— 4 7 5 ö ER = Naturgeſchichte der Coccus Bromelia oder des Ananasſchildes. Nebſt einem a auf Erfahrung gegründeten Vorſchlag zur ganzlichen Vertilgung diſes der Ananaspflanze ſchaͤdlichen ja tödlichen Inſekts von J. S. Kerner Eleven der Herzogl. Wirtenbergiſchen Militaͤrakademie. 8 mit einer Rupfertafel. % Stuttgart verlegt's Johann Chriſtoph Erhard, Buchhändler, 1778. | Rerum natura nusquam magis, quam in mini- mis, tota eſt. | Hin. hiſt. nat. Lib. AL, c. a. Vorbericht. N Di Abſicht der gegenwaͤrtigen Abhand⸗ lung iſt, das der Ananaspflanze ſo ſchaͤdliche, ja toͤdliche Inſekt, den Ananas⸗ ſchild (Coccus Bromelia) genau und chas kaktrriſiſch nach allen feinen Veranderungen zu beſchreiben, und zugleich Mittel an die * 2 Hand = | Hand zu geben, wie daſſelbige auf das ſchik⸗ lichſte vertilget werden kan. Die Erfahrungen, auf die ich mich flüge, find von mir oft, genau und ſorg⸗ faͤltig angeſtellt, und beſonders von einem Mann mehrmalen widerholet worden, der fein ganzes Leben mit phyſikaliſchen Wahr⸗ nehmungen zugebracht hat. Bei allen meinen Beobachtungen habe ich niemals entdeken koͤnnen: daß das Maͤnn⸗ chen der Bromelia mit Fluͤgeln ausgeruͤſtet ſeye. Auch die Becht Aonidum, (*) welche (*) Glasbeeterſchild. Die Coccus Polonicus, polniſche Koͤrnerſchild. PP AR * rr, —— ———é— welche der Ritter von Linne beſchreibet, hat keine Fluͤgel. Der Ritter hätte mithin die Fluͤgel des Maͤnnchens nicht zu einem Gat— tungsmerkmal machen ſollen. Villeicht lernt. man durch neuere Entdekungen noch mehrere Arten kennen, die der Schoͤpfer nicht mit Fluͤgeln begabet hat. Die Natur thut nichts umſonſt. Bei | allen Thierarten ſtehen die Empfindungs⸗ und Bewegungs werkzeuge, kurz, der ganze koͤrperliche Bau, in der genaueſten Ueberein— ſtimmung mit den koͤrperlichen Verrichtun— gen, oder mit der Beſtimmung des Thieres. Diß iſt der Fall bei der Bromelia. Der a 903 Ort . Ort ihres Aufenthaltes, die Art, wie ſie ſich naͤhret und fortpflanzet, machen ihr die Fluͤ⸗ gel entbehrlich. Urſache genug, warum ihr die Natur keine gegeben hat. Wenn Beobachtungen, welche unter andern Himmelsſtrichen, die entweder waͤr⸗ mer oder kaͤlter ſind, angeſtellet werden, von den meinigen hie und da verſchieden ausfal⸗ len ſollten, ſo kan diß dennoch keinen Grund gegen die Richtigkeit und Zuverlaͤſigkeit der meinigen, abgeben. Uebrigens werde ich gegruͤndete Erinne⸗ rungen gerne und mit Dank annehmen, auch meine geringe Arbeit fuͤr genug belohnet hal⸗ | ten, D —B—b ——. nn ten, wenn andre dadurch aufgemuntert wer— den, eigene Beobachtungen anzuſtellen, um dadurch die meinigen zu beſtaͤtigen, oder noch mehrers zu berichtigen. Schriebs in Stutt⸗ gart, den ziten Jenner 1778. J. S. K. Inhalt. Inhalt. Einleitung. S. 1. I. Kapitel. Natuͤrliche Geſchichte diſes Inſekts. | S. 5: II. Kapitel. Charakteriſtiſche Beſchreibung deſſelben. S. 13. III. Kapitel. Mittel dagegen. S. 39. Erſter Verſuch. S. 41. Zweiter Verſuch. S. 42. Dritter Verſuch. S. 43. Vierter Verſuch. S. 45. Anhang, . S. 57. 22 Ein⸗ Einleitung. 2 ) Schwirigkeit, das Inſekt, mit deſ⸗ ſen Unterſuchung ich mich hier be— ſchaͤftige, in feinen Eigenſchaften zu durchfor— ſchen, und die Seltenheit der Beobachtun— gen, die bißher von andern, darüber gemacht worden, forderte von mir eine genauere und weitlaͤuftigere Beſchreibung deſſelbigen, als in jedem andern Fall noͤthig geweſen waͤre. Ich ſeze nun, um mich dißfalß zu verwah— ren, in Anſehung des erſten Punkts einige Betrachtungen voraus. A Die 2 — ?) ; Dapasessueser une 2 armen Die Schwirigkeiten, das Inſekt, das ich hier beſchreibe, zu betrachten, ſind ſehr groß. Mit bloſen Augen kan man es bei nahe gar nicht ſehen, und iſt alfo genoͤthiget, das Vers groͤſerungsglas zu gebrauchen. Alleine, ſelbſt der Gebrauch des leztern iſt mit Schwirigkei— ten verbunden. So bald man es unter das zuſammenge— ſezte Vergroͤſerungsglas bringt, (und diß iſt zu einer genauen Beobachtung nothwendig, ) fo ſtehet man in Gefahr, ſolches zu föden, Ueberdiſes entwiſcht das unter das Objektiv. glas gebrachte Inſekt immer dem Aug, und man muß dahero entweder das Glas hin und her bewegen, um das Inſekt nicht aus dem Sehefeld zu verliehren, oder man muß es mit einem Haͤrchen, ſo oft es davon laufen will, in den Brennpunkt zuruͤktreiben. Wohl zwan⸗ 3 — — —— zwanzig Verſuche mißlungen mir um dieſes Umſtands willen, ehe ich die Saugruͤſel und die Augen entdecken konnte. f Der Unterſchied des Inſekts vermehret noch die Schwirigkeit. So kan z. E, ein Ananasſchild in einer Zeit von vier bis fuͤnf Tagen eine gewiſſe Groͤſe erhalten, welche die meiſten andern in eben der Zeit nicht er— reichen, noch weniger uͤbertreffen. Ohne noch andere, bey allen Inſekten überhaupt gewöhnliche Schwirigkeiten aufzus ſuchen, füge ich hier eine Anmerkung bei, die zugleich eine Entſchuldigung des Verfaſ⸗ ſers iſt, im Fall die vorhero gemachte Beob— achtungen bei gleichen Unterſuchungen von an⸗ dern nicht uͤberall beſtaͤtiget würden. Es geſchiehet nemlich ſehr oft: daß ein Ananasſchild einige, von andern ganz unters A 2 ſchie⸗ r %—ü— em ſchiedene