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Die Neubauten der wissenschaftlichen Institute an der Viktoria-Allee.

Physikalischer Verein. Naturhistorisches Museum. Jügelhaus und Bi

(Nach einer photogeaphischen Aufnahme des Modell

BERICHT DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT

IN

FRANKFURT AM MAIN, 1904.

——- - -_—

Vom Juni 1903 bis Juni 1904.

_— an

Die Direktion der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht über das verflossene Jahr zu überreichen.

Frankfurt a. M., im Juni 1904.

Die Direktion:

Dr. med A. Knoblauch, I. Direktor. Prof. Dr. med. E. Marx, II. Direktor. Dr. phil. J. Gulde, I. Sekretär.

Dr. med. 0. Schnaudigel, II. Sekretär.

1. Teil.

Geschäftliche Mitteilungen.

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Jahresfeier

der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und

Grundsteinlegung

zum Neubau des Naturhistorischen Museums ‚am 15. Mai 1904.

Akademische Feier.

In festlicher Weise hat am Sonntag, den 15. Mai 1904, im reichgeschmückten Vogelsaale des Museums an der Bleich- straße die 87. Jahresfeier derSenckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft unter dem Vorsitz des I. Direktors Dr. August Knoblauch stattgefunden.

Als Vertreter der Kaiserin, der Protektorin der Gesellschaft, war der Generalinspekteur der III. Armee- inspektion Exzellenz von Lindequist erschienen. Ferner waren zugegen der Stadtkommandant Generalleutnant von Stülp- nagel, Polizeipräsident Scherenberg, Oberbirgermeister Dr. Adickes, Oberpostdirektor Maier, Bürgermeister Dr. Varrentrapp, Stadtverordnetenvorsteher Geh. Justizrat Dr. Humser, Regierungsrat von Wehrs und zahlreiche Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordneten-Versammlung. Als Vertreter der benachbarten Universitäten waren erschienen Geh. Rat Prof. Dr. Bauer, Direktor des mineralogischen Instituts, aus Marburg, der Rektor der Universität Gießen Prof. Dr. Brauns und Geh. Rat Prof. Dr. Curtius, Direktor des che- mischen Laboratoriums, aus Heidelberg, ferner die Rektoren der Technischen Hochschule zu Darmstadt Prof. Dr. Dingeldey und der hiesigen Akademie für Sozial- und Handelswissen-

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schaften Prof. Dr. Burchard. Als Vorsitzender der Deutschen Zoologischen Gesellschaft war Geh. Rat Prof. Dr. Spenge] aus Gießen anwesend. Sehr zahlreich waren auch die naturwissen- schaftlichen Vereine der Nachbarstädte vertreten, mit denen die Senckenbergische Gesellschaft in freundschaftlichen Beziehungen steht, die Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Natur- kunde in Hanau durch Oberlehrer Dr. Rausenberger, der naturhistorisch-medizinische Verein in Heidelberg durch Geh. Hofrat Prof. Dr. Bütschli, die Rheinische Naturforschende Gesellschaft in Mainz durch Prof. Dr. Nies, die Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften in Marburg durch Geh. Rat Prof. Dr. Bauer, der Verein für Naturkunde in Offenbach durch Prof. Dr. Metz, Dr. Bachfeld, R. Engel, C. Forger, Dr. Grosch und Prof. Storck und der Nassau- ische Verein für Naturkunde in Wiesbaden durch Geh. San.-Rat Dr. Pagenstecher, sowie die Administration der Dr. Sencken- bergischen Stiftung und die ihr angegliederten Vereine, der hiesige Ärztliche und Physikalische Verein und der Verein für Geographie und Statistik, als deren gemeinsamer Vertreter der Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr. Schmidt-Metzler an der Feier teilnahm.

Durch Dienstgeschäfte waren leider am Erscheinen ver- hindert Kultusminister Dr. Studt, der der Gesellschaft zu der Feier seine wärmsten Glückwünsche und für ihre wissen- schaftlichen Bestrebungen die Hoffnung auf weiteres erfolg- reiches Fortschreiten ausgesprochen hatte, Oberpräsident von Windheim, Regierungsprasident Hengstenberg und der Kommandierende (seneral des XVIII. Armeekorps General- leutnant von Eichhorn.

Von zahlreichen korrespondierenden Mitgliedern waren Glückwunschschreiben und Telegramme eingelaufen.

In seiner Begrüßungsansprache wies der Vorsitzende zu- nächst auf die besondere Bedeutung der diesmaligen Jahresfeier hin, mit welcher die Grundsteinlegung zum Neubau des Naturhistorischen Museums verbunden war, und hieß den Vertreter der Kaiserin und die glänzende Festversammlung im Namen der Direktion herzlich willkommen. Sodann wandte sich der Vorsitzende an die zahlreicher als sonst erschienenen Mitglieder der Gesellschaft mit folgenden Worten: „Nicht

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zuletzt begrüßen wir auch Sie, meine hochgeehrten Damen und Herren, die wir mit Stolz und Freude zu unseren Mitgliedern zählen. Auf Ihren Schultern ruht unsere Institution! Der freundlichen Förderung, die Sie allezeit unseren wissen- schaftlichen Bestrebungen zu teil werden lassen, danken wir es allein, daß wir bestrebt sein können, gleichen Schritt zu halten mit dem gewaltigen Aufschwung der Naturwissenschaften, deren Pflegestätte zu sein unser Museum berufen ist.

Denken Sie an die rastlos fortschreitende Aufschließung bis dahin unbetretener Gebiete unserer Erde in tropischen Kontinenten wie in den Eismeeren der Pole, die uns eine neue Tier- und Pflanzenwelt kennen gelehrt hat, und bleiben Sie eingedenk dessen, daß Ihre Mitarbeit es ist, die es unserer Gesellschaft ermöglicht, an den slänzenden Ergebnissen der Naturforschung einen kleinen Anteil zu nehmen.

In dem freundlichen Wohlwollen und in der tatkräftigen Unterstützung der Frankfurter Bürgerschaft liegen die starken Wurzeln des Blühens und Gedeihens unserer Gesellschaft. 87 Jahre hindurch ist uns diese freundliche Gesinnung unserer Mitbürger ununterbrochen zuteil geworden, und hierfür aufs wärmste zu danken, ist auch heute wieder meine vornehmste Pflicht! Bewahren Sie uns dieses wohlwollende In- teresse; tragen Sie es hinaus in immer weitere Kreise; dann werden wir auch den neuen großen Aufgaben gerecht werden können, die schon die allernächste Zukunft an uns stellen wird!

Mit dieser herzlichen Bitte heiße ich die er- lauchte Festversammlung nochmals willkommen.“

Hierauf hielt Dr. Fritz Römer den hochinteressanten, durch zahlreiche künstlerisch ausgeführte Tafeln illustrierten und mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Festvortrag:

Die Haut der Säugetiere. (Siehe diesen „Bericht“, II. Teil, Seite 91—110.)

Zum Schlusse erstattete der II. Direktor Stabsarzt Prof. Dr. Ernst Marx den

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Jahresbericht.

„Euer Exzellenz! Hochansehnliche Versammlung!

Als wichtigstes Ereignis des verflossenen Jahres sei die große Ehre hervorgehoben, die der Gesellschaft durch die Übernahme des Protektorats von Seiten Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin am 23. No- vember 1903 zuteil geworden ist.

Ich gedenke dann zunächst der vielen und schmerzlichen Verluste, die wir durch den Tod zahlreicher Mitglieder er- litten haben.

Wir beklagen aufs tiefste den Heimgang unserer arbei- tenden Mitglieder Prof. Dr. E. Askenasy und Konsul Dr.O.Fr.von Moellendorff, weiterhin den Tod unserer beitragenden Mitglieder Dr.phil.L. Belli, P. Dondorf, Generalkonsul J.Gerson, Dr. jur. R.Goldschmidt, Dr. phil. O.Gürcke, Baurat Ph. Holzmann, F. Jordan-de Rouville, Architekt F.L. Langeloth, Justizrat Dr. W.Lorey, A. Oster- rieth-Laurin, F. Modera, Dr. med. J. Sondheimer, Geh. Sanitätsrat Dr. A. Spieß, Konsul H. von Stiebel, R. Sulzbach und S. Una.

Ferner schieden von uns die ewigen Mitglieder Max von Guaita und Wilhelm Metzler.

Aus der Reihe unserer korrespondierenden Mit- glieder haben wir acht hervorragende Gelehrte verloren:

Am 18. September 1902 starb in Florenz Prof. Adolfo Targioni-Tozzetti, welcher seit dem Jahre 1875 unserer Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied angehörte.

Aın 13. Februar 1823 zu Florenz geboren, wandte er sich ursprünglich dem Studium der Botanik zu und beschäftigte sich später in fast ausschließlicher Weise mit der Zoologie und der vergleichenden Anatomie. Durch eine große Fülle von Publi- kationen, die besonders die Entomologie betreffen, hat er die Wissenschaft in hervorragendem Maße gefördert.

Am 5.März 1903 starb in St. Petersburg der Direktor des Botanischen Museums der Akademie der Wissenschaften Prof. Dr. Michail Stephanowitsch Woronin. Er war

ge

am 2. August 1838 in St. Petersburg geboren und hatte sich zunächst dort, später in Heidelberg und Freiburg dem Studium der Botanik gewidmet. Seit 1869 gehörte er unserer Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied an.

Am 14. Juni 1903 starb in Heidelberg Geheimrat Prof. Dr. Karl Gegenbaur, welcher unserer Gesellschaft seit dem Jahre 1869 als Mitglied angehörte.

Am 21. August 1826 in Würzburg geboren und erzogen, wandte er sich im Jahre 1845 dem Studium der Naturwissen- schaften und der Medizin zu. Im Jahre 1851 legte er in Würz- burg sein Doktorexamen ab und promovierte mit der Dissertation „De limacis evolutione*. Ende des Wintersemesters 1853/54 habilitierte er sich in Würzburg für Anatomie und Physiologie. Im Winter 1855/56 nahm er einen Ruf als Prof. Extraordinarius der Zoologie in Jena an und blieb dort bis zum Sommersemester 1873. Im Wintersemester 1873/74 ging er als Nachfolger Fr. Arnolds nach Heidelberg, woselbst er bis zu seinem Tode gewirkt hat.

Die Bedeutung Gegenbaurs für die Zoologie und Medizin auch nur annähernd darzulegen, ist mit wenigen Worten nicht angängig. Er ist durch seine zahlreichen vergleichend-anato- mischen Untersuchungen der Schöpfer der gesamten modernen vergleichenden Anatomie geworden.

Am 14. Juli 1903 verschied in Greifswald der Major a.D. Alexander von Homeyer. Er war am 19. Januar 1834 zu Vorland bei Krim in Neu-Vorpommern geboren. Seine Er- ziehung erhielt er in der Kadettenanstalt Groß-Lichterfelde, aus der er im Jahre 1852 in die Armee eintrat. Er garnisonierte in verschiedenen Städten des Rheinlandes, so in Trier und in Mainz. Ein bedeutungsvolles Ereignis für seine spätere Ent- wickelung war seine Versetzung zu dem in Frankfurt einen Teil der Bundesbesatzung bildenden preußischen Regiment. Hier trat er 1857 unserer Gesellschaft als Mitglied bei und verwaltete das Amt eines Sektionärs der ornithologischen Samm- lung. Trotz seiner Jugend gehörte er schon damals zu den bedeutendsten Vogelkennern Deutschlands, da er schon als Knabe jede freie Zeit auf die Beobachtung und das Studium der Vogelwelt verwandt hatte.

Im Jahre 1861 wurde v. Homeyer in die Lage ge- setzt, eine Forschungsreise nach den Balearen zu unternehmen,

1

die manchen neuen Aufschluß über die Tierwelt jener Insel- gruppe und der westlichen Mittelmeerländer brachte. 1866 focht v. Homeyer bei Skalitz, Schweinschädel und Königgrätz. Im Jahre 1874 leitete er in Gemeinschaft mit Pogge eine von der deutschen Geographischen Gesellschaft ausgerüstete Ex- pedition nach Westafrika. Bald warf ihn eine heftige Malaria auf das Krankenlager, so daß er, wenn auch reich mit wissen- schaftlicher Ausbeute beladen, zurückkehren mußte. 1878 trat er als Major in den Ruhestand. Seit dieser Zeit widmete er sich ausschließlich der Zoologie. Seine schon früher angelegte Vogeleiersammlung zählte zuletzt etwa 12000 Exemplare, ungefähr 1825 Arten angehörend.. Diese Sammlung, die eine der bedeutendsten ihrer Art ist, ist nach dem Ableben v. Ho- meyers in den Besitz unseres Museums übergegangen.

Am 4. Oktober 1903 starb in Kassel Prof. Heinrich Möhl, Oberlehrer an der Gewerbe- und höheren Handelsschule daselbst und Leiter der dortigen meteorologischen Station. Möhl gehörte unserer Gesellschaft seit dem Jahre 1866 als Mitglied an. 1832 in Rauschenberg geboren, studierte er Mathematik und Geologie. Von 1853 bis 1856 war er als kurhessischer Landesgeolog tätig. Dann war er Lehrer der Matlıematik an der Realschule in Hofgeismar und siedelte später nach Kassel über. Von besonderer Bedeutung für die Wissenschaft waren seine ausgedehnten Studien über den Basalt und andere mikroskopische Gesteinsunter- suchungen. Zahlreiche Arbeiten Möhls beschäftigen sich mit der Meteorologie, die ihm viel zu verdanken hat.

Durch einen beklagenswerten Unglücksfall verlor im Dezember 1903 der Deutsche Konsul in Popoyän (Kolumbien) F. C. Leh- mann sein Leben; er ertrank im Timbiqui-Flüßchen in der Nähe der Stadt Bogotä. Lehmann hat unserem Museum wieder- holt wertvolle Sammlungen von Reptilien und Amphibien über- wiesen und gehörte unserer Gesellschaft seit 1892 als Mitglied an.

Am 5. Januar 1904 starb in München Geheimrat Prof. Dr. Karl Alfred Ritter von Zittel, der seit 1875 Mitglied der Gesellschaft gewesen ist. Er war am 25. Dezember 1839 zu Balingen in Baden geboren, studierte in Heidelberg und Paris und ging 1861 nach Wien, wo er zunächst als Volontär an der dortigen geologischen Reichsanstalt bei den in Dalmatien veranstalteten Aufnahmen tätig war. In Wien habilitierte er

1*

sich 1863, wurde in demselben Jahre als Professor an die Poly- technische Hochschule in Karlsruhe und 1866 als Ordentlicher Professor der Geologie und Paläontologie an die Universität München berufen. Von dort aus unternahm er im Winter 1873/74 als Mitglied der von Rohlfs geleiteten Expedition Forschungen in Ägypten und der Libyschen Wüste. 1899 erfolgte v. Zittels Ernennung zum Vorsitzenden der bayerischen Akademie der Wissenschaften und zum Generalkonservator der wissenschaft- lichen Sammlungen Bayerns.

Karl von Zittel gehörte zu den bedeutendsten Paläon- tologen der neueren Zeit und die zahlreichen Veröffentlichungen aus seinem Arbeitsgebiet sind Muster einer klaren, kritischen, auf um- fassendstem Wissen beruhenden Darstellung. Besonders erwähnt sei sein zwischen 1876 und 1893 im Verein mit Schimper und Schenk herausgegebenes vierbändiges „Handbuch der Paläontologie“.

Schließlich verschied am 2. Mai 1904 in Leipzig Geh. Med. Rat Dr. Wilhelm His, Professor der Anatomie und Direktor

des anatomischen Instituts der Universität.‘ Er war 1869 zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden. Am 9. Juli 1831 in Basel geboren, hat His daselbst, in Berlin, Würzburg und Wien studiert und 1857 die Professur der Anatomie und Physiologie in Basel und 1872 die Professur der Anatomie in Leipzig angetreten. Bahnbrechend sind seine ausgezeichneten Arbeiten auf dem Gebiete seines Lehrfachs und der Entwickelungsgeschichte, ins- besondere der Entwickelung des Nervensystems, geworden; aber auch zahlreiche andere Zweige der Medizin und der Natur- wissenschaften, vor allem Physiologie und Anthropologie, ver- danken die fruchtbarste Förderung dem ungemein vielseitigen Forscher, der zu den größten seiner Zeit gerechnet werden muß.

Allen Verstorbenen wird die Gesellschaft ein dauerndes und dankbares Andenken bewahren.

Aus der Reihe der beitragenden Mitglieder sind ferner 8 ausgeschieden: durch Austritt die Herren Dr. med. E. Fromm, K. Jung, P. Kullmann und Gebrüder Weil; in- folge Wegzugs von Frankfurt Fräulein O. L. Lindley, Dr. med. W.Liermann und Dr. med. K. Shiga und durch Übertritt in die Reihe der ewigen Mitglieder Herr R. de Neufville.

Die Zahl der ausgeschiedenen beitragenden Mitglieder be- trägt also zusammen 26.

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Neu eingetreten sind dagegen 93 beitragende Mitglieder und zwar:

Herr Dr. med. Franz Alexander, Heinrich Ludwig Andreae, Julius Aurnhammer, Rudolf Bangel, Dr. med. Karl Baur, Dr. med. Sigmund Berlizheimer, Fräulein Bertha Berthold, Herr Carl Bertina, Frau Lea Blum, Herr Oberlehrer Dr. phil. Wilhelm Boller, Kommerzienrat Wunibald Braun, Oberstabsarzt Dr. Rudolf Brugger, Prof. Dr. jur. Kurt Burchard, Adolf Freiherr von Büsing-Orville, Otto Clemm, Prof. Dr. phil. Franeis Curtis, David Derlam, Karl Ditter, Justizrat Dr. Erich Dreves, Martin Dürer, Hugo Forchheimer, Dr. phil. Hans Geisow, Oberlehrer K. Gerlach, Moritz Getz, Dr. med. Joseph Gottschalk, Louis Greb, Ernst Grieser, Max von Grunelius, Dr. med. Karl Grünwald, | Direktor Adolf Harbers, Dr. med. Julius Hesdörffer, Leopold Hirschler, Konsul Alfred Hoff, Dr. med. Ernst Homberger, Veterinärarzt Dr. Alfred Jäger, Frau Louis Jay, Herr Wolfgang Job,

3 3 3 3 3

3 3 3 | 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 39 3 3 3 3 3 3

18587

Frau L. M. Jordan-de Rouville, Herr Carl Junior, Gen.-Direktor Heinrich Kleyer, Louis Koch, Dr. med. Julius Kohn, H. Künkele, Dr. med. Arthur Kutz, Prof. Richard Lambert, Ludwig Lauterbach, Leo Lehmann, Alfred Lejeune, Nicolas Manskopf, Alexander Matthes, Ludo Mayer, Friedrich Melber, Prof. Heinrich Morf, Dr. med. Julius Neuberger, Adolf Neustadt, Benny Oppenheimer, Lincoln Menny Oppenheimer, Stabsarzt Dr. Richard Otto, Zahnarzt Hans Peters, C. W. Pfeiffer- Belli, Dr. med. Oskar Pinner, Prof. Dr. phil. Ludwig Pohle, Oberlandesgerichtsrat Hermann Quincke, » Dr. med. Julius Raecke, Frau Amélie Gräfin von Reichenbach-Lessonitz, geb. Freiin Goler v. Ravensburg, Herr Dr. med. Karl Roth, Gerichtsarzt, August Rother, » Dr. med. Otto Rothschild, Herren Saelz & Co., Ingenieure, Herr Dr. med. Richard Salomon, »„ Fritz Schiermann-Steinbrenk, Dr. med. Rudolf Schild, » Oberlandesgerichtsrat Dr. Walter Schöller, » Fritz Sommerlad, Frau Konsul H. von Stiebel,

3 tts 3 ss 3 s 3 31,33 HU PH 333 BT BW BSB 3 4

14

Herr Dr. phil. Ignatz Stroof, Dr. phil. Ernst Teichmann, Kreistierarzt Dr. phil. Heinrich Thoms, Prof. Dr. med. Gustav Treupel, Tierarzt Richard Utendörfer, Oberlehrer Dr. phil. Karl Vögler, Alex Wagener, Alfred Weinschenk, Wetzlar-Fries, Dr. med. Ludwig Wolff, simtlich in Frankfurt a. M., sowie

‘Herr Dr. phil. Karl Goldstein in Hanau, Karl Hopf in Niederhöchstadt i. T., E. Fr. Krekel, Forstmeister in Hofheim i. T., Adolf Laurenze in Großkarben, Dr. Lenz, Tierarzt in Aschaffenburg, Moritz Freiherr von Leonhardi in Großkarben, O. Reinemann, Tierarzt in Hanau,

J. Schaffnit, Apotheker in Rödelheim,

Die Zahl der beitragenden Mitglieder beträgt somit am heutigen Tage 610.

Mit dieser Zahl von Mitgliedern ist der höchste Bestand erreicht, den die Gesellschaft jemals gehabt hat.

Zu arbeitenden Mitgliedern wurden ernannt: Dr. dent. surg. Fritz Schaeffer, Dr. med. Wilhelm Kallmorgen, Hütteningenieur Paul Prior, Stadtbaumeister Wilhelm Sattler und Martin Dürer.

In die Reihe der ewigen Mitglieder wurden aufge- nommen: Isaak Blum, Eugen Grumbach-Mallebrein und Robert de Neufville. Die Zahl der ewigen Mitglieder beträgt sonach zurzeit 94.

Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden ernannt:

Pıof. Dr. Max Weber in Amsterdam,

Geh. Hofrat Prof. Dr. Max Fürbringer in Heidelberg,

Prof. Dr. Hugo de Vries in Amsterdam,

Dr. Max Schlosser in München,

Prof. Dr. B. Klunzinger in Stuttgart,

Konsul Guido von Schröter in San-José (Costa-Rica).

Apotheker Anton Vigener in Wiesbaden,

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15*

Dr. W. Wolterstorff in Magdeburg,

Vicomte Robert du Buysson in Paris und

Dr. med. Wilhelm Liermann, Direktor des Landkran- kenhauses in Dessau, der bereits seit 1893 der Gesellschaft als arbeitendes Mitglied angehört hatte.

Die Zahl der korrespondierenden Mitglieder beläuft sich nunmehr auf 174.

Zum außerordentlichen Ehrenmitglied wurde schließlich Se. Exzellenz der Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr. Moritz Schmidt-Metzler ernannt.

Aus der Direktion hatten Ende 1903 satzungsgemäß aus- zuscheiden der II. Direktor Dr. med. E. Roediger und der II. Sekretär Dr. phil. A. Jassoy. An ihre Stelle traten für die nächsten zwei Jahre Stabsarzt Prof. Dr. Ernst Marx und Dr. med. Otto Schnaudigel.

Die diesjährige Generalversammlung fand am 27. Februar 1904 statt. Sie genehmigte, entsprechend dem Antrag der Revisions- Kommission, die Rechnungsablage für das Jahr 1903 und erteilte dem I. Kassierer Alhard Andreae Entlastung. Ferner ge- nehmigte die Generalversammlung den Voranschlag für 1904, der in Einnahmen und Ausgaben mit M. 59 203.74 balanziert. Nach dem Dienstalter schieden aus der Revisions-Kommission die Herren Richard Nestle und Julius Scharff aus. An ihre Stelle wurden die Herren Moritz von Metzler und Charles A. Scharff gewählt. Vorsitzender der Revisions-Kommission für 1904 ist Herr Wilhelm Rohmer.

Von unseren Publikationen sind im Berichtsjahre er- schienen:

I. Abhandlungen:

1. Band XXVII, Heft2. Voeltzkow, Beiträge zur Ent- wickelungsgeschichte der Reptilien. V. Epiphyse und Para- physe bei Krokodilen und Schildkröten. Mit 2 Tafeln. Voeltzkow, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Reptilien. VI.Gesichtsbildung und Entwickelung der äußeren Körperform bei Chelone imbricata Schweigg. Mit 2 Tafeln. Mell, die Landplanarien der Madagassischen Subregion. Mit 3 Tafeln und 4 Textfiguren.

Siebenrock, Schildkröten von Madagascar und Aldabra.

Gesammelt von Prof. Voeltzkow. Mit 3 Tafeln.

1

2. Band XXVII. Heft 3. Strahl, Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Placenta.

Tornquist, Uber eine eocäne Fauna der Westküste von Madagascar. Mit 11 Tafeln und 4 Textfiguren.

3. Band XXIX. Heft 1. Von Reinach, Schildkrötenreste aus dem ägyptischen Tertiär. Mit 17 Tafeln.

II. Bericht für 1903, im Herbst vorigen Jahres veröffentlicht. Er enthält außer den geschäftlichen Mitteilungen und den Protokollen der wissenschaftlichen Sitzungen folgende Ar- beiten und Nekrologe:

1. Die Originale der paläontologischen Sammlung im Sencken- bergischen "duseum und die auf dieselben bezügliche Literatur. Yon Prof. Dr. F. Kinkelin.

2. Brooksella rhenana n. sp. Das erste Medusenfossil aus dem Devon. Von Prof. Dr. F. Kinkelin. (Mit Tafel I.)

3. Beiträge zur Kenntnis der Hymenopteren - Fauna der weiteren Umgegend von Frankfurt a. M. Von Prof. Dr. L. von Heyden, Königl. Preuß. Major a. D.

4. Beitrige zur Kenntnis der Fauna der Umgegend von Frankfurt aM. Uber das Vorkommen des Feuer- salamanders, Salamandra maculosa Laur., im Frankfurter Stadtwalde. Von Dr. A. Knoblauch.

. 5. Geschichte und Beschreibung des botanischen Gartens in Frankfurt a. M. Von Prof. Dr. M. Möbius. (Mit Tafel II und III und mit 2 Textfiguren).

6. Über Porphyroidschiefer und verwandte Gesteine des Hinter- Taunus. Von Prof. Dr. H. Bücking. (Mit Tafel IV— VI.)

7. Über den wissenschaftlichen Wert der Schnecken- und Muschelschalen. Vortrag, gehalten am 21. März 1903 aus Anlaß der Ausstellung der von Moellendorffschen Konchylien-Sammlung von Prof. Dr. O. Boettger.

8. Die Sehorgane der Wirbeltiere. Vortrag, gehalten beim Jahresfeste am 17. Mai 1903 von Dr. O. Schnaudigel.

9. Die Nekrologe:

Isaak Blum (mit Porträt) von Prof. Dr. H. Reichenbach. Fritz Stiebel, von Sanitätsrat Dr. S. Zimmern. Paul Wirsing, von Dr. E. Blumenthal,

Julius Ziegler, von Dr. W. Kobelt.

Durch die Munifizenz des Herrn Albert von Reinach

1%

war es der Gesellschaft möglich, zur Förderung der Wissen-

schaft und zur Ergänzung ihrer paläontologisch-geologischen

Sammlung eine Forschungsreise in die Libysche Wüste,

das Uadi Natrün und in die Fajüm-Oase auszurüsten. Die

Leitung dieser Expedition ruhte in den Händen des Privat-

dozenten der Paläontologie und Geologie an der Universität

München Freiherrn Dr. E.Stromer-von Reichenbach, der

bereits vor zwei Jahren an einer von der Kgl. Bayerischen Aka-

demie der Wissenschaften nach derselben Gegend entsandten

Expedition teilgenommen hatte.

Im Winter 1903/04 wurden 18 wissenschaftliche

Sitzungen abgehalten.

Es hielten Vorträge:

24. Oktober 1903: Dr. A. Jaeger, Veterinärarzt: „Die Physiologie der Schwimmblase der Fische.“

31. Oktober 1903: Oberlehrer Dr. Th. Neumann: ,Gift- schlangen und Schlangengift.“

7. November 1903: Prof. Dr. M. Möbius: „Die Flora des Süßwassers.“

21. November 1903: Dr. F. Römer: „Die Anpassung der Wale an das Leben im Wasser.“

28. November 1903: Direktor Dr. A. Seitz: „Meine Reise nach den Nilghiri-Bergen in Indien.“

5. Dezember 1903: Prof. Dr. W.G.Ruppel: „Biologieder Tuberkelbazillen.*

12. Dezember 1903: Prof. Dr. R.Hauthal aus La Plata (Argen- tinien): „Die Bedeutung der FundeinderGrypo- theriumhöhle bei Ultima-Esperanza. (Südwest- Patagonien).“

19. Dezember 1903: Oberlehrer Dr. P. Sack: „Bau und Lebensweise unserer einheimischen Fliegen.“

9. Januar 1904: Prof. Dr. R. Burckhardt, Basel: „Die Biologie der Griechen.“

23. Januar 1904: Dr. K. Vohsen: „Sprache und Natur- forschung.“

30. Januar 1904: Baurat L. Neher: „Der Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbesondere des naturhistorischen Museums, an der Vik- toria-Allee,“

2

ig*

6. Februar 1904: Fr. Winter: „Die Süßwasserfische Mitteleuropas und ihre Krankheiten.“

20. Februar 1904: Prof. Dr. A. Brauer, Marburg: „Die Augen der Tiefseefische.“

5. März 1904: Oberförster O. Fleck: „Der Wald im Winter.‘

12. März 1904: Freiherr Dr. E.Stromer-von Reichenbach, München: „Eine geologische Forschungsreise in die Libysche Wüste.“

19. März 1904: Prof. Dr. J. Morgenroth, Mitglied des Instituts für experimentelle Therapie: „Neuere Forschungen über Fermente.“

26. März 1904: Dr. A. Knoblauch: „Feuersalamander und Molche in der Gefangenschaft.“

9. April 1904: Prof. Dr. M. Möbius: „Matthias Jakob Schleiden, zur Feier seines hundertsten Ge- burtstages.“

Mit dieser Neuerung, möglichst jeden Samstag eine wissen- schaftliche Sitzung abzuhalten, hat die Direktion offenbar den Wünschen zahlreicher Mitglieder entsprochen, denn der Besuch war ein so reger, daß der große Hörsaal stets gefüllt oder überfüllt gewesen ist.

Die Vorlesungen der Dozenten hatten sich einer noch regeren Teilnahme zu erfreuen, als dies in den letzten Jahren der Fall gewesen ist. So war z.B. die Vorlesung des Herrn Prof. Reichenbach von 91 Hörern besucht.

Folgende Vorlesungen wurden im Winter 1903/04 gehalten:

Prof. Dr.H.Reichenbach: „Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere und desMenschen mit Berück- Sichtigung der Physiologie (Zellentheorie, Theorie der Befruchtung, Grundzige der Ent- wickelungsgeschichte, Skelett, Nervensystem und Sinnesorgane, Organe der Fortpflanzung).*

Dr. K. Östreich, Privatdozent an der Universität Marburg: „Allgemeine Geologie (die Wirkung des Eises u.s. w.).®

Prof. Dr. M. Möbius (im Auftrage des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts): „Kryptogamenkunde, II. Teil (Flechten, Moose und Farne) und Fort- pflanzung der Phanerogamen.“

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Im Sommer 1904 lesen:

Prof. Dr. H. Reichenbach: Fortsetzung der Winter- vorlesungen.

Dr. F.Römer: „Anleitung zum Sammeln und Kon- servieren einheimischer Tiere (mit Exkur- sionen).*

Prof. Dr. M. Möbius: Botanisch-mikroskopischer Übungskursus (Botanisches Praktikum).“

Prof.Dr.W.Schauf: „Einleitung in die Petrographie.“

Prof. Dr. M. Möbius (im Auftrage des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts): „Biologie der Pflanzen, II. Teil.“

Sehr lebhaft war auch der Besuch des Naturhisto- rischen Museums, besonders an den Sonntagen.

Neben der auch in diesem Jahre unermüdlichen Tätigkeit der Sektionäre traten vor allem diejenigen Arbeiten in den Vordergrund, welche die Herstellung einer Schausamm- lung für das neue Museum bezwecken. Von dem Kustos Dr.F.Römer wurde in Gemeinschaft mit Frau Sondheim ene große Zahl überaus wertvoller und lehrreicher ver- gleichend-anatomischer Präparate für diesen Teil des Museums angefertigt und der Gruudstock für eine umfassende histologisch-mikroskopische Sammlung gelegt. Eine große Anzahl von Präparaten für Lehr- und Demonstrations- zwecke ist auf diese Weise schon in den Besitz der Gesellschaft gekommen und hat es ermöglicht, den Dozenten wertvolles Material für die Vorlesungen zur Verfügung zu stellen. Da die Aufgaben nach dieser Richtung hin immer größer und dringender wurden, hat die Gesellschaft am 15. April ds. Js. einen Assistenten am Museum, Dr. Julius Wilbelmi, an- gestellt, der zunächst ausschließlich mit den Arbeiten für die Schausammlung beschäftigt ist. In hochherziger Weise ist von dem Vorstand der Georg und Franziska Speyerschen Studienstiftung zur Herstellung dieser Lehr- und Unter- richtssammlung der Gesellschaft der Betrag von M. 6 500.— überwiesen worden.

Auch die Tätigkeit der Konservatoren ward in erster Linie durch den Plan der Schausammlung bedingt. Es war nötig, ihnen weitere Hilfe zu verschaffen und sie zugleich

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in bezug auf die stets zunehmenden Büreauarbeiten zu ent- lasten. Dies geschah durch die Anstellung des Handwerkers Rudolf Moll, eines zweiten Lehrlings Wilhelm Post und der Büreaugehilfin Frl. Ella Schupp.

Sehr rege war wie immer der Verkehr mit aus- wärtigen Gesellschaften und einzelnen Gelehrten; auch die verschiedenen Teile der Sammlungen wurden von zahlreichen Forschern teils an Ort und Stelle, teils außerhalb benutzt.

In Schriftenaustausch ist unsere Gesellschaft mit folgenden Vereinen neu eingetreten:

Es erhalten den Bericht:

Université de Rennes, Rennes ;

Albany Museum, Grahamstown, South Afrika; Société Royale Malacologique, Brüssel ; Societä Romana per gli studii zoologici, Rom.

Abhandlungen und Bericht erhalten:

Ungarisches National-Museum, Budapest; Société Linéenne, Bordeaux.

Der von Reinachpreis fir die ausgezeichnetste Arbeit aus dem Gebiete der Geologie kam am 10. Januar 1904 zum viertenmal zur Verteilung. Eingelaufen waren drei Arbeiten. Die Preiskommission, bestehend aus den Herren Professoren Boettger, Kinkelin und Kayser-Marburg, hielt zwei dieser Arbeiten in gleicher Weise für würdig, preisgekrönt zu werden. Die Verfasser dieser Arbeiten waren cand. rer. nat. Rudolf Delkeskamp in Gießen und Bergreferendar Einecke in Halle. Zwischen ihnen wurde infolgedessen der Preis geteilt.

Im vorigen Jahre wurde die bereits im letzten „Bericht“ angekündigte Gehaltsordnung der Beamten von der Gesellschaft angenommen.

Auch in dem vergangenen Jahre sind uns von Freunden und Gönnern zahlreiche und wertvolle Geschenke für das Museum zuteil geworden, welche des Genaueren in den Be- richten der Sektionäre beschrieben werden sollen.

Eine große Bereicherung hat die botanische Sektion dadurch erfahren, daß Herr Ingenieur A. Askenasy aus dem Vermächtnis seines verstorbenen Bruders, des Prof. Dr. E. Askenasy in Heidelberg, uns dessen großes Herbarium, sowie die Samm-

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lungen anderer pflanzlicher Präparate, besonders die Originale zu den von der „Gazelle“ gesammelten und vom Verstorbenen bearbeiteten Algen zugewiesen hat.

Auch der paläontologischen Abteilung sind wert- volle Geschenke zuteil geworden: durch Herrn A. Askenasy die unermüdliche Aufsammlung und sorgfältige Präparation von Blättern aus dem oberpliocänen Braunkohlenflötzen des Klär- beckens, die wesentliche Beiträge für die Kenntnis der Flora jener Zeit liefern werden, und aus dem Nachlaß des verstorbenen Thurn- und Taxisschen Oberpostsekretärs Christian Ankelein eine außerordentlich umfangreiche Sammlung schöner Exemplare von aus zahlreichen Horizonten stammenden Fossilien.

Durch die Opferwilligkeit zahlreicher Mitglieder unserer Gesellschaft war es möglich, die außerordentlich wertvolle v. Moellendorffsche Konchyliensammlung, die v. Homeyer- sche Eiersammlung und die Mannsche Schmetterlingssammlung zu erwerben.

Zahlreiche Geldzuwendungen seitens unserer Mit- glieder haben dazu beigetragen, die bei den ständig wachsenden Anforderungen überaus schwierige pekuniäre Lage der Gesell- schaft zu erleichtern. So ist es auch besonders freudig zu begrüßen, daß mehrere Mitglieder in dankens- werter Weise ihren Jahresbeitrag freiwillig auf M 50.— oder M 100.— erhöht haben.

Wer immer unsere Gesellschaft in ihren Bestrebungen unter- stützt, der handelt nach dem leuchtenden, nacheiferungswerten Vorbildjeneredlen, hochherzigen Frau, deren gesegnetes Andenken in unserer schnelllebigen und raschvergessenden Zeit immer und immer wieder zu beleben, eine Ehrenpflicht unserer Gesellschaft ist. Frau Gräfin Louise Bose, geb. Gräfin von Reichenbach-Lessonitz hat durch ihreim Jahre 1880 errichtete, ausschließlich Unterrichts- und wissenschaftlichen Zwecken dienende, großartige Stiftung, deren reiche Erträgnisse größtenteils unserer Gesellschaft zugute kommen, unsere Finanzen auf eine gesicherte Grundlage gestellt. Die Stiftung ist einer besonderen Verwaltung unterstellt, zu der unsererseits unsere beiden Kassierer abgeordnet sind. Der auf unsere Gesellschaft fallende Anteil aus den Stiftungserträgnissen

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ist in den letzten Jahren, nachdem eine Reihe von Lasten den testamentarischen Bestimmungen gemäß abgetragen ist, stetig im Wachsen begriffen und hat es uns bis jetzt ermöglicht, wenigstens den allernotwendigsten Aufgaben ge- recht zu werden.

Ich bin am Ende meiner Ausführungen. Ich glaube, die Gesellschaft kann mit hoher Befriedigung auf das ver- flossene Jahr, welches einen Markstein in ihrer Geschichte bildet, zurückblicken. Möge Ihr Interesse an unserer Gesell- schaft immer ein lebendiges bleiben, meine hochge- ehrten Damen und Herren, und möge unsere Gesell- schaft in der Stadt Frankfurt stets das freundliche Wohlwollen und die tatkräftige Förderung finden wie bisher! Dann, glaube ich, können wir ruhig in die Zukunft blicken und ohne Zagen an die Vollen- dung dessen gehen, was wir begonnen haben!“

Ein kunstvoll gearbeitetes Modell des neuen Mu- seums und der übrigen an der Viktoria-Allee geplanten Neu- bauten der wissenschaftlichen Institute des Senckenbergianums war in der Eingangshalle des Museums aufgestellt.

Nach Schluß des Festaktes führte eine Anzahl Wagen der städtischen Straßenbahn die Festteilnehmer nach dem Bau- platz an der Viktoria-Allee zwischen Kettenhofweg und Jordan- straße, wo bei herrlichstem Sonnenschein pünktlich um 1 Uhr die Feier der

Grundsteinlegung zum Neubau des Naturhistorischen Museums

ihren Anfang nalım. In schlichter, der Bedeutung der Feier angemessener Weise war der Bauplatz mit Fahnen und Guir- landen geschmückt und eine Tribüne für die erschienenen Mit- glieder und ihre Damen errichtet, deren Zalıl sich auf nahezu 500 belaufen mochte. Auch das Aufzuggerüst über dem Grund- stein war reich mit Tannengrün ausgesteckt und bildete eine Art Laube, in deren Schatten sich die Haupthandlung des feierlichen Aktes abspielte.

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Zunächt bestieg der I. Direktor Dr. August Knoblauch die Rednerbühne und leitete die bedeutungsvolle Feier mit folgender Ansprache ein:

„Euer Exzellenz! Hochansehnliche Festversammlung'!

„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit Und neues Leben blüht aus den Ruinen.“

Schon ist ein Teil der alten Mauer gefallen, die ein Halbjahrhundert lang das Gelände der Stiftung Senckenbergs umschlossen hat; bald werden die ehrwürdigen Bauten zwischen Eschenheimer Tor und Brönnerstraße niedergelegt sein, das alte Bürgerhospital mit seinem Uhrtürmchen, bei dessen Vollendung der Stifter selbst durch einen unglücklichen Sturz in die Tiefe seinen Tod gefunden hat, das „anatomische Theater“ des medizinischen Instituts, das Fürst Primas gewaltsam, aber vergebens zu einer medizinisch-chirurgischen Spezialschule zu gestalten versuchte, und auch unser Museum wird vom Erdboden verschwinden, dessen Grundsteim am 16. April 1820 im Beisein des älteren Bürgermeisters von Günderrode und vieler Mitglieder des Senats und der Bürger- repräsentation der freien Stadt Frankfurt an derjenigen Stelle gelegt worden ist, wo zuvor Senckenbergs Apotheker- küche, sein „Laboratorium chymicum“, gestanden.

Aber hier an der Viktoria-Allee, auf dem neuerwor- benen Grund und Boden der Dr. Senckenbergischen Stiftung, werden in aller Kürze neue, stattliche Bauten erstehen und kommenden Geschlechtern künden, zu welcher Blüte die hochherzige Stiftung eines Frankfurter Bürgers und ihre Tochterinstitute sich unter der friedlichen Regierung der ersten drei Hohenzollernkaiser des neuerrichteten Deutschen Reiches und unter der verständnisvollen Fürsorge der hohen Behörden unserer Vaterstadt am Anfang des 20. Jahr- hunderts entwickelt haben.

Und wir, die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, wir sind zuerst am Platze erschienen, um den Grundstein zu unserem neuen Hause zu legen.

Es ist ein Markstein in der Geschichte unserer Gesell- schaft. Da geziemt es sich, unsere Blicke rückwärts zu lenken

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auf die Entstehung und Entwickelung des Bauprojektes, zu dessen Ausführung wir heute schreiten. Zwei Männer aus dem Kreise unserer Mitglieder waren es, die fast gleichzeitig im Herbst 1897 in hochherziger Weise der Gesellschaft große Summen iiberwiesen zur Erweiterung unseres Museums, welche die Verwaltung seit langen Jahren als notwendig erkannt, aber bei der pekuniären Lage der Gesellschaft auszuführen gerechte Bedenken getragen hatte. Es waren Albert Keyl und Albert von Reinach. So war mit einem Male der kleine Baufonds, den wir in einer Reihe von Jahren aufgesammelt hatten, zu einer ansehnlichen Höhe angewachsen; andere hochherzige Schenkungen flossen ihm reichlich zu, und heute verfügen wir über etwas mehr wie 400000 Mark, die uns die stets bewährte Opferwilligkeit unserer Mitbürger für unseren Bau zur Verfügung gestellt hat.

Ein erstes Projekt, welches einen Anbau an unser jetziges Museum der Bleichstraße entlang vorsah, erwies sich als un- durchführbar, weil es bei der gleichzeitig geplanten Errichtung eines neuen Physikalisch-chemischen Instituts den weiteren Be- trieb des Bürgerhospitals ernstlich gefährdet und durch die enge Bebauung des Stiftungsgeländes den Botanischen Garten dem Untergang preisgegeben hätte. Bei dieser Sachlage ist die Administration der Dr. Senckenbergischen Stiftung im Herbst 1902 dem Gedanken einer Veräußerung ihres wertvollen Grundstückes und einer Verlegung unserer sämtlichen Institute nach der Außenstadt nahegetreten. Sie fand die tatkräftigste Förderung ihrer Bestrebungen bei dem Oberhaupte unseres städtischen Gemeinwesens, Oberbürgermeister Dr. Franz Adickes, dessen klarer Blick die Erhaltung und den weiteren Ausbau unserer wissenschaftlichen Institute als eine Ehrenpflicht der Stadt Frankfurt erkannte. Am 18. August vorigen Jahres, am 140. Jahrestage der Errichtung der Stiftung Senckenbergs, ist der Vertrag zwischen der Stadtgemeinde und der Administration unterzeichnet worden, der die Übernahme des Stiftungsgrund- stücks in städtischen Besitz regelt und es der Stiftung ermöglicht hat, uns diesen Bauplatz an der Viktoria-Allee und außerdem ein Kapital von 800000 Mark zu überlassen als Entschädigung für die Räumung unseres jetzigen Museums und als Zuschuß zu den Kosten der Aufführung und Einrichtung unseres Neubaues.

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Die Administration hat hieran keine besonderen Bedingungen geknüpft. Die durch unsere Statuten festgelegten, unabänderlichen Grundgesetze, welche die Sicherung unseres Gesellschaftseigen- tums betreffen und unser Verhältnis zur Dr. Senckenberg- ischen Stiftung bestimmen, bleiben also unberührt.

Freudigen Herzens und voll stolzer Zuversicht sind wir eingezogen auf unseren neuen Bauplatz und vollinnigster Dankbarkeit gedenken wir heute aller derer, die es uns ermöglicht haben, dieses erste Ziel zu erreichen. Unseren innigsten Dank den Herren Albert Keyl und Albert von Reinach, allen Gönnern und Freunden nnserer Bestrebungen, die uns reiche Mittel zu dem Bau gespendet haben, der Stiftungsadmini- stration und den hohen städtischen Behörden unserer lieben Vaterstadt!

Bereits im Sommer 1899 hatte sich die Gesellschaft an einige hiesige Architekten um Einreichung von Plänen zu dem damals beabsichtigten Erweiterungsbau gewandt und war bei der Beurteilung derselben durch den Erbauer des Reichstags- gebäudes, Geh. Hof- und Baurat Prof. Dr. Paul Wallot in Dresden, in der zuvorkommendsten Weise unterstützt worden. Auf Grund eines von Wallot erstatteten Gutachtens beschloß unsere Verwaltung am 28. April 1900, die weitere Bearbeitung des Projektes und die Ausführung des Baues dem Königl. Baurat Ludwig Neher zu übertragen. Dieser Beschluß wurde auf- recht erhalten, auch nachdem an Stelle des zuerst geplanten Er- weiterungsbaues an der Bleichstraße durch unsere Generalver- sammlung am 21. Februar vorigen Jahres die Aufführung eines Museums-Neubaues an der Viktoria-Allee beschlossen worden war. In unserer wissenschaftlichen Sitzung ‚vom 30. Januar dieses Jahres hat Baurat Neher die durch Verwaltungsbeschluß vom 16. Januar dieses Jahres genehmigten Pläne der Gesellschaft vorgelegt und heute Vormittag haben Sie ein Modell unseres neuen Museums im Mittelpunkt der geplanten wissenschaft- lichen Institute in unserem alten Hause ausgestellt gesehen. Zwei Arbeiten Baurat Nehers aus unseren ,Berichten* 1901 und 1904, welche die ausführliche Geschichte des Bauprojektes, perspektivische Ansichten und zahlreiche Pläne enthalten, werden wir in dem Grundstein unseres neuen Hanses niederlegen.

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Am 7. April dieses Jahres ist mit den Erdarbeiten be- gonnen worden. Die Ausführung derselben und der Maurer- arbeiten wurde der hiesigen Firma Gebrüder Seeger, die Ausführung der Steinmetzarbeiten der Firma Philipp Holz- mann & Cie. übertragen. Die spezielle Bauleitung ist auf Baurat Nehers Antrag in die Hände des Architekten Stephan Simon gelegt.

Möge unter Gottes gnädigem Schutze durch den Fleiß der Bauarbeiter unser Neubau rasch emporwachsen, auf daß in kurzer Zeit das Museum erstehe, welches in Zukunft unsere reichen naturwissenschaftlichen Sammlungen beherbergen soll!

Wir aber, die wir berufen sind, das teuere Vermächtnis unserer Vorgänger zu wahren und in dieser großen Zeit die Geschäfte der Gesellschaft zu führen, wir geloben in dieser feierlichen Stunde aufs neue, im Sinne der Gründer unserer Ge- sellschaft ihre idealen Zwecke nach bestem Können zu fördern der Wissenschaft zur Ehre, der Vaterstadt zu bleibendem Ruhme, allen kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung eingedenk der Worte Goethes

„Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen!“

Mit diesem Gelöbnis bitte ich Euer Exzellenz als Ver- treter unserer Allergnädigsten Protektorin Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin und Königin von Preußen, den Befehl zur Grundsteinlegung zu erteilen.‘

Nachdem der Vertreter der Kaiserin, Exzellenz von Linde- quist, die Rechte salutierend am Helm, dieser Bitte entsprochen hatte, verlas der korrespondierende Sekretär der Gesellschaft Dr. med. Otto Schnaudigel mit weithin vernehmbarer Stimme die Urkunde, die in dem Grundstein niedergelegt werden sollte:

„Im Iahre Cintaufend neunhundert und vier am fünf: zehnten des Wionats Mai, im fechszehnten Sabre der Regierung Seiner Wiejeftär des Deutfchen Aaifers und Königs von Dreußen Wilhelm des Sweiten und im vierunddreißigften Sabre des neuerrichteren Deutfchen Reiches, wurde in Gegen: wart des Vertreters Ihrer Wiajeftär der Deutfchen Aaiferin

1% —.

Augufte Diktoria, der Allergnädigften Proteftorin der Senden- bergifcben Viaturforfcbenden Befellfchaft, des Generaladjucancen Seiner Wajeftdr des Raifers und Könige und Generale der Infanterie Oskar von Lindequift der Grundftein, in dem diefe UrFunde verfchloffen wurde, gelegt und damit unter tar: Fräftiger Sörderung durch Stadt und Dr. Sendlenbergifche Stifrung der Yieubau des narurbiftorifchen Wufeums, zu dem Sranffurter Bürger reiche Wlittel gefpender, dem beiliegenden Diane des Baumeifters Zudwig Vleber, Adniglichen Bau: rats, (Bericht der Sendenbergifcben Yiaturforfchenden Gefell: fcbafe 1904, Seite 27 bis 39) gemäß begonnen.

Wir befeblen diefen Bau dem gnädigen Schutze des Allmächtigen! Widge er dauern in die Tabrbunderte binein, ein ftolzes Denkmal Deurfchben Bürgerfinnes, eine Pflegeftärte narurwiflenfchaftlicher Sorfebung, eine Quelle der Belebrung für alle Fommenden Befchlechter |

Das walte Gott!“

In eine kupferne Kassette wurden eingeschlossen diese Urkunde,') eine Abschrift der seinerzeit im Grundstein des jetzigen Museums niedergelegten Urkunde,?) die beiden Arbeiten

1) Die Urkunde war schon vorher von dem Vertreter der Kaiserin, den Ehrengästen, den Vertretern der Gesellschaft und dem Baumeister, die auch die Hammerschläge auf den Grundstein führten (cf. pg. 29*—31*), unter- zeichnet worden.

*) Die Urkunde, die bei der Grundsteinlegung des jetzigen Museums am Eschenheimer Tor am 16. April 1820 in dem Grundstein verwahrt wurde, lautet:

„Als das von weiland Zeren Dr. Johann Cheriftian Senden: berg, hiefigem rubmvoll ausübenden Arzte und Phys. ord. dem gleid großen freunde der Menfchheit und der Wilfenfchaften zur VDervollFommnung und Beförderung der vaterlandifden Heilfunde geftiftere medisinifche Inftitut durch die Bedrängnilfe und Kaften eines 2S-jahrigen Rrieges und den Mangel an einer Unterftügung dergeftalt in Verfall gerathen war, daß für die KEr- halrung des anatomifchen Theaters und des botanifhen Gartens nur eine unzureichende Summe wie es der geringe Rapitalftod ergab, verwendet werden Fonnte, vereinigten fih die an den genannten Unftalten _ arbeitendenKehrer mit mehreren Mitgliedern der Senden- bergifden Stiftungs-Adminiftration und andern dem Studium der Vaturwilfenfchaften ergebenen Bürgern diefer freien Stadt zur Grin: dung einer naturforfchenden Gefellfyaft, weldye aus Achtung für ihr großes Vorbild ih den Viahmen ,Gendenbergifde' beilegte.

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Baurat Nehers, ein Verzeichnis der Schenker, Heft1 des 29. Bandes der „Abhandlungen“ (Von Reinach, „Schildkrötenreste aus dem ägyptischen Tertiär“, mit 17 Tafeln), der letzte „Bericht“, enthaltend u. a. das Protokoll der Generalversammlung vom 21. Februar 1903, welche die Verlegung des Museums nach der Viktoria-Allee be- schlossen hatte, und eine Arbeit von Prof. Möbius „Geschichte und Beschreibung des botanischen Gartens in Frankfurt a.M.“, sowie die von Sömmerring- und die Tiedemann- Medaille der Gesellschaft in Silber. Hierauf wurde die Kassette verlötet und in der abgepaßten Höhlung des Grundsteins niedergelegt. Nachdem der Parlier Ferdinand Seipel den Mörtel aufgestrichen hatte, wandte er sich an den Baumeister mit den Worten: „Im Namen der Zunft überreiche ich Ihnen die Kelle!“ Hierauf verstrich Baurat Neher kunstgerecht den Mörtel und gab den Befehl zur Niederlassung des Deck- steins, auf dem Datum und Jahreszahl der Feier in römischen Ziffern eingemeißelt sind. Auf das Kommando des Oberparliers Peter Neuhaus: „Achtung! Auf!“ wurden die Ketten von den festlich gekleideten Maurergesellen angezogen und nun senkte sich der Deckstein, von kundiger Hand geführt, langsam Diefe Gefellfhafe beabiidhriger:

J) die Erhaltung der beftehenden Anftalten des Sendenberg. mediz. Inftituts und hat für diefes Verhältniß eine in bier beiliegenden Statuten ent haltene Yiorm feftgefesst ;

2) firebt {te dahin mit dem Geifte der wiffenfdafrliden Erkenntniß, welde durd die Cultur der gefammten YWaturFunde ihren Seitgenoifen aller Staaten Luropa’s zu Theil geworden, gleiden SGdritt zu halten, und dur Anfchaffung und öffentlihe Benugung einer alle Fader der

Harurwilfenfhaft umfallende Sammlung ihren Mirbürgern nüglid 3u werden.

In diefer AUbficyr conftituirre (id die Befellfihaft am 22. Ytovember 1817. Dod hatte fie nidhes zur Ausführung ihres Planes, als den guten Willen und die Fräftige Thatigheit ihrer Mitglieder. Ihre Erwartungen gründeten fi auf wohlwollende Unterfrügung, welde fie in der Grofmuth der Bürger- fhaft diefer freien Stadt zu finden hoffte, und fand.

Die nadfolgenden Bürger der freien Stadt Sranffurt, welde reid an Mitteln und an KErkenntniß deffen was dem Varerlande Yrorh thut in fo vielen fallen fi die Adytung ihrer Mirbürger erworben, haben (th durd einen freiwilligen Beitrag zur Lebauung eines natuchiftorifcyen Mufeums im Locale der Sendenbergifhen Stiftung mit Uuszeihnung her

29%

auf das für ihn bestimmte Lager.') Auf ein Zeichen des Bau- meisters überreichte sodann der I. Direktor dem Vertreter der Kaiserin einen mit Lorbeer und Schleifen reich ge- schmückten Hammer mit den Worten:

„Hier ist der Hammer, den der verdiente Geolog unseres Museums Albert von Reinach ein Menschenalter lang zu seinen Forschungen im Taunus gebraucht hat. Wir bitten, ihn als Symbol unserer treuen, emsigen Arbeit im Dienste der Wissenschaft heute zu benützen!“

Jetzt trat Exzellenz von Lindequist an den Grund- stein und begleitete die üblichen drei Hammerschläge mit dem Spruche:

„Im Allerhöchsten‘Auftrage der Hohen Protektorin, Ihrer Majestät der Kaiserin,

Zur Förderung der Wissenschaft,

Zur Ehre Gottes!“

Dann folgten die geladenen Ehrengäste:

Oberbürgermeister Dr. Adickes: „Goethescher Geist erfülle dies Haus: Willst du ins Unendliche schreiten, Geh nur im Endlichen nach allen Seiten!“

vorgethan und durd die ihrem KYahmens-Verzeihniß bepgefügte gefdhenfre Summen die Erbauung eines naturhiftorifdhen Nlufeums möglich gemadht ; von weldem hodpherzigen Benehmen diefer edlen Vaterlandsfreunde gegen: wärtiger am JG. April des Jahres JEX im Beifern fammelider wirflider und Ehrenmitglieder der Befellfehaft, fowie der dsermalen wohlregierenden Zerren Bürgermeifter, Zercn SHSF und Senator Sriedrihd Marimilian Sreiberr von Günderrode als älterer und ZJerrn Senator Dr. Johann Peter Hieronimus „od als jüngerer Bürgermeifter, fowie aud vieler anderer Mitglieder eines hohen Senats und [dblider Bürgerrepraefentation, im Ungelidht eines großen Theils der Bürgerfchaft mit Seierlichkeir im Wahmen Gottes gelegter Grundftein und defen Inhalt für ewige Seiten ein zeugendes Denfmahl fein foll.‘

1. Der Grundstein ist der Sockel eines der Pfeiler am Ein- gangsbogen des Lichthofes; diejenige Fläche des Steins, die Datum und Jahreszahl

‚XVvVv

MDCCCCI v trägt, ist nach dem Lichthofe zu gerichtet.

90%

Geh. Regierungsrat Birgermeister Dr. Varrentrapp:

„Tief und fest sei das Museum der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft begründet auf der Teilnahme und Mitarbeit der ganzen Biirgerschaft.

. Weithin erstrecke es seine segensvollen Wirkungen über breite Schichten des Volkes.

Hoch rage der Bau empor als eine stolze Stätte freier Wissenschaft !“

Geh. Justizrat Dr. Humser als Vorsteher der Stadtver- ordnetenversammlung :

„Ohn’ Gottes Gunst

Alles Bauen umsunst!* Generalleutnant von Stülpnagel:

„Der Wissenschaft zur Ehre!‘

Polizeipräsident Scherenberg:

„Möge dieser Bau zur dankbaren Erinnerung an Johann Christian Senckenberg und zu Ehren der Stadt Frankfurt den kommenden Geschlechtern ein Denkmal sein !*

Der Rektor der Universität Gießen Prof. Dr. Brauns als Vertreter der Universitäten Gießen, Heidelberg und Marburg:

„Der Wissenschaft zum Nutzen, Frankfurt zur Ehre, Deutschland zum Ruhme'!“

Rektor Prof. Dr. Dingeldey als Vertreter der Technischen

Hochschule zu Darmstadt: „Zur Belehrung des Volkes, Zur Förderung der Wissenschaft, Zur Zierde der Stadt!“

Rektor Prof. Dr. Burchard als Vertreter der hiesigen

Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften: „Dem Dienste der Wissenschaft, Der Vertiefung der Bildung Und der Freude an der Natur!“

Geheimer Sanitätsrat Dr. Pagenstecher-Wiesbaden als Vertreter der naturforschenden Gesellschaften und Vereine von Hanau, Heidelberg, Mainz, Marburg, Offenbach und Wiesbaden:

„Zu Ehren der Stadt, Zum Preise des Vaterlandes, Zum Wohle der Menschheit!“

$1*

und Wirkl. Geheimrat Prof. Dr. Schmidt-Metzler als Ver- treter der Dr. Senckenbergischen Stiftung, des Frankfurter Arzt- lichen und Physikalischen Vereins und des Vereins fiir Geo- graphie und Statistik:

„Dank unserer Allerhöchsten Protektorin,

Ruhm der geliebten Vaterstadt Frankfurt,

Ehre dem Andenken Senckenbergs!“

Als Vertreter der Bauherrin sprachen:

der I. Direktor Dr. August Knoblauch: „Zum Andenken an die Gründer unserer Gesellschaft, Zum Ruhme unserer Mitbürger, Uns und unseren Nachkommen zu Nutz und Frommen'!* Major a. D. Prof. Dr. von Heyden für die früheren I. Direktoren: „Der Naturwissenschaft zum Nutzen! Der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zum Blühen! Der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zum Gedeihen in alle Zukunft!‘ und Prof. Dr. Kinkelin für die Sektionäre des Museums: „Rastlos vorwärts zielbewußt!“

Als letzter führte der Baumeister, Baurat Neher, für sich, die Bauleitung und die Bauarbeiter drei Hammerschläge auf den Grundstein mit den Worten:

„Indem ich als Baumeister zum letzten Schlag auf den Grundstein den Hammer erhebe, tue ich es für mich und alle, die berufen sind, mit mir an dem hier begonnenen Werk zu arbeiten, mit dem Gelöbnis, unsere ganze Kraft einzusetzen zur Rechtfertigung des in uns gesetzten Vertrauens und für das Gelingen der schönen uns gestellten Aufgabe.

Als Sinnspruch zum heutigen Tage weiß ich keinen treffenderen als den, welchen Frankfurts größter Sohn dereinst meinem Großvater, dem Großherzoglich weimarischen Oberbaudirektor Coudray ins Stammbuch geschrieben hat und den ich als Familienschatz in meinem Hause bewahre:

„Zum Beginnen, zum Vollenden Zirckel, Bley und Winckelwage;

Alles stockt und starrt in Händen, leuchtet nicht der Stern

dem Tage.“

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Möge ein guter, glücklicher Stern über unserer verant- wortungsvollen Arbeit walten, das ist mein innigstes Hoffen und Wünschen! Vertrauensvoll gedenke ich beim ersten Hammer- schlag des Landesherrn, der uns beschützt, beim zweiten der Stadt, die uns birgt, beim dritten der Kunst und Wissenschaft, der wir dienen!

Fest wie dieser Grundstein wollen wir halten: "fest und treu zu Kaiser und Reich fest und un- ermüdlich für unser schönes Frankfurt fest und ehrlich im Streben nach Wahrheit in Kunst und Wissenschaft!“

Sodann betrat wieder der I. Direktor die Rednerbühne: „Nun ist der Grundstein zu unserem neuen Hause gefestigt und viele guten Wünsche sind unserer Gesellschaft dargebracht worden, für die wir aus tiefstem Grunde unseres Herzens danken! Möge unser Bau unter der friedlichen Regie- rung der Hohenzollern-Könige und Kaiser Jahrhunderte überdauern zum Segen der Wissenschaft, zum Ruhme Frank- furts und zur Ehre des deutschen Namens! So schließen wir diese erhebende Feier mit dem begeisterten Rufe: Hoch lebe Seine Majestät unser Allergnädigster Kaiser, König und Herr Wilhelm II.!*

Von dem Bauplatz an der Viktoria-Allee aus begaben sich die Teilnehmer an der Feier in großer Zahl nach dem nahe- gelegenen Palmengarten, in dessen großem Saal um 2 Uhr nachmittags das

Festessen stattfand.

Den ersten Trinkspruch auf das Kaiserpaar brachte Dr. August Knoblauch aus:

„Euer Exzellenz! Hochgeehrte Damen und Herren!

Vor einer Stunde haben wir den Grundstein zu unserem neuen Hause gelegt. In aller Kürze so hoffen wir wird der Physikalische Verein, die Senckenbergische Bibliothek und

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die Jiigelstiftung ein gleiches tun und eine Reihe stattlicher Bauten wird sich an der Viktoria-Allee erheben, der Pflege und der Förderung der Wissenschaft geweiht! Solche Früchte hat das Samenkorn gezeitigt, das vor nahezu 150 Jahren Sencken- berg dem mütterlichen Boden seiner Stiftung anvertraut hat. „Ad augendam rem patriae medicam“ hat er sie errichtet, „zur Förderung der Natur- und Heilkunde in seiner Vater- stadt”, nicht ahnend, daß seine Schöpfung in kommenden Zeiten weit über die Grenzen Frankfurts und unseres deutschen Vater- landes hinaus nutzbringend und fördernd wirken werde Ein wesentlicher Bestandteil seines „medizinischen Instituts“, der Lieblingsschöpfung Senckenbergs, sein Naturalien- Kabinett, hat sich beeinflußt durch die Macht des göttlichen Wortes eines Goethe zu dem Museum unserer Naturforschenden Gesellschaft entwickelt, die sich zu ehrendem Andenken an den unvergeßlichen Stifter die „Senckenbergische“ nennt. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten sind in einer langen Flucht von Jahren aus unserer Gesellschaft hervorgegangen und sind zum Bindeglied geworden, welches uns mit den Naturforschenden Gesellschaften aller Kulturstaaten der Erde vereinigt. Denn die Wissenschaft schreitet überdieSchranken der Nationalitäten hinweg; sie erstrebt in fried- lichem Wetteifer ein gemeinsames Ziel, der Wahr- heit zu dienen, die uns frei macht!

Tief sind von jeher solche Gedanken nicht bloß in die deutsche gelehrte Welt, sondern auch in das deutsche Volk ein- gedrungen. Wir wollen und wünschen den Frieden mit allen Völkern und erblicken in der Wissenschaft eins der stärksten Mittel, die unberechtigten nationalen Gegensätze zu überwinden. In diesem Wunsche wissen wir uns, weiß die ganze deutsche Nation sich eins mit unserem geliebten Kaiser, der in der Auf- rechterhaltung des Friedens seine vornehmste Aufgabe sieht, und darum blicken wir dankerfüllt auf zu dem Oberhaupte unseres Staatswesens, das die Krone als Symbol der Macht und Größe des Reiches ehrfürchtig und selbstlos trägt, dessen milde Hand das Szepter mit Stärke und Gerechtigkeit führt zur Wahrung des Friedens!

Eingedenk der unvergeßlichen Worte seines Großvaters Kaiser Wilhelms des Ersten „Das in jedem preußischen

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Könige einwohnende Gefühl für Wissenschaft ist auch in Mir lebendig“ und in pietätvoller Erinnerung der engen Beziehungen, welche seine erlauchte Mutter, die hoch- selige Kaiserin Friedrich, mit unserer Gesellschaft ver- bunden haben, hat unser geliebter Kaiser im vergangenen Herbste seiner hohen Gemahlin das Protektorat über unsere Gesellschaft zu übernehmen gerne gestattet. So geziemt es uns, heute bei diesem festlichen Anlaß auch unserer Aller- gnädigsten Protektorin zu gedenken und unsere innigsten Wünsche zu vereinen für das Wohl Ihrer Majestäten und des ganzen Königlichen Hauses! Möge unserem geliebten Kaiser ein langes Leben und eine friedliche Regie- rung beschieden sein und möge unsere Sencken- bergische Naturforschende Gesellschaft blühen im Genusse dieses Friedens in saeculorum saecula, eine wahre Pflegestätte naturwissenschaftlicher Forschung in unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich!

Und nun brause durch den festlichen Saal ein Ruf wie Donnerhall: Hoch leben Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm II. und unsere Allergnädigste Protektorin! Hoch, hoch, hoch !*

Das zweite „Hoch“ galt der Stadt Frankfurt und unseren Städtischen Behörden; es wurde kurz und schneidig von dem II. Direktor Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx ausgebracht:

„Euer Exzellenz! Hochansehnliche Versammlung!

Seitdem die Gesellschaft alljährlich im Mai ihr Jahresfest feiert, ist es ein schönes Vorrecht des II. Direktors, an der Festtafel den Gefühlen der Gesellschaft Ausdruck zu verleihen, die sie der Stadt und ihrem Oberhaupt entgegenbringt. Wenn jemals dieses Recht als ein schönes empfunden ist, so glaube ich, muß es diesmal der Fall sein, wenn wir dank- erfüllten Herzens auf die Spanne Zeit zurückblicken, die zwischen dem vorigen und diesem Jahresfest gelegen ist. Damals war die Zukunft der Gesellschaft noch keine klare; keiner wußte, was sich aus den mancherlei Plänen ergeben würde Wie anders dagegen heute! Die Zeit der Projekte und Luftschlösser

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ist vorüber; wir stehen jetzt in der realen, der schönen Wirk- lichkeit.

Wenn wir dies alles, was wir heute erlebt haben, er- reichten, dann danken wir es zum großen Teil der Stadt Frankfurt und ihren Bürgern. Wir sehen es daher als eine Auszeichnung und ein günstiges Omen für die Zukunft an, daß wir heute die Ehre haben, hier die Herren Oberbürger- meister Dr. Adickes und Bürgermeister Geheimrat Dr. Varren- trapp begrüßen zu können. Wir danken den geehrten Herren für ihr Erscheinen, welches uns eine Bürgschaft sein soll für die guten Beziehungen, die stets zwischen der städtischen Ver- waltung und unserer Gesellschaft bestehen bleiben mögen.

Wir danken aber auch der Bürgerschaft Frank- furts, welche uns auf das tatkräftigste unterstützt hat. Nicht nur denen gebührt unser Dank, die unserer Gesellschaft reiche Stiftungen zugewandt haben, sondern auch allen anderen, die durch Anteilnahme an unseren wissenschaftlichen Veranstaltungen und durch ihr Interesse an unserem naturhistorischen Museum uns gezeigt haben, daß unsere Bestrebungen auf günstigen Boden fallen.

Möge dies auch im neuen Heim für alle Zeiten so bleiben; möge unsere Gesellschaft stets, wie sie es bisher mit Stolz sagen konnte, ein wesentlicher TeilFrankfurts selbst bleiben und niemals ein fremdes Anhängsel werden!

Ich bitte Sie, sich zu erheben, die Gläser zu leeren und einzustimmen in den Ruf: Die Stadt Frankfurt und ihre Bürgermeister Hurra!“

Unmittelbar, nachdem das prächtige Lied „Hoch Frankfurt‘ verklungen war, erhob sich Oberbürgermeister Dr. Adickes und führte in seiner verbindlichen Art etwa folgendes aus:

„Auf die freundlichen Worte des Vorredners zu antworten, ist für den Bürgermeister der Stadt Frankfurt eine angenehme Aufgabe, gewiß angenehmer als manche Aufgabe des Berufes. Hilfreich und edel soll der Mensch sein, sagt das Sprichwort. Wieviel mehr hat diese Verpflichtung die Stadt Frankfurt, sozusagen als moralische Person. Das ist ihr leicht, wenn sie einer Gesellschaft helfen soll, wie der Senckenbergischen, die, von der Bürgerschaft getragen, große Ziele erreicht hat und.

3#

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größeren Zielen zustrebt. Man kann in der Tat sagen, es ist heute für die Senckenbergische Gesellschaft zugleich ein Erntetag und ein Säetag; ein Erntetag ist es für sie, weil sie in den letzten Jahren in den Gaben der Bürger die Ernte empfangen hat für alles, was sie in langer, 87jähriger Tätigkeit für Frankfurt geleistet; Säetag ist es, weil der Grundstein heute gelegt worden ist zu einem Gebäude, in dem der Wissenschaft noch auf mehr Altären ge- opfert werden soll als bisher. Ich glaube, wenn die Gesellschaft diesen Stein gelegt hat, daß sie verfahren ist wie der Feldherr, von dem unsdie Geschichte berichtet, daß er seinen Truppen voran in die belagerte Stadt den Marschallstab warf, wiewohl er wußte, daß es aller Anstrengungen bedürfe, den Marschallsstab wiederzugewinnen. Die Gesellschaft vertraute, wie jener Feldherr seinen Soldaten, der Bürgerschaft Frankfurts und ich glaube, sie wird sich darinnen nicht täuschen. Der heutige wundervolle Maientag möge ein Symbol sein der Zukunft der Gesellschaft! Im lichten Sonnenschein, in der begeisterten Stimmung aller möge sie weiter bemüht sein, ihre Ziele zu erreichen ; möge sie weiter bemüht sein, den Sinn für die Wissenschaft in der Bürgerschaft Frankfurts zu heben und zu entwickeln! Der freundliche, helle Sonnenschein möge die Saaten der Reife entgegenführen und die jetzige Generation der Gesellschaft, deren Vertreter heute in so wunder- voller Weise ihren Gefühlen Ausdruck gegeben haben, möge mehr und mehr die Sicherheit gewinnen, daß in künftigen Jahrzehnten und Jahrhunderten der Same immer herr- licher aufgehe! Im festen Glauben und Vertrauen auf die Bürgerschaft Frankfurts erheben wir die Gläser. Stimmen Sie ein in den Ruf: Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft lebe hoch!“

Es folgte der Gesang eines humoristischen Liedes, das Prof. Dr. F. Richters zum Dichter hatte, „Der Umzug‘, nämlich aus dem alten Museum am Eschenheimer Tor nach der Viktoria-Allee.

Weitere Toaste brachten Dr. O. Schnaudigel auf die zahlreichen Gäste, Vertreter der benachbarten Universitäten,

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Akademien und der auswärtigen und hiesigen naturwissenschaft- lichen Vereine und Dr. K. Vohsen auf die Damen aus, die zu dem Festmahl in gleich stattlicher Zahl erschienen waren, in der sie sonst an den Vorlesungen der Gesellschaft und ihren wissenschaftlichen Sitzungen teilzunehmen pflegen. Im Namen der Gäste dankte mit bewegten Worten der Generalinspekteur der III. Armeeinspektion Exzellenz von Lindequist, dessen Hoch nochmals der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft galt:

„Ich bitte, mich einen Augenblick der Würde als Vertreter Ihrer Majestät der Kaiserin entkleiden zu dürfen. Sie wissen, daß ich Frankfurt in kurzer Zeit verlasse und daß mir das Herz bei diesem Gedanken schwer ist. Unwillkürlich komme ich darauf zurück, da ich hier vor einem Kreis von Frank- furtern das Wort ergreife Ich bin mit meinem ganzen Herzen in der Stadt, in der ich so freundlich auf- genommen worden bin und wo ich so glückliche Jahre verlebt habe. Aber ich spreche nicht für mich, sondern für die Gäste der Senckenbergischen Gesellschaft. Als ältester Gast infolge meiner Lebensjahre habe ich das Recht, zu danken für die liebenswürdige Aufnahme bei der heutigen schönen Feier. Ich tue das im Namen aller Gäste aus vollem Herzen. Wir alle wünschen der Gesellschaft, daß sie blühen und gedeihen möge durch Jahrhunderte hin- durch, daß sie ruhmreich wirken möge wie bisher zur Ehre der Stadt Frankfurt, zum Wohl des Vater- landes und der ganzen wissenschaftlichen Welt. Ich bin Mitglied der Gesellschaft, aber leider ein recht träges. Ich bin hier ein seltener Gast, nicht weil mir das Interesse für die Bestrebungen der Gesellschaft, sondern weil mir die Zeit felılte. Und doch gibt es kein schöneres Leben, als wenn man vom Morgen bis Abend in seinem Beruf steht. Das ist der einzige Grund, weshalb ich mich so selten sehen ließ. Vielleicht ist es mir vergönnt, da ich jetzt in ruhigere militärische Verhält- nisse hineinkomme, auch als Gast der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft hin und wieder lauschen zu dürfen, (Lebhafter Beifall.) DieSenckenbergische Naturforschende Gesellschaft hoch! hoch! hoch!“

3g*

Wahrend der Tafel wurde noch eine Reihe weiterer, zum Teil humoristischer Reden gehalten; so sprach der Rektor der Universität Gießen Prof. Dr. Brauns für die Universitäten Gießen, Heidelberg und Marburg; Rektor Prof. Dr. Dingeldey- Darmstadt überbrachte die Glückwünsche der Technischen Hoch- schule, Prof. Dr. Burchard, Rektor der hiesigen Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, wünschte der Gesellschaft im Namen der Akademie Blühen und Gedeihen; Prof. Dr. Nies, Oberlehrer am Staatsgymnasium in Mainz, gedachte der engen Beziehungen, die zwischen der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft in Mainz und der Senckenbergischen Gesellschaft bestehen. Prof. KE. Hartmann gratulierte namens des Physi- kalischen Vereins und wurde von dem Wirkl. Geheimen Rat Prof. Dr. Schmidt-Metzler für die scherzhafte Rüge, daß der Physikalische Verein zu gunsten des Museums von der Ad- ministration stiefmütterlich behandelt werde, mit der Aufforde- rung abgefertigt, doch auch den Marschallstabins feind- liche Lager zu werfen.

Schließlich gedachte Prof. Dr. Reichenbach der Ver- dienste des I. Direktors um das schöne Gelingen der Feier und brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Dr. Knob- lauch aus.

Der Verlauf des Mahles trug ein sehr gemütliches Ge- präge; gemeinschaftliche Lieder wurden gesungen und nach Aufhebung der Tafel wurde in den oberen Sälen der Kaffee serviert. Ein Rundgang durch den Palmengarten und durch dessen neuerrichtete, prachtvolle Gewächshäuser unter Führung Dir. A. Sieberts und einiger Mitglieder des Ver- waltungsrates beschloß die denkwürdige Feier.

39

Verteilung der Amter im Jahre 1904.

Direktion. Dr. med. A. Knoblauch, J. Direktor. | A. Andreae-von (irunelius, Kassier. Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx, Generalkonsul Stadtrat A. von II. Direktor. Metzler, Kassier. Dr. phil. J. Guide, I. Sekretär. Dr. jur. F. Berg, Konsulent.

Dr. med. O. Schnaudigel, II. Sekretär.

Revisions-Kommission.

W. Rohmer, Vorsitzender. W. Stock.

G. Minoprio. M. von Metzler.

Stadtrat A. Meyer. | Ch. A, Scharff.

Abgeordneter für die Revision der vereinigten Bibliotheken. A. Weis.

Abgeordn. fair die Kommission der vereinigten Bibliotheken. Prof. Dr. H. Reichenbach.

Bücher-Kommission. Prof. Dr. F. Richters, Vorsitzender. Prof. Dr. H. Reichenbach. Prof. Dr. M. Möbius. | Prof. Dr. W. Schauf. A. von Reinach. | Dr. F. Romer. Redaktion der Abhandlungen. D. F. Heynemann, Vorsitzender. | W. Melber. Prof. Dr. L. von Heyden, | Prof. Dr. M. Möbius. Prof. Dr. 0. Boettger. _ Dr. F. Römer.

Redaktion des Berichts. Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. Dr. phil. J. Gulde. Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx.

Bau-Kommission.

Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. - R. de Neufrllie. A, Andreae-von Grunelius, A. von Reinach. Prof. Dr. L. von Heyden, Dr. med. E. Roediger. D. F. Heynemann. Dr. med. 0. Schnaudigel. Dr. phil. A. Jassoy. Dr. phil F. Römer.

Finanz-Kommission. Dir. H. Andreae, Vorsitzender. Dr. med. A. Knoblauch. A. Andreae-von Grunelius. | E. Ladenburg. 0. Höchberg. | R. de Neufrille.

Dr. phil. A. Jassoy. | A. von Reinach.

40*

Dozenten. Zoologie ee Botanik Mineralogie . Geologie und Paläontologie Bibliothekare.

Dr. Fr. G. Schweuck.

Kustos. Dr. phil. F. Römer.

Prof. Dr. M. Möbius.

Prof. Dr. H. Reichenbach. und Dr. F. Römer.

Prof. Dr. M. Möbius.

Prof. Dr. W. Schauf. Prof. Dr. F. Kinkelin.

Ph. Thorn.

Zoologischer Assistent.

Dr. phil J. Wilhelmi.

Sektionäre. Vergleichende Anatomie und Skelette. Säugetiere Vögel . tos Reptilien und Batrachier Fische .

und Krustaceen . Lepidopteren Krustaceen

Mollusken 2

Wirbellose Tiere mit Ausschluß der Arthro- poden und Mollusken

Arthropoden mit Ausschluß der Lepidopteren

Prof. Dr. H. Reichenbach. Dr. W. Kobelt.

R. de Neufville.

Prof. Dr. 0. Boettger. vacat.

Prof. Dr. L. von Heyden, A. Weis und Dr. J. Guide. Hofrat Dr. B. Hagen. Prof. Dr. F. Richters.

D. F. Heynemann und Dr. W. Kobelt.

Prof. Dr. H. Reichenbach. Prof. Dr. M. Möbius und M. Dürer.

Prof. Dr. W. Schauf. Prof. Dr. F. Kinkelin. Prof. Dr. 0. Boettger und Prof. Dr. F. Kinkelin.

Botanik Mineralogie . Geologie . Paläontologie . . . 2 2 2 2 2 nen | Museums-Kommission. Die Sektionäre und der II. Direktor. Konservatoren. Handwerker.

Adam Koch. August Koch,

Christian Fahlberg. | Rudolf Moll.

Bureaugehilfin. Frl. Ella Schupp.

| Lehrlinge.

Hermann Franz. | Wilhelm Post.

4t

Verzeichnis der Mitglieder

der

Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft.

I. Stifter.

Becker, Johannes, Stiftsgirtner am Dr. Senckenbergischen med. Institut. 1817, ~ 24. November 1833.

*y. Bethmann, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. + 28. Dezember 1826,

Bögner, Joh. Wilh. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. + 16. Juni 1868.

Bloss, Joh. Georg, Gilasermeister, Entomolog. 1817. + 29. Februar 1820.

Bach, Joh. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralogy. 1817. + 13.März 1861.

Cretzschmar, Phil. Jak., Dr. med., Lehrer der Anatomie am Dr. Sencken- bergischen med. Institut, Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung (1817 zweiter Direktor). 1817. + 4. Mai 1845.

*Ehrmann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. + 13. August 1827.

Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. + 21. August 1835,

*Freyreiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in Rio Janeiro. 1818. + 1. April 1825.

*v. Gerning, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. + 21. Februar 1837.

*G@runelius, Joachim Andreas, Bankier. 1818. + 7. Dezember 1852.

von Heyden, Karl Heinr. Georg, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schiff und Bürgermeister, Entomolog (1817 erster Sekretär). 1817. + 7. Jan. 1866.

Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adeligen uralten Gesellschaft des Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. 7 5. März 1829.

*Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. + 5. Oktober 1831.

Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818. + 10. Februar 1854.

*Löhri, Johann Konrad Kaspar, Dr. med, Geheimrat, Stabsarzt. 1818, T 2. September 1828.

*Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818, } 11. März 1820.

Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. f 1. Januar 1836.

Miltenberg, Wilh. Adolf, Dr. phil., Prof. Mineralog. 1817. } 31. Mai 1824.

*Melber, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. + 11. August 1824. Anmerkung: Die 1818 eingetretenen Herren, welche nachträglich

unter die Reihe der Stifter aufgenommen wurden, sind mit * bezeichnet.

49¢

Neeff, Christian Ernst, Dr. med., Prof., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospi- talarzt am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. + 15. Juli 1849.

Neuburg, Joh. Georg, Dr.med., Administrator der Dr.Senckenbergischen Stiftung, Mineralog und Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. + 25. Mai 1830.

de Neufville, Mathias Wilh., Dr. med. 1817. + 31. Juli 1842.

Reuss, Joh. Wilh., Hospitalmeister am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. 7 21. Oktober 1848.

*Rüppell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr.med., Zoolog und Mineralog. 1818. + 10. Dezember 1884.

*y. Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. med., Geheimrat, Professor. 1818. + 2. März 1830.

Stein, Joh. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. + 16. April 1834.

Stiebel, Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. + 20. Mai 1868.

*Varrentrapp, Joh. Konr., Dr. med., Prof., Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung. 1818. + 11. März 1860.

Völcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. + 19. Juli 1826.

*Wenzel, Heinr. Karl, Dr. med., Geheimrat, Prof., Direktor der Primatischen medizinisch-chiurgischen Spezialschule 1818. + 18. Oktober 1827.

*y. Wiesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant, Mineralog. 1818. + 8. November 1826.

1I. Ewige Mitglieder.*)

Ewige Mitglieder sind solche, die, anstatt den gewöhn- lichen Beitrag jährlich zu entrichten, es vorgezogen haben, der Gesellschaft ein Kapital zu schenken oder zu vermachen, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag mindestens gleichkommen, mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß dieses Kapital ver- zinslich angelegt werden müsse und nur ein Zinsenertrag zur Vermehrung und Unterhaltung der Sammlungen verwendet werden dürfe. Die den Namen beigedruckten Jahreszalilen be- zeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächtnisses. Die Namen sämtlicher ewigen Mitglieder sind auf Mar- mortafeln im Museumsgebäude bleibend verzeichnet.

Hr.Simon Moritz v. Bethmann.1827. | Hr.Georg Melchior Mylius. 1844. , Georg Heinr. Schwendel. 1828. Baron Amschel Mayer v. Roth- Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. schild. 1845.

Georg Ludwig Gontard. 1830. Joh. Georg Schmidborn. 1845.

Frau Susanna Elisabeth Bethmann- Johann Daniel Souchay. 1845.

Holweg. 1831. Alexander v. Bethmann. 1846.

Hr.Heinrich Mylius sen. 1844. Heinrich v. Bethmann. 1846.

*) II—VI nach dem Mitgliederbestand am Jahresfeste, 1b. Mai 1904.

Hr.

os ss 3.8 @

Dr. jur. Rat Fr. Schlosser. 1817.

Stephan v. Guaita. 1847.

H. L. Débel in Batavia. 1847.

G@. H. Hauck-Steeg. 1848.

Dr. J. J. K. Buch. 1851.

G. v. St. George. 1853.

J. A. Grunelius. 1853.

P. F. Chr. Kröger. 1854.

Alexander Gontard. 1854.

M. Frhr. v. Bethmann. 1854.

Dr. Eduard Ritppell. 1857.

Dr. Th. Ad. Jak. Enı. Müller. 1858.

Julius Nestle. 1860

Eduard Finger. 1860.

Dr. jur Eduard Souchay.

J. N. Gräffendeich. 1864.

E. F. K. Büttner. 1865.

K.F. Krepp. 1866.

Jonas Mylias. 1866.

Konstantin Fellner. 1867.

Dr. Hermann v. Meyer. 1869.

W. D. Soemmerring. 1871.

J.@. H. Petsch. 1871.

Bernhard Dondorf. 1872.

Friedrich Karl Rücker. 1874.

Dr. Friedrich Hessenberg. 1875.

Ferdinand Laurin. 1876.

Jakob Bernhard Rikoff.

Joh. Heinr. Roth. 1878.

J. Ph. Nikol. Manskopf. 1878.

Jean Noé du Fay. 1878.

Gg. Friedr. Metzler. 1878.

1862.

1878.

Frau Louise Wilhelmine Emilie

RE |

. Karl August Graf Bose.

Gräfin Bose, geb. Gräfin von Reichenbach-Lessonitz. 1880. 1880. (ust. Ad. de Neufville. 1881. Adolf Metzler. 1883.

Joh. Friedr. Koch. 1883. Joh. Wilh. Roose. 1884. Adolf Soemmerring. 1886. Jacques Reiss. 1887.

*Albert von Reinach. 1889.

43*

' Br. Wilhelm Metzler.

Frau Ad. von Brüning. Hr.

Frl. Elisabeth Schultz. Hr. Karl Ebenau.

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1890.

*Albert von Metzler. 1891.

L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann. 1891.

Victor Moessinger. 1891.

Dr. Ph. Jak. Cretzschmar. 1891.

Theodor Erckel. 1891.

Georg Albert Key), 1891.

Michael Hey. 1892.

Dr. Otto Ponfick. 1892.

Prof Dr. Gg. H. v. Meyer. 1892.

Fritz Neumüller. 1893.

Th. K. Soemmerring. 1894.

Dr. med. P. H. Pfefferkorn. 1896.

Baron L, A.v. Léwenstein. 1896.

Louls Bernus, 1896.

1896.

Friedr. Jaennicke. 1896.

Dr. phil. Wilh. Jaennicke. 1896.

P. A. Kesselmeyer. 1897.

Chr. G. Ludw. Vogt. 1897.

Anton L. A. Hahn. 1897.

Moritz L. A. Halın. 1897.

Julins Lejeune. 1897.

1898.

1898.

Max von Gualta. 1899.

Walther vom Rath. 1899.

*Prof. Dr. Moritz Schmidt. 1899.

Karl von Grunelius. 1900.

Dr. jur. Friedrich Hoerle. 1900.

Alfred von Neufvilie. 1900.

With. K.Frhr. v. Rothschild. 1901.

Marcus M. Goldschmidt. 1902.

Paul Siegm. Hertzog. 1902.

Julius Ziegler. 1902.

Moritz von Metzler.

Georg Speyer. 1903.

Arthur Gwinner. 1903.

Isaak Blum. 1903.

Eugen Grumbach-Mallebrein. 1903.

*Robert de Neufville.

1903.

1903.

Dr. phil. Eugen Lucius. 1904.

Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.

444

III. Beitragende Mitglieder.

a) Mitglieder, die in Frankfurt wohnen. Hr. Abendroth, Moritz, Buchhindl. 1886. | Hr.*Bardorff, Karl, Dr. med. 1864.

, Adickes, Franz, Dr. med., Ober- bürgermeister. 1891.

Fr. Adler, Henriette. 1900.

Hr. Alexander, Franz, Dr. med. 1904.

Alt, Friedrich, Buchhändler. 1894.

*Alten, Heinrich. 1891.

Andreae, Albert. 1891.

Andreae, Arthur. 1882.

Andreae, Heinrich Ludwig. 1904.

*Andreae, Hermann, Bankdir. 1873.

Andreae, J. M. 1891.

Andreae, Richard. 1891.

Andreae, Rudolf. 1878.

Andreae, Viktor. 1899.

*Andreae - v. Grunelius,

1899.

Fr. Andreae-Lemmé, Karoline Elise. 1891.

Hr. Andreae-Passavant, Jean, Kom- merzienrat, Bankdirektor, Ge- neralkonsul. 1869.

Apolant, Hago, Dr. med. 1903.

, v. Arand, Julius. 1889.

>]

Alhard.

Askenasy, Alex, Ingenieur. 1891. Auerbach, L., Dr. med. 1886.

“Auerbach, S., Dr. med 189. Auffarthsche Buchhandlung. 1874. Hr. Aurnbammer, Julius. 1903. Baer, Jos. Moritz, Stadtrat. 1873. Baer, Max, Generalkonsul. 1897. Baer, M. H., Dr. jur., Justizrat,

Rechtsanwalt. 1891. Baer, Simon Leop., Buchhändler. 1860.

Baer, Theodor, Dr. med. 1902.

Baerwald, A., Dr. med. 1901.

Baerwindt, Franz, Dr. med. 1901. Bangel, Rudolf. 1904.

» Bansa, Julius. 1860.

von Bardeleben, Friedr., General- major z. D. 1900.

ee ee |

» Barndt, W., Generalagent. 1902. , de Bary, Aug., Dr. med 1903. » de Bary, Jakob, Dr. med., San.- Rat. 1866. de Bary, Karl Friedr. 1891. de Bary-Jeanrenaud, H. 1891. *Bastier, Friedrich. 1892. Baunach, Robert. 1900. Baur, Karl, Dr.med. 1904. Bechhold, J. H., Dr. phil. 1885. Becker, H., Dr. phil. 1903. Beer, J. L. 1891. Behrends, Robert, Ingenieur. 1896. Behrends-Schmidt, Karl, Konsul. 1896. Beit, Eduard. 1897. Benario, Jacques, Dr. med. 1897. Bender, August. 1897. Berg, Alexander, Dr. jur., Rechts- anwalt. 1900. *Berg, Fritz, Dr. jur., Rechtsan- walt. 1897. » Berlizheimer, Sigmund, Dr. med. 1904. Frl. Berthold, Bertha. 1903. Hr. Bertina, Karl. 1904 Binding, Karl. 1897. Binding, Konrad. 1892. Bittelmann, Karl. 1887. , Bleicher, H., Dr. phil., Prof. 1903.

*Blum, Ferd., Dr. med. 1893. Fr. Blum, Lea. 1903. Hr. Blumenthal, Adolf. 1883.

*Blumenthal, E., Dr. med. 1870.

*Bockenheimer, Jakob, Dr. med., Geh. San.-Rat. 1864.

, Bode, Paul, Dr. phil., Direktor der Klingeroberrealschule. 1895.

Boettger, Bruno, 1891.

*Boettger, Oskar, Dr. phil., Prof. 1874.

Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.

Hr.Boller, Wilhelm, Dr. phil., Ober-

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- Donner, Karl Philipp.

lehrer. 1903. Bolongaro, Karl. 1860. Bonn, Sally. 1891. Bonn, William B. 1886. Borgnis, Alf. Franz. 1891. Borgnis, Karl. 1900. Braun, Wunibald, Kommersienrat 1903. Braunfels, Otto, Kommerzienrat, Konsul. 1877. Brodnitz, Siegfried, Dr. med. 1897. Brofft, Franz. 1866. Brückmann, Karl. 1903. Brückmann, Phil. Jakob. 1882. Brugger, Rudolf, Dr., Oberstabs- arzt. 1904. Bücheler, Anton, Dr. med. 1897. v. Büsing-Orville, Adolf, Frhr. 1903. Bütschly, Wilhelm. 1891. Büttel, Wilhelm. 1878. Burchard, Kurt, Dr. jur., Prof. 1904. Cahen-Brach, Eugen, Dr. med. 1897. Cahn, Heinrich. 1878. Cahn, Paul. 1903. Canné, Ernst, Dr. med. 1897. *Carl, August, Dr. med, San.-Rat 1880.

Cassian, Karl, Dr. med. 1892.

Clemm, Otto, Bankdirektor. 1903.

Cnyrim, Viktor, Dr. med. 1866. Coben, Eduard. 1900. Coustol, Wilhelm, 1891. Cunze, D., Dr. phil. 1891. Curtis, F., Prof, Dr. phil. Daube, G.L. 1891. Delosea, S. R., Dr. med. 1878 Demmer, Theodor, Dr. med. 1897. Derlam, David. 1904. Diesterweg, Moritz. 1883. Dietze, Hermann. 1891. Dietze, Karl. 1875. Ditmar, Karl Theodor. Ditter, Karl. 1908. Doctor, Ferdinand. 1892. Dondorf, Karl. 1878.

1903.

1891.

1873.

45*

Hr. Dreves, Erich, Dr., Justizrat. 1908,

3 3 3 = 3 D | Bd id bad 3s a 9

. | = a 3 = | L- | | a

oe 3

Dreyfus, Is. 1891.

Drory, William, Direktor. 1897. Du Bois, August. 1891.

*D)ürer, Martin. 1904.

Ebeling, Hugo, Dr. med. 1897.

Ebenau, Fr., Dr. med. 1899. *Edinger, L., Dr. med., Prof. 1884. Egan, William. 1891. *Ehrlich, P., Dr. med., Prof., Geh. Med.-Rat. 1887. Eiermann, Arnold, Dr. med. 1897. Ellinger, Leo. 1891. Ellissen, Moritz Ad. 1891. Enders, M. Otto. 1891. Engelhard, Karl Phil. 1873. Epstein, J., Dr. phil., Prof. 1890. Eyssen, Remigius Alex. 1882. Feis, Oswald, Dr. med. 1903. Fellner, Otto, Dr. jur. 1903. Fester, August, Bankdirektor. 1897. Fischer, Karl. 1902, Fischer, Ludwig. 1902. Fleck, Otto, Oberförster. Fleisch, Karl. 1891.

1903.

Fr. Fleischmann, Siegm. 1903. Hr. Flersheim, Albert.

1891. Flersheim, Martin. 1898. Flersheim, Robert. 1872. *Flesch, Max, Dr. med., Prof. 1889. Flinsch, Heinrich, Stadtrat. 1866. Flinsch, W. 1869. Forchheimer, Hugo. *Franck, E., Direktor. 1899. Frank, Hch., Apotheker. 1891. Fresenius, Phil., Dr. phil., Apo- theker. 1873. *Freund, Mart., Dr. phil., Prof. 1896. Freyeisen, Willy. 1900. *Fridberg, Rob., Dr.med., San.-Rat. 1873. Fries Sohn, J.S. 1889. Fritsch, Ph., Dr. med. 1873. Fuld, 8., Dr. jur., Justisrat. 1866. Fulda, Karl Herm. 1877. Fulda, Paul. 1897. *Gäbler, Bruno, Landrichter. 1900,

1903.

Hr, Gans, Adolf.

3

= 3 3

3 3 3 3

S a 3 3

3 3 3 8 3 Ss a 3 3 3 a

1897.

Gans, Fritz. 1891.

Gans, L., Dr.phil., Geh. Kommerzien- rat. 1891.

Geiger, B., Dr. jur., Justizrat. 1878.

Geisow, Hans, Dr. phil.

*Gerlach, Karl, Dr. med.

Gerlach, K., Oberlehrer.

Getz, Moritz. 1904

Goering, Viktor, Direktor Zoolog. Gartens. 1898.

v. Goldammer, F. 1903.

Goldschmid, J. E. 1901.

Goldschmidt, B. M. 1891.

Goldschmidt, S. B. 1891.

v. Goldschmidt-Rothschild, Max, Generalkonsul. 1891.

Gottschalk, Joseph, Dr. med. 1903.

Grandhomme, Fr., Dr. med. 1903.

Greb, Louis. 1903.

Greiff, Jakob, Rektor.

Grieser, Ernst. 1904.

GroBheim, Karl, Dr., Generalarzt u. Korpsarzt d. XVIII. Armee- korps. 1900.

Griinewald, August, Dr. med. 1897.

1904. 1869. 1903.

des

1880.

Grünwald, Karl, Dr. med. 1903. v. Grunelius, Adolf. 1858.

v. Grunelius, Max. 1903.

v. Gronelius, M. Ed. 1869. Günzburg, Alfred, Dr. med. 1897. *Gulde, Johann, Dr. phil. 1898. Guttenplan, J., Dr. med. 1888.

Haag, Ferdinand. 1891. Häberlin, E. J., Dr.jur., Justizrat. 1871. *Hagen, B., Dr.med., Hofrat. 1895. Hayens, K., Dr., Wirkl. Geh. Ober-

Justizrat u.Oberlandesgerichts- Präsident. 1900. Hallgarten, Fritz, Dr. phil. 1893. Hallgarten, H. Charles L. 1891. Hamburger, K., Dr. jur., Geh. Justiz- rat. 1891. Hammeran, Valentin. Harbers, Adolf, Direktor.

1891. 1903.

-— Se 2214

46*

Hr. Harbordt, Ad., Dr. med., San.-Rat.

3s S

3 3 3 Rn |

9 n

Fr

1891. v.Harnier, E.,Dr., Geh.Justizr. 1866. Hartmann, Eugen, Professor. 1891. Hauck, Alex. 1878. Hauck, Georg. 1898. Hauck, Moritz, Rechtsanwalt. 1874. Hauck, Otto. 1896. Haurand, A., Geh. Kommerzienrat. 1891. Heicke, Karl, Stadtgarten-Dir.1903. Heimpel-Manskopf, W.E. Aug. 1899. Heister, Ch. L. 1898. Henrich, K. F., Kommerzienr. 1873. Henrich, Ludwig. 1900. *Hergenhahn, Eugen, Dr. med. 1897. .Herxheimer, Fanny. 1900.

Hr.Herxheimer, Karl, Dr. med. 1898.

Herz-Mills, Ph. Jac., Direktor. 1903.

Herzberg, Karl, Konsul, Bank- direktor. 1897.

Hesdörffer, Julius, Dr. med. 1903.

Hesse, Hermann. 1900.

Fr. Hetzer, Thekla. 1899.

Hrn. Heuer & Schoen. 1891.

Hr. Heußenstamm, Karl, Dr. jur., Bürgermeister a. D. 1891.

n

*y. Heyden, Lukas, Dr. phil., Prof., Major a. D. 1860. v. Heyder, Gg. 1891.

*Heynemann, D. F, 1860.

Hirsch, Ferdinand.

3 3 3 S| 3 3 Ss 3 3

Sj

Fr. Horstmann, Elise. Hr. Horstmann, Georg.

1897. Hirschberg, Max, Dr. med. 1892. Hirschfeld, Otto H. 1897. Hirschler, Leopold. 1903. Hochschild,Zachary, Direktor. 1897. Höchberg, Otto. 1877.

Hof, Adolf, Dr. phil. 1900.

Hoff, Alfred, Konsul. 1903. Hoff, Karl, Kommerzienrat. 1860. v. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867. Homberger, Ernst, Dr. med. 1904. Homburger, Aug., Dr. med. 1899. Homburger, Michael. 1897. Horkheimer, Fritz. 1892.

1903.

1897.

47*

Hr. Huck, August. 1900.

v. Hoven, Franz, Baurat. 1897.

*Hübner, Emil, Dr. med. 1896.

Hüttenbach, Adolf. 1903.

Jacquet, Hermann. 1891.

Jäger, Alfred, Dr., Veterinärarzt 1903.

Jaeger-Manskopf, Fritz. 1897.

*Jassoy, August, Dr. phil., Apo- theker. 1891.

Fr. Jay, Louis. 1903.

Jeidels, Anna, 1901.

Hr. Jelkmann, Fr., Dr. phil.

Job, Wolfgang. 1903.

Fr. Jordan-de Roaville, L. M. Hr. Jungmann, Eduard. 1897. , Junior, Karl. 1903.

» Jureit, J. C. 1892.

» Kahn jun., Bernhard.

» Kahn, Ernst, Dr. med.

Kahn, Hermann. 1880.

Kalb, Moritz. 1891.

*Kallmorgen, Wilh., Dr. med. 1897.

Katz, H. 1891.

Kayser, Heinr., Dr. med. 1903.

Kayßer, Fritz, Architekt. 1899.

Keller, Adolf. 1878.

Keller, Otto. 1885.

*Kinkelin, Friedrich, Dr. phil., Prof. 1873.

Kirberger, Emil, Dr. med. 189.

Kirchheim, S., Dr. med. 1873

Kleinsteuber, Paul, Postprakti- kant. 1901.

Kleyer, Heinr.,Gen.-Direktor. 1903.

Klippel, Karl. 1903.

Klitscher, F. Aug. 1878.

Klotz, Karl E., Bankdirektor. 1891.

Knauer, Joh. Chr. 1886.

Knickenberg, Ernst, Dr. med. 1897.

» *Knoblauch, Aug., Dr. med. 1892.

Fr. Koch, geb. von St. George. 1891.

Hr.Koch, Karl. 1902.

Koch, Louis. 1903.

Kohn, Julius, Dr. med. 1904.

Köhler, Hermann. 1891.

Kömpel, Eduard, Dr. med.

1893.

1897. 1897.

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& u. s 3s 9

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¢

1897.

1903. |

m nn nn m m m en

' Hr.v. Königswarter, H., Baron. 1891.

Könitzers Buchhandlung. 1893.

Hr.Koßmann, Alfred, Bankdirektor. 1897.

Kotzenberg, Gustav. 1873.

Kotzenberg, Karl. 1903.

Kowarzik, Jos., Bildhauer. 1898.

Kramer, Robert, Dr. med. 1897.

Kreuscher, Jakob. 1880.

Kreuzberg, Robert. 1891.

Küchler, Ed. 1886.

Küchler, Fr. Karl. 1900.

Künkele, H. 1903.

Kugler, Adolf. 1882.

Kulp, Anton Marx. 1891.

Kutz, Arthur, Dr. med. 1904.

*Lachmann, Bernh., Dr. med. 1885.

Ladenburg, August. 1897.

Ladenburg, Ernst. 1897.

Lambert, R., Prof., Dr. phil., 1903.

Lampe, Eduard, Dr. med. 1897.

Lampe, J. D. W. 1900.

Laquer, Leopold, Dr. med. 1897.

Lautenschlager, Ernst, Stadtrat. 1900.

Lauterbach, Ludwig.

Lehmann, Leo. 1903.

Leisewitz, Gilbert. 1903.

Lejeune, A., Dr. med. 1900.

Lejeune, Alfred. 1903.

*Levy, Max, Dr. phil. 1893.

*Libbertz, Arnold, Dr. med., San.- Rat. 1897.

Liebmann, Jakob, Dr. jur., Rechts- anwalt. 1897.

Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888.

v. Lindeguist, Oskar, Exzellenz, General d. Infanterie u.General- adjutant Sr. Majestät d. Kaisers und Königs, Generalinspekteur der III. Armeeinspektion. 1900.

Lismann, Karl, Dr. phil., Zahn-

s 3 3: 3 3 3 Ss S| 3: 3 3 a 3 3 3

. 3 3 3 3

1903.

3 = 3 3 3 3 3 3

arzt. 1902. Fr. Livingston, Frank. 1897. Frl. Livingston, Rose. 1903.

Hr.*Loretz, Wilh., Dr. med. 1877. Lotichius, W. Heinr. 1903.

Hr. Maas, Simon, Dr. jur. 1869.

Fr.von Marx, Mathilde. Hr. Matthes, Alexander.

Fri. Mayer, Josephine. Hr. Mayer, Ludo.

Fr

Hr.Merton, Hugo.

3 3 3s 3

Fr

Hr. Minoprio, Karl Gg.

» Mouson, Joh. Daniel, Stadtrat. 1891.

Maier, Herm. Heinr., Direktor. 1900. |

Majer, Alexander. 1889.

Majer, Joh. Karl. 1854. Ä

Manskopf, Nicolas. 1903.

*Marx, Ernst, Dr. ıned., Prof., Stabs- arzt. 1900.

Marx, Karl, Dr. med.

1897.

1897

1904.

Matti, Alex., Dr. jur., Stadtrat. 1878.

May, Ed. Gust. 1873.

May, Franz L., Dr. phil.

May, Martin. 1866.

May, Robert. 1891.

v. Mayer, Adolf, Freiherr. 1903.

v.Mayer, Eduard, Buchhändl. 1891.

v. Mayer, Hugo, Freiherr. 1897.

1897.

1903.

v. Meister, Herbert, Dr. phil. 1900.

Melber, Friedrich. 1903.

*Melber, Walter. 1901.

.Merton, Albert. 1869. |

1901.

Merton, W. 1878. |

Mettenheimer, Bernh., Dr. jur. 1902. |

*von Mettenheimer, H., Dr. med. 1898.

Metzger, L., Dr. med. 1901.

Metzler, Hugo. 1892.

v. Metzler, Karl. 1869.

Meyer, Anton, Stadtrat. 1892.

Meyer, P., Dr. jur, Ober-Regie- rungsrat. 1903.

*y. Meyer, Edw., Dr med. 1893.

.Minjon, Sophie. 1898. |

1869.

*Mobius, M., Dr. phil., Prof.

Moessinger, W. 1891.

Morf, F. H., Dr. phil, Prof. 1903.

Morgenroth, Jul., Dr. med., Prof. 1903. Ä

Mouson, Jacques. 1891.

1891.

-— om u -

1894. .

v. Müffling, Wilh.,Freiherr, Polizei- Präsident a. D. 1891. |

48*

F

' Hr. Miller, Karl, Berginspektor. 1903.

» Müller, Paul. 1878. Müller Sohn, A. 1891.

Mumm v. Schwarzenstein, A. 1869. Mummv.Schwarzenstein, P.H.1873. Nathan, S. 1891.

*Naumann, Edmund, Dr. phil. 1900. Nebel, August, Dr. med. 1896.

Neher, Ludwig, Baurat. 1900.

Neisser, Max, Dr. med., Prof. 1900. r. Neisser, Emma. 1901. Hr. Nestle, Hermann. 1900.

Nestle, Richard. 1891.

Nestle, Wilhelm. 1903.

Netto, Kurt, Prof., Bergingenieur. 1897.

Neuberger, Julius, Dr. med. 1903.

Neubürger, Otto, Dr. med. 1891.

Neubiirger, Theod., Dr. med., San.- Rat. 1860.

de Neufville, Adolf. 1896.

de Neufville, Eduard. 1900.

de Neufville, Rud., Dr. phil. 1900.

v. Neufville, Adolf. 1896.

v.Neufville, Karl, Gen.-konsul. 1900.

Neustadt, Adolf. 1903.

Neustadt, Samuel. 1878.

Niederhofheim, Heinr. A., Direktor. 1891.

» VY. Noorden, K., Dr. med., Prof. 1900.

v. Obernberg, Ad., Dr. jur., Stadt- rat a D. 1870.

Ochs, Hermann. 1873.

Oehler, Rud., Dr. med. 1900.

Oppenheim, Moritz. 1887.

Oppenheimer, Benny. 1903.

Oppenheimer, Lincoln Menny. 1903.

Oppenheimer, O., Dr. med. 1892.

Osterrieth-du Fay, Robert. 1897.

Oswalt, H., Dr., Justizrat. 1873.

Otto, Richard, Dr ‚Stabsarzt. 1904.

Pachten, Ferd., Dr. jur. 1900.

Passavant, G. Herm. 1903.

Passavant-Gontard, R, Kommer- zienrat. 1891.

Pauli, Ph, Dr. phil. 1901.

3

3 3

3 3 3 3 3 3 J J 3 3

3

3 3 3 3 3 3

4

Stadtrat.

A

49°

Hr. Peipers, G. F. 1892. Peters, Hans, Zahnarzt. 1904. Petersen, E., Dr. med. 1903.

3 3 = 3 a 4 3 3 4 s r) 3 a3

4

*Petersen, K. Th., Dr. phil., Prof. 1873.

Pfeffel, Aug. 1869.

Pfeiffer-Belli, C.W. 1903.

Pfeiffer, Ludw. 1901.

Pfungst, Arthur, Dr. phil. 1900.

Pichler, H., Ingenieur. 1892.

Pinner, Oskar, Dr. med. 1903.

Plieninger, Theud., Direktor. 1897.

Pohle, L., Dr. phil., Prof. 1903. Ponfick-Salomé, M. 1891. Popp, Georg, Dr. phil. 1891.

Posen, J. L. 1891.

Posen, Sidney. 1898.

*Prior, Paul, Hiitteningenieur. 1902.

Propach, Robert. 1880.

Priimm, Max, Ingenieur. 1900.

Quincke, Hermann, Oberlandes- gerichtsrat. 1903.

Raab, A.., Dr. phil., Apotheker. 1891.

Ravenstein, Simon. 1873.

Fr. Regnier, Emma, geb. Fischer. 1900.

Hr. Reh, Robert.

1902.

| Hr. |, Ritter, Hermann.

*Rehn, J. H., Dr. med., Geh. San.- :

Rat. 1880. Rehn, Louis, Dr. med., Prof. 1893.

Fr. Griffin v. Reichenbach - Lessonitz,

geb. Freiin Göler v. Ravensburg. 1903.

Hr.*Reichenbach, Heinrich, Dr. phil.,

3

7

4

Fr. Riese, Karl. Hr.Riese, Otto, Baurat.

n

Prof. 1872. Reinemer, Karl. 1900. Reiss, Paul, Justizrat. Rennau, Otto. 1901. Reutlinger, Jakob. 1891. Richter, Johannes. 1898.

1878.

*Richters, Ferdinand, Dr. phil., |

Prof. 1877.

1897.

1900. Riesser, Edaard. 1891.

Rikoff, Alfons. Dr. phil. 1897. Ritsert, Eduard, Dr. phil., Fabrik-

direktor. 1897.

*Ritter, Franz. 1882. 1903. *Roediger, Ernst, Dr. med. 1888.

» Roediger, Paul, Dr. jur. 1891. *Rorig, Ad., Forstmeister a. D. 1897. , Rößler, Friedrich, Dr. phil. 1900.

3s 3 3 3 3 3 3

Rößler, Heinrich, Dr. phil. 1884. Rößler, Hektor. 1878.

Roger, Karl, Bankdirektor. 1897. Rohmer, Wilh. 1901.

Roos, Heinrich. 1899.

Roques, Adolf., Dr. phil. 1900. Roques-Mettenheimer, Etienne.

1897.

Rosenbaum, E., Dr. med. 1891.

» Rosengart, Jos., Dr. med. 1899. Rosenthal, Rudolf, Dr. jur.,

3 D | = 3

Hrn. Saelz & Co., Ingenieure.

Rechtsanwalt. 1897. Roth, Karl, Dr. med., Gerichts-

arzt. 1903. Rother, August. 1903. Rothschild, Otto, Dr. med. Rueff, Julius, Apotheker. Rumpf, Christian. 1899. Sabarly, Albert. 1897. Sabarly, Karl. 1899. Sachs, Hans, Dr. med. *Sack, Pius, Dr. phil.

1904. 1873.

1903. 1901. 1904.

Hr. Salomon, Bernhard, Prof., General-

3 3

3

3

3 3 3 Ss 3

3 uw

2s

Direktor. 1900. Salomon, Richard, Dr. med. 1903. Sandhagen, Wilhelm. 1873. *Sattler, Wilhelm, Stadtbaumeister. 1892. *Schäffer-Stuckert, Fritz, Dr. dent. surg. 1892. Scharff, Charles A. 1897. Scharff, Ernst. 1903. Scharff, Julius. 1900. Schaub, Karl. 1878. *Schauf, Wilh., Dr. phil., Prof. 1881. Scheller, Karl, Buchhandler. 1897. Schepeler, Hermann. 1891. Schierinann-Steinbrenk. Fritz. 1903. Schild, Rudolf. Dr. med. 1903. Schiller, Gustav. 1902. 4

50*

Hr.Schleußner, Friedr., Direktor. 1900. ' Hr.Sonnemann, Leopold. 1873.

3s 3 3 8 »

3 3 > 3 =

3s 3 3 3

Schleußner, Karl, Dr. phil. 1898. Schlund, Georg. 1891. Schmidt-Polex, Anton. 1897.

*Schmidt-Polex, Fritz,Dr.jur. 1884.

Schmidt-Polex, Karl, Dr. jur., Justizrat. 1897.

Schmölder, P. A. 1873.

*Schnaudigel, Otto, Dr.med. 1900.

Schneider, Johannes. 1898.

Schöller, Walter, Dr., Oberlandes- gerichtsrat. 1903.

Schott, Alfred, Direktor. 1897.

*Schott, Eugen, Dr. med., San.-Rat, 1872.

Schott, Theod., Dr. med., Prof. 1903.

Schrader, Rudolf, Stadtrat. 1900.

Schürmann, Adolf. 1891.

Schulze-Hein, Hans. 1891. Schumacher, Heinr. 1885. Schuster, Bernhard. 1891.

Schwarz, Georg Ph. A. 1878. Schwarzschild, Martin. 1866. Schwarzschild-Ochs, David. 1891. Schwenck, Fr. G., Dr. med. 1889. Scriba, Eugen, Dr. med. 1897. Seefrid, Wilh., Direktor. 1891. Seeger, G., Architekt. 1893. Seidel, A., Stadtrat. 1891.

*Seitz, A., Dr. phil., Direktor d. . Frl. Velde, Julie, Oberlehrerin. 1902. Hr.v. d. Velden, Wilh., Bankdirektor.

Zoolog. Gartens. 1893. Seligman, Henry. 1891. Seuffert, Theod., Dr. med. 1900. Siebert, Arthur, Konsul, Bank-

direktor. 1900.

*Siebert, August, Gartenbaudirekt

1897.

Siebert, Karl August. 1869. Siegel, Ernst, Dr. med. 1900. Siesmayer, Philipp. 1897.

| | i

|

|

1897. 1893.

Spieß, Gustav, Dr. med. Stern, Richard, Dr. med.

Fr.Stern, Theodor. 1901. Hr.Stern, Willy. 1901.

Fr. v. Stiebel, H., Konsul.

1903.

Hr. Stiebel, Karl Friedrich. 1903.

SJ 3z 2 u. = oe 3 8

3 3 3

3 3 3 S

n

Stock, Wilhelm. 1882.

Straus, Caesar. 1891.

Strauß, Ernst. 1898.

Streng, Wilhelm, Dr. med. 1897.

Stroof, Ignatz, Dr. phil. 1903.

Sulzbach, Emil. 1878.

Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891.

Teichmann, Ernst, Dr. phil. 1903.

Thebesius, Louis, Dr. jur., General- konsul. 1900.

Thoma, Phil. 1893.

Thomé, Robert, Eisenbahn-Direk- tions-Präsident. 1900.

Thoms, Heinrich, Dr. phil., Kreis- tierarzt. 1904.

Thorn, Phil. 1900.

Treupel, Gustav, Dr. med., Prof. 1903.

Trier, Th. 1898.

Trost, Fritz. 1897.

Utendörfer, Richard, Tierarzt. 1904.

Varrentrapp, Adolf, Dr. jur , Geh. Reg.-Rat, Bürgermeister. 1900.

1901. Vögler, Karl, Dr. phil., Oberlehrer. 1903. *Vohsen. Karl, Dr. med. Vowinckel, M., Direktor. Wagener, Alex. 1904.

1886. 1891.

' Frau Gräfin v. Wartensleben, Gabriele,

Sioli, Emil, Dr. med., Direktor der |

Irrenanstalt. 1893.

Sippel, Albert, Dr. med., Prof. 1896. _

Sittig, Edmund, Oberlehrer. 1900

Sommerhoff, Louis. 1891. Sommerlad, Fritz. 1904. Sondheim, Moritz. 1897.

Hr. Weber, Heinrich, Dr. med.

n

Dr. phil. 1902.

1897.

*Weigert, Karl, Dr. med., Prof., Geh. Med.-Rat. 1885.

Weiller, Jakob Alphons.

Weiller, Jakob H. 1891.

Weinberg, Arthur, Dr. phil. 1897.

Weinberg, Karl, Gen.-Konsul. 1897.

1891.

Hr. Weinschenk, Alfred. 1903.

*Weis, Albrecht. 1882.

Weisbrod, Aug., Druckerei. 1891.

Hr. Weismann, Daniel 1902. Weismantel, O., Dr. phil. 1892. Weiß, Georg, Chemiker. 1902. Weller, Albert, Dr. phil. 1891 Wendt, A. H., 1%1.

Werner, Felix. 1902. Wertheimber, Julius. 1891.

9 9 9

Hr.*Alzheimer, Alois,

Wertheimber-de Bary, Ernst. 1897. |

51*

Hr. Wetzlar-Fries, Emil.

n

n

1903. v. Wild, Rudolf, Dr. med. 1896. Winter,, Friedr. W. 1900.

Frl. Winterhalter, Elisab.,Dr.med.1903. Hr. Winterwerb, Rud., Dr. jur., Bank-

direktor. 1900.

Wolff, Ludwig, Dr.med. 1904.

Wüst, K. L. 1866.

9

Zeltmann, Theod. 1899. Zimmern, Siegmund, Dr. med., San.- Rat. 1899.

b) Mitglieder, die außerhalb Frankfurts wohnen. Hr. Laurenze, Ad. in Großkarben. 1903.

Dr. med. in Mfinchen. 1896.

Andreae, Achilles, Dr. phil., Prof., Direktor des Rémer- Museums

in Hildesheim. 1878.

Bibliothek, Kénigl., in Berlin. 1882. Hr. v. Briining, Gustav, Dr. phil. in

w

PY

Höchst a. M. 1903.

Drehwald, Karl, Bankdirektor in Offenbach. 1900.

*v, Erlanger, Freiherr Carlo in Niederingelheim. 1899.

Feist,Fr, Dr. phil.. Prof.in Kiel.1887.

Fresenius, Ant., Dr. med., Sanitäts- rat in Jugenheim. 1893.

Goldschmidt, Rich., Dr. phil. in München. 1901.

Goldstein, Karl, Dr. phil. in Hanau. 1904.

v. Guaita, Georg, Dr. phil. in Freiburg i. B. 1898.

Heräus, Heinrich in Hanau. 1889.

Herxheimer, G., Dr. med. in Wies- baden. 1901.

Hopf, Karl in Niederhöchstadt i.T. 1904,

Joos, Carlo in Basel.. 1903.

*Kobelt, W., Dr. med. et phil. in Schwanheim a. M. 1878.

Krekel, E. Fr., Forstmeister in Hofheim i.T. 1904.

Laubenheimer, August, Dr. phil.,

Prof., Geh. Reg.-Rat, in Höchst a. M. 1896.

u nn

7

9

be]

*"

Lenz, Dr., Tierarzt in Aschaffen- burg. 1903. v. Leonhardi, Moritz, Freiherr in

Großkarben. 1904.

*Lepsius, B., Dr. phil. Prof, Fabrikdirektor in Griesheim a. M. 1883.

Loewi, Otto, Dr. med., Privatdozent in Marburg i. H. 1901.

Mönckeberg, J. G., Dr. med. in Gießen. 1903.

Raecke, Julius, Dr. med. in Kiel. 1903.

Reichard, Adolf, Dr. phil. in Hei- delberg. 1901.

Reinemann, O., Tierarzt in Hanau. 1904.

Reiss, Eduard, Dr. ıned. in Ham- burg. 1903.

Ruppel, Dr., Prof. in Höchst a. M. 1903.

Schaffnit, J., Apotheker in BRödel- heim. 1903.

Schmick, Rudolf, Oberbaurat in Darmstadt. 1900.

Scriba, L., in Höchst a. M. 1890.

Weiß, Julius, in Deidesheim. 1897.

Wetzel, Heinr.. in Ludwigsburg. 1864.

Wittich, Ernst, Dr. phil. in Darm- stadt. 1898.

jr

1900. 1903.

1866.

1848. 1850. 1853.

1853. 1860.

1860.

1862, 1862. 1863. 1868. 1869.

1872. 1872.

1873.

1873. 1873.

1873. 1873.

1873. 1873.

62*

IV. Außerordentliche Ehrenmitglieder.

Hr. Wallot. Paul, Prof. Dr., Geh. Hof- und Baurat in Dresden. Schmidt-Metzler, Moritz, Prof. Dr., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz in Frankfurt a.M.

V. Korrespondierendes Ehrenmitglied.

Rein, J. J., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor der Geographie an der Universität Bonn.

VI. Korrespondierende Mitglieder.*)

Philippi, Rud. Amadeus, Direkt. des Museo Nacional in Santiago de Chile.

Scheidel, Sebastian Alexander, Privatier in Bad Weilbach.

v. Kölliker, Albert, Dr., Geh. Medizinalrat, Exzellenz, Professor emer. in Würzburg.

Buchenau, Franz, Dr. phil., Prof. und Direkt. der Realschule in Bremen.

Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingen bei Urach, Württemberg.

Weismann, August, Dr. phil, Geh. Hofrat, Professor der Zoologie an der Universität Freiburg i. B. (von hier).

Steffan, Phil., Dr. med. in Marburg i. H. (von hier).

Deichler, J. Christ., Dr. med. in Jugenheim (von hier).

de Saussure, Henri, Dr. in Genf.

Hornstein, F., Dr. phil., Professor in Kassel.

Barboza du Bocage, José Vicente, Lente Catedratico an der Escola Polytechnica und Direktor des Museo Nacional in Lissabon.

Westerlund, Karl Agardh, Dr. phil. in Ronneby, Schweden.

Hooker, Jos. Dalton, Dr., früher Direktor des butanischen Gartens in Kew bei London.

Giinther, Albert, Dr., früher Keeper of the Department of Zoology am British Museum (N. H) in London.

Sclater, Phil. Lutley, Secretary of the Zovlogical Society in London.

v. Leydig, Franz, Dr. med., Geh. Med.-Rat, emerit. Professor der ver- gleichenden Anatomie und Zoologie in Würzburg.

Schmarda, Ludwig Karl, Dr., Hofrat, emerit. Professor in Wien.

Schwendener, Simon, Dr, Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik an der Universität Berlin.

Fries, Th., Dr., Professor in Upsala.

Schweinfurth, Georg, Dr., Professor, Präsident der Geographischen Gesellschaft in Kairo.

*) Die beigefügte Jahreszahl bedeutet das Jahr der Aufnahme. Die

verehrl. Korrespondierenden Mitglieder werden höflichst ersucht, eine Verände- rung des Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft gefälligst anzuzeigen.

1874.

1874.

1875.

1875.

1875. 1875.

1876.

1876. 1876.

1876.

1876. 1877.

1877, 1878.

1880. 1881. 1881. 1882,

1882.

1882, 1883,

1883.

1883.

1883.

1883.

1884.

53%

v. Fritsch, Freiherr Karl Wilhelm Georg, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Mineralogie und Geologie an der Universitit, Direktor des mine- ralogischen Museums, Präsident der K. Leopoldino - Karolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle a. S.

Gasser, Emil, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Professor der Anatomie und Direktor des anatomischen Instituts an der Universitit Marburg (von hier).

Bütschli, Johann Adam Otto, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor der Zoolugie an der Universität Heidelberg (von hier).

Klein, Johann Friedrich Karl, Dr., Geh. Bergrat und Professor an der Universität Berlin. .

Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis.

Probst, Joseph, Dr. phil., Kapitels-Kämmerer und Pfarrer in Unteressen- dorf, Oberamt Waldsee, Württemberg.

Liversidge, Archibald, Dr., Professor der Chemie und Mineralogie an der Universität in Sidney, Australien.

Boettger, Hugo, Generalagent, hier.

Le Jolis, August Franz, Dr., Président de la Société nationale des Sciences naturelles et mathémat. in Cherbourg.

Meyer, Adolf Bernhard, Dr. med., Geh. Hofrat und Direktor des zoolo- gischen und anthropologisch - ethnographischen Museums in Dresden.

Wetterhan, J. D. in Freiburg i. Br. (von hier).

v. Voit, Karl, Dr. med., Geh. Rat, Professur der Pbysivlogie an ier Universität München.

Becker, L., Oberingenieur in Johannesburg (Transvaal).

Chun, Karl, Dr., Professor der Zoologie an der Universität Leipzig (von hier).

Jickeli, Karl, Dr. phil. in Hermannstadt.

Todaro, A., Dr., Professor, Direktor des botanischen Gartens in Palermo.

Snellen, P. C. F. in Rotterdam.

Retowski, Otto, k. Staatsrat, Konservator an der Kaiserl. Eremitage in St. Petersburg.

Retzius, Magnus Gustav, Dr. med.. emerit. Professor in Stockholm.

Russ, Ludwig, Dr. in Jassy.

Koch, Robert, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Generalarzt I. Kl. & la suite des Sanitätskorps, o. Honorar-Professor, Direktor des Instituts für Infektions-Krankheiten, Mitglied des Staatsrats, o. Mitglied des K. Gesundheitsamts in Berlin.

Loretz, Mart. Friedr. Heinr. Herm., Dr. phil., Landesgeolog in Berlin.

Ranke, Johannes, Dr., Professor der Naturgeschichte, Anthropologie und Physiologie an der Universität, Generalsekretär der Deutschen anthro- pologischen Gesellschaft in München.

Jung, Karl, Kaufmann, hier.

Boulenger, George Albert, F.R.S.. I. Class Assistant am British Museum (N. H.), Department of Zoology, in London.

Lortet, Louis, Dr., Professeur de Parasitologie et de Microbiolugie a la Faculté de Médecine in Lyon.

1884.

1884,

1884.

1884, 1885.

1886. 1886.

1887, 1887. 1887. 1887. 1888.

1888.

1888.

1888,

1888. 1889.

1889. 1890. 1890.

1890. 1891. 1891. 1891.

1891. 1892. 1892. 1892.

1892.

Bu

Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med. in Nymphenburg.

von Koenen, Adolf, Dr., Geh. Bergrat, Professor der Geologie und Paläontologie, Direktor des geologisch-paliontologischen Museums an der Universität Göttingen.

Knoblauch, Ferdinand, früher Konsul des Deutschen Reiches in Noumea, Neukaledonien, (von hier).

Miceli, Francesco in Tunis.

Flemming, Walther, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Professor der Anatomie, Direktor des anatom. Instituts und Museums an der Universität Kiel.

von Bedriaga, Jacques, Dr. in Nizza.

Koerner, Otto, Dr. med., o. Professor der Ohrenheilkunde an der Univer- sität Rostock (von hier).

Schinz, Hans, Dr. phil., Professor, Direktor des botan. Gartens in Zürich.

Stratz, C. H., Dr. med. im Haag, Holland.

Breuer, H., Dr., Professor in Montabaur.

Hesse, Paul, Kaufmann in Venedig.

von Kimakowicz, Mauritius, Kustos der zoologischen Abteilung des Museums des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in Hermannstadt.

Zipperlen, A., Dr. med. in Cincinnati, Ohio.

Brusina, Spiridion, Dr., Professor der Zoologie und Direktor des zoolo- gischen National-Museums an der Universität Agram.

Rzehak, Anton, Professor der Paläontologie und Geologie an der k. und k. technischen Hochschule in Brünn.

Reuss, Johann Leonhard, Kaufmann in Kalkutta (von hier).

Roux, Wilhelm, Dr. med., Professor der Anatomie und Direktor des

anatomischen Instituts an der Universität Halle a. 8.

Brandenburg, K., Oberingenieur der k. ungarischen Staatsbahn inSzegedin, Ungarn.

von Berlepsch, Hans, Graf auf Schloß Berlepsch, Hessen-Nassau.

Fritsch, Anton Johann, Dr., Professor der Zoologie und Kustos der zoolo- gischen und paläontologischen Abteilung des Museums an der Uni- versität Prag.

Haacke, Joh. Wilh., Dr. phil. in Jena.

Engelhardt, Hermann, Professor am Realgymnasium in Dresden.

Fischer, Emil, Dr. phil., Professor der Chemie an der Universität Berlin.

Hartert, Ernst, Dr. phil.h.c., Curator in charge of the Zoological Museum in Tring, Herts, England.

Strubell, Adolf, Dr. phil., Privatdozent der Zoologie an der Univer- sität Bonn.

von Both, Alex., Oberstlentnant z. D. in Kassel.

Beccari, Eduard, Professor emeritus in Florenz.

van Beneden, Eduard, Dr., Professor der Zoologie an der Universität Lüttich, Belgien.

Dohrn, Anton, Dr., Geh. Rat, Professor und Direktor der zoologischen Station in Neapel.

1892.

1892.

1892.

1892, 1892.

1892.

1892.

1892.

1892. 1892.

1892.

1893. 1893.

1893. 1893.

1894,

1894.

1894.

55¢

Engler, Heinrich Gustav Adolf, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens und des botanischen Museums an der Universität Berlin.

Haeckel, Ernst, Dr., Professor der Zoologie an der Universität in Jena.

Möbins, Karl August, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor, Direktor des Königl. zoologischen Museums in Berlin.

Nansen, Fridtjof, Dr., Prof., Direktor der biologischen Station in Christiania.

Schulze, Franz Eilhard, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Zoologie an der Universität und Direktor des zoologischen Instituts in Berlin.

Straßburger, Eduard, Dr. phil,, Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Universität Bonn.

Suess, Eduard, Dr., Professor der Geologie, Direktor des geologischen Museums an der k. u. k. Universität Wien.

Waldeyer, Heinrich Wilhelm Gottfried, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Professor der Anatomie an der Universität Berlin.

Fleischmann, Karl, Konsul, Kaufmarn in Guatemala.

Bail, Karl Adolf Emmo Theodor, Dr., Professor, Gymnasial-Ober- lehrer a.D. in Danzig.

Conwentz, Hugo Wilbelm, Dr., Professur, Direktor des westpreussischen Provinzial-Museums in Danzig.

Verworn, Max, Dr. med., o. Prof. d. Physiologie a. d. Universität Göttingen.

Koenig, Alexander Ferd., Dr. phil., Tit.-Professor, Privatdozent der Zoologie an der Universität Bonn.

Liermann, Wilh., Dr. med., Dir. d. Landkrankenhauses in Dessau (von hier).

Noll, Fritz, Dr. phil., Professor der Botanik an der Universität Bonn und an der landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf.

Urich, F. W., Secretary of the Trinidad Field Naturalists’ Club in Port of Spain, Trinidad.

Douglas, James, President of the Copper Queen Company ,,Arizona” in New York.

Pagenstecher, Arnold, Dr. med., Geh. Sanitätsrat, Inspektor des Königl. naturhistorischen Museums in Wiesbaden.

. Dreyer, Ludwig, Dr. phil. in Wiesbaden. . Dyckerhoff, Rudolf, Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh. . Kraepelin, Karl Mathias Friedrich, Dr., Professor, Direktor des natur-

historischen Museums in Hamburg.

. Bolau, Heinrich, Dr., Direktor des zoologischen Gartens in Hamburg. . Kükenthal, Willy, Dr. phil., o. Professor der Zoologie u. Direktor

des zoologischen Instituts und Museums der Universität Breslau.

. Seeley, Harry Govier, Professor of Geography and Lecturer in Geology am

King’s College in London.

. v. Behring, Emil, Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Professor der

Hygiene an der Universität Marburg i. H.

. Murray, John, Dr. phil., Director of the Challenger Expedition Publi-

cations Office in Edinburgh. Scharff, Robert, Dr. phil, Keeper of the Science and Art Museum in Dublin (von hier).

1896.

1896.

1896.

1896.

1896. 1897.

1897. 1897. 1897.

1898. 1898. 1898. 1898. 1898. 1898. 1898. 1899.

1899.

1899. 1899.

1899. 1899. 1899. 1899. 1899. 1899. 1900. 1900.

1900.

56¢

Bücking, Hugo, Dr. pbil, Professor der Mineralogie an der Universität StraBburg i. E.

Greim, Georg, Dr. phil, Professor der Geologie an der technischen Hochschule in Darmstadt.

Möller, Alfred, Dr. phil, Forstmeister und Professor der Botanik an der Forstakademie in Eberswalde.

Lepsius, Richard, Dr. phil., Geh. Oberbergrat, Professor der Geologie und Mineralogie an der technischen Hochschule, Inspektor der geol. u. mineral. Sammlungen am Großh. Museum u. Direktor der geolo- gischen Landesanstalt für das Großherzogtum Hessen, in Darmstadt.

von Méhely, Lajos, Prof., Kustos des k. Nationalmuseums in Budapest.

Verbeek, Rogier Diederik Marius, Dr. phil. hon. caus., Ingénieur en chef des mines des Indes Néerlandaises in Buitenzorg, Java.

Voeltzkow, Alfred, Dr. phil., Professor in Straßburg i. E.

Riist, David, Dr. med. in Hannover. .

Kaiser, Heinr. Dr., Professor an der Kgl. tierärztlichen Hochschule in Hannover.

v. Ihering, H., Dr., Prof. in Säo Paulo, Brasilien.

Forel, A., Dr. med., Prof. in Chigny bei Morges, Kanton Waadt.

Retter, Apotheker in Samarkand, Turkestan.

Sarasin, Fritz, Dr. in Basel.

Sarasin, Paul, Dr. in Basel.

Burckhardt, Rud., Dr., Professor an der Universität Basel.

Schmiedeknecht, Otto, Dr., Prof. in Blankenburg, Thüringen.

Kossel, Albrecht, Dr. med., Professor, Direktor des physiologischen In- stituts der Universität Heidelberg.

Maryanski, Modest, Bergingenieur in Santa Maria bei Albany, West- australien.

Stirling, James, Government Geologist of Victoria in Melbourne.

Le Souéf, Dudley, Director of the Acclimatisation Society, Royal Park in Melbourne.

Martin, Charles James, Dr., Director of the Lister Institute of Preventive Medicine, London.

Eckhard, Konrad, Dr. med. et phil., Geh. Medizinalrat, Prof., Direktor des physiologischen Instituts an der Universität Gießen.

Strahl, H., Dr. med., Prof., Direktor des anatomischen Instituts in Gießen.

Fischer, Emil, Dr. med. in Zürich.

Lenz, H., Dr. phil., Prof., Direktor des naturhistor. Museums in Lübeck.

Schenck, H., Dr. phil., Professor, Direktor des botanischen Gartens in Darmstadt.

Dönitz, Wilhelm, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Prof. in Charlottenburg.

Ludwig, H., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor, Direktor des zool. und vergleichend-anatomischen Instituts und Musenms der Uni- versität Bonn.

Engelmann, W., Dr. med., Geh. Medizinalrat, Prof., Direktor des physio- logischen Instituts in Berlin.

1900. 1900. 1900. 1900. 1900. 1900. 1901. 1901. 1901.

1901. 1901. 1901. 1901. ."Döderlein, Ludw., Dr., .Prof. in Straßburg i. Els. 1901. 1901. 1901. 1901. 1902.

1901

1902. 1902. 1902. 1902. 1902. 1902.

1902. 1902. 1902. 1902. 1902. 1902. 1902. 1903.

1903. 1903. 1903. 1903. 1903. 1903. 1904. 1904. 1904.

57

Munk, Herm., Dr. med., Professor an der Universität Berlin.

Fresenius, Heinrich, Dr. phil., Professor in Wiesbaden.

Zinndorf, Jakob in Offenbach.

Spandel, Erich in Nürnberg.

Montelius, Oskar, Dr., Professor in Stockholm.

Becker, Jago, Direktor in Valencia (Spanien).

Thilo, Otto, Dr. med. in Riga.

Nissl, Franz, Dr. med., Professor in Heidelberg.

von Martens, Eduard, Dr,, Geh. Regierungsrat, Prof., II. Direktor des Königl. zoologischen Museums in Berlin.

von Wettstein, Rich., Dr., Prof. in Wien.

Steindachner, Franz, Dr., Hofrat in Wien.

Heerwagen, Aug., Dr., Prof., Direktor der Naturhist, Gesellsch. in Nürnberg.

v. Graff, Ludw., Dr., Prof., Hofrat in Graz.

Simroth, Heinr., Dr., Prof. in Leipzig.

Schillings, C. G., Weiherhof bei Düren.

Lampert, Kurt, Dr., Prof., Oberstudienrat in Stuttgart.

Friese, Heinrich, Jena.

Treboul, E., Président de la Société nationale des sciences naturelles et mathématiques, Cherbourg.

Schneider, Jakob Sparre, Konservator am naturhist. Museum in Tromsö,.

Kayser, E., Dr., Prof. in Marburg.

Spengel, J. W., Dr., Prof., Geh. Rat, GieBen.

Credner, Herm., Dr., Prof., Geh. Bergrat in Leipzig.

Reis, Otto M.. Landesgeolog in München.

Notzny, Albert, Bergwerksdirektor und Bergassessor anf Heinitzgrube in Beuthen, Oberschlesien,

Beyschlag, Franz, Dr., Prof., Geh. Bergrat ın Berlin.

Schmeisser, K., Geb. Bergrat in Berlin.

de Man, J. G., Dr. in Ierseke, Holland.

Boveri, Theod., Dr., Prof. in Würzburg.

Weidmann, Karl, Kgl. Torfverwalter in Carolinenhorst. Pommern.

Oestreich, Karl, Dr., Privatdozent in Marburg (von hier).

Preiss, Paul, Geometer in Ludwigshafen.

Schaudinn, Fritz, Dr., Regierungsrat, Privatdozent an der Universität Berlin.

Weber, Max, Dr., Prof. in Amsterdam.

Fürbringer, Max, Dr., Prof., Geh. Hofrat in Heidelberg.

de Vries, Hugo, Dr., Prof. in Amsterdam.

Schlosser, Max. Dr. in München.

Klunzinger, B., Dr., Prof. in Stuttgart.

v. Schröter, Guido, Konsul in San Jost, Costa-Rica.

Vigener, Anton, Apotheker in Wiesbaden.

Wolterstorff, W., Dr., Kustos des naturhistor. Museums in Magdeburg.

Vicomte du Buysson, Robert in Paris.

58*

Rechte der Mitglieder.

Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte erworben:

1. Das Naturhistorische Museum an Wochentagen von 8—1 und 3—6 Uhr zu besuchen und Fremde einzuführen.

2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen.

3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen. Außerdem erhält jedes Mitglied alljährlich den , Bericht‘.

59

Auszug aus der Bibliothek-Ordnung.

. Den Mitgliedern der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, sowie denen des Arztlichen Vereins, des Physikalischen Vereins und des Vereins für Geographie und Statistik steht die Bibliothek an allen Werktagen von 10—1 Uhr und Samstag ausgenommen von 6—8 Uhr zur Benutzung offen. Das Ausleihen von Büchern findet nur in den Vormittagsstunden statt.

. Das Lesezimmer ist dem Publikum zugänglich und jeder- ınann kann daselbst Bücher zur Einsicht erhalten. Bücher, die am Abend im Lesezimmer benutzt werden sollen, müssen bis spätestens 11 Uhr am Vormittage des betrefienden Tages schriftlich bestellt sein.

3. Zur Entleihung von Büchern sind die hiesigen Mitglieder

der beteiligten Vereine und deren Dozenten berechtigt. Die Bibliothekare sind gehalten, in zweifelhaften Fällen den Ausweis der persönlichen Mitgliedschaft durch die Karte zu verlangen. Auswärts wohnende Mitglieder sowie andere Personen haben den Bürgschein eines hier wohnenden Mitgliedes beizubringen.

. An ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände ausgeliehen werden; 2 Broschüren entsprechen 1 Band.

5. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat nach

4 Wochen zu erfolgen; die Entleihungsfrist kann jedoch verlängert werden, wenn die Bücher nicht von anderer Seite in Anspruch genommen werden.

). Jeder Entleiher ist verpflichtet, der von der Bibliothek an ihn ergangenen Aufforderung zur Zurückgabe unbedingt Folge zu leisten, ferner im Falle einer Reise von mehr als acht Tagen die Bücher vorher zurückzugeben, wenn auch die Entleihungsfrist noch nicht abgelaufen sein sollte. . Auswärtige Dozenten erhalten Bücher nur durch Bevoll- mächtigte, die Mitglieder unserer Gesellschaft oder eines der genannten Vereine sind und den Versand besorgen. . Am 15. Mai jeden Jahres sind sämtliche entliehenen Bücher behufs Revision, die Anfang Juni stattfindet, an die Bibliothek zurückzuliefern.

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Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen.

24, Oktober 1903.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Der Vorsitzende begriiBt die zahlreich erschienenen Mit- glieder und Gäste zu Beginn des Wintersemesters und teilt mit, daß für dasselbe nahezu alle acht Tage wissenschaftliche Sitzungen in Aussicht genommen sind.

Sodann berichtet der Vorsitzende eingehend über die Tätig- keit der Gesellschaft in dem abgelaufenen arbeitsreichen Sommerhalbjahr. Hochherzige Schenkungen hiesiger Bürger in der Höhe von 15000 Mark haben es ermöglicht, die in ihrer Art einzige Konchyliensammlung des kürzlich verstorbenen Konsuls Dr. von Möllendorff und die wertvolle Mannsche Schmetterlingssammlung für das Senckenbergische Museum zu erwerben. Allerdings betrug der Ankaufspreis der beiden hervorragenden Sammlungen, welche in der letzten wissenschaft- lichen Sitzung am 21. März d. Js. ausgestellt gewesen sind, das doppelte der bis jetzt aufgebrachten Summe und, da die Gesell- schaft nicht in der Lage ist, den Rest aus ihren laufenden Mitteln zu bestreiten, muß sie auf weitere Schenkungen hoch- herziger Freunde und Gönner hoffen.

Nachdem am 18. August d. Js. der Vertrag zwischen der Dr. Senckenbergischen Stiftung und der Stadtgemeinde unter- zeichnet worden ist, nach welchem der Naturforschenden Ge- sellschaft ein ausreichender Bauplatz an der Viktoria-Allee und ein erheblicher Zuschuß zu den Baukosten des neuen Museunis überlassen werden soll, hat die Gesellschaft in den letzten Monaten die Vorbereitungsarbeiten zur Ausführung ihres Bau- projektes wieder aufgenommen. Eine von Baurat Neher ent- worfene Skizze liegt augenblicklich der Verwaltung zur Be-

63+

ratung vor. Inzwischen haben die Konservatoren des Museums Adam und August Koch und die beiden Direktoren der Ge- sellschaft die großen Museen in den deutschen Hauptstädten besucht und die Einrichtung derselben, namentlich die Auf- stellung der Schausammlungen besichtigt, auf welche mit Recht auch in dem hiesigen neuen Museum ein ganz besonderer Wert gelegt werden soll.

Nach diesem Bericht des Vorsitzenden spricht Veterinär- arzt Dr. Alfred Jaeger über

„Die Schwimmblase der Fische.“

Die Erklärung der Schwimmblase der Fische umfaßt ein- mal die Aufgaben, welche dieses Organ dem Fische in seinem Elemente zu erfüllen hat, und zweitens die Frage nach der Herkunft der Schwimmblasenluft. Beide Probleme hatten bisher ihrer Lösung geharrt; denn das Rätsel, das über dem Eintritt der Gase in das Schwimmblasenlumen und ihrem Austritt schwebte, hatte auch keine befriedigende Lösung des Problems von der Bedeutung der Schwimmblase aufkommen lassen.

Es war bisher eine offene Frage, wo und wie die Sauer- stoffabscheidung nach dem Binnenraume der Schwimmblase sich abspielt und welchen Einfluß dieselbe auf den Prozentgehalt der Schwimmblasenluft an Stickstoff und Kohlensäure ausüben muß.

Nach theoretischen Erwägungen war zunächst festzustellen, welches in der Schwimmblase die Sauerstoff abscheidenden Organe und welches die Sauerstoff aufnehmenden sind.

Die Untersuchungen des Vortragenden haben nun folgende Resultate erbracht:

Es besitzt die Schwimmblase bei den Fischen, wo sie ge- schlossen ist, also keinen Schwimmblasengang aufweist, zwei ganz verschiedene Organe, den roten Körper und das Oval.

Der rote Körper liegt der unteren Schwimmblasenwand auf er ist beim Eréffnen der Schwimmblase sofort an seiner roten Farbe zu erkennen und besteht aus einem enorm ver- breiteten und außerordentlich feinen Blutgefäßnetz, das in der innersten der drei Membranen, welche die Schwimmblasenwand konstituieren, zur Entwickelung gelangt und dessen Maschen . von Drüsenzellen erfüllt werden, die zu einem Epithelkörper sich zusammenschließen.

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Die gewonnenen mikroskopischen Bilder haben nun ge- zeigt, daß der rote Körper die für die Funktionsfähigkeit der Schwimmblase unbedingt erforderliche Sauerstoffdrüse darstellt, welche also die Aufgabe hat, den Sauerstofi des Blutes zu ver- dichten und ihn nach dem Binnenraume der Schwimmblase über- zuführen entgegen einem weitaus höheren absoluten Partial- druck dieses Gases. Denn im Blute beträgt hier die Sauerstoff- tension nur !/s Atmosphäre, während zum Beispiel bei den Fischen in den Tiefen des Meeres der Sauerstoff im Schwimm- blasenlumen eine Partialspannung von 40 Atmosphären und mehr besitzt.

In den Blutgefäßen der Drüse gehen die roten Blutkörper- chen, die Elemente des Blutes, unter dem Einfluß der Drüsen- zellen walırscheinlich durch Abscheidung eines Giftes zu Grunde. Der im vorliegenden Fall hierbei frei werdende Sauer- sto, der vorher an die roten Blutkörperchen gebunden war, gerät in statu nascendi unter eine relativ sehr hohe Tension und zwar nach den Berechnungen des Vortragenden unter eine Spannung von zirka vier Atmosphären. Damit ist es unaus- bleiblich, daß der Sauerstoff aus den Blutkapillaren nach den angrenzenden Drüsenepithelien in großer Dichte überdiffundiert. Die Drüsenepithelien verdichten dann den Sauerstoff noch weiter, bis er die Spannung im Schwimmblasenlumen erreicht. Demnach fällt der Anfang der Sauerstoffverdichtung ins Blut und die Be- endigung in die Drüsenepithelien, bis der Sauerstoff dann schließ- lich in Gasform und in erforderlicher Spannung durch die Drüsenausführungsgänge nach dem Schwimmblasenlumen ab- geschoben wird.

Legt man z. B. der Betrachtung den Fall eines Meeres- fisches zu Grunde, der sich in 60 m Tiefe aufhält, so herrscht in seiner Schwimmblase ein Druck von 6 Atmosphären Druck von 10m Wasser = 1 Atmosphäre. Will nun der Fisch tiefer gehen, so kann er dies momentan durch Muskeltätigkeit bewirken, will er sich aber auf dem tieferen Niveau, z.B. in 65 m Tiefe, aufhalten, so muß er unbedingt die Schwimmblasenluft vermehren, um ihre Spannung auf 6'/s Atmosphären entsprechend den darüber lastenden 65 m Wasser zu bringen. Denn nur so ist er imstande, die Größe der Schwimmblase, die ja sonst in- folge des größeren Außendrucks abnehmen würde, auf den

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früheren Dimensionen zu erhalten, und das ist nach obigen Aus- führungen unabweisliches Erfordernis für die mit einer Schwimm- blase ausgerüsteten Fische. Demnach löst im vorliegenden Falle beim Schwimmen in die Tiefe die Reizung von Nerven die Tätigkeit der Sauerstofidrüse in der Weise aus, daß zunächst der Zerfall der roten Blutkörperchen eingeleitet und dann von den Drüsenzellen der ihnen bereits unter einem Druck von zirka 4 Atmosphären zuströmende Sauerstoff auf eine Spannung von 6'/sz Atmosphären gebracht wird. Denn nur in dieser Ver- dichtung kann er bei einer Tiefe von 65m von der Drüse nach dem Schwimmblasenlumen abgegeben werden und hier die Gas- menge vermehren.

Noch ist zu erwähnen, daß bei den Fischen, die keinen roten Körper besitzen, z. B. den Angehörigen des Karpfen- geschlechts wie Karpfen, Schleie, Rotfeder, eigenartige, nur mikroskopisch sichtbare Zellstränge an der inneren Schwimm- blasenfläche als Sitz der Sauerstoffabscheidung anzusprechen sind.

Die entgegengesetzte Funktion wie der rote Körper übernimmt das Oval. Dasselbe ist jedenfalls der für den Aus- tritt des Sauerstoffs aus der Schwimmblase bestimmte Ort, da es nach seinem Bau imstande ist, relativ große Mengen Gas aufzunehmen, und das ist notwendig, wenn der Fisch beim Ubergehen in höhere Wasserschichten den Druck der Schwimm- blasenluft verringern muß. Dieses Organ liegt in der hinteren Hälfte der oberen Schwimmblasenwand und ist bier nach Er- öffnung der Schwimmblase nur bei genauem Zusehen mit bloBem Auge zu erkennen. Es stellt in der inneren Schwimm- blasenfläche eine ovale Unterbrechung dar, deren Grenzen durch einen feinen weißen Saum angedeutet werden.

Das Oval kann nun durch Wirkung von Muskeln gedffnet oder geschlossen werden, so daß es bald ein großes Areal ein- nimmt, bald ein kleines. Die angestellten Versuche zeigten, daß bei Tieren, die eines natürlichen Todes gestorben waren, das Oval stark erweitert war, während es sich bei Fischen, die im vollen Besitz ihrer Lebenskräfte plötzlich getötet wurden, auf ein Minimum zusammengezogen vorfand.

Nach dem Gesagten wird also der Fisch, wenn er nach oben schwimmt und sich in dem höheren Niveau aufhalten will, zwecks notwendiger Verminderung der Schwimmblasen-

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luft das geschlossene Oval mit seinem außerordentlich reichen Blutgefäßnetz öffnen und hier den in hoher Tension befindlichen Sauerstoff aus dem Schwimmblasenlumen ins Blut übertreten lassen. Natürlich ist dies als keine bewußte Tätigkeit desFisches anzusehen.

Interessanterweise haben die Fische, die kein Oval be- sitzen, einen Schwimmblasengang, der ihnen gestattet, über- schüssiges Gas aus der Schwimmblase einfach mechanisch zum Maule hinaus zu entfernen. Oval und Schwimmblasengang schließen sich also gegenseitig aus und sind damit physiologisch gleichwertige Apparate.

Berücksichtigt man schließlich die erhebliche Sauerstoff- menge im Binnenraume der Schwimmblase, so kommt man zu einem ganz überraschenden Schluß. Es muß die innere Aus- kleidung der Schwimmblase unabweislich in der Richtung nach außen für Sauerstoff undurchgängig sein. Andernfalls würde durch dieselbe unter dem hohen Sauerstofidrucke im Schwimm- blasenlumen eine so mächtige Aufnahme dieses Gases eingeleitet werden, daß wohl keine nur mögliche Tätigkeit der Sauerstoff- drüse ihr das Gleichgewicht halten könnte.

Auszunehmen von dieser Undurchlässigkeit für Sauerstoff wäre die innere Überkleidung des Ovals, die selbstverständlich für Sauerstoff durchgängig sein muß. Dafür kann aber das Oval nach dem Schwimmblasenlumen hin abgeschlossen werden, so daß, wenn es nicht in Tätigkeit tritt, die Schwimmblase nur von sauerstoffundurchlässigem Gewebe ausgekleidet ist.

Die ganze Tätigkeit der Schwimmblasenorgane, also des roten Körpers und des Ovals, wird offenbar in der Weise aus- gelöst, daß einmal bei Ausdehnung der Schwimmblase über ein gewisses Maß, d. h. beim Schwimmen nach oben, eine be- stimmte Art von Nervenfasern in der Schwimmblase gereizt wird und Öffnung des Ovals und damit Sauerstoffaustritt, bezw. Übertritt ins Blut erfolgen. Wird das Volumen der Schwimm- blase zu klein, d. h. beim Schwimmen in die Tiefe, so wird die entgegengesetzt wirkende Art von Nerven erregt und der rote Körper zur Sauerstoffabscheidung veranlaßt.

Nach diesen Erörterungen über die Gasvermehrung und -Verminderung in der Schwimmblase zieht der Redner hieraus die Folgerungen für die Funktion der Schwimmblase und zeigt, welche Aufgaben dieses Organ dem Fische zu erfüllen hat.

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Zwei Erklärungen der Schwimmblase sind es da, die um die Oberhand kämpfen: Hier Atmungs-, da statisches Organ. Letztere Anschauung ist von den-meisten Forschern vertreten worden; aber auch hier gehen die Meinungen weit auseinander und es ist keine Einheitlichkeit in sie zu bringen.

Für die Auffassung der Schwimmblase als Atmungsorgan haben die Untersuchungen des Vortragenden nicht den geringsten Anhalt ergeben. Dagegen liegt der Gedanke, daß die Schwimm- blase ein statisches Organ vorstellt, sehr nahe.

Die angestellten Versuche beweisen, daß die Fische bei den geringsten Veränderungen des auf ihnen lastenden Druckes eine Änderung der Größe ihrer Schwimmblase erleiden und daß das Volumen der Schwimmblase dem Fischkörper so angepaßt ist, daß schon eine Vergrößerung derselben um weniger als ein Fünftel die Fische an die Oberfläche treibt. Es läßt sich indes beweisen, daß die Anpassung noch eine viel genauere ist. Man kann nämlich beobachten, daß Fische mitten im Wasser ruhig dastehen, ohne auch nur eine Flosse zu bewegen. Hier haben die Fische ohne Frage das spezifische Gewicht ihrer Umgebung.

Es muß demnach die Größe des mit Gas gefüllten Raumes so der Masse des übrigen Körpers angepaßt sein, daß die Ge- samtmasse gerade das spezifische Gewicht des Wassers hat. Dieser Zustand ist auch für das Steigen und Sinken des Fisches der günstigste, denn nun treibt ihn jeder Flossenschlag hinauf oder hinunter.

Im Fische herrscht überall der Druck des umgebenden Wassers, denn die Gewebe leiten den Druck wie Wasser. Steigt nun der Fisch, so gerät er unter verminderten Druck und die Schwimmblase erweitert sich, der ganze Fisch wird spezifisch leichter. Dadurch steigt er von selbst weiter. Das Umgekehrte findet beim Sinken statt. Da das Volumen des ruhenden oder geradeaus schwimmenden Fisches in allen Wassertiefen das gleiche sein muß, erhebt sich die wichtige Frage, welche Dienste kann die Schwimmblase dem Fisch beim Auf- und Niedersteigen leisten und wie vermag er sie beim Übergang vom Steigen, resp. Sinken zur Ruhe oder zum geradeaus Schwimmen wieder auf das alte Volumen zu bringen.

Was zunächst den letzten Fall angeht, so ist es klar, daß ein Fisch, der im Aufsteigen begriffen war und nun plötzlich diese

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Bewegung unterbrechen will, seine Schwimmblase momentan verkleinern muß, damit sie auf das Volumen zurückkehrt, das sie vorher besaß. Denn sonst würde er von selbst weiter steigen. Daß bei solch schnellen Volumenswechseln der Schwimm- blase die Sauerstoff abscheidenden, resp. aufnehmenden Organe derselben nicht in Anspruch genommen werden können, ist gewiß, denn ihre Funktion ist eine relativ zu langsame. Da- gegen kann der Fisch durch Muskelkraft seine Schwimm- blase zusammenpressen oder durch Erschlaffen erweitern. Will er sich jetzt auf dem höheren Niveau aufhalten, so ist dies sogar für ihn die einzige Möglichkeit, dem weiteren Steigen zu entgehen, während ihm, wenn er nach dem Steigen wieder in die Tiefe gehen will, selbstverständlich auch noch die Kraft seiner Flossen zu Gebote steht. Außerdem paßt sich dann der neu gewonnenen Höhe die Schwimmblase durch Sekretion bezw. Absorption von Sauerstoff an; doch wird, wie gesagt, im An- fang immer eine Muskelaktion eintreten müssen.

Dieselbe Fähigkeit, die Schwimmblase durch Muskelaktion zu erweitern oder zu verengern, wird dem Fisch nun auch zu statten kommen, wenn er aufsteigen oder sinken will. In der Tat kann man beobachten, wie Schleien, Goldfische u.s.w. ohne sichtbare Flossenbewegung vollkommen senkrecht steigen oder sinken, was wohl nur durch diese Art der Regulierung zu er- klären ist.

Faßt man das Gesagte zusammen, so ergibt sich: Bei plötzlichem Höhenwechsel ändert der Fisch das Volumen seiner Schwimmblase aktiv durch Muskel- tätigkeit. Die endgültige Einstellung des Fisches auf ein bestimmtes Niveau, auf dem er verharrt, übernehmen die Organe der Schwimmblase, d. i. roter Körper und Oval.

Es ist nun evident, daß dieses Vermögen der Schwimm- blasenregulierung durch Muskeltätigkeit nur ein begrenztes ist, denn die Kraft der Muskulatur ist beschränkt. Wenn also der Fisch durch irgendwelche äußeren Einflüsse über die Grenze, bis zu welcher er den Volumensänderungen seiner Schwimm- blase durch Muskeltätigkeit begegnen kann, hinausgetrieben wird, so ist die unausbleibliche Folge, daß seine willkürliche Beweglichkeit aufhört und er nun in die Tiefe versinken bezw.

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nach der Oberfläche steigen muß und zwar mit ständig wachsender Geschwindigkeit. Ein eklatantes Beispiel hierfür bietet der Fang von Tiefseefischen, bei denen beim fortgesetzten Heraufziehen die Schwimmblasenluft die Blase entsprechend dem zusehends abnehmenden Wasserdruck derartig ausdehnt, daß die Tiere platzen oder die Eingeweide zum Maule heraus- gepreßt werden.

Der Meeresfisch ist beim Wechsel der Tiefen wesentlich auf den Gebrauch seiner Flossen angewiesen. Dafür hat aber ein solcher Höhenwechsel auch an sich nur eine geringe Wirkung auf die passive Erweiterung resp. Verkleinerung der Schwimm- blase durch den wechselnden Wasserdruck, so daß der Meeres- fisch in den Tiefen seines Elements viel freier in der Änderung seiner Höhenlage ist als an der Oberfläche resp. der Fisch der Binnengewässer. Differenzen von mehreren Metern Wasser werden bei diesen Tiefen keinen in Betracht kommenden Effekt auf die Größe der Schwimmblase ausüben. Es kommt also für den Fisch in der Tiefe des Meeres nicht die Kraft der Mus- kulatur für die Größe der Schwimmblase in Frage, vielmehr wird das Schwimmblasenvolumen hier nur durch die Sauerstoff- drüse und das Oval reguliert.

Es ist ferner von der Schwimmblase angenommen worden, daß sie es ist, die die aufrechte Lage des Fisches herbeiführt. Zwecks Klarstellung dieser Frage experimentierte und machte der Vortragende Schwerpunktsbestimmungen an fünf ver- schiedenen Fischarten: Barsch, Schleie, Döbel, Plötze und Hecht. Die erzielten Resultate sind dahin zusammenzufassen, daß bei Barsch, Schleie und Döbel dieSchwimmblase zum größeren Teil die obere Körperhälfte einnimmt. Infolgedessen muß sie diese Tiere im Gleichgewicht erhalten. Anders bei Plötze und Hecht. Hier gibt die Schwimmblase der unteren Körperhälfte das Übergewicht, so daß diese Fische nur mit Hilfe der Flossen die aufrechte Lage im Wasser bewahren können.

Wozu dienen dann aber Rücken- und Afterflosse, wenn auch ohne sie gewisse Fische mit dem Rücken nach oben zu schwimmen vermögen? Es wird dies an der Hand eines Ver- gleichs erläutert. Segelboote, die eine sehr große Segelfläche besitzen, würden bei starkem oder unregelmäßigem Winddruck sehr leicht Gefahr laufen, zu kentern. Um dem vorzubeugen,

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läßt man am Kiel des Bootes eine Holz- oder Eisenplatte, ein sogenanntes Schwert, in die Tiefe, um auf diese Weise dem starken resp. unregelmäßigen Segeldruck einen Gegendruck im Wasser bieten zu können. So hat das Boot einen ruhigen, gleichmäßigen Lauf und wird durch kurze Windstöße nicht beeinträchtigt. Analog hierzu funktionieren Rücken- und After- flosse bei Barsch, Schleie und Döbel. Hier genügt die Schwimm- blase wohl, den Fisch in der Ruhe und bei schwachen Be- wegungen im Gleichgewicht zu erhalten, aber bei kräftigerem Schwimmen würde er durch die starken Ruderbewegungen des Schwanzes unfehlbar umkippen, wenn nicht Rücken- und After- flosse durch ihre Flächenausbreitung diesen energischeren Be- wegungen einen Gegendruck bieten und so ein ruhiges, sicheres Schwimmen ermöglichen würden.

Der Schwerpunkt der Schwimmblase liegt vor dem des Körpers, die Schwimmblase also zum größeren Teil in der vorderen Körperhälfte und hierauf ist offenbar die gegen die Horizontalebene etwas geneigte Lage zurückzuführen, die die Fische im Wasser bei absoluter Ruhe der Flossen einnehmen. Man wird stets finden, daß die Fische, gleichgültig ob sie einfache oder doppelte Schwimmblasen haben, beim sogen. „Stehen“ im Wasser den Kopf etwas höher haben wie den Schwanz, z.B. der Hecht.

Überlegt man nun die Wirkung, die eine Volumens- änderung der Schwimmblase bei dieser Lage haben muß, so ist es evident, daß z. B. bei Erweiterung dieses Organs die vordere Körperhälfte mehr hiervon betroffen werden muß als die hintere. Infolgedessen wird die nur wenig schräge Lage, die der Fisch- körper bei der Ruhe im Wasser einnimmt, noch geneigter gegen die Horizontalebene werden, wodurch natürlicherweise der Fisch in eine zum Aufsteigen äußerst günstige Lage versetzt wird. In entgegengesetzter Richtung spielt sich dieser Vorgang ab, wenn der Fisch sinken will. Doch wird hier die Kompression der Schwimmblase nur eine beschränkte Wirkung haben können, denn unter allen Umständen wird der Vorder- teil des Fischkörpers leichter bleiben als der hintere. Will also der Fisch mit dem Kopfe voran in die Tiefe, so muß er das durch Tätigkeit der Flossenmuskulatur erzwingen. In der Tat beginnt ein solches Absteigen immer mit einem starken Schlagen der horizontalen Flossen.

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Noch mehr ist diese durch die Schwimmblase bedingte Erleichterung des Steigens und Sinkens bei Karpfen, Schleien, Rotfedern und einigen anderen Fischen ausgeprägt. Bei diesen besteht die Schwimmblase aus einer vorderen und hinteren Abteilung, die durch einen Schließmuskel von einander ge- trennt sind. Ihre Gewebsstruktur läßt mit Sicherheit erkennen, daß diese Tiere durch Volumensänderungen der vorderen Blase den Vorderteil des Körpers spezifisch schwerer oder leichter machen und so ein Sinken und Steigen im Wasser bedeutend unterstützen können. Augenscheinlich hat die Natur diesen Vorteil den Fischen gewährt, die im Gegensatz zu anderen sehr voluminös gebaut und daher unbeholfen und zum ge- schickten Schwimmen weniger geeignet sind, für die also die geringe ungleiche Verteilung der Schwimmblase auf die vordere und hintere Körperhälfte für den vorliegenden Zweck allein nicht ausreichend gewesen wäre.

Auch zwei Familien von Fischen mit einfachen Schwimmblasen besitzen besondere Einrichtungen an diesem Organ, durch die sie sich das Aufsteigen und das Hinabgehen in ihr Element erleichtern; es sind dies die Welse und die Schlangenfische (Ophidiiden). Erstere verfügen am ersten Wirbel rechts und links über je einen mit diesem durch ein Gelenk verbundenen Knochenfortsatz, letztere über einen solchen an der Basis des zweiten Wirbels und mit Hilfe dieser sind sie durch die Tätigkeit besonderer Muskeln in der Lage, den vorderen Teil der Schwimmblase verengern und erweitern zu können. Dieser Apparat ist augenscheinlich wieder bei solchen Fischen vorhanden, die ohne ihn stets einen gewissen Kampf mit ihren nicht proportionalen Körperkräften es sei nur an den schweren Kopf der Welse erinnert zu bestehen haben würden. Er wird diesen Tieren dieselbe Aufgabe erfüllen wie die vordere Schwimmblase den Angehörigen des Karpfengeschlechts.

Nach dem Gesagten läßt sich die Bedeutung der Schwimm- blase der Fische in folgendem kurzen Überblick präzisieren:

In der Schwimmblase sind dreierlei Vorrichtungen vor- handen, unter deren bestimmendem Einfluß das Gasgemenge dieses Organs steht.

1. Die Gasdrüse, der sogenannte rote Körper, drückt den Sauerstoff, der allein bei einer Vermehrung der Schwimmblasen-

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luft in Betracht kommt, vom Blute nach dem Binnenraum der Schwimmblase.

2. Die Verminderung der Schwimmblasenluft wird er- möglicht bei den Fischen mit geschlossener Schwimmblase im Oval durch Sauerstoffübertritt ins Blut, bei den anderen durch Ausscheidung von Luft durch den Schwimmblasengang.

3. Die innere Schwimmblasenauskleidung (Plattenepithel) ist für Sauerstoff undurchlässig.

Durch diese regulierende Tätigkeit der Schwimmblasen- organe wird der auf den Fisch einwirkende wechselnde Wasser- druck in der Weise paralysiert, daß in allen Wassertiefen das Volumen des Fisches das gleiche und sein spezifisches Gewicht gleich dem der Umgebung, also = 1, ist.

31. Oktober 1903. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Oberlehrer Dr. Th. Neumann spricht über „Giftschlangen und Schlangengift.“

Zu allen Zeiten und wohl bei fast allen Völkern haben die Schlangen die Aufmerksamkeit der Menschen in hohem Grade auf sich gezogen. Wir finden sie in Sprichwörtern und Redens- arten; sie erscheinen in den Märchen und Sagen als redende, handelnde Personen; bis in unsere Tage spielen sie im Aber- glauben der Leute eine nicht unbedeutende Rolle; ja, bei manchen wilden Volksstämmen sind sie sogar die Träger reli- giöser Gebräuche und man erweist ihnen göttliche Ehren.

Der Umstand, daß manche Schlangen durch ihren Biß Tod und Verderben bringen können, hat am meisten zu Fabeln und Übertreibungen Veranlassung gegeben. Dies ist um so beklagens- werter, als dadurch nicht allein der Unwissenheit und dem Aberglauben neuer Vorschub geleistet worden ist, sondern weil gerade hier mehr als sonst die Unschuldigen mit den Schuldigen leiden müssen. Für viele scheint es überhaupt gar keine gift- losen, unschädlichen oder gar nützlichen Schlangen zu geben; für sie ist eben jede Schlange eine Giftschlange und manch harmloses, ja nützliches Tier, das sich noch lange seines Lebens hätte freuen können, wenn die Wahrheit bekannt gewesen wäre,

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ist so dem Vorurteile, dem Hasse und der Unwissenheit zum Opfer gefallen.

Selbstverständlich gilt ja für die Giftschlangen vieles, was auch für die giftlosen, für die Schlangen im allgemeinen richtig ist. So zeichnen sich alle durch den spitz zulaufenden Schwanz und die Fähigkeit aus, ihr Maul außerordentlich weit zu öffnen. Auch der Bau der Wirbelsäule und deren große seitliche Be- weglichkeit, die Art und Weise, wie sie die Rippen und die Bauchschilder zur Fortbewegung gebrauchen, wie die Zähne (nicht die Giftzähne) im Rachen angebracht sind und verwendet werden, wie die Zunge gebaut ist und die Dienste eines Tast- organs verrichtet, dies alles stimmt bei giftlosen und Giftschlangen im allgemeinen fast völlig überein.

Um so mehr Berechtigung hat die Frage, woran man die Giftschlangen mit Sicherheit als solche erkennt. Weder der kurze, dicke Körper, noch der scharf dreieckige Kopf, noch der rasch spitz zulaufende Schwanz finden sich nur bei Giftschlangen, und was man von dem furchteinflößenden, gefahrdrohenden, mit Zauberkraft begabten Blicke dieser Wesen seit alters gesagt hat, gehört vollends in das Reich der Fabel. Es mag an allen diesen Angaben etwas Wahres sein; keines der erwähnten Merkmale aber genügt zur erforderlichen zweifellosen Fest- stellung, was für ein Tier wir vor uns haben, und so bleibt nur noch ein, dafür aber auch um so untrüglicheres Kennzeichen übrig, der Besitz der Giftzähne oder des gesamten Giftapparates.

Wie die Giftdrüse wahrscheinlich eine Art modifizierter Speicheldrüse ist, so darf man das Schlangengift selbst mit dem Mundspeichel vergleichen, ja es wird von vielen Chemikern und Physiologen geradezu als eine Art Speichel angesehen, der nach und nach seine gefahrdrohenden Eigenschaften angenommen hat. Diese Ansicht wird durch den Umstand bestätigt, daß es Gift- schlangen gibt, deren Biß, obgleich schmerzhaft und von unan- genehmen Folgen begleitet, nicht gefährlicher ist als der Stich eines Skorpions oder einer Hornisse. Das Gift sieht in den meisten Fallen sehr unschuldig aus, eine wasserklare, oft leicht bewegliche, zuweilen auch zähe gelbliche oder grünliche Flüssig- keit ohne Geruch und Geschmack, die blaues Lackmuspapier rötet und dadurch ihren sauren Charakter verrät. Über seine chemische Zusammensetzung steht so viel fest, daß es zu den

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Eiweißkörpern gehört und daß es aus zwei Hauptbestandteilen gebildet ist, deren einer zu den Peptonen gerechnet werden muß, während der andere große Ähnlichkeit mit Globulin auf- weist. Jeder einzelne besitzt aber noch seine eigentümlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, die uns nötigen, beide doch als ganz besondere, für sich stehende und für sich zu betrachtende Körper anzusehen.

Beide lassen sich ohne große Schwierigkeit aus dem Schlangengift gewinnen, wenn man dasselbe, in etwas destilliertem Wasser gelöst, in einen Zylinder bringt, dessen unteres, offenes Ende mit tierischer Blase überbunden ist und in einem anderen mit Wasser gefüllten Gefäß steht. Das Pepton geht durch die durchlässige Scheidewand hindurch, das Globulin bleibt als weiße Masse zurück, die sich leicht wieder in ein wenig Salzwasser auflist. Aus beiden Substanzen läßt sich durch Mischung das ursprüngliche Gift wieder herstellen.

Versucht man nun, die Wirkung der Einzelbestandteile auf den tierischen oder menschlichen Körper festzustellen, so ergibt sich das Folgende. Das Peptongift (oder Giftpepton) bringt an der Bißstelle selbst nur unbedeutende Veränderungen hervor; um so tiefgreifender ist aber seine Einwirkung auf die Gesamt- heit des Nervensystems. Von der Wunde an bis zum Zentral- nervensystem werden die kleinen wie die großen Nervenstränge von einer Lähmung befallen, die sich oft mit grauenhafter Schnelligkeit verbreitet und die Ursache davon ist, daß alsbald ein furchtbarer Kräfteverfall eintritt, der den Tod zur Folge hat. Namentlich werden die Nervenzentren davon betroffen, die die Atembewegung beeinflussen und regeln, so daß der Mensch oder das Tier, das mit solchem Giftstoff behandelt worden ist, geradezu den Erstickungstod sterben muß.

Ganz andere Wirkung übt der zweite Hauptbestandteil des Schlangengiftes, das Globulingift (oder Giftglobulin), aus. Während beim normalen Tiere die Blutgefäße für die Blut- flüssigkeit vollständig undurchlässig sind und die letztere selbst sofort gerinnt, sobald sie mit der Luft in Berührung kommt, hebt das Globulin des Schlangengiftes beide Eigenschaften sofort auf, sowie es auch nur in winziger Menge mit dem Blute, also an einer Bißstelle, in Berührung kommt, und diese Einwirkung findet nicht nur an der Wunde, sondern näher und weiter ent-

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fernt davon, in schweren Fällen überall im Körper an hunderten von Stellen, statt, so daß es erscheint, als ob der Mensch oder das Tier an innerer Verblutung zugrunde gegangen wäre. Im Gehirn, in der Lunge, in der Leibeshöhle, überall ist das Blut aus den Gefäßen durch die Wände derselben in die umliegenden Gewebe getreten und überall hat es die Fähigkeit verloren, zu gerinnen, so daß auch hier der Tod in vielen Fällen eine unaus- leibliche Folge ist, streng genommen wieder ein Tod durch Ersticken, aber nicht aus denselben Gründen, wie im ersten Falle, sondern weil die Lunge mit Blut gefüllt und somit das Atmen unmöglich gemacht ist.

Nun enthält das Gift der Cobra und mit ihr vieler anderer Schlangen Asiens und Afrikas etwa 98 Prozent Pepton, das der Kreuzotter und der Klapperschlange etwa 5 Prozent, wobei in jedem Falle der andere Giftstoff den Rest bildet. So kommt es, daß man leicht auf den ersten Blick schon an den örtlichen und allgemeinen Symptomen erkennen kann, welche Schlangenart gebissen hat. Allerdings hängt die Wirkung eines Schlangen- bisses noch von gar vielen begleitenden Umständen ab, von der Größe und dem Alter der Schlange, von der Beschafienheit des gebissenen Menschen oder Tieres, von der Stelle, wo die Wunde liegt, von der Witterung, der Jahreszeit u.s.w., nicht zum wenigsten auch von der Willenskraft, mit der der gebissene Mensch den lähmenden Einflüssen des Giftes Widerstand zu leisten entschlossen ist.

Die Zahl der Gegenmittel ist Legion. Hierbei ist zu be- rücksichtigen, daß es in der Tat eine Reihe Chemikalien gibt, die die Wirkung des Schlangengiftes aufheben; einmal sind sie aber gewöhnlich nicht zur Hand, wenn weit draußen im Walde oder Gebirge jemand gebissen worden ist; ja selbst wenn sie angenblicklich bei der Hand sind und so rasch als möglich zur Anwendung gebracht werden, so hat doch in Bruchteilen von Sekunden das Gift schon hinreichend die Möglichkeit gehabt, seinen unheilvollen Einfluß auszuüben, und die Hilfe kommt zu spät; andererseits aber zerstören viele solcher Mittel nicht nur das Gift, sondern zugleich auch die Gewebe, mit denen sie in Berührung gebracht werden, und so sind sie schlimmer als nutzlos.

Am besten hat sich noch Alkohol in großen Mengen, äußerlich wie innerlich, bewährt, streng genommen, nicht als

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Gegenmittel, sondern nur als Stimulans fiir die Nerven, die ja durch das Gift in einen Zustand der Schwäche versetzt, ge- lähmt worden sind und meist im Begriff stehen, ihre Tätigkeit ganz einzustellen.

Gegen die Wirkung des Schlangengiftes auf das Blut gibt es bis jetzt noch kein wirklich verläßliches Mittel. Vielleicht gelingt es später einmal, die Serumbehandlung auch auf diesem Gebiete anzuwenden, denn man hat schon festgestellt, daß Tiere, die zwar gebissen worden waren, sich aber erholt hatten, später gegen weit größere Mengen Schlangengift un- empfindlich blieben und daß ihr Blut, in andere Tiere ein- gespritzt, immunisierende Eigenschaften aufwies.

7. November 1903. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Prof. Dr. M. Möbius spricht über „Die Flora des Süßwassers.“

Wohl nirgends prägt sich der Charakter einer Pflanzen- genossenschaft so deutlich aus wie in der Vegetation eines Teiches oder Sees und zwar wegen der ziemlich scharf ge- zogenen Grenzen und wegen der Gleichheit der von der Feuchtigkeit bestimmten Lebensverhältnisse. Von der Pflanzen- welt des Meeres unterscheidet sich die des Süßwassers wesent- lich sowohl durch die verschiedenen Lebensbedingungen als auch durch die verschiedenen Bestandteile, indem hier die Blütenpflanzen eine viel größere Rolle spielen als dort. An jedem größeren See können wir drei Gruppen in der Vege- tation unterscheiden: den Ufergürtel oder das litorale Gebiet, dessen untere Grenze bestimmt wird durch das Eindringen der Lichtstrahlen und dessen Pflanzen meistens im Boden fest- wurzeln; zweitens das profunde Gebiet, das von der unteren Grenze des ersteren an die Tiefe des Sees einnimmt und nur ausnahmsweise Pflanzen enthält, und drittens das pelagische Gebiet, das des freien Wassers, in dessen oberflächlichen Schichten die meistens mikroskopisch kleinen Algen, das so- genannte pflanzliche Plankton bildend, schweben. Die größeren freischwimmenden Blütenpflanzen wie auch die Wasserlinsen finden sich bei größeren Seen nur in der Nähe des Ufers, ge-

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hören also zum litoralen Gebiet, dessen Vegetation am mannig- faltigsten und dessen Flora am artenreichsten ist. Hier können auch noch verschiedene Tiefengürtel unterschieden werden.

Es wird nun versucht, die Vegetation in ihren wichtigsten Vertretern zu schildern mit Hilfe von lebendigen und getrock- neten Pflanzen, Präparaten und Abbildungen, wobei haupt- sichlich die Verhältnisse unserer Gegend oder wenigstens Mitteleuropas berücksichtigt, die ferneren Zonen nur gelegentlich erwähnt werden. Es wird ferner hingewiesen auf die Unter- schiede zwischen der Pflanzenwelt der größeren Seen und der kleineren Teiche, Sümpfe, Flüsse und Gebirgsbäche. Schließlich wird noch der Verbreitung der Süßwasserpflanzen gedacht, die hauptsächlich durch Tiere erfolgt und zu einer auffallend weiten Ausdehnung des Wohnbezirkes vieler Arten führt.

21. November 1903. Vorsitzender: Dr. E. Roediger. Dr. F. Römer spricht über „Die Anpassung der Wale an das Leben im Wasser“.

Es gibt wohl kaum eine Tiergruppe, über die so viel Falsches und Fabelhaftes berichtet und geschrieben worden ist, wie über die Wale oder, wie sie in den zoologischen Büchern meist noch heißen, „Walfische‘“.

Zunächst ist schon der Name „Walfische“* gänzlich falsch, denn mit Fischen haben die Wale nichts zu tun; es sind viel- mehr echte Säugetiere, daher hat man in der neueren Literatur auch diesen unpassenden Namen durch Waltiere oder kurzweg Wale ersetzt. Schon auf den ersten Blick er- gibt sich bei den Walen eine große Abweichung der äußeren Gestalt gegenüber den landbewohnenden Säugetieren. Die Merk- male, welche ein Säugetier als solches charakterisieren das Haarkleid, die äußeren Ohren, die Einteilung des Körpers in Kopf, Hals, Rumpf und Schwanz, die zwei paar Gliedmaßen sowie das Gebähren von lebendigen Jungen, welche von der Mutter gesäugt werden, sind bei den Walen scheinbar gar nicht vorhanden oder nur schwer zu beobachten. Ihr Körper hat eine spindelförmige, fischähnliche Gestalt, ein abgesetzter Hals fehlt, der Kopf geht allmählich in den Rumpf und dieser

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wieder ebenso unmerklich in den Schwanz fiber; von den Glied- maßen fehlen die hinteren Gliedmaßen vollständig, während die Vorderbeine zu Flossen umgewandelt sind, die Haut ist gänzlich haarlos und äußere Ohrmuscheln sind nicht vorhanden.

Das Wasserleben hat die äußere Gestalt sowie auch die inneren Organe der Wale mächtig beeinflußt und abgeändert, daher auch das späte Erkennen ihrer wahren Säugetiernatur und ihrer richtigen Stellung im System der Wirbeltiere.

Die Umänderungen, welche die einzelnen Organe durch den Einfluß des Wasserlebens erlitten haben, wurden im einzelnen näher besprochen. Redner gab in seinem Vortrag eine Zusammen- fassung der neueren Walarbeiten, welche von Professor W. Kükenthal und seinen Schülern in den letzten zehn Jahren geleistet worden sind. Professor W. Kükenthal hat auf seinen beiden Reisen im nördlichen Eismeer in den Jahren 1886 und 1889 ein großes und seltenes Material an Walorganen und Walembryonen gesammelt und an demselben die einzelnen Teile des Walkörpers bearbeitet oder von seinen Schülern bearbeiten lassen. Sodann hatte auch der Vortragende selbst Gelegenheit, an den norwegischen Walstationen die Verarbeitung der Wale mitzumachen und durch Sektionen an Riesenwalen den Bau des Riesenwalkörpers aus eigener Anschauung kennen zu lernen.

Zahlreiche Wandtafeln mit Abbildungen von Walen und einzelnen Organen, Schädel und ausgestopfte Tiere waren zur Erläuterung des interessanten Vortrages ausgestellt.

28. November 1903.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Vor Eintritt in die Tagesordnung ergreift der Vorsitzende das Wort zu einer bedeutungsvollen Mitteilung:

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben soeben auf Wunsch Sr. Majestät des Kaisers das Protektorat über die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft über- nommen.

Diese hohe Auszeichnung ist ein Zeichen der AllerhöchstenAnerkennung der wissenschaftlichen Leistungen der Senckenbergischen Gesellschaft, auf welche diese selbst und unsere gesamte

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Vaterstadt stolz sein dürfen. Der Vorsitzende ver- liest die kaiserliche Kabinetsordre vom 23. Novem- ber und ein Schreiben aus dem Kabinet der Kaiserin, welche bei der Versammlung eine begeisterte Auf- nahme finden.

Hierauf spricht der Direktor des Zoologischen Gartens Dr. A. Seitz über

„eine Reise in die Nilghiri-Berge in Vorderindien.“

Nach einer herrlichen Reise bis Ceylon auf dem Dampfer „Bremen“ vom Norddeutschen Lloyd, einem der besten Schiffe der Erde und mit dem durch seine liebenswürdige Freundlich- keit und Fürsorge geradezu berühmten Kapitän Nierig ging die Reise auf der sehr mäßigen englischen „Ethiopia* bis zur Hafenstadt Tuticovin. Ein längerer Aufenthalt in dieser fast nur von Schwarzen bewohnten Stadt ist für den Europäer kaum möglich und die Umgegend bietet so wenig Schönes wie die ganze Strecke bis Madras. Wer sich Indien als ein märchen- haftes Zauberland vorstellt, wird arg enttäuscht sein und mit Betrübnis den furchtbar schweren Kampf wahrnehmen, den der Mensch dort um seine Existenz führt. Redner sah Kinder und junge Weiber im tropischen Sonnenbrand ihr Brot mit Steinklopfen an Chausseen verdienen und Hungersnot und Pest drücken der Bevölkerung den Stempel unsäglichen Elends auf. Von dem ewig heiteren Blick der üppigen Bewohner Ceylons ist in Südindien keine Spur zu finden. Ganz besonders die Weiber machen einen kümmerlichen Eindruck, worin der Vor- tragende vornehmlich eine Folge der überfrühen Heiraten sieht; die Kindersorgen und schwere Arbeit der selbst noch kindlichen Mütter lassen die zum Wachstum und zu kräftiger Entwickelung nötigen Kräfte gar nicht aufkommen. Äußerst hinderlich im Verkehr und auch für die europäischen Ansiedler, die mit Ein- geborenen zu arbeiten haben, sehr lästig ist das Kastenwesen. Die Verschiedenheiten der Abzeichen lassen auf eine große Anzahl von Gruppen schließen, die sich sozial vielfach gegenüber und im Wege stehen. Kein Angehöriger einer hohen Klasse darf von einem Manne niederer Kaste etwas annelımen und selbst die von den Fremden die als unrein gelten während der

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Hungersnot gelieferten Viktualien werden von den Vornehmen aus religiösen Gründen verschmäht.

Als nach mehrtägiger Reise die Nilghiri-Berge erreicht waren, bezog Dr. Seitz einen Bungalo in den „Tigerbergen“, deren reiche Tierwelt eingehend geschildert wird. An land- schaftlichen Schönheiten ist diese Gegend reich und die obere Terrasse des Plateaus wird von einem dem der Ebene unähn- lichen Menschenstamme, den Toda, bewohnt. Sprache und Sitten haben mit denen der Hindu nichts zu tun und kennzeichnen die Toda als eine inferiore Rasse, in der manche die Reste einer einst weit verbreiteten Urrasse zu finden glaubten.. Bei seinen Versuchen, mit Hilfe indischer Führer in das Toda-Gebiet weiter einzudringen, stieß Dr. Seitz auf hartnäckigen Widerstand. Zur Illustration des Vortrages waren Vertreter der Nilghiri- Fauna aufgestellt und eine von Dr. Seitz zusammengebrachte Kollektion buntfarbiger Schmetterlinge aus den „Tigerbergen“ wurde dem Senckenbergischen Museum vom Vortragenden als Geschenk überwiesen.

Zum Schluß dankt der Vorsitzende dem Redner für seinen interessanten, mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag und für seine hochherzige Schenkung, welche die Schmetter- lingssammlung des Museums in sehr wünschenswerter Weise ergänzt.

5. Dezember 1903.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Professor Dr. W. Ruppel aus Höchst a. M. spricht über die

„Biologie der Tuberkelbazillen.“

Die bakteriologische Forschung beschränkte sich anfänglich auf den Nachweis der Mikroorganismen und auf das Studium ihrer morphologischen Eigenschaften. Mit dem stetigen Fort- schreiten der jungen Wissenschaft traten indessen sehr bald wichtige Fragen in den Vordergrund. zu deren Beantwortung ein eingehendes Studium der Lebensvorgänge in jenen kleinsten aller Lebewesen erforderlich war. Schon die Isolierung und die Züchtung der Bakterien auf künstlichen Nährböden machten es notwendig, die für jede Bakterienart günstigsten Wachstums- und Züchtungs-Bedingungen ausfindig zu machen. Die Verände-

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rungen, welche viele Bakterienarten in den ihnen dargebotenen künstlichen Nährsubstraten hervorriefen, waren weiterhin so augenfälliger Natur, daß hierdurch die bakteriologischen Arbeiten immer mehr in biologische Bahnen gelenkt wurden. Man er- kannte sehr bald, daß den Mikroorganismen nicht nur ana- lytisch abbauende oder spaltende, sondern auch synthetisch aufbauende, neuschafiende Kräfte innewohnten. Diese Studien verschafiten uns einen Einblick in das Wesen der Gärung und der Faulnis. Bei der Gärung werden die Kohlenhydrate und zwar vornehmlich der Zucker durch die Lebenstätigkeit der Hefezellen in Alkohol und Kohlensäure zerlegt, während bei der Fäulnis die Eiweißkörper unter dem Einfluß bakterieller Zersetzung in tiefgreifender Weise gespalten werden, so daß das kompliziert zusammengesetzte Eiweißmolekül schließlich in chemisch wohl definierbare, kristallinische Substanzen zerfällt, welche gewissermaßen als die Bausteine des großen Eiweiß- moleküls anzusehen sind. Neben diesen Bruchstücken des Ei- weißmoleküls aber fanden sich in gefaulten Materien Ver- bindungen vor, welche man nicht ohne weiteres als Zerfalls- produkte der Eiweißkörper ansprechen konnte, sondern welche man als Neubildungen ansehen mußte. Für diese neuen Ver- bindungen mußte ebenfalls die Lebenstätigkeit der Fäulnis- erreger verantwortlich gemacht werden und es war hierdurch der Beweis geliefert, daß diesen Mikroorganismen entschieden aufbauend oder synthetisch wirkende Kräfte zuerkannt werden müssen. Die bei den Fäulnisvorgängen neugebildeten Ver- bindungen hat man wegen ihrer basischen und toxischen Eigen- schaften den pflanzlichen Alkaloiden an die Seite gestellt und hat ihnen, ihren Fundorten Rechnung tragend, die Bezeich- nungen Kadaveralkaloide oder Ptomaine beigelegt. Während die Ptomaine hinsichtlich ihrer chemischen Konstitution ge- wissen Bruchstücken des Eiweißmoleküls immer noch sehr nahe stehen und wegen der relativen Einfachheit ihrer Zu- sammensetzung die Zurechnung zu den pflanzlichen Alkaloiden eigentlich wenig verdienen, treten in den Kulturflüssigkeiten anderer Bakterienarten neue Verbindungen auf, von denen wir annehmen müssen, daß ihr chemischer Bau ein höchst kompli- zierter ist. Die Erzeugung der Ptomaine ist außerdem eine Fähigkeit, welche einer ganzen Reihe verschiedener Bakterien- ®

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arten gemeinschaftlich zukommt, die Bildung jener komplexeren Verbindungen dagegen ist eine rein spezifische in dem Sinne, daB eine bestimmte Verbindung dieser Gruppe immer nur von einer ganz bestimmten Bakterienart hervorgebracht werden kann. Es sind dies die eigentlichen Bakteriengifte oder Toxine, von welchen das Diphtherietoxin und das Tetanustoxin hinsicht- lich ihrer physiologischen und toxikologischen Eigenschaften am genauesten studiert worden sind. Die Toxine sind vor allen anderen bisher bekannten mineralischen oder pflanzlichen Giftstoffen durch eine hervorragende Giftigkeit ausgezeichnet. Sie vermögen in ganz erstaunlichen Verdünnungen bei Ver- suchstieren schwere Vergiftungserscheinungen auszulösen und diese Vergiftungserscheinungen bieten dasselbe Krankheitsbild dar, wie es eine Infektion mit dem entsprechenden lebenden Bakterium veranlaßt, welchem das betrefiende Toxin seine Bildung verdankt. Verleibt man einem Organismus die Bak- terientoxine in allmählich ansteigenden Dosen ein, so erlangt derselbe hierdurch Giftfestigkeit oder Immunität und zwar so- wohl gegen das betrefiende Toxin als auch gegenüber einer Infektion mit dem entsprechenden Erreger. Bei dieser Gift- behandlung treten im Blute der immunisierten Tiere die entsprechenden Gegengifte oder Antitoxine auf, d. h. das Blutserum der Tiere gewinnt die Fähigkeit, das zur Vorbe- handlung benutzte Toxin sowohl in vitro wie auch im Organismus eines anderen Individuums unschädlich zu machen. Durch die Studien der letzten Jahre sind die quantitativen Beziehungen zwischen Toxinen und Antitoxinen in schärfster Weise fest- gelegt worden. Die Bestimmung der Giftigkeit eines Toxins und die Bewertung der Antitoxine sind analytische Operationen, welche man heutzutage mit Hilfe des Tierexperiments bis zu demselben Grade der Genauigkeit ausführen kann, wie der Chemiker den Gehalt einer Säure- resp. Alkali-Lösung durch Titration mit Hilfe eines beliebigen Indikators bestimmt. Die Erfolge der Gift- und Antitoxin-Bewertung verdienen um so mehr anerkannt zu werden, als man weder Toxine noch Anti- toxine bisher in reiner Form herzustellen vermochte. Die Bak- teriengifte z. B. besitzen und verwenden wir nur in Form der Kulturflüssigkeiten oder allenfalls in Form von Niederschlägen, welche man durch Alkohol, Neutralsalze oder andere Fällungs-

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mittel in diesen Kulturfliissigkeiten erzeugen kann. Alle diese Präparate bilden Gemenge der heterogensten Substanzen wie Eiweißkörper, Salze, Kohlenhydrate, welche fast ausnahmslos dem angewandten Nährmaterial entstammen und unter denen das betrefiende Toxin quantitativ jedenfalls nur eine sehr ge- ringe Menge ausmacht. Die Abscheidung der Toxine von diesen Stoffen wollte bisher auf keinerlei Weise gelingen. Über die eigentliche chemische Natur der Toxine wissen wir infolge- dessen so gut wie nichts und es ist vollkommen willkürlich, die Toxine einer bestimmten Kategorie chemischer Verbindungen unterordnen und sie beispielsweise, wie dies tatsächlich ge- schehen ist, den Eiweißkörpern an die Seite stellen zu wollen. Die Bezeichnung der Bakteriengifte als Toxalbumine entbehrt bis jetzt noch jeder Begründung.

Unter den Bakteriengiften nimmt das Toxin der Tuberkel- bazillen eine Ausnahmestellung ein. Es unterscheidet sich von den Toxinen der Diphtherie und des Tetanus durch seine streng spezifische Reaktion. Während nämlich das Diphtherie- gift und das Tetanusgift ihre eminente Giftigkeit auch bei nor- malen, völlig gesunden Individuen entfalten, ist das Tuberkulose- toxin gesunden Menschen und Tieren gegenüber ein relativ indifferenter Stoff, welcher fast keine Giftreaktionen auszulösen vermag. Solche Individuen dagegen, welche Tuberkelbazillen in ihrem Organismus beherbergen, also tuberkulös erkrankt sind, reagieren auf ungemein geringe Dosen des Giftes mit typischen, spezifischen Vergiftungserscheinungen. Es gelingt, tuberkulöse Versuchstiere mit Dosen von Tuberkulosetoxin zu töten, welche bei normalen Tieren ohne jede Reaktion ver- tragen werden.

Fernerhin ist das Tuberkulosetoxin im Vergleich mit den übrigen Bakteriengiften ein gegen alle chemischen und physi- kalischen Eingriffe verhältnismäßig widerstandsfähiger Körper.

Diesen beiden Eigenschaften haben wir es zu danken, daß wir über die chemische Natur des Tuberkulosetoxins nicht mehr im Zweifel sind, sondern uns wohlbegründete Kenntnisse seines chemischen Baues verschaffen konnten.

Das Tuberkulosetoxin wurde im Jahre 1890 von Robert Koch, dem Entdecker des Tuberkelbazillus, in den Kultur- flüssigkeiten der Tuberkelbazillen nachgewiesen. Es findet seit-

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dem in der Form des Kochschen Tuberkulins eine ans- gedehnte Anwendung in der menschen- und tierärztlichen Praxis, wo es zur diagnostischen Feststellung der Tuberkulose, aber auch als Heilmittel benutzt wird. Das Kochsche Tuberkulin ist keine einheitliche Substanz, es bildet ein Ge- misch aller möglichen Stoffe, die dem zur Züchtung der Tuberkelbazillen benutzten Nährmaterial entstammen. Das eigentliche Tuberkulosetoxin, auf welchem die spezifische Reaktion des Tuberkulins beruht, ist hier nur in sehr ge- ringer Menge vorhanden. Diesem Umstande ist es zuzu- schreiben, daß die Versuche, das Tuberkulosetoxin aus dem Tuberkulin zu isolieren, anfänglich fehlschlugen, wiewohl sich Autoritäten wie der verstorbene Physiologe Kühne in Heidelberg mit diesem Problem befaßten. Das Resultat der Untersuchungen Kühnes war fast völlig ergebnislos. Er fand, daß die Veränderungen, welche die Tuberkelbazillen in ihrem flüssigen Nährboden hervorrufen, äußerst geringe sind. Eine geringe Zunahme an echtem Pepton, das Auftreten eines roten, dem Tryptophan ähnlichen Farbstoffes und einer durch Essig- säure fällbaren Substanz, welch letztere aber gleichfalls, wie später gefunden wurde, dem zur Herstellung des Nährbodens verwendeten Witteschen Handelspepton entstammte, dies waren die einzigen Unterschiede, die Kühne beim Vergleich des Tuber- kulins mit der ursprünglichen Nährflüssigkeit konstatieren konnte. Aus diesem Grunde wandte man sich naturgemäß der Untersuchung der Leibessubstanz der Tuberkelbazillen selbst zu. Hierbei fand man nun bald die Erklärung für die Tatsache, daß von den im Zellinnern der Tuberkelbazillen enthaltenen löslichen Stoffen nur so geringe Mengen in die Kulturflüssigkeiten ge- langen können. Die Tuberkelbazillen sind nämlich umgeben von einer Fett- resp. Wachsschicht, welche für Flüssigkeiten fast undurchdringlich ist und welche außerdem die große Wider- standsfähigkeit der Bazillen gegen chemische und physikalische Eingriffe bedingt. Durch die Anwendung der kräftigsten Fett- löser wie Alkohol, Äther, Chloroform und Benzol gelingt es, die Tuberkelbazillen von ihrem Wachspanzer zu befreien. Der Gehalt der Bazillen an Fett resp. Wachs beträgt 25 bis 30 Prozent der Trockensubstanz der Bazillenleiber. Die chemische Untersuchung dieser Substanzen ergab, daß sich das Tuberkel-

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bazillen-Fett in charakteristischer Weise von den Fetten tierischen oder pflanzlichen Ursprungs unterscheidet. Wabrend nämlich die gewöbnlichen Fette esterartige Verbindungen des Glyzerins mit höheren Fettsäuren und zwar vornehmlich der Palmitin- und der Stearinsäure sind, finden sich anstelle des Glyzerins in den Fetten der Tuberkelbazillen höhere, feste, kristallinische Alkohole und zwar der Myrizilalkohol und der Cerylalkohol, während die Fettsäuren durch die Laurinsäure, die Palmitinsäure, die Stearinsäure und die Arachinsäure ver- treten sind.

Von wirklichen Glyzeriden sind jedenfalls nur Spuren vertreten, denn der Nachweis des Glyzerins in diesen Wachs- massen gelingt nur mit Hilfe der allerschärfsten chemischen Reagentien. Dieses Fehlen der Glyzeride in dem Fette der Tuberkelbazillen ist eine um so auffallendere Tatsache, als die Tuberkelbazillen für ihr Wachstum gerade des Glyzerins un- bedingt bedürfen. Um Tuberkelbazillen auf flüssigem Nährboden zu züchten, ist es erforderlich, die Nährbouillon mit 2—4 Prozent Glyzerin zu versetzen. Dieser Gehalt an Glyzerin erleidet durch die fortschreitende Entwickelung der Kultur eine beständige Abnahme und kann im Verlaufe von vier Wochen bis auf 80 Prozent des ursprünglichen Wertes gesunken sein. An Stelle des Glyzerins aber findet man in der Nährbouillon eine ester- artige Verbindung dieses dreiwertigen Alkohols mit der Phosphor- säure, nämlich die Glyzerinphosphorsäure vor. Die Aufgabe, welche dem Glyzerin für die Entwickelung der Tuberkelbazillen zufällt, wird durch das Vorkommen der Glyzerinphosphorsäure in der Kulturflüssigkeit in folgender Weise erklärt. Die Tuberkel- bazillen führen das Glyzerin mit Hilfe der in der Nährbouillon stets anwesenden Phosphate durch einen synthetischen Vorgang in Glyzerinphosphorsäure über, es wird also hierdurch der ur- sprünglich anorganisch gebundene Phosphor in organische Bin- dung übergeführt; das Glyzerin spielt hierbei die Rolle eines Phosphor-Überträgers und man konnte aus diesem Befunde be- reits a priori schließen, daß der Gehalt der Tuberkelbazillen an organischen Phosphorverbindungen ein sehr hoher sein müsse. Schon den oben erwähnten Wachsarten war eine ge- ringe Menge von phosphorhaltigen Fetten, nämlich von Lecithin beigemengt. Der durch die Entfettung aufgeschlossene Zellleib

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der Tuberkelbazillen aber besteht fast ausschließlich aus orga- nischen Phosphorverbindungen, welche hinsichtlich ihrer che- mischen Zusammensetzung den organischen Phosphorverbindungen anderer tierischer und pflanzlicher Zellen ganz analog gebildet sind. Als Bestandteile des Zellkerns tierischer und pflanzlicher Zellen kennen wir die Nucleine oder Nucleoproteide, welche sämtlich als die Derivate einer organischen Phosphorsäure, nämlich der Nucleinsäure, aufzufassen sind. Die Nucleinsäure ist im Zellkern entweder gepaart mit dem Protamin, einem basischen Stoff, den man neuerdings als das Prototyp des ein- fachsten Eiweißkörpers anspricht, oder mit genuinen Proteinen und Protamin. Die Verbindungen der Nucleinsäure mit dem Protamin werden als die echten Nucleine bezeichnet, die komplexeren Verbindungen, welche außer dem Protamin noch beliebige Eiweißkörper in ihrem Molekül beherbergen, nennt man Nucleoalbumine oder besser Nucleoproteide. Ganz analog verhalten sich die phosphorhaltigen Verbindungen, welche wir in der Leibessubstanz der Tuberkelbazillen aufgefunden haben. Auch hier findet sich eine Nucleinsäure, welche der Vortragende als Tuberkulinsäure bezeichnet hat, und Verbindungen der Tuber- kulinsäure mit einem basischen, dem Protamin analog konsti- tuierten Stoff und mit genuinen Eiweißkörpern. Während so eine völlige Analogie zwischen den Tuberkelbazillen und anderen tierischen und pflanzlichen Zellen besteht, weichen die in den Tuberkelbazillen aufgefundenen Verbindungen hinsichtlich ihrer chemischen Konstitution und ihrem physiologischen Verhalten nach von den entsprechenden Verbindungen anderer Fundorte sehr bedeutend ab. Vor allen Dingen sind die Verbindungen der Tuberkulinsäure durch die spezifische Reaktion des Tuber- kulosetoxins ausgezeichnet, und da die Tuberkulinsäure die gemeinschaftliche Komponente aller der obengenannten phosphor- haltigen Verbindungen aus den Tuberkelbazillen ist, so lag es nahe, gerade diese als die Trägerin der spezifischen Reaktion anzusprechen, eine Annahme, welche durch die weiteren Unter- suchungen durchaus bestätigt werden sollte. Es gelang, die Tuberkulinsäure in freiem Zustande aus den Tuberkelbazillen abzuscheiden, und dieser freien Tuberkulinsäure haftet die spezifische Reaktion in erhöhtem Maßstabe an. Es gelang aber auch ferner, die Spaltungsprodukte der Tuberkulinsäure darzu-

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stellen und unter diesen Spaltungsprodukten spezifisch giftige von indifferenten, also nicht spezifischen Stoffen zu unterscheiden. Bei der Spaltung zerfällt das Molekül der Tuberkulinsäure zu- nächst in eine andere organische Phosphorverbindung, welche Prof. Ruppel als Tuberculo-Thyminsäure bezeichnet hat, und in basische Körper, welche zur Gruppe der Alloxurbasen ge- hören und unter welchen namentlich Guanin und Xanthin ge- funden wurden. Guanin und Xanthin sind zwei längst bekannte Verbindungen, denen keine spezifisch toxischen Eigenschaften inne- wohnen, während die Tuberculo-Thyminsäure spezifisch giftiger ist als die Tuberkulinsäure. Bei weitererSpaltung zerfällt die Thymin- säure in Phosphorsäure, in Glyzerin und Kohlehydrate. Überdies aber entsteht hierbei eine in hexagonalen Plättchen kristalli- sierende Substanz, welche die Eigenschaften einer Säure und einer schwachen Base besitzt, so daß sie befähigt ist, mit Säuren kristallinische Salze, mit den Salzen der Metalle und zwar namentlich mit denen des Silbers, des Quecksilbers und des Bleies schwer lösliche Doppelverbindungen einzugehen. Die weitere Spaltung dieser Substanz, welche nur aus Kohlenstoff, Wasser- stoff, Stickstoff und Sauerstoff besteht, ist bisher nicht gelungen, und da diese Verbindung die spezifische Reaktion des Tuber- kulins besitzt, so sind wir bei ihrer verhältnismäßig einfachen molekularen und chemischen Zusammensetzung berechtigt, sie als den denkbar einfachsten Körper anzusehen, welchem die spezifische Reaktion des Tuberkulins noch innewohnen kann. Prof. Ruppel legte dieser kristallinischen Substanz die Bezeich- nung Tuberkulosin bei und ist der Ansicht, daß das Tuber- kulosin in freiem Zustande oder eingeschlossen in ein größeres Molekül überall da vorhanden sein muß, wo die spezifische Tuber- kulin-Reaktion nachgewiesen wird. Im Kochschen Tuberkulin bei- spielsweise ist die Trägerin der spezifischen Reaktion die Tuberkulo- Thyminsäure, welche durch das Darstellungsverfahren des Tuberkulins aus den Tuberkelbazillen und zwar aus der Tuber- kulinsäure entstanden ist. Prof. Ruppel hat das Tuberkulosin resp. seine komplexen Verbindungen in Tuberkelbazillen der ver- schiedensten Herkunft nachgewiesen. Es fehlte weder in mensch- lichen Tuberkelbazillen, noch in den Erregern der Rinder- und der Hühner-Tuberkulose und man wäre berechtigt, hieraus den Schluß der Artgleichheit aller Tuberkelbazillen zu ziehen.

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Nachdem im vorstehenden eine eingehende Analyse des spezifischen Tuberkulose-Giftes gegeben wurde, entsteht nun- mehr die Frage, wie es sich mit dem entsprechenden Antitoxin verhält. Es gelingt tatsächlich durch Immunisierung von Pferden und Rindern mit den verschiedenen oben be- schriebenen Präparaten Antitoxine zu erzeugen, mit welchen man die tödliche Minimaldosis für kleine Versuchstiere und selbst ein vielfaches derselben zu neutralisieren imstande ist. Die Leistung dieser Antitoxine aber muß im Vergleich mit der eminenten antitoxischen Kraft des Diphtherie- und des Tetanus- Heilserums als eine äußerst minimale bezeichnet werden. Aber selbst wenn wir ein hochgradig wirksames Tuberkulose-A ntitoxin besäßen, so würde für die therapeutische Bekämpfung der Tuberkulose hierdurch doch nur wenig gewonnen sein. Die Diphtherie, bei deren Bekämpfung die antitoxische Serumtherapie ihre größten Triumphe gefeiert hat, ist eine Erkrankung, bei welcher die Diphtheriebazillen als solche gar nicht in den er- krankten Organismus eindringen; sie siedeln sich an der Ein- gangspforte zum Organismus an und kommen nur hier, völlig lokalbegrenzt, zur Entwickelung. Von hier aus aber entsenden sie in den befallenen Organismus ihre verderblichen, tödlichen Giftstoffe, welche die Allgemeinerkrankung des Körpers veran- lassen. Zerstört man die in den Körper gelangten Giftstoffe durch Einverleibung des Antitoxins und stellt auf diese Weise wieder normale Verhältnisse her, so wird der wieder gesundete Körper über die lokal angesiedelten Bazillen mit Leichtigkeit und ohne jedes äußere Hilfsmittel Herr werden. Bei der Tuberkulose liegen die Verhältnisse anders. Hier dringen die Bazillen tatsächlich in den Organismus ein und setzen sich in irgend einem Organ, in welchem sie die für ihre Entwickelung günstigsten Lebensbedingungen vorfinden, fest und beginnen hier langsam, aber sicher ihr Zerstörungswerk. Giftreaktionen treten zwar bei tuberkulös Erkrankten gleichfalls auf, sie spielen aber nur eine nebensächliche Rolle. Man hat es deshalb auf- gegeben, nach einem antitoxischen Heilserum gegen die Tuber- kulose zu suchen und hat in neuester Zeit vielmehr sein Augen- merk darauf gerichtet, die in jedem Organismus vorhandenen natürlichen Schutzstoffe zu vermehren und auf diesem Wege die Ausbreitung der Tuberkulose prophylaktisch zu bekämpfen.

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Von diesem Gesichtspunkte ausgehend hat v. Behring vorge- schlagen, alle gesunden Rinder durch eine einmalige Injektion vom Menschen stammender Tuberkelbazillen, welche fir die Rinder ein abgeschwächtes Tuberkulose-Virus darstellen, gegen eine spätere Infektion zu schützen. Auf den Menschen wird dieses Verfahren aber wohl niemals anwendbar sein, da wir diesen doch nicht mit lebenden Bazillen-Kulturen behandeln können. Wohl aber wäre es möglich, daß von den beschriebenen Substanzen, die wir aus Tuberkelbazillen in reiner Form ab- scheiden können, einer oder der anderen die gleiche immuni- sierende Kraft innewohnt, wie den lebenden Bazillen selbst. Sollte sich diese Hoffnung bestätigen, so würde die biologisch- chemische Untersuchung der Tuberkelbazillen auch der thera- peutischen Bekämpfung der Tuberkulose zu gute kommen.

12. Dezember 1903.

Vorsitzender: Dr. August Knoblanch.

Professor Dr. R. Hauthal aus La Plata (Argentinien) spricht über

„Die Bedeutung der Fundein der Grypotheriumhöhle bei Ultima Esperanza (Südwestpatagonien).“

Nach einigen kurzen, einleitenden Bemerkungen, welche die Geschichte der in der Höhle beim Fjord Ultima Esperanza gemachten Funde von Resten ausgestorbener Tiere (Grypotherium, Onohippidium usw.) betreffen, schildert der Vortragende zunächst die örtlichen Verhältnisse der Höhlengegend.

Eine Stunde östlich vom Fjord Ultima Esperanza erhebt sich ein isolierter Höhenzug bis zu 600 Meter Meereshöhe. An dem steilen, nach Südwesten gewandten Abhange dieses Höhenzuges befindet sich in der Höhe von 300 Metern eine Terrasse und im Niveau dieser Terrasse sind mehrere Höhlen, nischenartig in den Berg hinein sich erstreckend. In Betracht kommen vornehmlich zwei Höhlen, von denen aber nur die größere bisher genauer durchsucht worden ist.

Diese erstreckt sich 200 Meter in den Berg hinein, ist 80 Meter breit und 30—40 Meter hoch.

Das Gestein des Berges ist ein Konglomerat mit dünnen Lagen eines feineren Sandsteines. Ein aus von der Decke

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herabgefallenen Trümmern gebildeter Schuttwall teilt diese Hihlein zwei fast gleiche Räume. Der Boden des hinteren Raumes besteht aus Sand, mehr oder minder lehmig ; alle Grabungen, die hier bisher vorgenommen wurden, haben keinerlei Ausbeute geliefert.

Nur der vordere Raum scheint Tieren und Menschen zum Aufenthalte gedient zu haben; denn hier haben Grabungen eine reiche Ausbeute von Knochen sowohl lebender als auch ausge- storbener Tiere sowie auch von Gegenständen, die darauf hin- weisen, daß die Höhle dauernd von Menschen als Wohnung benutzt wurde, gegeben.

In der vorderen Hälfte des vorderen Raumes befindet sich ein etwa 6 Meter hoher Hügel und zwischen diesem Hügel und dem oben erwähnten Schuttwalle, der die Höhle in zwei Hälften teilt, muß der Aufenthaltsort der Tiere ge- wesen sein. Hier besteht der Boden aus einer 2 Meter mäch- tigen Dungschicht, in welcher regellos zerstreut die Knochen sowohl der ausgestorbenen wie lebenden Tiere liegen. Von den lebenden Tieren wiegen Hirsch und Guanako vor und unter den Resten der ausgestorbenen Tiere ziehen besonders die Reste von einer großen Löwenart (Felis Listai Roth), einer kleinen Pferdeart (Onohippidium Saldiasi Roth) und vor allem von einem großen Edentaten (Grypotherium Darwini var. domesticum R.) unsere Aufmerksamkeit auf sich und zwar des- wegen, weil alles darauf hinweist, daß diese ausgestorbenen Tiere nicht nur gleichzeitig mit dem Menschen gelebt haben, sondern daß die letztere Tierart wahrscheinlich in einer Art halbgezähmtem Zustande gehalten wurde. Finden sich doch die Spuren des Menschen vornehmlich in der vorderen Höhlen- hälfte in Form einer bis 1’/s Meter mächtigen Kulturschicht zu beiden Seiten des oben erwähnten Hügels und ist doch diese Kulturschicht scharf getrennt von der Dungschicht, die den von den Tieren innegehabten Raum erfüllt.

Ferner weist die Art und Weise, wie die Reste der Tiere, vor allem große, isoliert in der Dungschicht liegende Fellstücke von Grypotherium, gefunden werden, darauf hin, daß diese Tiere von den Menschen getötet, abgehäutet und dann verzehrt wurden.

Auffallend ist, daß in einer in der Nähe gelegenen, etwas kleineren Höhle bisher Reste vom Grypotherium nicht ge-

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funden worden sind, wohl aber von Onohippidium, Hirsch und Guanako.

Wir haben also hier den hochinteressanten Fall, daß eine seß- hafte Urbevélkerung mit wahrscheinlich in der jingeren Diluvialzeit ausgestorbenen Tieren zusammenlebte und zwar in einer Weise, die auf die ersten Aufänge der Haustierzucht schließen läßt.

Daß die Bevölkerung seßhaft war, wird nicht nur durch die Mächtigkeit der Kulturschicht wahrscheinlich gemacht, sondern auch durch den Umstand, daß sich in unmittelbarer Nähe des Höhlenberges (zwischen dessen Nordwestfuß und einem großen, nahegelegenen See) viele Spuren alter Feuer- stätten gefunden haben, die eine langdauernde Anwesenheit der Bewohner voraussetzen.

Zur Erläuterung des hochinteressanten Vortrags dient eine reiche Sammlung von Fundstücken aus der Höhle, von denen einige besonders erwähnt seien. Von Grypotherium Darwini liegt ein großes Fellstück mitsamt den eigentümlichen Hautknochen vor sowie eine Schädelkapsel, mehrere Ober- und Unterkiefer und der eigenartige Nasalbogen- knochen, welcher den Nasenknochen mit dem Oberkiefer ver- band und von dem das Tier seinen Namen bekommen hat, und ferner Jochbeine, Schenkelknochen, Wirbel, Klauen und mehrere Dungballen.

Von Felis Listai, dem großen Raubtiere, seien erwälnt ein Schädel, von einem älteren Tiere herrührend, mit einer teilweise vernarbten Verwundung, ein Unterkiefer, ein Fell- stück, an dem sogar die verschiedene Färbung noch gut zu er- kennen ist, mehrere einzelne Knochen, einige Zähne und eine Klaue; von Onohippidium Saldiasi ein Unterkieferstiick mit Be- zahnung, einzelne Zähne und Hufe.

Von besonderem Interesse sind zwei Knochenpfriemen, die in der Dungschicht der Höhle mit anderen Spuren mensch- licher Tätigkeit gefunden, unzweifelhaft auf ein zeitliches und örtliches Beisammensein von Mensch und Grypotherium hinweisen.

Eine Anzahl prachtvoller Photographien des Fjord Ultima Esperanza und der einzelnen Höhlen erläutert außerdem den hochinteressanten Vortrag, zu welchem auch Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen erschienen waren.

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19. Dezember 1903. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Oberlehrer Dr. P. Sack spricht tiber „Bau- und Lebensweise der einheimischen Fliegen.“

Die Fliegen oder Dipteren haben unter den Insekten- sammlern nicht viele Freunde gefunden. Einmal bieten sie nur wenig in die Augen fallende Formen, dann aber sind sie auch schwieriger zu behandeln, zu konservieren und zu bestimmen. Es kann deshalb auch nicht auffallend sein, wenn diese Gruppe der Insekten in Laienkreisen nur wenig bekannt ist. Die Auf- merksamkeit des Menschen wird nur auf die 4—5 Arten ge- lenkt, die, wie unsere Stubenfliege, direkt lästig sind. Nun haben wir aber in Deutschland allein etwa 3000 Arten, die in Form und Lebensweise diesen Plagegeistern nur wenig ähneln. Viele Arten sehen wie Hummeln aus, andere ähneln Bienen oder Wespen, andere endlich haben die Gestalt von Wanzen oder Spinnen. Neben den Fliegen, die wie unsere Stubenfliege von Flüssigkeiten der verschiedensten Arten leben und deren Larven in verfaulenden Pflanzenstoffen gefunden werden, gibt es solche, die sich nur von Blütensaft nähren. Hierher gehören die Syrphiden oder Schwebefliegen und die Bombyliiden oder Wollschweber. Die Larven der letzteren sind meist Schmarotzer bei anderen Insekten. Das ganze Heer der Tachinen, die gleichfalls als geschlechtsreife Tiere Blüten- besucher sind, schmarotzt im Jugendzustande in den Raupen der Schmetterlinge und ist mithin sehr nützlich. Diesen gegen- über sind die Biesfliegen oder Oestriden, deren Larven im Darm oder unter der Haut des Wildes, der Rinder und Pferde leben, äußerst schädlich. Der jährliche Verlust, den diese Tiere allein in Preußen verursachen, wird auf mehrere Millionen Mark geschätzt. Die Schmeißfliegen (Calliphora) sind meist nur als Schädlinge bekannt, weil sie oft Fleischvorräte unbrauchbar machen; im Haushalte der Natur spielen sie aber durch Be- seitigung von Aas eine sehr wichtige Rolle. Ganze Gruppen von Fliegen endlich saugen als vollkommene Individuen Blut, wie die Viehbremsen (Tabaniden) und Schnaken (Culiciden), während ihre Larven strenge Vegetarier sind.

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Von allen anderen Insekten unterscheiden sich die Fliegen durch den Besitz von zwei und nur zwei Flügeln. Sie haben deshalb den wissenschaftlichen Namen Dipteren oder Zwei- flügler erhalten. Ihre Flügel sind den Vorderflügeln der übrigen Insekten homolog, während die Hinterflügel zurück- gebildet sind und die Form eines Trommelstockes besitzen. Das Vorhandensein dieser Schwinger läßt uns vermuten, daß die Fliegen sich aus vierflügeligen Insektenarten entwickelt haben. Durch den Wegfall der Hinterflügel wurde die wirksame Flügelfläche bedeutend verkleinerte Um dieses auszugleichen, müssen die Dipteren die Flügel bedeutend schneller bewegen wie die übrigen Insekten. Man hat die Schwingungszahl aus der Tonhöhe auf etwa 330 in der Sekunde bestimmt. Da der Verlust des hinteren Flügelpaares auch eine Verschiebung des Schwerpunktes zur Folge haben mußte, so ist der zweite Brust- ring, der die Flügel trägt, ganz bedeutend vergrößert, der dritte Brustring und der Hinterleib dagegen bedeutend verkürzt worden. Welche Folge eine Störung des Gleichgewichts für den Flug der Insekten hat, erkennen wir, wenn wir eine Fliege der Schwinger berauben; sie sinkt dann kopfüber zu Boden und kann sich nicht mehr erheben. Dies geschieht aber sofort, wenn wir durch Anbringung eines kleinen Wachsstückchens auf dem Hinterleib das Gleichgewicht wieder herstellen. Da aber das Tier nicht mehr imstande ist, seine Richtung zu ändern, so müssen wir mit Weinland annehmen, daß jede Veränderung in der Stellung der Schwinger eine Änderung der Flugrichtung zur Folge hat. Infolge Arbeitsteilung hat demnach der Flug- apparat der Dipteren eine sehr hohe Stufe der Entwickelung erreicht, wovon sich jeder durch Beobachtungen selbst über- zeugen kann.

Die auf den Flügeln vorhandenen Adern liefern für das Bestimmen der Zweiflügler sehr brauchbare Merkmale. Weniger ist dies mit den Mundteilen der Fall. Diese sind bei allen Fliegen zum Saugen eingerichtet. Die fleischige Unterlippe bildet ein Halbrohr, den eigentlichen Rüssel, das oben von der Oberlippe geschlossen wird und bei den blutsaugenden Arten die Stechborsten enthält. Das Aufsaugen der Flüssigkeit ge- schieht durch das Erweitern und Zusammenziehen des oberen Teiles der Speiseröhre. Es ist bemerkenswert, daß vollständige

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Mundwerkzeuge nur bei den Dipterenweibchen vorkommen! Selbst bei den blutgierigen Bremsen und Stechmückeu können, ' nur die Weibchen stechen und Bint saugen, während die Männchen sich mit Nektar begnügen müssen.

Es läßt sich vermuten, daß so gewandte Flieger wie die Dipteren auch gut entwickelte Sinnesorgane besitzen müssen. Doch sind nicht alle Sinne gleich scharf. Trotz der großen Augen, die bei den Männchen fast den ganzen Kopf einnehmen, sehen die Fliegen nicht gut. Nur Bewegungen werden leicht wahrgenommen, was offenbar mit dem Bau der Facettenaugen zusammenhängt. Besonders fein entwickelt ist bei vielen Arten das Gehör und der Geruch. Als Sitz dieser beiden Sinne be- trachtet man die Fühler. Man findet an ihnen Gruben, in denen Nerven münden. Es sind dies vermutlich die Enden der Geruchsnerven. Man findet sie nämlich in großer Zahl bei den aasfressenden und blutsaugenden Arten, deren Geruchsvermögen bekanntlich sehr entwickelt ist. Nach den Versuchen von Alfred Mayer scheinen die Fühler auch die Organe des Ge- hörs zu sein.

Die Form der Fühler ist sehr mannigfaltig und zeigt sehr charakteristische Unterschiede, die man gleichfalls in der Syste- matik verwendete. Man teilte die Dipteren in Nematoceren oder Langhörner und Brachyceren oder Kurzhörner ein. Zu den ersteren rechnete man alle Fliegen, deren Fühler mehr als drei Glieder besitzen. Die Antennen der letzteren sollten nur drei Glieder besitzen. Diese Annahme hat sich als falsch er- wiesen. Man unterscheidet deshalb jetzt mit Brauer cycloraphe und orthoraphe Dipteren. Die letzteren schlüpfen durch eine Längsspalte aus der Puppenhaut, während bei den ersteren die ersten Ringe der Tonnenpuppe wie ein Deckel abspringen. Zum Öfinen der Tonne besitzen sie eine Stirn- blase, deren Rest zeitlebens als Quernaht auf der Stirne sicht- bar bleibt.

Eine reichhaltige Sammlung meist einheimischer Fliegen, der Vertreter der besprochenen Familien, nebst ihren Larven und Puppen und eine Anzahl von Wandtafeln erläutern den interessanten Vortrag.

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9. Januar 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich erschienenen Mit- glieder in der ersten Sitzung des neuen Jahres und teilt mit, daß an Stelle der mit Ende 1903 nach zweijähriger Amts- führung satzungsgemäß aus der Direktion ausgeschiedenen Herren Dr. med. E. Roediger und Dr. phil. A. Jassoy die Herren Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx als II. Direktor und Dr. med. O. Schnaudigel als II. Sekretär für die Jahre 1904 und 1905 gewählt worden sind.

Das abgelaufene Jahr 1903 hat sich zu einem ganz be- sonders erfolgreichen und glücklichen für die Gesellschaft gestaltet. Vor allem sind die langjährigen Verhandlungen zwischen der Administration der Dr. Senckenbergischen Stiftung und der Stadtgemeinde zu einem befriedigenden Abschluß gekommen, so daß in den nächsten Monaten mit der Aufführung des Museums-Neubaues an der Viktoria-Allee begonnen werden kann. Die Pläne für den Neubau sind fertiggestellt und werden in der Sitzung vom 30. Januar von Herrn Baurat Neher vorgelegt und erläutert werden. Die Befürchtung hinsichtlich des Aus- tritts zahlreicher Mitglieder, zu der das Projekt der Verlegung des Museums anfänglich Anlaß gegeben hatte, hat sich als un- begründet erwiesen. Die Zahl der ausgeschiedenen Mitglieder 4 hat sich durchaus in den Grenzen der alljährlich erfolgenden Austritte gehalten, dagegen sind im abgelaufenen Jahre 103 Mitglieder der Gesellschaft neu beigetreten gegen 85 Mitglieder in den vorvergangenen drei Jahren 1900—1902 zusammen. Und dieser sehr erfreuliche Mitgliederzuwachs hält an: denn in der ersten Woche des neuen Jahres sind schon wieder 3 Mitglieder eingetreten.

Das stetig wachsende Interesse an den Bestrebungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, welche in der Übernahme des Protektorats durch die Deutsche Kaiserin die allerhöchste Anerkennung gefunden haben, hat sich in dankenswerter Weise auch darin geäußert, daß einzelne Mitglieder der Gesellschaft ihren Jahres- beitrag freiwillig auf 50 Mark, bezw. 100 Mark er-

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höht haben. Dieses hochherzige Beispiel wird hoffentlich weitere Nacheiferung finden. Denn nur dann können die laufen- den Mittel der Gesellschaft zur Durchführung der mit der Er- richtung des Neubaues notwendig gewordenen Neuerungen Herstellung einer völlig neuen Schausammlung nach biologischen Gesichtspunkten, wie sie z. B. die neueren Museen in Altona, Bremen und Köln besitzen annähernd ausreichen, wenn ihre regelmäßigen jährlichen Einnahmen durch eine Steigerung der Mitgliederzahl und eine freiwillige Erhöhung des Jahresbeitrages sehr erheblich wachsen.

Voll Zuversicht ist die Gesellschaft in das neue Jahr ein- getreten, in dem freudigen Bewußtsein, daß das warme Interesse der Frankfurter Bürgerschaft an ihren Bestrebungen und an der naturwissenschaftlichen Forschung nicht erkalten wird.

Nach diesen Mitteilungen des Vorsitzenden hält Herr Prof. Dr. Rudolf Burckhardt aus Basel, welcher der Gesellschaft seit langen Jahren als korrespondierendes Mitglied an- gehört, einen anziehenden, mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über

„Die Biologie der Griechen.® (Siehe diesen „Bericht“, 11. Teil, Seite 3.)

23. Januar 1904. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Zunächst verkündet der Vorsitzende den Beschluß der Direktion vom 16. Januar bezüglich der diesmaligen Er- teilung des von Reinach-Preises. Über vier Preise ver- fügt die Senckenbergische Naturforschende Gesell- schaft, welche periodisch für die ausgezeichnetsten Leistungen auf den verschiedenen Gebieten der naturwissenschaftlichen Forschung zur Verleihung kommen. Es sind der von Soemmer- ring-, Tiedemann-, Stiebel- und von Reinach-Preis. Der letztere, 1892 gestiftet und für hervorragende Arbeiten in der Geologie, Paläontologie und Mineralogie der weiteren Umgebung Frankfurts bestimmt, ist in den Jahren 1893, 1895 und 1900 an die Herren Prof. F. Kinkelin-Frankfurt (Geologie), Prof. A. Andreae-Hildesheim (Paläontologie), Prof. W. Schauf- Frankfurt und Prof. C. Chelius-Darmstadt (Mineralogie) ver- liehen worden und diesmal wiederum für das Gebiet der

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Geologie ausgeschrieben gewesen. Auf Vorschlag der Preis- kommission, welche aus den Herren Prof. O. Boettger- Frankfurt, Prof. E. Kayser-Marburg und Prof. F. Kinkelin- Frankfurt zusammengesetzt gewesen ist, sind diesmal zwei Arbeiten, welche in gleicher Weise hervorragende Beiträge zur Geologie der weiteren Umgebung Frankfurts liefern, mit dem aus 1000 Mark bestehenden Preise, und zwar jede mit der Hälfte desselben, gekrönt worden, die Arbeiten der Herren: R. Delkeskamp, Assistent am mineralogisch-geolo- gischen Institut der Universität Gießen: „Die Genesis der Thermalquellen von Ems, Wiesbaden und Kreuznach und deren Beziehung zu den Erz- gängen des Taunus und der Pfalz“, und Einecke, Bergreferendar in Halle a.S.: „Ist die durch Bauer und Wenkenbach bei Geisig, Weyer, Wellmich, Werlau und Peterswalde festgelegte südwestliche Fortsetzung des Holzappeler Gang- zuges tatsächlich dort zu suchen?*

Zum 1. Oktober 1905 wird der v. Reinach-Preis wiederum, diesmal für das Gebiet der Paläontologie, ausgeschrieben werden.

Sodann legt der Vorsitzende die in den letzten Monaten erschienenen Hefte der „Abhandlungen“ der Gesellschaft vor, nämlich Band 27 Heft 2 und Band 29 Heft 1.

Das 2. Heft des 27. Bandes enthält Arbeiten, welche das Voeltzkowsche Reisematerial behandeln, von Prof. Voeltzkow selbst, Dr. Mell und Dr. Siebenrock. Die Arbeit des letzteren befaßt sich mit den Schildkröten von Madagaskar und Aldabra, die auf einer Tafel in einer bisher noch nicht erreichten Schönheit und Feinheit abgebildet sind.

Das 1. Heft des 29. Bandes nimmt eine einzige Arbeit des Herrn Albert von Reinach ein über die Schild- kröten aus dem ägyptischen Tertiär. Diese ausge- zeichnete Arbeit bildet die Fortsetzung der im 28. Bande der Abhandlungen von demselben Autor bearbeiteten Schild- kröten des Mainzer Tertiärbeckens. Das Material zu der vorliegenden Arbeit war von den Münchener Geologen Freiherrn Dr. E. Stromer-von Reichenbach und Dr. M. Blanckenhorn auf einer Forschungsreise in Ägypten im

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Jahre 1901/1902 gesammelt worden. Außerdem wurden noch fossile Schildkrétenpanzer aus dem Senckenbergischen Museum und aus dem Königlichen Museum für Naturkunde in Berlin, aus den gleichen ägyptischen Tertiärablagerungen stammend, zur Beschreibung herangezogen. Diese hervorragende Arbeit von Reinachs bildet eine willkommene Bereicherung der syste- matischen Forschungen über das ägyptische Tertiär, dem von den bisher beschriebenen europäischen tertiären Schildkröten- faunen die des Untereocäns von Sheppey in England am nächsten steht.

Nach diesen Mitteilungen des Vorsitzenden hält Dr.K.Vohsen einen außerordentlich interessanten, mit lebhaftem Beifall auf- genommenen Vortrag:

„Sprache und Naturforschung.“

In Anknüpfung an den Vortrag Professor Burckhardts in der letzten wissenschaftlichen Sitzung bespricht der Redner die Anschauung der alten Griechen über die menschliche Sprache. Plato und Aristoteles beherrschten mit ihren Weltanschauungen das Mittelalter. Die Kirche entschied den scholastischen Streit der Nominalisten und Realisten zu gunsten der letzteren, die in den Worten die wahren Wesen- heitensahen. Die erstarkende Naturwissenschaft entwickelte sich zunächst ohne Rücksicht auf erkenntnistheoretische Fragen. Kant erst liste die Frage nach dem Verhältnis unserer Vernunft zur Welt durch Annahme der Materie der Sinnesempfindung als des Gegebenen, das von unserer Vernunft in die ihr eigentüm- lichen Formen von Zeit, Raum, Kausalität und Substanz ver- wandelt wird. Wir betrachten mit Wundt diese Formen des Vernunftdenkens als das (regebene und sehen die Aufgabe der Physik im weitesten Sinne in „der Erklärung der Welt als Bewegung nach Elimination der subjektiven Elemente der Sinnes- wahrnelimung, die Aufgabe der Psychologie darin, die sub- jektiven Elemente der Sinneswahrnehmung unter sich und mit den sonstigen, rein subjektiven Tatsachen unserer unmittelbaren Erfahrung zu analysieren“. In dieser Analyse spielt die Er- klärung der Sprache eine bedeutsame Rolle, indem sie es ja ist, durch welche unser Denken erst möglich wird. Die Frage nach dem Ursprung der Sprache überhaupt muß dem Sprachforscher

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überlassen bleiben; der Naturforscher fragt nach dem Zu- standekommen der Sprache im Individuum, das seiner Beobachtung zugängig ist, und studiert die Sprache als Ausdrucks- bewegung.

Der Vortragende bespricht nun die Bewegungserscheinungen der Zelle, des Muskels, der Sprachmuskulatur und ihren Zu- sammenhang mit den nervösen Zentralorganen. Die wichtigsten Bereicherungen unserer Erkenntnis der Sprache entstammen der Beobachtung des Kindes und der Pathologie der Sprache, die mit der Entdeckung Brocas im Jahre 1862 beginnt. Die Bewegungen der kindlichen Sprachmuskulatur hinterlassen Eindrücke in den dem Bewußtsein dienenden Zentren der Großhirnrinde, die wir als das sensorische Muskel- bewegungszentrum für Sprachlaute oder „glosso-kinästhe- tisches Zentrum“ nach Bastian bezeichnen. Neben diesem besteht noch das Zentrum für akustische und optische Eindrücke, mit Einschluß der Objekte und Schriftbilder, sowie ein in seiner Lokalisation nicht genau bekanntes Zentrum für die Bewegungen der Hand beim Schreiben, von Bastian „cheiro-kinästhe- tisches Zentrum“ genannt. Diesen Zentren untergeordnet sind die rein reflektorisch oder auf Willensimpulse antwortenden Zentren des verlängerten Marks, von denen aus die Bewegungen der Sprachmuskeln direkt ausgelöst werden. Nur so sind Fälle erklärbar, in denen bei gut entwickelter Intelligenz völlige Stummheit bis zum fünften oder siebenten Jahre be- obachtet wurde, die plötzlich durch eine psychische Erregung zum Schwinden kam; es stellte sich dann die Sprache in kurzer Zeit vollständig ein. Die vorschreitende Entwickelung des Großhirns des Neugeborenen entspricht dieser Auffassung der Sprachzentren; denn erst im siebenten Jahre, wo die Sprach- entwickelung vollkommen abgeschlossen ist, hat das Großhirn die Reife seiner Markscheidenentwickelung erreicht: die Bahnen sind nun eingeschliffen, auf denen die Entwickelung des Intellekts erfolgt.

An Hand eines von dem Neurologen Storch erdachten Schemas entwickelt der Vortragende den innigen Zusammenhang der Muskeltätigkeit mit unseren Sinneswahrnehmungen und unserer geistigen Tätigkeit, die sich ja auch im Sprach- gebrauch spiegelt, wenn wir geistige und Gemüts-Vorgänge

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mit einer Metapher als Gedanken- und Gemüts-Bewegungen bezeichnen.

Die Arbeit des Sprachforschers, der die Geschichte des menschlichen Denkens schreibt, des Linguisten, der die Gesetzmäßigkeiten in bezug auf Laut und Bedeutungswandel, die phonetische Seite der Sprache auf Grund physikalischer Methoden erforscht, wird ergänzt von der Arbeit des Biologen. Ihn führt sein Weg bei Erforschung der Bewegungsvorgänge der Sprache zu den tiefsten Problemen des Menschengeistes. Und die Lösung dieser Probleme wird zu einer Weltanschauung führen, die den Zwiespalt zwischen der Welt der Sinneswahrnehmung und des Denkens aufhebt, einen Zwiespalt, der die Menschheit jahrtausendelang gepeinigt hat.

30. Januar 1904. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Baurat L. Neher spricht über den

„Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbe- sondere des Senckenbergischen Naturhistorischen Museums an der Viktoria-Allee.“

(Siehe diesen „Bericht“, II. Teil, Seite 27.)

6. Fehruar 1904. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Herr Fritz Winter spricht über

„Die Süßwasserfische von Mitteleuropa und ihre Krankheiten.“

‘Die mitteleuropäischen Süßwasserfische, welche etwa 90 Arten angehören, verteilen sich in der Hauptsache auf die Familien der Teleostier oder Knochenfische, nach ihrem knöchernen Skelett so benannt. Davon gehören zur Familie der Cyprinoiden oder karpfenähnlichen mit nur einer Rückenflosse 48 Arten, während auf die Familie der Salmo- niden oder Edelfische, die zwischen Rücken- und Schwanz- flosse noch eine Fettflosse haben, nur 18 Arten kommen. Die übrigen, darunter diejenigen mit doppelter Rückenflosse, wie

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Zander und Stichling, treten in der Zahl zurück. Einerseits die Variabilität kann man doch aus einem Schuppen- karpfen durch Überführen aus schnellfliießendem Wasser in einen Teich anfangs einen Spiegelkarpfen, in den nächsten Generationen einen ausgesprochenen Lederkarpfen ohne Schuppen ziehen andererseits die leichte Verbastar- dierung der Fische untereinander erschweren auch einem geübten Ichthyologen die systematische Bestimmung unserer Süßwasserfische ungemein. Das gab mit die Anregung zur Herstellung eines großen Tafelwerkes, welches in einer bis jetzt noch nicht erreichten Vollkommenheit die bildliche Dar- stellung der gesamten Fische von Mitteleuropa. nebst ihren Varietäten auf 31 Tafeln enthält.

Die leichte Variabilität der Fische war für uns von großem Nutzen, indem sie z.B. beim Karpfen, unserem ältesten Nutz- fisch, der schon auf der Tafel Theoderichs des Großen, wie Felix Dahn nachgewiesen hat, gern gesehen wurde, einige Rassen durch künstliche Zuchtwahl entstehen ließ, die durch große Renta- bilität, kleines Skelett, kleine Flossen, hohen Fleischansatz und rasches Wachstum sich auszeichnen. Im Mittelalter taten sich be- sonders die Klöster in der Züchtung der Karpfenrassen hervor; um 1543 wird berichtet, daß die Erzbischöfe von Bamberg Prämien aussetzten für Karpfen, die so hochrückig sein mußten, daß sie Tellerform einnahmen. Aus den Tälern des Aischgrundes ist heute noch die Aischgründer Rasse die höchstrückige, die auf den Markt kommt. Am verbreitetsten ist jedoch die böhmische Rasse, da sie die größte Widerstands- fähigkeit besonders gegen Witterungseinflüsse besitzt.

Die rationelle Züchtung der Edelfische ist erst ein Produkt der letzten Jahrzehnte. In dem Maße, wie die Fisch- zucht sich hob, stieg auch das Bedürfnis nach Erkenntnis der zahlreichen Fischkrankheiten. Die bayerische Regierung, welche den Schaden erkannte, den Fischerkrankungen jährlich in der Volksnahrung ausmachen, war weitsichtig genug, ein Institut zur biologischen Erforschung der Fischkrank- heiten in München zu errichten, dem Professor Dr. Hofer vorsteht. Professor Hofer hatte die Liebenswürdigkeit, aus der Sammlung seiner Anstalt 36 Ölbilder von erkrankten Fischen zu dem Vortrag zur Verfügung zu stellen.

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Im weiteren Verlauf des Vortrags werden einige Krank- heiten in Ursache und Wirkung geschildert wie Bakterien- Seuchen, Myxosporidienkrankheiten (die Pockenpest des Karpfens, die Beulenseuche der Barbe u.a.m.), Costien- und Chilodon- krankheit, letztere die verbreitetste Krankheit unserer Goldfische, und andere Erkrankungen. Den meisten epidemischen Krank- heiten durch Bakterien und Protozoen liegen im allgemeinen ungünstige, abschwächende biologische Verhältnisse zugrunde, welchen der Fisch ausgesetzt gewesen war. Besonders ungünstig wirken Sauerstoffmangel und Temperaturveränderungen, worauf beim Umsetzen der Fische zu wenig geachtet wird, Ein Fisch ist gegen plötzliche Temperaturabnahme weitaus empfindlicher wie ein in der Luft lebendes Tier, denn im freien Wasser kommen plötzliche Temperaturschwankungen niemals vor. Eine Verminderung der Temperatur von 3,5 Grad hat schon eine leichte Erkältung der Oberhaut im Gefolge.

Zu dem Vortrage wird eine Reihe von erkrankten Fischen lebend vorgezeigt; einige mikroskopische Prä- parate erläutern außerdem die besprochenen Krankheiten. Ferner sind die erwähnten Ölbilder von erkrankten Fischen sowie die 31 Tafeln des in der hiesigen lithographischen Anstalt von Werner & Winter hergestellten Werkes über die „Süßwasserfische von Mitteleuropa“ ausgestellt, welche der Vortragende dem Senckenbergischen Museum zum Geschenk macht.

In seinem Schlußwort dankt der Vorsitzende dem Redner für seine interessanten, mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Ausführnngen und für die hochherzige Schenkung der künst- lerisch ausgeführten Tafeln, welche in dem neuen Museum bei der Sammlung der mitteleuropäischen Fische Auf- stellung finden werden.

20. Februar 1904. » Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Professor Dr. August Brauer aus Marburg hält einen Vortrag über „Die Augen der Tiefseefische.“ Nachdem der Redner darauf hingewiesen hat, wie die Tiefsee im allgemeinen in bezug auf die Existenzbedingungen

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zwar durch große Einförmigkeit ausgezeichnet ist, aber in bezug auf die besonderen Lichtverhältnisse, welche durch leuchtende Organismen geschaffen werden, eine Sonderstellung gegenüber anderen Gebieten einnimmt, schildert er, wie wahrscheinlich in engster Beziehung zu diesem Licht das Auge der Tiere, speziell der Fische, sich umgestaltet hat. Im Gegensatz zu früher herrschenden Anschauungen hat besonders das Material, das die deutsche Tiefsee-Expedition uns gebracht hat, gelehrt, daß die Fische nicht blind sind oder schlecht sehen, sondern im Gegenteil in der größten Zahl außerordentlich hoch entwickelte Augen besitzen, zum Teil sogar viel höher differen- zierte, als sie die Formen, die im Bereich des Sonnenlichtes leben, besitzen. Besonders fallen zwei Arten von Veränderungen auf, einmal eine starke, mitunter enorme Vergrößerung des Auges und dann die Umgestaltung zu einem bisher unbekannten Augentypus, dem sogenannten Teleskopauge. Während das gewöhnliche Fischauge seitlich gerichtet ist, die kugelfürmige Retina einheitlich und der Abstand zwischen ihr und der Linse gering ist, ist das Teleskopauge nach oben oder nach vorn ge- richtet, die beiden Augen liegen eng aneinander und stehen parallel, sie sind röhrenförmig. Die Linse ist groß, die Pupille stark aufgeweitet, die Retina ist geteilt in eine Hauptretina, welche den Grund des Auges einnimmt und in weitem Abstand von der Linse liegt, und in eine Nebenretina, welche an einer Seite des Rohres in geringer Entfernung von der Linse liegt. Die Bedeutung dieser Veränderungen ist wahrscheinlich darin zu suchen, daß die Nebenretina besonders sich bewegende und entfernte Objekte sieht und die Annäherung von anderen Tieren signalisiert, die Hauptretina dagegen, welche allein für verschiedene Entfernungen zu akkomodieren imstande ist, ein scharfes Bild von nahen Gegenständen gewinnen kann. Außerdem ermöglicht die große Linse, die weite Pupille und die Tiefe des Auges eine stärkere Ausnutzung der schwachen Lichtquelle. Weiter schildert der Redner die interessante Entwickelung des Teleskopauges aus dem gewöhnlichen Auge. Sie erfolgt nicht durch einfache Vertiefung des gewöhnlichen Auges sondern durch eine eigentümliche Drehung der Netzhaut und Iris, durch Verlagerung der Linse und durch eine Teilung der zuerst ein- heitlichen Retina in die Haupt- und Nebenretina.

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Eine Anzahl künstlerisch ausgeführter Tafeln erläutert den lehrreichen Vortrag und gibt den zalılreichen Zuhörern ein anschauliches Bild von der monströsen Form und dem anato- mischen Bau des Auges der Tiefseefische.

5. März 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Oberférster O. Fleck spricht über das anziehende Thema „Der Wald im Winter.“

Wehmütig, fast klagend in Wort und Melodei, klingt des Dichters Lied aus, wenn es den Winter besingt. der die Natur ihres schönsten Schmuckes beraubt und die Gefilde weithin mit einem Leichentuch bedeckt, der alles Lebende verdorren und erstarren läßt, oder in todähnlichen Schlaf versenkt und in- mitten von Eis und Schnee als gestrenger Herr sein Regiment führt.

Und doch ist der Wechsel der Jahreszeiten durch die Neigung der Erdachse gegen den Äquator in Verbindung mit der Ekliptik und die hierdurch hervorgerufene, zeitlich ver- schiedenartige Erwärmung und Beleuchtung einer Erdgegend durch die Sonne naturgesetzlich bestimmt. Winter muß sein, ob er sich nun als Kältewinter wie in unserer Zone äußert, oder ob Regenzeit und Dürreperiode einander ablösen.

Den Winter hat sich aber die Natur als Helfer auserkoren, . um dem allzu üppigen Gedeihen Einhalt zu gebieten, den Kampf ums Dasein abzukürzen und Unvollkommenes zu vernichten, und um stets im Werden und Vergehen ein Gleichgewicht zu bewahren.

Der Wald im Winter aber zeugt so recht von dieser erhaltenden und zerstörenden Naturkraft.

Unsere Laubhölzer haben sich durch Umwandlung des Chlorophylis in Xanthophyll und Ansammlung von Pigmenten im Zellsaft verfärbt und verlieren durch Zellenschwellung am Blattstielgrunde, bisweilen unter Mitwirkung von Eiskristallen innerhalb der Trennungsschicht, ihr Laub. Die Kohlensäure- assimilation hat infolgedessen aufgehört; ebenso die Saftleitung im Holzteil der Gefäßbündel infolge der Temperaturerniedrigung. Im Holzparenchym haben sich Vorräte an Stärke, die Reserve-

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stoffe, angesammelt, welche nach Beendigung der Saftruhe den neu zu bildenden Organen zugeführt werden. Zum Teil sind letztere schon sichtbar (Blatt- und Blütenknospen) oder ausge- bildet (Kätzchen von Erle, Birke, Aspe, Hasel, Weide).

Die Nadelhölzer behalten, abgesehen von Lärche, Sumpf- zypresse u.a., ihre gegen Winterkälte geschützten, dickzelligen, harzreichen Assimilationsorgane und entledigen sich nur periodisch der ältesten Nadeljahrgänge. Temperaturerniedrigung und geringe Lichtintensität lassen aber trotzdem eine Assimilation nicht zu.

Auch die Sträucher verlieren ihr Laub im Winter und perennierende Kräuter und Gräser verdorren über dem Wurzel- stock. Eine Ausnahme hiervon machen die wintergrünen und immergrünen Gewächse, bei welchen ein allmählicher Ersatz stattfindet, z. B. Ligustrum vulgare, Rubus fruticosus, Hedera helix, Spartium scoparium, Vaccinium vitis idaea, Ledum palustre, Pirola, Vinca u.a.

Durch den Verlust abfallender Organe führt aber der Baum dem Boden Ersatz für entzogene Kräfte wieder zu. Das in chemischer und physikalischer Beziehung so nütz- liche Produkt dieser Abfallstoffe, die humose Bodendecke, wirkt besonders mildernd auf die dem Boden ungünstigen Extreme der Temperatur. Der Bodenfrost ist aber ein Hauptfaktor des Verwitterungsprozesses, indem die mechanische Kraft des ge- frierenden Wassers auf Gesteine zertrümmernd wirkt, das Poren- volumen der Bodenschichten vergrößert, die Bodenaufschließung begünstigt.

Schädlich wirkt der Frost als „Barfrost* dadurch, daß auf unbedeckten Böden die Eiskristalle junge Pflänzchen aus dem Boden emporheben und infolge raschen Auftauens am Zurück- sinken hindern.

Der eigentliche Winterfrost schadet unseren Waldbäumen in ihrer Vegetationsruhe wenig, da alle angedeuteten Nen- bildungen nach Bedarf geschützt sind. Nur „Frühfröste“ zer- stören unverholzte Triebe (Johannistriebe und Stockausschläge) wie bei Robinia, Juglans, Ailanthus.

Radial verlaufende ,Frostrisse“ und „Frostleisten®, die durch Schwinden des Imbibitionswassers aus den Zellwänden und durch Lösung der eingetretenen Spannung entstehen, kommen bei unseren Harthölzern mit starken Markstrahlen vor.

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Weit nachteiliger für den Wald sind die wegen ihres winterlichen Charakters hier zu erwähnenden ,Spatfriste* (Mai- fröste), die neugebildete, zarte Triebe und Blüten zerstören (Tanne, Fichte, Buche, Eiche, Esche, Obstbäume). Durch plötz- liche Temperaturerniedrigung unter den Gefrierpunkt tritt Wasser aus den Zellen in die Interzellularräume beziehungsweise in das Lumen der Blattepidermis u.s. w. und gefriert dort, während die hydrostatische Gewebespannung (Turgoreszenz) nachläßt. Bei plötzlichem Wiederauftauen durch die Sonne kann das Wasser nicht mehr zurücktreten, die Gewebe müssen vertrocknen. Nach der neuen Theorie von Professor Dr. Molisch in Prag tritt der Gefriertod durch Zerstörung der Molekularstruktur des Protoplasmas infolge der geschilderten Wasserentziehung ein.

Auch der Schnee wirkt wohltätig und zerstörend im Walde. Er schützt Jungwüchse, Neubildungen und Boden; er führt letzterem die sogenannte Winterfeuchtigkeit zu, ist der Lieferant von Ammoniak und schwächt infolge der allmählichen Schneeschmelze im Wald die Hochwassergefahr ab. Verderblich äußert er sich durch ,Schneedruck* und „Schneebruch‘“, indem er bei geringerer Kälte, zu wässerigen Flocken geballt, fest am Baum und Gezweig haftet und schließlich durch gewaltige Last namentlich Nadelhölzer zum Fallen und Brechen bringt. Ähnliche Schäden verursachen Rauhreif (Duftanhang) und Eis- anhang.

Sehr verschiedenartig ist das Winterstadium unserer kleinen Lebewelt im Walde.

Von den forstlich schädlichen Schmetterlingen über- wintert die gefürchtete Nonne (Liparis monacha) als Ei, ebenso die durch ihre Gifthaare lästigen Eichen- und Kiefern- prozessionsspinner (Cnetocampa processionea und pinivora), sowie Schwammspinner (Liparis dispar), Ringelspinner (Gastropacha neustria) und die Frostspanner (Hibernia defoliaria, Cheimatobia brumata und boreata).

Als Raupe überwintert der sehr schädliche Kiefernspinner (Gastropacha pini), der Harzgallenwickler (Tortrix resinana), der Weidenholzbohrer (Cossus ligniperda) und die als Sack- trägerin bekannte Lärchenminiermotte (Coleophora laricella).

Im Puppenstadium befinden sich der Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri), die Forleule (Trachea piniperda), der Kiefern-

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spanner (Fidonia piniaria), der Bürstenspinner (Rotschwanz) (Dasychira pudibunda), der Eichenwickler (Jortrix viridana), sowie der Mondvogel (Pygaera bucephala).

Unter den Blattwespen finden wir die erste Generation von Lophyrus pini als Larve im tönnchenartigen Cocon, die zweite als Puppe.

Von den überaus zahlreichen forstlich wichtigen Käfern, die in einfacher, doppelter, einjähriger, zwei- bis fünfjähriger Generation vorkommen, überwintern als Imago die Blattkäfer (Chrysomeliden) und die meisten Bostrychiden (Borkenkäfer) wie Ilylesinus micans, Hylesinus piniperda (Waldgärtner). Von den wurzelbrütenden Hylesinen (ater, attenuatus, augustatus, ligniperda), die in doppelter Generation auftreten, tiberwintern Käfer und Larve gleichzeitig. Auch bei dem großen, braunen Rüsselkäfer (Hylobius abietis) finden wir, entsprechend seiner zwei Jahre dauernden Entwickelung, im Winter Käferlarve, Käfer-Vater und -Sohn. Melolontha (Maikäfer), die sich be- kanntlich in 3—5 Jahren entwickelt, kommt auch als Larve und Puppe vor.

Die genaue Kenntnis der einzelnen Stadien dieser Schäd- linge ist nicht nur für Sammler und Forscher, sondern auch für den Forstmann von großer Wichtigkeit, da er seine Vor- beugungs- und Vertilgungsmaßregeln auf Grund derselben namentlich im Winter anordnen muß.

Von den gefiederten Waldbewohnern haben uns die Zugvögel verlassen. Die heimisch bleibenden haben zum besseren Schutze ein dem Landschaftsbild mehr entsprechendes graues und weißes Kleid angelegt wie Buchfink, Goldammer, Sperling, während sich Meise, Baumläufer, Zaunkönig und Häher mehr durch das Dickicht schützen. Nur der heiser krächzende Galgenvogel hebt sich in seinem Trauerkleide schroff vom Leichentuche der Natur ab. Der Gesang ist ver- stummt; Selbsterhaltungstrieb ist die Hauptsache. Und um bei uns den Nahrungsmangel zu heben, in südlichen Ländern da- gegen die üppige Fülle zu verringern, hat die Natur selbst die Zugvögel in die Fremde geschickt.

Auch unser Wild hat ein wärmeres Kleid mit längeren Haaren und einer der Natur mehr angepaßten Farbe bekommen. Hirsch und Reh haben ihr Gehörn abgeworfen. Auch der Balg

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von Hase und Raubzeug (Fuchs, Marder, Iltis, Wiesel) hat sich verdichtet und befestigt und schützt gegen Winterkälte Nur der Mangel an Äsung macht sich namentlich bei hohem Schnee bemerkbar; schwächere Stücke gehen ein; ein kräftiger Schlag wird gezeitigt. Meister Grimbart allein hat sich in seinem Bau ein fettes Bäuchlein angemästet und schläft dort den Schlaf des Gerechten.

Doch nun zum edelsten Teil der Schöpfung, zum Menschen. Des Jägers Welt besteht in Wald und Winter, Wild und Weidwerk. Der Jagd Hochsaison ist der Winter. Der weiße Pfad, der dem Jäger pürschen und spüren hilft, ist der beste Leithund.

Der Forstmann aber muß neben der Büchse auch Risser, Zollstock und Kluppe führen. Die Vegetationsruhe, die bessere Verwertbarkeit von Nutz- und Brennhölzern, der bessere Holz- transport bei Schnee, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und anderes wirken bestimmend für die winterliche Holzfällung. So bringt der Wald dem Besitzer ein gut Stück Geld ein und ernährt viele tausende von Menschen in der beschäftigungslosen, kalten Jahreszeit.

Der der Ruhe bedürftige Mensch aber findet, fern vom Dunste qualmender Fabrikschlote, fern vom Getümmel hastenden, nervenzerstörenden Verkehrs, in ozonreicher, keimfreier Luft, in heiliger Waldesstille, was er sucht, Erholung und Seelen- frieden. Denn gerade im friedlichen Schweigen der Winterpracht des Waldes stört ihn kein profanes Geräusch. Sein Geist be- freit sich dort jeglichen Druckes und nur voller Begeisterung schaut er die Natur in ihrem weislichen Wirken, wie sie alles erhält, neues Leben vorbereitet und wie sie zur Herstellung des notwendigen Gleichgewichts hinwieder für Verzehrung und Zerstörung ihrer eigenen Schöpfung sorgt.

12. März 1904. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Mit warmen Worten begrüßt der Vorsitzende Freiherrn Dr. Stromer-von Reichenbach, welcher vor kurzem von

einer paläontologischen Forschungsreise nach Unterägypten zurückgekehrt ist.

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Dr. Stromer hat bereits vor zwei Jahren an einer von der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften aus- gesandten Expedition nach der gleichen Gegend teilgenommen. Es war also selbstverständlich, daß ihm die Leitung der von der Senckenbergischen Gesellschaft ausgerüsteten Expedition übertragen wurde.

Der Vorsitzende bedauert lebhaft, daß Herr Albert von Reinach, welcher durch Schenkung reicher Mittel diese Forschungsreise ermöglicht hat, zurzeit aus Gesundheitsrück- sichten von Frankfurt abwesend ist, und hofit, daß derselbe bald vollständig genesen zurückkehren möge, um selbst die Bearbeitung des reichen Materials an fossilen Schildkröten, die Dr. Stromer mitgebracht hat, übernehmen zu können.

Hierauf bält Dr. Ernst Stromer-von Reichenbach, Privatdozent der Paläontologie und Geologie an der Universität München, seinen Vortrag tiber

„Eine geologische Forschungsreise in die Libysche Wüste.“

Er war im Auftrage und auf Kosten der Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft vom No- vember 1903 bis zum Februar d. J. in Ägypten und unter- nahm von Kairo als Standquartier außer kleinen Ausflügen zu dem benachbarten Ost- und Westrand des Niltales einige mehrwöchentliche Touren in den nordöstlichen Teil der Libyschen Wüste: in das Uadi Natrün, Uadi Faregh und in die Fajüm-Oase und deren Umgebung.

Wind und Wetter und die zwar gutmütigen, aber unzu- verlässigen und habgierigen Eingeborenen bereiteten ihm manche Schwierigkeiten, dafür fand er bei den Europäern viel Entgegenkommen und hatte in einem deutschen Naturalien- sammler eine vorzügliche Hilfskraft.

Seine Hauptaufgabe war, versteinerte Reste von Wirbel- tieren zu sammeln, die vom Mitteleocän (Alttertiär) an in Ägypten häufig sind. Doch machte er natürlich auch geo- graphische und geologische Beobachtungen und sammelte Gesteinsproben und viele versteinerte Reste von wirbellosen Tieren (Korallen, Schnecken, Muscheln, Seeigeln und Krebsen) und Pflanzen (verkieselte Hölzer und Blattabdrücke).

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Die geologische Geschichte Agyptens vom Mitteleocän an ist vor allem dadurch charakterisiert, daß ein im Süden ge- legenes Festland sich allmählich nach Norden zu vergrößert. In der Pliocänzeit (jüngstes Tertiär) jedoch bildeten sich in- folge von Einbrüchen die Grabensenkungen des Niltales und des Roten Meeres, in welche das Meer eindrang. Erst in der Diluvialzeit, während welcher regenreiche Perioden mit trockenen abwechselten, erscheint der Nil in seinem Tale und beginnt das Delta aufzuschütten. Aber schon vom Mitteleocän an lassen sich in der Libyschen Wüste die Spuren eines großen, von Süden kommenden Stromes, des , Urniles‘ von Dr. Blancken- horn, verfolgen. Aus seinen Delta-Ablagerungen stammen die meisten der gesammelten Reste.

Aus den rein marinen Schichten des unteren Mitteleocäns brachte der Vortragende von Wirbeltierresten nur solche von vielen Fischen, Krokodilen, Seekühen und riesigen Urwalen (Zeuglodon) mit, aus dem oberen Mitteleocän aber Reste von Sägefischen, Panzerwelsen, gavialartigen großen Krokodilen, Schildkröten, Seekühen, kleinen Urwalen, Urraubtieren (Creodonten) und von den ältesten bekannten Vorfahren der Mastodonten und Elefanten (Moeritherium), also auch von Süßwasser- und Landtieren. In den untersuchten Obereocän- und noch mehr in den Pliocän-Ablagerungen überwiegen letztere die marinen Tiere. In ersteren fanden sich nämlich Knochen und Zähne von vielen Schildkröten, Krokodilen und Landsäugetieren (Urraubtieren, Creodonten), Urmastodonten (Palaeomastodon), primitiven Huftieren (Ancodus), in den Pliocänschichten solche von Welsen, Schildkröten und Kroko- dilen, sowie von Flußpferden, Antilopen, dem Kameel und von Raubtieren. Im Quartär endlich sammelte der Reisende Süß- wasserkonchylien und Wiederkauerreste..

Zahlreiche Lichtbilder nach Photographien, welche der Vortragende oft unter recht schwierigen Verhältnissen während seiner Reise aufgenommen hat, und die reiche Ausstellung der wichtigsten, mitgebrachten Fossilien erläutern den interessanten Vortrag, welcher von den zahlreich er- schienenen Zuhörern mit großem Beifall aufgenommen wird.

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19. Marz 1904. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Professor Dr. J. Morgenroth, Mitglied des Königlichen Instituts für experimentelle Therapie, spricht über

„Neuere Forschungen über Fermente.‘

Die meisten Nahrungsstoffe müssen, bevor sie von der Darmwand aufgenommen und dem Blute zugeführt werden, chemisch verändert werden. Diese Veränderung besteht in einer Spaltung, die zu kleineren Molekülen führt; aus Stärke ent- steht Zucker, aus Eiweiß entstehen Albumosen, Peptone und gewisse organische Säuren. Während derartige Spaltungs- vorgänge außerhalb des Organismus nur durch kräftig wirkende chemische Agentien, wie z. B. Säuren, zu stande kommen, verfügt der Organismus über besondere Hilfsmittel in den Fermenten, welche die mannigfachen nötigen Spaltungen der Nahrungsstoffe vollbringen. Es kommen hier vor allem die auf Stärke einwirkenden Diastasen der Speicheldrüsen, das Pepsin des Magens und das Trypsin der Bauchspeicheldrüse in Betracht, welch letztere Eiweiß verdauen, d. h. chemisch spalten. Die eiweißverdauenden Fermente entstehen in den Zellen der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse, sind aber zuerst in einer unwirksamen Form, als Profermente vorhanden, die erst durch verschiedenartige Einflüsse in die wirksamen Fermente übergeführt werden. Die Sekretion der Fermente läßt sich auch mikroskopisch an ganz charakteristischen Ver- änderungen der Zellen verfolgen.

In letzter Zeit fanden nun Pawlow und Chepo- wallnikoff, daß das Protrypsin durch den an sich unwirksamen Darmsaft in das wirksame Trypsin übergeführt wird. Es liegt hier ein zweckmäßiges Zusammenwirken zweier Substanzen vor, das eine interessante Analogie mit gewissen Erscheinungen auf dem Gebiete der Immunität zeigt, indem die bakterienzerstörende Kraft des Blutes gleichfalls auf einem ähnlichen koordinierten Zusammenwirken zweier Schutzstoffe des Serums beruht.

Zwischen der Sekretion der Verdauungsfermente und der Gehirntätigkeit höherer Tiere besteht ein enger Zusammenhang, indem schon durch den Anblick entsprechender Speisen die Sekretion der zu ihrer Verdauung geeigneten Fermente angeregt wird.

119%

Eines der interessanten Probleme der Physiologie bildet das Problem der Selbstverdauung des Magens und Darmes. Die eiweißverdauenden Fermente greifen während des Lebens die Magen- und Darmwand, die doch selbst zum großen Teil aus Eiweiß besteht, nicht an. Eine Schutzwirkung dürfte hier dem im Blute enthaltenen normal vorkommenden Antifermenten zukommen, wie sie auch wahrscheinlich im Organismus der Eingeweidewürmer vorhanden sind, denen sie die Möglichkeit gewähren, in dem an Verdauungsfermenten reichen Darmsaft zu leben.

Die Forschungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß fast alle tierischen Organe während des Lebens gleichsam im Kampfe mit verdauenden Fermenten liegen, die in deren eigenem Gewebe enthalten sind. Nach dem Tode kann ein Zerfall der Organe durch diese Fermente stattfinden, der als Autolyse bezeichnet wird. Bei dem Schutz des Körpers gegen eindringende krankheitserregende Bakterien und bei der Heilung von Krank- heiten (Lungenentzündung) kommt der Autolyse vielleicht eine gewisse Rolle zu. Ebenso dürfte sie von Bedeutung sein für die Rückbildung von Organen bei der Metamorphose der Tiere.

Zweifellos sind die autolytischen Fermente durch ihre eiweißspaltenden Wirkungen von Bedeutung für die Lebens- prozesse, es ist aber auch daran zu denken, daß sie zum A uf- bau der Organe beitragen, nachdem in den letzten Jahren die synthetischen Funktionen gewisser Fermente erkannt worden sind.

