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"DICT WESTERN UNIVERSITY

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The eGift of

Fren xX Dora Schw ITRIS

- Dataly von Eſchſtruth

Alluſtrierke Romane und Podellen

Fünfte Serie

Fünfter Band

Jerem das Beine

Leipzig | Perlagsbuchhandlung von Paul Tif,

Jedem das Seine

Roman ean

Datalp von Elchſtruth

Wit Iluğrativnen von Frik Bergen

.. us Berlagsbuchhandlung von Paul Tif.

Seiner Erzellenz Herrn Generalleutnant VON Fallois eos und

Stau Gemablin Ludovica, geb. von Derg

in aufrichtigfter Sreundfchaft und berzlicher Verehrung zugeeignet von

Nataly von Knobelsdorff drenkenboff. geb. von Eſchſtruth

I.

G 40g durch

das Rimmer. Süß und traut wob der Weihnachts- pe = gauber {eine gligernden ie - Schleier. Um den

kS

grünen Baum, welcher geheimnisvoll jeine Nadelzweige über den kleinen Tiſch breitete, ſpann er die Silber- und Goldfäden des Engel- baars, bligte auf in den bunten Kugeln und wedte Leine blutrote Funken an den Kupferſternen, welche ftit und feterlich an den ſchwanken Aſtchen herniederhingen.

Die Wachslichtke verbreiteten den unbejchreiblichen Duft, weldjer fid) mie ein Traum über jedes Chriftgimmer legt, der Geruch friſchgebackenen Kuchens miſcht ſich dar- ein, ein paar Syazintben blühen in hoben Gläſern auf dem Zenfterbrett, und der Aklepiasſtock jpinnt feine Zweige mit den duftenden Blumen um das breite Holagitter, welches beinah’ die Scheibe vollſtändig verdedi.

u ge

Es dammert bereits.

Weiche, graufammetige Schatten legen ſich tiefer in alle Eden, da, wo der grüne Kachelofen behaglide Warme ausitrömt und wo das altmodiiche Tila Plüſchſofa und die fteiflehnigen Seſſel um ben Mahagonitiſch benim ftehen. ee Rechts neben dem Blnbier; _meldies dir abgeidjabten Neliefbilder von Mozart und Sebaftian Bad) trägt, fteht der Chrijtbaum, und bor ihm fteht der fchmale Tiſch mit ſchneeweißer Damaſtſerviette bededt, melder die Gee ſchenke trägt. | | Viele und koſtbare ſind es deren nicht

Auf der einen Seite liegt der Stoff zu einem dunk—

len Winterfleid, eine Heine, fehr beſcheidene Pelzboa und ein paar warme Budstinhandidube, daneben eine billige Ausgabe klaſſiſcher Muſikſtücke auf der andern Seite ruht einſam ein etwas geſchmacklos bunter Herrenſchlips, ein Karton mit Taſchentüchern und ein Uhrbafen. Aber etn Plak ift frei geblieben, alS habe zur Beſcherung auch dort noch ein Geſchenk gelegen!

Und welch eines! | |

Das téridjte, unglaublich unniige Kinderbuch die Marden aus Taufend und einer Nacht, welche der große Schlingel ‘Mortimer, der Serr Tertianer, fi nod als. erſtes und .Tiebites Geſchenk auf den Wunſchzettel ge⸗ schrieben! Die illuftrierten Marden bon t Taufend und einer Macht! a 2

Sollte man es glauben?

Zante Guſtel ift auch febr außer fih uber ſolch un» ſinniges Verlangen geweſen und hat kopfſchüttelnd ge- jeufgt: „eins bon den teuern Schulbüchern oder ein gutes Geſchichtswerk fet dod) taujendmal praftiicher und nütz— licher und der große Junge fole etwas Gejcheiteres tun, als überjpannte Märchen Iefen,“ aber Mortimers jonit fo luftige Mugen hatten fie gar zu flehend angefehu, und Lag für Lag hatte er verfidjert: „Nur dies eine Märchen- buch wünſche ich mir nod), Tantchen; dann foll es mit allen Spieljachen vorbei fein, und die nächſten Weihnad;- ten rill ich nur nod) nüßliche Gachen haben!”

Da hatte die Tante jdjon etwas nadgiebiger geleufst, und als ihr abends bei dem Bubettegehn ihre Tochter Gretel gutmütig anqeredet und voraeichlagen batte: „Bir wollen Onfel Qar! bitten, daß er fic) mal in der Nelidenz in Antiguariatläden umfieht, ob er das Bud für billigen Preis dort haben fann!”, da nidte fie einver- Hianden und meinte: „Das ift ein Fluger Gedanfe, Mäus- chen, id werde morgen fogleich fchreiben.” Snfel Karl hatte jon nach furzer Beit ein febr mohlerhaltenes Eremplar boll der jchöniten, buntejten und phantäaſtiſchſten Bilder geſchickt in welches er mit feiner großen edigen Schrift jogar die Widmung geichrieben hatte: „Meinem licben Neffen Mortimer, Freiherrn von der Marten- Beilftein, pon feinem alten Onfel Marl.”

Du Nebe Zeit, mie hätte man denfen fönnen. dak

10

ber große Sunge fold eine Freude an dem albernen Mär. chenbuch haben Fönntel

Seine Augen ‘trablten t bor Entzüden, al er es dem Baum liegen fah, und Tante ‚Buftel war beinah be- leidigt, dak ihre fo ichöne, ‚großartig auSgedadte Über- raſchung, da8 Hauptgeſchenk des Abends, beinahe gar nicht beachtet wurde —- nur um des leidigen Buches willen!

Und welch ein See hatte fie dem lieben Zungen gmahti— =

Das ehrwiirdige, alte hone Qylinderbureau jeines Sroßvaters, welches jie als einzige Tochter ehemals mit der elterlidjen Einrichtung geerbt, hatte fie heimlich in die Feine Manfardenitube des Gymnafiaften ſchaffen lafjen, damit er alle Bücher und Hefte nunmehr ordent- lich Aujammenhaben und fo redt gemütlich und bequent | jiten und ftudieren konnte!

sa, gefreut hatte er jich ja riefig und > batte das zarte Tantchen und das noch viel zerbrechlichere, elende Couſin⸗ hen | beinad’ totqebdriidt zwiſchen ſeinen herkuliſch ſtarken Armen, 7 aber. dann hatte er nur nod) Sinn und Ge- bonfen für das Matchenbuch, jab unter dem Chriſtbaum - und Tas und blätterte . . und ftarrte mit duntelrotem | a Kopf die Bilder an, Er bewies eS leider allgudeutlich, dab. er. ein Marken mar, ein echter Sproß jenes uralten Geſchlechts, deſſen Söhne ſich ſtets durch phantaſtiſchen Sinn, durch eine ans Krankhafle grenzende 2 Vorliehe für =

m.

alles Srembdartige, Abenteuerliche und Außergewöhnliche ansgezeichnet hatten!

Ehemals hatte diejer unrubige Sinn, aiefe Mander- tut und unjtillbare Sehnjucht nad) Frau Aventiure die Nitter und Edelherren hinaus in die Kreuzzüge, in Krr- fahrt und Kriegsgetümmel getrieben; jpäter hatten fie fih mit Wandern und Reifen begnügt, ja, der Grok- tater hatte es durchgejegt, Diplomat zu werden, um als Sefandter am beiten Gelegenheit zu haben, fremde Län— der und Volfer fennen zu lernen! |

Damals waren die Sreiherrn von der Marken Beil— tein noch reiche Srundbejiter und fonnten folmen Paj- jionen huldigen, aber fchon Mortimers Vater erichöpfte jeine Mittel vollftändig, als er auf die unfinnige Idee Fam, Wfrifaretjender zu werden und ohne an Fran und Rind zu denten, fein Hab und Gut bei den Forjchungs- reifen zuzufeßen, bon deren letter er leider nie wieder heimkehrte, da ein tückiſches Fieber ae in der Blüte jeiner Sabre dabinraffte,

Die Mutter itarb bald danach an einer Zungenent- zündung, und ante Guſtel, die einzige Schwelter des Wrrifareijenden, nahm den Feinen Mortimer zur fic, ihn io qut es ging mit ibren jebr beicheidenen Pren att er- oe ae

Sie hoffte, dak thr Bruder farl ibr diefe idwere Pflicht erleichtern und ſie durch Geldmittel unterſtüten wiirde. Mber wie eine SrarEbeh, ete feuber oder

cee 12

pater dod) zum Ausbruch fomnit, hatte auh dieſen plöß- ich die Reifekuft erfaßt.

Er nahm als Sailor den Abſchied und tüßrie eim ruheloſes Wanderleben, bis aud fein Bermögen gufam- mengejchmolzen war und er fid) nunmehr darauf be- ſchränken muifste, bon den Erinnerungen an fremde Län— der und Wunderwelten zu zehren

Es lag bei den Morkens im Blut! Dagegen oar nicht anzufämpfen, und es deuchte Tante Guftel ein rechtes. Süd, dak Mortimer ihon bon bornberein jede Möglichfeit genommen war, dem Reiſefieber gunt Opfer fallen zu fönnen. Die Zukunft des heranwachſenden Knaben war trog feiner fnappen Mittel ſicher geſtellt, denn die Familienſtiftung gewährte ihm eine anftändige Sulage, falls er fih entſchloß Offigier zu werden.

Dies mar ſelbſwerſtandlich |

Tante Guftels Augen leudjteten vol beinah mütter- lichen Stolzes, menn fie die ichöne, Fraftvoll ſchlanke Oje- italt des 8 Bflegefohnes mit langem Blid umfaßten. Nit- ferlid) und ſchmuck fah er aus, mit dem frifchen, ftets bei- teren, beinah’ iibermütig lachenden Geſicht, aus welchem die Blauauqen blikten und im defjen Stirn die nen Saarmellen fielen. 5

Aber das Viardenbud!

Gin Tertianer, welder nod ſolch alberne Märchen | anftatt eines ſchönen Heft! |

fe hace

S28 Zante Guſtel ſchüttelte beinah ärgerlich in der Küche, wo fie eigenhändig den Kaffee aufgoß, den Kopf und

jagte: „Geh’ mal in die Chriftftube, Gretchen, und fieh, ob der Junge etwa nod bei diefem Dämmerlicht lejt! Berbiet” e3 ibm, er wird fih die Augen verderben!”

a RAN

‘Und Grethen ging, geborjam und ohne Ent- o egnung folgend, wie jtet3.

Leiſe, in Ihrer ſtets oe an öffnete > die Türe. | | u | Richtig, da fah der none blonde Sunge am Senfter, jo tief über das offene Buch geneigt, dak jetne Stirn fid) gegen die blühenden Syazinthen neigte.

€r hörte nicht Gretes leiſen Schritt; erit als die fleine verwachſene Maddengejtalt binter thm jtand und lanft die Sand auf feine Schulter legte, ſchrak er empor und jtarrte in das gelblich blajje, imale Geſichtchen der Couſine, welche ihn mit den grogen braunen Augen | lädelnd anſah. „Recht jo, Mortimer! verbrauch” du nur deine Augen bis zum letzten Tüpfelchen!“ ſcherzte ſie und fuhr dann ernſthafter fort: „€S it zu dunfel gum Leſen! Komm amd feg’ dich ein bißchen mit mir unter den Ehriftbaunt, bis der Kaffee aufgetragen wird!“

Mortimer dehnte ladend die Arme, erhob fic und fchritt nad) dem Sofa. 2 | „u haft recht, Gretel, e3 wird gu dunkel, obwohl ich nicht las fondern mir lediglich die Bilder befah! ER Din Gers fo

Das budlige Mädchen drüdte fiğ zärtlich in den Arm des Sprecders und die bumen ugen en wie perflart! ; 3

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Findeſt du wirklich dab ein Tertianer und ein bald jechzehn Jahre altes Fraulein noch ſolche Babys find, dab ein Murchenbuch fie tatfächlich begeiftern fann?”

„Dtejes Märdenbud muß meiner Anſicht nad die Alten nod mehr intereffieren als die Jungen!” =

Grete ihaute ganz betroffen empor. „Mortimer, tit das dein Ernit?” |

Da wid) Das heitere Lachen bon dem hübſchen Gnas bengejicht, es ward wunderſam nachdenklich, und. ein weider, träumerifcher Glana Tag in den Mugen. (

Ich will dir mal etwas lagen, Grete...” fliifterte r er leis und jtodend, „dir bertran’ ich’3 an, feinem! . fiebft du, Grete, um die Märchen an und für ſich ift e3 mir weniger gu tun, al8 um Die Bilder; denn die Geſchich⸗ ten fenne ich beinah ſchon alle, aber die Stuftrationen find mit neu, umd teil id) horte, daß fie jo vorzüglich jeien und tatfächlich Sonitantinopel und das edjte orien- taliſche Zeben ipiegeln follen, darum wünſchte ich mir hauptjächlich dag Buch! Ad; Grete...” und der Spre-

cher ſtrich die blonden Saare beinah ungeftim aus der o

Stirn und jeufzte ſchwer auf: Ach Grete, wie Toll ich armer Kerl wohl jemals anders. diefe Wunderwelt Ten nen lernen, als wie im Bild!” =

Das blafje Madden lachte ein wenig getvaltjam, dies weil es wie ein jähes Erſchrecken über ihr Geficht ging. „Se nun, da8 genügt ja aud! Wie viel taujend Prens iden gibt e3, Mortimer, weldje ihr Leben lang auf der

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engen heimatlihen Scholle figen und die weite Welt nur aus Bildern oder Büchern fennen lernen!“ |

„© dieje Unglüdlichen !”

„Unglüdlih? Nicht im mindeften. Ich glaube felt und ficher, daß ich nie im Leben eine weite Reife machen werde, und dod) erachte ich mid) als ein lehe Brees sufriedenes Weſen!“

Xa du, Grete! Du biſt auch ein En an Une : fpruchsfofigfeit umd Beicheidenheit! Du bift ein Müd- chen, welches nicht den heißen, leidenichaftlichen Drang in jich fublt, in die weite Welt Hinausgugiehen, gu feben ... au erleben su wagen . . . zu fampfen und zu er- ringen . | : Beinas’ entfegt farte die Genannte in hie auf- geregt blizenden Hugen des jungen Marten.

„Mortimer . . . wünfchjt du dir das etwa?" Er brebte die Hande gegen die Bruſt „Sa, Grete, ja!“

„Und weißt daß dieſe unjinnige Reiſeluſt sels pamilie an den Bettelftab qgebradt hat?”

#4

„<roßdem! ja vielleicht gerade darum! Meine Biter :

und Ahnherrn haben mir nichts weiter vermacht als das afühende Sehnen nad) fremden Wundern!* |

„D, wel ein böſes Erbe ware das"

„Barum?“ eir beinah’ wehmiitiges Lächeln alitt über das Rnabengejiht: „Ich habe ja nidts mehr zum Bergeuden! Wenn id) aud) wollte fann beim beiten Willen fein Vermögen mehr durdibringen!

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„Aber du kannſt ein Abenteurer .. . ein Menſch wer-. den, melder ohne Ehr’ und ——— an der Qand- itraße jtirbt!“ =

Sie jagte e5 leije, gepreit, und er idrat eniibor und faßte ihre Sand mit beinah’ ſchmerzendem Drud: „ein, Grete! dag fann ich nicht! Und das glaubit du aud jelber nicht von mir! Sch werde vielleicht zeitlebens ein Phantaſt, ein ſehnſuchtskränker Menſch . aber nie ein ehrvergefjener Zandftreicher fein!”

„Ein glüdlicher Menſch ſollſt du werden, Mortimer, ae der fold) ndrrijden Grillen gar nidt Raum in stent und Herz gibt!“

Ihre magere, Feine Hand ſtreichelte zärtlich, wie be- | ſchwörend feine Wange, und Mortimer lachte wieder

-beiter auf und 30g die Coufine tröftend an fih: „Auch

das, fo Gott will! brauch{t dich nicht um mich zu forgen, du gutes Gretelein, dein vernünftiger Pflegebruder wird

eine dummen Streiche machen! Aber wenn ich je in die

Lage tomme, eine Neife machen zu fonnen, dann tue ich e3 fider! Du liebe Zeit! wenn ich als Leutnant folid und einfach lebe, fann ich wohl ſchon fold fleine Gprige

a “tour nad) Ronftantinopel herausjparen |”

„Rah Konftantinopel? Warum gerade dorthin?“ „Sa warum?! Das möchte id) jelber wijfen, Gretel! Auf die Wunder der ganzen übrigen Welt wiirde ich gern verzichten, wenn ich nur einmal diejenigen des Morgen- landeg, der Türfei ſchauen fonnte! MWundert dich daz? R. v. Eid truth, IN, Rom. i Mov. Jedem bad Seme. IL, 9Y >

= 18

Reif du nicht, daß eine alte Prophezeiung in unferer Smilie eriftiert, daB der Salbmond uns verhängnisboll ei...

‚Nartbeit!“

| „Durdaus nicht! Tragen wir nicht feit uralten

Zeiten den Zürfenbund riit dem Salbmond ala Helmzier? Und warum? weil einer unferer Whnberrn ein bildjchönes Weib aus des Sultans Harem entführte und > zur Stammmutter unjeres Geſchlechtes machte

„Mber Mortimer! Wie fannft du a eine. ‚alte. Wappenfaqe ernſthaft nehmen! Du weißt, daß der Tür⸗ fenbuno‘ längſt feine Aufklärung gefunden! Zede alte Adelsfamilie welde ſich ehemals an den Kreuzsügen be- teiligt, trägt ifn an ber Helmgier zum Andenken an diefe heldenhafte Zeit!" |

Mortimer auctte etwas ungeduldig die Mchleln: „Ge- wif! Die Neuzeit geht ja jeder Poefie mit ihren wider- wörtigen Forſchungen zu Leibe! Leider geben die frii- heiten Srabiteine und Urfunden die Namen der Frauen nicht an, ſonſt würdeſt du ficher irgendeine Suleifa oder Fatima als erfie der Freifrauen bon der Marten Tejen! Se nun, und abgejehen dabon are TOE willſt du es er- Flaren, daß Onkel Karl die aanze Welt bereift und ge- feben bat mit der einzigen Ausnahme bon Konſtantinopel? Weil er fagte: „Nein! dahin gehe ich nidt. Der Halb- | mond ift bas Verhängnis der Marken. Kam einer bon ung nad) der Türtei, fo hatte er jedesmal die ihönften oder auh

sido =

unliebjamjten Abenteuer au bejteben! Das läßt jid durch Jahrhunderte verfolgen! Großonkel Karl fam Had) oer Türkei im Gefolge des Prinzen Zerdinand. Der Sultan lernte ihn fennen, fand. großes Wohlgefallen aio ihm, beftiminte in, in türfifche Dienfte zu treten. Cr

erwarb Nuhm -CDre . grope Reidhtiimer. Ihm glůckte e8, er febrte als beneidenswerter Mann in fein Vaterland |

sci, fein Vetter, welder ihm gefolgt war und 8 o o

ebenfalls au hoben Wiirden brachte, blieb dort und. wurde : a

alwei Sabre jpäter bei einer Balaftrevolution aradan. |

ermordet. Gin Fräulein von der Marfen befichte einit R mit ihren Eltern KRonftantinopel und. war fo begeijtert : pon irgendeiner Märchenpracht, daß ſie ſich nicht von dem Aublick trennen fonnte. G8 hielt ſie wie mit gau- I beriichen Gewalten, und zum großen Arger des Vaters |

verjäumte man die Abfahrt des Schiffes. Now ee

dernjelben Tage verbrannte dieſes auf offener See und i bie amilie Viarfen war wie durch ein Winder dem furdibariten Zod entgangen!”

Gretel hob abwehrend die Sande —: „Aber von einem Vorfahren erzählt man ſich auch, dak er in tiirtijde Dienjte trat und, von Gold und Glanz gelockt, Mufelman tuurde. Die Gewiſſensbiſſe aber lieben ihn feine Ruhe, | er ward wahnfinnig! m. ‘und Gropbapal dent an den armen Grofpapal” oe

Mortimer neigte. ſich plotuch mit großen, weit ale nen näher, |

»>Sretel ..” murmelte er, „weißt du, was Großvater in Konjtantinopel erlebt hat? Todunglucklich ijt er dort geworden .. Wher warum? ch habe es nie erfahren, Gretel, man fagte e8 mir nicht . ns aber du weißt es jicher! Grgable e3 mir, Gretel, id bitte, id: beſchwöre dich! was iſt dem Großvater dort geichehen?“ >

Das frante, bermachjene Mädchen verſchlang wie ın hilfloſer Angft die Hände in Shok. „Sch weiß. es nicht, Mortimer . . 3% weiß nur, daß Großpapa mit irgend- einer T iletin ein iebesabentener hatte, al3 er in feiner Eigenſchaft als Qegationsfefretär m Konjtantinopel tar. Sein eigenes Leben foll aud) dadurch, ſchwer gefährdet ges inejen fein, er ward nur durch, den Einfluß des Geſand⸗ ten gerettet . ‚die ungliidliche S Schöne aber mußte iter- ben... und das bat Großpapa nie im Leben verwunden! Obwohl er {pater Heiratete, ift er doch jtets ein fine : iterer, verichloffener und unglüdlicher Mann geblieben.“

3 „So liebte er ficher irgendeine ener: gauberifden Holden aus dem Darem?!”

„Wohi möglich!”

„Bas mag mit ibr gejchehen jein? Klara entführte er jie nicht ? Ward die Flucht vereitelt ?“ Mortimer 3 fragte es ſchnell, atemios, ohne auf cine Antwort zu warten.

Seine Augen glangten twie im Fieber, die Lippen | zuckten mie in höchſter Ungeduld. Still um Gottes mien, Gl Tama tommi!" flüfterte Gretel; laß dir um Gottes willen nichts merfen,

dak wir bon dem unglücklichen Türfenthema geſprochen haben, fie will es nicht und wird böfe! Und nach Grok- papa frag’ fdjon gar nicht! Seq’ auch dag Märden- buh fort und laß nie deine Neifepläne verlauten: Mutt- Gens einziger Troji ift e3 ja, daß du ein fo ruhiger, fletBiaer Junge bijt und gar feine Anlage zum Mus- reißer Haft!” Dortimer lachte etwas nerbös und gezwungen, aber er nice der fleinen Cou- ine beruhigend zu und drudte thr aber: mals die Sand, das var jo qut wie ein heiliges Verſprechen

€s war fpät am Abend, Mortimer Stand in feinem Manfardenjtübchen, pfiff frob- fich vor fih Hin und jchicte ſich an, noch die letzten feiner Bücher und Hefte in das alte Schreibpult des Großnater3, melches er zum Geſchenk erhalten, einguraumen. Das war ein herrlicher Gedanke von dem guten Tantchen gemejen! Xede Schublade zog er hervor und beftimmte ihren Swed, und dann ſchloß er das mittelſte Fach auf und leuchtete hinein, ob es wohl tief und bod) genug fei, ſein Tintenfaß mit dein Federſtänder aufzunehmen.

»

Nie nerftaubt und beedi fab c3 dahin- ten aus! - ~~ Mortimer ſteckt die Hand hinein und wiſcht die Geen aus... und. plöglich fühlt er ehnan ſcharfes wie eine Papiertante |

Er leuchtet,

Was it das? Mus einer fömalen Nive der Hinter⸗ wand ragt ein feines, kaum ſichtbares Streifchen Papier.

2 Wunderlich! - 6r fabt es mit dem Nagel und zieht daran, umſonſt, es ſcheint feft eingeflemmt. Das Blut hicht in die Wangen deg Schülers. Ein Geheimfach? Gr neigt das Licht nod weiter vor und tugt Wani in ‘bas Sräntien Jen en Richtig . ‚da... eine feine, faum merkliche $ Je- =

a Ö odine ridt und. fchiebt, mit bebendem F Fin ee er. t fterumt fein. Sedermeller dagegen amd mit

leiſem Ruck ſpringt eine ſchmale Holztafel zurück.

Memlos vor Aufregung ftarrt der Obertertianer in das fichtbar aeivordene Schubfach Gin Briejumidlag von Fehr. Ichwerent, vergilbtem Papier liegt Darin. Uns verfehfoffen. Weit bebenden Händen: öffnet. Portimer. ~ Wine lange, ſchwarze Haarlocke mit perblagtem grünem, golddurchwirktem Slorbändchen gujammengebunden, und ein gepreßter Orangengzweig bon welchem die weißen lüitenblättchen langſt abgefallen iind, liegt. darin. a

Auf dem Briefbogen, welcher beides umſchließt, ſteht nur das eine Wort: „Lafmeh‘ '„ dahinter ein ſchwarzes

So

Areugdien und das Datum: „19. März 1812. Romane

nnpel En Wie im Traum itarrt Mortimer auf dag Nätfeldafte oe pande Barter Duft, wie ein füßer Hauch längſt ent- flohenen Blumenodems, weht aus den ſchon halb in Staub gerfallenden Blättern empor und Tegt ſich gleich magischen Schleier liber Die Augen des einfamen naben. |

Latmeh! Wer war Hee | -

Senez glutäugige, beruckende Weib aus dem arem, = welches gum traurigen Schickſal des Großvaters gewor⸗ | den, welches ihm vielleicht mit bebender Sand die. Node und Blüte aum Abſchled gereicht, ebe e5 in den beim- lichen, geheimnisvollen Tod ging? | a

Mortimer atmet ſchwer, ftligt das Saupt i m ote.

Sande und ſtarrt in das aufgeſchlagene Marchenbuch welches ſeitlich neben ihm auf dem Tiſch liegt ee

Da fieht er ein Bild. . . die zauberjchöne Beingeffn Be

auf den jeidenen Kiſſen die Waſſerbfeife in der : | fleinen Sand, die nadten Zußchen in goldaefticten Pan- on

töffelchen, um fie her die iippige, phantajtijde, ichmärme- viiche Pracht des Mtorgenlandes . . . unb fie bidt den blonden Knaben aus großen bunteln Augen todtraurig

an und feufzt leije: „Sch bin Latmeb, melche megen ihrer = x Liehe zu dem fremden Manne fterben mußte!“ ee

Lakmeh! Sit fies wahrlih?

Nein, er täuſcht ſich ‚die reigende Surfin bor ihm 37

Helt nicht a aus, im Gegenteil, ibe Mere foßes 2

en ee

Muntlig lachelt wie in. graujamem Spott, und die jchwar- zen Augen bligen ihn mitleidlos an, und die roten Qip- pen lachen kurz und fart auf: „Sa, fieb’ mid; nur an! Ich bin das Schictfal, du Narr, meldes dich in die Wun- derivelt des Goldenen Hornes lockt! Sieh’, mie das Waſſer gleißt und im filbernen Mondſchein ein Scifflein trägt! Burüd, Berivegener! Sch bin feine Itebestrante, gage Taube wie Lafmeh ich bin ftart und ſtolz und werde Teben, weil ich dich nicht liebe!” Mortimer ſchrickt empor Hat er geträumt oder ſprach das Bild wirklich? Die geheimnisvolle ſchwarze Lode ringelt fich wie eine alänzende Schlange über dag Papier, und der Knabe itarrt mit aliihenden, fehnfudtsheipen Mugen darauf nieder. Draußen fällt der Schnee in dichten Floden. Leiſe und lind deckt er dag nordiihe Land, die Giebel und Däder hes altmodifchen Städtchen, die fahlen Wipfel der frie- renden Lindenbäume, hie und dort ijt noch ein Zeniter- chen bell, und der Nachtwaͤchter ſtampft mit ſchwerem Schritt über bas holpriqe Pflafter und fingt den alten Vers: „Hört ihr Herrn und [apt euch jagen . dann tutet das Horn . . der Schnee fällt und Fatt. immer höher . immer Siditer es iſt falt, bittertatt . Droben aber in der kleinen Manfardenitube, a {blante Palmen und eine Wildnis ſchwül duftender Ros fen, Orangen, Blieder und feuchtenter Granaten aus ‚den 53 wurmſtichigen Dielen en

DR

Da glänzen die goldenen Veinarett3, da ragen zierliche Kioske, fchlanfe Türme, Brofatvorhänge raujchen hinter pombhaften Bronzegittern ... und die Wellen des Boss porus jpiilen mit geheimnispollem Gilberglang an weiße Marmorjtufen . . . dort, im Schatten dunkler Zypreſſen, leuchtet eine weiße Gejtalt . . 2 2 |

Schleier wehen . . . Geichmeide funfelt ... ein nad- ter Arm winft jtummen Grub... und dann breden die _ fiifen, berüdenden Lieder jah ab. . . eine Stimme ladt

hell auf, und zwei duntle Mugen bligen im Gemifc von Stolz und Spott: „Sch bin nicht Lakmeh, die liebestrante Taube! Jh werde leben, weil ich dich nicht liebe. . .”

? ug dem veuttichen Kon-

| © fulat in der Rue EA : Sakis me atsch in Ronitantinopel tritt ein junger Herr in einfachen, aber. jebr ihidem und fletbiamem Reifeanzuq und wendet fic) voll Behaglidfeit der Grande rue de Péra zu.

Dan Sieht ihm auch ohne große Menichenfenntnis ‘hort auf zehn Schritt weit den Pega und gwar dent 7 deutichen Dffizier an.

Sehr groß, ichlanf und dennod) frafiboll, die Hal- tung ftraff und militäriſch, ſchreitet er I und elegant über das Pflaiter.

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Der Hut beichattet ein regelmäßia fhönes, noch recht junges, blühendfriſches Geſicht, uber deſſen Lippe ſich ein kleines goldblondes Bartchen feck und ficgesfreudig fräufet!

Große Blauaugen, auffallend jtrahlend in lahender Lebensluft, Pliken jeden Borlibergehenden an, als wolle ibm ihr Befiker voll naiver Freude zurufen: ,,Gieh’ dod, wie froh und glüdlich ih bin! Die ganze Welt möğte ich an meine jauchzende Brujt drücken die Millionen | umſchlingen! So vergnügt wie id) fann faum ein zweiter Menſch auf Erden fein! Kommt, freut euch mit mir!"

= Woh! folgte mand woblgefalliger Blid der ſympathi— ‘chen Wejtalt, aber zum „Mitfreuen, Sdwarmen und Wee nießen“ ichten niemand recht Beit zu haben, bis bor dem „Zofatliau” ein haitig vorüibereilender junger Herr plöß- lid ftußte, fih umſah zögernd Fehrt machte, und nod) ein- mal, ihn {arf mufternd, an dem Fremden vorüberſchritt.

Und dann em leiſer Laut gue Gewißheit und ſchnell trat er ihm in den Weg.

„Marken! du mußt es fein!“ flang es voll ehrlicher Freude. gu dem blonden Neifenden empor, „du an

Mortimer, oder dein Geiſt!“

Beide Hände jtredte er dem. Genannten entgenen, und Leutnant bon der Marken ſtieß einen gedämpften Laut höchiter Überrafhung aus und fagte: „Schlüchtern, = wenn id nicht Bühl, dab du in Bremen auf dem stone 3 toritubl idl:

2

Der andere ladte laut auf: „Bet Gott, er fennt mic noh! Mortimer, alter Junge, das nenne ich ein treues Gedächtnis! Wenn man mit fold braver, eee Saut fünf $ Sare lang die Schulbant gedrückt a

„Bis du auf die Nitterafadenie famjt —' |

„Gott hab’ fie felig! und als die herrlidjen Sonntage, die ie auf deinem elterlichen Gut perlehte, ein Ende hatten —" Se „Simmel ja! ’3 ift wie ein Traum, plöglich hier auf der. Grande rue de Pöra an all das ferne Teuere er- innert zu werden!”

„Richtig! man fommt vor lauter orten gar nich | zum. Fragen! Marfen ... alter Zunge, wel ein guter Wind hat dich denn plötzlich ‚hierher nad) dem rieni geblafen?” |

‚Wenn ich das noch fragte! dich, dene Ygrarier, den der fluge Papa zum Kaufmann maden wotte 2 |

,Sollft du alles erfahren! auf Gegenfeitig- feit! Mber bier auf offener Straße? Undenfbar!“ und Sans Schlüchtern fchob den Arm in denjenigen deg Schulfreundes und jchritt mit ihm meiter: „Was haſt du par? Eiliges? Unauficiebbares?“ :

„ein! nicht das mindejte !”

„Bon! So jchlage td) vor weil deutiche Art fid dod) nie verleugnet, wir feßen uns gemütlich in die

‚Straßburger a gegenüber der. allen Bot- und . |

„Marten! bu mugt es fein!’ Damit frredte er beibe Hände bem Genannten entgegen, (& 27.)

ze

Menſch! niel” ve Nie?” „Benn ich auf Reifen. bin, Fotele id alles en a tum von mit ab." | | 2 „ind ſchamft Did uit, fa einen Sandesverrat ‘rib lich Tach end einzugejtehn‘ va uns WIE werde ich. denn! Sieh al Bier trinfen und in Münchener oder fiddeutfchen Bräubäufern fiken fan id daheim alle Tage; wenn ich aber nad) Konftantinopel reife, Dann will ich etwas ganz anderes bören und feben, etwas Fremdes, Außer gewöhnliches Orientaliſches | „Ada, ich perjtebe und bitte um Verzeiung. ‚Sieh, Dort liegt Die Konditorei von Themijtotles und Mlanides das Rendezvous der reizendften. und jehenswerteften x Roe | vantinerinnen; mie wäre Bm 5 | | „Ohne Debatte genehmigt!” Amar it die Stunde nicht aünitig, wir werben. ne 2 rade jetzt etwas ein] jani jein, denn ae beginnt der Forj in der Grande rue de Péra nicht | on lab uns warten! sch wollte eigentlich, nad) Galataturm hinaufflettern umd in Rundbliden ſchwelgen, : denn törichterweiſe bin ich mit der Eiſenbahn anjtatt mit dem 3 Dampfichtif angefommen . a „Marten! tie yes möglich?" „Das frag’ meinen Oberft, der den Urlaub fo fnapp | armie hat, dag man mit jeder Minute geigen mup a

„Stun, bani barf du an foie Fall {jon jegt den Turm beſteigen! Laß uns bis Sonnenuntergang warten!

Wenn es dir. recht ift, begleite ih dich und freue mih

ichon jest auf den Eindrud, den das berüdendite aller auf dich machen wird!”

„D'accord ! Mortimer driidte dem Freund herz- Ligh die Sand: fo verzichte ich Geber auf die inter- ellante Gefellichaft in der Stonditorer und freue mid) vielmehr der Ungeniertheit, mit dir plaudern zu fonnen! Wie lange iſt's ber, Sans, dak wir zum leßtenmal nebeneinander jaßen und unjere Herzen ausichütteten, Damals fpannte fih der blaffe deutfche Sommerhimmel über ung aus, jekt funkelt es fo heiß und golden am tief- blauen Sirmament, und die üppigen Dleander ſtreuen uns ihre Blütenblätter in den Sorbet!“ <

= AND ane ift eins fo jchon wie das andere, jedes au

feiner Beit! Nimm Platz alter | Jungel und da bu ja orientalifche Getränke tennen lernen willſt und das tühle, jchaumende Bier verſchmähſt, jo ichlage ich dir : por, zwiſchen einer Selva’ und u aam aul wählen —“ | |

Eoulaſch enkſetzte ſich Marken

Schlüchtern pik „Nein, mit Paprita will ich dich bei diejer Temperatur perjdjonen! Gülatſch ift ein feiner Aufguß von Starfe und Rojenwaffer, während. Selva nod) mehr Nationalgetriint darjtellt, eine febr beliebte Miſchung von Maulbeerjaft, Moft, Sejam und ett!” verre

G R

„Pfui Deiwel!” batte Mortimer bemah gang ente fegt gejagt, aber er befann fic) nod rechtzeitig, dab. “w Taufend. und einer Nacht jolche wunderſamen Säftlein mit Entzucken gejchlürft werden, und jagte nur eifrig: | „Ramos! maden wir! an jo etwa muß der viens fojten | und kennen lernen!“

Nun ſaßen fie, in der Tat ziemlich entire. und unat- ftort, zufammen, ſchauten auf das bunte, wechſelreiche Leben bon ‘Pera hinaus und taufchten die Erinnerungen aus bis gut der Stunde, welde fie jo überrajchend bier aulammengefübrt hatte.

Sans Schlüdtern weilte bereit fett einem halben Jahr in Ronjtantinopel, oder beffer gejagt Sfutari, wo- jelbjt er in einem großen Sandelshaufe tätig war, jeine Taufminnifden Kenntnille zu erweitern. Er erzählte, daß der Bater viel Not und Laft mit dem heimatlihen Gut habe, das, jeiner Meinung nad), jeinem Sohn eine peer | | Gri ifteng nicht mehr gewähren fonnte.

Mibernten, ichlechte Leuteverhaltnifje und baufiche Anderungen batten in den legten Sabren jo biel Roften und Aufregungen verurfadjt, daß der alte Oberamtmann lieber heute al8 morgen verfaufen möchte, was für Sans ein febr trauriger und jchmerzlicher Gedanke fei! Wenn er als Raufmann Glüd habe und die ‘Blane, welche er hege, verwirflidjen könne, jo hoffe er, jo viel zu erwerben, um die geliebte alte Heimat einmal für jeıne Kinder erhal- ten. gu: fönnen! - Und er entiwidelte dem 189r

ınterejfiert laufchenden Offizier die in der Tat recht gro Ben Chancen, welde ein Kaufmann heutzutage habe, wenn er mit etwas Kapital all die neuen, zufunftsreichen Errun- genichaften des deutichen Bater-

landes ausnußen foune! Dann aber unterbrad er itch, legte die Hand auf den Arm des areunodes und tagte: „Sch bin febr weitſchweifig geworden und babe dir während der ganzen lan- gen Zeit nur von mir, meiner Ber- gangenheit und meinen Zus funftsträumen erzählt, nun bift du an der Reihe, dein Tagebuch zu erzählen. Wher nicht bier! Es wird Beit, dag wir gehen, wenn wir in aller Behaglid)-

feit den Salataturm erfteiqen wollen. Dort raftet es jid RN. vo. Eichitrutb, ZU. Nom. u. Mov. Jedem bas Seine. -L 3

= 34

beifer alg hier! 3d aloube nigi du dich bald bon den zauberiſchen Bildern, welche ſich dort dem Auge bie- ten, trennen wirft, = alfo haben wir die herrlichite Ge- legenbeit, swijen Simmel und Groe unjeren Gedanfen freien Lauf gu laffen!“

Und fie wanderten em in Arm auf abjdiiffiger Bahn und jehr Ichlechtem Pflafter vorüber an dem Klo— {ter Tekke der tanzenden Der wiſche und dem Haufe des deutſchen Klubs Teutonia nad) dem großartigen Bau des Galataturmes, welder in majfiver Rundung, madtig und trußig, wie ein ragendes Ponce über die niedrigen, engen Säufer emporjteigt.

Einen Augenblid fand Mortimer und ftarrte, ha die Stirn trodnenb, an dent Riefen empor.

Er mar enttäufcht. |

Sowohl der dide, farblofe Turm, auf welchem hod droben al3 einzige beitere Augeniveide eine Fahne in den türkifchen Farben flatterte, wie da3 ganze armieliae Stadt- viertel hatten nichts, fo gar nichts bon all dem an fich, was fich feine Phantafie feit langen Jahren in gliihender Schön- beit ausgentalt. Dies war wohl orientaliiche Eigenart, aber durchaus kein Zauber aus Tauſend und einer Nacht! Das ſchmutzige Straßenpflaſter wußte nichts bon fic) mie- genden Palmen und glutrot Teudhtender Rofenpradit, bier duftete es nicht nah Narden und Weibraud und feine fei- | denraufchenden Vorhänge verhüllten hinter den unfaubern

35 RR

engen 1 Benitern ch Gitterchen: eine Rakmeh, um derent=

willen man sehn. Leben freudig in die Schanze jchlagt. x

& feufste ganá unmerflich auf und ftieg rejigniert

‚bie 140: Stufen 1 im Innern des Turmes empor, melde zit einem weiten, ballenartigen Gemati führen, woſelbſt einige Feuer wärker fih müde und gelangweilt die Zeit vertrieben. Biveie ließen jchleuniaft ein paar Würfel in dem breiten Schalgurt verſchwinden und mufterten voll gleichgültiger Rube die Sremden, ohne eine Spur von Sympathie, aber auch eine unduldfame oder unfreundliche Wiene. | Der Dritte ihaute überhaupt nicht auf, ſondern {as in dem Koran, weise aufgelälägen se un Sinien Tag. Cece N | Schlüchtern jrit ariijend vorüber und fülre den : | | au einer Wendeltreppe, welche abermals zu einem Saal führte, deſſen Wände wohl dura) mebr alg ein

Dutzend großer denfter unterbrochen wurden.

Schlüchtern trat haſtig neben Mortimer und eae ihm idergend die Sand über die Augen. | „Salt, mein lieber Zunge! Sebt ipielen wir Blinde- :

fub, bis ih dich freigebe! Wir find gerade im rechten Augenblick gefommen, und du wirft deinen Glauben an

die Wunder bes Südens, welchen du in den kleinen Gaj- len drunten zu verlier en ihienft, ſchnell wiedergewinnen!” = Während des Sprechens hatte er Marken fangfam 2 vorwärts an eines der Bogenfenjter geführt: ein köſtlich friſcher Sn wente pas miaa und der junge Ae | | ae BF an

36 =

Kaufmann zog lächelnd die Hand von den Augen des : : deutſchen Offiziers und rief mit heiterem Pathos: „Sieh Byzanz und jtirb nicht, jondern lebe weiter!” a Und Mortimer ſchaute einen Augenblick ſprachlos wie geblen⸗ det, auf den ſchönſten aller Rundblicke welcher einem Menfhenauge geboten werden tann.

asa, fie waren. quit im rechten Moment gekommen!

Wie ein glühender Feuerball fant die Sonne.

Ströme wallenden Purpurs fluteten durch die fri- co ſlallklare Quft, melde in tiefblauer Unendlidteit Meer und Welt umrahmte.

. Das war ein Sunfeln und Blenden, ein (Stühen und Bligen, als ob Riefenhände alle Edelſteine der Welt um die Geftade des Bosporus aufaehäuft batten, eine Sarbenpradit, fo jatt, jo üppig, jo perfdmenderifd) aus- gegojjen wie die ‘Phantafie eines Siebertraumes, lag über Stadt und Flut, über der demantzitternden, {piegelnden Slut des goldenen orng, tvelche dort im Süden bon der nenen ‘Brice überjpannt wird!

‚Hinter ihr grüßt Stambul, das jagenreiche, berzau- : berte, mit feiner Agia Sophia, neben ihr fteigt wie ein

Luftgebilde die Srenentirde, die Achmediek und die bebe Pforte und näher bin gegen das mogende, aanu Baj- : =

jer die Ralide Dichami empor. Und dort im Weiten! SEN Da brennen lodernde Sadeln auf emer Ruppel = da ſteigen bligende Sonnen auf, da glühen Rieſenaugen

pe ASU e

mie Rubine! ia ES Tt Die Mofchee Osmans . Die Bajazid . . . fernhin, gleidh einer Rata Kouma

to oue blauarünen Schatten ſteigend, das Schloß mit den

kepen Türmen!

‘Und dort . . wieder ein Sunfenregen und Geflime mer wie Haben bet einem Feuerwerk, die Mofchee Mohammeds Deg ometen und die Selims neben dem Salat! a | ae | | Mortimer Hört foum die Namen, welche der Sreund ihm nennt, prachlos wie trunken vor Entzücken ftarrt er auf das Panorama nieder, welches, in alle Märden- ‚pracht voll Sicht und Slang getaucht, zu ihm entporfuntelt. Er unterfdeidet nicht Die Einzelheiten, er fiebt mur

Ganze, er fiebt mur das bunte Sewoge von Galata, < Ohmerdan und Hafffidi, er fieht weithin über die zau- beriſche Flut des Marmarameeres, er ſieht die qeheimnis-

; ` pollen Parts und Luſtgarten am Geftade des Bosporus . | er fieht Somdyfl, Dolmabagtice und das moferifde

f Sfutart . . fein Blid ſchweift hinüber au der aſiatiſchen

Kite, imo a weiße M armorpalaſt Bejlerbej aus dunflen Lorbecren, Syprefien. und Moyrtenbainen herüberglängt, tie: jenes zauberhafte Shlok aus feinem Maͤrchenbuch in welchem die ſtolze jpottende, allerichönite Prinaejji in neben den. plat} ſchernden Springbrunnen ruht und. ihm mit graufamen, erbarmungéfojen Hugen guiliiftert: „3h pin nicht aime, die liebeskranke Taube! und ich werde ve Leb en, weil ig a nihi liche” '

Bae 38

=a, dies iſt Goiftantinopel!”

Dies ift das Qand feiner | Träume und Rue Sen:

Judt! | ee ee ‘Mortimer atmet fo rimer und berharel jo eg, | sak Schlüchtern endlich lachend ee Arm a Menih; schläft ut : ae Da ſtreicht Pien langſam über die eisen ‚Nein, ich ſchlafe nicht = träume, >=- die ſcenſten Traumelt 22 | el „Das ift für ade etwas Tangoeilia. und Jarinu jei

nicht böfe, wenn id) deine Nerven wachrüttle! Sieh mal si hier, die Tenermwächter jind liebe Rerls! fie feben e3 dit

blauiugigem und blondlodigen Schwärmer {don an, bab 2 ou jicher den Mondidein nod) bier droben abwarten witli, Be und da bieten fie uns Kaffee und = Tabat an! Geſtatte daß ich dir jerbiere! Du fannit ohne Bedenken zu⸗ langen! Beides it gut und echt! Und nun

wollen wir e8 uns behaglich madjen und warten, bis | dieſes Bild fo jon und magiſch wird, dah dur zum Did: o

ter ausarteſt!! Der Sonnenglans nur, r üh r ftanden, zu grel!” | ne „ou grel?!” | „Sa, wenn man den ganzen T Tag über die Augen müde geſchrieben bat, jind jie gegen dieje allzu bunte und blen- dende Schönheit empfindlich geworden, | Das Tageslicht o hat fraglos aud) jeine Vorteile und man muk den Drent. auch darin tennen lernen! Aber ea ijt fiir piele T Singe gu ;

richten

a.

indiskret! 63 zeigt nicht nur Gold und Herrlichkeit, ſon⸗ dern auch viel Schmutz, Schminke und Verkommenheit!

Ler ſilberne Mond ijt vorteilhafter und berichtviegener. Am Lag rt jede orientalische Stadt ſchön bon außen und haßlich bon innen, —— nadjts ift fie überall ſchön E3 gibt

nichts Feenhafteres als Konſtantinopel unter klarem | Sternenhimmel; wenn du nicht die dunflen, betenden Ge

jtalten der Muezzins gegen den flaren Nachthimmel ges jeben bajt, wenn du nicht im Mondſchein auf dem Bospo- rugs Rahnpartien gemadt, fannit du nod nicht bon dem jeelenbeltricenden Zauber des Südens reden! ©o; und nun Proſt! ich heiße dich noch einmal mit dem Tranf der Levante millfommen und erlaube mir die ebenfo beſchei— dene mie geredhtfertigte Anfrage: „Wie fommit du Hierher und was ift in der Heimat, unferer Trennung, aus dir geworden?” Nae

Mortimers ſonſt fo ubermiitige Augen hingen wie in ſchwärmeriſcher T Träumerei an oe frembartigen Welt gu jeinen Süßen. a

„Muk ich jest fprechen?“ „Selbftredend! und zwar nicht zu Enapp.” Gut. Du warft feit jeher ein Tyranın.“ Danke!”

meinem Seben it ſo gut wie nichts zu be-

Gt

=

Ich ging den engbegrenzten, vorfheiftemühigen jad, lernte, machte mein Eramen, trat alg Leutnant bei dem dritten Garderegiment gu Fuß in der Nejidenz ein und lebte dort, trop meiner ganz anftändigen Zulage, ſo enorm einfad und iparfam, daß meine Kameraden be- haupteten, id) hätte fogar jhon Die Butter bon meinen Speiſezettel geſtrich en und nährte mich bon Margarine!" „Piui Deimel! Und warum? Aus Geiz oper Ab- mean K 2 Mas Jbeatismus i" = „Dort! porni ~ a Ich wollte und mute jparen, Sans, um mir liibendjten Wunſch meines Lebens erfüllen zu fönnen.