Erſcheinungen, hat; eine Verſchie— denheit, die bloß von den unterſchiedenen aͤuſſerlichen Umſtaͤnden, in denen ſich beide Schilde befanden, herruͤhret. Man kan alſo villeicht oft nicht bei einem ſolchen dasjenige antreffen, was der Verfaſ— ſer bei andern, anderswo aufgewachſenen Schilden, gefunden hat. I. Aa 5 EA . nm m I. Kapitel. Natürliche Geſchichte diſes Inſekts. De erſte, was uns bei der Unterſuchung der Geſchichte der Bromelia in die Augen faͤllt, iſt das Ei, der Urſprung des Thierchens. I. Urſpruͤnglich ligen alle Eier, die ſich auf ohngefehr 30 bis 50 erſtreken, zerſtreuet, unter einem weiſſen Dekel in einer Hös lung, und jedes ift mit einem dünnen weiſſen Haͤutchen überzogen, II. Acht bis zehen Tage nach ihrer Entſte— hung, (die ich aus dem damit verbun— denen Tod der Mutter wahrnahm,) ſah ich ſie, dem Scheine nach, unveraͤndert. Vierzehen Tage darauf fand ich das Ei A 3 auf⸗ 6 aufgefprungen, und das Thierchen von demſelben abgeloͤſet, das jezt, dem Gan⸗ zen nach, (doch noch nicht in denen ein» zelen Theilen,) ſichtbar war, weil das Ei noch mit demſelben zuſammenhieng. Ob nun gleich das Inſekt ſchon im Ei mußte gewachſen ſeyn, (denn das Wachsthum war die Urſache, die das Ei geoͤfnet hat,) ſo war doch ſein Wachsthum, nachdem es ſich einmal vom Ei abgeloͤſet hatte, viel ſchneller und merklicher. Zuvor ſahe man wohl einen Unterſchied des Eies und des Thierchens; aber man beobachtete noch keinen einzelen Theil. Man konnte ſo gar noch nicht die geringſte Aehnlichkeit mit einem Inſekt, wahrnehmen. III. Nach verfloſſenen acht Tagen ſah ich fuͤnf Ringe am Hintertheil des Rumpfs, und 7 und die Schale, in welche das Thier— chen ehemals eingewikelt war, lag, ganz getrennt von demſelbigen, am Ens de des Dekels. 2 IV. Bis zum fünfzigften Tag nahm ich noch keine merkliche Veraͤnderung wahr, auſſer, daß jene Ringe immer ſichtbarer wurden, und das Thierchen etwas we— niger wuchs. Die mir zuerſt erſchiene— ne Ringe waren nun jezt faſt gar nicht mehr ſichtbar, weil ſie ganz mit Haa⸗ ren beſezt waren. Auſſer diſem ſah man auch am Hinter— theil zwey kurze ſtarke Haare, die in Form einer Gabel aufſaſſen. Auch der Anſaz zu Augen und Schnauzen, oder Saugruͤſel, wa— ren jezt ſichtbar. Die Fuͤhlhoͤrner hatten ſchon A 4 den FEINEN . WWA. EEE ER Me — — — ꝑ᷑-ę— - —ͤ - —T— den vierten Theil des ganzen Koͤrpers in der Laͤnge; ſie endigten ſich in eine ſehr feine Spize, und ihre Beweglichkeit war gar nicht mehr auſſer Zweifel zu ſezen. Ueber. haupt ſah ich in dieſem Zuſtand die erſte Bes wegung des ganzen Inſekts. Nach zwanzig Tagen weiter ſand ich das Inſekt zu ſeinem Vortheil ſehr veraͤndert. Alle Theile waren jezt, ſo wie das Inſekt uberhaupt, viel groͤſer und ausgebilbeter. Die Schale war nun ganz zuſammengerollt, auf der Oberflaͤche ligend, wo ſie nach und nach verweſen iſt. | Von nun an war das Inſekt keinen Verwandlungen mehr ausgeſezt, weil es ſein voͤlliges Wachsthum erreichet hatte. Eine geraume Zeit leben diſe Inſekten in ſolchem vollkommnen Zuſtande. Waͤhrend diſes 9 — es diſes Zeitraums iſt ihre Lebensgeſchichte fol— gende: Bißweilen, (acht oder zehen Tage vor Erreichung ihrer hoͤchſten Vollkommenheit, meiſtens aber gleich in den erſten Tagen nach Erreichung derſelbigen, denn vorher koͤnnen ſie, wegen der Kuͤrze ihrer Fuͤſſe, auf dem meiſt unebnen und hoͤckerigten Blatt nicht laufen „ ®sen ſie aus ihrer Hoͤle, wohin ſie niemals mehr zuruͤkkehren, weil, nachdem der Dekel von den jungen Thierchen verlaſſen iſt, derſelbige zuſammenrollet, die Mutter in der Hoͤlung abſtirbt und verweſet, auch in dem⸗ ſelbigen keine Nahrung mehr zu finden iſt. Beſonders ziehen fie ſich haufig an den unter— ſten Theil der Blaͤtter, an denjenigen Ort, wo dieſe ihren Urſprung aus der Wurzel neh. men, weil ſie, wegen der groͤſern Weiche dieſer Theile, vermittelſt ihres Saugruͤſels, As leichter 10 r leichter und tiefer eindringen, und alſo ihre Nahrung beſſer finden koͤnnen. Diß geſchiehet nur einige Zeit, in welcher ſie weiter nichts thun, als vor ihre Nahrung zu ſorgen, ohne ſich noch zu begatten, ob ſie gleich alle untereinander herumlaufen. Von nun an entſtehet eine wichtige Muptveraͤn. derung. Bißher hatten ſie zwar hin und wieder Gefaͤſſe angeſtochen, aber noch, ohne in Dies ſelbige einzudringen, ſondern bloß um den Saft aus denſelbigen zu ziehen. Jezt fangen fie an, die fein gebauten Theile zu zerſplit— tern, ſich bis in die Tiefe des Blattes einzu⸗ freſſen, machen in der Mitten Hoͤlungen, in denen ſie eine Zeitlang herumwandern, und fortlaufen, bis fie ſich wiederum an einem Ort 11 r — Ort deſſelbigen herausfreſſen, und ohngefehr nach neunzehn Tagen wieder auf der Ober— fläche erſcheinen, jedoch fo, daß die Weibchen mit der Oberhaut bedekt ſind. Nun loͤßt die Mutter die Oberhaut ab, druͤckt ſie in die Hoͤhe, alſo, daß ſie unter derſelbigen ru— hen kan, und bereitet ſich alſo eine Deke, die nichts anders iſt, als eben der Dekel, unter dem ſie ſelbſt einſt gebohren wurde. Unter dieſen Dekel ſezt ſie ſich jezt, be— kommt ſo gleich eine dunkelbraune Farbe, dehnt ſich in die Breite aus, und