Es ist eine der wichtigsten Aufgaben der physiologischen Chemie, zu untersuchen, inwieweit sich die chemischen Leistungen der Organismen auf Fermentwirkungen zurückführen lassen.

26. März 1904. Vorsitzender: Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx.

Eine reichhaltige Ausstellung lebender Salamander und Molche, ihrer Futtertiere und Feinde bildete den Abschluß der diesmaligen Winterveranstaltungen. Ausgestellt waren:

Salamandra maculosa Laur., Feuersalamander: Er- wachsene und halbwüchsige Exemplare aus dem Taunus, der Bergstraße, dem Schwarzwald, aus Tirol und vom Mte. Bre bei Lugano (z. T. seit langen Jahren in der Gefangenschaft gehalten); ein dreijähriges und ein zweijähriges Exemplar, in den Jahren

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1901 bezw. 1902 aus Larven gezogen (das zweijährige Exemplar ist in der Gefangenschaft geboren); zahlreiche einjährige Exem- plare, aus Larven gezogen, darunter zwei Tierchen, die als Larven im Frankfurter Stadtwalde im Mai 1903 gefangen wurden; eine überwinterte Feuersalamanderlarve, im Juli 1903 bei Niedern- hausen im Taunus gefangen (abnorm lange Dauer des Larven- zustandes) und zahlreiche diesjährige Feuersalamanderlarven (am 17. März 1904 in der Gefangenschaft geboren).

Salamandra atra Laur., Alpensalamander: Erwachsene und halbwüchsige Exemplare von der Konstanzer Hütte am Patteriol, Arlberg, 1800 m Höhe (leg. Dr. A. Jassoy) und ein ein- jähriges Exemplar, in der Gefangenschaft am 15. Juni 1903 geboren.

Salamandrina perspicillata (Savi), Brillensalamander: Aus Florenz (leg. Prof. Dr. L. Edinge r).

Molge cristata (Laur.), Kammmolch: Erwachsene Männchen und Weibchen im Hochzeitskleide aus der Umgegend von Frank- furt (im Wasser überwintert); ein zweijähriges Exemplar von 125 mm Länge und zahlreiche einjährige Exemplare von 80— 105 mm Länge (als Larven gefangen und dauernd im Wasser gehalten). M. cristata var. carnifex Laur. aus Italien, var. longipes Strauch aus Griechenland.

Molge alpestris (Laur.), Bergmolch: Erwachsene Männchen und Weibchen im Hochzeitskleide aus der Umgegend von Frankfurt.

Molge vulgaris (L.), Streifenmolch: Desgl.; var. meridio- nalis Bigr. aus Epirus.

Molge palmata (Schneid.), Fadenmolch: Im Freien über- winterte vorjährige Larven, gefangen am 27. Februar und 12. März 1904 (leg. P. Enghardt in Grünenplan, Hils bei Alfeld a. d. Leine).

Molge boscae (Lat.), Boskascher Molch: Männchen und Weibchen im Hochzeitskleide aus Portugal.

Molge marmorata (Latr.), marmorierter Molch: Männ- chen und Weibchen im Hochzeitskleide aus Südfrankretch.

Molge blasii de Isle, Blasiusscher Molch: Einjähriges Exemplar, in der Gefangenschaft geziichtet von Dr. W. Wolters- torff in Magdeburg (d M. marmorata aus Porto, 2 M. cristuta var. carnifex aus Neapel); Bastardeier von M. cristata var. carnifex aus Neapel, befruchtet von M. marmoratu d aus Argentan(Kiablage: 15.—19. März 1904). Don. Dr. W. Wolterstorff in Magdeburg.

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Molge pyrrhogastra Boie, Feuerbauchmolch: Männchen und Weibchen aus Japan.

Molge waltlii (Michah.), Rippenmolch: Aus Kadix (Don. Dr. W. Wolterstorff in Magdeburg).

Ferner waren ausgestellt frisch abgelegter Laich und kleine Kaulquappen des braunen Grasfrosches, lebende Forellen und Stich- linge, Flußkrebse, Wasserasseln, Flohkrebse (Gammarus fluviatilis Roesel und G. pulex L.), Daphnien und Cyclopiden, groBe Wasser- käfer (Dyticus marginalis L., Cybister Roeseli Füßly und Hydrophilus piceus L.) und Libellen nebst ihren Larven, Köcherfliegenlarven, Schnakenlarven (Culex pipiens L., Chironomus plumosus L. u. a.), sog. Mehl wiirmer und Regenwiirmer, die teils Futtertiere, teils Feinde der Salamander- und Molchlarven darstellen.

An der Hand dieses reichhaltigen lebenden Materials hielt Dr. August Knoblauch einen anziehenden Vortrag über

„Feuersalamander und Molche in der Gefangenschaft.“ *)

Neben dieser Ausstellung lebender Tiere wurde der Vortrag durch zahlreiche biologische und entwickelungsgeschicht- liche Präparate aus dem Senckenbergischen Museum und durch eine Reihe kolorierter Abbildungen erläutert, welche die Entwickelung der Frösche und Kröten, der Molche und Salamander und die verschiedenen Färbungs-Spielarten des Feuer- salamanders zur Auschauung bringen.

In seinem Schlußwort gab der Vorsitzende Prof. Dr. Marx einen kurzen Rückblick auf den äußerst befriedigenden Verlauf der wissenschaftlichen Sitzungen in diesem Winter. Dieselben hatten sich, obwobl sie fast alle acht Tage stattfanden, durch- weg eines wesentlich stärkeren Besuches zu erfreuen wie in allen früheren Jahren. Dasselbe gilt für die Vorlesungen der Dozenten Prof. Dr. Reichenbach, Prof. Dr. Möbius und Privatdozent Dr. Östreich. Vor allem zeigt sich aber das wachsende Interesse, welches der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft in allen Kreisen der Bürgerschaft entgegengebracht wird, in dem steten Anwachsen der Mitgliederzahl, welche in den letzten Tagen 600 überstiegen hat.

*) Der Vortrag ist in „Natur und Haus“, 1904, erschienen.

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9. April 1904.

Matthias Jakob Schleiden. Zur Feier seines hundertsten Geburtstages: 5. April 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Die heutige auBerordentliche Sitzung gilt dem An- denken eines Mannes, der weit tiber das Gebiet seines Spezial- faches, der Botanik, hinaus bahnbrechend gewirkt und der ein Menschenalter lang in engen Beziehungen zur Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft gestanden hat. ,Am 21. April 1849 wurde der damalige Jenenser Professor Schleiden zum korrespondierenden Mitgliede ernannt und, nachdem er zu Anfang der 70er Jahre seinen Wohnsitz nach Darmstadt, Wiesbaden und schließlich nach Frankfurt verlegt hatte, sind viele unserer Mitglieder ihm persönlich nahe getreten. In dankbarer Erinnerung dessen, was er der Wissen- schaft und uns gewesen ist, haben wir an seinem hundertsten Geburtstag in früher Morgenstunde einen Lorbeerkranz am Grab des heimgegangenen Freundes niedergelegt und dankbar haben wir es empfunden, daß auch der Magistrat unserer Vaterstadt ein gleiches getan und daß als Vertreter des Magistrats die Herren Bürgermeister Geheimrat Dr. Varren- trapp und Stadtrat Zimmmer zu unserer heutigen Sitzung er- schienen sind. Wir feiern Schleiden als den großen Gelehrten, der die Botanik zu einer induktiven Wissenschaft erhoben und damit der gesamten Biologie zielbewußt und mit überraschender Klarheit neue Wege ge- wiesen hat, und wir feiern ihn, weil wir mit Stolz bekennen dürfen: Er war unser! Und wenn abermals hundert Jahre in die Welt gegangen sein werden, und keiner von uns mehr am Leben ist, wird eine andere Generation sein Andenken dank- bar ehren, wie wir es heute tun!“

Nach diesen einleitenden Worten des Vorsitzenden hält Prof. Dr. M. Möbius

die Gedächtnisrede.

Nachdem der Vortragende zunächst auf die Bedeutung Schleidens für den Aufschwung der Naturwissenschaften im vorigen Jahrhundert hingewiesen hat, gibt er einen kurzen

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Lebensabriß des heute Gefeierten. Die Familie Schleiden ist eine norddeutsche; der Großvater Matthias Jakob, dessen Namen der berühmte Enkel erhielt, war Gutsbesitzer in Kiel, der Vater, Andreas Benedikt, Stadtphysikus in Hamburg. Matthias, der älteste Sohn, besuchte die Schulen seiner Vater- stadt und begab sich 1824 zum Studium der Jurisprudenz nach Heidelberg, wo er 1826 zum Doktor promoviert wurde. Darauf ließ er sich in Hamburg als Advokat nieder, fand aber so wenig Geschmack an seinem Berufe, daß er ihn aufgab und Medizin zu studieren beschloß. Er besuchte zu diesem Zweck die Universität Göttingen, wo ihn der Botaniker Bart- ling für sein Fach gewann. Das Studium der Botanik setzte er dann unter der Leitung seines Onkels Horkel in Berlin fort, bis er 1839 nach Jena übersiedelte, wo er den philosophi- schen Doktorgrad erwarb und zunächst außerordentlicher Pro- fessor der Botanik, später (1856) ordentlicher Professor und Direktor des botanischen Gartens wurde. In dieser seiner Stellung entfaltete er eine sehr reiche Tätigkeit durch seine Vorlesungen über Botanik, Pharmakognosie und Anthro- pologie, durch Unterricht in seinem Laboratorium und vor allem durch seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Von Aka- demien und Gesellschaften wurden ihm mehrfach Auszeichnungen zuteil und auch die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft ernannte ihn 1849 zu ihrem korrespon- dierenden Mitglied. Störend wirkten die politischen Un- ruhen der Jahre 1848 und 1849 und weitere Umstände ver- schiedener Art veranlaßten ihn sogar im Jahre 1862, seine Stellung aufzugeben und nach Dresden als Privatmann über- zusiedeln. Zwar wurde er von hier bald nach Dorpat als Professor der Anthropologie berufen, aber ebenso schnell kehrte er von dort zurück und lebte nun in Dresden, Frank- furt (1872), Darmstadt, Wiesbaden und wieder in unserm Frankfurt, wo er am 23. Juni 1881 nach längerem Leiden starb. Die letzte Periode seines Lebens war schriftstellerischer Tätigkeit auf den verschiedensten Gebieten gewidmet.

Das wichtigste seiner Werke ist sein Lehrbuch, die „Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik“, in dessen ausführlicher Einleitung er seine induktive Methode darlegt und zeigt, wie die Anschauung die Grundlage für alles

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Wissen abgeben und bei allen Untersuchungen die Entwick- lungsgeschichte die Hauptrolle spielen muß. Näher kann auf den Inhalt eines solchen Lehrbuchs nicht eingegangen werden; dagegen wird zu zeigen versucht, in welcher Weise Schleiden die Lehre von der Zelle als dem Grundorgan des Pflanzenkörpers begründet hat und wie im Anschluß daran Schwann die Zelle auch als Grundorgan des tierischen Organismus erkannte. Ferner wird die eigentümliche Theorie, die Schleiden über die Befruchtung der Blütenpflanze auf- gestellt hat, besprochen, eine Theorie, die von vornberein wenige Anhänger und viele Gegner fand und von ihrem Urheber schließlich selbst als Irrtum erkannt wurde. Er hat aber auch dabei unsere Kenntnisse über diesen Gegenstand vielfach be- reichert und seine zahlreichen anderen, nur erwähnten Arbeiten zeigen, daß er auf fast allen Gebieten der reinwissenschaftlichen und der angewandten Botanik tätig gewesen ist. Schon in Jena hat Schleiden durch populäre Vorträge die botanischen Probleme dem großen Publikum verständlich zu machen ver- sucht und aus diesen Vorträgen ist das früher berühmte, in 6 Auflagen herausgegebene Bach „Die Pflanzen und ihr Leben“ entstanden. Aus der großen Anzahl populärer Schriften, die meistens der späteren Periode angehören, seien nur die erwähnt, die als selbständige Bücher erschienen sind: Die „Studien“, eine Sammlung von meistens physikalischen und astronomischen Vorträgen, „Das Meer“, von wesentlich zoo- logischem Inhalt, „Die Rose“ und „Das Salz“. Im Anschluß an die Erwähnung dieser und anderer Arbeiten wird Schleidens Stellung zum Darwinismus, seine philosophische Weltaufassung, seine religiöse Überzeugung und seine Ansicht von dem Judentum, zu dessen Gunsten er mit seinen beiden letzten Schriften ein- getreten ist, kurz angedeutet. Schließlich wird erwähnt, daß er viel Verständnis für die bildende Kunst und große Fähig- keiten im Zeichnen besaß und sich auch in der Poesie mit zwei Bändchen von Gedichten versucht hat.

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Museums-Bericht.

I. Zoologische Sammlung.

1. Die Säugetier-Sammlung.

Von den aus dem Zoologischen Garten eingelieferten Tieren wurde eine ganze Anzahl gestopft und montiert, auch wurden aus den Balgvorräten früherer Jahre verschiedene Tiere für die Schausammlung aufgestellt.

Die Hauptarbeit erstreckte sich aber auf die Herstellung der großen Gruppen aus der einheimischen Fauna, worüber weiter unten näheres berichtet ist.

Geschenke: Karl Kullmann: ein sehr schönes Pär- chen von Arctomys marmotia L., das zwischen dem Morteratsch- und dem Roseggletscher erlegt worden war.

Siegmund von Mumm: einen Cams dingo Blumenb.

Neue Zoologische Gesellschaft: einen neugeborenen Cervus elaphus L., Cricetus frumentarius L., Mus rattus Pall., Cervus capreolus L., neugeboren, Lagostomus trichodactylus Brook., Felis leo L., 6 Wochen alt, Scaurus bilineatus Desm., Mephitts zorilla v.d. Hoev., 2 Monate alt, in Formol.

Karl Huth: Mus sylvaticus L.

Karl Hopf, Niederhöchstadt am Taunus: neugeborene Bernhardiner Hunde und einen Schädel einer rassenreinen eng- lischen Bulldogge eigener Züchtung.

Förster Obertreis, Grube Heinitz: einen acht Tage alten Dachs.

Frl. E.Römer, Mörs: mehrere Hausratten.

Kauf: Neue Zoologische Gesellschaft: Cercopithecus mona Schreb., C. buettikoferi Jent., C. diana L., Cercocebus collaris Gray, Semnopithecus leucoprymnus Desm., Macacus cynomolgus, Cynocephalus hamadryas L. juv., Nasua narica Desm., Felis tigris L,

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neugeboren, Lynx caracal Güldenst., Herpestes robusius Gray, Canis axarae Wied., C. lagopus L., Dasyurus maculatus Kerr., Didelphys axarae Temm., Hupsiprymnus murinus L., Macropus agilis Gould., Bettongia lesueurt Q. et G., Phalangista rulpina L., Phoca vitulina L., Sciurus prevosti Desm., Sc. macrurus Penn., Arctomys marmotta L., Coelogenys paca L., Bison americanus Gm., Connochaetes taurinus Burch., Tragulus meminna Erxl., Tamandua tetradactyla L.

Hermann Rolle, Berlin, folgende Säugetierbälge aus Rumänien: Talpa europaea var. romanica, Erinaceus romanicus, Putorius sarmaticus Pall., P. dombrowski, Latreola lutreola L., Spermophilus citillus L., Mesocricetus newtoni Nehr., Crecetus nehringt und Lepus transsylvantcus.

Emil Weiske in Dolsenhain in Sachsen folgende Säuge- tiere aus Australien und Neu-Guinea, von ihm selbst gesammelt: Daclylopsila trivirgata Gray., Phalanger maculalus K. Geofir., Psewiochirus canescens Waterh., Pogonomys lepidus Thomas und Macropus agilis Gould.

J.F.G.Umlauff in Hamburg: Oris karelini Sev., Kashgar, Capra megaceros Hutton, Himalaja, Ovts montana, Nord-Amerika. J. Menges in Limburg: Dolichotis patagonica Shaw.

Pelzhandler Nitsche: eine sehr schine gelbe Varietät des Itis, Putorius typus L.

Zoologische Station in Helder: eine junge Phocaena communis Less. in Formalin konserviert.

Die Lokal-Sammlung.

In der Lokalsammlung wurde hauptsächlich an der Vor- bereitung der Gruppen aus der einheimischen Tierwelt, welche in der Schausammlung des neuen Museums Aufstellung finden sullen, gearbeitet. Es ist beabsichtigt, die einheimischen Tiere wie Hirsch, Reh, Fuchs, Dachs, Wildschwein, Marder u.s.w. familienweise in ihrer natürlichen Umgebung zu gruppieren und diese Gruppen in besonders gebauten Kojen zur Schau zu bringen, wie dies im Baubericht (II. Teil, S. 34 u. 35, Abbildung) näher erläutert ist. Auch soll durch Darstellung der Tiere im Sommer- und Winterkleid zur Anschauung gebracht werden, wie Dichte und Färbung des Haarkleides u. dergl. mit den Jahreszeiten wechseln.

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Die Vorbereitungen bestanden nicht nur in einer Programm- aufstellung, welche Tiere genommen und wie dieselben gruppiert werden sollen, sondern auch in einer genauen Modellierung der einzelnen Tierfamilien in Ton und Herrichtung solcher Kojen in !/ıo natürlicher Größe durch unsere Konservatoren.

Sodann war auf die Erwerbung neuen und frischen Ma- terials Bedacht zu nehmen, wobei wir von unserem Sektionär Herrn Robert de Neufville in dankenswerter Weise unter- stützt wurden. Herr de Neufville lieferte uns eine prächtige Hirschkuh mit Kalb, Cervus elaphus L., in schönem Winterkleid und eine Rehgeiß mit Kitz, Cervus capreolus L., wofür wir auch an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank abstatten möchten. Die Tiere sind bereits dem Plan der neuen Gruppen entsprechend hergerichtet und gestopft.

Um aber diese Gruppen bis zur Eröffnung unseres Neu- baues fertigzustellen, bedürfen wir noch weiterhin eines guten Materiales von verschiedenen Tieren und wir richten daher an unsere jagdausübenden Mitglieder und Freunde die ergebenste Bitte, zur Vollendung dieser Gruppen beizutragen. Zur Kenntnis diene, daß folgende Tiere ganz besonders erwünscht sind:

1. Im Sommerkleid:

Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen, Weibchen und Junges;

Reh, Cervus capreolus L., Männchen und Junges;

Dachs, Afeles taxus L., Männchen, Weibchen mit Jungen;

Wildschwein, Sus scrofa L., Männchen, Weibchen mit Jungen.

2. Im Winterkleid:

Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen; Dammbirsch, Dama vulgaris L., Männchen undWeibchen; Reh, Cervus capreolus L., Männchen;

Fuchs, Canis vulpes L., Männchen.

Es ist wichtig, daß die Tiere möglichst frisch und un- verletzt in die Bearbeitung durch unsere Konservatoren gelangen. Wir sind gerne bereit, auf Benachrichtigung einen Präparator zum Abbalgen des Tieres an Ort und Stelle zu entsenden.

Geschenke: Robert de Neufville: einen schönen Edelmarder, Mustela martes L.

Prof. Dr. L. Edinger: Sorer fodiens L.

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2. Die vergleichend-anatomische Sammlung.

Im verflossenen Jahre kamen zahlreiche Tiere zur ana- tomischen Verarbeitung; namentlich wurde das Material aus dem Zoologischen Garten zu den verschiedensten Präparaten für die Schausammlung und die Lehrsammlung benützt. Auch wurde anatomisches Arbeitsmaterial wie Gehirne, Augen, Zungen etc. in reicher Menge konserviert. Die Ausnützung der be- trefienden Tiere richtet sich in erster Linie nach ihrer anato- mischen Erhaltung, sodann nach ihrem Wert für die Schau- sammlang, ob Balg und Skelett für diese gebraucht werden. Bei allen diesen anatomischen und Konservierungsarbeiten er- freuten wir uns nach wie vor der bewährten Hilfe von Frau M. Sondheim, welche unsere Sammlung u. a. auch durch ver- schiedene große und schöne anatomische Präparate bereicherte.

Zur Verarbeitung kamen folgende Tiere:

Felis caracal Güldenst., Dipus gerboa Oliv., Cricetus fru- mentarius Pall., Lagostomus trichodactylus Brook., Cercopithecus pygerythrus F. Cuv., Felis leo L, 6 Wochen alt, Dasyurus maculatus, Dulelphys axarae Temm., Tamandua tetradactyla L., Macropus agtlis Gould., Arclomys marmotia Schreb., Macacus cynomolgus L., Hypsiprymnus murinus Ill., Sciurus bilineatus Desm., Cercocebus collaris Gray., Coelogenys paca L., Tragulus meminna Erxl., Cercopithecus cephus, Connochaetes taurinus Burch, Cants dingo L., Cants lagopus L., Phoca vitulina L., Oyno- nycteris collarıs Ill., Semnopithecus leucoprymnus Z., Ara mara- cana, Phoenicopterus roseus Pall., Aramides ypecaha Vieill, Spt- lornıs melanotis, Halhiaetus albicilla L., Cereopsis novae-hol- landiae Lath., Cacatua roseocapilla Vieill., Grus virgo L., Pavo cristatus L., Tropidorhynchus corniculatus, (Goura coronala, Testudo daudins Merr.

Ferner wurde eine Anzahl junger Katzen und Hunde zu einer Serie von Präparaten über die Zahnentwickelung ver- arbeitet und für die Lehrsammlung aufgestellt.

Geschenke: Prof. F. Richters: Augen von Phocaena communis Less. in Formol konserviert.

Geheimrat Prof. Dr. C. Weigert: Menschengehirne in Formol.

Buchhändler Dörbecker: einen Haarballen aus dem Magen eines Kalbes.

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Dr. med. F. Schnell: eine Placenta.

Dr. med. H. Weber und Prof. Flesch: verschiedene menschliche Embryonen.

Prof. Rud. Burckhardt in Basel: Präparat des Rectums von Salmo salar L.

Die Präparate der älteren Lehr- und Unterrichtssammlung wurden einer Durchsicht und gänzlichen Neuordnung unterzogen, da alle Präparate in ungeeigneten Gläsern untergebracht und seit Jahren nicht revidiert waren. Auch für die anatomische Sammlung wird eine vollständige Teilung in eine Unterrichts- oder Lehrsammlung und in eine Schausammlung durchgeführt, indem für erstere kleinere Stücke in handlichen Gläsern mit besonderem Etikett aufgestellt werden, während für die Schau- sammlung größere Stücke montiert werden. Soweit als möglich werden die Präparate in flachen Gläsern mit schwarzem oder weißem Hintergrund aufgestellt.

Wissenschaftliche Benützung: Prof. P. Matschie in Berlin erhielt 2 Photographieen von Büflelschädel, Bos caffer aus Abessinien, von Rüppell gesammelt.

Prof. P. Möbiusin Leipzig erhielt 21 Schädel von Männchen und Weibchen verschiedener Säugetiere zum Vergleich, welche bereits wieder zurückgeschickt wurden.

Dr. med. J. Dräseke in Hamburg erhielt Gehirne von Auchenia lama und Camelus dromedarius in Formalin konserviert.

Das Zoologische Museum in München erhielt auf Wunsch Lagothrix infumatus Spix. zum Vergleich.

Das Königl. Musenm in Berlin sandte eine Anzahl Schädel zurück, welche von Prof. Matschie zum Vergleich entliehen waren.

Von hiesigen Künstlern und Kunstschülern wurden mehr- fach Skelette und Tiere als Vorlage zum Zeichnen benutzt.

3 Die Vogel-Sammlung.

Unsere Vogelsammlung erhielt in dem verflossenen Jahre einen erheblichen Zuwachs durch den Ankauf der von Homeyerschen Eiersammlung, welchen wir hauptsächlich der tatkräftigen Anregung des Herrn Robert de Neufville verdanken. Auf sein Betreiben fand sich eine Reihe von Gönnern der Gesellschaft bereit, die Homeyersche Eiersammlung unserem Museum zum

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Geschenk zu machen. An diesem beteiligten sich außer dem Sektionär Robert de Neufville die Herren: Generalkonsul Baer, Konrad Binding, Otto Braunfels, Heinrich Flinsch, C. Fulda, A. Hauck, O. Hauck, Geheimrat Laubenheimer, Prof. Dr. B. Lepsius, V. Mössinger, A. von Reinach und Justizrat Reis.

Durch die Hochherzigkeit dieser Herren sind wir in den Besitz einer Eiersammlung gelangt, welche 1825 Vogelarten mit mehr als 14000 Eier enthält. Bereits im Jahre 1858 legte Alexander von Homeyer, der damals die Vogelsammlung unseres Museums verwaltete, den Grund zu dieser EBier- sammlung, die er bis zu seinem am 14. Juli 1903 erfolgten Tode unermüdlich vervollständigt und ergänzt hat. Sie ist deshalb so besonders wertvoll, weil sie in der Hauptsache aus Eiern paläarktischer Vogelarten besteht, von denen die meisten, namentlich die europäischen Raubvögel, in großen Suiten ver- treten sind. Die Homeyersche Eiersammlung war die drittgrößte in deutschem Privatbesitz und die Gelegenheit zur Erwerbung einer so umfangreichen Sammlung wird so leicht nicht wiederkehren.

Ferner hat die Vogelsammlung durch Zuwendungen ihres Sektionärs Rob. de Neufville einen sehr erfreulichen Zu- wachs erhalten, wovon in erster Linie prächtige Kolibris Sappho sparganura Shaw. d von Bolivia, 2 Oreopyra leucaspis Gould. d und $ von Panama, 2 Rhamphodon naerius Dumont. g und 8, St. Paulo, 2 schöne Bellona cristata L. mit Nest und Eiern, von (granada, 2 Oyanolesbia cyanura caudata Gould, 2 Acestrura heliodori Bourc. d und $, 1 Oxypogon lindeni Boiss d und einige Papageienarten: Pionopsitiacus pyrtlia Bp. von Columbien, 2 Kos bornea cyanotts d und 2 W. Buru, 2 Priontturus montanus & &, P. discurus Vieill., Philippinen, und Tanygnathus affinss Wall. zu erwähnen sein dürften; ferner das Weibchen eines Paradies- vogels Falcinellus meyeri Finsch, 2 wilde Kanarienvögel Serinus canarius L. d und 2 von Riba Brava, 2 Puffinus assimilis Gould und 2 von Porto Santo, Phasianus principalis Scl. 2, Trans- kaspien, Henicorhina prostholeuca Scl., Grallaria princeps Scl. und Salv., Dendrornis ‘lacrymosa Lawr., Tachyphonus nichdis- simus Salv., Panama, Pheucticus auriventris d’Orb et Lafr. 3, Bolivia, Triophtlus longtrostris Vieill., Saltator sömilis d’Orb. et Lafr. d, Brasilien, Panoplites flavescens Gm., Helianthea eos

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Gould, Bourcieria conradi Bourc., Eulampis holosericeus L., einige Nester mit in Formol gehärteten Jungen, Diylossopis caerulescens Scl., Sericossypha albicristata Lafr., Iridornis dubusia Bfr., Xanthoura cyanodorsalis Dubois, Tyrantscus chrysops Sel.. Pseudocolaptes boissoneauli Lafr. von Columbien.

Neue Zoologische Gesellschaft schenkte: Accentor collaris Scop. d, Panurus biarmicus L. $, Cardinalis cardınalıs L., Sturnopastor contra L. 3, Acridotheres tristis L. 3, Dissemurus daradiseus L. 9, Hyphantornis cucullaius S. Müll., Palaeornis rosea Bodd. d, P. torqguata Bodd. d, Indien, Manorhina garrula Lath. d, Pisorhina scops L. 2, Columba oenas L., Caccabis sara- tilis chukar Gray 2 und Numida meleagris L &.

Louis Witzel, Comuna Bärza, Rumänien: Agzela me- lanaetus L. und Bubo bubo L.

Wöhlerschüler Krapf: Amadina pectoralis Gould.

Verwalter K. Thomas: Pavo cristatus L. (Nestjunges).

W. Hies: Corylhaiz meriani Rüpp.

Freiherr von Bevernförde in Grabenstädt am Chiem- see: Pandion haliaetus L. d, Falco subbuteo L., Buteo buteo Iı., Numenius arcuatus L. 3, Colymbus cristatus L. & $, Gallinula porxana und das Nest eines Rohrsängers.

Karl Kullmann: Spixa cyanea L. &. Nordamerika.

H. Schumacher: Hypochaera nitens ultramarina Gm.

A. Zeh: Bolborhynchus lineolaius Cass. 9, Venezuela, Poéphila gouldiae Gould 2. Australien.

Karl Huth: 2 federfüßige porzellanfarbige Zwergkaul- hühner, 9 2.

P. Cahn: Ei von Numida vulturina Hardw., im Zoo- logischen Garten gelegt.

Sanitätsrat Dr. Libbertz: 2 Eier von Cacatua m oluccensis, in der Gefangenschaft gelegt.

Kauf: Nene Zoologische Gesellschaft: Parus varius Temm. & Schleg. d‘, Japan, Sptilornis melanotis Jerd., Ceylon, Geranaéius melanoleucus Vieill. d, Chili, Barnardius zonarius Shaw. d, Australien, Callipepla squamata Vig. d 9, Mexiko, Oedienemus bistriatus Wag). 2, Columbia, Polyplectron germaini Elliot d, Cochinchina, Cariama cristata L. 9, Südamerika, Dendro- cygna javanica Horsf. d, Java, Metoptana peposaca Vieill. d‘, Chili, und Chenalopex aegyptiacus L. d, Nordafrika.

125%

J. Menges in Limburg: Nettapus albipennis Gould 9, Australien.

Emil Weiske in Dolsenhain, Sachsen: Loria loriae Salvad. d, Diphyllodes magnifica Penn. $, Amblyornis subalaris Sharpe, Neuguinea.

C.F.Grießbauer: Bubo bubo L. d.

W.F.H. Rosenberg in London: Kmberiza pusilla Pall., Alcippe nipalensis Hodgs., Psaroglossa spiloptera Vig., Xantho- pygia fuliginosa Vig., 2 Gampsorhynchus rufulus Blyth., Am- peliceps coronatus Blyth., Palaeornis indoburmanica und Pyrr- hura hoffmanni Cab., Jellapur, Br. N.-Indien.

Tausch: L. Kuhlmann: 2 Accentor alpinus Scop. und Nest von Regulus ignicapillus Temm.

Die Lokal-Sammlung.

Justizrat Dr. K. Schmidt-Polex schenkte einen schönen Auerhahn aus dem Spessart.

K. Kullmann: Regulus regulus L.

Ferdinand Haag: 2 Nester mit Gelegen von Acroce- phalus arundinaceus L. und A. streperus Vieill.

Pastor Kleinschmidt in Nierstein a.Rh.: 4 Chelidonaria urbica L.

C. Koch: Nest von Carduelis carduelis L.

Prof. Dr. L. Edinger schenkte für die Sektionsbibliothek Naumann, die Vögel Mitteleuropas, Band 1—12, sowie Haacke und Kuhnert, die Tierwelt der Erde, Band 1—3.

Wissenschaftliche Benützung: Oskar Neumann in Berlin arbeitete vom 9. bis 11. Juni 1903 in der Vogel- sammlung.

E. Hartert in Tring erhielt auf Wunsch 5 Stück Passer ttalae rufodorsalis zum Vergleich, welche bereits zurückgeschickt wurden. Diese Sperlinge werden von Hartert als neue Form „Passer ttaliae senckenbergianus in seinem Werk „Vögel der palaearktischen Fauna‘ beschrieben.

Freiherr Carlo von Erlanger in Berlin erhielt 5 Numida ptilorhyncha zum Vergleich, welche bereits zurückgeliefert wurden. |

Das Zoologische Museum in München erhielt auf Wunsch des Herrn Hellmayr 4 Crax-Arten zum Vergleich.

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Amtsrat A. Nehrkorn in Braunschweig und das Zoo- logische Institut in Tübingen erhielten den Katalog unserer Vogelsammlung.

4. Die Reptilien- und Batrachier-Sammlung.

Die zahlreichen Neueingänge wurden durchbestimmt und zur Aufstellung vorbereitet und die Herausgabe eines Nach- trages zu unseren Katalogen für die nächsten Jahre in Aussicht genommen.

Von besonderem Werte für unsere Sammlung war diesmal der Ankauf eines voll erwachsenen Stückes von Chlamydosaurus kingi Gray mit auffallend orangegelber Färbung der Brust- gegend aus Nordwest-Australien, den uns Herr Dir. Ad. Seitz vermittelte (ein zweites lebendes Stück von gleicher Größe be- findet sich noch im Zoologischen Garten), und das Geschenk eines prächtigen Crotalus confluentus Say aus den westlichen Vereinigten Staaten, den wir der Neuen Zoologischen Gesell- schaft verdanken. Von sonstigen Geschenken heben wir noch hervor das riesige, buntgefärbte Männchen von Chamaeleon melleri (Gray) aus dem zentralen Ostafrika, das bei Herru Joh. Berg in Lüdenscheid einige Zeit in Gefangenschaft gelebt hat, und die leuchtend ziegelrote, schwarzgestreifte Form der Vipera renardi (Christ.) aus Batum, wohl die schönste Otter, die bis jetzt in ein Museum gekommen ist. Auch die aus Tucuman und dem brasilianischen Staate Sta. Catarina erhaltenen Selten- heiten und Novitäten sind sehr beachtenswert.

Geschenke: Neue Zoologische Gesellschaft, hier: Leptodactylus ocellatus (L.) d aus Brasilien und 4 Ayla versicolor Lec., sowie Cryptobranchus alleghaniensis (Daud.) aus den öst- lichen Vereinigten Staaten. Weiter Cinosternum pennsylvanicum (Gmel.) d, Chrysemys scripta (Schépf) und Emys blandingi (Holbr.) aus den Vereinigten Staaten und T'estudo graeca L. aus Dal- matien; Physignuthus lesueuri Gray aus Queensland, 2 Gerrhonotus caeruleus Wiegm. aus den westlichen Vereinigten Staaten, Lioce- phalus personatus Cope aus San Domingo, Sceloporus consobrinus B. G. und 3 Sc. torquatus Wiegm. aus Mexiko, Lacerta ocellata Daud. aus Spanien und 2 L. viridis Laur. 2 aus Südost-Europa, 3 Algiroides nigropunctatus (D. B.) aus Korfu, Egernia striolata Pts. von Queensland und E. whitei (Lacép.) aus Australien und

127%

Scincus officinalis Laur. aus Nord-Afrika; Tropidonotus natrix (L.) var. persa Pall. aus Ost-Europa, 2 Tr. (Nerodia) taxispilotus Holbr. aus den östlichen Vereinigten Staaten, Zamenis lineatus (Boct.) und Coluber melanoleucus Daud., C. corais Boie var. obsoleta Holbr. und 2 C. guttatus L. aus Mexiko, Liophis andraei R. L. aus Cuba, Coronella getula (L.) typ. und var. sayi Holbr. aus Florida, 2 Contia aestiva (L.) aus den östlichen Vereinigten Staaten, Dryophis mycterizans (L.) aus Britisch Ost-Indien, Oxyrrhopus cloelia (Daud.) aus Brasilien, Coelopeltis monspessulana (Herm.) aus Nord-Afrika, Naia haie L. typ. aus Ägypten, 3 Elaps fulvius (L.) typ. und 1 var. fifzingeri Jan aus Mexiko und Crotalus confluentus Say aus den westlichen Vereinigten Staaten.

Jos. Scherer in München: Tachydromus tachydromoides (Schleg.) und Eumeces marginatus (Hallow.) von Nagasaki auf Kiusiu, Japan.

J. Menges in Limburg (Lahn): Varanus ocellatus Rüpp. aus Nordost-Afrika.

+ Theod. Kolb in Madras: Nicoria trijuga (Schweigg.) von dort.

Fabrikant Joh. Berg in Lüdenscheid: Chamaeleon melleri (Gray) d aus dem Innern von Ost-Afrika.

Prof. Dr. O. Boettger: Molye cristata (Laur.) var. karelini Strch. d von Batum, 2 von Poti und var. longipes Strch. d von Lenkoran (Kaspisee) und M. vittata (Gray) von Psebai, sämtlich aus Transkaukasien; Teratoscincus scincus (Schleg.) und Fumeces scutatus (Theob.) von Ai-Dere in Transkaspien und eine prachtvoll ziegelrote, schwarzgestreifte Farbenspielart von Vipera renardi (Christ.) aus Batum, Transkaukasien.

Dr. phil. Baron A. von Reinach: Riickenschild von 7'rionyx triunguis Forsk., gefunden in jungen Anschwemmungen oberhalb Kairo am Nil.

Dr. med. A. Lutz in S. Paulo, Brasilien: 2 Puludicola siyni- fera (Gir.), Hyla sp. und 14 Bufo sp. pull. von dort.

Wilh. A. Lindholm in Wiesbaden: Emys orbicularis (L.) adult. aus der mittleren Kargalka, einem Nebenfluß der Ssakmara im Gouvernement Orenburg.

Prof. Dr. L. Edinger: Coronella austriaca Laur. von Lugano.

Apotheker Ad. Kinkelin in Nürnberg: Geotrypetes petersi (Blgr.) aus Kamerun.

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Ingenieur Karl Fischer: Vipera berus L. var. prester L. vom Eichelberg bei Bad Boll, Württemberg.

Ingenieur Paul Prior: Pelodytes punctatus (Daud.) und Molge marmorata (Latr.) d' aus Spanien, 4 M.viridescens (Raf.) aus den östlichen Vereinigten Staaten und Chalcides tridactylus Laur. aus Nord-Afrika.

B. Kahn jun.: Die von Herrn Jos. Steinbach in Salta, Provinz Tucuman, Argentinien, gesammelten Arten: Bufo spinulosus Wiegm., 3 B. marinus (L.) und B. variegatus (Gthr.), sodann Phyllomedusa sauvagei Blgr. Ferner von ebenda: Homonota whitei Blgr., 2 Liolaemus gracilis (Bell) und 1 nov. gen. aff. Hoplocercus nu. sp. und Amphisbaena n. sp. aff. plumbea Gray; Lystrophis semicinctus (D. B.), Dromicus chamissoi (Wiegm.) d’ und Oxyrrhopus rhombifer D. B.

Kustos Dr. phil. Fr. Römer: Rana esculenta L. var. ridibunda Pall. juv. und Anguis fragilis L. von Rovigno, Istrien, und 3 Lacerta muralis Laur. var. litoralis Wern. von der Insel Figarola bei Rovigno.

Oberpostpraktikant Heinr. Bickhardt: Salamandra macu- losa Laur. von der Kesselbruchschneise im Frankfurter Wald (nächster Fundort bei Frankfurt a. M.!), gesammelt 1901, und Coronella austriaca Laur. von Enkheim (ebenfalls unser nächster Fundort!), gesammelt 1904.

Karl Henrich, Brautechniker: Hydrus platurus (L.) var. D. von Mollendo, Siid-Peru.

Dr. jur. Fritz Berg: Schädel eines erwachsenen Crocodilus niloticus (L.) aus Ost-Afrika.

Dr. med. Kar] Gerlach: Hyla arborea (L.) var. japonica Schleg. juv., 14 Molge pyrrhogastra Boie und Coluber conspicillatus Boie, sämtlich vom Unzengebirge, 2500‘, bei Nagasaki auf Kiusiu, Japan.

Dr. med. Aug. Knoblauch: Mehrere Rana temporaria L. von Niedernhausen (Taunus) und Hyla faber Wied aus S. Paulo (Brasilien), von Dr. med. A. Lutz daselbst gesammelt, die er einige Zeit hier lebend gehalten hat; Salamandra maculosa Laur., Larven aus dem Frankfurter Wald und erwachsene Tiere aus dem Taunus, der Bergstraße und dem Schwarzwald, Molge cristata (Laur.), Larven und junge Landformen, M. alpestris (Laur.), Larven, M. vulgaris (L.), Larven, M. palmata (Schneid.), im Freien

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überwinterte Larven, M. marmorata (Latr.), erwachsene Tiere, die meist zu Entwickelungsreihen für die Schausammlung aufgestellt wurden, sowie von allen Arten Material an erwachsenen Tieren ; ferner Anguis fragilis L., die für die Lehrsammlung benutzt und zu anatomischen Präparaten verarbeitet wurden, und Trupidonotus natrix (L.) vom Mühlgraben bei Enkhein.

C. Weidtmann, Königl. Torfverwalter in Carolinenhorst (Ostpreußen): Vipera berus (L.) mit Embryonen in Alkohol, die zu einem anatomischen Präparat für die Lehrsammlung ver- wandt wurde.

Jos. Müller in Villbach bei Orb: Mehrere lebende Vipera berus (L.), die gleichfalls zu anatomischen Präparaten benutzt wurden.

Kauf: Aus 1903: Gecko swinhoei Gthr. $ (im Übergang zu G. subpalmatus Gthr.) aus Peking.

Durch Herrn Direktor Dr. Ad. Seitz: Ein prachtvoller Chlamydosaurus kingi Gray adult. aus Nordwest-Australien.

W. Hies, Missionskaufmann in Kamerun: 2 Crocudilus niloticus Laur. juv., Varanus niloticus (L.) juv., Chamaeleon parvi- lobus Blgr. d, Calabaria reinhardti (Schleg.), Buodon oliraceus (A. Dum.) und 3 B. virgatus (Hallow.), Lycophidium fasciatam (Gthr.) var., 2 Simocephalus poénsis (Smith), Chlorophis hetero- dermus Hallow., Grayia smythi (Leach), Dipsadomorphus blandingi (Hallow.) und 2 Nata melanoleuca Hallow. von dort.

H. Fruhstorfer, Naturalienhändler in Berlin: 6 Jtuna boulengeri Gthr. und 4 R. limnocharis Wiegm., 2 Culophrynus pleurostigma Tsch., 8 Microhyla pulchra (Hallow.), Ophryophryne microstuma Blgr., 2 Bufo melanostictus Schneid., 5 Ilyla simplex Bttgr., Leptobrachium monticola Gthr. und ZL. husselti Tsch. 9 und 12 Junge, sowie Z'ylototriton verrucosus Anders., sämtlich von Tonkin. Ferner Dumonia subtrijuga (Schlg. M.) aus Siam; Gecko verticillatus Laur. juv., 2 Culotes cf. versicolor Daud. (als [ruhstorferi n. sp. erhalten), Japalura afl. yunnunensis Anders., 4 Acanthosaura fruhstorferi Wern., Zachydromus serlineatus Daud., Mubuia n. sp. aff. multifasciata Kuhl, 2 Lygosoma (Hindi) maculatum (Blyth), 2 L. (Liolepisma) sikkimense (Blyth) und L. (Homolepida) fruhstorferi Bttgr.; Zropidonotus stolutus (L.) juv. und Simotes purpurascens (Schleg.) juv., sämtlich aus Tonkin.

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W. Ehrhardt in Kolonie Hansa, Staat Sta. Catarina, Brasilien: Leptodactylus poecilochilus (Cope) und 6 L. ocellatus (L.), 5 Ceratophrys dorsata Wied, 2 Hyla appendicudata Bigr., 17 H. faber Wied, 15 H. mesophaea Hensel, 16 H. nasica Cope, 2 H. albomarginata Spix, H. bischoffi Blgr., H. aff. fusca Daud., 2 Siphonops aff. paulensis Bttgr. Weiter 6 Enyalius catenatus Wied. var. paulista Jhr., Prionodactylus n. sp., Amphisbaena darwini D. B., 5 Lepidosternum microcephalum (Wagl.), sowie Itlaps corallinus Wied var. B., sämtlich von dort.

Dr. phil. Franz Werner in Wien: Rana novae-britanniae Wern. (Cotype) aus Neuguinea, R. oxyrrhynchus Smith aus Usam- bara und R. angolensis Boc. aus Transvaal, Ayla impura Pts. Dor. aus Stephansort, Deutsch-Neuguinea; Chrysemys concinna (Lec.) aus Nord-Carolina und Chr. ornata (Gray) aus Mexiko; Tarentola mauritanica (L.) von Zara, Urostrophus vautieri D. B. aus Sta. Catarina, Ameiva bifrontata Cope aus den Vereinigten Staaten von Kolumbien, Tachydromus formosanus Bigr. von Tamsui, Formosa, Lacerta praticola Eversm. aus Rumänien und L. taurica Pall. von Fehertemplom bei Bazias, Süd-Ungarn, so- wie 2 Lygosoma (Liolepisma) sikkimense (Blyth) aus Siam; endlich Grayia smythi (Leach) vom Kongo.

Tausch: Dr. phil. Franz Werner in Wien erhielt 13 Arten von Reptilien und Batrachiern und sandte dafür: Rana agilis Thom. von Pola, Istrien, und R. aequeplicata Wern. (Cotype) aus Kamerun, Mantidactylus goudoti (Bibr.) und M. rhodoscelis (Blgr.), sowie Mantella baroni Blgr. aus Madagaskar, Callula obscura Gthr. aus Ceylon, Bufo jerboa Blgr. aus Nordost-Borneo und B. typhonius (L.) aus Ecuador. Ferner: Cinixys homeana Bell juv. aus Kamerun; Calotes brevipes Wern. (Cotype) aus Tonkin, Cnemidophorus perplexus B. G. aus Texas, Lacerta mosoriensis Kolomb. vou der Baba planina in der Herzegowina, Mubuia ozorii Boc. von der Insel Annobom, West-Afrika, und Lygosoma (Riopa) guineense Pts. aus Togo; Tropidonotus natriz (L.) var. persa Pall. aus Sarikeul, Kl.-Asien, Zamenis gemonensis Laur. von Zara, Coluber longissimus Laur. von Wien, Chlorophis neglectus (Pts.) und Rhamphiophis oxyrrhynchus (Reinh.) aus Usambara, sowie Contia collaris (Men.) aus Adana in Cilicien.

Wissenschaftliche Benutzung: Die Lithographische Anstalt von Werner & Winter lieferte den Panzer von

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Testudo yniphora Vaill. 2 zurück, der in unseren Abhandlungen Band 27 in einer Arbeit von Kustos Dr. F. Siebenrock ab- gebildet ist.

Dr. Fr. Werner in Wien erhielt auf Wunsch den Kiefer von Fleischmannia obscura Bttgr. zum Vergleich und bestätigte, daß diese Schlange opisthoglyph ist (bereits zurückgeliefert), ferner auf Wunsch zum Vergleich Uroplates ebenaui Bttgr. und Lacerta danfordi (Gthr.) (ebenfalls bereits zurückgelangt).

Kustos Dr. F. Siebenrock in Wien sandte die Panzer von zehn südafrikanischen Testudo-Arten zurück, die er zur Bearbeitung der Gruppe der T. geometricu L. entliehen hatte, und erkannte darunter eine neue Art, die er dem unterzeichneten Sektionär zu Ehren benannt hat.

Stabsarzt Dr. med. Drimer in Berlin erhielt auf Wunsch eine Reihe von Larven der R. esculenta L. mit Sublimateisessig konserviert.

Dr. phil. Baron A.von Reinach entlieh Ocadia sinensis (Gray) nebst Skelett zum Vergleich.

Hofrat Prof. Dr. Fr. Steindachner in Wien erhielt auf Wunsch das Originalstück von Agama (Stellio) cyanogaster Rüppell zum Vergleich.

Das Zoologische Institut in Erlangen erhielt auf Wunsch Material von sieben Eidechsen-Arten zur anatomischen Bearbeitung. Prof. Dr. O. Boettger.

5. Die Fisch-Sammlung.

Zur Aufstellung in der neuen Schausammlung schenkte Herr Fritz Winter 31 kolorierte Tafeln aus dem großen Prachtwerk „die SiiBwasserfische von Mitteleuropa“, welches demnächst von der Lithographischen Anstalt von Werner & Winter herausgegeben wird. Diese Tafeln wurden mit Glas und schmalem Holzrahmen verselien und werden in der Schau- sammlung zur Illustrierung der natürlichen Farben der ein- heimischen Fische dienen.

Sodann wurde mit der Schaffung einer Sammlung von kranken Fischen und Fischkrankheiten begonnen, wozu die Herren FE. Winter und Kastellan Wagner vom Physikalischen Verein schöne Beiträge lieferten.

Geschenke: Ernst Schick: Ein Haifischgebiß.

9

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Dr. med. Carl Gerlach: 50 kleine Fische vom Unzen- gebirge bei Nagasaki in Japan aus 2500 Fuß Höhe.

Dr. med. E. Roediger: Eine schön konservierte Scor- paena porcus L. aus der Kieler Bucht.

Stud. jur. P. Oppenheim: Einen großen Stechrochen Trygon pastinaca Cuv., 1,05 m lang und 70 cm breit, von Helgo- land, von dem schöne Schaupräparate vom Zentralnervensystem, Magen, Spiraldarm und Uterus gewonnen wurden; ferner Cteno- labrus rupestris C. V., Gadus morrhua L., Ammodytes lanceo- latus Less., Motella mustela Nils., Zoarces viriparus Cuv.

Prof. Dr. F. Blochmann in Tübingen: Einen Mistichthys luxonensts von den Philippinen, das kleinste Wirbeltier der Welt.

Wilhelm Winheim: Einen Igelfisch.

F. Winter: Salmo salvelinus var. profundus aus dem Bodensee, Thymallus vulgaris Nils., einjährig, Gobio fluviatilis Flem., Coöitis taenia L., Cottus gobio L., Gastrosteus aculeatulus L., Petromyxon fluviatilis L., Clupea harengus L. mit Schuppen, aus der Nordsee, welche Fische sämtlich für die Lehrsammlung verwandt wurden. Ferner Cyprinus carpio L., mit Piseicola besetzt und Bisstellen von Piscicola, pockenkranke Karpfen, Epithelioma papulosum, dessen Erreger Myzxobolus cyprini ist, Karpfen mit Costienkrankheit, deren Erreger Costia necalri.c Moroff ist, Regenbogen-Forelle mit Drehkrankheit, deren Erreger Myzxobolus chondrophagus im (Gehörorgan ist.

Kastellan Wagner: Verschiedene Fische, die mit Sapro- legnien besetzt waren.

Prof. Kathariner in Freiburg, Schweiz, erhielt Embry- onen von Mustelus laevis Risso.

Die k.k. Zoologische Station in Triest sandte die gut präparierte Haut eines Mondfisches, Orthagoriscus mola Bl. Schn., 1,52 cm hoch und 1,22 cm lang, mit einer Photo- graphie und genauen Mafiangaben, so daß ein prächtiges Schau- stück daraus gestopft werden konnte.

Die Zoologische Station in Rovigno sandte eine Centrina salviani Risso von 78 cm Länge in Formol, ebenfalls ein schönes Stück für die Schausammlung.

Kauf: Von Dr. F. Werner in Wien wurden einige Höhlenfische und von M. Cialona in Messina eine Serie Lepto- cephaliden angekauft.

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6. Die Gliedertier-Sammlung.

Neben der Erledigung der laufenden Geschifte, welche in der Einordnung der neuen Erwerbungen, der Durchsicht der ge- ordneten Sammlungen und der Erledigung des Tausches und des wissenschaftlichen Verkehres mit anderen Museen und Gelehrten bestehen, wurde mit der Präparation und Determination der noch vorhandenen Bestände sowie deren sammlungsgemäßen Aufstellung fortgefahren. Besonders wurde die im vorigen Jahr begonnene Neuordnung der Hymenoptera und Hemiptera weitergeführt.

Oberlehrer Dr. P. Sack hat freundlicher Weise mit der Durchsicht und Ordnung der Dipteren fortgefahren und die Familien der Assiliden und Leptiden erledigt.

Der Assistent Dr. Wilhelmi begann mit der Ausscheidung und Aufstellung einer Schausammlung und hat dafür zunächst die Skorpione und Myriopoden in Angriff genommen.

Geschenke: Prof. Dr. von Heyden: Vier Kasten mit Hymenopteren aus dem Taunus und von Soden a. d. Werra; ferner 8 wertvolle Käfer, prachtvoll gefärbt, von den Philippinen (von Semper gesammelt); Dipteren von Falkenstein a. T. in 37 Arten; Orthopteren, Forficuliden, Hymenopteren, Dipteren, und Hemipteren von Geh. Rat Rein inJapan und von Prof. Fritsch und Geh. Rat Rein in Marokko gesammelt.

Albrecht Weis: 171 Dipteren in 108 Arten aus Lugano, Airolo und Göschenen.

Dr. med. Aug. Knoblauch: Eine Entwickelungsserie der Larven von Dytieus marginalis L., eine Suite von (rehäusen von Phryganiden-Larven, aus dem verschiedensten Material gebaut, Locusta viridissima Ti. und Nepa cinerea L.

Ingenieur Paul Prior: Zecken von Testudo graeca.

Frau M.Sondheim: Ornithomyia und Milben von Cypselus apus,

Louis Frank: Argas reflerus aus einem Taubenschlag.

Dr. med. Karl Gerlach: Verschiedene Insekten vom Unzengebirge bei Nagasaki in Japan.

Prof. Dr. Marx: 100 Insekten aus Kalmbach bei Wildbad.

Frl. H. Röhrig: Ein Hummelnest in einem Meisennest aus einem Staarenkasten; Kopf von Lucioperca mit zahlreichen Lerneonema an der Zunge, an den Kiefern und an den Kiemen.

Karl Huth: Eine Raupe von Cossus ligniperda Fabr.

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Stud. jur. Paul Oppenheim: Viele Larven von Lina populi in Sublimat-Alkohol konserviert; ferner Caprella acumint- fera, Mysis flexuosa, Podocnemis falcatus, Edotea emarginala, ferner Nephrops norvegicus, Homarus vulgaris, Cancer pagurus und Carcinus maenas mit Sacculina carcini besetzt, von Helgo- land, welche wegen ihrer schönen Konservierung und Erhaltung prachtvolle Schaustiicke darstellen.

Dr. med. E. Roediger: Carcinus maenas Leach aus der Kieler Bucht.

Prof. Dr. F. Richters: Enocyla pusilla, Trichopteren-Larven von Buchen und Liponeura brevirostris Löw aus dem Harz.

H. Feistmann, Offenbach: Holzläuse, welche in einer Villa durch massenweises Auftreten lästig wurden, von Dr. En- derlein in Berlin als Nymphospocus destructor End. in den Zool. Jahrb. Abt. f. Syst. Bd. 9, 1904 S. 727 beschrieben.

D. F. Heynemann: Gryllotalpa vulgaris L. und Sirer gigas L. in Alkohol.

Frau Prof. Flesch: Eine Kollektion Insekten und Spinnen in Alkohol vom Forsthaus Tenne im Taunus.

Dr. Joh. Gulde: Pseudoskorpione von einer Fliege.

Oberstleutnant a. D. von Both in Cassel: 220 gespannte Käfer in 100 Arten.

Prof. Alex. Koenig in Bonn: Insekten von seiner Reise im Sudan.

Lehrer H. Kehret: Zecken von einer ostindischen Riesen- schlange.

Konsul Guido von Schröter in San Jose: 40 Kasten mit gespannten Schmetterlingen.

Geometer P. Preiss in Ludwigshafen: 2 monströse Hirsch- käfer mit doppelten Fühlergliedern.

Hans Möbius: Carcinus maenas und Paguriden in Buccinum-Schalen von Sylt.

Zoologische Station in Rovigno: Dromia vulgaris L., mit Spongien u.s.w. bewachsen.

Kauf: Missionskaufmann W. Hies in Kamerun: Ver- schiedene Goliathkäfer.

H. Fruhstorfer in Berlin: 2 Centurien Käfer aus Tongking und eine Kollektion großer Stabheuschrecken zum Aufstellen in der Schausammlung.

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Ferner wurde angekauft die Schmetterlingssamm- lung unseres verstorbenen Mitgliedes F. W. Mann, die un- gefähr 2500 Arten in etwa 8000 Exemplaren umfaßt. (Über ihren Wert für unser Museum vergl. den „Bericht“ 1903, S. 157*.)

Wissenschaftliche Benützung: B. du Buysson in Paris erhielt 167 Exemplare Chrysididen, welche nach Derter- minierung wieder zurückgesandt wurden.

Lehrer J. Schilski in Berlin bestimmte die Apzon-Arten, worunter A.aestimalum Faust aus Westpreussen, gesammelt von Hofrat B. Hagen, für Deutschland neu war. (Sonst nur aus dem Kaukasus bekannt.)

E. Frey-Gessner in Genf erhielt 72 Scolien, welche nach Derterminierung wieder zurückgesandt wurden.

Ernest Andre in Gray erhielt 97 Mustilliden, welche nach Derterminierung wieder zurückgesandt wurden.

Kustos F. Kohl in Wien erhielt 276 Stück Amophila, Cerceris, Larridae, Philantus u.s.w. zur Bearbeitung.

Kustos A. Handlirsch in Wien erhielt 89 Bembex-Arten zur Bearbeitung.

Oberst a. D. von Schönfeld in Eisenach erhielt auf Wunsch 134 Ontophagus-Arten zur Revision.

Jean Roux in Basel erhielt auf Wunsch zum Vergleich 2 Potamon cassiope, von Kükenthal in Ternate gesammelt.

Edouard Chevreux in Böne, Algier, erhielt auf Wunsch konserviertes Material von Gammarus fluviatilis Ris. und G. pulex L. aus der Umgegend von Frankfurt.

Die Sammlung der mikroskopischen Präparate wurde durch Toto-Präparate von Milben, Fliegen u.s.w., sowie durch Präparate von Mundteilen u.s.w. bedeutend vermehrt; auch hierzu lieferte Frau M.Sondheim zahlreiche und wichtige Beiträge.

Für die Sektionsbibliothek wurde u.a. angeschafit: Dalla Torre, Catalogus Hymenopterorum, Bd.1—10; Le- thierry und Severin, Catalogue des Hemipteres, Bd.1—3.

Prof. Dr. v. Heyden, A. Weis, Dr. B. Hagen, Dr. J.Gulde.

7. Die Mollusken-Sammlung. Die malakozoologische Sektion hat im verflossenen Berichts- jahre schwer unter der Krankheit und dem Tode des Sektionärs Dr.O.F.von Moellendorff gelitten und leidet noch darunter,

136%

da es bis jetzt nicht möglich war, einen Ersatz für ihn zu finden.

Die Abteilung erhielt folgende Geschenke:

Dr. med. Karl Gerlach: 14 Schnecken vom Unzen- gebirge bei Nagasaki in Japan aus 2500 Fuß Höhe.

Dr. med. F. Blum: Vitrina pellucida Mill, Hyalinia (Conulus) fulva Müll., H. (Vürea) diaphana Stud., MH. (Polita) cellaria Müll., H. nitens Mich. und H. pura Held von Weissen- stein bei Solothurn.

Dr. med. E. Roediger: Mytilus edulis L., aus der Kieler Bucht, gruppenweise zusammengewachsen.

Frau Prof. Flesch: Helix pomatia L. und Unio pictorum L. von Tenne im Taunus.

L. Pfeiffer aus Darmstadt: Eine Suite Landschnecken von Nizza an der Riviera.

Hans Möbius: Buccinum undatum L. und Mytilus edulis L., mit Tier in Formol aus Sylt.

Dr. A. Lutz in Säo Paulo, Brasilien: Landschnecken aus Brasilien und verschiedene Nachtschnecken in Alkohol.

Oberpostpraktikant Bickhardt: Anodonta piscinalis Nils., 25 Stück, Anodonta piscinalis Nils. var. anatina L., 1 Stück, Unio pictorum L., 14 Stück, U. tumidus Phil., 1 Stück, in der Überschwemmungszone am Main im März 1904 gesammelt.

H. Fruhstorfer in Berlin: Nacktschnecken aus Tongking und Siam, Veronicella patriatiana Heude, 14 Stück, V. huntera C., 10 Stück, Phylomycus dendriticus Clp., viele, Ph. bilineatus Bens., 8 Stück.

Zoologische Station in Triest: Pinna squammosa L., 3 schöne Stücke von 70, 60 und 45 cm Länge, von denen die letztere mit Austernschalen bewachsen ist.

Dr. O. von Moellendorff: Eine schöne Voluta ponsonbyi Smith, aus Natal.

Hofrat Dr. B. Hagen: Eine Suite Landschnecken vom Garda-See.

Paul Hesse in Venedig: Eine Serie Mollusken von der Congomündung, dabei die uns noch fehlende Gattung Fischeria in zwei Arten.

Tausch: Zoologisches Institut in Tübingen sandte 12 Stück Vitrinella quenstedti aus der Falkensteiner Höhle bei

137¢

Urach (R. Hesse Sammler) und erhielt daftir die Kataloge unserer Reptilien- und Vogelsammlung.

Kauf: J. F.G.Umlauff in Hamburg: Argonauta oweni in Alkohol.

H.Paganetti in Vöslau: Dalmatinische Clausilien, sowie die seltene Spelaeoconcha paganetti Stur.

H. Preston in London: verschiedene Landkonchylien aus Ostafrika und Neuguinea.

Den Ankauf der wertvollen Sammlung von Moellen- dorffs (vergl. den „Bericht“ 1903 S.71* und 155*) verdanken wir der Hochherzigkeit der Herren W.B.Bonn, Adolf Gans, Geh. Komm.-Rat Dr. Leo Gans, Benedikt Goldschmidt, Generalkonsul v. Goldschmidt-Rothschild, Charles Hall- garten, E. Ladenburg, Frau Dr. Lucius, Malako- zoologische Gesellschaft, W.Merton, H.v.Mumm, Moritz Oppenheim, Albert v. Reinach, Freifrau v. Rothschild, L. Sonnemann, Frau G. Speyer, Frau Th. Stern, Dr. Arthur Weinberg und A.H. Wendt.

Dubletten wurden aus der v. Moellendorfischen Sammlung im Tausch und Verkauf abgegeben an die zoologischen Museen und Institute von Berlin, Breslau, Dublin, Hamburg, Hildes- heim, Jena, Köln, Wien und Wiesbaden; ferner an die Herren H. Arnold in Nordhausen, F. Holz in Frankfurt, C. Nater- mann in Hann. Münden, H. Rolle in Berlin und Dr. Wagner in Wien.

Die Kobeltsche Sammlung europäischer Landschnecken wurde u. a. bereichert durch Dr. Kobelts reiche Ausbeute aus der südlichen Bunlicata und Calabrien, ferner durch reiche Suiten von Pomatia, welche Herr Karl Heynemann in Rumänien teils selbst sammelte, teils in der Fastenzeit auf den Märkten kaufen ließ. Auch von Herrn Fabrikant Wohlberedt- Triebes wurden einige Serien orientalischerFormen in Tausch erworben.

Wissenschaftliche Benützung: P. Hesse in Venedig erhielt 16 Arten Landschnecken aus Italien, von Dr. Kobelt 1903 gesammelt, zur anatomischen Bearbeitung.

Geheimrat Prof. Dr. Rein in Bonn entlieh Schalen und Perlen von Meliagrina, welche bereits wieder zurückgesandt wurden.

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Geheimrat Prof. v. Martens in Berlin erhielt Schalen von Helix cincta Müll., von Dr. F. Römer 1902 an der Adria ge- sammelt, die in der Nähe der oberen Windung ovale Löcher auf- weisen. Diese rühren nach v. Martens von Käferlarven der Gattung Drilus her, worüber v. Martens eine Mitteilung in den Sitzungs- berichten der Ges. Naturf. Freunde in Berlin, Jahrg. 1903, S.393, veröffentlichte. Ferner: angebohrte Muschelschalen aus der Nordsee, Cardium edule L., deren Löcher durch Natica verur-

sacht sind. Dr. W. Kobelt.

8. Die Sammlung der wirbellosen Tiere (mit Ausschluß der Gliedertiere und Mollusken).

1. Tunicata. In der Gruppe der Ascidien wurde aus dem vom Kustos F.Römer in Rovigno gesammelten Materiale von Frau M. Sondheim eine Reihe mikroskopischer Präparate und Schnittserien hergestellt.

Geschenke: Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn aus dem Materiale ihrer Spitzbergen - Expedition: Synoecum (Amaroucium) incruslatum (Sars) von der Bäreninsel, Kükenthalia (Goodsiria) borealis (Gottsch.) von Ost-Spitzbergen.

2. Würmer. Das Einsammeln von parasitischen Würmern aus den eingelieferten Tieren und bei den Tieren des Zoologischen Gartens wurde eifrig fortgesetzt.

Geschenke: Dr. Aug. Jassoy: Ascaris lumbricotdes L., Taenia saginata Goeze und Bothriocephalus latus Brems. in Formol konserviert.

Dr. F.Römer und Dr. F.Schaudinn aus dem Materiale ihrer Spitzbergen -Expedition: Dibothriocephalus schistochilus (Germ.) aus dem Darm von Phoca barbata und Dib. cordatus Leuck. aus Phoca vitulina, sowie Schnittserien von genannten Würmern und von Dib. rémert Zschokke aus dem Darm von Trichechus rosmarus UL.

Dr. med. E. Blumenthal und Geheimrat Prof. Dr. Weigert: Taenia saginata Goeze, in Formol konserviert.

Neue Zoologische Gesellschaft: Ascaris lumbri- cotdes L. aus dem Orang-Utang, in Sublimat-Alkohol konserviert.

Stud. jur. P. Oppenheim: Nereis pelagica L. und diverse kleine Planarien von Helgoland.

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Karl Hopf, Niederhöchstadt a. T.: Taenıa cucumerina Rud. aus dem Darm des Hundes.

Konsul G.v. Schröter in San Jose: Bipalium kevense Mos. aus einer Lagune in 1500 m Höhe am Abhang des Irazu in Costa Rica.

F. Winter: Piscicola geometra BL von der Schleihe.

3. Echinodermata. Geschenke: Dr. Robert Hart- meyer in Berlin: Echinodermalarven von Messina, welche zu mikroskopischen Präparaten benutzt wurden.

Dr. med. K.Gerlach: 5 trockene Ophiuren von Nagasaki in Japan.

Dr. med. E. Roediger: 10 Asterias rubens L. aus der Kieler Bucht.

Kauf: J.F.G. Umlauff in Hamburg: ein großer Meta- erinus rotundatus aus der Sagami-Bay.

Biologische Anstalt auf Helgoland: Auftrieb mit Pluteus- und Brachiolaria-Larven, mit Sublimat-Alkohol kon- serviert.

4. Bryozoa. Geschenke: Hans Möbius: einen großen Stock von Alcyonidium gelatinosum Johnst., in Formol konserviert,

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Edinger und Cand. phil. Epstein entliehen Material, das bereits zurück- geliefert wurde.

5. Coelenterata. Geschenke: Dr. med. Karl Gerlach: 6 Hyalanemen (1 mit Palythoa) und 3Hornschwämme von Nagasaki in Japan.

Stud. jur. P.. Oppenheim: Sarsia tubulosa Less., Cratero- lophus tethys Clark, Eudendrium rameum Johnst., und ein Glas mit Mikroplankton von Helgoland.

Dr.F.Römer und Dr. F.Schaudinn aus ihrem Spitz- bergen-Material: Mertensta ovum O.Fabr. und Beroe cucumis O.Fabr. von Spitzbergen, bearbeitet von Dr. F. Römer in Fauna arctica, Bd.III, 1903.

Frau Marie Werner geb. Winter: eine Murer mit Löchern von Bohrschwämmen durchisetzt.

Kauf: J.F.G. Umlauff in Hamburg: Hyalonema re- flecum, H.apertum und H. owstont aus Japan.

Oelbermann und Geissendörfer in Köln a. Rh: einen großen Hornschwamm in Ringform gewachsen, 1,70 m

140*

hoch und 4,50 m Umfang, ein Prachtstiick für die Schau- sammlung. Ferner eine Topfscherbe mit aufgewachsenem Horn- schwamm.

Zoologische Station in Neapel: 30 verschiedene Tier- arten, meist fiir Schnittserien und Toto-Präparate.

Biologische Anstalt auf Helgoland: Futonina socialıs und Sarsia tubulosa, in Formol konserviert.

Wissenschaftliche Benützung: Dr. Joh. Thiele sandte 80 Arten Spongien der Kükenthalschen Reiseausbeute zurück, welche er im 25. Bande unserer Abhandlungen bearbeitet hat. Darunter waren 40 neue Arten.

Prof. Edinger entlieh verschiedene Medusen zu einem Vortrage.

Die Sammlung der ausländischen Tiere, welche lebend in Frankfurt gefunden wurden, ist durch einen Euscorpius ttalicus Hbst., welcher in Nußbaumholz aus der Türkei von Herrn Lehrer Ph. Meyer in Rödelheim gefangen wurde, und durch eine Käferlarve, wahrscheinlich Hammaticherus (Ploce- derus) plicatus, aus Quebrachoholz in den Farbstoffwerken von Flesch, vermehrt worden.

Im Sommersemester 1903 wurde von Kustos Dr. F. Römer ein Praktikum „Anleitung zum Sammeln und Konservieren ein- heimischer Tiere“ mit acht Teilnehmern abgehalten.

Im Laboratorium arbeiteten außer Frau M.Sondheim die Herren Tierarzt Utendörfer, Oberlehrer Löwe und Schlachthausdirektor Tierarzt Becker aus Hanau.

Für das Laboratorium wurde eine Zentrifuge von Alt- mann in Berlin angeschafit, ferner für die Vorlesungen und Praktika 5 weitere sog. Kurs-Stative von Leitz in Wetzlar mit Tubustrieb und Revolver für die Objektive II, IV und VII. Zu dem Zeißschen Mikroskop wurde eine homogone Immersion hinzugekauft.

Die Einrichtung des Assistentenzimmers machte eine er- hebliche Vermehrung des Inventars an Instrumenten, Präparier- becken, Glassachen u.s.w. notwendig. Auch wurde eine Reihe Fenstertische, Regale, Raupenkasten u.s.w. von unserem Tischler Moll im Museum angefertigt.

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Herr Heinrich Alten schenkte ein schönes Mikrotom von Jung nebst Zubehör und Paraffinofen, das uns bei der erhöhten Benutzung des Laboratoriums sehr willkommen war,

Für die Handbibliothek des Museums wurde wiederum eine Reihe von Lehr- und Handbüchern angeschafft und die Sammlung der Arbeiten, welche sich auf die deutsche Fauna beziehen, fortgesetzt.

Die Handbibliothek der Sonderabzüge hat im ver- flussenen Jahr eine erhebliche Vermehrung dadurch erfahren, daß wir mit den zoologischen Instituten in Breslau, Heidelberg, Marburg und Leipzig einen Tauschverkehr einrichteten derart, daß uns die Institute aus ihnen hervorgehende Dissertationen und Sonderabzüge senden, während sie dafür Separata von Arbeiten aus unseren Abhandlungen erhalten. Im Tauschwege erhielten wir von Herrn Prof. Chun in Leipzig eine Reihe von Bildern und Karten der deutschen Tiefsee - Expedition, welche zur Aufstellung in der Schausammlung und zum Gebrauch bei Vorträgen willkommen sind. Zu demselben Zwecke wurde an- geschaft Haeckel, Kunstformen der Natur.

Die Tafelsammlung wurde durch einige systematische Tafeln über die Süßwasserfische Mitteleuropas und über die an ihnen schmarotzenden Tiere, ferner durch 4 Tafeln über Wale, Umrißzeichnungen, Embryonen, Gehirne vun der Ober- und Unterseite, Haut u. s. w., sowie durch 5 Tafeln über Haare und Stacheln, ihre Stellung und Entwickelung vermehrt. Herr F. Winter schenkte eine Tafel vom Blutkreislauf des Menschen suwie eine Tafel mit Copepoden, die an Fischen schmarutzen.

II. Botanische Sammlung.

Um die Ordnung unseres Herbariums hat sich auch in diesem Jahr Herr M. Dürer wieder selır verdient gemacht, der am 4. Mai 1904 zum Sektionär gewählt worden Ist. Herr . Koch hat die Schausammlung und die anderen nicht im Herbarium aufbewahrten Objekte einer Revision unterzogen und einen Katalog für dieselben anzulegen begonnen; für seine eitrige Tätigkeit sei ihm auch an dieser Stelle der verbindlichste Dank ausgesprochen. Eine große Bereicherung hat unsere Sektion da- durch erfahren, daß Herr Ingenieur A. Askenasy hier aus dem

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Vermichtnis seines Bruders, des verstorbenen Professors Dr. E. Askenasy in Heidelberg, uns dessen großes Herbarium, sowie seine anderen Sammlungen pflanzlicher Objekte und mikroskopischen Präparate geschenkt hat. Diese Sammlung muß leider wegen Mangel an Raum vorläufig in ihrer Verpackung gelassen werden. Besonders ist ferner zu erwähnen, daß Herr M. Dürer nun auch sein aus 15 Faszikeln bestehendes Kryptogamenherbarium unserem großen Herbarium einver- leibt hat.

An Geschenken sind weiter eingegangen:

Vom Palmengarten: 1. d und % Blütenstand von Nepenthes Mastersiana. 2. Blütenrispe von Pandanus furcatus. 3. Getrockneter Stamm mit Blättern und Blütenstand von Caryota excelsa.

Von der Stadtgärtnerei (durch Herrn Direktor Heicke): Eine Anzahl großer Querscheiben von Bäumen aus den Anlagen der Stadt.

Vom Botanischen Garten: 1. Eine Fasziation von Digitalis ferruginea. 2. Querscheibe des Stammes von Betula nigra.

Dr. F. Römer: 1. Exemplar von Polyporus suaveolens. 2. Stammstücke von Ctbottum Baromex. (Penghawer Djambir). 3. Zwei ineinander verwachsene Haselniisse.

C. Koch: 1. Korkstiick mit Flechten aus Teneriffa. 2. Zweig von Colletia cruciata. 3. Narrenzwetschen (Exoascus Pruni auf Prunus domestica). 4. Früchte von Pfirsich mit Sphaerotheca pannosa. 5. Zweige von Koniferen mit Früchten und Blüten.: 6. Zapfen von Picea excelsa, von Eichhörnchen angenagt. 7. Zweig von Viburnum Opulus mit zahlreichen Krebsstellen.

Harry Frank: Eine große Anzahl Kaktuspflanzen, darunter ein großer Melocactus.

Frau Prof. Dr. Ziegler: Mehrere große Querscheiben von Baumstämmen.

Frl. Thekla Strauß: 1. Frucht von Ceiba pentandra. 2. Frischer Zapfen von Ales pectinata.

Prof. Dr. F. Richters: 4 trockene Polsterpflanzen aus Spitzbergen.

Ph. Reichard: Trockene Baumschwämme ausdem Schwarz- wald und Spessart.

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Prof. Dr. Boettger: Handförmig geteilte Kartoffel.

H. Bücking in Höchst: Fasziation vom Kirschbaum.

A. Hochstrasser in Cronberg: Eine große Kollektion frischer Pflanzen aus Algier, die, soweit es anging, durch Trocknen oder Einsetzen in Formol konserviert wurden.

Dr. W. Kobelt in Schwanheim: Polyporus spec. aus Eboli (Provinz Salerno).

R. Günther: Zweig von Cryptomeria japonica mit Blüten und Früchten.

Dr. Lejeune: Blühende Exemplare von Htemanioglossum hircinum.

K. Prinz in Nieder-Ingelheim : Fasziationen von Spargeln.

Deutsche Orientgesellschaft in Berlin: Probe von Emmerspreu, einer altägyptischen Getreidesorte von Abusir.

Tausch: Prof. Dr. H. Schinz in Zürich: Ein Faszikel getrockneter südafrikanischer Pflanzen gegen Pflanzen aus unserem Herbarium.

Kauf: 1. W. Migula in Karlsruhe: Cryptogamae Ger- maniae, Austriae et Helvetiae exsiccatae. Fasz. XI—XV.

2. O. Leonhardt in Stössen i. S.: ca. 125 Nummern ausgewählter Herbarpflanzen.

3. Von der Stadtförsterei: Große Querscheiben aus Stämmen verschiedener Waldbäume.

M. Möbius. M. Dürer.

IIT. Mineralogische Sammlung.

A. Geschenke:

Aus dem Nachlaß von Chr. Ankelein, Oberpostsekretär hier: Melaphyrmandelstein, Oberstein: Chalcedon mit Flüssig- keitseinschluß, Uruguay; viele Augitkristalle, angeblich vom Förmerich-Krater bei Daun (wohl aus den Leien am Firmerich), darunter scharf und allseitig ausgebildete, einige von auf- fallender Größe; Halbedelsteine (Obersteiner Schülersammlung); Auerbacher Kalkspäte; Magnetstein (feldspatfreier Olivingabbro) vom Frankenstein i. O.; ein schöner Mikroklin mit c. 10 cm, 8 cm, 4 cm Kantenlängen, Unterafferbach, Spessart (an Ankelein durch F, Ritter gelangt); 2 angeschliffene Achate; 2 Heliotrope ;

144%

angeschliffener Rauchquarz; Jaspis von Miinzenberg; brauner Glimmer, Eifel; 1 großer Korund, Ostindien, mit gerundeten Kanten und ein kleinerer aus Canada (?) in Granit; schlesischer Chrysopras; Baryte von Münzenberg und Wendelsheim (Rhein- hessen); Tigeraugen vom Kapland (Quarz nach Krokydolith); Augite, Wülleschberg bei Lissingen (Eifel); Jaspis vom roten Hamm (Main).

Von Ing. Alexander Askenasy, hier: Ein 14 cm langes Skalenoéder Rs von Kalkspat, durchscheinend, mit braunen Anwachsstreifen, erworben von Franz Cologna in Dorf Gastein bei Lend. Der Kristall stammt von einer ca. im langen Platte, die mit einer Menge, z. T. noch größerer Indi- viduen besetzt war. Die Bitte an den Finder um Zusendung dieser Platte gegen angemessene Vergütung war leider er- folglos.

Von Frau Borgnis, hier: Carnotit (KO - 2UQs- Vz0s - 3H30), radiumhaltig, Montrose County, Colorado; Uranpecherz, Gilpin County, Col.; Waschgold mit Quarz, Montana; 3 Stückchen Berggold (4g) in zierlichen Drähten, Cribble Creek; 1 Gangquarz mit Gold, Cribble Creek.

Von C. Ditter, hier: 34 Taunusgesteine, alle in großem Format, sorgfältig geschlagene Handstücke ; 24 Spessartgesteine, und 9 Odenwaldgesteine; 2 Trachyte von Uberach; Basalt von Steinheim; Trachyt von Dietzenbach; 2 Quarzporphyre aus dem Murgtal; Granit von Forbach; Rotliegendes von Lichtenthal bei Baden-Baden; Ehlite vom Frauenstein, Taunus; Asbest, Vockenhausen; Brauneisen und Baryt, Spessart; Kalkspat mm Kersantit, Gailbach; Konglomerat, Straßengabel bei Vilbel; Kalksinter, Unterberg, Vilbel; Baryt und Fluorit, Mathock (angeschliffen) ; 3 Schorlomite und Wollastonit, O.-Schaffhausen ; Phillipsit zwischen N.-Rottweil und Breisach; 2 Marmore, Berchtesgaden. Karbonfossilien von Glasgow wurden an Professor Kinkelin überwiesen.

Von Ing. Geol. K. Fischer, hier: Quarzit, durch Braun- eisen vererzt, Köpperner Tal; ,Steinheimit* aus Assenheimer Basalt; gediegen Kupfer in schönen Platten, Reichenbach 1. O.; poröser Basalt aus einem Bohrloch östl. von N.-Ursel, näher bei Kahlbach, bei 19 m Tiefe unter Plivcän-Thonen und Sanden; auch dichter Eisenspat, der bei derselben Bohrung gefördert

145*

wurde; Basalt von der Horstmühle bei Kirchbracht im Vogels- berg mit Einschlüssen eines steinmarkähnlichen Minerales (ähnlich dem Steinheimit Kinkelins); Gangquarz vom Wasserstollen bei Idstein, beim Hohlen Stein. mit Manganit und Psilomelan, z. T. in schönen Triimern; Pegmatit mit großen Turmalinkristallen, an der Straße Aschaffenburg-Gailbach, Schweinheim gegenüber.

Von Bankdirektor Arthur Gwinner, Berlin: 2 riesige und wohlausgebildete Gipskristalle aus Utah. Die Dimensionen des größeren einfachen Kristalles sind: 94, 38, 16 cm, die des kleineren, eines Zwillings 67, 35, 22 cm, beide nach c gestreckt: beide sind fast durchsichtig und zeigen im Innern schöne Fort- wachsungserscheinungen. Sie waren am Ende der c-Achse mit ebener Fläche tc aufgewachsen. Der Zwilling zeigt nur ıP- xP als natürliche Flächen, am freien Ende einspringende Spaltungsflächen nach +P. Der einfache Krystall ist durch x P3i2- «Po -—P-+3/sPo begrenzt. Diese Gipse werden eine Zierde des neuen Museums bilden.

Von V. Hammeran, hier: Kupferkies, Pyrit, Serpentin aus den Gruben von Casarza und Barcona in Ligurien.

Von Alexander von Heyking in Buenos Aires durch Ver- mittelung der Metallurgischen Gesellschaft, hier: Eine reich- haltige Suite von Kupfererzen aus dem Revier der Sierra Famatina und den benachbarten Gebieten in Argentinien. Es sind vor- wiegend feinkristalline oder dichte, z. T. auch grobkörnige Erze: Kupferkies. Eisenkies, Gemenge von beiden, viel Bunt- kupfer, Malachit, Kieselkupfer, braune Massen aus dem eisernen Hut (z. T. mit Kupfervitriol), wenig Bleiglanz, freies Gold auf einem Stück, während beigelegte Analysen einen beträchtlichen Gehalt an Gold und Silber nachweisen. Uberraschend ist die überaus große Verbreitung des Enargites (CusAsS,), der in zahlreichen, prächtigen, stängeligen und körnigen Aggregaten von fahlerzähnlichen Aussehen vorliegt. (Qualitative Proben mehrerer Stücke ergaben übrigens auch die Anwesenheit von Antimon. Als Gangart tritt hauptsächlich (Quarz auf, ferner Baryt und Manganspat. Herr von Heyking, der für die Aus- beutung dieser argentinischen Lagerstätten, die z. T. schon in englischen Händen sind, deutsches Kapital heranziehen möchte, hat den Wunsch ausgesprochen, daß die Erze Interessenten zu- gänglich gemacht würden, ein Wunsch, dem durch Aufstellung

10

146¢

der ganzen Sammlung, nach dem die Sachen bestimmt waren, in der wegen des seinerzeit geplanten Umbaus ausgeräumten Halfte des Mineraliensaales und durch eine Zeitungsnotiz (Intelligenzblatt) nachgekommen wurde.

Von W. Hofmeister, hier: 4 angeschlifiene Platten von Odenwälder Graniten und Dioriten.

Von Prof. F. Kinkelin: Basalttuff von Urach.

Dr. W. Kobelt hat auf seiner mittel- und süditalienischen Reise zahlreiche Gesteine und Mineralien gesammelt:

Laven vom Monte Somma und Vesuv, darunter auch Vesuvlava von 1903 mit Eisenglanz; von der Somma: Glimmer, Sanidin, Augit, Olivin, ausgezeichnete Einschlüsse von weißem Marmor, Bimsstein; von der Solfatara: zersetztes Kratergestein und Realgar; von Monte Nuovo: Tuffe, eine Bombe und einige Stücke, die von einem Strom zu stammen scheinen; ferner graue und gelbe Tuffe (Amalfi, Salerno, Straße Bojano-Avellino, Monte St. Angelo, Posiliptuff bei Neapel); Mergelschiefer, Kalk- steine, Kalkbreccien, Hornstein, Gola di Romagnano; fein- schiefrige Mergel, Mergel mit Gips, San Pietro la Croce, Monte Conero bei Ancona; Kalkspat, Monte Bulgheria, Basilicata; Thonschiefer, Nord-Calabrien; Busento-Gerölle bei Cosenza, aus den Silabergen stammend: Granit, Aplit, Gneiß.

Von Berginspektor Karl Müller, hier: Erdige und dichte Vivianite, auch kugelige Konkretionen, von Weckesheim, Wetterau (Braunkohle), vorzügliche Stücke.

Von F. Neidlinger, hier: Asbest aus Canada und Krokydolith vom Kapland.

Von L. Pfeiffer, Darmstadt: 5 sehr schöne Bohnerz- stufen mit Pseudomorphosen von Brauneisen nach Baryt, Kalk- spatkrusten und Skalenoédern Rs, Ilsede bei Peine, Hannover.

Von Ing. Paul Prior, hier: Bleiglanz von Braubach, braune und gelbe Zinkblende von ebendaher.

Von Ober-Ing. Herm. Streng, hier: Grobkörniges Spat- eisen, Schöneberg bei Nieder-Scheldern, Siegen; Kalkspat von Eichenberg bei Sommerkahl.

Von Dr. Stromer von Reichenbach: 2 herrliche große Cölestinstufen von Mokattam und eine kleinere. Zahlreiche wohl- ausgebildete farblose Kristalle, Drusen in Kalkstein bildend, mit den Flächen Px : x Px ; Px x.Ps (oP , Pac -oP. 1/9Poc);

147°

bei den größten Individuen ist die Brachyachse (1. Aufstellung) 3 cm lang. Von Frau Prof. Türk: Gabbros und Amphibolite, Saas Fe.

B. Durch Tausch erhalten: Von Herrn C. Natermann in Hann. Münden: 1 Chalcedon mit Wassereinschluß, Uruguay.

C. Gekauft:

Von der Mineralienniederlage der Königlich Säch- sischen Bergakademie in Freiberg folgende böhmische Ge- steine: Sodalitsyenit, Bostonit, Essexit, Phonolith, Tinguait und Tinguaitporphyr, Nephelinporphyr, Camptonit, Mondhaldeit, Mondhaldeitbreccie, Monchiquit, Leucitmonchiquit, Gauteit. Sodalithgauteit, Trachyt, Aegirintrachyt, Leucitbasanit, Nephelin- basanit, Leucit-, Nephelin-, Hauyn- und Sodalithtephrite, Hauyn- ophyr und Magmabasalt.

Von zehn dieser Gesteine wurden durch Voigt & Hoch- gesang Präparate gemacht.

Ferner von Freiberg: Eine prachtvolle Pyromorphitgruppe, Grube Friedrichsegen bei Ems, nelkenbraune Prismen (z. T. mit P) mit fast farblosen Enden und eine kleinere Gruppe mit bis 18 mm langen und 10 mm dicken Kristallen, 3 Borazite(oc Ox - Q), Wester- egeln; Argentit, Freiberg; Almandin (x QO), Bodo, Norw; Topas, San Luis Potosi, Mex.; Astrolith, ein neues Silikat, Neumark, Vogtland; Tridymit, Euganeen; Stephanit, Freiberg (oP - xP- x Px, undeutliche Domen und Pyramiden); Rauchtopas von der Géschenenalp fiir pyroelektrische Versuche; Silber, Freiberg; Wismut mit Wismutocker.

Von Reuter & Steeg: 5 Quarzplatten (einfacher Kristall und Zwillinge).

Von Merck: 300g Tonletscher Lösung, 100g Methylen- jodid, 100g Methylenjodid mit Jod und Jodoform.

Die Westphalsche Wage, die bisher nur zur Bestim- mung des spezifischen Gewichts schwerer Lösungen ein- gerichtet war, wurde vervollständigt durch die für direkte Bestimmung des spezifischen Gewichts von Mineralien nötigen Vorrichtungen.

10*

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Die seinerzeit Herrn Prof. Brauns in Gießen für Her- stellung seines Tafelwerks „Das Mineralreich“ geliehenen Stufen und Einzelkristalle sind sämtlich wieder unversehrt hier angelangt.

Prof. Dr. W. Schauf.

IV. Geologisch-paläontologische Sammlung.

Durch Schenkung, Tausch und Kauf ist auch diesmal die geologisch-paläontologische Sammlung in bedeutendem Maße be- reichert worden.

Die wissenschaftlich bedeutsamste Bereicherung an Fos- silien unserer Umgegend ist uns auch heuer von Herrn Ingenieur Alexander Askenasy zugewendet worden, indem er fort- fuhr, das sandigtonige Lager in der Baugrube des Klärbeckens nach Pflanzenresten, besonders Blättern, zu durchforschen und die mühsam herausgelösten aufs sorgfältigste zu präparieren, wobei ihn gelegentlich auch Herr Baron Wolf in Bonn unterstützte. Ebenso hat auch Herr Ingenieur Paul Timler sich weiter bemüht, aus den Oberpliocänschichten des Klärbeckens Früchte zu gewinnen, und sie dem Museum zugewendet. So wird die Kenntnis über die Vegetation des westlichen Mitteleuropas zu Ende der Tertiärzeit in hohem Maße gemelrt werden.

Auch Herr Ingenieur K. Fischer hat fortgefahren, die sich bietenden neuen Aufschlüsse in und um Frankfurt zu unter- suchen, die Fossilien zu gewinnen und unserer Sammlung zu- zuführen. Da diese Funde besonderes lokales Interesse haben, so führen wir sie auf, soweit sie nicht schon in der Abhand- lung: Neue Aufschliisse im Weichbilde der Stadt Frankfurt a. M. (dieser Bericht S. 47—58) besprochen sind.

Aus dem Bohrloch 61 bei Steinbach: Melunopsis callosa Al. Br., Neritina callifera Sandb., Psammobia sp., Congeria brardi Fauj.sp., Bulanus stellaris Al. Br.

Aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim eine Suite seltenerer Fossilien: Strobilus diptyx Boettg. sp., Strobilus uni- plicatus Al. Br.sp., Patula multiplicata, Patula disculus Al. Br. sp., Vallonia sandbergeri Desh., Iyalinia deplanata Reuß, Hyalinia mattiaca n.sp. Boettg., Archaeozonites mit Fraßspuren von Oleacina, Pachylimax sandbergeri Boettg., Pupilla impressa Sandb., Pupa

149°

tiarula Al. Br., Pupa suturalis Sandb., Vertigo protracta Sandb.,

V. ovatula Sandb., V. kochi Boettg., Leucochilus didymodus

Al. Br., Isthmia cryptodus Al. Br., Geckoneneier, Eckzahn und

Schienbein von Dremotherium.

Aus den Süßwasserschichten des Cyrenenmergels von Nieder- Ingelheim: Das Fragment eines Längsknochens.

Die stratigraphisch bedeutsamsten Funde sind die, welche bei den vom Städtischen Tiefbanamt im Untermaingebiet vor- genommenen Bohrungen von Herrn K. Fischer gemacht worden sind:

1. Gegenüber Dietesheim wurde in 7 m Teufe in einem den Oberpliocänschichten des Klärbeckens völlig gleichen, licht- grauen Sand die für diese Absätze charakteristische Frucht von Preudonyssa palmiformis Kink. gefunden.

2. In lithologisch ähnlichen Absätzen sind im Brunnen Ja bei Dorf Weilbach in ca. 18,75 m Teufe Braunkohlenstammstücke gefunden worden. Aus einem diesem Schichtkomplex an- gehörigen Ton hat Herr Fischer Früchtchen, unter denen die von Carpinus die zahlreichsten sind, ausgeschlämmt. In 35,4—36,0 m Teufe stieß man auf eine zweite Holzschicht.

3. Aus eben solchen Schichten, und zwar aus der Bohrung No.55 bei Eschborn in 48m Teufe, wurde mir von Herrn Stadtbaumeister Sattler eine gut erhaltene Nuß (Juylansn.sp.) übergeben.

4. Die Bohrung No. 45 im Tal des Westerbaches zwischen Esch- born und ElisabethenstraBe fürderte ebenfalls aus grauen Sanden in 46 m Tenfe Pflanzenreste einen stark verletzten Zapfen und Holzstücke.

5. Im Versuchsbrunnen III bei Praunheim, nahe der Bohrung No. 55, traf man in 22,6 m Teufe auf ein Holzstücke führendes Braunkohlentlötz.

Es sind dies Funde, die die Ausbreitung der Oberplivcän- schichten im Osten des Frankfurter Beckens, dann westlich von Höchst a. M. und in der unteren Wetterau nahe dem Südfuß des Taunus beweisen und das oberpliocäne Alter von lithologisch ähnlichen sandigen, tonigen und sandigtonigen kalkfreien Schichten am Südabhang des "Taunus bezeugen.

Bei dieser (selegenheit sprechen wir den Herren Wasser- baudirektor Scheelhaase und Bauinspektor Weber für die

1508

gütigen Mitteilungen neuer Grabungen im Frankfurter Gebiet unseren verbindlichen Dank aus.

Im Jahre 1894 waren wir in der glücklichen Lage, über eine ganz bedeutende Schenkung berichten zu können; es ist die Schenkung von Herrn Ankelein, dem unermüdlichen und glücklichen Sammler in der Eifel, gemeint. Die schöne mittel- devone Fauna von Gerolstein und Pelm wurde dadurch erst in unserer Sammlung vertreten. Tertiäre und jurassische Sammlungen haben sich dem angeschlossen. Neuerdings noch konnte ich weiter von hochwertvollen Gaben, die uns Herr Ankelein zutrug, berichten; ich erinnere an Sektionsbericht 1903, pag. 91*. Nun trauern wir um den liebenswürdigen, munifizenten alten Herrn. Überraschend in hohem Grade ist es, welche Sammlungen er von neuem in seinem hohen Alter in den letzten acht Jahren zusammengebracht hat. Sie geben der ersten Schenkung nichts nach. Von den tertiären Fossilien seien nur folgende genannt: der mittelste Zahn eines Notidanus-Gebisses, der Flossenstachel eines Aétobates von Eckelsheim und das Zähnchen eines Lepido- pides von Weinheim. Unter den Eifeler Fossilien ist die Zahl und Mannigfaltigkeit der selbstgesammelten Crinoideen und Brachio- poden eine ganz außerordentliche, was wir auch zur Tausch- verwendung sehr schätzen. Dasselbe gilt auch von den triasischen und jurassischen Teilen seiner Sammlung; daraus sei Goniatites buch, Spiriferina hirsuta und Ammonites spiratissimus hervorgehoben.

Sehr zu Dank verpflichtet sind wir der Direktion der Geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für eine recht beträchtliche Sendung von Carbonpflanzen von verschiedenen Lokalitäten und Horizonten, wodurch sie einem Ersuchen unsererseits nach dieser Seite freigebig aufs ausgiebigste entsprach.

Eine schätzenswerte Gabe an Carbonpflanzen verdanken wir auch Herrn Paul Fulda dahier.

Heuer, wie schon manches Jahr, war unser korrespondie- rendes Mitglied Herr Erich Spandel in Nürnberg so liebens- würdig, von seinen Reisen uns Suiten zuzuführen. Die heurigen stammen aus den oberen Juraschichten des Harzes und aus den Bryozven führenden Oligucinschichten Priabonas.

Wir dürfen hier wohl auch noch auf die aus der Eberhardt- höhle bei Ultima Esperanza in Südwest-Patagonien stammenden

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Reste des so hochinteressanten Grypotherium darwini hinweisen, die uns Herr Prof.R. Hauthal von La Plata zugewendet hat.

Auch dieses Jahr erfreuten wir uns in hohem Grade der sachkundigen und opferfreudigen Beililfe in der Bestimmung von Fossilien, die in unserer Sammlung liegen. Vor Allem sprechen wir den verbindlichsten Dank unserem korrespon- dierenden Mitglied, Herrn Prof. H. Engelhardt in Dresden, aus, der nicht müde wird, durch seine Tätigkeit den Wert unserer Sammlung fossiler Pflanzenreste zu erhöhen.

Aus den Congerienschichten von Königsgnad hatte Herr Gufler uns außer vielen Konchylien auch eine kleine Suite von Blattabdrücken gesandt Fossilien, die von dort noch nicht bekannt sind. Nach den Bestimmungen Engelhardts gehören sie folgenden Pflanzen an:

Sphaeria fici Eghdt. Alnus kefersteini GÖpp. sp. (rlyptostrobus europacus Populus latior Al. Br. Brgn. sp. Populus bulsamoides Göpp. Pinus hepios Ung. Ficus tiliaefolia Al. Br. Cyperus sp. Planera ungeri Kov. sp. Poacites laevis Heer. Cassia sp. Cassia hyperborea Ung.

Durch die Untersuchung der letzten Aufsammlung in Wieseck, die wir Herrn Max Stern hier verdanken, hat sich die Zahl der von dort bekannten Pflanzen beträchtlich gemehrt. Der Zu- Sammensetzung dieser Florula nach zu urteilen, gehört sie sicher dem Oligocän an.

Poacites lepidus Heer. Myrica ?.

Myrivca acuminata Ung. Quercus goepperti Web. Salix arcinervia Web. Ficus lalages Ung. Ficus lanceolata Heer. Juglans bilinica Ung.

Juglans acuminata Al. Br.

Juglans ungeri Heer’? Laurus lalayes Ung. Laurus primigenia Ung.

Cinnamomum rossmaessleri Heer. Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. Cinnumomum buchi Heer? Benzoin antiquum Heer. Andromeda protogaca Ung. Rhamnus decheni Web. Rhamnus (eridani Ung. ?) Chrysophylhan reticulosam RoBm. sp. Sapotacites minor Ett. Cassia phaseolites Ung.

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Auch in diesem Jahr hat Herr Prof. Dr. Sterzel in Chemnitz wieder einen beträchtlichen Teil unserer Carbonpflanzen seiner fachkundigen Durchsicht unterzogen, so daß wohl im kommenden Jahr, also vor dem Auszug ins neue Museum, unsere ganzen Vorräte an Carbon- und Permpflanzen sicher bestimmt sind.

Auch hier sprechen wir Herrn Konservator Dr. Max Schlosser in München unseren verbindlichsten Dank aus für die so reiche Gabe, die in den Gipsabgüssen der von Baron v. Reinach beschriebenen, im Münchener Museum liegenden, fossilen ägyptischen Schildkröten besteht.

Durch die gütige Untersuchung von Herrn Konservator Dr. M. Schlosser ist für das Nordbassin und Weisenau der Nachweis von einigen, in der vorjährigen Liste noch nicht nachgewiesenen Nagern und Insektenfressern sichergestellt.

In neuerer Zeit werden in dem Flörsheimer Landschnecken- kalk organische Reste gefunden, die man aus früherer Zeit nicht kannte. Dazu gehören Eier von Geckonen in guter Er- haltung, ferner die Inkrustationen von Libellenlarven. Herr Dr. Diderich von Schlechtenda] in Halle a. d. S. hatte die Freundlichkeit, die Bearbeitung der nicht unbeträchtlichen Aufsammlung solcher Reste zu übernehmen.

Auch an dieser Stelle spreche ich Herrn Rektor Lienen- klaus in Osnabrück unseren Dank aus, sich der außerordentlich miihsamen Bearbeitung der in den Mainzer Tertiärschichten befindlichen Ostrakodenreste unterzogen zu haben. Einer sach- kundigeren Hand hätten wir sie nicht übergeben können. So hoffe ich, daß es sich ermöglicht, daß nun im kommenden Jahres- bericht diese wertvolle Arbeit der Öffentlichkeit übergeben werden kann.

Paläontologische Sammlung.

Geschenke: An Geld: Von Herrn Baron v. Reinach für eine Tour nach dem Uadi Faregh: 200 Mark.

An Naturalien: Vom Städtischen Tiefbauamt (Wasserabteilung) durch Herrn Stadtbaumeister Sattler hier: Eine schöne Nuß und Bohrproben (40,5—48,5 m Teufe) aus dem Braunkohlenflétz von Bohrloch 55, Gemarkung Eschborn, ferner Stammstücke mit einem Koniferenzapfen aus der Bohrung 45 im Tal des Westerbaches aus 46 m Teufe.

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Von Herrn Direktor Franck hier: Eine Suite Fossilien aus dem Muschelkalk von Ober- und Niederbronn. Karbonisiertes Sigillarien-Stammstück aus dem Ruhrbecken.

Von Fräulein Gall hier: Ostrea cyathula mit Balanus über- zogen vom Zeilstück bei Weinheim.

Von Herrn Schulze-Hein, Zahnarzt hier: Cassidaria depressa aus dem Meeressand von Weinheim bei Alzey; ein Fisch vom Gaualgesheimer Kopf: Unionen aus dem Mosbacher Sand.

Von Herrn Professor Dr. Kinkelin hier: Eine Suite Fossilien aus der unteren Kreide von der Bezeck zwischen Andelsbuch und Bezau im Bregenzer Wald; eine Suite Zähne aus dem eocänen Bohnerz von Oberbuchsiten, Heidenheim und Frolinstetten.

Von Herrn Karl Götzger, Rentner in Lindau: Fine Suite Fossilien von der Bezeck im Bregenzer Wald.

Von Herrn Oberlehrer Dr. Simon hier: Eine Balanophyllia auf Meeressandstein von Weinheim.

Von Herrn Oberingenieur Streng hier: Stenomphalen aus dem Cerithienkalk von Flirsheim; Lima lineata von Lengfeld.

Von Herrn Seeger & Cie. hier: Ein Mammutbackenzahn mit wohlerhaltenen Wurzeln aus dem Löß der Ringofenziegelei von Rödelheim.

Von Herrn Carl, Ingenieur hier: Zwei Stücke von ver- kieseltem Nadelholz aus dem Rotliegenden von Chemnitz.

Von Herrn Oberlehrer Michelis hier: Das Prachtexemplar eines Pecten cf. latissimus, ferner Cyrenenmergel von Offenbach, gesammelt gelegentlich der Anlage der Wasserleitung.

Von Herrn Professor Dr. F. Richters hier: Eine fossil- reiche Platte sog. Holsteiner Gesteines von Laboe; Dromien und Bryozoen aus dem Senon von Limhavn in Schweden.

Von Herrn Dr. F. Römer hier: Die Photographie eines 2 m langen Ichthyosaurus-Schädels vom Kloster Banz bei Bamberg.

Von Herrn Paul Wirsing, Techniker hier: Eine Suite pflanzlicher Fossilien von Salzhausen und Miinzenberg, ferner eine bearbeiteter jungfossiler Knochen.

Von Herrn Johannes Müller, Bauunternehmer hier: Eine Prachtplatte voll Mytilus aquitanicus aus dem Cerithien- kalk der Offenbacher Landstraße in Oberrad.

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Von Herrn Dr. Ferd. Blum hier: Ein Krokodilzahn und Pflasterzähne von Pycnodus hugit aus dem Weißen Jura von Solothurn, ferner Monotis nıuensteri vom Weißenstein.

Von Herrn Karl Kirchhoff hier: Fragment des Ober- arms eines großen Rindes, gespalten, aus einer Sandgrube bei Kleinkarben.

Von Herrn Wilhelm Körner, Obersekundaner hier: Eine Suite Goniatiten, Orthoceratiten, Cardiolen etc. aus dem Ober- devon von Odershausen bei Bad Wildungen.

Von Herrn Paul Prior, Bergingenieur hier: Eine Kohlen- schieferplatte mit Sphenophyllen.

Von Herrn Wührmann, Ingenieur hier: Steinkerne von Gastropoden und Bivalven aus dem Meeressand von Gut Rhein- grafenstein am Kehrenbach.

Von Herrn Dr. Geisow hier: Das Stück eines verkieselten Araucarioxylon.

Von Herrn Stadtbauinspektor A. Koch hier: Eine Suite Blattabdrücke aus dem Carbon vom Piesberg bei Osnabrück.

Von Herrn Prof. R. Hauthal, La Plata in Argentinien: Ein Molar, ein Stück der Haut mit Haaren und Hautknochen, einzelne Hautknochen und Kotballen von Grypotherium aus der Eberhardthöhle bei Ultima Esperanza, Südwest-Patagonien.

Von Herrn Baron von Reinach hier: Aus dem Cambrium Lingula ampla von Dresbach (Minnesota), Discina sp. von Coulome (Herault), Discina und Lingula von Andrarum (Schweden); Lamna- und Chrysophrys-Zihne, Ostracoden und Foraminiferen aus dem Rupelton von Büdesheim. Trionyxreste (Tr. senckenbergiana) aus dem Untermiocän von Moghara und der GipsabguB eines Podocnemisschadels. Ferner Podocnemis stromeri v. Rein, aus dem Mitteleocän des Fajiim (Ägypten), endlich der Unterkieferast von Palaeochverus meisneri von Erbenheim.

Von Herrn Dr. Max Schlosser, Konservator der geo- logisch-paläontologischen Sammlungen des Staates, München: Die Gipsabgüsse der in dem Münchener Museum befindlichen v. Reinachschen Originale fossiler ägyptischer Schildkröten.

Von Herrn Alexander Askenasy, Ingenieur hier: Eine große Sammlung selbstpräparierter Blätter aus dem ober- pliocinen Braunkohlenflötzchen in der Klärbeckenbaugrube.

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Von Herrn Paul Fulda, Kaufmann hier: Eine schéne Suite Carbonpflanzen aus dem Ruhrbecken, darunter Lepido- dendren, Stigmarien, Sigillarien und Farnblätter.

Vom Großherzogl. Museum in Darmstadt: Eine kleine Suite Fossilien (Steinkerne) aus dem Meeressand von Vilbel, durch Herrn Assistent Dr. Wittich.

Von der Direktion der Königl. Preußischen Geologischen Landes-Anstalt in Berlin: Eine größere Sammlung pflanzlicher Fossilien von Manebach, ferner aus dem Carbon von Wettin, von Westfalen, Harz, Nieder- und Ober- schlesien, durch Herrn Geheimen Oberbergrat Schmeiser.

Von Herrn Thomas, Architekt hier: Fragment eines StuBzahnes und Radius vom Mammut aus dem Löß von Heddern- heim (Falkenhahnsche Ziegelei).

Von Fräulein Marie Winter hier: Ein Ananckites aus der Weißen Kreide von Dover.

Von Herrn Pfeifer, Darmstadt: Fossilien ans dem Bohn- erz von Ilsede (Hannover).

Von Herrn Direktor Dr. Seitz hier: Einige Kreide- fossilien von El Kantara am Atlas zwischen Biskra und Batna.

Von Herrn Oberstabsarzt Dr. Brugger hier: Leuciscus oeningensis, Lebias perpusillus und Podogonium knorri aus dem Öninger Süßwasserkalk.

Von Herrn C. Ditter hier: Farnwedel aus dem Carbon der Gegend von Glasgow.

Von Herrn B. Dondorf, Fabrikbesitzer hier: Ein Krebs, ein Aptychus. Leptolepis und Ammonit aus Solenhofer Schiefer.

Von Herrn H. Kleyer, Generaldirektor hier: Zwei lig- nitische Braunkohlenstücke aus der Brunnenbohrung in der Fabrik an der Höchster Landstraße.

Von Herrn Hermann Weyland, Primaner hier: Ein Zahn von Lamna cuspidata vom Eschbacher Schloß bei Landau und zwei Lamna contortidens von Feil bei der Ebersburg, beide aus dem Meeressand.

Von Herrn Major Prof. Dr. von Heyden hier: Eine Suite von Fossilien aus dem Kalk von Flörsheim und Mombach, gesammelt von Herrn Senator Dr. Karl v. Heyden.

Von Herrn Dr. med. E. Roediger hier: Pectenreicher Miocänkalk von Pont du Gard und Les Baux pres Arles,

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Kalksinter von Pont du Gard und oberer Jurakalk vom Monte Tacanaglia bei Nizza.

Von Herrn Karl Fischer, Ingenieur hier: Eine große Zahl z. T. sehr seltener, z. T. stratigraphisch wichtiger Fossilien aus verschiedenen Aufschlüssen Frankfurts und seiner Um- gegend; Pecten aff. septemradiatus aus Leithakalk in Ungarn. Paludina vivipara aus dem Sand von Mosbach; ein Stammstück mit Bohrgängen aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim ; ferner von da ein Stück mit inkrustierten Wurzeln.

Von Herrn Ankelein, Oberpostamtssekretir, nach testa- mentarischer Bestimmung: Eine selr ansehnliche Sammlung Petrefakten aus den Devonschichten der Eifel, aus dem Wellen- und Muschelkalk von Warth bei Pforzheim, aus dem Schwäbischen Jura und dem Mainzer Tertiär.

Von Herrn Mundermann, Lehrer in Nieder-Ingelheim: Ein fragmentärer Unterkieferast und ein Oberarm (distaler Teil) von Rhinoceros aus dem Kies und Cyrena convexa, Cytherea incrassata, Tympanotomus margaritaceus, Potamides plicatus papillatus aus dem Cyrenenmergel von Nieder-Ingelheim.

Von Herrn Erich Spandel, Eigentümer des General- anzeigers in Nürnberg: Eine Kollektion oligocäner Bryozoen von Priabona und eine Suite Fossilien aus dem Malm und Lias des Harzes.

Geologische Sammlung.

Von Herrn K. Götzger, Rentner in Lindau i. B.: Tuffe aus der Gegend von Urach.

Von Herın Prof. Dr. Kinkelin hier: Erratika von der Höhe des Pfänders bei Bregenz und Nagelfluhgeschiebe mit Ein- drücken von ebendaselbst.

Von Herrn Oberingenieur H. Streng hier: Spaltenaus- fillungen und Konkretionen in Muschelkalk von Nassig bei Wertheim a. M.

Von Herrn Karl Fischer, Ingenieur hier: Oolithischer Kalk von der Rendelerstraße am Prüfling in Bornheim; Blasen- züge aus dem Dolerit von Bockenheim; Sandschliff auf Horn- blendebasalt im Bahneinschnitt Urberach; Trachyt vom Hohen- berg bei Dietzenbach mit Rutschfläche ; Ammonites raricostatus in nierenförmigem Pyrit eingehüllt von Pliensbach bei Boll in

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Wirttemberg; Kalkbank mit Trockenrissen vom Gaualgesheimer Kopf; Kalktuff mit Blattabdriicken von Ahlersbach bei Elm.

Von Herrn Prof. Dr. v. Heyden hier: Photographie des Bilsteines bei Lauterbach in Oberhessen (Basaltbruch).

Von Herrn Ingenieur Viesohn hier: Ein Klapperstein aus diluvialem Kies von Hattersheim.

Von Herrn Hermann Böckler hier: Kugelige Kiesel- konkretionen aus der Schotterterrasse an der Gehspitz im Stadtwald.

Von Herrn Prof. Dr. O. Boettger hier: Junger Meeres- kalk mit Pecten senatorius, 3 km von Kupang auf der Insel Timor; Sandschliff auf Hornblendebasalt im Bahneinschnitt von Urberach.

Von Herrn Hofrat Dr. B. Hagen hier: Sog. Korallenkalk, Karang, tatsächlich Foraminiferenkalk von Warrnambul, Süd- küste von Australien.

Von Herrn Prof. Dr. Schauf hier: Sandschliff auf Horn- blendebasalt im Bahneinschnitt von Urberach.

Von Herron Mundermann, Lehrer in Nieder-Ingelheim: Eine Septarie aus dem Cyrenenmergel von Nieder-Ingelheim.

Durch Tausch erworben: In beträchtlichem Maß hat die paläontologische Sammlung auch durch Tausch zugenommen. Hierbei wurden Objekte, die uns bisher völlig fehlten, erworben, um teils den Organismus, teils den von ihm gekennzeichneten geulogischen Horizont vertreten zu haben.

Es sei zuerst einer interessanten Suite aus dem böhmischen Obersilur und Devon (E, Fi, Fa und G2) gedacht, welche Herr Maria Petrobok zusammengebracht und Herr Dr. Kobelt durch eine Konchyliensendung an ihn wett gemacht hat. Die hauptsächlichsten Fundpunkte sind Lochkov, Kosor und Slivenetz.

Gegen eine Sammlung von Fossilien aus den pliocinen Süßwasserseen Slavoniens, Kroatiens, Ungarns, Siebenbürgens und der Krim erlielten wir von Herrn Prof. Dr. E. Kayser in Marburg eine Suite Fossilien aus dem rheinischen Devon, die uns sowohl durch die uns ganz neuen Arten als auch besonders durch den geologischen Horizont, dem sie ent- stammen Siegener Schichten aus dem Westerwald, aus dem

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Iberger Kalk bei Langenaubach und Hercyn aus dem Kellerwald wert sind. Dazu war noch eine fiir die Allgemein-geologische Sammlung erwiinschte, aus dem devonen Schalstein stammende Bombe beigefiigt.

Gelegentlich der Anwesenheit des Herrp Prof. R. Hau- thal von La Plata wurde ein Tauschverkehr ausgemacht, der uns in der Folge sowohl Fossilien aus den Devon-, Jura- und Kreideschichten Argentiniens wie auch aus den Pampasschichten daselbst zuführen soll. Es ist denn auch schon Ende Dezember eine erste, aus 400 Fossilien des rheinischen Devon und Culm bestehende Sendung an das National-Museum in La Plata abge- gangen. Wir sehen mit großem Interesse der ersten Gegen- sendung entgegen.

Ein weiterer Tauschverkehr ist mit dem Direktor der Berner geologischen Sammlung, Herrn Dr. Kissling, abge- sprochen. Als erste Gegensendung steht schon eine größere Samm- lung aus dem Mainzer Becken fertig.

Eine ebensolche Sammlung (ca. 170 Arten) hat Herr Prof. Dr. Schardt in Neuchätel, mit dem ich ‚schon länger in leb- haftem, gewiß für beide nützlichem Tauschverkehr stehe, er- halten. Mit großem Interesse sehe ich der Gegensendung entgegen, die nach meinem Wunsche diesmal der Allgemein- geologischen Sammlung zu gute kommen soll.

Gegen Fossilien aus den Paludinenschichten Slavoniens etc. konnte ich von Herrn Riemenschneider eine größere Zahl der Anodonta koeneni Graul von Uslar im Solling erwerben, von denen ich nun anderen im Tausch anbieten kann.

Ob der mit Prof. Togo von der Universität Tokyo ver- abredete Tauschverkehr in nächster Zeit, nachdem der japanisch- russische Krieg ausgebrochen ist, beginnen wird, ist nun recht zweifelhaft geworden. Ich hoffe, durch ihn fossile Vertreter aus Trias und Kreide von Japan zu erhalten.

Gegen v. Möllendorffsche Konchylien gingen zwei Sternberger Kuchen von Mecklenburg ein.

Von Herrn Prof. Dr. Gottsche am Naturhistorischen Museum in Hamburg ist die langersehnte Sendung eingegangen, die den Beweis lieferte: Gut Ding will Weil haben. Seine Gegen- sendung bestand aus einer auserwällten, großen Kollektion von seltenen Konchylien aus dem norddeutschen Miocän.

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Durch Kauf erworben: Von mehreren Arbeitern in den Kalkbrüchen bei Flörsheim: Mehrere Inkrustationen von Libellenlarven; seltenere Gastropoden, darunter: Acme limbata, Strobilus uniplicatus, Helix affinis, H. lepidotricha, H. sublenticula, Limnaeus thomaei, Torquilla subfusiformis etc. u. Psammobia tenuis ferner große Mengen von häufigeren Helices und Cyclostomen zur Gewinnung von Pupen u.a. aus dem Cerithienkalk, mehrere Blattabdrücke aus dem Rupelton und seltenere Fische und Säuge- tierreste von ebendaher.

Von Petrefaktenhändier Lind in Weinheim bei Alzey: Eine größere Sammlung von selteneren Gastropoden und Bivalven aus dem Meeressand, von ebenda auch Ausstellungsstücke von Teredines und Austernbänken; ferner Mastodon- und Rhinoce- rotenzähne aus dem Eppelsheimer Sand.

Von Steinbruchbesitzer Pharion in Steinheim bei Heiden- heim: Geweihstücke und Skeletteile von Dicrocerus, Canon und Astragalus von Micromeryx, Milchmolar von Rhinoceros minutus, Oberkiefermolar und Radius von Ith. sansaniensis, Unterkiefer- ast mit Zähnen von einem unbekannten Säuger; Oberarm und Oberschenkel einer Schildkröte, durch Herrn K. Fischer.

Aus dem Rhein beim Baggern gewonnen: Ein oberer Molar von Rhinoceros mercki und die Tibia eines jungen Llephas antiquus.

Von Bohrmeister Bausch in Windecken: Ein Mammut- molar und Pferdereste aus dem LOB.

Von Theobald Bootz I in Gimsbach am Glan: Eine Suite (sesteine mit Stylolithen und mit Tuten, ferner von permocar- bonischem J,andschaftensinterkalk.

Von Joh. KoBel in Triest: Blattabdriicke und Fische von Trifail in Steiermark und ein Cvelodus von Lesina.

Von Ziegelarbeitern in Heddernheim: Ein Mammutwirbel und der Unterkieferast eines diluvialen Rindes aus dem Löß.

Von Klärbeckenarbeitern: Früchte aus der Klärbecken- baugrube.

Von F. L. A. Brod in Vilbel: Eine größere Suite Fossilien aus dem Meeressand von Vilbel.

Ich komme schließlich noch auf eine Unternehmung zu spre- chen, die meine Zeit und Arbeit in beträchtlichem Maße in An- spruch genommen hat, so daß es mir fast unmöglich war, die Arbeit,

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die mir am nächsten stand, nämlich die Bearbeitung der Früchte aus dem Klärbeckenflötzchen, zu fördern. Die Bearbeitung der von Herrn Ingenieur Alexander Askenasy präparierten Blätter aus derselben Lokalität hat unser verehrtes korrespondierendes Mitglied, Herr Prof. H. Engelhardt übernommen. Auf meinen Antrag beauftragte die Gesellschaft den Privatdozenten Herrn Dr. Stromer von Reichenbach in München mit einer Sammel- reise nach Ägypten, besonders nach der Libyschen Wüste. Hierzu unterstützte Hr. Baron v. Reinach die Gesellschaft in bekannter freigebiger Weise. So war neben der Gewinnung von Säuger- resten, wie sie in den letzten Jahren die wissenschaftliche Welt überrascht hatten, die von Schildkrötenresten das wesentlichste Ziel, um Herrn von Reinach weiteres Material zu liefern, die tertiäre Schildkrötenfauna Ägyptens durch seine sachverständige Bearbeitung noch vollständiger, als es schon durch die eben in unseren Abhandiungen (Bd.29 Heft 1) niedergelegte Arbeit ge- schehen ist, kennen zu lernen. Nachdem vom Sektionär und I. Direktor die Sache in die Wege geleitet war, waren es Korre- spondenzen, die ersteren mit dem Reisenden in Verbindung erhielten. Nach seiner Rückkunft sprach Dr. Stromer in der wissenschaftlichen Sitzung vom 12. März 1904 über den Verlauf der Reise, und der Sektionär legte den arbeitenden Mitgliedern die reiche Ausbeute geordnet vor. Über die Samm- lungsergebnisse der Reise berichtet Dr. Stromer selbst in diesem Bericht S.111. Nun begannen die Korrespondenzen mit den Fachmännern, die einzelne Teile der Ausbeute bearbeiten sollten, und die Versendung an dieselben. An Herrn Dr. Stromer gingen die Fischreste (Pristis, Fajumia etc.) aus dem Fajüm und von Mokattam, auch vom Natrontal, an Herrn Dr. Abel an der geologischen Reichsanstalt in Wien die Seekuhreste vom Fajüm und von Mokattam. Für die verkieselten Stammreste von den verschiedenen Lokalitäten konnte ich noch keinen Bearbeiter gewinnen, ebenso für die Bearbeitung (Analyse etc.) der Salze aus den Natronseen. Herr Dr. Paul Oppenheim in Charlottenburg, der mit der Bearbeitung der eocänen Fossilien (Gastropoden, Bivalven, Echinodermen und Korallen) Ägyptens beschäftigt ist, hatte die Freundlichkeit, sofort die Bestimmung der reichen Ausbeute Stromers zu übernehmen. Mit Ausnahme weniger Objekte, die noch zu zeichnen sind, liegt diese Aufsammlung

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aus Fajim und Mokattam nun schon bestimmt im Museum eine wesentliche Ergänzung unserer mitteleocänen Meeres- fauna. Die Bearbeitung der Schildkröten fällt mit unserem sehnlichsten Wunsche zusammen, dem Wunsche, daß Herr von Reinach, wie er nach schwerer Krankheit gekräftigt aus Italien zurückkam, nun voller Gesundung entgegengehe und so durch seine Fachkenntnis diesen Resten erst zu ihrem Wert verhelfe Für die Bearbeitung der gut erhaltenen Hirnhöhlen- ausgüsse von eocänen Welsen aus dem Fajüm hoffen wir Herrn Prof. Dr. R. Burckhardt in Basel zu interessieren. Die Be- arbeitung der recht erheblichen Ausbeute an Zeuglodonresten wie die des Moeritherium wird wohl Herr Dr. Stromer über- nehmen. Herr Professor H. Engelhardt in Dresden hatte, wie ja immer, wenn ich ein Anliegen habe, die Freundlichkeit, die leider wenigen, aber sehr interessanten eocänen Blattreste aus dem Fajüm zu bearbeiten. Unser korrespondierendes Mit- glied Herr Erich Spandel hatte die Güte, die Gesteine vom Uadi Natrün und Herrr Prof. Dr.O. Boettger die Konchylien aus dem Uadi Faregh zu untersuchen. Die Gesteine vom Uadi Faregh und Uadi Natrün gingen schließlich an Herrn Dr. Stromer.

Um weitere Schildkröten- und Säugerreste aus dem Uadi Faregh zu gewinnen, unternimmt eben in unserem Auftrage auf Anregung von Herrn Dr. Stromer und mit Unterstützung des Herrn von Reinach (200 Mark) der Sammler Herr Markgraf in Kairo, der Dr. Stromer auf seinen Touren wesentlich unter- stützt hatte, eine weitere Sammeltour ins Uadi Faregh. Ich spreche auch hier Herrn Prof. Dr. E. Fraas in Stuttgart den besten Dank aus, diesen in seinem Dienste stehenden, erfahrenen Mann uns auch für diese Tour abgetreten zu haben.

Juni 1904. Prof. Dr. F. Kinkelin Prof. Dr. O, Boettger.

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163%

Bibliotheks-Bericht.

A. Geschenke. Die mit * versehenen sind vom Autor gegeben.

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C. Durch Kauf erworben.

a) Vollständige Werke und Einzelschriften. Die mit * versehenen liegen im Lesezimmer auf; ebenso bei Lieferungs- werken und Zeitschriften. Annales des sciences geologiques. Tom. X. XI. Beiträge zur Palaeontologie Österreich-Ungarns. Bd. VI. Dreyer, Fr.: Peneroplis. Leipzig 1898. Maurer, Fr.: Die Epidermis und ihre Abkömmlinge. Leipzig 1895. Regel, Fr.: Thüringen. Teil 1—3. Jena 1892 1896.

b) Lieferungswerke: Baillon: Histoire des plantes. Bibliothek der Länderkunde. Brandt, Nordisches Plankton. Brefeld: Mycologische Untersuchungen. Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs. Catalogue of Scientific Papers. Chelius, C.: Erläuterungen zur Geologischen Karte des Großherzogtums Hessen. Das Tierreich (Deutsche Zoolog. Gesellschaft). Engler: Vegetation der Erde. Engler: Das Pflanzenreich. Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition. Ergebnisse der Plankton-Expedition. Ergebnisse der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Fauna arctica. Grandidier: Histoire Naturelle de Madagascar. Hintze: Handbuch für Mineralogie. Lethaea geognostica. Leuckart und Chun: Bibliotheca Zoologica. Lindenschmit Sohn, L.: Altertümer unserer heidnischen Vorzeit. Martini-Chemnitz: Systematisches Konchylien-Kabinet. Martius u.a.: Flora Brasiliensis. Palaeontographia Italica. Palaeontographical Society. Rabenhorst: Kryptogamenflora. Retzius: Biologische Untersuchungen. Sarasin,P.u.F.: Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. Schimper: Mitteilungen aus den Tropen. Selenka: Studien zur Entwicklungsgeschichte. Semper: Reisen im Archipel der Philippinen. Smith und Kirby: Rhopalocera Exotica. *Taschenberg, O., Dr.: Bibliotheca Zoologica. Trouessart, E. L.: Catalogus mammalium. Nova editio. Tryon: Manual of Conchology. Zacharias: Forschungsberichte aus der Biologischen Station von Plön.

168%

c) Zeitschriften:

Abhandlungen der Großherzoglich Hessischen Geologischen Landesanstalt.

Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft.

*American Journal of Arts and Sciences.

*Anatomischer Anzeiger.

Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg.

*Annales des Sciences Naturelles (Zoologie et Botanique).

Annales de la Société Entomologique de France.

*Annals and Magazine of Natural History.

Arbeiten aus dem zoologischen Institut der Universität Wien.

*Archiv für Anatomie und Physiologie.

*Archiv für Anthropologie.

*Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere.

*Archiv für mikroskopische Anatomie.

*Archiv für Naturgeschichte.

*Archiv für Entwicklungsmechanik.

*Archiv für Protistenkunde.

*Archives de Biologie.

*Archives de Zoologie expérimentale et générale.

*Biologisches Centralblatt.

*Botanischer Jahresbericht.

*Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzen-

geschichte.

*Centralblatt für Mineralogie.

Deutsche Entomologische Zeitschrift.

*Geological Magazine.

Jahresberichte über die Fortschritte der Physiologie.

*Journal de l’Anatomie et de la Physiologie normales et pathologiques de l'homme et des animaux (Duval).

*Journal fiir Ornithologie.

*Mineralogische und petrographische Mitteilungen.

*Morphologisches Jahrbuch.

*Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.

The american Naturalist.

*Nature.

*Naturae novitates.

*Naturwissenschaftliche Wochenschrift.

*Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie.

Notes from the Leyden Museum.

*Palaeontographica.

*Zeitschrift fiir Krystallographie und Mineralogie.

*Zeitschrift fiir Ethnologie.

*Zeitschrift fiir practische Geologie.

*Zeitschrift fiir wissenschaftliche Zoologie.

Zoological Record of the Zoological Society.

*Zoologische Jahrbticher.

169*

*Zoologischer Jahresbericht. *Zoologischer Anzeiger. *Zoologisches Zentralblatt.

Die Anschaffungen und Geschenke des Dr.Senckenbergischen Medizinischen Instituts, des Physikalischen, Arztlichen und Geo- graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliothek einverleibt uhd können demnach von unsern Mitgliedern benutzt - werden. Von den Zeitschriften, welche, neben den schon an- geführten, der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt:

Von seiten des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts:

*Beiträge zur pathologischen Anatomie. *Botanische Zeitung.

*Botanisches Centralblatt.

*Centralblatt für allgemeine Pathologie. Correspondenzblatt für Zahnärzte. Ergebnisse der allgemeinen Pathologie. *Flora.

*Fortschritte der Medicin.

*Jabrbiicher für wissenschaftliche Botank. *Revue générale de Botanique. Wochenschrift, zahnirztliche.

Von seiten des Physikalischen Vereins: Apotheker-Zeitung. Astronomisches Jahrbuch. Berlin. Astronomische Nachrichten. Altona. *Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin. *Chemisches Centralblatt. Leipzig. *Comptes rendus hebdomadaires. Paris. *Dinglers Polytechnisches Journal. Stuttgart. . *Elektrotechnische Rundschau. Frankfurt a. M. *Elektrotechnische "Zeitschrift. Berlin. *Fortschritte der Elektrotechnik. *Jabresbericht über die Fortschritte der Chemie. Gießen. Jahresbericht über die Fortschritte der Physik.

*Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie.

*Journal für praktische Chemie. Leipzig. Journal of the institution of electrical engineers. *Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig.

The philosophical magazine.

*Meteorologische Zeitschrift. Wien. Physikalische Zeitschrift.

Leipzig.

170*

*Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Leipzig.

Das Wetter.

*Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden.

*Zeitschrift für physikalische Chemie. Leipzig.

*Zeitschrift für Instrumentenkunde. Berlin.

*Zeitschrift für Mathematik und Physik. Leipzig.

*Zeitschrift für physikalischen und chemischen Unterricht. Berlin.

Von seiten des Arztlichen Vereins:

Charité-Annalen. Berlin.

*Annales d’Oculistique.

Annali dell’Istituto d’Igiene sperimentale. Roın. Annales d’Hygiene.

Annales des maladies de l’oreille et de larynx. *Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamts.

Archiv für Hygiene.

*Archiv für Verdauungskrankheiten.

Deutsches Archiv für klinische Medicin.

*Archiv für Ohrenheilkunde.

*Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. *Archiv für Psychiatrie.

*Archiv für Ophthalmologie.

Archiv für Dermatologie und Syphilis.

Archiv für Kinderheilkunde.

*Archiv für Augenheilkunde.

Archiv für Gynäkologie.

Archiv für klinische Chirurgie.

Archiv für pathologische Anatomie.

Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene.

Archives de Laryngologie.

Archives of Laryngology.

*Archives Italiennes de Biologie.

Archivii Italiani di Laringologia.

Archivio Italiano.di Otologia.

*Beiträge zur klinischen Chirurgie.

Berliner Aerzte-Correspondenz.

Bulletin de l’Acad&mie royale de Médecine de Belgique. Bulletins et Mémoires de la Société francaise de Laryngologie. Bulletins et Mémoires de la Société francaise d'Otologie. Centralblatt fiir Bacteriologie und Parasitenkunde. Centralblatt ftir Chirurgie.

Centralblatt für Gynäkologie.

Centralblatt für innere Medicin.

*Centralblatt für praktische Augenheilkunde. *Centralblatt für Harnkrankheiten.

*Centralblatt fiir Physiologie.

171*

Centralblatt fiir allgemeine Gesundheitspflege.

*Neurologisches Centralblatt.

Correspondenzblatt der Schweizer Aerzte.

Correspondenzblatt für die Aerzte der Provinz Hessen-Nassau. *Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen.

Gazette médicale.

*Index medicus.

Jahrbuch für Kinderheilkunde,

*Schmidt’s Jahrbücher der Medicin.

Jahrbücher der Hamburgischen Staatskrankenanstalten. *Jahresbericht über die Leistungen der Medicin.

Jahresbericht über die Leistungen des Militär-Sanitätswesens. Jahresbericht der Ophthalmologie.

Jahresbericht über die Fortschritte der Gynäkologie.

Jabresbericht über die Fortschritte in der Lehre der pathogenen Microorganismen *British Medical Journal. Journal of Laryngology and Rhinology. Journal of Respiratory organs. Journal of the sanitary institut. The Lancet.

Medicin der Gegenwart. Deutsche Medicinalzeitung. Mémoires couronnés de l’Académie royale de Médecine de Belgique. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie. Monatsblatt für öffentliche Gesundheitspflege.

Monatsblätter für Augenheilkunde.

Monatsschrift für Ohrenheilkunde.

Monatsschrift für Öffentliche Gesundheitspflege. Therapeutische Monatshefte.

Le mouvement hygiénique.

Guy’s Hospital Reports.

*Ophthalmic Hospital Reports.

Deutsche Praxis.

*Praktische Arzt, der.

Reichsmedizinalkalender.

Revue de Thérapeutique.

Revue mensuelle de Laryngologie.

Hygienische Rundschan.

Sachverstindigen-Zeitung.

Sammlung klinischer Vortrige.

*Semaine médicale.

Obstetrical Transactions.

Medico-chirurgical Transactions.

Moleschotts Untersuchungen zur Naturlebre.

Aerztliches Vereinsblatt.

Vierteljahrschrift fiir Gesundheitspflege.

Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin.

172*

Verhandlungen der Berliner medicinischen Gesellschaft. *Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts. Berliner klinische Wochenschrift.

Wiener klinische Wochenschrift.

Wiener medicinische Wochenschrift.

Deutsche medicinische Wochenschrift.

Münchener medicinische Wochenschrift.

Prager medizinische Wochenschrift.

Berliner tierärztliche Wochenschrift.

*Zeitschrift für Biologie.

Zeitschrift fiir Chirurgie. . Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene.

Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. Zeitschrift für Gewerbehygiene.

Zeitschrift für klinische Medicin.

*Zeitschrift für Krebsforschung.

Zeitschrift für vergleichende Augenheilkunde. Zeitschrift für Thiermedicin.

*Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Militärärztliche Zeitschrift.

Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel.

Von seiten des Vereins für Geographie und Statistik :

Abhandlungen der k. k. Geographischen Gesellschaft Wien. Annalen der Hydrographie.

Archiv für Siebenbürgische Landeskunde. Astronomisch-geodätische Arbeiten.

Beiträge zur Sprach-, Land- und Völkerkunde von Niederländisch-Indien. Bericht der Kais. Russ. geographischen Gesellschaft Petersburg. Deutsche geographische Blätter (Bremen).

Bollettino della Societä geografica Italiana.

Bollettino della Societä Africana d’Italia.

Boletin de la Sociedad geografica de Madrid.

Boletin del Instituto geografico Argentino.

Boletin del Instituto geologico de Mexico.

Boletin de la Sociedad geografica de Lima.

Boletim da Sociedade de Geographia de Lisboa.

Bulletin de la Société géographique de Paris.

Bulletin de la Société du Nord de la France, Douai.

Bulletin de la Société de Géographie de Marseille.

Bulletin de la Société de Géographie de l'Est, Nancy.

Bulletin de la Société de Géographie commerciale de Bordeaux. Bulletin de la Société Hongroise de géographie Budapest. Bulletin de la Société Languedocienne de Géoyraphie, Montpellier. Bulletin de la Société géographique d’Anvers.

Bulletin de la société Neuchateluise de géographie.

173*

Bulletin de la Société Normande de Géographie, Rouen. Bulletin de la Société de Géographie commerciale, Havre. Bulletin der Rumänischen geographischen Gesellschaft. Bulletin du comité de l'Afrique francaise.

Bulletin of the geographical söciety of California. Bulletin of the geographical society of Philadelphia. Bulletin of the geological institution Upsala.

Fennia. Bulletin de la société de géographie de Finlande. Le Globe.

Jahrbuch des Ungarischen Karpathenvereins.

Jahrbuch des Siebenbtirgischen Karpathenvereins. Jahresbericht der geographisch-ethnographischen Gesellschaft Zirich. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Bern.

Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Greifswald. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Miinchen. Jahresbericht des Vereins ftir Erdkunde Dresden.

Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Metz.

Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Stettin.

Jahresbericht des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde. Journal of the American Geographical Society, New-York. Journal of the Geographical Society, Manchester.

Japrnal of geographical society of London.

Kundmachungen für Seefahrer.

Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens.

Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft Lübeck. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Jena. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien Mitteilungen des Vereins für Erdkunde Halle.

Mitteilungen des K. K. Militär-Geographischen Instituts Wien. Mitteilungen von Forschungsreisenden.

Nachrichten für Seefahrer.

National Geographic magazine.

*Petermanns Mitteilungen.

Pubblicazioni della Specola Vaticana.

Queensland geographical journal.

Revue de la Société géographique de Tours.

Svenska Turist Föreningens arsskrift.

Tijdschrift van het konigl. Nederlandsch Aardrijskundig Genootschap. Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Verhandlungen des deutschen Geographentags.

Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.

174"

Medaillen-Sammlung.

Im Berichtsjahre sind folgende Medaillen (meist in Bronze) in die Sammlung eingereiht worden:

Ehrlich-Plakette, Geschenk des Komitees durch Prof. Dr. J. Morgenroth.

Lucius-Medallle, Geschenk von Frau Dr. Eugen Lucius.

Nansen-Plakette, angekauft.

Silberne Medaille der Kaiserl. Russischen Geo- graphischen Gesellschaft zu St. Petersburg, verliehen 1890 an Major a. D. Prof. Dr. L. von Heyden und von ihm geschenkt.

Frankfurter Rathaus-Plakette mit den Porträten der beiden Bürgermeister, Geschenk der Stadtbibliothek. _

2 Virchow-Medaillen und 1 Virchow-Plakette, angekauft.

Sonstige Geschenke.

Geh. Hofrat Prof. A. Weismann in Freiburg i. B.: seine Büste in Gips, modelliert und im Auftrage des Schenkers überreicht von J. Kowarzik.

Geh. Rat Prof. A.von Kölliker Exzellenz in Würzburg, Geh. Rat Prof. F.von Leidig in Würzburg, Geh. Rat Prof. F.E.Schulze in Berlin und Geh. Hofrat Prof. A. Weismann in Freiburg i. B. schenkten ihre Bilder für das Museum.

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Eugen Askenasy +. Von Prof. Dr. M. Möbius.!)

Der Heidelberger Professor der Botanik Dr. E. Askenasy, der am 24. August 1903 auf einer Ferienreise eines plötzlichen Todes starb, gehörte unserer Gesellschaft seit dem Jahre 1870 als arbeitendes Mitglied an; er hat früher an den Ver- waltungsgeschäften und wissenschaftlichen Arbeiten regen Anteil genommen und auch mehrere Vorträge gehalten. Askenasy war am 5. Mai 1845 in Odessa geboren. Sein Vater war russischer Stabsarzt, zog aber dann, um seinen Söhnen eine deutsche Erziehung zu geben, nach Dresden, wo Eugen die Elementarschule und das Gymnasium bis Untertertia mit den besten Zeugnissen absolvierte. Um seine schwache Gesundheit ~ zu kräftigen, sollte er sich der Landwirtschaft widmen und war teils in dieser praktisch tätig, teils studierte er sie auf den Akademien von Hohenheim bei Stuttgart und Poppelsdorf bei Bonn. Auf letzterer gewann ihn Julius Sachs für die Botanik, deren Studium er von 1864 an in Heidelberg unter Wilhelm Hofmeisters Leitung fortsetzte. Daselbst wurde er 1866 zum Doktor promoviert und habilitierte sich 1872 als Privat- dozent für Botanik. Bis zu seinem Tode blieb er auch in Heidelberg, wo er 1882 zum Professor extraordinarius und 1899 zum Professor honorarius ernannt wurde. Als Lehrer entfaltete er keine sehr ausgedehnte Tätigkeit, sondern er führte mehr das Leben eines Privatgelehrten, indem er sich später in seiner Wohnung sein eigenes Laboratorium ein- richtete. Wenn auch die Zahl und der Umfang seiner

') Ein ausführlicherer Nekrolog von dem gleichen Verfasser ist in den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Bd. XXI (p. 47) erschienen.

17%6*

Schriften nicht groB ist, so hat er doch Bedeutendes geleistet und jede Arbeit trägt den Stempel des geistreichen und gewissenhaften Forschers. Seine Untersuchungen beschäftigen sich hauptsächlich mit der Algenkunde einerseits, mit physio- logischen Problemen andrerseits; in letzterer Hinsicht hat seine Theorie zur Erklärung des Saftsteigens in den Bäumen ganz besonderes Aufsehen gemacht. Während die meisten Auf- sätze in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht worden sind, hat er auch zwei selbständige Schriften erscheinen lassen: seine Habilitationsschrift, „Botanisch-morphologische Studien“ betitelt, und die ebenfalls 1872 herausgegebenen, sehr lesenswerten „Beiträge zur Kritik der Darwinschen Lehre“, in denen er sich im wesentlichen auf den Standpunkt Nägelis stellt. Daß seine Anschauungen in den von der Paläontologie beigebrachten Tat- sachen eine glänzende Bestätigung finden, hat 1875 Neumayr ausgesprochen. .

Askenasys vortrefflicher Charakter, sein liebenswürdiges Wesen und seine ganz hervorragende Gelehrsamkeit werden ihm immer ein dankbares Andenken in unserer Gesellschaft und ganz besonders bei seinen persönlichen Freunden sichern.

177%

Otto Franz von Moellendorff +.

Von Dr. W. Kobelt.!)

Es gibt Männer, die geborene Sammler, zum Systematiker prädestiniert sind, die von Kindesbeinen auf alles, was ihnen in der Natur auffällt, mitnehmen und zu ordnen versuchen. Ein solcher war Dr. Otto Franz von Moellendorff, den am 17. August 1903 der Tod viel zu früh der Wissenschaft entriß. Geboren am 24. Dezember 1848 zu Hoyerswerda hatte er von den ersten Jugendjahren an in seinem Vater, dem Ökonomie-Kommissionsrat und späteren Präsidenten der Natur- forschenden Gesellschaft in Görlitz, einen Führer, der ihn stets auf wissenschaftliches Sammeln hinwies. Das Museum der Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz war des wißbegierigen Knaben liebster Aufenthalt und, als er 1866 die Universität Halle bezog, war es ganz selbstverständlich, daß er sich dem Studium der Naturwissenschaft widmete. Da die Familien- verhältnisse es ihm indessen unmöglich machten, die wissen- schaftliche Karriere einzuschlagen, widmete er sich dem Studium der Chemie, aber sein Herz blieb immer bei der Zoologie und der Trieb, fremde Länder zu sehen und zu erforschen, ließ sich nicht bannen. Deshalb ergriff er im Jahre 1870 eine sich zufällig bietende Gelegenheit und nahm ein Anerbieten des Generalkonsuls Dr. Blau in Serajewo an, ihn als Hauslehrer nach Bosnien zu begleiten.

1) Auszug aus dem von dem gleichen Verfasser im Nachrichtsblatt d. Deutsch. Malakozool, Ges. 1903, No. 11/12 veröffentlichten Nekrolog.

12

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In dem damals noch türkischen und völlig unaufgeschlossenen Bosnien fand Moellendorff außer der seinem bedeutenden Lehrtalent sehr zusagenden Stellung und seiner späteren Frau und unermüdlichen Mitarbeiterin ein überreiches Feld für seine naturwissenschaftlichen Neigungen. Schon damals trat er in eine enge Verbindung mit der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft und in Verkehr mit mir, der dreißig Jahre lang ununterbrochen fortgesetzt worden ist. In seiner Fauna von Bosnien, die er 1872 als Dissertation zur Erlangung der philosophischen Doktorwürde schrieb, spielen die Binnenkon- chylien eine Hauptrolle. Generalkonsul Dr. Blau, der die un- gewöhnliche Begabung seines Hauslehrers erkannte, veranlaßte ihn, sich der Konsulatskarriere zuzuwenden, und gab so seinem Leben die bestimmende Richtung. Zufällig schienen damals die Aussichten in dieser Laufbahn im äußersten Osten, namentlich in China, günstiger als im Orient und so meldete sich der neu- gebackene Dr. phil. für das Reich der Mitte und wanderte 1873 als Dolmetscher nach Peking. Sein bedeutendes Sprachtalent und seine Fähigkeit, sich fremden Verhältnissen anzupassen und fremde Menschen in ihrem Wesen zu verstehen, ließ ihn rasch avancieren. Wir finden ihn zunächst in Peking, Tientsin und Shanghai, dann als Konsul in Kanton, Hongkong und wieder in Kanton, von wo er 1880 nach Manila versetzt wurde.

Schon in China hatte er mit unermüdlicher Ausdauer selbst gesammelt und zwar nicht nur Schnecken sondern alle Klassen von Tieren, er hatte ferner Chinesen zum Sammeln abgerichtet und in erster Linie einige Freunde Dr. Gerlach, Schmacker u.a. für die Konchylienkunde gewonnen und unsere Kenntnis der Binnenkonchylienarten in einer ganz un- erwarteten Weise vermehrt. Auf den Philippinen war der- gleichen kaum zu erwarten; sie waren nach den landläufigen Ansichten durch Cuming, Semper, Jagor, Quadras völlig abgesammelt und kleine Arten gab es dort überhaupt nicht. Letzteres erschien allerdings dem neuen Konsul nach seinen in Südchina gemachten Erfahrungen trotz der bestimmten Ver- sicherung des landeskundigen Quadras einfach unmöglich und er sollte rasch Recht behalten. Gerne erzählte er, wie er bei dem ersten gemeinschaftlichen Ausflug nach Montalban bei Manila angesichts der Kalkfelsen seinem Begleiter sagte, wenn

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hier keine Minutien seien, wolle er ihm Recht geben, wie er sich dann am Fuß der Felsen der Länge nach auf die Erde legte und im Mulm wühlte und wie Quadras dann die erste kleine Deckelschnecke fand. Damit war der Bann gebrochen : und ein ganz ungeahnter Reichtum kleiner Formen belohnte das Sammeln. Elf Jahre lang, von 1886 bis 1896, sammelte Moellendorff, soweit es seine Amtsgeschäfte zuließen, selbst und mit seiner Unterstützung Quadras, einige deutsche Freunde, die er auch hier für die Konchylienkunde gewonnen hatte wie Koch auf Cebu, deutsche Orchideensammler und namentlich auch verschiedene Tagalen, die sich bald als sehr geeignet, wenn auch nicht immer als absolut zuverlässig er- wiesen. Um mindestens 800 Arten hat Moellendorff direkt oder indirekt die Molluskenfauna der Philippinen bereichert. Kein Opfer war ihm zur Erreichung seines Ziels, der genauen Kenntnis des Archipels, zu groß.

Leider blieben ihm aber auch die Folgen des langjährigen Aufenthaltes in dem Tropenklima nicht erspart, Anämie und Herzschwäche meldeten sich auch bei dem riesenkräftigen Manne und im Herbst 1896 blieb ihm keine Wahl mehr als die Übersiedelung in ein kühleres Klima. Er wurde nach Kowno in Litauen versetzt, nach einem abgelegenen Nest, wo jede geistige Anregung fehlte. Doch rastete er auch dort nicht und schließlich gelang es ihm auch dort, einiges Interesse für die Heimatforschung zu erwecken und einen naturwissenschaftlichen Klub zu gründen.

Da schien ihm ein günstigeres Schicksal zu winken. Für die neugegründete Akademie für Sozial- und Handels- wissenschaften in Frankfurt a.M. wurde ein praktischer Konsulatsbeamter gesucht, der die Vorlesungen über Konsulats- wesen und über Handelsgeographie übernehmen sollte. Es ge- lang, die Aufmerksamkeit auf Moellendorff zu lenken, der bei seiner langjährigen Erfahrung und seinen vielseitigen und ganz ungewöhnlich umfassenden Kenntnissen für die Stelle vorzüglich geeignet erschien. Er nahm mit Freuden an und so siedelte er im Oktober 1901 nach Frankfurt über. Der Traum seines Lebens war erfüllt, eine unabhängige wissenschaftliche Stellung an einem Ort gewonnen, wo ein reges geistiges Leben herrschte wie an wenigen Universitäten. Mit voller Kraft warf

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sich Moellendorff in die neuen Verhältnisse; in der Akademie nicht nur, auch in der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft, deren korrespondierendes Mitglied er schon seit 1885 war, in dem Verein für naturwissen- schaftliche Unterhaltung, in der unter seiner Mitwirkung ge- gründeten Anthropologischen Gesellschaft entwickelte er eine eifrige, anregende Tätigkeit; er übernahm an meiner Stelle die Leitung der konchologischen Sektion des Sencken- bergischen Museums und begann mit einer Neuordnung des dort angesammelten, reichen Materials. Aber nur ein glück- liches Jahr sollte ihm beschieden sein. Schon im Herbst 1902 meldeten sich die Symptome der tödlichen Krankheit, anfangs unbedeutend, dann immer schlimmer; von den ersten Tagen 1903 ab konnte er das Bett nicht mehr verlassen; es war ein Jammer, den kräftigen Mann bei voller geistiger Frische körperlich immer schwächer werden zu sehen. Am 17. August erlöste ihn ein sanfter Tod von seinen mit musterhafter Geduld getragenen Leiden.

Moellendorffs Lebensarbeit spiegelt sich in seiner Konchyliensammlung. Neun große Doppelschränke füllten die Schätze, die er teils selbst, teils durch einen in großartigster Weise betriebenen Tauschverkehr innerhalb mehr als dreißig Jahren gesammelt hatte. Die Sammlung ist durch- gearbeitet wie wenige; unbearbeitetes Material befand sich überhaupt nicht darin, dafür die Typen von mindestens 1500 von ihm aufgestellten und beschriebenen Arten und benannten Lokalformen; außerdem fast unzählbare Exemplare aus der Hand anderer Autoren (co-types), die mit dem Besitzer der philippinischen Prachtsachen natürlich bereitwilligst ihre Arten austauschten. Es ist gelungen, die Sammlung ein- schließlich der Dubletten und des wissenschaft- lichen Nachlasses fürdasSenckenbergische Museum zu erwerben und so der Wissenschaft zu erhalten. So wird es möglich sein, die angefangene Landkonchylienfauna der Philippinen an der Hand des 1901 erschienenen Verzeich- nisses zu Ende zu führen. Auch die angefangene Monographie der Agnathen im Martini-Chemnitzchen Konchylienkabinet hoffe ich weiterfübren zu können. Aber unwiederbringlich dahin sind die Pläne, die wir zusammen für eine großangelegte Zoo-

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geographie der Philippinen gemacht haben und die nur der ausfiihren kann, der das Land aus eigener Anschauung kennt, dahin so mancher andere Plan, den wir beide zusammen noch in die Wirklichkeit zu übersetzen dachten! Dahin ist vor. allem für mich die Hoffnung, daß der um acht Jahre jüngere Mann einmal das weiterführen werde, was zy Ende zu führen ich kaum erwarten kann!

Moellendorff war eine unbeugsame, gerade, ehrliche Natur, vielleicht etwas rechthaberisch und nicht für jeden be- quem im Umgang, aber absolut zuverlässig und treu für seine Freunde, ejne Arbeitskraft ersten Ranges und von einer staunens- werten Vielseitigkeit. Wenige Wissensgebiete waren ihm fremd, auf gar vielen konnte selbst ein Fachmann von ihm lernen. Besonders während des ersten Jahrzehntes seines chinesischen Aufenthalts hat er verschiedene wichtige linguistische und geographische Arbeiten geliefert; seine Karte Nordchinas hat bei dem Feldzug gegen Peking wichtige Dienste geleistet. Auch die Vögel und Säugetiere Nordchinas haben wir durch ihn genauer kennen gelernt. Später konzentrierte er seine wissenschaftliche Arbeit mehr und mehr auf die Landschnecken, aber gesammelt hat er auch auf den Philippinen alle Tierklassen, die ohne mühsame Präparation zu sammeln waren, und er hat seine Ausbeute bereitwilligst und in uneigennützigster Weise den Fachmännern zur Verfügung gestellt. Auch um die Er- forschung Neu-Guineas und in der letzten Zeit Hinterindiens hat er sich große Verdienste erworben. Die letzte Arbeit, bei der ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm, war die Be- arbeitung der Ausbeuten der russischen Forscher aus Inner- china und Tibet. Die Bearbeitung solcher Sammlerausbeuten war seine Liebhaberei; selbst zur monographischen Zusammen- stellung der philippinischen Molluskenfauna hat er sich nur nach langem Drängen entschlossen.

Seine Arbeiten sind zum weitaus größeren Teile in den Jahrbüchern und dem Nachrichtsblatt der Deutschen Malako- zoologischen Gesellschaft sowie in den Jahresberichten der Senckenbergischen Gesellschaft enthalten, einiges auch in eng- lischen Zeitschriften, den Proceedings of the Zoological Society of London, den Proceedings of the Malacological Society, den Publikationen des Museums in Calcutta und der Ostasiatischen

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Gesellschaft und in den Annalen des Museums der Petersburger Akademie. Von der Molluskenfauna der Philippinen, die als Ergänzung der Semperschen und Teil des großen Semperschen Reisewerkes erschien, hat er nur die Agnathen und Naninen vollenden können, von der Monographie der Agnathen für die zweite Auflage des Martini-Chemnitz die beiden ersten Liefe- rungen, welche die Rhytididen enthalten.

II. Teil:

Wissenschaftliche Abhandlungen.

Die Biologie der Griechen.

Vortrag gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 9. Januar 1904 von

Professor Dr. Rudolf Burckhardt.

Auf dem internationalen Zoologenkongreß in Berlin hatte ich vor zwei Jahren einen Studienfreund wiedergesehen, mit dem ich seinerzeit im Leuckartschen Laboratorium zu Leipzig gearbeitet hatte. In der Hast des Kongreßlebens war keine Zeit dazu geblieben, daß wir mehr als uns wiederer- kannt hätten, und da mich nichts daran hinderte, folgte ich auf der Heimreise der herzlichen Einladung Reinholds, ihn in seiner Universitätsstadt zu besuchen, damit wir uns aus- sprechen könnten.

Ob wir uns wohl noch verstehen würden? So manchen Kameraden hatte ich nach langer Pause wiedergesehen und ge- hofft, mich mit ihm einer gemeinsamen Unterhaltung zu er- freuen. Wie oft schon war ich enttäuscht worden, den einen im- mer noch auf demselben engen Arbeitsgebiete vorzufinden, dem seine Dissertation angehört hatte, zu sehen, wie er alle Erwei- terung des Horizontes durch Aufnahme neuer außerhalb ge- legener Stoffmassen und Gedanken ablehnte und stets densel- ben Faden fortspann, den der Zufall und das Interesse seines Lehrers in ihm angesetzt hatte. Man verstand ihn nur nicht; aber über dieses von ihm entdeckte Entwickelungsgesetz, dem er sein Leben widmete, ließen sich nicht nur Bogen, sondern Bände füllen und wenn er einmal durch einen Glückefall hinaufgetragen werden sollte, so würde eine ganze Schule da- ran zu arbeiten haben, seinen Gedanken weiter zu verarbeiten.

Ein anderer war dermaßen mit Berufsgeschäften über- häuft, daß auch ihm keine Zeit zur Umschau übrig geblieben

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war und er, mühsam seinen Verpflichtungen nachkommend, es ablehnen mußte, nicht notwendige Studien, „Unnötiges”, zu treiben. Besoldet war er ja; gewissenhaft und pflichteifrig versah er sein Museum; mit den Jahrzehnten mußte auch er avanzieren und zu seiner verdienten Anerkennung gelangen. Wie war es wohl meinem Freunde Reinhold ergangen? Hatte er die hohle Gasse hinauf- oder hinabsteigen müssen? . Nun, wir werden es ja sehen.

Mit solchen Gedanken beschäftigt, entstieg ich dem Schnellzug, und pünktlich, wie versprochen, empfing er mich am Bahnhof. Er versicherte, er habe sich für den Nachmittag frei gemacht und sein Plan sei, wir wollten sofort nach Tisch sein Laboratorium aufsuchen; bei der Hundstagshitze sei man nirgends besser aufgehoben als in diesem Halbkeller, der im Winter zwar ein elendes Malepartus sei, im übrigen aber prachtvolles Nordlicht zum Mikroskopieren besitze. Ich wil- ligte in alle Vorschläge gerne ein; ist es doch gerade die Kunst des experimentellen Historikers, das Opfer der Beo- bachtung sich in vollem Behagen ausgeben zu lassen, und Opfer der Beobachtung sind mir, seit ich die Geschichte mef- ner Wissenschaft erforsche, so viele, auch die besten wissen- schaftlichen Freunde geworden. Nur aus der lebenden Wissen- schaft und den psychologischen Voraussetzungen ihrer Vertre- ter schöpfen wir die Kraft, Analogie und Widerspruch der uns nur überlieferungsweise bekannten Vergangenheit sowie die Entwickelungsgeschichte unserer Forschung, zu deuten. *

Wir hatten uns niedergesetzt und ich sah mich im La- boratorium meines Studienfreundes um. An Geräumigkeit ließ es nichts zu wünschen übrig. Auch nicht an Ausrüstung. Neben den nötigsten Requisiten standen einige der rostigen Degeneration ihres Skelettes verfallene Aquarien. Mehrere Mi- krotome neuester Konstruktion unter Glasgehäusen, wertvol- len Sammlungsobjekten gleich, ein elektrischer Ofen für Ein- bettung in Paraffin, der große mikrophotographische Apparat von Zeiß und die Kohlensäureflaschen, deren Inhalt zum Ge- frieren von Schnitten zu dienen hatte. All das verriet den modernsten Betrieb eines Mikroskopikers.

„Kennst Du schon die neueste Verbesserung des ver- schiebbaren Objekttisches; ganz wundervoll namentlich bei

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Immersion; keine momentane Verschwommenheit des Bildes mehr während der Verschiebung selbst. Sieh nur einmal her.“ Ich mußte mit einiger Beschämung gestehen, daß ich bis jetzt noch ohne dieses Hilfsmittel ausgekommen sei, überhaupt ohne verschiebbaren Objekttisch.

„Nun werde ich Dir also gleich zeigen, welch brillante Bilder Du erhältst; diese Technik ist einfach großartig; so bist Du doch absolut sicher, dieselbe Bindegewebsfaser nie aus dem Auge zu. verlieren.“

Mein Freund war nämlich, wie Sie sehen, Histologe und seit Jahren der Struktur und Entwickelung der Bindegewebs- fibrille immer mehr auf der Spur. Das war seine Domäne; hier war er Autorität. Eine Kontroverse, in die ihn ein un- bequemer Nebenbuhler verwickelt hatte, da die Arbeit Rein- holds aus Versehen einmal einen Tag zu spät in die Zeit- schrift gelangt war, hatte nach der vollen Überzeugung Rein- holds mit der Abschlachtung des Gegners geendet. Er hatte ja schon fünf Jahre der Übung und Betätigung auf diesem schwierigen Gebiete hinter sich, als der andere erst anfing. Der Vorsprung war nicht mehr einzuholen. Ein Glück, daß alles so abgelaufen war; eine Niederlage hätte Reinhold in seiner Karriere schwer schädigen können, da sich gleichzeitig mit ihm ein Ornithologe des Museums zur Habilitation an- gemeldet hatte, „ein Mensch, der nicht einmal die Anatomie eines Vogels kannte, geschweige denn von Histologie eine Ahnung hatte“.

Mein Freund nahm mein Stillschweigen wahr. Nachdem ich mich von der Vortrefflichkeit seiner Bindegewebspräparate überzeugt hatte, und da mir weiter keine technischen Vervoll- kommnungen von Instrumenten zu zeigen waren, schlug er vor, wir wollten einen Rundgang durch das Institut antreten. Es sei ein günstiger Moment, kein Mensch da; es wäre unan- genehm, dem Chef zu begegnen, mit dem er sich zwar recht gut stehe, der aber die fatale Eigenschaft habe, Gäste um ihre Meinung über seine Präparate zu fragen und sie nicht mehr loszulassen. Wir machten uns also auf, traten den üb- lichen Rundgang an und besichtigten das glänzend eingerich- tete Institut. Ale wir in Reinholds Zimmer zurückgekehrt

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waren, fragte er: ,Sag’ einmal, was machst Du eigentlich? Noch immer unverheiratet? Noch immer Extraordinarius? Du hast mir ja auch Arbeiten geschickt; aber, offen gestan- den, gelesen habe ich nichts. Um Gotteswillen, woher soll einer die Zeit nehmen, nur die histologische, nur die Litera- tur über Bindegewebe und Mesoderm zu bewältigen? Wo soll es noch hinführen, wenn es so weiter geht, wie in den letzten zehn Jahren? Ja, ich begreife nicht, warum der Zudrang zu unserem Fach stets noch im Wachsen ist? Dabei ist makro- skopisch bekanntlich nichts mehr zu machen, alles ist ausge- schöpft und in der Histologie sind wir auch bald an der Grenze!“

Trostlos und leise klangen die letzten Worte aus. „An der Grenze“ wollte mir ein Echo von den Wänden des großen Raumes zurücktönen. An der Grenze schien mir der Sprecher selbst. Starr ruhte sein Blick auf dem mächtigen Mikroskop und seine müden Augenlider fielen herunter. War nicht eben noch seine Frage nach meiner Beschäftigung unter dem Ausbruch seiner Verzweiflung über den Betrieb der Wissen- schaft erstickt? Wollte er wirklich wissen, wonach er fragte? Konnte ich den Ermüdeten wecken und ihm erzählen, wie und womit ich mich seit meiner Studienzeit beschäftigt habe? Nein, er konnte mich ja nicht verstehen, bei dem wachen Be- wußtsein eines Mikroskopikers sicher nicht. So sollte er in süßem Traume wenigstens erfahren, worin seine Freudlosig- keit und das ebenso ehrliche wie unbefriedigte Ringen so man- ches modernen Biologen seinen Grund hat. Im Unterbewußt- sein, von den Zwangsvorstellungen seines Berufes frei, so sollte er wissen, welches Verhältnis des Forschers zu seinem Objekte unserer Wissenschaft zum Leben verholfen hat und stets eine neue Quelle fruchtbarer Anregungen bleiben wird. Mein einst so fröhlicher und lebensvoller Freund sollte, hoch über Zeit und Raum erhoben, schauen, wie geniale Menschen eine bio- logische Wissenschaft schufen, die, aus der Fülle des Lebens geboren, zum höchsten Berufe bestimmt ist, zur Sklaverei dem Sklaven wird, dem Freien aber zur Freiheit.

„Jetzt landen wir an der Insel Kos“, flüsterte ich, als Reinhold nicht mehr erwachen konnte. Die monotonen Tropfen des Wasserhahns verwandelten sich in Ruderschläge und die von sechs Ruderern geführte Barke bog in den wohlgeschütz-

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ten Hafen der kleinasiatischen Insel ein. Ich faßte Reinhold bei der Hand und ließ ihn mit. mir hinaufwandern nach der Stadt, die, von sanften und duftigen Wellenlinien des Gebir- ges umragt, über dem steilabfallenden, nordöstlichen Vorge- hirge sich hinzieht. Die Sonne stieg über dem Höhenzug von Halikarnaß empor, und der Morgen brach an, da wir die (Gäste des Asklepios sein würden. Bald standen wir auf der Terrasse mit dem weiten Ausblick über das Gestade Joniens und deutlich wie auf der Landkarte trat die seltsam geglie- derte Küste aus der weichenden Dämmerung hervor.!) Über die breite Freitreppe stiegen die Patienten herunter, die am Vor- abend zum Tempelschlaf zugelassen waren. Der sie begleitende Priester fragte Reinhold nach unserem Begehren und da ich - ihn unterwegs von meinem Vorhaben unterrichtet hatte, ihn zunächst mit der Naturforschung der koischen Mediziner in Berührung zu bringen, antwortete er dem Priester traumver- loren: „Eine Vorlesung wollten wir hören“. Aber der Grau- bart erwiderte: „Das, junger Freund, gibts bei uns nicht. Wer um der Menge willen offen redet, beginnt kein rühmliches Unterfangen“.?) Reinhold blickte mich verlegen an. Ich aber schwieg, um die Heiligkeit des Ortes mit voller Macht auf ihn einwirken zu lassen. Dann führte ich ihn nach der Stadt in die Hauptstraße, wo Polybos, der Schwiegersohn des großen Hippokrates wohnte. „Hier lies, bis er kommt“, sagte ich und drückte ihm eine Rolle in die Hand, nachdem uns der Sklave auf meinen Wunsch in die Bibliothek des Herrn geführt hatte.

„Denn auch das Gehirn differenziert sich wie die übri- gen Körperteile und entwickelt sich zu einer Art von Blüte.“ „Es ist doppelt beim Menschen, in der Mitte von einer Scheide- haut getrennt, auf seiner Erkrankung beruht die Epilepsie.“ „Die Menschen müssen aber wissen: von ihm aus entspringt Freude, Fröhlichkeit, Lachen und Scherz sowohl als Kummer, Unmut, Sorgen und Weinen. Durch das Gehirn nehmen wir wahr, begreifen, sehen und hören wir; es unterscheidet häß- lich und schön, böse und gut, angenehm und widerwärtig. Ja, nach seiner Verfassung urteilen wir zu verschiedenen Zei- ten verschieden. In ihm bilden sich Wutanfälle und Delirien, Schreckbilder und Furcht bei Tag und Nacht, Träume, Illu- sionen und alle Gleichgewichtsstörungen unseres Bewußtseine.

Aber so lange das Gehirn nicht beunruhigt wird, ist der Mensch bei Verstand.“ 3) |

Reinhold las und fragte mich erstaunt: „Wie, Du sag- test, wir, seien ins Jahr 420 vor Christi Geburt hinaufgestiegen und hier soll schon jemand das alles geschrieben haben? Wo waren denn die experimentellen Beweise?. Ist nicht, wie ich stets gehört habe, erst Franz Baco von Verulam der Schöpfer von Induktion und Experiment?“

„Bitte lies hier weiter,“ und ich händigte ihm einen zweiten Papyrus ein:

„Wenn man Wasser mit blauem Kupferocker oder mit Mennige verrührt, einem fast verdursteten Tiere vorzüglich einem Schweine einen großen Teil davon zu saufen gibt und ihm, während es säuft, die Kehle durchschneidet“ 4)

Hier unterbrach Reinhold seine Lektüre und blickte mich abermals groß an. In demselben Augenblick aber erschien Po- lybos, gefolgt von seinem Assistenten und streckte uns beide Hände zum Gruße entgegen: „Folgt mir in den Garten; es sprießen die Blumen, alles Leben keimt, heute sollen die Kna- ben sehen, was die Hennen seit gestern geleistet haben“. Da- mit führte er uns hinaus und da saßen drei Hühner, geschirmt von einem kleinen Schutzdach. Sein Gehilfe bückte sich und nahm jedem der erschreckten Hühner ein Ei weg, um die Beute in einem Tuche nach dem Hause zu tragen, der kleinen Werk- stätte zu, die dem Operationszimmer angebaut war. Hier saßen drei Jünglinge von 16 bis 18 Jahren; sie erhoben sich, grüßten den hereintretenden Meister ehrerbietig und drängten sich nun um seinen Gehilfen, der die Eier aufbrach, um ihnen den Embryo des Hühnchens in drei verschiedenen Altersstufen vorzuführen.°) Reinhold erfaßte eine leichte Befangenheit. Er hatte ja auch einmal einen embryologischen Kurs mitgemacht. Wenn ihn aber Polybos jetzt gefragt hätte, ob er die Er- klärung übernehmen wolle, so hätte er doch verbindlichst ge- dankt. Eine Keimscheibe und ein Hühnchen vom zweiten Tag hatte er ja auch einmal gesehen, spätere Stadien aber nur in mikrotomiertem Zustand kennen gelernt und Hühnchen der dritten Woche gar nie in Händen gehabt. Aber Polybos fragte ihn zum Glück nicht, sondern fuhr, auf die eifrigen Schüler hinweisend, fort: „Seht, daneben haben sie zum Ver-

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gleiche keimende Pflanzen stehen. Denn die Wissenschaft von den auf der Erde wachsenden Pflanzen, so meine ich, ent- spricht dem Wissen der ärztlichen Kunst. Unsere Natur näm- lich ist gleich dem Lande: die Sätze der Lehrenden sind gleich dem Samen; wer die Jugend schult, gleicht dem Säemann, der den Acker bestellt; der Ort, wo studiert wird, ist gleich der Nahrung, die aus der umgebenden Luft den Pflanzen geboten wird, die Arbeitslust. ist gleich der Bestellung. All das aber bringt die Zeit zur Reife.“ °)

Damit führte uns Polybos durch den Operationssaal, wo ein anderer seiner Assistenten von zwei Sklaven in den Zuriistungen für die Behandlung eines Armbruches unterstützt wurde. Zurechtgeschnittene Brettchen wurden gebracht, Bin- den bereit gelegt und wir sahen uns einen Augenblick in dem lichten Saale um. Zwei Operationstische nahmen die Mitte ein; an den Wänden Regale mit Salbenbüchsen, Arzneitöpfen, Schüsseln und Metallbecken. Der Sklave, welchem unsere Neu- gier auffiel, hob von einer in der Wand eingelassenen Mar- morplatte ein Tuch weg und da lag ein ganzes spiegelblankes Instrumentarium. Dann wurde der Patient hereingebracht, und wir verließen den Saal, verabschiedeten uns von Polybos und sein Assistent geleitete uns durch die Stadt. Auf meinen Wunsch gingen wir über den Fischmarkt, den ich noch in kei- ner südlichen Hafenstadt ohne Genuß an der Formenfiille und Farbenpracht der Meeresbewohner besucht habe.

Auf drei breiten treppenartig zum Marktplatz aufstei- genden Längsreihen von Quadern hielten die Fischer ihre frische Beute aus Poseidons Reich feil. Unser Begleiter kaufte im Vorübergehen einen mächtigen Steinbutt sowie einen Korb voll kleiner Muscheln, und ließ beides nach dem Krankenhaus des Polybos schicken. Hierauf begann ich mit. dem Assisten- ten eine längere Unterhaltung über die verschiedenen Arten von Fischen und Schaltieren, die er ebenso sicher mit Namen zu bezeichnen wußte wie wir, außerdem aber nannte er mir von jeder einzelnen Art die diätetische Verwendung, auf die der Meister den größten Wert lege.”) Reinhold trat etwas hin- ter uns zurück; er hätte sonst gestehen müssen, zwar eine Sepia von einem Polypen wohl unterscheiden zu können: aber Fische, nein, das war nie seine Spezialität gewesen.

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„Ein elendes Pack übrigens diese Fischhändler“, mur- melte unser Koér zwischen den Zähnen. „Archippos hat in der Tat nicht übertrieben. Und schon fühlt sich jeder, Fischer heutzutage wie ein Feldherr. Nur noch die’ Köche sind ihnen darin über.“ Mit schalkhaftem Lachen hatte er dies eben noch gesagt; dann verabschiedete er sich um sich einem feierlichen Zuge anzuschließen, der die Stadt heraufkam und sich gegen das Asklepiosheiligtum bewegte: „Entschuldigt mich. Sie neh- men heute meinem Bruder Hippokrates den Eid ab. Ich sollte Zeuge sein“.?)

Es schien mir, Reinhold habe nun genug gesehen, und er- lebt, um sich Gedanken auf ein Jahr hinaus zu machen. „Wir müssen mehr davon sehen“, meinte er aber halb neugierig, halb unruhig. „Hier leben Menschen, wie wir sie noch in der Jugend träumten, als uns die Sonne Homers noch schien, hier lebt die Forschung als freie Kunst, wie wir sie uns wohl dach- ten, als uns die Begeisterung für. sie erfaßte und als wir be- schlossen, uns ihr zu weihen. Wer ahnte damals, daß alles so ganz anders kommen würde?!“

„Beruhige Dich, mein lieber Freund, noch ist es früh am Tage, ein Sprung nach Athen und ein Ruck um hundert Jahre eine Kleinigkeit. Dort sollst Du nun gleich in vollem Glanz seines Ruhmes den erblicken, der fiir sechzehnhundert Jahre von der organischen Natur genug gesehen und gedacht hat, Aristoteles.“

Damit nahm ich Reinhold abermals bei der Hand. Wäh- rend er mich treuherzig anschaute, war Kos versehwunden, und wir standen an den Pforten des Lykeions in Athen. Durch die Säulenhalle betraten wir den Garten, wo im Schatten der Baumallen Gruppen lebhaft gestikulierender Männer und Jünglinge auf und abspazierten. Unbeachtet gelangten wir gerade dicht hinter Aristoteles selbst, der mit Menon eine Seitenallee aufgesucht hatte, um mit ihm über die Redaktion zoologischer Schriften zu konferieren.?)

„Und nun weißt Du ja, Menon, ich will, daß auch jedes Einzelne an seinem natürlichen Ort sei und sich selbst glie- dere, wie ein Organismus. In einer Wissenschaft, wo wir so ganz erst am Anfang stehen, dürfen. wir aber darin nicht zu

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weit gehen; wir erschweren sonst den Nachfolgern die Auf- gabe, fortzufahren. Bedenke namentlich dabei, daß wir die Tiergeschichte an den Anfang stellen; sie soll dann zuerst einführen in die Tierwelt, wie sie uns in ihren einzelnen Er- scheinungen entgegentritt und nach dem, was wir aus anderen Schriftstellern über sie erfahren. An zweite Stelle setzen wir, sobald die Schrift fertig ist, die „Teile der Tiere“, woraus je- der ersehen soll, welche Ursache einem jeden Organ innewohnt, an die dritte dann erst die Zeugungs- und Entwickelungsge- schichte. Denn es ist nur natürlich, .daß man zuerst die Er- scheinung, dann die Ursachen und zuletzt die Entstehung be- trachtet. So erhalten wir das ganze Werk und wenn Du erst noch die nötigen Umstellungen vorgenommen hast, so dik- tiere ich dann die Einleitung.“ !°)

Die weiteren Worte gingen uns verloren, denn da wir am Ende der Allee angelangt waren, wagten wir es nicht, dem umkehrenden Meister unter die Augen zu treten. Mit einer Wendung nach links gewannen wir die neben der Allee entlang laufende Säulenhalle, wo wir uns unbemerkt unter an- dere Peripatetiker mischen konnten. Hier wurde die letzte Rede eines Isokratesschülers kritisiert, dort die Chancen der Wettkämpfer für den nächsten Fackellauf erwogen und damit wir nicht wie zwei traurige Marabus unter diesen tempera- mentvollen Menschen wanderten, sagte ich im Anschluß an das oben gehörte Gespräch zu Reinhold:

„Hast Du nun gehört, wie Bücher disponiert werden?“

„Das klang doch etwas sehr nach Schule,“ erwiderte er überlegen.

„Wohl, aber vergiß nicht, daß hier alles auf Schule und Wettkampf angelegt ist, und dann hast Du Dir doch gewiß einmal unsere Lehrbücher daraufhin angesehen, inwiefern ihre Gliederung der eines Organismus entspricht?.“

„Das könnte ich nicht behaupten, weder daß ich bisher darauf geachtet hätte, noch daß es so sei. Gott, wer schaut denn darauf! Wenn nur die einzelnen Tatsachen richtig sind und das Buch möglichst vollständig ist.“

„Nun ja, auch Aristoteles sagt, für den Naturforscher müsse die Kenntnis der Einzelheiten die Grundlage der Er- klärung bilden.!!) Aber meinst Du wirklich noch, ein Buch

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bestehe lediglich aus so und so vielen petits faits, wie es aus Buchstaben und Wortbildern zusammengesetzt werde, auf die Art der Verbindung aber und auf die Struktur des Ganzen, die Entelechie, um mit dem Meister dort zu reden, komme nichts an? Die oberste Gliederung ist es vielmehr, die Geist und Geistlosigkeit, Bewußtheit und Unbewußtheit des Ver- fassers verrät. Achte nun einmal darauf, wenn Du Dir in Zukunft unsere Literatur besiehst.“

Wir standen vor einem Raum, aus dem man durch eine Tür nach der Säulenhalle gelangte und der nach einem Gar- ten hin sich öffnete. Da unterrichtete ein Schüler von Aristo- teles, und er war ein trefflicher Zeichner. Eben hatte er ein Chamaeleon von der Größe eines Krokodils in den Sand skiz- ziert und erklärte einigen Epheben die äußere Form der klei- nen Kletterkünstler, die auf einem bereitgestellten Zweige he- rumturnten. Dann nahm er eines der Tierchen, ging‘ zum Tisch, band es über ein Brettchen und hieß den beiseite sitzenden Vorleser aus einer Abschrift der Tiergeschichte vorlesen: „Das Ghamaeleon hat im ganzen eine Körperbildung wie die Saurier. Die Rippen erstrecken sich abwärts und stoßen in der Unter- leibsgegend miteinander zusammen, wie bei den Fischen und auf. ähnliche Weise wie bei diesen erhebt sich der Rückgrat. Sein Gesicht ist dem des Schweinsaffen am ähnlichsten. Sein Schwanz ist langgestreckt und spitz auslaufend, auch läßt er sich in seinem größten Teil der Länge nach wie ein Riemen aufrollen. Es hat längere Beine als die Eidechse, so daß sich sein Leib höher über den Boden erhebt, doch sind die Be- wegungen der Beine so, wie bei den Sauriern. Jeder Fuß ist in zwei Hälften geteilt, welche gegeneinander eine ähnliche Stellung haben, wie unser Daumen dem übrigen Teil der Hand entgegengestellt ist. Jeder dieser Teile ist bis auf eine kurze Strecke in einige Zehen gespalten, so daß an den vorderen Füßen drei nach innen und zwei nach außen liegen, an den hinteren dagegen zwei nach innen und drei nach außen. Sie haben Krallen ähnlich denen der Raubvögel. Sein ganzer Leib ist rauh wie der des Krokodils. Die Augen liegen in einer Höhle, sind sehr groß, rund und von einer ähnlichen Haut wie der ganze Körper bedeckt. In der Mitte ist zum Sehen ein kleiner Raum ausgespart, welchen es niemals mit der Haut bedeckt.

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Es bewegt das Auge im Kreise und kann den Blick nach allen Richtungen wenden; so sieht es, was es will. Es verändert die Farbe, indem es sich aufbläht. Sie ist sowohl fast schwarz, wie die des Krokodils, als auch gelb nach Art der Saurier, beides scheckt sich pdntherartig. Dieser Farbwechsel erstreckt sich über den ganzen Körper; daran nimmt auch gleichzeitig Auge und Schwanz teil. Es bewegt sich so träge wie die Schildkröten. Im Sterben wird es gelblich, und dieselbe Farbe besitzt es nach dem Tode. Die Lage der Speiseröhre und der Luftröhre ist dieselbe wie bei den Sauriern. Fleisch hat es nirgends außer kleinen Muskelmassen am Kopf und den Kinn- laden, sowie an der Schwanzwurzel. Blut befindet sich nur im Herzen und um die Augen, sowie in der Gegend oberhalb des Herzens und in den von ihm ausgehenden Adern; aber auch in diesen nur auf eine ganz kurze Strecke. Das Gehirn liegt ein wenig oberhalb der Augen, steht aber mit ihnen in Zu- sammenhang. Nimmt man die äußere Haut von den Augen hinWeg, so sieht man einen ringsumlaufenden durchschimmern- den Teil daran, in Gestalt eines dünnen metallisch glänzenden Ringes. Fast durch den ganzen Körper erstrecken sich viele starkeHäute, welche die der übrigen Organe weit übertreffen. Die Tätigkeit des Atmens dauert, auch wenn es ganz aufgeschnit- ten ist, noch geraume Zeit fort, während am Herzen sich noch schwache Bewegung bemerkbar macht, und es findet Zu- sammenziehung vorzugsweise in der Rippengegend aber auch an den übrigen Teilen des Leibes statt. Eine sichtbare Milz besitzt ee nicht. Es hält einen Winterschlaf wie die Saurier. “!?)

Wir waren in der Türe stehen geblieben und hatten von weitem zugesehen wie unterdessen ein Chamaeleon zergliedert wurde. „Zoologischer Kurs,“ murmelte Reinhold. Nach dem, was er in der koischen Schule gesehen hatte, war er nicht mehr so sehr überrascht. Aber die Zeichnung im Sande fes- selte ihn; denn sie drückte mit voller Lebendigkeit im ganzen Körper‘ des Tieres eine Bewegung aus, die mit wenigen Strichen alles besagte und Reinhold zu voller Anerkennung zwang. Wir traten etwas in die Halle hinein, um die Zeichen besser zu besehen. Da war denn auch die Wand mit Figuren aller Art bedeckt; insbesondere zunächst neben der Türe ein Riesenbild des Cephalopodenembryo mit dem charakteristi-

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schen Dotter zwischen den Fangarmen, der Dotter war mit A bezeichnet, die Augen mit B und I’.'*) Und da.standen denn auch noch in einem Gefäß mit Meerwasser die Eiertrauben von Lo- ligo. Sie waren Reinhold deshalb eine besonders vertraute Erscheinung, weil einst sein Arbeitsnachbar an der zoologi- schen Station in Neapel sich speziell damit beschäftigt hatte. die Cephalopodenentwickelung an diesem Objekt zu studieren.

Wir traten in den Garten hinaus, dessen Anlage schon verriet, daß er weniger auf die Gesamtwirkung als auf einen besonderen Zweck berechnet sei. Es war die eigenste Sché- pfung Theophrasts, der hier Beete nach Art der ägyptischen Pflanzengärten angelegt hatte, um gewisse Kräuter jederzeit zur Hand zu haben. Hecken von Lorbeer, Erdbeerbäumen, Erica arborea und düsteren Steineichen umgaben die ganze Anlage. In der Mitte aber, alles mit ihrer Krone majestätisch überschattend erhob sich die Riesenplatane. Ihre Wurzeln breiteten sich noch weiter aus als die Äste, wußte uns der ar- beitende Sklave mit dienstfertiger Geschwätzigkeit zu * er- zählen. Denn als jüngst die Wasserleitung, die dem Rande des Gartens entlang läuft, nachgesehen wurde, da fanden sich noch Wurzelspitzen, dreißig Ellen weit vom Stamm entfernt. Der Meister Theophrast selbst habe es gemessen.

Der Sklave hätte uns gerne noch vieles erzählt; so oft ich aber die Hand hob, mußte er schweigen. Nur eines sollte Reinhold doch nicht entgehen. In den Beeten waren manche Pflanzen nach unseren Begriffen wirr durcheinandergesetzt; um so mehr fiel auf, daß doch wieder manche nach Familien zu Gruppen zusammengefaßt waren. Ich befragte darüber den Gartensklaven: „Man unterscheidet Kräuter, Stauden, Sträu- cher, Bäume“, sagt der Meister Theophrast; „der Baum aber ist das vollkommenste Gewächs, wie der Mensch das vollkom- menste Tier“, sagt der Meister Theophrast; „der Baum be- steht aus der größten Zahl von Geweben“, sagt der Meister Theophrast. Hier hob ich die Hand, um abzuschneiden. „Du verstehst mich nicht; was ich wissen will, ist: warum hier Lilien, Meerzwiebeln, Lauch beisammenstehen, dort Anis, Ko- riander, Dill, Kümmel und Fenchel.“

„Ach so; weil der Meister Theophrast sagt, sie gehören zu demselben yévoc. ,,Genos‘, hörst Du, wandte ich mich

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an Reinhold; Genos, das Gewordene, das Verwandte, der fun- damentale Begriff fiir jede entwickelungsgeschichtliche Auf- fassung der organischen Natur. In dieser wunderbaren Sprache hat das sogar im Munde des Sklaven noch einen bedeutungs- vollen Wohlklang und Sinn und ist nicht nur die Schachtel, dgrein so viel Spezies, als der Schöpfer am Anfang kreiert hat, gelegt werden.“ !4)

Fast hätte nun mein Freund Gelegenheit gefunden, eine Vorlesung zu hören. In den Wandelgängen des Lykeions pries man da und dort als Ereignis des Tages, daß ein neuer Sophist herübergekommen sei, aus Sizilien natürlich, er über- biete an Maßlosigkeit und Zungenfertigkeit alles Dagewesene. Ich wollte ihm diesen Genuß für den folgenden Tag aufheben und da es Mittag war und himmlisches Maiwetter ließ ich ihn bei Essen und Siesta sich ausruhen, wobei ich ihm noch eini- ges über die Prinzipien der aristotelischen Systeme der Bio- logie plaudernd einflößte und ihm dabei erklärte, daß längst vor Aristoteles bereits in der koischen Schule ein zoologisches System existiert hatte.!?)

Die Sonne brannte nicht mehr so heiß und begann die Abhänge des Lykabettos sich in rot vergoldete und violett beschattete Flächen zu brechen, als wir uns aber- mals dem Lykeion zuwandten. Ich wollte ihm das pro- tagoraeische Wort auslegen, daß das Maß aller Dinge der Mensch sei.‘ Hatte doch kein geringerer als Goethe in diesem Wort die Grundbedingung der Naturforschung erkannt, wenn er sagte: „Wir mögen an der Natur beobachten, messen, rechnen, wägen, wie wir wollen; es ist doch nur unser Maß und Gewicht, wie der Mensch das Maß der Dinge ist.“ Und worin anders beruhte denn das tiefe Verständnis für dig or- ganische Natur als darin, daß eben der Blick der Griechen sich an den Formen des menschlichen Leibes geschult, die Übung, seines Anblicks sich zu freuen, auf alles Lebende über- tragen hatte? Hätte doch meinem Freund nur verständlich sein können, wie folgerichtig sich die aristotelische Ansicht, daß die Form der Inbegriff des Wesens sei, aus der Kenntnis menschlicher Gestalt entsprungen war.!®)

Diesmal war es ein anderer Garten des Lykeions, den wir aufsuchten, die Palaestra.'7) Einige Stufen abwärts

führten uns an den Rand der mit Sand bedeckten Palaestra und schon entstiegen einem anstoßenden Gemach zwei jugend- liche Ringer von 15 Jahren, die olivenbraune Haut gesalbt mit Öl, um nach einigen Instruktionen des Pädotriben sich im Kampfe zu messen, während die sie begleitenden Pädagogen, zwei alte Sklaven, wovon der eine schielte und der andere einen hohen Rücken hatte, sich flüsternd in einer Ecke über ihre jungen Herren unterhielten.

Reinhold überflog eine leichte Schamröte, deren Ursache ich wohl begriff. Wo hätte er auch Gelegenheit gefunden, bei seiner dem Fortschritt der Bindegewebshistologie dienenden Wirksamkeit, einen Anblick wahrzunehmen, wie er jetzt sich ihm bot? Der Eindruck des Ungewohnten, die Befangenheit. angesichts der menschlichen Schönheit in ihrer allernatürlich- sten Form, brachten ihn etwas aus der Fassung.

Unterdessen hatten die beiden Ringer den Kampf schon begonnen. Der eine hatte sich dem anderen mit vorgebeugtem Körper genähert und war von ihm bereits zu Boden gedrückt, erhob sich aber mit Blitzesschnelle wieder, um den Gegner mit beiden Händen von der linken Seite zu fassen, während dieser rechts austretend, seinem Widerpart über den Rücken griff. So beharrten beide auf einige Augenblicke in ruhigem Gleich- gewicht und boten das unübertreffliche Idealbild einer Ringer- gruppe dar, wie sie uns die Plastiker des Altertums veran- schaulicht haben, nur durch das ihnen innewohnende Leben überaus viel schöner und ausdrucksvoller als das schönste Kunstwerk. Aber nicht nur der Typus des Menschen trat in glänzendster Wirklichkeit meinem Freunde vor Augen. Ich selbst wurde erst gewahr, wie richtig Aristoteles urteilte, wenn er die verschiedenen Schönheitstypen als gleichberechtigt aner- kannt wissen wollte, da die beiden Kämpfer in ihrem Körper- bau jeder auf seine Weise vollkommen waren. Und wie fein war seine Beobachtung gewesen, daß Schenkel und Wade in umgekehrten Korrelation ausgebildet seien.!®) Der Kampf ent- schied sich, begann aber zwischen einem neu antretenden Paar in ähnlicher Art sogleich wieder.

Während dieser gymnastischen Übungen schien es mir, als ob meinem Freund eine neue Welt aufgehe und als ob er zu ahnen beginne, daß Naturforscher, die täglich ihr Auge

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so am Menschen weideten, auch die übrigen Organismen mit anderen Augen ansehen müßten. Aber ich wollte seine innere Arbeit an sich selbst nicht unterbrechen. Unterdessen hatte sich vom Hauptgebäude des Lykeions her eine Gruppe von Peripatetikern angesammelt, die mit beinahe lebhafterer Teil- nahme, als mein Freund, der alles zum ersten Male sah, das Schauspiel genossen, das ihnen doch ein alltägliches sein mußte. Ihnen aber konnte es tausendmal mehr besagen, als uns Hyper- boräern und Barbaren. Die Gewöhnung an das Empfinden des Formenschönsten und Lebendigsten, die Konzentration ihres Vorstellungskreises um das agonale Leben, worin sie von frühe- ster Jugend an aufgewachsen waren, und die Hoffnungen für ihre Kultur beim Anblick des neu heranwachsenden Geschlechts all das erzeugte das natürlichste Hochgefühl, eine Intensi- tät der Empfindung für alles Leben, die wir ebenso reich mit- zuempfinden zu stumpf sein mußten.

Bei sinkender Sonne erschien der Gymnasiarch und ließ den Ringkampf einstellen, da es Zeit sei, das Gymnasium zu schließen. Die Kämpfer ordneten sich zum Heimgehen und in ihren verschiedenen Stellungen erinnerten siemeinen Freund an die schönsten Bildwerke klassischer Kunst. Stand dort nicht der Apoxyomenos? Dort Antinous? Dort Harmodios und Aristogeiton? Und Reinhold verstand, warum in Neapel, als er einmal seine müden Augen ausruhen wollte und eines Sonntags die antiken Skulpturen des Museums besah, sie ihm so fremdartig vorgekommen waren; er hatte die Vorbilder da- für nie gesehen, jedenfalls nie bewußt, nie im Zusammenhang mit Vorstellungen von der Plastik der gesamten organischen Natur.

Ich überließ ihn gerne seiner Reue. War ich doch da- von überzeugt, sie werde ihn zu der Erkenntnis zurückführen, daß ein Naturforscher allerdings heute an irgend einer Stelle seiner Wissenschaft sich gründlich zu vertiefen habe, daß er aber dabei seinem Empfinden für die Natur, der Aufnahme beständig neuer Sinneseindrücke ihres wechselvollen Kampf- spiels keine Schranken setzen dürfe, wenn ihn jene Vertiefung nicht nach dem (Gesetz der Trägheit hinabziehen soll. Mein Freund war in diese Gefahr geraten; noch konnte ich hoffen, daß er lebensfrisch genug sei, das Gleichgewicht in sich her-

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zustellen, das allein eine weitere menschlich und kulturell wertvolle Entwickelung des Forschers verbürgt. Wo und wie anders hätte er stärkere und glücklichere Anregungen em- pfangen können, seiner alten Begeisterung, die unter Sorgen verstaubt war, zu neuen Leben zu verhelfen, als wenn er sah, wie hier in Griechenland unsere Wissenschaft der Fülle des Tuebens selbst entquoll? Die Knaben hatten das Gymnasium verlassen, gefolgt von ihren Pädagogen, und schon wandten sich auch die Peripatetiker heimwärts zum gemeinsamen Sym- posion und verschwanden in den Baumalleen. „Es ist Zeit, daß auch wir gehen,“ sagte ich zu Reinhold, „laß uns vor un- serer Rückkehr nur noch einen kurzen Aufenthalt in Alexan- drien nehmen, siebenzig Jahre später.

Wir standen am frühen Morgen in einem Säulengange des anatomischen Instituts. Das verriet schon der charakte- ristische Leichengeruch, der auch im reinlichsten Gebäude dieser Art unvermeidlich ist. Allerhand Gerätschaften zur Suspension der Leichen, einige Seziertische und ein prunk- volles Katheder schmückten den in reizenden Proportionen ge haltenen Rundbau, der als Seziersaal diente und nach dem (zarten hin lag. Alles prangte im reinsten Marmor mit Gold verziert. Durch eine zierliche rings die Mauer krönende Ko- lonnade strömten die schimmernden Lichtmassen herab, und man hätte beim Betreten der wenigen Stufen cher geglaubt, in das Badehaus eines Fürsten hinabzusteigen, als in einen der ernsten Wissenschaft gewidmeten Raum. Am meisten aber erregte unsere Neugier ein eigentlicher mit allem Prunk aus- gestatteter Thron, der dem Katheder gegenüber angebracht war. Da pflegte Ptolemäos Philadelphos Platz zu nehmen, wenn er den Sektionen beiwohnte. |

Es war eine sonderbare Szene gewesen, die sich am Vorabend in den Gemächern des Königs abgespielt hatte. Der Finanzminister kränkelte seit längerer Zeit. Alle, auch noch so kostbaren Arzneimittel waren erfolglos ver- wendet worden. Der König wollte und durfte ihn nicht verlieren; er besprach daher mit Herophilus die Chancen einer Operation. Herophilus aber benätzte den Anlaß, um dem Kö- nig einen längst gehegten Wunsch auszusprechen: war das doch der Moment, wo der König der Ärzte über dem aller

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Volker Agyptens stand; die Gelegenheit durfte nicht unbe- nutzt vorbeigehen. Zögernd nur hatte Herophilus gestanden, die notwendige Vorbedingung für einen chirurgischen Eingriff sei das Experiment am Lebenden. Dabei könnte man, abge- sehen von dem eigentlichen Zweck eine Reihe von Angaben des großen Hippokrates prüfen, die anders nicht zu entschei- den seien. Philadelphos aber zauderte nicht lange, und auf ein paar Piraten kam es ihm nicht an, galt es doch den Mi- nister zu retten. Während wir noch an der Türe des Sezier- saales standen, kamen Sklaven, Bretter mit frisch geschlif- fenen Messern tragend; dann wurden Gefäße aller Art hereingebracht und am Fuße des Thrones ein Weihrauch- becken aufgestellt. Wir schlichen uns lings der Mauer ein, um unbemerkt der Sektion zuzusehen, allerdings ohne so recht zu ahnen, was kommen würde.

Als alles bereit war, trat Herophilus mit einem kleinen Gefolge von Assistenten und Dienern herein, blickte etwas nervös umher und ließ dann seinen Blick flüchtig auf uns haf- ten. Er schien einen Moment zu glauben, wir seien die beiden ihm verfallenen Schächer; denn ein sarkastisches Lächeln um- spielte seinen Mund, als er seinen Irrtum bemerkte, während er fortfuhr, das Lokal zu mustern. Er gab dann einem As- sistenten leise Befehle und während alles sich im Kreise ord- nete, bestieg der Vorleser das Katheder, um nach Gewohnheit die von ihm vorzulesenden Rollen der hippokratischen Schrif- tensammlung bereitzulegen.

„Heute liesest Du nur, wenn ich frage,“ bemerkte Hero- philus, „es gibt keine gewöhnliche Anatomie.“

Der König erschien, gefolgt von zwei Edlen und zwei Pagen; alles warf sich auf die Erde nieder, und kaum hatte Ptolemäus seinen Thronsessel bestiegen, so brachten drei Schergen das Opfer der bevorstehenden Vivisektion. Der An- blick des geknebelten Seeräubers hätte einen für das Leben der Anwesenden‘ zittern machen können, hätten nicht die schwe- ren Fesseln durch ihr Klirren die Zuschauer beruhigt. Der trotzige Kopf voll kurzer Locken, das wuchtige Profil, der Stiernacken und die athletische Muskulatur ließen keinen Zwei- fel darüber, welchem der Anwesenden die Natur selbst die Herrscherwürde zugesprochen hätte. Ares schien in eigener

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Person dazustehen. Der forschende Geist des Gelehrten hatte aber über die weltliche Macht des Königs gesiegt, der Pur- pur wiederum über die menschliche Bestie vollendetsten Schla- ges, die Psyche über die Physis. So war der Kampf bereits entschieden, und der Pirat lag, rasch von der Übermacht auf den Marmortisch geworfen, gefesselt vor den Augen des Kö- nigs. Ob er wohl den Schmerz empfinden würde, wie wir? Reinhold erinnerte sich jener russischen Bauern, die auf die heftigsten Züchtigungen kaum reagierten, und die trotzige Ge- faßtheit des Opfers ließ hier dasselbe erwarten. Außerdem hatte ihm Herophilus zugleich mit einer opulenten Mahlzeit eine große Dosis Mohnsaft reichen lassen, um der Dämpfung des Bewußtseins nachzuhelfen.!?)

Auf einen Wink des Königs begann der Vivisektor sein Werk. Der Längsschnitt der Linea alba entlang bis zum Brustbein war im Nu angelegt. Ares knirschte fürchterlich mit seinen diamantenen Zähnen, leises Stöhnen entrang sich seinen Lippen. Herophilus ließ die eröffnete Bauchwand aus- einanderhalten, um die Peristaltik der Eingeweide zu beob- achten und die Art ihrer Bewegung begierig zu verfolgen. Was er erwartet hatte, war eingetroffen: Die Chylusgefäße hatten sich infolge der genossenen Mahlzeit angefüllt und er sah sie in die drüsenartigen Körper eintreten, ganz so, wie er es unter denselben Verhältnissen einst bei Tieren beobach- tet hatte. Er legte beidseitig Querschnitte an und ließ durch Schiefstellung des Tisches die Eingeweide nach rechte prola- bieren, sodaß der Zwölffingerdarm, auf dessen Entdeckung er nicht wenig stolz war, sichtbar wurde. Schon ließ sich der Arterienpuls mit voller Deutlichkeit beobachten, und die unter das warme Zwerchfell gelegteHand erschütterten die Schläge des Herzens. Aber noch suchte der Anatom den Sitz des Blutzen- trums in der Leber, und sah er auch die Arterien pulsieren, so konnte es doch nur der Lebensgeist, das Pneuma sein, was sie bewegte. Noch ehe er die bluttriefende und dampfende Hand zu- rückzog, wurden Ares die Augen verbunden und die verschie- denen aus dem unterdrückten Gewinsel heraus gegebenen Ant- worten verrieten dem tastenden Anatomen die Empfindlich- keitsunterschiede der verschiedenen berührten Stellen und die Qualitäten des Schmerzes, Was Herophilus nie in solcher

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Mannigfaltigkeit zu unterscheiden vermocht hatte, das waren die Grade der Harte und Weichheit bei diesem und jenem Organ; jetzt auch erst sah er zum ersten Male die richtige Färbung der normalen Gewebe des lebenden Menschen. Rasch suchte er die Stelle sich einzuprägen, an der er den lebens- gefährlichen chirurgischen Eingriff an seinem hohen Patienten wagen sollte; dann nickte er mit dem Kopfe und mit einem sichern Schnitt eröffnete er das Zwerchfell, um die tötliche Wir- kung dieses Schnittes darzutun, da durch das Eindringen der Luft in die Pleurahöhle die Respiration stillgestellt wurde. In demselben Augenblick bäumte sich die vorher schon krampf- haft spielende Muskulatur noch einmal auf. Mit hellem Klang war unter der (Gewalt des rechten Oberarms ein Glied der Eisenkette zersprungen. Ares hatte ausgerungen.

Herophilus richtete sich jählings auf, um Atem zu schöpfen. War es die physische Anstrengung, die ihn ermü- det hatte, oder eine Vorahnung, daß kommende Geschlechter ihn als den Würger brandmarken würden? Sinnend rekapitu- lierte er all die Eindrücke, die er mit Auge und Hand wahr-. genommen hatte, durch die seine persönliche Erfahrung so unermeßlich bereichert worden war und die ihn in seiner ver- antwortungsvollen Aufgabe leiten sollten. Er überließ es seinen Gehilfen, die weitere Anatomie zu vollenden. Nur ein- mal noch legte er Hand an. Er hatte die Schädelhöhle er- öffnen lassen und entnahm ihr gewandt das Gehirn, um es, ab- seits gewendet, in seiner eigenen Weise zu zerlegen, so daß die Chorioidealhäute sichtbar wurden.?°)

Reinhold war von dem Anblick dessen, was er eben hinter sich hatte, aufs Innerste ergriffen. Fast automatenhaft verließ er den Saal. „Das ertragen unsere Nerven nicht mehr,“ raunte er mir zu, als der zweite Pirat desselben Weges an uns vorbei- zog, den der erste gekommen war. Nein, mit diesem Eindruck konnte ich ihn nicht von Alexandrien scheiden lassen, nicht. aus dieser Folterkammer ihn ins volle Bewußtsein zurück- rufen. Ich brachte ihn also in den königlichen Garten, wo die ausgesuchtesten Pflanzen, die seltensten Tiere der ost- afrikanischen Küste, Libyens, Persiens und Arabiens vereinigt waren. Ein Gang durch das Serapeion und das Museion sollte ihm von dem Reichtum antiken Wissens, das hier in tausen-

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den und abertausenden Rollen niedergelegt war, einen Begriff geben. Was ich ihm jedoch nicht mehr verschaffen konnte, das war der Einblick in eine philosophische Schule vom Range der koischen und der peripatetischen. Wohl existierten noch Peripatetiker, aber der empirische Boden des Meisters war ihnen längst unter den Füssen entschwunden.

Es schien mir hohe Zeit, meinen Freund ins Leben zu- rückzuführen, um von ihm Abschied zu nehmen. So brachte ich ihn denn auf den Stuhl in seinem Laboratorium zurück, nahm seine Hand und rief: „Reinhold!“ Er schlug die Augen auf und starrte verwundert in die Ferne, als wollte er sich vergegenwärtigen, was mit ihm geschehen sei. Mir selbst war der Mechanismus des Rätsels Nebensache, war es mir doch gelungen, ihm das innere Auge dafür zu öffnen, daß die Zeit, der wir angehören, uns nur einen unvollkommenen Querschnitt der Wissenschaft veranschaulicht. Wollen wir aber die Wis- senschaft als Organismus erfassen und begreifen, so genügt die Kenntnis dieses Querschnittes nicht, auch wenn wir sein äußerstes Detail erspiiren; wir müssen tiefer gehen, müssen ~ die Entwickelungsgeschichte der Erkenntnis soweit: wie mög- lich an der Wurzel erfassen, wo sie eben aus dem Keim menschlichen Bewußtwerdens nach freier Entfaltung strebt. Nur so wird sie zu einer wirklich aktiven Potenz in unserm Dasein und in dem der Gesellschaft und befähigt uns, neues und organisches wissenschaftliches Leben in denjenigen zum Durchbruch bringen zu helfen, die unserer Fürsorge anver- traut sind.

„Was war das,“ begann Reinhold zu fragen, als ich mich erhob, „bleibe da und erkläre mir —“

„Lieber Freund, ich muß fort, der Zug verläßt die Stadt in einer „Viertelstunde. Für heute laß Dir nur das eine ge- sagt sein: Historia vitae magistra! Auf Wiedersehen, wenn Du mich im nächsten Frühjahr in der alten Humanistenstadt am Rheine aufsuchen wirst.“

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Anmerkungen.

Man wird verstehen, warum ich mich durch die paraenetische Absicht meines Vortrags zur erzählenden Darstellungsform entschlossen gesehen habe. Eine systematische Behandlung des Stoffes verbot sich ebensowohl durch die Ausdehnung des Materials, wie durch den Mangel an geeigneten Vorarbeiten über Geschichte der antiken Biologie. Unter diesen Umständen konnte ich aber die Zitate, obschon sie vielfach den besten Übersetzungen entstammen, nicht wörtlich wiedergeben ; auch musste ich Autoren redend auftreten lassen, ohne daß der Wortlaut mehr als den in ihren Schriften ausgedrückten Ge- danken oder den von ihnen überlieferten Entdeckungen entsprechen konnte. Ich verzichte somit von vornherein darauf, Ansprüchen an philologische Ge- nauigkeit gentigen zu wollen. Ebensosehr bedarf es eines Wortes der Auf- klärung gegenüber biologischen Fachgenossen. Um Mißverständnissen vor- zubeugen, versichere ich ausdrücklich, daß es mir durchaus fern liegt, die Hilfsmittel der modernen Technik, deren ich mich bekanntlich in zahlreichen Spezialuntersuchungen auch bedient habe, herabzusetzen oder sie der Gering- schätzung Unbeteiligter preiszugeben. Statt des Mikroskopikers hätte ebenso gut ein anderer Spezialist, der den Zusammenhang seiner Spezialität mit der Gesamtheit der biologischen Disziplinen verloren hat, zum Vorwurf genommen werden können. Man wird mir aber nicht bestreiten wollen, daß ein tragischer Konflikt und zwar nicht nur innerhalb unserer Wissenschaft -- sich allzuleicht herausbildet, wo eine Spezialität, besonders wenn sie von großem technischen Hilfsmittel abhängig ist, den ihr Ergebenen so völlig absorbiert, daß er nicht mehr Herr der Sache bleibt, sondern, von ihr be- herrscht, einer pessimistischen Auffassung der Wissenschaft überhaupt zum Opfer fällt. Gegenüber dieser Verzichtleistung auf individuelle Werte im wissenschaftlichen Leben scheint mir das wirkungsvollste Gegengewicht in der Beschäftigung mit der Geschichte der eigenen Wissenschaft gegeben, zu lem der Forscher in anderen, philosophischen, historischen, juristischen und theologischen Fächern eo ipso mehr genütigt ist, als er es in unseren Dis- ziplinen zu sein scheint. Gerade dem Biologen aber, der unter dem Eindruck der Entwickelungslehre steht, sollte zu begreifen nicht schwer fallen, daß auch der Organismus der Wissenschaft eine Entwickelungsgeschichte hat, die noch niemals studiert worden ist, obne daß für den Fortschritt der Wissenschaft. selbst neue Anregungen daraus entsprungen wären.

1) L. RoB, Reisen nach Kos, Halikarnassos, Rhodos und der Insel Uypern, Halle 1852. Rud. Herzog, Vorläufiger Bericht über die archäo- logische Expedition auf der Insel Kos im Jahre 1902 und Von der Kos’schen Expedition. Mittlg. z. Gesch. der Med. u. Naturw. 1903.

2) Der hier wiedergegebene Ausspruch entstammt den „Vorschriften“

der hippokratischen Sammlung. Ich zitiere ihn, wie die weiteren hippokratischen Texte nach der Übersetzung von R. Fuchs, München 1895, da sie leichter

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zugänglich ist als die großen Originaltexte, bemerke aber von vornherein, daß ich die Fuchssche Übersetzung jedesmal nur frei mutatis mutandis wiedergebe. Ich lasse sie nun aber in diesem Falle auch wörtlich folgen, um mich dem gegen mein eigenes Vorgehen gerichteten Vorwurf des Hippokratikers nicht zu entziehen: I p. 64/65 Kap. XII: ‚Wenn man um der Menge willen eine öffentliche Vorlesung veranstalten will, so ist das kein sehr rühm- liches Verlangen, wenigstens hüte man sich, poetische Zeug- nisse zu verwenden, denn das würde ein Unvermögen in dem Mühe- aufwande verraten. Ich verwerfe nämlich, soweit die Praxis in Betracht kommt ...... «

s) Hippokrates, „Die heilige Krankheit” (Fuchs, Bd. II p. 554 u. p. 561, 562 Kap.VIII u. Kap. XVII).

*) Hippokrates, „Das Herz“ (Fuchs, Bd. I p. 147 Kap. II). Da es an dieser Stelle nur darauf ankommt, zu zeigen, daß bereits die Hippokratiker Experimente beschrieben und daher wohl auch veranstaltet haben, habe ich die Fortsetzung, nämlich den Schluß, der aus dem Experiment gezogen wird, weggelassen, weil er infolge ungenauer Beobachtung falsch ist. Schon im Altertum wurde er als irrttimlich erkannt, wie die ausführliche Polemik von Aristoteles dagegen zeigt (de partib. anim. 66521. Auch Galens Anschauungen über den Bau des Nervensystems beruhen auf mannigfach angeordneten Experimenten (vgl. hierzu u.a.: F. Falk, „Die geschichtl. Entwicklung der experim. Medicin“. Virchows Archiv Bd. 132. 1893).

5) Die hippokratische Schrift „Die Entstehung des Kindes“ (Nr. 15b der Fuchsschen Übers. Bd. I p. 217 u. ff.) ist ein glänzender Versuch, die Analogie in der Entwickelung von Pflanze, Tier und Mensch durchzuführen. Kap. XVIII enthält die Anleitung zum Studium der Entwickelung des Hühnchens im be- brüteten Ei. Vgl. hierzu B. Bloch, „Nova Acta Acad. Leop.-Carol.“ 1904.

6) Der einleitende Satz ist aus der in Anm. 5 erwähnten Verallgemeine- rung der Einheit der organischen Entwickelung zu begründen. Das Übrige ist Kap. III der Schrift „Das Gesetz“ (Fuchs, Bd.I p. 4).

7) In der hippokratischen Schrift „Die Diät“ schildert ein koischer Arzt die verschiedenen Nahrungsmittel, worunter in Kap. XII die Wasser- tiere, wie sie auf südlichen Fischmärkten noch heute feilgeboten werden, unter Angabe ihres Nährwertes im Einzelnen. Vgl. hierzu meine in An- merkung 15 erwähnte Schrift.

8) „Der Eid“, Fuchs, Bd I p.1.

*) Über die peripatetische Schule und die Art des Unterrichts in ihr vgl. E. Zeller, „Die Philosophie der Griechen‘, 3. Aufl., II 2. Übrigens ist der „Ruck um hundert Jahre“ nicht wörtlich zu nehmen. Die Episode zu Kos wäre wohl etwas später als 420 anzusetzen, die im Lykeion dagegen etwa ins Jahr 324, da Aristoteles 323 Athen verließ (Zeller Il. c. p. 36 Anmerkung 1).

10) Die hier geschilderte Szene beruht auf folgenden Quellen: Menon, der Schüler von Aristoteles, ist als Redaktor der Schriften des Meisters durch Entdeckung des Londoner Papyrus 137 und die anschliessende Literatur in

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den Vordergrund getreten. Der Inhalt der Besprechung entspricht der Auf- fassung von der Disposition der zoologischen Schriften des Aristoteles, welche Titze und v. Frantzius (Arist. vier Bücher über die Teile der Tiere, griech. u. deutsch, Leipzig, 1853) mit Erfolg vertreten haben. Man vergleiche besonders das I. Buch der Schrift über die Teile der Tiere.

1!) Aristoteles, Tiergesch. (herausgeg. u. tibers. von Aubert und Wimmer, 1868) I. 36.

1%) Aristoteles. Tiergesch. II 41—44. Hierbei ist zu bemerken, daß sich bei der Übersetzung von Aubert und Wimmer eine sinnlose Wiedergabe der Stelle tpayd S’dysı dAov 76 cwpa eingeschlichen hat: „Sein ganzer Leib ist auch (statt: rauh) wie der des Krokodils“.

13) In der Tiergeschichte weist der Text zweimal auf Zeichnungen hin, die ihn begleitet haben und deren Teile wie unsere heutigen Figuren Buchstabenbezeichnungen getragen haben müssen. Die eine dieser Figuren veranschaulichte die männlichen Zeugungsorgane (Tiergesch. III 9), die andere den Embryo der Cephalopoden (ebenda V 89). Auch I 86 verweist Aristoteles auf die Diagramme in den Anatomien.

14) Theophrast von Eresos, der Schüler und spätere Nachfolger des Aristoteles als Haupt der peripatetischen Schule, war ca. 12 bis 16 Jahre jünger. Es widerspricht nichts der Annahme, daß er schon damals, unmittel- bar bevor Aristoteles Athen verließ, eine gewisse selbständige Lehrtätigkeit an der Seite des Meisters ausübte. Daß er im Komplex des Lykeions einen Garten besessen habe, ist nicht bekannt; man wird mir aber diese Fiktion verzeihen in Anbetracht dessen, daß ich einige Hauptsätze seiner Botanik ein- führen wollte, daß ferner Pflanzengärten schon vorher in Ägypten existierten und daß endlich keine positiven Angaben dieser Annahme widersprechen. Die Platane des Lykeions ist in der Naturgeschichte der Gewächse (Übers. von K. Sprengel, 1822) erwähnt I, 7, 1; die Unterscheidung der Pflanzen nach dem Habitus I, 3, 1; die Vollkommenheit des Baumes I, 1, 12; die Gewebe (gleichartigen Teile) I, 2, 1.

Soweit ich die botanisch - historische Literatur kenne, ist darauf nicht geachtet worden, daß Theophrast in der Aufzählung einzelner Pflanzen nicht regellos verfährt, sondern mehrfach solche aneinanderreiht, die auch wir noch zu denselben Familien zählen (z. B. Gramineen, 1, 6, 5, Nadelhilzer, I, 12, 1, Umbelliferen, I, 11, 2, Liliaceen, I, 6, 7, Rosaceen, II, 7, 8). Es sind diejenigen Formenkreise, aus denen auch durch die Patres botanici eine gewisse Verwandtschaft herausgefühlt worden sein muss. Theophrast be- zeichnet zwar nicht gerade diese Formenkreise ausdrücklich als Gattungen, aber engere, z.B. die Eichen, deren einzelne Arten er unterscheidet (III, 8, 1 und IV, 1, 1). Insofern glaubte ich mich berechtigt, diesen Begriff auf jene Formengruppen übertragen zu dürfen, um so mehr, da er ja auch viel reichlicher für die Tierwelt von Aristoteles verwendet wird und außer- dem bei Theophrast prinzipiell ebenso (I, 2,4), auch für die gesamte Pflanzen- welt (I, 2, 3) gebraucht wird, es außerdem an dieser Stelle nur auf die Bedeutung der klassischen Ausdrucksform für einen Formenkreis von organischen Individuen ankam.

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15) Aristoteles kann nicht mehr als der eigentliche Schöpfer des ersten zoologischen Systems betrachtet werden. Ein solches muß vielmehr schon in der koischen Schule existiert haben. Die aristotelische Systematik hat einen langen Entwickelungsgang hinter sich, dessen dunkle Spuren sich verfolgen lassen. Das Verdienst jedoch, anatomische Einteilungsgründe der Systematik zuerst zu Grunde gelegt und danach die größte Heerschau über die Tierwelt organisiert zu haben, bleibt ihm unter allen Umständen. Vgl. meine Schrift „Das koische Tiersystem, eine Vorstufe der zoologischen Systematik des Aristoteles“. Verh. Naturf. Ges. Basel, Bd. XV 3, 1904.

1) Zeller II. 2 p. 479 u. ff.

17) Über Gymnastik vgl. die bei R. Fuchs („Gesch. d. Heilkunde b. d. Griechen, Handbuch d. Gesch. d. Medizin“, 2 Lfg. p. 187 Jena 1901) aufge- führte Literatur. Außerdem J. L. Ussing, Darstellung des Erziehungs- und Unterrichtswesens bei den Griechen. Übers. Altona 1870. J. B. Egger, Begriff der Gymnastik bei den alten Philosophen und Medizinern. Sarnen 1903.

18) Bis zu welcher Feinheit die Proportionenlehre des menschlichen Körpers ausgebildet war und wie sie für Aristoteles der Ausgangspunkt zur Beurteilung der tierischen Proportionen wurde, geht aus zahlreichen Stellen seiner zoologischen Schriften hervor. Die hier speziell aufgeführte Beobachtung stammt aus der Tiergeschichte (I. 59), bedurfte aber für den Vortrag einer leichten Modifikation. Man vergleiche außerdem: I 57, II 25, de partib. IV 9.

1%) Die Wirkung des Opiums war schon den Alten bekannt.

20) Diese Schilderung einer Vivisektion setzt sich zusammen aus Be- obachtungen, die tatsächlich auf Herophilos’ anatomische Studien zurückgehen (Chylusgefäße, Puls, Plexus chorioidei des Gehirns etc.) und andernteils aus den Angaben von Tertullian (de anima 10: und Celsus, dessen Angaben über Hergang und Zweck einer Vivisektion ich in der Darstellung möglichst gefolgt bin. A. Corn. ('elsi de medicina libri octo, ed. Daremberg. Lipsiae 1859. Prooem. p. 4, 36 ff u. p. 7, 27 ff. An diese Angaben hat sich eine um- fangreiche Literatur der moralischen Entriistung angeschlossen, die teilweise aus gelegentlichen Urteilen besteht, zu denen sich beinahe jeder Autor, der mit dieser Stelle in Berührung gekommen ist. veranlaßt fühlte; anderseits aber bemüht sie sich, den wirklichen Sachverhalt zu eruieren, z. B. Fuchs im Rhein, Mus. N. F. 52 p. 332. Die vorgebrachten Gründe konnten mich jedoch nicht davon überzeugen, daß die Schilderung des Celsus eine Erfindung sei. Wenn man bedenkt, welchen Foltern die ersten Christen ausgeliefert waren, ınag auch immerhin mancher Bericht auf Übertreibuug beruhen, so erscheint da- neben eine rasch und planmäßig durchgeführte Vivisektion beinahe als eine Gnade.

Der Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbesondere des Senckenbergischen Natur- historischen Museums, an der Viktoria-Allee.

Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 30. Januar 1904 von

Ludwig Neher, Kgl. Baurat. (Mit einer perspektivischen Ansicht, Taf. I bis III und 3 Textfiguren.)

Sie sind gewohnt, in diesem Saale sich mit den Erschei- nungen und Geschöpfen der großen ewigen Natur zu beschäftigen. Es mag deshalb als Anmaßung erscheinen, wenn ich Sie jetzt zur Betrachtung eines Menschenwerkes einlade. Doch hat der Werdegang und die Entwickelungsgeschichte desselben für Sie so großes Interesse, daß ich wohl auf Ihre gütige Auf- merksamkeit für dasselbe hoffen darf.

Es handelt sich ja um die Gestaltung Ihres künftigen Heims, an der wir nun seit beinahe fünf Jahren unter fort- während wechselnden Vorbedingungen und Verhältnissen arbeiten.

Als ich vor drei Jahren die Ehre hatte, an dieser Stelle über den Stand unserer Arbeiten zu berichten. war die Sach- lage, kurz geschildert, die folgende:

Die Rücksicht auf den immer mehr zunehmenden Verkehr am Eschenheimer Tor und die beabsichtigte Durchführung neuer Trambahnlinien durch die Stift- und die Senckenbergstraße hatten für das Senckenbergische Gelände die Festsetzung neuer Bau- fluchtlinien und damit einen ganz veränderten Bebauungsplan nötig gemacht.

Unser Museum sollte vorn am Eschenheimer Turm zwischen Bleichstraße und Stiftstraße errichtet werden.

Auf der nordöstlichen Ecke des Grundstücks tunlichst entfernt von den Einflüssen und Erschütterungen durch die

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elektrische Trambahn sollte das physikalisch-chemische Institut erstehen, während zwischen beiden Gebäuden an der Bleichstraße genügender Raum für einen Neubau der Bibliothek übrig blieb.

Lageplan des Geländes der Dr. Senckenbergischen Stiftur

am Eschenheimer Tor.

Pen Maßstab 1: 1875. a N ae

Ein Haupthindernis in der neuen Bauanlage bildete das im Jahre 1863 errichtete große Spitalgebäude, dessen Um- schließung von allen Seiten seine Benutzung als Spital immer prekirer machte.

Daher entsprang der Gedanke, den Spitalbetrieb in die Außenstadt zu verlegen und das vorhandene Gebäude durch An- und Umbauten für die Zwecke der K. Chr. Jügelschen Stiftung und zugleich für die Volksvorlesungen, eine Volksbibliothek mit Lesesälen und für wissenschaftliche Vereine nutzbar zu machen.

Die Durchführung dieses ganzen Gedankens ist bekanntlich aus finanziellen Gründen gescheitert. Es lohnt sich aber zu

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untersuchen, ob für unsere wissenschaftlichen Institute nicht auch aus anderen Gründen günstigere Bedingungen, als das stark angeschnittene Senckenbergische Gelände sie noch bieten konnte, wünschenswert waren.

Für alle projektierten Gebäude waren die beiden folgenden Umstände gleichmäßig ungünstig:

1. die absolute Unmöglichkeit einer Vergrößerung durch Anbauten auf dem vorhandenen Gelände;

2. die Lage an zum Teil geräuschvollen und verhältnis- mäßig schmalen Verkehrsstraßen. (Die Bleichstraße soll eine Breite von 16m, die Stiftstraße eine solche von 17m erhalten; die gegenüberliegenden Gebäude können mithin in .der Bleich- straße 17—18, in der Stiftstraße 19—20 m hoch gebaut werden, was inzwischen auch teilweise schon geschehen ist.)

Für unser Museum lag außerdem eine besondere Schwierigkeit in dem bedeutenden Gefälle zwischen Stift- und BleichstraBe, das vom Ende des Südflügels bis zum ent- sprechenden Ende des Nordflügels annähernd 4 m, also beinahe die Höhe des projektierten Untergeschosses beträgt, so daß letzteres höchstens auf ein Drittel der Bleichstraßenfront für Museumszwecke verwendbar gewesen wäre.

Die direkte Zugänglichkeit des Hofes von der Stiftstraße aus bot die Möglichkeit der Disponierung der Hörsäle an der Rückseite des Hauses, deren Ausnützung andererseits durch die Un- möglichkeit einer Bauerweiterung nach dieser Seite bedingt war.

Ganz verschieden gestalten sich nun die Verhältnisse auf dem neuen Gelände, das für die Erbauung unserer wissenschaft- lichen Institute in Aussicht genommen ist.

Das Grundstück liegt mit seiner Haupt- und Ost-Front an der Viktoria-Allee, siidlich am Kettenhofweg, nördlich an der Jordanstraße und stößt westlich an die alte Bockenheimer Gemarkungsgrenze.

Das der Senckenbergischen Stiftung zufallende Stück von 17000 qm reicht allerdings nicht ganz bis an die Gemarkungsgrenze heran, doch besteht die Zusicherung, daß der im Besitz der Stadt bleibende Rest für etwaige Erweiterung der auf dem Senckenbergischen Gelände errichteten Bauten freigehalten werden soll.

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Die Abgrenzung ist in besonders entgegen- kommender Weise so vereinbart, daß unser Museum seine Sammlungsräume verdoppeln kann, ehe es überhaupt die vorläufige Grenze erreicht.

Lageplan des Geländes der Dr. Senckenbergischen Stiftung an der Viktoria-Allee.

Maßstab 1: 1875.

ALTEN WEL = orman-srmasse -

ey Yurronı ee

Der Wunsch, womöglich vorne an der Viktoria-Allee zu liegen, und andrerseits die Notwendigkeit, sich die Erweiterung nach hinten au sichern, ergaben für die auf dem Gelände zu errichtenden Gebäude die ausgesprochene Tiefenausdehnung von Osten nach Westen.

Das Physikalisch-chemische Institut entwickelt sich dem Kettenhofweg entlang.

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An der Jordanstraße liegt vorn das Bibliothekgebäude, an das sich das Auditoriengebäude der Jügelstiftung an- schließen soll.

Unser Museum wird die Mitte der Frontan der Viktoria-Allee einnehmen.

Es wird vorerst einen geräumigen inneren Hof umschließen ; aber die Hinzufügung eines zweiten Hofes ist noch möglich unter Einhaltung des gesetzlichen Wiches, ehe die vorläufige Eigentumsgrenze erreicht wird. Durch Ankauf des Geländes bis an die Gemarkungsgrenze würde später die Erweiterung um einen dritten Hof möglich.

Der vorläufig projektierte Neubau wird ohne Anrechnung des Lichthofes das Doppelte der bisherigen Aufstellungs-Schrank- längen der Sammlungsräume fassen.

Nach der Hinzufügung des dritten Hofes wird also das Museumsgebäude eine Versechsfachung des gegenwärtigen Be- standes gestatten wie gesagt ohne Bemessung der Licht- höfe, welche zusammen eine nutzbare Bodenfläche von mindestens 1500 qm bieten werden.

Im Gegensatz zu den schmalen Straßenbreiten von 15 bis 18 m um das alte Gelände hat der Kettenhofweg eine Bauflucht- weite von 27 m, die Jordanstraße von 24, die Viktoria-Allee sogar von 75 m.

Die zulässige Höhe beträgt für gegenüberliegende Privat-Ge- bäude überall 18m, auch sind längere zusammenhängende Gebäude- fronten an der gegenüberliegenden Seite der Straße unzulässig.

Innerhalb des Geländes sind infolge unseres Bebauungs- plans die Nachbarschaftsverhältnisse der projektierten Gebäude ebenfalls sehr günstig.

Nur einmal treten die drei Hauptgebäude auf 15 m Ent- fernung aneinander heran, jedoch nur auf 22m Frontlänge und unter Einhaltung einer Gebäudehöhe von 17 m.

Die durchschnittliche Entfernung beträgt 27 bis 30 m.

Das Bauprogramm für unser Museum, welches meiner Schilderung im Bericht von 1901!) zugrunde lag, hat sich unterdessen nur wenig verändert.

y) LN eher, ,Der projektierte Neubau des Senckenbergischen Natur- historischen Museums zu Frankfurt a. M.“ Bericht der S. N.G. 1901, p. 91—100.

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Immer mehr Wert wurde auf eine große Anzahl von Arbeitsräumen für einzelne Gelehrte gelegt.

Die Museumsräume für Geologie und Mineralogie mußten und konnten eine bedeutende Erweiterung erfahren.

Dagegen erwies sich für die biologische Schaustel- lung aus später zu erörternden Gründen eine Einschränkung als zulässig, ebenso für die Botanik, weil ja die Errich- tung eines ganz getrennten botanischen Instituts geplant ist.

Immerhin machten selbstverständlich die neuen Lage- verhältnisse manche grundsätzliche Änderung der alten Dis- positionen erforderlich.

Am einschneidendsten erwies sich die Notwendigkeit, die Hörsäle in den Vorderbau an der Viktoria-Allee zu bringen, einesteils zur Bequemlichkeit des Publikums, andererseits um bei der Erweiterung des Museums ein für allemal unbehindert zu sein.

Mit den Hörsälen mußten auch die zugehörige Lehr- sammlung und die Geschäftsräume der Verwaltung nach vorne rücken, während die Räume der Präparatoren, für welche zum Teil Oberlicht gewünscht war, in einem provi- sorischen leicht transportabelen Anbau und in einem Teil des hinteren Querbaues untergebracht wurden.

Man betritt das Museum in der Mitte der Vorderfront durch eine geräumige Windfanganlage, die geradeaus durch ein Windtourniquet mit seitlichen Nottüren in das Hauptvestibül führt (Taf. I).

Hier liegen außer den obligaten Portier- und Garderobe- räumen rechts und links die beiden Hörsäle mit den zu- gehörigen Vorbereitungszimmern.

Das Publikum betritt jedoch die Hörsäle nicht von der Eingangshalle aus, sondern unter den Arkaden von der Nord- und Südseite her, wo unter den ansteigenden Sitzreihen ge- räumige Windfang- und Garderobeanlagen vorgesehen sind.

Die Verbindung der Hörsäle mit dem Eingangsvestibül des Museums wird nur für den Fall dienen, daß mit einem Vor- trage Demonstrationen in den Sammlungsräumen verbunden werden sollen.

Der große Hörsaal hat einfache Sitze und faßt 240 Zu-

BB

hérer; der kleine Hörsaal hat Sitze mit Schreibpulten und faßt 114 Zuhörer.

Mit diesem Saal ist die Lehrsammlung verbunden, derart, daß ihre Galerie auf dem Niveau des Eingangs und des Katheders liegt, während der Raum selbst auf den Boden des Unter- geschosses herabreicht.

Der Lehrsammlung entsprechen auf der anderen Seite des Untergeschosses die Verwaltungsräume mit Sitzungszimmer, Archiv u.s.w.

Das Hauptvestibül öffnet sofort den Blick auf die Gesamtanlage des Baues.

Man sieht hinter einer Reihe von Doppelsäulen die Haupt- treppe, die in Doppelläufen ins Erdgeschoß und von da ins erste Obergeschoß führt. Unter der Haupttreppe durch führt geradeaus eine dreiteilige Halle über eine 7 m breite Freitreppe ins Untergeschoß und gibt einen weiten Durchblick auf den mit Glas bedeckten Innenhof (Taf. I).

- An diesen Hof, in dem die großen Stücke der zoologischen und paläontologischen Abteilung, wie Walfisch, Elefant, Riesen- hirsch u.s.w. Aufstellung finden werden, reihen sich mit offenen Hallen rechts das geologische, links das minera- logische und geradeaus nach hinten das paläontologische Museum.

Weiter nach rückwärts an der Außenfront des Gebäudes liegen zunächst bei den betreffenden Museen die Arbeitszimmer für Geologen und Mineralogen, denen sich dann die Arbeits- und Expeditionsräume der Präparatoren mit einem großen Auf- zug und allen möglichen erwünschten Bequemlichkeiten, u.a. auch einem Bade, anreihen.

Auch eine Hausmeisterwohnung ist auf der Rück- seite des Hauses vorgesehen.

Kleinere Treppen vermitteln hier die Verbindung mit sämtlichen oberen Geschossen, während die Haupttreppe im Vorderbau im ersten Obergeschoß endigt und von da durch kleinere Nebentreppen eine Fortsetzung nach oben erhält.

Die architektonische Ausbildung aller Museumsräume, so auch die des Lichthofes, ist absichtlich einfach gedacht, um mit den ausgestellten Gegenständen nicht in Gegenwirkung zu treten. Der einzige Schmuck des Lichthofes wird in den Bogenschluß-

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steinen mit charakteristischen Tierképfen und in einer monu- mentalen Widmungstafel über der Eingangshalle bestehen.

Wir kehren durch letztere zurück ins Haupttreppenhaus und steigen zunächst ins Erdgeschoß (Taf.I), das die syste- matische und die biologische Schaustellung der zoo- logischen Abteilung enthalten wird.

Im südlichen Flügel sind die Säugetiere, im nördlichen die Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische unter- gebracht, der verbindende Querflügel enthält außer den Zimmern des Kustoden und einigen Toiletteräumen die biologische Schau- stellung.

Über letztere sind inzwischen mannigfache Erwägungen gepflogen worden.

Wiederholte Besichtigungen der Schaustellungen, welchen unser System!) in der Hauptsache folgt, haben ergeben, daß bis jetzt der angestrebte Erfolg wohl noch nicht vollkommen erreicht worden ist.

Die vollendetste Behandlung der einzelnen Tierpräparate hebt den Beschauer doch nicht über den Eindruck einer Schau- stellung in der Art unserer Ladenerker empor, wenn die Tiere nicht in künstlerisch angeordneten Gruppen zusammengestellt werden, bei denen auch Überschneidungen und teilweise Ver- deckungen nicht ausgeschlossen werden können und dürfen.

Eine große Schwierigkeit liegt ferner in der unvermeid- lichen Dunkelheit des Plafonds und des Hintergrunds, an denen unsere verwöhnten Augen unbedingt die künstliche Soffiten- beleuchtung vermissen.

Kleinere Objekte werden undeutlich, wenn sie mehr als 3 m vom Beschauer aufgestellt sind, während die großen Tiere, wenn sie zu tief nach dem Hintergrund gerückt: werden, die Illusion der Luftperspektive stören.

1) Das spezielle bauliche System für die biologische Schaustellung ist durch die Textfigur anschaulich gemacht. Die einzelnen Kojen öffnen sich mit einer Spiegelscheibe nach dem niedrigen Durchgangskorridor und empfangen über diesen weg ein ausgiebiges hohes Seitenlicht. Diese Art der Belichtung ist bei Dioramen. Aquarien u.s.w. schon seit langer Zeit üblich und sichert eine vorzügliche künstlerische Wirkung, da alle Blendung des Auges durch Spiegelung u. dergl. vermieden ist. Auch praktisch bietet dieses System große Vorteile, da die Ausgaben für kostepielige Glasschränke wegfallen und doch eine gänzlich sichere und staubjreie Aufstellung erzielt wird.

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Aus diesen Betrachtungen -folgte für uns, daß die Kojen der biologischen Schaustellung nur bei sehr großen Öffnungs- breiten auch eine größere Tiefe erhalten dürfen, während sie bei kleineren Abmessungen, wie z.B. mit 3,5 m Breite, nicht mehr als ebensoviel Tiefe erhalten sollten.

Wir haben zwei Kojen mit 3m Breite und 3,5 m Tiefe, zwei mit 6,3 auf 4,7 und eine mit 6,3 auf 5,9 m angenommen.

Die Erfahrung wird lehren müssen, welche Dimensionen bei dem Querflügel des nächsten Erweiterungsbaues zu wählen sind.

Der Rundgang durchs Erdgeschoß führt uns wieder in das Haupttreppenhaus zurück, in dem wir nun über einen stattlichen Doppelaufgang ins erste Obergeschoß (Taf. II) steigen.

Hier liegt an der Vorderfront der Festsaal, der durch zwei Stockwerke reicht und mit ringsum laufenden Galerien versehen ist. Er kann bei rund 210 qm Bodenfläche reichlich 300 Zuhörern Platz bieten; er eignet sich aber infolge vor- züglicher Beleuchtungsverhältnisse besonders auch für vorüber- gehende Ausstellungen ‘u. dergl.

Da unsere vorhandenen Mittel zur Ausführung eines so großen Baues, wie das Gesamtprojekt am. Eschenheimer Tor geworden wäre, vorerst nicht ausreichen, kann die systematische Schaustellung der zoologischen Abteilung im Untergeschoß und Erdgeschoß einstweilen nicht genügenden Platz finden; es mußte vielmehr ein Teil des ersten Obergeschosses mit herangezogen werden, derart, daß im Südflügel die Gesamtausstellung der niederen Tiere, im Nordfliigel das Museum für ver- gleichende Anatomie und die Skelettsammlung unter- gebracht wurden. °

Der ganze westliche Quertrakt dient aber jetzt schon fir die Aufstellung der wissenschaftlichen Sammlung mit den zugehörigen zahlreichen Arbeitszimmern.

Die Verbindung mit den nun folgenden Obergeschossen wird durch die bereits erwähnten, übrigens sehr bequemen, vier Nebentreppen vermittelt. Für den Transport größerer Aus- stellungsobjekte dient der schon genannte Aufzug, der deshalb eine Weite von 1,2 auf 3,2 m erhalten hat.

Das ganze zweite Obergeschoß (Taf.II) ist aus- schließlich wissenschaftlichen Zwecken gewidmet. Es enthält zwei geräumige Laboratorien, fünf Arbeitszimmer, ein

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photographisches Atelier und vor allem sieben große Säle zur Unterbringung der wissenschaftlichen Sammlung. Drei dieser Säle liegen im Raum des Mansard- daches und erhalten‘ hier mittels ununterbrochener Aneinander- reihung der Fensteröfinungen ein bewährtes hohes Seitenlicht.

Eine ähnliche Beleuchtungsart ist auch den Magazinräumen im dritten Obergeschoß zugedacht, das durch die Dach- aufbauten des Vorderbaues gebildet wird.

Solche Dachaufbauten sollen sich später auf allen Kreuzungen der Querflügel mit den Längsflügeln erheben, so daß die Magazine immer proportional der Erweiterung des Gebäudes erstehen und gleichzeitig auf ganz natürliche Weise zur äußeren Belebung des Baues beitragen.

Eine wichtige Frage für unser Museum und seinen Betrieb ist die der Beheizung.

Von den zur Zeit gebräuchlichen Systemen können Warm- wasserheizung und Niederdruckdampfheizung in Betracht kommen. Erstere eignet sich wegen des ökonomischen Betriebes besonders für die Museumsräume, für welche eine tunlichst gleichmäßige, nicht zu hohe Temperatur verlangt wird. Die Niederdruck- Dampfheizung dagegen empfiehlt sich durch die wesentlich ge- ringeren Installationskosten und die leichte Temperaturregulierung in den Hörsälen und Laboratorien.

Die Kesselanlage ist unter dem Eingangsvestibül an- genommen, so daß sich rechts und links, von der Straße leicht erreichbar, die Lagerräume für das Feuerungsmaterial an- schließen lassen.

Durch einen begehbaren Kanal werden die Leitungsrohre unter dem ganzen Bau herumgeführt.

Ein hochangesehener hiesiger Iudustrieller und Freund unserer Institute hat darauf aufmerksam gemacht, daß durch die Vereinigung so großer monumentaler Gebäude auf einem Grundstück die Gelegenheit und Veranlassung zur Anlage einer gemeinschaftlichen Heizzentrale gegeben sei.

Ich habe deshalb mehrfache Erkundigungen über bestehende Fernheizwerke, besonders über das große Fernheizwerk in Dresden eingezogen und zunächst die Bestätigung erhalten, daß dasselbe vorzüglich funktioniert und, was für unseren Fall

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besonders wichtig wäre, zum Anschluß aller möglichen Spezial- systeme sich eignet.

Die besonderen Annehmlichkeiten der Fernheizsysteme be- stehen ferner in der großen Betriebsvertinfachung und der Konzentrierung der Raucherzeugung auf eine einzige Stelle.

Leider habe ich aber aus einem Bericht, den Herr Kom- merzienrat Henneberg,') der Konstrukteur des Dresdener Werkes, im Berliner Architekten- und Ingenieurverein erstattet hat, entnommen, daß andere Gesichtspunkte der Einrichtung eines solchen Werkes bei uns jedenfalls Schwierigkeiten bereiten werden.

Herr Henneberg „schickte zunächst einige allgemeine Er- läuterungen voraus und erklärte den Begriff des Fernheizwerkes räumliche Trennung der Erzeugungsstelle der Wärme und der Verbrauchsstelle in verschiedenen Gebäuden und zwar auf größere Entfernungen. Möglich geworden ist eine solche Über- tragung erst durch hochgespannten Dampf, den man jetzt mit 6 bis 8 Atmosphären Druck bei Entfernungen bis 2000 m an- wendet, nachdem man gelernt hat, derartige Leitungen mit voller Sicherheit, namentlich auch hinsichtlich der unschädlichen Ausgleichungen der erheblichen Ausdehnungen der metallischen Rohrleitungen durch die Wärmeunterschiede zu Konstruieren.

Derartige Anlagen werden, wenn sie wirtschaftlich günstig arbeiten sollen, verbunden mit einer Licht- und Kraft-Zentrale, da diese drei Anstalten ihren Höchstbedarf an Dampf nicht zur gleichen Zeit haben werden, so daß sich bei einer solchen Ver- bindung mit einer wesentlich kleineren Kesselanlage auskommen läßt, als bei drei getrennten, selbständigen Werken.

Die Anwendung des hochgespannten Dampfes ermöglicht wesentlich kleinere Leitungen, bedingt einen geringeren Span- nungsabfall in den Leitungen, ist also wesentlich wirtschaftlicher als Dampf in geringer Spannung. Mit demselben lassen sich außerdem in den verschiedenen Gebäuden ganz verschiedene Heizsysteme bedienen, so daß also auch alte Anlagen anschluß- fähig sind. (Wie z.B. zum Teil in Dresden.)

In Dresden sind neben der alten Zoll- und Stenerdirektion im Fernheizwerk auch das Licht- und Kraftwerk vereinigt, von

1) Deutsche Bauzeitung, 36. Jahrg. 1902, pg. 132.

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welchen aus nun das erstere Gebäude, das Kgl. Hoftheater, die Gemäldegalerie, der Zwinger, das Kgl. Schloß, die katholische Kirche, das Ständehaus, die Kunstakademie, das Albertinum, die Polizeidirektion u.s.w. mit Wärme, Licht und Kraft versorgt werden.“

Das Werk ist seit dem 15. Dezember 1900 in Betrieb.

Wie Sie hieraus ersehen, ergibt sich für uns wenig Hoff- nung auf die Errichtung einer gemeinschaftlichen Heizzentrale, weil der Konstrukteur selbst deren Rentabilität von der Ver- bindung mit einer Erzeugungsstelle von Kraft und Licht ab- hängig macht und eine solche unter den hier gegebenen Ver- hältnissen voraussichtlich auf die allergrößten Schwierigkeiten stoßen würde.

Über die architektonische Gestaltung der neuen Bauanlage sei kurz erwähnt, daß in Übereinstimmung mit Herrn Baurat Franz von Hoven, der das Physikalische Institut und die Bibliothek erbauen wird, der Stil der alten Sencken- bergischen Bauten als Vorbild gewählt wurde (perspek- tivische Ansicht). Daß jedes der Gebäude deshalb doch seine eigenartige Durchbildung erhalten wird, liegt in der Natur der Aufgabe selbst.

Die drei an der Viktoria-Allee liegenden Gebäude sollen durch Arkadengänge mit einander verbunden werden, die als Abschluß des Gebäudes nach der Straße und als Über- dachung der Seiteneingänge aller drei Gebäude dienen.

Über dem Eingang des Physikalischen Instituts erhebt sich die Sternwarte und korrespondierend bei der Bibliothek ein Uhrturm für die ganze Anlage.

Im Verein mit den Durchblicken auf die im Hintergrund aufsteigenden Mittelbauten des Physikalischen Instituts und des Akademiegebäudes werden diese Türme, die verbindenden Arkaden und unser Museum in der Mitte ein Ganzes bilden, das, so hoffen wir, den Freunden unserer Stadt Freude und (senugtuung be- reiten soll.

Ich schließe mit dem Wunsch, daß es uns vergönnt sein möge, bei der Jahresfeier im Mai den Grundstein und zwei Jahre später den Schlußstein unseres Museums zu legen!

Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1904.

UNTERGESHHOSS

Maßstab ca. 1: 450

Taf. I.

Neubau-Projekt zum Museum der Senckenberg. Naturf. Gesellschaft Frankfurt a. M., Viktoria-Allee

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Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1904.

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Taf. II.

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Kin neuer freilebender Rundwurm aus Patagonien Plectus (Plectoides) patagonicus n. sp. Beschrieben von Dr. J. G. de Man in Ierseke (Holland). (Mit 6 Textfiguren.)

!1imm. «= 20. B= 45/5. yy = 9.")

Vor einigen Tagen schickte Herr Professor Richters in Frankfurt a. M. mir einen freilebenden Nematoden zur Bestimmung. Dieser Wurm, welcher sich bald als eine neue Art der Gattung Plectus Bast. herausstellte, ein vollkommen entwickeltes Weib- chen ohne Eier, wurde von Richters in einem Dungballen des Grypotherium Darwini aufgefunden, den Herr Prof. Hauthal aus La Plata in der Eberhard-Höhle bei Ultima Esperanza in Patagonien gesammelt und bei einem Besuch naclı Frankfurt mit- gebracht hatte. Das Exemplar liegt in Glycerin eingeschlossen.

Der Körper, dessen Länge, genau gemessen, 0,9844 mm beträgt, zeigt eine wenig schlanke Gestalt, indem die Breite an der ungefähr in der Mitte gelegenen Geschlechtsöfinung '/ır der Gesamtlänge beträgt. Nach vorne hin verjüngt der Körper sich zunächst wenig: die Breite am Hinterende des Oesophagus beträgt ein Neunzehntel der Körperlänge, wird dann aber all- mählich kleiner; an der Grenze des mittleren und hinteren Drittels der Mundhöhle beträgt sie ja nur noch ein Drittel und an der Basis der Kopflippen sogar nur ein Fünftel der Breite in der Körpermitte. In demselben Grade nimmt der Wurm nach

ı, Die Maße sind in Millimetern resp. Mikromillimetern ausgedrückt. Das Verhältnis der Körperlänge zur mittleren Dicke wird durch a, das Verhältnis der Gesamtlänge zur Länge des Qesophagus, wozu die Mundhöhle mitgerechnet wird, durch 8 und das Verhältnis der Körperlänge zur Länge des Schwanzes durch 7 ausgedrückt.

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hinten an Breite ab, so ‘daß die letztere am After nur wenig mehr als halb so groß ist wie in der Mitte.

Die Haut ist nicht sehr fein geringelt; in der Gegend der hinteren Hälfte des Oesophagus sind die Rihgel 1,6 p lang, so daß die Gesamtzahl derselben etwa 600— 650 betragen dürfte. Vielleicht steht hier und da eine kleine Borste auf der Haut, obgleich nur ein paar am Schwanze beobachtet wurden. Die Ringelung erstreckt sich auf sämtliche Schichten der Haut. Die Seitenmembran (Fig. 1 und 4) ist deutlich, aber im Ver- hältnis zur Körperbreite schmal; sie hat nur eine Breite von 5—6 p.

Die Lippenregion des Kopfes ist niedrig (Fig. 3), nur 3 p hoch, d.h. etwa ein Viertel des Durchmessers des Kopfes an der Basis der Lippen. Die Zahl und der Bau der Lippen blieben unsicher. Wahrscheinlich trägt das Tier deren vier oder sechs, denn was man in der Fig. 3 beobachtet, läßt sich nicht durch die Existenz von bloß drei Lippen erklären. Jede Lippe ist niedrig, breit und scheint in der Mitte vorn ausge- buchtet zu sein. Ich meinte an der rechten Seite der Fig. 3 eine kegelförmige Papille auf der hier gelegenen Lippe zu er- kennen, aber dies ist wahrscheinlich eine Täuschung. Die Lippen- region ist durch eine Einschnürung vom Körper geschieden und nicht weit hinter ihr beobachtete ich an dem submedian liegenden Wurme jederseits eine Borste, so daß wir unserer Art wohl vier oder sechs kurze Kopfborsten zuschreiben dürfen.

Die vermutlich prismatische Mundhöhle ist, von der Mund- öffnung ab gemessen, 30 lang, d.h. ein Siebentel der Entfernung der Mundéffnung vom Hinterende des Oesophagus; die vorderen zwei Drittel sind 4,5 » breit, die Wände inbegriffen, und wahr- scheinlich etwas breiter als das hintere letzte; auf Fig. 2 ist die Mundhöhle überall gleich breit gezeichnet bis zu ihrem Hinterende, weil die Form des hintern Drittels mir nicht klar wurde. Die Seitenorgane (Fig. 2) sind verhältnismäßig klein, nur 3p breit, kreisfirmig, aber hinten offen; sie liegen in einer Entfernung von 13, vom Vorderende des Körpers, also unmittelbar vor der Mitte der Mundhöhle.

Der Oesophagus, ein wenig länger als ein Fünftel des Körpers, schwillt hinten zu einem 25 x langen Bulbus an, der nicht, wie gewöhnlich, kugelförmig oder ellipsoid, sondern

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kegelférmig erscheint und mit breiter Basalflache gegen das Vorderende des Darmes anschließt. Die zentrale Höhle des, gleich wie der Oesophagus, muskulösen Bulbus hat deutliche Chitinwände und zeigt den für die Unter- gattung Plectoides') charakteristischen Bau, .daß diese Wände mit parallel zu einander verlaufenden Quer- reihen sehr kleiner Höckerchen besetzt sind. Die acht bis zehn Querreihen von Höckerchen sind gebogen und eins dieser winzigen Höckerchen, gerade an der Biegungsstelle jeder Querreihe, erscheint etwas größer als die anderen (Fig. 4), Auch zeigen die Wände des zentralen Hohlraumes eine feine Längsstreifung (Fig.4). Der Nervenring liegt ein wenig hinter der Mitte der Entfernung des Vorderendes vom Hinterende des Oesophagus und zwar beträgt die Entfernung des Vorderendes vom Nervenringe 0,122 mm. Der vor demselben gelegene Teil des Oesophagus erschien ein wenig breiter als der hinter dem Nervenring gelegene und die Chitinwände des Zentralrohres sind deutlich. (Fig. 1).

Unmittelbar vor dem Bulbus wird der Oesophagus von einem Gebilde umgeben (Fig. 4), in welchem ein geschlängelt verlaufender, doppelt konturierter, wohl chitinöser Kanal sicht- bar ist; wahrscheinlich liegt hier also eine Drüse vor. Ein Gefäßporus wurde jedoch nicht gesehen. Vor dieser Drüse und auch vor dem Nervenringe liegen zahlreiche Zellen zwischen dem Oesophagus und dem Muskelschlauche der Körperwand. Der Darm hat eine blasse Farbe.

Die Geschlechtséffnung liegt unmittelbar vor der Mitte des Körpers und stellt sich als ein 17 bis 18» breiter Spalt dar, welcher also etwas mehr als ein Viertel der Körperbreite einnimmt. Die Chitinwände der Vulva sind ziemlich dick und die gewöhnlichen Dilatatoren sind deutlich ausgebildet. Die Geschlechtsröhren sind paarig symmetrisch mit umgeschlagenen Ovarien und jede ist, von der Geschlechtsöffnung bis zur Umbiegungsstelle des Ovariums, 0,143 mm lang; während der Genitalapparat also noch nicht ein Drittel der Körperlänge einnimmt, erstreckt sich der postvaginale Teil desselben über ein Drittel der Entfernung der Geschlechts-

1) Die neue Untergattung Plectoödes wurde in meiner demnächst er-

scheinenden Arbeit tiber die von der Belgischen Südpolar-Expedition gesam- melten freilebenden Nematoden für zwei neue Plectus-Arten aufgestellt.

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öffnung vom After. Die Geschlechtsröhren erscheinen also relativ kurz. Der Schwanz (Fig. 5) ist verlängert-kegelförmig, halb so lang wie der Oesophagus und verschmälert sich regelmäßig bis zum Hinterende, welches in ein kurzes Ausführungsröhrchen für die in seiner vorderen Hälfte gelegene Schwanzdrüse aus- läuft (Fig. 6).

Die vorliegende Art ist dem Plectus (Plectoides) ant- arcticus de M. aus Süßwasser von Dancoland verwandt, sie unterscheidet sich aber von ihm durch die verschiedene Gestalt und den Bau der Kopflippen und des Oeso- phagealbulbus, auch sind die Hautringelbei Plectus antarcttcusdichter beieinandergelegen, weil sie ja bei dieser fast gleich großen Art nur eine Länge von 0,9 zeigen.

Die Maße des oben beschriebenen Weibchens von Plectus patagonicus, in Teilstrichen des Ocularmikrometers (Obj. VI, Oc.1) von Leitz, sind die folgenden:

Länge der Mundhöhle . . . . 0.0. 183 Entfernung des Vorderendes bis zu der hinteren Grenze des Oesophagus. . . . . 93 Entfernung des Hinterendes des esophagus bis zur Geschlechtséffnung. . . . . . . 110 Entfernung der Geschlechtsöffnung bis“ zum After. . 177 Länge des Schwanzes . . 2 2 2 2 220.0. 48 Gesamtlänge des Körpers . . . een. 428 Körperbreite an der Basis der Lippen . ee. n an der Grenze des mittleren und hinteren Drittels der Mundhöhle . . . . 9 Körperbreite am Hinterende des Oesophagus . . . 2B n an der Geschlechtsöffnung . . . .». 25° n am After . . 2. 2 2 20 2... 14 Länge des Oesophagealbulbus . . . . .. 1 , , vorderen Teiles des Genitalapparates . . 62 n hinteren Teiles desselben . .... . 62,

Ierseke, Dezember 1903.

Erklärung der Abbildungen:

Weil der Wurm nicht genan lateral, sondern submedian liegt, befinden sich sämtliche Figuren in dieser Lage. ' Fig. 1. Oesophagealer Teil des Körpers. (Leitz, Obj. VIII Oc. 1.) Vergr. 435.

Fig. 2. Kopfende. (Leitz, (immersion "is. Oc. 1.) Vergr.940. Die Muskel- wand des Oesophagus setzt sich, die Mundhöhle umfassend, bis zu den Lippen fort.

Fig.3. Vorderster Teil des Kopfes. (Leitz, Ölimm. '/ı:. Oc.1.) Vergr. 1875. (Die kurzen Borsten, welche am Kopfende jederseits gleich hinter den Lippen stehen (Fig. 2), sind in Fig.3 weggelassen.)

Fig. 4. Region des Oesophagealbulbus. (Leitz, Ölimm. !,ıs. Oc. 1.) Vergr. 940.

Fig. 5. Schwanz. (Leitz, Obj. VIII. Oc.1.) Vergr. 435.

Fig. 6. Schwanzspitze. (Leitz, Ölimm. ';ıs. Oc. 1.) Vergr. 1250..

46

Das Stück Grypotherium-Dung, welches Herr Professor Hauthal mir zur mikroskopischen Untersuchung zur Verfiigung stellte, gibt beim Aufweichen in Wasser eine tiefbraune Mist- jauche, die einen sehr rezenten Eindruck macht. Die Haupt- masse des pflanzlichen Materials, aus dem der Dung besteht, sind Teile von Gramineen: Halm-Bruchstücke, Blatt- und Spelzenreste; Epidermisgewebe deuten sowohl auf glatte wie behaarte Formen hin. Häufig kommen durch Maceration frei- gewordene, derbe, verästelte Gefäßbündel eines, wie es scheint, kahnförmigen Blattgebildes, andererseits derbe, durch die Ver- dauung kaum beeinflußte Blätter mit dornigem Rande vor. Ein durch seine mäanderförmigen Zellgrenzen ausgezeichnetes Epi- dermisgewebe mit ringförmigen Wulsten, auf denen Haare standen, deutet auf eine Dicotyledone hin; ebenso eine kleine Frucht, die etwa an ein Chenopodium oder einen Rumex er- innert. Von Kryptogamen wurde ein Zweigstück eines Leber- mooses und durchaus unverkennbare Reste einer flächenhaft wachsenden Alge, Prasiola, gefunden. Auffällig an diesen Prasiola-Resten ist der Gehalt ihrer Zellen an noch grünem Chlorophyll; im Dunkel der staubtrockenen Höhle kann die Prasiola nicht gewachsen sein; vielleicht schützte der glatte Algenschleim das Chlorophyll vor den verdauenden Säften und förderte die Stücke schnell durch den Darmtraktus, von dessen Schleimhaut uns häufig Fetzen im mikroskopischen Gesichts- feld aufstoßen.

Außer dem oben beschriebenen Nematoden fand ich in, oder vielleicht richtiger an dem Dung eine, an ihren Pseudo- stigma-Organen leicht kenntliche Oribatiden-Larve. Der interes- santeste Fund aber waren ziemlich häufig auftretende Eier, die zweifellos einer Ascaris angehören. Sie ähneln denen von Ascaris megalocephala auffällig.

Prof. Dr. F. Richters.

Neue Aufschlüsse im Weichbild der Stadt Frankfurt am Main. Von Karl Fischer.

——.

I. Aufschluß beim Kanalbau in dem Gelände zwischen StaufenstraBe und Friedrichstraße.

Graublaue big grüne, selten durch Bitumen braun gefärbte, sandfreie Letten. Gleichmäßig von oben nach unten ausgebildet erscheinen selten Schichtfugen. Stellen sich solche jedoch ‚ein, so sind sie erfüllt mit Versteinerungen, kaum mehr als 20 bis 25 mm mächtig. Mergelbänke und Septarien wurden wenig an- getroffen. Unter den hier gefundenen Fossilien nimmt Potamides plicatus var. pustulata die erste Stelle ein; man konnte vor- züglich in der Nähe der Cronbergerstraße nur 2 m unter Tag ganze Haufwerke auflesen. Aydrobia ventrosa ist in den oberen Tonlagen häufig, doch tritt in den unteren auch schon Hydrobia obtusa auf. Tympanotomus conicus und Paludina phasianella sind selten. Nach allen diesen Fossilfunden wurde bei obigen Aufschlüssen schon die Schichte „Cer“ des bekannten Hafenbauprofils, nach Prof. Kinkelin die oberen Cerithien- schichten, angeschnitten. Die Liste von sämtlichen dort ge- sammelten Tertiärfossilien setzt sich zusammen aus:

1. Potamides plicatus var. pustulata (Al. Br.) in Menge 2. Tympanotomus conicus (Boettgr.) 4 Stück 3. Paludina phasianella (Boettgr.) 1 Stück 4. Melanopsis callosa (Al. Br.) 1 Stück 5. Neritina fluviatilis (L.) 2 Stück 6. Hydrobia ventrosa (Mont.) in Menge 7. Hydrobia obtusa (Sandbgr.) häufig

8. Iliocypris tribullata (Lkls.) häufig

Obere Cerithien- schichten,

Diluvium.

Obere Cerithien- schichten.

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9. Cytheridea Miillert (Mztr.) häufig

10. Cytheridea sp.

11. Knochen und Wirbel von Percoiden, wahrscheinlich ‘zu Perca moguntina gehörig.

Gleichartige Ablagerungen (mit denselben Konchylien), die jedenfalls zusammen in Verbindung zu bringen sind, .waren be- reits aus nächster Nähe, der Cronberger- und Wöhler- straße bekannt.

Alle diese Tonschichten waren mehr oder weniger von diluvialen Sanden bedeckt. Unter der Bockenheimer Land- straße wurde der blaue Letten bei etwa 7m unter Terrain angetroffen, ein hellgelber, nach unten brauner, etwas lehmiger Sand, mit wenig grobem Geröll,t) bildet hier das Hangende der Tertiärschichten. Weiter nach Norden nehmen diese Sedimente beträchtlich an Mächtigkeit ab. An der Cronberger Straße wird der Letten kaum noch von 1 m Diluvium bedeckt, um nachher in der Nähe der Friedrichstraße (Kanaltiefe 6,50 m) vollständig darunter zu verschwinden.

JI. Aufschluß beim Kanalbau in der Waldschmidtstraße zwischen Wittelsbacher-Allee und Sandweg.

Gelbe bis grüne, fettig sich anfühlende, sandfreie Letten mit massenhaften kleinen gelben Kalkkonkretionen. Eigentliche Mergelbänke fehlen ganz, und treten an deren Stelle „Oolith- Lagen“, wie solche schon öfters von mir in den Cerithien- schichten u.a. in der Rendelerstraße und am Grethenweg aufgefunden wurden. Fossilien treten nur in dünnen, nach- träglich durch Faltung stark verbogenen Lagen auf. Auch hier ist, wenn man, wie im vorerwähnten Aufschluß, derselben Schichteneinteilung folgt, der „obere Cerithien-Horizont*® erreicht, was mit den früheren Ergebnissen der Aufschlüsse in der Zeißel-, Kosel-, Neuhof-, Burg- und Eichwald- straße übereinstimmt.

Im Tertiär gesammelte Fossilien:

I) Durch verschiedene Funde von Zähnen des Elephas primigenius charak- terisiert, zieht sich diese mitteldiluviale Terrasse durch den ganzen Westen Frankfurts längs der Bockenheimer Landstraße nach Bockenheim.

1. Tympanostomus conicus (Böttgr.) 1 Stück 2. Paludina phasianella (Böttgr.), in Bruchstücken häufig

3. Congeria Brardi (Fauj. sp.) in Menge 4. Neritina fluviatets (L.) 3 Stück 5. Hydrobia oblusa (Sdgr.) selten

6. Corbicula Faujasii (Desh.) 2 Stück 1. Mytilus Fawjasii (Brongn.) in Bruchstücken 8. Otolithus 6 Stück

Die Tertiärschichten waren hier meist nur 20 bis 30 cm

von diluvialem Sand überlagert.

©

III. Aufschluß beim Bau der Wasserleitung im Braunfelsgäßchen am Hainerweg.

Hellgelbe Kalke, erfüllt mit Congeria Brardi und Stein- kernen von Potamides plicatus. Tympanotomus submaryaritaceus ist sehr selten.

Das Diluvium besteht aus einer Schicht von im Maximum 20 cm Sand, der wahrscheinlich von der Höhe abgeschwemmt ist.

IV. Aufschluß beim Kanalbau in einer neuen Straße zwischen Grethenweg, Darmstädter- und Mörfelder Landstraße.

In der Kanalsohle mürbe, hellgelbe Kalke mit Corbicula Donacina und Certthium submagaritaceum, beide meist in Stein- kernen erhalten. Es folgten etwas härtere Oolith-Bainke, Lagen mit Aydrobia inflata und zuletzt Jichtblauer, dichter harter Fels,") erfüllt mit Corbicula Faujasii, im prächtigen Schmuck ihrer schneeweißen Schale. Die Härte des Gesteins- materials machte hier überall die Sprengung desselben notwendig.

Im Tertiär gesammelte Fossilien:

1. Tympanolomus submargaritaceus (Bttgr.) selten 2. Potamides plicatus var. pustulata (Al. Br.) selten 3. Congeria Brardi (Fauj. sp.) haufig 4. Corbicula Donacina (Al. Br. sp.) haufig

') Diese Bank mit Corbieula Faujasii bildet meist das Zwischenglied der „Hydrobien-“ und „Üerithbienschichten“, während Corbicula Donacina sicher nur die letzteren charakterisiert.

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Diluvium.

Cerithien- schichten.

Diluvium.

Cerithien- schichten.

Diluvium.

Untere Hydrobien- schichten.

5

5. Corbicula Faujasit (Desh.) sehr häufig 6. Hydrobia inflata (Fauj. sp.) . häufig

7. Hydrobia sp.

8. Stenomphalus cancellatus (Thom. sp.) 1 Stück.

9. Helix moguntina (Desh.) häufig

Stellenweise war das Diluvium als eine dünne Sanddecke, untermengt mit den Verwitterungsprodukten des Kalkes, aus- gebildet.

V. Aufschluß beim Kanalbau in der Homburgerstraße zwischen Adalbertstraße und verlängertem Kettenhofweg.

Graue bis blaue, selten gelbe, geschichtete sandige Letten, durchwachsen von versinterten Algenstöcken. Wunderbar zarte Bildungen waren es, die die im Wasser lebenden Tiere, wie in einem Netz festhielten. Pseudamnicola Rüppelli, Hydrobia aturensis und Planorbis dealbatus wurden nur in den Algenknollen selbst angetroffen und konnten erst durch Zerschlagen daraus entfernt werden. Außerdem hatten sich zwei Spezies Ostracoden in den vorhandenen Hohlräumen zu Milliarden angesiedelt. Was die Landkonchylien anbetrifft, so sind sie fast allein an eine dünne Schichtlage gebunden, die ausschließlich aus dem , Detritus‘ der Sinterbildungen besteht. Wie in den früheren Fundstellen in der Nähe der Grüneburg und der Schleusenkammer zu Niederrad,') befindet sich diese merkwürdige Flora dicht am Rande der Basaltdecke, durch warme Quellen oder noch stattfindende Kohlensäure-Exhalationen in ihrem Wachstum be- günstigt ?) Etwas mehr als 50 m entfernt, an der Ecke der Schloß- und Adalbertstraße, wurde der Basalt, stark zu einem fetten, grünlichen Tone verwittert, in seinen letzten Ausläufern nach Süden angetroffen. |

Die nächsten ähnlichen miocänen Ablagerungen mit der- selben Fauna wurden in der Nähe des Bockenheimer Bahn- hofs sowie bei einer Bohrung in der Dondorfschen Fabrik an der Bockenheimer Landstraße gefördert.

1) Senckenberg. Bericht 1884. S. 219--280.

*) Noch jetzt scheinen die Kräfte der Tiefe in der Nähe der alten Basaltergüsse nicht zur Ruhe gekommen zu sein, denn eine bei Erweiterung des Klärbeckens kürzlich erbohrte Quelle tritt mit 15°R. Wärme zutage.

bl

Schnitt Nord=Süd längs der Homburger-Strasse

Ketenhof-Weg eon. Adalbert-Strasse Aptech inne. ann Algen =" oche tatert. Brain") Millet Bituriale Erasione inne Gebinderte _— Letten Kies und Sand

Im Tertiär gesammelte Fossilien.')

1. Pseudamnicola Rüppelli (Bttgr.) z. zahlreich 2. Planorbis dealbatus (Al. Br.) 2 Stück 3. Hydrobia aturensis (Noul.) 3 Stück 4a. Vallonia lepida (Rss. sp.) 2 Stück 4b. Vallonia Sandbergeri (Desh.) 1 Stück 5. Strobilus uniplicatus (RI. Br.)

var. semiplicata (Bttgr.) ca. 12 Stück 6. Helix Kinkelini (Bttgr.) 3 Stück 7. Hyalinia n.sp. 1 Stück 8. Leucochilus nouletianum (Dup,)

var. gracilidens (Sdbgr.) in Menge 9. Pupilla cupella (Bttgr.) ca. 12 Stück 10. Pupilla impressa (Sdbg.) 1 Stück 11. Vertigo blumi (Bttgr.) 1 Stück 12. Vertigo angulifera (Bttgr.) zahlreich 13. Vertigo callosa (Rss.) var. alloeodus (Sdbgr.) zahlreich 14. Istmia cryptodus (Al. Br.) n. selten 15. Cypris aglutinans (Lkls.) häufig

1) Nachrichten-Blatt d. D. malakozool. Ges. 1903, pag. 75— 76.

Diluvium.

Untere Hydrobien- schichten.

§2

16. Oypridopsis Kinkelini (Lkls.) häufig 17. Fischwirbel 1 Stück 13. Ein Früchtchen

Geocarpus miocänicus (Kink.) zahlreich.

2,50 m Sand und Kies bildeten eine gleichmäßige Diluvial- decke über diesen Schichten, wurden aber schon vor Jahr- zelınten abgehoben und für Bauzwecke verwandt. Nach Norden, ander Ecke der Jordan- undHomburgerstraße (siehe Profil) macht sich plötzlich eine tiefe Erosionsrinne geltend. Bei beinahe 7 m Tiefe fand sich noch keine Spur von Tertiär, auch waren die Kiesschichten trocken wie oben, das direkt Hangende des Lettens, die wasserführende Schicht, noch lange nicht erreicht. Es wird derselbe alte Mainlauf sein, welcher der benachbarten Großen Sandgasse, der jetzigen Großen Seestraße, ihren Namen gab.')

