotio celerem "^ sortiatnr effec- tum. Proinde, dilecti in Domino filii, uestris rationabilibus peti- tionibus prebentes assensum, pr§decessorum nostrorum felicis me- moria Pascalis et Calisti et Honorii Romanorum pontificum uesti- giis inherentes , nestram beati Faustini seu sancti loannis eccle- siam cum plebe sua qu§ de Elsa dicitur, sancte Romane ecclesi^ priuilegio duximus mnniendam*>. Quam uidelicet ecclesiam et plebem uniuersam ex antiqui iuris possessione constat proprietaria dictione*') ad sedem apostolicam specialiter pertinere. Precipi- mus ergo ut nemini laicorum facultas sit aliquam de capellis aut decimis ad supradictam plebem pertinentibus in alterius ecclesi^ dominium tradere. Tibi autem et successoribus tuis qui per Ro- mani pontificis consensum in eadem plebe uel ecclesia arcbipresby- teri fuerint, debitam reuerentiam confirmamus de omnibus capellis qu§ constitut§ sunt uel fuerint in parrochia ad supradictam beati Faustini ecclesiam pertinente. Intra quam, si opportunitas exe-

a) ecclesi^. h) munienda. c) adictione.

Digitized by

Google

Papsturkonden im westlichen Toscana. 609

gerity absqne contradictione coiaslibet noaam capellam nel eccle- siam edificandi nobis licentiam indalgemiis. Sane archipresbyter nuUus in eadem ecclesia qualibet subreptionis^ astatia uel niolentia constituatar , nisi quem eiasdem ecclesi^ clerici secundum Deam sibi pr^esse prouiderint et Romani pontificis assensus probauerit. Crisma, oleum sauctum, ordinationes clericorum ab episcopo, in cuius diocesi'^ estis, accipiatis, siquidem gratiam atque communio- nem apostolic^ sedis habuerit et si ea gratis et sine prauitate uo- luerit exhibere; alioquin liceat nobis catholicum quem malueritis adire-^) antistitem et ab eo consecrationnm sacramenta suscipere, qni apostolice sedis fnltus auctoritate que postulantur indulgeat. Capellarmn nero et plebis, si oportnerit, consecratio non nisi pr§- cepto Romani pontificis fiat. lubemus etiam ne militibns liceat parrochianorum uestrornm decimas suis usibus nendicare, sed iuxta canonicas sanxiones in ins ecclesi^ conferantur. Porro sepulturam eiusdem ecclesi§ omnino liberam esse decernimus, ut eorum qui se illic sepelliri deliberauerint , deuotioni et extreme uoluntati, nisi forte excommunicati sint, nullus obsistat. ILlud antem omnimodis prohibemus et penitus interdicimus, ne clericorum res post eorum obitum aliquis audeat ecclesi§ uobisque subtrahere, sed iuxta cano- nicas sanxiones decreta omnia ecclesi§ reseruentur. Nee in ecclesia ipsa uel capellis eins contra deliberationem uestram aliquis pres- byterum clericosue constituat. Confirmamus itaque uobis capellam sancti Micaelis positam iuxta fluuium Vnci cum suis pertinentiis, capellam sancti Martialis positam in burgo Else cum pertinentiis suis, capellam sancte Mari§ positam in eodem burgo cum pertinen- tiis suis, capellam sancte Marie de Sponge cum pertinentiis suis, capellam sancti Saluatoris de Celle ueteri cum pertinentiis suis, capellam sancti Nicolai de Castro nouo cum pertinentiis suis, ca- pellam sancti Blasii iuxta territorium plebis sancti Hypoliti cum pertinentiis suis, capellam sancti Andre? de Strata cum pertinentiis suis, capellam quoque sancti lusti quam nouiter in loco qui dicitur Faule a uobis constat esse constructam cum suis omnibus perti- nentiis, partemque populi de Quartaro partemque populi de Me- zano et de AUano, primitias et decimas de populo de Senzano et de Oliueto et quascunque possessiones eadem ecclesia in pr§senti XI indictione possidet uel in futurum largiente Deo legitime poterit adipisci, firme semper et integre conseruentur, clericorum illic Deo seruientium usibus profuture. Ad h?c presenti decreto sancimus ut obeunte eiusdem loci archipresbytero uel plebano, nullus ibi^)

d) subrectioms. e) diecesi. f) adhire. g) sibi

Digitized by

Google

610 P. Kehr,

per niolentiam sen sabreptionis *> aadaciam pr^ponatar, sed absqne scismate aliqao idonea persona in prenominata plebe canonice in- stitoator. Nemini ergo facultas sit ecdesiam ipsam temere per- turbare aut uobis elemosinas subripere, que ex mortuorum iudiciis parrochiali debentur ecclesi§ aat plebis uestre capellas innadere aut qa^conqae ipsias loci sunt ael foerint quibaslibet oecasionibns aaferre. Ad indicium '*) antem proprietatis hoias nnmmos daodecim per annos singulos palatio Lateranensi persoluetis. Si quis autem decreti huius tenore cognito temere contraire temptauerit *> , nisi Deo et ecclesiQ fratribus canonice monitus satisfecerit, omnipotentis Dei et beati Petri apostolorom principis indignatione*^ plectator, anathematis sententia percellatur et qaataor libraram anri pena molctetar, qnarom medietas Lateranensi palatio , altera predict^ ecclesi^ persoluatnr. Ecclesia uero in sua semper stabilitate per- maneat.

R. Ego Innocentius catholic§ ecclesi§ episcopos ss. BV. f Ego Gulielmns Pr^nestinus episcopus ss. t Ego Joannes Ostiensis episcopus ss. f Ego Anseimus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lu- cina ^^ ss. f Ego Lucas presb. card. tit. sanctorum loannis et Pauli ss. t Ego Guido diac. card. sancte Marie in Via lata ss. Dat. Pisis per manum Aimerici") sanct^ Romano ecclesi^ dia- coni cardinalis et cancellarii, III. non. ianuarii, indictione XI, in- camationis dominic^ anno M^.C^.XXXIII, pontificatus uero domni Innocentii pape II anno III.

h) 8ubrectionis. t) iudiciam. k) tempaaerit. l) indigniatione. m) Li- cina. n) Alimengi.

5.

Eugen HL nimmt das Kloster S. Poneiano hei Lucca unter dem Abt Heinrich nach dem Vorgange Leos IX. und Faschals IL in den apostolischen Svhuts und bestätigt die Besitzungeti und Rechte.

Viterbo 1146 Dvjsetnber 4.

Cop, s. XVII in G. B. Orsucci Chiese di Lucca Vol. II f. ISl^ Lucca Bibl. pübbl. cod. 914.

Cit. J'L. 8973 SU 1146 Dez. 24 nach Iter p. 241. Pflugk-Hart- tung l. c. entnahm seine Notiz dem Notulario di S. Poneiano s. XVII p, 176 Lucqa Bibl. pubbl. cod. i, wo die Urkunde nach dem verlo- renen Cod. 8. Ponaiano No. 1: ContraUi S. demente f. 4' registrirt

t*k

Digitized by

Google

Papttnrkanden im westlichen Tosc&na. 611

war. Offenbar aus derselben Quelle stammt OrsuccVs Abschrift. Die Vorurkunden sind Leo IX. J-L, 4228 und Paschal IL J-L. 5977.

Eagenius episcopus sernas seruormn Dei. Dilectis filiis Hen- rico abbati monasterii sancti Pontiani quod secas Lucanam ciui- tatem situm est eiusque fratribus tarn presentibus "^ quam futuris regulärem uitam professis in perpetuum. Quoniam sine uere

cultu religionis nee karitatis unitas potest subsistere nee Deo gra- tum exhiberi seruitium, expedit apostolicg auctoritati religiosas personas diligore et earum quieti et utilitati auxiliante Domino in posterum salubriter prouidere. Eapropter, dilecte in Domino fili*) Henrice abbas, tuis iustis postulationibus clementer annuimus et predecessorum nostrorum felicis recordationis Leonis noni et Paschalis secundi Romanorura pontificum uestigiis inherentes, pre- fatum beati Pontiani monasterium, cui Deo auctore presides, sub beati Petri et nostra protectione ^^ suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes ut quascunque possessiones qu^cunque bona idem monasterium in presentiarum iuste et cano- nice possidet aut in futurum concessione*'^ pontificum, liberalitate'^ regum, largitione principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus ei^^ illibata permaneant. Obeunte uero te nunc^> eiusdem loci abbate uel taorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet surreptionis *^ astutia seu uiolentia preponatur»), nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris uel de suo uel de alieno, si opportuerit, collegio secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam elegerint*^; electus autem a diocesano episcopo benedictionis ordinationem accipiat, si uero gratis et ca- tholice uoluerit exhibere; alioquin ad Romanum pontificem uel ad quem maluerit catholicum episcopum consecrandus accedat. Ad h^c adicimus ut eos qui pia deuotione et amore celestis patriQ mundo abrenuntiantes ibidem ad monasticam uitam legäliter se conferre uoluerint, sine omni contradictione cuiuslibet persone re- gulariter recipiendi facultatem liberam habeatis. Sepulturam quo- que eiusdem monasterii liberam esse concedimus, ut eorum delibe- rationi'J et extreme uoluntati qui se illic sepelliri deliberauerint, nisi forte excommunicati uel interdicti sint, nullus obsistat, salua in testamentis canonica iustitia parrochialis ecclesie. Decemimus ergo ut null! omnino hominum liceat idem monasterium temere

a) pr^teritis. b) filii. c) proteptione. d) conceptione. e) über- täte, f) et fehU, g) nee. h) surectionis. i) proponator. k) ele» gerit l) deuolutioni.

Digitized by

Google

612 P. Kehr,

perturbare aat eias possessiones aaferre ael ablatas retinere mi- naere sea qaibaslibet aexationibns fatigare*^^ sed omnia integra conseruentur , eorum pro quorum gubernatione et substentatione concessa sunt") asibns omnimodis profatora, salaa sedis apostolic^ auctoritate. Si qua ergo in futurum ecclesiastica^^ secularisue per- sona huius nostr^ constitutionis paginam sciens contra eam'') te- mere uenire temptauerit, secundo tertioue commonita, nisi reatum suum congrua satisfaetione correxerit, potestatis honorisque sni dignitate careat reamque se diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri lesu Christi aliena fiat atque in extreme cxamine districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta seruantibus sit pax domini nostri lesu Christi, quatinus et hie fructum bone actionis percipiant et apud districtum iudicem premia eterne pacis inueniant. Amen. Amen. Amen.

Ego Eugenius catholice ecclesie episcopus ss. f Ego Theodeuuinus «> sancte Rufine episcopus ss. f Ego Albericus Hostiensis episcopus ss. f Ego Ymarus Tusculanus episcopus ss. f Ego Guido tit.'') sancti Grisogoni presb. card.'^ ss. f Ego Hubaldus presb. card. tit.**) sanct^ Praxedis ss. t Ego Guido presb. card. tit. ^^ sancti Laurentii in Damaso ss. t Ego Aribertus '^ presb. card. tit. ^^ sancte Anastasie ss. f Ego Hubaldus presb. card. tit.**) sancte Crucis in leru- salem ss. f Ego Guido diac. card. ■> sanctorum Cosme et Da-

miani ss. f Ego Oddo diac. card. sancti Georgii ad Velura aureum ss. f Ego Octauianus diac. card. sancti Nicolai in carcere

Tulliano*) ss. f Ego Johannes diac. card. sancte Marie Noue ss. Datum Viterbi per manum Baronis sancte Romane ecclesie subdiaconi, II. non. decembris, iudictione X*, incarnationis dominice anno'") MCXLVI, pontificatus uero domini Eugenii III pape anno secundo.

m) faticare. n) sint o) ecclesia. p) ea. q) Theodeuicinus.

Die Beihenfolge der Cardinäle ist in der Copie in Unordnung; ich stelle sie wieder her. r) tit. fehlt, s) card. fehlt, t) Anbertus. w) et. v) Tu- liano. w) anno fehlt.

Digitized by

Google

Papstorkanden im westlichen Toscana. 613

6.

Et4gen III. bestätigt der Kirclie S. Frediano in Lucca unter dem Prior Petrus die ihr von Bischof Gottfried von Luni gemachte Schenkung des Hospitals und der Kirche S. Leonardo in Capite paiudis eunschen Sareana und Lucca nebst allem Zubehör.

Cop. s. XIV Lucca Arch. di stato (ß. Frediano).

Vgl. die Urkunde Eugens IIL von 1151 Mai 10 J-L. 9481. Dies Stück, das ß, T. mit jener umfassenderen Bestätigung gleicUautet^ ist entweder ein Auszug aus jener oder, was wahrscheinlicher , eine be- sondere Urkunde, die mit jener gleichseitig ausgestellt wurde.

Engenius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto**) filio^^Petro priori ecclesie sancti Fridiani Lucane salutem et apostolicam bene- dictionem. Quq a fratribos nostris episcopis maxime pro reli-

gione facienda ael paranda pia^> et rationabili proaidentia fiont, in sna nolmnus stabilitate persistere et ut futuris obseruentur tempo- ribus, auctoritatis nostre manimine roborare. Qaoeirca, dilecte''^ in Domino fili*^ Petre, tuis iustis postulationibus benignum inper- tientes assensum, concessionem hospitalis sea ecclesie sancti Leo- nard! cum uiginti iugeribus terre que sunt iuxta et circa dictum locum, quod in capite paludis situm est, inter Sar9anam et Lunam, et ceteris pertinentiis et possessionibus suis atque omnibus bonis et decimis que in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum rationabilibus-^^ modis Deo propitio potent adipisci, quam uenerabilis frater noster Gotifredus^^ Lunensis episcopus cum sui capituli assensu, consultatione prius ad nos facta et nostro prece- dente assensu, tibi et per te ecclesie beati Fridiani, cui Deo auctore prees, religionis intuitu fecisse et scripti sui pagina roborasse dig- noscitur, quemadmodum ab eodem fratre nostro constitutum est, tibi tuisque successoribus auctoritate sedis apostolice confirmamus et concessionem ipsam perpetuis temporibus ratam et inconuulsam mauere decemimus. Nulli ergo hominum fas sit concessionem ip- sam temerario ausu infringere seu quibuslibet molestüs perturbare. Si qua ergo in futurum ecclesiastica secularisue persona huius nostre confirmationis paginam sciens contra eam uenire tempta- uerit, secundo tertioue commonita, nisi presumptionem *> suam digna satisfactione correxerit, clericus ecclesiastico benefitio, laicus uero christiana communione'^ priuetur.

a) dileto. h) filio 8ao. c) fiont d) dilete. e) filiL f) ra- tionablibus. g) Goptifredus. h) per supplectionem. •) pro commonioiiQ,

Digitized by

Google

614 P Kehr,

7.

Hadrian IV. nimmt die Kirclie S. Maria in Pisa unter dem Ergpriester Leo nach dem Vorgange Calixts IL, Eugens HL und Ana- stasius^ IV. in den apostolischen Schutts und bestätigt ihr die genannten Besitzungen und Rechte. Benevent 1156 Juni 9.

Orig. Pisa Arch. capit. (n. 497). Inser. in Bonifae IX. 1397 Mai 2 in Reg. Lot. De diversis formis a. X f. 36 (nunc deperd.). Cop. s. XVII im Cod. Barh. XL 19 f. 627. Extr. im Ms. des Panvinio Rom Vat. Arch. Mise. Arm. XV t 128 f. 313. 338.

Reg. Ughelli III 397 und Iter p. 255. Danach J. 6939. J-L. lOl&r.

Der Text folgt in der Hauptsache den Vorurkunden , von denen aber diejenigen Calixts IL und Eugens HL nicht erhalten sifid. Die Anastasius^ IV. ist J-L. 9741. Auch das Original der Confirmatian Bonifae' IX. scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Uns interessirt die Urkunde nur wegen der mit J-L. 10189 gleichlautenden Unter-

ADRIANVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DELECTIS FILIIS LEONI ARCHEPRESBITERO CETERISQVE SANCTE MARIE PISANE ECCLESIE CANONICIS TAM PRESENTIBVS QVAM FV- TVRIS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. Apo-

stolice sedis.

R. Ego Adrianus catholic^ gcclesi^ episcopas ss. BV. f Ego Gruido presb. card. tit. sancti Grisogoni ss. f Ego Hnbaldas presb. card. tit. sancte Praxedis ss. f Ego lolius presb. card. tit. sancti Marcelli ss. f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lem-

salem ss. f Ego Bernardns presb. card. tit. sancti Clementis ss. f Ego Octanianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss.

t Ego Gerardas presb. card. tit. sancti Stefani in Celio

monte ss. t Ego lohannes presb. card. sanctornm lohannis et P(aali)

tit. Pamachii ss. f Ego Henricos presb. card. tit. sanctornm Nerei et Achil-

lei SS. f Ego lohannes presb« card. tii sanctonun Siloestri et

Hartini ss.

Digitized by

Google

Papstorknnden im westlichen Toscana. 615

f Ego Odo diac. card. sancti G-eorgii ad Velmn aureum sa.

f Ego Guido diac. card. sancte Marie in Porticn ss.

f Ego Odo diac. card. sancti Nicholai in carcere Tnlliano ss.

Dat. Benenenti per manum Rolandi sancte Romane ecclesie

presbiteri cardinalis et cancellarii, V. idns iunii, indictione IUI,

incarnationis dominice anno millesimo centesimo quinqnagesimo VI,

pontificatas nero domni Adriani pape IUI anno secnndo.

B. dep.

8.

Alexander IIL nimnU dcis Hospüal in AUopascio unter dem Meister Montaninus mit der Kirche S. Jacobus und allem Zubehör in den apostolischen Schute^ bestätigt die Besitzungen und verleiht das Recht Oratorien eu bauen^ die Wahl des Bischofs für die bischöflichen Functionen und andere Vorrechte, Benevent 1169 April 24.

Orig. Lucca Ar eh. di stato (AUopascio).

Cit. J-L. 11616 nach Iter p. 269 n. 602. Die Besitzungen sind: Decimas qnas bone memorie Anselmns Lucensis episcopns eidem hospitali concessit, terras et possessiones de Valle cana et de Massa piscatoria, pontem de Ficeclo cmn ecclesia beate et glo- riose nirginis Marie ibi sita et omnes pertinentias eiusdem pontis, ecclesiam sanctorum Ypoliti et Cassiani atqne eins domum sitcun in episcopatn Vulterre ubi dicitnr Palade cum omnibus pertinentiis suis, terras et possessiones atque piscationes et molendinum de Po[.]bo et quicquid habetis in Piscia et eins curte, quicquid ha- betis in ualle de Arno, quicquid habetis in piano de Luca, quic- quid habetis [in Castro quod Pratum uocatur et in eins finibus, quicquid^) habetis in toto episcopatu Pisano.

ALEXANDER EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEL DILECTIS FILIIS MONTANINO MAGISTRO HOSPITALIS DE ALTEPASCIO EIVSQVE FRATRIBVS TAH PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS RE- GVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Quoniam

xenodochium uestrum.

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV. f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss. f Ego Bemardus Portuensis et sanctQ Rufing episcopus ss. f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.

a) quicquic.

Digitized by

Google

616 P. Kehr,

f Ego lohannes presb. card. sanctorom lohannis et Pauli tit. Pa-

machii ss. f Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss. f Ego Boso presb. card. sanct? Pudentian§ tit. Pastoris ss. f Ego Petrus presb. card. tit, sancti Laurentii in Damaso ss. t Ego lohannes presb. card. tit. sancti Marci ss. f Ego Theodinus presb. card. sancti Vitalis tit. Vestine ss.

f Ego lacintus diac. card. sancte Marie in Cosmydyn ss.

f Ego Ard(icio) diac. card. sancti Theodori ss.

f Ego Hugo diac. card. sancti Eustatii iuxta templum Agrippe ss . f Ego Vitellus diac. card. sanctorum Sergii et ßachi ss. f Ego Petrus diac. card. sancte Marie in Aquiro ss.

Dat. Beneuenti per manum Gratiani sancte Romane ecclesie subdiaconi et notarii, VIII. kal. maii, indictione secunda, incarna- tionis dominice anno M^.C**.LX®. Villi" , pontificatus uero domni Alexandri pape III anno decimo.

B. dep.

9.

Alexander HL nimmt die Kirche in Volterra unter dem Bischof Hugo nach dem Vorgang Hadrians IV. in den apostolischen SchtUjs und bestätigt ihr die namentlich aufgeführten Besitzungen^ wie es Ana- stasius IV. und Hadrian IV, gethan haben.

Tusculum 1171 Dezember 29.

Cop. von 1321 Olctober 13 (aus Cop. von 1317 Jantwji' 30) Vol- terra Arch. vescovüe (sec. XIV dec. XIII n. 13),

Die Urkunde ist gleichzeitig ausgestellt mit J-L. 11914 für die KanoniJcer von Volterra. Die VorurTcunden sind nicht erhalten. Die Besitzungen {die Namen sind wohl emendationsbedürftig) sind: Abbatiam sancti lusti que dicitur in allodio ecclesie tue fundata, abbatiam de Puliciano, ciuitatem Vulterre cum suis pertinentiis ac plebe cum parochialibus ecclesiis, montem Vultrarium cum suis perti- nentiis et plebe et parochialibus ecclesiis, castrum sancti Ge- mignani cum suis pertinentiis et plebe et parochialibus ecclesiis, castrum de Casula cum suis pertinentiis ac plebe cum parochiali- bus ecclesiis, castrum de CasaUa cum suis pertinentiis, castrum Montery cum suis pertinentiis et plebe sancti Pauli ac parochialibus ecclesiis, castrum de Cluslino cum suis pertinentiis et plebe ac paro- chialibus ecclesiis I castrum montis Salcini cum suis pertinentiis et

Papstarknnden im westlichen Tosc&na. 617

plebe de Sorciano et parochialibas ecclesiis, plebem de sancto Elea- terio cam parochialibas ecclesiis, plebem de Orciatico com parochiali- bas ecclesiis, plebem de Strido com parochialibas ecclesiis, plebem de Paterno cam parochialibas ecclesüs, plebem de Riaalto cam parochiali- bas ecclesiis, plebem de Morrona cam parochialibas ecclesiis, plebem de Paaa cam parochialibas ecclesiis, plebem de Petiola cam parochialibas ecclesiis, plebem de Pino cam parochialibas ecclesiis, plebem de Fa- brica cam parochialibas ecclesiis, plebem de Villa magna cam parochia- libas ecdesüs, plebem de Rignano cam parochialibas ecclesiis, plebem de Toiano cam parochialibas ecclesiis, plebem de Coiano cam paro- chialibas ecclesiis, plebem sancti Kegali cam parochialibas ecclesiis, plebem de Clamii cam parochialibas ecclesiis , plebem Ciellala cam parochialibas ecclesiis, plebem de Pisignano cam parochialibas ecclesiis, plebem de Nigra cam parochialibas ecclesiis, plebem sancti Ipoliti cum parochialibas ecclesiis *»>, plebem de Castello cam pa- rochialibas ecclesiis, plebem de Men9ano com parochialibas ecclesiis, plebem de Scoda cam parochialibas ecclesiis, plebem de Pernino cum parochialibas ecclesiis, plebem sancti lasti cam parochialibas ecclesiis, plebem sancti MoUi cam parochialibas ecclesiis, plebem de Monte com parochialibas ecclesiis , plebem de Malticiano cam parochialibas ecclesiis, plebem de Tocli cam parochialibas ecclesiis, plebem de Lagriano cum parochialibas ecclesiis , plebem de Plata com parochialibas ecclesiis, plebem de Lama com parochialibas ecclesiis, plebem Radicandala cam parochialibas ecclesiis, plebem de Silano com parochialibas ecclesiis, plebem de Kipa Manrancia com parochialibas ecclesiis, plebem de Morba cum parochialibas ecclesiis, plebem de Comessano cum parochialibas ecclesiis, plebem de Lostignano cum parochialibus ecclesiis, plebem de Micciano com parochialibus ecclesiis, plebem de Querceto cum parochialibas eccle- siis, plebem de Casella com parochialibus ecclesiis, plebem de Ca- sale cum parochialibas ecclesiis, plebem de Islaydo cum parochia- libas ecclesiis, plebem de Casa lastuli cum parochialibus ecclesiis, plebem de Paratino cum parochialibas ecclesiis, castrum quod di- citur Pulicianum, Colle Musigli, Montem Agutuli, Vlignanum, Cambassi cum tribus partibus de Catignano, tertiam partem curtis et castelli de Barbialla et de Scopetulo, medietatem curtis et castelli de Leguli et de Yignale, possessiones quas per domum Po- gamate habetis, in Petiole etClanni, Laiatico et Yalli atque Mor- tario, arcem Pietre Gasse, arcem sancti Blasii Frosine, medietatem Traualis, Fosine totum cum suis pertinentiis, medietatem Gerfalti,

ä) ecclesiis fehü.

KgL Qm. d. Wiü. MMhiiekton. PyU1og.-Uftor. Klaase 1906. B^ 6. 43

Digitized by

Google

618 P. Kehr,

qaartam partem Petre Corbarie, qaartam partem Palmenti, quic- quid habetis in Me^^ano per domom Asinelli Spicacii atque tierar- dini, tres partes castelli et cnrtis de Ripa Poiori, qaartam partem de Mistemia, medietatem castilionis Bemardi, dnas partes Serazani, montem Cerboli, qaartam partem de Sylano, ßeringnone, Gellam et qaicqaid habetis in Bibone, qaartam partem oiiaeti, medietatem Montis Tignosi, medietatem Stagie castri et cnrtis et qaicqaid habetis in Strone, castilionem Monte Agntalo, Monte Castelli et qaicqaid habetis in Castello vecchio per Didelmam et Albertinnm fiiiam Gottali, qaicqaid iaris habetis per hec castella: Sassam, Maccianam, Libiannm, Lecdam, Saxam, Lecciolem, Aqaam aiaam, tertiam partem Montis Calni et eias cartis, podiam Montis Catini, quem habetis cam filio Mali comitis, qaicqaid iuris habetis in Castro de Nigra, qaartam partem de Gabro. Confirmamus etiam tibi tuisqae saccessoribus qaicqaid obedientie ac reaerentie in supra- dictis locis et onmibus ecclesiis ac monasteriis episcopatus uestri de iare habetis, sicut et felicis memorie Anastasias et Adrianas pape predecessores nostri confirmasse noscuntur.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Vgoni Vulterrano episcopo eiasque successoribus canonice sabsti- tnendis in perpetnam^^ Cum ex iniuncto.

Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss.

Ego Hubaldus Hostieusis episcopus ss.

Ego Bemardus Portuensis et sancte Kufine episcopus ss. Ego Johannes presb. card. sanctorumlohannis et Pauli tit. Pamachii ss. Ego Johannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. Ego Guillelmus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. Ego Boso presb. card. sancte Pudentiane^^ tit. Pastoris ss. Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss. Ego Johannes presb. card. tit. sancti Marci ss.

Ego Ardicio diac. card. sancti Theodori^ ss.

Ego Cinthyns*^ diac. card. sancti Adriani ss.

EgoVgo diac. card. sancti-^) Eustachiiiuxta templumAgrippe ss.

Ego Vitellus diac. card. sanctorum Sergii et Bachii ss.

Ego Petrus diac. card. sancte Marie in Aquiro ss. Dat. Tusculan. per manum Gratiani sancte Romane ecclesie subdiaconi et notarii, IUP. kal. ian., indictione V, incarnationis dominice anno MCLXXTT", pontificatus uero domni Alexandri pape tertii^) anno XTTT^

b) statt in perpetuom Lücke. e) Peudentiaiie. d) Yictoris. e) Cinchyos. /) MBSiCÜfehU. g) tertio.

Digitized by

Google

Papstnrkanden im westlichen Toscana. 619

10.

ÄleoMinder HL bestätigt dem Kapitel in Lucca unter dem Arehi- presbiter Hugo nach dem Vorgang Gelasius^ 11.^ Eugens IlLj Ana- stasim' IV. und Hadrians IV. die Gewohnheiten ^ Rechte und Be- sitzungen. Segni 1173 Märe 23.

Orig. Lucca Arch. capüolare {BB 14). Bullae cap. Lucan. s. XVII f. 47 ebenda. Zwei Copien s. XVII im Ms. G VIII 243 f. 141. 143 Rom Bibl. Chigi. Auseug im Ms. des Panvinio Rom Vat. Arch. Mise. Arm. XI t. 34 f. 30.

Cit. J'L. 12212 nach Iter p. 274 n. 626. Der Text folgt den Vorurkunden J-L. 6651. 9404. 9758. 10028. Die Besitzungen lauten hier : Hospitale sancti Martini cum ecclesia sancti Alexandri, eccle- siam sancti Stephani de carte sancti Martini, ecciesiam sancti Thome, ecciesiam sancti Christofori de Area et qaicqaid habetis in ecclesia sancti lasti de Area et ecciesiam sancti Anastasii , de- cimas quoque reddituam qai de Lacana caria episcopo proueniant, extra ciaitatem ecciesiam de Massagrosi, ecolesiam de Fabialla, ecciesiam de Gaaldo, ecciesiam de Valle primaria et tres ecclesias de Massa macinaria, ecciesiam de Villore, ecciesiam de Ciciana, ecciesiam sancti Viti de Picciorano et plebem de Saggruminio cam omnibas cappellis sais, ecciesiam sancti Concordii iuxta Arsinam, ecciesiam sancti Petri de Octauo, ecciesiam de Galleno, ecciesiam de Nechia, in plebe de Cerreto ecciesiam sancte Marie de Streda et ecciesiam de Corliano.

ALEXANDER EPISCOPVS SERWS SERVORVM DEL DILEC- TIS FILllS HVGONI ARCHIPRESBITERO LVCANE ^CCLESIE EIV8QVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS CA- NONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETWM. | lustis uotis

assensam.

ß. Ego Alexander catholice ecdesie episcopos ss. BV.

f Ego Hubaldos Hostiensis episcopas ss.

f Ego Gualterius Albanensis episcopas ss. f Ego Goillelmus presb. card. tit. sancti Petri ad [Vincjola ss. f Ego Boso presb. card. sanct^ Padentiang tit. Past[orisJ ss.

f Ego Johannes presb. card. tit. sancti Marci ss.

f Ego Oddo diac. card. sancti Nicholai in carcere Talliano ss. f Ego Cinthyas diac. card. sancti Adriani ss. t Ego Mamfredas diac. card. sancti Georgii ad Velom aa- renm ss.

43*

Digitized by

Google

620 P. Kehr,

t Ego Hngo diac. card. sancti Enstachii iaxta templam

Agrippe 88. f Ego Vitellus diac. card. sanctorum Sergii et Bachi ss. f Ego Petrus diac. card. sancte Marie in Aquiro ss. Dat. Signie per manum Gratiani sancte Romane ecclesie sab- diaconi et notarii, X. kal. april., indictione VI, incamationis do- minice anno M^.C^LXX^.Ü^, pontificatus aero domni Alexandri pape m anno XTTTT^

B.

U.

Alexander HL befiehlt den PUibanen und Kapellanen des Bis- tums Volterra, ihrem Bischof die schuldige Ohediene eu leisten.

Anagni (1178—79) November 12,

Orig. VoUerra Ärch. vescovile (sec, XIII dec. VI n. 24). Cop. 8. XVIII im Cod. dipl. t 1 ebenda^ als Alexander IV. eu 1254 Nov. 11.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis uni- nersis plebanis et capel|lanis Wlterran(ensis) episcopatus salatem et apostolicam benedictionem. Ad aares nostras pemenit quod

I aenerabili fratri nostro episcopo uestro non illam obedientiam et reuerentiam | impenditis, quam debetis. Vnde quoniam dignum est et consonum | rationi, ut subditi prelatis suis humiles et obe- dientes existant, uni | uersitati uestre per apostolica scripta pre- cipiendo mandamus et mandan|do precipimus, quatinus predicto episcopo debitam obedientiam et re|uer6ntiam impendatis et fide- litatem occasione postposita faciatis, si | cut eam anteeessores uestri antecessoribus suis fecerunt. Dat. Anagn. II. idus nouembr.

B. dep.

13.

Alexander III. bestätigt der Kirche S. Angela dd Monte (di Brancoli) unter dem Prior Lambert die Verfügungen des Papstes Alexanders IL als Bischofs von Lucca und des jeteigen Bischofs WU- helm^ nämlich Exemtion von der Pieve von Brancoli (Brancalo), und den Besite der Kirche S. Martino di Tramonte.

Velletri 1180 Märe 1.

Orig. Lucca Arch. di stato (ß. Maria Forisportam). Cqp. s. XVII Born Arch. di S. Pietro in VincoU {Arm. B).

Digitized by

Google

Papeturkonden Im weadichen Toscana. 621

Ott. J'L. 13634 0U 1180 Märe 21 nach lUr p. 288 n. 710. Die angezogene Urkunde Alexanders IL ist J-L. 4488.

ALEXANDER EPISCOPVS SERWS SERVORVM DEL DL LECTIS FILES LAMBERTO PRIORI ECCLESIE SANCTI ANGELI AD MONTEM EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETWM. | Quo- tiens a nobis petitur.

R. Ego Alexander catholice ecciesie episcopos ss. BV. f Ego Habaldas Höstiensis episcopus ss. t Ego Theodinus Portaensis et sancte Rnfine sedis epi- scopos SS. f Ego Bemeredas Prenestinns episcopos ss. f Ego lobannes sanctorom lohannis et Paoli presb. card. tit.

Pamachii ss. f Ego Yioianos presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss. f Ego Hogo presb. card. tit. sancti Clementis ss.

f Ego Matbeos presb. card. tit. sancti Marcelli ss.

f Ego Laborans diac. card. sancte Marie in Portico ss.

t Ego Gratianos diac. card. sanctorom Cosme et Damiani ss.

f Ego Matbeos sancte Marie Nooe diac. card. ss. Dat. Yelletr. per manom Alberti sancte Romane ecciesie presbiteri cardinaUs et cancellarii, kal. martii, indictione XIII"**, incarna- tionis dominice anno M^. C\ LXX™* Villi"* , pontificatos oero domni ALEXANDRI pape III anno XX. L

B.