erſcheint nun in der Geſtalt einer Wanze. Unterdefs ſen haben ſich auch die Maͤnnchen auf der Oberfläche herausgefreſſen, und ſuchen nun, nach einer kurzen Zeit, die weiſſen Dekel auf, ſizen, fo bald fie fie gefunden, auf dies ſelbigen hin, und befruchten, durch die Oef— nung u UNIVERSITY OF \LLIND?S - IBRART 12 — nn — a — nung deſſelbigen, das unter dem Dekel li gende Weibchen. Nach der Befruchtung laufen die Maͤnn— chen noch einige Tage auf der Oberflaͤche hin und her, ſterben denn auf derſelbigen, und ihre verweſſten Koͤrper bleiben eine Zeitlang auf dem Blatt liegen, bis fie ſich ganz ver« liehren. Das Weibchen legt nun die Eier, und ſtirbt gleich darauf, nachdem fie dieſelbigen ges legt hat. Sie bleibt nunmehro tod im De— kel ligen, bis derſelbige zuſammenſchrumpft, und ſie herunter faͤllt. II. As: 13 En II. Aspitel, Charakteriſtiſche Beſchreibung deſſelben. De Figur des Inſekts uͤberhaupt iſt eifoͤrmig, der ganze Körper mit weiſ— ſen, weichen, kleinen Haͤrchen beſezt, die Groͤſe iſt ſo beſchaffen, daß das beſte unbe— wafnete Aug kaum einen Punkt erblikt. Die Farbe iſt, einige Theile, die Haare, die Fuͤhlhoͤrner, die Fuͤſſe und die Gabel ausge— nommen, braͤunlich. Der ganze Koͤrper iſt weich und durchſichtig. Alles dieſes iſt bei dem Weibchen, waͤhrend ſeiner groſen Haupt— veraͤnderung, anders beſchaffen. Die Groͤſe deſſelben iſt etwas merklicher, die Farbe wird dunkelbraun, und das Ganze bekommt die Figur einer Wanze. Nun 14 Nun betrachte ich jeden Theil beſonders. Wenn ich das Thierchen von vorne an durch— ſorſche, fo find die Theilchen deſſelbigen fols gende. 1. Der Ropf iſt mit dem Bruſtſtuͤk ſo genau vereiniget, daß kein Unterſchied zwiſchen ihm und dem leztern zu ſehen iſt. Derſelbige iſt halbkugelfoͤrmig, weich, mit feinen Haaren beſezt, und haͤlt den achten Theil des ganzen In⸗ ſekts. Man 1 an ihm fols gende Theile; a.) Die Augen, die auf beiden Seiten ein halbmal fo weit abſte⸗ hen, als die Entfernung der Fuͤhl— hoͤrner von einander beträgt, Ih⸗ re Figur gleicht einer plattgedruͤk⸗ ten 15 ten Kugel (Sphaͤroide). Sie ſizen an den Seiten des Kopfs. Ihr Grund iſt dunkelroth, mit etwas ſchwarzem vermiſcht, und ihre Oberflaͤche ſcheinet vieleckigt, wie geſchliffene Edelſteine, zu ſeyn. b.) Die Fuͤhlhoͤrner erſcheinen, in Form eines Gelenkes zuſammen— geſezt, und endigen ſich in eine buͤrſtenfoͤrmige Spize, die mit feis nen weiſen Haͤrchen beſezt iſt. Sie ſind ſo lange, als der Kopf mit dem Bruſtſtuͤk zuſammengenom— men; oder noch einmal ſo lang, als die Gabel am Hinterleib. Ihre Farbe iſt weiß. Sie bes ſtehen aus einer weichen Subſtanz. Sie 16 EEE rn — — — . — — Sie ſind von einer groſen Em— pfindlichkeit, ſo, daß wenn das Inſekt etwas antaſtet, die Fuͤhl⸗ hoͤrner ſich ſo gleich auf beiden Seiten zu bewegen anfangen. Wenn es auf den Raub ausgeht, ſo ſind die Fuͤhlhoͤrner beſtaͤndig in Bewegung. c.) Der Mund iſt hier bei dieſem Inſekt ſehr ſonderbar. Es hat nicht bloß die Mundſpalte, die die⸗ ſer Gattung von Inſekten gemein, und bei dieſem Inſekt fo durd)s ſichtig iſt, als der uͤbrige Koͤrper. Er iſt etwas lang geſtaltet, um in die Gefaͤſſe einzudringen, und hat uͤberdiß noch zwei lange Haare, die auf beiden Seiten der Mund« ſpalte 17 fpalte hervor wachſen, aber, ſo bald der Mund erwachſen iſt, fi wieder verliehren. Der Mund hat eine Linie in der Laͤnge. Die Geſtalt iſt mehr laͤnglicht, als breit. Am Rande iſt er mit ſehr kleinen Haͤrchen, von einer ſehr weichen, weiſſen, durchſichtigen Materie, bewachſen. In den erſten Tagen, auch ſchon in der Zeit, wenn das Inſekt eine betraͤchtliche Groͤ— fe erreichet hat, kan auch das allerbeſte bes wafnete Aug den Mund nicht erbliken. Als leine, wir koͤnnen doch nicht an feinem Das ſeyn zweiflen, weil der Saugrüfel zur Nah⸗ rung nothwendig iſt. II. Denjenigen Theil, der zunaͤchſt an den Kopf graͤnzet, nennen wir das Bruſt⸗ B ſtuͤk. 18 r .. ...—— ſtuͤk. Diſes iſt bei andern Inſekten oft ſehr deutlich von den andern Theilen zu unter ſcheiden; hier aber iſt es ſchwer, weil das Bruſtſtuͤk mit dem Rumpf und Kopf in einen Koͤrper verwachſen iſt. Diß iſt eben die Urſache, warum der Ritter von Linne mit Recht dieſe Art Inſekten Coccus benennt. (“) Das Bruſtſtuͤk iſt noch einmal ſo lange, als der Kopf, oben rund gewoͤlbt, unten platt, von Farbe braun; die obere Scha« le, welche das Inſekt bedekt, iſt etwas haͤrter als der Rumpf. An diſem Theil haben wir die zween vordern Fuͤſſe zu betrachten. Die (*) Linne Natur: Syſt. p. 527. 