- „Donnerwetter! Viebesheirat?!” an

Marten lachte Hel auf: Vielleicht die Ouvertüre sau : Nein, fürerit, um merher nad Konjtantinopel reifen zu fönnen.”

„AG! nun berftehe ich. Warum mubte e3 über ge⸗ rade das alte Byzanz fein 2”

„Weil Dies ‚auberhafte Shidden Erde e3 mir jeit Kindes beinen angetan bat, mein lieber Sans! Seinem Schicfial entgebt fein Menje, und damit un das meme an mir erfülle, fam ich peri” ee

„Dunfel ift deiner Nede Sinn, und bas Ritfteaten toar feit jeher meine ſchwache Seite!” z Rite

N ortimer lächelte. teltiam, halb humoriſtiſch ; geheimnisvoll. €r blies die blauen Woltchen feiner Duf-

tenden Zigarette vor ſich bin und ſchaute den Frager nicht an.

„Sch bin überzeugt, dah du mich auslachſt, wenn ich vie Wahrheit jage; alfo laß mir Bett, mir eine Luge au gudenten!”

„Wehe dem, der ligt! Sch ſchwöre dir, dein Geſtänd— nis jo tief ernit aufzufallen,alS _ ob es fic) um einen Selbit- mord handle!”

„Einen fol- hen Abſchluß jebe ich nicht poraus, obwohl | es auch leicht möglich ift, dab ich unter diejenige Sorte Der Freiherren bon der Marfen rechne, welden Ronitan- : tinopel Die |0 ma rae Kugel aurollt! Stehit du, alter areund, dieje zauberjchöne Heimftatte der Romantik tt allen Trägern meines Namens feit Sahrhunderten ber- hangniSvoll geivejen. Da aber die Gefahr die Ichnelle Jugend reist und die Wbenteucrluit nod) ebenjo madıtia in meinem Buſen lebt, mie ehemals, als ich in der Lertic

~

die Marden von Laufend und einer Nacht las, jo ließ e8 mir keine Rube; ich mußte das Sazard wagen, hierher tommen und dent Sdhidjal den Fehdehandſchuh zuerfen. Ob es ihn aufnehmen wird und wie der Strauß für mich enden wird, ob mit Sieg und Ehren oder einer traurigen Niederlage, fiber welder die Fluten des Bosporus leiſe Totenklage rau iden, das muß id) abwarten!” | „Marten, ift diea alles Ernit oder Scherz?" Seiliger bitterer Ernſt!“ | Willſt du fo: unfinnig fein, etwa Siebeshändel in einem Garem gu fuden? Du ahnſt nicht, welche Gefahren = fold) ein Abenteuer auch heute nodj in dem modernen, sivilifierten Konftantinopel i in fich Ichließt!” :

Mortimer fchaute mit offenem und ebrlidem Blid i in ſehr ernſte Geſicht des Freundes. Seine Augen | leuöteten, a Sa Sy werde niemals leidtfinnig oer geiwiffenlos ein ſolches juchen, bietet eS fic) mir aber, fo gehe ich ibm aud | nie umd nimmermehr aus dem Mege!“

„Und du glaubft, dab e3 auf alle Fälle ein Weib jein muß, welches dein Schickſal hier beitimmt?*

„D durdaus nicht, obwohl eS mir geri das ſym⸗ pathiſchſte fein würde! Warum aber fol ich nicht biel- leicht dem Sultan das Leben retten, mir jeine vollite Suld und Liebe erwerben ? Er adoptiert ich und macht mid) zum Fürſten des goldenen Sorns, welches ich ſofort au die Mächte berjilbern und von den N enten berelid und

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in Sreuden daheim leben würde!“ Beide Herren lad- ten bell auf, Schlüchtern aber wiegte den Kopf amd iprad: = „Sd möchte dich um etwas bitten! Mache mid ihon m

oe paras zum Adjutanten des Fürſten von Pera! Teils | N aus Neugierde, teils aus Amuſement und wirklicher S Sorge dik oo m did) möchte ich mic an deine Sohlen Heften!" |

„Lopp! du biſt ernannt, aber nur unter der Be— dingung, dak du mir ntemals der jchönen Suleifa gegen: liber aum Y Rivalen wirt!"

| Und warum nit? Dies würde. dem ——

nocd einen beſonderen Neig verleihen! Ich chieße gut

und dolde gut. - Mijo lang’ gequält wirft du niht!“

Sie reichten fid die Hände und lachten abermals, und dann jagte Mortimer leife: „Sieh nur! fieh da unten!“ Biolette Schleier, ‚mit Purpur und Schwefelgelb

gemiſcht, wogten um See und Berge, die tauſend Dina: | retts, Kuppeln, Kioske und ſchlanken Turmchen ſprühten nach einmal grelle Fumtenperlen dann erloſch Blitz um Blig, die glühenden Fenſter ſcheiben erblaßten tauben⸗ qraue © Schatten fanten über die Sarbenglut, und fanglam, bleich wie cine riefige Silberiwale itieg Der Mond Hinten ſchwarzen Zypreſſen empor.

S

II.

W.: in einem rounderjamen Rauſch vergingen More :

timer die nächften ‚Tage. Schlüchtern hatte fid die Nachmittage bon feinen

geichäftlichen Verpflichtungen frei gemacht und übernahm

mit btel Genuß und aufrichtiger Freude jeine amiijante |

Role als Srembenfiihrer.

Die fowärmerifche Stimmung, welde den jungen

Marken anfänglich beherridie und ihn durdjaus ver- A

ändert ericheinen ließ, war feinem ureigentlicen Naturell wieder gewichen, und dieſes war eine iprudelnde Setter- feit, frohe Qaune und Lebensluft, welde feljenfejt davon überzeugt mar, dak das Schickſal Jollte es thn tatiach- ich bier in der Märcheniveli erwarten ~ nur das gol- denſte und roligi fte ſein fönne, welches jemals e einen Sterb- a lichen zum glüdfeligen Mann gemacht hat. |

Gin itrablendes Radeln auf dem hübſ iden, friſchen Geſicht, wanderte er durch alle Straßen Gaſſen und Win- kelchen bon und an buntelgliipendes

a

en lugte Hinter Gitter und Teppich dem blond» | | fodigen Fremden nach, ja, ein paarmal ſchien es tatjäch- tid, al& ob eine unternehmehde Schöne gar leicht zu be- wegen jein würde, ein galantes Abenteuer au beiteben, durch die ſchwere, eiſenbeſchlagene Pforte zu ſchlüpfen and im Arm eines jungen Selden ihren. alten yaeddin | oder Ati au bergeſſen

Aber Marken chůttelte lachend den Kopf. Benes Stüdden wether Urm, die reizende fleine Hand, welche

Bee ihm gewintt, oder das Augenpaar, welches ihm durch DIE Schmale Spalte des goldgewirkten Schleiers voll flam-

mender Sugendglut wie eine geheime Werbung enigegen= ; bligte, war nicht jein Verhängnis. Ich werde es fraglos fühlen und empfinden, wenn

meine Schickſalsſtunde ſchlägk!“ fage er lachend au Sreund

Sans, „ich denfe nir, die feinen Faden, welche die Nornen

ipinnen, gleichen in gewiſſer Beziehung einer eleftrijchen

Stlingel. Berührt ſie der Finger jenes geheimnisvollen Rejens, welches beftimmt ijt, in unler Leben beglückend oder vernichtend einzugreifen und unjerm Dajein den $ sn» balt zu verleihen, jo meldet fich das in unjerm Herzen ebenfo, als ob ein ganzer Allarmapparat von Liebes- glocken in Akltion trate! Pis jebt bat es noch keinmal

in meinem Innerſten angeklingelt, alſo hat das Verhäng- i

nis auch noch nicht um die erwartete Audienz gebeten!” mo Hans fand diefen Vergleich einfach grandios!" und beitärfte den Freund lebhaft, doch ja auf diefe ominoje

Rilitenfiingel gu marten. Bas e8 atl Sehensiviirdig- = feiten in Ronftantinopel aot, ward befichtigt; als S Schlüc- ‚tern den. ‚jungen Offizier aber eines Abends in den Al- er d’ Amérique führte, griff derjelbe ganz entrüftet nach i dem Sut und er flarte: „ein! alte, abgetafelte fran- | zoſiſche Chanſonetten kann ich mir überall im Abendland |

auf die Nerven geben lajen! Am Goldenen Horn aber... ——

will ich orientalifche Romantik hören und feben! Komm, s es iſt ſchade um jede Minute, welche wir hier bergeuden! Bi „Gut, verfudjen wir, ob wir noch einen Hit im tür- Fiichen Theater mitnehmen fonnen, es gibt in diejen | Tagen feine legten Voritellungen und wird dann von dem Karagöz, einem ſehr abſonderlichen Puppenſpiel, abgelöſt, > bei welchem fih der Osmane nod) ebenio brillant ami- fiert wie bei uns die Klippicdhüler! —— Brellet amiifiert | es dich auch, einmal arabijde Langerinnen au jeben; me in Geſchmad ſind ſie nicht, die fleinen, duntelfarbigen | Sundevifagen fönnen mih nicht begeiitern, da ich fie zu | häßlich finde! Aber der Geſchmack ift ja perjchieden, und wer weib, am Ende ijt es gerade das. faffeebraune Binger- ;

chen foler atime, meldes | die elettriiche u Sturm = N |

Tauten lapt! ie

| „Wer weiß!“ aie oner die gcfeln, der gine bli der vielen. Soloftüde, welche jolcher Schönen um

Kopf, Hals und Ohren flimpern, hat für einen armen Leutnant etwas Baszinierendes!” | 2 „Alfo avanti! Der Wurfel moge rollen!“

dl

Es war jdon eine vorgerüdte Stunde, und die Straßen lagen duntel, ſtill und penia öde vor den Sreunden.

Ber Moshm- Tiebt eg, iid tin zur Rube zu De- geben; er (öicht die Lichter und verriegelt das Haus, die Yuhenmelt it tot fiir ibn.

- Weil aber die Yacht in dem seheinmiätinlien alten Byzanz jo jtill und Dunkel ijt, fo find die Geräuſche, welche fie charakteriſieren, deſto auffälliger und unvergeßlicher. Der große, wundervoll leuchtende Mond ſteht am Simmel und übergieht Dächer, Kuppeln und Türme mit zauberi- idem Geijterlidt. Wo fein Strahl. nicht. bintrifft, lagern die blaufchwarzen Schatten deſto tiefer 2 |

Droben auf einem glatten Dad regt ſich etivas.

Eine jeltiame Geftalt, in weiße Tücher gebillt, ſchre

tet langſam wie ein Nachtwandler daher, das Mngelicht gegen Often gekehrt, die Arme wie in heißem, febnenbem | lehen zum Simmel emporgeredt.

Reife, wie in tiefer Klage, beinah’ flinat das monotone Gebet: Allah Hah aes. ve Mo- hammed ressul Allah! - ee

Bon fern þer klingt der Ruf der . Betdicis Dag Ge- Deul der pielen berrenlojen Sunde, welde zu ganzen Ru— dein die Straßen durchſtreifen und voll ee oe | die Kothaufen durchwühlen

Ganz vereinzelt hallt wohl aug einem Garten oder 2 Kiost das Gerajjel der Ecdelentrommer oder ein Tam- =

a

burin, welches ein ı altes aflatif a fied begleitet, ein Zurfe hat Gajte bei ſich Feſehen, und diejer ichläfrige Ge- fang deutet das nahende Ende der eter an.

Ein paar bermummte Geftalten ihreiten horäher, die Equipage eines reichen Curopaers rafjelt mißtönend iiber das Pflaſter, und bon dem Anterplag der Schiffe ſchrillt eine Signalpfeife herüber

Dann iſt alles wieder ftit, bie Luft weht ſchwül wie aus einen Badofen bon S Stambul herüber, - Die Myrten⸗ gebüſche duften betäubend ſtart, und der Simmel mölbt fich fo flar und blau, jo fternenbejat zu Saupten, als ob |

nie und nimmer eine Wolfe -emporfteigen fonnte, den n se

jebnten, ſtaublsſchenden Regen zu bringen. : | - Aus den Züren des Theaters weht eine

Luft.

arm hallt dumpi daraus hervor, und - a

ein paar Sungtürfen ſtür men mit erhitzten Gefidjtern an

den Anfommenden vorüber und en und Sen io lebhaft wie Betrunfene. a | Ein paar Europäerinnen ubelfter Sorte > hängen an ihren Armen. . | | | Ä Mortimer bleibt umitüctich. ſtehen und hali Schlüchtern zuruck = „gab uns draußen bleiben, Hans! Dieje Bude feheint furchtbar zu fein, jo gang und gar a was o. ich hier jude!” ae : we

i ve e

„Das glaube ich jelber! Eine wahnjinnige Hike und Etidluft und bereits der legte Mft! Du verfaumit nichts. E3 wird jon mörderlich heiß, jogar die Nächte bringen bier faum nod eine Erguidung! Ich will dir mal einen Vorſchlag machen, alter Junge! Konſtantinopel mit all dem, mwas ein Lourijt zu jeben befommt, fennit du jest, laß uns nun mal zur Erbo- lung ein paar zage auf dem mwonnigen Sons dykly oder den Prinzeninſeln | verleben —” -

Prinzen⸗ inſeln? mwas ift das 2"

„Das Schönlte, was du dir denfen fannit, das Buen retiro der Konftantinopler! Namentlih Brinfipo, dte größte der Snjeln, tit da3 verförperte Paradies! Und fo ganz nad) deinem Gejchmad, mas dte Romantif anbelangt! Da Flingelt es jicherlich in deinem Herzen Sturm! Ehe mala waren diefe Snfeln die ſchönen Gefängnilje ver—

bannter Brinzen und Gringeffinnen, ja, e gibt nod)

Rb. Cjditruth, Gu. Rom. u. Nov. Jedem das Seine, 1-4

2

immer a unterrichtete Leute ı an der hohen forte, behaupten, dies {ei nod Heutigentags der Sal! Es folt da dicht am Meeresufer eine zauberiſch ſchöne, mirdjen- hafte Villa orientaliſchen Stils liegen, welde bon einem -Hirtifejen Wiirdentrager bewohnt wird. Derjelbe lebt jebe guriidgegogen, und man muntelt, er fet eigentlich nichts anderes alg ein vornehmer Gefangemvärter, denn fein Riost beberberge geitwetlig diejenigen Schönen, welde ſich im Harem des Sultans unliebſam gemacht, welche man entweder auf furze Zeit entfernen oder zur. Strafe für immer dort in die Einfamfeit flüſternder Mandelhaine verbannen wolle! Mande glauben an Dies Gerede, viele und darunter auch. ich Tr lachen darüber, denn der alte Suleiman-Ahmed-Bei ift em reicher Prann, welder fih felber die ſchönſten Werber und ‚aiekaffiiche © Sflavinnen halten fann, und diejer Reid- tum an ert£lafftichen Schönheiten hat woul den ul zu dem eh gegeben!“ „O, diefe Volksſtimme klingt zu poetife) und jehön, um ı nur unwahrer Klatſch zu fein!” rief Mortimer feb- | baft; „warum erzählit du mir jo etwas. Intereſſantes erſt jetzt dir Duckmäuſer

„Ehrlich geftanden, weil ih heute morgen erjt von meinem Pringipal und Freund daran erinnert wurde!” lahte Sans. „Wie alle Großkaufleute bat aud Benno Sauljen & Cie. feine elegante Villa auf Brinfipo, in wel- cher feine Familie die heife Zeit verlebt. Heute find F Stau

Pens rp tose

und Stinder nad) dort libergejiedelt, und aus diejem An- laß kam unfer Geſpräch aud) auf Suleiman-Acdhmed, wel-

den Saulen perjonlid) fennt und bei dem er jogar i:

öfters in. jeiner jagenbaiten Billa zu Galte war —* „Sann man auf Brinfipo wohnen $ en a

„Und ob! Sur Geld und gute Worte fann man a

alles haben! Bu Land und Wali er ipagieren fahren .

Feuerwerk jeben . . Raufajöffü und Elmaftia, Hopame

und Rebab eſſen und Sorbet und Selva trinken; im Gotel

Giacomo oder Sinperial wohnen und ſich eine, ‚Zeitlang

alles Ernftes einbilden, ein Gott auf Erden au fein!“ aS Allo auf! auf! nad Prinkipo!” |

| „Zopp! morgen mittag per Damp gondeln mir =

los! Du nimmt Aufenthalt bort, ih führe dich in die Zamilie meines Chefs ein, damit a dich nicht fangmeilft und von der netten Een Bonne ein n biien oo ſihtiat werden kannſt ae „Sm! hm!!“ | „Und ich komme Haulſen mittag nad) Bureauſchluß hinaus i „Abends wir im Mondſchein ae T m poru und warten, ob nicht m eine der verbannten | BPringelfinnen ins Waſſer fällt . | | ,Sropartig! wir retten!" = „Balls Die Delphine und Haififdje garantieren, daB fie ſtumpfe Bühne und feinen Appetit auf emaa N haben! : NE er Aa eae

Ra,

“Tinbetorgi! Die Kleinen Saifiiche tun feinen Eha den, und die großen Unholde dringen jelten, fajt nie Über | Me Dardanellen vor 4

„Aljo mir itiirgen uns der jchönen Suleifa nad)!

Erlaube mal! nur d u, 7 ad midi!”

„Um fo beifer. Unter diefen Verhältniffen haft du aud) zu berſchwinden, wenn i mit w unter dem anen: 5 den Drangengebüjch lande . : oe | a Selbſtredend! Ich pot Feleumigt bilge u : na x | RL eg a: | Menſch ich wirge dich

Unter SHhergen und Laden wanderten fie hie eititien Straßen nah Hotel Stroeder aurüid, t wo ofelbit Marten fid einquartiert hatte. = : ae |

Sn der Grande rue de Pera puljierte nod) euro⸗ paijdes Nachtleben. : |

Ein alter —— hanes eee

der Treppe herum, eine junge Negerin mit diden Baden- knochen und freden Augen bot nod ſehr zudringlich Straufe von tart buftenden Neffen und Ülihenäe Hran- ——— an

Mortimer zögerte, warf dent Weib eine Münze zu ‘und griff nad einem der Zweige Sie faßte ſeine Sand mit Seiten, ee n und drückte fie gegen ihre Stirn.

Se Toi, tu sais! Benim Man vets! flujterte fie.

Schlüchtern lachte: „Na, Mortimer? Was fagen die Nornen?” |

Marten wandte jich beinah zornig ab und murmelic: „Gott bewahre einen vor fold ſchwarzem Ungeheuer !!

64

Alſo morgen mittag erwarte a did) an der neuen Bride!’ | „Well“ nidte Sclügtern und ihritt haſtig in die Straße aurüd, bon der Negerin gefolgt, melche ihm mit kreiſchender Stimme ihre Blumen aufdrängen wollte, Mortimer aber ſtand an dem offenen Fenſter jeines 3 Simmern, {Haute hinaus m die flare Mondnacht und neigte den Zweig mit den fühlen, weißen Drangenblütent = gegen feine Wange. | 5 Wie das duftete!

Schier betaubend weht der fube Odem um jein Ant- pee

lig, und er atmet fo tief und ſchwer als beraufche ihn Sor

füße Saud. Ebenſo wie dieſer, nur viel traumhafter und =

weniger jtarf, duftete der welke Blumengiwetg, w welcher neben Lakmehs dunkler Locke in dem Briefumſchlag Rus jeinem x Taſchenbuch ruhen die koſtbaren Schätze welche er. am Tage feines Scheidens bon ihrer. heimat- : lichen Erde hier zurüdlafjen oder in die blaue Slut des. Bosporus verjenfen will, damit der I hmergensreiche Ries bestraum jener franfen Taube, welcher bier unter deni magijchen Silbermond zwei junge Herzen ſo leiden ſchaft⸗ lich entzůckle im Lande der Märchen jein Ende finde. Die Lode und der Drangenziweig dünken dem jungen Offizier zwei heilige ee er. bor pro: ; faner Sand befdjiigen. muß. | | | u Und wie der Duft der -o Blüten jeme Sinne ie

umjftridt, deucht es ibni, als ob aus den wogenden Silber- :

=a o9 a

ichleiern der Nacht das fitbe, todtraurige Antlitz der fter» benden Lakmeh taue, dab es ihm gulachle unter Tränen bak meike Arme ihn geheimnispoil hinabwinken an die Ufer des blau glänzenden Wieeres, dahin, mo Brinfipo wie ein paradieſiſches Gefilde aus den Wogen ſteigt wo goldene Minaretts über itillen. Marmorhallen leuchten . Und dod) . . . nein! es ijt nicht Lakmeh ash has ftolge, jpottende Angejicht jener gauberjdonen Prinzeſſin aus dem: Murchenbuch, welche ibm wieder und immer wieder en dak fie ihn niemals lieben werde . ee a nãchſten Mittag ſchlendert Mor⸗ imer bon der Marken harrend auf der Neuen Brüde hin und. ber, Den Freund erwartend, mit welhem er den Tamıpfer bejteigen will, der auf der. inneren Sette der Bride angelegt hat und in einer Biertelftunde nad) ai- dar Paſcha und den Rringeninfeln abdampfen ſoll Wieder liegt Konſtantinopel im grellen, glühend— heißen Brand der Mittagsſonne, und die Waſſerverkäufer mit ihren miunderlichen, langen, jadartigen Gefäßen machen gute Geſchäfte, ebenſo die Obitverfäufer, welde die Föftlichiten Früchte zu wahren Bergen aufgeitapelt haben und für wenige Paras oder einen Guruſch jo ver- ihiwenderiih davon geben, dağ der deutiche Offizier jtau- nend ftehen bleibt und mit beinah’ wehmiitigem Lächeln an bas Körbchen poll Sirichen, Stahel- oder Erdbeeren denft, welches Tante Gujtel ehemals vom Markt heim- gebracht. Währenddeilen fallen thn zerlumpte Bettler

Zaos

wie Die Hhänen an, afntäugige Hleine Supdenfinder. fidern und deuten ungeniert auf die ungemohnte Ropfbededung . des remden, ja, ein paar freche, fleine griechiſche Bengel | ae jogar mit Objtternen danach!

Laſtträger, welche geradezu Unbegreiflices ten und enorme Kolli auf Kopf und Rücken tragen, ftampfen i

boriiber; Berfüufer aller Arten und Nationen bieten laut ; Ichreiend ihre Waren an, ein alter, jer bunt und male- riſch nefleideter . ar Türke bietet ſtrohgeflochtene, forbartige Taſchen und PFauenfedern fcil amd ein paar ber{dleierte , rauen, bon febr ernjt dreinſchauendem Perfer begleitet, handeln und feilſchen ohne Ende mit ihm, bis ein paar fräftige Neger ſich mit buntem Sligerfram, Ketten, Spangen und Nadeln dazroiichendrängen. R eich ein Leben und Treiben! Es ift faum möglid, all das unendlid) Mannigfaltige mit dem Blick zu umfalien. Matrojen von Strieqs- und Handelsſchiffen fast aller Nationen halten ladyend und ſchwatzend borüber, jüdiſche Schnorrer ſchreien und preijen = ihre Waren an, Araber, Derywijde, elegante Guropaer mit Frau, Kindern und Dienerichatt, Armenier, Griechen, katholiſche Monche, eilige Touriſten . alles ſchiebt und windet fid ı in ſchier finnbertwirrender Beije durcheinander. | Die Beit fliegt trog Der drüdenden Hike wie ein Traum. Mortimer hatte die Uhr gezogen, um zu jeben, ob ſich nod) lohnen würde, unter das bunte Seli emes

türkischen Kaffeehauſes zu treten, als Te eine Hand auf =

57

feine Schulter legt umd Hans Schlüdtern ihn in feiner lebhaften, herzlichen Weije begrüßt. Neben ihm fteht ein ſehr dijtinquiert ausjehender Herr in weißem Flanell⸗ angug, mit einem breitrandigen Strohhut, welder ein jehr blajje$, von dunfelblondem Bart umrahmtes Geficht DEHHAter. AUS Deere,

weldhem ein paar fluge, aber erfichtlicd) müde Augen duperit

liebenswürdig <i n ese ee dem Jungen Oj- ARMs, erie aa a fizier entgegen- S eee MOO GT; :

Iihauen ..

Es ijt Herr Benno Gaul- jen, der Chef Shlüdterns, ein reiher Großkauf— mann,mwelcherichon jett langen Jahren im Gfutart | hes jeinem bedeutenden Sandelshauje perjönlich vorfteht.

Er begrüßte Veortimer jehr herzlich und Iud ihn voll echt orientaliider Gaſtfreundſchaft alliogleih ein, dae Mittagsmahl im Kreiſe feiner Familie in Prinfipo ein- zunehmen, |

„Bir find zwar mit der Reihe der Sabre jhon Halbe

ere

@iirfen bier aetoorden, mas Sitten und Gebräuche anbe- trifft” jagt. er ichergend, „aber nur weimal in der Woche warm zu effen, wie dies ſelbſt bei den reichiten Moslim gejchieht, hat meine Heine Frau doch nod) nidt : fertig gebracht! Ich meih freilich, nicht, ob jie auf einen Gait vorbereitet ift, aber id) hoffe, Serr von der Marfen,

Gie rechnen Heute nur mit dem guten Willen und pen wey

mit dem, ras da tit, fürlieb!“

Selten batte eine Bekanntichaft den jungen Sifflator : jo Tebhaft interejjiert, wie die Haulſens denn feit Schlüch

tern ihm erzählt, daß der Großtkaufmann im Haufe Su | leiman-Achmeds befannt fei, war es mie eine. geheime x

Sehnjucht über ihn gekommen, durch dieſe Vermittlung einmal einen Blick in das geheimnisvolle Innere eines türfijchen Haushalts tun zu fönnen. | ; Unter dem Sonnenjegel war es ſchattig und ein frij cher Zufthaudh wehte von dem leicht ie) kräuf elden alfer des Goldenen Horns empor. | Das Schiff fekte fich gemächlich in Bewegung, die drei Herren hatten ih Zigaretten entzündet und Blidten iiber die blau ſich Fräufelnden Spiralen der Walfden

hinweg nad den ‚Ufern, woſelbſt die Stadt jo fujtig, bunt | = 2 = und üppig aleifend fag, bab fie beina’ die Augen blendete. =

Sold und Gegliger überall!

. Farben, Blumen, flatternde Zähnen - -amb ein Leben, fo bei pul ierend wie bei einem Bieberteanten!

58

Die Sibe rar nicht aa d jie patte etnas QBiended, unfagbar Wobliges bier auf den azurfarbenen BWajfern, man hatte das Gefühl, die Arme zu dehnen und nichts anderes al8 nur das eine gu denfen: Genießen! In all diejer Pracht und Herrlichteit glüclich fein! Ohne Gri- beln, ohne liberlegen, in den Tag hineinträumen mie jene drei Drgelipieler, welche fid unter den dunklen By- prejjen ausgeitredt haben und, die Arme unter dem Kopf Di und den Tichibuf im Munde, den Abend erwarten, wo fie | unter den Eſchenholzladen der Cadines, der vornehmen 3 türfifchen Damen, thre en N Sgar werden! ee |

Und weiter und weiter litt das Saiit: die Debr- 3

zahl der bunt sufammengervlrfelten Fahrgäfte verließ es =

in Gaidar- Pajda und nur dos befjere ike ie} die Fahrt nach Prinkipo fort. ae

Bald tauchte das lieblichſte aller Eilande Re dem

friitallflaren Waſſerſpiegel empor.

Wundervoll lauſchige Gärten. zogen pe bis zum Strand hinab.

- Dunkle Sorbeeren ae Zypreſſen Tallen ibre grünen ichattigen Konturen gegen den lichtgebadeten Sim: mel, Mandel- und Myrtengebüſche Dleander und Ora

naten mit ihren leuchtendroten Bliltenbii icheln mebten : - ſich dagwijden und der betäubend ftarfe Duft von vielen

Tenjenden der Foltlichiten Rofen, Nelfen, manam m

NN ale

Levkoyen ſchwoll in heißen Wogen liber die ftille Brut jelbjt bis hierher an das Schiff. 5:

Inmitten der Inſel erhoben ſich fanftgeinetite rücken zu anſehnlicher Höhe, die romantiſchen Bauten bon Klöſtern und Schlöſſern grüßen herüber, entzückende, weißſchimmernde Gillen, malerifche bunte Kioske mit madtigem Goldgitter lachen durch die ſchlanken Palm- wedel, und vor den Marmorftufen der Treppen jchaufeln fidh sierliche Nacen, bereit, die verichleierten Schönen, die berbannten Brinzeifinnen aus dem arem des Suleiman- Ahmed in verichtviegener Nacht} tunde GUESBNESIEEN:

Tief veri ſteckt im laufdigen Grün liegt die Villa Hauljen, und nach Stunden ihon ijt Mortimer jo heimiſch

dort geworden wie ein langjähriger Sreund, welder, on SE

juchttg ermartet, endlich Einkehr gehalten.

Die Hausfrau it eine jebr beitere, elegante, lien

oiae und humorvolle Frau, welche jede Unterbrediung ` ;

in der Einfamfeit diefes fremden Zandes als wahren Ge- nuh ansieht und voll freudiger Salt anordnet, dah das luftige Fremdenzimmer Hir ben Seren ; Leutnant injtand & aefebt werde. : 2

Mortimer will voll bejdeidencn Dankes ablehnen, aber feine Gründe find jo wenig ftichbaltig, daß er pon allen Seiten. ausgelacht wird und ſein Bleiben in Villa Sauljen up ata ) ivird, er abnt es kaum wie! | 3

Se Gy o

Die Kinder find herzige fletne Blondfüpfe, welche vol zutraulicher Neugierde alljogleih Freundidaft mit dem luftigen Onfel fließen, welcher jo viel Verjtändnis und Intereſſe dafür bat, daß die Köchin Dora von einer guten alten Aga gelernt hat, Roſenbonbons au fneten, und daß Sabub, der Gartenburjd’, heute morgen einen Delphin gefangen hat; zwar: nur einen ganz fleinen, aber er hat Blak in dem Badebajfin, „und bas ift der Borteil feiner 5 Kleinheit!“ hat Sabub ſehr richtig bemerft. | |

Natürlich mark das liebe Zier jofort befichtigt werden, i die Mama und die blajje, ſehr zarte und araztöfe Eng- länderin, welche in nits der ftolgen und jpottenden Brine zejfin aus Laujend und einer Nacht gleicht ſowie Salud) tern LIEBEN fich der Erpedition an. —.

Dann ſitzt man auf der um deren } dranie | Säulen eine wahre Wildnis jtark duftender Blüten rantt, trinkt Mokka und amüſiert fidh, zuzuſehen, wie der Saus- | herr ſich bemüht, feine Waljerpfetfe „in Sug" zu ſetzen es ift nod immer heiß und die Damen, welche in hellen, ipigenduftigen Toiletten bequem in den breiten Robr- ſeſſeln Tiegen, behaupten, es fei noch fein Genuß, um diefe Stunde im Garten zu promenieren!

Wenn die Sonne untergehe, habe der Ausblick auf das Meer etwas Bezauberndes, und das Genupreidjte, was dieſes paradiefiiche Fleckchen Erde biete, fer und bleibe cine Gondelfahrt im Mondfchein, welche alles erfüille, was

fich die Bhantafie je bon ‘ber Romantit einer Bosporus- RA fahrt träumen laſſe! | a Eine Gondelfahrt! | Mortimer ift fo begeiltert von diefem Gedanfen, daß eS feine liebenswürdigen Wirte gang jelbftredend finden, fie ion an diefem nämlichen Abend auszuführen. Herr = Saulfen fann leider nicht daran teilnehmen, da er mit dem legten Schiff nad) Son itantinopel zurüd muß, two ihn am nachſten Morgen dringende. Geſchäfte erwarten. | ST berfpricht, bon der. Kandungsbrücde eine jenet | oe ſchweren Barfen zu fenden, in melcher eine gröhere S s Anzahl Menjden Plas hat und ‚welche zwar etwas fang- famer und plumper über das Wafer gleitet als die flin- fen Heinen Raits, aber dafür auch eine ABER: y Sicherheit gewährt. | | In Iuftigem Beplander und Nichtstun berjireidt bie

eit und ein friſcher Luftzug melder plötzlich ote geſtreifte ee =

Marfije Hebt, meldet an, dag der alühendrote Sonnen- ball bem Horizont entgegenjinkt,

IV.

aS war in der Tat etn Mondicheinzauber jonder: gleichen!

Langſam, beinah’ feier- lic) glitt das breite Holz- boot unter den Zlieder—

sinh.

und Sasminfträugern hervor in die fic) Fräujelnden Meeres- fluten Hinaus.

Wie berzaubert lag. die Melt. Was am Tag in arellen warben geleuchtet, gefuntelt und geblendet Hatte, dag lag nun mattglänzend in blau lihem Silberlicht, ftill, feenhaft, wie em wunderbar ſchö— nes Bild, meldjent etn Götterhauch zeitweife Leben ver- feiht. Die Sternenpracht des Himmels glih einem Dom boll Milliarden brennender Kerzen, in deren Mitte fill und majejtatiid eine Ampel ichmebt, Teuchtend in traum-

64 haft magiſchem Licht, welches fih gleich ivehenden Sdleiern alt der Welt hinabipinnt, die Berge mit flimmernden Bor- ten jaumt und an Türmen und Binnen, Ruppeln und | Dächern ipiegelnden Widerjdein weet. A Auf dem Bosporus tanzen ungezählte Silberfunten.

Ein breiter Streifen wie geihmolzenes Metall wogt

quer durd die olut, und die Barfen und S Schiffchen, welche über ihn dabintreiben, Ind heil beichienen, daß man die Turbane, Burnuſſe und Schleier genau erfennen fann.

sn Tangfamem Taft ſchlagen die Ruder in das Waller, und wenn jie fid) —— zeon e8 mie Silber an mner nieder.

| Betäubend ſtark ae die s Wehfgeric der kuben den Garten ‘pon den Ufern herüber,. der große Sader in den Sanden von Frau Nelly Saul} en wogt rhythmiſch auf und nieder, die ihmale Sand der Engländerin gleitet über den Bootsrand und a träumerijch in der lau- warmen Shut. 2 | Die npfinatic fo beitere, beinab’ ‚ausgelajjene Stim: | mung ift einer tiefen, finnenden Stille gewichen.

Cin jeder gibt fich dem unvergleichlichen der : Nacht bin, welder ſelbſt auf die Menſchen welche ihn ſeit Sabren fennen und daran gemöhnt find, eine unmwider- | ftehliche Gewalt ausübt. Wie viel mehr erzittert das Ser; des Neulings unter ibm, wie atmet Mortimer fo tief und wohlig, wie geht ibm plögtich ein fo fremdes Sehnen,

za PRS a

ein fo Teidenjchaftliches Verlangen nad) Glüd und Liebe durd) die Bruit!

Zauchzen ade ih, möchte weinen 1jt’3 mir doch, als fonnt’s nicht fein! Alte Wunder wieder ſcheinen mit dem Mondesglanz herein!” =

Wie ein Cdo flingen die Verſe durd feinen Sinn.

Sa, alte Wunder! Jene Mardenrounder aus Tau- fend und einer. Nacht, an melde er ihon als Knabe ge- glaubt hat und reiche iegt alle wieder wach werden und das Herz des Mannes erfüllen!

‚Marten! Deine Bigarette brennt nicht hebr!’ a

Schlüchtern jagt es lachend und bietet die jeine dar; „tauche fie an, du Schwärmer, und fomme allgemach mie- der zu dir! Deine deutſche Natur jtedt uns Salbafiaten rettungslos an! Ich babe die Damen noch nie jo fenti- mental gejehen mie heute abend!”

= „Den Damen it ein Schwärmer lieber als ein Spötter; nicht wahr, gnädige Frau?“ : | „Das berſteht ſich! ee. rechnet unter die Barbaren!“ = :

„Werft das Ungeheuer in den Bosporus!”

„Gier nidi! Dazu gehört echt türkiſche Stimmung! Rapt uns zum Nordivejted des Serails fahren, dahin, wo Die alten, gebeimnisvoll in Dammerlicht gehüllten Mauern des Suftanpalaites eine ganze Chronifa mit Greuel und Graufen füllen! Waren Sie jdon dort, Serr von der Marfen? Sahen Ste nitt im Geiſt die bleichen Weſire,

Nab Eſchſtruth, ZU Rom, u, Nov: Jedem das Seine L 5.

66

deren Köpfe in den großen Mupfermötlern zerſtampft wurden? Sehen Sie dort auf der jdiefen Ebene, welde in den Bosporus hinabführt, wurden ehedem Die ichönen treulojen Sultansfrauen in den Sad genäht, in ihr feuchtes Grab Hinabgerollt .

nad iprechen Sie nicht davon! Das me gar zu Ichredtliche Dinge!“ jeufate Mißchen auf. 2%

„Binde ich auch! Mik Morner duldet ſolch ein äg

fiches Ende für mid) nicht! Sie wird vielleicht die einzige 3 E

fein, welche den rollenden Sad aufhält!‘ To Wohl möglich, Lieber Schlüchtern!“ laht Frau Nelly necfend. Ich bin moderne Niegihe-Shwärmerin und gebe nad) jeiner Theorie dem rollenden Freund mod) einen Schupps!“ =

„Und bei diejer guage. gee a bu logieren, Mor- timer?”

Ich gehöre zu den Rittern sans beurre et sans fromage‘ und vertraue mich. Aemaltge [ce den jhönen Seenhänden an! M— | =

„Hört, hört! gut, dab Benno Gatien ferh. bon Kin nz

fipo weilt!“ a

Für dieſen Mut beFommen Sie nachher einen No: pe

fenbonbon ertra!” |

Zum Sie das nicht, Gnäbdigfte! Sie gewöhnen ihm dadurd) das Lügen an!“ o Abidei

EBEN

HS, er ijt ein innalanien Menih!”

„Ditte ftill! id) hore Mui” - =

„Wenn Sie danach Verlangen tragen, kann Sen geholfen werden! Unſer Bootsmann jpielt jehr ſchön die Saute und gibt Ihnen gewiß gern etwas zum beiten!”

Mortimers Blic ſtreifte den jungen Armenier in der kleidſamen, goldgeſtickten Jade, welcher momentan die Ru- der finfen ließ und ebenfalls lauſchend den Kopf wandte.

„Der junge Kunſtler cheint eine ſchöne men idiliche 3 Stimme feiner Mandoline borzugtehen!" :

D ja! es ift Bejang! Dort hinten aus dem Boot : {heint er herüber gu tönen!" | =

/ Welch ein wundervoller Klang!”

A laſſen Sie un näher fahren!“

Se „alber Disfretton Chrenfache!!” N „Pini, | wer wird naf auern!“

„Bier auf dem ‚najlen‘ Element iff das erlaubt!" ->

Salter Sie dod Stimmung, Schlüchtern, die Sane = gerin [Heint wirklich bon Gottes Gnaden!”

„Sa! ich bitte darum . . . laffen Sie uns näher an das Boot heranrudern!”

Der Armenier hatte {chon ganz inftinftip dorthin

Mit Teiĵen Ruderſchlägen trieb er das ſchwere Dahr- zeug Tangjam jenem Schiffen gu, aus welchem immer flarer. und boller eine herrliche Stauenftimme beriibers ‚tönt. oe

BRENT

=< 69

Wie gewaltfam 1 nian zuvor ette heitere Unterhaltung = hatte ergivingen tollen, zeigte fich nunmehr jebr deutlich, |

senn niemand jprad, jeder fab jtumm und finnend und

träumte, völlig dem Zauber des Liedes bingegeben, in die föjtliche Mondnacht Hinaus. = | Dad Haupt borgeneigt, wie in atemfofent Gnisiden, ſaß Mortimer. Er hatte die leicht bebende Gn auf den aana des Bootes geftügt und lauichte wie im <raum. Weld) eine Stimme! welch ein Rlana! „Kennen Sie die Melodie? in toeter Sree fie?” fragte er flüfternd. | Frau Nelly nidte, „a, ich fenne das Lied. ES ift eine alte afiatijche Werle, melde viel in den Harems gejungen wird: = Cheytaular, djiular = Kaplauar duchmanlar . . . Arslaular . < Benim djan senin! „Und wie lautet das wohl in deutſcher überfegung?". ` Die junge rau zuckte die Achſen = Dieſe Volkslieder jind oft recht tounderlid) Hnnloe: Melodie und Rhythmus find die Hauptſache Der Sinn der unzählig vielen Strophen iſt wohl der, dab eine Riebende den Schuß der guten Geiſter auf den Geliebten herabruft ı und ibm wünidt, dab alle Teufel, Löwen und

Pyr

Mortimer ftand und ftarrte wie gebannt in bas jehr sierlide. gragidie Fahr—

zeug binuber, (5. 70.)

Sei RR

Feinde ihn fern bleiben möchten, denn: Benim djan senin! meine Seele gehört dir!” |

„So halten Sie die Sängerin für eine Türkin? en

„Das ijt nicht gejagt! Sie fann ebenjogut jeder andern afiatrichen Raſſe angehören

Vielleicht Maberin oder aud) Griedin .. . Ir inenierin . . .”

„Aber auf teden zall Haremsdame ?”

Auch das ift febr fraglich! Eine bört e8 von der. andern! sch hatte zum Beifpiel einmal eine Yaypterin als Kinderfran, bon der hörte id äuerft, dieſes Wied!

„© hort doch, wie ſchwermütig! wie die Stimme fact! = Man fühlt das ganze Herzeleid mit der. Sängerin!” =

»Sonjtantino, fahr’ näher!”

Der Bootsmann nidte träumerijch und trieb da Fahrzeug mit ein paar ichnellen Schlägen jo Deftiq an das fremde Schiffchen heran, daß man nur nod) wenige Juderlängen bon ihm entfernt war.

Mortimer hatte fiH erhoben,

Er jtand und ftarrte wie gebannt in das febr zier= tiche, graziöje Fahrzeug hinüber. Ein Neger führte die Riemen, wei Frauengeſtalten in weißen Gewändern, das Haupt von weißen Schleiern bededt, ſaßen inmitten auf der ſchmalen Bank. | |

„Es find Türfinnen!”

Sicherlich zwei Schöne aus dem Garem!”

BE

„Bielleicht die verbannte Prinzeſſin aus Suleimans Sios!”

„SHA miu!” |

Man war jo nahe herangetrieben, dag man in

hellen Mondlicht jede Falte des Gewandes und der

Schleier erfennen fonnte.

Die Sängerin BETUMIMUNEE und oandie ben = Kopf. | |

bededte nur das Haar und Sinterhaupt.

Ein leijer, gedämpfter Laut rang fic) bon Morti- mers Lippen

AS Habe ein Schlag ihn getroffen, beugte er ſich

noch weiter bor und itarrte mn das ftolze, Ichöne, mondlicht- beglanste Angelicht der Fremden, deren große, dunfle Augen wie in ſpottendem Schauen kühl und feſt auf ibn gerichtet waren. Seine Brinzeffin!: oe 3 Jene ſtolze graufam erbarmungslofe aus dem Mär- denbude, welche leben wird, weil fie ihn nicht liebt!

Wie ein Schauer weht e3 uber Marfens Herz, ein Sittern und wildes Klopfen ae und dann gebt es bei vie ein Seueritrom durch all feine Glieder... er möchte | die Arme heben und in jauchzendem Neid nen: „eh mir glückſelig ke babe dich gejaut, du mein Geſchick“

Aber er ſchweigt und probe nur wet atmend die Lippen zufammen . . und die frembe gran Debt a

Sie war nicht berfchleiert, | das wei Spigengeiehe | a

TR-

lällig eine ſchneeweiß nlänzende, fleine Hand und gent | den Schleier vor das Angelicht. = es Sie jagt leiſe ein paar Worte, und der pertulif Cae baute Neger legt fic) mit breitem Grinſen in die Riemen „ein paar. Ruder ihläge . : ‚noch ein paar, und das federleichte Schiffchen fliegt über die blaue: Blut davon; ſchneller und ichneller, wie ein Traum, enti ſchwindet e3,

Dirett auf Die dunkel ſchattenden Gebüſche am Ufer | a |

hält e5 git und ift nad furzer Zeit pong den Bliden entichrounden. : = „Ihnen nach! laßt uns folgen!” Du W tarten mi | halberftidter Stimme. : > | sah zu, Konſtantino! = „Sol’ fie cin, Konitantino!” „Geht nicht, Serr!" „Und warum nicht 2" | pee leichte Gait liegt wie der Wind, unfer Boo! in aber 3 ft ſchwer!⸗ „Sie find aud längſt entiwiicht!" Shane | a 3 Mer mag e& gemwejen jein 2 ae Ach, hätte fie doch nod) mebr gefungen!” O nur ruhig Blut! Sch denfe, die geheimnisvolle Sängerin fährt morgen abend. wieder bier!" eS „Habt ibr jie erfannt? jie war nicht: le „Sie. ſchien ehr ſchön zu fein!” - paar nal Mondlicht feet”

Ss ee

Caister lacht übermütig a and flopft Morti- mer auf die Säulter. e

Marken Hat's geflingelt?! Diefes fieht dem anlong eines Abenteuers verzweifelt ähnlich!" = : Frau Nellys Köpfchen neigt ſich mit Ielmifchen 9 Au— gen näher. | | „Geben Sie auf Abenteuer aus, Sere Baron: on

Mortimer zwingt fid, feine Erregung zu verbergen,

Selbſtherſtaͤndlich gnädigfte Frau!’ ſcherzte er, „wenn man nach Konftantinopel fommt, muß man fein Sell für eine fine Haremsdame dod) mindeftens ein- mal zu Marfte tragen!“ |

„Simmel, wie romantijh! Dann müfjen wir auf jeden Ball sagd auf die intereflante Sängerin maden!”

„Topp! fie wird morgen abend eingelappt! Gibt e3 mehrere türfiihe Harems auf Printipo?”

„O gewiß! Ehrlich geitanden, weth id nur in unjerer nächiten Villennachbarſchaft Bejdeid, und das find meift Franzoſen, Engländer, Deutiche, Armenier und eine per- jiihe Familie! Aber mein | Mann fann Ihnen jede Aus: funit geben = | |

Ihr Herr Gemahi perfeht bei Suleiman-Achmed ?"

„ört Hört! er jondiert bereits!!”

„Gewig! Alle Vorteile gelten!"

„Um Himmels willen, Serr Baron, Sie wollen dod) feine Entführung aus dem Serail in Szene fegen? Die

Stilets ſind ſcharf und treffen N ‚und auf nn ER

See TE

magehaljige Experimente läßt fi mein Tolider Gatte nicht ein! Ä >= Mortimer lat ibr harmlos. “Unbejergl agniidiaite

ya

Gaftfreundin! Mit einer Seutnantsgage fann man Hig > 2

in Deutſchland keinen Harem anlegen, und zu einer Hei rat mit der fchönen Suleika nach allen Formeln- des | Reichs geſetzbuches bekomme ich feinen K onfens! enr 2 führt wird n

„Dag Gofetticren ih Slirten. ift in dicem Falle aber beinal’ nod) aefährlicher!” meinte Srau Saulien.