VI. Aufschlüsse beim Kanalbau an der Ecke der Miquelstraße und Eschersheimer Landstraße sowie einigen Seitenstraßen der Holzhausenstraße (Hynsperg-, Cronstettenstraße etc.).

Graue bis blaue, geschichtete, sandige Letten, zum Ver- wechseln ähnlich denjenigen von der HomburgerstraBe. Alles von dort erwähnte käme auch hier zu seinem Recht. Nur kann man hier weniger von Algen-Stöcken reden; runde versinterte Algenknollen von ca. 1 Zentner Gewicht liegen un- regelmäßig in dem gebänderten Letten. Weiter vom Basalt- rande entfernt, fristeten die pflanzlichen Lebewesen hier nur ein kümmerliches Dasein. Zugleich mit dem Hinsiechen der Kalkalgen nimmt die Fauna der eingeschwemmten Landkonchylien ab, um weiter nach Osten zu völlig verloren zu gehen. Tech- nisch wichtig sind diese zelligen Sinterbildungen, indem sie eine ganze Gegend trainieren können und die aufgenommenen Wasser- massen fortleiten wie in einem Rohr. Eine der alten Frankfurter Wasserleitungen, die in den Jahren 1828—1834 ausgeführte Knoblauchs-Galerie verdankt diesem Faktor ihre Entstehung.

1) Der Fund von Mammut-Resten, kaum 600 m von hier entfernt und in ungefähr gleicher Meereshöhe, an der Solmsstraße (Germania) läßt uns auch hier die Terrasse mit Zlephas primigenius vermuten.

53 Recht ansehnliche Wassermengen waren es, welche hier ge- fördert werden mußten. um während des Mauerns die Kanal- sohle trocken zu legen. Hören die Algenbildungen auf, was so ungefähr in der Nähe der Hynspergstraße erfolgt, so stellt sich allmählich wieder der gelbe fossilleere Letten ein, wie er bei den StraBenbauten an der Hansa-Allee uni in deren Nähe überall zum Vorschein kam. Nach Nordosten, in der Richtung auf den Friedhof, treten feinst geschichtete Cypris- letten (Cypris agluttnans) von großer Mächtigkeit in den Vordergrund. Im Tertiär gesammelte Fossilien: 1. Leucochilus noulettanum (Dup.)

var. gractlidens (Sdbgr.) 2 Stück 2. Istinta cryptodus (Al. Br.) 4 Stiick 3. Vertigo angulifera 3 Stück 4. Vallonia lepida (Rss. sp.) 1 Stiick 5. Pseudamnicola Rüppelli (Bttgr.) 1 Stiick 6. Cypris aglutinans (Lkls.) in Menge 7. Zwei große Stammstücke var. Walchia aus dem Rotliegenden.

Überall in dem Gelände zwischen der alten Frankfurter Grenze, der Eschersheimer und Eckenheimer Landstraße werden die miocänen Schichten von einer oft nur wenige Zentimeter mächtigen Lößdecke überlagert. Meist entkalkt, entbehrt sie vollständig der Fossilien. Nur an einer Stelle, wo die Schicht etwas mächtiger ausgebildet, an der Ecke der C'ronstettenstraße und Eckenheimer Landstraße, konnte ich in den unteren Lagen die zwei typischen Lößkonchylien Pupa muscorum und Suceinea oblonga sammeln.

Eine merkwürdige Diluvialerscheinung, wie sie schon Professor Kinkelin in seinen „Tertiär- und Diluvial- bildungen“ pag. 48 aus der Nähe der Friedberger Warte beschreibt, hatte ich Gelegenheit, auch hier zu beobachten. Eine gelbe Sandader mit ziemlich starker Wasserführung zog sich wie ein Keil durch die miocänen Ablagerungen. Bei dem Kanal- bau an verschiedenen Straßen meist im Querprofil durch- schnitten, hatte sie im Westen sowohl an der Eschersheimer Landstraße wie an der Hynspergstraße eine Breite von un- gefähr 6 m, östlich reduzierte sich dieses Maß auf etwa 2!/s m. Überall bei diesen Anschnitten, zeigt auch hier der zähe Letten

Diluvium.

Hydrobien- schichten.

Obere

Diiuvium.

§4

keinen scharfen Abbruch, sondern die oberen Lagen waren nach der Tiefe verschleppt und abgesunken. Sicher haben wir es auch an dieser Stelle mit Klüften und Rissen im Tertiär zu tun, die vor Ablagerung des Lösses mit diluvialem Sand zugefüllt wurden, während die gleichaltrigen höher und frei liegenden Bildungen der nachfolgenden Erosion zum Opfer fielen. Auf eine weitere Erstreckung über die Eschersheimer Landstraße hinaus, direkt auf den Affensteiner Felsenkeller, mithin den Basalt zu, scheint der Umstand hinzudeuten, daß die Keller dieses (Gebäudes kaum trocken zu halten sind und nach längerem Regen das Wasser, sich darin aufstauend, das Auspumpen durch die städtische Feuerwehr notwendig macht.

VII. Aufschluß beim Kanalbau in der Wittelsbacher Allee.

Über 5 m mächtige Schichten, ausschließlich von Hydrobia ventrosa gebildet. Das auf der Halde ausgebreitete Material bat von weitem den Anschein von grobkörnigem Sand. Harte, dichte, weißliche Kalke von derselben Entstehung bilden das Liegende dieser Sedimente. An manchen Stellen sind die Ge- häuse der kleinen Hydrobia-in Kupferkies übergeführt, der sich dann später, durch Vermittlung des Wassers, in Kupfervitriol oxydierte und das umgebende Gestein blaugrün färbte. Algen- kalke treten hier und da auf, sind aber nur in Dünnschliffen als solche zu erkennen.

Im Tertiär gesammelte Fossilien:

1. Hydrobia ventrosa (Mont.) in Menge 2. Helix subcarinata (Thom.) 2 Stück 3. Helix Kinkelini (Bttgr.)? 1 Stück

Sand bedeckte nur in dünner Lage in der Nähe der alten Klickerbahn die erwähnten tertiären Schneckenschichten. Schon beim Umwerfen der dortigen Pflanzenländer kamen sie unter dem Spaten des staunenden Gärtners zum Vorschein. Eine mächtige Diluvialbildung stellt sich erst gegen Nordost in der Nähe der Scheidwaldstraße ein, nimmt aber bald se an Mächtigkeit zu, daß die Kanalsohle (6,50 m Teufe) das Tertiär nicht mehr erreicht. Diese hellgelben Sande auf dem Röderberg gehören dem ältesten Diluvium im Weichbilde

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Frankfurts, der Mosbacher Stufe mit „Zlephas antiquus“ an und haben ein Aquivalent in der gleichen Bedeckung des Sachsen- häuser Bergs, beim Friedhof und an der Isenburger Warte.

VIII. Aufschluß bei einem Hausbau in der Hanauer Land- | straße, Ecke Hölderlinstraße. Gelbe und braune, gebänderte, in Wasser leicht zerfallende, mulmige Letten, zum größten Teil aus ,,Hydrolia ventrosa“ bestehend.

Im Tertiär gesammelte Fossilien:

l. Hydrobia ventrosa (Mont.) in Menge 2. Hydrobia aturensis (Noul.) 2 Stück 3. Vallonia Sandbergeri (Desh.) 1 Stück 4. Massenhafte Reste einer unbestimmbaren großen Hekx-Art. 5. Fisch-Reste.

Das Diluvium ist nur in geringer Mächtigkeit, als 0,70 m Kies und Sand abgelagert, was wohl auf die Erosion der mittel- diluvialen Schichten durch einen jüngeren Mainarm schließen läßt. Dagegen wurden gegenüber beim Bau der Hölderlin- Schule die vorerwähnten Lettenschichten erst bei 3 m Tiefe angetroffen.

IX. Aufschiuß beim Bau der Sachsenhäuser Realschule am Deutschherrnkai.

4,00 m Lehm erfüllt mit alluvialen Schnecken und Muscheln, Bithynia, Unio, Pisidium etc., Diluvium { 0,75 m grober Kies und Sand, Geröll bis faustgroß, 0,70 m fetter, blauschwarzer Letten, 0,15 m Schicht, ausschließlich gebildet von ,, Hy- drobia ventrosa“, 0,55 m blaugrauer Letten, Unt. Miocän { 0,28 m Schicht, ausschließlich gebildet von „Ay- drobia ventrosa“ mit glasklarem Gehänse, 0,60 m Letten, dunkelgrün mit sehr großen Hy- drobien,

7,03 m.

Alluvium {

Diluvium.

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X. Aufschluß beim Kanalbau in der Brentanostraße zwischen Brentanoplatz und Kettenhofweg.

1) Brentanostraße (Kettenhofweg-Eck).

1,70 m lehmiger Sand,

1,80 m hellgelber Sand und Kies,

2,00 m schwarzer zäher Letten, mit zwei Zwischen- lagen, von Konchylientrümmern, Fisch-

Diluvium {

Unt. Miocän

Hydrobien- resten etc. gebildet, Schichten ——— 5,50 m. 2) 25m weiter nördlich. Diluvium 0,60 m etwas lehmiger Sand, 3,90 m hellgelber Sand und Kies,

1,42 m Letten mit Zwischenschicht von Hydrobien,

Unt. Miocän sonst. Konchylientrümmern und Fischresten

"See | ei 5,92 m. 3) 65m weiter nördlich. 1,10 m etwas lehmiger Sand, ae 1,40 m hellgelber Sand, Diluvium

3,76 m grober Kies, 6,26 m.

Nur 250m von dem an erster Stelle beschriebenen Auf- schlu8 an der Bockenheimer Landstraße - Staufen- straße entfernt und 2 m tiefer gelegen, entsprechen hier die schwarzen Letten einem höheren Horizont, den Hydrobien- schichten. Starke Faltung hat hier wie im Hafenbau-Gelände diesen großen Niveauunterschied von wenigstens 25 bis 30 m veranlaßt.

Im Tertiär gesammelte Fossilien :

1. Melanopsis callosa (Alb. Br.) 1 Stück 2. Neritina fluviatilis (L.) 3 Stück 3. Congeria Brardi (Fauj. sp.) 2 Stück 4. Hydrobia ventrosa (Mont) häufig

5. Limneus sp. 1 Stück 6. Zahlreiche Fischreste, darunter ein vollständiger Unter-

kiefer von ,,Perca moguntina“.

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Auch hier gehören die überlagernden Sand- und Kies- schichten derselben frühererwähnten Terrasse mit ,,Hlephas primigentus“ an, die zwischen 5 und 10m mächtig, das ganze Gelände zwischen Kettenhofweg und Bockenheimer Landstraße bedeckt.

XI. Aufsehluß bei einem Neubau am Warenhaus Schmoller, Ecke Zeil und Schäfergasse.

Blaugraue und grünliche, sandige Letten, Wechsellagern mit schwarzen, bituminösen, geschieferten Tonen. Die sandigen Schichten sind sehr fossilreich, doch nur ein geringer Prozent- satz der Versteinerungen ist gut erhalten. An einigen Exemplaren von „Melanopsis callosa“ sind die natürlichen Farben erhalten. Ähnliche tertiäre Ablagerungen (mit Melanopsis) waren beim Bau des Hauses Mozart auf der Zeil (gegenüber der Liebfrauen- straße) von Herrn Professor Böttger seinerzeit aufgefunden worden.

Im Tertiär gesammelte Fossilien:

1. Melanopsts callosa (Thom.) ca. 200 Stück 2. Neritina callifera (Sdbgr.) ca. 100 Stück 3. Paludina Gerhardti 1 Stück

4. Emmericia Francofurtana Nov.spec. (Bttgr.)') 6 Stück

5. Limneus subpalustris (Thom.) 1 Stück

6. Hydrobia ventrosa (Mont.) in Menge

7. Hydrobia inflata (Fauj. sp.) 2 Sttick

8. Congerta Brardi (Brong.) ca. 200 Stiick

Ungefähr 1,50 m Sand und Kies, mag hier eine allmählich nach Norden mächtiger werdende Diluvialterrasse bilden. Beim alten Peterskirchhof ist diese bereits 5 m mächtig und bedeckt auch hier etwas sandig ausgebildete Hydrobienschichten.

XII. Aufschluß beim Kanalbau in der Gervinusstraße, zwischen Leerbach- und Körnerstraße.

Grauer, lehmiger, kalkfreier Sand ohne Fossilien. Kanten- gerundete Quarzkörner bilden fast den alleinigen Schlamn- rückstand. Weißgraue Sande, nach unten oft rot und gelb ge-

1) Nachrichtenblatt d. D. Malakozool. Ges. 1904, pag. 100.

Diluvium.

Untere Hydrebien- schichten.

Diluvium.

Diluvium.

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flammt, waren es, welche auch bei dem Graben eines Brunnens am verlängerten Taubenbrunnenweg (beim Feldschützenhäuschen) zutage gefördert wurden. Ähnliche Sedimente sind in Frankfurts Mauern bis jetzt noch nicht angetroffen worden, nur die beim Bau des Klärbeckens aufgeschlossenen Sande (Ober-Pliocän) könnte man allenfalls zum Vergleich heranziehen.

Nach oben gehen diese Schichten (Gervinusstraße) ohne merkliche Grenze in einen graubraunen Schlick über, der eine ziemlich reichhaltige alluviale Fauna einschließt. Sie schließt sich eng derjenigen an, die Herr Professor Kinkelin an der Ecke des Oederwegs und dem Adlerfiychtplatz in schlichigem Sand auffand, und die Herr Professor Böttger im Nachrichten- blatt d. D. Malakozoolog. Ges. 1889, pag. 187 beschrieb.

Die Eier der Tardigraden. Von Professor Dr. F. Richters - Frankfurt a. M.

Mit Tafel IV und V.

Die Tardigraden legen ihre Eier entweder frei ab oder in einer bei der Häutung in toto abgestoßenen Cuticula. Der letztere Modus der Eiablage ist der häufigere. Über die Eier der beiden marinen Tardigraden-Gattungen Echiniscordes und Lydella sind wir nicht unterrichtet. Von den zwanzig Arten der Gattung kchiniscus kennt man die Eiablage von neun Arten; sämtlich erzeugen sie Gelege in Cuticulis; ebenso verhalten sich die Genera Milnesium und Diphascon; von dem Genus Macrobiotus kennen wir dagegen fünf Arten, die ihre Eier frei ablegen, fünf, die Gelege in Hautsäcken erzeugen, während von zwei Arten über diesen Punkt nichts bekannt ist.

Alle Tardigraden-Eier, die in Hautsäcken abgelegt werden, haben eine glatte Eischale; die frei abgelegten sind mit sehr verschieden gestalteten Haftapparaten ') versehen, denen zweifellos die Aufgabe zufällt, zu verhüten, daß durch Regenwässer die Eier aus dem Moosrasen ausgewaschen und an Orte mit un- günstigeren Existenzbedingungen geführt werden. Die in Haut- säcken abgelegten Eier bedürfen dieser Schutzvorrichtungen nicht, da die Cuticula die zahlreichen Krallen des Tardigraden trägt, welche die Haftapparate vollkommen ersetzen.

ı) Die frei abgelegten, kugeligen Eier eines von mir während des Druckes dieser Zeilen in Muosrasen vom Gaussberg, 66° 50‘ 5" 8. Br. (leg. Vanhöffen)aufgefundenen, neuen Macrobioten, den ich als Macrob. antarcticus beschreiben werde, haben keine Haftapparate; die Oberfläche derselben ist offenbar klebrig, denn man findet sie entweder an Moosblättchen angeheftet oder mit Gesteinstriimmern und sonstigem Detritus beklebt. Hierdurch ist Ersatz für die fehlenden Haftapparate geschaffen.

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Im Nachstehenden soll nun zusammengestellt werden, was wir zurzeit über die Eier der einzelnen Tardigraden-Arten wissen.

Gattung Echiniseus.

Soweit bekannt, bei neun Arten, Eier in Hautsäcken; die Eier sind bald mehr kugelig, bald oval. 1840. Echiniscus Bellermanni C. A. S. Schultze. Gelege 5 bis 8 Eier, !/s« engl. Linien. 1840. Echiniscus spinulosus Doyere. Annales des sciences nat. Il.ser. Tom.14, pag. 281 pl.12 fig. 9. Gelege unbekannt. 1840. Echiniscus testudo Doyere. Ann. loc. cit. pag. 280 pl. 12 fig. 1—3. Eier kugelig oder ein wenig oval, undurchsichtig, braunrot, 0,07 bis 0,08 mm, in Cuticula; Zahl unbekannt. 1840. Echiniscus granulatus Doyere. Ann. loc. cit. pag. 282. Gelege unbekannt. 1840. Echiniscus biunyuis C. A. S. Schultze. In ,Echiniscus Bellermanni C. A.S. Schultze Berlin 1840‘. Gelege unbekannt. 1854. Echiniscus victor Ehrenberg. Ehrenberg, Mikrogeologie Taf. 35 B. Gelege unbekannt. 1854. Echiniscus arctomys Ehrenberg. Ehrenberg, Mikrogeologie Taf. 35 B. Gelege von mir in Deutschland und Spitzbergen be- obachtet, 2 oder 4 Hier, fast kugelig, ca. 48 p. Taf.IV Fig. 1. 1861. Echiniscus Creplint C. A.S. Schultze. Gratulations-Schrift, Greifswald 1861. Gelege unbekannt. 1889. Echiniscus filamentosus Plate. Zoolog. Jahrb. Bd. III. Morph. Abt. pag. 532. Gelege unbekannt. 1889. Echiniscus muscicola Plate. Zool. Jahrb. loc. cit.

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Gelege, von mir bei Frankfurt a. M. beobachtet, ent- halten 5 kuglige Eier, von ca. 75 » Durchmesser. 1889. Echiniscus aculeatus Plate. Zool. Jahrb. loc. cit. Gelege unbekannt. 1889. Echiniscus similis Plate. Zool. Jahrb. loc. cit. Gelege unbekannt. 1902. Echiniscus scrofa Richters. Bericht der Senckenbg. Ges. 1902 pag.9 Taf.1 Fig. 2. Gelege unbekannt. 1902. Echiniscus quadrispinosus Richters. loc. cit. Taf.I Fig. 1. Gelege 4 bis 5 Eier. 1902. Echiniscus inermis Richters. loc. cit. Taf. I Fig. 3. Gelege unbekannt. 1902. Echiniscus Duboisi Richters. loc. cit. Taf. I Fig. 4. Gelege 2 ovale Eier, groß. Durchm. 48 y. 1904, Echiniscus Blumi Richters. Fauna arctica Bd.III pag.499 Taf.XV Fig. 1. Gelege 4 kuglige Eier, 80 p. 1904. Echiniscus Wendt: Richters. Fauna arctica Bd.III pag.499 Taf.XV Fig.3. Gelege 4 ovale Eier, 48 pp. 1904. Echiniscus Oihonnae Richters. Fauna arctica Bd.IlI pag.499 Taf.XV Fig.4. Gelege 5 kuglige Eier, 64 p. 1904. Echiniscus merokensis Richters. Fauna arctica. Bd.III pag.500 Taf.XV Fig.d. Gelege unbekannt.

Gattung Milnesium. Eier in Hautsäcken. 1840. Milnesium tardigradum Doyere. Annal. d. sc. nat. Paris. lI.ser. Tom. 14 pag. 282 pl. 13 fig. 1.

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Doyére hat nur zwei Gelege gesehen, das eine hatte braun- rote Eier, das andere farblose; 0,07 bis 0,08 mm kleiner Durch- messer, 0,08 bis 0,09 großer Durchmesser; die Gelege enthielten fünf Eier.

Ich habe sicherlich bei weitem mehr als hundert Gelege von den verschiedensten Lokalitäten (Mittel-Europa, Spitzbergen, Java) gesehen; sie hatten ausnahmslos farblose Eier; die ge- ringste Anzahl der Eier war, auf Spitzbergen, 3, die größte 15; auch bei Frankfurt beobachtete ich 14 Eier in einem Gelege, auf Java 5. Taf.IV Fig.2 zeigt die Abbildung eines lehrreichen Präparats eines Milnesium, das in seine abgestoßene Cuticula 6 Eier gelegt hatte und gerade im Begriff war, den Hautsack zu verlassen, als ich es mittels Essigsäure abtötete. Bemerkens- wert ist an dem Bilde die Kleinheit der Blutkörperchen; die- selben sind zweifelsohne durch die vorhergehende Eiproduktion derartig reduziert. Die Tiere miissen eine relativ ungeheure Menge Reservenahrung in ihren sogen. Blutkörperchen depo- nieren, um gleichzeitig das Material zu 15 Eiern abgeben zu können, und rätselhaft ist es außerdem, wie das Tier bei der Eierablage noch Platz neben einer so großen Anzahl so großer Eier in dem Hautsack findet. (Vgl. übrigens Taf. I, Fig. 4.) Die Platesche Auffassung der sogen. Blutkörperchen als Fett- körper findet eine hübsche Bestätigung durch die Auffindung von Lutéin in den Blutkörperchen des Macroliotus coronifer (Fauna arctica, Bd. III pag.498), eines gelben Farbstoffes, der im Eigelb, corpus luteum der Säugetiere, vielen Fettgeweben (Pferdefett etc.) und anderen Reservestoffen vorkommt.

Gattung Diphascon.

Eier in Hautsäcken. 1889. Diphascon chilenense Plate. Zool. Jahrb. Bd. III. Morph. Abt. pag. 537.

Plate äußert sich über Eier und Eiablage von Dephascon nicht; er war erstaunt über die Größe der Dottermasse, die er in einem Tier fand und ließ es dahingestellt, ob dieselbe wirk- lich nur zur Bildung eines einzigen Eies dienen sollte.

Ich fand unter Exemplaren aus dem Taunus eins, das diese Zweifel löste. Das Tier, von 208 » Länge (Taf. IV Fig. 3)

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hatte ein ca.60 » im Durchmesser haltendes, nahezu kugeliges Ei in eine abgestoßene Cuticula gelegt und lag selbst noch neben demselben. 1904. Diphascon spitzbergense Richters. Fauna arctica. Bd.IIl pag. 506. Gelege von 2 Eiern; farblos; größter Durchinesser 78 p, kleinster Durchmesser 60 ı.

Gattung Macrobiotus.

A. Eier in Hautsäcken. 1838. Macrobiotus macronyx Doyére. Ann. d. sc. nat. Paris. II. ser. Tom. 10.

Doyére gibt nichts über Form, Zahl und Größe der Eier an, sondern nur, daß sie in Hautsäcken abgelegt werden; Plate bemerkt: in größerer Zahl; Greefi gibt 20 bis 30 Eier an.

Taf.IV Fig.4 zeigt ein Gelege von 12 Eiern aus dem Bach des Köpperner Tales im Taunus.

1839. Macrobiotus Oberhdusert Doyére. Ann. d. sc. nat. II. ser. Taf.14 pag. 286 pl. 14 Fig.11.

Über die Eier des Oberhäuseri sagt Doyére: Die farblosen Eier sind kugelig, Durchmesser etwa 0,06 mm; ihre Schale ist mit dicken, kurzen, stumpfen Warzen besetzt, die dem Ei genau das Ansehen einer Himbeere geben.

Die Abbildung, pl. 14 Fig. 15 bringt diese Beschreibung nicht sonderlich zum Ausdruck; die Eier erscheinen nach der- selben wie mit Kugeln, aber nicht wie mit Warzen besetzt. Greeff meint: „Das, was Doyére als das Ei von AM. Oberhäuser: abbildet, scheint ein unreifes, noch nicht abgelegtes Ei zu sein, das mit Furchungskugeln erfüllt ist, bei dem aber die eigen- tümliche Bildung der Eischale noch nicht vorhanden ist.“

Ganz abweichend von Doyere ist Greeffs Abbildung und Beschreibung des Oberhäuseri-Eies. Er sagt: „Die Eier sind kugelig und haben ca. 0,06 mm im Durchmesser. Die äußere Eischale ist dicht bedeckt mit feinen, nicht starren Stacheln.“ Leider sagt Greeff nicht dabei, woraus er die Zugehörigkeit des Eies zu M. Oberhäuseri erkannt hat. Bei frei abgelegten Eiern, und um solche handelt es sich ja hier, nach Greefi, muß man entweder den Macrobiotus aus dem Ei haben hervorkommen

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sehen oder man muß das Ei im Muttertier beobachtet haben. Daß man blos eine Macrobiotus-Art wiederholt mit gewissen Eiern zusammen gefunden, ist noch kein fester Beweis.

Ich bin genötigt anzunehmen, daß auch Greeff sich in diesem Fall geirrt hat. Die stacheligen Eier (wenn auch nicht mit ganz so vielen Stacheln), welche er beschreibt und abbildet, kenne ich aus häufiger Anschauung, aus Deutschland und Spitz- bergen; es ist mir aber nie gelungen, ihre Zugehörigkeit zu eruieren. Ich habe sie wiederholt monatelang im hängenden Tropfen beobachtet, habe sie aber nie zum Ausschlüpfen bringen können. Sie sind zartschaliger und glasiger als frei abgelegte Tardigraden-Eier; ich halte sie überhaupt nicht für solche.

Macrobiotus Oberhäusers ist nach meinen Beobachtungen keine Art, die frei ablegt, sondern Gelege in Hautsäcken er- zeugt. Vom Brunhildisstein auf dem Feldberg im Taunus habe ich zwei, von Bellaggio, Villa Serbelloni, ein Gelege, die so typisch die eine, fast fadenförmige Kralle an den Beinpaaren, durch welche Oberhäuseri charakterisiert ist, zeigen, daß man, auch ohne Prüfung des Schlundkopfes, nicht zweifelhaft sein kann, mit welcher Macrobiotus-Art man zu tun hat. Das Bellaggio-Exemplar zeigt außerdem die bei Oberhäuseri häufig auftretende, kräftige Granulation der Cuticula des Hinterleibs. Die Gelege enthalten 2 oder 4 Eier. (Taf.1V, Fig.6.)

1866. Macrobiotus tetradactylus Greeff. Max Schultze, Arch. f. micr. Anat. Bd. II pag. 119

Taf. VII Fig. 13.

Greeff berichtet von Gelegen mit 4 ovalen Eiern.

Ich habe deren 2, 4, 6 und 8 (Taf. IV Fig.5) angetroffen; kleinster Durchmesser 60 p, größter 75 p. Zweimal fand ich Gelege von 2 Eiern (Spitzbergen, Falkenstein i. T.), neben denen sich noch das Muttertier in der abgestoßenen Cuticula befand; in den Eiern aber war der gekriimmte Embryo schon deutlich erkennbar. Was das Muttertier veranlassen kann, noch lange Zeit nach der Eiablage in der Cuticula bei seinen Eiern zu verharren, wobei es doch auf Nahrungsaufnahme verzichten muß, ist schwer zu sagen.

1900. Macrobiotus ornatus Richters. Bericht der Senckenbg. Ges. 1900, pag. 40 Taf. VI.

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Das Gelege dieser jetzt vom St. Gotthardt bis Smeren- burg (NW-Spitzbergen) bekannten, höchst zierlichen Form, (Taf. IV Fig.7), besteht nach meinen und Schaudinns Beob- schtungen stets aus 2 kugelförmigen Eiern von ca. 504 Durch- messer.

1902. Macrobiotus Saitlerı Richters. Bericht d.Senckenbg. Ges. 1902, pag.12 Taf. II Fig.1.

Die Gelege, welche ich beobachtete, (Taf. IV Fig.8), ent- hielten ebenfalls stets 2 ovale Eier, kleinster Durchmesser 33 p, größter Durchmesser 45 ». Die Cuticula dieser Gelege ist be- sonders gut geeignet, das charakteristische Merkmal dieser Art, die gefelderte Cuticula, zu zeigen.

B. Eier werden frei abgelegt.

Die Eier der frei ablegenden Arten sind, mit Ausnahme von M.coronifer, der ein ovales Ei hat, kugelförmig.

1834. Macrobiotus Hufelandi C. A. S. Schultze. Isis von Oken 1834, pag. 708. Ann.d.sc. nat. Paris. II. ser. T.14 pl.14 Fig.8.

Die Zusammengehörigkeit des von Doyere pl.14 Fig. 8 abgebildeten Eies mit Macrob. Hufelandi habe ich wiederholt beim Ausschlüpfen des Tieres aus dem Ei unter dem Deckglas er- kannt. Ich tötete das Tier dann gewöhnlich mit ganz schwacher Essigsäure ab und bin daher in der Lage, die Richtigkeit meiner Beobachtung durch ein mikroskopisches Präparat zu belegen.

Die Haftapparate (Taf. V Fig.1) dürfte man vielleicht, ihrer Form wegen, mit umgestülpten Likörgläsern oder Eierbechern vergleichen. Um den der Eischale aufsitzenden Rand des Gläschens bilden ca. 13 radial angeordnete Leisten einen Strahlenkranz, was der Oberfläche des Eies ein höchst zierliches Aussehen verleiht. Es muß Wunder nelımen, daß dem so fein beobachtenden Doyére diese Skulptur ganz entgangen ist. Bei vollen Eiern sieht man sie nicht so gut wie bei leeren Eischalen, bei denen andrerseits wegen des Collapses die Becherchen nicht so hervor- treten wie bei dem prallen, vollen Ei. Die Haftapparate, deren Form und Größe kleinen Schwankungen unterliegt, sind nicht immer in genau derselben Zahl vorhanden; man zählt am Rande der Eier ca. 19 bis 27; diese Zahl ist aber nicht ganz leicht vollkommen sicher festzustellen, da man oft zweifelhaft sein

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wird, ob man ein etwas höher oder tiefer stehendes als rand- standig auffassen will.

Durchweg kommen 4 Eier gleichzeitig zur Reife. Doyére fand im Ovarium bis 11 Stiick in Entwickelung; ich besitze ein Priparat mit 15.

Man findet die abgelegten Eier gewöhnlich einzeln, aber auch in Gruppen von 2, 3, 4; ein einzigesmal beobachtete ich 8, die zweifellos einem Gelege angehörten.

Sehr selten findet man sie in Cuticula; Doyere hat dies einmal, ich habe es zweimal beobachtet. Es handelt sich hier sicherlich um durch ganz besondere Umstände herbeigeführte Ausnahmen. |

1904. Macrobiotus Hufelandi simplex. Fauna arctica. Bd.III pag.502 Taf. XVI Fig. 23.

Diese Varietät (früher als Doyeria simplex von Plate be- zeichnet) scheint sich von der Stammart auch in ihren Eiern wesentlichzuunterscheiden. Die Fußplatten der Becherchen, (Taf. V Fig. 2) sind winzig klein und die Haftapparate viel zahlreicher ; man zählt am Rande gegen 40. Die Zugehörigkeit dieser Eier zu der Simplex-Form von Hufelandi habe ich beim Ausschlüpfen bisher nicht beobachten können, wohl aber habe ich zweimal solche reich verzierte Eier in Muttertieren gesehen (eine Freude, die einem, merkwürdig genug, so selten blüht) und wiederholt habe ich beobachtet, daß in Kolonien von Hufelandi und Hufelandi simplex die Zahl der von mir beobachteten erwachsenen Tiere etwa in demselben Verhältnis stand wie die Zahl der Eier (1 simplex auf ca. 30 der Stammform). Die Eier der Stamm- form haben bis 80 p, die der Simplex-Form bis 95 p Durchmesser.

1889. Macrobiotus intermedius Plate. Zool. Jahrb. Bd. III. Morph. Abt. pag. 535.

Plate berichtet nichts über die Eier dieser von ihm in Chile und bei Marburg, von mir im Taunus, auf Spitzbergen und in der Antarktis beobachteten Art. Wie das ganze Tier eine Miniaturausgabe des Hu/felandi ist, so auch die Eier. (Taf. V Fig.7). Dieselben haben ganz den Typus der Hufelandi-Eier, haben aber nur 45 4 Durchmesser. Den Haftapparaten fehlt, sozusagen, der becherförmige Teil, so daß sie großköpfigen Nägeln oder Schrauben ähneln; man zählt am Rande etwa 20. Ich habe

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weder das Ausschlüpfen noch das Vorkommen der reifen Eier im Muttertier beobachtet; ein Irrtum aber ist, wegen der Klein- heit des Eies und wegen des gleichzeitigen Vorkommens des- selben mit intermedius an so verschiedenen Fundorten so gut wie ausgeschlossen. Auf Possession-Island fand ich zuerst die Eier; aus ihnen schloß ich auf das Vorkommen von inter- medius, eine Vermutung, die sich sehr bald bestätigte.

Ein einziges Mal habe ich 2 Eier in Cuticula gefunden.

An Hufelandi und iniermedius reiht sich eine noch un- beschriebene Form an, die ich in Material von Possession- Island (,Gau8*-Expedition) fand. Der Fuß der Eierbecher ist lang ausgezogen, die Kußplatte mit vier abwärts gerichteten Dornen versehen. Von allen bekannten Macrobiotus-Arten hat diese entschieden die wirksamsten Anker.

1904. Macrobiotus coronifer Richters. Fauna arctica. Bd.III pag. 504. (Taf. XV Fig.8und9). Die Eier (Taf. V Fig.6) sind wie die erwachsenen Tiere gelb (durch Lutéin) und, abweichend von allen bisher bekannten, frei ab- gelegten Macrobiotus-Eiern, oval; ihr großer Durchmesser be- trägt 176 »; sie sind mit einem Pelz äußerst spitz endender, offenbar nicht sehr starrer Dornen bekleidet, die eine feinkörnige Oberfläche haben. Ich beobachtete das Ausschlüpfen des coronzfer aus diesen Eiern.

1904. Macrobiolus granulatus Richters. Fauna arctica. Bd.III pag.505. (Taf. XVI. Fig. 27).

Die kugelförmigen Eier (Taf. V Fig.5)haben ca. 160g Durch- messer. Sie sind mit Gebilden bedeckt, die durch ihre Form an Ge- würznägelchen erinnern. Ihre Basis ist ein wenig verdickt und das obere Ende mit 3 bis 5 nach oben und außen gerichteten Zapfen versehen.

Die Auffindung dieser Eier ließ mich das Vorhandensein einer neuen Macrobiotus-Art vermuten. Später beobachtete ich direkt das Ausschlüpfen der neuen Form aus diesen Hiern.

1%4. Macrobiotus echinogenitus Richters. Fauna arctica. Bd.III pag. 503.

Sternförmige Eier (Taf. V Fig.3), die ich bereits vor vier Jahren wiederholt an verschiedenen Lokalitäten im Taunus beob- achtet hatte, machten mich auf die Existenz einer bisher nicht er-

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kannten Art aufmerksam. In Spitzbergen fand ich dieselben in großer Zahl und beobachtete an ausgeschlüpften Jungen, daß diese Eier einer Form angehören, die gar leicht mit Hufelandı ver- wechselt werden kann und denn nun auch zweifellos lange Jahre mit Aufelandi zusammengeworfen ist. Ich habe in weit über 20 Fällen, in Deutschland und Spitzbergen, entweder die Schlundkopfverhältnisse der Embryonen im Ei studieren können oder das Ausschlüpfen unter dem Deckglas beobachtet. Ich wiederhole an dieser Stelle, was ich, zunächst über die Eier, die ich in Spitzbergen fand, in der Fauna arctica schrieb: Die Eier sind mit zwiebelkuppelförmigen, sehr fein punktierten Stacheln besetzt; die Zahl der Stacheln ist sehr wechselnd; man zählt am Umkreis 10 bis 17. Die Eier von Spitzbergen messen 75 bis 130 1 Durchmesser. Bei Betrachtung einer größeren Zahl derselben fiel mir auf, daß man, der Größe nach, drei Sorten unterscheiden könne, solche von ca. 80, 90 und 130 p. In 18 Eiern war der Embryo so weit entwickelt, daß ich ihn teils im Ei auf den Bau des Schlundkopfes untersuchen konnte, teils durch leisen Druck des Deckglases die Eihülle sprengen und den Embryo zum Austreten bringen konnte. Da ergab sich nun die merkwürdige Tatsache, daß aus den drei Eisorten drei leicht von einander zu unterscheidende Varietäten des echzno- genitus hervorkommen. Unter den 18 von mir beobachteten Fällen war keine Ausnahme.

Aus den größten Eiern kommen (ich beobachtete sechs Fälle) Macrobioten, bei denen jede Reihe der Chitineinlagerungen des Schlundkopfes aus drei größeren Stäbchen, die gleichen Abstand von einander haben und einer, oft nur punktförmigen, Einlagerung besteht. Die Krallen sind sehr kräftig, wie bei allen echinogenitus (und das ist leider nur der einzige, nennens- werte Unterschied von //ufelandt, abgesehen von der ganz ab- weichenden Form des Eies), nur an der Basis verwachsen. Die größere Kralle maß ich bei einem Embryo im Ei bereits zu 10 p, bei Erwachsenen bis 25 »; die beiden Krallen eines Paares bilden einen starken Winkel zu einander, gelegentlich fast einen rechten. Aus den Eiern von 90», die am zahlreichsten sich finden, kommt (in neun Fällen beobachtet) die häufigste Varietät mit nur zwei größeren, relativ dickeren und einer körnchen- fürmigen Chitineinlagerung des Schlundkopfes. Die Krallen sind

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weniger kraftig und bilden einen spitzeren Winkel mit einander. Die kleinsten Eier (drei Fälle beobachtet) erzeugen eine Form mit reduzierten Mundwerkzeugen; der Schlundkopf, der bei den beiden anderen Varietäten oval ist, ist hier kugelförmig, ent- hält gar keine oder nur durch ganz feine Leistchen angedeutete Einlagerungen, die Zahnträger fehlen und die beiden säbel- formigen Messer der beiden anderen Varietäten sind durch ganz kurze, gerade Zahnrudimente vertreten, die zur Nahrungs- aufnahme nicht mehr in Beziehung stehen.

Die Eier der deutschen echinogenitus, die ich beobachtete, sind wesentlich kleiner als die von Spitzbergen; sie messen nur ca. 66 p.

Auch in der Form scheint das Ei von echinogenttus sehr zu variieren. In Moosen aus Süd-England (Whitfield bei Dover) fand ich kürzlich den echinogenitus mit Eiern, die der spitz auslaufenden Stacheln entbehrten und mit stumpfkegelförmigen Zapfen besetzt waren. Einen weiteren Schritt der Abrundung und Verkürzung dieser Zapfen zeigt die Figur 4 Taf.V eines Kies aus dem Taunus, das ich auch für das eines echinoyenttus halte, und den Schluß dieser Reihe bildet das Ei, welches Plate Taf. XXII Fig. 28 als das Ei von //ufelandi abbildet.

Scourfield (Proceedings Zool. Soc. London 1897) hielt die Spitzbergener echinogenitus zweifellos auch für Aufeland', denn er beschreibt die Eier des Tardigraden, den er für Hufelandi hielt: „Eggs with conical projections, sharp pointed, not blunt, as figured by Plate.“

Es erübrigt vielleicht noch, auf die Greefische Abbildung des Kies von M. Schultxet hinzuweisen. Diese von Greeff auf- gestellte Art ist die augenlose Varietät von J/. Hufelandi und damit stimmt auch recht gut seine Abbildung, die sich, beim Vergleich der Form der Haftapparate am Rande und auf der Oberfläche, als nicht sehr sorgfältig erweist; im Text gilt die Zeichnung als die des Kies von J/ufelandi. Die Abbildung, welche Lance (Theses, présentées a la faculté des sciences de Paris 1896, pl. III fig.16) von dem Ei des Qlerhduseri gibt, dürfte eine Kopie der Doyéreschen Zeichnung sein; über die Abbildung des Eies von Hufelandi Fig. 17 enthalte ich mich des Urteils.

Tafel-Erklärung.

Taf. IV.

Fig. 1. Gelege von Erhiniseus arclomys Ehrbg.

2.

3.

5. 6. 7. 8.

Milnesium tardigradum, nach der Eiablage aus der ab- gestuBenen Cuticula schlüpfend.

Diphascon chilenense Plate. Eiablage und Häutung. 4. Gelege von Macrobtotus macronyzx. n tetradactylus. n » Oberhdusert. » " ornatus. n » Satileri.

Außer Fig. 1 und 7 sind sämmtliche Abbildungen vom Lithographen nach Photogrammen des Verfassers angefertigt.

Ber d.Senckenb, Naturf. Ges. 1904. Tat

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.-

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Tafel-Erklärung. Taf. V. Fig. 1. Ei von Macrobiotus Hufelandı. 2 om , n simplex. 3: nn echinogenttus, » 4. wahrscheinlich von einer Varietät des M. echinogenitus. 5. , von Macrobtotus granulatus. » & » » corontfer. on log . intermedius. 8. Echiniscus conifer nov. spec.

Fig. 1—7 sind vom Lithographen nach Photogrammen des Verfassers angefertigt.

Ber. d.Senckenb, Naturf Ges. 1904.

r '

Echiniscus conifer nov. spec.

Von Prof, Dr. F. Richters- Frankfurt a. M.

Mit Taf. V Fig.8.

Auf dem Wege von Lugano nach Gandria stehen hart am See Ölbäume; in Lebermoosrasen, die auf diesen wachsen, fand ich, Ostern 1902, einen neuen Echiniscus, der durch den Ent- wickelungsgrad seiner Anhänge ein besonderes Interesse ver- dient. Bei anderen Echiniscus-Arten sind die seitlichen wie die rückenständigen Anhänge entweder starre Dornen oder bieg- same Haare. Diese neue Art hat, wie E.aretomys und Wendtt, nur ein laterales Haar jederseits (oberhalb des ersten Bein- paares), ein Haar, das keinem Echiniscus fehlt und bei den Echiniscen, die eine Metamorphose durchmachen, auch schon bei den ausschlüpfenden Jungen vorhanden ist. Statt der andern Anhänge hat die neue Art an denselben Stellen, wo die seit- lichen Anhänge bei andern Arten zu sitzen pflegen, jederseits vier konische Zapfen, Bildungen, in denen wir wohl die Vor- läufer von Stacheln oder Haaren zu erblicken haben. Wir haben hier einen phylogenetisch interessanten Fall, insofern E.conifer auf einer Stufe der Ausbildung der lateralen Anhänge stehen bleibt, die von allen Arten mit seitlichen Anhängen sicherlich im Lauf der Entwickelungsgeschichte des Individuums durchlaufen wird. Von den bekannten Arten hat nur E. granulalus außer drei lateralen Fäden einen solchen konischen Zapfen. Doyere erblickt in ihm ein reduziertes Haar; ich möchte ihn für ein werdendes Haar oder Dorn halten. Die Echiniscen, welche eine Metamorphose zeigen, haben in der Jugend weniger Anhänge als im Alter und daher liegt es wohl näher, die konischen Zapfen als werdende und nicht als rudimentäre Organe aufzufassen oder wir müßten es eben vorziehen anzu-

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nehmen, daß diese Formen in diesem Punkt schon wieder in der Dekadenz sind.

Die neue Art steht auch darin dem arctomys nahe, daß sie der Stachelfalte auf den Hinterbeinen entbehrt, die sich fast bei allen andern Echiniscus-Arten findet. Die Krallen tragen keine Dornen. Die Granulierung der Rückenschilder ist ziemlich grob, die Granula sind runde Knöpfchen.

Länge 0,2 mm.

Zwei Gelege, die ich beobachtete, enthielten jedes 3 Eier von 45 » kleinem und 51 p großem Durchmesser.

m ne ee =

Thermische Vegetations-Konstanten.

Aus dem Nachlasse von Prof. Dr. Julius Ziegler,') zusammengestellt von Johanna Ziegler.

Im Laufe seiner pflanzenphänologischen Studien war mein Mann in Übereinstimmung mit Prof. Hermann Hoffmann in Gießen zu der Überzeugung gekommen, daß die Summe der täglichen Maxima eines direkt von der Sonne bestrahlten Thermometers den geeignetsten ver- gleichbaren Ausdruck für die zu einer bestimmten Vegetationsleistung erforderliche Wärmezufuhr des entsprechenden Zeitraums liefere.?)

In verschiedenen Berichten der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft hat er seine diesbezüg- lichen Ansichten niedergelegt. Ich verweise auf die Arbeiten: Beitrag zur Frage der thermischen Vegetations- Konstanten. Bericht 1873/74. Seite 115ff. Über phänologische Beob- achtungen. Bericht 1878/79. Seite 89ff. Über thermische Vegetations-Konstanten. Bericht 1878/79. Seite103ff. Pflanzen- phänologische Karte der Umgegend von Frankfurt a.M. Be- richt 1882/83. Seite 294ff. und Pflanzenphänologische Beob- achtungen zu Frankfurt a.M. Bericht 1891. Seite 21ff. In letzter Abhandlung hat mein Mann Seite 21 eine Arbeit über die thermischen Vegetations-Konstanten mit den Beobachtungen an bestimmten einzelnen Pflanzen in Aussicht gestellt. Das

1) Dem im vorjährigen Bericht (I. Teil p. 171*—174*) veröffentlichten Nekrologe Julius Zieglers von Dr.W.Kobelt war der im „Jahresbericht des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. 1901/02“ (p. 71—75) erschienene Nekrolog von E. Ihne zugrunde gelegt. Durch ein Versehen der Redaktions- kommission wurde bedauerlicherweise versiumt, hierauf besonders hinzuweisen. *) Bericht der Senckenb. Naturf. Gesellschaft. 1873/74. S. 115.

%—

Material zu derselben fand ich in seinem Nachlasse und wird dasselbe in folgenden Blättern der Öffentlichkeit übergeben. Wissenschaftliche Schlüsse an die Ergebnisse desselben anzu- knüpfen, bin ich natürlich nicht imstande. Ich veröffentliche das Material, wie ich es vorfand, unter Anschluß einiger Be- rechnungen, die mein Mann beabsichtigte, aber leider nicht mehr selbst anstellen konnte. Bei der Sichtung und Berechnung unterstützte mich Herr Dr. W. Boller auf das bereitwilligste. Im Sinne meines Mannes (Bericht 1873/74. Seite 120) stehe ich auch davon ab, sämtliche Beobachtungsdaten zum Abdruck gelangen zu lassen, denn fast jede Zahl müßte ihren Kommentar erhalten. Das gesamte Material habe ich der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft übergeben. Es liegt dort zur Einsicht und eventuellen weiteren Benutzung offen.

Zur Erklärung der nachfolgenden Tabellen bedarf es einiger Erläuterungen. Ich entnehme den Text derselben, wenn irgend möglich, den vorhin genannten Abhandlungen meines Mannes.

Hofimann suchte die zu Beginn dieser Arbeit gegebene Anschauung dadurch zu beweisen, daß er vom Jahresanfang, (1. Januar), als einem Tage tiefster Winterruhe bis zum Ein- tritt der verschiedenen Vegetationsstufen die täglichen Maximal- stände über Null eines besonnten Thermographen summierte. (Bericht 1878/79. Seite 108.) In der Summe der Insolations- maxima glaubte er dann einen Ausdruck für den Wärmever- brauch der Pflanze zu finden. Diese Methode lieferte nicht überall genügende Resultate. (Bericht 1873/1874. Seite 120). Mein Mann führte eine andere Berechnungsweise ein derart, daß er von einem anderen Zeitpunkte der Vegetationsentwicke- lung, sofern dieser nur scharf zu bestimmen war, zu zählen begann. So vom Erscheinen der ersten Blüte in einem Jahre zählend bis wiederum zur gleichen Phase im darauffolgenden u.s.w.; also vom gleichen zum gleichen Vegetationspunkt von einem Vege- tationsjahre zum anderen. (Bericht 1873/74. Seite 121).')

Es scheint selbstverständlich, daß man für alle Pflanzen und in jedem Vegetationsjahr bei einem und demselben Be-

") Siehe Siegmund Günther: Die Phänologie, ein Grenzgebiet zwischen Biologie und Klimakunde. München 1895. Seite 32.

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sonnungsthermometer nahezu die gleiche Summe, welche natiir- licherweise der mittleren Summe einer größeren Anzahl von Kalenderjahren enstpricht, welche aber im einzelnen Kalender- jahre bedeutend davon abweichen kann, erhalten sollte.

Andererseits ist zu erwarten, daß die Hoffmannsche Methode, ausgedehnt auf eine größere Anzahl von Jahren, für jede Entwickelungsstufe jeder Pflanze eine konstante Mittelzahl für die Summen der Maximaltemperaturen ergeben muß, welche ihrerseits als Mittel einem bestimmten Tage entspricht. Und dieser Tag ist dann das mittlere Datum des Eintritts der be- treffenden Vegetationsstufe. |

Es ist auch klar, daß diese Konstanten für Pflanzen der- selben Gattung je nach ihrem Standorte, ihrer Nahrungszufuhr und Besonnung variieren müssen.

Diese Konstanten zu ermitteln und auf Grund derselben dann die mittleren Eintrittszeiten der einzelnen Vegetations- stufen zu berechnen, hatte mein Mann sich zur Aufgabe gestellt. Zu diesem Zwecke wurden in unserem Garten, Feldstraße 8, in den Jahren 1869 bis 1902 26 verschiedene Pflanzenarten, viele davon in mehreren Exemplaren, auf .das Erscheinen der ersten Blüte und der ersten Fruchtreife beobachtet. Bearbeitet wurde einstweilen nur das Material 1869 bis 1880.

Als erste Blüte ist die erste geöfinete Blüte, beziehungs- weise das erste Stäuben des Kölbchens (Antheren) gemeint, (Bericht 1878/79. Seite 92; 1891. Seite 27), dagegen ist die erste Fruchtreife, die je nach der Natur der Pflanze eine sehr verschiedenartige ist, nicht so leicht und sicher zu bestimmen.

In der Arbeit: „Beitrag zur thermischen Vegetations- Konstanten“ sind Seite 118 nähere Angaben über die Versuchs- pflanzen enthalten. Ich verweise auf dieselben. Später kamen zu den dort aufgeführten Pflanzen noch folgende hinzu: Atropa Belladonna, die Tollkirsche, Aster Amellus, die Sternblume und Prenanthes purpurea, der Hasenlattich. (Bericht 1878/79. Seite 116).

Außer den dort angegebenen Pflanzen wurden an ver- schiedenen anderen Örtlichkeiten in Frankfurt a. M. die be-

„treffenden Vegetationsstufen beobachtet, sie sind in den nach- folgenden Tabellen, wenn nicht besonders die Ortlichkeit "angegeben ist, als „allgemein“ bezeichnet.

® .

Hand in Hand mit diesen phänologischen Beobachtungen gingen die meteorologischen, nämlich die der täglichen höchsten Temperaturen eines von der Sonne frei bestrahlten Maximum- Thermometers. Diese Beobachtungsreihen erstrecken sich auf die Jahre 1869 bis 1896 und gehörten gleichfalls zu dem wissenschaftlichen Nachlasse meines Mannes. Sie sind im Jahresbericht des Physikalischen Vereins für 1901/1902 ab- gedruckt.

In den dort niedergelegten Tabellen sind für genannten Zeitraum sowohl die Maxima eines jeden Tages, als auch deren Summen vom 1. Januar an verzeichnet, so daß man für jedes Datum eines Jahres die bis dahin abgelaufenen Summen jedes Jahres ohne weiteres ablesen kann.

Einen Teil dieser Tabellen hat mein Mann vor ihrer Drucklegung schon in den Arbeiten „Bericht 1873/74 und Bericht 1878/1879 benutzt, in der letzten Arbeit Seite 117 auch bemerkt, daß er eine ausgedehntere Veröffentlichung über die thermischen Vegetationskonstanten plane. Die genannten Publikationen des Physikalischen Vereins dienen daher einer- seits als Belege für die früheren Publikationen und Material für weitere Bearbeitung derselben, andererseits sind sie die Unterlage, auf Grund deren ich die hinterlassenen pflanzen- phänologischen Aufzeichnungen, welche, wie oben erwähnt, mein Mann noch veröffentlichen wollte, in folgenden Tabellen niederlege.

Erläuterungen zu den Tabellen.

Die erste Tabelle enthält für 26 Pflanzen nur Mittelzablen, gewonnen aus den in den Jahren 1869 bis 1880 gemachten Beobachtungen für die Entwickelungsstufe der ersten Blüte (e. Bl), beziehungsweise der ersten Fruchtreife (e. Fr... Die Versuchspflanze ist entsprechend der Nummer, welche sie in unserem Garten trug, bezeichnet, unter „allgemein“ ist das allgemeine Auftreten der Entwickelungsstufe in Frankfurt a. M. verstanden. Einige Pflanzen an besonderen Ortlichkeiten sind besonders vermerkt.

In Kolonne A und B sind dann die Summenmittel der täglichen höchsten Stände über Null eines von der Sonne frei bestrahlten Thermometers, wie diese in unserem Garten beobachtet wurden, verzeichnet und zwar in Kolonne A vom 1. Januar des Jahres an, in Kolonne B von der Zeit des» Erscheinens der gleichen Entwickelungsstufe im verflossenen Jahre an.

Vor den Kolonnen sind die Anzahl der Beobachtungsjahre verzeichnet.’

®

9

Endlich enthält Kolonne C und D Monat und Tag des Eintritts der betrefienden Entwickelungsstufe in Frankfurt a. M., und zwar bei C be- rechnet aus A unter Benutzung der Mittel 1871—1895, unter D das auf ganz anderem Wege gewonnene Datum (siehe Bericht 1891, Seite 26).

Die Anwendung der Mitteltemperaturen 1871—1895 (Berichte des Physik. Vereins 1901/02) auf unseren Zeitraum 1869 —1880 ist keinesfalls einwandfrei, doch dürften diese Zablen von den Mitteltemperaturen 1869 1880 wenig abweichen. |

Aus sämtlichen Beobachtungen einer und derselben Pflanzenart, wenn auch von verschiedenen Individuen stammend, wurde dann gleichfalls eine Mittelzahl berechnet.

Die auf diese Weise durch Rechnung gewonnenen Daten stimmen fast immer ausgezeichnet mit derin D an- gegebenen Erfahrungszahl überein.

Ferner ist aus Kolonne B der Tabellen ersichtlich, daß sich für alle einzelnen Versuchspflanzen alljäbrlich nahezu die gleiche Summe ergibt. Tatsachen, welche mein Mann beweisen wollte.

Die zweite Gruppe von Tabellen enthält für einige wenige Pflanzen die Einzelbeobachtungen. Ich wählte solche Pflanzen aus, von denen die Konstanten sowohl für die erste Blüte als auch für die erste Fruchtreife be- stimmt worden waren.

Für sämtliche in der ersten Gruppe aufgezeichneten Pflanzen wurden derartige Tabellen auf Grund der Beobachtungen zusammengestellt und aus diesen dann die in Tabellengruppe 1 aufgeführten Zahlen gewonnen.

Unsichere Angaben sind in Klammern () gestellt.

90 Tabelle I.

8

2

6*

Tabellen II.

mn m Almen dm mem mn ee eee —— —_—— —. —-——- —_——

Summe der taglicben höchsten Stande fiber Null

| Summe | der täglichen höchsten Stände über Nuli eines von der Sonne | frei bestrahlten

eines von der Sonne frei bestrahliten

Thermometers Thermometers Mo- | . Jahr \ A. B. at |von derZeit des i [von derZeit des vom | Erscheinens | vom : Frscheinens

| | der gleichen „Januar. \ogetations- | an stufe im ver- | flossenen Jahr

BREI EEE N TEE TERN}

| der gleichen ji.Januar Vegetations- an stufe im, ver-

| | Tag n u A | B.

| ' Hossenen Jahr Ce 8s.

a) Ribes Grossularia, Stachelbeere.

Erste Blüte. Erste Fruchtreife. . Allgemein.

| | .

| | I. ; 1869 || 3227,8

I, Mittel: 26. Juni ' 3613,4 7797,8

7. Ä IV. 1869 | 1368,7 | (15.); V 16. IV. 1870 | 1350,6 : 7634,1 | 27. . VI. 1870 | 3585,0 | 8009,4 26. | 111.! 1871 | 1171,1 , 7661,3 7. | VII. 1871 || 4301,0 | 8556,8 31. : III | 1872 || 1281,2 | 8516,6 | ° 1. | IV. | 1873 || 1238,5 | 8050,5 | | 3. IV. | 1874 | 1232,5 | 7932,9 | | 13. IV. | 1875 || 13244 | 7791,4 Ä 3. | w.| 1876 | 10183 , 73219 | 27. , VI.| 1876 || 3364,0 5. , IV. ı 1877 | 1187,3 | 7942.9 | ca.) vır.| 1877 || 3696,4 | 8136,83 8 | IV. | 1878 | 11238, 7538,6 | 27. , VI.! 1878 | 3109,27 7314,9 7. IV. . 1879 | 998,9 5 | | : 28. 1880 || 1248,0 | | |

| Mittel: 4. April ' 1214,4 ; 7720,8

- : |

26. | III. 1871 | 8. vit. 1871 N 4346.0

31. | II. 1872 (21.)° VI. ! 1872 |) 3433,3 7493.8 2. ıv. | 1873 (3.)| VII. 1873 | 3721,0 | 8380,9 (3)! IV. 1874 (23). VI. | 1874 | 34234 | 7641.3 16. | IV. 1876 (30.)i VI. 1875 |, 3595.1 | 7871,2 3.: IV. | 1876 28. | VI. | 1876 | 3103,8 | 7406,7 6. IV. 1877 4. VII 1877" 3696.4 , 8096,5 8. IV. ' 1878 28. VI. 1878. 3444,01 7349,7

April! 1217,0

Mittel: 26. Juni | 36329 7748.6 l

= —_—_— -— _ ee ou _ se ~ - _ _ _

Summe | Summe || der täglichen höchsten ı Stände über Null eines von der Sonne | frei bestrahlten Thermometers

|

der täglichen höchsten Stände über Null | |

eines von der Sonne frei bestrablten |

ee ee ee

Thermometers | Mo- | | A. | B. ur | A. | B. ahr T | Jahr Tag nat J | von der Zeit des ag nat | on der Zeit des vom Erscheinens vom | Erscheinens | der gleichen I.) ' der gleichen | I.Januar Vegetations- Ä I anuar: vVegetations- an | stufe im ver- | an | stufe im ver- | flossenen Jahr | | ; Hossenen Jahr ee ee REN bo | °Cs. | 908.

Ribes Grossularia, Stachelbeere. Erste Blüte. Erste Fruchtreife.

VII: 1871 |

| 26. | III. | 1871 | 1171,1 | 8. | | 45160 | a 1V.' 1872 || 1399.2 | 8627,6 |(21.)! VI. | 1872 || 3433,3 | 7493,8 2.) Iv. ! 1873 | 1272.0 7973.0 | (8) VII. 1873 | 3721,0 | 8380.9 3. | Iv. | 1874 ı 1232,5 | 7899.4 | 29. VI. 1874 || 35820 | 7799,9 14.; IV. 1875 | 13460! 7813,0 |(80)' VI. 1875 | 35951 77126 3.| IV. 1876 | 104838 | 73003 | 29. | vI.! 1876 | 34429 | 7445.8 9. | IV. | 13063 | 80619 | 4. |vrt.! 1877! 3696.4 | 80574 8 11238. 7419,6 | 28. | Vi. | 1878 | 3444,0 | 7349,7

Mittel: 5. April | 1236.5 | 7870,7 | Mittel: 27. Juni || 3657,6 | 7748,6

No. 7 o6.' TIT 1871 | 1171,1 | 9. VIL. 1871 || 4392.9 | 1. IV. | 1872 | 11188 | 86542 (eu. VI. | 1872 || 3433,3 7446,9 1. IV.; 1873 || 1238,5 | 7912.9 (3.)) VIL | 1873 || 3721,0 | 8380,9 3.. 1V.; 1874 || 1232.5 | 7932,9 (5)! VII.| 1874 || 3781,8 | 7999,7 13. IV.) 1875 | 13244 i 791,4 |(30.)' VI! 1875 || 3695,1 | 712,8 ' 3. ı IV. | 1876 || 1048,3 ' 9321.9 29, | VI. 1876 || 3442.9 7445.8 11.1 IV. 1877 || 1353,3' 8108.9 | |

6 8. | iv.! 1878 | 112381 7472,6 1878

. | Mittel: 5. April 1238,8 | 7885,0 Mittel: 28. Juni | 3687,4 7757,2 | |

Summe „der taglichon höchsten Stande über Null . eines von der Sonne frei bestrabiten

umme

der täglichen höchsten Stände über Null

eines von der Sonne frei bestrablten

Mo Thermometers Thermometers - | A ] B A. B. T Jahr ag nat | \von der Zeit des von der Zeit des vom Erscheinens vom Erschoinens | ' der gleichen der gleichen 1.Januar| Vegetations- 1.Januar| Vegetations- an , stufe im ver- an stufe im ver- | 'flossenen Jahr tlossenen Jahr

°Cs. | ° Cs. ° Cs. ° Cs.

b) Ribes ILubrum, Johannisbeere.

Erste Blüte. Erste Fruchtreife. Allgemein.

| 10. | IV. 1808 | 1448 1 18. | IV. 1870 | 1397,5 | 7601,6 26. ‚II. | 1871 || 1171,1 | 76144 31. 11°, 1872 ; 1281,2 | 8516,6 2. : IV. | 1873 | 1272,0 | 8084,0 9. | Iv. | 1874 || 1347.4 ' 8014,3

as), VI.’ Inn 3227.8 21. | VI.‘ 1870 || 3415,0 | 7839,4 (5) | VIL: 1871 | 42073 | 86331 18. ; VI. 1872 || 3332,2 | 7531,4 ı 1873 || 3442,0 | 8203,0 1874 | 3231,8 | 7728,7

| 13. | ıv.| 1875 | 13244 | 76765 | 14. | VI.| 1875 || 31380! 7605,7 3. | IV. 1876 || 1020,4 7294.0 | 13. | VI | 1876 || 28649 ' 73249 4. Iv. 1877 | 163.8 79473 | (22.)! VI.| 1877 |] 33008 | 8239,8 Li IV. 1878 | 1196.8 7685,1 | 13. | VI. | 1878 || 2958,3 | , 7259,6 9. | ıv. 1879 | 10428 716,8 | 27. : vi.| 1879 || 3052,2 | ° 7564.8 29,111. 1880 || 12790 , 71794 | 6. Vi! 1880 | 31263 , 7017,3

Mittel: 4. April | 1220,4 | 7716,4

Mittel: 16. Juni | 3274,7 | 7722,5 |

No. 9.

1871

1171,1 4167,3 |

31. | III. 1872 | 1281.2 | 8516,6 1872 | 3332,2 ' 2. IV.: 1873 || 1272,0 8084,0 24. VI.| 1873 | 3442.0. 7203,0 9. | IV.-| 1874 | 13474 8014,3 17. | VI. 1874 || 3231,8 7728,7 13. ' IV. | 1875 | 13244 ° 76766 | 14. Vi. | 1875 || 31380 -7605,7 3. : IV. | 1876 || 1020,4 , 72940 | 13. | VI. | 1876 || 28649 73249 4. v. 1877 || 1163,8 7947,3 24. | VI! 1877 || 3365,3 8304,3 11. IV., 1878 | 119658 76351 | 13. | VI. | 1878 || 29583 7195.1 | 10428 | 73169 | 27. | VI., 1879 || 3052,2 | 7564,8 | 1279,0 | 7179,4 1 Vi | 1880 | 3126.3 2017.8

1209,9 | 7751,6

| -

Mittel: 4. April Mittel: 15. Juni-|| 3267,8 | 7501,7

|

. .Ribes Rubrum, Johannisbeere.

Erste Blüte. Erste Fruchtreife. . No. 10.

26. jar. | 1871 | 11711 |

2. | IV. | 1872 | 1323.2 | 7602,4 4. IV. 1 1873 | 1315,9 | 7424,7 11. | IV. | 1874 | 1397,0 , 1822,3 17. | Iv. | 1875 | 1417.8 © 3278,6 | 7471,7 4. | IV. | 1876 || 1048,38 | 2964,2 | 7283.6

10. | Iv. | 1877 | 1329,2 | 14. | IV. ı 1878 | 1281,0

3399,4 | 8239,1

31175 | 7320,2

10. | IV. 1879 || 1058,8 3062,2 7405,6 30. | III. 1880 1301,2 | | 3175,8 7066.8 1264,4 i Mittel: 18. Juni || 3364,8 | 7515.2

ce) Prunus avium, Süßkirsche. Erste Blüte. Erste Fruchtreife.

. 1869 || 2764,6 |

| 1870 || 2957,4 | 7845.0 1871 | 3194,7 | 8078,1 . 1872 | 2909,6 | 8121.4

9. | rv. | 1860 | 1419,3 21. IV.| 1870 | 1494,4 10, | IV. | 1871 || 1512,0

7. | IV. | 1872 | 14188 Iv.

1. 1873 || 1238,5 1873 || 3334,7 8518,3 10. | Iv, | 1874 | 1372.2 u 1874 || 3198,9 7803,1 "18. | Iv. 1875 || 1446,3 1875 | 2954,7 7456,3

6. | IV. 1876 | 1106,5 9. viv. 1877 || 1306,3 14. LV, . 1878 || 1281,0 20. | IV. , 1879 | 1200,6 7. | IV. 1880 || 1491,6

. | 1876 || 2706,1 , 73484 .1 1877 | 3192,2 ' 8291,0

1878 || 2757,0 | 7166.9 ' 1879 | 2868,7 | 7582.6 1 1880 | 9111,5 | 7186,0

Mittel: 10. April | 13673. 77383 | Mittel: 2. Juni |) 28201 | 763,38

| a | Summe | Summe der täglichen höchsten der täglichen höchsten Stände über Null | Stände über Null eines von der Sonne i eines von der Sonne | frei bestrablten | frei bestrahlten ' Mo | Thermometers Mo | Thermometers ~ A. B ~ A. | B. Tag nat | Jahr | | von der Zeitdes Tag nat Jabr | von der Zeit des | . ı vom | Erscheinens li vom Erscheinens | der gleichen . ' der gleichen | |1.Januar Yopetations- | ji.Januar Vegetations- an . stufe im ver- | an stufe im ver- | flossenen Jahr | | flossenen Jahr ee 0 Pen I ®en | | __ he 00. Prunus avium, Süßkirsche. Erste Blüte. Erste Fruchtreife. No. 11 | \ | | | | 12. : IV. | 1872 || 1523,2 8) | VI. | 1872 | 2008.6 | 10 | IV. : 1873 | 1435,7 | 8005,7 |(22) VI: 1873 || 3373,8 85574 14. IV. | 1874 | 14663 | 79695 | 17. | vi.' 1874 | 3231.8 | 7796.9 19. | IV., 1875 || 14779: 7711,1 9. | VI... 1875 || 2988.8 | 7456.5 7.ı IV. | 1876 | 1135,6 | 7255,7 10. | VI. 1876 || 28069 © 7416,1 10. IV. 1877 | 13392 | 8007,5 | 19. , VI.! 1877 || 3192,2 | 8189,2 15. IV. | 1878 | 1313,9 ! 7576,8 10. | VI. 1878 I 2877,2 | 72871 21.1 IV. 1879 1 12204 | 73774 |(@5,)| VI | 1879 | 2988,9 | 7582,6 11. | IV. | 1880 || 15668 | 72896 | (7.) VI. 1880} 3146,7 | 7101,0

| Mittel: 11. April] 1386,6 ' —7649,2

| Mittel: 9. Juni 3057,3

|

No. 12.

Ä | | 10. rv. | 1871 | 15120 | | | | 9. IV. | 1872 | 14521 83466 | (7.)| VI, 1872 |, 3006.8 | 5. IV. | 1873 | 1336,3 : 7977.4 |(24..| VI. 1873 | 3442.0) 85284 10. | IV. . 1874 || 1372,2 | 7974,8 (19. VI. 1874. 3303,8 | | 7800,7 20.! IV. 1875 | 1508,9 |. 78362 {(103| VI. 1875 || 3021,0 | * 7416.7 6.. FV. 1876 || 1106.5 719,6 10. | VI. , 1876 | 2806.9 7383,9 1.) IV. 1877 | 1353,3 | 8050,7 |(20.)) VI. , 1877 | 32301 82271 15.! IV. 1878 | 13139. 7562,7 Ja2)| vi. 1878 | 29811 73081 21.| IV. | 1879 || 1220,4 ı 73774 (25.) | VI. , 1879 || 2988,9 7528,7 8. | IV.‘ 1880 | 1515,7, 72385 |(15) VI. 1880 | 3111,5 7065,8

|

i | | 3093,6 | 7656,8

| |

Mittel: 11. April | 1369,1 7737,1 Mittel: 10. Juni

Summe der täglichen höchsten Stände über Null ' eines von der Sonne frei bestrahlten

Summe der täglichen höchsten Stände über Null eines von der Sonne frei bestrablten

Mo- | Thermometers Thermometers

- Jahr A. | B. A. ° B. Tag nat | | von der Zeit des | von der Zeit des ° | vom | Erscheinens vom | Erscheinens

der gleichen

| I1.Januar' y Stations- der gleichen

1.Januar vVegetations-

an , stufe im ver- an | stufe im ver- | ;tlossenen Jahr flossenen Jahr | °Cs. | ° Cs, °Cs. | ° Cs.

ad) Crataegus Oxyacantha, e) Prunus spinosa,

Weißdorn.

Erste Blüte.

Allgemein. 28. | Iv. 1869 | 1960,2 17. | V. | 1870 | 2227,5 8.| v. , 1871 || 2232, 1 2 v. | 1872 2066,8 8., V. Ä 1873 || 2066,8 2. | v. | 1874 | 1944,9 7 Vz | 1876 1962,3 6. | V. | 1876 || 1786.6 | “| V. 1877 21231 | 4.| v. ' 1878 || 1830,3 i 22.| V. | 1879 || 1987,0 | 29. | IV. | 1880 || 2037,2

Mittel: 6. Mai || 2018,7

t I

7919,5 7845,4 82412 8093.2 7817,0 7716,9 7422,3 8140,4 7309.3 7627,6 6993,4

7738,7

Schlehe.

Erste Blüte.

Allgemein.

| |

10. v. 1869 || 1448 1 | 10. | 1v.! 1871 || 1512,0 14. | Iv. | 1872 | 15883 | 84778 3)| ıv.| 1873 || 1301,8 | 7811,7 104) Iv. | 1874 || 1372.2 | 8009,3 21. | IV. | 1875 | 1589,9 | 78672 9. | Iv.| 1876 | 11900 ' 72481 8. | TV. | 1877 | 1274,7 , 7a8e6 13, ıv.| 1878 | 2488! 75762 22. | Iv. | 1879 || 12408 | 7462.9 13. | IV. | 1880 || 1628,2 | 7325,6 Mittel: 12. April |} 1394,1 7740.8

Die Haut der Säugetiere.

Vortrag, gehalten beim J ahresfeste der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft am 15, Mai 1904

von

Dr. Fritz Rémer.

Nachdem Darwin uns durch sein epochemachendes Buch über die Entstehung der Arten den einheitlichen Gedanken für die Zoologie gegeben und Haeckel in seiner „generellen Mor- phologie* ein natürliches, auf der Erkenntnis der Blutsverwandt- schaft beruhendes System der Tiere entworfen hatte, trat ein neuer Zug in der zoologischen Forschung hervor, das Suchen nach einem tieferen stammesgeschichtlichen Zusammenhang der einzelnen Tiergruppen. Die Zoologie wurde nunmehr aus einer „beschreibenden* in eine „erkennende“ Naturwissenschaft um- gewandelt.

Der Stammesgeschichte oder der Phylogenie der Wirbel- tiere, zu denen wir als oberstes Glied uns selbst, den Menschen, zu rechnen haben, hat sich das Interesse der Forscher von jeher aus nabeliegenden Gründen weit mehr zugewandt, als allen andern Klassen des Tierreiches.

Die vergleichende Anatomie, die Entwickelungsgeschichte und die Paläontologie, jene drei Geschichtsquellen, auf deren gleichmäßiger Verwertung und kritischer Vergleichung die Resultate der Stammesgeschichte bexuhen, sind bei den Wirbel- tieren von einer größeren Anzahl tüchtiger Forscher ge- fördert worden und haben eine Menge von wichtigen Ergebnissen geliefert.

Freilich haben die hieraus gewonnenen Ansichten vielfach gewechselt. Die aufgestellten Stammbäume mußten mit der fortschreitenden Forschung in Einzelheiten oft korrigiert, manch-

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mal sogar von Grund auf umgestaltet werden. Aber dieser Wechsel wird bleiben, so lange es überhaupt eine stammes- geschichtliche Forschung gibt.

Die größere Mehrzahl der Zoologen und Anatomen neigt heute zu der Ansicht, die höheren Wirbeltiere Reptilien, Vögel und Säugetiere die wir mit dem gemeinsamen Namen Amnion- tiere bezeichnen, als zwei divergente Stämme der Wirbeltiere

aufzufassen, deren gemeinsame Wurzeln in der Amphibien-Klasse zusammenlaufen. Diese Amphibien-Ahnen dürfen wir aber aus ver- gleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Gründen nicht unter den heutigen nackten Amphibien suchen, Sondern unter den ausgestorbenen Panzerlurchen der Steinkohlenzeit, den sog. Stegocephalen, deren Haut gepanzert und mit knöchernen Schuppen bedeckt war. Aus ihnen haben sich einerseits die Säugetiere entwickelt und als andere Haupt- linie, welche nach einer ganz anderen Richtung hin fort- schreitend sich umbildete, die artenreiche Gruppe der Reptilien und Vögel.

Wenn auch bei einer vergleichenden Betrachtung von lebenden und fossilen Tieren die Hartgebilde, wie Skelettsystem, Zähne, Verknöcherungen der Haut, in erster Linie Berück- sichtigung finden, so kann eine Phylogenie doch nur dann An- spruch auf Vollständigkeit und bleibenden Wert haben, wenn alle Organe dabei gleichmäßig studiert und zur Begründung nutzbar gemacht werden.

Bei den Wirbeltieren ist aber die Haut erst spät zu phylo- genetischen Studien herangezogen worden.

Die verschiedenen Hautgebilde der höherey Wirbeltiere, die wir bei den Reptilien”als Schuppenpanzer, bei den Vögeln als Federkleid und bei den Säugetieren als Haardecke ent- wickelt sehen, sind alle drei Horngebilde der Haut, die in phy- siologischer Beziehung manche Ähnlichkeit zeigen. Aus Be- quemlichkeit und ohne die Gründe dafür im einzelnen zu prüfen, hat man lange Zeit Schuppe, Haar und Feder homologisiert und in den Schuppen der Reptilien den primitiven Zustand, von dem aus Haar und Feder sich entwickelt haben, gesehen. Kleine Unterschiede in der Entwickelung dieser drei Gebilde kamen da- bei nicht in Betracht und die Bedenken, daß das feine Haar nicht mit der mächtigen Feder verglichen und auf dieselbe

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Schuppe zurückgeführt werden könne, zerstreute man durch die Annahme, daß das Haar nicht einer ganzen Schuppe, sondern nur einem Teile einer solchen entspräche.

Dieser entschieden bequeme Standpunkt hat sich bis in die neueste Zeit erhalten, obwohl schon Gegenbaur in der Art der ersten Anlage des Haares einen Grund sah, das Haar nicht für homolog der Schuppe und Feder zu halten. Gegen- baur hat aber eine andere phylogenetische Ableitung der Haare nicht gefunden.

Erst in den neueren Hautarbeiten wurden die Besonder- heiten in der ersten Anlage des Haares für so bedeutungsvoll erklärt, daß sich seine stammesgeschichtliche Ableitung von Schuppen und Federn nicht länger aufrecht erhalten läßt.

Die Haare der Säugetiere sind lediglich aus eigentümlich differenzierten und angeordneten Oberhautzellen zusammengesetzt. Die erste Anlage des Haares ist eine rein epidermoidale; ihr erster Anstoß geht von der Oberhaut aus, deren tiefste Zellen- lage durch Vermehrung eine zapfenförmige Einsenkung nach unten in die darunterliegende Unterhaut treibt. Die Beteiligung der Unterhaut in Form einer Pappillenbildung tritt aber erst später ein, nachdem die Anlage der Oberhaut als solider Sproß beträchtlich in die Tiefe gewachsen ist.

Der erste Anstoß zur Anlage einer Schuppe und Feder geht aber von der Unterhaut aus, welche durch Vermehrung ihrer Zellen an irgend einer Stelle eine papillenartige Erhebung gegen die Oberhaut vorwölbt, die sich weit über das Niveau der Haut erhebt und von der Hornkappe der Oberhaut erst später überwachsen wird. Die Haarpapille, welche als Ernährungs- und Befestigungsorgan erst sekundär in die Basis der Oberhaut- knospe hineinwächst, ist daher verschieden von der Schuppen- papille, welche primär die Bildung der Schuppen veranlaßt. Die Bedeutung dieses Unterschiedes wird uns noch klarer, wenn wir uns daran erinnern, daß die Oberhaut aus dem äußeren Keimblatt entsteht, die Unterhaut hingegen aus der’ äußeren Schicht des mittleren Keimblattes (Hautfaserblatt des Mesoderms).

Die ganze Frage nach der phylogenetischen Ableitung der Haare ist mit dieser Erkenntnis in ein neues Stadium getreten und die Veranlassung zu allen neueren Untersuchungen über

die Haare und Schuppen ist in Max Webers Arbeit über die vergleichende Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Schuppentiere aus dem Jahre 1891 zu suchen. Sie war grund- legend für die Haar- und Schuppenfrage, denn alle weiteren Arbeiten, welche sich mit diesem Thema befassen, sind direkt oder indirekt auf Webers Arbeit aufgebaut. Es sind dies vor- nehmlich die Arbeiten von Emery, Keibel, Maurer, de Meijere, Reh, und ich selbst habe mich auch mit mehreren Arbeiten an der Klärung dieser Frage beteiligt.

Die speziellen Fragen, welche in diesen Arbeiten über die Phylogenie des Säugetierkleides behandelt werden, bewegen sich in zwei ganz verschiedenen Bahnen und diese müssen auch in unserem Vortrage getrennt behandelt werden.

In erster Linie ist die Frage zu entscheiden, ob die Be- ziehungen zwischen Schuppen und Haaren nur topographischer Natur sind, oder ob hier ein tieferer phylogenetischer Zusammen- hang besteht, d.h. mit anderen Worten: Deutet die heute noch an schuppentragenden Säugetieren vorhandene Stellung der Haare darauf hin, daß die Haare sich ehemals nur zwischen oder unter den Schuppen entwickelten oder sind die Haare als umgewandelte Schuppen aufzufassen, die aus diesen selbst oder aus Teilen derselben hervorgingen ?

Die zweite Frage betrifit das Haar als Einzelorgan. Sind die Haare etwa aus anderen Hautgebilden niederer Wirbeltiere entstanden oder besitzen sie überhaupt keine phylogenetischen Vorläufer und sind als selbständige Neubildungen der Säugetiere aufzufassen ?

Das Haarkleid ist für die ganze Klasse der Säugetiere so charakteristisch, daß Oken die Säugetiere auch „Haartiere“ genannt hat. Allerdings kennen wir eine Anzahl von Säuge- tieren, welche der Haarbedeckung entbehren. Die Haut der Wale ist gänzlich nackt; Schuppentier und Gürteltier sind mit einem Schuppenpanzer bedeckt, der an die Reptilien erinnert, und bei vielen anderen Säugetieren zeigt sich eine solche Schuppenbildung an einzelnen Körperstellen, namentlich an den Schwänzen, so 2.B. beim Bieber, bei unseren Ratten und Mäusen, sowie bei manchen Klettertieren. Igel, Stachelschwein und der australische Ameisenigel sind mit starren und spitzen Stacheln ausgerüstet.

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Doch ist dieser Mangel der Haare nur ein scheinbarer. Bei den genannten Wassersäugern sind die Haare durch An- passung an die schwimmende Lebensweise geschwunden, spär- liche Überreste finden sich beim erwachsenen Tier nur noch am Kopf, die Embryonen sind aber teilweise noch mit einem dichten Haarkleid bedeckt, das wohl zur Anlage, aber nicht mehr zum Durchbruch kommt. Die Wale stammen also von echten Haartieren ab. Ebenso haben manche Dickhäuter, wie Elephant, Nashorn und Flußpferd, die Haarbedeckung größten- teils verloren und durch eine dicke feste Haut ersetzt. Ver- einzelte starre Borsten finden wir aber auch an ihnen überall. Bei den stachelbewehrten Tieren stehen zwischen den Stacheln zahlreiche Haare und die Bauchseite ist stets mit einem dichten Haarkleid versehen. Und ebenso stehen bei den Panzertieren und an den beschuppten Schwänzen stets zahlreiche Haare zwischen und unter den Schuppen. Man kann also behaupten, daß es kein einziges durchaus haarloses Tier gibt. Die funktionelle Anpassung der Haut an verschiedene Tätigkeiten und Existenz- bedingungen führt im Verein mit der progressiven Vererbung zu höchst mannigfaltigen Differenzierungen der Hautgebilde. Trotz der verschiedenartigen Ausbildung, in welcher uns die Haare bei den einzelnen Tieren begegnen, ist aber der Grundplan des Haares doch stets der gleiche.

Wo Schuppen und Haare zusammen vorkommen, und wir kennen nach den Untersuchungen von Reh wohl über 500 Arten Säugetiere, an denen dies der Fall ist treten die Haare unter oder auf dem hinteren freien Rand der Schuppen an die Oberfläche .und zwar in der Regel in Gruppen zu dreien oder zu mehreren, unter denen sich ein Haar, das sog. Mittelhaar, an Stärke und Länge hervortut. Die Haargruppen liegen dem- gemäß ebenso wie die Schuppen in alternierenden Reihen, sie sind dachziegelartig angeordnet. Besonders sind es die Schwänze der Säugetiere, namentlich vieler Nager, welche solche Lage- beziehungen zwischen Schuppen und Haaren aufweisen. Weber, welcher in seiner schon erwähnten Arbeit über die Entwicke- lungsgeschichte des Schuppentieres die hohe phylogenetische Bedeutung des gemeinsamen Vorkommens von Schuppen und Haaren betonte, hielt die Schuppen für das Primäre, welche die Anordnung der Haare bedingen. Er betrachtet die Schuppen

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der Säugetiere als den Rest einer früher allgemeinen Schuppen- bekleidung, die man auf nicht zu langem Umwege auf die Reptilienschuppe zurückführen kann. Bei manchen Tieren, wie beim Schuppentier und Gürteltier, haben sich die Schuppen in spezifischer Weise weiter gebildet.

Die regelmäßige Anordnung der Haare können wir überall da konstatieren, wo sie im Verein mit Schuppen in die Er- scheinung treten. Aber auch bei dem dichten Haarkleide der schuppenlosen Säugetiere begegnen wir, so regellos die Haar- stellung bei oberflächlicher Betrachtung auch zu sein scheint, bei näherem Zusehen einer äußerst gleichmäßigen und geregelten Anordnung der Haare. Zumeist überragt eine Anzahl längere Haare die übrigen, die sog. Granenhaare, und diese stehen in deutlichen Längsreihen. Dazwischen bildet die große Masse der Wollhaare den eigentlichen Pelz, aber diese stehen auch nicht regellos, sondern bilden Gruppen. Durch die ausführlichen Untersuchungen von de Meijere sind wir über die mannig- fache Art der Gruppenstellung der Haare bei den verschiedenen Säugetieren unterrichtet. Eine Haargruppe besteht im einfachsten Falle aus drei Haaren, einem Mittel- oder Hauptbaar und zwei Nebenhaaren. Durch Vermehrung der Nebenhaare kommen aber auch Gruppen von 5, 8 und mehr Haaren zustande. Die Neben- haare können aber auch Büschel bilden, wie z. B. beim Schnabel- tier, welche dann in bestimmter Anzahl ein Haupthaar umgeben. Auch diese Büschel stehen wie die Haargruppen in alternieren- den Reihen, und wir brauchen nur die Haut einiger beliebiger Säugetiere anzusehen, um diese regelmäßige Anordnung der Haare auch auf den unbeschuppten Teilen der Säugetierhaut zu erkennen. Ja selbst beim Menschen, dessen Haarkleid die größte Reduktion erfahren hat, sehen wir am Handrücken meist zwei, oft auch drei Haare zusammenstehen.

Die Haare einer Gruppe liegen meist in einer breiten Reihe nebeneinander und rufen somit unbedingt den Anschein hervor, als ob sie hinter Schuppen hervorträten. Die Schuppen sind aber nicht mehr vorhanden.

Am schönsten zeigt uns diese vermeintliche Schuppen- stellung der Haare ein Embryo von Aulacodus (Römer) und von Arithizon (Loweg). Am Rücken, Kopf und an den Extremi- täten liegen die Haare in regelmäßigen alternierenden Gruppen

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von 3—12 Haaren, welche unbedingt den Anschein erwecken, als ob sie hinter Schuppen stiinden, denn die Haut zwischen den einzelnen Gruppen ist haarlos. Doch ist, wie die mikro- skopische Untersuchung der Haut ergab, keine Spur von Schuppen an jenen Stellen vorhanden. Beim Stachelschwein stehen die Stacheln in ähnlichen Gruppen von 5—8 oder 10—12 größeren und kleineren Stacheln in einer geraden Linie nebeneinander. So entsteht der Anblick eines nach Schuppen sich regelnden Stachelkleides, dem aber die Schuppen entschwunden sind. Beim Ameisenigel, dessen Stachelkleid aus 2 Sorten von Stacheln besteht, stehen die großen Stacheln ganz regelmäßig in fast gleichgroßen Abständen und bilden deutliche Längsreihen.

Wenn man nun in Erwägung zieht, daß die Haare auf den beschuppten Teilen der Haut in alternierenden Gruppen stehen, und daß sie auf den unbeschuppten Teilen genau solche Gruppen bilden oder sich wenigstens auf eine derartige An- ordnung zurückführen lassen, so darf man daraus mit vollem Recht schließen, daß die jetzt schuppenlosen Teile der Haut früher gleichfalls Schuppen trugen. Die Schuppen selbst gingen verloren, die Anordnung der Haare und Haargruppen, die sich mehr oder weniger regelmäßig an allen Säugetieren findet, weißt aber noch auf ihr früheres Vorhandensein. Das heißt mit andern Worten: „die Vorfahren der Säugetiere sind unter schuppentragenden, niederen Wirbeltieren zu suchen“. Dies ist die gemeinsame sichere Basis, auf der alle Forscher, welche in den letzten Jahren über die Haut der Säugetiere gearbeitet haben, übereinstimmend und einwandsfrei fußen.

Nachdem wir diese Beziehungen der Haare zu den Schuppen kennen gelernt haben, ist die Frage zu erörtern, ob diese Be- ziehung eine rein topographische ist oder ob hier ein innigeres phylogenetisches Verhältnis vorliegt, das eine Ableitung der Haare aus den Schuppen oder aus Teilen derselben rechtfertigt. Ich habe mich schon mehrfach zu der ersten Ansicht bekannt, welche die Beziehungen beider Hautgebilde zueinander nur als topographische aufgefaßt wissen will. Gegen die stammes- geschichtliche Entwickelung des Haares aus einer Schuppe sprechen einmal morphologische Bedenken, daß das feine runde Haar nicht einer mächtigen flachen Schuppe entsprechen kann, und dann auch entwickelungsgeschichtliche Gründe. Die erste

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Anlage des Haares ist eine knospenartige Einsenkung der Ober- haut, zu welcher die Haarpapille erst sehr viel später als Be- festigungs- und Ernährungs-Organ hinzukommt. Den ersten Anstoß zur Bildung der Schuppe gibt aber, wie bei der Feder, die Papille der Unterhaut. Dieser embryonale Unterschied, der eingangs schon betont wurde, gibt allein schon dem Haar eine Sonderstellung gegenüber der Schuppe und Feder und verlangt, daB man die Haare von den Schuppen und Federn trenne.

Der Ansicht, zwischen Schuppe und Haar als Zwischen- stufe den Stachel und die Borste einzuschieben und der An- nahme, daß der Entwickelungsgang ,Schuppe—Stachel—Borste— Haar“ lauten müsse, widerspricht unsere genaue Kenntnis von der Entwickelungsgeschichte der Stacheln. Bei unserem Igel und beim australischen Ameisenigel ist die Anlage des Stachels völlig gleich der Anlage des Haares, eine rein epidermoidale, und erst nachdem der Zapfen der Oberhaut in die Tiefe ge- wachsen ist, entwickelt sich an seinem Grunde genau wie beim Haar eine Papille zur Befestigung und Ernährung. Der ersten Anlage kann man es gar nicht ansehen, ob sie zu einem Stachel oder zu einem Haar werden will. Der einzige Unterschied zwischen Stachel und Haar besteht darin, daß beim Stachel die einzelnen Schichten stärker ausgebildet sind. Dadurch verliert der Stachel aber niemals seinen Haarcharakter und wird in keiner Beziehung der Schuppe oder der Feder ähnlicher, mit denen er also auch nicht in phylogenetische Beziehung gebracht werden darf. Die Stacheln und Borsten sind weiter nichts als stark entwickelte Haare.

Wie wir sahen, liegt im Bereich einer Schuppe stets eine größere Anzalıl von Haaren. Wir müßten also doch mindestens die ganze Haargruppe einer Schuppe homolog sein lassen, so dass also ein Haar nicht einer ganzen Schuppe, sondern nur einem Teil einer solchen entspräche. Dem ist aber entgegen zu halten, daß nirgendwo eine Andeutung der Sonderung einer Schuppe in mehrere Teile zu konstatieren ist. Bei keiner Wirbeltiergruppe ist etwas derartiges beobachtet worden, auch nicht bei den Säugetieren, die neben einem Schuppenpanzer ein Haarkleid tragen. Sodann ist als Beweis für die phylogenetische Ableitung des Haares aus einer Schuppe noch hervorgehoben worden, daß die Haare in der Schuppenpapille wurzeln. Emery

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fand bei einem Embryo des Gürteltieres an den hinteren Ex- tremitäten eine Gruppe von Haaren mitten auf den Haut- schildern. Dieser Befund will mir aber bei der eigentümlichen sekundären Natur des Panzers der Gürteltiere nicht besonders beweiskräftig erscheinen. Die Untersuchung der Entwickelung des Panzers der Gürteltiere hat nämlich gezeigt, daß eine jede größere Schuppe, die wir am erwachsenen Tiere sehen, durch Verschmelzung mehrerer kleiner Schuppen entstanden ist. Zwischen diesen sog. Furchungsschuppen stehen einzelne Haare, die mit der .zunelımenden Verschmelzung verdrängt werden, so daß schließlich nur noch die Haare am hinteren Rande der Schuppen übrig bleiben. Die Haare standen zwischen den kleinen Schuppen. Es reiht sich also dieser Fall allen anderen an. Dasselbe gilt von Clamydophorus und sonst ist kein Tier bekannt, bei dem Haare mitten in der Schuppe aus der Haut hervortreten, sondern überall da, wo Haare in der Schuppen- papille wurzeln, durchbrechen sie die Haut stets auf dem hinteren freien Rand der Schuppe. Es ist ja auch ganz erklärlich, dass die Haare, die sich an schuppentragenden Tieren entwickelten und darin sind ja alle Forscher einig, daß die Vorfahren der Säugetiere einen Schuppenpanzer besessen haben nicht die harten und festen Schuppen durchbrechen, sondern nur in den Einsenkungen unter dem hinteren Rande der Schuppen, dort, wo die Haut weich und ohne Hornüberzug ist, sich entwickeln konnten. Die Beziehung der Haare zu den Schuppen ist also eine rein topographische.

Zu dieser Ansicht führt mich besonders eine biologische Erwagung. Das Haarkleid miissen wir uns doch wohl als einen Wärmeschutz in einer Zeit der Erdgeschichte entstanden denken, -als die Abkühlung des Klimas immer mehr zunahm. Da man sich nun nicht vorstellen kann, daß erst nach einem Schwund des Schuppenkleides der erste Schritt zur Entwickelung des Haarkleides getan wurde, ist man zu der Annahme gezwungen, daß die Entstehung der Haare wahrscheinlich mit dem Schwund der Schuppen Hand in Hand ging, und daß die Haare bereits auftraten, als die Schuppen noch vorhanden waren. Aus mechanischen Gründen können sich die Haare zunächst nur unter dem hinteren freien Rande der Schuppen entwickelt haben, wodurch zugleich die platte Form der Haare, die wir bei

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manchen Säugetieren finden, verständlich wird. Hier wird die Entwickelungsmöglichkeit die größte gewesen sein, denn die Haare wurden hier in ihrer Entwickelung am wenigsten beeinträchtigt, weil ihre Stellung und Richtung mit der der Schuppen überein- stimmt. Die Ausbreitung der Haare und Haargruppen ist zu- nächst nicht weiter in die Schuppe hinein, sondern nur über ihren freien Rand erfolgt. Nachdem sie an biologischer Be- deutung und somit auch an Ausdehnung gewannen und infolge dessen mächtiger und größer wurden, bedurften sie auch einer besseren Befestigung und drangen tiefer in die Schuppenpapille ein. Als dann späterhin die Schuppen immer mehr an Bedeutung verloren und allmählich schwanden, haben sich die Haare erst ihrer Plätze bemächtigen und allgemein über die Haut aus- breiten können. Biologisch läßt sich diese Annahme so ver- stehen, daß dem Wärmeschutz gegen eine geringe Abkühlung des Klimas durch das spärliche Haarkleid unter dem Rande der Schuppen Genüge geleistet wurde. Gegen eine weitere Abnahme der Temperatur konnte es aber nicht hinreichenden Schutz ge- währen; es bedurfte dazu eines viel dichteren Haarkleides, welches aber erst entstehen konnte, als die Schuppen an Be- deutung verloren und schwanden. Aus dem gleichzeitigen Neben- einandervorkommen ergibt sich unbedingt, daß die Beziehung der Haare zu den Schuppen nur eine topographische gewesen sein kann.

Die Temperaturabnahme betrachten wir somit als den maßgebenden Faktor bei der Entstehung des Haarkleides. Aber nicht nur die Entstehung der Haare findet hierdurch ihre Er- klärung, sondern auch die des warmen Blutes und der Schweiß- driise. Tiere mit einem schlecht wärmeleitenden und deshalb warmhaltenden Haarkleid konnten der Abkühlung des Klimas besser trotzen. Die amphibienähnlichen Vorfahren der Säugetiere mit ihrem wechselwarmen Blut hätten aber doch dieses Kälte- schutzes gar nicht bedurft, denn sie konnten doch, ebenso wie heute noch die Amphibien und Reptilien, durch Erstarrung und Winterschlaf die kühlere Zeit überdauern. Es muß daher mit der Entstehung des Haarkleides eine Erwärmung des Blutes gleichzeitig stattgefunden haben oder ihr schon vorangegangen sein. Aber mit der Erhöhung der Körperwärme und ihres Schutzes allein war auch noch nichts gewonnen; es bedurfte

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noch eines Wärmeregulationsapparates und das waren die Schweißdrüsen. Entstehung des Haarkleides, Erwärmung des - Blutes und Entwickelung der Schweißdrüsen sind drei wichtige unzertrennliche Stufen in der Phylogenie der Säugetiere, welche einzeln für sich genommen nicht zu erklären und zu verstehen sind. Sie bilden eine zusammenhängende Gruppe.

Somit wird uns auch der innige Zusammenhang zwischen Haar und Schweißdrüse, der bei den meisten Säugetieren kon- statiert werden kann, verständlich. Die Schweißdrüse ist ein Anhangsgebilde oder vielmehr ein Zwilling des Haares, denn sie entwickelt sich ebenso wie die Talgdrüse aus der Haar- anlage. Derselbe Epidermiszapfen enthält die gemeinschaft- lichen Anlagen für Haare, Schweißdrüsen und Talgdrüsen und an den behaarten Körperstellen entwickeln sich meist alle drei Gebilde aus ihm. Er kann aber auch gerade so gut nur eine Schweißdrüse oder nur eine Talgdrüse oder endlich nur ein | Haar oder einen Stachel aus sich hervorgehen lassen. Man be- zeichnet daher, den ursprünglich einfachen Oberhautfortsatz, besser nicht als Haarkeim, sondern als primären „Epithelkeim“, aus dem sich Haarkeim, Schweißdrüsen- und Talgdrüsen-An- lagen abscheiden können.

Ursprünglich kommt jeder Haargruppe nur eine Schweiß- drüse zu und an den meisten Tieren, selbst bei manchen höheren Affen, mündet die Schweißdrüse noch in den Haarbalg ein, aus dem sie auch ihre Entwickelung nahm. Die selbständige Aus- mündung der Schweißdrüse ist die Ausnahme und kommt auch nur bei wenigen Tieren vor. Meist zeigt ihre Lage zu den Haargruppen auch dann noch, daß sie ursprünglich an die Haar- gruppe gebunden war. Haare und Schweißdrüsen sind nicht nur topographisch, sondern auch ontogenetisch und phylogenetisch miteinander verknüpft, und dort wo diese Beziehungen heute nicht mehr sichtbar sind, liegen sekundäre Verhältnisse vor.

Die erwähnten verschiedenen Stufen in der Phylogenie des Haarkleides sehen wir hente noch an verschiedenen Tieren in schönster Deutlichkeit ontogenetisch zum Ausdruck gebracht. Beim Stachelschwein gewähren die in breiten alternierenden Gruppen stehenden mächtigen Stacheln auf dem Rücken den Anblick, als ob sie hinter Schuppen hervorträten. Die einzelnen Gruppen stehen 1—2 cm von einander entfernt. Die Schuppen

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sind aber nicht mehr vorhanden, und doch ist es zwischen den Stachelgruppen auf den Plätzen der ehemaligen Schuppen noch nicht zur Entwickelung eines allgemeinen feineren Haarkleides gekommen. Die Haut ist dort völlig nackt, denn die wenigen Borsten, mit welchen das Stachelkleid untermischt ist, stehen stets dicht vor oder neben den Stacheln. Die Ausbildung der mächtigen Stacheln mag jegliche weitere Entwickelung der Haare verhindert haben.

Bei den schon erwähnten Embryonen von Awlacodus und Erithixon zeigen die Haargruppen noch dieselbe Anordnung, welche sie nach unserer biologischen Erwägung bei ihrem ersten phylogenetischen Auftreten hinter den Schuppen genommen haben müssen; sie haben noch genau den Platz inne, den ihnen die Schuppen ehemals vorschrieben. Die Schuppen sind aber gänz- lich geschwunden. Diese Haargruppen entstehen zuerst und wenn sie schon eine ziemliche Länge erreicht haben, erscheinen zwischen den Haargruppen auf den vermeintlichen Schuppen die Anlagen des allgemeinen dichten Haarkleides überall auf dem ganzen Körper, und zwar liegen sie an dem hinteren Rand der Schuppe in der Nähe der größeren Haare am dichtesten und bilden ebenfalls Gruppen, während sie weiter vorn auf der ver- meintlichen Schuppe spärlicher und nur vereinzelt auftreten. Die Untersuchung einer Anzahl von Bälgen ergab nun, daß an den als , Winterfell“ bezeichneten Bälgen, namentlich an solchen von jüngeren Tieren, ein allgemeines dichtes Haarkleid zwischen den anderen Haargruppen vorkommt, während bei den „Sommer- fellen“ nur einzelne feinere Haare auf den ehemaligen Schuppen- plätzen stehen. Die oben skizzierten phylogenetischen Stadien aus der Geschichte der Haarentstehung, die wir mit der Klima- änderung erklären wollten, wiederholen sich heute noch all- jährlich bei dem Übergang aus der Winterzeit in die Sommerzeit wie beim ersten Auftreten. Eine Temperaturzunahme Sommer- zeit bringt heute die vielen kleinen Haare auf den Schuppen- plätzen wieder zum Schwinden, während ehemals eine Tem- peraturabnahme ihr erstes Auftreten bedingte und verursachte. Gewiß werden auch noch andere Tiere mit ausgesprochenem Sommer- und Winterfell in dieser Frage weitere Aufschlüsse geben.

Nur wenige Tiere haben in ihrer Hautentwicklung solche primitiven Zustände bewahrt, an denen wir uns die phylo-

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genetischen Vorgänge in der Haut beim Übergang von einem Schuppenpanzer zu einem Haarkleid verständlich machen können. Vielfach liegen sekundäre Verhältnisse vor, so namentlich an den beschuppten Schwänzen. Bei der erwachsenen Ratte steht unter dem hinteren Rande einer jeden Schuppe ein stärkeres Mittelhaar und neben demselben jederseits mehrere seitliche Nebenhaare. Die Zahl der Mittelhaare eines jeden Schuppen- ringes die Schuppen sind nämlich in parallelen Ringen ange- ordnet, welche um den ganzen Schwanz herumgehen entspricht der Anzahl der Schuppen desselben Ringes. Man wird nun geneigt sein, anzunehmen, daß die Schuppen das Primäre sind, die den Haaren ihren Platz unter dem hinteren Rande vor- schreiben. Meine entwickelungsgeschichtlichen Untersuchungen haben aber gezeigt, daß die Haare sich zuerst anlegen, ehe auch nur die Andeutungen der Schuppen vorhanden sind, von denen sie nachher abhängen; sie legen sich in alternierenden Gruppen von 4 oder 5 Haaren an, wobei das Mittelhaar zuerst auftritt. Erst nachdem die Haare einen hohen Grad der Aus- bildung erlangt haben, erfolgt eine ringförmige Erhebung der Unterhaut, welche den ganzen Schwanz umgreift und sich über die Haare hinwegschiebt. Die Hornschicht ist ebenfalls zuerst über dem ganzen Schwanz einheitlich. Sie wird dann von den durchbrechenden Haaren zerrissen, wodurch dann die Schuppen- ringe zwischen den Haaren entstehen. Zweifelsohne läßt sich die regelmäßige Stellung der Haare schon bei ihrer ersten An- lage nur aus einer topographischen Beziehung zu den Schuppen erklären. Doch sind zwei Möglichkeiten vorhanden: die Haare haben sich einstmals an beschuppten Vorfahren entwickelt; es trat aber eine Zeit ein, in welcher die Schuppen an Bedeutung und Entwickelung verloren, aus welcher Zeit die Haare ihr Recht herleiten, sich früher anzulegen. Als die Schuppen dann aus irgend einer Veranlassung wieder in den Vordergrund traten, mußten sie ihre alte Anordnung wieder einnehmen, welche die Haare so schön bewahrt hatten. Ihren Platz und die Be- herrschung der Haare im ausgebildeten Zustande erwarben sie wieder, aber des Rechtes der früheren Anlage gingen sie ver- lustig. Oder aber wir müssen annehmen, daß sich die Schuppen am Rattenschwanz als Rest eines ehemaligen Schuppenkleides erhalten haben, dann aber, als die Schuppen des übrigen Körpers

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von dem Haarkleid gänzlich verdrängt wurden, vor den Haaren an Bedeutung zurücktraten. Die Haare legten sich allmählich vor ihnen an, aber immer noch in der alten gesetzmäßigen An- ordnung, in welcher sie im erwachsenen Zustande von ihnen abhängig sind. Auf alle Fälle liegen sekundäre Verschiebungen vor und wir sehen daraus, daß man nicht jedes Vorkommen von Haaren in Verbindung mit Schuppen gleichmäßig phylo- genetisch verwerten kann.

Nachdem wir nunmelr gesehen haben, daß wir für die Ableitung des Haares aus der Reptilienschuppe keine genügende Basis finden konnten, und beide Hautgebilde nur in topo- graphischer Beziehung zueinander stehen, erhebt sich die Frage, ob das Haar eine eigene Neubildung der Haut ist oder ob sich andere phylogenetische Vorläufer des Haares in der Haut niederer Wirbeltiere finden.

Wenn man der Ansicht ist, daß die Haare als solche in der Haut der Säugetiere entstanden sind, so sind natürlich alle weiteren Fragen über die Herkunft des Haares überflüssig. Geht man aber von der Voraussetzung aus, daß die Säugetiere sich aus niederen Wirbeltieren entwickelt haben und demgemäß auch die Organe von den Vorfahren überkommen sind, 80 wird man folgerichtig auch nach Organen suchen müssen, welche die anatomische Grundlage für die Haare abgegeben haben könnten.

In diesen Bahnen bewegen sich die Arbeiten von F.Mau- rer, für den der Ausgangspunkt das Haar als Einzelorgan war, und der dadurch ganz neue Gedanken in die Haar- und Schup- penfrage brachte.

Nach Maurer sind auch noch andere Forscher mit An- sichten über diese Frage hervorgetreten. So hat Emery in den Hautzähnchen der Fische die Vorläufer des Haares erblickt. Er stützt sich dabei auf die Übereinstimmung in der ersten Anlage beider Gebilde, denn so wie beim Haar beginnt auch die Zahnanlage mit der Bildung eines knospenartigen Zapfens der Oberhaut. Auch zeigt die Anlage des Ersatzzahnes in der Bildung einer neuen Papille manche Ähnlichkeit mit der Anlage eines neuen Haares an Stelle eines alten. Damit ist aber die Übereinstimmung erschöpft. Weder ist die Zahnpapille mit ihrem Nervenreichtum der nervenlosen Haarpapille, noch ist der

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Schmelz und Dentin des Zahnes mit den Elementen des Haares irgendwie vergleichbar.

Sodann sind von Leydig die Perlorgane, die auf den Schuppen mancher Fische im Hochzeitskleide auftreten, als Vor- läufer der Haare in Anspruch genommen worden. Wenn es einerseits schon gewagt erscheint, die Säugetiere hinsichtlich ihres Haarkleides an eine ziemlich abseitsstehende Fischgruppe an- zuschließen, so hat andererseits auch die histologische Unter- suchung ergeben, daß hierfür jede Ankniipfungsmoglichkeit fehlt. Die Perlorgane stellen keine eigenen Gebilde dar, sondern ent- stehen als Gebilde ganz hinfälliger Art aus Oberhautzellen in der Umgebung der Hautsinnesorgane, wenn diese selbst zu- grunde gehen. Endlich ist auch der Bau der Perlorgane niclıt geeignet, die Besonderheiten im Bau des Haares verständlich zu machen.

Eine bessere Grundlage hat die Hypothese von F. Mau- rer, die in den Hautsinnesorganen der niederen Tiere die Vor- läufer der Haare erblickt. Während die erwähnten Perlorgane aus Wucherungen der umliegenden Oberhautzellen entstehen, sind die Hautsinnesorgane selbst die Grundlage für das Säuge- tierhaar und der Bau dieses Organes wird uns aus dieser Be- ziehung vollkommen klar und verständlich.

Diese Hautsinnesorgane finden sich bei sämtlichen im Wasser lebenden niederen Wirbeltieren. Sie treten bei manchen Formen in regelmäßigen Reihen auf, namentlich am Kopfe und am Rumpfe in drei Längsreihen, entsprechend dem Verlauf des Seitenastes des N. Vagus und zeigen die Tendenz zur Gruppen- bildang. Es steht nicht immer ein Sinnesorgan allein, sondern sie stehen in Gruppen von 3—5 in einer Reihe nebeneinander. Diese Gruppenstellung ist eine Folge ihrer Vermehrung durch Teilung. An der Stelle, wo später eine Gruppe von Hautsinnes- organen liegt, findet man embryonal nur ein einziges Organ angelegt. Durch Teilung vermehrt sich ein solches Gebilde und die Gruppe, welche dann zustande kommt, wird stets durch ein Nervenstämmchen versorgt, das ursprünglich zu dem ein- zigen Organ verlief, später aber jedem Organ der Gruppe einen Zweig zuschickt. Seinem Bau nach stellt jedes Organ in ein- fachster Form ein scharf umgrenztes knospenförmiges Gebilde der Oberhaut dar, das im Zentrum Sinneszellen enthält, die von

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langen Epidermiszellen als Stütz- und Deckzellen umhüllt werden. Die beiden Zellenformen, welche die Sinnesknospe zusammensetzen, reichen an die freie Oberfläche der Haut. Durch Vergrößerungen können solche einfachen Sinnesorgane mannigfach umgestaltet sein, stets lassen sie sich aber von der einfachsten Form ableiten.

Vergleicht man ein solches Hautsinnesorgan mit einem Haar, so ergibt sich eine ganze Reihe von Übereinstimmungen, deren wesentlichste in der Gleichheit der ersten Anlage beider Gebilde liegt. Haar und Sinnesorgane sind beide reine Ober- hautgebilde, bei welchen die Unterhaut erst in zweiter Linie als stützender und ernährender Apparat in Mittätigkeit tritt, während, wie wir anfangs sahen, die mannigfachen Schuppen und Federn ihren Ausgangspunkt in einer Unterhautpapille finden. Ferner stehen die Sinnesorgane in Liangsreihen und bilden Gruppen, die bei den Fischen in topographischen Be- ziehungen zu den Schuppen treten.

Die Hautsinnesorgane verhalten sich nun bei den Am- phibien sehr verschieden. Die Gruppe der Amphibien vermittelt bekanntlich den Übergang zum Landleben. In der Jugend leben sie als kiemenatmende Larven im Wasser; im erwachsenen Zustande gehen sie ans Land und es tritt Lungenatmung ein. Die meisten Amphibien führen aber in regelmäßig wieder- kehrenden Zeitperioden, zur Laichzeit, in altgewohnter Weise ein vorübergehendes Wasserleben.

Die Hautsinnesorgane erleiden nun bei vielen Amphibien eine völlige Rückbildung, so bei den meisten Fröschen und Salamandern. Bei anderen Gruppen aber, so z.B. bei unseren Molchen sinken sie, wenn die Tiere aufs Trockene gehen, in die Tiefe. Die Sinneszellen, im Zentrum der Gebilde ange- ordnet, nehmen eine tiefe Lage ein, die sie umgebenden Stütz- und Deckzellen verhornen, es tritt reichliche Pigmententwicke- lung auf und es bildet sich ein kleiner konischer Hornzapfen, welcher einen schützenden Wall um die Sinneszellen darstellt. In diesem eigentümlichen Verhalten bleiben die Sinnesorgane während der ganzen Zeit des Landlebens dieser Tiere. Suchen die Tiere das Wasser wieder auf, so nehmen die Sinnesorgane wie früher eine oberflächliche Lage ein, die verhornten. Zeilen werden abgestoßen und es bildet sich wieder ein für das Wasserleben geeignetes Hautsinnesorgan aus.

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Wie nun heute die Hautsinnesorgane der Amphibien beim Ubergang zum Landleben in die Tiefe sinken und verhornen, so trat auch ehemals, als die Vorfahren der heutigen Säuge- tiere sich an das Landleben gewöhnten, allmählich ein Funktions- wechsel der Organe ein, die spezifischen Sinneszellen, die in ihrer Funktion abhängig sind vom Wasser als umgebenden Medium, gingen zu Grunde. Der sie versorgende Nerv schwand all- mählich und die Stütz- und Deckzellen lieferten durch Ver- hornung den Haarschaft.

Wenn man ein solches in der Tiefe liegendes Hautsinnes- organ mit einem Haar vergleicht, so kann man allerdings zu der Überzeugung kommen, daß in der Hautsinnesknospe alle Teile des Haares in einfachster Weise vorgebildet sind. Die bis ins einzelne gehende Übereinstimmung der verschiedenen Schichten eines Haares mit denen der Sinnesknospe machen alle Besonderheiten im Bau des Haares verständlich. Das Mark des Haarschaftes, das aus unvollkommen verhornten Zellen besteht, repräsentiert die verkümmerten Reste der Sinneszellen. Die darum liegende Rindenschichte des Haarschaftes ist ableitbar von den verhornten Stützzellen der Sinnesknospe, das Ober- häutchen des Haares entwickelt sich aus den Deckzellen der Sinnesknospe und in der äußeren und inneren Wurzelscheide des Haares findet man den die Sinnesknospe überragenden " Epithelkegel wieder. Natürlich kann auf alle Einzelheiten dieses Vergleiches nicht eingegangen werden. Folgt man aber der Maurerschen Beweisführung, die auf dem Zusammenwirken einer ganzen Reihe von Übereinstimmungen in der Histologie und Entwickelungsgeschichte des Haares und der Hautsinnes- organe beruht, kritisch und objektiv, so kann man seiner Hypo- these die Anerkennung nicht versagen. Die phylogenetische Ableitung des Haares als Einzelorgan aus einem Hautsinnes- organ hat eine genügend sichere Basis erhalten, die natürlich immer nur einen hypothetischen Charakter haben kann, weil ein auf direkter Beobachtung gestützter Beweis, welcher zeigt, wie eine Sinnesknospe zu einem Haar auswächst, niemals zu erbringen ist.

Aber auch für das Zustandekommen der Haargruppen finden wir in der Maurerschen Hypothese eine genügende Er- klärung. Wie wir sehen, können die Hautsinnesorgane sich teilen, ihre Gruppenstellung ist eine Folge ihrer Vermehrung

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durch Teilung. Bei den Haaren haben wir die Gruppenstellung überall konstatieren können. Wie nun meine entwickelungs- geschichtliche Untersuchung der Haut des Ameisenigels gezeigt hat, entstehen hier die Haargruppen ebenfalls durch Teilung. Sie kommen dadurch zustande, daß der erste Haarkeim, das spätere Mittelhaar, durch Sprossung an seinem oberen Ende die Nebenhaare aus sich hervorgehen läßt. Beim Ameisenigel, den wir wegen anderer anatomischer Merkmale als das niedrigst organisierte Säugetier ansehen müssen, entsteht also eine Haar- gruppe durch Teilung von einer einheitlichen Anlage aus. Da Haare und Hautsinnesorgane einzig und allein diesen Ent- stehungsmodus der Gruppen durch Teilung haben, so ist dieser Befund nicht nur ein bedeutungsvolles Glied in der Kette der Übereinstimmungen beider Gebilde, sondern auch noch ein ganz fundamentaler Unterschied gegenüber den Schuppen- und Feder- gebilden, welche niemals eine solche Vermehrungsweise zeigen. In der Haut des Ameisenigels finden sich aber auch noch andere primitive Zustände, welche einen überraschenden Beweis für Maurer geliefert haben, das ist die Anordnung der Stacheln in Längsreihen, der frühe Durchbruch der Stacheln an den Seiten des Körpers.und die papillären Erhebungen, die wir als die letzten Reste eines ehemaligen Schuppenkleides ansprechen miissen.

Dieser Befund der Haargruppenbildung beim Ameisenigel, der auch zu unserer obigen biologischen Erklärung für die Ent- ° stehung des Haarkleides paßt, berechtigt uns zu der Annahme, daß dieser Modus der ursprüngliche gewesen ist. Daß er heute nicht an weiteren Tieren konstatiert wird, darf uns nicht über- raschen. Einmal sind nur wenig Tiere äuf ihre Haarentwickelung hin genau studiert, so noch nicht einmal die Beuteltiere. Dann muß die Haarentwickelung immer mehr von dem ursprünglichen Verhalten abweichen, je mehr sich die betrefienden Tiere von ihrem Ahnen entfernt haben. Wie wir oben sahen, sind die Haare am hinteren Rand der Schuppe entstanden. Ihre Ausdehnungsfähigkeit war zunächst begrenzt und konnte nur über den Schuppenrand in die Breite erfolgen. Dadurch haben sich die Nebenhaare aber schnell vom Mittelhaar, ihrem Mutterboden, losgelöst; sie sind in die Breite gerückt und selbständig geworden und legen sich nunmehr direkt von der Epidermis aus an.

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Nachdem wir nunmehr gesehen haben, auf welchem Wege es zur Bildung des Haares und der Haargruppe kam, bleibt uns noch übrig, die Verteilung der Haare über den ganzen Kör- per und die Entstehung des Haarkleides zu erörtern. Hierfür scheint die Maurersche Lehre zunächst keine genügende Er- klärung zu bieten.

Unsere Amphibien verlieren mit dem Übergang zum Land- leben die Hautsinnesorgane; letztere sinken in die Tiefe und verschwinden mehr und mehr. Oder sie beschränken sich nur noch auf bestimmte Reihen und sind hauptsächlich am Kopf ent- wickelt. Von dieser geringen Verteilung der Hautsinnesorgane aus ist es schwierig zu einem über den ganzen Körper ver- breiteten Haarkleide zu kommen. Doch steht damit die Tat- sache im Einklang, daß sich die Haare am Kopfe der Säuge- tiere zuerst und zwar sehr viel früher als an dem übrigen Körper anlegen. Auch sind viele von ihnen empfindliche Sinnes- organe, die Tasthaare oder Spürhaare an der Schnauze und an den Wangen der Säugetiere. Dann sehen wir auch bei man- chen Formen die ersten Haaranlagen in regelmäßigen Längs- reihen an den Seiten auftreten, die eine große Ähnlichkeit mit ‘den Langsreihen der Hautsinnesorgane niederer Wirbeltiere haben. Später erst treten dann über den ganzen Körper ver- breitete Haaranlagen auf. Mit dem ungleichen Flächenwachs- tum der Haut, verwischen sich diese Reihen mehr und mehr; bei manchen Arten, so z. B. beim Ameisenigel, erhalten sie sich aber auch während des ganzen Lebens. Bei den Embryonen ist die Anordnung der Haare in Reihen stets deutlicher als am ausgebildeten Tiere. -

Andererseits kennen wir aber auch Amphibien, so z. B. Cryplobranchus, bei denen die Hautsinnesorgane viel reichlicher entwickelt sind, und bei den meisten Fischen sind sie über den ganzen Körper verbreitet und bedecken auch die Gliedmaßen, wo sie in dichten Massen in Längsreihen zwischen den Schuppen stehen. Wir kennen also jedenfalls wasserbewohnende Wirbel- tiere, die ganz mit Hautsinnesorganen bedeckt sind. Im Ver- gleich damit ist der Hautsinnesapparat der Amphibien freilich ein kiimmerlicher Rest. Aber von den heutigen nackten Amphibien darf man dabei auch nicht ausgehen. Diese Gruppe stellt bekanntlich den Rest einer früher sehr formenreichen

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Wirbeltierklasse dar, der noch eine weitgehende Rückbildung erlitten hat und in den meisten Organen reduziert ist. Mit diesen Zuständen darf. man die heutigen Säugetiere nicht in einen stammesgeschichtlichen Zusammenhang bringen, sondern wir müssen auf deren beschuppte Ahnen zurückgehen. Diese wasser- bewohnenden Vorläufer beweisen, daß den heutigen Amphibien die Schuppenlosigkeit nicht von vornherein zukommt. Die Schuppen sind geschwunden, während die Hautsinnesorgane sich noch in Resten erhalten haben, die eine regelmäßige Anordnung innehalten.

Als diese Ahnen betrachten wir die formenreiche Gruppe der Stegocephalen, die durch Credner bekannt gewor- denen Panzerlurche der Steinkohlenzeit, die einen wohl ent- wickelten Schuppenpanzer besaßen. Ihre Larven sind mit Kiemen ausgerüstet und bei ihnen dürfen wir auch wohl unter dem Schutze der Schuppen über dem ganzen Körper verbreitete Hautsinnesorgane, ähnlich wie bei den Fischen, vermuten. Von hier aus ist es nicht schwer, sich die Entstehung des über den ganzen Körper verteilten Haarkleides verständlich zu machen.

Da die Hautsinnesorgane fossil nicht erhalten bleiben können, so ist freilich auch der Beweis, daß die Stegocephalen Hautsinnesorgane besessen haben, nicht zu erbringen. Wenn wir ihnen aber auf Grund ihres gut erhaltenen Skelettes und ihres Hautpanzers eine Stellung zwischen den heutigen Amphibien und Fischen anweisen müssen, so sind wir auch berechtigt, bei innen Hautsinnesorgane vorauszusetzen.

Die Maurersche Hypothese hat uns gleichmäßig den Schlüssel zum Verständnis aller Hautgebilde der höheren Wirbel- tiere gebracht. Die Hautsinnesorgane, welche die Stegocephalen von den Fischen her ererbt hatten, haben die Basis für die Entstehung der Haare und Haargruppen abgegeben; ihre Lage- beziehung zu den Schuppen erklärt uns die eigentümliche regelmäßige Anordnung der Haare, welche auf einen ehemaligen Schuppenpanzer hinweist, und die Schuppen der Stegocephalen haben sich in dem Schuppenkleid und seinen Resten, die wir bei vielen Säugetieren finden, erhalten, bei einigen- Formen sich sogar durch Anpassung weiter ausgebildet. Ebenso sind die Schuppen der Stegocephalen auf die divergente Linie der Rep- tilien übergegangen, die durch Umbilduug die Federn der Vögel entstehen ließen.

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Bericht über die Sammlungsergebnisse einer paläontologisch-geologischen Forschungsreise nach Ägypten.

Von

Dr. Ernst Stromer (München).

Auf Anregung des Herrn A.von Reinach und von ihm und der Senckenbergischen Naturforschenden Ge- sellschaft in Frankfurt a. M. mit Mitteln versehen trat ich Anfang November 1903 eine dreimonatliche Reise nach Ägypten an, um dort hauptsächlich Tertiärfossilien zu sammeln. Ich hatte mich dabei des größten Entgegenkommens von allen Seiten zu erfreuen, wodurch mir die erfolgreiche Durchführung meines Programmes sehr erleichtert worden ist. Von den zahl- reichen Behörden und Privatpersonen, die mich so zulebhaftem Dank verpflichteten, erwähne ich hier nur neben der Verwaltung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und Herrn von Reinach zunächst die Direktion des Österreichischen Lloyd, welche mir eine Falırpreisermäßigung gewährte, sodann insbesondere den Generaldirektor der ägyptischen Survey, Captain Lyons in Gizeh bei Kairo, den Direktor des Altertum-Museums in Kairo, Mr. Mespero, die Direktion der „Salt & Soda Co.“ in Kairo, speziell Mr. Hooker, ferner Herrn Prof. Schweinfurth und meinen Kollegen Herrn Dr. Blanckenhorn. Durch das gütige Entgegenkommen von Herrn Prof. E. Fraas in Stutt- gart sowie Herrn Kaufmann Mez in Kairo wurde mir endlich ermöglicht, für die Dauer meines Aufenthalts in Ägypten einen tüchtigen Sammler, Herrn Markgraf in Kairo, zu engagieren, der mir mit großem Eifer und mit Ausdauer sehr gute Dienste geleistet hat.

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Entsprechend meinen Absichten sammelte ich nicht nur in der näheren Umgebung von Kairo, am Mokattam und bei Abusir, sondern machte auch je zwei größere Touren in das Fajüm und seine Umgebung und in das Natrontal und Uadi Faregh. Herr Markgraf war besonders am Mokattam für mich tätig, begleitete mich aber auch auf den meisten größeren Exkursionen in die Libysche Wüste.

Im Folgenden seien nun kurz die für das Senckenbergische Museum dabei aufgebrachten Sammlungen dem geologischen Alter nach aufgezählt, um eine Übersicht des gesamten Materials zu ermöglichen, da die einzelnen Arten von Objekten getrennt und von verschiedenen Herren bearbeitet werden.

Unterer Mokattam = unteres Mitteleocän (bei Kairo): Nummuliten (z. T. auch aus dem Süden des Fajüm), Schnecken- Steinkerne, Seeigel, Krabben, Zähne von Haifischen, Rochen, Pycnodonten und Knochenfischen, wenige Zähne von Krokodiliern, zwei Schädel und ein Brustkorb von Seekühen, zwei große Mesocetus-Wirbel.

Oberer Mokattam = oberes Mitteleocän (im Norden des Fajüm, z. T. auch bei Abusir bei Kairo): Einige Gesteins- proben, Blattabdrücke und Kieselhölzer, mehrere Korallen, zahl- reiche Muscheln und Schnecken größtenteils mit erhaltenen Schalen, Seeigel, einige Krebsscheeren, Hai-, besonders Sägefisch- Reste, viele Welsreste, wenige Schildkrötenpanzerstücke, einige Schlangenwirbel, umfangreiche Krokodilier- und dürftige Seekuh- Reste, ein Schädel mit Kiefern und Wirbel von Zeuglodon und endlich ein Schädel mit Unterkiefern und Rippen von Moerttherium.

Fluviomarin-Stufe = Öbereocän (im Norden des Fajüm): Einige Gesteinsproben, Kieselliölzer, mehrere Schild- krétenpanzerteile, einige Krokodilierreste, ein Vogelbecken (?), Landsäugetier-Zähne und -Knochen.

Oligocän (im Norden des Fajüm): einige Gesteinsproben und Kieselhölzer, ein Krokodilschild.

Untermiocän (Uadi Faregh): Gesteinsproben, wenige Muscheln und Schnecken, Schildkrötenreste, ein Brachyodus- Unterkiefer und Beckenstück.

Mittelpliocän (Uadi Natrün, z. T.auch Abusir bei Kairo): Gesteinsproben, Muscheln, wenige Schnecken, Seeigel (Clypeaster),

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kleine Welsreste, Reste von Krokodiliern, Cheloniern und einer Schlange, Knochen und wenige Zihne von Säugetieren, besonders vom Flußpferd.

Quartär (Wüste vom Natrontal bis zum Fajim, De- - pressionsgebiet des Uadi Natrün und des Fajüm): Wüstenkiesel, Proben von Gesteinsverwitterungen und von Natronsalzen, Kon- chylien und Säugetierknochen und bezahnte Kiefer, Feuerstein- Werkzeuge.

Da die Bearbeitung dieser Objekte erst beginnt, läßt sich einstweilen nur weniges über sie sagen. Die häufigeren und besser erhaltenen Formen der rein marinen unteren und der .2.T. brackische, Süßwasser- und Landbewohner enthaltenden oberen Mokattamstufe sind in der Sammlung größtenteils ver- treten; besonderes Interesse beanspruchen darunter die nicht marinen Organismen und dann die sehr primitiven Seekühe, der kleine Urwal (Zeuglodon.) und der Elephantenahne (Moeritherium).

Dürftig ist leider das braekische Obereocän, Untermiocän und besonders das überhaupt an guten Resten selır arme Oligocän vertreten; immerhin sind einige gute Schildkrötenreste und Zähne interessanter Landsäugetiere wie von Palaeomustodon, dem Vorläufer der Mastodonten, eines Creodonten, also eines ' Urraubtieres, und der Anthracotheriden Anrodus und Brachyodus in der Sammlung vertreten.

Von der Konchylienfauna des marinen und brackischen Pliocäns ist auch nur recht wenig vorhanden; von den Wirbel- tieren aber wenigstens zahlreiche, jedoch nicht schöne Reste.

Von den quartären Objekten sind die sämtlich aus dem Fajümkessel stammenden Reste von Organismen und neolithischen Feuersteinwerkzeuge wohl fast alle von alluvialem Alter, also von geringem Wert; die Natronsalze jedoch bieten einiges Interesse im Hinblick auf die noch ungeklärte Frage der Salz- bildung in der Wüste.

Ist demnach die Sammlungsausbeute auch keine glänzende, so sind dem Museum doch manche neue oder bisher in keinem anderen als dem Londoner und Kairiner Museum vertretene Stücke zugeführt worden.

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Inhalt.

I. Teil: Geschäftliche Mitteilungen.

Jahresfeier der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und Grundsteinlegung zum Neubau des Naturhistorischen Museums am 15. Mai 1904:

Akademische Feier Jahresbericht, erstattet von Prof. Dr. E. Marx, IL Dir. Grundsteinlegung zum Neubau des Naturhistorischen Museums Festessen Verteilung der Ämter im Jahre 1904 en Verzeichnis der Mitglieder: I. Stifter . II. Ewige Mitglieder IlI. Beitragende Mitglieder . IV. u. V. Außerordentliche und Korrespondierende Ehrenmitglieder VI. Korrespondierende Mitglieder .

Rechte der Mitglieder

Auszug aus der Bibliothek- Ordnung

Bilanz per 31. Dezember 1903 .

Übersicht der Einnahmen und Ausgaben i im Jahre 1903

Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen:

Dr. A. Jaeger: Die Schwimmblase der Fische

Oberlehrer Dr. Th. Neumann: Giftschlangen und Schlangengift

Prof. Dr. M. Möbius: Die Flora des Süßwassers

Dr. F.Römer: Die Anpassung der Wale an das Leben im Wasser

Dr. A. Seitz: Eine Reise in die Nilghiri-Berge in Vorderin«lien

Prof. Dr. W. Ruppel: Biologie der Tuberkelbazillen

Prof. Dr. R. Hauthal: Die Bedeutung der Funde in der (irypo- tberiumhöhle bei Ultima Esperanza (Südwestpatagonien) .

Oberlehbrer Dr. P. Sack: Bau und Lebensweise der einhei- mischen Fliegen

Erteilung des v. Reinach- Preises

Dr. K. Vohsen: Sprache und Naturforschung .

F. Winter: Die Süßwasserfische von Mitteleuropa und ihre Krankheiten ee

Prof. Dr. A. Brauer: Die Augen der Tiefseetische

Oberfirster O. Fleck: Der Wald im Winter

Dr. E. Stromer: Kine geologische Forschungsreise i in die Libysche Wüste

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é 116 e ) Prof. Dr. J. Morgenroth: Neuere Forschungen über Fermente Dr. A. Knoblauch: Feuersalamander und Molche in der Ge- fangenschaft en Prof. Dr. M. Möbius: Matthias Jakob Schleiden. Zur Feier seines hundertsten Geburtstages: 5. April 1904 Museums-Bericht: I. Zoologische Sammlung II. Botanische Sammlung III Mineralogische Sammlung IV. Gevlogisch-paläontologische Sammlung Bibliotheks-Bericht Medaillen-Sammlung Sonstige (reschenke Nekrologe: Eugen Askenasy ft. Von Prof. Dr. M. Möbius. Otto Franz von Moellendorff 7. Von Dr. W. Kobelt

II. Teil: Wissenschaftliche Abhandlungen.

1) Die Biologie der Griechen Vortrag, gehalten am 9. Januar 1904 von Prof. Dr. R. Burckhardt ne

2) Der Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbesondere des Senckenbergischen Saturhistorischen Mnseums, an der Viktoria- Alle. Vortrag, gebalten am 36. Januar 1904 von Baurat I, Neher. (Mit einer rsucktivischen Ansicht, Tafel I—III und 3 Textfiguren.i

3) Ein neuer freilebender Rundwurm aus P: atagonien, Plectus (Plectoides) patagonicus n. »p. * Beschrieben von Dr. J. G. de Man. (Mit 6 Texttiguren.) Lo.

4) Neue Aufschliisse im W eichbild der Stadt Frankfurt a. ML Von K. Fischer. (Mit einer Textfigur.) ur

5) Die Eier der Tardigraden. Von Prof. Dr. F. Richters. (Mit Tafel IV und V) en

6) Echiniseus conifer n.sp. Von Prof. Dr. F. Richters. (Mit Tafel V Figur 8.) . . Er

7) Thermische Vegetationskonstanten. Aus dem Nachlaß vun Prof. Dr. Julius Ziegler, zusammengestellt von Johanna Ziegler

8) Die Haut der Säugetiere. Vortrag. gehalten beim Jahresfeste am 15. Mai 1904 von Dr. F. Rimer

9: Bericht über die Ergebnisse einer geolugisch- paläontologischen Forschungsreise nach Ägypten. Von Dr. E. Stromer .

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Druck ven Gebrider Knauer In Frankfurt a. M.

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BERICHT

SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT

IN

FRANKFURT AM MAIN 1905.

Vom Juni 1904 bis Juni 1905.

Die Direktion der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht über das verflossene Jahr zu überreichen.

Frankfurt a. M., im Juni 1905.

Die Direktion:

Dr. phil. A. Jassoy, 1. Direktor.

Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx, Il. Direktor. W. Melber, I. Sekretär.

Dr. med. 0. Schnaudigel, II. Sekretär.

Exchan=9 Senc’ +4,37: itech Bibliothok FraQhiuie we Mm

JAN 13 736

I. Teil

(reschäftliche Mitteilungen.

—- ER ee

Jahresfeier

der

Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft am 28. Mai 1905

Zunächst begrüßte der derzeitige Vorsitzende Dr. August Jassoy in dem reich geschmückten Vogelsaale, dem einzigen nicht durch Sammlungen völlig in Anspruch genommenen größeren Raum des alten Museums, die Erschienenen mit folgenden Worten:

„Hochansehnliche Versammlung!

Wir feiern heute die 88. Jahresfeier unserer Gesell- schaft, vielleicht die letzte in dem alten Museum; denn wenn auch im nächsten Mai der stattliche Neubau ander Viktoria- Allee noch nicht bezogen sein kann, so haben doch in dieser Zeit aller Voraussicht nach der Umzug und die Neuaufstellung der Sammlungen ihren Anfang genommen und in dieser Über- gangszeit werden die alten Museumsräume ganz oder wenigstens zum Teil geschlossen bleiben müssen. Es liegt unter solchen Umständen nicht fern, einmal zurückzublicken auf den durch- eilten Weg, und da kann ich mit froher Genugtuung feststellen, daß unsere Gesellschaft eingedenk der Erfahrung, daß Stillstand Rückschritt bedeutet, in stetiger, gedeihlicher Fortentwickelung begriffen war und ist, wie Ihnen im Jahresbericht noch näher dargelegt werden wird. Dieses rüstige Vorwärtsschreiten ver- danken wir dem unermüdlichen Bienenfleiße zahlreicher für die Naturwissenschaften begeisterter Frauen und Männer, die Tag für Tag einen großen Teil ihrer Kraft freiwillig in den Dienst unserer Gesellschaft gestellt haben, sowie den fachmännisch ge- bildeten Gelehrten, die wir dank der Munifizenz unserer Gönner in den letzten Jahren mit der Museumspflege betrauen konnten;

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aber ihnen nicht allein. Ein großer Anteil an dem Aufblühen unserer Gesellschaft gebührt der tatkräftigen, wohlwollenden Unterstützung durch die Frankfurter Bürgerschaft, die mit der Liebe und Anhänglichkeit an die von den Vätern ererbten Einrichtungen Opfermut und prak- tischen Sinn verbindet! „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen®

findet hier volles Verständnis. Wenn dazu ein Beweis nötig wäre, gerade die letzten Jahre hätten zeigen müssen, wie eng unsere Gesellschaft mit dem Frankfurter Bürgertum verwachsen ist. Aus nah und fern kamen und kommen fast täglich Geschenke, Einladungen, Aufforderungen jeglicher Art, die dartun, wie in allen Ländern der Erde Frankfurter in rührender Anhänglichkeit an das alte Museum neben dem Eschenheimer Turm denken! Wir werden fort und fort bestrebt sein, uns dieser treuen Gesinnung würdig zu erweisen! Für die zahlreichen neuen Beweise der Zuneigung, die Sie im Jahres- berichte im einzelnen beschrieben finden werden, auch an dieser Stelle zu danken, ist mir Bedürfnis und Pflicht. Weiteren Dank schulden wir den hohen staatlichen und städtischen Behörden, die unseren Anliegen bereitwillig ihr Ohr und ihren starken Arm leihen, den Fürsten, die der Bitte, aus ihren herrlichen Jagdgebieten unsere Sammlung der Heimattiere zu vermehren, gern nachgekommen sind, den auswärtigen und aus- ländischen Gelehrten und Gesellschaften, die uns fort- laufend die Resultate ihrer Forschungen im Austausche der eigenen übermitteln. Ich schließe mit der zwar schon oft ausgesprochenen, aber immer gleich dringenden Bitte an Sie, hochverehrte Anwesende, mit uns weiter zu wirken wie in der ernsten, hingebenden Pflege unserer in stürmischen Fortschritten begriffenen Wissenschaften so in der Erhaltung und Förderung der herzlichen Beziehungen, die uns heute mit Stadt, Staat und Ausland verknüpfen und die uns wagen ließen, trotz sehr schwieriger finanzieller Verhältnisse eine als notwendig erkannte, geräumigere, den neuzeitlichen Anforderungen entsprechende Pflegestätte der Naturwissenschaften zu erbauen. Denn nur wenn Ihre Mithilfe uns sicher ist, können wir ruhig und zu- versichtlich weiter arbeiten. In dem Vertrauen aber, daß

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wir wie stets bisher so auch heute nicht vergeblich bitten, heiße ich Sie herzlich willkommen!“

Hierauf hielt Prof. Dr. August Brauer aus Marburg den hochinteressanten, durch künstlerisch ausgeführte Tafeln illustrierten und mit großem Beifall aufgenommenen Festvortrag

„Die Leuchtorgane der Tiefseefische.“

Da die eigenartigen Umbildungen, die das Auge vieler Fische, Krebse und Tintenfische der Tiefsee zeigt, bisher nur in dieser Region gefunden worden sind, so muß man annehmen, daß hier besondere Lebensbedingungen vorhanden sind, die in anderen Regionen fehlen. In diesem Fall wird man in erster Linie an die besonderen Lichtverhältnisse, den Mangel des Sonnenlichts und seinen Ersatz durch das pbosphoreszierende Licht der Organismen, denken und es schien deshalb wahrscheinlich, daß eine Untersuchung der Leuchtorgane auch einige Aufklärung geben würde über die Rätsel, die das Auge bietet. Über die Resultate dieser Untersuchung, zu der die Deutsche Tiefsee-Expedition ein reiches Material ge- liefert hat, berichtet der Vortrag.

Der erste Teil behandelt die Morphologie der Leuchtorgane bei den Tiefsee-Knochenfischen. In be- zug auf die Lage, Zahl und Anordnung der Organe herrscht eine außerordentliche Mannigfaltigkeit. Sie finden sich an den Enden beweglicher Anhänge, wie Flossenstrahlen, die von den an- dern isoliert, beweglich und stark verlängert sind, oder an Barbela, oder, wie die meisten, unbeweglich in der Haut und zwar meist in die Unterhaut verlagert. Gewöhnlich zeigen sie eine für die Gattungen und selbst Arten verschiedene, aber gesetzmäßige Anordnung entweder in Längsreihen oder in Querreihen oder in Gruppen; ihre Zahl wechselt, oft finden sie sich zu Hunderten und selbst zu Tausenden am Körper. In bezug auf den Bau hat sich als ein wichtiges Resultat ergeben, daß es sich nicht um augenähnliche oder elektrische Organe handelt, wie früher oft angenommen wurde, sondern in allen Fällen um Drüsen, welche häufig allerdings sehr stark modifiziert und zum Teil

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hoch differenziert sind. Die einfachsten sind Drüsen mit einer Form von Drüsenzellen, mit einem zentralen Sinus und einem Ausführungsgang; in andern Fällen aber tritt eine weitere Differenzierung in der Richtung ein, daß der Sinus und der Aus- führungsgang rückgebildet wird, ein Teil der Zellen zu licht- brechenden Körpern sich umbildet, ein anderer nur den Leuchtkörper darstellt. Ferner bilden andere ektodermale und mesodermale Zellen einen Reflektor, Pigmentmantel, einen Gallertkörper und eine cornea-artige Membran und die höchste Stufe wird in den Fällen erreicht, wo Muskeln mit dem Organ in enge Beziehung treten und dasselbe drehen können.

Während hinsichtlich der morphologischen Verhältnisse die Untersuchung einigermaßen Klarheit hat schaffen können, bleiben die physiologischen in mancher Hinsicht unaufgeklärt. Als sicher kann hingestellt werden, daß die Erzeugung des Lichtes an das Sekret von Drüsenzellen gebunden ist und daß, da die meisten Organe geschlossene Drüsen sind, der Lichtvorgang intracellulär verläuft. Die Frage, ob der notwendige Sauerstofi durch Blutgefäße zugeführt wird, muß für die meisten Organe verneint werden, da solche gar nicht oder nur in sehr geringer Zahl in die Organe eindringen; bei einigen Organen ist der Reichtum an Gefäßen dagegen ein so großer, daß sie von ihnen wie umsponnen erscheinen und hier eine Bedeutung für die Erzeugung des Lichtes kaum abzuweisen ist. Ebenso läßt sich die Frage, ob die Lichtproduktion dem Willen des Tieres unter- worfen ist, auf Grund der morphologischen Befunde zum Teil bejahen, zum Teil verneinen. Während in die meisten Organe Nervenfasern nicht eindringen oder, wenn es der Fall ist, das Organ nur durchsetzen, ohne sich in ihm zu verästeln, und in den Fällen, in denen die Lichtwirkung willkürlich aufgehoben werden kann, dies offenbar nicht durch Unterbrechung der Lichterzeugung, sondern durch Abdrehung des ganzen Organs geschieht, dringen in die Organe der Scopeliden sicher Nerven- fasern ein und umspinnen den Leuchtkörper.

Da die Fische der Tiefsee in der Regel tot oder fast tot an die Oberfläche gelangen und daher bis jetzt Beobachtungen und Experimente an lebenden Tieren nur in ganz unzureichender Weise gemacht sind, so lassen sich über die biologische Be- deutung der Leuchtorgane nur Vermutungen äußern. Die ge-

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wöhnliche Ansicht, daß das Licht zum Anlocken von Beutetieren oder zum Abschrecken von Feinden dient, mag vielleicht für die Organe, die an beweglichen Anhängen des Körpers sich finden, richtig sein; ebenso dürfte die Vermutung zutreffen, daß die suborbital oder postorbital liegenden, drehbaren Organe zum Absuchen der Umgebung dienen, wie Scheinwerfer gebraucht werden; aber diese Deutungen passen nicht für die vielen, oft zu Hunderten, ja Tausenden am Rumpf liegenden Organe, da Tiere durch dieses Licht nur nach Richtungen gelockt würden, die nicht in das Gesichtsfeld fallen. Aus der Anordnung der Organe, die bald als Querstreifung bald als Längsstreifung oder als Tüpfelung oder in noch anderer Art erscheint, aber für jede Gattung, ja für jede Art so gesetzmäßig und charakte- ristisch ist, daß sie systematischen Wert hat, ist vielleicht zu schließen, daß diese Anordnung die Bedeutung einer Zeichnung des Tieres hat und, da die Organe oft verschieden gebaut sind, das Licht in verschiedenen Farben leuchtet, die Tiefseefische also nicht, wie es gewöhnlich heißt, farblos oder einfach schwarz ge- färbt sondern im Gegenteil lebhaft bunt sind. Was bei den im Bereiche des Sonnenlichts lebenden Tieren durch Pigmente, das würde hier durch verschiedenfarbiges Licht der Leuchtorgane erreicht. Die Bedeutung dieser Färbung wäre dann zu suchen in erster Linie in einem Erkennen der Artgenossen und in einem Aufsuchen der Geschlechter. Für eine derartige Ansicht spricht auch die Tatsache, daß bei manchen Arten bestimmte Leuchtorgane bei männlichen Tieren stärker ausgebildet oder an anderen Stellen sich finden als bei weiblichen, also die Be- deutung sekundärer Geschlechtscharaktere besitzen.

Am interessantesten, aber in ihrer physiologischen Be- deutung völlig rätselhaft sind Organe, die am Auge gelegen sind und dadurch von allen andern sich unterscheiden, daß sie ihr Licht nicht vom Körper fort werfen sondern in die vordere Augenkammer. Da sie sich bei allen leuchtenden Fischen außer den Scopeliden finden und stets die gleichen Beziehungen zum Auge zeigen, so müssen sie eine hohe physiologische Bedeutung besitzen. Bis jetzt ist eine ähnliche Einrichtung noch von keinem anderen Tier bekannt geworden.

Zum Schlusse erstattete der II. Direktor Stabsarzt Prof. Dr. Ernst Marx den

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Jahresbericht.

„Hochansehnliche Versammlung!

Als wichtigstes Ereignis des vorigen Jahres ist die Grund- steinlegung zu nnserem Museums- Neubau an der Viktoria-Allee am 15. Mai 1904 zu erwähnen. Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin hatte als Protektorin der Gesellschaft den Generalinspekteur der III. Armeeinspektion Exzellenz von Lindequist mit Allerhöchstihrer Vertretung beauftragt. Außerdem wohnten zahlreiche Vertreter der hiesigen staatlichen und städtischen Behörden, der benachbarten Uni- versitäten, der Technischen Hochschule in Darmstadt, unserer Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften und hiesiger und auswärtiger Naturwissenschaftlicher Vereine der Feier bei. Bei unserem gestrigen Rundgang durch das neue Museum haben Sie selbst gesehen, wie weit die Arbeiten vorgeschritten sind. Da der Bauplan in der Hauptsache inne gehalten werden konnte, ist der Bau nunmehr im Mauerwerk vollendet, das Dach ist gerich- tet und zum größeren Teile schon gedeckt. Es hat bereits der Verputz und die innere Ausstattung der Räume begonneu; ein Saal der Schausammlung im südlichen Flügel des ersten Obergeschosses ist ganz fertiggestellt und schon mit Fenstern and Türen versehen. In diesem Saale ist vor einigen Tagen mit dem Aufschlagen der eisernen Probeschränke begonnen worden, mit deren Lieferung wir zwei hiesige und drei aus- wärtige angesehene Firmen betraut haben. So haben wir begründete Aussicht, im Laufe des nächstjährigen Sommers mit dem Umzug in uuser neues Heim beginnen zu können.

Ich gedenke dann zunächst der schmerzlichen Verluste, die wir durch den Tod zahlreicher Mitglieder erlitten haben.

Wir beklagen aufs tiefste den Heimgang unserer arbeiten- den Mitglieder C. von Erlanger, D. F. Heynemann, Dr. A. von Reinach, der zugleich der Gesellschaft als ewiges Mitglied angehört hatte, und Geh. Med.-Rat Prof. Dr. C. Wei- gert, weiterhin den Tod unserer beitragenden Mitglieder Prof. Dr. phil. A. Andreae, Dr. med. C.Cassian, Dr. med. V.Cnyrim, W. Coustol, Dr. med. Ph. Fritsch, V. Hammeran, Fräu- lein Th. Hetzer, Kommerzienrat K. Hoff, R. Kreuzberg, Geh. Regierungsrat Prof. Dr. phil. A. Laubenheimer, Dr. jur.

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S. Maas, J. K. Majer, P. H. von Mumm, G.F. Peipers, C. Sabarly, Dr. med. F.Schwenck, A. Siebert, C.Straus und Th. Trier, sowie unseres ewigen Mitgliedes Frau C. Rücker.

Dr. Achill Andreae, der Direktor des „Römer-Museums“ zu Hildesheim, der stets mit unserer Gesellschaft in besonders engen Beziehungen gestanden hat, starb zu Hildesheim am 17. Januar 1905 nach langem und schwerem, mit größter Ge- duld ertragenem Leiden im Alter von 45 Jahren. Am 14. No- vember 1859 zu Frankfurt a. M. als Sohn des Bankiers Achill Andreae geboren erhielt er seine Jugendbildung an der Muster- schule, an der er seine Reifeprüfung bestand. Schon als Schüler angeregt durch die zoologischen und geologischen Vorlesungen, die am Senckenbergischen Museum gehalten wurden, entfaltete er eine rege Sammeltätigkeit, die namentlich den lebenden Mol- lusken und den Versteinerungen galt. Seine Universitätsstudien in Straßburg und Heidelberg waren vor allem auf die Paläonto- logie, Geologie und Mineralogie und die Hilfsfächer dieser Wissen- schaften gerichtet. Aber auch seine schon früher begonnenen Kunststudien wurden nicht vernachlässigt und auf zahlreichen Reisen in Frankreich und Italien, England, Rußland, Griechenland und in der Türkei, in Algerien, Tunis, Ägypten und Nordamerika genährt und vervollkommnet. Noch ehe er sich als Privatdozent für Geologie und Paläontologie in Heidelberg niedergelassen hatte, sehen wir ihn schon mit paläontologischen Spezialarbeiten beschäftigt. Namentlich sind es die diluvialen und tertiären Mollusken, die fossilen Foraminiferen und auch die Fische des Mainzer Beckens, denen er wiederholt und nachhaltig seine Tätig- keit widmete und in denen er sich zur ersten Autorität heraus- arbeitete.

Aber auch in anderen Gebieten war der mit Feuereifer tätige Forscher nicht müßig. Von seinen älteren Arbeiten wollen wir hier nur namhaft machen

1. Arbeiten über das Tertiär im Elsaß 1882—1884, nament- lich sein wichtiger „Beitrag zur Kenntnis des Elsässer Tertiärs‘‘. Straßburg, 1884, mit separatem Tafelband in 4°.

2. „Über das Alter des Melanienkalkes und die Herkunft des Tertiärmeeres im Rheintal“ und „Über Meeressand und Sep-

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tarienton (von Flonheim)* in: Mitt. Comm. Geol. Landes-Unter- suchung von Elsaß-Lothringen, Bd. 1, 1887.

3. „Der Diluvialsand von Hangenbieten im Unter-Elsaß.“ Straßburg 1884, 4°. Ein besonders prächtiges Werk mit pracht- voll ausgeführten photographischen Tafeln der bei Hangenbieten vorkommenden zahlreichen Land- und Süßwasser-Mollusken, das noch heute unentbehrlichste Handbuch für die Bestimmung der Schneckenfauna der Plistocänzeit.

4, „Die Glossophoren des Terrain & Chailles der Pfirt.* in: Abh. Geol. Spezialkarte von Elsaß-Lothringen, Bd. 4, Heft 3. 1887. 4°.

Die neueren paliontologischen Arbeiten Andreaes sind sämtlich in den Schriften des Römer-Museums niedergelegt; seine interessanteste Entdeckung der letzten Jahre ist die einer wunderbar reichen untermiocänen Landschneckenfauna bei Oppeln in Schlesien, der der Verstorbene zwei Nachträge gewidmet hat.

Seine wichtigste geologisch-mineralogische Abhandlung ist die mit Prof. Dr. W. König in Gießen gemeinsam heraus- gegebene Studie „Der Magnetstein vom Frankenstein an der Berg- straße“ in: Abh. der Senckenberg. Naturf. Gesellsch., Bd. 15, p. 59.

In neuester Zeit hat er auch hervorragende Beiträge zur zoologischen Erforschung Innerasiens geliefert, vor allem wichtige Arbeiten über die lebende Schneckenwelt des nördlichen Chinas.

In die Zeit als Privatdozent und dann als außerordentlicher Professor an der Heidelberger Hochschule fällt nun eine überaus fruchtbare Tätigkeit seiner Vermittelung namentlich des paläonto- logischen Wissensschatzes, den wir der Forschung der Nord- amerikaner verdanken. Keiner war durch seine Vertrautheit mit den modernen Kultursprachen Englisch, Französisch und Italienisch sprach und schrieb er wie seine Muttersprache so geeignet, den Studenten diese Fülle des Neuen, das uns namentlich Cope und Marsh im fernen Westen der Vereinigten Staaten erschlossen hatten, mitzuteilen. Keiner auch war so hervorragend befähigt, mit dem Stift, dem Pinsel, der photo- graphischen Platte und dem Modell seine Referate und For- schungen so anschaulich zu machen wie er.

Aber die Verhältnisse in Baden wurden zu klein; nach fast zehnjährigem Warten auf eine ordentliche Professur erhielt er von dem Gründer des Römer-Museums, dem damals noch allein

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übrig gebliebenen der drei Brüder Römer den Auftrag zur Leitung eines Kunst- und Wissenschafts-Museums, das diese her- vorragenden Gelehrten ihrer Vaterstadt eingerichtet hatten und zu überlassen gedachten. Und Senator Römer hatte in Andreae den richtigen Mann erkannt. Wer hätte auch sonst für die Kunst des Altertums und der Moderne, für den Hildesheimer Silber- fund, für die wunderbar reichen Münzschätze der dortigen Bischöfe, für die reichen Sammlungen aus prähistorischer Zeit das gleiche Verständnis und warme Interesse gehabt wie für die kostbaren und einzig dastehenden Kollektionen von Versteine- rungen aus deutschen Gebirgen, die drei begeisterte Forscher und Sammler in einem langen Leben zusammengebracht hatten; wer endlich hätte daneben noch Liebe und Verständnis gehabt für die selten reichen Kollektionen an lebenden Schmetterlingen, Vogeleiern, Schnecken und Muscheln u.s. w., die Andreae in Hildesheim unter seine Obhut bekam! Nicht ein Museum war es freilich, dessen Verwaltung er übernahm und glänzend durch- geführt hat; es war eine ganze Anzahl von Museen, eine kleine Stadt, die in ihrer ungleichen Anlage etwas an unser Germanisches Museum in Nürnberg erinnert.

Hier hat er seinen eigentlichen Wirkungskreis gefunden als Pfleger der Kunst und Wissenschaft in einem behaglichen und kunstsinnigen Bürgertum von ruhmreicher Vergangenheit, in einer Stadt von berückender Schönheit. Ein gerader Cha- rakter, tolerant gegen Andersdenkende, in der Wissenschaft und Kunst Fortschrittsmann vom Scheitel bis zur Zehe und gerade durch diese offen zu Tage liegenden Eigenschaften überall beliebt und geehrt. Große, weltmännische Auffassung, Sinn für das Schöne, Sparsamkeit da, wo sie nötig war, aber kein Knausern mit den Mitteln dieses Gepräge hat er dem Römer-Museum, einer Zierde der Wunderstadt Hildesheim, aufgedrückt und hinterlassen. So trauern zwei Städte, das alte Frankfurt, dem er seine harmonische Bildung verdankt, und Hildesheim, dem er so viel davon geben konnte, um diesen seltenen Künstler und Gelehrten, von dessen Begabung wir noch so manche reife Frucht hätten erwarten dürfen, wenn er uns nicht so frühe und jäh- lings entrissen worden wäre.

Aus der Reihe unserer korrespondierenden Mitglieder haben wir 6 hervorragende Gelehrte durch den Tod verloren:

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Am 23. Juli 1904 starb in Santiago de Chile Dr. Rudolph Amadeus Philippi, geboren am 14.September 1808 zu Charlotten- burg, das älteste korrespondierende Mitglied unserer Gesellschaft (seit 1848). Er absolvierte in Berlin das Gymnasium zum grauen Kloster, studierte Medizin, promovierte nach abgelegtem Staats- examen im Jahre 1830, hörte aber neben seinem Fachstudium Vor- lesungen über Naturwissenschaft bei Humboldt, Ritter u.a. Dies veranlaßte ihn, sich ausschließlich den Naturwissenschaften zuzuwenden; schon 1835 finden wir ihn als Lehrer der Zoologie und Botanik an der höheren Gewerbeschule zu Kassel angestellt, an der er 1849 zum Direktor ernannt wurde. Reisen nach Italien und Sicilien, der Verkehr mit dem als Malakozoologen und Geologen berühmt gewordenen W. Dunker ließen in ihm immer mehr den Wunsch der auschließlichen Beschäftigung mit der Naturwissenschaft entstehen und so zog er zunächst nach Chile, wo sein Bruder, der später an der Madelainestraße er- mordete Major von Philippi ansässig war.

Zwei Jahre lang war die Provinz Valdivia das Feld der Tätigkeit Philippis. Reiche Ausbeute an Pflanzen und Tieren, namentlich Konchylien gingen von diesen Reisen nach Deutsch- land. Im Jahre 1853 übertrug die chilenische Regierung Philippi zuerst die Leitung des Lyceums in Valdivia und wenige Monate nachher die des Museums in Santiago neben einer Professur für Zoologie und Botanik an der dortigen Universität. Dort hat Philippi nun in wahrhaft erstaun- licher und bahnbrechender Weise gearbeitet und gewirkt, ob- wohl es ihm durch französische Intriguen manchmal recht sauer gemacht wurde. Unter ihm sind erst die naturwissenschaft- lichen Fächer in jener Republik zur Geltung gekommen; durch ihn ist aus einem kleinen vernachlässigten Naturalien-Kabinet ein großer Museums-Palast entstanden, in dem auch die große Konchyliensammlung von Philippi selbst Platz gefunden hat.

Stets war er ein leuchtendes Vorbild für alle jüngeren Kräfte, die Chile für seine höheren Lehranstalten aus Deutsch- land heranzog. Bedeutend ist auch die Zahl der Chilenen, die, einst Philippis Schüler, sich gegenwärtig in hervorragenden, einflußreichen Stellungen befinden und ihrem Meister in Hoch- achtung und in Verehrung anhängen.

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Die Republik Chile bereitete dem Manne, der den Grund zu ihrer naturwissenschaftlichen Durchforschung gelegt und die- selbe ein halbes Jahrhundert lang hindurch geleitet, der ihren naturwissenschaftlichen Unterricht reformiert hat, ein feierliches Leichenbegängnis auf Staatskosten. Die deutsche Wissenschaft wird ihm für alle Zeiten ein ehrendes Andenken bewahren, in erster Linie die Konchylienkunde, der die meisten seiner Arbeiten gewidmet sind. An größeren Werken schrieb Philippi außer verschiedenen Schulbüchern in mehreren Auflagen ein „Handbuch der Konchylienkunde und der Malakozoologie“ 1853, „Reise durch die Wüste Adacama‘ 1860 u.a.

Am 14. August 1904 starb zu Berlin Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Eduard von Martens, geboren am 18. April 1831 in Stuttgart, korrespondierendes Mitglied seit dem Jahre 1901. Auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt vorgebildet besuchte von Martens die Universitäten Tübingen, München und Berlin. 1855 promovierte er in Tübingen zum Dr. med. In Berlin be- schäftigte er sich dann mit zoologischen Arbeiten und wurde 1859 zum Kustos am Königl. Zoologischen Museum der Universität ernannt. Von seinen weiten Reisen ist besonders die zu nennen, die er 1860 —63 als Teilnehmer der Expedition der Kgl. preussischen Fregatte „Thetis“ nach Ostasien unternahm. Von Martens verwaltete im Museum die Echinodermen, Korallen und zuletzt die Mollusken. 1897 wurde er zum II. Direktor des Zoo- logischen Museums in Berlin ernannt. In der zoologischen Welt wird er als einer der bedeutendsten Konchologen geschätzt. Mit zahlreichen wertvollen Arbeiten, vornehmlich aus dem Gebiet der Konchologie, hat er sich ein dauerndes Gedächtnis gesichert.

August Le Jolis in Cherbourg, der seit 1876 unserer Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied angehörte, hat sich hauptsächlich mit den Kryptogamen der Umgebung seiner Vaterstadt beschäftigt und 1859 eine Schrift über die Flechten, 1860 eine über Gefäßpflanzen, 1863 eine über die Meeresalgen und 1868 eine über die Moose der Umgebung von Cherbourg veröffentlicht. Von diesen ist wohl die Schrift über die Meeres- algen am bedeutendsten und als Algologe ist Le Jolis am bekanntesten geworden. Er hat ferner über die Gattung Lam- naria und über die Nomenclatur der Algen geschrieben, auch hat er mehrere Arten neu benannt. Ihm zu Ehren hat Bornet 1895

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eine kleine Floridee Lejolisia mediterranea benannt; die Ab- bildung, die er dazu gibt, zeigt die Fortpflanzungsorgane der Florideen in so typischer Weise, daß sie in mehrere Lehrbücher übergegangen ist. Auch andere Forscher haben Algen nach ihm benannt. In den 90er Jahren hat er noch einige Aufsätze über Lebermoose geschrieben. Le Jolis war der Begründer und ständige Sekretär der naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Cherbourg und stand als solcher mit unserer Gesellschaft in naher Beziehung.

Am 20. Februar 1905 starb in Genf im Alter von 75 Jahren Henry de Saussure, korrespondierendes Mitglied seit 1863, einer der ausgezeichnetsten Kenner und Bearbeiter der Hyme- nopteren (besonders der Wespen) und Orthopteren, aber auch der mexikanischen Myriapoden. Er bereiste längere Jahre mit Humbert aus Genf zusammen Mexiko und brachte von diesen Reisen eine reiche Ausbeute an Insekten und Tausendfüßen heim. Mehrere monographische Arbeiten sind von ihm über die sozialen und solitären Wespen und zahlreiche kleinere Bearbeitungen in den einschlägigen Zeitschriften erschienen. Unsere Gesellschaft ist dem weltbekannten Forscher Dank schuldig für die dftere Bestimmung von Material aus unserem Museum, namentlich von den Reiseausbeuten Kükenthals und Voeltzkows, worüber mehrere Arbeiten Saussures in den beiden Reisewerken unserer Abhandlungen, im 21. und 26. Bande, erschienen sind.

Am 28. Februar 1905 starb in Cincinnati Dr. med. Adolf Zipperlen, geboren am 1. Mai 1818 zu Heidenheim in Würt- temberg, korrespondierendes Mitglied unserer Gesellschaft seit 1888. Er studierte in Tübingen Medizin, wurde zuerst prak- tischer Arzt in Biedigheim, wanderte aber bereits im Jahre 1848 mit Familie nach Amerika aus und ließ sich zu Weinsberg bei Clintom nieder, um sich dem Weinbau zu widmen. Später wurde er Oberarzt bei der 2. Ohioer Infanteriebrigade der National- garde, stand als solcher während des Bürgerkrieges drei Jahre lang im Felde und nahm als Brigadearzt mit Majorsrang seinen Abschied. Nach dem Kriege siedelte er 1865 nach Cincinnati über.

Hier war der Sang und Dichtung liebende, gesellschaftlich angelegte, mit großem Humor begabte Mann in seinem Fahrwasser. Er beteiligte sich ergiebig an allem, was der literarisch und musikalisch gebildete Teil der deutschen Einwohnerschaft dort

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unternahm. Die Vorliebe fiir Tiere aller Art brachte ihn in einen dauernden Verkehr mit dem Zoologischen Garten, zu dessen Direktorium er lange Jahre hindurch gehörte. Schriftstellerisch war er in vielfacher Weise tätig; zahlreiche interessante Artikel erschienen in deutschen naturwissenschaftlichen Zeitschriften, wie „Der zoologische Garten’, „Isis“, „Welt der Vögel“ u. s. w. Er verstand es, seine Beobachtungen und Studien in der Tier- welt in fesselnder, stets von einem frischen, humoristischen Hauch durchwehter Weise wiederzugeben. Die Universität Tü- bingen ernannte ihn bei ihrer 400-jährigen Jubelfeier zum Ehrendoktor.

Am 328. April 1905 verschied zu Gießen der Senior der medizinischen Fakultät der dortigen Universität Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Konrad Eckhard in seinem 84. Lebensjahre. Er hat unserer Gesellschaft seit 1899 als korrespondierendes Mit- glied angehört. Am 1. März 1822 zu Homberg a.d. Efze im ehemaligen Kurfürstentum Hessen geboren studierte Eckhard in den Jahren 1845 bis 1849 in Marburg und Berlin vorzugs- weise Anatomie uud Physiologie. 1849 promovierte er in Mar- burg zum Doktor der Philosophie und in dem gleichen Jahre erhielt er in Gießen den medizinischen Doktorgrad. Im Winter 1848/49 und 1849/50 war er in Marburg und Gießen als Prosektor tätig. Nachdem er sich 1849 bei der medizinischen Fakultät in Gießen habilitiert hatte, wurde er 1855 zum außerordentlichen Professor ernannt. Noch in demselben Jahre schlug er ehrenvolle Berufungen nach Dorpat und Königsberg aus, worauf im Januar 1856 seine Ernennung zum Ordinarius in Gießen erfolgte.

So hat Eckhard länger wie ein halbes Jahrhundert als Lehrer der Anatomie und Physiologie an der Gießener Universität gewirkt und es ist bewundernswert, wie er noch in den letzten Jahren trotz seines hohen Alters seinen Posten als Forscher und akademischer Lehrer, hochverehrt von seinen zahlreichen Schülern, voll und ganz ausgefüllt hat. Bis zuletzt hat er sich seine außerordentliche Geistesstärke bewahrt und auch seine physischen Kräfte erlaubten ihm bis in die letzten Monate seines Lebens, seinen Lieblingssport, die Jagd, auszuüben. Eckhards wissenschaftliche Bedeutung lag auf dem Gebiete der experimen- tellen Physiologie, das er meisterhaft beherrscht und auf dem er viel und großes geleistet hat. Seine zahlreichen Publikationen

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haben befruchtend auf die allgemeine medizinische Wissenschaft gewirkt; sie sind alle fesselnd geschrieben, vielfach mit feinem Humor gewürzt und zeugen ebenso von großem Fleiße wie von Klarheit und Wahrheit. Die ihn kannten in der Blüte seiner Jahre, sprechen mit Begeisterung von diesem Manne; die jüngeren, die ihn erst in seinem Alter kennen lernten, haben mit Achtung und Ehrfurcht zu ihm aufgeblickt. Seine Vaterstadt Hom- berg a.d. Efze hat den verdienten Gelehrten bei der Feier seines 80. Geburtstags zu ihrem Ehrenbürger ernannt.

Allen Verstorbenen wird die Gesellschaft ein dauerndes und dankbares Andenken bewahren!

Aus der Reihe der beitragenden Mitglieder sind ferner 16 ausgeschieden: durch Austritt die Herren D. Derlam, Geh. Justizrat S. Fuld, C. Joos, Polizei-Präsident a. D. Freiherr W. von Müffling; infolge Wegzugs von Frankfurt H. Bick- hardt, Dr.K.Goldstein, Generalarzt 4 la suite Dr. K.Groß- heim, Dr. G. Hof, P. Kleinsteuber, Prof. Dr. R. Lam- bert, Prof. Dr. J. Morgenrot, Dr. med. J. Raecke, Tier- arzt O. Reinemann, Tierarzt R. Utendörfer, Chemiker G. Weis und durch Übertritt in die Reihe der ewigen Mit- glieder Prof. Dr. W. Kobelt in Schwanheim.

Die Gesamtzahl der im Berichtsjahre ausgeschiedenen bei- tragenden Mitglieder beträgt also 38.

Neueingetreten sind dagegen 175 beitragende Mitglieder und zwar

Herr Dr. med. Siegmund Abraham,

H.E. Ackenhausen,

» Dr. pbil. Franz Adler,

, Dr. med. Eugen Albrecht, Direktor des Dr. Senckenbergischen pathologisch-anatomischen In- stituts,

Dr. Julias Albrecht, Zahnarzt,

Theodor Alexander,

Hans Almeroth,

, CA. Andre,

Frau Alharda Andreae,

Herr Rudolf Andreae,

» Dr. med. Georg Avellis,

Karl Bacher,

Herr

3 3 3 3 3 3 3 3

Frau Herr

3 3 3 3 3 3 3 3 3 3

3 3 43 3

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A. von Baumgarten, Kaiser). Russ. Kammer- herr und Generalkonsul, Wirk]. Staatsrat, Exzellenz,

Konsul Alexander Baunach,

Dr. med. Ferdinand Bermann,

Heinrich Bickhardt, Oberpostpraktikant,

Gustav Binding,

Justizrat Dr. Joseph Binge,

Bergingenieur Hans Bode,

Dr. med. Henry Böhm,

John Böhme, Zahnarzt,

Heinrich Borchardt, Zahnarzt,

Karl Boß,

Dr. phil. Franz Braun,

Dr. phil. Leonhard Braun,

Richard Bruck, Rechtsanwalt,

Dr. phil. Fritz Bullnheimer,

Albert Cahn,

Anna Canné,

B. B. Cassel,

Generalleutnant z.D. Hermann von Chappuis, Exzellenz,

Fritz Christ,

Heinrich Clauer,

Gotthold Clausnitzer, Ober- und Geh. Baurat,

Ernst Cnyrim, |

Rudolf Cullmann,

Oskar Delliehausen,

Dr. med. Adolf Deutsch,

Richard Diener,

Otto Dondorf,

Dr. med. Otto Dornblüth,

Dr. phil. William Drory,

Stabsarzt Dr. med. Leo Drüner,

Karl Eckhardt, Bankdirektor,

Hermann von Eichhorn, Generalleutnant und Kommandierender General des X VIII. Armeekorps, Exzellenz,

Jean Eschelbach,

Dr. med. Albert Ettlinger,

0

Herr Rudolf Euler,

3 3 3 3 3 3 3 3 $ 3 3 3

C. F. Fay,

Dr. jur. Jakob Feist, Johann Christian Fellner, Bernhard Flinsch, Gustav Flörsheim,

Dr. med. Karl Frank, Heinrich Fries,

Moritz von Frisching, Dr. phil. Ernst Fritzmann, Leopold Fromberg, Fritz Gaum,

Karl Adolf Gehring,

Dr. med. dent. George Geist,

Frau Gräfin Dr. med. Friederica von Geldern,

n Herr

3 3 3 3 3 3 S 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3

Geheimrat Elisabeth Getz,

Karl Gillhausen,

Sanitätsrat Dr. med. Alexander Gloeckler, Emil August Glogau, Zahnarzt, Julius Goldschmidt,

M. 8S. Goldschmidt,

Richard Goll,

Ludwig Goltermann, Wilhelm Gombel,

Dr. phil. Fritz Gräntz, Oberlehrer, Karl Graubner,

Ernst Greef,

Waldemar Freiherr von Günderrode, Karl Philipp Haack,

Direktor Adolf Haeffner, Jobann Georg Hartmann, Karl Hartmann,

Franz Haßlacher, Patentanwalt, Max Hauck,

Dr. med. Franz Hausmann,

Dr. med. Sigmund Heichelheim, Rudolf Henrich,

Georg Hertzog,

Fritz Hirschhorn,

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Herr Otto Hofmann,

Moritz W. Hohenemser,

Dr. med. Otto Hohenemser,

, Dr. jur. Robert Hohenemser, Herren Holl, Joseph & Co., Herr Eduard Holzmann, Ingenieur, Oberstaatsanwalt Dr. jur. Eduard Hupertz, Gustav Jaffé, Rechtsanwalt, Sanitätsrat Dr. med. Theophil Jaffé, Julius Jassoy, Ludwig Wilhelm Jassoy, Dr. med. Fritz Juliusberg, Dr. jur. Albert Katzenellenbogen, Heinrich Kissner, Regierungsrat Paul Klotz, Dr. med. Paul Knoblauch, Stadtrat Karl Kölle, Dr. med. Albert Koenig, Stadtarzt, Dr. med. Karl König, Ludwig Kuhlmann, Karl Kullmann, Direktor Dr. jur. Philipp Labes, Fredy Landauer, Dr. med. Wilhelm Lapp, Ferdinand Leuchs-Mack, William Lindley, Ingenieur, Karl Lüscher, Generalkonsul Heinrich Mappes, Alfred Merton, Jakob Meusert, Dr. phil. Sally Mosessohn, J. Müller-Knatz, Dr. phil. Max Nassauer, Dr. jur. Paul Neumann, L. W. Nies, Bankdirektor Eduard Oppenheim, Oskar F. Oppenheimer, Eduard d’Orville, Gotthard Pabst,

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Herr Bankdirektor Dr. phil. Alfred Parrisius, Philipp Passavant, Georg Peise, Prof. Dr. med. Max Peschel, Lucien Picard, Hartwig Poppelbaum, Landgerichtsrat Dr. Ludwig Rawitscher, Dr. Franz Rintelen, Adolf Ronnefeld, Dr. phil. Israel Roos, Hermann Roth, Franz Ruff, Ingenieur, , Gustav Andreas Rumpf, Frau Marianne Sabarly, Herr Robert Sauerländer, Stadtrat Gustav Schaumann, Polizei-Präsident Fritz Scherenberg, Eduard Schild, Frau Rudolf Schmidt, Herr Dr. med. Bernhard Scholz, Karl Schulz, Dr. phil. Peter Schumacher, F. W.Schuster-Rabl, Bankier, Oskar Seeger, » Willy Seeger, Frau Auguste Seeling, Herr Amtsrichter Dr. jur. Milton Seligman, Ignaz Sichel, Karl Sidler, Oskar Sporleder, Baron Louis von Steiger, Maier Stern, Dr. phil. Paul Stern, Paul Sternberg, Karl Stoeckicht, Dr. med. F. Straus, Daniel Szamatolski, Otto Ulrich, Oberlandesgerichtsrat Paul Versen,

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934

Herr Dr. med. Albert Villaret, Generalarzt und Korpr- arzt des XVIII. Armeekorps, , Gottfried Wagner, Fräulein Dora Weinrich, Herr Justizrat Kar] Wertheim, » Dr. phil. Kurt Wiederhold, simtlich in Frankfurt a. M. sowie Herr Direktor J. Becker in Hanau, Dr. phil. Rudolf Delkeskamp in Gießen, Dr. med. K.Grosch in Offenbach a. M., » Prof. Dr. med. G. Port in Heidelberg, , Dr.med. David Rothschild in Bad Soden, Dr. med. H. Schmitt in Arheiligen bei Darmstadt.

Die Zahl der beitragenden Mitglieder beträgt somit am heutigen Tage 747 gegen 610 bei der letzten Jahresfeier.

Zu arbeitenden Mitgliedern wurden ernannt:

Dr. med. Eugen Albrecht, Dr. phil. Ernst Teichmann und Fritz Winter.

In die Reihe der ewigen Mitglieder wurden auf- genommen:

Dr. Eugen Lucius, Carlo Freiherr von Erlanger, Direktor Otto Dyckerhoff, Rudolph Sulzbach, Johann kKarlMajer,Dr.EugenAskenasy, Prof.Dr.AchillAndreae, David Friedrich Heynemann, Frau Amalie Kobelt, Prof. Dr. Wilbelm Kobelt, P. Hermann von Mumm, Philipp Holzmann, Kommerzienrat Karl Hoff, Frau Luise Volkert, Julius Wernher und Edgar Speyer. Die Zahl der ewigen Mitglieder beträgt sonach zurzeit 110.

Die meisten dieser neuen ewigen Mitglieder sind bis zu ihrem Tode Jahre- und Jahrzehnte lang beitragende Mit- glieder unserer Gesellschaft gewesen und zu ihrem bleibenden Gedächtnis haben die Hinterbliebenen in pietätvoller Gesinnung die Namen der Verstorbenen in die Reihe unserer ewigen Mit- glieder eintragen lassen. In vielen anderen Fällen sind die Frauen und Söhne verstorbener Mitglieder unserer Gesellschaft beigetreten. Es zeigt sich hierin deutlich die treue Anhbänglichkeit und das warme Interessean unserer Gesellschaft, der von ihrer Gründung im Jahre 1817

24*

an zahlreiche Frankfurter Familien nunmehr durch mehrere Generationen als Mitglied angehören.

Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden ernannt: Seine Durchlaucht Fürst Albert von Monaco,

Prof. Dr. August Brauer in Marburg,

Prof. Dr. Rudolph Hauthal in La Plata,

Karl Hagenbeck in Stellingen bei Hamburg, Generaloberarzt a. D. Dr. O. von Linstow in Göttingen, Prof. Dr. J. N. Langley in Cambridge,

Prof. Dr. Jacques Löb in San Francisco,

Prof. Dr. Gottlieb Haberlandt in Graz.

Die Zahl der korrespondierenden Mitglieder beläuft sich nunmehr auf 176.

Aus der Direktion hatten Ende 1904 nach zweijähriger Amtsführung satzungsgemäß auszuscheiden der I. Direktor Dr. med. August Knoblauch und der I. Sekretär Dr. phil. Johann Gulde. An ihre Stelle traten für die nächsten zwei Jahre Dr. phil. August Jassoy und Bankier Walter Melber.

Die diesjährige Generalversammlung fand am 22. Febr. 1905 statt. Sie genehmigte entsprechend dem Antrag der Revisions- Kommission die Rechnungsablage für das Jahr 1904 und erteilte dem I. Kassierer Alhard Andreae-von Grunelius Entlastung. Ferner genehmigte die Generalversammlung den Voranschlag für 1905, der in Einnahmen und Ausgaben mit M. 61978,52 balanziert. Nach dem Dienstalter schieden aus der Revisions- Kommission die Herren Georg Minoprio und Wilhelm Rohmer aus. An ihre Stelle wurden die Herren Robert Oster- rieth und Direktor Wilhelm von den Velden gewählt. Vorsitzender der Revisions-Kommission für das Jahr 1905 ist Herr Stadtrat Anton Meyer. |

Im Winter 1904/05 wurden 18 wissenschaftliche Sitzungen abgehalten. Die Sitzungen erfreuten sich eines so regen Besuches, daß der Hörsaal öfters nicht im stande war, allen Mitgliedern Raum zu geben. lieider läßt sich im alten Hause eine Änderung nicht treffen; doch wird die Gesellschaft wohl im Herbst 1906 die wissenschaftlichen Sitzungen bereits im neuen Museum abhalten können und die Platzfrage wird alsdann in befriedigender Weise erledigt sein.

2%

Es hielten Vorträge:

22. Okt. 1904: Dr. G. Popp: „Neuere naturwissenschaft- liche Errungenschaften in ihrer Bedeutung für die Kriminalistik*. (Mit Lichtbildern.)

29. Okt. 1904: C.G. Schillings, Weiherhof bei Düren: „Die Tierwelt der Massai-Hochländer mit be- sonderer Berücksichtigung ihres Aussterbens*. (Mit Lichtbildern.)

5. Nov. 1904: Dr. J. Wilhelmi: „Regeneration und Ent- wickelung“.

19. Nov. 1904: Privatdozent Dr. Fr. Drevermann, Mar- burg i. H.: „Entstehung und Geschichte des rheinischen Schiefergebirges“.

26. Nov. 1904: Dr. H.Sachs: „Über einige tierische Gifte“.

3. Dez. 1904: Prof. Dr. M. Verworn, Göttingen: „Physio- logie des Schlafes“.

10. Dez. 1904: Dr. E. Albrecht: „Ziele und Wege der Entwickelungsmechanik‘.

7. Jan. 1905: Dr. F. Römer: „Einiges aus der Schau- sammlung des neuen Museums“. (Ausstellung.)

14. Jan. 1905: Dr. R. Delkeskamp, Gießen: „Die Genesis der Mineralquellen und Thermen“. (Mit Licht- bildern).

21. Jan. 1905: Prof. Dr. H. Conwentz, Danzig: „Schutz der natürlichen Landschaft, ihrer Pflanzen- und Tierwelt“. (Mit Lichtbildern.)

4. Febr. 1905: Prof. Dr. G. Greim, Darmstadt: „Die Grund- lagen der wissenschaftlichen Wettervorhersage“. (Mit Lichtbildern.)

11. Febr. 1905: Stadtgartendirektor K.Heicke: „Die Pflanzen- welt im Kampf ums Dasein gegen die schäd- lichen Einflüsse der Großstadt“.

25. Febr. 1905: Oberstabsarzt Dr. R. Brugger: „Wesen und Bedeutung der Kurzsichtigkeit“.

4. März 1905: Oberstudienrat Prof. Dr.K. Lampert, Stuttgart: „Das winterliche Tierleben des Süßwassers und sein Erwachen im Frühling“.

11. März 1905: Dr. L. Laquer: „Die Grundlagen der geistigen Minderwertigkeit“.

2*

25. März 1905: K. Fischer: „Bergstürze und Felsschlipfe im Gefolge der Eiszeiten‘“.

1. April 1905: Stabsarzt Dr. L. Drüner: „Über die Wirbel- theorie des Schädels*.

7. April 1905: Festsitzung zur Erteilung des Soemmer- ring-Preises. (Berichterstatter: Prof. Dr. L. Edinger und Prof. Dr. M. Mobius.) |

Durch Beschluß der Preiskommission, die aus den Herren Dr. E. Albrecht, Prof. Dr.L. Edinger, Prof. Dr.B. Lepsius Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx, Prof. Dr. M. Möbius und Prof. Dr. H. Reichenbach zusammengesetzt gewesen ist, wurde der diesmalige Soemmerringpreis dem ordentlichen Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens Dr. G. Haber- landt in Graz für seine wichtigen Untersuchungen über ‚Die Sinnesorgane im Pflanzenreich zur Perzeption mechanischer Reize‘, Leipzig, 1901, zuerkannt.

Von unseren Publikationen sind im Berichtsjahre er- schienen:

I. Abhandlungen:

1. Band XXVII, Heft 4, H. Lenz, Ostafrikanische Deka- poden und Stomatopoden. Mit 2 Tafeln.

2. Band XXIX, Heft 2 (Anfang) E. Stromer, Geographische und Geologische Beobachtung im Uadi-Natrün und Färeglı in Agypten. Mit 1 Tafel und mit 1 Karte.

II. Bericht für 1904, im Herbst vorigen Jahres veröffentlicht. Er enthält außer den geschäftlichen Mitteilungen und den Protokollen der wissenschaftlichen Sitzungen folgende Ar- beiten und Nekrologe:

1. Die Biologie der Griechen. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung vom 9. Januar 1904 von Prof. Dr. Burckhard.

2. Der Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbesondere des Senckenbergischen Naturhistorischen Museums, an der Viktoria-Allee. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung vom 30. Januar 1904 von L. Neher, Kgl. Baurat. (Mit einer perspektivischen Ansicht, Tafel I bis III und 3 Textfiguren).

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3. Ein neuer freilebender Rundwurm aus Patagonien Plectus (Plectoides) patagonicus n. sp. Von Dr. J. G. de Man in Jerseke (Holland). (Mit 6 Textfiguren).

4. Neue Aufschlüsse im Weichbild der Stadt Frankfurt a. M. Von K. Fischer.

5. Die Eier der Tardigraden. Von Prof. Dr. F. Richters. (Mit Tafel IV und V).

6. Echiniscus conifer nov. spec. Von Prof. Dr. F. Richters. (Mit Tafel V, Fig. 8).

7. Thermische Vegetations-Konstanten. Aus dem Nachlasse von Prof. Dr. Julius Ziegler zusammengestellt von Johanna Ziegler.

8. Die Haut der Säugetiere. Vortrag, gehalten beim Jahres- feste am 15. Mai 1904 von Dr. F. Römer.

9. Bericht über die Sammlungsergebnisse einer paläontologisch- geologischen Forschungsreise nach Ägypten. Von Dr. E. Stromer.,

10. Die Nekrologe: Eugen Askenasy und Otto Franz von Moellendorff.

NI. L. von Heyden, „Die Käfer von Nassau und Frank- furt a. M.“, 2. Auflage, 425 Seiten. (Im Selbstverlage der Gesellschaft.) Preis M. 6.—.

IV. Das von der Gesellschaft gemeinsam mit den anderen naturwissenschaftlichen Vereinen der Provinz bearbeitete „Forstbotanische Merkbuclh, Nachweis der beach- tenswerten und zu schützenden urwüchsigen Sträucher, Bäume und Bestände im Königreich Preußen. III. Provinz Hessen-Nassau. Mit 26 Abbildungen, herausgegeben auf Veranlassung des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.“ 210 Seiten. (Im Verlage von Gebrüder Borntraeger in Berlin.) Preis M. 3.60.

Mit diesem umfangreichen Werk, das Forstmeister Dr. A. Rörig bearbeitet hat, ist die Gesellschaft in die Bewegung eingetreten, die sich den Naturdenkmalschutz unserer Heimat zum Ziel setzt. Zu diesem Zweck hat sie ferner im Januar d. J. an den Magistrat der Stadt Frankfurt a. M. die Bitte gerichtet, die Distrikte 64, 65 u. 66 (Hohebuchen) unseres Stadtwaldes, die sich durch eine besonders interessante Flora und Fauna auszeichnen, zum besseren Schutze gegen unbeab-

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sichtigte oder mutwillige Beschädigung einfriedigen zu lassen, und hat zugleich auch an die Gemeinde Schwanheim und an die Königliche Forstaufsichtsbehörde eine Eingabe gerichtet, die die Erhaltung der urwüchsigen Distrikte des benachbarten Schwanheimer Waldes mit ihrer eigenartigen Vegetation und Fauna im gegenwärtigen Zustand erstrebt. In dankens- werter Weise haben unsere städtischen Behörden beschlossen, diese Bestrebungen der Gesellschaft nach jeder Richtung hin zu fördern, während ein Bescheid auf die Eingaben bezügl. des Schwanheimer Waldes noch nicht eingelaufen ist.

Auch die Vorlesungen der Dozenten erfreuten sich einer überaus regen Teilname. Folgende Vorlesungen wurden im Winter 1904/05 gehalten:

Prof. Dr. H. Reichenbach: „Bau und Leben der Krebse,

Spinnen, Tausendfüße und Insekten“.

Prof.Dr. W.Schauf: „Petrographie“. (Fortsetzung der Sommer- vorlesungen). Prof. Dr. M. Möbius (im Auftrage des Dr. Senckenbergischen

Medizinischen Instituts): „Anatomie und Morphologie der

Pflanzen“.

Im Sommer 1905 lesen: Prof. Dr.H. Reichenbach: Fortsetzung der Wintervorlesungen.

Dr. F. Römer: „Zoologisches Praktikum“ (mikroskopisch-zoo- tomischer Ubungskursus).

Prof. Dr. M. Möbius (im Auftrage des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts): „Physiologie der Pflanzen®.

Prof. Dr. F. Kinkelin: „Geologie von Südwest-Deutschland, besonders die Tertiär- und Diluvialbildungen mit Exkur- sionen“,

Sehr lebhaft war der Besuch des naturhistorischenMuseums. Es ist im abgelaufenen Jahre, d. h. von Anfang Juni 1904 bis Ende Mai 1905, von 20927 Personen besichtigt worden. Ein besonderes Interesse hat die Ausstellung der berühmten Pflanzen- Aquarelle der Frankfurter Flora der verstorbenen Blumenmalerin Elisabeth Schultz, mit der eine Ausstellung der Zwipfschen Schmetterlingsaquarelle verbunden war, gefunden. Diese Sonder- ausstellung, die dem Publikum vom 21. August bis 11. September zugänglich war, ist allein von 7906 Personen besucht gewesen.

I

Neben der stets unermüdlichen Tätigkeit der Sektionäre nahmen die Arbeiten für die weitere Vervollständigung der vergleichend-anatomischen Sammlung durch den Kustos Dr. F. Römer und Frau M. Sondheim ihren Fortgang. Die vor- handenen Bestände an Skorpionen und Krebsen wurden von Dr. J. Wilhelmi einer Bearbeitung unterzogen und sowohl Präparate für die Schau- wie für die Lehr- und Unterrichtssamm- lung hergestellt. Zu der Vervollständigung der anatomischen Präparate für die Unterrichtssammlung war auch in diesem Jahre der Gesellschaft von dem Vorstand der Georg und Franziska Speyerschen Studien-Stiftung in hochherziger Weise ein Betrag von M. 3000 überwiesen worden.

Die Tätigkeit der Konservatoren war in erster Linie durch den Plan der Schausammlung bedingt und zwar wurde. vornehmlich an der Herrichtung der Gruppen für die bio- logische Aufstellung einheimischer Tiere weiter gearbeitet.

Im Auftrag der Gesellschaft hat Dr. Römer in den Mo- naten Juli bis September aus den Mitteln der von Reinach- Stiftung eine Sammelreise an die norwegische Küste unternommen, durch die ein reiches Material an Fischen und niederen Tieren sowie an anatomischen Präparaten für die neue Schau- und Unterrichtssammlung dem Museum zugeführt wor- den ist.

Ende März schied Dr. Wilhelmi aus seiner Stelle als zoologischer Museumsassistent aus, um sich in Neapel weiter fort- zubilden. An seine Stelle wurde Dr. Eugen Wolf aus Tübingen gewählt. Zu dem 1. April 1905 wurde eine neue Assistenten- stelle an der geologisch-paläontologischen und mineralogischen Abteilung des Museums geschaffen und mit Herrn Dr. Fr. Drever- mann aus Marburg, seither Privatdozent und Assistent am geo- logisch-paläontologischen Instistut der Universität, besetzt.

Sehr rege war wie immer der Verkehr mit auswärtigen Gesellschaften und einzelnen Gelehrten. Auch die ver- schiedenen Teile der Sammlungen wurden von zahlreichen Forschern teils an Ort und Stelle, teils ausserhalb benutzt.

In Schriften-Austausch gegen den „Bericht“ ist unsere Gesellschaft mit folgenden Vereinen und Instituten neu eingetreten:

The Tokyo Botanical Society, Botanical Garden in Tokyo,

Société Royale Malacologique in Brüssel,

30%

The New York Botanical Garden in New York,

Museum of Natural History in Springfield in Mass. U.S. A.,

Universität La Plata in Argentinien,

Kgl. Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung

und Abwässerbeseitigung in Berlin.

Auch in dem vergangenen Jahre sind uns von Freunden und Gönnern zahlreiche und wertvolle Geschenke für das Museum zu teil geworden, die des genaueren in dem Museums- bericht aufgeführt werden sollen.

Die größte Bereicherung besteht in den durch Erbschaft an die Gesellschaft gelangten paläontologischen Sammlungen und der Bibliothek Dr. A. von Reinachs. Von besonderem Wert ist eine Kollektion der tertiären Schildkröten, fast durchaus Originale ‘zu seinen Abhandlungen, ferner die devonischen Fossilien vom Nord- und Südabhang des Taunus, endlich die von Dr. von Reinach aus dem hiesigen und auswärtigen Rotliegenden er- worbenen Fossilien. Durch die Bestimmung Frau von Reinachs, daß alle Bücher und Schriften ihres verstorbenen Gatten, die schon im Besitze der Senckenbergischen Bibliothek sind, der paläontologischen Sektion zu überweisen sind, ist ein bedeutender Grundstock für eine Sektionsbibliothek geschaffen worden.

An weiteren Geschenken für die geologisch-paläontologische Sammlung sind zu nennen die im letzten Jahre durch Herrn A. Askenasy aus dem Oberpliocén des Klärbeckens gewonnenen Blätter, ferner ein Geschenk unseres korrespondierenden Mitgliedes Herrn Erich Spandel in Nürnberg, eine Meduse (Rhixomites admirandus) aus dem lithographischen Schiefer, und ein solches von Herrn Prof. Dr. L, Edinger, bestehend in einem vorzüglich präparierten Schmelzschupper ( Lepidotus gtgas) aus dem Posidonienschiefer von Holzmaden.

Die mineralogische Sammlung ist durch die ungefähr 1000 Stücke zählende, wertvolle Mineraliensammlung des am 10. März 1904 verstorbenen Mitgliedes Dr. Ludwig Belli, die von dessen Hinterbliebenen Frau Caroline Pfeiffer geb. Belli und Frau Anna Weise, geb. Belli dem Museum als Geschenk überwiesen wurde, bedeutend vergrößert worden.

Die Schenkung enthält fast für jede Gruppe des Systems ausgezeichnete Vertreter, sodaß jetzt viele Fundorte durch weit ansehnlichere Stufen als früher repräsentiert werden können.

31%

Im Sektionsbericht wird näher auf einzelnes eingegangen werden. Heute sind in unserem Festsaal nur einige auffallende Proben von Mineralien und Meteoriten ausgestellt worden, die nicht verfehlen werden, Ihre Bewunderung zu erregen. Auch einer der beiden erstaunlichen Gipskristalle aus Utah, die im vorigen Jahre von Herrn Bankdirektor A. Gwinner in Berlin ge- schenkt wurden, ist hier aufgestellt.

Für die zoologische Schausammlung sind uns von unseren Mitgliedern eine Reihe von prachtvollen Stücken zur Aufstellung in den biologischen Gruppen aus der einheimischen Fauna über- wiesen worden. Wir hofien, daß auch die Lücken, die in dem dazu notwendigen Materiale noch vorhanden sind und auf die wir in dem Museumsbericht unter „Lokalsammlung“ hinweisen, recht bald ausgefüllt werden. Ebenso ist es noch ein beson- derer Wunsch unseres Museums, in den Besitz einer größeren Geweihsammlung von unseren einheimischen Hirscharten namentlich aus dem Taunus, Spessart und Odenwald zu gelangen. Der erste größere Grundstock hierzu ist schon dadurch gelegt worden, daß Seine Exzellenz der Wirkliche Geheimrat Prof. D. Dr. Schmidt-Metzler seine umfangreiche Sammlung von Geweihen ‚selbstgeschossener Rehe dem Museum mit dem ausdrücklichen Wunsche letztwillig bestimmt hat, daß andere Jagdlieb- haber diesem Beispiel folgen möchten.

Von größeren Ankäufen sind namentlich diejenigen für die geologisch-paläontologische Sektion hervorzuheben ein riesiger, vorzüglich präparierter Ichthyosaurus nov. spec. mit vollständig erhaltenem Hautsaum, ein ebenso aus dem Schiefer herausge- arbeiteter Puchycornus bollensis von bedeutender Größe und ein herrliches Exemplar von Pentacrinus subangularis, alle drei be- zogen von B. Hauff in Holzmaden.

Eine weitere hochherzige Schenkung ist der inneren Ein- richtung des neuen Museums zugedacht, insofern als die hiesige Firma G. Hoffmann sich bereit erklärt hat, sämtliche Wasch- tische undToilettenanlagen für das neue Museum kostenlos zu liefern.

Zahlreiche Geldzuwendungen sind uns auch in diesem Jahre zu teil geworden und haben die überaus schwierige Lage der Gesellschaft in manchen Punkten zu erleichtern geholfen. Er- freulicher und dankenswerter Weise haben sich auch in diesem Jahre mehrere Mitglieder freiwillig

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bereit erklart, ihren Jahresbeitrag um das mehr- fache des ordentlichen Beitrages zu erhöhen.

Vor allem aber verdient das hochherzige Vermächtnis unseres ewigen Mitgliedes Dr. Albert von Reinach rühmende Erwähnung. Er, der mit freigiebiger Hand der Gesellschaft alljährlich tausende gespendet hat, der allezeit mit reichen Mitteln eingetreten ist, wenn es galt, wissenschaftliche Forschungsreisen auszurüsten, wertvolle Sammlungsobjekte zu erwerben oder unseren Abhandlungen künstlerisch ausgeführte Tafeln beizugeben, er hat nunmehr der Gesellschaft außer seiner paläontologischen Sammlung und seiner reichen natur- wissenschaftlichen Bibliothek letztwillig ein Kapital von M. 150000 mit der Bestimmung hinterlassen, daß dessen Zinsen für Museumszwecke zu verwenden sind, und hat weiterhin M. 30000 für die innere Einrichtung unseres Neubaues gespendet. Längst schon war die Gesellschaft dem Entschlafenen, ihrem hochherzigsten Gönner, zu unauslöschlichem Danke verpflichtet, nicht allein wegen seiner stets offenen Hand, seiner tatkräftigen Unterstützung und seiner treuen, eifrigen Mitarbeit auf wissen- schaftlichem Gebiete; Albert von Reinach hat auch von seinem Eintritt in unsere Verwaltung an mit dem weiten Blick des großen Kaufmanns organisatorisch in die Verwaltungs- geschäfte der Gesellschaft eingegriffen und manche Neuerung von bleibendem Werte geschaffen. Dauernder wie das schlichte Kreuz aus weißem Marmor, das auf seinem Grabe errichtet ist, wird das Andenken des Verblichenen bei unserer Gesellschaft bewahrt bleiben. Bei jedem Rückblick auf unsere Geschichte werden wir in Dankbarkeit und Verehrung des Mannes gedenken, der den größten Teil seiner ungeheueren Arbeitskraft in unseren Dienst gestellt hat. Jahr für Jahr wird uns die von Reinach-Stiftung, der von Reinach-Preis den teuren Namen unseres ewigen Mitgliedes nennen, zahlreiche Sammlungs- objekte rufen ihn uns täglich zu und niemand wird geologisch unsere Landschaft bearbeiten können, ohne sich mit den bedeu- tenden Abhandlungen vonReinachs vertraut gemacht zu haben. Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hat mit un- auslöschlichen Zügen den Namen von Reinach in ihr Erinnerungs- buch eingetragen ; sie wird seiner noch gedenken, wenn von uns, den Zeitgenossen des Hingeschiedenen, keiner mehr diese Sonne schaut.

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Am 8. November 1904 hatte die Gesellschaft die seltene Freude, ein 25-jähriges Dozentenjubiläum zu feiern. Ein Vierteljahrhundert war an diesem Tage verflossen, seitdem Prof. Dr. H. Reichenbach seine ersprießliche Lehrtätigkeit in der Gesellschaft begonnen hat. Aus diesem Anlaß wies der I. Direktor zu Beginn der diesmaligen Wintervorlesung auf die großen Verdienste hin, die sich der Jubilar um den naturwissenschaftlichen Unterricht und um die Hebung des Interesses an den Naturwissenschaften in Frankfurt erworben hat, während Seine Exzellenz der Wirkliche Geheimrat Prof. D. Dr. Schmidt-Metzler die Glückwünsche der Dr. Sencken- bergischen Stiftungsadministration überbrachte.

Unserem ersten Konservator Adam Koch wurde im November vorigen Jahres der Königliche Kronenorden IV. Klasse verliehen, eine Auszeichnung, die der bewährte Beamte durch seine der Gesellschaft seit fast fünfzig Jahren geleisteten, treuen Dienste und durch seine hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Museumstechnik reichlich verdient hat.

Am 1. März 1905 hat unser zweiter Konservator August Koch sein 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert und ist aus diesem Anlaß von unseren arbeitenden Mitgliedern im Museum beglückwünscht worden, während ihm der II. Direktor in dank- barer Anerkennung seiner langjährigen, pflichttreuen Tätig- keit im Namen der Gesellschaft ein Ehrengeschenk über- reicht hat.

Am 18. Dezember v. J. fand in feierlicher Weise die Übergabe der von Bildhauer Franz Krüger in Marmor aus- geführten Büste des am 25. April 1903 verstorbenen langjährigen I. Direktors der Gesellschaft J. Blum statt, die von Freunden und Schülern des Entschlafenen gestiftet worden war. Prof. Dr. M. Möbius hielt die Gedächtnisrede.

Alles in allem kann die Gesellschaft mit Stolz und Freude auf das verflossene Jahr zurückblicken. Sie hat sich bemüht. ihren Aufgaben nach jeder Richtung hin gerecht zu werden, und die wachsende Mitgliederzahl hat gezeigt, daß dieses Bestreben Anerkennung gefunden hat! Möge dieses Interesse bei den Mitgliedern der Gesellschaft sich erhalten und

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in immer weitere Kreise Frankfurts dringen, damit die Gesell- schaft im stande ist, das Werk, das sie so viele Jahre hindurch fortgeführt hat und das durch unseren Neubau zunächst zu einem gewissen Abschnitt kommen soll, immer weiter aus- zubauen!“

Bal Hager

(19. März 1845 5. August 1904)

Zu Carl Weigerts Gedächtnis. Mit Porträt. *®) |

Von

Dr. August Homburger. -

Unerwartet und still hat der Tod in der Nacht vom 4. zum 5. August 1904 Carl Weigert entführt; hinweg von den Freunden, hinweg von der Stätte rastloser Forschung, die er in fast zwanzigjähriger Tätigkeit liebgewonnen, mit der er sich untrennbar verbunden fühlte. Nicht nur durch seine Stellung als Leiter des pathologisch-anatomischen Instituts der Dr. Senckenbergischen Stiftung war eres; inner- lich verknüpfte ihn der historische Grundzug seines Wesens mit Entwickelung und Geschichte all der Bestrebungen, die in Frankfurt unter dem Namen Senckenbergs vereinigt und auf den Boden seiner Stiftung emporgewachsen sind, und mit denen, die an diesem -wissenschaftlichen Leben einen Anteil hatten. Ä re

Die Senckenbergische Naturforschende Gesell- schaft ernannte Weigert unmittelbar nach seiner Übersie- delung nach Frankfurt a. M. am 21. Mai 1885 zum „arbeitenden Mitgliede*; an Stelle Lucaes wurde er in die Kommissionen für Erteilung des Soemmerring- und des Tiedemann- Preises gewählt und hat als deren Vorsitzender in den Jahren 1887 bis 1903 bei neun Preisverteilungen in den Fest- sitzungen Bericht erstattet; er selbst vertrat in den beiden Preiskommissionen die Fächer der Anatomie, Histologie, allge-

*) Das Porträt ist der Gallerie hervorragender Ärzte, Blatt 153, der Münchener Medizinischen Wochenschrift entnommen. Das Cliché der von Joseph Kowarzik modellierten Plakette wurde von der Münz- handlung Adolph Hess Nachf. in Frankfurt a. M. in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.

bey

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meinen Physiologie und Pathologie. In den Abhandlungen der Gesellschaft (19. Bd., 1896) hat Weigert veröffentlicht: „Beiträge zur Kenntnis der normalen menschlichen Neuroglia‘, in dem Bericht 1885/86: „Die Lebensäußerungen der Zellen unter pathologischen Verhältnissen, Vortrag gehalten am Jahres- feste, den 30. Mai 1886“ und 1893 den Nekrolog „Georg Hermann von Meyer“*).

Für den der biologischen Forschung fernerstehenden knüpft sich Weigerts Name in erster Linie an eine Reihe mikro- skopisch-technischer Methoden, die Bakterienfärbung (1871/75), diejenige des Fibrins (1886), die Färbung der Mark- scheiden im Nervensystem (1884/85), der Neuroglia (1895), schließ- lich der elastischen Fasern (1898) und, indem dieselben zur Darstellung und Diagnose krankhafter Veränderungen an den Organen des menschlischen Körpers dienen können, lassen sie ihren Entdecker zunächst wenigstens als einen Schöpfer groß- artiger diagnostischer Hilfsmittel, als einen Mehrer unseres pathologisch-anatomischen Wissens erscheinen. Um uns ganz kurz zu vergegenwärtigen, welch ungeahnte Fülle neuer Tat- sachen diese Seite von Weigerts Tätigkeit uns erschlossen hat, sei nur an die Erforschung der krankhaften Gerinnungs- vorgänge, der Verbreitungswege des Tuberkelbazillus, der Ent- stehung der akuten Miliartuberkulose, vor allem aber daran erinnert, daß der verwickelte, unendlich komplizierte Aufbau des Nervensystems durch die Markscheidenfärbung uns eigentlich erst zugängig gemacht wurde.

Weit größer aber und umfassender erscheint uns Weigert, wenn wir die Grundideen vor uns aufbauen, die ihn bei seinen Forschungen geleitet haben, wenn wir die allgemeinen natur- wissenschaftlichen Kriterien erkennen, die er sich selbst als Richtmaß geschaffen hat. Die pathologische Anatomie ist wohl eine deskriptive Wissenschaft, welche die Veränderungen be- schreibt, die bestimmten Krankheitszuständen zugrunde liegen; durch neue Methoden schafit sie neue und feinere Kenntnisse über Krankheit und Krankheitsverlauf und fördert so, indem sie Klarheit über deren Wesen verbreitet, das eigentliche ärzt- liche Können. Für Weigert waren hiermit aber die Grenzen

u *) Ein vollständiges Verzeichnis der Arbeiten Weigerts gibt E. Albrecht in seinem Nachruf: Verhdig. d. D. Path. Gesellsch. 1904, p. 183.

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seines Arbeitsfeldes nicht abgesteckt; er begniigte sich nicht da- mit, frisches Tatsachenmaterial zu den festgefügten Beständen unseres Wissens zu häufen, das Entdeckte zu beschreiben und abzuschließen, um neuen Objekten sich zuzuwenden. Im normal Bestehenden das normale Werden, im krankhaft Veränderten das krankhafte Geschehen und in allem Existenten und Wer- denden das Gesetzmäßige zu erkennen, war sein Bestreben. Die pathologische Anatomie gestaltete sich unter seiner Hand aus der Lehre von den krankhaften Veränderungen zur Lehre vom Leben unter krankhaften Bedingungen. Ein auf breitester Basis aufgebautes, großes Werk „Pathologische Biologie“, in dem das gesamte Zellleben vom Gesichtspunkte der Pathologie aus eine umfassende Darstellung erfahren sollte, kam nicht mehr zum Abschluß. Die grundlegenden Gedanken aber hat Weigert im Jahre 1896 auf der Naturforscherver- sammlung in Frankfurt in seinem berühmt gewordenen Vortrage „Neue Fragestellungen in der pathologischen Ana- tomie* zum Ausdruck gebracht. Neue, d. h. im wesentlichen biologisehe Fragestellungen: er ging von den einfachsten Bedingungen jeglicher Lebensvorgänge überhaupt aus, vom Ge- setz der Erhaltung der Energie, von ihren Erscheinungsformen, der kinetischen und potentiellen, und den Vorgängen, die sie an der lebenden Materie bewirkt, der funktionellen, nutri- tiven, formativen Zelltätigkeit.e Er sprach als erster die An- sicht aus, daß diese drei Formen der Lebensvorgänge nicht durch Reize gleicher Art und nur verschiedener Stärke ausge- löst werden; er war der erste, der erkannte, daß zwischen der Funktion einerseits, der Nutrition und Formation andererseits ein fundamentaler Unterschied, ja ein vollendeter Gegensatz be- steht. Denn bei der Funktion wird Zellmaterial verbraucht; bei Vermehrung von Zellvolumen und Zellzahl wird lebende Substanz erzeugt. Dementsprechend unterscheidet Weigert zwischen diesen letzteren bioplastischen und den ersteren, lebende Substanz aufbrauchenden, katabiotischen Prozessen. Wenn es nun richtig wäre, daß äußere Reize, sefern sie nur stark genug sind, bioplastische Vorgänge auslösen könnten, wenn es richtig wäre, daß krankhafte Zellwucherungen solchen äußeren Reizen allein ihre Entstehung verdanken, so wäre da- mit gesagt, daß diese von sich aus bioplastische Energie er-

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zeugen, und dies würde, wie Weigert betont, eine Art Ur- zeugung, eine Generatio aequivoca, bedeuten. Durch diese einfache Überlegung war eigentlich die alte Lehre von der Entstehung krankhafter Zellbildungen durch Reize gestürzt.

Aber nicht nur einzureißen galt es, sondern besseres auf- zubauen; und so sehen wir, wie Weigert eine Fülle neuer Gesichtspunkte aus der skizzierten Überlegung entwickelt. Mit scharfer Logik folgert er: wo bioplastische Vorgänge sich ab- spielen, wo insbesondere formative Prozesse etabliert sind, muß kinetische Energie im Spiele sein, die zuvor als ruhende poten- tielle Energie die immanente Kraftladung der Gewebe bildete; infolgedessen muß normalerweise durch bestimmte Spannungs- verbiltnisse der Gewebe zu einander die Überführung poten- tieller Energie in kinetische verhindert werden und erst die Wegschafiung dieser Hindernisse macht die Umwandlung möglich ; die Beseitigung normaler Widerstände ist die Voraussetzung zur Entstehung pathologischer Bildungen. Vom Standpunkt des gesunden Organismus aus kann aber eine solche Beseitigung immer nur eine Schädigung sein. Also diese und nicht der Reiz ist die Vorbedingung zu jeglichem krankhaften Geschehen; die äußeren Reize sind es nicht, nach denen zu fragen ist, sondern die primäre Schädigung; ihren Ort und ihre Art aufzusuchen, war die neue Aufgabe, die für die pathologischen Veränderungen nunmehr gestellt war. Nicht irgend ein bekanntes oder unbe- kanntes äußeres Agens bringt etwa bei der chronischen Nie- renentzündung oder der Herzmuskelentartung eine Wucherung des Bindegewebes hervor; vielmehr trifft eine Schädigung bestimmter Art die Parenchymzellen der Organe, führt in anatomisch er- kennbarer Weise deren Untergang herbei und verschiebt so die Spannungsverhältnisse der Gewebe. Mit dem Untergang des einen Organelements verschwindet das Hindernis, das im Rahmen des normalen Gefüges die anderen Gewebe verhindert, die ihnen innewohnende Energie zur Entfaltung zu bringen. Die Wucherung des Bindegewebes deckt den Defekt, der durch den Schwund des Parenchyms. entstanden war, als narbige Aus- füllung und die gleiche Rolle spielt im zentralen Nervensystem die Neuroglia; sie zeigt nirgends eine primäre Massenanbildung, die imstande wäre, die Nervenfasern und Ganglienzellen etwa durch Druck zu vernichten, zu überwuchern; sondern unter der

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Wirkung gewisser Noxen gehen Nervenzellen und Fasern zu- grunde und dann tritt eine reparatorische, defektdeckende Ver- mehrung der Neuroglia auf. Ein allgemeines biologisches Gesetz tut sich kund in jeder solchen Ersatzbildung; sie be- schränkt sich nicht darauf, die Masse des Ausgefallenen eben zu ersetzen, sondern durchweg wird lebende Substanz im Überschuß gebildet. So allgemein ist dieses Prinzip, daß es sich, wie Ehrlich zu zeigen vermochte, auch geltend erweist für die Bildung der Schutzstoffe des Organismus, der Antitoxine, gegenüber den Giften der pathogenen Bakterien.

Für die Erkenntnis der Schädigungen und Neubildungen ist aber unbedingtes Erfordernis die Verdeutlichung der Gewebe, ihre Darstellung durch spezifische chemische Reaktionen, durch elektive Färbungen und eben hierin liegt die große, all- gemeine Bedeutung der von Weigert geschaffenen tinktoriellen Hilfsmittel.

In wunderbarer Art hat er nun selbst Kritik angelegt an diese seine Schädigungstheorie; war sie richtig, so mußte sie Analogien haben in normalen Vorgängen; denn alles Patho- logische hat ein normales Analogon. Diese Analogie ist nicht nur vorhanden; sie ist eine durchgängige. Zwar scheint die bioplastische Energie der Zellen mit Abschluß der Wachs- tumsperiode erloschen; aber es scheint nur so. Sie ist potentia vorhanden; denn beständig gehen im normalen Organismus Zellen zugrunde und dieser Untergang führt wieder ruhende Energie in kinetische, bioplastische über zum Ersatz des in normaler Tätigkeit verbrauchten. Die Funktion ist die physiolo- gische Schädigung; der ihr folgende bioplastische Prozeß ist die physiologische Neubildung.

Eine zweite Konsequenz mußte sein, daß katabiotische Vorgänge, die nicht zur Schaffung lebender Substanz sondern zum Verbrauch solcher führen, also die Zellfunktionen, sehr wohl durch äußere Reize ausgelöst werden können. Aber die Theorie bringt noch für eine ganz andere Art von Erscheinungen eine merkwürdige Einsicht; bioplastische, formative, nutritive Pro- zesse führen zu lebenden Produkten, zu größeren, zu neuen Zellen; die funktionellen, katabiotischen aber zu toten Produkten; die Zelle erzeugt in Ausübung ihrer Funktion nur lebloses Material.

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Die Stützsubstanzen des Tierkörpers wie Bindegewebe, Neuroglia, elastische Fasern, Haare, Knochen und Elfenbein und aus dem Leben der Pflanze wie Kork und Holz, Stärke und Zellulose sind klassische Beispiele. Die äußerste Folgerung aber ist die: normale Funktion führt zum Verbrauch und durch Aktivierung der bioplastischen Energie zum Ersatz; im Lauf des Lebens aber wird diese aufgebraucht und immer größer wird die Differenz zwischen Verbrauch und Ersatz bis schließlich der Tod eintritt als letzte Konsequenz dieses Mißver- hältnisses.

So hat Weigert auf den Grundbegriffen der Energie- formen und der Elementararten der Zelltätigkeit ein Gebäude zu errichten begonnen, das in einheitlicher Zusammenfügung die Gesamtheit des pathologischen Geschehens im weitesten Sinne umfassen sollte. Ein tiefes philosophisches Bedürfnis spricht aus seiner Lehre; aber nicht in dem Sinne, den man gewöhnlich mit dem Worte „Naturphilosophie“ verbindet. Auch fragte er nicht nach dem Absolutum, dem Ding an sich, noclı nach dem Willen in der Natur, noch schließlich nach dem Ver- hältnis von Körper und Seele. Philosophie bedeutete für ihn nur Erkenntniskritik und sein philosophisches Bedürfnis war das Bedürfnis nach Kausalität innerhalb der Relationen unserer Erkenntnis. Gleichwohl sprach er nur selten über allgemeine Probleme; aber manchmal gelang es doch, ihn dazu zu bewegen. Wenn an trüben Winternachmittagen die früh hereinbrechende Dunkelheit dazu nötigte, vorzeitig die Arbeit am Mikroskop ab- zubrechen, und es kam dann einer seiner Schüler herein zu ihm mit einer vernünftigen Frage, so mochte er wohl darauf ein- gehen. Ein zweiter kam hinzu, zu hören, was da verhandelt wurde, und bald hatte sich die ganze Schar der Praktikanten um ihn versammelt. An ein unscheinbares Moment anknüpfend entwickelte Weigert dann weitragende Gesichtspunkte, um- fassende Perspektiven; aus allen Gebieten zog er Beweismaterial heran, erläuterte in vornehmer, sachlicher Würdigung entgegen- stehende Ansichten in immer gleich liebenswürdigem Tone, be- lehrend, aber nie lehrhaft. Und wenn er füllte, daß er anregend gewirkt und Verständnis gefunden, gar daß er überzeugt hatte und Anhänger geworben, dann leuchtete aus seinen Augen die

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reine, abgeklarte Freude dessen, dem die Verbreitung einer neuen Wahrheit hichstes Ziel ist. Ein wundersames Bild einheitlicher innerer Geschlossenheit als Forscher und Mensch stand er vor uns und auf dieser ungetrübten Reinheit seines Wesens beruhte die unwiderstehliche Wirkung, die er auf jeden ausübte, dem es vergünnt war, ihm näher zu treten. So haben wir ihn gekannt und klar und lauter lebt in uns fort die Erinnerung an diesen wunderbaren, unvergeßlichen Mann!

Carlo Freiherr von Erlanger

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Carlo von Erlanger +. Mit Porträt.

Von

Dr. W. Kobelt.

Ein eigentümliches Verhängnis waltet über der Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft. Es ist ihr, unterstützt von dem gewaltigen Aufschwung, den das wissenschaftliche Leben in Frankfurt nimmt, endlich gelungen, die alte, längst zu eng gewordene Schale zu sprengen und sich eine neue Heimat zu gründen, die es ihr ermöglichen wird, unabhängig vom Staate und nur getragen von der Frankfurter Bürger- schaft, der Naturwissenschaft ebensolche Dienste zu leisten wie die naturwissenschaftliche Fakultät irgend einer bedeutenden Universität, als würdiges Glied der freien Hochschule Frankfurt. Aber gerade im Augenblick, wo das Ziel erreicht scheint, wo der Neubau an der Viktoria-Allee mächtig in die Höhe gewachsen ist und die Bahn offen liegt für den Fortschritt, rafit das tückische Schicksal eine Reihe von Männern weg, deren Mit- arbeit kaum zu ersetzen ist, weil sie eine freiwillige, von der Begeisterung für die Wissenschaft und für unsere Gesellschaft getragene war: Blum, Julius Ziegler, Otto Franz von Moellendorff, Weigert, Heynemann, von Reinach haben die letzten Jahre uns weggenommen, alles alte, erprobte, treue Mitarbeiter. Das verflossene Jahr hat uns aber auch eins der jüngsten arbeitenden Mitglieder entrissen und dieser Verlust trifft uns besonders schwer. Carlo von Erlanger war für den Außenstehenden ein hofinungsvoller, tüchtiger Ornitholog, dem es seine reichen Mittel erlaubten, rascher als andere etwas Tüchtiges zu leisten. Für die Senckenbergische Gesellschaft war er

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mehr. Was Eduard Rüppell für das alte Museum gewesen, das wäre menschlichem Ermessen nach Carlo von Erlanger für das neue geworden. Er hatte das Zeug dazu, materiell wie geistig; und wenn das Studium ihn auch vorläufig noch an Berlin mit seinen Fachgelehrten und seinen reichen Sammlungen fesselte, er fühlte sich immer als Frankfurter und hing mit allen Fasern an seiner Heimatstadt; daß er, wenn er das Reisen und Selbstsammeln einmal aufgäbe, seine Arbeitskraft der Senckenbergischen Gesellschaft, deren „arbeitendes Mitglied“ er im Jahre 1899 geworden, widmen werde, stand für ihn fest.

Er war eben ein geborener Sammler. Schon bei dem vier- jährigen Knaben trat der Sammeltrieb in den Vordergrund und schon damals, als er die Geschiebe am Rheinufer und die Versteinerungen der Kalkschichten von Nieder-Ingelheim zu- sammenlas und in seiner kindlichen Weise ordnete, zeigte sich ein Zug, der durch sein ganzes Leben für ihn charakteristisch blieb. Er „konnte nicht genug bekommen“; ein Exemplar von einer Sorte genügte ihm nicht; er mußte ganze Reihen haben und daraus entwickelte sich die, Neigung zum Serien- sammeln, zum Arbeiten mit größeren Mengen von Individuen einer Art, der er immer treu geblieben ist. Immer und immer wieder hat er es beklagt, daß das prachtvolle, von Rüppell mitgebrachte Vogelmaterial zersplittert worden ist, um dafür einzelne Stücke beliebiger Arten für die Schausammlung einzu- tauschen, und so freigebig er seine reiche Ausbeute aus anderen Tierklassen an die Fachleute verteilte, von seinen Vögeln gab er kein Stück ab, auch da nicht, wo er große Mengen von einem Fundort besaß. Als er mir die auf seiner letzten Reise gesammelten Mollusken zur Bearbeitung übergab, stellte er mir nur die eine Bedingung, daß das Material soviel als möglich ungeteilt bleibe und ich Dubletten nur im Notfalle und nur von den in großer Zahl vorhandenen Arten abgäbe.

Auch die spezielle Vorliebe für die Vögel trat schon bei dem Kinde hervor; Porzellanvögel waren sein liebstes Spielzeug und auch bei diesen fiel es seinen Eltern auf, daß er immer mehrere von einer Art haben mußte. Als Gymnasiast in Frankfurt war er ein häufiger Gast im Senckenbergischen Museum, aber seine Besuche galten weniger der Sammlung als den Konservatoren, die ihn zum Abbalgen und Präparieren an-

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leiteten. Daß er im humanistischen Gymnasium mit seinen naturwissenschaftlichen Neigungen als Musterschüler gegolten, läßt sich kaum vermuten; aber er blieb auch nicht zurück, auch nicht im Darmstädter Gymnasium und konnte 1891 die Universi- tät Lausanne beziehen. Auch dort widmete er sich natürlich ausschließlich der Naturwissenschaft und speziell der Vogel- kunde.

Der Wunsch, unsere Zugvögel in ihrer Heimat südlich vom Mittelmeer kennen zu lernen, ließ ihn gleich von vornherein seine Aufmerksamkeit auf Nordafrika richten. Kaum 20 Jahre alt schloß er sich dem bekannten Jäger und Sammler Spatz zu einer Sammelreise nach Südtunis an. Sie sollte nur ein Versuch, eine Vorbereitung für größere Unternehmungen sein, brachte aber doch schon reiche Resultate. Vier Monate lang durchwanderte die kleine Jagdkarawane das Land einwärts von der Ecke der großen Syrte: von Gabes über El-Hamma nach Kebilli südlich des Salzsees Schott-el-Fedjedi und nach Douz, dann zurück nach Kebilli und über den Schott-el-Djerid nach Gafsa und von da wieder nach Gabes. Auf der Karte erscheint das durchreiste Gebiet als ein kleines Stückchen, aber es gehört zu den interessantesten Teilen Nordafrikas und war teilweise noch nie von wissenschaftlich gebildeten Europäern betreten worden; Kebilli und Douz südlich des Schottgebietes gaben besonders interessante Resultate. Die Hauptsache aber war, daß v. Erlanger die Technik des Wüstenreisens unter der Leitung eines erfahrenen Wüstenwanderes und Wüstenjägers kennen lernte. Er hat es leider nicht für nötig gehalten, dem größeren Publikum über die Reise zu berichten; aber in dem Bericht über seine zweite Wüstenreise sagt er darüber: „Un- vergeßlich waren die Eindrücke, welche diese hochinteressante Reise in mir zurückließ. Der stille Wunsch, sie zu erneuern, blieb seitdem in mir lebendig. Unwiderstehlich zog es mich immer wieder in Gedanken zu jener unendlichen, gewaltigen Wüste hin. Brehm hat wahrlich recht; wer einmal die Wüste sah, kehrt zu ihr zurück, auch wenn er sich wohl bewußt ist, daß große Strapazen seiner harren, furchtbare Hitze am Tage und eine so empfindliche Kälte zur Nacht, daß der in die dicksten Decken eingehüllte Wanderer selbst unter schützendem Zeltdach den Schlaf nicht findet. Dazu die Qualen des Durstes

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und mancherlei andere Plagen, die an sich allein schon hin- reichen, den verwöhnten Europäer im höchsten Grade mißmutig zu machen.“

Die Reise hatte dem jungen Forscher aber auch vor allem gezeigt, daß ihm zu einer gründlichen Durchforschung Nord- afrikas noch gar manches fehle, und mit der ihm eigenen Energie ging er sofort nach seiner Rückkehr daran, die Lücken seiner Kenntnisse auszufüllen. Anderthalb Jahre lang lag er in Cambridge dem Spezialstudium der nordafrikanischen Vogelwelt ob und benutzte dabei in ausgiebigster Weise die Schätze des Britischen Museums in London. Im Frühjahr 1895 bezog er das orientalische Seminar in Berlin und trieb dort sechs Monate Arabisch. Daß er dabei auch die Suahelisprache erlernte, be- weist, daß er schon damals an eine Reise südlich der Sahara dachte. Im Frühjahr 1896 begann er, ernstliche Vorbereitungen zu einer zweiten größeren, selbständigen Reise zu treffen; manche Stunde haben wir damals über den Reiseplan verplaudert, der in großartiger Weise angelegt, durch das ganze Schottgebiet mindestens bis Biskra und vielleicht bis Laghouat auf kaum begangenen Pfaden führen sollte. Das Mißtrauen der französi- schen Militärbehörden hat ihn trotz der gewichtigsten Empfeh- lungen nur zum Teil zur Ausführung gelangen lassen.

Am 30. Oktober 1896 traf der Reisende in Gabes ein, wo Herr Spatz mittlerweile schon alle nötigen Vorbereitungen getroffen hatte. Ein Diener und der Präparator Hilgert be- gleiteten ihn, eine Anzahl arabischer Jäger aus dem Stamme der Waremma hatte Spatz angeworben. So konnte schon am 3. November die Reise angetreten werden. v. Erlanger hat über sie einen hochinteressanten, kurzen Bericht erstattet, aber als Anhang zu seinem ausgezeichneten Spezialwerk „Eine ornithologische Forschungsreise durch Tunesien“, das nur Fachleuten in die Hände kommt; eine Separatausgabe für das größere Publikum ist leider nicht erschienen. Infolge der oben angedeuteten Schwierigkeiten seitens der Militär- behörden mußten sich v. Erlangers Forschungen auf den öst- lichen Teil Nordafrikas beschränken; der Reisende kam deshalb zweimal nach Gabes zurück und die Reise zerfiel in drei Ab- teilungen. Die erste war gewissermaßen die Probe auf die Ausrüstung der Karawane; sie führte längs der Küste nördlich

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zu den Vogelinseln von Kneiß und Maharés, dann zurück süd- lich ebenfalls der Küste entlang nach Zarat und wieder nach Gabes.

Die Karawane bewährte sich und so konnte am 9. Dezember die eigentliche Hauptreise angetreten werden nach dem großen Dünengebiet südwestlich der Schotts, der Heimat der damals noch kaum bekannten weißen Gazelle (Gaxella lodert). Der Weg führte auf schon bekannter Route nach Kebilli, dem fran- zösischen Grenzfort, und dann „nach Erfüllung der uns auferlegten Bedingungen und Formalitäten“ der argwöhnischenMilitärbehörden nach Djimna und Douz. Hier, am Hauptort des Stammes der Merasigk, begann die eigentliche Wüstenreise; es wurden noch eine Anzahl Kamele gemietet, die Reitpferde mit Meharris ver- tauscht und noch fünf arabische Jäger angeworben, auch zum Schutz der Karawane; denn das Sandgebiet ist streitiges Land zwischen den Merasigk, den Tuareg und den Schambas und schon manchmal mit Blut getränkt worden. Es war ein be- schwerliches Wandern über die bis 100 Meter hohen Dünen; die Nächte waren bitter kalt und heftige Sandstürme erschwerten das Vorwärtskommen. Aber die Ausbeute war befriedigend; außer zahlreichen Vögeln fanden sich in der Sandwüste die drei Ga- zellenarten häufig und in der Steinwüste graste das Mähnen- schaf (Ovis tragelaphus), in Algerien nur ein Bewohner der hohen Gebirge. Nur einmal wurde eine Beduinenansiedelung angetroffen, Leute vom Stamm der Ouremma, welche in der entsetzlichen Wüste aushalten. Aber bei ihnen traf der Reisende einige von der französischen Regierung abgesandte Spahis, welche die Wüstensöhne veranlassen sollten, nach dem Grenzgebiet gegen Tripolis überzusiedein und dort als Grenzhüter zu dienen. In der Nähe ihrer Niederlassung die tunesischen Beduinen sind aus Arabern und Berbern gemengt und haben feste Wohn- stätten auf einer steinigen Ebene am Fuß des Gebirges Gur- Rham liegt die Walstatt, auf welcher gewöhnlich die Kämpfe der Tuareg, der östlichen Merasigk und der westlichen Scham- bas ausgefochten werden. Auch damals waren wieder Streitig- keiten ausgebrochen, aber es war noch nicht zu direkten Feindselig- keiten gekommen und die Reisenden erreichten glücklich am 19. Januar das Fort Tatahouin, wo es zum erstenmal wieder Wasser in beliebiger Menge gab. Hier fanden sich die vorausgesandten

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Reitpferde vor, die Merasigk wurden entlassen und am 27. Januar traf die Karawane glücklich wieder in Gabes ein.

Die Weiterreise von Gabes über Gafsa nach El-Kef war im Vergleich zur Wiistenfahrt eigentlich eine bequeme und ge- fahrlose, wenn sie auch durch die einsetzende Frühjahrsregen- periode und zuletzt durch die Hitze anstrengend genug wurde. Vierzehn Tage wurden noch dem Korkeichenwald gewidmet, der ganz Nordtunis erfüllte Am 7. Juli war die Karawane mit der reichen Ausbeute in Tunis vereinigt.

Die gefährliche Reise war ohne ernstlichen Unfall verlaufen; aber eine Bootfahrt nach der vor Cap Bon gelegenen Insel Namoura hätte um ein Haar breit der Laufbahn des jungen Forschers schon damals ein Ziel gesetzt. Bei einer Kahnfahrt nach einem Felsenriff setzte einer der furchtbaren Stürme ein, wegen deren das Grenzgebiet zwischen den beiden Hälften des Mittelmeeres berüchtigt ist, und nur ein Umspringen des Windes, das den Kahn in der Nähe einer Tonnara ans Land warf, rettete den Reisenden und seine Begleiter.

Die Bearbeitung der sehr reichen Vogelausbeute veranlaßte v. Erlanger, für längere Zeit seinen Wohnsitz in Berlin zu nehmen, doch besuchte er auch mehrfach die Museen in London, Tring und Paris. In den Jahrgängen 1898 und 1899 des Jour- nals für Ornithologie veröffentlichte er seine wissenschaftlichen Resultate; sie sind auch in einem stattlichen Bande, den der junge Forscher dankerfüllt seinen Eltern widmete, erschienen und haben bei den Fachgenossen die verdiente Anerkennung gefunden.

Schon während der Bearbeitung der Reiseausbeute faßte Carlo von Erlanger den Plan zu einer großartigen wissen- schaftlichen Expedition, welche ihm aus den Ländern südlich von Abessinien zwischen dem oberen Nil, Deutsch-Ostafrika und dem Somaliland ein ebenso reiches Vogelmaterial beschaffen sollte, wie er es aus Nordafrika besaß. Sie sollte aber auch zum guten Teil unbetretenes Gebiet durchziehen und diesmal nicht nur die Vögel und Säugetiere sondern alle Tierklassen und auch Pflanzen und Mineralien berücksichtigen. Der Reise- plan ging dahin, zuerst Südabessinien genauer zu erforschen und von da über die noch kaum bekannte Seenkette, welche wohl dem ältesten Laufe des Nil entspricht, zum Rudolfsee

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und von da nach dem deutschen Gebiete in Ostafrika durchzu- dringen. Die Reise war auf etwa zwei Jahre berechnet und von vornherein in großem Stile geplant. Außer dem erprobten Afrikareisenden Neumann und dem schon in der Sahara be- währten Präparator Hilgert nahmen an derselben noch teil der Kartograph Holtermüller und der Arzt Dr. Ellerbeck. Es bedurfte langer und kostspieliger Vorbereitungen, ehe die Reise angetreten werden konnte. Zunächst galt es, vom Negus Menelik die Erlaubnis zum Betreten Abessiniens und zur freien Bewegung in demselben zu erlangen. Sie wurde schon am 11. August 1899 erteilt und auch die englische Regierung ge- stattete die Reise durch das englische Schutzgebiet zwischen der Küste und Abessinien und durch das Somaliland. Dann mußte im Voraus eine beträchtliche Zahl bewafineter Begleiter angeworben, Kamele beschafft und die ganze Ausrüstung für etwa 120 Personen auf mindestens zwei Jahre besorgt werden. Anfang November 1899 war alles erledigt und wurde die Ge- samtausrüstung mit dem Dampfer „Herzog“ nach Aden verladen und drei Wochen später war alles zum Aufbruch von dort vor- bereitet. Aber eine Erkrankung des Kartographen zwang zu längerem Aufenthalt, der zu einem zehntägigen Ausflug ins Innere von Südarabien nach EI-Hota, der Hauptstadt des „unabhängigen“ Sultanats Kabady, Gelegenheit gab, und erst am 2. Januar 1900 landete die Expedition auf afrikanischem Boden in Zeila.

Hier war alles gut vorbereitet, aber es gab wie immer bei solchen Unternehmungen allerhand unangenehme Verzö- gerungen, ehe man aufbrechen konnte. Von dem Ausflug nach Südarabien hatten sämtliche Europäer eine Malaria-Infektion mitgebracht, die zum Stillliegen zwang. Während desselben wurden auf den Rat des englischen Gouverneurs noch dreißig Gallas vom Stamme der Issa angeworben, um nicht von den Somalis allein abzuhängen und etwaigen Rebellionsgelüsten ent- gegentreten zu können, eine Vorsichtsmaßregel, die englische Reisende längst als unentbehrlich erkannt haben. Als dann der Aufbruch endlich erfolgt war, zwang eine schwere Ver- letzung, die der Präparator durch Losgehen seines eigenen (sewehres erlitt, zu einem dreiwöchentlichen Aufenthalt an dem Brunnen Dadab, der allerdings zu gründlicher Erforschung der

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Umgegend verwandt wurde. So gelangte v. Erlanger erst am 3. März in die abessinische Grenzstadt Djeldessa und von da in drei Tagemärschen über angebautes Gelände nach Harar, der Residenz des abessinischen Statthalters Ras Makonen.

Hier erwartete die Gäste des Negus ein feierlicher Em- pfang; in dem Regierungsgebäude konnten sie sich von den Strapazen der Reise erholen und in der gesunden Luft 1850 m über dem Meeresspiegel das arabische Fieber los- werden. Zeit hatten sie genug, denn sie beabsichtigten, die Reise nach Adis-Abeba, der Residenz des Negus, auf einem von Europäern noch nie betretenen Wege zu machen, und dazu war eine besondere Erlaubnis nötig. Eine Expedition nach dem eine Quadratmeile großen See Haramaja gab eine sehr reiche Aus- beute an seltenen Wasservögeln und noch lohnender erwies sich eine Besteigung des 3000 m hohen Berges Gara Mulata, den bis 2000 m Höhe dichter Urwald bedeckt.

Erst am 3. April traf die erbetene Erlaubnis des Negus ein. Noch konnten die Reisenden den feierlichen Einzug des Statthalters Rasmatsch (Unterstatthalter) Benti mitmachen, der von einem siegreichen Kampfe gegen die Ogaden und den Mahdi zurückkehrte; dann ging es endlich weiter. Zuerst durch das Land der Argobba, die im Gegensatz zu den Abessiniern in festen Steinhäusern wohnen, in das Quellgebiet des Webbi zu den nomadischen Ennia-Galla. Bei Biar-Woroba wurde der südlichste Punkt des Weges erreicht und vierzehn Tage später der Fluß Webbi selbst. Die Regengüsse hatten schon ein be- trächtliches Steigen des Wassers bewirkt und die Überschreitung des Flusses erschwert; doch gelang dieselbe ohne Unglücksfälle, nahm aber zwei volle Tage in Anspruch. Nun aber kam das von dem englischen Gouverneur vorausgesagte Ereignis; die Somali streikten und erklärten, nach Hause gehen zu wollen. Das wurde ihnen denn sofort gestattet, sie brachen auch auf und schwammen über den Fluß zurück. Da sie aber weder Waffen noch Tauschmittel hatten, kamen sie schon nach einigen Stunden wieder zurück und baten um Wiederannahme; die Karawane konnte weiter ziehen und erreichte am 15. Juni die heilige Stadt Scheikh-Hussein, das Zentrum des Gebietes der Arussi-Galla,

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Hier gab es wieder einen dreiwöchentlichen Aufenthalt und der abessinische Statthalter in Ginir, Waldegabriel, benahm sich im Anfang recht unfreundlich. Doch änderte er sich rasch und am 5. Juli konnte der Marsch nach der kaiser- lichen Residenz angetreten werden. Er führte an dem den Gallas heiligen, mit dichtem Urwald bedeckten Berge Abu-el- Kassim vorüber, dessen 3200 m hohe Spitze die Reisenden er- stiegen, und dann über die grasbewachsene Hochebene von Diddah, eine in der Regenzeit äußerst beschwerliche Reise, auf welcher viele Lasttiere zugrunde gingen. Auch der Übergang über den angeschwollenen Hawasch war sehr schwierig und kostete zwei volle Tage. Dann wurde das Land freundlicher, besser angebaut, und am 16. August, acht Monate nach dem Aufbruch von Zeila, war Adis-Abeba erreicht.

Bei dem Negus Menelik, dem „erobernden Löwen vom Stamme Juda‘, dem Nachkommen Salomos und der Königin von Saba, fand v. Erlanger einen sehr freundlichen Em- pfang und erhielt die Erlaubnis, das ganze dem Einfluß des Negus unterstehende Gebiet zu bereisen. Drei Monate blieb er in der Residenz selbst, die nicht eigentlich eine Stadt sondern ein großes Lager ist, wartete die Beendigung der Regenzeit ab und ersetzte die Verluste an Lasttieren. Auch die Somali wurden abgelohnt, an ihre Stelle traten 120 Abessinier, an Stelle der Kamele, die sich im Gebirg nicht sonderlich bewähıt hatten, 180 Maultiere. Die Expedition trennte sich übrigens hier; Neumann ging dem Nordabhang des abessinischen Hoch- landes entlang zum Nil, v. Erlanger wandte sich dem noch sehr wenig bekannten Seengebiet zu, das die großen zentral- afrikanischen Seen im Gebiete des oberen Nil mit dem Hawasch verbindet. Dieses Gebiet hat ein ganz besonderes Interesse dadurch, daß es wahrscheinlich den Gewässern des Sudan als Weg zum Roten Meere oder zum Nordende des Arabischen Meerbusens diente, ehe der Nil sich seinen heutigen Weg durch das nubische Sandsteinplateau zum Mittelmeer bahnte und die Oase Ägypten bildete.

Dieses Gebiet ist erst neuerdings von Menelik erobert und damit zugänglich gemacht worden. Zunächst wurde der den Christen heilige Berg Sekwala besucht, dessen Heiligkeit sicher aus vorchristlicher Zeit stammt; im See an seinem Fuße

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suchen die Auss&tzigen, deren Zahl in Abessinien sehr groß ist, Heilung. Bei der Riickkehr von einer Inselgruppe im Suai-See brachte ein plötzlicher Sturm die Reisenden in die größte Ge- fahr; die Rohrboote, die außer dem Fährmann nur einen Mann fassen, wurden nach allen Richtungen zerstreut, erreichten aber schließlich alle glücklich das Land. Die Landschaft war wunder- schön und reich an Pflanzen und Tieren, doch schwer zu passieren ; aber die Entdeckung einiger neuen Stau-Becken und die Aufklärung des Verhältnisses der bekannten zueinander lohnten reichlich dafür. In Abera, der Residenz des abessinischen Unterstatt- halters Balscha, wurde den Reisenden ein glänzender Empfang zuteil. Er sandte auch, als in den wildreichen Gebieten zwischen dem Sagan-Flusse und Ginir die Maultiere in Menge dem Stich der giftigen Tsetse-Fliege erlagen, bunderte von Lastträgern zur Beförderung des Gepäckes.

Einen wehmütigen Eindruck auf die Reisenden machte es, als sie bei Burdji das Grab des Fürsten Ruspoli auffanden, den hier 1893 ein Elefant getötet. Sie säuberten es von Dorngestrüpp und erneuerten das schon vermoderte Kreuz.

Nach vierwöchentlichem Marsche wurde Ginir erreicht; Präparator Hilger war über Harar dorthin vorausgegangen und hatte eine neue Kamelkarawane zusammengestellt. Der Unterstatthalter begrüßte v. Erlanger als alten Freund und unterstützte ihn in jeder Weise. Am 17. März konnte die neue Karawane aufbrechen: 120 Somalis und 60 Abessinier, alle mit Hinterladern bewaffnet, geleiteten 230 Kamele, 95 Maultiere, 25 Esel, 12 Pferde und 60 Ochsen. Zunächst ging es noch durch ein Gebiet, das die Oberherrlichkeit des Negus anerkennt und an den wichtigeren Plätzen mit Truppen besetzt ist, aber der Untertanenverstand ist hier und da noch recht ungenügend entwickelt. Am 19. März wurde der wasserreiche Web über- schritten; eine merkwürdige Höhlenbildung, in denen er ein Felsplateau durchbricht, die sogenannten Wyndlaw-Höhlen, ge- stattet den Übergang trockenen Fußes. Sonst sind Flußüber- schreitungen hier schwierig und gefährlich nicht nur wegen der natürlichen Wasserscheu der Kamele sondern auch wegen der massenhaft auftretenden, riesigen Krokodile. Beim Übergang über den Ganale, den Oberlauf des Djuba, wurde vor den Augen seiner Kameraden ein Somali von einem Krokodil vom Ufer-

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weg geholt und fortgeschleppt, obwohl man alles getan hatte, um durch Schlagen mit Stangen und Abfeuern von Gewehren die Bestien zu verscheuchen. Die Karawane brauchte fünf Tage, um diesen Fluß zu passieren.

Am 28. April wurde die Route erreicht, die Donaldson- Smith nach dem Rudolfsee gezogen war. Das Südufer dieses Sees war auch das nächste Reiseziel v. Erlangers; von da wollte er Deutsch-Ostafrika erreichen. Aber auf der einge- schlagenen Route herrschte ein furchtbarer Wassermangel und die Wasserstelle von El-Mok, auf die man gerechnet, bestand nur aus einigen Pfützen übelriechenden Wassers, die nicht ent- fernt ausreichten. Wollte man die Karawane vom sicheren Untergange retten, so blieb nur der Versuch, durch die Lorian- Ebene Bordera zu erreichen. Aber das ganze Siidsomaliland befand sich unter Führung des „tollen Mullah* Mohamed-ben- Abdulla in vollem Aufstand und auch dort war kein Über- fluß an Wasser. Von dem Stamme der Gurra gelang es noch, eine Anzahl Wassergefäße zu erlangen, und so wurde der Marsch angetreten. Menschen wurden kaum angetrofien, um so mehr Giraffen. Hier erlegte v. Erlanger die riesige Giraffe mit fünf Stirnzapfen, die eine Zierde unseres Museums bildet. Unter furchtbaren Entbehrungen wurde endlich Bordera erreicht, die Hauptniederlassung der Ogaden-Somalis, ein ungastlicher und übelberüchtigter Fleck Erde. Hier fand von der Decken 1865 seinen Tod und wurde einige Monate vor der Ankunft der Karawane der englische Subcommissioner Jenner erschlagen; auch der Italiener Bottego fiel in dieser Gegend. v. Erlanger hatte besseres Glück. Der Shirrh von Bordera, durch seine Geschenke günstig gestimmt und durch sein energisches Auf- treten und die gute Bewafinung eingeschüchtert, gab ihm seinen Sohn und zehn Mullahs mit und mit diesen erreichte die Expedition am 29. Juli das englische Gebiet, wo sie mit nicht geringer Verwunderung empfangen wurde. Daß es v. Erlanger gelang, das Gebiet der aufständischen Somalis ohne jeden Kampf zu durchziehen, ist eine der großartigsten Leistungen in der Ge- schichte der Afrikaforschung. Malaria und Moskitos machten diesen letzten Teil der Reise zu einer furchtbaren Strapaze; doch lief auch er ohne schwere Verluste ab. Die ganze Reise kostete überhaupt nur sieben Mann: einer ertrank bei einem

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Fiußübergang, ein zweiter fiel einem Krokodil zum Opfer, ein dritter starb an Erschöpfung, einer an Dysenterie, drei an Malaria. Am 10. Juli 1901 wurde die Meeresküste bei Gobwen erreicht. Ein englischer Regierungsdampfer brachte die Expe- dition nach Mombasa, wo sie der Reichspostdampfer „Reichstag“ aufnahm. In Ägypten traf v. Erlanger seine Eltern, die ihm auf die Freudenkunde von seiner glücklichen Ankunft im zivili- sierten Gebiete entgegengeeilt waren, und in ihrer Begleitung legte er das letzte Stück seiner Reise zurück.

Fragen wir nach den Resultaten der Reise, so müssen wir dieselben als sehr bedeutend sowohl in naturwissenschaft- licher als in geographischer Hinsicht anerkennen. Außer circa 8000 sorgsam präparierten Vogelbälgen und etwa 1000 Säuge- tieren sowie einer Anzahl lebender Tiere, welche unser Frank- furter Zoologischer Garten erhielt, brachte v. Erlanger mindestens 20000 Insekten und sehr reiches Material aus allen möglichen Tierklassen mit, namentlich auch Reptilien und Mollusken; keine Tierklasse ist ganz unberücksichtigt geblieben. Das gesammelte Herbar enthält gegen 3000 Arten. Von der Aus- beute hat v. Erlanger nur die Vögel zurückbehalten, um sie selbst zu bearbeiten; alles andere hat er mit der größten Libe- ralität an Spezialforscher verteilt und denselben bezüglich Bearbeitung und Veröffentlichung völlig freie Hand gelassen. Die Bearbeitung der geographischen Resultate hat Sprigade in Berlin übernommen; sie liegt bereits im zweiten Hefte der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin 1904 vor. Mit bewundernswerter Ausdauer hat der Topograph Holtermüller die Routen aufgenommen; auch ohne astro- nomische Beobachtungen ist eine merkwürdige Genauigkeit erzielt worden; bei einer Routenlänge von 2700 Kilometern, die nur mit Uhr, Kompaß und Schrittziblen aufgenommen wurden, stimmen die Endpunkte und die Schnittpunkte mit älteren Routen in der befriedigendsten Weise. Besonders die Reise von Harar nach Adis-Abeba und durch das südliche Somali- land führen vielfach durch unbetretenes Gebiet und die Auf- nahmen in dem noch kaum bekannten Seengebiet zwischen dem Hawasch und dem Rudolfsee werden für die Zoogeographie Nordostafrikas von der größten Bedeutung sein. Schade, daß der Reisende sie nicht mehr selbst bearbeiten sollte.

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Carlo von Erlanger ging, sobald er sich einigermaßen von den Strapazen und den Folgen der Malaria erholt hatte, mit Feuereifer an die Bearbeitung des riesigen Vogelmaterials. Kaum daß er sich Zeit nahm, durch einige Vorträge einer davon wurde in Frankfurt gehalten und ist in den Berichten der Senckenbergischen Gesellschaft (1902, p. 155) abgedruckt der wissenschaftlichen Welt einen Überblick über die Resultate seiner Reise zu geben. Reisen zwischen den Hauptmuseen Europas zur Vergleichung und Bestimmung seiner Vögel und er nahm es damit sehr genau und gründlich wechselten mit eifrigen Arbeiten in Berlin. Im Aprilheft des Journals für Ornithologie 1904 konnte er das erste Heft seiner „Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas“ veröffentlichen; es um- faßt die Raubvögel und ist mit 19 von Kleinschmidt ge- zeichneten lithographischen Tafeln ausgestattet. Zwei weitere Hefte liegen druckfertig vor und warten nur auf die Vollendung der Zeichnungen. Der junge Forscher sollte ibr Erscheinen nicht mehr erleben. Den Gefahren der Wüste und der Tropen war er glücklich entgangen; ein Automobilunfall, herbeigeführt durch die Verkettung einer Anzahl für sich unbedeutender Zufälligkeiten, machte der kaum begonnenen, glänzenden wissen- schaftlichen Laufbahn ein Ende. Er ruhe in Frieden; sein Andenken wird in der Geschichte der Erforschung Afrikas, der geographischen wie der naturwissenschaftlichen, unvergessen bleiben !

Für das große Publikum hat v. Erlanger nie geschrieben. Daß er es gekonnt hätte, beweisen die in seine wissenschaftlichen Arbeiten eingestreuten Schilderungen, seine Vorträge und Er- zählungen. Er hatte auch in Aussicht genommen, nach Beendi- gung der Bearbeitung der Vogelausbeute eine Beschreibung seiner Reise herauszugeben; Tagebücher und Briefe an die Eltern enthalten Material genug für eine solche. Hoffen wir, daß der Plan zur Ausführung kommt. Es wäre ein Denkmal, wie es ein Mann von dem Schlage Carlo von Erlangers wohl verdient,

David Friedrich Heynemann

(24. Mai 1829 15, Oktober 1904}

D. F. Heynemann +. Mit Portriit. Von Dr. W. Kobelt*).

Am 15. Oktober 1904 ist David Friedrich Heynemann, das älteste Mitglied unserer Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, im 76. Lebensjabre sanft entschlafen. Künstler von Natur, aber ebenso sehr auch eifriger Naturforscher und Sammler, Kaufmann von Beruf, hat er es verstanden, die ver- schiedenen Seiten seines Wesens gleichmäßig und gleich gründ- lich auszubilden und sich eine geachtete Stellung zu erwerben unter seinen Berufsgenossen wie unter den Künstlern, den Numismatikern, den Naturforschern und unter den letzteren weit über die Grenzen seiner Vaterstadt hinaus.

Heynemann war am 24. Mai 1829 in Hanau geboren. Sein Vater, Goldschmied von Beruf, aber später Kaufmann seworden, war in naturwissenschaftlichen Kreisen wohl bekannt als Tierliebhaber und besonders als Vogelliebhaber, bei dem man immer Stubenvögel fand, die zu den feinen und seltenen gehörten. Durch ihn wurde der begabte Sohn schon früh an das Beobachten der Natur gewöhnt. Den größten Einfluß auf denselben übte aber ein Nachbar des Hauses, der Pfarrer Trinthammer aus, auch ein Naturforscher, den das Schicksal in den Chorrock gezwängt hatte. Mit einem gleichaltrigen Sohne desselben das Jahr 1848 hat ihn nach Amerika ver- schlagen und er ist dort als Farmer bei Milwaukee frih

*) Nach einem von dem gleichen Verfasser im „Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft,“ 1905, Heft 1 veröffentlichten Nekrolog.

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gestorben und einem Dritten im Bunde, Heinrich Haes, der in England als Kaufmann lebt, sammelte Heynemann, was zu sammeln war. Gerne hätte er studiert oder wäre Künstler geworden; aber der Vater hatte ihn zum Kaufmann bestimmt und nach dessen frühem Tode konnte vom Studium keine Rede mehr sein. Heynemann trat, nachdem er zwei Jahre in dem Geschäft eines Onkels in England zugebracht, zunächst in das bekannte lithographische Geschäft von Dondorf, dann in das Merceriewarengeschäft von C. Mettenheimer ein, in dem er in verhältnismäßig kurzer Zeit eine leitende Stellung erwarb, die er bis zur Auflösung des Geschäftes beibehielt. Später übernahm er die Zentralagentur der Vereinigten eng- lischen Nähfadenfabriken und hat dieselbe bis zu seinem Ende geführt. Sein Leben floß ruhig dahin und ohne besondere äußere Schicksale. Seine hervorragende Arbeitskraft blieb bis ins hohe Alter ungeschwächt; erst in den letzten Jahren mahnten einige Schwindelanfälle zur Vorsicht; aber noch bis zur letzten Zeit konnte man den rüstigen, geistesfrischen Alten in seinen Muse- stunden an der Staffelei finden und es war ihm beschieden, von seiner letzten malakologischen Arbeit über die Verbreitung der Nacktschnecken noch den ersten Druckbogen zu sehen. Am 1. Oktober machte er mit mir noch einen anderthalbstündigen Gang durch den Schwanheimer Wald; zwei Tage später kamen die Schwindelanfälle wieder und am 15. Oktober schlummerte er sanft und ruhig ein.

Wann und wie Heynemann zum Studium der Mollusken und namentlich der damals arg vernachlässigten Nacktschnecken gekommen, habe ich nie recht erfahren. Jedenfalls hatte er schon in Hanau, wo damals die Wetterauische Gesellschaft für Naturkunde eine lebhafte Tätigkeit entfaltete, gesammelt. In Frankfurt fand er besonders in der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft ein reges wissenschaft- liches Leben vor und er verstand es rasch, sich in ihren Kreisen Geltung zu verschaffen. An der Gründung des Vereins für naturwissenschaftliche Unterhaltung („Käwwern- schachtel*) im Jahre 1859 war Heynemann in erster Linie beteiligt und hat auch jahrelang auf die Ziele und Bestrebungen des Vereins einen maßgebenden Einfluß ausgeübt. 1860 ver- öffentlichte er in den Malakozoologischen Blättern seine erste

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Arbeit; sie behandelte das Vorkommen des damals noch kaum aus Deutschland bekannten Limaz variegatus. Von da bis 1885 erschien eine ganze Reihe von Schriften, die den Namen Heynemann zu einem der geachtetsten auf dem Gebiete der Nacktschneckenkunde machten.

Seit dem Anfang der sechziger Jahre trug sich Heynemann mit dem Gedanken, die deutschen Malakozoologen, deren Zahl ja damals noch viel größer war als heute, zu einer Gesellschaft zu vereinigen. Überhäufung mit Arbeit ließ ihn aber den Plan immer wieder hinausschieben. Erst als die Belgier den Gedanken aufnahmen und eine belgische Gesellschaft gründeten, entschloß er sich, voranzugehen. Ich hatte gelegentlich der in Frankfurt 1867 stattfindenden Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte seine Bekanntschaft gemacht und war von da ab in regem Verkehr mit ihm geblieben, der für mich als grünen Anfänger von der größten Wichtigkeit war. Als ich im August 1868 wieder einmal durch Frankfurt kam, entwickelte er mir seinen Plan und erklärte sich bereit, sofort vorzugehen, wenn ich die Redaktion des Vereinsblattes und die Leitung des Tauschvereins übernehmen wollte. Dazu war ich gerne bereit und so erfolgte noch im gleichen Jahre die Gründung der Deutschen Malako- zoologischen Gesellschaft, deren Präsident Heynemann bis zu seinem Tode geblieben ist. Kurz nachher bot sich mir Gelegenheit, die Stelle eines Vereinsarztes in Schwanheim zu übernehmen, und von da ab haben wir gemeinsam gearbeitet, bis der Tod ihn abrief.

Bis 1885 hatte Heynemann eine führende Stellung in der Nacktschneckenforschung eingenommen. Aber dem peinlich gewissenhaften Manne war es mehr und mehr unangenehm ge- worden, daß eine neue Richtung aufkam, die die Untersuchungen auf die feinere Anatomie ausdehnte, ein Gebiet, auf das er nicht folgen zu können glaubte. So entschloß er sich, der Malakozoologie Valet zu sagen; seine zusammenfassende Arbeit über die nackten Landpulmonaten des Erdbodens sollte ein end- gültiger Abschied von den Nacktschnecken sein; aber sie war es doch nur teilweise. Zwar trat in seinen beiden letzten Jahrzehnten die stets gepflegte Ölmalerei, in der er bedeutendes leistete, so daß seine Arbeiten gar manchmal mit denen seines Lehrers Hoefler verwechselt wurden, mehr in den Vordergrund

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und der Sammeltrieb wendete sich der Numismatik zu, in der sich Heynemann auch bald eine angesehene Stellung erwarb. Aber bald überzeugte er sich auch, daß in einer Hinsicht wenig- stens sein Zurücktreten eine Lücke gelassen hatte, und so entschloß er sich in den neunziger Jahren, seine Arbeit von 1885 wieder aufzunehmen und wenigstens bis zum Ende des Jahrhunderts fortzuführen. Es war ihm vergönnt, seinen Plan auszuführen und das Manuskript zu beenden; der erste gedruckte Bogen seiner Arbeit über „Die geographische Verbreitung der Nacktschnecken,“ die im 30. Bande unserer Abhandlungen er- scheinen wird, wurde ihm noch an das Sterbelager gebracht und er schied mit der Gewißheit, daß auch diese Arbeit nicht vergeblich gewesen sei.

Außer in der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft hat Heynemann auch in unserer Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft eine sehr einflußreiche Stellung eingenommen. Unmittelbar nach seinem Eintritt wurde er am 10. Dezember 1859 zum „arbeitenden Mitglied“ ernannt und im Jahre 1869 übernahm er die Verwaltung der Konchylien- sammlung des Museums. Daneben hat er eine besonders er- sprieBliche Tätigkeit in der Redaktionskommission für die Abhandlungen entfaltet, in der er von 1884—1895 und seit 1899 den Vorsitz führte. Auch in der Baukommission war er unab- lässig tätig, nachdem er bereits in einem am 25. Oktober 1884 gehaltenen Vortrag „Über naturwissenschaftliche Museen und ihre Einrichtungen“ auf die Notwendigkeit der Errichtung eines Museumsneubaues und der Trennung der wissenschaftlichen Sammlung von der Schausammlung hingewiesen hatte. In zwei Amtsperioden, 1884 u. 85 und 1888 u. 89, bekleidete Heynemann das Amt des II. Direktors. Er war zugleich der eigentliche Begründer und eifrigste Förderer unserer Medaillensammlung, deren Anfänge er in einer zusammen- fassenden Arbeit im Bericht 1900 beschrieben hat. Eine weitere Arbeit, die die zahlreichen, in den letzten fünf Jahren der Sammlung eingereihten Medaillen beschreiben sollte, hat Heynemann nahezu druckfertig hinterlassen; sie wird, auf des Entschlafenen Wunsch von Dr. E. Roediger vollendet, in unserem nächstjährigen Berichte erscheinen. Die künstlerische Gestaltung einer Denkmünze zur Erinnerung an die glänzende

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Feier der Grundsteinlegung zu unserem Museumsneubau am 15. Mai 1904 war Heynemanns letzte Sorge; der Entwurf eines großen Olbildes für das neue Museum, das Mammut in unserer Gegend darstellend, stand auf seiner Staffelei, als der Tod ihm den Pinsel aus der Hand nahm.

Heynemann war eine hochbegabte Natur und von kindlich reinem, edlem Charakter, ein absolut zuverlässiger Freund, mild im Urteil, rastlos in seiner Tätigkeit, unermüdlich in der Durchführung dessen, was er einmal begonnen. Sein Andenken wird in Ehren bleiben bei allen, die ihn kannten, und auch die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft wird seiner stets in Treue und Dankbarkeit gedenken!

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Zum Andenken

Dr. phil. Albert von Reinach.

Mit Portrit.

Von Professor Dr. F. Kinkelin.

Nach langem, qualvollem Leiden hat ein der Wissenschaft und dem Gemeinwohl geweihtes Leben am 12. Januar 1905 mit dem Tode Dr. Albert von Reinachs geendet.

Als ältester Sohn des Bankiers Adolph von Reinach dahier war er am 7. November 1842 geboren. Im Hasselschen Institut in Frankfurt a. M. erhielt er eine gute wissenschaftliche Erziehung. Dem väterlichen Wunsche gemäß sollte er Bankier werden. Doch interessierte sich v. Reinach für Naturwissen- schaften, vor allem für Geologie und Bergwesen. So besuchte er zwei Jahre die chemische Abteilung des Polytechnikums in Karlsruhe und ebensolange die Bergakademie in Freiburg i.8. Seine Lehrer aus jener Zeit, deren er sich oft und gern er- innerte, waren Professor F. Sandberger, Dr. Th. Petersen und Professor Dr. Bernhard von Cotta. Seinen Vater zu unterstützen, mußte er dann doch die Tätigkeit eines Berg- ingenieurs mit der des Bankiers vertauschen; 1861 trat er in das väterliche Bankhaus ein, wurde 1872 Teilhaber und führte es nach dem Ableben seines Vaters unter der Firma Ad. Albert von Reinach & Cie. bis zur Zession desselben an die Allgemeine Elsässer Bank-Gesellschaft von 1877 bis zum 1. Januar 1886.

Im Jahre 1875 vermählte er sich mit Antonie Bolongaro- Crevenna, einer kunstsinnigen und tatkräftigen Dame, die ihren Mann bei seinen gemeinnützigen Bestrebungen wesentlich unterstützte,

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Ein nervöses Leiden veranlaßte v. Reinach, sein Bank- geschäft abzugeben und auf der Höhe des Stauffens bei Epp- stein im Taunus eine Villa zu bauen, die er fernerhin während der Sommermonate bewohnte. Mit Vorliebe lag er hier zeit- weise dem edlen Weidwerk ob. Doch sein Tätigkeitsdrang suchte nach ernsteren Aufgaben, die es mit sich bringen, besonders im Freien zu sein. Die Wahl fiel natürlich auf das Studium der Geologie. Seit 1886 berleitete v. Reinach dann F. Kinkelin beim Begehen der Tertiär- und Diluvialbildungen am südlichen und nördlichen Taunushang und in der Wetterau und später H. Grebe bei seinen geologischen Aufnahmen in der Rheinprovinz, wobei er mit dem Direktor der Preußischen Geologischen Landesanstalt Prof. Dr. Beyrich bekannt wurde. Im Jahre 1892 trat v. Reinach als Mitarbeiter in die Geo- logische Landesanstalt ein. Derzeit mit geologischen Aufnahmen beauftragt, durchforschte er vorerst mit intensivstem Eifer die östliche Wetterau und die West- und Südseite des Vogelsberges. Wesentlich trug zur Sicherung seiner Aufnahmen bei, daß ‚v. Reinach auf seine Kosten eine große Anzahl von Bohrungen vornehmen ließ.

1899 kamen seine Karten von Blatt Windecken, Hanau’ und Hüttengesäß mit Erläuterungen heraus. Bieten sie manch Neues über Schichtenbau und Schichtenfolge, so sei doch aus Blatt Hanau besonders auf seine Behandlung der diluvialen Sedimente hingewiesen; auch erinnere ich an seine Entdeckung des marinen Mitteloligocäns bei Büdesheim und die Bekanntgabe weitstreichender Verwerfungen in diesem Gebiete. Hier kam v. Reinach in nähere Beziehung mit Prof. Dr. Bücking in Straßburg i. E., der ihn auch in petrographischen Fragen des Taunus beraten hat.

Um sich weiteren Blick über die Verbreitung des Perm- systemes und der Taunusgebilde zu schaffen, wurden Reisen nach der Saar-Nahegegend. nach England, nach Frankreich (Autun, Lodéve, nach den Ardeunen und der Bretagne) unter- nommen; hier trat er in nähere Beziehung mit den Professoren Gosselet und Barrois (Hille), die er dann auch durch den Taunus führte, Wiehtige Arbeiten, teils in den Abhandlungen der gevlogischen Landesanstalt, teils in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft publiziert, sind der Erfolg

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dieser Reisen im Zusammenhang mit seinen heimatlichen Studien. Dem Rotliegenden, besonders aber dem geologischen Bau des rechtsrheinischen Taunus im weitesten Sinn galt ein jahrelanges Studium. Es sei nur herausgehoben, daß v. Reinach den Taunus als ein von vielen Verwerfungen gestörtes Gebirg erkannte. Haben Milch und Schauf die Genesis der Kochschen Hornblendesericitschiefer und der Sericitgneiße aufgeklärt und Franz Ritter die Kenntnis der Taunus- gesteine in mineralogischer Beziehung gefördert, so ist es v. Reinach, der die Phyllite Kochs zusammen mit liegender Arkose und Konglomerat nach ihrem geologischen Alter als tiefstes Unterdevon, als sog. Gedinnien, erkannt hat, welche Orientierung er auch durch seine Entdeckung schon lange ver- geblich gesuchter Fossilien belegen konnte. So führte er den Nachweis, daß die petrographische Beschaffenheit der Taunus- gesteine in vollem Parallelismus mit der der Ardennen ist. Auch die oberen Schichten des mächtigen Unterdevons, die Coblenzschichten, werden in ihrer Gliederung durch seine Bear- beitung des nördlichen Taunus, wobei er bei Bestimmung der Fossilien von Dr. Alexander Fuchs unterstützt wurde, wesentliche Förderung erfahren.

An sich über den komplizierten Bau des Taunus und seine Schichtenfolge im klaren, mußte v. Reinach vor 1’/s Jahren, durch ein schweres Herzleiden gezwungen, die Studien im Revier aufgeben. Aber auch während seiner Krankheit arbeitete er soweit irgend möglich. Davon zeugt u. a. eine höchst interessante Arbeit, die vor 3 Monaten erschien: „Über Wasser- gewinnung im mittleren und östlichen Taunus.“ Mehreren Taunusorten wie Wiesbaden, Königstein, Cronberg, Homburg v. d. Höhe und der Saalburg, auch Frankfurt war er in der Be- schaffang von Trinkwasser behilflich.

Zu schmerzlich war es für den unermüdlichen Forscher, seine größte Arbeit, die, wie schon angedeutet, über Bau und Schichtenfolge des Taunus sehr bedeutsames bringen wird und fast vollendet vorliegt, nicht mehr selbst dem Druck übergeben zu können. In einer Karte an mich bezeichnete er es als seinen letzten Wunsch, die Taunusarbeit noch publizieren zu können. Einer gefälligen Mitteilung von Herrn Landesgeolog Dr. A. Leppla, der die letzten Jahre vielfach mit v. Reinach

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gemeinsam gearbeitet hat, verdanke ich folgende Notiz: ,Im Archiv der Geologischen Landesanstalt liegen vor: Neube- arbeitungen der Blatter Homburg, Feldberg, Idstein, Platte, Königstein, Wiesbaden, z. T. ganz, z. T. nur halb durch Herrn v. Reinach bearbeitet. Dazu sollen noch Aufnahmen im Blatt Rödelheim, Hochheim, Frankfurt und Usingen kommen. Außerdem sind noch im Besitze der Landesanstalt zwei Auf- nahmeberichte, von denen einer im Druck ist und in einigen Monaten zur Veröffentlichung kommen wird. Ihr Inhalt bezieht sich auf die Aufnahmen des Herrn v. Reinach am Südfuß des Taunus.“

Aber nicht bloß als Stratigraph hat sich v. Reinach in hohem Maße verdient gemacht sondern auch als Paläontolog. In der Beurteilung fossiler Schildkröten ist v. Reinach wohl erste Autorität. Die Arbeiten über die Schildkröten unseres Tertiärbeckens sowohl wie auch über die Ägyptens schmücken die Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Welche Förderung stand auch nach dieser Seite der historischen Geologie wie der Paläontologie in Aussicht, nachdem neues, reiches Material durch die Reise von Dr. Stromer- v. Reichenbach in der Libyschen Wüste dem Senckenbergischen Museum, mit wesentlicher Unterstützungv.Reinachs, zugegangen ist. Nur der größten Sachkenntnis, aber auch unendlicher (Geduld konnte es gelingen, die kleinen Trümmer der Schild- krötenpanzer wieder in ihren früheren Zusammenhang zu bringen und vereinzelte Trümmer zu deuten. Bei seinem Einarbeiten in das schwierige Studium der fossilen Schildkröten stand ihm OÖ. Boettger treulich zur Seite.