229. Ge, Hem. 19 nen); Yemen tens fm me Die zween vordern Fuͤſſe find an dem Bruſtſtuͤk angeheftet. Sie haben den dritten Theil des ganzen Inſekts in der Laͤnge. Ihre Farbe iſt weiß, durchfiche tig, und find von weicher Subſtanz. Sie beſtehen: 1.) Aus den Schenkeln, deren Brels te ohngefehr den 24ten Theil eines Zolles betraͤgt. Sie ſind halb ſo lange, als die Fuͤhlhoͤrner. | 2.) Aus dem Schienbein. Difes 1.5 iſt ein Drittheil ſo lange, als der Schenkel, und um die Haͤlfte duͤn⸗ ner. 3.) Aus dem Fußblatt. Diſes iſt ein Viertel mal ſo lange, als das Schienbein, ſchmal, und beſtehet aus drei Klauen (Digitis), wovon B 2 die die zwei oberfte länger find, als der untere, und deren Spize fich in etwas breite Punkten, womit ſie ſich an glatten Oberflaͤchen halten koͤnnen, endigen. III. Der Sinterleib, oder das dritte Stuͤk des Koͤrpers hat die Geſtalt eines ſtump⸗ fen abgeſchnittenen Kegels. Diſer Hin⸗ terleib nimmt an Gröfe ohngefehr den dritten Theil des ganzen Inſekts ein; er beſtehet aus fuͤnf Ringen, die in einan« der geſchoben ſind. Diſe Ringe ſind ſo ſtark mit kaum merklichen Haͤrchen be⸗ ſezt, daß man ſie, auch bei der beſten Vergroͤſſerung, kaum wahrnehmen kan. Sie haben ebenfalls die braune Farbe, womit das ganze Inſekt bemahlet iſt. Wir 21 S r' nme me Wir bemerken bei dieſem Theil, 1.) Die vier lezten Fuͤſſe: a.) Die zween mittlern, und b.) Die zween lezten. Ihre Figur, Farbe, Groͤſe ꝛc. iſt ſchon oben bei dem Bruſtſtuͤk angezeigt worden. 2.) Nun haben wir noch das lezte, nem« lich die Gabel (Furca), am Ende des Hintertheils zu betrachten. Diſe Gabel beſtehet aus zween ſtarken wei⸗ ſen durchſichtigen Haaren, welche ein halbes mal fo groß, als die Fuͤhlhoͤr⸗ ner ſind. Sie kleben oͤfters, wenn das Inſekt uͤber eine fluͤſſige Materie hinweg laͤuft, an den aͤuſſerſten Spi⸗ zen an, ſo, daß ſich das Inſekt, wenn es herab fallen moͤchte, in etwas das mit anhalten kan. . B 3 30 3.) Die fünf Ringe am Hintertheil des Rumpfes, ſchieben ſich in einander, und ich habe bei ſchneller Bewegung des Inſekts geſehen, daß es diſe Rin⸗ ge wechſelsweiſe in einander ſchiebt und wiederum ausdehnet. Sie ſind am Rande mit ſehr feinen weiſſen Haͤr⸗ chen beſezt. 4.) Zwiſchen diſer Gabel ligt das We⸗ ſentlichſte des Weibchens, nemlich die Scheide (Vagina). Diſe Scheide wird durch zwei ſtarke braͤunliche durch⸗ ſichtige Nebentheile eingeſchloſſen, wel⸗ che, wenn das Inſekt gehet, die Schei⸗ de in die Mitte zuſammen ſchlieſſen, daß man ſie kaum noch erbliket. Die Scheide ſelbſt betraͤgt den dritten Theil der Gabel in der Laͤnge. Sie beſtehet an 23 —— U ————— an dem Obertheil aus zwei ſtarken Spizen, die, wenn die Befruchtung geſchiehet, ſich öffnen, nach geſchehe— ner Befruchtung aber wieder etwas naͤher beiſammen ſtehen. Aus denen obenbeſchriebenen Nebentheilen der Scheide entſpringen an denen aͤuſſer— ſten Theilen derſelben die zwei ſtarke Haare, welche die Gabel formiren. Das Weibchen unterſcheidet ſich nur durch die etwas merklichere Groͤſe, durch die dem Weibchen weſentliche Geburtstheile, und, zur Zeit feiner Verwandlung, durch die oben an— gezeigte Veränderung feiner Geſtalt, Bißhero haben wir bloß den Charakter des Thierchens überhaupt geſchildert. Jezt verfus chen wir, ſeine Verrichtungen zu durchſpaͤhen. B 4 Bei 24 nn un — un nn — ͥ́ꝗæä ꝑꝗ : — ꝗꝙꝓ—eq»'beꝛöwC Bei jedem organifchen Weſen hat man vorzuͤglich vier groſſe Wirkungen zu bemerken: 1. Das Wachsthum. Diſes haben wir ſchon oben, vom Ei an bis zu feiner Voll—⸗ kommenheit, geſchildert, und betrachten hier nur a.) Die Materie, aus welcher es waͤchßt, und ſich bis an ſeinen Tod erhält. Diſe iſt ein feiner, ſuͤſ⸗ ſer, mit etwas Saurem vermiſch⸗ ter Saft, der bei einer jeden Art von Ananaspflanzen unterſchieden iſt. Bei der wilden Ananas hat die Säure die Oberhand, und über. ſteigt die ſuͤſſen Theile weit. Aus der Erfahrung wiſſen wir: daß dieſe Inſekten auf den wilden Ana⸗ naſſen, 2" ee De niet: naaſſen, in Anſehung ihrer Vers mehrung, viel ſtaͤrker und in groͤſ⸗ ſerer Menge vorhanden ſind 1 als auf denen zahmen oder ordinaͤren. Die Coccus muß alſo die Saͤure mehr lieben, als das ſuͤſſe Weſen, weil jene den Koͤrper vor der Faͤulniß beſſer verwahret. Diſe Materie erhaͤlt es, b.) vermittelſt einer Mundſpalte oder Saugruͤſels, der, in Anfes hung des ganzen Koͤrpers, klein, und ſo eingerichtet iſt, daß das Inſekt den Saft aus den inner ſten Theilen des Blattes bequem heraus ſaugen, und ſich erhalten kan. Allein, dieſe Mundſpalte iſt ſo zart, daß das Inſekt, aus den B 5 haͤrtern 26 haͤrtern Theilen des Blattes, den Saft nicht herauszuziehen ver⸗ mag. c.) Diſem Fehler hat aber die Natur ſchon abgeholfen, und das Inſekt an einen andern Ort gewieſen, wo die Oberflaͤche um einen groſſen Grad weicher iſt, und die Theil⸗ chen noch ſehr blaß ausſehen. Das Inſekt haͤlt ſich nemlich am liebſten an dem Urſprung der Pflan⸗ ze auf. Der Saft, der an diſem Ort ſich findet, iſt gerade der beſte. Er iſt hier nicht in dem hohen Grade der Feinheit filtrirt, und bis in die geiſtige Theilchen abge⸗ ſondert; denn diſe Materie waͤre villeicht zu ſcharf, und koͤnnte ihren ſo 27 m —rV— —U— fo fein gebaueten Körper leicht zer« ſtoͤren, (wie bei dem Mittel wider diſe Inſekten ein Beiſpiel anges fuͤhret if). Der Ort, wo die In⸗ ſekten ihre Nahrung am beſten fin⸗ den, hat noch mehrere Bequem⸗ lichkeiten, die ihn ebenfalls dem⸗ ſelbigen reizend machen. Hier kan weder die Sonne, noch viele an dere Weſen, die diſen Inſekten Schaden zufuͤgen koͤnnten, ihnen zukommen; ſie haben alſo vor de⸗ nen meiſten aͤuſſerlichen Anfaͤllen hier Schuz. Die Art, wie es nun die Nah⸗ rung an dieſem Ort durch feine In⸗ ſtrumenten erhaͤlt, iſt diſe: d.) 28 d.) Zuerſt