„Unter brem gütigen Schuß ſicher nicht, gnadigite arau! Sch bin ein enorm jolider Menſch, und wenn ich ſchwärme, tft’S gang allein im Mondidein! Was follte ich der Holden Schönen auch fagen? ‚Allah u Allah‘, ,Piaster‘ und ,Kebab J anrtli‘, maz jo viel ich weiß ‚Sammelbraten‘ heißt, find meine ganzen türkiichen Spradfenntniffe!” N

Helles GSelädter.

Schlüchtern ftreicht jehr animtert fein dunfles£ bartchen. „Wenn du mufifaliich bift, kannſt du vielleicht lernen wie ein Derwiſch zu heulen! Gold ein Ständen | mürde der gottbegnadeten Sängerin geroiß, ant meiften z imponieren!“ en

Kopf und jagt leije: „O shocking a Die heitere ns behält die Dai und als man wieder an der Gartentreppe der Billa Sauljen landet

Noch Tauteres Gelächter, nur Miden hättet ten ne

——

und auf der Veranda nod) einige Erfriſchungen nimmt, ijt es bereits zur abjoluten Notwendigkeit geworden, dab | man die geheimnisvolle Sängerin erforichen mile

Man jcherzt und ladt, und Mortimer ift der luj- tigfte der Kleinen Geſellſchaft; als er aber allein in jei- nem Zimmer fteht, das Licht auslöicht, die Seniter nod einmal öffnet und hinein in die duftenden Gebüſche jchaut, aus welchen die Sifaden zu tým emporgirpen, | da liegt ein jeltfant feierliche Sinnen auf dem jungen Ange: jit, und bie blauen Augen bliden (atmen wie bei einem jungen Mädchen. |

Gr hat auf ein un gewartet, und diejes hat ſich erfüllt. a Sr ift i in der feiten Überzeugung nach Ronjtantinopel getommen, bier bon feinem Scidjal erreicht zu werden, einem Schidjal, welches er ſchon ſeit Jahren in dem Bild jener ſchonen Prinzeſſin erblickte, dag e3 ihm wie durch Sput und Zauber angetan Und jene geheimnisvolle Norne jtieg ingend aus der Flut des Bosporus empor und zeigte ihm ihr graufam [hönes Antlig und die kleine Sand, welche vielleicht beſtimmt E den gonen feines Lebens durchzuſchneiden

Er bat Frau Haulſen mit Worten De- ruhigt und ſich einen ſehr vernünftigen, fiſchblütigen Ge- felen genannt, welder leme Mhenteuer nut par dista ance erleben will! | 5

Iſt das Wahrheit?

eee YG a

Gewiß nicht. `

Gr fürchtet weder das heimtüdiiche Stilet, nod den frummen Türkenſäbel und das Gift im Motta, er geht dem Verhängnis nidt aus dem Wege, und wenn rote Jofen um die Sitterfenjterden der ſchönen Sängerin tanfen, jo wird er furdjtlos en und fie brechen!

Warum niht? |

Jenes jtolge, fühle Weib ja feine Lafmeb, und j | it es nicht, welche fterben wird, denn fie wird den Un-

qlaubtgen nie lieben und niemals feine Qippen tüjfen!

Wie eine tiefe, qualbolle Sehnſucht überfommt es Den jungen Dffizter. |

Er nimmt die ſchwarze Lode aus feinem Tagebud) und ſtarrt darauf nieder; wie eine glänzende Schlange ringelt fie fid) um feine Sand. Der goldene Sonnenigein ihent die erniten Ge- panten. | en N Marken ift biel zu heiter und fuftig beanlagt, ijt bet feinen zweiundzwanzig Jahren viel zu leichtlebig und jugendfrob, um einer grübelnden oder melancholtichen Stimmung lange Raum: au geben.

Sn Billa Saufen Yacht das Leben auch fo frifch und bell, daß man ihm nur gar gu gern wieder guladt!

-Die Stunden fliegen dahin.

Man unternimmt eine Wagenfahrt nad) dem hom- gelegenen Seorgstlofter, melde außerordentlich fohnend 2 it, und ae Die Dite allzu drückend wird, man in

wohligem Nichtstun in den kühlen Rohrſeſſeln der grün dümmerigen Halle, in deren Mitte aus hochragenden Dlattpflanzen und ſchlanken Lilien der Springbrunnen mit jilberhellem Geſchwätz hervorſprudelt Pan helt, fächelt ſich, trinkt Eiskaffee oder Linio- nade, die Damen verſuchen es den Türfinnen gleichzu- fun und glanzende Gold- | faden durch Ipinnmebfeinen Mull gu ftiefen, die Raud- wolfchen der Zigaretten fraujeln fidh und die großen l Rojenjträuße duften m den Bajen. -oo Man fpricht nicht viel. Man tit faul und fühlt fid unjagbar wohl dabei. Marten denft daran, wie jest die lieben Sanie- raden daheim auf dem Ererzierplaß ſchwitzen und Staub jchluden und fühlt fiH deito mehr im fiebenten Simmel,

Die Ankunft des Gausherrn und Schlüchterns, die febr animierte Tiſchſtunde bringen vortreffliche Abwechſ— fung, und Marfens Herz ichlägt Höher in freudigem In—

terejje, alS Saulfen ſich febr gern bereit erklärt, den jun- gen Offizier bei Suleiman-Achmed einzuführen.

Er hat dies jchon öfters mit fremden Gajten getan, welche fic) dafür interejjierten, einen durch und durch echten türkiſchen Haushalt kennen zu lernen =

„Der Bei steht: in dem Ruf, ſehr unzugänglid gu fein” jagt er, „was jedod) nur und zwar jeltfamer- teile feinen eigenen Zandsleuten gegenüber der Tal it! Die Fremden empfängt der alte Herr Bern und jebr gubortommend ee Bi |

„Spricht er mur tintiieh 2" on

„D durchaus nicht! Er bat in Selandtichaftsdieniten längere Beit in Paris und Wien gelebt und beherrſcht die frangofifde Sprache vollkommen, die deutiche nicht aang, aber für eine leichte Unterhaltung ob! ausreichend. Es ijt fogar febr ſpaßhaft fein .& ‚3 bitt’ jön" oder Ex riff die Hand‘ in echtem Wioneri ich zu hören!”

| „Und er empfängt tatjachlıd Fremde?”

DEE großem Gergniiqen. Er ift eitel und eg macht ihm Spaß, den wirklich mardenhaften Glanz feines Hau- fes au zeigen. Selbftredend nicht ‚jedem, jeine @ajte müjlen bon Menjchen eingeführt werden, weldje er genau fennt und denen er vertrauen fann. Alfo ich muß auch auf Ihre ſolideſten Geſinnungen ſeinem Sarem gegenüber rechnen fonnen, mein lieber Serr bon der Marken!” - |

„se nun! Damen und Stühle befommt man boh bei einem türfiichen Empfang nicht gu leben

Benno Haulſen lächelt.

a

„Sie i irren, bejter Baron! Gulaman Ahmed ift eia 58 außergewöhnlich vernünftiger und toleranter Mann! Stühle werden Sie allerdings vergeblich bei ibm fuben,

aber feine Damen ericheinen beinah’ nad) jedem Apend- efjen - it welchem nur ‚Herren geladen werden und reichen bödjt eigenhändig die Süßigkeiten herum —“

„Undentbar! fo etwas hörte ich nod) nie!“

„Sie werden ſich hoffentlich. überzeugen. Die tief verichleterten Schönen amüfieren fih föniglid,, uns fremde Ungeheuer au mujtern und au beobachten. Sie jegen fi auf nahe Ditoans nieder und ihr Kichern und Lachen beweiſt eg, dab jie wohl sree Bis auf unſere Koſten machen!“ > | Mortimer lauſchte ier atemlos, alles Blut ties ibm in die Wangen. |

u And der alte Herr it nicht dleciatig? So find e3 möglicherweife wirklich fremde Damen, verbannte Brit sejlinnen, welde fic) bei ihm aufhalten 2"

„Sm Gegenteil! Diefe würde er wohl jehr viel ftrenger und jicherer bewachen Ob er eiferfüchtig ift? Ja und nein. Muf jeden Fall ift er überzeugt davon, dab feine Schönen fich unendlich wohl bei ihm fühlen. Mud iit er ein kluger Mann und jagt fich, dak ihm die Abend— Yınder nie fo gefährlich werden fünnen mie. die Türken! ein Europäer verſteht in der Regel fein Wort türkiſch es iſt ausgeſchloſſen DaB er fih mit den HSaremsdamen berftändigen fann, auch find die Fremden viel analtlicher

Lie Rie ee

und borjichttger und würden aud beim beiten Willen nicht \

wiſſen, was fie mit einem Weib anfangen follten,. meldes a y fo abjolut nicht in europäiiche Verhältniſſe pat. Die

Jtomantif der Rittergeit, welche von entführten Sultanin- nen wimmelt, ift vorüber!” | „Sit der ol >

„sch lebe feit achtzehn Jahren hier und hörte noch nie von einer Enkführung oder Ziebeshändeln, welche Aufſe— ben erregt Hatten. Ein reicher Ruffe foll einem Grop: weſir eine bildfhöne Sklavin abgefauft haben, alles in bejter, geihäftmäßiger Ordnung. Auch Suletman-Ad- _ med hat öfters 5 überjhüjfige ° Mare, welche er für Geld und gute Worte gern mweitergibt, dieſe Mädchen pflegen fi) dann den Beſuchern unberfchleiert zu zeigen!”

Ich glühe vor Intereſſe all die Wunder des Sulei- manfdjen Saujes au sehen |

„Nur Geduld, id) melde Sie an!“

„Und heute abend fabren wir wieder Boot und fahn- den auf die Sängerin!" -

„Selbjtredend!“

| „Diesmal fingen wir mit!“ | „Konftantino weiß jdon Beſcheid! Er idau mit ae Falfenaugen nad) dem N teger aus!” > „Kennt er den Kerl midi?’ | . Nein, er behauptet, derfelbe jei fein modia Yootführer, jondern müfje in Privatdienjten m, = „Bei Suleiman a

| 81 =

_ Schlüchtern uate die Achieln. ‚Das wäre mogl Zu erfahren, obwohl. fold Ichmarge ur in one ve berumlaufen {" -o = |

„Alfo Heute abend!”

An die Gläſer, meine Herrichaften, bonne chance!“ |

Und die feinen Kriſtallkelche trafen ſich mit helfen | Blane. ——

Wieder —— die Silberlichter auf den a

franjelnden Fluten des Bosporus. Ronjtantino führte

feine Ruder boll beinah’ nervöjer Unruhe. Er war bon dem Intereſſe feiner Sahrgäfte angeſteckt mo empfand fichtlich das. größte Verlangen, der IN hispollen Sa Sängerin abermals zu begegnen. ee Auffallend viele Naden und Kaiks ſchwirrten heute durcheinander, und wo eine pelle Frauenſtimme ertlang, flog das Haulſenſche Boot, fo ſchnell es des Yrmeniers ſchlanke Hände regieren fonnten, herzu 2 : : Se Sedesmal erlebte man eine Enttäufgung. | a \ Geftalten faken beinah’ in jedem Sabrzeug, bell getletdete Europäer und Mliaten m ichneeigen Burnuffen; da hielt e3 fchiver, zwei weiß verſchleierte Frauen aus der Menge herauszufinden ne Konitantino war von Natur ein ſchweigſamer Buride, deſſen dunkle Augen meiſt voll febniiichtiger | Träumerei in die gerne blidten, Ir prag er : aum erjtenmal unaufgefordert. ee UAE BIRRE N. v. Eihftruth, FU. Rom. u. Nons. Jedem das Seine, a a

82 m

Rt glaube, Herr, die Sängerin in baa junge Weib : eines Türken, fie fahrt nicht jeden Abend, fondern muß

aud) den anderen F Frauen den Pla i im Boot Taffen. Heute es

finden wir fie nicht, aber ein: andermal, umd ich denke, ſie fingt wieder, denn {don feit Woden habe id) bile © Zrauen⸗ ftimme auf dem Waſſer gehört!“ |

„Und finat fie immer nur türfifcie us ge

a Konftantino zuckte mit feinem traurigen Lächeln die Schultern. Ich weiß. e8 nicht, gor 3 fenne die erener nicht, die fie fang. Mn we

Und er: behielt recht, weder an siefem, an dem

nächſten Abend begegnete man der geheimnisvollen Sän- gerin. | |

. Sr

3 JA .ortimer war trog mE ber fengenden _ Mittagsalut an- die Landungs- brüde der Damp- fer gegangen, um y Herrn Haulfen S&S undSansSdliid- | tern au erwarten.

Nachdenklich ſchweiften ſeine Blicke nach den hellſchimmernden Mauern der Gillen hinüber, welche alle weit entfernt bon der Straße in den griinlaubigen, berichiviegenen Gärten lagen.

Die Hotels und Häuſer, welche die Straßen faum- ten, regten fetne Aufmerkſamkeit nicht ionderli; an, denn erjtenS bermutete er in ihnen nicht diejenige, der all jein Teidenjchaftlihes Sinnen und Denken galt, und gwerz

6*

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fens lagen fle aud) alle wie tot und ausgeftorben. da, :

mit geichloffenen Senfterläden, wie die berzauberten Dorn :

Auch pas Meer ſchlief

Redungslos, tiefblau, träge dabingeitrectt lag eS in der bieder M ittagsbige; Staubmwolten webten bie und da von einer jandigen Uferftraße berüber, und die Faulbaum- weige und die blaßroten Oleander, welche uber die des manerten Bartböfchungen herniederhingen, jtreuten matte, welfende Blumenblatter auf die {piegelude Flut.

Lautlos zog das Dampfiiff heran.

Der Rauchſtreifen aus jeinem Schornitein ftand Am. der ſchwulen Luft beinad’ ftill, die Rader drehten fidh ſchwerfällig und das bunte Sonnenjegel na ane | die Eifenftangen nieder. „nn.

Mortimer hatte ſich am Ufer auf e eine > Bant unter jdattendent WMaulbeoraebiiid) gejest, um die Serren bier und nicht. auf der fonnigen Bruce gu erwarten; er be- obachtete das näherkommende Schiff und feine ſcharfen Augen fanden unter den wenigen Paſſagieren bald Seren Saul eng Hobe, impofante Geſtalt heraus

Er ſaß neben einem alten Seren in hellem Nanting- ; anzug mit großem Panamahnt auf dent Kopf und ihien fih lebhaft zu unterhalten; als das Schiff anlegte, ber- abſchiedete er ich, ebenso wie ey voll ausge) ter und ‚refpeftvoller Höflicteit. |

85

Ser Steger fließen ein firmüberbadites Boot ab ound trieben eB haſtig an das ſchmale Fallreep des Dampfers, der alte Serr jiteg leichtfüßig die Treppe hin⸗ ab, nahm in dem Kaik Plak und wie ein Blik ihok diejer = dem Ufer au, jeinen. Kurs fangs der Garten nemend. < Mortimer hatte nicht ſonderlich darauf geachtet. ‚&r erhob ſich, zog den Hut und ſchwenkte ihn den Freunden grüßend entgegen, welche ihn freudig überrajcht bemerkten ı und ibm mit Ter lebhaften 6 Gejten lachend gu- winkten ; „Kommen Sie, bitte! ort laren im Boot big an den Garten! mo Und Marten eilte haftig auf die Briide, um welde eS bon bunten Schiffchen wimmelte. Herzliche, bajtige Begrüßung. | „&3 it biel zu heiß und jtaubig, um zu Fuß gu geben! Saben Sie Armſter etma dieſen Übungsmarich gemacht‘ Den : „er war eine Bobltat gegen unjern Crersierplat x daheim!” = | Ä | «polite einfieigen Es find mindefteng vierzig Grad ber ae „Ah. . Schatten! Luft! Wafferfühlel” -— „Aber Dod) nur ehr pee Ich glaube, der. Bosporus kocht hier!" | „Borwärts, stonitantino! Armer Burid foffenttic : empfindet er Diele bebaqliche Temperatur nicht “ebenfo fatal wie wir!“ |

re ae

Durchaus niht! Die Leute hier fönnen eine enorme Portion Hite vertragen! Sehen Sie doh nur die beiden Hammals, die Lajitrager, dort! Ich glaube wahrlich, der eine ſchleppt ganz allein einen Eisſchrank auf demRüden!!“ |

„And ſchwitzt faum dabet! Solche Laſten jind one Ungemwöhnliches für diefe eifenfeften Kerle!"

„Unglaublich!“

| „Aber dennoch wahr!”

„Soft ſei Sanf, dah ich im Schatten fiken fann!”

Haulfen jtredte die Füße aufpujtend von fid, griff im die Bruſttaſche und zog das ſilberne Bigarettenetui.

„Rauden Sie, lieber Marken? =

„Dante verbindlichit, Verehrteſter wo on pin ae momentan zu faul!“

„Ganz meine Gade! Gelbjt das ‘Been ift anitren- gend beute, und doch m u B ich Ihnen jegt etwas erzählen, mein befter Baron, falls ich nicht gum Berräter an Ihren beiligften Gefühlen werden will!“ |

„3a, ja! Obadt, Mortimer! Hörs und Bleibe deiner.

a Meifter!” rief Schlüchtern lachend dagwiſchen ee

| Der junge Offizier blickte fragend in die beiteren, - |

hema’ berſchmitzten Geſichter der beiden Herren Er lüftete den Hut und ME, mit gej Ipreisien.

Fingern durch fein volles Blondhaar.

„Seien Sie barmherzig und maden Cie mid bei i ae

diejer Temperatur nicht neugierig!” 7 bat er - mit der Miene eines armen Cimbers. |

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eaten Sie, wen wir eben gejprocden haben!”

„Einen dicken alten Seren mit futtat weiten, an ao gelben ofen!” : : oo

„Stimmt! Und wer war pase i

„Grundgütiger! Vielleicht der Befiter des Hotels Giacomo : . . oder ein Geheimpoligift, oder ein Eunuch aus dem faijerliden arem . . .” a

„Hört, hort... er fommt der Gade ſchon näher!!“

Mortimer hob jablings den Kopf: „Wirklich ein Zürfe .. . tn europäifcher Kleidung?“ fragte er gedehnt. .

Söjliiditern klopfte ibn nedend auf die Schulter: „Menfch, flingelt es nicht auch elektrifch, wenn du den

atten, Bater oder Geliebten, deiner ‚halben Sorgen fiehſten Sy : „Sans, weißt du a 2H

„Š mo! Gar nichts weiß er, fondern vermutet nur, ebenfo wie wir alle! Sener Türke war fein anderer als Suleiman- Achmed, und da man als Gejchäftsmann ſtets eine jede günſtige Gelegenheit ausnugen muß, jo babe ich bei ihm angefragt, ob ich nicht mal einen jungen, deut- 2 {den Offizier, Edelmann, einer der beiten Familien an- gehsrend und febr einflupr eich am heimiſchen Sofe : - = | „Haulfen! find Sie des Teufels?“ =

nu Gegenteil mehr Engel denn je! Alſo ich fragte, ob ich dieien hochbedeutenden jungen Mann ein- mal au ibm bringen dürfe .” ee

„Hauljen! Erzengel! was jaqte er?” =

Bo

„Na, der Wte war famog wie immer! Schon morgen

abend follen wir die Friedenspfeife bei ihm rauchen! | er

| erwartet noch etiten ruf] ſiſchen Legationsrat und den eriten

Offizier bon dem italienifchen Kriegsſchiff Napolitano‘, welches feit geitern am Goldenen Horn Anker geworfen

ha t Weiß nicht, welche Beziehungen der Suleiman ail

ihm bat!“

Marken warf nit einem lauten Suchger den Hut in bie Ruft und ichlang dann den poll eee Entgiicens um den Sprecher. a

Himmliſcher Sajtfreund! Laſſen Sie fid ir dieſe

Götterbotſchaft bon Ihrer reizenden fleinen 3 arauin meinem

Namen ein paar Dubend Male abfüffen!! Das ijt ja ar ogartig! - beraujdend! ein Abend im Haufe eines wittlidjen, waſchechten irten .. - momögiid Wand an Wand mit jener geheimnisvollen Schönen...“

„Befindet fid) die holde Sängerin im Sarem bon

Jeni⸗Badja-Kiosk, jo wird fie fiher mit allen anderen

rauen gum Soluk erfcheinen und uns irgend etwas ſehr Süßes darbieten —“ ae

„Glauben Sie tatfährich, daß jie eine der Frauen Suleimans 1jt?” = ESahen Sie nicht eben lernen Rait? Zwei Neger ruderten ibn!” n =

„ch richtig! Wo hatte 2 meine > |

„Sielleicht ift die muſikaliſche Dame aud) zu ver- faufen!” lahte Schlüchtern; „in diefem Falle erjcheint fie en du nicht jo piel A Mleingeld bei DIT

haben, Mortimer, ftrede ich dir gern vor, aber über fiinf-" undſiebzig Pfennige darfit du nicht gehen!“

Die Unterhaltung war jo lebhaft, daß die Zeit biip- ichnell perging und das Boot Schneller vor der jchmalen

00

© teintreppe = Saulfen{djen Gartens hielt, als die w a

jaffen es vermutet batten. | Be | 5

Und dod} famen fie nicht zu feüh, helle Ginder- | jtimmen jubelten ihnen entgegen und Brau Nelly erſchien inmitten ihrer Kleinen auf dem ſchimmernden fiesiveg, den. Gatten voll zärtlicher Ungeduld au begrüßen.

Wie ein ‘Tichtes Sommermwölfchen ſchwebte ſie in dem Spitzen kleid daher und die roten Granatbliiten leuchteten an ihrer Bruft.

Auch fie nahm die Nachricht pon der Einladung Ser. leiman⸗ Achmeds voll lebhafteſter Freude auf und ſchmollte nur über den ungalanten alten Türken, welchem es noch nie eingefallen fet, auch fie einmal 3u feinen seiten au oie. =

Benno Haulſen late.

way 100 wird er denn! Boſes Beiipiel verdirbt gute Sitten! Dent’ dir, was daraus werden follte, wenn plöglich all feine befferen Hälften verlangen würden, ebenfalls mit gu unjeren Diners gebeten gut werden! Es iſt feltfam, daß ‘Suleiman, welder fonft jo tolerant und anfgeflärt iſt und jeinen grauen manche Freiheit geitattet, | die fonit felten ober nie üblich ift, die Saremsdamen fo jtreng bon allem Yerfehr mit Europäerinnen fern hält. Er jcheint die Legteren für gefährlicher zu halten als die Manner, und es mag wohl wahr fein, daß ste Frauen mehr Umjturzideen und N deuerungen in dieſes Land Pr Kertermauern tragen, alg das itarte Gejchlecht!” ne

a a :

Der Tiſch perabredete man eine Wagenjabrt Dure Die Ssniel. | ee ee Trotzdem diefelbe erſt in “recht poraeriidter Stunde unternommen wurde, var. die Temperatur nod immer außergewöhnlich hod), und das erwartete Gewitter ihien aud) abends nod nicht. losbrechen zu wollen. ae Die Damen waren ſehr ermüdet |

Frau Nelly flaqte, daß Sige ibe Kopfweh berur- jache und die Gemitterluft nicht oaned angetan fet, Da8- jelbe zu befjern.

Sie zog e8 bor, abends zu Saufe in ve ben Sole zu bleiben. | : Ace

Mortimer und Schlüchtern aber baten um die Ere faubni3, als getreue 3 Toggenburge harrend im Kahn fiken zu dürfen, ob ihnen heute das Glid holder gefonnen fei als die Tage gubor. So glitt der Nachen wieder hinaus in die ftille, ſchwüle, jternendetle Nacht, über die regungs⸗ lojen A Sluten, welde felten fo iHi und emant dalagen wie heute.

Nur dort in a ———— ein Schiffchen im jilbernen Monditreif’ und von ihm beriiber . ut es ein Traum, eine Täuſchung ‚nein! Skimmenflang, {ube zau⸗

beriſche Melodien, == fel Die geheimnisvolle Sängerm! _

„Borficht, Ronftantino! Sern bleiben! Wir müſſen gang bon weitem laufen, Beobachten und verfolgen!”

Marten bebte vor Erregung.

R

„Was fingt fie? Die Melodie eitt mir diesmal to Jepe | befannt, Sans!“ ee | a Diejer lauſchte einen Moment regungslos, Dann bob er jab das Haupt. a a Se Sranzon ſiſch! ſie jingt jrangojiid vous n avez rien à me dire. a Gott! diejes Lied!" I "Te kommt eine ‚Haremsdame au diejer Kom: oe PEN | Mr e ahi genug Mufitalienfandbenaen. in Son- ftantinopel!” | = „Still .. . fie ſcheint gerade am San anoden gu fein!” : : —— du die Geftalten, antenne „Seht deutlich, Serr! Es find die beiden weih ber- ſchleierten Frauen und der Neger!” „Salt dich url, dab fie pie au uns aupmertian werden!” E „orh, fie beginnt ein neues Lied!" „Schlüchtern!!” a ‚Sa, jat was fidt dich an?” „Diejes Lied ift deutidhl” „ou irti dich roobl!” = = „Mich irren?“ Mortimer andie wie in jaher atemlojer Erregung die Hände gegen die Bruit : Dieſes Lied erkenne ich unter Tauſenden heraus! Grete ſpielte eS, fang auch mandmat die Worte mit ihrer leiten,

[43 >

franfen Stimme, ad) wie anders, wie ganz anders = flingt diefe dagegen!” | a | „Mir deucht die Melodie au | befannt, aber bie | Morte..." ?

iſt das Shumannſe ied ‚Schöne Fremde!“ ;

„Bier hinter den Pnrienbiumen In heimlich dämmernder Nacht, Was Iprichit du wirt, wie in Träumen 3u mit, p phantaitiiche Nacht? . | Es funfeln auf mich alle Sterne Mit glühendem Liebesblic, Es redet wie trunfen die Ferne Von grokem, unendlidem Olid!“

„Cin Lied, wie geſchaffen für dieje Nacht!”

‚Einen Moment herrichte Stille, felbjt Sans Schlüch— fern neigte, mie in tiefes Sinnen verloren, dag Haupt, und Mortimer lehnte fic) weit zurig, ftarrte mit wett offe- nen, munderjam glänzenden Augen empor zu dem tief- blauen Himmel, an dem die Milliarden der Sterne wie mit glubendem Qiebesblid auf ihn. herabfunfelten, und

lauſchte der füßen, weichen. Srauenftimme, die voll unbe- ihreiblihen Baubers über die jtillen Waſſer flang.

„Wunderjam! wunderjam!” murmelte er wie im Traum. | .

„Was ift jo munderjam, Marken? Daß eine Türfin deutſch ſingt ER

= MM.

Mortimer machte eine jäbe Sandberegung, alg wolle er ſolchen Gedanfen wie etwas. Unfinniges zutüchneifen. O nein! warum follte ein folches Lied i in Konitantinopel, mo alle Nationen sufammenftrömen, nicht and in den Harems betannt werden? Das Wunderjame ijt nur das, daß Grete juft dieſes Lied jo oft jpielte und fang, wenn ich als Knabe über den Marden bon Taufend und einer Nacht jak and voll ‚glühender Sebniucht in das ſchöne, jtolge Antlit der türfiichen Prinzeſſin Kaſſandane jab! Por meinen Augen fteigt bag Eleine, gemütliche Zimmer auf ich jehe den Chriitbaum . _ die Blumenſtöcke am Seniter, bas weiche, bequeme, altmodiice Sofa und bor bem Klavier die arme, berwad)fene Heine Grete, wie fe mit der müden, furzatmigen Stimme fang: Es redet roie trunfen die gerne, bon großen, unendligjem ( Cind! D

„Und du? Qu

88 jaß über dem Buch und ftarrte bie eigende graufame Prinzeſſin an, welche genau ebenſo ausiah, wie jene weiß ber|djleierte Sängerin im Kahn dort! O bor’, welch ein Saudhzen und Subeln in ihrer Stimme ‘weld ein ‚heißes, ungeftiimes Hoffen auf jenes per- ichleierte Ghid, bon welchem die Cee wie Mn redet!" = en

„Wer weiß, welde Träume dabei ibr junges, liebe: BEER heißes Herz bewegen!” = | =

Schlüchtern lächelte mit einem nedijchen Seitenblid :

T ee

auf den Fremd, welcher voll fieberhafter Mufregung Die Blice ac) dem fremden Sahrzeug richtete.

= „Bielleicht trauert die ichöne Fatima ober ae hinter ihren Saremsmauern wie das gefangenc Bogel- chen. im & äfig! Ihre Gedanken fliegen rebelliſch durch die. goldenen Gitter einem geheimnisvollen, ritterlichen und blondlodigen Mann entgegen, einem jener Ungläu- bigen, welchen fie haſſen foll und welchen fie dod) taujend- mal lieber voll heißer Leidenjchaft in ie | Arme jc Lojfe oe |

| „Sans 7 . jligle deine whantafie!”

„Warum? Dre orientaftjche S4ebe it jo ganz an- ders, Jo. N von sivilifierten, mo- Dernen .

„Snioiefern? en

„Die Abenhlänberin Hat neben der glühenditen Nei aung nod) taujend andere Intereſſen das bolle eben

mit all feinen unzähligen Refleren ipiegelt fich in ihrem

Innern und berlangt dafür un ale, aeit, Ar- beit, Streben und Gatien. Die Aſiatin kennt nur eine gang winzig Kleine, verichlofiene Welt neben ibrent febr groen, Teidenihaftlich fühlenden und winjchenden Herzen. | Sie it Sklavin, das willenloje ‚Etwas‘ m den Händen

eines meiſt ungeliebten Mannes. Sie fügt: jid iheinbar

amb tennt bod) feinen höheren Munich, als Sen, einmal

glücklich zu fein. Liebt fie einen andern, gibt jie ich ihm =

bin; e3 iit ihr Tod, das weiß fie und dennod) ift jhon jo.

2 Og

manch fchönes, Teidenjchaftliches Weib fühn und trogig dem fidern Tod entgegengegangen um eines furgen, flid- tigen Liebesrauſches willen: Ich bin einer jener Asra, welde jterben, ‚wenn fie lieben!‘ Dieje Worte fingen imd ipredjen wir Deutſchen fo oft nad, ohne au ‚ahnen, dab wit damit das wirkliche Mefen der allattj iden Diebe ausdrüden. Liebe, die echte, poetijde, übe, geheime, be- ‚jeligende å Liebe, geht bei den Orientalen meiſt mit dem Tod Gand in Hand. Much jene verichleierte Sängerin da drüben weiß das, und dennoch jauchzt ihre Stimme bei dem ®edanten an jenes ungiidielige Olid, bon welchem die Jerne redet!” m Mortimer _ pte das Dane mit beinaß finjterem Pli in die Sand. = „Gott verhüte bab ich jemals einem abe Zod und Berderben bragte" 22:00 „Das dente ich ang! —- Wollen ı wir umfehren?” Marken fuhr empor: „Auf Feinen Fall | Warum ſoll unfer beiteres Abenteuer fein Luſtſpiel bleiben? Ich dente, folange e$ harmlos bleibt, endet e3 nicht als Drama! Und da ich fein Asra bin, will id) Namen und Sippe jener Schönen ergriinden! Sie it mein Schickſal, | das ſteht bombenfeft, ob ih aber. aud) das i D te bin, mo: doch febr fraglich! Vorwarts Konſtan ino! Das Lied | ‘ijt berflungen, und mir deucht, ‚der Neger legte ſich plög- lich energiicher als zuvor in die Riemen; jetzt aufgepaßt, daß wir fie nicht aus den Mugen verlieren!“ ine

Ein jaber Windſtoß fbr daher und rig dem Sprecher betiiah’ den Hut bon dem Kopf.

* >

= x en

Die ween Schleier der beiden Frauen im Rail flatterten jablings auf. Ronjtantino ſchaute mit feinen ernjten, melancholi-

N. v. Eihitruth, Jl Nom. u Nov, Jedem das Seine, Lo 7

Er

Ichen Augen liber die beiden vor ibm figenden Herren bin- A meg nach dem bergigen Ufer. | | a | „Das Wetter fommt, Serr! Du fiehft e3 nicht, weil Du ihm den Rüden fehrji! Mber es fommt ſchnell herauf, und der Neger flüchtet bor ihm. Ich fürchte. es nicht, wenn du befiehlſt, folge ich dem Sait!“ c

: tue es , Konftantine, e8 jott dein Saden nicht feint" . = Se | = Die gerren wandten ſich und ee o

Über die Verge des jenſeitigen Ufers jtieg es wie blaulich-qraue Tampfwolfen, welche ſich ſehr ſchnell au-

breiteten und den ebedem jo ſtrahlend klaren Simmel mit

einem feinen Dunſtſchleier überzogen, durch welchen die Geſtirne jedoch immer noch mit einer Pracht feuchteten, wie fie der Deutſche faum in der herrlichſten Sommernadt au epen befomunt, | FD Das hat nod gute Wege mit ‚ben Gewitter!” os {cbiittelte Maren den Kopf, „die Luft wird etwas dunftie ger, kaum daß man fagen fann, ‚es umzieht ich 1 Man : >

hört ja aud) noch nicht das geringite Donnerrollen, bon Ss

Wetterleuchten ganz zu ſchweigen!“ Schlüchtern zuckte bedenklich die Achſeln „Du kennſt das nod) nicht! Der Wind ſchon

ſehr merklich auf, und in sehn Minuten treibt der. t Bose |

porus feine weißen Cümmerberden! E SEN

99

Der Neger hat es gewaltig eilig! Sch verftehe | da? Mudern von unfern ponmerfchen Geen her! Gib

die beiden andern Riemen, Konftantinof $ Sch helfe dir! = ce

Schlüchtern machte dem Armenier den Bunch des

jungen Offiziere tlar, md mit feinem. ‘ftillen, beno : feierlichen Lächeln jeste der junge Buri’ anh die em oe

andern Ruder ein. | N un werden wir fie fangen, falls der gery bas : Rudern beriteht!" ee : | | 208! los! fie haben einen ıBeängftigenden X Boriprung an = | | = „Sie Steuern nad) dem ier, ba können. wir jie faum see = „Sieh! dich um, p Sere!” ee = Mortimer wandte flüchtig das © Saupt, aber er ftarrie jab betroffen nad) dem Simmel. | nn = „Ranu? wie ift das moglich ¢ au >

Über Beglerbei-S Serat fiteg braunrotes Gewatt em \

por, hinter welchem fih ſchwarze didgeballte Maſſen wie " unheimliche Alpenbildungen nachſch oben, die Zuft bere jini iterte fich, nur fern am entgegengejegten Horizont lime Wind yard bon Minute zu Minute ftärfer,

merten noch ein paar Sterne in einjamer She. Aud der - à

Schill und beit, wie „aus Sfen⸗ Raden”, fdinob | = er un daher, dann folgten ein paar merklich iplere ;

Stöße; Schlüchtern fnöpfte ſein leichtes Banantajadett

rem 100

iiber der Bruit zu und ae mit keiten Stobeuhen: „Wir werden naß wie die Raben!” | „Bir trodnen aud wieder!” Menſch, ſchwärmſt du für einen Schnupfen ?” Ich fenne Sachen, die mir leber find! Jetzt dent’ an ben Kognak, weldjen du nachher befommit, und fon- acutriere all deine Aufmerkſamkeit auf das reigende Wild, | welches wir unter allen Umitänden erjagen müfjen!” „Marten, du bijt furdjtbar, wenn bu auf Abenteuer | ausgebjt! Du ruderjt über Zeichen! !” | Auch das zur Not! Nh.. der erfte Big!” | - „ee [heint die pésigieiecien. Donnas fehr erjchredt zu haben, der Neger rudert wie koll und verrüdt!"

. „njam! wo kommen plößlich die vielen Boote und

Kaiks ber? —Das ganze Ufer wimmelt ja plötzlich!“ „Da3 pflegt feine Spezialität au. fein!” a - beriiert um Himmels willen u. die Seen aus den Mugen!“ een . o „Die weißen Siler teien weit bint „uber es taucht plötzlich viel anderes Meik in cai den Schiffchen auf!” —— ihnen jekt den Niiden zu und fann fie jeben, du mußt jie im Auge behalten!" Merkſt du auf, Ronftantino?” =. | | ER folge ihnen, Gerr! Aber e5 wird febr dunkel, und der Qaifs fliegen plöglich viele über das Waffer!” Wenn ſie nur keinen Schirm auffpannen!” |

„Slaubit du, Konitantino, daß fic nach der Landungs— bride jtenern ?”

„Xen, Serr! Der Neger halt weit ab auf die Gär- ten zu!"

Ein Donnerichlag frate, iuber- raihend laut -und plötztich

Der Wind pfiff daher, und die Wellen baumten ſich auf.

Ein greller, blau- rot Hammender Blik, welher daS ganze | Ufer in magijche Selle tauchte und auf den perqoldeten Ruppeln, Rnauten und Minaretts einen märchenbaften Fun- fenregen erivedte, suchte auf.

Wie gebannt jtarrten Mortimer und Hans auf das

fvenhafte Bild, welches wie cine Fata Wiorgana aus dem Dunfel tauchte,

Sn rajender Flucht Freuzten und jcholjen die un- zähligen, verichiedenen Fahrzeuge über das Walfer, dent

rettenden Ufer, u Bäpnende Sinfternis nad) der blen- ' me Selle. a a =. 5 Nun find die Cadinas gertaren t fante & der fir. a mit der träumerif ich klagenden Stimme: „Mit ende jehe ich mehr die weihen Baamate tenchten!“

o „Doc! dod! Da hinten. . jenes Boot am Ges bü!” E | =e She : | Nein, Bert. das find. mh ihn anvor!" | en | Anfam!” =

„Wäre die ganze Jagd vergeht geivefen?“ a = „Und wir waren unjerer Beute fo fier!”

Laßt uns ſuchen! wir finden ſie vielleicht doch nod! = 22

te Mortimer in nervöfer Yufregung, er iab gang = Pind ang in feiner bitteren Enttäufchung. 3 SH Ein Regenſchauer itiirste nieder. | al: xraſſelnd ſchlug e3 auf den abn, der Ri Wind peithite 1 die Wellen. hod auf, und über ihnen rollte Donner um i ‘Donner, in rajender Sdnelle, durchzuckt pon grün- Blan flammenden Bligen, welche pon fo zauberichöner Wirkung

waren, dab Marken in diefem Mugendlik alles andere

vergab, um poll andädıtiger Bewunderung dem herruch a ften aller ‘Feuerwwerte, welches ie oe: werden fonnte, auguidianen, | |

_stonftantine batte Das. Boot mit, ein paar fdinellen Nuderfälänen ganz dicht an eine der vielen, ſteil ab- fallenden Gartenmauern gedrängt, über welche die voll- |

EOD

Belaubten Gebüfehe hernieder gingen und guten Unter ihlupf gewährten. i |

Welch ein Schauſpiel!

Wie feurige Schlangen rollen die Lichtgarben über das bemegte Wafer! Seder Wellenkopf, welcher ſich bob, trug. jefundenlang einen blutroten Samm, und jeder Lropfen, welcher an dem Gejtein aufiprigte, war ein eleftriicher Funke Die wundervolle gegeniiberliegende

Küſte tauchte wie ein grelt beleuchtetes Wunderland m phosphoreszierender Helle auf, um im nächſten Augenblid von jchwarzgäbnender Finsternis verjehlungen au wer⸗

den. Dies rajend ſchnelle Wechſelſpiel war bon fasai

nierendem Neig, und ganz Ieife fang Konftantinos Stimme: „So muß e5 fein, wenn man durd die Todes- nacht zuerit den Simmel und das ewige Jeri} alem Schaut!” | Wtortimer ničte thm mit warmem Blide zu. 28 Wie die Mauerszinnen funfeln! wie die ſchlanten ae

Türme, von glühenden Garben umzüngelt, anfragen Te

wie e3 iiber den Walfern raufcht und wie die Sturmes- braut ihre gewaltigen Melodien zu biefem Scaufpie grandtiofelter Herrlichkeit ſingt! a

Und dann jagen die Wolfen über ihnen. weg wie ein Schattenfpiel. = SER Regen läßt nad, das Donnerrollen wird ſhwech und ſchwächer und verhallt fo ſchnell wie e5 ge- kommen; von fern her flingt eine Gebetalocte, bon den! Dah einer nahen Moslim-Billa tönt die klagende Stimme :

= 104 >

eines Gebetrufers. Ganz fern ein Tam-Tam pumpf {cher eine Gott pret} jende Zunge bon Erz.

Konitantino treibt daS Boot wieder auf das freie Waller hinaus und erreicht in Türgefter Beit die Treppe ; des Hauljenjden Gartens. |

Die Herren Springen anf die imeißen Steinfäufen.

Marken drückt dem braven Armenier ein beſon⸗ deres Trinkgeld in die Hand. |

‚Morgen abend etwas früher, Ronjtantino, wir müſſen perjuden, unfere ihöne Sängerin nod) bor dem Empfang bei Suleiman-Udhmed. zu hören!”

„Du befichlit, Herr, td) höre dich!”

„Auf Wiederfehen, Ronftantino!“

„Gott jeqne did!“ =

Die Herren eilen die Treppen empor.

Hans Schlüchtern frojtelt und ihüttent ïd.

„Sch bin nap wie ein Badeihwamm, und die Tem- peratur hat fih merklich en ei rege trocke⸗ ner Wolfe!“ = |

Mortimer ladt: ‚Siege d bul ae meinen Flanell⸗ enzug ijt faum etwas bindurdigebrungen, aud) bin ich wohl als grimmer Sirieger etwas abgehärteter als du!

Sch bleibe nod) bier im Garten! Die Luft ift ja himm- Gid, und id) muß aujeben, wie der Mond hervortritt und fih in all den Tauperlen fpiegelt!"

„Sn Gottes Namen! mir ijt echter, Rafi, welcher ordentlich in ber Hehle brennt, momentan lieber

105

als alle Tautropfen der Welt! Alſo fare well! Sch binte, wir fechen uns erft morgen wieder!” oe

„Oute Nacht, Hans! Lak e3 dir wohl befommen! eo

Die eiligen Schritte bes jungen Kaufmanns verflan- gen auf dem weihen, fammetartigen Sand der Garten- | wege Mortimer aber ſchlenderte langſam an dem Gitter Der Terraffe entlang, welche mit Harfer Mauer fteil i in das Meer abfiel. | Bliihende Gebüſche beſtanden fie in wohl gepflegten Gruppen, und in ihrer Mitte erhob fih auf

ſchlanken Säulen ein fleiner Tempel, unter deffen grin-

Eupferigem Dach oftmals der necee genommen murde. i en u “Wie zauberhajt Jah pieje verträumte Sernidtit. jeßt aus! Diamanten am u und jlimmerten jetzt et Eden und Enden.

Der Himmel erfchien. über dem Meer bereits wieder wie veingefegt, die Sterne funfelten wieder mie Licbes- | augen herab, rebeten bon dem fernen, sufünftigen lic, und der Mond 309 wie eine fofette Schöne die legten.

Schleierwölkchen von feinem lächelnden Angeficht und tüpte o

Die Märchenwelt am Bosporus mit Siberhauch Wie idön! wie font en | 3 Starter. und fiber als je duftet - ringsum, en aufaefchredter Rogel wilſchert in den Mandelbäumen, und die Zikaden zirpen leife leije im Gras. |

106

o hat ſich neber ben nollbtiifenden Hhododen- aeiia auf die Baluftrade gelehnt und blidt träu- Mend auf das Meer hinab, 3 Se BOY jeinen Augen ſchwebt ein unjagbar ſtol⸗ zes ipottendes Angeficht, und fein Obr hört nod) immer, wie im Traum, das Subeln und Souder. der jüßen Frauenſtimme En e „Es funkeln auf alle Sterne ren Mit glühendem Liebesblit ne, Es redet wie trunfen die Ferne, ae von künftigen, N Orid!” Horch _ was ijt das? oo | Rderfeag. = Lautlos ein ſchlanker fait heran, nah’, ganz 5 nal’ unter der Terraffe. ee Etwas en idimmert, dann nicht $ er ein Peger & geficht . : | eee de3 Simmels! Mortimers Herzſchlag ſtockt momentan ae mage fih atemlos DOr | Sie find es! fie find’ a! Unverfehleiert, aber tief dae Antlig inet ‘Figen Srauen und blicken auf die ſchimmernde Flut hinab. Sraglos haben fie unter irgendeinem Unterfchlupf das Wetter überdanert und fahren jetzt erſt Heri: | Eine heiße, bebende Leidenſchaft wallt in Markens Bruft empor, ein Subeln und Sauchzen, noch viel Himmel-

an

anftitrmender, ala es jene Brauentiopen jemals nefonnt ; Cr weiß nicht, was er tut! oe

Sn feligem Ungeftäm a er ae purpurroten Ali

tenbüfchel des Rhododendron ab und ſchleudert fie in den

Kahn hinab, und er breitet grüßend die Arme aus und. ingt mit friſcher, kraftboll ſchoner Stimme jeinen Liebes gub - Es junfeln auf mih alle Sterne Mit glühendem Liebesblit Es redet trunken die Ferm, 3 Se von | Bon, großem ie" =

Und meS iad er will.

< Sab überrascht und unter dem Blütenregen ehrt a |

fend, heben ſich die Gejichter . We he 3 Mortimer ſtarrt atemlos i in gwei große, aaike Augen, = welche rie mit jtolgem Bornesblit au ipm anji chauen .

er ſieht ein weiches, u mondberklärtes Angeficht wi >

ſchwellendroten neat ‚die öffnen ſich plöglich und zeigen wie in ipöttiihem Laden blendend pmi? Bitne. _ Prinzeſſin Sali andane! en Ste hebt die weiße, ringfunfelnde Sand und. (list oe la äſſig den dichten, weißen NYachmack vor das Angeſicht Der Neger aber jtößt einen leiſen Bornesruj aus: | „Bu tshok fena! Cheytan!!“ und dann fabte er mit

ichnigen Fäuſten die Ruder und das leichte flog wie ein Schatten dahin, um in der nachſten Sekunde, ER.

108

unter den SIND des aprii au ben

ſchwinden. as

Mortimer aber prete wie in glücfeligem Schwindel | die Hände gegen Die Schläfen. "Er hatte e8 gefeben, deutlich, ganz deutlich gejehen, ein wunderholdes/ grau⸗ ſames Gejdhic!

War er trunfen oder frant?

Warum taumelte er? warum griff er mie ein Mondfüchtiger ın die Blitenzweige, warum lachte er und hatte doch am liebjten gemeint?

Nein! Nicht geweint! Cin Jauchzen und Suben, ein Sehnen und Schwärmen erfüllt feine Seele! |

som ift eg zumut wie einem Drenichen, dem ein {don lanajt erwartetes Glůck ſich erfüllte, Gleich einer Ver- zauberung überfommt e3 ibn! on.

AN das Fremdländiſche, Märchenhafte, bas To unfag- 2 bar Schöne, das ihn bier umgibt, ftimmt feine Seele auf ein biel intenjiveres und idealeres Empfinden. | Gr jteht an einem Wendepunft feines Lebens, das fühlt er inſtinktiv, und wenn er an das wunderſchöne Angeficht mit den großen, itolzen Augen und den dürſtend roten Lippen dent, fo begreift er plöglic, die aſiatiſche Leidenſchaft und die Asra, welche jierben, wenn fie Heben!

Sr degt umillfürlich die Hand auf das Hera und denkt an das blikende, haarſcharfe Dolchmeſſer welches jedem Verwegenen Droht, der es monger will, die Hareins- mauer zu überfteigen.