13.

Alexander 111. nimmt das Kloster 8. Pietro di Camaiore unter dem Abt Benedict nach dem Vorgange Hadrians IV. in den apostöH- sehen Schute, bestätigt die genannten Besitzungen und Zehnten und verleiht das Aufnahmer echt , die Sepultur und das Recht einen Bischof für die bischöflichen Functionen eu wählen.

VeUetri 1180 Aprü 28.

Orig. Lucca Arch. di stato (Spedcde).

Cit. J'L. 13651 nach Iter p. 288 n. 713. Die Datirung gibt MittarelU IV p, 94, den ganzen Text VI p. 150. Die Vorurkunde Hadrians IV. ist verloren. Ich gebe daher nur Protokoll und Escha- tokoll.

ALEXANDER EPISCOPVS SERWS SERVORVM DEL DILECTIS FILIIS BENEDICTO ABBATI MONASTERU SANCTI PETRI DE

Digitized by

Google

622 P- Kehr,

CAMPO EIVSQVE PEATKIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FV- TVßlS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Officii nostri nos.

R. Ego Alexand[er catholice] ecclesie episcopus ss. BV. f Ego Hubaldus Hostifensis] et Velitrensis episcopus ss. f Ego Viuianus presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss.

f Ego Hago presb. card. tit. sancti Clementis ss.

f Ego Matheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss.

t Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit.Calixti ss.

f Ego lacin(tus) diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss.

f Ego Gratianus diac. card. sanctorum Cosme et Damiani ss.

f Ego lohannes diac. card. sancti Angeli ss.

t Ego Matheus sancte Marie Noue diac. card. ss. Dat. Velletr. per manani Alberti sancte Romane ecclesie presbiteri cardinalis et cancellarii , IUI. kal. mad[ii] , indictdone Xin*, incarnationis dominice anno . C^ . LXXX®, pontificatus uero domni Alexandri pape III anno XX®. I^

B.

14.

Lucius III, bestätigt der Kirche S. Michele del Monte {di Bran- coli) unter dem Prior Lambert nach dem Vorgange Alexanders HL die Verfügungen des Papstes Alexanders IL als Bischofs von Lucca und des Bischofs Wilhelm^ nämlich Exemtion von der Pieve von Brancoli (Brancalo), ut^ den Besitz der KircJw S. Martino di Tramonte, und verleiht ihr die Sepultur.

Lateran 1182 Februar 12.

Cop. s. XIII Lucca Arch, di stato {S. Maria Forisportam).

CiL J-L. 14585 nach Iter p. 294 n. 749. Wörtliche Wieder- holung des Privilegs Alexanders IIL J-L. 13634. Nur die Sepultur ist neu.

LVCIVS EPISCOPVS SERVVS SERVORÜM DEL DILECTIS FILHS LAMBEpTO PRIORI ECCLESIE SANCTI MICHAELIS AD MONTEM EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. | Pie postulatio uoluntatis.

R. Ego Lucius catholice ecclesie episcopus ss. BV.

f Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine sedis

episcopus ss. f Ego Petrus Tusculanus episcopus ss.

Digitized by

Google

Papstorkanden im westlichen Toscaoa. 623

f Ego Petras tit. sancte Susanne presb. card. ss. t Ego Vioianus presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss. f Ego Cynthins presb. card. tit. sancte Cedlie ss. t Ego Hngo presb. card. tit. sancti Clementis ss. t Ego Ardoinns presb. card. tit. sancte Cracis in Iherusalem ss. f Ego Matheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss. f Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca- lixti SS.

t Ego lacinctos diac. card. sancte Marie in Cosmydyn ss.

t Ego Rainerias sancti Georgii ad Yelnm aaream diac. card. ss.

t Ego Gratianns sanctoram Cosme et Damiani diac. card. ss.

t Ego Rainerias diac. card. sancti Adriani ss. Dat. Lateran, per manam Alberti sancte Romane ecclesie presbiteri cardinalis et cancellarii, 11. id. febr., indictione XV, in- carnationis dominice anno M.C.LXXXT, pontificatas aero donini LVCn pape in anno I.

15.

Lucit4S HL ernennt außer dem Roland de BaccianOj Kanonikus von S. Martin und dem Prior von 8. Reparata noch den Propst von S, Oeorg und den Abt von Puezoli zu Richtern in dem Streit zwi- schen den Klöstern S. Bartholomäus und S. Petrus major in Lucca über das Begräbnis des Huguccio,

Verona (118S) FOruar 3.

Cop. s. XIII Lucca Ärch, arcivescovile (f K 1).

Vgl. J'L. 15336 von 1184 November 29. Die beiden Mandate stehen in einem Faszikel^ das das Protokoll über den Streit zwischen den beiden Kirchen enthält.

Lucius episcopus seruus seruoram Dei. Dilectis filiisRoIando de Bacciano canonico sancti Martini et priori sancte Reparate et preposito sancti Georgii et abbati de Puteolis salutem et aposto- licam benedictionem. Causam que inter dilectos filios nostros

priorcm sancti Bartholomei de Luca cum priore sancti Petri maioris uertitur super quodam Hugbiccione, qui monasterio sancti Bartholomei se reddidisse et ibidem sepultus esse proponitur, uübis, dilecti filii prior sancte Reparate et R. de Baccicmo, commisimus«> terminandam. Ceterum uolentes negotium ipsum tanto commodius''^ expediri, quanto plurium fuerit discretione discussum, dilectos

a) commissimos. b) commoduos.

Digitized by

Google

j

624 P. Kehr,

filios nostros prepositom sancti Gkorgii et abbatem de Puteolis aobis daximns adiangendos. Ideoqne per apostolica scripta pre- cipiendo mandamas qaatinas partibas ante aestram presentiam conuocatis, aadiatis qae proposita fuerint, et caosam ipsam medi- ante iastitia terminetis. Qaod si altera pars daxerit appellandom, aadiatis rationes hinc inde propositas et prefixo termino partibas qao nostro se debeant conspectai presentare, rationes ipsas nobis sab sigilloram aestrorom inpressione mittatis. Dat. Verone

m. non* febr.

16.

Lucius III. nimmt das Kloster S. Michele in Farcole in den apostolischen Schute, lestätigt die BesÜBungen und verleiht die Se- pultur^ das Aufndhmerecht, Freiheit von Zehnten^ das WaMrecht, ver- bietet innerhalb der Parrochie von S. Lionardo bis 8. Cristina Ka- pellen oder Oratorien eu errichten und bestätigt die Freiheiten und Immunitäten.

Orig. (?) Pistoia Arch. comundle (S. Michele in Forcole n. 35). Chartular von S. Michele in Forcole s. XVIII p. 64 Florens Arch. di stato (Conv. soppr. Arch. 224 (Ripoli) nr. 223) und Nannini Bullar. VaUombrosan. s. XVII tom. 1 p. 201 Peseta Cöllegio di 8. Giuseppe.

Cü. J'L. 15173 nach Iter p. 301 n. 790.

8chiaparelli ist unsicher ob er das 8tücJc als Original oder als gleichzeitige Copie bezeichnen soll. Im ersteren Fall wäre es ein un- fertiges und unvolleogen gebliebenes Original. Denn in der Rota fehlt die Devise und ebenso fehlen die Unterschriften , die Datirung und die Plica. Das in tergo von einer Hand s. XVII eingetragene Jahr 1181 ist danach lediglich eine archivalische Hypothese. Die Be- sitzungen sind: Ecclesiam sancti Marci, cartem de Maso cam pertinentiis earam , cartem de Pecan(a) cam pertinentiis sais, cartem de Brandelio cam pertinentiis sais.

LVCIVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTIS FILnS FRATRIBVS SANCTI MICHAELIS DE FVRCVL(IS) TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETWM. I Eeligiosam aitam eligentibas.

E. BV.

Digitized by

Google

Papstlirkluiden im westlichen Toscana. 626

17.

Lucius III. nimmt die Kirche 8. Maria in Volterra unter dem Archipreshyfer Hugo nach dem Vorgang Celestins IL, Eugens IIL^ Anastasius^ /F., Hadrians IV. und Alexanders IIL in den apostoli- schen Schutz und lestätigt ihr die Besitzungen und Rechte, gegen jähr- liche Zahlung von 6 Luccheser Denaren.

Cop. s. XIV Volterra Arch. capitolare (nr. 161). Cop. s. XIX in Chartae perganienae transcriptae vol. I ebenda.

J'L. 14724 dt. nach Leoncini Illustraziane p. 313 und J-L. 15203 dt. nach Iter p. 301 n. 791. Da der Text ganz den Vorur- künden folgte braucht er nicht wiederholt zu werden, zumal da die Copie scMeclU ist. Sie bietet vom Eschatokoll nur die unausgefUllte Rota , so daß es sehr wahrschdnlich ist , daß auch hier eine nicht vollzogene ürJcunde vorgelegen hat.

Lacius episcopus seraas seraornm Dei. Dilectis filiis Hagoni archipresbitero ecdesie sancte Marie Vulterrane*) et ceteris eius- dem ecdesie canonicis tarn presentibns quam fataris canonice sab- stitaendis in perpetanm. Effectnm iosta postulantibus.

a) Volten.

18.

.ürban III. bestätigt dem Kapitel in Lucca unter dem Archipres- biter Guido nach dem Vorgange Gelasius^ IL, Eugens IIL, Ana- stasius* IV., Hadrians IV. und Alexanders IIL die Gewohnheiten, Rechte und Besitzungen.

Verona 1186 Juni 13.

Orig. Lucca Arch. capitolare (Bß 56). Cop. s. XIV Aenda (BB 57).

CiL J'L. 15631 nach Iter p. 305 n. 819. Wörtlich nach Ale- xander III. J'L. 12212, doch fügt Urban III. folgende Hechte und Besitzungen hinzu: Id ipsum etiam stataentes de procoratione, qaam ab ecclesia sancti Concordii aobis solitnm est conferri, quam presbiter iUias ecclesie in presentia felicis memorie Lncii pape predecessoris nostri, dam adhac cardinalis esset, sicut in antentico

Scripte eins habetur, se debere cognonit Freterea sab inter-

zninatione anathematis inhibemas, ne qais in cimiterio ael atrio ecclesie aestre, qaod omnimoda debet libertate gandere, qoicqaam presertim contra honorem ipsios ecclesie et aolontatem aestram proprietario iare ael etiam de consaetadine sibi aendicare pre-

Digitized by

Google

626 P- Kehr,

samat aut sepultaras fieri prohibeat. Insaper etiam decimas de Massagrossi et eins carte nee non decimas Gaaldi a aenerabili fratre nostro Willelmo episcopo aestro canonice aobis concessas, sicat de iure pertinebant ad ipsom, salaa tarnen insticia capel- larum qae in predictis locis edificate sunt, et etiam plebis, in cnios plebeio loca illa consistant; decimas quoqne omninm parrochia- norom nestrorum in curia nestra ael circa coriam commorantinm, qni in ipsa ecclesia quotidianis intersnnt officiis, sicat ab eodem episcopo canonice uobis concesse sunt, uobis uestrisque successo- ribus confirmamus. Vor der Reihe der alten Besitzungen ist eingeschaltet Ecclesiam sancti Mathei de Fossa natali *) , extra ciuitatem ecclesiam sancti Petri de Ponte marchionis, ecclesiam sancti Michaelis de Miate, quicquid iuris habetis in ecclesia de Pedona, sicut in instrumento super hoc confecto habetur.

VRBANVS EPISCOPVS 8ERWS SERVORVM DEL DILECTIS FILIIS GVIDONI ARCfflPRESBITERO LVCANE ECCLESIE EIVS- QVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS CANO- NICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. lustis uotis assensum.

ß. Ego Vrbanus catholice [ecclesie episcopus] ss. BV. f Ego Henricus Al[ban]ensis episcopus ss. t Ego Paulus Prenestinus episcopus ss. f Ego Theobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. t Ego Johannes presb. card. tit. sancti Marci ss. f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. t Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca-

lixti ss. t Ego Pandulfus presb. card. tit. XII Apostolorum ss. f Ego Melior presb. card. sanctorum lohaunis et Pauli tit. Pa-

machii ss. f Ego Adelardus tit. sancti Marcelli presb. card. ss.

t Ego lacinctus diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss. f Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss. f Ego Octauianus sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss. f Ego Soffredus diac. card. sancte Marie in Via lata ss. t Ego RoUfimdus sancte Marie in Portion diac. card. ss. f Ego Petrus sancti Nicholai in carcere TuUiano diac. card. SS.

1) Ueber diese Kirche vgl. die Mandate Alexanders III. J-L 12450. 12451. 12694.

Digitized by

Google

Papstarkiuiden im westlichen Toscana. 627

t Ego Radalfas sancti Georgii ad Velam aaream diac.

Card. SS. Dat. Verone per manamAlberti sancte Romane ecclesie pres- biteri cardinalis et cancellarii, id. ianii, indictione IIII*, incama- tionis dominice anno M . C . LXXX VI** , pontificatas aero domni Vrbani pape III anno primo.

B. dep.

19.

Urhan III, nimmt die Pieve SS. Giovanni e Faitstino di Elsa unter dem Erzpriester Albert nach dem Vorgang Paschais IL, Ge- lasius^ ILj Hadrians IV.^ Alexanders III, und Lucius^ III, in den apostolischen Schutz und bestätigt ihr die Besitzungen und Rechte, gegen jährliche Zahlung von 12 Denaren. Verona 1187 Äugtet 25.

Orig. Colle d'Elsa Ar eh. capitolare. Cop. s. XVI in Atti delV Arcipretato di Colle f. 24 Colle Arch. della Curia vescovUe.

J-L. 15997 dt. nach Iter p. 310 n, 846. Der Text folgt ganz den VorurJcunden, so daß hier das Protokoll genfigt.

VRBANVS EP1SC0PV8 SERW8 SERVORVM DEI. DILECTIS FILIIS ALBERTO ARCHIPRESBITERO PLEBIS SANCTORVM 10- HANNIS ET FAVSTINI DE ELSA EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS CANONICE 8VBSTITVENDIS IN PERPETVVM. I EflPectam iosta postalantibas.

R. Ego Vrbanas catholice ecclesie episcopas ss. BV. t Ego Henricas Albanensis episcopas ss. t Ego Paalas Prenestinns episcopas ss. t Ego Theobaldas Hostiensis et Velletrensis episcopas ss. t Ego Petras de Bono tit. sancte Sasanne presb. card. ss. t Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca-

lixti SS. f Ego Pandalfas presb. card. basilice XII Apostoloram ss. f Ego Melior presb. card. sanctoram lohannis et Paali tit. Pa- machii ss.

t Ego Iac(inta8) diac. card. sancte Marie in Cosmydyn ss. f Ego Gratianas sanctoram Cosme et Damiani dickc. card. ss. t Ego Oct(aaianas) sanctoram Sergii et Bachi diac. card. ss. f Ego RoUandas sancte Marie in Portion diac. card. ss. f Ego Petras sancti Nicolai in carcere Talliano diac. card. ss. t Ego Radalfas sancti Georgii ad Velam aaream diac. card. ss. Dat. Verone per manam Alberti sancte Romane ecclesie pres- biteri cardinalis et cancellarii, Vlll. kal. septembr., indictione

Digitized by

Google

628 P. Kehr,

tertia, mcamationis dominice anno M.C.L.XXXVII, pontificatos nero domni VBBANI pape HI anno secundo.

B. dep.

Clemens IIL bestätigt dem Kapitel in Lucca unter dem Archi- presbiter Guido nach dem Vorgange Oelasius* IL, Eugens IIL^ Ana- stasius' IV. ^ Hadrians /F., Alexanders IIL und Urbans IIL die Gewohnheiten^ Rechte und Besüeungen.

Pisa 1188 Januar 13.

Orig. Lucca Arch. capitolare {BB 13). Cop. s. XVII in Bullae capit. Lucan. f. 53 ebenda. Cop. s. XVII im Cod. G VIII 243 f. 180 Rom Bibl. Chigi. Auszug im Ms. des Panvinio Rom Vat. Arch. Mise. Arm. XI t. 34 f. 30'.

Cit. J-L. 16116 nach Iter p. 312 n. 859. Gane nach der Vor- Urkunde Urbans IIL J-L. 15631 mit dem vor ecdesiam s. Petri de Ponte marchionis eingeschobenen Zusatz ecclesiam sancte loconde.

CLEMENS EPIS(X)PVS SERVV8 SERVORVM DEL DILECTIS FILnS GVIDONI ARCHIPRESBITERO LVCANE ECCLESIE EIVS- QVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FSTTVRIS CANO- NICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. | Monet nos apo- stolice sedis.

B. Ego Clemens catholice ecdesie episcopas ss. BV.

f Ego Theobaldos Hostiensis et Velletrensis episcopas ss. f Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca-

lixti SS. f Ego Melior presb. card. sanctorum lohannis et Panli tit. Pa- machii ss.

f Ego Iac(intas) diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss. f Ego Gratianas sanctornm Cosme et Damiani diac. card. ss. f Ego Octaoianus sanctornm Sergii et Bachi diac. card. ss. f Ego Petrus diac card. sancti Nicholai in carcere Tul-

liano SS. t Ego Radnifns sancti G^orgii ad Velom anream diac. card. SS. Dat. Pisis per mannm Moysi Lateranensis canonici gerentis nicem cancellarii«), id. iannarii, indictione VI**, incamationis do- minice anno M^ C^ LXXXVIP, pontificatns nero domni CLEMENPIS pape Ul anno I^ B.

a) cancellari.

f

Digitized by

Google

Papstorknnden im westlichen Toscana. 629

81.

Clemens IIL nimmt das Kloster 8. Martina di Getto unter der Aebtissin Crescentiana (nach dem Vorgange Eugens III.) in den apo- stolischen Schutz j bestätigt die (namentlich aufgezählten) Besitzungen, die Zehnten und die Sepultur (und andere Rechte).

Pisa 1188 Januar 17.

Orig. A und Orig. B Lucca Arch. di stato (8. Oiustina). Cop. von 1294 V 24 von B, ebenda.

CiL J'L. 16134 nach dem dürftigen Regest bei v, Pflugh-Hart- tufig Her p. 312 n. 862. Die Unterschriften und die Datirung gibt Zaccaria Iter litter. p. 43.

Die Urkunde ist von besonderm diplomatischen Interesse, da sie eines der wenigen Beispiele einer jjNeuausfertigung" in der päpstlichen Kanzlei ist. Das Original -4, von bekanntem 8chreiber und mit z. Th. autographen Subscriptionen, bietet einen sich im Wesentlichen an die nicht genannte Vorurkunde Eugens III. J-L. 9305 anschließenden, aber stark verkürzten Text, unter Weglassung der namentlich aufge- führten Besitzungen und des Passus LibertÄtem et immnnitatem bis illibatas manere censemas. Im Kloster mag man an dieser kür- eeren Fassung Anstoß genommen und die genaue Wiederholung des Privilegs Eugens IIL gewünscht haben. Jedenfalls bietet B genau den Text Eugens IIL, also vor allem den 8atz Apad Massam mar- chionom bis presenti scripto firmamos ur^ den Passus Libertatem et immnnitatem bis illibatas manere censemns. Auch die kleineren Varianten wie ad exemplar fei. me. Engenii pape sind wiederhergestellt. Die Ausfertigung B kann aber nicht gleichzeitig mit A sein; sie rührt von anderer, aber kangleimäßiger Hand her ; auch die autogra- phen Merkmale sind nicht so deutlich : wahrscheinlich ist B erst meh- rere Jahre spater von der päpstlichen Kanslei, aber unter Beibehal- tung sowohl der Subscriptienen wie der Datirung von A, ausgefertigt worden. Eine Fälschung (sie wäre ungewöhnlich gut gelungen) ansu- nehmen, liegt kein Anlcji tor. Auch die Besiegelung ist kanjßleimäßig, doch sind die Bullen beider 8tiicke verloren.

CLEMENS EPI8C0PVS SERWS SERVORVM DEI. DILECTI8 IN CHRISTO FILIABVS CRESCENTIANE ABBATISSE MONA- STERH SANCTl MARTINI DE AGELLO EIVSQVE SORORIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PRO- FESSIS IN PERPETVVM. | Prndentibus nirginibus.

B. Ego Clemens catholice ecclesie episcopns ss. BV.

t Ego Tbeobaldns Hostiensis et Yellebrensis episcopns ss*

Digitized by

Google

630 P Kehr,

f Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca-

lixti 88. f Ego Melior presb. card. sanctorum lohannis et Pauli tit. Pa- machii ss.

f Ego lacinctas diac. card. sancte Marie in Cosmydyn ss, t Ego Gratianns sanctorom Cosme et Damiani diac. card. ss. f Ego Octaaianus sanctorum Sergii^^ diac. card. ss. f Ego^> Petrus sancti Nicholai in carcere TuUiano diac

card. SS. f Ego Radulfus sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. SS. Dat. Pisis per manum Moysi Lateranensis canonici uicem agentis cancellarii, XYI. kal. febraarii, indictione VI, incamationis dominice anno M.C.LXXXVU, pontificatus uero domni 0L& MENTIS pape III anno primo.

B. dep.

a) statt Sergii et Bachi. B toiederhoU den Fehler von A. 6) t £ B.

Clemens IIL bestätigt dem Bischof Ildebrand von VoUerra, daß in den Kirchen seines Patronats Rectoren und Presbyter immer mit seiner Zustimmung einzusetzen seien.

Marturi 1188 Januar 24.

Orig. Volterra Äreh. vescovüe (sec. XII dec. IX n. 16).

Vgl. Davidsohn l c. S. 185 Nr. 82. Das Privileg wiederholt wörtlich dasjenige ürbans IIL von {1187) September 6. J-L. 15998.

CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Ildebrando Wlterran(ensi) episcopo salutem et apostolicam bene- dictionem. | Ordo rationis expostulat.

Dat. Marture Villi. kaL febr. indictione sexta.

B. dep.

23.

Fälschung.

Clemens III. nimmt die Einsiedelei S. Peter und Benedict in Vivo am Monte Amiata unter dem Prior Roland nach dem Vorgange Celestins II. und Änastasius' IV. in den apostolischen Schutz, bestär tigt die genannten Besitzungen und die Zehnten^ verleiht dem Kloster

Digitized by

Google

Papsturkonden im westlichen Tosc&na.

631

nach dem Vorgange Leos IX., Cclestins II. und Anastasius* IV, Frei- heit von der bischöflichen lurisdiäion und Gewalt^ das Gericht über die Kleriker seiner Kirchen, das Aufnahnierecht, begnadet den Prior mit Mitra, Ring, Stab und Sandalen, gestattet die freie Wahl eines Bi- schofs für die bischöflichen Leistungen, verleiht das WaMrecht, gegen jährliche Zahlung von 2 Goldbyzantiern an den h. Stuhl.

Lateran 1188 Februar 19. , Grandi Contractus donationes iesta- Camaftli4len. spectantia ab a. 1180 ad

Bibl MV üniversitä (^^-^).

p*o6e Fäfsclmng, welche durch Brproduction

für das SalrMorskloster von Monte Ämiata

16150 (rd. Bullettino Senese VI U n. 11)

sie der Bmtsungen weicht ab^ in allen

i der iihrigens auch verderbte Text der

Abtes /evp. Priors Roland und der A77-

Hden> Ich gebe demnach nur jene, ohne

lüdHscn : Curtem de Marzuolo, castra de

tütutii idebeiuin de Cenino usque ad

tti (Hini suis adiacentiis, castrum Casti-

Bantti Bonedicti de Ornano, sancti Petri

% Tlioma, sancte Mari§ de CantaGallina

Bl6 Uiirl^ de Seggiano, sanctorum Petri

ticile-bias sanct^ Vittori^ de Sartiano,

gimiü , sancti Petri de Valenziano,

hjiu , waiicti Petri de Latera , sancti

t|>italia sancti ßenedicti de Canneto et

Politiannm, sancti Martini et Pro-

i^ de Paceiano, sanctQ Mari^ de Castro

ärie Maddalen^ aallis Vrci^, sancti

Andrej Castilionis, sanctQ Flor^ de

de Arguaiio.

uns seruQS sernorom Dei. Dilectis sancti Petri et Benedicti de Viuo iB tam presentibns quam fntoris re- erpetuom*') . Quotiens^^ a nobis

\" eccksi^ episcopus tertius''^.

e) chatolic^.

(I) ttaU 88.

Digitized by

Google

632 P. Kehr,

Ego Tbeobaldas Hostiensis et Velitrensis episcopas'^ Ego loannes presb. card. sancti Marci^. Ego Laborans^^ presb. card. sancte Marie Transtiberim *). Ego Albinus presb. card. sanet^ Crucis in lerasalem. Ego Melior presb. card. sanctorum''> loannis et Pauli *>.

Ego lacintbas') diac. card. sancte Marie in Cosmedin.

Ego Octanianas sanctoram*^ Sergii et Baccbi diac. card.

Ego SofFredus"*^ sanct^ Mari§ in Via lata diac. card.

Ego Petrus sancti Nicolai in carcere Tulliano diac. card.

Ego ßadulfus sancti Georgii ad Yelum aureum diac card. **).

Datum Laterani per manum Molsi Lateranensis canonici uicem agentis*^ cancellarii, XI p> kal. martii, indictione sexta, incarna- tionis dominic^ anno«> MCLXXXV1I*^>, pontificatus uero domni Clementis pap^ lU') anno primo.

e) zu ergänzen ist ss. Auch tit. fehlt regelmäßig, f) sanct^ Marif .

g) Liborios. h) zu ergänzen ist tit. Calixti. i) sancti. k) zu er-

gänzen ist tit. PamachiL l) loannes. m) Gotfredus. n) die

überhaupt schlechte Copie bietet Ego Rolandos sancti Qieorgii ad Velum au- reum diac. card. Ego Rodolfos sancti Gregorii diac. card. Dieser Unsinn ist wohl lediglich Schuld des Copisten. o) uice AngelL Der Kanzler Angelus

ist eine prachtvolle Erfindung des Copisten, JP) H- q) &uno fehlt,

r) 1187. s) m fehU.

34.

Clemens IIL nimmt die Kirche S. Frediano nctch dem Vorgange Paschcds IL , Gelasitts' II. , Calixts II. , Honarius^ IL , Cdestins IL, Eugens IIL, Alexanders IIL, Urbans IIL und Gregors VIIL in den (apostolischen Schute und bestätigt ihr die Besiteungen und Rechte.

(1188 Märe 30).

Cop. s. XV im Cod. S. Frediano 7 (Contraäi G) f. 111 Lucca Arch. di stato.

dt. J'L. 16369 eu 1188 nach Penotti p. 734. Die großen Privilegien für S. Frediano standen alle im Liber privilegiorum JP, der leider verloren eu sein scheint, und der nur eum Teil in dem Cod. Luc. bibl. 115 s. XVI copirt ist. Die älteren Privilegien bis Eugen IIL J-L. 8734: sind uns so erhalten; Alexanders III. Privileg von 1160 XII 21 kennen wir dagegen nur aus dem Cod. dipl. Pomposian. vol. II {ed. Nachr. 1903 8. 323 n. 12), von demjenigen Urbans IIL wissen wir nur aus den Naehurhmden ; Gregors VIIL Privileg von 1187

Digitized by

Google

Papsturkunden im westlichen Toscana. 633

XI 28 {J- L. 16085 nach Penotti p. 734) entnahm ich den Samm- lungen Panvinio's (ed. Nachr. 1901 S. 25 n. 26). Das Datum der im Cod. S. Frediano 7 undatirt überlieferten Urkunde Clemens* III. fand ich in der Series privilegiorum S. Frediani im Cod. 415 der Bi- blioteca publica. Dort steht auch das Datum der Uricunde Celestins III. J'L. 16792 {nach Penotti p. 735): 1191 VI 20 {ed. Nachr. 1901 S. 26 n. 30). Die Texte selbst wiederholen sich einfach, so daß ich den Wortlaut der Urkunde Clemens^ HL nicht eu drucken brauche. Leider fehlen ihr aber die Cardinalsübscriptionen.

Clemens episcopus seruus seraorum Dei. Dilectis filiis priori ecclesie sancti Frediani eiusque fratribus tarn presentibas quam futuris regulärem uitam professis in perpetuum. Eeligiosam

uitam eligentibus.

25.

Fälschung.

Celestin III. gibt zu Gunsten des Hospitals de Ponte Populi Ablaß. Lateran 1191 April 24.

spurium Pisa Arch. di stato {S. Loreneo alle Eivolte 1242 Aprile 24).

Das Stück ist Spurium. Die Schrift ist nicht die der päpstlichen Kandei ; die Verstöße gegen ihre Regeln und Formen sind zu stark. Der ProvenienjB na^h gehörte die Urkunde zum Spedale di Stagno ; das Hospital de Ponte Populi lag in der Diözese Lucca {vgl. J-L. 12713).

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis uni- uersis in Christo fideUbus, ad quos | littere iste uenerint"^, salutem et apostolicam benedictionem. Quociens illud a nobis petitur

quod religioni et ho|nestati conuenire dinoscitur, animo nos decet libenti concedere et petencium | desiderii^^ congruum impertiri con- sensum. Eapropter quicumque per singulos annos ad hospitajle de Ponte popnli^^ in festo lacobi cum oblacionibus conuenerint seu de suis rebus predicto hospi|tali mandauerint uel eis peregrinantibus subuenerint, nos ex parte Dei et beati Fetri | et Pauli apostolorum ac nostra de iniuncta penitencia XL dies criminalium et terci|am partem uenialium eis misericorditer condonamus. Cuntis autem eidem loco suas | heljmosinas largientibus et sua iura seruantibus sit pax domini nostri lesu Christi, qnatenus | hie et in futurum

a) uennerint. b) statt desiderüs. c) poplL

Kgl. Gm. d. Wim. NMbiichten. I^kUolog.-bklor. Jümm 1900. Hell 6. 44

Digitized by

Google

634 P. Kehr,

fructum bone accionis percipiant et apud districtum iudicem pre'mia eterne pacis inueniant. Amen.

Dat. Lateran. YlU.^kal. maii pontificatas nostri anno primo.

B. dep.

d) folgt Bamr (von feb?).

36.

Celestin HL gibt eu Gunsten des von den Brüdern vmn Ilospifäl de Siagno am Hafen von Pisa untefnommenen Brückenbaus einen Ab- laß von dreißig Tagen, Born S. Peter 1191 Juni 4.

Orig. Pisa Ärch. di stato {S. Loreneo alle RivoUe 1242 Giwjno 4).

Die im Spoglio als Celestin IV. bezeichnete ürJcunde wiederholt wörüich die Indulgeneen LaacAus HL J-L. 15413 utid Clemens' HI. J'L. 16132. 16133. Auch Innocene HL erließ noch 1203 I 8 einen solchen Aufruf eu Crunsten des Brückenbaus.

CELESTINVS episcopus seruus seruorum DeL Vniuersis Dei fidelibns per regnom illastris regis Sicilie, per | Tasciam et lanoam constitntis salatem et apostolicam benedictionem. Qaoniam ut ait Apostolus.

Dat. ßome apad sanctom Fetrom U. non. ionii pontificatas nostri anno primo.

B. dep.

27.

Celestin HL überträgt dem Kloster S. Benedetto di Polirone unter dem Abt Albert nach dem Vorgang Alexanders HL und Clemens^ HL das Kloster S. Ponziano in Lucca, gegen jährliche Zahlung von drei Byjsantiern. Rom S. Päer 1191 Juni 22.

Cop. s. XIll Lucca Arch. arcivescovile (+ E 3) [A] Cop. $. XHI Lucca Arch. di stato {S. Ponziano) [B] = Cop. s. XVHI im Cod. G VHI 243 f 186 Rom Bibl. Chigi und in G. B. Orsucci Chiese di Lucca vol. H f. 129' Lucca Bibl. puhbl. cod. 914.

Cit. J'L. 16726 nach Iter p. 323 n. 922. Der Text folgt ganz den Vorurkunden.

Celestinus episcopus semus seruorum Dei. Dilecto filio Al- berto abbati monasterii sancti Benedicti supra Padum eiusque successoribus regulariter substituendis in perpetuum. Suscepte officium dignitatis.

Digitized by

Google

Papstnrknnden im westlichen Toseana. 636

R.«^ Ego Celestinus cathoKce ecdesie episcopns ss. ' BV.*^

f o) Ego Albinas Albanensis episcopns ss.

t Ego Octauianus Hostiensis et Velletrensis episcopns ss.

t Ego Johannes Frenestinns episcopns ss. t Ego Pandnlfns presb. card. basilice XTT Apostolomm ss. t Ego Petrns tit. sancte Cecilie*^ presb. card. ss. t Ego lordanns presb. card. sancte Pndentiane tit. Fastoris ss. t Ego lohannes tit. sancti Clementis card., Tnscanensis episcopns ss. t Ego Romanns tit. sancte Anastasie presb. card. ss. f Ego Gnido presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Calixti ss.

f Ego Gratianns sanctornm Cosme et Damiäni diac. card. ss.

f Ego Gerardns sancti Adriani diac. card. ss.

t Ego Soffredns sancte Marie in Via lata diac. card. ss.

t Ego Gregorins sancte Marie in Portion diac. card. ss.

t Ego lohannes sancti Theodori diac. card. ss.

t Ego Bernardns sancte Marie None diac. card. ss.

t Ego Gregorins sancte Marie in Aqniro diac card. ss.

t Ego Gregorins sancti Georgii ad Velum anrenm diac. card. ss.

t Ego Lotarins sanctoram Sergii et Bachi diac. card. ss.

Dat.*^ Rome apnd sanctnm Petrnm per mannm Egidii sancti

Nicholai in carcere Tulliano diaconi cardinalis, X. kaL inlii, indic-

tione IX, incarnationis dorainice anno M^.C^XC^.P, pontificatns

nero domni Celestini pape III anno primo.