loͤſet es die Oberhaut ab, N und bereitet ſich eine Oefnung bis auf die Haut diſes Gewebes, in welchem die Gefaͤſſe ſehr fein zu⸗ ſammen geflochten ſind. Es zer⸗ reiſſet diſe Theilchen, und bei der geringſten Verlezung einiger Ge⸗ faͤſſe flieſſet ſogleich der Saft wel⸗ lenfoͤrmig heraus, quillet dem In⸗ ſekt entgegen, und alſo hat es einen Vorrath von Saft. Es begnuͤget ſich aber nicht an diſer Oefnung, die es gemacht hat; es zerſplittert die Theilchen in einem groſen Um⸗ fang, und ſauget alfo dadurch im⸗ mer neue Materien. Hierdurch aber wird das Blatt ganz verdor⸗ ben, der Umlauf des Saftes in diſer 20 r ——————— diſer Gegend leidet Schaden, die Bewegung deſſelben, in denen uns ter den Gefaͤſſen ligenden Theil— chen, wird gehemmet, die feine Fa⸗ ſern, (welche zuſammen genommen den Bau des Gefaͤſſes oder des Kanals, worinn ſich der Saft bes weget, ausmachen,) werden ſaft— loß, aller Nahrung, zur Fortſezung und Erhaltung ihres Baues, be— raubet, immer untuͤchtiger, und der gaͤnzlichen Verweſung ausge⸗ ſezt, welche auch in kurzem darauf erfolget. Eben daher entſtehet auch die Verſchidenheit der braunen Fleken. II. Wie ſich diſes Inſekt ernaͤhre, Bas ben wir ſchon oben überhaupt, geſagt. Wir 30 Wir wollen es nun genauer betrach- ten: 1.) Das Inſtrument, das zur An— ſchaffung der Nahrung dienet, iſt der Saugruͤſel. 2) Die Gelegenheit, die ihm die Natur an die Hand gibt, iſt der Aufenthalt in dem Blatt, in dem der Nahrungsſaft enthalten, und welches zur Nahrung ſowohl, als auch zur Beſchuͤzung und Fortpflan⸗ zung deſſelben, gleich geſchikt iſt. 3.) Die Art, wie es ſich naͤhret, iſt folgende: Wenn diſes Inſekt auslaͤufet, ſo reiſſet es hier und da auf der Oberflaͤche des Blatts ein Gefaͤß, vermittelſt ſeines Saugruͤſels, auf, um 31 rr , ⏑ ——— — um den Saft daraus zu ſaugen. Nach diſem, wenn es auf der Oberflaͤche wenige Nahrung findet, dringet es ſich bis in das Innerſte des Blattes, zerſplittert auch hier die fein gebauten Gefaͤſſe, damit ihm der Saft entgegen quille, und ſaugt alsdenn mit ſeinem Saug— ruͤſel den etwas ſauren Saft der Pflanze, aus. Allein, auch jezt muß das Inſekt noch einmal den Ort verlaſſen, um ſeine Nahrung zu ſuchen. Es gehet nun weiter fort, und macht gleichſam Hoͤlun⸗ gen, die den Grund zur Entſte— hung der braunen Fleken, ent⸗ halten. Auch hier begnuͤget es ſich noch nicht, ſondern reiſſet mit feis nem 32 nem Sauger die Theilchen im Fürs ſichgehen immer weiter auseinan⸗ der, bis es bald mehr gegen die Oberflaͤche des Blattes kommt, zu verſchidenen Zeiten aber wieder in die Tiefe zuruͤk gehet, und jene ſchaͤdliche Verſtopfung des Nah⸗ rungsſaftes verurſachet, welche die Gegend, wo das Inſekt um ſich gefreſſen, bald in Faͤulniß bringet. Wenn das Inſekt die unterſte Gefaͤſſe ausgeſogen hat, ſo kommt die Zeit, wo es ſich gegen die Oberflaͤche des Blattes nähere, und ſich wieder herausfriſſt. Wenn das Weibchen, nach dem Ausfreſſen, ihren Dekel zubereitet hat, ſo nimmt ſie wahrſcheinlicher Weiſe keine Nah⸗ 33 r , — mn anne Nahrung mehr zu ſich. Sie ſchwillt alſo, in der Geſtalt einer Wanze, auf, und ſizt feſt unter dem Dekel, wo zwiſchen der Coc- cus und dem Blatt die Eier ges funden werden. Das Maͤnnchen hat ſich jezt auch ausgefreſſen. Doch iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß es noch Nahrung zu ſich nehme; denn Ge— legenheit und Zeit hat es genug, diſen ihm ſo angenehmen Saft in ſich zu ziehen. III. Diſe Coccus hat eine eigene Art, wie ſie die Natur beſchuͤzet. Ohne eigene Waf⸗ fen dienet ihr bloß der Ort ihres Aufent— halts zur Beſchuͤſung. Sie wohnet nem— lich, ſo lange ſie die Eier leget, und in der C erſten 34 Tg a ru — . ̃ ——.. ED SmEr erften Zeit ihrer Geburt, unter einem Des kel, der ſich ſonſten bei keiner andern Art der Coccus-Inſekten findet. Difer Dekel ſchuͤßet das Inſekt für Wind und Regen, vorzuͤglich aber fuͤr dem ſtarken Thau, der Abends in den warmen Gegenden, ſo wohl auf der nordlichen Kuͤ— ſte von Afrika, als auf den Antilliſchen In ſeln, und hauptſaͤchlich in Amerika, auf die Pflanze faͤllet. Auſſer diſer Zeit ſind ſie durch ihren Aufenthalt, der allemal zur beſten Zeit gewaͤhlet wird, in dem Inner— ſten des Blattes, und meiſtens am Urs ſprung deſſelbigen, beſchuͤzet. IV. Die Begattung hat in dem ganzen In⸗ ſektenreich viel auſſerordentliches. Die Geſchichte derſelben iſt ſchon oben erzaͤhlet worden. 