45. BERICHT der SENCKENBERGISCHEN NATÜRFORSCHENDEN GESELLSCHAFT m FEANiKFUET AM MAIN 3 Hefte nebst einem „Sonderheft zur Eröffnung der Königlichen Universität Frankfurt a. M. am 18. Oktober 1914". Frankfurt am Main Selbstverlag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 1914 V ^^rfiJ Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet Übersetzuno-srecht vorbehalten Ill nhaltsverzeichnis. Seite Paul Ehrlich zum 60. Geburtstag, mit Porträt (A. von Weinberg) . . 3 Aus der Schausammlung: Aus dem Leben eines Schimpansen (mit 1 Abbildung) von K.Priemel 7 Das Erdferkel (mit 2 Abbildungen) von E. Schwarz . . . . 13 Unser Planktonschrank (mit 7 Abbildungen) von L. Nick: IL Siphonophoren 16 III. Ctenophoren und Anneliden 129 (Der I. Abschnitt, Radiolarien und Medusen, ist im 44. Bericht 1918 S. 286-822 erschienen) Der Weißohrbock (mit 1 Farbentafel und 1 Abbildung) von A. Lotichius 3* Der Alaska-Elch (mit 2 Farbentafeln) von R. v. Goldschmidt- Rothschild 6* Der Seeotter (mit 8 Abbildungen) von 0. zurStrassen. . . 10* Das Riesengürteltier (mit 2 Abbildungen) von E. Schwarz. . 16* Riesenschildkröten (mit 6 Abbildungen) von R. Sternfeld . . 19* Eine eigenartig ausgebildete Kolonie Stijlophora pistillata Esp. (mit 2 Abbildungen) von F. Haas 81* Die Meersaurier im Senckenbergischen Museum (mit 12 Ab- bildungen) von F. Drevermann 35* Von unseren Trilobiten (mit 22 Abbildungen) von R. Richter 50* Aus der Mineraliensammlung (mit 16 Abbildungen) v. W. Schauf 63* Verteilung der Ämter im Jahre 1914 41 VerzeichnisderMitglieder 43 Rückblick auf das Jahr 1918 (Mitteilungen der Verwaltung) . . 66 Grundsteinlegung zu dem Erweiterungsbau des Museums und zu dem Zoologischen Universitätsinstitut 68 Kassenbericht über das Jalir 1918 75 Museumsbericht über das Jahr 1913 77 Zoologische Sammlung 78 Botanische Sammlung 89 *) Die mit * bezeichneten Seitenzahlen beziehen sich auf die Pagi- nierung des „Sonderheftes zur Eröffnung der Königlichen Universität in Frankfurt a. M. am 18. Oktober 1914". — IV — Seite Paläontologisch-geologische Sammlung 90 Mineralogisch-petrographische Sammlung 96 Lehrtätigkeit von April 1913 bis März 1914: Vorlesungen, praktische Übungen und Exkursionen: Zoologie 152 Botanik 155 Paläontologie und Geologie 157 Mineralogie 158 Wissenschaftliche Sitzungen : H. Poll: Über Vererbung beim Menschen 160 H. Bluntschli-Bavier: Naturwissenschaftliche Forschun- gen am Amazonenstrom 161 W. K ö h 1 e r : Die neueren Ergebnisse der Tonpsychologie . 161 H. Lübbert: Die Aalstadt Comacchio 162 0. Abel: Die Abstammung der Vögel 163 O. zur Strassen: Die Tierwelt der Tiefsee 164 A. Hansen: Die Pflanzenwelt Ceylons 165 H. Geisow: Naturwissenschaft und Frührenaissance . . 165 A. Lotichius: Reisebilder und Jagderlebnisse aus dem Sudan 167 A. von Weinberg: Über natürlichen und künstlichen Kautschuk 167 A. Schnitze: Auf den spanischen Guinea-Inseln Fernando Po und Annobon 168 F. Drevermann: Die Ahnenreihe des Pferdes und ihre Bedeutung für die Abstammungslehre 169 E. Panzer: Das Tier in der Sage 170 J. P. Koch: Seine Durchquerung Nordgrönlands im Jahre 1912/13 171 K. Escherich: Die Bedeutung der angewandten Ento- mologie für unser Kulturleben 171 R. Pilz: Geologische Forschungsreisen in Britisch Nord- borneo 172 E. Deckert: Das Stromsystem des Missisippi 178 E. Mangold: Hypnose bei Tieren 174 Nekrologe : Albrecht Weis, mit Porträt u. 3 Abbildungen (0. Schnandigel) . 