ä) E, BV und die Kreuze fehlen in A\ in B sind dagegen die Cardinals- Unterschriften in unrichtiger Beihenfolge copiert. b) Cicilie A, c) data B,

28.'

Cdestin III. nimmt die Pieve S. Salvadore di Colle und SS. Gio- vanni e Faustino d'Elsa unter dem Archipresbiter Albert nach dem Vorgange Paschais IL, Gelasius^ IL, Hadrians IV., Alexanders IIL, Lucius' III,, TJrhans IIL und Clemens'' IIL in den apostolischen Schutz und bestätigt ihr die Besitzungen und Rechte, gegen jährliche Zahlung von 12 Denaren, Rom 1191 Dezember 28.

Cop. s. XVI in Atti delV Arcipretato di Colle f. 2 Colle d'Elsa Arch. della Curia vescovile. Copie s. XVII im Cod. Barb. XL 18 f. 378.

J'L. 16798 cit. nach Iter p. 324 n. 930 aus Cod. Barb. (schlechte Copie von 1640) zu 1192 Jan. 9. Ganz wie die Vorurkunden.

Celestinns episcopns sernns sernorum Dei. Dilectis filiis Al- berto archipresbitero plebis sancti Sainatoris de Colle et sanctornm

Digitized by

Google

636 P. Kehr,

loannis et Faustini de Elsa einsque fratribas tarn pr^sentibas quam faturis canonice sabstitnendis in perpetnam. Qaoties a nobis

petitur.

R. Ego Celestinus cathoHc^ ecclesi^ episcopus**) ss. BV. f Ego Albinas Albanensis episcopas ss. f Ego Octauianus Hostiensis et Velletrensis episcopas ss, t Ego Pandulfas presb. card. basilice XTT Apostoloram ss. t Ego Melior*\ sanctoram loannis et Paali presb. card. tit. Pa-

machii ss. f Ego loannes tit.^^ sancti Clementis eardinalis, Tascanensis epi- scopas SS. t Ego Romanas tit. ^^ sancte Anastasi^ presb. Card. ss. t Ego loannes tit. sancti Stefani in Celio monte presb. card. ss. t Ego Gratianas sanctoram Cosme et Damiani diac.

card. SS. t Ego Gerardas sancti Adriani diac. card. ss. f Ego Soffredns sancte Mari^ in Via lata diac. card. ss. t Ego Bernardas sancte Mari? Noa^ diac. card. ss. t Ego Gregorias sancti Georgii ad Velam aaream diac.

card. SS.

t Ego Nicolaas sancte Marig in Cosmydyn**^ diac. card. ss.

Dat. Rom? per manam Egidii sancti Nicolai in carcere Tal-

liano diaconi cardinalis, Y. kalendas ianaarii, indictione decima,

anno dominice incarnationis *^ M^.C^.XCM^, pontificatas aero domni

Celestini pape III anno primo.

a) episcopas fehlt. ' h) Micael. c) ecclesi?. d) Consinydyn.

e) dominice incarnationis fehU,

S9.

Celestin IIL nimmt das Kloster 8. Michele di Orticara unter dem Abt Simon nach dem Vorgang Clemens' IIL in den apostolischen SchutSj bestätigt die Regel S. Benedicts nach der Institution von Pul- sanOy die genannten Besitzungen^ das Äufnahmerecht, die Sepultur und die Freiheiten. Rom S. Peter 1192 Juni 12.

Orig. Pisa Arch. di stato {S. Michele degli ScaJei).

CiL J'L. 16902 nach Iter p. 326 n. 941. Nach der Vorurkunde Clemens'' IIL J-L. 16114. Die Besitzungen lauten hier: Locam ipsam in qao prefata ecclesia sita est cam omnibas pertinentiis sais, eccle- siam sancti lacobi de Podio in Pisano episcopata, ecclesiam sancte Cracis de Corao in Lanensi episcopata cam omnibas ad ipsas per- tinentibas.

Digitized by

Google

Papsturkunden im westlichen Toscana. 637

CELESTINV8 EPISC0PV8 SERW8 8ERV0RVM DEL DILECTIS FILHS SIMONI ABBATI 8ANCTI MICAHELIS DE ORTICARIA EIVS- QVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLA- REM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Religiosis desi-

deriis dignam.

ß. Ego Celestinus catholice ecdesie episcopus ss. BV. t Ego lohannes Prenestinas episcopus ss. f Ego Pand(ulfQs) basilice XII Apostolorum presb. card. ss. t Ego Mel(ior) sanctorum lohannis et Pauli presb. card. tit. Pa-

machii ss. t Ego lohannes tit. sancti Clementis card., Tuscanensis episcopus ss. t Ego ßomanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss. t Ego lohannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss. f Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. t Ego tterardus sancti Adriani diac. card. ss. t Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss. t Ego lohannes sancti Theodori card. diac. ss. f Ego Bemardus sancte Marie Noue diac. card. ss. t Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac.

card. ss. f Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss. f Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmydyn diac. card. ss. Dat. Rome apud sanctum Petrum per manum Egidii sancti Nicolai in carcere TuUiano diaconi cardinalis, II. idus iunii, in- dictione decima, incamationis dominice anno M^.C^.XC^.II®, ponti- ficatus uero domni CELESTINI pape III anno secundo.

B. dep.

30.

Celestin IIL nimmt die Kirche S. Pietro ad Vincula Forisportam von Pisa nach dem Vorgang JJrbans (IIL) in den apostolischen Schutßj bestätigt die Regel des h. Augustin ^ die namentlich aufgeführten Be- siteungen und Freiheit von Zehnten und verleiht das Aufnahmerecht^ Freiheit von Interdiä, die Sepultur und das Wahlrecht.

Rom S. Peter 1194 Juni 15.

Orig. Pisa Arch. di stato (Olivetant).

Cit. J'L. 17125 nach Ber p. 331 n. 969. Die Urkunde Ur- bans IIL ist nicht erhalten. Die Besitzungen lauten: Locum ipsum in quo prefata ecclesia sita est cum quarta decimarum ipsius parro- chie, cimiterio, processionibus consuetis et omnibus pertinentiis suis et curia que currit usque ad Amum que est inter domum Villa-

Digitized by

Google

638 P. Kehr,

ningorum et Hagonis quondam Vguitionis Rubei, ecclesiam sancti Andree cum parrochia tota qne ad aestram omnimodam dispositio- nem pertinet et tutelam, et ins ponendi in eam capellanos et ca- nonice remouendi, sicut antiqnitiis habaistis, hospitale qaod est iuxta eandem ecclesiam sancti Andree cum pertinentiis suis et po- nendi in eo magistrnm et canonice remonendi , sicut bactenus ha- buistis, liberam habeatis in posterum facultatem , ortum qui est prope ecclesiam sancte Viuiane cum domibus et aliis appenditiis suis, terram et uineam que sunt in loco qui dicitur Fossabandi, terram de Urticaria, terram de Colinola et prata, terram de Calci, uineas oliueta et molendina cum aquednctis et pertinentiis suis, terram de Valle de Serdio cum uineis et oliuetis et appenditiis suis. Die Liste der Cardinalsuhscripiionen ist eine der vollstäti^ digsten unter Celestin III.

CELESTINVS EPISC0PV8 SERVV8 8ERV0RVM DEI. DILECTIS FILIIS PRIORI ECCLESIE SANCTI PETRI AD VINCVLA PO-

SITE IN CIVITATE PISANA IN LOCO QVI DICITVR FORIS PORTA EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS RE- GVLAREM VIT AM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Quotiens a nobis petitur.

R. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BV.

f Ego Albinus Albanensis episcopus ss.

f Ego Octauianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss.

f Ego Johannes Prenestinus episcopus ss.

f Ego Petrus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. t Ego Pandulfus basilice XII Apostolorum presb. card. ss. t Ego Petrus tit. sancte Cecilie presb. card. ss. t Ego lohannes tit. sancti Clementis card., Viterbiensis et Tusca-

nensis episcopus ss. t Ego lohannes Felix tit. sancte Susanne presb. card. ss. f Ego Romanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss. t Ego Guido sancte Marie Transtiberim tit. Calixti presb. card. ss. f Ego Hugo presb. card. sancti Martini tit. Equitii ss. f Ego lohannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss. t Ego Centius tit. sancti Laurentii in Lucina presb. card. ss. t Ego SofFredus tit. sancte Praxedis presb. card. ss. t Ego Bernardus sancti Petri ad Vincula presb. card. tit. Eudoxi^ ss. t Ego Fid(antius) tit. sancti Marcelli presb. card. ss. t Ego lohannes tit. sancte Prisce presb. card. ss.

f Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.

t Ego Gregorius sancte Marie inPorticu diac. card. ss.

Digitized by

Google

Papstorkunden im westlichen Toscana. 6d9

t Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss. t Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diao.

card. SS. f Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss. f Ego Nicolaus sancte Mari^ in Cosmidin diac. card. ss. t Ego Bobo sancti Theodori diac. card. ss. f Ego Petrus sancte Marie in Via lata diac. card. ss. t Ego Cendus sancte Lucie in Orthea diac. card. ss. Dat. Rome apud sanctum Petrum per manum Egidii sancti Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinalis, XVII. kal. iulii, in- dictione XII"*, incarnationis dominice anno M".C**.XC^.niI, ponti- ficatus uero domni CELESTINI pape III anno quarto.

B. dep.

81.

Celestin IIL bestätigt der Kirche S. Maria Forisportam von Lucca unter dem Prior Salomon die eingerücJcte Urkunde des Bischofs Guido von Lucca. Lateran 1196 November 16.

Orig. Lucca Arch. di stato {S. Maria Forisportam),

Cit. J'L. 17444 ncLch Iter p. 335 n. 995. Littera cum filo serico. Der Text der eingerückten Urkunde des Bischofs Guido kehrt fast wörtlich wieder in J-L, 17463 (Nr. 32).

CELESTINV8 episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Salomoni priori et fratribus ecclesie sancte Marie foris portam Lucane ciuitatis constructe salutem et apostolicam benedictionem. lustis petentium desideriis.

Dat. Lateran. XVI. kal. decembr. pontificatus nostri anno sexto.

B. dep.

82.

Celestin IIL nimmt die Kirche S. Maria Forisportam unter dem Prior Salomon in den apostolischen Schutz und bestätigt ihr die Be- siteungen^ Zehnten^ den Umfang der Parrochie und die Oblationen.

Lateran 1196 Deßember 16.

Orig. Lucca Arch. di stato (S. Maria Forisportam).

Cü. J'L. 17463 nach Iter p. 335 n. 997. Der Text ist lediglich eine 'Wiederholung der in J-L. 17444 eingerückten Urkunde des Bischofs Guido j und zwar lauten die Besitzungen u. s. w.: Locum ipsum in quo prefata ecdesia sita est com omnibos pertinentiis suis, quic-

Digitized by

Google

640 P. Kehr,

quid iuris habetis in capella sancti Philippi, in capella sancti Mi- chaelis de Borgiciolo , in capella sanctorum Symonis et lüde et in capella sancti Andree in Pellaria. Decimas uero parrochie uestre qoas ab antiquo tempore consneaistis habere et omnes decimatio- nnm proaentns qoi iure sepaltore ab omnibas parrochianis uestris uobis debentur, sicut eos uenerabilis frater noster. . Lacensis epi- scopus ecclesie aestre iuste concessit, auctoritate uobis apostolica confirmamus. Preterea terminos parrochie uestre, sicut raiiona- biliter ab eodem episcopo distincti esse noscantnr, uidelicet ut omnes domus noae edificate et ulterius edificande et omnis locus qui protenditur a fornace que est in terra ßicomi quondam Lo- doici de burgo sancti Fridiani, usque ad Burgiciolum et ab inde per stratam usque ad puteum Melagi, et omnes habitantes in domi- bus nouis edificatis et ulterius edificandis infra designatum locum sint de parrochia ecclesie supradicte et in ea sepeliri debeant et audire diuina officia, uobis nichilominus confirmamus. Yolumos etiam ut oblationes quas ecclesie uestre parrochiani pro salute anime sue ultima uoluntate reliquerint aut quod pro ipsis defunctis fuerit erogatum, si ab intestato decesserint, et quod eiusdem ecclesie parrochianus Deo obtulerit, si contigerit ipsum ad aliquem reli- giosum locum conuerti, liceat uobis libere consequi et habere, sicut ab eodem episcopo canonice uobis concessum est et maior ecclesia in parrochia sua noscitur obtinere. Prohibemus insuper ne alicui sacerdotum de capellis parrochie sancte Marie licitum sit peniten- tiam dare alicui egrotanti de eadem parrochia, sed prior et fratres predicte ecclesie omnibus de ipsa parrochia infirmitate detentis penitentiam tribuat, uocato tarnen capellano uicinie, in qua fuerit infirmitate laborans, nisi forte necessitatis articulus priorem uel fratres euidenter excludat uel accepturus penitentiam alicuius seruiens censeatur. Alles andere ist formelhaft,

CELESTINVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTI8 FILnS SALOMONI PRIORI ECCLESIE SANCTE MARIE FORIS POR- TAM EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETWM. | Pie postulatio uoluntatis.

ß. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BV.

f Ego Octauianus Hostiensis et Yelletrensis episcopus ss«

f Ego Petrus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.

f Ego Melior sanctorum lohannis et Pauli presb. card« tii Pa-

machii ss. f Ego Petras tit. sancte Cecilie presb. card« ss.

Digitized by

Google

Papstorkonden im westlichen Toscana. 64 \

f Ego lordanns sancte Pudentiane tit. Pastoris presb. card. ss. f Ego lohannes tit. sancti Clementis card., Viterbiensis et Tusca-

nensis episcopns ss. f Ego Guido *) sancte Marie Transtiberim tit. Calixti presb. card. ss. t Ego Hugo presb. card. sancti Martini tit. Equitii ss. f Ego lohannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss. t Ego Soffredus tit. sancte Praxedis presb. card. ss. f Ego Bernardus sancti Petri ad Vincula presb. card. tit. Eudoxie ss. f Ego lohannes tit. sancte Prisce presb. card. ss.

f Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac card. ss.

f Ego Gerardus sancti Adriani diac. card. ss.

t Ego Gregorius sancte Marie in Portion diac. card. ss.

f Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss.

f Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. SS.

f Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss.

f Ego Nicolaus sancte Marie inCosmidyn diac. card. ss.

f Ego Bobo sancti Theodori diac. card. ss. Dat. Lateran, per manum Cencii sancte Lucio in Orthea diaconi cardinalis, domini pape camerarii, XVII. kaL ianuarii, indictione XV, incamationis dominice anno M^C^XC^VI®, pontificatus uero domni*) CELE8TINI pape HE anno sexto.

B. dep.

a) Guido Guido, d. h. der Secretär schrieb vor: Guido sancte Marie etc,, der CardincU sollte f Ego selbst eintragen; st<tU dessen trug dieser f Ego Guido ein, b) donni.

KgL Om. d. Wi«. NaehriehUB. PkUolof-Jiitor. KImm 1906. Htfl 5. 45

.Gooi

Digitizedby^

j

Digitized by

Google

Die Lukianstudien des Arethas.

Von

Hago Babe.

Vorgelegt in der Sitzung vom 81. October von Herrn F. Leo.

Unter den Lnkianscholien finden sich manche, welche schon dem Umfange nach nicht recht dem entsprechen, was wir anter Scholien zu verstehen pflegen, sondern ganz das Gepräge von aus- geführten Abhandlangen tragen. Nicht in allen Fällen vermag ich mit Wahrscheinlichkeit deren Verfasser za nennen, aber nicht wenige Scholien besonders philosophischen and theologischen In- halts sind anter dem Namen des Arethas geradezu überliefert oder ihm doch mit Sicherheit zuzuweisen. Als ich meine Unter- suchungen über die Ueberlieferung der Lukianscholien veröffent- lichte (Nachr. d. K. Ges. d. Wiss. zu Göttingen 1902 Heft B), kannte ich von den Moskauer Arethas-Schriften nur die kurzen Angaben der Kataloge. Mittlerweile habe ich durch die mich zu größtem Danke verpflichtende Vermittlung der Herren Prof. Hei- berg und Museumsinspektor Dr. Chr. Jörgensen in Copenhagen und des Herrn Konsul Staatsrat Prof. Th. Lange in Moskau die Photographieen der auf Lukian bezüglichen Seiten des cod. Mosq. 315 (Chart, saec. XVI ; foll. 121v— 122v) erhalten. Die Arethas- Schriften stehen f. 16 134; vorher Adovtoc ytXooöyoo o6vo(|)tc tijc latpixf^C) nachher Schriften von Barlaam, Demetrios Kydones, Ma- nuel Chry soloras, Nikephoros Gregoras, Maximos Planudes.

Von den Moskauer gesammelten Abhandlungen des Arethas ist 80 oft die Rede , und aus Moskauer Handschriften sind so schwer Abschriften zu erhalten, daß es schon deshalb angebracht ist, auf die beiden Schriften zu Lukian naher einzugehen; die- selben enthalten eine Menge Schwierigkeiten; die überraschende

XfL 6». d. Wki. HadakktoB. PkUol<v.-lürtor. Klaao 1908. H«IIA. 46

Digitized by

Google

644 Hugo Habe,

Doppelüberlieferimg der zweiten Schrift aber gestattet eine Ver- matong über den ursprünglichen Zustand unserer ersten Schrift und vielleicht noch anderer Schriften der Moskauer Sammlung.

Um die Fassung des Titels der ersten gegen Lukian gerichteten Schrift zu erklären, bemerke ich, daß f. 110 steht 'Ap^d'a liciaxe^'tc twv Iv Tg ooY%pio6t taÖTTQ (davor eine Stelle aus des Gregorios von Nyssa Schrift über Gregorios Thaumaturgos), daher f. 121 toö ahzob.

Toö a&toö Tcpöc 'cö hnh toö Soaaeßoöc Aooxtavoo Xiipti^

&^ y^ovspöv 8Tt *810V.

Ka( tt Tfibv iooiLf öpcov , xardpate, 6 xaXöc oStoc Sietdfaro

xoßepvnitTjc ij, 8 oot»»Yet t^jv aro*if]otv, o&8' elvat r})v ipx^v 6|to-

5 XoYsitat. &XX' sl toöto, o&8^ (liv «X^ov §4^ toö &icoT6Xda|Latoc

6 ts^vCtirjc« X6v6v Sd aot xal t6 od^(i.a «l^ox'^c» 8tt (l*)] xatd

ta&ta tote olxeCotc asl (L^XeGiy Ivsp^et 3iXX& rQ XP®^4 ooiLicepidcyet

xaToXXi^XoDC ÄpYava* o6te y^P ^*aX|i.(p oo|i.ydpov itevs^ Sta-

icavtö^ 6vopdv o5ts x^^P^ "^^ aör^jv x<>>pav xataXa(Lßdv6tv i) tote

10 Saxt6Xoic t6 ouveoicdadai (lövov xal l4'V]7cX&o^at. ei S& xal otpato-

9c§8(|> xoT^ xspiitoxsC) ip^ Y^i xaCtot Tcdvxsc Svd'poDTroi, «dvTac

a&tODC elSec ^^i t^C 7Cpa>TY]^ td^ecoc ifeot&tac ^ toic aötoic

Tsöxeotv IwavTjyötac, iXX' o5x^ töv jiiv ä«l rijc fdXaYTO? y^-

valov i7ciSeixv6vta, t6v Sk inl ßd^ooc 7va>piCö(i.svov, t6v Sk xb Stiibv

15 x^pac Ix^vta, töv Si töv o^pa^öv, i) <S>c äiv*«i^ td^ic &^ö toö

xaipoö SiScoat xal lf)iaTd^vov xal äf)op{i^VTa tote äiVTindiXoic ; iXX'

oh TÖV |i.^v o^evSövTQ, TÖV Sk irocXTcp sl TÖxot, äXXov ö6 o6 y^ «Avtcwc

IpslC XOVT(p (LaXp(p, STSpOV elc VlXdtV 7Cp0dD(l.06(1.6V0V , xal T(p |iiv

YO(LV(p ^(opaxoc iptOTe6siv Gtcöv, töv Sk xaTdf)paxT0V toIc ^^poic

20 oo(xxX6XÖ(Lsvov ; &p' o^v Sa^' Sottc Xoyio(i.oö x(>pioc diaoTaaidCovTac

&XXii^Xoic slicot Y^ to6tooc 6p&v ^ T(p Sia^öpcp Tijc ivepYsiac

ÄTaXTOV TOÖTOtC ^ iÄpOji.7]*^? ImxaXstV ^XOt T(p OTpaTTQYV Ö>C

o&xl ^^VTac T^C a&T>]c i^KboavTi Tdfecoc; ir^tü (l§v o&x oi(l<xi, el (liI) xal TTpOGSTcaivdosTat todtov rg xoixiXlof Tf)c Td^ecoc xal T(p Soxoövti

2 ^ lese ich sicher (nicht ^axt); verderbt 4 i) Mosq.; yielleicht ti || S aoc, dann Schriftzüge wie a oder cp, darauf verschlungen 2 oder 8 Buchstaben, dann vielleicht pa und sicher yei (napdyei hat da nicht gestanden) 6. 7 »ax»

aird Mosq. 11 5voi Mosq. ; vielleicht dvJptloi 12 xoT« airüjv Mosq.

15 oOpay^v, t) (i)c dv, dann unten /\ als Zeichen einer Lücke, über der Zeile ein durch Auslaufen der Tinte unleserlicher Buchstabe verbunden mit v

17 cr^tvJfJvTjv Mosq. || dXXov o6 iptlc verderbt? || jiäXXov vor icdvttiK ausge- strichen 18 tic Td vtxdv' Mosq. 19 yufAvo^cupaxoc Mosq.

22 106x0^ verderbt? 28 ^«b 24 xdf^wc am Bande ergänit

Digitized by

Google

die LokiMistadien des Aretihas. 646

25 ÄTdxTC)) ts xal iXooiteXsi iv «oX^^ioic ä|iax®^ xatpp^oövta. oo toaoötov iXXsßöpoo icpooS^ xal oStoo xop6CiQC xeplicXecoc el xal xpoaSeöfievoc tttd"^C, ^ ae äi7co(i.&4st xaXä>c ixeCviQ y^ vi^a xoioöaa, &ats rijv &vd'pa>icCyir]v Cca'^v xal t6 Ta6TY]c ${>Sai(iov &v rg to5 Xai(Loö ti^sad'at äiicoXa6oet xal tcbv xat& oä>|ia i^Stov* ^otpcoStjc o>c lotxe

80 Äv-ftpioicoc et Yao'cpl iya^öv icsptopiC^v xal icXfev o58^ olöjtsvoc TÄv icapövtoDV iXXa oo^xataXöstv ti^ ßt«|) xal rJiv «^oxtJv. toio&tcp 8' avSpl o&SeU f d'övoc xal toGtcov iXo^totÖTspa tepateGeadat. xaEtot i|^g slpTJostat Yo^P o^X 5vsx4 y^ <5oö iXXi töv ivfOYXÄVÖvtwv ohSk taöra S 8taxo(iCC6ic ^ewatd aoo xal oo^dc ^TroSeCYltocTa toooötöv

85 aot ßo6X7]|ia xaTavGaei, Saov icpotatatat, xal sie IvavtCov icept- tp^ei td xpbiY(iaTa. s{ y^P ^^^ "^ ^^'^^ ^^^ Trapövta ßCov eSpota TÄv «paYliAtoov TTjc iv*poMclv7]c ipetijc ivtdXXaY|ia bTaayyzXxat xal ToöTO (LÖvov T^v xpövotav &(L7C68ot xal Siä toötö 001 KaXXCac (liv xal £ap8avdicaXoc xal et Tic iXXoc xat' ixsCvooc ißpöc xal ixöXaotoc

40 xal 6äö Tpoyf)c 8tappdo)v «apA Tcdvta töv ßtov tijc toö icavtöc i^oirceiac töv ooföv &9csXa6vooai xoßspvijtiQV , X^sec {«iv te, o6 (livtot Y^ *o^^ 2oov 009>öc äv olTfjdeCTj ivtjp. o6te y*P ^ xati foöv ti oofiydpso^t rJjv tö^TQV ivdpcoTCOo ipsrijc i|iotßT^ ("Jj y^P Sv o&ielc icapdicav iperJJ xposixe £ap8avaicdXot>) | f. 122v | o5te ff^-

45 veodat «ov7]pac xal ivooCoo tsxftiijptov ßtotTjc* tC y^P äv £«>xpdtot)c öXsftptAtspov ifj |tox*iQpöt6pov 4«' a&tö tijc iicopCac ßdpa^pov xat6a9caa{JL^ot) ; iXXdt ti jiiv iStdyopa, xal ei ti ool taöta oydXXet r))v Tcpövoiav, &7cavopd'0&t(o TcdXiv |iopla>v (l^ icovTjpc&v xoXaCo|ilv>] xaxoicpaYta, o7 8-^ K'^P^ tt>{t«dv«v xal ßpöx^ov icpoÄYOVtat xal

50 otaopö&v ixoooicov xal el tt iXXo xoXaan^ptov hnokÜTctzat 2^pYavov, &(jLD^ta)v Si &vSpc»v ^Y^^^^ 8&icot(LCa, olc Y^ ^^ (tövov «apa «dvtcov t&v £XXa>v xatdt ta «apövta osßdo(Ltov iic^Tjae (tooootov a&td^v Tcapa icäat C^lX^töv xal (LaxApiov), iXXd y^ ^"^ ^^^ Stxaotal tote 4v ^AtSoo ivd'pcoTcote xatdotTjoav , xal taota ohSk

55 ijTcetpcottSöe ttvoe Y'^C ^^^ icspifavoöc ix 84 vi^oodv AIyCviqc ol|iai xal Kpn^tiQc 6p{ul^(Lsvoi. ofixoov ßCoo aicavCCetv xaxöv o&8i icäatv ivso^vetad'at (taxdipiov o&8' i(LOtßal ta5ta td>v ßfißtcofiividv 0&8' ix icavtöc |jL8ta8t(i)xt4a tote oco^povoöatv, o? y^ ^ 8taß4- ßXiQVtat «pöc aÄ{ta aftivst «avtl xal tac to6too «sptCatavtat

60 i^8ovÄc ^C i(iffö8tov oxot)8aC(|) xal f iXooöfcp xal icöppo» ic^iiiretv &p6ti]c iiciota|i6vac ot 8*)] taöta f eoxtia fjY^^l^^^^ icoX6v ooo töv Xfjpov xataox€8dooootv, sl y* a&r))v &(totc i^Xov iplotoo ßloo t^v

26 xotTop^ouvToc Mosq. 81 0U7xataX6ccv verderbt? oupcotraXOov?

85 fielleicht itpotoraorac || vielleicht aXXd statt xal 88 |aIv ydp Mpd.

Uosq. 48 t( Mosq. ; vieUeicht ttvc 44 oapdovdicaXoc Mosq.

46*

Digitized by

Google

646 Hugo Habe,

ixöXaotov Tcpoxi^ivai C(t>if]v. xl Y^cp i(iicoSd>v Id^i^oaoi (lövov XTjc toxiQC 'AptotetSiQ |i^ xal Ocoxiwvt ScopoSoxoöot, £a>xpdr6e &

65 xaTaS6xo(iiv(|> äx nepocov ifj 'ApxeXdoo ßaoiXia>c XP^^^^5 ^^' o6x licoiTrjaav taöta o&8' I^^C tofrccov so y^^P ^Seoav rJjv ivet- (t^v CwJjv oi (lövov o&x ipsTTjc äö'Xov iXXa xal l(LicöStov t^c ok iXtidwc iv^pcoTCoo Ctt>^C, wapdYOOoav töv i^^siiöva voöv ttJ? lootoo icj^oXiac xal wpöc tJiv äXoifov «eptoicdoftat ßtotijv xateicetYoooav,

70 icot(bv xal gitCodv xal twv £XXa>v i^SoTca^etoÄv töv ia^y &ffortO'S- (L^v. 61 ToCvov 0)^ Ävd'pcoTCOic o(i>f)povoöot Taöta ßSeXoxTd ts xal iicotpÖTcata, ÄÖa«|) el |iT) xal wXetotov 8oov *s6v toötcov oicepaveotTj- xöta o&x l{ticXTr)SCac (fJ) taöta wap^etv ßporolc t^c töv •pjtvwv iceptopiCetv «povoCac; ^^ovepoö y^^^ ^^' ®^^ ÄYaO^ö Si^icoo^ev

75 SeiYlia, olc iirpaxtstv «^oxe ta xaXd, taötd y^ toic ipsrJiv jtsr- toöotv l7ciSa([)iXe6£3d'ai. öp^c, o5 oot ta oocpA, Aooxtav^, icepttp^- icstat oicoSeCYl^ta; S y^P ^^X^^^ ^^^ 8oxei ö-soö «povolac «sptTCotetv, 8tt {t-?) tote iYaö-otc ßpaßsostat twv ivdpcbiccov, taötdc oot ^ d-ovspöv töv «apdSovta aico^aivet. aXX' o5te yd-övoo *eiov äicaYs oBre

80 tivöc äXXoü ÄÄ^ou<; i^ |töv7] [xaxapCa ts ^oatc xal ivcbXsdpo? ivtöc xataotalTj' oU Sb s&8öxt{tov xata Sxaotov t^|i.äv iicsv^xaod'at icpoop^, toötotc a&töv xal [isd-tstat ooYxpotstv. xal 8isppo7]xd ooi pidXXov 6^ Äsptt^tpaictat Yßvvatov u«ö8stY{i.a, oy* o5 r?]v wpövotav Itct^X^sc Ävaipsiv , icpovolac td Tcdvta a7co8686tYK'^oi (tsota. sl 8i

85 ttvsc icap' Ixdtspov, «Xootstv yifjftt xal «dvsoftai, xaxc^c IdXcoaav ipsrjj xs^piQltsvoi, Ivvötjoov, 6icöoov äv ootot xdxiov 8tsY§- vovto Äpö? toö ßCoü avtCdstov |istatstaY(i'^voi. taotd oot itpöc toöc icapövta? XTjpoo?, &? äv 11.75t' a&töc xatsicaCpoio «pö? S(i.axöv ttva XÖY<öv lo^üv 8c6£dYa>v toö? Xöyooc |tTiJ^* o5c ßo6Xst Ivtöc t<bv

90 asaotoO xataotnjaac ipx6o)v tö^TQ? too oxotcoö.

63 ^xTToSüiv Mosq. 73 vielleicht o6x i^ki^r^Hai <T«x|ii^peov 8td t6> fAi^

75 5t(y[xo, Pv durchgestrichen] olc dlTrpaxxrjv Tte^uxoxd xaXd xaüTci Mosq. 77 oxoXi^v am Rande ergänzt 79 Trap^Jovra richtig?

79 vielleicht dndytxai 82 ouptpox^v Mosq. 84 vielleicht tcpo-

votec ydp Tcdvxa 88 ji^ Ta6Taec, i; in Korrektur, Mosq. 89 XfJyov Mosq.

ttv 90 T^^Tjc Mosq.

Das Verständnis der vorstehenden Schrift wird gerade am Anfange dadurch erschwert, daß es Z. 4 nicht gelungen ist, eine Stelle, welche durch das Durchschlagen der Tinte gelitten hat, zu entziffern oder das fehlende Wort mit Wahrscheinlichkeit zu er- gänzen. Doch eins ist auch so klar: es fehlt jede Beziehung auf den y^övoc der Gottheit, von welchem in der Ueberschrift die Bede

Digitized by

Google

die Ltüdanstadien des Arethas. 647

ist; die lebendige Ansdracksweise in den Eingangsworten Z. 3 laßt aber keinen Zweifel darüber, daß dem Verfasser eine ganz bestimmte Aeußerung Lnkians vorschwebte, oder richtiger, daß diese Aeoßernng sogar unmittelbar vorher angeführt war, and daß sie von der in der Ueberschrift mitgeteilten Lästerung ver- schieden war. Wir haben eben eine Bezugnahme auf Jup. trag. 47 4XX* & ^eo^tX^otats Ti|iöxX6ic, töv (i^v xoßepvijnfjv Sxetvov elSsc £v iA xa So{i^§povTa iinvoouvta xal npb too xaipoü icapaaxeo- aCö|i6yov xal irpootdttovta tote va&taic, iXooitsX^c Sk ohSk fiXo^ov o&8iv stx^ tt TQ vaöc, 8 (i-J) xp^^^^iiov icdvtcoc xal iva^xatov -Jjv wpöc rJjv vaotiXCav a&tolc' 6 8i oöc ootoc xoßepvi^nfjc, 8v rj) (teYdXiQ ta6tiQ vijl ifsotdvai di^iolc» xal ol gowaotat a&too ohSk s^Xö^coc o&5^ xata rjjv ißiav Statdttoootv xtX. Nur in unmittelbarer Verbindung mit die- sen Lukianworten ist die Schrift des Arethas zu verstehen.

Mit c. 47 beschäftigt sich der erste Teil, bis Z. 25. Der fromme Timokles hat gegen den Gottesleugner Damis ausgeführt : wie das Schiff nicht fahren könnte ohne den Steuermann, so könnte auch die Welt nicht ohne einen höchsten Lenker sein. Diesen Beweis will Damis entkräften: 'der Steuermann des Schiffes hat bei allen Anordnungen die Zweckmäßigkeit im Auge, in der Welt aber ist vieles unzweckmäßig eingerichtet; ihr an- geblicher Steuermann weist die Plätze in seinem Schiffe nicht nach Würdigkeit an (c. 48) , vielmehr sind manche Bösewichte hochgeehrt, während auch wieder edle Menschen sich in den Ecken umherdrücken müssen ; so etwas wäre unmöglich , wenn es einen höchsten Lenker der Welt gäbe (c. 49)'. Den Anfang der durch diese Ausführungen Lukians veranlaßten Schrift des Arethas lege ich nach meiner Auffassung vor in der Erwartung, daß ein an- derer es besser mache (Z. 4 sl für ^ dabei stört o68' nicht ; das unlesbare Verbum mag den Sinn beherrschen, betören oder dergl. haben). Arethas beginnt danach, indem er ironisch den Wider- sinn in des Gegners Schlußfolgerung betont ^) : 'da hat ja der vor- treffliche Weltlenker Unzweckmäßiges angeordnet, wenn was dir den Blick trübt nicht einmal zugestanden wird, daß es ihn, den höchsten Lenker, überhaupt gibt'. Die weiteren Sätze sind sprunghaft; ob aber die Lücken durch Schuld der Ueberlieferung (vgl. S. 654) zu erklären sind? Erst von Z. 7 an haben wir

1) Aehnlicher Anfang in einem sicher auf Arethas zurückgehenden Scholion des cod. Pal. 73 zu Peregr. c. 13 ("(i>c d^cX^ol ndmi cltv dXXi^Xcov"): xa{ Tt xoüxo xm inoMltas, ikui^i dfv^pcune xxX. Mit o^toc xußcpvi/jT7)c greift Arethas geradezu auf die gleichlautenden abschätzigen Worte Lnkians zurück.