35 worden. Doch wollen wir dieſelbige hier weiter auszuforſchen ſuchen. A. Die aͤuſſere Umſtaͤnde, welche die Nas tur darbietet, ſind folgende: Der Ort iſt der Dekel. Diſer Des kel iſt weiter nichts, als ein aufgerifs ſener Theil der Oberhaut des Blatts, unter dem alſo das Inſekt beſchuͤzet werden kan. Er iſt weißlich, zirkel⸗ foͤrmig, an den meiſten Orten undurch— ſichtig, aus einigen Oeffnungen beſte— hend, ziemlich groß, und nach allen Theilen geſchikt, das Inſekt zu bede— ken und zu beſchuͤzen. Seine Entſtehung iſt wahrſcheinli— cher Weiſe folgende: Er ſcheinet eigentlich derjenige Theil der Oberhaut zu ſeyn, den das in den C 2 innern 3 * 2 2 n Fa 1 Bun \ 36 ——ͤ —— — —— innern Gefaͤſſen des Blatts herumwan— dernde Inſekt, vermoͤg feines Natur⸗ triebs, bauet, und durch die Art der Bewegung, die es machet, zu derje— nigen Form bildet, die wir wirklich am Dekel wahrnehmen. Diſe Meis nung wird um ſo wahrſcheinlicher, a.) weil die Oberhaut aͤuſſerſt leicht abgeriſſen werden kan. b.) Ueberdiß kommt der Dekel, mit den uͤbrigen Theilen der Oberhaut, ſo ſehr in den Beſtandtheilen des nezfoͤrmigen Gewebes uͤberein, daß, wenn ſo wohl der Dekel, als jener abgeriſſene Theil der Oberhaut, un— ter dem zuſammengeſezten Vergroͤ— ſerungsglas betrachtet wird, man faſt keinen Unterſchied gewahr wird. B. B. Die Werkzeuge find ſchon oben auge C. 37 zeiget worden. Die Weibchen, die vermuthlich in dem Innern des Blattes keine Nahrung mehr finden, ſo wie die Maͤnnchen, tretten jezt wieder zur Oberflaͤche her— an, und durchreiſſen alſo die Oberhaut. Die lezte fliehen jezt vom Ort weg, wo ſie ſich aufgehalten. Die erſtern bilden ſich damit den Dekel auf die obenbe⸗ ſchriebene Art, wozu ſie vermuthlich ih— re Empfindlichkeit gegen die Luft, ihre Speiſe, und ihr Naturtrieb, reizet. So bald der Dekel fertig iſt, leget das Weibchen ſich ruhig unter denſelbi— gen hin, und beginnet nun zu erwach⸗ ſen und ſich zu verwandlen. Ehe aber noch die Verwandlung vor ſich gehet, C 3 kommt 38 EE DIIERTEBER r ˙ mA ˙ VA ERREZETTEETE.TE, — — — — —— — — kommt das Maͤnnchen, ſezet ſich auf die Mitte des mit einer Oefnung ver— ſehenen Dekels, befruchtet das Weib— chen, gleich nach der Befruchtung ge— het es weg, und ſtirbt. Das Weib— chen wird nun groͤſſer, verwandelt ſich, und erſcheinet nun in der Geſtalt einer Wanze. Nun ſcheinet es ganz ohne Empfindung und Bewegung zu ſeyn, und ſelbſt keine Bewegung zu fuͤhlen; und in diſem Zuſtand legt es die Eier. So bald die Eier gelegt, und ſo er— wachſen ſind, daß ſie ſchon ohne die Mutter ſich ſelbſt erhalten koͤnnen, ſo ftirbe die Mutter, und verweſet. 2 m) III. As 39 nen) Yan III. Kapitel. Mittel dagegen. Och habe bißher den Charakter und die J Geſchichte des Ananasſchilds abgemah— let. Nun eile ich zu dem wichtigſten Theil meiner Unterſuchung, zur Betrachtung ihres Schadens, und der Art, ſie zu vertreiben. Der Schaden des Inſekts beſteht eigenfs lich darinn: daß es die Gefäffe aufreiſſet, um die Nahrung daraus zu ſaugen, und ſich dar— inn aufzuhalten. Hierdurch entſtehen, theils wegen Zerreiſſung der feinſten Theile, theils wegen Beraubung des Nahrungsſaftes, zuerſt braune Fleken, und bald darauf eine Faͤulniß, die ſich zuerſt an einem beſtimmten Ort anſe— zet, aber bald durch das ganze Blatt fortpflan⸗ C 4 zet. 40 — ̃ͤ———— zet. Beſonders daͤhnet ſie ſich von dem ver— lezten Ort des Blatts an, bis an den Urfprung deſſelbigen, aus, woſelbſten, wegen der Weis che diſer Theile, eine ſchnelle Faͤulniß vorges het. Von da aus dringet die Verwuͤſtung dergeſtalten bis aufs Herz der Pflanze, bis kein einiger geſunder Theil mehr davon vor— handen iſt, und dieſelbe oft von ſelbſten, oder bei der leichteſten Beruͤhrung, auseinander faͤllet. Man glaubte anfaͤnglich nicht, daß diſer Schaden ſo groß ſeye; nachhero aber erfuhren es diejenigen, welche diſe Pflanze in Menge in ihren Glashaͤuſern und Glaskaͤſten ſtehen hatten. Man machte daher auf alle moͤgliche Art Verſuche, diſe Laͤuſe zu vertreiben; bis jezo aber konnte man noch kein brauchbares Mittel dagegen ausfuͤndig machen, weil das wider — — Ian wider diſe Pflanzenſtoͤhrer gebrauchte Gift, immer auch ein Gift wider die Pflanze ſelbſt, war. Ich ſeze zu dem Ende einige Verſuche bei, davon die drei erſtern nicht wirkſam genug, oder doch mit verſchidenen ſchlimmen Umftäns den verbunden waren, der lezte aber meiſtens mit dem beſten Erfolg gekroͤnet wurde. Erſter Verſuch. | Solcher beftunde in folgendem: Man zer: ſtieß Schwefel, fo klein als immer möglich war, und beſtreuete die Pflanzenblaͤtter da— mit. Diſes Mittel hat aber die gehofte Wirs kung nicht gethan, weil der Schwefel nicht in das Innerſte der Blaͤtter, woſelbſten ſich doch die zu toͤdende Inſekten aufhalten, eindringet. Villeicht hätte er aber doch gewirket, wenn C 5 der 42 ED mn der Schwefelſtaub nicht, bei Begieſſung der Ananaſſen, waͤre abgewaſchen worden. Zweiter Verſuch. Man machte mit dem Schwefel noch einen andern Verſuch, nur mit dem Unterſchied, daß man ihn anzuͤndete. Man fuhr nemlich mit demſelbigen immer auf der Oberflaͤche der Blaͤtter alſo hin und her, daß der Dampf davon, vermittelſt ſeiner Feinheit, in die innerſte Theile derſelben drin⸗— gen ſollte. Diſer Verſuch ſchien anfaͤnglich einen gluͤk— lichen Erfolg zu haben; denn es blieben diſe Inſekten einige Zeit voͤllig aus, und man ſpuͤhrte nichts mehr von denſelben. Nachher aber fanden ſie ſich wiederum in eben der Men⸗ ge ein, wie zuvor. Die Urſache, warum ſie fie) 43 — — — ſich anfänglich verlohren, und alsdenn wieder hervorgekommen, ſcheinet darinn zu ligen: daß diejenigen, die ſchon theils unter ihrem Dekel hervorgeloffen, theils noch darunter vers borgen geweſen, leichtlich von dem Schwefel— dampf konnten getoͤdet werden; diejenigen aber, die im Innerſten der Blaͤtter verborgen