Jäh tberrafdt und unter bem Blütenregen erjdredend, Heben fih bie Ges fichter > . + S 107.) MAAN,

= 106

Mber er lächelt paver, ale fürchte er Re eine nen N

nicht. N Und er denkt an Die dunkle Locke Qafmehs am : den vertrodneten Drangenaiweig, und ein Schatten fliegt | über. fein erbigtes Angefiht. | Nein! fie foll nicht flerben,- Tie nicht!

Sie wird e3 aud) nihtl i Xhre & Lippen mögen nod) Heiß und berauj hend brennen, fie flüſtern doch mit dem ſcharfen Zucken mit- leidloſen Spoites: a werde leben, we ae Tiebet“ Pe S an 5 Macht ign jolche Groufamteit traurig? © > ee init | Sie beruhigt und ermutigt ihn. a > Genn jie nur Tebt! mag fein Sehid ïa immer- bin erfüllen! | Nachdenklich itarrt e er in bag magiſche Listoettimmer pee jenfeitigen Ufers.

Was jagte ihm Schlüchtern nod) vor Be Stunden: 2 |

So piel Berniinftiges! Und ‘Sr: ftimmte ihm bet, um ihn über jeine Abentenerhuft su beruhigen.

Aber in feinem Herzen Hangen irre, mitre Akkorde von Liebesnot und Giebestod.

Und chraitet er hin und her durch die Oar: 2

tenivege, atmet wie ein Verſchmachtender die füh- N Nachtluft und fingt leiſe mit aleingendem Vid: |

dee

„Dier Hinter den Vinrtenbäumen ©

Sn heimlich dämmernder Pracht, | Was fprihft du wire, wie in Träumen | ‚Bu mir, Pointe T

e OA Cn Traum! ein mwirrer Traum hält ibn sm

fangen! = | Um Di jeliubalten, n will er die e Augen tieten.

A idritt an Herrn Saulfeng Seite durch die Gartenftragen zum Empfang in Suleiman-Achmeds auie. Dieſe Empfänge fanden au nicht allgu jpäter Stunde ftatt, denn die Türfen lieben e$, ſich zeitig zur Rube zu begeben. | : Troh des geftrigen Gewitters war bie Quit nod) febr = in den engeren Gaſſen jogar drüdend ihmil. ae Das Sommerhaus des reihen Türfen lag siemtih | entfernt, inmitten ausgedehnter Gärten. Be Auf breiten, wohlgepflegten Sandwegen gelangte $

man durch die ‚herrlichen Anlagen gu einem jebr modern |

ausiehenden Haufe, welches Marken mit beinahe ents a tänfchten Blicken mufterte. a

Mber Sauljen lachte und jagte mit aaa” Augenzivinfern: „Warten Sie e8 nur ab, verebrtejter ny Baron, die Überraj idungen find hierzulande Gittel”

Ales fag totenftill, wie in tiefem Schlaf, faum ees, a

dab ſich Die Serren dem Saufe näherten, erhob fic) ein Türhuter, welder auf einer Matte im Tfeilerichatten

H3

ausgejtrectt lag und Tembaki rauchte, verneigte fih ſehr unterwürfig und öffnete jchweigend die Tür pon Eiden: holz, die Gafte durch eine beinahe feierliche Ben gung auffordernd, einzutreten. |

Gin febr jchmaler, weißgetünchter, unend— lic) einfacher Flur er- ichiten als eine Art Durch- gang, welden Sauljen und fein Begleiter jchnell dDurchidritten, um durch dte jenjeitige Ture aber- mals einen Garten zu betreten. 3

„AH das war erft der Borpoiten? fragte Mortimer Teije und Hauljen nickte „Die projaijd abendlandijde Maske für die phan- tajtiiden Wunder des alten Orients! Ju die- fem erſten fulifjenartigen Gaus ſcheint nur Dienerjhaft zu rejidieren! Jetzt aber Augen auf! Wir betreten bereit3 das Reid) des Beis!”

Boll föftlichiter, beinahe raffinierter Uppigfert lag die Pradit des Gartens por den Bliden. Ein Meer der

Ro EjditcutH, gl. Rom. n. Nov, Jedem das Geine. L B

oe m

jeltenttei Noj en woate iter. den entziidenden. Palmen⸗ gruppen, welche ihre Wedel träumerifch über funjtvolle SObeliöfen, Vaſen und SEOaEne Ti Tiergruppen neigten. Be rauſchende Düfte wehten Springbrunnen plätfoherten

und ſprühten blitzende Tropfen auf den Raſen, welcher |

fich wie eine grüne Sammetdede, bon fmaragdnen < Lid:

tern überflimmert, amijen den eingelnen aan en

ausitredte. um. hinter Bopref jen, tragenden Qorbeer und nide den Fächerfronen itiegen ſchlank und leblich die metal- funtelnden ihlanfen Türmchen und die wundervoll ge— wölbte Dachfuppel mit dem weit leuchtenden goldenen Salbınond des Niosts empor!

SE, ‚das war der erträumte, heißerfehnte Onblic ‘i

aus: Taufend und einer Nacht! Das war berücende orien- | | talifche M archenpracht | a : Mortimers vid irant ich an dem Anbuck ſatt ee em Verichmachtender, aber u ließ ihm nicht lange Sett Dazu. | Bor ihnen. lag ¢ ein febr hohes Portal, ein. Gitter | herruchſter Schmiedekunſt, wunderbar üppig und gold- leuchtend hinter welchen ein paar türtiide Diener und Negerjflaven m bunten, ‚überreichen Gewiindern berum- | lungerten! en o „Hören Sie, Marken py ua PANEME

„Diuji?

ir

Aa! i

115

„Leider n T Diefer Lärm Hf wäßlich, aber ı unver- meidlich!“ | EN nek Söellehkrommeln mit füpfernem stinotinng. Drgel und jeltjame ſchrille Pfeifen. Daziwilchen monotone Mien- ihenftimmen und hie und da. ein z lauter, ne Ruf, ein Tanitam-S hlag. us das Empfangsielerlihteit er itebendes ro- gramm?“ lächelte V tortimer, | 2 en ich nur ‘das Haus Suleimana bei Empfängen | fenne, glaube ich das erjtere!” | | . Das bunte, märchenhafte Bild it reigend! We ſchön müßte e8 erſt fein, wenn bier auf dem goldge tupften Raſen die zierlichen entſchleterten Odalisken ‚sederball fptelten oder die wunderidane Sultanstohter. an. dem Springbrunw’, wo die werken Waſſer plätichern, auf und nieder wandelte!“ u, HM die Abendzeit am Sprinabrumm’! D ja, |

dies würde wohl ein Anblid fein, welcher ſchon einen

Heinen Einbruch lohnte! Ungeſtraäft befommt ihn aber wohl fein Sterblicher zit hauen! Nun merfen Sie aufi . oo Der Sauber wird fraftiq!” :

Vorbei an den Dienern und Slaven, ſich mit über der Bruſt gekreuzten Armen ehrerbietig verneigten, ſchriktten dis beiden Herren durch das Gittertor.

Mert ſchwerem Kupferkloppel ihinga ein ftabtragender Gunuh an die mit vielem Brongegerant bergterte Kiosktür. 3 gatas

= 10 =

Sofort wid) dieſe lautlos in den Angeln zurück und die Herren traten in einen dämmerig— hellen. Säulen- raum, über welchem fih die große Kuppel tölbte, die Die Sichtftrahlen durch viel bunte, Heine Scheiben einließ.

Note, grüne, gelbe und blaue Lichter tanzten über den Mofaitfußboden und über die Marmorjäulen, an ‚welchen vergoldete Wrabesfen fapriziws emporflettern.

Der Rauh ellicher oe eal kräuſelte fia ou und verjtohlen darum bin.

Weiche, farbenpräditige Teppiche fälugen arid und zwei allerliebſte, ſehr jugendliche Stlavinnen eilten den Cintretenden entgegen.

Auf das Höchſte iiberrajdt, ftarrte Mortimer in die unverſchleierten Gefidter, welche, weiß und rot geſchminkt, mit mandelförmigen großen Augen poll bertidender Nai- pitat die „Ungläubigen“ anlächelten. |

Weide, jeidene Semwänder, mit bunt geiviekten Strei- fen durchzogen, vaufchten melodiich um die nadten Füß— ‚chen, melche in goldgeltidten Bantoffeln ein wenig un- fider auftraten; grope, blütenreihe Kränze lagen auf dem gelöften Saar und Goldfetten mit Elirrenden Min- zen ſchaukelten ſich über der Bruft.

„Unverfchleierte Damen?” ftteR Marfen Halblaut hervor, und errötete wie ein Mädchen, al8 eine der Bir- Tajjierinnen ungentert feine Hand ergriff und fie voll - ihmeichelnder Demut an Grujt und Stirn 309.

Hauljen lächelte und liek diefen Gruß jehr gelajjen liber fich ergeben.

„ur ruhig Blut, Baron! Sie haben feine Cadine, das heist z Dame, por fich, jondern nur ©flabinnen, mit welcen Suleiman ein autes Geſchäft maen mwil. Wenn Sie faufentwollen, ſteht es Ihnen

Frei!” Mortimer ichüttelte bet- nah’ erichrect ven Kopf und folgte, wie von einem Traum befangen, den reigenden Mädchen in einen fleinen teppichber- bangenen

A Ne?

Nebenraunt, wo jet Santjen ic auf einem Diwan niederlieb. = ae

„Schuhe ausziehen!” jante er akoniſch

Schon nahten lautlos die Sflaven, Enieten nieder und berrichteten. ſehr a das überrafehende Copar ment. | :

„ra zum Donner -foll r man bier an Piume gibin? e > ee > 3 | Statt aller Antwort {05 bie blonblodige Stlavin R

ein | Baar große, weide, feidenglängende Sdube an Moe ae

on Süße.

= „Bir muffen uns dent Brauch fügen!“ a Saulien, „der. x Türe duldet feinen Staub der Außenwelt in ſeinem | ‚Heiligen Heim“. Echen Sie nachher die Teppiche az jie repräfentieren ein Vermögen, erben durch viele Generationen und werden dementſprechend ae] ſchont! W Wollen Sie die Sande abſpülen? Sier harrt bereits ein Ganymed mr Dem eee

Tatte 9 m arten, e übermütige Laune allmabtich ae

Oberhand über die anfänglich jo beffemmende Stim- on

mung gewann. Gr tauchte feine Hände in dag groe, herrlich, gifelierte Silberbeefen mit dem nad Nojen duf- tenden Wajfer und ſpülte die Finger darin ab.

Aufmerkſam beobachtend ſtand die Sklavin neben bat lächelte nach wie bor, halb ſchelmiſch, halb ehrfurchts- boll mif den jugendpellen Slutaugen. au ibm ouf, und

19

eh’ er e3 fid verjah, hüllte fie feme Hände. in vein weiches, 2 PvE Ne gud, fie jorgjam. au trocnen. =

Mortimer lachte recht verlegen, klappte oe

gemäß die Gaden zuſammen und murmelte herbindlich⸗ ſten Dant. Nachdem er nod) vergeblich einen Spiegel | gejucht, wandte er fa, dem Wine Haulſens zu folgen.

„Alle Wetter . . famoje Sade an id werde, ST |

Türke!“ flüſterte er enia.

Cin Tiener in Iila, mit jchmefelgelb obgefüttentem 61 Staftan führte die Herren durch die Ruppelhalle surd N durch etliche febr ſchmale, niedrige Gänge, in welder Moo

Quft heiß. und duch, ſehr biel Räucheriwerf beinab) ere ſtickend wurde.

: Rechts und lins unterbradjen ein paar niedrig ge- teölbte, mit Perlmutter ausgelegte Türen die Einförmig keit des Teppichbehangs, und als die beiden Gäſte bor⸗ überfchritten, ward eine dieſer Türen cin ganz klein wenig geöffnet und durch den Spalt Iugten neugierige SGN den Unglaubigen nad.

Endlich ſchlug der Führer einen Teppich) zu⸗ tiie und Mortimer und Saulien betraten ein qrokes, vierediges, auffallend niedriges Semad, von deſſen eichen⸗ geſchnitzter Decke ſehr piele und fojthare Ampeln ber- niederhingen, deren je ein _anbersfarbiges N ipendete,, En |

Inmitten. des Sales finderken. unzählige, Kerzen a ie

auf ‚jr eigenartig, asformten Leuchtern wahre Berge

bon Früchten, [hone Gold- und Silbergeräte ftanden auf niedriger, mit aelbjeidener Dede uberhangener Tafel.

Mupferne Kohlenbeden ftanden gu beiden Enden der- jelben und blaue Duftwolfen ftarfer hingen Eräufelten aus ihnen empor. |

‚Stühle moren nicht zu entdeden.

Nur weiche, ſchwellende Diwans waren neben der Tafel aufgeſtellt, buntfarbig und golbburchwirft, und an den fenfterlofen Wänden die Scheiben waren dur perfifche ‚Teppiche vollftändig verhängt = bligten Die èr-

‚Iefenften Waffen, uralte Schellenbäume mit Ropichweifen, oe : 3 Sandihars mit doppelter und einfacher Schneide, in pere a

lenbeſetzten Scheiden prunkende Damaszenerflingen, of welche fider eine febr rheit Vergangenheit Hatten, Dolche, | Piftolen, Streitärte und Keulen jeder Art, Steig- bugel und Schilde, alles mit Perlen und Gdelfteinen be- icht, mit Adhat, Jaspis, Gold und Silber ausgelegt. Dazwiichen. Satteldeden mit antıfer Stiderei, Pan- lath und gefrengte angen. Der ganze Raum ift eine Sarbeniymphonie bon bci- nahe überwältigender oe. | | Der Atem ftodt, das Muge muk ſich ft an al | Panan, unbeichreibliche, jo eng sufammengedranate ‘Lradht gewöhnen, und dabei verjinkt der Suh in dide flodigen Seppiden, als wandle man 2 N | Der weidften Najchmirfelle,

poner tp nay

of Wome

jj apie

= A

an E >=

Ehrwürdig, wie cine aftteftamentarifhe Geftalt, trat der Hausherr Warten ent-

(©. 122.)

. gegen.

re 102 7

Mortimer wußte, daB. es nicht leicht war, bon Sulei⸗

man⸗ Achmed empfangen zu werden. Nur wenig, ic

wenig Fremde, die fern auf abendländifchemn Barkett heimiſch find, ſonſt lauter Paſchaſohne, echte, ftrengaläu- bige Alttürken, in buntflimmernden Nalıs erzogen, frend dem Dfzident und feinen berderblichen Neuerungen.

Obwohl Suleiman jelber nicht zu den alleritreng- ften der. Miten aehört, halt er in feinem Hauſe doch auf eine ſehr pietütvolle Pflege alles deſſen, was peski” iſt und an die geheimnisvolle Pracht einer lange bergan- genen, tief betrauerten et opmiante Macht und Grobe erinnert, |

Der Sausherr pat eich erhoben und deki den An⸗ fommenden voll ‘aunberaleidlider Wiirde entgegen.

Mortimer traut feinen Mugen nidt. |

Iſt das derjelbe dice, alte Serr, welder in dem gel- ben Nankinganzug jo ganz modern und eee al dem Dampfſchiff ſaß?

Die Maske ift jest abgejtreift.

Gin weißſeidenes Hemd, ein Tanger, faltenreicher. N

Kaſchmirkaftan trog der Gige mit Foftbarem Pelz gee fiittert,. em rei gewittter Hüftſchal bildeten feinen

| Ehrwirdig, wie eine altteftamentarifche Gejtatt, mit tallendom Silberbart und jugendlich blikenden Augen, trat er Marken: entgegen, thn in jehr seremonföler, dod) Außerit Art zu begrüßen,

Sighs

Die Naraffe auf feinem Turban funfelte im Feuer tiefiger Diamanten und Nubinen, und der feine Meiher- Duich zitterte bet der feierlichen Bewegung. des Kopfes.

Man nimmt auf den Diwang Plas. :

Die Sflaven Ichteben weiche feidene Beokatkiſſen herzu Tegen lange Tſchibuks von Jas minholz vor den Galt, rüdien fleine achtedige Ständer beran, auf welchen die mit ihren diden Bernfteinfugeln liegen.

3 find bereits verichiedene Güfte anwefend, der Rufſe und Sstaliener, ionit nur nod etliche tür- nn Wiirdentrager. en eee eS

Sie alle fapen mit gefreuzten Beinen, ſehr mge ungen, beinahe läſſig da, rauchten, hanten einander mit Elugen, forjchenden Mugen an und verbielten ſich jebr ſchweigſam, wie in traumerifdes Sinnen verloren.

Mur zwei der Herren [Hienen jedesmal das Geſpräch au führen, welchem allgemein gelauicht ward. :

Suleiman umd der Ruffe taufehten politijehe Anſich— ten; als diefe drohten, fic) zuzuſpitzen brad der Bei ſehr höflich das Geſpräch ab und wandte fi an Mor⸗ timer mit der Frage, mie ibm Konstantinopel gefale.

. Die leidenſchaftliche Begeilterung, welde aus den ae Ange des jungen Dffiziers bligte, {chien ihn zu amiifieren, und. wenn Marken Die franzöſiſche Konverfation aud nicht allzu geläufig war, fo reichten feine Spradfennt- a nijje dennoch aus um den intereffanten alten Gaſtgeber in cine immer a Unterhaltung zu berivideln.

| Sr = mi o

Mit febi herzlichen Worten dankte er ibm für den umbejchreiblichen Genuß, diefen Abend in feinem Haufe berleben zu dürfen, und Suleiman nidte ihm immer wohlwollender zu und: lächelte: „Bir gewöhnlich lieben die Europäer unfere Geſellſchaften nicht und finden ſie langweilig, weil die Frauen fehlen! Sie fcheinen die jelben fürerjt nod) nicht zu vermiffe ne” : Mortimer Tatte. Es wäre mehr alg unbejceiden, noch mehr deg Serrliden an deinem Tiſche zu verlangen, Suleiman Achmed!“ er machte eine furge Taufe und fuhr diplomatijch fort: „Mein ‚Herz achört den Frauen meiner Seimat, ich begehre nicht nad) denjen igen. dieſes Landes, Jedem das Seine, Nur einft wüßte ich, was den Genuß dieſes Abends erhöhen würde, der licb- fiche Geſang einer Srauenftimme! Wir verlangen die Sängerin. nicht: zu fehen, denn venn ich auch die Nach⸗ tigall in den Zweigen verbirgt, erfreut uns dennod) ihrer "Stimme Klang! Iſt keine unter den Schönen deines Harems, welde í pit oft die Beit durch ſüße Lieder tiirat?”

Der Türke Pa pe ee ae beinahe weh⸗ mütig das Haupt.

„Deine Worte finden nur allzuviel Widerhall in meinem Gergen. Mber die Zeiten ſolchen @liides find bergangen. Da. ich jung mar, befaß id) ein Weib, Em- mebdah-Uellah die ‚Barmherzigkeit Gottes pie war ichön wie der tidie Tag und ihre Stimme zaubexvoller als je ein Klang in diefer Welt. Nbr au lau iden, war

mein Glüd, Das Grab verihlang e3. Nun ift feine einzige, welche mir mit fiihen Liedern Troft gibt. Reine fann fingen, Nur alma, die Signpterin, þat eine fil- berne Stimme. Willft du fie Doren, jet es gern ge- jtattet, ich bermebre e3 den Weibern nicht, zum Schluß unjeres Beifammenfeins Dies. Gemach zu betreten Sie find neugierig, fie ſehen ger meine fremden Gäjte, und ich webre es ihnen nicht.” | | are überraſchſt mid, nenne, Fürchteft du nicht, daß man deine große Güte mißbrauden könnte?” Der jugendfrifhe Greis fehiittelte mit jeltfamem Lächeln das Haupt, feine hellen grauen Mugen bligten wie im Selbitbewußtiein und Triumph. Dieſe Frage hörte ich ſchon oft; wiffe, was id) jedes- mal darauf antwortete! Ich jprach eines Tages zu mei- nen Weibern und diefe Stunde liegt um dreißig

Jahre zurüd: ,€8 foll feine in meinem arem fein, = welche nicht gern und willig bei mir weilt. Ehe ihr

treulos feid, feid wahr. Liebt eine den fremden Mann und will ihm folgen, jo fage fie es. Beim Barte des Propheten ſchwore ich, daß fie feine Strafe, Feine Schmach erleiden fol. Sch werde die Unzufriedene dem fremden Mann verfaufen und mir ein aur eoenea Weib dafür wiedernehmen! en | |

poor alle lächelt! War ih ein Narr, ‘a att ipre- den? Nein! Mein Schwur bürgte dem Weib für Qos

ben, reinen, Sicherheit!" Der predir ~ ~ $

126 ita:

Stimme, fein Auge Hammte: Un doch an nie eine der Frauen ihre Freiheit begehrt! Nie! Sie alle ind glücklich und ee fie alle find treu trog. meiner Sorglofigfeit und dieſes Bewußlſein ijt das voll⸗ kommenſte Glück welches ich genieße!" > 2 =

Die anderen Türken ſenkten finnend bie Häupter, Die fremden Gäſte aber jpradyen mit lebhaften Worten ihre Bewunderung, ihren Beifall aus.

IL,

Wiens man plauderte, wurden winzig Feine . Täßchen verſchiedenartigſter orm und Malerei mit jebet ftarfem Mokka herumgereicht

Mur einem jeden lag ein Tangftieliger Soldlöffel, wie ein kleines Ruder, anzufchauen, fein atjeliert und der Snanf durd je einen andersfarbigen Edelftein ge- bildet.

Se Täßchen wurden ununterbrochen geleert und wieder friſch gefüllt, und Mortimer begriff es nicht, dar Suleimans Gäjte nicht fidon ſamttich einem Serzichlag erlegen waren.

Du lieber Gott! wenn Tante Guſtel dieſen Kaffee acfoftet hätte! Mit einer einzigen dieler Min aturtaſfen hätte fie einen ganzen Damenfaffee au wel nenne ab- 7 gemacht! a

| Mortimer hatte demzufolge auch jedem weitern

Nachfiilfen dankend abgewehrt, dafür aber foitete er, ihon der Wiljenichaft wegen, getreulich von jedem der

= 498° o

anderen Genüſſe, welche neben dem Mokka auf herrlichen Silberplatten dargeboten wurden! Skiros Lokoum und Raki, Sorbet und Mahlebi, Helva, Gülatſch und Schokolade, die Namen, welche fih Marken von feinem Nachbar nennen ließ, ſchwirrten ihm als unverſtandenes Chaos vor den Obren. Auch Stücke fleinen Gebads, eine Art bon en und Ne murden ferbiert, Ro en Der Bei hatte jih mabrenddeljen wieder an den Ruſſen gewandt und beſprach die modernen ſozialen Verhältniſſe, die bedrohlichen Umtriebe der Jungtürken, dieſe neue Plage, welche Atah dem Sultan ‚und dem Slam bereite, / |

3 Er berheälte e3 iid nich, bab ein neuer Wind daherblaſe, welcher wohl über fur oder lang zum bernichtenden Orfan anwachſen werde.

Dak er mand) Morihes, Unhaltbares über den Haufen werfen werde, ſei ja aut, aber daß er mit allem Alten aufräumen wolle, fei mebr als bos.

Die Sonne werde den Salbmond perj@lingen, daB er nie wieder „eyu yapilmilch“ (das ift genet) fein merde.

Dann aber hob er jablings das Penaia geneigte Saupt, winfte einem bejonders toftbar gefleideten Die- ner, melchen er Izeddin! anredete, und gab ihm Wei- jung, dab der Sarenilif nunmehr geöffnet jet

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Mit gefreuzten Armen verneigte fidh der Alte und eilte lautlos über die ſchneeweißen Baltmatten der Vor- halle hinaus, Saulien aber warf jeinem jungen Gait

einen bedeut- jamen Blid au,

5 y$ r: H > re * J ha N

und Mortimer bezivang Die Unrube und Aufregung,

bemädhtigte; er bemübte ſich mit dem Sohn eines Pajhas, welder thm joeben in engliſchem Kauderwelſch mitteilte, daß er ehemals eine engliſche Bonne tm Yalt gehabt und die Sprade ein wenig beherriche, ein Geſpräch zu beginnen, Und während er verjuchte, das Änterejle wieder der Muhf und dem Sejang zuzuimenden, wurden die bunten Teppiche laut-

[os betfeite gejchoben und eine Schar febr foltbar ae

Fletdeter, aber dicht verjchleierter Frauen traf etn. —— Eſchſt ruth GU. Rom. u, Mov, Jedem das Seine. IL. 9

welche fidh feiner =

= 30

Sie fdjienen bereits an diefe Empfänge gewöhnt und darauf eingeübt, denn fie eilten gejhäftig an die Tafel, jtellten. filberne ober feinporzellanene Körbchen, welde mit den erlejenften Süßigkeiten gefüllt waren, darauf nieder, nahmen andere Silberjdalen weg, fül- ten Schüſſeln mit Blumen und Obit und reichten fie ‚den Dienern, dab dieje den Säften jerbierten.

Sie felber reichten nichts herum, jchienen iic über- haut nicht um die Anweſenheit der Fremden zu küm⸗ mern; jie ichwebten, alitten oder ſchwankten, je nad Alter und Körpergewicht, mehr oder minder anmutia und graziös um die fetliche Tafel, und faben mie echte, rechte Hausfrauen nur „nach dem Rechten!” |

Wundervolle, —— und ſchillernde Seidenſtoffe rauſchten mit letjem frou-frou um die Glieder, foftbarer Schmud aller Art funfelte und gleißte berftohlen durch die Schleierfalten, man jah wenig, faft nichts bon den jchönen Trägerinnen, die AUTEN os as : bier und da eine Kleine Sand, ein Stiidden Arm, reich mit Soldipangen und Juwelreifen ees “ber die Augen! |

Wie fie vol heißen Nugendfeuers dur den | fchmalen Scleierjpalt alübten, wte fie die Fremden anbligten, wie fie voll naiber Aufrichtigkeit all die Freude, das breinenne Jntereſſe, Neugierde und ipiegelten. on

Re oe

Und mehr als einmal ruhten die heißen, lachenden | Blide diejer Augen auf der jugendfrifden, männlich ſchönen Ericheinung des deutſchen Offiziers

Mortimer aber frampfte die Sand um das fleine :

Obftmefjer, mit weldem er fih jutt einen. Plirfich ae

teilte, Jah lebr ruhig und heiter aus wie zubor und be- | 5

obachtete dennoch berſtohlen all dieſe geheimnisvollen

§rauenaugen, ob nicht jene dunfeln, itolgen der „Reine =

zeſſin Raffandane” ibm : Aber nein!

Wunderbarermeije waren es Jolt gar fae tiefdun⸗ fen Augenfterne, welche an diefem Simmel itrahlten.

Haulſen hatte ſchon an jenem Abend, als ſie zum erſtenmal die reizende Sängerin unbverjdleiert ſchau⸗ ten, ‚gejagt: „Sie jheint feine Zürfin zu fein, ibre Augen macten einen au nachtſchwarzen Eindruck Die hieſigen Frauen aber haben meift auffallend grüne, durchſichtige ſchwarz umränderte Augen; das ift tür- fifche Spezialität!”

Und wahrlicht eae

Dem ſcharf beobadhtenden Bid Martens cnteink eS nicht, daB die meiften der noch jugendlid) ichlanfen He-

jtalten mit fold) graugrünen oder blauen Hagen zu m ——

pene lachelten. Da mar Feine, melde ibn an im mindeften an jene wundervolle Frau im Kaif gemahnt hätte,

yz

ae

Auch oe trog aler —— fein Herz jo rubia i in |

der Bruſt, als fei ‘Die, welche ibm gum Schicſal aro E

den, weit entfernt von ibm.

Auch Hauljen iab verftoblen zu thm ihn und madte eine Bewegung, als. wolle er Por Hier wir beraehih o es : |

| Auf aba Bellew von Ehentals mit Aunftuolften Goldeinlagen ward endlich der weiße Wein bon $ Ismid, der. einzige, welder nicht m. dem Storan berboten it, herumgereicht. | ue alttürtiichen Säufern, melde ao völlig Die Sitten bergangener Zeiten bewahren, wird Diejer Wein im einem einzigen. großen Pokal dem Gaftgeber jerbicrt: 2 dieſer nimmt ibn, tut einen ir {nappen Zug mo = gibt ihn an jemen Nachbar weiter; dieſer folgt ſeinem

Beifpiel, und jo wandert der Kelch bon Hand zu Sand 2 und M und ait Mund, in jeltenjten Fällen, bis AUT Neige geleert, denn man trinft ichei und mafia, wie man eine Medizin au ih nimmt.

Much hierin hatte Sule man dchmed eine es geichaffen, welche es abermals berrict, bab er mit per- geblid) Tange Sabre in dem Abendlande gelebt und deffen Hygiene würdigen und den Wein etwas mehr lieben gelernt hatte, als jetne Brüder daheim.

Hier ward der meihe Wein bon Smid in recht mo-

dern geichliffenen, ſehr hübſchen Kelchgläſern jedem der

———— apart dargereicht und man ichfürfte, ihn =

langjaı, mit Genuß und vallem Berftändnis, amò ee die Türken hoben, wie in Gedanken berloren, noch zum . zweitenmal die ‘Sand, als. die zart flingenden Släfer abermals die Runde machten. | | Ä Waos einem Europäer faum den Magen Tani, ubt auf den Moslim Pern eine ; außerordentliche Kir- fung aug. 3 er S ! Die Unterhaltung Hwoll aft [ebhatt an, die Augen funtelten, man lachte und sprach viel lauter: als jonit, a dann plötlich wurden die Stöpje ſchwer⸗ die Gedanken Hirrten unficher bon einem. Thema aunt anderiı, und dic Türken neigten die Köpfe immer tiefer zur Bruit, i: ten wie m jefigem Traum verloren vor fid Din. Die Rauchivolten des Tembaft der NR argilche ftre- gen. dichter und dichter auf, Die Diener reichten den Haſchiſch die Blatter und Blüten des indiſchen Sanfs, und jchoben den Galten die weichen Brokatkiſſen nod be- quemer, im Sintergrund aber bodten braune, per- hüllte Geſtalten und erhoben zum Klang der Schellen⸗ trommel ihre ichläfrigen, entieblid monotonen Stim- men, um die altajiatiichen enpiojent Sefänge und Sieber anzuftimmen. | | = Mortimer neigte das Haupt gegen Suleimon. Ad- oe med, deſſen ſcharfe Adleraugen noch am klarſten von

allen au fein jchienen. „Mein edler Freund, hatteſt mw

nicht gejagt, dak aud) Salma, die Aghpterin ſinge per.

ast

Der Bei nidte voll edler Würde. „Sc vergaß es nicht, du wirft fie allſogleich hören.” Er ſchien bereits den Befehl gegeben zu haben, denn er neigte martend das Haupt, und die nubgroßen Brillanten an feinem zur ban iprühten Garben bunten Lichts. Seitlich auf einem Titan hatten fid die Srauen niedergelajjen. |

Nadlajfia, bequem bingefauert, ſchweigſam lau- ſchend und beobachtend, nur hie und da hob fich eine kleine ‘Sand mit roten durch Henna gefärbten Nägeln, machte der Genoffin ein verſtohlenes BIER und beide flüſterten und ficherten. |

Sider hatte die reizende Gaine einen. ik auf Koſten eines fremden Gaftes gemacht |

Der monotone Singſang brad ab, und plößlid jegte eine enorm Hobe, ganz dünne und feine Frauen- itimme ein, um ein febr feltjames melodielofes Lied zu „plepin. Wie ein. icharfes Silbermefferchen fchnitt der lang in das Ohr, und Hauljen und Warfen wechjelten einen bemahe entfebien Blid —: um alles nein! diefe furchtbar muftkalifche Salma war in nichts mit der zau- berholden Sängerin vom Bosporus identiſchl

Suleiman⸗ Achmed aber ſchien in hohem Grade bon der nerdenmordenden Kunftleiftung | entzuckt denn er

wiegte poll ſeligen Behagens das Haupt und träume fich ficher in bie Beit auriid, imo Enmedah- Uelfab, = „die. /

- Barmherzigkeit Gottes" —. alle Nachtigallen Poe Ufer des Bosporus und Diarmarameers perjtummen Lie!

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Salma Stand an dem Diman der Frauen, und Marten mufterte fie mit icharfem Blick. x

Trog der mallenden geftreiften Seidengerwänber, des dicken, faltenreiden Sleiers, welcher den ganzen : Dber- förper verhilllte, jah man deutlid, daß die Ügypterin bon ſehr kleiner Statur, breitihultrig und oura nicht fchlanf war.

Ware ihre Stimme verftellt und dem Sefämad ihres Herrn und Gebieter angepakt worden, die Geftalt fonnte unmöglich derart berändert werden, denn die Sängerin im Kahn war ſchlank und hochgewachfen ihr reizendes Antlitz nichts weniger als fett oder fleifdig. almag Mugen, welche fic) etwas ftier gradeaus ten, ſchienen rund und ausdruckslos

Nein, dieje Maypterin war nun und nimmermehr die Gejudte! Und die andere? Da war eine, Die bob daS Haupt jo ſtolz, die war jchlanf und grok und ihre Wimpern blieben ftetS jo tief gefenft, dab man nicht einen Blid bon ihr erhafchen fonnte. Etwas ab- _ jeits, völlig teilnahmlos und milde zurüdgelehnt, ſaß ie

Die geheimnisvolle Sängerin?

Sie hatte Marken im hellen Mondenſchein ſtehen Er

ſchn, alS er ihr die Blumen in den Nail warf, ite mußte ibn wiedererfennen. oS War ihre Nuhe und Gleidhaiiltigteit Maste? Ein jGber, feder Gedanfe bligte durch Mortimers Kopf. | Er wußte, daß feiner der Anweſenden deutich iprad.

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Als Halma geendet und der Yei ibr eine Shale voll Konfeft jandte, berneigte ſich Marten ſehr ernit und feierlich. |

Sch danke dir, Suleiman- Achmed, für den Genuß, den du mir gemabrit! Darf id) auf deutſche Art dafür danken und deine Bajtfreund) haft, Wiirde, edlen Namen rnd Gite ebenfalls im furgen Liede preijen?” |

Saulfen hordjte betroffen auf, fate fic) aber Ichnell und nidte Beifall,

Eri ein Sänger, Herr, und vermag mehr als ich!” lächelte er höflich. en =

Der Ber machte eine Gefte, welche biel Freude und: Hochachtung ausdriidte. | |

„Mein Ohr Steht dir offen!“ |

Da erhob. ſich Marken, faßte wie von ungefähr den Zweig roter Rhododendronblüten, welcher bor ihm lag, =

und fang, tn leidenschaftlich an die Bruit Sr

„Dier hinter den Myrtenbaumen In heimlich dammernder Pracht

Er vermied es ſich umaufehn, fein Auge cubis vie in beget|terter Verehrung auf dem Gaſtgeber feine Worte ihienen nur eine Ovation für diefen; Saulfen aber, welcher wohl die Abſicht verſtand, beobachtete den Diwan der grauen deito Ihärfer,

Mortimer hatte ſchnell geendet, er ſich tief „bot. dem Bei und diefer lächelte, nidte, 309 einen prad)-

tigen Rubinring bon dem inger, legte ihn in fein

ESS

Weinglas und beriifrte dasjelbe mit den Lippen, dann jandte er es als unendlich generöjen Gruß und Dant - dem höchlichſt überraſchten und heiß errötenden jungen Sänger zu. | Beim Simmel! Suleiman-Achmed war ein Mann, welder weder treuloje Weiber nod) faliche Freunde Haben fonnte!

Sas jab Marten m diefem Moment ein. Und ware jenes Weib drüben wabrlid die geheimnis— vole Sängerin geweſen und hatte te. tom „mil glühendem lick das trunfene @Glud der Berne” pro- phezeit, nie und nin- mer wiirde er eS mehr bon ihr begehrt haben, nie wurde er, a fein Auge zu einem Weib des Suleiman-Achmed er- beben! :

Aber jenes müde, jtille Wejen in den goldgligernden Semändern war ebenjowenrg die Geſuchte, als je eine der hier anivefenden frauen. c

Nicht ein einziges Aufzucken Feine einzige Bewe—

138

gung, welche bon UÜberraſchung oder ‚Heiterkeit Iprad), ließ fih bemerfen. Auch die anderen Cabinen hatten neugierig laujchend die Köpfe gehoben und tujchelten nun leife umd lebhaft gujammen, aber es bedurfte Feiner großen Menſchenkenntnis, um zu bemerfen, daß diefes Sied nod nie in den Mauern und Garten von Sulei- mans Harem erflungen war. Gin neuer monotoner Sefang- mit Scellentrommelbegleitung fette ein, die Türfen, welche für Augenblicke etwas munterer gewor— den waren, ließen die Köpfe Delto tiefer finfen. das rieſige Tamtam markierte die fünfte türkiſche Stunde, nad) europäil icher Beit achn Uhr abends, und lautlos ‚erhoben fich die Schönen des Harems und ber- ſchwanden wie buntaligernde Gaufelbilder Hinter dem Teppich um vorſchrifks mäßig in den Haremlik zurück— zukehren Marken fab eS, wie eine Sklavin die Blanks. mide, oleichgültige Frau im Gehen unterjtüßte, und er wußte eS, daß fie nun und nimmer die Sängerin, fondern eine Kranke ober Genejende war, welche ne) müblam hierher geſchloppt.

Immer ſchwüler und erſtickender war die Luft, die Wirkung des Haſchiſch immer augenfcheinlicher. |

Die Diener trugen fellbeleqte Nataks bergu, und die türkischen Gajte, ſowie auch der Nufje und Staliener ftredten fich ungeniert darauf aus umd jchliefen ein.

| Ganz entſetzt blickle Marten auf Benno Haulſen;

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hicjer erhob fih, machte ihm ein | Eurges Seiden, und ba auh Guleiman-Wdnied gerade die Augen zum Schlum- mer ſchloß, ichritten fie ohne Abſchied, fautlos, von den Tienern geleitet, aus dem Genad. ‚Schon auf dem Gang mehte die Luft, nur noch durch Serailkügelchen . gejhmwängert, fühler und frifcher, und Marken trodnete tief aufatmend die perlende Stirn und jagte mit einem Edauder, welcher. unendlich drollig wirkte: „rund qittiger! bleiben hierzulande die lieben ee plei oe über Nacht?” | o

Haulſen late. ‚Selbftredend! Man ati tent in Diejem glühend heißen tauchgefüllten Raum bis zum nächiten Morgen, wo in der Hegel ein entfegficher Saken- jammer denjenigen überfommt, welder noh Neuling bei jolcjen Feſten iſt! Einmal bin id auf diefe aus- gedehnte Gaſtfreundſchaft hereingefallen, aber nie im

Leben wieder! ott fei Dane! Hier in der Salle wird

e8 wieder menjchlih!! Nun wollen wir dent edlen Bei feine Babuſchen ehrlich zurüderftatten, Be ziehen Sie in der Eile niht meine Stiefeln an; fie find funfelnagelneu!”

„D bitte! Wenn fie jhon bezahlt find, madt dag nichts!!“ lachte Mortimer; beide Herren wedhjelten, dies- mal obne Oilfe der holden Sklavinnen, das Schuhzeug und ſpulten ſich noch einmal die Hände in dem prad)t- pollen Beden ab. |

eer junge Dffizier hielt einen vnugendti mit beinah b

= TAR

ſchalkhaftem Lächeln das weißſeidene, golddurchwirkte Handtuch empor. „Schade, daB Tante Guftel dieſes

Wäſcheſtůck nicht ſehen Tann! sn Deutichland machten : |

unjere Hausfrauen eine Courſchlebpe daraus und was dort ‚drap d'or wäre, Aft hier. nur ‚drap de ht!“ Sehr geiſtholl bemerkt!” amiifierte fih der Grop- faufmann, nickte den aufwartenden Dienern freundlich gu und ſchob feinen rm in den feines jungen- Gaſtes mit ihm in die Folic milde, g ı und flare Abend- Inji hinaustretend. 3 Mortimer hatte etwas gesögert.

Y „Sparen wir das ° Trinfgeld nur, oder ijt es bier unbelannt 2" flüſterte eh | : | | - Saulfen lachte noch mehr. als zuvor. a Ser Pios- : Tan it trintt, braucht er auch. fein Geld dazu! Die Soteltellner find in stonitantinopel diejenigen geweſen, melde das Trinkgeld befannt ‚machten, gum großen Arger der Alttiirfen, wie mir Suleima: -Ahmed ihon friiher einmal verfidjerte. In feinem ‚antifen‘ Sanfe, auf tiirfijd ‚est‘, ift ſolche abendlandiſche Unfitte ber- boten. Es ſteht uns frei, morgen an jeden Diener ein fojtbares Schmuditüd zu fenden, das. wäre orientaliich gedacht und nicht beleidigend für Untergebene eines ‘Suleiman; da mir aber als autem Abendländer diefe Art des ‚Händedruds‘ zu Foitjpielig deucht, unterbleibt fie, wird auch bon niemand bermißt. Es herrſchen hier m toft jedem pone andere Anfihten und Sepflogen-

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heiten, und gebe ich zu Sungtürfen, jo jpide id) mir die Börje grundlih mit Stras oder Btaftern!’? Sie ihritten durch die ſtillen Eöftlichen Gartenanlagen, an den plätichernden Sprinabrunnen boriiber, und plob-

lich ſtand Marfen und bob jäb betroffen da3 Haupt.

„DO lehen Ste, Haulſen was ijt das?!"

In ihrer Nähe, nur durdh eine fammetgrüne Rajen- flache getrennt, bemeate fic) ein feltjam phantaftiicher Sug.

Ein weißes Mantel, jo viel man erfennen fonnte

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prunfboll gezäumt und mit gliternden Decken behangen, : trug eine weigberidleierte Frau auf dem Rüden. Die Goldfpangen blinften an den nacften Armen langes ſchwarzes Haar wogte, unter dem dünnen er Ichleier fichtbar, über den. Rüden. 7 a Zwei Eunuchen führten das Tier, andere Srauen und Stlavinnen gaben mit Lachen und Plaudern das Geleit und drei handfeſte Jeger, blinfende ‘Waffen zur Sand, | machten den Beichluß. „Vol, vot, Allah!“ rief der Diener, welder die bei- den Herren begleitete, erjchredt, hob das Vindlicht, wel⸗ ches er trug, höher, und ſchwenkte eg warnend dem felt- famen Buge drüben zu; wie eS fien, ward er fofort be- merkt, ein paar laute Rufe, ein haſtiges Antreiben und die phantajti{den Geftalten verfchmanden jchnell wie m Traum hinter den bergenden Gebiijden. 3 „Es war eine Cadine?” traate Haulſen in tür kiſcher Sprache. | a Du jag{t e, Serr!“ nidte der Man mit dem Wind- licht „Arifa: Fenzileh liebt eB, zur Nachtzeit auf dem Ra- mel zu reiten. Sie alaubte wohl, dak alle Säfte bei Su- leiman- Ahmed ichliefen! Much Aga- banum hat e8 wohl geglaubt; ſonſt würde fie e8 heute verboten haben!” „Wat Arifa- Sengileh heute abend in dem Feſtgemach antoejend ?” -oo „Sicher, Serr, die kranke Suleika war dort!“ „Kann Arifa⸗Fenzileh jhön fingen?”

1

‚Nein, Herr, die Cabinen nicht; die du hör⸗ teſt, mar die ägyhptiſche Sklavin Kalma. m |

Aber Arifa-Renzileh fährt gern im oola Wait auf dem Bosporus | jpagieren ?”

„Nein, nein, Serr, niemals!“

„Aber die anderen Frauen?”

„uch nicht, Serr!" |

„Das ift wunderlich! Warum lieben tie ¢ 08 3 nicht?" | Nicht wunderlich, Herr! Am 9. Zril- -iddjeh 2199 der. Hedſchra ift ein Raif mit den beiden Qieblings- frauen Suleiman- Nehmeds auf den Waffern umge- ihlagen und fie alle ertranfen. Seit diefem Unalüd3- tag ijt eS den rauen verboten, auf den blauen Wellen au fahren.“

Die beiden Herren wechſelten einen bedeutfamen DIR. |

(Meh, das ift ſchlimm“ =

„Sehr ſchlimm, Herr. 7

„Bir find am Lor, dengedin ‚Bir danken bir für | dein Geleit!” ie 2

Der Türke hatte die Gäfte feines Gebieters urd ô die | fo unjcheinbare Qorderbilla und den letzten kleinen Vor- garten geführt; er ſchloß die Gittertiir ded legteren mit einem Schlüffel, welchen er unter dem Turban bermahrte, auf und neiate fic) in tiefem, demiitigem Abſchiedsgruß

Ein frommes Segenswort bin und ber und Saulfen

und Marken ftanden auf der itilen, mondbeglängten. a

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Straße, auf welder juft ein Wächter mit feinem

ſchweren, eiſenbeſchlagenen Stock entlang ſchritt Mortimer ſtrich langſam mit der Sand über die

Stirn und atmete tief, tief auf. | Í

FZuhlte ich nicht den koſtbaren Ring des generöſen Bei am Finger, wirde id) alles, was ih ſoeben gehört und gejeben,. fur emen ‚wunderbaren Traum halten!” fagte er leije |

Sauljen midte.

„Wenn man fid i in Siler modernen Villenitraße unt- jieht, alaubt man es allerdings nicht, daB jich hinter ibr derartige Mareen aus 3 Tauſend und einer Sie dacht N gen. Wie behagten Ihren diejelben, Baron?” |

Mortiner blidte mit glänzenden Huge träumerifch zu dem icimmernden Sternenhimmel empor. woerriich! hätte uleiman-Mchmed all feine Geniijj ¢ nicht in dem furdtbar heifen, allzujtart durchdufteten Simmer geboten, jondern die Tafel in offener Oartenhalle, init Dem Blick auf das Meer, deden lajien, jo wiirde id noch nie etmas Vigenartigeres und PERRIER ETS er— lebt haben, ‚ala diejen Abend!” :

„Ind doch bara er eine arge Enttäufchung. Es ijt jo qut mie erwieſen daß unjere geheimnispolle Sängerin nit in den Garem des alten Serrn gehört!” :

Mortimer lächelte. „Dies deucht mir jekt eher ein Norzua als ein Schaden! Wir genofjen dieſes ſeltſame

Unt den Weg abzufürzen, waren Haulich und Marken in eine Feine Seitengafle eingebogen. <S, 146.)

Rov. Eidhitruth, JO. Rom. u. Nop. Jedem das Seine, I. 10

en

Feſt und behielten trogdem den Neiz der Unkenntnis, das

fo anregende Nätfel unjeres Mbenteuers: „wer ift fie? Fünf Tage bleiben mit nod, dem verichleierten Bild bon Saig nadzufpüren, und id bin überzeugt, dak id) es auffinde! Nun heißt es überlegen, wie man dem flinfen. Sifchlein das ficherfte Neg Tat el

„Nun, Ronftantino ift beftellt, und ich hoffe, Bak nicht i jeden Abend ein ‚Gewitter die Verfolgung vereitelt!”

Um den Weg abzufürzen, war her Sprecher in eine fleine Seitengaffe eingebogen, aus welcher ihnen ein paar herrenloſe Hunde, ebenjo wie in Stambul, entgegen- klafften Haulien. 300 den Freund auf die andere Seite der Straße. = | Dort brennt ein Gat: molten Sie Siefem aus- weichen?" | ee

Der Kaufherr nidte ernithaft. „Eine Toteniampe! pi

„Eine ZTotenlampe?!"