Digitized by

Google

648 Hugo Rabe,

nnonterbroclienen Gedankengang, zunächst bis Z. 25 den Angriff auf c. 47. 'Nicht alles kann gleichmäßig gemacht werden', das wird durch Beispiele ansgefuhrt. Bis Z. 15 kommt man ziemlich glatt durch, dann scheint es weiter heißen zu sollen 'sahst da nicht vielmehr . . einen vierten als Rottenschließer, oder wie es die jeweilige Aufstellung mit sich bringt, bald halt machend bald losstürmend ?' Hier hapert es : statt töv o^pa^öv erwarte ich rJjv o&pdv, und was hinter a>c &v gestanden haben mag, weiß ich nicht. Dann wird die Frage von Z. 13 (iXX' o&x'i ^'^O weitergeführt Z. 16 durch iXX' o&. Wieder neue Schwierigkeiten: Z. 17 o& oo icdvta>c ^pstc scheint an falsche Stelle geraten zu sein (mit oh be- ginnt im Mosq. gerade eine neue Zeile); aber wohin gehört es? Z. 16 hinter ivttÄdXou; sowie hinter 4XX' hat es schwerlich ge- standen ; der Ausdruck wiederholt sich unten S. 650 Z. 6. So- dann elc vtxdv' ffpo&o|io6|ievov ; wie vorher von den vier ver- schiedenen Plätzen in der Schlachtaufstellung gesprochen wurde, so ist hier von vier verschiedenen Waffen die Rede, mit denen man auf den Feind losgeht (?ffpo^|i8iod>ai), vgl. Z. 13; also STspov &C Sottv txavöc icpo&o|io&|i8Vov oder dergl.

Mit Z. 25 beginnt der zweite Teil, die Widerlegung von c. 48 und 49. Einige Unebenheiten der Ueberlieferung können den Cre- dankengang nicht verdunkeln : 'gegen das Vorhandensein eines höchsten Lenkers kann man nicht die Tatsache geltend machen, daß die Glücksgüter auf Erden unbillig verteilt scheinen. Reich- tum ist eben nicht ein Lohn für die guten Menschen, Armut nicht eine Strafe für die schlechten, sondern die äußeren Grüter sind durchaus iSidf opa (Z. 47). Das Zeugnis für die Richtigkeit dieses Satzes haben weise Männer durch die Tat abgelegt, welche den Reichtum und das Wohlleben sogar als gefährlich betrachteten und verabscheuten (Z. 67)'. Da tritt eine neue Schwierigkeit her- vor. Arethas zieht offenbar den Schluß : 'wenn schon verständige Menschen so über die äußeren Güter urteilten, wie viel eher müs- sen wir diese Beurteilung bei Gott voraussetzen , der doch un- endlich hoch über jenen weisen Menschen steht. Wenn also Gott den Menschen diese äußeren Güter nicht gibt, so dürfen wir ihm darum noch nicht die Fürsorge für das Irdische absprechen (Z. 73)'. Der Satz Z. 72—74 ist nicht zu konstruieren, wenn man auch dem ungefügen Stil des Arethas viel zu gute hält. Bei der Her- stellung gehe ich aus von Z. 73 o&x i^nX-qÜa^y also ein Gegensatz zu dem Urteil der ocofpovoovte^ (Z. 71): *ist es nicht ein Zeichen von Beschränktheit?', dazu fügt sich naturgemäß ^eöv To6To>y &Äepav6onf]X<5ta xijc töv y'^J^^cdv wsptopiCetv irpovoloc. Und was

Digitized by

Google

die Liüdanstudien des Arethas. g49

sollten diejenigen als Grund angeben, welche Gott die irpeJvota ab- sprechen? Doch wohl das (i-}) taöta icapix^t^* -Also entweder o6x l|iÄXTf)6[ac (texiiT^ptov 8ia tö) (i-J) taöta nap^x^^^ ^^er o6x iiiicXifjStoc iotlv |f}) raöta wapi^ovra. Aber ich bezweifle doch, daß Arethas sich 80 ausgedrückt hat; die Entstehung der Schwierigkeit er- klärt sich vielleicht unten S. 654. Abschluß der Beweisführung Z. 74 76 : 'es wäre das Zeichen eines gehässigen, aber nicht eines edlen Wesens, den nach sittlicher Vollendung strebenden Men- schen, für welche die irdischen Güter wertlos sind, diese zu schicken'. Zur Herstellung des Textes vgl Z. 77 fgg.

Betrachten wir nun noch einmal die Ueberschrift. Vom 9^voc ist ja von Z. 74 ^m die Rede , aber in ganz anderem Zu- sammenhang, als wir nach der Ueberschrift erwarten müssen: Lukian hat vom yS-övoc der Gottheit gar nicht gesprochen, er läßt Damis ausführen, daß es überhaupt keinen Gott gebe. Arethas hat dann darauf hingewiesen , daß Lukians Beweise nicht das Bestehen der «pövota *eoö in Frage stellen, daß vielmehr seine Behauptrmgen nur zu der Annahme führen können a>c 7d>ov6pby xb delov, das Bestehen eines höchsten Wesens aber unange- tastet lassen. Die Einführung des fd^övoc ist also nur neben- sächlich, der Verfasser selbst konnte nicht die Gedankenlosigkeit begehen, den Titel danach zu wählen, und das um so weniger, da sich bei Lukian nicht einmal das Wort ^övoc findet; die Ueber- schrift muß von einem Redaktor zugefügt sein, der aus den letzten Sätzen der Abhandlung gerade den Hinweis auf den y^övoc im Gedächtnis hatte und sich nun nicht weiter den Kopf darüber zerbrach, welche Rolle der 9*övoc in der ganzen Ab- handlung spielte. Und die Lukiankapitel , ohne welche die Ein- gangsworte und die ganze Schrift unverständlich sind? Wer es nicht so schon sieht, dem zeigt es ein Blick auf die nun zu behan- delnde zweite Lukianschrift der Moskauer Sammlung : wir haben es mit einem Lukianscholion zu tun, das der Sammler vermutlich vom Rande des Handexemplars des Arethas nahm. Ganz ebenso sieht man heutzutage wohl die Ränder der Handexemplare eines be- deutenden Mannes absuchen, um die Sammlung seiner kleinen Schriften zu vervollständigen. Ob das Schollen aber in der uns vorliegenden Form auf Arethas zurückgeht ? Beim Vergleich mit der doppelt überlieferten zweiten Schrift drängt sich der Ver- dacht auf, daß manche Schwierigkeiten im Text der ersten Schrift durch absichtliche Ueberarbeitung und nicht durch Flüchtigkeit beim Abschreiben entstanden sind.

Digitized by

Google

660

Hngo Rabe,

Vat. gr. 1322 (A)

ivdY^^v" [Inp.trag.c.38]. ttva ta6nf]v ß^Xtiote Aa(i.t, ^-jj^ rJ]v ivd^x-^jv; 5 Sott ttc ivd^XTf) xiP®^^^^* "^^^ xatavaYxdCovTOc ; oh% äv o& icdv- ta)c ^psic oa>9povc&v , Sti (jliqS^ Sid^sotC toö StattS'^vtoc Ixtöc infjSä xlvTjotc toö xtvoövtoc X^P'^» H^''i

10 5tt äv elicot ttc töv Svoytota- [livcov ^ icapo^Eotaod'ai XsYOiiivcov. el Sk xal fi^oeic, ijtoi IS a&to- (jLdtoo ipsic ^ o&x Ig a&to|id- too, xa^ött (jltqS' loti toötcov 8ova-

15 töv (istago SXXo Intvoeiv. iXXd ta6tY]v Y8 'rtjv ivdYXTfjv sl (i^v IS a6to|tdtoo, ffpmov (liv «Äc xal tl o(&tö|tatov toöto, 8 tat^ ^oicatc wpoo/pTfjodjtsvov

20 töv ototxstcov xal täte icotö- tY]otv oSta>c Ivt^xvo)^ xal xat- aXXii}Xa>c td Std to&ta)V dnoteXet; xal Stt to&ta)v td»v dva)t§pa> ttc tdc «otötTfjtac ij icöS-sv irpo-

25 aYa^wv elta xepdoac «pooijYopov oov8po|i'))v sie Y^veotv töv dicXoo- otdpa>v dicetpYdod'at oa)(idta)y, df' &v Sicaot tot< i^noo^ioi^ ii cÄvS-saic, xal totov icö^ev aXXd (jl-}) totov

30 etvat xal ixdotip dicox8xXii}p<i>tat, xal taöta (itdc dicdvtcov cp Gaecoc "^p- tif](iivci>v , 2oov sU Spaotv xal dyj)v 1^X8 xal töic<j> «eptototxlCe- od'at ; ^ o6 |iot lu>paxac irco-

85 nozB SöXov eW XP^^^ |t6taßdX- Xov i) XtS-ov elc S6Xov xal S|tffaXtv

Mosq. 315

Ilpictbv a&tiv icspl Stipcov XiQpiKiJtt»y.

tlva ta6n]v fjjC dvdYXTfjv, iX^^pte; Sott ttc dvdYX'i] xips^^^* ^^ö xatavaYxdCovtoc; oixav oo icdv- ta>c Ipetc oa)fpovd»v, Stt |i.t]8& 8td*60t^ toö8tatt*Svto^lxtöc ttiQS^ xlvTjoic toö xtvoövto^ X^P^^' t*'''J Stt iv ttc sfirot dicotiXso(ta toö dicoteXoövtoc*

ijtot 16 a&to- (idtoo Ipetc ^ o6x 16 aätofid- too.

dUd taöttjv "^^ dvdYXTQV sl (i&v 16 a&to(Ldtoo, irptdtov |i^ 1CWC xal tl aitöjiÄtov toöto, 8 täte ^offatc «pooxpTf]od|i.6Vov tÄv ototxe^cttv xal täte icotö- Dfjotv oStcoe Ivt^vcoc xal xat- aXXijXcoc td 8td to6tcDV dicoteXsl ;

^ o6 |iot Icopaxac icc&^ote

Um die Yergleipbong auch in den Verderbnissen zu erleicbtem, babe ich keine Yerbesserongen in den Text gesetzt, auch nicbt die durch die Doppelüber- lieferang gebotenen. 10 vielleicht xAv hm^loxarsbai 27 vielleicht dict(pYa<jTat 30 xal (nach elvat) tilgen? 33 vielleicht fjxitv

Digitized by

Google

die Lukianttadien des AreÜias.

651

Xoc iydpa>icov oo6c iceptxeCfievov ; ^öt6 Sk ^ 9C0Ö a& te^aoai

40 yota jt-J) xatÄ ta&ta rJ]v ßXdoxtjv isl xal tdc ^^Cac iroio&iitva ^^ (!.•}) rjj icap' &XXii}Xo>y 8ta8o- Xf t6 6(ioft>ic SiaoipCovia; C<pa 8& Tic icapdicav xat^Xaßsv

45 ohyil xata Xö^ov xal »c äv SXoc alptl 868'y]|iioop'p](xiva xd- xelva «dXtv tot? (ista taöta tJiv 6|ioiött)ta icapaic^iiicovra ; xal tva «dXtv icpö? ta 4pxost8§-

50 otepa t6v Xö^ov ivd^cüfiev ftXo-

Tl|l6TSpOV , tEc a&TOlC &V^dY)X6

tolc ototxeioic ^ojrtiv ^ täte xoctoXXtjXoic icotötTjotv Ixaotov to6- t(OV xspdoac taic aätatc Ta6-

55 täte xal |idx^^**^ ^P^^ äXXTfjXa icap80X6&a08 xal icdXtv oovSet- odat tote ivavtioic vöftoic ftXlac xal td^ecoc; o&x Sv ^dp Si^oipCe taöta tooc a&töv 8pooc rJjv

60 icpöc Stspov 6ÄO(3tdvta xot- vcovlav, dXXd 8i^fd>8ipev SXX'vjXa t&v xataxpatooiiiva>v del |iep&v 6ÄOt6poo to6ta>v d'at^pip t<p xata- xpatODVtt d^viCoiiiva>v xal ta6tiQ

65 toö dXXnjXof^öpoo aveopioxovtoc icapp'vjotdCsod'ai, obSh ao t^v icpöc dvtlicaXov dvdxpaoiv xal ao^ic SidXootv xatsS^eto , jti^ ttvoc xpslttovoc altlac fjiclcoc ivsioSt-

70 8o6a7]c aitoö ooYxpiv6od>a( ts xal StaxpCveo^at xal icpöc ri)v olxelav iipi^ f6otv dicoxa^iota- o*at, toö oo*ptex6o*at *al <W(i.- ne^op^at $Yav s&xpiv&c «pcfi-i]-

75 doo|i^72c t<p Staot^XXovtt. otc^vSs-

Mosq.

fotd jt-J) xataotd rJ]v ßXdotijv dsl xal tdc ^iC^c icoto6(t8ya ij |f}) rjj itap' dXXijXcov 8ta8o- Xt 'cö 6|iOYsv^c 8tao<j>Covta ; C<pa 8i t(c napdirav ts^atat o^x^ xatd Xö^ooc xal ö>c äv 6 Xö^oc iptl 8s8T](i.toopYT]tt^va xi- xetva tote (tst' a&td rJ)v 6|iotött]ta icapaic4(i.icovta ;

tlc 8i xal a&totc Iv^dYjxs tolc ototxslotc ^oirijv ^ täte olxetatc «otötTjoiv Ixaotov too- tcov xepdoac täte aätatc ta6- tatc xal |idx^^^ icap60X66ao6 xal <30v88t- o*at tolc Ivavtlotc vö|U|) ^tac xal td^ecoc ; o&x £v ^äp St^oipCs toöc Saotöv 8pooc rJ]v irpöc Itepov &icootdv xot- va>vlav,dXXd oovSt^S'etpsv SXX-yjXa tote xataxpatoofi^otc dsl (lipeotv 6icot^poo toötcov dat^poo iiceStotafiivotc xal taötiQ

dXX-ijXo^ftöpov dicepYaCo|iivotc, o&y a5 r})v wpöc dvtCicaXov dvdxpaotv xal ah^ 8tdXoatv xat886xsto, jti^ ttvoc xpsCttovoc altlac '^ic(o>c

oovdictovtoc taöta xal 8taxptvovtoc , «pöc rJ]v olxelav ao*tc iicavdtovtoc y6<5tv, toö otrcuLsyba^ai te xal oojt- n&pbp^ai Sjia e&xptvc&c 8taotÄ- Xovtoc.

70 vielleicht a^Tc

73 yerderbt?

Digitized by

Google

668

Hugo Habei

tat 70ÖV irip&ni<: &YP<5'«jti t^oxpö- njTOc «pöc S-epitÖDfita |ieotT60o6oT]c OYpÖTTjtoc l£avöovtat , -^Stq xal ffpbc aofißdoei^ inetSsv o^pö-

80 tYjtoc 1^ STfJpÖTTjc ^spuöniToc iict- XYjpoxeooaii^vY]^, xal d^eppiöv ao- ^k; zb «I^oxpöv ^pooeveCpet y iXiov STjpÖDfjTO^ xarepYaoajiivTf]^ t6v oüv- 8so(iov. -^ 7ap o6x^ £tQP« H^ "^

85 Y>1 ^wtl «po/pa, «I^oxpöv 8^ tb 58a)p xal OYpöv, üYpög 8^ iijp xal S-ep- (iög, S-epiiöv 8k zb «öp xal STQpöv; oXXd tatg Ivavttai^ taotat^ wotö- T7)at xal (i-axopidvat^ ttq |t^v el-

90 pYjvaiov 8totX6iTat xal aoraolaotov 1^ i^YSttövcüv tetajiivY] ^otönjg, t<p xataXXi!jX(picpooaYO|tdv7]Tatda>^ 8tdtf opa xal \Kpb(; IvwTctov o)(^otv r^c toö ^avtög 8iaxooiJL-]^a6(0^ oojtßtßdtCoooa, rjj

96 8^ tote ioo|tßdtot<; t^v S/^pav xpatovaoa Sv Spotc pi^vetv olxetot^ iS-^OÄtos t<p &ffpoa|tCxt(p töv 3cdXac olxovojtoö- oav toototc aodtnjptov. xal Su {i^v o&x^ "c^ aötöjjiatov tTjv ooy-Jjv 100 ta6tTf)V AvdtY^Tjv ü7c^otY]oe, 8f)Xov ivteöd-ev xal Step (ttxpd oovioecoc (idtsott. Xeteetat 8y] toö (täv aoto- (idtoo tfj^ tota6t7j^ napecoaiiivoo ivdYXTfjg Itdpav ttva taotTjg at- 105 tlav icpeoßotdpav ImCiQtetv 6tp|t(p ttvt xal Xö^cp oofCac tb ndv

Mosq.

iXX' 8tt (i^v o&x^ 'c^ a&töpiatov rJjv ooyi?jv ta6tTf]v 4vdYX7)v ^iceonjos, BfjXov Ivteöftev xal 8t<j> (uxpöv oov§ose>c (liteott . XeCTcetat 8ij t6 jiiv aitö- [tatov to6too tfJctotaotTf]^ 9capea>pa- {livooc ivd^XT)^ Stdpov ttvd ta&ttjc al-

lmC>]t6lV 6tp(I.C^

ttav

ttvt xal XöY<f> "^ ^ötv

xatavaYxdCooaavf^p6ad'atxal8Dva(i.tv xatavaYxdCoooav ^dpsofrot xal 66va|uv ixd(iatov t7)v icpoaYCü7'?)v twv Sv- dxdjtatov rj icpocaYÄTD ^^ ^^

tCÄV lyttS-stoav,

twv ivtt^etoav. e5p7)tat 8^ tote

110 «dXat oo^otc JpYavtxTJ ttg t<p Ävtt

bnb ooy<p tattO{iiv7j tsxvCtiQ, fjv

9&otv ^psoe xatovofidCetv Sts

76. 77 i^uxp^^T^ A; offenbar ist hier eine Lücke, etwa so auszufüllen:

82 verderbt? 86 vielleicht V h 91 vielleicht iv Tetr^vtov tc-

TayjjtivTj 97 vielleicht oixovojjioöaa 110 vielleicht ^vn <alx(a>

8-}) xal ^p6<RV ol tÄv ivdpAiciÄV

Digitized by

Google

die Ltüdanstadien des Arethas.

653

A x(bv fooiiiva>v iJTOt icpoaYOf^of^v JpYavtx-Jiv alt[av xal tsXeotoop-

115 7ÖV oSoav T<p ^pooe/si tijc icoii^oecoc- oSxoov a&ro(i.d- too ta tijc ivAYXijc* 068^ y*P £v ooTa>c 6&tdxTa>c icpoiget ta icapaYÖ(teva o&x sie iel a>oa6-

120 Ta>c ^ovxa, &XX' iveic^opto irdvta xal oovsx^vto xal toöto Ixelvo t6 A7]|jLoxp[too ^6(1.00 «dvta xpTjjiÄta', xaS-ÖTt xal a&tö(taTov fiotatov Jv icpaxtotc

125 akCtf ol nepl taota Ssivol if- opCCovtat. el 8' o6x S6 a&toitdtoo xdSet icpolöv 4(17]- XÄvcöc (^Äc Y^P ;)> ^^S* ^v a&TOitdtcoc 6 xöo(ioc.

130

dicoXoötievoc xijc a&to(idtoo dXö- Yoo aklac o&8^ SXXo ti]v ivd^^T^v i^[iÄC 8l8(ootv iictYtvAoxstv ^ r})v y6otv Töv Ävtcov 6äö

135 oof(p T(^ xatavaifxdCovTi o)c SpTavov TattofiivTQV 8v 8*!) S-eöv xal 8Tf]|tt- oopYbv ö e^oeß'ijc iveopiQXü)^ XoYia|tbc lyopov xal texvltTfjv to5 «avxöc

1Cp060Tp§9Cl06y.

Mosq. 00^ xaXetv i8txa(<o<3av.

oSxoov iS a&toiidtoo xa xi)c ivdYXY]c* 068^ y*P ooxa>c e&xdxxa>c icpoigsi xd ffpaxtö|i6va o&8^ del a>aa&- xö)c Sx^^*^^^ iXXavov licd^opxo (lÄv Sicavxa xal ooyx^xoxo xal -Jjv 6 jiiv xoD Anjitoxplxoo icdvxa y(pii\La':a^ xaS-öxt xal a6xö{iaxov Äoxaxov h «paxx^otc alxlav 61 «epl xaöxa 8etvol i^- oplCovxat. dXX' Sxi (liv o&x IS a&xo(idxoo, 8f}Xov SvxsöS'ev xdßet y«P ili"»]/*^*? xaxavoi^oat Sveoxt xd Y^vö(i.6va «po- lövxa xal XöY<j> xaxaXXT^X«^ -jicep Sf ^|iev Äpoßatvovxa elprjxöxec , xfjc xs a&xo(i.d?oo alxlac äXo^ov iÄoXosxat xal x^jv ivdYXTfjv o&8fe äXXo imYtvwoxetv i^jidc 6[8a)0tv ^ x9]v y6otv xöv Ävxcöv oicö aof ^ x<p xaxavaYxdCovxt xaxxo|iivTf]V 8v Sil *^^^ ^^^ ^''Jl*'^" oopYÖv 6 e&osß-Jjc XoYtajiAc ÄpooexxTJoaxo.

121 vielleicht xadt touto (in der Moskauer Fassung vielleicbt xal ^v 6fAou t6 tou AT}(Aoxp{Tou ndsra xp^^f^af«) 137 vom letzten Wort im Mosq.

lese ich sicher nur itpo . . . ^aaxo (itpoaecm^aaxo kann da auch gestanden haben)

Bei der Besprechnng dieser Schrift kann ich mich kürzer fassen, da wir den Gedankengang durch die vollständigere Fas- sang in'A kontrolieren können; ich kann es daher unterlassen, die schwierigen Stellen einzeln zu behandeln. Ich bemerke nur, daß viele Lukianscholien in A, wie der Vergleich mit anderen Handschriften zeigt, stark überarbeitet sind.

A setzt vor das Scholion das Lemma, statt dessen hat Mosq. eine Ueberschrift, die so allgemein gehalten ist, daß sie gar nichts nützt; da diese Ueberschrift noch dazu im Ausdruck Xi)pT](idxittv auf die oben (S. 649) dem Arethas abgesprochene Ueberschrift der ersten

Digitized by

664 Hugo Rabe,

Schrift Bezog nimmt , müssen wir aach diese üebersckrift dem späteren Sammler der kleinen Schriften znweisen; aach der Pla- ral XTQpT{(i.ata entspricht nicht dem Sachverhalt.

In A schließt sich an die Lnkianworte ganz ungezwungen die verwunderte Anrede an Damis , dem Lukian die Worte in den Mund legt. Der Mosq. hat nur die allgemeine Anrede iXödpte, denn sobald das Scholion vom Texte getrennt und als selbständige Abhandlung den Arethas-Schriften einverleibt wurde, war es zu allererst nicht mehr zu verstehen, wie der Name Damis hierher- kam; an Ta&ry]v und an der immer noch bleibenden allgemeinen Anrede muB sich der Redaktor nicht gestoßen haben, es läge hierin auch gar kein Anstoß , wenn nur die Lukianworte so weit ausgeschrieben wären , wie in A. Mich führen schon diese Eingangsworte zu der üeberzeugnng , daß der Mosq. nicht etwa die ursprüngliche Fassung, den Entwurf des Arethas ent- hält, der dann von ihm zu der in A vorliegenden Fassung aus- gearbeitet wäre , sondern nur einen Auszug aus dieser allein echten Fassung. Man sieht bald , wie der Excerptor verfuhr : ganze Abschnitte (Z. 23. 36. 75) ließ er einfach weg, entbehrliche Satzglieder (Z.^ 14. 49) und einzelne Worte (Z. 55. 59. 105. 106) strich er und rundete dann (mit Ausnahme von Z. 12 ; oder ist es hier Schuld der Ueberlieferung ?) das Satzgefüge wieder ab. Aber er hat auch mehrfach Ausdruck und Satzbau geändert, ohne durch das Streben nach Kürze dazu gezwungen zu sein (Z. 61 fgg. 126 fgg.)' Nur an einer Stelle hat Mosq. mehr als A, Z. 130; doch ist hierfür wie bei gelegentlichen kleinen Abweichungen (z. B. Z. 33 6|tofo6c 6|to76V^c, 53 xataXXYjXotc olxeCatc) zu be- denken, was wir im übrigen über die vielfach überarbeitete Fas- sung der A-Scholien wissen, wir sehen auch, daß mehr als einmal das A-Scholion durch Mosq. verbessert wird.

Es fehlt ein sicherer Anhalt zur Beantwortung der Frage, ob die erste Schrift ebenso wie die zweite nur ein Auszug ist; denn die vorhandenen Schwierigkeiten allein gestatten ein solches Urteil noch nicht. Für den Bearbeiter einer Ausgabe der in der Moskauer Handschrift gesammelten Abhandlungen des Arethas ergibt sich unabweisbar die Pflicht, seine Arbeit auf breitester Gnmdlage anzufassen; sorgfaltige Nachforschungen in weit ver- streuten Handschriften muß er anstellen, überhaupt der gesamten litterarischen Tätigkeit des in der philologischen Renaissance des 9./10. Jahrhunderts hochbedeutenden Mannes muß er zuvor nach-

Digitized by

Google

die Lnkiaiistadien des Arethas. 666

gehen, ehe er es wagen kann, die so notwendige Aosgabe herans- zabringen.

n.

Im Joli d. J. habe ich in London noch einmal den cod. Harl. 6694 ontersQcht; mein Hauptzweck war, die Behaaptong von Maaß nachzuprüfen (vgl. 'Ueberlieferong der Lukianscholien' S. 13), daß diese Handschrift von Baanes, dem Schreiber des cod. Paris, gr. 461, geschrieben sei, die Scholien aber von Arethas herrühren, der auch die Ränder dieses Parisinas mit Beischriften versah. Nachdem ich die für meine Scholienaosgabe notwendig gewor- dene Schloßrevision des Harleianns erledigt und mich mit dem Schriftcharakter eingehender vertraut gemacht hatte, ging ich nach Paris, um sofort die Schrift des cod. 461 zu untersuchen. Abgesehen von dem Facsimile bei Thompson, Ancient Mss. in the British Museum, Tafel 18 (Anfang des Lexiphanes), un- terstützte meine Erinnerungen eine Photographie, welche in London für mich angefertigt war; den Herren Omont in Paris und Warner in London spreche ich für die dabei liebenswürdigst gewährte Hülfe meinen verbindlichsten Dank aus. Das Ergebnis meiner Untersuchungen ist, daß Maaß recht hat. Daß Baanes den Text des Harl. geschrieben, daran kann überhaupt nicht gezweifelt werden. Die Scholien des Harl. aber stimmen mit der Handschrift derjenigen Pariser Scholien, welche von Arethas ge- schrieben sind'), in allen von mir bedachten Punkten so sehr überein, daß ich Maaß auch hierin jetzt unbedingt zustimme. Während die Baanes-Scholien des Parisinus immer den geschulten Kalligraphen verraten, dem nur die Schönheit der Schrift wichtig war, sind die Arethas - Scholien des Parisinus unregelmäßig ge- schrieben; man glaubt es an manchen Stellen noch an den flüch- tigen Schriftzügen zu merken, wie schnell die Feder des immer interessierten leidenschaftlich lebhaften Mannes über das Perga- ment dahinflog ganz wie im Harleianns. Stählin hat darauf aufmerksam gemacht, daß Arethas im Gegensatz zu Baanes sehr häufig seinen Scholien kein Yerweisungszeichen beisetzt, daß die Auswahl der Zeichen bei Arethas viel geringer ist, als bei Baanes,

1) 0. St&hliii (UntenacboDgeii über die Scholien zu Clemens Alezandrinos; Nürnberg 1897) bat über die Scheidung der beiden Hände im Parisinus klar und sicher geurteUt

Digitized by

Google

656 Hugo Habe, die LnkiansttidieB des Arethas.

und daß sie viel einfacher und weniger elegant sind; auch im Harleianas trifft das zn, ja gerade die Verweisnngszeichen des Harleianns habe ich mit Ausnahme von zwei selten verwendeten bei den Arethas-Scholien des Farisinos wiedergefunden. Nimmt man dazu das von Maaß unwidersprochen für Arethas allein in Anspruch genommene Schlußzeichen (ein Blatt, auf beiden Seiten um eine Ranke verlängert), so sind wohl die wesentlichsten Punkte besprochen, durch welche die Scholien des Harleianus der Hand des Arethas zugewiesen werden.

Digitized by

Google

Untersachungen zur Römverjasaga. L Upphaf Römveija.

Von

Bndolf Meissner.

Vorgelegt in der Sitzung am 28. November 1903 yon E. Schröder.

E. Gislason hat in seinen 1860 erschienenen 44 Pr^ver af oldnordisk sprog og literator ^) zwei Fassungen einer isländischen Bearbeitung des Sallast und des Lncan abgedruckt, die ein höheres Interesse beanspruchen darf, als ihr bisher zu Teil geworden ist. Der Versuch, einen wichtigen Abschnitt der römischen Geschichte in Sagaform darzustellen, ist an sich merkwürdig genug, die Sprachgewalt und das sichere Stilgefühl des Nordländers, der es unternommen hat, die pointierte Erzählung des Sallust und die pathetischen Verse des Lucan in ebenmäßig und ruhig hinfließende nordische Prosa umzugestalten, erregen unsre Bewunderung, aber es ist doch etwas anderes, was diese Römergeschichte vor ähn- lichen Erscheinungen der mittelalterlichen Litteratur auszeichnet: die Römer tragen nicht das ritterliche Kostüm, die ewige Stadt liegt nicht im Dämmerlichte der Romantik, es fehlt die naive Um- setzung ins mittelalterliche, der Nordländer versucht römische Geschichte mit geschichtlichem Sinne zu schreiben, die Zustände und Ereignisse aus den antiken Berichten heraus zu begreifen und als Wirklichkeit darzustellen. Man erkennt hier den Einfluß der klassischen isländischen Geschichtsschreibung, ihre klaräugige, auf strenge Wahrheit gerichtete Art. Freilich, gelungen ist dem Is- länder sein Versuch nur bis zu einem gewissen Grade; bei seiner

1) Mit anderem Titel: S^nisbiSlc Islenzkrar ttmga. Ich beaeichne das Bach mit S^n.

Digitized by

Google

658 Rudolf Meiftner,

Qnellenbenntzang darf man den Maßstab der modernen Methode nicht anlegen. Man maß immer bedenken, daß ihm für seine sprach- liche and geschichtliche Erkenntniß nar wenige and dabei nicht einwandfreie HüKsmittel za Gebote standen. Die nationale Gre- schichtslitteratar in Island war eine gate Schale für ihn, aber er steht aach anter der Einwirkang einer schlechten: er war ein Priester, erzogen in der beschränkten Bachgläabigkeit, die zwischen Wahrheit and Fabel, zwischen laatem and trüben Quellen nicht za scheiden wußte, die nicht von fern daran dachte, daß die Ver- gangenheit aas sich selbst heraas verstanden werden maß. Daß der Verfasser der Römverjasaga bisweilen and besonders dort, wo der Text des Sallast oder Lacan ihn im Stiche läßt, dem Einfloß der mittelalterlichen Tradition unterliegt, kann ihm nicht allzu streng angerechnet werden: man denke nur daran, wie lange es gedauert hat, bis die Geschichtswissenschaft den Bann der spat- antiken und mittelalterlichen Tradition zu brechen vermochte. Ueberlegt man sich, daß die Autorität des Livius für die ältere Geschichte Roms bis in die Neuzeit unangefochten bestand, so wird man es dem Isländer des 13. Jh. nicht verübeln, daß er den Unwert der damals in allgemeinem Ansehen stehenden Kompendien und Bandbücher nicht durchschaut.

Ich bereite eine handliche kommentierte Ausgabe der Saga vor, daGislason lediglich einen berichtigten Abdruck gegeben hat; vorher sind aber noch einige Fragen zu besprechen, die sich auf die Ueberlieferung der Saga und ihr Verhältniß zu den Quellen beziehen.

Folgende isländische Handschriften der R. s. sind mir bekannt geworden und von mir kollationiert:

A. AM 595, a b, 4**. Pergament, erste Hälfte des 14. Jh. Beschreibung im Katalog der Samml. I, 2, 763. Diese nur in Frag- menten erhaltne Hs. ist von Glslason a. a. 0. 253—380 unter IX abgedruckt.

B. AM 226, fol. Prachtvolle Pergamenths. vom Ende des

14. Jh. Kat. I, 1, 182. Abdruck bei Gfslason a. a. 0. 108—252 unter VIII. Die Hs. enthält die vollständige Saga. Hierzu kommen folgende von Gfslason nicht benutzte Hss. und Fragmente.