So förderte v. Reinach die Wissenschaft, die heimatliche Landschaft und in Sonderheit unsere Gesellschaft durch sein persönliches Wissen und Schafen.

Innerhalb der Senckenbergischen Gesellschaft betätigte sich v. Reinach noch in mannigfachster Weise. Reiche Stiftungen, die er aus eigenster Einsicht und Initiative gründete, kamen der Ordnung der Sammlungen des Senckenbergischen Museums im höchsten Grade zugute, da sie einerseits für die Honorierung wissenschaftlicher Museumsarbeiten bestimmt waren, andererseits für die Anstellung ständiger wissenschaftlicher Beamten. Besonders der geologisch - paläontologische Teil

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unseres Museums hat sich in hohem Maße seiner munifizenten Förderung zu erfreuen gehabt. So konnte die Gesellschaft 1896 mit Ehren vor der deutschen Naturforscherversammlung und 1900 vor der deutschen geologischen Gesellschaft bestehen. Es ist ein Hauptverdienst v. Reinachs.

Mit einem anderen Mitgliede unserer Gesellschaft, dem Herrn G. Albert Keyl ist es 1897 vor allen Albert von Reinach gewesen, der durch eine weitere, großartige Schenkung an die Gesellschaft den ersten Anstoß zum Museumsneubau gab, den er im weiteren noch nicht nur mit seinem wertvollen Rat sondern auch durch nochmalige große Beisteuer ge- fördert hat. Mit frischer Hoffnung konnte die Gesellschaft durch diese Tat v. Reinachs, die in der Folge in der opferwilligen Bürgerschaft Frankfurts lebhaftes Echo fand, an die Erfüllung des seit langen Jahren gehegten Wunsches gehen, die in zu beschränktem Raum eingeengten, wachsenden Schätze für die Belehrung der Beschauer günstiger aufzustellen und rationell unterzubringen.

Eine fernere Stiftung im Jahre 1890 ist der von Reinach-Preis, der bereits viermal vergeben worden ist. Er ist bestimmt, alle zwei Jahre die beste Arbeit aus den Gebieten der Geologie, der Paläontologie und der Mineralogie, soweit sie die weitere Umgegend Frankfurts behandelt, zu prämiieren.

So wirkte v. Reinach segensreich nach den ver- schiedensten Richtungen ohne die geringste Prätension.

Die höchste akademische Ehrung, die ihm am 2. Juli 1904 von der philosophischen Fakultät der Universität Marburg ge- worden ist der Doctor honoris causa ist vollauf verdient.

Das in lateinischer Sprache abgefaßte Diplom überträgt auf den „Hochgelehrten Herrn Baron und Bürger der Stadt Frankfurt a. M. den Rang, die Rechte und Privilegien eines Doktors der Philosophie und Magisters der freien Künste“.

„Die Ehrung gilt dem Manne, der nicht nur die ältesten Gesteinsbildungen des Taunusgebirges, sondern auch die jüngeren Gesteinsbildungen des Mainzer Beckens mit grindlichster Gelehrsamkeit und glücklichstem Erfolg durchforscht und über die versteinerten Schildkröten ein- gehende und ergebnisreiche Untersuchungen angestellt hat,

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dann aber auch, ein zweiter Mäcen, das weite Gebiet

aller naturwissenschaftlichen und insbesondere geologischen

Studien mit freigebiger Hand unaufhörlich unterstützt

und fördert. ... .*

Daß ein Mann, der so reich an Lebensgütern, so eifrig, so fleißig arbeitete, daß er seine Freunde wegen wissenschaftlicher Fragen am frühen Morgen aufsuchte, ja aus dem Bett holte, kennzeichnet den Verstorbenen wohl am besten. Er war ein Früh- aufsteher und kannte keine Ermüdung. In Sonnenglut, bei Wind und Wetter war er im Revier, von frühmorgens bis zum Abend in intensiver körperlicher, wie geistiger Tätigkeit, für seine körperlichen Kräfte wohl zu sehr.

Von seinen Reisen mit einzig wissenschaftlichem Interesse muß ich noch der nach Rußland, nach dem Ural gedenken 1897 als Teilnehmer am internationalen Geologenkongreß in St.-Petersburg; für diese Reise lernte er Russisch. Der rus- sischen Sprache Herr, konnte er die Exkursionen nach eigener Wahl bestimmen. Sein Hauptzweck war, das Perm- und Carbonsystem in ihren verschiedenen Abteilungen im Ural und an der Kama zu studieren. Wie sehr neben seinem Spezialstudium ihn auf seinen Reisen auch der Mensch und die Landschaft, die Natur beschäftigte, davon zeugen u. a. seine lebhaft und kritisch schildernden, liebenswürdigen Briefe an seine Frau. Einige Zeilen aus einem solchen, im Hafen von Kasan geschrieben, seien hier wiedergegeben:

„Wie hat sich seit Perm alles verändert, ich bin wieder im Süden! Die heiße Sonne zeigt, daß hier noch Sommer herrscht, wie vor 14 Tagen, als wir über Samara nach dem Ural fuhren. Auf dem kleinen Dampfer war die Gesellschaft ganz nett; wir kannten uns alle schnell, und traf ich sogar eine deutsche Dame, welche wegen des Klimas ihre Stelle als Gouvernante in Perm verlassen hatte und in neue Stelle nach Kasan fuhr. Die Kama bietet oft schöne Ausblicke, der Strom wird immer maje- stätischer, mit der Weiterfahrt nach Süden wechselt auch der Baumwuchs, statt Birke und Tanne kommt die Eiche und Buche, auch Äpfel- und Birnbäume prangen mit schönen Früchten. Gestern Donnerstag Nachmittag stieg ich in Elabouga, einem kleinen Städtchen ans Land, um

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Steine zu klopfen. Es war ein prachtvoller Tag, Sonnen- schein und etwas Wind. Ich arbeitete am Berg hinauf und wieder hinunter, bis die Sonne um 8 Uhr unter- gegangen war. Dann ging ich in ein kleines, mäßig sauberes Wirtshaus am Ufer und bestellte mir Sterlet zum Nacht- essen. Ich saß vor dem Wirtshaus an der Kama, der Mond ging auf und spiegelte sich in der zitternden Flut, in der Ferne ertönte eine Drehorgel mit mir unbekannten Weisen ; es war ein herrlicher Abend, endlich einmal allein und nicht nötig, mit Nachbaren zu sprechen. Sterlet ist der König der Fische, ein herrliches Aroma charakterisiert "das weißgelbe, etwas fette Fleisch, das ohne Gräte. Die Leute stellten mir noch etwas ganz frischen, ungesalzenen Kaviar und den Samowar auf den Tisch. Um 10'/s Uhr kam das andere Dampfboot, mit dem ich weiter fuhr. Es ist ein langsames Schiff und bin ich der einzige Passagier I. Klasse. Das Deck und Zwischendeck liegt aber voll Menschen, die sich da häuslich eingerichtet haben. Der Russe reist mit seinem Bett und Kochzeug, namentlich immer mit Teekessel, das warme Wasser nimmt er aus der Maschine, ein großer Kindersegen scheint auch an der Tagesordnung zu sein, überall schreit und krabbelt das kleine Volk herum. Einem lieben kleinen Mädchen erzählte ich die schöne Geschichte von Sonne und Mond; es ver- stand mich und hatte sein Vergnügen; die Aussprache des Russischen geht also auch besser. Heute früh sah ich meine Steine durch und fand gute Petrefakten darin. Vor einer halben Stunde sind wir im Hafen von Kasan angekommen und fahren jetzt auf der stattlichen Wolga, die etwa zweimal so breit als der Rhein ist. Ich habe keine Zeit nach Kasan hineinzugehen, da die Stadt eineinhalb Stunden vom Hafen entfernt auf der Höhe liegt. Ich sehe ihre vielen Kirchen mit den grünen und vergoldeten Dächern herüberblinken. Gleich geht es weiter und will ich diesen Brief noch vorher zur Post geben. Heute abend bleibe ich in einem kleinen Ort Wasobia und fahre dann morgen Mittag weiter nach Nischni Nowgorod“. Mehr der Erholung galten seine jährlichen Frühjahrsreisen mit seiner Frau nach der Riviera, nach Rom und anderen Orten

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Italiens; auf einer dieser Reisen vor zwanzig Jahren haben sie das groBe Erdbeben in Nizza miterlebt. Auch von da brachte er stets schätzbare Bereicherung für die paläontologische Samm- lung des Museums und dasselbe gilt auch von der weitesten, mit seiner Frau unternommenen Tour nach Ägypten und Syrien Genua, Alexandria, Kairo, Beirut, über denLibanon nach Damaskus, über Jaffa nach Jerusalem, Konstantinopel, Messina, zurück nach Genua. Von dieser Reise stammt u.a. auch das Material zu der Abhandlung des Verfassers „Beiträge zur Kenntnis der Geologie von Syrien“ in dem Senckenbergischen Bericht 1898.

Von der Riviera holte sich v. Reinach u.a. wie er mir erzählte, die Beobachtung, von welch verschiedener Gesteins- beschaffenheit die in nächster Nähe gelegenen recenten marinen Sedimente sein können; es erklärt dies seine Vorstellung über die Tertiärablagerungen am Südfuß des Taunus; so hält er es für möglich und tatsächlich, daß zur selben Zeit im Binnensee der Hydrobienzeit total kalkfreie Sandtone einerseits und Kalk- mergel oder sandfreie Kalke andererseits unmittelbar neben einander oder in geringer Entfernung abgelagert wurden.

Seine Forschungsresultate liebte v. Reinach vor allem im Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung mitzuteilen. Sehr vielseitig und lebhaft, anregend und im Urteil klar, wie er war, war er in diesem Freundeskreis hochgeschätzt und stets freudig begrüßt.

Welch lebhaftes Interesse v. Reinach auch einem Nachbargebiet der Geologie, der Prähistorie, schenkte, beweist seine schöne Sammlung von Steinwaffen etc. aus der Taunus- landschaft; dieselbe, ein Vermächtnis an Se. Majestät den Kaiser, wird ins Saalburg-Museum gelangen. In seinem Besitze befand sich begreiflicherweise eine überaus reiche Büchersammlung; besonders sind paläontologische Werke über das Devonsystem, ferner die Geologie von Frankreich, England und Rußland gut vertreten. Hervorragend ist ferner die Sammlung fast aller seiner Originale tertiärer Schildkröten. Bedeutende Sammlungen von Fossilien stammen aus dem Perm (von Autun u. a. O.); am umfangreichsten ist die Sammlung des ganzen Materials, das seinen Arbeiten über das Rotliegende und Devon unserer Gegend zu grunde liegt. Alles war von v. Reinach schon bei Leb- zeiten für das Senckenbergische Museum bestimmt.

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Schon der Eintritt in sein schönes Heim an der Taunus- anlage, das er sich vor 16 Jahren gebaut hat, zeugt, daß in ihm die Kunst gepflegt wurde; nicht nur Gelehrte, auch Musiker, Maler, Bildhauer fanden sich in ihm zusammen und mancher Gelehrte und mancher Künstler wurde durch v. Reinach gefördert. Er gehörte überhaupt zu den Wohltätern, die nach allen Richtungen verständig und im Stillen wirkten.

Solchem Mann konnten äußere Ehrungen nicht fehlen; seine vielseitigen Leistungen wurden allseits anerkannt. Mehrere Jahre gehörte er dem Vorstande des Physikalischen Vereines an. 1888 wurde er zum wirklichen Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und 1889 zum Mitglied der Kaiserlich Leopoldino-Carolinischen Akademie der Naturforscher ernannt, deren Wahlspruch „Nunquam otiosum“ stets der seinige gewesen war.

Die außerordentlichen Leistungen im Dienste der freiwilligen Krankenpflege in den Kriegen 1866 und 1870/71 wurden vom Kaiser durch die Verleihung des eisernen Kreuzes und von Bayern mit dem Militärverdienstorden belohnt, seine verdienst- vollen Bemühungen um die Gründung des Kriegerheims in Eppstein wurden durch den Kronenorden geehrt und zuletzt erhielt er noch für seine Verdienste auf wissenschaftlichem Gebiete den roten Adlerorden. Als belgischer Konsul wurde er auch mit einem hohen Orden dekoriert. Schließlich sei erwähnt, daß ihm zu Ehren benannt sind: Pseudamnicola reinachi von Prof. Dr. Boettger, Palaeonycteris reinachi von Prof. Dr. Kinkelin, Pristis (Copristis) reinachi von Dr. Stromer-v. Reichenbach, Ptychogaster reinachi von Medizinalrat Dr. O. Roger.

Diese von Freundeshand gewidmeten Zeilen möchte ich schließen mit den treffenden Worten Dr. Jassoys, des der- zeitigen I. Direktors der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, die als Leidtragende unter den zahlreichen, das Grab umstehenden Korporationen voranstand: „Im Auftrage der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft widme ich diesen Kranz unserem zu früh dahingeschiedenen Mitgliede und Freunde. Ich müßte befürchten, gegen den Willen um stilles Begräbnis des teueren Verstorbenen zu handeln, wenn ich Ihnen an diesem offenen Grabe die außerordentlichen Verdienste dieses seltenen Mannes um die Naturforschende Gesellschaft auseinander-

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setzen wollte. Eins aber darf ich Sie versichern: dauernder wie das Monument aus Erz und Stein, welches sich an dieser Stelle erheben wird, wird das Andenken des Verblichenen bei unserer Gesellschaft bewahrt bleiben! Bei jedem Rückblick auf unsere Geschichte werden wir in Dankbarkeit und Verehrung des Mannes gedenken, der den größten Teil seiner ungeheuren Arbeitskraft in unseren Dienst gestellt hatte. Jahr für Jahr wird uns die von Reinach-Stiftung, der von Reinach- Preis den Namen unseres ewigen Mitgliedes nennen, zahlreiche Sammlungsobjekte rufen ihn uns täglich zu und niemand wird geo- logisch unsere Landschaft bearbeiten können, ohne sich mit den bedeutenden Abhandlungen v. Reinachs vertraut zu machen. Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hat mit un- auslöschlichen Zügen den Namen v. Reinach in ihr Erinnerungs- buch eingetragen; sie wird seiner noch gedenken, wenn von uns, den Zeitgenossen des Hingeschiedenen, keiner mehr diese Sonne schaut.“

Februar 1905.

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Verzeichnis der geologischen Schriften A. v. Reinachs.*)

1887 Das Lorsbacher Tal (eine Lokalskizze), mit einer Tafel. Jahrb. d. Nass. Ver. f. Naturk. in Wiesbaden.

1890 Parallelisierung des siidlichen Taunus mit den Ardennen und der Bretagne.

Uber den Zusammenhang des Rotliegenden des Saar-Nahe- gebietes mit demjenigen der Wetterau.

Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges.

Das Bohrloch im neuen Wiesbadener Schlachthaus. Jahrb. d. Nass. Ver. f. Naturk. in Wiesbaden.

Geologisches aus der unteren Maingegend. Senckenb. Ber.

1892 Das Rotliegende im Süden und Westen des französischen Centralplateaus. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges.

Das Rotliegende in der Wetterau und sein Anschluß an das Saar-Nahegebiet.

Erläuterungen zur Geologischen Übersichtskarte der Rand- gebirge desMainzer Beckens mit besonderer Berücksichtigung des Rotliegenden.

Abhandl. d. Königl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. Folge Heft 8.

Der Untergrund von Hanau und seiner Umgebung. Ber. d. Wetterau. Ges. f. d. ges. Naturk. in Hanau.

1894 Resultate einiger Bohrungen, die in den Jahren 1891 bis 1893 in der Umgebung von Frankfurt ausgeführt wurden. Senckenb. Ber.

1896 Über Diluvialablagerungen im unteren Maintal. (Protokoll- auszug). Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges.

1899 Erläuterungen zu den geologischen Spezialkarten von Preußen etc.

von Blatt Windecken Hüttengesäß } mit 3 Karten. n Hanau

1900 Über einige Versteinerungsfundpunkte im Bereiche des

Taunus.

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*) Das künstlerisch ausgeführte, wohlgetroffene Porträt v. Reinachs danken wir der Güte von Frau v. Reinach.

_ Ur

Exkursion am Nachmittag des 15. September in den vor- deren Taunus. Exkursion in die östliche Wetterau nach der Versammlung der Deutschen geolog. Ges. Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. Geologisches aus dem Taunusgebirg. Vortrag in der öffentlichen Versammlung der balneologischen Gesellschaft in Frankfurt a.M. Veröffentlichungen der Hufeland’schen Ges. in Berlin. Schildkrötenreste im Mainzer Tertiärbecken. Abhandl. d. Senckenb. Naturf. Ges. Bd. XXVIII mit 44 Tafeln. 1902 Der Schläferskopistollen bei Wiesbaden. Jahrb. d. Königl. Preuß. Geolog. Landesanstalt Bd. XXII Heft 1 für 1901. 1903 Neuere Aufschlüsse im Tertiär des Taunusvorlandes. Jahrb. d. Königl. Preuß. Geol. Landesanstalt Bd. XXIV Heft 1 für 1903. | Zoologischer Anzeiger Bd. XXVI, 18. Mai. Schildkröten aus dem ägyptischen Tertiér. Abhandl. d. Senckenb. Naturf. Ges. Bd. XXIX mit 17 Tafeln. 1904 Über die zur Wassergewinnung im mittleren und östlichen Taunus angelegten Stollen. Abhandl. d. Königl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. Folge Heft 42 mit einer Tafel.

u

Verteilung der Ämter im Jahre 1905.

Direktion. Dr. phil. A. Jassoy, I. Direktor. ' A. Andreae-von Girunelius, Kassier. Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx, | Generalkonsul Stadtrat A. von II. Direktor. | Metzler, Kassier. W. Melber, I. Sekretär. Dr. jur. F. Berg, Konsulent.

Dr. med. 0. Schnaudigel, II. Sekretär. | Revisions-Kommission. Stadtrat A. Meyer, Vorsitzender. | Ch. A. Scharff. W. Stock. | R. Osterrieth. - M.von Metzler. | Direktor W. von der Velden.

Abgeordneter für die Revision der vereinigten Bibliotheken. Dr. phil. J. Aulde.

Abgeordn. für die Kommission der vereinigten Bibliotheken. Prof. Dr. H. Reichenbach.

Bücher-Kommission. Prof. Dr. F. Richters, Vorsitzender. | Prof. Dr. W. Schauf. Prof. Dr. M. Möbius. Dr. F. Römer.

Prof. Dr. H. Reichenbach. |

Redaktion der Abhandlungen.

W. Melber, Vorsitzender. Prof. Dr. M. Mébius. Prof. Dr. 0. Boettger. Prof. Dr. H. Reichenbach. Prof. Dr. L. von Heyden. Dr. F. Römer,

Redaktion des Berichts. Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx. W. Melber.

Bau-Kommission. Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. | Prof. Dr. H. Reichenbach.

A. Andreae-von Grunelius. ' Dr. med. E. Roediger. Prof. Dr. L. von Heyden. . Dr. med. O. Schnandigel. Dr. phil. A. Jassoy. Dr. phil. F. Römer.

R. de Neafrille. |

Finanz-Kommission. Direktor H. Andreae, Vorsitzender. | Dr. med. A. Knoblauch. A. Andreae-von Grunelius. E. Ladenburg. 0. Höchberg. R. de Neufville. Dr. phil. A. Jassoy. |

Wr

Dozenten.

{ Prof. Dr. H. Reichenbach. Zoologie . . . 2 none | und Dr. F. Römer. Botanik ......... +... . . Prof. Dr. M. Möbius. Mineralogie . . . . . . . . . . Prof. Dr. W. Schauf. Geologie und Paläontologie “202020202... Prof. Dr. F. Kinkelin.

Bibliothekare. Prof. Dr. M. Möblus. Ph. Thorn.

Kustos. Dr. phil. F. Römer.

Zoologischer Assistent. | Geologisch-paläont. Assistent.

Dr. phil. E. Wolf. | Dr. phil. Fr. Drevermann. Sektionäre.

Vergleichende Anatomie und Skelette. . . . Prof. Dr. H. Reichenbach.

Säugetiere . ..... =. 2... =... . Prof. Dr. W. Kobelt.

Vögel . . . 22020202000, BR. de Neuftille.

Reptilien und Batrachier een... Prof. Dr. 0. Boettger.

Fische. . . 2 2 2 1 1 ee ew ee ee Vacat.

Prof. Dr. L. von Heyden,

Arthropoden mit Ausschluß der „epidopteren A. Weis, Dr. J. Galde und

und Krustaceen .

Dr. P. Sack. Lepidopteren . . 2 rn een. Vacat. Krustacen ........ 2020202. Prof. Dr. F. Richters. Mollusken . . . Prof. Dr. W. Kobelt. Wirbellose Tiere mit Ausschluß der Arthro- poden und Mollusken . . . . . . .. Prof. Dr. H. Reichenbach. . Prof. Dr. M. Möbius und Botanik M. Dürer. Mineralogie . . ....... .. . . Prof. Dr. W. Schauf. Geologie . - ........ 2.0... Prof. Dr. F. Kinkelin. Paläontologie | Prof. Dr. 0. Boettger und

| Prof. Dr. F. Kinkelin.

Museums-Kommission. Die Sektionäre und der Il. Direktor.

Konservatoren. | Handwerker. Lehrlinge. Adam Koch. Christian Fahlberg. Hermann Frans. August Koch. | Rudolf Moll. Wilhelm Post.

Bureaugehilfin. Frl. Ella Schupp.

a

Verzeichnis der Stifter

der

Senckenbergischen Naturforschenden Geselischaft.

m

Becker, Johannes, Stiftagirtner am Dr. Senckenbergischen med. Institut. 1817. + 24. November 1833. |

*y. Bethmann, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. + 28. Dezember 1826.

Bögner, Joh. Wilh. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. + 16. Juni 1868.

Bloss, Joh. Georg, Glasermeister, Entomolog. 1817. + 29. Februar 1820.

Buch, Joh. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralog. 1817. + 13.März 1851.

Cretzschmar, Phil. Jak., Dr. med., Lehrer der Anatomie am Dr. Sencken- bergischen med. Institut, Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung (1817 zweiter Direktor). 1817. 7 4. Mai 1845.

‘Ehrmann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. } 13. August 1827.

Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. + 21. August 1835.

*Freyreiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in Rio Janeiro. 1818. + 1. April 1825.

*y. Gerning, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. + 21. Februar 1837.

*Grunuelius, Joachim Andreas, Bankier. 1818. + 7. Dezember 1852.

von Heyden, Karl Heinr. Georg, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schöff und Bürgermeister, Entomolog (1817 erster Sekretär). 1817. + 7. Jan. 1866.

Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adeligen uralten Gesellschaft des Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. + 5. März 1829.

*Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. + 5. Oktober 1831.

Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818. + 10. Februar 1854.

*Löhrl, Johann Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimrat, Stabsarzt. 1818. + 2. September 1828.

*Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818. + 11. März 1825.

Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. 7 1. Januar 1836.

Miltenberg, Wilh. Adolf, Dr. phil., Prof., Mineralog. 1817. + 31. Mai 1824.

*Melber, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. + 11. August 1824.

Anmerkung: Die 1818 eingetretenen Mitglieder, die nachträglich unter die Reihe der Stifter aufgenommen wurden, sind mit * bezeichnet.

2

Neeff, Christian Ernst, Dr. med., Prof., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospi- talarzt am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. + 15. Juli 1849.

Neuburg, Joh. Georg, Dr. med., Administrator der Dr.Senckenbergischen Stiftung, Mineralog und Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. + 25. Mai 1830.

de Neufville, Mathias Wilh., Dr. med. 1817. + 31. Juli 1842.

Reuss, Joh. Wilh., Hospitalmeister am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. 7 21. Oktober 1848.

*Rüppell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoolog und Mineralog. 1818. + 10. Dezember 1884.

*y, Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. med., Geheimrat, Professor. 1818. T 2. März 1830.

Stein, Joh. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. + 16. April 1834.

Stiebel, Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. + 20. Mai 1868.

*Varrentrapp, Joh. Konr., Dr. med., Prof., Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung. 1818. + 11. März 1860.

Völcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. + 19. Juli 1826.

*Wenzel, Heinr. Karl, Dr. med., Geheimrat, Prof., Direktor der Primatischen medizinisch-chirurgischen Spezialschule. 1818. + 18. Oktober 1827.

*y. Wiesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant, Mineralog. 1818. + 8. November 1826.

19

Verzeichnis der Mitglieder.

I. Ewige Mitglieder. *)

An Stelle der Entrichtung eines Jahresbeitrages haben manche Mitglieder vorgezogen, der Gesellschaft ein Kapital zu schenken, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag min- destens gleichkommen, mit der Bestimmung, daß dieses Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur die Zinsen für die Zwecke der Gesellschaft zur Verwendung kommen dürfen.

Solche Mitglieder entrichten demnach auch über den Tod hinaus einen Jahresbeitrag und werden nach einem alten Sprach- gebrauch als „EwigeMitglieder“ der Gesellschaft bezeichnet.

Vielfach wird diese altehrwürdige Einrichtung, die der Gesellschaft einen dauernden Mitgliederstamm sichert und daher für sie von hohem Werte ist, von den Angehörigen verstorbener Mitglieder benützt, um das Andenken an ihre Toten bleibend in dem Senckenbergischen Museum wach zu halten, zumal die Namen sämtlicher „ewigen Mitglieder“ nicht nur den jedesmaligen Jahresbericht zieren, sondern auch auf Marmortafeln in der Eingangshalle des Museums mit goldenen Buchstaben eingegraben sind. Die beigefügten Jahreszahlen bezeichnen das Jahr der Schenkung oder des Vermichtnisses.

Simon Moritz vy. Bethmann. 1827. | 6. H. Hauck-Steeg. 1848.

Georg Heinr. Schwendel. 1828. Dr. J. J. K. Buch. 1851. Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. G. v. St. George. 1853. Georg Ludwig Goutard. 1830. J. A. Grunelius. 1853. Frau Susanna Elisabeth Bethmann- | P. F. Chr. Kröger. 1854.

Holweg. 1831. Alexander Gontard. 1854. Heinrich Mylius sen. 1844. M. Frhr. v. Bethmann. 1854. Georg Melchior Mylius. 1844. : Dr. Eduard Rüppell. 1857.

Baron Amschel Mayer v. Roth- Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858.

schild. 1845. Julius Nestle. 1860.

Eduard Finger. 1860. Dr. jur Eduard Souchay. 1862.

Joh. Georg Schmidborn. 1845. Johann Daniel Souchay. 1845.

Alexander y. Bethmann. 1846. J.N. Gräffendeich. 1864. Heinrich v. Bethmann. 1846. E. F. K. Büttner. 1865. Dr. jur. Rat Fr. Schlosser. 1847. : K.F.Krepp. 1866. Stephan v. Guaita. 1847. : Jonas Mylius. 1866.

H. L. Döbel in Batavia. 1847. | Konstantin Fellner. 1867.

*) I—V nach dem Mitgliederbestand am Jahresfeste, 28. Mai 190. Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.

80

Dr. Hermann v. Meyer. 1869. Dr. phil. Wilh. Jaennicke. 1896. W. D. Soemmerring. 1871. P. A. Kesseimeyer. 1897.

J. &. H. Petsch. 1871. Chr. 6. Ludw. Vogt. 1897. Bernhard Dondorf. 1872. Anton L. A. Hahn. 1897. Friedrich Karl Rücker. 1874. Moritz L. A. Hahn. 1897.

Dr. Friedrich Hessenberg. 1875. Julius Lejeune. 1897. Ferdinand Laurin. 1876. Frl. Elisabeth Schultz. 1898. Jakob Bernhard Rikoff. 1878. Karl Ebenau. 1898.

Joh. Heinr. Both. 1878. Max von Guaita. 1899.

J. Ph. Nikol. Manskopf. 1878. Walther vom Rath. 1899. Jean Noé du Fay. 1878. *Prof. D. Dr. Moritz Schmidt. 1899. Gg. Friedr. Metzler. 1878. Karl von Grunelius. 1900.

Frau Louise Wilhelmine Emllie | Dr. jur. Friedrich Hoerle. 1900. Gräfin Bose, geb. Gräfin von | Alfred von Neufville. 1900. Reichenbach-Lessonitz. 1880. | Wilh. K. Frhr. v. Rothschild. 1901.

Karl August Graf Bose. 1880. Marcus M. Goldschmidt. 1902. Gust. Ad. de Neufville. 1881. Paul Siegm. Hertzog. 1902. Adolf Metzler. 1883. Prof, Dr. Julius Ziegler. 1902. Joh. Friedr. Koch. 1883. Moritz von Metzler. 1903. Joh. Wilh. Roose. 1884. Georg Speyer. 1903. Adolf Soemmerring. 1886. Arthur Gwinner. 1903. Jacques Reiss. 1887. Isaak Blam. 1903. Dr. Albert von Reinach. 1889. Eugen Grumbach-Mallebrein. 1903. Wilhelm Metzler. 1890. *Robert de Neufville. 1903. *Albert von Metzler. 1891. Dr. phil. Eugen Lacius. 1904. L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann. | Carlo v. Erlanger. 1904.

1891. Oskar Dyckerhoff. 1904. Victor Moessinger. 1891. Rudolph Sulzbach. 1904. Dr. Ph. Jak. Cretzschmar. 1891. Johann Karl Majer. 1904. Theodor Erckel. 1891. Prof. Dr. Eugen Askenasy. 1904. Georg Albert Keyl, 1891. D. F. Heynemann. 1904. Michael Hey. 1892. Frau Amalie Kobelt. 1904. Dr. Otto Ponfick. 1892. *Prof. Dr. Wilhelm Kobelt. 1904. Prof. Dr. Gg. H. v. Meyer. 1892. P. Hermann v. Mumm. 1904. Fritz Neumüller. 1893. Philipp Holzmann. 1904. Th. K. Soemmerring. 1894. Prof. Dr. Achill Andreae. 1905.

Dr. med. P. H. Pfefferkorn. 1896. Frau Luise Volkert. 1908. Baron L. A. v. Léwenstein. 1896. Karl Hoff. 1905.

Louis Bernus. 1896. ' Julius Wernher. 1905. Frau Ad. von Brüning. 1896. Edgar Speyer. 1905. Friedr. Jaennicke. 1896.

81*

II. Beitragende Mitglieder.

a) Mitglieder, die in

Abendroth, Moritz, Buchhändl. 1886. Abrabam, Siegmund, Dr. med. 1904. Ackenhausen, H. E. 1906.

Adickes, Franz, Dr. med., Oberbiirger- |

meister. 1891. Adler, Franz, Dr. phil. 1904. Frau Adler, Henriette. 1900.

*Albrecht. Eugen, Dr. med., Direktor des Dr. Senckenbergischen pathologisch - anatomischen In- stituts. 1904.

Frankfurt wohnen.

Bacher, Karl. 1904.

Baer, Jos. Moritz, Stadtrat. 1873.

Baer, Max, Generalkonsul. 1897.

Baer, M. H., Dr. jur., Justizrat, Rechts- anwalt. 1891.

| Baer , Simon Leop., Buchhändler. 1860. | Baer, Theodor, Dr. med. 1902.

Baerwald, A., Dr. med. 1901.

_ Baerwindt, Franz, Dr. med. 1901.

Albrecht, Julius, Dr., Zahnarzt. 1904. .

Alexander, Franz, Dr. med. 1904. Alexander, Theodor. 1904. Almeroth, Hans. 1905. Alt, Friedrich, Buchhändler. *Alten, Heinrich. 1891. André, C. A. 1904. Andreae, Albert. 1891. Frau Andreae, Alharda. Andreae, Arthur. 1882. Andreae, Heinrich Ludwig. *Andreae, Hermann, Bankdir. Andreae, J.M. 1891. Andreae, Richard. 1891. Andreae, Rudolf. 1878. Andreae, Rudolf. 1904. Andreae, Viktor. 1899.

1894.

1905.

1904, 1873.

_ *Bardorff, Karl, Dr. med.

' Bechhold, J. H., Dr. phil.

*Andreae-v. Grunelius, Alhard. 1899.

Frau Andreae-Lemme, Karoline Elise.

1891.

Andreae-Passavant,Jean,Kommerzien- | rat, Bankdirektor, General- konsul. 1869.

Apolant, Hugo, Dr. med. 1903.

v. Arand, Julius. 1889.

Askenasy, Alex., Ingenieur. 1891. Auerbach, L., Dr. med. 1886. “Auerbach, S., Dr. med. 1895. Auffarthsche Buchhandlung. 1874. Aurnhammer, Julius. 1903. Avellis, Georg, Dr. med., 1904.

Bangel, Rudolf. 1904.

Bansa, Julius. 1860.

von Bardeleben, Friedr., major z. D. 1900.

General-

1864. Barndt, W., Generalagent. 1902. de Bary, Aug., Dr. med. 1903.

de Bary, Jakob, Dr. med., San.-Bat. 1866.

de Bary, Karl Friedr. 1891.

de Bary-Jeanrenaud, H. 1891.

*Bastier, Friedrich. 1892.

v. Baumgarten, A., Kaiserl. Russ. Kammerherr u. Generalkonsul, Wirkl. Staatsrat, Exzell. 1904.

Baunach, Alexander, Konsul. 1904.

Baunach, Robert. 1900.

Baur, Karl, Dr.med. 1904.

1885.

Becker, H., Dr. phil. 1903.

Beer, J. L. 1891.

Behrends, Robert, Ingenieur. 1896.

Behrends-Schmidt, Karl, Konsul. 1896.

Beit, Eduard. 1897.

Benario, Jacques, Dr. med. 1897.

Bender, August. 1897.

Berg, Alexander, Dr. jur., Rechts- anwalt. 1900.

*Berg, Fritz, Dr. jur., Rechtsanwalt. 1897.

Berlizheimer, Sigmund, Dr. med. 1904. Bermann, Ferdinand, Dr. med. 1904. Frl. Berthold, Bertha. 1903.

Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.

6

Bertina, Karl. 1904. Binding, Gustav. 1904. Binding, Karl. 1897. Binding, Konrad. 1892. Binge, Joseph, Dr., Justizrat. Bittelmann, Karl. 1887. Bleicher, H., Dr. phil., Prof. *Blum, Ferd., Dr. med. 1893. Frau Blum, Lea. 19083. Blumenthal, Adolf. 1883. *Blumenthal, E., Dr. med.

1904.

1903.

1870.

82*

' Burchard, Kurt, Dr. jur., Prof. 1904.

_ Cahen-Brach, Eugen, Dr. med.

*Bockenheimer, Jakob, Dr. ıned., Geh. |

San.-Rat. 1864. Bode, Hans, Bergingenieur. 1905. Bode, Paul, Dr. phil., Direktor der Klingeroberrealschule. 1895. Boettger, Brunv. 1891. *Boettger, Oskar, Dr. phil., Prof. 1874. Böhm, Henry, Dr. med. 1904. Böhme, John, Zahnarzt. 1904. Boller, Wilhelm, Dr. phil., Oberlehrer. 1903.

Bolongaro, Karl. 1860, Bonn, Sally. 1891. Bonn, William B. 1886,

Borchardt, Heinrich, Zahnarzt. 1904.

Borgnis, Alf. Franz. 1891.

Borgnis, Karl. 1900.

Boss, Karl. 1904.

Braun, Franz, Dr. phil. 1904.

Braun, Leonhard, Dr. phil. 1904.

Braun, Wunibald, Kommerzienrat. 1903.

Braunfels, Otto, Kommerzienrat, Konsul. 1877. Brodnitz, Siegfried, Dr. med.

Brofft, Franz. 1866. Bruck, Richard, Rechtsanwalt. 1904. Brückmann, Karl. 1903. Brückmann, Phil. Jakob. 1882. Brugger, Rudolf, Dr., Oberstabsarzt. 1904. Bücheler, Anton, Dr. med. 1897. v. Büsing-Orville, Adolf, Frhr. 1903. Bütschly, Wilhelm. 1891. Büttel, Wilhelm. 1878. Bullnheimer, Fritz, Dr. phil.

1897.

1904.

1897. Cahn, Albert. 1905.

Cabn, Heinrich. 1878.

Cahn, Paul. 1903.

Frau Canné, Anna. 19065.

Canné, Ernst, Dr. med. 1897. *Carl, August, Dr. med., San.-Rat

1880. Cassel, B. B. 1905. v. Chappuis, Hermann, General -

leutnant z. D., Exzellenz. 1904. Christ, Fritz. 1905. Clauer, Heinrich. 1904. Clausoitzer, Gotthold, Ober- and Geh.

Baurat. 1908. Clemm, Otto, Bankdirektor. 1903. Cnyrim, Ernst. 1904. Cohen, Eduard. 1900. Cullmann, Rudolf, 1905. Cunze, D., Dr. phil. 1891. Curtis, F., Dr. phil., Prof. Daube, G.L. 1891. Delliehauseu, Oskar. 1904. Delosea, S. R., Dr. med. 1878. Demmer, Theodor, Dr. med. 1897. Deutsch, Adolf, Dr. med. 1904. Diener, Richard. 1908. Diesterweg, Moritz. 1883. Dietze, Hermann. 1891. Dietze, Karl. 1875. Ditmar, Karl Theodor. Ditter, Karl. 1903. Doctor, Ferdinand. 1892. Dondorf, Karl. 1878. Dondorf, Otto. 1908. Donner, Karl Pbilipp. 1873. Dornblüth, Otto, Dr. med. 1904.

1903.

1891.

Dreves, Erich, Dr., Justizrat. 1903 Dreyfus, Is. 1891. Drory, William, Direktor. 1897.

Drory, William, Dr. phil. 1904. Drüner, Leo, Dr. med., Stabsarzt. 1904. Du Bois, August. 1891.

*Dürer, Martin. 1904.

Ebeling, Hugo, Dr. med. 1897. Ebenau, Fr., Dr. med. 1899.

g3*

Eckhardt, Karl, Bankdirektor. 1904. |

*Edinger, L., Dr. med., Prof.

Egan, William. 1891.

*Ehrlich, P., Dr. med., Prof., Geh. Med.-Rat. 1887.

v. Eichhorn, Hermann, Generalleutnant und Kommandierender General d.XVIII.Armeekorps, Exzelienz. 1906.

Eiermann, Arnold, Dr. med. 1897.

Ellinger, Leo. 1891.

Ellissen, Moritz Ad. 1891.

Enders, M. Otto. 1891.

Engelhard, Karl Phil. 1873.

Epstein, J., Dr. phil., Prof.

Eschelbach, Jean. 1904.

Ettlinger, Albert, Dr. med.

Euler, Rudolf. 1904.

Eyssen, Remigius Alex.

Fay, C.F. 1904.

Feis, Oswald, Dr. med. 1903.

Feist, Jakob, Dr. jur. 1905.

Fellner, Johann Christian. 1905.

Fellner, Otto, Dr. jur. 1903.

Fester, August, Bankdirektor.

Fischer, Karl. 1902.

Fischer, Ludwig. 1902.

Fleck, Otto, Oberförster.

Fleisch, Karl. 1891.

Frau Fleischmann, Siegm. 1903.

Flersheim, Albert. 1891.

Flersheim, Martin. 1898.

Flersheim, Robert. 1872.

1884.

1890.

1904.

1882.

1897.

1903.

*Flesch, Max, Dr. med., Prof: 1889. Flinsch, Bernhard. 1905. Flinsch, Heinrich, Stadtrat. 1866.

Flinsch, W. 1869.

Flérsheim, Gustav.

Forchheimer, Hugo.

*Franck, E., Direktor. 1899.

Frank, Hch., Apotheker. 1891.

Frank, Karl, Dr. med. 1904.

Fresenius, Phil., Dr. phil., Apotheker. 1873.

“Freund, Mart., Dr. phil., Prof. 1896.

Freyeisen, Willy. 1900.

*Fridberg, R., Dr.med, San.-Rat. 1873,

1904. 1903.

Fries, Heinrich. 1900.

Fries Sohn, J.S. 1889.

v. Frisching, Moritz. 1905.

Fritzmann, Ernst, Dr. phil.

Fromberg, Leopold. 1904.

Fulda, Karl Herm. 1877.

Fulda, Paul. 1897.

*Gabler, Bruno, Landrichter.

Gans, Adolf. 1897.

Gans, Fritz. 1891.

Gans, L., Dr. phil., Geh. Kommerzien- rat. 1891.

Gaum, Fritz. 1908.

Gehring, Karl Adolf. 1908.

Geiger, B., Dr. jur., Justizrat.

Geisow, Hans, Dr. phil. 1904.

Geist, George, Dr. med. dent. 19065.

Frau Gräfin v. Geldern, Friederica, Dr. med. 1904.

*Gerlach, Karl, Dr. med. 1869.

Gerlach, K., Oberlebrer. 1903.

Frau Getz, Elisabeth, Geheimr. 1906.

Getz, Moritz. 1904.

Gillhausen, Karl. 1905.

Gloeckler, Alexander, Dr. med., San.- Rat. 1906.

Glogau, Emil August, Zahnarzt. 1904. Goering, Viktor, Direktor des Zoolog. Gartens. 1898,

v. Goldammer, F. 1903.

Goldschmid, J. E. 1901.

Goldschmidt, B. M. 1891.

Goldschmidt, Julius. 1905.

Goldschmidt, M.S. 1905.

Goldschmidt, S. B. 1891.

v. Goldschmidt - Rothschild, Generalkonsul. 1891.

Goll, Richard. 1905.

Goltermann, Ludwig. 1904.

Gombel, Wilhelm. 1904.

Gottschalk, Joseph, Dr. med. 1903.

Grandhomme, Fr., Dr. med. 1903.

Gräntz, Fritz, Dr. phil., Oberlehrer. 1904.

Graubner, Karl. 1906.

Greef, Ernst. 1905.

Greb, Louis. 1903.

1905.

1900.

1878.

Max,

6*

Greiff, Jakob, Rektor. 1880.

Grieser, Ernst. 1904.

Griinewald, August, Dr. med.

Griinwald, Karl, Dr. med.

v. Grunelius, Adolf. 1858.

v. Grunelius, Max. 1903.

v. Grunelius, M. Ed. 1869.

v. Günderrode, Waldemar, Freiherr. 1905.

Günzburg, Alfred, Dr. med. 1897.

*Gulde, Johann, Dr. phil. 1898.

Guttenplan, J., Dr. med. 1888.

Haack, Karl Philipp. 1905.

Haag, Ferdinand. 1891.

Hiberlin, E. J., Dr. jur., Justizrat. 1871.

Haefiner, Adolf, Direktor. 1904.

*Hagen, B., Dr. med., Hofrat. 1898.

Hagens, K., Dr., Wirkl. Geh. Ober- Justizrat u.Oberlandesgerichts- Präsident. 1900.

Hallgarten, Fritz, Dr. phil. 18983.

Hallgarten, H. Charles L. 1891.

Hamburger, K., Dr. jur., Geh. Justiz- rat. 1891.

Harbers, Adolf, Direktor. 1903.

Harbordt, Ad., Dr. med., San.-Rat. 1891.

v.Harnier, E., Dr., Geh. Justizr. 1866.

Hartmann, Eugen, Professor. 1891.

Hartmann, Johann Georg. 1905.

Hartmann, Karl. 1905.

Haßlacher, Franz, Patentanwalt. 1905.

Hauck, Alex. 1878.

Hauck, Georg. 1898.

Hauck, Max. 1906.

Hauck, Moritz, Rechtsanwalt.

Hauck, Otto. 1896.

Haurand, A., Geb. Kommersienrat. 1891.

Hausmann, Franz, Dr. med. 1904.

Heichelheim, Sigmund, Dr. med. 1904.

Heicke, Karl, Stadtgartendirektor. 1903.

Heimpel-Manskopf, W. E. Aug. 1899.

Heister, Ch. L. 1898.

1897. 1903.

1874.

84*

Henrich, Ludwig. 1900.

Henrich, Rudolf. 1906.

*Hergenhahn, Eugen, Dr. med.

Hertzog, Georg. 1906.

Frau Herxheimer, Fanny. 1900.

Herxheimer, Karl, Dr. med. 1898.

Herz-Mills, Ph. Jac., Direktor. 1903.

Herzberg, Karl, Konsul, Bankdirektor. 1897.

Hesdirffer, Julius, Dr. med. 1903.

Hesse, Hermann. 1900.

Heuer & Schoen. 1891.

Heußenstamm, Karl, Dr. jur., Bürger- meister a.D. 1891.

*y, Heyden, Lukas, Dr. phil., Prof., Major a. D. 1860.

v. Heyder, Gg. 1891.

Hirsch, Ferdinand. 1897.

Hirschberg, Max, Dr. med., San.-Rat. 1892.

Hirschfeld, Otto H. 1897.

Hirschhorn, Fritz. 19%0b.

Hirschler, Leopold. 1903.

Hochschild, Zachary, Direktor. 1897.

Höchberg, Otto. 1877.

Hoff, Alfred, Konsul.

Hofmann, Otto. 1905.

Hohenemser, Moritz W. 1906.

Hohenemser, Otto, Dr. med. 1904.

Hohenemser, Robert, Dr. jur. 19086.

Holl, Joseph, & Co. 1905.

v. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867.

Holzmann, Eduard, Ingenieur. 1905.

Homberger, Ernst, Dr.med. 1904.

Homburger, Aug., Dr. med. 1899.

Homburger, Michael. 1897.

Horkheimer, Fritz. 1892.

Frau Horstmann, Elise. 1908.

Horstmann, Georg. 1897.

Huck, August. 1900.

v. Hoven, Franz, Baurat. 1897.

“Hübner, Emil, Dr. med. 1896.

Hüttenbach, Adolf. 1903.

Hupertz, Eduard, Dr. jur., Oberstaats- anwalt. 1906.

Jacquet, Hermann. 1891.

1897.

1903.

Henrich, K. F., Kommerzienrat. 1873. | Jaffé, Gustav, Rechtsanwalt. 1906.

Jaffé, Theophil, Dr. med., San.-Rat. 1906.

Jäger, Alfred, Dr., Veterinärarzt. 1903.

Jaeger-Manskopf, Fritz. 1897.

*Jassoy, August, Dr. phil., Apotheker. 1891.

Jassoy, Julius. 1905.

Jassoy, Ludwig Wilhelm.

Frau Jay, Louis. 1903.

Frau Jeidels, Anna, 1901.

Jelkmann, Fr., Dr. phil. 1898.

Job, Wolfgang. 1903.

Frau Jordan -de Rouville, L. M. 1903.

Juliusberg, Fritz, Dr. med. 1904.

Jungmann, Eduard. 1897.

Junior, Karl. 1903.

Jureit, J. C. 1892.

Kahn jun., Bernhard. 1897.

Kahn, Ernst, Dr. med. 1897.

Kahn, Hermann. 1880.

Kalb, Moritz. 1891.

*Kallmorgen, Wilh., Dr. med.

Katz, H. 1891.

Katzenellenbogen, Albert, Dr. jur. 1905.

Kayser, Heinr., Dr. med. 1903.

Kayßer, Fritz, Architekt. 1899.

Keller, Adolf. 1878.

Keller, Otto. 1886.

*Kinkelin, Friedrich, Dr. phil., Prof. 1873.

Kirberger, Emil, Dr. med. 1898.

Kirchheim, S., Dr. med. 1873.

Kissner, Heinrich. 1904.

Kleyer, Heinr., Gen.-Direktor.

Klippel, Karl. 1903.

Klitscher, F. Aug. 1878.

Klotz, Karl E., Bankdirektor.

Klotz, Paul, Regierungsrat.

Knauer, Joh. Chr. 1886.

Knickenberg, Ernst, Dr. med. 1897.

“Knoblauch, Aug., Dr. med. 1892.

Knoblauch, Paul, Dr. med. 1905.

Frau Koch, geb. von St. George. 1891.

Koch, Karl. 1902.

Koch, Louis. 1903.

Köhler, Hermann. 1891.

Kölle, Karl, Stadtrat. 1906.

1908.

1897.

1903.

1891, 1905.

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Kömpel, Eduard, Dr. med. 1897.

König, Albert, Dr. med., Stadtarzt. 1908.

König, Karl, Dr. med. 1904.

v. Königswarter, H., Baron. 1891.

Könitzers Buchhandlung. 1893.

Kohn, Julius, Dr. med. 1904.

Koßmann, Alfred, Bankdirektor. 1897.

Kotzenberg, Gustav. 1873.

Kotzenberg, Karl. 1903.

Kowarzik, Jos., Bildhauer.

Kramer, Robert, Dr. med.

Kreuscher, Jakob. 1880.

Küchler, Ed. 1886.

Küchler, Fr. Karl.

Künkele, H. 1903.

Kugler, Adolf. 1882.

Kuhlmann, Ludwig. 1905.

Kullmann, Karl. 1904.

Kulp, Anton Marx. 1891.

Kutz, Arthur, Dr. med. 1904.

Labes, Philipp, Dr. jur., Direktor. 1905.

*Lachmann, Bernh., Dr. med. 1885.

Ladenburg, August. 1897.

Ladenburg, Ernst. 1897.

Lampe, Eduard, Dr. med. 1897.

Lampe, J.D. W. 1900.

Landauer, Fredy. 1900.

Lapp, Wilhelm, Dr. med. 1904.

Laquer, Leopold, Dr. med. 1897.

Lautenschlager, Ernst, Stadtrat. 1900.

Lauterbach, Ludwig. 1903.

Lehmann, Leo. 1903.

Leisewitz, Gilbert. 1903.

Lejeune, A., Dr. med. 1900.

Lejeune, Alfred. 1903.

Leuchs-Mack, Ferdinand. 1900.

*Levy, Max, Dr. phil. 1893.

*Libbertz, Arnold, Dr. med., San.-Rat. 1897.

Liebmann, Jakob, Dr. jur., Rechts- anwalt. 1897.

Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888.

Lindley, William, Ingenieur. 1904.

Lismann, Karl, Dr. phil., Zahnarzt. 1902.

Frau Livingston, Frank. 1897.

1898. 1897.

1900.

Frl. Livingston, Rose. 1903.

86*

Müller-Knatz, J. 19086.

*Lorets, Wilh., Dr.med.,San.-Rat.1877. | Müller, Karl, Berginspektor. 1903.

Lotichius, W. Heinr. 1903.

Lüscher, Karl. 1905.

Maier, Herm. Heinr., Direktor. 1900,

Majer, Alexander. 1889.

Manskopf, Nicolas. 1903.

Mappes, Heinrich, Generalkonsul. 1905.

*Marx, Ernst, Dr. ıned., Prof., Stabs- arzt. 1900.

Marx, Karl, Dr. med.

Frau von Marx, Mathilde.

Matthes, Alexander. 1904.

Matti, Alex., Dr. jur., Stadtrat. 1878.

May, Ed. Gust. 1873.

189. 1897.

May, Franz L., Dr. phil. 1891. May. Martin. 1866. May, Robert. 1891.

v. Mayer, Adolf, Freiherr. 1903.

v. Mayer, Eduard, Buchhändler. 1891. v. Mayer, Hugo, Freiherr. 1897. Mayer, Ludo. 1903.

v. Meister, Herbert, Dr. phil. Melber, Friedrich. 1903. *Melber, Walter. 1901. Frau Merton, Albert. 1869. Merton, Alfred. 1905. Merton, Hugo. 1901. Merton, W. 1878. Mettenheimer, Bernh., Dr. jur. 1902. *von Mettenheimer, H., Dr. med. 1898. Metzger, L., Dr. med. 1901.

1900.

Metzler, Hugo. 1892. v. Metzler, Karl. 1869. Meusert, Jakob. 1905.

Meyer, Anton, Stadtrat. 1892. Meyer, P., Dr. jur, Ober-Regierungs- rat. 1903. *v. Meyer, Edw., Dr. med. Frau Minjon, Sophie. 1898. Minoprio, Karl Gg. 1869. Möbius, M., Dr. phil., Prof. 1894. Moessinger, W. 1891. Morf, F. H., Dr. phil., Prof. Mosessohn, Sally, Dr. phil. Mouson, Jacques. 1891. Mouson, Joh. Daniel, Stadtrat. 1891.

1893.

1903. 1904.

| Müller Sohn, A.

Müller, Paul. 1878.

1891.

Mumm v. Schwarzenstein, A. 1869.

Nassauer, Max, Dr. phil. 1905.

Nathan, 8. 1891.

*Naumann, Edmund, Dr. phil.

Nebel, August, Dr. med. 1896.

Neher, Ludwig, Baurat. 1900.

Frau Neisser, Emma. 1901.

Neisser, Max, Dr. med., Prof.

Nestle, Hermann. 1900.

Nestle, Richard. 1891.

Nestle, Wilhelm. 1903.

Netto, Kurt, Prof., Bergingenieur. 1897.

Neuberger, Julius, Dr. med. 1903.

Neubiirger, Otto, Dr. med. 1891.

Neubiirger, Theod., Dr. med., San.-Rat. 1860.

de Neufville, Adolf. 1896.

de Neufville, Eduard. 1900.

de Neufville, Rud., Dr. phil.

v. Neufville, Adolf. 1896.

v. Neufville, Karl, Gen.-Konsul. 1900.

Neumann, Paul, Dr. jur. 1900.

Neustadt, Adolf. 1903.

Neustadt, Samuel. 1878.

Niederhofheim, Heinr. A., Direktor. 1891.

Nies, L. W. 1904.

v. Noorden, K., Dr. med., Prof. 1900.

v. Obernberg, Ad., Dr. jur., Stadtrat a. D. 1870.

Ochs, Hermann. 1873.

Oehler, Rud., Dr. med. 1900.

Oppenheim, Eduard, Bankdirekt. 1905.

Oppenheim, Moritz. 1887.

1900.

1.

1900.

Oppenheimer, Benny. 1903. Oppenheimer, Lincoln Menny. 1903.

_ Oppenheimer, O., Dr. med. 1892. Oppenheimer, Oskar F. 1908.

' d’Orville, Eduard. 1906. Osterrieth-du Fay, Robert. 1897.

| Oswalt, H., Dr., Justizrat. 1873.

Otto, Richard, Dr., Stabsarzt. 1904.

Pabst, Gotthard. 1904.

Pachten, Ferd., Dr. jur. 1900.

Parrisius, Alfred, Dr. phil., Bank- direktor. 1904.

Passavant, G. Herm. 1903.

Passavant, Philipp. 1905.

Passavant-Gontard, R., Kommerzien- rat. 1891.

Pauli, Ph., Dr. phil., Stadtrat.

Peise, Georg. 1905.

Peschel, Max, Dr. med., Prof. 1904.

Peters, Hans, Zahnarzt. 1904.

Petersen, E., Dr. med. 1903.

*Petersen, K. Th., Dr. phil., Prof. 1873.

Pfeffel, Aug. 1869.

Pfeiffer, Ludw. 1901.

Pfeiffer-Belli, C.W. 1903.

Pfungst, Arthur, Dr. phil. 1900.

Picard, Lucien. 1905.

Pichler, H., Ingenieur. 1892.

Pinner, Oskar, Dr.med., San.-Rat. 1903.

Plieninger, Theod., Direktor. 1897.

Poble, L., Dr. phil., Prof. 1903.

Ponfick-Salomé, M. 1891.

Popp, Georg, Dr. phil. 1891.

Poppelbaum, Hartwig. 1905.

Posen, J. L. 1891.

Posen, Sidney. 1898.

*Prior, Paul, Hütteningenieur. 1902.

Propach, Robert. 1880.

Prümm, Max, Ingenieur.

1901.

1900.

87*

ee ee ee

Quincke, Hermann,Oberlandesgerichts- |

rat. 1903.

Raab, A.., Dr. phil., Apotheker. 1891.

Ravenstein, Simon. 1873.

Rawitscher, Ludwig, Dr. jur., Land- gerichtsrat. 1904.

Frau Regnier, Emma, geb.Fischer. 1900.

Reh, Robert. 1902.

*Rehbn, J. H., Dr. med., Geh. San.-Rat. 1880,

Rehn, Louis, Dr. med., Prof. 1893.

Frau Gräfin v. Reichenbach-Lessonitz, geb. Freiin Gdler v. Ravensburg. 1903.

*Reichenbach, Heinrich, Dr. phil., Prof. 1872.

Reinemer, Karl. 1900.

Reiss, Paul, Justizrat.

Rennau, Otto. 1901.

Reutlinger, Jakob. 1891.

Richter, Johannes. 1898.

*Richters, Ferdinand, Dr. phil., Prof. 1877.

Frau Riese, Karl. 1897.

Riese, Otto, Baurat. 1900.

Riesser, Eduard. 1891.

Rikoff, Alfons, Dr. phil. 1897.

Rintelen, Franz, Dr. 1904.

Ritsert, Eduard, Dr. phil., Fabrik- direktor. 1897.

*Ritter, Franz. 1882.

1878.

Ritter, Hermann. 1903. *Roediger, Ernst, Dr. med. 1888. Roediger, Paul, Dr. jur. 1891.

*Rörig, Ad., Dr. med., Forstmeister a.D. 1897. Rößler, Friedrich, Dr. phil. Rößler, Heinrich, Dr. phil.

Rößler, Hektor. 1878. Roger, Karl, Bankdirektor. Rohmer, Wilhelm. 1901. Ronnefeld, Adolf. 1906. Roos, Heinrich. 1899. Roos, Israel, Dr. phil. 1908. Roques, Adolf., Dr. phil. 1900. Roques-Mettenheimer, Etienne. 1897. Rosenbaum, E., Dr. med. 1891. Rosengart, Jos., Dr. med. 1899. Rosenthal, Rudolf, Dr. jur., Rechts- anwalt. 1897. Roth, Hermann. 1900. Roth, Karl, Dr. med., Gerichtsarzt. 1903. Rother, August.

1900. 1884.

1897.

1903.

Rothschild, Otto, Dr. med. 1904. Rueff, Julius, Apotheker. 1873. Ruff, Franz, Ingenieur. 1905. Rumpf, Christian. 1899. Rumpf, Gustav Andreas. 1905. Sabarly, Albert. 1897.

Frau Sabarly, Marianne. 1905. Sachs, Hans, Dr. med. 1903. *Sack, Pius, Dr. pbil. 1901.

Saelz & Co., Ingenieure. 1904.

Salomon, Bernhard, Prof., General- direktor. 1900.

Sandhagen, Wilhelm. 1873.

*Sattler, Wilhelm, Stadtbaumeister. 1892.

Sauerlinder, Robert. 1904.

*Schäffer - Stuckert, Fritz, Dr. dent. surg. 1892.

Scharff, Charles A. 1897.

Scharff, Ernst. 1903.

Scharff, Julius, Bankdirektor.

Schaub, Karl. 1878.

*Schauf, Wilh., Dr. phil., Prof. 1881.

Schaumann, Gustav, Stadtrat. 1904.

Scheller, Karl, Buchhändler. 1897.

Schepeler, Hermann. 1891.

1900.

Scherenberg, Fritz, Polizei-Präsident.

1905. Schiermann - Steinbrenk, Fritz. 1903. Schild, Eduard 1904. Schild, Rudolf, Dr. med. 1903. Schiller, Gustav. 1902. Schleußner, Friedr., Direktor. 1900. Schleußner, Karl, Dr. phil. 1898.

Schlund, Georg. 1891.

Frau Schmidt, Rudolf. 1904.

Schmidt-Polex, Anton. 1897.

*Schmidt-Polex, Fritz, Dr. jur. 1884.

Schmidt-Polex, Karl, Dr. jur., Justiz- rat. 1897.

Schmölder, P. A. 1873.

*Schnaudigel, Otto, Dr. med. 1900.

Schneider, Johannes. 1898.

Schöller, Walter, Dr., Oberlandes-

gerichtsrat. 1903. Scholz, Bernhard, Dr. med. 1904. Schott, Alfred, Direktor. 1897.

88*

Stern, Paul, Dr. phil.

*Schott, Eugen, Dr. med., San.-Rat, |

1872. Schott, Tbeod., Dr. med., Prof. 1903. Schrader, Rudolf, Stadtrat. 1900. Schürmann, Adolf. 1891. Schulz, Karl. 1905. Schulze-Hein, Hans. 1891. Schumacher, Heinr. 1885.

Schumacher, Peter, Dr. phil. 1905.

Schuster, Bernhard. 1891.

Schuster-Rabl, F. W., Bankier. 1905.

Schwarz, Georg Ph. A. 1878.

Schwarzschild, Martin. 1866.

Schwarzschild-Ochs, David. 1891.

Scriba, Eugen, Dr. med. 1897.

Seefrid, Wilh., Direktor. 1891.

Seeger, G., Architekt. 1893.

Seeger, Oskar. 1904.

Seeger, Willy. 1904. |

Frau Seeling, Auguste. 1904.

Seidel, A., Stadtrat. 1891.

*Seitz, A., Dr. phil., Direktor des Zoolog. Gartens. 1893.

Seligman, Henry. 1891.

Seligman, Milton, Dr. jur., Amte- richter. 1905.

Seuffert, Theod., Dr. med. 1900.

Sichel, Ignaz. 1905.

Sidler, Karl. 1905.

*Siebert, Aug., Gartenbaudirekt. 1897.

Siebert, Karl August. 1869.

Siegel, Ernst, Dr. med. 1900.

Siesmayer, Philipp. 1897.

Sioli, Emil, Dr. med., Direktor der Irrenanstalt. 1893.

Sippel, Albert, Dr. med., Prof. 1896.

Sittig, Edmund, Oberlehrer. 1900.

Solm, Richard, Dr. med. 1903.

Sommerhoff, Louis. 1891.

Sommerlad, Fritz. 1904.

Sondheim, Moritz. 1897.

Sonnemann, Leopold. 1873.

Spieß, Gustav, Dr. med., Prof. 1897.

Sporleder, Oskar. 1905.

v. Steiger, Louis, Baron.

Stern, Maier. 1905.

1905.

1905. Stern, Richard, Dr. med. 1893. Frau Stern, Theodor. 1901. Stern, Willy. 1901.

Sternberg, Paul. 1905.

Frau v. Stiebel, H., Konsul. 1903. Stiebel, Karl Friedrich. 1908. Stock, Wilhelm. 1882. Stoeckicht, Karl. 1908.

Straus, F., Dr. med. 1904.

Strauß, Ernst. 1898.

Streng, Wilhelm, Dr. med. 1897.

Stroof, Ignatz, Dr. phil. 1903.

Sulzbach, Emil. 1878.

Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891.

Szamatölski, Daniel. 1905.

*Teichmann, Ernst, Dr. phil. 1903.

Thebesius, Louis, Dr. jur., General- konsul. 1900.

Thoma, Phil. 1893. Thomé, Robert, Eisenbahn - Direk- tions-Präsident. 1900. Thoms, Heinrich, Dr. phil., Kreis- tierarzt. 1904.

Thorn, Philipp. 1900.

Treupel, Gustav, Dr. med., Prof. 1903.

Trost, Fritz, 1897.

Ulrich, Otto. 1902.

Varrentrapp, Adolf, Dr. jur., Geh. Reg.-Rat, Biirgermeister. 1900.

Frl. Velde, Julie, Oberlehrerin. 1902.

v. d. Velden, Wilh., Bankdirektor. 1901.

Versen, Paul, Oberlandesgerichtsrat. 1904.

Villaret, Albert, Dr. med., Generalarzt und Korpsarzt d. XVIII. Armee-

korps. 1905. Vögler, Karl, Dr. phil., Oberlehrer. 1903. *Vohsen, Karl, Dr. med. 1886. Vowinckel, M., Direktor. 1891.

Wagener, Alex 1904.

89*

Wagner, Gottfried. 1905. Frau Gräfin v. Wartensleben, Gabriele, Dr. phil. 1902. Weber, Heinrich, Dr. med. Weiller, Jakob Alphons. Weiller, Jakob H. 1891. Weinberg, Arthur, Dr. phil. Weinberg, Karl, Gen.-Konsul. Frl. Weinrich, Dora. 1904. Weinschenk, Alfred. 1903. *Weis, Albrecht. 1882. Weisbrod, Aug., Druckerei. 1891. Weismann, Daniel. 1902. Weismantel, O., Dr. phil. Weller, Albert, Dr. phil. Wendt, A.H. 1901. Werner, Felix. 1902. Wertheim, Karl, Justizrat. Werthbeimber, Julius. 1891. Wertheimber-de Bary, Ernst. 1897. Wetzlar-Fries, Emil. 1903. Wiederhold, Kurt, Dr. phil. 1904. v. Wild, Rudolf, Dr. med. 1896. *Winter, Friedr. W. 1900. Frl. Winterhalter, Elisab., Dr. med.

1897. 1891.

1897. 1897.

1892. 1891.

1904.

1903. Winterwerb, Rud., Dr. jur, Bank- direktor. 1900. Wolff, Ludwig, Dr. med. 1904. Wüst, K. L. 1866.

Zeltmann, Theod. 1899. Zimmern, Siegmund, Dr. med., San.- Rat. 1899.

b) Mitglieder, die außerhalb Frankfurts wohnen.

*Alzheimer, Alois, Dr. med. in München. 1896.

Becker, J., Direktor in Hanau. 1904.

Bibliothek, Königl., in Berlin. 1882.

v. Brüning, Gustav, Dr. phil. in Höchst a. M. 1908.

Delkeskamp, Rudolf, Dr. phil., Privat- ' dozent in Giessen. 1904. |

Drehwald, Karl, Bankdirektor Offenbach. 1900.

Feist, Fr., Dr. phil., Prof. in Kiel. 1887.

in |

Fresenius, Ant., Dr. med., Sanitätsrat in Jugenheim. 1893.

Goldschmidt, Rich., Dr. phil., Privat- dozent in München. 1%1.

Grosch, K., Dr. med. in Offenbach a. M.

1904 v. Guaita, Georg, Dr. phil. in Frei- burg i. B. 1898.

Heräus, Heinrich in Hanau. 1889.

| Herxheimer, G., Dr. med. in Wies-

baden. 1901. Hopf, Karl in Niederhöchstadti.T. 1904.

of

Krekel, E. Fr., Forstmeister in Hof- heim i.T. 1904.

Laurenze, Ad. in GroBkarben. 1903.

Lenz, Dr., Tierarzt in Aschaffenburg.

1903. v. Leonhardi, Moritz, Freiherr in Groß- karben. 1904.

*Lepsius, B., Dr. phil., Prof., Fabrik- direktor in Griesheim a. M. 1883.

v. Lindequist, Oskar, General der In- fanterie und Generaladjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Generalinspekteur der III. Armeeinspektion, Exzellenz, in Hannover.

Loewi, Otto, Dr. med., Privatdozent in Wien. 1901.

Frl. Mayer, Josephine in Langen- schwalbach. 1897.

Mönckeberg, J. G., Dr. med. in Gießen. 1903.

Port, G., Dr. med., Prof. in Heidel-

berg. 1904.

Reichard, Adolf, Dr. phil. in Heidel- berg. 1901.

Reiss, Eduard, Dr. med. in Mtinchen. 1908.

Rothschild, David, Dr. med. in Bad Soden. 1904.

Ruppel, Dr. phil., Prof. in Hichst a. M. 1903.

Schaffnit, J., Apotheker in Rédelheim. 1903.

Schmick, Rudolf, Oberbaurat in Darm- stadt 1900.

Schmitt, H., Dr. med. in Arheiligen bei Darmstadt. 1904.

Scriba, L. in Höchst a. M. 1890.

Weiß, Julius in Deidesheim. 1897.

Wetzel, Heinr. in Ludwigsburg. 1864.

Wittich, Ernst, Dr. phil. in Darm- stadt. 1898.

1900. 1903.

1866.

1850.

1853.

1863. 1860.

1860. 1862, 1862. 1868. 1869.

1872. 1872.

1873.

1873. 1873.

1873. 1873.

1873. 1873.

gj*

I. Außerordentliche Ehrenmitglieder.

Wallot, Paul, Prof., Dr. phil., Geh. Hof- und Baurat in Dresden. Schmidt-Metzler, Moritz, Prof., D., Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz in Frankfurt a. M.

IV. Korrespondierendes Ehrenmitglied.

Rein, J. J., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor der Geographie an der Universität Bonn.

V. Korrespondierende Mitglieder. *)

Scheidel, Sebastian Alexander, Privatier in Bad Weilbach. v. Kölliker, Albert, Dr., Geh. Med.-Rat, Exzellenz, Prof. emer. in Würz- burg. Buchenau, Franz, Prof., Dr. phil., Direktor der Realschule in Bremen. Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingen bei Urach, Württemberg.

Weismann, August, Dr. phil, Geh. Hofrat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Freiburg i. B. (von hier).

Steffan, Phil., Dr. med. in Marburg i. H. (von hier).

Deichler, J. Christ., Dr. med. in Jugenheim (von bier).

Hornstein, F., Dr. phil., Prof. in Kassel.

Barboza du Bocage, José Vicente, Lente Catedratico an der Escola Polytechnica und Direktor des Museo Nacional in Lissabon.

Westerlund, Karl Agardh, Dr. phil. in Ronneby, Schweden.

Hooker, Jos. Dalton, Dr., früher Direktor des botanischen Gartens in Kew bei London.

Günther, Albert, Dr., früher Keeper of the Department of Zoology am British Museum (N. H.) in London.

Sclater, Phil. Lutley, Secretary of the Zoological Society in London.

v. Leydig, Franz, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. emer. der vergleichen- den Anatomie und Zoologie in Würzburg.

Schmarda, Ludwig Karl, Dr., Hofrat, Prof. emer. in Wien.

Schwendener, Simon, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik und Direktor des bot. Instituts der Universität Berlin.

Fries, Th., Dr., Prof. in Upsala.

Schweinfurth, Georg, Prof., Dr., Präsident der Geographischen Gesell- schaft in Kairo.

*) Die beigefügte Jahreszahl bedeutet das Jahr der Ernennung. Die

verehrl. Korrespondierenden Mitglieder werden höflichst gebeten, eine Verände- rung des Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen Natur- forschenden (tesellschaft gefälligst anzuzeigen.

1874.

1874.

1875.

1875.

1876. 1875.

1876.

1876. 1876.

1876. 1877.

1877. 1878.

1880. 1881. 1881. 1882. 1882. 1882. 1883.

1883. 1883.

1883. 1883.

1884.

1884,

1884.

1884.

9%

v. Fritsch, Freiherr Karl Wilhelm Georg, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Mineralogie und Geologie, Direktor des mineralogischen Museums der Universität, Präsident der K. Leopoldino-Karolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle a. S.

Gasser, Emil, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. der Anatomie und Direk- tor des anat. Instituts der Universitit Marburg (von hier).

Bütschli, Johann Adam Otto, Dr. phil., Geh. Hofrat, Prof. der Zoolugie und Direktor des zool. Instituts der Universitit Heidelberg (von hier).

Klein, Johann Friedrich Karl, Dr., Geh. Bergrat und Prof. der Minera- logie an der Universität Berlin.

Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis.

Probst, Joseph, Dr. phil., Kapitels-Kämmerer und Pfarrer in Unteressen- dorf, Oberamt Waldsee, Württemberg.

Liversidge, Archibald, Dr., Prof. der Chemie und Mineralogie an der Universität Sidney, Australien.

Boettger, Hugo, Generalagent, hier.

Meyer, Adolf Bernhard, Dr. med., Geh. Hofrat und Direktor des zool. und anthrop.-ethnogr. Museums in Dresden.

Wetterhan, J. D. in Freiburg i. Br. (von hier).

v. Voit, Karl, Dr. med., Geh. Rat, Prof. der Physiologie an der Uni- versität München.

Becker, L., Oberingenieur in Johannesburg (Transvaal).

Chun, Karl, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Leipzig (von hier).

Jickeli, Karl, Dr. phil. in Hermannstadt.

Todaro, A., Prof. Dr., Direktor des botanischen Gartens in Palermo.

Snellen, P.C.F. in Rotterdam.

Retowski, Otto, k. Staatsrat, Konservator an der Kaiserl. Eremitage in St.-Petersburg.

Retzius, Magnus Gustav, Dr. med., Prof. emer. in Stockholm.

Russ, Ludwig, Dr. in Jassy.

Koch, Robert, Prof., Dr. med., Geh. Med -Rat, Generalarzt I. Kl. & la suite des Sanitätskorps, o. Mitglied des K. Gesundheitsamts in Berlin.

Loretz, Mart. Friedr. Heinr. Herm., Dr. phil., Landesgeolog in Berlin.

Ranke, Johannes, Dr., Prof. der Anthropologie an der Universität München, Generalsekretär der Deutschen anthropol. Gesellschaft.

Jung, Karl, Kaufmann, hier.

Boulenger, George Albert, F. R. S., I. Class Assistant am British Museum (N. H.), Department of Zoology, in London.

Lortet, Louis, Dr., Professeur de Parasitologie et de Microbiologie & la Faculté de Médecine in Lyon.

Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med. in Nymphenburg.

von Koenen, Adolf, Dr., Geh. Bergrat, Prof. der Geologie und Paläon- tologie, Direktor des geol.-paliont. Museums der Universität Göttingen.

Knoblauch, Ferdinand, früher Konsul des Deutschen Reiches in Noumea, Neukaledonien, (von hier).

1884. 1885. 1886. 1886. 1887. 1887. 1887.

1887. 1888.

1888. 1888.

1888. 1889.

1889. 1890. 1890.

1890. 1891. 1891.

1891.

1891.

1892.

1892. 1892. 1892.

1892.

1892.

1892.

1892. 1892.

1892.

93*

Miceli, Francesco in Tunis.

Flemming, Walther, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. emer. in Kiel.

von Bedriaga, Jacques, Dr. in Nizza.

Koerner, Otto, Dr. med., Prof. der Ohrenheilkunde an der Universitit Rostock (von hier).

Schinz, Hans, Dr. phil., Prof. der Botanik und Direktor des botan. Gartens der Universität Zürich.

Stratz, C. H., Dr. med. im Haag, Holland.

Breuer, H., Dr., Prof. in Montabaur.

Hesse, Paul, Kaufmann in Venedig.

von Kimakowicz, Mauritius, Kustos der zool. Abteilung des Museums des Siebenbürgischen Vereins für Naturw. in Hermannstadt.

Brusina, Spiridion, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. National-Museums der Universität Agram.

Rzehak, Anton, Prof. der Paläontologie und Geologie an der tech- nischen Hochschule in Brünn.

Reuss, Johann Leonhard, Kaufmann in Kalkutta (von hier).

Boux, Wilhelm, Dr. med., Prof. der Anatomie und Direktor des anat. Instituts der Universität Halle a. S.

Brandenburg, K., Oberingenieur der k. ungarischen Staatsbahn in Szegedin.

von Berlepsch, Hans, Graf auf Schloß Berlepsch, Hessen-Nassau.

Fritsch, Anton Johann, Dr., Prof. der Zoologie und Kustos der zool. und paläont. Abteilung des Museums der Universität Prag.

Haacke, Joh. Wilh., Dr. phil. in Lingen bei Ems.

Engelhardt, Hermann, Prof. am Realgymnasium in Dresden.

Fischer, Emil, Dr. phil., Prof. der Chemie an der Universität Berlin.

Hartert, Ernst, Dr. phil.h.c., Curator in charge of the Zoological Museum in Tring, Herts.

Strubell, Adolf, Dr. phil., Privatdozent der Zoologie an der Univer- sitit Bonn.

von Both, Alex., Oberstleutnant z. D. in Schwerin.

Beccari, Eduard, Prof. emer. Florenz.

van Beneden, Eduard, Dr., Prof. der Zoologie an der Universität Lüttich.

Dohrn, Anton, Prof, Dr., Geh. Rat und Direktor der zoologischen Station in Neapel.

Engler, Heinrich Gustav Adolf, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik und Direktor des bot. Gartens und des bot. Museums der Universität Berlin.

Haeckel, Ernst, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zoologischen Instituts der Universität Jena.

Möbius, Karl August, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des zoologischen Museums der Universität Berlin.

Nansen, Fridtjof, Prof., Dr., Direktor der biologischen Station in Christiania.

Schulze, Franz Eilhard, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Zoologie und Direktor des zoologischen Instituts der Universität Berlin.

Straßburger, Eduard, Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik und Direktor des bot. Gartens der Universität Bonn.

1892.

1892.

1892.

1892.

1892.

1893.

1893.

1893. 1893.

1894. 1894. 1894. 1894. 1894. 1895.

1895. 1895.

1895.

1895.

1895.

1896.

1896.

1896.

1896.

1896.

Mm

Sneß, Eduard, Dr., Prof. der Geologie und Direktor des geologischen Museums der Universität Wien.

Waldeyer, Heinrich Wilhelm Gottfried, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. der Anatomie und Direktor des anatomischen Instituts der Universi- tät Berlin.

Fleischmann, Karl, Konsul, Kaufmann in Guatemala.

Bail, Karl Adolf Emmo Theodor, Prof., Dr., Gymnasial- Oberlehrer a. D. in Danzig.

Conwentz, Hugo Wilhelm, Prof., Dr., Direktor des westpreuss. Pro- vinzial-Museums in Danzig.

Verworn, Max, Dr. med., Prof. der Physiologie und Direktor des physiol. Instituts der Universität Göttingen.

Koenig, Alexander Ferd., Prof., Dr. phil., Privatdozent der Zoologie an der Universität Bonn.

Liermann, Wilh., Dr. med., Dir. d. Landkrankenhauses in Dessau (von hier).

Noll, Fritz, Dr. phil., Prof. der Botanik an der Universität Bonn und an der landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf.

Urich, F. W., Secretary of the Trinidad Field Naturalists’ Club in Port of Spain, Trinidad.

Douglas, James, President of the Copper Queen Company ,,Arizona” in New York.

Pagenstecher, Arnold, Dr. med., Geh. San.-Rat, Inspektor des natur- historischen Museums in Wiesbaden.

Dreyer, Ludwig, Dr. phil. in Wiesbaden.

Dyckerhoff, Rudolf, Dr. ing., Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh.

Kraepelin, Karl Mathias Friedrich, Prof., Dr., Direktor des natur- historischen Museums in Hamburg.

Bolau, Heinrich, Dr., Direktor des zoologischen Gartens in Hamburg.

Kükenthal, Willy, Dr. phil., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts und Museums der Universität Breslau. i

Seeley, Harry Govier, Professor of Geography and Lecturer in Geology am King’s College in London.

v. Behring, Emil, Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Prof. der Hygiene an der Universität Marburg i. H.

Murray, John, Dr. phil., Director of the Challenger Expedition Publi- cations Office in Edinburgh.

Scharff, Robert, Dr. phil., Keeper of the Science and Art Museum in Dublin (von hier).

Bücking, Hugo, Dr. phil., Prof. der Mineralogie an der Universität Straßburg i. E.

Greim, Georg, Dr. phil., Prof. der Geologie an der technischen Hoch- schule in Darmstadt.

Möller, Alfred, Dr. phil., Forstmeister und Professor der Botanik an der Forstakademie in Eberswalde.

Lepsius, Richard, Dr. phil., Geh. Oberbergrat, Prof. der Geologie und Mineralogie an der technischen Hochschule und Direktor der geolo- gischen Landesanstalt für das Großherzogtum Hessen in Darmstadt.

1896

1897.

1897.

1897.

1897. 1898.

1898. 1898. 1898. 1898. 1898. 1898. 1899.

1899.

1899.

1899. 1899. 1899.

1899. 1899. 189.

1900. 1900.

1900.

1900. . Fresenius, Heinrich, Dr. phil., Prof. in Wiesbaden. 1900. 1900. . Montelius, Oskar, Dr., Prof. in Stockholm. 1900. 1901. 1901.

1901. 1901.

1901.

+

von Méhely, Lajos, Prof., Kustos des Nationalmuseums in Budapest.

Verbeek, Rogier Diederik Marius, Dr. phil. h. c., Ingenieur en chef des mines des Indes Néerlandaises in Buitenzorg, Java.

Voeltzkow, Alfred, Prof., Dr. phil., in Berlin.

Rüst, David, Dr. med. in Hannover.

Kaiser, Heinr., Dr., Prof. an der tierärztlichen Hochschule in Hannover.

v. Ihering, H., Prof., Dr., Direktor des Museums in Säo Paulo, Bra- silien.

Forel, A., Dr. med., Prof. in Chigny bei Morges, Kanton Waadt.

Retter, Apotheker in Samarkand, Turkestan.

Sarasin, Fritz, Dr. in Basel.

Sarasin, Paul, Dr. in Basel.

Burckhardt, Rud., Prof., Dr., Privatdozent an der Universität Basel.

Schmiedeknecht, Otto, Prof., Dr., Blankenburg in Thüringen.

Kossel, Albrecht, Dr. med., Prof. der Physiologie und Direktor des physiologischen Instituts der Universität Heidelberg.

Maryaüski, Modest, Bergingenieur in Santa Maria bei Albany, West- australien.

Stirling, James, Government Geologist of Victoria in Melbourne.

Le Souéf, Dudley, Director of the Acclimatisation Society, Royal Park in Melbourne.

Martin, Charles James, Dr., Director of the Lister Institute of Preventive Medicine in London.

Strahl, H., Dr. med., Prof. der Anatomie und Direktor des anat. In- stituts der Universität Gießen.

Fischer, Emil, Dr. med. in Zürich.

Lenz, H., Prof., Dr. phil., Direktor des naturhistor. Museums in Lübeck.

Schenck, H., Dr. phil., Prof. der Botanik und Direktor des bot. Gartens in Darmstadt.

Dönitz, Wilhelm, Prof., Dr. med., Geh. Med.-Rat in Charlottenburg.

Ludwig, H., Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts und Museums der Universität Bonn.

Engelmann, W., Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. der Physiologie und Direktor des physiol. Instituts der Universität Berlin.

Munk, Herm., Dr. med., Prof. der Physiologie an der Universität Berlin.

Zinndorf, Jakob in Offenbach. Spandel, Erich in Nürnberg.

Becker, Jago, Direktor in Valencia (Spanien).

Thilo, Otto, Dr. med. in Riga.

Nissl, Franz, Dr. med., Prof. der Psychiatrie und Direktor der psychia- trischen Klinik der Universität Heidelberg.

von Wettstein, Rich., Dr., Prof. in Wien.

Steindachner, Franz, Dr. phil., Geh. Hofrat, Intendant des K. K. naturhist. Hofmuseums in Wien.

Heerwagen, Aug., Dr., Prof., Direktor der Naturhist. Gesellsch. in Nürnberg.

1901.

1901. 1901. 1901. 1901.

1901. 1902.

1902. 1902.

1902.

1902. 1902. 1902.

1902.

1902.

1903. 1903.

1903. 1903. 1903. 1903.

1904. 1904. 1904. 1904. . Brauer, August, Prof., Dr., Privatdozent an der Universität Marburg. 1905. 1908.

9

v. Graff, Ludw., Dr., Hofrat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Graz.

Döderlein, Ludw., Dr., Prof. in Straßburg i. Els.

Simroth, Heinr., Dr., Prof. in Leipzig.

Schillings, C. G., Weiherhof bei Düren.

Lampert, Kurt, Prof., Dr., Oberstudienrat und Vorstand des Naturalien- Kabinets in Stuttgart.

Friese, Heinrich, in Jena.

Tréboul, E., President de la Société nationale des sciences naturelles et mathématiques, Cherbourg.

Schneider, Jakob Sparre, Direktor des Museums in Tromsö.

Kayser, E., Dr., Prof. der Geologie und Paläontologie und Direktor des Geol. Instituts der Universität Marburg.

Spengel, J. W., Dr., Geh. Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Gießen.

Credner, Herm., Dr., Prof., Geh. Bergrat in Leipzig.

Reis, Otto M., Landesgeolog in München.

Notzny, Albert, Bergwerksdirektor und Bergassessor auf Heinitzgrube in Beuthen, Oberschlesien.

Beyschlag, Franz, Prof., Dr., Geh. Bergrat, wissensch. Direktor der geol. Landesanstalt in Berlin.

Schmeisser, K., Geh. Bergrat, I. Direktor der geol. Landesanstalt und Bergakademie in Berlin.

de Man, J.@., Dr. in Ierseke, Holland.

Boveri, Theod., Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Würzburg.

. Weidmann, Karl, Kgl. Torfverwalter in Carolinenhorst, Pommern.

Oestreich, Karl, Dr., Privatdozent in Marburg (von hier).

. Preiss, Paul, Geometer in Ludwigshafen.

Schaudinn, Fritz, Dr., Regierungsrat, Privatdozent an der Universität Berlin.

Weber, Max, Dr., Prof. der Geologie und Direktor des zool. Instituts in Amsterdam.

Fürbringer, Max, Dr., Geh. Hofrat, Prof. der Anatomie und Direktor des anatomischen Instituts der Universität Heidelberg.

de Vries, Hugo, Dr., Prof. der Botanik in Amsterdam.

Schlosser, Max, Dr., Kustos der paläont. Sammlung in München.

Klunzinger, B., Dr., Prof. emer. in Stuttgart.

v. Schröter, Guido, Konsul des deutschen Reiches in San Jos6, Costa- Rica.

Vigener, Anton, Apotheker in Wiesbaden.

Wolterstorff, W., Dr., Kustos des naturhistor. Museums in Magdeburg.

Vicomte du Buysson, Robert in Paris.

Seine Durchlaucht Fürst Albert von Monaco in Monte Carlo.

Hauthal, Rudolf, Prof., Dr., Direktor des Rémermuseums in Hildesheim. Hagenbeck, Karl, in Stellingen bei Hamburg.

oy

1905. v. Linstow, Otto, Dr. med., Generaloberarzt a. D. in Göttingen.

1905. Langley, J. N., Prof., Dr. in Cambridge.

1905. Löb, Jacques, Prof., Dr. in San Francisco.

1905. Haberlandt, Gottlieb, Dr., Prof. der Botanik und Direktor des bot. Gartens der Universität Graz.

Rechte der Mitglieder.

Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte er- worben :

1. Das Naturhistorische Museum an Wochentagen von 8—1 und 3—6 Uhr zu besuchen und Fremde ein- zuführen.

2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen.

3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen.

Außerdem erhält jedes Mitglied alljährlich den „Bericht“.

goge

Auszug aus der Bibliothek-Ordnung.

. Den Mitgliedern der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, sowie denen des Ärztlichen Vereins, des Physikalischen Vereins und des Vereins für Geographie und Statistik steht die Bibliothek an allen Werktagen von 10—1 Uhr und Samstag ausgenommen von 6—8 Uhr zur Benutzung offen. Das Ausleihen von Büchern findet nur in den Vormittagsstunden statt.

. Das Lesezimmer ist dem Publikum zugängig und jeder- mann kann daselbst Bücher zur Einsicht erhalten. Bücher, die am Abend im Lesezimmer benutzt werden sollen, müssen bis spätestens 11 Uhr am Vormittage des betreffenden Tages schriftlich bestellt sein.

. Zur Entleihung von Büchern sind die hiesigen Mitglieder der beteiligten Vereine und deren Dozenten berechtigt. Die Bibliothekare sind gehalten, in zweifelhaften Fällen den Ausweis der persönlichen Mitgliedschaft durch die Karte zu verlangen. Auswärts wohnende Mitglieder sowie andere Personen haben den Bürgschein eines hier wohnenden Mitgliedes beizubringen.

. An ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände ausgeliehen werden; 2 Broschüren entsprechen 1 Band.

. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat nach 4 Wochen zu erfolgen; die Entleihungsfrist kann jedoch verlängert werden, wenn die Bücher nicht von anderer Seite in Anspruch genommen werden.

. Jeder Entleiher ist verpflichtet, der von der Bibliothek an ihn ergangenen Aufforderung zur Zurückgabe unbedingt Folge zu leisten, ferner im Falle einer Reise von mehr als acht Tagen die Bücher vorher zurückzugeben, wenn auch die Entleihungsfrist noch nicht abgelaufen sein sollte. . Auswärtige Dozenten erhalten Bücher nur durch Bevoll- mächtigte, die Mitglieder unserer Gesellschaft oder eines der genannten Vereine sind und den Versand besorgen. . Am 15. Mai jeden Jahres sind sämtliche entliehenen Bücher behufs Revision, die Anfang Juni stattfindet, an die Bibliothek zurückzuliefern.

| Bilanz | und.

Übersicht der Einnahmen und Ausgaben. |

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102?

Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen.

I. Sitzung vom 22. Oktober 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Der Vorsitzende begrüßt zunächst die zahlreich erschiene- nen Mitglieder und ihre Damen zu Beginn des Wintersemesters und gedenkt sodann mit warmen Worten der schweren Verluste, die die Verwaltung in den letzten Wochen durch den Tod der arbeitenden Mitglieder Geh. Med.-Rat Prof: Dr. C. Weigert, C. von Erlanger und D. F. Heynemann erlitten hat, _

Des weiteren berichtet der Vorsitzende eingehend über die Tätigkeit der Gesellschaft in dem abgelaufenen, arbeitsreichen Sommerhalbjahr. Der Museumsnenbau an der Viktoria-Allee, zu dem am 15. Mai d. Js. der Grundstein gelegt: worden ist, ist inzwischen mächtig in die Höhe gewachsen, so daß die beiden Seitenflügel und der hintere Quertrakt voraussichtlich noch vor Winter unter Dach kommen werden.

Die Arbeiten der Sektionäre und Beamten innerhalb des Museums waren vorwiegend der Einrichtung des Neubaues ge widmet, besonders der Herrichtung der neuen Schau- sammlung, für die zahlreiche Mitglieder der Gesellschaft in dankenswerter Weise bestrebt gewesen sind, Material sowohl an niederen Tieren wie auch an einheimischen Vögeln und Säuge- tieren zu beschaffen. Gerade die heimische Fauna sell ja im neuen Museum besondere Berücksichtigung finden und in großen biologischen Gruppen zur Anschauung gebracht werden. Allein das hierzu erforderliche Material zu gewinnen, ist nicht leicht. Es ist tatsächlich weniger schwierig, z. B. eine Giraffe oder einen Eisbären zu erlangen wie ünser einheimisches Rot-

100*

wild, dessen Geweihe unsere Jäger als Jagdtrophäen zu be- wahren pflegen. So ist es besonders erfreulich, daß dem Museum in den letzten Wochen ein prachtvoller Spessarthirsch, ein Zehnender aus dem Taunus und ein alter fetter Dachs aus Oberhessen als Geschenke überwiesen worden sind. Gerade jetzt in der Jagdsaison sei desbalb ein Appell an alle hochherzigen Freunde des edlen Weidwerkes gerichtet, das Museum in seinem Vorhaben zu unter- stützen undihmeinheimisches Wild zur Aufstellung in der neuen Schausammlung zu überlassen.

Ebenso ist es ein besonderer Wunsch der Gesellschaft, im Hinblick auf das neue Museum in den Besitz einer vollständigen Geweihsammlung unseres einheimischen Rotwildes zu gelangen, durch die die Geweihbildung und Geweihentwick- lung vom Spießer bis zum Achtzehnender zur Anschauung ge- bracht werden könnte.

Denselben Zweck, reiches Material besonders an Fischen und niederen Tieren sowie an anatomischen Präpa- raten für die neue Schau- und Unterrichtssammlung zu be- schaffen, hat eine Sammelreise an die norwegische Küste verfolgt, die Kustos Dr. Römer in den Monaten Juli bis Sep- tember im Auftrage der Gesellschaft und aus den Mitteln der v. Reinach-Stiftung unternommen hat.

Hierauf hält Gerichtschemiker Dr. G. Popp einen an- ziehenden Vortrag über:

„Neuere naturwissenschaftliche Errungenschaften in ihrer Bedeutung für die Kriminalistik.

Der bedeutende Aufschwung auf allen Gebieten der Natur- wissenschaften, der sich bekanntermaßen in den letzten Dezen- nien vollzogen hat, hat nicht nur einen mächtigen Einfluß auf unser ganzes Kulturleben ausgeübt, indem er zum Teil unsere alten Anschauungen über Weltall und Menschheit umgestürzt, zum Teil dieselben in neue Bahnen gelenkt hat, sondern er macht sich aueh in denjenigen Disziplinen geltend, die sonst streng konservativ an alten Formen haften, wie in der Theo- logie und in der Jurisprudenz.

In letzterer ist es namentlich die Kriminalwissen- schaft, die sich der Naturwissenschaften in immer wachsendem

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Maße bedient und von den neueren Forschungen und unter- suchungstechnischen Hilfsmitteln Nutzen gezogen hat.

Die Kriminalogie hat als eine ihrer Unterabteilungen nach Groß die Kriminalistik, die sich einerseits mit der Er- scheinungslehre des Verbrechens und anderseits mit der Unter- suchungskunde befaßt. Letztere stand bis vor wenigen Jahren wissenschaftlich auf einer sehr niedrigen Stufe und man begnügte sich bei der Nachforschung von Verbrechen meist mit den Wahrnehmungen, die subalterne Kriminalbeamte innerhalb des Kreises ihrer meist oberflächlichen Allgemeinbildung zu machen vermochten. |

Da, wo es unvermeidlich war, zog man wohl einen Arzt zur Erstattung eines Gutachtens heran; doch ließ man ihn in den seltensten Fällen einen wesentlichen Anteil an dem Unter- suchungsgang selbst nehmen. Die Mitwirkung des Chemikers beschränkte sich meist auf die Untersuchung von Leichenteilen auf Gifte, von Medikamenten, Nahrungsmitteln u. s. w., ohne daß er aber im übrigen sich weiter an der Voruntersuchung betei- ligt hätte.

Erst im letzten Dezennium hat man sich gewöhnt, außer dem Arzt auch andere geschulte Mikroskopiker und Naturwissen- schaftler heranzuziehen, und man erkannte bald, wie wichtig die Mitwirkung derselben im Kriminalfall von erster Stunde an und in innigem Konnex mit dem Untersuchungsrichter zu sein vermag.

Die heutigen Darlegungen des Redners verfolgen den Zweck, an der Hand von einigen Beispielen aus der Praxis zu zeigen, wie fruchtbringend sich die Verwendung von Mikroskop und Photographie unter Berücksichtigung der neueren natur- wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Kriminalforschung er- wiesen hat.

Es würde zu weit führen, hier darauf einzugehen, welche Fortschritte die Chemie, die. Elektrochemie, die Bakteriologie und die wissenschaftliche Photographie in den letzten Jahren gemacht haben und inwiefern diese Fortschritte in einzelnen Fällen für die Kriminalforschung von Nutzen zu sein vermögen, Doch erinnert der Redner daran, daß es heute zum Beispiel möglich geworden ist, mit Hilfe der: Elektrolyse: und nachfol- gender Anwendung von chemischen. Reaktionen noch ein Mil-

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lionstel Gramm Arsen mit Sicherheit nachzuweisen, ja, daß man durch Züchtung verschiedener Schimmelpilze auf dem arsenhaltigen Nährboden noch Arsen in einer Verdünnung von 1:10000000 durch eine Geruchsentwickelung wahrnehmen kann. Ebenso geringe Spuren von anderen Giften lassen sich noch in der Wirkung erkennen, die sie unter dem Mikroskop auf Mikro- organismen auszuüben vermögen, und endlich hat die Biochemie in neuerer Zeit die Differenzierung verschiedener Blutarten in Blutflecken, ja in mehrere Jahrtausende alten Mumien er- möglicht.

Auf diese Verhältnisse kommt der Vortragende an der Hand der am Lichtschirm vorgeführten Beispiele aus seiner Praxis als Gerichtschemiker weiter zu sprechen.

Das erste Bild zeigt einen Fleck in der Jacke einer Kinds- mörderin, die die stattgehabte Geburt leugnete. Die mikro- chemische Analyse der herausgeschnittenen Flecke ermöglichte es, festzustellen, daß diese Flecke durch Frauenmilch veranlaßt wurden und nicht durch eine andere seröse Körperflüssigkeit ; denn die Flecke enthielten, auf Trockensubstanz mit 2 Prozent Wassergehalt berechnet, 21,22 Prozent Milcheiweiß, 18,6 Pro- zent Fett, 48,8 Prozent Milchzucker. Ferner ergab die mikro- skopische Prüfung eines wässerigen Auszuges aus den Flecken, daß in denselben zahlreiche Milchkügelchen vorhanden waren, dabei aber keine Colostrumkörper. Es konnte auf diese Weise noch monatelang nach dem Entstehen der Flecke die angebliche Provenienz derselben auf ihre Richtigkeit geprüft werden.

Eine sehr vielseitige Anwendung findet die mikroskopische Untersuchung von Schriften und die mikrochemische Analyse der dazu benutzten Tinte. Es ist aber in vielen Fällen nicht notwendig, die Schrift an der betreffenden Stelle durch chemische Reagentien zu zerstören, sondern die orthochromatische Mikrophotographie läßt feine, dem Auge nicht ohne wei- teres sichtbare Farbenunterschiede auf der photographischen Platte. zur Erscheinung bringen. Dadurch ist es dem. Unter- sucher möglich, objektiv den Beweis zu erbringen, ob in einer ‚Urkunde Einfügungen stattgefunden haben, ob dieselben kürzere oder längere Zeit nach Anfertigung der Urkunde geschrieben

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wurden, ob andere Tinte dazu verwandt worden ist oder was selbst nach Auslöschung der Schrift mit Chemikalien oder unter Umständen auch nach Rasuren an der betreffenden Stelle ge- standen hat.

Findet man unter der Lupe an einem des Gebrauchs als Mordwaffe verdächtigen Messer Stofffäden, die bei oberfläch- licher Betrachtung nach Analogie der Farbe und Faser mit dem durchstochenen Kleidungsstück übereinstimmen können, so er- möglicht die Mikrophotographie, objektiv den Beweis der Identität für jeden Laien klar zu erbringen. Namentlich aber ist die Erbringung des Identitätsbeweises jetzt möglich in bezug auf die Farbe und zwar durch Anwendung der Photographie in natürlichen Farben, die kürzlich durch Dr. König in den Höchster Farbwerken auf eine sehr vollkommene Stufe gebracht worden ist.

Die Untersuchung von Blutflecken durch das Mikroskop sowie durch chemische Reaktionen allein war seither nur in vereinzelten Fällen genügend beweiskräftig; denn die Frage, ob das vorgefundene Blut Menschenblut sei, war bisher kaum mit Sicherheit zu lösen. Erst die biochemische Methode von Uhlenhuth, Wassermann und Schütze zeigte mit Hilfe des Serums von Tieren, die mit der nachzuweisenden Blutart vorbehandelt wurden, einen Weg zur einwandfreien Differen- zierung der verschiedenen Eiweißarten und damit auch der Pro- venienz eines vorgefundenen Blutfleckes. Es ist nach Weichardt selbst gelungen, Affen- und Menschenblut sowie das Blut ver- schiedener menschlicher Individuen durch Verfeinerung der Uhlenhuthschen Methode zu differenzieren. Parallel mit dieser Methode geht die von Landsteiner und Richter angegebene Differenzierungsmethode, die darauf beruht, daß Menschenblut durch heterologe Blutarten agglutiniert wird.

Zur Aufsuchung unscheinbarer Blutflecken sind durch den Redner farbige Lichtfilter, d. h. gefärbte Glasplatten oder Gelatinefolien, die zwischen Auge und Gegenstand eingeschaltet werden, in vielen Fällen mit Erfolg benutzt worden und die Fermentreaktionen gegenüber Leukofarbstoffen und Wasserstofi- superoxyd ermöglichten es, die gefundenen Flecke an Ort und Stelle einer klaren Vorprüfung zu unterziehen.

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Der Vortragende wendet sich dann zu der in den letzten Jahren schon vielfach mit Erfolg angewandten Daktyloskopie, d. h. der Erforschung der Zeichnungen der Papillarlinien an den Fingerspitzen, deren Mannigfaltigkeit zur Identifizierung von Personen im allgemeinen Polizeidienst sowohl wie auch namentlich auf Grund von hinterlassenen Fingerabdriicken am Orte des Verbrechens ein sicheres Hilfsmittel bietet.

Zahlreiche Lichtbilder illustrieren diese Ausführungen und beweisen den Nutzen, den die moderne Naturwissen- schaft bei der Aufdeckung und Klarstellung von Verbrechen zu leisten vermag.

II. Sitzung vom 29. Oktober 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

‘Mit herzlichen Worten begrüßt der Vorsitzende den be- kannten Afrikaforscher Karl Schillings aus Weiherhof bei Düren, der seit einer Reihe von. Jahren der Senckenbergischen Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied angehört. Mit Blitzlicht und Büchse hat Schillings zu wiederhol- ten Mailen die Massai-Steppen vom Kilimandjaro zum Viktoriasee durchstreift- und während seines Aufenthaltes in Deutschostafrika mit unvergleichlichem Mut seine ganze Kraft in den Dienst der Idee gestellt, das Großtierleben der afrikanischen Wildnis an Ort und Stelle selbst inphotographischen Angenblicksaufnahmen festzulegen. So hat er der Wissenschaft einen: kostbaren Schatz unanfechtbarer „Urkunden der Natur” gesammelt, die für alle Zeiten einen unvergänglichen Wert besitzen. Aber auch reiches Material an Säugetieren und Vögeln hat Schillings aus dem äquatorialen Ostafrika heim- gebracht und damit freigebig den Berliner Zoologischen Garten und verschiedene naturhistorische Museen Deutschlands bedacht. Auch das hiesige Museum besitzt reiche Schätze aus seiner Ausbeute, vor allem eine prachtvolle, alte Giraffe, die den Namen des kühnen Forschers Giraffa schillingsi Mtsch. trägt, eine Zebra-Familie, zahlreiche Antilopen und Gazellen, Hyänen und andere Tiere, die in der Schausammlung des neuen Museums zu einer biologischen Gruppe „Deutschostafrikanisches Tierleben® vereinigt werden sollen. Für diese zahlreichen Zu-

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wendungen spricht der Vorsitzende dem Redner den warmen Dank der Gesellschaft aus.

Hierauf halt Herr Karl Schillings einen durch pracht- volle, zum Teil farbige Lichtbilder erläuterten, hochinteressanten Vortrag, der von den außerordentlich zahlreich erschienenen Zuhörern mit lebhaftem Beifall aufgenommen wird:

„Die Tierwelt der Massai-Hochländer mit besonderer Berücksichtigung ihres Aussterbens.“

In seiner Einleitung schildert der Redner zunächst die Landschaft der von ihm bereisten Gebiete Deutschostafrikas. Photographische Aufnahmen der Massai-Steppen mit vorüber- ziehenden Karawanen, in der Ferne graue Berge und der mächtige Kilimandjaro, wechseln ab mit tropischen Seelandschaften und mit Bildern des afrikanischen Urwaldes. Sodann bespricht der Redner das Verfahren des Photographierens in derWildnis und die großen Schwierigkeiten, denen dasselbe begegnet. Schillings hat sich nicht nur auf Tagesaufnahmen mittels Fernphotographie (bis zu einer Entfernung von 600 Meter) be- schränkt, zu denen ihm die vorzüglichen Apparate der optischen Anstalt C. P. Goerz in Friedenau zur Verfügung standen; er hat auch eigenartige, selbsttätige Vorrichtungen ersonnen, durch die es ermöglicht worden ist, die wilden Tiere bei Nacht aus allernächster Nähe mittels Blitzlicht aufzu- nehmen. So ist es gelungen, das Tierleben der Wildnis in seinen charakteristischen Zügen auf die photographische Platte zu bannen und ausgezeichnete Bilder zu schaffen, die mit ge- radezu plastischer Klarheit die Fauna des Aquatorialen Ostafrika zur Anschauung bringen.

In ungeheuren Scharen sammelt sich unser heimischer Storch in den weiten Ebenen am Viktoriasee, um die Rück- reise über das Mittelmeer in die nordische Heimat anzutreten; zahllose Flamingos beleben den Salzsumpf der Massai-Steppe und an den überhängenden Zweigen hoch tiber dem Wasserspiegel sind die kunstvollen Nester der Webervögel befestigt. Ganze Rudel Strauße verlieren sich in der weiten Steppe; Gruppen von Geiern streiten sich zeternd mit Hyänen und Schakalen um die verwesende Beute und eine Herde von Pavianen tummelt sich spielend zwischen den gestrüpp-bewachsenen Felsen.

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Die verschiedensten Antilopen- und Gazellen-Arten bewohnen die weiten Ebenen der Massai-Hochländer. Soweit das Auge reicht, scheint die Steppe von Wild belebt; bald sind es einzelne Tiere, bald ganze Herden. In der klaren Luft läßt sich jedes einzelne Stück erkennen, nur wo durch tausende von Hufen der Staub aufgewirbelt wird, verschwimmt das Bild in einer undurchsichtigen Wolke. Es sind Weißbartgnus, Kuh- _ antilopen und Zebras. In Herden geht das prächtige Tiger- pferd zur Tränke, voran der führende Zebrahengst, vorsichtig und sichernd; ihm folgt die Masse der Herde, wenn sie kein Warnruf des Leittieres in das Dunkel des Urwaldes zurück- scheucht. Zur selben Tränke wie Zebra und Gazelle schleicht auch der Leopard und der Löwe, und nicht einzeln; Schil- lings konnte, als einer der ersten, das rudelweise Zusammen- leben des Löwen in der Wildnis beobachten. Seine Löwenauf- nahmen zeigen imposante Gestalten des Königs der Tiere, einen alten Mähnenlöwen an der Tränke, eine Löwin, die einen Esel beschleicht, Löwe und Löwin beim Niederreißen eines Stieres u. a.

Am gewaltigsten treten uns aber jene Riesen des äqua- torialen Afrikas entgegen, die uns anmuten wie Überbleibsel aus einer längst entschwundenen Zeit, Giraffe, Elefant, Fluß- pferd und Nashorn; ein ganzes Rudel Giraffen, dicht an- einander gedrängt im lichten Mimosenwalde, ein alter Giraffen- hengst in Gemeinschaft mit zwei gewaltigen Elefantenbullen mit mächtigen Stoßzähnen, Flußpferde schwimmend und auf einsamem Pfade nächtlich zur Äsung ziehend, das zweihörnige Rhinozeros im Ansturm auf den mit größter Seelenruhe photographierenden Schützen.

So tritt uns aus diesen Bildern das Tierleben entgegen, wie es augenblicklich noch im Norden des riesigen Kilimandjaro dem Auge des kühnen Forschers sich darbietet. Aber mit dem Vordringen der Kultur in das Innere des dunklen Erdteils wird der Wildbestand jener Steppen und Urwälder mehr und mehr gelichtet und bald genug werden jene gigantischen Formen der zentralafrikanischen Fauna der Vergangenheit angehören. Dann werden Schillings’ Lichtbilder sichere Kunde geben können von dem reichen Tierleben, das heute noch in den Massai-Hochländern entwickelt ist.

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III. Sitzung vom 5. November 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. Dr. J. Wilhelmi spricht über: a „Regeneration und Entwickelung“.

Alle Organismen verfallen dem Tode, aber an Stelle des Zerstörten sprießt neues Leben. Dieses ewige „Werden und Vergehen“ in der Natur bezeichnet Goethe so treffend mit den Worten: „Das Leben ist die schönste Erfindung der Natur und der Tod ist ihr Kunstgriff, viel Leben zu haben“. Fast möchte es uns aber scheinen, als ob nur die höheren Tiere den Tod erleiden. Während nämlich die niederen Tiere, die einzelligen, sich durch Teilung fortpflanzen, wird bei den höheren Tieren das Leben nur durch einen kleinen Teil, den Keim, auf die Nachkommen vererbt. Durch diesen Prozeß werden ebenso viel neue Tiere geschaffen, als alte zugrunde gehen. Denselben Wechsel sehen wir in dem Lebensprozeß des einzelnen Indivi- duums, in den Erscheinungen des Stoffwechsels, Verbrauch und Ersatz des Stoffes in besonderen Fällen, wie z. B. Neubildung von roten Blutkörperchen (Regeneration im engeren Sinne), Geweihneubildung und Häutungen der Gliedertiere (physiologische Regeneration) leiten uns zu der eigentlichen Regeneration, deren Ursache eine außergewöhnliche oder pathologische ist.

Die Fähigkeit der Regeneration ist im ganzen Tier- reich weit verbreitet und entspricht der Zweckmäßigkeit, wie die folgenden Beispiele zeigen werden. Die einzelligen Tiere kann man beliebig zerschneiden und alle Stücke wachsen, wenn sie einen Teil des Kernes enthalten, zu vollkommenen Tieren aus. Hier erhebt sich die Regeneration nicht viel über die Er- scheinung der ungeschlechtlichen Fortpflanzung durch Teilung. Bekannt ist die Regenerationsfähigkeit unserer Süßwasser- polypen, die man in die kleinsten Stücke zerhacken kann; alle Teilstückchen wachsen wieder zu vollkommenen Individuen aus. Auch die Würmer besitzen zum großen Teil eine bedeu- tende Regenerationsfähigkeit. Die Versuche von Morgan, Löb, Voigt u.a. haben gezeigt, daß die Planariden (Süßwasser- turbellarien) nahezu jede Verstüimmelung mit vollständiger Wie- derherstellung beantworten. Alle Teilstücke einer zerschnittenen Planaride bilden in kurzer Zeit den Kopf mit Gehirn und Augen

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und alle Organsysteme wieder. Durch Einschnitte lassen sich an beliebigen Stellen des Tieres Bildungen von Köpfen mit Ge- hirn und Augen hervorrufen (Heteromorphose) und so kann man Planariden mit mehreren Köpfen und Schwänzen züchten. Diese Versuche hat der Vortragende, wie die aufgestellten Prä- parate zeigen, wiederholt.

Besonders deutlich läßt sich die Zweckmäßigkeit der Re- generation bei den Krabben und anderen Gliedertieren er- kennen, die auf Selbstamputation eingerichtete Extremitäten besitzen (Autotomie). Bei Salamanderlarven, denen von Wasserkäfern u. s. w. leicht der Schwanz und die Beine ab- gebissen werden, bilden sich die verlorengegangenen Teile in nicht zu langer Zeit neu.

Da also gerade die leicht verletzbaren Teile am besten regeneriert werden, so müssen wir die Regeneration als eine sehr nützliche Eigenschaft der Tiere betrachten. Da sie aber in sehr ungleicher Weise auf die einzelnen Tiere ver- teilt ist, so steht sie demnach in keinem Verhältnis zur Orga- nisationshöhe der Tiere, sondern hängt von der Art der Ver- letzbarkeit des betreffenden Teiles und der Verletzungswahr- scheinlichkeit ab; sie ist demnach eine Anpassung an die Lebensbedingungen, also sekundär erworben. Da es sich bei der Regeneration um die Neubildung der verschiedensten Gewebe und die Umbildung eines Teiles des alten Gewebes handelt, so liegt ein Vergleich der Regenerationserscheinungen mit denen der embryonalen Entwickelung nahe.

Die ungeschlechtliche Fortpflanzung der einzelnen Tiere durch Zellteilung (Amitose) deckt sich im wesentlichen mit den Erscheinungen der Regeneration derselben. Alle höheren Tiere entwickeln sich ebenfalls durch Zellteilung einer einzelnen Zelle, der Eizelle; die Vorgänge bei dieser Kern- und Zellteilung sind freilich wesentlich kompliziertere (Karyokinese). Bevor die Ei- zelle befruchtungsfähig ist, muß sie eine Reihe von Verände- rungen, die Reifeerscheinungen, durchmachen. Die Eireifung besteht im wesentlichen in der Vierteilung der Eizelle, indem sich drei kleinere Zellen (Richtungskörper) mit je einem Viertel der in dem ursprünglichen Eikern liegenden Vererbungssubstanz (Kernschleifen) absondern. Ganz ähnlich verläuft die Bildung der Samenzellen aus den Urkeimzellen. Durch zweimalige Tei-

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lung derselben (Spermatocyten erster und zweiter Ordnung) ent- stehen vier Zellen (Spermatiden), die je ein Viertel der. in dem Kern der ursprünglichen Keimzelle liegenden Vererbungssubstanz. enthalten. Die durch komplizierte Vorgänge der Kern- und Kernschleifenteilung (Äquations- und Reduktionstheorie) bei der Eireifung erfolgte Entfernung von dreiviertel der ursprünglichen Kernschleifenzahl bewirkt also, daß nun bei der Vereinigung der männlichen und weiblichen Zelle (Befruchtung) die Ver- erbungssubstanzen (Kernschleifen) von männlicher und weiblicher Seite in gleicher Anzahl zusammenkommen. Nach der Befruch-. tung, deren Wesen in der Vereinigung des Kernes der Samen- und der Eizelle besteht, beginnt die regelmäßige Zellteilung (Blastula) und Sonderung zu den Keimblättern (Gastrulation). Die bei der weiteren Entwickelung beobachtete Erscheinung, daß höhere Tiere Organe niedriger organisierter Tiere embryonal vorübergehend aufweisen, lehrt, daß bei der Entwickelung des einzelnen Individuums (Ontogenie) die Entwicke- lung des Stammes (Phylogenie) teilweise wiederholt wird (biogenetisches Grundgesetz); erwähnt sei hier die Ähn- liehkeit des menschlichen Embryos mit den niedrigsten Wirbel- tieren, den Fischen, bezüglich der Kiemenspalten, des Herzens, der Arterienbögen und der Skelettbildung.

Die frühere Annahme, daß jeder Organismus von Anfang an in allen seinen Teilen vorhanden sei (Präformationstheorie) und zur Entwickelung nur des Wachstums und der Entfaltung (Evo- lutio) bedürfe (Theorie der Lehre von der Einschachtelung), wurde durch den Nachweis der Neubildung (Epigenesis) aller Teile des Embryos umgestoßen. Diese Theorie ist nun in neuer Zeit durch Weismann insofern wieder etwas modifiziert wor- den, als für die Zellen immerhin eine Verschiedenheit ihrer Anlage, ihrer Erbmasse, angenommen werden muß (Neopräfer- mismus).

Mit den Vorgängen der embryonalen Entwickelung decken sich nun die Erscheinungen der Regeneration nicht, indem ver- loren gegangene Teile durchaus nicht immer aus der Anlage regeneriert werden, aus der sie embryonal hervorgegangen sind. Diese Anlagen sind wohl gleicher Abstammung, aber zur Er- klärung der Regeneration muß eine Um- und Rückdifferenzie- rung der Anlage angenommen werden,

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Zur Erläuterung des Vortrags sind zahlreiche im Museum neu angefertigte Präparate von der Embryonalentwicke- lung aufgestellt, ferner die verschiedenen Regenerations- stadien der Seesterne, Regeneration der Regenwürmer, Krebse, Amphibien und Reptilien sowie neu angefertigte Tafeln mit Zeichnungen von der Regeneration und Hetero- morphose der Planariden, Autotomie der Krebse und von der Spermatogenese. Auch durch zahlreiche mikro- skopische Präparate mit erklärenden Zeichnungen wird die Regeneration und Heteromorphose bei Würmern und die Samenbildung, Eireifung, Eifurchung und Embryonalentwicke- lung zur Anschauung gebracht.

IV. Sitzung vom 19. November 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Privatdozent Dr. phil. Fr. Drevermann aus Marburg i. H.

spricht über die „Entstehung und Geschichte des rheinischen Schiefergebirges.“

In Nordwestdeutschland liegt ein Gebirgskomplex, der im wesentlichen aus sehr alten Gesteinen besteht und den wir deshalb als geologische und geographische Einheit auffassen dürfen. Dieses sogenannte ,rheinische Schiefer- gebirge“ erstreckt sich von der Diemel und Eder bis zur Maas, ja in seinen äußersten Ausläufern bis an den Ärmelkanal. Es setzt sich fast vollkommen aus gefalteten devonischen Gesteinen zusammen, die im ganzen von Nordosten nach Süd- westen streichen, wobei aber zahllose Störungen die Erkennung des Aufbaues ganz außerordentlich komplizieren. Das Gebirge hat im Laufe der Erdgeschichte alle möglichen Wandlungen durchlaufen, die der Vortragende an der Hand zahlreicher Karten und Profile bespricht.

Von der Urgeschichte des Gebirges wissen wir gar nichts. Die ältesten Gesteine des ganzen Komplexes liegen am Südhang des Taunus und auch linksrheinisch haben sich im hohen Venn und an anderen Orten einige alte Gebirgs- kerne erhalten. Sehr alte Gesteine finden sich auch im Keller- wald und in einem schmalen Zuge, der sich von dort aus nach

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dem Westerwald fortsetzt; aber all diese ältesten Bausteine des ganzen Gebirges sind noch recht wenig bekannt. Besser wird es, wenn wir in das Devon eintreten; in dieser Zeit wurden die Gesteine abgelagert, die der Hauptsache nach das ganze Gebirge zusammensetzen. Zur Unterdevonzeit bedeckte ein flaches Meer mit sandigem Boden ganz Nordwestdeutsch- land; zahllose Tiere bewohnten seine Fluten und hinterlieBen uns ihre Schalen als wertvolle Dokumente bis auf die heutige Zeit. Ziemlich einheitlich findet sich diese Tierwelt im Osten und Westen, im Siiden und Norden des ganzen Gebietes wieder, so daß wir große Differenzen in der Meerestiefe nicht annehmen dürfen. Zur Mitteldevonzeit wurde es anders; linksrheinisch ein flaches Meer, das in der Aachener Gegend wohl an die Küste brandete (vielleicht an das hohe Venn, das als Insel aus den Wellen herausragte); rechtsrheinisch im Norden ebenfalls ein flaches Meer wie im Unterdevon, im Süden aber offene; tiefe See mit einer ganz abweichenden Tierwelt. Im jüngeren Mitteldevon ragten an vielen Stellen mächtige Korallen- riffe aus den Wogen empor, an denen eine reiche Fauna lebte. Zur Oberdevonzeit werden die Verhältnisse noch komplizierter. Zusammenhängend mit gewaltigen untermeerischen Ausbrüchen vulkanischer Gesteine fanden bedeutende Schwankungen des Meeresbodens statt und so kommt es, daß wir Tiefsee- und Flachmeerbildungen, Rifffauna und Tierwelt des offenen Meeres an vielen Orten in geringer Entfernung nebeneinander finden. Zu Beginn der Steinkohlenzeit dauerten ähnliche Verhält- nisse noch an; dann hob sich der Boden langsam, das Meer trat zurück und es entstand der Kontinent, auf dem sich die wichtigen Steinkohlenlager, besonders der Ruhr- und Saar- gegend in großen Sümpfen bildeten. Manchmal brach das Meer noch über seine Ufer herein und trug auch Meerestiere in diese Sümpfe. Gegen den Schluß der Steinkohlenzeit aber spielten sich die großartigen tektonischen Vorgänge ab, denen das Schiefergebirge als solches seine Entstehung verdankt. Zum erstenmale seit der Urzeit wurde unsere Gegend in aus- gedehntestem Maße von den Schrumpfungserscheinungen in der Erdkruste betroffen und so enstand ein riesiges Gebirge von alpinem Charakter, das man direkt die „paläozoischen Alpen“ genannt hat. So wurde aus einem Kontinent, der sich

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aus wesentlich horizontalen Gesteinsschichten zusammensetzte, ein Gebirge mit wilden, zerrissenen Formen, deren Schönheit wohl den schroffsten und steilsten Felsengipfeln der Jetztzeit kaum nachgestanden haben diirfte. Sofort aber mit der Aufrichtung des Gebirges setzte auch die zerstörende Wirkung des Wassers ein und die Erosion bemühte sich, die alpine Landschaft wieder langsam abzutragen. In den nächsten Formationen blieb unser Gebiet von großen Revolutionen un- berührt. Zwar mögen wohl die Wüstenstürme der Perm- und Triaszeit auch um die Gipfel der westdeutschen Alpen getost haben und gewaltige Eruptionen feurig-flüssigen Materiales fanden namentlich noch im Saargebiet statt. Aber auch das Jurameer drang noch nicht wieder in das Innere des Schiefer- gebirges ein und erst zur jüngeren Kreidezeit verließ im Norden das Meer seine Ufer; es brach weithin über das Land und seine Brandungswoge ebnete hier das ohnehin durch die Erosion flacher gewordene Gebirge vollkommen ein. Eine reiche marine Tierwelt zog wieder in unser Gebiet ein; aber diese Herrlichkeit war nur von kurzer Dauer. Zu Beginn der Neu- zeit der Erdgeschichte war ganz Norddeutschland wieder Festland. Später erfolgte dann der letzte Meereseinbruch; ein breiter Arm verband Nord- und Südmeer, er folgte etwa dem Ost- und Südrand unseres Gebirges. Schon bald nachher trat das Meer wieder zurück und der Meeresarm löste sich in eine Anzahl sich langsam aussüßender Becken auf, deren be- deutendstes gerade unserer Gegend durch die zahllosen Ver- steinerungen, die es hinterließ, zu ihrer geologischen Berülimtheit verholfen hat. Auch die großen Basaltausbrüche des Westerwaldes, der Rhön, des Vogelsberges stammen aus jener Zeit; sie geben uns Zeugnis von einer überaus großen Steigerung der vulkanischen Tätigkeit. In den Sümpfen mit ihren riesigen Urwäldern lebten das Dinotherium und das Mastodon unter einem fast tropischen Klima. Aber bald wurde es kälter; die nordische Eiszeit rückte heran und, obwohl die Eismasse unser Gebirg nur am Nordrand direkt berührte, brachte sie doch ein kaltes, unwirtliches Klima mit sich. Nach dem Rückzug des Eises entwickelte sich in Nord- deutschland ein Tundren- und Steppengebiet; Tiere, die jetzt in den weiten Steppen Asiens heimisch sind, siedelten sich

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neben dem Mammut, dem wollhaarigen Rhinozeros, dem Riesenhirsch und anderen gewaltigen Tieren der Eiszeit bei uns an. Mehr und mehr nähern sich die Verhältnisse den jetzt herrschenden und auch die ersten sicheren Spuren des Menschen beweisen, daß er zur Diluvialzeit unser Gebiet bewohnt hat. Er kämpfte mit den wilden Tieren; er rottete sie aus oder machte sie sich dienstbar und damit trittdie Geologieihre Stelleals forschende Wissen- schaft der Archäologie und der Geschichte ab.

VY. Sitzung vom 26. November 1904. Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Dr. med. Hans Sachs, Assistent am Kgl. Institut für experimentelle Therapie, spricht

„Über einige tierische Gifte“

Unter den in fast allen Klassen des Tierreichs verbreiteten Giftstoffen haben in letzter Zeit besonders diejenigen das In- teresse der Forschung in Anspruch genommen, die zu den Toxinen gehören. Es sind dies die Gifte der Schlangen, Spinnen, Kröten, der Skorpione und einiger Fische. Ihnen allen kommt eine Reihe gemeinsamer Eigenschaften zu, die für die Gruppe der Toxine charakteristisch sind. Was sind nun Toxine? Unter der Bezeichnung „Toxine“ werden Gifte tierischen oder pflanzlichen (besonders bakteriellen) Ur- sprungs zusammengefaßt, die in chemischer Hinsicht so gut wie unbekannt sind. Sie sind äußerst empfindlich gegen gering- fügige physikalische oder chemische Eingriffe, besonders gegen Erwärmen, und ausgezeichnet durch eine außerordentlich hohe Giftigkeit, die diejenige der übrigen Gifte bei weitem übertrifit. Von den chemisch bekannten Giften unterscheiden sie sich prin- zipiell durch die Fähigkeit, in dem durch sie vergifteten, aber die Vergiftung überlebenden Organismus die Bildung von Anti- toxinen (Gegengiften) auszulösen, die in das Blut gelangen und dort als Schutzstoffe kreisen. Die Antitoxine haben nämlich die Fähigkeit, diejenigen Toxine, durch die sie erzeugt sind, in spezifischer Weise zu beeinflussen und ihre Giftigkeit aufzuheben. Zu jedem Toxin gehört ein Antitoxin. Die größte praktische Bedeutung haben die Antitoxine des Diphtheriegiftes

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erlangt, deren denkwürdige Entdeckung durch Emil von Behring der Ausgangspunkt der serumtherapeutischen Bestre- bungen geworden ist. Das Diphtherieheilserum stellt nichts anderes dar als die Blutflüssigkeit von Pferden, denen Diphtherie- toxin eingespritzt wurde und die darauf mit der Produktion von Antitoxin reagiert haben. Den Mechanismus der Antitoxin- bildung erklärt die von Paul Ehrlich aufgestellte „Seiten- kettentheorie*. Nach dieser Theorie stellen die Antitoxine normale Bestandteile des Zellprotoplasmas dar, die durch ihre chemische Eigenart befähigt sind, sich mit chemisch verwandten Stoffen zu vereinigen. Man nennt sie in einer der Chemie ent- lehnten Ausdrucksweise die ,Seitenketten* des Protoplasmas. Die Seitenketten dienen im normalen Leben physiologischen Funktionen, insbesondere der Nährstoffaufnahme, und vermitteln durch eine zufällige, für den Organismus verhängnisvolle chemische Verwandtschaft zu einer Atomgruppe des Giftmoleküls die Gift- bindung und Giftwirkung. Durch die stattgehabte Bindung des Giftes sind sie aber außer Funktion gesetzt; durch den Funktions- verlust wird ihre Regeneration und Überregeneration (Weigert) veranlaßt, die eine schließliche Abstoßung der über- mäßig erzeugten Seitenketten in die Blutbahn zur Folge hat. Die nun im Blute befindlichen Seitenketten sind die Anti- toxine, die Schutzstoffe des Blutes. Durch ihre chemische Verwandtschaft zum Gifte fangen sie dieses schon in der Blut- bahn ab und lassen es gar nicht an die Zelle herantreten.

Die tierischen Toxine haben nun die erwähnten Eigen- schaften mit der ganzen Gruppe der Toxine gemein. Was ihre Erforschung in letzter Zeit sehr gefördert hat, ist der Umstand, daß sie auch Blutgifte sind, deren Wirkungen man im Reagens- glas studieren kann, ohne den komplizierten lebenden Tierkörper als Indikator zu benutzen. Man nimmt die zu untersuchende Zellspezies, in unserem Falle also das Blut, aus dem lebenden Organismus heraus und unterwirft sie im Reagensglas der Ein- wirkung des Giftes. Die Zellen des Blutes sind für derartige Untersuchungen besonders geeignet, weil man bei ihnen die Zellschädigungen äußerst leicht erkennen kann.

Die toxinartigen Gifte üben besonders zwei markante Wirkungen auf das Blut aus. Sie können die Blutzellen zu größeren Haufen zusammenkleben man bezeichnet diesen

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Vorgang als Agglutination oder aber sie töten die Blut- zellen ab und der eingetretene Zelltod dokumentiert sich bei den roten Blutkörperchen in besonders auffälliger Weise durch den Vorgang der Hämolyse. Das abgestorbene Protoplasma wird nämlich für den von ihm eingeschlossenen roten Blutfarb- stoff, das Hämoglobin, durchlässig. Das Hämoglobin diffundiert hindurch und löst sich in der die Zellen umgebenden Flüssigkeit mit durchsichtig roter Farbe. Das vorher „deckfarbene“ Blut ist „lackfarben“ geworden. Das Lackfarbenwerden des Blutes (die Hämolyse) kann also direkt als Indikator für den einge- tretenen Zelltod gelten.

Zu den in dieser Weise als Blutgifte wirkenden tierischen Toxinen gehört zunächst das Gift einiger Spinnen. Wahres und Falsches ging gerade auf diesem Gebiet im Volksglauben und in der Wissenschaft vielfach durcheinander. In der Volks- meinung hat besonders die in Süditalien einheimische Tarantel immer als sehr gefährlich gegolten. Tatsächlich erzeugt der Tarantelbiß nur eine geringfügige Entzündung an der Biß- stelle, ohne daß allgemeine Krankheitserscheinungen auftreten. Die Erscheinungen der Tanzwut, des Tarantismus, haben aller- dings im Mittelalter im größten Umfange bestanden. Nur sind sie nicht als Folge des Tarantelbisses anzusehen, sondern gelten heute als der Ausdruck einer nervösen Überreiztheit der Be- völkerung, die durch geringfügige äußere Anlässe wie den Biß einer Spinne eine Art von Nervenkrankheit verursachte, die sich gleichsam epidemisch verbreitete. Als wirkliche Giftspinnen scheinen nur zwei Gattungen in Betracht zu kommen, die Gat- tung Lathrodektes und die Gattung Epeira. Die wichtigsten Vertreter der Gattung Lathrodekies sind die italienische Malmignatte (L. tredecimgutiatus) und die in Südrußland und Asien vorkommende Karakurte (L. erebus). Besonders sollen die russischen Spinnen nicht nur kleinere Tiere sondern auch Pferde, Kamele und Rinder töten können. Selbst über Todesfälle beim Menschen wird berichtet. Der wirksame Giftbestandteil ist ein echtes Toxin. Ein ganz analoges Toxin enthält unsere gewöhnliche Kreuzspinne (petra diadema). In diesem Fall hat also der alte Volksglaube an die Giftigkeit der Kreuzspinne mehr Berechtigung, als man gelten lassen wollte. Allerdings ist die Kreuzspinne durch ihre schwachen Bißwerkzeuge und

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durch den Umstand, daß sie nur wenig oder nichts von dem in der Leibessubstanz enthaltenen Gifte beim Biß von sich gibt, für den Menschen wenig gefährlich. Kinder soll man aber jedenfalls, wie Kobert meint, vor dem Anfassen der Kreuz- spinnen wegen der leichteren Verletzbarkeit der Haut warnen. Das Spinnengift ist ein Blutgift von ganz außerordentlicher Wirksamkeit. Es bewirkt schon in den geringsten Mengen Hämolyse. So enthält eine einzige Kreuzspinne im Gewicht von etwa 1'!/s Gramm genügend Gift, um 2!/s Liter Blut voll- ständig zu zerstören. Das Kreuzspinnengift (Arachnolysin) wirkt aber nicht auf alle Blutarten in gleicher Weise ein. Die Biutzellen der verschieden Tierspezies differieren außerordentlich in ihrer Empfindlichkeit. Einige Blutarten erweisen sich über- haupt vollständig resistent; sie sind immun gegenüber dem Kreuzspinnengift. Als Ursache dieser Giftresistenz hat sich herausgestellt, daß diese Blutarten das Gift gar nicht aufzu- nehmen vermögen, so daß letzterem gar keine Gelegenheit gegeben wird, seine Wirkung zu entfalten. Es fehlen diesen Zellen die giftverankernden Seitenketten, die die giftempfind- lichen Zellen eben besitzen. Der Mangel an geeigneten Seiten- ketten kann also eine natürliche Immunität (Giftfestigkeit) bedingen. Das Vorhandensein der Seitenketten und damit die Giftempfindlichkeit kann auch bei derselben Tierspezies je nach dem Lebensalter verschieden sein. So sind die Blutzellen ganz janger Hühner resistent gegenüber dem Kreuzspinnengift und erst die während des Lebens gebildeten Blutzellen erlangen allmählich ihre hochgradige Empfindlichkeit.

Ein verschiedenes Verhalten der einzelnen Blutarten hat sich auch gegenüber den Schlangengiften erweisen lassen. Jedoch hat sich herausgestellt, daß es sich hierbei nur um scheinbare Differenzen der Empfindlichkeit handelt. In den Schlangengiften muß man vier von einander unabhängige Gift- komponenten unterscheiden :

1. das Neurotoxin, das auf die Zellen des Gehirns wirkt

und den Tod der Tiere herbeiführt,

2. das Hämorrhagin, das Risse in den Wänden der Blut- gefäße und starke Entziindungsreize an der Bißstelle verursacht,

3. das Hämagglutinin, das die Blutzellen agglutiniert, und

199%

4. das Hämolysin, das die Lösung der roten Blutkörper-

chen bewirkt.

All diese Giftkomponenten sind Toxine; man kann mit dem Gifte immunisieren, d. h. man erhält ein wirksames Anti- toxin. Das Schlangengiftantitoxin ist bei der großen Verbreitung der Giftschlangen als wirksamstes Gegenmittel zu praktischer Bedeutung gelangt. Man hat das zuerst von Calmette hergestellte Heilserum, das „Antivenin“, besonders in Indien, wo die Brillenschlange (Cobra, Naja tripudians) eine so verheerende Rolle spielt, vielfach angewendet.

Besonders interessante Aufschlüsse haben die Unter- suchungen der letzten Jahre über die Wirkung des Schlangen- giftes auf das Blut gebracht. Die Wirkung des Schlangengiftes auf das Blut hat aber mit der tödlichen Wirkung des Schlangen- bisses nichts zu tun. Die schweren Krankheitserscheinungen und der Tod werden durch andere Giftbestandteile, besonders durch das Nervengift verursacht. Man muß also die Giftigkeit im Tierkörper und die giftige Einwirkung auf das Blut streng auseinanderhalten. Es hat sich gezeigt, daß die Blutzellen nur einiger Tierarten durch das Schlangengift gelöst werden, während bei den meisten Blutarten die Hämolyse ausbleibt. Als Ursache dieser Differenz haben sich ganz eigentümliche Verhältnisse ergeben. Es hat sich nämlich gezeigt, daß das Schlangengift an und für sich überhaupt nicht die roten Blutzellen zu zer- stören vermag. Es ist, so wie es die Natur liefert, eine un- wirksame Substanz, die erst durch eine Art von Aktivierung zum Blutgifte wird. Der aktivierende, die hämolytische Wirkung des Schlangengifts bedingende Stoff ist das Lecithin. Das Leeithin ist ein komplizierter, phosphorhaltiger chemischer Kör- per, der im Pflanzen- und Tierreich weit verbreitet vorkommt. Dieses weit verbreitete Vorkommen des Lecithins spricht schon für seine hohe physiologische Bedeutung. Und in der Tat wird dem Lecithin zum Aufbau der phosphorhaltigen Zellsubstanzen für die Entwickelung und das Wachstum der lebenden Organis- men eine bedeutungsvolle Rolle allgemein zugesprochen. Das Lecithin ist nun zwar, wie die chemische Analyse gezeigt hat, in den Zellen aller Blutarten in gleicher Weise vorhanden. Jedoch kommt es in der Regel nicht frei vor, sondern in mehr oder weniger lockerer Verbindung mit anderen Stoffen, dem

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Eiweiß, Hämoglobin u. s. w. Aber die Festigkeit der Bindung schwankt bei den einzelnen Blutarten. Bei manchen ist sie so gering, daß das Lecithin für das Schlangengift ohne weiteres zur Verfügung steht; das Schlangengift kann das Lecithin an sich reißen und wird dadurch zum Blutgift. Bei anderen Blut- arten ist das Lecithin so fest in der Zelle gebunden, daß es für das Schlangengift nicht disponibel ist, und diese Blutarten er- weisen sich eben scheinbar resistent. In Wirklichkeit aber unter- liegt jedes Blut in der gleichen Weise dem Schlangengift, wenn man nur in den Fällen, in denen das in der Zelle befindliche Lecithin nicht verfügbar ist, dem Schlangengift etwas Lecithin hinzufügt. Durch diese merkwürdige Beziehung des Lecithins zum Schlangengift ist auch eine Gelegenheit geboten, das Leci- thin in den Geweben auf diese neue Weise zu untersuchen, die über die Art der chemischen Bindung dieser physiologisch wich- tigen Substanz im Organismus Auskunft geben kann. So hat sich bereits erweisen lassen, daß in bezug auf die Empfindlich- keit des Blutes gegenüber dem Schlangengift auch bei derselben Spezies je nach dem Lebensalter Unterschiede bestehen. Das Blut des Rinderfötus wird durch Schlangengift an und für sich gelöst, während das Rinderblut nach der Geburt bereits un- empfindlich geworden und erst mit Hilfe des Lecithinzusatzes durch Schlangengift angreifbar ist. Das Lecithin muß also wäh- rend des fötalen Lebens in den Blutzellen lockerer gebunden und leichter disponibel sein als im Blute Erwachsener. Und diese Differenz des fötalen Lecithinstoffwechsels entspricht voll- ständig der Bedeutung des Lecithins als. Aufbaumittel für das Wachstum des Körpers. Für diese Aufgabe muß es eben in der Periode schnelleren Wachstums durch eine lockere Bindung besser gerüstet sein.

Es ist auch gelungen, die Verbindung, zu der sich Schlangen- gift und Lecithin vereinigen, das sogenannte Schlangengift- lecithid, darzustellen. Die neu erhaltene Substanz unter- scheidet sich sowohl vom Schlangengift als auch vom Leeithin durch charakteristische chemische Eigenschaften. Da sie im Gegensatz zum Schlangengift in Chloroform löslich ist, kann man sie aus der wässerigen Giftlösung getrennt erhalten. Die Giftlösung hat dann ihre Eigenschaft als Blutgift verloren, be- hält aber ihre auf dem Vorhandensein des Nervengiftes beruhende

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Fähigkeit, Tiere zu töten. Man gelangt also auf diese Weise auch zur Trennung der beiden Giftkomponenten.

Die Erscheinung, daß durch das Zusammenwirken zweier an sich ungiftiger Substanzen erst ein eigentliches Gift entsteht, ist in der Natur weit verbreitet. Ebenso wie das Schlangengift verhält sich auch das Skorpionengift, das als Blutgift gleich- falls erst durch Lecithin zur Wirkung gelangt.

Dann aber ist ein analoger zweiteiliger Bau charakteristisch für eine große Gruppe von Giften, die im Tierreich allgemein verbreitet vorkommen und denen eine große praktische Bedeu- tung zukommt. Es sind die zelltötenden Substanzen des Blut- serums, die sowohl auf Körperzellen anderer Art als auch auf Bakterien giftig wirken. Da man solche Fähigkeiten im Blut- serum der Tiere durch Immunisierung mit Bakterien gegen diese gefährlichen Zerstörer des Lebens künstlich hervorrufen kann, so stehen sie in der Serumforschung im Vordergrund des Inter- esses. Sie werden schon jetzt vielfach als wirksame Stoffe gewisser Heilsera verwandt und auf sie gründen sich weitere Hoff- nungen auf eine erfolgreiche Bekämpfung der Infek- tionskrankheiten.

VI. Sitzung vom 3. Dezember 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Der Vorsitzende begrüßt zunächst mit herzlichen Worten das korrespondierende Mitglied Prof. Dr. Max Verworn aus. Göttingen, dessen ausgezeichnete Arbeit „Die Bewegung der lebendigen Substanz® am 7. April 1893 mit dem Sömmerring- preis gekrönt worden ist.

Hierauf hält Prof. Verworn einen hochinteressanten, von den zahlreichen Zuhörern mit lebhaftem Beifall aufgenom- menen Vortrag:

„Physiologie des Schlafes“.

Nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen Theorien des Schlafes, wie sie in der Wissenschaft ge- äußert worden sind, erörtert der Vortragende zunächst die Frage, welche Teile des Körpers am Schlafe beteiligt sind. Die Muskeln und andere Organe ohne Automatie, die während des Schlafes ruhen, schlafen nur sekundär; primär

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dagegen schläft das Nervensystem, das ihre Tätigkeit und Ruhe beherrscht. Aber auch im Nervensystem schlafen nur bestimmte Gebiete, speziell die Großhirnrinde. Diese müssen wir nach physiologischen und pathologischen Erfahrungen am Menschen als denjenigen Teil des Nervensystems auffassen, mit dem die Bewußtseinserscheinungen in engerer Beziehung stehen. Der Schlaf aber ist charakterisiert durch das Er- löschen der Bewußtseinsfunktionen. Fragen wir weiter, welche Elemente der Großhirnrinde speziell an den Bewußtseinserscheinungen beteiligt sind, ob Ganglienzellen oder Nervenfibrillen, so müssen wir im Gegensatz zu der neuerdings geäußerten Ansicht, die die Nervenfasern hierfür in Anspruch nehmen will, an der bisherigen, durch die Untersuchung der Ermüdungserscheinungen und durch andere Erfahrungen gut begründeten Anschauung festhalten, daß die spezifisch nervösen Prozesse, durch die das Bewußtsein bedingt ist, sich in den Ganglienzellen selbst abspielen. Studien über die Vorgänge in den Ganglienzellen haben ergeben, daß die Bewußtseins- erscheinungen nur mit dissimilatorisch erregenden Reizwirkungen verknüpft sind, daß alle anderen Prozesse in der Ganglienzelle wie die Lähmungen, Hemmungen, Narkose- zustände u.s.w. nicht durch die Nervenfasern von einer Ganglien- zelle zu anderen geleitet werden. Eine solche Leitung der Erregungen ist aber nötig um die Ganglienzellen der verschie- denen Rindengebiete mit einander assoziativ zu verknüpfen und damit die Bedingung für die Bildung von Vorstellungs- und Gedankenreihen herzustellen. Dissimilatorisch er- regende Reize, wie sie während des Wachzustandes am Tage durch die Sinnesorgane andauernd auf die Ganglienzellen einwirken, ermüden und erschöpfen aber die Ganglienzellen und setzen damit ihre Erregbarkeit herab. Das ist das eine Moment, das bei der Entstehung des Schlafes in Betracht kommt. Das andere, das noch wichtiger speziell für die Bestimmung des Zeitpunktes des Einschlafens ist, liegt in der Ausschaltung der Sinnesreize. Infolge dieses Vorganges, der durch einen Akt der Selbstregulierung im Körper ausgelöst wird, sinkt die dissimilatorische Erregung in den Ganglienzellen in kurzer Zeit stark ab und nun beginnt nach dem allgemeinen Gesetz der inneren Selbststeuerung

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des Stoff- und Energiewechsels der lebendigen Substanz durch Uberwiegen der Assimilation die Erholung der Ganglienzellen. Damit steigt die Erregbarkeit allmählich in den Ganglienzellen wieder an bis zum Erwachen. Der Schlaf ist also am tiefsten unmittelbar nach dem Einschlafen und am flachsten gegen Morgen. Mit der Narkose hat der Schlaf nichts zu tun; beide sind zwar mit Bewußtlosigkeit verknüpft; aber der Schlaf bedeutet Erholung, die Narkose Lähmung. Die Träume repräsentieren partielle Wachzustände der Großhirn- rinde, die durch äußere Reize oder durch langsames Abklingen der Erregung in ihren Ganglienzellen bedingt sind. Eine über- natürliche Wahrkraft kommt den Träumen selbstverständlich nicht zu.

VII. Sitzung vom 10. Dezember 1904.

Vorsitzender: Dr. August Knoblauch.

Dr. Eugen Albrecht, Direktor des Dr. Senckenbergi- schen pathologisch-anatomischen Instituts, spricht über:

„Ziele und Wege der Entwickelungsmechanik‘*.

Der Vortragende definiert die Entwickelungsmechanik als die Forschung nach den Gesetzen und Ursachen der organischen Formbildung, insbesondere der Keimesentwickelung. Hauptsächliche Methode ist das Experiment, daneben die Untersuchung der von der Natur selbst in Form von Abarten und Mißbildungen angestellten „Experimente“, der Ergebnisse künstlicher Züchtung sowie der von der vergleichenden Anatomie und von der Paläontologie beigebrachten Tat- sachen. An der Hand eines summarischen Überblickes über den Lauf der Keimentwickelung werden die Hauptaufgaben der Entwickelungsmechanik kurz erläutert und eine Anzahl ihrer bisherigen Ergebnisse besprochen.

Vor allem wichtig ist die Trennung der äußeren von den inneren Ursachen der Entwickelung. Die ersteren wie Temperatur, Licht, chemische Beschaffenheit der Umgebung, Schwerkraft u. s. w. vermögen zwar tiefgehende Unterschiede der Entwickelung zu erzeugen; aber sie stellen doch in der Hauptsache nur Bedingungen oder Reize dar, unter deren Ein- wirkungen das verwickelte Spiel der inneren Ursachen verschie-

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dene Richtungen einschlägt. So wirken Wärme, blaue Strahlen- arten und gewisse chemische Stoffe wachstumfördernd; Kälte wirkt hemmend; durch entsprechende Temperatur- beeinflussung lassen sich z. B. aus Schmetterlingspuppen die Formen südlichen und nördlichen Klimas, primitivere Formen u.s. w. von Schmetterlingen erzielen, deren abgeänderte Zeich- nung sich zum Teil auch bei Aufhebung der abnormen Be- dingungen auf die nächste Generation vererbt. Eine „erbliche Übertragbarkeit“ wenigstens von gewissen chemisch bedingten Grundrichtungen der Entwickelung ist durch diese und ähnliche, z. B. durch Fütterungsversuche an Raupen erwiesen. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei aber um direkte Beein- flussung der Keimzellen im Sinne „chemischer Umstimmung“ durch die äußeren Einflüsse, nicht um eine Wirkung bestimmter Organveränderungen auf bestimmte, entsprechende Teile der Keimzelle.

Bei Besprechung der inneren Ursachen wird besonders die Bedeutung der männlichen und weiblichen Keimzelle für die Entwickelung und die Eigenschaften des werdenden Keimes, die Fähigkeit der einzelnen Abschnitte der befruchteten Eizelle und der ersten Teilungsstadien in ihren Grundzügen erörtert, und es wird die Entstehung einzelner Abnormitäten, Mißbildungen und Geschwulstbildungen gedeutet. Für den weiteren Verlauf der Entwickelung ist von besonderem Belang die Untersuchung der gegenseitigen Abhängigkeit bezw. Selbständigkeit der ein- zelnen organbildenden Zellgruppen und des oft überraschend großen Umbildungs- und Anpassungsvermögens der embryo- nalen Zellen.

Im Anschlusse an eine kurze Besprechung einzelner beson- ders merkwürdiger Regenerations- und Reparations- vorgänge, die von einzelnen Forschern als Ausgang für einen neuen Vitalismus und eine neue Teleologie des Orga- nischen genommen werden, charakterisiert der Vortragende die Aufgaben und Grenzen der Biologie überhaupt. Neo- vitalismus und Teleologie sind nur Neuentdeckun- gen der uralten Wahrheit, daß uns der letzte Grund und dieZweckmäßigkeit des Organischen unerklär- bar sind und bleiben müssen. Unsere biologische Aufgabe kann nur die Feststellung aller auffindbaren Gesetzmäßig-

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keiten und ihre Zurückführung auf allgemeinere Gesetzlich- keiten sein. Wie weit hier eine Rückführung des Organischen auf Anorganisches möglich sein wird, ist eine Frage an die Zukunft, die heute weder durch ein mechanistisches noch durch ein vitalistisches Dogma entschieden werden kann.

VIII. Sitzung vom 7. Januar 1905.

Vorsitzender: Dr. August Jassoy.

Der Vorsitzende heißt die zahlreich erschienenen Mitglieder zum Jahresbeginn willkommen und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß sie das so stark gewachsene Interesse an der Gesellschaft auch weiterhin betätigen möchten. An Stelle des satzungsgemäß ausgeschiedenen ersten Direktors Dr. A. Knoblauch ist für die Jahre 1905 und 1906 Dr. A. Jassoy getreten, an Stelle des ersten Sekretärs Dr. J. Gulde, dessen Amtszeit gleichfalls ab- gelaufen war, Bankier W. Melber. Der Vorsitzende dankt den ausgeschiedenen Herren für ihre erfolgreiche Mühewaltung und konstatiert, daß die Gesellschaft unter der letzten Direktion einer ganz ungeahnten Blüte entgegen- geführt wurde, die sich in einem großenMitgliederzuwachs, einer starken Vermehrung der Sammlungen, in dem all- seitig befriedigenden Abkommen mit der Dr. Senckenbergi- schen Stiftung und den städtischen Behörden wie in der raschen Inangriffnahme und Aufführung des dringend not- wendig gewordenen Museumsneubaues dokumentiert hat.

Hierauf hält Dr. Fritz Römer, der Kustos des Museums, einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag:

„Einiges aus der Schausammlung des neuen Museums.“

In den letzten Jahren ist in den Berichten und Reden der Gesellschaft so oft von dem neuen Museum und dessen Schau- sammlung gesprochen worden, daß es nunmehr angebracht er- scheint, einiges aus der neuen Schausammlung vorzuführen und zu berichten, wie sie werden soll und was sie bezweckt.

Der Begriff „Schausammlung“ ist noch nicht sehr alt; denn unsere größten deutschen naturhistorischen Museen in Berlin und Hamburg haben eine eigentliche Schausammlung erst

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seit etwa 20 Jahren. Die meisten deutschen Museen sind zu Anfang des vorigen Jahrhunderts oder wenig früher gegründet worden in einer Zeit, als Deutschland arm war. Die Mittel fiir die Museen waren knapp und Stellungen für Berufszoologen gab es nicht viele. Das Reisen war außerordentlich schwierig und kostspielig ; die Handelsbeziehungen zu überseeischen Ländern fehlten noch und somit gab es für die Museen wenig Gelegen- heiten, Material zu erhalten. Meist waren die Museen froh, wenn sie überhaupt irgend etwas zum Aufstellen in den Schau- schränken erwerben konnten, und es ergab sich von selbst, daß alles ausgestopft, montiert und zu Schaustücken verarbeitet wurde.

Mit dem gewaltigen Aufschwung, den Deutschland 1870 genommen, melhrten sich mit dem zunehmenden Wohlstand nicht nur die Mittel sondern auch das Interesse an den Wissenschaften, speziell an der Naturwissenschaft. Die große Zahl der Handels- und Kriegsschiffe gibt jährlich Tausenden Gelegenheit, in die weite Welt zu ziehen; zahlreiche Reichsbeamte schlagen im Auslande ihren Wohnsitz auf, und unsere Kolonien führen all- jährlich viele junge Leute in die Pracht der Tropen und bringen sie in unmittelbare Berührung mit einer herrlichen Natur. Das Deutsche Reich rüstete mehrfach Expeditionen aus; Privatleute unternahmen aus eigenen Mitteln wissenschaftliche Reisen und, seitdem Anton Dohrn im Jahre 1871 die zoologische Station in Neapel gegründet hat, sind nach ihrem Vorbild an den Küsten Europas allein über dreißig zoologische Stationen entstanden.

Alle diese Umstände gaben Veranlassung und Gelegenheit, für die Museen zu arbeiten und zu sammeln. Dazu mehrten sich noch in Deutschland die Museumszoologen wie die Privat- zoologen, die die Eingänge aus den fremden Ländern bestimmten, die neuen Arten mit dem Namen des Sammlers benannten und damit immer wiederum zu neuen Beobachtungen und zu neuen Sammlungen anregten. So ist ja auch die Reptiliensammlung des Senckenbergischen Museums, die viele Hunderte von Originalen und Typen enthält, in der Hauptsache dadurch zustande ge- kommen, daß Prof. Dr. O. Boettger, der Verwalter der Samm- lung,die zahlreichen Frankfurter, die im Auslande leben, viele deut- sche Konsuln u. a. zum Sammeln anzuregen und anzuleiten wußte.

So wuchsen in den achtziger und neunziger Jahren alle Museumssammlungen rapid an und es machte sich sehr bald

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Platzmangel geltend. Zu diesen äußeren Gründen für die Ver- mehrung kamen noch „wissenschaftliche“, die ebenso ein Anstauen des Materiales bedingten. Die Systematik hat sich in den letzten Jahrzehnten ungemein vertieft. Nach Linné hielten wir die Tierarten für feststehende, wohl charakterisierte und scharf von einander unterschiedene Einheiten. Bei dieser Auffassung genügten wenige Vertreter einer Art; die übrigen Exemplare wurden als Dubletten an andere Museen abgegeben und auf Angabe der Fundorte legte man keinen Wert. Seit Darwin und Haeckel haben wir uns die Arten aber vorzu- stellen als einige wenige uns bekannte Bruchstücke eines einzigen zusammenhängenden Reiches. Wenn wir alle Formen kennen würden, die existieren und früher existiert haben, also alle lebenden und ausgestorbenen Tiere, dann würden Artgrenzen nicht vorhanden sein. Jede einzelne Form würde ohne scharfe Grenze in die andere übergehen und jede Gruppe einen lückenlosen, reichverzweigten Stammbaum bilden, in dem natürliche scharfe Abgrenzungen nicht vorhanden sind.

Mit dieser Erkenntnis wurde die so oft verachtete, trockene Systematik zu einer tieferen stammesgeschichtlichen For- schung, aus der ,beschreibenden* Naturwissenschaft wurde eine „erkennende“. Dieses Eindringen basiert aber auf einem größeren Material und macht immer wieder neues Material not- wendig. Es erfordert aber auch ein sorgfältig gesammeltes Material mit genauester Fundortsangabe, da manche Arten an bestimmten Orten eine besondere Form oder Färbung annehmen und zu „Lokalformen“ werden können. Um das zu ent- scheiden, sind recht viele Vertreter einer Art von möglichst vielen Lokalitäten notwendig. So verlangen die Konchologen von jeder Schneckenart ein ganzes Kästchen voll Exemplare und die Spezialkollegen, die sich mit der Systematik der Hum- mein befassen, bei denen die Variationsbreite der Art außer- ordentlich groß ist, legen für jede Art einen besonderen Kasten an und halten ihre Sammlung nicht für reichhaltig, wenn nicht jede Art mit wenigstens hundert Exemplaren vertreten ist. Für eine wissenschaftliche Vogelsammlung genügt es nicht, von jeder Art Männchen und Weibchen zu besitzen, sondern diese müssen ebenso wie die Jungen im Sommerkleid, Winterkleid, Hochzeits- kleid und in allen Übergangsfärbungen vorhanden sein.

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Solche umfangreichen Sammlungen lassen sich nicht mehr in der früher üblichen, breiten Weise aufstellen; sie zwingen die Museen, eine Trennung einzuführen zwischen einer Schau- sammlung und einer wissenschaftlichen Sammlung, zumal auch solche Reihen von Tieren bei dem größeren Publikum, das die Museen in den kurzen Besuchszeiten besichtigt, Er- müdung hevorrufen und ein tieferes Eindringen unmöglich machen würden. Solche ausgedehnten Sammlungen verführen leicht zu einer oberflächlichen Betrachtung und zu flüchtigem Vorbeigehen. Die Schausammlung darf daher nicht zu groß sein; sie soll nur einen Auszug aus dem Tierreich darstellen, es sollen nur die wichtigsten Tierarten, besonders hervorragende, schädliche oder nützliche u. s. w. Vertreter zur Anschauung ge- bracht werden. Diese wenigen Exemplare sind aber in modernen Glasschränken in übersichtlicher Weise, womöglich mit bio- logischer Umgebung, mit Nestern, Eiern, Jungen u. s. w. aufzu- stellen. Besonderer Wert muß auf eine klare und kurze Etikettierung gelegt werden, die neben dem wissenschaftlichen auch den deutschen Namen enthält, wo ein solcher vorhanden ist. Zur leicht faßlichen Darstellung der Verbreitung der Tiere dienen kleine Kärtchen mit der Umrißzeichnung der Erde, auf denen das Verbreitungsgebiet mit roter Farbe eingetragen ist.

Das ganze große Material wird dann in den höheren Stockwerken des Museums in dichtere, magazinartige Aufstellung als wissenschaftliche Sammlung vereinigt und dient zu speziellen Forschungszwecken. Diese Magazine sind für gewöhnlich dem größeren Publikum nicht geöffnet, können aber natürlich von jedem, der sich dafür interessiert oder der darin arbeiten will, benützt werden.

Ein anderes Prinzip ist für die Sammlung der ein- heimischen Tiere, die sog. „Lokalsammlung“ eingeführt worden. Hier sollen möglichst alle in der näheren Umgegend oder in Deutschland vorkommenden Arten ausgestellt sein, wenn dieses Ziel auch bei den niederen Tieren, bei dem großen Heer der Insekten, niemals zu erreichen ist. Die Lokalsammlung unseres Museums, die vor 25 Jahren von unserem Konservator Adam Koch gegründet wurde und anderen Museen als Muster gedient hat, enthält in den Säugetieren und Vögeln schon recht interessante Vertreter und viele hübsche biologische

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Gruppen. Aber selbst das Sammeln einheimischer Tiere erfordert große Zeiträume, da die meisten Stücke Gelegenheitsfunde sind. Noch viel mehr gilt dies für die marinen und exotischen Tiere, deren Erwerbung von dem Zufall und dem Glück abhängt.

Von den Krebsen hat das Museum in den letzten Jahren durch ein Zusammenwirken mancher glücklichen Umstände eine Menge von schönen Schaustücken erhalten und deshalb werden vom Vortragenden auch die Krebse für die heutige Schaustellung gewählt und als Musterbeispiele für Schaustücke vorgeführt. Ein prächtiger Hummer aus Helgoland, den das Museum der Güte des Herrn Moritz Oppenheim verdankt, und ein Prä- parat von einer abgelegten Hummerhaut geben dem Vortragenden Veranlassung, ausführlicher über den Hummer und Hummerfang, über seine Fortpflanzung und Entwickelung, von der noch recht wenig bekannt ist, zu sprechen und darzulegen, wieviel aus der Geschichte eines solchen Tieres auf den den Präparaten bei- gegebenen Erklärungskarten gesagt werden kann. Vom Taschen- krebs, der in den Nordseestädten einen ständigen Marktartikel bildet, von der Meerspinne, Maja squinado, die in den Hafen- städten des Mittelmeeres das ganze Jahr über als Volksnahrung zum Verkaufe angeboten wird, von der nordischen Seekrabbe, besonders aber vom japanischen Inselkrebs, Macrocheira kaem- pfert, der mit 1,60 Meter langen Scherenbeinen über 3 Meter klaftert, sind herrliche Schaustücke in vorzüglicher Montierung ausgestellt und geben einen kleinen Einblick, wie es in der Schausammlung des neuen Museums aussehen wird. Mächtige Schaustücke, wie sie kaum in anderen Museen zu finden sind, präsentiert die Gruppe der Rankenkrebse, der Enten- muscheln, die an Balken und allerlei schwimmenden Gegen- ständen angewachsen sind und von den Strömungen in alle Meeresteile fortgeführt werden. Solche Stücke sind natürlich Seltenheiten und können nur im Laufe der Jahre zusammen- kommen.

Eine andere Methode, die Schausammlung des Museums durch schöne Präparate zu bereichern, besteht darin, daß das Museum selbst Sammelreisen ausrüste. Die Sencken- bergische Naturforschende Gesellschaft ist in dem glücklichen Besitz der Rüppell-Stiftung, aus deren Zinsen ausschließlich solche wissenschaftlichen Reisen veranstaltet werden

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sollen; sie verfügt außerdem über die von Reinach- Stiftung, deren Erträgnisse ebenfalls wiederholt zu Sammel- reisen verwandt worden sind. 1902 berichtete Dr. F. Römer über seine für das Museum unternommene Reise an die Adria und führte die Ausbeute in einer großen Schaustellung vor. 1903 unternahm Dr. Stromer-von Reichenbach aus Mün- chen im Auftrage der Gesellschaft eine geologisch-paläonto- logische Forschungsreise in die Libysche Wüste, die dem Museum ein reiches Material an fossilen Schildkröten und interessanten Wirbeltierresten zugeführt hat. Im Juli und August 1904 be- traute die Verwaltung der Gesellschaft Dr. Römer wiederum mit einer Sammelreise an die norwegische Küste, um aus der Fauna des Nordmeeres eine größere Sammlung zu konservieren. Hauptsächlich galt es, den Fischreichtum der norwegischen Küste zur Darstellung der Anatomie der interessanten Vertreter, wie Haifisch, Seekatze, Dorsch, Seewolf u. s. w. nutzbar zu machen. Eine Fülle von schönen, in geschliffenen Gläsern auf entspre- chendem Hintergrund montierten Präparaten aus der Entwicke- lang und Anatomie der Fische, Leber, Magen, Spiraldarm u. s. w., resultieren aus dieser Reise. Der Vortragende verbreitet sich auch über die Art des Arbeitens an der norwegischen Küste, die im Gegensatz zu der Forschung an der Adria sehr viel be- schwerlicher und zeitraubender ist, und schildert seinen Auf- enthalt im Inselgebiet von Espevär im südlichen Norwegen, wo er hauptsächlich mit Tiefseeleinen arbeitete, um Rochen, Haie u. s. w. zu erhalten. Trotz stürmischer Tage war der Auf- enthalt ergebnisreich und interessant, wenn auch an die An- spruchslosigkeit des Sammlers große Anforderungen gestellt werden mußten.

IX. Sitzung vom 14. Januar 1905. Vorsitzender: Dr. August Jassoy.

Vor Beginn des Vortrags erfüllt der Vorsitzende die trau- rige Pflicht, des ewigen Mitgliedes zu gedenken, das der Tod in der Nacht zum 12. Januar auf immer aus der Mitte der Ge- sellschaft gerissen hat, Dr. Albert von Reinachs. Seit sei- nem Eintritt in die Gesellschaft als arbeitendes Mitglied im Jahre 1888 hat der Verstorbene mit dem praktischen Blick des großen Kaufmanns in die Geschäfte eingegrifien und wesent-

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lich dazu mitgeholfen, die Gesellschaft zu dem zu machen, was sie heute ist. Von berufener Seite wird später ein Lebensbild des Entschlafenen*) gebracht werden, dessen wissenschaft- liche Arbeiten mehr als einen Band der „Abhandlungen“ der Gesellschaft füllen, dessen hochherzige Schenkungen ihn in die Reihe ihrer größten Wohltäter stellen, dessen Sinnen und Denken bis zum letzten Atemzug der Sencken bergischen Gesellschaft und der geologisch-paläontologischen Erforschung seines Lieblingsgebietes, des Taunus, ge- golten hat. Ihm verdankt die Gesellschaft die erste Anregung zum Neubau des naturhistorischen Museums, zu dessen Baufonds er selbst im Herbst 1897 den bei weitem größten Bei- trag gezeichnet hat. Von Schritt zu Schritt ist er mit größtem Interesse den langwierigen Verhandlungen mit der Dr. Sencken- bergischen Stiftung und den städtischen Behörden gefolgt, überall fordernd und vorwärts drängend, bis das Ziel glücklich erreicht war. Nun ist er uns genommen; aber so lange die Sencken- bergische Naturforschende Gesellschaft bestehen wird, wird sie dankbar Dr. von Reinachs gedenken als eines ihrer größten Gelehrten, Wohltäter und Förderer.

Ein eigentümlicher Zufall hat es gefügt, daß der nun fol- gende Redner Privatdozent Dr. Rudolf Delkeskamp aus Gießen, der unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder über

„Die Genesis der Mineralquellen und Thermen“

berichtet, zugleich der letztjährige Preisträger des von Rei- nach-Preises ist, eines Preises, den der Verstorbene 1890 abwechselnd für die gediegenste Arbeit auf den Gebieten der Geologie, Mineralogie und Paläontologie unserer engeren Heimat gestiftet hat.

Heiße Quellen entstammen den Tiefen der Erde; das wußten schon die Alten. Das heiße Wasser aber sollte jenem Kreislaufe des Wassers angehören, den man seit langer Zeit erdacht hatte und der jetzt noch sich allgemeiner Anerkennung erfreut. Wie sollte aber der hydrostatische Druck allein genügen, jene un- geheueren Wassermassen emporzuschleudern, die zum Beispiel von den Karlsbader Thermen täglich gefördert werden und die durch ihre hohe Temperatur (59 Grad) auf eine Ursprungs-

*) Siehe diesen „Bericht“, S, 63*.

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tiefe von zirka 2000 Meter verweisen? Längst waren Zweifel aufgetaucht, bis endlich C. Sueß den Bann brach und in einem Vortrage über die Karlsbader Thermen eine neue Auffassung vom Wesen der heißen Quellen skizzierte, deren Ausarbeitung er jüngeren Fachgenossen anempfahl. Auf seine Anregung hin unternahm Redner die Weiterausbauung und Umgestaltung der- selben, die in der von der Gesellschaft preisgekrönten Arbeit über die Taunusbäder praktische Anwendung gefunden hat.

Die Erfahrung des Brunnentechnikers findet Erklärung in der Theorie und diese kommt selbständig zu Schlußfolgerungen, wie sie sich in der Praxis des Technikers nach vielem Hin- und Herirren während langjähriger Beobachtungen herausbildeten. Es gibt vulkanische Quellen, deren Wasser und Salze juvenil sind, d. h. zum ersten Male die Erdoberfläche erreichen und unzugängigen Tiefen entstammen. Sie haben nichts mit dem Wasser zu tun, das von den Wolken stammend als Regen zur Erde fällt, einsickert und schließlich als aufsteigende Quelle, folgend dem hydrostatischen Drucke, wieder die Erdoberfläche erreicht oder, wenn es sich auf Bergen sammelt, absteigend die Täler und Ebenen bewässert und so die vadosen Quellen speist. Die juvenilen Quellen treten neugeboren aus der Tiefe der Erde hervor, um die Hydrosphäre zu vermehren und der Geosphäre neue Mineralstoffe zuzuführen.

Im Gegensatz zu ihnen stehen die vadosen Quellen die vom Regenwasser gespeist werden und ihren Salzgehalt der Auslaugung von Gesteinen verdanken. Sie sind schwankend in der Ergiebigkeit und Salzführung. Die juvenilen Quellen zeigen Sommer wie Winter dieselbe Konzentration und Ergiebigkeit. Bei den vadosen Quellen läßt sich eine Abhängigkeit von der Niederschlagsmenge im Infiltrationsgebiete deutlich erkennen; die juvenilen aber entstammen magmatischen Massen in den tiefen Regionen der Erdkruste. Wasser und Salze sind Produkte der postvulkanischen Phänomene, die Sublimationen, Erzgang- füllungen, heiße Dämpfe und juvenile Wässer liefern.

Der Gehalt des Magmas an Wasser und den für die Quellen sonst charakteristischen Stoffen wird auf Grund der Kant- Laplaceschen Theorie und der neueren Forschungen über das Wesen der vulkanischen Erscheinungen erwiesen. Auf dem Wege zur Erdoberfläche bilden die juvenilen Dämpfe und Quellen

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vielfach Absätze, die je nach Beschaffenheit und Intensität der Exhalationen Erzgänge und -Lager von der verschiedensten Form gebildet haben, und so finden sich als charakteristische Neben- erscheinungen der juvenilen Quellen tektonische Spalten, Eruptivgesteine, Erz- und Mineralgänge (Hornstein- gänge) und Kaolinlager, die in genetischer Beziehung zu den Quellen stehen. Infolge des allmählichen Nachlassens der In- tensität der postvulkanischen Phänomene lassen auch die juve- nilen Quellen in langen Zeiten einen Rückgang in der Salzfüh- rung und Temperatur erkennen. Die heißen, bor- und fluor- haltigen Fumarolen und die kalten Kohlensäuerlinge stellen die Endglieder einer Reihe dar, deren verschiedene Glieder alle juvenilen Quellen umfassen. Eine große Menge von Mineral- quellen führen juvenile und vadose Bestandteile. So ist von den Kohlensäuerlingen meist nur die Kohlensäure juvenil, Wasser und Salze sind vados.

Zur Feststellung des Charakters einer Quelle ist die Tem- peratur derselben nicht maßgebend. Es gibt vadose Thermen und juvenile kalte Wasser. Nur die Schwankungen im relativen Salzgehalt sind maßgebend, das heißt also die Konstanz im Salzgehalt in Zeiten verschiedener Niederschlagsmenge im Jahre. In Kreuznach und Marienbad wurden diese Untersuchungen im Auftrage der Badeverwaltungen durchgeführt. Weitere Quellen sind in Angriff genommen.

Zur Entscheidung dieser für den Techniker so ungemein wichtigen Fragen ist aber eine genaue Kontrolle über die Quellen notwendig, deren Einführung für das ganze Badewesen von großer Bedeutung wäre.

Auf diese interessanten Ausführungen des Vortragenden folgt die Demonstration einer größeren Anzahl von Lichtbil- dern und eines instruktiven Materials von Sintern von Geysirn und Mineralquellen und Schlamm, die durch eine sachgemäße Erklärung erläutert wird.

X. Sitzung vom 21. Januar 1905. Vorsitzender: Dr. August Jassoy.

Der Vorsitzende leitet die Sitzung mit folgenden Worten ein: „Zunächst danke ich unserem korrespondierenden Mitgliede Herrn Prof. Dr. H. Conwentz aus Danzig, dem Direktor des West-

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preußischen Provinzialmuseums, für die große Bereitwilligkeit, mit der er sich für den heutigen Vortrag zur Verfügung unserer Gesellschaft gestellt hat. In weite Kreise hinaus ist bereits des Vortragenden verdienstvolle Anregung gedrungen, die Natur- denkmäler der Heimat zu schützen und zu pflegen; sie hat die vollste Anerkennung des preußischen Kultusmini- steriums gefunden. von dem Herr Prof. Conwentz seit Jahren mit dieser Angelegenheit betraut ist. Auch unsere Gesell- schaft hat auf Anregung des Herrn Ministers fiir Landwirt- schaft, Domänen und Forsten gemeinsam mit den übrigen natur- wissenschaftlichen Vereinen der Provinz als erste Vorarbeit wirksamen Naturdenkmalschutzes aufgenommen, was unsere engere Heimat noch von urwüchsigen und seltenen Ge- wächsen aufweist. Herr Forstmeister Dr. A. Rörig hat in mühsamer Arbeit das Material gesichtet, vermehrt und druckfertig zusammengestellt; es wird demnächst als „Forstbotanisches Merk- buch für die Provinz Hessen-Nassau“ im Verlage von Gebrüder Bornträger in Berlin erscheinen. Weitere Schritte werden folgen müssen, wie sie bereits in unserem hessischen Nachbar- staate, der als erster voranging, getan worden sind. Dort sind durch Gesetz vom 16. Juli 1902, den Denkmalschutz be- treffend, hervorragende Naturobjekte in staatliche Pflege genommen. In allen Landesteilen des Großherzog- tums wurden Wald- und Wiesenflächen mit seltenen aussterben- den Pflanzen, Rheininseln mit Auwald, Moore und Felsvorsprünge für unantastbar erklärt und so ein erster Schutzwall gegen das Vordringen der alles nivellierenden Kultur des Bodens wie gegen die völlige Ausrottung der seltenen Tier- und Pflanzen- welt errichtet.

Wir hoffen, daß auch unsere städtischen Behörden sich bereit finden lassen, durch dichte Einzäunung eines wenn auch noch so kleinen Teiles des Frankfurter Stadtwaldes etwa in der Gegend des „Mörderbrunnens“ zu diesen Bestrebungen beizutragen, ehe es für immer zu spät sein wird! Eine hier- auf bezügliche Eingabe werden wir dem Magistrate baldigst vorlegen.

Auch die urwüchsigen Distrikte des westlichen Schwan- heimer Waldes mit ihrer eigenartigen Vegetation und Fauna sind von hoher wissenschaftlicher Bedeutung als „Naturdenk-

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miler“. Wir werden ein Gesuch um ihre Erhaltung im gegenwärtigen Zustand alsbald auch an die Gemeinde Schwanheim und an die Königliche Forstaufsichtsbehörde richten. Wir hoffen, daß der heutige Vortrag des um den Heimat- schutz so verdienten Gelehrten die hohen staatlichen und städtischen Behörden wie weite Kreise der Bürgerschaft überzeugen wird, wie eilig und wichtig die Sache ist, für die wir einzutreten uns berufen fthlen!*

Nach diesen einleitenden Worten des Vorsitzenden hält Prof. Dr. H. Conwentz einen von zahlreichen, z. T. farbigen Lichtbildern begleiteten Vortrag:

„Schutz der natürlichen Landschaft, ihrer Pflanzen- und Tierwelt.“

Der Vortragende geht davon aus, daß die ursprüngliche Natur durch die fortschreitende Kultur bei uns wie überall immer mehr verändert, beeinträchtigt und stellenweise vernichtet wird. Vom wirtschaftlichen Standpunkt ist es erfreulich, daß die Naturkräfte in so intensiver Weise ausgenützt werden; aber vom wissenschaftlichen und ästhetischen Standpunkt ist es be- klagenswert, daß hervorragende Denkmäler der Natur un- wiederbringlich dahinschwinden.

In dem ersten Teile des Vortrages führt der Redner aus den verschiedensten Teilen Deutschlands und anderer Länder zahlreiche Beispiele dafür an, daß die Schönheiten und Selten- heiten in den einzelnen Gebieten der Natur in ihrem Weiter- bestehen bedroht werden. Die Wasserfälle und Strom- schnellen sind ganz besonders der Gefahr ausgesetzt, dem Ansturm der Industrie zu unterliegen. Ihr Wasser wird zum Kraftbetrieb abgeleitet und Fabrikgebäude ragen, wo das Auge sich an der keuschen Natur erfreuen möchte, in aufdringlicher Weise empor. Es ist so weit gekommen, daß bei uns überhaupt kaum noch ein Wasserfall unverändert besteht. Selbstverständ- lich darf nichts geschehen, um diese Wasserkräfte jeder Nutzung zu entziehen; aber es ist doch wünschenswert, daß hier oder da eine hervorragende Stromschnelle oder ein ausgezeichneter Wasserfall in der ursprünglichen Schönheit bewahrt bleibt. Ebenso sind die Felsbildungen, namentlich die Baumaterial liefernden Gesteinsarten wie Granit, Basalt, Sandstein, Kalkstein

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a8. w., örtlich in ihrem Bestand gefährdet. Beispielsweise reiht sich im Elbsandsteingebirge am Stromufer zuweilen kilo- meterweit ein Steinbruch an den anderen und die vielgepriesene Naturschönheit der Sächsischen Schweiz ist stellen- weise zu einem Zerrbild der Natur geworden. Auch am Rhein und in anderen Gebieten ist so manches Landschaftsbild durch Abbau bedroht, teilweise schon entstellt.

Besonders gefährdet ist der Wald; der Privatwald, weil er oft sachkundiger Oberaufsicht entbehrt, und der Staatswald, weil hierin vielfach Kahlschlag herrscht. Durch Abhieb werden die urwüchsigen Bäume nahezu gänzlich vernichtet; zu- gleich entschwindet das Unterholz und die übrige Pflanzenwelt. Statt des Waldes kommt durch Neuanpflanzung die künstliche Forst zustande, die nur nach den Grundsätzen des Ertrages angelegt wird. Wie die Gewächse schwinden auch die Tiere des Waldes, da sie der natürlichen Lebensbedingungen be- raubt werden; denn von der beträchtlichen Zahl von Arten, die einst den Wald belebten, findet sich in den künstlichen Forsten nur ein geringer Prozentsatz wieder. Sie müssen ausster- ben, wenn nicht Reservate geschaffen werden, wo die natürlichen Bedingungen zu ihrer Existenz tun- lichst unverändert bleiben.

Die industrielle Ausnützung macht auch vor den herr- lichsten Aussichtspunkten nicht Halt. Sie entstellt sie durch Zahnrad- und Schwebebahnen, elektrische Aufzüge, Stau- werke, bekrönt ihre Höhen mit Gasthäusern, Türmen und minderwertigen Denkmälern. Auch hier räumt der Redner willig berechtigte Forderungen ein; er kämpft nur gegen die Geschmacksverirrungen, gegen die Entstellung, wo die Natur in ihrer Größe und Jungfräulichkeit weit mächtiger wirkt.

Aber nicht allein aus wirtschaftlichen Gründen wird die Landschaft und Lebewelt erheblich beeinträchtigt; auch dem Mangel an Bildung, der Unkenntnis oder dem Un- verstand ist schon manch Denkmal der Natur zum Opfer gefallen. Es werden bestimmte Fälle angeführt, in denen auch bei uns Standorte bemerkenswerter Pflanzen durch Schüler ver- nichtet, Bestände seltener Tiere durch Jagdliebhaber dezimiert wurden u.a. m.

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Sodann geht der Redner auf den zweiten Teil seines Vortrages über, worin er die Aufgaben einer planmäßigen Naturdenkmalpflege skizziert und die Wege zeigt, wie dieselbe wirksam gefördert werden könne. Im allgemeinen entstehen hierfür dreierlei Aufgaben, wie Prof. Conwentz schon in seinem „Forstbotanischen Merkbuch für die Provinz Westpreußen“ hervorgehoben hat, Inventari- sierung der Naturdenkmäler, Herausgabe von illustrierten Merkbüchern und anderen Veröffent- lichungen sowie Schutzvorkehrungen im Gelände. Um diese Aufgaben zu lösen, bieten sich drei verschiedene Wege, die freiwillige, die administrative und die gesetzgeberische Naturdenkmalpflege.

Erstens also der Weg freiwilliger Mitwirkung durch Einzelpersonen und Vereine. Wie beispielsweise Fürst Putbus den Bestand der Insel Vilm und Fürst Schwarzen- berg eine ansehnliche Fläche am Kubany im Böhmerwald unberührt erhält, wie Fürst Stolberg-Wernigerode die Genehmigung zum Bau der Walpurgishalle auf dem Brocken versagte, möchten weitere Grundbesitzer entsprechende Vor- kehrungen treffen. Insbesondere erwächst den natur- forschenden und verwandten Vereinen hier eine dankbare Aufgabe. Viele sind schon mit gutem Beispiel voran- gegangen; manche haben die Aufgabe sogar direkt in ihre Statuten aufgenommen.

Der zweite Weg zeigt sich in der administrativen Mitwirkung. Manche Gemeinde verfügt über ansehnlichen Besitz an Wasser, Felsen, Wald u.s.w. und könnte ohne weiteres anordnen, daß hierin vorhandene Natur- denkmäler erhalten bleiben. Ferner ist der Staat besonders in der Lage, diese Bestrebungen wirksam zu fördern, zumal er der größte Grundbesitzer ist und sein verschieden- artiger Besitz sich über das ganze Land erstreckt. Im Wege der Verwaltung müßten kleine Reservate verschiedener Art tunlichst in jedem Landesteil eingerichtet werden; dort ein See, Bach oder FluBabschnitt; da eine Küstenpartie, Düne oder Endmoräne; hier eine Moor-, Heide- oder Waldflache; dort ein Fundort seltener Pflanzen- oder Tierarten u.s.w. Sodann müßten alle Zweige der Verwaltung angeregt werden, die in

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ihrem Ressort vorhandenen Denkwiirdigkeiten der Natur auf- zunehmen und fiir deren Schutz zu sorgen. Der Vortragende führt auch bemerkenswerte Beispiele dafür an, daß manche Zweige der Staatsverwaltung schon in dieser oder ähnlicher Richtung tätig gewesen sind; es besteht daher kein Zweifel, daß sie sich auch zu weiteren Maßnahmen zur Pflege von Natur- denkmälern bereit finden lassen werden.

Was schließlich die legislative Mitwirkung betrifft, so erinnert Redner an eine Reihe von Staats- und Reichs- gesetzen, die das beregte Gebiet streifen. Weiter ist eine neue gesetzliche Bestimmung anzustreben, welche die Enteignung von Grund und Boden zum Schutze von Naturdenkmälern er- möglicht.. Aber der Schwerpunkt der ganzen Bestrebungen ist nicht auf das Gebiet der Gesetzgebung sondern auf das Gebiet der freiwilligen und administrativen Mitwirkung zu verlegen.

Der Vortragende schöpft aus einer Fülle von Beobach- tungen, die er zum größten Teil selbst seit Jahren an Ort und Stelle angestellt hat; daneben ist ihm weiteres Material, teil- weise auch aus anderen Ländern und Staaten, auf amtlichem Wege zugängig gemacht worden. Hervorragende Beispiele werden durch bunte Lichtbilder veranschaulicht, die zu diesem Zwecke nach der Natur neu ausgeführt sind und zum Teil erst in einer späteren größeren Schrift über diesen Gegen- stand veröffentlicht werden sollen.

XI. Sitzung vom 4. Februar 1905.

Vorsitzender: Dr. August Jassoy.

Prof. Dr. G. Greim aus Darmstadt, der der Gesellschaft seit Jahren als korrespondierendes Mitglied angehört, hält einen hochinteressanten Vortrag über:

„Die Grundlagen der wissenschaftlichen Wettervorhersage“ unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder.

Der Vortragende streift zunächst kurz die früheren Ver- suche der Wettervorhersage ohne wissenschaftliche Grundlage und wendet sich dann zu dem heutigen Stand der Wetter- vorhersage Es ist dabei vor allem präzis festzustellen, worum es sich in der vorliegenden Frage handelt. Dies wird dahin beantwortet, daß es nur wichtig ist, die Wetter-

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veränderungen vorherzusagen. Die Mittel, die uns hierzu zur Verfügung stehen, werden alsdann genauer besprochen, nämlich die Wettertelegraphie und die auf Grund derselben gezeichneten Wetterkarten, woran sich eine kurze An- leitung zum Lesen und zum Verständnis derselben anschließt. Solche Wetterkarten werden vorgeführt, um die Abhängigkeit der Verteilung der meteorologischen Faktoren von einander, insbesondere in den zwei Haupttypen der sogenannten „Wetter- lage“, in den Depressionen und Hochdruckgebieten, klar- zustellen. Auf Grund der Luftdruckkarten wird hier jedesmal das Verhalten der Winde, der Bewölkung, der Nieder- schläge usw. besprochen und schon auf die größere oder ge- ringere Beständigkeit der betreffenden Wetterlage, insbesondere auch auf das Wandern der Depressionen aufmerksam gemacht. Aus der Erkenntnis, daß mit der verschiedenen Ver- teilung des Luftdrucks auch ganz verschiedenes Wetter bei uns herrscht, ergibt sich von selbst der Wunsch, die Verteilung des Luftdrucks zu kennen und zu klassifizieren, um danach die Wetterlagen ebenfalls einzuteilen. Von den verschiedenen Ver- suchen hierzu wird auf Teisserenc de Borts Aktions-Zentren der Atmosphäre hingewiesen und dann das van Bebbersche System der Einteilung in fünf Wettertypen, das sich auf die Lage des Hochdruckgebietes gründet, ausführlicher und an reichlichen, als Lichtbilder vorgeführten Wetterkarten erläutert. Als Schluß wird kurz die praktische Anwendung des Vor- geführten besprochen, auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die der sicheren Wettervorhersage im Weg stehen, und einige Gründe dafür angegeben. Hierbei wird auf die wichtige Unterstützung aufmerk- sam gemacht, die der Vorhersage durch örtliche Beobachtungen erwachsen kann, und zugleich werden mit einigen Worten kritisch und zahlenmäßig die bis jetzt erreichten Resultate beleuchtet.

XII. Sitzung vom 11. Februar 1906. Vorsitzender: Dr. August Jassoy. Stadtgartendirektor Karl Heicke spricht über: „Die Pflanzenwelt im Kampf ums Dasein gegen die schädlichen Einflüsse der Großstadt“.

Wenn der Stadtbewohner auf das Land hinauskommt, macht er die Wahrnehmung, daß unter dem Einfluß aller der Umstände,

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die man unter der Bezeichnung ,Landluft* zusammenzufassen gewohnt ist, sich die Menschen körperlich ganz anders ent- wickeln als in der Stadt. Hat man dann nach längerem Land- aufenthalt die Eindrücke der Pflanzenwelt in ihrer Gesamtheit und in ihren einzelnen Bestandteilen mit nach Hause gebracht, so macht man die Entdeckung, daß das, was man in der Stadt in Gärten und Anlagen an Pflanzen um sich sieht, in vieler Hinsicht hinter dem Bilde der Pflanzenwelt draußen auf dem Lande, im Wald und Feld zurücksteht. Daran ist die dem Pflanzenwuchs nachteilige „Stadtluft“ schuld, wie man zu- sammenfassend die verschiedenen nachteiligen Einflüsse der Großstadt auf die Pflanzenwelt bezeichnen kann.

Die durch den Rauch zahlreicher Schornsteine verunrei- nigte Luft trägt einen Hauptteil der Schuld. Seit die Stein- kohlenfeuerung überall allgemein geworden ist und dabei auch Kohlen geringer Güte in Menge verbraucht werden, ge- langen alljährlich ungeheuere Mengen Rauchgase in die Luft, unter denen die infolge des Schwefelgehaltes der Steinkohle sich bildende schweflige Säure ein den Pflanzen höchst gefähr- liches Gift bildet. Während man schon längst darauf Bedacht nimmt, die festen und flüssigen Abfallstoffe der menschlichen Hauswirtschaft auf geeignete Weise unschädlich zu machen, und neuerdings sehr der Verunreinigung der Wasserläufe durch die Abwässer der Städte und der Fabrikbetriebe zu steuern bemüht ist, geschieht im allgemeinen sehr wenig zur Unschädlich- machung der gasfirmigen Abfallstoffe, die man fast allenthalben unbehindert in die Atmosphäre gelangen läßt. Nicht nur in der Umgebung von Hüttenwerken und industriellen Groß- betrieben wird dadurch der Pflanzenwuchs erheblich geschädigt, wie man an den sogenannten Rauchblößen in ihrer Umgebung erkennt, sondern auch in der Stadt ist dies der Fall.

Die schweflige Säure, die nicht etwa den Boden ver- giftet, wie man vielfach annahm, sondern durch die Oberhaut der Blätter in das Parenchymgewebe eindringt und die Chloro- phyllkörner zerstört, ist durch zahlreiche, nach verschiedenen Richtungen sich erstreckende Versuche als ein Pflanzenverderber ersten Ranges erkannt worden. Schon in einer einmillionfachen Verdünnung ist sie im stande, Pflanzen zu vernichten, wenn sie während einiger Wochen täglich etwa 1’/s Stunde auf sie ein-

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wirken kann. Sie wirkt am nachteiligsten, wenn der Chlorophyli- apparat der Blätter in lebhafter Tätigkeit ist, also besonders im Sommer und bei Sonnenschein. Nicht alle Pflanzen sind in- dessen gleich empfindlich gegen sie; die immergrünen Nadel- hölzer werden am nachteiligsten beeinflußt, Laubhölzer stehen in der Mitte und krautartige Pflanzen scheinen verhältnismäßig am wenigsten darunter zu leiden. Äußerlich erkennt man die Einwirkung der schwefligen Säure an allerhand Flecken und -Verfärbungen der Blätter und krautartigen Pflanzenteile, die auf den ersten Blick leicht mit Frostschäden oder mit den Ein- wirkungen pflanzlicher und tierischer Parasiten verwechselt werden können, aber bei genauer Untersuchung sich mit Sicher- heit auf ihren wahren Ursprung zurückführen lassen. Das vorzei- tige Abfallen der Laubblätter an Bäumen und Sträuchern, ehe der Herbst da ist, muß neben der Trockenheit in der Hauptsache der schwefligen Säure zur Last gelegt werden; daß die Nadelhölzer in der Nähe der Stadt kaum zwei Jahrgänge ihre Nadeln zu halten vermögen, rührt ebenfalls davon her. Die Beeinträchtigung der Blattorgane hat bei den betref- fenden Pflanzen eine mangelhafte Ernährung des Holzes zur Folge, die Jahresringe bleiben klein, ja es kann zum Absterben ganzer Zweige und Äste kommen und schließlich der Tod des Individuums eintreten.

Ferner wirken die zur Erleichterung des Verkehrs und zur Hebung der Gesundheit getroffenen Maßnah- men im Stadtgebiet und andere Einrichtungen nachteilig auf das Pflanzenleben. Durch die Vorkehrungen zur Abführung des Tagwassers (Dächer, Dachrinnen, Straßenpflaster, Kanäle) wird verhindert, daß im Stadtgebiet Niederschlagwasser in er- heblichen Mengen in den Boden gelangt, durch die Gräben der zahlreichen Leitungen (Kanäle, Gas- und Wasserleitungen, Kabel) entsteht ein weitverzweigtes Drainagenetz, das ein erhebliches Sinken des Grundwasserstandes zur Folge hat. Die Pflanzen leiden daher in der Stadt sehr durch Trockenheit.

Bei der Herstellung der Gräben werden ihre Wurzel- organe vielfach erheblich beschädigt. Auch bringen manche Leitungen, insbesondere die Gasleitungen, Stofie in den Boden, die giftig für die Pflanzen sind. Leuchtgas ist sehr gefähr-

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lich, wenn es aus den niemals ganz dichten Leitungen in den Boden gelangt und mit Pflanzenwurzeln in Berührung kommt. Schon geringe Mengen téten in kurzer Zeit groBe Baume.

Flugstaub und RuB lagern sich auf die Blatter ab und kleben, wenn Feuchtigkeit hinzutritt, als schmieriger Uber- zug auf ihnen, die Spaltöffnungen verstopfend und die Funktion der Blätter erschwerend. Die feste Oberfläche der Straßen und Wege schließt den Boden über den Baum- wurzeln von der Luft ab; es wird der Austausch der Luft im Boden behindert und die Arbeit der Wurzeln dadurch nachteilig beeinflußt. Die Schädlinge, Raupen und Käfer, Pilze und Krankheit, befallen die Pflanzen leichter und sind in ihren Wirkungen verderblicher als bei Pflanzen, die unter normalen Existenzbedingungen sich befinden.

Da es unmöglich erscheint, die Pflanzen im Bereiche der Stadt vor all diesen nachteiligen Einflüssen zu bewahren, so muß die Bekämpfung der Schädlichkeiten auf indirektem Wege angestrebt werden. Es müssen die Existenzbedingungen der Pflanzen nach Möglichkeit verbessert und gehoben, die Pflanzen durch ausreichende Ernährung, künstliche Bewässerung und dergleichen gekräftigt werden, so daß sie im stande sind, die schädlichen Einflüsse einigermaßen zu überwinden. Trotz- dem wird auf manchen typischen Vertreter unserer heimischen Pflanzenwelt verzichtet werden müssen, manchen kann man nur in schwächlichen und kümmerlichen Exemplaren eine Zeitlang erhalten. Die Buche, die Linde, die Weißtanne, die Kiefer kommen teils gar nicht, teils nur in besonders günstiger Lage fort. Eingeführte Ausländer scheinen stellenweise besser aus- zuhalten als einheimische Arten ; von allen aber gilt, daß selbst ihre besten Vertreter im Bezirk der Großstadt nicht heran- reichen an ihre Artgenossen draußen in Lagen, die nicht dem Einfluß der „Stadtluft“ ausgesetzt sind.

Diese Erkenntnis muß dahin führen, daß man alle Vertreter der Pflanzenwelt, die sich von alters her noch hier und da zu halten vermocht haben, pietätvollpflegtundhegt und sie nicht kurzerhand einem manchmal kaum ins Gewicht fallenden Ver- kehrsbedirfnisse opfert.

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XIII. Sitzung vom 25. Februar 1905.

Vorsitzender: Dr. August Jassoy. Oberstabsarzt Dr. R. Brugger spricht über: „Wesen und Bedeutung der Kurzsichtigkeit‘“.

Bei allen Kulturvölkern und zu allen Zeiten hat es eine Kurzsichtigkeit gegeben; schon Aristoteles berichtet, daß kurzsichtige Menschen die Augen zukneifen, um besser sehen zu können, und daß sie mit besonders kleinen Buchstaben schreiben; Theophrast erwähnt, daß der Tyrann Dionys kurzsichtig gewesen sei, und unter den Sklaven des Altertums waren besonders die auf den Bibliotheken beschäftigten Schreiber von diesem Leiden befallen. Vom Altertum bis in die Neuzeit wurde die Kurzsichtigkeit durch eine „Schwäche der Innervation“ erklärt, wie es schon Galen getan hatte Die christlichen und arabischen Ärzte des Mittelalters hielten an dieser Auf- fassung fest und nirgends finden wir den Versuch einer physikalischen Erklärung des Phänomens oder eine rationelle Behandlung desselben. Erst im 16. Jahrhundert werden Konkavbrillen für Kurzsichtige empfohlen und Kepler hat zuerst 1604 die optische Erklärung gegeben. Aber dem 19. Jahrhundert war es vorbehalten, Wesen und Bedeutung der Kurzsichtigkeit genauer zu erklären.

Wir wissen von zahlreichen Männern der Geschichte, daß sie kurzsichtig gewesen sind, so von Papst Leo X., Leo- nardo da Vinci, Zwingli, Gustav Adolf, Napoleon I, Goethe u. a.

An der Hand vortrefflich ausgeführter Tafeln, die den anatomischen Bau und den dioptrischen Apparat des Auges veranschaulichen, von anatomischen Modellen, mikro- skopischen und makroskopischen Präparaten von gesunden und kurzsichtigen Augen erläutert der Vortragende das Wesen der Kurzsichtigkeit. Sie ist weitaus in den meisten Fällen die Folge einer Achsenverlängerung des Augapfels an seinem hinteren Pol, seltener von stärkerer Brechung der Augenmedien. Während im normalen Auge parallel auffallende Strahlen in der Netzhaut zusammenfallen, treffen sie sich bei dem kurz- sichtigen Auge schon vor der Netzhaut, so daß auf dieser Zerstreuungskreise zustande kommen. Exakte Untersuchungen

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haben ergeben, daB das Auge des Neugeborenen meist weitsichtig ist und daß es erst durch das Wachstum normal- sichtig wird, indem sich der Langsdurchmesser des Auges all- mählich vergrößert. Unter bestimmten Einflüssen, die bis jetzt nur zum Teil erkannt sind, unter denen aber zweifellos die Naharbeit in der Schule eine wichtige Rolle spielt, über- schreitet das Wachstum des Augapfels im Längsdurchmesser die Norm, so daß aus dem ursprünglich weitsichtigen Auge des Neugeborenen erst ein normalsichtiges und schließlich ein kurz- sichtiges Auge wird. Statistische Ermittelungen haben ergeben, daß die Kurzsichtigkeit in der ersten Kindheit nur in einem geringen Prozentsatz vorhanden ist; mit der Naharbeit in der Schule nimmt sie rasch zu, schließlich sind 50-60 Prozent aller Gebildeten bei uns in Deutschland kurzsichtig. Man hat deshalb in der Naharbeit eine wesentliche Ursache des Ent- stehens der Kurzsichtigkeit erkannt; daß sie aber nicht die alleinige Ursache sein kann, geht daraus hervor, daß von anderen Forschern, so auch von dem Vortragenden bei Bauern, die niemals eine Schule besucht haben, bei polnischen Dienst- mädchen und Spreewälderinnen, die nicht lesen und schreiben konnten, sehr hohe Grade von Kurzsichtigkeit festgestellt worden sind.

Geringe Grade von Kurzsichtigkeit sind für den Träger ohne besondere Bedeutung, da sie durch entsprechende Konkav- gläser vollständig korrigiert werden können. Eine geringgradige Kurzsichtigkeit wird sogar vielfach als ein gewisser Vorteil empfunden, insofern sie ein sehr scharfes Sehen in der Nähe ohne Anstrengung der Akkomodation ermöglicht und das Ein- treten der Fernsichtigkeit im höheren Alter hinausschiebt, Stärkere Grade der Kurzsichtigkeit führen jedoch häufig zu einer Abnahme des Sehvermögens und glücklicherweise nur in seltenen Fällen zur Erblindung. Wenn also auch die Kurzsichtigkeit von einem gewissen Vorteil für alternde Gelehrte sein mag, so ist sie doch zweifellos eine schwere Schädigung, die, wenn ihrer Verbreitung kein Einhalt getan wird, die Wehr- haftigkeit der Nation ernstlich bedroht. In jedem Fall ist es unzulässig, die Kurzsichtigkeit als eine zweckmäßige An- passung an die Kultur und an das kulturelle Leben auf- zufassen, oder, wie es Stilling in einer geistvollen, aber

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namentlich von anthropologischer Seite angegrifienen und in manchen Punkten widerlegten Hypothese versucht hat, in ihr lediglich eine Rassenfrage zu erblicken. Vielmehr muß mit allen Mitteln der Hygiene, insbesondere in der Schule, der wir unser Teuerstes, unsere lieben Kinder, anvertrauen, darnach gestrebt werden, einer weiteren Verbreitung der Kurzsichtigkeit entgegen zu arbeiten. Glücklicherweise ist auch bereits durch hygienische Maßregeln, wie sie in der neuesten Zeit in den von mancher Seite bespöttelten „Schulpalästen“ eingeführt sind, der Prozentsatz der kurzsichtigen Schulkinder in einigen größeren Städten Deutschlands erheblich zurückgegangen.

Eine prachtvolle Kollektion von Handzeichnungen des infolge der Kurzsichtigkeit krankhaft veränderten Augen- hintergrundes, die Oberstabsarzt Dr. Brugger in wahrer Künstlerschaft selbst angefertigt hat, erläutert den hoch- interessanten Vortrag, der von den zahlreich erschienenen Zu- hörern mit lebhaftem Beifall aufgenommen wird.

XIV. Sitzung vom 4. März 1905.

Vorsitzender: Dr. August Jassoy.

Mit herzlichen Worten begrüßt zunächst der Vorsitzende den Redner des Abends, Oberstudienrat Prof. Dr. Kurt Lampert, Vorstand des Königlichen Naturalienkabinetts in Stuttgart, der der Gesellschaft seit einer Reihe von Jahren als korrespondierendes Mitglied angehört. Hierauf hält Prof. Dr. Lampert den angekündigten Vortrag:

„Das winterliche Tierleben des Süßwassers und sein Erwachen im Frühling‘.

Der Redner führt in der Einleitung die Zuhörer hinaus auf die spiegelnde Fläche eines gefrorenen Sees. Tot und leer scheint das Wasser und die winterliche Einsamkeit bildet einen schroffen Gegensatz zu dem sommerlichen Leben, das der Redner in einzelnen Zügen vorführt. Wo sind alle die Tiere hingeschwunden, die hier im Sommer zu beobachten sind? Wie bringen überhaupt die Bewohner unserer Gewässer, der Sümpfe, Teiche und Seen, der Quellen, Bäche und Flüsse den Winter zu? Der Redner erinnert zunächst an die physikali- schen Verhältnisse der Gewässer im Winter. Sehr

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seichte Tümpel können völlig ausfrieren bis tief in den Grund hinein; aber schon mäßig tiefe stehende Gewässer frieren be- kanntlich nie aus, sondern unter der Eisdecke, die ein schlechter Wärmeleiter ist, liegt die Wassertemperatur über Null und hat in größerer Tiefe die Temperatur der größten Dichtigkeit des Wassers, 4 4 Grad Celsius, was besonders von allen tiefen Gewässern gilt. Quellen bewahren das ganze Jahr über, auch im heißen Sommer, die gleiche Temperatur und die anderen fließenden Gewässer sind durch ihre Bewegung meistens vor dem Zufrieren geschützt. Schon hieraus läßt sich schließen, daß die Tierwelt in den verschiedenen Gewässern sich verschieden verhalten wird. Am meisten verändert sich das faunistische Bild im Winter in weniger tiefen Gewässern, zu denen ja die Mehrzahl unserer Wasserbecken gehört und denen sich in bezug auf die physikalischen Verhältnisse die Uferzone der großen Seebecken anschließt. Auch hier schlägt die Natur die verschiedensten Wege ein, um ihre Geschöpfe die schlimme Jahreszeit überstehen zu lassen. Unter Anführung von Bei- spielen schildert der Redner, wie die einen Tiere in einen Winterschlaf verfallen, entweder im Schlamm des Teiches oder sogar zu diesem Zweck das Land aufsuchend. Bei anderen ist wenigstens die Lebenstätigkeit herabgesetzt, ohne daß es zu einem eigentlichen Winterschlaf kommt. Bei einer dritten Kategorie wird zwar das Individuum aus der Liste der Lebenden gestrichen, allein in winterharten Eiern oder Dauerkeimen wird die Erhaltung der Art gewährleistet. Diese Schutz- einrichtung als Anpassung an die physikalischen Verhältnisse des Wohnortes und der auf diese Weise sich ergebende regel- mäßige Wechsel zwischen verschiedenen Fortpflanzungsarten gehört mit zu den interessantesten Kapiteln der modernen Wissenschaft der Seenkunde. Für eine Anzahl Süß- wassertiere endlich aber bedeutet die winterliche Zeit durchaus nicht die Zeit der Ruhe, sondern sie sind auch im Winter in voller Lebenstätigkeit, ja für manche fällt sogar die Fortpflanzungsperiode in den Winter. Unter ihnen sind sogar Arten, die nur in der kalten Jahreszeit ihre Existenzbediu- gungen finden; erwärmen sich unter den Strahlen der steigenden Frühlingssonne die seichten Gewässer, so sterben sie ab. Für die Mehrzahl der Bewohner unserer Gewässer beginnt aber

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dann neues Leben. Die Winterschläfer erwachen; aus den Dauerkeimen und Eiern entstehen neue Individuen und bald herrscht wieder das reiche, üppige Leben des Frühlings.

XV. Sitzung vom 11. März 1900.

Vorsitzender: Dr. August Jassoy. Dr. med. L. Laquer spricht über:

„Die Grundlagen der geistigen Minderwertigkeit.“

Geistig hochwertige Gehirne sind leider noch wenig er- forscht; geistig unterwertige Denkorgane haben reiches Material für die Forschung ergeben. Ausgehend von den anatomischen Hirnbefunden bei der im späteren Leben durch Krankheit erworbenen Geistesschwäche (progressive Paralyse), die wir in den letzten Jahren besonders deu Forschungen von Weigert, Nißl und Alzheimer verdanken, bespricht der Vortragende die anatomischen und anthropologischen Grundlagen der drei wesentlichen Formen der angeborenen geistigen Minderwertig- keit, der Idiotie (Blödsinns-Formen), der Imbezillität (Schwachsinn) und der Debilität (Beschränktheit). Er schildert des näheren die bei Idioten bestehenden geistigen Defekte im Gebiete des Verstandes, des Gefühls und der Willensvorgänge und die Veränderungen im Bau des Gehirns, die sie bedingen. Es sind zumeist mehr krankhaft entzündliche Vorgänge, um die es sich hier handelt, als atavistische Rückschläge in frühere tierische Entwickelungsstufen des Menschengeschlechtes. Der Vortragende verteidigt die modernen Anschauungen Guddens und Weygandts gegenüber der alten Virchowschen Lehre, daß die Entwickelung des Gehirns von den Wachstumsverhält- nissen des Schädels abhängig sei (frühzeitige Verknöcherung u.s.w.) Die Sache verhält sich gerade umgekehrt. An der Hand der Schilderung der Wasserköpfe (Hydrocephalen-Gehirne) und der Mikrocephalen (kleinköpfige Gehirne), die der Redner an einer Reihe von Zeichnungen, besonders nach Fleschs Arbeiten demonstriert, rät er zur Vorsicht bei Rückschlüssen auf geistige Fähigkeiten aus Schädelanomalien.

Eine ausführliche Darstellung widmet Dr. Laquer sodann dem Kretinismus, jener in verschiedenen, besonders ge- birgigen Gegenden endemisch auftretenden geistigen und körper-

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lichen Zwerghaftigkeit mit schlaffer, welker Haut und Kropfbildung. Der Zusammenhang der kretinösen Entartung mit bakterienhaltigem Trinkwasser, das Kropf erzeugt, und mit Giftwirkungen, die durch Zerstörung oder Schädigung der ent- giftend wirkenden Schilddrüse im Stofiwechsel entstehen, führt ihn zur Würdigung ‘der Blumschen Versuche an Tieren und der Kocher-Reverdinschen Erfahrungen an Menschen, denen die gesamte Schilddrüse wegen gefahrdrohender An- schwellung entfernt worden war und die dadurch geistige und körperliche Kräfte einbüßten.

Die für die Entstehung der Idiotie und der Imbezillität sehr wesentlichen Momente der Erblichkeit und Entartung leiteten dann über zu den schulärztlichen Beobachtungen Dr. Laquers an den schwachsinnigen Schulkindern der Frank- furter Hilfsschulen. Die körperlichen Gebrechen. und Miß- bildungen, Entartungsmerkmale, die sich dort finden, werden ausführlich erörtert und ihre Bedeutung für die intellektuelleu Fähigkeiten gewertet. Der Vortragende rühmt die Leitung und die Organisation sowie auch die baulichen Verhältnisse in diesen Frankfurter Musteranstalten.

Zum Schlusse geht Dr. Laquer auf die Wichtigkeit der von derärztlichen Wissenschaft erhobenen Befunde für die Pidagogik | und für die soziale Hygiene ein. Er weist nach, ein wie großes Kontingent die Schwachsinnigen zur Kriminalität stellen, wie sich aus ihnen ein großer Teil der jugendlichen und rückfälligen Rechtsbrecher, Bettler und Vagabunden sowie auch der Prostituierten rekrutiert. Auch die Fahnenflüchtigen und Gehorsamsverweigerer unter den Rekruten sind häufig Imbezille.

Da auf dem Boden der geistigen Minderwertigkeit alle die extrasozialen und antisozialen Elemente erwachsen, die die Gesellschaft in besonderen Arbeitsschulen und Anstalten ver- sorgen oder unschädlich machen muß, so muß in richtiger Er- kenntnis dieser von Pädagogik und Heilkunde in harmonischem Zusammenwirken wissenschaftlich begründeten Tatsachen von allen Seiten her der Kampf gegen den Alkoholismus, gegen die Verbreitung der Geschlechtskrankheiten und gegen die Tuberkulose als wesentlichste Ursachen der Degeneration und der Minderwertigkeit einsetzen, wenn das Menschengeschlecht an Geist und Körper stark bleiben soll.

10 XVI. Sitzung vom 29. März 1905.

Vorsitzender: Dr. August Jassoy. Karl Fischer spricht über:

„Bergstürze und Felsschlipfe im Gefolge der Eiszeiten.“

Das Diluvium oder die Eiszeit stellt die vorletzte Periode in unserer-Erdgeschichte dar. Es gehört ihm die Gesamt- heit der meist lockeren Gerölle, Sand- und Lehmbildungen an. Während des größten Teiles dieser Zeitepoche war der ganze europäische Norden vom Inlandeis, die Alpen dagegen von mächtigen Gletschern bedeckt. Man nimmt nun nach neueren Untersuchungen eine viermalige Eiszeit an, deren Absätze getrennt werden durch Sedimente, die in wirtlicheren Zeiten (den Interglazialzeiten) entstanden sind. Diese mußten infolge der ungeheueren, beim jedesmaligen Rückzug der Glet- scher entstehenden Wassermassen Zeiten starker Eresion sein. Gegen diese Gletscherströme sind selbst der mächtige Rhein mit seinen Nebenflüssen kleine Bäche, wenn man bedenkt, daß der diluviale Rhein die ganze Ebene in ihrer vollen Breite durchflutete. Was diese gewaltigen Kolosse an lebendiger Kraft besaßen und in welcher Weise sie den Untergrund, über den sie sich wälzten, bearbeiteten, das zeigen uns heute noch die Katastrophen, die sie hervorzurufen imstande waren, besonders die riesigen Bergstürze in den Alpen an der Glarnischkette, und im Vorderrheintal bei Flims.

Auf zweierlei Art kann man sich die eiszeitlichen Schutt- und Felsrutschungen entstanden denken. Einmal dadurch, daß der Fuß des Berges von dem Gletscherbach unterspült wurde, oder daß nach dem Rückzuge der Gletscher der den Absturz hindernde Gegendruck beseitigt war und die gelockerten Massen, die sonst allmählich abgebröckelt wären, auf einmal fielen.

Durch letzteren Umstand wird sowohl am Glärnisch wie im Vorderrheintal, wo viele Millionen Kubikmeter Felsmassen sich loslösten und das ganze Tal verbarrikadierten, die Kata- strophe hereingebrochen sein. Hoch über dem heutigen Talboden lassen sich heute noch die Grenzen des zum See gestauten Vorderrheins konstatieren.

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Redner gibt nun, angeregt durch die Untersuchungen von Heim und Oberholzer, die eine eingehende Monographie der Bergstürze an der Glärnischkette gegeben haben, ein Bild dieser Erscheinungen, um dann seine eigenen Beobachtungen über Felsbewegungen in der näheren und weiteren Umgebung von Frankfurt zu demonstrieren.

Am Röderberg, der jedenfalls seit der Eiszeit bedeu- tend an Höhe und Steilheit der Gehänge eingebüßt hat, sind Rutschungen zu konstatieren. Eingebettet zwischen eiszeitliche Bildungen (dilaviales Moor und Löß) sind dort Schuttmassen gefunden worden, die den überlagernden tertiären Kalken ent- stammen. In Rheinhessen, wo ähnliche geologische Verhältnisse obwalten, sind die Untersuchungen gerade dieser Diluvialer- scheinungen noch nicht weit gediehen. Nur die verrutschten Cyrenenmergel am Zeilstück bei Weinheim werden schon lange als eiszeitliche Bildungen angesehen. Auch bei Elm im Vogels- berg zeigen isolierte Hügel in der Talsohle, die aus Bergsturz- schutt bestehen und zum Teil von Kies und Schotter bedeckt sind, daß hier einstmals Bergbewegungen stattfanden und ein Stausee das jetzt nur noch von einem kleinen Bach durch- strömte Tal bedeckte.

In Württemberg sind es besonders zwei Horizonte der dort weit verbreiteten Trias- und Juraschichten, die öfters Anlaß zu Felsbewegungen gegeben haben. Es sind die Keupermergel und die plastischen Impressatone, auf denen sich der Steilrand der Alb aufbaut.

Auf den gipsführenden Keupermergeln des Neckartales schossen einst große Schuttmassen in die Tiefe, die nun in dem berühmten Mammutfeld von Cannstatt viele Meter mächtig den Boden bedecken, die Knochen zahlreicher Mammute ein- hüllend, die wahrscheinlich von der Katastrophe überrascht worden sind.

Zahlreich sind die Beispiele, die man für Rutschungen an der Steilwand der Alb anführen könnte. Bei Geislingen und am Michelsberg bei Ulm sind solche nachgewiesen. Leider läßt sich jedoch ihr eventuelles Alter nicht mehr genau feststellen. Am Galgenberg bei Weißenstein hat einst ein ganzer Schichtenkom- plex, in sich kompakt bleibend, den Weg nach dem Tale ein- geschlagen. Liegen auch gleich oft die Gebirge äußerlich schein-

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bar in bester Ordnung, so ist doch manches zerriitteter als wir meinen. Besonders die Eiszeit hat umgestaltend gewirkt und überall sind noch ihre Spuren zu verfolgen. Sie ist vor allem der Bildner der heutigen Formen in Berg- und Flachland ge- worden und in ihr waren es neben den Fitissen oft Bergstürze, die uns den breiten, fruchtbaren Talboden mit Ackern und Wiesen geschaffen haben, auf dem sich die Kulturvölker aus- breiten konnten.

XVII. Sitzung vom 1. April 1905.

Vorsitzender: Stabsarzt Prof. Dr. Ernst Marx.

Da heute der letzte Vortrag im ablaufenden Wintersemester stattfindet, gibt der Vorsitzende einen kurzen Überblick über die Vortragsreihe des letzten Winters. Auch diesmal war es möglich, fast jeden Samstag eine wissenschaftliche Sitzung abzuhalten. Der rege Besuch sämtlicher Sitzungen hat gezeigt, wie sehr dies dem Wunsche der Mitglieder entspricht. Wie die wissenschaftlichen Sitzungen so waren auch die Vorlesungen der Dozenten zahlreich besucht. Auch die Mitgliederzahl der Gesellschaft hat erfreulicherweise in den letzten Monaten wieder bedeutend zugenommen. Während Ende des vorigen Winters etwas über 600 Mitglieder der Gesellschaft angehörten, sind es heute mehr als 730. Der Vorsitzende richtet zum Schluß an die Mitglieder die Bitte, auch fernerhin ihr Interesse der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und ihren Bestrebungen zu bewahren, denn nur dann kann die Gesell- schaft ihre großen Aufgaben erfüllen, die noch viel Hilfe und Mittel erfordern.

Hierauf hält Stabsarzt Dr. L. Drüner einen durch über- sichtliche "Tafeln erläuterten, hochinteressanten, von den zahl- reichen Zuhörern mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag:

„Über die Wirbeltheorie des Schadels.*

Goethe ist von seinen Zeitgenossen als Naturforscher wenig anerkannt worden. Seine Pflanzenmetamorphose und seine Lehre vom Zwischenkiefer des Menschen wurden sehr kühl aufgenommen, ja vielfach abgelehnt. Dies mag vielleicht der Grund gewesen sein, weshalb er mit der Veröffentlichung seiner eingehenderen Begründung der Wirbeltheorie so lange zurück-

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gehalten hat. 1790 auf der italienischen Reise in Venedig kam ihm der Gedanke bei der Betrachtung eines Schafschidels. Er hat damals seine Ideen über den Freundeskreis hinaus nicht bekannt werden lassen. Ein ganz ähnlicher Fund, der eines macerierten Schädels einer Hirschkuh, brachte unabhängig von Goethe 1806 Oken auf ganz ähnliche Ideen und 1807 wurden dieselben von ihm veröffentlicht. So gehört Oken in der Ver- Offentlichung zweifellos die Priorität. Oken nahm drei Wirbel als Bestandteile des Schädels an, Goethe sechs. In den fol- genden Jahren erfreute sich die Wirbeltheorie wechselnder An- erkennung, bis 1858 Huxley ihre Haltlosigkeit nachwies. Huxley zeigte auf Grund des durch zahlreiche Forscher gewonnenen Materials, daß die Entwickelung von Wirbeln und Schädelknochen eine grundverschiedene ist. Da die Gleich- artigkeit der Entwickelung aber die Vorbedingung für die Homologisierung sein muß, kann mit den Ausführungen Hux- leys die ursprüngliche Wirbeltheorie Goethes und Okens als endgültig beseitigt angesehen werden. Erst Gegenbaur nahm 1872 die der Theorie zugrunde liegende Idee der ursprüng- lichen Gleichartigkeit der Wirbelsäule und des Schädels wieder auf. Diese Gleichartigkeit ist aber nicht mehr in dem Zustande des Knochensystems zu suchen. Als Grundlage für die Be- urteilung der ganzen Frage studierte Gegenbaur den Knorpel- schädel der Selachier. Seine Arbeiten stammen aus der klassischen Epoche der vergleichenden Biologie; örtlich und zeitlich sind sie in innigem Zusammenhange mit den grund- legenden Arbeiten E. Haeckels entstanden. Gegenbaur beurteilte die Wirbeltheorie des Schädels in umfassender Weise vom Gesichtspunkte der Deszendenztheorie. Damit fiel ein neues Licht auf alle die Fragen, die sie birgt. Sie ist da- durch für lange Zeit zu dem Hauptproblem der vergleichenden Morphologie geworden. Er unterschied am Schädel einen hinteren vertebralen Teil, der bis zum vorderen Ende der Chorda dorsalis reicht, von dem prävertebralen Teile, von der Hypophysis bis zur Nasenspitze. Für den ersteren nahm er eine segmentale Gliederung an, für den letzteren schloß er eine solche aus. Die wesentlichen Punkte dieser segmentalen Gliederung sah er in den Beziehungen der Kopfnerven und ihrer Muskulatur zu den Kiemenbigen. Der Facialis und

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Glossopharyngeus stellen zwei derartige gleichfirmige Kiemen- bogennerven dar. Mehr von dem Typus hat sich der Trigeminus entfernt, der zu dem vordersten Visceralbogen, dem Kiefer- bogen gehért und vielleicht aus der Vereinigung zweier oder mehrerer segmentaler Visceralbogennerven entstanden ist. Aus dem Vorhandensein der Lippenknorpel ist dies zu vermuten. Auch der Vagus besteht aus der Vereinigung einer größeren Zahl solcher segmental geordneter Nerven, die am Durch- gang durch die Schädelwand zu einem Stamme vereinigt sind. Aus der Gleichartigkeit der peripheren Ausbreitung der Kopf- nerven und der auf einen gemeinsamen Typus zurückzuführenden Form der knorpeligen Kiemenbögen vermutete Gegenbaur, daß auch die Zusammensetzung der jetzt bei den Selachiern einheitlichen Knorpelkapsel im Bereiche der Chorda dorsalis wie bei den Wirbeln einst eine segmentale gewesen sei. Die im Bereiche der Wirbelsäule austretenden Spinalnerven lassen sich nicht ohne weiteres mit den segmentalen Kiemenbogennerven des Schädels vergleichen. Denn während bei den Kiemenbogen- nerven motorische und sensible Bestandteile vereint am Gehirn entspringen und den Schädel verlassen, sind die ventralen motorischen Wurzeln der Spinalnerven von den dorsalen sensiblen, ein Ganglion führenden, weit getrennt. Er verglich die dorsalen Wurzeln der Spinalnerven allein mit denen der Kopfnerven und nahm an, daß die einst auch für jeden Kopfnerven vor- handene ventrale motorische Wurzel bei einigen rückgebildet worden sei, bei anderen in ihrem Verlauf unabhängig von der dorsalen Wurzel geworden sei. So rechnete er zum Trigeminus den Oculomotorius, zum Facialis den Abducens und auch für den Vagus fand er kleine, unabhängig von ihm verlaufende motorisch Wurzeln, die sich mit Spinalnerven vereinigt zur Zungenmuskulatur begeben. Er bezeichnete sie als die ventralen Vaguswurzeln. Die die motorischen Muskeln des Visceralskeletts (Kiemenbogenskeletts) versorgenden Bestandteile der echten Kopfnerven schied er also aus dem Vergleich mit den ventralen Wurzeln der Spinalneren aus und verglich sie mit motorischen Fasern der Spinalnerven, die zur Darm- muskulatur gelangen. Anatomisch und physiologisch ist später das Vorhandensein solcher Nervenfasern in den dorsalen Wurzeln der Spinalnerven bestätigt worden. So war die Übereinstimmung

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zwischen Spinalnerven und Kopfnerven als eine weitgehende anzusehen und die Annahme, daß die jetzt noch in allen Haupt- sachen übereinstimmende Gliederung der Organe des Schädels und der Wirbelsäule sich einst auf die Skeletteile des Schädels erstrecke, hatte ihre volle Berechtigung. Gegenbaur machte die entwickelungsgeschichtlich von vornherein einheitliche Knorpelanlage des Schädels durch die Anpassung an die Funktion als Schutzorgan für Gehirn und Sinnesorgane verständlich.

So ist durch Gegenbaur das Problem der Wirbeltheorie allmählich nur ein kleiner Teil eines umfassenderen Problems, des Problems der Metamerie des Schädels, geworden. Von nun an sind beide von einander nicht zu trennen. Es fanden siclı bald neue Tatsachen, die Gegenbaurs Anschauungen stützten. Bei Froschlarven wurde die Übereinstimmung der Entwickelung des Hinterhauptes mit der des Wirbels zuerst nachgewiesen. Dann folgte bald derselbe Nachweis bei Haifischen, Ganoiden und Säugetieren, bei denen die Angliederung von mehreren Wirbeln an das Hinterhaupt festgestellt wurde. Gleichzeitig damit zeigte aber das Studium der zu diesen Wirbeln gehörigen Nerven, daß die von Gegenbaur als ventrale Vaguswurzeln angesehenen Gebilde mit diesen Kopfnerven nichts zu tun haben, sondern daß sie die mit den Wirbeln in den Schädel ein- gewanderten Spinalnerven sind. Ja es fanden sich sogar die Rudimente von Spinalganglien und dorsalen Wurzeln, die zu ihnen gehörten.

Damit war der Beweis geliefert, daß dieser hinterste Teil des Hinterhauptes, derjenige, der zum 12. Gehirnnerven, zum Hypoglossus, gehört, tatsächlich aus Wirbeln, die mit dem Schädel verschmolzen sind, hervorgeht. Ihre Zahl ist nicht bei allen Klassen die gleiche und auch wenig sicher. M. Fürbringer, der die ganze Frage in einem wunder- baren Werke neu behandelt hat, scheidet diesen aus Wirbeln bervorgegangenen hinteren Abschnitt des Schädels als Neo- kranium von dem Paläokranium, dem die echten alten Gehirn- nerven bis zum Vagus-Accesorius angehören. Dieses letztere zeigt niemals eine segmentale Gliederung des Skeletts und hat wahrscheinlich nie eine den Wirbeln ähnliche Gliederung besessen. Wohl aber sind Nerven und Muskeln in dem Bereiche des Paläokraniums segmental gegliedert.

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Von der alten Wirbeltheorie Goethes und Okens ist wohl nicht viel übrig geblieben. Aber durch alle neuen Unter- suchungen klingt die alte Idee von der ursprünglichen Gleich- artigkeit hindurch. Sie hat zahlreichen Arbeiten die Anregung gegeben. In den schwierigen und immer verwickelteren Pro- blemen der Metamerie des Wirbelkörpers hat sie immer füh- rend gewirkt und den durch die Vertiefung der Forschung neu gewonnenen Rätseln gegenüber wird sie sich weiter bewähren.

„Alle Glieder bilden sich aus den ewigen Gesetzen Und die seltenste Form bewahrt im Geheimen das Urbild.“ (Goethe.)

XVIII. Sitzung vom 7. April 1906.

Erteilung des Soemmerring-Preises.

Vorsitzender: Dr. August Jassoy.

Zur Erteilung des Sömmerring-Preises ist der große Hörsaal des Bibliothekgebäudes mit Blattpflanzen geschmückt, aus deren Mitte die Büste v. Sömmerrings hervorragt. Der Preis zu Ehren des großen Gelehrten wurde 1837 zum ersten Male vergeben. Die Stiftung geht aber noch neun Jahre weiter zurück. Sie resultiert aus den Überschüssen einer Sammlung, aus deren Ergebnis ursprünglich dem gefeierten Samuel Tho- mas von Sömmerring zu seinem 5Ojährigen Doktorjubiläum eine Medaille überreicht werden sollte. Da jedoch die zur Prä- gung einer Medaille erforderliche Summe weit überzeichnet wurde, beschloß man, ein „Prämium“ zu stiften, das dem An- denken v. Sömmerrings für alle Zeiten gewidmet sein sollte und das an dessen Ehrentag, am 7. April, in vierjährigen Perio- den demjenigen deutschen Naturforscher zuerteilt werden sollte, der die Physiologie im weitesten Sinne des Wortes in dem ver- flossenen Zeitraum am meisten gefördert hätte.

Preisgekrönt wurden bisher die folgenden Gelehrten: Ehrenberg, Schwann, Bischoff, Wagner, Kölliker, Mül- ler, Helmholtz, Ludwig, de Bary, von Siebold, Voit, Sachs, Flemming, Roux, Verworn, Born und Nißl. Die für die diesjährige Preiserteilung ernannte Kommission bestand aus den Herren Dr. Albrecht, Prof. Edinger, Prof. Lepsius, Stabsarzt Prof. Marx, Prof. Möbius und Prof. Reichenbach.

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Nach Eréffnung der Sitzung durch den I. Direktor spricht Prof. Edinger als Vorsitzender der Kommission fiber die zum Vor- schlag gebrachten Arbeiten, die den Gebieten der Chemie, Physio- logie, Zoologie und Botanik entnommen waren. Auf ein- stimmigen Vorschlag der Kommission warde der Preis der bota- nischen Arbeit zuerteilt, über die Prof. Möbius in folgender Weise berichtet:

Von hervorragendem Interesse für die ganze Biologie ist das von dem ordentlichen Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Graz Dr. G. Haberlandt im Jahre 1901 herausgegebene Buch: „Die Sinnesorgane im Pflanzen- reich zur Perzeption mechanischer Reize“, Leipzig, 1901, an das sich weitere, ebenso interessante Untersuchungen auf diesem Gebiet anschließen.

Von Sinnesorganen kann man ja bei Pflanzen nur in der Bedeutung sprechen, daß man darunter eigene Perzeptionsorgane zur Aufnahme bestimmter äußerer Reize versteht, Reize, auf die die Pflanzen mit mehr oder weniger raschen Bewegungen reagieren. Als solche Organe sind die folgenden bekannt. Zu- nächst bilden eine besondere Gruppe die, welche zur Wahrnehmung von mechanischen Reizen im engeren Sinne des Wortes dienen und demnach den Tastorganen der Tiere vergleichbar sind. Hierher gehören die Borsten auf dem Blatt der Venusfliegenfalle und der Aldrovanda, einer anderen insektenfressenden Pflanze, die steifen Haare an den Gelenkpolstern der Sinnpflanze, Mimosa pudica, die sogenannten Fühltüpfel an den Ranken der Rankengewächse und an den Drüsenköpfchen des Sonnentaus und die Fühlpapillen an den beweglichen Staubgefäßen, wie an denen der Berberitze. Für die zweite Gruppe kommen in Betracht die Pflanzenteile, die sich in bestimmter Richtung zur Wirkungsrichtung der Schwerkraft einstellen. Hier läßt sich nachweisen, daß in den Zellen gewisser Gewebe die Stärke- körner die Rolle von Statolithen spielen und durch den Druck auf die eine oder andere Seite des Protoplasmaschlauches der Pflanze sozusagen das Gefühl der gegen die Schwerkrafts- richtung eingenommenen Lage beibringen und eine Korrektion dieser Lage bewirken, was wir geotropische Krümmung nennen. Die dritte Gruppe bilden die Sinnesorgane der Pflanze für Lichtreize. Bei gewissen mikroskopischen freibeweglichen

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Pflanzen oder Entwickelungszuständen von Pflanzen fungiert der sogenannte Augenpunkt und das ihm angelagerte Plasma als solches Sinnesorgan, Bei den Graskeimlingen ist die Spitze der Keimblattscheibe ein Lichtperzeptionsorgan. Die Laub- blätter vieler Pflanzen nehmen eine bestimmte Lage zum ein- fallenden Lichte ein und hier sind es die Zellen der Epidermis, deren Plasma infolge ihres an eine Sammellinse erinnernden Baues zunächst empfinden, in welcher Richtung das Licht ein- fällt, und darnach die meistens im Blattstiel ausgeführte Krüm- mung veranlassen. Überall ist die Reizwahrnehmung eine Funktion des lebenden, sensiblen Protoplasmas; wie dieses im Tier- und Pflanzenreich von gleicher Beschaffenheit, wie die Zelle der Elementarorganismus in beiden Reichen ist, so zeigt sich nun auch, daß zur Reizwahrnehmung besondere Organe nicht nur bei deu Tieren sondern auch bei den Pflanzen ausgebildet werden.

Aufgestellte Pflanzen, Wandtafeln und mikroskopische Präparate erläutern den Bericht.

Zum Schluß dankt der Vorsitzende der Preiskommission für die uneigennützige Mühewaltung, der sie sich durch Prüfung der gewaltigen Literatur unterzogen hat, und dem Referenten für die prägnante Darstellung des Ergebnisses der Beratung.

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Museumsbericht.

I. Zoologische Sammlung.

1. Die Säugetiere.

Von den aus dem Zoologischen Garten gelieferten Tieren wurde eiue gauze Anzahl gestopft und montiert; auch wurden aus den Balgvorräten verschiedene Tiere für die Schausammlung aufgestellt, u. a. Equus grevyi M. Edw. d' und Cobus defassa d und 2. Namentlich wurde die Aufstellung der von Carlo Freiherrn von Erlanger geschenkten Säugetiere in Angriff genommen, zu deren Ergänzung uns von Frau Baronin von Erlanger noch ein Girafienfell sowie zwei Felle vom Wasserbock nebst Schädeln geschenkt wurden. Ferner suchten wir durch Be- stellungen und Ankäufe die Lücken in manchen Säugetier- ordnungen auszufüllen und ältere Stücke durch neue zu ersetzen.

Geschenke: Karl Hagenbeck in Stellingen bei Ham- burg und J. Menges in Limburg: eine junge Giraffe, Camelo- pardalis giraffa L., etwa vier Jahre alt, die im hiesigen Zoologischen Garten verunglückt ist.

Herzogl. Sächsische Jagdverwaltung in Hinteriß, Tirol: einen Gemsbock, Rupicapra tragus Gray.

Neue Zoologische Gesellschaft: Myoxus dryas Schreb. und Mus barbarus L. Tunis, Dipus gerboa Olivier, Onychogale frenata Gould und ein wildfarbiges Meerschweinchen.

Ingenieur Paul Prior: 3 Mus musculus L. var. flava.

Karl Koch: Sciurus vulgaris L. var. nigra.

Dr. H. Ehrmann: Balg von Felis marmorata Martens von Sumatra.

H. A. Theophile, Seekamp: einen schönen Perücken- kopf vom Reh.

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Franz Hasselhorst: Putorius vulgaris L. ad. von der deutsch-russischen Grenze.

Dr. A. Seitz: eine Fledermaus von Serra Pablo di Tucuman, Argentinien.

Karl Huth: Mus sylvaticus L. in Spiritus.

H. Müller: 2 Muscurdinus avellanarius (L.).

Frl. E. Römer, Mörs: mehrere Hausratten.

Prof. R. Friese, Berlin: 7 Photographien von seinen größeren Tiergemälden.

Kauf: Neue Zoologische Gesellschaft: Simia satyrus L. & juv., Cercopithecus campbelli Waterh., C. albigularis Sykes 8, Macacus pileatus (Shaw) 9, M. rhesus L. var., Cebus hypo- leucus Humb., Ateles ater F. Cuv. 2 und ein Galago spec., Paradoxurus leucomystax Gray 9, Viverricula malaccensis Gmel. 9, Herpestes robustus Gray 6, Putorius africanus Desmar. 9, Galera barbara L. 9, Hyaena striata L. &, Felis planiceps Vig. et Horsf. d, Felis bengalensis Kerr. 2, Macropus billardieri Desm. d, Onychogale unguifera Gould 9, Myopotamus coypus Mol. 2, Dipus hirtipes L., Tragulus meminna Erxl. 2, Cervicapra isabellina Afzel d, Antilope cervicapra Pall. d juv., Phacochoerus africanus 9, Hyrax capensis Pall. .

J. Menges: Macropus antilopinus Gould du. Q.

Kustos Sparre Schneider, Tromsö: einen weißen und einen blauen Polarfuchs, Canis lagopus L., und 2 Lemminge, Myodes lemmus L. & und 9.

Von Bildhauer Kiesewalter in Breslau wurde ein von ihm angefertigtes Modell des Gorilla-Weibchens, welches ? Jahre im Breslauer Zoologischen Garten gelebt hat, angekauft.

Wissenschaftliche Bentitzung: Dr. M. Hilzheimer, Assistent am Zoologischen Institut in Straßburg i. Els., studierte vom 31. Mai bis 2. Juni die Canidenarten.

Dr. Knud Andersen, London, Br. Museum, entlieh den Typus und das Original von Rhinolophus fumigatus Rüppell, (bereits zurückgesandt).

Die Lokalsammlung. In der Lokalsammlung wurde hauptsächlich an der Her- richtung der Gruppen aus der einheimischen Tierwelt gearbeitet, die in der neuen Schausammlung Aufstellung finden sollen. Der

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Aufruf, den wir zu Beginn des Winterhalbjahres an alle Freunde des Weidwerks um Überlassung von Wild und Jagdtrophäen gerichtet hatten, hat schöne Erfolge gezeitigt; denn gerade im letzten Jahre ist uns eine Reihe prachtvoller Stücke von jagdbaren Tieren zugegangen, auf die wir schon seit Jahren ge- fahndet hatten.

Um aber diese Gruppen bis zu der Eröffnung unseres neuen Museums in der gewünschten Vollständigkeit fertigstellen zu können, bedürfen wir noch weiterhin eines guten Materiales an verschiedenen Tieren, das möglichst frisch und unverletzt in die Bearbeitung durch unsere Konservatoren gelangen muß. Wir richten daher an unsere jagdausübenden Mitglieder und Freunde noch einmal die ergebenste Bitte, auch ferner zur Vollendung dieser Gruppen beizutragen. Zur Kenntnis diene, daß folgende Tiere ganz besonders erwünscht sind:

1. Im Sommerkleid: Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen mit starkem Geweih und Weibchen; Reh, Cervus capreolus L., Männchen mit starkem Geweih ; Dachs, Meles taxus L., Junge; 2. Im Winterkleid: Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen mit starkem Geweih; Fuchs, Canis vulpes L., altes Männchen.

Von Vögeln (namentlich Nestvögel!) sind erwünscht: Wasserhuhn oder Bläßhuhn, F'ulica atra L.; Kiebitz, Vanellus cri- status L.; Regenpfeifer, Charadrius pluvialis L.; Wachtel, Cotur- nix coturniz (L.); Birkhuhn, Tetrao tetrix L., Männchen und Weibchen; sowie einige Auerhennen.

Mehrfach schon haben wir in unseren wissenschaftlichen Sitzungen betont, daß dem Museum eine größere Geweih- sammlung des einheimischen Rot-, Dam- und Rehwildes voll- ständig fehlt, und doch wäre es außerordentlich wichtig, die Geweihbildung und Geweihentwickelung vom Spießer bis zum alten Hirsch mit allen Abnormitäten und Rückbildungen mög- lichst vollständig vorzuführen. Erfreulicherweise ist nun im verflossenen Jahre der erste bedeutende Grundstock zu einer solchen Sammlung dadurch entstanden, daß Se. Exzellenz der Wirkl. Geheimrat Professor D. Dr. Moritz Schmidt-Metzler

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letztwillig seine hervorragende Geweihsammlung einheimischen Rehwildes dem Museum vermacht hat, mit dem ausdrücklichen Wunsche, daß andere Jagdliebhaber seinem Beispiel folgen und die Sammlung vermehren möchten. Dieser Erfolg ermutigt uns, unsere Mitglieder und Freunde noch einmal auf dieses Desiderat unserer Sammlung aufmerksam zu machen.

Geschenke: Seine Durchlaucht der Fürst zu Leiningen ließ uns 3 Frischlinge vom Wildschwein senden und versprach, im nächsten Winter die Felle kräftiger Schweine zur Aufstellung einer ganzen Familie zu schenken.

Oberförster von Gronefeld, Hoyerswerda: 2 Photogra- phien des am 27. Februar 1904 bei Neustadt im Kreise Hoyers- werda erlegten Wolfes, der mehrere Jahre lang dem Wild- stande im dortigen Revier starken Abbruch getan hatte.

A. Sondermann, Paossen in Ostpreußen: Photographie des am 25. November 1901 in der Oberförsterei Schorellen. Kreis Pillkallen, erlegten Luchses.

Robert de Neufville: einen prachtvollen Brunfthirsch, Cervus elaphus L., Zelinender aus dem Taunus.

Robert Osterrieth: einen Zehnender aus dem Spessart.

Dr. von Pander: einen Sechsender aus Oberhessen.

Dr. F. Pachten: einen prächtigen Rothirsch aus dem Vogelsberg.

Regierungsbauführer Theiß: einen Rehbock, Cervus capreolus L., aus dem Taunus.

J. Köllreuter: Rehkitz und jungen Dachs.

Polizeipräsident a. D. von Müffling: ein Rehkitzchen aus Oberhessen.

Karl Acker, Wiesbaden: ein Rehgeweih.

Forstmeister Ruths, Groß-Gerau: einen starken Dam- hirsch, Dama dama (L.), aus dem Groß-Gerauer Park.

Generaldirektor H. Kleyer: Damhirsch 2 und jungen Rehbock.

H. Poppelbaum: einen alten, fetten Dachs, Meles taxus Schreb., 2 aus Oberhessen.

Baron von Erlanger, Nieder-Ingelheim: einen Fuchs, Canis vulpes L., aus dem Schwanheimer Wald.

Fr. Sommerlad: 2 junge Füchse.

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Hermann Müller: 2 Haselschläfer, Muscardinus avella- narius (L.), d und &.

Dr. August Knoblauch: 2 junge Hausratten und eine Ohrfledermaus, Plecotus auritus (L.).

2. Die Vögel.

Auch die Vogelsammlung ist im verflossenen Jahr durch mancherlei Zuwendungen in dankenswerter Weise vermehrt worden. Es schenkten:

Frau Gräfin Schlippenbach geb. Metzler: eine Gruppe verschiedener Arten Kolibri.

Direktor August Abele: Procnias tersa (L.) d, Rampho- coelus brasilius (L.), Pyranga saira (Spix), [cterus jamaicensis Gmel. von W.-Brasilien.

Neue Zoologische Gesellschaft: Poephila castanotis Gould, P. mirabilis des Murs., P. annulosa Gould d, Cracticus destructor Temm. d', Platycercus flaveolus Gould, Geopelia cuneata (Lath.) Australien, &. humeralis (Temm.) 2 Australien, Nothura maculosa (Temm.) Argentinien, Garrulax pectoralis Gould 2 Nepal, Dryonastes chinensis Scop. China, Carpophaga bicolor Scop., Geopelia striata L. 2 Java, Nothura maculosa (Temm.) 2 Argentinien, Dendrocitta rufa Scop. & Bengalen, Estrelda (Stict- ospiza) formosa Lath. d Mittelindien, Columba livia L. d Tunis, Thaumalea amherstiae Leadb. §.

Louis Witzel, Comuna Bärza, Rumänien: Haliaätus albicilla (L.) und 2 Corvus corax L.

Freiherr von Beverförde, Grabenstädt: Botaurus stel- laris L. d juv. und Fuligula marila L. 8.

F. Zeh: 2 Poéphila acuticauda Gould d N.- Australien, Brotogerys jugularis Müll. 2.

J. Menges, Limburg: mehrere Poephila ucuticauda Gould d N.-Australien.

H. Schneider: Palaeornis eupatrius L. d.

J. Köllreuter: Phasianus torquatus L., hahnenfedriges Weibchen.

K. Kullmann: Serinus musicus Vieill. d W.-Afrika.

H. Schumacher: Chrysomitris citrinella L. S.-Europa.

Frau Gehring: Bastard von Fringilla canaria X. carduelis.

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Robert de Neufville: 2 Pharomacrus auriceps Gould d und 9, Ph. antisianus d’Orb. d Venezuela, und Microcichla scouleri Vig. Himalaya.

Kauf: Neue Zoologische Gesellschaft: Platycercus flaveolus Gould d' Australien, Brotogerys chiriri (Vieill.) d Brasilien, Ara ararauna (L.) 2 Brasilien, Carpophaga aenea L. 2 Molukken, Caccabis petrosa (Gmel.) 2 Sardinien, Pavo muticus L. d, Porphyrio calvus Vieill. d Java, Geophaps plumifera Gould d, Struthidea cinerea Gould d' Australien, Treron phoenicoptera (Lath.) d Bengalen, Chrysotis viridigena Cass. $ Mexico, Himantopus himantopus L.

J. Menges, Limburg: Emblema picta Gould (in Spiritus) N. Australien.

W. Schlüter, Halle: Chrysotis pretrei Temm. Rio Grande do Sul, Tanygnathus talautensis M. et Vig. d' Karkelang, Talaut, Palaeornis fasciata (Müll.) 2 Insel Hainan, und Nasierna tristrami Salomon Island. (Vorstehende 4 Papageien-Arten sind aus den Zinsen der Cretzschmar-Stiftung erworben).

Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein: Parus communis tschusü Hellm. S Ober-Italien, 2 Panurus biarmicus occidentalis Tschusi d und ¢ Venetien, 2 Chrysomitris cürinella corsicana König Sardinien, 2 Oceanodroma leucorrhoa Vieill. d u. 2 Holland.

Kustos Sparre Schneider, Tromsö: 2 Somateria spec- tabilis (L.) d u. &.

Hermann Rolle, Berlin: 2 Trichoglossus nigrogularis G. R. Gray d' u. 2 Aru-Inseln, 2 Geoffroyus keyensis Schleg. d u. 2 Key Islands, 2 G. timorlaoensis Meyer & u. 2 Sarat Isl. Tenimber. (Ebenfalls aus den Zinsen der Cretzschmar- Stiftung erworben).

K. Bock: Vanellus vanellus (L.) d.

Die Lokalsammlung.

Prof. Dr. M. Möbius schenkte: Cuculus canorus L. d.

Willy Balzar: Dryocopus martius L. d ad.

F. W. Fix, Fechenheim: Anser albifrons Scop.

Direktor W. Drory: Garrulus glandarius L. &, Accipiter nisus L. 2.

Robert de Neufville: Scolopax rusticola L. &.

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Neue Zoologische Gesellschaft: Anser segetum L. d, Addon luscinia (L.) 3, Accentor modularis (L.) d.

K. Kullmann: Cuculus canorus L. juv. aus dem Neste eines Rotkehlchens.

‘Die Nestersammlung wurde durch folgende Gaben bereichert:

L. Kuhlmann: Nest von Regulus ignicapillus Temm.

K. Kullmann: Nest und zwei Hier von Sylvia hortensis L., Nest von Anorthura troglodytes (L.), Nest von Acanthis linaria L. von Muettas murail ca. 2200m hoch, und von Sylvia curruca L- 1950m hoch.

K. Koch: Nest von Fringilla coelebs (L.).

H. Bickhardt: Nest von Chelidonaria urbica (L.) aus Neuwied.

Polizeirat M. Kuschel, Guhrau: 2 Nester mit Gelegen von Acredula caudata L. und Sylvia sylvia (L.).

Herr Kuschel besichtigte ferner in Neiße eine uns zum Kauf angebotene, größere Sammlung biologischer Vogelgruppen und erstattete darüber ein Gutachten, wofür ihm auch an dieser Stelle der verbindlichste Dank ausgesprochen sei.

Wissenschaftliche Benützung: Dr. O. Neumann, Berlin, entlieh zum Vergleich 20 Vögel, die bis auf Anthus sor- didus Rüppell (2 Stück) wieder zurückgesandt wurden.

Prof. A. Reichenow, Berlin, entlieh Eremomela viridi- flava Hart. zum Vergleich, (bereits zurückgesandt).

Das Zoologische Institut in München sandte 2 entliehene Crax-Arten, C. blumenbachi und C. globulosa, zurück.

Robert de Neufville.

3. Die Reptilien und Batrachier.

Alle noch im Museum stehenden älteren Vorräte meist zurückgestellte Dubletten und alles, was im Laufe des Jahres neu einging, wurde durchbestimmt und neu eingereiht oder dem Dublettenmaterial endgültig zugewiesen. In der nachfolgenden Aufzählung der Neuerwerbungen findet sich infolgedessen auch eine Anzahl von Materialien, die, schon in früheren Jahren geschenkt oder gekauft, erst jetzt der Sammlung eingefügt werden konnten.

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Von besonderem Werte für uns war diesmal der Ankauf einer Lederschildkröte (Sphargis coriacea L.), einer Seltenheit ersten Ranges, die uns immer noch gefehlt hatte, sowie das Geschenk Dr. Adolf Reichards seiner gesamten Ausbeute an nordamerikanischen und westindischen Kriechtieren, wovon namentlich alle Arten der Cayman-Inseln für unsere Sammlung neu waren. Teilweise sehr kostbar sind auch die uns von den Museen in Lübeck und Wien überlassenen Stücke und die von Dr. Fr. Werner im Tausch erworbenen Arten.

Für unsere deutsche Fauna dürften einige neue Fund- orte von Interesse sein, die ich im Laufe der Jahre 1904 und 1905 feststellen konnte. So fing ich am 23. April 1904 ein eiertragendes d‘ von Alytes obstetricans (Laur.) dicht am Forst- hause Friedrichsbrück bei Hessisch-Lichtenau an der Süd- spitze des Kauffunger Waldes in 490 m Meereshöhe Bei Bickenbach an der Bergstraße wurde von mir am 7. August 1904 neben Rana temporaria L. und Hyla arborea (L.) auch Pelobates fuscus (Laur.) in einem Stück nachgewiesen. Von Pelobates erhielt ich auch 1905 im Frühjahr zwei lebende Stücke, die in Bockenheim und Rödelheim bei Frankfurt a. M. im Überschwemmungsgebiete der Nied gefangen worden waren. Ein Stück von Tropidonotus tessellatus Laur. konnte ich am 2. Sept. 1904 an der Lahn zwischen Nassau und Ems, dicht bei dem Städtchen Nassau, greifen. Am 21. April 1905 fand ich Coronella austriaca Laur. an der , Wasserlochschneise“ im Walde bei Raunheim a. M., am 21. Mai 1905 Bufo vulgaris Laur. auf der Rheininsel „Kühkopf“ bei Goddelau-Erfelden, am 2. Juli 1905 und am 18. Juli 1905 Rana agilis Tho. auf der „Kosakenschneise* südlich vom Ebertsberg bei Dietzenbach und am ,Buchschlag* bei Sprendlingen in Starkenburg und am 2. Juli 1905 drei Stück Bombinator pachypus Bonap. in den Steinbrüchen nördlich von Dreieichenhain.

Geschenke: Neue Zoologische Gesellschaft: Ranu catesbyana Shaw und Bufo lentiginosus Shaw var. americana Holbr., Östl. Verein. Staaten; 2 Molge hagenmulleri (Lat.), Oran (Algier); 2 Crocodilus porosus Schneid., Ost-Indien ; 2 Cinosternum odoratum (Daud.), Ost. Ver. Staaten, Hardella thurgi (Gray) $, Nordindien, Chrysemys picta (Schneid.), Östl. Ver. Staaten, und Chr. ornata (Gray), Mexiko, Ocadia sinensis Gray, Stid-China,

167*

Malacoclemmys terrapen (Schépff) und M. lesueuri (Gray), Ostl. Ver. Staaten, 2 Damonia reevesi (Gray), China, Emys orbicularis (L.) dé, Europa, 2 Cyclemys amboinensis (Daud.) juv., Borneo, Testudo argentina Sclat. 2, Argentinien, 7. elegans Schöpfi, Ceylon, T. ibera Pall., Syrien, und 7. horsfieldi Gray § u. halbw., Turkestan, Chelone imbricata (L.), Indischer Ozean, Thalassochelys caretta (L.) halbw., Mittelmeer, Sternothaerus nigricans (Donnd.), Madagaskar, und 2 St. derbyanus Gray, West-Afrika, Hydromedusa tectifera Cope und Hydraspis hilairei D. B., Brasilien, Trionyx muticus Les. und 8 Tr. spinifer Les., Östl. Ver. Staaten; Ophisaurus ven- tralis (L.), Ost). Ver. Staaten, Varanus niloticus (L.), Ägypten, V. gouldi (Gray), Australien, V. cumingi Mart., Mindanao (?), und 2 V. punctatus (Gray), West-Australien, Iguana tuberculata (L.), Süd-Amerika, Ctenosaura acanthura (Shaw) typ. $, Mexiko, Cnemidophorus ocellifer (Spix), Brasilien, Amphisbaena plumbea Gray, Mendoza (?), Egernia stokesi (Gray) und Trachysaurus rugosus (Gray), West-Australien; Python spilotes (Lacép.) typ., Neusüdwales, Tropidonotus natriz (L.) var. picturata Jan, Südost- Europa, und Tr. fasciatus (L.), Ostl. Ver. Staaten, Zamenis mucosus (L.), Ostindien, Spilotes pullatus (L.), Brasilien, Coronella getula (L.) var. californiae Cope, Westl. Ver. Staaten, 2 Abastor erythro- grammus (Daud.), Mississippital, Heterodon platyrrhinus Latr., Östl. Ver. Staaten, Trimerorhinus rhombeatus (L.), Natal, Acanth- ophis antarcticus (Shaw), Neustidwales, und Vipera ursinü Bonap., Laxenburg bei Wien.

Kousul Karl Fleischmann, Guatemala: Spelerpes varie- gatus (Gray) var. salvini Gray; Lygosoma (Liolepisma) assatum (Cope); Polyodontophis annulatus (D. B.), Streptophorus atratus (Hall.) var. sebae D. B. und Str. labiosus Boct., Drymobius margaritifer (Schleg.) und Dr. boddaerti (Sentz.) var. D, Coluber lineaticollis (Cope), 8 Rhadinaea godmani (Gthr.), Urotheca elap- oides (Cope), Leptodira albofusca (Lacép.), 2 Himantodes cenchoa (L.), Oxybelis acuminata (Wied), Elaps fulvius (L.) typ. und 5 var. nigrocincta Gir., Lachesis bicolor (Boct.) und 4 L. nummifera (Rüpp.), sämtlich aus Guatemala.

Prof. Dr. O. Boettger: Rana agilis Tho. 2 vom Eberts- berg bei Dietzenbach und Rana temporaria L. vom Deutschherrn- weiher bei Offenbach und aus der „Wanz“ bei Kelsterbach; Chrysemys cinerea (Bonn.), Milwaukee, Wis., Ischnognathus lineatus

-

168*

(Hall.), St. Louis, Missouri, Helminthophis frontalis (Pts.), Costa Rica, Coluber rufodorsatus Cant., Peking (Nord-China), und Simocephalus guirali (Mocq.), Kamerun.

Aus Venezuela: Zahlr. Dendrobates tinctorius (Schueid.), 2 Leptodactylus pentadactylus (Laur.) juv. und 2 L. discodactylus Bigr. juv., 2 Paludicola sp. juv., zahlr. Bufo crucifer Wied, mehrere B. typhonius (L.) juv., 5 Hyla crepitans Wied; 2 Cro- codilus americanus Laur. juv.; mehrere Hemidactylus mabuia (Mor. de Jonn.), Anolis fuscoauratus d’Orb. 3 juv., Uraniscodon plica (L.) juv., Ophryoessa superciliosa (L.), Iguana tuberculata Laur. juv., Centropyx calcaratus Spix, Amphisbaena fuliginosa L. ; Boa constrictor L. 2 Embryonen, Coluber corais Boie Kopf und Xenodon severus (L.) Kopf, Thamnodynastes nattereri (Mik.) var. strigata Gthr., Leptodira albofusca (Lacép.), Oxyrrhopus neuwiedi (D. B.) und Homalocranium melanocephalum (L.) juv.

Vom Oberen Amazonas: Bufo marinus (L.) und Hyla granosa Bigr., Iquitos; Tupinambis nigropunctatus Spix, Rio Huallaga (Ecuador), Ameiva surinamensis (Laur.) d, $ und juv., Iquitos; Typhlophis squamosus (Schleg.), Iquitos, Ilysia scytale (L.), Rio Tocantins, Spilotes pullatus (L.), Iquitos, Herpetodryas carinatus (L.) var. B und Leptophis ortoni Cope, Tocantins, Atractus latifrons (Gthr.) und A. elongatus n. sp., Iquitos, Ozyr- rhopus petolarius (L.) var. digitalis Rss. und Ozybelis argentea (Daud.), Tocantins, Elaps corallinus Wied und Lachesis lanceolata (Lacép.), Iquitos.

Naturalienhändler Hans Fruhstorfer, Berlin: Rhaco- phorus sp. und Gecko monarchus (D. B.) aus Tongking und Tropidonotus vittatus (L.), Tr. trianguliger Boie, Tr. subminiatus Schleg., Tr. chrysargus Schleg. und 3 Tr. piscator (Schneid.), sowie Dryophis prasinus Boie aus Java.

W. Post: Rana temporaria L. einj. vom Königsbrünnchen bei Frankfurt a. M. und 2 Molge alpestris (Laur.) von Egels- bach bei Darmstadt.

Prof. Dr. med. L. Edinger: 3 Zamenis gemonensis (Laur.) typ., Italien.

Oberingenieur Karl Brandenburg, Szeged (Ungarn): Bufo viridis Laur.; Anguis fragilis L. var. colchica Dem., 2 Lacerta viridis (Laur.) und 2 ZL. muralis (Laur.); Tropi- donotus natrix (L.) und 2 Tr. tessellatus (Laur.), 2 Zamenis

169%

gemonensis (Laur.) var. frabalis Pall., Coronella austriaca Laur. und 3 Vipera ammodytes (L.), simtlich von Orsova im Banat.

Askott Kumss, Berlin: Clemmys caspia (Gmel.) var. rivulata Val. ‚Dalmatien ; 2 Tarentola mauritanica (L.), Nord-Afrika, Agama stellio L., West-Syrien, Sceloporus microlepidotus Wiegm., Mexiko, Lacerta muralis (Laur.) var. tiliguerta Gmel., Süd-Europa, Algiroides nigropunctatus (D. B.), Korfu; Tropidonotus natrix (L.), Dalmatien, und Tr. piscator (Schneid.), Brit. Ost-Indien, Chlorophis heterolepidotus (Gthr.), Tropisches Afrika, und Oxyrrhopus trigemi- nus D. B., Brasilien.

Lorenz Müller-Mainz, Kunstmaler in München: 2 Lacerta muralis (Laur.) var. brueggemanni Bedr., Bologna (Mittel- italien), und Crotalus confluentus Say var. atror B. Gir., Texas.

KonsulL. Ratazzi, Fremantle, West-Australien: Moloch horridus Gray, 400 engl. Meilen N.O. von Perth (West-Australien).

Prof. Dr. L. v. Heyden, Major a. D.: 2 Draco volans L. d, Calotes jubatus (D. B.), Tropidonotus subminiatus Schleg. juv. und Tr. vittatus (L.), Dendrophis pictus (Gmel.) und Doliophis intestinalis (Laur.) von Samarang auf Java.

+ Theodor Kolb, Kaufmann in Madras: 2 Emyda vittata Pts.; 2 Varanus bengalensis (Daud.) juv.; Eryx conicus (Schneid.), Chersydrus granulatus (Schneid.), 2 Tropidonotus piscator (Schneid.), Helicops schistosus (Daud.), Zamenis mucosus (L.) juv., Dendrophis pictus (Gmel.), Hydrophis fasciatus (Schneid.) und H. leptodırus Cant., Distira ornata (Gray), Bungarus candidus (L.) var. caerulea Daud. und 2 Vipera russelli (Shaw), sämtlich von Madras, Brit. Ost-Indien.

Karl Heurich, Brautechniker: Bufo marinus (L.); Tachy- menis peruviana (Wiegm.) und Philodryas elegans (Tschudi) von Mollendo, Sid- Peru.

Hans Möbius: Emys orbicularis (L.) juv.

Dr. med. Paul Krefft, Steglitz bei Berlin: Rana limno- charis Wgm. d' von Kobe und R. buergeri (Schleg.), Arimatal bei Kobe (Japan); 4 Rhinoderma darwini D. B. adult. und 4 totgeborene Larven, sowie Leptodactylus kreffti Wern., Borboro- coetes taeniatus (Gir.) halbw., 2 Paludicola bibroni (Tschudi) halbw. und Bufo spinulosus Wiegm. juv. von Corral in Chile, Bufo melanostictus Schneid., Hemidactylus bowringi (Gray) juv.

10

und Cerberus rhynchops (Schneid.) juv. von Singapore und Leptodira personata Cope aus Mexiko.

+ Konsul Anton Stumpff aus Homburg (Höhe): Ein zweites halbwüchsiges Stück des seltenen Uroplates ebenaui Bttgr. von Nossibé.

Kustos Dr. Fritz Römer: Rana temporaria L. von Fjösanger bei Bergen (Norwegen) und 3 Bufo vulgaris Laur. von Espevär (Norwegen), 2 Hyla arborea (L.) und 2 Salamandra maculosa Laur. aus der Umgegend.

+ Konsul Dr. O. Fr. v. Moellendorff: 16 Rana sanguinea Bttgr. und 6 halbw. R. ¢igrina Daud. von Culion (Calamianes), 6 R. macrodon Tschudi, Ormoc auf Leyte, 29 Micrizalus natator (Gthr.), Culion und Ormoc, zahlr. Rhacophorus leucomystax (Grav.), Culion und Samar; Draco everetti Bigr. d, Dinagat, und Dr. ornatus (Gray) und 7 Dr. spilopterus (Wiegm.), Montalban bei Manila (Luzon); 15 Calotes marmoratus (Gray), Culion; 7 Oxyrhabdium modestum (D. B.), Samar, 9 Dendrophis pictus (Gmel.), Culion und Samar, Dendrelaphis caudolineatus (Gray), Culion, Dipsadomorphus angulatus (Pts.) und 2 Psammodynastes pulverulentus (Boie), Samar, 9 Dryophis prasinus Boie, Culion und Samar, 14 Distira cyanocincta (Daud.), See Taal auf Luzon, und 4 Doliophis bilineatus (Pts.), Culion, Philippinen.

B. Kahn jun.: Philodryas psammophideus Gthr. von Salta, Prov. Tucuman (Argentinien).

Frau Fischer: Tropidonotus natrix (L.) von Bad Boll in Württemberg.

+ Franz Sikora, Naturalienhindler in Wien: Rana labrosa (Cope) und Megaliralus mocquardi n. sp., Fort Dauphin, und 2 Phelsuma lineatum Gray, Mabuia gravenhorsti (D. B.) und Acontias holomelas Gthr., Anvoka, zwischen Tamatave und Tana- narive, Ost-Madagaskar.

Prof. Dr. L. Kathariner, Freiburg (Schweiz): Gehyra mutilata (Wgm.) und 3 Lygosoma (Keneuxia) smaragdinum Less. Yap, Westliche Karolinen, und Anolis nebulosus Wiegm. d', Mexiko.

San.-Rat Dr. med. A. Libbertz: 2 Eier von Testudo yraeca L.

Konservator Ad. Koch: Lacerta muralis (Laur.), Oberst- dorf im Algäu.

11°

Dr. phil. Adolf Reichard:

Aus der Umgebung der Mammuthihle in Kentucky, U.S. A.: Bufo vallicos Wiegm.; Molge viridescens (Raf.) ; Ischnognathus occipitomaculatus (Stor.), Zamenis constrictor (L.) var., Heterodon simus (L.) juv., Contia aestiva (L.), Coronella punctata (L.) var. pulchella Jan und Cemophora coccinea (Blum.).

Von Grand Cayman, Große Antillen: Zahlreiche Anolis conspersus Garm., 8 Liocephalus varius Garm. und Dromicus angulifer Bibr. var. caymana Garm.

Aus Jamaika: Hylodes martinicensis Tschudi von Accom- pang und 5 H. luteolus (Gosse) von St. Andrews und Montego Bay, Bufo marinus (L.); Chrysemys scripta (Schöpff) var. rugosa Shaw d'; 2 Sphaerodactylus argus (Gosse) und zahlr. Anolis sagrae D. B., Montego Bay, zahlr. A. lineatopus Gray, St. Andrews, und zahlr. A. grahami Gray und A. edwardsi Merr. von Accom- pang und Montego Bay; Liophis callilaemus (Gosse), Montego Bay.

Aus Haiti: Hylodes lentus Cope, Bufo gutturosus Latr. und 4 Hyla ovata (Cope), Cap Haitien; zahlr. Anolis cybotes Cope von Cap Haitien und Port au Prince, zahlr. A. chlorocyanus D. B., Cap Haitien, Port au Prince und Plaisance, A. ricordi D. B. d, Cap Haitien, und 4 A. distichus Cope von Cap Haitien und Plaisance, 8 Ameiva chrysolaema Cope, Cap Haitien und Port au Prince; 3 Ungalia maculata (Bibr.) und Liophis melanonotus Shaw, Cap Haitien, 9 L. parvifrons (Cope), Cap Haitien und Plaisance, 10 Uromacer oxyrhynchus D. B., Cap Haitien, Plaisance und Fort Liberté, 4 TU. catesbyi (Schleg.) und Hypsirhynchus ferox Gthr., Cap Haitien.

Aus Surinam: Ayla boans Gthr. und Philodryas viridis- simus (L.) juv.

Prof. Dr. Alfr. Voeltzkow, Straßburg (Elsaß): 6 Rana mascareniensis D. B., Majunga, 18 R. labrosa (Cope) und zahlr. Rhacophorus tephraeomystac (A. Dum.) und 21 Rappia renifera Bttgr., Majunga und Menabe; Phyllodactylus bastardi Mocq. und 2 Bluesodactylus boivini (A. Dum.), Menabe, Hemidactylus frenatus D. B., H. mabuia (Mor. de Jonn.), 30 Mabuia elegans (Pts.), 54 Voeltekowia mira Bttgr. und Hoplurus sebae D. B., Majunga, 6 Chamaeleon verrucosus Cuv. und 14 Ch. lateralis Gray, Menabe, 9 Ch. oustaleti Mocq., Majunga und Menabe; 5 Typhlops braminus (Daad.), 6 7. boettgeri Bigr. und Polyodontophis torquatus (Blgr.),

172"

Majunga, Dromicodryas bernieri (D. B.), Tropidonotus lateralis (D. B.) und Ithycyphus miniatus (Schleg.), Menabe, 4 Mimophis mahfalensis (Grand.), Majunga und Menabe, und Podocnemis madagascariensis (Grand.) typ. und var. bifilaris Bttgr., Panzer, Majunga, West-Madagaskar.

A.W.Lindholm, Kaufmann, in Wiesbaden: Chrysemys scripta (Schöpff) var. elegans Wied, Verein. Staaten.

Paul Prior, Hütteningenieur: Molge cristata (Laur.) var. karelini Str. $, Italien (?), und M. marmorata (Latr.) 9, Spanien, M. aspera (Dug.) $, Pyrenäen, und M. montana (Savi) d und $, Korsika; Lacerta viridis (Laur.) d und $, L. muralis (Laur.) 9, und L. vivipara Jacq. 2, sämtlich von Braubach a. Rh.

Dr. med. Aug. Knoblauch: Pelobates fuscus (Laur.) ohne Hinterbeine von Enkheim, Salamandra maculosa Laur. typ., gef. am 17. Apr. 1905 im Walde nahe bei der Mainneckar-Bahnstation Sprendlingen in dem Quadrat zwischen Wildscheuer-, Molken- born-, Brunnen- und Blechschneise, in nächster Nähe der letzteren, sodann ein halbw. Stück vom Dachsteich bei Egelsbach nächst Darmstadt, 1 Stück von Allerheiligen im Schwarzwald 1 Stück von Schmitten im Taunus mit partiellem Albinismus und 2 Ste. der var. corsica Savi vom Prunellital bei Bastelica auf Korsika. Weiter 6 Lacerta vivipara Jacq. von Niedern- hausen (Taunus), 3 Eier von Emys orbicularis (L.) und Sala- mandra caucasia Waga d‘ vom Lomis-Mta bei Borshom, Trans- kaukasien, Sal. atra Laur. neugeborene Junge mit äußeren Kiemen, Sal. maculosa Laur. var. algira de Bedr. von Böne in Algerien, Chioglossa lusitanica Boc. von Coimbra mit abgeworfenem Schwanz und Bombinator pachypus Bonap. von Sprendlingen.

A. Dubois: Vipera berus (L.) von Vilbach bei Bad Orb.

F. Derlam: Vipera berus (L.) von Kämmerzell bei Fulda.

+ Oberlehrer J. Blum: 3 Cylindrophis rufus (Laur.), Tropi- donotus piscator (Schneid.) und Tr. vittatus (L.), 2 Dendrophis pictus (Gmel.), 3 Hypsirhina enhydris (Schneid.) var. bilineata Gray und 2 H. plumbea (Boie), sowie 2 Dryophis prasinus Boie aus Java.

Prof. L. v. Méhely, Budapest: Lacerta horvathi v. Meh. d und $, Jasenka, Kapella-Gebirge, Süd-Croatien.

Dr. med. K. Vohsen: Molge hagenmulleri (Lat.) juv., Tunis.

173*

Kauf: W.T.H. Rosenberg, London: Atelopus elegans (Blgr.), Paramba, 3500‘, Ecuador, und 2 Hylodes raniformis Bigr., 3 Hyla variabilis Blgr. und 3 Anolis rosenbergi Blgr., Buenaventura, U.S. Columbia.