„Sehen Sie, mie der blaſſe here aidie den Schatten: des Senftergitters auf den Weg malt! Meine Frau fennt nichts Aufregenderes und Unbeimlideres ala dieje hohen, itillen Lichter!“

„Bitte, laſſen Sie uns durch das Fenſter fejn!“ =

„Um Himmels willen!“ Haulſen hielt den eifrigen jungen Offizier mit ſchnellem Griff zurüd. „Erftens ſehn Sie nichts Erbauliches eine eidjenaufbahrung, ein

ſtarres, oft gräßlid) entitelltes Gelicht unter mächtige

Turban, zweitens jegen Ste fich einer großen Gefahr

ur =

aus, denn der fromme Moslim hält es für eine der

ſchmachvollſten Nranfungen, feine Toten durch den neu gierigen Bli eines Ungläubigen entweiht zu jehn.“ | Ernſthaft und ſchweigend ioe bie beiden m

Wanderer weiter.

Ein paar Sane begannen in den Höfen zu a ein häßlicher Speftafel, welcher beinah die ganze Naht

hindurch andauert, die Häuſer ingen alle fo dunkel und ſtill, wie ausgeſtorben. | Und dies um die zehnte Abendftundel - . Mortimer dachte zurück an die deutſche ujom wo

um dieſe Beit das elektriſche Licht bligt, wo all bae fieberiſch heiße Leben der aroen Belt am ungejtümften =

pulfiert . Und Hier?

„Hier hinter den Myrtenbäumen

In heimlich dämmernder Nadt Was fprichit die wirt, ‚wie in Träumen, Bu mir, phantaftifhe Nacht?”

Geheimnispoll, in blutrotem Feuer blibte Ve ea

Ring des Suleiman-Achmed an jeinem Finger. |

p re (‘wre Juy eji

i ı 1’ OJ]

VIII.

D.. folgende Tag brachte etne außergewöhnlich große Hike, jo dak niemand uit beripürte, ji ohne zwingende Notwendigkeit auch nur wenige Schritte wert pon dem Haufe zu entfernen, | Man hatte es zuerſt mit einem wohligen Nichtshın in dem offenen Tempelchen der Gartenterrajje perjudyt. Frau Haulſen und Miß Morner lagen in aller- duftigſten S Spigentleidern in den Rohri ejjeln, unfähig auch nur den Goldfaden durch den Mull au zıehen, die beiden größeren Kinder lagen auf den weißen. Bait: matten und bauten ſchlafrig ein Haus aus bunten Stei- nen, in welchen ein paar ſchillernde Eidechſen wohnen Iollten, amd das Heinfte lag als „Engelden“ im Baby- - torbe, nur dom Simmel bededt, wohlig ftrampelnd und feiner. Amme, der dunkeläugigen Kurdin, zulächelnd, welche bunte Glaskugeln vor ihm tanzen Itek. Mortimer hatte fehr ausgiebig bon dem geftrigen Wendfeſt erzählt, alle Pracht und itppigfeit bis in Die Meinten Details. anzgemalt und dadurd) die Lebeng-

A e

geifter der beiden Damen einigermaßen wah erhalten: namentlich die recht unintereffante Zatjadhe, daß die ge- heimnisvolle Sängerin nicht in diejem Märchenreich. zu juchen fei, madjte die Zuhörerinnen für furge Beit bei-

nah lebhaft und. entlodte thnen Herbe Vorwürfe gegen den alten Su-

leiman, wel- her nicht ein- mal jo viel zur Poefie des Orients bei- ſteuere. Der wun- dervolle Ring inf einer alter- tumlichen Faſ⸗ jung erregte

Dagegenvolles Entzücken und hohe An- erfennung, und Mißchen fagte in ihrer fehr ruhigen Art: „Seh fann fae ein ueniqes nur fingen, - God save the queen, ijt all mein beſtes für folh eine Ring wiirde ich das alte Suleiman aber auch diele Lied mit den ‚Yankee Doodle‘ als Bugabe gern vorjingen.” Das ift ein Gedanke! Wir werden dem Bet Ihre opfermutige Anſicht unterbreiten!”

Und dann wieder große, ſchwüle Stile!

=

| Pur Baby frat ein. poarmal munter auf, dann ſchläft e8 aud ein,

Mortimer hält ein grobes Palmblatt im der Sand und fächelt damit der armen Frau Nelly Kühlung al. |

Sie jelber ift viel zu matt, um ſich dauernd bee enormen Anjtrengung des Faͤcherſchwingens unterziehen

zu fonnen.

Ihre Händchen ruhen rechts und lint auf der Seſſel⸗ | lehne, wie Dürftende weiße Nofenblätter, um welche man : ein paar bligende Goldreifen. gelegt, - und die blonden Lodchen welche ſonſt ſo allerliebſt und eigenfinnig um die Stirn fräufeln, hängen ganz Weta | bis auf die fein ge- ſchwungenen Augenbrauen.

Bie Blutegel angufehn!“ it der ungalante | Gante vorhin geäußert, u en eu | Serr ‚Haufen ift heute nıcht nad K onftantinopel qe- fahren, fondern erwartet Sang Schlüchtern. mit eben- tuellen eiligen Depeichen Hier draußen in jeinem Pali” am Peer. Jett Iag er drinnen in den Salon auf einem Diwan and gab bor, „Abrechnimgen au rebidieren!“

ber daran glanbte fein Menih.

Er ſchlaft weil er einen Kater hat!“ behnuptete Frau Nelly und Strich die „Blutegel” aus der Stirn, denn. jelbft {ie machten Heute heiß -— „er fann den furdtbaren

Kaffeeextrakt und die nichtawürdige Mafferpfeife bei Suleiman nicht veriragen! Sie jehen auch blak aus,

Abt Serr von der Marfen —! Worn id bier einen fauren Sering auftreiben könnte . ER ee = | Welch ein Gedante! - pine göttlich! Was io ein ſaurer Hering für eine Zierde Deutichlands it, merft man erft im Rande Der füße en Delphine!” = „Und der jüßen Sängerinnen!” „Und der nachlichtigen jungen Frauen!" „Wenn Sie etwa bei der Hike das Cour machen uollen, jage ich eS ber Miſter Haulſen!“ ee „Miben, fejen Sie nit eflig! Die Steigerung jollte doch. gerade noch die zuckerſußen Sean Albions ergeben!“ „Sie feien ein Spotter!" 2 | Rue bei zehn Grad Kälte, menn’s dem normalen Menſchen wohl ift, Heute nicht!” : Frau Nelly blinzelte träumeriic) ins Licht und oo

mit erlöfhender Stimme: „Bitte, tippen Sie mid nicht

immer mit dem Palmwedel auf die Naje, Serr t von 1 der 7 Marken, das figelt!” |

| „Bordon . ‚id werde jofort den Kurs mehr ſeitlich, nad) dem Ohren. zu, nehmen!“

= Es feien wirklich jehr heiß in die Welt!” z „And trogdem fold sie ige + Betrachtungen, ue . Morner?” Ä | = oe l

Ra, fovit a i’ ; jeuiste die junge: Sous frau und ipreigte ‚alle sehn. Jinger in der Annahme, dab eg. dieſelben dadurch BR „wenn id) die aeheinı-

nigvolle Singer wäre heute abend hielt ich ñer den. Mund!”

ge . bei jold) riejengraufe Hike Gejang maden muh fein e eine ‘Segefeneret!" a r |

„Vorzüglich ausgedrüdt. - Aljo beten mir um einen Heinen Wetterfturg bon einigen bierzig Grad!“

„Der fann leicht fommen!“ erflang e3 pruftend von der Zerraiientreppe ber; Sans Schlüchtern feuchte beran nad jeiner eigenen Berjicherung riejele er als Quelle daher! mijchte und wedelte mit dem buntfantigen Batiſttuch und fant in einen Seljel.

Geſtatten Sie, enge Frau, daß ich Ihnen mor- gen die Sand tüfe...” | „Abonnieren eas bia zum Winter, mon ami!“

„Sch erwarte deine überrafchende Verficherung, daß es heute heiß ift, lieber Gans, und ftatt deſſen ſprichſt du bon Wetterſturg und ſibiriſcher Kälte”

„Alles bereits beftellt und per Nachnahme abge- ſchickt! Das Barometer fallt mit affenartiger Seher digfeit . . . Sturm und biel Regen . . .“ EN

© abldjeulig, dies herrliche Wetter jest une dann folchen Matih!” |

„Da3 wäre jebr fatal nad) bee pradtoolle : 3 Troden- beit!"

Lautes Melachter. es 2

„Sag ich e8 nieht! Erft beim Verlue lernen phe Glück wir ſchätzen!

„Mirklih! Da drüben wird e3 ſchon jo unheimlich

Dunjtiq hinter den Bergen!”

„Das wird ein grandiojeS Gewitter!“ „Gott jet Dank! Abkühlung!“

„Und toochenlanger Regen”

„Und feine Gondel- fabrten“ —- „Das wäre allerding3 per- finde!” „Hoffen wir das Befte” Nämlich auf den Ruf zum Mittag: effen! Gott fei Dank, der Gong ertönt! Meine

qnadtajte Gon- nerin, darf ih Sshnen den Arm bieten .. .“

„Erit, wens gereqnet hat!”

„Bon; jo halte 1d) den Sonnenihirm über Sie!”

„Schwarze Berräterfeele! Ah marne Sie, meine gnädigfte Fran, der Schirm imitrde thn bejchatten und nicht Sie!“

a

„O yes- . fold eine morderliche Bine berderbt en Boe beiten Sharatter!” Se a

und trog der een Glut lachte man doch und ſchlich langſam im Schatten der ſtart duftenden Zedern und Oleander nad) der Billa surid.

E Da Barametar halte nur schlecht Wetter an- gedroht, fondern dasjelbe in aller Form und Nichtigkeit gemeldet. Schon am Nadjmittag ballten fic) die Wolfen in recht beängitigender Weife hinter den Bergen zuſam— “men, und che nod die Muezzin bom Turme herab zum Gebet gerufen, rafte das Wetter daher und badete mit un- endlichen Regenfluten die Schon halb verſchmachtete Welt. |

Die Blig und Donner vergangen waren, rauſchte e8 nod) immer obne Yufhören aus den tiefhängenden Wol- fen hernteder, und Mortimer ſchaute beinah melancholiſch in die duntle, fternlofe Nacht hinaus und jeufgte: Was niitt mir der ſchoönſte Bosporus, wenn man nicht darauf herumgondeln fann! Wer meif, two die ſchöne Suleifa heute abend ihre: Sieder fingt mo diefelben wohl morgen und übermorgen erklingen werden! Denn id) fürchte, aus lauter Kummer über meinen in den letzten Zügen: liegenden Urlaub Hort der Simmel in Die- : fem Monat nicht wieder auf zu ſchluchzen! = a

Und dann fab man am naͤchſten Vormittag wieder der großen Halle beim Gabelfrühſtuck 3ujammen, a

Damen, welche aeftern nod wre garten ölor- und S Spigen $ ee : a

—..155

kleider „gleich Pelzen! auf der Haut füßften und jeden Faden unerträglich heiß fanden, hatten heute leichte = SeidenfdjalS um die Schultern gelegt, denn die Quit wete recht fühl, friſch und feucht durch die offene Türe | aus dem Garten herein und die duftigen Foulardtoiletten genügten faum nad, © en. mans Fröſteln abau- wehren. N

Es regnete!

Grau in arar verjówommen der ſonſt fo ftrablende = Sonnenhimmel, und ‘Herr Haulſen zuckte bedenklich die Achſeln und meinte: „Bis zum Mondwechſel fönnen mir dies. ſchlechte Wetter behalten! Nach der monatolangen

Trodenheit tut fold ein arlindlider Regen fehr not! Ps

Alſo im Sntereffe der türfifchen Agrarier wollen wir uns | damit beruhigen!” | |

Xi, das wäre alfe ſchon recht idön und aut, und allzuſehr langweilen würden wir uns wohl auch nicht! Wenn nur Markens ungliidlice Ziebe zu der Ghanjonette 3 nt wäre...

„Shanjonette! Menich, mach dich nicht unglitich! ich fchieße erjtflaflig!!” | ‚Sehen Sie, meine Damen? 2?“ Sans Schlüchtern =

täubte mit einer fleinen Grimaffe die Zigarette ab „er wird ungemittlich und mordlujtig, die Chanſonette

beleidigt ihn a4 98 muß aljo ernſtlich ſchlimm um |

ſtehn und alle elektrifchen Drähte haben Sturm gelautet!”

ee

Benn du ein Menfigentenner bift, ieta mußt du aud) wi jien, daß mein Abenteuer unter feinen Umftänden ohne Schluß bleiben darf!” |

Weiß ich auch! Habe darum bereits meinen Gummi-

mantel zur heutigen Kahnpartie Schwimm⸗ gürtel bejorgt Ronitantino!” a ; | Auch für die geheimnisvolle Sängerin?!" =

„Das ift ja das Elend! Ich für meine Perjon führe ſofort, aber was niigt mit der SR HOL UE, wenn er nig belebt ite" 2 eee

„richt belebt amò nicht befolgen!" pe

„Welch. ein Pfadfinder geleitet den armen Verliebten durd Die J Sergänge v don = infibo vor die rpo Ki | Seme 2.05 | So es bt 08 keine ; Zeitung hier, in —— man ae | heimiſchem Muiter‘ eine Annonce jegen könnte: diejenige 3 weißberſchleierte Schöne, welche am Mittwoch abend in einem bon jtümmigen N teger geführten aif das deut] ide Lied pon Schumann ‚Schöne remde Jang, wird be- hufs durchaus ebrenbaiter Annäherung erjudt, ihre werte Adreſſe in der o biejes Blattes niederzu⸗ legen | | = : Sut ab, Sert bon der Marten! Dieſer gewandte Stil macht: an alle Ehre und läßt auf biel | Bang fließen! madonna wall a UND: Mortimer frengte mit unendlich frommem Unſchuldsgeſicht, aus welchem die

Ze

Blauaugen deſto ſchalkhafter bligten, die Arme über die Brujt - as babe nur einmal um meinen perfanjenen Dadel in der Zeitung annonciert!” ee „But; für die nackte Vierteljtunde wollen wit es glauben. Aber jdjade! in den Sarems werden teine ger tungen gelejen!“ | | = ee | „Muß fie denn abjolut aus einem aren fein?” = sh hörte gejtern durch den Wirt vom Hotel ame perial, “bab berichiedene tiirfijche Familien ihre Yalis hier haben, : und daB in den meiften. Derjelben bis por furger Beit franzoſi ice, deutſche oder engli ihe Erziehe⸗ rinnen tätig geweſen ſeien welche erſt der er Wille des Sultans vertrieben hat! ee „Aba! gana recht! jenes befannte Srade!* 2 „Es it daher gana wahrſcheinlich, daß ein holoes - Türfentöchterlein all die oo heidnifchen | Lieder fine gen lernte!” a „Es wohnen ſonſt noch. viele runde hier ?* „Und ob! Wohl alle Nationen ſind N be jonders Armenier und Griechen!” „Und dieſe wohnen alle hier im dem Sillenviertel 2 : „Wenigftens zum größten Zeil! Die Fremdentolonie läßt jich ja ziemlich leicht überfehn! Warum forſcheſt du jo eifrig, Mortimer? Willit du ein bischen, einbredhen gehn?" Markens Augen bligten wie in jäher übermitiger Laune, Er lachte fetje und wunderlich anf

et ee ae

AM die weiche Schroärmerei, die etwas nerböfe, bei- nahe jentimentale Stimmung, welche ibn im den legten Tagen beherricht, mar plößlich wie weggewiſcht und hatte wieder ſeinem alten Iuftigen er feiner friſchen flotten Lebensluſt Platz gemacht.

Einbrechen? wer weiß! Vielleicht in bildlicher Weile genommen!“ und er hob den Kopf und jehüttelte beinahe | ungejtüm die blonden Haare aus der Stirn: „Mir fommt eine großartige See! Sch: muß mir einen Scherz maden, muß einen Streid) ausführen! Ich mil und

‚werde erfahren, wer meine reigende Nachtigall uit, wie a

ire Art - —- und woher ihre Fahrt

Frau Nelly ‘hob warnend Die pone: Nie jollit du tie befragen! fang ie oat ees halb pelt? als Antwort. = are © „Beichten Sie, leber Baron! Ich bin verantwort: lich für Sie und. muß erft Spren Plan prüfen, ehe id ihn gut heiße! Gie fennen den heißen Boden des Orients nicht! Was daheim ein barnilojer Scherz ift, Fann fid bier im Lande der wilden Eiferfucht: au einem Sang an Qeben und Tod aujpigen!” = | -

| Gut, Lieber Herr Hauljen! Nichts ohne Ihre Er- laubnis! Sch dante Ihnen taujendmal für Ihre freund- lihe Bejorgnis!” Mortimer jtredte ihm herzlich die Hand entgegen und drüdte die Rechte jeines Saltfreundes voll warmer Empfindung. „Sören Sie zu, ob das nicht ue

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auszufiihren. iſt! Wie weiland der treue Blondel ſingend bon Burg au Burg 304, jeinen Richard Löwenherz zu juden, fo will ich aud) ich ‚mein Saitenipiel zur Hand nehmen‘ und bon Titt zu Tur wandern, bei Sturm und Jegen, ike und Gonnenidein, die ganzen fünf age und Abende, welche id) nod) hier fein fann und por jedem Gitter, Balkon oder Erfer jinge ich Meilter Shu- mann ‚Schöne Fremde. Das Lied joll der goldene Schlüſſel fein, melher mir Tür und Herz erichließt!

Mir ift zumute, al müjfe eine Antwort auf dieje

ſehnſuchtsvolle Frage erfolgen, als müſſe jih die Sängerin irgendwie verraten und mir ein Zeichen geben, daß au jie mid beritanden und erfannt babe!"

„Entzüdende, arobartige dee!“

| „Sie wird Ihnen Blüten herabwerfen⸗

„Eine Rofe”

Eine Rode!”

‚Sie wird am Fenſter ericheinen, mit weiber Sand Ihnen winken!

SAND alle eleftrijden Serzensdrähte N ei

Großfener! ' p „Das berfteht ich! Wie wär's, , Sons, ee du mit von = ber Partie?” = Schlüchtern wiegte bedentlich t der Ropi, ‚Damit ich die Reile friene, während Du jie fibt!” Zubelndes Gelähtr

Sauljen aber jah nachdenklich in fein Weinglas und aud) in feinen Augen leuchtete es fo heiter und launig wie „alte Burjchenherrlichkeit”. = z | : | Die. Idee at ſehr amujant und fiherlih auch aus⸗ 2 führbar, $ jagte er, „wir müſſen nur mit aller Vorſicht au Werte gehn und den Plan genügend ausarbeiten, ehe mir ihn beriirflichen. Die Verkleidung als armer : bettelnder Mufitant muß bollfommen jein, jonjt

„Bettelnder Dufifant?!“ late Frau Nelly jGallend auf. „Aber Benno, wie entfeblid) projaifd)! : Gin Troubadour ill Marken jein, ein flotter, eleganter | Sidalgo mit Qeier und Schwert!!“ =

Saulſen hob eneraifch die Sand. „Das ware Wahn- : finn! In hiefigen Berhältniiien undenkbar! Wozu das aud? Die Sauptiade tt ja das Lied!“ we .

„Natürlich,“ nidte Mortimer febhatt das Blut itieg ibm immer heißer in die Wangen, „ich fteige mit Todesperadhtung in die genialſten Lumpen! Gerade die ſes möglichit harmloſe Auftreten nacht die ipröde Schöne ider und verleitet fie gewiß, jelber nad den wunder- lihen Keri auszufchauen, welcher zur Drehorgel jenes bier fo feltene Lied fingt! Kann ich ihr Seniai eben, erkenne ich fie aud jofort wieder

„Surra! Macht ihn als alten Mummielgreis zurecht, dann holen fie ihn vielleicht arglos von der Brüde in o goldenen Saal hinein!"

„Aber die Sprache!

Er muk fih dod et- was verſtändigen

fónnen!”

„Und wie foll er idh guredjt finden?”

Einen Wugenblicd tiefe Stille, dann lacht Saulfen faut auf und flappt luſtig mit der Hand auf den Tijch.

„Seurefa Sch hab’3!"

„Sprih, Mann» den, inel, ſchnell!“

„Herr Hauljen

®ottlider! . . .”

„DO ute fein id gejpannen!!”

„Ronftantino wird zweiter Mann bei Dic- jem Stat! Er muß hel- fen; er weiß beinah in allen Bilfen und Gärten Beicheid, er ſpricht türkiſh, grie-

chiſch und radebreht men si N. dv. Cpahftruth, SU. Rom. u Mov. Ireen das Seine, T: 11

franzöſiſch und engliſch, fein Handwerk als Fremdenführer -und Gondolier hat ihn gewandt und ſicher gemacht! Da⸗ bei iſt er ſtill, beſcheiden und ſehr vorſichtig! Er kennt eventuelle Gefahren und wird fie meiden, er ijt zuber- laffig!” ao |

„Und menn id vent beobachtet habe, ebenfo Tebhait interejfiert für die fremde Sängerin wie wir alle! Die Berfolgung ihres Bootes betrieb er mit größtem Eifer und auch er ſchien bitter entiaujdt, als fie ung eni- wichen war” o

Konſtantino ift ein Gefühlsmenſch!“

„Und fiher febr mufifalijg!”

„Er hat nad) dem Gemitter bet ftromendem Regen bereits angefragt, ob heute abend gefahren würde?”

„Und was fagte man ibm? —”

„Ber gutem Wetter! jonft nicht.“

„So wird er nod) einmal voriprechen ?” Möglicherweiſe! „Er foll unter allen Umftänden hierher au ung in

die Salle geführt werden!“ =

„Und mastiert und fojtiimiert wird auf alle Fälle? =

„Bitte Tagen Sie DEO) wie denten Sie fih da3, Serr Sauljen?” 3 =

Der Stoßfaufmann teilte mit tartien Schnitt etne Melonen{djeibe, er fah einen Augenblick nachdenklich auf den gemalten Porzellanteller nieder.

„Ein bißchen zurecht geſchminkt muß der kühne Blon-

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del allerdings werden, denn mit diefem Zeutnantsicheitel und dem allzu norddeutſch frijden Teint dürfte er ein. wenig auffällig fein. ür das nötige Koſtüm muß Kon- a ftantino forgen, fiir Geld und gute Worte befommen u einen ‚echten‘ Reierfajten : Waki enl

a8 fehr antif! Se Baufäliger, defto beffer!“

„Aber mit dem Qoftiim. Jed um Gottes willen ör- ſichtigl man fam nicht wijfen . a

„Um Simmel millen, Hört aut e3 judt mich allein bei diejem Gedanfen [chon an allen Geen und Enden!

bin Zeichen und neuer Beweis für die Macht = | | Suggeition!” - = |

„Unfinn, Gonftantino ift tadellos reinlich! Er be oral nicht3, mas nicht wirklich angiehbar ijt!“

„Zroßdem ftimme ich dafür, daß Marten eri ein echt türkiſches Dampfbad im Dſchamegan und Halvet mit ſchriftlichem Reinlichfeitszeugnis des Tellah durch- madt, dann nod dreimal im Bosporus abgeſchwemmt wird und Hierauf erft, genügend durchgeräuchert, er heiligen Hallen wieder betritt!”

„Mus dir ſpricht Mißgunſt, Sans! Du willſt den Damen und mir das Abenteuer verekeln!“

Das ſei ferne bon mir! id) brenne im Gegenteil darauf, von all feinen Details zu hören! Wollen wir vielleicht eine Feine Wette riöfieren, gnädige Frau? $ Ich lage Marken fingt falið, friegt Hiebe und wird raus-

eee oe

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geſchmiſſen Sie behaupten: ‚er ſingt und leiert mit Gefühl, alle Hunde der Nachbarſchaft werden raſend, bor Entzüden‘ I! Guleifa neigt fih über den Balton und dreht: dem Anbeter aus dem Sonntagnahmittags- turban ihres. Herrn und Gebieters die obligate Strid- leiter . | | ‚Stil, still! eine e Meldung!"

Der alte franzofi Ihe Diener war wieder eingetreten, hatte die. Täßchen voll köſtlich duftenden Mokkas auf den Serviertiſch niedergeiett und war dann in feiner elegan- ten und gewandten Art hinter den Stuhl Haulſens ge⸗ treten, ſich mit reſpektvoller Verneigung leiſe zu „Was gibt es, Jean?” a

„Berzeihen der gnädige Herr, aber der Boots- mann Konſtantino ift ihon wieder da und memt, Das Wetter fonne ſich wohl bis zum Abend ob dann die Herrichaften . .

Jubelndes Gelädter alan den

Konſtantino ſoll eintreten! Naber mit ihm!”

„Führen Sie ihn hierher, Sean!“

„Befehl, qnadiger Serr!”

„Ausgezeichnet, dak er fommt!“

„Nun beobachtet den hübſchen Burſchen ae welch einen Eindruck unſer karnevaliſtiſches Vorhaben auf ihn machen wird! Sein Geſicht wird das volle Entzüden, die Iebhaftejte Teilnahme ipiegeln. Es iſt ſpaßhaft, wie piel Sinn und Paſſion dieſe ſonſt fo ſtillen, träumerifchen

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Menfchen fiir alles Abentenerlice, Außergewöhnliche und Nervenreigende haben!” 2 Das ift echt orientaliich!“

Arecht! Und macht all die unzähligen Exzeſſe, dre romantıichen Räubergeſchichten die grauligen, ſüßen Qie- besaffären, welche merit ſehr blutig enden, be- greiflih!"

„Ab,ernabt! Nun jeben Ste fih Ybren Verbündeten bei Ta- geslicht an, er repra- jentiert in jeiner ma- leriſchen Zradt ein Gemiſch bon Armenier und Griechen, wie es die etwas freifinniger und fultivierter den- B | fenden Leute, die viel en. mit Fremden zu tun baben, wie Ronitantino, gern annehmen!“

Marken nidte nur noch ſtumme Antwort, denn der junge Barfenführer trat joeben in ſehr bejcheidener und dennoch ſelbſtbewußt mürdiger Weile uber die Schwelle, berneigte fich jtumm und barrte der. Anrede,

| Sedem Masfenball miirde er im hohen Norden zur Sierde gereicht haben, jo ſchmuck jah er in der gold-

geſtickten Nade, der furgen Suftanela und dem ſcharlach⸗ roten Süftenihal aus! :

Der Regen hatte dem Anzug freilich jehr zugeſetzt und allzu nen und glänzend war er ſowieſo nicht mehr, aber Ronftantino war trokbem eine febr ſympathiſche Er- ſcheinung und jein hübiches, feingeichnittenes Geſicht mit dem dunklen Schnurrbärtchen und den großen, tieferniten, beinah melancholiichen Augen hatte in. ber Tat etwas Vertranenerwedendes. Serr Saulfen war aufgeftanden und trat dem jungen Menschen in feiner. fo gewinnend liebenswürdigen Weiſe entgegen; die beiden anderen Her» ren folgten jeinem Beijptel und anc die Damen traten $

neugierig naber, alg ein Flüſtern Tuſcheln und Sachen =

anhob und Stonjtantinos gelblich-blafjeg Geficht fi plöb- lid) mit feiner Nöte überzog, welche fih mehr und mehr.

vertiefte, je größer, überraſchter und glängenber feine |

Augen den Sprecher anftarrten. eas „Was fagit du zu diejem Plan, Sonftantino? si ber Scherz wohl zu risfieren?”

Marken hatte erwartet, daß der Armenier zum min- deiten hell aufladjen und feine Seiterfeit in recht lebhafte Morte fletden würde; darum Ihaute er ganz betroffen m. vas ernite, beinah feterliche Geſicht, welches fie) faum in x einer Miene berdnderte. Bee o

„Der Blan ift gut, ſehr qut, Sere!” mitmortete er | ernſthaft „und dein Freund wird fein Sehen nae Css das Spiel jegen!“ :

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„Du verftehit, wie ia alles meine, und it alles an= geben und leiten, Ronjtantino?" |

I verſtehe ‘Serr; ich führe den vanden Poſcha Aber ich meik nicht, ob wir das fingende Weib I werden.” Nein, dafür fannit bu nidi —— das weiß a wohl, aber wir wollen e8 verfuchen. Einen Orgelfaften und Kleider kannſt du beſchaffen?“

„Sc fann e8. Will dein Freund mein Feftgemand tragen, mag er eS haben, es Mt rein und. ich, bin ge- fund.’ | Ce | ‚Sehr wohl, Konftantino, wird es aber nicht zu prunfvoll und ſchön für einen Straßenjänger jen?”

„Nein, Serr. Den Muſikkaſten trage und drehe ich 5 3 und lege einen ſchmutzigen Kaftan an und Zammfellmüte, Re dann ſehe ich alt aus Aber mein Begleiter iff jung und ſchön und kann es fein, weil er ſingt wie die Signori im Palais Chriftal. a.

„Mir wiirde e8 lieber jein, du aibi mir die Aleider, Hehe du eben trägft, Stonftantino.”

„Die find ſchlecht, aber wenn du willſt, deutſcher Re ia, gebe ich fie dir.”

„Sa ja, 1 glaube anch, fie mirfen natürlicher,” ničte Saulfen. „Und mann kannſt du alles Nötige aur Stelle ichaffen, damit dag [uftige Abenterer beginnt?”

„Heute abend, Herr, bejtimme die Stunde.”

= 168

„Heute abend fon? trog des Negens? oe Regen ift gut, Serr, er hält die Cadinen im Haufe.”

„Sehr richtig! Sch fehe, du bift ein ſehr brauchbarer Menſch! Aljo heute abend, ehe es dunfel wird. Ich be- ftelle den Frijeur, damit er meinem Freund eine dunfle Haut ihmintt und ſchwarzes Haar gibt”

„Dog iſt gut, ‚Herr; fo gebe ih!” ir

Sefprochen hatte Sonftantino jehr ruhig, fein Geficht hatte fich kaum verändert; aber die Mugen, die leuchteten, ladten und bligten immer Iebhafter, die fpiegelten sr was der Mund berichivieg und pas Herz verſchloß

Sauljen tat einen tiefen Griff i in feine Bigarettentafche : =

Nimm Feuer für den Weg, mein wackerer Stonftan- tino, und geh! Ich weiß, daß du alles jehr gut machen . wirft, und erwarte dich. x |

Ich dante bir, Herr.”

Und er ging, mit leichten, en Schritten, ala tange er.

Beld ein Lachen, Subeln, Siherzen und Neden im anjel -o

Draußen riejelte Der Regen ununterbrochen, die Dammerung Ipann früher als fonft ihre filbergrauen Schleier und ein grelles, unaufhörliches Wetterleudten flammte und zucte nod ftundenlang über den Simmel. Bor dem Spiegel in der Halle aber jab der Freiherr von der Marken-Beiljtein und ward von dem Friſeur in einen

> 4 o

braundugigen, ſchwarzlockigen Burjchen verwandelt. Groß und flein war um bas hochintereffante Schauspiel ber- fammelt, und al8 Mortimer aufftand, in feinem male- rifden Roftiim die Arme ausbreitefe und bon dem fernen fiinftigen Glüd fang, da erhob fih ein wahrer Bel- fallsfturm und Mißchen feufzte leije: Yes... er Jicht aus wie ein Gott!” o | | a

eu

inen neuen Aus— brud) ungebeu- rer Seiterfeit erivedte Kon- jtantinos €r- ſcheinen Wie beweg— lid) und nad- ahmungsfähig das ſonſt ſo ernite, beinah

ausdrudslofe Geficht des Armeniers war, zeiate hd bei diefer Gelegenheit.

Au einer Grimaſſe berzogen, welche es alt und völlig unfenntlih machte, die Nale mit Henna rot gejchminft, die Brauen mit gentalem Kohlenſtrich etwas ſchief in die Hohe gezogen, hatte Konftantino mit febr wenig Mitteln eine außerordentliche Wirkung erzielt. Den Leierfajten auf dem Rüden, in ſchmierigem dunfelblauem Kaftan und einem Turban, welcher nod) mehr als „eski“, alfo

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urantif ihien, aude er mit einem unbeihreibli ge

plärtten Allah selamet versen Benno Pascha über das Marmormofaif der Salle heran, hodte jchnell den Leier— kaſten ab und begann mit nano bettelnder Miene au drehen.

mi Subel und umeingte man ihm. „Bur Probe! zur Probe! Herr bon der Sach, Die DOrNIe NUNG muß erit geprobt werden!" 3

Und richtig, man probte jie, a unter ſtür⸗ miſchem Beifall, und nur Hans Schlüchtern fag in dem Rohrſeſſel, ſchluchzte vor Lachen und jagte nur zum Schluß: „sch beichwöre end) - nehmt Schmerzensgeld für die Sunde mit, ſonſt kommt keine von euern vier Waden heil zurüd!”

Eine Beleidigung, n gebührend gerügt wurde,

Und Sanu riifteten fich Die mufifalifchen Troubadoure zur Dämmerungsfahrt in alle Gebeimnijie des Marden- landes hinein, während der unberbefferlide Schlüchtern | mit biel Pathos ,de3 Sängers Fluh” rezitierte, ja fogat ihlieglich ,frethandiq” nod) eine Variante dazu dichtete.

„Der Alte jprad) zum Jungen: | Mie gib mal acht, mein Sohn,

Wir werben rausgeſchmiſſen, a fen’ den Rummel jhon!”

‚Seltfam!" laie Mortimer, yin der Schule haft du die Klaſſiker niegcfannt, aber jekt, zur Qual deiner Mit- -

112

meniden, entwickelſt du plötzlich Kenmtniffe und Talente, die mich in Staunen verſetzen!“ ee

Die Stimmung war auf jeden Fall qh en da das wunderliche Paar jedes verräterijche Aufjehen ver- meiden toollte, uae der Weg durd den Garten ge- nommen.

„Nad jener Richtung, Konftantino!“ flüſterte Mor— timer, „dorthin fuhr jüngft die Barfe! neam in jener Ridtung viele Willen und Nalia?“ |

Der Armenier perilon nur etliche Worte Franzöfifch, | aber er war intelligent, und erriet, mas jein an wollte. |

Nicht biel, aber wir geben.”

Er öffnete die fleine Gitterpforte und jdlug Durch die Sedenmege die von Mortimer angegebene Ridjtung ein, mährend man in Billa Haulfen voll fiebernden Jn- tereifes. und wohl niht jo ganz ‚ohne Sorge der Heim- keht der Muj fifanten barrte, um bon ihren en und Erfolgen au hören. |

Sn einem feinen Zypre femoatd lag eine merk-glän- aende, moderne und ftilvolle Billa.

Ronitantino fteuerte ihr entgegen und faßte bor dem aroen Balfon, der die Front zierte, und hinter welchem durch die hohen Spiegelicheiben Sicht erglanzte, Poſto Der Verabredung gemäß jollte er erit ein Stüd auf dent Leierkaſten {pielen, die Einmohner heranzuloden, und alsdann wollte Mortimer fein Lieb nen Eine Laute

trug er dazu im Arm, der er zu Anfang und Schluß mit ein paar- genialen Griffen nenne Rionge ent- loden toollte. | Sr

Der Armenier begann „La Traviata‘ gu leiern; aber

nod) war er nicht big zu den phantafiereichen Koloratu- NA ren des Walzer gelangt, als fih haftig die Haustüre 2 öffnete, ein jehr engliſch ausjchender Nammerdiener ere?

ihien und mit jteifer Armbewegung eine Minze auf Dei Seierkaften legte. Dazu machte er eine nicht mibauber- jtehende Handbeivegung.

„Gehen Sie! Meine alte Oerridaft ijt ran und

liebt nicht Mujit!” jagte er. | Mortimer taffte all jeine englijden Kenntniſſe zu- jammen, -o

„D, liebt nicht Muſik! Und id) wollte foeben fingen!”

„Um feinen Preis! Mylady hat Migräne!"

„Bird niemals hier im Saufe gejungen ?”

to, no! niemals!"

Und der feine Serr Hug recht nichtadtend die Türe zu. E3 war wohl nur fein Staunen über einen eng- liidh jprechenden Armenier geweſen, weldes ihn beranlaßt hatte, überhaupt mit den Bänkelfängern zu reden.

„Kommen Sie! Hier itehen wir bor jalicher Tür! - Nyladg jingt nicht! Wetter!”

Und fie jdritten davon über die regenweichen glän- zenden Wege zur nädjiten Villa,

du

Marten fudite das Ramensichild au entgiffern. Das flingt ja wie fpanife!” = ae ear „wit e8 wohl aud), Gert, Sennor “Barta.” Los dafür! mach Muſik, Konitantino!“. = Schon bei den erjten Klängen wurde die Türe aufs gerijjen. | S

In der großen turhal: brannte die Ampel; ein nachlaffig gebedter Tiſch voll Weinflaſchen und unordent- {ich aufammengeidobener Speifereite ſtand in der Mitte, | Drei ſehr paniſche glutäugige Maden md ein paar Burfchen, alle ſichtlich etwas ———— begrüßten die Muſik mit lauten Gejoble.

| Mortimer jah iofort, daß man 08 hier nur mit Diener- haft zu tun hatte.

Auch Konſtantino überſchaute ſchnell die Situation

„Kommtherein! Kommt, wir wollen tanzen! k freifchten | die Holden Sennoras und zerrken die beiden Muſikanten nach der Salle; aber. der Armenier machte eine ae : Gefte. Se ii Er flüfterte dem einen Burien, einem jungen sur- u den, etwas zu Sie

Diejer nidte.

Und Konftantino blickte Scheu nach der u flüfterte abermals etwas =

Diefes Wort machte haftig die Runde und dien ir ernüchternd zu wirken.

Late | - Schnell wie der Blik widen die Tangluftigen picid die Tür ward haftig zugeichlagen und der Lictihein er>

dog:

„Schnell fort, Serr, hier ift nicht, mas wir + fuent" a

| Marten atmete auf und eilte auf die Straße zurüd,

„Was jagtejt du ihnen, Stonftantino?“ |

Dieſer lächelte.

Ich fragte: „Guere Serridaft ift verret? Da nidte Suffuf, der Kurde, den id) fenne. Ich iprad: ‚So eben naht der Wächter auf der Straße, welder über dies Haus wachen iol Da befamen fie Angſt und huſchten babon.” z | oe Mortimer riet aus dem franzöfiiehen Kauderwelſch mehr den Sinn dieſer Worte, als daß er ihn verſtand⸗

Er lachte auch leije auf. Ä

„Brab gemacht, mein wackerer Kompagnon, wir mol- len uns nirgends unnötig aufhalten.“

Und weiter ging e3 bon Tür zu Tür. Sier erihienen lachende Mädchengefichter am Fenfter und warfen zum Dank für das Lied Kußhändchen dort gab es Blumen, hier Scheltworte oder Fleine Minze . . . fofette Däm- den ſchauten über die Balkons oder durch die Zenfter- aitter nad) dem Sänger aus, und überall gab e3 eine Gelegenheit, zu erforjden, ob mohl eine Sängerin in diejem Haufe wohne, die das ſchöne fremde Lied and fennt und Jingt. | = Nein! nirgends mar eine folde zu finden, nirgends =

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: oud. nur eine Spur vorhanden, welche zu ihrer Ent- ; dedtung hätte führen fünnen.

| So jehr Marken fih aud bei Diejer originellen Gre furfion amüfierte, io ſehr ſchwand ihm auf ihrer Wan— derung bon Haus zu Haus die Hoffnung, daß er auf dieſe Meife überhaupt die Gejudte jemals finden merde.

Der Regen hatte nachgelaijen; ae Sterne blinf- ten [hon wieder wie gripende Hoffnung am dunfeln Sim- mel auf, und fern uber den Dardanellen zudte und flammte noch immet ein großartig ſchönes Wetterleudten, welches den ganzen Simmel überglübte, für einen Augenblick aud -die einzelnen Teile der Landſchaft blikartig erhellte und -Die fleinften Gegenstände deutlich erfennbar madte.

Es jchien, al8 ob diefes arandioje Feuerwerk die ganze Nacht hindurch andauern wolle, und langjam, in tiefe Gedanfen verloren, jdritt Mortimer an der Seite jeine3 Begleiters eine fleine, fteile Gaſſe nach dem Meeres- ufer hinab, um eine Billa, welche weit ab im Garten und bart am Strande lag, zu erreichen. Die alten PIa- tanen raujchten leije und geheimnispoll über ihnen, als ſchüttelten fie ftaunend die Köpfe iiber die abenteuerliche Fahrt diejer beiden Gefellen.

Marten aber blidte jinnend auf daS Meer Hinab, welches eben wieder unter dem phosphoreszierenden Blig- licht wie gejchmolzenes Kupfer wogte, und dachte: „sit jene fremde Sängerin, die e3 mir mit fold unerflärlicher.

Baubermadt angetan hat, wirfli das Schidfal, welches mich bier in dem Qande der Warden erreichen foll, fo werde ich fic auf alle Fälle, jeder Widermärtigfeit und allen Sinderniffen gum Trog, finden! Mun... und

finde ich jie nicht, jo tits ein Traum geivefen einer

. Y. $ a. cn : $ . TE ` var - 7 $ 4

MiP N N} V f 1 J A

4

jener pielen Süßen, wunderholden Träume, aus denen man erivacdht, ein emiges Weh und Sehnen im Herzen!” Und er ſeufzt in einer Anmwandlung feiner faum überwundenen Schmärmeret leiſe auf und wendet ſich zu Dem ſchweig— jamen Sonftantino, welder ebenfall3 feinen Gedanfen nachhänat und dabei doch mit wachſamem Blid rechts

Mov, Eiditruth, IE. Rom u Nov Jedem das Seine, -L 12

= 18

und links duvat, wie ein Mend, dert E Ka mit Bas | iteter Gefahr zu rechnen, 3 Was fürchteft du, Konſtantino? Sit es in pen cinjamen Heckenwegen unſicher 2” „Nicht Gefahr, Serr, nur auf der Sut jein! Dier ini Fremdenviertel qibt’s wenig Gefindel, piel Wächter ; aber draußen . „auf Kirchhöfen und im Judenbiertel D da ift's bös Sie ſchlagen dich tot und verjaren dich, weiß feiner, wo du geblieben.“ „Das Frembenviertel iſt nicht allzu wir hoch Diele. Han} er Dor nng?” | ‚Mein, Serr! Auf dieier Seite iſt jenes Dali dort das legte!“ | = 5 „Sub; bier werden. wit auch nicht viel Stick haben! 2 Che wir nicht unter den Gittern der Ditrfinnen ingen, finden wir die Cadine nicht!” | Monftantino wiegte nur ſchweigend den Kopf; ent- weder hatte er nicht berjtanden oder es fiel ihm zu ſchwer au antworten. Gleichzeitig öffnete er eine eiferne Gitter- pforte und trat aurit, Marten den Weg frei au geben. Xn einem modern nad) enaliichem Geſchmack gepfleg- ten Garten lag eine ziemlich einfache fleine Billa, bor welcher auf ſchlanken Säulen ein mit bergoldetem Gitter nmaebener Balfon faq. be | | Der Mond war durd) die Wolfen getreten amd be- ſtrahlte das friedlich ichöne Bild Her und bell, dab Mor- timer lächelnd jaate: „Bet fönnte ih wohl bon Noten

179 fingen.” Sn der Villa waren peridiedene Benfter, aud) die des Souterrains, erleuchtet. 2

Dies ift für heute die lebte Serenade!” a Mare : fen, die Sront des Hauſes mit gleichgültigen Blick über- fliegend, 208, Ronjtantino, mag ‚La Traviata’ für dies mal deine Schlußleiſtung jets” | Der Armenier ſetzte den Leierfajten nieder und begann mechaniſch ſeine Arbeit; aber jeine Augen litten noh ebenjo lebhaft wie zu Beginn der jeltjamen Ybendprome- 7

nade, und er beobachtete Fenſter und Türen mit einem ER

Antereife, als hänge Blut und Leben von ciem Gr folge ab. Schon nad) Yen Priten Klangen ward e$ lebhaft im , Haufe. Hinter den Souterraintenttern erjchtenen neugierig Ingende Sefichter, and Konitantino. ſtieß pliplich einen u pfeifenden Siichlaut durch Die Bane.

3 „Herr! Sieh da unten! Ein Neger!!” =

| Mortimer zudte zuſammen und ſtarrte nach dem nen vergitterten Fenſter hinter dem das Neégergeſicht mit jeinen dickwulſtigen Lippen, breit grinſend, erjdien.

| „Beim Simmel, es ift der Bootsmann!”

„Smir nicht, Herr! Dieje ſchwargen Burfchen u einander ähnlich wie die Zeufel!

An dem Fenſter neben dem Balfon wird der goldaelbe Store zurücdgeichlagen und die ichlanfe Geftalt eines Herrn ward wie eine Silhouette dahinter fichtbar. .

aiy Se

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Er trug abendländische Kleidung, pici eine Zigarette zwiſchen den Zähnen und ſchien noch nicht alt zu ſein Die Sande laſſig in die Tafchen feines Smoking vere jenft, ſtand er und auf die beiden phantaſtiſch ge Hleideten Muſikanten hernieder, welche noch jo {pat abends ein Ständchen brachten. „Salt ein, Ronjtantino, ich finge!” flüſterte ike m einer Aufregung, wie er. fie während des gangen Abends noch nicht empfunden hatte, |

Der Reierfaiten verftummte und Mortimer trat in ſeinem kleidſamen Koſtüm weit in den Mondenſchein por, bob die Laute und blickte in Der echten rechten Boj oje eines ritterliden $ Troubadours zu dem Zenſter empor.

"ler pinter den Menienbinmen | | In heimlich oammernder Pracht,

Was redeſt du wirr, wie in Träumen

Bu mir, phantaftijde Nacht?”

Roll und tlar, wunderjam innig und leidenſchaftlich flang die jchöne Männerftimme durch die ſtille Nacht, und ſchon bei den erſten Worten zuckte die Gejtalt des lauſchenden Herrn ant Fenſter empor, wandte jablings den Kopf nad dem un zurüd und ſchien etwas zu ‚jagen. |

Im nädjiten dagenblia bewegte fi aud) ſchon der Store des zweiten Fenſters und eine Dame, ſtark und breitſchultrig, der man bereits im Schatten das ehrwür⸗ dige Alter anjah, mit glattem Scheitel und einer Spigen-

Marken Hebt in reipeftvollem, aber bennod Teibenichaftlich erregtem Gru den roten Fez winkend empor. (©. 183)

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haube darüber, lan, ebenfalls ſichtlich überra ht.

Und auch fie wandte Ne) und ſprach eh in das

Zimmer aurüd, | | | | „es fantell auf mich alle Sterne Mit glühendem Liebesblich

Es redet wie trunfen bie Ferne Bon groben, ne I.

Hang es hinauf. | za fnarcte der Riegel der Balfontiire ; fie öffnet fih und in den hellen, vollen Mondesalanz hinaus tritt eine bohe Srauengeftalt, ichlant, ſtolz mit erhobenem Naden, als wäre neu erſtanden die Königin Rrunhild. Ein dufti ges weißes Gewand fließti in weichen Sither: falten an ibr nieder; Die Bhuj e ift ganz modern und echt europatid gearbeitet, Die lange, goldene Biicherfette | gligert über die Bruit herab. | : Und fie tritt bis an das Gitter bor, neigt fidh wnd S haut den Sünger mit avohen, erjtaunten Augen an. | Gril fell en Wie in jahem ne faßt Mortimer pea Arni feines Begleiters. a on 3 oe __, Ronftantino ... bier ift ea!" und er itarıt empor in das ſchöne S patis, welches er ebenjo deutlich fieht twie :

Das lebtemal in dem Kait, dieſes zarte, licbliche Opal

mit den ichön geichweitten Lippen, die auch jest wieder lächeln, als wollten ſie eine ganze Welt verſpotten —_ mit der großen Nugeniternen, in denen es aranfanı wie mit

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Zunkengeichen geſchrieben itept:. | ac oy ferne liebes: oe | N

*

bic niemals liebe!” =

| Bringeifin Majjandane!!