C. AM 225, fol. Pergamenths. aus der ersten Hälfte des

15. Jh.; Kat. I, 1, 181. Sie enthält die vollständige Saga.

D. AM 541, 4^ Papierhandschrift aus dem 18. Jh. Eat. I, 2, 682. Sie enthält die vollständige Saga.

E. AM 595 c, 4^ Vier Pergamentblätter des 17. Jh. , ent- haltend den Anfang der Saga. Kat. I, 2, 768.

Digitized by

Google

Untersuchungen zur Römyeijasaga. 669

F. AM 598, 4^ m, a. Ein Pergamentblatt vom Beginn des 16. Jh. Kat. I, 2, 767.

ß. AM 598, 4<^, m, ß. Ein Pergamentblatt vom Anfang des IB. Jh. Kat. I, 2, 767.

H. AM 598, 4^ IH, y. Ein Pergamentblatt des 15. Jh. Kat. I, 2, 768.

Unter diesen Hss. nimmt E eine Sonderstellung ein. Die Blätter enthalten die Geschichte des jngurthinischen Krieges nach Sallust bis 29, 4. Da A erst in der Rede des Memmius (31, 18) beginnt, kann nur B (Syn. 108—124) verglichen werden. Dabei ergiebt sich, was ich an anderem Orte ausführlich zu begründen hoffe, daß E eine von der alten Römverjasaga unabhängige neu- isländische Uebersetzung des Sallust ist. Die Möglichkeit, daß E den uns verlornen Anfang von A enthält, ist durch den Sprach- und Stilcharacter des interessanten Bruchstückes ausgeschlossen. Wir haben es hier mehr mit einer Uebersetzung im modernen Sinne zu tun. Der Uebersetzer mag eine alte Bearbeitung des Sallust gekannt haben, er beginnt wie B mit Jug. 5, aber er schließt sich dann viel enger an die lateinische Vorlage an.

Alle übrigen Hss. zerfallen in zwei E^assen, von denen eine allein durch A vertreten ist. Die Bruchstücke von A bieten uns die Saga in der ältesten erreichbaren Fassung. Durch B und die zugehörige Gefolgschaft wird uns eine ziemlich freie, stark kür- zende Bearbeitung gegeben, keine selbständige Version; das be- weisen bei einer Vergleichung der beiden von Gislason gedruckten Texte mit voller Deutlichkeit allein schon die zahlreichen gemein- samen Aenderungen und Mißverständnisse. Die litterargeschicht- liche Beurteilung der Saga aber muß sich auf die Version A gründen; F. Jönsson, Lit. Hist. 11, 2, 865 sagt, die gekürzte Bearbeitung in B sei gleichsam mehr sagamäßig; von andrem Gesichtspunkte aus betrachtet heißt das, in B ist der besondere Stil der ursprüng- lichen Römverjasaga zu Gunsten einer allgemeinen Geschmacks- richtung verwischt.

In B ist die Pluralform des Titels überliefert, die Gislason angenommen hat (Anfang: h6r hyriaz upp Römverja sggur. Schluß: ok lykr ßar Römverja sggum). Der Singular wird gebraucht in der Ueberschrift von E (Roniverja saga af Jtigurtha epter Salustio), worauf nach dem oben gesagten nicht viel zu geben ist. Wichtig aber ist, daß der Singular in der Ueberschrift des zweiten Frag- ments upphaf Römverja bezeugt wird, das im 14. Jh. aufge- schrieben ist (Sjhi. 385, 9): her hefr [annan]^) tut Römverja spgu.

1) Zu ergänzen. If L Qm. ä. Wim. HaehxieUtB. PUlolofw.kiilor. Elaiio 1906. Heft e. 47

Digitized by

Google

660 Badolf Meiftner,

Das von Eälond in denAarb. f. nord. oldkynd. og bist. 1901, 300 veröffentlichte Facsimile eines kurzen isländischen Bücherverzeich- nisses vom Anfang des 14. Jh. hat rümveria .$.; das . 8 . darf man wohl mit Kälond als saga lesen, and alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß wir es mit der nns erhaltnen Saga zu ton haben, un- zulässig ist der Plural nicht (vgl. Bretasggur), ich gebrauche den bequemeren, ebenso gut bezeugten Singular, weil er die Einheit- lichkeit der Saga kennzeichnet.

Im cod. AM 595, 4^, a b (A) steht in doppelter Fassung ein Bruchstück über die Gründung Roms. Beide Texte sind von Gf slason unter dem Titel Upphaf Bomverja abgedruckt (S^n. 381 ff.). Bruchstück I (U I) schließt sich in der Hs. auf derselben Seite unmittelbar an 354, 28 {aar kann felli, Schluß des Fragmentes D bei Gfslason) an, die Schrift beider Bruchstücke des upphaf Bom- verja setzen Gislason und Kälund in die zweite Hälfte des 14. Jh« Hinzuzufügen ist, daß jedes Bruchstück von einer besondemHand geschrieben ist. F. Jönsson (Lit. bist. U, 2, 866) nimmt an, daß U n als Einleitung zur Römverjasaga gedacht ist und von dieser nicht getrennt werden darf. Damit wäre erwiesen, daß in der Version B, die mit dem jugurthinischen Kriege beginnt, der Anfang der Saga verloren ist, und daß, wenn wir den Schluß von B als acht ansehen dürfen, die Römverjasaga ursprünglich eine Dar- stellung der römischen Geschichte von der Gründung Roms bis zum Tode des Augustus war. Sicherlich hat das der Schreiber gemeint, der das Fragment U U eintrug, denn er sagt in der Ueberschrift : hSr hefr annan lut Bomverja spgu oh segir fyrsi hversu lengi hvert riki stöd (,wie lange jede Regierungsform anhielt').

U I ist weit ausführlicher als ü U, erzählt aber die Geschichte Roms nur bis zum Tode des Romulus, während das kürzere Bruch- stück n bis zur Vertreibung der Könige und der Einsetzung der Consuln reicht. U I zitiert Teitr hinn pftmdsjüki (pfundsami) = lividus für livius, Orosius und Lucan. Sonderbar aber ist es, daß diese Citate fast überall unrichtig sind ; es lohnt sich, diese verdächtige Gelehr- samkeit näher zu prüfen. Dabei ergiebt sich die merkwürdige Tat- sache, daß U I völlig auf der Chronik des Martinus von Troppau beruht, der in dieser Partie mit der Historia miscella ^) übereinstimmt. Beweisend sind die Stellen, an denen Martinus von der Hist. misc abweicht, beweisend ist vor allem, daß in den 382, 17 und 383, 11 entsprechenden Stellen auch bei Martinus von Troppau Titus Livius dtiert wird und auch 382, 28 die Nennimg des Orosius aus der

1) = Paulas Diaconofl = Eatropios.

Digitized by

Google

üntorsachimgen zur Römyeijasaga. 661

lat. Chronik übernommen ist. Die Erwähnung des Lncan stammt freilich nicht ans Martinas von Troppan, aber grade sie wird uns die wichtigste Aufklärung über das Verhältnis von U I und U II geben.

Die Erzählung beginnt in ü I mit der Geschichte der Rhea Silvia^); während sie im Tempel einer Gottin (i mtisteri einnar gyäju) zum täglichen Dienst prächtig gekleidet sich aufhält, er- scheint ihr im Traum oder einer Vision (i draumi eda einshverri andalegri vitran) eine Gestalt, die sie für den Kriegsgott hält {at kennt ^ pötti seälft bardagagudit sem Mars heüir d Idtinu ok ver kpUum Ty). Sie bringt die Zwillinge Romulus und Remus zur Welt, die „in allen heidnischen Büchern^ als die Söhne des Mars bezeichnet werden. „Uns aber erscheint es durchaus zweifelhaft, wie es eigentlich mit dieser Geburt zugegangen ist^. Die Mutter erleidet die gesetzlich vorgeschriebene Strafe und wird lebendig begraben.

Die Hist. m. *) berichtet nichts von der Erscheinung im Tempel : quae cum sepUmo patrui anno geminos edidisset infanics , juxta legem in terra viva defossa est (I, 4). Der Nachsatz steht auch bei M v Tr und zwar in einer Form, die genauer mit dem nordischen Texte übereinstimmt (399, 34): Quorum mater propter incestum quem com- miseraty secundum leges que tunc constüute fuerant , viva sepulta. moder ßeira var sidan grafin Jcvik i jprd eptir Ipgum peira fyrir ßann Ijotlega hördom sem hon syndie drygt hafa (381, 17).

Im vorhergehenden ist die Uebereinstimmung noch schlagender :

cum virgo esset in templo dee Veste electa, et Mars cum ipsa occulte concubuisset, nati sutU duo gemdliy videlicet Romulus et Remus (399, 33).

MvTr will nur sagen, daß Rhea für den Tempeldienst der Vesta bestimmt, zur Vestalin gemacht worden war {virgo vestalis tlecta est, Hist. m. I, 4 Variante).

Als Ort der wunderbaren Erscheinung wird sonst der heilige Hain des Mars angegeben, wohin Rhea gegangen war, um Wasser für den Tempeldienst zu holen (z. fi. S. Aurelius Victor, Origo gentis Romanae). Der nordische Uebersetzer hat das in templo mißver-

1) Der Vater der Rhea SUvia heißt hei Martinas yon Troppaa (MG Script. XXn, 399, 82. 88. 43 Monitor, in ü I 381, 6 steht minutor (Gislason las mimtor) 382, 21 minitorem. Diese Schreibung schlieBt sich ziemlich eng an die Lesart mmüor bei MyTr an. Mimitor heiSt der König in John Trevisa's üebersetzimg des Polychronicon Ranolphi Higden (Scr. rer. Brit 41, Vol. 3, 41 ff.), Monitor in einer histoire de Borne (Rom. 14, 47), Molftor in der Bfmbegla 408.

2) Historia miscella reo. Eyssenhardt Berlin 1869.

47*

Dic|B|d by

GooqJ

662 Bndolf Meifiner,

standen und verlegt die Scene in den Tempel, aber anch die fol- genden Worte haben ihm eine seltsame Schwierigkeit bereitet, er leitet Veste von vestis ab und verbindet damit eleäa als ablativ, übersetzt also in templo dee Veste electa mit: i musteri einnar gydju dgjceiliga klcedd.

Eftir pat voro synir hennar Jcastadir i eitt jaräfaU eäa heUi vid strgndina drinnar Tifr. par segjae peir af einni vargynju fteddir verii hafa nokkora hrid leynilega ok drukkit hana. 381, 19. Dieser Satz stimmt wieder genau zu M v Tr: iactati sunt in rubis prope ripam Tyberis, ubi a lupa Iactati fuisse dicuntur. 399, 36. in rubis war dem Uebersetzer unverständlich, er hat sich gut zu helfen gewußt. Hist m. hat nur : parvulos iuxta ripam fluminis expositos (I, 4) , erwähnt also den Märchenzug von der Wölfin überhaupt nicht. In der Hisi m. ist die geschmacklose rationalistische Deutung durchgeführt: Laurenda, die Frau des Faustulus, der die Zwillinge zur Pflege übergeben werden, wird wegen ihres Gewerbes lupa genannt (oft pulchritudinem et rapacitatem corporis quaestuosi lupa a vicinis appel- lahatur). Die Abhängigkeit der isländischen Erzählung von MvTr zeigt sich nun darin, daß sie wie dieser neben der rationalistischen Deutung und im Widerspruch zu ihr doch noch die Kinder von einer wirklichen Wölfin säugen läßt und das durch den Hinweis auf die erhaltnen bildlichen Darstellungen und das Zeugniß des Livius (I, 4) glaubhaft zu machen sucht. Während aber M v Tr die beiden Berichte einfach aneinander stellt, sucht sie der Nord- länder zu vereinigen, indem er die Möglichkeit einführt, daß Laa- rencia sich in eine Wölfin verwandelt habe. Das tut er offenbcw in An- lehnung an den Volksglauben seiner Heimat ; so ninmit die zauberkun- dige Mutter des Siggeirr die Gestalt einer riesenhaften alten Wölfin an, um die VQlsungssöhne zu töten ( VqIs. s. Kap. 5). Der beweisende Satz, der in der Hist. m. fehlt, lautet bei MvTr (399, 39—41):

Tarnen sive predicta Laurenda Enn fyrr nefnd Laurentia kona

uxor pastoris , que Remum et Ro- Faustuli er pa Bomulum ok Bemum mulum lactavit, dicta sit lupa, sive fceddi d brjösti ser, pd efaz sumr non— quod a vera lupa Iactati fuerint spekingar i hvärt hon hafi verit skipt antique sculpture in marmoribus et l vargyvju eda eigi. enn pvi atpeir lapidibuSf que in TJrbe reperiuntur, hafa afsamri vargynju fceddirverü hoc representant et etiam Tytus pätjdpataUirfomirgreßirokpen' Livius ita scribit. tarar hvervetna d mamuirasteinuni

ok d^rum marmardhaUarveggjum vfidugra hgfdingja ok samilegra ri- tara(}.riddara). svd segir Teitr hinn ffundsjüki 382, 10.

Digitized by VjOOQiC

üntersachnngen zur Bömyeijasaga.

663

Der folgende Satz, in dem erzählt wird, daß die beiden Brüder, nachdem sie erwachsen sind, mit einer Bande von Hirten und Rän- bem den Amulius vertreiben und seinen Bruder Numitor wieder in die Herrschaft einsetzen, kommt für die Abhängigkeitsfrage nicht in Betracht , da M v Tr und Hist. m. hier ziemlich überein- stimmen. Dann kommt wieder eine entscheidende Stelle, die in der Hist. m. fehlt:

Ab hiis ergo duobus, scilicet Boniulo et Renw, de Enea Troiano descendentibuSj Borna constrtictafuU et nomen acc^it anno a destruc- tione Troie 454j sicut dicit Orosius, tempore Achas regis Inda. M v Tr 399, 43.

Af persum tveim breärum Ro- mulo et Remo var siäan Romaborg eflut eptir peira fyrirspgn oJc sJci- pan: perser voro niärstigande af eett ok afspringhi Enee Trojomanna" hertuga: pd var lidit frä nidrbroti ok audn Tröjuborgar cccc vetra ok l ok iiij dr. svd seger meistari Orosius atRömäborg vterifullkom- lega eßd dpeim tima sem Achae ko- nungr rikti d Gydingalandi. 382, 23

Nun erklärt sich leicht, warum F. Jönsson (Lit. hist. 11, 2, 866) den jüdischen König im Orosius nicht finden konnte (henvisningen er urigtig ; hos Orosius har jeg ikke kunnet finde noget tilsvarende), MvTr citiert den Orosius nur für den Zeitabstand der Gründung Roms von der Zerstörung Trojaa {anno post eversionem Trojae

CCCCXIV^) urbs Roma . . . condita est. Ovos. 11,4). Die

Gleichstellung mit der Regierung des Achaz aber entlehnt er einer andern Quelle, dem Richardus Cluniacensis (nach Weiland) *). Der nordische Uebersetzer nimmt die Autorität des Orosius für die zweite Zeitangabe in Anspruch.

Dann folgt im M v Tr ein Stück der Mirabilia Romae, das ganz roh eingeschoben ist; 400, 16 ist bei der Stadtgründung Remus schon tot; das steht mit dem vorher erzählten in Widerspruch, und 402, 28 wird Remus erst im dritten Jahr nach der Gründung der Stadt erschlagen. Der nordische Uebersetzer übergeht die ganze Beschreibung bis auf die Geschichte von der Statue, die Bomulus sich gesetzt hat; er macht ein Gemälde daraus:

1) Die Zahl &ndert MvTr nach dem Zeugms des ^EscodiosS wie Weiland bemerkt hat.

2) Diese Angabe entspricht einer allgemeinen mittelalterlichen Tradition, Augnstin, De civ. dei 18, 22. Isidor Orig. 5, 39, 17. Beda, De VI aetat. seculi ; Otto Fris. 2, 3.

Digitized

Google

664

Rudolf Meißner,

Bomulus posuü staiuam suam auream dicens: non cadet, donec virgo pariat. 400, 42.

Boniulus settigullskript i Roma- borg gjfTva eftir sjdlfum ser oh nueÜi svä: fallt ßerse Itknesicja eigi fyrr en mter hefir son fteddan. 382, 30.

Sobald im MvTr die eigentliche Erzäblung wieder einsetzt (402, 28), tritt die Uebereinstimmung der nordischen Uebersetznng mit der Vorlage wieder klar zu Tage. Hist. m. berichtet nur, daß Remus von Fabias, nach der Meinung einiger aaf Yeranlassong des Romulus, erschlagen worden sei, weil er dessen niedrige Maaer übersprungen habe (I, 7). M v Tr macht eine Zeitangabe und g^ebt als Grund den Streit um das Augurium an und zwar unter Beru- fung auf Livius (I, 6—7). Die Ansicht, daß der Brudermord durch die Verhöhnung des Mauerbaus veranlaßt wurde, ist dann außer- dem noch als vulgarior opinio erwähnt. In allen diesen Zvigen stimmt die nordische üebersetzung abgesehen von einer starken Verbreiterung der Erzählung genau zu M v Tr :

Sed anno 3. ab Urbe condita A fnäja dre eptir er Borna var

Remus occisus est rastro pasiorali {diktut oh) ^) saman seit var Remus a Fahio duce Bomulif cum con- tenderent fratres de augurio vul- turum quod uterque viderat. Nam sicut dicit Titus Livius, cum fratres gemelli essent et eiusdem etatis , quis eorum conditam urbem tanquam senior regeret, condixerunt ut per augurium detemiinaretur. Cumquepropterhoc in montemAven" finum uterque cum suis ascendisset, priori Remo dicuntur apparuisse 7 vultures; Romulo vero cum duplex numerus vulturum se ostendisset, uterque se felicius augurium habere asserebat ; Remus, propter Jioc quia prius videraty Romulus vero, quia numero ttvhim supcrahüi , dicehai se prevaluissCf et sie in sediHonem

drepenn afFabio hertuga med skjo- tum ok undarligum atburd. pvi ai hertuginn slö kann üvaranda undir kinnarbeinit med einum hjardreka- stafeda sprota med svä pungu h^ggi og slagi ai pegar fekk kann bana af perse same Fabius var her- tugi Romuli brödur hans afpeim atburd atpeir brcedrnir hgfduprteU affyrirburd galdrs ok sinnar fipl- kyngi aJt hvdrrtveggi peira skyldi hafa gjöda nokkora eda vaka medsinumseidgaldri eptir pvi sem segir Teitr enn ffundsami. svd sem peir bredr voru tviburar, sagde hann, ok medrjpfnum aldri, pd lieptutpeir um rtkisstjSrn metfmiHu forsi kvdrr hcrri fmiord eda ^jim

I) 0 deleatur. Zu mman sett, dat wie ijit. compmer« ftuch auf flebriftjitstl«ni iich boziekea köimte» hat ein gedankenloier Schreiber ds* lynonytne diktni Itjimi-

gefügt.

jQoosle

üntenacliimgen cur Römreijasflg».

666

versi, Rernus in turba oecidUur. skyldihafayfirrikifiu. ennumsiäer Vtdgarior tarnen opinio est, Remum^ medhinna stcerstu manna tillpgu oh quia navos muros contra statiUum medalg^ngu ßa sampyTctu ßeir ßat transüierat , interfedum. 400, 28 meä shr {um sider) at hvdrr sem meira 86. kynni at seiämagnan eda fjflkyngis

fyrirburd skyldi sd stjörna RS- mariki eptir ßeim hcMi sem kann Vieri fyrri ftßddr oh hinn dlri broder. oh fyrir persa sph hgfdupeir bdder homü upp i fjaUU Aventinum hvdrr med sinum mpnnum eptir pvi sem shipal var. segja svd frodar beehr Rimverja at fyrri birtiß Remo vij gjöäar af sinni fjfihyngi enn siäarr birtig Romülo tvifallig tala fyrr nefndra fugla. horfdi peim til myhlu meira sundrpyhhiss en dar; pvi at hvdrrtveggi sannade sih rihara oh meira fyrirburd hvdrr fdrum hafa: Romulus sagdi sih medr pvi sigrae hafa er hann steig yfir i sinum fyriburd med fleiri fifld fuglanna , Remus med pvi er hann sd fyrri. sidan snerie peim petta tu mihUs üfridar oh strids bardaga, oh eptir petta var Remus drepinn sem fyrr var sagt, at hverju er pat dtmennileg frdspgn oh p6 merhUeg at Remus hafi pvi verit drepinn at hann hafi nyja müra \gj^a Idtit yfirY) fram pat endimarh oh sdämäl sem shipat var müli peira brcedranna. 383, 2 384,4.

Zar Erweiterimg des Textes im nordischen bat vor allem der Umstand beigetragen, daß der üebersetzer den Sinn des angnriam nicht verstanden hat and nan viele Worte brancbt, am sich and seinen Lesern den Vorgang begreiflich za machen. Die Vermatang Gislasons, daß in der Lücke am Schlaß des Stückes gjfra Idtit zu

1) Erg&nzong Qlalasons, zu lesen ist nor noch : fm ßat endimarh.

Digitized b^

Google

666

Rudolf Meiiner,

ergänzen sei, ist gewiß richtig : sie gründet sich auf die folgenden Worte (fram pat endimark oh sättmdl n. s. w.)) die kanm einen andern Verbalbegriff zulassen. Diese Worte sind die TJebersetzung von contra statutum bei MvTr. Daß Romulus ein Verbot erlassen habe, über seine Mauern zu springen, ist eine rührend alberne Idee, für die der nordische Uebersetzer kein Verständniß hatte. Er änderte nun die ganze Stelle. Er hat bei der Schilderung des augurium die Berufung auf Livius aus seiner Vorlage übernommen, aber gewiß nicht nachgeschlagen, denn bei M v Tr und in der nor- dischen TJebersetzung ist der richtige Zug, daß Romulus auf dem Palatin, Remus auf dem Aventin nach den heilbringenden Vögeln ausschaut (Liv. I, 6) zerstört: die Brüder sind beide auf dem Aventin.

Im folgenden Kap. der TJebersetzung stimmt 384, 9 21 wört- lich überein mit 385, 20 386, 4 aus TJ. 11. Das hat auch Gfslason schon gesehen, denn er ergänzt die Lücken in TJ I aus TJ II. Wir kommen hier zur entscheidenden Frage nach dem Abhängigkeits- verhältniß zwischen beiden Stücken. Aus M v Tr, dem der Ueber- setzer bis hierher abgesehen von dem beschreibenden Stück aus den Mir. Rom. Satz für Satz gefolgt ist , stammt TJ I 384, 9 21 nicht ; denn M v Tr sagt nichts über die Einteilung des Jahrs durch Romains, nichts von den goldnen Senatorennamen auf den Erztafeln. Das Verhältniß zwischen TJ I und TJ II wird klar , wenn v^ir die Sätze untersuchen, die in beiden dem ausgehobnen Stück voraus- gehen und nachfolgen. TJ 11 beginnt überhaupt erst kurz vorher: U. I. u n.

LuJcanus nefner i sinni fräspgn Her hefr \annan] lut Bömverja-

möitur fyrr nefndra brceära lliam sggu ok segir fyrst hversu lengi hvert

er her er aar nefnd Bea, Bomulus kallaäe siäan horghia af sinu nafni Roma eptir drdp brödur sins, 384, 6-9.

riki stöä: Romulus ok Remus voro tveir konungar a Itfdia landi ok er svd sagt ad peir vceri synir Martis er Römverjar kplludu orrostugud en ver kpllum Ty, en mödir peira hei Ilia ok var konungs dottir af lang- fedgum komin frd Eneam mägi Priami konungs 6r Tröjohorg, peir hrcedr pjprdu Römdborg, en pd er borgin var gj^y pd vüdi hvdriveggi peira gefa nafn borginni af sinu nafni, ok gjgräig paäan af svd mikiä misscetti peira ad hertogi $d er Fabius het drap Remum med

Digitized by

Google

üntenachtuigeii zur Bömyeijasaga. 667

sampylcU Bamuli Itonwngs. eptir pat gafhann nafn borginni af sinu nafni oh kdUaäi RomtUeam ^). 386, 9—20.

Nun folgt in beiden Bruchstücken in wörtlicher Uebereinstim- mung der Bericht über die von Romulus getroffnen Einrichtungen, die Einteilung des Jahres und die Bildung des Senats. U 11 fahrt dann fort: epHr päd er Bomulm feil frdy reäu Jconungar fyrir HMnu hverr eptir annan [langa hriä] par Hl er sd konungr varä yfir Romariki er Tarquinius enn drambläti het (386, 4). In U I folgt : Lukanus greinir eigi hversu at barst um lifldt Romuli p6 finnst svd ritat i bökum rom- verskum u. s. w. (384, 22), und nun schildert der Uebersetzer den Tod des Romulus.

Die Erwähnung des Lucan in U I ist an beiden Stellen höchst aufiPallend: niemand, der die Pharsalia wirklich gelesen hat, kann es beachtenswert finden, daß der Dichter nichts über den Tod des Romulus sagt *), oder kann die Behauptung aufstellen, daß die Rea bei Lucan Dia") heiße. Der Verfasser kennt den Lucan ebenso wenig wie den Orosius und den 'scheelsüchtigen Teitr'. Die Lösung des Rätsels ergiebt sich meines Erachtens einfach aus den Sätzen, die in U n dem Stück, das beiden Texten gemeinsam ist, voraus- gehen und folgen. In der Einleitung von U II heißt die Mutter der Zwillingsbrüder Ilia, und U 11 erzählt wirklich nicht, wie es mit dem Tode des Romulus zugegangen ist. Der Verfasser von UI folgt hier also der isländischen Erzählung, die in U II vorliegt; ihm, dem wir schon vorher dreimal ein schwindelhaftes Citat nachgewiesen haben, ist es sicherlich zuzu- trauen, daß er hier um des gelehrten Eindruckes willen den rö- mischen Dichter an die Stelle seines isländischen Landsmannes vorschiebt*), der den Lucan übersetzt hatte: denn das müssen wir natürlich bei unsrer Erklärung voraussetzen, was F. Jönsson (Lit. bist, n, 2, 866) nach dem allgemeinen Eindruck von U 11 ver- mutete, daß dieses Stück die Einleitung zur Römverjasaga war, mindestens in der Hs., die der Verf. von U I benützt.

1) Woher ü n diesen Namen hat, kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist er aus dem dichterischen Gehranch des adj. (urbs Bomulea) entstanden.

2) Genau genommen ist diese in U I ausgesprochne Meinung falsch ; denn Luc. I, 197 steht: capti seereta Quirini,

8) In derffist. m. (1,4) steht: Bhea quae et Ilia dicta est; MvTr hat Bhea. Man sieht auch hieraus, daB der Verf. von U I die hist. m. nicht benutzt hat.

4) So citiert Brunet Latin den Sallust, schreibt aber in Wirklichkeit die Faits des Romains aus. Roman. 14, 24.

Digitized by

Google

668

Badolf MeiBner,

Der Verf. von ü I ergänzt non die Lacke, die ihm in der Erzahlang seiner Vorlage anfßel, und berichtet von dem Tod des Bomnlos. Seine Quelle ist hier wieder M v Tr and nicht die Hist. OL, die lebhaft aasgemalte Schilderang des Unwetters ist offenbar darch die Worte des MvTr veranlaßt:

Hist. m. I, 7. Bomtdus vero cum septimo kailendcts Au- gusti apudpaludem Ca- preae fultnine ictus nusquam cotnparuisset

MvTr 402,39.

Post hec Bomidus c^ud paiudem Capree, tempesiaie magna oria ei tonitruis^ eircumdatus nube nusquam eompa- ruit.

U I (384, 23). finnst svä rüai i hohum romverskum at tinn Üma svd sem Bo- nmlus vor staddr viä eina myri hjd bargpeiri er Kapua het d Idtinu enn Norämenn kaUa Käpubarg ehH er her gäü hversu fjfl- mennr kann vor par pd vard sd aümrir ai lopi rugladie med 6 da siormiokgjpr- d%M myrhr mikit umhverfis kann: taka skyin sjdlf at skakae med eU dingum ok hnedi- ligum reidarpru- mum af vedranna samkvdmu. ok i persum enum \frd- spgulega\ myrkva ok ögurlegri sk^- jaferd pdsegus Kann horfit hafa ok aJdrei birg kafa sldan enn pat kann eingigl^ggli- ga at skrifa hvai af konum mun vordü hafa.

Der üebersetzer hat, wie man sieht, die "Worte apud paiudem Capree mißverstanden. Mit der Nachricht, daß Romalas den Gittern zagerechnet sei, bricht ü I ab.

Die Erzahlang von der Grandang Roms ist in ü 11 ganz karz and aaf das notwendigste beschränkt, die sagenhaften Ele-

Digitized by

Google

Unterracliiingeii zar BömreiJMaga. 669

mente nnr angedeutet ; die wunderbaren Ereignisse beim Tode des ersten römischen Königs sind überhaupt nicht erwähnt. Hier setzte der Bearbeiter, der im übrigen den Text von ü II einfach über- nahm, ein: er gab eine ausführliche Schilderung, wie Romulus im Donnersturm zu den Göttern entrückt wurde, und als Einleitung zu seiner isländischen Vorlage die wunderbare Geschichte von der Geburt der Zwillingsbrüder, ihrer Aussetzung, der hülfreichen Wölfin, der Erziehung der Königssöhne im Hause des Faustulus, der Ver- treibung des Amulius, dem Zwist der Brüder und dem Tode des Remus. Ein Gelehrter war es nicht, der diese Geschichte von der Gründung Roms compilierte, seine Kenntniß der lateinischen Sprache ist dürftig und schützt ihn nicht vor den wunderlichsten Mißverständnissen. Er übersetzt flüchtig ; so weist er 382, 22 (epHr ßvi sem fyrr var ritat) zurück auf die Vertreibung des Nu- mitor durch Amulius, die er nur aus seiner Vorlage kennt, in seiner üebersetzung aber übergangen hat. Die Neigung zum wunder- baren und übernatürlichen, die ihn veranlaßte, seine isländische Vorlage zu erweitem, zeigt sich auch in den Aenderungen, die er bei der üebersetzung des lateinischen Textes vornahm. Laurencia wird zur trollkonaj die in Wolfsgestalt umherschweift, das au- gurium, dessen Sinn er gewiß nicht verstand, faßt er als Zauber- werk auf; Romulus und Remus sind ihm zwei Hexenmeister, zwei galdramenfiy die in ihrer Kunst mit einander wetteifern. Das sind Kennzeichen eines Geschmacks, der durch den in den Norden ein- dringenden romantischen Erzählungsstil schon gründlich verdorben ist. Wir dürfen das Stück dem 14. Jh. zuweisen. Die Sprache bietet nichts, was besonders characteristisch wäre , abgesehen von dem Fremdwort forgi (force) 383, 14.

In ü II ist die Erzählung stark zusammengedrängt: Romulus und Remus sind zwei Könige in Italien, ihr Vater soll Mars ge- wesen sein, ihre Mutter heißt Dia, sie ist eine Königstochter aus dem G^schlechte des Aeneas. Die beiden Brüder gründen Rom und geraten in Streit über die Namengebung, Remus wird von Fabius getötet. Daß der Streit der Brüder wegen des Namens der neuen Stadt entstand (ebenso Rünbegla 408), findet sich in der lat. Quelle, die U I benutzt hat, nicht. Die Nachricht stammt aus Liv. Ij 6: gut namen novae urln daret^ qui conditam imperio re- gerd. Vgl. : quidam vero dicuntj hanc fuisse causam interfectianis eius^ quod candita civitate conienderint, ex euiu8 nomine vocaretur. Ekke- härdi chron. univ. (MG Script. 6, 50, 30). Dagegen wird bei Livius Fabius nicht genannt. Ueber die Regierung des Romulus berichtet ü n nur, daß er die erste Jahreseinteilung gemacht und den Senat

Digitized by

Google

670 Badolf Meiiner,

eingesetzt habe. Romulas teilte das Jahr in IX (lies X) Monate und nannte den ersten Monat Martins nach seinem Vater ^), en littu siäarr var skipt i XII mdnaäi *) sem er er haldiä (385, 23). In der Hist. m. ist es Noma Pompilios, der das Jahr von 10 Mo- naten einführt (I, 8).

Die mittelalterliche Tradition hat die Sache so geordnet, daß Romalas das Jahr von 10 Monaten einsetzt and Nama 2 Monate hinzafugt : quidam vero dicunt , quod pritis sub Romulo decem menses habuerü anntts et iste duos^ id est Januarium et Febmarium, adiecerit. Ekkehardas, chron. aniv. MGScr. 6, 51, 35, Numa Pompilius duo menses addidit Januarium et Febmarium^ quum ante hoc decem tantum menses apud Romanos fuissent. Hieronymas, p. 83 Schoene. Daß Romalas die Namen der Senatoren aaf Erztafeln verzeichnet haben soll, beraht auf der spätantiken Deatang des Namens patres con- seriptu Bei Isidor sind es goldne Tafeln: patres conscripti quia dum Romulus decem curias senatorum elegisset^ nomxna eorum prae- sente populo in icindas aureas contulit, atque inde patres conscripti vocati. Orig. 9, 4, 11.

U II berichtet weiter ganz knrz, daß nach dem Tode des Ro- malas Könige in Rom, einer nach dem andern geherrscht hätten and geht dann sofort znr Vertreibang des Tarqainias Saperbas über. Lacretia ist die Gemahlin des Bratas. Während Brntas von der Stadt abwesend ist, dringt Tarqainias oder nach anderen, das werde verschieden erzählt, sein Sohn Arnns in das Haas des Bratas ein and vergewaltigt die Lacretia. Am Morgen daranf raft die Fraa alle Senatoren za sich d mdlstefnu, erzählt ihre Schmach, fordert die Römer aof, sie am Könige za rächen and ersticht sich mit dem Schwert ihres Gatten , das sie anter ihrem Mantel verborgen hatte. Tarqainias wird aas der Stadt ver- trieben , Bratas der erste Consal zieht gegen ihn zn Felde , tötet ihn and verheert sein Reich. Der Senat decretiert, es solle keiner mehr in der Stadt den Königsnamen tragen ; zwei Männer sollten an der Spitze des Staates stehen, die Consaln genannt werden {en ver p^äum päd r<eäismenn 386, 27), and zwar immer nar für ein Jahr. Damit bricht U 11 ab.