Dr. phil. Franz Werner, Wien: Chamaeleon fischeri Reichenow, Deutsch - Ostafrika.

Ferd. Weichberger, Naturalienhändler, Wien: Nectes pleurotaenta (Bleek.), Borneo; Sphargis coriacea (L.) junges Exempl. in Spiritus, Atlantischer Ozean; Chamaeleon laevigatus (Gray) Torn. 9, Uganda, Brit. Ostafrika, und Epicrates augulifer Bibr., Cuba.

Dr. E. Hoffmann, Nirnberg: Sceloporus spinosus Wiegm. d und 3 9, Phrynosoma orbiculare (L.) var. cortezi Boct.; Boa imperator Daud., 2 Tropidonotus ordinatus (L.) var. macrostemma Kenn. und Tr. melanogaster Pts., Zamenis lineatus Boct., 2 Co- luber triaspis Cope, Coronella regalis (B. Gir.), 2 Hypsiglena affinis Blgr. und Trimorphodon ypsilon Cope, sämtlich aus Guadalajara, Mexiko.

Albr. Haas in Curitiba, Staat Parana, Brasilien: Anzso- lepis undulatus (Wiegm.), 2 Ophiodes striatus (Spix), Amphisbaena darwini D. B.; 2 Helicops pictiventris Wern., Herpetodryas carinatus (L.) var. becarinata Wied, 4 Liophis poecilogyrus (Wied) und L. typhlus (L.), 4 Rhadinaea jaegeri Gthr. und 6 Rh. merremi (Wied), Aporophis flavifrenatus (Cope), Xenodon merremi Wagl., X. neuwiedi Gthr. juv. und 3 X. guentheri Bigr., Oxyrrhopus doliatus D. B. und 2 O. haasi n. sp., 2 Philodryas aestivus (Schleg.), Ph. olfersi (Licht.) var. latirostris Cope und 2 Ph. schotti (Schleg.), 4 Thamnodynastes natterert (Mik.) var. A, B, C und D (= var. strigata Bigr.), 3 Elaps frontalis D. B., Leptognathus mtkani (Schleg.) var. B und 5 Lachesis lanceolata (Lacép.), sämtlich aus dem Staate Parana, Brasilien.

Jul. Michaelis, Berlin: Hlosta nasus (Licht.), ein neues Genus der Leptodactyliden, Leptodactylus ocellatus (L.), Palu- dicola olferst (v. Mts.) und P. gracilis Blgr., Ceratophrys appen- diculata Gthr. und C. boiei Wied, Bufo crucifer Wied und B. marinus (L.), Hyla nasica Cope, H. faber Wied, H. aff. mesophaea Hens., H. marginata Blgr., H. bischoffi Blgr., Hyla 2 sp., Hylella all. carnea Cope, Phyliomedusa sp.; Enyalius catenatus (Wied) var. paulista v. Jher.; Urostrophus vaulieri D. B., Tupinambis

174"

teguixin (L.), Ophiodes striatus (Spix), Lepidosternum mieroce- phalum (Wagl.), Mabuia dorsovittata Cope; Rhadinaea merremi (Wied) und Rh. poecilopogon Cope, Herpetodryas carinatus (L.) var. bicarinata Wied, Xenodon neuwiedi Gthr. und Philodryas serra (Schleg.) aus Theresopolis, Staat Sta. Catharina, Brasilien.

Askott Kumss, Berlin: Gehyra oceanica (Less.). Tonga- tabu, Fidji-Inseln, Hoplurus quadrimaculatus A. Dum., Mada- gaskar, Enyalius catenatus (Wied) juv., Brasilien; Typhlops reginae Blgr., Queensland, Leptodira annulata (L.), Trop. Süd- Amerika, und Denisonia nigrescens (Gthr.), Queensland.

Tausch: Dr. phil. Franz Werner, Wien: Rana mas- careniensis D. B., Ägypten, R. aequeplicata Wern., Kamerun, R. modesta Blgr., Celebes, R. novae-britanniae Wern., Neuguines ; 4 Calotes brevipes Wern., Tongking, Hoplurus quadrimaculatus A. Dum., Ost-Madagaskar, Mabuta oxorit Boc., Insel Annabom, Westafrika, Lygosoma (Riopa) guineense (Pts.), Atakpame iu Togo. Chamaeleon o’shaughnessyi Gthr. d und Ch. brevicornis Gthr. dg und $, beide Arten aus Ost-Madagaskar; Troptdonotus grahami B. Gir., New Orleans und Tr. tazisptlotus Say, Kalifornien (?), sowie Dryophis xanthoxonus Boie Java.

K. K. Naturh. Hof-Museum in Wien: Chamaeleon monachus Gray d vom Hagiergebirge auf Sokotra.

Naturh. Museum in Lübeck durch Prof. Dr. Heinr. Lenz, daselbst, gegen Dubletten der Reiseausbeute Dr. Ad. Reichardts: Rana limnocharis Wiegm. d und 3 und 2 Callula pulchra Gray aus Bangkok (Siam); Hyla pulchella D. B., Rio Grande do Sul; Eunertes murinus (L.), Alto Amazonas (Brasilien), Tropidonotus laevissimus (Gthr.), Kapland, Tr. ordinatus (L.) typ., Süd-Carolina, und Tr. compressicauda Kenn, (vermutlich aus Florida), Boodon infernalis (Gthr.), Kapland, Simocephalus sthenophthalmus (Mocq.) vom Kamerungebirge in 8— 900 m Höhe, Lystrophis dorbignyi (D.B.), Rio Grande do Sul, Carphophes amoenus (Say), Newport (? Florida), und Philodryas aestivus (Schleg.). Rio Grande do Sul.

Naturhist. Museum in Basel durch Dr. phil. Jean Roux, daselbst: Rana heradactyla Less. juv., Malabar, R. hale- cina Kalm 9, Nord-Amerika, R. breviceps Schneid., Sidost-Celebes, R. cyanophlyctts Schneid. 2, 2 Rhacophorus microlympanum

175*

(Gthr.) 9, Rh. eques (Gthr.) d und $ und Izalus leucorhinus v. Mts. 9, sämtlich von Ceylon, Megalizalus madagascariensis (D. B.) 2, Madagaskar, Sphenophryne celebensis F. Müll. 2, Celebes, Ceratophrys amertcana (D. B.) $, Uruguay, Bufo kelaarti Gthr. ® und juv., Ceylon, und B.canalifer d und B. valliceps Wiegm. 9, Guatemala, Ayla pulchella (D. B.) d, Uruguay, und H. aurea (Less.) 2, Sydney, Bombinator pachypus Bonap. d und $, Groß- Hüningen bei Basel; Molge hagenmullers (Lat.) 9, Bona (Algerien), und Amblystoma tigrinum (Green) d, Neumexiko, Hemidaectylus bowringi (Gray) 9, Prov. Kanton (Süd-China), und H. gleadowi Murr. d, Ceylon, Calotes nigrilabris Pts. d‘, Sitana ponticeriana Cuv. dy Cophotis ceylanica Pts. d, Otocryptts bivittata Wiegm. 2 und Ceratophora stoddarti Gray ¢ und $, sämtlich von Ceylon, Bastliscus vittatus Wiegm. d und Ameiva undulata (Wiegm.) d von Guatemala, Lacerta laevis Gray d, Palästina, Lygosoma (Hinulia) nigrilabre (Gthr.) juv. und L. (Emoa) atrocostatum (Less.) juv. von Celebes, L. (Liolepisma) guichenoti D. B., Neu- südwales, und L. (Homolemda) taprobanense (Kel.) d, Ceylon, Acontias monodactylus (Gray) 3, Ceylon; Typhlops punctatus Leach var. Aa, Christiansburg, West-Afrika, und T. mirus Jan, Stlybura melanogastra (Gray) d‘ und Rhinophis planiceps Pts. d und Rh. trevelyanus (Kel.) d’ von Ceylon, Thamnodynastes natterert (Mik.) $, Uruguay, Dendrelaphis tristis (Daud.), Ceylon, und Oltg- odon bitorquatus Boie, Java.

Wissenschaftliche Benützung: Der Verkehr des Sektionärs mit anderen wissenschaftlichen Anstalten war auch in diesem Jahre sehr rege. Mit den zoologischen Museen und Instituten von Basel, Berlin, Budapest, Freiburg (Schweiz), Lübeck, Magdeburg, München, Nürnberg, Offenbach a. M., Straßburg (Elsaß), Wien und Wiesbaden und mit der hiesigen Neuen Zoologischen Gesellschaft wurden Besuche, Briefe oder Objekte ausgetauscht oder von ihnen Sendungen erhalten.

Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg, sandte 10 früher eutliebene Batrachier-Arten zurück.

Dr. A. Knoblauch entlieh Salamandra caucasıa (Waga) und Ohioglossa lusitanica Boc. zum Vergleich (Bereits zurückgeliefert).

P.A. vau Kempen, Amsterdam, entlieh die Original- Exemplare von Rhacophorus javanicus Bttgr. (Bereits zurück- geliefert).

1

Prof. Dr. Tornier, Berlin, entlieh das Original-Exemplar von Agama sinaita v. Heyd. Prof. Dr. O. Boettger.

4. Die Fisehe.

Für die Schausammlung der Fische wurden bisher 112 Num- mern fertiggestellt.

Die hauptsächlichste Vermehrung erfuhr die Fischsamm- lung durch die Ausbeute von Dr. F. Römer, der von den häufig- sten Fischarten der Nordsee größere Stücke für die Schausamm- lung und die Lehrsammlung konservierte. Diese wurden bereits alle montiert, die Stücke für die Schausammlung meistens in viereckigen Gläsern, und katalogisiert. Folgende Arten von Bergen, Alvaerströmmen und Espevär sind in der Sammlung vertreten:

Myzxina glutinosa L., 60 Stück in Formol und Sublimat.

Pristiurus (Scyllium) melanostomum Bon., Spinax niger Bon., viele, nebst Embryonen, Acanthias vulgaris Riss., Raja batis L., R. fullonica L., R. radiata Don., Chimaera monstrosa L., Gadus carbonarius L. nebst Entwickelungsstadien, Gadus morrhua L., G. pollachias L., G. merlangus L., G. aeglefinus L., Lophius pisca- torius L., Centronotus gunellus Bl. Schn., Liparis montagui Don., Anarrhichas lupus L., darunter ein großes Schaustück von 1m Länge mit gutem, starkem Gebiß, Cyclopterus lumpus L., Gastro- steus aculeatus L. aus dem Meere, G. spinachia L., Anguilla vul- garis L., Conger vulgaris Cuv., Onos maculatus Risso, O. mustela L., Labrus mixtus L. du. 2, L. berggylta Ascan., L. melops L., Cteni- labrus rupestris L., Mugil chelo Cuv., Scomber scomber L., Trigla hirundo B., Callionymus lyra L., Syngnathus acus L., Gobius minutus Gm., G. flavescens Tab., G. niger L., Cottus scorpius L., Entwickelungsreihe, Pleuronectes microcephala Don., P. platessa L., P. limanda L., P. flesus L., Hippoglossus vulgaris Flem., Sebastes dactylopterus D., S. marinus (L.), S. viviparus Kr. (= S. marinus L. var. vivipara?), Brosmius brosme Ascan., Molva molva L., M. byr- kelange (Walb), Macrurus rupestris Gum., Argentila silus Cuv.

Die Zoologische Station in Triest sandte Scyllium canicula Cuv. 30 Stück in Formol zum Verbrauch im Praktikum.

Geschenke: Dr. von Brunn, Hamburg: Petromyzon fluviatilis L. von Borstel, Unterelbe.

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Ingenieur P. Prior: Gambusia holbrooki 3 und 2, Mollie- nisia formosa d und 2 in Formol konserviert.

Dr. O. Nordgaard, Bergen: Clupea harengus L., Laich vom Meeresboden an Steinen, Bryozoen u. s. w. angeklebt, von Rövär bei Haugesund.

A. H. Wendt: Thymallus vulgaris Nils, Asche, Squalius cephalus L., Döbel, und Regenbogenforellen in schönen, großen Exemplaren aus der Nargold im Schwarzwald für die Schau- sammlung der einheimischen Fische, sowie Forelleneier in ver- schiedeuen Stadien, in Formol konserviert, aus der Züchterei des Forstmeisters Staubesandt in Königstein.

M. Oppenheim: Lophius piscatorius L. 1m lang aus Helgoland.

Max Geller: junge Blau- und Silberfelchen.

Kastellan Wagner: einen Scardinius erytrophthalmus L. mit Furunculosis.

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Dr. A. Brauer, Marburg, erhielt Haut von Spinar niger Bon., in Sublimat kon- serviert, zur Untersuchung der Leuchtorgane.

Frl. L. Kinkelin, Bonn, erhielt verschiedene Amphioxus lanceolatus (Pall.) in Formol und Sublimat konserviert.

5. Die Tunicaten.

Dr. F. Römer sammelte an der norwegischen Küste Botryllus violaceus M. Edw., B. marionis Giard, Porascidium crispum Huitf.-Kaas in großen Stöcken, die für die Lehr- und Schausammlung aufgestellt wurden, sowie mehrere kleinere Ascidien, Dr. R. Hartmeyer, Berlin, hatte die Güte, diese Arten zu bestimmen,

Die Zoologische Station in Rovigno sandte 20 Stück Phallusia mamillata, in Formol konserviert.

6. Die Mollusken.

Die konchologische Sektion hatte auch im verflossenen Jahr darunter zu leiden, daß der Raum und die Schränke zum Aufstellen der Sammlungen nicht mehr ausreichen, so daß die Übersichtlichkeit sehr erschwert und ein Einreihen der Neu- eingänge nicht möglich ist. Vor dem Umzug in das neue Museum läßt sich darin auch keine Besserung erzielen.

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Dr. F. Römer sammelte an der norwegischen Küste eine Kollektion von trockenen Land- und Süßwasserschnecken in vielen hundert Exemplaren und in 10—12 Arten von Bergen, Balholmen im Sognefjord und Espevär im Hardangerfjord, in Spiritus Arion ater, Limar marginatus und Limax rufus var. heynemanni Fr. von Bergen. Ferner viele Meereskonchylien in Alkohol, darunter an größeren Schaustücken Pecten mazimus L., Isocardia cor Lam., Lima hians, Nest mit Tier, Natica catena, Eischnüre, Mytilus edulis L. in dichten Klumpen an Tang, Steinen u.8. w., sowie mehrere Schalen von Mytilus mit Perlen- bildung.

Geschenke: Paul Hesse, Venedig: eine Serie von ihm an der Mündung des Kongo gesammelter Süßwasserschnecken, darunter manche für unsere Sammlung neue Arten.

Dr. Lutz, S. Paulo in Brasilien: einen lebenden Bulimus ovatus aus Brasilien, der für die Schausammlung konserviert wurde.

Karl Natermann, Hann. Münden: Bulimus oblongus, Helicarion aus Bojota (Columbien), Helix pomatia L., linksge- wunden, zwei Stück aus Offenburg.

F. Winter: eine große Patella-Schale von den Kerguelen.

Dr. August Knoblauch: Helix nemoralis L. und Helix hortensis L., in je einem besonders großen und schönen Exemplar vom Müblberg.

Willy Ochs: Flußmuschel vom Main mit abnormer Perlenbildung.

Frau M. Sondheim: eine Kolonie zusammengewachsener Austern und Muschelschalen, von Algen zerfressen, vom Lido bei Venedig.

Adam Koch: Landschnecken aus Oberstdorf im Allgäu.

Frau Prof. Flesch: 25 Helix pomatia L. aus Anders in Graubünden.

Frau Regierungsrat Brandis, Soden i. T.: eine Kol- lektion Land- und Süßwasserschnecken vom Garda-See.

Dr. A. Reichard: 20 Landschnecken und 6 Nackt- schnecken aus Haiti, Cap Haitien, in Alkohol.

Prof. Dr. W. Kobelt: Pomatia aperta Bern. aus Tunis, lebend.

Dr. O. Schnaudigel: Verschiedene Schnecken aus Aqua acetosa bei Ponte molle, Campagna, Rom.

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Tausch: Das Museum in Bergen sandte Omatostre- phes todarus, Neptuna antiqua Lam., Volutopsis norvegica L. aus dem Nordmeer in schönen großen Stücken und erhielt dafür Landschnecken von deu Philippinen.

G. K. Gudde, London, sandte 52 Arten japanischer Land- schnecken und erhielt dafür Schnecken von den Philippinen.

Das Naturhistorische Museum in Genf sandte 130 Arten Landschnecken von den Philippinen aus der Original- ausbeute des Dr. August Brot und erhielt dafür philippinische Schnecken aus der Sammlung v. Moellendorffs.

Die Zoologische Station in Triest sandte 30 Stück Sepia officinalis L., in Formol konserviert, zum Verbrauch im zoologischen Praktikum.

Kauf: Marco Cialona, Messina: Tremoctopus violaceus d und %, Onychoteuthis lichtensteini und hektocotylisierter Arm von Argonauta, freischwimmend gefangen.

J. F. G. Umlauff, Hamburg: ein prächtiges Exemplar von Pleurotomaria beyrichii Hilgend. mit Tier und Deckel, für die Schausammlung.

S. Pallary, Oran: ein doppelter Anteil an einer Sammel- ausbeute aus Südtunis, die unsere Mittelmeersammlung erheblich bereichert hat.

Dr. W. Kobelt.

7. Die Insekten.

Neben der Erledigung der laufenden Geschäfte, die in der Einordnung der neuen Erwerbungen, der Durchsicht der geord- neten Sammlung und der Erledigung des Tausches und des wissenschaftlichen Verkehres mit anderen Museen und Gelehrten bestehen, wurde mit der Präparation und Determination der noch vorhandenen Bestände sowie deren sammlungsgemäßen Aufstellung fortgefahren. Gegen Zerstörung durch Insektenfraß wanderte die ganze Sammlung in regelrechter Folge durch den Schwefelkohlenstoffapparat. |

Hofrat Dr. B. Hagen, der seit dem 26. März 1898 die Schmetterlingssammlung verwaltet hat, sah sich nach Übernahme der Direktion des neubegründeten städtischen Völkermuseums bedauerlicherweise genötigt, sein Amt als Sektionär mit Ende des Jahres 1904 niederzulegen.

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Zum Sektionär fiir Dipteren wurde Oberlehrer Dr. Pius Sack ernannt.

Der Assistent Dr. Wilhelmi hat aus der Gruppe der Insekten 80 anatomische und biologische Präparate für die Schausammlung angefertigt, die aber wegen fehlenden Materiales noch sehr der Ergänzung bedürfen. Die Anfertigung von Er- klärungstafeln und Verbreitungskärtchen für die Insekten steht noch aus.

Dr. E. Wolf, der am 1. April die Assistentenstelle über- nahm, hat diese Sammlung durch eine Reihe von Präparaten aus der einheimischen Insektenwelt bereits erheblich ergänzt.

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden: Einige deutsche Schlupfwespen sowie europäische Orthopteren, darunter Mantis religiosa d und 2 von Freiburg i. B., von ihm selbst 1856 dort gefangen (Belegstücke!); Glomeris spec. 3 Stücke in Alkohol aus Trafoi in Tirol; Ocypus olens Müll. mit einem Geotropus silvaticus Panz., den er ergriffen und durch Zerbeißen des Kopfes getötet hat; Tibicina naematodes Scop. von Schier- stein in Rheinhessen; Citadella montana Scop. mit Puppe von der Landskrone im Ahrtal; Atelura formicaria v. Heyden, Typus und Original, aus Freiburg i. B. (Stettiner entomol. Zeitung 1855, S. 368) 6 Stück; ferner schenkte derselbe seine Blatt- wespen-Dubletten, von Konow bestimmt, sowie 3 Faszikel Insekten-Minen und Gallen auf Pflanzen, aus der Sammlung seines Vaters Senator Dr. von Heyden: 1.) 172 Nummern von Lepidopteren, Coleopteren, Tenthrediniden, Cypiden, Dipteren und Milben. 2.) 28 Nummern desgl. 3.) 140 Nummern desgl., geschenkt 1849 von Bremi in Zürich (1791—1857) an Senator Dr. von Heyden, zus. 340 Nummern. AHystrichopsylla obtu- siceps Ritsema (= talpae Curtis) von Arvicola arvalis Pall., 3 Stück Frankfurt, 1899 von J. von Arand gesammelt; Trichonaspis megaptera Panz. von Falkenstein.

Albrecht Weis: 111 Dipteren in 54 Arten von Bozen, Piora, Engelberg und der Herzegowina; eine Puppenwiege von Rhagium mordax Deg.; Nest von Vespa saxonica Fabr. var. norwegica Fabr. aus Piora, 1830 m hoch, für die Schausammlung.

Dr. August Knoblauch: Haltica olevacea L., kleine Käfer vom Kohl in Alkohol; Raupen von Sphinz elpenor L, und

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Acherontia atropos L.; Nepa cinerea L., Notonecta glauca L. und Ranatra linearis L. vom Egelswoog bei Egelsbach.

Frau Dr. Knoblauch: Phryganiden-Larven, Goniotaulius bipunctatus Curtis, aus einem Tümpel bei Sprendlingen, in dichten Klumpen an einer alten Kohlenschaufel und an einem groBen Holzstück sitzend, die schöne Schaustücke abgaben.

H. Sondheim: Ephialtes manifestator L. d' und 2.

Ingenieur P. Prior: Psophus stridulus L., Schnarrheu- schrecke; Aromia moschata L., vom Neuntöter aufgespießt.

Karl Kullmann: Gletscherfléhe in Alkohol.

H. Biekhardt: Flöhe aus dem Nest von Chelidonaria urbica (L.) aus Neuwied.

Karl Koch: Große Ahornstämme, von einer Ameise, Formica fusca L., ausgefressen.

E. Buchka: Cimex variabilis L. d.

Frau@. Winter-v. Moellendorff: Ceratopsylus-Larven vom Hund in Alkohol.

Dr. K. Meyer: Melipona spec., Honigtöpfe einer argen- tinischen Biene, mit Farbholz lebend eingeschleppt.

Frl. H. Rörig: Mytilaspis fulva Targ. auf Äpfeln aus der Umgebung von Frankfurt.

Dr. L. Reh, Hamburg: Lecanium bituberculatum Targ. auf Apfelbaum, ZL. rehi King. auf Ribes rubrum, Aspidiotus ostrea- formis Kent auf Apfelbaum, A. nerii Bouché auf Oleander und A. pyri Licht auf Birnbaum.

Prof. Dr. H. Schinz, Zürich: diverse Lepidopteren und Orthopteren aus Togo.

Dr. K. Vohsen: eine Anzahl präparierter Käfer, Hymeno- pteren und Dipteren aus Ungarn.

Prof. Dr. W. Kobelt: Ast eines Apfelbaumes, von der Raupe von Cossus aesculi L. zerfressen.

Kauf: Prof. Dr. O0. Schmiedeknecht, Blankenburg i. Thür.: 190 Arten Ichneumoniden.

H. Fruhstorfer, Berlin: Große Stabheuschrecken für die Schausammlung.

Wissenschaftliche Benützung: Oberlehrer Dr. G. Breddin, Berlin, erhielt 82 Dipteren zur Bearbeitung.

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Oberst a. D. von Schinfeld, Eisenach, sandte 134 Arten Ontophagus zuriick, die er zur Revision erhalten hatte, und schenkte zwei Arten seiner Sammlung dazu.

H. Friese, Jena, erhielt 79 Bienen zur Determination, die bereits zuriickgesandt wurden.

Dr. K. Schleußner entlieh eine Anzahl mikroskopischer Präparate von Insekten zu photographischen Versuchen.

Sanitätsrat Fleischer, Brünn, sandte die zur Revision erhaltenen Käfer der Gattung Liodes zurück.

Dr. med. Gustav Mayr, Wien, erhielt 163 trockene Ameisen und eine Kollektion Ameisen in Spiritus, die F. Winter 1902 in Rovigno gesammelt hatte, zur Bestimmung. Dieselben wurden mit Namen versehen bereits zurückgesandt.

Pfarrer F. Konow, Teschendorf, erhielt 7 Kasten mit Tentrediniden zur Revision und sandte dieselben mit Namen versehen zurück.

Lehrer J. Schilski, Berlin, revidierte die Käfer der Gat- tung Apion.

Dr. G. Enderlein, Berlin, übernahm die Durcharbeitung der in den letzten Jahren gesammelten und zu mikroskopischen Präparaten verarbeiteten Pediculi und Mallophaga und sandte die- selben determiniert zurück. Wir möchten nicht versäumen, Herrn Dr. Enderlein auch an dieser Stelle für seine große Mühe unseren besten Dank auszusprechen.

Prof. Dr.L.v.Heyden. A. Weis. Dr.J.Gulde. Dr.P.Sack.

8. Die Crustaceen.

Dr. J. Wilhelmi begann mit der Aufstellung einer Schau- sammlung und fertigte dafür über 200 Präparate, darunter eine ausführliche Darstellung der Anatomie des Flußkrebses. Der Aufstellung der Crustaceen liegt die Bearbeitung von Ortmann in Bronns „Klassen und Ordnungen“ zugrunde. Für diese Gruppe wurden bereits Erklärungstafeln und Verbreitungskärtchen an- gefertigt, die aber noch der Ergänzung bedürfen.

Dr. F. Römer konservierte auf seiner Reise in Bergen und Espevär folgendes: Lepas anatifera L. von einem Fisch- kasten, L. fascicularis Ell., freischwimmend, viele Kolonien, Balanus balanoides L., große Steine mit dichten Kelonien be- wachsen, trocken, Cancer pagurus L., altes, großes Männchen,

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trocken, sowie ein kleineres Stiick mit regenerierter Schere, Carcinus maenas L., frisch gehäutet, Hyas aranea Lesch., Litho- des maja L., groBes Schaustiick, Hommarus vulgaris M. Edw., zwei abgeworfene Haute, Galathea strigosa L., Praunus neglectus G., Hemimysis lamorae Const. und viele andere kleine Arten, Ciro- lana borealis Lillj. von Myxina glutinosa L., Anonyx nugax Phipps, sowie von diesen kleinen Amphipoden in einer Nacht an der Tiefseeangel ausgefressene Spinax niger Bon. und Chimaera mon- strosa L.; zwei große Holzstücke von Holzasseln Limnoria ligno- rum Rathke, nebst Teredo navalis L. zerfressen; Mageninhalt von Gadus carbonarius juv., aus kleinen, roten Krebschen be- stehend.

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden: Schalen von Cypris spiniger Heyden und C. subarmata Heyden aus Brasilien.

Dr. August Knoblauch: 6 Stück Astacus fluviatilis M. Edw. aus dem Theißbach bei Niedernhausen im Taunus, da- runter einer mit regenerierter Schere und ein Butterkrebs.

M. Oppenheim: Cancer pagurus L. mit Laich von Buc- cinum bewachsen, Homarus vulgaris M. Edw., alter Hummer mit kräftigen Scheren, Lepas anatifera L. an einem Balken, großes schönes Schaustück, Lithodes maja L. von Helgoland, für die Schausammlung aufgestellt.

Ingenieur P. Prior: Telphusa fluviatilis L., lebend.

Frau M. Sondheim: Paguriden in Schneckenhäusern vom Lido bei Venedig.

Prof. Dr. F. Richters: Lernaeonema monilaris M. Edw. an einem Sprott, darunter ein Exemplar, das auf beiden Seiten mit einem langen Parasiten besetzt ist, ferner 14 Originalpräparate von Branchipus australiensis Richters.

Tausch: Museum in Bergen: Colossendeis proboscidea, 2 Stücke für die Lehr- und Schausammlung aus Spitzbergen, Pagurus bernhardus in Buccinum, großes Exemplar, Corystes cassivelamus aus dem Nordmeer gegen Landschnecken von den Philippinen.

Kauf: Zoologische Station in Neapel: eine größere Anzahl von Krebsen, teils Arten, die bisher in unserer Samm- lung noch nicht vertreten waren, teils größere Stücke zur Auf- stellung in der Schausammlung.

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Wissenschaftliche Benützung: R. Nobili, Turin, erhielt die Originalexemplare von Myra variegata Rüppell und Ebalia granulata Rüppell zum Vergleich und sandte dieselben bereits zurück. Ä

Dr. C. Zimmer, Breslau, sandte 12 Gläser mit Schizo- poden zurück, die er zur Bearbeitung erhalten hatte und in Band III der „Fauna aretica“ verwertet hat.

Dr. Jean Roux, Basel, entlieh das Originalexemplar von Nectophryne exigua de Man aus Nord-Borneo.

9. Die Arachnoideen und Myriopoden.

Dr. Wilhelmi begann mit der Aufstellung der Solifugen, Pedipalpen, Skorpione und Pseudoskorpione für die Schausamm- lung, für die 43 Präparate mit 9 Zeichnungen, 4 Erklärungs- tafeln und 18 Verbreitungskärtchen angefertigt wurden. Maß- gebend für die Systematik, geographische Verbreitung etc. war Kraepelins Bearbeitung der Skorpione im „Tierreich“. Diese Gruppen bedürfen nur einer geringen Ergänzung durch anato- mische Präparate, zu deren Herstellung aber frisches Material notwendig ist.

Dr. E. Wolf revidierte und ergänzte die für die Schau- sammlung bereits fertig gestellten Präparate von Skorpionen und begann mit der Aufstellung der Arachnoideen für die Schau- sammlung.

Geschenke: Prof. Dr. F. Richters: Mikroskopische Präparate von Canestrinia dorcicola Berlese., eine seltene Milbe, von H. Bickhardt gesammelt; mikroskopisches Präparat vom Gelege des Milnesium tardigradum aus Isenburg.

Wissenschaftliche Benützung: Dr. K. Schleußner entlieh einige mikroskopische Präparate von Milben und Pseudo- skorpionen zu photographischen Versuchen.

10. Die Würmer.

Die Parasitensammlung hat namentlich im verflossenen Jahre eine Vermehrung durch schöne und große Schaustücke erhalten. Dr. F. Römer konservierte auf seiner norwegischen Reise folgendes: Ascaris rigida Rud. auf den Appendices pyloricae von Gadus carbomarius L., Ascaris molvae nov. spec. larva Lin- stow (Typus und Original) in der Wand des Magens von Moles

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byrkelange (Walb), Echinorhynchus acus L. am Darmkanal von Gadus carbonarius L. und von Pleuronectes microcephala Don., Ascaris spec. larva, am Darmkanal und an den Hoden von Brosmius brosme Asc. in dichten Nestern, Distomeen an der Kopfhaut von Acanthias vulgaris Risso, Ascaris spec. an und in der Leber von Gadus carbonarius L. 2 Stücke; Regenwürmer | aus der Stadt Bergen, Hyalinoecia tubicola (Müll.), Nereis pela- gica L., Piscicola von Anarrhichas lupus L., div. andere Poly- chaeten, alle in Sublimat-Alkohol konserviert; Spirorbis spec. auf Fucus vesiculosus L., großes Schaustück ; Serpula vermicula- ris L., Pomatocerus triquetor Mörch auf Modiola modiola L., an Steinen und eine große Kolonie desselben auf einem Dachziegel, der längere Zeit im Meer gelegen hat.

Von dem Material des Zoologischen Gartens wurden für die Schausammlung schöne Parasitenstücke aufgestellt: Magen von Didelphis marsupialis L. mit Physaloptera turgida Rud. und Muskelstück von Macropus antilopinus Gould mit einem Nest von Filaria rémeri Linstow (Typus und Original).

Geschenke: Palmengarten-Gesellschaft: Bipalium kevense, lebend aus dem Gewächshaus.

Dr. Adolf Strubell, Bonn: 4 über 1'/em lange Wurm- röhren, wahrscheinlich (nach gütiger Bestimmung von Prof. Ehlers in Göttingen) zu einer Acoetide, Panthalis spec. gehörig, aus Amboina.

Dr. W. Michaelsen, Hamburg: Balanta (Dichogastra) ehrhardti Mich. aus Bissao in Portugiesisch West-Afrika, viele Stücke.

Frau M. Sondheim: Kohlenstücke mit Wurmröhren be- wachsen vom Lido bei Venedig.

Prof. Richters: Bunonema richtersi Jäjerskiöüld, Typus und Original, in 2 mikroskopischen Präparaten aus dem Blind- bachtal im Schwarzwald, beschr. im Zoologischen Anzeiger 1905 von Jäjerskiöld.

Dr. A. Reichard: 9 Oligochaeten aus Haiti.

Dr. J. Gulde: Piscicola geometra (L.), lebend.

Karl Koch: Kolonien von Serpulidenröhren an Topf- scherben vom Trümmerfeld in Karthago.

Wissenschaftliche Benützung: Generaloberarzt Dr. von Linstow, Göttingen, bestimmte verschiedentlich Mate-

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rial von parasitischen Nematoden, wofür wir ihm auch an dieser Stelle unseren besten Dank abstatten möchten.

Dr. Pintner, Wien, erhielt Material von Echinorhynchus aus dem Darm von Pleuronectes microcephala.

Geheimrat Prof. Dr. Ehlers, Göttingen, erhielt eine von Dr. Strubell in Amboina gesammelte, lange Wurmröhre und bestimmte sie als Röhre eines Acoetiden, Panthalis spec.

Bryozoen und Brachiopoden: Dr. F. Römer kon- servierte an der norwegischen Küste für die Schau-und Lehrsamm- lung große Stücke von Membranipora pilosa L. und M. membra- nacea L., mehrere große Kolonien auf Blättern und Stengeln von Laminarien und Fucus serratus L., Alcyonidium hirsutum Flem. an Fucus serratus L., A. gelatinosum Johnst. an Lami- narien in groBen Kolonien und Biocoenosen, Flustra securifrons Tah., F. membranacea-truncata Smith, großes Schaustück, Bugula murruyana Johnst., Wurzelstock von Laminarien mit Kalkbryo- zoen überzogen. Terebratulina caput serpentis L. und Crania ano- mala (Müll.), in Sublimat-Alkohol konserviert.

Geschenke: Prof. F. Blochmann, Tübingen: Terebra- tula septentrionalis Conth., 10 Stück, Terebratulina caput serpentis L., viele Stücke, Waldheimia cranium O. F. Müll., 2 Stück, von Bergen.

11. Die Echinodermen.

Dr. F. Römer konservierte an der norwegischen Küste: Cucumaria hispida Parr., ©. hyndmanni Thomp., Mesothuria in- testinalis A. et R., Stichopus natans M. Sars, Holothuria tubu- losa L., kleine für Schnittserien, Echinocyamus pusillus (Müll.), Schizaster fragilis D. et K., Echinus dröbachiensis (Müll.), E. acu- tus L., E. esculentus L., Echinaster sanguinolentus, Ophicioma nigra M. et Tr., Ophiopholis aculeata Gray, Pentagonaster irre- gularis, Solaster endeca L., Porania pulvillus O. F. Mill, alle in großen Stücken für die Lehr- und Schausammlung. Ferner Asterias rubens L., viele in allen Stadien der Regeneration, in mehreren kompletten Serien für die Lehr- und Schausammlung.

Tausch: Museum in Bergen: Leihmogome violacea, Astenosoma hystrix, Spereosoma grimmaldii K., Gorgonocephalus eucnemis, G. linckii gegen Landschnecken von den Philippinen.

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Die Zoologische Station in Triest sandte zum Ver- brauch in dem zoologischen Praktikum Holothuria tubulosa L. 30 Stück in Formol.

WissenschaftlicheBenützung: Prof.Dr.L. Déderlein, Straßburg, erhielt das Originalstück von Psammechinus cupreus Troschel aus Neu-Seeland zum Vergleich (bereits zurückgesandt.)

12. Die Coelenteraten.

Dr. F. Römer konservierte auf seiner norwegischen Reise: Facelia ventilabrum Bow., 2 schöne Stücke, Isodictia infundibulum 1 Stück, Alcyonium digitatum L. mehrere Stücke, diverse große Spongienstöcke, Biocoenosen an Laminarienstengel. Ferner Virgularia mirabilis D. et K., Sertularia pumila L., Campanalaria flexuosa L., groBe Kolonien von Laminarien, Cyanea capilata G., Aurelia aurita L. und diverse kleinere Medusen., Spongilla lacustris (aut.) aus der Umgebung von Bergen.

Geschenke: Carl Rompel: Euspongia officinalis L., vom Meeresboden abgerissen und dann durch Rollen kugelig und fest geworden.

Hauptmann von Plönnies, Tientsin: 2 Tubiporiden- sticke aus China.

Tausch: Museum in Bergen: Alcyonidium auf einer Sabellidenröhre gewachsen, F'unicularia quadrangularis (Pall.) 1,25 m lang, aus Odda, Anthotela grandiflora, Korsfjord Isidella hippois, Korsfjord, A. Grieg Sammler, gegen Landschnecken von den Philippinen.

Kauf: J. F.G. Umlauff, Hamburg: An großen Schau- stliicken von Hexactinelliden: Holtenia spec., Crateromorpha meyeri, Walteria leuckarti.

Biologische Anstalt, Helgoland: Ziara pileata Forst., Pleurobrachia pileus Fl., Euchilota maculata, Eutonina socialis.

13. Die Protozoen.

Dr. F. Römer konservierte auf seiner norwegischen Reise: Foraminiferen, Saccamina, Astrorrhiza, Stortosphaera, Rhabdamina, Bathysiphon u. s. w., mit Sublimat-Alkohol; Cer- atien-Plankton, hauptsäehlich aus Ceratium tripos, C. longipes und C. fusum bestehend, Espevir, 16. 8. 04. in Formol und Sublimat-Alkohol.

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Kauf: Von P. Klavsen, Odense: eine Serie von Diatomeen-Präparaten.

E. Thum, Leipzig: eine Serie von Foraminiferen- Präparaten. .

Von Haeckels ,Kunstformen der Natur“ wurde ein Exemplar angeschafft, dessen Tafeln in der Schausammlung Aufstellung finden sollen.

Die Sammlung der ausländischen Tiere wurde durch Honigtöpfe einer argentinischen Biene, Melipona spec., die mit Farbholz lebend eingeschleppt waren, vermehrt.

14. Die vergleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Präparate.

Wohl keine Abteilung des Museums hat im verflossenen Jahre eine so reiche Vermehrung erfahren wie die Sammlung an vergleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Präparaten. Die zahlreichen Kadaver, die aus dem Zoologi- schen Garten eingeliefert wurden, und das Tiermaterial, das uns sonst reichlich zufloß, wurden nach Kräften ausgenutzt und hätten nicht so reichlich und schön verwertet werdenskönnen, wenn wir uns dabei nicht der regelmäßigen Hilfe von Frau M. Sond- heim zu erfreuen gehabt hätten. Für die Schausammlung allein wurden 93 Präparate fertig gestellt.

Die hauptsächlichste Vermehrung ergaben die Tiere des Zoologischen Gartens, die oben bei den Säugetieren und Vögeln bereits namentlich aufgeführt wurden. Von diesen mag noch besonders ein Beuteltier hervorgehoben werden, Onychogale fre- nata Gould, das wir mit angesaugtem Beuteljungen erhielten, so daß ein hervorragend schönes Präparat vom Beutel mit einem an der Zitze festgesaugten Jungen aufgestellt werden konnte; ferner ein Zwillingspärchen von Hapale jacchus Illiger mit Uterus und Placenten und ein neugeborener Pieropus medius Temm. mit Placenta. Von der Giraffe wurde ebenso wie von verschiedenen anderen Tieren das Gehirn konserviert. Einzelne Organe und Organteile wanderten auch in die Materialsammlung, falls sie nicht für Schau- oder Lehrsammlung aufgestellt wurden.

Die Sammelreise von Dr. F. Römer an die norwegische Küste brachte eine große Ausbeute an Präparaten aus der

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Anatomie und Entwickelungsgeschichte der hauptsächlichsten Nordseefische:

Kiemen, Lebern, Magen, Därme, namentlich Spiraldärme, der Haie und Rochen, Urogenitalapparate, Magen mit Inhalt, ver- schiedene Organe mit daransitzenden Wurmparasiten, namentlich große Lebern vom Köhler, Gadus carbonarius L., u. a., lieferten prachtvolle Präparate, die meistens gleich an Ort und Stelle zurecht gemacht und auf Pappe befestigt wurden, so daß sie hier nur auf entsprechende Glasscheiben montiert zu werden brauchten. Von Spinax niger Bon. und Myzxinea glutinosa L. waren viele Exemplare konserviert worden, aus denen Frau M. Sondheim eine vollständige Serie von anatomischen Prä- paraten für die Lehr- und Schausammlung herstellte. Von Spi- nax niger Bon. wurde auch eine Entwickelungsreihe von Em- bryonen für die Lehr- und Schausammlung aufgestellt.

Schädel wurden genommen von Simia satyrus L. juv., Cercopithecus campbelli Waterh., C. albigularis Syk., Cebus hypo- leucus Humb., Macacus pileatus Shaw, Ateles ater F. Cuv., Viver- ricula malaccensis Gmel., Herpestes robustus Gray., Putorius afri- canus Desm., Galera barbara 9, Felis planiceps Vig. et Horsf., F. bengalensis Kerr., Macropus antilopinus Gould, M. billardieri Desm., Onychogale frenata Gould, Didelphys marsupialis L., Myo- potamus coypus Mol., Tragulus meminna Erxl., Phacochoerus afri- canus und Hyrax capensis Pall. Das Skelett von Paradoxurus leucomystax Gray.

Geschenke: Justizrat Dr. Schmidt-Polex: Schadel einer Rehgeis mit Hornansatz.

Dr. H. Weber: verschiedene menschliche Embryonen und Placenten.

Prof. Dr. M. Flesch: 3 menschliche Embryonen.

Frau Regierungsrat Brandis in Soden: verschiedene Schädel von Affen, Hunden und Hirschen, die meistens für die Lehrsammlung verwertet wurden.

Prof. Dr. L. Edinger: Gipsmodelle von Gehirnen von Amia calva L. 1:8, Gadus morrhua L. 1:6, Spinax niger Bon. 1:6, Mustelus vulgaris M. H. 1:3, Squatina angelus L. 1:6, Myzxine glutinosa L. 1:6 Sagittalschnitt.

190%

Kauf: W. Ehrhardt in Brasilien: verschiedene Embryo- nen, Uteri und Gehirne von Mycetes seniculus L. und Cebus fatuellus . Wagner.

j J. F. G. Umlauff in Hamburg: ein ca. 3m hohes Ele- fantenskelett, das erst im nächsten Jahr nach Fertigstellung des neuen Museums präpariert und montiert geliefert wird.

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Edinger er- hielt 160 Gehirne von ca. 30 Arten Fischen, die Dr. F. Römer in Bergen konserviert hatte.

Dr. O. Schnaudigel erhielt Augen von 15 Arten Fischen, die Dr. F. Römer nach besonderer Angabe in Bergen kon- serviert hatte.

Dr. G. Avellis entlieh verschiedene Affen-, Hirsch- und Hasenschädel zu einem Vortrage (bereits wieder zurückgeliefert).

Die alte Lehrsammlung wurde einer gänzlichen Um- ordnung und Neuaufstellung unterzogen. Die Präparate wurden, soweit sie noch brauchbar waren, in neue, runde und eckige Gläser aufgestellt und durch zahlreiche, neugefertigte Stücke vermehrt. Für die Lehrsammlung wurde ein gesonderter Katalog in doppelter Führung angelegt, ein alphabetischer Zettelkatalog und ein Journal mit systematischer Einteilung und Eintragung der Präparate und zwar wurden die Kataloge und Journale für die Lehrsammlung der Wirbeltiere und der wirbellosen Tiere getrennt gehalten. Diese neue Lehrsammlung umfaßt bisher

an Wirbeltieren 496 Nummern, an wirbellosen Tieren 506 Nummern.

Für die Schausammlung wurde ebenfalls eine Reihe von neuen Journalen angeschafft und eingerichtet, in welche die bereits fertiggestellten Präparate eingetragen wurden. Die Gläser werden, sobald sie zugekittet sind, sorgfältig in Papier verpackt und nach Tiergruppen geordnet auf provisorische Regale gestellt, da die Schränke zur Aufnahme nicht mehr ausreichen.

Wissenschaftliche Auskunft wurde 19mal erteilt und zwar handelte es sich 9mal um Insekten, imal um Zecken, lmal um Muscheln und Schnecken, 4mal um Würmer, imal um menschliche Haare und 3mal um botanische Gegenstände.

Dr. F. Römer unternahm vom 17. Juli bis 8. September im Auftrage der Gesellschaft aus den Mitteln der von Reinach-

191*

Stiftung eine Sammelreise an die norwegische Küste, über welche in der Verwaltungssitzung vom 15.Oktober 1904 Bericht er- stattet uud in der wissenschaftlichen Sitzung vom 7. Januar ein Vortrag mit Ausstellung eines Teiles der Ausbeute gehalten wurde. Die Aufzählung der Reiseresultate findet sich im Museumsbericht unter den betreffenden Tiergruppen.

Mit diesem Vortrag war gleichzeitig eine Muster- ausstellung der in den letzten Jabren erworbenen Schaustücke für die Crustaceensammlung verbunden, die eine Vorstellung von der Etikettierung und der Anordnung der Erklärungstafeln und Verbreitungskarten geben sollte. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, die Etiketten u.s.w. für die Schausammlung im Museum selbst zu drucken, wozu eine Druckerpresse mit einem größeren Vorrat von Typen angeschafit wurde.

Für die Werkstätte wurde u.a. eine größere Bohr- maschine angeschafft und ein Elektromotor zum Betrieb der verschiedenen Maschinen aufgestellt.

Für die Handbibliothek des Museums wurde wieder- um eine Reihe von Lehr- und Handbüchern angeschafft und die Sammlung der Arbeiten, die sich auf die deutsche Fauna be- ziehen, fortgesetzt.

Frau Regierungsrat Brandis, Soden, schenkte eine größere Anzahl Broschüren und Separate aus dem Nachlaß ihres Sohnes Dr. med. F. Brandis in Halle. Ferner erhielten wir zahlreiche Separate und Bücher für die Handbibliothek als Geschenke: von Karl Hopf in Niederhöchstadt i. T., Prof. Dr. C. B. Klunzinger in Stuttgart, Geh. Rat Prof. Dr. Möbius in Berlin, Pfarrer W. Schuster in Gonsenhein, Prof. H. Engelhardt in Dresden, Dr. J. de Man in lersecke (Holland), Geh. Rat Prof. Dr. Spengel in Gießen, Geh. Rat Prof. Dr. W. Dönitz in Berlin, Prof. Dr. L. von Heyden und Dr. E. Teichmann; im Tausch: von Prof. Dr. C. Chun in Leipzig, Dr. L. Reh in Hamburg, Prof. Dr. A. Lang in Zürich und von dem Zoologischen Institut der Universität Breslau.

Für die Tafelsammlung fertigte Dr. J. Wilhelmi drei Tafeln vom Bau des normalen menschlichen Auges, eine Tafel vom Bau des kurzsichtigen Auges, eine Tafel von der Regeneration und Heteromorphose bei Süßwasser-Planarien nach

192*

Morgan und Voigt, eine Tafel von der Autotomie des Krabbenbeines nach Weismann, eine Tafel von der Ent- wickelung von Planorbis nach Rabl, eine Tafel von der Sper- matogenese und zwei Tafeln vom Auge der Tiefseekrebse (Stylocheiron).

Dr. August Knoblauch schenkte eine farbige Tafel von der Entwickelung der Frosch- und Schwanzlurche, von ihm selbst gefertigt.

F. Winter schenkte eine Tafel von der Anatomie von Culex pipiens nebst Trypanosoma und eine kolorierte Tafel, die Liebesspiele der Molche darstellend, von ihm zu einem Vortrage des Herrn Dr. August Knoblauch gezeichnet.

II. Botanische Sammlung.

Von den unterzeichneten Sektionären hat der eine (Dürer) sich besonders der Ordnung und Vervolikommnung des Herba- riums gewidmet, während der andere (Möbius) einige Objekte für die Schausammlung präparierte. Außerdem hat Herr Karl Koch den im letzten Bericht schon erwähnten Katalog der Schausammlung im wesentlichen vollendet, so daß 12 Katalog- kapseln mit einzelnen Zetteln für jedes Objekt vorliegen. Für diese seine Bemühungen und für sein warmes Interesse an der Sammlung sei ihm auch hier aufrichtig gedankt. Aus der großen Zahl der Geschenke, für die wir bestens danken, ist diesmal keines besonders hervorzuheben; wir führen sie in alphabetischer Reihenfolge der Geber auf:

Botanischer Garten: 1. Dicke Wurzeln von Tazus bac- cata mit Verwachsungen. 2. Früchte von Magnolia Yulan.

F. E. Clotten: 1 Faszikel getrockneter Pflanzen mit hand- schriftlichen Notizen von James Stirling, Nord-Queensland.

Deutsche Fucolwerke, G.m.b.H., Bremen: 1 Flasche Fucol nebst dem Rohmaterial und Erläuterungsheften.

Frau Wwe. Gänger: 1 Blumenkohl mit merkwürdig regel- mäßiger, spiraliger Anordnung.

Dr. H. Geisow: Getrocknete Meeresalgen aus der Nordsee.

B. Haldy, Gelnhausen: Eine Anzahl von ihm photogra- phisch aufgenommener Vegetationsbilder aus der Gegend von Gelnhausen.

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C. Henrich: Frucht von Anona Cheirimoya.

Prof. Dr. L. v. Heyden: 1. Birnbaumblätter mit Gitter- rost. 2. Maserknollen aus der Rinde des Ahorn.

Helene Hiller: Das aus 22 Mappen bestehende Herba- rium ihres } Vaters, Dr. med. B. Lorey.

Ludwig Kauper: Stammstiick von Alsophila australis.

Prof. Dr. F. Kinkelin: Zweige und Früchte von Buxus sempervirens var. myrtifolia und var. angustifolia.

Prof. Dr. W. Kobelt: Abnorme Tannzapfen aus dem Schwanheimer Wald. |

K. Koch: 1. Verschiedene Pilze, trocken und in Formol. 2. In Formol konservierte Früchte von Punica granatum und Doppelfrichte von Pirus malus. 3. Verschiedene Zweige mit Früchten (Koniferen, Casuarina u. a.), die der Geber trocken konservieren ließ. |

F. Loos: 2 abnorm lange Fruchtstände von Plantago major. Assessor Adolf Meyer: 1. Abnorme Blüten. 2. Hexen- besen von Syringa. 3. Querscheibe eines Astes von Robinia pseudacacia.

J. Müller-Knatz: 1 Mappe Gefäßkryptogamen.

Frau Karoline Pfeiffer, geb. Belli, und Frau Anna Weise, geb. Belli aus dem Nachlaß ihres + Bruders und Onkels, Dr. L. Belli: 2 Mappen Phanerogamen, 1 Mappe Algen und 1 Mappe Flechten.

Dr. A. Reichard: 1. Eine Kollektion tropischer eßbarer Früchte aus Jamaika, in Formol konserviert. 2. Mehrere Gläser und Blechbüchsen mit verschiedenem Pflanzenmaterial aus West- indien (Haiti), in Alkohol konserviert, besonders Blüten und junge Früchte der Kokosnuß.

Dr. F. Römer: 1. Eine Kollektion Meeresalgen von Bergen (Norwegen), in Formol konserviert. 2. Ceratien-Plankton aus Norwegen in Formol.

Prof. Dr. H. Schenck, Darmstadt: 1. Frisches Exemplar von Lathraea clandestina. 2. Einige Pilze in Alkohol.

A. Vigener, Wiesbaden: 1 Mappe getrockneter Pflanzen aus Deutschland, Savoyen, Schweiz, Frankreich, Südamerika.

F. Wirtgen, Bonn: 1 Lieferung Gefäßkryptogamen.

13

19*

Tausch: Miss Elisabeth Day Palmer, Los Angelos, Kalifornien: Getrocknete kalifornische Pflanzen, Friichte und Samen gegen deutsche Herbarpflanzen.

Kauf: 1. W. Migula, Karlsruhe: Cryptogamae Germa- niae, Austriae et Helvetiae exsiccatae. Fasc. XVI—XXV.

2. O. Pazschke, Leipzig: Rabenhorst, Fungi Europaei, Editio nova, Series II, centuria 45.

3. J. Kaulfuß, Nürnberg: ca. 35 Nummern ausgewählter Herbarpflanzen.

4. Otto Leonhard, Stössen i. S.: ca. 115 Nummern Herbarpflanzen.

5. Ed. M. Reineck, Sangerhausen am Harz: ca. 65 Num-

mern Herbarpflanzen. M. Möbius. M. Dürer.

III. Mineralogische und Petrographische Sammlung.

I. Dr. F.Römer,dessen Studien in Norwegen hauptsächlich der Zoologie gewidmet waren, hat auch für die petrographische Sektion, z. T. unter Leitung des Geologen C. F. Kolderup, sehr eifrig in der Umgebung von Bergen gesammelt. Ganz besonders muß betont werden, daß Dr. Römer einen Abstecher in das Gebiet des Ulvensees auf der Südspitze der Bergenhalbinsel gemacht hat, um dort die fossilführenden kristallinen Schiefer, die seinerzeit (1883) von Reusch beschrieben wurden, aufzusuchen. Leider konnten an dieser klassischen Stelle keine organischen Reste mehr gefunden werden, aber für die Sammlung des Museums sind immerhin die 5 Belegstücke aus diesem Gebiet, die nach ihrer petrographischen Beschaffenheit ebensogut aus dem Grundgebirg stammen könnten, ein höchst erfreulicher Zuwachs. Aus der Granit- und Schieferregion der Umgebung von Bergen liegt eine Reihe von Graniten vor, die alle eine mehr oder minder ausgesprochene Parallelstruktur zeigen und z. T. Sericit führen. Manche haben den Charakter eines „Augen- gneißes“, 2 Stufen sind stark gefaltet und von glimmerreichen Lagen durchzogen. Ebenso wie diese gneißartigen Gesteine von Reusch und Kolderup für gepreßte Granite (Granitschiefer) erklärt werden, gelten auch einige dunkle Schiefer für druck- metamorphe Eruptive, insbesondere erwiesen sich die Horn- blendeschiefer, die östlich von Bergen in breiter Zone auftreten,

195°

als Saussuritgabros; 1 Stück zeigt fast richtungslos - körnige Struktur; ein andrer dieser Amphibolite tritt gangartig im Granit auf. Von ehemaligen Sedimenten sind 2 Quarzite zu erwähnen, die durch wechselnde Lagen hellgrauer, dunkelgrauer und brauner Bänder noch ausgezeichnete Schichtung erkennen lassen; ferner quarzreicher Gneiß, wohl auch ein Biotitschiefer von der „Lange Vand‘. Von Vadheim im Sognefjord stammt ein Gneiß, von Jordals im Nerotal bei Stahlheim ein Labradorit, von Voß, 108 km östlich von Bergen, dunkler, glänzender Phyllit; 3 Schiefer von Espevär im Hardangerfjord machen den Eindruck eines Diabasschiefers oder Kalksilikathornfelses. Aus einem Steinbruch von Löhne bei Voß kommen 4 prächtige, graue, glänzende Pyllite, die in ovaler Form mit gerader Abstumpfung als Dachschiefer behauen werden.

Herr Prof. Kolderup war so liebenswürdig, dem Museum später noch eine weitere Serie norwegischer Gesteine zukommen zu lassen, darunter ein imposantes Faltungsstück, bezeichnet als „Augengranitschiefer* aus dem Museumsgarten in Bergen. Der Granit wird von stark gefalteten Bändern eines schwarzen Gesteines (Hornfelses?) durchzogen, und das Stück erinnert an manche von Granit injizierte gefaltete Schiefer aus dem Odenwald und Spessart. Von Os bei Bergen kommt schwarzer Marmor mit „Syringophylium“, für unsere Sammlung ein überaus wertvolles Geschenk, da fossilführender Marmor nicht vertreten war; ferner sind zu erwähnen weißer Marmor von Hop bei Bergen und granat- und pyroxenreiche magmatische Differentiationsprodukte des Labradorfelses nördlich von Bergen.

I. Geschenke.

Von der Anthropologischen Gesellschaft, hier: ein 18 g schweres Stück Seifengold aus Californien.

Von Frau M. Borgnis, hier: Kunzit von Pala, San Diego Co., Californien. Dies erst seit einigen Jahren bekannte Mineral ist ein farbloser oder violetter Spodumen, der durch Röntgen-, Radium- und ultraviolette Strahlen leuchtend wird; ein schönes geschliffenes und poliertes, konzentrisch-schaliges Stück Malachit- Kupferlasur von Clifton, Arizona.

Von W. Bucher, hier: 2 prächtige Lavastücke von Dittesheim bei Hanau; das eine ist typische, ganz frisch aus- sehende Stricklava, das andre ein mit Zapfen und Wülsten

13*

16

versehenes Stück, das vortreffliche Stammrindenabdrücke zeigt; ferner mehrere Quarzkristalle von Pforzheim.

| Von C. Ditter erhielten wir abermals eine Kollektion von Gesteinen und Mineralien: Hornstein, Biidesheim ; Phonolith, Milseburg; Basalt, bei Eberstadt, Wetterau; Pinitporphyr, Lichtental bei Baden-Baden; 5 Porphyrschiefer mit schönem Fluorit von Dotzheim, Taunus; Rotliegendes, Engelskanzel bei Baden-Baden; zelliger Gangquarz von Bremtal, Taunus.

VonDr.F.Drevermann: Brauneisenerze vom Wingerts- berg bei Griedel.

Von K. Fischer, hier: Bimssteinbombe, Quarz- und Bimsstein führende Tuffe, Quarzkonglomerat aus dem Brohltal ; Pegmatit mit großen Turmalinen, Straße Aschaffenburg—Gailbach; 2 vulkanische Tuffe von Boll und Basalt vom Randecker Maar.

Von E. Frank, hier: Flaseriger Biotitgranit und grob- körniger Marmor aus dessen Hangendem, Kabylien; Gips von Hammam Salahin bei Biskra.

Von J. Fritz, Hanau: Bohnerz, Bulauer Wald bei Hanau.

Von Dr. J. Gulde, hier: 2 Rosetten flachlinsenförmiger Gipskristalle, Biskra.

Von L. Henrich, hier: Dolerit, Trachyt, rhyolithischer Pechstein, Euganeen.

Von Konsul S. Cahn, hier: 2 große Enhydros von Uru- guay und 2 kleine bräunliche Chalcedone von der Form einer plankonvexen Liuse, auf der ebenen Seite mit einem Zäpfchen im Zentrum und ringförmigen konzentrischen Wülsten.

Von Prof. F.Kinkelin, hier: Kalkspat aus dem Bregenzer Wald; Sericitkalkphyllit, Basel.

Von F. Köhler, hier: Kakoxen, Quarz-Calcitmandel, Oberstein; Achat; Uranpecherz, Marienberg; Wolframit, Zinn- wald; Quarz in Steinsalzform; Quarzgruppe.

Von R. Maas, hier: Kleiner, verletzter Cölestin (, Berg- kristall von Catania“); Lavastückchen vom Vesuv („Schwefel“); Granitstückchen von einem griechischen Tempel; glimmer- führender Marmor, angeblich Pentelikon; rotes Steinsalz.

Von W. Melber, hier: Gold auf Quarz.

Von Berginspektor Müller, hier: 2 Stückchen Malachit von glasigem Aussehen, Minera de Peüoles, Mapimi (Mexiko);

197*

Münzenberger Sandstein mit Baryt in stengelig-fiedrigen Ske- letten; angeschliffener nassauischer Diabas.

Von Dr. Edm. Naumann, hier: Gangstufe mit Baryt, Calcit, Eisenspat, Weißblei von Tarsos.

Von L. Pfeiffer, Darmstadt: Bohnerz mit Calcitdruse, Iisede bei Peine (Hannover).

Pfeiffer-Bellische Schenkung: Wie schon ander- weitig mitgeteilt wurde, haben die Erben des im vorigen Jahr verstorbenen Dr. L. Belli, nämlich Frau Karoline Pfeiffer, geb. Belli, und Frau Anna Weise, geb. Belli, die ca. 1000 Nummern zählende Mineraliensammlung ihres Bruders und Onkels der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zum Geschenk gemacht. Eine kleine Auswahl guter und wert- voller Stücke war bei der Jahresfeier, eine größere Anzahl längere Zeit im Vogelsaal des Museums ausgestellt. Die ganze Sammlung wurde neu etikettiert und irrige Fundortangaben wurden, soweit es. geschehen konnte, berichtigt. Bei der systematischen Aufstellung wurde der Sektionär durch Herrn Hütteningenieur P. Prior wesentlich unterstützt, wofür Herrn Prior auch an dieser Stelle verbindlichster Dank ausgesprochen sei.

Die folgende Aufzählung mag in flüchtigen Umrissen die Reichhaltigkeit dieser Schenkung kennzeichnen.

Elemente. 3 Diamantoktaeder, Kimberley; 1 kleiner, ge- rundeter Kristall in Kimberlit. Graphit. Schwefel. Arsen: Joa- chimstal, Marienberg mit Proustit, Echizen. Wismut, prächtiges Stück in gestrickten Formen vom Schneeberg. Kupfer: Lake superior, darunter gute Pyramidenwürfel, ferner Kalkspäte mit eingewachsenem Kupfer, auch ein größerer Klumpen, vermutlich von ebendaher, mit radialstengeligen Aggregaten, die den Ein- druck einer Pseudomorphose machen, aber das Muttermineral ist nicht mehr erkenntlich; Corocoro; Broken Hills; Rheinbreit- bach u. a. Eisen in Basalt von Ovifak. Silber: Broken Hills, moosförmige Aggregate; Kongsberg; Murcia; Chaiarcillo; Copiapo.

Gold: mehrere gute Stufen aus Siebenbürgen, darunter ein schönes baumförmiges Silbergoldaggregat von Verespatak ?), aus platten Kristallen mit O.00oc. 500 aufgebaut; Kremnitz;

1) Orthograhie der österr.-ung. Fundorte nach Zepharovich.

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Magurka; Coolgardie (W.-Austr.): große Stufe in Quarz, angeb- lich von Australien, mit z. T. ausgehöhlten Kristallen; Cripple Creek, schöne Stufe mit zahlreichen Kügelchen. Platin: 4 Roll- stücke im Gewicht von 390g, 155g, 74g, 24g, wohl die kost- barste Nummer der Sammlung.

Sulfide und Sulfosalze. Pyrit, namentlich große Kristalle von Elba und Dognacska. Magnetkies, Kristalle vom Schneeberg (Passeyr). Arsenkies. Speiskobalt. Glanzkobalt. Antimonnickelglanz. Lautit (CuSAs). Kupferglanz, Bleiglanz: Rodua (O-Rodna), ähnlich dem Gondersbacher; Przibram; Dog- nacska; Joplin, 2 gute Stufen, eine mit Würfeln von 4 cm Kantenlänge. Silberglanz, Zinkblende (und Wurtzit): besonders von Rodna, Schemnitz, Joplin und vom Binnental schöne Kristalle; von Stollberg angeschliffene Platte von Schalen- blende mit Pyritlagen. Millerit. Rotnickelkies. Antimonnickel. Sylvanit und besonders Nagyagit in schönen Stücken. Zinnober. Molybdänglanz. Realgar und Auripigment. Autimonit, nament- lich große japanische Kristalle. Kupferkies. Buntkupfer. Emplektit. Jamesonit. Antimon- und Arsensilberblende. Fahlerze. Kylindrit.

Oxyde und Hydroxyde. Rotzinkerz, darunter ein rosafarbenes, blätteriges Stück und ein grüngelbes außer dem gewöhnlichen blutroten von Franklin. Rotkupfer: Cornwall, scharfe O und «Oo; größere O.xOoo.ocO von Bisbee; eine Prachtstufe mit zahlreichen scharfen roten Oktaedern von Clifton, Arizona, Korund und Sapphir (Rollstiicke). Eisenglanz, gut von Elba und Cleator Moor; Roteisen. Titaneisen. Senarmontit. Unter den Quarzen mehrere schöne, wenn auch flächenarme Kristalle; von Arkansas ein großer klarer Kristall mit + R und auffallend langem sPs; mehrere mit Einschlüssen, darunter besonders bemerkenswert eine von Telkibanya mit bohnengroßer Libelle. Avanturin. Jaspis. Katzenauge. Tigerauge. Chalcedon, darunter ein großer Enhydros. Zirkon: mehrere Stücke mit weißen Kristallen vom Pfitschtal mit P.acPoc.ocP; Frederiks- värn. Zinnstein. Rutil. Brookit, großer, leider stark verletzter Kristall von Pregratten. Anatas in vielen guten Stufen, namentlich von Rauris. Pyrolusit, eine vortreffliche Stufe an- geblich aus dem sächsischen Erzgebirge. Göthit. Brauneisen. Opal: mehrere ansehnliche Edelopale von Queensland, angeblich

_ 199%

Cserwenitza (Vörösvagas), z. T. mit herrlichschillernden Stellen; Hyalit; Halbopal.

Haloidsalze. Steinsalz. Salmiak, gut vom Aetna. Embolit. Fluorit, eine große Serie englischer, Freiberger, auch Gottharder Kristalle; außer O und ocOoc nebst flachen «On keine Flächen. Kryolith und Thomsenolith auf Kryolith.

Aluminate und Ferrate. Chrysoberyll (Alexandrit). Spinell: ansehnliche Oktaéder, N. Jersey. Magnetit.

Borate: Borazit. Ludwigit.

Karbonate. Kalkspat ist reichlich vertreten, namentlich durch eine stattliche Anzahl Egremonter Stufen, unter denen wasserhelle langprismatische Kristalle mit “R.—4R und ein ebensolcher Zwilling nach oR, aber mit ocR verwachsen, hervor- zuheben sind; unter den großen Jopliner Kristallen ist der beste ein beiderseits wohlausgebildeter mit Rs und }Rs, der einen Kupferkies - Dolomitzapfen umwächst. Aragonit: Horschenz (zahlreiche Zwillinge); Girgeuti; Eisenerz (prächtige Eisenblüte); Herrengrund; Molina; Cumberland, spießige Kristalle. Dolomit, darunter auch die schwarzen von Teruel mit «R (glatt), R.oR (beide rauh). Ankerit. Eisenspat. Manganspat. Zinkspat. Witherit. . Strontianit. Cerussit. Kupferlasur. Malachit. Zinkblüte.

Sulfate: Baryt: besonders Cumberland gut vertreten durch eine Gruppe mit 4—7 cm nach b langgestreckten Kristallen und eine mit 17cm langen Kristallen in paralleler Verwachsung, oP stark vorherrschend (Spaltungsprisma als ocP gestellt); auch ansehnliche Schemnitzer Stufen.

Cölestin: Hambach, Girgenti, Put in Bay (Ohio). Anglesit. Gips, mehrere Exemplare mit den häufigsten Flächen; modell- artig regelmäßig von Ellsworth (Ohio). Langit. Sideronatrit (Urusit). |

Chromate. Krokoit vom Ural und eine Stufe von Tas- manien mit wohlausgebildeten Prismen, z. T. auch Pyramiden,

Molybdate, Wolframate, Uranate: Wulfenite, Blei- berg, tafelartiger Typus, aber auch kleine, kurzsäulenförmige Kristalle, oP.oP und mehrere Pyramiden; ferner Einzelkristalle und Gruppen von Yuma County. Wolframit. Uranpecherz: be- merkenswert ein Gangstück von Schlackenwald.

_ 200%

Phosphate, Arsenate etc. Monazit. Fergusonit. Sa- marskit. Vivianit. Kobaltblüte: 2 schöne Schneeberger Stücke. Wawellit: Cerhowitz; Mountgomery u. a. Variscit. Adamin. Libethenit und Euchroit. Descloizit. Tirolit. Mixit. Zeunerit (Kupferuranit?). Apatit: mehrere große Canadier; flächenreiche Tiroler; violette Ehrenfriedersdorfer; Snarumer. Staffelit. Pyro- morphit, auch braune von Friedrichsegen mit hellen Enden. Endlichit, schlankes Prisma von Hillsborne. Vanadinit, hübsche Prismen von Yuma County. Triplit. Amblygonit.

Silikate: Andalusit, große Kristalle von der Lisens Alp; Chiastolith, Lancaster (Massachusetts), quergeschnitten und po- liert, prächtiges Kreuz. Disthen, Alp Sponsa und lange Platten in Quarz mit Biotit und Granat, Schöntal (Panzerberg bei Eisen- stein?), Böhmen. Topas. Staurolith. Turmalin: mehrere Peg- matitstufen von Elba mit ausgezeichneten, grünen Kristallen; rote von Maine in Lepidolith; Brasilier mit isomorpher Schich- tung; flächenreiche schwarze von Pierrepont; roter Kristall mit hellgrünem Kern von Mesa Grande (Kalif.), 4cm Querdurchmesser. Datolith, große Kugel von Theiß mit einer Menge vielflächiger Kristalle. Gadolinit, Hittorö. Epidot: Knappenwand u.a. Vesu- vian: Pfitsch; Fassatal; Fleimstal u. a. Olivin. Monticellit. Lievrit. Kieselzink. Cerit. Phenakit. Dioptas, eine Stufe mit zahl- reichen kleinen Kristallen aus der Kirgisensteppe, oP:.—:R. Kieselkupfer.

Prehnit. Granat: große Almandine, Zillertal, Oetztal, Bodoe, Colorado und tiefbläulichrote indische Rollstücke; Kalktongranat, Dognacska, Cziklova, Friedeberg in Österr. Schlesien; Melanit, Pfitsch, in zierlichen braunen und schwarzen «O, auch z. T. 202; Uwarowit auf stengeligem Pyroxen mit Calcit von Oxford (Canada), in kleinen smaragdgrünen körnigen Aggregaten und winzigen xO. Axinit. Helvin. Skapolith. Leucit. Liebenerit. Sodalith. Lasurstein. Zinnwaldit. Muskovit. Lepidolith, helle Rosetten mit Albit in Elbaner Pegmatit. Fuchsit. Chlorite. Leuchtenbergit. Kotschubeyit. Xanthophyllit (Waluewit). Antro- phyllit. Speckstein, eine ganz vortreffliche Stufe mit Göpfers- grüner Pseudomorphosen. Réittisit. Serpentin. Garnierit. Bronzit. Pektolith, N. Jersey, langstengelige und kugeligfaserige Aggregate. Aegirin. Omphazit. Jadeit. Anthotophyllit. Monokline Hornblenden, auch Richterit. Nephrit. Beryll: Zwiesel, Adun-

Dr

Tschilon, Tokowaja, Mursinka, Habachtal. Orthoklas (mit Adular): Gotthard, Baveno, Karlsbad, Zillertal, Mursinka. Von Mikroklinen liegen mehrere prächtige Einzelkristalle vom Pikes Peak vor und eine entzückende Stufe von dort mit über 20 Kristallen (P, M, T, x, z, y), von Rauchquarzen begleitet; eine weitere Stufe mit helleren, z. T. braun überrindeten Kristallen, auch ein großer fleischroter Kristall. Albit in herr- lichen Zwillingen nach M von Schmirn, so schön wie die aus der Scharff’schen Sammlung; Periklin; Oligoklas; Labradorit. Saccharit. Apophyllit. Analcim. Gmelinit. Chabasit. Stilbit. Natrolith. Desmin. Allophan. Nontronit.

Silikate mit Titanaten etc. Größere Anzahl, z. T. guter Tiroler und Schweizer Titanite; riesige Kristalle (bis über 5 cm) mit Apatit von Renfraw. Perowskit. Pyrochlor.

Meteorite sind in der Sammlung durch mehrere Fundorte vertreten, darunter sind herrliche Stücke, die wesentlich zur Hebung unserer kleinen Serie von Meteorsteinen beitragen:

Toluca, 37 g und 847 g, letzteres Stück gut geätzt, mit Troilit und Graphit.

Finland 1902, Palassit: Platte von 22 zu 10 cm, Olivine bis über 2 cm; 950g.

Mocs, durchsägtes Individuum ; 200 g.

Long Island, Phillips County, 1891; 223 g.

Moldautein, 3 Bouteillensteine.

Es sei hier nochmals die Gelegenheit ergriffen, der Familie Pfeiffer-Belli für ihre hochherzige Schenkung den verbind- lichsten Dank der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell- schaft zum Ausdruck zu bringen. Eine ganze Reihe von Fund- orten ist nunmehr durch weit schönere Exemplare vertreten, als es bis jetzt der Fall war.

Von P. Prior: eine große Stufe Zinkblende von Brau- bach; 3 kugelige Aggregate von Arsenrhomboedern, Echizen; ferner Antimonbleilegierung, von Herrn Prior dargestellt: vor- zügliches Objekt zur Demonstration des Begriffes „eutektische Lösung“; Sylvin in Borazit von Westeregeln und großes Stück von grobkristallinem Borazit von ebendaher.

Von Frau A. von Reinach aus dem Nachlasse ihres Gemahles: eine Serie von Präparaten (Taunusgesteine und Ba- salte); ferner Abh. K. Leop. Car. Ak. d. N., Bd. 64 (Blaas, Ser-

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pentin u. Schiefer aus d. Breuuergebiet); Nauman, El. d. Min. 1850; 22 Separatabdrücke.

Von Prof. F. Richters: vulkanischer Sand, reich an scharf begrenzten Leucitchen, Gaußberg.

Von F. Ritter: 2 prachtvolle große Handstücke von Vockenhausen im Taunus, die den Übergang von Quarzporphyr in Sericitschiefer zeigen.

Von L. Schäfer: Basalt von der blauen Kuppe bei Eschwegen.

Von Prof. W. Schauf: Alsbachite, Odenwald; graphitfüh- rende Schiefer aus dem Dioritpegmatit am Eingang desMühltals bei Eberstadt; Hornfelse von dort; Halbopale u. a. von Steinheim ; schwarzes Gestein von N.-Beerbach, das Herr Petzold (Offen- bach) bei einer Exkursion am Fuß des Frankensteins bei N.-Beerbach fand: vermutlich das Korund-Magnetit-Sillimanit- Gestein, das seinerzeit von Andreae beschrieben wurde; das spez. Gew. des Stückes beträgt 3,74.

Von A. Wagener: Quarzporphyr mit Pinitoid, Bozen, und basaltische Reibungsbreccie (?), Roßdorf.

Von der Großh. Hess. Geol. Landesanstalt wurden uns gegen die Schnitt- und Polierkosten durch Vermittlung des Landesgeologen Herrn G. Klemm 3 große Gesteinsplatten überlassen: 1) Hornfels mit Granitinjektionen aus dem Karl- städter Tal bei Weinheim, an der Seite der Platte ein breites Aplittrum, von dem die geschlängelten Injektionen abzweigen; 2) Kalksilikathornfels, reich an Epidot und Granat, Mühltal bei Eberstadt; 3) Schlieriger Diorit von Lindenfels.

Ill. Neuerwerbungen durch Kauf.

Da in dem neuen Museum auch die Ausstellung größerer Schaustücke beabsichtigt ist, sind hierfür bereits einige An- schaffungen gemacht worden. Aus der Gewerbehalle in Idar wurden eine große Achatplatte und ein Querschnitt eines der bekannten verkieselten Stämme aus Arizona erworben (34cm Durchmesser). Präparator Dreyer in Zürich, auf den Herr K. Fischer den Sektionär freundlichst aufmerksam machte, lie- ferte Prachtstufen von Staurolith und Disthen in Paragonit- schiefer von der Alp Sponda am Pizzo Forno und grünen Fluorit vom Santis. Herr P. Prior war so gütig, in Freiberg (Mineralien-Niederlage der Kgl. Sächs. Bergakademie) folgende

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Stufen auszusuchen: 1) Baryt auf Roteisen von Frizington, Cum- berland: nach b gestreckte, bis 19cm lange, gelbbraune Kristalle von lebhaftem Glanz und kleinere, fast wasserhelle. 2) Fluorit, Gruppe zahlreicher Würfel, Kantenlänge durchschnittlich 3 cm, mit Bleiglanz, Northumberland. 3) Calcit, Egremont, 8R. 4R, auf Brauneisen. 4) Schwefel, Girgenti. Mächtige Stufe mit herrlichen Kristallen, bis 6cm Basislänge und Vertikalaxe bis über 56cm: P.4P.oP. Poc; : meist sphenoidischer Typus. 5) Brasilianische Amthyststufe, zahlreiche große auf Quarz auf- gewachsene Kristalle, ZR meist in gleicher Ausbilduug, «R.

Von Krantz in Bonn: Pegmatit von Mursinka mit Topas, Orthoklas, Quarz, Albit, wenig Lithionglimmer: 6 größere und mehrere kleinere farblose Topaskristalle, der größte 4cm lang, oP .ocP2.4P.2Poo. oP; über 20 dunkle Quarze auf einer Seite der Stufe in genauer Parallelstellung; in der Mitte und auf der anderen Seite größere Quarze mit einfachen braunen Orthoklasen ; Albit füllt in rosettenförmiger Gruppierung Lücken aus.

Von der Deutschen Steinindustrie- und Aktiengesellschaft in Reichenbach i. O. wurde eine Serie einheimischer und aus- ländischer, technisch viel verwendeter Gesteinsplatten gekauft: Odenwälder Diorite, Granite und Hornblendegranite; schwedische Granite ; Olivingabbros (Hyperite), technisch „dunkle schwedische Granite® genannt; Laurvikit („Labrador* der Technik); por- phyrischer Granit von Ottenhöfen im Schwarzwald, auf 3 Flächen geschliffen; Würfel aus körnigem Granit von Vänevik, S.-Schwe- den, und aus flaserigem von Webern im Odenwald.

Bei Voigt & Hochgesang in Göttingen wurden 57 mikro- skopische Präparate von Gesteinen zur Erweiterung der sehr dürftigen Präparatensammlung der Gesellschaft angefertigt. | Von Krantz in Bonn wurden ferner zur Ergänzung der petrographischen Sammlung bezogen: Rapakiwi von Wyborg und Aland; Kugelgranit, Fonni (Sard.) und Wirwik (Finland); Protogingranite aus den Alpen; Turmalingranit, Rautenkranz, Erzgebirge; Granitporphyr, Bodegang, Harz; gequetschter Quarz- porphyr, Mte. Besimanda, Lig. Alpen; geschieferter Quarz- porphyr, Dwgilfylchi, Wales; Keratophyr, Zedwitz, Fichtel- gebirge; Quarzkeratophyr, Hof; Laurvikit, Laurvik, Norwegen; Akerit, Christiania; Nordmarkit, Grorud, Norwegen; Leucit- syenit, Magnet Cove; Tinguait, Pocos de Caldas, Brasilien;

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Camptonit, Topkowitz und Maara, Christiania; Olivin-Norit, Risör; Ijolith, Alnö; Theralith (Teschenit), Söhla, Mähren; Kristalltuff, Benolpe; Laterit, West-Indien; Bauxit, Wochein, Kärnten. Auch von einem Teil dieser Gesteine sind mikro- skopische Präparate hergestellt worden.

Prof. Dr. W. Schauf.

IV. Geologisch-paläontologische Sammlung.

Wie seit langen Jahren ist die geologisch-paläontologische Sammlung durch Schenkung, Tausch und Kauf in hohem Maße bereichert worden, in weitaus bedeutendstem Maße durch Schenkung.

Mit der umfangreichsten Erwerbung, die bisher die paläon- tologische Sammlung unseres Museums gemacht hat, fällt auch der schmerzliche Verlust ihres größten Gönners zusammen. Längst hatte Herr Baron von Reinach seine Sammlungen aus dem Devon von der Nord- und Südseite des Taunus und so auch die reichen Aufsammlungen aus heimischem und auslän- dischem Perm für unser Museum bestimmt. Es haben diese Sammlungen um so höheren Wert, da Teile derselben seinen schon publizierten und noch in Aussicht stehenden Arbeiten zu- grunde liegen; besonders sind die devonischen Aufsammlungen, die für seine stratigraphischen Arbeiten die Belege sind, an deren Bestimmung besonders auch Dr. Fuchs beteiligt war, von Bedeutung. Dank der Freundlichkeit von Frau Baron von Reinach können diese in zahlreichen Schränken aufbewahrten Sammlungen bis zur Überführung ins neue Museum in dem von Reinachschen Hause in der Taunusanlage verbleiben.

Ein wahrer Schatz, an dem neben intensiver Kenntnis ungemein mühselige, ausdauernde Arbeit hängt, ist die Sammlung von Schildkrötenresten aus dem Mainzer Tertiär und aus Ägypten; sie umfaßt einen großen Teil der Originale, die seinen in den Senckenbergischen Abhandlungen publizierten Abhandlungen zu- grunde liegen; vom anderen Teil sind zumeist Gipsabgüsse vorhanden.

Noch unbearbeitet sind die zahlreichen Schildkrötenreste, die Dr. Stromer-von Reichenbach und sein Begleiter

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Markgraf aus dem Fajüm, aus dem Uadi Färegh und Uadi Natrün gesammelt haben. Für deren wissenschaftliche Nutzbarmachung hat von Reinach, da es ihm nicht vergönnt war, sie zu bearbeiten, wie er gehofft hat, auch im Testament noch ge- sorgt. Zur Gewinnung dieser letzteren Fossilien ist die Sektion wesentlich von Herrn von Reinach unterstützt worden.

Hohen Wert legen wir darauf, daß aus der von Rei- nachschen Bibliothek, die der Senckenbergischen Naturforschen- den Gesellschaft testamentarisch vermacht war, durch die ge- wogene Bestimmung von Frau Baron von Reinach eine Sektionsbibliothek begründet wurde. Frau Baron von Reinach hatte nämlich bestimmt, daß alle Werke, die schon in der Senckenbergischen Bibliothek enthalten sind, der von den Pro- fessoren Boettger und Kinkelin verwalteten Sektion über- wiesen werden. Sie enthält eine große Reihe von Jahrgängen der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, des Neuen Jahrbuches für Mineralogie etc., der Bulletins de la Société géologique de France, der Senckenbergischen Abhandlungen und Berichte, der Nova Acta, des Keilhackschen Geologischen Central- blattes, der Cosmannschen Revue critique und der Palaeonto- graphica, ferner zahlreiche Einzelwerke über die Fossilien des Perm und Devon; auch die Literatur über die Geologie von Frankreich und Rußland ist vertreten. Wir nennen nur noch einige der größeren Werke: Zittels Handbuch, Bronns Lethaea, Goldfuß’ Petrefacta Germaniae, Gervais’ Zoologie et Pal&ontologie frangaise, Sandbergers Land- und Süßwasserkonchylien der Vorwelt, H. von Meyers Saurier des Muschelkalkes, Reptilien von Oeningen, Speyers Casseler Tertiär, Ungers Iconographie, einen Band Trilobiten von Barrande, Geinitz’ Dyas, Giimbels Fichtelgebirg, Lyells Elements, Roths Allgemeine und Chemische Geologie, Rosenbuschs Physiographie. Die Literatur über fossile Schildkröten ist wohl vollständig.

Unter den Geschenken verdient weiter besonders her- vorgehoben zu werden, daß auf Anregung von Herrn Prof. Dr. Marx die Königliche Berginspektion Rüdersdorf uns in zuvorkommendster Weise geologisch hochinteressante Gegenstände aus den Rüdersdorfer Brüchen, bestehend in zwei Platten mit Gletscherschliffen, einer großen Kalkplatte reich an

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Chempitzien und solchen mit Stylolithen, zuwendete. Auch unser Herr Erich Spandel beschenkte uns wieder mit höchst inter- essanten Petrefakten, unter denen wir eine Meduse aus dem lithographischen Schiefer hervorheben.

Weiter weisen wir noch auf die auf Anregung des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Adickes uns von Herrn Geheimen Medizinalrat Dr. Michaelis und Herrn C. A. Recknagel in Bad Rehburg gewordenen Fußfährten aus den Wealdenschichten hin, aus denen uns überhaupt bisher keine organischen Spuren erreichbar waren.

Bestrebt, aus fernen Landen Fossilien zu erhalten als Belegstücke für die Ausbreitung der Meere in den verschiedenen geologischen Zeiten, war uns die von Herrn Professor Kobelt vermittelte Zuwendung von unterdevonen Fossilien aus Bolivia seitens Fräulein Meurer von großem Werte, für die wir den besten Dank sagen.

Für die Geologie des Mainzer Tertiärbeckens ist der Fund von Tentaculites maximus Ludw. bei Offenbach von Bedeu- tung und liefert ebenso wie Zinndorfs Fund von Blätter- führendem Schleichsandstein in der Domstraße daselbst wieder Belege für den Zusammenhang des links- und rechtsrheinischen Tertiärs. Nun kennen wir drei Fundpunkte des seltsamen Fossils: Nierstein, Bodenheim und Offenbach.

Unter den durch Schenkung an uns gelangten Objekten ist auch heuer eine größere Suite von nach Art mikroskopischer Präparate zugerichteten Blättern aus dem oberpliocänen Braun- kohlenflötzchen vom Klärbecken zu uennen. Noch immer ge- lang es Herrn Alexander Askenasy, Blätter aus dem unter Wasser aufbewahrten Tonflötzchen herauszulösen. Zur Samm- lung von Früchten dieser Flora hat außer Herrn Ingenieur Timler heuer auch Herr Stadtbauinspektor Uhlfelder in dankenswerter Weise Beiträge geliefert.

Hier sei auch Herrn Stadtrat Kölle für seine Bereit- willigkeit bester Dank gesagt, die Bohrung im Hattersheimer Feld so weit fortzusetzen, bis das liegende Untermiocän, wie es im Bruch bei Bad Weilbach außerhalb der rheinischen Ver- werfung ansteht, erreicht ist; leider konnte es aus technischen Gründen nicht erreicht werden. Immerhin hatten die Gesteins- proben in den zahlreichen Bohrungen wieder die bedeutende

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Mächtigkeit der pliocänen Absätze, wie sie im westlichen Stadt- wald (Unterwald) in Verbindung mit Braunkohleneinschlüssen aus vielen Bohrungen bekannt sind, innerhalb der rheinischen Senke, zwischen östlicher und westlicher Rheinspalte Luisa- Flörsheim erwiesen und die Art der eingebetteten Fossilien (Zapfen in ca. 70m Teufe) das Alter derselben, wenn noch nötig, sicher gestellt. Die Mächtigkeit der Pliocänschichten ist in Bohrloch VI in minimo von 90 m nachgewiesen; auch ist nachgewiesen, daß sie in drei verschiedenen Teufen pflauzen- führend sind. Wir hoffen, daß eine spätere Bohrung das oben erwähnte Ziel erreichen wird. Besonders auch im Interesse der Kenntnisnahme der stratigraphischen Verhältnisse von Frankfurts Umgebung hielt der erstunterzeichnete Sektionär im Architekten- nnd Ingenieur-Verein im Anschluß au die Be- sprechung der Klärbeckenflora einen die Grabungen und Bohrungen in Frankfurts Umgebung in den letzten 20 Jahren behandelnden Vortrag. Ist doch der Geolog in hohem Grade vom Interesse des Ingenieurs am Schichtenbau der Landschaft abhängig, wie er umgekehrt auch dem Ingenieur nützlich sein kann.

Wir sind dem Städtischen Tiefbauamte zu Dank verpflichtet fir den Transport des bei Praunheim gefundenen, großen konglomeratischen Blockes nach dem neuen Museum; er ist wohl geeignet, eine besondere Tatsache festzustellen. Auch den Herren Wasserbaudirektor Scheelhaase, Bau- inspektor Weber und Regierungsbaumeister Giller danken wir verbindlichst für die Güte, uns über die Grabungen im Weichbilde der Stadt stets auf dem Laufenden zu halten. Herrn Stadtbaumeister Sattler danken wir die gütige Übermittelung der von Herrn K. Fischer aufgenommenen und gezeichneten, bei den Bohrungen zwischen Hattersheim und Bad Weilbach etc. gewonnenen Bobhrprofile. In dankenswerter Weise führte uns überhaupt Herr K. Fischer Objekte von lokalem und allge- meinem Interesse in großer Zahl zu (siehe Geschenkeverzeichnis!).

Geschenke für die Paläontologische Sammlung. Von Herrn Dr. med. Lejeune hier: Calamiten aus dem Perm von Obermoschel; eine Suite Fossilien aus den Unter- devonschichten der Eifel, darunter ein selır interessanter, neuer

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Bellerophontide aus dem Bruch im Wald von Prüm, ferner solche aus dem Mitteldevon von Gerolstein; einige Petrefakten aus dem Posidonienschiefer von Boll und aus dem weißen und braunen Jura von Teck; endlich einige Fossilien aus dem Gault, darunter Ammonites fisstcostatus, und aus dem Cenoman, darunter Lima rapa.

Von Fraulein Ida Meurer von Tarija in Bolivia (Con- sulado Argentino en Bolivia): Eine Suite Brachiopoden aus dem Unterdevon von dort, durch Herrn Prof. Dr. Kobelt.

Von Herrn Prof. Dr. Kobelt in Schwanheim: Hornstein- knollen mit Fossilspuren, Geschiebe aus dem Main bei Schwanheim.

Von Herrn L. Pfeiffer in Darmstadt: Inoceramen aus dem Quadersandstein von Olsburg und Ilsede bei Peine in Hannover.

Von Herrn Stabsarzt Prof. Dr. Marx hier: Eine größere, selbstgesammelte Kollektion von Ammoniten, Hamiten, Belem- niten, Inoceramen, Nuculen etc. aus dem Gault von Folkestone.

Von Herrn Ingenieur P. Timler hier: Fichtenzapfen mit Wal- und Hickoryniissen aus dem oberpliocänen Braunkoblen- flitzchen des Klärbeckens.

Von Herrn Erich Spandel, Verleger in Nürnberg: Ein sehr schönes Exemplar von Rhtxostomttes admirandus aus dem lithographischen Schiefer von Zandt bei Eichstätt, und zwar Stein- kern und Abdruck; ferner Hammatoceras fallax aus dem Dogger von Torri am Gardasee und mikroskopische Präparate von Spongiennadeln aus dem Meeressand von Waldböckelheim, endlich der Gipsabguß von Kalligramma haeckeli, einem Schmetterling aus dem lithographischen Schiefer.

Von Herrn Maas, Rentner hier: Einige Fossilien.

Von Herrn Architekt Maul hier: Ein Orthoceras in Wissenbacher Schiefer.

Von Herrn Oberingenieur Streng hier: Mooriger Letten mit Mollusken aus dem Moor der Braubachstraße, untere Schicht auf Kies.

Vom städtischen Historischen Museum hier: Eine Knorria und ein Lepidostrobus.

Von Herrn Ferdinand Moser, stud. techn.: Orthocera- titen aus Wissenbacher Schiefer.

Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Pferdeunterkiefer, Fragment eines Hirschunterkiefers, Ziegen- und Schafstirn-

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zapfen, Schädel und Unterkiefer von einem jungen und einem alten Schwein, Kieferreste vom Rind, Hirsch und Hund aus dem Moor der Braubachstraße, ferner verschiedene Säugetier- knochen aus moorigem Kies in 3—4 m Tiefe vom Frank- furter Wasserwerk am Ebel bei Praunheim, dann das Fragment eines Oberschenkels von Rhinoceros antiquitatis aus moorigem Kies in 3m Tiefe vom Totenweg zwischen dem Wasserwerk und dem Hofgut des Waisenhauses bei Praunheim, durch Herrn Ing. K. Fischer.

Von Herrn Prof, Dr. Follmann in Koblenz: Eine Suite wohlerhaltener Fossilien aus den Obercoblenzschichten von Miellen und Weiertal und dem Coblenzquarzit von Rhens.

Von Herrn J. Zinndorf in Offenbach: Platten mit Tenta- culites maximus aus dem Rupelton (Fischschiefer) des Pump- werkes westlich vom Offenbacher Hafen, ferner bituminöser Schiefer mit Fischabdrücken.

Von Herrn Direktor Abele hier: Zwei Exemplare von Ptychodus polygyrus aus der Hagener Gegend.

Von Herrn Dr. Kellermann, Rektor der Kreis-Real- . schule in Nürnberg: Braunkohle und versteinertes Holz (Nadel- holz) aus dem Oberkeuper vom Buchenbühl bei Heroldsberg in Mittelfranken.

Von Herrn Geh. Medizinalrat Dr. Michaelis und Herrn C. A. Recknagel in Bad Rehburg: Fußfährten eines dem Iguanodon ähnlichen Reptils aus dem Hastingssandstein von Bad Rehburg durch Herrn Oberbiirgermeister Dr. Adickes.

Von Herrn Alexander Askenasy, Ingenieur hier: Eine Suite Carbonpflanzen von Wettin, drei Palaeonisciden von Mansfeld, eine Suite Tertiärpflanzen von Salzhausen und eine größere Sammlung (63) von pflanzlichen Resten aus dem Braun- kohlenflötzchen des Klärbeckens bei Niederrad, hergestellt nach Art mikroskopischer Präparate.

Von Herrn Paul Prior, Hütteningenieur hier: Das prachtvolle Stück eines Equisetum mougeoti aus dem Bunt- sandstein von Olsbriicken bei Kaiserslautern.

Von Herrn Caesar Boettger hier: Ostrakoden von der Jordanstraße.

Von der Zentrale für Bergwesen, G.m.b.H. hier: Oberer letzter Backenzahn von Mastodon longirostris aus einem

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Lignitflötz von Petrojo, Prov. Siena, durch Herrn Direktor Eichmeyer.

Von Herrn Walter Bucher, Primaner hier: Fragment eines Vogelarmes und der Ohrknochen eines Säugers aus dem Untermiocän vom Musikantenweg in Frankfurt a. M., ferner einige Fossilien aus dem Mitteldevon von Köppern.

Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Eine Suite Früchte aus dem oberpliocänen Braunkohlenflötzchen, durch Herrn Stadtbauinspektor Uhlfelder.

Von Herrn Oberförster Behlen in Haiger: Unterkieferast und Oberschenkel vom Pferd und Canin vom Renntier aus löß- artiger Ablagerung bei Langenaubach. Blattabdrücke aus Sand von Vallendar.

Von der Königlichen Berginspektion Riders- dorf: Eine große Platte Muschelkalk mit Chemnitzien.

Von Herrn Architekt Beines hier: Fünfter Halswirbel von Rhinoceros antiquilatis, Bauplatz Gideon dahier, durch Wil- helm Beines, Wöhlerschüler. |

Von Herrn Dr. Meyer hier: Ananchytes ovata, Galerites abbreviatus und Belemnitella ınucronata von Stubbenkammer.

Von Herrn Professor Dr. M. Möbius hier: Eine Suite mitteldevoner Fossilien von Gerolstein.

Von Herrn Professor Dr. L. von Heyden hier: Fossile Coprolithen von Prionus, Anobium, Piilinus und einem Bupre- stiden aus der Salzhausener Braunkoble, ausgesucht und generisch bestimmt von Herrn Senator Dr. C. von Heyden f.

Von Frau Dr. Drevermann hier: Eine größere Platte mit Pteraspiden aus der Gegend von Hamm.

Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Zwei Tannen- zapfen aus dem Bohrloch 17 bei Eddersheim in Teufe von 70m, durch Herrn Dip].-Ingenieur Viesohn.

Von Herrn C. L. Völker hier: Vierter Backenzahn vom Mammut, gewonnen beim Baggern bei Walsam a. Rh.

Von Herrn Dr. J. Dewitz in Rehfelde bei Berlin: Eine größere Sammlung von pliocänen Konchylien von Castel d’Appia über Ventimiglia und fossile Schnecken aus dem Quercygebiet bei Bach, Dep. du Lot, Plaine de Mirabelle.

Von Herrn Vigener, Privatier in Wiesbaden: Tubera scirpi marilimi, bei Hochwasser am rechten Mainufer ange-

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schwemmt in der Nähe von Griesheim (19. Mai 1883) und solche von Biebrich a. Rh. (1883), beide von Herrn A. Vigener gesammelt.

Von Herrn Max Lindley, Schüler bier: Halswirbel von Rhinoceros antiquitatis aus dem Löß bei Weinheim an der Bergstraße.

Von Herrn J. Zinndorf in Offenbach: Eine Suite Blatt- abdriicke aus dem Schleichsandstein in der Domstraße zu Offenbach, 2,4m unter der Oberfläche, Bank ca. 0,3m mächtig.

Von Herrn Forstmeister Dr. A. Rörig hier: Ein Zepidosiro- bus aus der Ruhrkohle.

Von Herrn Intendanturrat Schallehn hier: Eine kleine Suite Versteinerungen aus dem Metzer Ober-Lias.

Von Herrn Direktor E. Franck hier: Neogene Meeres- kalkbildung mit einer größeren Zahl von Fossilien (Pecten-, Ostrea- und Anomia-Arten, Lithothamnien) von Algier (Stadt), ca. 150m über dem Meer.

Von Frau Caesar Straus hier: Fragmente einer Kro- kodilmumie aus dem bituminösen Schiefer von Messel.

Von Frau Karoline Pfeiffer und Frau Anna Weise hier (aus dem Nachlaß des Herrn Dr. Ludwig Belli): Eine Suite angeschliffener Cephalopoden aus dem Hallstatter Kalk, mehrere Clypeasier aegyptiacus und ein Ammonites radians aus dem Adnether Kalk.

Von Herrn Berginspektor K. Müller hier: Zwei Bivalven aus dem Muschelkalk von Michelstadt.

Von Herrn Bergreferendar Spranck in Koblenz: Eine Sammlung Versteinerungen aus dem mitteldevonen Schiefer von Köppern im Taunus.

Von Herrn Ingenieur Looß hier: Ein Pleurodictyum pro- blematicum von Oppershofen.

Von Herrn Dr. Drevermann hier: Eine größere Auf- sammlung von mitteldevonen Versteinerungen von Finnentrop.

Von Herrn K. Fischer, Ingenieur hier: Ein Blatt aus dem Rupelton und ein Früchtchen aus dem Kalk von Flörsheim. Verkieseltes Stammstück aus dem Cyrenenmergel von Partenheim ; Braunkohle von Ginheim. Früchte von Grewia crenata aus dem Süßwasserkalk von Steinheim bei Heidenheim. Kalksinter mit Blattabdrücken und Schnecken von Ahlersbach. Zwei

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Scalaria recticosta vom Welschberg bei Waldböckelheim. Oberer Meeressand mit Pectunculus obovatus nahe Wicker. Planorbis cor- datus, Neritina alloeodus und Potamides galeotits aus dem Cyrenen- mergel von Jugenheim bei Weinheim. Eine Helax durch Druck deformiert, ein Oyclostoma und mehrere Heltces mit Freßspuren, Limneus urceolatus in Kalk, ferner mehrere sog. Schlangeneier mit einander verkittet und ein schön erhaltener Potamides eno- dosus aus dem Cerithienkalk von Flörsheim. Eine Platte mit zahlreichen Fossilien aus dem oberen Cerithienkalk vom Röder- berg, aus denselben Schichten eine Suite Versteinerungen vom Röderbergweg (Aussichtsturm) und der Bornheimer Landwehr, dann eine größere Aufsammlung aus dem oolithischen Kalksand desselben Horizontes von der Kantstraße; Tympanotomus contcus, Potamides pustulatus, Neritina fluviatilis, Hydrobia obtusa und Vogelknochen aus der Bangrube der Akademie an der Viktoria- Allee und ein vollständig erhaltener Tympanotomus contcus von der Wiesenau. Eine Suite Fossilien aus der Melanopsts-Schicht der Braubach (Domstraße) in 3m Teufe. Eine vollkommen er- haltene Melanopsis callosa und Schlammprobe der Melanopsis- Schicht mit Helix aff. subsulcosa, Neritina callifera, Hydrobia obtusa, Carychium antiquum, Grewia crenata etc. vom Gaualges- heimer Kopf. Eine größere Aufsammlung aus den Hydrobien- schichten von St. Johann. Cypriskalk in Hydrobienletten von Frank- furt. Letten mit Planorben von der Ecke Kaiserstraße-Neue Main- zerstraBe, 7 m unter Terrain. Helix coarctata und H. carinulata von Steinheim bei Heidenheim, Melanta escheri aus obermiocäner Kohle von Käpfnach.

Von Herrn Dr. A. von Reinach: Gesteinsproben aus zahlreichen Bohrungen. Eine Suite Versteinerungen von Stein- heim bei Heidenheim, darunter Reste von Dicroceras, von Schild- kröten, auch Clausila antiqua. Originale zu den Abhandlungen: Über die Schildkröten des Mainzer Tertiärs und Ägyptens. Gips- abgüsse von in diesen Abhandlungen beschriebenen Schildkröten- resten, die in den Museen von Darmstadt, München und Lausanne liegen. Die Sammlung der von Herrn von Reinach auf der Nord- und Südseite des Taunus zusammengebrachten und be- stimmten Versteinerungen. Die Sammlung der von Herrn von Reinach im deutschen und ausländischen (Rotliegenden und Zechstein) Perm gesammelten und erworbenen Fossilien.

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Von Herrn F. Kohler hier: Unterkieferast eines Bären aus einem moorigen Lager in Westpreußen.

Geschenke fiir die Geologische Sammlung.

Von Herrn Kustos Dr. F. Römer hier: Meeresstrand- gerölle von Middleborough und eine von Middleborough stam- mende Schlacke, bei Bergen im Meere gefischt. Grundproben aus 40m Tiefe und 50—100m Entfernung vom Land bei Espevir in Norwegen.

Von Herrn Fritz Winter hier: Grundproben aus ver- schiedener Tiefe und verschiedener Entfernung vom Ufer ge- wonnen bei Villefranche und Cap Ferrat.

Von Herrn Prof. Dr. Schauf hier: Gebrannter Ton aus dem Liegenden des Dietesheimer Anamesites.

Von Herrn Dr. med. Schnaudigl hier: Strandgerölle von Balestrand im Sognefjord.

Von Herrn Ferdinand Moser, stud. techn.: Granit und Kersantit.

Von Herrn Alexander Askenasy, Ingenieur hier: Lava mit gefrittetem Toneinschluß vom Röderberg bei Bonn.

Von Herrn von Arand hier: Kalksinter von Nieder- höchstadt, gewonnen bei einer Brunnengrabung.

Von Herrn Berginspektor Karl Müller hier: Hufeisen- förmige Wülste aus dem Muschelkalk von Michelstadt; Pech- stein aus dem Nauroder Basalt.

Von der Königlichen Berginspektion Rüders- dorf: Zwei Platten Muschelkalk mit Gletscherschliffen und -schrammen; ferner Stylolithen im Muschelkalk von dort.

Von Herrn Bucher, Primaner hier: Sandröhren aus der Sandgrube oberhalb Vilbel.

Von Herrn Baurat W. H. Lindley hier: Einschlüsse von Plänerkalk im Basalt aus dem Bruch westlich vom Wege bei Burg Friedstein, nordöstliches Böhmen.

Von Herrn Direktor Franck hier: Kalksinter aus heißen Quellen (96°) von Hamman Meskoutin. Kalksinter hügelbildend aus der Gegend zwischen Hamman Salahin und Biskra. Granit mit überlagerndem grobkörnigem Marmor aus der Kabylie.

Von Herrn Vigener, Privatier in Wiesbaden: Harnisch vom Grauen Stein bei Georgenborn.

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Von Herrn Konservator Adam Koch hier: Quadraten- mergel von Oberstdorf im Algäu.

Von Herrn K. Fischer, Ingenieur hier: Sandiger Ton aus 103 m Teufe im Bohrloch VI und bituminöser Letten mit Holzstückchen aus 100m Teufe, an der Straße Hattersheim- Weilbach. Kiesel mit Kalk verkittet, auf Hydrobienletten lagernd, vom Röderberg, Stammstück mit Rinde in sandigem Ton auf Basalt bei Gronau (5m Teufe), Fragment eines Stamm- stückes von innen heraus verkiest von Praunheim (27m Teufe), Versteinertes Holz mit Astverzweigung aus dem Cerithienkalk von Flörsheim, Bohnerz mit Kalk verkittet von der Höhe ober- halb Appenheim. Schalige Konkretion aus diluvialem Kies von Ginheim (4m tief), und mooriger Letten (12m tief) zwischen Alt- und Neu-Ginheim. Obermiocäne Nagelfluh vom Goldauer Bergsturz, ebensolche als Rollstück, Nummulitenkalk mit Rutsch- flächen aus dislozierter Bergregion vom Sisiher Tobel bei Brunnen. Bergsturzbreccie mit Gletscherschliff von der Kunkel- paßhöhe. Süßwassertuff vom Randecker Maar, Tuff aus einem Schußloch (Vulkanembryo der Schwäbischen Alb), ferner durch vulkanische Einwirkung veränderter Jurakalk und Injektion in anstehendem Malmkalk vom Aichelberg bei Boll. Eisensand- stein und Eisenoolith mit Pecten personatus aus dem Dogger von Wasseralfingen. Lithothamnien aus dem neogenen Kalk oberhalb Algier (leg. Franck).

Geschenke an Büchern, Karten, Photographien und Kupferstichen.

Von Herrn Berginspektor Karl Müller hier: E. F. von Schlotheim, Beitrag zur Flora der Vorwelt 1804, fünfzehn Kupfertafeln zu Schlotheims Petrefaktenkunde 1820, Einund- zwanzig Kupfertafeln zu Schlotheims Nachträgen der Petre- faktenkunde 1822.

Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Geologisches Profil zwischen Luisa und Goldstein-Rauschen mit der Basalt- decke und ein solches vom Frankfurter Hafen bis Flörsheim, gezeichnet von Herrn Ingenieur K. Fischer.

Von Herrn Dr. H. Schroeder, Landesgeolog in Berlin: Wirbeltierfauna des Mosbacher Sandes I. Gen. Rhsnoceros, mit Atlas, 1903, in Abh. der Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt N. F. 18.

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Hyaena aus märkischem Diluvium und Datheosaurus macrurus nov. gen. n. sp. aus dem Rotliegenden von Naurode, mit 2 Tafeln. Jahrb. der Königl. Preuß. Geolog. Landesanstalt und Bergakademie für 1904, Band XXV, Heft 2.

Von Herrn Stadtbaumeister Sattler hier: Karten mit der Einzeichnung der Bohrlöcher im Gebiet Eschborn-Ginheim und Hattersheim-Weilbach.

Von Herrn Fritz Winter hier: Die Negative zu den Abbildungen in Kinkelins Abhandlung: Hohlräume im Algenkalk und Palaeonycteris reinachi, ferner der Rhinoceros-Unterkiefer von Mosbach in der Senckenbergischen Sammlung. Die Photo- graphien der Mosbacher Rhinoceros-Unterkiefer unserer Sammlung je von zwei verschiedenen Seiten; je ein Exemplar für die Sektion und ein Exemplar für Herrn Prof. Dr. Gürich in Breslau.

Von Herrn Professor H. Engelhardt in Dresden: Drei Abhandlungen über bosnische Tertiärpflanzen.

Von Herrn Kustos Dr. F. Römer hier: Eine Anzahl Photographien von Gletschern und Gletscherpartien Norwegens. Das Bildnis von K. von Zittel.

Von Herrn Prof. Dr. F. Kinkelin hier: Die Bildnisse von F. von Richthofen, C. Chelius, A. von Koenen und E. Koken.

Aus Herrn Baron Dr. von Reinachs Nachlaß: Eine große Anzahl geologischer Karten und topographischer Meßtischblätter. | Aus Herrn Baron Dr. von Reinachs Nachlaß: Eine an- sehnliche geologisch-paläontologische Bibliothek:

Zeitschr. d. Deutsch. Geolog. Gesellschaft Bd. 1—55 (20, 21, 22, 23 fehlen). Bulletins de la Soc. géol. de France von 1890 an. Eine Anzahl Jahrgänge des Jahrbuches der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt. Eine Anzahl Bände des Neuen Jahrbuches für Mineralogie etc. Revue critique de Paléonto- logie von Cossmann, fast vollständig. Geologisches Centralblatt von K. Keilhack, unvollständig. Eine Reihe von Bänden der Palaeontographica, besonders älteren Datums.

Aus der Zahl wichtiger Einzelwerke und kleinerer Publi- kationen:

Arbeiten von Beushausen, v. Dechen, C. Koch, Holzapfel, E. Kayser, Maurer, Sandberger u.a.m., das rheinische Schiefer- gebirg betr., die Literatur des Mainzerbeckens, die Literatur des deutschen und außerdeutschen Perms.

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Werke von Barrande, Barrois, Beyschlag, Bücking, Felix, Geinitz, Heim, Jones, Kitt], von Klipstein, Nötling, Oppenheim, von Richthofen, Sandberger, Ussher u. a.

Werke iiber Wirbeltiere von Gervais, Leidy, H. von Meyer und Rütimeyer.

Eine vollständige Sammlung aller Werke über fossile Schild- kröten etc.

Werke über fossile Floren von Engelhardt, Friedrich, Geyler, Göppert, Potonié, Unger, Weiß u. a.

Geschenke an Geld.

Von Herrn Prof. Dr. Edinger hier: zum Ankauf eines Lepi- dotus gigas: 180 M.

Von Herrn Dr. A. von Reinach hier: Beisteuer zur Sammel- tour des Herrn Markgraf nach Uadi Färegh: 200 M.

Von Herrn Wilhelm Merton hier: Beisteuer für den Ankauf des Hautichthyosaurus von Holzmaden: 1000 M.

Von Herrn Dr. Hugo Merton, Berlin: für denselben Zweck: 1000 M.

Von Herrn Prof. Dr. Edinger hier: ebenfalls für den Hautichthyosaurus: 100 M.

Ankäufe.

Unter den Ankäufen von Fossilien stehen obenan diejenigen, die zum besonderen Schmuck des neuen Museums und für die Erhöhung des Interesses seiner Besucher gemacht worden sind. Es sind dies vor allem Ankäufe bei Herrn B. Hauff in Holz- maden, die in aufs sorgfältigste präparierten Reptilien, Fischen und Seelilien aus dem oberen Lias daselbst bestehen.

Ein Unikum in vollkommenster Erhaltung bei beträchtlicher Größe ist ein Ichthyosaurus quadriscissus; an ihm sind alle Skeletteile in geordnetster Weise erhalten. Dazu trug gewiß in erster Linie der Umstand bei, daß nach der Einbettung des Kadavers in den Schlamm auch die Oberhaut vollkommen er- halten blieb, wodurch eine Verschiebung von Skeletteilen völlig verhindert wurde. Diese glatte, dünne Oberhaut ist in vollem Zusammenhang von der geübten, sorgsamen und erfahrenen Hand des Herrn B. Hauff mustergültig freigelegt worden, wie dies noch bei keinem Exemplar geschehen konnte. So freuen wir

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uns, fiir unser Museum das bisher einzige tadellose Exemplar der so seltsamen Meeressaurier erworben zu haben und Gelehrten- wie Laienwelt zur Betrachtung darbieten zu können. Organe, die in ihrer Bedeutung noch unaufgeklärt sind, die schon ver- schiedene Deutung erfahren haben, stellen sich an diesem Ichthyo- saurus dem Betrachter in einer Vollkommenheit dar, wie sie auch bisher einzig ist; sie werden wohl Gelegenheit geben, ihre Bedeutung aufzuklären. Der eine Fachmann deutet sie als Fett- kanäle, ein anderer als Blutgefäße, ein dritter als Sehnen und Stützen. Unverständlich bleibt es aber dann, daß diese kanal- artigen, bogig verlaufenden, mehrfach auch verästelten Organe nur auf der Oberseite des Rumpfes vorhanden sind und auf der Unterseite der großen Rückenflosse abschließen, also nicht in sie eintreten. Ebensowenig sind sie in der großen Schwanz- flosse, die doch als hauptsächlichstes Bewegungsorgan sehr muskulös war, vorhanden und feblen auch den Vorder- wie Hinterpaddeln. Deutlich zeigt sich bei diesen und noch auffälliger bei Rücken- und Schwanzflosse an ihrer vorderen Grenzlinie eine Versteifung, wie es ja auch dem Vordringen in dem wäs- serigen Medium entspricht. An allen Flossen wird eine zarte Längsrunzelung beobachtet. Am Skelett interessiert u.a., daß trotz seitlicher Lage das Foramen interparietale sich deutlich zeigt, daß auch die rechte Vorderpaddel unter den Rippen wohl zu erkennen ist und daß die Halswirbel sich sehr charakteristisch von den Rückenwirbeln abheben. So ist auch der Brustgürtel in voll- kommenem Zusammenhang, ebenso wie die rudimentären Becken- knochen erhalten. Vielleicht wird ein Knochen auf der Unter- seite des Kopfes von Herrn Hauff richtig als Zungenbein ge- deutet. Die große Schwanzflosse ist einzig vollkommen erhalten, differiert auch etwas von der bisher bekannten Gestalt. Kleinheit des Kopfes und Stärke des Rumpfes machen es wahrscheinlich, daß wir es mit einer Ichthyosaura zu tun haben. Ihre Länge beträgt 2,3 m, ihre Höhe ca. 0,9 m incl. Rückenflosse, und die Spannweite der Schwanzflosse beträgt 0,61 m.

Der andere Ichthyosaurus, vielleicht eine besondere Art, ist ausgezeichnet durch seine außerordentliche Größe (nahezu 3 m), hauptsächlich aber durch die ungemein große Vorderpaddel.

Zu diesen Ankäufen kommt weiter ein prachtvoller Schmelz- schupper, Lepidotus gigas, und ein in den feinsten Details klar

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präparierter Pachycormus bollensis. Ein wundervolles Bild bietet der Pentacrinus subangularis mit schwankem, gegliedertem Stiel ; wie im Leben sind seine zahlreichen gefiederten Arme ausge- breitet. Zu besonders großem Dank sind wir den Herren Wil- helm Merton, Dr. Hugo Merton und Prof. Dr. Edinger verpflichtet, die uns zur Erwerbung dieser herrlichen Fossilien reiche Beisteuer geleistet haben.

Auch hier sei Herrn und Frau Dr. Drevermann bester Dank gesagt für ihr Bemühen, aus dem rheinischen Devon gut erhaltene Panzerganoiden dem Museum zugeführt zu haben; dem Geschick von Frau Dr. Drevermann danken wir es, daß die von ihr gesammelten Pteraspis-Reste ebenso, wie sie im Bruch anstanden, in einer größeren Platte vereint sind.

Bei Ankäufen von Fossilien aus dem Tertiär und Diluvium berücksichtigten wir besonders die Vervollständigung der ältesten Tertiirflora unserer Landschaft und die Mehrung von Fisch- formen aus den marinen Absätzen derselben.

Kauf.

Foraminiferen aus Jura, Kreide und Tertiär und nordischen Geschieben.

Bivalven, Gastropoden und Fische aus dem Meeressand von Weinheim.

Einzelne Zähne von Palaeochoerus, Sus, Hipparton, Acera- therium, Mastodon, Dinothertum und Tapirus aus dem unter- pliocänen Sand von Eppelsbeim.

Zahlreiche Blattabdrücke aus dem Rupelton von Flörsheim.

Chenopus speciosus, Lucina dubia, Leda, Nucula, kurz- schwänzige Krebse, Amphisyle, Palaeorhynchus und Meletten, ein kleiner Stachelstrahler und Haizähne aus dem Flörs- heimer Ton.

Rippen und Schwanzwirbel von Halitherium, Vogelknochen und Schlangenunterkiefer aus dem Ton von Flörsheim.

Mehrere Längsknochen von Bison und Hquus, Geweihrest von Cervus euryceros und Tarandus, Backenzahn und Fragment eines Stoßzahnes vom Mammut, beim Baggern im Rhein ge- wonnen.

Zahlreiche Reste von Pteraspis dunensis von Hamm.

Photographien der Klärbeckenfrüchte.

Ein prachtvoller Pentacrinus subangularıs von Holzmaden.

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Ein vorzüglich präparierter, großer Pachycormus bollensis und ein Lepidotus gigas von ebendaher.

Ein riesiger Ichthyosaurus n. sp. von Holzmaden.

Ein vollkommener Ichthyosaurus quadriscissus mit wohl er- haltener Haut, Rücken- und Schwanzflosse etc. von ebendaher.

Von wesentlicher Bedeutung für die Erledigung der sich mehr und mehr häufenden Arbeiten in unserer Sektion, für Ordnen, Bestimmen und Präparieren der Eingänge sowohl, wie auch des schon in der Sammlung befindlichen Materiales, eben jetzt besonders im Hinblick auf die Überführung der Sammlung ins neue Museum und die Verwaltung derselben daselbst ist es, daß den Sektionären ein ständig angestellter, wissenschaftlich und museologisch gebildeter Mitarbeiter beigegeben wurde. Dies geschah am 1. April durch die Anstellung des Herrn Dr. F. Drevermann, bisher Privatdozent an der Universität Marburg und Assistent an dem geologisch - paläontologischen Institut daselbst, der sich durch bedeutende paläontologische Arbeiten, die hauptsächlich das rheinische Devon betreffen, be- kannt gemacht hat.

Zuvörderst wurde von Dr. Drevermann die eben an uns gelangte v. Reinachsche Büchersammlung geordnet und zum Gebrauch als Sektionsbibliothek geeignet gemacht. Durch die gefällige Mühewaltung von Frau Dr. Drevermann ist die Herstellung eines Zettelkataloges schon vollendet. Dann wurde von Dr. Drevermann die Präparation der an wunderbaren Formen reichen Fauna aus den pontischen Schichten von Königs- gnad in Süd-Ungarn fortgesetzt mit der Absicht, alle Formen, die in unserem großen, von Herrn Gufler erworbenen Material enthalten sind, kennen zu lernen; besonders sind es die Limno- cardien, deren Präparation große Sorgfalt verlangte. Wir haben diese Sammlung beim Jahresfest ausgestellt. Im weiteren wurden die silurischen Fossilien revidiert, wozu leider unsere Literatur nicht ausreicht; dann wurde eine zweite Sendung an das National-Museum in La Plata, die aus 400 Arten besteht, da- runter 5 aus dem Cambrium der Montagne noire, 22 aus dem Untersilur von Cincinnati, 7 aus böhmischem Obersilur, 27 aus dem Zechstein, eine Platte mit Chirotherium, 20 aus deutscher Trias, 29 aus alpiner Trias (St. Cassian und Hallstatt), 62

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aus dem Lias, 52 aus dem Dogger (7 aus alpinem Dogger), 64 aus Malm (darunter 9 aus Solenhofen und 4 aus Tithon), 108 aus der Kreide (darunter 34 von Gosau) zusammengestellt und dahin abgesandt. Wir hoffen, von dort nun eine ähnlich entsprechende und erfreuliche Gegensendung, wie es die erste war, zu erhalten, die aus Devon-, Jura- und Tithon- und Kreide- fossilien der argentinischen Cordilleren bestehen soll, ev. auch aus Pampasfossilien.

Die Gegensendung, die uns durch Herrn Dr. San Jago Roth von La Plata wurde, bestand aus Gipsabgüssen des Schädels und Unterkiefers von Megathertum americanum, des Schädels und Unterkiefers von Hquus rectidens, des Schädels von Onohippidium mennigi aus der Pampasformation, ferner aus dem Gipsabguß des Schädels von Nesodon ovinus und des Unter- kiefers von Astrapotherium magnum aus der Santa-Cruzformation ; endlich aus dem Panzer von Glyptodon clavipes aus der Pampas- formation. Die durch den Transport stattgehabten Schäden sind nun wieder ausgebessert. Die Vereinigung der vielen Stücke des Panzers von Glyptodon durch unseren Moll wird bald vollendet sein und dann ein gewiß allgemeines Interesse erweckendes Schaustück darstellen.

Eben arbeitet Dr. Drevermann an der Präparation, Revision und Neubestimmung unseres großen, hauptsächlich in den letzten 12 Jahren durch Kauf und Schenkung erworbenen Vorrates rheinischer Devonfossilien.

Mit Herrn Miquel in Barroubio, mit dem wir schon früher in lebhaftem Tauschverkehr gestanden hatten, haben wir denselben wieder erneuert, hauptsächlich, um eine Sendung aus der Ammonitenfacies der unteren Kreide aus der Gegend von Grenoble zu erhalten. Bisher ging eine interessante Suite aus dem Tithon und den ältesten Kreideschichten, darunter ein Haploceras grasi mit vollständig erhaltenem Mundrand, Hoplstes roubaudi, H. thurmanni, Phylloceras thetys, Olcostephanus astte- rianus u.s.w., ferner eine schöne Kollektion eocäner Fossilien aus der Bretagne und endlich einige ausgezeichnet erhaltene Trilobiten (Ctenocephalus, Conocoryphe, Arionellus) und ein Tro- chocystites aus dem Cambrium der Montagne noire ein; eine weitere Sendung von Ammoniten aus der älteren südfranzösi- schen Kreide erwarten wir, ehe wir eine Gegensendung machen.

221*

Die fir das Berner Museum bestimmte Sammlung liegt noch immer bereit, dahin abzugehen, da Herr Direktor Dr. Kissling wünschte, die erste Sendung zu machen.

Außerdem wurden noch durch Tausch erworben von Herrn Professor Dr. E.Kayser in Marburg: zwei mikroskopische Pri- parate vom Panzer und vom Rückenstachel von Pieraspis dunen- sis, hergestellt von Dr. Drevermann, ferner ebenfalls aus den Siegener Schichten: Spirifer solitarius, große und kleine Klappe, Avicula dalimieri von Seifen und Goniophora bipartita von Unkel.

Von einem uns Unbekannten: Ein Zahn von Piychodus latissimus aus dem Grünsandstein.

Von der Ausbeute des Herrn Dr. v. Stromer in Ägypten sind bisher die Rochen präpariert und bearbeitet dem Museum wieder zugegangen, darunter Zähne und obere Zahnplatte von Myliobatis aus unterem Mokattam, ein Zahn auch aus dem Fajüm, eine untere Zahnplatte von Aötobatis aus dem unteren Mokat- tam und eine solche von Mylobatis cf. latidens mit Wirbel vom Fajim, ein Zahn von Amblypristis cheops von ebendaher. Vom Fajüm sind ferner noch die Originale von ZHopristis reinachi Stromer (basales Stück der Säge), dann das Original der riesigen Sägeschnauze von Pristis ingens Stromer mit Stacheln und Wirbel, endlich die Säge von Pristis fajumensis Stromer zu erwähnen.

Die Darlegung der geographischen und geologischen Ver- hältnisse des Uadi Natrün, welche auch allgemein Interessantes über die geologische Geschichte in der mittleren Tertiärzeit etc. enthält, hat Dr. Stromer-von Reichenbach in unseren Abhandlungen niedergelegt. Die Bearbeitung der verkieselten Hölzer (Gymnospermen, Di- und Monokotyledonen) hatte Herr Dr. Gothan von der Geologischen Landesanstalt in Berlin die Freundlichkeit zu übernehmen. An Herrn Dr. von Stromer sind zur Bearbeitung nun auch die von ihm am Mokattam und im Fajüm gesammelten Zeuglodontenreste gegangen, und an Herrn Dr. Janensch in Berlin sind die von Stromer im Fajüm gesammelten Wirbel von Moertophis zur Bearbeitung abgeschickt worden. Nach brieflicher Mitteilung Herrn von Stromers sind die Zeichnungen zu den Uadi-Natrün-Säugern fertig gestellt und der Text über dieselben auch fast ganz druckfertig.

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So sind es von der Stromerschen Sammelausbeute in Ägypten außer den Schildkröten nur mehr die Moerstherium- funde im Fajüm, ferner die bedeutenden Krokodilfunde und end- lich die Hirnhöhlenausgüsse der Panzerwelse, deren Bearbeitung noch nicht begonnen hat. Auf Wunsch von Dr. von Stromer gingen an ihn die von Dr. Rüppell s. Z. im Nilgeröll der Insel Iris bei der Insel Argo (Prov Dongola) gesammelten Héppo- potamus-Reste ab.

Vor Jahren sind uns durch Herrn J. Bamberger hier Aufsammlungen seines Bruders in Chile zum Geschenk ge- macht worden; ihrer Bearbeitung hat sich auf Anlaß von Herrn Professor Steinmann in Freiburg i. B. Herr Dr. Paulcke angenommen. Hiernach stammen diese Petrefakten aus dem Cenoman und sind: Tylostoma aff. aequiaxis Coqu. sp., Fusus sp., Fusus villei Coqu., Inoceramus sp., Venus dutrugii Coqu., Exo- gyra africana Coqu. var. peruana Paulcke Original etc.

Noch ist zu erwähnen, daß eine von Herrn Dr. Otto M. Reis gesammelte Platte mit Anthracosien von Herrn Dr. Axel Schmidt in Breslau bei seiner Untersuchung dieser Bivalven benützt wurde.

Ein äußerst verdienstvolles Werk,*) das dem heurigen Bericht mit vier Tafeln beigegeben ist, verdanken wir dem Ostra- kodenforscher Herrn Rektor E. Lienenklaus in Osnabrück. Nun, da er leider nicht mehr unter uns ist, können wir ihm für diese mühsame, uns so sehr schätzenswerte Arbeit nicht mehr danken, eine Arbeit, die uns endlich die Kenntnis der Ostra- koden vermittelt, soweit sie die gesalzenen, brackischen und süßen Wasser des Mainzer Tertiärbeckens bewohnten der Muschelkrebse, deren minutiöse, muschelähnliche Panzerchen sehr mannigfaltige Formen und Skulpturen aufweisen. Diese Arbeit hat übrigens nicht nur zoologisches, resp. paläontologisches Interesse; sie ist auch von Bedeutung für die Beurteilung der faciellen Beschaffenheit der Lager dieser kleinen Lebewesen und möchte auch dazu anregen, der Aufsammlung der Ostra- koden eine größere Achtsamkeit zu widmen, als dies bisher der Fall war. In jenen Gewässern, bezw. in deren Absätzen hat

*) „Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens.“ Von E. Lienenklaus. Siehe diesen Bericht, II. Teil, Seite 3—74 und Taf. I—IV.

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Lienenklaus 23 Genera und 83 Species nachgewiesen. Schon schwer krank hat er, nachdem die Bearbeitung der bisherigen Aufsammlungen vollendet war, noch die von Herrn E. Spandel gemachte Nachsendung seiner sorgfältigen Untersuchung unter- zogen; sie erscheint nun als Anhang. So ist diese Abhandlung die letzte einer größeren Zahl ähnlicher, die der unermüdliche Forscher dieser Tiergruppe gewidmet hat. An der Sammlung des von Lienenklaus bearbeiteten Ostrakodenmaterials waren beteiligt: O. Boettger, K. Fischer, F. Kinkelin, E. Spandel und J. Zinndorf.

Auf unser Ansuchen bei der Direktion des Hildesheimer Museums, die Mainzer Fische, die demselben aus der Andreae- schen Sammlung zugegangen sind, durch Kauf zu erwerben, sind wir noch einer Rückäußerung gewärtig, ebenso der Rück- sendung von Herrn Professor A. Andreae zum Zwecke der Bearbeitung geliehenen Flörsheimer Fischen.

Mit Spannung sehen wir auch den Mitteilungen entgegen, die wir von Herrn Dr. Diderich von Schlechtendal in Halle a. S. über die ihm zur Bearbeitung übersandten Insekten aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim erwarten. Dem Ersuchen des Herrn Professor Dr. Gürich in Breslau, ihm zu Studien über das Milchgebiß der Rhinozeroten Photographien von im Senckenbergischen Museum befindlichen Rhinozeroten- unterkiefern mit Milchgebiß aus den Mosbacher Sanden einzu- schicken, konnten wir durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Fritz Winter entsprechen, der in mustergültiger Weise die zwei Rhinozeros-Milchgebisse, die wir von Mosbach haben, je von zwei verschiedenen Seiten photographisch aufnahm und uns zur Verfügung stellte.

Juli 1905. Prof. Dr. F. Kinkelin. Prof. Dr. O. Boettger.

9944

Bibliothek bericht.

A. Geschenke.

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Die mit * versehenen liegen im Lesezimmer auf, ebenso bei Lieferungswerken und Zeitschriften.

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Königliche Bibliothek: Benutzungsordnung 1905.

Deutsche Geologische Gesellschaft: *Zeitschrift. Bd. 54. Heft 3—4. Bd. 55, 56, 1—3. Register 1—50.

Königl.Geologische Landesanstaltu. Bergakademie:

Abhandlungen. N. F. 31. 34. 35. 36.

Jahrbuch 17—20, (1896—99).

Geologische Spezialkarte von Preußen und den Thüringischen Staaten. Lief. 70. 84. 87. 94. 98. 104. 106—108. 110—112. 115. 116. 121 nebst 42 Heften Erläuterungen.

Botanischer Verein für dieProvinz Brandenburg:

Verbandlungen. Jahrg. 44—46. (1902—1904).

Entomologischer Verein:

Zeitschrift 47, 3—4. 48. 49.

Gesellschaft Naturforschender Freunde:

Sitzungs-Bericht 1902— 1903.

Direktion der zoologischen Sammlungen des Museum für Naturkunde:

Mitteilungen. Bd. II, Heft 3—4. Bericht 1902.

Kgl. Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung:

Mitteilungen. Heft 1—5. (1902—1904).

Allgemeine Schweizerische Gesellschaft für die ge samten Naturwissenschaften:

Mitteilungen 1902, No. 1519—1550. 1903, 1551—1564.

Schweizerische Naturforschende Gesellschaft:

Neue Denkschriften. Bd. 39, 1—2. Verhandlungen. 84-86. Ver- sammlung. 1901—1903.

Schweizerische Botanische Gesellschaft:

Berichte. Heft 13—14.

Naturhistorisches Museum:

Gewerbeschule: Jahresbericht 26—29. (1900/01—1903/04).

231*

Böhmisch Leipa. Nordböhmischer Excursionsklub: Mitteilungen. Jahrg. 26. 27. 28, 1. Hauptregister 1—25. Bologna. Accademia Reale delle Scienze dell’ Istituto: Bonn. Naturhistorischer Verein der Preuß. Rheinlande und Westfalens und des Reg.-Bez. Osnabrück: Verhandlungen. Jahrg. 59. 60. 61, 1. Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 1902, 2. 1903. 1904, 1.

Bordeaux. Société des Sciences Physiques et Naturelles: Mémoires. VI. Ser. Tome II. III. Proces-Verbaux des séances. 1901/02. 1902/03. Observations pluviométriques et thermométriques 1902/03.

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Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein: Abhandlungen, Bd. XVII, 3, XVIII. Jahresbericht 1902,03. 1903/04.

Breslau. Schlesische Gesellschaft für Vaterländische Kultur: Jahresbericht für 1902. 1903. Festschrift z. 100jähr. Feier der Gesellschaft. Landwirtschaftlicher Zentralverein für Schlesien: Jahresbericht 1902/03. 1903/04. Brisbane. Royal Society of Queensland: Proceedings. Vol. XVII, p.2. Vol. XVIII. Queensland-Museum: Bromberg. Stadtbibliotkek: Brooklyn. Brooklyn Entomological Society: Museum of the Brooklyn institute of arts and sciences: Sciene bulletin. Vol. I, No.2. 3. Memoirs. Vol.I. No.1. Cold Spring Harbor Monographs No. I. II. Brünn. Naturforschender Verein: Verhandlungen. Bd. 40. 41. 42. (1901-1903). Bericht der meteorologischen Kommission für 1900—1902. Miahrische Museumsgesellschaft: Zeitschrift. Bd. 3, 1—2. 4, 1—2. 5, 1. Brüssel(Bruxelles). Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux Arts de Belgique: Mémoires 4°. Tome 62. 8°. Tome 63. 64. 65, 1.2. 66. Annuaire 1903— 1906. Bulletin 1903—1904.

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Christiania. Königl. Norwegische Universität: Archiv for Mathematik. Bd. 23—25. Jahrbuch des meteorolog. Instituts. 1900-1902. Norges arktiske Flora I, 2. II, 2.

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Br

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Kiel. Naturwissenschaftl. Verein für Schleswig - Holstein: Schriften XII, 2. Register 1—12.

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243*

Philadelphia. Academy of Natural Sciences: Proceedings. Vol. 54, 2—3. 55, 56, 1, 2. American Philosophical Society: *Proceedings. Vol. 41. No. 170-172. 42. No. 173—175. 43. No. 176—178. Wagner Free Institute: Transactions. Vol. III, p. VI. Pisa Societa Toscana di Scienze Naturali: Atti (Processi verbali). Vol. 14. Atti Memorie. Vol. XIX. XX. Portici. Rivista di patologia vegetale e zimologia (Prof. A. Berlese): Posen. Naturwissenschaftlicher Verein der Provinz Posen: Zeitschrift der botanischen Abteilung. Jahrg. IX. Heft 4—5. X. XI, 1—3. Kaiser-Wilhelm Bibliothek: Die Begründung der Kaiser-Wilhelm Bibliothek 1898 —1902. Jahresbericht 1—2. 1902. 1903. Prag. Deutscher Akademischer Leseverein (Lese- und Rede- halle der Deutschen Studenten): Bericht 54—55 (1902/03). Verein Lotos: Sitzungsberichte. Jahrg. 1902—1903. Königl. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften: Sitzungsberichte und Jahresbericht 1902—1904. 2 Festschriften. Pressburg. Verein für Natur- und Heilkunde: Verhandlungen N. F. Heft 14—15. Regensburg. Naturwissenschaftlicher Verein: Bericht IX. (1901/02.) Beichenberg. Österreichischer Verein der Naturfreunde: Mitteilungen. Jahrg. 33—35. Rennes. Bibliothéque de l’Universite: Travaux scientifiques. Tom. II. Riga. Naturforscher-Gesellschaft: Korrespondenzblatt 46—47. Rio de Janeiro. Museu Nacional de Rio de Janeiro: Rochester Academy of Science: Proceedings. Vol. IV. pag. 65—148. Rom. Museo de Geologia dell’ Universita: R.Comitato Geologico d’Italia: Bollettino. 1902. No. 3—4. 1903. 1904. R. Accademia dei Lincei: Atti Memorie 8. V. Vol. 4. Atti Rendiconto dell’ adunanza 1903—1904. Atti Rendiconti. Vol. XII. I. Sem. 1—12. Vol. XIII. Universita Roma (Pietro de Vescovi):

16*

Mr

Rovereto. R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti degli Agiati: Atti. Vol. 8. Fasc. 3—4. 9. Fasc. 1—4. 10. Fasc. 1—4. Rovigno. Zoologische Station: Salem (Mas... Essex Institution: San Francisco. California academy of science: Proceedings I, 8. II, 1. 10. III, 5. 6. Memoirs. Vol. III. San José. Museo Nacional de la Republica de Costa Rica: -- Santiago (Chile. Deutscher Wissenschaftlicher Verein: Verhandlungen. Band IV. Heft 6. V, Heft 1. ‘Société Scientifique du Chili: Actas XII, 1—5. XIII, 1—3. Sad Paulo. Zoologisches Museum (Museu Paulista): Revista. Vol. V. Sarajevo. Bosnisch-Herzegowinisches Landesmuseum: Siena. Accademia dei Fisiocritici: Atti. Ser.4. Vol. XIV, 1—10. XV. XVI. Sitten (Sion. Société Murithienne du Valais: Bulletin 32 (1903). Springfield. Mass. Springfield Museum of natural history: Bulletin No. 1. Stavanger. Stavanger Museum: Aarshefte 1902—1903. St.Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: Bericht 1900—1901. Stettin. Entomologischer Verein: Entomologische Zeitung. Jahrg. 64- 65. St. Louis. Academy of sciences: Transactions. Vol. XI, No. 6—11. XII, 1—10. XIII, 1—9. XIV, 1-6. Missouri Botanical garden: Report 14—15. (1903—1904). Stockholm. Königl. Akademie der Wissenschaften: Bihang. Vol. 28. 1—4. Arkiv for Zoologi. Bd. I. Arkiv for Botanik. Bd. I. Handlingar 36 —38. Observations météorologiques Suédoises. Vol. 40—44. Lefnadsteckningar. Bd. 4, 3. Arsbok 1903—1904. Le Prix Nobel 1901. Institut Royal Géologique de la Suéde: Sveriges geologiska Undersökning. Aa No. 116. 118. 122. Ae. 7. Ca. 3. Entomologiska Fireningen: Entomologisk Tidskrift. Bd. 23—25. Straßburg. Kaiserl.Universitäts- und Landes-Bibliothek: 59 Inaugural-Dissertationen.

Mr

Straßburg. Kommission für die geologische Landes-Unter-

suchung von Elsaß-Lothringen: Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Elsaß-Lothringen. N.F. Heft 6 mit Atlas.

Stuttgart. Verein für Vaterländische Naturkunde:

Sydney.

Tokyo.

Jahreshefte 59—60. Königl. Technische Hochschule: Jahresbericht 1902/1903— 1903/1904.

Royal Society of New South Wales: Journal and Proceedings. Vol. 36.

Linnean Society of New South Wales: Proceedings. Vol. 37, p. 3—4. Vol. 38—39.

Australian Museum: Records. Vol. IV, No. 8. V, No. 1-5. Reports of the trustees. 1902—1903.

Department of Mines and Agriculture (Geological Survey of New South Wales):

Annual Report of the Department of Mines 1903.

Records. Vol. VII, p. 83—4.

Memoirs. Geology No. 3. Palaeontology. No. 11. 13.

Imperial University (College of Science):

Journal. Vol. XVI, 12. 15. XVII, 11. XVIII, 1—8, XIX, 1—20. XX.

Bulletin (College of agriculture) IV, 5. V, 3. 4. VI, 1—3.

Calendar 1903. 1904.

Imperial University (Medicinische Fakultät):

Mitteilungen. Band V, No. 3. VI, 1—2.

Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde:

Mitteilungen. Bd. 9. Supplement 7.

Tokio Botanical Society:

The Botanical Magazine. Vol.I, No.5, II, 12—22, III, 23—34, IV—XVI. XVII, No. 200—202. XVIII, No. 203—218.

Imperial University (Societas zoologica tokyonensis):

Annotationes Zoologicae. Vol. IV, 4—5. V, p. 1—3.

Toronto. The Canadian Institute:

Transactions. Vol. VII, p. 2—3. Proceedings. Vol. II, p. 5—6. University of Toronto:

Studies: Physiological series No. 4—6. Biological series No. 3.

Geological series No. 2.

Trencsén. Naturwissenschaftlicher Verein des Trencséner

Triest.

Komitates: Jahresheft 1902/03. Societa Agraria: L’Amico dei Campi. Anno XXXVIII. Societa Adriatica di Scienze Naturali:

ur

Triest. Museo Civico di Storia Naturale: Atti. Vol. X. Zoologische Station:

Tring (Herts., England). Zoological Museum: Novitates Zoologicae. Vol. 9. No.4. Vol. 10. 11, 1—3.

Tromsöd. Tromsö Museum: Aarshefter 1901.

Trondhjem. Königl. Gesellschaft der Wissenschaften: Skrifter 1902—1903.

Troppau. Naturwissenschaftlicher Verein: Landwirthschaftliche Zeitschrift. 1903 —1904.

Tübingen. Universitäts-Bibliothek: Krehl, L., Über die Entstehung der Diagnose. (Einladungsschrift). Tufts College, Mass.: Studies. No. 8. Turin (Torino). Reale Accademia delle Scienze: Memorie. Ser. 2. Tomo 52—54. Atti. Tomo 38—39. Osservazioni meteorologiche 1902/1904. Museo di Zoologia ed Anatomia: Bollettino. No. 416—482. Upsala. Societas Regia Scientiarum: Nova acta. Ser. II. Vol. 2. 4—14. Ser. III. Vol. XX, 2. Urbana (Illinois) The Illinois State Laboratory of Natural History: Bulletin. Vol. VI, 2. VII, 1—3. Washington. Smithsonian Institution: Annual Report of the board of regents. 1902. Annual Report of the board of regents (Report of the U. S. National Museum). 1901—1902. Smithsonian Miscellaneous Collections. 1174. 1259. 1312—1314. 1375. Proceedings. Vol. 23—27. Bulletin of the U.S. National Museum. No. 61—53. Department of the Interior (Geological Survey): Annual report 22—24. Monographs. Vol. 41—46. Professional paper. No. 1—22. Mineral resources 1901. Bulletin No. 191. 195-—232. Department of Agriculture: Yearbook 1901—1903. North American Fauna. No. 23. American Microscopical Journal (Ch. W.Smily): The Microscope (Ch. W. Smily): Philosophical society: Bulletin. Vol. 14, pag. 206—276.

247*

Wellington. New-Zealand Institute: Transactions. Vol. 35—36. Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes: Wien. K.k. Akademie der Wissenschaften: Anzeiger 1902, 11—27. 1903. 1904. Mitteilungen der praehistor. Commission. Bd. I, 6. Denkschriften. Bd. 72. K.k.Geologische Reichsanstalt: *Verhandlungen. 1902, N. 11—18. 1903, 1—18, 1904, 1—18. Abhandlungen XVII, 6. XX, 1. *Jahrbuch. Bd. 51, 3—4. 52, 2—4. 53. K.k. Naturhistorisches Hof-Museum: *Annalen. Bd. 17, 3-4. 18. 19, 1. Zoologisch-Botanische Gesellschaft: *Verhandlungen. Bd. 51. 52. 63. 54. Abhandlungen. Bd. I, 2—4. Entomologischer Verein: Jahresbericht 13. 1902. Oesterreichischer Touristen-Klub (Sektion für Na- turkunde): Mitteilungen. Jahrgang 15. (1904). K. k. Zentral-Anstalt für Meteorologie und Erd- magnetismus: Jahrbücher. 1903. (N. F. 39). Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse: Schriften. Bd. 42—44. Naturwissenschaftlicher Verein ander Universität: Mitteilungen. 1903. No. 1—8. 1904. No. 1—9. Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde: Jahrbücher. Jahrg. 56—57. Winterthur. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: Mitteilungen IV—V. (1902—1904). Würzburg. Physikalisch-medicinische Gesellschaft: Verhandlungen. N. F. Bd. 35, 4—8. 36, 1—7. Sitzungsberichte. 1902, 3—6. 1903, 1—8. 1904, 1—4. Zürich. Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrschrift. Jahrg. 47—48. (1902—1903). Nenujahrsblatt 1903—1904. (105—106). Schweizerische Botanische Gesellschaft: Der botanische Garten und das botanische Museum der Universität Zürich. 1902— 1904. Zweibrücken. Naturhistorischer Verein: Zwickau Verein für Naturkunde: Jahresbericht 1901. 1903.

248*

C. Durch Kauf erworben. a. Vollständige Werke und Einzelschriften :

Fabre, J.: Souvenirs entomologiques. Vol. 1—8. Paris 1882—1903. 8°. Haberlandt, G.: Sinnesorgane im Pflanzenreich. Leipzig 1901. 8°. Jeffreys, J. G.: British conchology. Vol. 1—5. London 1863—1904. 8°. Lehmann, O.: Molekularphysik. Bd. 1—2. Leipzig 1888—1889. Lehmann, O.: Flüssige Kristalle. Leipzig 1904. 4°.

Macquart, J.: Diptéres exotiques. Vol. 1—5. Lille 1838—1855. 8°. Meyerhoffer, W.: Die Phasenregel und ihre Anwendung. Leipzig 1893. 8°. Osann, A.: Beitrige zur chemischen Petrographie I. Stuttgart 1901. 8°. Penk, A.: Morphologie der Erdoberfliche. Bd. 1—2. Stuttgart 1894. 8°. Tamann, G.: Kristallisieren und Schmelzen. Leipzig 1903. 8°.

b. Lieferungswerke :

Baillon: Histoire des plantes.

Bibliothek der Länderkunde.

Brandt, Nordisches Plankton.

Brefeld: Mycologische Untersuchungen.

Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs.

Catalogue of Scientific Papers.

Chelius, C.: Erläuterungen zur Geologischen Karte des GroBherzogtums Hessen. Das Tierreich (Deutsche Zoolog. Gesellschaft).

Engler: Vegetation der Erde.

Engler: Das Pflanzenreich.

Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition.

Ergebnisse der Plankton-Expedition.

Ergebnisse der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise. Fauna und Flora des Golfes von Neapel.

Fauna arctica.

Grandidier: Histoire Naturelle de Madagascar.

Hintze: Handbuch fiir Mineralogie.

Lethaea geognostica.

Leuckart und Chun: Zoologica.

Lindenschmit Sohn, L.: Altertiimer unserer heidnischen Vorzeit. Martini-Chemnitz: Systematisches Konchylien-Kabinet. Martius u.a.: Flora Brasiliensis.

Palaeontographia Italica.

Palaeontographical Society.

Rabenhorst: Kryptogamenfiora.

Retzius: Biologische Untersuchungen.

Sarasin, P.u. F.: Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. Schimper: Mitteilungen aus den Tropen.

Selenka: Studien zur Entwicklungsgeschichte.

Semper: Reisen im Archipel der Philippinen.

Smith und Kirby: Rhopalocera Exotica.

Ur

*Taschenberg, O., Dr.: Bibliotheca Zoologica.

Trouessart, E. L.: Catalogus mammalium. Nova editio.

Tryon: Manual of Conchology.

Zacharias: Forschungsberichte aus der Biologischen Station von Plön.

c. Zeitschriften.

Abhandlungen der GroBherzoglich Hessischen Geologischen Landesanstalt.

Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft.

*American Journal of Arts and Sciences.

*Anatomischer Anzeiger.

Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg.

*Annales des Sciences Naturelles (Zoologie et Botanique).

Annales de la Société Entomologique de France.

*Annals and Magazine of Natural History.

Arbeiten aus dem zoologischen Institut der Universitit Wien.

*Archiv fiir Anatomie und Physiologie.

*Archiv fiir Anthropologie.

*Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere.

*Archiv für mikroskopische Anatomie.

*Archiv für Naturgeschichte.

*Archiv für Entwicklungsmechanik.

*Archiv für Protistenkunde.

*Archives de Biologie.

"Archives de Zoologie expérimentale et générale.

*Biologisches Centralblatt.

*Botanischer Jahresbericht.

*Botanische Jahrbücher fiir Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzen-

geschichte.

*Centralblatt für Mineralogie.

Deutsche botanische Monatsschrift.

Deutsche Entomologische Zeitschrift.

*Geological Magazine.

Jahresberichte über die Fortschritte der Physiologie.

*Journal de l’Anatomie et de la Physiologie normales et pathologiques de l’homme et des animaux (Duval).

*Journal für Ornithologie.

*Mineralogische und petrographische Mitteilungen.

*Morphologisches Jahrbuch.

_*Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.

The american Naturalist.

*Nature.

*Naturwissenschaftliche Wochenschrift.

*Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie.

Notes from the Leyden Museum.

*Palaeontographica.

*Zeitschrift fiir Krystallographie und Mineralogie.

260%

*Zeitschrift für Ethnologie.

*Zeitschrift für practische Geologie. *Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Zoological Record of the Zoological Society. *Zoologische Jahrbücher.

*Zoologischer Jahresbericht.

*Zoologischer Anzeiger.

*Zoologisches Zentralblatt.

Die Anschaffungen und Geschenke des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts, des Physikalischen, Aerztlichen und Geo- graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliothek einverleibt und können demnach von unsern Mitgliedern benutzt werden. Von den Zeitschriften, welche, neben den schon angeführten, der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt:

Von seiten des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts:

*Beiträge zur pathologischen Anatomie. *Botanische Zeitung.

*Botanisches Centralblatt.

*Centralblatt für allgemeine Pathologie. Correspondenzblatt für Zahnärzte. Ergebnisse der allgemeinen Pathologie. *Flora.

*Fortschritte der Medicin.

*Jahrbücher für wissenschaftliche Botank. *Revue générale de Botanique. Wochenschrift, zahnärztliche.

Von seiten des Physikalischen Vereins:

Apotheker-Zeitang.

Astronomisches Jahrbuch. Berlin.

Astronomische Nachrichten. Altona.

*Berichte (ler Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin. *Chemisches Centralblatt. Leipzig.

*Comptes rendus hebdomadaires. Paris.

*Dinglers Polytechnisches Journal. Stuttgart. *Elektrotechnische Rundschau. Frankfurt a. M. *Elektrotechnische Zeitschrift. Berlin.

*Fortschritte der Elektrotechnik.

*Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. GieBen. Jahresbericht über die Fortschritte der Physik. *Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie. *Journal für praktische Chemie. Leipzig.

Leipzig.

21*

Journal of the institution of electrical engineers. *Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig.

The philosophical magazine.

*Meteorologische Zeitschrift. Wien.

Physikalische Zeitschrift.

*Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. Das Wetter.

*Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden. Zeitschrift für Electrochemie.

*Zeitschrift für physikalische Chemie. Leipzig. *Zeitschrift für Instrumentenkunde. Berlin.

*Zeitschrift für Mathematik und Physik. Leipzig. *Zeitschrift für physikalischen und chemischen Unterricht.

Von seiten des Ärztlichen Vereins:

Charité-Annalen. Berlin.

*Annales d’Oculistique.

Annali dell'’Istituto d’Igiene sperimentale. Rom. Annales d’Hygiene.

Annales des maladies de l’oreille et de larynx. *Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamts. Archiv ftir Hygiene.

*Archiv für Verdauungskrankheiten.

Deutsches Archiv für klinische Medicin.

*Archiv für Ohrenheilkunde.

*Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. *Archiv für Psychiatrie.

*Archiv für Ophthalmologie.

Archiv für Dermatologie und Syphilis.

Archiv für Kinderheilkunde.

*Archiv für Augenheilkunde.

Archiv für Gynäkologie.

Archiv für klinische Chirurgie.

Archiv für pathologische Anatomie.

Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene.

Archives de Laryngologie.

Archives of Laryngology.

*Archives Italiennes de Biologie.

Archivii Italiani di Laringologia.

Archivio Italiano di Otologia.

*Beiträge zur klinischen Chirurgie.

Berliner Aerzte-Correspondenz.

Bulletin de l’Acad&mie royale de Médecine de Belgique.

Berlin.

Bulletins et Mémoires de la Société francaise de Laryngologie.

Bulletins et Mémoires de la Société francaise d’Otologie. Centralblatt fiir Bacteriologie und Parasitenkunde.

262%

Centralblatt fiir Chirurgie.

Centralblatt für Gynäkologie.

Centralblatt für innere Medicin.

*Centralblatt für praktische Augenheilkunde. *Centralblatt für Harnkrankheiten.

*Centralblatt fiir Physiologie.

Centralblatt fiir allgemeine Gesundheitspficge. *Neurologisches Centralblatt.

;orrespondenzblatt der Schweizer Aerzte. Correspondenzblatt für die Aerzte der Provinz Hessen-Nassau. *Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen. *Index medicus.

Jahrbuch für Kinderheilkunde.

*Schmidt’s Jahrbücher der Medicin.

Jahrbücher der Hamburgischen Staatskrankenanstalten. *Jahresbericht über die Leistungen der Medicin. Jahresbericht der Ophthalmologie.

Jahresbericht über die Fortschritte der Gynäkologie. Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre der pathogenen Microorganismen. *British Medical Journal.

Journal of Laryngology and Rhinology.

Journal of Respiratory organs.

Journal of the sanitary institut.

The Lancet.

Mémoires couronnés de |’Académie royale de Médecine de Belgique. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie. Monatsblatt für öffentliche Gesundheitspflege. Monatsblätter für Augenheilkunde.

Monatsschrift für Ohrenheilkunde.

Monatsschrift für öffentliche Gesundheitspflege Therapeutische Monatshefte

Guy’s Hospital Reports.

*Ophthalmic Hospital Reports

Deutsche Praxis.

*Praktische Arzt, der.

Reichsmedizinalkalender.

Revue mensuelle de Laryngologie.

Hygienische Rundschau.

Sachverständigen-Zeitung.

Sammlung klinischer Vorträge.

*Semaine médicale.

Obstetrical Transactions.

Medico-chirurgical Transactions.

Moleschotts Untersuchungen zur Naturlehre. Aerztliches Vereinsblatt.

Vierteljahrschrift für Gesundheitspflege. Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin.

~ 253"

Verhandlungen der Berliner medicinischen Geselischaft. *Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts. Berliner klinische Wochenschrift.

Wiener klinische Wochenschrift.

Wiener medicinische Wochenschrift.

Deutsche medicinische Wochenschrift.

Münchener medicinische Wochenschrift.

*Zeitschrift für Biologie.

Zeitschrift für Chirurgie.

Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. Zeitschrift für klinische Medicin.

*Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane.

Von Seiten des Vereins für Geographie und Statistik.

Abhandlungen der k. k. Geographischen Gesellschaft Wien. Annalen der Hydrographie.

Archiv für Siebenbürgische Landeskunde. Astronomisch-geodätische Arbeiten.

Beiträge zur Sprach-, Land- und Völkerkunde von Niederländisch-Indien. Bericht der Kais. Russ. geographischen Gesellschaft Petersburg. Deutsche geographische Blätter (Bremen).

Bollettino della Societ& geografica Italiana.

Bollettino della Societä Africana d'Italia.

Boletin de la Sociedad geografica de Madrid.

Boletin del Instituto geografico Argentino.

Boletin del Instituto geologico de Mexico.

Boletin de la Sociedad geografica de Lima.

Boletim da Sociedade de Geographia de Lisboa.

Bulletin de la Société géographique de Paris.

Bulletin de la Société du Nord de la France, Douai.

Bulletin de la Société de Géographie de Marseille.

Bulletin de la Société de Géographie de !’Est, Nancy.

Bulletin de la Société de Géographie commerciale de Bordeaux. Bulletin de la Société Hongroise de géographie Budapest. Bulletin de la Société Languedocienne de Géographie, Montpellier. Bulletin de la Société géographique d’Anvers.

Bulletin de la société Neuchateloise de géographie.

Bulletin de la Société Normande de Géographie, Rouen. Bulletin de la Société de Géographie commerciale, Havre. Bulletin der Ruminischen geographischen Gesellschaft.

Bulletin du comité de l'Afrique francaise.

Bulletin of the geographical society of California.

Bulletin of the geographical society of Philadelphia.

Bulletin of the geological institution Upsala.

Fennia. Bulletin de la société de géographie de Finlande.

Le Globe.

2%4*

Jahrbuch des Ungarischen Karpathenvereins.

Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpathenvereins. Jahresbericht der geographisch-ethnographischen Gesellschaft Zürich. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Bern. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Greifswald. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft München. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Dresden. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Metz. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Stettin. Jahresbericht des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde. Journal of the American Geographical Society, New-York. Journal of the Geographical Society, Manchester.

Journal of geographical society of London.

Kundmachungen für Seefahrer.

Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens.

Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft Lübeck. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Jena. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien. Mitteilungen des Vereins für Erdkunde Halle.

Mitteilungen des K. K. Militär-Geographischen Instituts Wien. Mitteilungen von Forschungsreisenden.

Nachrichten für Seefahrer.

National Geographic magazine.

*Petermanns Mitteilungen.

Pubblicazioni della Specola Vaticana.

Queensland geographical journal.

Revue de la Société géographique de Tours.

Svenska Turist Föreningens arsskrift.

Tijdschrift van het konigl. Nederlandsch Aardrijskundig Genootschap. Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Verhandlungen des deutschen Geographentags.

Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.

255*

Medaillensammlung.

Im Berichtsjahre sind folgende Medaillen in die Sammlung eingereiht worden:

Bronzeplakette, hergestellt zur Feier des 200 jährigen Bestehens der Kgl. Preußischen Akademie der Wissen- schaften, Geschenk Sr. Exzellenz des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in Berlin.

Humboldt-Medaille von Weigand in Bronze, Geschenk von Dr. med. E. Roediger.

Kützing-Medaille von A. Scharff in Silber, angekauft.

Kützing-Medaille von A. Scharff in Bronze, Geschenk von Dr. med. E. Roediger.

Mehemed-Ali-Pascha-Medaille in Silber, angekauft.

Wedekind-Medaille von Goetze in Bronze, Geschenk von Dr. med. E. Roediger.

Weigert-Plakette von J. Kowarzik in Silber, an- gekauft (siehe Abbildung auf Seite 41*).

Sonstige Geschenke.

Prof. Dr. H. Reichenbach: Bild von der Versammlung der Deutschen Zool. Gesellschaft in Tübingen, Pfingsten 1904.

Frau Geheimrat Gegenbaur in Heidelberg: Das Bild ihres verstorbenen Gatten.

Städtisches Tiefbau-Amt: Plan der Stadt Frank- furt a. M. in einzelnen Blättern.

Frl. Julie Lorey: Relief Senckenbergs und zwei kleine Kupferstiche.

Panzer, Aktiengesellschaft in Berlin: 4 Mammutbilder und zwei Schrankphotographien aus dem St.-Petersburger Museum.

August Kühnscherf & Söhne in Dresden: zwei Schrankphotographien aus dem Zoologischen Museum in Breslau.

Prof. Dr. L. Edinger: Naumann, Naturgeschichte der Vögel, Bd. I.

Frau Dr. von Reinach: Die Porträttafeln ihres ver- storbenen Gatten für den „Bericht 1905*.

ee ee m

Ui. Teil

Wissenschaftliche Mitteilungen.

Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens.

Von E. Lienenklaus.

Mit Taf. I—IV.

Allgemeiner Teil.

Über das Mainzer Tertiärbecken und seine Fauna liegt bereits eine ganze Reihe mehr oder weniger umfassender Arbeiten vor. Mehrere derselben erwähnen gelegentlich das Vorkommen von Ostrakoden, führen auch wohl einige Arten namentlich auf. Eine einigermaßen genügende Bearbei- tung der Ostrakoden-Fauna dieser Ablagerungen fehlt jedoch bis jetzt.

Sandberger zitiert wohl zuerst und zwar 1853 in seinen Untersuchungen!) das Vorkommen von Ostrakoden. S. 13 zählt derselbe aus dem unteren Meeressande folgende Arten auf:

Bairdia subdeltoidea Mstr., n arcuata Mstr.,

Cytheridea muelleri Mstr.,

Cytherella tenuistriata Rss. und

Cythere voltzü Rss.; S. 17 aus dem Cyrenenmergel Cytheridea muelleri Mstr., S.. 30 aus dem Landschneckenkalk Cypris faba Desm., S. 35 aus dem Cerithienkalk von Oppenheim Cypris sp.,

1) Sandberger, 8. 1%

—~ 4

S. 42 aus dem Litorinellenkalk Cypris faba Desm. von Soden, Kastel, Wiesbaden und Weisenau, Cypris angusta Rss. von Wiesbaden und Kästrich bei Mainz und Cypris trigonula Sandb. n. sp. von Wiesbaden. Endlich erwähnt derselbe Autor auf S. 44 das Vor- kommen von ,Cypris-Arten in größter Menge und zum Teil Schichten bildend.“

Eine Nachprüfung dieser Arten ist mir nicht -möglich, da Sandberger weder eine Beschreibung noch Abbildung gibt und seine Originale mir nicht bekannt sind. Vermuten läßt sich nur, daß seine Bairdia subdeltoidea, B. arcuata und Cytheridea muelleri richtig zitiert sind, Cypris faba aber unsere Cypris agglutinans ist.

Bosquet erwähnt sodann 1852') auf S.32, 41 und 48 Bairdia subdeltoidea und Cytheridea muelleri von Weinheim und Cypris faba von Weisenau, alles wahrscheinlich nach Sandberger.

1863 zählt Sandberger ferner?) folgende Arten auf: S. 408, Kerne von Cypris von Weinberg unweit Hanau,

S. 421, aus dem unteren Meeressande

Bairdia subdeltoidea Mstr.,

arcuata Mstr.,

marginata Bosq.,

lithodomoides Bosgq.,

Cythere plicata Mstr.,

, voltzit Rss., Cytheridea muelleri Mstr. und Cytherella tenuistriata Rss.

Die Buirdia marginata Bosq. aus dem Mainzer Becken dürfte vielleicht, nach der Figur bei Bosquet zu urteilen, unsere Cuneocythere truncata Lkls. sein. Bezüglich der übrigen Arten gilt das, was auf voriger Seite über die Nachprüfung gesagt ist.

Boettger und Lepsius - bemerken ferner, daß in den Süßwasserablagerungen Schichten vorkommen, welche

1) Bosquet 7. *) Sandberger, die Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens.

—~5

mit Cypris-Schalen reich angefüllt sind. Kinkelin erwähnt ebenfalls mehrfach das Vorkommen von Cypris-Schalen, führt von der Schleusenkammer bei Frankfurt-Niederrad Cypris cf. faba Desm. unsere Cypris agglutinans und Cypris angusta Rss.!), aus der Frankfurter Hafenbaugrube?) und aus einem Bohrloch in der Untermainanlage oberhalb Nizza’) Cypris cf. faba Desm. auf und bemerkt nach Spandel endlich*), daß in dem Cyrenenmergel von Lehen drei Cypris-Arten vor- kommen. Mir ist freilich von Lehen keine Cypris-Art be- kannt geworden, wohl aber Cytheridea-Arten.

J. Zinndorf endlich führt in der Arbeit über den Offen- bacher Hafen?) folgande 15 Ostrakodenarten auf, nämlich

a) aus dem oberen Meeressande: Cythereis jurinei Mstr., n fimbriata Mstr., n sp. nov. No. 1,

n sp. nov. No. 2, Cytheridea muelleri Mstr.,

5 sp. nov. No. 1, n helvetica Lkls., n sp. nov. No. 2,

Loxoconcha tenuimargo Rss.,

Limnicythere sp. nov. No. 1, sp. nov. No. 2,

Cytherella cf. jonesiana Bosgq.;

') Kinkelin, die Schleusenkammer von Frankfurt-Niederrad und ihre Fauna. Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, 1883/84, 8. 231.

?) Kinkelin, Geologische Tektonik der Umgegend von Frankfurt a. M Ebenda, 1884/85, S. 188.

3) Kinkelin. Ebenda S. 196.

*) Kinkelin, die Tertiär- und Diluvialbildungen des Untermain- tales etc. S. 74. Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Preußen und den Thüringischen Staaten, Band IX, Heft 4, S. 74.

8) J. Zinndorf, Mitteilungen über die Baugrube des Offenbacher Hafens. 42. Jahresbericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde. 1901, 8.87 bis 140.

§

b) aus dem Cyrenenmergel:

Cythereis jurinei Mstr.,

n sp. nov. No. 1,

sp.nov. No.2, Cytheridea muelleri Mstr., Loxoconcha tenuimargo Rss., Paracytheridea triquetra Rss., Cytherura sp., Cytherideis cf. lithodomoides Bosq.

Zu diesem Verzeichnis ist folgendes zu bemerken:

Cythereis sp. nov. No.1 ist unsere C. ramosa. sp.nov. No.2 ist C. macropora Bosq. Cytheridea sp.nov. No.1 ist C. helvetica Lkls.

» sp.nov. No.2 beruht wohl auf einem Irrtum meinerseits, begangen bei der ersten eiligen Durchsicht der Offenbacher Funde. Herr Zinndorf hatte seinerzeit die

Freundlichkeit, mir das Offenbacher Material zur Verfügung zu stellen.

Limnicythere sp.nov. No.1 und 2 sind unsere L. einndorfi d und §, die sich ganz erheblich von einander unterscheiden.

Cytherella cf. jonesiana Bosq. ist C. praesulcata Lkls.

Cytherura sp. ist unsere C. sulcata.

Cytherideis cf. lithodomoides Bosq. ist unsere C. aff. brevis.

Daß die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens bislang so wenig beachtet oder doch so wenig bekannt geworden sind, dürfte sich wohl zur Genüge aus ihrer geringen Grösse, ihrer Seltenheit wenigstens der meisten Arten und der nicht unerheblichen Schwierigkeit ihrer Bestimmung erklären.

Es lag jedoch, nachdem ich die Ostrakoden des nord- deutschen Tertiärs bearbeitet hatte, in meinem besonderen In- teresse, auch die Ostrakoden-Fauna des Mainzer Tertiärbeckens näher zu untersuchen. Ich bin daher seit einer Reihe von Jahren bemüht gewesen, das nötige Material für eine Bearbeitung der Mainzer Ostrakoden zusammen zu bringen. Da es mir aber nicht möglich war, selber an Ort und Stelle genügend zu sam- meln, war ich zum großen Teil auf die Unterstützung anderer Geologen angewiesen. Insbesondere sind es die Herren Professor

—~ 7

Dr. Kinkelin und K. Fischer in Frankfurt a. M., J. Zinndorf in Offenbach a. M. und E. Spandel in Nürnberg, denen ich für die Unterstützung meiner Bemühungen auch an dieser Stelle meinen lebhaften Dank ausspreche.

Im ganzen habe ich 74 Arten von Ostrakoden aus dem Mainzer Tertiär aufgefunden, und zwar verteilen sich die- selben in folgender Weise auf die einzelnen Gattungen:

Macrocypris 1 Art, Pontocyyris 3 Arten, Argilloecia 1 Art, Cyclocypris 1 Cypria 1 Candona 6 Cypris 4 Cypridopsis 1 Art, Jliocypris 2 Bairdia 2 Cythereis 13 Cytheridea 14 Cuneocythere 2 Cytherideis 4 Lozoconcha 4 Paracytheridea 1 Aestoleberis 1 , Cytherura 3 Cytheropteron 2 Encytherura 1 Limnicythere 1 Bythocythere 1 Cytherella 5 Arten.

Die Verteilung der Arten auf die einzelnen Fundorte er- gibt sich aus umstehender Tabelle.

Unter-Miocän Hydrobienschichten.

S . é

Untere.

Arten.

—— a =

Hanauer Babnho Mittelbuchen heim, Adalbertstr. |

Niederrad

rich a. Rh.

Wilheilm-Brücke Schleußenkammer, | Fraukfurt Bocken-

Karve, Wiesbaden ‘Frankfurt, Kaiser

Hessler bei Bieb- Frankfurt, Wachenbuchen-

Macrocypris arcuata . Pontocypris cf. dactylus

brevis.

splendida . Argilloecia acuminata . Cyelocypris simulta,

Cypria curvata Candona aff. weltners » aff. kingsleii 10. candidula . n recta. . » albicans . 13. rhenana . 14. Cypris agglutinans 15. » acuta 16. parva . 17. » francofurt 18. Cypridopsts kinkelint 19. Iliocypris tribullata . 20. » tuberculata 21. Batrdia subdeltoidea 22. n tenuis . 23. Cytherets jurinei . » var. menor 24. > ramosa . ; 25. striatopunctata . 26. » scrobiculata 27. » obliquata 28. n hispida .

seo nn mn nm

« . . ' ! I ns . . e . . i ns . {8s |

29. lyrata . . oe 30. » latimarginata Lo,

31. , of. lattorfi . | 32. » scabra . a . ;

33. plicata . N. 2 34. n macropura . Zn | 35. fimbriata . BE

» 36. Cytheridea muelleri . 37. praesulcata .

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gosanpeg. qoudg Jomjoyuzog

Wozu zonanpyums,

Ober-Oligocän Cerithienschichten.

Janzyusıa 10q __ au Jodacgpon.|

Unter-Miocän Hydrobienschichten.

Untere. A rten a - 5 ° a' gs 6 | 03 a o|g . | 3 a a 8 an|o © a $£/8 |ee' es = 2 A As) £0 39 (55 oi Biles 'tel/ee 39 ze wa | S128: Sel1Gs (ae 2.823 42/83 32 =: 33 EB icS sk |37 235 ss 4 u | |& |B |ıx

38. Cytheridea helvetica .

39. , ef. debilis rn I 40. » perforata ........ .;.5 . 41. . rarefistulosa | 42. meocaentca . . . ww rer Zu 43. . devea . |: 44. » cuneata . . |.» 45. . wilkamsoniana Jt 46, , Jt 47. . , | ; 48. » fragilis . ae 49. minuta oo. 50. Cuneocythere truncata . . | ; 51. . punctulata . |

52. Oytherideis scrobiculata. . . . . Th - . 53. » cf. falcata rr 54. » aff. brevis

55. » sp... . . |: 56. Loxoconcha tenuimargo . | . 57. » subovata . 58. » intorta .

69. sphenoides . 60. Paracytheridea triquetra . 61. Xestoleberis rhenana

62. Cytherura alata

63. sulcata .

64. aff. gibba .

65. Cytheropteron punctulatum 66. . ovulum

67. Eucytherura dentata.

68. Limnicythere zinndorfi .

69. Bythocythere undulata . 70. Cytherella praesulcata .

71. parallela . 12. » angusta . i 73. " cf. beyricht 74. » sp... .

Mittel-Oligocän

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| . | ZuuyjopynI o ; |-qoniq zeqoequegzo „=

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Cyrenenmergel.

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Ober-Oligocin

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Cerithienschichten.

Janzyusıy 10q | Hau 10310qpoJ14

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12

Hiernach sind bekannt:

aus dem oberen Unter-Miocän . . . . . . . 8 Arten, » unteren , en... 11 » rn ganzen n nn... 14 » y QOber-Oligocin . . . ....... Wi ,„ » Oyrenenmergel. ......... 247 y » oberen Meeressande ........@4Mt21 ~,y » 9 ganzen oberen Mittel-Oligocin . . . . 0 , » 9 Mittleren Mittel-Oligoeän . . . . .. 19 =, Unteren n n nn. 24 o 5 ganzen n n a; BE

Es kommen ferner gemeinsam vor: im Miocän und Ober-Oligocan . a Ober- und Mittel-Oligocän . . . 04 Miocän, Ober-Oligocän und Mittel- Oligocän . 0

Endlich gehören von den bekannten 74 Arten

nur dem Süßwasser an . . . 2 2202020... 15 Arten, » » Meere an!) circa. . . 2. 2 22.2.4 5 dem brackischen Wasser an!) etwa ..... D ,

Das Miocän hat, etwa abgesehen von Cytheridea miocaenica, die höchst wahrscheinlich im brackischen Wasser lebte, nur Süßwasserformen geliefert. Aus dem Ober-Oligocän sind neben 5 echten Süßwasserformen 2 Arten bekannt, die dem Meere angehörten, während 4 Arten wahrscheinlich im brackischen Wasser vorkamen. Dem Oberen Mittel-Oligocän gehören eine Süßwasserform, vielleicht eine Form des brackischen Wassers und 26 Formen des Meeres an. Das mittlere und das untere Mittel-Oligocän haben nur Meeres-Ostrakoden geliefert. Die Ostrakoden-Fauna des Mainzer Beckens entspricht also auch dessen allmählicher Aussüßung.

Aus dem Umstande, daß wir es im Mainzer Becken mit verhältnismäßig viel Strandbildungen und brackischen Ablage- rungen zu tun haben, erklären sich sodann einige weitere Eigen- tümlichkeiten der Ostrakoden-Fauna des Beckens.

Zunächst fällt die verhältnismäßig große Zahl der Arten der Gattung Cytheridea auf. In dem nordwestdeutschen Tertiär ist

4) Bezüglich der Arten Cytheridea rhenana, helvetica und cf. debits läßt sich mit Sicherheit hierüber wohl noch keine Entscheidung treffen.

13

die Gattung Cythereis durch 36 Arten, Cytheridea durch 12 Arten vertreten. In dem Tertiär des mittleren Norddeutschland kommen neben 34 Arten Cythereis 8 Cytheridea-Arten vor. Aus dem Miocän von Ortenburg habe ich 17 Cythereis- neben 6 Cytheridea-Arten, aus dem Mittel-Oligocin von Jeurre 13 Cythereis- und 5 Cytheridea-Arten nachgewiesen. In all diesen Ablagerungen verhält sich also die Zahl der Cythereis-Arten zu der der Cytheridea-Arten etwa wie 3:1. Aus dem Mainzer Becken dagegen sind neben 13 Cythereis-Arten 14 Arten der Gattung Cytheridea bekannt. Von letzteren ist annähernd die Hälfte mehr oder weniger häufig, einzelné sogar sehr häufig; die Cythereis-Arten sind dagegen alle mehr oder weniger selten. Der Grund hiervon liegt offenbar in dem Umstande, daß die Cytheridea-Arten großenteils Strandbewohner sind, sich sogar teilweise in brackischem Wasser finden, während die Cythereis- Arten mehr in der Tiefe leben.

Aus der Häufigkeit der Strandbildungen und brackischen Ablagerungen erklärt es sich ferner, daß in dem Mainzer Becken von gewissen Arten gerade die Formen relativ häufig sind, die sich in flachen Gewässern bilden, Formen nämlich, die auf der Oberfläche kräftige Knoten entwickeln. Es gilt dies besonders von den beiden Arten Cytheridea helvetica Lkls. und Cytheridea williamsonia Bosq.

Endlich hangt wohl auch mit den eigentiimlichen Ablage- rungsverhältnissen das Vorkommen der Limnicythere zinndorfi Lkls. zusammen. Die Gattung Limnicythere war bislang im allgemeinen als eine Süßwassergattung betrachtet, deren Vertreter höchstens vereinzelt in brackischem Wasser vorkommen. Brady und Normann sagen |.c.!) 8.170: „Limnicythere inopinata has sometimes been dredged at sea, though in these cases it has probably been washed down out of fresh water.“ Neuerdings hat freilich Brady in „Transactions of the Royal Edinbourgh Society“, vol. 35, p.505, s.2, f.33 und 34 eine Limnicythere figiensis beschrieben, welche am Strande verschiedener Südsee- inseln vorkommt; leider hat der Autor aber nur die leeren Schalen gesehen: Unsere Limnicythere zinndorfi findet sich nun sehr häufig in dem Mainzer Becken und zwar am häufigsten in

') Brady and Norman, 19.

—~ 14

solchen Ablagerungen, die wohl nicht frei von brackischen Bil- dungen sind. Sie kommt aber auch in solchen Schichten vor, die reine Meeresablagerungen sein diirften, und beweist also auch, daß in der Tertiärzeit die Gattung Limnicythere auch im Meere vertreten war. Vergleicht man schließlich die verschiedenen Arten mit Rücksicht auf ihre Fundorte, so muß auffallen, daß die aller- meisten Arten nur von einem Ort oder doch von sehr wenigen Orten bekannt geworden sind. Auch liegen die weniger häufigen Arten immer nur in sehr wenigen Exemplaren vor. Es wäre gewiß voreilig, wenfi man daraus den Schluß ziehen wollte, daß die verschiedenen gleichaltrigen Fundorte so sehr, wie es unser Verzeichnis anzudeuten scheint, in ihrer Ostrakoden-Fauna von einander abweichen. Es kommt hinzu, daß der Süden des Mainzer Beckens fast nicht berücksichtigt worden ist. Alles weist vielmehr darauf hin, daß auch die vorliegende Arbeit keine erschöpfende ist, daß also noch viel zu wenig von dem tatsächlich vorhandenen Materiale vorgelegen hat. Der Grund hierfür dürfte vor allem darin liegen, daß von den Sammlern die Ostrakoden und die Mikrofauna überhaupt meist nur ge- legentlich mitgenommen sind. Abgesehen von den Süßwasser- ablagerungen von Frankfurt hat mir nur von ein paar Orten eine etwas größere Partie Schlämmmaterial zur Auslese vor- gelegen und hat dann auch eine reichlichere Fauna ergeben, so von Alzey, vom Offenbacher Hafen und aus dem Rupelton von Offenbach. Soll also die Ostrakoden-Fauna des Mainzer Tertiär- beckens einigermaßen vollständig nachgewiesen werden, so ist noch ein gutes Stück Arbeit übrig; und ich schließe daher mit der Bitte an sämtliche Fachgenosseu, welche Ge- legenheit haben, in dem Mainzer Becken zu sam- meln, ihre Aufmerksamkeit in Zukunft mehr noch als bisher auch den Ostrakoden zuwenden zu wollen.

Osnabrück, im Oktober 1903.

Lienenklaus.

Beschreibung der Arten. I. Familie Cypridae.

Dieser Familie gehören fast alle lebenden und fossilen Süßwasser-Ostrakoden und nur verhältnismäßig wenig Meeres- bewohner an. Die Ostrakoden der Süßwasser-Ablagerungen des Mainzer Beckens gehören nach den bisherigen Beobachtungen fast ausnahmslos hierher. Die wesentlichen Familienmerkmale zeigen die Weichteile der Tiere. |

Genus Macrocypris G. St. Brady.

Die Schale ist ziemlich kräftig, glatt, lang gestreckt, vorn nicht erheblich höher als hinten. Der Rückenrand ist mehr oder weniger stark gebogen. Die hierher gehörenden Arten sind Meeresbewohner.

Macrocypris arcuata v. Münster sp. 1830. Cythere arcuata v. Mstr., 2, 8. 63. 1852. Bairdia arcuata Bosq., 7, S. 38, t.1, f. 14. 1894. Bairdia arcuata Lkls., 21, S. 169. 1900. Macrocypris arcuata Lkls., 27, S. 504.

Vorkommen: Ober-Oligocän: Im Cerithiensand von Offenbach, einzeln. Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- sand von Weinheim, einzeln.

Die vorliegenden Stücke sind wenig klar, dürften jedoch hierher gehören.

Genus Pontocypris G. O. Sars. Die Schale ist ziemlich kräftig, schlank, hinten zugespitzt. Der Rückenrand der linken Klappe greift über den der rechten. Das Maximum der verhältnismässig geringen Breite liegt mehr oder weniger vor der Mitte der Schalenlänge. Die Vertreter dieser Gattung sind ebenfalls Meeresbewohner; sie sind im deutschen Tertiär überall sehr spärlich vorhanden.

1. Pontocypris cf. dactylus Egger sp. 1858. Bairdia dactylus Egg., 12, S.7, t.1, f. 3.4. 1894. Pontocypris dactylus Lkls., 21, S. 172.

16

1896. Pontocypris dactylus Lkls., 23, S. 186. 1900. „27, S. 506.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach, Tempelseering, fraglich. Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeressand von Weinheim, einzeln.

Von Offenbach lagen zwei Bruchstücke vor, die vielleicht hierher gehören, eine sichere Bestimmung jedoch nicht zulassen. Auch die Weinheimer Exemplare sind wenig klar.

2. Pontocypris brevis n. sp. Taf.I, Fig. 1.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- sande von Weinheim, einzeln.

Die Schale ist, von der Seite gesehen, verhältnismäßig gedrungen. Der Bauchrand ist vor der Mitte deutlich konkav und steigt im hinteren Fünftel im sanften Bogen zu der Spitze des Hinterendes empor. Diese Spitze ist verhältnismäßig wenig scharf. Der Rückenrand ist ziemlich stark gerundet und zeigt fast in der Mitte, nur wenig vor derselben, eine deutliche Ecke, welche durch die übergreifende linke Klappe gebildet wird, der rechten Klappe dagegen fehlt. Der Vorderrand ist gerundet und geht im kurzen Bogen in den Bauchrand, im flachen Bogen in den Rückenrand über; er bildet mit den Längsrändern keinerlei Ecken. Der Innenrand bildet am Vorderende einen regelmäßigen Bogen, der sich von dem Außenrande ziemlich weit entfernt, unten weiter als oben. Von oben gesehen er- scheint die Schale für die Gattung ziemlich breit. Das Maximum der Breite liegt fast in der Mitte, nur sehr wenig vor der- selben. Die Profillinie bildet eine schlanke, fast regelmäßige Ellipse; das Vorderende ist etwas spitzer als das Hinterende. Die Oberfläche scheint glatt zu sein.

Länge 0,64 mm, Höhe 0,35 mm.

3. Pontocypris splendida n.sp. Taf. I, Fig. 2.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach, Tempelseering, selten. Infolge der Zerbrechlichkeit der Schale erhält man gewöhnlich nur Bruch- stücke.

17

Die Schale ist von mittlerer Größe, ziemlich gedrungen: die Höhe beträgt wenig mehr als die Hälfte der Länge Die höchste Höhe liegt wenig vor der Mitte. Der Bauchrand ist grade oder doch kaum merklich konkav. Der Rückenrand fällt von dem Punkte höchster Höhe naclı hinten gradlinig ab; nach vorn verflacht er sich ebenfalls, ohne jedoch grade zu werden. Der Vorderrand ist regelmäßig gerundet, die Spitze des Hinterrandes ebenfalls. Von oben gesehen bildet die ge- schlossene Schale ein regelmäßiges Oval mit der größten Breite in zwei Fünftel der Schalenlänge. Die Oberfläche der Schale ist glänzend und mit sehr feinen Pünktchen dicht besetzt. Das Narbenfeld liegt fast in der Mitte der Schale und zeigt sechs dicht zusammengedrängte Narben. Die Verwachsungslinie ver- läuft in geringer Entfernung von dem Außenrande und ziem- lich parallel mit demselben. Die Art steht etwa zwischen P. monstrosa G.W. Müller und P. maculosa G. W. Müller.')

Länge: 0,78 mm, Höhe 0,40 mm.

Genus Argilloecia G. 0. Sars.

Die Schale ist klein, nur mäßig derb, länglich, über doppelt so lang als hoch, vorn nur wenig höher als hinten, das Hinter- ende ist ein wenig zugespitzt. Die Vertreter dieser Gattung sind ebenfalls Meeresbewohner; sie kommen im deutschen Tertiär nur spärlich vor.

Argilloecia acuminata G.W. Müller (?). 1894. Argilloecia acuminata G.W. Müller, 20, S. 261, t. 12, f.1. 2.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach, Tempelseering, selten.

Die wenigen Funde es liegen 6 einzelne Klappen vor stimmen ziemlich gut mit der recenten Art überein. Da aber die Vertreter dieser Gattung wegen ihrer geringen Größe der Untersuchung erhebliche Schwierigkeiten bieten, auch vielfach einander sehr ähmich sind, muß ich die Frage, ob unsere tertiäre Form wirklich mit der recenten Art zu vereinigen ist, offen lassen.

1) G. W. Müller, 20, S. 252, t.9, £5 und 8.254, t.9, f.6.

18

Genus Cyolooypris Brady et Norman.

Diese Gattung ist leicht zu erkennen an ihrer geringen Größe, ihrer fast kugeligen, kurz und breit eiförmigen Gestalt, die lebenden Tiere ferner an ihrer lebhaften, etwas taumelnden Bewegung. Sämtliche Arten leben im süßen Wasser. Wo die Tiere vorkommen, treten sie gewöhnlich in großer Menge auf; das gilt auch von dem Mainzer Becken. Die Unterscheidung der Arten bloß nach der Schale bietet wegen der Ähnlichkeit der Gestalt erhebliche Schwierigkeit.

Cyclocypris similis 2. sp. Taf. I, Fig. 3.

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- kalk von Hessler bei Biebrich-Mosbach, häufig. Unteres Unter-Miocän: Im Hydrobienkalk von Frankfurt am Hanauer Bahnhof, ebenfalls ziemlich häufig, Ober-Oligocän: Im Landschneckenkalk von Flörsheim, häufig.

Diese Art ist der recenten C. laevis O.F. Müller-Vavra') sehr ähnlich, ohne jedoch mit derselben ident zu sein. Von der Seite gesehen ist die Schale nierenférmig, etwa °/s mal so lang als hoch, also wenig schlanker’ als C. laevis. Der Bauchrand ist an beiden Klappen deutlich konkav, deutlicher als bei C. laevis. Der Rückenrand ist ziemlich regelmäßig gerundet, so zwar, daß sich hinter der Mitte eine kaum merkliche Verflachung findet, welche an der linken Klappe etwas deutlicher ist als an der rechten. In seiner vorderen und seiner hinteren Hälfte ist der Rückenrand etwas schlanker gerundet als bei C. laevis; beide Enden sind daher in der Seitenansicht etwas weniger stumpf als bei C. /aevis. Das Maximum der Höhe liegt in der Mitte. Die Enden sind gerundet, das Hinterende deutlich stumpfer als das Vorderende, beide aber insofern schief, als Rücken-, Vorder- und Hinterrand einen gemeinsamen Bogen bilden, der mit kurzer Rundung, am Hinterende sogar mit an- gedeuteter Ecke, in den Bauchrand übergeht.

Von oben gesehen erscheint die geschlössene Schale ei- förmig mit etwas spitzem Vorder- und breitem, stumpfem Hinter-

)G.W. Müller, 26, 8.41, t. 10, £.14. 15. 17.

19

ende, im ganzen aber wohl etwas schlanker als C. laevis, be- sonders ist das Vorderende schlanker zugespitzt. Die größte Breite liegt fast im hinteren Drittel und beträgt fast zwei Drittel der Länge. Innenrand, Verwachsungslinie und Poren- kanäle stimmen wohl mit denen der recenten Art überein. Die Verwachsungszone ist an den Schalenenden schmal; die Ver- wachsungslinie entfernt sich also nur wenig von dem Außenrande. Auf der Bauchseite erweitert sich jedoch die Verwachsungszone derart, daß man hier, wenn die Schale durchsichtig ist, etwa in dem vorderen Drittel der Schale ein länglich elliptisches Feld bemerkt, in welchem auch die ziemlich eng gestellten Porenkanäle sichtbar sind. Diese Porenkanäle sind auch in der hinter der Ellipse liegenden, zur Hälfte in dieselbe hinein- reichenden Zone, in welcher die Ränder der beiden Klappen übereinander greifen, zu erkennen. Der Innenrand bildet eine ziemlich regelmäßige, stumpfe Ellipse, indem sich derselbe am Vorderende recht weit, am Hinterende mäßig weit von dem Außenrande der Schale entfernt. Das Narbenfeld liegt fast in der Mitte der Schalenfläche, nur wenig hinter derselben und zeigt sechs kleine, längliche, mehr oder weniger gebogene Narben. Die Oberfläche ist glatt und glänzend und mit antfernt stehenden zarten Knötchen besetzt, welche jedoch bei durchscheinenden Exemplaren als sehr zarte Grübchen kaum bemerkbar sind. Länge 0,48 mm, Höhe 0,31 mm, Breite 0,30 mm.

Genus Cypria Zenker.

Die Tiere dieser Gattung haben die geringe Größe mit denen der vorigen gemein, sind aber von der Seite stark zu- sammengedrückt. Alle hierher gehörenden Arten sind Süß- wasserbewohner.

Cypria curvata n.Ssp. Taf. I, Fig. 4.

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- kalk von Hessler, sehr häufig. Unteres Unter-Miocän: Im Hydrobienkalk von Frankfurt am Hanauer Bahnhof, eben- falls häufig.

Die Art ist, von der Seite gesehen. sehr hoch, fast drei- eckig. Der Banchrand ist konkav, das Maximum der Konkavität

38%

20

liegt ziemlich genau in der Mitte. Vorder- und Hinterende sind gerundet, das Hinterende etwas stumpfer als das Vorder- ende. Die Endränder bilden mit den Längsrändern keine Ecken. Der Rückenrand steigt sowohl vorn wie hinten steil empor, in der vorderen Hälfte etwas steiler, etwas mehr gradlinig als in der hinteren; daher liegt das fast eckig vortretende Maximum der Höhe ein wenig vor der Mitte. Die Höhe beträgt etwa drei Viertel der Länge. Die Oberfläche ist, ähnlich der von C. exsculpta Fischer,') sehr fein und dicht gestrichelt, noch er- heblich feiner und dichter als bei dieser Art; daher erscheint sie bei mäßiger Vergrößerung matt. Das Narbenfeld liegt in der Mitte und zeigt sechs längliche Narben.

Von oben gesehen ist die Schale fast elliptisch, mit zu- gespitztem Vorder- und etwas gerundetem Hinterende. Das Maximum der Breite liegt fast in der Mitte, nur wenig hinter derselben. Die Breite ist etwa gleich der halben Länge Die linke Klappe ist erheblich größer als die rechte und greift oben und unten stark über, ähnlich wie bei C. bullata Vavra. Die Verwachsungszone ist ziemlich breit; die Verwachsungslinie läuft fast mit dem Vorder-, Hinter- und Bauchrand parallel, derart, daß sie sich von den Endrandern etwas weiter entfernt als von dem Bauchrande. Der Innenrand bildet einen ziemlich regelmäßigen, fast kreisférmigen Bogen, entfernt sich hinten und besonders vorn ziemlich weit von der Verwachsungslinie, fällt dagegen auf der Bauchlinie fast mit derselben zusammen.

Länge 0,44 mm, Breite 0,21 mm, Höhe 0,32 mm.

Genus Candona Baird.

Die Schale ist bei lebenden und bei gut erhaltenen toten Exemplaren weiß und perlmutterartig glänzend. Das Hinter- ende ist bei ausgewachsenen Tieren höher als das Vorderende, während bei der folgenden Gattung das Umgekehrte häufig der Fall ist. Bei den Jugendformen der Gattung Candona sind beide Schalenenden ziemlich gleich hoch; dadurch erhalten diese ein wesentlich anderes Aussehen als die ausgewachsenen Tiere. Sämtliche Tiere leben im süßen Wasser und bewegen sich kriechend auf dem Grunde fort.

1) G.W.Müller, 26, S 45, t.9, £. 19.

1

1. Candona aff. weltneri Hartwig.

1898. Candona weltneri Hartwig, 25, S.50—55. 1900. n Müller, 26, S.16, t.3, f.3.4.13.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: In der Süßwasserschicht des mittleren Cyrenenmergels im Offenbacher Hafen, einzeln.

Es ist dies eine neue Art, welche der recenten C. weltneri Hartwig nahe steht. Das Hinterende ist etwas mehr gradlinig abgeschrägt als bei der männlichen Form von C. weltneri, doch weniger steil als bei der weiblichen Form. Das Vorderende ist unten etwas mehr ausgezogen. Der Bauchrand ist grader als bei der männlichen, weniger grade als bei der weiblichen Form von C. weltneri (s. G. W. Miiller, a. a. O.). Es liegt von der Art aber nur eine rechte Klappe vor, daher sehe ich von einer Benennung ab.

2. Candona aff. kingsleii Brady et Norman.

1900. Candona kingslei G.W. Müller, 26, S. 38, t. 6, f. 6. 7.

Vorkommen: Unteres Unter-Miocan: In der Hydrobia obtusa-Schicht zwischen Wachenbuchen und Mittelbuchen, einzeln.

Diese Art ist der recenten C. kingsleii ähnlich, ohne jedoch damit ident zu sein. Die Schale ist um ein geringes schlanker, das Hinterende ist unten spitzer ausgezogen, der Bauchrand ist starker konkav; der Riickenrand bildet einen flachen Bogen ohne die Verflachung, die man bei (’. kingsleii bemerkt. Der Innenrand entfernt sich vorn und hinten mäßig weit von dem Außenrande und läuft mit demselben fast parallel, zeigt also vorn nicht die etwas schräge, starke Abstützung wie bei C. kingsleü. Das Schließmuskelfeld liegt etwas vor der Mitte der Schale und zeigt sechs Narben.

Es liegen nur zwei einzelne Klappen vor, daher sehe ich auch hier von einer Benennung der Art ab.

3. Candona candidula n.sp. Taf. I, Fig. 5. Vorkommen: Ober-Oligocän: Im Cerithienton der Friedberger Warte bei Frankfurt, einzeln. Diese Art steht in der Gestalt etwa zwischen C. candida 0.F. Müller und C. neglecta Sars.') Der Hinterrand fällt ziem-

1) G.W. Müller, 26, 8.15 u. 17, Taf. 2, f.1—3. 7 und 4—6. 17.

2

lich gradlinig ab, so daß das Hinterende unten ziemlich spitz ist wie bei der männlichen Form von C. candida, jedoch ist das Abfallen an der linken Klappe steiler als bei der genannten recenten Art. Der Rückenrand verläuft ziemlich flach, flacher als bei C. candida, jedoch nicht fast gradlinig wie bei C. neglecta, bildet vielmehr ' einen regelmäßigen, aber flachen Bogen ohne jede Spur einer Ecke. Das Vorderende ist regelmäßig gerundet wie bei C. candida. Der Bauchrand ist deutlich konkav. Die Schale ist, von der Seite gesehen, schlanker als bei C. candida. Von oben gesehen ist die Schale sehr schlank elliptisch und zwar ohne jede Verflachung der Seiten. Das Maximum der Breite liegt etwas hinter der Mitte. Der Innenrand entfernt sich vorn und hinten nur mäßig weit von dem Außenrand und bildet einen regelmäßigen Bogen wie bei C. candida. Länge 0,77 mm, Höhe 0,38 mm.

4. Candona recta 2D. sp. Taf. I, Fig. 6.

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Zwischen Wachenbuchen und Mittelbuchen, nicht selten.

Die Schale ist hinten kaum höher als vorn, die beiden Längsränder sind daher fast parallel. Der Bauchrand ist kurz vor der Mitte flach konkav, an der rechten Klappe etwas deut- licher als an der linken. Der Rückenrand ist in der Mitte ziemlich grade. Beide Längsränder gehen ohne jede Ecke in den regelmäßig gerundeten Vorderrand über, der Rückenrand in etwas flacherem Bogen als der Bauchrand. Das Hinterende ist schräg, aber steil abgestuzt; die Abschrägung beginnt etwa bei vier Fünftel der Schalenlänge. An der rechten Klappe ist diese Abschrägung etwas schlanker als an der linken. Die linke Klappe umfaßt die rechte oben und unten.

Die Rückenansicht der geschlossenen Schale bildet eine regelmäßige, sehr schlanke Ellipse; die Breite beträgt etwa ein Viertel der Länge.

Der Innenrand entfernt sich vorn und hinten nur mäßig weit von dem Außenrand und verläuft im regelmäßigen Bogen. Das Schließmuskelfeld liegt ziemlich genau in der Mitte der Schale und zeigt sechs Narben. Die Oberfläche ist spärlich mit zarten Knötchen bedeckt, auf welchen man bei gutem

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Erhaltungszustand und giinstiger Beleuchtung kurze Borsten bemerkt. Länge 0,80 mm, Höhe 0,38 mm, Breite 0,28 mm.

5. Candona albicans Brady. 1864. Candona albicans Brady, 14, 8.61, t. 4, f.6—10.

1868. n n 16, S. 381, t. 25, f. 20—25. 1874. Brady-Crosskey und Rob., 17, S. 133, t.1, f. 10—13.

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- kalk von Hessler, einzeln. Ober-Oligocan: Im Landschnecken- kalk von Flörsheim, selten.

Die Schale ist klein, vorn und hinten gleich hoch. Der Rückenrand ist grade, der Bauchrand schwach konkav; im übrigen sind beide parallel. Die Enden sind gerundet, das Hinter- ende etwas stumpfer als das Vorderende. Die Endränder gehen im regelmäßigen Bogen in den Bauchrand über, bilden dagegen mit dem Rückenrand je eine schwache, aber doch deutliche Ecke. Die Oberfläche ist mit regelmäßigen, polygonalen Grüb- chen dicht besetzt.

Von oben gesehen bildet die geschlossene Schale eine schlanke Ellipse mit spitzen Enden, und zwar ist das Vorder- ende etwas spitzer als das Hinterende, fast etwas ausgezogen. Die beiden Längsseiten der Ellipse sind ziemlich parallel. Die Breite beträgt etwa ein Drittel der Länge.

Bemerkung: Zwar habe ich Bradys Originale dieser Art nicht gesehen, Größe, Gestalt und Skulptur deuten aber darauf hin, daß wir es hier mit einer Jugendform zu tun haben, und als solche möchte ich auch die vorliegenden Exemplare auffassen. Es kommt jedoch, soweit bekannt, bei Hessler keine Candona-Art vor, mit der sich diese Form vereinigen ließe.

6. Candona rhenana 2. sp. Taf. I, Fig. 7.

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Hessler, nicht selten. Unteres Unter-Miocän: Frankfurt, am Hanauer Bahnhof, einzeln.

Die Schale ist ziemlich klein, von der Seite gesehen vorn regelmäßig gerundet, hinten ein wenig abgeschrägt, mit ziemlich

2%

breit gerundetem Hinterende. Die Abschragung beginnt etwa auf zwei Drittel der Schalenlinge; hier bildet der Schalenrand eine schwache, abgerundete Ecke. Der Rückenrand dacht sich im flachen Bogen nach vorn ab und geht im regelmäßigen Bogen in den Vorderrand über. Der Bauchrand ist fast grade, nur sehr flach konkav, und zwar liegt das Maximum der Kon- kavität in der Mitte. Der Bauchrand bildet mit den Eckrändern keine Ecken.

Die Oberfläche ist glatt. Das Narbenfeld liegt wenig vor der Mitte und zeigt sechs bis sieben Narben. Der Innenrand entfernt sich vorn und hinten nur wenig von dem Außenrande und läuft mit demselben parallel, bildet also einen regelmäßigen Bogen.

Rückenansicht: Die Breite der Schale ist gering, sie be- trägt wenig mehr als ein Viertel der Länge. Hinten ist die Schale gerundet, mit Andeutung einer Spitze in der Mitte des Hinterrandes; vorn ist sie deutlich zugespitzt, jedoch nicht aus- gezogen. Die Seiten sind sehr flach gewölbt. Das Maximum der Breite liegt etwa im hintern Drittel. Die linke Klappe greift oben deutlich über.

Länge 0,80 mm, Höhe 0,38 mm, Breite 0,25 mm.

Genus Cypris O. F. Müller.

Die Arten dieser Gattung gehören zu den größeren Süß- wasser-Ostrakoden, sind wie die Candona-Arten mehr oder weniger schlank, dabei aber gewöhnlich wesentlich breiter als diese; auch sind sie häufig vorn höher als hinten und nie rein weiß, noch perlmutterartig glänzend.

1. Cypris agglutinans n.sp. Taf. I, Fig. 8.

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Kurve bei Wiesbaden, nicht selten. Unteres Unter-Miocän: Im Algenkalk von Frankfurt-Bockenheim, Adalbertstraße, häufig; an der Schleußenkammer bei Niederrad, sehr häufig; unter der Kaiser Wilhelm-Briicke von Frankfurt, häufig. Ober-Oligo- cän: In der Cerithienschicht des Frankfurter Hafens, einzeln; im Bornheimer Bruch bei Seckbach, einzeln; im Landschnecken- kalk von Flörsheim, häufig.

9 —_

Seitenansicht: Die Schale ist hinten etwas höher als vorn. Beide Enden sind gerundet, das Vorderende ganz regelmäßig, das Hinterende etwas schief; zuweilen ist auch das Hinterende ganz regelmäßig gerundet. Der Bauchrand ist in der Mitte deut- lich konkav, der Rückenrand entsprechend konvex, in der Augengegend zeigt letzterer eine schwache, aber gewöhnlich deutliche Einbuchtung. Im übrigen zeigt die Umrißlinie nirgendwo eine Ecke. Die Oberflache ist glatt. Das Narbenfeld liegt sehr wenig vor der Mitte und besitzt etwa acht längliche, gebogene Narben, wovon zwei etwas weiter von den übrigen abgerückt sind.

Rückenansicht: Die geschlossene Schale bildet fast eine Ellipse, so nämlich, daß das Vorderende etwas schlanker ist als das Hinterende, die Schale also ein wenig eiférmig erscheint. Die größte Breite liegt wenig hinter der Mitte.

Unter den recenten Ostrakoden steht C. incongruens Ramdohr') dieser Art wohl am nächsten, ohne jedoch damit vereinigt werden zu können.

Länge 1,33 mm, Höhe 0,79 mm, Breite 0,63 mm.

2. Cypris acuta n.sp. Taf. II, Fig. 9.

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Hessler, nicht selten.

Diese Art ist etwas kleiner als die vorige, hat jedoch, von der Seite gesehen, große Ähnlichkeit mit derselben. Vor der Konkavität des Bauchrandes, in der Mundgegend, zeigt diese Art eine schwache aber doch deutliche Auswölbung. Eine Ein- biegung des Rückenrandes in der Augengegend ist nicht oder doch kaum zu bemerken. Das Vorderende erscheint daher auch verhältnismäßig etwas höher als bei C. agglutinans, ebenso hoch wie das Hinterende und ist stumpfer gerundet als dieses. Wesentlich weicht jedoch diese Art von der vorigen ab in der Rückenansicht. Das Vorderende ist ziemlich stark schnabel- förmig ausgezogen, während bei C. agglutinans hiervon nichts zu bemerken ist. Auch das Hinterende bildet bei C. acuta eine deutliche Spitze. Von den beiden Enden abgesehen erscheint

1) @.W. Müller, 26, 8.77, t.13, f. 12. 18. 17.

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U. acuta in der Rückenansicht regelmäßig elliptisch, C. agglutinans dagegen etwas eiférmig. Oberfläche, Narbenfeld und Innenrand waren wenig klar.

Länge 1,16 mm, Höhe 0,67 mm, Breite 0,65 mm.

3. Cypris parva n.sp. Taf. 1I, Fig. 10.

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- kalk von Hessler, nicht selten. Unteres Unter-Miocän: Im Hydrobienkalk von Frankfurt am Hanauer Bahnhof, einzeln.

- Die Schale ist klein, hinten etwas höher als vorn. Der Bauchrand ist grade oder doch kaum ausgerandet; der Rücken- rand ist ziemlich stark gewölbt und bildet in der Mitte eine bald mehr, bald weniger deutliche Ecke. Die Endränder sind regelmäßig gerundet und gehen ohne Spur einer Ecke in die Längsränder über, mit dem Rückenrande bilden sie einen fort- laufenden Bogen. Beide Endränder der rechten Klappe (ob auch der linken?) sind sehr fein und dicht gezähnelt. Diese Krene- lierung bemerkt man jedoch nur an reinen Exemplaren und auch hier nur an der einzelnen Klappe. Die größte Höhe liegt in der Mitte. Die Oberfläche erscheint an matten Exemplaren glatt, an durchscheinenden wie mit zahlreichen, mittelgroßen runden Bläschen bedeckt. Die Verwachsungszone ist schmal. Der Innenrand entfernt sich nur mäßig weit von der Verwachsungs- linie und verläuft in regelmässigem Bogen.

Von oben gesehen, erscheint die geschlossene Schale ellip- tisch-oval, mit der grössten Breite fast in der Mitte, wenig hinter derselben, etwas spitzem Vorder- und etwas stumpf ge- rundetem Hinterrande. Die Breite ist etwa gleich der halben Länge.

Länge 0,86 mm, Höhe 0,50 mm, Breite 0,40 mm.

4. Cypris francofurti n. sp. Taf. II, Fig. 11.

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Im Hydrobien- kalk von Frankfurt am Hanauer Bahnhof, nicht selten.

Diese Art ist der vorigen ähnlich. Der -Bauchrand ist ein wenig konkav, der Rückenrand dementsprechend gewölbt, etwas weniger stark als bei der vorigen Art, zeigt auch nicht die Ecke in der Mitte. Die Endränder sind ziemlich regel-

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mässig gerundet, das Vorderende etwas schief. Das Vorderende ist ein wenig höher als das Hinterende.

Auch von oben gesehen ist diese Art der vorigen ähnlich, jedoch erheblich schmäler, die Breite beträgt etwa zwei Fünftel der Länge.

Länge 0,88 mm, Höhe 0,49 mm, Breite 0,39 mm.

Genus Cypridopsis Brady.

Diese Gattung ist der vorigen nahe verwandt. Die Tiere sind kleiner und besonders gedrungener; der Rücken ist stark gewölbt. Die Gestalt erinnert also ein wenig an die Gattung Cyclocypris. Sämtliche Arten leben in süssem Wasser.

Cypridopsis kinkelini n.sp. Taf. II, Fig. 12.

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Im Algen- kalk von Frankfurt-Bockenheim, Adalbertstraße, häufig; Schleu- senkammer bei Niederrad, nicht selten.

Die Schale ist, von der Seite gesehen, breit nierenförmig vorn und hinten ziemlich gleich hoch. Der Bauchrand ist deutlich konkav, der Rückenrand dementsprechend konvex. In der Mundgegend zeigt der Bauchrand eine deutliche Ausbuchtung. Beide Enden sind wohl gerundet und zwar das Hinterende etwas stumpfer als das Vorderende Die Endränder verbinden sich ohne Ecke mit den Längsrändern, jedoch tritt die Ausbuchtung des Bauchrandes in der Mundgegend etwas eckig hervor. Von oben gesehen ist die geschlossene Schale eiförmig, nur wenig schlanker als Cyclocypris similis Lkls. Die größte Breite liegt in drei Fünftel der Länge und ist etwa gleich drei Fünftel der Länge. Das Hinterende ist vollkommen gerundet, das Vorder- ende etwas spitz. Die Oberfläche ist glatt und, wenn die Schale rein ist, glänzend.

Länge 0,58 mm, Höhe 0,36 mm, Breite 0,33 mm.

Genus Iliocypris Brady et Norman. Die Schale der hierher gehörenden Arten ist von mittlerer Größe, länglich, von der Seite gesehen überall fast gleich hoch, an beiden Enden stumpf gerundet; die Endränder sind

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fein gezähnelt. Die Schale ist überall mit ziemlich großen, runden Grübchen dicht besetzt und mehr oder weniger dünn- wandig. Da die Tiere sich in den Schlamm einwühlen, ist die Schale selten rein. Sämtliche Arten leben in Süßwasser.

1. Iliocypris tribullata n.sp. Taf. II, Fig. 13.

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Frankfurt am Hanauer Bahnhof und bei Wachenbuchen, einzeln. Ober- Oligocän: Ziegelei Friedberger Warte, einzeln.

Die Schale stimmt in der Gestalt mit der recenten J. gibba Ramdohr !) überein. Überhaupt scheinen die. Iliocypris-Arten kaum in der Gestalt von einander abzuweichen, nur die größeren Erhabenheiten und Furchen auf der Schale weisen erhebliche Unterschiede auf. Unsere Art zeigt auf der Schalenmitte drei in grader Linie hintereinander liegende rundliche, mäßig große Höcker und dazwischen zwei Querfurchen, von welchen die hintere die tiefere ist; die Querfurchen ziehen sich bis zum Rückenrande hin. Außerdem findet sich in der Nähe des Hinterrandes und des Bauchrandes noch ein vierter, gewöhnlich etwas kleinerer Höcker.

Länge 0,80 mm, Höhe 0,40 mm.

2. Iliocypris tuberculata n.sp. Taf. III, Fig. 15.

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Bei Wachen- buchen, einzeln.

In der Gestalt und der grubigen Punktierung der Ober- fläche stimmt auch diese Art mit den übrigen bekannten Arten überein, unterscheidet sich aber durch die ungewöhnlichen Höcker. Als Regel findet sich nahe dem QOberrande in dem vorderen Viertel und in dem hinteren Drittel bis Viertel je ein außer- ordentlich kräftiger, stumpfer Höcker; der hintere ist unregel- mäßig geformt, etwas länglich, wie aus zwei zusammengesetzt. Zwischen diesen beiden Höckern liegen die beiden Querfurchen. Die Scheidewand dieser Furchen trägt mitten zwischen den veiden großen Höckern einen dritten, kleineren, rundlichen Höcker. Auch hinter dem hinteren großen liegt ein vierter,

ee _—

1) G.W.Müller, 26, 3.88, t. 19, 1.7.8.

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kleinerer, rundlicher Hicker. Alle vier Hicker liegen dem Rückenrande ziemlich nahe, wenn auch nicht gleich nahe. Längs des Bauchrandes bemerkt man ganz hinten einen sehr großen rundlichen Höcker und davor längs des Bauchrandes bis zum Vorderrande hin etwa drei unregelmäßige Höcker, weiche zu einer Art wulstigem Längskiel in einander fließen. Der von den Höckern freibleibende Teil der Schalenfläche erscheint infolge der ungewöhnlichen Entwickelung der Höcker stark eingesunken. Länge 0,78 mm, Höhe 0,39 mm.

II. Familie Bairdiidae.

Die Angehörigen dieser Familie sind sämtlich Meeres- bewohner. Die Familie ist in dem Mainzer Becken, soweit bis jetzt bekannt, sehr spärlich vertreten und zwar durch die Gattung Bairdia.

Genus Bairdia Mc Coy.

Die Schale ist ziemlich kräftig. Stets ist die linke Klappe höher als die rechte und greift am Rückenrande weit über. Die Schale ist, von der Seite betrachtet, gedrungen, kurz und hoch. Der Rückenrand ist vorn in der Regel besonders an der rechten Klappe oft auch hinten winklig gebogen und setzt sich deutlich gegen den Vorderrand ab; dieser tritt unten zurück, fällt also nach hinten ab. Die Oberfläche ist in der Regel glatt oder mit zarten Grübchen bedeckt. Der Bauchrand ist entweder ungezähnt und zwar entweder nur an einer Klappe oder an beiden Klappen. Der Innenrand entfernt sich nicht sehr weit vom Außenrande. Die Verwachsungszone ist schmal und überall ziemlich gleich breit.

Die Arten dieser Gattung sind einander oft so ähnlich, daß es unmöglich ist, sie bloß nach der Schale zu trennen; vielmehr sind die fossilen Arten durchweg als Gruppen anzusehen.

1. Bairdia subdeltoidea v. Münster sp. 1830. Cythere subdeltoidea v. Mstr., 2, S. 64. 1849. Bairdiu » Jones, 4, 8. 23, t. 5, f. 15. 1853. » n Sandberger, 8, S. 13.

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1863. Bairdia subdeltoidea Speyer, 18, S. 43, t.1, f. 5. 1894. n Lkls., 21, S. 168. 1900. n » ry 27, S. 509.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Alzey, selten. Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach (?), selten. Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeressande von Weinheim, einzeln.

Sämtliche Funde sind unvollkommen erhalten.

2.? Bairdia tenuis n.sp. Taf. II, Fig. 14.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: In dem Cyrenenmergel von Alzey, selten.

Die Schale ist klein und zart, von der Seite gesehen nieren- förmig, etwa 1!/s mal so lang als hoch. Der Rückenrand: ist stark gewölbt und bildet an der linken Klappe eine stumpfe, abgerundete Ecke mit dem graden, abgeschrägten Hinterrande. An der rechten Klappe ist diese Ecke kaum bemerkbar. Der Bauchrand ist in der Mitte ziemlich stark flach konkav, besonders an der linken Klappe. Bauch- und Hinterrand bilden eine etwas abgerundete Spitze, welche an der linken Klappe schärfer ist, als an der rechten. Die Oberfläche ist mit sehr feinen runden Grübchen ganz regelmäßig dicht besetzt. Das Narben- feld liegt in der Mitte der Schalenlänge, dem Bauchrande etwas näher als dem Riickenrande, und zeigt drei bis vier kurze Narben. Die Verwachsungszone ist schmal; die randständigen Porenkanäle in derselben sind zahlreich. Der Innenrand entfernt sich vorn und vor der Spitze des Hinterrandes mäßig weit von dem Außenrande und bildet beiderends einen regelmäßigen Bogen. Von oben gesehen erscheint die Schale sehr schlank eiförmig, mit dem Maximum der geringen Wölbung hinter der Mitte.

Länge 0,54 mm, Höhe 0,28 mm.

Bemerkung: Die Zugehörigkeit zu der Gattung Bairdia ist sehr zweifelhaft; nur die Gesamtgestalt erinnert an eine Bairdia. Vielleicht gehört diese Art keiner der bis jetzt bekannten Gattungen an; sie gehört aber, wie schon die Gruppierung der Narben im Narbenfelde zeigt, nicht zu der Familie der Cytheriden, sondern entweder zu den Cypriden oder den Bairdüden.

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III. Familie Cytheridae.

„Die Schale ist von überaus wechselnder Form, meist stark verkalkt, derb, oft mit complizierter Skulptur.“ Fast alle Ver- treter sind Meeresbewohner. Im Mainzer Tertiär kommen, so- weit bis jetzt bekannt, nur Meeresbewohner dieser Familie vor.

Genus Cythereis G. 0. Sars.

Die fossilen Arten dieser Gattung sind bis in die neueste Zeit fast ausschließlich unter dem Namen Cythere geführt. Als Cythere-Arten hat jedoch zuerst O. F. Müller einige Ostra- koden beschrieben, die einer ganz anderen Gattung angehören. G.O.Sars folgend haben daher die neueren Zoologen, insbe- sondere auch G. W. Müller in seinem grundlegenden Werk 19 die hierher gehörenden Arten als Cythereis-Arten behandelt. Dieser Gattung gehören zahlreiche fossile Arten an, von denen sich jedoch, soweit bis jetzt bekannt, verhältnismäßig wenige im Mainzer Becken finden.

1. Cythereis jurinei v. Münster.

1830. Cythere jurinei v. Mstr., 2, S. 64. . 1852. n , Bosq, 7, S. 56, t. 2, f. 9.

1863. 5 » Speyer, 13, S. 15, t.2, f.5.

1879. Brady, 18, S. 385, t. 65, f. 2. 1894. » » Lkls., 21, S. 175.

1896. n „23, S. 187. 1900. Cythereis jurinei Lkls., 27, S. 511.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocan: Im Cyrenen- mergel vom Lehen bei Offenbach und von Alzey, einzeln; im oberen Meeressande des Offenbacher Hafens, einzeln. Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach, Tempelsee- ring, einzeln. Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, nicht selten.

Diese Art scheint der Verwitterung stärker als andere Cythereis-Arten ausgesetzt zu sein, eine Beobachtung, die man auch im nordwestdeutschen Tertiär macht. Bei gutem Erhal- *tungszustande sind die Weinheimer Exemplare auf der ganzen Oberfläche mit ziemlich kleinen Grübchen und auf der Mitte der Schalenfläche außerdem mit fünf bis sechs kurzen, graden,

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stumpfen Längskielen bedeckt. Die Grübchen sind auf der Bauch- und der Seitenfläche etwas reihig geordnet, nicht aber in der Gegend des Rückenrandes.

Var. minor.

Bei Weinheim findet sich eine zweite Form, die erheblich kleiner ist, auch fehlen die Längskiele auf der Mitte der Schalenfläche; diese ist überall mit kleinen Grübchen dicht bedeckt, welche in ihrer Anordnung nur Neigung zur Reihen- bildung zeigen. In der Gestalt stimmen sie mit C. jurinei überein. Vielleicht ist es eine besondere Art. Da aber die Weinheimer Funde wenig klar sind, füge ich sie als Varietät an.

2. Cythereis ramosa n. sp. Taf. III, Fig. 16.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Offenbacher Hafens und des Kanals an der hessischen Landesgrenze zwischen Offenbach und Oberrad, einzeln; im oberen Meeressande von Offenbach, selten.

Diese Art ist in der Gestalt der vorigen sehr ähnlich, vielleicht etwas gedrungener als C. jurinei. Zwischen Bauch- und Seitenfläche tritt jedoch die Schalenmasse so sehr heraus, daß eine kräftige, wenn auch stumpfe Längskante entsteht, man also diese Art fast zu der Macropora-Gruppe der gekielten stellen könnte. Cliarakteristisch ist ferner die Skulptur. Längs der erwähnten Kante zwischen Bauch- und Seitenfläche ver- laufen etwa drei fadenförmige Kiele, von welchen der von der Bauchseite aus erste, kurz bevor er den Vorderrand erreicht, nach oben umbiegt und parallel mit dem Vorderrande fast bis zu der Augengegend emporsteigt. Der zweite steht durch mehrere Abzweigungen mit dem ersten in Verbindung und ver- schwindet kurz bevor er die Umbiegung des ersten nach oben hin erreicht. Der dritte ist der zarteste und endigt etwas vor der Mitte der Schalenlänge. Oberhalb dieser drei Kiele sinkt die Schale deutlich ein, so daß hier eine breite, flache Längs- furche entstebt, welche sich von hinten nach vorn allmählich verflacht. Etwa in halber Höhe erhebt sich die Schalenfläche ° wieder zu einer Gruppe von Längskielen; man kann deren zwei auch drei unterscheiden, welche ebenfalls mehrfach inein-

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ander- und teilweise auch mit denen der ersten Gruppe zu- sammenfließen, besonders in der Gegend des Schließmuskelfeldes. Endlich zeigt sich in der Nähe des Rückenrandes in der hinteren Schalenhälfte wenigstens noch ein zarter Kiel. Das lappen- förmige Hinterende der Schale bleibt von sämtlichen Kielen frei. Ansätze zu einem fadenförmigen Netzwerk finden sich außerdem noch hier und da zwischen den erwähnten Kielgruppen. Im Übrigen ist die ganze Schalenfläche mit zarten Grübchen dicht besetzt. In der Bildung des Schlosses und dem Verlauf der randständigen Porenkanäle scheint zwischen dieser und der vorigen Art kein Unterschied zu bestehen. Überhaupt ist diese Art nur dann von C.jurinei mit Sicherheit zu unterscheiden, wenn die Skulptur erhalten ist.

Länge 0,88 mm, Höhe 0,46 mm.

3. Cythereis striato-punctata Römer. 1838. Cytherina striato-punctata Römer, 8, t.7, f.3. 1852. Cythere striato-punctata Bosq., 7, 8.62, t.3, f. 1. 1900. Cythereis striato-punctata Lkls., 27, 8.612, t. 19, f. 7.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, nicht häufig.

Die Funde stimmen mit denen aus dem Sternberger Gestein gut überein. Es kommen jedoch zwei Formen vor; während von oben gesehen die eine, etwas größere vorn und hinten ziemlich genau gleich breit ist, wie die Sternberger Stücke, ist die andere vorn erheblich schmaler als hinten. Ob dies Ge- schlechtsunterschiede sind, oder ob hier zwei Arten vorliegen, vermag ich schon wegen der geringen Menge nicht zu ent- scheiden.

4. Cythereis scrobiculata v. Münster. 1830. Cythere scrobiculata Mstr., 2, 8.63.

1852. n Bosq., 7, S. 64, t. 3, f. 2. 1863. n » Speyer, 13, 8.17, t.3, f. 5. 1894. n Lkls., 21, S. 181.

» 1900. Cythereis scrobiculata Lkls., 27, S. 512.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Alzey, einzeln. Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, einzeln.

j 3

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Die wenigen vorliegenden Exemplare zeigen die Ein- schnürung am Hinterende der Bauchfläche nicht so deutlich wie die norddeutschen Funde, sind auch etwas kleiner als diese, stimmen aber im übrigen mit denselben überein.

5. Cythereis obliquata Reuss (?).

1855. Cythere obliquata Reuss, 9, S. 256, t. 10, f.98. 1863. » Speyer, 13, S. 24, t. 2, f.8. 1894. , Lkls., 21, S. 185, t. 13, f. 10.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, selten.

Es liegt ein Bruchstück vor, das hierher zu gehören scheint, und zwar stimmt es, soweit zu erkennen ist, mit der nordwestdeutschen Form A ].c. t.13, f. 10a überein.

6. Cythereis hispida Speyer.

1863. Cythere hispida Speyer, 13, S. 23, t. 2, f. 9. 1894. , » Lkls., 21, S. 186. 1900. Cythereis hispida Lkls., 27, 8. 513.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, selten.

Auch von dieser Art liegt nur ein Exemplar vor, das aber mit der norddeutschen Form gut übereinstimmt.

7. Cythereis lyrata Reuss.

1855. Cythere lyrata Reuss, 9, S. 256, t.19, f. 99. 1863. Speyer, 13, S. 25, t.3, f.4. 1894. » Lkls., 21, S. 188. 1900. Cythereis lyrata Lkls., 27, S. 513.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, ziemlich selten.

Die wenigen Exemplare unterscheiden sich von der nord- deutschen Form durch ihre geringere Größe.

8. Cythereis latimarginata Speyer (?). 1863. Cythere latimarginata Speyer, 18, S.22, t. 3, f. 3. 1879. n » Brady, 18, S. 389, t. 64, f. 8. 1894. n Lkls., 21, S. 183. 1900. Cythereis latimarginata Lkls., 27, S. 513.

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Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Alzey, selten.

Es liegt nur eine linke Klappe vor, welche am besten mit dieser Art übereinstimmt. Der Erhaltungszustand läßt jedoch eine sichere Bestimmung nicht zu.

9. Cythereis cf. lattorfiana Lienenklaus. 1900, Cythereis lattorfiana Lkls., 27, S. 513, t. 20, f. 1.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, nicht häufig.

Zu meinen 1895 gegebenen Bemerkungen über die Gruppe der C. punctata Mstr.') füge ich mit Bezug auf die Weinheimer Funde das Folgende hinzu.

Cythereis punctata Mstr. zeigt bei der Seitenansicht nicht die Ecke zwischen Rückenrand und Hinterrand. Das Hinter- ende ist nicht oder kaum lappenförmig ausgezogen, zeigt auch keine Zähne, die Weinheimer Funde deren drei bis vier. Der Rückenrand von C. punctata ist in der Gegend des hinteren Schloßzahns nicht dreieckig (Rückenansicht!) erweitert, wie in der Gruppe der C. macropora Bosq., deutlich aber an den Wein- heimer Funden; an diesen ist daher bei der Seitenansicht der Rückenrand vor der Ecke des Hinterrandes etwas verflacht. Die Zeichnung von C. lattorfi 1. c., t.20, f. 1c und d gibt diese Verflachung zu stark. Die Wölbung (Rückenansicht!) ist bei C. punctata vollkommener, Vorder- und Hinterende sind nicht ausgezogen; die Profillinie verläuft also im regelmäßigen Bogen bis zu den Schalenenden. Bei den Weinheimer Exemplaren dagegen ist die Profillinie vor beiden Enden ausgeschweift, vor dem Hinterende ein wenig stärker als hinter dem Vorderende; die beiden Enden sind also deutlich ausgezogen. Das Maximum der Breite liegt bei C. punctata etwas hinter, bei den Wein- heimer Funden in der Mitte, ist ferner bei ersterer etwas größer als bei letzteren.

Cythereis punctata von Sombyo in Ungarn hat, von der Seite gesehen, die Gestalt der U. punctata v. Mstr., von oben gesehen, fast die Gestalt der Weinheimer Funde, nur ist die Profillinie vorn nicht konkav, sondern grade: das Vorderende erscheint daher nicht ausgezogen wie bei den Weinheimer Stücken,

1) Lkls., 22, 8.184 ff 3%

3

aber auch nicht gerundet wie bei C. punctata Mstr., sondern keilförmig.

Cythereis cicatricosa Reuss von Lapugy in Ungarn zeigt bei guter Erhaltung am Hinterende einige Zähne, die jedoch nicht so kräftig sind wie bei der Weinheimer Form. Ob diese Zähne bei C. punctata von Sombyo abgerieben sind, war nicht festzustellen. Wenn dies der Fall ist, würden diese beiden Formen sich nur in der Punktierung der Oberfläche unter- scheiden. Dasselbe gilt von C. cicatricosa von Sombyo, Rudels- dorf und Wurzing.

Bei Cythereis osnabrugensis Lkls. zeigt der Rückenrand bei der Seitenansicht hinten die Ecke wie die Weinheimer Funde; auch in dem ausgezogenen lappenförmigen Hinterende stimmt die Form mit der der Weinheimer überein. Das Vorderende ist etwas ausgezogen, jedoch weniger als bei den Weinheimer Funden. Die dreieckige Erweiterung des Rückenrandes (Rücken- ansicht!) fehlt jedoch. Die randständigen Porenkanäle sind weniger zahlreich als bei C. punctata, hier am Vorderrande etwa 60, bei C. osnabrugensis etwa 30.

Cythereis cicatricosa von Jeurre stimmt mit der Wein- heimer Form überein.

Mit Cythereis lattorfi Lkls. endlich stimmte die Weinheimer Form überein, jedoch ist an dieser die Verdickung des Rücken- randes etwas weniger stark als bei C. lattori. Wie erwähnt, erscheint in der Zeichnung 1. c.t. XX., f.1c und d der Rücken- rand von C. lattorfi etwas zu stark verflacht. Von einer Be- zahnung des Vorderrandes ist an den Weinheimer Stücken mit Sicherheit nichts zu erkennen; sie dürfte auch an der sächsischen Form gefehlt haben.

10. Cythereis scabru v. Münster.

1830. Cythere scabra Mstr., 2, S. 63. 1852. » Bosq., 7, 8.103, t. 5, £7. 1894. , » Ukls., 21, 8. 193. 1900. Cythereis scabra Lkls., 27, S. 514.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, selten.

Es liegt eine einzelne rechte Klappe vor, welche mit der typischen norddeutschen Form völlig übereinstimmt.

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11. Cytherets plicata von Münster. 1830. Cythere plicata Mstr., 2, S. 63. 1863. Speyer, 13, S. 29, t.4, f.2. 1894. , » Lkls., 21, S. 194. 1900. Cythereis plicata Lkls., 27, S. 517.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, einzeln.

Die Weinheimer Exemplare stimmen mit der norddeutschen Form völlig überein. Die Oberfläche ist, wie die der unter- oligocänen Stücke von Bünde zwischen den Kielen mit deutlichen Grübchen bedeckt.

12. Cythereis macropora Bosquet. 1852. Cythere macropora Bosq., 7, S. 97, t.5, f.2. 1879. Brady, 18, S.392, t.66, f.6 u. t.67, f.1. 1894, » n Lkls., 21, S. 206, t.14, f.6 bis 9. 1900. Cythereis macropora Lkls., 27, S. 521.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Offenbacher Hafens, einzeln. Unteres Mittel- Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, einzeln.

Die Weinheimer Funde entsprechen am besten der eckigen Form aus dem Mittel-Oligocän von Jeurre im Pariser Becken und dem Unter-Oligocän von Bünde, die Offenbacher Stücke dagegen mehr der oberoligocänen, weniger eckigen Form. Der Kiel ist an den Offenbacher Exemplaren verhältnismäßig zart. An dem Vorderrande dieser Stücke fehlt jegliche Bezahnung, obgleich dieselben ziemlich gut erhalten sind. Da aber C. macro- pora, wie ich sie 1894 ].c. beschrieben habe, höchst walır- scheinlich mehrere schwer von einander zu trennende Arten um- faßt, so lasse ich auch die wenigen Offenbacher Exemplare bei derselben.

13. Cythereis fimbriata v. Münster. 1830. Cythere fimbriata Mstr., 2, S. 63. 1850. Cypridina coronata Reuss, 5, S. 80, t. 10, f.17. 1855. Cythere latidentata Born., 10, S. 366, t. 21, f.6. 1894. Cythere fimbriata Lkls., 21, S. 216. 1900. Cythcreis fimbriata Lkls., 27, S. 524.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im oberen Meeressande von Offenbach, einzeln. Mittleres Mittel-

§

Oligocän: Im Rupelton von Offenbach an verschiedenen Stellen und zwar Tempelseering, nicht selten, Kreuzung der Wald- und Bleichstraße, nicht häufig, Moltkestraße, nicht selten, Bachstraße, einzeln.

Die vorliegenden durchaus typischen Stücke sind überall mit Höckern besetzt.

Genus Cytheridea Bosquet.

Die Schale ist in der Regel Mytilus-förmig, zuweilen aber auch schlank, fast gerade und überall ziemlich gleich hoch. Die linke Klappe ist gewöhnlich höher und daher gedrungener als die rechte. Näheres siehe Lklis. 21, S. 219 und Lkls. 27, S. 525. Die Vertreter dieser Gattung leben zum Teil im brackischen Wasser, größtenteils im Meere in geringer Tiefe. Hieraus er- klärt sich wohl das außerordentlich häufige Vorkommen der Vertreter dieser Gattung im Mainzer Tertiär.

1. Cytheridea muelleri v. Münster sp.

1830. Cythere muelleri Mstr., 2, S. 62. 1852. Cytheridea muelleri Bosq., 7, S. 39, t.2, f.4.

1853. n n Sandb., 8, S. 13.

1863. n n Speyer, 13, S. 48, t.1, £.8. 1879. n , Brady, 18, S. 397, t. 62, f. 4. 1894. 5 Lkls., 21, S. 220.

1896. n n Lkls., 24, S. 25, t.2, f. 5. 1900. n n Lkls., 27, S. 525.

Vorkommen: Oberes Oligocän: Im Cerithiensand der Bohrung Brandsborn bei Offenbach, selten, bei Klein- Karben, nicht selten. Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenenmergel des Offenbacher Hafens, häufig, der Offenbacher Wasserleitung „kalte Kling“, nicht selten, Lehen bei Offenbach, einzeln, Hartig- Wäldchen bei Hochstadt bei Frankfurt, nicht selten, am Kanal an der hessischen Landesgrenze zwischen Offenbach und Oberrad, nicht selten, bei Alzey, nicht selten; im oberen Meeressande des Offenbacher Hafens, nicht häufig, der Offenbacher Druckluft- leitung, nicht bäufig. Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach, Tempelseering, MoltkestraBe, Wald- straße, nicht häufig.

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Die Funde aus dem QOber-Oligocin weichen nicht un- erheblich von der typischen Form ab. Sie sind etwas ge- drungener; das Hinterende ist etwas höher und stumpfer; der Bauchrand der rechten Klappe ist vor der Mitte deutlich konkav. Das Hinterende ausgewachsener Stücke trägt bei gutem Er- haltungszustande 4 bis 6 Kerben, bei der typischen Form ge- wohnlich nur einen größeren Zahn. Von oben gesehen, sind die Enden nicht so scharf abgestutzt wie bei der typischen Form. Ich füge diese Form als Varietät rhenana an.

2. Cytheridea praesulcata n. sp. Taf. III, Fig. 17.

Vorkommen: Oberes Mittel- Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Alzey, selten.

Die. Schale ist, von der Seite gesehen, schlank, etwa von der Gestalt: der Cytheridea tenera Lkls.!) Der Bauchrand ist vor der Mitte deutlich, aber flach konkav. Der Rückenrand ist sehr flach gewölbt, fast gerade bis zu dem hinteren Viertel, wo er im steilen Bogen in den Hinterrand übergeht. Der Hinter- rand ist schräg flach gerundet und bildet mit dem Bauchrande eine stumpfe, aber deutliche Ecke. Der Vorderrand ist fast regelmäßig und wohl gerundet und vereinigt sich mit den Längs- rindern ohne jede Spur einer Ecke. Die Oberfläche ist runzlig- grubig, mit Ausnahme eines ziemlich breiten, eingesunkenen Saumes, wo die Schale bei der Rückenansicht comprimiert er- scheint, bei der Seitenansicht die sehr zahlreichen Porenkanäle auffallend deutlich hervortreten. Das Narbenfeld liegt ziemlich genau in der Mitte der Schale. Der Innenrand fällt mit der Verwachsungslinie zusammen. Diese entfernt sich am Vorder- ende weit von dem Außenrande und bildet einen regelmäßigen Bogen. Die randständigen Porenkanäle sind überall, besonders aber am Vorderende sehr zahlreich und wenigstens zum Teil vor der Mitte erweitert. Von oben gesehen, ist die Schale, abgesehen von dem comprimierten Vorder- und Hinterende, überall fast gleich breit, zeigt aber in der Nähe des Rücken- randes kurz vor dem Hinterende eine wulstige Erhebung.

Länge 0,62 mm, Höhe 0,28 mm.

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1) Lienenklaus, 21, S. 228, t, 15, 1.7.

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3. Oytheridea helvetica Lienenklaus.

1895. Cytheridea helvetica Lkls., 22, S. 144. 1896. Lkls., 24, S. 26, t.2, f. 6.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Lehen bei Offenbach, einzeln, von Hochstadt bei Frankfurt, einzeln, von Hochheim, nicht selten, im oberen Meeressande des Offenbacher Hafens, nicht selten, des Offen- bacher Lehmfeldes, einzeln.

Wie ich bereits 18951.c. erwähnt habe, sind es haupt- sächlich die Jugendformen, welche die kräftigen Wülste be- sitzen; an den ausgewachsenen Exemplaren fehlen sie häufig mehr oder weniger. Von der Seite gesehen, ist diese Art von Gestalt der C. rhenana, nur ist der Bauchrand der rechten Klappe vorn wenig oder gar nicht konkav. Der Vorderrand ist sehr dicht mit kleinen Zähnchen etwa 25 besetzt; die großen Zähne der beiden vorigen Arten fehlen ganz. Die Ober- fläche ist runzlig-grubig, viel runzliger als bei C. rhenana, auch als bei C. muelleri. Wenn die Knoten der Oberfläche fehlen, so erscheint C. helvetica bei der Rückenansicht etwas schmaler als die vorigen Arten; besonders aber ist das Profil viel mehr elliptisch, die Enden sind also erheblich mehr zugespitzt, auclı mehr als bei C. rhenana.

4. Cytheridea cf.. debilis Jones.

1855. Cytheridea debilis Jones, 11, S. 43, t.6, f. 30. 1894. n kis. 21, S. 221, t. 15, f. 2. Vorkommen: Ober-Oligocän: Im Cerithienton der Ziegelei Friedberger Warte bei Frankfurt, einzeln. Die wenigen vorliegenden Exemplare sind nicht klar ge- nug, um mit Sicherheit bestimmt werden zu können.

5. Cytheridea perforata Römer.

1838. Cytherina perforata Römer, 8, S. 516, t.6, f. 11. 1855. Cytheridea perforata Jones, 11, S. 44, t.4, f. 14. 1855. n punctatella Born., 10, S. 360, t. 21, f. 2. 1894. , perforata Lkls., 21, S. 225, t. 15, f. 5. 1900. n n Lkls., 27, S. 526.

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Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- ton von Offenbach, Tempelseering, selten. Unteres Mittel- Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, selten.

Es liegt von jedem Fundort nur ein Exemplar dieser Art vor; beide sind etwas kleiner als die norddeutsche Form.

6. Cytheridea rarefistulosa n. sp. Taf. III, Fig. 18.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im oberen Meeressande der Offenbacher Druckluftleitung, einzeln. Mitt- leres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach an verschiedenen Stellen, meist nicht selten, nämlich Kreuzung der Wald- und Bleichstraße, Moltkestraße, Bachstraße, Tempelseering.

Die Schale ist ebenfalls der der C. muelleri ähnlich, jedoch erheblich schlanker als C. helvetica und C. rhenana, auch noch schlanker als C. muelleri. Der Bauchrand ist nahe vor der Mitte etwas konkav, kurz vor dem Hinterende zieht er sich schwach zum Hinterrande empor, in den er in kurzem, stumpfem Bogen oder vielleicht richtiger, in abgerundeter Ecke übergeht. In dieser Ecke trägt das Hinterende wie bei C. muelleri einen mäßig großen Zahn. Mit dem Vorderrande verbinden sich beide Längsränder in vollständig regelmäßigem Bogen, der Rücken- rand jedoch in flacherem Bogen als der Bauchrand, wie das ja im allgemeinen bei der Gattung Regel ist. Das Vorderende ist daher schief, aber doch sehr vollkommen gerundet. Der Rücken- rand verläuft etwa vom ersten bis zum letzten Viertel fast voll- kommen grade, nach hinten hin mit dem Bauchrande schwach konvergierend. Im letzten Viertel bildet er eine stumpfe, aber deutliche Ecke. Das Hinterende ist schief und stumpf gerundet. Der Vorderrand ist vollständig zahnlos. Die Oberfläche ist mit mittelgroßen, runden Grübchen spärlich bedeckt, viel spärlicher als bei C. muelleri. Das Narbenfeld liegt vor der Mitte. Von oben gesehen, ist die geschlossene Schale länglich eiförmig- elliptisch, hinten etwas breiter und besonders stumpfer als vorn. Die Seiten sind vom ersten Drittel bis zum hinteren Sechstel ziemlich grade; das Profil ist also in den Seiten etwas flach gedrückt. Die randständigen Porenkanäle sind auffallend wenig zahlreich; man zählt längs des Vorderrandes etwa 14 bis 15, während C. muelleri hier deren mindestens 40 aufweist. Hiermit

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stimmt auch die geringe Zahl der flächenständigen Porenkanäle überein, denen die spärlichen Grübchen der Oberfläche ent- sprechen. Charakteristisch für die Art ist ferner der Verlauf der Verwachsungslinie am vorderen Schalenende. Dieselbe kommt nämlich in der Gegend der stärksten Krümmung des Vorder- randes, also mehr nach unten hin, dem Außenrande ziemlich nahe; oberhalb dieser Stelle entfernt sie sich dann aber im scharfen Bogen sehr weit von dem Außenrande, sodaß sie am Vorder- ende der Schale und zwar in dem unteren Teile derselben eine tiefe, enge Bucht bildet, von der die wenigen randständigen Porenkanäle mit erweiterter Basis ausstrahlen. Ein ähnlicher Verlauf des Innenrandes kommt meines Wissens bei keiner an- deren Art der Gattung vor. Der Innenrand verläuft dagegen wieder ganz normal, indem er in dem oberen Teile des Vorder- endes mit der Verwachsungslinie zusammenfällt, dann aber in regelmäßigen, etwas kürzeren Bogen, als der Außenrand ihn bildet, nach unten hin verläuft und so die erwähnte Bucht ignoriert.

Länge 0,88 mm, Hölle 0,39 mm, Breite 0,35 mm.

Es ist einigermaßen auffallend, daß diese sehr charak- teristische Art im Rupelton des Mainzer Beckens häufig ist, dagegen im Tertiär des übrigen Deutschlands, soweit bekannt, nirgends vorkommt.

7. Cytheridea miocaenica n. sp. Taf. III, Fig. 19.

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- kalk von Hessler, einzeln. Oberes Oligocän: Im Cerithien- ton der Ziegelei Friedberger Warte bei Frankfurt, nicht häufig.

Diese Art hat gewisse Ähnlichkeit mit C. papillosa Bosq.t), unterscheidet sich aber von derselben auf den ersten Blick durch die viel zahlreicheren flächenständigen Porenkanäle, also durch die dicht gedrängten Grübchen, bezw. Knötchen der Oberfläche.

Die Schale ist, von der Seite gesehen, schlank, ziemlich grade, vorn nur wenig höher als hinten, besonders in der linken Klappe. Der Bauchrand ist fast grade, im vorderen Drittel nur sehr wenig konkav. Der Rückenrand ist flach gerundet,

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1) Bosyuet, 7, S. 42, t.2, f.5.

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an der linken Klappe in der Mitte etwas verflacht. Der Vorder- rand ist wohl gerundet, aber etwas schief, an der linken Klappe etwas schiefer als an der rechten; er verbindet sich mit den Endrändern ohne jegliche Ecke. Der Hinterrand ist schief ge- rundet und bildet mit dem Bauchrande eine deutliche Ecke, welche an der rechten Klappe erheblich spitzer ist als an der linken; an der linken Klappe bemerkt man auch zwischen Rücken- und Hinterrand eine schwache, abgerundete Ecke, welche der rechten Klappe fehlt; daher erscheint letztere hinten wesentlich spitzer als die linke. Die Endränder zeigen keine Spur einer Bezahnung. Die Oberfläche ist mit zarten Knötchen sehr dicht besetzt. Außerdem findet sich vor der Mitte eine recht deutliche Querfurche, welche fast von dem einen Längs- rande zum anderen reicht. Von oben gesehen, ist die geschlossene Schale lang elliptisch, mit dem Maximum der Breite in der Mitte und der erwähnten Querfurche vor der Mitte. Das Vorderende ist ein wenig ausgezogen, mit abgestutzter Spitze; es erscheint also etwas spitzer als das Hinterende. Der Innenrand verläuft in geringer Entfernung von dem Außenrande und mit demselben parallel. Die randständigen Porenkanäle konnten nicht mit Sicherheit untersucht werden, scheinen aber sehr zahlreich zu sein. Länge 0,77 mm, Höhe 0,39 mm, Breite 0,42 mm.

8. Cytheridea devexa vn. sp. Taf. lll, Fig. 20.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, nicht häufig.

Diese Art steht der C. cuneata Lkls. am nächsten. Seiten- ansicht der linken Klappe: Der Bauchrand ist in der Mitte deutlich konvex, im ersten Viertel konkav. Der Rückenrand ist ziemlich stark gewölbt und zeigt auf etwa ?/s der Länge eine stumpfe, aber deutliche Ecke, indem von hier aus der Schalen- rand nach vorn hin stärker abgeschrägt ist; die Schale ist daher auch hinten höher als vorn. In die Endränder geht der Rücken- rand ohne jegliche Ecke über. Die rechte Klappe ist schlanker als die linke, da sie von dieser oben und unten deutlich umfaßt wird. BRückenansicht der geschlossenen Schale: Die Schale ist ziemlich kurz eiförmig, hinten erheblich breiter als vorn, und

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zwar liegt die größte Breite im letzten Viertel bis Fünftel der Schalenlänge. Die Seiten sind in der Mitte undeutlich verflacht. Wo die beiden Klappen zusammenstoßen, treten die Schalen- enden, besonders das Hinterende fast etwas zapfenförmig vor. Die Oberfläche ist mit mittelgroßen Grübchen mäßig dicht be- deckt. Eine Untersuchung der randständigen Porenkanäle, des Innenrandes und der Verwachsungslinie ließ der Erhaltungs- zustand nicht zu. Länge 0,74 mm, Höhe 0,43 mm, Breite 0,40 mm.

Unterschied zwischen C. devera und C. cuneata: Das Vorder- ende ist, von der Seite gesehen, bei C. devera stärker ab- geschrägt, der Rückenrand ist stärker gewölbt, der Bauchrand ebenfalls, das Hinterende ist weniger stumpf. C. devexa ist ferner etwas größer als C. cuneata.

9. Cytheridea cuneata Lienenklaus. 1896. Cytheridea cuneata Lkls., 24, S. 27, t.2, f.7.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Braunkohlenwerkes Hochheim, nicht selten, am Kanal zwischen Offenbach und Oberrad, einzeln, bei Alzey, nicht selten; im oberen Meeressande der Offenbacher Druckluftleitung, einzeln.

Die Mainzer Exemplare sind etwas größer und schlanker als die Schweizer Funde. Die randständigen Porenkanäle sind ziemlich zahlreich, wenigstens vorn unten. Der Innenrand ent- fernt sich nur vorn unten deutlich von dem Außenrande und bildet vorn einen ganz regelmäßigen Bogen. Der Vorderrand ist sehr fein und dicht gekerbt (ob auch bei der schweizerischen Form?), leider sind aber die Zähnchen fast immer abgerieben.

Es liegt eine zweite Form in wenigen Exemplaren von Hochheim vor; dieselbe ist etwas schlanker und von oben ge- sehen nicht keilförmig, also hinten nicht breiter als vorn. Vielleicht sind es die Panzer der männlichen Tiere.

10. Cytheridea williamsoniana Bosquet. 1852. Cytheridea williamsoniana Bosq., 7, S. 43, t. 2, f. 6.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Braunkohlenwerkes Hochheim, nicht selten, Alzey. ziemlich häuflg, Hackenheim, nicht häufig.

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Die Mainzer Form stimmt mit der Bosquetschen Art, die mir von Klein-Spauwen in Belgien, von wo Bosquet dieselbe beschrieben hat, zum Vergleich vorliegt, in der Gestalt völlig überein. Im übrigen finden sich jedoch folgende Abweichungen. Die Mainzer Form hat eine glatte Oberfläche, während die Ober- fläche der Form von Klein-Spauwen, wie auch Bosquet bemerkt, fein und dicht grubig punktiert ist. Außerdem hat C. william- soniana aus dem Mainzer Becken längs des Vorderrandes etwa 15 Porenkanäle, diejenige von Klein-Spauwen auch nach Bosquets Zeichnung deren etwa 25. Ich habe jedoch ge- glaubt, beide Formen zusammen lassen zu dürfen.

11. Cytheridea parallela n. sp. Taf. IV, Fig. 21.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocin: Im Cyrenen- mergel von Hochstadt bei Frankfurt und von Alzey, nicht selten.

Von der Seite gesehen, hat diese Art zunächst Ähnlichkeit mit C. williamsoniana, ist jedoch erheblich schlanker, sodann auch mit C. fragilis Lkls., ist aber an den Enden etwas voll- kommener gerundet. Die Schale ist dünn, durchscheinend und hat, von der Seite gesehen, eine Cytherella-ähnliche Gestalt, ist überall gleich hoch, nur die linke Klappe ist vorn sehr wenig höher als hinten. Die Enden sind regelmäßig und wohl gerundet. Der Rückenrand ist grade, der Bauchrand vor der Mitte sehr schwach konkav, was jedoch nur bei der Innenansicht deutlich zu erkennen ist. Zwischen Rücken- und Hinterrand findet sich eine schwache Ecke. Die Oberfläche ist glatt und mit zarten Knötchen spärlich besetzt. Das Narbenfeld liegt ein wenig vor der Mitte. Die Verwachsungszone ist ziemlich breit, besonders längs des Vorderrandes; sie ist aber auch bei der Seitenansicht längs des Hinterrandes und des Bauchrandes deutlich zu er- kennen. Die Verwachsungslinie läuft mit dem Außenrande ziem- lich parallel. Die randständigen Porenkanäle sind wenig zahl- reich; man zählt längs des Vorderrandes etwa 12. Von oben gesehen, bildet das Profil einer Klappe ein zweiklappiges Exemplar liegt nicht vor eine sehr schlanke halbe Ellipse mit der größten Breite in der Mitte und wenig spitzerem Vorder- als Hinterende.

Länge 0,70mm, Höhe 0,35 mm, Breite einer Klappe 0,13 mm.

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12. Cytheridea fragilis n. sp. Taf. IV, Fig. 22.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Alzey, nicht selten.

Diese Art schließt sich einerseits an C. parallela Lkls., andererseits an C. spathacea Lkls. an. Von letzterer unterscheidet sie sich hauptsächlich durch ihre geringere Länge und, von oben gesehen, durch die gänzlich abweichende Wölbung; von ersterer ist sie durch die stumpferen Enden, die schmalere Verwachsungs- zone und die Wölbung verschieden.

Die Schale ist sehr zart und zerbrechlich, von der Seite gesehen, grade, vorn wenig höher als hinten. Beide Enden sind schief gerundet. Der Rückenrand ist grade, der Bauchrand an der linken Klappe im ersten Viertel ein wenig konkav, indem nämlich das Vorderende nach unten ein wenig vorspringt. An der rechten Klappe ist der Bauchrand hinten mit einem kurzen, aber deutlichen Lappen versehen; dieser Lappen beginnt plötz- licher als bei C. spathacea. Die Bauchseite der Schale ist ziem- lich flach, da die seitliche Wölbung verhältnismäßig weit nach unten gerückt ist. Die Oberfläche ist glatt und mit zarten Knötchen spärlich besetzt. Die Verwachsungszone ist ziemlich schmal, und die randständigen Porenkanäle sind sehr wenig zahlreich. Das Narbenfeld liegt fast in der Mitte, nur wenig vor derselben. Von oben gesehen, ist die geschlossene Schale breit und kurz elliptisch, mit der größten Breite in der Mitte oder doch sehr wenig vor derselben. Der Vorderrand tritt als kurze Spitze vor. Im letzten Viertel zeigt das Profil jederseits eine schwache Konkavität.

Länge 0,59mm, Höhe 0,31 mm, Breite 0,31 mm.

13. Cytherella spathacea n. sp. Taf. IV, Fig. 23.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Alzey, nicht häufig, im Hartig-Wäldchen von Hoch- stadt bei Frankfurt, einzeln.

Die Schale ist zart, schlank, mehr als doppelt so lang als hoch, vorn und hinten gleich hoch. Die Enden sind ziemlich stumpf gerundet, das Vorderende ein wenig schief und etwas stumpfer als das regelmäßig, also nicht schief gerundete Hinter-

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ende. Der Rückenrand ist grade und geht ohne Ecken in die Endränder fiber. Der Bauchrand ist vor der Mitte deutlich konkav, in seiner hinteren Hälfte etwas lappenförmig ausge- buchtet, wenigstens an der rechten Klappe. Mit den Endrändern bildet er ebenfalls keine Ecken. Die Oberfläche ist glatt und mit zarten Knötchen spärlich besetzt. Die Verwachsungszone ist schmal und mit wenigen kurzen Porenkanälen versehen: man zählt längs des Vorderrandes 10 bis 12. Die Schließmuskel- narben liegen weit vor der Mitte der Schalenlänge; die 4 Narben der hinteren Querreihe sind dicht zusammengedrängt, kurz und grade. Von oben gesehen, besitzt diese Art eine sehr charak- teristische Gestalt. Das Hinterende ist stumpf, fast abgestutzt, jedoch so, daß die Mitte, wo die beiden Klappen zusammen- stoßen, als kurze Spitze deutlich hervortritt und die Ecken zwischen dem Hinterende und den Seitenlinien kurz abgerundet sind. Vor diesen Ecken, etwa im letzten Drittel der Schalen- länge, ist die Profillinie zu beiden Seiten konkav, und zwar rechts stets deutlich stärker konkav als links. Diese Konkavität ist, wenigstens an der rechten Klappe, auf der unteren Hälfte der Schalenfläche, also nach dem Bauchrande hin, am stärksten, was man bei der Seitenansicht der Klappen deutlich erkennt. Vor dieser Konkavität bildet die Profillinie beiderseits einen regelmäßigen Bogen bis zu der scharfen Spitze des Vorderendes. In diesem Bogen, und zwar wenig hinter dem vorderen Drittel der Schalenlänge, liegt die größte Breite der Schale. Länge 0,69 mm, Höhe 0,32 mm, Breite 0,31 mm.

14. Cytheridea minuta. Taf. IV, Fig. 24.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach, Tempelseering. Die Art ist hier viel- leicht nicht selten; wegen ihrer Zerbrechlichkeit ist es aber schwer, unverletzte Exemplare zu erhalten.

Die Schale ist ebenfalls sehr zart und zerbrechlich und lang gestreckt, etwa dreimal so lang als hoch. Das Vorderende ist regelmäßig gerundet, das Hinterende etwas schief. Der Rückenrand ist grade, der Bauchrand vor der Mitte konkav, besonders an der linken Klappe. Die Schale ist überall fast gleich hoch. Die Oberfläche ist glatt und mit feinen Knötchen

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sehr spärlich besetzt. Das Narbenfeld liegt fast in der Mitte der Schale. Die Narben sind groß. Die hintere Reihe besteht aus 4 parallelen, dicht zusammengedrängten Narben, wovon die drei oberen lang und etwas gebogen sind, die unterste punkt- förmig ist. Vor dieser Querreihe liegt, wie es scheint, nur eine, aber auffallend große Narbe und zwar in der Mitte vor der- selben. In dem Verlauf der Verwachsungslinie und des Innen- randes am Vorderende der Schale zeigt diese Art große Ähnlich- keit mit C. rarefistulosa, an die sie sonst in keiner Weise erinnert. Die Verwachsungslinie entfernt sich hier nämlich unten und besonders oben weit von dem Außenrande, nähert sich dem- selben dagegen in oder richtiger unter der Mitte wieder stark, so daß hier eine auffallende Bucht entsteht. An dieser Bucht zählt man etwa 12 kurze, kräftige, randständige Poren- kanäle. Der Innenrand bildet dagegen am Vorderende der Schale einen regelmäßigen Bogen, indem er die eben beschriebene Bucht genau abschneidet, also oberhalb und unterhalb der Bucht mit der Verwachsungslinie zusammenfällt.

Länge 0,57 mm, Höhe 0,22 mm.

Genus Cuneocythere Lienenklaus. Diese Gattung ist oberflächlich leicht an ihrer Cytherella- ähnlichen Gestalt zu erkennen. Die bisher bekannten Arten finden sich nur in Meeresablagerungen.

1. Cuneocythere truncata Lienenklaus.

1894. Cuneocythere truncata Lkls., 21, S. 260, t. 18, f. 6. 1900. n n » 26, S. 538.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach und zwar in der Moltkestraße, selten.

Diese Art ist, wie die ganze Gattung, überall, wo sie bis jetzt beobachtet ist, selten. Auch aus dem Mainzer Becken liegen nur zwei Exemplare vor, eine rechte und eine linke Klappe; dieselben stimmen mit der norddeutschen Form überein.

2. Cuneooythere punctulata n. sp. Taf. IV, Fig. 25. Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- ton von Offenbach und zwar Bachstraße, selten, Kreuzung der Wald- und Bleichstraße, ziemlich selten.

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Die Schale ist von mittlerer Größe, vorn wenig höher als hinten. Die linke Klappe ist auch bei dieser Art erheblich höher als die rechte, jedoch ist der Unterschied etwas weniger auf- fallend als bei C. truncata und C. praesulcata Lkls.!) Das Vorder- ende ist ganz regelmäßig gerundet, also oben und unten gleich, an der rechten Klappe etwas stumpfer als an der linken; das Hinterende ist etwas schief. Der Rückenrand ist grade, der Bauchrand an der linken Klappe ebenfalls, an der rechten kaum merklich konkav. Die Längsränder bilden mit den Endrändern in der linken Klappe keine Ecken; an der rechten Klappe zeigt sich zwischen Rücken- und Hinterrand eine schwache Ecke. Die Oberfläche ist mit sehr feinen Grübchen dicht besetzt. Die Schließmuskelnarben liegen in der Mitte. Von oben gesehen, bildet die geschlossene Schale ein schlankes Oval mit spitzem, aber in der Spitze etwas abgestutztem Vorderende. Am Hinter- ende stoßen die beiden Klappen unter einem etwas abgestutzten Winkel zusammen. Die größte Breite liegt im letzten Viertel. Die Art ist also hinten nicht so stark abgestutzt wie C. trun- cata und C. praesulcata. Die randständigen Porenkanäle sind zahlreich und zart wie bei den norddeutschen Arten. Die Ver- wachsungszone ist vorn ziemlich breit; die Verwachsungslinie läuft dem Außenrande ziemlich parallel. Der Innenrand bildet vorn einen flacheren Bogen als Vorderrand und Verwachsungs- linie, indem er sich von der Verwachsungslinie allmählich und daher in der Mitte merklich entfernt. Der Schloßrand ist der Gattung entsprechend gebildet.

Länge 0,57 mm, Höhe 0,31 mm, Breite 0,24 mm.

Genus Cytherideis.

Die Schale ist klein, lang gestreckt, an den Enden ge- rundet, vorn seitlich zusammengedrückt. Die Oberfläche ist glatt oder mit zarten Knötchen besetzt oder grubig. Alle Arten leben ausschließlich im Meere. Bezüglich der Unterscheidung der Arten gilt dasselbe, was S. 29 von Bairdia gesagt ist.

1. Cytherideis scrobiculata Lienenklaus. 1894. Cytherideis scrobiculata Lkls., 21, S. 258, t. 18, f. 2.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren

Meeressande von Weinheim, einzeln.

9 Lienenklans, 21, 3. 260, t.18, 1.7.

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Die wenigen vorliegenden Exemplare stimmen, soweit der Erhaltungszustand erkennen läßt, vollkommen mit der nord- deutschen Form überein.

2. Cytherideis cf. falcata Reuss sp. 1850. Cytherina falcata Rss., 5, S. 57, .t. 8, f. 27. 1863. Bairdia falcata Speyer, 13, S. 44, t.1, f.4. 1894. Cytherideis falcata Lkls., 21, S. 257.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Alzey, seiten.

Es liegt eine beschädigte rechte Klappe vor, welche am besten zu C. falcata Rss. paßt. Die ziemlich zahlreichen rand- ständigen Porenkanäle sind nahe hinter dem Vorderrande deut- lich erweitert.

3. Cytherideis aff. brevis Lienenklaus. 1894. Cytherideis brevis Lkls., 21, S. 259, t. 18, f.4.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Offenbacher Hafens, selten, des Kanals an der hes- sischen Landesgrenze zwischen Offenbach und Oberrad, selten.

Es liegt von jedem Fundorte ein Exemplar vor, beide schei- nen obendrein noch nicht ausgewachsen zu sein. Sie schließen sich wohl am besten an C. brevis an, haben den fein gezähnten Vorderrand von C. brevis, sind aber wohl ein geringes schlanker, vorn auch etwas höher als diese Art. Ich stelle sie vorläufig hierher.

4. Cytherideis sp.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, selten.

Es liegt ein zweiklappiges Exemplar vor, welches mit keiner bekannten Art übereinzustimmen scheint. Dasselbe ist schlank, etwa 2'/smal so lang als hoch. Der Bauchrand ist fast grade, der Rückenrand ziemlich stark gewölbt, indem derselbe sich im hinteren Drittel in sehr flachem Bogen stark abwärts neigt. Die Breite der Schale ist sehr gering, sie beträgt kaum ein Viertel der Länge. Das Maximum der Breite liegt in der Mitte. Die Oberfläche scheint glatt zu sein. Der Vorderrand ist wahr- scheinlich gekerbt. Von einer Benennung sehe ich ab,

5

Genus Loxoconcha G. J. Sars.

Die Schale ist klein bis mittelgroß, kräftig. Der Bauch- rand ragt nach hinten mehr oder weniger stark empor, wodurch die Schale ein charakteristisches Ansehen bekommt. Die Ober- fläche ist in der Regel mit größeren oder kleineren Grübchen dicht besetzt. Alle Arten sind Meeresbewohner.

1. Loxoconcha tenuimargo Reuss sp.

1855. Cythere tenuimargo Rss., 9, S. 256, t. 10, f. 96. 1863. 5 Speyer, 13, S. 20, t. 2, f. 2. 1894. Loxoconcha tenuimargo Lkls., 21, S. 233.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- merge] des Offenbacher Hafens, nicht selten, des Hartig-Wäld- chens bei Hochstadt, einzeln, des Kanals zwischen Offenbach und Oberrad, nicht selten; im oberen Meeressand des Offen- bacher Hafens, nicht selten, der Offenbacher Druckluftleitung, einzeln. Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach an verschiedenen Stellen, nicht selten. Unteres Mittel-Oligocin: Im unteren Meeressande von Weinheim einzeln.

Die Stücke aus den Chenopus-Schichten des Offenbacher Hafens zeigen einen fadenförmigen Kiel, welcher sich von hinten oben nach der Mitte der Schalenfläche zieht. Ferner sind die großen, eckigen Grübchen der Oberfläche in ihrem Grunde ge- feldert; diese Felderung zeigen auch Stücke anderer Fundorte des oberen Mittel-Oligocäns, wenn der Erhaltungszustand ent- sprechend günstig ist. Es mag sein, daß hier eine neue Art vorliegt; ich möchte sie jedoch allein auf Grund dieses Unter- schiedes hin nicht abtrennen. An allen Fundorten kommen übrigens die zwei |. c. von mir erwähnten Formen, d' und $, vor, die sich in ihrer Länge wesentlich unterscheiden.

2. Loxoconcha subovata v. Münster sp.

1830. Cythere subovata Mstr., 2, S. 63.

1804. Loxoconcha subovata Lkls., 21, S. 234, t. 16, f. 4. Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres-

sande von Weinheim, selten.

4*

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3. Loxoconcha intorta n. sp. Taf. IV, Fig. 26.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- ton von Offenbach, Kreuzung der Wald- und Bleichstraße, nicht häufig.

Diese Art ist nur wenig größer als L. subovata Mstr., steht aber in der Gestalt der L. tenuimargo Rss. näher. Das Hinter- ende ist, von der Seite gesehen, erheblich stärker zugespitzt als bei L. tenuimargo, indem der Bauchrand bereits wenig hinter der Mitte der Schalenlänge beginnt sich emporzuziehen; infolge dessen ist auch die Einschnürung der Wölbung hinten unten viel stärker als bei dieser Art. Von oben gesehen, erscheint die geschlossene Schale, abgesehen von dem als Spitze stark vor- springenden Hinterende und dem weniger stark vorspringenden Vorderende, weit mehr eiförmig als L. tenuimargo. Das Hinter- ende ist also weit weniger stumpf, das Vorderende ebenfalls, und die Seiten sind nicht grade, sondern gerundet, aber mit deutlicher Querdepression in der oberen Hälfte der Mitte der Schalenklappen. Das Maximum der Breite liegt, von den Spitzen der Enden abgesehen, etwa im hinteren Drittel, also weiter vorn als bei L. tenuimargo. In der Beschaffenheit der Oberfläche, dem Verlauf der Verwachsungslinie, des Innenrandes und der rand- ständigen Porenkanäle stimmen beide Arten wohl überein.

Länge 0,56 mm, Höhe 0,29 mm, Breite 0,25 mm.

4. Loxoconcha sphenoides n. sp. Taf. IV, Fig. 27.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- sande von Weinheim, selten.

Die Größenverhältnisse sind etwa dieselben wie bei der kürzeren Form von L.tenuimargo Rss. Der Vorderrand ist, von der Seite gesehen, schief, aber nicht stumpf gerundet. Der Bauch- rand ist grade, der Rückenrand vor der Mitte etwas konkav. Das Hinterende ist gerundet und zwar in der unteren Hälfte der Gattung entsprechend schräg; dem Hinterende fehlt also die der Gattung eigentümliche dreieckige Spitze fast ganz. Auch alle Ränder gehen ohne deutliche Ecke ineinander über, nur zwischen Rücken- und Hinterrand findet sich eine Ecke. Die Oberfläche ist mit mittelgroßen, eckigen Grübchen dicht

5 --

besetzt. Von oben gesehen, erscheint die geschlossene Schale im Unterschiede von den übrigen Loxoconcha-Arten keilförmig, mit der größten Breite in dem hinteren Drittel. Das Hinterende ist stumpf gerundet; aus demselben tritt jedoch die Mitte, wo die beiden Klappen zusammenstoßen, als kurze Spitze scharf hervor. Vor der Mitte der Schalenlänge zeigen die beiden Seiten je eine ziemlich deutliche Einschnürung. Von hier aus verlaufen die beiden Seitenlinien im sanften Bogen bis zur Spitze; diese selbst ist ein wenig ausgezogen, aber nicht so auffallend wie die Mitte des Hinterendes. Länge 0,67 mm, Höhe 0,32 mm.

Genus Paracytheridea G. W. Müller.

Die Schale ist klein, derb, sehr stark verbreitert, hinten zugespitzt, bei den fossilen Arten sehr schlank; die Oberfläche ist mehr oder weniger wellig oder gerippt oder höckerig. Alle Arten sind Meeresbewohner.

Paracytheridea triquetra. Reuss sp. 1850. Cytherina triquetra Rss., 5, S. 82, t. 10, £. 19. 1852. Cythere gradata Bosq., 7, S. 127, t.6, f. 11. 1863. , bilacunosa Speyer, 13, S. 34, t.4, f. 6. 1879. Cytheropteron gradatum Brady, 18, S. 403, t. 69, f. 4. 1894. n triquetrum Lkls., 21, S. 248. 1900. Paracytheridea triquetra Lkls., 27, S. 534. Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocan: Im Cyrenen- mergel des Offenbacher Hafens, selten, bei Alzey. selten.

Genus Xestoleberis G. 0. Sars.

Die Schale ist klein, glatt und glänzend, von der Seite gesehen, fast gerundet dreieckig, vorn viel niedriger als hinten, von oben gesehen, hinten sehr stark gewölbt, also sehr breit, dabei, abgesehen von dem spitzen Vorderende, schön gerundet. Die Gattung ist im deutschen Tertiär überall selten. Die Tiere sind Meeresbewohner.

Xestoleberis rhenana n. sp. Taf. IV, Fig. 28. Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Offenbacher Hafens, selten.

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Diese Art nähert sich in der Gestalt der X. tumida Reuss’). In der Rückenansicht stimmt sie mit derselben fast völlig überein, höchstens ist das Hinterende etwas stärker gerundet. Die Linie, in welcher die Rückenränder der beiden Klappen zusammen- stoßen, verläuft aber, von oben betrachtet, fast grade, zeigt also nicht die starke, lappenförmige Erweiterung der linken Klappe, wie man sie bei X. tumida bemerkt. Von der Seite ge- sehen, erscheint unsere Art vorn erheblich stumpfer als X. tumida, so daß das Hinterende nur wenig höher ist als das Vorderende. Der Rückenrand bildet einen beiderends etwas verflachten Bogen. Das Hinterende ist ganz stumpf gerundet, fast ein wenig ab- gestutzt, bildet jedoch mit dem Bauchrande keine, mit dem Rückenrande eine ganz schwache Ecke. Der Bauchrand ist in der Mitte etwas konkav und vor der Mitte ein wenig lappen- förmig ausgebogen. Der Innenrand entfernt sich hinten deut- lich und vorn weit von der Verwachsungslinie und verläuft vorn in einem schräg gestellten unten zurückgezogenen Bogen.