Die ein Rauſch des Entzückens en Den. jungen Offizier. . | 2

Er tritt. nod einen Schritt auf dem weichen Teppich rajin bor, hebt im tejpeftvollem, aber dennoch leiden ichaftlich erregtent Gruß. den roten 303 mit der langen Seibentroddel toinfend- empor und ee voll a | | bender, jaudgender Seligkeit: | Es funkeln auf mid) alle Sterne

Mit glühendem Liebesblid,

Es redet wie trunten die Ferne Ron großem, unendliche hid!"

Rein berühmter Meifter der Sangestunft hat dije

franfe Taube wie Qafmeh, und ih werde feben, weil Pi) o =

Worte wohl jemal mit fo biel Ausprug, jo viel Emp- M

finden gejungen, wie I tarten, der im bödi ter : Vogeifte | rung fein aanzes Herz in dieſe lange Teat.

Was wird jie antworten?

Wird e die Ro oje aus dn irren Detant. toelcheg F den Balkon umipinnt, brechen und jie alt bejeligendem | Doni Jernit) erwerfen, "e der Minne fiber 5 \

Brauch, it? a ae ee

Ehemals [onten Die —— ibre ritterlidien oe

ger durch Ruß und holde Alumenfunde, meib das Jri-

zeifin Saffandanı und pat: ae) ibe. Gers emhor in Sat eh

nung und Sehnfuht nad pent unbe fannten. ti don dem die Sterne ihre bligende Sprache r reben?

Mas tut fie? | |

Sie neſtelt an dem Kleid fie regt die ichneemeißen | Sande _. . [öft fie eine Blitte pon der Brujt?

Da Fällt etwas flirrendD vor ihm nieder und blinkt in dem kurzgeſchörenen Teppichrafen.

Eine Minze! Ein Silberpiafter!

Wie betäubt ftarrt Mortimer darauf nieder, neigt ſich mechaniſch und nimmt den Lobn auf. :

Und dann hebt er das Haupt. ee,

Eine lachende Stimme ruft bon droben: Bitte, fingen Sie nog ein Qied l“ © =.

Weld ein Spott, eine Sronie!

Wirklich? Drüdt jiġ das in dem fönen, Beier : dinilig aus? = | Sekt erft überfomnt Mortimer das bole Berftänd- : | nig ur feine Situation.

Sit er toll geworden, als armeniicher Strahenfänger n pon einer Dame zu fordern als die Y tinge, um die -fein Gejang feilfcht? oe

Ahnt fie, wer er ift?

Gewiß nicht! Auch fie glaubt an den Bettelmuji- fanten, der von Tür zu Tür giebt und den fremden eu | Se zuliebe aud) fremde Lieder lernte! no

Und e eine heiße Blutwelle ſteigt in fein Antlig; der

185 | tolle, wilde itbermut triumpbterenden Jubel fommt uber ibn.

Er flappt gewohnheitsmäßig Die zuſammen, verneigt ſich ſo chevaleresk wie daheim auf höfiſchem Par- kett und antwortet mit gedämpftem Laden: „Bie Sie befehlen, meine Snädigftet”

Dann fat er abermals die Laute mit senator | Griff und fingt mit einer Schwermuf. durch welche nur allzu berräterifch der. Schalt lachelt:

„Si vous n’avez rien à mb dire“

Schon während feines erjten Liedes + die alte Dame, die zuvor an dem Fenſter erſchtenen war, neben Die Spenderin des Piaſters auf den Balkon. bei Mortimers überraſchenden Worten „wie Ste befehlen, meine Gnadiafte!” ift Prinzeſſin Kaſſondane zırfanımen- gezuckt, und bat ihn mit ſehr befremdetem Blick über- rajcht gemuftert, und als das franzöfiihe Lied erklingt, da flüftern die Damen haftig ein paar Worte miteinan- der, wenden fic) in jähem, unwilligem Erichreden und find im nächſten Augenblick hinter der Dere ſchwunden

Durch die jtille Billa aber flingt beinah heftig der ihrille Ton einer eleftriichen Glingel, und dann hort nian eine Herrenftimme lebr laut und. andauernd in dem Salon lachen

Die Silhouette im Smoting’ aber ift ebenfalls bon dem Fenſter verſchwunden. |

-= 186 Die Dienerihhaft, welche anfänglich lachen und. ſchwatzend die Köpfe an ven geöffneten Souterrainfen-

itern zufammengeitedt hat, ſchrickt bei dem Klang der - Glode zurüch und nach wenig Augenbliden erſcheint ein

Bedienter in der Saustiir, ſchreitet auf Se |

| alt und drüdt auch ihm eine Münze in die Sand. | „Rommen Giel” jagt er in deutſcher Sprade,. e ift 3 ihon | jpät, und ich fol alſogleich das Gartentor ' Dinter us ſchließen es = „But; ‘wie Sie wünſchen!“ nicht ‘Mortimer cool gemut, „wir haben für heute auch genug mufiziert!“

Der Diener ſchreitet an feiner í Seite und muitert den Sprecher poll unbverboblener Neugierde.

„Sie find. Armenier und iprechen jo gut deutſch? fragt er uberr aſcht, das iſt mir mährend meines ganzen ichsjährigen: Aufenthalts in Konſtantinopel nod nicht vorgefommen!”

„Schade, dab wir uns nicht früber getroffen haben!” lacht Dtarfen, mie beraufcht por Mufrequng und Selig- tert. ch. babe lange Sabre in Deutjchland gelebt und liche die Deutſchen liber alles!“

„Sich mal an! Xn Deutſchland gelebt!” wundert ich der Bodiente redjelig: „wo denn da, wenn man fra- gen darf, lieber Mann?“ Mortimer nennt mit pfif- figem Lacheln den Namen feiner heimatlichen Relidens, bleibt gemütlich ſtehn ind zieht die Sigarrentajdie: ods ben Sie we Verehrtefter?" die Diener iſt ganz

in

verwirrt. Er greift unwillkürlich in die Taide un 5

FS bietet die Streichholz ſchachtel an.

, Seborjamften Dank! Gejtatten Sie, dak ich oe

als Rebande ein fleines Kraut anbicte! Alſo id) fenne bejagte Reſidenz aber Sie jcheinen mir der Sprache nad ein Sadje zu fein’ eo

Dem Wngeredeten fällt por Sinko heine Die Zigarre aus der Hand. Freilich! freilich, der Geburt nad! Ich bin namlich aanz in der Nähe bon Dresden geboren . . . aber nachher fam ich zum Militär und murde Buride beim Seren Major . ss umd als der verjeßt wurde, ging. ich mit... und dann iute der Serr Graf

einen meiten Diener; Ae meldete ich mich weil mein N Major den Abichied nehmen. wollte NA, und da bin :

ich nun ihon zehn Sabre im Sauie, und Br gefiel mir jo aut, daß ich ſogar bor pier Jahren mit den Serrihaften : hierher nad) der Türfet madjte!” | = I o, und der Herr wohnt bier in n der : Villa?” | | ae ta natürlich! Willen Sie das nıct? Der brave Sachſe wurde immer redſeliger ganz alüelich- darüber, daß er einmal wieder ein bißchen erzählen fonnte. Und wie heißt der Serr Graf?" „Ei jemerich, willen Sie das aud nicht? Herr Kammerhett Graf Waldftetter.” 3 „2b fo... umd Die alte Dame tit jene Gattini 20 ms ober den! —— Me rom ue ichon jeit Sabron,

-— 188

dor farb bei der nn der fina Stomtejfe Bar- par E | ne el 3

‚Und die alte Dame Te. die Schwoefter bom Herrn Grafen, die beripitinet Salen ı von | erat die r “tritt Mutterftelle . a... 0.5

„So jor tnd bie junge Dame? &

„Die eine junge mit den roten Saaren, die Gouver- | nante?” | ee

Ä aoe ein! dunkles Haar! Im weißen Geid! Sie and ‚eben auf dem Ballon! | |

a jo!” and der Diener fab beine boriniiriäbofl über ſolch unberzethlice Unfenntnis den Frager an, „na, das ift doch unfere Komteſſe Iris!"

Ein tiefer Atemzug hob Mortimers Brut. „Som: tejfe Iris!“ wiederholte er oe wa weih, „ihon ber- lobt?“ <f Da lachte der Diener leiſe auf und neigte fid per- traulid näher: „Eben nicht verlobt! Und weil fie ihn nicht will, den Altachs bon Der Geſandtſchaft drüben in stonitantinopel, darum reifen wir jo Knall und Sal P

Abreiſen?“

‚Na natürlich! Morgen ihon! Der Menſch itellt oe

dem armen Tierchen gar zu idlimm nach und droht. mit : Erchießen und Rergiiten! Na, und mas. Die Komteſſe

ift, Die salt ja erit actzehn. Sabre, und, vom ne | ; ad

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und den Männern will fie fo wie jo nicht biel willen!

Hübſch ift fie wie ein Engel .. . aber fo falt wie einer bon Marmorftein, willen Sie! Ber der Ichwänzeln

alle vergeblih ‘rum! Und weil fie ihr Hier feine Ruhe fajfen, darum geht’ morgen heim! Na, mir iſts ja lange recht! Ich hatte mittlerweile die Turfei bis an’n Salsa!“

190. „Das fin id) mir denfen! Any wohin ‚reifen ex in Deutſchland 2” | a „ea, erit aufs. Out - am im 1 Qerbite jol’s in em Seebad achen, Zur ‘sfogartung: jagt der Doktor, damit dem Herrn Grafen der Alimawechſel nicht wieder jchadet! Na, und für den Winter wird's ja wohl die Nejidenz werden, denn die Stomtejje Foll den Najeftäten boraeftellt werden! | | SM arten suite zuyamıncn und heike Glut ob thin in die Stirn. | us nicht möglich? Sn die Refideng!! ta, ny aber gute Nacht, mein beſtes Maͤnnchen, id itehe und ‘Hebe mid icjlabbere bier, und menn Der Hert Graf ſchellt se | „Salt, ebsteliet nod) eine Frage! af Gomtere Arie jegt öfters des Abends mit einem Neger im Boote auf dem Meere gefahren?“ | Na. natürlich! Neulich ſind fie iogar ing Gemitter qefommen! Arij, das ſchwarze Scheujal, hatte nicht auf- aemerft, nd der ift iberhaipt em Salımfe, wo ihn das ‘well anrührt!” | | „Und die Damen trugen Artiſche Schleier?”

„Gana redt! Die Komteſſe meint, das fei eine gar -

zu ſchöne Mode, da fühle man fidh fo ficher darunter, nie unter einer Wasfe! Aber willen Sie, ’S ijt ja nur. megen dem Attaché! Die Damens wollen fic) vor an -o er joll fie nicht jo. Teicht rausfinden ped!

a SAO o „Danfe! dante! nod eine Zigarre qefallia? - | Nehmen Sie nur!“ | |

| „Na bin jo frei! fagen Sie mal und Sie find armenijdher Sänger? Das ift mir ja eine wane: Seine ... erzählen Sie mir doh mal, wie das fommi . | : „Stlingelt es nicht in Ser Bila?”

= Zemerſch, das fehlte! Leben Sie wall, mene Gere rs

rent id ſchlie Be ab!!“ o Gute Nacht! Geben Sie oh ne |

Der Schlüfjel drehte fic) kreiſchend in dem roſtigen es

Schleife. und der redſelige Sadie jtürntte den mondhellen 5 A Gartenweg zuruck | :

Mortimer aber stieß einen halb joudgenden, halb. Ben Zon aus, warf voll ausgelajfener Suftigfeit | n Fe in die Luft und legte dann beide Hände auf pe acon jeines ihweigiamen Begletters.

_ »Ronjtantino haft du dir jo einen inheihatten Er— folg träumen laffen 2”

Da blicten ihn die rohen träumeriſchen Augen des Yemeniers wunderjam traurig, beinab erloichen, an.

„Sie ift Feine Türtin, jie ijt eine Fremde!“ jagte cr twehmütig, „wäre jie eine Cadine aus dem arem gu wejen, hätten mir ein interejjantes Spiel der Liebe gt- habt. Nun ift alles fchon aus, feine Gefahr, Feine

192 .

Seimtuhfeit fein files oii, pon At die Romanze des Ferid Eddin fingt e „88 ift gut fo, Stonftantino, febr gut!” Der braune Burſche nidte trübjelig, jenfte da3 Haupt tief zur Bruft und. chlich müde. und teilnahmlos der Villa Sauljen. au, ala fet por feinen träumeriſchen Blicken eine Tata Morgana aerflojjen.

X.

J berficjere dich, Bris, es waren dtefelben Herren, welche uns die letzten Male jo auffällig im dem Boote: folgten und uns bon einer Sartenterraffe aus die Blumen zumarfen!“ Erzellenz Bergf jaate es redt lebhaft und ſchloß die Balfontiire mit dent Sahliifj jel ab, als fürchte jie, Der fede Sänger fönne ſich an den ichlanfen Sauten 2 emporſchwingen und ihnen folgen.

„Aber Berta! : Ser M am hun armeniſche Oder ariechiiche Kleidung. und fein Begleiter mar. ein alter Nude aus Stambul, den ih idon öfters mit jenem Leierkaſten ‚angetroffen Habe!” Graf Waldftetten. lehnte fi lachend in den Seffel gurii und entzlindete eine nene Bigarette. Weiß der Kuckuck daß ihr Frauen fets irgendein intereifantes Abenteuer wittern mist.” H

ae nD Abentener braucht: diesmal nicht ‚gewittert

alt werden, denn es liegt Klar auf der Hand!“ Die Ge

neralin audte ſehr ruhig und nicht im mindeften. pifiert ie rie Schultern: PRE glaubte zuerft, dak unjer ‚Verfolger 9. v. eiafzun, A, Rom i Nov, Jedem das Seine. 1. “13

= 1s e

der arme Graf Sponed jet, der die Stimme deiner Tochter erfannt habe.“ „Sponed ift zurzeit ın Galonift!” pasa, ja, das jagteft du ung, und außerdem erfannte ich den Serrn, welcher auf der Terraſſe ſtand und die Blumen warf, aud) gang beutlih“ —_ ‚Run = UND SE BERGE i dem genialen Sänger drunten!” 4 Erzellenz neftefte etmas Aal an ipren Armband, .

tvelches fich in den Spiken ihres Armels feſtgehakt hatte: 2 = :

„Ehrlich geſtanden nein! Jener jchien blond . 3 Beier war, fo weit e8 ſich erkennen liek, tief 5 tun aljo! Und warum i er o mir : fein?” oe 2 „Beil er genau hiefelben Lieder fang, die Kris wäh ae rend der legten Bootfahrten angeftimmt hat!“ a „Zatjächlich, Iris?” az Die junge Dame bficte fehr aleidigiiltig bon em Bude auf, welches ſie wieder zur Hand genommen hatte, | um die unterbrodene Lekture fortzuſetzen = = Sh entfinne mich fauin nod), Papal” Die Serenade drunten ſcheint dir auch keinen fon- derlichen Eindrud gemacht zu haben?“ = Die Komteſſe lächelte. Es amüſierte mich, daß der Mann deutſch fang, jogar Schumann! Und ich hätte | gern. noch einen Piaſter geopfert, um mehr zu hören, als aber Zante Berta flüfterte: ‚es find unjere Verfolger,

u,

fie haben fid masfiert da war jedes gatereſe an a | muſikaliſchen Zeitung dahin.“ 2 ee

= AND du zerbrichſt dir nicht sal Rope a dieſer neueſte Verehrer deine Adreſſe ausſpionieret hat?"

: Iris hatte ihon wieder in dag Bud gelehen, fie fchiittelte fliidtig den Kopf.

„Du weißt, Papachen, dak mir ni hits auf ber Welt

jo gleichgültig ijt, wie derartige Narrenspojjen!” |

3 Tante Berta jah ſehr vorwurfspoll aus, der Graf | aber flug in feiner eleganten Manier ein Bein über das andere, jo daß der rotjetdene Strumpf über deni | hodit ihid gearbeiteten meihledernen Schuh zutage trat, und blies ein paar tadellofe Naudringe in die Ruft.

„Shade, daß man dies nicht all den berliebten i

GSerren jagen fann!“ lachte er: „e8 würde ihnen viel | Beit, Mühe und Herzweh eriparen!” n Ich markiere es ihnen doch deutlich genug!“

„Das fitmint! Der arme Sponed fann dabon em Lied fingen! sh bin nur geipannt, mann einmal die Eisberge von deinem Herzen abſchmelzen werden!”

= „Eisberge? Die gibt es nicht bei mir!” Gräfin Sris lächelte jo harmlos und jo bezaubernd, daß ihr ſchönes Yntlit beinahe verflart erjdien. „Du ahnſt gar nicht, Papa, wie febr mein Herz für alles Schöne alüht und. Rammt, mie heiß e8 fih für feine Ideale Beeren. n 2.28, Dire böjen deale!” x N „Nur für Männerbegriffe boje!” | ; pee EIER l e Dose

= =

: ‚Se hoffe nicht, daß du dich Sued diefe Ideale eat die Srrivege ber Frauenrechtlerinnen locken läßt!“ Si „Benn ich; auf biefen Wegen irgend etwas für die Rechte der Frauen erfämpfen fönnte, gewiß!" .

= ‚Nun, ‚deine Gefinnungsgenoffinnen haben bereits NAGEN

recht anſehnliche Erfolge aufzumweiien!“. RR Die prachtvollen großen Augen der jungen. oa leuchteten. auf. „Das ijt nur die Morgenröte, die hof⸗ fentlich der ſiegreichen Sonne porausgeht!” =: „Rind, Rind! Du bijt achtzehn Sabre alt! e wäre entſetzlich, wenn bu dich in ſolch Ge ura oe emanzipteren mollteit!“ ee i ‚Ein beinahe roebmiltiger Ernſt lag posta auf = reizenden Madden ae ſicht De fagit felber, Vater, daß ic niemals. io recht jung, daß ih meinen Jahren ſtets weit voraus. gewefen bin. Das fag in den traurigen Verhältniffen.. Ne Deutichland hätte ich wohl niemals Gelegenheit gehabt, das zu werden, was hier unvermeidlich war, ein Weib, welches durd) die Schmach und Erniedrigung | jeiner bie- figen M titichmeftern zur evbitterten Gegnerin des bru talen Mannertums geworden iftl”

„Kind, um Himmels willen! Mas gehen ı uns pe

fife Verhaltniſſe an?”

Biel! febr viel! Sie gleichen den a

Gottes in erſchreckender Meile, nur mit dem Unterjdiede, | dak hier kraß und unbemäntelt zutage tritt, as in dem

jivilifierten Weſten mit einem Mäntel umhängt wird! Der Orientale jest boll rober Gewalt den Fuß auf den Naden des geknechteten Weibes: der Europäer folgt dem Nietzſcheſchen Rezept und gebt mit der Peitiche Au ibm einer Peitſche, die hundert: veridjiedene Namen = trägt! Ries nur dieſe Bücher bier! Dann gehen dir die Augen auf über die Rehte lofigfeit der ge- fnebelten. mo- Loe dernen Frau in all ihrer bejam- mernswerten Silflofigkeit!” |

„DerSim- mel fol mich. babor. bemah- 1 ren! Schdächte, die moderne Frau hätte ſich bereit eine Stellung im eben und Staatsdienſt erworben, wie fie jelbftändiger faum gedacht werden fann!”

Xn den Mugen der ytomteffe blitzte es feidenjhaftlic | auf. „Gott jet Gob und Tant, etwas ift bereits er- reicht alles noch nicht, aber auch das wird fonumen, menn das Weib die ftolze Kraft in fich fühlen wird, fid)

a

Toszufagen bon dem Manne, feine winohertſchaft ab⸗ Zuſchütteln und frei und telhfibemußt o auf eignen ‚Süßen zu ftehen

Ergelleng Borat hob voll Entjegen, wie befhmörend die maine gegen ihren Bruder. >

„Sch flehe dich an, Kuno, nimm a inde an ited: lichen Bücher meq! Du fichft, weld unerbirte in | ihr dadurd) eingeimpft werden!” :

der Graf aber lachte fehr amie und ueu⸗

Ropt. Gr, der leichtlebige, elegante Mann, künſtleriſch be- anlagt amd bon allem Neuen, Eigenartigen gefejfelt, erblickte in der „Raprice” feiner Tochter nur ein Requiſit aus der Nültfammer weiblicher Kofetterie, das ihrer Kolsen, ‚fieghaften Schönheit neuen Reta verlieh.

Er hatte nie im eben ce Gane einer Frau ernit genommen; er hatte eS zu oft erfahren, dab auch dieſe kleinen Sleckenpferde, welche die reizenden Amazonen „pour passer le temps“ ritten, ſehr bald als Tabın und een beifeite geftellt wurden. nn

oa gudte er and) jest voll Humor die Achſeln und fragte nedend: Alſo, in die Wolfsſchlucht mit den Män- nern? Sh febe, Oris, du willſt Prinzeſſin Turandot noch an Grauſamkeit überflügeln und läßt Sponed, den fcho- nen armeniichen Sänger und einen jeden, der es wagt

165 =

an dein Marmorherg au Hopfen, des en

N einer ungludliden Liebe fterben.“ ae Iris lãchelte, das Lächeln der Pringeffin im Mär a

chenbuche welches Mortimer io oft mit bangem Ent : ziden angeihaut hatte, und jagte mit einem Anflug ded

feinen humoriftiichen ‚Spottes, ‚der ihr eigen ‘Wat: „sa,

Bapa, ich merde es, ungerührt und ohne Erbarmen!“ |

Erzelleng Bergf jah ihren Bruder einen Augenblid ftarr an und fragte dann iharf: „Und das duldeſt DU, daß fih das Kind mit Re Bödfinn den, sopr poll- == pfropft?” a " Der Graf aber lachte noch mehr als guvor, „Das Stauenrecht ift ein modernes Thema, eine jener großen Fragen, die jedermann offen ftchen! ‚Die Frau ändert fih! jagt der Franzoſe, und oft ift der Sak der Frauen nur Die goldene Brüde zur Liebe! Heute ſchwört meine Ichter den Männern. Feindſchaft, wer weiß aber, wie bald fie ſelber fon die Bannbulle auf den Scheiterhaufen legt und mit Liebesflammen zu brennt Wer lebt wird jehen!"

Gräfin Sri hatte id erhoben, thre intents Geſtalt erbebte. Sie warf bas ſchöne Haupt ſtolz in den Naden, ein heißer, fampfesmutiger Blip ſchoß durch ihr Mrge. Sann lächelte. fie plöglieh wieder, halb amiifiert, De WM „Wer derart zur Severin « an der belaia aller TER 3 wird, verdient ‘8S, elber an ian Grheiter-

= 200

haufen kläglich verbrannt au werden] fogto Ne voll kühler Sronic, ae Sak

es un

wit Billa Sauljen ward das Abſchiedsfeſt für den jungen Salt gefeiert, bet fo unerwartet und HorrenigjenD 3 gekommen war. eee |

2118 Wortimer an jenem ereignisreichen Abend mit 3 Konftantino zurückfehrte, mar man in lebhafteſter Span- nung verfammelt geivejen, das Reſultat der panto itt iden nächtlichen Wanderung au erfahren, Ein wahrer Sturm der Erregung erhob ſich ale M arken tatjädlih den Namen und die Wohnung der 5 i ſchonen Unbefannten angeben fonnte. n /dien{d, mwenn dein Dberit dich im uftlärungs- Bienit verwendet, haft du den Zeldmarſchallſtab im Tor- niſter!“ jubelte Schlüchtern und hob ihm das volle Wein- alas entgegen: „Sehr poetifch hat dein Abenteuer fret- lich nicht geendet, denn die deutliche, morgen abreifende Gräfin wirft ihauderhaft ernüchternd auf alle Trdume, dic uns {chon eine ‚poetifche Entführung aus dem Serail torgaufelten! Mijo Der Ring des Suleiman- Achmed run die unalüdliche Liebe gu einer deutiden Gräfin ifi - der einzige Reingewinn, welchen du aus Konſtantinopel mit fortnimmift.. tt, profit, alter Junge, auf daß wir alle bald auf es Polterabend tangen! PORR liefert die Mujit dogu ee u ee

21 n Xa, e8 war einesteils eine triumpbicrende Freude, das Unmnogliche moglid) gemağt zu jehen, andernteils

aber enttäujchte die jchnelle Yuflöfung des fo intereffant begonnenen Ronfliktes. a

Die Damen waren feb neugierig, bie berfchleierte 7 Sängerin now einmal „in Zivil” gu jehen, und fo wan-

derte man am andern Morgen gemeinfam nad der Tampffehiffbrüce, die a: der ‚seäflichen Samilie Zu... beobachten. Er |

Diortimer befand ic in einer x aliidfeligen und iber- mutigen Stimmung, die feinen dreiundzwanzig Jahren angene) fener war, als die fentimentale Schwärmerei der Testen Tage. :

Es war, als fet isid Srembes Unnatür- liches, welches ſeit langer Beit jeine Seele befaftet ae ton ibm genommen.

Ter unheimliche Rauber, den Gonitantinapel bereits auf den empfmbdjamen Knaben ausgeübt hatte, war ge- brodjen. Die beinahe franfhafte Einbildung, dab der Srient pas Fatum der Familie Marken fet, batte ihren unheimlichen Einfluß auf ihn berloren.

Sa, and ihn hatte das Schidial hier erreidit, batte eine erfte, poefienolle, Ihmärmerifche Liebe in fein Süng- linasherz geſenkt die ‘bellfuntelnd, wie die Sterne an dem blauen Rachthimmel fiber Ronftantinopel, bon einem fernen, traumhaften Glid ſprach.

Zen re

Bor feinen sien lag die Welt wie ¢ ein irdifejes Pa- radies, fein Schatten trübte den Himmel der Zukunft,

ahm et io “umd fiegte zwar jetzt nod nicht

aber er wird fiegen, und fein io poefievoll gefundenes

Gite fieghaft an die Bruft drüden! Er wird Gräfin on

Reis wieder ſehen! Daheim! Und der goldene Faden, der hier fo zart u den

Fluten des Bosporus pon den Nornen -angejponnen wurde, formt fidh daheim wohl bald zu einem feften, gül- den glänzenden Ringelein, welches dem abenteuerlichen

Zuftipiel den redjten Schluß geben wird! Ware es nicht

fo bon den Sdhidjalsmacten Deftimmt, würde ſich ja

nicht alles in fo fataliftiicher Meife bier ereignet haben!

Mortimer bon der Marken ift noch fo ping, fo febr jung!

Or ift Der echte Sproffe eines wunderliden, unrubi-

“gen Ge ſchlechts welches ſchon jeit Sahrhunderten in die

Melt binausz: cht, das Glück auf anderen Wegen zu ſuchen

als ſonſtige Sterbliche!

Man kann und darf es ihm nicht perargen, hat Tante Guſtel feufzend und kopfſchuttelnd gejagt, als fie con der Orientreije ded Neffen gehört, eS. liegt im Rlutel”

Und nun tebe der junge Offiaier mit podjenden Schläfen auf der Landungsbriide und barrt der geheim- nisvollen Sanger fie berm hellen Zaaahat ohne u zu Sehen. . |

203

Se kecke Saune. ifn sakid, einen Strauß alutroter. Roſen an die Adrefie der jungen Dame zu jen- den, mit einem “Rettel daran, auf dem die türfifhen Worte: „Severim seni, Iris das beißt: „Sch liebe dich!“ fteben. Das war aud kühn bon ibm aber er ift ja jo jung, jo jung! Am liebſten hatte aud er fein Bündel geſchnürt und das ſchmucke Schiff beitiegen, um mit: der. bezaubernden Unbekannten zuſammen in Heimat zurückzukehren! oe

Die Bekanntf ſchaft hätte ſich pane wohl am teſten machen laſen und er wäre dem „fernen, traumhaf⸗ | ten Olid’, bon dem die Sterne jhon geredet, um einen __ bedeutenden Schritt näher gerüct, aber... ne

| Seutnant Mortimer hatte jeit Jahren zu diejer, für x seine Verhältniffe jehr foltipieligen Reiſe geipart, und die Ungeduld hatte ihn hinausgetrieben, ala die Summe „arade jo ausreichte!

Uber fie reichte doch nur für recht beicheidene Wn ipriide, und Marfen reifte daher wie ein echtes, Injtiges Wanoderblut, deffen Rangel ſchnell geſchnurt und deſſen Haupt auch auf dem harteſten Lager jo wie auf Tannen ruht! | | N |

„er gern tanzt, heni ist bald awia amd ‚mer rechtſchaffen müde iſt ſchläft ſelbſt auf Nubihalen!” hatte er lachend der Tante Guſtel berfichert, als fie behaup⸗ tete, fein. Geldbeutel fet biel au ihmal filr eine fold weite ae Nteife!

204

Jetzt zum erftenmal, tat es ibm etd, bah er nicht über größere Mittel verfügte, Ber Graf bon Waldſtetten reifte unzmeifelhaft auf das eleganteite, und mwenn er und feine Familie Sekt trinten und der Serr bon der arten fidh beicheiden feinen Sauerbrunnen einſchenkt, jo macht dies nicht gerade den borteilhafteten. Eindrud auf eine berwöhnte junge Dame, namentlich nicht auf eine jolche, die mit kühlen und irontichen Vliden auf ihre Mitmenſchen ſieht, wie Komteſſe ris! =

‚Seltjam, friiher hat er fold) arrogante, felbitbewußte Menſchen nicht leiden können; aber zu der ſchönen, inter- effanten Sängerin gehört diefe Art und cine Prinzeſſin Kaſſandane hatte anfänglich aud). wie Eis und Stein darein gejchaut, ehe die heißen Siebesgluten allen Hoch⸗ = mut und Stolz in Ihrem Herzen au Tode gebrannt, | Bunberlid, mie fih der Geiimad und die Menſchen ändern!

mi alles in der Welt, wo bleiben denn die eib- erſehnten!“ ſeufzte Frau Nelly neben ihm und medelte mit dem rieſigen Bäder, der an ſchmaler Goldkette an ihrer Seite hing, dem glühenden Geſichtchen Kühlung

au. „Wirklich heiß erfehnt, beſter Herr von Der Mar- fen, denn heute ift die Temperatur tatfächlich, als fame fie aus den Bruttäften des Galvet! Ware ich nicht To rafend. neugierig, Gräfin Iris ohne Schleier tm tailor made-Mojtiim gu jehen, ich wiirde nicht für taufend Piaſter auf dieſer Markerbank ſitzen! Aber ich bringe das Opfer!

Denn wenn in allernächiter Zeit Xbre Berlobungsanzeige mit ‚ihr, der herrlichiten von allen‘ hier eintrifft, fo will. ich doch wijfen, wie fie nicht nur bei Mondesalana, fon- dern aud) bei hellem Sonnenlicht Ihre Seite ſchmückt!“ Mortimer lachte. DaB die Anzeige tatjäch lich einmal bei Ihnen eintrifft gnädigitegrau, boffe ich ſtark; denn das Aben- teuer muß ete ? nen guten Mb- ſchluß finden und ich bin in meinerSchwär- merei berblen-

det genug, eine Tran, welche fo berzergreifend füg und innig fingt, für ein ideales und jier vollfommenes Weſen zu halten! Ob nun aber die Myrten in unferer nordi ichfühlen Heimat jo bald ſchon blühen? Halten Sie mir, bitte, Ihren winzig Heinen Daumen, daß es der Fall fem. möge

Hans ſtiefelte mit nähen Schritten

206 I,

bon dem ende der Bride, an lem er Poito acfobt hatte, heran. DENE =

„Sie Tonnen dort in ber Bartel 6 Teak daß fie direkt an bem 1 Folleeep > bes Dampfers anlegen wollen!” | | | | a

i Glchviel! Wir fchen fe ibr genau!” X

Aufgepaßt!“ a

„Welch ein Glüd, daß die Brücke heute io menjan | leer iſt— Ich erkenne ſchon die Geſichter! Sort. < redta Die ſchlanke junge Dame in pem Ee blau geteifen Kaſchmir a |

„Tennis toffi He

„Das ift fie auf Wort, fe it es

Die breite, geräumige Barte glitt, bon amer regen getrieben, mäßig jdnell heran. | ee

Graf Waldjtetten, groß, ſchlank, febr stent ma blondem Schnurrbart und Monofel, einen Tropenhelm auf dem Haupte, fab am. Steuer und Streifte jocben Die | bellgelbfarbigen Glacé8 an; neben ihm die ältere Dame im grauen, fpinninebartigen Grenadinfleid ijt feine 2 Schweiter, die Erzellenz von Bergk, und an deren Seite

; ein allerliebjtes, goldblondlodiges Rind mit treuherzig

ladenden Blauaugen ift die Heine Romteffe Barbara,

bon welcher der Diener gejtern abend auch geſprochen ass

Shr rei fes Spitzenkleidchen weht der rothaarigen- Erateherm mit dem freundlichen Geſicht meldes vor-

27

Sommerfproffen faum zu erfennen ift, über die inte, und ihr gegenüber, neben dem Kater, ftolg und jdlanf, = das reigende Saupt mit einem Ausdrud ftrablender Ge- :

| ee nad) dem Dampfſchiff gewandt net Gräfin Stis. |

= Rahılih, Marken, du Haft einen tadellojen Ge- ſchmack!“ fist Schlüchtern Haftig hervor und zieht ben Atem durch die Zähne, daß ein leis pfeifender Laut ent- itcht, der feine höchſte überrafgung ausdrüct: „Pog Wetter! Go etwas habe ich unter dem biden Türken⸗ ‘chleier faktiſch nicht vermutet!“ = |

rau Nelly neitelt ungeduldig die langſtielige Lorg⸗ nette los und Miß Morner ſteht mit ſtarrem Blick und nidt nur bor ji bin: „Sähr eine uonderfchöne Rady!”

‘Mortimer aber preft jdjmeratmend die Lippen au- ſammen und fieht nichts anderes, als jenes. entzüdend ‚Zunge Weib im ſchaukelnden Kahn. |

Ser weiche, belle Tennisftoff A in kanns bar graziöfem Faltenwurf um die Geftalt, die Blufe fällt jehr einfach, aber äußerſt {did über den Gürtel und unter dem fleinen, runden Strohhut Fräufelt jih das dunkle Saar um die Schläfen. Sie hält läſſig den Son- nenfchirm über die Schulter zurüd und die andere Sand, mit ſchmalem Goldreif geihmüdt, ruht ar dem Donik- rand.

Wo find feme ofen?

208.

Welfen fie dort ben Sueeten in: ber ein- Jamen, verlaſſenen Vila? o | = Hat fie Die armen Bhan giirnend beifeite | ge- worfen, weil jie ein Riebesgruß waren? | Wie ein feiner Stich geht eg das sen, des | jungen Offigiers. ree. ce ER Die Barke legt Droben. auf! dem Sti iT jteht bereits wartend die Dienerigaft, und der redjelige Sache . eilt herzu dem Grafen berm Ausſteigen behilflich zu fein. Dieſer unterftübt zuvor Ihre Erzellenz, welche fid ſichtbar zaghaft die po Sif repke iene eben läkt. | ne = | Auch die anderen Inſaſſen des Kahns haben ſich er⸗ hoben, und pliglich greift Klein Barbara mit ſchalkhaftem Lächeln unter die Sthhant und sieht einen Strauß roter ofen hervor. Gräfin orig blidt überraſcht auf. Ihr eben nod) jo heiter lachelndes Antlitz verfinſtert fid. Sie wechfelt ein paar haftige X AN orte mit dem Rinde und madt eine gornige Bewegung, welche, febr deutlich | jagt: Wirf die abſcheulichen Blumen fojort über Bord.’ Aber Komleßchen drückt. die koſtlichen Roſen mit Ser flehendem Geſichtchen nur feſter an fih. ee

Sie fleht - ſie bittet. |

Iris zuckt ungeduldig die Schultern,

Da wendet der Graf den Kopf und fagt Lachend: „Aber Kris! So lab dock) Baby den Spaß! Sie hat ihre

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Freude an ‚den Blumen, und es wäre aud) wirklich Bar- | barei, die hübſchen Dinger wegguiverfen!“ :

Dog Rindergejichtchen ftrablt, ein —— ee Blick leuchtet au dem. Spreder auf, dann ftreichelt fie zärtlich ſchmeichelnd die Sand Der Schweſter, und Iris (ühelt aud), jtreicht ihr die Lockchen aus der Stirn und jagt wohl nachgiebig:? „Nun, meinetwegen! Bd) mag fie nicht!” Dann ſteigt die junge Dame ſchnell und behend am Fallreep empor und wendet ſich an ihre Zungfer, die mit irgend einem Anliegen knixend näher tritt.

Klein-Barbara aber wird bon dem Grafen hod) ge- nommen und mit fräftigem Schwung dem harrenden Die- ner entgegengereicht, fie Lact hell auf, und die roten Rojen, die heiß erfämpften, glühen an ihren zarten Wan- gen. Droben fteht fie am Geländer des Dampfer3 und blidt auf die Landungsbrücke herab, und fie lächelt den Damen und Herren fo harmlos und fröhlich zu, dab Frau Kelly gang entzüdt flüftert; „Das Kind ijt ja reigend! Der freundliche Fleine Blondfopf gefällt mir beinahe nod) bejjer als die kalte Schönheit der Schweiter!” |

„Ob e8 wohl rehte Geidwwifter find? Der Alters unterjchied icheint ſehr bedeutend!“

Auch darüber ift Marken’ orientiert” jagte Schlüch— tern eifrig, „dank der Geſchwätigkeit des biedern Sad- ien!! Gräfin Sri8 ift ihrem Alter im Ausjehen weit boraus, denn fie zählt erji achtzehn Senge - aber Rlein-

21

Sahara ift ein zartes Kind und für ihre jede Sabre = entichieden auffallend aierlich!” 2 „Und diejelbe Mutter?”

„Sc nehme es an, da mein Gewährsmann beridh-

tete, daB Die Gräfin furze pert nad) der Geburt Der flet- = :

nen Komteſſe geſtorben jet. en

„Und da Die Tante Berat meutterftetle bei den bei-

den Midten bertritt, ift der Graf noh immer Witwer!”

„Er ſoll jehr fön, fait künſtleriſch malen!“ beridh-

tete Frau Nelly eifrig, „ih habe nämlid) fofort heute früh

bei berjdjiedenen Lieferanten Erfundigungen über die on einziehen laſſen!“

„ah! ſehr intereſſant! Und was erfuhren Sie alles?“

Die allerliebite feine Frau aes ein Heng ihmol: fend die bollen Schultern.

„Sur meine Neugierde viel au Die Familie lebt nur die heißeſten Sommermonate bier, ſonſt in Kon- jiantinopel, Saloniti oder fonitwo! Der Graf war etwas [ungenfranf, bat fih ehemals als Ravallerieoffizier bei einem Sturz mit dem Pferde eine Rippe gebroden, Deren

Splitter in bie Qunae gedrungen find. Nun joll er aber :

wieder ganz ausgeheilt jein. Aus Zangermweile bat er an- gefangen au malen und ein recht bedeutendes Talent ent- wickelt nöfig habe er es nicht, die Bilder zu verkaufen, denn die Familie fheine in alänzenden nen au leben!” Se aes

212

Sans Schlüchtern ichlug i in hellem Staunen bie e Hinde Zujammen.

Welche Tiefe ek ein Reichtum an Kenntniſſen! Und das nennen Sie Unerfättliche ‚zu wenig?"

3 Der iorille Ton der Signalglode, die laut het lende Schiffsfirene, unterbrach die [eife geführte Unter- haltung. Die Räder drehten jih langſam und das Waſſer ihäumte hod) auf fanft und Ieife gleitend febte fic) das Schiff in Bewequna.

Gräfin Sris itand abgewandt und jdaute nad der : Inſel zurück; der Sonnenſchirm berdedte ihr ihönes Saupt.

Klein Barbara aber ftand nod immer an dem Ge- länder und blidte auf die Leute herab, und weil Mor- timer ihr zulachelte und winkend und grüßend die Hand ‘bob, lachte ſie ihm mit ſchelmſchen Augen zu und nidte und grüßte boll ausgelafjener Brende. Von goldenem Sonnenlicht umfloffen, ſtand die lichte Rindergeftalt, das jube Geſichtchen dem fremden Manne zugewandt, mit bei- den Armen die roten Rofen gegen die Bruft drückend. Das Band, welches Mortimers glühenden Liebesgruß trug, flatterte über das weiße Nleid herab und die gol- denen Roden glänzten wie ein Heiligenſchein + um Stirn und Schultern. | =

Es war ein berziges Bild! Und der junge fühlte e8 warm emporquellen in jeinem Herzen.

Es war ihm, als müßte er die Arme Simen and die

213.

wonnige Teine Geftalt voll jubelnder Zärtlichkeit empor an feine Bruft heben.

Es ſchauen auf mich alle Sterne

Mit glühendem Liebesblick

Es redet wie trunfen die Ferne

Von eee uecentbli jest Glite!

Bon welch einem Süd?

Weiler und weiter zieht das Schiff dahin; Mortimers Blick ſucht noch einmal Iris die Stolze, Unbarmberzige, welche jeine Roſen verjchmähte, er fann ibr Antlitz nicht erfennen und fo mendet fic) fein Auge wieder der meiken Kindergeftalt gu, die voll Entzücken Roſen aufgehoben hat, ſie an die Bruſt zu drigen.

Wie ein Gefühl heißer Dankbarkeit iherfonmil es den Zurückbleiben den.

Lebe wohl, Klein-Barbara! Auf Wiederjehen!“

un -— un m e

Zwei Tage ſpäter ſtand Mortimer auf dem Schiffe und winkte ſeinen lieben Freunden, die er jo überraichend gefunden, und die ihm in den wenigen Tagen jo lieb und vertraut ‚geworden waren mie Geſchwiſter, die innigſten und herzlich] ſten Abſchedsgrüße zu Dann trugen auch ihn die blauen Wogen wieder der fernen Heimat entgegen

Noh einmal tauchte die ganze farbenjatte, goldfun- a Marchenpracht Konſtaͤntinobels vor feinen Augen auf. Wie ein traumhaft {dines Wundergebilde lag fie

a o

vor ibm am Strand, woe ale fie Tanafanı, langſam im ticfblauen Peer verjanf, da war ‘Der Ring Suleimans, welcher an Markens Singer blibte, das einzige Zeichen, daß nicht alles ein glühender, munderjamer wieberiwabn qewejen. Sn der Brujt aber brannte jein Herz und mar fic) voll Demupt, dah stonftantintopel auch ihm zum Spid- jal geworden!

AL.

J). Kommandeur der Infanteriebrigade, Serr bon

Berg, betvohnte eine jener eleganten Billen, weldje die Vorjtädfe der Refidenz aterten, Da er zwei ewachſene

Töchter befag, ‚machte er ein großes Haus, das ſich be- ſonderer Beliebtheit in den ‚Soffreifen erfreute.

o Frau bon Bergt galt als eine der liebenswütrdigften “and gaitfreiften Damen der Stadt. Sie hatte ſich mit biel Geſchick und Geſchmack der meist recht undanfbaren Aufgabe unterzogen, all die vielen Veranftaltungen zu arrangieren, welche die Wohltätigfeit bedingt und die heitere Lebensluſt der tangenden Sugend fördert,

Da gab e3 feltfameriweife faum nod eine beleidigte oh

Tante oder tiefgefränkte Mutter, welche ihre Tochter gern als „Loreley“ oder „Germania“ gejehen hätte und doğ nur für fie eine Solländerin oder Tirolerin erreicht hatte,

fold) ein erbärmliches „Fülfel“ für ein Maffenbild, in

dem die einzelne kaum gejehen wurde, geſchweige denn zur vollen Geltung und Entfaltung all ihrer Neize Fone | men Tann]

216

Frau bon Bergk madjte das kaum Mögliche dennod) möglich, für jedermann den rechten Pla und bas rechte Wort zu finden, und dak ihre eigenen Töchter bei allem itet3 befcheiden zurüctreten mußten, gewann ihr vollends alle Herzen. | Dafür fpielte man aber auch febr oft Theater, ſtellte ſehr häufig lebende Bilder und berfaufte die unmöglid)- ſten und unnützeſten Dinge auf verjchiedenen Bajaren!

Die zahlenden Väter murrten und grollten wohl, aber nur ganz heimlich, denn Mütter und Töchter ſchwam— men in einem Meer von Wonne; man amüfierte ſich der Klingelbeutel der Charitas füllte ſich und Frau von Bergk hörte leuchtenden Blicks von allen Ecken und Enden Worte aufrichtigſter Ynerfennung.

Aber noch ein anderes ſehr ſchätzenswertes Talent beſaß die Generalin.

Sie verſtand e8, intereffante Menſchen auszuwittern und die begehrteften Saifonneubeiten unter ihre firmen- den Fittiche zu nehmen. Gaftierte an der ‚Oper irgend- ein Stern, trat ein Riinftler mit Hingendem Namen im Konzert auf, befuchte ein hervorragender Didter oder eine beliebte Sdhriftitellerin die Refidenz, tauchte irgend- too eine jtrahlende Schönheit oder eine ſchwerreiche Ame- rifanerin, ein bedeutender Profeſſor oder renommierter Ranzelredner auf, man fonnte ficer fein, die Biel- genannten in dem Salon der Frau bon Bergk zu treffen,

217

Kaum einer ihrer „jours“verlief ohne eine angenehme

a e ooer t anregende Neuheit, und wer über die

Ba Schwelle der eleganten Billa

trat, war überzeugt, etwas

Bejonderes darin zu erleben,

neue Eindrüde und Anregun- gen zu empfangen.

Seit dem legten großen Empfangsabend bet General Bergf herrſchte eine ganz be- fonder3 erregte Stimmung in der Reſidenz

Die jungen Herren be— fanden ſich in gehobenſter Laune, lebhaft intereſſiert und faft durchweg begeiſtert von dem neuen Stern, wel— chen Frau von Bergk friſch vom ſiebenten Himmel geholt

hatte; die Damen ſchauten etiva3 nachdenklich, per- jtimmt und jorgenjdmer darein, und leiſe, ganz feife raujdten ſchon die Blätter der Chronique scan- daleuse, in der man eifrig nachſchlug und forjdte, ob

218 =

fid) denn fein einziges. Walther finden liebe, wee a den bedenklich bellen Glana des neuen ı Sterns aama

zu trüben bermodte.

Aber e8 fand ſich nichts nicht da geringite, was den Glorienſchein um Gräfin Iris a Saupt hätte berdunfeln fonnen! :

Weld) ein Glück die Bergks wieder einntal Hatten! :

Kehrte der Graf von Waldftetten endlich wieder m

Die Nefidenz heim, brachte die begauberndfte ermaģjene

Tochter mit und wollte dennoch den Winter gang zurück gezogen berleben, weil jein liebjter und intimiter Freund bor wenigen Monaten im Seebad ‚an feiner Seite er- trunfen war! Das hatte den ſonſt io lebensfrohen Mann | aufs Heffte er idbiittert, ‚und tie man fih erzählte, hatte | ‚Gräfin Bris den Vater fogar nod in feiner Abſicht, aller | Gefelligfeit fürerft noch zu entlagert, Bien

Aber fiehe da! |

Sn dem Haufe des Grafen repräfentiert die verwit⸗ wete Erzellenz Bergi, eine angeheiratete Coufine des Brigadefommandeurs, und Die Generalin hatte eben | nicht 3 Frau von Bergt fein miiffen, wenn jie ſich diefe bor- | treffliche Vegiehung hatte entgehen laſſen =

Sie, die bezaubernd Liebenswürdige, hatte es hovel erreicht, Gräfin. sis für ihren nächſten mu ſikaliſchen „jour gu interej] ieren, und ala das eleftriiche Richt hinter den rofa Liliengloder aufflammte und die Salong ſich füllten, da fahen die Damen febr überrajcht, die Jer-

== > 92 N. AER

ren aber entzückt auf eine ganz neue Eriheinung, die berufen ſchien, die K Köniein dieſer Saijon zu werden. Gräfin Iris Walditetten marfierte zwar in ihrer

| u. @uberen Erſcheinung noch immer die Trauerftimmung, i De IN Die i in ihrem Haufe berrichte, fchneeweißer Krepp flo, | i an ohne jedweden Ausputz an ihrer ichlanfen Gejtalt nieder, | Hi und al einziger Schmud. glänzten £öftliche Verlen wie nl berſteinerte Tränentropfen an ihrem Galje, aber ge i Mil eade diele Schlichtheit wirkte äußerft apart und verlieh N il) U i dem reizenden, geiltpollen Antlig die befte Folie.