lagen, erfuhren diſes Schikſal nicht, weil der Dampf in einer ſolchen kurzen Zeit das Innerſte der Blaͤtter nicht durchdringen konnte. Sie fas men alſo, nach einiger Zeit, wieder, oder kro— chen vielmehr aus denen innerſten auf die äufs ſere Theile der Blätter, legten Eier, und pflanz⸗ ten ihr Geſchlecht auf das neue fort, Dritter Verſuch. Man nahm Weingeiſt, begoß damit die Pflanze ſo ſtark, daß ſie bei nahe ſelbſt davon zer⸗ zerfreſſen wurde, und fand wirklich, daß der Weingeiſt alle diejenigen Inſekten, die ſich auf der Oberfläche der Blätter befanden, ges toͤdet hatte. Die Wahrheit diſes Erfolges bes ſtaͤtiget ſich noch uͤberdiß durch eine andere von mir gemachte Probe. Ich fand nemlich, nad)» dem ich uͤber mehrere Inſekten etwas Wein« geiſt gegoſſen hatte, daß ſie in einer Minute tod waren. Indeſſen ſahe ich doch bald, daß der Weingeiſt diſe Inſekten nicht alle getoͤdet hatte; denn nach einiger Zeit kamen die {ns ſekten haͤufig wieder hervor, um der ſehr be⸗ greiflichen Urſache willen, weil derſelbe nicht bis in die Tiefe ihrer innern Wohnungen ges drungen war. Alle diſe Verſuche erfuͤllen noch nicht die Wuͤnſche des Gaͤrtners, und find dahero noch nicht befriedigend genug. Man 45 nee —u— ͤ— mer Man forſchte alfo weiter nach, und fiel endlich auf folgenden ganz brauchbar erfundes nen Verſuch, der, nach vielen angeſtellten Bes obachtungen, ſelten fehl geſchlagen hat. Man ſezte hiebei voraus: daß es nothwen— dig ſeye, die Pflanzen aus der Erde heraus zu nehmen „ weil ſonſten keine Materie in die, durch dieſelbe bedekte Theilchen der Pflanzen, eindringen konnte, und kam dadurch auf fol— gendes zuverlaͤſſige Mittel. Vierter Verſuch. Man hebt nemlich die Pflanzen, wie bes reits erwehnet worden, aus der Erden heraus, und laͤßt ſie zwei auch drei Tage lang frei in dem Ananashauß ligen, wodurch ſie ein we— nig welk werden, und ſich alſo hierdurch ihre Saͤfte, 16 165 Saͤfte, die eigentliche Nahrung des Inſekts, in etwas verlieren und ausduͤnſten. Diſes Abwelken iſt ſo noͤthig, daß, wenn die Pflanze, gleich nach dem Ausheben, in die nachſtehende Lauge kommt, die Inſekten ſogleich wieder vorhanden ſind, indem ſolche, wegen dem vielen Saft derſelben, noch die Nahrung wie zuvor finden. Wenn ſie auf beſagte Art ein wenig welk geworden, wird ein groſſes Gefaͤß oder Zuber (Kufe) mit Waffer angefuͤllet; ſodann werden 24 Stunden lang Tabakſtengel (*) darinn eins geweichet, bis das Waſſer ganz braun davon wird, und, ſo viel es immer moͤglich, den Saft des Tabaks ausgeſogen hat. Nach di— ſem wird der Tabak mit denen Haͤnden ausge⸗ druͤket, (*) Nieotiana ruſtica, panicula &. Liun. Sufl. Pant, 47 — — — druͤket, die Pflanze in diſes Waſſer gethan, ebenfalls 24 Stunden darinn gelaſſen, nach Verfluß diſer Zeit wieder heraus genommen, in einem frifchen ſaubern Waſſer ab- und aus« gewaſchen, und hernachmals einige Tage ver⸗ kehrt aufgehaͤnget, damit ſowohl das reine als unreine Waſſer ablaufen und völlig abtroͤpfeln kan. Endlich wird ſolche, wie gewoͤhnlich, wiederum in das Lohbeet verpflanzet. Man kan bald hierauf wahrnehmen: ob ſolchen Pflanzen die erwehnte Lauge ſchaͤdlich oder unſchaͤdlich geweſen? indem ſie laͤngſtens in acht bis zehen Tagen anwachſen und auf— recht ſtehen, oder umfallen und verderben wer— den. Nun will ich nur noch zum Beſchluß einis ge zufällige Anmerkungen hieruͤber beibringen. Die > 48 Die wilde oder ſaure Ananaſſe (*) Finnen die Baize oder die Lauge viel weniger ertra— gen, und ſehen daher übler nach derſelben aus, als die ordinairen oder zahmen. (*) So viel (* Wilde Ananas, (Bromelia Karatas) mit aufrecht ſtehenden Blaͤttern, und gehaͤuften feſtſizenden Blumen. Mexocotl. Moris. hifl. 2. . 4. T. 22. f. 7. Bromelia Karatas, acaulis, floribus aggre- gatis ſeſſilibus fubradicaulibus. Sac. Americ. 18. Bromeiia, foliis fpinofis oblique recurvis, fructibus dispermis, racemoſis. Hort. fal. 73. Karatas, foliis altiſſimis, anguſtiſſimis & aculeatis. Plum. gen. 10? Das mittaͤgige Amerika iſt deſſen Heimath. 2 (**) Wahre Ananas (Bromelia Ananas) hat gefranzt⸗ſtachliche, in eine Spize ſich endi⸗ gende Blaͤtter, und eine Blumenaͤhre, die mit einem Zopf gezieret iſt. Tre. Ehret. 2. Bro- * 49 363 —V—— ——— 8 — —— — nn nnd viel wir aus der Erfahrung wiſſen, koͤnnen die ohne Bromelia Ananas, foliis ciliato-ſpinoſis, mu- cronatis, ſpica comofa. Bromelia, foliis ſpinoſis, fructibus conna- tis, caulem eingentibus. Hort. Cliff. 127. Hort. Upfal. 73. Ananas aculeatus, fructu ovato, carne albi- da. Trew. Ehret. T.2. Dife wahre Ananas hat folgende Abaͤnderungen: 4.) Zukerhut, mit pyramidenfoͤrmiger Frucht und gelben Fleiſche. Ananas aculeatus, fructu pyramidato, carne aurea, Tour- nef. inſt. 653. 8.) Stachliche Ananas, mit kegelformiger Frucht und gelben Fleiſche. Ananas aculeatus, fructu conico, carne aurea, Pluk. Spec. 20. „) Königsapfel mit hellgruͤnen Blättern, welche an dem Rande kaum einige Saͤge⸗ einſchnitte haben. Ananas aculeatus In- eide virens, folio vix ſerrato. Dill. Hort. Eltli. 