F. Jönsson (Lit. hist. 11, 2, 866) sagt, der Schlnß von U 11 stamme aas Lacan; diese Bemerkang kann nar auf einem Ver- sehen berahen. Aaf den ersten Blick fallen einige Abweichangen

1) MarHus appellaius propter Mortem Bomanae genUs audorem anm

iniHum mensis est Martius. Isidor. Orig. 5, 33, 6.

2) Das Jahr von 12 Monaten ist bei Livins (I, 19) eine Schöpfiing des Noma Pompilins. DaS vorher eine andre Einleitung bestanden habe, sagt er nicht.

Digitized by

Google

üntersachuDgen zur Hömverjasaga. 671

von der allgemeinen Ueberlieferung auf: U II macht die Lncretia zur Gemahlin des Bratos and läßt diesen während der Tat von der Stadt abwesend sein. Das Verbrechen an der Lncretia wird nach U II von einigen dem Tarqoinins d. h. dem Könige selbst, von andern seinem Sohne Aruns zugewiesen. Hier ist uns ein Anhalt gegeben, die Quelle von U 11 zu bestimmen, denn der Irr- tum erklärt sich aus der Fassung des Berichtes in der Eist. misc. (Eutropius): cum filius eins et ipse Tarquinias iunior nocte ar- maius nobilissimam Lucretiam Lucrdii Tricipitini filiam Collatini uxo- rem per vim stuprasset. I, 13. Bei Eutrop fehlen die Worte per vim {aä üvilja hennar berliga) und nocte armatus {of pott). Der Is- länder muß filius eins und et ipse Tarquinius als zwei verschiedne Personen aufgefaßt haben, etwa wie der Schreiber, der im Eutrop stuprasset in stuprassent verwandelte (MG auct. antiquiss. II, 14). Den Tarquinius iunior sah er für den König an, indem er dabei vielleicht an den Tarquinius Priscus dachte. Den Sohn hielt er für den im folgenden (Hist. misc. I, 14) erwähnten Aruns und das et verbesserte er in aut. Lncretia ruft am Morgen nicht nur ihre Verwandten und Freunde, sondern alle Senatoren zur Beratung, sie tötet sich in einer feierlichen Versammlung (dö par pegar d pinginu) mit dem Schwert ihres Gatten. Davon, daß Tarquinius Superbus von Rom abwesend ist und von dem römischen Heer vor Ardea verlassen wird, daß er bei seiner Rückkehr die Tore Roms verschlossen findet und nun mit seiner Familie in die Verbannung geht, weiß TJ II nichts. Es ist nur gesagt: en Tar- quinius konungr var oh skjött rekinn 6r borginni. Es wird also angedeutet, daß er vorher in der Stadt war. In dem Kriege der Römer gegen Tarquinius wird dieser von Brutus getötet (386, 22), während nach der Ueberlieferung Brutus und Aruns im Zwei- kampfe fallen. Der Satz redu senatores ok settu pau Igg eingi madr skyldi bera konungsnafniborginni (386, 23) erinnert an Liv. 11, 1: {Brutus populum) iureiurando adegit neminem Eomae passuros regnare. U I und ü II haben, wie man sieht, ein sehr verschiednes Verhältniß zu den historischen Quellen. II I folgt in den selb- ständigen Teilen Satz für Satz der Vorlage. Für U 11 ist ein solcher enger Anschluß an eine Vorlage überhaupt nicht nach- weisbar. Die Grundlage der Erzählung ist die übliche Tradition, etwa wie sie im erweiterten Breviarium des Eutrop gegeben war. Dafür spricht abgesehen von der Lucretiastelle die Erwähnung des Fabius, der den Remus erschlagen haben soll. Aber der Verfasser von U II zeigt eine große Freiheit in der Benutzung der Tradition. Wie in der alten Ueberschrift angedeutet ist {segir fyrst hversu

Digitized by

Google

672 BadolfMeifiner, üntersuchangen zur Römveijasaga.

lefigi hvert riki stod), kam es ihm daraaf an darzastellen , wie das Königtum eingerichtet wurde, wie lange es bestand, auf welche "Weise es unterging und durch welche Staatseinrichtungen es ab- gelöst wurde. Freilich fehlt in unserem Bruchstück eine chrono- logische Notiz über die Dauer des Königtums (Eist. misc. I, 13), aber sie kann ebenso gut am Beginn der republicanischen Periode gestanden haben ^). Seinem Vorsatz entsprechend geht der Verfasser von U n über die märchenhafte Stadtgründungsgeschichte g^anz kurz hinweg und zu den zwei von Romulus geschaffenen Einrich- tungen über. Die getroffne Auswahl, Bildung eines höchsten Staats- rats und Einteilung des Jahrs kann nicht befremden, wenn man an die isländische Ipgretla und die Bedeutung denkt, die das Ka- lenderwesen in der isländischen Verfassungsgeschichte gehabt hat (Ari, Isl. b. Kap. 4). Vom ersten römischen Könige schreitet die Erzählung mit wenigen überleitenden "Worten gleich zum letzten fort. Die Abweichungen in der Geschichte der Lucretia machen den Eindruck, als wenn der Verfasser von U 11 aus dem Ge- dächtniß, ohne sich selbst zu kontrollieren, diesen Abschnitt nieder- geschrieben habe. Deshalb kann doch an der oben besprochnen Stelle die Aenderung auf einem Mißverständniß des lateinischen Textes beruhen. Aber die Ausschaltung des Tarquinius CoUatinus aus dem Zusammenhang der Ereignisse, der Gedanke, Brutus selbst, den Protagonisten bei der Vertreibung des Königs, zum Gatten des Lucretia zu machen und so ein starkes, menschliches Motiv für seinen Haß gegen Tarquinius Superbus zu schaffen diese merkwürdige Abweichung von der überlieferten Geschichte erklärt sich nicht aus einem Mißverständniß, sie kann nur auf einer mehr oder minder bewußten Umbildung beruhen.

Die Untersuchung hat ergeben, daß U II, eine kurze, mit einer gewissen Selbständigkeit und Freiheit abgefaßte Darstellung der ältesten Geschichte Roms , die Vorlage von U I ist. U I erweitert die Erzählung in der Richtung des wunderbaren und übernatürlichen. Die einzige Quelle für alle seine Zusätze ist die Chronik des Martinus von Troppau, die Citate aus Orosius, Livius, Lucan sind Schwindel. U II bildete in der Vorlage, die U I be- nutzte, die Einleitung zur Uebersetzung des Sallust und Lucan; die Römverjasaga, die der Verfasser von UI vor sich hatte, begann also mit der Gründung Roms.

1) Vielleicht stand in der Lücke Ton 386, 6 , wo Qfslason longa hrid Yor- mntet, eine Zeitangabe.

Digitized by

Google

Menanders Eolax.

VOD

Friedrich Leo.

Vorgelegt in der Sitzung vom 28. Noyember 1903.

Die im 3. Bande der Oxyrhynchns papyri (S. 17—26) von Grenfell and Hant pablicirten neaen Bruchstücke des KöXa^ haben zunächst die Erwartung enttäuscht. Die Bemerkungen der Her- ausgeber zeigen, wie wenig sich unmittelbar für den Zusammen- hang des Stückes, für ein deutliches Bild der Handlung ergibt. Aber wir dürfen nicht ohne viele Versuche die Hoffnung aufgeben, die die erste Nachricht des Fundes erweckte, über eine berühmte Komödie Menanders und zugleich über die Composition des teren- zischen Eunuchus Aufklärung zu erhalten.

Es sind drei Columnen vorhanden, von deren zweiter und dritter die Herausgeber das Facsimile geben. Die erste und zweite hängen zusammen und sind Zeile für Zeile erhalten : je 34 Zeilen, in I ein freier Zeilenraum zwischen V. 13 und 14; aber von I fehlt die linke Hälfte ganz, in II sind die ersten 8 Verse stark verstümmelt. Die folgenden 3 sind es auch, aber diese hat Stobaeus mit dem Titel bewahrt und dadurch den Herausgebern die Handhabe gegeben, das Ganze als einen Rest des KöXai zu erkennen. Von III sind nur 23 Zeilen erhalten, der Anfang ist ver- loren und damit der Zusammenhang mit U ; denn dass diese beiden Columnen zusammengehören, legen die Herausgeber dar. Der vorhandene Rest von UI ist das besterhaltene Stück ; es empfiehlt sich mit diesem zu beginnen.

Wenn die drei Columnen vollständig wären, so hätten wir die Exposition des Stückes ; denn dass I gleich nach dem Anfang einsetzt, ist unverkennbar. So müssen wir erwarten, dass uns

Digitized by

Google

674 Friedrich Leo,

Col. III in eine Scene einfährt, die noch zur Vorbereitung der eigentlichen Handlang dient.

Das Erhaltene beginnt:

öavtov

Srfi xJQbg ßiav fie 80

T . . . nsi&c . x®9^^^^?

li[£]raxs^if£ff [i\riQovg . . 6tQaT[ianag

ot)[5 x]aQa(pvXdi6&' xatdsg^), ixtgißo

fJTOL Äo^' oitog rj 6{> niöxBvd'slg X[6yoig

{mevavlx^lov xb iirfilv &v xost [xoetv 85

dö^cc^ ixsig xbv &vd(f äipvXctxtoVj e

t&v XQoxxofAivioVj xi^g oixiag * ox[av dh 6i>

ßovX^j dioixTjd^öexai Xomd 6oi. Die mitgetheilten Ergänzungen rühren von den Herausgebern her. V. 82, offenbar einen Nachsatz einleitend, bringt Licht in den Zusammenhang:

li[£]xaxiiii;£&' [i]x£(fovg l6v]6XQCcx[i(oxag öadBoca^

ov[g x]aQaq>vk(il^£i, ' JtatÖBgj ixtQißo[C^Bff &v. *) Der 6xQ€cxi6xrig wird einen Haufen Kameraden in sein Hans holen; die auf der Bühne Gegenwärtigen wären ruiniert, wenn das geschähe. Es folgt der Vorschlag, auf den die Rede hinaus- läuft, V. 84 88, von Grenfell und Hunt ergänzt; nur V. 86, wo sie i[xxoxov schreiben, ist eher die Beziehung auf den Handelnden zu erwarten:

ix^ig xbv &vdQ^ afpvXaxtov, i[icixQonog

x&v nQOTXoiiivfoVj x^g oixiccg. Das Asyndeton, mit dem V. 84 einsetzt, verliert vielleicht seine Härte, wenn man annimmt, dass die Rede mit einer Wen- dung begann wie it(dd£gj xC noovyiBv] Wer aber ist der Redende, wer die xatd£g V. 83? Man kann darauf nur antworten, dass

1) Beide Interpunktionen (hochgesetzte Punkte) in der Handschrifi. Ebenso y. 86 aö£a(* und &ipvlaxxov' 87 ol%£ttg' 89 9afrcp(^- 91 yiCxmf 94 itn^Uitw' und ^ij- 97 toOtov 99 ihov 101 dindüOfLai* und f{«- Der Personenwechsel Y. 89 durch sva^ypaqpo« bezeichnet, ebenso Y. 44. 63. 66. 67 (53 s. u.), sonst durch ^vo cxiyiud^ durch beides Y. 88. 45. 65.

2) Für die typische Yerwendung von M^ciux führe ich nur die dMtwi xoig kiffois ixicitioi aus Aristophanes' üslaQyoi und die (utyHQOi dMt%a aus Anti- phanes' X(fvc£g an. Grenfell und Hunt schreiben: (i[(]tan$*ii^i^ [i]ff^ovg [dii]

Digitized by

Google

Menanders Kokz. 67&

zwei männliche Personen angeredet werden und dass nätdeg weder die Söhne noch die Sklaven bedeutet, sondern die vertrauliche Anrede eines Aelteren oder mit Autorität Auftretenden an zwei mit ihm durch das gleiche Interesse dem ^TQaTidntig gegenüber Verbundene und Vertraute. Denn der eine der beiden Angeredeten ist der Kuppler, wie seine Antwort zeigt ^).

Dieser Antwort müssen wir uns zuwenden ehe wir über V. 79—81 etwas zu ermitteln suchen. Die ersten Worte sind leider unwiederbringlich verloren*); im übrigen haben Grenfell und Hunt die beiden ersten Verse glücklich hergestellt, nur dass mir am Schlüsse ßiavj nicht ßiov durch den Zusammenhang erfordert zu sein scheint:

. ovd, ....'&.. fig (pavsQÖg * oi Xsi^iioi^ [ßiav

^XOv[T]eff iv x[atg] %bq61v^ &kko d* iybdl Sv] 90

Das Folgende zeigt wovon die Rede ist:

üvBtff 6 yaÄoM/- ikX iäv^ af(J^^, 6ff[ov 91

HQÖöei^iv i|i{x[o]vO'* haCqovg %aQaXaß[mv^

[8tf]ot;[5] X>8v66Bvg fiMsv slg TQoCav i%(o[v^

ßo&v innkätv' * &v ös fii), fnxaxiyia^

[8ff i^ipf srj^inr^axa^ %Xiov i%ovxi %Qv0lo[v '*) 95

&vBtx(a b ysixmv 'gesetzt der Nachbar kauft sie'; aber Venu er es merkt ^ : das ist ein Anderer, einer der kein Geld hat um zu kaufen, aber mit seinen Freunden konmit und den Verkäufer bedroht: Venn ich dich nicht, du Schurke, der du dem reichen Liebhaber mein Mädchen verkauft bast * hier brach die Rede ab (denn im Folgenden ist keine Fortsetzung des Satzes unterzu- bringen), der Hörer soU ergänzen: ixoXd^tOj ixoXoi^'qv.

Also der vorige Sprecher hat dem Kuppler gerathen, das Mädchen dem reichen Liebhaber zu verkaufen ; der Kuppler findet das bedenklich, weil der Andere, der nichts zu geben hat, Gewalt

1) üebrigens ist die Lesnog naidBs sehr angewiss. Nach dem Facsimüe ist nur das A ganz sicher und z. B. %dvtig nicht onmögUch.

2) Vor (pavi(f6g vielleicht ein Wort wie nor^v^g. Zn Anfang %]o4i d- Grenfell und Htint; aber da sind der Möglichkeiten zu viele und ich sehe keine, die weiter hülfe.

3) Ein sicheres Beispiel für lasr mit ö, vgl 0. Hermann op. lY 878, Meineke com. HI 276.

4) Ich folge den Heraosgebem, nur dass sie v. 91 Zf^[ag ond 96 [if^iiv %]inQ€titag schreiben (für den Baum scheint hg if^i^v etwas zu viel, ^i{fr etwas zu wenig zu sein) und t. 94 so interpnngieren: ßoAv &nnU^ ^&p tft f»i{.'

KfL 0«i. d. Wia«. NaebriektM. PUlolof.-hiftor. KImm 1908. Htfl S. 48

Digitized by

Google

g76 Friedrich Leo.

brauchen wird. Er ist aber überhaupt im Zweifel, ob es sein Vor- theilist, das Mädchen jetzt zu verkaufen; denn so geht es weiter:

ti , da nmk&] fiä toi>g dmdsxa [d's]qyigy

ff . vo . diä toinov' tjviakaiißavey

f dixa tQStg iiväg ixdötijg fitiigag

l^ivov * didoixa d* oOtm Kan^ßdvBiv

Aov yäQ &Qitd6ovff Stocv x^rii 100

diTcdöoiiaij XQiy^aff c|gi, fufpir

*Aber will ich denn das Mädchen verkaufen? nein, ich will es nicht, nicht um dieses (Gewaltthätigen) willen'. Der vorige Sprecher hatte also seinen Rath eben mit Rücksicht darauf gegeben, dass der Kuppler, wenn er dem Reichen das Mädchen verkaufte, vor dem Armen sicher sein würde. Dass dieser Erfolg nicht zu erwarten sei, hat der Kuppler eben ausgemalt; nun sagt er, dass er sich überhaupt durch jenen Liebhaber nicht zwingen lassen wolle, etwas gegen seinen Vortheil zu thun:

[xC d* ; 'I(fdfi]i[a]da nmk&] iiä to'ög dmdexa [^6]oiigj

[oi d^iXo]^[6]vy o[ö] diä xoircov^). Es folgt eine Corruptel. Grenfell und Hunt schreiben ^ lU* iXdiißaveVf bemerken aber dass der letzte unsichere Buchstabe * sein kann. Danach leuchtet ein, dass nur vi. statt fii geschrieben ist. Der Sinn des folgenden Verses ist hiermit gegeben. diTca XQBtg ^ivag zu verbinden würde sprachlich vielleicht möglich sein '), aber sachlich ganz unmöglich. Denn der Preis für eine Hetäre beträgt bei Plautus 20, 30 oder 40 Minen, womit die Rede gegen Neaera § 29 stimmt (30 Minen ^); dass eine Hetäre ihrem Besitzer täglich 13 Minen einbrächte, wäre ungeheuerlich. Diabolus in der Asinaria gibt für ein Jahr ausschliesslichen Besitzes 20 Minen (v. 752); der Offizier Cleomachus hat freilich der Bacchis viel mehr gegeben: er verlangt 200 Philippi zurück, das sind 40 Minen (v. B90. 706), die V. 1097 als schon geleistete Zahlung für einen nicht näher be- stimmbaren Theil des Jahres bezeichnet werden. Das ist also ausserordentlich viel; aber 13 Minen täglich wären das 119 fache*). Damit ist die Ergänzung gesichert:

1) Dass im Anfang der Name des Mädchens steht (ich setze einen heliebigen), haben Grenfell and Hunt erkannt. In der zweiten ZeUe schreiben sie [daror^]- fi[e]yo[9], an meinem Versuch ist nur die Negation sicher, ;der Plural nicht ganz unbedenklich.

2) Vgl. Meisterhans Gramm, der ati Inschr.* 169 ff. 8) Vgl. Böckh Staatsh. I 99.

4) Lukian dial. meretr. 16, 2 ^ K^dXri ^ oJjtMU d^ tdlavt« »Miea^a^

Digitized by

Google

Menandefs Kol&x. 677

[Söov <yö%]l ddxocj tQBtg iiväg iTcdötrig iifkiQag^

[%tiQä Tot)] ^ivov. Drei Minen täglich sind monatlich IV« Talente: 10 Hetären, jede zu 60 Minen gerechnet und zu 36 vom Hundert verzinst, würden jährlich 3 Talente einbringen*).

Aber der Kuppler findet ein Bedenken, das ihn doch, wie es scheint, bestimmen wird das Mädchen dem ^ivog zu verkaufen. 'Es ist mir ängstlich, auf diese Weise das viele Geld ferner einzu- nehmen : denn wenn der junge Mann sie entführen sollte, so könnte ich ihn nicht mit Gewalt zurückweisen, ich müsste processieren : didoixa S* oikm Xafißivsiv

tb Xoixb]v' oi yäQ &Qjtd6ovff, Zxav föxt^if

%aQi%BlV ÖBI^ÖBl ]*)

So gibt sich der Kuppler in den Adelphoe zufrieden (v. 248): utut haec sunt acta, potias quam Utes sequar, meum mihi reddatur Bcdtem quanti empiast, nachdem der Jüngling ihm das Mädchen mit Gewalt entführt hat"). Eines kann man hier gleich mit einiger Bestimmtheit hinzudenken: der Kuppler scheut den Proceß, weil es ihm dann übel ergehen wird. Denn er ist schwerlich im rechtmässigen Besitz des Mädchens, um dessen ivayvAgiöig es sich im Verlauf des Stückes gehandelt haben wird.

Wenn wir nun auf den Anfang der Columne zurticksehn, so ist die Beziehung der Worte 5r[t x]Qbg ßiav fi«— klar. Der Sprechende räth dem Kuppler, das Mädchen dem reichen Liebhaber zu verkaufen und dem armen zu sagen, dass er es gezwungen ge- than habe. Vorher war, wie das Scholion am Schluss der Co-

si ßovXitai. lUpog ^tftir a^y, hiel f»^ id£Sov datiultiaBP ^wovta. Hier

ist keine Zeitgrenze angegeben.

1) [nuQu xo^l iivov die Herausgeber. Vgl. v. 10 des Tischendorfschen Fragments adesp. 105 K. &n6%oit69 i^h noQvoßoax^ d6ds%a tijg iifiigag dQuxficcg SiSioai: das ist ein Fünfandzwanzigstel von 3 Minen. Die oben angestellte Be- rechnung soll natürlich nur die Sache ungefähr veranschaulichen; daB man in diesen Dingen nicht nach Normen rechnen kann, ist ohnehin klar.

2) Die Ergänzungen sind unsicher und darauf gegründet, dass man nicht kfunacovxi dindcoiun (etwa &n^ iitoü yccQ &ifnd0op^\ ^aif t^y^ a^bg dindcoiuu) yerbinden darf (Lobeck zum Aias 802).

3) Aus den SvvanoditiaxovtBg des Diphüos : in graeea (tduleseens est, gui lemmi eripit meretricew^ in prima fabula. Auch an den Battaros des Herodas mag erinnert werden, und an Lukians 15. Hetärendialog.

48*

Digitized by

Google

678 Prlödrich Leo,

lumne ^) zeigt, der berühmte Pankratiast und Faastkämpfer Asiy- anax erwähnt worden ; wohl in einem Zusammenhang wie dieser : ^sage, äev^ivog sei stärker als Astj^anax und habe dich gezwungen'. Dann folgt der Vordersatz des mit lutaxdiiifstai beginnenden Nachsatzes ; also etwa so : 'du wirst ihn leicht überreden,

8r[i x]Qbg ßiav iiB[^fjxag' bI dl thv iivov 80

[ßkitl;]€ig^) t[i] xa>Qii6€(,g [r' ivavtiov Xöyotgy liBtaxinifB^^ hiQOvg övötgauAtag dAdsna, ot)? xaQuqyuXdisi' xatdsgj ixtQißoiii$ff &v.

Für die Handlung ergibt diese Kolumne folgendes : der reiche livog (mit Namen Bias, wie wir durch Plutarch wissen, der Thraso des Terenz) überschüttet mit seinem Gklde ein Mädchen, das einem Kuppler, seinem Nachbarn, gehört. Das Mädchen hat aber einen armen Liebhaber, der keineswegs gesonnen ist, es dem Nebenbuhler zu überlassen. Der Kuppler, um sich vor den Ge- waltstreichen des Jünglings zu schützen, denkt daran, das Mädchen dem miles, wie dieser es wünscht, zu verkaufen. Der Kuppler und seine beiden Genossen, die wir nicht näher bezeichnen können, verkehren im Hause des miles und gedenken ihn weiter auszu- beuten. Dass einer der beiden der Parasit sei, ist nicht wahr- scheinlich, da wir uns dessen erstes Auftreten wie im Eunuchoa zu denken haben').

Nun tritt uns in der zweiten Columne ein junger Mensch entgegen, rascher Worte und feurigen Sinnes: kein Zweifel, daß es derselbe ist, von dem die dritte handelt. Er redet mit einem alten Sklaven, wie daraus hervorgeht, dass er tgötpifis angeredet wird und Lebensweisheit zu hören bekommt. Das Gespräch geht um den Parasiten (nur dieser kann es sein, nicht der Soldat), den der entrüstete Jüngling in Glanz und Wohlleben einherstolzieren sah. Dies lehren die lesbaren Verse ohne weiteres, wie sie von Grenfell und Hunt ergänzt sind (V. 42—44 führt Stobaeus aus dem KöXai an, V. 49. 60 Eustathius ohne Nennung des Stückes):

ff . 1^0 w ta xiqvöi . . aBi*

1) *Aetvdva%xog * t(K) MiXi\9Cov 'A6tvciva%tog «rollol ü(p6dQa xAw «ofiflidio- ygätpav (liftviircai. i^iveto yicQ 9taY%Qatuceviig %Qdtt4ttog t&9 %ad^ aMw, ^w- victtto dl %al nvyfifji. Dann eine Notis des Eratosthenes über ihn zur 116. Ol. 'A6tvdv€c%to]g a^oü [xQS^ttowa oder dergleichen ist y. 79 ausgeschlossen.

2) r zu Anfang ist sicher, ich finde nichts ausreichendes.

8) Daß es nur für die Exposition rerwendete Figuren waren, ist nich defli was ich Fl. Forsch. 220 ausgefOhrt habe nicht wahrscheinlich.

Digitized by

Google

Ifenaiiden Kolas. 679

ipf iuitfißilv nccQi . . 6ag* 36

?? , . p|;' 6H0%[t]gii.ipoy . . . . 6X . . .

si^ yf ovta 9Ca[t]8sg ^jrofi« . . .

oxo fjg ti[xi]6^iv ' ot%ofi^i..

(ji)nx , . . utttdxtijHiv nö^^v

noX V 4 ^«^Q^fiv fi ^ 40

V iöu 8^X6g i6u, (B) z»g;

(jt)o^öd[Blg ixXofkfi0]BV ta%img itxmog &v'

6 iih[v y&Q ain^ 6vXX]iy€^ xal tpetditcUj

6 81 t[6i/ xdXM ti]QOi>]vr^ ivs[d]Q8'66ag nivt^ [h^^* {B)&g &di,[xov elxeg]. (J) diiviim tbv flXiOV 4B

bI iiii g>i[Q(ov 6 xat]f timö^^ ißdöitli] {lov

0d6[(]a [xai ug] fyf ixivoia XQccixäXrigj *

iß6m[v &v siOi^g Jt](JCQaxoXov9(bv iv iyoQ&t '

6v^Qmx[B^ x]i[Qv6i]v xtioxhg l^ö^a xal VBXQÖg,

vw[l] di xXov[t€tg'] Xdys, xCv^ slQyd^ov tixvtjv] 50

toirtö [ys] ix6xQ[i^v]atj %6^bv i%Big tavta' oinc &nBi

ix t^g [nöXBmg'j iii6]& 6b ' tt ifvdi6[x\Bvg xaxd^);

xl Xv6itBXBt{v) i^fifV äxogxdvBig tidixBtv] {B)Blg i<f^i]v '. .«)

di* oi ndvltf] i[x]6Xo)XBj tQ6tpvfu^ XQdyiutca 65

&Qdfiv' [Aj^^co f[oi xdXi]v* Söag ivaördtovg

xöXBig ^6Q]€cxiJ[gj rjoth^ &%oXAXb%bv (lövov

twitag^ 8 vvv [8i& t\o[vt\w iiBVQypC iyA*

Zftoi t^Qowoi %Ano%^\ Söug fiyBiidyi/

liiyag, 6€nQdx[fig]j 9QO'^QaQx[o]gy olxiöt'^g t6n[o}vy 60

0t(ftitfiybgt oi [yäg] iXXä tovg xBXimg Xdym

1) i% tljg [xSUmg fr/^]a>0e Grenfell und Hunt mit der Bemerkung, daB der Baum dafür nicht ansreicht Auch t. 56 ndUv und y. 58 habe ich ergänzt

2) Vor dieew Zeile ist ein yon der ivapcey^^off, die stets in der bekannten Art swischen den Zeilen den Personenwechsel angibt, Terschiedenes gabelförmiges Zeichen, das die Herausgeber (S. 18) als Eoronis bezeichnen; doch entscheiden sie «ich selber fte die angenscheinlich rorliegende Thatsache, daS das Gespräch mmiixir geht Pie Zeile (t. 54) ist eine Knrzzeile, itg htiv [6 %6lai] würde den Raam föUen; das kann man nur notiren, zu erklären ist es vorlänfig nicht. Aber auch y. 18 fehlt das schlieAende Wort, über 88. 89 s. S. 680 Anm. 5.

Digitized by

Google

680 Friedrich Leo,

ixoXmXötdcg [vOi/, t](f^ ivißiffpcav^) iiövov,

ot xökaxsg ' aj^[To& *'] bMv oAtotg ahioi "). {A)6oßaQhg fikv 6 Xöyog ' Z n dh twi löuv x(ni

oix oW lymys . (B) ^[ä]g ug &v xgivag xax&g 65

süvow ^oArf/JoM tbv ixißovXirhptd 6oi^. {A)x&v fiii dvvfita[i\; (B) n&g dthcttai, xax&g nostv.^)

Der Zustand von V. 34 40 gestattet keine sichere Ergänzung, obwohl der Inhalt im allgemeinen deutlich ist^). Daß Y. 41 den Gedanken enthielt (und auch die Worte) Sri d' ädixög iöti di^lög i6tL% zeigt das Folgende. Im übrigen sprechen die Beden für sich selbst. Der junge Mann hat auf dem Markte Geschirr ge-

1) &ifiifri%Bv Gr^nfell and Hont statt ävi^rinaif.

2) Interpunktion am SchluB von 34. 85. 42. 43. 47—50. 52. 58. 60, in der Zeile 86 ov 87 itaid^g' 38 Raum zwischen Sjtuf^sp und ofxofMx», 44 hed^B^^ttg, (unten, nur hier), 51 ta^w 52 ci' 56 Raum zwischen ägdriv und lydo, 58 tavtar 60 fiiyag' 61 avQcctriySg' 68 %6Xaneg' 64 16^09' üeber die nQ6c<ona &(ioi߀tia oben S. 674 A. 1. Die dort nicht erwähnten und oben bezeichneten haben Doppel- punkt.

8) Grenfell und Hunt lesen: 0IK0AAK6C OYll [] . aCINAYTOlCAeAlOI, schreiben um: ot %6Xa%eg di n[dQ]Haiv(7) a^oig &^Uot und bemerken dazu, der Buchstabe nach dem dritten 0 sei so g^t wie gewift Yi nicht |, und die Spuren vor 6ICIN würden zu der Spitze eines Buchstabens wie Ai A oder M passsen, kaum zu p. Ich glaube fast o^roi 9* auf dem Facsimile zu erkennen; es ist so noth- wendig wie meine Aenderung von äd'Xioi in aPtioi. Die bekannte Construction auch bei Menander (im Mfivay^Qtrig) : &exriiioavvrig yccQ yCyvn^ ivCotg aCtiog, Der Satz ist logisch nicht nothwendig, aber stilistisch gut

4) *Any one might be so mistaken as to suppose the man who was in- triguing against him to be his friend' übersetzen die Herausgeber. Vielmehr: 'jeder der einem falschen Eindruck folgt könnte Wohlwollen bei dem voraus- setzen, der dir doch schaden will', mit der unvermutheten Wendung auf den Angeredeten, damit auch dieser es sich zur Warnung nehme. Der mdlai wird im Verlauf auch dem Tomehmen Jüngling nach dem Munde geredet haben.

5) üeber v. 84. 35 s. u. Der ii%amt6fievog v. 86 ist yielleicht der Offizier. Aber ich bringe hier keinen Satz zusammen, v. 87 möchte man an s^na(fv^p denken, dann ein Partizipium in -t^ovta. Gegen eine Ergänzung wie ttaCStg ix6fi6[voi] 6n6[<foi Tifiß(p]rig önie^BP spricht die Interpunktion nach naldeg, v. 38 scheint ein Wort zu fehlen, auch 89 reicht der Raum nicht. Struthias ist nicht, wie die Parasiten sonst, aus niederem Volk herrorgegangen, er hat eine Geschichte : Eun. 285 ibidem patria qui abligwrierat bona, 258 quibus ti rt aalva ei perdita profueram.

6) Interpunktion am Schluß von 4. 6. 7. 9, in der Zeile : 6 naidd^iov * Ich notiere gleich für t. 14—33: der Punkt am Versschluß 15. 21. 24. 31, in der Zeile 16 »• 17 —aivtav 19 ^ccffgetp' 24 a^to^' 29 oir' n^gaw* 30 oir- dißoXüiP' Ueber Personenwechsel s. u.

Digitized by

Google

Meiuinden Kolaz. 681

kauft, das ihm ein Sklave nachgetragen hat. £r erzählt in Er- regung von dem Anblick, den er dort gehabt hat: er ist dem Parasiten begegnet nnd hat sich aber die Pracht and Hoffarth geärgert, mit der dieser notorische Habenichts auftritt'). Der Parasit war mit seinem Gönner, dem Bramarbas, zusammen; das macht die Antwort Y. 64 ff. wahrscheinlich, deren Wichtigkeit für die Idee des Stückes ohne weiteres einleuchtet.

Diese Columne setzt, wie bemerkt, den Text der ersten fort, von der nur die rechte Hälfte erbalten ist. Ich will nun versuchen, ob die besser erhaltenen, so weit wir sie verstehen konnten, ein Licht auf die halbzerstörte Columne werfen. V. 1—13 lauten nach der Umschrift und Ergänzung von Grenfell und Hunt:

][

]anf t&v %at^Qayv ii€ii]vfiiiivog ]6vov &g xä6iv *o[«]«[r] ]ijtl XQä^sig uvä[g] '

o]lxiav iiiol XBvifpf 5

] . xtuddQiov ' [a]6tbg tQoq>iip ' ]v dtoixfitatg tiöiv' ]d€Uiiov tv%bv tömg ]anf id'Ximg oa[t]q} ötpöiga' ToDJTrf fLoi 3r[o]ijt/ov 10

6]6voiog fui^&v y[iy]yBtm *) ]i6tiAta)Q dB6[jt]6tTjg

Zunächst zeigen die ersten Verse, daß sie nicht weit vom An- fang des Stückes entfernt sind, denn es wird Vorgeschichte erzählt. Der Mann von dem die Rede ist besann sich, vermuthlich nach Jahren übler Wirthschaft, auf die Tüchtigkeit seiner Vorfahren, i^ilMev] inl XQäl^aig uvig^). Im folgenden Verse*) sagt der

1) YieUeicht Sti ^ &di%og iiiU]v icti,

2) Es ist ongewiS, ob v. 34—41 richtig unter die Personen verteUt sind; hinter 88 ist Doppelpunkt und naodyoatpogy vor and hinter n&9 v. 41 Doppel- punkt, keine na^y^^tpog. Mir ist es wahrscheinlich, daft v. 39 dem Sklaven, das Vorhergehende wenigstens zum groBen Theil wie das Folgende dem Jüngling gehört.

8) Geschrieben 7e[/]frira».