Man hatte ſich zuvor erzählt, die Komteſſe habe in Ronftantinopel als eine febr ſtolze und unnahbare junge Dame gegolten, welche alle Huldigungen jebr ſchroff zurück⸗

gewieſen habe; umſo freudiger überrajcht war man daher, a in Gräfin Bris ein ebeno liebenswirdiges wie harmlos

heiteres Weſen kennen zu lernen, mit dem man freilid etwas gehaltvoller plaudern mußte, als mit den Durch— ihnittsdamen der Gejellidhaft.

Man hatte bortrefflich mufigiert, Klavier, Beige und: Gefang batten abgewechſelt und nun ſaß man in kleinen Gruppen zuſammen oes Brötdh en und Supa feiten zu eſſen R N 7

Gräfin Stis hatte mit einer Torfter des Gases in dein bon Palmenwedein über ridjatteten Grfer Blak genommen und ihre ſchlanke ſchneewehe Geftalt, diber- haucht bon dem gedämpften roj fa Licht, hob jich wie eine N Statue gegen den dunklen Hintergrund ab.

220

Bol eifriger Haft hatten fich die jungen Herren ihre Plage in der Nähe der beiden jungen Damen gefichert, ein paar iibermiitige Ravalleriften bemühten ſich, den fleinen reis möglichft heiter zu geftalten, man jcherate und erzählte und führte Gräfin Bris in amiijantefter Meife in all die „Abfonderlichkeiten” und „Abnormitäten” der Gefelljdaft ein.

„Schade, dak Marken heute abend nicht. Bier itl”

lacht einer der Herren, als eben eine jehr fpabhafte Anef-

dote bon dem Eleinen dicken Rittmeiſter, der drüben in der anderen Salonede neben der etwas berblühten Diva ſitzt und über deren fpige Schultern möglichſt oft nad Gräfin Bris berüberjchielt, im Flüſterton erzählt worden ift „Marken fann ihn fo famos perfiflieren! Gr ſtößt jo taujdend mit der Bunge an, dab man den. ‚leligen Onfel‘ zu hören bermeint .

„Seligen Ontel? Wer ift

„Geſtatten Komteſſe, daß ich ihn per distance bor- itelle! Der ‚jelige Onkel‘ tft der Spigname des befag- ten Fleinen Nittmeifters dort .. . deg Herrn bon Böhl, bon welchem Arded joeben die Eleine Mandvererinnerung zum beiten gab.” | | |

„Seliger Onkel? Wie fpaßhaft! Besieht fih die Seligfeit in diejem Salle auf das Diesſeits oder Senfeits z ae

Der Uan gudte lachend die Achleln. „Das miiffen Komteffe felber enticheiden! Der gute Bob! hat nämlid die fpabbafte Angewohnheit, jede Geſchichte, die er meift

recht unbermittelt erzählt und diefe find Legion gu beginnen: ‚Wenn id) fo bedenfe, wie mein feliger Onkel... An dielen feligen Onfel fmüpft er ſtets

an! Sei e8, was eS will! Und darum ift dieſer viel zitierte Titel auf ihn jelber übergegangen.” Abßerdem fluͤkert er das Blaue bom Himmel —!” | „Und Marken matt das großartig nach!" ‚Ah! Freiwillig oder unfreiwillig?!” Lautes Gelächter.

= 00 2

m freiwillig, Gräfin! Marken ist ein famojer Menih . . perfönlic) durchaus glaubwürdig!” s Das freut mich! Und was H: er ‚ak im oror licen Leben?” a | | Zris fragt es weniger aus amendi als aus Höflich keil um das Geſpräch fortzuſpinnen a i ON men den. jungen Löwen aot : nicht ge „nung?!“ „Sehr jung! Leutnant! Freiherr bon der Marten: Beilſtein! Ein ebenjo amiifanter wie lieber Menſch! Die ‘wanbdelnde Gefahr für alle Badfiiche!” | „be! sh fenne redt auögewachiene Gold tite welche ernftlich fiir ihn ſchwärmen!“ Irgendeinen Wiß oder eine amitfante fleine Sache vet er immer auf Lager!” : Bohl ift feine Spezialität!” | „Hörten Sie ſchon den neuejten Wig bon ihm, den er nad) dem legten Militär-Wochenblatt gemacht hat?“ „ein, jdnell erzählen Sie, Baron!“ ae Das Wochenblatt mar heraus, und Bohl, der Khan ein vai abaelagerter SRittmeifter it und boll knirſchender Ungeduld auf den Major wartet, dobte! „Wenn: ich jo bedenf’, wie mein jeliger Onfel noch Soldat war!” be- gann e er jeinen Sorneserguß, „da war fein Menih län- ger Rittmeiſter als fünf Jahre! Sc aber fann fiken

bid id) ſchwarz werde! Und bei diefem berfluchten Avance-

223

ment iſt es aud gang unmatic, bas ein Menſch fiir einen etwas tun fann!” = Marken fikt ibm gegenüber, fieht ihn mit feinen großen Blauaugen jo unjduldia an wie ein Kaninchen, und‘ jagt treubergig: » Dod, Herr Rittmeifter! Einer. fann twas dabei tun!“ an _ a Bohl fährt poll ebbaften Suntereies onf : cone und der wäre?“ | ee ce a ‚Unfer Divifionspfarrer! Marten wie ein Engel. „Der muB die Bitte um den Major für den | Seren Nittmeifter bon Bohl in das große Kirchengebet aufnehmen! $ | Ich verſichere Gie! etnmal im Dom bor den. Afferhörhtten SON gejagt und es noe einen Bombenerjola!” Gelächter.

T r „felige Onkel” wendet am anderen: Tiſch das mit dem gelichteten See und blickt jebnfüchtig herüber °

rn ahnungslofer Engel bul” flüfterte Ardet umb winkt ihm mit dem Bowlenglas zu. = |

In die Türe tritt haſtig eine frajtvoll blante < Ge

A ee ſtalt und hält ſchnellen Umblid.

„ah, Darfen! Lupus in fabula!“ i „Sa tt er!” z | „Spät fommt er, doch er kommt!”

N wl, Marten! Mitte yo tommen!“

224

: Der junge Offizier mendet das lachende Geſicht und -tritt grüßend näher.

„Ein Nönigreid) für einen Seffel!”

„Unmaßend wie immer! Einen Geffel beim ‚jour‘ im Bergkſchen Haufel! Danten Sie Gott, Marken, tenn ich Ihnen nod) dieje Chaifelongue-Ede ablaffe.“

„Seien Sie vorfichtia, Bredau! Wenn Sie den ins Neft nehmen, figen Sie jelber binnen zehn Minuten draußen!”

„Berleumdung!”"

Marken hat eine heitere Antwort auf den Lippen; plößlich aber gudt er unmerfbar zufammen und ftarrt einen Augenblid wie in fajjungslofer überraihung auf Gräfin Fris.

„Darf id) bitten, mid) vor allen Dingen ae Dom sujtellen!” ee

„Beitatten Romtejje . . . von der Marten!”

Iris neigt ladelnd das ſchöne Haupt.

„Ste hätten fid) auch in diefem Fale befjer an den Diviſionspfarrer gewandt, Serr bon der Marken erfüllt die Bitten gewiſſen hafter als Baron Ardeck!“ ve

Reifeg Laden. An

Inwiefern das, Romtelje, ich lege Berufung ein!“

„Der Pfarrer hätte als ordnungsliebender Mann jiher aud) meinen Namen genannt, während Sie ihn verſchwiegen!“

Ach ja, und Mortimer ift fo neugierig!”

225

Nise im mindeften!” perneigt he der junge Offi- zier mit einem ihalfhaften Aufleuchten im Auge, „Gras fin Waldftetten dem Namen nad) au tennen, dürfte wohl ſelbſtverſtändlich fein!“

„Sort, port!”

„Denjch, woher haben Ste diefe Weisheit geihöpft? Die Gräfin weilt erft feit ſechs Tagen in der NRefidenz!“

„sn der Tat, Ste eee ind), Sr | bon det Marten!” | SE

Mortimer bat en her Gonilelonguetedte Blab

nommen. Sein hübſches Geſicht feint in Glut getaucht. oe

Auch dies ift ein Erfolg, Komteſſe, mit dem für den Anfang ganz zufrieden bin!” =

„Sur den Anfang! o erhalte Sie is been, lieber Mortimer!”

„Rur Lumpe find beſcheiden!“

„Wohl wahr! Mlio bin ich fo unbefdjeiden, Sie zu fragen, woher Ste Gräfin Waldftetten bereits fennen?” „Entfinnen Gie ſich meiner nicht, Komtefje?”

Sri jdjaut forichend mit einem Ausdruck des Stau- neng in das heitere Geficht des Sragers.

„Seien Sie mir nicht böfe, wenn mid) mein ſchwaches Gedadhinis im Stiche labt! Aber ich en es tat- ſächlich mE

„Gräfin, ich warne Sie! Dies if alles Zug und Trug! Er hat Ihren Namen im Nebengimmer erfahren und will nun aus folden Kenntniſſen Kapital ſchlagen!“

N v.Gfäftrutg, Ou. Rom. u. Mov. Jedem dag Seine. 1 15

226

Mortimer voll Laune die Achleln.

Noch bin ich nicht: einmal dazu gefommen, ber ber- ehrten Hausfrau Guten Tag au fagen!”

„Schnaden! sr Eine Geſchichte pom jeligen Onkel | Sollen Sie erzählen, Marken! Das ijt sre erfte Bürger-

vflicht !“ | | „Silentium! Der an Bab rüstet ic, für Sarajtros tiefftes Dod!"

„Aha! Der Sänger fit!“

Stau bon Berat jchwebte mit leis raujchendem Atlas- fleid herzu und wintte den jungen Offizieren.

„Darf 1 bitten, in das Nebenzimmer zu free meine Herren! Sie wijfen, dab Doktor Barið Platz für feine Stimme braudt!"

Die Leutnants find aufgeiprungen, dienern jehr höf— lich und wenden ſich nach dem großen Salon zur Rech— ten, in dem Stühle und Seſſel für das Publikum zurecht gerückt find.

Auch xris hat fih erhoben, aber fie bleibt zögernd

jtehen und ihre Blid ftreift noch einmal forichend Herrn =

bon der Marken, ‚welcher jo gelajjen an ihrer Seite ber- eilt, als gehörte er. en und nicht in den Neben: | jalon. | „Ro ſahen wir uns beitt, Herr von der Marten? Ich entſinne mich Wlet tatſachlich mar

Er lächelt ae N

227 ——

Dieſes Geſtändnis Ihrer ſchönen Seele ift recht de- primierend für mich; aber ih hoffe, dab ich nicht völlig aus Ihrem Gedächtnis geftrichen bin und mic über a | oder lang auch Baba uberseugert fann!

ne icherzen.“ |

Durchaus nicht!”

Shre ſchönen großen agen bliden intmer son licher. > „Baren Sie Dicken ‘Serbit in | Sylt?“ „Weder diefen Herbſt noch ſonſt im Reben!”

ms) wiirde annehmen, Ihnen auf der Reiſe begegnet ait fein, aber wir haben unterwegs nie eine Bekanntichaft gemacht. Kennen Sie mich nur par distance?” | Durban mgt! Komteſſe haben mit jogar “recht freundliche Worte gejagt und zum oe ein jehr liebes Andenken dediziert!” |

Herr bon der Marken!!“ :

Sie fieht ihn jo entjegt an, als zweifle fie an jeinent gejunden Verſtand; aber jeine fachenden Augen bliden fo Ihalfhaft, und das frifche, junge Sejicht hat etwas fo treu- herzig Ehrliches wie es nie und nimmer bei einem geiftiq unnormalen Menſchen möglich wäre. |

Ich habe weder bier, nod) in Saloniti, noch in Kon-

ftantinopel fremde Serren, auger den wenigen Mitglie- =

dern der Gej andtſchaft kennen gelernt! Wir lebten jehr zurüdgezogen! Aber da e8 Ihnen Vergnügen bereitet,

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mich raten zu laffen, fo helfen Sie mir wenigſtens auf die Spur! Wa un ſprach id) mit Shnen?” = Man ſieht es ihm an, mie töniglich er He ns In dieſem Sabre, Romtefjel“ | „Undentbar!” | | . „Darf ich mir aeftatten au fronen wie es der Heimen Gräfin Barbara geht?" | „Bärbel kennen Sie auh?” | Ich werde B nie bergefien, wie Herzig dad übe Kind mid) anlachte und mir beim Abſchied unickte!“ Sris ftarrt ihn einen Nugenblid ſchweigend an. Wie eine nervöfe Unruhe überfommt e8 fie. Dann fegt fie fic langſam wieder in den Seſſel nieder und fchuttelt mit leifem Lachen den Kopf. „Wie unhöflih muk ich Ihnen erfchei- nen, daß Sie fo gar feinen Eindrud auf mid) madten!” Sein Blid befommt etwas Weiches, Schwärmerifches; e2 ſcheint ihm gang felbftverftiindtig daß er tid an a Seite niederfekt.

„Es wäre unbejdeiden, dieg zu verlangen. Sean

Paul hat gefagt: ‚Was bas Leben eines Weibes ganz

erfüllt, macht in dem deg Mannes oft nur eine Epijode =

aus Sn am Salle ift es umgefehrt. Komteſſe baben faum . . oder gar feine Erinnerung mehr an jene Stunde, die für mich das jchönfte und unbergeplichft Er: eignis meines Leben ift.” =

„Wieder ein Beweis dafür, dab Mann und ie die Polen haben.“

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„ie berftehen Sie daz, Komteſſe?“

Sie lehnt das reizende Haupt zurüd und der Blick, der ihn ſtreift, hat etwas Mitleidiges, jo wie man ent Kind anfteht, meldes um Dinge tragt, die e8 nen nicht begreifen fann.

„Ebemals Ber.

waren den ten fe Weib ſehr ne

Grenzen gezogen. Seine Lebens- erfabrun- gen mwa- p ren a Null. we Das unbe = & ; deutendjte i : GFreignis,dasden * Manne faum als ‚eine Epijode‘ erichien, füllte alles Denfen, Träumen und Sinnen der weißen Sklavin aug, welde itt” eben folh geiftiger Abhängiafeit erhalten wurde, wie heutzutage noch ihre beflagenswerte Schweiter im Orient. C3 gibi wohl ‘aud heute rod) bet uns Backuſchchen, die Jahr und.

Tag fir die Begegnung mit einem interejjanten Huber) |

seas

Tannen. (nie ihre Tagebiidher mit Gedichten füllen um demütig nadplappern: ‚Darfit mich niedere Magd nicht tennen, bober Stern der Herrlichkeit!“ Golde leichfüüchtigen Mädchen werden hoffentlich bon ahr gu Jahr ſeltener ſie werden vergehen wie kümmerliche - Pflänzchen, die pon ftarfen und fraftbollen Genojfinnen iibertouchert werden, bon Tolchen, ‚die nicht nur blühen und duften zum Genuß und S Spielzeug fiir ihren Beſitzer, ſondern welche aus eigener Kraft hochwachſen und edle Frucht tragen, ſich ſelbſt gu Ruhm und Ehre. Sie fehen mich jo verſtändnislos an, Herr bon der Marken! Hörten Sie noh nichts davon, dah die Fran aus ihrer Qethargie erwacht ift? Daß fie fih dagegen empört, ihr Zeben einzig mit Slüchtigfeiten auszuflllen, welde für den Mann nur eine ‚Epijode‘ bedeuten?“

Mortimer hob jählings den Kopf. | „Romte) He [preen bon der modernen Srauenberoe- gung?” > „Sehr richtig! Verfolgen Sie Dieje?”

sem. Das erite, was ich davon erfubr, ‚war foeben Die Grtlärung, dob die Frau des qmangigften Jahrhun⸗ derts all das Zarte, Weiche Weibliche abjtreifen, umd alle Traditionen unter die Süße treten wird, mele ‘tore Ahnfrauen heilig. hielten.” | „Sie fagen das mit außerordentlich freundlichem Ge- ficht, Herr bon der Marten, und dod) klingt mir aus | Ihren Worten ein unberfennbarer Widerſpruch entgegen!“

9a

„Mir! Stehen Komteſſe etma auch in den Mergen a der fdonen Revolutiondrinnen?” aS „Das muß Ihnen ſchon mein ſchlechtes Gedachinie

| bemeifen!”

„Durchaus nicht. Eine ſtolze Gleichgiiltigteit gegen das Starte Gejchlecht ift noch Feine Oppofition gegen das- jelbe. Xm Gegenteil, der Borliebe des Mannes für Kampf und Sieg wird es nur ein reizender Sporn mehr jein, gerade das zu erringen, was fih ihm anfänglich berjagt!”

„Anfänglih! So leben Sie and) der felbftherrlidjen itbergcngung, daß jelbit die era Feſtung ſchließ lid) doch erobert wird?"

Gin feines Tpöttifches. Buden amjest die zartroten Lippen der Sprecherin; aber Mortimer {chien es nicht zu bemerken, er lächelte ebenfo harmlos wie zuvor, und jaate heiter; „Wie Ihlimm ftünde e3 um die ftolge Suberjicht eines Mannes, wenn er bon vornherein an Sieg und Erfolg zweifeln wiirde! Selbit die ſtärkſte Feſtung kapi⸗ tuliert por dem Sunger!”

„Sie {prehen als Stratege! Weld) ein Hunger aber bermodte die Freiheit des Meibes zu bedrohen? Gerade dies ift der Kernpunft, der für die moderne rau vor allem in Betracht fommt, Wir wollen unferen Sunger nicht mehr durch das Bettelbrot itilen, welches ung der Serr und Gebieter ala Almofen hinwirft! Wir wollen jelber ihaffen, erwerben, verdienen! Wir wollen um die Wette mit dem Manne arbeiten, um Hunger und Turit

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mit eigenen Mitteln itillen aut fonnen! Hat e8 die Frau erft ereicht, eine Stellung in dem bürgerliden Leben ein- zunehmen, die fie bor Sorge und Mangel jchüßt, fo ift der legte Ring der Sflavenfette zerbrochen, und meder Hunger nod Durit werden fernerhin die brutalen Mittel fein, die eine jungfrdulide Feſtung in die Gewalt ihrer Belagerer liefert.”

Iris hatte jehr lebhaft gejprodjen; der laute Ge- fang im Nebenfaal übertönte ihre Worte, heißes Rot der Erregung ſtieg in ihre Wangen und ihr erregtes, jtolz erhobenes Antlitz Eontraftierte jeltjam mit dem finnend geneigten Weficht des jungen Offigters, bon dem das Lächeln auch jegt nod) nicht ſchwand |

Sem Blid tauchte tief in ihre 9 Mugen.

„Und find die Frauen bon heute wirklich jo materiell, daß fie nur Hunger nad Fleiſch und Brot veripüren?“

Ich verſtehe Sie nicht! Der Ausdruck ‚Brot‘ iit bod) nur finnbildlich zu verſtehen E

„Und aud das Wort ‚Hunger‘ möchte in dieſem Sinne nehmen! Sch Halte e3 für gang undenkbar, dak gerade das deutiche Weib, deffen Seelenleben fo tief und innig, dejjen Herz jo reih und warm, deffen Gemüt fo zart und edel ift, einzig und allein in dem Materialis- mus, den der Eriverböberuf verfirpert, Genüge findet! Gibt e3 nicht noch einen viel Ihmerzenderen und quälen- deren Hunger als den nad) einem vollen Zeller? Ich meine den Hunger nach dem Glid, den gerade das.

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Frauenherz nie überwinden wird, den Hunger nad dem Glucd, nad) dem eS lechzt und ieufst, mie die verſchmach— tende Blume nad dem Tau!”

Es fag ein eigenartig milder, fait idimdrmerifcher lang in der Stimme des Sprechers; Gräfin Sris aber ihien ifn nicht zu hören, eine feine Falte jenfte fith

zwiichen ihre Brauen und der Ausdruck Herben Spottes

sub ſich |

Das Glück! Was nennen Sie denn Glid, Herr bon der Marken? Ehemals bildeten fih die Mädchen ein, das Gluͤck mohne einzig und allein in den Armen | eines Mannes! Dies ſchöne Maren murde fo mund- gerecht gemacht, e3 wurde dies Vorurteil von eiteln oder jelbftfüchtigen Eltern gehegt und gepflegt, jede der ihwarzen Wolfen, die ſobald ſchon den Ehehimmel über— ziehen, ward den naiven, Furzfichtigen Tochterchen jorg- jam verheimlicht, und ala Schreckgeſpenſt ſpielte die alte sungfer‘ ihre flägliche Spottrolle! Mit blinden Augen juten unjere Mütter und Ahnfrauen das Glück in der Ehe, aber Die, welche es tatfächlich gefunden haben, find rar wie die merken Naben!” RE

„Romteffe! Wie find bei Ihrer Sugend lolch Bittere | Anfihten mai?"

Jugend? Die Sabre ſpielen bei dem Miter der modernen rau feine Nole mehr! Die Frau ift fo alt wie fie ausjieht, und id) fehe gegen meinen Taufſchein alt, uralt aus. ‚Bittere‘ Anſichten jagen Sie? Nicht

= Zod e

bitter, fondern wahr. Sch babe feinen Grund, berbit- tert zu fein; ich ſehe nur mit offenen Augen in die Welt und bilde mir mein Urteil. Gott Lob und Dant, dap die Jugend bon heute endlich das ‚Sehen‘ lernt. Das. Site mag ein pielfach wechjelbarer Begriff fein, und es wird auch in der Zukunft nicht an weißen Lämm— chen fehlen, die e8 in Nofenfetten fuen und finden! Ich für meine Perſon kenne nur ein Gluͤck und das iit die Freiheit! Die bolle, freie Seloftändigteit » der ihaf- jenden und eriwerbenden Stau!“ | a

„Der jungen pray, welche noch trogig ‘amb genug ijt, einen ſorgenbollen und. einſamen Weg zu gehen, und wenn das Alter fommt?”

„Dann fommt die Ernte und nach diefer die Ruhe!”

„Die Nude der Berlafienheit! Glauben Sie in der Tat, Romtelfe, daß tefe beglüden fann, wenn jie täglich durch die Frage geſtört wird: w en o a ou gwar und geitrebt 2°”

: Zur mid!“ Man rühmte bisher der deutſchen Frau aufopfernde Mutterliebe, ruhrendſte Selbjtlo} ſigkeit nad! Sit aud) dieſer Begriff aus dem Wortſchat der Fortſchrittlerin geftridjen ¢ or | Ixis fentte einen Wugenblid das Ichöne Sauni: wie

ein leichtes Erblajjen ging e3 über ihr Antlitz „Barum fol immer nur die Qiebe Opfer fordern = und. jolche gebracht befommen? Iſt die. Freundſchaft

= aa

nicht ein ebenfo edler und heiltger Begriff und ijt eS”

nicht auch groß, jelbitlos und opfermutig, wenn fid \

die Frauen untereinander helfen und fürdern, wenn die os Starfe ihre Kraft in den Dienjt Der Schwaden En gleih einem treuen Kameraden?”

„Das find ja Slufionen, Komteſſe! Das tann fein Frauenleben ganz ausfüllen, weil es vollig gegen die Geſetze der Natur iſt! Die Freundſchaft iſt zweifellos eine ſehr edle und ideale Serzensregung; aber fie tft dod) nur ein Notbehelf, nur ein ſchwacher Croft für all jene armen ‚Stieffinder des Glides, denen es verſagt bleibt, Liebe zu geben und zu empfangen!”

Iris zuckte ein wenig ungeduldig die Schönen Shul- tern und ſah den Sprecher fo erftaunt an, wie ein Bü- dagog, welcher durch die gute Antivort eines indes überrafcht ift, bon dem er eine ſolche nicht erwartet hat.

Pe OS, denfen die Männer, weil jie fich gar nicht bor- itelfen fünnen, dak das ſchwache Geſchlecht auch ohne fie fertig werden fann! Wie viele Beifpiele aber Könnte ich Ahnen und gwar nur aus meiner engiten Befannt- ichaft und Verwandtfchaft aufzählen, in denen die ber- heirateten Frauen ſoviel unglüclicher find als die Stief- finder Symens, die alten Jungfern deren Herzens friede und Ruhe meder durch ungeratene und undant- bare Kinder, noch durch treuloſe oder brutale Gatten gejtört ı mirah ne |

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„Sie tragen mit den khmärgeften Farben auf, ome teffe! Es gibt leider Gottes heutzutage jebr biel un- glückliche Chen, aber daran ijt nicht die Inſtitution der Ehe jelber ſchuld jondern die Frivolität und kalte Be— rechnung derjenigen, welche fie ſchloſſen Unſere ſozialen Berhältniffe morden das Ehegluck weil fie bie Menichen erbarmungslos. in dad Zoch bannen, anne zu fragen, ob fid auch ‚Herz zum. ‚Herzen findet! - Ron Konbe- nienzheiraten ſpreche ich nicht, menn ich dad Glück meine, ſondern bon dent Binden und Binden, welches Gott und den Di enſchen ein Wohlgefallen

Auch dieſes dürfte heutzutage eine feltene sahne bon der Regel fein, denn. es bedingt unter allen Um— ftanden die Abhängigkeit der. Frou, und gegen dieje rë- boltiert die aufgeflärte sunarmi des Dearga Sui hunderts.” | |

Auch Sie, Romtoife?”

Auch ich! Haben Ste das nod nicht gemertt?”

Er late hell auf und Jab fie mit jeinen großen, ehrlichen Augen voll an. |

„Rein, Gräfin. 36 hörte nur, Sie die großen Schlagwörter wiederholten, welche die moderne arauen- bewegung auf ihr Banner fchreibt. Wie meit Sie felber ‚an dieſe klingenden Schellen glauben, fann id nod) nicht beurteilen. Zunädft fteben Sie an der Schelle des Lebens und fennen weder dieſes noch die Liebe, die Sie Jo graufam befebben. Jedem das Seine! wie

ak DOT aa

e3 die Natur und Weisheit Gottes beftimmt hat dem Manne die Welt, der Frau das Gaus, und beiden zufammen das atoße, wahre und echte Glia”

Er hatte ſehr haftig gejprodjen, jebt erſchrak er. Gs hatte ſehr unhöflich geflungen, was er gejagt hatte, und mußte feine reizende Nachbarin wohl beleidigen; aber Iris jah weder erzürnt, nod piftert aus, fie blickte fogar mit mehr Intereſſe als gubor au ihm auf und | lachte ebenfalls

„Wer lebt, wird ſehen! Gie follen mie für ihren ketzeriſchen Unglauben noch Abbitte tun! Und nun lafjen Sie una in den afalen treten, wir gapen viel derfäumtl® | nn

= Gr blieb a an Seite

„Werden Sie uns ebenfalls etwas fingen, Gräfin Waldftetten?"‘ fragte er mit einem Anflug feiner alten

Schalkhaftigkeit „sb fann nidt ngen” o x

„Ah... feit wann ~ pas? Früher fangen Sie ausgezeichnet!“

Spr Bhd ftrerfte ihn von der Seite,

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„Nio auch das wiſſen Sie?” fragte fie gedehnt.

Gewiß! Sch weiß auch, welche Lieder Se oa Oe fingen!” = | | |

„Cs it unrecht, mie derart neugierig. zu machen, Herr von der Marken!” a ;

Alſo doch neugierig! Gott jet Dant! Dies war eine echt altmodijche Angemohnbeit der Eva, mit ber die

rejignierte, abgehette Fortidritilerin Tängft gebrochen =

bat. Aljo ganz modern find Sie nod) nicht, Gräfin.“ ; | ‚Sie miifien Nachſicht haben! Ich bin Anfängerin.“ | Frau bon Berat trat ihnen lebhaft entgegen. 2 „Eben wollte ich Sie unſerem künftigen General- feldmarſchall entführen, Gräfin!“ fagté fie in ihrer fiebenswirdigen Meile, „Soufine Berta hat uns per- raten, daß Sie jelber ausiibende Künitlerin find, und wir bitten daher ebenjo herglid) wie dringend um ein Lied!“ Iris ſah cher verlegen, —— aus, „Wenn es nicht allzu anmaßend bon mir ijt, mid) neben diejen Künftlern hören zu lajjen, ftebe ich gern gur Verfügung!“ ſagte ſie ſehr ruhig, mit der vornehmen Sicherheit, die ihr ganzes Mefen charakterifierte. Eine lebhafte, allgemeine Freude. Man war eben fo intereffiert wie neugierig, die _ junge Dame, welche ſchon durch ihre Erjdjeinung alle Her- zen im Sturm nahm, aud ma als Senga tennen zu lernen, .

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„Befehlen Romtelie Noten?” „Darf ich vielleicht die Stlavierbegleitung ilber-

nehmen, gnödigſte Gräfin?“

Iris lächelte jehr freundlicd) dem jungen Kompo- niften zu.

‚Wer meik, ob Sie Freude an mir erleben würden! Auch dürfen Sie jich meine Reiftungen nit derart

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brillant vorftellen, daß fie einen Meifter, wie Sie, neben fich vertragen! Ich finge und begleite meine Lieder ohne Noten!”

Rittmeifter von Bohl drängte fih näher und fchlug die wafferblauen Mugen anbetend zu der Spredjerin auf.

„Wenn ich fo bedenfe, wie mein feliger Ontel fang!” fagte er, ftarf mit der Bunge anftoßend, „der leitete all feine Vorträge ftet3 mit demjelben Scerz ein: Ich finge, wie der Vogel fingt!”

„Sn diefem Sal würde e3 eine Nahtigal fein!”

„Bitte, etwas zurüdtreten, meine Herren!“

Mortimer war an der Tire ftehen geblieben, er lehnte da3 Haupt wie im Traume zurüd und berivandte keinen Blid von dem reigenden Haupte der Sängerin, die in Konſtantinopel ſo ie eg sige Freugt hatte, :

CIB

Ni: hörte er fie wieder, diefe weiche, füße Mititimme,

jo alodenrein und jeelenvoll wie damals auf den blauen Wogen des Bosporus; aber fein neidiſcher Schleier per- hüllte ihr Angeficht, fein nadjtiges Dunfel verichlang jie und fein fraushaariger Neger entführte jie im jchnellen Gait, Mortimer ftand nab, ach fo monneboll nab an ihrer Seip: er fah jede Löckhen, das die weiße Stirn umzitterte, jedes Blinfen und Aufbligen der Goldreifen an ihrem Sandgelenk! a

: Richt fremd und nicht geheimnisvoll war fie- ihm mehr, er fannte ihren. Namen, fannte fie jelbjt, und mit jauchzenden Sinnen mähnte er, der Simmel ‘tebe weit offen über ihm, und all die funfelnden Sterne, die ſich ehemals in der Flut des Bosporus gejpiegelt, iprachen noch diel, biel dentlidjer von dem „großen, unendlichen Glid”, weldjes die Ferne „mie trunfen” —— Was ſingt ſie heute?

N. dv Eſchſtruth, SU Rom. u. Nov. Jedem bad Geine L 16

242 „Die Heide ift braun, einft war fie tot... Weld) ein wunderfamer Klang in ‚ihrer Stimme, meld) eine tiefe, heiße Zeidenjchaft durchbebt ihn. „Mein Lieb ift falih, ad) war’ ich tot!" = Und ein junges Weib, welches fo tief, fo innig emp⸗ 2 findet, will fih losſagen bon Liebe und Glück, von all jenem füßen Sauber, den die rotbliihende Gate um t gwei Menſchenherzen pinnt? = Undenfbar!

Gräfin Sri, hie viel —— viel Gefeierte, oe

fofettiert Kalte und Sprödigfeit, um ihr Herz dahinter zu berjteden, wie hinter ſicherem Feſtungswall.

Und doch!

Ihr Auge blitzte fo flug, fo ar ool und der rote Mund zudte fo ſtolz, als fie vorhin die Rechte der Frau verteidigte! s:

Derjelbe Mund, welder eben um verlorene. Liebe flaat, jo berzergreifend und todtraurig, daB man am fiebjten mit ihr weinen möchte! :

‚Gräfin Sris, wirft du niemals aufhören, eine ge- heimnisvolle Sängerin gu fein? oe |

Mortimers Herz Hopft zum Berfpringen. Welcher Stimme follte er glauben? Sener erjten, falten, abwei⸗ | fenden, die allem Glid der Berne das Todesurteil ſprach oder dieſer zweiten die ſoeben mit zauberiſch sehen Klingen von Luft und Liebe ing? |

Aus jener erjten ſprach der Verſtand, et dieje ——

ya o

zweite aber zittert daS Gera, ein heißes, fühlendes Srauenherz, welches vergeblich ſich ororen und gegen fein Schickſal ſtreiten wird. |

Und diefer zweiten Stimme rill er glauben und | vertrauen und will frohgemut den Kampf gegen alle moderne Emanzipation, gegen al die ſtolz erſtrebten

Frauenrechte aufnehmen!

Jedem das Seine!

Rein ichönerer Siegespreig bat je eines Mannes Bruft geihmuüdt, als der Strauß bon Minrten und Dran- genblüten, den Iris die lieblidje Braut, mit glückbeben den Händen Sinden wird!

Mortimer bertraut feinem guten Stern, er glaubt daran, dag auch fein Schickſal üd in dem verhängnisvollen =

Konftantinopel erfüllt hat, und dag e3 ein glüdjeligs

Geſchick fein wird, marum hatte es fonft feine Fäden n fo wunderjam bon dem fernen Süden bis hierher ge⸗ ſponnen, ſeine und der Gräfin Iris Wege aufs neue zu vereinen?

Eine jubelnde Zuverſicht leuchtet in den Augen des jungen. Dffiziers, eine Gewibheit, die ihn jchter über- mütig matt. | >

Die Hausfrau steht dicht an feiner Seite und Mor-

timer jlüftert ihr mit unividerftehlich bittendem Blid e em aS | E

paar Worte ins Ohr.

Frau bon Berat fieht zuerſt überraſcht, dann ſehr erfreut aus. ee re | een

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„X! Gie fennen bereit3 das Repertoir der Komteſſe! Ä Nusgezeichnet! | Ich merde ſofort um das Lied bitten!” „Aber bitte, möglichit harmlos und gang, a dis- cretion, gnädigfte Frau!“ ee Die Generalin lächelt, Mnbtlorail 30 bin Spre Mitver{shroorene und Sie Sollen mit mir zufrieden fein!"

Gräfin Waldjtetten hat geendet, rauſchender Bei— fall umklingt fie, und mit der ruhigen Golaffenheit, welche jo. gar nit zu ihren Jahren paſſen will, dankt. fie mehr verbindlich) ala freudig erregt den. Enthufiaften.

Frau von Bergt drüdt ihr herzlich die Hand.

Noch geben wir Sie nicht frei, Romteffe! Sie fin- gen dod gewiß aud) Schumann, meinen Spezialbeiligen! Sie fennen jiher die „Schöne Fremde”, die au meinen Lieblingsliedern gehört!" on

gnadige Frau, foll ig fie | fingen‘ g“

u; ich wäre Ihnen bon Herzen dankbar!”

Und ohne jedivede Ziererei oder Rofetterte läkt Iris die weißen Hande abermals. über bie Laften gleiten, und jene Klänge, die Marken ehemals auf dem ftillen, _ mondglikernden Meer entzüdten, umſchmeicheln aber- mals fein Ohr.

Pochende Glut ſteigt in ſeine Schläfen, ſeine daen bliken in leidenſchaftlicher Erregung, die ſchönen Zähne lachen unter dem blonden Schnurrbärtchen hervor.

Er teicht lautlos hinter die Tür zurück, nimmt ſeine Geldbirfe aur Hand und ane die Bobtsiie

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Sarm ‘Seder verfdiedene ae Minzen. Boll alüd- feligen übermuts nimmt Mortimer einen Piafter, reißt ein Stück rofa Seidenpapier von einer vor ibm ftehenden |

Blumentopfhülle und wickelt das eff. - > Bor ſeiner Seele. I hrmebt: ein. Bild. er fieht ſich als fahrender Armenier por der apejo jilla in Prin- fipo ftehen, er fieht, wie die Balkontür fich öffnet und die ſchlanke Geftalt der Gräfin im citara des. Mon des eek ee Es redet mie kunen die Ferne

Bon grobem, unendlichem Glück!

jauchzt er ihr zu, und vor. ihm fällt flingend ein Gelbe

ſtück auf den Niesweg nieder, ein Piajter. Hier, blank vergoldet, iehoutett er ſich als Gluͤcks pfennig an ſeiner Uhrfette, . . diefer türfifche enolic

aber foll jett beifen einen. Feinen Scherz in Szene jeben, und weiß Gräfin Sris , woher er fommt, entfinnt Hees: ſich ihres Sängers aus Printipo, denkt fie zuriid an jenen Sommernachtstraum, und ertennt Te den arme— niſchen Troubadour wieder dann —- 9 dann griint bereits. die Myrte, bon ser er elt feiner Tirtenfahrt To = oft mit wachen Augen geträumt hat! | oo Er ‚wendet fich, winkt einen Diener Jeran in-

ftruiert ibn mit haſtigem Fluſtern und der. Salonierte

murmelt ein berftändnisinniges „Zu Befehl, Serr Qent- nant!” und nimmt. den Rialter in roja Geidenpapier N Empfang.

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Wie wird ris den Scherz aufnehmen? Iſt fie tatjächlich fo geiſtreich mie fie fcheint, wird fie ihn San Und empfindet fie ihn als Angebunehie | ei, jagt nicht ein alter Bers: | Seh’ den. Frauen satt entgegen, Du gewinuſt fie, auf mein Wort! Doch wer tin ift und verwegen, Sonini pee ae beffer fort! Alio gewagt und geivonnen, und das Rätſel gelöft, das jie ohne Hilfe bed) faum raten wird! : Gräfin Jris hat das Lied beendet, ite erhebt fich und tritt fo oftentatip bon dem Flügel zurüd, daß fein Zweifel berrichen fann es ijt für ae Abend ihre legte Gabe geivejen. Man umringt fie und erjchöpft fich in 1 begeiftertem Rob, welches die Komteſſe ebeniomenig zu erregen icheint, > an der erfte Beifall, den fie geerntet! Sie lächelt fehr livbenswiirdig, Santt jebr herzlich), aber ihre zartfarbenen Wangen färben fih nicht um einen Saud roter, nnd die ſchönen Augen blicken ſo ruhig, als jabe die Glucksverheißung der funkelnden Sterne allen anderen, nur nicht ihr gegolten.

‚Herr bon Bohl hebt joeben mit erregteiter Priene wieder ar: Wenn ich ſo bebenfe, wie mein feliger Ontel mir berficherte: Nicht nut in den Augen, jondern in der

Stimme liegt dns Herz! ee und Geutnant bon Arded überreicht der anmutigen Sängerin mit tiefem Blid ein

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Glas Seft, dag fie mit Teichter pepper danfend ablehnt.

Da jteht der Diener hinter ihr. „Ein danfbarer Suborer erlaubt fih, Komteſſe Dier- mit Revanche zu geben!” iiftert er und überreicht e einen a flcinen roja Gegenftand. | a In demſelben Stugenblid geleitet der Sousher eine

~ allerliebfte junge Frau, die Gattin eines bayerijden - _ Meiteroffigiers, an einen fleinen Marmortiſch vor das

= Alabier, auf welchem eine Zither fteht, und verfündet den

a erfreuten Zuhörern, daß die Baronin ein paar echt natio-

nale ,G'jangeln” mit Zitherbegleitung zum beiten geben Wi Aller Augen wenden fih der jehr beliebten und qe- feierten rau zu, und während man fie umbdrängt, öffnet Gräfin Bris mit jehr Te ngen das roja Seiden- papier.

Gin Piajtert - ein tücifches Geldſtück!

Einen Moment ſtarrt ſie ſptachlos darauf nieder, fic jheint anfanglic) den Sinn der feltjamen Sendung nicht recht gu beritehen, dann aber hebt jie ploplich bas Haupt, ihr Hiid gleitet raſch über die Umftehenden und bleibt jählings auf Mortimers ſchalkhaftem Geſicht bangen. |

| Blid ruht in Blid, ein en |

Dre

und reicht Marten mit ‘len Lachen die Bs

Hand entgegen.

ua

pa

„Sie find es! 9, nun wird mit. alles Hat! jagt jie ſehr lebhaft Bd Tait night behaupten, daß ich Sie perſonlich wiedererkenne denn weder meine Verfolger | im Boot, noch die genialen Muſikanken por der Billa

vermochte ich doutligh bon Angeficht zu {djauen! Aber id) freue mid) febr, dab id) das damals Unmögliche nun doc) ermöglichen, und recht iiberrafchend eine febr ipaßhafte Bekaͤnntſchaft nachholen kann um von einer Mãrchenwelt zu plaudern, die jo lang ſchon wie ein | Traum hinter

mir heat!" : .

Mortimer hat die kleine Hand ver refpettooll an die -&ippen gezogen, aber in feinem Blid ſpiegelt fich das beige Entzüden über ihre freundlichen Worte.

Gr ift beinahe noch tiefer erglüht als eine junge Dame, und jein hübſches Geſicht nimmt abermals den weiden, ſchwärmeriſchen Ausdruck an, der ibm 10 leicht | eigen ift und ihm etmas Mãdchen haftes ja Kindliches “gibt, trog des flotten Bartdens auf der Rippe. Es iſt ſehr ſeltſam, welch ein auffallender Unterſchied gerade in dieſem Augenblick Wwiſchen den beiden jungen Menſchen zutage tritt. Die Romie fie ftebt jo fiher, Hoc) und ſelbſt⸗ bewußt vor ihm, wie eine Gebielerin, die wohlwollend auf den Bajallen herniederihaut, ihr ſchönes Antlitz iſt weder gerötet, nocd) zeigt cS die mindejte Spur bon ihmachtender Sartheit bei dem Gedanken an „die ferne Märchenwelt“, deren geheimer Zauber das Herz Morti- mers nod) jetzt erziktern lat! |

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Zubörer erlaubt fid, Koͤmteſſe

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„Ein dantba rhanche zu geben!

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Und dieſes Empfinden drüdt ſich in ſeinem ganzen Weſen, ſeiner ganzen Erſcheinung aus; juft, als Hatten Mann und Weib die Hollen getauſcht.

„ie freue id) mid), Gräfin, dah Sie meiner Kühn- beit nicht zürnen, dak Gie mein abentenerliches Beneb- men in Prinfipo fo nachſichtig verziehen haben! Ich glaubte | = |

Sie unterbricht ihn mit fragendem Blid.

Ihre Kühnheit? Abentenerlides Benehmen? Was | ae

meinen Sie damit? Haben Sie die Hüter der Pforte erfdlagen und dem Sultan die Haare aus dem Bart gerauft? Oder entführten Sie eine ſchöne Odaliske kühn wie Sion bon Bordeaur?” fie lachte abermals Tete und ein flein wenig ironijo, was er jedoch, in jeiner 2 Erregung nicht bemerkte, und fuhr dann heiter fort: „Daß Sie unferm Raif in ehrerbietigem Abitand folgten und. uns fo bequem entwifdjen ließen, dab Sie mir aus re- ipeltabler Entfernung Blumen zumwarfen und als ebenjo titterlicher, wie beicheidener Sänger vor dem Balton standen, das ift alles weder kühn, nod) abentenerlich, iondern fo lobenswert, daß id) mich freue, Sie meinem Vater als ‚des Nätjels jpäte Löjung‘ zu präfentieren!” Wirklich, Komteſſe? Darf id) auf jo viel Güte rechnen?” ruft er, noch entzücdter al8 zubor, und hört aus ihren Worten nur daS einzige, daß er in ihrem Elternhaufe willfommen ift. „O, wie werde id; nun den

1 =

Bosporus mit all feiner beriidenden Herrlichkeit nicht mehr vermijien! Sie haben jahrelang in Stonftantt- nobel gelebt, Gräfin, wie febr mub alsdann der Zauber bon Zaujend und eine Nacht Ihre Seele umſponnen haben! - —ch träumte nur zwei furze Woden mit of- ‚fenen. Augen all jene Wunder und habe doch fon ein Stic Herz und Seele in dieſem pbantaftifchiten aller Erdenfledchen guriidgelafjen! Wie ehr mögen Sie ſich erſt nach jenen fonnengoldenen Tagen und mondbeglänz- ten Märdennächten. zuruckſehnen!“ |

Er ſprach beinahe atemlos bor Täimärmeriicher Ber 5

geifterung und ſchaute in ihr Antlig, als müſſe diefe all feine eigenen Empfindungen poll ile En

miderfpiegeln.

Um jo überrajchter iwar er, alg fid) Die feinen Brauen ae

gufammengogen und Die geiftvollen. Augen: der jungen Gräfin ibm ſtolz und kühl entgegenblikten.

©, wie irren Sie, Serr bon der Marken, wenn Sie mich unter jene feicht getäujchten Menſchen rechnen, melche die Welt und bor allen Dingen den ‘Orient durd) die tofige Brille des Enthufiasmus anſchauen! Gerade dann, wenn man längere Zeit in Ronftantinopel lebt und. pas äußere Blendiverf pon der inneren Fäulnis unter-

icheiden lernt, verliert man jedwede Sympathie für diefes Märchenland, in dem das einzig Märchenhafte die

Dracen und Unacheuer find, melde dag unglüdliche, feitgeihmiedete Weib bemaden!”

=- p >

“th! Gnadigite Gräfin übertragen bie Srauen- frage aud) auf den Orient?” =o

Gewiß! Denn wenn fie irgendwo. merken müßte, dann dort!“

Was kummern Sie die Europäerin, aber jene orientalifchen Mibftände? Und wie koͤnnen dieſe Ihnen die Freude an all der bligenden und funfelnden Serr- lichkeit nehmen, bie unſer Auge auf Schritt und Tritt blendet?“ = eS

„lendet! Das ift zet seid Serr bon der Marken! Wenn man fiğ aber nicht blenden apt, jondern Hinter all den blühenden Roſen und Myrten- jtraudern nur die Schlange lauern jieht, dann bat man eben feine Freude mehr an dem trügerifchen Schein!