99 Carl Chun, mit Porträt u. 1 Abbildung (F.W.WiiiterJ 176 Vermischte Aufsätze: P. Sack: Aus dem Leben unserer einheimischen Libellen (mit 2 Farbentafeln u. 14 Abbildungen) 110 E. Teichmann: Die tierischen Trypanosomosen f„Tsetsekrank- heiten") Deutsch-Ostafrikas (mit 9 Abbildungen) .... 184 Fritz Drevermann: Die Steinauer Höhle (mit 9 Abbildungen) 200 — V — Seite Besprechungen: I. Neue Veröffentlichungen der Gesellschaft : A. Abhandlungen, Band 31 Heft 4 (S. 41). Die Knochen- funde der Steinauer Höhle. I. Beschreibung der Fund- stelle von Dr. F. Drevermann (Abdruck). H. Die Stein- auer Knochenfunde von Dr. M. Hilzheimer (F. Drever- mann) 200 B. Anleitungen zur Präparation und zum Sammeln von Tieren für das Senckenbergische Museum in Frankfurt a. Main. I. Anleitung zur Präparation von Säugetieren von Dr. E. Schwarz (A. K.) 215 H. Neue Bücher: K. Dietze, Jugenheim: Biologie der Eupithecien (0. S.) . 126 0. Buchner: Einführung in die europäische Meeresmollus- kenfauna an der Hand ihrer Hauptrepräsentanten (F.Haas) 126 Weitere Veröffentlichungen der Gesellschaft : Abhandlungen, Band 34 Heft 3. u. 4 und Band 35 Heft 1: Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise in den süd- östlichen Molukken (Aru- und Kei-Inseln) im Auftrag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft ausgeführt von Dr. Hugo Merton. Wissenschaftliche Ergebnisse . . 128 k — 3 — Paul Ehrlich zum 60. Geburtstag. Am 14. März dieses Jahres hat Paul Ehrlich seinen 60. Geburtstag gefeiert. Obwohl er ein geborener Schlesier ist und erst seit 1899 dauernd in Frankfurt lebt, durften wir den großen Forscher zu diesem Tage doch mit Stolz als ein eng mit der Senckenbergischen Gesellschaft verbundenes Mit- glied beglückwünschen. Seine erste Beziehung zur Gesellschaft reicht bis in das Jahr 1887 zurück, wo ihm am 10. März unser Tiedemann- Preis verliehen und er gleichzeitig zum korrespondieren- den Mitglied ernannt worden ist. Damals war Ehrlichs Name noch wenig bekannt, und nur in Fachkreisen hatten die Arbeiten des Berliner Professors, u. a. die von uns preisgekrönte Schrift „Das Sauerstoffbedürfnis des Organismus" (1885), einiges Aufsehen erregt. Unsere zur Erteilung des Preises erwählte Kommission und vor allem ihr Referent Prof. E dinger können heute mit Befriedigung auf ihren weitausschauenden Beschluß von damals zurückblicken. Die Antwort des vorwärtsstrebenden jungen Mannes auf die Mitteilung der Preisverleihung ist ein Beispiel bescheidener Zuversicht. Ehrlich schrieb: „Die ehrenvolle Auszeichnung, die Sie mir durch Ver- leihung des Tiedemann-Preises haben zu theil werden lassen, hat mich in hohem Grade beglückt. Es drängt mich, Ihnoi für die wohlwollende Beurtheilung meiner Arbeit, die mir eine so unerwartete Anerkennung gebracht hat, meinen innigsten Dank auszuspreche)}. Meine Bestrebungen, Lebensvorgänge mit Hülfe vitaler Farbziifilhrungen aufzuhellen, haben so lange mit Indiffe- renz zu kämpfen gehabt, daß es mir um so erfreulicher 1* ist, con so conipdenter Seite Anerkennung zu findeiK die mich zu fernerem Streben ermuthigt." Wer hätte damals gedacht, daß Ehrlich später selbst em- mal Mitglied der Tiedemann-Preis-Kommission sein würde