Länge 0,49 mm, Breite 0,28 mm.

Genus Cytherura G. O. Sars.

Die Schale ist klein, länglich, hinten in einen mehr oder weniger vorragenden Schnabel verlängert, zuweilen auch zu beiden Seiten mit einem mehr oder weniger vorspringenden Längskiel oder Flügel versehen. Die Oberfläche ist selten glatt, häufig punktiert und genetzt. Die Verwachsungszone greift sehr weit in das Innere der Schale hinein, vorn fast bis zur Mitte, daher sind die randständigen Porenkanäle außerordentlich lang. Alle Arten sind Meeresbewohner.

1. Cytherura alata Lienenklaus.

1894. Cytherura alata Lkls., 21, S. 241, t. 16, f. 10. 185. , 22, 8. 149.

1896. 7 , 24, 8. 29, t.2, f.10. 1900. , 027, 8.540.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Offenbacher Hafens, selten.

1) Lienenklaus. 21, 8. 237, t. 16, f. 7.

bb

2. Cytherura sulcata n. sp. Taf. IV, Fig. 29.

Vorkommen: Oberes Oligocän: Im Cerithiensand der Bohrung Brandsborn bei Offenbach, selten. Oberes Mittel- Oligocän: Im Cyrenenmergel des Offenbacher Hafens, selten, und bei Alzey, selten.

Die Schale ist, von der Seite gesehen, vorn ganz regel- mäßig gerundet, hinten im oberen Drittel zu einer kurzen, drei- eckigen Spitze ausgezogen. Rücken- und Bauchrand sind grade und parallel; letzterer geht im Bogen in das abgeschrägte Hinter- ende über. Der Flügel der Seitenfläche bildet einen deutlichen, stumpfen Höcker, der etwas hinter der Mitte liegt. Unter und hinter diesem Höcker ist die Schale eingedrückt. Etwas vor der Spitze des Flügels zieht sich eine sehr deutliche Depression quer über die Schalenfläche zum Rückenrande hin. Die ganze Oberfläche ist mit reihig geordneten deutlichen Grübchen dicht besetzt. Von oben betrachtet, verläuft die Profillinie der ein- zelnen Klappe von der Spitze des Flügels aus in grader Linie zum Vorderende; dieses selbst ist ein wenig abgerundet. Hinter der Spitze des Flügels bildet die Profillinie einen konkaven Bogen. Der innere Bau der Schale war nicht zu erkennen.

Länge 0,49 mm, Höhe 0,26 mm.

Das Exemplar von Alzey ist etwas schlanker. Der Bauclı- rand springt da, wo er sich mit dem Hinterrande verbindet, stärker nach außen vor. Die Spitze des Hinterendes ist länger und schmaler und liegt etwas höher. Da aber nur eine einzelne Klappe vorliegt, habe ich dieselbe hier angeschlossen.

3. Cytherura aff. gibba O. F. Müller sp.

1785. Cythere gibba, 1, S. 66, t.7, f. 7—12. 1864. Cytherura gibba Sars, 15, S. 70. 1889. . Brady et Norm., 19, 8.190, t. 18, f. 13—16.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel von Alzey, selten.

Es liegt eine einzelne linke Klappe vor, welche gewisse Ähnlichkeit mit der recenten C. gibba hat. Die Spitze des Hinter- endes ist freilich erheblich länger, und von oben gesehen, ist die Schale hinten weit weniger stumpf. Von einer Benennung sehe ich jedoch ab.

5

Genus Cytheropteron G. O. Sars.

Die Schale hat Ähnlichkeit mit der der vorigen Gattung; sie ist klein, subrhombisch, aufgeblasen, seitlich nach dem Bauch- rande hin in einen gerundeten oder spitzen Flügel erweitert. Das Hinterende ist in einen mehr oder weniger deutlichen Schnabel verlängert. Die Oberfläche ist punktiert, genetzt, mit Wärzchen bedeckt oder runzlig. Die Verwachsungszone greift viel weniger weit in das Innere der Schale ein als bei der Gattung Cytherura. Alle hierher gehörende Arten leben im Meere.

1. Cytheropteron punctulatum n. sp. Taf. IV, Fig. 30.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- ton von Offenbach, Tempelseering, nicht selten.

Diese Art hat mit C. pipistrella Brady') eine gewisse Ähn- lichkeit, ist aber erheblich schlanker und auf der ganzen Ober- fläche dicht und fein punktiert. Der Vorderrand ist, von der Seite betrachtet, regelmäßig gerundet. Der Rückenrand steigt im flachen Bogen ziemlich steil aufwärts bis zur Schalenmitte, von wo er sich dann etwas steiler abwärts dem zu einer langen Spitze ausgezogenen Hinterende zuwendet; hinter der höchsten Höhe ist er, namentlich an der linken Klappe, etwas konkav, vor der Spitze des Hinterendes an beiden Klappen deutlich konkav. Der Bauchrand ist vor der Mitte deutlich konkav, hinter der Mitte ziemlich stark konvex. Hier wird er, wenn man die einzelne Klappe von der Seite betrachtet, von dem langen, spitzen Flügel weit überragt. Der Flügel fällt hinten recht- winklig, vorn steil und gradlinig ab. Vor dem Flügel läuft eine flache Querdepression quer über die Schalenfläche zum Oberrande hin. Die Oberfläche zeigt, abgesehen von der feinen Punktierung hinter dem Flügel zwei zarte, bogenförmige Falten. Der Augen- höcker ist deutlich, aber nicht auffallend groß. In der Rücken- ansicht ist das Hinterende stärker verlängert als bei C. pipistrella ; ein weiterer Unterschied ist kaum vorhanden. Der Innenrand bildet vorn einen regelmäßigen, aber etwas kürzeren Bogen als der Außenrand, indem er sich ziemlich weit von diesem ent- fernt. Die randständigen Porenkanäle sind sehr wenig zahlreich,

1) Brady, 18, S. 404, t. 69, f.2.

5b7

man zählt am Vorderende etwa 6; sie gehen von erweiterter Basis aus. Länge 0,46 mm, Höhe 0,24 mm.

2. Cytheropteron ovulum Lienenklaus (?). 1895. Cytheropteron ovulum Lkls., 22, S. 151, t.3, f. 4.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- sande von Weinheim, selten.

Das einzige vorliegende Exemplar ist wohl noch etwas stumpfer als die Form aus dem Mittel-Oligocin von Jeurre, scheint jedoch im übrigen mit derselben übereinzustimmen. Leider ist dasselbe wenig klar.

Genus Eucytherura G. W. Müller.

Die Schale ist klein, derb, kurz, vorn abgestutzt, hinten in eine kurze Spitze ausgezogen. Rücken- und Bauchrand sind im ganzen grade. Die Oberfläche ist grubig oder stachelig. Die Gestalt ist eine recht konstante. Die wenigen bekannten Arten sind Meeresbewohner. .

Kucytherura dentata n. sp. Taf. IV, Fig. 31.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- ton von Offenbach, Bachstraße, ziemlich selten.

Die Schale ist von normaler Größe und Gestalt, vorn jedoch von der Seite gesehen, etwas mehr und zwar etwas schräger ge- rundet, als es Regel ist. Der Vorderrand und auch die untere Hälfte des Hinterrandes sind mit wenigen vorn etwa 6 dreieckigen Zähnen besetzt. In diesen Zähnen scheint ein Porenkanal zu münden. Die Oberfläche ist mit ziemlich großen, eckigen Grüb- chen dicht bedeckt und besitzt außer dem Flügel und dem sehr kräftigen glasigen Augenhöcker in der Regel noch einige un- regelmäßige Wülste vor dem Flügel, welche am besten bei der Rückenansicht zu erkennen sind. Bei der Rückenansicht er- scheinen Vorder- und Hinterende je zu einer kurzen Spitze aus- gezogen. Der Schloßrand beider Klappen zeigt zwei kräftige Zähne; zwischen denselben ist er seiner ganzen Länge nach sehr fein gekerbt.

Länge 0,41 mm, Höhe 0,23 mm.

68

Genus Limnicythere Brady.

Die Schale ist von mittlerer Größe, von der Seite gesehen länglich viereckig, von oben gesehen vorn mehr oder weniger komprimiert, hinten mehr oder weniger stumpf; die Oberfläche ist grubig punktiert oder gegittert oder knotig, selten glatt. Die Tiere kommen im Süßwasser, im brackigen Wasser und im Meere vor.

Limnicythere »inndorfi n. sp. Taf. IV, Fig. 32 u. 33.

Vorkommen: Ober-Oligocän: Im Cerithiensand der Bohrung Brandsborn bei Offenbach, einzeln. Oberes Mittel- Oligocän: Im Cyrenenmergel des Offenbacher Hafens, sehr häufig, des Braunkohlenwerks Hochheim, nicht häufig, des Kanals zwischen Offenbach und Oberrad, einzeln, bei Alzey, nicht häufig; im oberen Meeressand des Offenbacher Hafens, häufig.

Die Schale des d ist schlank, etwa doppelt so lang als hoch. Das Vorderende ist ziemlich stark nach unten gewendet; der Bauchrand ist daher vor der Mitte deutlich konkav. Der Rücken- rand ist grade und verbindet sich in der Augengegend mit dem Vorderrande durch eine deutliche Ecke, vor welcher der Schalen- rand etwas konkav ist. Das Hinterende ist stumpf gerundet und bildet mit dem Rückenrande ebenfalls eine deutliche Ecke, während Bauch- und Hinterrand sich in regelmäßigem Bogen vereinigen. Die Wölbung der Schale tritt im hinteren Drittel und zwar in zwei Drittel der Höhe, also näher dem Rücken- rande als dem Bauchrande, etwas wulstig hervor. Die ganze Oberfläche ist mit zarten, runden Grübchen dicht bedeckt. Außerdem liegt auf der Schalenfläche ein ziemlich weitmaschiges Netzwerk von vorspringenden Adern, welche auf der hinteren Hälfte sehr zart, auf der vorderen dagegen kräftig sind. An den Stücken aus dem Cyrenenmergel sind die Grübchen der Ober- fläche größer, und das Adernetz tritt nicht so deutlich hervor. Auch in dem oberen Meeressande des Offenbacher Hafens kommt diese Form vereinzelt vor. Von oben gesehen erscheint die ge- schlossene Schale keilförmig, hinten stumpf, fast quer abgestutzt, vorn spitz; die Seiten sind sehr flach gewölbt. Die ganze Gestalt stimmt also fast genau mit der Cythere fuscata Brady!) überein.

1) Brady and Norman, 19, S. 148, t. 16, f. 9—11.

§9

Die weibliche Form ist erheblich kürzer, auch vorn etwas höher als hinten. Das Adernetz auf der Oberfläche ist weniger deutlich ausgeprägt. Längs des Vorderrandes bemerkt man jedoch auch hier etwa 6 strahlenférmige Längskiele, welche den rand- ständigen Porenkanälen entsprechen.

Die randständigen Porenkanäle sind sehr wenig zahlreich. Der Innenrand bildet vorn einen regelmäßigen, etwas flacheren Bogen als der Außenrand.

Linge: Höhe: Breite:

d 0,48mm, 0,23mm, 0,18 mm,

$ 036 , O21 , 01,

Genus Bythocythere G. O. Sars.

Die Schale ist von mittlerer Größe, mehr oder weniger rhombisch, oft mit einem flügelartigen Wulst und deutlicher Querdepression versehen. In dem deutschen Tertiär ist diese Gattung jedenfalls sehr selten, was zum Teil in der Zerbrech- lichkeit der Schale seinen Grund haben mag.

Bythocythere undulata Speyer sp. 1863. Cythere undulata Speyer, 13, S. 33, t. 4, f.5. 1894. Bythocythere undulata Lkls., 21, 8. 251.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- ton von Offenbach, Tempelseering, selten.

Es liegen mir einzelne Klappen vor, welche leider alle mehr oder weniger beschädigt sind und sich daher nicht sicher bestimmen lassen, höchst wahrscheinlich aber mit der nord- deutschen Art übereinstimmen.

III. Familie Cytherellidae

Zu dieser Familie gehört nur die folgende Gattung:

Genus Cytherella Bosquet.

Über die Gattungsmerkmale findet sich das Nähere in Lienenklaus 21, S. 262.

1. Cytherella praesulcata Lienenklaus. 1894. Cytherella praesulcata Lkls., 21, S. 265, t. 18, f.9. Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Kanals zwischen Offenbach und Oberrad, selten; im

900

oberen Meeressande des Offenbacher Hafens, selten, der Offen- bacher Druckluftleitung, selten.

Die wulstige Umwallung der Schalenfläche ist an den Funden aus dem oberen Meeressande wesentlich kräftiger als an denen aus dem typischen Cyrenenmergel.

2. Cytherella parallela Brady. 1879. Cytherella parallela Brady, 18, S. 407, t. 62, f. 2.

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- mergel des Kanals zwischen Offenbach und Oberrad, selten. Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach an verschiedenen Stellen, ziemlich selten.

Die wenigen vorliegenden Exemplare sind, wenigstens zum Teil, nicht ausgewachsen. Es ist mir daher zweifelhaft, ob sie wirklich eine selbständige Art bilden, oder die Jugendform etwa der nachfolgenden Art sind, und ob dies nicht vielleicht auch von Cytherella parallela Brady von Antwerpen gilt. Für diese Vermutung spricht auch der Umstand, daß die größeren Exem- plare, von oben gesehen, hinten etwas breiter und stumpfer sind als vorn.

3. Cytherella angusta Lienenklaus. 1894. Cytherella angusta Lkls., 21, S. 267, t. 18, f. 10.

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- ton von Offenbach, selten.

An den Offenbacher Exemplaren ist das Vorderende etwas schief gerundet, indem der Vorderrand in einem etwas flacheren Bogen in den Bauchrand übergeht als in den Rückenrand. Der Bauchrand ist deutlicher konkav als in der Figur |. c. 10a. Das Maximum der Wölbung tritt etwas wulstig hervor, so daß die Profillinie, wenn man die Schale von oben betrachtet, im lezten Viertel konkav erscheint.

4. Cytherella cf. beyrichi Reuss sp. (?) 1851. Cytherina beyrichi Rss., 6, S. 89, t. 7, f. 65. 1855. Cytherella beyrichi Born., 10, S. 354, t. 20, f. 1.

1863. n Speyer, 13, S. 54, t. 1, f. 1. 1894. n n Lkls., 21, S. 263. 1900. » n„ 2, S. 254.

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- sande von Weinheim, ein Exemplar.

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Das vorliegende Exemplar ist unklar und daher nicht mit Sicherheit zu bestimmen; vielleicht gehört es zu U. beyrichi; doch sind selbst die Gruben kaum mit Sicherheit zu erkennen.

5. Cytherella sp. Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im oberen Meeressande des Offenbacher Hafens, selten. Es liegt eine einzelne rechte Klappe vor, welche sich durch die starke Konkavität des Bauchrandes von allen bekannten Cytherella-Arten unterscheidet. Von einer Benennung sehe ich ab.

re ee ee oe

Literatur.

Dieselbe ist hier nur soweit aufgeführt, als sie in der Arbeit er- wähnt ist.

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Nachtrag.

—— mn

Nach Vollendung des Manuskripts erhielt ich durch die Freundlichkeit des Herrn Erich Spandel in Nürnberg eine Anzahl Ostrakoden aus dem unteren Meeressande von Wald- bickelheim und einige Spezies aus dem Hydrobienton von St. Johann. Ich füge dieselben um so mehr hier nachträglich an, als nur wenige Fundorte aus dem unteren Meeressande ver- treten sind.

Macrocypris arcuata v. Mstr. sp. Im unteren Meeres- sande von Waldböckelheim nicht selten.

Pontocypris cf. dactylus Egg. sp. Im unteren Meeres-

sande von Waldböckelheim, nicht selten.

Die Funde von Waldböckelheim stimmen mit der Wein- heimer Form überein, sind also auch auffallend schlank. Ob sie jedoch einer neuen Art angehören, wage ich nicht zu ent- scheiden.

Pontooypris brevis Lkls. Waldböckelheim, nicht häufig.

Argilloeota cf. levis G. W. Müller.

A.levis G. W. Müller, Die Ostrakoden des Golfs von Neapel, S. 263, t. 12, f. 5.

Der Rückenrand ist vorn kaum merklich konkav, im übrigen schlank und regelmäßig gerundet. Das Hinterende bildet unten eine stumpf abgerundete, aber doch deutliche Ecke. Der Bauch- rand ist im vorderen Viertel bis Drittel deutlich konkav. Das Vorderende ist schräg gerundet, und zwar nach unten ein- gezogen. Von oben gesehen, ist die geschlossene Schale schlank elliptisch, mit der größten Breite in der Mitte.

Diese Art ist der A. levis Müll. in der Gestalt ähnlich, ohne jedoch damit ident zu sein. Da aber nur ein Exemplar vorliegt, sehe ich von einer Benennung ab.

Cyclocypris similis Lkis. Zwei Exemplare aus dem Hydrobienton von St. Johann.

Bairdia cf. elongata Lkls.

B. elongata Lkls., mittl. Nordd., S. 509, t. 19, f. 5.

Es liegen zwei unausgewachsene Exemplare von Wald- böckelheim vor, welche wahrscheinlich zu B. elongata gehören. Der Bauchrand ist jedoch nicht nur hinten, sondern auch vorn gezähnt, und zwar, soweit zu erkennen war, an beiden Klappen.

Bairdia subdeltoidea Mstr. sp. Waldböckelheim, nicht selten.

Oythereis jurinei Mstr. var. tenuipunctata.

Waldböckelheim, häufig.

Die Schale ist überall mit zarten Grübchen dicht bedeckt. Von Kielen ist kaum etwas zu bemerken. Der Gestalt nach steht diese Form etwa zwischen der typischen ©. jurinei Mstr. und der Form amplipunctata Lp.

Cythereis scrobiculata Mstr. Waldböckelheim, häufig.

Die Art ist, von oben gesehen, im hinteren Drittel bis Viertel am breitesten, gleicht darin also der C. scrobiculuta. In der Größe, der Skulptur und dem Seitenprofil nähert sie sich dagegen der C. striatopunctata Rim.

Cythereis cf. lattorfi Lkls. Waldböckelheim, nicht häufig. Die vorliegenden Formen nähern sich der C. cicatricosa Rss. ; sie sind gedrungener und hinten weniger deprimiert als C. lattorfi. Cythereis bituberculata Rss. Cypridina bituberculata Rss., Wien, S. 77, t. 10, f. 11. Cythereis bituberculata Lkls., mittl. Nordd., S. 520. Waldböckelheim. Die Form stimmt mit der norddeutschen ziemlich gut überein; die Oberfläche war jedoch wenig rein. Cythereis scabra Mstr. Waldböckelheim, nicht häufig. Cythereis plicata Mstr. Waldbickelheim, selten. Cythereis macropora Bosq. Waldböckelheim, nicht häufig. Cythereis fimbriata Mstr. Waldböckelheim, nicht selten. Die Schale ist nur im Kiel und längs der Ränder mit Zähnen besetzt. Cytheridea cf. muelleri Mstr. Waldböckelheim, häufig.

Die Funde sind verbältnismäßig zart, besonders in der Skulptur der Oberfläche.

6

Cytheridea spandeli n. sp.

Diese neue Art liegt in zwei wohlerhaltenen Exemplaren aus dem unteren Meeressande von Waldböckelheim vor. Die Schale ist von mittlerer Größe, von der Seite gesehen vorn wesentlich höher als hinten. Der Rückenrand ist in der vorde- ren Hälfte ziemlich stark gerundet, mit dem etwas eckig vor- tretenden Maximum der Höhe vor der Mitte. Von hier verläuft der Rand etwas verflacht schräg abwärts zum Hinterende. Der Bauchrand ist gerade oder doch kaum merklich konkav. Der Vorderrand ist regelmäßig gerundet und geht ohne Unter- brechung in den erwähnten Bogen des Rückenrandes, dagegen mit kurzem Bogen in den Bauchrand über. Hinter- und Vorder- rand sind mit mittelgroßen Zähnchen dicht besetzt. Die linke Klappe umfaßt die rechte oben und unten deutlich. Die Ober- fläche der Schale ist mit ziemlich kleinen Grübchen dicht be- setzt. Charakteristisch ist die Wölbung. Das Maximum derselben (Rückenansicht!) liegt etwas hinter der Mitte. Die beiden Enden sind stumpf, deutlich verdichtet. Das Profil zeigt also jederseits hinter dem Vorder- und vor dem Hinterende eine deutliche Ein- schnürung. An abgeriebenen Schalen sind freilich diese Einschnü- rungen wohl kaum zu bemerken. Das Maximum der Breite liegt auffallend tief, nahe dem Bauchrande, so daß zwischen Bauch- und Seitenfläche fast eine Kante entsteht.

Länge 0,66 mm, Höhe 0,39 mm, Breite 0,29 mm.

Cytherideu rhenana Lkls. Waldböckelheim, nicht häufig. Loxoconcha subovata Mstr.sp. Waldböckelheim, häufig.

Cytherideis sp. Ein Exemplar von Waldböckelheim. Das- selbe konnte leider nicht genauer untersucht werden.

Paracytheridea triquetra Rss. sp. Waldböckelheim, nicht häufig.

Cytheropteron eggerianum Lkls.

C. eggerianum Lkls., Ortenburg, S. 202.

Cytheridea subovata Egg. (non Mstr.), Ortenburg, S. 20, t. 2, fig. 4.

Waldböckelheim, nicht selten.

or

66

Cytheropteron pipistrella Brady.

C. pipistrella Brady, Antw., Lkls., N.-W.-Deutschl. S. 249.

n n

S. 404, t. 69, f. 2.

Waldböckelheim, nicht häufig. Es ist die von mir |. c. von Bünde und Bersenbrück beschriebene zweite Form.

Limnicythere zinndorfl Lkls.

plare aus dem Hydrobienton von St. Johann vor.

Cytherella beyrichi Rss.

liegt ein noch nicht völlig ausgewachsenes Exemplar vor.

Cytherella cf. sordida G. W. Müller. C. sordida Müller, Die Ostrakoden des Golfs von Neapel,

S. 386, t. 8, f. 28. 30.

Es liegen drei Exem-

Waldböckelheim, selten. Es

Im unteren Meeressande von Waldbéckelheim. Da nur Bruchstücke vorliegen, ist eine genaue Bestimmung der Art

nicht möglich.

St, Jobann

| Macrocypris arcuata . . . . Ins

Pontocypris cf. dactylus . “ns . brevis . . 20 | nh Argilloeciu cf. levis . |, | . 8 Cyclucypris similis . . . .'8 Bairdia cf. elongata . . . .8

n subdeltuidea Cythereis jurinet

oo

var. tenutpunctata . | h » scrobiculata . ~ . tb » cf. lattorfana . . . oh n bituberculata . . .|8 > scabra nh

plcata ....0.08

Arten

Cythereis macropora .

. fimbriata Cytheridea cf. muelleri n spandelt rhenana

Loroconcha suborata . Cytherideis sp. . . . . Paracytheridea triquetra

Cytheropteron eggerianum .

n pipistrella Limnicythere zinndorfi Cytherella beyricht

. cf. surdida

St. Johann

1

|| Waldböckelheim

8s oo un

= =>

67

Aus umstehender Tabelle (Erginzung zur Haupttabelle auf S. 8—11) ergibt sich die Verteilung der im Nachtrag auf- geführten Arten auf die beiden Fundorte St. Johann und Waldböckelheim.

Im obigen ist unerwähnt, daß ein Teil der im Sencken- bergischen Museum befindlichen Ostrakoden von Herrn Professor Dr. O. Boettger gesammelt ist.

Figur 1. Figur 2. _ Figur 3. Figur 4. Figur 5. Figur 6. Figur 7.

Figur 8.

Erklärung der Tafel I.

Pontocypris brevis Lkls. Rechte Klappe von außen. Pontocypris splendida Lkls. Rechte Klappe von auBen. Cyclocypris similis Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Geschlossene Schale von oben.

Cypria curvata Lkls. a) Linke Klappe von außen. b) Ge- schlossene Schale von oben.

Candona candidula Lkls. a) Rechte Klappe von außen b) Linke Klappe von außen.

Candona recta Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Ge- schlossene Schale von oben.

Candona rhenana Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Ge- schlossene Schale von oben.

Cypris agglutinans Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Geschlossene Schale von oben.

Vergrößerung =

Ber. d. Senckenb Naturf Ges

105.

Tal 1.

Terumesering 1

Erklärung der Tafel IT.

Figur 9. Cypris acuta Lkls. a) Linke Klappe von außen. b) Ge- schlossene Schale von oben.

Figur 10. Cypris parva Lkls. a) Linke Klappe von anBen. b) Ge- schlossene Schale von oben.

Figur 11. Cypris francofurti Lkls. a) Linke Klappe von anBen. b) Geschlossene Schale von oben.

Figur 12. Cypridopsis kinkelini Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe von außen. c) Geschlossene Schale von oben.

Figur 13, Iliocypris tribullata Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Linke Klappe von außen.

Figur 14. Bairdia tenuis Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Linke Klappe von außen.

Vergrößerung =

Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1005. Tal n

Vergrösserung >.

Figur 15. Figur 16.

Figur 17. Figur 18.

Figur 19.

Figur 20.

Erklärung der Tafel III.

Iliocypris tuberculata Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Linke Klappe von außen.

Cythereis ramosa Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Linke Klappe von außen.

Cytheridea praesulcata Lkls. Rechte Klappe von außen. Cytheridea rarefistulosa Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe von außen. c) Geschlossene Schale von oben.

Cytheridea miocaenica Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe von außen. c) Geschlossene Schale von oben.

Cytheridea devexa Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Geschlossene Schale von oben.

Vergrößerung =

Ber. d. Senckenb Naturf. Ges. 1005.

Tengrösserung *%1

Taf, I.

8 Art wenn aman Fries et

Figur 21. Figur 22. Figur 23. Figur 24. Figur 25. Figur 26. Figur 27. Figur 28. Figur 29. Figur 30. Figur 31. Figur 32.

Figur 33.

Erklärung der Tafel IV.

Cytheridea parallela Lkls. a) Linke Klappe von außen. b) Linke Klappe von oben.

Cytheridea fragilis Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe von auBen. c) Geschlossene Schale von oben.

Uytheridea spathacea Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Geschlossene Schale von oben.

Cytheridea minuta I.kls. a) Rechte Klappe von außen. b) Linke Klappe von außen.

Cuneucythere punctulata Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe von außen. c) Geschlussene Schale von oben.

Loxoconcha intorta Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe von außen. c) Geschlossene Schale von oben.

Loxoconcha sphenoides Lkls. a) Linke Klappe von anßen. b) Geschlossene Schale von oben.

Xestoleberis rhenana Lkls. Geschlossene Schale von oben. Cytherura sulcata Lkls. Linke Klappe von außen. Cytheropteron punetulatum Lkls. Linke Klappe von außen.

Eucytherura dentata Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Linke Klappe von außen

Limnicythere zinndorfi Lkls. d. a) Rechte Klappe von außen. b) Geschlossene Schale von oben.

Limnicythere zinndorfi Lkls. 2 a) Rechte Klappe von

außen. bi Geschlossene Schale von oben.

3 Vergrößerung ie

Ber. d. Senckenb Naturf. Ges. 1005. Taf.

Taryrisserung >Yı

Beiträge zurKenntnis der Hymenopteren-Fauna

der weiteren Umgegend von Frankfurt a. M. Von Prof. Dr. L. von Heyden, Konig]. preuß. Major a. D.

X. Teil. Diploptera.

In den Berichten der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft veröffentlichte ich bereits Verzeichnisse der in meiner Sammlung befindlichen Hymenopteren der weiteren Umgegend von Frankfurt. Sie erschienen in den Jahren 1881 —1903. In dem IX. Teil (1903) gab ich eine Zusammenstellung der Apidae (Bienen); jetzt lasse ich die Diploptera (Faltenwespen) folgen.

Wegen des Sammlungsmaterials, der Vorarbeiten und der Fundorte verweise ich auf Teil IX.

Hier sei nur bemerkt, daß meine Arten zumeist von Henri de Saussure in Genf revidiert und von mir nach „Species des Hyménoptéres par Ed. André, Tome II. 1881* eingeordnet sind. In früheren Jahren (1873) befaßte ich mich selbst eingehender mit den Diploptera.

Die Abteilung zerfällt in 2 Familien: Vespidae und Eu- menidae.

A. Vespidae. (Vespidae sociales. Gesellig lebende Wespen.) Polistes Latreille.

1. P. biglumis L. (diadema Latr.) Fr. Wald Sandschneise, Mitte Juni mit dem Nest nicht selten an Heidekraut, Ende April Hofheim. Hanau. Jaennicke fand die Art einmal bei Königstein am Nest in großer Anzahl.

cas |

10

%

var. a) geoffroyt Lepel. (ohne gelben Fleck auf Segment 1) Fr. Soden Anfang August. Parasit ist der Ichneumonide Crypturus argiolus Grav.

var. b) (Sauss.) biglumis F. (ohne Flecken auf Metathorax, die des Segmentes 2 sehr klein) Fr., Nest im August.

. P. gallica L. Anfang August Soden auf Umbellen.

Mombach. Hanau

Vespa Latreille.

. P. vulgaris L. Überall, die gemeinste Wespe. . P. germanica F. Fr. Mitte August ein 9 im Nest in der Erde,

tausende von Arbeitern, Anfang Mai 9 noch imWinterquar- tier. Mitte August Schwalheim in der Wetterau. Birstein.

. V. rufa L. do im Juli Soden, Falkenstein auf Umbellen,

Mitte Oktober 9 unter Moos, Mitte August 9 Mombach. Hanau. Arbeiter: Mitte August Friedberg, Ende August Hofheim, Mombach. Birstein. Benagt im Juli Klafter- holz fiir das Nest.

. V. silvestris Scop. (holsatica F.) d Anfang September

Königstein auf Wiesen, 9 Mitte August Schwalheim in der Wetterau. Arbeiter: Anfang August bei Soden, Mitte August Schwalheim und Friedberg. Birstein. Jaen. fand 9 bei Schwanheim.

. V. saxonica F. Fr. d Mitte Oktober an Hecken, Ende

Oktober am Forsthaus. 9 Fr. Mitte Juni. Arbeiter in Menge in St. Moritz im Engadin 1862 von mir gefunden.

. V. media Degeer. Im Juli einzelne 9 bei Soden und

Falkenstein. Jaen. fand sie am Grindbrunnen bei Fr. (Bericht Naturk. Offenbach p. 119).

. V. erabro L. (Die bekannte Hornisse), 9 Fr. Wald

Januar und Februar 9 unter Moos in Höhle überwinternd. Anfang Juni bei Soden und Mombach, überhaupt im Sommer überall; nistet in alten Bäumen dog.

B. Eumenidae. (Vespidae solitariae. Einsam lebende Wespen.) Discoelius Latreille. D. zonalis Panz. Fr. 1 dog Ende Mai aus dürrem Fr. Waldholz erzogen. 3 Anfang August Soden auf Wald- blumen. Jaen. fand 1 9 bei Kelsterbach.

1

Eumenes Fabricius.

11. E. coarctatus L. 14 besitze ich aus Lorsch in Rhein-

hessen Anfang Juni. Senator v. Heyden fand Ende Juni in Soden am Fensterladen ein Nest aus Lehm gefertigt, 10 mm. hoch, 11 mm. breit, oben mit kreis- runder 2 mm. breiter Öffnung mit umgebogenem Rand. Im Nest befanden sich 2 paralysierte Spannerraupen. Das einzelne 9 saß am Nest.

var. bimaculatus André. (Thorax vorn mit 2 gelben Flecken hinter dem gelben Vorderrand.) 19 Mitte September bei Mombach.

12. E. pomiformss Rossi. Fr. mehrfach, Budenheim bei

13. 14.

15.

Mainz von mir gef., Anfang Juni bei Hofheim, im Juli bei Ems. Birstein. Jaen. fand die Art bei Rüsselsheim und Kelsterbach.

|Die 30—40 mm klafternde, 18—35 mm lange, mehr süd- liche Art, die schöne FE. unguiculus Villers könnte auch im Gebiet vorkommen. Ich besitze ein im botanischen Garten in Karlsruhe auf Zwiebelblüten gefangenes 9 und 2d 2 9 aus Genf in der Schweiz. André führt als nördlichsten Fundort Dijon in Zentral-Ost-Frank- reich an.]

Odynerus Latreille. subg. Symmorphus Wesmael.

O. murarius L. Ein 9 Anfang Juni bei Soden.

O. nitidulator Saussure. 9 Anfang Mai bei Bürgel, An- fang Juni aus dürrem Fr. Waldholz öfter gezogen, Mitte August Soden.

O. crassicornis Panzer. 9 Ende Juli Fr. am Fenster mehrfach gefunden. Hanau. Jaen. fand 9 am Königs- brunnen.

16. O. bifasciatus L. d Ende Mai aus dürrem Fr. Wald-

holz erzogen; zu derselben Zeit bei Bürgel auf Gebüsch. o von Birstein. Jaen. fing die Art bei Büdingen.

17. O. elegans Wesm. 2 9 Mitte Mai aus dürrem Fr. Wald-

holz erzogen. Von Jaen. 2 am Königsbrunnen und bei Birstein gef.

18.

19.

20.

21.

23.

24.

0.

0,

. O.

(

O.

9. 0.

A

BB

sinuatus Wesm. 2 von Ende Mai bis Mitte Juni aus dürrem Fr. Waldholz erzogen. Soden im August auf Blüten. Birstein. Von Jaen. am Königsbrunnen und bei Büdingen gef.

subg. Ancistrocerus Wesmael.

. callosus Thomson. Häufig bei Fr., von Ende April

bis Anfang Juni aus Waldholz entwickelt. Mitte Januar in hohlem Baum überwinternd, noch Mitte Juli gef. Mitte Mai im Lorsbacher Wald. Hanau. Baute einige Jahre hintereinander bei dem verstorbenen Hofrat Dr. Soemmerring in das Schloß eines Gartentisches auf der Bleichstraße Mitte August. Der Einflug geschah durch das Schlüsselloch.

oviventris Wesm. Ein 9 Ende Juni bei Flörsheim. Lebt in den Kalksteinbrüchen in Löchern mit vor- stehenden Röhren und trägt kleine Raupen ein. Von Jaen. im Frankfurter Wald und auf der Bieberer Höhe gef. antilope Panz. Mitte Mai 3 9 aus Fr. dürrem Wald- holz. Flörsheim.

parietum L. 1748 (partetinus L. 1754). Fr. häufig. d Ende Mai bis Anfang Juni aus dürrem Waldholz er- zogen, Ende Mai bei Bürgel auf Gebiisch. 9 Fr. noch Ende August auf Zryngium bei der Mainkur. Birstein d 9. (O. rentmacula Lepeletier von Jaen. im Fr. Wald gefunden. Ich besitze die Art nicht, die nach André = parietum L. ist.)

subg. Lionotus Saussure.

pubescens Thomson. Fr. 1 9, ich besitze 2 d aus Karlsruhe. rosstt Lepeletier. Fr. Mitte Juni ein ¢ aus dürrem Waldholz.

floricola Saussure. Fr. Anfang Juni 1 d aus dürrem Waldholz. 1 ¢ Darmstadt.

(Jaennicke führt noch an: O. exzlis Herr. Schif. Q aus

dem Taunus. Besitze ich nicht. Ferner O. simplexr F. Fr. selten, mit dem nach André identisch ist der O. nigripes(Panz.) Herr. Schff., von dem Jaen. 1 3d Offenbach erwähnt.)

WM

subg. Hoplopus Westwood (Hoplomerus Wesmael.) 26. O. laevipes Shuckard. d Fr., Mitte Mai von Hofheim. Darmstadt, Hanau. Weiber habe ich nur von Genf. 27. O. rentformis Gmelin 2 ? F., 1 9 Birstein. 28. O. spinives L. 2 d Fr. und Birstein, 9 von Hanau und Darmstadt. Jaen. fand die Art bei Fr. und Büdingen. 29. O. melanocephalus Gmelin (dentipes Herr. Schff.) Fr. 1 d 29, Soden Ende Juni 1.

Pterochilus Klug. 30. P. phaleratus Panz. Anfang Juli 1d 2 9 auf dem Mom- bacher Sand, Fr. in Sandgegend am Sandhof bei Fr. Ende Juli 1 9. 31. P. chevrieranus Saussure. Fr. 3 d Ende Mai aus dürrem Waldholz.

XI. Teil.

Nachträge zu Teil I, IV und V.

(bedeutet neu für die Fauna, d.h. nicht in den früheren Teilen erwähnt.)

Chrysidae. (Siehe Teil I. 1882. Von du Buysson bestimmt.) ! Ellampus puncticollis Mocsary var. atratus Mocsary. Fr.

einmal Anfang Juni aus Waldholz entwickelt. Seither nur aus „Deutschland“ bekannt. Die Gattung wurde von Abeille mit Omalus vereinigt, doch bilden nach André 1891 in Species des Hyménopt. 6. Ellampus, Holopyga, Notozus, Hedychridium, Hedychrum den Tribus: Ellampidae. Omalus muß fallen, da Panzers Art aeneus in eine ganz andere Familie gehört.

! Hedychridium elegantulum Buyss. Einmal Mitte August bei Mombach gefunden. Nach Andre nur aus Frankreich und Algier bekannt.

Chrysis ignita L. ! var. brevidens Tournier. Fr. einmal. Be- schreibung bei Andre p. 581. Aus Deutschland von Sachsen und Bayern bekannt.

- 80

Die Zahl der bei uns sicher vorkommenden Arten ist jetzt 30.

Pompilidae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 112. Wie alle folgenden von Dahlbom bestimmt und von Kohl revidiert.) Ceropales maculata F. Mitte August bei Soden auf Umbellen nicht selten.

C. variegatus F. An Wiesengräben bei Offenbach Anfang August einmal.

!Salius (F.) sanguinolentus F. Fr. einmal.

Pogonius bifasciatus F. Ich besitze ein Stück aus Lorsch in Rheinhessen. Ende Juni.

P. variegatus L. Fr. einmal.

Pomptlus trivialis Dahlb. An Wiesengräben bei Offenbach Anfang August mehrfach d 9, Soden 1 d Mitte Juli, Friedberg 1 9 Ende August.

!P. neglectus Wesm. 9 (minutulus Dahlb. d.) Fr. ein d.

P. spissus Schdte. Anfang Juni d im Wald bei Langenhain im Taunus.

P. rufipes L. 3 Stück Mitte August Fr. auf Blumen.

P. niger F. Fr. einmal.

P. melanarius L. Soden Mitte Juli einmal 9.

P. sericeus Lind. Fr. einmal.

P. einctellus Lind. Fr. einmal.

Priocnemis obtusiventris Schdte. Soden Mitte August dreimal auf Umbellen.

P. fuscus F. Fr. einmal.

P. coriaceus Dahlb. (= gibbus Scop.) Ex. bei Soden Mitte August.

P. pusillus Dahlb. Fr. einmal.

Larridae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 116.) ! Miscophus concolor Dahlb. Fr. in Sandgegend Mitte August einmal. Tachytes panzeri Lind. -— Fr. zweimal in Sandgegend im August.

81

T. unicolor Panz. d 9 auf Sandhiigel Mitte Juni bei Lorsch in Rbeinhessen.

T. pectinipes L. Fr. zweimal.

!T. nigripennis Spin. Fr. im August einmal in Sandgegend.

Dinetus pictus (F.) Spin. Fr. d 9 in copula Ende Juni auf Um- bellen mehrfach.

! Astata boops Schrank. Soden 1 d Mitte Juli. Besitze ich aus Aachen (Förster), München. 2 27. 8. 1903 Falkenstein.

Sphegidae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 115.) Ammophila sabulosa L. Fr. 2 Exemplare. Psammophila viatica L. Mitte Juni do in copula bei Lorsch in Rheinhessen auf Sandhügeln nicht selten.

Mellinidae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 116.)

Mellinus arvensis L. Ende Juni im Fr. Wald Distrikt Gehren de in copula. 9 Mitte Juli häufig.

Bembecidae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 117.)

Bembex rostrata F. Fr. Ende Juni am Forsthaus auf Sand- stellen. Mitte Juni bei Lorsch.

Nyssonidae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 117.)

!Arpacies Jur. (Harpactus Shuck.) tumidus Panz. Fr. einmal.

’A concinnus Rossi. Fr. zwei Stück Ende August in Sand- gegend. ’4. lunatus Dahlb. Fr. einmal.

Stizomorphus tridens F. Fr. Ende Juni in Sandgegend am Sandhof, Mitte Juni bei Lorsch in Rheinhessen.

! Hoplisus quadrifasciatus F. Fr. zweimal.

Gorytes campesiris L. Fr. 3 Stück.

G. mystaceus L. Fr. 2 Stück.

Nysson interruptus Latr. Fr. zweimal.

82

Cerceridae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 118.) Philanthus triangulum F. Fr. vier Exemplare. Cerceris emarginata Panz. (variabilis Dahlb.) Fr. Ende Juni zwei Exemplare auf Blumen. C. arenaria Lind. Fr. Mitte Juli mehrfach. C. labtta Lind. Fr. einmal.

Oxybelidae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 119.) !Oxybelus simplex Dahlb. Fr. einmal. !O. mandibularis Dahlb. Fr. zwei Exemplare, Anfang August in Sandgegend. !O. haeınorrhoidalis Oliv. Fr. d go in copula Anfang August auf Blumen. ’O. nigripes Dahlb. Ein Stück Mitte Juli bei Soden.

Pemphredonidae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 120.

Passaloecus gracilis Curtis. Ein Stück Fr. Mitte Mai aus Sambucus-Mark entwickelt.

! Pemphredon (subg. Diphlebus Westw.) lethifer Thomson. Fr. Ende Mai aus dürrem Waldholz erzogen; Anfang Juni aus dem Mark von Rubus fruticosus erzogen.

!P. (D.) unicolor Latr. Fr. Mitte Juni aus dürrem Waldholz mehrfach erzogen, Mitte Juni ebenso aus alten Zweigen von Rubus fruticosus.

Stigmus pendulus Panz. Fr. im Mai mehrfach aus altem Carpinus-Holz entwickelt. [Ceratophorus (Shuckard) morio Shuck. Ich besitze ein bei

Lorsch in Rheinhessen Ende Juni gefangenes Exemplar, ebenso von Diodontus (Curtis) minutus F.] Mimesa bicolor Shuck. Fr. 4 Exemplare.

Crabronidae. (Siehe Teil IV. 1884 p. 121.) !Crabro (Lindenius) pygmaeus Rossi. Fr. Ende September einmal.

3

JC. (Blepharipus) dimidiatus F. Fr. Ende Mai aus altem Carpinus-Holz und in Bohrléchern von Lichenophages (Bostrychus olim) varıus Illig.

!C. (B.) binotatus Lepel. Fr. Ende Mai aus altem Carpinus-Holz.

’C. (B.) subpunctatus Panz. Fr. einmal.

’C. (Solenius) lapidarius Lepel. Fr. 1 9.

C. (S.) vagus L. -— Im August bei Soden auf Waldblumen.

C. fossorius L. var. d. Dahlb. d, var f. 9 von Fr.

’C. interruptus Dahlb. var. g 9, var. h. 9 Ende Juni.

C. (Thyreus) vexillatus v. d. Lind. (elypeatus F.) Fr. d Mitte Juli, 2 Ende Juli, Soden Mitte August auf Umbellen.

"C. (Ceratocolus) subterraneus v.d. Lind. Fr. im Junid 9 in copula. Siehe p. 125.

!C. (Crossocerus) bimaculatus Lepel. Fr.d einmal, Ende Juni bei Lorsch in Rheinhessen.

'C. (Or.) scutatus F. Fr. einmal. Siehe p. 125.

©. (Entomognathus) brevis vy. d. Lind. Fr. Mitte Juli 1 d. Siehe p. 124.

Tenthredinidae. (Siehe Teil V. 1887. Von Konow bestimmt.) ! Allantus pallidicornis F. Fr. ein Exemplar dieser Seltenheit. ! Nematus melanocephalus Hartig. Fr. die Larve Ende October auf Weiden, dem Cocon entschlupft > April des folgen- den Jahres. 1 Exemplar.

XII. Teil.

Formicariae. (Die Arten meiner Sammlung revidiert von den Spezialisten Roger und Mayr.)

I. Formicidae. Camponotus Mayr. 1. C. herculeana L. Falkenstein, Königstein, Cronberg im Taunus. Ende Juni. 2. C. Zigniperda L. Anfang Juni Nester in alten Eichen bei Altenhain. Mitte September Königstein auf Lärchen, Blattläuse beleckend. Hohe Mark im Taunus Mitte

Qt

4

September unter Steinen. Arbeiter mit großem Kopf, (die man für eine Analogie der Soldaten bei anderen halten könnte, wenn nicht Übergänge zu normalen kleinköpfigen da wären) und solche mit kleinem Kopf in ein und demselben Nest Mitte April bei Bingen.

3. C. marginatus Latreille. In einer hohlen Pappel Mitte

Juni auf der ehemaligen Pfingstweide, jetzt Zoologischer Garten in Frankfurt.

Polyergus Latreille.

4. P. rufescens Latr. Die Amazone. Raubt besonders die

Puppen von Formica fusca als Sklaven. Selten im Gebiet. Je zweimal 3 Arbeiter im Frankfurter Wald im August gefangen. Prof. Kirschbaum fand einen Raubzug im Mombacher Wald (Siehe Jahrb. Verein Naturk. Wiesbaden 1852 p. 71. und Stettin E. Z. 1853 p. 185). Prof. Reichenbach beobachtete einen Raubzug am Grafenbruch am 5. August 1893 (Siehe Bericht der Senckenberg. Naturf. Gesellschaft 1894 p. LXXXIV und p. 99—104).

Formica Linné.

5. F. rufa L. Frankfurt, Soden Anfang Juni Nest unter

Eichenrinde. Weiber und Arbeiter.

6. F. pratensis Degeer (congerens Nylander). Anfang Juni

bei Soden ein d. Wohl seither mit nahe verwandten Arten verwechselt. Nach Schenck bei Weilburg und Dillenburg sehr gemein.

. F. trunicola Nyl. Anfang Mai im Fr. Wald in flachen,

bewachsenen Haufen, Anfang Juli im Goldsteinforst in Haufen wie rufa, auch unter Steinen. Schmitterhof bei Gießen Mitte August.

. F. pressilabris Nyl. Fr. ein Arbeiter. . F. sanguinen Latr. Mitte Juli Falkenstein, Feldberg

Mitte Mai unter Steinen mit F. fusca als Sklave.

. F. fusca L. Bei Fr. nicht selten. Feldberg. . F. rufibarbis F. (cunicularia Latr.) Anfang Juni Cron-

thal Nest unter Steinen ohne Genist ebenso mit wenig Genist. Anfang August bei Bergen häufig auf Umbellen. Ende Mai Bieberer Höhe unter Steinen.

12.

13.

14,

15.

16.

17.

18.

19.

8

Lasius Fabricius.

L. fuliginosus L. Häufig bei Enkheim in hohlen Weiden im April, Ende Mai Fr. in hehler Eiche.

L. niger L. Ende Juli Hohe Mark im Taunus unter

Steinen. L. alienus Först. Ein Weib Mitte Juli bei Falkenstein. [L. emarginatus Oliv. Arbeiter Mitte September am

Heidelberger Schloß. Im Gebiet noch nicht gef. auch nicht von Schenck. Sonst besitze ich sie aus der Schweiz: Mirren, Genf und von Wien.)

L. flavus L. Überall häufig. Anfang April Bürgeler Höhe unter Steinen. Arbeiter Ende September Hohe Mark im Taunus. Ein Weib Mitte Juli Falkenstein unter Steinen.

L. bieornis Först. var. affinis Schenck. Ende Mai Wald bei Dreieichenhain Nest in hohler Buche 5 Männer 4 Arbeiter.

Prenolepis Mayr.

P. vividula Nyl. Im Mai 1879 sehr häufig von mir, im Warmhaus des Frankfurter Palmengartens eingeschleppt, gefunden. Sonst Sidney und Inseln des Stillen Ozeans. Auch in den Warmhäusern von Helsingfors, Leyden und München.

Plagiolepis Mayr.

P. pygmaea Latr. Von meinem Vater einzeln Ende Juli auf dem Schloßberg zu Oberstein an der Nahe gef. Sehr kleine flüchtige Art. Schenck fand die Art bei Weilburg. Sonst besitze ich sie aus Mallorca auf den Balearen und von Haifa in Syrien.

II. Delichoderidae. Tapinoma Forster.

T. erraticum Latr. Häufig im Gebiet. Im März und April unter Steinen bei Fr., Bürgeler Höhe.

8

Dolichoderus Lund. 20. D. quadripwnctatus L. Arbeiter Mitte Juni an Eichen im Fr. Wald Distrikt Gehren. Anfang Juli Forsthaus, Soden an Eichen.

III. Poneridae.

Ponera Latreille.

21. P. contracta Latr. Anfang Mai bei Rüdesheim und Bingen in kleinen Gesellschaften Weiber und Arbeiter tief unter Steinen, Mitte September bei Hausen auf feuchten Wiesen, Mitte Mai am Forsthaus, Mitte August bei Soden in Lehmboden, auf dem Staufen, Mitte August bei Nauheim auf Salzboden.

IV. Myrmicidae.

Myrmecina Curtis.

22. M. latreillei Curtis. Mitte Mai Arbeiter bei Königstein im Taunus. Im Juli 1873 beobachtete ich Schwärme auf dem Hochzeitsflug, Männer und Weiber, auf dem Turm der Ruine Königstein. Bei Bergen Mitte Mai 2 Weiber und 4 Arbeiter im Gehäuse von Helix erice- torum. Ende August noch Arbeiter bei Soden.

Tetramorium Mayr.

23. T. caespitum L. d Ende Oktober Bürgeler Höhe unter Steinen. Weiber und Arbeiter häufig von Mai bis Herbst unter Steinen im Fr. Wald, bei Vilbel und Königstein.

Leptothorax Mayr.

24. L. acervorum L. Anfang April Steinbrüche hinter Offen- bach, Mitte Mai unter Steinen im Fr. Wald, Ende April bei Falkenstein unter Rinde. Ende Oktober Cronthal unter Kastanienrinde kleine Gesellschaft mit Larven. Ende Mai Feldberg unter Steinen.

25. L. tuberum F. var. nylanderi Först. Ende September bei Cronthal 1 Weib und über 200 Arbeiter in einer hohlen Haselnuß. Kleine Kolonie Ende Oktober bei Soden unter Rinde.

26.

27. 28.

29.

87

Stenomma Westwood.

St. westwoodi Westw. Im Oktober in besonderem kleinem

M.

Nest bei Formica sanguinea im Fr. Wald unter Steinen. Auch bei Soden Arbeiter im August.

Myrmica Latreille.

. laevinodis Nyl. Fr. einzeln. . ruginodis Nyl. 1 Weib 2 Arbeiter Ende August

Schmitterhof bei Gießen.

scabrinodis Nyl. Fr. Ende August Mann und Weib in copula. Ende August bei Offenbach als kleine dunkle Wolke Männer und Weiber 15 Fuß hoch in der Luft tanzend. Weib Mitte Juli Falkenstein im Wald, Ende April in den Steinbrüchen hinter Offenbach unter Steinen. lobscornis Nyl. 1 Weib Bürgeler Höhe.

[Aphaenogaster Mayr.

subterranea Latr. Von Senator von Heyden Anfang

31.

April auf dem Heiligenberg bei Heidelberg unter einem Stein 1:Weib und zahllose Arbeiterinnen gef.]

Solenopes Westw. (Diplorhoptrum Mayr).

S. fugax Latr. Weib Ende Juli bei Soden, Ende September

bei Offenbach unter einem Stein, Ende August Schmitter- hof bei Gießen, alle einzeln. Arbeiter häufig: Ende Juni Cronthal, Bürgeler Höhe 500—600 Stück zusammen unter Stein, Anfang Mai Vilbeler Berg, Mitte August Nauheim auf Salzboden.

§9

Der Kaukasische Feuersalamander, Salamandra caucasia') (Waga), von

Dr. med. August Knoblauch.

Mit einer farbigen Tafel und vier Textfiguren.

Seit Mlokosiewicz vor etwa dreißig Jahren den eigen- artigen, langschwänzigen Hochgebirgssalamander aus dem Kaukasus in den Bergen Kachetiens entdeckt [2]?) und Waga die neue Art 1876 nach zwei von Mlokosiewicz aufgefundenen Exemplaren unter dem Namen „Zixraerelus cau- casicus® beschrieben hat [1]*), sind bis zum Spätsommer 1904

*) Erscheint gleichzeitig in russischer Sprache in »H3BBCTIA KABKA3SCKATO MY3EA« (Mitteilungen des Kaukasischen Museums), Vol. II, No. 1. Tiflis, 1906.

1) caucasia, nicht caucasica, wie alle Autoren mit Ausnahme von Boettger schreiben. Die Form „Caucasicus“ ist unlateinisch und in den alten Schriftstellern nicht nachweisbar. Die Form „Caucasius“ ist dagegen gut bezeugt ; sie kommt nicht nur an einigen Stellen des Vergil „Georgica“, II, 440 („Ipsae Caucasio steriles in vertice silvae‘) und „Bucolica®, 6, 42 („Caucassasque refert volucres, furtumque Promethei*) —, bei Propertius, II, 1, 69 und III, 20, 14 und in Ovids „Ars amatoria‘, II, 195, sondern auch wiederholt bei Plinius vor, der die „portae Cau- casiae” öfters nennt („Naturalis historia‘, I, 6, 12; VI, 30 (11), wo sie beschrieben werden ; ferner VI, 31 und VI, 40). Auch Pomponius Mela, ein geographischer Schriftsteller der ersten Hälfte des 1. christlichen Jahr- handerts, spricht in seiner „Chorographia® von ,Caucasis montes“ und nennt die Bewohner der Berge „Caucasii“.

*) Die in eckiger Klammer [ ] stehenden Ziffern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis (p. 109).

*) Das beschriebene und abgebildete Exemplar wurde von Waga dem Muséum d’Histoire Naturelle in Paris, wo es sich noch befindet, das andere Exemplar dem Zoologischen Museum in Warschau überwiesen.

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nur Spiritusexemplare dieser interessanten Salamanderart und zwar in verhältnismäßig spärlicher Anzahl in die europäischen Museen‘) gekommen. Unser Senckenbergisches Museum besitzt die seltene Art nur in wenig Stücken, in einem erwachsenen Weibchen von einer Paßhöhe bei Bad Abastuman®), das 1886 von Ingenieur Karl Reuleaux in München geschenkt wurde, sowie in einem erwachsenen Männchen, zwei Weibchen und zwei jugendlichen Exemplaren aus der Umgegend von BorZom, Geschenke des Wirkl. Staatsrats Dr. v. Radde in Tiflis aus den Jahren 1892 und 1894°). Ein weiteres, halbwüchsiges Stück, das Dr. Jean Valentin auf seiner von der Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft ausgerüsteten For- schungsreise nach den Kaukasusländern am 24. August 1890 beim Abstieg von Keda nach Batum in Adzarien erbeutet hat [5, 6], wurde 1891 dem British Museum überwiesen und war das erste Exemplar, das dorthin gelangt ist. Wiederholte Versuche, kaukasische Salamander lebend zu importieren, sind an der Schwierigkeit des Versandes dieser empfindlichen Tiere gescheitert; so kamen z. B. einige prächtige Exemplare, die Baron v. Koenig in Tiflis vor Jahren im Auftrage v. Raddes an Dr. Wolterstorff in Magdeburg lebend senden wollte, bereits tot in Tiflis an [9]?).

Bei dieser Sachlage schien wenig Aussicht vorhanden, das interessante Tier, über dessen Lebensweise und Fortpflanzungs- art so gut wie nichts bekannt war, lebend nach Europa zu bringen. Trotzdem versuchte ich es im vorigen Sommer von

‘) Frankfurt a. M., London, Magdeburg, Moskau, Paris, St.-Petersburg, Warschau und Wien.

5) Boettger: „Katalog der Batrachier-Sammlung im Museum der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main‘, 1892, p. 53. Wegen der Lage der einzelnen Fundorte vergl. die Karte (No. 125) der Kaukasusländer (M. 1:3500000) in Andrees Allgemeinem Handatlas, 4. Aufl., herausgegeben von Scobel, Bielefeld und Leipzig, 1904.

6) Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, Frank- furt a. M., 1893, p. XXX (eins der daselbst erwähnten vier Stücke wurde am 6. August 1893 im Tausch an J. de Bedriaga abgegeben) und ebenda 1894, p. XXXII.

") Wolterstorff: „Die geographische Verbreitung der altweltlichen Urodelen*. Verhandlungen des V. Internationalen Zoologen-Kongresses zu Berlin, 1901, p. 588.

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neuem, und dank der großen Liebenswiirdigkeit des Direktors des Kaukasischen Museums in Tiflis A. Kaznakoff, seiner sorgsamen Pflege und sachverständigen Verpackung beim Ver- sand der Tiere ist es mir gelungen, in den Besitz von sieben lebenden Kaukasussalamandern zu gelangen. In einem mittel- großen (16>14><11 cm), an Deckel und Boden mit zahlreichen Luftlöchern versehenen Holzkistchen, das mit mäßig ange- feuchtetem, frischem Moose locker angefüllt war, haben die zarten Tierchen den vierzehntägigen Eisenbahntransport von Tiflis nach Frankfurt in der zweiten Augusthälite vorigen Jahres trotz anhaltender Hitze fast sämtlich gut überstanden. Nur ein achtes Exemplar kam tot an; es war bereits derart vertrocknet, daß eine anatomische Untersuchung unmöglich war und seine Konservierung als Museumsobjekt sich nicht gelohnt haben würde.

Sämtliche Exemplare sind von Direktor A. Kaznakoff am 21. August 1904 zwischen 10 und 11 Uhr vormittags, nach- dem es zuvor mehrere Tage lang anhaltend geregnet hatte, in der Umgegend von Borzom auf dem westlich des Städtchens gelegenen Lomis-Mta (Löwenberg) der Suramkette in einer Höhe von 2100 bis 2200 m über dem Spiegel des Schwarzen Meeres erbeutet worden, und zwar je vier Tierchen zusammen an zwei voneinander ziemlich entfernt gelegenen Stellen unter abgestorbenen, morschen Baumstrünken in unmittelbarer Nähe einer Quelle am Rande des Waldes und der alpinen Matten. Die Fundstellen waren außerordentlich feucht; die Tierchen selbst fanden sich sozusagen halb im Wasser. Gegenüber diesen genauen Angaben über die Beschaffenheit der Fundstellen hat sich Waga [1] auf die kurze Angabe beschränkt, daß die beiden Exemplare, die ihm vorgelegen haben, in den höchsten Regionen des Kaukasus „au dessus de la limite des bois, dans la zone des graminées* gefunden worden sind. Dies hat zu der Annahme geführt, daß der Kaukasussalamander bis zur Schneegrenze emporsteige, die am Südabhang des Gebirges von West nach Ost ansteigend zwischen 2925 und 3670 m und am Nordabhang noch um 300 bis 450 m höher liegt. Irgend welche sicheren Anhaltspunkte für das Vorkommen des Tieres in dieser gewaltigen Höhe sind indessen bis jetzt nicht erbracht worden. Der höchste bekannte Fundort der Art dürfte wohl das Kartsch-

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chal-Gebirge (2800m, K. K. Naturhistorisches Hofmuseum in Wien) sein. Nach brieflicher Mitteilung v. Koenigs an Wolterstorff [9] „ist sie auf eine Meereshöhe von ca. 2000 m und mehr (7000’ russisch) beschränkt; sie haust hier am Lomis-Mta bei Borzom unter Steinen und in Baumlöchern im Tannendickicht*. Valentin [5] schildert die näheren Um- stände, unter denen er das jetzt im British Museum befindliche Exemplar zwischen Keda und Machumzetti gefunden hat, mit folgenden Worten: „In der Nacht war der langersehnte Regen, ein heftiger Gewitterregen, gefallen. Noch tropfte es von den Blättern der Bäume auf die üppige Farnkrautvegetation des Bodens herab und die schmalen Betten der Bäche waren über- schwemmt. Hier fing ich Salamandra caucasica, das vielgesuchte und begehrte Tier, in einem kleinen Exemplar. Auch die Nackt- schnecken hatten sich endlich hervorgewagt*. Hieraus geht hervor, daß der Kaukasische Salamander in der Nähe des Meeres, wo ein feuchteres Klima wie im Innern des Landes herrscht, bis zu etwa 500 m herabsteigt, wenn es sich bei Valentins Fund nicht etwa um ein verschlepptes Exemplar gehandelt haben sollte, das von den benachbarten, bis zu 2600 m an- steigenden Höhen durch einen Gebirgsbach vielleicht schon als Larve herunter geschwemmt worden ist.

Kaznakoffs genaue Angaben über die Beschaffenheit der Fundstellen waren von größter Wichtigkeit für die Ein- richtung des Behälters, in dem die Kaukasussalamander nun- mehr in der Gefangenschaft gehalten werden sollten. Es wurde ein feuchtes Terrarium (Aquaterrarium) gewählt, ein Glasbehälter von 53cm Länge, 33cm Breite und 30cm Höhe°), der mit einer Glasscheibe bedeckt wurde, um die notwendige Luft- feuchtigkeit zu erhalten und ein Entweichen der behenden Tiere zu verhüten. Etwa ein Viertel der Bodenfläche dieses Behälters wurde als Aquarium mit einem dünnen Bodenbelag von kleinen, runden Kieselsteinen bei einer Wasserhöhe von 3 bis 4cm ohne Wasserpflanzen eingerichtet, während der übrige Teil

°, Es kommen somit auf das Exemplar etwa 250 (_jcm Bodenfläche, davon *;, Land und ! Wasser. Vergl. Kammerer: „Beitrag zur Er- kenntnis der Verwandtschaftsverhältnisse von Salamandra atra und macu- losa*. Archiv für Entwickelungsmechanik der Organismen, XVII. Bd., 1904, p. 179.

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als Terrarium zur Hälfte mit größeren Steinen, zur Hälfte mit lockerer Erde angefüllt ward, auf die ein üppiger Moosrasen (Sphagnum) aufgedeckt wurde. Mehrere Carex- und Oyperus- Gräser vervollständigten die Bepflanzung. In diesem feuchten Terrarium, das einen hellen Standplatz hat, aber niemals dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt wurde, ist es gelungen, die kaukasischen Feuersalamander, die anfangs außerordentlich scheu und wild waren, an das Gefangenleben zu gewöhnen und vollständig zu akklimatisieren.

Die Beschreibungen, die Waga [1], Boulenger [4] und Boettger [6] von dem Kaukasussalamander gegeben haben, beziehen sich auf Spiritusexemplare und zwar ausschließlich

Schödelbasis von unten. Vergrößerung 3/1. (Nach Bonlenger [8]. Taf. XXII, Fig. 1b.) auf weibliche Tiere; der männliche Salamander ist erst 1896 durch Nikolsky [7] und Boulenger [8] bekannt und von ihnen beschrieben worden. Es sind ungemein schlanke und langschwänzige Tiere von eidechsenartigem Habitus. Der Kopf ist ziemlich platt, etwas länger als breit; seine größte Breite liegt in der Gegend des hinteren Augen- randes, Die Schnauze ist abgerundet; die Nasenlöcher liegen annähernd in der Mitte einer die Schnauzenspitze mit dem vorderen Augenwinkel verbindenden Linie. Die Augen sind groß, seitlich gestellt und treten auffallend hervor. Die Zunge ist oval, fast eiförmig; sie bedeckt nahezu den ganzen Boden der Mundhöhle und ist nur an den Seiten frei. Die Stellung der Gaumenzähne wird durch die beigefügte Figur, die Boulengers Arbeit [8] entnommen ist, veranschaulicht. Der Rumpf ist schlank und gestreckt, etwa 4'/s mal so lang wie

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der Kopf. Von beiden Supraorbitalrändern aus verlaufen nach der Mitte des Nackens zu konvergierend ganz niedrige Leisten, wodurch am Hinterkopf eine flache Vertiefung von der Form eines nach vorn zu offenen V gebildet wird. Hinter dem Winkel dieser beiden Leisten beginnt eine schmale und seichte, in der Rückenmitte bis zur Schwanzwurzel verlaufende Längsfurche, auf die Boettger [6] zuerst aufmerksam gemacht hat. Zwischen den Schulterblättern vertieft sich diese Vertebralrinne etwas, während sie in der Beckengegend deutlich breiter wird. Jeder- seits sind am Rumpfe zwölf oder dreizehn Kostalfurchen vor- handen. Der Schwanz ist wesentlich länger als Kopf und Rumpf zusammen und zwar differiert seine Länge bei verschiedenen Individuen mit annähernd gleicher Kopf- und Rumpflänge sehr erheblich, um etwa 10 bis 20 mm. Er ist an der Schwanz- wurzel fast drehrund, nimmt aber schon im ersten Viertel seiner Länge eine etwas von der Seite zusammengedrückte Form an und endet spitzzulaufend. Bei einzelnen Exemplaren wird der Schwanz in geringerer oder größerer Entfernung von seiner Spitze plötzlich dünner, offenbar in Folge von frischen Rege- nerationsvorgängen nach Verletzungen. Die unverhältnismäßig große Differenz in der Länge des Schwanzes bei den verschiedenen Individuen dürfte wohl auch auf Verstümmelungen zurückzu- führen sein®). Die Gliedmaßen sind grazil; die vier Finger und fünf Zehen'!®) sind sehr zierlich, etwas abgeflacht, ohne

*) Diese Differenz in der Schwanzlänge ist besonders auffällig an den beiden Exemplaren, die v. Radde [10] abgebildet hat ; bei annähernd gleicher Kopf- und Rumpflänge der beiden Tiere ist der Schwanz beim ¢ etwa 100, beim 9 nur etwa 75mm lang. Der Schwanz des J ist außerdem spitzzu- laufend, der Schwanz des 9 dagegen am Ende abgestumpft dargestellt. Es handelt sich bierbei nicht etwa um Geschlechtsunterschiede das von Waga [1] abgebildete 9 hat ein exquisit spitzzulaufendes Schwanzende sondern höchstwahrscheinlicb um die Folgezustände von Verstümmelungen. Derartige Verstümmelungen des Schwanzes scheinen beim Kaukasussalamander ziemlicb häufig zu sein (unter 18 Spiritusexemplaren des K. K. Natur- historischen Hofmuseums in Wien befinden sich 4 Stücke mit unvoll- ständigem Schwanz, unter meinen 7 lebenden Exemplaren 2 Stücke). Diese Erscheinung erinnert an das Verhalten der Chioglossa lusttantca Boc., bei der der Schwanz sehr leicht abbricht und bei Fluchtversuchen bisweilen nach Eidechsenart reflektorisch abgeworfen wird. (J. de Bedriaga: „Die Lurchfauna Europas, II. Schwanzlurche“, Moskau, 1897, p. 96).

10) Die Beschreibung und Abbildung Wagas [1] bezieht sich auf ein weibliches Exemplar, das jederseits sechs Zehen hatte. Waga ließ die Frage

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erkennbare Spannhiute. An den Vordergliedmaßen ist nach Nikolskys (7] exakten Messungen der dritte Finger der längste; auf ihn folgen der Länge nach der zweite, vierte und erste Finger. An den Hintergliedmaßen sind die dritte und vierte Zehe fast gleich lang, während die fünfte die Mitte zwischen der ersten und zweiten Zehe hält. Vorder- und Hinter- gliedmaßen berühren sich nach Nikolskys [7] Angabe beim Anlegen an den Rumpf nur beim Männchen, beim Weibchen nicht ganz. Die Karpal- und Tarsaltuberkel sind undeutlich.

Die Haut ist glatt und glänzend und nur auf dem Rücken ganz fein gekörnt. Die Kehlfalte ist sehr deutlich entwickelt und namentlich an beiden Seiten recht tief. Die Parotidenwiilste . treten am lebenden Tiere nicht so deutlich hervor wie bei Spiritusexemplaren; sie sind von schmalelliptischer Form, am hinteren Ende etwas breiter wie am vorderen. Porenöfinungen sind an ihnen nicht sichtbar. Etwas seitlich von der Schnauzen- spitze beginnend verlaufen nach rückwärts in einer S-förmig geschwungenen Linie über das hintere Ende der oberen Augen- lider hinaus zahlreiche, punktförmige Grübchen, die in zwei bis drei Reihen angeordnet zu sein scheinen. (Sie sind an den Spiritusexemplaren des Senckenbergischen Museums nicht er- kennbar.)

Die Grundfarbe des Tieres ist an der Oberseite ein tiefes, glänzendes Schwarz. Auf dem Kopfe befinden sich jederseits am Oberlid ein oder zwei ganz kleine, rundliche Flecken von orange- gelber Farbe, zwischen den Augen und nach der Schnauze zu vereinzelte orangegelbe Punkte, auf der Ohrdrüse jederseits etwas größere, länglichovale Flecken von gleicher Farbe. Auf dem Rücken sind zahlreiche, kleine, runde oder ovale, z. T. unregelmäßig in kürzere oder längere Längsstreifen zusammen- fließende, orangegelbe Flecken vorhanden, die ausnahmslos in zwei in der Gegend der Schwanzwurzel konvergierende Längs- reihen angeordnet sind.’') Auf der Oberseite des Schwanzes offen, ob dies eine Misbildung oder ein charakteristisches Merkmal des weiblichen Geschlechtes sei. Zweifellos ist die erste Annahme richtig, indem, soweit ich durch Anfrage bei den größeren Museen Europas und in Tiflis selbst feststellen konnte, keine weiteren Exemplare mit sechs Zehen bekannt geworden sind.

11) Dieselbe Zeichnungsform kommt auch bei Salamandra maculosa Laur. und bei Spelerpes belli Gray vor. Werner hat sie in seinen »Unter-

9%

finden sich ebenfalls zahlreiche, meist zu einer Längsreihe an- geordnete, kleine Rundflecke, die bei einigen Individuen in der Gegend der Schwanzwurzel zu zierlichen, hufeisenförmigen Flecken zusammenfließen. An den Flanken und an den Seiten des Schwanzes sind meist nur wenige kleinere Flecken von mattgelber Farbe vorhanden. Auf der Oberseite der Glied- maßen finden sich an den Schenkeln und nur ausnahmsweise an den Zehenwurzeln und an den Zehen selbst einzelne kleine, orangegelbe Rundflecken. Die charakteristischen Makeln am proximalen Ende der Extremitäten, die bei der typischen Form unseres Feuersalamanders, S. maculosa Laur., und bei seinen Varietäten molleri de Bedr., algira de Bedr. und corstca Savi regelmäßig vorhanden sind, scheinen zu fehlen. An der Unter- seite des Tieres ist die Grundfarbe ein etwas matteres Schwarz, auf dem an der Kehle meist zahlreiche kleine, am Rumpfe und Schwanze fast punktförmige, weißlichgelbe Flecken eingesprenkelt sind. Bei einzelnen Stücken ist die Unterseite ganz frei von Flecken. Die Unterseite der Füße und Zehen ist stets ein- farbig, mattschwarz. Bei Spiritusexemplaren verblassen die Farben anscheinend sehr bald. Das leuchtende Orangegelb der Flecken auf der Oberseite des lebenden Tieres wird grünlich- gelb, das Mattgelb an den Flanken und das Weißlichgelb an der Unterseite wird grauweiß, während die glänzendschwarze Grundfarbe der Oberseite ein schwärzlichbraunes oder bleigraues Kolorit annimmt und sich von der im Leben mattschwarzen Unterseite kaum mehr unterscheidet.

Nach Boulengers [8] Angaben sind die Lungen von gleicher Entwickelung wie beim Feuersalamander. Der Schädel ist ein typischer Salamanderschädel; die Wirbelsäule besteht aus 17 präkaudalen und 53 Schwanzwirbeln gegenüber 16 und 25 bis 26 bei S. maculosa Laur.

Die Männchen sind außerdem ausgezeichnet und auf den ersten Blick als solche zu erkennen durch einen auf der Oberseite in der Gegend der Schwanzwurzel etwas kaudalwärts von dem hin- teren Ende der Vertebralrinne und exakt über der

suchungen tiber die Zeichnung der Wirbeltiere«, Zoologische Jahrbücher, Ab- teilung für Systematik, Geographie und Biologie der Tiere, 6. Bd., p. 226, Taf, 7, Fig. 25, >Spelerpes bells-ähnliche Zeichnung« genannt.

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Kloakenspalte gelegenen, kleinen, etwas nach vorn gerichteten, spitz zugerundeten Höcker, dessen Höhe

Schwanzwurzelhöcker des ¢. Vergrößerung 1'/3/1. etwa dem Durchmesser des Auges entspricht, während seine Basis der halben Höhe gleichkommen mag. Dieser für das Männchen charakteristische Höcker wurde bereits 1896 sowohl von Nikolsky [7] wie auch von Boulenger [8], die offenbar zuerst gut konservierte männliche Exemplare zu untersuchen Gelegenheit hatten, beschrieben und abgebildet.

Dieser eigenartige „Schwanzwurzelhöcker“ des männlichen Kaukasussalamanders wird von Nikolsky zweifellos mit Recht als sekundäres Geschlechtsmerkmal gedeutet, das bei der Paarung eine wichtige Rolle spielte Nikolsky nimmt, wenn ich ihn recht verstehe, an, daß sich das Weibchen beim Amplexus mit seinen Zehen hinter diesem Höcker des Männ- chens anklammert. Diese Annahme würde im Widerspruch zu den Beobachtungen des Amplexus bei den übrigen Schwanz- lurchen steben, indem es ausnahmslos die Männchen sind, die die Weibchen umklammern, während die Weibchen den Liebes- werbungen der Männchen anfänglich kalt gegenüberstehen und sich oft genug ihrer Umklammerung zu erwehren suchen.!?) Bou- lenger ist der Ansicht, daß dieser Höcker dem Männchen das Anklammern an das Weibchen während der Paarung erleichtere (“This tubercle may assist in clinging to the female during the pairing”). Näher liegend erscheint mir die Vermutung, daß der Schwanzwurzelhöcker des Männchens ein sexuelles Reizorgan darstellt. Wir dürfen wohl annehmen, daß sich die Paarung bei dem Kaukasussalamander, die ich freilich bei meinen Tieren noch nicht zu beobachten Gelegenheit hatte, in der gleichen Weise abspielt wie bei unserem Feuersalamander, S. maculosa Laur., und bei dem Alpensalamander, S. atra Laur. Bei beiden

12) Vergl. Knoblauch: „Die Liebesspiele der Molche und Salamander“, Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde, 16. Jahrg. Magdeburg, 1905.

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Arten kriecht das Männchen von hinten her an das Weibchen heran, drängt seinen Kopf zwischen den Hinterbeinen des Weib- chens hindurch und schiebt sich unter dessen Bauch nach vorn, um schließlich mit seinen Vorderbeinen von unten und hinten her die Vorderbeine des Weibchens zu umschlingen.'®) Vollzieht sich beim Kaukasussalamander die Paarung in der gleichen Weise, so wird der Schwanzwurzelhöcker des brünstigen Männchens infolge seiner dorsalen Lage den Kloakenwulst des Weibchens streifen und durch diesen Reiz wird das Weibchen vermutlich in ähnlicher Weise angeregt, seine Kloakenmündung zur Auf- nahme des Spermas bereit zu halten, wie es z. B. bei Molge [Euproctus] aspera Dugés das Bestreichen der weiblichen Geni- talien durch die Hinterfüße des brünstigen Männchens bewirkt. '4)

Unter den mir von Direktor Kaznakoff übersandten Tieren befinden sich fünf Männchen und zwei Weibchen.

Die Maße in mm der beschriebenen Spiritusexemplare sind:

Waga (1) [4] Boulenger !8] Boettger |6] Nikolsky [7] ee ET tN ° 9 9 ren 9 dd 2 9 Gesamtlänge . . . . . 172 154 182 155 142 168,5 160 172 188 173 167 Von der Schnauze zur Kloake 61 66 63 62 BB —- Kopflinge. .. . . . . 11313 2 115 12 12115115 11 Kopfbreite ...... 12 10 9595 9 10 10 10 10 10 10 Kopfhöbe . . .....— —~ 66 5 565 5 65 Längsdurchmesser des Auges 3333 35 3 35 Breited.Zwischenaugenraums b 45 47 42 46 Länge der Parotiden. . . -— - 7 75 75 7,6 7,5 Größte Höhe des Rumpfes . - 10 10 10 10105 Größte Breite des Rumpfes. 1 —- 95 9 95 11 12 Schwanzlänge vom Vorder- ende der Kloake an . . 108 93 116 92 80 105,5 100 111 123 110 100 Höhe des Schwanzes über dem Hinterende der Kloake . —- 5 5 6 45 5 Breite ebenda . . . .. —- - - ~ = b 5 b 55 Breite der Schwanmitte . 32 3 3 32 35 Höhe des Schwanzwurzel- hickers. . 2. 2. 2... —~ —~ ~ 2 1,6 3 Länge der VordergliedmaBen 20 20 21 19 17 20 20 20 19 19 Länge der Hintergliedmaßen 22 22 23 22 20 22 222 3 21 22

12) Zeller: „Über den Kopulationsakt von Salamandra maculosa*. Zoologischer Anzeiger. 14. Jahrg., 1891, p. 292. 4) de Bedriaga: „Über die Begattung bei einigen geschwänzten Amphibien“. Zoologischer Anzeiger, 5. Jahrg., 1882, p. 267 und derselbe: „Die Lurchfauna Europas, II. Schwanzlurche“. Moskau, 1897. p. 413.

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Von einer exakten Messung meiner Kaukasussalamander mußte ich Abstand nehmen, weil sie am lebenden Tiere bei dessen Behendigkeit zu keinen verwertbaren Ergebnissen geführt haben würde. Soweit ich indessen gelegentlich durch Messung einiger an der Glaswand des Terrariums in ziemlich ausgestreckter Haltung sitzender Exemplare feststellen konnte, stimmen die Maße der Tierchen mit den angegebenen Maßen der Autoren gut überein. Bei vier auf solche Weise gemessenen Individuen beträgt die Gesamtlänge etwa 155, 165, 176 und 190 mm.

Die vortreffliche lithographische Farbentafel, die Waga [1] seiner Arbeit beigegeben hat, ist gleichfalls nach einem Spiritus- exemplar hergestellt. Sie zeigt ein erwachsenes Weibchen von der Oberseite gesehen. Auch die lithographische Abbildung Boulengers [8] in Schwarzdruck —, die ein Männchen von oben gesehen darstellt, und die beiden Abbildungen v. Raddes [10] in Lichtdruck nach einer ausgezeichneten photographi- schen Aufnahme sind nach Spiritusexemplaren angefertigt (Männchen und Weibchen von der Oberseite gesehen). Bei dem abgebildeten Männchen ist die Vertebralrinne sehr gut zu er- kennen, der Schwanzwurzelhicker dagegen ebenso wie auf Bou- lengers Tafel nur undeutlich. Eine Abbildung des Männchens, auf der dessen charakteristischer Schwanzwurzelhöcker anschau- lich dargestellt ist, existiert noch nicht. Ich füge deshalb dieser Arbeit eine farbige Tafel bei, auf der Männchen und Weibchen, von der Künstlerhand Fritz Winters nach dem Leben entworfen, in natürlicher Größe und Stellung abgebildet sind.) Bei dem Weibchen, das an einem Stein aus dem Wasser emporsteigend dargestellt ist, sind die Grübchen an der Schnauze, die Leisten am Hinterkopf und die Vertebralrinne deutlich zu erkennen; bei dem auf dem Moospolster sitzenden

") Dr. Wolterstorff in Magdeburg, der bei einem Besuche in Frankfurt im September v. Js. meine Kaukasussalamander gegeben hat, hatte mich gebeten, sie für sein demnächst erscheinendes, großes Taielwerk „Die Urodelen der alten Welt‘ von Lorenz Müller in München malen zu lassen, der auch die Originale für die übrigen Tafeln seines Werkes gemalt hat. Ich konnte mich hierzu nicht entschließen, weil ich die Tiercben nicht den Gefahren eines nochmaligen Transpurts aussetzen wollte. In dankens- werter Weise hat mich Dr. Wolterstor{{ durch manchen Rat bei dieser Arbeit unterstützt; auch hat er mir das von Lorenz Müller nach Spiritusexem- plaren von Sal. caucasia für sein Werk gemalte Original überlassen; es ist von Fritz Winter bei der Fertigstellung seiner Tafel benützt worden.

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Männchen tritt der Schwanzwurzelhicker gut hervor. Die dritte Abbildung stellt ein Tierchen mit regeneriertem Schwanzende dar, wie es behutsam an der Glaswand des Behälters hinaufklettert; sie bringt die Färbung der Unterseite, die beiMännchen und Weibchen die gleiche ist, und die Keblfalte deutlich zur Anschauung. Bei einem vierten Tierchen sind nur der Kopf mit den hervortretenden Angen und die Vorderbeine zwischen dem Moose sichtbar. Uber das Freileben des Kaukasischen Salamanders sind in der Literatur keine Angaben vorhanden. Kaznakoff schreibt mir: „Rien n’est connu sur la vie de cet animal, si ce n’est qu’il est d’habitudes entiérement nocturnes“. Mit dieser Mitteilung stimmen meine Beobachtungen der Kaukasussalamander in der Gefangenschaft überein. Tagsüber sind die Tierchen meist in dunkelen Schlupfwinkeln verkrochen, unter dem Moose, zwischen demselben und der hinteren Wand des Behälters oder unter den größeren, vom Wasser umspülten Steinen des Terrarienteils. Meist liegen drei bis vier Exemplare in demselben Schlupfwinkel zu einem Knäuel zusammengeballt dicht bei einander in gleicher Weise, wie es oft auch bei unserem Feuersalamander und bei dem Alpen- salamander in der Gefangenschaft der Fall ist. Niemals konnte ich jedoch beobachten, daß sich die Tierchen in das Moos selbst, an dessen Wurzelstöcke und in die lockere Erde eingraben, wie es der Feuersalamander tut, indem er sich mit dem Kopfe voran förmlich in das Moos einbohrt und sich nachher in der so geschaffenen Höhlung umdreht und zur Ruhe legt. Während der Feuersalamander in der Gefangenschaft bei reichlicher Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme auch in den Sommermonaten in seinem dichten, feuchten Versteck oft tage- und wochenlang verborgen liegt, haben meine Kaukasussalamander fortwährend ihre Verstecke gewechselt. In der Dämmerung und Dunkel- heit verlassen sie ihre Schlupfwinkel und kriechen munter auf dem feuchten Moose oder noch lieber an den Steinen umher. Häufig nehmen sie dabei eigenartige Stellungen ein; sie stützen sich hochaufgerichtet auf das eine Vorderbein, während das andere frei in die Luft gehalten wird oder auf der Spitze eines Moosbäumchens ruht, so daß nur die beiden hinteren Drittel des Rumpfes und der Schwanz den Boden berühren. Die beiden Hinterbeine liegen dabei gespreizt dem Boden ebenfalls flach

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an, während der Kopf hochemporgereckt ist. Manchmal wird dabei auch das eine Hinterbein so weit nach vorn gebeugt, daß der Fuß dem Rücken des Tierchens flach anliegt. Sehr häufig halten sich die Kaukasussalamander auch im Wasser selbst auf, indem sie gewandt an dessen Grunde über den kies- bedeckten Boden des Aquarienteils unter Wasser hinweglaufen oder an vorspringenden Steinen einen Stützpunkt findend ruhig liegen, so daß der größte Teil ihres Körpers vom Wasser um-

Salamander an der (rlaswand sitzend, (Unterseite). Natürliche Größe.

spült ist und nur ihr hochgereckter Kopf über dessen Oberfläche emporragt. In tieferes Wasser gesetzt, in dem sie den Boden nicht unter den Füßen fühlen, streben die Tierchen ängstlich an die Oberfläche zu gelangen. Im Gegensatz zu dem plumpen, täppischen Verhalten unseres Feuersalamanders führen sie da- bei äußerst lebhafte, schlängelnde, aalartige Bewegungen mit ihrem schlanken Rumpfe und mit dem Schwanze aus, die durch rasch aufeinander folgende Ruderschläge mit den Extremitäten wirksam unterstützt werden. Sehr gewandt klettern die Tierchen an dem steilen Uferrand des Terrarienteils wie auch an den senkrechten Glasscheiben des Behälters auf und ab,

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etwa in der Weise und auch in den eigenartig verschränkten Stellungen, wie ich sie öfters bei dem italienischen Erdmolch, Spelerpes [Geotriton] fuscus Bonap. in der Gefangenschaft be- obachtet habe. In ihren Bewegungen sind die Tierchen auch auf dem Lande wesentlich lebhafter und behender als unsere beiden europäischen Salamanderarten; ihr ganzes Gebaren wie die schnelle, huschende Art ihrer Fortbewegung unter mannig- fachen Krümmungen und Wendungen des schlanken Körpers und schlängelnden Bewegungen des Schwanzes, namentlich bei Flucht- versuchen, erinnert lebhaft an Eidechsen, besonders an die zierliche Bergeidechse, Lacerta vivipara Jacq., die im Hochgebirge bis zu denselben Höhen ansteigt wie der Kaukasussalamander, die daselbst gleichfalls mit Vorliebe recht feuchte Wiesen und Matten bewohnt und oft genug im Freien durch Pfützen und Gräben unter Wasser laufend beobachtet wird. Freilich will es mir scheinen, als ob die Kaukasussalamander in der Behendig- keit ihrer Bewegungen nicht so ausdauernd seien wie die Eidechsen. Gelingt es ihnen nicht, bei ihren eiligen Flucht- versuchen alsbald ein Versteck im Moose oder einen Spalt zwischen den Steinen zu finden, in den sie hineinschlüpfen können, oder das Wasser zu erreichen, an dessen Grund sie sich anscheinend sicher fühlen, so erlahmt ihre eidechsenartige Behendigkeit sehr bald und ihre Fortbewegung wird zu dem schwerfälligen, unbeholfenen Kriechen, das wir bei unserem Feuersalamander kennen. Ganz ähnlich verhält sich die por- tugiesische Chioglossa lusitanica Boc., der unter den europäischen Schwanzlurchen der Kaukasussalamander in seinem ganzen Wesen überhaupt am meisten ähnelt. Auch Chioglossa, die v. Fischer hinsichtlich ihrer Schnelligkeit auf der Flucht mit der Mauereidechse, Lacerta muralis (Laur.), vergleicht, ermüdet leicht und verfällt, nachdem sie unter mannigfachen Krümmungen ihres schlanken Leibes und ihres langen Schwanzes eine Strecke weit äußerst geschwind davon gelaufen ist, sehr bald wieder in ein ruhigeres Kriechen. Gelingt es ihr auf der Flucht, ein Gewässer zu erreichen, so verschwindet sie „unter äußerst lebhaften, schlängelnden Aalbewegungen“ in dessen Tiefe.!®) 16) vy. Fischer: „Der portugiesische Scheidenzüngler (Chioglossa lusi-

tanica Barboza du Bocage) in der Gefangenschaft‘. Der Zoologische Garten XXVI. Jahrg., 1885, p. 290.

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Bei der verborgenen Lebensweise, die meine Kaukasus- salamander in der Gefangenschaft führen, und bei der großen Scheuheit der Tierchen, die sie auch jetzt nocht nicht völlig abgelegt haben, habe ich sie anfangs nur selten bei der Nahrungsaufnahme beobachten können. Im vergangenen Spätsommer und Herbst habe ich Käfer- (sog. „Mehlwürmer‘“) und Blattwespenlarven, Stubenfliegen, gefliigelte und ungeflügelte Blattläuse, Küchenschaben, kleine Heuschrecken und Grillen, Tansendfüße, Spinnen und Asseln, kleine Regenwürmer und Nacktschnecken in großer Menge als Futtertiere eingesetzt; aber nur vereinzelte Male konnte ich beobachten, wie die Salamander Mehlwürmer, Tausendfüße und Regenwürmer fraßen. Gelegentlich sah ich dabei, wie Tierchen, die gerade im Wasser saßen, auf einen am Grund des Wassers dahinkriechenden Regenwurm Jagd machten und ihn geschickt unter Wasser zwischen den kleinen Kieselsteinen des Bodenbelags zu erhaschen wußten. Die Art des Erfassens und Verschlingens der Beute ist ganz die gleiche wie bei unseren Salamanderarten. Während der Wintermonate, in denen die Tiere in einem ungeheizten Zimmer, dessen Temperatur nicht unter C. gesunken ist, gehalten wurden, blieb ihre Freßlust anscheinend unverändert; kleine Regenwürmer von etwa 5cm Länge bildeten in dieser Zeit ihre einzige Nahrung. Da meine Salamander niemals da- zu zu bringen gewesen sind, nach vorgelegten Futtertieren zu schnappen, habe ich möglichst reichlich Regenwürmer in das Terrarium eingesetzt und es den Salamandern überlassen, die Beutetiere im Moose und unter den Steinen selbst aufzusuchen, Bei dieser Art von Fütterung, die auch de Bedriaga und Kammerer'!”) empfehlen, scheinen sich die Tierchen im Laufe des Winters genügend ernährt zu haben; denn sie blieben munter und es waren auch stets reichlich Exkremente in dem Terrarium zu finden. Auch ist bei zwei Tierchen, die mit verletztem Schwanzende in meinen Besitz gekommen sind, die Regeneration des Schwanzes im Laufe der Wintermonate in normaler Weise fortgeschritten. Mit Beginn des Frübjahrs wurden wiederum Stubenfliegen und in den Aquarienteil des Be- hälters kleine Kaulquappen des braunen Grasfrosches, Rana

17) de Bedri aga: „Die Lurchfauna Europas, 1I. Schwanzlurche‘. Moskau, 1897, p. 137 und Kammerer, l.c., p. 179.

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temporaria L., Culicidenlarven und auf Kaznakoffs Anraten (p. 107) auch Flohkrebse, Gammarus pulex L. und @. flurta- tls Roesel, und Wasserasseln eingesetzt. Sie wurden als will- kommene Beutetiere von den Kaukasussalamandern in großer Menge verzehrt. Bei der Jagd auf die gewandten Flohkrebse standen die Tierchen oft minutenlang auf der Lauer, den Kopf unter Wasser, bis ein Krebschen nahe genug vorüberschwamm, oder sie krochen behutsam unter Wasser auf den stillsitzenden, nur mit seinen Beinen beständige Bewegungen ausführenden Flohkrebs zu, um ihn schließlich geschickt zwischen den kleinen Kieselsteinen zu erfassen. Die schwerfälligeren Wasserasseln fielen den Salamandern oft zur Beute, wenn sie aus dem Wasser an den großen Steinen des Uferrandes oder gelegentlich an den Glaswänden des Behälters emporkrochen. Wenn sie sich be- wegten, wurden sie schon auf eine Entfernung von 18 bis 20cm von den beutegierigen Lurchen erspäht; mehrere Salamander begannen von verschiedenen Seiten her gleichzeitig die Jagd und demjenigen fiel die Assel zum Opfer, der sie im letzten Augenblick im Sprung aus 2 bis 3cm Entfernung zu erhaschen wußte. In gleicher Weise vollzog sich die erfolgreiche Jagd auf die eingesetzten Stubenfliegen.

Die Häutung meiner Salamander hat im Februar und März d. Js. stattgefunden. Bei drei Exemplaren konnte ich nur das Ende des Häutungsprozesses beobachten; zwei von ihnen hatten, auf dem Moospolster sitzend, ihre alte Haut bereits über die Ansatzstelle der Hintergliedmaßen hinaus abgestreift und das abgestreifte Stück vermutlich aufgefressen. Sein Ende hielten sie noch im Maule fest, indem sie ihren schlanken Rumpf zu einem Kreisbogen gekrümmt hatten, so daß ihre Schnauze in die Gegend der Schwanzwurzel zu liegen kam. In wenigen Sekunden zogen sie nun unter mannigfachen Krümmungen und beständigen Bewegungen mit den Rumpfmuskeln ihren langen Schwanz mit Leichtigkeit aus deı alten, dünnen Haut heraus, fraßen sie vollständig auf und sperrten nachher mehrmals wie gähnend ihr Maul auf, ganz in der Art, wie es die Schwanzlurche zu tun pflegen, wenn sie eine reichliche Mahlzeit eingenommen haben. Bei einem dritten Exemplar habe ich den Häutungsprozess von Anfang an genau beobachtet. Als bei dem Tierchen nach wieder- holtem Gähnen und Emporrecken des Halses die Haut an der

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Schnauze geplatzt war, streifte es durch Scheuern seines Kopfes an den kleinen Moosbäumchen die Kopfhaut bis in die Gegend des Nackens zurück. Während nun die abgestreifte Haut, die zu einem Ring zusammengeschoben den Hals des Tierchens um- gab, an dem Moose einen Widerhalt fand, kroch das Tierchen langsam vorwärts und schlüpfte so allmählich bis zur Ansatz- stelle der Vordergliedmaßen aus der alten, nur noch locker an- haftenden Haut heraus. Ohne eine Ruhepause zu machen, zog es darauf zunächst das eine, dann auch das andere Vorderbein behutsam aus der alten Haut hervor, nachdem es beide Extre- mitäten nach einander in gestreckter Haltung nach hinten dicht an den Rumpf angelegt hatte. Im Moos vorwärts kriechend streifte das Tierchen alsdann unter lebhaften Krümmungen die Haut des Rumpfes ab. Hierauf folgte eine längere Ruhepause, in der das Tier anscheinend erschöpft auf dem Moose liegen blieb. Nach einigen Minuten legte es die beiden Hinterbeine nach hinten gestreckt dicht an den Schwanz an und schlüpfte, abwechselnd mit dem rechten und mit dem linken Beine lang- same Bewegungen ausführend, vorsichtig zunächst mit den Oberschenkeln, dann mit den Unterschenkeln und schließlich mit den Füßen aus der alten Haut heraus. Ohne die Haut mit dem Maule zu erfassen und ohne sie aufzufressen, wie es die beiden anderen Exemplare getan hatten, streifte es dann rasch auch die Haut des Schwanzes ab. Zu einer schmalen,

Abgestreifte Haut des Kaukasussalamanders. Vergrößerung 2/1.

kreisrunden Scheibe von 10mm Durchmesser, die in ihrer Mitte, etwas exzentrisch gelegen, ein rundes, knapp 1mm großes Löchelchen trug, zusammengeschoben blieb die ganze Haut des Tierchens im Moose liegen.'®) Ein viertes Tierchen hatte die Haut bereits bis zur Ansatzstelle der Hintergliedmafen ab- gestreift; bei ihm spielte sich der weitere Häutungsprozeß

'8) Die frisch abgestreifte Haut befindet sich im Senckenbergischen Museum.

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genau in der eben geschilderten Weise ab. Unmittelbar nach der Häutung, die sich in ihrem ganzen Verlaufe im Trockenen vollzogen hat, krochen die Tierchen munter auf dem Moose weiter. Die abgestreifte Haut eines weiteren Exemplares fand ich im Wasser liegen, ohne die Häutung selbst beobachtet zu haben. Bei den frisch gehäuteten Exemplaren hoben sich die orangegelben Flecken leuchtend von dem dunkelen Email der Grundfarbe ab.

Aus diesen Beobachtungen des Kaukasussalamanders in der Gefangenschaft und ihrem Vergleich mit den Beobachtungen, die an anderen gefangengelialtenen Arten von Schwanzlurchen gewonnen wurden, aus dem Umstand, daß bis jetzt nur verhältnis- mäßig wenige Exemplare dieser interessanten Art in die euro- päischen Museen gekommen sind, und aus den Angaben Valen- tins (p. 92) und Kaznakoffs (p. 91) sowie aus den brieflichen Mitteilungen v. Koenigs an Wolterstorff [9] lassen sich wohl einige Schlüsse auf das Freileben des Tieres ziehen. Es scheint, daß der Kaukasussalamander ein ebenso verborgenes Leben wie unsere europäischen Salamanderarten führt, daß er sich tagsüber unter vermoderten Baumstrünken, in Höhlungen, in Mauslöchern, unter Steinen, in Felsspalten u. dergl. aufhält, mit Vorliebe an recht feuchten Orten in der Nähe von Quellen und Bächen, und daß er hauptsächlich nach heftigen Regen- güssen und in der Dämmerung sein verborgenes Versteck verläßt, um auf Beutetiere zu jagen. Er bewohnt wenigstens in der Nähe des Meeres wie unser Feuersalamander feuchte Laubwaldungen mit üppiger Farnkrautvegetation in den mittleren Höhen des Gebirges, zugleich aber auch das Tannendickicht in höheren Lagen und wie der Alpensalamander die alpinen Matten an der oberen Waldgrenze und scheint noch wesentlich höher anzusteigen. Allem Anschein nach führt er auch das gesellige Leben des Alpensalamanders '’), indem meist zwei oder mehrere, nach Kaznakoffs Angabe bis zu sechs Exemplare an einer Fundstelle zusammen angetroffen werden. Nirgends jedoch

1?) y, Chauvin schildert in ihrer Arbeit „Über das Anpassungsver- mögen der Larven von Salamandra atra“ (Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 29. Bd., 1877, p. 329), wie sie auf der Via mala in Graubünden häufig zwei und mehr Exemplare von Alpensalamandern paarweise verteilt in einem Lager unter großen Steinplatten gefunden hat,

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kommt der Kaukasussalamander häufig vor; er scheint vielmehr an allen Orten, an denen er bis jetzt gefunden worden ist, ziemlich selten zu sein®°), In seinen Bewegungen gleicht er weniger unseren beiden europäischen Salamanderarten wie der portugiesischen Chioglossa lusitanica Boc., mit der er auch die Vorliebe für den Aufenhalt in nächster Nähe des Wassers oder im Wasser selbst zu teilen scheint. Wie sich aus den von Kaznakoff im Februar d. Js. vorgenommenen, sorgfältigen Untersuchungen des Mageninhalts einiger Individuen schließen läßt, ernährt sich der Kaukasussalamander im Freien in der Hauptsache von den gleichen Beutetieren wie unsere beiden europäischen Salamanderarten. Kaznakoff fand im Magen der von ihm untersuchten Tiere unzweifelhafte Reste von Insektenlarven (u. a. die Larven eines Staphyliniden), von Culiciden und anderen Dipteren, kleinen Käfern, Tausendfüßen, Spinnen und Asseln (Porcellio Latr.), Regenwürmern und Nackt- schnecken, außerdem aber auch Reste von Flohkrebsen, Gam- marus Fabr., ein sicherer Anhaltspunkt dafür, daß der Kaukasus- salamander auch im Freien unter Wasser auf Beutetiere Jagd macht. Aus der auffälligen Behendigkeit seiner Bewegungen läßt sich vielleicht auch der Schluß ziehen, daß er in der hoch- alpinen Region, in die sich seine Heimat erstreckt, nicht nur langsam kriechenden Futtertieren, die nur in spärlicher Arten- und Individuenzahl vorhanden sein mögen, nachstellt, sondern daß er auch auf leichtbewegliche und fliegende Beutetiere (Nachtschmetterlinge u. dgl.) angewiesen ist, deren Fang eine große, eidechsenartige Behendigkeit erfordert.

In Bezug auf die Fortpflanzung des Kaukasussalaman- ders ist nichts bekannt. Eier, Larven und ganz junge Land- tiere sind bis jetzt nicht aufgefunden worden. Das kleinste, mir bekannte Exemplar ist ein halbwüchsiges Tierchen im Sencken- bergischen Museum von 65 mm Länge.?!) In Analogie der Fort-

30) Die meisten Exemplare, die in die europäischen Museen und nach Tiflis selbst gelangt sind, wie auch meine sieben lebenden Exemplare stammen von Lomis-Mta bei BorZom und es ist anzunehmen, daß wohl sämtliche in den Museen befindliche Exemplare mit der Fundortsangabe „Borzom“, bezw. „Umgegend von Borzom“ ebendaber stammen.

21) Im K. K. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien befindet sich ein annähernd gleich großes Stück von 66 mm Länge.

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pflanzung der beiden europäischen Salamanderarten**) darf aber wohl ohne weiteres angenommen werden, daß auch der Kaukasus- salamander vivipar ist. Ob er indessen kiementragende Larven wie unser Feuersalamander oder vollentwickelte Landtiere wie der Alpensalamander zur Welt bringt, ist eine Frage, die vor- läufig noch. offen bleiben muß.?°)

Das Verbreitungsgebiet des Kaukasussalamanders ist, wie sich mit Bestimmtheit annehmen läßt, außerordentlich viel kleiner wie das des Feuersalamanders und vermutlich auch weniger ausgedehnt als das des europäischen Alpensalamanders. Außerhalb des Kaukasus ist die Art bis jetzt nur im Kolat-dagh°*) bei Trapezunt angetroffen worden. Die übrigen mir bekannt gewordenen Fundorte sind das Kartschchal- gebirge (2800 m)*5), die Umgegend von Keda (etwa 500m) ?®) und Abastuman (1170m)?’), der Sekarskpaß (2158 m)?®), die Gegend von BorZom?), namentlich der Lomis-Mta (2200 m) in der Suramkette °P), Zhra-Z’aro*'), eine Paßhöhe (2712 m) etwa 21'/s km südsüdöstlich von Borzom in der Nahe des Tabiszchur-Sees gelegen, sowie die Umgegend der Festung Lagodechi°®) und andere Punkte in den Bergen Kache-

22) Wie sich das Fortpflanzungsgeschäft bei Salamandra luscham Stdchr. abspielt, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Da auch bei dieser kleinasiatischen Art das Männchen nach Wolterstorffs Angabe [9] durch einen dorsalen Hicker in der Gegend der Schwanzwarzel ausgezeichnet ist, läßt sich annehmen, daß sich bei ihr die Paarung in der gleichen Weise vollzieht wie bei dem Kaukasussalamander und, wenn meine Ver- mutung richtig ist, auch wie bei den europäischen Vertretern der Gattung.

3) Ich hatte gehofft, diese Frage durch die Untersuchung des Inhalts der Eileiter trächtiger Weibchen ihrer Lösung näher bringen zu können. Bedauerlicherweise fanden sich aber unter den Spiritnsexemplaren des Sencken- bergischen Mnseums wie auch des Kaukasischen Museums in Tiflis trichtige Weibchen nicht vor.

24) K.K. Naturhistorisches Hofmuseum in Wien.

35) Museum in Wien.

26) British Museum.

27) Museen in Frankfurt a. M. und Tiflis, British Museum.

78) Museum in St.-Petersburg.

7°) Museen in Frankfurt a. M., St.-Petersburg, Tiflis und Wien.

5°) Museen in Magdeburg, Moskau, Tiflis, British Museum und meine lebenden Exemplare.

31) Nach brieflicher Mitteilung A. Kaznakoffs.

33) Museum in Moskau.

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tiens °°) am Oberlaufe des Alasan. Bei dieser kleinen Anzahl von Fundorten wäre es verfrüht, jetzt schon in gewagte Speku- lationen bezüglich der geographischen Verbreitung der Art eintreten zu wollen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie ein viel größeres Verbreitungsgebiet besitzen, als es zurzeit den Anschein hat.

Zum Schlusse ist es mir ein freudiges Bedürfnis, dem Direktor des Kaukasischen Museums A. Kaznakoff in Tiflis nicht nur für die gütige Schenkung der mir zugesandten Kaukasussalamander der ersten, die lebend nach Europa ge- langt sind herzlichen Dank zu sagen, sondern auch für die liebenswürdige und sachkundige Ausführlichkeit, mit der er trotz der ernsten politischen Unruhen, die sich gerade in den letzten Monaten auch auf die südasiatischen Gebiete des Zaren- reiches ausgedehnt haben, alle an ihn gerichteten Fragen hin- sichtlich der interessanten Tierchen beantwortet und dadurch unsere Kenntnisse von dem Freileben des Kaukasi- schen Feuersalamanders in seinem heimatlichen Hochgebirge wesentlich gefördert hat.

Frankfurt a. M. 8. April 1905.

Literaturverzeichnis.

1. Waga: „Nouvelle espéce de salamandride“. Revue et Magasin de Zoologie, 3. serie, T. 4, p. 326—328, pl. 16. Paris, 1876.

2. Kessler: „Reise durch das transkaukasische Gebiet im Jahre 1875 zu zoologischen Zwecken“. Arbeiten der St.-Peters- burger Naturforschenden Gesellschaft, 8. Bd. Anhang, p. 193. St.-Petersburg, 1878. (Russisch).

3. de Bedriaga: „Verzeichnis der Amphibien und Rep- tilien Vorder-Asiens®. Bulletin de la Société Impériale des Natu- ralistes“. T. 54, 2. partie, Année 1879, p. 23. Moskau, 1880.

4. Boulenger: „Catalogue of the Batrachia Gradientia S. Caudata and Batrachia Apoda in the Collection of the British Museum“. 2. edit., p. 5. London, 1882.

5. Valentin: „Bericht über meine Reise nach Tiflis und die Teilnahme an der Raddeschen Expedition in den Karabagh-

8]

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Gau“. Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell- schaft in Frankfurt a. M., 1891, p. 233. Frankfurt a. M., 1891.

6. Boettger: „Wissenschaftliche Ergebnisse der Reise Dr. Jean Valentins im Sommer 1890. 1. Kriechtiere der Kaukasusländer“. Bericht der Senckenbergischen Naturforschen- den Gesellschaft in Frankfurt a. M., 1892, p. 132 u. 133. Frank- furt a. M., 1892.

7. Nikolsky: „Salamandra caucasica (Waga)“. Annuaire du Musée Zoologique de l’Académie Impériale des Sciences de St.- Petersbourg, T. 1, p. 220—223. St.- Petersburg, 1896. (Russisch).

8. Boulenger: ,On some little-known Batrachians from the Caucasus“. Proceedings of the Zoological Society of London, 1896, p. 553 u. 554, pl. XXII, fig. 1, la u. 1b. London, 1896.

9. Wolterstorff: „Die Urodelen Südasiens“. Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde, 9. Jahrg., p. 92 u. 9. Magdeburg, 1898 und „Revision des Urodéles de l’Asie Tem- peree Möridionale et leur extension géographique*. La Feuille des Jeunes Naturalistes, 3. série, 28. Année, p. 162. Paris, 1898.

10. von Radde: ,Die Sammlungen des Kaukasischen Museums“. Bd. I, p. 290, Tafel XIX. Tiflis, 1898. (Russisch und Deutsch).

Abbildungen des ganzen Tieres bei Waga (2), Bou- lenger [8] (#) und v. Radde (d und 2), der Stellung der Gaumenzähne und des Schwanzwurzelhöckers des ob bei Nikol- sky und Boulenger [8].

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Inhalt.

I. Teil: Geschäftliche Mitteilungen.

Jahresfeier der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft am 28. Mai 190d . en Die Leuchtorgane der Tiefsecfische. Vortrag, gehalten von Prof. Dr. A. Brauer-Marburg i. H. Jahresbericht, erstattet von Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx, II. Direktor Nekroluge: Carl Weigert + (mit Porträt, Von Dr. A. Homburger Carlo Freiherr von Erlanger + (mit Porträt), Von Dr. W. Kobelt .. en D. F. Heynemann + (mit Porträt). Von Dr. W. Kobelt Albert von Reinach f (mit Porträt). Von Prof. Dr. F. Kinkelin . en Verteilung der Ämter im Jahre 1905 Stifter der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Verzeichnis der Alitglieder: I. Ewige Mitglieder . II. Beitragende Mitglieder . Iil.u. IV. Außerordentliche und korrespondierende Ehrenmitglieder V. Korrespondierende Mitglieder Rechte der Mitglieder Auszug aus der Bibliothekordnung . Bilanz per 31. Dezember 1904 . Übersicht der Einnahmen und Ausgaben it im Jahre 1904 Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen: Dr. G. Popp: Neuere naturwissenschaitliche Örrungensehaften in ihrer Bedeutung für die Kriminalistik U. G. Schillings: Die Tierwelt der Massai- Hochländer mit besonderer Berücksichtigung ihres Aussterbens . Dr. J. Wilhelmi: Regeneration und Entwickelung Dr. F. Drevermann: Entstehung und Geschichte des rheini- schen Schiefergebirges Dr. H. Sachs: Über einige tierische Gifte Prof. Dr. M. Verworn: Physiologie des Schlafes . Dr. E. Albrecht: Ziele und Wege der Entwickelungsmechanik Dr. F. Römer: Miniges aus der Schansammlung des neuen Museums . Dr. R. Delkeskamp: Die Genesis der ‘Mineralquellen und Thermen . en rn

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Prof. Dr. H. Conwentz: Schutz der natürlichen Landschaft, ihrer Pilanzen- und Tierwelt . Prof. Dr. G. Greim: Die Grundlagen der wissenschaftlichen Wettervorhersage Stadtgartendirektor K. Heic k e: Die Pflanzenwelt im Kampf ums Dasein gegen die schädlichen Einflüsse der Großstadt Oberstabsarzt Dr. R. Brugger: Wesen und Bedeutung der Kurzsichtigkeit nn Uberstudienrat Prof. Dr. K. L ampe rt: Das winterliche Tier- leben des Süßwassers und sein Erwachen im Frühling Dr. L. Laquer: Die Grundlagen der geistigen Minderwertigkeit K. Fischer: Bergstürze und Felsschlipfe im Gefolge der Eiszeiten Stabsarzt Dr. L. Drüner: Uber die Wirbeltheorie des Schädels Erteilung des Soemmerringpreises Museumsbericht: I. Zoologische Sammlung ll. Botanische Sammlung . lll. Mineralogisch-petrographische Sammlung IV. Gevlogisch-paläontologische Sammlung . Bibliothekbericht . Medaillensammlung Sonstige Geschenke

Il. Teil: Wissenschaftliche Mitteilungen.

1) Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens. Von E. Lienenklaus. (Mit Taf. I—IV) . ;

2) Beiträge zur Kenntnis der Hymenopteren- Fauna der weiteren Um- gegend von Frankfurt a. M., X.— XII. Teil. Von Prof. Dr. L. von Heyden, Kgl. Preuß. Major a.D. se

3) Der Kaukasische Feuersalamander, Salamandra caucasia (Waga). Von Dr. A. Knoblauch. (Mit einer farbigen Tafel und 4 Textfiguren) . en

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~ Druck ve von _ Gebrüder Knauer i in ı Frankfurt a. M.

136*

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BERICHT DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN

FRANKFURT AM MAIN 1906.

Vom Juni 1905 bis Juni 1906.

rr er emee me -.-

Die Direktion der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht über das verflossene Jahr zu überreichen.

Frankfurt a. M., im Juni 1906.

Die Direktion:

Dr. phil. A. Jassoy, 1. Direktor.

Robert de Neufville, II. Direktor.

W. Melber, 1. Sekretär.

Dr. med. H. von Mettenheimer, 11. Sekretär.

Exchan 79

Senc!.. herr a bliothek Fran. ‘te JAN 13 36

I. Teil

(reschäftliche Mitteilungen.

Jahresfeier

der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft am 27. Mai 1906.

Im festlich geschmückten Vogelsaale begrüßt der derzeitige I. Direktor Dr. A. Jassoy die Erschienenen zur letzten Jahres- feier im alten Museum, aus dem die Gesellschaft trotz der Raumenge und mancher technischen Unvollkommenheiten der Hörsäle, Sammlungs- und Arbeitsräume begreiflicherweise nur schweren Herzens scheidet. Mag auch in einigen Jahren draußen an der Viktoria-Allee ein neues, reiches wissenschaftliches Leben erblühen, für die nächste Zeit ist aller Voraussicht nach zu er- warten, daß der so erfreulich gewachsene Besuch der Vorträge und Vorlesungen durch die große Entfernung des Neubaues vom Zentrum der Stadt etwas beeinträchtigt werde.

Selbst wenn die Fertigstellung der neuen Sammlungsräume in den nächsten Monaten erfolgt, wird die Überführung aller Sammlungen in das neue Haus und ihre Neuaufstellung in diesem Sommer kaum zu bewerkstelligen sein, zumal auch die Auf- stellung der neuen Schauschränke in zwei Geschossen mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Immerhin hofft die Gesellschaft nach Überführung der Lehrsammlung die Vorlesungen der Dozenten vom Herbste ab im Neubau veranstalten und auch die Abhaltung der Wintervorträge daselbst ermöglichen zu können, zumal letzterer Absicht keine erheblichen Schwierig- keiten entgegenstehen. Der Vorsitzende schließt mit Worten des Dankes für die Beihilfe im abgelaufenen Berichtsjahre und be- sonders für die so reichlich dem Museum zugewiesenen Ge- schenke, unter denen sich ganz hervorragende auch von aus-

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wärtigen Gönnern befinden, und berichtet, daß Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, die hohe Protektorin der Gesell- schaft, in einem vor wenigen Tagen aus Homburg v.d. H. an die Direktion gerichteten Schreiben mit Interesse von dieser wert- vollen Bereicherung der Sammlungen durch ausländische Freunde Kenntnis genommen hat.

Hierauf hält Stabsarzt Dr. L. Drüner den Festvortrag über

„Die Kiemenbögen der Wirbeltiere und ihre Abkömmlinge.“

Der Stamm der Wirbeltiere, Chordonier, ist ein durchaus einheitlicher. Die Verwaudtschaft seiner Zweige findet in dem Nachweis der Chorda dorsalis unter dem Rückenmarke und der segmentalen Gliederung, Metamerie, ihren Ausdruck. Die Zusammengehörigkeit der einzelnen Zweige ist aber innerhalb dieses Stammes eine sel verschiedene.

Die Akranier und Cyclostomen sind unter einander und von allen übrigen Klassen der Wirbeltiere durch eine weite Kluft geschieden, die sich in den meisten Einzelheiten nicht überbrücken läßt. Ja unter den Cyclostomen allein, zwischen Petromyzon und Myxine sind die Unterschiede der Organi- sation so tiefgreifende, daß man ihren Verwandtschaftsgrad als einen entfernteren einschätzen muß als den zwischen den äußersten Gliedern aller übrigen Chordaten, zwischen Haien und Säugetieren. Die enge Zusammengehörigkeit dieser letzteren bat zuerst Karl Gegenbaur in seinem fundamentalen Werke über das Kopfskelett der Selachier als Grundlage zur Beurteilung der Genese des Kopfskelettes der Wirbeltiere 1872 bewiesen.

Der Vortragende beschränkt sich auf die Morphologie der Kiemenbögen des Wirbeltierstammes von den Selachiern bis zu den Säugetieren und führt den Vergleich an dem Bau des Skelettes, der Muskeln und Nerven bei den Haien, Schwanzlurchen und Säugetieren durch. Der Kiemendarm stellt einen trichter- fürmigen Sack dar, dessen Seitenwände von den Kiemenspalten durchbrochen werden. Zwischen je zwei Kiemenspalten liegt ein Kiemenbogen, eine Skelettspange mit den die Kiemen durch- blutenden Gefäßen, mit den Kiemenbogen, Muskeln und Nerven.

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Von diesen Organen sind die Skeletteile und die eine morpho- logische Einheit bildenden Muskeln und Nerven für die ver- gleichende Morphologie die wichtigsten. Diese gehören dem ältesten Teile des Schädels, dem Paläokranium, an. Die se- kundär in den Bereich des Kiemenkorbes eingewanderte hypo- branchiale Muskulatur, aus der sich die Zungenmuskulatur entwickelt, gehört dagegen dem nachträglich an das Gehirn angegliederten 12. Gehirnnerven, dem Hypoglossus, an, und muß hier außer Betracht bleiben.

Bei den Selachiern ist die branchiomere Gliederung der Kiemenbögen, oder besser Schlundbögen, eine gleichartige. Nur der erste Schlundbogen hebt sich durch seine Einrichtungen, den Kieferapparat, heraus. Die Muskeln, die das mächtige Palatoquadratum und den Unterkiefer bewegen, sind viel massiger als bei den nachfolgenden Schlundbögen, namentlich als der Schläfenmuskel und der Unterkieferheber. Aber man erkennt auch hier noch die allgemeine Anordnung der übrigen wieder, bei denen der Kiemenbogenmuskel eine zusammenhängende Muskelbinde darstellt, die den Kiemenkorb vom Rücken zur Bauchseite umgibt. Auch die Nerven zeigen von Segment zu Segment die gleiche Gliederung in einen hinter der Kiemenspalte verlaufenden Hauptast und zwei Nebenäste, von denen der eine vor der Kiemenspalte an der Seitenwand, der andere an der oberen Wand des Schlundes sich verzweigt. Solcher Schlundbögen finden wir hinter den ersten beiden, dem Kiefer- und dem Zungenbeinbogen, bei den meisten Haien noch 5, bei den tieferstehenden noch 6 oder 7. Wir haben also bei Heptanchus 9 Schlundbögen, unter ihnen 7 Kiemenbögen im engeren Sinne.

Bei den Urodelen treten mit dem Übergang vom Wasser- zum Landleben im Bau der Schlundbögen tiefgreifende Änder- ungen ein. Im Bereich des Kieferbogens gibt das Palato- quadratum seine Beweglichkeit auf. Nur der hintere Teil erhält sich als ein mit dem Schädel fest verbundenes Skelett- stück, das Quadratum. Von besonderer Bedeutung ist auch die Knochenbildung. Unterkiefer und Quadratum erhalten Knochenbelege und an den Gelenkenden stellt sich auch eine Verknöcherung des Knorpels selbst ein. Durch den Verlust der Beweglichkeit des Palatoquadratums wird der Schläfen-

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muskel ein Helfer für die Hebung des Unterkiefers beim Beißen. Die wesentlichen Veränderungen im Bereiche des Zungenbeinbogens bestehen in dem Schwunde der ersten Schlundspalte, des Spritzloches, und der Bildung einer die hinteren Kiemenspalten überdeckenden Hantfalte, des Kiemen- deckels. Dieser Kiemendeckel wird von den Muskeln des zweiten Schlundbogennerven, des Facialis, durchzogen und, indem er sich bis zum Schultergürtel ausdehnt und nach der Metamorphose hier festen Anhalt gewinnt, birgt er den Anfang zu Entwickelungsvorgängen der Facialismuskulatur, die im Säugetierstamm zu hoher Bedeutung gelangen. Schon bei den Urodelen zeigt sich eine große Verschiedenheit der Formen unter den oberflächlichen Facialismuskeln und ihre Neigung, sich vom Schultergürtel über die Haut der Unterkieferregion auszudehnen. Mit diesen umfangreichen neuen Anforderungen, die an die Facialismuskulatur mit dem Übergang zum Land- leben gestellt wurden, ist aber der zweite Schlundbogennerv gewissermaßen nicht allein fertig geworden; der dritte Schlund- bogennerv, der Glossopharyngeus, mußte ihm durch Ausbildung einer starken Verbindung Hilfe leisten. Daraus sind die viel- fachen auch bei den Säugern bis hinauf zum Menschen vor- handenen engen Beziehungen zwischen diesen beiden Nerven herzuleiten.

Unter dieser oberflächlichen in den Dienst der Haut tretenden Muskulatur finden wir bei den Urodelen die am Skelett ansetzenden Muskeln in der typischen Anordnung. Es ist ein Heber des Zungenbeinbogens, der hier bei den meisten Formen Ansatz am Unterkiefer gewinnt, und ein zwischen den beiden Hälften sich ventral ausspannender intermandibularer Muskel vorhanden. Und im wesentlichen die gleiche Anord- nung begegnet uns bei den folgenden Kiemenbögen, deren bei den Urodelen vier auf den Zungenbeinbogen folgen. Hinter dem vierten Kiemenbogen liegt ein kleines Knorpelchen zu beiden Seiten des Kehlkopfeinganges, dessen Muskulatur im kleinen die Anordnung wiederholt, welche die Kiemenbogen zeigen, der Stellknorpel, das Arytänoid. Diesen Knorpel hat Gegenbaur daher von einem fünften Kiemenbogen abgeleitet. Nun findet man aber an der Muskulatur hinter dem vierten Kiemenbogen eine Anordnung, die im Verein mit dem Befund

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einer fünften Kiemenspalte den Verlust wenigstens eines Kiemenbogens vor dem Kehlkopf schon bei den Urodelen an- nehmen läßt. Man muß also den primitiven Kehlkopfknorpel, das Arytänoid, von einem sechsten bezw. siebten Kiemenbogen- knorpel bei den Vorfahren der Urodelen ableiten und auf Grund dieser Tatsachen annehmen, daß die charakteristischen Umge- staltungen des Urodelenkörpers, die mit der Luftatmung zusammenhängen, bei selachierähnlichen Vorfahren mit sechs oder sieben Kiemenbögen hinter dem Zungenbeinbogen ein- gesetzt haben.

Bei den Säugetieren ist die Anordnung der Muskulatur im Bereich des Kieferbogens auf den ersten Blick wieder zu erkennen. Schläfenmuskel, Heber des Unterkiefers und inter- mandibularer Muskel zeigen im wesentlichen die gleiche Anord- nung. Im Facialisgebiet ist die oberflächliche Hautmuskulatur zu riesiger Ausdehnung gelangt und hat die wichtigen Funk- tionen des Augenlidschlusses, der Bewegung der Lippen, der Ohren, der Kopf- und Halshaut übernommen. In der Tiefe finden wir aber am Zungenbeinbogen die ursprüngliche Anord- nung der Muskulatur noch erhalten wie bei den Urodelen, einen Heber des Zungenbeins, den hinteren Teil des zwei- bäuchigen Muskels, der mit einem Teil des intermandibularen Muskels durch eine Zwischensehne in Verbindung getreten ist, und den Stylohyoideus, den Abkömmling des Interhyoideus. Zwischen Zungenbein und Kieferbogen ist das Mittelohr zur Entwickelung gelangt, das zusammen mit der Bildung des sekundären Gaumens die Oberkieferregion umformt. Der nahe- liegende Vergleich des Mittelohres und äußeren Gehirganges mit dem Spritzloch der Selachier wird durch die Entwickelungs- geschichte der Säugetiere als unrichtig erwiesen. Die erste Schlundspalte vor und über der Chorda tympani, dem hinter der Kiemenspalte verlaufenden Hauptaste (Ramus postrematicus) des Facialis bildet sich vollständig zurück und hinter und unter der Chorda tympani bilden sich äußerer Gehörgang und Trommelfell unabhängig von der ersten Schlundspalte durch Erhebung von Hautfalten und Taschenbildungen von der Schlundwand aus. Daher kommt es, daß die Chorda tympani über dem Trommelfell an seinem oberen Rande durch das Mittelohr läuft.

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Einem völlig anderen Entwickelungsmodus folgt das Trommelfell und Mittelohr der Anuren. Bei Frosch und Kröte ist die erste Schlundspalte als Ausgangspunkt der Mittelohr- und Trommelfell- Entwickelung zu erkennen und demgemäß entspricht die topographische Lage der Chorda tympani zum Mittelohr hier der zum Spritzloch bei den Selachiern.

Auch das Skelettsystem nimmt durch die Ausbildung der Gehörknöchelchen an der Bildung des schalleitenden Apparates des Mittelohres teil. Die Streitfrage, ob das Gelenk zwischen Hammer und Ambos dem Kiefergelenk der Urodelen und Se- lachier entspricht, kann nur gestreift werden. Hinter dem Hyoidbogen ist nur noch ein Kiemenbogen bei dem entwickelten Säugetier als solcher ohne weiteres zu erkennen, das Hinter- zungenbeinhorn. Aber die vergleichende Entwickelungsgeschichte zeigt, daß der Schildknorpel aus dem 2. und 3. Kiemenbogen- knorpel verschmilzt, und es lassen sich Gründe dafür anführen, daß der 4. Kiemenbogen in dem Kehldeckel steckt. Damit ist der enge Auschluß an die Urodelen gewonnen, deren Anatomie und Entwickelungsgeschichte die Herkunft des Stellknorpels aus dem 6. oder 7. Kiemenbogen der haifischähnlichen Vor- fahren erkennen läßt. Die enge Zusammengehörigkeit der Selachier, Urodelen und Säugetiere kommt auf diesem Gebiete zu prägnantem Ausdrucke und vor allem die vergleichende Anatomie des peripheren Nervensystems erweist sich als sicherer Leitfaden für die Auffindung der richtigen Homologien. Skelett und Gefäßsystem sind den entwickelungsgeschichtlichen und topographischen Befunden im Bereiche des Nervensystems unter- zuordnen.

Der Vortrag wird durch eine große Anzahl Abbildungen und durch stereoskopische Photographien von anatomischen Präparaten erläutert, wozu die Firma Schlesicky-Ströhlein die nötigen Stereoskope gütigst zur Verfügung gestellt hat.

Zum Schluß erstattet der II. Direktor Robert de Neuf- ville den

Jahresbericht.

„Hochansehnliche Versammlung!

Die größte Bereicherung und Vermehrung hat im ver- flossenen Jahre die mineralogische Abteilung erfahren.

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Konnten wir Ihnen im vorigen Jahre über die wertvolle Schenkung der Mineraliensammlung unseres verstorbenen Mitgliedes Dr. Ludwig Belli berichten, so sind heute in erster Linie zwei hochherzige Schenkungen von größeren Suiten zu erwähnen, der Sammlung von Gesteinen und Mineralien aus dem Taunus, Odenwald und Spessart des Frankfurter Mineralogen Franz Ritter und der Sammlung des Vulkanforschers Dr. Alphons Stübel. Sodann hat in den letzten Tagen unser arbeitendes Mitglied Dr. Edmund Naumann seine von ihm selbst zu- sammengebrachte Sammlung von Erzstufen zur Begründung einer größeren Studiensammlung für Erzlagerstätten der Gesell- schaft in hochherziger Weise als Geschenk überwiesen.

Franz Rittersche Sammlung. Der wertvollen Bei- träge, die Ritter schon zu Lebzeiten für die Lokalsammlung des Senckenbergischen Museums geliefert hat, wird in seinem Nachrufe gedacht werden. Aber auch über das Grab hinaus ist ihm die Gesellschaft zu ewigem Danke verpflichtet. Während seiner qualvollen Krankheit, von der ihn erst der Tod erlösen sollte, hat er seinem Bruder, Herrn Oberforstrat A. von Ritter, und dem Sektionär Prof. W. Schauf seine Wünsche bezüglich seiner Sammlung mitgeteilt. Danach sollten seine Edelsteine, die er durch Tausch gegen Lokalsuiten von Eugen Tornow erhalten hatte, in der Familie seiner Angehörigen bleiben, die Steinbeile aus dem Taunus verkauft, käuflich erworbene Mineralien von D. Blatz in Heidelberg übernommen, alle weiteren aber von ihm selbst gesammelten mineralogischen und petrographischen Schätze der Senckenbergischen Gesell- schaft übermittelt werden. Die außerordentliche Reichhaltig- keit dieser Sammlungen zeugt von dem erstaunlichen Fleiß des Verschiedenen und von seiner Begeisterung für die Wissen- schaft.

Die Gesteine des Taunus, Odenwalds und Spessarts sind zum großen Teil in mehrfachen Dubletten verschiedener Größe vertreten, alle in treffiichen Handstücken, wobei nur zu be- dauern ist, daß öfters die Fundortsangaben fehlen. Besonders wertvoll sind die Mineralien der Umgebung von Frankfurt, die nur von einem Manne mit der Zähigkeit, nnverdrossenen Aus- dauer und dem hervorragenden Beobachtungstalente Ritters in solcher Vollständigkeit zusammengebracht werden konnten.

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Die Phosphate der Brauneisenerzlagerstätten und Quarzgänge, die Manganspäte von Oberneifen, die Nauroder Mineralien, die wohl ähnlich den von F. Zirkel untersuchten vom Finkenberg bei Bonn zum Teil nicht Einschlüsse, sondern magmatische „Ur- ausscheidungen“ sind, die schönen Fluorite und Albite von Rup- pertshain mögen besonders hervorgehoben werden. Nächst dem Taunus ist der Spessart am vollständigsten vertreten, so daß Ritters Kollektion hinter der Aschaffenburger nicht erheblich zurückstehen wird. Auch aus dem Odenwald und der Ebene könnte eine Reihe bemerkenswerter Stufen aufgezählt werden. Da aber mit Hinsicht auf den in diesem Jahre zu bewerkstel- ligenden Umzug eine Ordnung und Aufstellung des Ritterschen Nachlasses noch nicht erfolgt ist, soll später genauer über Einzelheiten referiert werden.

Außer den Mineralien und Gesteinen hat Oberforstrat A. von Ritter der Gesellschaft auch die Kristallmodelle seines Bruders, mehrere optische Präparate von Reuter & Steeg, ein Anlegegoniometer und einige Hämmer überwiesen, wofür wir ihm auch an dieser Stelle herzlichsten Dank entgegenbringen. Die Modelle aus Pappe sind z. T. nach Formen der Lokal- sammlung entworfen; sie sind geradezu Meisterstücke an Exakt- heit und künstlerischer Vollendung, die einer jeden Lehrsamm- lung zur Zierde gereichen würden.

Alphons Stübel-Sammlung. Am 16. Juni 1905 teilte Herr Emil Kühnscherf in Dresden der Gesellschaft mit, daß er und Dr. Theodor Wolf als langjährige Freunde des verstorbenen Vulkanologen Dr. Alphons Stübel durch testa- mentarische Bestimmung beauftragt worden seien, den wissen- schaftlichen Nachlaß Stübels zu ordnen und darüber weiteres zu verfügen, und daß er gesonnen sei, die von dem Verschie- denen hinterlassene Sammlung südamerikanischer Gesteine der Senckenbergischen Gesellschaft zu überweisen. Es braucht wohl kaum betont zu werden, daß die Gesellschaft über dieses großartige und unerwartete Anerbieten hocherfreut war; denn außer dem Grassi-Museum in Leipzig, das im Besitz der Stübelschen Hauptsammlung ist, hat wohl kein Institut, noclı weniger ein Pıivatmann, eine Zusammenstellung von petro- graphischem Material aus dem südamerikanischen Vulkanzug auf- zuweisen, das an Vollständigkeit und Zuverlässigkeit auch nur

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einigermaBen mit dieser herrlichen Kollektion zu vergleichen wäre, dem Ergebnis der vieljährigen, rastlosen Tätigkeit des hochgeschätzten Forschers, durch dessen geistvolle Hypothese das uralte Problem der Entstehung der Feuerberge in ein ganz neues Stadium getreten ist. Der größere Teil der Sammlung be- steht aus Handstücken der vulkanischen Gesteine (vorwiegend aus Andesiten, Daciten, Porphyriten) von Ecuador und Colombia, den Hauptgebieten der Studien Stübels, wo er mit Reiß fast zehn Jahre unter überaus großen Schwierigkeiten verbrachte, aber auch Peru, Bolivia, Chile, Argentinien und Brasilien sind durch Eruptivtypen, zum Teil auch durch nichtvulkanisches Material aus dem Gebiet der Feuerberge vertreten. Jedes Stück ist genau etikettiert und trägt eine Nummer, die nach den gefl. Mitteilungen Dr. Th. Wolfs dem die Gesellschaft für die mühsame Zusammenstellung der über 1200 Handstücke zäh- lenden Kollektion zu besonderem Danke verpflichtet ist mit der des Originalstiickes in dem Grassi-Museum übereinstimmt. Die Frankfurter Sammlung kann also nach den Etiketten genau nach der Stübel-Sammlung zu Leipzig und deren Katalogen geordnet und aufgestellt werden, in der Folge: Colombia, Ecua- dor, Peru, Bolivia, Chile, Argentinien, Brasilien. Weiter teilt Dr. Th. Wolf mit, daß ca. 200 Stück südamerikanische „Grün- steine* beigefügt sind, von denen Stübel eine Typensammlung zusammenstellen wollte, die aber nicht zu stande kam. Dr. Th. Wolf ist der Ansicht, daß diese am besten wieder der allge- meinen Sammlung eingereiht werden, was an der Hand der Etiketten leicht ausgeführt werden kann.

Diese große Schenkung gewinnt dadurch ganz besonders an Wert, daß der größere Teil ihres Materiales wissenschaftliche Spezialbearbeitung gefunden hat. Ihre Aufstellung kann erst im neuen Museumsgebäude erfolgen; in den der mineralogischen Ab- teilung zugewiesenen Räumen des alten Museums würde der Platz nicht ausreichen. Außer den südamerikanischen Gesteinen ver- danken wir Frau Appellationsgerichtsassessor Kuhn und Frau Ge- heimrat Oberbürgermeister Stübel, den Schwestern des Verstor- benen, noch die Überweisung folgender Werke Alphons Stübels:

„Die Vulkanberge von Ecuador.“ Berlin 1897. „Das Wesen des Vulkanismus.“ Sonderabdruck aus obigem Werk.

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„Ein Wort über den Sitz der vulkanischen Kräfte in der Gegenwart.“ Leipzig 1901.

„Über die Verbreitung der hauptsächlichsten Eruptions- zentren und der sie kennzeichnenden Vulkanberge in Südamerika.“ Aus Peterm. Geogr. Mitt. 1902, H. 1.

„Über die genetische Verschiedenheit vulkanischer Berge.‘ Leipzig 1902.

„Martinique und St. Vincent.“ Sonderabdruck aus vorigem Werk.

„Karte der Vulkanberge Antisana, Chacana, Sincholagua, Quilindana, Cotopoxi, Rumifahui und Pasochoa.* Leipzig 1903.

„Rückblick auf die Ausbruchsperiode des Mont Pel& auf Martinique 1902—03 vom theoretischen Gesichtspunkte aus.“ Leipzig 1904.

„Die Vulkanberge von Colombia.“ Ergänzt und heraus- gegeben von Th. Wolf. Dresden 1906.

Dieses Werk, ‘ein Seitenstück zu dem über Ecuador, unter- scheidet siclı von diesem durch eine große Anzahl ausgezeich- neter, von der Künstlerhand Stübels entworfener Bilder. Es ist ein Glück für die Wissenschaft, daß Stübels Colombia- Studien in Dr. Wolf, seinem Freund und Mitarbeiter, einen Herausgeber gefunden haben, der als hervorragender Forscher südamerikanischer Vulkane durch keinen Geeigneteren hätte ersetzt werden können.

„Indianertypen aus Ecuador und Colombia.“ A. Stübel und

W.Reiß. 1888. Lichtdruckbilder.

Die Senckenbergische Gesellschaft spricht auch an dieser Stelle Herrn Emil Kühnscherf in Dresden, Frau Appellationsgerichtsassessor Kuhn und Frau Geheimrat Stü- bel, sowie Herrn Dr. Wolf tiefgefühlten Dank aus.

Die E. Naumannsche Sammlung ist eine Fortsetzung der früher bereits von Dr. Edmund Naumann geschenkten Erzstufen aus Mexiko, die den größeren Grundstock einer Samm- lung von Erzlagerstätten gebildet haben. Der Umfang der jetzigen Schenkung, die Dr. Naumann selbst noch zu vervoll- kommnen beabsichtigt, ist derart, daß ein besonderer Raum im II. Obergeschoß des neuen Museums für sie reserviert werden muß. Hier kann jetzt schon eine Ausstellung von durchaus

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prachtvollen Stufen zur Entfaltung gebracht werden, die das Vorkommen der Erze auf ihren Lagerstätten, die Verbindung mit ihrem Nebengestein, ihre Entstehung u.s.w. veranschaulicht. Besonders hat Dr. Naumann Gewicht darauf gelegt, das Auf- treten der Erze in löslichen Gesteinen, in Kalken und Dolomiten, durch geeignete Stufen zu illustrieren. Eine derartige Zusammen- stellung des Materiales wird auf die Weiterausbildung dieses Wissenschaftzweiges von nachhaltiger Wirkung sein; sie wird auch den Fachleuten manche schwierige Frage erleichtern und weiteren Kreisen ein gutes Bild von der Natur der in der Erde ruhenden Mineralschätze geben können. Hoffentlich werden die großen Handels- und Industriefirmen, die dem Bergwesen nahe- stehen, sich an der Vervollkommnung dieses neuen Zweiges unserer Schausammlung beteiligen.

Andere zahlreiche und wertvolle Geschenke, die uns wiederum von Freunden und Gönnern reichlich gespendet wurden, werden im Museumsbericht einzeln aufgeführt. Hier mag zunächst noch ein riesiges Schaustück für die palaeonto- logische Sammlung Erwähnung finden. Gerade zu Weihnachten erhielten wir die erfreuliche Mitteitung, daß auf Anregung mehrerer Gönner der Gesellschaft, besonders des Herrn Ph. Schiff in New-York, Herr Morris K. Jesup, der Präsident des Natur- historischen Museums in New-York, einen riesigen Dinosaurier (Diplodocus) von etwa 20 m Länge für den Lichthof des neuen Museums zu schenken beabsichtigte. Die Präparierung und Montierung dieses Originalstückes dürfte den Schenker ca. 6000 Dollars kosten. Herr Langeloth in New-York, ein geborener Frankfurter, hat für die Überführung dieses Riesentieres in seine Vaterstadt die sehr erheblichen Trans- portkosten bereitwilligst übernommen.

Zum Ankauf weiterer Schaustücke für den Lichthof spendete unser ewiges Mitglied Julius Wernher in London die Summe von M. 5000—.

Dr. H. Merton, der den letzten Winter an der Zoo- logischen Station in Neapel gearbeitet hat, schenkte eine groBe Kollektion prachtvoll konservierter Coelenteraten, darunter ein groBes Schaustiick der Edelkoralle, die alle in der Schau- und Lehrsammlung Aufstellung fanden.

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Für die Vermehrung der Vogelsammlung sorgte Ritterguts- besitzer Louis Witzel in Barca (Rumänien), ein geborener Frankfurter, durch eine umfangreiche, etwa hundert Bälge umfassende Sendung rumänischer Vögel, hauptsächlich aus den dortigen Sumpfniederungen, die sämtlich gut präpariert sind. Mit dieser „Probesendung“ hat Herr Witzel gezeigt, wie reich die rumänische Vogelwelt ist und welche Schätze von dort noch zu erwarten sind.

Ferner versprach Pfarrer Pfitzner in Sprottau (Schlesien), testamentarisch seine hervorragende Schmetterlingssammlung, die zurzeit etwa 4500 Spezies mit über 18000 Exemplaren umfaßt und auch eine Spezialsammlung des Kreises Sprottau mit vielen Aberationen enthält, der Gesellschaft zu vermachen.

Sie ersehen hieraus, welch wertvolle Schätze uns für die Vermehrung unserer Sammlungen im neuen Museum zur Ver- fügung gestellt werden. Wir betrachten diese gerade im ver- flossenen Jahre so reichlich gegebenen Spenden als einen Beweis für die Anerkennung der Tätigkeit aller unserer Sektionäre und Museumsbeamten.

Ich gedenke nunmehr zunächst der schmerzlichen Verluste, die wir durch den Tod zahlreicher Mitglieder erlitten haben.

Wir beklagen aufs tiefste den Heimgang unseres ar- beitenden Mitgliedes Franz Ritter, weiterhin den Tod unserer beitragenden Mitglieder Justizrat Dr. J. Binge, Benedikt M. Goldschmidt, Salomon B. Goldschmidt, Dr. med. J. Guttenplan, Dr.med. E.Kirberger, M.Ponfick, Geheimrat W. Schöller, K. Schaub, J. A. Weiller, sowie unseres ewigen Mitgliedes J. Lejeune.

Aus der Reihe unserer korrespondierenden Mitglieder haben wir acht bedeutende Gelehrte verloren: Hugo Boettger in Frankfurt a.M., Walther Flemming in Kiel, Joseph Probst in Biberach, Alexander von Both in Schwerin, Karl Brandenburg in Szegedin, August Heerwagen in Nürn- berg, Albert von Kölliker in Würzburg, Karl von Fritsch in Halle und Franz Buchenau in Bremen.

Franz Ritter!) wurde am 1. Januar 1840 in dem eine

ı) Die Mitteilungen über die Jugendzeit des Verstorbenen sind seinem Bruder, Oberforstrat Albert von Ritter in Speyer zu verdanken.

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Stunde von Kaiserslautern entfernten Stiftswalder Forsthaus als dritter Sohn des Revierférsters Wilhelm Ritter geboren. Dessen Vater war der im Jahre 1810 in München verstorbene Physikprofessor Joh. Wilhelm Ritter, von dem Goethe schreibt: „Gegen diesen Ritter sind wir übrigen nur Knappen.“ Die Mutter, eine feinsinnige Frau, geb. Marel aus Kaiserslautern, entstammte einer Hugenottenfamilie. Vom Elternhaus wanderte der Knabe täglich mit drei Brüdern nach Kaiserslautern, wo er nacheinander die Volks-, Latein- und Gewerbeschule besuchte. Nachdem er die mechanische Werk- stätte der letzteren verlassen hatte, ging er 1858 nach München, um sich der Bildhauerei zu widmen. Da er keine höhere Schule besucht hatte, öffneten sich ihm nicht die Pforten der Akademie und er arbeitete daher zwei Jahre lang im Atelier eines Bildhauers. Als die Fortsetzung seiner künstlerischen Studien durch die Erschöpfung der Mittel seiner Mutter ver- hindert wurde der Vater war schon vor der Übersiedelung nach München gestorben —, sah er sich genötigt, auf Erwerb auszugehen. 1860 fand er in Frankfurt in einem Bildhauer- Atelier Beschäftigung, wurde aber durch das Kriegsjahr 1866 brotlos und deshalb gezwungen, in einer Tapetenfabrik durch Schnitzen von Holzmustern sein Dasein zu fristen. Diese Beschäftigung verleitete ihm allmählich seine Freude an der bildenden Kunst derart, daß er schließlich dazu kam, ihr ganz zu entsagen und sich auf den Rat eines Bekannten, der auf sein hochentwickeltes musikalisches Gehör aufmerksam gewor- den war, dem Beruf eines Klavierstimmers zu widmen. Durch die Geradheit und Schlichtheit seines Wesens wurde er eine willkommene Erscheinung in den Familien "seines Kundenkreises, sein feines Ohr und die peinliche Gewissenhaftigkeit in der Aus- übung seines anstrengenden Berufes verschafiten ihm auch bald Eingang bei unseren ersten Künstlern und zu Kunstinstituten ; eine sorgenfreie Existenz war ihm von nun an gesichert.

Mit mineralogischen Studien hatte sich Ritter bis dahin nicht beschäftigt, aber seine auf der Gewerbeschule erlangte Fertigkeit im Projizieren stereometrischer Formen taten ihm später gute Dienste. Ende der 70er Jahre kam ihm als Mit- glied des Taunusklubs der Gedanke, die wissenschaftliche Sektion dieses Vereins, der schon F. Scharff eine kleine Sammlung über-

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wiesen hatte, durch Zusammenstellung einer möglichst voll- ständigen Serie von Taunusmineralien zu fördern. Rasch erkennend, daß die Beschäftigung mit Mineralien ohne kristallo- graphische Grundlage zu nichts führt, machte er sich mit dem Formenreichtum der unorganischen Welt und den sie beherr- schenden Gesetzen vertraut. Bei seinem ausgeprägten Sinn für die Form, seiner mathematischen und technischen Vorbildung fiel es ihm leicht, bewundernswerte Kristallmodelle anzufertigen. Manche Förderung erfuhren seine mineralogischen Studien durch Friedrich Scharff, Otto Volger und durch die Herren Sandberger, Nies, Streng, Petersen und Bücking. Durch unermüdlichen Sammeleifer hat er im Laufe weniger Jahre eine lückenlose Reihe der Taunusmineralien, darunter auch viele früher unbekannte, zusammengebracht, worüber nähere Angaben in seiner Arbeit über „Neue Mineralfunde im Taunus® (Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 1883/84) zu finden sind. Diese Mitteilungen bieten eine treffliche Er- gänzung und Erweiterung der von Stifft, Sandberger, Koch, Scharff und anderen gemachten Beobachtungen.') Ritter war ein Sammler, der seinesgleichen sucht. Nie verließ ihn die Geduld, wenn er einem Mineral auf der Spur war; stundenlang hielt er im glühenden Sonnenbrand aus, mit wuchtigem Hammer die zähesten Felsblöcke bearbeitend; vor keinen Kosten scheute er zurück, wie er unter anderem eine für seine bescheidenen Verhältnisse sehr erhebliche Summe leider vergeblich geopfert hat, um die Betriebsfortsetzung der durch ihre Mineral- und Gesteinseinschlüsse so merkwürdigen Brüche in dem basaltähnlichen Nauroder Eruptivgestein zu

1) Bis dahin waren aus dem Taunus etwa 47 Mineralien bekannt. Die durch F. Ritter neu entdeckten sind die folgenden, in der Reihenfolge aufgezählt, wie er sie in obigem Vortrag beschreibt: Arsenkies, Eleonorit und Strengit, die durch Nies 8 Jahre früher als neue Arten bekannt ge- worden waren, Picit, Kakoxen, Lepidokrokit, Manganspat, Orthoklas auf Albit (nach Sandberger), Rotkupfer, Covellin, ein Zinkoxydhydrat (nach Sandberger), Phillipsit, Aragonit, Sphaerosiderit, Wad, Bitterspat, Sillimanit, Chorophaeit Enstatit, Diallag, Labradorit, Hygrophilit, Titanit. Später kamen noch Kupferpecherz und Fahlerz hinzu, schließlich der Ehlit vom Frauenstein (vergl. Petersen, Jahresbericht des Physikalischen Vereins, Frankfurt. 1896/97). Über die Nauroder Mineralien (Sillimanit und die folgenden) vergl. F. Sandberger, Jahresbericht der K. K. Geol. Reichsanstalt. 1883.

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veranlassen. Schüler und andere junge Leute begleiteten ihn meist bei seinen Exkursionen und so mancher Mineralog von Fach verdankt seiner liebevollen und anregenden Unterweisung den Entschluß zu seinem späteren Beruf. „Denn wirkliche Liebe war es, nicht bloße Liebhaberei, die den Verstorbenen mit seinen Mineralien verband, und diese Liebe suchte er auch bei anderen zu wecken und zu fördern .... Uns, die uner- fahrenen Jungen aus Quarta und Tertia, nahm er mit hinaus in seine Reviere und lehrte uns Felsarten und Mineralien unserer heimatlichen Gebirge kennen und die ersten kunst- gerechten Handstücke schlagen. So wußten wir Bescheid im Taunus oder Odenwald, lange ehe wir draußen auf der Hoch- schule uns dem eigentlichen Studium zuwenden konnten. Auf wieviele junge Frankfurter mag Ritter im Laufe der Jahre seine Liebe zur Natur übertragen haben; mancher ist bei der Fahne geblieben, die übrigen werden die frohen Wan- derjahre draußen nicht vergessen. Wir alle aber werden unseres Franz Ritter stets in Dankbarkeit und Liebe gedenken.“ Das sind die trefienden Schlußworte eines schönen Nachrufes, den ein janger Fachmann, Herr Dr. H. Philipp, seinem ersten Lehrer widmet.

Während sich Ritter anfangs nur mit Mineralien be- schäftigte, wandte er seit Beginn der 80er Jahre seine Auf- merksamkeit auch den Gesteinen zu. Von seiner Tätigkeit in dieser Periode zeugt u. a. eine Serie von 75 großen, präch- tigen Handstücken von Taunusgesteinen, die er der Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft, die ihm schon aus früheren Jahren eine große Anzahl guter Mineralienstufen verdankt, zum Geschenk gemacht hat. In seinem Vortrag „Zur Geognosie des Taunus“ (Senckb. Ber. 1886/87) hat er über Beobachtungen aus der Zeit 1883—87 referiert, unter denen besonders der Nachweis der weiteren Ver- breitung der dunklen Ganggesteine im Taunus, die in mancher Hinsicht an Monchiquit erinnern, hervorgehoben werden soll. Auch hat unter seiner Leitung Prof. Milch das Material zu seiner schönen Untersuchung der Diabasschiefer des Taunus, soweit sie dem rechtsrheinischen Gebiet entstammen, zusammengestellt.

Ohne je seinen geliebten Taunus ganz aus dem Auge zu verlieren, sammelte und studierte Ritter später mehr im

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Spessart und Odenwald; seine Spessartgesteine in unserem Museum reihen sich ebenbiirtig an die Taunuskollektion an, und so manche Hochschule und so mancher Privatmann ver- danken ihm aus allen diesen Bergen treffliches Material. Den Gebirgsarten des Spessarts gilt ein in dem Senckenberg- Bericht 1895 erschienener Vortrag, der ein sprechendes Zeugnis davon ablegt, wie tief der Verstorbene in petrogenetische Probleme eingedrungen, und wie sehr er befähigt war, selbständige Urteile zu fällen.!) Davon zeugen auch unter anderem seine Mitteilungen in dem Verein für Naturwissenschaftliche Unterhaltung und in der Chemischen Gesellschaft, seine Demonstrationen bei der Führung von Exkursionen, die er namentlich in den letzten Jahren regelmäßig mit der Chemischen Gesellschaft unternahm, und sein Vortrag auf der Versammlung der Deutschen Geo- logischen Gesellschaft im Jahre 1900.

Für die mineralogische Erforschung unserer Heimat hat sich Ritter unvergeßliche Verdienste erworben; aber auch die vorhistorische Zeit des Menschen hat ihn lebhaft interessiert, wie seine bewundernswerte Sammlung von 400 Steinbeilen aus dem Taunus beweist, deren dauernder Verbleib in den Mauern Frankfurts nunmehr endgültig gesichert ist, nachdem sie das hiesige Historische Museum erworben hat. (W. Schauf.)

Am 5. Juli 1905 starb Hugo Boettger. Er war ge- boren am 5. Mai 1851 in Frankfurt a. M. als Sohn unseres früheren Ehrenmitgliedes, des Dozenten am Physikalischen Verein, Prof. Dr. Rud. Chr. Boettger. Er machte den Krieg 1870/71 als Einjährig-Freiwilliger im 34. Füsilier-Regiment von Anfang bis zu Ende mit, nahm an den Kämpfen von Weißen- burg, vor Straßburg, an der Lisaine und bei Belfort teil und wurde noch im Felde zum Leutnant befördert. Seit 1887 in seiner Vaterstadt als Kaufmann ansässig, gründete er 1890 den „Krieger- und Militärverein Frankfurt a. M.“, dessen Vor- sitzender er bis zu seinem Tode blieb. Als kaufmännischer Leiter verschiedener industrieller Unternelimungen lebte er nach dem Kriege bis zum Jahre 1880 in Beuel bei Bonn, wo er

!) Mehrere seiner Spessartfunde fanden eingehende Untersuchung durch H. Bücking und E. Philippi.

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Gelegenheit hatte, als Direktor der dortigen ,Rheinischen Schwefelsäurefabrik“ die dem Unternehmen gehörigen berühmten Braunkohlengruben von Rott palaeontologisch auszubeuten. Wir verdanken seinen Bemühungen zahlreiche wertvolle Stücke und einige Unika, wie den prachtvollen Kiefer des kleinen Anthraco- theriums und den Abdruck des dortigen Ophisaurus.

Am 4. August 1905 starb in Kiel der Geh. Medizinalrat W. Flemming, ordentlicher Professor der Anatomie an der Universität Kiel, dessen Name auf das Engste mit der Ausge- staltung der Zellenlehre verbunden ist. Flemming wurde am 21. April 1843 in Schwerin geboren, studierte in Göttingen, Tübingen, Rostock und Berlin, promovierte 1868, habilitierte sich als Privatdozent in Rostock, später in Prag, wo er 1873 zum ausserordentlichen Professor für Histologie und Ent- wickelungsgeschichte ernannt wurde. 1876 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Professor für Anatomie nach Kiel. Hier wirkte er bis 1902, wo er sich gezwungen sah, sein Lehramt und die Leitung des Kieler anatomischen Instituts krankheits- halber niederzulegen. Die grundlegenden Arbeiten Flemmings beziehen sich auf die feineren Vorgänge im Zellkerne, bei der Zell- und Kernteilung. Die eigenartigen Veränderungen, die der Kern während seiner Teilung durchmacht, behandeln zahl- reiche Arbeiten Flemmings. „Zellsubstanz, Kern und Kern- teilung“ (1882), „Über Zellteilung*, „Attraktionssphäre und Zentralkörper in Gewebezellen und Wanderzellen“, „Über Teilung und Kernformen in Leukocyten“ (1891) etc. sind einige der Arbeiten Flemmings, die erheblich dazu beigetragen haben, Licht in diese feineren Vorgänge der Entwickelungs- geschichte hineinzutragen. Das wichtigste Ergebnis seiner Zell- kernforschung hat Flemming in den Worten „omnis nucleus e nucleo“ zusammengefaßt, um darzulegen, welche Bedeutung und Selbständigkeit dem Zellkerne zukommt. Von Arbeiten Flemmings, die andere Gebiete berühren, sind noch zu nennen „Untersuchungen über die Bindesubstanz der Mol- lusken“, „Über die Entwickelungsgeschichte der Najaden“ u.a. m. Unsere Gesellschaft ernannte ihn im Jahre 1885 zum korre- spondierenden Mitgliede und krönte seine Arbeit über „Zell- substanz, Kern und Kernteilung‘‘ mit dem Sömmerringpreis.

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Am 9. März 1905 starb in Biberach a. R. Kämmerer Dr. Joseph Probst, der seit 1875 korrespondierendes Mit- glied war. Probst war am 23. Februar 1823 in Ehingen a.D. als Sohn des dortigen Bärenwirtes geboren und sollte nach der Tradition der Familie Priester werden. Seine Ausbildung er- hielt er auf dem Konvikt in Ehingen und Tübingen und nach Absolvierung der Universität kam er nach Biberach, 1846 als Pfarrverweser nach Schemmerberg, 1858 als Pfarrer in das benachbarte Mettenberg und 1868 nach Unterhessen- dorf, wo er volle 30 Jahre hindurch seines Amtes waltete, bis er sich im 75. Lebensjahre nach Biberach in den Ruhestand zurück20g.

Schon auf dem Gymnasium zeigte er Neigung für natur- wissenschaftliche Dinge, namentlich für Geologie und Palaeonto- logie und diese Neigungen pflegte er hauptsächlich in der Umgebung von Biberach. Denn alle seine Arbeiten, die sich auf dem Gebiete der Geologie und Palaeontologie bewegen, beschränken sich auf den Boden, auf dem Probst lebte Oberschwaben. Namentlich die Gegend zwischen Ulm und Ravensburg gab das Material zu seinen wissenschaftlichen Publikationen. Ihm gebührt das Verdienst, für die jetzt all- gemein anerkannte Dreiteilung des oberschwäbischen Miocän den Grund gelegt zu haben, und die Ergebnisse dieser Studien wurden bald auch in den benachbarten Ländern berücksichtigt und gaben Anstoß zu eingehenderen Untersuchungen über das Miocängebiet zwischen Alpen und Jura in der Schweiz, Bayern und Österreich. Bahnbrechend waren auch seine geologischen Arbeiten über die oberschwäbischen Gletscherformationen. Sein Hauptlebenswerk ist aber die palaeontologische Untersuchung der Fisch- und Cetaceenreste aus der Meeresmolasse von Baltringen und die Pflanzen von Heggbach. Jahrzehnte hin- durch hatte er die dortigen Sandsteinbrüche unter seine spezielle Protektion genommen, so daß alles dort gefundene in seine Hände gelangte. Die einzige Disziplin, die ihn über den engeren Kreis seines heimatlichen Bodens hinausführte, war die Geo- physik. Zahlreiche Studien hierüber sind ebenso wie die anderen wissenschaftlichen Publikationen von Probst meist in den Jahresheften des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg niedergelegt.

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Am 5. Oktober 1905 starb nach längerer Krankheit zu Schwerin der Kgl. preußische Oberstleutnant a. D. Alexander von Both, ein tüchtiger Schmetterlingskenner und im vorigen Dezennium ein tätiges Mitglied der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft. Alexander Otto Karl Heinrich von Both war geboren am 14. Oktober 1843 zu Paderborn; er entstammte einem der adeligen Urgeschlechter Mecklenburgs. Sein Vater stand bei dem 6. Ulanenregiment in Paderborn (jetzt in Hanau) und starb 1855 in Posen als Adjutant beim Generalkommando des V. Armeekorps. Alexanders Mutter, geb. von Rappard, starb, als er noch nicht zwei Jahre alt war; Alexander wurde dann, elternlos, bei den mütterlichen Groß- eltern, Geh. Justizrat von Rappard, erzogen. Dort vollendete er auf dem Gymnasium seine Studien im Herbst 1860 und bezog die Universität Bonn, um Naturwissenschaft zu studieren. Da er keine Vorliebe für einen bestimmten Beruf fühlte und auch irgendwelche Leitung dazu fehlte, eine Universitätslaufbahn einzuschlagen, was das Richtigste für seine Begabung gewesen wäre, trat er in Wetzlar bei dem dortigen Schützen-, späteren 8. Jäger-Bataillon ein. Nach der Goethestadt Wetzlar zog es ihn, nach seinen eigenen Erzählungen, als Naturfreund wegen der schönen Umgebung der Stadt. Hier war er auch eifriger Jäger. 1870 machte er mit seinem Bataillon den Feld- zug in Frankreich mit und erwarb sich, schwer am Bein ver- wundet, das eiserne Kreuz II. Klasse. Nach Beendigung des Feldzuges kam von Both mit seinem Bataillon 1871 nach Zabern im Elsaß in Garnison. Hier in den schönen Vogesen- bergen erwachte so recht die Liebe für die Naturwissenschaften, besonders für die Schmetterlinge, und bald hatte er eine genaue Kenntnis der gesamten deutschen Fauna. Hier studierte er auch die so interessante parthenogenetische Fortpflanzung ver- schiedener Psyche-Arten.

Im Jahre 1884 wurde er zum 81. Infanterie-Regiment nach Frankfurt am Main als Hauptmann, später Major und Bataillons-Kommandeur versetzt. In den Verein für natur- wissenschaftliche Unterhaltung wurde er am 18. Februar 1885 als Mitglied aufgenommen und hier lernte ich ihn auf vielen gemeinsamen Exkursionen hoch verehren und schätzen; später entstand hieraus innige Freundschaft.

24%

Im Jahre 1890 zum arbeitenden Mitglied der Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft ernannt, übernahm er die seit dem Tode unseres gemeinsamen Freundes, Oberstleutnant Saalmüller (1880) von mir mitverwaltete Sektion der Schmetterlinge nun wieder selbständig. Hier hat er sich ein bleibendes Denkmal errichtet in der öffentlichen Aufstellung einer Lokalfauna der deutschen Schmetterlinge, die bis zum heutigen Tage fleißig von Anfängern benutzt wird und schon manchen Freund dieser Insektenordnung heran- gezogen hat.

1892 wurde von Both als Bezirkskommandeur und Oberst- leutnant nach Cassel versetzt. Bei seinem Wegzuge von Frankfurt wurde er von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell- schaft zum korrespondierenden Mitgliede ernannt.

In Cassel wurde von Both 1892 Mitglied des Vereins für Naturkunde und war von 1897—99 dessen Direktor. Hier hielt er interessante Vorträge, 8. Oktober 1894 über die merk- würdige Lebensweise einiger Schmetterlinge, 11. Januar 1896 über die Schmetterlinge im Haushalte der Natur, 11. Oktober 1897 und 14. März 1898 über Diatomeen, mit denen er sich damals mikroskopisch eingehender beschäftigte. Schriftlich ver- öffentlicht hat von Both leider nichts, was sehr zu bedauern ist, denn bei seinem Wissen und seiner reichen Erfahrung hätte er sicher manches Fördernde für die Wissenschaft leisten können ; desto mehr hat er aber in engeren und weiteren Kreisen durch seine mündlichen Mitteilungen gewirkt.

Alexander von Both war verheiratet mit Marie von Starck und hinterließ fünf Söhne, die alle tüchtige Männer, jeder in seinem Fache, geworden sind, dank der Fürsorge, mit der er selbst die Studien seiner Söhne, so lange sie im Elternhause waren, überwachte; in allen Klassen der Schule waren sie immer die ersten. (L. v. Heyden.)

Karl Brandenburg, Oberingenieur an der Königl. Ungar. Staatsbahn in Szegedin (Ungarn), dessen Stolz und höchster Titel nach seinem eigenen Geständnisse das „Korrespon- dierende Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Ge- sellschaft“ war, hat unserem Museum mehr genützt als manche berühmte Universitätslehrer, die auch langjährige Mitglieder

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unserer Gesellschaft gewesen sind. Ihm verdanken wir ein geradezu riesiges Rohmaterial aus der Tertiärformation der ver- schiedensten Versteinerungs-Fundpunkte Ungarns und Kroatiens, das er auf Dienstreisen und außerdienstlich speziell „für uns“ zusammengebracht hat. Mit welchem Feuereifer er an der palaeontologischen und geologischen Aufschließung seines Vater- landes arbeitete, aber mit welcher Mißgunst, ja mit welchem häßlichem Undank seine Tätigkeit selbst von Budapest aus be- urteilt wurde, weiß jeder, der mit ihm in Fühlung getreten ist. Noch als er die Krankheit bereits in sich fühlte, der er in seinem 58. Lebensjahre, am 21. Oktober 1905, plötzlich erlag, sann er über neue Sammelexkursionen in dem so fossilreichen Südwest- winkel seines geliebten Vaterlandes. Niemand vor ihm hat so emsig und so unverdrossen die phänomenalen Fossilschätze Ungarns gehoben wie er, niemand sie so freimütig und freigebig verteilt, wo er fühlte und sah, daß sie eine sachgemäße wissen- schaftliche Bearbeitung erführen. Zeugen dieser hervorragenden wissenschaftlichen Tätigkeit sind die zahlreichen Abhandlungen O. Boettgers, F. Drevermanns und F. Kinkelins, die sich auf die verschiedensten fossilen Faunen und Floren be- ziehen, deren Schenkung unsere Gesellschaft und ihr Museum dem Eifer, dem Geschicke, der Ausdauer und der Uneigen- nützigkeit dieses seltenen Mannes verdankt. Auch die auf seinen Streifzügen im Banat gesammelten Kriechtiere, Lurche und Käfer hat er uns wiederholt zum Geschenke gemacht.

Am 24. Oktober 1905 starb in Nürnberg Dr. phil. August Heerwagen, Prof. am Realgymnasium im Alter von 56 Jahren. Sein Hauptstudium bezog sich auf Chemie und beschreibende Naturwissenschaften, welche Fächer er auch am Realgymnasium lehrte. Hervorragendes leistete der Verstorbene als Vorstand der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg, aus welchem Ehrenamt und welcher Tätigkeit auch seine Beziehungen zu unserer Gesellschaft herzuleiten sind, die ihn 1901 zum korre- spondierenden Mitgliede ernannte.

Am 2. November 1905 starb in Würzburg der Geh. Medi- zinalrat Exzellenz Albert von Koelliker, früher ordentlicher Professor der Anatomie an der Universitit Würzburg. Koelliker

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hat an dem Aufbau der Lehren mitgearbeitet, die heute Allge- meingut der Anatomie, Physiologie und Pathologie geworden sind und die Grundpfeiler der heutigen biologischen Denkweise bilden. Albert von Koelliker wurde am 6. Juli 1817 in Zürich geboren, studierte in seiner Vaterstadt, dann in Bonn und Berlin, wo er Johannes Müller näher trat, dessen anatomische Anstalt damals die Heimstätte für die vergleichende Anatomie bildete. 1843 habilitierte sich Koelliker in Zürich als Privatdozent und zwei Jahre später wurde ihm bereits die außerordentliche Pro- fessur für vergleichende Anatomie und Physiologie an der Uni- versität Zürich übertragen. 1847 folgte er einem Rufe als ordentlicher Professor der Anatomie nach Würzburg. Hier wirkte er neben Virchow und hatte großen Anteil an den durchgreifenden Reformen des medizinischen Unterrichtes, die damals von Würz- burg ausgingen. Koelliker war einer der ersten, der den Studierenden planmäßigen Unterricht und praktische Übungen in der mikroskopischen Anatomie und Entwickelungsgeschichte erteilte. Bis 1866 lag der gesamte anatomisch-physiologische Unterricht in Würzburg in Koellikers Händen. Dann gab er die Physiologie ab und von 1898 an beschränkte er seine Lehr- tätigkeit auf die Entwickelungsgeschichte, um sich dann 1902 in den Ruhestand zurückzuziehen.

Koellikers wissenschaftliche Arbeiten sind außerordentlich vielseitig. Obenan stehen seine Beiträge zur Zellenlehre, vor allem „Zur Kenntnis des Zellkernes“. Dann kommen grund- legende Arbeiten über die Bildung der Samenfäden, die Studien über das Verhalten der Ganglienzellen in den nervösen Zentral- organen, über den feineren Bau des Nervensystems etc. Auch zur Lehre von dem Aufbau des zentralen Nervensystems hat Koelliker wichtige Studien über den Faserverlauf beigesteuert. Außer Arbeiten über die Sinnesorgane sind vornehmlich noch die Forschungen über die Entwickelungsgeschichte zu erwähnen, die wohl den meisten Raum unter Koellikers Publikationen einnehmen, gerade die schwierigsten Probleme der ersten Ent- wickelung haben ihn am meisten beschäftigt. Aber auch auf rein zoologischem Gebiete, sogar auf systematischem, hat Koel- liker hervorragendes geleistet: „Die Siphonophoren und Schwimm- polypen von Messina“, „Anatomisch-systematische Untersuchungen der Alcyoniden und Pennatuliden*, „Morphologie und Ent-

Ar

wickelungsgeschichte des Pennatulidenstammes®, „Über die Wirbel der Selachier“ etc., Studien, die meist eine ganze Reihe von fortlaufenden Publikationen zeitigten. Zahlreiche dieser letzteren Arbeiten sind in den ersten Bänden unserer Abhand- lungen erschienen und diesen Arbeiten hat Koelliker seine Ernennung zum korrespondierenden Mitglied unserer Gesellschaft im Jahre 1853 zu verdanken.

Bei der Fülle der Einzelarbeiten verlor Koelliker jedoch niemals den Blick für das Große und Allgemeine. Das zeigen namentlich die Studien und Kritiken, in denen er sich mit den damals modernsten Streitfragen über Deszendenzlehre, Darwi- nismus, Vererbungslehre von Weißmann und Häckel, Ent- wickelungstheorien von His, Götte u. a. beschäftigte. Alle diese Studien zeugen ebenso von strenger Kritik wie von ein- dringlicher Sachkenntnis. Auf den anatomischen Unterricht übte Koelliker einen ganz besonderen Einfluß aus durch seine beiden in der ganzen Welt verbreiteten und in mehrfachen Auflagen erschienenen Lehrbücher „Handbuch der Gewebelehre des Menschen für Ärzte und Studierende“ und „Lehrbuch der Ent- wickelungsgeschichte‘. Als Lehrer zeichnete er sich besonders durch einen vortrefflichen Vortrag im Hörsaal aus.

Am 9. Januar 1906 verschied in Halle a. d. Saale der Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Karl Freiherr von Fritsch, Präsident der K. Leopold.- Carolin. - Akademie deutscher Natur- forscher im 68. Lebensjahre. Der Frühverwaiste verbrachte seine Schuljahre auf dem Gymnasium zu Weimar. Schon in einer der höheren Klassen schloss er sich seinem gleichgesinnten und gleichgestimmten Mitschüler Karl von Seebach an, dem geistreichen und liebenswürdigen, leider so früh verstorbenen späteren Professor der Geologie in Göttingen, und die beiden jungen Leute fanden in dem Geh. Finanzrat Herbst einen Be- schützer und warmen Förderer ihrer geologischen Bestre- bungen. So konnte von Fritsch bereits im Jahre 1859, noch ehe er die Universität bezog, eine „Geognostische Skizze der Umgebung von Ilmenau“ veröffentlichen. Nach Vollendung seiner Universitätsstudien in Göttingen 1860—62 machte er als junger Doktor seine erste Auslandsreise nach den Kanarischen Inseln und habilitierte sich dann als Privadozeut für Geologie an der

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Züricher Hochschule. Eifrig forschend und publizierend finden wir ihn dann auf einer Reise nach der Insel Santorin, wo einer der grossartigsten vulkanischen Ausbrüche stattgefunden hatte. Durch seine Schriften namentlich über Vulkanismus und Schichten- störungen wurde die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf den jungen Gelehrten gelenkt, so dass er 1867 auf den Dozenten- stuhl für Geologie der Senckenbergischen Naturforschenden Ge- sellschaft berufen wurde. Hier beschäftigten ihn die Neuordnung der geologischen und palaeontologischen Sammlung des Museums, aber auch wissenschaftliche Vorträge und Exkursionen in die Umgebung. Seine „Geologische Beschreibung von Tenerife‘ wurde vollendet, seine „Geologische Karte des Gotthardgebietes“ in Druck gegeben. 1872 trat er von hier aus mit seinem Freunde J. J. Rein eine Forschungsreise nach Marokko an, eine Reise, deren Resultat z. T. auch den Sammlungen unserer Ge- sellschaft zugute gekommen ist. Überall in unseren geologisch- palaeontologischen Sammlungen stossen wir auf die charakte- ristischen Schriftzüge von Fritschs; Sachkenntnis und Liebe zur Sache treten uns hier überall vor Augen. Man hat ihm verdacht, daß er die berühmte Mineraliensammlung des Frank- furter Silberarbeiters Fr. Hessenberg mit ihren wissen- schaftlich so kostbaren Kristallen und selbstgefertigten Mo- dellen damals nicht für uns erworben hat, sondern sie durch den preussischen Staat für Halle, wohin er selbst 1873 als Professor der Geologie berufen wurde, hat ankaufen lassen. Aber wer sich der ärmlichen pekuniären Verhältnisse der Ge- sellschaft in der damaligen Zeit erinnert, wird leicht einsehen, dass ein Ankauf für Frankfurt im Anfang der 70er Jahre eine bare Unmöglichkeit war. Es würde den uus zugewiesenen Raum übersteigen, wollten wir auch nur mit wenigen Worten der fruchtbaren Tätigkeit von Fritschs als Lehrer und als wissenschaftlicher Schriftsteller gedenken. Unausgesetzt tätig in den mannigfaltigsten Gebieten und Zeitaltern geologisch und palaeontologisch hat er der Wissenschaft in überaus dankenswerter Weise genützt und eifrige Schüler herangebildet. Namentlich dem Studium der Steinkohle und des Rotliegenden und der Parallelisierung der sächsischen mit den rheinisch- westfälischen Schichten wandte er einen erheblichen Teil seiner Arbeitszeit zu. Den Zuwachs an Material, den er dem Halle-

29%

schen Museum zuführte, schätzt von Fritsch selbst auf 3000 Gesteinsproben und auf 13000 Versteinerungen. Mit Karl von Fritsch ist ein Mann von großartiger Einfachheit und Be- scheidenheit und von seltener Herzensgüte und persönlicher Liebenswürdigkeit von uns geschieden. Von seinen Vorfahren mit reichen äußeren Mitteln ausgestattet er war u. a. In- haber des Majorates Gr.-Goddula hat er es verstanden, seinen Reichtum zum Besten der Wissenschaft und zum Wohle seiner Mitmenschen in hochherziger Weise zu verwenden. Wir, die wir z. T. seine Schüler sind, trauern um einen Freund, dessen allumfassende Nächstenliebe wahrhaft einzig war; wir blicken auf seine Schaffensfreudigkeit und anziehende Gestaltung bei Dar- bietung des Lehrstofies mit inniger Dankbarkeit zurück und wir erinnern uns gern und mit Rührung des Mannes, dessen Un- ermüdlichkeit, selbst unter den größten körperlichen Schmerzen in seinen letzten Lebensjahren, für jeden ein leuchtendes Vor- bild war. (O. Boettger.)

Am 23. April starb in Bremen Prof. Dr. Franz Buchenau. Er wurde am 12. Januar 1831 in Kassel geboren, studierte Naturwissenschaften für den Gymnasiallehrerberuf und fand in solchem zuerst Anstellung in seiner Vaterstadt. Mit 25 Jahren kam er als Hilfslehrer nach Bremen an die damals (1855) neu eröffnete Bürgerschule. Gleich von Anfang an wurde Buchenau in das Lehrerkollegium gewählt und im Jahre 1868 zum Vorsteher dieser Schule ernannt. Nach 35 jährigem, segens- - reichem Wirken trat er im Jahre 1903 in den Ruhestand.

Neben seinem Berufe hat sich Buchenau große Verdienste um das wissenschaftliche Leben Bremens durch seine Wirksam- keit im dortigen „Naturwissenschaftlichen Verein“, dessen Mit- begründer, Jangjähriger Vorsitzender und eifriger Förderer er war, erworben. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, von denen ganz besonders hervorgehoben werden sollen „Die freie Hansestadt und ihr Gebiet“, „Die Flora von Bremen und Oldenburg‘, „Flora der ostfriesischen Inseln“, „Monographia Juncacearum“, „Flora der nordwestdeutschen Tiefebene* etc., sind weit ver- breite. Unsere Gesellschaft ernannte Dr. F. Buchenau schon im Jahre 1853 zum korrespondierenden Mitgliede.

Wir werden den Dahingeschiedenen ein treues Gedenken bewahren,

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Aus der Reihe der beitragenden Mitglieder sind ferner ausgeschieden durch Austritt: die Herren H. Roth, Stadtrat R. Schrader, Dr. med.O.Dornblith, M.Abendroth, Dr. med. C. Frank, Dr. med. C. Grünwald, Saelz & Co., Frau A. Seeling und Fräulein D. Weinrich; durch Wegzug: die Herren W. Job, Regierungsrat P. Klotz, E. A. Fester und Prof. Dr. O. Löwi.

Die Gesamtzahl der im Berichtsjalır ausgeschiedenen bei- tragenden Mitglieder beträgt also 24.

Neu eingetreten sind dagegen 102 beitragende Mitglieder und zwar:

Herr D.D.S. Charles Adams,

Dr. jur. Arthur Adler, August Albert,

Frl. Emy Amschel,

Herr Philipp Andreae,

Herren Gebrüder Armbrister,

Herr Amtsgerichtsrat Dr. M. Auerbach,

Max Bauer,

Dr. med. Carl Beck,

Dr. med. F. Ph. Becker, Gustav Behringer,

Frau Dr. Paula Berend,

Freiherr S. Moritz von Bethmann,

Herr Albert Bing,

» Theodor Bittel-Böhm,

Joseph Brentano-Brentano,

Geh. Kommerzienrat Hugo Buderus, Siegfried Budge,

, Justizrat Dr. Gustav Burgheim, Ignaz Creizenach,

» Theodor Curti,

» Sanitätsrat Dr. Curt Daube,

Emil Degener-Böning,

Heinrich Dietrich,

Albert Eberstadt,

Otto Emmerich,

» Emil A. Fester,

» Dr. phil. Carl Forst,

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Herr Herbert Frohmann, » Stud. rer. nat. H. Gerth, » Dr.med. Emil Großmann, » Dr. Ludwig Haas, » Julius Hahn, Fritz Happel, » Georg Hartmann-Bender, » Dr. phil. Robert Hartmann-Kempf, » Fritz Hauck, » Dr. phi. Julius Hausmann, Direktor Rudolf Heerdt, » Heinrich Heilmann, » Alphonse J. Herz, » Willy Hofer, » Dipl. Ingenieur Richard Holey. Direktor Hans Illig, Carl Kayser, Hugo Kessler, » Gottfried Kindervatter, » Wilhelm Kirch, Amtsgerichtsrat Walter Klein, Eugen Klimsch, Heinrich Königswerther, » Oskar Könitzer, » August Kreuzberg, » Ernst Lejeune, » Justizrat Dr. Lindheimer, » Heinrich Fr. Lust, Alfred Mumm von Schwarzenstein, Fritz Mumm von Schwarzenstein, Curt von Neufville, Julius Obernzenner, Richard Ochs, Geh. Kommerzienrat Eduard Oehler, » Dr. jur. Joe Oppenheimer, Rudy Passavant, August Peipers, » Dr.med. Wilhelm Ponfick, Dr. phil. Eduard Posen,

Herr

sämtlich in Frau Herr

39¢

Wilhelm J. Proesler,

Carl Ratazzi,

Carl Regius,

Georg Reichard d’Orville, Baronin von Reinach, Felix Reinert,

Friedrich Ronnefeldt, Christian Rose,

Konsul Francis C. A. Sarg, Adam Scheib,

Car] August Scherlenzky, Ludwig Schiff,

Lehrer Peter Schmidt, Eugen Schmidt-Scharff, Max Schrey,

Carl Fr. Schulz-Euler, Heinrich Seitz,

Direktor Julius Sommer, Adolf Stern,

Eugen Stettheimer,

Consul Jean Strömsdörfer, Albert Ullmann,

Dı. phil. Carl Ullmann, Direktor Hans Weidmann, Lionel Weiller,

Dr. phil. Otto Wertheimer, Adolf Wilhelmi,

Dr. med. Carl Willemer,

Dr. Richard Wirth, Bankdirektor Sigmund H. Wormser, Hermann Wronker,

Julius Wurmbach,

Carl Ziegler.

Frankfurt a. M. sowie

Baronin von Erlanger in Nieder-Ingelheim, Regierungspräsident Dr. W. von Meister in Wies- baden.

Die Zahl der beitragenden Mitglieder beträgt somit am heutigen Tage 825 gegen 747 bei der letzten Jahresfeier.

33*

Zu arbeitenden Mitgliedern wurden ernannt: Leo Ellinger, Dr. Leopold Laquer, Prof. Dr. Max Neisser und A.H. Wendt.

In die Reihe der ewigen Mitglieder wurden aufge- nommen:

J. A. Weiller, Kar] Schaub, W. de Neufville, Arthur Sondheimer, Dr. med. E. Kirberger, Geheimrat W. Schöller, Benedikt M. Goldschmidt, Kommerzienrat A. Wittekind.

Die Zahl der ewigen Mitglieder beträgt sonach zur Zeit 118.

Viele dieser ewigen Mitglieder sind bis zu ihrem Tode Jahre- und Jahrzehnte lang beitragende Mitglieder unserer Gesellschaft gewesen und zu ihrem bleibenden Gedächtnis haben die Hinterbliebenen in pietätvoller Gesinnung die Namen der Verstorbenen in die Reihe unserer ewigen Mitglieder eintragen lassen. In anderen Fällen sind die Frauen und Söhne verstorbener Mitglieder unserer Gesellschaft beigetreten. Erfreulicher Weise haben sich auch mehrere Frankfurter, die schon lange Jahre im Auslande leben, als ewige Mitglieder aufnehmen lassen. Es zeigt sich hierin deutlich die treue Anhänglichkeit und das warme Interesse an unserer Gesellschaft, der von ihrerGrün- dung im Jahre 1817 an zahlreiche Frankfurter Familien nunmehr durch mehrere Generationen als Mitglied angehören. Auch haben sich wiederum mehrere Mitglieder freiwillig bereit erklärt, ihren Jahresbeitrag um das mehrfache des ordentlichen Beitrages zu erhöhen, was wir dankbar und gerne erwähnen wollen.

Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden er- nannt: Polizeirat a. D. M. Kuschel in Guhrau (Schlesien), Pfarrer F. W.Konow in Teschendorf bei Stargard, Geheimrat Prof. Dr. Ehlers in Göttingen, Louis Witzel in Barca (Rumänien), Präsident Morris K. Jesup in New-York.

Die Zahl der korrespondierenden Mitglieder beläuft sich nunmehr auf 172.

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Aus der Direktion hatten Ende 1905 nach zweijahriger Amtsführung satzungsgemäß auszuscheiden der II. Direktor Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx und der II. Sekretär Dr. med. O.Schnaudigel. An ihre Stelle traten für die Jahre 1906 und 1907 Robert de Neufville und Dr. med. H. von Mettenheimer.

Die diesjährige Generalversammlung fand am 21. Februar 1906 statt. Sie genehmigte entsprechend dem Antrag der Revisionskommission die Rechnungsablage für das Jahr 1905 und erteilte dem I. Kassierer Alhard Andreae-von Gru- nelius Entlastung. Ferner genehmigte die Generalversammlung den Voranschlag für 1906, der in Einnahmen und Ausgaben mit M. 73513,30 balanziert. Nach dem Dienstalter schieden aus der Revisionskommission Wilhelm Stock und Stadtrat Anton Meyer aus. An ihre Stelle wurden Etienne Roques-Mettenheimer und August Ladenburg ge- wählt. Vorsitzender der Revisionskommission für das Jahr 1906 ist Herr Charles A. Scharff.

Im Wintersemester 1905/06 wurden 16 wissenschaftliche Sitzungen abgehalten. Die Sitzungen erfreuten sich einer sehr regen Teilnahme; sie waren wiederum mehrmals so stark besucht, daß der Raum nicht ausreichte.

Es hielten Vorträge: 21. Oktober 1905: Prof. Dr. R. Burckhardt, Basel: „Hirn- bau und Stammesgeschichte der Wirbeltiere“.

28. Oktober 1905: Prof. Dr. G. Treupel: „Ziele und Wege medizinischer Forschung“.

4. November 1905: Regierungsrat Prof. Dr. F. Rörig, Berlin: „Die wirtschaftliche und ästhetische Be- deutung der heimischen Vögel‘.

11. November 1905: Dr. jur. et phil. Stephan Kekule von Stradonitz, Großlichterfelde: „Über berühmte Alchimisten“. (Mit Lichtbildern.)

25. November 1905: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. Dönitz, Berlin: „Zecken als Krankheitsüberträger“.

2. Dezember 1905: Fischerei-Inspektor H. O. Lübbert, Ham- burg: „Die Entwickelung der deutschen See- fischerei“. (Mit Lichtbildern.)

13.

20.

10.

24.

10.

17,

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. Dezember 1905: Dr. E. Teichmann: „Der moderne

Vitalismus“.

. Januar 1906: Prof. Dr. H. Schenk, Darmstadt: „Über

die Flora der Antarctis, im besonderen Ker- guelens“. (Mit Lichtbildern.)

Januar 1906: Dr. C. H. Stratz, Haag: „Zur Abstammung des Menschen“.

Januar 1906: Dr. F. Drevermann: „Entwickelung und Lebensweise fossiler Cephalopoden“.

. Februar 1906: Prof. Dr. H. Dragendorff: „Prähisto-

rische Handelswege‘“.

Februar 1906: Dr. E. Naumann: „Die Entstehung der. Erzlagerstätten“.

Febr. 1906: Dr.F.Römer: „Die Schwämme der neuen Schausammlung“. (Ausstellung.)

. März 1906: Dr. E. Wolf: „Biologie der Crustaceen

unseres Süßwassers“,

März 1906: Dr. L.S. Schultze, Jena: „Das Namaland und seine Bewohner“. (Mit Lichtbildern.)

März 1906: Hofrat Dr. B. Hagen: „Über die Tierwelt der Insel Banka*. (Mit Lichtbildern.)

Von unseren Publikationen sind im Berichtsjahre er-

schienen:

I.

Abhandlungen:

1. Band 29, Heft 2 (Anfang), E. Stromer, Geographie und geologische Beobachtung im Uadi-Natrün und Färegh in Ägypten. Mit 1 Tafel und 1 Karte.

E.Stromer, Fossile Wirbeltiere aus dem Uadi-Faregh und Uadi-Nätrun in Ägypten. Mit 1 Tafel und 3 Text- figuren.

2. Band 30, Heft 1 und 2, D. F. Heynemann, Die geo-

graphische Verbreitung der Nacktschnecken. Eine zu- sammenfassende kritische Darstellung unserer Kenntnisse derselben zu Anfang des 20. Jahrhunderts, S. 1—422. Mit 2 Doppeltafeln und 9 Karten im Text.

W. Bösenberg und Embr. Strand, Japanische Spin- nen. Mit 14 Tafeln.

Hierin ist die schöne Spinnensammlung bearbeitet, die

Ar

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Geheimrat Professor Dr. W. Dönitz in Berlin in den 80er Jahren in Japan zusammengebracht hat. Da Dönitz Spinnen mit Vorliebe sammelte und auch den kleinsten Arten seine Aufmerksamkeit zuwandte, ist seine Sammlung ganz besonders wertvoll, was schon daraus hervorgeht, dass bei weitem die grössere Hälfte davon neue Arten sind. Dönitz hat aber während seines Aufenthaltes in Japan nicht nur Spinnen ge- sammelt, sondern sie auch wirklich studiert, wich- tige biologische Beobachtungen darüber gemacht und die Arten z. T. beschrieben und in künstlerischer Vollendung abgebildet. Diese Beschreibung und die kolorierten Zeich- nungen sind deshalb von hohem wissenschaftlichem Wert, weil sie nach lebenden und frischen Exemplaren gemacht sind. Die systematische Bearbeitung der um- fangreichen Sammelausbeute und die Vergleichung mit den bereits bekannten Arten und der sehr zerstreuten Spezialliteratur übernahm der um die Araneologie so hoch verdiente Wilhelm Bösenberg. Nach seinem Tode hat Embrik Strandt die Arbeit vollendet und druck- fertig gemacht. Sie gibt eine schöne Übersicht über die Spinnenfauna Japans.

II. Bericht für 1905, im Herbst vorigen Jahres veröffentlicht. Er enthält außer den geschäftlichen Mitteilungen und den Protokollen der wissenschaftliichen Sitzungen folgende Ar- beiten:

1. Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens. Von E. Lie- nenklaus. (Mit Tafel I—IV.)

2. Beiträge zur Kenntnis der Hymenopteren-Fauna der wei- teren Umgegend von Frankfurt a. M., X.—XII. Teil. Von Prof. Dr. L. von Heyden, Kgl. Preuß. Major a.D.

3. Der Kaukasische Feuersalamander, Salamandra caucasıa (Waga). Von Dr. A. Knoblauch. (Mit einer farbigen Tafel und 4 Textfiguren.)

Auch die Vorlesungen der Dozenten erfreuten sich einer überaus regen Teilnahme; z. B. hatte Prof. Reichenbach 146 Hörer gegen 86 im Vorjahre.

Im Winter 1905/06 wurden folgende Vorlesungen gehalten:

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Prof. Dr. H. Reichenbach: ,Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere und des Menschen mit Beriicksichtigung der Physiologie und der Entwickelungsgeschichte.

Prof. Dr. W. Schauf: „Physikalische und geometrische Eigen- schaften der Kristalle.*

Prof. Dr. M. Möbius: (Im Auftrage des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts) „Spezielle Pflanzengeographie. Im Sommer 1906 lesen:

Prof. Dr. H. Reichenbach: Fortsetzung der Wintervor- lesungen.

Prof. Dr. W. Schauf: „Die wichtigeren Mineralien.“

Prof. Dr.M. Möbius: „Botanisch-mikroskopischer Übungskursus* (Botanisches Praktikum).

Prof. Dr. M. Möbius: (Im Auftrage des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts) „Ausgewählte Pflanzenfamilien.* Sehr lebhaft war auch der Besuch des Naturhistorischen

Museums, besonders an Sonntagen.

Sonderausstellungen im Vogelsaal wurden zweimal veranstaltet, im Sommer 1905 durch die Vorführung der reich- haltigen und wertvollen Mineraliensammlung des am 10. März 1904 verstorbenen Dr. L. Belli, im Frühjahr 1906 durch ab- wechselnde Ausstellung einzelner Insektenabteilungen. Eine besondere Anziehung und hervorragendes wissenschaftliches In- teresse bot die prachtvolle Hummelausstellung, die der unermüdliche Sektionär Albrecht Weis in mithevoller Arbeit in den letzten vier Jahren zusammengebracht hat. Die meisten Arten dieser ausschließlich europäische Hummeln umfassenden Sammlung sind von Herrn Weis selbst in der Umgebung von Frankfurt, in Thüringen und im Alpengebiete gefangen worden. Jede Art ist nicht nur wie in den meisten Museen durch verschiedene Stücke sondern durch ganze Serien tadelloser Exemplare vertreten, was den wissenschaftlichen Wert der Sammlung wesentlich erhöht.

Eine besondere Stiftung ist der Gesellschaft im vorigen Jahre dadurch zuteil geworden, daß die Herren Ingenieur A. Askenasy in Frankfurt a. M. und Rittergutsbesitzer J. Askenasy in Pansdorf bei Liegnitz zur Erinnerung an ihren verstorbenen Bruder, den unvergeßlichen Dr. Eugen Askenasy, Professor der Botanik an der Universität Heidelberg,

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M.10000.— als ,Askenasystiftung für Botanik“ über- wiesen haben. Aus den Zinsen der Stiftung sollen von Zeit zu Zeit Beiträge zu Studienreisen oder zu wissenschaftlichen Ar- beiten aus dem Gesamtgebiete der Botanik gewährt werden.

In Schriftenaustausch gegen den „Bericht“ ist unsere Gesellschaft mit folgenden Vereinen und Instituten neu ein- getreten:

Natural History Society of Northumberland, Durham and New-castle-upon Tyne. (Transactions“.) Museum Kaukasikum in Tiflis („Comptes rendus“.) Departement of the interior Bureau of Gouvernement Laboratories in Manilla („Bulletin“) Kgl. Bayer. Biolog. Versuchsstation in München. („All- gemeine Fischerei-Zeitung“.) Deutscher Fischerei-Verein in Berlin („Zeitschrift für Fischerei“.) Reale Orto Botanico in Modena. (Nuova Notarisia“.) Société Royale botanique de Belgiquein Brüssel. („Bulletin“.) Cincinnati Society of Natural History in Cincinnati-Ohio U. S. A. („Journal“.) Portland Society of Natural History in Portland-Maine U.S. A. („Publications“.) Société Scientifique d’Arcachon (Station biolog.) in Arcachon- Gironde, („Travaux des Laboratoires“.) Pollichia in Dirckheim-Rheinpfalz. („Mitteilungen“.) University of New-Mexico Library in Albuquerque-New- Mexico. („Bulletin®.) Gegen „Abhandlungen“ und „Bericht“: Deutscher Seefischerei-Verein in Hannover („Abhandlungen“, »Mitteilungen*, „Deutscher Seefischerei-Almanach*.) Conseil international pour I’ Exploration de la Mer in Kopenhagen (, Publications’, ,Rapports‘, , Bulletin‘). Laboratoire Russe de Zoologie in Villefranche sur mer. (, Wissenschaftliche Ergebnisse einer zoologischen Expedition nach dem Baical-See“ und Material an konservierten Seetieren.) Indian Museum (Nat. Hist. Section) in Calcutta (, Publi- cations“).

39

Am 9. Dezember 1095 war die feierliche Ubergabe der lebensgroßen Büste des so früh und tragisch verstorbenen Carlo von Erlanger, die von den tiefgebeugten Eltern der Gesellschaft zum Geschenk gemacht wurde. Die schöne Büste aus edelstem griechischem Marmor, die der Künstlerhand Prof. Hausmanns entstammt, soll in dem neuen Museum in der Mitte der v. Erlangerschen Sammlung würdige Auf- stellung finden.

Die Anregung, welche die Gesellschaft den städtischen Behörden zum Naturdenkmalschutz unserer Heimat durch eine Bitte um Umzäunung der Distrikte 64, 65 und 66 (Hohebuchen) des Stadtwaldes gegeben hat, ist von Erfolg gekrönt worden. Der Magistrat hat beschlossen, die Gegend der Försterwiese und des Mörderbrunnens zum Schutz der Fauna und Flora einfriedigen zu lassen. Dagegen ist ein Antrag an die Gemeinde Schwanheim und an die Kgl. Forstaufsichtsbehörde, die ur- wüchsigen Distrikte des benachbarten Schwanheimer Waldes mit ihrer eigenartigen Vegetation und Fauna durch Einzäunung gegen unbeabsichtigte oder mutwillige Beschädigung zu schützen, leider abschlägig beschieden worden. Wir sind dem Magistrat der Stadt Frankfurt zu großem Danke verpflichtet, diesen be- rechtigten Bestrebungen, die unsere Gesellschaft unausgesetzt pflegen und fördern wird, so tatkräftige Hilfe verliehen zu haben!

Die Sektionäre waren um die Ordnung und wissenschaft- liche Vermehrung der Sammlungen in dankenswerter Weise bemüht. Auch unterhielten die einzelnen Herren einen regen Verkehr mit auswärtigen Museen und Gelehrten, von denen viele öfters unsere Sammlungen an Ort und Stelle zum Studium und zum Vergleich benutzten. Der Museumsbericht gibt in den einzelnen Abteilungen darüber nähere Auskunft. Auch der Neubau, besonders die dort aufgestellten Probeschränke, wurden von verschiedenen auswärtigen Gelehrten und Museumsdepu- tationen besichtigt.

Die Tätigkeit der Museumsbeamten wurde im wesent- lichen durch die umfangreichen und mühevollen Arbeiten für die neue Schausammlung bedingt. Seit der Anstellung der Assistenten für Zoologie und Geologie konnte eine viel um- fassendere, systematische Durcharbeitung aller Abteilungen in

49%

Angriff genommen werden. Eine ganz regelrechte Scheidung in Schausammlung, Lehrsammlung und Hauptsammlung soll überall durchgeführt werden. Es ist unbedingt notwendig, daß die für die Vorlesungen und Vorträge benutzten Präparate und Objekte nicht nur besonders aufgestellt, sondern auch in einem besonderen Sammlungsraum aufbewahrt sind. Dadurch wird eine viel bequemere Handhabung der Lehrsammlung er- möglicht und die Objekte der Schausammlung leiden nicht durch öfteres Hin- und Hertragen. In dem Saal für die Lehr- sammlung werden auch alle übrigen zum Unterricht dienenden Gegenstände, Modelle, Tafeln, Karten etc. vereinigt. Auch wird für die Lehrsammlung ein besonderes Journal mit ge- trennter Nummerierung und Etikettierung geführt.

Für die grossen Kataloge der Hauptsammlung hat uns Herr Louis Zeiss i, Fa. Heinrich Zeiss, hier, eine Anzahl Zettelkasten mit der zugehörigen Einrichtung und Katalog- zetteln, die extra nach unserem Wunsche und unseren Angaben angefertigt wurden, in freigiebigster Weise geschenkt.

Die Konservatoren haben wiederum eine große Zahl Tiere und Tiergruppen meisterhaft montiert. Die größte Arbeit, die von ihnen in geschicktester und schnellster Weise vollendet wurde, war die Aufstellung und Ausstopfung von 3 Giraffen, zwei erwachsener Exemplare aus der v. Erlanger- und Schillingschen Sammlung und eines kleineren Tieres aus dem hiesigen Zoologischen Garten, das uns von Karl Hagenbeck in Hamburg und Joseph Menges in Limburg geschenkt wurde. Erfreulicher Weise hat unser Aufruf an die deutschen Jäger und Jagdfreunde auch wieder ein hübsches Material aus der heimischen Tierwelt eingebracht, der wir ja im neuen Museum einen hervorragenden Platz und eine besondere Pflege widmen wollen. Anderes wertvolles Material entstammt dem Zoologischen Garten, dessen liebenswürdiges Entgegen- kommen die Gesellschaft dankbar anerkennt.

Die Verarbeitung des anatomischen Materials, das haupt- sächlich in den aus dem Zoologischen Garten gelieferten Tieren besteht, erledigte Frau Sondheim, wodurch die Sammlung an vergleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Präparaten wesentlich vermehrt wurde.

Kustos Dr. F. Römer, dem die Leitung des Museums

4i*

untersteht, war durch die Vorarbeiten für die innere Einrich- tung des Neubaues sehr in Anspruch genommen. Im Mai 1906 dieses Jahres besichtigte Dr. F. Römer im Auftrage der Ge- sellschaft verschiedene Museen Englands, zu welcher Reise Dr. E. Roediger die Anregung gegeben und die Führung übernommen hatte.

Leider verließ uns am 1. Januar d. J. Frl. E. Schupp, die sich in ihrer zweijährigen Tätigkeit in unsere vielseitigen und verwickelten Bureaugeschäfte in geschicktester und schnellster Weise eingearbeitet hatte, um sich zu verheiraten. An ihre Stelle trat Frl. M. Pixis aus Würzburg.

Der Fortschritt der inneren Einrichtung des Neubaues und die Inbetriebnahme der Heizung machten die Anstellung eines Heizers zum 1. Januar 1906 notwendig, der zugleich die Haus- meisterstelle versehen soll. Die Stelle wurde dem Maschinisten H. Steckenreuter, der schon seit Juli vorigen Jahres als Monteur bei der Anlage der Heizung beschäftigt und somit mit den Räumen des Museums hinreichend vertraut war, übertragen. Steckenreuter hat am 15. April die im Neubau gelegene Hausmeisterwohnung bezogen.

Sie ersehen aus unserem Berichte, daß das verflossene Jahr reich an Arbeit und Mühe gewesen ist, daß es die Gesellschaft aber auch anderseits ein gutes Stück vorwärtsgebracht hat. Die Anerkennung dafür zeigt sich nicht nur in der stetigwachsenden Mitgliederzahl, in dem lebhaften Besuch unserer Vorlesungen und wissenschaftlichen Sitzungen, in dem Interesse, das allen Neuanschafiungen und den Ausstellungen im Museum entgegen- gebracht wird, sie zeigt sich vornehmlich in der freudigen, selbstlosen Mitarbeit unserer Freunde und Gönner an der Vermehrung der Sammlungen, und im festen Vertrauen darauf, daß uns diese Anerkennung und das Interesse der ganzen Bürgerschaft Frankfurts auch in Zukunft erhalten bleibe, dürfen wir getrost an die schwierigen Aufgaben herantreten, die nunmehr der Umzug und die Aufstellung der Schausammlungen in unserem Neubau mit sich bringen werden.

49%

Verteilung der Amter im Jahre 1906.

Direktion. Dr. phil. A. Jassoy, I. Direktor. A. Andreae-von Grunelius, Kassier. R. de Nenfville, II. Direktor. | Generalkonsul Stadtrat A. von

W. Melber, I. Sekretir. Dr. med. H. v. Mettenheimer, II. Sekr.

Metzler, Kassier. Dr. jur. F. Berg, Konsulent.

Revisions-Kommission. Ch. A. Scharff, Vorsitzender. | E. Roques-Mettenheimer. M. von Metzler. R. Osterrieth. A. Ladenburg. | Direktor W. von der Velden.

Abgeordneter für die Revision der vereinigten Bibliotheken. Dr. phil. J. Gulde.

Abgeordn. für die Kommission der vereinigten Bibliotheken. Prof. Dr. H. Reichenbach.

Bücher-Kommission. Prof. Dr. F. Richters, Vorsitzender. | Prof. Dr. W. Schauf. Prof. Dr. M. Möbius. Dr. F. Rémer.

Prof. Dr. H. Reichenbach. |

Redaktion der Abhandlungen. W. Melber, Vorsitzender. | Prof. Dr. M. Mébius. Prof. Dr. 0. Boettger. Prof. Dr. H. Reichenbach. Prof. Dr. L. von Heyden. | Dr. F. Römer.

Redaktion des Berichts. Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. R. de Neufville. W. Melber.

Bau-Kommission. Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. | R. de Neufville.

A. Andreae-von Granelius. Prof. Dr. H. Reichenbach.

Prof. Dr. L. von Heyden. Dr. med. E. Roediger.

Dr. phil. A. Jassoy. Dr. med. 0. Schnaudigel.

Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx. Dr. phil. F. Römer. Finanz-Kommission.

Direktor H. Andreae, Vorsitzender. Dr. med. A. Knoblauch.

A. Andreae-von Grunelius. | E. Ladenburg.

O0. Höchberg. R. de Neufville. Dr. phil. A. Jassoy. |

43*

Dozenten. Zoologie . Botanik Mineralogie . Geologie und Paläontologie Bibliothekare.

Prof. Dr. M. Möblus. Ph. Thorn.

Prof. Dr. H. Reichenbach. und Dr. F. Römer.

Prof. Dr. M. Möbius.

Prof. Dr. W. Schauf.

Prof. Dr. F. Kinkelin.

Museums-Kommission. Die Sektionire und der II. Direktor.

Sektionäre. Vergleichende Anatomie und Skelette. Säugetiere Vögel . Reptilien und Batrachier Fische . en

Arthropoden mit Ausschluß der | Repidopteren und Krustaceen .

Lepidopteren

Krustaceen

Mollusken .

Wirbellose Tiere mit Ausschluß der Arthro- poden und Mollusken

Botanik

LT,

Mineralogie . Geologie . . Paläontologie |

Kustos. Dr. phil. F. Römer.

Zoologischer Assistent. Dr. phil. E. Wolf.

Konservatoren. Handwerker. Adam Koch. . Christian Fahlberg. August Koch. |. Rudolf Moll.

Bureaugehilfin. Frl. M. Pixis.

Prof. Dr. H. Reichenbach. Prof. Dr. W. Kobelt.

R. de Neufville.

Prof. Dr. 0. Boettger. vacat.

Prof. Dr. L. von Heyden, A. Weis, Dr. J. Galde und Dr. P. Sack.

vacat.

Prof. Dr. F. Richters. Prof. Dr. W. Kobelt.

Prof. Dr. H. Reichenbach. Prof. Dr. M. Möbius und M. Dürer.

Prof. Dr. W. Schauf.

Prof. Dr. F. Kinkelln. Prof. Dr. 0. Boettger und

' | Prof. Dr. F. Kinkelin.

Geologisch-paläont. Assistent.

Dr. phil. Fr. Drevermann.

Lehrlinge. | Hermann Franz. | Wilhelm Post.

44*

Verzeichnis der Stifter

der

Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft.

ee

Becker, Johannes, Stiftsgärtner am Dr. Senckenbergischen med. Institut. 1817. + 24. November 1833.

*y. Bethmann, Simon Morltz, Staatsrat. 1818. + 28. Dezember 1826.

Bögner, Joh. Wilh. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. + 16. Juni 1868.

Bioss, Joh. Georg, Glaserineister, Entomolog. 1817. 7 29. Februar 1820.

Buch, Joh. Jak. Kasimir, Dr.med. und phil., Mineralog. 1817. + 13.März 1851.

Cretzschmar, Phil. Jak., Dr. med., Lehrer der Anatomie am Dr. Sencken- bergischen med. Institut, Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung (1817 zweiter Direktor). 1817. + 4. Mai 1845.

*Ehrinann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. + 13. August 1827.

Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. + 21. August 1835.

*Freyreiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in RioJaneiro. 1818. } 1. April 1825.

*y, Gerning, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. + 21. Februar 1837.

‘Grunelius, Joachim Andreas, Bankier. 1818. + 7. Dezember 1862.

von Heyden, Karl Heinr. Georg, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schöff und Bürgermeister, Entomolog (1817 erster Sekretär). 1817. + 7. Jan. 1866.

Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adeligen uralten Gesellschaft des Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. + 5. März 1829.

*Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. + 5. Oktober 1831.

Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818. + 10. Februar 1854.

*Löhrl, Johann Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimrat, Stabsarst. 1818. + 2. September 1828.

*Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818. + 11. März 1820.

Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. + 1. Januar 1836.

Mlitenberg, Wilh. Adolf, Dr. phil., Prof., Mineralog. 1817. + 31. Mai 1824.

*Melber, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. + 11. August 1824.

Anmerkung: Die 1818 eingetretenen Mitglieder, die nachträglich unter die Reihe der Stifter aufgenommen wurden, sind mit * bezeichnet.

45*

Neeff, Christian Ernst, Dr. med., Prof., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospi- talarzt am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. + 15. Juli 1849.

Neuburg, Joh. Georg, Dr. med., Administrator der Dr.Senckenbergischen Stiftung, Mineralog und Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. + 25. Mai 1830.

de Neufville, Mathias Wilh., Dr. med. 1817. + 31. Juli 1842.

Reuss, Joh. Wilh., Hospitalmeister am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. + 21. Oktober 1848.

*Riippell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoolog und Mineralog. 1818. + 10. Dezember 1884. .

*y. Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. ıned., Geheimrat, Professor. 1818. + 2. Marz 1830.

Stein, Joh. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. + 16. April 1834.

Stiebel, Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. + 20. Mai 1868.

*Yarrentrapp, Joh. Konr., Dr. med., Prof., Physikus und Administrator «der Dr. Senckenbergischen Stiftung. 1818. } 11. März 1860.

Völcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entumolog. 1817. + 19. Juli 1826.

*Wenzel, Heinr. Karl, Dr. med., Geheimrat, Prof., Direktor der Primatischen medizinisch-chirurgischen Spezialschule. 1818. + 18. Oktober 1827.

*r. Wiesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant, Mineralog. 1818. + 8. November 1826.

46%

Verzeichnis der Mitglieder. I. Ewige Mitglieder. *)

An Stelle der Entrichtung eines Jahresbeitrages haben manche Mitglieder vorgezogen, der Gesellschaft ein Kapital zu schenken, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag min- destens gleichkommen, mit der Bestimmung, daß dieses Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur die Zinsen für die Zwecke der Gesellschaft zur Verwendung kommen dürfen.

Solche Mitglieder entrichten demnach auch über den Tod hinaus einen Jahresbeitrag und werden nach einem alten Sprach- gebrauch als „Ewige Mitglieder“ der Gesellschaft bezeiclınet.

Vielfach wird diese altehrwürdige Einrichtung, die der Gesellschaft einen dauernden Mitgliederstamm sichert und daber für sie von hohem Werte ist, von den Angehörigen verstorbener Mitglieder benützt, um das Andenken an ihre Toten bleibend in dem Senckenbergischen Museum wach zu halten, zumal die Namen sämtlicher „ewiger Mitglieder“ nicht nur den jedesmaligen Jahresbericht zieren, sondern auch auf Marmortafeln in der Einginghalle des Museums mit goldenen Buchstaben eingegraben sind. Die beigefügten Jahreszahlen bezeichnen das Jahr der Schenkung oder des Vermächtnisses. Simon Moritz v. Bethmann. 1827. | &. H. Hauck-Steeg. 1848.

Georg Heinr. Schwendel. 1828. Dr. J. J. K. Buch. 1851. Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. G. v. St. George. 1853.

Georg Ludwig Gontard. 1830. J. A. Grunelius. 1853. Frau Susanna Elisabeth Bethmann- | P. F. Chr. Kröger. 1854.

Holweg. 1831. Alexander Gontard. 1854. Heinrich Mylius sen. 1844. M. Frhr. vy. Bethmann. 1854. Georg Melchior Mylius. 1844. Dr. Eduard Rüppell. 1857.

Baron Amschel Mayer v. Roth- | Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858

schild. 1845. | Julius Nestle. 1860 Joh. Georg Schmidborn. 1845. : Eduard Finger. 1860.

Johann Daniel Souchay. 1845. ; Dr. jar Eduard Soachay. 1862. Alexander y. Bethmann. 1846. J.N. Gräffendeich. 1864. Heinrich vy. Bethmann. 1846. E. F. K. Bittner. 1865.

Dr. jur. Rat Fr. Schlosser. 1847. Stephan v. Guaita. 1847. H. L. Döbel in Batavia. 1847.

K. F. Krepp. 1866. Jonas Mylius. 1866. Konstantin Fellner. 1867.

*) I—V nach dem Mitgliederbestand am Jahresfeste, 27. Mai 1906. Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.

4

Dr. Hermann v. Meyer. 1869. W. D. Soemmerring. 1871. J.@.H. Petsch. 1871.

Bernhard Dondorf. 1872.

Friedrich Karl Rücker. 1874.

Dr. Friedrich Hessenberg. 1875.

Ferdinand Laurin. 1876.

Jakob Bernhard Rikoff.

Joh. Heinr. Roth. 1878.

J. Ph. Nikol. Manskopf.

Jean Noé du Fay. 1878.

Gg. Friedr. Metzler. 1878.

Frau Louise Wilheimine Emilie Gräfin Bose, geb. Gräfin von Reichenbach-Lessonitz. 1880.

Karl August Graf Bose. 1880.

Gust. Ad. de Neufville. 1881.

Adolf Metzler. 1883.

Joh. Friedr. Koch. 1883.

Joh. Wilh. Roose. 1884.

Adolf Soemmerring. 1886.

Jacques Reiss. 1887.

Dr. Albert von Reinach.

Wilhelm Metzler. 1890.

*Albert von Metzler. 1891.

L. 8. Moritz Frhr. v. Bethmann. 1891.

Victor Moessiuger. 1891.

Dr. Ph. Jak. Cretzschmar.

Theodor Erckel. 1891.

Georg Albert Keyl, 1891.

Michael Hey. 1892.

Dr. Otto Ponfick. 1892.

Prof.,Dr. Gg. H. v. Meyer.

Fritz Neumiiller. 1893.

Th. K. Soemmerring. 1894.

Dr. med. P. H. Pfefferkorn.

Baron L. A. v. Löwenstein.

Louis Bernus, 1896.

Frau Ad. von Brüning. 1896.

Friedr. Jaeunicke. 1896.

Dr. phil. Wilh. Jaennicke.

P. A. Kessolmeyer. 1897.

Chr. &. Ludw. Vogt. 1897.

Anton L. A. Hahn. 1897.

1878.

1878.

1889,

1891.

1892.

1896. 1896.

1896.

Moritz L. A. Hahn. 1897. Julius Lejeune. 1897. Frl. Elisabeth Schultz. Karl Ebenau. 1898. Max von Guaita. 1899. Walther vom Rath. 1899. *Prof. D. Dr. Moritz Schmidt. Karl von Grunelius. 1900. Dr. jur. Friedrich Hoerle. 1900. Alfred von Neufville. 1900. Wilh. K. Frhr. v. Rothschild. 1901. Marcus M. Goldschmidt. 1902. Paul Siegm. Hertzog. 1902.

Prof. Dr. Julius Ziegler. 1902. Moritz von Metzler. 1903.

Georg Speyer. 1903.

Arthur Gwinner. 1903.

Isaak Blam. 1903.

Eugen Graumbach-Mallebrein. 1903 *Robert de Neufville. 1903.

Dr. phil. Eugen Lucius. 1904. Carlo v. Erlanger. 1904. Oskar Dyckerhoff. 1904. Rudolph Sulzbach. 1904. Johann Karl Majer. 1904. Prof. Dr. Eugen Askenasy. D. F. Heynemann. 1904. Frau Amalie Kobelt. 1904. *Prof. Dr. Wilhelm Kobelt. 1904. P. Hermann v. Mumm. 1904. Philipp Holzmann. 1904. Prof. Dr. Achill Andreae. Frau Luise Volkert. Karl Hoff. 1906. Julius Wernher. 1906. Edgar Speyer. 1905.

J. A. Weiller 1905.

Karl Schaub 1905.

W. de Neufrille 1905. Arthur Sondheimer 1905.

Dr. med. E. Kirborger 1906. Dr. W. Schöller 1906. Bened. M. Goldschmidt 1906. A. Wittekind 1906.

1898.

1899.

1904.

1905. 1905.

48*

II. Beitragende Mitglieder. a) Mitglieder, die in Frankfurt wohnen.

Abraham, Siegmund, Dr. med. 1904. Ackenhausen, H. E. 1906. Adams, D. D. S. Charles. 1905.

Adickes, Franz, Dr. med., Oberbiirger-

meister. 1891. Adler, Arthur, Dr. jur. 1905. Adler, Franz, Dr. phil. 1904. Frau Adler, Henriette. 1900.

Albert, August. 1905. *Albrecht. Eugen, Dr. med., Direktor des Dr. Senckenbergischen

pathologisch-anatomischen In- |

stituts. 1904. Albrecht, Julius, Dr., Zahnarzt. 1904. Alexander, Franz, Dr. med. 1904. Alexander, Theodor. 1904. Almeroth, Hans, 1905. Alt, Friedrich, Buchhändler. *Alten, Heinrich. 1891. Frl. Amschel, Emy. 1900. André, C. A. 1904. Andreae, Albert. 1891. Frau Andreae, Alharda. Andreae, Arthur. 1882. Andreae, Heinrich Ludwig. *Andreae, Hermann, Bankdir. Andreae, J. M. 1891.

1894.

1908.

1904. 1873.

Andreae, Philipp. 1908. Andreae, Richard. 1891. Andreae, Rudolf. 1878. Andreae, Rudolf. 1904.

Andreae, Viktor. 1899. *Andreae-v. Grunelius, Alhard. 1899.

|

Auerbach, L., Dr. med. 1886. *Auerbach, 8., Dr. med. 1898.

- Auerbach, M., Dr, Amtsgerichtsrat,

' Baunach, Alexander, Kunsul.

Frau Andreae-Lemmé, Karoline Elise. .

1891.

Andreae-Passavant,Jean, Kumınerzien- rat, Bankdirektor, General- konsul. 1869.

Apolant, Hugo, Dr. med. 1903. v. Arand, Julius. 1889. Armbriister, Gebr. 1905.

Askenasy, Alex., Ingenieur. 1891.

1905. Auffarthsche Buchhandlung. 1874. Aurnhammer, Julius. 1903. Avellis, Georg, Dr. med., 1904. Bacher, Karl. 1904. Baer, Jos. Moritz, Stadtrat. 1873. Baer, Max, Generalkonsul. 1897. Baer, M. H., Dr. jur., Justizrat, Rechts- anwalt. 1891. Baer, Simon Leop., Buchhändler. 186U. Baer, Theodor, Dr. med. 1902. Baerwald, A., Dr. med. 1901.

Baerwindt, Franz, Dr. med. 1901. Bangel, Rudolf. 1904.

Bansa, Julius. 1860.

von Bardeleben, Friedr., General-

major z. D. 1900.

*Bardorff, Karl, Dr. med. 1864.

Barndt, W., Generalagent. 1902.

de Bary, Aug., Dr. med. 1903.

de Bary, Jakob, Dr. med., San.-Bat. 1866.

de Bary, Karl Friedr. 1891.

de Bary-Jeanrenaud, H. 1891.

*Bastier, Friedrich. 1892.

v. Baumgarten, A., Kaiserl. Russ. Kammerherr u. Generalkonsul, Wirkl. Staatsrat, Exzell. 1904.

1904.

Baunach, Robert. 1900.

Bauer, Max. 1906.

Baur, Karl, Dr. med. 1904.

Bechhold, J. H., Dr. phil. 1886.

Beck, Carl, Dr. med. 1908.

Becker, H., Dr. phil. 1908.

Becker, F. Ph., Dr. med. 1908.

Beer, J. L. 1891.

Behrends, Robert, Ingenieur. 1896.

Behrends-Schmidt, Karl, Konsul. 18%.

Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.

Behringer, Gustav. 1906.

Beit, Eduard. 1897.

Benario, Jacques, Dr. med. 1897. Bender, August. 1897.

Frau Dr. Paula Berend. 1905. Berg, Alexander, Dr. jur., Rechts-

anwalt. 1900. *Berg, Fritz, Dr. jur., Rechtsanwalt. 1897.

Berlizheimer, Sigmund, Dr. med. 1904. Bermann, Ferdinand, Dr. med. 1904. Frl. Berthold, Bertha. 1903. Bertina, Karl. 1904 v. Bethmann, S. Moritz, Frhr. 1905. Binding, Gustav. 1904. Binding, Karl. 1897. Binding, Konrad. 1892, Bing, Albert. 1905. Bittel-Böhm, Theodor. 1905. Bittelmann, Karl. 1887. Bleicher, H., Dr. phil., Prof. *Blum, Ferd., Dr. med. 1893. Frau Blum, Lea. 1903. Blumenthal, Adolf. 1883. *Blumenthal, E., Dr. med. 1870. *Bockenheimer, Jakob, Dr. med., Geh. San.-Rat. 1864. Bode, Hans, Bergingenieur. 1905. Bode, Paul, Dr. phil., Direktor der Klingeroberrealschule. 1895. Boettger, Bruno. 1891. *Boettger, Oskar, Dr. phil., Prof. 1874. Böhm, Henry, Dr. med. 1904. Böhme, John, Zahnarzt. 1904. Boller, Wilhelm, Dr. phil., Oberlehrer. 1903. Bolongaro, Karl. 1860. Bonn, Sally. 1891. Bonn, William B. 1886. Borchardt, Heinrich, Zahnarzt. 1904. Borgnis, Alf. Franz. 1891. Borgnis, Karl. 1900. Boss, Karl. 1904. Braun, Franz, Dr. phil.

1903.

1904.

Braun, Leonhard, Dr. phil. 1904. Braun, Wunibald, Kommerzienrat. 1903. *

49*

Braunfels, Otto, Kommerzienrat, Konsul. 1877.

Brentano-Brentano, Josef. 1906.

Brodnitz, Siegfried, Dr. med. 1897.

Brofft, Franz. 1866.

Bruck, Richard, Rechtsanwalt. 1904.

Briickmann, Karl. 1903.

Briickmann, Phil. Jakob. 1882.

Brugger, Rudolf, Dr., Oberstabsarzt. 1904.

Buderus, Hugo, Geh. Kommerzienrat. 1905.

Budge, Siegfried. 1905.

Bücheler, Anton, Dr. med. 1897.

v. Büsing-Orville, Adolf, Frhr. 1903.

Bütschly, Wilhelm. 1891.

Büttel, Wilhelm. 1878.

Bullnheimer, Fritz, Dr. phil. 1904.

Burchard, Kurt, Dr. jur., Prof. 1904.

Burgheim, Gustav, Justizrat Dr. 1905.

Cahen-Brach, Eugen, Dr. med. 1897.

Cahn, Albert. 1906.

Cahn, Heinrich. 1878.

Cahn, Paul. 1903.

Frau Canné, Anna. 1905.

Canné, Ernst, Dr. med. 1897.

*Carl, August, Dr. med, San.-Rat.

1880. Cassel, B. B. 1905. v. Chappuis, Hermann, General - leutnant z. D., Exzellenz. 1904. Christ, Fritz. 1905.

Clauer, Heinrich. 1904.

Clausnitzer, Gotthold, Ober- und Geh. Baurat. 1905.

Clemm, Otto, Bankdirektor. 1903.

Unyrim, Ernst. 1904.

Creizenach, Ignaz. 1905.

Cohen, Eduard. 1900.

Cullmann, Rudolf. 1905.

Cunze, D., Dr. phil. 1891.

Curti, Theodor. 1905.

Curtis, F., Dr. phil., Prof. 1903.

Daube, Curt, Sanitätsrat Dr. 1906.

' Daube, G.L. 1891. Degener-Böning, Emil. 1906. Delliehausen, Oskar. 1904.

4

Delosea, S. R., Dr. med. 1878. Demmer, Theodor, Dr. med. 1897. Deutsch, Adolf, Dr. med. 1904. Diener, Richard. 1905. Diesterweg, Moritz. 1883. Dietrich, Heinrich. 1906. Dietze, Herınann. 1891. Dietze, Karl. 1875. Ditmar, Karl Theodor. Ditter, Karl. 1903. Doctor, Ferdinand. 1892. Dondorf, Karl. 1878. Dondorf, Otto. 1908. Donner, Karl Philipp. 1873. Dreves, Erich, Dr., Justizrat. Dreyfus, Is. 1891. Drory, William, Direktor. 1897. Drory, William, Dr. phil. 1904. Drüner, Leo, Dr. med., Stabsarzt. 1904. Du Bois, August. 1891. *Dürer, Martin. 1904. Ebeling, Hugo, Dr. med. 1897. Ebenau, Fr., Dr. med. 1899. Eberstadt, Albert. 1906. Eckhardt, Karl, Bankdirektor. 1904. *Edinger, L., Dr. med., Prof. 1884. Egan, William. 1891. *Ehrlich, P., Dr. med., Prof., Geh. Med.-Rat. 1887. v. Eichhorn, Hermann, Generalleutnant und Kommandierender General d.X VIII. Armeekorps, Exzellenz. 1905. Eiermann, Arnold, Dr. med. *Ellinger, Leo. 1891. Ellissen, Moritz Ad. 1891. Emmerich, Otto. 1905. Enders, M. Otto. 1891. Engelhard, Karl Phil. 1873. Epstein, J., Dr. phil., Prof. Eschelbach, Jean. 1904. Ettlinger, Albert, Dr. med. Euler, Rudolf. 1904. Eyssen, Remigius Alex. Fay, C.F. 1904. Feis, Oswald, Dr. med. Feist, Jakob, Dr. jur.

1891.

1903.

1897.

1890.

1904.

1882.

1903. 1908.

50*

Fellner, Jobann Christian. 19065. Fellner, Otto, Dr. jur. 1903. Fester, August, Bankdirektor. Fischer, Karl. 1902. Fischer, Ludwig. 1902. Fleck, Otto, Oberförster. Fleisch, Karl. 1891. Frau Fleischmann, Siegm. 1903. Flersheim, Albert. 1891. Flersheim, Martin. 1898. Flersheim, Robert. 1872. *Flesch, Max, Dr. med., Prof. Flinsch, Bernhard. 1905. Flinsch, Heinrich, Stadtrat.

1897.

1903.

1889.

1866.

Flinsch, W. 1869. Flörsheim, Gustav. 1904. Forchheimer, Hugo. 1903.

Forst, Carl, Dr. phil. 1905.

*Franck, E., Direktor. 1899.

Frank, Hch., Apotheker. 1891.

Fresenius, Phil., Dr. phil., Apotheker. 1873.

*Freund, Mart., Dr. phil., Prof. 1896.

Freyeisen, Willy. 1900.

*Fridberg, R., Dr.med., San.-Rat. 1873.

Fries, Heinrich. 1905.

Fries Sohn, J. 8. 1889.

v. Frisching, Moritz. 1906.

Fritzmann, Ernst, Dr. phil.

Frohmann, Herbert. 1906.

Fromberg, Leopold. 1904.

Fulda, Karl Herm. 1877.

Fulda, Paul. 1897.

*Gäbler, Bruno, Landgerichtsrat. 1900.

Gans, Adolf. 1897.

Gans, Fritz. 1891.

Gans, L,, Dr. phil., Geh. Kommerzien- rat. 1891.

Gaum, Fritz. 1906.

Gehring, Karl Adolf. 1905.

Geiger, B., Dr. jur., Justizrat.

Geisow, Hans, Dr. phil. 1904.

Geist, George, Dr. med. dent. 1908.

Frau Gräfin v. Geldern, Friederica, Dr. med. 1904.

*Gerlach, Karl, Dr. med. 1869.

Gerlach, K., Oberlehrer. 1908.

1905.

1878.

Gerth, H., stud. rer. nat. 1905.

Frau Getz, Elisabeth, Geheiwr.

Getz, Moritz. 1904.

Gillhausen, Karl. 1906.

Gloeckler, Alexander, Dr. med., San.- Rat. 1905.

Glogau, Emil August, Zahnarzt. 1904. Goering, Viktor, Direktor des Zoolog. Gartens. 1898.

v. Goldammer, F. 1903. Goldschnid, J. E. 1901. Goldschmidt, Julius. 1905. Goldschmidt, M.S. 1905. v. Goldschmidt - Rothschild , Generalkonsul. 1891. Goll, Richard. 1905. Goltermann, Ludwig. 1904. Gombel, Wilhelm. 1904. Gottschalk, Joseph, Dr. med. 1903. Grandhomme, Fr., Dr. med. 1903. Gräntz, Fritz, Dr. phil., Oberlehrer. 1904. Graubner, Karl. 1908. Greef, Ernst. 1905. Greb, Louis. 1903. Greiff, Jakob, Rektor. Grieser, Ernst. 1904. Grossmann, Emil, Dr. med. Grünewald, August, Dr. med.

1905.

Max,

1880.

1906. 1897.

v. Grunelius, Adolf. 1858. v. Grunelius, Max. 1903. v. Grunelius, M. Ed. 1869.

v. Günderrode, Waldemar, Freiherr. 1905.

Günzburg, Alfred, Dr. med. 1897. *Gulde, Johann, Dr. phil. 1898. Haack, Karl Philipp. 1905. Haag, Ferdinand. 1891.

Haas, Ludwig, Dr. 1906.

Häberlin, E. J., Dr. jur., Justizrat. 1871.

Haeffner, Adolf, Direktor. 1904.

*Hagen, B., Dr. med., Hofrat. 1895.

Hagens, K., Dr., Wirkl. Geh. Ober- Justizrat u.Oberlandesgerichts- Präsident. 1900.

Hahn, Julius, 1906.

51*

|

' Hallgarten, Fritz, Dr. phil.

1893. Hallgarten, H. Charles L. 1891. Hamburger, K., Dr. jur., Geh. Justiz- rat. 1891. Happel, Fritz. 1906. Harbers, Adolf, Direktor. 1903. Harbordt, Ad., Dr. med., San.-Rat. 1891. v.Harnier, E., Dr., Geh. Justizr. 1866. Hartmann, Eugen, Professor. 1891. Hartmann, Johann Georg. 1905. Hartmann, Karl. 1905. Hartmann-Bender, Georg. 1906. Hartmann-Kempf, Rob., Dr. phil. 1906. HaBlacher, Franz, Patentanwalt. 1905.

' Hauck, Alex. 1878.

Hauck, Fritz. 1905.

Hauck, Georg. 1898.

Hauck, Max. 1908.

Hauck, Moritz, Rechtsanwalt. 1874. Hauck, Otto. 1896.

Haurand, A., Geh. Kommerzienrat.

1891.

Hausmann, Franz, Dr. med. 1904. Hausmann, Julius, Dr. phil. 1906. Heerdt, Rudolf, Direktor. 1906.

Heichelheim, Sigmund, Dr. med. 1904.

Heicke, Karl, Stadtgartendirektor. 1903.

Heilmann, Heinrich. 1906.

Heimpel-Manskopf, W. E. Aug. 1899.

Heister, Ch. L. 1898.

Henrich, K. F., Kommerzienrat. 1873.

Aenrich, Ludwig. 1900.

Henrich, Rudolf. 1908.

*Hergenhahn, Eugen, Dr. med. 1897. Hertzog, Georg. 1905.

Frau Herxheimer, Fanny. 1900. Herxheimer, Karl, Dr. med. 1898. Herz, Alphonse J. 1906. Herz-Mills, Ph. Jac., Direktor. 1903.

Herzberg, Karl, Konsul, Bankdirektor. 1897.

Hesdörffer, Julius, Dr. med.

Hesse, Hermann. 1900.

Heuer & Schoen. 1891.

HeuBenstamm, Karl, Dr. jur., Bürger- meister a.D. 1891.

4%

1903.

——

52*

*y. Heyden, Lukas, Dr. phil., Prof, |

Major a. D. 1860. v. Heyder, Gg. 1891. Hirsch, Ferdinand. 1897.

Hirschberg, Max, Dr. med, San.-Rat. |

1892. Hirschfeld, Otto H. 1897. Hirschhorn, Fritz. 1905.

Hirschler, Leopold. 1903.

Hochschild, Zachary, Direktor. 1897.

Hichberg, Otto. 1877.

Hofer, Willy Hch. 1906.

Hoff, Alfred, Konsul. 1903.

Hofmann, Otto. 1905.

Hohenemser, Moritz W. 1905.

Hohenemser, Otto, Dr. med. 1904.

Hohenemser, Robert, Dr. jur. 1905.

Holey, Richard, Dipl. Ingenieur. 1905.

Holl, Joseph, & Co. 1905.

v. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867.

Holzmann, Eduard, Ingenieur. 1905.

Homberger, Ernst, Dr.med. 1904.

Homburger, Aug., Dr. med. 1899.

Homburger, Michael. 1897.

Horkheimer, Fritz. 1892.

Frau Horstmann, Elise. 1903.

Horstmann, Georg. 1897.

Huck, August. 1900.

v. Hoven, Franz, Baurat.

‘Hübner, Emil, Dr. med.

Hüttenbach, Adolf. 1903.

Hupertz, Eduard, Dr. jur., Oberstaats- anwalt. 1908.

Jacquet, Hermann. 1891.

Jaffé, Gustav, Rechtsanwalt. 1905.

Jaffé, Theophil, Dr. med., San.-Rat. 1905.

Jäger, Alfred, Dr., Veterinärarzt, 1903.

Jaeger-Manskopf, Fritz. 1897.

*Jassoy, August, Dr. phil., Apotheker. 1891.

Jassoy, Julius. 1905.

Jassoy, Ludwig Wilhelm.

Frau Jay, Louis. 1903.

Jelkmann, Fr., Dr. phil. 1893.

Illig, Hans, Direktor. 1906.

Frau Jordan - de Rouville, L. M. 1903.

1897. 1895.

1905.

Juliusberg, Fritz, Dr. med. 1904. Jungmann, Eduard. 1897. Junior, Karl. 1903.

Jureit, J. C. 1892.

Kahn jun., Bernhard. 1897. Kahn, Ernst, Dr. med. 1897.

' Kahn, Hermann. 1880.

Kalb, Moritz. 1891.

*Kallmorgen, Wilh., Dr. med. 1897. Katz, H. 1891.

Katzenellenbogen, Albert, Dr. jur. 1906.

Kayser, Heinr., Dr. med. 1903.

_ Kayser, Carl.

1906. Kayßer, Fritz, Architekt. Keller, Adolf. 1878. Keller, Otto. 1885. Kessler, Hugo. 1906. Kindervatter, Gottiried. 1906.

1899.

*Kinkelin, Friedrich, Dr. phil., Prof.

Kirch, Wilhelm.

1873. 1905.

. Kirchheim, $., Dr. med. 1873.

' Klimsch, Eugen.

Kissner, Heinrich. 1904.

Klein, Walter, Amtsgerichtsrat. 1906.

Kleyer, Heinr., Kommerzienrat 1903.

1906.

Klippel, Karl. 1903.

Klitscher, F. Aug. 1878.

Klotz, Karl E., Bankdirektor.

Knauer, Joh. Chr. 1886.

Knickenberg, Ernst, Dr. med. 1897.

*Knoblauch, Aug., Dr. med. 1892.

Knoblauch, Paul, Dr. med. 1905.

Frau Koch, geb. von St. George. 1891.

Koch, Karl. 1902.

Koch, Louis. 1903.

Köhler, Hermann. 1891.

Kölle, Karl, Stadtrat. 1908.

Kömpel, Eduard, Dr. med. 1897.

König, Albert, Dr. med., Stadtarzt. 1905.

König, Karl, Dr. med. 1904.

v. Königswarter, H., Baron. 1891.

Königswerther, Heinrich. 1906.

Könitzers Buchhandlung. 1893.

Könitzer, Oskar. 1906.

Kohn, Julius, Dr, med, 1904.

1891.

Koßmann, Alfred, Bankdirektor. 189%. Kotzenberg, Gustav. 1873. Kotzenberg, Karl. 1903. Kowarzik, Jos., Bildhauer. Kramer, Robert, Dr. med. Kreuscher, Jakob. 1880. Kreuzberg, August. 1905. Küchler, Ed. 1886. Küchler, Fr. Karl. Künkele, H. 1903. Kugler, Adolf. 1882. Kuhlmann, Ludwig. 1905. Kullmann, Karl. 1904. Kulp, Anton Marx. 1891. Kutz, Arthur, Dr. med. 1904. Labes, Philipp, Dr. jur., Direktor. 1905. *Lachmann, Bernh., Dr. med., Sani- tätsrat. 1885. Ladenburg, August. 1897. Ladenburg, Ernst, Kom.-Rat. Lambert, R., Prof. 1903. Lampe, Eduard, Dr. med. Lampe, J.D. W. 1900. Landauer, Fredy. 1905. Lapp, Wilhelm, Dr. med. 1904. *Laquer, Leopold, Dr. med. 1897. Lautenschlager, Ernst, Stadtrat. 1900. Lauterbach, Ludwig. 1903. Lehmann, Leo. 1903. Leisewitz, Gilbert. 1903. Lejeune, A., Dr. med. 1900. Lejeune, Alfred. 1903. Lejeune, Ernst. 1905. Leuchs-Mack, Ferdinand. 1900. *Levy, Max, Dr. phil. 1893. *Libbertz, A., Dr., San.-Rat. 1897. Liebmann, Jakob, Dr. jur., Rechts- anwalt. 1897. Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888. Lindbeimer, Dr. Justizrat. 1908. Lindley, William, Baurat. 1904. Lismann, Karl, Dr. phil., Zahnarzt. 1902. Frau Livingston, Frank. 1897. Frl. Livingston, Rose. 1903. *Loretz, Wilh., Dr. med., San.-Rat. 1877. Lotichius, W. Heinr. 1903.

1898. 1897.

1900.

1897.

1897.

53*

Lüscher, Karl. 1905.

Lust, Heinrich Frdr. 1908.

' Maier, Herm. Heinr., Direktor. 1900.

. Majer, Alexander. : Manskopf, Nicolas.

1889. 1903.

_ Mappes, Heinrich, Generalkonsul. 1905.

i a

*Marx, Ernst, Dr. med., Prof., Stabs- arzt. 1900. Marx, Karl, Dr. med. 1897. Frau von Marx, Mathilde. Matthes, Alexander. 1904. Matti, Alex., Dr. jur., Stadtrat. 1878. May, Ed. Gust. 1873. May, Franz L., Dr. phil. May, Martin. 1866. May, Robert. 1891. v. Mayer, Adolf, Freiherr. 1903. v. Mayer, Eduard, Buchhändler. 1891. v. Mayer, Hugo, Freiherr. 1897. Mayer, Ludo. 1903. v. Meister, Herbert, Dr. phil. Melber, Friedrich. 1903. *Melber, Walter. 1901. Frau Merton, Albert. 1869. Merton, Alfred. 1905. Merton, Hugo. 1901.

1897.

1891.

1900.

. Merton, W. 1878.

Mettenheimer, Bernh., Dr. jur. 1902.

_ *von Mettenheimer, H., Dr. med. 1898.

| *y. Meyer, Edw., Dr. med. ' Frau Minjon, Sophie.

Metzger, L., Dr. med. 1901.

Metzler, Hugo. 1892.

v. Metzler, Karl. 1869.

Meusert, Jakob. 1905.

Meyer, Anton, Stadtrat. 1892.

Meyer, P., Dr. jur., Ober-Regierungs- rat. 1903.

1893.

1898.

- Minoprio, Karl Gg. 1869. - Mébius, M., Dr. phil., Prof. 1894.

: Morf, F. H., Dr. phil., Prof.

Moessinger, W. 1891. 1903.

Mosessohn, Sally, Dr. phil. 1904.

' Mouson, Jacques. 1891.

Mouson, Joh. Daniel, Stadtrat. 1891. Müller-Knatz, J. 1905.

Miiller, Karl, Berginspektor. 1903.

Müller, Paul. 1878. Müller Sohn, A. 1891.

Mumm v. Schwarzenstein, A. 1869.

54*

' Oppenheimer, Joe, Dr. jur.

1905.

- Oppenheimer, Lincoln Menny. 1903. ' Oppenheimer, O., Dr. med. 1892.

Mumm von Schwarzenstein, Alfred.

1905. Mumm von Schwarzenstein, 1905. Nassauer, Max, Dr. phil. Nathan, S. 1891. *Naumann, Edmund, Dr. phil. Nebel, August, Dr. med. 1896. Neher, Ludwig, Baurat. 1900. Frau Neisser, Emma. 1901. *Neisser, Max, Dr. med., Prof. 1900. Nestle, Hermann. 1900. Nestle, Richard. 1891. Nestle, Wilhelm. 1903. Netto, Kurt, Prof., Bergingenieur. 1897. Neuberger, Julius, Dr. med. 1903. Neubiirger, Otto, Dr. med. 1891. Neubiirger, Theod., Dr. med., San.-Rat. 1860. de Neufville, Adolf. de Neufville, Eduard.

Fritz.

1905.

1900.

1896. 1900.

de Neufville, Rud., Dr. phil. 1900. v. Neufville, Adolf. 1896. von Neufville, Curt. 1905.

v. Neufville, Karl, Gen.-Konsul. 1900.

Neumann, Paul, Dr. jur. 1905.

Neustadt, Adolf. 1903.

Neustadt, Samuel. 1878.

Niederhofheim, Heinr. A., Direktor. 1891.

Nies, L. W. 1904.

v. Noorden, K., Dr. med., Prof. 1900.

v. Obernberg, Ad., Dr. jur., Stadtrat a.D. 1870.

Obernzenner, Julius.

Ochs, Hermann. 1873.

Ochs, Richard. 1905.

Oehler, Eduard, Geh. Kommerzienrat. 1906.

Oehler, Rud., Dr. med. 1900.

Oppenheim, Eduard, Bankdirekt. 1909.

Oppenheim, Moritz. 1887.

Oppenheimer, Benny. 1903.

1905.

Oppenheimer, Oskar F. 1906. d’Orville, Eduard. 1906. Osterrieth-du Fay, Robert. 1897. Oswalt, H., Dr., Justizrat. 1873. Otto, Richard, Dr., Stabsarzt. 1904. Pabst, Gotthard. 1904. Pachten, Ferd., Dr. jur. 1900. Parrisius, Alfred, Dr. phil., Bank- direktor. 1904. Passavant, G. Herm. Passavant, Philipp. 190d. Passavant, Rudy. 1908. Passavant-Gontard, R., Kommerzien- rat. 1891. Pauli, Ph., Dr. phil., Stadtrat. Peipers, August. 1905. Peise, Georg. 190d. Peschel, Max, Dr. med., Prof. 1904. Peters, Hans, Zahnarzt. 1904.

1903.

1901.

_ Petersen, E., Dr. med. 1903. *Petersen, K. Th., Dr. phil., Prof. 1873

Pfeffel, Aug. 1869.

Pfeiffer, Ludw. 1901.

Pfeiffer-Belli, C.W. 1903.

Pfungst, Arthur, Dr. phil. 1900.

Picard, Lucien. 1908.

Pichler, H., Ingenieur. 1892.

Pinner, Oskar, Dr. med., San.-Rat. 1903.

Plieninger, Theod., Direktor. 1897.

Pohle, L., Dr. phil., Prof. 1903.

Ponfick, Wilhelm, Dr. med. 1905.

Popp, Georg, Dr. phil. 1891.

Poppelbaum, Hartwig. 1905.

Posen, Eduard, Dr. phil. 1908.

Posen, J. L. 1891.

Posen, Sidney. 1898.

*Prior, Paul, Hütteningenieur. 1902.

Propach, Robert. 1880.

Prösler, J. Wilhelm. 1906.

Prümm, Max, Ingenieur. 1900.

Quincke, Hermann,Oberlandesgerichts- rat. 1903.

Raab, A.., Dr. phil., Apotheker. 1891.

Ratazzi, Karl. 1900.

Ravenstein, Simon. 1873,

Rawitscher, Ludwig, Dr. jur., Land- gerichtsrat. 1904.

Regius, Karl. 1900.

Frau Regnier, Emma, geb. Fischer. 1900.

Reh, Robert. 1902.

*Rehn, J. H., Dr. med., Geh. San.-Rat. 1880.

Rehn, Louis, Dr. med., Prof. 1893.

Reichard-d’Orville, Georg. 1905.

Frau Gräfin v. Reichenbach-Lessonitz, geb. Freiin Göler v. Ravensburg. 1903.

*Reichenbach, Heinrich, Dr. phil., Prof. 1872.

Frau Baronin von Reinach.

Reinemer, Karl. 1900.

Reinert, Felix. 1905.

Reiss, Paul, Justizrat.

Rennau, Otto. 1901.

Reutlinger, Jakob. 1891.

Richter, Johannes. 1898.

*Richters, Ferdinand, Dr. phil., Prof. 1877.

Frau Riese, Karl. 1897.

Riese, Otto, Baurat. 1900.

Riesser, Eduard. 1891.

Rikoff, Alfons, Dr. phil. 1897.

Rintelen, Franz, Dr. 1904.

Ritsert, Eduard, Dr. phil., Fabrik- direktor. 1897.

Ritter, Hermann. 1903.

*Roediger, Ernst, Dr. med. 1888.

Roediger, Paul, Dr. jur. 1891.

*Rörig, Ad., Dr. med., Forstmeister a. D. 1897.

Rößler, Friedrich, Dr. phil.

Rößler, Heinrich, Dr. phil.

Rößler, Hektor. 1878.

Roger, Karl, Bankdirektor.

Rohmer, Wilhelm. 1901.

Ronnefeld, Adolf. 1905.

Ronnefeld, Friedrich. 1905.

Roos, Heinrich. 1899.

Roos, Israel, Dr. phil.

Rose, Christian. 1900.

Roques, Adolf., Dr. phil.

1905.

1878.

1900. 1884.

1897.

1905,

1900.

55*

aunt,

Roques-Mettenheimer, Etienne. 1897.

Rosenbaum, E., Dr. med. 1891.

Rosengart, Jos., Dr. med. 1899.

Rosenthal, Rudolf, Dr. jur., Rechts- anwalt. 1897.

Roth, Karl, Dr.med., Gerichtsarzt. 1903.

Rother, August. 1903.

Rothschild, Otto, Dr. ıned.

Rueff, Julius, Apotheker.

Ruff, Franz, Ingenieur.

Rumpf, Christian. 1899.

Rumpf, Gustav Andreas. 1905.

Ruppel, W., Dr. phil. Prof. 1903.

Sabarly, Albert. 1897.

Frau Sabarly, Marianne. 1900.

Sachs, Hans, Dr. med. 1903.

*Sack, Pius, Dr. phil. 1901.

Salomon, Bernhard, Prof., General- direktor. 1900.

Sandhagen, Wilhelm. 1873.

Sarg, Francis C. A., Konsul. 1906.

*Sattler, Wilhelm, Stadtbaumeister. 1892.

Sauerländer, Robert. 1904.

*Schäffer - Stuckert, Fritz, Dr. dent.

1904. 1873. 1905.

surg. 1892. Scharff, Charles A. 1897. Scharff, Ernst. 1903. Scharff, Julius, Bankdirektor. 1900. *Schauf, Wilh., Dr. phil., Prof. 1881.

Schaumann, Gustav, Stadtrat. 1904.

Scheib, Adam. 1905.

Scheller, Karl, Buchhindler. 1897.

Schepeler, Hermann. 1891.

Scherenberg, Fritz, Polizei-Präsident. 1905.

Scherlenzky, Karl August. 1908.

Schiermann-Steinbrenk, Fritz. 1903.

Schiff, Ludwig. 1908.

Schild, Eduard 1904.

Schild, Rudolf, Dr. med. 1903.

Schiller, Gustav. 1902. Schleußner, Friedr., Direktor. 1900. SchlenBner, Karl, Dr. phil. 1898.

Schlund, Georg. 1891. Schmidt, Peter, Lehrer. 1906. Frau Schmidt, Rudolf 1904.

Schmidt-Polex, Anton. 1897. *Schmidt-Polex, Fritz, Dr. jur. 1884. Schmidt-Polex, Karl, Dr. jur., Justiz- rat. 1897. Schmidt-Scharff, Eugen. Schmölder, P. A. 1873. *Schnaudigel, Otto, Dr. med. 1900. Schneider, Johannes. 1898. Scholz, Bernhard, Dr. med. 1904. Schott, Alfred, Direktor. 1897. *Schott, Eugen, Dr. med., San.-Rat, 1872. Schott, Theod., Dr. med., Prof. 1903. Schrey, Max. 1905. Schtirmann, Adolf. Schulz, Karl. 1905. Schulze-Hein, Hans. 1891. Schulz-Euler, Karl Fr. 1906. Schumacher, Heinr. 1885. Schumacher, Peter, Dr. phil. Schuster, Bernhard. 1891. Schuster-Rabl, F. W., Bankier. 1905. Schwarz, Georg Ph. A. 1878. Schwarzschild, Martin. 1866. Schwarzschild-Ochs, David. 1891. Scriba, Eugen, Dr. med. 1897. Seefrid, Wilh., Direktor. 1891. Seeger, G., Architekt. 1893. Seeger, Oskar. 1904. Seeger, Willy. 1904. Seidel, A., Stadtrat. 1891. *Seitz, A., Dr. phil., Direktor des Zoolog. Gartens. 1893. Seitz, Heinrich. 1905. Seligman, Henry. 1891. Seligman, Milton, Dr. jur., Amts- richter. 1905. Seuffert, Theod., Dr. med. Sichel, Ignaz. 1906. Sidler, Karl. 1905. *Siebert, Aug., Gartenbaudirekt. 1897. Siebert, Arthur. 1900. Siegel, Ernst, Dr. med. 1900. Siesmayer, Philipp. 1897.

1905.

1891.

1905.

1900.

56*

———

Sittig, Edmund, Oberlehrer. 1900. Solm, Richard, Dr. med. 1908. Sommer, Julius, Direktor. 1906. Sommerhoff, Louis. 1891. Sommerlad, Fritz. 1904.

Sondheim, Moritz. 1897. Sonnemann, Leopold. 1873.

Spieß, Gustav, Dr. med., Prof. 1897. Sporleder, Oskar. 1905.

v. Steiger, Louis, Baron. 1905. Stern, Adolf. 1906.

Stern, Maier. 1905.

Stern, Paul, Dr. phil. 1905. Stern, Richard, Dr. med. 1893. Frau Stern, Theodor. 1901.

Stern, Willy. 1901.

Sternberg, Paul. 1900.

Stettheimer, Eugen, Rentner. 1906.

Frau v. Stiebel, H., Konsul. 1903.

Stiebel, Karl Friedrich. 1903.

Stock, Wilhelm. 1882.

Stoeckicht, Karl. 1908.

Straus, F., Dr. med. 1904.

Strauß, Ernst. 1898.

Streng, Wilhelm, Dr. med. 1897.

Strömsdörfer, Jean, Konsul. 1906.

Stroof, Ignatz, Dr. phil. 1903.

Sulzbach, Emil. 1878.

Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891.

Szamatölski, Daniel. 1905.

*Teichmann, Ernst, Dr. phil. 1903.

Thebesius, Louis, Dr. jur., General- konsul. 1900.

Thoma, Phil. 1893.

Thomé, Robert, Eisenbahn - Direk- tions-Präsident. 1900, Thoms, Heinrich, Dr. phil., Kreis-

tierarzt. 1904. Thorn, Philipp. 1900. Treupel, Gustav, Dr. med., Prof. 1903. Trost, Fritz. 1897.

| Ullmann, Albert. 1905.

Sioli, Emil, Dr. med., Direktor der |

Irrenanstalt. 1893. Sippel, Albert, Dr. med., Prof.

1896.

Ullmann, Karl, Dr. phil. 1906.

‚Ulrich, Otto. 1902.

Varrentrapp, Adolf, Dr. jur., Geh. Reg.-Rat, Bürgermeister. 1900. Frl. Velde, Julie, Oberlehrerin. 1902.

v. d. Velden, Wilh., Bankdirektor. 1901.

Versen, Paul, Oberlandesgerichtsrat. 1904

Villaret, Albert, Dr. med., Generalarzt und Korpsarzt d. XVIII. Armee-

korps. 1905. Vögler, Karl, Dr. phil., Oberlehrer. 1903.

*Vohsen, Karl, Dr. med. 1886. Vowinckel, M., Direktor. 1891. Wagener, Alex. 1904. Wagner, Gottfried. 1905. Frau Grifin v. Wartensleben, Gabriele, Dr. phil. 1902. Weber, Heinrich, Dr. med. Weiller, Jakob H. 1891. Weiller, Lionel. 1908. Weidmann, Hans, Direktor. Weinberg, Arthur, Dr. phil. Weinberg, Karl, Gen.-Konsul. Weinschenk, Alfred. 1903. *Weis, Albrecht. 1882. Weisbrod, Aug., Druckerei. 1891.

1897.

1905. 1897. 1897.

Weismann, Daniel. 1902. Weismantel, O., Dr. phil. 1892. Weller, Albert, Dr. phil. 1891.

57*

"Wendt, A.H. 1901.

Werner, Felix. 1902.

Wertheim, Karl, Justizrat. 1904. Wertheimber, Julius. 1891. Wertheimber-de Bary, Ernst. 1897. Wertheimer, Otto, Dr. phil. 1905. Wetzlar-Fries, Emil. 1903. Wiederhold, Kurt, Dr. phil. 1904.

v. Wild, Rudolf, Dr. med. 1896.

Wilhelmi, Adolf. 1905.

Willemer, Karl, Dr. med.

*Winter, Friedr. W. 1900.

Fri. Winterhalter, Elisab., Dr. med. 1903.

Winterwerb, Rud., Dr. jur., Bank- direktor. 1900.

Wirth, Richard, Dr. 1905.

Wolff, Ludwig, Dr. med. 1904,

Wormser, Sieginund H., Bankdirektor.

1905.

1905. Wüst, K. L. 1866. Wronker, Hermann. 1905. Wurmbach, Julius. 1905.

Zeltmann, Theod. 1899.

Ziegler, Karl. 1905.

Zimmern, Siegmund, Dr. med. San.- Rat. 1899.

b) Mitglieder, die außerhalb Frankfurts wohnen.

* Alzheimer, Alois, Dr. med. in Miinchen. 1896.

Becker, J., Direktor in Hanau. 1904.

Bibliothek, Königl., in Berlin. 1882.

v. Brüning, Gustav, Dr. phil. in Höchst a. M. 1903.

Delkeskamp, Rudolf, Dr. phil., Privat- dozent in Giessen. 1904.

Drehwald, Karl, Bankdirektor in Offenbach. 1900.

Frau Baronin von Erlanger, Nieder- Ingelheim. 1905.

Goldschmidt, Rich., Dr. phil, Privat- dozent in München. 1901.

Grosch, K., Dr. med. in Offenbach a. M. 1904

-v. Guaita, Georg, Dr. phil. in Frei-

burg iB. 1898.

Heräus, Heinrich in Hanau. 1889.

Herxheimer, G., Dr. med. in Wies-

baden. 1901.

Hopf, Karl in Niederhöchstadti.T. 1904.

Feist, Fr., Dr. phil., Prof. in Kiel. 1887.

Fresenius, Ant., Dr.med., Sanitätsrat in Jugenheim. 1893,

Krekel, E. Fr., Forstmeister in Hof- heim i.T. 1904.

Laurenze, Ad. in GroBkarben. 1903.

Lenz, Dr., Tierarzt in Aschaffenburg. 1903.

mn

58*

v. Leonhardi, Moritz, Freiherr in Groß- | Port, G., Dr. med., Prof. in Heidel-

karben. 1904.

*Lepsius, B., Dr. phil., Prof., Fabrik- direktor in Griesheim a. M. 1883.

v. Lindequist, Oskar, General der In- fanterie und Generaladjutant Sr. Majestät des Kaisers unil Königs, Generalinspekteur der III.Armeeinspektion, Exzellenz, in Hannover.

Fri. Mayer, Josephine in Langen- schwalbach. 1897.

von Meister, Wilhelm, Dr., Regierungs- präsident in Wiesbaden. 1905.

Mönckeberg, J.G., Dr. med. in Gießen. 1903.

Frau Dr. Oestreich, Anna, in Marburg. 1901.

berg. 1904.

Reichard, Adolf, Dr. phil. in Helgo- land. 1901.

Reiss, Eduard, Dr. med. in Miinchen. 1903.

Rothschild, David, Dr. med. in Bad Soden. 1904.

Schaffnit, J., Apoth. in Rödelheim. 1903.

Schmick, Rudolf, Oberbaurat in Darm- stadt. 1900.

Schmitt, H., Dr. med. in Arheiligen bei Darmstadt. 1904.

Scriba, L. in Höchst a. M. 1890

Weiß, Jul., in Montigny b. Metz. 1897.

Wetzel, Heinr. in Ludwigsburg. 1864.

Wittich, Ernst, Dr. phil. in Darm- stadt. 1898.

59°

III. Außerordentliche Ehrenmitglieder.

1900. Wallot, Paul, Prof., Dr. phil., Geh. Hof- und Baurat in Dresden. 1903. Schmidt-Metzler, Moritz, Prof., D., Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz in Frankfurt a. M.

IV. Korrespondierendes Ehrenmitglied.

1866. Bein, J. J., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor der Geographie an der Universität Bonn.

V. Korrespondierende Mitglieder. *)

1850. Scheidel, Sebastian Alexander, Privatier in Bad Weilbach.

1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingen bei Urach Württemberg.

1860. Weismann, August, Dr. phil., Geh. Hofrat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Freiburg i. B. (von hier).

1862. Steffan, Phil., Dr. med. in Marburg i. H. (von hier).

1862. Deichler, J. Christ., Dr. med. in Jugenheim (von hier).

1868. Hornstein, F., Dr. phil., Prof. in Kassel.

1869. Barboza du Bocage, José Vicente, Lente Catedratico an der Escola Polytechnica und Direktor des Museo Nacional in Lissabon.

1872. Westerlund, Karl Agardh, Dr. phil. in Ronneby, Schweden.

1872. Hooker, Jos. Dalton, Dr., früher Direktor des botanischen Gartens in Kew bei London.

1873. Günther, Albert, Dr., früher Keeper of the Department of Zoology am British Museum (N.H.) in London.

1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary of the Zoological Society in London.

1873. v. Leydig, Franz, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. emer. der vergleichen- den Anatomie und Zoologie in Würzburg.

1873. Schmarda, Ludwig Karl, Dr., Geh. Hofrat, Prof. emer. in Wien.

1873. Schwendener, Simon, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik und Direktor des bot. Instituts der Universität Berlin.

1873. Fries, Th., Dr., Prof. in Upsala.

1873. Schweinfurth, Georg, Prof., Dr., Präsident der Geographischen Gesell- schaft in Kairo.

1874. Gasser, Emil, Dr. ıned., Geh. Med.-Rat, Prof. der Anatomie und Direk- tor des anat. Instituts der Universität Marburg (von hier).

*) Die beigefügte Jahreszahl bedeutet das Jahr der Ernennung. Die verehrl. Korrespondierenden Mitglieder werden höflichst gebeten, eine Verände- rung des Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft anzuzeigen.

1875.

1875.

1875. 1876.

1876.

1876. 1877.

1877. 1878.

1880. 1881. 1881. 1882. 1882. 1882. 1883.

1883. 1883.

1883. 1883.

1884.

1884.

1884,

1884.

1886. 1886.

1887. 1887.

1887. 1887.

60

Bütschli, Johann Adam Otto, Dr. phil., Geh. Hofrat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Heidelberg. (von hier).

Klein, Johann Friedrich Karl, Dr., Geh. Bergrat und Prof. der Minera- logie an der Universität Berlin.

Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis.

Liversidge, Archibald, Dr., Prof. der Chemie und Mineralogie an der Universität Sidney, Australien.

Meyer, Adolf Bernhard, Dr. med., Geh. Hofrat und Direktor des zool. und anthrop.-ethnogr. Museums in Dresden.

Wetterhan, J. D. in Freiburg i. Br. (von hier).

v. Voit, Karl, Dr. med., Geh. Rat, Prof. der Physiologie an der Uni- versität München.

Becker, L., Oberingenieur in Johannesburg (Transvaal).

Chun, Karl, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Leipzig (von hier).

Jickeli, Karl, Dr. phil. in Hermannstadt.

Todaro, A., Prof. Dr., Direktor des botanischen Gartens in Palermo

Snellen, P.C.F. in Rotterdam.

Retowski, Otto, k. Staatsrat, Konservator an der Kaiserl. Eremitage in St.-Petersburg.

Retzius, Magnus Gustav, Dr. med., Prof. emer. in Stockholm.

Russ, Ludwig, Dr. in Jassy.

Koch, Robert, Prof., Dr. med., Geh. Med.-Rat, Generalarzt I. Kl. a la suite des Sanitätskorps, o. Mitglied des K. Gesundheitsamts in Berlin.

Loretz, Mart. Friedr. Heinr. Herm., Dr. phil., Landesgeolog in Berlin.

Ranke, Johannes, Dr., Prof. der Anthropologie an der Universität München, Generalsekretär der Deutschen anthropol. Gesellschaft.

Jung, Karl, Kaufmann, hier.

Boulenger, George Albert, F. R. S., I. Class Assistant am British Museum (N. H.), Department of Zoology, in London.

Lortet, Louis, Dr., Professeur de Parasitologie et de Microbiologie & la Faculté de Médecine in Lyon.

Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med. in Nymphenburg.

von Koenen, Adolf, Dr., Geh. Bergrat, Prof. der Geologie und Paläon- tologie, Direktor des geol.-paläont. Museums der Universität Göttingen.

Knoblauch, Ferdinand, früher Konsul des Deutschen Reiches in Noumea, Neukaledonien, (von hier).

von Bedriaga, Jacques, Dr. in Nizza.

Koerner, Otto, Dr. med., Prof. der Ohrenheilkunde an der Universität Rostock (von hier).

Schinz, Hans, Dr. phil., Prof. der Botanik und Direktor des botan. Gartens der Universität Zürich.

Stratz, C. H., Dr. med. im Haag, Holland.

Breuer, H., Dr., Prof., Direktor des Realgymnasiums in Wiesbaden.

Hesse, Paul, Kaufmann in Venedig.

1888. 1888. 1888.

1888. 1889.

1890. 1890.

1890. 1891. 1891.

1891. 1892. 1892. L892.

1892.

1892.

1892. 1892.

1892.

1892.

1892.

1892.

1892.

1892.

1892.

1893.

61*

von Kimakowicz, Mauritius, Kustos der zool. Abteilung des Museums des Siebenbürgischen Vereins für Naturw. in Hermannstadt.

Brusina, Spiridion, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. National-Museums der Universität Agram.

Rzehak, Anton, Prof. der Paläontologie und Geologie an der tech- nischen Hochschule in Brünn.

Reuss, Johann Leonhard, Kaufmann in Kalkutta (von hier).

Roux, Wilhelm, Dr. med., Prof. der Anatomie und Direktor des anat. Instituts der Universität Halle a. S.

‘von Berlepsch, Hans, Graf auf Schloß Berlepsch, Hessen-Nassau.

Fritsch, Anton Johann, Dr., Prof. der Zoologie und Kustos der zuul. und paläont. Abteilung des Museums der Universität Prag.

Haacke, Joh. Wilh., Dr. phil. in Lingen bei Ems.

Engelhardt, Hermann, Prof. am Realgymnasium in Dresden.

Fischer, Emil, Dr. phil., Prof. der Chemie und Direktor des chemischen Instituts der Universität Berlin.

. Hartert, Ernst, Dr. phil.h.c., Curator in charge of the Zoological Museum

in Tring, Herts.

Strubell, Adolf, Dr. phil, Privatdozent der Zoologie an der Univer- sität Bonn.

Beccari, Eduard, Prof. emer. Florenz.

van Beneden, Eduard, Dr., Prof. der Zoologie an der Universität Lüttich.

Dohrn, Anton, Prof., Dr., Geh. Rat und Direktor der zoologischen Station in Neapel.

Engler, Heinrich Gustav Adolf, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik und Direktor des bot. Gartens und des bot. Museums der Universität Berlin.

Haeckel, Ernst, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zoologischen Instituts der Universität Jena.

Möbius, Karl August, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Zoologie in Berlin.

Nansen, Fridtjof, Prof., Dr., königl. norwegischer Gesandter in London.

Schulze, Franz Eilhard, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Zoologie und Direktor des zoologischen Instituts der Universität Berlin.

Straßburger, Eduard, Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik und Direktor des bot. Gartens der Universität Bonn.

Sueß, Eduard, Dr., Prof. der Geologie und Direktor des geologischen Museums der Universität Wien.

Waldeyer, Heinrich Wilhelm Gottfried, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. der Anatomie und Direktor des anatomischen Instituts der Universi- tät Berlin.

Fleischmann, Karl, Konsul, Kaufmann in Guatemala.

Bail, Karl Adolf Emmo Theodor, Prof., Dr., Gymnasial - Oberlehrer a. D. in Danzig.

Conwentz, Hugo Wilhelm, Prof., Dr., Direktor des westpreuss. Pro- vinzial-Museums in Danzig.

Verworn, Max, Dr. med., Prof. der Physiologie und Direktor des physiol. Instituts der Universität Göttingen.

1893.

1893.

1893

1894. 1894. 1894. 1894. 1894. 1895.

1895. 1895.

1895. 1895. 1895. 1896. 1896. 1896. 1896. 1896. 1896. 1897. 1897. 1897. 1897. 1898. 1898. 1898. 1898.

1898. 1898.

69

Koenig, Alexander Ferd., Prof., Dr. phil, Privatdozent der Zoologie an der Universität Bonn.

Liermann, Wilh., Dr. med., Dir. d. Landkrankenhauses in Dessau (von hier).

Noll, Fritz, Dr. phil., Prof. der Botanik an der Universität Bonn und an der landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf.

Urich, F. W., Secretary of the Trinidad Field Naturalists’ Club in Port of Spain, Trinidad.

Douglas, James, President of the Copper Queen Company ,,Arizona” in New York.

Pagenstecher, Arnold, Dr. med., Geh. San.-Rat, Inspektor des natur- historischen Museums in Wiesbaden.

Dreyer, Ludwig, Dr. phil. in Wiesbaden.

Dyckerhoff, Rudolf, Dr. ing., Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh.

Kraepelin, Karl Mathias Friedrich, Prof., Dr., Direktor des natur- historischen Museums in Hamburg.

Bolau, Heinrich, Dr., Direktor des zoologischen Gartens in Hamburg.

Kükenthal, Willy, Dr. phil., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts und Museums der Universität Breslau.

Seeley, Harry Govier, Professor of Geography and Lecturer in Geology am King’s College in London.

v. Behring, Emil, Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Prof. der Hygiene an der Universität Marburg i. H.

Murray, John, Dr. phil., Director of the Challenger Expedition Publi- cations Office in Edinburgh.

Scharff, Robert, Dr. phil., Keeper of the Science and Art Museum in Dublin (von hier).

Biicking, Hugo, Dr. phil., Prof. der Mineralogie an der Universitit Stra8burg i. E.

Greim, Georg, Dr. phil., Prof. der Geologie an der technischen Hoch- schule in Darmstadt.

Miller, Alfred, Dr. phil, Forstmeister und Professor der Botanik an der Forstakademie in Eberswalde.

Lepsius, Richard, Dr. phil., Geh. Oberbergrat, Prof. der Geologie und Mineralogie an der technischen Hochschule und Direktor der geolo- gischen Landesanstalt für das Großherzogtum Hessen in Darmstadt.

von Méhely, Lajos, Prof., Kustos des Nationalmuseums in Budapest.

Verbeek, Rogier Diederik Marius, Dr. phil. h. c., Ingenieur en chef des mines des Indes Néerlandaises in Buitenzorg, Java.

Voeltzkow, Alfred, Prof., Dr. phil., in Berlin.

Riist, David, Dr. med. in Hannover.

Kaiser, Heinr., Dr., Prof. an der tierärztlichen Hochschule in Hannover.

v. Ihering, H., Prof., Dr., Direktor des Museums in S& Paulo.

Forel, A., Dr. med., Prof. in Chigny bei Morges, Kanton Waadt.

Retter, Apotheker in Samarkand, Turkestan.