©, Sie glauben nicht, wie es mih empört hat, meine ———

unglüclichen Mitſchweſtern zu Sklapinnen erniedrigt zu fchen, dieſe Geſchöpfe Gottes, die zu derjelben Drehen und demſelben Lebensgenuß aeboren find wie der Mann, | gleich hilfloſen S SHhladttieren Dinter Gittern und Mauern eingeferfert au mijjen Se

„Sie ftellen die Orientaiin auf ‘bietelbe Bildungs- jtufe wie- fich jelbit, Gräfin, und betrachten ihre ſozale Stellung in dieſem Sinne! Mber Gie ‚irren gewaltig darin! Der Zürfin Geſichtskreis iſt ein fo äußerjt eng⸗ begrenzter, daß ſie ihre abhängige Stellung faum beur-

teilen, geſchweige als entwwiirdigende Ungerechtigfeit em | finden fann!” | :

ORS S

Jris warf mit leidenſchaftlicher N das Sat, in den Naden. 3 l ji „Das ift e8 ja, was mich am meiiten daß. man das Weib nicht nur körperlich fondern auch geiftiq zum Tier herabdrüdt! Warum jorgt man nicht beffer für die Erziehung und getitige Ent- widelung der Frau? Warum erhält man fie fiin{tlid) auf einer jo niederen Rulturftufe, die fie unfähig madt, ihre ſchmachvollen Ketten zu brechen?‘ Mortimer zuckte die Achſeln und blickte die erregte Sprecherin mit hu— morvollem Blick an. „Wie viel Opferwilligkeit und Selbtoerleugnung fordern Sie bon We ännern, die mehr. oder minder nod) Barbaren find! Selbit der zibilifiertefte Orientale fann os Blut und Art nicht verleugnen, ftreifen Sie ihm den Firnis ab, jhaut der Byzantiner wieder darunter : hervor! Warum foll er eine bequeme, willenloje, gehor- lame © SHabin in eine Defpotin verwandeln?”

264 =

„Defpotin? „Das denkende Weib mill fret fein, pag freie will herrſchen das herrſchende will tyrannifieren!” —_— „Recht ſchmeichelhaft ‘Gert bon der Marten!" Er lachte heiter auf. „Wollen Sie Ihre eigene Natur verleugnen, Gräfin? Ah, wie empfinden wit | armen Europäer, Amerikaner ulm. Icon fo febr die awin- z gende Gewalt des Weibes, wie haben wir uns Herz und Hände mit Rojenfetten binden laſſen! Iſt nicht das ge- hebte Weib für uns Königin und Göttin? Macht ung die Nitterlichkeit gegen die Damen nicht zu ihrem gehor- ſamen Diener? Laſfen wir nicht Blut und Reben für unfere Mutter, unfere Geliebte, unfere Schweftern? Und doch ift es den ungufriedenen Frauen nod nidt genug! Dennod itreben die. Dodernen immer höher em- por, wollen den Mann aus Amt und Würden berdrängen, wollen nicht mehr lieben, iondern nur duldfam Kamerad- ichaft wahren, tollen nicht mehr bitten, jondern befehlen! Die weit find fie da nod) bom Defpotismus entfernt?“ or jpredjen als Mann, welder feine Pofition | verteidigen. will! Geben Sie uns al dieſe Nitterdienjte, Verehrung und Huldigung umjon{t? Gewig nit, ‚Sie verlangen viel dafür, dazjelbe wie der Orientale, ein gehorjames, willenloſes, fügf ames Weib, eine ,Got- tin‘, die neben ihrem Manne nur ein ivefenlofer Schatten ijt, eine Herrin, welde nirgends tveiter regieren darf al3 in den unjagbar engen Mauern ihres Haujes, und

ORD

aud) da nur fo weit, als der Wille ihres Gebieters ihr die Grenzen fiedt! Freiheit und Gleihberehtigung gibt auch der Europäer jetnent Weibe nod) nicht, aber er tit nicht fo brutal offen und ehrlich dabei wie der Afiate, a jondern deft feine Retten und Stride mit Roſen aul”

‚Wenn bas Los der modernen Frau wirklich ſo trau⸗ rig iſt wie Sie fagen, Gräfin, fo will ic) der Erite fein, : der für ihre Erlöfung eintritt!”

| Auf Mannerhilfe warten wir nicht, wir helfen uns felbftt” Ses | „Und id werde mid) eines jeden Ihrer Siege pon : Herzen freuen! Selbit dann, menn Gie morgen am Tage | ein Amagonenforps gründen, und mich armen. Kerl als Generalftäblerin mit Windeseile überflügeln! Wie ftramm wiirde ic) bor sonen, als meinem Herrn Major Hem „Sie jpotten, Serr von der Marken!” = „Haben Sie etwa im Ernit gnädigite Gräfin?” | Im bittern Ernſt!“ Er jah tatſächlich überraſcht aus.

„Sch ftand diefem, mir. bisher sehr Fer. liegenden Thema recht wenig porbereitet gegenüber!” jagte er mit wunderlichem Klang in der Stimme, „und werde nun nicht berjaumen, mid) gründlich über alle Kardinalpunkte der wichtigen rage zu orientieren. Dann harre ich etwas beſſer gerüſtet Ihres Kampfrufes, Komteſſe und hoffe

Hag, 256

Sur meine ungebulbige Gequerin alg irane Ber: bündete zu gewinnen!” Bae

„lie mit anderen Morien ... Sie fagen N Fehde an?" a = Ss. | Wenn ols ein Wort einer Dame gegenüber am ae Plage ift. Se = .

„Wir modernen Frauen, de wit unjeren eigenen Meg gehen wollen, fühlen uns fo ſtark, daß mir auf alle Salanterien und Rücfichten des ewig Männlichen ver- zichten!“ Sie lahte febr heiter und fah ihn mit einem Blick an, melcer ihm freundlicher und. intereffterter deute, alg zubor. „Ste zu meinen Anfichten au befehren, würde ziemlich zwecklos fein, ihnen aber £ Ihre Achtung zu gewinnen, würde mid ſehr erfreuen.

„Darf ich mir nod) eine indisfrete rage erlauben, | gnädigite Gräfin?”

Mud eine folde þat man fret an das Schidfat!"

Inwiefern beabſichtigen Sie, wore modernen Ge | finnungen zu betätigen?” a =

Sie jah ihn fragend an und. er blickte auf die terei ſeines Armelaufſchlages nieder, e8 ſchien, als el rote er, oder tänfchte bas Licht?

„Werden Sie uns arme Männer für fo gänzlich über- flüſſig erachten, dap Sie die Ehe ein für allemal DB Ihmören?"

dris richtete fic hoch auf.

2357

63 lag wieder etmas fehr Selbithemußtes, ge a nichts Arrogantes oder DEIBa gen i in dem Musdrud

ihres ihönen Sefihtes.

Ich bin feft entichloffen, niemals zu heiraten,“ „Und wenn die Liebe fommt?” | „Sie fommt nicht!”

„Sind Sie defien jo ganz gewiß?"

‚Süd: Ich hoffe, nie etn Gefühl der Abhängigkeit einen Manne gegeniiber zu haben, feiner Hilfe und ſeines Schutzes nie zu bedürfen. Die Liebe aber ift lediglich - eine große Selbfttäufchung. Entweder entjpringt fie der Eitelfeit, welde gefallen will, der Laune, welche Mb- wechſelung verlangt, oder der Silflotiafeit und Xndoleng, die einen Sdhiiger und Berforger ſucht!“

„Das ijt ein hartes Wort, Gräfin, und ich fürdhte, es ergeht Ihnen, wie dem Blinden, der von der party pride” |

„Sch denfe nicht hart und berglos, jondern nur lo— aiid, und dak ich mid nicht täufche, beweifen all die gahl- Iofen unglüdlichen und een Ehen, die heute zur Tagesordnung: gehören.“ = |

„Und jedes yärtlicere Gefühl?” = | |

st Einbildung, ein artes, felbttindiaes Weib wird für Illuſionen feine Zeit mehr haben.” 3

Beabſichtigen Sie ebenfalls einen Beruf zu er-

greifen, Komteſſe?“ |

N. ve. iditrurch, FU Mom. n. Nov. Jerem das Seine 1. 17

er

pod) tite es unbejchreiblich gern, füge mid) aber dem Willen meines Vaters, melcher feine Tochter unt die Welt nicht im Doklorhut ſehen will. Da id) mid) nicht im ‚Staatsdienit‘ betätigen darf, tröfte ich mich damit, Pri- batgelehrte‘ au jein und fhıdtere zunächſt nur zu meiner eigenen, heimlichen Freude!” a | „Hut abl Bor Ihrem Geren Bater und vor r aren, | Mas ftudieren Sie, Gräfin?” en

„Sprachen, Bhilofophie.“ a

‚Rhilofophie?! Grundautiger! Etwa Prene und Schopenhauer?!”

Sie lachte uber fein fo ehrlidjes Entjeßen.

‚Much die! Sch fehe aber, die armen Serm find nicht a Ihrem Geſchmack? |

ichüttelte fich, ein feines ide > re

a um feine Bippen. | „Nein, Gräfin! Gott bewabre mich bor Nießichefcher Brutalität, die nur mit der Beitiche gum Meibe geht! Das ift mehr als türkiſch und ſeine über die Gran, fetite Mone neriie oui

Sap ET AANE

pört mich nicht nur, onher ee th _

Wie verträgt fic Niekldejche Bhilojophie mit Ihren

ſichten? Sie verurteilen an dem Miaten, was Sie an

dem Deutiden gutheiken?“ S S Einen Moment ſah Gräfin J ein ganz flein

unſicher aus. | |

259

„©, Dtefes oft sitierte Wort von der Reitfhe! Es

ijt, als ob Sie einen einzigen Stein aus einem Rieſen haufe reiken und nach dieſem das ange Gebäude be- urteilen wollten!” | nn

„Wohl möglich; ich habe mi nie mii den geiftigen Ausgeburten eines Wahnſi jinnigen befaßt. Sch Jah ja, wie

biel Unheil fie anvidhteten, und mar objettiv genug, nad os diejen. ‚Srüchten, au denen man jie erfennen fol‘, nem Urteil zu bilden. Wehe den iibermenjehen, welde eine

derartige Philo ophie geitigt! Glaube, Liebe, Hoffnung = tragen ſie zu Grabe, und was übrig bleibt, ift ein troft- | und freudlofes Dajein, eine Rerein! lantung, die ihm

mer. ift als der Too!” | = Die großen Augen der jungen Gräjin erben es, größer. |

_ > iegiche wird von den Laien in der n egel jebr ark a angegriffen und ungerecht verurteilt. 30 felber ftebe auf a dem © Standpunkt, das Gute vow dem Sibledjten zu fren oe nen und nur Das zu meiner Albernenigaing au maden, ee

ivag mir aufant.‘ Ce |

ibſo⸗ ‘ft fo feb für Das ‚Xusleben‘! Er Hat ister unjere jenjibeln und ungufriedenen Frauen in ſehr anderer Art ‚beeinflußt, als e3 bei Ihnen den Anſchein hat. G8 follte mich feher freuen, wenn Komteffe in die- jer Beziehung ſehr wenig Zuſagendes in den Irrlehren | Diejes Sreiheitsapoftels fänden. Rhilofophieren gnä- diaſte Gräfin ‚auch auf refiaiöfem Gebiet?“ N i

- 260

Iris nidte ein menig zerftreut.

Shr Blid ftreifte fein heiteres Beficht, das jo a nicht au feinen Morten pakte, wie in forjchendem Siweifel. ewiß und ich werde mich freuen, aud) über | diefe Gewiffensfragen mit Ihnen ſtreiten au fönnen! Sie find fabelhaft offen und ehrlich in Ihren Anfichten und das gefällt mir. Die anderen Herren lieben mie id) bemerfte feine ernfteren TIhemata für ihre. Unter- | Haltungen, fie find entweder das perjonifigterte Ci | verftändnis, flappen die Haden zufammen und lächeln ‚ah, in der Tate oder ‚Sehr wohl, gnädigfte Gräfin! und halten mich ficher alle für einen unausitehlihen Blauftrumbf oder für eine jenfationsluftige Dame, die ſich ath Abjurditäten gefällt. - Mit Ihnen aber läßt es fich plaudern, obwohl aud) Sie meine Ssnterefien nicht ernit au nehmen {cheinen.”

Nicht im mindelten, Gräfin! tind darum hoffe id bei unferen Heinen Wortgefechten doch nod) Sieger zu bleiben! Bedenken Sie jelber, Gräfin, weld ein itolges Glück es für. mich fein wirde, Gott Symen eine oe rin zur Anhängerin zu gewinnen.“

Wieder Hammte es heiß in jeinen Wangen aut und das ganze Entziiden, mit dem ihn thr Andlig ae as fic) in feinem Auge. = Bie war es möglih, angelichts beler jieghaften

Shönbeit an ein Herz boll ae und Sleichgüftigteit zu glauben ?

261

Wie in bräutliher Schöne floß das Ichneeige Gewand, von dem zarten Rojenichein der Zampenaloden überhancht, an thr nteder, und Mortinter deuchte eS, als wüchſen die Bmeige des bl: henden | Sebiiches, daS die Saloıedfe füllte, bin ter _ tht empor und Sx formte fic) auf dem K fiebliden Haupt zum @e, Myrtenfrang. Noh aber war e5 ein Lraum, das jab er an dem | jpöttrichen Buden ihrer ` Lippen, welches die einzige Antwort auf jeine jo kühnen Hoff— nungen blieb. |

~ Die Gratin neigte faunı merflid das Köpfhen und fagte: „Sie haben die älteren Herrichaften nod nicht begrüßt, find aud) meiner Rilegemama noch nicht vorgeltelt; führen Sie mid zu ihr, fie wird fich jehr amiifteren, den Armenier, der in Brinfrpo deutiche Lieder por ihrem Saufe fang, fennen gu lernen, Bei ihr haben Sie aud

er

(lid mit Shrev Vorliebe für die Türkei, Zante.: Berg ſchwärmt für & tonftantinopel und a ihe mit vollen Afforden in Ihren. Hymnus ein.‘ Marken verneigte ſich gliietitrabfend.

© fab in der Bereitwilligteit der Romteife, thn mit ihren Angehörigen befannt au maden, da3 befte Anzeichen für ein freundliches Intereſſe und dies genügte, um em Herz. mit jaudgender ‚Hoffnung zu erfüllen. | Wenige Augenblide ipäter ſtand RE por “Galion taot umd- mis erzählt e poll heiterer Saune von der tiberrafdjenden Belanntidatt, und. wie fie ganz une erwartet beute abend einen ganzen za eingenom- men habe.

Frau bon Bergk fie erate jebr, und während Šri den Um) tehenden nod) einmal alle Details jener poetijchen Nacht am Bosporus zum bej ten geben mußte, nahm. Mortimer neben Crgelleng Mat und war bald in ein lebhaftes Geſprach mit ibr verwickelt. Weld ein Genuß für beide, ſich in die Erinnerungen an ; zauberfhöne I Belt au verienten! na | Boll gliiender Y eget terung enge Mar fen all jener wunderſamen Gindrüde, die jeme junge, empfindiame Seele im Orient empfangen hatte, und feine Augen ber -famen abermals den weichen, finmenden lanz, bas miid- . henhaft Schwärmerifche, das S Fria allfogleich an ihn aufs

gefallen roar! Seine fpateren, jo energifdien und bes EES

| ftinunten Anfichten hatten Ddiejen Eindrir vermijdt und

-263 ihr Sntereffe, angeregt; jest ftreifte ihr Blid micder vere | itoblen jein. frifches Kindergeſicht und ſie hätte am liebiten zu ihm gejagt: Welch einen prächtigen ‚Spielgenoffen werden Sie für Schweſter Bärbel abgeben!“

Und dieſer Jüngling wollte an den (Srundpfeilern eines ehernen Gebäudes riitteln, das jie ſtolz und trogig in Serz und Sinn erridtet hatte! :

Sie lächelt und wendet da3 Haupt, eS deucht ihr ergentlich eine Torheit, diefem jungen denliften ihr Gaus geöffnet au Banen, i

ortimer war ein häufiger Salt in dem Haufe des Grafen von Saldftetten geworden. - Nicht, daß ris ihn in der erften Bett be jonders herangezogen oder ausgezeichnet hätte, fie behandelte ibn tm Ge- genteil etwas Ichroffer wie bei der eriten Begegnung und nur ver jebr ehrliche und eneraijche Widerſpruch, welchen der junge Offizier entgegenjtellte, jo oft das leidige Thema der Frauenemanzipation angereat wurde, reiste jie jtets bon nenem, feine Unterhaltung zu juden. Sie zürnte und ward oft ernitlich verſtimmt, der raf aber und Tante Berta fchienen defto mehr für den jungen Offizier eingenommen, ja die legtere befand fid

O85

derart in dem Bann ferner friichen, beftridenden Liebens— würdigfeit, daß fie jede Gelegenheit wahrnahm, den jungen Marten als Gaft in ihre Salons zu giehen.

Mortimer hatte es im Verkehr mit ; Zante Guſtel ge- lernt, alte Damen jo au unterhalten und zu behandeln, wie dieſe es lichen, und bei Erzellenz Bergk bedurfte e3 für ihn weder einer fonderlichen Anftrenaung nad Opfer- willigfeit, denn thre ‘Baffionen begegneten fih allzu lebhaft.

Konſtantinopel und Prinfipo bildeten nad) wie vor das Thema, um welches fih ihre Unterhaltung drehte.

Tante Berta hatte eine anjehnliche Sammlung der jchonjten Anfichten, por denen „man oft jtundenlang an- betend fniete!“ mie Komteſſe Iris mit etwas ironiſchem Lächeln bemerfte. Dann fa Mortimer im Schein der roſig gedämpften Lampen neben der alten Dame, behag-

lid) in feidene Kiffen gefchmiegt, zur Seite das fnifternde

Kaminfeuer, und träumte fi zurück in die geheimnisvoll funfelnde Pracht des Orient, wo die Roſen fo ſchwül durch die ftilfe Sommernadit duften.

Sein Blid ichveifte oft zu Gräfin Bris hinüber, die einen Bad Qvitungen, deutide, englifche und amerifani- ihe, vor fih aufgeitapelt hatte, und jede Fleinfte Notiz, welche die Rechte des modernen Meibes anariff oder ver- focht, voll glübenden Intereſſes verfolgte.

Wirklich glühend?

= 266

Es dunfte Mortimer andlar, alg ob die ſchonen | großen Mugen doch etmas müde und gelangweilt auf all die Broſchüren fchauten, die über Rerfammlungen, Be- i ratungen und neue Vorſchläge der Frauenrechtler innen Bericht eritatteten, daß fie oft mit nachdenflichem Blick abſchweiften, um auf ihm und klein Yarbara ay ie Sa Bärbel! | . Noch nie im Leben hatte Marten eine fo kleine Freundin befeffen, wie Komteßchen! Sore erjte Befannt- ſchaft ward febr originell gefdloffen. | Marken hatte zu etwas Früherer Stunde wie ge- wohnlich die Ringel zu Billa Walditetten gezogen, da er gern das neue Gemälde Des Grafen, eine Türfin, welche auf dem eigenartigen Campo, dem aroken 2 Totenfelde bon

Pantaldi, vor einem der ſeltſam een Grabi teine A

trauert, fehen wollte.

Da fid Waldjtetten nod auf dem i Sate Geland. w ; Ss ein nenangefauftes Neitpferd au muftern, trat Mortimer ae a 3 alein in das Atelier, dod) faum hatte er einen Blick auf

das Gemälde geworfen, als ihn ein Teiles, bitterliches Weinen, das durd die offene Nebentüre drang, auf: borchen Tie}.

Die Stimme der Gräfin A flang febr ruhig und freundlich dazwiſchen

„Aber Parbelden, nie fort man jo unbernänftig fein und über Dinge meinen, welche nun dod) einmal nicht zu ändern find!” jagte fie in einen Ton, der einem Broz

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feflor der Philoſophie alle Ehre gemacht Haben würde, „Da tröftet man fic) und denft eben: es hat fo fein follen, 3 denn. die Heiniten Urlachen haben im Leben oft febr grobe und Wirkungen l“ | =

„A wris .. . dabon wird doğ aber meine fone = witſcherpfeife wieder heil... und bier fann ich fie ee

nicht faufen .. . und wer foll ket mir aus Konſtantinopel : : holen? .. . Ad und fie machte mir fo viel Spaß, weil die biefigen Rinder fie alle nicht Fannten . . . und Nudi är- aerte fich wohl, meil ich fie ihm nicht Taler | und da warf er fie poll Sorn auf die Erde .

wWieder erfticte beftiges Schluchzen die fühe, flagende Kinderſtimme und Arig jagte ein wenig ungeduldig: Rün -id imerde es verfuchen und an Madame Minali Valide Schreiben, die treibt vielleicht noch eine auf!”

SS „Ah nein, ris! Die Pfeifen gab es nur in dem St. Benoit! Wenn die Leute aus dem Kaukaſus da- getvejen waren .. ‚dann fauften fie die Hoglinge auf dem Balut- Bajar . . wo fie nur einmal im Jahr gu haben waren, wie mir: Suffuf damals faate!”

„Stun alfo! wenn e5 feine Möglichkeit gibt, has ——— Au erjeben, jo {lage eS dir aus dem Sinn! a ein Weinen und Klagen iſt weibiſch und per- achtüch 3 wird dir im Leben noch manches genommen und verjagt werden, ras du ruhig und ſtandhaft | ertragen mut, und. mwenn dir ein unavtiger Junge em De | ‚bereitet, io ift es febr töricht, darum zu

268

gramen. Stola den Kopf hoch, Bärbel! Dent nur, dit Ee hätteft bas dumme fürfifche Ding eur nicht mehr haben ; tollen!” „Aber ich hatte es fo febr, febr gern! Und meme Ranarienvogelden fingen gerade an, fo ſchön nadar | zwitichern!" | Ad), weld bitterlidjes SEhlucyen! | | . Nortimer hatte bei den falten, vernünftigen Troſt = worten ber. Gräfin Sri gelächelt, dann. wendet er ſich haftig suriic und verläßt, fo lautlos und unbemerkt rte er getommen, das Atelier. Seine Augen Leuchten.

Welch ein alüiklicher Zufall, dab er juit über den Baluf-Bafar aing, als bag ploten und witſchern der Heinen Wafjerpfetfen, welche hübſche Tierfeffenmädchen feilboten, ibn amüfierte. Da dachte er an Gretel dabetm, | = deren. naiber Sinn fih freuen wird, dem Hänfling im : Statig eine pübjche Muſik borzumaden . . ‚und an die | Kinder feines Sauptmanns, welche ihn febr lieben und ficherlich erwarten, daß er etwas aus dem Orient mit- bringt, und er kaufte die niedlichen Vogelpfeifen und brachte ſie afücflich heim.

Die für Gretel lag noch in ſeinem Schreibtiſch und ſollte beim nächſten Urlaub mitgenommen ‘werden, aber jest hatte er doch ea eine beiee Berwendung . Dafür. we ene Sattia jprang er in die Bierdebaßn, fue u feiner Wohnung auriid, und holte das Ebenbild der fo bitterlid)

is BED

beflagten, von dem böjen Rudi jo graujam bernidjteten Pfeife und als er nah furger Heit das Atelier des Grafen abermals betrat, fand er dafelbit die amilie Walditetten berjannnelt.

~ Der Graf fak etwas verftimmt bor feinem Gemälde, denn Sris ttand hoch und ftolg neben ihm und fritifierte gerade den „unangenehm ihwärmerifchen” Ausdruck in dem Geſicht der jungen Zürfin, der ja eine ganze Elegie ausdrüde! G3 jet undenkbar, Sah ein derart gefnechtetes und mißhandeltes Weib, mie eine Orientalin, derart an dem Grabjtein eines Mannes trauern fonne! - Außer- dern müßte das Zypreſſengebüſch dunfler und der Aus- blick auf die afiatifche Küfte greller wirten!”

| Tante Berta beftritt dies, fie fand das tiefe, a nende Reid i in dem Antliß des enfichteierten jungen Weibes bezaubernd und die Staffage tadellos... L

| Wbfeits i in einem Seſſel fanerte Romteffe Barbel und

druͤckte teilnahmlos die rotgeweinten Auglein auf den načten Kleinen Arm.

Sie blickte dem eintretenden Offigier ein wenig chen :

entgegen und verjuchte das Gefichichen mit den berräte

riihen Tranen{puren noch mehr zu verjteden.

“Mortimer begrüßte die Anmeienden etwas haftig,

ničte Tante Bergk mit jtrablendem Lächeln zu und jhaute

nach dem goldblondlockigen Köpfchen im Seffel hinüber. „Somtejje Bärbelchen l“

Die Kleine frod) nod tiefer in fie zuſammen und ee sitterte Teiles Schluchzen aus den Kiſſen Laſſen Sie Baby, lieber Marten = BB hat foeber einen wahren. Wolkenbruch von Tränen gegeben!” : Bae | Komteſſe Bärbel! Ich kann peren!” Da a iauten die Blauangen Be ein menig erftaunt =o N ein einmal he pike: taput geht, jo brais man es mir. Blob au Tagen! sf Dr wie⸗ der e heil!“ ee | | Ermentes, ſehr bitterliches | albai ante Berta aber hebt abtmehrend die Sand: | „Um alles! Neien Sie nicht die Runde pon neuem auf! Die turfijde Bear .pfeife bert niemand wieder halle | ra Mortimer lächelt nod) u Thalien, fein hitb} biches Ant- ee lis leuchtet bor Freude MG! eine tirfifche Roaelpieife 1 it o 2“ | er ai gut geipielter Uberraihung, „das iit allerdings eine febr ſchwierige Sade, aber a . was befomme ich, ; Somtefie Bärbel, wenn i dennod) eine nene herbei saubere?" le Me Das rojiae Geiten hebt tiim, die tränenglängenden Augen itarren ihn an, halb smeitelhaft, halb voll | banger, feliger Hoffnung. a Und Mortimer zieht etwas aus dem | ürmelauffcilan, tit e es gehenn vol an den Mund . amd > oud. glud . ‚teile. -triti .

271

Cin glüdgiternder fauter ni bon Minder- Tippen! ; Bürbelchen fpringt auf die Füße . . Ichüttelt die

blonden Roden aus der erhigten Stirn . . . oud. ud i. mii

Die Vogelpfeife! |

Sit e ein Traum? eine Täuſchung?

Nein! Wirklich und wahrhaftig . . . er hält fie in der Sand, der freundliche, gute Onkel mit den Iuitigen Augen, den fie {chon Langit fo gern hatte . . . viel Lieber wie alle andern!

„Glut . aud Sere He

Abermals ein jauchzender Laut von Varbels Lippen. Hi,

Che e3 ſich ein Menſch verſieht, chneller wie ein Gee danke, jauft das zierliche Figürchen durch das Gemach, | beide Arme ſchlingt fie um Markens Hals, drückt das zarte Geſichtchen gegen das jeine umd küßt ibn atemlos auf beide Wangen. “>

„®©, tober halt du fie’ 2" jtammelt fie bebend, „lieber, Onkel Marken .. . fol fie gar mein fein?” =

Mortimer hat den Arm um da3 gliiefelige ind ge- | Ihlungen, fein Untlig, das unter den Küſſ ſen heiß eralüht ift, jpiegelt das Entzüden, das er empfindet, wider.

Ein flein wenig verlegen ijt er geworden, aber er verbirgt dies hinter doppelt großer Luſtigkeit und halt nedend den jeltjamen Vogel, welcher aus lauter bunt-

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ihilfernden Glasſtückchen zufammengefügt ift und auf einer eigenartig gewundenen Röhre fikt, empor. |

Siehſt du, flein Bärbel, was id) alles fann? So lang ijt mein Arm, dağ ich nur Hinter mich zu greifen brauche, um biS zu dem Baluf-Bafar zu reichen und eine Pfeife zu holen! Biſt du mir aud gut, wenn ich fie dir num fdjente 2” TNR

„But? nur gut? Adh, ih habe dich lieb, Ontel Marken, furditbar lieb!” und Bärbel ihlingt ihr Arm— den fo fejt um feinen Hals, daß er beinahe erſtickt, mit | ver anderen Hand aber ergreift fie die Vogelpfeife und jegt fie mit ftrablendem Gelicht an die Lippen

„Glud... glu... teilli... trilli! Ach Gris... Papa, jeht mit, he geht wirklich ganz genau fo wie meine!“ und während der Graf, aufs höchſte über- tajcht, näher tritt und die Sande in die Taſchen feiner Sammetjoppe verjenfend, lachend fragt: „Nanu, Mar- fen? Sie deinen tatjachlid) heren zu fönnen, oder fih- ren Sie vielleicht die Spielwaren des Balut, feine Fiſche und fchönen Ticherkeffinnen ftandig in bem Armelauf⸗ ſchlag bet ſich? fteht Gräfin JIris wie ein ſchö— nes, regungslojes Marmorbild und faut in Sinnen verloren auf thr Schmweiterchen, dag fi voll iberjtromen- der Zürtlichfeit abermals in den Arm des jungen Offi- ziers fchmiegt, und ihm mit dem fühen Lächeln eines fleinen Engels verfidjert: „O, wie habe ih dich fo lieb, Ontel Marten, fo lieb!” |

273

lind dann foll er berichten, wo er fo ploglic die

Pfeife ber hat! ' Bärbel fann e3 gar nicht begreifen, und Mortimer

nectt fie und icherzt mit ihr fo übermütig und heiter, wie e3 ſtets feine Art ift.

Munderlidhe Gedanfen fommen Bris plöglich! Wie tann fie bei dem Anblid eines Babys an heiraten denfen!

Ho Ejwitruth, JE Nom u. Nov, „erden bas seme L 18

a

- Yd dod! Ihr Ae e3, als cof iie beiden jungen Denichen vortrefflich aufammenpahten! | arbel iſt ja ganz das Ebenbild der früh rinnen nen Mutter, weich, fügſam zärtlich, ſchutz⸗ und hilfsbe- dürftig twie all jene weiblichen Geſchöpfe, die ſchon in den Stinderfchuben zeigen, zu welchen Schattenwejen fie fidh dereinſt auswachſen werden! . : sa, Bärbel wird nie ein energiſches, felbftbemußtes und jelbitandiges Weih fein, fo mie fie lid jest poll zärklichen Entziidens in den Xrm eines Mannes fehmiegt, nur weil er fie burd) eine Kleinigkeit erfreute, jo wird fie zeitlebens anbetend und fanft wie ein Lammejen zu dem Geliebten und Gatten aufſchauen 2 Um Mortimer? Wird er es verdienen, ein fo lie bes, berziges Weje en wie Barbel fein eigen zu nennen?

Mit priifendem, ſcharf Seobadtendem Bid ne Sris auf Mortimer. |

Sana ——— unterzieht fi fie abn einer iha. fehr ernithaft und intereif tert; eine Ehre, die fie fonft nod feinem Manne angetan hat! a

Und wahrend Mortimer ahnungslos mit dem Kinde weiterſcherzt und Tante Berta ſich boll lebhafter Neu- gierde an dem „Wie- und Wo-Fragen" beteiligt, fommt Iris zu dem Schluß, daß der junge Offizier tatfaclid etwas febr Einnehmendes und Sewinnendes an ſich bat.

Sein Geficht ift ſchön und edel, nur noch au weich

und rofig, trog des feden Schnurrbärtdhens. Das trogig

a ce Feſte und Männliche, wie Sris ez verlangt, fehlt nod, aber Bärbel wird gerade auf dieſe Charat teralige Be PEY Wert legen. i

-Ob feine lachenden Augen ropar zornig bligen tönnen? | 3 3 _ Geni nicht! che nur außerlich, fondern tatfächtich. cin febr liebenswürdiger, duldjamer, fried-

fiebender Menjch zu fein, jchr en lenfbar, findlich m

mütig und ohne Energie.

Daß er ihr bier und da idänbar entgegentritt anh =

ihre Anlichten über die Frauenemangtpation befampjt, ift nicht feine liberzeuguna, jondern lediglich ein Feiner Schachzug um ihr Snterefje zu feffeln und wach zu halten.

Er ift ein fraalos fliger Menjch, melder die Situa- tion ſchnell Uberſchant und beherrjcht, er weik, daß Gräfin Iris keine Iondläufigen Themata und fade Courmachereien 7 zu ibrer Unterhaltung liebt, darum geht er wohlweislich auf ihre Intereſſen ein, und da eine Unterhaltung nur durch Wnjicht und Gegenanjidht ausaeiponnen werden fann, befehdet er ihre Behauptungen, ledialich um mit ibr plaudern zu fönnen.

. Seine über 4 eu gung Ipricht er nicht. aus! -3m Gegenteil, Iris ift überzeugt, daß er zu den jebr. ; a rlidqratlojen Männern gehört, wele - Wachs in den Händen ihrer vergötterten Frauen find. Solche Schwächlinge find ihr derjönlich ein Grenet, oe a | a

mooo

aber für Bärbel wird fold ein gutmütiger Satte ee an: ee genehm und bequem jein. : o |

Fürerſt ift er bis uber die Ohren in Sis eer v per- liebt! oS

Das bemeijt jein abenteuerlich. (öärmerifes Be- nehmen in Brinfipo, fein Minnegejang bor ihren! Seniter. : |

Einer wie der andere!

©, wie verachtlich ericheinen Bris die Manner, die fid wie die Sinnlojen in ein hübſches Geſicht vergaffen und gar nicht darnach fragen, ob die Angebetete auch wirklich ſolche Verehrung verdient. Graf Sponed hatte anfänglid) aud) ihre Emanzipation mit ein paar geiftreichen Worten zurüdgemwiefen, und dann, al3 die Leidenschaft ihn vor ihre übe warf, da mwar er mit allem einverjtanden, mas thre ubermiitige Qaune ihm diftierte, da warf er alle Män- nertwiirde und allen Stolz von fih, um fid als Tiebegirren- ‚der r Sanner in die Fänge des Wolers zu geben!

D, wie Jris ihn ſeit jener Stunde verächtet hatte!

e . Und Mortimer bon der Marten, der glühend Ber- | Hefe wird eS nidt um ein Saar anders machen. Er liebt Sri3, ibre Scönbeit, thr Geld .. | Fahr’ bin, du edler Stolz! Die Liebe, die Habſucht macht die Männer ſchwach, darum muß das Weib doppelt jtarf fein, um die a Würde zu wahren! ae

Marten verlebte manden traulichen Abend in ber Villa Walbftetten. (G. 278.)

278

Nein! Kür ſich ſelber will Krig hübſchen, Ties bensmürdigen Marken, diejes ſchwaͤrmeriſche Rind i in Unie form, nie begebren, aber für Klein: Bärbel will fie ihn heranbilden, rill ihn und jein Herz und Wejen erforichen bon Grund auf, und wenn er die Prüfung bejtebt, und 5 Bärbel i in. sehn Jahren nod immer mit jtrablenden, glück feligen Hugen verfichert: Ich habe ibn lieb, ach, jo lieb!” nun, dann wird Kris als aütige Vorjehung walten und avei Menjdenbergen oe maam

ee ar Martens erfte Gefanntidaft mit Klein- Barbel geformmen, ‘und bald entwidelte fid) eine Fremd- gf ichaft, fo innig und gartlid), daß der Graf bedenklich mit = den Singern drohte, Tante Berta aber ganz gerührt jagte: = „Da fieht man mal wieder, wie wahr das alte Wort it: wen Kinder lieben, den lieben auch die Engel 1 im Simmel! 3 Marten tit ein prächtiger, herzensguter Menſch, und hätte & mir der liebe Herrgott einen Sohn beichieden, fo möchte ic) wohl, daß er Freund Mortimer in allen Dingen ähn— Tid jei!“

- Während eine langere Hoftrauer alle größeren Fefte unterjagte, und der Jugend höchſtens ein paar unterbal- tende Stunden im Theater geboten wurden, verlebte Mare fen manchen traulichen Abend in der Billa Walditetten, | muſizierte mit Iris Ipielte mit Tante Berge Sechs und⸗ | ſechzig und mit Bärbel „Mühle“ oder „Sammer und Olode" - -— - bejah mit der ſelben t Sintereffe die neueiten :

a 20

Bilderfiben amd Märchenbücher, wie er die Philofophi- Kant a si die Stellung des moder-

und jak ffunderiang der Eia bes Grafen, um voll Bewunderung aitaitiebert, wie die herr- fichiten und farbenprächtigiten Stkizzen aus dem Orient gu meifterhaften Ölgemälden ausgearbeitet wurden. | Here don der Marten war Stammigait i in dem Wald- ftettenichen: Sauje geworden; ‘wie Das gekommen at, | mußte niem and fo recht, denn Sräfin Iris hatte noh feinem anderen Sterblichen das Redt eingeränmt, freund-

ſchaftlich in ihrem Clternhaufe zu vertehren. Yn der ße ſellſchaft erflärte man das Außergewöhnliche damit, dap der junge Offizier [hon in Konftantinopel die Betanni- |

ihaft der grüflichen Familie gemacht habe, und dak int Ausland Freundſchaften ſchneller und ee en werden, wie daheim!

Sris zuckte dem Vater gegenüber mit einem Sumor- boffen Lächeln die Achi iefn. =

„Barum ich, ihn Beborauae, Baba? se mun, er hat meine Geſangsleiſtungen ebenſo anftändig mit. einem Piafter honoriert, wie ih die feinen, und. i alaube, es it nur Erwerbs jinn oder Geldaier, bie den Grund unferer

RE | St eundſchaft Be Wir beide hoffen auf fernere Sono-

Seales P 4

rare!” Zante Berta zerbrach lich den Sopf, ob Jris ſich tat- er mr ihren Schütling inteceifiere was je ae

erfebnte, und als fie eines Tages dem Grafen darüber Andeutungen machte, lachte diefer jehr jovial und ſcherzte? „sa, Berta, mein Schiiegerjohn wird er auf alle Falle, id) weiß nur nod) nicht recht, welche von meinen beiden 2 Töchtern es ihm angetan bat, denn in der Stinderfiube ift er genau jo viel, wie im Salon!”

Tante Bergk bejaß nicht biel Wenidentenntnis, Re. fand ihre Annaturliche Nichte Iris viel au kühl und abe ae

weijend auch di ejem Berehrer gegeniiber, und bemerkte e3 nicht, wie oft der Blick der. jungen Gräfin heimlidh unter den tiefgeneigten Wimpern berborzuctte, um voll Iinneider Nachdenklichkeit den häufigen Saft zu beobachten, i

Sie tat oder ſagte nichts, was auch nur im mindeften

2 eine Hoffnung in Martens Herz hatte ervecen fünnei, im Gegenteil, fie ſprach e8 oft fo fühl und ſchroff aus, dab alles fade Courmachen ihr jebr zumider fer, da fie weder an verloben nod heiraten denke, und dod) ftrablten tors timers Mugen von Tag zu Tag glücjeliger, und wenn er daheim bor feinem alten Splinderbureau faz amd boll traumender Schwärmerei auf die fd) warze Lode Safıneb3

und den vertrodneten Orangenziveig Heruteder jab, dann

Ichlug fein Ser zum zerſpringen bor Olid und Sehnjucht, und er dachte vol tiefen Mitgefühls: „Armer Großvater, wie biel bitteres Herzeleid hat: das fhöne Stonftantinopel dir und wie unja gbar viel morgenjchönes Olid hat e3 mit gebracht | j

Olid!

ee OT ee

Mas anderes konnte „wie trunfen die gerne reden”

als bon dem großen, traumbaften (Sick, das Stig als

icine Braut mit Morten frängtel SS a | a

Nein an une in feinem jauchzenden Herzen

auf! |

Gr glaubte zu 1 fett enfelt an fein Ge} hi um and mir im mindeſten Servicht auf die Ipröde alte, welche fie zur Schau trug, au legen. Tas war’ ftofetterie und nichts als eine Laine, in welcher jid die ichönfte und gefeiertite aller Damen qe- fällt! 2

sur Grunde Ihres Her zens Dachte fie fraglos ganz anders, md glängte _ erft

das goldene Pinglein an oa | ibrem inger, dann Fällt alfe © Einangvalien, ‚alles Srauenredtlertum von ihr ab wie eine Maste, bitter der fich cin hold errötendes, weichhergiges und echtes. nee Meib verbirgt! 2 Mc, wäre eS nur erit fomeit, dal; Mortimer ihr sin Goldreifen das Zeichen ee Treue, an die ſchneeweißen Singer ſtecken fonnte! 3

So of er bieran ‘Hob e ein ſchwerer Seufzer icine Bruit und jein stindergeficht ward ernſt febr ernit.

Unterfeutnant ı und fein Rermögen!

man 2

Wie jollte er da ai berfoben denken?

Freilich, Sri iſt reich, jie gilt für eine der alänzend» ſten Partien der Nefideng, der Graf ift ein freigebiger Mann, der jeine vergötterte Tochter licher ſehr freigebig : ausſtatten wird, aber twie mire es dentbar, dap m arfen feine he auf die Mitel feiner Frau gründet? u |

Gerade Şri gegenüber wäre dies ein Ungliie Ihr ftolger, jelbftbewußter Charakter würde aus dem. mittel . elt Gatten gar Bold einen willentojen Sflaven machen.

Iſt e8 ihr jest noch nicht. ernit mit ihren Anſichten über die foziale Stellung der rau, fo mmürde fie fchnell eine überzeugte Vertreterin diefer $ Ideen ſein wenn ihr Mann au jenen Beflagenswerten gehörte, die in allem md jedem bon dem Geldbeutel: und N Willen der |

Sattın abhängen! |

Nein! Nur das nicht! i Jris fott ibn nicht beberrichen, jondern Fieben, fie fol

don ihren unnatürlichen. Anſichten minr, ‚aber > in Arien beftärft werden. = Er

Gr will ihre Halt und Se En fie foll feinem Haus das Fundament bauen!

- Aber mann und wie ift er derart geitellt, ohne an 5 a ait heiraten au fönnen? |

“Bei dieſem Gedanken würde er oh wenn er nicht gar zu jeljenfeit an jein Fatum glaubte!

283

Sein Schicjal bat jich in Ronftantinopel erfit, Iris ift e3, die ihm begegnen, die er bier jo younderjam finden fotíte: alle aden laufen fo glatt und ficher dein Ziele SU mare e da pen iGar, daß es nicht erreicht würde? S And Mortimer lai? wieder jin aliiatiches Soden

: amd vertraut weiter auf den guten Stern, welcher ibm

eee immer gu Saupten gejtanden !

=- ini wahrlich! Cr idien, als ob dieſer Stern bloke

lich fo bell und blendend wie eine Sonne werden molte! Mortimer iab jeelenvergniigt über jeiner Winter-

arbeit und dachte an alles andere, nur nicht an die Zweck

mäßigteit des Aufflärungsdienites im Delagerungsfale,

Le als e3 febr heftig an die Türe feiner beicheidenen

Heinen $ Junggeſellenwohnung Hopft und der Depefchen- bote eintritt.

Gin Telegramm? an ibn? Serr bes Simmels, follte Tante Guftel .

Seine Hände beben ein wenig, als er das Papier

einander reikt.

Sein ‘Qld fliegt suites abe: die ae Seiten,

| und dann chießt ihm das Blut flammendrot i in die Man- gen, er atmet ein paarmal febr beftig, greift i in bas Porte monnaie amò reiht. dem Voten ein Trinfgeld.

Se dante $ Shnen! ; Noch kann ig feine Antwort mitgeben.” :

284

„Belten Danf, Herr Leutnant, gute " „Gute Nacht!“ |

Und dann ijt er alleın, preßt die Hände gegen Die hammernden Schlafen und ftarrt wie geiſtesabweſend auf | die Depefche nieder, co:

Welche überraſchung Sl es zu glauben?!

Ontel Rarl ift in Monaco jeinem Halgleiden erlegen, er hat in der fetten Zeit mit erſtaunlich viel Glück ge- ſpielt, eine ganz erkleckliche Summe auf der Bant depo⸗ niert und feinen Neffen, den Freiherrn Mortimer bon der Marfen, zum Univerjalerben eingejegt. Gin Brief mit allem Naberen ift bereits unterwegs Mortimer hat das Gefühl, ala drehe fih alles im Kreife ı um ibn, als habe fid die fleine Studierlampe in Millionen bon Feuerfugeln verwandelt, die alle irr und. ‘irr um ihn ber faufen. BL Fe = Gr bat geerbt! Er hat ein Vermögen! Herr des Himmels! Und fo plößlic wirft ihm der : Simmel fold, ein mardenhaftes Gli in den Schoß! ie die Depeiche aus Ronjtantinopel aefomimen, Hätte gar nichts mehr zu all dem Wunderjamen, Phan⸗

taſtiſchen gefeblt, an cee das Xeben aller Marfens nun einmal fo reich ijt

Er hat ein eek

Er kann heiraten!

a: 2S

Mortimer finft auf den Lederjeffel vor dem Schreib- tijd) nieder und wühlt mit bebender Sand i m nem blon- den Lodenbaar. |

Wie ein Yubelfdhret geht eS durd) jeine Seele und doc) preßt er, erjhredt über joldje Seligteit, die Lippen zufammen und murmelt: „Und Onkel Karl ijt tot Das ijt Der Schatten über allem Glück!“

Aber er hat den alten Seren jo gut wie gar nicht ger fannt!

Als Heiner Knabe hat er ihn einmal flüchtig gejeben und kaum nod) eine rechte Vorſtellung von ihm

Aber auf dem Titelblatt feines Mardenbuches „Zau- jend und eine Nadıt“ da ſteht ſein Name, und weil bas Buch der größte Sak feiner Rinderjahre war, jo ift auch der Jame des freundlichen Gebers tief in fein Herz ge- graben. |

Und durd) all feine glückzitternde he geht ein Hauch der Wehmut , ein inniges, danfbares Gedenfen an den, der ihn gum zweitenmal & reich gemacht hat.

Ler angemeldete Brief trifft pünktlich ein, und da gar feine Sindernijje für den jungen Erben im Wege itehen, wird die Angelegenheit ſehr ſchnell und glatt ge-

ordnet fein. | | :

Soll Mortimer von dem jo überraschend günftigen Umſchwung ſeiner Verhältniſſe ſprechen? | |

286 O nein!

Wie ein geheimes Srohloden geht eg Diri ane. Seele.

Rein Menih ſoll davon erfähren, damit Iris boll- fommen überrafcht werde, wenn er nur fie jelber und nicht ibr Geld berlangt! 3 z

©, meld eine {tolze, köſtliche Stunde wird das were den, wenn er bor jie bintreten umd. ibe jagen fann: „Sei mein! Sieh’, mein Herz, meine Seele, mein Hab und Gut lege ich dir zu Süßen, es fol dein fein, aber Würde und m inneritols opfere id) dir nit! sc gebe ‚Dir io viel | gib du mir nur. ein einziges dafür, deine Liebe, die größer und ftärfer jein muß rote die deale, für die du als modernes, firebendes Merb fampfit!" -- Was wird fic ibm darauf antworten? :

Ach, eS fann ja nur ein einziges, himmelaufjauchzen⸗ ; des Wort der Liebe fein! |

Er ijt ihrem Herzen teuer, er glaubt jo feft und be- ftimmt daran, und wenn er fie bor die Entſcheidung ftellt, bor die Wahl wiſchen ihm und ihren Idealen, Li o, jo tann fie ja gar nicht anders, als alle Unnatur bon ſich werfen und fein Te en, fügfames 3 Weib werden, | Sn Tee

Nun leuchtet und funtei ibe Sterne am Haren, nore diſchen Himmel! |

tun löſe dein ſüßes Beripreden e ein, das du oe

ithine rende, mit Bein Dit mid soaft ud > ode in mein t wonniges ea iial hinein! Sab hae

i , u an leucht ten bie. Sterne à f Mit särtlichen m Lich ESblick oe ae redet wie tenten. die Ferne

Non großem, unenlchen Witt

Ran: ae vite du getoument! - in

a y’ AST a2 r, ' 8* IR v u ty í , N A í} Ia (e'a \ DA BE un * AY N ' sh A, g i‘ ivy J J * An Vy) } d f $ if : hy fr <> MER ur ) PA j r l D Me aes Wr * Ende des. erſten Bandes. EN AOIL ERZAR t Fa E $ ved J Í I \ i VEE EN ; Ah La | aye) STR} X Ar l Fy l t j ‘4 Ui: NT A ? “rt! ) x f RECOIL. —89 Phares x » J rfad at d RAR RAS "emis bad MEVES "7 if pai ne A afar « (1° f.) 4 UN rd) \ i Hwee). SE TAL nN i i!

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