25. T. 21. F. 22. Waͤchßt in wi * Neuſpanien und Surinam. An 50 F ——̃— ohne Stacheln die Lauge gar nicht aushalten, ſo, daß ſie, die groͤſten nicht ausgenommen, entweder ganz verwelken, oder ſich mit Muͤhe, und in einer ſehr ſchlimmen Geſtalt, erhalten. Auch mit dem Begieſſen der ſelben muß man ſich in acht nehmen, bis man glaubet, daß ſie einige Wurzeln gemacht haben. Sobald man ſolches merket, fo koͤnnen fie, fo wohl unten im Topf mit der Roͤhre, als auch oben mit dem Gießkopf, beſprenget werden. Sollte ſich hie und da eine Ananas finden, welche ſchon Fruͤchten angeſezet hat, ſo paßt auch in diſem Fall das Mittel vollkommen. Denn man hat die Erfahrung, daß Fruͤchten, welche ſich theils erſt zeigten, theils auch ſchon ſo groß wie ein Ei waren, diſe Behandlung dennoch ausgeftanden haben, und zu ihrer Reis fe gekommen ſind. Diſer Verſuch hat einen ſo 51 D ̃—— ſo guten Erfolg gehabt, daß ſich diſe Inſekten voͤllig verlohren haben. Ueberhaupt bin ich für den richtigen Era folg des ganzen Verſuchs Buͤrge, wenn nur meine Vorſchrift genau dabei beſolget wird. Anhang. J. ſehe mich faſt gensthiget, noch eine kurze Beſchreibung von andern Inſekten hier anzuhaͤngen, die vorzüglich, mit der Bro- melia, auf der Ananas ſich aufhalten. Es find ſolche die Coccus Heſperidum und der Papilio Dido. Ich ſchildere ſie aber nur ganz kurz, weil ſie beede bereits von Linne beſchrieben worden ſind. In Anſehung des Charakters und der Ges ſchichte des erſtern Inſekts, berufe ich mich D 2 gaͤnz⸗ 52 gänzlich auf die Beſchreibung des Ritters von Linne, und ſeze nur noch eine Anmerkung hieher, die ich daſelbſt nicht gefunden habe. Diſes Inſekt nemlich unterſcheidet ſich von der Coccus Bromelia darinnen: daß es ſich bei weitem nicht fo haufig, als jenes, findet, daß es uͤberdiß auf der ganzen Pflanze, bald da, bald dort, zerſtreuet herum kriechet, vorzuͤg— lich aber, daß es der Pflanze gar keinen Scha⸗ den thut. Das leztere habe ich an einzelen Pflanzen verſucht, und immer beſtaͤtiget ge. funden. Die Urſache diſer Erſcheinungen iſt ſehr klar. Denn da ſie nur ſelten ein Gefaͤß zer⸗ ſtoͤret, ſondern nur auf der Oberflaͤche her⸗ um gehet, ſo faͤllet der Hauptſchaden bei di⸗ fer hinweg, den die Bromelia verurſachet. Bei 53 D ,,, ,,, —— Bei dem Papilio Dido (*) ſeze ich, auſſer dem, was Linne geſagt, noch hinzu: Wenn die Raupe ſich in die Puppe verwan— delt, ſo ſpinnet ſie ſich vorher zwiſchen zwei Blaͤttern ein, und bleibet ſo lange darinnen, bis der Schmetterling hervor kommt. Dis fer Papilio wird auch auf andern ame⸗ rikaniſchen Pflanzen ange⸗ troffen. (*) Heliconia, oder die helikoniſche Nymphe. Linn, D 3 Er. Erklärung der Kupfertafel. A. Die Coccus Bromelia, vom Ei an, bis ſie ausgewachſen iſt. I. Der Urſprung des Thierchens im Ei. 2. Das ſchon etwas erwachſene Ei, nebſt der anhaͤngenden Haut. 3. Das Ei, woran man ſchon die Ringe er⸗ bliket. Anmerkung. N. 1. 2. 3. koͤnnen mit blo⸗ ſen Augen nicht geſehen werden. 4.4. Das Inſekt in feiner natürlichen Geſtalt, mit den Fuͤhlhoͤrnern und Gabel, und zwar a. von dem Ruͤken, b. von dem Bauch anzuſehen. 5. 5. Das Inſekt, ſchon vollig erwachſen, nemlich a. von dem Bauch, b. von dem Ruͤken vorgeſtellet. c. Di⸗ 55 r sn nn nenne c. Diſer Punkt zeiget die natürliche Groͤſe des Inſekts. Diſe iſt bei 5. a. und b. um 3200 mal nach dem Diameter ver: groͤſſert. B. Das Blatt einer Ananas, auf deſſen Oberflaͤche die Dekel, worunter die Eier ligen, vorgeſtellet ſind. a. Ein Dekel in natürlicher Groͤſe, der vom Blatt B. abgenommen iſt. b. Eben diſer Dekel 3200 mal nach dem Dia⸗ meter, oder nach dem koͤrperlichen Inhalt . 2448000000 mal, vergroͤſert. o. d. Die ſaͤgefoͤrmige und mit Stacheln bes wafnete Einſchnitte des Ananasblatts. e. e. Die Eier, wie fie von der Mutter gelegt worden. Eben fo oft, wie bei b. erwehnet worden, vergroͤſert. f. Bezeichnet die Dekel auf dem Blatt. g. Diſe Punkten zeigen das Inſekt an, wie es auf dem Blatt zerſtreut herum liget. h. Das Neſt mit dem Weibchen, wie fie auf den Eiern ſizet, beides in natürlicher Gröfe, i. Sind 56 ——ů l—-— i. Sind die Fleken, die man in den Gefaͤſſen des Blatts, wenn fie abgeftorben find, an: trift. Sie find auch ſchon am Ende der Dekel zu ſehen. k. Das Weibchen, beſonders abgebildet, wel: ches, wenn es die Eier gelegt hat, alſobald ſtirbet. Gleichfalls 3200 mal nach dem Dia⸗ meter vergroͤſert. 0 C. Die Zeugungsglieder des Weibchens, als: a. Die Scheide (Vagina) an dem Hintertheil des Koͤrpers. p. Die zwei Nebentheile, welche die Scheide einſchlieſſen. Eben diſe Theile werden hier noch genauer zergliedert, und zwar: 4. Die Scheide alſo erweitert, daß das Maͤnnchen, mit feinem pfriemenfor⸗ migen Zeugungsglied, bequem die Ab: ſicht der Natur ausfuͤhren kan. 2. Die Nebentheile, an deren Ende zwei ſtarke Haare befindlich ſind, aus wel⸗ chen die Gabel ihren Urſprung nimmt, gleichfalls erweitert. Stuttgart gedrukt bei Johann Philipp Erhard. — 2 TEE A Te — . * 8 * * 4 1 - En u. _ \ 8 2 mr * > e 7 — Be * 5 * oer K 2 » - 32 * % > BF 39 * 4 — 2 — 5 * 2 - — 2 2 » * 44. 3 * > Dr . un) - — Er} 2 we 2. u . W * 1 - » . — = — - * - 4 . 5 u — * ” * 2 1 9 Er a - . * „SF » u 3 * . x 1 * — A.