Sarasin, Fritz, Dr. in Basel.

Sarasin, Paul, Dr. in Basel.

Burckhardt, Rud., Prof., Dr., Privatdozent an der Universität Basel.

1898. 1899.

1899.

1899. 1899.

1899.

1899.

189. 1899.

1899.

1900. 1900.

1900.

1900. 1900. 1900. 1900. 1900. 1900. 1901. 1901.

1901. 1901.

1901.

1901. 1901. 1901. 1901.

1901. 1902.

1902. 1902,

63*

Schmiedeknecht, Otto, Prof., Dr., Blankenburg in Thüringen.

Kossel, Albrecht, Dr. med., Prof. der Physiologie und Direktor des physiologischen Instituts der Universität Heidelberg.

Maryanski, Modest, Bergingenieur in Santa Maria bei Albany, West- australien.

Stirling, James, Government Geologist of Victoria in Melbourne.

Le Souéf, Dudley, Director of the Acclimatisation Society, Royal Park in Melbourne.

Martin, Charles James, Dr., Director of the Lister Institute of Preventive Medicine in London.

Strahl, H., Dr. med., Prof. der Anatomie und Direktor des anat. In- stituts der Universität Gießen.

Fischer, Emil, Dr. med. in Zürich.

Lenz, H., Prof., Dr. phil, Direktor des naturhistor. Museums in Lübeck.

Schenck, H., Dr. phil., Prof. der Botanik und Direktor des bot. Gartens in Darmstadt.

Dönitz, Wilhelm, Prof., Dr. med., Geh. Med.-Rat in Charlottenburg.

Ludwig, H., Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts und Museums der Universität Bonn.

Engelmann, W., Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. der Physiologie und Direktor des physiol. Instituts der Universität Berlin.

Munk, Herm., Dr. med., Prof. der Physiologie an der Universität Berlin.

Fresenius, Heinrich, Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Prof. in Wiesbaden.

Zinndorf, Jakob in Offenbach.

Spandel, Erich in Nürnberg.

Montelius, Oskar, Dr., Prof. in Stockholm.

Becker, Jago, Direktor in Valencia (Spanien).

Thilo, Otto, Dr. med. in Riga.

Nissl, Franz, Dr. med., Prof. der Psychiatrie und Direktor der psychia- trischen Klinik der Universität Heidelberg.

von Wettstein, Rich., Dr., Prof. in Wien.

Steindachner, Franz, Dr. phil., Geh. Hofrat, Intendant des K. K. naturhist. Hofmuseums in Wien.

v. Graff, Ludw., Dr., Hofrat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Graz.

Döderlein, Ludw., Dr., Prof. in Straßburg i. Els.

Simroth, Heinr., Dr., Prof. in Leipzig.

Schillings, C. G., Weiherhof bei Düren.

Lampert, Kurt, Prof., Dr., Oberstudienrat und Vorstand des kyl. Natu- ralien-Kabinets in Stuttgart.

Friese, Heinrich, in Schwerin (Mecklenburg).

Tréboul, E., Président de la Société nationale des sciences naturelles et mathématiques, Cherbourg.

Schneider, Jakob Sparre, Direktor des Museums in Tromsd.

Kayser, E., Dr., Prof. der Geologie und Paläontologie und Direktor des Geol. Instituts der Universität Alarburg.

1902.

1902. 1902. 1902.

1902.

1902. 1902.

1902. . Oestreich, Karl, Dr., Privatdozent in Marburg (von hier). 1902, 1903.

64*

Spengel, J. W., Dr., Geh. Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Gießen.

Credner, Herm., Dr., Prof., Geh. Bergrat in Leipzig.

Reis, Otto M., Landesgeolog in Miinchen.

Notzny, Albert, Bergwerksdirektor und Bergassessor auf Heinitzgrube in Beuthen, Oberschlesien.

. Beyschlag, Franz, Prof., Dr., Geh. Bergrat, wissensch. Direktor der

geol. Landesanstalt in Berlin.

Schmeisser, K., Geh. Bergrat, Berghauptmann und Oberbergamts- Direktor in Breslau.

de Man, J. G., Dr. in lerseke, Holland.

Boveri, Theod., Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts der Universität Würzburg.

Weidmann, Karl, Kgl. Torfverwalter in Carolinenhorst, Pommern.

Preiss, Paul, Geometer in Ludwigshafen.

Schaudinn, Fritz, Dr., Regierungsrat, Direktor der Abteilung für Protozoenforschungen des Institutes für Schiffs- und Tropenkrank- heiten in Hamburg.

. Weber, Max, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Institats

in. Amsterdam.

3. Fürbringer, Max, Dr., Geh. Hofrat, Prof. der Anatomie und Direktor

des anatomischen Instituts der Universität Heidelberg.

. de Vries, Hugo, Dr., Prof. der Botanik in Amsterdam.

. Schlosser, Max, Dr., II. Konservator der paläont. Sammlung in München. . Klunzinger, B., Dr., Prof. emer. in Stuttgart.

. v. Schröter Guido, Konsul des deutschen Reiches in San José, Costa-Rica,. . Vigener, Anton, Apotheker in Wiesbaden.

. Wolterstorff, W., Dr., Kustos des naturhistor. Museums in Magdeburg. . Vicomte du Buysson, Robert in Paris.

. Seine Durchlaucht Fürst Albert von Monaco in Monte Carlo.

. Brauer, August, Prof., Dr., Direktor des königl. zuol. Museums in Berlin. . Hauthal, Rudolf, Prof., Dr., Direktor des Römermuseums in Hildesheim. . Hagenbeck, Karl, in Stellingen bei Hamburg.

. v. Linstow, Otto, Dr. med., Generaloberarzt a. D. in Göttingen.

. Langley, J. N., Prof., Dr. in Cambridge.

. Löb, Jacques, Prof., Dr. in San Francisco.

. Haberlandt, Gottlieb, Dr., Prof. der Botanik und Direktor des bot.

Gartens der Universitat Graz.

. Kuschel, M., Polizeirat a. D. in Guhrau in Schlesien. . Konow, F. W., Pfarrer in Teschendorf b. Stargard. . Ehlers, E., Dr., Geh. Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool.

Instituts der Universität Göttingen.

. Witzel, Louis, Rittergutspächter in Comuna Prundu Judetul Jefov,

Rumänien (von hier).

. Jesup, Morris, K., Präsident des Naturhistorischen Museums in New-York.

ad:

65*

Rechte der Mitglieder.

Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte er-

worben:

1. Das Naturhistorische Museum an Wochentagen von 8—1 und 3—6 Uhr zu besuchen und Fremde ein- zuführen.

2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen.

3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen.

Außerdem erhält jedes Mitglied alljährlich den „Bericht“.

66*

Auszug aus der Bibliothek-Ordnung.

. Den Mitgliedern der Senckenbergischen Naturforschenden

Gesellschaft, sowie denen des Ärztlichen Vereins, des Physikalischen Vereins und des Vereins für Geographie

und Statistik steht die Bibliothek an allen Werktagen von

10—1 Uhr und Samstag ausgenommen von 6 —8 Uhr zur Benutzung offen. Das Ausleihen von Büchern findet nur in den Vormittagsstunden statt.

. Das Lesezimmer ist dem Publikum zugängig und jeder-

mann kann daselbst Bücher zur Einsicht erhalten. Bücher, die am Abend im Lesezimmer benutzt werden sollen, müssen bis spätestens 11 Uhr am Vormittage des betreffenden Tages schriftlich bestellt sein.

. Zur Entleihung von Büchern sind die hiesigen Mitglieder

der beteiligten Vereine und deren Dozenten berechtigt. Die Bibliothekare sind gehalten in zweifelhaften Fällen den Ausweis der persönlichen Mitgliedschaft durch die Karte zu verlangen. Auswärts wohnende Mitglieder sowie andere Personen haben den Bürgschein eines hier wohnen- den Mitgliedes beizubringen.

. An ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände

ausgeliehen werden; 2 Broschüren entsprechen 1 Band.

. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat nach

4 Wochen zu erfolgen; die Entleihungsfrist kann jedoch verlängert werden, wenn die Bücher nicht von anderer Seite in Anspruch genommen werden.

. Jeder Entleiher ist verpflichtet, der von der Bibliothek au

ihn ergangenen Aufforderung zur Zurückgabe unbedingt Folge zu leisten, ferner im Falle einer Reise von mehr als acht Tagen die Bücher vorher zurückzugeben, wenn auch die Entleihungsfrist noch nicht abgelaufen sein sollte. Auswärtige Dozenten erhalten Bücher nur durch Bevoll- mächtigte, die Mitglieder unserer Gesellschaft oder eines der genannten Vereine sind und den Versand besorgen.

. Am 15. Mai jeden Jahres sind sämtliche entliehenen Bücher

behufs Revision, die Anfang Juni stattfindet, an die Bibliothek zurückzuliefern.

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Bilanz

und

Ubersicht der Einnahmen und Ausgaben.

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Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen.

I. Sitzung vom 21. Oktober 1905.

Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich erschienenen Mit- glieder zu Beginn des Wintersemesters und teilt mit, daß für dasselbe nahezu alle acht Tage wissenschaftliche Sitzungen in Aussicht genommen sind. Der vor kurzem erschienene, um- fangreiche Bericht für 1905, den die Bilder der im letzten Jahre verstorbenen arbeitenden Mitglieder zieren, liegt vor und gibt über die Tätigkeit der Gesellschaft Auskunft. Die Mit- gliederzahl ist auf 773 gestiegen trotz der vielen und schmerz- lichen Verluste, die die Gesellschaft gerade in letzter Zeit be- troffen haben.

Die Konservatoren sind eben mit den riesigen v. Erlanger- schen Sammlungen beschäftigt, riesig auch in bezug auf die Größe der mitgebrachten Tiere. So mißt eine der Giraffen . 4,50 Meter und konnte nur nach Durchschlagung der Decke des unzureichenden Arbeitsraums montiert werden.

Der Museumsbau an der Viktoria-Allee hat rüstige Fortschritte gemacht und wird im nächsten Sommer beziehbar sein. Die Einrichtung desselben und der bevorstehende Umzug beschäftigt inzwischen alle Organe der Gesellschaft. Vor allem sind die plumpen, undichten Sammlungsschränke des alten Mu- seums allmählich durch freistehende, moderne Eisenschränke zu ersetzen. Der Durchschnittspreis eines solchen Schrankes beträgt nach Ausgaug einer im Juni abgehaltenen Konkurrenz 1800 Mark und das ganze Museum würde demnach für etwa 300000 Mark Schränke benötigen, während noch nicht die Hälfte dieser Summe zur Verfügung steht. Auch die Schausammlung ist

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zum großen Teil erst zusammenzubringen; eine ansehnliche Zahl von Erklärungstafeln, ein leicht verständlicher Führer durch das neue Museum sind unerläßlich. Die Dauer des Umzuges wird auf 1/a—°jı Jahr geschätzt. „Wir müssen unter solchen Umständen, fährt der Vorsitzende fort, immer wieder aufs neue auf Ihrer Aller freundliche Unterstützung und Mitarbeit zählen, die uns bis jetzt stets zuteil geworden ist. Auswärtigen, namentlich den in den Tropen lebenden Mitgliedern, liefern wir gern und kostenlos eine gedruckte Broschüre, worin eine kurzgefaßte Anleitung zum Sammeln und Verpacken zoologischer Objekte enthalten ist, desgleichen praktische Versandgläser; denn nur mit größter Sorgfalt gesammelte und verpackte, mit genauen Fundangaben versehene Tiere sind wissenschaftlich verwertbar. Solche auswärtigen Mitglieder die zu fremden Museen Be- ziehungen haben, bitten wir dringend, dort etwa vorhandene Dubletten für uns nutzbar zu machen oder uns gute Abgüsse der aufgestellten Fossilien, die oft Unica sind, für unsere paläonto- logische Abteilung zu besorgen. Hier könnten uns vor allem die vielen Frankfurter in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in Buenos Aires, sowie in London, Wien und Petersburg unschätzbare Dienste leisten und uns in unser schönes neues Museum einige große Schaustücke als Patengeschenk übermitteln.

Unsere deutschen Jäger und Jagdfreunde lenken wir endlich wiederholt auf die heimische Tierwelt hin, der wir einen hervorragenden Platz im Museum widmen wollen. Der Bericht 1905 erwähnt auf Seite 161, was besonders gewünscht wird. Ich schließe in der festen Zuversicht, daß Sie Alle uns wie seither Ihre Unterstützung weiter gewähren, damit wir im Geiste unserer Stifter die Naturwissenschaften in Frankfurt pflegen und fördern können. Ist es doch gewiß keine zu kühne Prophezeiung, daß Fortschritte der naturwissenschaftlichen Er- kenntnis vor allen anderen dereinst unseres Dichters Ruf nach mehr Licht erfüllen und die Menschen auf eine höhere Kultur- stufe erheben werden.“

Hierauf beginnt Prof. Dr. R. Burckhardt aus Basel, von dem Vorsitzenden herzlich begrüßt, seinen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über:

„Hirnbau und Stammesgeschichte der Wirbeltiere.“

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Entsprechend der Umbildung, welche die Zoologie durch die Entwickelungslehre erfahren hat insbesondere durch ihren Zuwachs an paläontologischen Dokumenten, gestaltet sich auch das Verhältnis der Organsysteme innerhalb der Wirbeltiere zu deren Stammesgeschichte anders als früher. Verglich man früher vermeintlich typische Gehirne der fünf Wirbeltierklassen miteinander und orientierte man diese Vergleichung auf das Gehirn des Menschen und der Säugetiere überhaupt, so er- scheint heute ein anderes Verfahren angezeigt, nämlich daß wir innerhalb der stammesgeschichtlich verfolgbaren Reihen die Umbildung des Hirntypus studieren und als einen Wachstums- prozeß analog dem der individuellen Entwickelungsgeschichte begreifen lernen. Erst von da aus lassen sich die mehr isoliert stehenden Gehirnformen auch begreifen und läßt sich ein Ge- samtbild vom Typus und den Modifikationen des Wirbeltierhirns entwerfen. Zu diesem Studium eignen sich eigentlich nur zwei Zweige des Wirbeltierstammes, die Säuger und die Selachier; von allen anderen besitzen wir ja nur noch abgehackte und isolierte Endglieder in der Gegenwart.

Außer dieser veränderten stammesgeschichtlichen Basis hat sich aber auch die Technik der Nervenforschung erheblich ver- ändert und damit ist unser Einblick in die Struktur des Nerven- systems ein völlig anderer geworden. Beide Fortschritte sind miteinander zu kombinieren, seltenere und phylogenetisch be- deutungsvollere Hirnformen intensiver zu untersuchen, das Hirn im Zusammenhang mit seiner Umgebung in Angriff zu nehmen und die ganze Hirnforschung überhaupt von ihrer Orientierung auf den Menschen und die praktischen Interessen abzulösen.

Der Vortragende hat, abgesehen davon, daß ihm Vertreter aller Typen des niederen Wirbeltiergehirns zu Gebote standen, besondere Aufmerksamkeit dem Selachierhirn geschenkt, das er an 55 Gattungen (gegen 28 vorher bekannten und meist ober- flächlich beschriebenen) zu untersuchen Gelegenheit gehabt hat.

Das Problem, Hirnforschung und Entwickelungslehre zu ver- binden, zerlegt sich in folgende einzelne Aufgaben.

Das Zentralnervensystem ist aufzufassen als ein ein- schichtig angelegtes Epithelrohr; sodann sind die Ein- fliisse nachzuweisen, die diese Uranlage modifiziert und zur Entfaltung von Hirnsubstanz geführt haben. Sie sind

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1. Bedingungen der Massenmechanik des Nervenrohrs selbst, 2. Ausbildung von zentralen Organen, die teils motorische und sensible, teils psychische Zentren sein können, 3. Modifikationen, die auf die Umwandlung der Ursinnesorgane in die höheren Sinnesorgane zurückgehen, und direkte An- sprüche der Sinnesorgane selbst, 4. Massenkorre- lation zwischen den einzelnen Organen und der Gesamt- heit des Kopfes außerhalb des Gehirns und dem Gehirn selbst.

Ein vergleichendes Studium der nervösen Gewebe zeigt uns, daß wohl die Ausbildung von Ganglienzellen das ursprüng- liche Epithelgewebe durch seine Massen (nicht durch seinen Dif- ferenzierungsgrad) modifiziert; die Ganglienzellen bilden das pro- gressive Element, die Stützzellen das konservative, das sich unter dem Einfluß jener allmählig und nur zähe umwandelt. Daher ist die Stützsubstanz ein besserer Gradmesser für die Phylo- genie der nervösen Gewebe. Treten wir mit diesem Maßstab an das Hirn der Wirbeltiere, so erweist es sich in seinen pri- mitiven geweblichen Differenzierungsstufen als sehr konstant. Außerdem aber steht in durchgehender Übereinstimmung durch den Wirbeltierstamm das Verhalten gewisser Längsabschnitte (nicht jener künstlich unterschiedenen Hirnbläschen), der sog. Längszonen, von denen wir je eine dorsale und eine ventrale Medianzone und zu beiden Seiten, den Hörnern des Rücken- marks entsprechend, Paare von ventralen (motorischen) und dorsalen (sensiblen) Lateralzonen unterscheiden. Die Median- zonen bleiben auf den niedersten Stufen der Gewebsentwicklung ; die Lateralzonen dagegen differenzieren sich am stärksten, nicht ohne auch sekundär die Medianzonen auf eine hohe Stufe der Differenzierung mitzunehmen. Daher trifit der Medianschnitt des Gehirns die konservativsten Partien und verrät am aller- meisten Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Wirbel- tieren, auch über Formen hinaus, bei denen die Homologie der einzelnen Schädelteile sich nicht in gleichem Maße durchführen läßt, wie die der Hirnteile ( Petromyzon).

Das Quantum von Modifikationen der ursprünglichen Be- schaffenheit des nervösen Gewebes, welches auf die eigentlich psychischen Zentren fällt, ist ein relativ geringes. Es werden nur Zustände von ohnedies hoher Differenzierung noch weiter gebildet. Diese Zustände sind aber prinzipiell schon erreicht,

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wo bloB erst intraspinale und intracerebrale motorische und sensible Zentren zur Ausbildung gelangen, also schon bei den niedersten Formen des Riickenmarks. Ziehen wir alle hierauf zurückführbaren Modifikationen ab, so bleiben noch diejenigen übrig, die auf die funktionellen Ansprüche der Sinnesorgane zurückgehen. Um diese zu verstehen, nehmen wir eine Hypo- tlıese zu Hilfe, die Placodentheorie von Kupffers, welche von der Einheit des Sinnesorgansystems ausgeht. Nachdem schon Beard das Ohr für ein modifiziertes Hauptsinnesorgan erklärt hat, hat von Kupffer auch Nase und Auge als Umwandelungs- produkte von Ursinnesorganen zu erklären versucht. Auf dieser Grundlage wird die Acusticusfalte des verlängerten Markes ver- ständlich, erhält ferner die Augenblase in der Riechblase ein Analogon, das sich sogar auf die Gefäße erstreckt. (Näheres hierüber vergleiche man in: Die Einheit des Sinnesorgansystems, V. Zool.-Kongr. Berlin 1905). Ziehen wir auch die also ent- standenen Modifikationen der Hirnwand ab, so bleiben noch immerhin solche übrig, die von Zug- und Druckwirkungen der Nerven, Gefäße, der übrigen Kopforgane u. s. w. herrühren. Als Beispiel für letztere können die Augen gelten, deren Stellung die Hirnformen in manchen Fällen sichtlich beeinflußt. Endlich bleibt noch als eigentümliche Einrichtung des Gehirns die zirku- latorische Verwendung der Decke des III. bis IV. Ventrikels und der Trichtergegend übrig, deren Konstanz und augenfälliger Zu- sammenhang mit den Nerven eine uralte Einrichtung des Hirns verrät. Denken wir uns all diese modifizierenden Einflüsse weg, so gelangen wir zurück zum einfachen Epithelrohr, von dem aus auch im individuellen Leben das Hirn seine Entwickelung täg- lich nimmt. Das Zentralnervensystem wird uns auf diesem Wege verständlich als der transaktive Teil des gesamten Re- lationsapparates, in dem das Sinnesorgansystem den recipieren- den, das Muskelorgansystem den reagierenden Teil bildet. Zum Schlusse ist auf die Bedeutung der Charaktere des Hirns zu verweisen mit bezug auf die zoologische Systematik. Während bei Säugern hierfür nur Furchen und Windungen von Groß- und Kleinhirn in Betracht kommen, ist es die gesamte Hirnform und namentlich, wie schon erwähnt, der Medianschnitt, der an der Basis des Wirbeltierstamms erhöhte Bedeutung ge- winnt und mindestens gleichwertig wie das Skelettsystem für

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die Beurteilung der systematischen Stellung verwendet werden kann.

II. Sitzung vom 28. Oktober 1905. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. Prof. Dr. G. Treupel spricht über:

„Ziele und Wege medizinischer Forschung.“

Die Ziele aller medizinischen Forschungen sind, Sitz und Ursachen der Krankheiten zu erkennen, den Krankheiten vor- zubeugen, sie zu heilen oder zu bessern und, wo beides nicht möglich ist, die Leiden der Kranken, so weit es in unserer Macht steht, zu mildern. Erst im Laufe des vergangenen Jahr- hunderts hat sich die Wissenschaft in Verfolgung: dieses Zieles aus dem Mystizismus vergangener Zeiten und den Irrpfaden mittelalterlichen Geistes emporgerungen und den geraden Weg exakter Naturbeobachtung beschritten.

Die Entdeckung der Zelle als Formelement des Pflanzen- und Tierkörpers, die Widerlegung der Lehre von der Urzeugung, die Einführung der Perkussion und Auskultation in die Dia- gnostik, die Fortschritte der pathologischen Anatomie, der Phy- siologie, die neu entstehende experimentelle Pathologie waren die ersten, grundlegenden Erfolge des neu aufblühenden medi- zinisch wissenschaftlichen Lebens.

Mit der Entdeckung kleinster Lebewesen und ihrer oft ganz eigenartigen Übertragung in den menschlichen Körper (z. B. der Malariaparasiten durch bestimmte Moskitoarten) als Ursache der meisten akuten, fieberhaften Krankheiten, mit der Lehre von der Ausbildung hilfreicher Antikörper im Blute des von einer solchen Krankheit Befallenen wurde die Diagnose (Vidalsche Blutreaktion zur Erkennung des Typhus), die The- rapie (Behringsche Diphtherieserumbehandlung) und die Pro- phylaxe (Schutzimpfung gegen Pocken, hygienische Maßnahmen gegen Cholera) der Infektionskrankheiten mächtig gefördert.

Die epochemachenden Entdeckungen auf anderen natur- wissenschaftlichen Gebieten brachten der ärztlichen Diagnostik und Therapie ebenfalls großen Nutzen. Mit den Röntgenstrahlen, der Lichttherapie und den Wirkungen des Radiums wurde in kurzer Zeit viel wissenschaftlich und praktisch Wertvolles ge-

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schaffen. Das gleiche dürfen wir von der noch im Ausbau be- griffenen Lehre von der Vererbung krankhafter Eigenschaften und der Disposition für die Krankheit erwarten.

Zur Linderung der Leiden des Kranken hat vor allem auch die chemische Forschung in der Klarlegung des Zusammen- hangs zwischen chemischer Konstitution und physiologischer Wirkung der Arzneistoffe beigetragen, indem sie dem Arzte eine ganze Reihe von Mitteln zur Linderung der Schmerzen, zur Herbeiführung von Ruhe und Schlaf in die Hand gab, und indem sie mit der genaueren Kenntnis von den einzelnen Vor- gängen «des menschlichen Stoffwechsels die Möglichkeit heil- bringender Erfolge durch eine bestimmte Diät begründete.

Gerade von der Physik und Chemie dürfen wir für die nächste Zukunft noch viel für die Förderung der inneren Medizin erwarten.

Bei allen diesen Fortschritten sind theoretisch-experimentelle Forschung und praktische Erfahrung am Krankenbett sich gegen- seitig unterstützend handinhand gegangen; nichts ist falscher als die Ansicht, daß ein experimenteller Forscher nicht auch ein guter Arzt sein könne. Das haben uns Männer gezeigt, die als Forscher und Ärzte gleich groß gewesen sind, wie Kußmaul und Nothnagel.

III. Sitzung vom 4. November 1905. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Der Vorsitzende teilt zu Beginn der Sitzung mit, daß die Aufforderung zum Heimatschutz bei den städtischen Behörden vollen Erfolg gehabt hat und nunmehr die Gegend der Förster- wiese und des Mörderbrunnens als Naturdenkmal geschützt werden soll. Ein gleicher Antrag in Schwanheim ist leider soeben abschlägig beschieden worden. Der Vorsitzende schließt mit dem Dank an den Magistrat und die Forstbehörde für deren tatkräftige Hilfe. Hierauf beginnt Regierungsrat Dr. Rörig vom Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin, der in weiteren Kreisen durch seine umfassenden Arbeiten über die Nahrung verschiedener heimatlicher Vögel und deren Nützlich- keit für die Landwirtschaft bekannt geworden ist, vom Vor- sitzenden herzlich willkommen geheißen, seinen Vortrag über:

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„Die wirtschaftliche und ästhetische Bedeutung der heimischen Vögel.“

Der Vortragende gibt zunächst einen Überblick über die Vogelschutzbestrebungen des vergangenen Jahrhunderts, die den Beweis liefern, daß man schon seit langer Zeit den Wert der Vogelwelt erkannt hat. Aber erst der neueren Zeit ist es vorbehalten geblieben, diejenigen Grundlagen zu schaffen, auf denen sich eine gerechte Würdigung der heimischen Vögel auf- bauen läßt; denn das Studium ihrer Lebensweise und vor allem ihrer Nahrung hat den Beweis geliefert, daß sie in der Tat imstande sind, bei genügender Anzahl von bestimmendem Einfluß auf die Erträge unserer Kulturpflanzen zu sein. Deshalb ist es vom rein praktischen Standpunkt aus nützlich, sich ihrer in höherem Maße anzunehmen, als es bisher der Fall war, und daß es auch möglich ist, zeigen die Versuche, welche in dankens- werter Weise zuerst der preußische Landwirtschaftsminister in großem Maßstabe in den fiskalischen Forsten vor einigen Jahren hat ausführen lassen. Während aber die praktischen Gesichtspunkte vorzugsweise den Forstmann, Landwirt und Gärtner bei der Ausübung des Vogelschutzes leiten werden, hat die ganze Bevölkerung, und zwar nicht nur die des Landes, sondern auch der Städte, aus ästhetischen Rücksichten allen Grund, sich der heimischen Vögel anzunehmen, denn sie sind es vor allen Dingen, die durch ihre Beweglichkeit, ihre Geselligkeit, ihre Farbenpracht und ihren Gesang zur Belebung der Natur beitragen. Die Erholung, die der Städter draußen im Freien von anstrengender geistiger Arbeit sucht, findet er leichter und vollständiger in der belebten Natur als in aus- gestorbenen Feldern und totem Walde. Durch das Beobachten der Vögel in ihren Flugspielen, ihrem Leben und Treiben empfindet er einen hohen geistigen Genuß, über den die nüchterne Erwägung, ob es sich dabei um nützliche, gleich- gültige oder schädliche Arten handelt, völlig zuriicktritt. Das ästhetische Moment tritt also dabei durchaus in den Vorder- grund, und dieses muß es auch sein, welches uns bei der Frage des Vogelschutzes zu allererst zu leiten hat. Aber noch ein anderer wichtiger Faktor spricht dafür, die Erziehung der Kinder. Durch kein anderes Mittel kann man so leicht auf das allzeit empfängliche Gemüt des Kindes einwirken, als da-

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durch, daß man frühzeitig in ihm die Freude an den belebten Wesen und die Lust erweckt, dieses Leben auch zu erhalten. Derjenige, der in seiner Jugend Mitgefühl für die Tierwelt und Interesse an der uns umgebenden lebendigen Natur zu empfinden gelehrt wurde, wird als Erwachsener niemals einer Roheit dem Menschen gegenüber fähig sein.

IV. Sitzung vom 11. November 1905. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Nach einer freundlichen Begrüßung durch den Vorsitzen- den berichtet Dr. jur. et phil. Stephan Kekule von Stradonitz aus Groß-Lichterfelde über:

„Berühmte Alchimisten.“

Die Geschichte der Alchimie und der Alchimisten ist bisher in der Literatur wesentlich von Berufschemikern behandelt worden. Weltbekannt sind namentlich die umfangreichen Arbeiten von Kopp in Heidelberg. Demgegenüber sucht der Vortragende den Gegenstand von der kulturgeschichtlichen und der kunstgewerblichen Seite aus zu beleuchten. Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, zergliedert Redner sein Thema in folgende Unterabschnitte. Er spricht zunächst über fürstliche Alchimisten, dann über gelehrte Alchimisten, dann über Alchimisten als Erfinder, endlich über alchimistische Schwind- ler und Abenteurer.

Die Alchimie oder Goldmacherkunst ist eine der merk- würdigsten Erscheinungen der Menschheit. Man ist gar leicht geneigt, über die Alchimisten und ihr Treiben heutzutage den Stab zu brechen. Und doch scheint diese Verurteilung un- gerecht zu sein. Nicht um Wahn oder Schwindel hat es sich bei der Alchimie an sich gehandelt; mangelnde naturwissen- schaftliche Erkenntnis ist vielmehr ihre Grundlage. Man glaubte eben damals, daß es möglich sei, die edlen Metalle (Gold, Silber) künstlich herzustellen; daß es gelingen müßte, durch allerhand geschickte Manipulationen unedle Metalle in edle zu verwandeln. Dafür, daß es sich hierbei um eine unmögliche Umwandlung handeln müsse, fehlte der damaligen Natur- erkennnis jede Vorstellung.

Man stellte sich vor, es sei möglich, einen bestimmten

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Körper herzustellen, welcher vor allem die Eigenschaft hätte, unedle Metalle in Gold zu verwandeln, das „große Geheimnis“, das „große Magisterium“, „Stein der Weisen“ genannt, fast stets gedacht als ein rotes, sehr mühevoll herzustellendes Pulver. Sodann sollte es auch das „kleine Magisterium“ geben, welches wenigstens die Überführung unedler Metalle in Silber ermöglichte. Neben der Kraft, Gold zu erzeugen, sollte dem Stein der Weisen noch die Kraft, alle Krankheiten zu heilen und das Leben zu verlängern, womöglich unsterblich zu machen, innewohnen.

Unter den gekrönten Alchimisten ist Rudolf II. (1576 bis 1612) unzweifelhaft der merkwiirdigste; er machte seine Residenz Prag zu einer Hochburg der Alchimisten, die aus allen Ländern Europas dorthin zusammenströmten und den kunstsinnigen, aber allmählich immer tiefer in die Netze von Schwindlern geratenden Kaiser ungeheure Summen kosteten.

An erster Stelle unter den gelehrten Alchimisten ist zu nennen Philippus Aureolus Theophrastus Paracelsus Bom- bastus von Hohenheim, geboren im Jahre 1493 bei Einsiedeln in der Schweiz. Er soll bereits in seinem 28. Lebensjahre den Stein der Weisen gewonnen haben und hat sich dadurch ein bleibendes Verdienst um die Menschheit erworben, daß er wesentlich zur Entwicklung der Heilkunde beitrug und der Entdecker der Kohlensäure wurde.

Wichtiger vielleicht noch als Paracelsus ist der Berliner Apothekerlehrling Böttger, geboren am 4. Februar 1682 zu Schleiz, der beinahe die Ursache eines Krieges zwischen Preußen und Sachsen geworden wäre und nachher das Porzellan erfand. Er ist der Begründer der weltberühmten Meißener Porzellan-Manufaktur.

Ein weiterer hervorragender Alchimist war sodann Brand, ein Hamburger Kaufmann. Er suchte den Stein der Weisen im Menschen, und indem er diesen im Harn vermutete, fand er den Phosphor, dessen enorme Wichtigkeit sich schon aus der Tatsache ergibt, daß die von der deutschen Landwirtschaft für Phosphorverbindungen alljährlich aufgewendete Summe sich auf etwa 80000000 Mark stellt.

Eben dieselbe Erfindung machte auch der Alchimist Kunkel, geboren 1630 bei Rendsburg. Dieser ist bei seinen

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auf der Pfaueninsel bei Potsdam gemachten Experimenten der Erfinder des weit berühmten goldhaltigen Rubinglases ge- worden.

Ein alchimistisches Produkt ist auch der im Jahre 1663 von Cassius in Leyden entdeckte Goldpurpur. Wenn man Goldchlorid in Wasser löst und ebenso Zinnsesquichlorid und beide Lösungen auf einander einwirken läßt, so erbält man ein Präparat von schön roter bis dunkel-violetter Farbe, den Goldpurpur. In der allerneuesten Zeit ist es Zsigmondy ge- lungen, in dem bekannten Schottschen glastechnischen Laboratorium zu Jena den Nachweis zu führen, daß man Gold, fein verteilt, auch in reinem Wasser suspendieren kann. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Kunkelsche Rubinglas seine schöne Farbe gleichfalls einer Suspendierung feiner Gold- teilchen verdankt. Kunkel starb als königlich schwedischer Bergrat, unter dem Namen Kunkel von Löwenstjern geadelt, im Jahre 1702 oder 1703.

Von besonderem Interesseistnoch Leonhard Thurneyßer, der Leibarzt des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg. Er schlug sein Laboratorium im heutigen Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin auf und erwarb sich als Arzt, Buch- drucker, Wahrsager und Amulettfabrikant ein großes Vermögen, starb jedoch nach mehrfachen Irrfahrten im Jahre 1595 in Dürftigkeit. Wahrscheinlich ist Köln a. Rh. die Stätte seines Todes gewesen.

Steht Thurneyßer im Gegensatz zu Kunkel schon auf der Grenze zwischen einem Gelehrten und einem Abenteurer, 80 ist der neapolitanische Bauernsohn Don Domenicus Caetano Conte de Ruggiero ausschließlich Abenteurer. Dieser kam im Jahre 1705 mit großem Gefolge nach Berlin. Hier hat er einerlei, wie er es möglich machte in Gegenwart des Königs, des Kronprinzen und zahlreicher hoher Würdenträger unedle Metalle in Gold verwandelt. Schließlich aber endete er am 23. August 1709 zu Küstrin am Galgen. Hier ist auch noch eines anderen Alchimisten des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg zu gedenken, nämlich des Alexander Blinck- ling aus Straßburg, der, im Jahre 1585 mit Vincenz Reuß nach dem ungarischen Bergstädtchen Schemnitz behufs Einkaufs seltener Mineralien gesandt, hier wegen Ermordung seines

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Reisebegleiters Reuß am 7. März 1586 hingerichtet worden ist. Diesen eigenartigen Fall hat Eduard Richter, Direktor des archäologischen Museums zu Schemnitz, entdeckt und dem Vortragenden mitgeteilt. Unter die größten alchimistischen Schwindler zählen schließlich noch der Graf St. Germain, Cagliostro und Casanova, die in raffiniertester Ausnutzung der Leichtgläubigkeit und Vertrauensseligkeit ihrer Zeitgenossen und Zeitgenossinnen das Menschenmöglichste geleistet haben.

Als letzte Repräsentanten der deutschen Alchimisten sind zu nennen der Schriftsteller Karl Arnold Kortum (geboren 1745, gestorben 1824), der bekannte Verfasser der „Jobsiade*, und die sogenannte „hermetische Gesellschaft“. Letztere trieb ihr Unwesen in dem „Kaiserlich privilegierten Reichs- anzeiger“, und zwar bestand ihre Tätigkeit in einer anonym geführten Korrespondenz mit den heimlichen Anhängern der Alchimie, denen Kortum teils gute, teils schlechte Ratschläge gab, sie auf Deutsch ein wenig an der Nase herumführend. Wahrscheinlich ist Kortum innerhalb gewisser Grenzen ein ehrlicher Anhänger der Alchimie gewesen.

Mit einem interessanten allgemeinen Rückblick und Aus- blick schließt Dr. Kekule von Stradonitz seinen hoch- interessanten Vortrag, dem zahlreiche Lichtbilder einen be- sonderen Reiz verleihen. Die Vorlagen zu diesen Licht- bildern hat der Vortragende, wie noch besonders hervorgehoben werden mag, eigens zu diesem Vortrage aus den verschiedensten Museen und Sammlungen, teilweise aus den entlegensten Winkeln, in langwährender Sammelarbeit zusammengebracht.

V. Sitzung vom 25. November 1905. Vorsitzender: Dr. med. A. Knoblauch.

Der Vorsitzende macht auf die ausgestellte, hervorragend schöne Sammlung von Vogelbälgen aufmerksam, die Ritter- gutsbesitzer Louis Witzel, ein geborener Frankfurter, der in Rumänien ansässig ist, auf seinen Jagdrevieren in dem Sumpf- gebiet der Donauniederungen erlegt, sorgfältig präpariert und dem Museum zum Geschenk gemacht hat. Ferner teilt er mit, daß Frau Baronin v. Reinach in munifizentester Weise die paläontologische Sammlung dadurch bereichert hat, daß sie den

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Ankauf einer wertvollen Suite seltener Fossilien aus den Dycker- hoffschen Steinbrüchen von Biebrich usw. ermöglichte. Als- dann spricht Geh. Medizinalrat Prof. Dr. W. Dönitz vom Königl. Institut für Infektionskrankheiten in Berlin über:

„Zecken als Krankheitsüberträger.“ (Siehe Teil II, Seite 39.)

VI. Sitzung vom 2. Dezember 1905. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Fischerei - Inspektor H. OÖ. Lübbert aus Hamburg spricht über:

„Die Entwicklung der deutschen Seefischerei.“

Während in unserer Zeit auch im Binnenlande sich die Erkenntnis immer mehr befestigt, daß jede große Nation, die sich ihren Anteil am Welthandel sichern will, dazu einer großen Handelsflotte und deren Beschützerin, der Kriegsflotte, bedarf, sind die Ansichten über die Notwendigkeit des Besitzes einer bedeutenden Seefischerflotte für ein seemächtiges Volk selbst an der Küste noch wenig geklärt. Schon die Geschichte der seefahrenden Nationen aber sollte den Zweifler belehren; denn sie zeigt uns, daß bisher noch kein Volk zur See mächtig gewesen ist, ohne auch bedeutende Seefischerei betrieben zu haben. |

Wer nun die Geschichte der letzten tausend Jahre auf eine Beteiligung deutscher Fischer an den großen Seefischereien der Erde prüft, der wird wenig darüber berichtet finden; Holländer, Engländer, Franzosen finden wir überall beteiligt, sei es an der großen „Schonen“-fischerei zu Beginn unseres Jahrtausends, sei es an dem Walfang bei Spitzbergen und Grönland um 1600 oder der Heringsfischerei in der Nordsee, der Kabliau- fischerei bei Island und den Neufundlandinseln.

Einzig die Hansastädte sind es gewesen, die Jahrhunderte hindurch Deutschland mit Erfolg bei der Ausbeutung einzelner dieser großen Fischereien vertreten haben; Hamburg und Lübeck nahmen teil an der Heringsfischerei, die vom 11. Jahr- hundert beginnend 500 Jahre hindurch von verschiedenen Orten der an der Küste des Öresund gelegenen schwedischen

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Provinz Schonen betrieben wurde und die eine der großartigsten Fischereien aller Zeiten gewesen sein muß. Es folgte die Beteiligung Hamburgs und Bremens an dem Walfang, der von 1600 ab in den Gewässern von Spitzbergen und Grönland namentlich von Engländern und Holländern betrieben wurde. Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts fuhr alljährlich eine Flotte von 60 bis 100 stattlichen Schiffen von der Elbe und der Weser auf den Walfang aus, reiche Beute heimbringend.

Das achtzehnte Jahrhundert endlich bringt nur eine Be- teiligung Preußens an der Heringsfischerei in der Nordsee. Friedrich der Große war es, der im Jahre 1769 die erste deutsche Heringsfischerei-Gesellschaft in Emden gründen und ihr auch in der Folgezeit durch Ausrüstungs- und Fangprämien, durch Schutzzölle gegen die holländischen und schwedischen Heringe mächtigen Schutz angedeihen ließ. Die Gesellschaft entwickelte sich aufs beste, bis sie, ebenso wie eine etwa gleichzeitig mit Hilfe der dänischen Regierung in Altona ent- standene Heringsfischerei-Gesellschaft, durch die napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts gezwungen wurde, ihren Betrieb einzustellen.

Inzwischen war, etwa um 1700, in Blankenese, einem am holsteinischen Elbufer unterhalb Hamburgs gelegenen Fischer- dorf, eine Seefischerei entstanden, die als der Anfang unseres jetzt so gut entwickelten Frischfischfanges in der Nordsee be- zeichnet werden muß. Die Blankeneser Fischer befischten schon vor 200 Jahren mit ihren „Ewern“ die Nordsee von der Elbmündung bis zur holländischen Küste auf Seezungen und Schollen. Ihren Absatz fanden sie natürlich in erster Linie in Hamburg und Altona, sie suchten aber häufig mit ihren Fängen auch die holländischen Häfen auf. Die Fischerei florierte so gut, daß um 1790 dort etwa 150 seegehende Fischer- Ewer vorhanden gewesen sind, für damalige Zeiten eine ganz bedeutende Flotte.

Auch diese Fischerei wurde durch die napoleonischen Kriege geschädigt. Die Blankeneser wandten sich daher in der Folge mehr der Frachtschiffahrt zu, ihre Fahrzeuge wurden zum großen Teil von den Bewohnern Finkenwärders, einer zum Hamburgischen Staatsgebiet gehörenden, vor dem linken Elbufer eben unterhalb Hamburgs gelegenen Insel, erworben ;

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die Finkenwärder Seefischerei entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu großer Blüte und erreichte ihren Höhe- punkt im Jahre 1887 mit einer Flotte von 187 Seefischer- fahrzeugen.

Neben dem Zentrum des deutschen Frischfischhandels Hamburg-Altona hat sich in den sechziger und siebziger Jahren auch in Geestemünde ein bedeutender Fischhandel entwickelt, der seine Zufuhren durch die Helgoländer und Norderneyer Angelfischer und hauptsächlich durch einen Teil der Finken- wärder Hochseefischer erhielt. Alle bis dahin in der deutschen Seefischerei verwendeten Fangschiffe waren Segelfahrzeuge. Geestemünde ist dann im Jahre 1884 der Ausgangspunkt des ersten deutschen Fischdampfers geworden. Der dortige Fischhändler Busse, ein tatkräftiger, weitausschauender Mann war es, der, trotzdem bis dahin in England mit einigen ähn- lichen Versuchen keine günstigen Erfahrungen gemacht waren, den Fischdampfer „Sagitta“ erbauen ließ und mit ihm Versuche anstellte, die Dampfkraft auch der Seefischerei dienstbar zu machen. Das kühne Unternehmen brachte nach Überwindung der anfänglich bedeutenden Schwierigkeiten einen vollen Erfolg. Aber erst drei Jahre später, als Busse seinen zweiten Dampfer bauen ließ, fand sein Beispiel an der Weser und Elbe Nach- ahmung. Seit Anfang der 90er Jahre wird die deutsche Fisch- dampferflotte alljährlich vergrößert und zählte 1896 schon 90 Schiffe. Im Jahre 1906 wird die Zahl derselben 200 über-

schreiten. Die Fänge dieser großen Flotte werden angebracht in

Geestemünde, Hamburg, Altona und Nordenham. An den ersten drei Plätzen werden die Ankünfte sogleich öffentlich meistbietend versteigert. Geestemünde besitzt einen von der preußischen Regierung in den Jahren 1892 bis 1896 mit einem Kosten- aufwande von 8 Millionen Mark neuerbauten Fischereihafen mit mustergültigen Anlagen. In Nordenham, einem olden- burgischen Ort an der Weser, ist die deutsche Dampffischerei- Gesellschaft „Nordsee“ ansässig, die mit 40 eigenen Dampfern die Fischerei in der Nordsee, den isländischen Gewässern, an der marokkanischen Küste und neuerdings auch im Weißen Meere betreibt. Sie verkauft einen großen Teil ihrer Pro- duktion durch ihre in etwa 20 inländischen Städten eingerichteten

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Filialen direkt an die Konsumenten und hat sich um die Ver- breitung des Seefischkonsums im Binnenlande große Verdienste erworben.

Durch die schnelle Ausbreitung der deutschen Fischdampfer- flotte hat die Segelfischerei, soweit sie den Frischfischfang be- treibt, in den letzten 15 Jahren eine nicht unerhebliche Einbuße erlitten. Die früher in Helgoland blühende Angelfischerei wird nicht mehr betrieben, während die Flotte der unterelbischen Segelfischer auf einen Bestand von 120 Finkenwärder und 20 Blankeneser Fahrzeugen zurückgegangen ist.

Da die Segelfischer ihrer hervorragenden seemännischen Eigenschaften wegen besonders geschätzt werden, so ist es erfreulich, daß sich neben der Dampffischerei ein anderer Zweig der Segelfischerei, der Heringsfang mit Segelloggern, ın den letzten Jahren günstig entwickelt hat. Hervorgegangen ist diese Fischerei aus einer im Jahre 1870 in Emden gegründeten Gesellschaft, die aber trotz vielfacher Unterstützungen durch die preußische Regierung in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens nicht prosperierte. Erst seitdem die Gesellschaft aus einem vom Reich zur Verfügung gestellten Fonds reich unterstützt wurde, hat sie die Kinderkrankheiten überwinden können und gibt jetzt seit Jahren glänzende Erfolge. Die Einrichtung des Reichsseefischereifonds erfolgte auf Veranlassung des um die Entwickelung der deutschen Seefischerei hochverdienten Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Dr. Herwig, des Präsidenten des deutschen Seefischervereins in Hannover, welch letzteren er im Jahre 1885 gegründet hat und der nun die Stelle der in Deutschland fehlenden Reichsfischereibehörde vertritt. Nach den Erfolgen der alten Emdener Gesellschaft sind unter tätiger Mitwirkung des Präsidenten Herwig und reichlich unterstützt aus dem Reichsseefischereifonds, in Emden drei weitere Herings- seefischerei-Gesellschaften, ebenso welche in Lehr, Vegesack, Elsfleth, Brake, Geestemünde und Glückstadt entstanden, so- daß heute die deutsche Heringsfangflotte aus 190 Fahrzeugen besteht.

Mit den Fortschritten, welche die Entwickelung unserer Seefischerei in den letzten 20 Jahren gemacht hat, kann man wohl zufrieden sein; ist es doch gelungen, Versäumnisse von Jahrhunderten nachzuholen und einen Grund zu legen, auf dem

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weiter gebaut werden kann. Eine Weiterentwickelung aber ist, abgesehen von den Vorteilen, die in der Versorgung größerer Teile unseres Vaterlandes mit einem gesunden und billigen Nahrungsmittel liegen, auch im Interesse unserer Wehrkraft zur See unbedingt erforderlich. Bilden doch die unserer Marine in der Seefischereibevölkerung zur Verfügung stehenden Mann- schaften ein Material, wie es besser keines gibt, das außerdem vor den auf der Handelsflotte fahrenden Kauffahrtei-Matrosen, die in allen Meeren verteilt sind, den Vorzug hat, daß es am Mobilmachungstage erreichbar und disponibel ist.

VII. Sitzung vom 9. Dezember 1905. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Vor Beginn des Vortrages findet in feierlicher Weise die Übergabe der von dem Bildhauer Professor Hausmann in Marmor ausgeführten Büste des am 4. September 1904 so tragisch ums Leben gekommenen Mitgliedes der Gesellschaft, Carlo v. Erlanger, statt.

Der Vorsitzende dankt im Namen der Gesellschaft mit warmen Worten den tiefgebeugten Eltern wie dem genialen Künstler für das schöne, kostbare Geschenk mit dem Ver- sprechen, das Andenken des Verstorbenen in hohen Ehren zu halten, vor allem durch sorgfältige Hütung seiner der Gesell- schaft übergebenen wissenschaftlichen Hinterlassenschaft, die er in kühner und glücklicher Reise mitten durch das Aufstands- gebiet des Mullah zusammengebracht und so eine großartige und erfolgreiche Leistung in der Geschichte der Afrikaforschung vollbracht habe. Die wissenschaftlichen Resultate seiner For- schungsreise werden Carlo v. Erlanger ein Denkmal setzen, ebenso dauernd wie das schöne, heute übergebene Marmorbild, ein Denkmal, das dieser Tote wahrhaftig wohl verdient hat.

Hierauf hält Dr. E. Teichmann einen Vortrag über:

„den modernen Vitalismus’, dessen Gedankengang etwa folgender ist:

Vitalismus nennt man die Betrachtungsweise organi- schen Geschehens, die zu dessen Erklärung ein besonderes vom Anorganischen unterschiedenes Prinzip, Lebenskraft genannt, verwendet. Diese Anschauung ist, solange es eine biologische

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Wissenschaft gibt, immer vertreten gewesen. Sie hat, nachdem sie unter dem Einflu8 der Darwinschen Theorie stark in den Hintergrund getreten war, neuerdings eine Auferstehung gefeiert.

Unter den modernen Vitalisten nehmen Reinke, Driesch und Pauly besonders prononzierte Stellungen ein. Redner entwirft ein Bild der Anschauungen jedes dieser drei Forscher. Gemeinsam ist ihnen das Zurückgreifen auf psychische Faktoren, wie es für jeden Vitalismus charakteristisch ist. Am weitesten geht hierin Pauly, der Psychisches und Physisches geradezu gleichsetzt. Hier hat jede Kritik vitalistischer Anschauungen einzusetzen. Die moderne Psychologie zeigt, daß eine psycho- physische Wechselwirkung im Sinne des Vitalismus nicht an- nehmbar ist, weil sie mit den Grundgesetzen des Anorganischen, nämlich den Gesetzen von der Erhaltung der Energie und der Erhaltung der Materie, in Widerspruch geraten muß. Der Vitalismus kommt zu einer Behauptung psychophysischer Wechselwirkung auf Grund eines Begriffsvitalismus, in dem er Begriffe wie Leben, Zweckmäßigkeit, Mittel, Bedürfnis usw. hypostasiert und als wirklich existierend betrachtet. In diese Begriffe legt er dann das, was zur Erklärung stelıt, hinein. Damit ist aber die Wissenschaft zur Metaphysik geworden. Die vitalistische Hypothese erweist sich so als wissenschaftlich un- fruchtbar und muß deshalb zurückgewiesen werden.

VIII. Sitzung vom 6. Januar 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Der Vorsitzende heißt die zahlreich erschienenen Mitglieder im neuen Jahre willkommen und gibt der Hofinung Ausdruck, daß sie das so stark gewachsene Interesse an der Gesellschaft auch weiterhin betätigen möchten.

An Stelle des satzungsgemäß ausgeschiedenen IJ. Direktors Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx ist Robert de Neufville ge- treten, an Stelle des II. Sekretärs Dr. med. O.Schnaudigel, dessen Amtszeit gleichfalls abgelaufen war, Dr. med. H. von Mettenheimer. Der Vorsitzende dankt den ausgeschiedenen Herren für ihre selbstlose Pflichterfüllung, die durch das Ge- deihen der Gesellschaft ihren schönsten Lohn finde, und fährt dann fort:

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„Der Neubau ist soweit vorangeschritten, daß voraus- sichtlich die regelmäßigen Vorlesungen und Vorträge vom Herbst an im neuen Museum gehalten werden können. Der Umzug und die Neuaufstellung der Sammlungen wird allerdings längere Zeit in Anspruch nehmen, doch werden etwa im Sommer oder Herbst 1907 auch die Schausammlungen wenigstens teilweise dem Publikum zugänglich gemacht werden können.

Aus Amerika erhielt die Gesellschaft für ihre neue Schau- sammlung ein großartiges Geschenk. Auf Veranlassung von Freunden der Gesellschaft, besonders des Herrn Schiff in New York hat Präsident Jesup, der Vorsitzende des New Yorker „Museum of Natural-History“, das ihm gehörige Skelett eines der riesigen, in Amerika gefundenen Dinosaurier als Ge- schenk angeboten. Es handelt sich hier wohlbemerkt nicht um einen Gipsabguß, wie ihn Carnegie nach London geschenkt hat, sondern um ein Original von etwa 12 engl. Fuß Höhe und 60 engl. Fuß Länge. Wir werden, sobald die Verhandlungen zum vollen Abschluß gelangt sind, noch einmal über dieses Riesengeschenk zu berichten haben und dem Geber in New York unsern Dank sagen. Ich darf aber nicht schließen, ohne zu erwähnen, daß ein zweiter Deutsch-Amerikaner, Herr Lan- geloth, sich sofort bereit erklärt hat, die Kosten des Trans- portes des Riesentieres bis zu einem deutschen Hafen zu tragen, und daß unsere Gesellschaft Herrn Direktor Ellinger von der Metallgesellschaft wärmsten Dank schuldet für seine erfolg- reichen Bemühungen in dieser Angelegenheit. Ohne seine Mit- wirkung wäre die Sache kaum so erfreulich für die Gesellschaft verlaufen. Ich hoffe, daß dieses Beispiel echt amerikanischer Freigebigkeit, das unser Museum nach Ansicht dortiger Fach- männer in den Besitz des „besten Vertreters der ausgestorbenen Dinosaurier setzt, der überhaupt in deutschen Museen sich be- findet“, weitere segensreiche Folgen haben möge, nicht nur für die Beziehungen unserer wissenschaftlichen Institute zu einander, sondern auch für die beiden großen Kulturvölker selbst“.

Hierauf spricht Prof. Dr. H. Schenk aus Darmstadt: „Über die Flora der Antarktis, im besonderen Ker- guelens“.

Seit 1898 ist die Südpolarforschung in ein neues Stadium

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getreten. Das reiche Material, welches die Südpolar-Expeditionen der verschiedenen Staaten und die deutsche Tiefsee-Expedition heimgebracht haben, gibt zahlreichen Forschern Gelegenheit zum Studium der Fauna und Flora der Siidpolargebiete. Der Vortragende hat die Ausbeute der Valdivia-Expedition, welche zuerst der verstorbene Botaniker Schimper in Angriff ge- nommen, der schwedischen Südpolar-Expedition usw. bearbeitet und gibt nun in seinem Vortrage die hauptsächlichsten pflanzen- geographischen Ergebnisse wieder.

Nach einigen einleitenden Bemerkungen über den Unter- schied zwischen den Gebieten der Arktis und Antarktis, welche an zwei großen instruktiven, in gleichem Maßstabe gezeichneten Karten erläutert werden, geht Vortragender auf die klimato- logischen Verhältnisse der antarktischen Inseln über. Ein kühler Sommer, verstärkt durch heftige Winde während des ganzen Jahres, ist der Vegetation dieser Inseln schädlich. Die Sommer- monate am Rande des arktischen Kontinents haben eine Durch- schnittstemperatur, die unter 0 Grad liegt. Sommerkühle mit viel Wind ist aber den Pflanzen viel unzuträglicher als ein strenger Winter. Besonders behandelt Vortragender die Flora des Inselarchipels Kerguelen, das ein ozeanisches, gemäßigtes Klima mit viel Feuchtigkeit hat. Nur 28 höhere Pflanzen sind dieser Insel eigentümlich, die in prachtvollen Lichtbildern, von Herrn F. Winter während der deutschen Tiefsee-Expedition aufgenommen, gezeigt werden. Die Charakterpflanzen sind die Azaena- und Azurella-Rasen, die in ausgezeichneter Weise durch ihre abgerundeten Formen an die Windverhältnisse an- gepaßt sind. Der Kerguelenkohl wird als Gemüse genossen.

Von den 28 Gefäßpflanzen Kerguelens, das seit dem Be- ginn der Tertiärzeit eine isolierte Inselwelt gewesen ist, sind nur sechs Arten endemisch. Die übrigen 22 sind amerikanischen Ursprunges. Sie müssen durch die Westwinde von Südamerika herübergekommen sein und dafür spricht auch ihr Vorkommen auf Feuerland. Nur zwei Arten sind von Neu-Seeland ge- kommen. Die Verbreitung über weite Meeresstrecken erfolgt bei leichten Samenteilen direkt durch den Wind, bei anderen Pflanzen durch Vermittelung der Vögel, an deren Füßen oder Federn die mit Haftorganen ausgestatteten Samen hängen bleiben. Immerhin ist diese Übertragung auf weite Entfer-

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nungen selten, denn die Flora Kerguelens ist arm. Die sechs endemischen Arten haben die nächsten Verwandten ebenfalls in der südamerikanischen Flora. Zur Tertiärzeit gab es auf Kerguelen auch Nadelhölzer. Während der Eiszeit wurden alle empfindlichen Pflanzen vernichtet und nur die wenigen wider- standsfähigen Pflanzen blieben übrig. Vortragender führt auch eine Reihe von Pflanzen in Lichtbildern vor und erläutert deren Formen, Wachstum usw. Schließlich behandelte er noch die Flora verschiedener anderer Inseln des subantarktischen Ge- bietes, Falklands-Inseln, Süd-Georgien, Feuerland usw. und des eigentlichen antarktischen Kontinentes südlich des 60. Breite- grades, dessen Pflanzenwelt infolge der noch ungünstigeren Temperaturverhältnisse äußerst gering ist. Unter den niederen Pflanzen sind eine Reihe neuer Arten vom Vortragenden ge- funden worden; andere Arten, namentlich Moose und Flechten, zeigen eigenartige Beziehungen zu den Moosen des Arktis.

Der inhaltsreiche Vortrag wird durch eine Reihe pracht- voller Lichtbilder erläutert.

IX. Sitzung vom 13. Januar 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Der durch seine Arbeiten über Rassenmerkmale und Schönheit des menschlichen, besonders des weiblichen Körpers in weiten Kreisen bekannte holländische Arzt, Dr. C. H. Stratz- Haag, der früher in Frankfurt lebte, ehe er seine Weltreisen begann, spricht, vom Vorsitzenden begrüßt, über:

„Die Abstammung des Menschen“.

Der Vortragende geht von der jetzt lebenden Generation aus und zeigt, daß deren Erzeuger (Eltern, Großeltern, Ur- großeltern u. s. f.) beim Rückverfolg über nur wenige Jahr- hunderte zu solch unmöglichen Mengen anschwellen, daß not- wendig alle heutigen Menschen sehr viele gemeinsame Ahnen haben müssen, deren mehr oder weniger deutlich erkennbar vererbte. Eigenschaften zusammen den gemeinsamen Typus der Lebenden verursachen. Aber der Mensch hat noch viel ältere Alınenmerkmale.

Berücksichtigt man die rudimentären Organe, die Rück- bildungen und Rückschläge, betrachtet man die embryonale

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Entwickelung der Individuen, die nach Häckel eine verkürzte Wiedergabe der Entwickelung der Art ist, und zieht man die ältesten Überreste des Menschen in Betracht, so kommt man zu dem Schlusse, daß der Mensch nach indifferentem Zahnbau, Bildung der Hände, primärem Amnion und Haftstiel, Waffen- losigkeit usw. in seinem Körperbau einen besonders alten, den Amphibien nahestehenden Säugetiertyp darstellt.

Die Entwickelung erfolgte bei ihm im Gegensatz zu den übrigen Säugetieren sehr einseitig durch die Gewöhnung an den aufrechten Gang, der die Vorderextremitäten frei und vielseitig verwendbar machte, sowie durch .die riesige Hirn- und Schädelzunahme.

Der überflüssig gewordene Schwanz verschwand als Rudiment im Innern des Rampfes, eine weitgehende Verlegung der inneren Organe, die Umbildung des Beckens und der hinteren Gliedmaßen folgte schrittweise der Gewöhnung an das Aufrechtgehen. Mit günstigeren Bedingungen für die Erhaltung trat eine Verminderung der Zahl gleichzeitig geborener Jungen und eine Rückbildung der anfangs zahlreichen Brüste auf zwei in der oberen Brustgegend ein. Für die frühe Entwickelung und das hohe Alter des Menschengeschlechtes spricht endlich der Fund menschlicher Kulturreste (Werkzeuge) in verhältnis- mäßig alten Schichten, anscheinend bis ins Tertiär zurück.

Der lange Zeitraum vor dem Tertiär, der nötig war, um bei allen anderen Säugetieren körperliche Eigenschaften zu Schutz und Trutz auszubilden, wie die Hauer des Schweines, die Hufe der flüchtigen Pferde, die Klettergewandtheit und das raubtierartige Gebiß der Affen, hat bei den menschlichen Vor- fahren die Ausbildung des aufrechten Ganges und das An- wachsen der Großhirnrinde erzeugt. Die Urahnen des Menschen haben daher schon in sehr früher Zeit, vor den Affen, sich zu ausgesprochen menschenähnlichen Gestalten ausgebildet, zu einer glücklichen und eigenartigen Verbindung primitivster und hochausgebildeter Eigenschaften.

Der Vortragende schließt, daß den Satz: „der Mensch ist älter als die Affen“, auf ganz verschiedenen Wegen Gegen- baur, Wiedersheim und Klaatsch aus vergleichend- anatomischen Untersuchungen, Hubrecht, Siegenbeck, von Henkelom, Peters und andere aus: embryologischen

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Entdeckungen ‘gefolgert hätten, wodurch älteren, vergessenen Forschern wie Huxley und His zu neuen Ehren verholfen wurde.

Den erweiterten Inhalt des Vortrages bringt eine im Verlage von Enke, Stuttgart, erschienene Broschüre des Vor- tragenden, von der er mehrere Exemplare der Gesellschaft als Geschenk überreicht.

X. Sitzung vom 20. Januar 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Dr. F. Drevermann, Assistent für Geologie und Pa- läontologie am Museum, spricht über:

„Entwickelung und Lebensweise fossiler Cephalopoden’.

Die Paläontologie oder die Wissenschaft von den aus- gestorbenen Lebewesen ist im wesentlichen auf das Stadium der Hartteile angewiesen, wie Knochen und Schalen. Nur selten sind Reste weicher Organe erhalten; daß daher die Wissen- schaft sich im vorigen Jahrhundert darauf beschränkt hat, rein beschreibend das ungeheuere Material zu bewältigen, ist recht wohl verständlich. Erst seit einiger Zeit beginnt die Paläonto- logie, auch biologische Fragen zu erörtern; sie sucht aus dem das Fossil umgebenden Gestein, aus der Tiergesellschaft, in der es lebte, und nicht zuletzt aus der Betrachtung verwandter lebender Formen Schlüsse auf die Lebensweise ihrer Objekte zu ziehen.

Die Cephalopoden oder Kopffüßler sind diejenige Tier- klasse, bei der dies schon mit einigem Erfolg geschehen ist. In der Jetztzeit ist die eine Gruppe, die Tetrabranchiaten oder Vierkiemer, nur durch den Nautilus vertreten, einen arm- seligen Rest einer überaus reichen, im Mittelalter der Erdge- schichte das Meer beherrschenden Gruppe Die Ammoniten mit ihren zahlreichen Nebenformen, aber auch die echten Nau- tileen haben in den Erdschichten sehr zahlreiche Reste hinter- lassen. Überaus vielgestaltig war ihre Form; gerade, stab- fürmige Schalen von oft gewaltiger Größe, lose eingerollte Spi- ralen, dann enge Spiralgehäuse mit mannigfaltigster Gestalt

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und Verzierung erfüllen in vielen Tausenden von Arten die Erdschichten. Zahlreiche ausgestellte, verschiedenartige Ge- häuse, sowie zwei instruktive Karten, auf die der Vortragende hinweist, geben in trefflicher Weise ein Bild von dem Reichtum der ausgestorbenen Cephalopoden; es gab darunter wohl sicher ausgezeichnete Schwimmer, welche die offene See bewohnten und weltweite Verbreitung gewinnen konnten, neben trägen, am Boden kriechenden Tieren, die nur selten an die Meeres- oberfläche hinauf stiegen. Einzelne Formen mögen auch im Schlamm gelebt haben, in den sie sich einhüllten und aus dem nur Kopf und Arme beutesuchend herausragten. Die zweite Gruppe der Cephalopoden, die Dibranchiaten oder Zweikiemer, ist jetzt noch durch eine stattliche Anzahl von Gattungen und Arten vertreten; Tintenfische und unter diesen gewandte Schwimmer und träge Tiere, sowie die interessante kleine Spi- rula gehören hierher. In der Vorzeit war auch diese Gruppe viel reicher entwickelt; ganz besonders die Belemniten oder Donnerkeile kommen an manchen Orten in erstaunlicher Menge vor. Die Tiere, deren letzte Reste die Donnerkeile darstellen, sollen nach einigen Forschern im Boden festgesteckt haben. Redner hält dies für nicht wahrscheinlich, schon aus dem Grunde, weil eine so große Menge festsitzender, gefräßiger Tiere gar nicht die nötige Nahrung gefunden hätte. Der Vor- tragende gibt noch andere Gründe an und zieht aus allem den Schluß, daß die Dibranchiaten der Vorwelt zweifellos bewegungs- fähige Tiere waren, wenn auch keine so vorzüglichen Schwimmer wie die Sepien der heutigen Meere.

Die Mannigfaltigkeit der Lebensweise ist auch in der Vor- zeit ein hervorstechender Charakterzug der Tierwelt, selbst nahe verwandter Formen, und ein tieferes Eindringen in die Kenntnisse der ausgestorbenen Tiere wird immer mehr lehren, daß wir nur schrittweise vorgehen dürfen, daß jedes Verall- gemeinern eines gewonnenen Resultates zu Fehlschlüssen führen muß.

Zahlreiche, sehr schön präparierte und zweckent- sprechend aufgestellte Ammoniten, Schliffe durch solche usw. aus der Sammlung des Museums sind zur Erläuterung des interessanten Vortrages ausgestellt, der mit reichem Beifall be- lohnt wird.

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XI. Sitzung vom 8. Februar 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Der Vorsitzende teilt zunächst mit, daß Frau von Mumm ein von ihrem verstorbenen Sohne vor wenigen Jahren in Ka- nada geschossenes Pärchen des gewaltigen Wapitihirsches zum Geschenk gemacht hat, und begrüßt hierauf Prof. Dragen- dorff, den Direktor der in Frankfurt neu errichteten Abteilung des kaiserlichen archäologischen Institutes, das bisher nur in Rom und Athen eine Zentrale besaß. Die Gesellschaft freue sich, eine neue wissenschaftliche Pflegestätte hier begrüßen zu dürfen. Hierauf spricht Prof. Dr. H. Dragendorff über:

‚„Prähistorische Handelswege*.

Ausgehend davon, daß schon in paläolithischen Funden sich Spuren von Warenaustausch nachweisen lassen, z. B. Mittelmeer- muscheln in Höhlen Süddeutschlands, sucht der Redner den Wert der archäologischen Funde für die Feststellung solcher alter Handels- und Kulturbeziehungen klarzulegen und an einer Reihe von Beispielen, die namentlich dem mitteleuropäischen Forschungsgebiet entlehnt sind, Methode und Ergebnisse dieser Forschung zu erläutern. Es lassen sich hier aus den Monu- menten sichere Ergebnisse gewinnen, die weit vor aller schrift- lichen Überlieferung liegen. Und wenn uns aus späterer Zeit für die Verbindungen der klassischen Länder des Mittelmeer- gebietes mit dem Norden Europas vereinzelte Schriftstellernotizen zur Verfügung stehen, werden diese doch oft erst durch die sorgfältige Beobachtung der monumentalen Funde in klaren Zusammenhang gebracht und im einzelnen ergänzt. So läßt sich eine uralte Straße von der Balkanhalbinsel hinauf nach Ungarn und Siebenbürgen, weiter von der Donau zur Elbe und bis an die norddeutsche Küste nachweisen. Auf diesem Wege ist schon in frühesten vorgeschichtlichen Zeiten der Bernstein nach Griechenland gekommen. Noch greifbarer sind die Spuren, welche der Zinnhandel hinterläßt. Hier geht der Weg von der südfranzösischen Küste, Rlıone und Saöne aufwärts zur Seine, von deren Mündung man nach Britannien übersetzte. Die Straße spiegelt sich in den Kunden deutlich wieder. Ja, die keltische Kultur der zweiten Hälfte des ersten vorchristlichen Jabrtausends beruht zum guten Teil auf den Beziehungen, in die Gallien da-

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mit zur Mittelmeerkultur, besonders der griechischen trat. Von dieser Hauptstraße zweigten Nebenstraßen ab; solche lassen sich beispielsweise in die Schweiz hinein verfolgen, ferner von der oberen Mosel zur Nahe und an den Rhein, bezeichnet zum Teil sogar durch echte griechisch-italische Importstiicke. Auch eine Verbindung dieses Verkehrsgebietes mit den Bernsteinge- staden Norddeutschlands läßt sich erweisen. Interessant ist die Stellung, welche die Alpenübergänge in dieser Frühzeit für den Verkehr einnahmen. Die Funde zeigen deutlich, daß sie für den geregelten Verkehr eigentlich gar nicht in Betracht kommen, sondern daß man lieber den Umweg um die Alpen herum macht. Die Kultur der Schweiz und Süddeutschlands beruht nicht auf Zufuhr von Süden her, sondern auf Einflüssen, die teils von Westen, teils von Osten her die Alpen umgehen.

Auch für den Handelsverkehr von den römischen Provinzen aus ins freie Germanien hinein lassen sich die Funde verwenden. Wir können nicht nur die Tatsache derartigen Verkehrs und seine Zeitdauer an römischen Fundstücken erweisen, sondern an der Verteilung der Funde die Wege genauer feststellen und an der Vereinigung, in der die Fundstücke auftreten, die Aus- gangspunkte dieser Wege ermitteln.

So läßt sich durch die immer feinere Beobachtung und sorgfältigere Bearbeitung der archäologischen Funde ein immer reicheres Material für die älteste Geschichte des Handels und damit zugleich der Kulturbeziehungen gewinnen und mehr und mehr lichtet sich das Dunkel, das über der sogenannten prä- historischen Zeit liegt. Aus Vorgeschichte wird Geschichte.

XII. Sitzung vom 10. Februar 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. Dr. E. Naumann von der Metallgesellschaft spricht über:

„Die Entstehung der Erzlagerstätten‘“.

Redner geht aus von der menschlichen Anatomie und vergleicht die Schnitte, welche nach der Rüdingerschen Methode durch den gefrorenen Kadaver geführt werden, mit den Durch- schnitten in der Natur, wie sie z. B. an den Felswänden des Alpengebirges zu sehen sind. So wie die ersteren über den ver-

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wickelten Bau des menschlichen Körpers belehren, liefern die letzteren reiche Belehrung über den Bau der Erdkruste.

Die Parallele zwischen menschlicher und terrestrischer Anatomie führt zu den pathogenen Gesteinen und zu einer Reihe von Erzlagerstätten, welche als pathogene Bildungen zu be- trachten sind. Redner zeigt eine Reihe von ihm: gesammelter Erzstufen aus dem nördlichen Afrika, die Umwandlungen von Dolomit und Kalk in Zinkkarbonat (Galmei) veranschaulichend. Der Vortragende behandelt dann eingehender die Erzgänge; er betont die Änderungen in Ausbildung und Adel mit der Tiefe. Als ein Beispiel, welches zu äußerster Vorsicht mahnt und die Notwendigkeit wissenschaftlicher Beurteilung der Lager- stätten in sehr drastischer Weise beleuchtet, ist Lake View in Australien anzusehen, eine Goldgrube, deren Gang, nachdem er in der Nähe der Oberfläche enorme Reichtümer geschüttet hatte, schon in geringer Tiefe verarmte und vertaubte. Die Erzgänge sind fast durchgehend durch heiße Wässer oder Dämpfe gebildet, welche aus der Tiefe emporstiegen. Von ganz hervorragender Bedeutung ist nun der Unterschied zwischen den gangförmigen Lagerstätten der jungen. Kettengebirge und den Erzniederlagen der sogenannten erloschenen Gebirge (Nor- wegen, Kanada usw.). In letzteren finden wir die Wurzeln des großen Erzbaumes, den neuere Forschungen erkennen lassen. Ausscheidungen von Nickelmagnetkies, Titaneisenerze usw. aus Eruptivmagma. Auch die vielumstrittenen Kieslagerstätten, ferner die alten Blei-Silbererzgänge (Freiberg, Kongsberg usw.) und ganz besonders die hochinteressanten Broken Hill-Lager- stätten (Australien) sind als Bildungen der Tiefe, durch die Wirkungen der Erosion entblößt, anzusehen.

Mit einem Hinweis auf die sedimentären Lagerstätten, welche durch die Vorgänge am Grunde des Schwarzen Meeres erläutert werden, und mit der Demonstration mikroskopischer Pıäparate aus verschiedenartigen Erzlagerstätten schließt der Vortrag.

XIII. Sitzung vom 24. Februar 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der Vorsitzende mit: „Die Brüder des am 24. August 1903 verstorbenen Dr.

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Eugen Askenasy, Professor der Botanik an der Universitat Heidelberg, Herr Ingenieur A. Askenasy und Herr Ritter- gutsbesitzer J. Askenasy haben der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft 10000 M. als „Askenasy-Stiftung“ für Botanik zur Erinnerung an den Verstorbenen überwiesen. Aus den Zinsen der Stiftung sollen von Zeit zu Zeit Beiträge zu Studienreisen oder zu wissenschaftlichen Arbeiten aus dem Gesamtgebiete der Botanik gewährt werden.“

Hierauf hält Dr. F. Römer, Kustos des Senckenbergischen Museums, einen von dem zahlreich erschienenen Publikum mit lebhaftem Beifall aufgenommenen, interessanten Vortrag über:

„Die Schwämme der neuen Schausammlung“,

der eine Erläuterung zu der umfangreichen Ausstellung der schönen Schwämme bildet.

Die Schwämme sind lange Zeit zwischen den Zoologen und Botanikern hin und her gewandert, bis erst das Studium ihrer Anatomie und ihrer Entwicklungsgeschichte jeden Zweifel dariiber beseitigte, daß sie echte Tiere sind. Infolge ihrer einfachen Organisation, ohne Sinnesorgane, ohne Ortsbewegung, stehen sie an der Basis der Gruppe der mehrzelligen Tiere, als niederste Gruppe der sog. „Pflanzentiere“. Dieser Name ist auf Grund ihrer äußeren Ähnlichkeit mit den Pflanzen (Form und Farbe) gewählt worden und soll nicht etwa be- sagen, daß man über die tierische Natur irgend eines Schwammes im Zweifel ist.

Um den inneren Bau und die Lebensweise der Schwämme zu verstehen, darf man nicht die komplizierten Schwammstöcke studieren, sondern man muß von einem einzelnen Individuum, wie es etwa durch einen kleinen Kalkschwamm repräsentiert wird, ausgehen. Durch ungeschlechtliche Fortpflanzung auf dem Wege der Sprossung, Teilung und Verwachsung entstehen dann die verwickelten Schwammkolonien, an denen die Einzel- wesen (Schwammpersonen) nicht mehr festzustellen sind.

Die wichtigste Organisation besteht in dem Skelett der Schwämme, das von besonderen Zellen im Innern ausgeschieden wird und aus Hornsubstanz, wie z. B. beim Badeschwamm, kohlensaurem Kalk oder Kieselsäure bestehen und zierliche Formen (Nadeln, Anker, Sterne, Kugeln) annelımen kann.

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Die Kalkschwämme, in Größe und Farbe am un- scheinbarsten, haben den ursprünglichsten Typus des Einzel- wesens am meisten bewahrt. Die Nadeln, die als Ein-, Drei- und Vierstrahler entwickelt sein können, ragen über die Ober- fläche hervor und bilden im Umkreis der Ausstrémungséffnung einen seidenglänzenden Kranz oder Kragen. Die Kalkschwämme kommen in den Meeren aller Zonen vor, meiden aber die salz- arme Ostsee und den felslosen Boden des tieferen Wassers.

Die Kieselschwämme bilden die artenreichste Gruppe und werden bis zu 1 Meter groß. Ihre Skelettnadeln, die aus Kieselsäure bestehen, sind als Sechsstrahler, Vierstrahler oder Einstrahler entwickelt. Bei den Glasschwämmen können die feinen Nadeln zierliche, wie aus Glas gesponnene Gewebe bilden. Zwischen den Nadeln finden sich mannigfaltige Kiesel- gebilde wie Anker, Haken, Quirle, Spieße, Bäumchen; auch sind bei manchen Arten ganze Wurzelschöpfe aus vielen feinen Nadeln oder nur eine einzige starke Pfahlnadel entwickelt. Die Kieselschwämme kommen in allen Meeren vor; die Glas- schwämme bevorzugen die größeren Tiefen, bis über 5000 Meter. Eine Gruppe, die sogen. Süßwasserschwämme, lebt mit etwa 80 Arten im Süßwasser aller Weltteile.

Die Glasschwämme gehörten noch vor 30 Jahren zu den größten Seltenheiten und Kostbarkeiten. Erst die Challenger- Expedition und die deutsche Tiefsee-Expedition brachten eine große Ausbeute an vielen neuen Arten und zierlichen Formen heim. In Japan, in der Sagamibucht, fand Professor Jjima einen Fundort mit geradezu herrlichen Exemplaren. Von dort hat unser Museum durch Dr. med. K. Gerlach, der lange Jahre in Hongkong lebte, eine hervorragende Kollektion der größten und prächtigsten Arten als Geschenk erhalten. Diese Zierstücke, die früher nicht zu bezahlen waren, bilden in ihrer sachgemäßen Aufstellung unter Glasglocken, auf entsprechender Unterlage, die hervorragendsten Objekte der Ausstellung.

Das Skelett der Hornschwämme bestelt aus einer hornähnlichen Masse, die in unregelmäßigen, dicht geflochtenen Fäden abgelagert wird. Die Fasern verwachsen untereinander wieder zu einem Gerüstwerk und dieses Horngerüst wird beim eigentlichen Badeschwamm zum Waschen benutzt. Die Schwämme werden mit Schleppnetzen, mit Haken oder von

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Tauchern gefischt; die Weichteile werden durch Abwaschen entfernt, so daß nur das reine Horngerüst übrig bleibt. Die Preise der Badeschwämme richten sich nach der Feinheit der Hornfasern. Der Badeschwamm des Mittelmeeres mit seinen verschiedenen Varietäten ist besonders geschätzt. Die nörd- lichsten Fundpunkte sind die nördliche Adria und der Golf von Neapel; die haupts&chlichsten Fangplätze sind die dalmatische Küste, die griechischen Inseln, Kreta, die syrische Küste und die Küste von Nordafrika. Weniger wertvolles Material liefern die Antillen und die Bahamainseln.

Eine hervorragende Kollektion der hauptsächlichsten im Handel vorkommenden Arten und Sorten des Badeschwammes hat das Museum in den letzten 3 bis 4 Jahren zusammengebracht. Zur Komplettierung dieser Gruppe hat auch das hiesige Schwamm- Importgeschäft von Julius Thomsen schöne Stücke geschenkt. Ferner hat der Inhaber dieser Firma C. Rompel eine große griechische Amphora, die mit Badeschwämmen und vielen anderen Tierarten bewachsen ist, ein geradezu erstklassiges Schaustück zum Vortrag geliehen. Ein weiteres Pracht- stück war ein ringförmig gewachsener Badeschwamm von 4,50 Meter Umfang und 1,70 Meter Höhe. Wenn es gelingen sollte, diese Amphora dem hiesigen Museum zu erhalten, dann würde wohl kaum irgend ein Museum eine vollständigere und schönere Schaustellung von Badeschwämmen aufweisen können.

Von einem Nutzen der Schwämme kann man, wenn man von den Hornschwämmen absieht, nicht sprechen, da sich wohl kaum irgend ein anderes Tier von Schwämmen nährt. Eben- sowenig vernrsachen die Schwämme irgend einen nennenswerten Schaden.

Noch lange besichtigten die Mitglieder die ausgestellten Schwämme und äußerten ihren Beifall nicht nur zu den schön gewählten Schaustücken, sondern auch zu der Art der Auf- stellung, Etikettierung und Erklärung.

XIV. Sitzung vom 3. März 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. Dr. E. Wolf, Assistent für Zoologie am Museum, spricht über: „Biologie der Krebse unseres Süßwassers“.

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Aufbauend auf den Ergebnissen ihrer Vorgängerinnen, der Systematik und Anatomie, hat die Biologie in den letzten Jahr- zehnten bedeutende Erfolge zu verzeichnen gehabt. Begründung und Ausbau dieser Wissenschaft ist hauptsächlich ein Verdienst deutscher Forscher. Joh. Müller wies auf die Schätze des Meeres hin, die zoologische Station Neapel trägt voll und ganz deutsches Gepräge und ist noch heute das Vorbild aller ähn- lichen Gründungen. Aber auch in der Erforschung des Süß- wassers ist ein Deutscher mit der Gründung der biologischen SiiBwasserstation am großen Pliner See bahnbrechend vorge- gangen. Die Resultate dieser Forschungen zusammenzufassen, ist der Zweck des Vortrages. Einen Hauptbestandteil der Or- ganismen in unsern Gräben und Teichen, Sümpfen und Seen bilden unzweifelhaft die Krebstiere. Allerdings kommen hierbei die höheren Formen, wie der Flußkrebs, unsere Wasserasseln und Flohkrebse kaum in Betracht; denn sie werden sowohl an Arten als namentlich an Individuenzahl bei weitem von den niederen Krebsen übertroffen. An der Hand von zahlreichen Wandtafeln, konserviertem und lebendem Material, sowie mikro- skopischen Präparaten werden die hierher gehörigen Formen eingehender betrachtet.

An erster Stelle stehen die Phyllopoden (Blattfüßler), von welchen Apus, Branchipus und verschiedene Wasserfléhe als Vertreter erwähnt werden. Nicht geringer ist die Bedeutuug der Copepoden (Hüpferlinge), die durch die drei Gattungen der Centropagiden (Diaptomus), Cyclopiden (Cyclops) und Har- pacticiden (Canthocamptus) in unseren Gewässern vertreten sind. Die geringste Rolle spielen die Ostracoden (Muschelkrebse).

Bei den meisten Formen der erwähnten Entomostraken ist ein sexueller Dimorphismus zur Ausbildung gekommen; d. h. die d unterscheiden sich nicht nur durch geringere Größe von den 9, sondern auch ihre Antennen und verschiedene Fuß- paare sind namentlich für Kopulationszwecke umgestaltet worden. Ihre gemeinsame Larvenform ist der Nauplius, Bei den 9 findet sich eine mehr oder weniger ausgedehnte Brutpflege, die über- haupt bei den Krebstieren eine große Rolle spielt.

Die Körperbeschafienheit hängt wesentlich von dem Auf- enthaltsorte ab, denn schon die Bewohner der Uferzone zeigen einen scharfen Gegensatz gegenüber den sich stets im freien

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Wasser aufhaltenden Formen, die in ihrer Gesamtheit das Plank- ton bilden. Namentlich die Beobachtung und Untersuchung des letzteren hat eine Reihe interessanter Fragen aufgeklärt. So konnte konstatiert werden, daß diese Tiere hauptsächlich in größeren Seen tägliche, vertikale Wanderungen unternehmen. Bei Tag halten sie sich in 30 und mehr Meter Tiefe auf, um bei Nacht an die Oberfläche zu steigen. Ein Hauptfaktor, der diese Wanderungen veranlaßt, ist die wechselnde Temperatur. Diese übt aber auch einen Einfluß auf die Körperformen aus und wird so die Ursache des Saisondimorpbismus. Solche Ge- staltsabänderungen sind in noch weit ausgedehnterem Maße von dem verschiedenen Salzgehalte abhängig. Durch allmähliche Verminderung desselben ist es sogar gelungen, früher für weit auseinanderstehende Arten gehaltene Formen vollständig ineinander überzuführen. Die Menge des Planktons ist in den verschiedenen Jahreszeiten eine überaus wechselnde und vollständig abhängig von der Fortpflanzungsweise der be- treffenden Organismen, aus welchen sich dasselbe zusammen- setzt.

So ist es den Wasserfléhen ermöglicht, durch ungeschlecht- liche Fortpflanzung, die durch unbefruchtete, sich rasch ent- wickelnde Eier, sogenannte Subitaneier, zum Ausdruck kommt, in kürzester Zeit sich in ungemessenen Mengen lokal auszu- breiten. Das Interessanteste dabei ist, daß diese Eier, solange sie im Brutraume verweilen, von dem Muttertiere mit Nahrung versorgt werden, so daß es dem Embryo ermöglicht wird, die ersten Larvenstadien schon im Ei zu durchlaufen. Angestellte Versuche haben ergeben, daß sich ein erwachsenes Weibchen unseres gewöhnlichen Wasserflohs in einem Monat auf über 200000, in zwei Monaten aber auf über 1 Milliarde Individuen vermehren kann. Durch Nahrungsmangel, niedere Temperatur oder Austrocknen des Aufenthaltsortes würde aber trotzdem das ganze Geschlecht der Vernichtung anheimfallen, wenn es ihnen nicht durch Dauereier, die bedeutend mehr Nahrungs- dotter aufweisen und nahezu ausnahmslos befruchtet werden müssen, ermöglicht wäre, die Art zu erhalten und in diesem Zustande allen Unbilden der Witterung zu trotzen. Solche Dauereier können von den verschiedensten Arten ein-, zwei- oder mehrere Male im Laufe eines Jahres produziert werden

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und man unterscheidet hiernach mono-, di- und polycyclisch sich fortpflanzende Formen. |

Ähnliche Verhältnisse treten uns bei den Copepoden ent- gegen. Auch sie vermögen Einfrieren, Austrocknen, Kälte und Hitze zu überstehen und zwar erzeugen die Centropagiden Dauereier, die Cyclopiden und Harpacticiden dagegen vermögen selbst in erwachsenem Zustande dadurch, daß sie sich mit einer Hülle umgeben, jahrelang in einem Ruhestadium zu verbringen, um bei Zutritt von Wasser sofort wieder aufzuleben. Die Eier bedürfen bei ihnen stets der Befruchtung.

Da nun ein Gewässer sehr häufig nicht so viel Nährstoffe bietet, daß mehrere Arten nebeneinander leben können, so hat sich bei ihnen ein Nacheinander des Auftauchens und Ver- schwindens herausgebildet. Nur wenige Formen, die soge- nannten ausdauernden und perennierenden, sind Sommer wie Winter anzutreffen, andere dagegen tauchen erst im Herbst auf, vermehren sich während des Winters selbst unter einer starken Eisdecke, um beim Herannahen des Frühlings entweder Dauer- eier abzulegen oder sich in den Schlamm zur Sommerruhe zu- rückzuziehen. An ihre Stelle treten dann die Sommerformen, die sich während der heißesten Jahreszeit vermehren, um im Herbst dann wieder zu verschwinden.

Ist so schon eine Reihe von Rätseln gelöst, so werden uns doch immer neue Fragen gestellt und es sollte nicht nur Sache der Gelehrten, sondern jedes Naturfreundes sein, hieran weiterzuarbeiten, um so mehr, als hier ein Gebiet vorliegt, wo jede weitere Aufklärung nicht nur der Wissenschaft zugute kommt, sondern zugleich auch eine Förderung eines praktischen Gebietes, der Fischzucht, darstellt.

Reicher Beifall lohnt den sachkundigen Redner, der über eine Fülle von eigenem Beobachtungsmaterial durch seine jahre- langen systematischen Untersuchungen fast aller Gewässer Württembergs verfügt und recht eingehend zeigt, wie auch in der engeren Heimat wissenschaftlich gearbeitet werden kann.

XV. Sitzung vom 10. März 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. Der Vorsitzende begrüßt mit herzlichen Worten den Redner,

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Dr. L. Schultze, Jena, der vor überfülltem Saale einen hoch- interessanten Vortrag hält über:

„Das Namaland und seine Bewohner“.

Der Vortragende, der drei Jahre in Afrika zum Zwecke zoologischer Studien weilte und sowohl Forschungen über die Tierwelt des Meeres als über die geographischen Verhältnisse der faßt unbekannten inneren Kalahariregion, östlich von Lehu- tutu angestellt hat, beschränkt sich in seinem Vortrage auf die westlichen Teile des von ihm bereisten Gebietes, speziell auf das Namaland, das als der Schauplatz der Unruhen augen- blicklich das öffentliche Interesse auch weiterer Kreise in An- spruch nimmt. Er schildert das reiche Vogelleben an der Küste und geht dann weiter ins Innere durch den Wüstenstrich der Namib in die terrassenförmig aufsteigenden Plateaus des Namalandes über. Die Existenzbedingungen des Menschen und der Tierwelt daselbst werden am Leben der Eingeborenen er- läutert, in deren Gewohnheiten und Charaktereigenschaften die Natur des Landes tiefe Spuren hinterlassen hat. Dabei wird darauf hingewiesen, daß nur eine genaue Würdigung aller dieser Verhältnisse uns ein wahres Bild der enormen Schwierig- keiten bietet, die unsere Truppe gerade im zweiten Teil des Feldzuges gegen die Aufständischen zu überwinden hatte und mit bewunderungswürdiger Energie überwunden hat. Im Zu- sammenhang damit ist die Schlußmahnung des Vortragenden gewiß beherzigenswert, eine genaue Kenntnis nicht nur der wirtschaftlichen Lebensbedingungen, sondern auch der Charakter- eigenschaften sowie der Rechtsvorstellungen der Eingeborenen soweit als möglich zur Grundlage unserer Eingeborenenpolitik zu machen.

Reicher Beifall lohnt den Redner für seinen sachkundigen, inhaltsreichen Vortrag und die blendende Sprechweise. Die Mitglieder danken ihm dadurch nicht nur für die Anerkennung der schweren : Arbeit, die er unseren Kriegern gezollt hat, sondern sie beglückwünschen ihn damit auch zu den reichen Ergebnissen seiner Forschungsreise, die unter den schwierigsten Verhältnissen durchgeführt wurde. Durch das Entgegenkommen der Militärbehörden und das rege Interesse des Generals von Trotha für wissenschaftliche Untersuchungen war es

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dem Vortragenden ermöglicht, als bewaffneter Naturforscher den operierenden Truppen sich anzuschlieBen, so daB das vorher gewonnene friedliche Bild des Landes und seiner Bewohner eine ebenso unerwartete als wertvolle Ergänzung von dieser neuen Seite erhielt.

XVI. Sitzung vom 17. März 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy.

Der Vorsitzende dankt aus Anlaß des letzten Winter- vortrages in dem alten Hause den Mitgliedern für das rege Interesse, das sie den Samstagssitzungen der Gesellschaft ent- gegengebracht haben, und hofft zugleich, daß auch in dem bei der heutigen Stadtgröße noch etwas entfernt gelegenen, neuen Museum dieses Interesse nicht nachlassen möge Er dankt ferner der Dr. Senckenbergischen Stiftung für die lange Zeit und in uneigennütziger Weise gewährte Gastfreundschaft in den Hörsälen des Bibliothekgebäudes,

Schließlich begrüßt der Vorsitzende Hofrat Dr. B. Hagen, der einen Vortag über:

„Die Insel Banka’,

erläutert durch zahlreiche, vorzüglich gelungene Lichtbilder, hält.

Der Vortragende berichtet hierin über einen weiteren Teil seiner letzten Forschungsreise, als Fortsetzung der schon in der Anthropologischen und der Geographischen Gesellschaft gehaltenen Vorträge. Er beginnt mit einer Schilderung der geographischen Verhältnisse der Insel, ihrer Geschichte und ihrer Bewohner und geht dann auch auf die Tierwelt näher ein. Zur Erläuterung waren mehrere Kasten mit Schmetter- lingen von Banka und den größeren Sunda-Inseln, Sumatra, Borneo und Java, ausgestellt, an denen man sehen konnte, wie die Formen der einzelnen Inseln in der Zeichnung verschieden sind und bestimmte Lokalformen repräsentieren.

Seine eigenen Sammlungen der Fauna von Banka kann der Vortragende leider noch nicht vorführen, da die Präpa- ration und Bestimmung der Tiere in München sich ver- zögert hat.

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Museumsbericht.

I. Zoologische Sammlung.

1. Die Säugetiere.

Die größte Arbeit, die im verflossenen Jahre für die Schausammlung geleistet wurde, war die Aufstellung und Aus- stopfung von drei Giraffen, zwei erwachsene Exemplare aus der von Erlanger- und Schillingsschen Sammlung und ein jingeres Tier aus dem Zoologischen Garten, das uns von Karl Hagenbeck in Stellingen bei Hamburg und Joseph Menges in Limburg zum Geschenk gemacht wurde. Von größeren Sachen wurden weiterhin fertig gestellt: verschiedene Affen, eine :Löwin, ein Seelöwe, ein Baribal, zwei Rentiere, ein Warzenschwein, mehrere Beuteltiere und eine große Anzalıl kleinerer Säugetiere, die wir aus dem Zoologischen Garten oder durch dessen gütige Vermittelung erhielten. Aus dem von Erlangerschen Material wurden zwei Wasserbicke ausge- stopft. Ferner suchten wir durch Bestellungen und Ankäufe die immer noch vorhandenen, großen Lücken in manchen Säugetierordnungen auszufüllen und ältere Stücke durch neue zu ersetzen.

Geschenke: Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Balaenoptera physalus L., Finnwal, 1 Glas mit Mageninhalt, bestehend aus roten Decapoden (Garneelen), in Formol konser- viert, Trolfjord, Norwegen 1898.

Fräulein K. Hartmann: dHapale penicillata E. Geoffr. $ aus Brasilien.

Obergärtner Günther: Dasypus villosus Desm., Panzer.

Karl Hopf, Niederhöchstadt a. Taunus: Schädel eines rassereinen Dobermann-Pinschers d‘, 8 Monate alt; zwei afri- kanische Nackthunde ¢ und 2 nebst einem Schädel.

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F. W. Winter: Myoxus glis- Schreb. mit Kadaver in Alkohol konserviert von Monte Maggiore in Istrien aus 1200 m Höhe; Fledermauskot aus der Höhle St. Kanzian in Istrien.

Ernst Orb, Westhofen: 2 Mus musculus L., weiße, wilde Hausmäuse.

Frau Dr. M. Hohenemser: Vesperugo pipistrellus Keys. et Blas.

Direktor W. Drory: Putorius erminea L.

Louis Witzel, Prundu (Rumänien): 3 Spalax typhlus Pall.

Neue Zoologische Gesellschaft: Mus agrarius Pall.; Cervus elaphus L. 3, zwei Tage alt.

H. Behr, Aken a. d. Elbe: Castor fiber L., Schädel von einem an der Elbe geschossenen Biber.

Prof. Dr. F. Blochmann, Tübingen: Vesperugo pipistrellus Keys. et Blas., mehrere lebende Exemplare.

Dr, A. Reichard: 2 Fledermäuse aus Haiti u. Jamaika.

Frau Emma von Mumm: Cervus canadensis L. & und 3, prachtvolle Wapitihirsche, gestopft und fertig montiert.

J. Menges, Limburg: Macropus eugenii Desm.

Sparre Schneider, Tromsö: Arvicola gregaria (L.).

Kauf: Neue Zoologische Gesellschaft: Aleles paniscus L.; Lemur nigrifons Petiver 2; Tragelaphus gratus Sel. juv.; Macropus erubescens Scl. d; M. ocydromus Gould $; M. agilis Gould 2; Jl. dorsalis Gray 9; M. brachyurus Q. et G.; Petrogale brachyotis Gould $; Bettongia lesueuri Q. et G. J; Onychogale unguifera Gould 3; Petaurus breviceps Waterh. d; Felis leo L. 3; Canis lagopus L. d; Ursus americanus Pall. d; Myrmecophaga jubata L.; Otarva californiana Less. &; Capromys fournieri Desm.; Erethizon dorsatum L. 3; Pteromys volucella Pall 2; Lama huanachus Mol. §.

F. Krüger, Kanea (Creta): Capra aegagrus Gm. var. cretensis Lorenz o', Insel Creta. | Durch Sparre Schneider, Tromsö: Rangtfer tarandus L. d und 2 von Siid-Varanger; Gulo arcticus Desm. ¢, 2 und juv.; Evotomys rutilus Pall.

Tausch: Zoologisches Museum in Neapel: Lepus europaeus Pall.; Putorius putorius Ill.; Myoxus spec. aus der Umgebung von Neapel, gegen Schnecken von Prof. W. Kobelt.

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Wissenschaftliche Benützung: Dr. L. Lorenz, Wien, studierte im Museum die Canidenarten.

K. Brandt, Osterode a. H., entlieh einen Schädel vum Schmalspießhirsch (bereits zuriickgeliefert).

Dr. M. Hilzheimer, Straßburg i. E., entlieh Schädel von Canis tripolitanus de Winton, C. anthus Rüppell, C. variega- tus Rüpp., ferner 4 Schädel und 3 Bälge von anderen Caniden- arten zur Bearbeitung und studierte mehrfach im Museun die Canidenarten.

Prof. P. Matschie, Berlin, entlieh den Schädel von Cynocephalus hamadryas.

Forstmeister Dr. A. Rörig entlieh Schädel von Cervus capreolus L. (Bereits zurückgeliefert.)

Zoologische Sammlung in München erhielt Callr- thrix melanochir Wied., von Freireiß 1822 in Brasilien gesammelt, zum Vergleich.

Außerdem wurden von hiesigen Künstlern und Kunst- schülern des öfteren Tiere aus unserem Museum zu Vorlagen benützt. |

Die Lokalsammlung.

Wie in früheren Jahren so wurde auch im verflossenen Jahre eifrig daran gearbeitet, die Tiere der Heimat durch neue, scliöne Stücke in biologischer Gruppierung zur Darstellung zu bringen. Wenn wir auch wiederum zahlreiche Stücke. von Jägern und Forstbehörden erhielten, so fehlt doch aus der einheimischen Fauna noch immer sehr vieles. Alle Tiere sind willkommen, selbst die gewöhnlichsten und häufigsten Arten wie Maulwurf, Eichhörnchen, Hamster, Marder, namentlich alle Feld- und Waldmäuse etc., da in der Hauptsammlung die meisten Arten nur durch alte und schlecht erhaltene Exemplare ver- treten sind. Auch bei der einheimischen Fauna ist es not- wendig, von jeder Art in der Hauptsammlung eine Reihe von Bälgen aus den verschiedenen Jahreszeiten und den verschie- denen Altersstufen auf Lager zu haben.

Wir richten daher an unsere jagdausübenden Mitglieder und Freunde wiederum die ergebene Bitte,: uns Material, das möglichst frisch und unverletzt in die Bearbeitung durch unsere

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Präparatoren gelangen muß, zu überweisen. Zur Kenntnis diene, daß folgende Tiere ganz besonders erwünscht sind: 1. Im Sommerkleid:

Edelhirsch, Cervus elaphus L.; Männchen mit starkem Geweih und Weibchen;

Reh, Cervus capreolus L., Männchen mit starkem Geweih;

Dachs, Meles taxus L., Junge;

Eichhörnchen, Sciurus vulgaris L., mehrere Exemplare.

Maulwurf, Talpa europaea L., mehrere Exemplare.

2. Im Winterkleid:

Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen mit starkem Geweih;

Fuchs, Canis vulpes L., altes Männchen;

Eichhörnchen, Sciurus vulgaris L., mehrere Exemplare;

Maulwurf, Talpa europaea L., mehrere Exemplare.

Ein hauptsächliches Desiderat unserer Lokalsammlung ist immer noch eine Geweihsammlung von einheimischen Hir- schen und Rehen. Wir bitten unsere Gönner, die uns in den letz- ten Jahren so manches wertvolle Stück aus ihrer Jagdausbeute überwiesen haben, diesen unseren Wunsch dauernd im Auge zu behalten und bei Gelegenheit daran zu denken, daß in unserem neuen Museum viel Platz vorhanden ist und daß solche Samm- lungen in unserem Museum für alle Zeiten gerettet und der wissenschaftlichen Benützung zugänglich sind. Bei der drohen- den Vernichtung, die unserer heimatlichen Tierwelt aus der immer größeren Ausdehnung der Städte und Industriebezirke erwächst, ist es dringend notwendig, den wissenschaftlichen Sammlungen einen größeren Bestand an solchen Tieren zu sichern.

Auch den verschiedenen Farbenkleidern der deutschen Tierarten schenken wir eine ganz besondere Beachtung. Hellere und dunklere Farbenvarietäten, wie sie bei Hasen, Eichhörnchen etc. oft genug vorkommen, besonders aber ganz weiße Tiere, sogenannte Albinos, die ja gelegentlich bei jeder Tierart auf- treten, sind sehr willkommen.

Geschenke: Freiherr von Müffling: Cervus capreolus L. juv.

Seine Durchlaucht der Fürst zu Leiningen: Sus scrofa L. d, Wildschwein mit Frischlingen.

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H. Poppelbaum: Meles taxus Schreb. d' juv.

Friedrich Sommerlad: Mustela foina Erxl. juv.

E. Müller-Kögler, Limburg: Mustela martes L. 2 juv.

A. Lucas: Lepus cuniculus L. var. flava.

V. Moessinger: Lepus cuniculus L. var. niger d, aus der Gemeindejagd Messel bei Darmstadt.

Förster L. Budde, Schwanheim: Zepus europaeus Pall., $ in gelber Färbung. (Auf Veranlassung von Prof. Kobelt geschossen.)

Frau Kommerzienrat H. Kleyer: Meles taxus Schreb. 9.

Reg.-Bauführer Theis: Canis vulpes L. & und 2.

Conrad Binding: Putorius erminea L. d.

2. Die Vögel.

Die Vermehrung der Vogelsammlung ist durch mehrere größere Zuwendungen der Herren Louis Witzel in Rumänien, R. de Neufville und Willy Seeger sehr reichlich gewesen. Herr Witzel, ein geborener Frankfurter, machte eine umfang- reiche, ca. 100 Bälge umfassende Sendung rumänischer Sumpf- vögel, die er selbst in den Sumpfniederungen seines Rittergutes erlegt und präpariert hat. Die Erhaltung und Bearbeitung der Bälge ist eine gute, so daß wir schöne Gruppen für die Schan- sammlung zusammenstellen können. Mit dieser „Probesendung“ hat Herr Witze] gezeigt, wie reich die rumänische Vogelwelt ist und welche Schätze von dort noch zu erwarten sind. Die Gesellschaft ernannte ihn in Anerkennung seiner Verdienste um die Vermehrung unserer Sammlung in ihrer Verwaltungssitzung vom 24. März 1906 zum korrespondierenden Mitgliede.

Geschenke: Louis Witzel, Prundu (Rumänien): Coracias garrula L.; Falco lanarius L.; Haliaétus albicilla (L.); Aquila clanga pomarina Brehm; XNisaetus pennatus (Gmel.); Columba palumbus L.; Herodias alba (L.); Ardea purpurea L.; A. cinerea L.; Ardeola ralloides (Scop.); Nycticorax nycticorax (L.); Ciconia nigra L.; Plegadis faleinellus L.; Otis tarda L.; Gallinula chloropus L.; Arenaria interpres L ; Haematopus ostri- legus 1; Glareola pratincola (L..); Oedienemus oedicnemus (L.); Himantopus himantopus (L.); Tringa subarcuata Giildenst. ; Philomachus pugnax L.; Limosa limosa (L.); Numenius arcuatus

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(L.); Anser anser (L.); Anas boschas (L.); A. strepera L.; A. crecea L.; A. querquedula L.; Dafila acuta (L); Spatula cylpeata (L.); Fudigula fuligula (L.); F. nyroca Güktenst.; Pele- canus crispus L.; Sterna hirundo L.; Larus ridibundus L.; Colymbus griseigena Bodd.

Robert de Neufville: Kustephanus fernandensis King. d und 2 Juan Fernandez; Budytes cinereocapillus Savi 3; Motacilla sulphurea Bechst. d; Passer petronius hellmayri Arri- goni $; P. hispania arrigonit Tsch. d von Italien; Saxicola moesta Licht. d und 2; Certhia brachyd. mauritanica Witherbg. d'; Ammomanes algeriensis Sharpe d; Emberiza saharae Tristr. d von Tunesien; Regulus tenerifae Seed. 9 Kanaren; Sylvia heinekent d Madeira; Micropus melba tunett Tsch. d‘ Tunesien; Parus baicalensis Swinh., Asien; Chalcopsitiacus ater bernsteini Rosenb., Insel Mysol bei Neuguinea; Lorius lory L. d' Anday; Neopsittacus muschenbrocki Rosenb. d‘ Ternate; Pyrrhura emma (Verr.) Trinidad; Chrysotts mercenaria Tsch. 2 Ecuador; Piono- psittacus coccinetcollaris Laur. d Panama; Rhea darwint Gould d Bolivia, aus 4000m Höhe; Phoentcopterus jamest Rahmer ¢ aus 1400m Höhe.

Willy Seeger: Merula chrysolaus Temm.; Parus minor Temm. et Schleg.; Anthus cervinus (Pall.); A. maculatus Hodgs.; Motacilla lugens Kittl.; Emberiza cioides Brandt; E. personata Temm.; E. rustica Pall.; Fringilla montifringilla L. d; Mota- eilla boarula L.; Pyrrhula rosacea Seeb, d und 3; Chlorts kawara- hiba Temm. et Schleg; Passer rutilans Temm. et Schleg; Cocco- thraustes coccothraustes japonicus Temm. et Schleg.; Anspelis gar- rulus (L.); A. japonica (Sieb.); Sturnia violacea (Bodd.) d' und juv.; Hirundo rustica gutturalisScop.; Hirundinapus caudacutus (Lath.); Micropus pacificus (Lath.); Hypstpetes amaurotis (Temm.); Lanius bucephalus Temm. 2; Picus awokera Temm.; Dendrocopus major japonicus Seeb. d' und $; Alcedo ispida bengalensis Gm. ; Spodiopsar cineraceus (Temm.); Caprimulgus jotaka Temm. et Schleg.; Garrulus juponicus Temm. et Schleg.; Corvus corone L.; Circus cineraceus Montagu; Accipiter virgalus (Temm.); Syrnium fuscescens Temm. et Schleg.; Asio otus L.; Ninox spec. Cyanopolius cyanus (Pall.); Turtur rupicolus Pall.; Sphenocercus sieboldi Temm.; Coturnix coturnix japontca Temm. et Schleg.; Phasianus versicolor Vieill. d und $; Ph. soemmerringt

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Temm. d nad 2; Charadrius placidus Gray; Ch. dominicus P.L.S. Mill; Arenaria interpres (L.); Gallinago gallinago (L.); Rhynchaea capensis (L.); Nycticorar nycticorax (L.); Aix galeri- culata (L.); Sterna longipennis Nordm.; St. sinensis Gmel; Larus ridibundus L.; L. canus L.; L. schistisagus Stejneg. alle von Japan, und Plectrophenax nivalis L.; Merula torquata L.; Garrulus atricapillus Geofir.; Fuligula mardla L. 3; Sterna hirundo L.; Hydrochelidon nigra (L.) 2; Stercorarius pomarinus Temm. von Helgoland und Rußland.

Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Gavia alba (Gunn.), Nestjunge in verschiedenen Stadien von König-Karls- Land, O.-Spitzbergen (August 1898).

Hermann Jacquet: Larus glaucus Brünn; Rissa tridac- tyla (L); Stercorarius parasiticus (L.); Fulmarus glacialis (L.); Mergulus alle L. von Spitzbergen.

Neue Zoologische Gesellschaft: Turdus rufiventris Vieill. 2; Panurus biarmieus (L.); Fringilla nivalis L. d; Em- beriza cirlus L. 3; Amadina flaviprymna Gould. 2; Poephila annulosa Gould. dé: P. mirabilis Des Murs d‘; Strepera graculina White 6; Chrysotis amazonira L. d; Aquila chrysaélus L. 3; Numida meleagris L. var. alba; Dafila acuta (L.) 2; D. spini- cauda (Vieill.) 9; Branta bernicla L.; Branta leucopsis Bechst. d; Fuligula ferina L. 3; Mergus albellus L. 9; Casuarius gale- atus Vieill. 2 von Ceram.

H.Schuhmacher: Acanthis cannabina (L.) 3; Pyromelana franciscana Is. 3;

Tausch: Museum für Naturkunde in Mannheim: Estrelda granatina (L.); Orateropus bicolor Jard.; Laniarius atrococcineus (Burch.); /rrisor cyanomelas (Vieill.); Schtxorhis concolor (Smith.) von Südafrika; Micrastur guerilla Cass. von Ecuador gegen andere Vogel.

Kauf: V. von Tschusi zu Schmidthoffen, Hallein: Sylvia melanothorax Tristr. d Cypern; 8S. conspicillata bella Schneid. d Madeira; Parus ultramarinus Bp. 2 Tunesien; Passer petronius maderensis Erlanger 2 Madeira.

Neue Zoologische Gesellschaft: Chauna chavaria L. 2 8.-Amerika; Numida vulturina Hardw. 2 O.-Afrika; Galli- nula galeata Licht. 2 S.-Amerika; Annpeliceps coronatus Blyth d Burma; Conurus leucophthalmus (Müll.) d Brasilien.

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Oberlehrer Der ned de, Hannover: Folgende Kolibris: Cyano- lesa cyanura caudata Berlepsch d mit Nest und Gelege; Pany- chlora stenura Cab. et Heine d' mit Nest nnd Gelege, Venezuela; Helianthea bonapartei Bourc. d‘ Bogota; Lampornis nigricollis (Vieill.) 2; Diphlogaena aurora J. Gould. juv. N. Pern; Stega- nurus underwoodi typ. Less. d und 2 Bogota; Cyanolesina cyanura Gould. d Columbien; Helkangelus mavoro J. Gould., Venezuela; H. clarissae Longuen 6 Columbien.

Die Lokalsammlung.

Wir möchten an dieser Stelle alle Jagdliebhaber und Forstbehörden auf die großen Lücken aufmerksam machen, die unsere heimische Vogelsammlung aufweist. Trotz vielfacher Bemühungen und mancher hübscher Geschenke fehlen uns doch von den gewöhnlichsten Vogelarten noch Nester mit Gelegen und Jungen in verschiedenen Jugendkleidern. Es ist dringend notwendig, daß gerade die so beliebten Vögel der Heimat bei jeder Art durch eine biologische Gruppe, in welcher der Nest- bau, die Brutpflege, die Eier und die verschiedenen Wachstum- stadien der Jungen dargestellt, in der Schausammlung vertreten sind. Dazu bedürfen wir aber eines großen Materiales und wir bitten alle unsere Mitglieder und Freunde zur Vollendung dieser Gruppen nach Kräften beizutragen. Besondere Wünsche ver- mögen wir nicht zu äußern, da eigentlich noch alles fehlt.

Auch auf sogenannte Irıgäste, die gelegentlich in unserem Gebiete erlegt werden, aber nicht hier ihr Brutgeschäft er- ledigen, bitten wir zu achten und sie dem Museum zu überweisen. Für Privatsammlungen sind solche Stücke zu wertvoll. Sie werden dort ıneistens nur vorübergehend berücksichtigt, ver- derben bald und gehen dann verloren; in einer Museumssamm- lung dagegen sind sie dauernd erhalten.

Geschenke: Dr. H Korte: Falco aesalon Tunnst. d.

K. Kullmann: Lullula arborea (L) d; Anorthura troglo- dytes (L.); Hypolais philomela L.

H. Jacquet: Coccothraustes coccothraustes (L.) & und ¢: Picus viridicanus Meyer und Wolf 2; Alcedo ismda L. d; Dryocopus martius L. 9 mit weißen Bauchseiten; Accipiter nisus L. 2; Falco subbuteo L. 9; Coturnix coturnix L. d.

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E. Drevermann, Battenberg: Fudica atra L.

Rudolf Plochmann: Tetrao urogallus L.

Karl Plochmann: Terao terix L.

C. F. Griesbauer: Mergus serrator L. 9.

Friedrich Sommerlad: Garrulus glandarius (L.) d.

Prof. Dr. O. Boettger: Picus viridicanus Meyer und Wolf d.

Wirkl. Geheimrat Prof. Dr. Schmidt- Metzler, Exzellenz : Pernis apivorus (L.); Gallinago gallinula L. d.

Victor Moessinger: Grus grus L.

Hermann Rahnstadt: Gallinula chloropus L., Nestvögel.

Erich Sondheim: Turdus merula L. juv.

Kauf: F. Simon: Glaucidium noctua Retz., Nestvégel; Asio otus (L.) Nestvögel.

Für die Nester- und Eiersammlung wurde ferner geschenkt:

Neue Zoologische Gesellschaft: Ardea cinerea L., ein großes Reihernest nebst eingebauten Sperlingsnestern aus dem Zoologischen Garten.

Louis Witzel, Prundu (Rumänien): Aegithalus pendu- linus, zwei sebr schöne Nester der Beutelmeise, sowie eine große Anzahl Eier der verschiedensten Vogelarten, namentlich der Sumpf- und Wasservögel.

Polizeirat M. Kuschel, Guhrau: Emberiza citrinella L., Nest mit Gelegen; Sylvia curruca L.; Hypolais philomela (L.).

R. Hofmann: Stammstück eines Apfelbaumes mit frischer Nisthöhle des kleinen Buntspechtes Dendrocopus minor L.

Prof. Dr. F.Richters: Cinclus aquaticus L., Nest mit Eiern.

Ernst Cnyrim: Nester von Merula merula L.; Turdus musicus L.; Acrocephalus arundinaceus (L.); Regulus ignicapillus (Temm. ex Brehm.)

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Oskar Neu- mann, Berlin, studierte mehrfach die Rüp pellschen Vögel aus Abessinien und erhielt zum Vergleich 25 Arten nach Berlin gesandt. (Bereits zurückgeliefert).

Prof. W. Föhner, Mannheim, und Präparator Hilgert, Niederingelbeim, benutzten die Vogelsammlung zum Studium und zum Vergleich.

Robert de Neufville.

8

114"

8. Die Reptilien und Batrachier.

Wegen der Schwierigkeit, bei der provisorischen Aufstel- lung unserer so großen Sammlung die notwendigen Vergleichs- objekte herauszufinden, wegen der unbequemen Lage und des Platzmangels im Arbeitsraume und wegen zahlreicher dringen- derer Arbeiten konnte in diesem Jahre nicht alles Eingegangene aufgearbeitet werden. Die Restanten sollen im nächsten Be- richte verzeichnet werden.

Die Herstellung der Präparate für die Schausammlung wurde dagegen energisch in Angriff genommen. Zunächst wurden die frisch eingelieferten Tiere aus der einheimischen Fauna und aus dem Terrarium des Zoologischen Gartens, soweit sie schon in der Hauptsammlung vertreten waren, für die Schausammlung verwertet und in entsprechender Stellung gehärtet und montiert. Solche Schaustücke lassen sich besser in flachen Gläsern auf entsprechendem Hintergrund aufstellen als ältere Sammlungs- exemplare, die schon längere Zeit in Alkohol gelegen haben und bei deren Konservierung nicht auf eine lebenstreue Stellung Bedacht genommen wurde. Sodann hat der Assistent Dr. E. Wolf damit angefangen, aus den reichen Beständen unserer Hauptsammlung eine Schausammlung für Batrachier und Reptilien zu entnehmen. Von Batrachiern wurden 93 Nummern, von Reptilien aus den Gruppen der Schildkröten und Eidechsen 101 Nummern als Schaustücke montiert und fertiggestellt. Bei den einheimischen Batrachiern fehlt uns besonders das Material an Tieren im Hochzeitskleid, und nach dieser Richtung hin bedarf die Schaustellung noch mancher Ergänzung. Da wir auch hier für jede Art eine entsprechende Gruppe zur Darstellung bringen wollen, so ist ein reichliches Material an Männchen, Weibchen und Jugendstadien notwendig.

Als Neuerwerbungen von besonderer Schönheit und wissen- schaftlichem Werte mögen die zablreichen nordamerikanischen Formen hier noch ausdrücklich Erwähnung finden, die wir bei Brimley Bros. in Raleigh, N. Ca., gekauft haben.

Für unsre deutsche Fauna möchte nur das Vorkommen von Tropidonotus tessellatus Laur. von Interesse sein, den ich bei Bornhofen oberhalb Boppard auf der rechten Rheinseite am 19, Juli 1906 erbeutete, sowie der weiter unten angegebene

115%

neue Fundort von Salamandra maculosa Laur. auf der rechten Mainseite in der Frankfurter Ebene.

Geschenke: Neue Zoologische Gesellschaft: Testudo tabulata Walb. 3, Brasilien, Cinixys belliana Gray, Abes- synien, Cyclanorbis aubryi (A. Dum.), Gabun, Varanus varius (Shaw), Australien, 2 Tropidurus hispidus (Spix), Nordbrasilien, Coluber obsoletus Say var. spiloides D. B., Ostl. Ver. Staaten, und C. catenifer Blv., Kalifornien, Cerberus rhynchops (Schneid.), Su- matra, und 2 Crotalus horridus L., Ver. Staaten.

Aus alten Vorräten: Bufo latastei Bigr. juv. und Hylu arborea (L.) var. aff. japonica Schleg., beide wahrscheinlich aus Turkestan.

Prof. Dr. O. Boettger: Herpetodryas fuscus (L.) typ. und var. saturnina L., Brasilien, Hypsirhina doriae (Pts.), Borneo, Dipsadomorphus hexagonotus (Blyth), Ost-Himalaya, und Tropido- dipsas fasciata Gtbr., Mexico.

Konservator Ad. Koch: 3 Lacerta vivipara (Jacq.) Juv. vom Titisee (Schwarzwald).

Oberpostpraktikant C. Bickhardt, Erfurt: Discoglossus pictus Otth juv. 2, Lacerta muralis (Laur.) typ. juv. und var. bedriagai Cam. adult., sämtlich von Vizzavona auf Corsica.

+ Hofrat Dr. med. Pauli: 2 Contia collaris (Mén.) aus Kleinasien.

+ Konsul Dr. O. Fr. von Moellendorff: 6 Enhydrina hardwickei (Gray) aus Mittel-Luzon, Philippinen.

Von Prof. Dr. W. Kükenthals Reise: Trionyx subplanus Geofir. vom Baramfluß, Borneo.

Ingenieur Paul Prior: Molge vulgaris (L.) var. meridio- nalis Blgr. 2, Südeuropa, M. marmorata (Latr.) juv., aus Spanien, und 2 M. boscai (Lat.) pull., Portugal; Lacerta agilis L. 2, Brau- bach (Rhein).

Dr. med. Aug. Knoblauch: 2 Salumandra maculosa (Laur.) var. algira Bedr., Sidi-Aissa in 300m bei Böne, Algerien (Ed. Chevreux S.); Lacerta agilis L. 2 adult. und 3 juv., Bahnstation Langen, und 1 juv. Vierherrenstein (Station Mitteldick), sowie ? DL. vivipara (Jacq.) und Anguis fragilis L. von Niedernbausen (Taunus).

Frau M. Sondheim: Salamandra atra (Laur.) d, 2 und juv. von Unter-Schächen bei Altorf, aus 1000m Hohe.

gr

16

A.H. Wendt: Tropidonotus natriz (L.), großes Exemplar aus Eppstein (Taunus).

Obergirtner Günther: Amblystoma mexicanum Cope, 2 gleichaltrige Larven, davon eine mit Kiemen, die andere zur Landform umgebildet.

J. E. Zehrung, Aquarienhandlung: Tarbophis fallax Fleischm., Coluber leopardinus Bonap. und Chamaeleon vulgaris Daud.

Kunstmaler Karl Dietze: Salamandra atra Laur. und 2 Molge alpestris (Laur.) von Oberstdorf (Allgäu).

Karl Fischer: Salamandra maculosa Laur. juv. aus einer Baugrube auf den Hausener Wiesen unweit des Ginnheimer Wooges (Belegstiick für das Vorkommen der Art bei Frankfurt in der Ebene auf der rechten Mainseite).

Ingenieur Heinr. Engert: Bombinator pachypus Bonap. von Steinau bei Schlüchtern.

Dr. med. Karl Gerlach: Salamandra atra Laur. von Dorf Splügen.

Dr. phil, Adolf Reichard, Helgoland: Rana utricularia Harl. 3, Ver. Staaten.

Ingenieur F. Kinkelin: Bufo regularis Rss., Zonurus tropidosternum Cope und Chamaeleon dilepis Leach d und juv., von Dar es Salaam, Deutsch-Ostafrika.

Otto Lotichius, Morenci, Arizona: Eublepharis varie- gatus (Baird) und Uta gratiosa (Hallow.) von dort.

Fritz Beischlag, Sandau bei Böhm.-Leipa: Rana ma- crodon Tschudi aus Ober-Langkat, Ost-Sumatra, und Schädel von Tomistoma schlegeli (S. Müll.) und Haut von Achrochordus javanicus Hornst. von Perbaungan, Sumatra.

Dr. A. Borgert, Bonn: Tarentola delalandei (D. B.) von Tenerife, Canaren.

Fabrikant Otto Wohlberedt, Triebes (Thiringen): Rana esculenta L. var. ridibunda Pall. aus Montenegro zwischen Rjeka und Virpazar.

Tausch: Mit dem Naturhistorischen Museum in Basel und Budapest, sowie mit Dr. Franz Werner in Wien wurden größere Tauschgeschäfte aus unseren reichen Dublettenvorräten gemacht. Von Gymn. Walter Bucher erbielten wir gegen philippinische Landschnecken: Varanus salvator Laur, aus Bor-

ir

neo und Tropidonotus subminiatus Schleg. und Tr. stolatus (L.), Ablabes major (Gthr.), Simotes violaceus (Cant.) var. swinhoei Gthr. und Naja tripudians Merr. var. fasciata Gray f. b, sämtlich aus der Missionsstation Hok-shuha am oberen Mittellaufe des Ost- flusses, Zentral-China.

Kauf: Albr. Haas, Curityba, Staat Parana, Brasilien: Helminthophis guentheri Bigr. von dort.

W. Ebrhardt, Joinville, Kolonie Hansa, Staat Sta. Cata- rina, Brasilien: Ceratophrys dorsata Wied und 2 C. fryi Gthr., von dort.

Hans Deistel, Buea, Kamerun: 2 Lygosoma (Riopa) fer- nandi (Burt.), Feylinia currori Gray, 2 Lycophidium fasciatum (Gthr.) und Bitis nasicornis (Shaw), sämtlich von dort.

Brimley Bros., Raleigh, Nord-Carolina, U.S.A.: Rana clamata Daud. und 2 R. halecina Kalm var. sphenocephala Cope von Raleigh, R. areolata B. Gir. Orlando, Fla., Engystoma caro- linense Holbr. d und Chorophilus feriarum (Baird) von Raleigh, Ch. triseriatus (Wied) 3, Waco, Texas, Bufo lentiginosus Shaw var. woodhousei Gir., Alamogordo, N.-Mex., var. musica Latr., Mims- ville, Georgia, und var. quercina Holbr. Hastings, Fla., B. cogna- tus Say und B. punctatus B. Gir, von El Paso, Texas, B. debilis Gir, d, Waco, Texas, Acris gryllus (Lec.), Long Lake, Falls Co., Texas, 2 Hyla squirella Daud., Bai von St. Louis, Mo., und Hastings, Fla., H. regilla B. Gir., Los Gatos, Calif., und H. carolinensis (Penn.), Bai von St. Louis, Mo., Scaphiopus solitarius Holbr. ¢, Raleigh, und Sc. hammondi Baird, El Paso, Texas; 2 Desmogna- thus ochrophaeus Cope, Mt. Mitchell, über 3000‘, N. Ca., 2 D. brim- leyorum n. sp. Hot Springs, Arkansas, und D. fuscus (Raf.), Cane River, N. Ca, 2 Manculus quadridigitatus (Holbr.) d und 8, Raleigh, Autodax lugubris (Hallow.), S. Malto Co., Calif., und Au. jecanus Cope, Los Gatos, Calif., Amblystoma microstomum Cope, Montgomery Co., Montana, Spelerpes longicauda (Green), Jeffer- son Co., Montana, und Plethodon erythronotus (Green) var. cinerea Green, Hackensack, N. Jersey.

Neue Zoologische Gesellschaft: Testudo microphyes Günth. von N.-Albemarle, Galäpagos-Inseln.

Cand. mathe Hugo Hackenberg, Barmen: Alytes ob- stetricans (Laur.), erwachsenes d' und 2 nebst Eischnüren und Larven in allen Stadien,

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Wissenschaftliche Benutzung: Der Verkehr des Sektionärs mit wissenschaftlichen Instituten war schwächer als in den Vorjahren und beschränkte sich auf die zoologischen Museen von Basel, Berlin, Bonn, Budapest, Leiden, Lübeck, Mag- deburg, München und Wien und auf die hiesige „Neue Zoologische Gesellschaft“. Von einschlägigen literarischen Arbeiten, die mit Material aus dem Museum zustande gekommen sind, seien er- wähut die zwei kleinen Arbeiten des Sektionärs „Reptilien aus dem Staate Parana“ in Zool. Anzeiger 29. Bd. 1905 p. 373—375 und „Neues Sinnesorgan bei einem Molche (Manculus quadri- digitatus Cope)?“ in Zool. Beobachter (Zool. Garten) Jahrg. 47, 1906 p. 88, Fig.

F. W. Winter eutlieh Agama sanguinolenta Pall. und Teratoscincus scincus (Schleg.) zu Abbildungen (bereits zurück- geliefert). Ä

Prof. Dr. O. Tornier, Berlin, sandte Agama sinaita Heyden, Typus und Originalexemplar, zurück.

Bildhauer Joh. Belz entlieb Testudo argentina Sclat. und Chamaeleon monachus Gray zu Vorlagen beim Modellieren (bereits zurückgeliefert).

Dr. Franz Werner, Wien, entlieh 6 Arten nordischer Batrachier und Reptilien zur Benutzung bei einer Arbeit über „Die nördlichsten Batrachier und Reptilien für „Fauna arctica‘ Bd. IV (bereits zurückgeliefert).

Prof. Dr. L. v. Méhély, Budapest, entlieh unser Material an Lacerta muralis (Laur.) zur Benutzung in einer größeren monographischen Arbeit.

Zoologische Sammlung des Bayerischen Staates, München, entlieh 7 Nummern Bufo borbonicus (Boie) und B. bi- porcatus Tschudi zum Vergleich.

Dr. J. Roux, Basel, entlieh 6 Nummern Agama planiceps Pts., A. hispida (L.) und A. brachyura Bigr., sowie Lygodactylus capensis Smith. Letzteren sandte er, ebenso wie das Original- exemplar von Nectophryne exigua Bttg. aus Nord-Borneo, wieder zurück. Prof. Dr. O. Boettger.

4. Die Fische.

Die Arbeiten in der Fischsammlung haben im verflossenen Jahre dadurch eine ganz wesentliche Förderung und Bereiche-

119°

rung erfahren, daß unser arbeitendes Mitglied Herr A. H. Wendt es dankenswerterweise übernommen hat, das Material an Süß- wasserfischen Mitteleuropas zusammenzubringen. Die vielfachen Beziehungen, die Herr Wendt als Sportsfischer und Fischerei- verständiger mit Fischereivereinen, Fischzüchtereien und Fisch- handlungen angeknüpft hat, sind für unser Museum außerordent- lich ergiebig. Durch ein gedrucktes Zirkular, in dem auch Winke für die Behandlung und Versendung der Fische gegeben sind, hat Herr Wendt unsere Wünsche für die Aufstellung einer gut konservierten und vielseitigen Schausammlung mitgeteilt. Das Material floB infolgedessen von allen Seiten so reichlich, daß auch für eine ausgiebige Vertretung der einzelnen Arten in der Lehr- und Hauptsammlung gesorgt werden konnte. Bei Nutzfischen, wie z. B. beim Karpfen, bei der Forelle, Schleihe etc., soll auch die Entwickelung und das Wachstum der einzelnen Arten und Rassen mit Angabe des Alters dargestellt werden. Wenn die eifrigen Bemühungen des Herrn Wendt auch ferner- hin so reichlich gelohnt werden wie im verflossenen Jahre, so dürften wir bald eine Sammlung der mitteleuropäischen Fische haben, die an Schönheit und Vollständigkeit nichts zu wünschen übrig läßt.

Die Aufstellung der mitteleuropäischen Fische erfolgt in wagerechter Stellung in Kastengläsern, wobei nur Exemplare verwandt werden, die unverletzt sind und unversehrte Flossen haben. Bei jüngeren Stadien werden meist mehrere Exemplare in einem Glas vereinigt. Die Fische werden zuerst in Formol konserviert und dann in Alkohol übergeführt. Die natürlichen Farben sollen später durch Anmalen nach der von Brunnschen Methode wieder hergestellt werden. Auch wird bei jeder Fisch- art die kolorierte Abbildung aus dem bei Werner & Winter erscheinenden Prachtwerk, dessen Tafeln uns bereits freund- lichst zur Verfügung gestellt wurden, aufgestellt. Da die Kon- servierung und Montierung längere Zeit dauert, auch der nötige Vorrat an größeren Kastengläsern erst beschafft werden muß, so konnte die Sammlung der einheimischen Fische noch nicht fertig aufgestellt werden.

Die Schausammlung der marinen Fische enthält bisher 118 Nummern.

Geschenke. A.H.Wendt: Carassius auratus L., Gold-

120%

fische aus Dachau; Oyprinus carpio L., Spiegelkarpfen aus der Nagold; Tinca tinca L., Schleie aus der Lauter; Squalus cepha- lus L., Döbel oder Dickkopf aus dem Neckar und aus dem Bill- bach bei Amorbach; Thymallus vulgaris Nilss., Asche aus dem Neckar, der Nagold und Junge aus dem Billbach bei Amorbach; Esox luctus L. aus dem Altrhein bei Ehrfelden; Jdus melanotus Heck. var. orfus, Goldorfe aus der Lauter; Salmo guardnerti = Trutta iridea, amerik. resp. kalif. Regenbogenforelle aus dem Neckar; Carassius vulgaris Nilss., Goldkarausche aus Dachau; Coregonus maraena Bl., Edelmaräne aus dem Madue-See; Perca fluviatilis L., FluBbarsch aus dem Altrhein bei Ehrfelden; Lota vulgaris Cuv. aus dem Rbein bei Köln; Truita farto L., Bach- forelle in normaler Färbung aus dem Liederbach; Truzta farto L., Bachforelle, altes 2 mit Hacken; Actpenser sturio L. aus der Elbe bei Hamburg; Trutta fario L., Goldforelle aus dem Billbach bei Amorbach; Trutia fario L., Steinforelle aus dem Billbach; Anguzlla vulgaris Flem., Aal aus dem Seelow-See und aus dem Niederrhein; Trutia fario L., Bachforelle im Jugend- kleid aus dem Liederbach, Flossen mit rotem Saum; Adramis brama L., Brachsen aus dem Seelow-See; Carpio collaris Heck, Karpfenkarausche aus dem Madue-See und aus dem Seelow-See; Leuciscus ruttlus L., Rotauge aus dem Madue-See und aus dem Seelow-See; Tinca vulgaris Cuv., Goldschleie aus dem Madue- See; Blicca björkna L., Güster aus dem Madue-See und dem Seelow-See; Aspius rapax Agass., Schied aus dem Madue- und Seelow-See; Gobtio fluviatilis Cuv., Gründling aus dem Madue- See; Lota vulgaris Cuv., Quappe aus dem Madue-See; Acerina cernua L., Kaulbarsch ans dem Madue-See; Alburnus lucidus Heck., Uckelei aus dem Madue-See; Cyprinus carpio L., Karpfen der Aischgründer Rasse von Erlangen: einsömmerige, zweisöm- merige, dreisömmerige und laichreife Karpfen; Abramis brama L., Brachsen aus dem Seelow-See; Scardinius erythrophthalmus L., Rotfeder aus dem Seelow-See; Leuciscus rutilus L., Rotauge aus dem Seelow-See; Blicca björka L., Blikke aus dem Selow- See; Alosa finta Cuv., Finte aus dem Rhein bei Köln; Lota vulgaris Cuv., Quappe aus dem Rhein bei Köln; Trutta farıo L., Bachforelle, dunkle Varietät aus dem Würzbach bei Calmbach ; Trutta fario L., Bachforelle im Jugendkleid aus der kl. Enz bei Calmbach; Kreuzung zwischen Saibling und Bachforelle aus

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der Zuchtanstalt in Calmbach; Cyprinus carpio L. aus der Wit- tingauer Züchterei, Wittingauer Rasse: ein-, zwei- und drei- sömmerige Spiegel- und Schuppenkarpfen.

Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Gadus morrhua L., junge Dorsche aus dem Mogilnoje, einem Reliktensee auf der Insel Kildin an der Murmanküste, in Formol und Sublimat- Alkohol konserviert.

Ingenieur P. Prior: Geradinus caudimaculatus Ad. 9; Callicthys punctatus juv.

Dr. med. A. Knoblauch: Cottus gobio L., Mühlkoppe, Entwickelungsreihe aus dem Theißbach bei Niedernhausen i. T.

Dr. med. E. Roediger: Rhombus maximus L.; Pleuronectes flesus L.; Pl.platessa L.; Pl.limanda L.; Anguilla vulgaris Flemm. juv., Gastrosteus aculeatus L., und andere kleine Fische, sämtlich aus Warnemünde.

F. W. Winter: Torpedo marmorata Risso, Junge aus der Adria bei Rovigno, konserviert mit Sublimat-Alkohol.

Prof. Dr. med. L. Edinger: Kopf von einem großen Lepi- dosteus osseus L. aus S. Louis.

- Aus dem Nachlaß von Dr. med. J. Guttenplan diverse Aquarienfische in Formol konserviert.

Dr. A. Reichard, Helgoland: 100 Fische aus Haiti, Ja- maika und Nordamerika.

Neue Zoologische Gesellschaft: Petromyzon marinus L., großes Meerneunauge.

Oberfischermeister Hinkelmann, Kiel: verschiedene Jungfische aus dem Kaiser-Wilhelm-Kanal, darunter junge Neun- augen und Aale, sogenannte Montée, ferner Heringe und Herings- laich, Clupa harengus L., laichreife Heringe, junge Heringe und Heringsbrut.

Tausch: Königl. Zoologisches Museum, Berlin: Malapterurus electricus (L.) von Ossidinge, Kamerun, von Manns- feld gesammelt, nebst anderen Tieren gegen Arbeiten aus unse- ren Abhandlungen.

Kauf: Zoologische Station, Triest: Oxyrrhina spal- lazani Raf., 2,6bm lang; Hexanchus spec. 4,50 m lang, beide für die Schausammlung ausgestopft.

Arctisches Museum, Tromsö: Mallotus villosus Mull., aus Ostfinnland, von P. Björkan gesammelt.

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G. Schimpf, Friedrichshagen bei Berlin: 25 Arten Süß- wasserfische aus Argentinien.

Für die Sammlung der Fischkrankheiten schenkte:

A. H. Wendt einen pockenkranken Karpfen, Cyprinus car- pio L. mit Epithelioma papillosum und je einen Mopskopf von der amerikanischen Regenbogenforelle, Salmo guardnerii, und der Bachforelle, Trutta fario L.

Kastellan Wagner: TZ'nca vulgaris mit Rotseuche, Pur- pura cyprinorum, bebaftet, durch Bacterium. cyprinicia Plehn her- vorgerufen, und Carassius auratus L. var. Schleierschwanz mit Rotseuche, Purpura cyprinorum, behaftet.

5. Die Tunikaten.

Geschenke: Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Oikopleura vanhöffeni Lohmann; O. labradoriensis Lohmann; Fri- tillaria borealis Lohmann, aus dem Material ihrer , Helgoland‘- Expedition, Nördliches Eismeer 81° 32’ N. Br., bearbeitet von Dr. H. Lohmann in „Fauna arctica* Bd. I; Molgula ampuloides (Beneden) aus dem Mogilnoje, einem Reliktensee auf der Insel Kildin an der Murmanküste, in Formol konserviert.

Dr. H. Merton: Pyrosoma elegans Les. und Salpa mazrima Forsk., Solitärformen aus dem Golf von Neapel, in prachtvollen Schaustücken.

Kauf: H. Suter, Auckland (Neu-Seeland): Boltenia pachydermatina Herdm.

Arctisches Museum, Tromsö: 18 Arten Ascidien, ge- sammelt und bestimmt von Dr. Paul Björkan.

6. Die Mollusken.

Diese Sammlung hat nach wie vor unter dem Mangel an Räumen und geeigneten Schränken zu leiden, so daß an ein Einordnen der zahlreichen Eingänge der letzten Jahre nicht gedacht werden konnte. Sie mußten daher in Kisten verpackt bleiben, um später der Hauptsammlung eingefügt zu werden, wenn dafür erst ein neues Schranksystem eingeführt worden ist. Trotz dieses Raummangels wurde aber eifrig an der Vermehrung der Sammlung gearbeitet. Die hauptsächlichste Arbeit bestand in der Verwertung des großen Dubletten-

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Materials aus der v. Moellendorffschen Sammlung. Sodann hat auch der Sektionir mit seinem reichen Materiale viele Tauschgeschäfte gemacht und dem Museum öfters große Kol- lektionen überwiesen.

Geschenke: P. Hesse, Venedig: 10 Arten Muscheln vom Lido bei Venedig.

Frau Prof. Flesch: Jlelix pomatia L. von der Ax-Alp aus 1600 m Höhe.

Dr. med. E. Roediger: Mytilus und Cardium aus Warne- münde; Felsstück, von Sazicava rugosa (L.) durchlöchert, aus Dublin.

Dr. F. Berg: Eine Anzahl Meereskonchylien aus Ostindien, die größtenteils für die Lehrsammlung verwertet wurden.

Konrad Berk: Anodonta mutabilis Cless., Teichmuschel von 17 cm Länge aus der Nidda bei Rödelheim, lebend.

Dr. A. Reichard, Helgoland: Eine größere Kollektion Schnecken, Muscheln und Cephalopoden von Haiti und Jamaika.

Paul Wirsing, Coban-Guatemala: Helicina amoena P., H. vernalis Mor., H. coccinostoma Mor. und Cistula acerbulum (Mor.) aus Coban-Guatemala.

H. Fruhstorfer, Berlin: 4 Amphidromus gracilior Martens aus Pulo Daa; 3 A. rufocinctus Fruhs. aus Bawean; 2 A. perversus forma sancapara Frulis. aus Bawean: A. sykesi Fruhs. aus Engano; 3 A. baweanicus Fruhs. aus Bawean (Cotypen).

Direktor A. Siebert: Eine Anzahl Schalen von Meeres- konchylien.

O. Volley, Idenau-Farm, Viktoria-Kamerun: Eine Anzahl Landschnecken, von Prof. O. Boettger bestimmt.

Dr. H. Merton: 2 Pinna nobilis L. mit Byssusfäden aus dem Golf von Neapel.

Fr. Beyschlag, Sandau, Bohm. - Leipa: Ampnullaria conica Gray. var. orientalis Phil.; Neritina (Neritodryas) cornea (L.) von Perbaungan aus Sumatra.

Prof. Dr. O. Boettger: Bulimus (Zebrina) detritus (Mill.); Helix (Gonostoma) lens Fer. var. insularis Bttgr., H. figulina var, speideli Bttgr., Original-Exemplar; Cyclostoma elegans (Müll.), viele Exemplare von der Insel Thasos an der makedonischen Küste,

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Tausch: Dr. Th. Kormos, Budapest: Landschnecken aus Ungarn, darunter einige Novitäten, gegen Landschnecken von den Philippinen.

Kauf: Direktor Otto Wohlberedt, Triebes: 175 Pomatia- Arten aus dem Mittelmeergebiet.

Paul Pallary, Eckmühl: Konchylien von Marokko.

Aus dem Nachlaß des Pfarrers Wolf, Rödelheim: 80 Nummern Unioniden, darunter zahlreiche Menkesche Ori- ginale.

Museumsgesellschaft, Finkenwärder: Zwei Flaschen mit Austern bewachsen aus der südlichen Nordsee.

Wissenschaftliche Benützung: Dr. C. W. Berndt, Assistent am Zoologischen Institut in Berlin, erhielt Material von Haliotis tuberculata Lam., von Noll bei Tenerifa gesammelt, zur Untersuchung der darin lebenden bohrenden Cirripedien.

7. Die Insekten.

Neben der Erledigung der laufenden Geschäfte, die in der Einordnung der neuen Erwerbungen, der Durchsicht der geordneten Sammlungen und der Erledigung des Tausches und des wissenschaftlichen Verkehres mit anderen Museen und Ge- lehrten bestehen, wurde mit der Präparation und Determination der noch vorhandenen Bestände sowie deren sammlungsgemäßen Aufstellung fortgefahren. Gegen Zerstörung durch Insekten- fraß wanderte die ganze Sammlung in regelrechter Folge durch den Schwefelkohlenstoffapparat.

Eine besondere Vermehrung erfuhr die Käfersammlung durch die Erwerbung der Sammlung des verstorbenen Ingenieurs Ernst Pfaff in Darmstadt, die uns von den Kindern in zuvor- kommendster Weise überlassen wurde Die Sammlung enthält etwa 3500 Arten, worunter über 800 Arten Tenebrioniden. Sehr viele Stücke sind von dem verstorbenen Ingenieur Pfaff auf eigenen Reisen, namentlich in Korsika, gesammelt worden. Wohl ein Drittel der Arten war in unserer Käfersammlung noch nicht vertreten.

Sonderaustellungen aus der Insektenabteilung fanden zweimal statt: im Insektensaal die unten erwähnte Sammlung von Eichengallen, die Prof. L. von Heyden geordnet hat, im

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Vogelsaal die Hummelsammlung von A. Weis, die sich beide eines starken Besuches erfreuten.

Der Schmetterlingssammlung steht ein weiterer Zuwachs dadurch bevor, daß Herr Pfarrer Pfitzner in Sprottau testamentarisch seine hervorragende Sammlung, die zurzeit etwa 4500 Spezies mit über 18000 Exemplaren umfaßt und auch eine Spezialsammlung des Kreises Sprottau mit vielen Aberationen enthält, vermacht hat.

Die Zahl der Präparate für die Schausammlung wurde auf 162 erhöht.

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden ordnete die von ihm geschenkten und von seinem Vater, Senator Dr. C. von Heyden, gesammelten und von Gustav Mayr in Wien bestimmten mitteleuropäischen Eichengallen. Ergänzt ist diese Sammlung durch viele Geschenke von Mayr an L. von Heyden und an unsere Gesellschaft (1905), wodurch sie so vollständig ist, daß von den in dem Mayrschen Werke: „Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort und Bild‘, Wien 1870/71, angeführten 95 Arten nur 15 fehlen, die allerdings meist nur in einzelnen Exemplaren in Öster- reich gefunden wurden. Prof. Dr. L. von Heyden be- stimmte und ordnete ferner die von ibm geschenkten und von seinem Vater, Senator Dr. C. von Heyden gesammelten Minen, Larvengänge, Gallen (nicht von Eichen) und Fraßstücke von Insekten, sowie Insekten-Koprolithen, Spinnen-Eiersäcke, Phryganeen-Gebäuse, Schmetterlingspuppen und Gehäuse, die in 6 großen Sammlungskasten aufgestellt sind. Ferner schenkte Prof. Dr. L. von Heyden eine reiche Insektenausbeute, ca. 500 Exemplare, an Hymenopteren, Dipteren, Hemipteren, Orthopteren und ein Wespennest aus Falkenstein i. T.; eine Anzahl Käfer aus Jamaika, Mexiko, Malaga, Old-Calabar und San-Franzisko; Heydenia pretiosa Forster d und 9, typische Stiicke aus Frankfurt a. M. (Chalcidier, Micro-Hymenopteren).

Dr. med. A. Knoblauch: Wespennest mit Brut, Wespen in Alkohol, Phyrganidengehäuse an Steinen, Larven von Perla bicaudata L. und diverse Heuschreckep aus Niedernhausen i. T.

K. Kullmann: diverse Käfer und Schmetterlinge, Heu- schrecken, Hymenopteren, Dipteren, Neuropteren, die er bei Pontresina in 2200 m Höhe sammelte.

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Dr. G. Mayr, Wien: Gallwespen, Cynipiden, und eine kleine Sammlung Gallen.

Dr. H.8chinz, Zürich: Gallen mit Pteromalus aus Chile.

H. Bücking, Höchst a. Main: Riesenschabe, Blabera gigantea L., welche an Farbhölzern lebend nach Urdingen am Rhein eingeschleppt wurde.

Prof. Dr. F. Richters: 2 Rhyssa persuasoria L. aus Calmbach im Schwarzwald.

Frau Dr. F. Römer: Hummeln von Gossensaß, Toblach, Schluderbach und Oberbozen in Alkohol. |

Dr. A. Seitz: Eine große Kollektion von ihm selbst auf seiner Reise nach den Nilghiri-Bergen auf Ceylon ge- sammelter Schmetterlinge, gespannt und bestimmt: Radena ceylanica, Ixias marianne, Pieris mesentina, Hebomoia glaucippe, Danais plexippus, Neptis sinuata, N. varmona, N. junibah, Junonia nilgiriensis, Vanessa nilgiriensis, Mycalesis patnia, M. adolphei, M. mandata, Lampides bocchus, Attacus taprobanes, Euploea montana, E. asela.

F. W. Winter: Orthopteren aus der Grotte von St. Canzian, 3 Ameisenarten und eine Dolchwespe aus Rovigno.

Dr. A Strubell, Bonn: Verschiedene Orthopteren, meist Gespenstheuschrecken, namentlich Macrolyristes imperator Snellen mit prachtvoll entwickeltem Schallapparat auf den Flügeln.

Geh. Rat Prof. Dr. R. Koch, Berlin: 6 Arten von ihm selbst auf seiner Reise nach Deutsch- Ostafrika gesammelter Dipteren und zwar: Glossina palpalis Rob., G. morsitans West- wood, G. pallidipes Austen; G. fusca Walter; G. longipensis Corti; G. tachinoides Westw. von jeder Art ¢ und 9.

A. Weis: 70 Dipteren aus Spanien, bestehend aus 14 Gattungen und 18 Arten; Streptocerus speciosus Fairm. d‘ aus Chile.

Dr. A. Reichard, Helgoland: 9 Hemiptera; 110 Coleoptera; 70 Orthoptera; 17 Lepidoptera; 18 Diptera; 24 Hymenoptera; 19 Pseudoneuroptera aus Haiti, Jamaika und Nordamerika.

Ingenieur F. Kinkelin: 2 Raupen, 10 Käfer, 40 Heu- schrecken aus Dar-es-Salam, Deutsch-Ostafrika.

Prof. O. Schmiedeknecht, Blankenburg i. Thür.: 88 Cicaden in 47 Arten; 9 Psylloden in 6 Arten; 250 Wanzen in 150 Arten, sämtliche aus Thüringen; bestimmt.

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August Heß, Speyer: Tinea chloacella H., Korkmotten in Weinstopfen, welche ‘in Speyer in den Weinkellern großen Schaden verursachen.

Prof. Dr. J. Vosseler, Amani, Deutsch-Ostafrika: 500 Dipteren in etwa 100 Arten.

Tausch: Dr. G. Enderlein, Berlin: Copeognathen (Psocidae) 33 Arten aus 19 Gattungen; Neuroptera 1 Art und Hemiptera 10 Arten aus 7 Gattungen, gegen Insekten-Arbeiten aus den Abhandlungen.

Kauf: G Schimpf, Friedrichshagen bei Berlin: 6 Kasten Schmetterlingsbiologien aus Paraguay von San Ber- nardino und zwar mit den dazu gehörigen Futterpflanzen, montiert und bestimmt.

Prof. O. Schmiedeknecht, Blankenburg i. Th.: 280 Wanzen und Cicaden aus Herzegovina und Südspanien.

Rudolf Trédl, Prüfening: eine Kollektion Borkenkäfer.

Ingenieur E. Pfaffs Erben, Darmstadt: 3500 Arten Käfer, worunter 800 Arten Tenebrioniden.

Wissenschaftliche Benützung: Pfarrer Muhl, Sachsenhausen bei Treysa, benutzte die Schmetterlingssammlung zum Vergleich.

Dr. C. Schleussner sandte 26 mikroskopische Präparate von Insekten zurück, die zu photographischen Studien ent- liehen waren.

Dr. G. Enderlein, Berlin, bestimmte die ihm gesandten Läuse von Phoca vitulina L. als Echinophthirius phocae Lucas 1834 = setosus Burm. 1838, und die Läuse vom Wildschwein als Haematopinus suis L. und von Meles taxus L. als Trichodectes crassus N.

Dr. Adolfo Lutz, Sao Paulo (Brasilien) und Konsul J. Streich, Stuttgart, benutzten die Dipterensammlung zum Vergleich.

Dr. Gustav Mayr, Wien, erhielt eine Kollektion Ameisen zur Bestimmung, die bereits wieder zurückgesandt wurden.

Kustos Fr. Kohl, Wien, erhielt mehrere 100 Pemphre- doninen, Wegwespen, zur Bestimmung und Revision.

H. Friese, Schwerin, erhielt Hymenopterennester aus Ober-Oligocaenen Ceritienkalken von Flörsheim, die mit Land- schnecken, Insektenlarven, Eidechseneiern und Säugetierresten

129%

zusammen von K. Fischer gefunden wurden. Er sandte dieselben bereits zurück und glaubt, daß és Eumenidennester sind. Direktor A. Seitz entlieh Papilio podalirius Ob. zum Abbilden. (Bereits zurückgeliefert.) Außerdem benutzten Sammler und Schüler mehrfach die Museumssammlung zum Bestimmen und Vergleichen ihrer Ausbeute.

Prof.Dr.L.v. Heyden. A.Weis. Dr.J.Gulde. Dr.P.Sack.

8. Crustaceen.

Dr. E. Wolf arbeitete hauptsächlich an der Vervoll- ständigung der Schausammlung und hat die Präparate um etwa 100 Stück vermehrt, so daß die Zahl nunmehr 301 beträgt. Er machte ferner zahlreiche Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung, um die Crustaceen-Fauna der Gewässer systematisch zu erforschen. Besondere Berücksichtigung fanden dabei die Branchipus- und Apus-Arten und deren Auftreten im ersten Frübling. Zu einer umfassenden Bearbeitung der Phylo- poden und Branchiopoden erhielt Dr. Wolf das Material von verschiedenen Museen zum Vergleich.

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden: Asseln aus der Umgebung von Frankfurt a. M.

Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Hyas araneus L. d und 2 von Alexandrowsk an der Murmanküste; Sabinea septemcarinata (Sabine) W.-Spitzbergen, Eis-Fjord; Eupagurus pubescens (Kröger) N.-Spitzbergen, Ross-Insel, aus dem Material ihrer „Helgoland‘-Expedition 1898, bearbeitet von Dr. F} Dof- lein in „Fauna arctica* Band I; Calaniden- Plancton aus Calanus finmarchius (Gunn.) bestehend, aus dem nördlichen Eismeer, 1898, 81° 32° N. Br. mit Sublimat-Alkohol und Chromessig- säure konserviert.

Prof. Dr. M. Möbius: Larven von Homarus vulgaris M. Edw. in Formalin konserviert.

Dr. med. A. Knoblauch: Astacus fluviatilis Fabr. div. Stadien in Alkohol, darunter kleine von 1'/s cm Länge, sogen. Butterkrebse und abgeworfene Häute, aus dem Theißbach bei Niedernhausen.

Dr. med. E. Roediger: Mysis spec. von Warnemünde.

19

F. W. Winter: Verschiedene Landasseln aus St. Canzian, Krabbe, Eriphia spinifrons Herbst, mit Scherenmißbildung aus Rovigno.

Aus dem Nachlaß von Dr. J. Guttenplan: Mehrere Apus cancriformis Schaeffer; Ocypoda spec.

Dr. A. Reichard: 60 Macruren, 62 Brachyuren, 44 Iso- poden, 10 Amphipoden aus Haiti, Jamaika und Nordamerika. Ingenieur F. Kinkelin: Krabbe aus Dar-es-Salam.

H. Löne, Hannover: Lepidurus productus (L.) aus der Umgebung von Hannover.

Tausch: Königl. Zoologisches Museumin Berlin: Gelasimus tetragonon Rüpp., d und 2 von den Gilbert-Inseln, Taravo, Flinsch, S; Hyppolyte gaimardi M. Edw., Karajak Fjord, W.-Grönland, E. Vanhöffen S., Eurypoides latreilli Dana, Cogu- imbo, Chile, L. Plate S. nebst anderen Tieren gegen Separate aus unseren Abhandlungen.

Zoologisches Institut in Breslau: Lepidurus pro- ductus (L.) var. schaefferi, aus der Umgegend von Breslau 1903.

Dr. A. E. Ortmanı, Pittsburgh: 2 Cambarus rusticus Girard; 4 C. limosus (Rafinesque); 5 C. obscurus Hagen; 2 C. carolinus Erichson; 5. C. monongalensis Ortmann, Cotypen ; 4 C. diogenes Girard, gegen Crustaceen-Arbeiten aus den Ab- handlungen.

Zoologische Station in Triest: Maja _ verrucosa M. Edw. mit Austern, Mytilus und Balanus bewachsene, schöne Schaustiicke; Anilocra spec. an Crenilabrus griseus L.

Kauf: G. Budde-Lund, Koppenhagen: 52 verschiedene Arten Landasseln aus 10 Gattungen, bestimmt.

Henry Suter, Auckland (Neu-Seeland): Branchiopoden ; 5 Arten Cirripedien aus 5 Gattungen; 17 Arten Amphipoden aus 9 Gattungen; 20 Arten Isopoden aus 17 Gattungen; 13 Arten Macruren aus 12 Gattungen; 3 Arten Anomuren aus 2 Gattungen ; 22 Arten Brachyuren aus 18 Gattungen, bestimmt.

Arctisches Museum, Tromsö: Sclerocrangon dboreus, Tromsö; Synidothca biscuspida und Anonyz lagena von Spitzbergen.

Wissenschaftliche Benützung: Bildhauer Johann Belz benutzte verschiedene Krabben und Einsiedler-Krebse als Vorlagen beim Modellieren.

1008

Dr. G. Nobili, Turin, entlieh Apus namaquensis Richters, Typus und Original-Exemplar, zum Vergleich (bereits zurück- geliefert).

Dr. J. G. de Man, Jerseke, entlieh Merhippolyte orientalis de Man zum Vergleich (bereits zurückgeliefert).

9 Die Arachnoideen und Myriopoden.

Dr. E. Wolf revidierte und ergänzte die für die Schan- sammlung fertiggestellten Präparate von Skorpionen und Myrio- poden. Er begann dann mit der Aufstellung der Arachnoideen für die Schausammlung, wofür 132 Präparate montiert wurden.

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden: Spinnen und Tausendfüßler aus der Umgebung von Frankfurt a. M. und aus den Schweizer Alpen, gesammelt von seinem verstorbenen Vater, Senator Dr. C. von Heyden.

K. Kullmann: Spinnen von Pontresina aus 2200: m Höhe.

Dr. A. Strubell, Bonn: Telyphonus caudatus Fabr., vier erwachsene Exemplare nebst einer vollständigen Entwickelungs- serie; Spinnen aus Java, von welchen die meisten von Bertkau bestimmt sind.

Prof. Dr. H. Schinz, Zürich: Scolopendra spec. aus Kale- donien, Südbai.

Prof. Dr. F. Richters: Roncus lubricus L. Koch, Psendo- skorpione aus Korsica; Liacarus palmicinetus Mich. ad. und Nymphe auf Peltigera und Glomeris inarmorata, Blindbachtal im Schwarzwald; verschiedene mikroskopische Präparate von Macrobiotus sattleri Richters aus Hamburg uud Hoplophora aus Calmbach im Schwarzwald.

Hch. Bickhardt, Erfurt: Myriopoden aus Korsica.

Frau Dr. F. Römer: Ixodes ricinus L., vom Menschen.

F.W. Winter: 12 Arten Spinnen und 3 Euscorpius ttalicus W. Herbst aus Rovigno.

Geh. Rat Prof. Dr. R. Koch, Berlin: 16 Arten Zecken meist aus Afrika, darunter Ornithodorus mubata Murray.

Dr. A. Reichard, Helgoland: 50 Spinnen und 1 Geißel- skorpion aus Haiti, Jamaika und Nordamerika.

Ingenieur F. Kinkelin, Dar-es-Salam: Tausendfüße, Geißelskorpione, Skorpione, Spinnen aus Dar-es-Salam, Deutsch- Ostafrika.

i131*

Prof. Dr. L. von Heyden: 2 Skorpione von Burg Schleinitz in Steiermark.

O. Lotichius, Morenzi-Arizona U. S. A.: Spinnen, Skorpion und Scolopender aus Morenci.

Dr. A. Borgert, Bonn: Scolopendra valida von Villa- flor, Tenerife. |

Tausch: Königl. Zoologisches Museum, Berlin: Colossendeis proboscidea (Sab.) Bäreninsel 1898, Cl. Hartlaub S.; Nymphon miztum Kröger d’ und $ König Karls-Land 1898, F. Römer und F. Schaudinn S.; Chaetonymphon spinosum (Goodsir) d und 2 Spitzbergen 1898, F. Römer und F. Schaudinn S.; Ch. hirtipes (Bell) d und 2 Spitzbergen 1898, F. Römer und F. Schaudinn S.; Borneonymphon robustum (Bell.) d und % Barents-See 987 m, A. Dolrn S, und andere Tiere gegen J. G. de Man, „Die von Prof. Kükenthal im indischen Ozean ge- sammelten Stomatopoden und Dekapoden“, aus dem 25. Bande unserer Abhandlungen.

Kauf: F. Koenike, Bremen: 25 Arten Hydrachniden (Wassermilben) in 11 Gattungen, bestimmt.

Henry Suter, Auckland (Neu-Seeland): 2 Arten Onicho- phoren; 2 Arten Myriopoden, 2 Arten Pycnogoniden, bestimmt.

Wissenschaftliche Benützung: Geh. Rat Prof. Dr. W. Dönitz, Berlin, erhielt Material von Argas reflexus Latr. aus Frankfurt a. M., 1901 und 1904 gesammelt, sowie unser ganzes Material an Zecken zur Bestimmung.

Dr. K.Schleussner sandte die mikroskopischen Präparate von Milben und Pseudoskorpionen zurück, die er zu photo- graphischen Versuchen erhalten hatte.

10. Die Würmer.

Für die Gruppen der Brachiopoden, Bryozoen und Gephyreen wurden aus den vorhandenen Beständen die Schausammlungs- präparate hergestellt, im ganzen 66 Nummern. Für die Anneliden muß erst eine Ergänzung dieser Gruppe versucht werden, da das vorhandene Material viel zu dürftig zur Ausscheidung einer Schausammlung ist. Erfreulichen Zuwachs erhielt wiederum die Parasitensammlung durch genaueste Untersuchung der ein- gelieferten Tiere.

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132%

Geschenke: F. W. Winter: Taenia crassicollis Rud. aus dem Darm der Katze in Formol; 2 Lebern vom Hammel mit Distomum lanceolatum (Mehl.) dicht besetzt, in Formol, und drei Regenwiirmer aus den Grotten von St. Canzian.

Dr. J. Gulde: Gordius spec. aus Pezotetix alpinus Koll. von Preda (Albula).

Fr. Beyschlag: Bipalium kewense Mos. aus Sumatra (= Placocephalus kewensis Loseley).

San.-Rat Dr. E. Blumenthal: Taenia saginata Goeze.

Dr. med. E. Roediger: Spirorbis spec. auf Laminarienblatt aus Warnemünde.

Aus dem Nachlaß von Dr. med. J. Guttenplan: Köpfe von Taenia saginata Goeze.

Dr. A. Reichard, Helgoland: Gephyreen (Sipunculus); eine große Kollektion Oligochaeten, Polychaeten, Hirudineen und Nemertinen aus Haiti und Jamaika.

Prof. Dr. L. von Heyden: kleine Gordiiden aus Käfern von Burg Schleinitz in Steiermark.

Tausch: Zoologische Station, Triest: 2 Riesen- regenwürmer, Octolasium mima (Rosa).

Kauf: Henry Suter, Auckland (Neu-Seeland): Land- planarien aus New-South-Wales, Victoria und Tasmanien: 23 Arten Geoplana, darunter 2 Cotypen und Bipalium (Placo- cephalus) kewense Mos.; 4 Arten Gephyreen; 6 Arten Anneliden.

Arctisches Museum, Tromsö: Phascolosoma margari- tacum und Priapulus caudatus von Tromsö.

Wissenschaftliche Benützung: Generaloberarzt Dr. O. von Linstow, Göttingen, erhielt das inzwischen auf- gesammelte Material an parasitischen Nematoden, 37 Nummern, zur Bearbeitung und sandte es bereits zurück. Die Sammlung bestand aus 27 Arten, wovon 3 als neue Arten beschrieben wurden.

Prof. Dr. F. Zschokke, Basel, erhielt Taenien aus dem Gibbon des hiesigen Zoologischen Gartens und bestimmte sie als Taenia saginata Goeze, den gewöhnlichen Bandwurm des Menschen, und Bertia spec. ein für Affen typisches Genus. Taenien aus dem Urang-Utan des Zoologischen Gartens be- stimmte er als zur Gattung Darwinea gehörig.

183%

Dr. H. Kluge, Privatdozent aus Kasan, z. Zt. Berlin, Zoologisches Museum, erhielt 8 Nummern nordischer Bryozoen, die Prof. F. C. Noll 1884 gesammelt hat, zur Bearbeitung in „Fauna arctica‘.

11. Die Echinodermen.

Zur Vermehrung der Echinodermensammlung wurden aus der Fauna des Golfes von Neapel alle bisher im Museum noch nicht vertretenen Arten bezogen. Sodann wurde damit be- gonnen, aus den vorhandenen Beständen eine Schausammlung herzustellen, im ganzen bisher 101 Präparate. Leider ist unsere Echinodermensammlung außerordentlich lückenhaft. Ganze große Gruppen sind nicht vertreten, wir besitzen an exotischem Material eigentlich nur die Ausbeuten von W. Kükenthal von den Molukkeninseln und von A. Strubell von Amboina. Alle Bemühungen, durch Kauf oder Tausch diese Lücken aus- zufüllen, sind bisher vergeblich gewesen. Die meisten Museen haben kein Material abzugeben, anderen ist der Tausch zu unbequem, wenn nicht Objekte aus derselben Abteilung dagegen gegeben werden können.

Geschenke: Dr. med. E. Roediger: Asterias rubens L. juv. aus Warnemünde.

Dr. R. S. Scharff, Dublin: 2 Strongylocentrotus lividus Brdt. aus der Gallway-Bay, W.-Irland.

Kauf: Zoologische Station in Neapel: 32 Arten Holothurien, Echiniden, Asteriden, und Ophioriden, die meisten Arten in mehreren Stücken zur Vervollständigung der Lehr- und Schausammlung.

12. Die Coelenteraten.

Bei der Vermehrung der Coelenteratensammlung hatten wir uns der gütigen Mithilfe des Herrn Dr. H. Merton, der im vorigen Winter an der Zoologischen Station in Neapel arbeitete, zu erfreuen. Dr. H. Merton sandte uns 55 Arten Hydroiden, Acalephen, Siphonophoren, Ctenophoren und Antho- zoen, meist in prächtigen Schaustücken, so daß aus der Neapeler Fauna jetzt fast alle Arten in unserer Sammlung vertreten sind. Die meisten dieser Stücke waren für die Schausammlung beson-

134

ders ausgesucht und sie werden die wesentlichsten Bestandteile in der Gruppe der Coelenteraten bilden. Im übrigen wird diese Abteilung aber noch recht lückenhaft bleiben, wenn auch im ganzen bisher 249 Nummern fertiggestellt wurden. Davon entfallen aber über 100 Nummern auf die Schwämme, die durch die schönen Schenkungen von Dr. K. Gerlach an Hexactineliden und durch die große adriatische Ausbeute von Dr. F. Römer so reichlich gestaltet werden konnte. Die anderen Gruppen sind aber recht dürftig, namentlich Gorgoniden, Pennatuliden, Antipatharien und Steinkorallen. In diesen Gruppen fehlen uns Prachtexemplare und trotz vieler Bemühungen ist es auch bisher nicht gelungen, solche zu erwerben. Die Steinkorallen sind noch nicht in Angriff genommen, für die übrigen Gruppen ist aber alles, was aus den vorhandenen Beständen für die Schausammlung zu verwerten war, ausgesucht und fertiggestellt. Die Schwämme der neuen Schausammlung wurden im vorigen Winter in der wissenschaftlichen Sitzung vom 24. Februar im Hörsale ausgestellt und von Dr. F. Römer in einem längeren Vortrage erläutert.

Durch Tausch erhielten wir vom ZoologischenInstitut in Graz 77 Arten Spongien aus der Adria, fast alle Arten aus dem Original-Material von Prof. Franz Eilhard Schulze und von diesem selbst bestimmt.

Geschenke: Prof. Dr. H. Schinz, Zürich: Verschiedene Nummern trockener Hornschwämme von der Südküste Australiens.

N.Schauermann: Spongilla lacustris aut. aus der Bade- anstalt im Main.

Dr. med. E. Roediger: Aurelia aurita (L.), Cordylophora lacustris Allm. und diverse Hydroidpolypen aus Warnemünde.

Carl Rompel (Inhaber der Firma J. Thomson): Euspongia officinalis L., kleine Stücke des sogen. Augenschwammes des Handels, gebleicht und ungebleicht, von Mandrucha und Candia ; Levante-Schwamm von Mandrucha, die feinste Oualität des Badeschwammes, die in den Handel kommt.

Dr. H. Merton: 55 Arten Hydroiden, Acalephen, Siphono- phoren, Ctenophoren und Anthozoen, meist prachtvolle Stücke aus der Zoologischen Station Neapel für die Schau- und Lohr- sammlung, darunter ein hervorragendes Schaustück der Edel- koralle, Corallium rubrum L. mit ausgestreckten Polypen. Es

135%

sind dies alles Arten, die uns aus der Neapeler Fauna noch fehlten.

Dr. F.Römer und Dr. F. Schaudinn: aus dem Material ihrer „Helgoland*-Expedition 1898: Cyanea capillata O. Fabr. aus dem Reliktensee Mogilnoje auf der Insel Kildin an der Murmankiste; Cyanea capillata O. Fabr. aus dem Virgohafen in N. Spitzbergen.

Dr. L. L. Breitfuß, Katharinenhafen an der Murman- küste: Beroé cucumis O. Fabr. aus dem nördlichen Eismeer.

Tausch: Zoologische Station, Triest: Chrysaora hyoscella Sch., große Meduse für die Schausammlung.

Zoologisches Museum, München: Hyalonemen und kleine Euplectellen in Alkohol gegen Reptilien.

Zoologisches Institut in Graz: 77 Arten Spongien gegen diverse Schriften aus den Abhandlungen.

Kauf: Zoologische Station, Neapel: Nausithoe punc- tata Kölliker; Sagartia dohrni Koch juv. für mikroskopische Prä- parate.

Henry Suter, Auckland (Neu-Seeland): 10 determinierte Arten Poriferen und Anthozoen aus 9 verschiedenen Gattungen.

Arctisches Museum, Tromsö: Holopsamma argillaceum, Sandschwamm aus dem Tromsö-Sund aus 75m Tiefe.

Dr. F. Römer erhielt die Ctenophoren-Ausbeute der russischen Expedition für wissenschaftlich-praktische Unter- suchungen an der Murmanküste zur Bearbeitung.

13. Die Protozoen.

Die Vermehrung der Protozoensammlung beschränkte sich auf die Anfertigung einiger mikroskopischer Präparate aus den einheimischen Süßwasser-Protozoen. Für die Schau- und Lehr- Sammlung wurden große Kolonien von Carchesium polypinum L. an Schilfstengeln aus dem Gravenbruch konserviert und aufge- stellt. Die Protozoenfauna der Gewässer der nähern Umgebung wurde fortgesetzt einer eingehenden Beobachtung und systema- tischen Durcharbeitung unterzogen, worüber Frau M. Sondheim ein ausführliches Journal führt.

Kauf: Zoologische Station in Neapel: Anlacantha scolymantha E. H.; Thalassicolla nucleata Hux).

136*

Für die Sammlung der ausländischen Tiere, welche lebend in Frankfurt a. M. gefunden wurden, schenkte:

Emil Rupp: Acridium aegypticum L., eine südeuropäische Heuschrecke aus der Markthalle.

A. Blascheck & Co: Dermestes vulpinus F., einen Speck- käfer, der von Bombay mit Häuten eingeschleppt wurde. (Durch Tierhäutehandel über die ganze Erde verbreitet und bereits früher schon einmal in Frankfurt gefangen.)

Farbstoffwerke C. Flesch: 12 junge Ratten nebst einem aus einer holländischen Zeitung gefertigten Nest. Nach Ansicht von Prof. Matschie in Berlin handelt es sich um Mus decu- manus Pall.

14. Die vergleichend-anatomische Sammlung.

Die Verarbeitung des anatomischen Materiales, das haupt- sächlich aus den Tieren des Zoologischen Gartens bestand, die oben bei den Säugetieren und Vögeln bereits namentlich auf- geführt sind, erledigte wie in früheren Jahren Frau M. Sond- heim. Die Zahl der für die Schausammlung fertiggestellten Präparate beträgt 150. ,

Von verschiedenen Tieren, die aus dem Zoologischen Garten geliefert wurden, sind die Skelette gemacht worden; z.B. Ursus americanus Pall., Erethizon dorsatum L. etc. Von allen Tieren wurden die Schädel präpariert.

Für die Geweihsammlung erwarben wir durch gütige Vermittelung von Sparre Schneider in Tromsö von Ran- gifer tarandus L. drei schöne Geweihe von Süd-Varanger und zwei von Spitzbergen. Letzere sind sehr willkommen, da die Rentiere von Spitzbergen sich bekanntlich von den norwegischen und grönländischen unterscheiden und als besondere Form oder Varietät angesehen werden.

Geschenke. Aus dem Nachlaß von Dr. J. Guttenplan: Vier menschliche Embryonen.

Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Eine große Kollektion Augen vom Eisbär, Rentier, Kolkraben, Adler und verschiedenen Mövenarten, konserviert mit Müllerscher Lösung; Ovarien von verschiedenen Mövenarten, konserviert mit Sublimat- Alkohol, Spitzbergen und Norwegen 1898.

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F. W. Winter: Felis domestica Briss. Zwei Embryonen mit Eihüllen und Placenten, in Formol konserviert.

Prof. Dr. M. Flesch: Zwei menschliche Embryonen im Alter von 5—6 und 7—8 Monaten, in Formol konserviert.

Carl Hopf, Niederhöchstadt: Schädel eines großen Schlächterhundes.

Direktor W. Drory: Cervus elaphus L. Embryo.

Oberleutnant O. Kauffmann, Marburg: Tiger-Embryo, in Alkohol konserviert.

Reg.-Baumeister W. Theiß: Canis vulpes L. Sechs Em- bryonen, in Alkohol konserviert.

Dr. med. A. Knoblauch: Mikroskopische Präparate von der Kühneschen Muskelspindel aus dem M. biceps brachii des Menschen.

Ingenieur F. Kinkelin, Dar-es-Salam: Bubalis lichten- steinii Peters, Gehörn.

Wissenschaftliche Benützung: Dr. E. Breslau, Straßburg, studierte das embryologische Material an Beuteltieren und erhielt davon einige Stücke zur Verarbeitung.

Dr. Friedrich Heiderich, Göttingen, erlielt eine An- zahl kleiner und junger Säugetiere in Spiritus zu einer Arbeit über die Schultermuskulatur.

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Die Lehrsammlung wurde nach Kräften vermehrt und für alle die Gruppen, welche für die Schausammlung hergerichtet wurden, aus den vorhandenen Beständen vervollständigt. Sie umfaßt jetzt:

an Wirbeltieren 702 (496) Nummern, an wirbellosen Tieren 956 (506) Nummern.

Wissenschaftliche Auskunft wurde 19mal erteilt, und zwar handelte es sich 6mal um Würmer, 6mal um Insekten, imal um Tausendfüße, imal um Mollusken, 2mal um Vögel, ilmal um Säugetiere und 2mal um botanische Objekte.

Dr. F. Römer besichtigte im Mai 1906 im Auftrage der Gesellschaft verschiedene Museen Englands, zu welcher Reise Dr. E. Roediger die Anregung gegeben und die Führung über- nommen hatte. Dr. F. Römer erstattete in der Verwaltungs- sitzung vom 26. Mai Bericht über diese Reise und .gab eine Ausarbeitung darüber zu dem Protokoll der Sitzung.

138¢

Fir das Atelier der Konservatoren wurden ver- schiedene Gestelle, die beim Modellieren und beim Ausstopfen notwendig sind, sowie ein geräumiger Unterbau für den Schraub- stock von unserem Museumshandwerker angefertigt und eine größere Anzahl Instrumente angeschafit.

Für die Handbibliothek des Museums wurden wie- derum verschiedene Lehr- und Handbücher, besonders neue Auf- lagen derselben, gekauft und die Sammlung der Arbeiten, die sich auf die deutsche Fauna beziehen, fortgesetzt. Als Ge- schenke erhielten wir Bücher und kleine Schriften für die Handbibliothek von:

Prof. Dr. L. von Heyden, Separate seiner sämtlichen Arbeiten und ein vollständiges Exemplar der Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft Band I— XIV; Dr. med. A. Knoblauch, Prof. Dr. F. Richters, Separate seiner sämt- lichen Arbeiten; Dr. J. Gulde, Dr. A. Rörig, G. Hartmann, A. Oberwimmer, H. Wehner, Dr. H. Poeverlein, Prof. C. B. Klunzinger, Stuttgart; C. Hopf, Niederhöchstadt; Regierungsrat Dr. F. Schaudinn, Hamburg; Prof. Dr. L. Graff. Graz; Prof. Dr. Bail, Danzig; Prof. Dr. W. Kobelt, Schwan- heim; Geheimrat Dr. A. von Kölliker, Würzburg; Dr. R. Scharff, Dublin; Geh. Rat Prof. Dr. Möbius, Berlin; Dr. E. Schütze, Stuttgart; Ingenieur Pfaffs Erben, Darmstadt; Nassauischer Verein für Naturkunde, Wiesbaden; Dr. A. Lang, Zürich; G. Barthmann, Wiesbaden; Dr. J. G. de Man, Jerseke.

Im Tausch:Königl. ZoologischesInstitutin Berlin; F. J. P. von Calker, Groningen; Königl. Zoologisches Institut Breslau; Dr. A. KE. Ortmann, Pittsburgh; Dr. Elof Jäderholm, Örebro.

Für die Tafelsammlung fertigte Dr. E. Wolf eine Wandtafel über „Parasitische Protozoen und ihre Überträger*,

sowie mehrere Tafeln und biologische Tabellen über die Krusta- ceen des süßen Wassers.

F.W. Winter schenkte eine Anzahl Hexactinellidentafeln und unterstützte uns durch seinen gütigen Rat und Mitarbeit bei

der Anfertigung von zwei ‚großen Wandkarten. der. Nord- und Stid-Polarregion.

199%

Für die Bildersammlung schenkte:

F. W. Winter das Bild seines Vaters für das Sitzungs- zimmer, |

Prof. Dr. W. Kobelt, Schwanheim, sein Bild für das Sektionszimmer,

Prof. Dr. K. Chun, Leipzig, Geh. Rat Prof. Dr. Bütschli, Heidelberg, Hofrat Prof. Dr. L. von Graff, Graz, Prof. Dr. F. Richters ihre Bilder für die Porträtsammlung,

Stud. chem. J. Renck, Offenbach, ein Aqnarellbild von Franz Ritter.

Im Museum arbeiteten während der akademischen Ferien im Frühjahr und im Herbst die Studenten der Naturwissenschaft: W. Alt, F. Haas, M. Plaut und K. Richters.

II. Botanische Sammlung.

Von dem zweiten der unterzeichneten Sektionäre ist das Herbarium durchgesehen und durch Einreihung der neuen Ein- gänge vervollständigt worden. Mit der Aufnahme der Objekte der Schausammlung für den Katalog hat sich Herr Karl Koch wiederum in sehr dankenswerter Weise befaßt. Melırere wissen- schaftliche Anfragen wurden durch den ersten der unterzeich- neten Sektionäre erledigt. Zur wissenschaftlichen Benutzung, resp. zur Revision wurde aus dem Herbarium die Gattung Rosa an Herrn Hasse in Herbeden a. d. Ruhr ausgeliehen.

Geschenke: A. Askenasy: einige getrocknete Pflanzen aus Ceylon; ein Paket Vetiver-Wurzeln (Andropogon squarrosus).

Prof. Dr. O. Boettger: Ast von Fagus silvatica mit knollenférmiger A nschwellung; dreiteilige Frucht von Juglans regia.

Botanischer Garten: trockener Stamm von Aralia papyrifera; Stammpräparat von Aloe spicata.

F. E. Clotten: trockene Zweige vom Mokkakafleebaum mit Blättern und Früchten, nebst einer Probe der Früchte in einer Flasche; 2 Kapseln von Ceiba pentandra vom Bismarck- archipel. |

M. Dürer: Exemplare von Peziza aurantiaca, Lycoperdon constellatum, Polyporus perennis, Phallus impudicus, Phallus caninus.

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Dr. W. Figdor, Wien: 2 Friichte von Parmentiera ceri- fera aus Buitenzorg.

Flersheim-Hess: ein ca. 40m langes Rohr aus Borneo; 1 Stange Zuckerrohr mit Wurzel; 1 Stück Perlbambus aus Japan.

Dr. K. Gerlach: Frucht von Lodoicea Seychellarum und 2 andere Palmenfrüchte.

H. Gombel: Gallen von Andricus globwli auf Eiche.

E. Gramm: Polyporus spec.

B. Haldy, Gelnhausen: Früchte von Pirus salicifolia ; mehrere von ihm photographierte Vegetationsbilder aus der Gegend von Gelnhausen.

Dr. A. Jassoy: Photographie einer großen Eiche aus dem Arnsberger Walde in Westfalen.

G. Kathreiners Malzkaffee-Fabrikeu, München: 4 Gläser mit Präparaten der Fabrikation von Malzkaffee aus Gerste.

L. Kauper: Stammstück von Phoenix farinifera aus dem Palmengarten.

C. Koch: Eine Sammlung von Samen von Gräsern und Futterpflanzen in 78 Gläsern; je ein Paket Radix Vetiveriae, Sarsaparillae, Glycyrrhizae; Blatt von Agave americana und daraus gewonnene Fasern; 3 Blatter von Camphora spec. aus Pegli; Frucht von Citrus medica var. Pomum Adami.

Prof. Dr.O. Kirner, Rostock: 3 Photographien von merk- würdigen Buchen bei Rostock.

Ferd. Meyer: 2 Früchte von Opuntia Ficus indica.

E. Merck, Darmstadt: 21 Gläser mit Droguen von Gerb- stofipflanzen.

Prof. Dr. M. Möbius: Mehrere Exemplare von Cytinus Hypo- cistis auf den Wurzeln von Cistus albidus ; einige Exemplare von Clathrus cancellatus, beide von der Insel Saint-Honoré bei Cannes.

Von den Kindern des + Ingenieurs E. Pfaff, Darmstadt: Ein Herbarium von 40 Faszikeln nebst dem dazu gehörigen Schrank.

Prof. Dr. F. Richters: Stamm eines Baumfarn (Dicksonia antarclica?).

Dr. E. Roediger: Ein Exemplar von Daedalea quercina in Formol; Stammstücke von Fuchsia spec. und Arbedus spec. aus Dundrum bei Dublin.

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Prof. Dr. H. Schenck, Darmstadt: d Blütenstand der Palme Kentia Balmoreana.

Obergirtner Schmidt: 1 Exemplar von Tuber aestivum, das mit anderen auf dem städtischen Friedhof gefunden wor- den ist.

Direktor A. Siebert: Früchte von Cassia Fistula.

F. Sommerlad: 2 gr. Exemplare von Lycoperdon Bovista.

Frau M. Sondheim: Gallen von Exobasidium Rhododendri auf Rhododendron ferrugineum aus der Schweiz.

Stadtgärtnerei: Sehr schöne Verbänderung eines Blüten- standes von Verbascum thapsiforme.

Prof. Dr. L. Stelz: Blühendes Exemplar von Brassica oleracea aus Helgoland.

F. W. Winter: Gallen von Aphis Pistaciae auf Pistacia terebinthus aus Rovigno.

F. Wirtgen, Bonn: Ein Faszikel getrockneter Ptlanzen (Gefäßkryptogamen).

Tausch: Prof. Dr. H. Schinz, Zürich: 95 getrocknete südafrikanische Pflanzen gegen Dubletten aus unserem Herbarium.

Kauf: W. Ehrhardt, Joinville (Brasilien): ein schönes Exemplar der Schmarotzerpflanze Lophophytum mirabile in Alkohol.

Prof. Dr. W. Migula, Eisenach: 2 Faszikel seiner Kryp- togamae Germaniae, Austriae et Helvetiae exsiccatae.

J.S. Kaulfuß, Nürnberg: 54 Exemplare Herbarpflanzen (Phanerogamen und Gefäßkryptogamen).

O. Leonhard, Nossen i.S.: 71 Exemplare Herbarpflanzeu (Phanerogamen und Gefäßkryptogamen).

Prof. Dr. M. Möbius. M. Dürer.

III. Mineralogische und Petrographische Sammlung.

Geschenke: K. Fischer: 2 Basalte von Bockenheim (Römers Park); 3 Stufen mit Zinnerz und Wolframit von den Schönfeld-Schlaggenwalder Zechen ; ferner eine kleine Konkretion von Roteisen nach Pyrit (?) in Trigonodusdulomit von See- bronn bei Tübingen.

K. Heid, Bockenheim: Kupferkies, Bleiglanz, Silber (kleine Drähte) von Durango.

142°

L. Henrich: Mehrere Bavenoer Granitstücke.

A. Jaff6é and C. Trier, durch Vermittlung des Herrn C. H. Fulda: Eine Serie von Quarziten und Quarzkonglomeraten aus den Gruben der Wemmer Gold Mining Company nebst Neben- gesteinen und eingelagerten Eruptiven (angeblich Diorit); 4 Blöcke von blauem, gelbem und rotem Diamanttuff aus den Gruben der Premier Diamond Mining Company; 2 Photogramme des Cul- linan, des größten bis jetzt überhaupt gefundenen Diamanten; endlich 8 g Johannesburger Rohgold.

Dr. med.A.Knoblauch:Hydrobienkalk vom stadt. Siechen- haus (Sandhof) mit kleinen Kalksinterzäpfchen.

Dr. E. Naumannsche Erzstufen-Schenkung. Be- trefis dieses außerordentlich wertvollen Geschenkes sei auf den Bericht deszweiten Direktors im I. Teil S. 14* hingewiesen. Da die Sammlung noch nicht aus der Zentrale für Bergwesen über- führt werden konnte, können nähere Mitteilungen erst im nächsten Jahresbericht erfolgen.

Prof. Dr. A. Nies, Mainz: 1 Quarz von Goyas, Bras., mit natürlichen Ätzfiguren; 1 Olivinkristall von Ägypten; 2 Spinelle, ein einfacher Kristall und ein Zwilling aus Ägypten.

L. Pfeiffer, Darmstadt: Streifiger Granit, Pegmatit und hornblendereiches Ganggestein vom Kullengebirge, S.- Schweden; zirka 20 Stufen von der Ilseder Hütte bei Peine in Hannover, mit Pyrolusit, Bohnerz, Kalkspat, manganhaltigem Kalkspat.

Hütteningenieur P. Prior: Talkschiefer mit Zinkblende von Klingental i. S. und Bleiglanz, langgestreckt nach x0, von Braubach.

Über das F. Rittersche Vermächtnis s. den besonderen Bericht im I. Teil, S. 11*.

Dr. Rösel: Kieselzinkerz, schalenförmig, aus den Gruben von Giuenni, Sardinien, 30 m unter dem Gipfel des Monte Sta. Barbara.

Prof. Dr. W. Schauf; Granit von Zwingenberg mit Quetschzone, geschliffen und poliert durch L. Best in Darmstadt; Dioritinjektion in hornblendeführendem Hornfels; Granitporphyr und neues dioritisches Ganggestein (nach Klemm) zwischen Ober- und Niederramstadt an der Bahn; Granitporphyre und Malchit, letzterer mit Fluidalstruktur, vom Gemeindebruch bei

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Oberramstadt; Stufen aus dem Stromberger Stringocephalenkalk mit Bändern und Nestern von Roteisen und Kalkspat; Kalk- spatskalenoéder mit Roteisenkruste; Roteisen und Psilomelan von Walderbach.

¥. Silberman n, Bockenheim: Titaneisensand von Johannes- burg und verwitterter Kimberlit.

Uber die A. Stübelsche Schenkung s. den besonderen Bericht im I. Teil, S. 12*.

W. von den Velden: Ausgezeichnete Stufe mit Kalk- spatskalenoédern von Ofterdingen im Wutachtal.

F.W. Winter: Schöner Manganknollen aus 5108m Tiefe west]. von S.-Afrika, am 20. Oktober 1898 gedredscht ; Kalk- sinter aus der Höhle St. Canzian bei Triest.

Kauf: Dr. L. Blatz, Heidelberg: Mehrere Staurolithe von Fannin Co., Georgia; Zirkon, Colorado; blaues Steinsalz, Suden- burg bei Magdeburg; Pyromorphit, Roughtenhill, Cumberland; Dolomit nach Caleit, Callerheistert bei Mechernich; 2 Pyrolusite in Psilomelan, Minas Geraés; Dolomit in Anhydrit, Hall, Tirol; Sanidinzwillinge, Bagnaja bei Viterbo; mehrere Kalkspäte von Egremont; 2 Dodekaéder von Kalktongranat, Halostoc, Mexiko; 3 Titanite von Diana, Lewis Co., N.-York; Speckstein nach "Quarz, Göpfersgrün; Rauchquarz, Galenstock; Spinell und Korund, Ceylon; Diopsid, Hull, Quebec; große sphenoidische Schwefelkristalle, Girgenti; Fahlerz, Kapnik; Chiastolithe, Lancaster, Massachusetts; Pyroxen, Nordmarken (F links Typ. I); Milarit, Val Giuf, Tavetsch ; Magneteisen, Magnet Cove, Arkansas; Flußspat, Moldava; Vanadinit, N.-Mexiko; Titanit, Bamle; Cölestin, Put in Bay, Ohio.

Oberforstrat A. von Ritter in Speyer aus dem Nachlaß seines Bruders: eine Anzahl kleiner Diamanten, darunter «OQ; O0; «On; «Ooc; Zwillinge nach O.

Dr. F. Krantz in Bonn: Axinit, Obira, Japan; Nickel- blüte, Laurion; eine prachtvolle geschliffene Kugeldioritplatte von Corsica; sie dürfte eine Zierde der petrographischen Abteilung des neuen Museums bilden.

Os, 2)

Zwillinge nach xO, Largagrube bei Zalathna, Siebenbürgen.

Freiberger Mineralien-Niederlage: Pyrit,

144*

Tausch: 20 g Braunaueisen gegen brasilianische Tur- maline, mit Prof. Dr. Nies zu Mainz.

Wir sprechen auch an dieser Stelle allen Schenkern nochmals unseren verbindlichsten Dank aus. Wie im vorigen Jahr ist auch in diesem der Sektionär Herrn P. Prior für seine liebenswürdige Unterstützung bei Museumsarbeiten zu herzlichem Dank verpflichtet, ferner Herrn H. Kaiser, der einen großen Teil der Mineraliensammlung geographisch ge-

ordnet hat. Prof. Dr. W. Schauf.

IV. Geologisch-paläontologische Sammlung.

1. Die Säugetiere und Vögel.

Geschenke: Frau Baron von Reinach: Die beson- ders an tertiären Fossilien sehr reiche Laubersche Sammlung (vgl. unter Lokalsammlung) enthielt Reste von Rhinoceros croi- zeti Pomel, Nagern, Insektenfressern, Palaeochoerus smeissneri v. Meyer, Dremotherium u.s. w. vom Heßler b. Wiesbaden.

Oberförster H. Behlen, Haiger: 1) von Steeten a.d. Lahn: Arvicola, Myodes, Lagopus, Talpa, Sorex, zahlreiche Arten,

2) von Langenaubach bei Haiger: Arvicola (zahlreiche Ar- ten), Myodes, Lagopus, Talpa, Sorex, Rangifer (Geweihstücke und Milchzahn), Lepus variabilis Pall., Foetortus, Cricetus, Canis lagopus L., Lagomys, Tetrao tetrix L. etc., sehr zahlreiche Reste.

Alle Arten stammen aus dem Diluvium und sind von Dr. M. Schlosser, München, bestimmt.

Fabrikbesitzer R. Dyckerhoff, Biebrich: Palaeochoerus meissneri v. Meyer (Unterkiefer) und Rhinoceros (zahlreiche Einzel- knochen) aus den Hydrobienschichten vom HeBler bei Wiesbaden ; Atlas, Schwanz und Rückenwirbel von Elephas, Tibia von Rhino- ceros, Tibia von Equus, Knochenreste von Bison priscus v. Meyer, sämtlich aus den Mosbacher Sanden vom HefBler.

G. Blümmlein: Oberarm von Bison priscus aus Born- heim (Prifling 28).

Professor A. Makowsky, Briinn (Mahren): Ein fast voll- ständiges Skelett des diluvialen Höhlenbären (Ursus spelacus Blumenbach) aus der Slouper Höhle. Es sind nur wenige Er- gänzungen nötig, um das Skelett montieren zu können.

145*

K. Fischer: Oberkiefermolar von Equus aus dem Dilu- vium von Bad Weilbach, Knochenreste aus einer Bohrung in der Kaiserstraße (Frankfurter Hof), desgleichen aus den Hy- drobienschichten von Budenheim.

Verwalter Ostertag, Eschborn: Fragmentärer Ober- schenkel und Rippen von Elephas primigenius Blumenbach aus dem Löß (3 Meter Tiefe) von Eschborn.

L. Henrich: Schädel eines großen Pferdes, Metatarsus und Geweihende von Megaceros hibernicus Owen, sämtlich aus dem Rhein gebaggert. | |

Opificius, Praunheim: Unterkieferfragment mit Backen- und Schneidezähnen vom Pferd aus dem Löß von Praunheim (Ziegelei), durch K. Jung.

F. Gaum: Knochenrest von Budenheim.

Tausch: Paläontologisches Museum, München (durch Konservator Dr. M. Schlosser): Palaelodus ambiguus Milne Edwards, Anas blanchardi M. Edw., Larus elegans M. Edw., von jeder Art die wichtigsten Skeletteile, aus dem Untermiocän von St. Gérand le Puy. Pseudosciurus suevicus Hensel, Ano- plotherium (Phalangen, Metacarpus) und Cynodictis (Extremitäten) aus dem Bohnerz von Ulm.

National Museum of Science and Art, Dublin, Irland (durch Dr. R. Scharff): Eine Anzahl Knochenreste aus den irischen Höhlen (besonders Ursus u. s. w.).

Kauf: Dr. J. Dewitz, Geisenheim: Drei Sendungen von ungemein zahlreichen Säugetier- und Vogelresten aus den Phos- phoriten des Quercy, darunter eine große Anzahl gut erhaltener Zähne, Gebisse, Längsknochen, Wirbel etc. Wir sind Herrn Dr. Dewitz zu größtem Dank verpflichtet, daß er die Auf- sammlungen dieser wichtigen Fauna für unser Museum veran- laßt hat.

Händler Klein, Darmstadt: Halitherium schinzi Kaup (Schädel, Oberarm, 2 Backenzähne, Beckenknochen, Schläfen- bein, Jochbein, Rippen und Wirbel) aus dem Meeressand von Weinheim.

P. H. Sier, Bürgel: Zahlreiche aus dem Rhein gebaggerte Einzelknochen.

Wissenschaftliche Benützung: Dr. M. Schlosser, München, erhielt zahlreiche Wirbeltierreste von Hochheim und

10

146%

aus dem Quercy und sandte sie mit Bestimmungen versehen zu- rück. Wir sprechen ihm auch diesmal unsern besten Dank für sein freundliches Entgegenkommen aus.

Dr. E. Stromer von Reichenbach, München, sandte einen großen Teil seiner ägyptischen Ausbeute nach der Be- arbeitung ein:

Cyrtodelphis sulcatus (Gervais), Unteres Miocän, Uadi Fa- regh, Tragelaphus? sp., Hippopotamus hipponensis Gaudry (vier Zähne, ein Unterarm), aff. Samotherium und Libytherium, Pho- cide (linker Unterkieferast), Machairodus (desgl.), ? Libytherium (zerbrochener Femur), sämtlich aus dem Mittelpliocän von Garet el Muluk, sämtlich Originale zur Arbeit Dr. v. Stromers in den Abhandlungen unserer Gesellschaft Band 29, Heft 2.

| Außerdem aus dem Mittelpliocän von Garet el Muluk im Natrontal: Hippopotamus hipponensis Gaudry (zahlreiche Reste), Beckenreste eines Artiodactylen, linker Femur und Epistropheus eines Suiden, Hipparion cf. mediterraneum Hensel (Metacarpus), Antilope (zahlreiche Reste), Mastodon (Zahnsplitter etc.), Canide(?) (Ulna), Carnivore (?) (Mandibula), Lutrine(?) Ulna. Zahlreiche Knochen von Nagetieren, darunter ein sehr kleiner Leporide, zahl- reiche unbestimmbare Knochenreste von Säugetieren und Vögeln. Samotherium (aff.?) Canon. Von Uadi Faregh (Untermiocän): Bra- chyodus africanus Andrews u. Blanckenhorn (Unterkieferstücke und Einzelzahn), rechter Unterkieferast von Mastodon (?, sehr fragmentär), Schädelhöhle eines Zahnwales, rechter Humerus eines Artiodactylen, eine große Zahl unbestimmbarer Knochen- reste.

Dr. E. Stromer sandte ferner die Hippopotamus-Reste aus dem Arnotal und von der Insel Isis im Nil, sowie den Atlas von Bubalus von Kasr el Sagha (Rüppell S.) nach eingehender Vergleichung zurück.

Dr. F. Drevermann setzte für die Schausammlung des neuen Museums eine größere Zahl von Gebissen aus Einzel- zähnen zusammen, besonders aus dem reichen Material der v. Meyerschen Sammlung von Weisenau bei Mainz. Ferner wurden die Palaeomastodon-Zähne aus Ägypten, die in zahllose Splitter zerfallen waren, wieder zusammengesetzt.

4"

2. Die Reptilien und Batrachier.

Geschenke: Morris K. Jesup, Präsident des American Museum of Natural history, New-York: Das etwa 20 m lange Skelett eines zur Gattung Diplodocus gehörigen Dinosauriers. Dieses hervorragende Stück, welches eine Zierde des Lichthofes im neuen Museum bilden soll, wird gegenwärtig im American Museum für uns präpariert und wird das erste Exemplar der amerikanischen Riesensaurier in Europa sein. Die Transport- kosten hat mit dankenswerter Liberalität Herr Langeloth in New-York, ein geborener Frankfurter, übernommen.

J. Wernher, London: 5000 Mark zum Ankauf von Saurierskeletten, die als hervorragende Schaustücke dienen sollen. Ein vollständiger Ophthalmosaurus icenicus Seeley, ein wahres Prachtstück von 4,50m Länge aus dem Oxfordton von Peterborough (England) ist schon erworben; wegen zweier weiteren Skelette schweben noch die Unterhandlungen.

Die Hörerder Geologieim Sommerhalbjahr 1905: Einen sehr gut erhaltenen Homoeosaurus maximiliani v. Meyer aus dem Weißen Jura von Eichstätt.

Dr. E.Stromer von Reichenbach, München: Trionyz pliocaenicus v. Reinach, Sternothaerus dewitzianus v. Reinach, Pelomedusa pliocaenica v. Reinach, Typen und Originale zu v. Reinachs Arbeit über ägyptische Schildkrötenreste in unseren Abhandlungen Band 29, Heft 1.

F. W. Winter: Zahlreiche Photographien der Schildkröten- reste zu den Arbeiten v. Reinachs.

K. Fischer: Schildkrötenrest von Budenheim (Hydro- bienkalk).

Tausch: B. Stürtz, Bonn: Zähne von Pliosaurus grandis Owen, Thaumatosaurus sp., Cryptoclidus sp., Peloneustes philarchus Seeley, Metriorhynchus sp.

Kauf: Fragmente einer Schildkröte aus dem Blättersand- stein von Münzenberg.

Wissenschaftliche Benützung: Dr. M. Schlosser, München, bestimmte unter dem Wirbeltiermaterial von Hoch- heim auch eine Anzahl Reste von Schlangen, Fröschen und Salamandern.

B. Hauff, Holzmaden, der bekannte Präparator, erhielt den Mystriosaurus, einen größeren und 5 kleine Ichthyosauren,

10*

148

die dem Museum 1839 von einer Anzahl Herren geschenkt worden waren, zur Neupräparierung, um sie würdig neben unseren prachtvollen Neuerwerbungen zur Schau stellen zu können. Der Mystriosaurus und der größere Ichthyosaurus sind bereits zurückgeliefert.

8. Die Fische.

Geschenke: Die Hörer der Geologieim Sommer- halbjahr 1905 (im Verein mit einigen älteren Hörern von Prof. Kinkelin); Aspidorhynchus acutirostris Agassiz, Belo- nostomus tenuirostris Agassiz, zwei Palaeoscyllium formosum Wagner, sämtlich vorzüglich erhaltene Schaustücke, dazu als große Seltenheit Cestracion falcifer Wagner, alle aus dem Weißen Jura von Eichstätt (Bayern).

G. Petzoldt, Offenbach: Zwei sehr gut erhaltene Fische aus dem Rupelton von Offenbach.

Dr. F. Drevermann: Zwei Palaeoniscus freieslebeni Agassiz aus dem Kupferschiefer des Mansfeldischen.

Berginspektor K. Müller: Ein Palaeoniscus von ebenda.

A. H. Wendt: Megalurus sp. (sehr gutes Exemplar) aus dem lithographischen Kalk von Eichstätt.

A. Wagener: Thrissops sp. von ebenda.

Prof. Dr. O. Boettger: Ober- und Unterkiefer von Chrysophrys aurata L. aus dem Mittelmeer (zum Vergleich).

K. Fischer: Schlundzähne von Alburnus aus dem Unt. Miocän der Victoria-Allee, Fischwirbel aus der Braubachstraße (Ecke Allerheiligenstraße). |

Tausch: B. Stürtz, Bonn: Psammodus, zwei Arten aus dem obercarbonischen Fusulinenkalk von Miatschkowa bei Moskau.

Kauf: Zahlreiche Fische aus dem Rupelton von Flörsheim, Myliobates-Zahnpflaster von Weinheim.

Wissenschaftliche Benützung: Sektionsgeolog Dr. R. H. Schubert, Wien, erhielt zahlreiche Otolithus franco- furtanus Koken (Typus und Original) von der Friedberger Warte und von Eckenheim, dazu 1 Otolithus austriacus Koken von Unterfeld, 1 von Oberfeld, 2 von Barthelmae und Ports- teich, zum Vergleich.

149*

Dr. E. Stromer v. Reichenbach, München, schickte die Knorpelfische seiner ägyptischen Sammelreise nach Bearbeitung ein. Galeocerdo latidens Agassiz (Original), Carcharodon aff. angustidens Agassiz (Original), Ginglymostoma blanckenhorni Stromer, Pycnodus sp., Lamna cf. verticalis Agassiz, L. cf. vincenti Winkler, Aprionodon frequens Dames, Oxyrrhina cf. desori Agassiz, Otodus cf. aschersoni Zittel, Odontaspis cf. cuspidata Agassiz, sämtlich vom Mokattam bei Kairo (Eocän). Außerdem aus dem U.-Miocän von Uadi Faregh: Pristis sp. (Stacheln), Carcharodon aff. rondeletti Müller nnd Henle (2 Zähne). Aus dem Mittelpliocän von Garet el Muluk (Natrontal): Eine Anzahl Fischreste in gelblichem tonigem Kalk.

Dr. F.Drevermann erhielt zum Vergleich das Original von Amphisile heinrichi Heckel aus dem mährischen Museum in Brünn (schon zurückgesandt), ferner eine große Zahl tertiärer Fischreste aus dem Naturhistorischen Museum in Basel (Dr. Stehlin und Dr. Gutzwiller) und aus dem Museum der Universität Straßburg (Prof. Dr. Benecke) zum Zweck der Vergleichung mit der Fischfauna des Rupeltons von Flörsheim.

4. Die Arthropoden.

Geschenke: Prof. Dr. F. Richters: Mehrere Arten von Dromiopsis aus dem obersten Kreidekalk der Insel Faxoé. Beyrichienkalk aus dem norddeutschen Glacialdiluvium.

A. Wagener: Eine Libelle (Aeschna? sp.) und ein Krebs (Penaeus speciosus Münster) von Solnhofen.

Dr. F. Drevermann: Lobocarcinus paulino - württem- bergicus v. Meyer aus dem Eocän vom Mokkatam bei Kairo.

Tausch: B. Stürtz, Bonn: Coeloma balticum Schlüter aus dem Tertiär des Samlandes, Höferia nötlingi Redlich aus dem Untercambrium der Saltrange.

Kauf: F. Ehrensberger, Eichstätt: Drobna deformis Münster aus dem Weißen Jura von Eichstätt.

5. Die Mollusken. Geschenke: Oberleutnant E. v. Reckow: Pleuromya ünioides Roemer aus dem Dogger Lothringens. Prof. Dr. L. v. Heyden: Lima striata v. Schlotheim aus dem Muschelkalk von Groß-Hemmersdorf bei Saarlouis.

150*

J. Zinndorf, Offenbach: Eine Anzahl großer Konchylien aus dem Crag von Antwerpen.

Dr. med. E. Rödiger: Einige untersilurische Cephalopo- den aus dem Erraticum von Stolteraa bei Warnemünde.

L. Pfeiffer: Zehn schöne Belemnites brunsvicensis v. Strom- beck von Hoheneggelsen bei Hildesheim. Einige gut erhaltene Ammoniten aus der unteren Kreide von Ilsede bei Peine.

Frau Baron v. Reinach: Eine große Zahl Muscheln und Schnecken aus dem Badener Tegel des Wiener Beckens, aus dem Landschneckenkalk von Tuchorschitz, aus den Palu- dinenschichten Slavoniens und aus den altdiluvialen Schichten von Weimar, Tonna und Greußen (mit der Lauberschen Sammlung).

Pfarrer Dr. Engel, Klein-Eislingen (Württemberg): Zwei Perisphinctes planulatus gigas (Quenstedt), Perisphinctes lictor (Fon- tannes), Perisphinctes ernesti (Loriol), Aspidoceras liparus (Oppel), Stephanoceras coronatum (Schlotheim), Lytoceras jurense (Zieten), Arietites rotiformis (Sowerby), Nautilus aratus Schlotheim, sämt- lich aus dem schwibischen Jura, meist gute, große Exemplare für die Schausammlung.

Assistent G. Schindehütte, Marburg: Vier gut er- haltene Ceratiten aus dem Muschelkalk von Diemarden bei Göttingen.

F. Gaum: Pecten discites Schlotheim aus dem Muschel- sandstein von Wilsberg bei Pfalzburg. Schlotheimia charmassei (d’Orbigny) aus dem Lias von Echterdingen, Macrocephalites macrocephalus (Schlotheim) aus dem braunen Jura von Minden, Dumortieria jamesoni (Sowerby) aus dem Lias von Östringen.

Pfarrer Gußmann, Eningen: Arietites bucklandi (Sowerby) und A. multicostatus (Quenstedt), Harpoceras radians (Schlotheim), Ludwigia murchisonae (Sowerby), Sonninia sowerbyi (Miller), Perisphinctes planulatus gigas (Quenstedt), fast sämtlich große schöne Stücke für die Schausammlung.

Prof. Dr. F. Richters: Marine Konchylien aus dem Dilu- vialsand von Laboe.

Dr. G. Dahmer, Höchst: Eine Anzahl Pleurotomen und andere Gastropoden und Lamellibranchiaten aus dem Rupelton von Hermsdorf bei Berlin.

M. Lindley: Muscheln und Schnecken aus dem Red Crag

161*

von Dunwich Cliff (Suffolk); eine Anzahl Fossilien aus dem In- ferior Oolite von Sherborne (Dorset), darunter ein gutes Exem- plar von Stephanoceras.

Dr. F. Drevermann: Mehrere Ammoniten aus dem Muschelkalk von Haliluci in Bosnien.

Dr. J. Dewitz, Geisenheim: Zwei Suiten pliocäner Kon- chylien von Biot (Alpes Maritimes, zw. Nizza und Antibes).

O. Drevermann, Moskau: Eine Anzahl Schnecken aus dem oberkarbonischen Fusulinenkalk von Ljubertzi an der Ka- saner Bahn.

K. Fischer: Landschnecken aus der Meeres- und Brack- wassermolasse von Winterlingen (Hohenzollerngrenze), Meeres- konchylien mit Gesteinsprobe von ebenda.

Tausch: Prof. E. Kissling, Bern: Eine groBe Sendung von Jura- und Kreidecephalopoden aus den Alpen, darunter besonders zahlreiche Arten von Crioceras, Ancyloceras und ande- ren irregulären Ammoniten, auch Phylloceras, Lytoceras, Holco- discus, Peltoceras, Perisphinctes und andere Gattungen; eine Reihe wichtiger Zweischaler aus dem Dogger, Lias und Rhät der Alpen.

J. Miquel, Barroubio (Herault): Zahlreiche Muscheln und Schnecken aus dem Pliocän der Pyrenäen, eine Reihe Ammo- niten aus der unteren Kreide Südfrankreichs.

Prof. Dr. H. Schardt, Neuchatel: Eine Suite Cephalo- poden etc. aus dem braunen Jura von Neuchätel, dem Oxford des Dep. Doubs, der unteren Kreide von Neuchätel und Ostfrank- reich, der Meeres- und Süßwassermolasse.

H. Voigt, Braunschweig: Eine Anzahl Zweischaler und Cephalopoden der oberen Kreide von Braunschweig.

Lehrer L. Knoop, Börssum : Mehrere Zweischaler aus der unteren Kreide Norddeutschlands.

Prof. C. Moberg, Lund (Schweden): Mehrere wichtige Zweischaler aus dem Rhät und Lias von Schonen.

B. Stürtz, Bonn: Trochus sp. aus dem Lias von Chelten- ham (England), Amaltheus truellei (d’Orbigny) von Sherborne, Harpoceras discoides (Zieten) von Wutach, 12 Ammoniten aus dem Ornatenton von Staffelstein, eine größere Anzahl Ammo- niten aus dem englischen Inferior Oolite und Oxford; 9 Arten der Ammonitengattungen Prionolobus, Flemingites, Pseudosage-

152°

ceras, Koninckites, Xenodiscus und Gyronites aus der indischen Trias (coll. Koken), Euomphalus catilliformis de Koninck von Mjatschkowa (Oberkarbon); mehrere Cephalopoden aus der oberen Kreide von Misburg. Ä

Prof. Dr. E. Kayser, Marburg: Perisphinctes virgatus (v. Buch), Olcostephanus kaschpuricus (Trautschold) aus der Wolga- stufe von Kaschpur (Rußland), Belemnites absolutus Fischer, Astarte ovoides v. Buch, Aucella mosquensis Keys. aus der Wolga- stufe von Moskau.

Kauf: C. Armbster, Goslar: Nautilus aratus Schlot- heim aus dem Lias von Harzburg.

C. Allmendinger, Göppingen: Arietites bucklandi (Sower- by) (57cm Durchmesser) von Wäschenbeuren bei Göppingen, Macrocephalites macrocephalus (Schlotheim) (sehr groß!) von Herz- nach, Kt. Aargau, beides Prachtstücke für die Schausammlung.

Wissenschaftliche Benützung: Dr. F. Drever- mann präparierte und bestimmte eine große Zahl Konchylien aus den pliocänen Sanden von Königsgnad in Ungarn (K. Bran- denburg S. G.) und beschrieb daraus die neuen Arten Congeria extrema, Dreissensiomya lata und D. brandenburgi (Verhandl. Geol. Reichsanstalt Wien, 1905 Nr. 14). Die Typen und Originale, sowie das Original von Congeria oppenheimi RB. Hörnes liegen in unserem Museum.

Die Cephalopoden, speziell die Ammoniten der Sammlung wurden einer Durchsicht unterzogen und zum Teil neu aufge- stellt. Beim Ausmalen der Kammerwände wurde Dr. Drever- mann von seiner Frau rege unterstützt.

Prof. Dr. A. Tornquist, Straßburg, sehickte den Typus und das Original von Magilus grandis Tornqu. (Voeltzkow S., Insel Makambi, Eocän) .ein, beschrieben und abgebildet in unseren Abhandlungen Band 27 Taf. 46.

6. Die Würmer (einschl. Brachiopoden und Bryozoen). Geschenke: L. Pfeiffer: Einige Brachiopoden von

Ilsede bei Peine. | Prof. Dr. J. M. Clarke, Albany (New York): Zwei Tri- geria 1. sp. von Somerset county (Maine), mit der Bitte um Ver- gleichung mit deutschen Arten (ungemein nahe verwandt mit Trig. gaudryi [Verneuil)). | 2

168%

Dr. Müller, Mainkur: Terebratula carnea Sowerby und Rhynchonella sp. aus dem Senon von Riigen.

Prof. Dr. L. v. Heyden: Terebratula vulgaris (Schlotheim) aus dem Muschelkalk von Groß-Hemmersdorf bei Saarlouis.

K. Fischer: Serpula spirulaca Lamarck von Sissikon am Vierwaldstädter See (Eocän).

0. Drevermann, Moskau: Spirifer mosquensis Vern. von Ljubertzi an der Kasaner Bahn (Oberkarbon).

Tausch: B. Stürtz, Bonn: Eine große Anzahl Brachio- poden aus dem Productuskalk der Saltrange (besonders die Gat- tungen Productus, Richthofenia, Orthis, Enteletes, Streptorhynchus, Derbya, Spirigera, Eumetria, Oldhamina, Spirifer, Terebratuloidea etc.); Spirifer strangwaysi Verneuil und mosquensis Verneuil aus dem Oberkarbon vom Mjatschkowa; Lingulella und Mober- gia granelata Redlich aus dem Unterkambrium der Saltrange; Stacheella aus der indischen Trias.

Prof. Dr. E. Kayser, Marburg: Rhynchonella fischeri Rouill. aus der Wolgastufe von Moskau.

National Museum, Washington: Zweihundert Arten von Bryozoen, besonders aus dem Untersilur, aber auch aus Karbon, Kreide und Tertiär von Nordamerika.

Lehrer L. Knoop, Börssum: Eine Anzahl Arten von Rhynchonella und Terebratula aus dem Neokom von Achim bei Börssum; von ebenda mehrere Serpula-Arten.

7. Die Echinodermen.

Geschenke: Dr. med. E. Rödiger: Zahlreiche Seeigel aus der Kreide (im Erraticum) von Stolteraa bei Warnemünde.

Ingenieur A. Abel: Stielglieder von Encrinus liliformis Lamarck von Höxter in Westfalen.

Frau Dr. Wolff: Desgleichen von Spangenberg in Hessen.

K. Fischer: Cidaris olifex Quenstedt von Echterdingen.

Tausch: H. Voigt, Braunschweig: Gute Exemplare von Holaster subglobosus Agassiz, Micraster glyphus Schlüter, Of- faster corculum (GoldfuB), Echinoconus globosus (A. Roemer), Pyrina pygaea Agassiz aus der Kreide der Gegend von Braun- schweig.

B.Stürtz, Bonn: Poteriocrinus multiplex Trautschold, Cro- myocrinus simplex Trautsch., Scaphiocrinus ornatus Trautsch.,

154*+

Archaeocidaris rossica (Eichwald) aus dem QOberkarbon von Mjatschkowa bei Moskau, Stomechinus tntermedius Agassiz und S. bigranularis Agass., sowie Echinobrissus clunicularis (Lwyd) aus dem braunen Jura Englands, Epiaster gibbus Lamarck, Holaster subglobosus Agassiz aus dem Senon von Misburg.

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Dr. A. Torn- quist, Straßburg, sandte die Typen und Originale von Schi- zaster howa Tornqu., Fibedaria voeltzkowi Tornqu. und Fibulina gracilis Tornqu. zurück, sämtlich von Prof. Dr. A. Voeltzkow, Berlin, im Eocän der Insel Makambi (westlich Madagaskar) ge- sammelt und in unseren Abhandlungen Band 27 Taf. 46 von A. Tornquist beschrieben und abgebildet.

A. Hauff, Holzmaden, erhielt eine schöne Pentacrinus- Platte (A. Kesselmeyer G. 1893) zur Neupräparierung.

H. Gerth, cand. geol., arbeitete in den akademischen Ferien im Museum und revidierte eine große Zahl Bestimmungen von Crinoiden der Eifel und des amerikanischen Karbons; auch wurden eine Anzahl von Stücken nachpräpariert, um sie zur Ausstellung im neuen Museum geeigneter zu machen.

8. Die Coelenteraten.

Geschenke: Prof. Dr. F. Richters: Eine Spongie (? Kreide) aus norddeutschem Glacialdiluvium.

R. Eisel, Gera: Eine sehr reiche Suite (über 100 Arten) von Graptolithen aus dem thüringischen Silur (vom Geber ge- sammelt, bestimmt und beschrieben).

Direktor E. Franck: Eine Spongie aus dem Oolith des Bastberges bei Buxweiler.

Tausch: Prof. Dr. H. Rauff, Berlin: Astylospongia prae- morsa (Goldfuß), Caryospongia juglans (Quenstedt), Caryospongia edita (Klöden) und var. multisulcata Klöden, gute Exemplare für die Schausammlung aus dem Glacialdiluvium der norddeutschen Tiefebene. |

H. Voigt, Braunschweig: Eine Anzahl verkieselter Spon- gien aus der oberen Kreide von Braunschweig.

Lehrer L. Knoop, Börssum: Siphonocoelia cf. excavata Roemer, S. clavata Roemer, Elasmostoma acutimargo Roemer, Leio-

spongia (?) dubia Roemer etc. aus der unteren Kreide (Neocom) von Achim bei Bérssum.

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B. Stürtz, Bonn: Raphidonema farringdonense (Sharpe) und R. contortum (Sharpe) aus der unteren Kreide von Farringdon (Berk- shire), Coeloptychium incisum Goldfuß, C. agaricoides GoldfuB, C. de- ciminum Roemer, Seliscothon mantelli (GoldfuB), S. planum (Phil- lips), Verruculina seriatopora (Roemer), Jereica polystoma (Roemer), J. tuberculosa (Roemer), Rhagadinia rimosa (Roemer), Amphithelion mucronatum (Roemer), Scytalia tercbrata (Phillips), S. radiciformis (Phillips), Phymatella intumescens (Roemer), P. bulbosa (Zittel), Callo- pegma acaule Zittel, Turonia induta Zittel, T. variabilis Michelin, Pachinion scriptum (Roemer), Amphilectella piriformis Schrammen, Ventriculites striatus T. Smith, Doryderma elegans Zittel, Astro- cladia subramosa (Roemer), Plinthosella squamosa Zittel, Poro- sphaera globularis Phillips, nov. gen. nov. sp., sämtlich in großen guten Exemplaren für die Schausammlung, aus dem Mucronaten- Senon von Misburg, dazu Thecosiphonia nobilis (F. A. Roemer) aus dem Turon, Bothryophyllum conicum Fischer von Mjatsch- kowa (Oberkarbon), Michelinia indica Waagen und Lonsdaleia virgalensis Waagen aus dem Produktuskalk der Saltrange.

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Dr. A. Torn- quist, Straßburg, sandte die Typen und Originale von Dendracis meridionalis Tornqu., Alveopora gracilis Tornqu., Stylophora an- nulata Reuß, Stylaster sp. und Millepora cylindrica Reuß, von Prof. Dr. A. Voeltzkow, Berlin aus dem Eocän der Insel Makambi gesammelt und von A. Tornquist in unseren Abhandlungen Band 27 Taf. 46 beschrieben und abgebildet.

Zahnarzt A. Schrammen, Hildesheim, erhielt eine größere Zahl Spongienreste und sandte sie nach erfolgter Bestimmung zurück.

9. Die Protozoen.

Geschenke: Gymnasiast H. Sondheim: Zwei Stücke Nummulitenkalk vom Unterschächen (Kanton Uri).

Sanitätsrat Dr. Rüst, Hannover: Eine große und wert- volle Suite von Radiolarienpräparaten aus Palaeozoicum, Meso- zoicum und Neozoicum, dazu eine Anzahl typischer Radiolarien- gesteine.

Tausch: + Prof. Dr. E. Schellwien, Königsberg: Elf Arten (in fünf Gattungen) Foraminiferen aus dem Oberkarbo- nischen Fusulinenkalk von Rußland, Japan, den Alpen etc., dazu ein Handstück Fusulinenkalk und mehrere Schleifproben.

156°

K. K. Naturhistor. Hofmuseum,; Wien: Amphisteginen aus dem Wiener Becken.

Prof. E. Haug, Paris: Die Foraminiferengattungen Orbi- tolites, Orbitolina, Orbitoides, Alveolina, Orthophragmina, Miogyp- sina und Lepidocyclina in zahlreichen guten Stücken.

B. Stürtz, Bonn: Ein großes Handstück Fusulinenkalk von Pontafel (Ostalpen).

10. Die Pflanzen.

Geschenke: Bankdirektor A. Gwinner, Berlin: Eine prachtvolle Palme (Flabellaria major Unger) aus den eocänen Plattenkalken des Monte Bolca bei Verona, „zum Andenken an das tätige Mitglied der Gesellschaft Dr. med. Hermann Gwinner (1825—1851), aus dessen Nachlaß eine Käfersammlung von 4000 Exemplaren, sowie naturwissenschaftliche Bücher und Kupferstiche der Gesellschaft geschenkt worden sind“.

Prof. H. Engelhardt, Dresden: Aus Ecuador, Gebiet Loja: Sphaerites punctiformis, S. sparsus, S. consociatus, Xylomites im- mersus, Hysterites ellipticus, Phyllites colubrinoides, P. styracioides, P. gouareoides, Leguimnosites grandis, L.machaerioides, L.cassioides, L. acaciaeformis, Scleria wolfi, Artanthe geniculatoides, Hieronymia lehmanni, Camphoromoea speciosa, Endlichera rhamnoides, Phora- dendron fossile, Myristica fossilis, Bombax retusifolium, Lühea tertiaria, Hiraea cyclosperma, Banisteria aceroides, Vochysia witti, Eugenia ovalifolia, Myrcia antediluviana, Myrciaria tenuifolia, Lonchocarpus obtusifolius, Stenolobium rhomboidalis, Caesalpinia subdimidiata, Cassia dimidiatolinearis, C. linearifolia, C. longifolia, Macrolobium tenuifolium, Pterogyne oblongifolia, Inga ovalifolia, J. latifolia. Aus Ecuador, Gebiet Tablajacu: Poacites magnus, Couratari tertiaria, Cassia longifolia. Aus Columbien, Gebiet Caucatal: Meniscium wolf, Salvinia lehmanni, Palmacites sp., ? Cyperites sp., Posoqueria columbiana, Sabicea asperifolia. Sämt- liche Arten sind die Typen und Originale zu Engelhardts Arbeit „Über neue Tertiärpflanzen Südamerikas“ in unseren Abhandlungen Band 19.

Ingenieur A. Askenasy: Über 400 Präparate von Blättern und Früchten aus dem sandigen Ton des Klärbeckens bei Niederrad.

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Ingenieur P. Timler: Mehrere Pinuszapfen nebst Glanz- kohle aus dem Klärbeckenflötz von Niederrad,

K. Fischer: Dysodil mit Blattabdrücken vom Randecker Maar, Equisetumstamm aus dem Posidonienschiefer von Boll, Schilfsandstein mit Equisetum von Wendelsheim bei Tübingen, verkieseltes Stammfragment aus der Schleichsandgrube bei Vilbel.

B. Hauff, Holzmaden: Eine größere Sammlung Dysodil- schiefer mit Blattabdrücken vom Randecker Maar.

Berginspektor K. Müller: Corylus avellana L. aus Grube Eleonore bei Gießen, Blattreste und eine Frucht (?) aus Grube Weckesheim und Dornassenheim in der Wetterau.

Major Dr. E. v. Seyfried, Straßburg: Charafriichte aus dem Untermiocän der Baiersmühle im Sulztal bei Salmünster.

Lehrer E. Schultheiß: Astbruchstück eines verkieselten Koniferenstammes mit seltsamen Schlagringen.

Städtisches Tiefbauamt: Stammstücke und kohlige Pflanzenreste aus der Bohrung an der Gemarkungsgrenze Eddersheim-Flörsheim (aus 22,60 und 30 m Teufe).

Tausch: Prof. E. Dubois, Haarlem (Teyler Museum): 10 Pterocaryafrüchte aus dem Tegelner Ton.

K. K. Naturhistor. Hofmuseum, Wien: Drei gute Stücke Lithotamnienkalk.

Prof. Chr. Moberg, Lund: Dictyophyllum exile Brauns, Schizoneura hoerensis Hisinger, Thaumatopteris schenki Nathorst, Lepidopteris ottonis (Göppert), Nilssonia polymorpha Schenk, N. brevis Brongniart, sämtlich aus dem Rhät von Schonen.

C. Riemenschneider, Nordhausen: 6 gut erhaltene Stammstücke von Knorria aus der Culmgrauwacke vom Zoll bei Lauterberg am Harz (gegen v. Möllendorff’sche Konchylien).

Kauf: Mineralienkontor Blatz, Heidelberg: Sassa- fras admirandus Lesq., Hymenea dakoteana Lesq., Ficus magnoliae- folia Lesq., F. laurophylla Lesq., F’. unaequalis Lesq., Magnolia sp., Laurus proteoides Lesq., Populites litigonus Heer, Diospyros rotundifolia Lesq., sämtlich aus der Kreide von Zentral-Kansas.

O. Keller: Ein verkieselter Stamm mit deutlichen Jahres- ringen aus Arizona.

Zahlreiche Blattreste aus dem Rupelton von Flörsheim ; Dombeyopsis, Quercus, Sabal ete. von Münzenberg.

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Wissenschaftliche Benutzung: Prof. Dr. F. Frech, Breslau, entlieh die Typen von Carya senckenbergana Ludwig und C. hessenbergana Ludwig aus dem Frankfurter Hafen.

Prof. Dr. E. Dubois, Haarlem, erhielt ein Exemplar von Juglans globosa zum Vergleich.

Prof. H. Engelhardt, Dresden, erhielt die Pflanzenreste von Trifail in Steiermark und sandte sie mit Namen versehen wieder zurück. Es sei ihm auch an dieser Stelle der beste Dank für seine Mühe ausgesprochen. Ebenso ging an ihn eine größere Sammlung pflanzlicher Reste ab, die Ingenieur A. Askenasy aus dem Klärbeckenflötz gewonnen hatte,

Die von B. Hauff geschenkten Pflanzenreste im Dysodil- schiefer wurden von Frau Dr. Drevermann präpariert.

Prof. Dr. J. T. Sterzel, Chemnitz, sandte den Rest unserer Karbonpflanzen mit Etiketten versehen zurück. Durch sein liebenswürdiges Entgegenkommen können wir nun die reiche Sammlung von Steinkohlenpflanzen gut bestimmt ins neue Museum mit hinübernehmen.

11. Die Lokalsammlung. (Wirbeltiere und Pflanzen vgl. unter den betreffenden Abteilungen).

a) Tertiär des Rheintales und Mainzer Beckens.

Geschenke: Berginspektor K. Müller: Cerithienkalk mit Fossilien von Bönstadt in der Wetterau.

F. Gaum: Emarginula schlotheimi Bronn von Weinheim (Trift); altalluvialer Schneckensand von der Feldstraße; zucker- körniger Schleichsandstein mit Fossilien von Heimersheim bei Alzey. Ein schönes Stück Phryganeenkalk von Budenheim.

Frau Baron v. Reinach: Die Laubersche Sammlung mit ungemein wertvollen Suiten aus den Hydrobienschichten des Heßler bei Biebrich-Mosbach, darunter eine Prachtplatte mit Mytilus faujasi Brongniart, eine große Zahl von Clausilia bulimoides A. Braun, Paludina gerhardti Boettger, Helix mattiaca Steininger und zahlreichen anderen seltenen Fossilien, eine Anzahl Versteinerungen aus dem Landschneckenkalk von Flörs- heim, dem Meeressand von Waldbéckelheim, dem obermiocänen Süßwasserkalk von Steinheim usw.; endlich Konchylien aus den altdiluvialen Schichten von Mosbach.

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K. Fischer: Eine selten niedere Cytherea incrassata Sow. von Flörsheim ; hohe Form von Cerithium lamarcki Brongn. von Stadecken; Capulus transversus Sandb. von Waldböckelheim. Aus der Koselstraße: Neriina callifera Sandb., Congeria brardi Brongn., Paludina pachystoma Sandb., Melania escheri Brongn., Corbicula faujasi Desh., Potamides plicatus pustulatus A. Braun, Melanopsis callosa A. Braun. Einige Fossilien aus der Obtusa- Schicht vom Opernhaus. Cyprissand (4 m unter der Oberfläche) aus der Braubachstraße—Allerheiligenstraßen-Ecke, von eben- dort Congeria brardi Brongn., Hydrobia ventrosa Mont., H. inflata Bronn. Aus der Kaiserstraße (Frankfurter Hof) Hydrobia ventrosa Mont., Neritina callifera Sandb., Melanopsis callosa A. Braun, Congeria brardi Brongn., die letzte auch vom Opernplatz. Chenopusschichten von Gronau: Potamides lamarcki Brongn., P. plicatus v. galeottii Nyst, Cominella cassidaria Bronn, Murex conspicuus A. Braun, Cytherea incrassata Sow., Cyrena convera Brongn. Von Budenheim: Carychium antiquum A. Braun, Vertigo hydrobiarum Boettg., V. callosa ReuB.

Zahnarzt H. Schulze-Hein: Landschneckenkalk mit Archaeoeonites subverticillus Sandb. von Karlstadt bei Grünstadt.

Fabrikbesitzer R. Dyckerhoff, Biebrich: Zahlreiche Landschnecken aus dem großen Kalkbruch bei Flörsheim.

J. Zinndorf, Offenbach: Eine Suite Corbicula faujasi Desh. aus den Bieberer Brüchen bei Offenbach, Glandina inflata Reuß und Clausilia plionecton Boettger (Steinkern mit Abdruck der Innenfalten der Mündung) von ebenda.

Aus dem Nachlaß von F. Ritter: Einige Fossilien aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim.

Direktor E. Franck: Planorbis pseudoammonius Voltz, Pa- ludina hammeri Defr. und Limnaeus aus dem Mitteleocän von Buxweiler.

W. Spitz, Heidelberg (durch F. Gaum): Planorbis pseudoammonius Voltz aus dem Sandkalk von Ubstadt.

Tausch: K. Fischer: Paludina pachystoma Sandb. von Badenheim und von der Kantstraße, Planorbis solidus Thomae von Budenheim.

Kauf: Zahlreiche Fossilien aus dem Meeressand von Weinheim (darunter Panopaea 0. sp.), aus dem verkitteten Meeressand von Vilbel, aus dem Rupelton von Flörsheim, dem

160*

Landschneckenkalk von Flörsheim (besonders Papen und Ole- acinen), aus dem Hydrobienkalk vom Heßler usw.

Wisseuschaftliche Benützung: Zur Gewinnung der Kleinfauna von Flörsheim (Landschneckenkalk), besouders Pupa- Arten, wurden sehr zahlreiche Cyclostomen und Helices vor- sichtig gereinigt. Diese Arbeit wurde im wesentlichen von Frau Dr. Drevermann, zeitweilig auch von cand. geol. H. Gerth besorgt, und hatte recht gute Resultate.

b) Palaeozoicum des rheinischen Schiefergebirges.

Geschenke: Lehrer H. Evelbauer, Wiesbaden: Eine kleine Suite aus den Obercoblenzschichten von Gladenbach bei Marburg.

Hotelier Fischer, Aua.d. Sieg: Mehrere Fossilien aus den Siegener Schichten von Au.

Bergbaubeflissener F. Unterhössel, Krummenweg (Rhid.): Eine kleine Suite Fossilien aus dem Kohlenkalk von Ratingen.

Dr. F. Drevermann: Seine Privatsammlung, Devon von Oberstadtfeld, Gerolstein, Finnentrop, Wetzlar, Bicken, Greifen- stein u. a. Orten; eine größere Suite Culmfossilien von Batten- berg a. d. Eder.

Kauf: P. Scholz, Gerolstein: Eine Anzahl seltener Gastropoden aus dem Mitteldevon.

Lehrer K. Peters, Oberstadtfeld: Zwei Sendungen Fossi- lien aus den Untercoblenzschichten der Eifel.

Eine größere Menge Odershäuser Kalk mit Fossilien von Wildungen.

Assistent Dr. Drevermann sammelte in seiner Urlaubs- zeit 1905 im oberen Mitteldevon bei Finnentrop mit recht gutem Erfolg. Ebenso war die Sammeltätigkeit im Mitteldevon und Unterdevon der Eifel von Glück begünstigt; besonders wurden im Unterdevon bei Prüm zahlreiche zum Teil neue und interessante Formen gesammelt. Im Mai 1906 reiste Dr. Drever- mann zum Studium der Museen nach Berlin und Hildesheim, nachher nach Wildungen im Auftrage der Gesellschaft, um dort zu versuchen, eine wesentliche Lücke unserer Sammlung auszu- füllen. Eine weitere Reise nach Bonn zur Besichtigung von Fossilien, die zum Kauf angeboten waren, führte zur Erwerbung

161*

des Ophthalmosaurus-Skeletts und zu einem sehr ausgedehnten Tausch, der unsere Sammlung in glücklicher Weise ergänzte.

12. Die allgemeine Geologie.

Geschenke: Ingenieur P. Timler: Dendriten auf Bunt- sandstein von Freudenstadt im Schwarzwald.

Berginspektor K. Müller: Stengelige Kalkgebilde (wohl Wurzelausfüllung) aus dem Meeressand von Weinheim.

F.Gaum: Oberfläche eines Anamesitstromes von Steinheim.

K. Götzger, Lindau i. B.: Zerdrückte Gletschergeschiebe aus vom diluvialen Rhein-Gletscher bedeckten Terrassen von Mozach und Reutin bei Lindau.

Prof. Dr. F.Kinkelin: Gletscherschliffe aus der rheinischen Grundmoräne nördlich des Bodensees (Gattnau und Wasser- burger Büchel).

K. Fischer: Verkieselter Malmkalk vom Randecker Maar, gefritteter Malmkalk aus dem Tuff des Metzinger Weinbergs (Alb) und vom Randecker Maar, Basalttuff vom Fuße des Jusi bei Metzingen und vom Beurener Fels bei Beuren, Tuff anstelend in halber Höhe des Jusi bei Metzingen, Melilith- basaltgang mit Graniteinschluß, ebendaher, linsenförmige Druse aus Trigonodus-Dolomit von Seebronn bei Tübingen, Juranagel- fluh und Bohnerz von Winterlingen, Lapilli aus dem Tuff vom Metzinger Weinberg, innerlich zerbrochener Ammonit aus Hall- stätter Kalk, mehrere Bonebed-Stücke von Bebenhausen bei Tübingen, Verwitterungserscheinungen an oolithischen Varians- Schichten des Bastberges bei Buxweiler, eine als Vogelnest bezeichnete Konkretion ebendaher, Verwitterungserscheinungen in den Tholeyer Schichten von Gronau, Quarzkonglomerat aus der Dr. Bergschen Bohrung am oberen Hasenpfad, Windschliff (?) auf anstehendem Cerithienkalk vom Hainerweg.

Gymnasiast E. Sondheim: Asche und Sand vom Vesuv- ausbruch 1906.

B. Hauff, Holzmaden: Gefalteter Dysodilschiefer vom Randecker Maar.

F. W. Winter: Meeresgrundproben zwischen Orsera (Canal di Leme) und Porta Fontane (Istrien), 3'/: Kilometer von der Küste und aus ca. 40 Meter Tiefe.

il

1627

Dr. F. Drevermann: Gedrehte Warfschlacke vom Krufter Ofen (Eifel).

P. Fulda: Zwei groBe kugelige Geoden aus der Stein- kohle des Ruhrbeckens.

Tausch: Prof. Dr. H. Schardt, Neuchatel: ,Spreng- platten® vom Monte Leone aus dem Simplontunnel (durch Druck der großen Vorortminen entstandene Querschieferung im Gneiß), gefalteter Flyschsandstein aus der Schlucht von Veveyse de figires (Waadt), gefalteter Kieselschiefer der Öninger Stufe von Locle, rhombisch spaltender Triasdolomit von Gampel in Wallis, durch Druck gespaltener Triasdolomit aus dem Simplontunnel, Rutsch- knollen (dislozierte abgerutschte Fetzen) von Cenomankalk von Rochefort (Neuchätel), desgl. von Portlanddolomit aus der Seyon- schlucht bei Neuchätel, durch Bohnerzwässer metamorphosierter Neokomkalk und normaler Neokomkalk von Neuchatel, corrodierter Urgonkalk im Kontakt mit Albien und Grünsand von Le Condre (Neuchätel), rötlicher Alabaster (Purbeckstufe) vom Col des Roches bei Locle, zoogener Kalkstein mit Asphalt imprägniert von Travers in Neuchatel, Wurmspuren auf Flyschsandstein, Vivianit auf subfossilem Holz im Torf bei Locle.

B. Stürtz, Bonn: Ein gekritztes Geschiebe aus den per- mischen Grundmoränen der Saltrange.

Für die Bildersammlung zur Veranschaulichung allgemein geologischer Erscheinungen schenkte Kustos Dr. F. Römer eine Photographie der Erdpyramiden am Ritten bei Bozen.

Assistent Dr. Drevermann besuchte gelegentlich einer Reise nach Bonn auch den Bergrutsch bei Mülheim unweit Coblenz und erwarb einige Photographien zur Veranschaulichung der allgemein geologisch interessanten Verhältnisse.

Die Tätigkeit der Sektionäre und des Assistenten wurde im wesentlichen durch den bevorstehenden Umzug bestimmt. Die genaue Überlegung der gänzlichen Neuaufstellung der Samm- lungen (statt der bisherigen stratigraphischen wurde für die Hauptsammlung die zoologische resp. botanische beschlossen, für die Lokalsammlung aber die alte stratigraphische beibehal- ten), das Ausprobieren der geeignetsten Schrankkonstruktion und die Vorbereitung der Sammlung für den Umzug nahm die meiste Zeit in Anspruch. Alle Fossilien wurden in ihren Schub-

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laden seitlich festgelegt, zerbrechliche Objekte gut eingepackt, viele Reste in Kisten verstaut. Die Präparation und Einord- nung des einlaufenden Materials wurde, soweit es der Raum zuließ, erledigt, doch blieb eine Reihe Kisten uneröffnet, weil eine Einordnung in die übervollen Schränke ausgeschlossen war. Zwecks Beschaffung von Schaustücken für das neue Museum wurde ein umfangreicher Briefwechsel teils neu begonnen, teils fortgesetzt, und es ist auch gelungen, eine Reihe von Lücken (Protozoen, Spongien, Bryozoen, Ammoniten) etwas auszufüllen. Eine neue Aufstellung wurde speziell bei den Ammoniten ver- sucht; der Assistent stellte sie gelegentlich seines Vortrags über „die Lebensweise der Cephalopoden“ aus und sie fanden all- gemeinen Anklang.

Die Sektionsbibliothek erfuhr eine Vermehrung durch eine Anzahl wichtiger Werke. Hervorzuheben ist die Erwerbung der dreizehn Bände umfassenden „Palaeontology of New York“ von Hall, eines unentbehrlichen Riesenwerkes, das uns dank der Gefälligkeit von Prof. J. M. Clarke in Albany gegen eine Fossiliensendung eingetauscht wurde. Ebenso konute ein Band desgroßenBarrandeschen Tafelwerks über das ,Systéme silurien de la Boh&me* im Tausch gegen Mineralien erworben werden. Geschenke erhielt die Sektionsbibliothek von den Herren Ober- förster Behlen, Haiger, Prof. H. Engelhardt, Dresden, K.Fischer, Prof. Dr.F. Kinkelin, Berginspektor K.Müller, Dr. J. Thomas, London.

Dem städtischen Tiefbauamte sind wir auch in diesem Jahre zu großem Dank verpflichtet, daß es uns über alle Gra- bungen im Weichbilde der Stadt auf dem Laufenden hielt.

Im Auftrage der Sektionäre: Dr. F. Drevermann.

11*

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Bibliothekbericht.

—— ——

A. Geschenke. Die mit * versehenen sind vom Autor gegeben. 8. A. = Separatabdruck.

Aktiengesellschaft von Dr. C. SchleuBner, hier: Röntgenphotographie. Eine kurze Anleitung, gewidmet den Mit- gliedern des Röntgenkongresses. 1906. 4°. Ahrensburg, Hermann, Caracas: Bibliographie. Prof. Dr. A. Ernst. } 12. VIII. 1899. 8°. *Alsina, Fern., Apeadero del observatorio Barcelona: Alsina, F., Nouvelles orientations scientifiques. Ouvrage traduit du catalan avec l’autorisation par J. Pin y Soler. Paris 1905. 8°. Akademie ftir Sozial- und Handelswissenschaften, bier: Vorlesungsverzeichnis W.-S. 1905/06. S.-S. 1906. Bericht über den Rektoratswechsel. 11 Erlanger Inauguraldissertationen 1904. von den Arend, Gerhard, Rotterdam: Fleischer, M., Die Musci der Flora von Buitenzorg. Bd. II. Leiden 1902—04. 8°. Smith, J. J., Die Orchideen von Java. Leiden 1905. 8°. Askenasy, Al, Ingenieur, hier, aus dem Nachlaß seines verstorbenen Bruders Prof. Dr. E. Askenasy in Heidelberg: Arbeiten des botanischen Instituts in Würzburg. Band 1—2. Leipzig 1874—1882. 8°. Eichler, A.W., Blütendiagramme. Teil I—1I. Leipzig 1875—1878. Mac Millan, C., Minnesota. Plant life. St. Paul 1899. 8°. Müller, Herm., Alpenblumen, ihre Befruchtung durch Insekten. Leipzig 1881. 8°. Sachs, J., Lehrbuch der Botanik. 4. Aufl. Leipzig 1874. 8°, Schmidt, Joh. Ant., Flora von Heidelberg. Heidelberg 1857. 8°. Untersuchungen aus dem botanischen Institut Tübingen. Bd.I. Leipzig 1881—1885. 8°. de Vries, H., Untersuchungen über die mechanischen Ursachen der Zellstreckung. Leipzig 1877. 8°. Wieler, A., Über das Vorkommen von Verstopfungen in den Gefäßen mono- und dicotyler Pflanzen. Samarang 1892. 8°.

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169%

*Poeverlein, Herm., Dr. jur., Ludwigshafen: 2 Separatabdriicke. Redaktion der Frankfurter Zeitung: Böttner, J., Praktisches Lehrbuch des Spargelbaues. 3. Aufl. Frank- furt a. Oder 1905. 8°. J., Die Frühbeettreiberei der Gemüse. 2. Aufl. Frankfurt a. Oder 1905. 8°. J., Gartenkulturen, die Geld einbringen. 2. Aufl. Frankfurt a. Oder 1905. 8°. Hörmann, Fr., Wald- und Waldverwiistung. Leipzig 1905. 8°. Ihne, E., Phänologische Karte des Frühlingeinzugs in Mitteleuropa. Gotha 1905. 4°. Löbner, M., Lehrbuch des Gartenbaus mit besonderer Berücksichtigung schweizerischer Verhältnisse. Zürich 1905. Schüler, C., Die Champignonzucht als landwirtschaftlicher Neben- betrieb. 4. Aufl. Frankfurt a. Oder 1905. 8°. Vigelius, O., Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Freiland- rosenkultur in Deutschland. Heidelberg 1905. 8°. Wimmer, J., Mechanik der Entwickelung der tierischen Lebewesen. Leipzig 1905. 8°. Richters, F., Prof. Dr., hier: Grimm, Ad., Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Compositen- blitter. Diss. inaug. Kiel 1904. 8°. Krüger, Alb., Untersuchungen über das Pankreas der Knorpelfische. Diss. inaug. Kiel 1904. 8°. Wisser, K., Über den angeblichen chemischen Transpirationsschutz der Pflanzen. Diss. inaug. Kiel 1904. 8°. Rhein-Mainverband für Volksvorlesungen: Bericht 1905. Roediger, E., Dr. med., hier: The Irish Naturalist, vol. 1(1892) und Fortsetzung bis auf die neueste Zeit. *Rörig, Ad.Dr. med.h.c., K. Forstmeister a. D., hier: Das Wachstum des (Jeweihs von Cervus elaphus, Cervus barbarus und Cervus canadensis. S.-A.a. Arch. f. Entwicklungsmech. XX, 4. 1906. Schäffer, Heinrich, hier: Brown, W. H., On the South African frontier the adventures and ob- servations of an American in Mashonaland and Mahabeleland. London 1899. 8°. Caspari, Otto, Die Urgeschichte der Menschheit mit Rücksicht auf die natürliche Entwicklung des früheren Geisteslebens. 2. Auil. Bd. 1—2. Leipzig 1877. 8°. Dorn, A., Der Weltverkehr und die Seehäfen Asiens, Afrikas, Amerikas und Australiens. Wien o. J. 8°. Hesse-Wartegg, E. v., Siam, das Reich des weißen Elefanten. Leipzig 1899. 8°, Hore, E.C., Tanganyika: eleven years in Central-Afrika. 2. ed. Lon- don 1892. 8°,

169

Kollbach, K., Die Deutschen Alpen. Köln o. J. 8°. —, Von der Elbe zur Donau. Köln o. J. 8°. Neufeld, K., In Ketten des Kalifen. Berlin u. Stuttgart o. J. 8°. Präsident Steyn und die Freistaater im Krieg mit England. Bd. 1—2, München 1902. 8°. Sven von Hedin, Abenteuer in Tibet. Leipzig 1904. 8°. Volz, Berth, Emin Paschas Entsatz und Stanleys Zug durch das dunkelste Afrika. Leipzig 1891. 8°. Steiner, J., Privatier, hier: Annalen der Oenologie. Bd. 1—2. Heidelberg 1870/72. 8°. Berlepsch, A. v., Die Biene und ihre Zucht, 2. Aufl. Mannheim 1869. 8°. Bronner, Carl, Klassifikation der Traubenvarietäten. Heidelberg 1878. Die Wurzellaus des Weinstocks. Berlin 1880. 8°. Falkenbach, Die Verfälschungen des Weins und ihre Erklärung. Leip- zig 1871. 8°. Kecht, S. W., Verbesserter praktischer Weinbau in Gärten und auf Weinbergen. 7. Aufl. Berlin 1867. 8°. Krantz, Neue sehr vorteilhafte Kultur der Rebe. Trier 1867. 8°. Leuchs, J. C., Neues Wissen über Weinbereitung, Pflege und Ver- besserung. Nürnberg 1871. 8°. Rawald, G., Das Buch vom Wein. 3. Aufl. Hamm 1863. 8°. Schlamp, J., Die Weinjahre des 19. Jahrhunderts. Wiesbaden 1879. 8°. *Stratz, C., Dr. med, Haag: Zur Abstammung des Menschen. Stuttgart 1906. 8°. Streng, H., Oberingenieur, hier: Bericht der Handelskammer zu Frankfurt a. M. 1878—1881. Von den Erben des verstorbenen Dr. Alfons Stübel, Dresden: W. Reiß und Alf. Stübel, Reisen in Südamerika: Weymer, G. u. Maaßen, P.,Lepidopteren. Berlin 1890; Kirsch, Coleopteren. Berlin 1883. 8°. *Stützer, Fr., München: Die größten, ältesten und merkwürdigsten Bäume Bayerns in Wort und Bild. Bd. I, 4. Miinchen 1905. 4°. *Teichmann, E., Dr. pbil., bier: Vom Leben und vom Tode. Stuttgart 1905. 8°. Verlagsbuchhandlung von R. Friedlander in Berlin: Naturae novitates 1905. 8.° Bericht fiber die Verlagstitigkeit 1905. 8°. Verwaltung der Kgl. Sammlungen, Dresden: Bericht 1902—1903. 4°. Volksbibliothek, hier: Jahresbericht 1905. 8°. Vorstand des naturwissenschaftlichen Vereins Darmstadt: Jahresbericht 1905. *Wehner, H., Ingenieur, bier: Über die Kenntnis der magnetischen Nordweisung im frühen Mittel- alter. S.-A. 4°,

170*

Zipperlen, Frl., Cincinnati: A. Rattermann, Adolf Zipperlen, deutsch-amerikanischer Arzt, Zoolog, Humorist und Reiseschriftsteller. Cincinnati 1905. 8°.

B. Die im Tausch erworbenen Schriften werden im nächsten Bericht aufgeführt.

C. Durch Kauf erworben.

a. Vollständige Werke und Einzelschriften::

Bethe, A.: Allgemeine Anatomie und Physiologie des Nervensystems. Leipzig 1903. 8°.

Groß, V.: Les Protohelvétes. Berlin 1883. 4°.

Groth, P.: Führer durch die Mineraliensammlung des Bayerischen Staates. München 1891. 8°.

Hoernes, M.: Der diluviale Mensch in Europa. Braunschweig 1903. 8°.

Karsch, F.: Paederastie und Tribadie bei den Tieren. Leipzig 1900. 8°.

Maas, O.: Einführung in die experimentelle Entwicklungsgeschichte. Wies- baden 1903. 8°.

Osann, A.: Beiträge zur chemischen Petrographie. Teil II. Stuttgart 1905. 8°. Westerlund, C. A.: Fauna der in der palaearktischen Region lebenden Binnenconchylien. T. V. Lund 1885. 8°. Zepharovich, V.v.: Mineralogisches Lexikon für das Kaisertum Österreich.

T. 1.3. Wien 1859. 1893. Zittel, K. v., Geschichte der Geologie und Palaeontologie. München 1899. 8°.

b. Lieferungswerke: Baillon: Histoire des plantes. Bibliothek der Länderkunde. Brandt, Nordisches Plankton. Brefeld: Mycologische Untersuchungen. Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs. Chelius, C.: Erläuterungen zur Geologischen Karte des Großherzogtums Hessen. Das Tierreich (Deutsche Zoolog. Gesellschaft). Engler: Vegetation der Erde. Engler: Das Pflanzenreich. Ergebnisse der deutschen Südpolarexpedition. Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition. Ergebnisse der Plankton-Expedition. Ergebnisse der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Fauna arctica. Grandidier: Histoire Naturelle de Madagascar. Hintze: Handbuch für Mineralogie. International Catalogue of Scientific literature.

177

Lepsius: Geologie von Deutschland,

Lethaea geognostica. _

Leuckart und Chun: Zoologica.

Lindenschmit Sohn, L.: Altertiimer unserer heidnischen Vorzeit. Martini-Chemnitz: Systematisches Konchylien-Kabinet. Martius u.a.: Flora Brasiliensis.

Palaeontographia Italica.

Palaeontographical Society.

Rabenhorst: Kryptogamenflora.

Retzius: Biologische Untersuchungen.

Sarasin, P.u.F.: Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. Schimper: Mitteilungen aus den Tropen.

Selenka: Studien zur Entwicklungsgeschichte.

Semper: Reisen im Archipel der Philippinen.

Smith und Kirby: Rhopalocera Exotica.

*Taschenberg, O., Dr.: Bibliotheca Zoologica.

Trouessart, E. L.: Catalogus mammalium. Nova editio.

Tryon: Manual of Conchology.

Weber, M.: Siboga Expeditie.

c. Zeitschriften.

Abhandlungen der Großherzoglich Hessischen Geologischen Landesanstalt.

Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft.

*American Journal of Arts and Sciences.

*Anatomischer Anzeiger.

Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg.

*Annales des Sciences Naturelles (Zoologie et Botanique).

Annales de la Société Entomologique de France.

*Annals and Magazine of Natural History.

Arbeiten aus dem zoologischen Institut der Universität Wien.

*Archiv für Anatomie und Physiologie.

*Archiv für Anthropologie.

*Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere.

Archiv für Hydrobiologie und Planktonkunde.

*Archiv für mikroskopische Anatomie.

*Archiv für Naturgeschichte.

*Archiv für Entwicklungsmechanik.

*Archiv für Protistenkunde.

*Archives de Biologie.

*Archives de Zoologie expérimentale et générale.

*Biologisches Centralblatt.

*Botanischer Jahresbericht.

*Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzen- geschichte.

*Centralblatt für Mineralogie.

Deutsche botanische Monatsschrift.

Deutsche Entomologische Zeitschrift.

172%

*Geological Magazine.

Jahresberichte tiber die Fortschritte der Physiologie.

*Journal de l’Anatomie et de la Physiologie normales et pathologiques de l'homme et des animaux (Duval).

*Journal fiir Ornithologie.

*Mineralogische und petrographische Mitteilungen.

*Morphologisches Jahrbuch.

*Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.

*The american Naturalist.

The Irish Naturalist.

*Nature.

*Naturwissenschaftliche Wochenschrift.

*Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie.

Notes from the Leyden Museum.

*Palaeontographica.

*Zeitschrift fiir Krystallographie und Mineralogie.

*Zeitschrift für Ethnologie.

*Zeitschrift für practische Geologie.

*Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie.

Zoological Record of the Zoological Society.

Zoologische Annalen.

*Zoologische Jahrbücher.

*Zoologischer Jahresbericht.

*Zoologischer Anzeiger.

*Zoologisches Zentralblatt.

Die Anschaffungen und Geschenke des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts, des Physikalischen, Aerztlichen und Geo- graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliothek einverleibt und kénnen demnach von unsern Mitgliedern benutzt werden. Von den Zeitschriften, welche, neben den schon angeführten, der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt:

Von seiten des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts:

*Beiträge zur pathologischen Anatomie. *Botanische Zeitung.

*Botanisches Centralblatt.

*Centralblatt für allgemeine Pathologie. Correspondenzblatt für Zahnärzte. Ergebnisse der allgemeinen Pathologie. *Flora.

*Fortschritte der Medicin.

*Jabrbiicher für wissenschaftliche Botanik. *Revue générale de Botanique. Wochenschrift, zahnärztliche.

173%

Von seiten des Physikalischen Vereins: Apotheker-Zeitung. Astronomisches Jahrbuch. Berlin. Astronomische Nachrichten. Altona. “Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin. *Chemisches Centralblatt. Leipzig. *Comptes rendus hebdomadaires. Paris. *Dinglers Polytechnisches Journal. Stuttgart. *Elektrotechnische Rundschau. Frankfurt a. M. *Elektrotechnische Zeitschrift. Berlin. *Fortschritte der Elektrotechnik. *Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. Gießen. Jahresbericht über die Fortschritte der Physik. *Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie. Leipzig. *Journal für praktische Chemie. Leipzig. Journal of the institution of electrical engineers *Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig. The philosophical magazine. *Meteorologische Zeitschrift. Wien. Physikalische Zeitschrift. *Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. Das We:ter. *Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden. *Zeitschrift für Electrochemie. *Zeitschrift für physikalische Chemie. Leipzig. *Zeitschrift für Instrumentenkunde. . Berlin. *Zeitschrift für physikalischen und chemischen Unterricht. Berlin.

Von seiten des Ärztlichen Vereins:

Charité-Annalen. Berlin.

*Annales d’Oculistique.

Annales d’Hygiéne.

Annales des maladies de l’oreille et de larynx. *Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamts. Archiv ftir Hygiene.

*Archiv ftir Verdauungskrankheiten. Deutsches Archiv für klinische Medicin. *Archiv für Ohrenheilkunde.

*Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. *Archiv für Psychiatrie.

*Archiv für Ophthalmologie.

Archiv für Dermatologie und Syphilis.

Archiv für Kinderheilkunde.

*Archiv für Augenheilkunde.

Archiv für Gynäkologie.

Archiv für klinische Chirurgie.

174°

Archiv für pathologische Anatomie.

Archiv fiir Schiffs- und Tropenhygiene.

Archives de Laryngologie.

Archives of Laryngology.

*Archives Italiennes de Biologie.

Archivii Italiani di Laringologia.

Archivio Italiano di Otologia.

*Beitrige zur klinischen Chirurgie.

Berliner Aerzte-Oorrespondenz.

Bulletin de l’Académie royale de Médecine de Belgique. Bulletins et Mémoires de la Société francaise de Laryngologie. Bulletins et Mémoires de la Société francaise d’Otologie. Centralblatt fiir Bacteriologie und Parasitenkunde. Centralblatt fir Chirurgie.

Centralblatt fiir Gynikologie.

Centralblatt fiir innere Medicin.

*Centralblatt fiir praktische Augenheilkunde.

*Centralblatt fiir Harnkrankheiten.

*Centralblatt fiir Physiologie.

Centralblatt für allgemeine Gesundheitspficge. *Neurologisches Centralblatt.

Correspondenzblatt der Schweizer Aerzte. Correspondenzblatt fiir die Aerzte der Provinz Hessen-Nassau. *Fortschritte auf dem Gebiet der Réntgenstrahlen.

*Index medicus.

Jahrbuch für Kinderheilkunde.

*Schinidt's Jahrbücher der Medicin.

Jahrbücher der Hamburgischen Staatskrankenanstalten. *Jahrcsbericht über die Leistungen der Medicin. Jahresbericht der Ophthalmologie.

Jahresbericht iiber die Fortschritte der Gynäkologie. Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre der pathogenen Microorganismen. *British Medical Journal.

Journal of Laryngology and Rhinology.

The Lancet.

Medizinische Klinik.

Mémoires couronnés de l’Acad&mie royale de Médecine de Belgique. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie. Monatsblatt für öffentliche Gesundheitspflege.

Monatsblätter für Augenheilkunde.

Monatshefte für praktische Dermatologie.

Monatsschrift für Ohrenheilkunde.

Monatsschrift für öffentliche Gesundheitspflege.

Therapeutische Monatshefte.

Guy’s Hospital Reports.

Deutsche Praxis.

*Praktische Arzt, der.

1%*

Reichsmedizinalkalender.

Revue mensuelle de Laryngologie.

Hygienische Rundschau.

Sachverständigen-Zeitung.

Sammlung klinischer Vorträge.

*Semaine médicale

Obstetrical Transactions.

Medico-chirurgical Transactions.

Moleschotts Untersuchungen zur Naturlehre. Aerztliches Vereinsblatt.

Vierteljahrschrift fiir Gesundheitspflege. Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin. Verhandlungen der Berliner medicinischen Gesellschaft. . *Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts. Berliner klinische Wochenschrift.

Wiener klinische Wochenschrift.

Wiener medicinische Wochenschrift.

Deutsche medicinische Wochenschrift.

Münchener medicinische Wochenschrift.

*Zeitschrift für Biologie.

Zeitschrift für Chirurgie.

Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. Zeitschrift für klinische Medicin.

*Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane.

Von Seiten des Vereins für Geographie und Statistik.

Abhandlungen der k. k. Geographischen Gesellschaft Wien. Annalen der Hydrographie.

Archiv für Siebenbürgische Landeskunde. Astronomisch-geodätische Arbeiten.

Beiträge zur Sprach-, Land- und Völkerkunde von Niederländisch-Indien. Bericht der Kais. Russ. geographischen Gesellschaft Petersburg. Deutsche geographische Blätter (Bremen).

Bollettino della Societä geografica Italiana.

Bollettino della Societä Africana d’Italia.

Boletin de la Sociedad geografica de Madrid.

Boletin del Instituto geografico Argentino.

Boletin del Instituto geologico de Mexico.

Boletin de la Sociedad geografica de Lima.

Boletim da Sociedade de Geographia de Lisboa.

Bulletin de la Société géographique de Paris.

Bulletin de la Société du Nord de la France, Douai.

Bulletin de la Société de Géographie de Marseille.

Bulletin de la Société de Géographie de l’Est, Nancy.

Bulletin de la Société de Géographie commerciale de Bordeaux. Bulletin de la Société Hongroise de géographie Budapest.

176*

Bulletin de la Société Languedocienne de Géographie, Montpellier. Bulletin de la Société géographique d’Anvers.

Bulletin de la société Neuchateloise de géographie.

Bulletin de la Société Normande de Géographie, Rouen. Bulletin de la Société de Géographie commerciale, Havre. Bulletin der Ruınänischen geographischen Gesellschaft. Bulletin du comité de l’Afrique francaise.

Bulletin of the geographical society of California.

Bulletin of the geographical society of Philadelphia Bulletin of the geological institution Upsala.

Fennia. Bulletin de la société de géographie de Finlande. Le Globe.

Jahrbuch des Ungarischen Karpathenvereins.

Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpathenvereins. Jahresbericht der geographisch-ethnographischen Gesellschaft Zürich. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Bern. Jabresbericht der geographischen Gesellschaft Greifswald. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft München. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Dresden. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Metz. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Stettin. Jahresbericht des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde. Journal of the American Geographical Society, New-York. Journal of the Geographical Society, Manchester.

Journal of geographical society of London.

Kundmachungen für Seefahrer.

Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens.

Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft Lübeck. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Jena. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien Mitteilungen des Vereins für Erdkunde Halle.

Mitteilungen des K. K. Militär-Geographischen Instituts Wien. Mitteilungen von Forschungsreisenden.

Nachrichten für Seefahrer.

National Geographic magazine.

*Petermanns Mitteilungen.

Pubblicazioni della Specola Vaticana.

Queensland geographical journal.

Revue de la Société géographique de Tours.

Svenska Turist Föreningens arsskrift.

Tijdschrift van het konigl. Nederlandsch Aardrijskundig Genootschap. Verhandlungen der Gesellschaft fiir Erdkunde zu Berlin. Verhandlungen des deutschen Geographentags.

Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.

17"

der Askenaly-Btiftung für Botanik. § 1.

Mie Brüder des am 24. Augult 1903 zu Sölden verfiorbenen Profellors der Bofanik an der Hniverlität in Beidelberg Dr. phil. Gugen Askenaly und zwar

Ritfergutsbefiker I. Rakenaly aufPansdorf beiliegnik und

Ingenieur A. Mahkenafy in Frankfurt am Main übermeilen hiermif der Senchenbergi{djen Bafurforfchenden ®efell[chaft in Frankfurt am Main:

Behn Caufend Mark

als Stiftung zur dauernden Erinnerung an den Berfiorbenen.

§ 2, Die Stiftung Joll den Damen führen:

Pskenafy- Stiftung für Botanik.

§ 3.

Das Geld wird zinstragend angelegt.

Die zweijährigen Binfen der Stiftung follen jeweils als Beitrag zu einer Studienreife gewährt werden, welche zu willenfchaftlichen, insbefondere zu bofanifchen FHorfchungen unternommen wird.

Aud können ‘die Binfen für die Bearbeitung oder die Prucklegung einer willenfchaftlihen Arbeit aus dem Gefamtgebiete der Botanik verwendet werden.

73*

Pie Bumeifung [ol in erfter Linie eine materielle Beihilfe gewähren, und nicht lediglich die Bedeufung einer Muszeichnung haben; die bei der Sfudienreife gemadfen Sammlungen follen dem Frankfurter botanifchen YInflituf überwiefen werden.

In befonderen Fällen Jol eine Teilung der mweijährigen Binfen jedoch in nicht mehr als zwei Teile, Jowie aud; die Bu- fammenlegung der Binserfrägniffe, jedody von nicht mehr als vier Jahren zuläffig fein.

§ 4,

Der Wortlaut diefes Stiffungsbriefes [oll dem Stipendiaten

jedesmal zur Kenntnis gebradjt werden.

§ 5,

Die Perwaltung der Sfiffung und die jedes zweite Tah

am 5. Mai, als den Geburtstage des Profelfors Dr. &. Mahenaly,

Haftfindende Berteilung des Stipendiums gefchieht durch die

Senickenbergild;e Baturforfchende Gefellfihaft in Frankfurt a. M.

auf Grund von BPorfihlägen einer dreigliedrigen Rommiffion, die von der Berwallung der Befellfihaft erwählt wird.

Pollzogen den 31. Dezember 1904.

(g9%3.) J. Askenasy (g923.) A. Askenasy Rittergut Pansdorf bei Liegnik. Frankfurt am Main.

If. Teil

Wissenschaftliche Mitteilungen.

CO ooo

Die Medaillen-Sammlung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. II. Teil. Von D. F. Heynemann.*)

Seit ihrer Gründung hat es die Senckenbergische Natur- forschende Gesellschaft als eine Ehrenpflicht empfunden, das Andenken an hochverdiente Männer und Frauen, die zu ihr in naher Beziehung gestanden haben, wachzuhalten und immer wieder aufs neue zu be- leben. Aus den ersten Jahren ihres Bestehens stammt das „Goldene Buch“, in dem die Namen hochherziger Gönner verzeichnet sind, die der Gesellschaft zum Ankauf wertvoller Sammlungen oder zu anderweitiger Förderung ihrer Bestrebungen Geldgeschenke überwiesen haben. Zweimal im Jahre, bei der Generalversammlung und bei der Jahresfeier, wird dieses „Gol- dene Buch“ öffentlich aufgelegt; es enthält die Namen zahlreicher Frankfurter Familien, die der Senckenbergischen Gesellschaft seit mehreren Generationen ununterbrochen als Mit- glied angehören. Dem gleichen pietätvollen Zweck dient die Einrichtung der „Ewigen Mitgliedschaft“, die von unseren Vorfahren im Jahre 1827 getroffen worden ist. Die Namen sämtlicher ewiger Mitglieder zurzeit 94 an der Zahl

*) Vorstehende Arbeit unseres verewigten Mitgliedes war von ihm bei seinem Tode hinterlassen als nahezu druckreifes Manuskript. Nach Einfügung einiger fehlenden Angaben gelangt sie unverändert zum Abdruck.

Die Redaktionskommission.

1?

—~4—

sind im Museumsgebäude auf Marmortafeln eingemeißelt und im Mitgliederverzeichnis des alljährlich erscheinenden „Berichtes“ an erster Stelle aufgeführt.

Aber nicht nur die Namen verdienter Mitglieder und Gönner der Gesellschaft gilt es, in unserer schnellebigen und rasch vergessenden Zeit in dankbarer Gesinnung der Nachwelt zu überliefern. Von wesentlich höherem Werte für die lebende Generation sind bildliche Darstellungen, die uns die trauten Züge heimgegangener Freunde vor Augen führen und auch kommenden Geschlechtern wertvoller sein mögen wie die bloße Überlieferung der Namen. Darum hat die Gesellschaft von altersher von ihren verdienten Mitgliedern Bilder aller Art gesammelt, die teils in unserem Sitzungszimmer, teils in den Arbeitsräumen der einzelnen Sektionäre und Beamten auf- gehängt sind, und hat Büsten derselben zum Teil in Marmor ausgeführt im Vogelsaale und in den anderen Räumen des Museums aufgestellt.