4) Vgl. rto>^y<(ff V. 5 T^' ^%«] ifv(ißBßfi%bg 3 änohblixiv [&n6Sfi](iov slg K6^v»ov M nQ&iiv tiva (Kaibel in diesen Nachr. 1898 S. 147).

5) y. 3 ist wohl zu lesen: g ibv &g näeiw dom^j aber ich weiB damit

Digitized by

Google

632 Friedrich Leo,

Sprecher, daß er im Hause ohne Haosrath zorackgeblieben sei, mit der dürftigsten Bedienung, und den Lebensunterhalt durch Ver- mögensverwalter empfange. Soviel ergibt sich ohne weiteres ans dem Vorhandenen '). Danach kann der Sprecher kein anderer sein als der Sohn des auf Reisen Gegangenen, ein attischer Jünglinge, das heisst der uns bekannte junge Held des Stückes'). Da er V. 66 tQ6q>i(iog genannt wird von einem Sklaven, der kein Knabe sein kann, so ist V. 6 vor dem ncuddQtov (das uns aus V. 46 be- kannt ist) der alte Sklave genannt gewesen, dessen Namen wir nicht kennen, der dem jungen Manne beigegeben war etwa wie Geta im Phormio den beiden Vettern^. Daraus ergibt sidi eine Fassung wie diese:

xcctiXinsv] otxtav ifiol Ksvilv 6

xal tövÖB^) xal rö] xatdägtov cdrcbg tQoq>iip nttQi%Biv ixitQBij!* flli^]v dioixritatg tvfttv.

Der folgende Vers lehrt, daß wir es nicht mit einer Prolog- rede, sondern mit einem Dialog zu thun haben, das heißt mit der bei Menander durchaus vorherrschenden Form der Exposition*). Denn datfii>v kann nichts anderes sein als xaxöicuiioVf folglich wird der bisherige Sprecher hier von einer anderen Person & xax6\- daifiov angeredet. Dieser andere kann nicht der Sklave sein, denn erstens liegt es in der Natur der Expositionsscene, daß der Eine

nichts zu machen. Was man erwartet ist, daß der Mann vor der Abreise seinen Haasrath verkauft habe.

1) Blass ergänzt (S. 24): [inel yäg i^ixlBveiv] M ngdietg upäg [6 ntttiig TiatiXinsv] olnCav ifiol xsviiv [xal . . . ^v] naidagiop * a^bg vpo^^y [htogtea- (iriv. %^v fi^]v dioi%rixai:g xutiv [^^rcV^c^e . . . Hieran ist nor das unhaltbar, dafi der Sprecher sich selber den Lebensunterhalt erworben habe.

2) Der einzige Qedanke, der sonst Raum finden könnte, ist der an den ver- trauten Sklaven, in dessen Obhut der Vater den Sohn zurückgelassen hätte; eine Situation wie sie in der Exposition des Phormio und der Mostellaria dargelegt ist. Bis V. 7 läßt sich das üeberlieferte nach dieser Auffassung ergänzen, aber y. 9 und 11 widersprechen ihr durchaus.

8) Ter. Phorm. 71 abeunUs ambo hie ium senes me fUüs rüinquoiü qwui magisirum. Die Sioixritai erinnern an Gallicles im Trinununns: 112 guamam hinc iturust ipsus in Seleuciam^ mihi cammefuUwU virginem gnaiam 9%u»m et rem suam omnem et illum corruptum fUium,

4) Es ist möglich daß der ältere Sklave schon gegenwärtig ist (dämm t6v9B)f aber nicht wahrscheinlich (s. u.); also eher ein Name wie Küina, Das naidccQMv ist entweder nochf auf der Bühne oder hat eben das Geschirr ins Hans getragen.

6) Plaut. Forsch. 219.

Digitized by

Google

Menanden Kolas. 688

die Umstände kennt, die die Voraassetznng der Handlang bilden, der Andere nicht; zweitens kommen die Worte einem mit der Lage des jungen Mannes noch nicht Vertrauten za. £r siegte etwa dieses :

ixQißoXöyotg &q\ & Kax6]daiiioVj tvxhv tömgj hg dicctBXstg i]&v i^Utog oi^co 0fp6dQa^). Die erhaltenen Worte lehren^ dass der junge Mann über seine traurige Lage vorher geklagt hat. Diese Lage ist traurig ffir den Liebhaber, der sein Mädchen weder beschenken noch loskaufen kann; daran knüpfte die Klage ohne Zweifel an. In den nächsten Versen wird dtoQtg genannt ; wenigstens die Vermuthang ist zu wagen, daß dieser, das heißt der Dienerin der Geliebten (s. u.), der junge Mann sein Leid erzählt, nachdem er sie, vom Markte mit dem Burschen heimkehrend, vor dem Hause des Kupplers ange- troffen hat.

V. 10 14 gehören wieder dem Jüngling, der Inhalt ist un- zweideutig und bringt wichtige Aufklärung für den Fortgang der Handlung :

övfifpri^t' vi>v oiv tov]t6 noi> xotitiov' 10

tyiiy texQäg ydQj 6]iivodog fi(i&v yCyvBtav

xhv ßovX6(iBvov yäg] iötidvmQ deöxörtig

hoiiiog ainoi t' ixo]dix^6^^ alsl [d6\(iOi. Durch die Ergänzung von V. 11 habe ich angedeutet, worum es sich handelt. Athenaeus theilt XIV 669 die Opferrede mit, die der Koch in Menanders Köka^ hält totg xBXQadiöxatg diaxo- voiSfuvog. Das Mahl der Tetradisten *) nahm also einen breiten Raum im Stücke ein. Daß es im Hause des Bias gefeiert wurde, war ohnedies klar; die in V.U. 12 erhaltenen Worte bezeugen es.

1) y. 7 and 9 haben am SchluB den Punkt oben (in 7 sind die letzten Bach- Stäben unsicher), nicht die d^o cxiy^C des Personenwechsels. Bei einem nur durch die Paragraphos bezeugten Wechsel (oben S. 674 Anm. 1) hat der Vers- schluB überhaupt keine Interpunktion. Man mag also an eine andere Yertheilung der Reden über die Verse denken, etwa so: dto^%r}[tat9 ti^iv [yiifovci: Ta^ &(ft m %a%6]daiii0Pf tvxbv tcag [itnoffEti^ diax^Xl&v Mlüog ovta c<p69Qaj [igäp yi].

2) Meineke Men. et Phil. p. 110. Hesych. TBtQadiötai ' a^odog ifiwif mMn/i- ^mv %atce xBXQada yivofiivri. Menander Midri frg. 2, 4: tva xfj tiXQddi dun- pf nag* it^QOig^ Alexis in der Xogriyis: hg toCg titgadietatg filp nagidriniP Ic^Uiif nq^v Xini^ov nal fieiißifdSag xal ctBfKpvla, schol. Ar. Plut. 1126. Die titgdg ist der Geburtstag des Hermes (hymn. 19, Bobert-Preller I 891 A. 1) und der Aphrodite (Lobeck Aglaoph. 432 f., vgl. Bobert 887 A.4). Im K6lai war es %flg Jlapdi/iiiav Uip^Sitrig io^ (Athen. XIY 659 d).

Digitized by

Google

684 Friedrich Leo,

Die Verse bereiten auf die Znsammenkonft der Jfinglinge beim Aphroditefest vor, wie in der dritten Colamne die Kumpane des Bias auftreten, die beim Mahle um den Hausherrn her mit jenen zusammentreffen sollen. ')

Wir erfahren hier auch, was den jungen Mann so früh am Tage auf den Markt geführt hat und was die 0ä6i,a bedeuten. Offenbar hat er es übernommen, für die öiivodog t&v vimv das nöthige Geschirr zu besorgen; anderen Materials für die Küche bedurfte es nicht, Bias sorgt für die Bewirthung und ist zu diesem Zweck mit dem Parasiten auf den Markt gegangen.

Nach V. 13 ist eine Zeile freigelassen, wahrscheinlich be- deutet das den Anfang einer neuen Scene. Der Jüngling bleibt, ob sein Partner abgetreten, ist ungewiß; die hinzukommende Person (denn es folgt Dialog) ist sehr wahrscheinlich der aus dem Hause tretende alte Sklave, der in der zweiten Columne sicher mit dem Jüngling im Gespräch ist, von V. 13 an so gut wie sicher; denn das Gespräch dreht sich hier um Bias und seinen früheren Stand, in II mit entsprechender Wendung um den Parasiten. Folgendes haben Grenfell und Hunt gelesen und er- gänzt:

'] . a dsi to , , Bvx .... xkoikq} kajfingbv 1f dö^jj iidyav 16

]y' bI dl iiii xqCxov^) '[(uvvav ' iygiav äys Jap«. (B) vi)v iyh J(OQ\g {y )

]6€(i . g raiitTjg iiiksi 20

]€t'jty ipki^dCipov*

£]xQSiß&g xdxQia to]i>g aiJro[t5]ff* xöXsig'^) ]ov6i. . (B) xl Xiysig &^ku ; 25

(y^) ]xovfiQOtg xoi>g ^Boiig

1) In T. 12. 13 ist der Ausdruck um ein weniges über den Eomödienstü erhoben, in 13 allerdings erst durch die Ergänzung, die mir aber nnerlässlich scheint.

T

2) Geschrieben TFION, 8) Geschrieben noiXiig,

Digitized by

Google

Menanden Kolas. 686

]v iyaO'hv nQdttoiiiv difLoiQixtig ^tpiQmv ainög xota^) ]ov^ xi^gav, XQitvog

]av^ dißoXiccv^), xaidiov 30

it]vx'^g üvog (piQBL ili[<d(pvfig Blag ]v iii6v. (B) tbv iv^adC

Der Dialog scheint mit einigen Versen allgemeinen Inhalts zu beginnen, die vermuthlich dem neu Auftretenden gehören (Verse wie sie Plantus zu einem Canticum gedehnt haben würde), etwa so: 'wer selbst nichts hat, muss sich einen Reichen oder Mächtigen als Patron wählen; bI dl (i'^, xqIxov koinhvy inogstv^ oder so ähnlich. Aber weder ist das einleuchtend noch ist über die Vertheilungder Reden in V. 14— 18 sicher zu urteilen, wie denn die Reste von V. 17 mir wenigstens ganz dunkel sind. Aber man kann sagen, daß iy6 V. 18 nicht der Jüngling ist, denn er wird angeredet: ^Bidla. Pheidias ist in der Komödie Jünglings- name: bei Antiphanes (Athen. II 38b) und in dem Tischendorf- schen Menanderfragment 630 K ^. ^mgig kann das von Bias und Pheidias geliebte Mädchen sein (doch vgl. V. 96) ; aber der Name ge- hört einer Dienerin in Diphilos' Mvrifidziov, Menanders nsQixBiQo- fiivri und dem zweiten Hetärendialog Lukians. Es ist also wahr- scheinlicher, daß Doris die Dienerin der Hetäre ist; möglich (wie oben bemerkt) daß sie es war, die eben mit Pheidias gesprochen hat. Dann mag man versuchen, in der Voraussetzung daß sie noch auf der Bühne ist : vvv iyh JagCg {ti öoi) [^aggstv iQOVfAs]v, ^Bidia. *. ^aQQSlv ifioi] Dann V. 20 [r^]^ i(i[tji\s taiktig (liksi. V. 21 sagt Pheidias etwas Gottloses, darauf der Ausruf des Andern. Offenbar behauptet Pheidias, daß die Götter den Guten nicht beistehn (V. 23 iiattiQ&v i']xQiß&g xitgio)] darauf:

(B) ti Xiystg, fidAt«; 25

1) Am Rande steht das Scholion: StfioiQeitrig 6 dmXo^ lafißavav t&v

2) Geschrieben ducßoXucp,

8) Aach hier spricht ein Sklave zu seinem jungen Herrn; es fehlen nicht Anklänge an den Ton des K6lai^ aber die Umstände sind nicht von gleicher Art. In dem von Cobet mit diesem zusammengestellten Fragment 531 ist die Anrede auch tQ6ipiiu (nicht Tq6<piiis)\ dieses Fragment lieie sich wohl dem K6Xai hinzudenken, aber zur Identification ist kein AnlaB.

Digitized by

Google

688 Friedrich Leo,

(<E^) 6vXXaiißiv6i.v yi totg] MOPfifotg toifg ^eaiig'

iyof&ol yäg tivt$g (ybdy]v iyad'bv ngdtto^iv*

iXX^ Sds diiioiQ^trig] tpiQmv ttötög %otB

&äQax€(, ödyii«, 6a'6vt]ovj mifav^ ocgdvog^

0x6Xoxag, öxandvrjVj yiiXi]ov, dtßoXiav^ iußdiov^ dO

vi^v ndvta raDd' 6 XQlg itlvxiig üvog q>iQ$ij

6 di nots iit^dslg yiyovsv ^atq>vfig Blag*^)

f^Boi yäg ain^ rofhr' ^vfftov. Am Gedanken kann hier kein Zweifel sein; die Worte bean- spruchen natürlich nur Satz und Vers zu fallen, unmittelbar danach hat sich das Gespräch auf den Parasiten gewendet, wie die zweite Columne zeigt (oben S. 678). Wenigstens eine Möglichkeit^ wie das geschehen sein mag, will ich andeuten:

(B) thv iv^adi [ol0^a xaxo8ai]ii[o]voi)vt€c ndgvö^ {JBtQOvd'üxv) ; *) [viri/ iXaj^ ixet r]i^ itaxQvßiiv naQ[$QXiS]6ag. 36

Wir übersehen nun das ganze Bruchstück und dürfen sagen, wir haben daran die Exposition des Stückes. Der Vater des jungen Helden ist auf Reisen gegangen und hat in seinem Hause (dem einen der Bühnenhäuser) seinen Sohn mit einem vertrauten Sklaven zurückgelassen und dafür gesorgt, dafi es ihm am nöthigen Unterhalt nicht fehle. Aber der Sinn des jungen Mannes ist auf den Genuß des Lebens gerichtet und er empfindet es bitter, kein Geld für die Vergnügungen zu haben, die dem jungen Athener über alles gehn. Dem Kuppler in der Nachbarschaft gehört das Mädchen, das er liebt und ver- geblich zu besitzen trachtet. Der andre Nachbar ist seit kurzem der mit Beute heimgekehrte Bramarbas, der o£Phes Haus hält und heute am Aphroditefest allen Kommenden den Schmaus aus- richtet.

Zu Anfang des Stückes kommt der Jüngling von seinem frühen Marktwege zurück und trifft vor der Thür die Dienerin des Kupplers, die er über die Vorgeschichte seines gegenwärtigen

scheinlich stand auch dem Blag der fr&here Barbarenname gegentther.

2) Iküw^Ut9 stand hier nicht'; aber die lesbaren Reste geben ttberhiopt keinen brauchbaren Anhalt.

Digitized by

Google

Menanders Kolax. 687

ZastandSy das heißt über die Ursache seines Mangels an barem Gelde, aufklärt. Dann spricht er mit dem alten Sklaven über den neaen Nachbar Bias and den Aufwand, den dieser treibt; dadurch kommt die Rede auf den Parasiten, den Pheidias auf dem Markt gesehen hat, wahrscheinlich in Begleitung des miles und mit den Einkäufen für den Schmaus beschäftigt.

Die beiden treten ins Haus, aus der Thiir des einen der beiden Nachbarhäuser kommt der Kuppler mit zwei Genossen, die mit ihm zusammen darauf ausgehn die Freigebigkeit des Bias auszubeuten. Wir vernehmen, daß dieser dasselbe Mädchen, in das Pheidias verliebt ist, zu kaufen wünscht. Die Ueberlegung des Kupplers wird dazu fuhren, daß er sich zum Verkaufe ent- schließt, obwohl es einträglicher für ihn wäre, den Käufer hinzu- halten. Aber er fürchtet die ihm wohl bekannte Gewaltthätig- keit des jungen Liebhabers und zieht es vor, daß sich diese gegen Bias als gegen seine eigne Person richte.

Die Exposition eines menandrischen Stückes läßt auf den Verlauf sichere Schlüsse ziehn. Kein Zweifel, daß das Gelage der Tetradisten im Mittelpunkt der Handlung stand ; daß sich während des Gelages zwischen Bias, dem Kuppler und Parasiten auf der einen, Pheidias auf der andern Seite ein Streit um das Mädchen entspann. Es ist sehr schön, wie diese Vorgänge in den Ein- leitungsscenen von verschiedenen Seiten her vorbereitet werden. Die Programmrede V. 64 ff. läßt auf ein Ungemach schließen, das den durch die xoXaxsia des Parasiten verblendeten Bias getroffen haben wird. Dabei oder danach mag Pheidias' Vater zurück- gekehrt sein und das Mädchen sich als ein geraubtes Bürgerkind erwiesen haben ; aber diese Fäden lassen sich nicht anknüpfen und müssen im Luftreich der Vermuthung flattern.

Von den wenigen Fragmenten, die sonst erhalten sind, be- ziehen sich zwei auf den Schmaus : ein Fischkatalog in Anapästen (Athen. VII 301 d) und die Opferrede, die der Koch hält totg t6XQad(,0tatg diccxovoiiiisvog iv ir|| ti^g Uavdiifiov jifpQotirtjg lopT|| (Athen. XIV 659 d). Dazu Athen XTTT 587 d MivavÖQog iv KöXttHi xiadB Kotaldysi htUfag'

Xfvölda, KoQ&vvfv, jivzlxvQaVf *l6xdda Hol NawdQiov ifS%rputg bgaCav öfpödgoj Verse die nur der Kuppler zu Bias gesprochen haben kann^).

1) Nicht, wie Eock meint (Frg. 295)*videtar meretrix amatori perfidiam ex« probnure*.

Digitized by

Google

688 Friedrich Leo,

Die äbrigen Fragmente stammen aus den in den JSnooclmfi aufgenommenen Theilen: 293 E. (AksidvÖQov xldop xm> ß^e^- Ximg xin(oxag)y 297 {ysX& tb xgbg tbv K6x(uov iwoovfi€^H>gf)^ 3O0 (ßo€g KvnQiog^)): sie führen die komischen Haaptfigaren des Stückes vor, über deren Gestaltong allgemeine Angaben bei Athenaeos^) und Plntarch') vorliegen, die uns aber dorcb Terezu völlig vertraut sind.

Für das Urtheil darüber, in welcher Weise Terenz den KöJUi für seinen Eunuchus benutzt habe, sowie über das Verhaltniß des Eunuchus zum Eifvovxog waren wir bisher auf Terenzens allge- meine AeusseruDg *), auf einige Angaben Donats*), im übrigen durchaus auf die Analyse angewiesen. Für die Analyse aber bietet die Arbeit des Terenz keine Handhaben, die fest zuzugreifen gestatten. Er hat zu geschickt gearbeitet und eben das ver- standen, worauf es hier ankam und was Plautus nicht ver- standen hat, die Fugen zu verstreichen. So ist auf die Frage nach der 'Contamination' des Eunuchus die Antwort nach swei verschiedenen Seiten gegangen: die Einen nehmen an, daß Terenz aus dem KöXai nur die Personen des miles und des Parasiten^ ihrer ausführlichen Charakterisierung wegen, geholt und an Stelle ähnlicher Figuren des ßHvovxog gesetzt habe, wobei es offen bleibt, ob im E'dvot);i;o^ ein Parasit überhaupt neben dem miles stand ^; die

1) Ueber den Zasammenhang von frg. 800: Nencini De Terentio eiusque foa- tibos (1891) 108 f. üeberhaupt unsicher ist frg. 298, wenigstens in der erzihlen- den Fassung, und 296.

2) VI 258 e nexccifaxti/jifiniv ms ivi fuiXiata ixijLsl&s ^bv ndXttua MiimpS^og iv xiji öinovviMp dqd^Mixi,

8) De adul. et amico 57 a (6 %6lai) dfivbg &p ipvlattBö^t tb ^sroim»», IBtp (ihv i{maifV(pov xivbg [rf] &yifoi%ov Idßritai <poqlvriif na%Biaif tpiqwnog^ Slf t(ji iwntfjQi x^^oTi, na^-ansQ 6 Zkffov^iag i(»^SQinttt&9 {evfin, Meineke) t^ Bün^n %al %atOQxoviisvog tfjg &vaie&ri<fiag a^o^ tolg htaivoig (dann frg. 293. 297 K.).

4) £un. prol. 23 exdamcU furem non poetam fabulam dedisse : Co-

lacem esse Naevi et FlauHy veierem fabulam, parasiti persimam inde ahlatam et tnilitis. 30 Colax Menandri est, in ea est parasitus colax et mües glariosus: eas ie non negat personas transtulisse in Eunuchum suam ex graeea.

5) Donat zu II 1, 22 (228) haec apud Menandrum in Eunucho non smU, ut ipse professus est , sed de Colace translata sunt. Ueber Freiheiten in der Be- arbeitung des Eunuchus, ohne daB der K6Xai in Betracht kommt : Donat zu III 4, 1 (589) bene inventa persona est cui narret Qhaerea (Antipho), ne unns diu loqttaim Mt apud Menandrum, zu Y 5, 81 (1001) manifestius hoc Menander expHoai, um pridem infestum meretrici senem post (propter Wessner) corruphtm ab ea Fhae* driam etc.

6) Vgl Ihne qoaest Ter. (1848) 15 ff.

Digitized by

Google

Menanders Eolaz. 689

andere Ansicht, die noch von dem letzten sorgfaltigen Bearbeiter dieser Fragen mit Nachdruck vertreten worden ist *), leitet aus dem KöXai nicht nur die Figuren des Thraso und Gnatho, sondern auch den ganzen mit ihnen zusammenhängenden Theil der Hand- lang her, so daß der E^ovxog ein wesentlich anderes Antlitz gewinnt.

Wir haben jetzt an der wiedergewonnenen Exposition des KöXai einen objectiven Maßstab, diese Frage zu entscheiden.

Die Handlung des KöXai hat mit der des Eunuchus keine Verwandtschaft; insbesondere ist für die Momente der Handlung, die mit den Personen des Thraso und Gnatho verknüpft ist, im Köka^ kein Baum. Die Handlung des Köka^ drehte sich um ein Mädchen, das einem Kuppler gehört ; eine freie Hetäre wie Thais, das geraubte Athenermädchen, das sie von Thraso als Geschenk erhält, die Belagerung des Hauses der Hetäre'), diese für die Rolle des Thraso bestimmenden Momente können für die Handlung des KöXa^ nicht in Betracht kommen. Der Gegner des Bias ist der bevorzugte junge Liebhaber, er hat weder mit Chremes noch mit Chaerea oder Phaedria Aehnlichkeit. Im Köka^ findet das Fest- gelage auf der Bühne statt als Haupt- und Mittelstück der Hand- lung; das von Thraso ausgerichtete Mahl bleibt hinter der Scene, es gehört zur Handlung des Eunuchus wie zur Handlung unzähliger aus den Fragmenten und Bearbeitungen bekannter Komödien.

1) Nencini in der angeführten Abhandlung S. 76 ff. Die erste eindringende Behandlung yon Grauert Bist, and philol. Analekten (1888) 147 ff.; anerheblich Braun quaest. Ter. (1877).

2) Grenfell und Hunt haben in v. 89 ff. einen Anklang an diese Haupt- scene des Eunuchus gefunden, aber die Sache ist umgekehrt, der Kuppler fürchtet daB Fheidias etwas dem Aebnliches thun möchte was Thraso im Eunuchus unter- nimmt. Angenommen, Pheidias raubte das Mädchen im Verlauf des Stückes und Bias belagerte sein Haus, so gab das freilich eine ähnliche Situation; die Mög- lichkeit dai Terenz eine solche Eolaxscene der Handlung und den Personen des Eunuchus angeglichen habe, kann nicht in Abrede gestellt werden. Mancher wird sogar (nach Ihne quaest. Ter. 20) finden, daß der Chremes von IV 7 mehr Aehn- lichkeit mit Pheidias habe als mit dem Chremes von IV 6. Nur darf man die Annahme nicht durch das yon BlaB (Hermes XXXIII 654 ff.) dem K6lai zu- gesprochene Fragment der Flinders Petrie Papyri I stützen wollen. Seügo Büi[if^ wie Blass II 8 gelesen hat (Rhein. Mus. LV 102), ist eine gar zu schwache Stütze; and die * Marschrhythmen' eine womöglich noch schwächere, nachdem filass selbst das ri in i, 9 i dvwtilv- für unkenntlich erklärt hat, denn dann kann es ja eben so gut dvinvxii:g sein. Auch die anderen Sparen kriegerischer Worte, die BlaB gefunden zu haben glaubt, gestatten keine Folgerong.

Digitized by

Google

690 Friedrich Leo,

Also hat Terenz aus dem KöXa^ nur, wie er selber sagt, personas parctsiH et müitis entnommen und diese dem J^vo€>xo^ eingefügt; das konnte er nur, wenn der E^dvovxog wenigstens eine der Person des Bias entsprechende Bolle enthielt; denn der Parasit ist eine zwar für Ton nnd Wirkung, aber nicht für die Handlung wesentliche Figur.

Terenz sagt nichts anderes : falls die angefahrten Worte einen Zweifel zuließen, würde ihn doch die folgende Argumentation ans- schließen (v. 35): quod si personis isdem huic uH non licet^ qui magis licet currentem servom scribere u. s. w., das heißt: *wie sollte ich nicht charakteristische Rollen aus einem andern Stacke entnehmen dürfen'), da doch dieselben lypischen Rollen sich in der Komödie stets wiederholen?'. Von persanae ist die Rede, nicht von geänderter Handlung*); dagegen zur Andria bemerkt Terenz, daß die Handlung der beiden verwendeten Stücke fast die gleiche sei, zu den Adelphoe, daß er ein Stück Handlung ans Diphilos eingefügt habe.

Zu demselben Resultat führt die Analyse, wenn sie keine willkürlichen Voraussetzungen macht und sich vor allem über ihre Consequenzen klar ist. Der Kern der Handlung des Eunuchns ist, daß Cbaerea das junge Mädchen sieht, wie es vom Neben- buhler seines Bruders der Thais zugeschickt wird, daß er ihr, während Thais nicht zu Hause ist, Gewalt anthut und sie, nachdem ihr Bruder sie wiedererkannt hat, heirathet. Für diese Handlung ist der Nebenbuhler unerläßlich; man kann keine der Scenen, die zu ihr gehören, fortnehmen, ohne eine Masche zu lösen, an der sich das ganze Gestrick aufdröselt. Die Belagerung des Hauses (IV 7) hat vielleicht nicht diese äußere Notwendigkeit, dafür aber die innere der Steigerung, der Vereinigung aller angeknüpften Motive zu einer Culmination der theatralischen Wirkung. Man kann nur annehmen, daß Terenz den Nebenbuhler des Evvov%og durch den Bramarbas des K6Xa^ ersetzt hat; ob jener Nebenbuhler auch ein Soldat und Bramarbas war, ist freilich nicht auszumachen. Ebenso ist nicht zu sagen, daß die Stelle, die Gnatho einnimmt, im Ei)vw%oq auch einem Parasiten gehörte'); Pamphila konnte auch durch

1) Nftmlich aus einem schon lateinisch bearbeiteten, ohne daB dadurch der Etinachiis den Charakter einer «cu«^ %m^dCa Terliert.

2) V. 89 puenm tuppcm^ faXU per servom stnem: der Nachdrack liegt iof dem Typischen, hier der Motife wie vorher der Rollen.

8) Der Parasit neben dem miles erscheint außer im Kilai im zfl^ iißiugt^ nnd £i%v4t¥io$ Maianders; sonst können wir den Parasiten hei Menander nkht

Digitized by

Google

Menan^ers Kol&x. 691

einen Sklaven überbracht werden, und wo Gnathos Reden mehr als den Zweck komischer Wirkung haben, ohne doch für den Plan des Ennuchns noth wendig zu sein (wie in der Schloßscene), können sie Znsatz ans dem Kökccl^ sein. Ohne Zweifel ist die Scene II 2 (die Einfdhrungsrede Gnathos) eine solche Einlage. V. 267—288 gehören freilich in die Handlang des EAvovxogf aber sie enthalten nichts was für den Parasiten als solchen charakteristisch wäre^). Diese Partie ist von Terenz für seinen Ennuchns hergerichtet wie in der aus dem Köka^ stammenden Scene lU 1 der Eingang (391—395) und der Schluß (434 £P.). Dagegen stammt die folgende Scene (HL 2) aus dem Eivovxog und ist von Terenz durch die aus dem Kökai genommenen Züge Thrasos und Gnathos umgestaltet. Hier ist das Verhältniß besonders einleuchtend: die Scene mit der Einführung des falschen Eunuchen in Thai£f Haus enthält V. 498 einen direkt aus dem KöXa^ bezeugten Vers {illud de Rhodio dictum quam in mentem vemt: frg. 297 K.). Aehnlich ist die große Scene IV 7 aufzufassen; und nicht anders die Schlußscene (V 7. 8).

Warum Terenz die beiden Figuren aus dem KöXai in seinen Ennuchns übernommen hat, ist klar genug; man spürt das Ver- gnügen, mit dem er sie lateinisch ausgearbeitet hat, und der Er- folg hat ihn belohnt. Aber ins rechte Licht treten Thraso und Gnatho doch erst jetzt für uns, da wir den Anfang des Köka^ kennen gelernt haben. Die dramatische Wirkung der ersten Scene des Parasiten (II 2) muß unvergleichlich stärker gewesen sein, wenn die entrüstete Rede des Pheidias vorher ging, die praktische assentatio unendlich wirksamer, wenn die Theorie vom xtfAag (64 ff.) vorherging*); die Zweiheit Bias Struthias, wenn die Schilderung der Marktscene vorherging.

Aber auch ohne diesen Ausblick, der auf das Fragment zu-

nach weisen: vgl diese Xacbr. 1902 S. S86, wo ich auch aber die VerhinduDg des Parasiteix mit der Handlung in den erbaUnen Komödien geiprochen habe. Daß eich über den Parasiten im Ewotijot nichts sii-heres behaupten lait, liegt eben an dor episodischen Natur der Parasiten rolle atich in der ersten Periode der via. Kai bei in der hinterlassenen Aufzeichnung über die Bestand tbeile^ aas denen sich die Komödie ztisamm enge fügt bat (Naefanif im Hermes XXX VI): 'Auch der Parasit gehört dabin , der immer eine Äußenrolle, eine nur wemg organische Aufgabe im Stück bat und sie ifohl erst spät bekommt\

1) Y. 297 ecce auUm alitrum nach der ersten leidenschaftlichen Rede Chaereas war im Original nicht so weit wie jetzt von dem Abgänge Phädri&s (t. 224) entfernt,

2) Die Frage r/v' d^ydtm titrnp iv\ 50) beantwortet nachher der Parasit durch die Erörterung der von ihm erfundenen ti%pfi TfUi^acitini^,

ggi, Om, d. Wi«. Ks^iHcliU», pybtog-.hictor. GJum JP03. H«t| 0. 49

Digitize

692 Friedrich Leo, Menanders Kolax.

rückwirkt, indem er dessen poetische Absicht erkennen läßt, besitzt das neue Stück des KöXa^ eine ungewöhnliche Kraft des Aas- drucks, in den Reden des Jünglings wie des Kupplers. Mir scheint daß es uns in höherem Grade als die bisher bekannten Fragmente die Eigenschaft Menanders kennen lehrt, die Caesar als virtus comica bezeichnet und an Terenz vermißt^), das in Plutarchs 6vyxQL6Lg hervorgehobene na^tftLxöv der ki^ig^). Darin möge zugleich eine Entschuldigung für die Kühnheit des hier vor- gelegten Versuchs gefunden werden und die AuflPordemng zu weiterer Arbeit an diesen edlen Resten.

1) Damm nennt er ihn dimidiatus Menander,

2) Vgl. Meineke Men. et Phil. XXXVI sq.

Digitized by

Google

Zur Geschichte der Hexapla

Von

E. Schwartz

Vorgelegt in der Sitznng vom 12. Dezember 1903

Eüsebms berichtet in der KG (6,16) über Origenes text- kritische Arbeiten zum A. T. folgendes :

Toöaiki^ dl slöi^ysto rö4 'Slgtydvsi t&v ^sCayv X6y(ov inrptQt- ßtofiivfi i^ita6tg% &g xal xf^v ^EßQaCda yX&trav ixfiad'stv xAg xb Ttagä xotg ^lovdaCoig (psQOftivag JtQ(oxoxvjtovg aixotg 'EßQaCtov 6xoi%BCoLg ygatpäg xr^/ta tdiov jtoiijöaöd'ai ivi,%vBv6al xb x&g x&v ixigcav icagä toi)g ißdofnixovxa xäg Ugäg yQaq>äg BQfirjvBvxöxcjv ixdööBtg Tud ttvag BtiQag nccQä xäg xcctri(ia^BV(iivccg ^ BQy^rj^Blag ivaXXaxxo'66ag^)^ xiiv jixiiXov xal Zvfi(idxov xal &Boöotl(ovog^ i(pBVQBtVj &g oi)x oW 5^bv Ix xivcav fix)x&v xbv ndkai Xavd'avo'ööag %q6vov ivixvB'iöag JtgoijyayBv Big (p&g' i(p^ &v diä xi^v idrjXöxrixa , xlvog ßg^ bIbVj oifx Bld6g, ccvxb xovxo fiövov inB6i](nlvaTo üg ßga xijy y^kv büqol iv xf^i Ttgbg ^Axxioig NtxonökBif xijfv dl iv ixigaoi tot&tÖB xöjtcat' iv yB fii^ xotg 'El^ajtXotg x&v WaX(i&v fiBxä xäg ijttö^liiovg xiööagag ixiööBig (yö (lövov TtifinxfjVj äXXä xal Bxxriv xal ißdöfitiv nccga^Blg igfiipfBlav ^ iitl fuäg av^ig

1) Der gezierte und unscharfe Ausdruck erklärt sich, wenn man änrixQi- ßaitimi i^kac^g als Periphrase von <wrav^i{ faßt; anovÖiiv slcdysiv steht bei Euseb neben dem gewöhnlicheren cnovdiiv ilcfpiifsiv, vgl. KG 2,5^. 6,27. 9,4*.