Seit alter Zeit befanden sich im Besitze der Gesellschaft auch einzelne Medaillen, zu Ehren von Personen geprägt, die zu ihr in näherer Beziehung gestanden haben. Am 10. Ok- tober 1896 wurde beschlossen, diese kleine Sammlung nach Möglichkeit zu vervollständigen, und im „Bericht“ 1900 habe ich eine kurze Beschreibung unserer damals erst im Entstehen be- griffenen Medaillensammlung gegeben. Seit jener Zeit hat dieser Zweig unsererSammlungen durch hochherzige Schenkungen und durch Ankauf zahlreicher Denkmünzen einen solchen Zu- wachs erhalten, daß er heute schon als nahezu vollständig be- zeichnet werden darf. Nur noch wenige Stücke fehlen uns; denn die Zahl unserer beitragenden, ewigen, korrespon- dierenden und Ehren-Mitglieder, zu deren Andenken Medaillen geprägt worden sind, ist natürlich eine kleine. Diese schöne, in ihrer Art einzige Sammlung beabsichtigen wir durch eine zweckmäßige Aufstellung in unserem Neubau allen Be- suchern des Museums zugängig zu machen. Ihre Entstehung entspricht eigentlich einigermaßen dem uns von Rüppell über- kommenen Beispiele. Rüppell war auch auf dem Gebiete der Numismatik ein bedeutender Kenner und Sammler; vom Jüng- lingsalter an bis zum Abend seines Lebens brachte er reiche Sammlungen an Münzen und Medaillen, antiken und modernen,

5

auch Kunstgegenständen und Altertümern aller Art zusammen, die sämtlich in den Besitz der Stadtbibliothek übergingen. Bei Gelegenheit des Nachrufs (Bericht für 1885) schrieb Dr. Heinrich Schmidt: „Seit 1835 war er der Vorstand der städtischen Münzsammlung und hat ihr nach und nach gegen 10,000 ver- schiedene Münzen und Medaillen zugeeignet. Insbesondere be- strebte er sich, eine Reihenfolge der zum Andenken an Naturforscher und Ärzte angefertigten Numismatica zu- sammenzubringen u. Ss. w. u. s. w.“

Also Rüppells Sammeleifer und dem im: Bericht 1900 beschriebenen glücklichen Zufall haben wir es zu verdanken, daß unsere eigene Sammlung ähnlicher Art zu Ehren unserer Mit- glieder einen so unerhofiten Zuwachs nehmen konnte. Und mit der nachfolgenden Beschreibung des Zuwachses seit meiner ersten Veröffentlichung bezwecken wir zugleich, weitere Kreise wiederholt auf die numismatischen Bestre- bungen unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. Es liegt in der Natur der Sache, daß die meisten Medaillen, innerhalb der uns selbst gesteckten Grenzen, zu Ehren von Korre- spondierenden Mitgliedern geprägt worden sind es sind die ersten Gelehrten aller Kulturstaaten der Erde; von unseren übrigen Mitgliedern, deren Zahl sich seit Gründung unserer Ge- sellschaft auf mehrere Tausend belaufen mag, ist diese hohe Auszeichnung kaum mehr wie einem Dutzend zu teil geworden. Deshalb seien zunächst die Namen unserer Korrespondie- renden Mitglieder aufgeführt, die, soweit mir bekannt, in Frage kommen. Das Verzeichnis derselben möge es hochherzigen Gönnern unserer Gesellschaft erleichtern, zu entscheiden, ob etwa Medaillen in ihrem Besitze sind, durch deren Zuweisung unsere Sammlung der Vollständigkeit noch näher gebracht werden könnte!

Ich führe die Namen unserer Korrespondierenden Mitglieder, die zum größeren Teil längst nicht mehr unter den Lebenden weilen, in der chronologischen Reihenfolge ihrer Ernennung auf, indem ich Titulaturen und die manchmal wechselnden Wohnorte

weglasse. Vorgeschlagen und ernannt wurden: 1820 am 9. Februar: Leopold von Buch.

» » 12. April und 14, Juni: Friedrich Tiedemann. » , 10.Mai , 14. Juni: Friedrich Wohler. _

1820

» 1821

1

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1823 1825

1827 1828 1831 1832 1836

2 1837 1847 1849 1861 1873 1874 1875 1883 1887 1891

1892

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14. 13. 20. 12,

10.

7.

13. 10, . Mai:

8

23,

11. 8. 6.

14.

22. 15. 14. 20. 23.

17

16. 24. . April:

10, 10.

9. 9,

6

Juni , 13. Juli: Juli and 11. Oktober: Jani , 11. Juli: September :

Oktober :

Novbr. u. 12. Dezbr.: März:

April:

Oktober:

Dezember: Oktober: Oktober:

Dezember:

n August: Oktober: September: Juni: Januar :

. Dezember : 7.

April:

Oktbr. u. 23. Oktbr.: Februar u. 12. März:

. April und 26. April: . Juni:

. Juli und 27. August: . März:

März:

März:

Mai: Mai:

Joh. Wolfgang von Goethe.

Karl Ritter.

Joh. Wilhelm von Wiebel.

Mehemed Ali, Pascha von Ägypten (zum auswärtigen Ehrenmitglied).

Karl Friedrich von Kielmeyer.

Lorenz Oken.

Kaspar Graf von Sternberg.

Karl Friedrich Philipp von Martius.

Johann Friedrich Blumenbach.

Gustav von Paykull.

Karl Peter Thunberg.

Gerhard Vrolick.

Franz Andreas Bonelli.

Karl Gustav Carus.

Kaspar Georg Karl Reinwardt.

Justus Freiherr von Liebig.

Georg Freiherr von Wedekind.

Dominik Franz Arago.

Alexander von Humboldt.

Christian Heinrich Pfaff.

Karl Ernst von Baer.

Anders Adolf Retzius.

Louis Jean Rudolphe Agassiz.

Karl Ludwig von Littrow.

Karl Adolph Agardh.

Christian (Gottfried Ehrenberg (bei der ersten Soemmerring-Preis-Verteilung).

Rudolf Virchow.

Wilhelm Haidinger.

Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholts (bei der 7. Soeemmerring-Preis-Verteilung).

Charles Robert Darwin.

Muzio Ritter von Tommasini.

Alexander Fischer Ritter von Waldheim.

Robert Koch (bei der 3. Tiedemann - Preis- Verteilung).

Paul Ehrlich (bei der 4. Tiedemann -Preis- Verteilung).

Emil Fischer (bei der 5. Tiedemann - Preis- Verteilung).

Thomas Henry Huxley.

Fridtjof Nansen.

Von allen, mit einziger Ausnahme der auf Darwin und Fischer von Waldheim geprägten, besitzen wir jetzt Medaillen, es gibt aber auf Agardh, Blumenthal, Gioeni, Goethe, Haidinger, Hum-

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boldt, Liebig, Martius, Mehemed Ali, Oken, Sternberg, Thunberg und Virchow noch mehrere, die meistens in Rüppells Sammlung enthalten waren, jedoch wegen beschränkter Mittel nicht er- worben werden konnten.

Beschreibung der seit [900 erhaltenen Medaillen.

Zwei Agardh-Medaillen.

1. Vorderseite. Kopf 1.*) Umschrift: „C. A. AGARDH

BOT. PROF. LUND. D. EPISC. CAROLST.“ Unter dem Hals- abschnitt: N. 1785. OB. 1859. Auf dem Halsabschnitt: „L. A.“

Rückseite. Eine aus dem Meere auftauchende nackte, weibliche Figur mit Algen in den Händen. Umschrift: „MIRAS DISPONIT FUNDI SEGETES“, und unterhalb der Meeres- wogen: „SOCIO ALGOLOGO CELEBERRIMO | R. ACAD. SCIENT. SVEC. | MDCCCLXVI.*

2. Vorderseite. Kopf r.*) Umschrift: „CARL ADOLF AGARDH VETENSKAPSMAN SKRIFTSTALLARE MED- BORGARE.* Unter dem Halsabschnitt: LEA AHLBORN.*

Riickseite. In einem Eichenlaub- und Lorbeerkranz: „VID | HALFSEKELS | FESTEN | D. 24. APRIL | 1878.“ Umschrift: SKÄNSKA BRANDFÖRSÄKRINGS INRÄTTNIN- GEN ÄT SIN UPPHOFSMANN“.

Beide Medaillen Bronze 1,31 mm, 2,43 mm; angekauft.

Karl Adolf Agardh, geb. 23. Januar 1785 zu Bastad in der schwedischen Landschaft Schonen, studierte in Lund, hielt seit 1807 daselbst Vorlesungen anfänglich über Mathematik, wandte sich aber später der Botanik zu und wurde 1812 Pro- fessor der Botanik in Lund. Als ausgezeichneter Algen- kenner hat er eine Reihe hervorragender Werke über das System dieser Kryptogamenklasse geschrieben. Ohne seine botanischen Studien aufzugeben, wurde er später Geistlicher, zunächst 1816 Pfarrer zu Lund, dann 1834 Bischof zu Karl- stadt, wo er am 28. Januar 1859 starb. Im Jahre 1836 wurde er gleichzeitig mit seinem Sohne Jakob Georg Agardh, ebenfalls einem hervorragenden Algenkenner, der von 1854 bis 1879 die

*) 1. bedeutet von der linken, r. bedeutet von der rechten Seite.

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Professur der Botanik zu Lund bekleidete, zum korrespondieren- den Mitgliede ernannt. Jakob Georg Agardh, geb. 8. De- zember 1813, gest. 17. Januar 1901 zu Lund, beschrieb 1837 im 2. Bande unserer Abhandlungen (Museum Senckenbergianum) die Algen, die Rüppell 1827 auf seiner Forschungsreise nach dem Roten Meere gesammelt hatte (Bericht 1901, pag. 71).

Karl Adolf Agardh war auch auf anderen Gebieten hervorragend; er gründete u. a. am 24. April 1828 die Feuer- versicherungsanstalt zu Schonen, bei deren fünfzigjährigem Jubiläum die Medaille Nr. 2 geprägt wurde. Medaille Nr. 1 wurde 1866 dem Andenken Agardhs gewidmet, 50 Jahre nach seinem Abgang als Universitätsprofessor und nach Antritt seines geistlichen Amtes.

Frau Lea Ahlborn lebte in Stockholm in ihrer Eigen- schaft als Medailleurin und Stempelschneiderin der dortigen Münze. Seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sind nicht allein alle in Stockholm geprägten Münzen, sondern auch zahlreiche Medaillen auf berühmte Personen aus ihrer kunst- fertigen Hand hervorgegangen.

Agassiz- Medaille.

Vorderseite. Brustbild 1, Umschrift: „LS. AGASSIZ 1807— 1872.“ Unter dem Brustabschnitt: „F. LANDRY, | NEU- CHATEL— SUISSE —*

Rückseite. Im Lorbeerkranz: „VIRO|INGENIO, LABORE, | SCIENTIA | PRAESTANTISSIMO. *

Bronze, 92 mm. |

Auktionspreis M. 33, der von Rüppell seinerzeit dafür ge- zahlte Preis war Frcs. 40.

Rüppells Urteil über diese Medaille*) lautet nicht sehr günstig. „Die nachzubeschreibende Bronzemedaille ist meines Erachtens die schwerste, teuerste und wegen verschiedener Irrungen keineswegs befriedigende Bronzemedaille, die zur Er- innerung an Schweizer Naturforscher geprägt wurde.“ In Fuß- noten rügt Rüppell alsdann die Schreibweise: „Neuchatel“ statt

*) „Numismatische Zeitschrift der Numismatischen Gesellschaft in Wien. 1876. p. 54 des Sonderabdrucks: „Beitrag zur Kenntnis u. s. w.*

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» Neufchatel*, worin er irrt, und die Angabe „1872“ als Sterbe- jahr statt „1873°, wie es allerdings heißen mußte.

Ludwig Johann Rodolf Agassiz, geb. 28. Mai 1807 zu Mottier, Kanton Freiburg, gest. 14. Dezember 1873 zu New-Cambridge bei Boston in Nordamerika, war korrespondie- rendes Mitglied seit 1832, ernannt zur Zeit als er in München an Stelle des verstorbenen Spix, des Reisebegleiters von Mar- tius (cf. diesen Bericht p. 23), die Fische für dessen Reisewerk bearbeitete.

In unserem „Bericht* für 1873/74 ist Agassiz, dieser große Naturforscher, in seinen Beziehungen zu unserer Gesellschaft eingehender gewürdigt.

Es ist nicht bekannt, wann und aus welchem Anlaß die Medaille entstanden ist; selbst über den Medailleur F. Landry kann ich heute keine biographische Notiz beibringen, wahr- scheinlich ist er ein Nachkomme der Landry, welche sich schon in früheren Jahrhunderten als Schweizer Künstler berühmt ge- macht haben.

Arago-Medaille.

Vorderseite. Kopf r., Umschrift: , FRANCOIS ARAGO*. Unten: „A. Bovy“. Rückseite. Im Lorbeerkranz: „A | ARAGO | LES AUDITEURS ; DE SON COURS , D’ASTRONOMIE | 1843°.

Bronze, 56 mm.

Dominique Francois Arago, einer der hervorragend- sten Physiker und Mathematiker seiner Zeit, war am 26. Februar 1786 in Estagel bei Perpignan geboren. Im Jahre 1805 als Sekretär des Bureau des longitudes zu Paris mit der Grad- messung auf der Insel Formentera beschäftigt, wurde er bei Beginn des spanischen Aufstandes verhaftet und auf der Zita- delle von Belver bei Palma gefangen gehalten. Auf der Flucht geriet er in die Hände der Barbaresken und erhielt erst 1809 seine Freiheit wieder. Bald nachher wurde Arago Professor an der polytechnischen Schule zu Paris und Mitglied der Aca- demie des sciences und veröffentlichte nun in einer Reihe von Jahren die Resultate seiner wertvollen Beobachtungen, die ihm Ehrungen von seiten vieler gelehrten Gesellschaften eintrugen. Seit 1831 Mitglied der Deputiertenkammer, gehörte er zur Op- position und erwies sich als ausgezeichneter, von den Macht-

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habern gefürchteter Redner. Die Februarrevolution von 1848 rief ihn als Mitglied in die provisorische Regierung, in welcher er das Ministerim des Innern, kurz darauf auch das des Kriegs übernahm. Als die Regierung ihre Gewalt niederlegte, ernannte ihn die Versammlung zum Mitglied der Exekutivkommission, in welcher Stellung er seinen Mut während des Juniaufstandes von 1848 auf glänzende Weise bewährte. Nach dieser Katastrophe war Arago in der Nationalversammlung als Mitglied des Kriegs- komitees tätig. Nach dem Staatsstreich vom 2, Dezember 1851 behielt er seine Stelle als Direktor der Sternwarte, die er seit 1830 bekleidete, weil ihm die Regierung den Amtseid erließ.

Arago starb am 3. Oktober 1853 zu Paris; er war 1825 in Gemeinschaft mit einer Anzahl anderer französischen For- scher und mit Alexander von Humboldt, der um diese Zeit in Paris lebte, zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden. |

Antoine Bovy in Genf, dessen Name auf vielen Me- daillen seiner Zeit erscheint, gehörte za den besten Stempel- schneidern seines Landes; er fertigte u. a. außer der auf Seite 19 beschriebenen Humboldt-Medaille auch eine Medaille mit dem Porträt Goethes.

Carl Ernst von Baer-Medaille.

Vorderseite. Kopf l., Umschrift: ORSUS AB OVO HO- MINEM HOMINI OSTENDIT.“ Unten: „Uysmacose P.“

Rückseite. „IN MEMORIAM DIEI | QUO | ABHINC QUINQUAGINTA ANNOS | DIE XX1X MENSIS AUGUSTI A; MDCCCXIV | CAROLUS ERNESTUS A BAER | AB UNI- VERSITATE DORPATENSI | MEDICINAE DOCTOR | RE- NUNCIATUS EST‘

Bronze, 70 mm. Auktionspreis M. 23.

Karl Ernst von Baer, geb. 17/29. Februar 1792 in Esthland, gest. 29. November 1876 in Dorpat. Uber sein Leben und seine Bedeutung für die Naturwissenschaft s. ausführliche Nachricht „Bericht“ 1876/77, p.6. (Mitteilung von seinem Tode von Dr. Finger am Jahresfeste 1877) und p. 47 u. ff. (Vortrag zu seinem Andenken von Professor Lucae in der wissenschaft- lichen Sitzung am 27. Januar 1877.)

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Unsere Medaille ist geprägt, als K.E.von Baer am 29. August 1864 sein fünfzigjähriges Doktorjubiläum feierte. Er promovierte in Dorpat; als er 1828 von uns zum korre- spondierenden Mitgliede ernannt wurde, war er Professor der Zootomie in Königsberg. 1829 folgte er einem Rufe nach St. Petersburg als Mitglied der Kaiserl. Akademie, kehrte aber schon 1830 nach Königsberg zurück, um 1834 einem abermaligen Rufe nach St. Petersburg zu folgen. Sein Jubiläum feierte er in St. Petersburg als Ehrenmitglied der Akademie.

Auf Aufforderung eines Komitees in Dorpat zur Erstellung einer Baer-Statue ist eine Privatsammlung unter unseren Mitgliedern veranstaltet worden.

Tschukmasow, der Verfertiger der Medaille, war ein Medailleur von Ruf in St. Petersburg.

Jubiläumsmedaille der Batavischen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft.

Vorderseite. In einem Kranze von Lotospflanzen mit Blüten und Früchten: „SOCIETAS - | ART : SCIENT - BAT - |IN- MEMORIAM : |I -SAEC - FEL - | CLAUSI - |(Ornament). Um- schritt: , ++ + A.D. VIII.K. MAI. + + +, unten MDCCLXXVIII MDCCCLXXVIII.“ Unter dem Kranz: „CH. WIENER. BRUXELLES.‘

Riickseite. Eine Kokospalme in einer Berglandschaft. Am Stamm hängt ein Wappenschild mit einem durch ein Kränz- chen gesteckten Schwert auf Purpur. Umschrift oben herum das nämliche Schwert am Anfang und Ende: „TEN NUTTE VAN ’T GEMEEN“, unten herum: „BATAVIA’S GENOOT- SCHAP.“

Bronze, 60 mm.

Diese Medaille, die uns von der Batav. Gesellschaft fürKunstund Wissenschaft im Jahre 1879 verehrt worden war, ist laut Protokoll vom 2. Mai 1879 durch die Vermittlung Rüppells der hiesigen Stadtbibliothek überwiesen und uns von derselben im vergangenen Jahre zurückgegeben worden.

Der ausführende Künstler, Chr. Wiener in Brüssel, gehört zu der bekannten belgischen Medailleur-Familie der Wiener.

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Blumenbach-Medaille.

Vorderseite. Brustbild 1., Umschrift: „I. FR. BLUMEN- BACH NATO GOTHAE D. 11. MAII 1752 DOCT. CREATO GOTTINGAE D. 19. SEPT. 1775 &.* Ä

Rückseite. Drei Schädel, unten: „G. LOOS DIR. H. GUBE FEC.“ Umschrift: „NATURAE INTERPRETI OSSA LOQUI JUBENTI PHYSIOSOPHILI GERMANICI D. 19 SEPT. 1825 &“

Bronze, 50 mm. Auktionspreis M. 3.50.

Silber, 50 mm. Ankaufspreis M. 22.—.

Johann Friedrich Blumenbach, geb. den 11. Mai 1752 in Gotha, gest. daselbst am 22. Januar 1840, wurde am 8. Mai 1822 zum korrespondierenden Mitgliede ernannt, zugleich mit Paykullund Thunberg in Upsala (siehe diesen „Bericht“ p. 26 und p. 31), als er schon fast 50 Jahre als Professor der Medizin in Göttingen doziert hatte. Noch ein weiteres Dezennium hat er seine von Zuhörern aller Nationen besuchten Vorlesungen fortgesetzt, bis ihn 1835 sein hohes Alter zurück- zutreten nötigte. Blumenbach erhob die Zoologie in Deutsch- land zuerst zu einer wissenschaftlichen Bedeutung, indem er sie noch vor Cuvier in unmittelbare Verbindung mit der ver- gleichenden Anatomie brachte und dadurch klare Anschauungen und feste Begriffe vom Wesen und von der Verwandtschaft der Tiere vermittelte. Die Medaille entstand bei Blumen- bachs fünfzigjährigem Doktorjubiläum 1825, und die drei Schädel auf der Rückseite nehmen bezug auf seine Schriften über die Arteinheit und die Abstammung des Menschengeschlechts, welches Studium wiederum dazu geführt hatte, daß er eine wahrhaft großartige Sammlung von Menschenschädeln anlegte.

Die Medaille ist gefertigt in der Berliner Medaillen-Münze von G. Loos und die Stempel sind geschnitten von Heinrich Gube, geb. in Breslau; studierte in Wien, wurde 1829 zum Mitgliede der Kunstakademie in Berlin ernannt, kam 1830 nach Petersburg als erster Medaillist der Münze daselbst und starb auch dort 1848, nachdem er viele Medaillen auf fürstliche und gelehrte Personen geschaffen.

Bonelli-Münze.

Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „FRANCVS ANDR BONELLI“, auf dem Halsabschnitt: „L. Galeazzi f.*

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Rückseite. Im Lorbeerkranz: ,ZOOPHYLACIVM | TAV- RINENSE | SVA AETATE | VIX INCHOATVM | MIRE AVXIT| DOCTISSIME DIGESSIT : SCRIPTIS| ILLVSTRAVIT*.

Bronze, 44 mm.

In unsern Sitzungsprotokollen fehlt eine Angabe, wann Francesco Andrae Bonelli zum korrespondierenden Mit- gliede ernannt worden ist, aber es wird am 12. Februar 1823 bekannt gemacht, daß er sich mit Brief im November 1822, für seine Aufnahme und Zusendung des Diploms bedankt habe. Die Ernennung geschah also vermutlich am 23. Oktober 1822 mit einer bemerklichen Anzahl anderer auswärtiger Gelehrter. Überdies befindet sich in der Bibliothek unseres Mitgliedes Prof. Dr. L. von Heyden, aus dem Besitz seines Vaters, mit dem Bonelli wohl auf entomologischem Gebiet in Verkehr gestanden hat, der sehr seltene Sonderabdruck des Nekrologs, verfaßt von Prof. J. Gene, und publiziert in Mem. Acad. Torino XXXVII; und in diesem ist die Mitgliedschaft erwähnt „alla Societä dei Naturalisti de Francoforte sul Meno.“

Bonelli, geb. in Cuneo (Coni), Italien, 11. Nov. 1784, gest. 18. November 1830 in Turin, im Alter von 46 Jahren als Professore di Zoologia, Condirettore del Regio Museo di Storia Naturale, war als Entomolog, Ornitholog und Koncholog in weiten Kreisen rühmlichst bekannt.

Nach genanntem Nekrolog gehörte Bonelli auch „Alla Societa Wetteraviana di Edinburgo“ als Mitglied an. Darunter ist ohne Zweifel die Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde in Hanau gemeint, der älteren Schwester der Senckenbergischen Gesellschaft, welche beide zu damaliger Zeit häufig gemeinsam korrespondierende Mitglieder ernannten.

Der Medailleur Galeazzi lebte in den mittleren Jahren des vorigen Jahrhunderts gleichfalls in Turin.

Leopold von Buch - Medaille. Vorderseite. Kopf von vorn, Umschrift in doppelter Reihe: „LEOPOLD V. BUCH GEB 1774 GEST. 1853 | SEIN HERZ WAR SEINES GEISTES WURDIG.“ Unten: „E. WEBER F.“

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Rückseite. Unter Bäumen ein Steinblock, auf welchem die Inschrift: „DEM | ANDENKEN , AN | LEOPOLD V BUCH ı GEWEIHT | NACH DEM BESCHLUSE | AM 20 SEPT 1856 | IN DER XXXII. VERSAM | D. NATURF. U. AE. I WIEN | U MITW ZAHLR FREUNDE | D NATURW. IN DEUTSCHL | BELG FRK. ENGL. ITAL“

Bronze 50 mm. Auktionspreis M. 8.—.

Leopold von Buch, geb. 26. April 1774 auf Schloß Stolpe in der Ukermark, gest. 4. März 1853 in Berlin, zum kor- respondierenden Mitgliede ernannt in der Sitzung vom 9. Februar 1820 als „Kammerherr“ Leopold von Bach, ist somit der Zeit nach das älteste auswärtige Mitglied, zu dessen Andenken eine Medaille geprägt worden ist. Wie aus dem obigen Texte ersichtlich, wurde sie hergestellt nach dem Beschlusse der 32. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien 1856 unter Mitwirkung von Verehrern in den mitteleuropäischen Ländern. Leopold von Buch studierte gleichzeitig mit Alex- ander von Humboldt auf der Bergakademie zu Freiberg, und die Früchte seiner späteren geognostischen Untersuchungen, die mehrfach in Gemeinschaft mit seinem Mitschüler ausgeführt wurden, in Norddeutschland, den Alpen, Italien, Frankreich, Skandinavien, England und auf den Kanarischen Inseln, sind in zahlreichen Werken niedergelegt.

Carus-Medaille.

Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „CARL GUST. CARUS* und unten in der Mitte einer Randverzierung: „GEB. D. 3. IAN. 1789*. Unter dem Halsabschnitt: „F. ULBRICHT F. 1847“.

Rückseite. Allegorische Gruppe einer Psyche und zweier durch ihre Embleme als Tag und Nacht erkennbare Knäbchen.

Bronze, 46 mm.

Karl Gustav Carus, geb. 3. Januar 1789 zu Leipzig, studierte daselbst seit 1804 anfangs Chemie, dann aber Ana- tomie und habilitierte sich 1811 als Privatdozent, kam 1815 als Professor der Entbindungskunst nach Dresden, wo er am 28. (oder am 22. nach Rüppells Angabe []. c. p. 48]) Juli 1869 starb. Bei Erstattung des Jahresberichtes für 1870/71 durch Dr. Heinr. Schmidt wurde das Ableben des „Hofrats C. G. Carus, in

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weiten Kreisen bekannt durch seine Schriften auf dem Ge- biete der Naturwissenschaften, Philosophie und Ästhetik, seit 1822 unser korrespondierendes Mitglied“, kurz gemeldet. K. G. Carus wurde 1862 von der Kaiserlichen Leopoldinisch- Karolinischen Akademie der Naturforscher zum Präsidenten er- wählt. Er war mit Goethe eng befreundet; auch als Künstler hat er in der Landschaftsmalerei Ausgezeichnetes geleistet.

Der Anlaß zur Prägung der Medaille findet sich ohne Zweifel in seinen ,Lebenserinnerungen und Denkwiirdigkeiten (1865—66). Dieselben sind mir aber nicht zugängig.

Uber den Schipfer dieser vorziiglichen Medaille, den Me- dailleur F. Ulbricht, hoffe ich später einiges Nähere mitzu- teilen.

Ehrenberg-Medaille.

Vorderseite. Kopf r., unter dem Halsabschnitt: „E. WEI- GAND BERLIN“.

Rückseite. „CHRISTIANO GODOFREDO | EHRENBERG MEDICINAE | PER L ANNOS DOCTORI | NATURAE IN- VESTIGATORI | SAGACISSIMO | LATENTIUM INDAGATORI | ADMIRABILI |“ unter einer Linie: „DIE V MENS. NOV. | MDCCCLXVIII‘.

Bronze, 62 mm. Auktionspreis M. 17.50.

Bei Erstattung des Jahresberichtes 1877/78 meldete Dr. Petersen den Tod Ehrenbergs wie folgt:

„Ein besonders schmerzlicher Verlust ist derjenige von Christian Gottfried Ehrenberg, der zum erstenmale am 7. April 1837 den unserem ausgezeichneten Physiologen Samuel Thomas von Soemmerring zu bleibenden Ehren gestifteten, bei Männern deutscher Wissenschaft hoch- angesehenen Preis erhielt und von diesem Tage an auch der Gesellschaft angehörte. Ehrenberg ist der berühmte Be- gründer der mikroskopischen Untersuchungsmethode geworden u.8s. w. Er wurde 1795 zu Delitzsch geboren und bezog 1815 die Universität Leipzig. Seine in Gesellschaft der namhaftesten Gelehrten ausgeführten Reisen nach Nubien, Abessinien und Arabien, nach dem Ural und Altai lieferten reiche Sammlungen und Entdeckungen im Bereiche der Zoologie, Botanik und Geo-

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logie. Er starb am 27. Juni 1876 zu Berlin, wo er auch lebte, als ihm der Soemmerring-Preis zuerkannt wurde.“

Was die Geschichte dieser Zuerkennung betrifft, so ist noch zu berichten, daß die dafür am 22. Oktober 1836 gewählte, aus den Mitgliedern von Heyden, Cretzschmar, Soem- merring, Rüppell und Neeff bestehende Kommission sich am Tage der Beratung, am 11. März 1837, nicht einigen konnte und die Beschlußfassung auf den 7. April 1837 verschoben wurde, an welchem Tage Ehrenberg mit dem Preise gekrönt wurde, wie von mir „Bericht 1897 „Zur Geschichte der von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft gestifteten Me- daillen“ mitgeteilt worden ist. Rüppell berichtet über den: Hergang (I. c. p. 50) ausführlicher, wie er am Tage der ersten Beratung sich der Wahl eines anderen Gelehrten aufs entschie- denste widersetzt habe und dann der Beschluß erst nach seiner Ansicht wie beschrieben erfolgte, obgleich er mit Ehrenberg vorber einen polemischen Streit gehabt habe.

Wie aus dem Texte der Medaille hervorgeht und Rüp- pell (l. c.) mitteilt, ist sie auf Anregung zahlreicher Freunde und Verehrer auf gemeinschaftliche Kosten angefertigt und dem berühmten Gelehrten bei der Feier seines 50jährigen Doktor- jubiläums überreicht worden.

Der Künstler, welcher die Medaille schuf, E. Weigand, ist 1837 in Berlin geboren, wo er auch seine Kunststudien machte. Nach einem längeren Aufenthalt in London, wo er bei dem berühmten Medailleur Wyon arbeitete, wurde er 1866 zweiter und 1887 erster Medailleur an der Münze in Berlin.

Ehrlich-Plakette.

Vorderseite. Brustbild r., unterhalb: „ZUM . 14 . MERZ . 1904. . DIE.SCHULER .v.. MITARBEITER.* Das Porträt liegt auf einer ovalen Platte, auf welcher l.: „. PAUL . EHR- LICH.“ r.: „- GEB. 14. MARZ . 1854 -“ Der freigebliebene Untergrund trägt ein stilisiertes Muster.

Die Rückseite zeigt nur den Stempel des Künstlers: „J.KOWARZIK : FRANKFURT . %-“

Bronze, 56:81 mm. Geschenk des Komitees.

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‚Die Plakette entstand bei Gelegenheit der 50jährigen Geburtstagsfeier.

Paul Ehrlich, geb. zu Strehlen i in Schlesien am 14. März 1854, war nach absolvierten Studien in Breslau und Straßburg von 1878 bis 1885 als Assistent von Frerichs in Berlin tätig. 1889 Privatdozent, wurde er 1890 Assistent von Robert Koch an dem neu gegründeten Institut für Infektionskrankheiten. 1896 übernahm er die Leitung des Institutes für Serumforschung und Serumprüfung in Steglitz bei Berlin und siedelte nach Ver- jegung dieser Anstalt nach Frankfurt am Main 1899 hierher fiber. 1887 wurde Ehrlich unter die Zahl unserer korrespon- dierenden Mitglieder aufgenommen und mit seiner Übersiedelung trat er in die Reihe unserer arbeitenden Mitglieder über.

Emil Fischer-Plakette.

Vorderseite. Kopf r., darunter auf erhöhtem Rande: „EMIL FISCHER .* unter dem Halsabschnitt das Monogramm des Künst- lers AH (= Adolf Hildebrand).

Rückseite. DEM | MEISTER | ZVR FEIER SEINES DOCTOR | JVBILZEVMS | AM XIV JVLI. MD | CCCIC GEWID | MET VON DEN | DANKBAREN | SCHVELERN. Der Rand ist erhöht.

Silber, 76,55 mm.

Geschenk von Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. A. Laubenheimer in Höchst a. M.

Hermann Emil Fischer, geb. 9. Oktober 1852 zu Eus- kirchen, trat mit 17 Jahren in ein kaufmännisches Geschäft, wandte sich aber im Frühjahr 1871 dem Studium der Chemie zu und wurde Juli 1874 von der Straßburger Fakultät zum Dr. phil. promoviert. Anfangs Unterrichtsassistent im Straß- burger Laboratorium, folgte er 1875 seinem Lehrer Bäyer nach München, habilitierte sich daselbst 1878 als Privatdozent und wurde 1879 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1882 folgte er einem Rufe nach Erlangen, 1885 nach Würzburg, 1892 nach Berlin. An dem ihm damals versprochenen, aber erst später errichteten, endlich 1900 feierlich eingerichteten, neuen Ersten Chemischen Institut liegt er seinen erfolgreichen Untersuchungen ob. Er ist vieler gelehrten Gesellschaften des

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In- und Auslandes Mitglied. (Aus D. F. Heynemann, Die Emil-Fischer-Plakette, in Frankfurter Münz-Zeitung, 1902, p. 219.) |

Wie 1901 bei der Preisverteilung der Akademie der Wissen- schaften zu Paris die Lavoisier-Medaille für Verdienste um die Chemie dem Berliner Professor Emil Fischer für seine Ar- beiten und besonders für seine Untersuchungen über die Syn- these der Zucker zuerkannt wurde, so ist er dafür bereits 1891 von unserer Gesellschaft am 10. März mit der Tiedemann- Medaille gekrönt worden.

Unsere Plakette ist im August 1899 bei der Feier des 25jahrigen Doktorjubiläums von seinen Schülern und Freunden bei einem Bankett im Kaiserhof zu Berlin überreicht worden. Schöpfer derselben ist der rühmliohst bekannte Münchner Bild- hauer Adolf Hildebrand, und in meiner vorgenannten Ar- beit kann näheres über die Art der Herstellung nachgelesen werden.

Kaiserin Friedrich-Medaille.

Vorderseite. Brustbild I, Umschrift: „VICTORIA :—: Imp*: Reg*“ unten: „UHLMANN AD VIV. C. SCHULTZ FEC.‘ Rückseite. Die Wappen von Deutschland und England unter der deutschen Kaiserkrone. Unten: ,G. LOOS D. BERLIN.“ Silber, 56 mm.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich, Victoria, geb. Princess Royal von Großbritannien und Irland, Herzogin zu Sachsen, geb. 21. November 1840, hat vom 26. Ok- tober 1896 bis zu ihrem am 5. August 1901 erfolgten Tode der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft als beitragen- des Mitglied angehört und wiederholt (am 30. Mai 1897 und am 28. Mai 1899) unserer Jahresfeier beigewohnt.

Die von Ihrer Majestät am 7. Dezember 1900 zur Bereiche- rung unserer Sammlung gesckenkte wertvolle Porträt-Medaille ist vom Medailleur Otto Schultz, früher bei G. Loos, jetzt seit 1889 Zweiter Medailleur der Königlichen Münze zu Berlin, verfertigt. Der Bildhauer W. Uhlmann, der das Modell zu dieser Medaille, sowie auch zu einer anderen mit dem Porträt der verewigten Kaiserin Friedrich schuf, ist seit 28. März 1899 auch nicht mehr unter den Lebenden. Beide Modelle be-

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finden sich im Besitz Ihrer Königl. Hoheit der Frau Land - gräfin von Hessen.

Gioeni- Medaille.

Vorderseite. Kopf 1, Umschrift: ,JOSEPH JOENIUS CATINENSIS 1875,“ unter dem Halsabschnitt: ,G. A. Cat.“

Rückseite. Im Lorbeerkranz unter einer auf einem griechi- schen & sitzenden Eule: „SODALITAS JOENIA | IN LIO SUI FESTO.*

Bronze, 35 mm.

Als die Academia Gioenia di scienze naturali, im Catania, mit welcher wir im Schriftenaustausch stehen, 1875 ihr fünfzigjähriges Jubiläum feierte, ist ihr ein Glückwunsch abgestattet worden. Im Februar 1877 sandte sie uns das zu dieser Feier hergestellte Gedenkblatt nebst der beschriebenen Medaille, welche Rüppell zur Weitergabe an die städtische Sammlung eingehändigt wurde. Im vorigen Jahre ist uns diese Medaille von der Stadtbibliothek wieder übergeben worden.

G.A. Cat. (Catenacci) ist der italienische Medailleur, welcher noch eine andere Joenius-Medaille von 41 mm, mit der Ansicht des Vesuvs auf der Rückseite, zur Ehrung der Vulkan- forschung des Gefeierten, verfertigte, die wir nicht besitzen.

Zwei Humboldt - Medaillen.

1. Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „ALEXANDER AB HUMBOLDT.“ Am Halsabschnitt: ,BRANDT. F.“

Rückseite. Große allegorische Darstellung. Über einem Teile des Tierkreises vom Schützen bis zum Stier erscheint Phöbos im Viergespann; unterhalb vor einem Abschnitt der Weltkugel lagert ein Gott des Wassers und eine (zöttin des Landes mit ihren Emblemen. Umschrift: ,[LLVSTRANS TOTVM RADIIS SPLENDENTIBUS ORBEM“* und unter dem Abschnitt: „BEROLINI , MDCCCXXVILL“, auf der Leiste: , BRANDT F.“

Bronze, 63 mm.

2. Vorderseite. Kopf 1., Umschrift in doppelter Zeile: „ALEXANDRE DE HUMBOLDT, NE Ä BERLIN LE 14® SEPT. 1769 TRENTE JOURS APRES NAPOLEON 1#8

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MORT A BERLIN LE 6 MAI 1859. | SURNOMME L’ARISTOTE MODERNE’, unter dem Halsabschnitt: „A.BOVY“

Rückseite. In einem aus einer Schlange gebildeten Kreise: Eine zusammenfassende Geschichte seines Lebens und seiner Arbeiten, eingeteilt in fünf Perioden, 1790—1797, 1797 1804, 1805— 1827, 18271845, 1845 1858 in 27 Zeilen, einschließlich der Angabe, daß Napoleon III. laut Dekret vom 10. Mai 1859 die Aufstellung der Statue Humboldts im Museum zu Versailles beschlossen habe. Umschrift: „DOYEN DES ASSOCIES DE L’INSTITUT DE FRANCE - LE PLUS GRAND SAVANT DU SIECLE - CREATEUR DE LA PHYSIQUE GENERALE DU GLOBE‘, am Ende ein aufgeschlagenes Buch.

Bronze, 75 mm.

Erster Auktionspreis M. 20, Zweiter Auktionspreis M. 24.

Friedrich Heinrich Alexander von Humboldt, geb. 14. September 1769 in Berlin, gest. 6. Mai 1859 daselbst, ist in der Sitzung vom 14, Dezember 1825 zum korrespondieren- den Mitgliede erwählt worden.

Es darf unterbleiben, an dieser Stelle auf die Bedeutung Alexander von Humboldts näher einzugehen; im „Bericht“ für 1900 p. 102 habe ich bereits erwähnt, in welcher Beziehung unser ehemaliges korrespondierendes Mitglied Justus von Liebig zu ihm gestanden hat; hier mag daran erinnert werden, daß er u.a. auch mit unserem ehemaligen wirklichen und ar- beitenden Mitgliede, dem hervorragenden Gelehrten Hermann von Meyer, in lebhaftem Verkehre war. Hermann von Meyer unterstützte Humboldt so ist in dem Nekrologe in unserm Berichte zu lesen im September 1826 einen ganzen Tag lang während dessen Beobachtungen über die Inklination der Magnetnadel auf dem Gallusfelde; gegenseitige längere Besuche erfolgten 1827 in Berlin, dann 1836 und wieder 1841 hier in Frankfurt, woraus sich ergibt, daß nähere freundschaftliche Bande den Forscher mit unserer Gesellschaft verknüpften.

Der Verfertiger der ersten Medaille, Henri Frangois Brandt, geb. 1789 in La Chaux-de-Fonds, gest. 1845 in Berlin als königl. Münz- und Hofmedailleur, war wohl der bedeutendste Künstler seines Faches der damaligen Zeit. Auch die weiter unten zu beschreibende Wiebel- Medaille gibt außer mehreren Goethe-Medaillen Zeugnis von seiner hohen Kunstfertigkeit.

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Des Medailleurs der zweiten Medaille, A. BOVY, ist oben bei der Arago-Medaille gedacht.

Kielmeyer - Medaille.

Vorderseite. Brustbild 1. Umschrift: „CAROL. FRIED. KIELMEYER NAT. BEBENHUSAE 22 OCT. 1765“ unter dem Armabschnitt: „LOOS D. HELD F.*

Riickseite: In reichem Blatt- und Blumenkranz: ,11 | FEBRUAR. | 1793* Umschrift: „GERMANIAE PHYSICORUM PIETAS M. SEPTEMBER. 1834.‘ |

Karl Friedrich Kielmeyer, Professor der „Hohen Karlsschule‘ in Stuttgart, wo u. a. Cuvier zu seinen dank- baren Schülern gehörte, hat als Begründer der vergleichend- anatomischen und physiologischen Richtung der Zoologie seinen Namen weithin berühmt gemacht. Von 1791—1796 verwaltete er-den „regnum animale“ benannten Teil des Naturalienkabinets, kam dann, erst als Professor der Chemie, dann der Botanik, der Pharmazie und der Materia medica nach Tübingen und kehrte 1817, nachdem durch Königl. Verordnung eine „Direktion der wissenschaftlichen Sammlungen“ eingesetzt war, als erster Direktor derselben unter gleichzeitiger Ernennung zum Staatsrat wieder nach Stuttgart zurück.

Nicht lange nachher, am 10. Oktober 1821, ist Staatsrat von Kielmeyer zu unserm korrespondierenden Mitgliede er- wählt worden, und als 1822 König Wilhelm von Württemberg zur Erforschung des Landes einen „Verein für Vaterlandskunde“ gründete, gehörte er gleich zu Anfang zu den ordentlichen Mit- gliedern, neben seinen Ämtern als Direktor der Bibliothek und Vorstand des Botanischen Gartens und der Pflanzensammlung.

Er war geboren zu Bebenhausen am 22. Oktober 1765 und starb am 24. September 1844.

Der Medailleur August Ludwig Held, geb. 1805, gest. 1839, also nur 34 Jahre alt, arbeitete in der Berliner Medaillen- Münze von G. Loos, wo C. Pfeuffer, der Verfertiger unserer Soemmerring-Preis-Medaille, sein Nachfolger wurde.

Carl Ludwig von Littrow-Medaille.

Vorderseite. Brustbild von vorn nach links, Umschrift: „CAROLO - DE - LITTROW - VIRO : HVMANITATE - IN-

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GENIO - DOCTRINA - INSIGNI ** Auf dem Brustabschnitt: „A. SCHARFF.“

Rückseite. Ein monumentales Gebäude, die Sternwarte von Wien, unterhalb: „HARVM - AEDIVM - AVCTORI MDCCCLXXVIII.*

Bronze, 64 mm.

Karl Ludwig von Littrow, geb. 18. Juli 1811 zu Kasan in Rußland, wohin sein Vater, Joseph Johann von Littrow, 1810 einem Ruf als Professor der Astronomie gefolgt war und wo derselbe die Sternwarte gegriindet hatte, ist zugleich mit seinem Vater 1836, als beide der Sternwarte in Wien vor- standen, zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden. Der Vater war 1819 als Direktor an die Wiener Sternwarte gekommen, und der Sohn, seit 1831 sein Assistent, ist dann dem 1840 verstorbenen Vater im Jahre 1842 als Direktor nach- gefolgt. Wie der Vater, so machte sich auch der Sohn durch astronomische Beobachtungen in hohem Maße verdient, worüber näheres Dr. Petersen beim Jahresfeste 1878 mitgeteilt hat. Im nämlichen Jahre ihrer Ernennung zu unseren Mitgliedern ist der Vater in den österreichischen Adelsstand erhoben und zum Andenken an den 1877 am 16. November in Venedig ver- storbenen Sohn ist 1878 die beschriebene Medaille geprägt worden, deren Schöpfer, A. Scharff in Wien, wir bereits als den be- rühmtesten deutschen Medailleur und als den Verfertiger unserer Goethe-Medaille und der Rüppell-Medaille von 1894 (Bericht 1900) kennen gelernt haben und der nun auch am 6. Juli 1903 durch seinen Tod für immer der Kunst verloren ist.

Am 7. März 1879 wurde die Erwerbung der Medaille mittelst freiwilliger Beiträge beschlossen und dieselbe am 2. Mai durch die Vermittlung Rüppells der städtischen Sammlung einverleibt. Im vergangenen Jahre ist uns auch diese Medaille zurückgegeben worden.

Martius-Medaille. Vorderseite. Kopf 1., Umschrift: „CAR. FR. PH. MARTIVS.“ Unter dem Halsabschnitt: „A. STANGER F.* Rückseite: , VIRO | IN BOTANICA PRINCIPI | STVDIO FIDE CONSILIO | SIBI PROBATISSIMO | ACADEMIA R.

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BOICA | D. LVB. MERITO ! TERTIO KALEND. APRIL. | M-D-CCC-LXIIII-* Im Rand oben: „CANDIDE ET FORTITER.“ Unten: „RERVM COGNOSCERE CAVSAS.“

Bronze, 48 mm. Auktionspreis M. 17.

Karl Friedrich Philipp von Martius (1820 in den Adelsstand erhoben) war 17. April 1794 in Erlangen geboren, beteiligte sich nach Beendigung medizinischer Studien in seiner Vaterstadt an der auf Kosten der österreichischen und bayrischen Regierung veranstalteten Forschungsreise nach Brasilien (1817 bis 1820), deren Ergebnisse nach seiner Rückkehr in München namentlich zur Bearbeitung der wichtigsten Werke auf bota- nischem Gebiete führten, und sowohl die Ernennung zum Pro- fessor der Botanik (1826) als zum Direktor des botanischen Gartens (1832) zur Folge hatten.

Nachdem Martius in seine Heimat zurückgekehrt war, ist er am 10. April 1822 zugleich mit Johann Baptist von Spix, mit dem er die brasilianische Reise gemacht hatte und nachher „Die Reise nach Brasilien* herausgab, zu unserem kor- respondierenden Mitgliede ernannt worden. Im Jahre 1864 trat er als Siebzigjähriger in den Ruhestand, was die Veranlassung zur Prägung der Medaille gab, und am 13. Dezember 1868 ist er in München gestorben.

Der Bildhauer und Medailleur A. Stanger, ein Münchener und Schüler der Akademie daselbst, geb. 1836, studierte 1860 und 1861 in Paris, kam 1864 als königl. Münzmedailleur nach Dresden, wo er auch die unserer Sammlung fehlende, 150 mm große Gußmedaille auf Liebig fertigte.

Mehemed Ali-Medaille.

Vorderseite. Brustbild im Fes r., Umschrift: „MEHEMET ALI REGENERATEUR | DE L’EGYPTE.“ und arabische Schrift. Unter dem Brustabschnitt: „E. ROGAT 1840.°

Rückseite. Ein Schwert, auf welchem „NESIB 1839 1500 und arabische Schrift. Neben dem Schwert: „IL SAIT:! DEFEN- DRE | AVEC ' NOBLESSE | L’HONNEUR | DE | SON PAYS.“ Auf der anderen Seite vier Zeilen arabische Schrift.

Bronze, 51 mm.

U

Mehemed Ali war 1769 zu Kavala in Mazedonien ge- boren und starb am 2. August 1849. Die Aufschrift ,Nesib 1839“ auf dem auf der Rückseite der Medaille dargestellten Schwert bezieht sich auf die ruhmreiche Schlacht bei Nisibis am 24. Juni 1839, in welcher das türkische Landheer von Mehemed Ali vollständig geschlagen wurde und die ganze türkische Flotte zu ihm überging.

In der Sitzung vom 12. September 1821 wurden gleich- zeitig 17 korrespondierende und 3 auswärtige Ehrenmitglieder ernannt; unter letzteren stand in erster Reihe: „Se. Hoheit Mehemet Ali, Pascha von Egypten“. Darauf wurde in der folgenden Sitzung, am 10. Oktober 1821, „ein von Herrn Pfarrer Kirchner gütigst abgefaßtes Schreiben an den Pascha von Egypten verlesen, welches das heute vorgewiesene eigens auf Pergament ausgefertigte Diplom desselben begleiten sollte, und die Direktion durch Stimmenmehrheit ermächtigt, falls sie es für zweckmäßig fände, dieses Schreiben abgehen zu lassen‘. Daß das Diplom wohl mit dem Schreiben abzusenden beschlossen wurde, geht aus dem Protokoll vom 12. Dezember 1821 hervor, nämlich „auf die Anzeige des Herrn Dr. Neuburg, daß der Schreiber Müller wegen nicht sogleich erfolgter. Bezahlung seiner Forderung für das von ihm verfertigte Diplom des Pascha von Egypten, zwei sehr grobe Schreiben an die Direktion erlassen habe, wurde beschlossen, von diesem Müller nie mehr etwas für die Gesellschaft arbeiten zu lassen“.

Es steht zu vermuten, daß die Ernennung des Vizekönigs von Egypten, Mehemed Ali, auf Veranlassung Rüppells erfolgt ist.

Die vorzüglichen Erzeugnisse des Pariser Künstlers Emile Rogat, Bildhauer und Medailleur, sind in den dreißiger und vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts öfters daselbst aus- gestellt gewesen.

Mylius-Medaille von 1854.

Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „ENRICO - MYLIUS.“ Unten: „VITTORIO NESTI F.“

Rückseite. „SOLERTE | PIO MUNIFICO | PROFUSE SAPIENTEMENTE | LE ACQUISTATE RICHEZZE | A PRO

DELLE SCIENZE DELLE ARTI | E DEL COMMERCIO. | N. A. FRANCOF. S. M. NEL MDCCLXIX | M. A. MILANO NEL MDCCCLIV.* |

Bronze, 53 mm. Angekauft.

Es ist dies die im „Bericht“ 1900 p. 106 als uns noch fehlend erwähnte Mylius-Medaille, die auf den am 21. April 1854 erfolgten Tod unseres hochherzigen Gönners geprägt wor- den ‘ist. |

Oken-Medaille.

Vorderseite. Kopf r., Umschrift oben herum: „LAVREN- TIVS OKEN ORTENAVIENSIS“, unten: „NAT.D. II. M. AUG. MDCCLXXIX* Unter dem Halsabschnitt: , LOOS D. KOENIG F.*

Rückseite. Allegorische Darstellung: Drei ägyptische Gott- heiten nebst vielen Attributen sitzen teils auf Thronen, teils auf einer Lotusblume (Nymphaea lotus) in einem Kahn mit zwei Rudern. Umschrift oben: „ORDINES CORPORVM ORGANIS AEQVAVIT“ und unten: ,SCRVTATORES NATVRAE CON- SOCIAVIT*

Bronze, 41 mm.

Lorenz Oken, geb. 1. August 1779 zu Bohlsbach bei Offenburg in Baden, ist 1821 am 12. Dezember unter die kor- respondierenden Mitglieder aufgenommen worden, als er als Privatgelehrter und Herausgeber der „Isis“ (seit 1817) in Jena Jebte. Durch die Richtung seines Blattes scheint er politisch verdächtigt worden zu sein, so daß er 1819 seine Professur aufzugeben genötigt wurde, die ihn 1807 nach Jena gerufen hatte. Er las anfangs als außerordentlicher, seit 1812 als ordent- licher Professor mit großem Beifall über verschiedene Fächer, namentlich aber über Naturphilosophie, und lenkte durch die dabei entwickelten Anschauungen die Forschungen in die neuen vorteilhaften Bahnen.

Als Privatdozent habilitierte er sich 1827 in München, wurde da 1828 ordentlicher Professor, folgte aber 1832 einem Rufe als Professor der Naturgeschichte an die eben gegründete Universität in Zürich, wo er am 11. August 1851 verstarb.

. Durch seine zahlreichen naturgeschichtlichen und naturphi- losophischen Werke hat er sich in den Kreisen der Fachgelehrten

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ebenso allgemein bekannt gemacht, als auch dadurch, daß er durch seine „Isis“ die Naturforscherversammlungen ins Leben rief, deren erste 1822 in Leipzig stattfand.

In Okens „Isis“ und in „Leonhards Jahrbüchern‘“ er- schienen die ersten wissenschaftlichen Mitteilungen aus unserer Gesellschaft, bis am 9. Juli 1823 die Herausgabe eines eigenen Organes „Museum Senckenbergianum* beschlossen wurde.

Der Verfertiger der Medaille, Ant. Fr. König, lebte als Kgl. sächsischer Hofmedailleur in Dresden.

Paykull - Medaille.

Vorderseite. Kopf 1., Umschrift oben herum: ,GUST. A PAYKULL L:B:MARESCH:-AUL-ET EQ-AUR-O-DE ST: P-* Unten: ,NAT-1757 DEN-1826* Auf dem Halsabschnitt: „M. F.“

Rückseite. Ein halb unter der Randumschrift verschwun- dener Bienenkorb, nach welchem eine Biene fliegt. Oben herum: „OPERIQUE FAVENS IN SPEMQUE LABORANS“ Auf dem Ausschnitte unten: „SOCIO | ACAD. REG. SC. HOLM. | MDCCCXXIX."

Bronze, 31 mm.

Gustav von Paykull ist zugleich mit Ritter Thun- berg in Upsala als „Kgl. Schwedischer Kanzleirat“ in Willoxäby bei Upsala am 8. Mai 1822 zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden.

Er war ein hervorragender Entomologe und schrieb: „Fauna suecica: Insecta, Upsala 1798—1800, 3 Bde.

Das Monogramm „M. F.“ bedeutet C. M. Frumerie, dessen weiter unten bei der Thunberg-Medaille Erwähnung ge- schieht.

Pfaff-Medaille. Vorderseite. Kopf l., Umschrift: „& C. H. PFAFF DOCT. D. MEDICIN AM 5. OCTOB. 1793 &“ Unten herum: „ZUM 5. OCTOB.1843.* Am Halsabschnitt: „LOOS D. | H. LORENZ F.“

Rückseite. In seinem reich ausgestatteten Laboratorium sitzt ein in altdeutscher Tracht gekleideter Chemiker, der mit einem Buche auf seinem Schoß den Inhalt eines Fläschchens prüft, das er mit der rechten Hand emporhält. Über ihm sieht

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man eine Hängelampe und die Inschrift: „LUMEN SPARGENDO CONSUMOR.* Unter dieser Darstellung auf einem Bande ein Wappen, daneben „H. L.*

Auf dem äußeren Rand in erhabener Schrift: , DANKBARE SCHUELER IHREM VEREHRTEN LEHRER %“

Bronze, 48 mm. Auktionspreis M. 7.50.

Christian Heinrich Pfaff, geb. 2. März 1772 zu Stuttgart, war ein ausgezeichneter Physiker und Chemiker, stu- dierte in Göttingen, wo er am 5. Oktober 1793 die Doktorwürde erlangte, reiste dann bis 1797, in welchem Jahre er als Pro- fessor der Naturwissenschaften nach Kiel berufen wurde.

Seine Schüler veranlaßten die Prägung der Medaille bei

Gelegenheit seines fünfzigjährigen Doktorjubiläums am 5. Oktober 1843. Er verstarb in Kiel am 24. April 1852. Zum korre- spondierenden Mitgliede war er am 22. August 1827 ernannt worden.

Das Monogramm „H.L.“ steht für Heinrich Lorenz, geb. 1810 in Berlin, gest. in Hamburg; er machte Studien in Wien, später in Italien, fand 1848 Anstellung in Altona, dann 1859 bis 1861 als Obermedailleur in St. Petersburg, und zog sich nachher nach Hamburg zurück.

Reinwardt - Medaille.

Vorderseite. Brustbild mit angeheftetem Orden |., oben herum: „RESPONDENT VLTIMA PRIMIS*. Unten herum: „ACT. LXXVIII.“ Unter dem Armabschnitt: ,V. D. K.‘

Rückseite. „Eine Rosette, , C.G.C. REINWARDTIO | NATVRAE INVESTIGATORI | ET. INTERPRETI PER,L. ANNOS. PROFESSORI | AMICI. ET. DISCIPVLI , D. X. IVNII | MDCCCLI |. Zwei zusammengebundene Palmzweige.

Bronze, 52 mm.

Rüppell, Beitrag I, p. 59, klagt, daß über Kaspar Georg Karl Reinwardt in den ihm zugänglichen deutschen und französischen Hilfsbüchern nirgends eine biographische Notiz gefunden werde; beinahe in keinem einzigen werde dieses aus- gezeichneten Gelehrten, der über 20 Jahre wissenschaftliche Reisen und Forschungen in Java gemacht, erwähnt. Noch jetzt sind die Nachrichten über ihn dürftig. Wir wissen aber wie

auch Rüppell angibt daß er am 3. Juni 1773 in Littring- hausen in der Nähe von Lennep geboren und am 6. März 1854 gestorben ist. Im Jahre 1811 wurde er Professor in Leiden, Holland; später machte er die erwähnten Forschungsreisen, wahrscheinlich von 1815 bis 1822, also, wenn dies richtig ist, nicht „über 20 Jahre“, wurde 1823 am 8. Oktober zu unserem Mitgliede erwählt, und am 10. Juni 1851 feierte er sein fünfzig- jähriges Jubiläum, aus welchem Anlaß seine Freunde und Schüler die Medaille prägen. ließen.

Der Verfertiger der Medaille ist der oben von Rüppell erwähnte Stempelschneider des Utrechter Münzamtes, van der Kellen, unter der Regierung des Königs Wilhelm I., dessen An- denken er durch Medaillen zu sichern besonders bemüht war.

A. A. Retzius - Medaille.

Vorderseite. Kopfr., Umschrift: „A. A. RETZIUS PROF. ET INSP. R. INST. MED. CHIR. CAROL. HOLM.“ Unten: „N. 1796. O. 1860.“ Auf dem Halsabschnitt: „L. A.“

Rückseite. Zwei Menschenschädel von abweichender Bil- dung nebst einem Bogen-Dickzirkel auf einem Tisch, von welchem die Decke zurückgeschoben ist. Oben herum: „NEC SINIT ESSE MUTA“. Unterhalb des Abschnittes: „SOCIO ANATOM. | ET ETHNOGR. CELEBERR. | R. ACAD, SCIENT. SVEC. | MDCCCLXVII.‘

Bronze, 31 mm.

Der schwedische Professor der Anatomie und Physiologie, Leibarzt Anders Adolf Retzius, war am 3. Oktober 1796 in Lund geboren, studierte Medizin und ward 1823 Professor in Stockholm, wo er ein anatomisches Museum gründete. In der Sitzung vom 14. September 1831 wurden er und seine Brüder zu korrespondierenden Mitgliedern erwählt, und zwar infolge ihres Anerbietens, mit unserer Gesellschaft in Tausch- verbindung mit Skeletten zu treten. Er starb am 18. April 1860 in Stockholm, wo die Akademie der Wissenschaften 1867 sein Andenken durch Prägung der Medaille ehrte. Beschäftigte sich Retzius ursprünglich nur mit seinen Fachschriften, so wendete er sich später mehr der Ethnographie zu, wobei ihn seine Ein- teilung des Menschengeschlechts nach der Form des Schädels

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in Dolichocephale und Brachicephale besonders berühmt ge- macht hat.

Uber die Verfertigerin der Medaille, „L. A.“ (Lea Ahl- born), ist oben bei den Agardh-Medaillen einiges mitgeteilt.

Ritter - Medaille. Vorderseite. Kopf r., am Halsabschnitt: „F. ABERLI F.“

Rückseite. „CAROLO RITTERO | GEOGRAPHO | NATO D. VIL AUG. | AP MDCCLXXIX | PIO GRATOQUE | ANIMO 'D.“ Bronze, 43 mm. Angekauft.

Karl Ritter, welcher 1798 im Hause des damaligen hiesigen Bankiers Bethmann-Hollweg als Hauslehrer an- gestellt war und in dieser Stellung Reisen ins Ausland aus- führte, hielt sich 1814—1819 zwecks Bibliotheksstudien in Göt- tingen auf und kam dann wiederum nach Frankfurt als Pro- fessor der Geschichte am Gymnasium. Doch blieb er nur kurze Zeit hier. Schon am 13. Juli 1820 wurde er als „Professor iu Berlin“ zum korrespondierenden Mitgliede vorgeschlagen, am 11. Oktober 1820 ernannt, wofür er April 1822 unter Bei- fügung des ersten Teiles der zweiten Auflage seiner „Erdkunde“, Berlin 1822, dankte.

Er war am 7. August 1779 in Quedlinburg geboren, wo ihm, dem größten Geographen der Neuzeit, 1864 ein Denkmal gesetzt wurde, und starb am 28. September 1859 in Berlin. Gewiß war Ritter durch seinen mehrfachen Aufenthalt in un- serer Stadt in den Gelehrtenkreisen rühmlichst bekannt ge- worden, eins seiner Werke: „Europa, ein geographisch - histo- risch-statistisches Gemälde‘, erschien dahier 1804—1807, und sein drohender Verlust durch die Berufung nach Berlin führte zu der ehrenden Anerkennung als Mitglied unserer Gesellschaft.

Mit Ritter, als dem Schöpfer der allgemeinen vergleichen- den Erdkunde, beginnt eine neue Epoche in der Geschichte der geographischen Wissenschaften, die erst durch ihn die Weihe einer strengeren, höheren Methode erhielten.

Der Medailleur Friedrich Aberli war ein Schweizer, von

dem die Ritter-Medaille als eine seiner besten Arbeiten erwähnt wird.

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Rüppell-Medaille von 1894.

(Nachtrag zu meiner Beschreibung „Bericht“ 1900 p. 109.) In der Mitgliederversammlung des Vereins für Geographie und Statistik vom 21. Oktober 1903 wurde eine Abänderung des Statuts der Eduard-Rüppell-Medaille dahin genehmigt, daß künftig alle zelın Jahre außer einer goldenen auch zwei silberne Medaillen an verdiente Forscher oder Reisende verliehen werden sollen („Frankfurter Zeitung“ vom 22. Oktober Nr. 293. 3).

Sonnemann - Medaille. Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „LEOPOLD SONNE- MANN“ Am Halsabschnitt: „KOWARZIK“.

Rückseite. Eine weibliche Figur mit Strahlenkranz um das Haupt und mit mächtigen Flügeln kniet auf der Erdkugel, nörd- liche Hemisphäre, und läßt ihrer rechten Hand ein Blatt ent- fallen, über einer neben ihr sitzenden männlichen Figur mit Blättern auf dem Knie und einem Stift in der rechten Hand. Rechts von dieser Figur: TENE‘ links: ,MENSURAM.‘

Bronze, 50 mm.

Geschenk unseres hochverdienten Mitgliedes (seit 1873).

Caspar Graf Sternberg - Medaille. Vorderseite. Kopf r., oben herum: „CASPARVS COMES STERNBERG“, unten herum: „NAT. PRAGAE VI JAN. MDCCLXL.“ Unter dem Halsabschnitt: „LOOS D. KÖNIG F.“

Rückseite. In reichem Blumenkranz: „NATVRAE | ET FLORAE | VTRIVSQVE | SCRVTATOR |, INDEFESSVS“

Bronze, 41 mm.

Caspar Maria Graf von Sternberg, geb. 6. Januar 1761 in Prag, ist am 13. März 1822, als in Brzezina bei Pilsen wolınend, zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden. Ich finde den Ort nicht auf der Landkarte, es gibt mehrere sehr ähnlich lautende Orte in Böhmen. Anfänglich für den geistlichen Stand bestimmt, widmete sich Graf Sternberg später dem Studium der Kunst und der Naturwissenschaften und wurde einer der tüchtigsten Naturforscher seiner Zeit, der sich beson- ders um die Botanik und Geognosie, namentlich der vorwelt- lichen Pflanzen, verdient gemacht hat. Seine Bibliothek und

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Sammlung übergab er dem Böhmischen National-Museum in Prag, gegründet 1818, zu dessen Präsidenten er gewählt wor- den war.

Als seinen Todestag gibt Rüppell (Beitrag I p. 45) den 20. Dezember 1838 an. In deutscheu biographischen Registern ist wenig über ihn zu finden, vielleicht ist über seinen Lebens- lauf näheres aus dem „Briefwechsel zwischen Goetlie und Stern- berg‘ (Wien 1866, p. 58) zu ersehen (mir nicht zugängig), den Rüppell l. c. erwähnt. (Vergl. Palacky, „Leben des Grafen Kaspar Sternberg‘, Prag 1868.)

Uber den Medailleur König s. 0. Oken-Medaille.

Thunberg-Medaille.

Vorderseite. Kopf r., oben herum: „C. P. THUNBERG MED. ET BOT. PROF. UPS. R. O. W. C.“ unten herum: „NAT. 1743 DENAT. 1828“ Am Halsabschnitt: „M. F.‘

Rückseite. Eine bekränzte vorwärts schreitende weibliche Figur in antikem Gewand, eine Blume in der rechten Hand. Oben herum: .SUIS LATE REGINA TRUMPHIS“ und unter dem Abschnitt: ,SOCIO SUO MERITISS. | R. ACAD. SCIENT. | SVEC.“

Bronze, 31 mm.

Karl Peter Ritter Thunberg, Professor der Botanik in Upsala, aufgenommen unter die korrespondierenden Mitglieder zugleich mit Blumenbach und Paykull (s. 0.) am 8. Mai 1822, war am 11. November 1743 in Jönköping in Schweden geboren und ist am 28. August 1828 in Tunaberg bei Upsala gestorben.

Unter der Leitung Linnés widmete er sich mit besonde- rem Gliick dem Studium der Naturkunde, verweilte von 1772 bis 1775 im Dienste der Holländisch-Ostindischen Kompagnie in Südafrika und begleitete 1775 eine Gesandtschaft nach Batavia und Japan. Nach Rückkunft in seine Heimat 1778 schenkte er die mitgebrachten naturwissenschaftlichen Sammlungen der Uni- versität in Upsala, die ilın zum außerordentlichen Professor und 1784 nach dem Tode von Linnés Sohn zum ordentlichen Professor der Botanik ernannte.

C. M. Frumerie, der schwedische Medailleur, arbeitete für den schwedischen Hof in Stockholm, besonders Medaillen

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mit den Porträten der königlichen Familie und berühmter Per- sonen.

Muzio Ritter von Tommasini-Medaille.

Vorderseite. Brustbild l., oben herum: „MUZIO CAV. DE TOMMASINI“, unter dem Brustabschnitt: „C. RADNITZKI“

Rückseite. „AL BENEMERITO | SUO PRESIDENTE | NEL DI 8 GIUGNO 1874 | OTTANTESIMO ANNO | DI SUA ETA | LA SOCIETA | AGRARIA | TRIESTINA | D.“

Goldbronze, 50 mm.

Diese Medaille wurde unserer Gesellschaft am 3. Oktober 1874 von Muzio Ritter von Tommasini zum Geschenk ge- macht, und auf Riippells Vorschlag ist beschlossen worden, dieselbe der Stadtbibliothek zu übergeben, von welcher wir sie im vergangenen Jahre zurückerhalten haben. Tommasini war Präsident der Agrarischen Gesellschaft in Triest, welche zur Feier seines 80. Geburtstages am 8. Juni 1874 die Medaille schlagen ließ. Aufgenommen wurde Tommasini am 6. Juni 1874, wie es im Protokoll heißt: gelegentlich dessen fünfzigjährigen Jubiläums; welches Jubiläum er aber feierte, ist nicht bemerkt. Er war Botaniker, geb. 1794 und ist gestorben am 31. Dezember 1879. (Siehe Rüppell, Beitrag I, p. 18.)

Karl Radnitzki d. J., Sohn des ebenfalls bekannten Künstlers, K. R. d. A., war in Wien geboren und ist dort als Professor and Hofgraveur gestorben.

Drei andere Virchow-Medailien und eine Virchow-Plakette.

1. Vorderseite. Brustbild I, Umschrift: „A RODOLFO VIRCHOW DI BERLINO.“ Unter dem Brustabschnitt: „PROF. G. DUPRE DIR. L. GORI INC“

Rückseite. In einem Lorbeerkranz: „DALLA | PATRIA DI MORGAGNI|I MEDICI ITALIANI | Linie | MDCCCLXXIII.* Bronze, 47 mm. Auktionspreis M. 25.—.

2. Vorderseite. Brustbild r., Umschrift: „RUDOLPH VIRCHOW, zur Seite: ZETAT: | LXXX.“

Rückseite. Der Gefeierte in halber Figur von links, wie

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er an einer Leiche nach abgenommener Hirnschale das Gehirn untersucht. Unten: ,,-- MDCCCXXI—MCMII -- Bronze, 60 mm. Angekauft.

3. Vorderseite. Brustbild r., Umschrift: „RUDOLPH VIRCHOW ANATOM U. ANTHROPOLOG.“

Rückseite. Eine Keule, um welche sich eine Schlange windet, zwischen zwei Lorbeerzweigen. Oben herum: ,,- OMNIS - CELLULA - A - CELLULA -“ Untenherum: „GEBOREN ZU SCHIVELBEIN 13. OKTOBER 1821 | GESTORBEN ZU BERLIN 5. SEPTEMBER 1902.“ Unter dem linken Lorbeer- zweig steht: „Lauer.“

Bronze, 50 mm. Angekauft.

4. Plakette. Vorderseite. Brustbild r., unterhalb: ‚,-- Geh: Med - Rath - Professor .. |-- DE: Rudolf Virchow -- Rückseite Eine Tafel mit: „Geb. | 13. Okt. 1821 | +

5. Sept. | 1902“ liegt auf Eichen- und Lorbeerzweigen. Unter- halb der Tafel hält ein Ring ein flatterndes Band, oberhalb ein fünfspitziger Stern mit Strahlen.

Bronze, 60:40 mm. Angekauft.

Über die Bedeutung Virchows sind ausführliche Mit- teilungen gemacht worden vom zweiten Direktor, Dr. Roediger, am Jahresfest 1903, Bericht 1903, p. 10, auf welche wir ver- weisen.

Der Medailleur der Medaille Nr. 1, Luigi Gori, ein Italiener, geb. in Florenz 1848, hat außer der Medaille auf Virchow auch eine Anzahl anderer auf italienische berühmte Persönlichkeiten ausgeführt.

Auf der zweiten hat sich der Medailleur nicht genannt, obgleich sie za den künstlerisch gelungeusten hochzuschätzen ist, welche in neuerer Zeit geboten worden sind. Die dritte kommt aus der Prägeantstalt von L. Chr. Lauer in Nürnberg und die Plakette aus Stuttgart.

Vrolik- Medaille.

Vorderseite. Brustbild von vorn, in Amtstracht und mit dem Orden auf der Brust. Umschrift oben herum: „VITAM - IMPENDERE - VERO“; unten herum: „NATUS - LVGDVNI -

%

BATAVORUM - XXV - APRILIS - MDCCLXXV.“ Unter dem Brustabschnitt: „SCHOUBERG F.“

Rückseite. In einem aus je einem Efeu- und Eichenzweig gebundenen Kranz: „GERARDO - VROLIK - | SVMMOS | IN - MEDICINA - HONORES | ADEPTO | DIE - X. DECEMBRIS | MDCCXCVI | FILII - ET - GENERI | DIE X. DECEMBRIS MDCCCXLVI.“

Silber, 56'/2 mm. Auktionspreis M. 32.—.

Das Ableben des am 23. Oktober 1822 zum korrespon- dierenden Mitgliede ernannten Professors der Botanik und Ge- burtshilfe in Amsterdam, Gerhard Vrolik, ist im „Bericht“ 1863/64 gemeldet mit den Worten: Professor Vrolik, ständiger Sekretär der königl. Akademie, besonders berühmt durch seine trefflichen Arbeiten und prachtvollen Kupferwerke aus dem Gebiete der vergleichenden und pathologischen Anatomie. Er starb am 10. November 1859, geboren war er in Leiden 1775, am 25. April. Die Medaille trägt den Datum des 10. Dezember 1846, seines fünfzigjährigen Jubiläums.

Der Medailleur Schouberg, ein Holländer, lebte im Haag.

Wedekind -Medaille.

Vorderseite. Kopf 1., Umschrift: „DR. GEORGIVS L. B. DE WEDEKIND NAT. D. VIII JAN. MDCCLXI“. Am Hals- abschnitt: „GOETZE F.“

Rückseite. Schlangenstab des Asklepios. Umschrift: „DE ARTE MEDICA PER L ANNOS OPTIME MERITO MEDICI DARMSTADIENSES #“ In zweiter Reihe: „D. XIV JVN. MDCCCXXX“

Silber, 40 mm. Auktionspreis M. 14.50.

Georg Christian Gottlieb Freiherr von Wede- kind, gest. am 28. Oktober 1839 als Großherzogl. Hessischer Geh. Rat und Leibarzt, war am 8. Januar 1761 in Göttingen geboren und ist 1825 am 6. Oktober anläßlich der Naturforscher- versammlung in Frankfurt (im September 1825) zum korrespon- dierenden Mitgliede ernannt worden mit anderen 17 Gelehrten, von welchen jedoch nur noch von Liebig später durch Me- daillen geehrt wurde. Ä

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Wedekind kam 1787 als Leibarzt des Kurfürsten und Professor der Medizin nach Mainz, trat 1793 als Hospitalarzt in französische Dienste, zuerst in Mainz, dann in Straßburg, 1797 nahm er seine Professur in Mainz wieder auf, und zwar 1805 an der neu errichteten Medizinalschule, und wurde 1808 zum Leibarzt des Großherzogs ernannt. Er publizierte wert- volle Arbeiten über Kriegskrankenpflege, Hospitalwesen und über Impfung. Zur Feier seines fünfzigjährigen Doktorjubiläums am 14. Juni 1830 wurde unsere Medaille geprägt.

Der Medailleur Gottlieb Goetze lebte 1830 bis 1840 als mit ungewöhnlichem Talente ausgerüsteter königl. Münz- medailleur bis zu seiner Erblindung in Berlin.

Wiebel - Medaille.

Vorderseite. Kopf r., Umschrift oben herum: „JO. GVIL. DE WIEBEL. EQ. MED. MILIT. SVPREMVS PRAEFECTVS.“ Unten herum: „MEDICI CASTRENSES BORVSS. D.“ Am Halsabschnitt: „BRANDT F.“

Rückseite. Äskulap mit Schlangenstab schreibt in einen Denkmalstein, vor welchem ein preußischer Adler, an der Seite von Kriegstrophäen, die Namen: „HOLZENDORF | SCHMUCKER |! THEDEN |GOERKE | WIEBEL.“ Umschrift: „IN MEMORIAM SOLLEMN. X LVSTR. OFF. EXACT.“ und unter dem Abschnitt: „D. 1. OCT. MDCCCXXXIV.“

Bronze, 47 mm.

Am 11. Juli 1821 ist „Ritter Dr. Joh. Wilh. Wiebel, kön. Preuß. General-Stabs- und Leib-Arzt in Berlin“ zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden.

Über den Verfertiger der Medaille, Brandt, gab ich einige Nachricht bei der Beschreibung der Humboldt-Medaille 1.

-Wohler - Medaille.

Vorderseite .Kopfl., Umschrift: ,,IN-MEMORIAM - NATALI- CIORVM-OCTOGESIMORVM -XXXI-JVLII: A-MDCCCLXXX - FAVSTE - PERCTORVM @“. Unter dem Halsabschnıtt: ,,OP. ‘Ed. Lürssen | 1880“.

Rückseite. In einem Eichen- und Lorbeerkranz, unter drei fünfspitzigen Sternen: ,,.FRIDERICO- WOEHLER |NATURAE -

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INDAGATORI: | SAGACISSIMO - || DISCIPVLI - AMICI - COL- LEGAE: Goldbronzeguß, 100 mm. Ankaufspreis M. 75.—.

Friedrich Wöhler, geb. 31. Juli 1800 in Eschersheim, gest. als Geheimer Obermedizinalrat, Professor in Göttingen 23. September 1882.

Sein Vater, Poststallmeister August Wöhler, Doktor der medizinischen Fakultät in Marburg, seit Dezember 1819 ordentliches wirkliches Mitglied unserer Gesellschaft, führte sei- nen Sohn, den später so berühmten Chemiker, schon 1820 in die Mitte unserer Gesellschaft. Der junge Stud. med. hielt am 10. Mai, von Marburg kommend, einen Vortrag über eine Serie von Pflanzenabdrücken aus Braunkohle und fossiles Holz, die er zum Geschenke machte, wurde darauf zum korrespondieren- den Mitgliede vorgeschlagen und am 14. Juni ernannt. Er wohnte 1821 (September und Oktober), von Marburg kommend, und 1822 (April), von Heidelberg kommend, 1822 (September und Oktober) mehreren Sitzungen bei; sprach am 23. Oktober 1822 über die Darstellung des blausauren Nickeloxyds unter Vor- legung von Proben des neuen Präparats; am 12. Januar 1825, nachdem er die Doktorwürde erlangt hatte, über die Wirkung des essigsauren Natrons auf den Harn. Am 13. April 1825 war er schon in Berlin; ein Bericht über die mineralogischen Samm- lungen im Museum, verfaßt vor seiner Abreise, wird verlesen; im April 1826 ist er wieder hier und schenkt schwedische Mine- ralien von der Ausbeute seiner nordischen Reise. „Als treuer Sohn seiner Vaterstadt blieb er lange Jahrzehnte im engsten Verkehr mit unserer Gesellschaft‘ (Bericht 1882/83 p. 5). 1827 wurde er zum Professor der Gewerbeschule in Berlin ernannt; 1831 kam er an die Gewerbeschule in Kassel, und 1836 ging er an die Universität zu Göttingen über, wo ihm 1880 zu seinem achtzigsten Geburtstage von seinen Schülern ein großes Porträt- relief in Marmor gewidmet wurde. Was von den freiwilligen Beiträgen überschoß, ist zur Herstellung der Medaille verwendet worden, die nun auch unsere Sammlung ziert.

Von den Erben sind alle Medaillen, Diplome u. s. w. nebst dem Marmorrelief der Göttinger Universität überlassen worden, wo sie zu Wöhlers Andenken in einem eigenen Raume auf-

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bewahrt sind. (Mündliche Mitteilungen des Sohnes Herrn August Wöhler dahier.)

Der Bildhauer Eduard August Lürssen, der Ver- fertiger dieses ausgezeichneten Medaillons, war 1840 in Kiel geboren und starb am 18. Februar 1891 in Berlin, in beiden Städten Zeugen seiner hohen Kunst zurücklassend, in Kiel den Monumentalbrunnen für den Prinzen Heinrich, in Berlin an der Kaiser-Wilhelm-Brücke. Nach seinen Berliner Studienjahren in 1862 bis 1865 setzte er dieselben auf Reisen im Auslande fort und wurde nach Rückkunft erst als Dozent, dann als Professor der technischen Hochschule angestellt. Seine Werke der Plastik sind zahlreich.

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Zecken als Krankheitsüberträger. Vortrag, gehalten am 25. November 1905 von Prof. W. Dönitz.

Zum Gegenstande des heutigen Vortrages habe ich die Zecken gewählt, weil ich glaube, Sie dadurch mit einem ganz neuen Arbeitsfelde bekannt machen zu können, auf welchem die Lehre von den Infektionskrankheiten schon reiche Frucht geerntet hat. Zugleich werden Sie sich überzeugen, daß es sich durchaus nicht immer um Bakterien handelt, wenn von ansteckenden Krankheiten die Rede ist. Es wird Ihnen ja schon bekannt sein, daß das Wechselfieber, jetzt gewöhnlich Malaria genannt, durch tierische Parasiten, die im Blute leben, erzeugt wird. Heute möchte ich Sie des Näheren mit einer ganzen Reihe anderer Krankheiten bekannt machen, welche auf die Anwesenheit ganz anders gearteter, tierischer Parasiten im Blute beruhen. Sie haben mit dem Wechselfieber gemein, daß die Ansteckung nicht direkt von einem Menschen oder Tier auf andere geschieht, sondern daß dazu ein Zwischenträger nötig ist. Wie beim Wechselfieber gewisse Arten von Mücken (Anopheles-Arten) diese Rolle übernehmen, so sind es bei den heute zu besprechenden Krankheiten die Zecken.

Sie werden wohl alle die im mittleren und nördlichen Europa weitverbreitete Zecke Ixodes ricinus kennen, welche hauptsächlich am Rinde und dem großen Wilde gefunden wird, oft auch den Hund befällt, besonders den durch Wiese und Busch streifenden Jagdhund, und gar nicht selten sich sogar am Menschen festbeißt; doch werde ich kaum fehlgehen, wenn ich annehme, daß sehr wenige von Ihnen überhaupt schon andere Zecken gesehen haben, obgleich wir schon gegen 200 Arten kennen, die alle wissenschaftlich registriert und benannt sind.

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Gegen 30 Arten sind allein auf dem Rinde gefunden worden, und der eine Zeckensammlung enthaltende Kasten, den ich herumgebe, umfaßt über 20 Arten solcher Rinderzecken. Doch muß ich gleich bemerken, daß die einzelne Zeckenart nicht auf ein bestimmtes Wirbeltier angewiesen ist. Die Zecke braucht zam Leben Blut oder Lymphe, und dieses nimmt sie, wo sie es findet. Indessen werden doch gewisse Zeckenarten vorzugsweise auf bestimmten Wirbeltierarten gefunden, so z. B. Rhipicephalus sanguineus am Hunde, und es scheint, daß dieser Gefährte des Menschen die betreffende Zecke über aller Herren Länder ver- breitet hat. Eine andere Art, Boophilus annulatus, mit der wir uns noch eingehend zu beschäftigen haben, bevorzugt das Rind, doch wird sie auch an wildlebenden Wiederkäuern, wie Antilopen und Büffeln, gefunden, und kommt auch nicht selten bei Pferden vor. Das hängt mit der Lebensweise dieser Tiere zusammen. Manche Zecken gedeihen gut auf trocknem, andere auf feuchtem Boden; daher kommen die ersteren mit diesen, die anderen mit jenen Wirbeltieren vorzugsweise in Berührung.

Die Zecken hatten sich früher nur als Blutsauger lästig gemacht und schädlich erwiesen. Wenn Sie sich dieses Stück- chen Rinderhaut ansehen wollen, das aus Alexandrien stammt, so werden Sie erstaunt sein, wieviel Zecken darauf Platz ge- funden haben; und wenn Sie bedenken, daß jede weibliche Zecke sich bis zur Größe einer Bohne und darüber hinaus erst vollsaugt, ehe sie abfällt, so werden Sie ermessen können, wie viel Blut sie dem Tiere entziehen und wie schwer sie sein Wohlbefinden schädigen.

Nun hat sich aber noch herausgestellt, daß diese selben Zecken auch Krankheiten der gefährlichsten Art über- tragen, und seitdem hat sich die Aufmerksamkeit auch diesen bisher so verachteten Tieren zugewendet.

Um diesen Zusammenhang zu verstehen, müssen wir uns mit dem Aussehen und der Lebensweise dieser Tiere etwas näher bekannt machen.

Die Zecken gehören in die große Klasse der Glieder- tiere, der Arthropoden. Sie haben acht Beine wie die Spinnen und die Milben, als deren Verwandte sie anzu- sehen sind, da sie auch in ihrem inneren Bau mit ihnen über- einstimmen. Sie sind also keine Insekten, die bekanntlich

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sechs Beine haben. Ihre Mundteile sind zum Saugen ein- gerichtet und bestehen aus vier langen, vorstreckbaren Stiicken, die zusammen eine Röhre bilden, welche noch mit Haken zum Einbohren und Festhalten besetzt ist. Dieser Riissel sitzt bei den meisten Arten am Vorderrande des Körpers; das sind die Ixodinen; bei einer kleinen Gruppe liegt der Rüssel auf der Unterseite des Körpers; das sind die Argasinen.

Bei den Ixodinen lassen sich Männchen und Weib- chen leicht unterscheiden. Beim Männchen ist die ganze Rückenhaut in eine feste Platte verwandelt, die man das Rückenschild nennt, während beim Weibchen nur der vordere Teil der Rückenhaut hart geworden ist. Die übrige Haut des Weibes ist in Falten gelegt, welche verstreichen, wenn das Tier sich vollsaugt. Ein eigentlicher Kopf, der sich von dem übrigen Körper abgrenzt, existiert nicht. Augen fehlen häufig; wenn sie vorhanden sind, sitzen sie meist am Rande des Rückenschildes, in der Nähe des vorderen Körperendes.

Verfolgen wir nun kurz einmal den Lebensgang unseres Holzbockes, des Ixodes ricinus.

Nachdem das reife Weibchen sich mit Blut oder Lymphe zur Genüge vollgesaugt hat, zieht es seinen Rüssel aus der Haut zurück, fällt vom Wirtstier ab und legt seine Eier in einem Versteck an der Erde oder in einer Mauerspalte oder der- gleichen ab. Aus den Eiern kommen bald sechsbeinige Larven hervor, noch ganz unfertige, nicht einmal mit Atmungsöffnungen und Luftgängen (Tracheen) versehene, aber sehr lebhafte Ge- schöpfe, die sich schleunigst auf einen Grashalm oder sonst eine Pflanze begeben und an ihren äußersten Blättern oder Zweigspitzen in der Art festsetzen, daß sie die beiden hinteren Beinpaare zum Festhalten benutzen, die Vorderbeine aber ver- langend ausstrecken, so daß sie sich sofort anklammern können, wenn auch nur ein Härchen eines vorüberlaufenden Tieres sie streift. Sie bohren sich dann in die Haut ein, um Blut oder Lymphe zu saugen, und fallen nach kurzer Zeit, etwa in acht Tagen, ab, um sich in einem Versteck zu häuten. Aus der Häutung geht eine acht beinige Nymphe hervor, die in ähnlicher Weise ein warmblütiges Wirbeltier ankriecht, wie es die Larve tat. Auch diese sättigt sich mit Blut oder Lymphe, fällt ab, und verwandelt sich durch die Häutung in ein reifes Männchen

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oder Weibchen. Nach weiterer Blutaufnahme und Kopulation fällt das Weib ab und legt Eier, womit der Kreislauf des Lebens beendet ist. Die Zecken, welche Lymphe gesaugt haben, sind daran zu erkennen, daß sie weißlich aussehen, wie sich R. Koch durch Untersuchung ihres Darm- und Mageninhalts überzeugt hat,

Von dieser bei Jzodes tatsächlich beobachteten Lebens- weise nahm man an, daß sie allen Zecken gemeinsam wäre, bis Curtice mit einer ganz neuen Beobachtung hervortrat. Der amerikanische Gelehrte hatte nämlich gefunden, daß eine Zecke, die er Boophilus bovis nannte, ihre ganze Lebenszeit von der Larve bis zum reifen Tier auf demselben Rinde zubringt, also nicht vor jeder Häutung abfällt; und bald zeigte sich, daß diese Beobachtung von weittragender wirtschaftlicher Be- deutung ist. Fast um dieselbe Zeit nämlich machten zwei andere amerikanische Forscher, Theobald Smith und Kilborne, die große Entdeckung, daß eine bis dahin völlig rätselhafte Krank- heit des Rindes durch einen tierischen Blutparasiten hervorgerufen wird, und daß gerade die genannte Zeckenart dabei die Ansteckung vermittelt.

Die Geschichte dieser Eutdeckung bietet so viel des Inter- essanten, daß ich mir nicht versagen kann, darauf einzugehen.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts war bekannt, daß gesunde Rinder eine Krankheit aus dem Süden nach dem Nor- den der Vereinigten Staaten verschleppten. Das aus Süd- Carolina heraufgetriebene Schlachtvieh steckte alles andere Vieh an, mit dem es auf dem Transporte zusammenkam. Die erkrankten Tiere erlagen meist der Krankheit, und das verur- sachte den Besitzern ungeheuere Verluste, gegen die man sich . nur dadurch schützen konnte, daß man in Virginia und Nord-Carolina durch Gesetzesakte vom Jahre 1837 jede Einfuhr von Schlachtvieh aus Süd-Carolina zwischen dem 1. April und 1. November verbot. Im Winter war der Durchzug nicht gefährlich befunden worden.

Unabhängig davon machte man 1850 die Erfahrung, daß das Schlachtvieh aus Texas eine Krankheit nach Arkansas, Kansas und Missouri verschleppte, welcher 50—90°/o der befallenen einheimischen Tiere erlagen. Auch hier wurde 1861 der Durchzug des Texasviehes gesetzlich beschränkt. Der Bürger- -

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krieg brachte die Angelegenheit in Vergessenheit, aber bald darauf, 1866 und 1867, mußte man wieder dieselben Erfahrungen machen. Dabei wurde es auch immer klarer, daß die Seuche sich in sich selbst begrenzte, indem im Norden einer bestimmten Grenze das befallene Vieh keine anderen Tiere mehr ansteckt. Und nun wurden Beobachtungen gemacht, von denen die eine immer auffälliger war als die andere. Man fand, daß das: Texasvieh nicht selber ansteckend wirkte, sondern der Boden, über den es getrieben war. Schon ein gewöhnlicher Bretterzaun vermochte das einheimische Vieh zu schützen. Das mußte jeden- falls ein sehr merkwürdiger Ansteckungsstoff sein, der sich durch einen Bretterzaun zurückhalten ließ und durch die Winterkälte zerstört wurde. Doch damit nicht genug. Wenn Texasvieh auf einer Weide gewesen war, so konnte einheimi- sches Vieh ungestraft 4—6 Wochen lang dieselbe Weide be- nutzen; kam es aber später darauf, so erkrankte es unfehlbar an dieser Krankheit, die man sich jetzt gewöhnte, Texas- fieber zu nennen.

Endlich gegen 1880 begann Salmon über diese Krank- heit zu experimentieren und fand, daß das Blut und die Milz der gesunden Texastiere den Ansteckungsstofi enthielt, und 1886 entdeckte Theobald Smith tatsächlich die Parasiten, die in den roten Blutkörperchen leben. Salmon zeigte, daß die Ausbreitung der Krankheit sich mit dem Gebiete deckte, auf welchem die vorher genannte Zecke, Boophilus bovis, vor- kommt, und Kilborne bewies 1889 durch Experimente direkt den Zusammenhang des Texasfiebers mit diesen Zecken, denn wenn er dem Texasvieh solche Zecken abnahm und in den Nordstaaten auf einer Weide ausstreute, so erkrankte hier das Vieh, das doch niemals mit Texasvieh in unmittelbare Berüh- rung gekommen war. Es war aber klar, daß nicht die abge- nommenen Zecken selber die gesunden Rinder ansteckten, weil ihnen ihre Lebensweise das verbietet. Sie gehen ja niemals auf ein zweites Rind. Sonach konnte nur ihre Nachkommen- schaft die Ansteckung vermitteln, und der krankmachende Keim, der Blutparasit, muß durch das Ei der Zecke hindurchgehen.

Die Beweise hierfür brachte R. Koch in Afrika zum Ab- schluß, indem er nicht die Zecken ausstreute, sondern sie Eier ablegen ließ und diese Eier in eine Gegend mitnahm, wo das

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sonst auch in Afrika bekannte Texasfieber nicht vorkommt. Dort erkrankten die Kälber, denen die aus den Eiern hervor- gegangene Brut angesetzt wurde, in der erwarteten Weise an Texasfieber.

Somit war also das Wesen und die Art der Verbreitung des Texasfiebers klar gelegt. Der Umstand, daß das Texasvieh Parasiten im Blute hat und trotzdem gesund erscheint, erklärt sich daraus, daß die Tiere als Kälber die Krankheit durch- gemacht und überstanden haben, denn die Kälber sind viel widerstandsfähiger gegen das Texasfieber als erwachsene Rinder. Die Tiere werden dadurch immun, und ihre Blutparasiten ver- mindern sich der Zahl nach sehr beträchtlich, ohne indessen ganz zu verschwinden. Da ereignete sich in Südafrika ein Vor- fall, der zur Entdeckung einer zweiten hierher gehörigen Krank- heit führte, bei welcher auch wieder Zecken die Vermittlerrolle übernehmen. Ein Transport von 1000 Stück Rindern, die von Australien kamen und zur Hebung der Viehzucht nach Rho- desia bestimmt waren, wurden in Beira gelandet und dort zunächst auf den Weiden untergebracht. Diese ganze große Herde ging an einer Krankheit ein, welche so viel Rätselhaftes bot, daß Rob. Koch veranlaßt wurde, nach Rhodesia zu gehen und die Sache zu untersuchen. |

Koch kam zu folgendem Ergebnis. Die Krankheit kommt in weiter Verbreitung längs der ostafrikanischen Küste vor, weshalb man sie zweckmäßig afrikanisches Küsten- fieber nennen kann. Sie wird durch einen Parasiten bedingt, welcher dem des Texasfiebers ähnlich ist, aber viel kleiner, und auch wie dieser in den roten Blutkörperchen schmarotzt. Auf die Unterschiede in den Krankheitserscheinungen hier näher einzugehen, dürfte zu weit führen; aber eins möchte ich doch hervorheben. Man kann das Texasfieber mit Sicherheit durch einige Kubikzentimeter Blut übertragen, die man einem gesunden Tiere einimpft, Das ist beim Küstenfieber unmöglich, auch wenn man das Blut literweise verwendet. Das ist sehr wichtig wegen des Experimentierens mit dieser Krankheit. Diese Experimente haben nicht nur die wissenschaftliche Erforschung der Krank- heit zum Zweck, sondern sie sollen uns auch Schutz- und Heil- mittel kennen lehren. Wenn man also ein solches Mittel ge- funden zu haben glaubt, so muß man es erst erproben; das

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kann aber nur an krankem Vieh geschehen. Man muß deshalb immer krankes Vieh zur Hand haben, d. h. man muß die Krank- heit, um die es sich handelt, nach Belieben erzeugen können. Hier, in diesem Falle, versagte also die einfachste Art, die Übertragung von krankem Blut. Koch war also darauf an- gewiesen, die natürliche Infektion durch Zecken nachzuahmen. Somit galt es, zunächst erst diejenige Zeckenart aufzufinden, welche die Übertragung des Küstenfiebers vermittelt. In Frage konnten nur einige wenige Arten kommen, welche über die ganze Küste verbreitet sind und scharenweise die Rinder be- fallen. Zunächst dachte R. Koch an die Texasfieberzecke, die auch in Afrika vorkommt, wenngleich sie dort unter einem anderen Namen geht. Es ist nämlich der afrikanische Boophilus australis nichts anderes als der amerikanische B. annulatus (= B. bovis), oder höchstens eine unbedeutende Varietät des- selben. Diese Art kommt aber in Rhodesia nicht vor, sondern dafür tritt Boophilus decoloratus ein, der sich indessen von der amerikanischen Art auch nur in Kleinigkeiten unterscheidet. (Boophilus annulatus hat auf der Unterseite seines Rüssels 8 Längsreihen Zähne, B. deco/oratus deren nur 6; und die Analplatten des Männchens, kleine, neben dem After gelegene stark chitinisierte Stellen, sind bei B. decoloratus sehr viel spitzer als bei der anderen Art.) So experimentierte R. Koch also mit dieser Art, und es gelang ihm in fünf Versuchen die Über- tragung des Kiistenfiebers mit der Nachkommenschaft dieser Zecke.

Analoge Versuche hat Lounsbury mit Rhipicephalus ap- pendiculatus angestellt, einer Zeckenart, welche vor den Häu- tungen vom Rinde abfällt, also eine ganz andere Lebensweise führt. Die Versuche mit der aus Eiern gezogenen Nachkommen- schaft dieser Zecken gelangen nicht. Dagegen will Lounsbury das Küstenfieber erzeugt haben, wenn er die Larven oder Nymphen dieser Zeckenart von kranken Rindern entnahm und nach der Häutung gesunden Rindern ansetzte. Lounsbury zieht den Schluß, daß hier der Parasit des Küstenflebers nicht durch das Ei hindurch auf die Nachkommenschaft der Zecken übergeht, was im Widerspruch mit R. Kochs Versuchen steht und um so mehr mit Mißtrauen zu betrachten ist, als auch bei einer dritten hierher gehörigen Krankheit der Durchgang durch

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das Hi festgestellt ist. Es handelt sich um eine Krankheit der Schafe, die von Motas in Rumänien näher untersucht wurde. Sie wird dort Carceag genannt. Den Zwischenwirt bildet Rhipicephalus bursa, eine südeuropäische Zeckenart, die alle ihre Häutungen am Erdboden durchmacht. Hier zeigte der klas- sische Eierversuch, daß der Parasit durch das Ei hindurchgeht, aber auf die Nachkommenschaft vererbt wird. Und weiter stellte sich heraus, daß die Nachkommenschaft im Larven- und im Nymphenstadium noch unschädlich ist; erst im reifen Zu- stande erzeugen sie bei gesunden Schafen die Krankheit, deren Keim sie aus dem Ei mitgebracht haben.

Hieraus konnte mit Wahrscheinlichkeit der Schluß gezogen werden, daß der Parasit im Körper der Zecken gewisse Um- wandlungen durchmacht, die ihn erst in einen Zustand ver- setzen, in welchem er die Ansteckung bewirken kann. Dieser Gedankengang ist uns vom Wechselfieber her schon geläufig, wo der Parasit im Körper der Mücken auch erst sehr wichtige Verwandlungen durchzumachen hat, bevor die Mücke gefähr- lich wird.

Dasselbe wird auch beim gelben Fieber der Fall sein, obgleich wir bei dieser Krankheit den Erreger noch nicht ein- mal kennen. Wir wissen aber schon, daß die Mücke erst zwölf Tage, nachdem sie Blut an einem Gelbfieberkranken gesaugt hat, im stande ist, die Krankheit durch ihren Stich zu verimpfen.

Die Versuche, die Parasiten des Texasfiebers und des Küstenfiebers im Ei der Zecken aufzufinden, waren bisher gescheitert. Endlich aber ist dies R. Koch auf seiner letzten Afrikareise gelungen.

Der Parasit des Texasfiebers, Piroplasma bigeminum be- nannt, hat im. wesentlichen birnförmige Gestalt und liegt gewöhn- lich zu zweien in einem roten Blutkörperchen, weswegen man ihn gerade bigeminum getauft. hat. Er enthält eine Kernmasse, welche man als Chromatiu bezeichnet, weil sie nach. einer gewissen Färbemethode ganz allein eine tiefrote Farbe annimmt, während alles andere sich blau färbt. Wenn man den Magen- inhalt reifer vollgesogener Zecken von texasfieberkranken Rin- dern untersucht, so findet man jene erwähnten Entwickelangs- stadien, welche damit einsetzen, daß die Chromatinmasse sich teilt und daß der eine Teil davon an das eine Ende des Para-

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siten rückt und dort im gefärbten Präparat als dunkle Spitze erscheint. Danach bilden sich unterhalb dieser Spitze lange strahlenförmige, starre Fortsätze aus, und es kommt vor, daß zwei solcher an Aktinophrys eriunernder Körper durch ihre Fortsätze miteinander verschmelzen. Es macht das den Eindruck einer Konjugation. Aus den strahlförmigen entstehen birn- förmige Körper, die aber drei- bis viermal so groß sind wie die ursprünglichen Parasiten. Diese Körper sind es nun, welche man später an der Oberfläche der Eier, und dann auch in ihnen antrifft, und es scheint mit ibrem Auftreten auch eine Vermehrung der Parasiten einherzugehen.

Ähnlich sind die Vorgänge bei der Entwickelung der von Koch entdeckten Parasiten des Küstenfiebers.

Diese Entdeckungen stellen eine wesentliche Bereicherung unserer Wissenschaft dar, indem sie schon Tatsachen an die Stelle von Vermutungen setzen, die kaum noch geäußert wurden. Damit sind aber noch nicht alle Fragen erledigt, die sich an die Geschichte dieser Piroplasmosen, d. h. der durch Piro- plasmen erzeugten Krankheiten anknüpfen. R. Koch hat näm- lich die erwähnten Entwickelungsformen des Piroplasma bigemi- num nicht nur in jener Zecke, die Boophilus australis (annulatus) genannt wird, gefunden, sondern auch in Rhiptcephalus Evertsi und in Hyalomma aegyplium. Es fragt sich nun, ob diese Zecken im gewöhnlichen Verlaufe der Dinge die Krankheit weitertragen oder nicht. Einige Zweifel werden dadurch angeregt, daß man noch niemals das erste Jugendstadium, die Larve von Aya- lonma, auf Rindern gefunden hat, ja, man kannte diese Larve bisher überhaupt nur daher, daß man sie aus Eiern zog. Wo sie im Freien lebt, ist noch unbekannt; vielleicht lebt sie an Kaltblütern wie Schlangen, Eidechsen oder Schildkröten. Daß . diese Tiere viel von Zecken geplagt werden, ist bekannt.

Die Frage also, ob dieselbe Piroplasmose durch verschiedene Arten von Zecken übertragen wird, ist noch nicht abgeschlossen.

Hierdurch wird auch die Frage angeregt, welche Stellung wohl: eine in Deutschland vorkommende, dem Texasfieber . verwandte Krankheit einnimmt. Sie geht mit Parasiten einher, welche denen des echten Texasfiebers zum mindesten :sehr ähn- lich sind, und auch die Krankheitserscheinungen ‚stimmen im

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wesentlichen überein. Aber den Zwischenwirt bildet eine ganz andere Zecke als in den Vereinigten Staaten; es ist unser gewöhnlicher Holzbock, Izodes ricinus, der die strengsten Winter aushält, während in Amerika die Krankheit trotz jähr- lich wiederholter Einschleppung sich niemals außerhalb des Ge- bietes mit warmen Wintern eingebürgert hat, was so viel heißt, daß der amerikanische Texasfieberparasit nicht imstande ist, sich in anderen, nördlicheren Zecken weiter zu entwickeln. Es scheint demnach, daß es sich bei uns um einen anderen Parasiten und demgemäß auch um eine andere Krankheit handelt. So viel ist gewiß, daß es noch andere Piroplasmosen gibt, von denen wir nur noch sehr wenig wissen. So kommt beispielsweise im Kaukasus eine solche Krankheit vor, bei welcher der Parasit nicht birn- oder stäbchen-, sondern kugelförmig ist; doch muß ich mir versagen, hier weiter darauf einzugehen.

Wir haben noch zu besprechen, in welcher Weise man gegen diese Krankheiten vorgehen kann. Ein Heilmittel, wie etwa das Chinin beim Wechselfieber, gibt es nicht; man muß sich also wenigstens nach Schutzmaßregeln umsehen. Im Norden der Vereinigten Staaten schützt man sich sehr einfach dadurch, daß man dem mit Zecken behafteten Vieh nicht gestattet, die Boophilus-Grenze zu überschreiten, außer im Winter, wo es ungefährlich ist, wie wir schon gesehen haben. Dadurch ist aber die Einfuhr von Schlachtvieh keineswegs aufgehoben; man weiß sich zu helfen, indem man die Rinder durch ein Bad treibt, welches Arsenik, Petroleum, Tabakabkochung oder andere zeckentötende Mittel enthält. Ob diese Flüssig- keiten auch in die tiefen Gehörgänge eindringen nnd die dort reichlich anzutreffenden Zecken töten, ist mir nicht bekannt; doch wird nicht berichtet, daß in dieser Beziehung die Bäder versagen. Es gibt aber einen anderen Nachteil, der diesem Verfahren anhaftet.

Ich habe schon erwähnt, daß in den Südstaaten, die alle verseucht sind, die Kälber die Krankheit meist überstehen und immun werden und dann keine Krankheitserscheinungen mehr zeigen, also für gesund gelten. Diese Tiere beherbergen aber trotzdem noch Piroplasmen in ihrem Blute, meist allardings in so geringer Menge, daß sie schwer durch die mikroskopische Untersuchung nachzuweisen sind. Wenn man aber einige Kubik-

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zentimeter Blut eines solchen Tieres einem gesunden Rinde ein- spritzt, so erkrankt dieses an Texasfieber, zum Beweise, daß im Blute noch Parasiten vorhanden waren. Bei diesen immunen Tieren kann nun die Krankheit von neuem aufflackern, wenn sie in irgendeiner Weise an ihrer Gesundheit geschädigt wer- den, sei es durch eine Krankheit oder durch solche Zecken- bäder; ja, es ist schon vorgekommen, daß ein immunes Tier sieben Jahre nach Überstehen der Krankheit infolge eines solchen Bades an richtigem Texasfieber erkrankte und einging. Die Zeckenbäder sind also für die Rinder durchaus keine gleich- gültige Sache; da man aber nichts Besseres hat, so werden sie als notwendiges Übel hingenommen. Ja, in Südafrika macht man jetzt gerade den Versuch, durch methodische Anwendung der Bäder ganze Distrikte allmählich von Zecken zu befreien; denn es handelt sich dort um Länder, in denen das Texasfieber heimisch ist, wo also Absperrungsmaßregeln keinen Sinn haben würden.

Noch in anderer Weise kann man seine Herden schützen, nämlich durch künstliche Immunisierung der Kälber, die am besten während der kühlen Jahreszeit vorgenommen wird, wenn es im Lande eine solche gibt. Man kann dadurch denselben Zu- stand herbeiführen, der in den Viebzucht treibenden Südstaaten in Nordamerika besteht, allerdings auf die Gefahr hin, daß unter dem Einfluß anderer Schädlichkeiten das Texasfieber wieder aus- bricht.

Nun haben wir uns noch mit der kleinen Gruppe von Zecken zu beschäftigen, die ich Ihnen schon als die Argasinen bezeichnet habe. Sie unterscheiden sich in Gestalt und Lebens- weise ganz auffallend von den bisher behandelten Ixodinen. Ihr Rüssel sitzt an der Unterseite des Körpers, und es fehlen ihnen die platten- oder schildförmigen Verdickungen der Chitin- haut in beiden Geschlechtern, so daß Männchen und Weibchen sich gleich stark durch reichliche Blutaufnahme ausdehnen können. Wir können das Geschlecht äußerlich nur an der Form des Porus genitalis unterscheiden; die Untersuchung der inneren Organe gibt uns die Gewißheit. Niemals saugen sie sich längere Zeit an einem Wirtstiere fest, sondern befallen ihre Opfer nur Nachts, wie die Wanzen, und verstecken sich bei Tage. Trotz- dem den meisteh Arten die Augen fehlen, sind sie sehr

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lichtscheu, und es ist interessant zu sehen, nach einer münd- lichen Mitteilung von Prof. Bitter in Kairo, daß diese Tiere, wenn man sie in größerer Menge in ein weites Glasgefäß ge- setzt hat, sofort der Schattenseite zustreben; und wenn man diese dem Lichte zuwendet, kehren sie um und suchen wieder die dunklere Seite auf, wo sie sich haufenweise übereinander lagern. Dieses Spiel könnte man den ganzen Tag fortsetzen, aber die Tiere zeigen mehr Ausdauer als der Mensch. Auf welche Weise die Lichtempfindung bei ihnen angeregt wird, ist uns gänzlich unbekannt, wie wir auch nicht wissen, wodurch sie ihre Opfer wittern. Ein Grübchen am Ende der Vorder- beine, das schon Haller bekannt war und das Hallersche Grübchen genannt wird, scheint ein Sinnesorgan von unbekannter Bestimmung zu sein; vielleicht auch ein kegelförmiges Gebilde am Ende der Palpen. Beide Organe kommen bei allen Zecken vor.

Als Blutsauger sind die Argasinen noch schädlicher als die Ixodinen; denn während letztere nur wenige Wochen leben und sich nur dreimal in ihrem Leben mit Blut oder Lymphe voll- saugen, als Larven, als Nymphen und als reife Tiere, leben die Argasinen jahrelang und gehen immer wieder auf blutigen Raub aus. Dem entspricht es auch, daß die Weibchen ihre Eier schubweise ablegen, und daß sie sich viele Male häuten. Die Larven sind ganz unfertige Tiere; eine Art verläßt die Eischale nicht, sondern verwandelt sich in dieser in die achtbeinige Nymphe. Diese merkwürdige Tatsache ist in England sowohl wie von R. Koch festgestellt worden.

Die Krankeiten, welche diese Zecken übertragen, werden durch Spirillen erzeugt, die oft auch Spirochaeten genannt werden. Das sind korkzieherartig gewundene, sehr feine Fäd- chen, die im Blute leben, aber nicht in den Blutkörperchen, sondern in der Blutfliissigkeit. Diese Krankheitserreger wurden 1872 von Obermeyer in Berlin bei Rückfallfieberkranken entdeckt, die aus Rußland zugereist waren.*)

Man nimmt neuerdings merkwürdigerweise an, daß in

*) Anmerkung. Neuerdings haben Borel sowie Zettnow Geisseln an den Spirochaeten der Hühnerspirillose und des afrikanischen Rückfallfiebers gefunden; und da diese Organismen sich durch Querteilung vermehren, so ist damit erwiesen, daß sie in verwandschaftlicher Beziehung zu den Bak- terien stehen.

§1

Europa das Rückfallfieber, die Febris recurrens, durch Wanzen übertragen werde, weil man die Spirillen in dem Mageninhalt dieser Tiere fand, wenn sie bei einem solchen Kranken Blut gesaugt hatten. Das beweist aber nichts weiter, als daB die Spirochaeten nicht sofort aus dem Blute verschwinden, wenn es in den Magen der Wanze gelangt. Dagegen haben wir schon seit länger als hundert Jahren einen Anhaltspunkt dafür, daß hierbei Zecken im Spiele sind, und zwar Argas persicus, die sogenannte persische Wanze. Von älteren Reisenden in Persien wird schon über dieses Tier geklagt und sogar be- richtet, daß sie nach seinem Stich in schweres Fieber verfallen, an dem viele sterben. Die Eingeborenen werden als immun geschildert. Der ganzen Beschreibung nach kann es sich kaum um etwas anderes handeln, als um das Rückfallfieber. Diese Krankheit war vor gar nicht langer Zeit in Deutschland, Frank- reich, England u. s. w. bekannt, ist aber dort verschwunden und hat sich auf die östlichen Mittelmeerländer zurückgezogen, in deın Maße, als eine in denselben Ländern vorkommende Zecke, Argas reflexus, dort verschwunden ist. Hier in der Gegend von Frankfurt kommt sie vereinzelt in Häusern, wo Tauben ge- halten werden, noch vor. Zu Anfang der sechziger Jahre ist sie von Herın Senator von Heyden beobachtet und zu wissen- schaftlichen Untersuchungen gesammelt worden. Es war nämlich ein Taubenschlag in einem Hause beseitigt worden, und nun gingen die Argas, die sich vorher von Taubenblut genährt hatten, an die Dienstmägde, in deren Kammern gegen zwanzig Stück ge- funden wurden.

Die Annahme, daß nicht eine Wanze, sondern ein Argas der Schuldige ist, wird dadurch gestützt, daß das Rückfallfieber in Zentralafrika durch eine verwandte Zecke, den Ornitho- dorus moubata, veranlaßt wird, wie Rob. Koch und Dutton bezeugen. In Afrika hat die Krankheit schon viele Europäer ergriffen, und Dutton selber ist ihr zum Opfer gefallen. Die Europäer infizieren sich regelmäßig auf den Karawanenstrafen ; doch kann man sich leicht gegen Ansteckung schützen, wie Koch gezeigt hat. Die Zecke lebt nämlich nur in ganz trocke- nem Erdreich, das so fein wie Mehl ist; feuchten Boden meidet sie. Wenn man also nicht in Eingeborenen-Hütten oder unter den festen Schutzdächern schläft, deren Boden niemals vom Regen

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feucht wird, sondern entfernt davon sein Zeit aufschlägt, so wird man von den Ornithodorus nicht gestochen und entgeht der gefährlichen Krankheit.

Auch bei dieser Zecke hat Koch gefunden, daß der Parasit durch die Eier hindurch auf die Nachkommen übergeht. In einigen Gegenden wurden 5—15°/o dieser Zecken, in anderen bis zu 50° infiziert gefunden.

Außer dem Menschen haben besonders Hühner und Gänse an Spirillosen zu leiden. Dagegen gibt es keinen anderen Schutz als Zerstörung der Brutstätten und unermüdliche Verfolgung der Zecken, durch öfteres Verbrennen der Streu in den Nistkästen und Ausräucherung der Ställe. Auch das Einstäuben der Hühner mit Insektenpulver ist anzuraten, wenn ein nachfolgendes Ab- suchen des Ungeziefers, besonders bei Nacht, vorgenommen wird.

Beitrige zur Kenntnisder Hymenopteren-Fauna der weiteren Umgegend von Frankfurt a. M.

Von Prof. Dr. L. von Heyden, Konig]. preuß. Major a. D.

XIII. Teil. (Siehe Bericht 1905 p. 75—87.)

Cynipidae verae.

Ich gebe hier ein Verzeichnis der in meiner Sammlung befindlichen Cynipiden oder Gallwespen, soweit sie in Frank- furts weiterer Umgebung vorkommen. Die Wespen sowohl wie deren Gallen wurden von meinem Vater Dr. C. von Heyden gesammelt und von den namhaftesten Spezialisten revidiert und bestimmt: Geh. Medizinalrat Dr. H. Reinhard (7 10. Jan. 1901) in Dresden, Prof. Dr. Schenck (} 23. Februar 1878) in Weil- burg und Dr. Gustav Mayr in Wien. Schenck hat selbst die nassauischen Cynipiden und deren Gallen in den Jahrbüchern des Vereins für Naturkunde im Herzogtum Nassau XVII, XVIII und separat 1865 bearbeitet. Es sind darin eine ganze Anzahl Arten nach den Originalen behandelt, die wie alle meine Gallen jetzt Eigentum des Senckenbergischen Museums sind. Die Ar- beit von Mayr: „Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort und Bild* erschien 1870 und 1871 in den Jahresberichten der Wiener Kommunal-Oberrealschule in der Rossau und ist des- halb sehr selten im Buchhandel.

Die damalige Ansicht über die Zusammengehörigkeit der Arten ist in den letzten Jahrzehnten überholt durch die epoche- : machenden Arbeiten von Dr. Adler über den Generationswechsel bei den Gallwespen (Deutsch. Ent. Zeit. 1877 und Zeitsch. wis- senschaftl. Zoologie 1881). Er hat nachgewiesen, daß eine ganze

§4

Anzahl, die früher für besondere Gattungen und Arten gehalten wurden, nur die geschlechtlichen Formen anderer, sich un- geschlechtlich (olıne Männchen) fortpflanzender Arten sind.

Ich gebe hier eine Aufzählung der bis jetzt bekannt ge- wordenen, hierher gehörigen Arten unseres Gebietes nach der neuesten, umfassendsten Bearbeitung von Kiefer in „Species des Hyménoptéres d’Europe et d’Algerie par André T. VII et VII»! 1900—1904*. Die mit + versehenen Formen sind bei uns noch nicht nachgewiesen, kommen aber wohl sicher vor. Die von mir aufgeführten 59 Arten reduzieren sich daher auf 51.

Parthenogenetische Fortpflanzung.

Geschlechtliche Fortpflanzung.

Andricus autumnalis Hart. April = | Andricus ramuli L. Juli

collaris Hart. April = | curvator Hart. Juni

globuli Hart. April = : inflator Hart. Juni

, solitarius Fonsc. Septbr.— + xanthopsis Schlecht. Juni

ostreus Giraud Oktbr. = + ,„ furunculus Kiefer Mai

| (? = pallipes Schenck)

urnaeformis Fonscol. Novbr. + sufflator Mayr Juni

Yradicis Hart. April + trilineatus Hart. August

fecundatrix Hart. Frübj. T pilosus Adler Juni Biorrhiza aptera F. Dezbr. Biorrhiza terminalis Hart. Juli

Trigonaspis renum Hart. Dezbr. Dryophanta divisa Hart. Novbr.

a || a a de bed aed

Trigonaspis megaptera Panz. Mai +Dryophanta verrucosa Schlecht.

longiventris Hart. Dezbr. | + , similis Adler Mai

Neuroterusfumipennis Hart. Mai Neuroterus tricolor Hart. Juni

» laeviusculus Schk. März » albipes Schenck Juni

, lenticularis Oliv. Mirz » baccarum L. Juni

numismatis Oliv. April ı +, vesicatrix Schlecht. Juni A. Gallwespen an Eichen.

I. Arten, die an Wurzeln leben, die stets von Erde bedeckt sind.

Andricus Hartig.

puad

. A. (Aphilothrix Giraud) radiets Hart. Bingen Mitte April,

Soden Mitte Juli je 1 Exemplar. 9 der Wespe gefangen. Ich besitze die kartoffelähnliche Galle nicht.

Biorrhiza Westwood.

bo

. B. aptera L. Es sind nur ungeflügelte ? bekannt. Frank-

furt öfter im Frühjahr, selbst schon in gelinden Win- tern auf dem Schnee. Die Galle, meist traubenförmig, an den Wurzelfasern alter Eichen.

§

IT. Arten, deren Gallen an der Rinde sitzen. Andricus Hartig.

3. A. (Aphilothrix) corticis L. Ich besitze die seltene Wespe nicht, wohl aber die Galle, die bei Mayr, tab. 1, fig. 3 abgebildet ist, nach wenigen miteinander verbundenen Exemplaren von Frkft.

4. A. (Aphilothrix) rhixomae Hartig. Ich besitze die Wespe nicht, wohl aber die Galle von Frkft. Sie sitzt in auf- gespruugenen Ritzen der Rinde an der Erde.

5. A. noduli Hartig. Nur die Galle wurde von meinem Vater an einem BEichenzweige gefunden; sie ist klein und in der Rindenschicht verborgen.

Ill. Arten, deren Gallen an der Knospe sitzen. a) an zwei- oder mehrjährigen Zweigen und Ästen oder am Stamm. Trigonaspis Hartig.

6. T. megaptera Panz. Ende Mai die beiden Geschlechter der Wespe bei Soden gefangen. Die Galle ist korallen- rot, beerenartig, glatt, saftig und sitzt an jungen Aus- schlägen von Eichenstöcken. Auch in der Seulberger Mark im Taunus, sowie auf dem Johannisberg bei Nau- heim in der Wetterau von meinem Vater gefunden. Ich selbst fand sie Juni 1904 bei Falkenstein an Eichen- stämmchen zwischen den Ritzen der Rinde an jungen Knospen.

b) Gallen an jungen Trieben, aus Terminal- und Axillarknospen entwickelt. Cynips Linné.

7. C. Kollari Hartig. Mein Vater fand die Gallen im April bei Frkft. in einem jungen Eichenbestande, aber alle waren, mit Ausnahme einer einzigen, schon durchlocht; aus dieser schlüpfte die Wespe erst im August. Auch von Wetterhan am Roten Graben an der Mainkur gefunden. Die Galle ist kirschengroß, kugelig, bräun- lich mit einem Durchmesser von 12—23 mm.

8. C. galeata Giraud. Mein Vater fand 2 Gallen bei Frkft.; sie ist von Mayr genau beschrieben. Schenck erwähnt sie nicht aus dem Gebiet. Es ist mir fraglich geworden, ob diese sonst österreich-ungarische Art wirklich von hier stammt. Die Galle ist von Mayr bestimmt, aber

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14.

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18. 19.

56

ohne nähere Fundangabe; sie lebt an unserer Quercus pedunculata.

Andricus Hartig.

. (Aphtlothrix) feeundatrix Hartig. Mein Vater fand 2 Gal-

len bei Frkft. Sie erreichen die Größe einer Kirsche oder Walnuß, sitzen zwischen den Blattachsen und ähneln einer Hopfenfrucht. Ich besitze die Wespe nicht.

. (Aphilothriz) solitarıa Fonscolombe (ferruginea Hartig).

Einmal die Wespe $ bei Soden Mitte September an Eichen gefangen. Schenck fand die Galle bei Weilburg.

. (Aphil.) globuli Hartig. Mein Vater fand eine Galle

Ende September bei Königstein. Die Wespe besitze ich nicht.

. (Aphtl.) autumnalis Hartig. Frkft. einmal die Wespe

im April gefangen, auf einer Knospe, in welche sie den Legestachel tief hineingebohrt hatte, auch einmal bei Nauheim.

. (Aphil.) collaris Hartig. Die Wespe zweimal bei Frkfrt.

gefangen. Ich besitze die Galle nicht, die Schenck bei Weilburg fand. Ferner fing mein Vater:

. (Aphil.) bimaculata Schenck. Das einzige Original

Mitte Mai bei Falkenstein. Nach Kiefer = ? radicts Hartig.

. (Aphil.) nitida Schenck. Das einzige Original schon

Ende Februar bei Frkft. Die Gallen sind von beiden Arten nicht bekannt.

Biorrhiza Westwood.

. (Dryoteras Mayr) terminalis F. Bei Frkft. häufig oY

Mitte Juni aus den frischen, schnellwüchsigen Schwamn- gallen erzogen.

Andricus Hartig.

. inflator Hartig. Mein Vater fand die Gallen Mitte

April bei Bingen.

. singularis Mayr. Ebenfalls einige Gallen bei Frkft. . (Spathegaster Hartig) aprilinus Giraud. Frkft. Ende

April 4 Wespen von Eichen geklopft. Auch die erbsen- groBe, blasige Galle fand er bei Frkft.

VI.

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2b.

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27.

57

Arten, die auf Eichenblättern Gallen erzeugen.

Dryophanta Giraud.

D. scutellaris Oliv. (folii Hartig). Die Wespe bei Frkft.

nur einmal gefangen, von Schenck bei Weilburg häufig Anfang Herbst. Große saftige Kugelgalle auf der Unter- seite der Blätter.

. longiventris Hartig. Die Wespe fand mein Vater vier-

mal bei Frkft. im Frühjahr und eine Galle, die erbsen- groß und rot mit kreisförmigen gelben Streifen ist. Sie sitzt auf der Unterseite der Blätter.

. divisa Hartig. Ebenso 3 Wespen und 1 Galle, die

- oben und unten niedergedrückt aber bräunlichgelb und

D.

an der Lichtseite rot, dabei mit dunkeln Wärzchen besetzt ist. ugama Hartig. Frkft. eine Wespe von meinem Vater gefunden.

Trigonaspis Hartig.

T. renum Hartig. Mein Vater fand 11 Exemplare der

kleinen (b —7millm.) Galle bei Frkft. Sie ist nierenför- mig, grün, später meist lebhaft rot und sitzt in größerer Anzahl zusammengedrängt an der Blatt-Unterseite.

Andricus Hartig.

. urnaeformis Fonscolombe. Mein Vater fand bei Frkft.

einige Gallen. Sie sitzen in den zusammengerollten Blät- tern neben der Mitte der Rippe zusammen zu beiden Seiten und sind hirsengroß, faßförmig. Die Wespe ist noch nicht gezogen, aber Mayr schnitt ein totes $ aus einer Galle.

. curvator Hartig (axillaris Hartig, perfoliatus Schenck,

Spathegaster dimidiatus Schenck). Frkft. häufig. An- fang Mai die Galle gefunden, aus der sich die Wespe Mitte des Monats entwickelte; Anfang Juli bei Cron- thal gefangen. A. perfoliatuts Schenck Original Ende Juni auf Eichenbüschen bei Soden gefangen und A. dimidia- tus Schenck Original Mitte Juni 2 Exempl. aus Gallen von Soden gezogen.

A. pallipes Schenck (Neuroterus). Die Wespe von mei-

nem Vater einmal bei Frkft. gefangen. Auch bei Weil- burg (Schenck). Die Galle ist nicht bekannt.

§8

Neuroterus Hartig.

28. N. numismatis Oliv. (Reaumuri Hartig). Die linsenfor- mige Galle häufig bei Frkft. auf der Unterseite des Eichenblattes, mit dem sie durch ein kurzes Stielchen zusammenhängt; sie ist oben convex. Ich besitze die Wespe nicht.

29. N. lenticularis Oliv. (Malpighii Hartig). Die Galle ist der vorigen ähnlich, aber in der Mitte vertieft. Die \Vespe häufig bei Frkft. Ende März und im April gefangen; auch im Wald bei Offenbach, Hanau (Heynemann).

30. N. laeviusculus Schenck (pextzaeformes Schlechtendal). Frkft. eine Original-Wespe, die später zugrunde ging. Mayr hat sie nnd die Galle noch gesehen und letztere, die noch vorhanden ist, tab. 6 fig. 65 abgebildet.

31. N. attenuatus Schenck. Frkft. Mitte März aus dürrem Eichenlaub entwickelt. Es ist nur dieses eine Original der Wespe (keine Galle) bekannt.

32. N. fumipennis Hartig (rarius Schenck). Frkft. die Galle Mitte September gefunden. Die Wespe von varius Sch. ist von Schenck beschrieben, schon damals fehlte der Kopf; später zugrunde gegangen.

33. N. ostreus Girand. Sehr von Parasiten bewohnt, daher die Wespe sehr selten. Gallen fand mein Vater Mitte September bei Frkft.

34. N. (Spathegaster Hartig) baccarum L. (interruptor Hartig).— Die Wespe bei Fkft. einzeln, auch Mitte April bei Nau- heim gefangen. Die Galle Mitte Juni bei Bingen ge- funden; sie ist erbsengroß und so mit dem Blatte ver- wachsen, daß sie von oben und unten sichtbar ist.

3b. N. tricolor Hartig. Die Wespe einmal von meinem Vater bei Frkft. gefangen. Die Galle Mitte Juni bei Soden.

36. N. albipes Schenck, Die. Wespe viermal Mitte Mai bei Falkenstein von meinem Vater gefangen; 3 Gallen von Frkft. Schenck fand sie sehr hänfig bei Weilburg.

V. Arten, die in den Stäubblütenkätzchen Gallen erzeugen.

Andricus Hartig. 37. A. ramuli L. Die Galle bei Soden, Ende Juni entwickelt;

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41.

43.

A,

59

die d erscheinen einige Tage früher wie die 9, bei Frkft. schon Mitte Juni 3 Exempl. entwickelt.

. amentt Giraud. Die Gallen Ende September bei Soden;

sie sind klein, 2 mm. lang, unscheinbar, eiférmig. Die Wespe besitze ich nicht.

. quadrilineatus Hartig. Bei Frkft. öfter die Wespen

gefangen; die Gallen bei Soden. Diese nnd die fol- genden Arten sind sehr nahe miteinander verwandt und von Mayr tab. VII fig. 84, 85 abgebildet.

. laertgatus Schenck. Zwei Originale der Wespe Ende

Mai bei Frkft. und Ende Juni bei Soden von meinem Vater, auch einmal von Schenck bei Weilburg ge- fangen. Die Galle ist nicht bekannt.

.rufiventris Schenck. Auf der Schmitte bei Rodheim

(Gießen) Ende Mai das einzige Original 2 auf Eichen von meinem Vater gefangen; nicht Schmitten im süd- östlichen Taunus, wie Schenck angibt.

peduncult Schenck (flavicornis Schenck). 1856 aus Ende Mai 1855 bei Frkft. gesammelten Gallen der männlichen Blütenkätzchen nur ein Exemplar entwickelt, alle übrigen Larven waren 1857 noch lebend. Später mehrfach ge- zogen Mitte und Ende Mai aus roten pfefferkorngroßen Gallen bei Soden und Königstein. Schenck bei Weil- burg. A. flavicornis Schenck Original ist von Frkft. Die Artunterschiede, die Schenck angibt: 13 Fühler- glieder bei flavic. und 14 bei pedunc. beruhen nach Kiefer (p. 422) auf Irrtum. Kiefer hält beide für Varietät von oceulius Tschek, die im Gebiet noch nicht nachgewiesen ist, sondern bis jetzt nur in Österreich gefunden ist auf Quercus pubescens, die bei uns nicht vorkommt.

glabriusculus Schenck. Vier Original-Gallen bei Frkft. von meinem Vater gefunden. Das Nähere siehe bei Mayr pag. 59, tab. VII.

VI. Frucht-Gallen (an Eicheln). Cynips Linné.

44. C. calicis Burgsdorff. Mein Vater fand bei Frkft. 3 Exem-

- 0

plare der Gallen, die zwischen dem Fruchtboden und dem Becher sitzen. Callirhytis Förster.

45. C. glandium Giraud. Wie vorige Art. Schenck er- wähnt überhaupt keine Fruchtgallen aus dem Gebiet; aber calicis ist bei Cassel, Gießen und Stuttgart nach- gewiesen, glandium aus Lothringen und Sachsen, wo sie v. Schlechtendal fand.

B. Gallwespen an Rosen.

Rhodites Hartig.

46. Rh. rosae F. Frkft. Mitte Mai aus den bekannten Rosen- Bedeguar erzogen. Überall häufig.

47. Rh. eglanteriae Hartig. Aus Mitte Mai eingesammelten erbsengroßen Gallen auf den Blattrippen der Rosa canına von Königstein Anfang Oktober $ entwickelt, ebenso bei Rumpenheim d schon Ende September.

48. Rh. spinostssima Giraud. Aus einer Mitte Mai eingesam- melten, durch ein Rosenblatt durchgewachsenen Galle von Rumpenheim erzog mein Vater einen d. Bei Hof- heim Mitte Oktober die Galle gefunden, die Wespe über- wintert.

49. Rh. rosarum Giraud. Eine Galle von Frkft. Mitte Oktober.

Periclistus Mayr.

50. P. canına Hartig. 3, 2 und 4 Exemplare aus 3 Gallen auf Rosenblättern von Frkft. erzogen. Ist Inquiline (Mit- bewohner) von Ith. eglanteriae Hartig.

51. P. Brandti Hartig. Frkft. 5 Exempl. aus 3 Gallen aus Rosenbedeguar erzogen. Ist Inquiline von Rh. rosae F.

C. Gallwespen aus Brombeeren und krautartigen Pflanzen. Diastrophus Hartig. 52. D. rubi Hartig. Ende Mai aus holzigen Anschwellungen an Brombeersträuchern in Anzahl bei Frkft. erzogen. Auch Galle Mitte Oktober bei Soden. An Pteris aquilina Adlerfarn, fand mein Vater März 1836 bei Frkft. am Forsthaus eine große Galle, die oben bischofstabartig gekrümmt ist; Schenck und Mayr, die sie sahen, halten sie für hierher gehörig.

93.

57.

59.

61

Phanacis Förster.

Ph. centaureae Förster. Eine Galle von meinem Vater

A,

auf dem Stengel von Centaurea scabiosa bei Frkft. ge- funden.

Xestophanes Mayr.

. X. potentillae Retz. (splendens Hartig). Zwei Exemplare der

Wespe von meinem Vater bei Frkft. gefangen. Die Art lebt in Gallen an Potentilla reptans.

Aulax Hartig.

. Latreillei Kiefer (glechomae Latr. non L.)— Anfang Ok-

tober eine Wespe einer Galle an Glechoma hederacea, Gundelrebe, von Frkft. entnommen.

. papaveris Perris (rhoeados Bouché). -— Aus überwinterten

Gallen in den Kapseln von Papaver rhoeas, Klatschrose, von Frkft. Mitte April 2 Exempl. von meinem Vater gezogen. |

. hieracii Bouché. Frkft. aus großen überwinterten Gal-

len an den Stengeln von Zieracium, Habichtskraut, im Mai entwickelt, ebenso bei Hofheim am Taunus in An- zahl.

var. sabaudi Hartig (rotbraune statt schwarze Fühler). Nur Gallen an den Stengeln von Hteractum sabaudum bei Frkft., von meinem Vater gefunden. scabiosae Giraud. Ein Exemplar der Wespe von mei- nem Vater bei Frkft. gefangen.

A, jaceae Schenck (affinis Schenck). Von jac. E 2 Ori-

ginale Ende August und im September zu zweimalen aus dem Fruchtboden von Centaurea jacea von Frkft. von meinem Vater gezogen, von affinis 2 d, 1 2 Ori- ginale bei Frkft. gefangen. Kiefer hält beide Arten für zusammengehörig. Bei jaceae soll nach Schenck Mesothorax und Schildchen querrunzelig, bei affinıs lederartig gerunzelt sein; ersteres ist nach Kiefer bei gutentwickelten, letzteres bei schlechtentwickelten Stücken der Fall.

Meine Inquelinae, also die Gattungen Synergus, Ceroptres, Sapholytus, Synophrus, die Mitbewohner der Cynipiden-Gallen

62

sind und ebenfalls zu den Oynipidae gehören, sind noch nicht durchbestimmt und deshalb hier unberücksichtigt gelassen.

Zu den Cynipidae gehört noch als besonderer Tribus (/ba-

linae) mit nur einer europäischen Art:

'Ibalia Latreille.

1. I. cullelator F. Die 12 mm lange Art ist Parasit der

Holzwespe Sirex juvencus. Mein Vater und ich zogen sie in Menge in der Holzkammer im Juli aus Kiefern- holz, zusammen mit Sirer.

XIV. Teil. Chalcididae II. Nachträge.

Chalcididae verae. Halticella Spinola.

1. HA. tarsalis Förster. Lorsch in Rheinhessen auf Sand-

1

hügeln von Senator von Heyden gefunden. Beschrieben von Förster Verh. Rheinland 1859. 87. Das Tier wurde wie viele Arten nicht in die Sammlung Heyden von dem 1884 verstorbenen Förster zurückerstattet und ist seitdem verschollen.

Encyrtidae. Mira Schellenberg (Eurysophus Förster).

. M. macrocera Schell. (platycerus Dalman). Bei Frankfurt

einmal von Senator v. Heyden gefangen, von Förster beschrieben Verh. Rheinl. 1860. 136. Nicht mehr in Sammlung Heyden. Auch bei Bonn von Förster gef. Das Exemplar ging später zugrunde.

Torymidae. Cryptopristus Förster. .

. C. laticornis Först. Bei Frkft. von Senator v. Heyden

gefangen und von Förster beschrieben Verh. Rheinl. 1859. 103. Nicht mehr in Sammlung Heyden.

Monodontomerus Westwood.

M. intermedius Först. Bei Frkft. von Senator v. Heyden

entdeckt und von Förster beschrieben Verh. Rheinl. 1860. 106. Nicht mehr in Sammlung Heyden.

68

Eurytomidae. Decatoma Spinola (von Mayr 1905 revidiert).

1. D. biguttata Sweder (hieracii Först., signata Nees). An- fang Juli und Anfang August bei Soden an Eichen häufig, Ende Juli bei Enkheim, Ende Juni aus Gallen von Andricus ramuli, Anfang Juli der Biorrhiza ter- minalis häufig erzogen.

2. D. flavicollis Walker (cyclodes Först.) Siehe auch Senckbg. Bericht 1894. 173. Ende Juli bei Enkheim auf Eichengebüsch dreimal, bei Soden Anfang August ein- mal gefunden.

3. D. mellea Walk. (fasciolata Först.) Mitte Juli bei Bürgel einmal gefunden.

4. D. submutica Thomson. Ende Mai aus Gallen auf Hiera- cium silvaticum bei Königstein fünfmal, ebenso Anfang Juni dreimal und Mitte Juni einmal erzogen.

Proctotrupidae. Bethylas Latreille.

1. B. dichotomus Förster (2 fuscicornis Nees, d' nigricornis Nees). Das 2 fand Senator v. Heyden bei Frkft., Förster beide Geschlechter bei Aachen und von ihm beschrieben in Verh. Rheinland VII. 1851. 13. Nicht mehr in Samm- lung Heyden.

20

Die siidwestliche Fortsetzung des Holzappeler Gangzuges zwischen der Lahn und der Mosel. Von

Bergassessor Dr. G. Einecke. (Mit zwei Karten und Tafel I u. II.)

I. Bauers und Wenkenbachs Einteilung des Nassauischen Blei- und Blendevorkommens, sowie die bisher in der Literatur erhobenen Bedenken gegen diese Einteilung.

Im früheren Herzogtum Nassau, einem Teile der jetzigen preußischen Provinz Hessen-Nassau, sind durch einen jahr- hundertelangen Bergbau bedeutende Vorkommen von Blei-, Silber-, Zink- und Kupfererzen zwischen Rhein und Lahn auf- geschlossen worden, die. scheinbar regellos zerstreut, doch eine gewisse Zusammengehörigkeit erkennen lassen. Ihre räumlichen Verhältnisse gestatten eine Einteilung in zwei Arten von Lager- stätten, einmal in solche Gänge, die die begleitenden Schichten unter einem spitzen Winkel durchsetzen, und ferner in wirkliche Quergänge, die mehr oder weniger senkrecht zum Schichten- streichen stehen. Beide Arten hat man auch unter einer „öst- lichen“ und „westlichen“ Ganggruppe zusammengefaßt. Die Gänge dieser beiden Gruppen hat Fr. Wenkenbach, im Jahre 1861 Berggeschworener im Bergrevier Diez, systematisch zu ordnen gesucht und das Ergebnis seiner Forschungen in seiner „Beschreibung der im Herzogtum Nassau an der unteren Lahn und am Rhein aufsetzenden Frzgänge, 1861“ niedergelegt. Danach setzen in dem vorgenannten Gebiete sieben Gangzüge auf, von denen zwei, d. s. die wirklichen Quergänge, als westliche

5

6

und die übrigen fünf, die nahezu im Schichtenstreichen ver- laufen, als östliche Ganggruppe anzusprechen sind. Wenkenbach hat diese Gänge vom Hangenden zum Liegenden mit den Zahlen 1—7 bezeichnet. Er stützt sich in seiner Abhandlung auf die z. Z. in Grubenbauten gebotenen Aufschlüsse, sowie auf die bereits vorhandene Literatur, ') die das Interesse für den schon in alter Zeit bedeutenden Bergbau gezeitigt hatte. Grundlegend für die Zusammenstellung der „östlichen fünf Gänge ist für Wenkenbach die Arbeit von Bauer: „die Blei-, Silber- und Kupfererzgänge von Holzappel an der Lahn, Wellmich und Werlau am Rhein, 1841“ gewesen, in der Bauer den Holz- appeler Gangzug auf eine Länge von 50 km festgelegt hat. Diesen Gangzug hat Wenkenbach als den sechsten bezeichnet und ihn zum Anhalt bei der Angliederung der übrigen vier Gänge benutzt. Den Ausführungen Wenkenbachs und somit auch denen Bauers haben sich Bernhard von Cotta,?) Albrecht von Groddeck, Fr. von Sandberger und andere angeschlossen und die Identität des Gangzuges bei Holzappel mit den Gängen von Geisig, Weyer, Wellmich, Werlau, Norath und Peterswalde als erwiesen betrachtet. Jedoch sind auch leise Zweifel und zwar in den Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte des Blattes Schaumburg über Wenkenbachs Einteilung der öst- lichen Ganggruppe erhoben worden, die später in der Revier- beschreibung der Bergreviere Wiesbaden und Diez im Sinne von Professor Holzapfel zu Aachen voll ausgesprochen worden sind. Es heißt dort: „Für den nördlich der Lahn liegenden Teil dieser Spalten (Gangspalten) ist die von \Venkenbach gegebene Einteilung in fünf Gangzüge im wesentlichen zutreffend, wiewohl ein unmittelbarer Zusammenhang der Gangvor- kommen der einzelnen Züge nicht nachgewiesen ist, die

1) Becher, Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauschen Lande 1789. Cramer, Über die Silber- und Kupfererzgänge bei Ems 1815. Schneider, Notiz über die Holzappeler Lagerstätten 1812. Bauer, die Blei-, Silber- und Kupfererzgänge von Holzappel an der Lahn, Wellmich und Werlau am Rhein, 1841. Cotta, Lehre von den Erzlagerstätten II. Teil 1861.

2) z. B. Cotta a. a. O. Seite 146, Groddeck, die Lehre von den Lagerstätten der Erze 1879, Seite 228. Sandberger, Untersuchungen über Erzgänge 1882 Seite 239.

67

einzelnen Gänge vielmehr mit Ausnahme derjenigen der Gruben Holzappel und Leopoldine Louise des sechsten Zuges nur auf kurze Erstreckungen bekannt geworden sind. Für die Vorkommen zwischen Lahn und Rhein dagegen ist eine scharfe Trennung in fünf Gangzüge zur Zeit nicht durchführbar. Wenn es auch nicht zweifelhaft sein kann, daß die Gänge bei Dornholzhausen und Geisig die Fortsetzung der Gangspalten im Lahntale bilden, wobei die östliche Verschiebung dieser Spalten durch die großen, in den Aufnahmen der Königlichen Geologischen Landesanstalt nachgewiesenen Querverwerfungen bedingt wird, so muß es doch als willkürlich erseheinen, die ein- zelnen Gangvorkommen einer bestimmten Gangspalte oder Gangzuge zuzuteilen. Die Gänge sind hier viel zu wenig bekannt, und weder die Gangausfüllung noch das sonstige Verhalten gestatten einen sicheren Schluß. Noch weniger ist es gerechtfertigt, die einzelnen Gänge, welche bei Weyer, Wellmich und Dahlheim aufsetzen, als die Fort- setzung bestimmter Gangzüge aus dem Lahntale an- zusprechen, da in dem Zwischengebiete auf meilen- weite Erstreckungen Erzvorkommen überhaupt nicht be- kannt sind.*®

An einer anderen Stelle’) werden die Gänge bei Wellmich, Dahlheim, Ehrenthal als die allgemeine, südwestliche Fort- setzung der Erzgänge des Lahntals bezeichnet.

Hier allein und in obiger Fassung sind die Bedenken gegen die Bauer-Wenkenbachsche Abgrenzung des Holzappeler Gangzuges laut geworden. Die nachstehenden Ausführungen sollen die teilweise Berechtigung dieser Bedenken unterstützen; sie sollen nachweisen, daß eine Identifizierung des Holzappeler Gangzuges mit denen von Geisig, Weyer, Wellmich, Werlau und Peterswalde auf Grund der von Wenkenbach als richtig anerkannten Bauerschen Beobachtungen nicht berechtigt und wo anderenfalls seine südwestliche Fortsetzung nach dem Rheine zu und jenseits desselben zu suchen ist.

1) siehe Seite 111.

br

- 68

II. Der Bauer-Wenkenbachsche Gangzug. a. Die Beschreibung dieses Gangzuges.

Das ganze zwischen der unteren Lahn und dem Rhein gelegene Gebiet des Rheinischen Schiefergebirges, in dem die erwalnten Erzvorkommen der östlichen Ganggruppe aufsetzen, ist unterdevonischer Bildung und wird nur an wenigen Stellen von jüngeren Schichten diskordant überlagert. Das Devon bildet hier einen außerordentlich mächtigen Komplex zusammen- gepreßter Schichten von Quarziten, Grauwacken, Grauwacken- schiefern und Tonschiefern, die von Diabasen, Porphyren und Basalten vielfach durchbrochen werden. Die Schichten ver- laufen entsprechend der Hauptstreichrichtung des Rheinischen Schiefergebietes von S.W. nach N.O. in h. 4 und stellen nach den Aufnahmen der Königlichen Geologischen Landesanstalt eine Aufeinanderfolge zahlreicher Parallelfalten dar, die durch ihre Überkippung nach N.W. ein siidéstliches Einfallen der aneinandergepreßten Mulden- und Sattelflügel erkennen lassen. Dieser Zusammenschub der ursprünglich horizontal abgelagerten Schichten geschah zur Kulmzeit.

In dem tief eingeschnittenen Tale des Rheins und der Lahn sind die hier auftretenden zwei Abteilungen des Unter- devons durch hohe Profile klar gekennzeichnet. Zwischen Lorch und Oberwesel a. Rh. zieht sich rechtsrheinisch in nordwest- licher Richtung und in sich verjüngender Zone der Hunsrück- schiefer hin, der linksrheinisch bis zur Mosel die Höhen des Soon-, Idar- und Hochwaldes bildet. Seine ungefähre Grenze gegen die nächstjüngeren Schichten, die Coblenzschichten oder den Spiriferensandstein der Geb. Sandberger, ist auf einer Ver- bindungslinie zwischen Camberg, Lorch, Bernkastel und Trier zu suchen. Die Hunsrückschiefer, die in neuerer Zeit!) nicht als eine selbständige Stufe des Unterdevons anerkannt, sondern vielmehr mit dem unterlagernden Taunusquarzit zu einer Stufe vereinigt werden, bilden vorwiegend leicht spaltbare, phyllitische Schieferpartien von graublauer Farbe. Quarzitische Grau- wackenbänke sind in geringer Mächtigkeit eingelagert und bilden meist einen allmählichen Übergang in das nächst jüngere For-

1) E. Holzapfel, das Rheintal von Bingerbrück bis Lahnstein.

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mationsglied, die unteren Coblenzschichten, die den übrigen Teil der Ecke zwischen Lahn und Rhein nahezu ausfiillen. Es be- stehen diese Schichten vorwiegend aus weichen, tonigen, oft glimmerreichen Schiefern mit Einlagerungen und Bänken von Grauwackenschiefern. Sie unterscheiden sich von den tieferen Hunsrückschiefern durch mehr graue Farbe. undeutlichere Spalt- barkeit und schnelleres Verwittern. Jedoch kommen in diesen Partien auch Schiefer vor, welche petrographisch den Hunsrück- schiefern so völlig gleichen, daß beim Mangel an Versteine- rungen recht oft Schwierigkeiten wegen der Bestimmung der Altersstufe dieser Schichten entstehen können.

Schmale Sättel von Hunsrückschiefer, Muldenreste oder Einlagerungen des nächst höheren Coblenzquarzits, sowie Schichten von sericitischen Gneisen und Glimmerschiefern, so- genannten Porphyroiden, geben dem Unterkoblenz dieser nassau- schen Gebietsteile einen abwechslungsvollen Charakter, der noch durch zahlreiche streichende und Querverwerfungen von be- trächtlicher Länge erhöht wird. Streichende Störungen sind namentlich im Mühlbach- und im Dachsenhäuser Tale, ferner bei Laurenburg, Wasembach und Cramberg beobachtet; von den Querspalten ist eine der wichtigsten die Ruppbachspalte, eine große Zerreißlinie, die sich von Catzenelenbogen durch das Ruppbachtal über Holzappel bis in die Nähe von Montabaur hinzieht. Zwei gleichfalls bedeutende Querverwerfungen be- gleiten das rechte Rheinufer von der Lahnmiindung bis Ober- wesel. Das Auftreten spießwinkliger Verwerfungen ist nur ein untergeordnetes.

Der Coblenzquarzit, ein meist dünnplattiger, zuweilen auch in dicken Bänken abgesonderter, weißer bis rötlich grauer, feinkörniger Sandstein, bildet die Basis und ein Glied!) der oberen Coblenzschichten, die, im Rheintal von Boppard bis Oberlahnstein aufgeschlossen, in nordöstlicher Richtung über die Lahn hinausstreichen und in deren Bereich die westliche Ganggruppe mit den Wenkenbachschen beiden ersten Quergang- zonen aufsetzt. Die fünf Gänge der östlichen Gruppe sind im spitzen Winkel zu den sie begleitenden Untercoblenzschichten aufgerissene Spalten, die sich vornehmlich mit Bleiglanz, Blende,

ME. Holzapfel, das Rheintal von Bingerbrück bis Lahnstein 1893.

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Kupferkies, Spateisenstein und mit Quarz als Gangart gefüllt haben. Von diesen fünf Erzgängen ist der „eigentliche“ Holz- appeler Gangzug d. h. der Teil, der sich auf das Gebiet um Holzappel und Obernhof nördlich der Lahn beschränkt, an Aus- dehnung und Reichhaltigkeit seiner Erzführung der bedeutendste. Seine Gangspalten, die sich nach der geologischen Spezialkarte an den südöstlichen Flügel eines aus Hunsrückschiefern zu- sammengesetzten Sattels anlehnen, stehen nach den Gruben- aufschlüssen des Hangenden und Liegenden der Spalten völlig in den unteren Coblenzschichten. Unmittelbar südlich von Holz- appel fallen wahrscheinlich die Spalten mit einer streichenden Verwerfung zusammen, die deswegen anzunehmen ist, weil an jener Stelle Coblenzquarzit und Hunsrückschiefer zusammen- stoßen und dadurch die unteren Coblenzschichten aus der regel- mäßigen Schichtenfolge ausgefallen sind.

Der eigentliche Holzappeler Gangzug liegt in den Gruben- feldern „Holzappel“ und „Leopoldine Louise“ in der Gemeinde Dörnberg im Bergrevier Diez. Durch Grubenbauten sind auf eine streichende Länge von 4 km fünf Gänge im gegenseitigen Abstande von 10 m aufgeschlossen. Während drei von ihnen, die vom Hangenden zum Liegenden mit „Weißer Gebirgsgang, Hauptgang und liegendes Trum“ bezeichnet werden, in h. 4.4 die Felder völlig durchsetzen, tritt im Westen und Osten des Grubenfeldes je ein weiterer hangender Gang auf. Der eine von diesen beiden, Quergang genannt, mit einem Streichen von h. 1.3 und einem Einfallen von 72° gegen Osten, ist im öst- lichen Teile des Grubenfeldes mehrfach überfahren worden. Dagegen reilıt sich der andere, das hangende Trum im Westen, im Felde von Leopoldine Louise, als ein neuer Parallelgang dem Gangzuge an. Sämtliche Gänge wechseln in der Reich- haltigkeit ihrer Erzführung. Am gleichmäßigsten in der Mäch- tigkeit und Ausfüllung ist der ca. 1 m breite Hauptgang. Die ihm parallelen Trümer, sowie der Quergang sind nur an wenigen Stellen als edel bekannt. Jedesmal, wenn eine An- reicherung in diesen 20—30 cm starken Gangschnüren auf- gefunden wurde, verminderte sich der Erzgehalt des Haupt- ganges und zeigte sich stellenweise taub, so an der Markscheide der Felder Holzappel und Leopoldine Louise. In dieser Gruben- abteilung übernimmt sogar der weiße Gebirgsgang fast völlig

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die Erzführung, so daß hier der Hauptgang auf lange Strecken als unbauwürdig liegen geblieben und der Abbau des weißen Gebirgsganges, der sich als ein mit Erzschnüren stark durch- setztes, diabasartiges Eruptivgestein darstellt, aufgenommen worden ist.

Die Ausfüllungsmasse des Hauptganges besteht neben Quarz als Gangart vorwiegend aus Bleiglanz, Blende und in stark abwechselnder Mächtigkeit aus Kupferkies. Beim Vor- herrschen dieses Minerals bleibt die prozentuale Ausbeute an Blende etwas zurück. Auch Spateisenstein und Schwefelkies sind in größeren und kleineren Partien eingelagert. Fahlerze, sowie von nicht metallischen Mineralien Schwerspat, Kalk- und Bitterspat sind nur in den oberen Teufen gefunden worden. -Erz- und Gangart, die keine bestimmte (Gesetzmäßigkeit in ihrer Verteilung über die Gangfläche erkennen lassen, setzen vom Hangend- zum Liegendgestein in glatten Saalbändern ab.

Die Störungen im Streichen und Fallen des Ganges, die besonders durch den Abbau des Hauptganges festgestellt wurden, sind mit Rücksicht auf die große Ausdehnung in der Länge und Teufe nicht bedeutend. Neben kleineren unwesentlichen Verwerfungen ins Hangende und Liegende setzen drei größere Klüfte auf, von denen zwei, die morgendliche und abendliche Hauptkluft, im Felde der Grube Holzappel in h. 7 mit 52 bez. 79° nach S.W. einfallen und sich im Niveau des Adelheidstollens bei 170 m Teufe treffen. Hier schleppt sich die morgendliche Kluft an der anderen bis zur 580 m oder 15. Tiefbausohle, wo wieder eine allmähliche Trennung der beiden stattfindet. Ob nun die morgendliche die abendliche Kluft durchsetzt oder ein einfaches Auseinanderlaufen der beiden vor sich geht, kann mangels günstiger Aufschlüsse noch nicht festgestellt werden. Der durch diese beiden Klüfte verursachte Verwurf ins Liegende beträgt 150 m. Die dritte Störung des Ganges im Westen der abendlichen Hauptkluft erzeugen die Ulrikenschächter Klüfte, die den Gang ins Liegende um 30 m verwerfen. Quarzgänge von beschränkter Ausdehnung, die das Erztrum quer durch- setzen, sowie „faule“ Klüfte, die mit Material aus dem Neben- gestein gefüllt sind, haben auf das streichende Aushalten des Ganges keinen Einfluß gehabt.

Eine im Einfallen des Ganges mehrmals zu beobachtende

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eigenartige Stérung, die zuerst auf der Grube Holzappel, dann später auf anderen Gruben der östlichen Ganggruppe auf- gefunden wurde, ist die sogenannte Bankbildung, die sich durch ein Abweichen des Ganges aus der Fallrichtung bis nahe in die Horizontale und von dieser wieder zurück in die ursprüng- liche Fallrichtung kennzeichnet. Das Einfallen des flach ge- legenen Teils, d. i. der eigentlichen Bank, schwankt zwischen 10 und 30°. Ihr Streichen ist etwas mehr nördlicher als das der Schichten, so daß die Bank auf dem Gange nach Osten ein- sinkt. Die von ihr hervorgerufene Horizontalverschiebung der Gangspalte beträgt im Höchstfalle 40 m. An der Umbiegung des Ganges findet sich gewöhnlich auf beiden Seiten der Bank eine starke Anreicherung an Erzen, die sich schnell in die Bank hineinschleppt und auf dieser völlig verschwindet. Alsdann füllen Letten, zerriebene Brocken aus dem Nebengestein und Erzstückchen die flachgelagerte Spalte. Die sie begleitenden Schichten sind an der Gangspalte nach einer kurzen Biegung abgerissen. Nur in Fällen, wo der Zusammenhang der Erz- ausfüllung gewahrt geblieben ist, macht das Nebengestein die Biegung des Ganges mit.

Die Fortsetzung dieses Holzappeler Gangzuges sucht Bauer in der Annahme, sich in der verlängerten Streichlinie des Haupt- ganges zu befinden, und gestützt auf die seinerzeit vorhandenen Aufschlüsse in den Tälern der Lahn und des Gelbaches (vgl. Karte 1) in dem Rauschentaler Gange, der westlich von Sing- hofen am Talhange des Rauschenbachs auf eine Länge von 50 m aufgehauen war und der nach den Angaben Bauers ein Streichen von h. 11.2, nach neueren Aufschliissen jedoch ein solches von h. 4 besitzt. Es finden sich dort die bisher genannten Gang- mineralien. Dasselbe gilt auch von dem weiter südlich liegenden Gange bei Marienfels, bei dem besonders zu bemerken ist, daß die hier zu Tage anstehende Gangmasse neben Schnüren von Bleiglanz, Blende und Kupferkies vorwiegend mächtige Schwer- spatpartien enthält, auf welchen ein Tagebaubetrieb umgeht.

Im Verfolg seiner festgelegten Streichungslinie trifit Bauer nun auf die beiden Gänge von Weyer und Wellmich, zwei ab- wechselnd mächtige Erztrümer, die in ihrem räumlichen Aufbau und in ihrer Erzführung besonders nach der Teufe zu das gleiche Verhalten wie die Gänge des Holzappeler Feldes zeigen.

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Sie streichen quer durch das Rheintal und werden auf der linken Seite des Flusses durch die Bauten der Grube „Gute Hoffnung* bei Werlau gelöst. Diese Grube ist die zweitwich- tigste der östlichen Ganggruppe Wenkenbachs und gewährt durch ihren ausgedehnten Bergbau einen tieferen Einblick in die Gangverhältnisse, als es durch die unvollkommenen, wenn auch gegenwärtig noch befahrbaren Aufschlüsse bei Singhofen, Marienfels, Weyer und Wellmich zu erreichen war. Es streichen hier zwei Gänge, der Hauptgang mit einem 10 m entfernt liegenden, ,hangenden Trum‘, in den oberen Sohlen in einem flachen Bogen, dessen Hauptrichtung in h. 3!/s angenommen werden kann. In den tieferen Sohlen wird die Richtung des Ganges eine mehr gradlinige. Diese Unregelmäßigkeit in dem streichenden Verlauf des Ganges wird durch eine große Bank hervorgerufen, deren horizontaler Teil in der Mitte seiner Längenausdehnung am breitesten ist und sich nach den Enden zu verjüngt. Die Wirkung dieser Störung macht sich, da die Bank in der oberen Teufe angetroffen worden ist, auch nur hier besonders geltend. Daraus erklärt sich, daß das Streichen in den höheren Sohlen von dem in den unteren abweicht, wo der Gang seine ursprüngliche Lagerung behalten hat. Die durchschnittliche Mächtigkeit des Hauptganges, der gewöhnlich ein Einfallen von 70—75° hat, beträgt 1m. Die Gleichmäßig- keit seiner Erzverteilung im Gangraume wechselt außerordentlich. Taube Partien, die den Zusammenhang der Erzführung stören, trennen den Gang in sieben Mittel, die sich zum Teil nach der Teufe zu wieder vereinigen. Die streichende Länge dieser Mittel beträgt zusammen 600 m, während der Gang selbst auf 1500 m überfahren ist. Es sind somit nahezu 900 m taub. Haupt- und Hangendes Trum führen dieselben Erze in ihrer Menge, Beschaffenheit und Anordnung wie die Holzappeler Grube. Jedoch ist das Ablösen des Ganges von den Saal- bändern nicht so regelmäßig durchgebildet. Diese sind wie auch ein Teil des Nebengesteins auf lange Strecken hin stark zertrümmert; eine Feststellung der Lage des Ganges zu den Schichten wird hierdurch fast durchweg sehr erschwert. Wie auf Holzappel begleitet auch hier im Hangenden ein weißer Gebirgsgang in 10 m Entfernung den Gangzug, nähert sich mitunter, schleppt sich an einer Stelle unter Bildung scharfer

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Saalbänder mit dem Hauptgange und durchsetzt ihn schließlich auf der 120 m Sohle unter einem Winkel von 30°. Zuweilen findet sich das weiße Gebirge mit Quarz und Erzen wirr durch- einanderliegend und zusammengekittet. An Störungen treten auch hier Querverwerfungen ins Liegende und, wie schon an- gedeutet, Bankbildungen auf; letztere sind besonders mächtig und erzeugen außerordentlich verworrene Lagerungsverhältnisse.

Südwestlich von dieser Grube „Gute Hoffnung’ finden sich in 15 km Entfernung zwei Gänge bei Alterkülz, die in h. 3 streichen, mit 70° nach Südosten einfallen und die ge- wohnten Mineralien ohne jede besondere Charakteristik führen.

Es seien ferner, weil Bauer in seiner Abhandlung darauf Bezug nimmt, noch die die Holzappel-Werlau-Alterkülzer Ver- bindungslinie im lLiegenden begleitenden Erzgänge namhaft gemacht. Es sind dies bei Holzappel die Weinährer Gänge im Abstande von 150 m, die Silbacher von 2250 m, und bei Well- mich die Dalheimer in 2000 m Entfernung. Bei Werlau sind ferner der Holzfelder Gang bei 420 m im Liegenden und bei Alterkülz die Vorkommen von Blankenrath und Peterswalde im Abstande von 7—8 km angetroffen.

b. Die Beweise Bauersund Wenkenbachsfürdie Identifizierung der auf diesem Zuge aufsetzenden Gänge, sowie die Prüfung und Kritik dieser Beweise.

Als ersten maßgebenden Grund für die Identifizierung der soeben beschriebenen Erzvorkommen nennt Bauer das Streichen. Er sagt hierüber:

„Die Gänge von Obernhof, Marienfels, Wellmich und

Werlau, ferner von Alterkülz und Peterswalde liegen genau

in der von der Holzappeler Erzlagerstätte verlängerten

Streichlinie.“

Diese Behauptung Bauers entspricht aber nicht der Wirk- lichkeit. Das Hauptstreichen der Holzappeler-Obernhofer Lagerstätte beträgt h. 4.4 und setzt (nach Karte 1) über die verliehenen Felder Bernshahn, Hohelai, Kux und Gutenau hin- weg, läßt somit den Rauschentaler Gang, d. h. Bauers unmittel- bare Fortsetzung des eigentlichen Holzappeler Zuges, 2500 m östlich liegen. Die Entfernung des Werlauer Zuges von der wirklichen Linie vergrößert sich am Rhein bereits bis zu b km

5m

und ist bei Alterkülz 18km groß. Diesen Fehler Bauers hat auch Wenkenbach beobachtet, sucht jedoch den Zusammenhang des Rauschentaler und der sich an diesen anschließenden Gänge mit dem Holzappeler Zuge dadurch zu wahren, daß er häufige und beträchtliche Querverwerfungen nach dein Hangenden und seitliche Verschiebung des Gangmittels durch noch nicht auf- geschlossene Bänke annimmt.

Die Berechtigung zur Zuhilfenahme von Querverwerfungen bei Erklärung des Abweichens des Rauschentaler, Marienfelser und Werlauer Ganges von der Hauptstreichlinie sei später!) erörtert. Inbetreff des Verwurfs durch die Bänke ist hervor- zuheben, daß in dem auf 4 km ausgedehnten Grubenbaue von Holzappel eine Gangverschiebung von zusammen noch nicht 100 m zu erkennen und über Tage im Ganggebiete festzustellen ist, daß eine größere Bewegung der Gebirgsmassen, als wie sie die Holzappeler Umgebung erfahren hat, bis kurz vor dem Rheine nicht stattgefunden lat. Die Aufzeichnung der Erz- vorkommen des Bauer-Wenkenbachschen Gangzuges läßt auf den beigefügten Karten eine stark nach W. und O. gewundene Linie erkennen. Berücksichtigt man ferner, wie außerordentlich groß die Erstreckung des unbekannten Gebietes zwischen den einzelnen Grubenfeldern ist, -- sie beträgt nach Bauers eigener Angabe 3°/, Meile, also die Hälfte der Gesamtausdehnung seines projektierten Zuges und wie wenig der tektonische Aufbau dieser noch nicht erschlossenen Gebirgsteile von ihm zur Be- urteilung herangezogen worden ist, so wird man seinen Gründen für die Annahme einer Zusammengehörigkeit der vorgenannten Gänge nicht beipflichten können.

Ein weiterer Beweis für die Parallelisierung sind Bauer die äußeren und inneren Verhältnisse der Gänge gewesen, d.h. das Streichen und Fallen der Lagerstätte, sein Verhalten zu dem Nebengestein, das Auftreten mehrerer Trümer, die Aus- füllung der Spalte durch Erze und Gangart und die überall gleichmäßig beobachtete Gesetzlosigkeit in der Anordnung der Gangmasse. Als fernerer Anhalt dient ihm das glatte Ablösen des Ganges von den Saalbändern und. das Auftreten der Quer- verwürfe und Bänke. Er findet hierin „eine überraschende

1) 5. Seite 81.

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Übereinstimmung.“ Diese ist bis auf die tektonischen Verhält- nisse der Gänge wohl vorhanden. Dagegen lassen sich gegen die Annahme eines gleichmäßigen Aufbaus der Spalten wohl Bedenken äußern. Die einzigen Gruben, die ein klares Bild darüber gewähren können, sind die von Holzappel und Werlau. Der Gangzug von Werlau, von dem nur zwei Trümer bekannt sind, zeigt bei der geringen Teufe von 180 m und der Längen- erstreckung seiner Grubenbauten von 2000 m eine so bedeutende Menge und Mächtigkeit der Querverwerfungen und Bänke, wie sie der Holzappel-Obernhofer Zug bei einer tonnlägigen Länge von 760 m und einer streichenden von 4.4 km sowohl an Zahl wie Größe zusammen nicht aufweisen kann. Die Trennung des Ganges durch taube Mittel, das häufige Fehlen gut durch- gebildeter Saalbänder und die starke Zerklüftung des Neben- gesteins sind auf Holzappel nicht vorhanden. Im großen und ganzen nimmt die Holzappeler Lagerstätte gegenüber der Werlauer einen ruhigen, wenig gestörten Verlauf.

Aber auch abgesehen von dieser nichts beweisenden Ver- schiedenheit der beiden Gänge kann eine solche Übereinstim- mung der inneren und äußeren Verhältnisse, wie sie Bauer von dem ganzen Zuge darlegt, nicht als überraschend bezeichnet werden; denn man ist immer zu der Annahme geneigt, daß gleichaltrige Gänge, die in einem in der Tektonik und im Material so gleichmäßig zusammengesetzten Gebirge wie in dem in Frage kommenden, beschränkten Teile des Rheinischen Schiefergebirges entstanden sind, stets eine Übereinstimmung in ihrem Aufbau und in ihrer Gangmasse zeigen. Wenn nun auch die Mannigfaltigkeit der Physiognomien einzelner Gänge gerade im Rheinischen Schiefergebirge stellenweise soweit geht, daß gleichaltrige Gänge desselben Gebietes, die. in gleichen Gesteinen aufsetzen, sich ganz verschiedenartig verhalten, so ist doch Bauer auf Grund dieser Tatsache wiederum nicht be- rechtigt, wegen der Gleichmäßigkeit in der Erscheinung seiner Gänge ihre Zugehörigkeit zu einem Gangzuge zu konstruieren. Man erhält bei der Prüfung der Gangverhältnisse durchweg keinen anderen Eindruck, als daß die Erzgänge wegen. großer Ähnlichkeit mit allen anderen Gängen der östlichen Ganggruppe keine besonderen Merkmale für eine Identifizierung im Sinne Bauers bieten.

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Zwei Hauptmomente führt nun Bauer noch zur Bekräftigung seiner Ausführung an, und zwar das Vorkommen der erwähnten, liegenden Parallelgänge in gleicher Entfernung vom Hauptzuge und das Auftreten von „weißem Gebirge“. Im ersteren Falle fehlt den Angaben über die Entfernungen der begleitenden Gänge von der Bauerschen Streichlinie die Genauigkeit. Die Weinährer Züge liegen nicht 525 m, sondern nur 150 m im Liegenden; die Silbacher Gänge der heutigen Grube Anna sind 2250 m und nicht ’/s Meile, die Dalheimer nicht 1800, sondern 1900 m entfernt. Hinsichtlich dieser Verschiedenheit der Ent- fernungen ist daher unter ihnen kaum ein Vergleich und eine Gruppierung möglich, um so mehr als auch die anderen Gänge, die von Holzfeld, Blankenrath und Peterswalde, ganz andere Abstände besitzen, als Bauer angibt. Auch können diese beiden letzten Züge von Blankenrath und Peterswalde, die 7 bezw. 8km im Liegenden auftreten, nicht mehr als begleitende Gänge des Holzappeler-Werlauer Vorkommens angesprochen werden; denn die Ausdehnung des dazwischen gelegenen Hunsrückgebirges ist hierfür viel zu groß und umfaßt, auf die Gegend nördlich des Rheins und der Lahn übertragen, an Umfang das ganze Gebiet, in dem sowohl die westliche, wie die östliche Ganggruppe aufsetzen.

Der wichtigste und letzte Faktor der Bauerschen Beweis- führung ist das häufige Auftreten eines „weißen, talkerdehaltigen Gesteines, welches die Gebirgsschichten unter verschiedenen Winkeln des Streichens und Fallens, meist aber parallel dem Gange durchsetzt und bisweilen auch von letzterem durch- schnitten wird“. Dieses Vorkommen führt den Namen „weißes Gebirge. Der nassauische Erzbergmann bezeichnet ohne Rücksicht auf petrographische Unterschiede jedes Gebirge, das ein weißes Aussehen hat und in seinen Gangbauten angetroffen wird, mit jenem Ausdruck, gleichviel ob er ein Lager oder einen Gang vor sich hat, ob das Gestein eruptiver oder se- dimentärer Natur ist’), Man hat zwei Arten von „Weißem Gebirge* gefunden, die eigentlichen weißen Gebirgsgänge, die

1) Dieses „weißes Gebirge“ in Begleitung der Erzgänge ist der Gegen- stand lebhafter Untersuchungen bis in die neueste Zeit geworden, die besonders Kayser, Koch, v. Groddeck und Holzapfel ausgeführt haben.

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nach der jetzt gebräuchlichen Ausdrucksweise nur als „weißes Gebirge“ zu bezeichnen sind, und weiße Schiefer, die der Berg- mann auch mit jenem Namen belegt. Der weiße Gebirgsgang, ein die begleitenden Schichten des Erzganges, sowie diesen stellenweise selbst durchsetzendes, gangförmig auftretendes, diabasartiges Eruptivgestein läuft auf Grube Holzappel nicht genau parallel dem Gange, sondern nähert sich ihm in flachem Streichen. Er ist auf J,eopoldine Louise im Abstande von 30 m im Hangenden des Hauptganges aufgeschlossen. Diese Ent- fernung vermindert sich nach Osten zu auf eine Länge von 4km bis auf 3m. Ein Versuch, durch Aufschlußarbeiten im Kiesbachstollen den Schnittpunkt der beiden Gänge und so das gegenseitige Verhalten der beiden festzustellen, mißglückte, da der Hauptgang vor dem Schnittpunkte durch die östlich vom Kiesbachtale streichende Ruppbachspalte abgeschnitten und die Verwerfung wegen zu großer Streckenlängen nicht aus- gerichtet wurde. Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, daß der weiße Gebirgsgang, der eine stetige Annäherung auf eine Länge von über 4 km gezeigt hat, diese fernerhin beibehält und den Erzgang ungefähr 400 m hinter der Verwerfung trifit.

Ein den Hauptgang, sowie dieses hangende, weiße Gebirge durchsetzender, zweiter weißer Gebirgsgang ist nahe der Grenze der Grubenfelder Holzappel und Leopoldine Louise auf der 11. Tiefbausohle angefahren. Er streicht in h. 5 und verschiebt den Hauptgang ins Liegende. Beim Durchsetzen des hangenden, weißen Gebirgsganges bietet er das Bild auf Tafel Il b.

Die beiden genannten, weißen Gebirgsgänge unterscheiden sich auch in ihrer Struktur. Der dem Hauptzug nahezu parallele Gang hat schiefriges, wenig kompaktes Gefüge und verwittert sehr schnell, hat gelblich graue Farbe und schließt öfters runde Mandeln von dunklerer Farbe ein. Dagegen ist der Gang, der als echter Quergang anzusprechen ist, massig, ohne jede Schichtung, aber mit geringen Anzeichen zu bankiger Absonderung und läßt in seiner starkkörnigen Struktur noch unzersetzte Teile seines Ursprungsgesteins, z. B. 2—3 mm große Augitkristalle, erkennen. Die Ausfüllung sieht grünlichgrau aus und zeigt - noch nicht so deutlich die Spuren der Veränderung wie der hangende Gang, führt nie Erze und wird auch nie von solchen begleitet. Aus dieser Beschaffenheit, sowie aus der dargestellten

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Lage des Ganges zum ganzen Gangzuge ist zu schließen, daß der liegende Quergang jünger ist als der Hauptgang und der hangende, weiße Gebirgsgang.!)

Beide Varietäten des weißen Gebirges, der „Quergang“ wie der ,Gangbegleiter“, finden sich in derselben Beschaffenheit auf Grube „Gute Hoffnung“ bei Werlau. Der weiße Schiefer, als 3. Abart des weißen Gebirges, erscheint in den oberen Sohlen der Gruben Holzappel, Weyer und Wellmich. Er ist ein zersetzer Tonschiefer und bildet eine vollständig parallele Lage zwischen den Begleitschichten. Während in seinem Hangenden sehr häufig eine Störung mit zerdrückten Schiefer- gesteinen lagert, vollzieht sich der Übergang in den liegenden, blauen Tonschiefer ganz allmählich, so daß man an seiner Natur und Entstehungsweise nicht zweifeln kann. Er steht zuweilen unmittelbar am Gange, wie dies an einem Aufschluß über Tage bei Schweighausen ?) zu erkennen ist, findet sich doch meistens viele Meter vom Gange entfernt, wie auf Wellmich und vor allem auf Holzappel, wo im Adelheidstollen neben fünf weißen Gebirgs- gängen und zwei Porphyroidzügen sechs weiße Schieferschichten angetroffen wurden, einige davon in einer Entfernung von über 200 m. Man macht ferner die Beobachtung, daß ihre Zer- setzung mit zunehmender Teufe verschwindet. Diese Schiefer, sowie teilweise die ,Gangbegleiter“ tragen den deutlichen Charakter der Sericitschiefer, den die Quergänge nicht im entferntesten aufweisen. Es kann nach alledem v. Groddecks ältere ®) Ansicht, die er in seiner Arbeit: „Zur Kenntnis einiger Sericitgesteine, welche neben und in Erzlagerstätten auf- treten, 1883“ ausgesprochen hat und nach der er das weiße Gebirge seiner Natur nach in metamorphosierte Diabase und ausgelaugte Tonschiefer trennt, hier als allein zutreffend be- zeichnet werden.

ı) Der Quergang heißt liegender, weißer Gebirgsgang, weil er in der Grube Holzappel bisher nur im Liegenden des Hauptganges bekannt ge- worden ist.

2) 8. Seite 91.

3) In einer späteren Studie über Tonschiefer, Gangtonschiefer und Sericitschiefer 1886 widerruft er diese Ansicht und erklärt die weißen Ge- birgsarten sämtlich als umgewandelte Tonschiefer.

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Bauer hat seiner Abhandlung nach die drei Abarten des weißen Gebirges nicht erkannt; er unterscheidet nach dem Aussehen nur eine mehr dickmassige Varietät mit versteckter Schieferung und eine ausgezeichnet dünnschiefrige und nimmt an, daß das weiße Gebirge ein „durch Aufnahme von über- wiegend talkigen und chloritischen Substanzen“ verändertes, blaues Gebirge sei, weil er den Übergang aus dem blauen ins weiße Gebirge an manchen Schieferblättern hatte feststellen können. Abgesehen davon, daß in diesen Gesteinen keine Spur von Talk vorhanden ist, überträgt er unrichtiger Weise jene Annahme, die bei dem oben erwähnten, weißen Schiefer seine Berechtigung hat, auch auf das gangartige Vorkommen, weil er ein solches nicht anerkennt. Das weiße Gebirge im Sinne Bauers, also veränderte Schiefer, werden auf allen Gängen der östlichen Ganggruppe bei den gegenwärtigen Aufschlußarbeiten gefunden, die weißen Gebirgsgänge bisher nur auf dem 4. bis 6. Zuge Wenkenbachs nördlich der Lahn. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden diese auch auf dem 3. und 7. Zuge, wenn hier wirksamer Grubenbau umgegangen wäre, nicht fehlen. Außer jenem Vorkommen ist aber im Rheinprofile und in den an- grenzenden Uferbergen das Vorhandensein von noch über 50 weißen Gebirgsgängen festgestellt,') die in verschiedenster Mächtigkeit von Caub bis Nieder-Kestert mit häufig nach- weisbaren Spuren von Erz auftreten. Es beweist dieses, daß das Vorkommen obiger Gänge nicht bloß an die bekannten Erzlagerstätten von Holzappel, Wellmich und Werlau gebunden ist, sondern daß sie über das ganze Gebiet der Ostgruppe und noch weiter nach Osten hinaus zerstreut sind und daß somit das Fehlen wie das Vorkommen des weißen Gebirges auf dem Bauerschen Gangzuge keinen Schluß auf die Zusammengehörigkeit seiner Erzgänge gestattet.

Wenn man auf die Bauersche Beweisführung noch einmal kurz zurückblickt, so wird man erkennen, daß er sich nur auf Kriterien gestützt hat, die entweder allen Gängen der östlichen Gruppe eigentümlich sind oder die auf Grund der gegenwärtigen Aufschlüsse als unrichtig angenommen werden müssen. Sie bieten somit nirgends einen festen Anhalt zu einer Identifizierung.

') E. Holzapfel, das Rheintal von Bingerbrück bis Lahnstein.

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Lie8 schon das starke Abweichen von einer einheitlichen Streichlinie eine Verbindung zwischen dem Holzappeler und Wellmich-Werlauer Gange als sehr zweifelhaft erscheinen, so tritt nun noch ein Umstand hinzu, der einen solchen Zusammen- hang ausschließt und eine Widerlegung des bereits erwähnten Einwandes Wenkenbachs bildet, daß nämlich noch unbekannte Querverwerfungen eine Zusammengehörigkeit der Holzappeler und Werlauer Lagerstätte möglich machen.

Verfolgt man den Werlauer Zug nach Norden über Well- mich bis Weyer, was bei den zerrissenen, sich hin und her- windenden Talgehängen des Wellmicher Baches und bei den zahlreichen Abbauversuchen keine großen Schwierigkeiten macht, so wird man, aus dem Wellmicher Tale auf die Höhe bei Weyer gelangt, das Ausgehende des Ganges über Tage in dem Quarzit- zuge erkennen, der nach der geologischen Spezialkarte durch den höchsten Punkt des „Waldes bei Weyer“ hindurchzieht. Schürfschächte und -stollen haben ergeben, daß man sich hier auf der nördlichen Fortsetzung des Werlauer Ganges befindet. Dieser Quarzitzug, mit einer Richtung von h. 3—4, bildet nahezu ein 10 m breites Ausstreichen des Ganges, dessen 3 m breite Spalte hier mit mächtigen Quarzmassen als Gangart erfüllt ist und der nur Spuren von Erz in den obersten Teufen gezeigt hat. Bei Gemmerich verläuft der Gang dann unter einer Decke zertrümmerter und verwitterter unterdevonischer Massen, jedoch ist seine Richtung durch Rollstückchen und sanfte Erhebungen aus dem ebenen Gelände über Gemmerich hinaus bis in die Gegend von Ehr zu beobachten. Von diesem Punkte aus senkrecht zu diesem Gangstreichen trifft man, nord- westlich (siehe Karte 1) von Schweighausen, wie später (Seite 91) nachgewiesen wird, den Holzappeler Gangzug. Wollte man zwischen beiden Enden dieser Züge einen einstmaligen Zu- sammenhang annehmen, so müßte man eine querschlägige oder spießwinklige Verwerfung des Ganges ins Hangende um ca. 5 km projektieren. Eine so mächtige Störung von 5 km Ver- wurfslänge würde aber an der 'Tagesoberfläche durch den Austritt von Quellen und in dem weithin bemerkbaren, plötz- lichen Absetzen eines Schichtenstreichen zu erkennen sein. Ferner aber würden die Bauten der Blei- und Zinkerzgrube Friedrichssegen, die sich auf dem Emser Gangzuge (dem zweiten

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Wenkenbachs) in der Verlängerung der gedachten Verwurfs- linie befinden, diese gewaltige Schichtenverschiebung bloB gelegt haben. Wohl ergab die Begehung südwestlich von Schweig- hausen einen Verwurf des Ganges ins Hangende, jedoch betragt dieser nicht mehr als 150 m. Selbst die Annahme einer staffel- förmigen Störung ist ausgeschlossen, weil sonst hier ein Vor- treten des liegenden Gebirges in die Fortsetzung der Streich- linie hatte stattfinden miissen, was bei den gangbegleitenden Quarziten und hunsrückschieferähnlichen Gesteinen deutlich in Erscheinung getreten wire.

Somit schließen die beiden wichtigen Momente, nämlich das starke Abweichen des Bauerschen Zuges aus der wirklichen Streichlinie und das Fehlen der von Wenkenbach angenommenen, großen Querverwerfungen den Zusammenhang zwischen der Holz- appeler und Wellmich-Werlauer Lagerstätte vollständig aus.

III. Die tatsächliche Fortsetzung des eigentlichen Holz- appeler Gangzuges.

a. Gesichtspunkte, die bei einer geologischen Begehung des Ganggebietes zwecks Aufsuchung des Ganges zu beobachten waren.

Die Frage, wo der Holzappeler Gangzug seine südwestliche Fortsetzung findet, ließe sich zunächst kurz dahin beantworten: Ist eine solche überhaupt vorhanden, so liegt sie unmittelbar auf der verlängerten Streichlinie des Hauptganges der Holz- appeler Grube, und zwar aus folgenden Gründen:

Es haben die Gruben, sowie die Versuchsbauten und Schürfarbeiten klar gelegt, daß der Erzgang die ganze Größe der Querverschiebungen des Gebirges, in dem er aufsetzt, nicht erleidet, wie z. B. bei Weinähr und Oberwies. Ferner ist im (sanggebiete das Durchsetzen von Dachschieferpartien in meh- reren Zügen von der Lahn bis zum Rhein und darüber hinaus ohne beträchtliche Verschiebung ihrer Streichlinie zu beobachten. Dies ist der Fall bei dem Dausenauer Schiefer, der im Rheintal bei Oberspay und Boppard austritt, und bei den in unmittelbarer Nähe des Holzappeler Gangzuges bei Weinähr erschürften Gesteinen, die sich über Oberwies, Dachsen- hausen bis Kloster Bornhofen a. Rh. erstrecken und jenseits

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des Rheines nördlich von Ehr wieder angetroffen werden. Wenn also bei diesen Schieferschichten eine so große Längenausdehnung ohne bedeutenden Verwurf möglich ist, um so eher muß man dieses Verhalten vom Gange annehmen, der von den Quer- verwerfungen nicht in gleichem Maße wie das Nebengestein beeinflußt wird. Man darf dabei erfahrungsgemäß voraussetzen, daß eine Erzspalte von 4 km streichender und 760 m bekannter, tonnlägiger Länge, wie jene des Hauptganges von Holzappel und Leopoldine Louise, sich nicht plötzlich völlig zerschlägt oder gänzlich auskeilt.

Bauer und Wenkenbach sind ferner nur deswegen zu Fehlschlüssen gekommen, weil sie bei der Parallelisierung der Gänge nur die erschürften Erzvorkommen zum Anhalt genommen haben, nicht aber die Gangspalten, die nicht immer erzführend zu sein brauchten und deswegen nicht weiter bekannt geworden sind. Stellt man nun noch die Tatsache fest, daß alle Spalten!) der östlichen Gruppe vom Mühl- bach und der Lahn bis kurz vor dem Rheine ein Zurück- treten der Erze und Vorherrschen gewaltiger Quarzmassen in ihrer Ausfüllung bemerken lassen, so muß man die Möglichkeit als naheliegend betrachten, den Gang auf der unmittelbaren Fortsetzung des Holzappeler Zuges durch ein eingehendes Ab- suchen der Erdoberfläche des Ganggebietes festlegen zu können. Es wurde daher eine Begehung des Geländes vorgenommen, bei der noch folgende weitere Gesichtspunkte zu beobachten waren:

Die Trümer im Hangenden und Liegenden des Haupt- ganges, einschießlich der des weißen Gebirges werden sich an der Tagesoberfläche wenig bemerkbar machen, weil sie, zu wenig mächtig, den Einwirkungen geringen Widerstand haben leisten können, die sowohl von außenher durch Wasser wie endogen durch gebirgsbildende Bewegungen der Lithosphäre erfolgt sind. Während das weiße Gebirge in der Grube Holz- appel in der Regel nur aufgesucht wird, um bei Lagerungs- störungen den richtigen Hinweis zur Wiederausrichtung des Hauptganges zu geben, wird es bei einer Begehung über Tage

1) z. B. die der Grube Pauline bei Nassau, Bernshahn, Hohelay und Kux bei Weinähr, Wilhelm, Rauschenthal, Heinrich und Basselstein bei Geisig nnd Gute Hoffnung und Zuversicht I und II bei Weyer.

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kaum zur Orientierung herangezogen werden können, da es selbst in den tiefen Tälern der Lahn nur selten aus den Ge- hängen heraustritt und auch dort meist nur durch Stollenbetrieb bekannt geworden ist. Dazu kommt, daß der weiße Gebirgs- gang nicht das Streichen des Hauptganges hat, sondern sich nach Südwesten allmählich von diesem entfernt. Weiterhin zeigen die bekannt gewordenen Vorkommen von weißen Gebirgs- gängen, über 50 an Zahl, daß ihr Auftreten stets lokaler Natur ist und daß man deswegen auch auf ein plötzliches Auskeilen des Holzappeler hangenden, weißen Gebirgsganges gefaßt sein muß, wie dies bereits bei dem liegenden, weißen Gebirge be- obachtet worden ist.

Einen weit besseren Anhalt gewähren die 150 m im Liegenden aufsetzenden Weinährer Gänge, die mit fünf dicht aneinander liegenden Trümern sich auch in wenig koupiertem Gelände verhältnismäßig gut beobachten lassen. Sie bilden bei Störungen in der Streichrichtung und in mehr ebenem Terrain sehr häufig ein sicheres Hilfsmittel zum Erkennen der Lage des Holzappeler Ganges.

Von diesem Holzappeler Zuge zeigt sich der Hauptgang in seinen durch den Grubenbau erschlossenen Teilen bei vor- herrschender Ausfüllung mit Gangart mächtiger als bei reicher Erzführung; beim Verengern und Erweitern des Spaltenraumes bleibt ferner ein ruhiger, gleichmäßiger Aufbau seiner Spalten- wände gewahrt. Nie ist der Zusammenhang auch nur auf kürzere Strecken unterbrochen, während die übrigen Trümer des Zuges, deren Stärke ohnehin wenig bedeutend ist, sich mehr oder weniger auskeilen und dann wieder aufsetzen. Es ist daher beim Aufsuchen des Ganges durch Begehung im großen und ganzen nur das Ausstreichen des Hauptganges ins Auge zu fassen.

Das Ausgehende der durch Bleiglanz, Zinkblende, Kupfer- kies und Spateisenstein mit Quarz als Gangart angefüllten Holz- appeler Gangspalte zeigt sich dem Beobachter in einem mannig- faltig wechselnden Bilde. Ist der Gang ursprünglich bis zu Tage edel gewesen, so sind infolge Einsickerns von Tages- wässern in die Erdkruste, die Sauerstoff und Kohlensäure mit sich führten, aus den sulfidischen Erzen Sulfate entstanden, die durch Lösung oder mechanische Wirkung vom Wasser fort-

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geführt wurden oder die, falls sie gegen die Atmosphärilien widerstandsfähig waren, zu höheren Oxyden umgewandelt wurden. So sind allmählich die Blei-, Zink- und Kupfererze aus dem Ausgehenden verschwunden und Rot- und Brauneisenerze als festes Skelett eines „Eisernen Hutes“ zurückgeblieben, der in der Regel eine braunrote Färbung im Ausstreichen angenommen hat. Bei Gegenwart von wenig Quarz als Gangart sind die Überreste häufig durch Gebirgsdruck noch stark zusammen- gepreßt, so daß der Erzgang nach der Erdoberfläche zu eine geringere Mächtigkeit zu besitzen scheint als die ursprüngliche Spalte unterhalb der Zerstürungszone. Seine Rollstücke, deren Hauptbestandteil Quarz ist, haben, sobald sie früher stark von Erzen durchsetzt waren, nur noch geringe Größe, zeigen ganz charakteristische. poröse, zellige Struktur, braunrote bis schwärz- liche, milchweiße Farbe und lassen sich sofort als verwitterte Ausfüllung eines Erzganges und als Bestandteile des eisernen Hutes bestimmen. Hat dagegen im Ausgehenden des Erzganges die Gangart, also Quarz, vorgeherrscht, so ist der Aufbau des Ausstriches durch die Einflüsse der Atmosphärilien wenig geändert worden. Die Quarzmassen bilden ganze Blöcke, die sich bankig abgesondert und die auch einem seitlichen Gebirgs- druck von S.O. her einen so starken Widerstand geleistet haben, daß wenige Meter vom östlichen Stoße des Ganges sehr häufig mächtige Schieferpartien als Schollen aus der Ebene der Erdoberfläche herausgepreßt worden sind.

Wenn ihr weniger zähes Nebengestein infolge seiner ver- hältnismäßigen Weichheit, Zerklüftung und Lagerung durch Erosion und Denudation weggewaschen worden ist, so daß die Quarzmassen herausgeschält worden sind, dann bilden sie im gebirgigem Gelände die höchsten Höhen als weithin sichtbare Klippen. Ist aber nach Beseitigung des Hangenden und Liegenden die Quarzwand auch zu Bruche gegangen, so haben sich ihre Trümmer weithin und so dicht verbreitet, daß man dadurch leicht zu der Annahme verleitet wird, als hätte man es mit einer überaus mächtigen, selbständigen Schicht zu tun, die dann auch stellenweise als C'oblenzquarzit und somit als ein Formationsglied des Unterdevons angesprochen worden ist. So ist z. B. in nördlicher Verlängerung des Werlauer Ganges der im Walde von Weyer auftretende Quarz, der das Aus-

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gehende der Werlau-Wellmicher Lagerstätte bildet, auf der geologischen Spezialkarte des. Blattes Dachsenhausen als Coblenzquarzit angesehen. Ein ähnlicher Fall scheint auch bei dem Quarzitzuge durch den Oberhorst bei Schweighausen vor- zuliegen. Hier ist neben quarzitischem Sandstein ein in 2 m Mächtigkeit zu Tage anstehender Quarzgang zu verfolgen, der durch den Oberhorst in der Richtung auf die Station Hinter- wald der neuen nassauischen Kleinbahn hindurchsetzt. Bei dem von Oberhorst sanft abfallenden Gelände sind seine Roll- stücke viele hundert Meter verstreut.

Es ist noch eine letzte Art des Gangaufbaues zu be- obachten, nämlich daß die Spalte nicht bis zur Erdoberfläche aufgerissen ist, sondern daß kleine Risse, die bis zu Tage reichen, apophysenartig erfüllt worden sind, so daß das Gang- system das Aussehen von nach der Teufe zu sich scharender Trümer erhalten hat.

Die soeben dargestellten, äußeren Kennzeichen des Gang- ausstreichens bilden das Ergebnis einer Beobachtung des all- gemeinen Gangverhaltens der östlichen Ganggruppe zwischen Lahn und Rhein, stellten sich aber auch teilweise erst im Laufe der Begehung heraus. Sie dienten dem Verfasser neben den allgemeinen, für die Aufsuchung einer Gangspalte zu beachtenden Kennzeichen vornehmlich als Anhaltspunkte zur Festlegung des Gangzuges.

b. Die Untersuchung desGanggebietes biszum Rhein.

Die Begehung, deren Ergebnisse auf Karte 1 und im weiteren Verfolg auf Karte 2 festgelegt worden sind, begann an der südwestlichen Markscheide des Grubenfeldes Leopoldine Louise, also unmittelbar im Anschluß an den durch Gruben- bauten bekannt gewordenen, eigentlichen Holzappeler Zug. Mit dem Verlassen dieses Feldes tritt der Gang, nachdem er durch eine Störung um 100 m ins Hangende verworfen ist, in ein (Gebiet ein, das durch die Lahn und einige Nebengewässer, den Gelbach und den Mühlbach, tief erodiert ist. Gerade an dieser Stelle fällt der ungefähre Verlauf des Gelbach- und des Lahnbettes nacheinander mit der Richtung des Ganges zu- sammen und zwar derart, daß beide Flüsse in dieser Streich- linie mehrere Windungen hin und zurück verfolgen, so daß in

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diesen Schleifen und Biegungen der Gangzug mehrfach durch- schnitten wird und eine Reihe hoher, schöner Profile bietet, von denen Tafel Ia ein solches aus dem Gelbachtale am besten darstellt. Aus einer nahezu 100 m hohen Gebirgswand treten fünf Gänge heraus, in denen sich unschwer die Trümer des Holzappeler Zuges und seines liegenden Begleiters, des Wein- ährer Gangzuges, erkennen lassen. In gleicher Größe und Deutlichkeit sind sie auch an den Gehängen des Lahntales bloßgelegt. Sie sind die Veranlassung, daß in dem an dieser Stelle bereits verengerten Flußbette die beiderseitigen Ufer- wände durch Vorspringen der Gangpartien noch weiter zu sammengerückt sind. Von der Talsohle aufwärts bis auf die Höhe der Uferberge sich hinziehend, bildet der Quarz als vor- herrschende Ausfüllungsmasse der Hauptspalte in dieser Gegend einen durch Abrasion freigelegten, weithin sichtbaren Gebirgsgrat des Berges. Beobachtet man von einer höher gelegenen Stelle, wie dem Goethepunkte bei Obernhof, dieses Verhalten des Ganges, so kaun man an den zahlreichen, weißleuchtenden Klippen einen klaren Überblick über die Beschaffenheit des Ganggebietes und den Verlauf des sich daraus hervorhebenden Ganges gewinnen. Tafell b versucht diese Fernsicht darzustellen. Im Vordergrunde heben sich über das Niveau des zerklüfteten, tälerreichen Gebirges kleinere Felspartien heraus, in denen der Gang zu Tage tritt und die sich in die Ferne hin fortsetzen. Man erkennt aber auch, daß mit der zunehmenden Entfernung sich der Charakter der Höhen ändert, daß er welliger, abgeflachter wird und daß das markante Ausstreichen des Quarzes gänzlich verschwindet. Diese Tatsache ist bereits im Mühlbachtale fest- zustellen. Der zwischen Lahn und Mühlbach anstehende (ebirgskeil und mit ihm der ihn durchsetzende Gang haben eine Bewegung und Veränderung ihres ursprünglichen Aufbaues noch nach dem Aufreißen und der Ausfüllung der Gangspalte erfahren, was aus dem Verwurf des Ganges im Mühlbachtale selbst und aus den Profilen an den Gehängen hervorgeht. Während noch auf der linken Lahnseite das regelmäßige Profil des Holzappeler und Weinährer Ganges ansteht und bis auf die Höhe hinaufreicht, verschwinden sie dort bald unter zwei durch eine tiefe Delle getrennte Erhebungen aus dem Gelände, werden nahe der Chaussee von Nassau nach Singhofen um

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10—15 m ins Liegende verschoben!) und treten auf dem rechts- seitigen Gehänge des Mühlbachtales aus. Nach einem sich hier bietenden Profile ist der Holzappeler Gang etwa 3 m unter Tage in die Horizontale abgelenkt und dann durch eine Ver- werfung abgerissen worden. Indessen zerschlägt sich der Weinährer in gefalteten und überkippten Gebirgspartien. Dieses Verhalten erklärt die plötzliche Änderung in der Er- scheinung des Ganges über Tage. Jedoch setzt sich jene nicht über die Störung im Mühlbachtale hinweg. Auf seinem linken Ufer findet man den Gang, nachdem er das Dreieck zwischen Lahn und Mühlbach verlassen hat, wieder in seiner ursprüng- lichen Streichungslinie mit demselben Charakter im Ausstreichen, wie es unweit der Markscheide von Leopoldine Louise vom Goethepunkt aus beobachtet worden war. Unmittelbar am steilen und dicht bewachsenen Gehinge des Heidenberges und daher nur im Bette des Baches oder auf der Höhe näherer Untersuchung zugänglich, zeigt sich der Hauptgang in einer 1'/s m breiten Spalte mit dicken, bankigen Quarzblöcken ausgefüllt, während die früher zu Tage ragenden Teile abgebrochen und in mächtigen Stücken talabwärts gestürzt sind. 150 m westlich erscheinen auch die Weinährer Trümer wieder. Dagegen ist von dem weißen Gebirgsgange auf beiden Seiten des Tales trotz des durch Wegebauten in der Gegend des vermuteten Ausstreichens melrfach angeschnittenen Gehänges nichts zu bemerken. Ob es sich hier bereits ausgekeilt hat oder infolge Verwitterung . unter die Erdoberfläche zurückgetreten ist, sei dahingestellt. Jedenfalls aber ist der hangende, weiße Gebirgs- gang im Verlaufe der Begehung vom Mühlbachtale ab an Stellen nicht wieder aufgefunden worden, wo er bei etwaigem Vor- handensein der eingehenden Beobachtung nicht entgangen wäre.

Der Gangzug, der im Grubenfelde Holzappel nach den Aufschlüssen seines Hangenden und Liegenden vollständig in ı) Ob diese geringe Querstörung, wie sie sich in dieser Größe im Laufe der Begehung öfters wiederholt, durch Bankbildung oder Verwerfung verursacht ist, muß dahingestellt werden, da die außerordentliche Gleich- mäßigkeit des Materials, aus dem die gangbegleitenden Schichten zusammen- gesetzt sind, ferner die zeitweilig hohe Laubdecke und der niedere Wald-

bestand, eine Feststellung, ob eine Ausbiegung oder ein plötzliches Absetzen des Ganges vorhanden war, häufig nicht zuließen.

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den Unterkoblenzer Schichten stand, ist hier im Mühlbachtale aus diesen herausgetreten und befindet sich in einem Schichten- gebiete, das aus hellklingenden, dunkelblauen, leicht spaltbaren Schiefern zusammengesetzt ist, die man wegen des vollständigen Fehlens von Grauwackenbänkchen als Hunsrückschiefer an- sprechen muß und die noch 100 m im Hangenden des Ganges aufzufinden sind. Diese Schieferschichten hat der Gang in seiner Erstreckung von Holzappel zum Mühlbachtale durchsetzt. Es zeigt dieses Verhalten somit, daß der Gang ein zu dem Nebengestein spitz verlaufendes Streichen besitzt und ist ferner ein weiterer Beweis dafür, daß man nicht, wie früher an- genommen und in dem Grubengebäude von Holzappel nicht leicht festzustellen ist, einen Lagergang, sondern einen echten Gang vor sich hat. Die geologische Spezialkarte des Blattes Dachsenhausen zeigt an dieser Stelle des Mühlbachtales Unter- koblenz, Wenn man aber bei dem hier herrschenden Mangel an Versteinerungen und der schwierigen Festlegung der Alters- stufe des im Material und tektonisch so gleichmäßig zusammen- gesetzten Gebirges die Grenze zwischen Hunsrückschiefer und Unterkoblenz in der Regel dahin legt, wo beim Übergang des einen Formationsgliedes in das andere die letzten Grauwacken- bänkchen verschwinden, so muß die Grenze hier ungefähr 250 m östlich ins Hangende verschoben und durch die Mitte des Heidenberges hindurchgehend gedacht werden, so daß der Gang am Heidenberge völlig in hunsrückschieferähnlichen Ge- steinen steht.

Der bisher festgelegte Teil des Ganges trifft nacheinander die Fundpunkte der Felder!) Weinähr, Hohelay, Kux, Gutenau, Davida,?) die auf Blei-, Kupfer-, Zinkerze verliehen sind und deren als Funken im Quarz eingesprengtes Vorkommen erkennen läßt, daß der Erzgehalt zugunsten der Gangart bei Ausfüllung des Spaltenhohlraumes zurückgetreten ist. Der bergmännische Erfolg ist hier ein sehr geringer gewesen, so daß sich die Bauten meist nur auf Schürfstollen beschränkt haben. Immerhin ge-

1) Mitte vorigen Jahrhunderts verliehen.

*) Der Schürfstollen in „Davida“ fand laut Fundesbesichtigungs- protokoll und nach der geologischen Spezialkarte ein unbedeutendes Quertrnm von h. 7.4. Das Haupttrum ist nahe dem Fundpunkte über Tage als in h.4 streichend zu erkennen.

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währen sie in Verbindung mit den hohen und ausgeprägten Tal- profilen die Sicherheit, daß man sich in obengenannten Gruben- feldern auf der Fortsetzung des Holzappeler Gangzuges befindet, um so melır, als über Tage der Zusammenhang im Ausstreichen niemals verloren gegangen ist. Gleich an der Feldesgrenze von Leopoldine Louise hat zwar eine grüßere Querstörung der Schichten auch einen Verwurf des Ganges hervorgerufen, und man hatte, voreingenommen durch die Bauer-Wenkenbachsche Festlegung des Gangzuges über Wellmich und Werlau hinaus, bis in die neuere Zeit den verworfenen Teil bei Schloß Langenau an der Stelle gesucht (s. Karte 1), wo sich Unterkoblenz an den Hunsrückschiefersattel, ähnlich wie auf Grube Holzappel, anlehnt. Jedoch bestätigt die Erschließung des Schichtenprofiles im Bernshahner Kopfe bei Weinähr durch Grubenarbeiten und das achtmalige Wiederfinden desselben an den Talgehängen der Lahn und ihrer Nebenbäche die eben erläuterte Fortsetzung des Zuges über den Grat des Hohelay und durch die Gebirgs- partien des unteren Mihlbachtales. Diese Tatsache bildet ferner den unmittelbaren Beweis dafür, daß man diese Fort- setzung nach Bauer nicht in dem Vorkommen im Rauschen- bachtale südwestlich von Singhofen suchen kann.

Vom Mühlbachtale weiter südwestlich streicht der Gang an der Erdoberfläche selbst wie durch Pingenzüge und Schürf- gräben bemerkbar, in einem nach N.O. geöffneten, sanften Bogen bis an das vor dem Dorfe Oberwies sich hinziehende Seitental des Mühlbaches und wird hier durch eine ziemlich bedeutende Schichtenstörung abgeschnitten, deren Verwurfslinie in h. 8.1. durch das Tal hindurchsetzt und mit der bei der geologischen Landesaufnahme') südwestlich von Sulzbach er- kannten Querstörung in Verbindung steht, die demgemäß bis über Oberwies hinaus zu verlängern wäre.

Die scharf ausgeprägte, topographische Beschaffenheit des Ausstreichens hilft an dieser Stelle besonders zur Wiederauf- findung des verworfenen Gangteiles. Zwei in ziemlicher Nähe voneinander und ungefähr 100 m von der Verwerfung ent- springende Quellen fließen nicht in einem gemeinsamen Bette ab, sondern die eine gibt ihr Wasser nach dem Mühlbachtale,

1) Siehe Spezialkarte des Blattes Ems und Dachsenhausen.

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die andere nach dem Lahntale hin. So hat jedes Gewässer für sich eine Erosion erzeugt, deren Verlauf in der Nähe der Mündung mit der Verwurfsspalte zusammenfällt. Beide Ein- schnitte haben ein Streichen, aber entgegengesetzte Richtung und können als ein gemeinsames, großes Tal angesehen werden, das in der Nähe von Oberwies durch einen Quersattel getrennt ist, der von einem Seitengehänge zum anderen hinüber reicht und an dessen Böschung auf jeder Seite der Austritt je einer der Quellen zu beobachten ist. Diese Talscheide, die ungefähr 150 m im Liegenden des Hauptganges aufgefunden ist, hat das allgemeine Schichtenstreichen und zeigt bei näherer Unter- suchung zwei 150 m auseinanderliegende und an der Ver- werfung endende Quarzzüge, die zu Tage gehen. Daß diese beiden (singe erzführend sind, beweisen die beiden aus der Gangspalte austretenden, eben erwähnten Quellen, die als so- genannte Guhren, unmittelbar nach ihrem Austritte beginnend, über weite Strecken hin eine über 1 m tiefe Schicht von Eisen- rahm und anderen schlammigen Zersetzungsprodukten abgesetzt haben. Da ferner aus der Schichtenfolge des Nebengesteins hervorgeht, daß tatsächlich ein liegender Verwurf vorhanden ist, dessen Größe etwas mächtiger ist, als die Entfernung zwischen dem Holzappeler und dem neu aufgefundenen Gangzuge beträgt, und da weiterhin kein anderes Quarzvorkommen süd- westlich der Verwerfung an den in Betracht kommenden Punkten festgestellt werden konnte, so ist ohne Zweifel jener das Tal durchsetzende Querrücken die Fortsetzung des Holzappeler Zuges. An jenen anschließend kann man das Weiterstreichen des in h.4 bei Beobachtung aller sich bietenden Anzeichen und Hilfsmittel, wie Terrainverhältnissen, Wegeeinschnitten und Schürfpunkten!) aus ältester und neuester Zeit bis nach dem Dorfe Schweighausen verfolgen, wo in dem gleichnamigen Tale hart an der südwestlichen Ecke des Dorfes abermals eine Störung des Ganges erkannt wurde. Hier verwerfen zwei räumlich wenig getrennte und spießwinkelig aufeinander zu-

ı) Nordöstlich von Schweighausen findet sich ein Pingenzug, der aus vier in h. 4 sich aneinanderreihenden Erdvertiefungen besteht, die von den Bewohnern der Umgegend als Überreste römischer Verteidigungswälle be- zeichnet wurden. Der Gang setzte durch diese hindurch; eine eingehende Prüfung bewies, daß man hier ältere Bergbauversuche vor sich hatte.

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laufende Klüfte, deren Längenausdehnung verschieden ist, den Gang nacheinander um ca. 150 m ins Hangende. Der Verlauf der kleineren Störung ist nicht weiter verfolgt worden, dagegen ist die größere, zu jener südwestlich gelegen, mit der von der Lahn aus über Becheln und dem Oberhorste in h.7 sich hin- ziehenden Störungslinie in Zusammenhang zu bringen.

Es sei besonders hervorgehoben, daß der hier entstandene Verwurf nicht mehr als 150 m beträgt, ein Nachweis dafür, daß Wenkenbach eine Verbindung zwischen der Holzappeler und Werlauer Lagerstätte durch Annahme von hangenden Querverwerfungen nicht konstruieren konnte; denn es wird bei Betrachtung der Karte 1 sofort klar, daß eine Identität zwischen dem Gange bei Schweighausen und der nordöstlichen Fortsetzung des Werlauer Zuges zwischen Ehr und Marienfels nicht vor- handen sein kann; eine Verwerfung von 5 km hat ohne weiteres wenig Wahrscheinlichkeit für sich, und es ist eine so bedeutende Verwurfslänge bei den hier herrschenden Gebirgs- verhältnissen aus bereits früher dargelegten Gründen eine Un- möglichkeit. Daß mit der Annäherung an den Rhein die Ent- fernung zwischen dem Holzappeler und der Richtung des Werlauer Ganges immer größer wurde, ist bereits betont worden.

Die Fortsetzung des Ganges von Schweighausen ab bis an den Rhein, seine Lage im allgemeinen Gebirgsaufbau ist wie bisher durch weitere, maßstäbliche Einzeichnung in die Karte 1 gekennzeichnet.

Der Festlegung des Ganges boten sich gleich hinter der Oberhorster Verwerfung viele Schwierigkeiten, weil die Gerölle des Oberhorstes das ganze Ganggebiet bedeckten und weil ferner sich der Hauptgang zwischen dem Schweighausener und Dachsenhausener Tal auf kurze Strecken von der Tiefe aus nach der Tagesoberfläche zu zerschlägt. Bei der dichten Be- waldung und der hohen Laubdecke mußten einige Abraumarbeiten vorgenommen werden, deren Ergebnisse dann in Verbindung mit den stellenweise fest anstehend gefundenen Quarzmassen hinreichende Anzeichen dafür lieferten, daß der Zusammenhang hier nicht verloren gegangen war. Auch der Weinährer Gang ist nicht verschwunden, zeigt vielmehr im Ausstreichen eine bedeutendere Mächtigkeit als der hangende Hauptgang und ist

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mit dem bereits erwähnten Vorkommen identisch, das am Ober- horst und an der Station Hinterwald vorbeizieht und im Dachsen- hausener Tale im verliehenen Felde „Max“ Blei- und Blende- erze mit sich führt. Eine Änderung in seiner Entfernung vom Holzappeler Zuge ist jetzt mehrfach festgestellt. Während sich in der Gegend des Dachsenhausener Tales eine Vermehrung seines Abstandes ergibt, findet sich unweit der beiden großen Lierscheider Verwerfungen am Rhein eine Annäherung, die im Rheintale selbst soweit zugenommen hat, daß hier von einem Zwischenmittel zwischen beiden Gängen nicht mehr die Rede sein kann. Es reihen sich ihre Trümer hier dicht aneinander und vereinigen sich zu einem gemeinsamen Ganggebiete, das über den Rhein hinweg in den Hunsrück bis in die Gegend von Ehr durchsetzt, um dann wieder in deutlich getrennte Mittel auseinanderzulaufen.

Fünf nachweisbare, größere Störungen durchqueren das Ganggebiet zwischen Schweighausen und dem Rhein, von denen die beiden bedeutendsten in der Nähe des Rheintales verlaufen und dieses von Dörscheid gegenüber Oberwesel weiter abwärts über Lierscheid bis nach Oberlahnstein begleiten. Die nördlich gelegene der beiden erzeugt am Hohewald den größten, über- haupt im Laufe der Begehung beobachteten Verwurf des Ganges um 350 m.

An Erzen zeigten sich in diesem Gangabschnitte zwischen Schweighausen und dem Rheine kleine Einsprengungen von Bleiglanz in Rollstiicken; in der Gangspalte anstehende Blende, Kupferkies und Spateisenstein wurden am rechten Gehänge des Rheintales gefunden, an welchem der Gang bei Kloster Born- hofen austritt. Taf. I] a zeigt in der Schichtenfolge des Unter- koblenz die Lage eines 1 m mächtigen Ganges, der von einer Reihe von liegenden Trümern begleitet ist, die als zum Wein- ährer Zuge gehörig angesehen werden können!).

In den Uferbergen, auf deren Scheitel sich die Ruinen Sterenberg und Liebenstein erheben, sowie denen der Wihelms-

') Das Gebiet des Ganges in der Nähe des Rheintales liegt in dem eingemuteten Felde Beul. Die Verleihung ist nicht auf die Erze des Haupt- ganges, sondern auf ein hangendes, besonders Kupferkies führendes Trum erfolgt. In einzelnen Trümern des Zuges wurden am Gehinge Spat- eisenstein und Zinkblende gefunden,

höhe, die einen ins Bornhofener Seitental sich erstreckenden Gebirgszug bilden, sind acht verschiedene mächtige Gangtrümer gelagert, die, wie die Terrainverhältnisse auf Tafel II a ersichtlich machen, in drei hintereinander liegenden, hohen Profilen auf- geschlossen sind. Danaclı setzt sich der Holzappeler Gangzug zwischen beiden Burgen hindurch; unmittelbar auf seinem Aus- striche auf der Höhe des Bergrückens stehen einige Reste der Ruine Liebenstein. Große Gesteinsstücke des Ganges, welche am Abhange oder auf der Höhe des Berges den Halt verloren haben und ins Rollen gekommen sind, lagern in dem engen und tiefen Tale des Bornhofener Baches und bilden Barrieren, über die das Wasser hinwegsetzt.

Bei seinem Austritt in das Rheintal erkennt man am Gehänge im Mühlbachtale eine Störung des Ganges im Einfallen. Es scheint hier durch das Rheintal eine Bank durchschnitten zu sein, denn das Profil zeigt eine Flexur des Ganges. Ob diese zerrissen ist, wie es den Anschein hat, ist jedoch nicht deutlich zu beobachten, da eine dichte Masse zertrümmerter und verwitterter Schichten einen Teil des Ganges gerade an der Umbiegung bedeckt.

Durch das Flußtal ist der Gang der Beobachtung auf eine Breite von 4—500 m entzogen. Es ist jedoch die Annahme berechtigt, daß hier der Zusammenhang nicht verloren gegangen ist, daß vielmehr der Gang unter dem Flußbette des Rheines hindurchsetzt, ähnlich wie es bereits bei den Gängen von Wellmich und Werlau durch Grubenbauten bekannt geworden ist. Denn wenn auch das hohe, steile und scharf ausgeprägte Profil des rechtsseitigen Gehänges auf der linken Seite nicht mehr angetroffen wird, vielmehr gegenüber von Bornhofen, nordöstlich von Salzig, sanft ansteigendes Wiesengelände und Weinbergsanlagen vorhanden sind, so kann man doch an allen Wegeeinschnitten und besonders an den wenigen Weinbergs- terrassen, die die Richtung des Ganges auf der linken Rhein- seite kreuzen, eine mit Quarz erfüllte Gangspalte und damit gleichzeitig feststellen, daß der Gangzug ohne eine merkliche Unterbrechung seiner Streichrichtung durch den Rhein grad- linig hindurchsetzt. Die Verschiedenheit im Aufbau der beiden Ufer ist bei der erheblichen Breite des Rheintales ohne weiteres verständlich. Ein bestimmteres Urteil, ob der Gang vielleicht

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an einer Spalte im Rhein abgesunken oder durch eine solche seitwärts einige Meter verworfen ist, ließ sich bei der Gleich- mäßigkeit der gangbegleitenden Schieferschichten und der Breite des Stromes nicht gewinnen.

Der Gangzug tritt nordwestlich von Salzig, unmittelbar den Ruinen von Sternberg und Liebenstein gegenüber, mit einer 1,25 m mächtigen bankig abgesonderten Quarzschicht, in der Spuren von Bleiglanz gefunden wurden, über die Erdober- fläche hervor und ist im Hangenden und Liegenden von kleineren Quarztrümern begleitet. Durch Weinberge und Wiesen am Ufer hindurch ist er im Streichen von h. 4 über die Höhe des nach allen Seiten steil abfallenden Graßkopfes hinweg zu verfolgen.

c. Die Fortsetzung dieser Untersuchungen im Hunsrück.

Bei der weiteren Begehung des vom Gangzuge durch- setzten Gebietes beeinflußte das Fehlen eines detailierten Karten- bildes, wie das des bisher benutzten Meßtischblattes (1: 25000), die Genauigkeit der geologischen Aufnahme recht ungünstig. ') Da die Anwendung eines kleineren Maßstabes von 1: 100000 nur die allgemeine, räumliche Verbreitung einer geologischen Formation, sowie die Grundzüge der Tektonik größerer Massen in übersichtlicher Weise darzustellen gestattet, nicht aber die getreue Wiedergabe der Lagerungsbeziehungen eines (Ganges zu seinem Nebengestein, so mußte die graphische Darstellung des Gangzuges aus Mangel einer solchen Spezialkarte unter- bleiben und ein, wenn auch unvollkommener Ersatz für das Meßtischblatt, das als Unterlage für das bisher durchgeführte, geologische Kartenbild gedient hatte, in der allgemeinen Über- sichtskarte (Generalstabskarte 1: 100000, s. Karte 2) gesucht werden. Die weitere geologische Durchforschung des Gang- gebietes konnte sich daher nicht mehr mit den Einzelheiten in der Lage der Gänge zum Nebengestein, seinem plötzlichen Abweichen aus seiner Streichrichtung durch Verwurf oder andere Störungen und ähnlichen genaueren Feststellungen be- schäftigen, sondern mußte sich auf das Bestreben beschränken,

) Die Begehung fand im Jahre 1903 statt.

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den Zusammenhang und die Richtung des Gangzuges nicht zu verlieren und Einblick darüber zu gewinnen, ob und in welcher Weise die, wenn auch noch fragliche Fortsetzung des Ganges sich an das seit Jahrhunderten bekannte Erzvorkommen an der oberen Mosel angliedert.

Der Gebirgskomplex auf der linksrheinischen Seite, der im Streichen des Gangzuges gelagert ist und in dem sich die Fortsetzung der rechtsrheinischen Gangspalte aufbaut, be- schränkt sich auf das Dreieck im Hochplateau des nordöstlichen Hunsrücks, das im N.O. von der Rheinfurche, im N.W. von den Bergzügen des Soonwaldes, Idar- und Hochwaldes begrenzt wird. Der geologische Aufbau dieses Gebietes gleicht den in nordwestlicher Fortsetzung auf dem rechtsrheinischen Ufer an- stehenden Gebirgspartien, in denen die Holzappeler Gang- spalten aufsetzen, vollkommen. An seiner Zusammensetzung beteiligen sich in breiter Zone vorwiegend die unteren Coblenz- schichten, in die Quarzitzüge eingelagert sind und als deren ungefähre Grenze gegen die Hunsrückschiefer die Verbindungs- linie zwischen St. Goar und Bernkastel angenommen werden kann. Die hier anstehenden unteren Coblenzschichten sind, wie die der nördlichen Ausläufer des Taunus zwischen Lahn und Rhein, mit Hunsrückschiefer und ähnlichen Gesteinen durchsetzt, die gute Dachschieferlager in beträchtlicher Ausdehnung aufweisen und im Schichtenstreichen von WSW. nach ONO. gelagert sind.

Auch hier im Hunsrück ist eine starke Faltung des Gebirges, ein Zusammenpressen und Überkippen von Sätteln und Mulden mit großer Regelmäßigkeit zu beobachten. Sämtliche Schichten streichen mit verschwindenden Ausnahmen in h.4, wie die zahl- reichen Aufschlüsse in den Quertälern erkennen lassen. In dem Grade der Neigung gegen den Horizont herrscht jedoch große Verschiedenheit. Mit der Entfernung vom Rhein landeinwärts in der Streichrichtung des Ganges wird die Lagerung kom- plizierter und weist in der Nähe der Mosel überaus intensive, tektonische Störungen auf, z. B. in der Umgebung von Zell, wo überkippte Schichten mit SO. Einfallen mit überkippten, nach SW. einfallenden Schichten eine große Mulde bilden, und im Hirtzelbachtale mit seiner nach SO. erfolgten Überkippung und Aufsattlung der Schichten. Die Aufschlüsse der nach O. und NO. von Zell aus auf die Hochfläche führenden Wege

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geben reichlich Gelegenheit, die intensiven Stérungserscheinungen der südlichen Ecke des Ganggebietes wie Faltungen, Sättel, Mulden, Verschiebungen und andere Wirkungen der starken Pressung in dichter Aufeinanderfolge zu beobachten.

Von jüngeren Ablagerungen auf den Devonschichten, welche die schon aus der Tertiärzeit herrührende Hochfläche des Hunsrücks aufbauen, kommen im Ganggebiete nur tertiäre und diluviale in Frage. Die tertiären Bildungen, die besonders zwischen dem Soonwald und der Mosel eine große Verbreitung zeigen, bestehen aus gelbem bis gelbweißem Sande, grauweißen Tonen und Quarzgeréllen, Sandsteinen und Konglomeraten. Auf der Hochfläche des Hunsrücks kommen ausgedehnte Lehm- decken vor, die aus Letten und grauen bis grauweißen Tonen bestehen und ein Verwitterungsprodukt von unteren Coblenz- schichten und Hunsrückschiefern sind. Man nimmt oft wahr, wie die Schiefer sich nach dem Plateau hin bräunen und gelb werden, wie sich die Struktur der Schiefer mehr und mehr verliert und das Gestein in Ton und Lehm übergeht. Diese ausgedehnten Vorkommen bedecken z. B. tertiäre Bildungen und werden dem ältesten Diluvium zugerechnet. Auf der plateauförmigen Höhe findet sich ferner dem diluvialen Sand und Lehm vulkanischer Sand beigemengt.

Die Physiognomie des Ganges, die zwischen Lahn und Rhein immer deutlich hervorgetreten war, bietet im Hunsrück, soweit es von Tage aus festzustellen war, das gleiche Bild wie auf der rechten Seite des Rheines. Klippenartiges Hervorragen mächtiger Gangquarzmassen wechseln mit Aufschlüssen schwacher Quarztrümer und welligen, durch das Ausstreichen des Gang- zuges veranlaßten Konturen im Gelände stetig ab. Neue Er- scheinungen im Aufbau des Ganges wurden nicht beobachtet.

Die Begehung des linksrheinischen Gebietes schloß sich an das nordöstlich von Salzig im Rheintale festgestellte Vor- kommen an. An den steilgelagerten, scharfgekämmten Berg- rücken der südlichen Fortsetzung des Bopparder Waldes konnte mit nicht allzugroßen Schwierigkeiten die Fortsetzung der Quarzspalten über den Abhang des Graßkopfes hinweg nördlich der Fleckertshöhe durch das Holzbachtal hindurch bis in das bei Ehr auf Kupfer verliehene Feld erkannt werden (Karte 2). Die bei Ehr im „Neuen Bachtale“ in der Mitte vorigen Jahr-

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hunderts erschürften und in h.4 anstehenden Erzgänge sind Teile des gesuchten Gangzuges. Um Ebr herum und in süd- westlicher Richtung fortschreitend geht das in der Nähe des Rheines noch stark gebirgige Terrain allmählich in ein hoch- gelegenes, sanftes Gebirgsland über, das jedoch in den Tal- einschnitten der zahlreichen, nach der Mosel abfließenden Gebirgsbäche meist einen bis zur Rauheit ausgeprägten Charakter annimmt. Die zahlreichen Wasserflüsse, die im Hochplateau ansetzen und anfangs parallel zum allgemeinen Schichten- streichen verlaufen, durchbrechen diesen bald quer zur Streich- richtung und nehmen einen ziemlich geraden Verlauf, als die Folge eines großen Gefälles und einer starken Vertikalerosion. Sie bieten an ihren Gehängen, die durchweg steil und reich an Klippen und Felsen sind, die besten Aufschlüsse zum klaren Erkennen der Gangfortsetzung, was auf dem Hochplateau durch die ausgedehnten Decken von Lehm und anderen Verwitterungs- produkten sehr erschwert wird. Auf dieser Hochebene ist das Ausstreichen eines stärkeren Quarzganges immer durch flach- wellige Rücken markiert; dagegen bleibt der Austritt schwacher Trümer fast regelmäßig wirkungslos auf die Oberflächengestaltung. Daher geschah es in dem Gebiete zwischen Ehr und Corweiler mehrere Male, daß die Fortsetzung des Spaltensystems sich auf kurze Strecken unter den horizontalgelagerten Schotter- und Lehmdecken der Beobachtung entzog. Das Wiedererscheinen der Trümer genau im Streichen des Zuges ließ jedoch Zweifel an der Zusammengehörigkeit dieser Trümer mit jenem nicht aufkommen. Es gelang, den Verlauf des Gangzuges, der im Grubenfelde „Kronprinz bei Ebr zuletzt festgestellt war, südlich von Halsenbach durch den Liesenfelder Bach hindurch über die Hochebene bei Liesenfeld zu verfolgen und seine genetische Zusammengehörigkeit mit dem Erzvorkommen in dem auf Blei, Kupfer, Silber und Zink verliehenen Felde „Petrus“ bei Sevenich zu erkennen. Die Versuchsbauten, die hier in den fünfziger Jahren vorigen Jahrhunderts ausgeführt wurden, ergaben neben einer Reihe schwacher Trümer das Vorhandensein von zwei großen, in h.4 streichenden Quarz- gangen mit geringem!) Blei- und Kupfergehalte.

1) Die bergmännische Ausbeute ist eine sehr geringe geblieben und der Grubenbetrieb sehr bald aufgegeben worden.

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In südwestlicher Richtung streicht der Gang durch das Beybaclıtal und zwei seiner linksseitigen Nebentäler südlich von Heyweiler und Mannebach vorbei in das Grubenfeld „Friedrichsglück* bei Corweiler. Die in diesem Grubenfelde anstehenden zwei Gänge wurden als die nordöstlichen Ausläufer einer schon in früherer Zeit bekannt gewordenen Gruppe von Gängen betrachtet, die in einer Streichlinie liegen, das gleiche mineralogische und geologische Verhalten zeigen und unzweifel- haft einem gemeinsamen (sangzuge angehören. Die Gruppe schließt sich unmittelbar im Streichen an die aufgefundene Fortsetzung der rechtsrheinischen Lagerstätte an und zieht sich an den Ortschaften Mörz, Buch, Masterhausen, Reidenhausen, Blankenrath und Tellig vorbei bis in die Gegend südlich von Zell an der Mosel.

Über die Beschaffenheit der Gangverhältnisse des Zuges zwischen Corweiler und Zell gibt folgende Zusammenstellung der erschürften Gänge, die mit den Grenzen der verlielienen (rubenfelder auf Karte 2 aufgetragen sind, näheren Aufschluß:

EEE | | Zahl | al Mäch-; yine-. SO. ' Fund- |der be- Name i tig: | ra- | Ein- ‚Streichen | punkt fahr- tender keit lien : fallen ; bei | Gänge | Ä an | | Zn m i. —._ __ = li. te | Pb. Cu. Friedrichsglück 2 1,10 Ag.Zn.40—50 h.4 Corweiler 2 Möürz . . ..ı 2 0,50 Pb.Zn. 40 h. 4 Mörz 4 | 0,35 'Pb.Cu. Diana... . 2 1.10 Ag.Zn. +40 b.4 . Buch 5 | 110 dt Apollo ...:02 1.30 40 h.3-4 Master- 2 hausen Pb. Cu. Scheidengliick . 2 1,30 Zn. 50 h.4 do. 3 Pb. Ag. Gutgliick 2 1,00 Cu. Zn. 60—70 h.3—4 ~~ Reiden- 2 | hausen Heinrichsfeld . 2 0,80 at 60 h. 4 Blanken- 9 | rath Theodor . . . 2 040 dt 60 h. 4 Tellig 3 Zell 22.2.2008 1,50 Ag.Cu: 60 h.3—41, Zell 6

100

Infolge dieser zahlreichen Grubenaufschlüsse, ferner einer großen Reihe von Schürfversuchen mittels Stollen und Pingen- zügen, sowie vor allem dank dem Umstande, daß das Hoch- plateau einen mehr gebirgigen Charakter annahm, konnte der Zusammenhang der einzelnen Gänge in dem Gebiete zwischen Corweiler und Zell mit Sicherheit verfolgt werden. Bemerkens- werte Querstörungen, die das Streichen des Ganges besonders beeinflußten, fanden sich im Deimbach-- Flaumbach- und Linnischbachtale.

Die Begehung endete bei Zell an der Mosel.

IV. Zusammenstellung der wichtigsten, durch die Begehung erzielten Ergebnisse.

Die Untersuchung des Ganggebietes hat zu einer Reihe bemerkenswerter Ergebnisse geführt, die im folgenden kurz zusammengefaßt werden sollen:

1. Die Ausführungen Bauers und Wenkenbachs, daß die südwestliche Fortsetzung des eigentlichen Holzappeler Zuges bei Wellmich, Werlau und Peterswalde zu suchen sei, müssen als unrichtig aufgegeben werden. Der Gangzug streicht vielmehr an den Ortschaften Oberwies, Schweig- hausen und Dachsenhausen vorbei bei Bornhofen durch das Rheintal und nimmt seinen weiteren Verlauf über Ehr, Liesenfeld, Sevenich in die Gegend von Corweiler, wo er sich an eine bis Zell erstreckende Gruppe von Gängen unmittelbar anschließt. Der Holzappel-Zeller Gangzug hat ein Generalstreichen von h. 4.2 und in seinem nordöstlichen, wie südwestlichen Teile ein Einfallen von 60°, das sich nach der Mitte zu bis auf 40° verflacht. Die Streichrichtung bildet eine gerade Linie, die sich erst kurz vor ihrem südwestlichen Ende sanft nach NO. wölbt. Sie ist im Rheintale von der Streichlinie des Wellmich- Werlauer Zuges 5 km. und bei Zell 18 km. von dieser entfernt.

2. Nach der bisherigen Annahme!) sollten die genannten Erzvorkommen bei Ehr, Liesenfeld und die übrigen zwischen Corweiler und Zell auftretenden Gänge in einer

') Beschreibung des Bergreviers Coblenz II, Seite 34.

101

Schichtenzone liegen, die von Castellaun über Sevenich auf die am Bopparder Hamm aufsetzenden Erzgänge zu- streicht und als deren Fortsetzung auf der rechten Rhein- seite die Gänge von Braubach und Ems betrachtet wurden. Diese Annahme muß bei dem dargestellten Verlauf des Holzappel-Zeller Gangzuges als unrichtig aufgegeben werden.

3. Das Rheinische Schiefergebirge wird im spitzen Winkel

zum Streichen seiner Schichten und in nahezu gerader Linie von Holzappel a. d. Lahn bis Zell a. d. Mosel von einem 66 km langem Spaltennetz von 40—50 m Breite durch- brochen. In der Regel beobachtete man eine größere Spalte in Begleitung kleinerer Trümer. Für die Annahme, daß die Fortsetzung des eigentlichen Holzappeler Haupt- ganges mit dieser Hauptspalte in der ganzen Ausdehnung des (sangzuges identisch sein könnte, konnten jedoch sichere Beläge nicht erbracht werden. Die Hohlräume der Spalten sind mit Quarz und Erzen ausgefüllt. Die Zusammensetzung dieser Gangmasse wechselt in einer gewissen Gesetzmäßigkeit. Während man im nordöstlichen Teile des Gangsystems eine Anhäufung von Erzen unter diesen besonders von Bleiglanz sowie eine geringe Beteiligung von Quarzmassen feststellen kann, findet man mit dem Fortschreiten nach SW. ein Zurückgehen von Bleiglanz und Zinkblende und eine Zunahme von Kupfer- kies unter gleichzeitiger, starker Entwicklung von Quarz- massen, die stellenweise sämtliche Erze verdrängen. Mit der Annäherung an die Mosel überwiegt dann wieder der Gehalt an Zinkblende.

. Es wurde die Beobachtung gemacht, daß ein großer Teil der Querstörungen des Gangspaltensystems mit den Neben- tälern der Lahn und der Mosel zusammenfällt, so im Lahntale bei Obernhof, im Mühlbach- und Dachsenhäuser- tale, in einem Bache bei Schweighausen, ferner im Deimbach-, Flaumbach-, Linnischtale und anderen. Diese Gangstörungen bilden somit einen Beweis dafür, daß sämtliche Nebentäler der Lahn und, wie beobachtet werden konnte, ein großer Teil der Bachtäler im Hochplateau des Hunsrücks an den Stellen, wo sie vom Gange durch- setzt werden, deutliche Spaltentäler sind. Dagegen waren

102

im Rheintal keine Anzeichen fiir Verwerfung des Gang- zuges vorhanden. Er ließ sich auf beiden Ufern ohne Verschiebung landeinwärts verfolgen. . Dem Alter nach, sowie nach dem räumlichen Aufbau der Spalten sind zwei Arten von weißen Gebirgsgängen zu unter- scheiden. Die einen, die als ,Gangbegleiter® nahezu parallel den Erzgängen verlaufen, vereinigen sich stellen- weise mit der Erzgangspalte, wie auf Grube „Gute Hoffnung bei Werlau‘. Auf Grube Holzappel nähert sich der hangende, weiße Gebirgsgang stetig dem Hauptgange, so daß auch hier mit Sicherheit ein Zusammenlaufen der Spalten angenommen werden kann. Die zweite Art der weißen Gebirgsgänge bilden die Quergänge, die den Erz- gang und auf Grube Holzappel auch den hangenden, - weißen Gebirgsgang durchsetzen. Daß Gangbegleiter, Erzgänge und Quergänge ein verschiedenes Alter besitzen müssen, beweist die Struktur des Gangmittels und das erwähnte Profil aus der 11. Tiefbausohle der Grube Holz- appel (Tafel IIb). Der Quergang hat als liegender, weißer Gebirgsgang den Hauptgang und den hangenden, weißen Gebirgsgang durchschnitten und: den Zusammenhang in der Ausfüllungsmasse der Spalten zerrissen. Er liegt, nur durch einen schmalen Lettenbesteg getrennt, auf dem hangenden Saalband des hangenden, weißen Gebirges und hat diesen, wie das Profil zeigt, keilartig zusammen- gepreßt. Ein ähnliches Verhalten zeigt auch der Quer- gang auf Grube „Gute Hoffnung“ bei Werlau, nur mit dem Unterschiede, daß das Durchsetzen eines Gang- begleiters bisher noch nicht aufgeschlossen worden ist. Bei Begehung des Geländes und der Untersuchung der Grubenbauten zwecks Festlegung der südwestlichen Fort- setzung des Holzappeler Gangzuges war schon in der Nähe des Mühlbachtales der hangende, weiße Gebirgsgang im Ganggebiete nicht mehr festgestellt worden; man darf vermuten, da er in der Grube Holzappel eine stetig zu- nehmende Entfernung vom Hauptgange gezeigt hatte, daß er bereits aus dem Bereiche des Holzappeler Zuges nach O. hin ausgetreten ist. Beobachtet man weiterhin, daß die bisher in der Nähe des Rheines bekannt ge-

103

wordenen, weißen Gebirgsgänge in einem zwischen Nieder- Kestert und Oberwesel nach NW. und SW. sich aus- dehnendem Gebiete liegen, so wird die Annahme einer weißen Gebirgsgangzone nicht unberechtigt sein, deren Generalstreichen durch eine Verbindungslinie zwischen Holzappel und Wellmich dargestellt wird. Das Spalten- system dieser Zone ist dann als ein von dem der öst- lichen Ganggruppe unabhängiges anzusehen.

. Die bei der geologischen Landesaufnahme erkannten Störungslinien südwestlich von Sulzbach und am Oberhorste sind weiter nach Südwesten zu verlängern.

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Gangprofil aus dem Gelbachtale bei Weinähr.

Ausstreichen des Ganges, vom Goethepunkt aus gesehe:

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Ber. d.Senckenb. Naturf: Ges. 1906. Tal.

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Verl tus drum.

Austritt des Gangzuges in das Rheintal.

Ber. d. Senckenb Naturt: Ges. 1906.

Streckenprofil in der 11. Tiefbausohle der Grube Holzappel

Tata.

2)

10

Uber einige eigentiimlich gefirbte und gezeichnete, besonders melanische Grasfrösche.

Von Prof. Dr. C. B. Klunzinger in Stuttgart.

(Mit drei Abbildungen in Farbendruck (Taf. III und Taf. IV, Fig. 1 und 2) und 16 Abbildungen im Text).

Im Jahr 1903 veröffentlichte ich in den Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg S. 267 —297 eine Abhandlung über „Melanismus bei Tieren im all- gemeinen und bei unseren einheimischen insbesondere“. Die Veranlassung dazu gab der Fund eines Frosches bei Kloster- Reichenbach im Murgtal bei Freudenstadt, der ganz eigentümlich gezeichnet und gefärbt war, und den ich als besondere Varietät mit dem Namen reichenbachensis bezeichnete.!) Da auch noch gar manche andere Tierarten dieser Gegend eine auffallend dunkle oder schwarze Färbung zeigen, vor allem Arion empiricorum (fast stets tiefschwarz, selten dunkelbraun mit rötlich gestricheltem Seitenrand, nie rot), Limax cinereo-niger Wolf (= maximus L.), Helix (Arionta) arbustorum L. (Tier tiefschwarz, Schale ebenfalls dunkler als sonst), da ferner auch die Kreuzotter meistens als sogenannte tiefschwarze Vipera (Pelias) prester auftritt und, wie ich neuerdings zu sehen Gelegenheit hatte, die Forelle sehr oft im Forbach (Zufiuß der Murg bei Freudenstadt) und in dessen

1) Am 20. Juli 1904 bemerkte ich einen ebenfalls auffallend schwarzen Frosch in Maloja im Engadin im Gestrüpp bei den Gletschermühlen am Hügel beim Schloß Belvedere, er entkam mir aber.

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Nebenbächen, wie auch in den dortigen Fischteichen des Fisch- züchters Ferd. Graf in Christophstal dunkel, ja schwarz ist, wie auch der dort künstlich gezüchtete Bachsaibling, so verband ich diese Tatsachen zu der allgemeinen Erscheinung des Melanismus im dortigen Schwarzwald, wenn er sich auch nur auf gewisse Tiere erstreckt. Andere sind dort gewöhnlich gefärbt, z.B. Lamaz arborum erschien braun, fast fuchsrot, so daß ich diese Schnecke beim ersten Anblick für einen ausnahmsweise roten jungen Arion empiricorum hielt. Auch der Laubfrosch ist so schön grün als anderswo.

Über die Ursachen dieses Melanismus habe ich mich in der obigen Arbeit 1903 eingehend verbreitet; neuerdings, nach meinen Beobachtungen bei meinem letzten Aufenthalt in jener Gegend, 7.—23. August 1906, bin ich geneigt, dem dortigen moorigen, an Humussäuren reichen und dadurch mehr oder weniger gefärbten, wenn auch scheinbar so klaren Wasser der Bäche und Quellen, das vielfach den Grund dunkel oder braun erscheinen läßt durch Niederschläge humussaurer Salze,?) einen vorwiegenden Einfluß auf die dunkle Färbung jener Tiere zu- zuschreiben, sei es durch direkte Aufnahme und Verarbeitung, sei es indirekt durch Nachahmung des Untergrunds. Ähnlich mag es sich auch beim schwarzen Alpensalamander verhalten und anderen Tieren der Gebirge, die meist moorreich sind, sowie bei dem in meiner obigen Arbeit nicht erwähnten Auer- und Birkhahn, als mehr seßhaften Vögeln und bei Schmetterlingen aus man- chen Gegenden der Alpen, z. B. beim Albulapaß in Graubünden, wo melanische Formen äußerst häufig sind, wie ich in der Sammlung des Ingenieurs Roth in Cannstatt fand. Auch die Eichhörnchen bei Freudenstadt sind vorwiegend dunkel oder schwarz. Leydig betont mehr den Einfluß der Feuchtigkeit überhaupt (siehe meine Arbeit 1903, S. 290).

Mein besonderes Augenmerk richtete ich aber auf dieFrösche. Zunächst suchte ich die oben erwähnte Abart, var. oder aberratio°) reichenbachensis, mit dem tiefschwarzen Rücken wieder zu er-

2) Durch solche wird auch der für den Wald so schädliche, erst neuer- dings bei Aufnahme der geologischen Karte als in dieser Gegend außerordent- lich verbreitet sich erweisende sogenannte „Ortstein“ verursacht.

3) Bei der Seltenheit des Vorkommens ist der Ausdruck „aberratio* vorzuziehen.

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langen; es gelang mir nicht. Doch ist einige Hoffnung dazu vorhanden, da mir der oben erwähnte Fischzüchter Graf in Christophstal versprach, im nächsten Frühjahr solche zu schicken, wenn in seinem Weiher die laichenden Frösche (Grasfrösche) sich sammeln; diese werden vertilgt, da sie den Fischen schädlich sind, indem sie sich (die Männchen), wenn sie keine Weibchen finden, auf die Fische setzen und diese mit ihren Umarmungen erwürgen.

Bald erhielt ich aber von Herrn Schullehrer L. Scheible in Friedrichstal bei Freudenstadt am Forbach, schon im Som- mer 1903, mehrere Sendungen von lebenden Grasfröschen, einige auch aus Schussenried in Oberschwaben vom dortigen großen Torfmoor, woher ich auch schon 1894 einige erhalten hatte, sowie aus Isny im Allgäu. Da auch die Frösche aus Friedrichstal zum Teil auffallende Zeichnung und Färbung zeigten, ließ ich einige derselben unter Beihilfe meines Kollegen V. Häcker an der Technischen Hochschule in Stuttgart durch die Malerin Marian H. Mühlberger nach lebenden Exemplaren in Wasserfarben malen (s. Taf. IV Fig. 1 und 2), die oben er- wähnte aberr. reichenbachensis aber (Taf. III) nach dem in For- malin seit 1902 konservierten Exemplar, doch unter Berück- sichtigung der noch am lebenden Tier gemachten Notizen.

Bei meinem neulichen Aufenthalt in Freudenstadt erhielt ich bei einem abendlichen Gang am 10. August 1906 in der nächsten Umgebung von Friedrichstal durch die Findigkeit der dortigen Schuljugend beiderlei Geschlechts und unter der Führung ihres Lehrers Scheible noch weitere 7—8 Exemplare nebst einer Anzahl junger, aber verwandelter Tiere, so daß ich nun ein genügendes Vergleichungsmaterial hatte. Ich machte zunächst meine Notizen über die Färbung im Leben, über Größe und Ge- schlecht, setzte die Tiere dann in Formalin, wo sie sich aller- dings sehr veränderten, besonders ins Rote vom Braunen, und später in Weingeist.

Von den bekannten fünf als „gute Arten“ unterschiedenen deutschen Arten der Gattung Rana habe ich von a) der escu- lenta-Gruppe oder den grünen Arten mit 1. R. esculenta L., 2. R. ribibunda Pflüg. = fortis Boulanger zunächst noch keine in jener Gegend gefunden. b) Von der Zemporaria-Gruppe oder den braunen Arten haben sich alle dort gefundenen Exemp-

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lare als R. temporaria L. i. e. 8. = R. fusca Rösel = platyrhina Steenstr. = R. muta Laur. (Dürigen) oder Grasfrosch er- wiesen. Die vierte Art R. agilis Thom. = gracilis Böttg. oder der Springfrosch ist in Württemberg noch nicht gefunden worden, wenn er auch sonst aus einigen Orten Süddeutschlands (Straßburg, Würzburg, Traunstein) angezeigt wurde.

Die 5. Art: R. arvalis Nils. = oxyrhina Steenstr. oder der Moor- (oder Feld-) frosch käme für unsere Gegend besonders in Betracht, da er an Mooren seinen Lieblingsaufenthalt hat und, wenn auch in Ost- und Nord-Europa vorherrschend, doch auch vom Rhein, vom ElsaB und von der Nordschweiz gemeldet wird. Aber trotz eifrigen Nachforschens in unseren württembergischen Moorgegenden und Untersuchung der zahlreich in solchen ge- fundenen Exemplare hat sich noch keines als echter Moorfrosch mit seinen Hauptkennzeichen: schaufelförmigem Mittelfußhöcker, kurzer spitzer Schnauze, dünner #/s Schwimmhaut, einfacher Daumenschwiele beim d, ungeflecktem Bauch, heller Längslinie auf der Mitte des Rückens und geringer Größe: b—6,öcm Länge, erwiesen, wenn auch die unten folgende var. acuterosiris manche Ähnlichkeit hat.

Vom braunen Grasfrosch unterscheidet V. Fatio in seiner Faune des Vertebrés de la Suisse, III, 18724), nach der Form eine var. acutirostris und eine obtustrostris, letztere die häu- figste und typische Form, bei welcher er wieder drei Serien nach der Färbung unterscheidet, insbesondere nach der des Bauches und der Kehle der Weibchen, während die Männchen hier hell und wenig gefärbt erscheinen:

a) flaviventris Millet 1828, Unterseite schön gelb, fast ohne Flecken; gelb überhaupt vorwiegend; mehr im Sommer und Herbst.

b) rubriventris: Unterseite mehr oder weniger rot (kar- minrot), rot überhaupt vorwiegend, auch an der Oberseite, be- sonders sich zeigend bei erwachsenen Fröschen am Ende des Winters und im Frühjahr, also mehr eine Hochzeitsfärbung a und b vielfach ineinander übergehend.

*) Ich entnehme folgendes, in Ermangelung des Hauptwerkes, einem Sonderabdruck eines Aufsatzes von Fatio 1870, S. 40—43: Notice historique et descriptive sur trois espéces de grenouilles rousses, observées en Europe, mémoire de la Soc. phys. et d'hist. nat. de Genéve, Janv. 1870, S. 33—49.

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c) viridis: mit vorherrschend grünem Ton; oben düster grün marmoriert, mit schwarzen Flecken oben, hellgrün mit grüngrauer Marmorierung unten. Nach Fatio selten, nur im Frühjahr und nur in der Ebene, und ohne Übergänge nach a und b.

C. Koch 1872 („Über die Froschlurche des Untermain- und Lahngebiets“) unterscheidet bei obtustrostris noch eine var. maxima, montana, verrucosa, striata (letztere mit hellerem Streifen längs des Rückens, wie beim Moorfrosch).

Einzelbeschreibung. °)

A. var. obtusirostris Fatio: Schnauze stumpf.

1) Von meinen Exemplaren von Friedrichstal gehören die meisten zu var. obiustrostris und zur Reihe: rubriventris. Als Typus derselben kann Fig. 1 auf Taf. 1V (in ®/snatürlicher Größe) gelten: ®) Grundfarbe gelb oder rotbraun, mit feiner braunroter Marmorierung, Fleckung und Sprenkelung auf dem Rücken und an den Seiten, Bauch bei 2 mehr gelb mit mattbrauner bis zinnoberoter Mar- morierung, an der Kehle mit vorwiegend roter Marmorierung. Rücken und Seiten mit zahlreichen tiefschwarzen runden oder länglichen Flecken, bei anderen fast ohne solche Flecken oder solchen in Längsreihen oder mit ganz unregelmäßigen. Die Drüsenwülste längs des Rückens mehr oder weniger deutlich hervortretend, Haut an den Seiten glatt oder mit kleinen gelb- lichen Wärzchen (meist geperlt, besonders bei 2 in der Laichzeit, nach Leydig durch Wucherung der Oberhautzellen, nicht durch Drüsen gebildet. Oft ein ANförmiger Flecken im Nacken. Schläfenfleck meist sehr deutlich, dreieckig, hinten zu- gespitzt, dunkelbraun bis schwarz oder rotbraun, ebenso Zügel- und Oberkieferstreifen. Vorderfüße oben und hinten braun- rot marmoriert, wie der Rücken, und mit mehr oder weniger zahlreichen dunklen Flecken oder schrägen Bändern, vorn und unten blässer, fast farblos. Meist ein deutlicher dunkelbrauner oder schwarzer Achselstreifen. Hintere Extremitäten in der

5) Die Frösche befinden sich in der Sammlung des Vereins f. vater- länd. Naturkunde in Stuttgart.

6) Das gemalte Exemplar, offenbar ein Männchen, fand sich nicht mehr vor, wohl aber viele andere von wesentlich derselben Färbung, d und 9. Vergl. auch Risel, hist. ranarum Tafel I, Fig. 1 und 2 9.

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Grundfarbe oben und hinten dem Rücken ähnlich, mit brauner oder braunroter Marmorierung, und mit queren und schrägen braunen, schwarzen oder matt schwarzgrauen Bändern, unten und vorn blässer, farblos oder rötlich, Steißgegend unten gelb- warzig. Oft auch einige tiefschwarze Flecken an der Oberseite der Hinterfüße außer den Binden.

In Formalin röten sich die braunen Farben zum Hellbraun- roten. Größe 6 -8cm, junge sind mehr braungelb. Vorkommen: in den Wiesen um Friedrichstal (im Forbach- oder Vorbachtal).

In die Kategorie der melanischen Frösche können diese braunen, gelb- oder rotbraunen bunten Frösche nicht wohl ge- bracht werden; doch sind einige Exemplare auch im ganzen auffallend dunkler als andere.

2) Zwei meiner Exemplare nähern sich der Farbenreihe Flaviventris Fatio und haben eine mehr graue Grundfarbe an Rücken und Seiten.) Bauch beim 2, und auch in geringem Grad beim do, hellgelb oder grüngelb marmoriert und genetzt mit mattgrauen bis bläulichen Zwischenräumen oder Flecken; ebenso beim 2 die Kehle, welche beim d' ungenetzt weiß, ins bläuliche, er- scheint. Rücken graugrün bis gelblichgrün, ins olivenfarbige beim d', braungelb mit hellgelber Marmorierung und Sprenkelung beim ¢. Seiten mit hellgrauen Spreukeln, gyrösen Linien und mattgrauen Zwischenräumen oder Flecken, im ganzen grau. Wenige schwarze Flecken, beim helleren $ fast fehlend. Schläfenfleck deutlich, aber mehr dunkelgrau, ins grünliche, mit dunklerem Trommel- fell. Vorder- und Hinterextremitäten an der Vorder- oder Außen- seite wie am Rücken gezeichnet, beim d’ dunkler, mit matt schwarz- grauen Flecken und queren oder schrägen Binden. Auch der Achselstreifen matt schwarzgrau. Innen- oder Unterseite blaß, grau oder rötlich. Oberschenkel und Steißgegend unten gelb- warzig. Größe 7'/2—8cm. Vorkommen: ebenda.

Zur flaviventris-Reihe gehören auch die Frösche, die ich einst 1893 vom Schussenrieder Torfmoor erhielt und die ich schon in meiner Arbeit über den Melanismus 8. 277 erwähnt habe. Ihr Bauch ist beim d' fast rein gelb, beim 2 gelb und grau gesprenkelt, ihr Rücken braun bis dunkelviolett, ohne

7) Eine Abbildung habe ich nicht, die Fig. 1 und 2 (Männchen) auf Tafel I von Rösel histor. ranar. können dazu angeführt werden.

11

Sprenklung und Marmorierung, mit oder ohne schwarze Flecken. Ich führte sie schon damals als Beispiel eines ausgeprägten Melanismus auf, was auch für die oben beschriebenen heller grauen bis olivenfarbigen Exemplare von Friedrichstal einiger- maßen gelten kann.

3) Eine andere Art von Melanismus zeigt ein sonst eben- falls der flaviventris-Reihe var. viridis Fatio angehöriger Frosch, der auf Tafel IV, Figur 2, in °/s natürlicher Größe abgebildet ist: er ist nämlich auf dem ganzen Rücken, an den Seiten, auf dem ganzen Kopf und an der Rück- oder Außenseite der vorderen und hinteren Extremitäten mit einer großen Menge schwarzer größerer und kleinerer, vielfach zu- sammenfließender, teilweise, besonders am Kopf und an den Seiten, punktartiger, an den Seiten matter, ins gelbliche gehender, an den Extremitäten zum Teil bräunlicher Flecken besetzt. Die Grundfarbe zwischen den Flecken ist grau- grün oder grünlichgelb. (Grün ist bei Grasfröschen im ganzen eine seltene Farbe.) Obrfieck deutlich, dreieckig. Unter- seite des d‘ Exemplares hellgelb, fast fleckenlos. Kehle weiß, mit vielen dunkelgrünen Flecken oder Sprenkeln. Achselstreif matt braun, am Unterschenkel schwarze Flecken und Binden. Größe: 7!/scm. Von Friedrichstal, 19. Juni 1903.

4) Einen noch höheren Grad von Melanismus durch Zusammenfließen der schwarzen Riickenflecken zeigt das eingehends erwähnte und schon in meiner Arbeit über Melanismus 1903 als var. oder aberratio reichenbachensis beschriebene Exemplar, das bier auf Tafel III in natürlicher Größe oder etwas darüber und, soweit das bei dem in Formalin konservierten Tier nach Erinnerung und Notizen möglich war, auch in natürlicher Fär- bung abgebildet ist. Der Rücken erscheint hier tiefschwarz, wie bisher kein Frosch wohl je gesehen wurde; das Schwarz ist aber nicht ganz zusammenhängend, sondern durch hellere, gelbliche Netzlinien unterbrochen, was auf ein Zusammenfließen schwarzer Flecken schließen läßt; gegen die Seiten hin zeigen sich auch mehr einzelne schwarze oder braune Flecken. Auch die Rückenseite beider Gliedmaßen zeigt sattschwarze oder braune Flecken und Binden. Ohrfleck nicht sehr ausge- sprochen, deutlicher an Hinterwinkel. Die Seiten zeigten im Leben schön braun- bis orangerote Flecken, welche in For-

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malin allmählich purpur- oder rosenrot wurden und jetzt, nach fünf Jahren, fast ganz verblaßt sind; ähnliche auch auf der Rückseite der Extremitäten, neben den schwarzen Flecken und Bändern. Bauch und Kehle des 2 Exemplars und die Unter- seite der Extremitäten gelb und matt blutrot gefleckt und marmoriert (jetzt nur noch grau gefleckt). Hiernach gehört dieser Frosch zu der rubriventris-Reihe. Größe: 8cm. Vorkommen: Anfangs August 1901 wurde er von dem im Jahr 1903 verstorbeneu Sanitätsrat Dr. W. Steudel aus Stuttgart bei dem Ort Kloster- Reichenbach im Murgtal, zwei Stunden von Freudenstadt, am Wald an der sogenannten „Schneewittchenhütte* gefunden.

B. var. acultrosiris.

Einige meiner Exemplare haben deutlich eine spitzigere Schnauze als die anderen, wenn diese auch nicht ganz den Grad von Spitzigkeit der R. arvalis zeigen. Auch fehlen ihnen die obengenannten Charaktere der letzteren Art in Beziehung auf Zeichnung (weißer Streifen am Rücken, ungefleckter Bauch); der Fersenhöcker zeigt sich zwar oft in auffallender Stärke, aber, wegen der etwas größeren Länge der ersten Zehe, immer kürzer als die Hälfte der letzteren. Die Hinterfüße sind, wie auch Fatio a. O. angibt, etwas länger als bei var. oblusirostris, sie reichen, nach vorn gestreckt, mit der Ferse bis zum vorderen Augenrand oder darüber hinaus. Die Färbung ist in den drei vorliegenden Fallen eine ziemlich düstere, s. u.

Sehr leicht täuscht man sich in der größeren oder ge- ringeren Spitzigkeit der Schnauze Es ist daher zur Beur- teilung eine bildliche Darstellung nötig, die ich in einfachster und sicherster Weise hier dadurch wiedergebe, daß ich ein Blatt steifes Papier (Kartenpapier) in die Mundspalte bringe, und dann die Umrisse der Schnauze mit dem Bleistift nach- fahre, erst von der maßgebenden Oberseite und nebenbei auch von der Unterseite, wobei im letzteren Fall nur der Unterkiefer wiedergegeben wird, so bei d und auch bei 2.

So erhalte ich 1) von Rana arvalis 2 5 cm (von der Linnäa in Berlin erhalten) beifolgenden Umriß:

a) bei einem 2 von 5 cm Länge: NV

von oben gesehen von unten

113

b) bei einem @ (?) | von 4cm Länge: \ / \ J

von oben von unten 2) Von Rana tem- poraria var. obtustrost- ris ser. rubriventris, LS \/ von 8cm Länge, von Friedrichstal. von oben von unten

U

g von oben d von unten

3) Rana temporaria

var. oblusirostris 2 ser. flaviventris, von Schus- senried 1893 (8. 0.),7cm

lang. von oben von unten 4) Rana temporaria

var. acutirostris 2 von

Schussenried,1903,6 cm NA

lang. No. 4a von oben von unten

a) Zur Färbung des letzteren habe ich notiert: Lebend ausgepackt waren sie meist grünlich, nach einigen Tagen wurden sie dunkler. Rücken bei dem einen Exemplar mit feinen rötlichen Sprenkeln und Pünktchen. Füße und Arme mit schwärzlichen Querbinden. Seiten mehr grünlich bis gelblich, Bauch mit blaßrötlichen Flecken, Schlafenfleck grünlichschwarz.

Konserviert in Weingeist ist das eine Exemplar sehr dunkel, ohne Flecken oben, dicht schwarz gesprenkelt oder punktiert, Bauch und besonders Kehle dunkel gefleckt, Schläfen- fleck schwarz, Füße oben dunkel gesprenkelt, mit schwarzen Binden und Flecken.

8

114

Die Augenlider sind wenig erhoben, Raum zwischen den- selben kleiner, als deren Lange. Schnauze, wie die Abbildung zeigt, wesentlich spitziger, als bei var. obtusirosiris.

b) Ein zweites Exemplar, ebendaher, von derselben Größe, ein $, war ebenfalls schon im Leben oben sehr dunkel, mit tiefschwarzem Ohrfleck. Auf dem Rücken einige schwarz ein- gefaßte gelbliche Striche (Augenflecke). Bauch hell, mit vielen schwärzlichen kleinen Flecken, ebenso Kehle.

Also eine melanische Form.

\/ NY

No. 4b von oben von unten 5) Rana temporaria var. acuttrosiris von \ / \ / Friedrichstal, 1903, 8 cm lang, d. No. 5 von oben von unten

Grundfarbe oben im Leben dunkelbraun bis rotbraun, gelblich gesprenkelt. Rücken mit großen, runden, schwarzen Flecken in zwei Längsreihen neben der Mittellinie. Davor ein großer schwarzer A\ Flecken. Bauch braunrot genetzt, fast rosen- rot, mit weißen Zwischenräumen.

Extremitäten braun und gelb gesprenkelt, mit queren dunkelbraunen Bändern, und außerdem einigen tiefschwarzen Flecken.

In Formol konserviert erscheint der Frosch dunkel, mela- nisch. Das ursprüngliche Braun ist nicht rot geworden, wie bei den obigen rubriventris.

Die Augenlider sind auch hier wenig erhoben, fast flach. Der ganze Kopf bis zu den Achseln, weniger die Schnauze selbst, erscheint im Umriß auffallend schmal (s. untenstehende Figur rechts). Auch die Fersenhöcker sind stark entwickelt, und die Füße lang. Das Exemplar ist zu den melanischen Fröschen zu rechnen.

15

Ganzer Kopf von obtusirosiris Ganzer Kopf von var. acutirostris rubrivenitris von Friedrichstal. aus Friedrichstal.

Schließlich möchte ich noch einige Angaben über ganz junge Fröschchen machen, die auch in Friedrichstal am 10. August 1906 in ca. 12 Exemplaren von der Schuljugend am Land gefangen wurden. Sie waren ca. 2cm lang und hatten eben ihre Verwandlung durchgemacht, einige zeigten noch Reste ihres Larvenschwanzes. Sie waren alle sehr dunkel: Rücken dunkelbraun bis bronzefarbig; Ohrfleck, Augen und Zügelstreif deutlich. Zwischen Rücken und Bauch ein metallisch gelblicher oder weißlicher Längsstreif: der Drüsenwulst. Bauch und Kehle weiß, oder ins gelbliche, etwas gelblich oder silbrig glänzend. Füße oben mit queren oder schrägen dunklen Binden, unten farblos. Ein dunkler Achselstreif oder -flecken. Fingerspitzen rot. Schwanzspitze schwarz. Auf dem Rücken oft schwarze Flecken und ein Aflecken im Nacken. Die Jungen zeigen also den Melanismus der J.arven noch in ziemlich hohem Grad, mehr als die alten.

Qe

1146

Mafelerklärung.

Tafel III. Rana temporaria L. aberratio reichenbachensis in natür- licher Größe, 9, aus Kloster-Reichenbach (Murgtal).

Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1906.

Marian H. Mühlberger pinx.

Taf. II.

—- 118

Tafelerklärung.

Tafel IV Fig. 1. Rana temporaria L. var. obtustrostres ser. rubriventris Fatio aus Friedrichstal (Murgtal), in */4 natürlicher Größe.

Tafel IV Fig.2. Rana temporaria L. var. obtusirosiris ser. flaviventris- viridis Fatio aus Friedrichstal (Murgtal), in ®/s natürlicher Größe, ¢.

Tafel IV Fig. 3. Salamandra maculosa Laur., Mutter mit zwei Jungen, in */, natürlicher Größe.

Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1906. Taf. IV.

Marian H, Mühlberger pinx. Fig. 2.

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Eine rote Farbenvarietät von Sa/amandra maculosa Laur.

Von Elise Melitta von Schweizerbarth, Degerloch bei Stuttgart. (Mit Tafel IV, Figur 3.)

Im Westen der Stadt Stuttgart zieht sich vom Kräherwald ein kleines Bächlein herab, zum Teil gefaßt, der sogenannte Falkertbrunnen, zum kleineren Teil freifließend mit star- kem Gefäll durch Weinberg und Wiesen rieselnd. Dort fand ich in der Dämmerung im März des Jahres 1902 einen Erdsala- mander, der als willkommene Beute für mein großes Terrarium sofort gefangen wurde. Zu Haus barg ich meinen Fund und sah zu meiner großen Freude, daß mein Findling nicht die gewöhnliche Färbung: schwarz-gelb, unsere Stadtfarben, son- dern die württembergischen Farben: schwarz-rot trug. Es war ein auffallend stattliches Exemplar, und seine Färbung kann wirklich wunderschön genannt werden, lebhaft leuchtendes Menningrot mit einem Stich ins Purpurfarbige (siehe Abbildung Tafel IV, Figur 3). Sofort richtete ich ein kleines Terrarium als Behausung des neuen Gastes her, seichter Wasserstand, flache Felsbrocken, bepflanzt mit Schilf-, Froschbiß- und Teich- linsen. Kaum eingesetzt, drängte mein wohlbeleibter Ankömm- ling zum feuchten Element, ein Beweis, daß unsere Begegnung ihn am Aufsuchen der besprochenen Wasserrinne verhindert hatte.

Eine Stunde später schwamm schon ein Junges vergnügt im klaren Wasser, das mit Daphnia, Cyclops und Culexlarven reich besetzt war. In der Nacht vermehrte sich die Zahl meiner

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Kostkinder auf 10 Stiick, in den folgenden Tagen schlieBlich auf über 40 Stück. Ich machte meinen Freunden, Oberstudien- rat Prof. K. Lampert und Obermedizinalrat Dr. E. Zeller, denen ich so viel Förderung und Belehrung verdanke, sofort Mitteilung von meinem seltenen Funde. Letzterer erschien als- bald und beschaute sich meine erlesene Lurchfamilie eingehend. Ich überließ ihm einige der Larven, die jedoch, wie er mir am 18. Juni 1902 schrieb, an einer parasitären Krankheit zugrunde gingen. Beiden Herren war weder in Wirklichkeit noch aus Büchern eine solche abnorme Färbung bekannt geworden.

Leider fing auch mein Bestand an zu leiden, und ich ver- lor jede Woche ein bis zwei Exemplare, so daß meine Schar bedenklich zusammenschmolz. Diese wenigen zeichneten sich von ihren schwarz-gelben Verwandten sehr schwach aus durch dunklere Pigmentfärbung der kommenden Flecken. Als endlich die Verwandlung zur Landform eintrat, ward meine kühnste Hoffnung zur Tatsache, das erste Junge war ein geradezu typisches Vererbungsbild der Mutter (siehe Abbildung Tafel IV, Figur 3).

Das zweite Junge, das sich eine Woche später entwickelte, war die alltägliche schwarz-gelbe Form; ich ließ es des Kon- trastes wegen auf der Farbentafel beifügen, da eine solche die langatmigsten Beschreibungen erspart. Der Rest der Larven zeigte neotenische Neigung; sie verbrachten den Winter im Wasser, verstarben aber leider im Frühjahr. Die Landtiere gediehen prächtig; das rote Tierchen erregte viel Bewunderung wegen seiner wirklich selten schönen Färbung. Während einer dreimonatlichen Abwesenheit, die ich in Neapel auf der Zoologi- schen Station verbrachte, verschwanden die kostbaren Tiere spurlos. Im folgenden Jahre erhielt ich von der roten Sala- mandra keine Junge, die mit ihr im Behälter weilenden Macu- losen fanden keine Beachtung; erst ein im November .zu Baden- Baden von mir gefundenes Tier fand Gegenliebe, und ich be- kam im Frühjahr des Jahres 1905 einige Dutzend Larven, die jedoch auffallend kleiner waren, als solche, die ich in Teichen und Tümpeln fing. Der Badener zeichnete sich durch eine lebhaft marmorierte Unterseite aus, die Fleckung lebhaftes Schwefelgelb. Von diesen Jungen war das Erste, welches die Landform an- nahm, absolut schwarz; es lebte nicht lange und wurde von

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mir dem Stuttgarter Naturalienkabinett überwiesen. Die anderen fielen während meiner kurzen Abwesenheit im Gebirge einer Libellenlarve zur Beute. Dieses Jahr erhielt ich keine jungen Salamander, hatte dagegen das Glück, einen zweiten roten Salamander in einem Seitentale des Neckars im Juni zu fangen. Die Streifung ist beinahe dieselbe wie auf der Abbil- dung, nur die Färbung ist mehr orangefarben. Die drei be- sprochenen Tiere demonstrierte ich auf der heurigen Natur- forscherversammlung in Stuttgart, und nur Prof. Dr. Przibram (Wien) kannte die Farbenvarietät aus eigener Anschauung an einem Tiere, das dem Vivarium zuging (Jugendform), aber bald verstarb.

Umfragen, die meine erstgenannten Freunde und Dr. Wol- tersdorf später anstellten, lieferten alle das gleiche Resultat: die Abart war einzig. Aus der Literatur ist mir auch keine Mitteilung über schwarz-rote Salamander bekannt geworden. Nur im Jahre 1852 hat Prof. Dr. Ernst Haeckel in Jena im Saaltale bei Ziegenrück ein rotes Tier gefunden, wie er mir freundlichst brieflich mitteilte.

Degerloch, im Oktober 1906.