2) So nach der Orthographie aller Handschriften; ebenso ist t, nicht ^ über- liefert bei Dionys. d. antt. orat. 4. de Thuc. 11. Das Wort stammt aus dem Ionischen, das eine Menge von kräftigen aber früh abgeschliffenen Metaphern der xoivij übermittelte und damit wenigstens das hellenistische Griechisch vor der precieusen Selbstbeschränkung bewahrte, mit welcher der attische, man könnte auch sagen, isokrateische Purismus des 4. Jahrb. die Prosa einzuengen drohte.

3) Richtig erklärt Mercati Studi e Testi 5,89 'differenti daUe . .', gegenüber der falschen Uebersetznng bei Hamack-Preoschen 1,340.

49*

Digitized by

Google

694 £' Schwartz,

6B6rnulanai hg iv IbqixoI B^Qr^nivrig iv Tti&mt xatA roi>g X9^^^^^ ^AvxayvCvov tov vtov Zsvi/Iqov. tavtag dh &nd6ag ivcl raxrtbv öwa- yayhv dtsXAv ngbg x&kov xal ivunaga^slg iXXiiXatg fiexA xal crötfig tilg ^Eßgaicov 6i](i€iA6e(og , t&v , Xsyo(idv(ov ^E^cacX&v fi^itv ivtl- ygatpa xatccXiXoixsVy Idiog t^ ^j^xiiXov xal Zv^ndxov xcd 0€od<ni€9vog ixdoöiv &(ia tili t&v ißdo^^ovra iv rotg Tatgaööotg dxiöxeväöag.

Die Ueberliefernng ist fest, jeder Conjectur nnzngängliclL tBTQaööolgj durch TERBD und die Corrnptel tQaööotg in M sicher bezeugt, ist affectirte XJmbiegusg des technischen tBVQccxXotg, das der gern interpolirende Mazarinaens A eingesetzt hat. Sachlich ist es von größerer Bedentang, daß jene 6 Handschriften , denen sich noch ein Excerpt bei Suidas zugesellt, ixtöxsvdöag als die echte Lesart gegenüber der nur von A vertretenen Variante ixt- xcctaöxBvdöccg bezeugen : damit fällt die von Yalois ledigL'ch aus dem ini' herausgesponnene Behauptung, daß die Tetrapia von Origenes nach der Hexapla publicirt worden sei. Uebrigens wäre, auch wenn der Mazarinaens Glauben verdiente, eine solche Aus- deutung von intxataöxsvd^siv in der späteren Prosa bedenklich und für Eusebius unzulässig; er hätte erheblich mehr Worte ge- braucht um zu erzählen, dass Origenes erst die Hexapla und dann die Tetrapia veröffentlichte.

Es herrscht kein Zweifel mehr darüber daß die stehenden 6 Columnen der Hexapla von den zwei hebraeischen und den 4 der üebersetzungen , Aquila Symmachus LXX Theodotion, gebildet wurden. Schwierigkeiten macht der Bericht Eusebs über die drei anonymen üebersetzungen , die s. g. Quinta, Sexta und Septima, die Origenes für manche Bücher, namentlich die Psalmen, in be- sonderen Columnen jenen 6 hinzugefügt hatte. Yalois ist auch bei dieser Stelle des Capitels der KG von dem Trefferglück ver- lassen worden, das ihm sonst oft zu wertvollen Erklärungen verholfen hat und seinen Commentar von Heinichens geschäftiger Unwissenheit und Urteilslosigkeit vorteilhaft unterscheidet. Er identificirt die Uebersetzung welche Eusebius neben der fünften nennt ohne sie zu nummeriren oder ihren Fundort anzugeben, mit der sechsten, die erst in dem nächstfolgenden Satz zusanmien mit der siebenten erscheint. Es war consequent gedacht, wenn er tun dieser Identification willen conjicirte oi firffov ir^^fi^ nd SxtrjVj iXXä xal ißdöfiipf] indeß ist eine so gewaltsame Aenderung, wenn es sich um Eusebius eigene Rede handelt, durch das Alter und die Festigkeit unserer Ueberliefernng ausgeschlossen; sie ist ferner leicht zu widerlegan, da durch sie inl (iUtg ai&ig verkehrt wird : es müßte inl ta^ijg hdfien. Obgleich die Yerkdirtheit der

Digitized by

Google

zur Gesclilclite der Hexapla 695

Conjectnr die Frage nahegelegt hätte, ob nicht etwa auch ihre Praemissen falsch wären, hat niemand von denen welche nach Valois die Stelle behandelt haben, meines Wissens diesen Weg eingeschlagen: die einen haben noch gewaltsamer nnd nnwahr- scheinlicher corrigirt, die andern durch sprachwidrige Deutungen die Yaloissche Identification dem überlieferten Text aufgezwungen. Und doch hat der Schriftsteller selbst alles gethan um seinen Bericht über die Quinta nebst ihrer Begleiterin von dem über die Sexta und Septima zu sondern. Mit den Worten Iv ys ,^1^ fängt deutlich etwas neues an: ys /ii{t/ ist in der gesammten Ent- wicklung der griechischen Sprache nie etwas anderes als eine Ad- versativpartikel gewesen und wird von Euseb wie di y«, S/ico^ d'oiv, gelegentlich auch yi rot, gebraucht um der Abwechselung willen, ohne daß auch nur die leiseste Nuance der Bedeutung es von di unterschiede *). Der Syrer übersetzt es richtig mit ^} : was Greßmann veranlaßt hat [Texte und Unters. N. F. 8, 92] diese Uebersetzung theoph. 3, 33 [po(L(} ^oi^ko ^oi} ^} Uui] = Laus Constant. p. 258,17 [tö ys fiifi/ xBtpdXaiov t&v elQtuiivmv] als Va- riante zu notiren, habe ich nicht errathen können. Es ist femer eine recht unzeitige Reminiscenz an die Elementargrammatik, wenn der treffliche Field [Origenis Hexapla Ip. XLIV] behauptet uerba f^ dl iv itigfoi, toi&Ss tönoii*) iuxta grammaticorum sciia ad Sextant referenda esse uideri und toi&töe mit qualem nunc dicturus st4m paraphrasirt. Der vulgäre Kanon daß toiööds nur vom Fol- genden gesagt werden könne , gilt im Ionischen und in der xotvi^ nicht, und hsgog toiööds ist nur eine leichte von Eusebius beliebte Verschiebung des gewöhnlichen ingog Totofhro^, einer die beiden Pronomina untrennbar verbindenden Wendung, die *ein zweites der gleichen G-attung' bedeutet und synonym mit Sftotog ist. Wyttenbach [eclog. bist. 852], Heindorf [zu Plat. Phaedo 58*], Hug [zu Plat. Sympos. 187^], und vor allem Vahlen [Ind. lect. Berolin. 1871] haben den Sprachgebrauch gründlich und ausgiebig erläutert so daß ich mich mit einem einzigen Beispiel begnügen kann, Plat. Phaedo 80* ^ dl ifvxij £pa, t6 isidig, tb slg totoi^cov töxov StBQOv olxöiiivov yswatav xcd xad'ccQbv xal isi^dfl, slgZdtdov &g

1) Beispiele lassen sich aHein aus üosebios in unzähliger Menge anflUiren; cor Orientiening genttgen FE 15, V Kg 1,8*o [= p. 88,1 meiner Ansgabe]. 8* [^ 64,7J. 2,18« [= 162,28]. 23* [= 164,16]. 26, 2 [174,24]; mit fUv correspondirt et X. B, 1,11» 76,11]. 12» 80»»- >n. 2,23» [= 166,6] usw. usw.

;2) So die gute Ueberlieferong; t6nm toi&idt, wie Field schreibt, haben nur BD. Durch B ist die Variante in die Stephaniana gelangt and dann fortge- schleppt; Field wird sie aas Valois haben.

Digitized by

Google

696 E. Schwartz,

iXij^&g xtX. Eben die Verbindung mit hsgosy das ein schon ge- nanntes voranssetzt, zwingt den Begriff den toi,668B oder x(HQVT€>g vertritt, im Vorhergehenden zn suchen, und es ist dämm unzu- lässig Totötfd« auf das Folgende zu beziehen. Es scheint seltsam daß itBQog totööds auf einen Eigennamen folgt, der an und für sich kein Ttoiöv bezeichnet: aber ähnlich wie Eusebius, redet aach Epiktet [2,19^], wenn er einen G-rammatiker sagen läßt: ygätpsi^ dl xbqI x&v ain&v (über Priamus und seine Sippe), doxd, xai 'EXkipix€^ xal Bt xig &XXog TO&ot>ro$. Da wird Hellanikos zum Beispiel für die Gattung *Mythographen* die der Philosoph verachtet und man muß übersetzen 'Hellanikos und Consorten'. So kommt die Färbung die Enseb durch higav toi,&i,8B der Stelle giebt, heraus durch eine Wiedergabe wie 'in Nikopolis und eine andere in eben solchem Nest': fic tworv /ivj^öv geht vorher. Euseb will sagen daß jene anonyme 'Ekdosis^ von Origenes an einem Ort aufgespürt sei, an dem man ebenso wenig wie in Niko- polis eine griechische Uebersetzung des A. T. vermuthen konnte. Damit ersetzt er die genaue Angabe des Fundorts, weil Origenes selbst darüber nichts mitgetheilt hatte. Ebenso wie bei der fünften und der anonymen, hatte Origenes es bei der sechsten und siebenten gemacht: er hatte 'wiederum nur bei einer' [i%l (iiäg aid-ig] verrathen wo er sie gefunden hatte. Daß diese Notiz auf die Sexta zu beziehen ist, ist nach den Worten Eusebs zwar wahrscheinlich, aber nicht sicher: denn er schreibt kein Semiten- griechisch, in dem (iiäg für ngätrig oder gar ngotigag stehen könnte. Dagegen läßt er durchblicken wo er jene Notizen des Origenes gefunden hat: in den Subscriptionen der Hexapla, die bei der sechsten und siebenten am Schluß der Psalmen, bei der fünften und der anonymen unter irgend einem andren Buche standen. Das ergiebt sich aus den Worten av^tg ösörmsLOitcu. Ueber öi^fisiovöd'iu = siibscribere vgl. B,19^ mit Valois' Note ; aus zahlreichen Bei- spielen ist außerdem bekannt daß die antiken Philologen und das war Origenes die Mittheilungen über Art und Hülfsmittel ihrer textkritischen Arbeit nicht an den Anfang sondern an das Ende der Bücher oder Buchabschnitte zu stellen pflegten.

Es ist ein großes Verdienst G. Mercatis diese Subscriptionen in den Conglomeraten von Excerpten wiedergefunden zu haben, welche die Prolegomena zu Psalmencatenen bilden. Nach dem Karo-Lietzmannschen Katalog [Nachrichten 1902, 44. 48. 50. 52] kommt dieses Excerpt vor in den Codices der Catene XV [Paris. 146 = Vat. 1422], XVI [Laur. VI 3] und XVII [Paris. 163. Taurin. B I 22], also gar nicht so ganz selten ; es war auch in Schulzes

Digitized by

Google

zur Oeschichte der Hexapla 697

Theodoretausgabe längst publiciert, aber vergessen, bis Mercati es 1901 nach dem Laur. VI 3 von neuem veröffentlichte und den Beweis lieferte daß es Originalnotizen des Origenes sein müßten [Stndi e Testi B,28ff.]. Das Excerpt lautet:

IIbqI tilg i xal c' ixödöeag Sklmg^)

i ixdoötgj ijv BÜgov iv NixonöXst tfii ngbg 'jintiotg' dl noQa- xsi(i€va ainijg iöuv Zöa ivaXXdööat JtoQ^ arni^v

C ixdo6ig, e{)Qed'£t6a (lerä xal ßXkcov ßtßXiiov ^Eßgal^x&v xal *EkXirivix&v iv Tti/t nC^mi tcbqI f^ ^hQi%h iv xQÖvotg tilg ßaöLXsiag livtmvivov [ivxioviov cod.] rov vtov £svijqov.

6 tiiv b' ixdoöLV igiitivsiiöag, iniygdifag xhv i\ inh xov ivdxov^ duXhv avtbv slg ß, XQÖsiöt xatä xijfv xov ivbg ngoöd'i^fiv tiixQt xov Jd'* alxa öwdifag rö^ g^' xbv o', bfioCmg xolg nag* fifitv ivxiyQdg)Otg xoi>g iQi^iioifg xl^7i6i fiixQt xov gty' Iv^a xdXiv öwd^fag xiväg xal duXhv av&ig itigovg^ xoi>g ndvxag Big Qfirf XBQiygdipBi.

Der letzte Absatz ist wegen seines Inhalts, der vorletzte über die Sexta nach dem Zeugniß Eusebs als Subscription aufzufassen, welche in der Hexapla am Schluß der Psalmen unter der siebenten und achten Columne, wenn die beiden ersten des hebraeischen Textes mitgezählt werden, stand. Die Subscription der Septima unter der neunten Columne ist, wie alle anderen Reste dieser ixdo6igj verloren gegangen. Unter welches Buch Origenes die Notiz über die Quinta gestellt hatte, wissen wir nicht.

Was nach den Noten Eusebs schon vermuthet werden konnte, daß die Sexta und nicht die Septima in Jericho gefunden war, wird durch die Originalsubscription zur G-ewißheit erhoben. Im Uebrigen lehrt der Vergleich der Worte des Origenes mit der Beschreibung der Hexapla in der EG, wie sich Euseb an die Subscriptionen der Hexapla gehalten hat : bei der Quinta behält er das Activ von b{)qbIv bei, von der Sexta steht wie bei Origenes das Passiv. Eine Tradition die über die Notizen der Hexapla hinaus- gieng, stand Euseb nicht zur Verfügung, so sehr er sich für Ori- genes Biographie und die Hexapla interessierte: auch hier tritt scharf heraus wie das Wissen der EG aus der Bibliothek von Caesarea stammt. Unter diesen Umständen ist es unmöglich zu errathen wann und bei welcher Gelegenheit Origenes in Nikopolis gewesen ist, ob er persönlich oder andere für ihn den Hand- schriftenschatz, der zu Jericho in einem Thonfaß versteckt lag, erworben haben.

1) "AXloag steht mit Bficksicht auf das regdmäßig yorhergehende Excerpt ui i%d6ü8tg t^ ttQÜg YQcetpfjg icnb to^ 'Eß^atno^ tlg tb *EXlfivi%6v' ine. i) tAv o/T. oltoi 'Eß(faioi. Näheres bei Karo-Lietzmann 44.

Digitized by

Google

698 ^' Schwarte,

Schwierigkeiten macht die Bemerkung in der Sabscription über die Quinta : dl Ttagoxcifieva ain^i i6tiv Zöa ivakkdööBi X€tQ* cAti^. Mit cciri} muß der Text der 7. Columne, eben die Quinta selbst, gemeint sein; ta nagcauifisva bedeutet, wie Mercati ge- sehen hat, 'Randbemerkungen': über den technischen Gebrauch von nagati^ivcu. und dem dazu gehörigen perf. pass. xccgJauiöd^ai, der den Philologen aus den Subscriptionen des Yenetas A der Uias geläufig ist, handelt gut Field in der Vorrede zur Hexapla 1 p. C^®. Während der determinirende Artikel in der Sabscription auf die Randnotizen die neben der 7. Columne, sei es in dem Zwischenraum zwischen der 6. und 7., oder dem zwischen der 7. und 8., oder in beiden, zu lesen waren, zurückweist, soll der durch 56« eingeleitete Relativsatz die Bedeutung oder, was dasselbe ist, die Provenienz jener Randnotizen angeben. Aber der Satz leistet nicht was er soll, weil zu ivccXXdööBt das Subject fehlt. Hier greift nun die Beschreibung der EG helfend ein: nach ihr müssen die Randnotizen zur Quinta aus jener lxdo6i,g stammen, welche Euse- bius neben und in engster Verbindung mit der Quinta aufführt; er nummeriert sie darum nicht, weil Origenes ihr keine eigene Columne eingeräumt und ihren Text nicht fortlaufend gegeben, sondern sich begnügt hatte ihre Abweichungen von der Quinta am Rande dieser anzugeben. Man wird also die durch die Schuld des Abschreibers verstümmelte Notiz etwa so ergänzen müssen: 81 X€CQax£i(isva (cinfji iöxiv Söa ivaXkdöösi xag^ aütijv (jkiQO> Ti^ toiaiki] ix8o6ii)] zur sprachlichen Fassung vgl. das von Mercati angeführte Scholion zu den Proverbien [Field 1 p. LIV aus Tischen- dorf Mon. sacr. ined. 3 p. XVII]i: n^v 81 ^iöLv fiövrjv xagakkäö- 60V61V ol koinol x(d tb 'EßgaVKbv naQ& toi}g o. Natürlich sind na(^aXkd66Bi,v und ivakläööeiv intransitiv und die Accusative nicht Accusative des Objects, sondern der Beziehung.

Mercati sah schon daß der Satz mit o6a in der überlieferten Fassung keinen Sinn giebt ^), wurde aber in der Ausdeutung seines Fundes durch das tralaticische Mißverständniß der EG gehemmt, von dem er sich nicht hat losmachen können. Ich hoffe um so mehr den trefflichen und gelehrten Forscher zu überzeugen, als die richtige Interpretation der Eusebiusstelle und die, nur dem Wortlaut, nicht der Sache nach zweifelhafte Ergänzung der Sub-

1) Stndi e Testi 5,89: II soggeüo pertanio di ivalldcoH ncn l Zea^ cme 8f4ppo8i dapprima senta amso soddisfacentey ma oHra parola indicafUe dlmeno equivalentemente una däermincUa peraand, parola caduta che daveva corrispondere aW ot Xovxoi . . . dtllo acölio citaio.

Digitized by

Google

znr Geschichte der Hezapla 699

scription der Quinta ihn in den Stand setzen seine eigene glän- zende Entdeckung voll auszunutzen, mit der in hoffentlich nicht zu ferner Zeit eine neue Aera der Hexaplaforschung beginnen wird.

Während man bis vor Kurzem glaubte daß von der Hexapla im günstigsten Falle nur die Columne der LXX vollständig, von den übrigen nur ezcerpierte Varianten erhalten seien, ist die ganze Sachlage dadurch geändert daß Mercati im Ambrosianus 0 39 Palimpsestblätter entdeckte, auf denen die Hexapla der Psalmen steht*). Mercati selbst giebt an daß in den Spatien neben der Quinta Lesarten verzeichnet sind, die er jetzt richtig auf diese bezieht, er combinirt auch diese Thatsache mit der Subscription des Origenes ^) : woher jene stammen und wie diese zu deuten ist, glaube ich nachgewiesen zu haben.

Eine Ausgabe des Palimpsests ist für einen der nächsten Bände der Studi e Testi angekündigt: bis dahin vmrd man das Urteil über die Varianten selbst zurückhalten müssen'). Aber aus dem Umstand daß Origenes nur die Varianten anführte und durch ihre Stellung im Text, neben der Quinta, sowie durch die Subscription andeutete daß, die Varianten ausgenommen, die Uebersetzung mit der Quinta stimmte, darf man wohl schon jetzt schließen daß jene Uebersetzung im Grunde nur ein anderes, frei- lich vielfach abgeändertes, Exemplar der Quinta war. Es steht also mit der Quinta ebenso wie mit Aquila und Symmachos, deren

1) Atti dell' Accademia di Torino 31,655 ff. Rendiconti dell' Istituto Lom- bardo serie II t. 29 p. 406 f. An letzterer Stelle ist auch eine Probe der An- ordnung des Textes gegeben.

2) Studi e Testi 5,40 dunque il pcUinseHo ambrosiano dei Sälmi Eaapli e prima e dapo la colonna [auf der mitgetheilten Textprobe auch zwischen den Zeilen] presenta qua e leeioni varianH dcU tenore deUa stessa colonna, Diasi un tempo , . .che düta colonna conteneva leodozione ; ma quesl^ anno^ depo tanto, fintUmenU w' aecorsi che invece contiene la edizione. Capii attora meglio ü nostro scolio [d. h. die Snbscription des Origenes], che dawero viene coA ad attagUarai perfettamente aüa colonna deü* ambrosiano. Danach sind offenbar die Ueberschriften der Textprobe in den Bendiconti zu berichtigen, welche Barkitt [Proceed. of the Soc, of bibl. archaeol. 24,218] in die Irre geführt haben. In Wahrheit bildet der hebraeische Text die 1. Columne, Aqoila die 2., Symmachos die 8., die LXX die 4., die Quinta die 5. Der hebraeische Text in hebraelBchen Buchstaben, Theodotion, die Sexta und Septima fehlen.

3) Mercati sagt über sie [Studi e Testi 5, 40/41] perocchh colle poche cUassioni esaplari siewre non si riesce a stahilire con certezza a quäle veraione spettino dette varianU. Ora va bene Teodozione, ora ricorre una lezione che sta aUresi^ net LXX-, dclla F/« poi quoii nuüa rimane.

Digitized by

Google

700

E. Scliwarti:, ztir Qeflcfakbte der E%%Bjßtk

m y

i

Uebersetzmigen beide nach Hieronjinns ausdrückücheiii ZengniE [Field, HexÄpla 1 p. XXIV. XXXVI] in zwei Ausgaben vorlages, eine Kenntniß die Hieronymus sicher nur der Hexapla verdanMp Danach ist anzunehmen daß die Quinta nicht so obsenr war wie es nach Enseh erscheint^ der wegen der Anonymität den Gegen- satz zu den vier mit Antornamen ansgestatten Versionen ubeiv treibt. Er mnäte freilich das Verdienst des Origeues einer in die Barbarei zurücksinkenden Kirche predigen: die Geschichte urteilt auch ohne seine Rhetorik daß schon das Problem das Ori- genes in der Hexapla sich stellte, ihn als würdigen Epigonen der großen hellenistischen Philologen des 3> und 2. Jahrhunderts le^- timirt.

.rr^(^

Digitized by

Google

Nachrichten

Yon der

Köiügl. Gesellschaft der Wissenschaften

zu GÖttingen.

Pliilologisch-historisclieKlasse. 1903. Heft 1.

Inlialt:

P. Kehr, PapBtnrkimden in Bom, Die röiidsdien Bibliotkeken.

t Eigentliclie Yatkana . . , , , * S. 1

H. Palatina. Urlnnas. Repnae, Ottobon i. Cüppoüi

liorgheäe. Borpa* Barbcrini n

m. Älessandma* Ang^litia, CasaDatcnae. Corsiül.

VAllifelliaiia. Vittorifj^Emanuule . . * . . , , , 116

Ghöttingen,

Commissionsverlag der Dieterich'schen Universitätsbuchhandluug

Lfider Horstmann.

1903.

Digitized by

Google

K<liii§li(!he üesellsehart der WlBsen^iüiafteu.

Ordentliche SibEong am iO. Janaar 1903. W. M e y « r , Kln Ra|iiUl sp^tast^r Metrik. (Krsehelnt in den Nadirir htr n ^rr ftbi]

Derselbe, Wie ist die Auferstiüiung ^l\imt\ i^r . ^-M^ «.ri

in den Nachridttcn der pbti.*Iunt. Kliusc.) P* K»>br, iHm DtplöiUÄtica. (Erschoiot n F, Klein logt vor: Schocnf I i o«. t

aus dör Thöorie der Punktmenfuju. (iSarimditca, miitU.-jitjj?- kL i

W. Voigts Zur UiajfUCtUüiM^ri Ttitlm'tiy n-irjil irj>r K iv<r j11(* iViilfrirl

pUy». Kl, IÜ03 8. 17.)

Ordentliche Sitzung am 24* Janour 1903.

E* Kiacke^ Ueber die Zerstreuuuf der El&ctridtftt id abgts^chluitneiito ÜAtttSA

(NÄr-brirht<>ii, matlj.-phy». Kl. 190H S. 1.) D i 1 1 )i c y hgt vor : F. t in h o o f - U 1 n m e r , Kleüiaiktidche MiUueii^ Band Ili

Ordentliche Sits^ong am 7, Febraar 1903.

F. Sehr, Dtfilomatiache Mbcellen Y: HAmiirche Füt^changoo. (Encheüil la deti

Nachrichten der phfl-hi«t. Klasse,)

E. Blecke, Üeber die Zergtreuunjif der EleetridUit In gloichm&aslt* »^'»H""^t>»- tv*

(Nachrichten, niath»-|)by». Kl. 190$ 8. »2.)

F. Klein bcriditet über den Interaatipnalfrn ICatolog der Kahirwig:iau<

Ordentliche yit»ang am 2L Pebmar IIMJH

iler Tiefe. (Krbtheirit m üfti

T : if^ ii r u g u r , 1 i i^oiiirkatjoniikaparjlit. (Ki

hlen der niÄtU.*pli>- .:..„.i,;

r die Maa^n d«ir in dtir Laift enth&lt4nefi ImuxiL

k. <£rsdicinl in den Kimhrldif*

Digitized by

Google

Nachrichten

von der

Köniffl Gesellschaft der Wissenschaften

zu Göttingen.

Philologiseb-historiscHc Klasse. 190a. Heft 2.

Inhalt:

W. Mejetj Das timner Bmclistück der ältesten irist^lieia Liturgie . . S. lOS Derselbe, Ein Kapitel »päteiter Metrik »,........,„ 215

Derselbe, Wie ist die AuferütBliung Cliristi dargestellt worden? . ^ ^ 236

Ghöttingen,

Commissionsverlag der Dieterich'scben Universitätsbuchhandlung

Lüder Horstmann.

1903.

Digitized by

Google

-Tf IA^*«%# fff^l*

k UhfiM WiviiUI biliar lUii htlttHHktitiMnJufi l«iilAlii|f iltf KAttirwb OriUMUHidiit Hll.)«iH»K (IUI Ul. FitbrH

1^ t

vmutjWIMlI.

Digitized by

Google

/•i iik »M»>tM« ff«r««4»«Hü*t>

.^itv-^l^ ^r^^tttr iHtf r%i 0^ «. Wi»

i4^Mi «U 2M*f

Nachrichten

von fler

König). Gesellseliaft der Wissenscimften

zu Göttingen.

Plnlologisch-hiHlorische Klasse.

in();i Heft 3.

Till ul t:

P, Kehr, Oüa di|iIom:ÄtkA

F. Kielborn, Plpigraplik Nijtps ,»,..... L^o Moyer, Ueber die Mmü im Griödiisclien . . . Friedrich Leo, Uebor den Paemlolus dua FlaEtus .

. S, 255 . 3iü

Grötting-eii,

Coniinissionsvorlag: der Dieterk'li'.sclicn Universitätsbuclihaudluiig

Lüder Horstmann.

Digitized by

Google

Hrfl^^nt liehe SitTdmc/ iüt. 7 M::r.. WKt'A.

iitiil-hiMi t

n^.,irfr,,t.t»

w.

(Kncticint fii

Digitized by

Google

Nachrichten

von der

Könii^H. (josellscliaft der WissenschHftfMi

zu Göttingen.

Phiioiogisch-hiBtorische Klasse. 1903. Heft 5.

Inlialt:

, PapMurhnii'lett im wwttJcJica Towana

(/<ttmxü)iinoft«vcriftj|; der DMrr5cl)'*chrii pa!veT*iMll*t>uchlniudluuK

Löder Horstmann.

19CP8.

Digitized by

Google

KUnicIil'lH' Ui^M'liwIuir» iUm* WImch

h'lknt.Ui'iit'. ."atUlUig itli

Her

F. «

Digitized'13^

Google

Ilt

t(U». fl Xk'frt,

'r^ iv.

Nachrichten

von der

J

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften

zu Göttingen.

Philologisch-historische Klasse. ''' i v >\ 1903 Heft 5. ^^> ,

Inhalt:

P. Kehr, Nachträge zu den Köinisthen Boricliten S. 505

P. Kehr, Papsturkundon im westlichen Toscana 592

Gröttingen ,

Commissionsverlag der Dietericirschen üniversitätsbucbhandlung

Lüder Horstmann.

19<J3.

Digitized by ^

Google '

^

^ KiliitulIrlH' dVsollMhrifi ilirr WlK$i^niHrlitininir^^|

^^^^^^^^^u;. ^ ^^1

^^^^^^^^H ^^M

^ ^^H

^^^^^^^^H ^^^H

^^^^^^^m ^^H

^^^^^^^^^^^H ^^^^H

^^^^^^^^^^K ^^^H

^^^^^H ^H

^^^^^^^H ^"^ ^^1

^^^^^^^H '^^H

^^^^^^^^^H di^r ^H

^^^^^^^^H ^^^H

^^^^^^^^^^1 ''^^^1

^^^^^^^^^^^K tf ' ^^^^1

^^^^^H '^^H

^^^^^^^^H Orucf^UiLHie ^^^1

^^^^^^^1 .11. ;m«..M||^|

^^^^^m ^H

^^^^^H V

^^^^^^^H . Hilf! Ft. r Irr 'ifhm :l'\ ^^H

^^^^^^^^H ftdiMiin üi ^^^M

^^^^^^^^1 l^^^l

^^^^^^^^H dff m&* ^^^M

^^^^^1 ^^1

Digitized by

Google

Kfliilidiehe IfeHellscIiiirt dor Wl?,>ciij?d»afti n.

Ordentlmtit« KitiiiiHir um iV, fTnm TUilI

■^rnuffpfii

dui

u w

iiU aimIv»

>.4Ufrrsti>tj» ^^mditniitca« v«ibr-[^% 111

I irrlcnHiciie Sit)eiiri|r «ini 85,

K. |{

K. h

Srb»

Digitized by

Google

li9«*iiit%Y«M«ii«9riliilii i Aiii<

i\mä 4tr Imkfdk't

+f ^^

Nachrichten

von der

Königl. Gesellschaft der WisseDSchaften

zu Göttingen.

Philologisch-historische Klasse. 1903. Heft 6.

Inhalt.

Hugo Rabe, Die Lukianstudien des Arethas S. 643

Rudolf Meißner, Untersuchungen zur Romverjasaga.

I. Upphaf Römverja ^ 657

Friedrich Leo, Menanders Kolax ^ 673

E. Schwartz, Zur Geschiclite der Ilexapla 693

Ghötting-en,

Commisaionsverlag der Dietericb'schen Universitätsbucbhandlung

Lüder Horstmann.

1904.

^., V

^ ->' %

Digitized by

Google

KOtiinlirlie (3eHeII^(*Imrc ilvr WIsHttiiÄsfiliÄfl»

i 1

»iriiiqtdit'lie .Siuiiiijir am ül.

t>, Uilbiftt 1

Ücr

F. liUl-

t 'I

fifirt«nir it%i rnfi IL FricK

II Wacnor i

Oi»fi'cfiitlicbr Sibniog- am l-J. NovchhIh r !!«>JI.

Xmil IL 9.)

Ordi'^nÜiclio Sitaaug »ii> 1^, lit(*i ' Zur hleft.ciQtiunüi'»

t* Kirlli ' ' ' I :.ii .1.11! 1' 1.

r \ n,> I

Ordentliche Sitzang am 12. December 1903.

E. Schwartz, Zar Geschichte der Hexapla. (Nachr., phil.-hist. Kl. 1903 S. 693.) Derselbe, üeber den Tod der Söhne Zebedaei. (Erscheint in den Nachrichten,

phil.-hist KL) R. Pietschmann legt Berichte des wissenschaftlichen Sachverständigen bei dem

kaiserl. deutschen Consulat in Kairo, Dr. Ludwig Borchhardt, vor und

berichtet über den Stand der Arbeiten am äg)'ptischen Wörterbuche. E. Wiechert legt vor : H. G e r d i e n , Messungen der elektrischen Leitfähigkeit

der freien Atmosphäre bei 4 Ballonfahrten. (Nachr., math.-phys. Kl. 1903

S. 383.)

Ordentliche Sitzung am 9 Januar 1904.

W.Voigt legt vor: P. Drude, Zur Theorie des Lichtes für active Körper. (Erscheint in den Nachrichten, math.-phys. Kl.)

W. Nernst überreicht die 4. Auflage seiner Theoretischen Chemie (1903).

H.Wagner legt vor: W. Rüge, Aeltestes kartographisches Material in deut- schen Bibliotheken. Erster und zweiter Reisebericht. (Erscheint in den Nachr., phil.-hist. Kl.)

Derselbe Ijericbtet über Jos. Fischers und Fr. v o n W i e s e r s Werk über die grossen 1901 wieder aufgefundenen Kartenwerke Waldseemüllers.

Ordentliche Sitzung am 23, Januar 1904.

Wiih. Meyer, Die Leidende des heiligen Albanus, des Protomartyr Angliae, in

Texten von Beda. (Erscheint in den AhhaiKlluiigen, phil -bist. Kl.) Derselbe legt vor: Dr. Hugo r)uen8ing, Ein Brief des abessinischen Königs

Afsnäf Sagad (Claudius) an Papst Paul 111. aus dorn Jahre 1541. (Erscheint

in den Nachrichten, phil.-hist. Kl.) 0. Wallach, Mittheilungen aus dem Universitäts-Laboratorium. (XIII.) (Erscheint

in den Nachrichten, math.-phys. Kl.) Derselbe legt vor : Dr. W. B i 1 1 z , Ueber das Verlialten einiger anorganischer

Colloide zur Faser in seinen Beziehungen zur Theorie des Färhevorganges.

(Erscheint in den Nachrichten, matli.-j)hys. Kl.)

Digitized by

Google

Für die Hedaction rerantwortlicb: S. ShUra, d. Z. voraiUender SekrotAr der Kgl. Oa«. d Win. Anajregeben am 8, Februar 1904. Druck dm DiiUrich' sehen Univ.-Buchdrudterii ( H*. Fr Kcustuei).

Ä

Digitized by

Google

^

Digitized by

Google

Digitized by

Google

Digitized by

Google

Digitized by

Google

STANFORD CECIL I- STANFORO, C- (4 1

All books mo

RIES 1-6004

doys

Digitized by

Google