I Die f a r b e n a 11 a 1 y t i s c h e n U n t e r s u c h 11 n g e D , von denen Ehrlich in seinem Briefe spricht, hatte er nebenher bei seiner Tätigkeit als Oberarzt an der I. Medizinischen Klinik von Prof. Frerichs zu Berlin ausgeführt, wohin er 1878 unmittelbar nach bestandenem Staatsexamen berufen worden war. Doch mußte seine vielseitige Tätigkeit 1888 eine Unterbrechung erfahren, als er sich bei seinem Arbeiten mit Tuberkelbazillen eine Infek- tion zugezogen hatte, die ihn zu einem längeren Aufenthalt im Süden zwang. Vollkommen genesen konnte Ehrlich indessen schon 1890 seine Forschungen in dem neugegründeten Institut für Infektionskrankheiten in Berlin wieder aufnehmen, in dem er eine Reihe seiner wichtigsten Untersuchungen über Immunität und Antitoxine ausgeführt hat. Als dann Emil Behring das Diphtherieantitoxin gefunden hatte, die praktische Anwendung des neuen Heilmittels aber große Schwierigkeiten machte, war es Ehrlich, der durch eine wunderbare Kombination mathema- tischer, chemischer und biologischer Tatsachen eine Methode der quantitativen Gehaltsbestimmung des Serums auffand, die der Serumtherapie überhaupt erst eine feste praktische Grundlage gegeben hat. Zur weiteren Ausarbeitung dieser Ideen und zu- gleich zur Prüfung des Diphtherie-Heilserums wurde dann ein besonderes Institut in Steglitz bei Berlin gegründet, das sich aber bald für den immer mehr anwachsenden Umfang der Forschungen als zu klein erwies. Hier entstanden Ehrlichs berühmte Seitenkettentheorie und jene neuen Ideen über die Wirkung und Verteilung der Schutzstoffe im Organismus mit Hilfe der spezifischen Rezeptoren. Es war eine glückliche Fügung, daß, angeregt durch die wissenschaftlichen Kreise Frankfurts, vor allem auch durch unsere Gesellschaft, Oberbürgermeister Adickes damals dem Vertreter der Regierung, Ministerialdirektor Althoff, den Vorschlag machte, ein größeres Institut für Ehrlich in Frankfurt zu erbauen. So entstand das Königliche Institut für experimentelle Therapie in der damaligen Sandhof straße, die heute den Namen Paul- Ehrlich- Straße trägt und wohl in alle Zukunft tragen wird. zur Erinnerung an die bahnbrechenden Arbeiten, die hier aus- geführt wurden. Die Untersuchungen über Hämolysine, der Auf- bau der Ambozeptorentheorie fallen in die nächsten Jahre. Sie bildeten das Fundament für die bedeutenden Forschungsergeb- nisse seiner Mitarbeiter Morgenroth, Neißer und Sachs und für die Entdeckungen Wassermanns auf dem Gebiete der Serodiagnostik der Syphilis. Diese phänomenalen Leistungen hatten Ehrlich, der bei seiner Übersiedelung nach Frankfurt zum arbeitenden Mit- glied ernannt worden war, bald berühmt gemacht, und größte Spannung erfüllte die Mitglieder der Senckenbergischen Gesell- schaft, als am 7. April 1900 der Vorsitzende Prof. Knoblauch den Herrn Geh. Medizinalrat bat, das Wort zu ergreifen, um seinen denkwürdigen Vortrag mit dem Thema „Cellularbio- logische Betrachtungen über Immunität" zu halten. Ein Auszug des umfassenden Vortrags, der die Gebiete der Toxine und Antitoxine, der toxophoren und haptophoren Gruppen, die Seitenkettentheorie und die Funktionen der Komplemente be- handelte, ist in unserem Bericht 1900 S. CXLVH — GL niedergelegt. Wesentlich erweitert wurde die Forschungsstätte Ehrlichs, als auf Anregung von Prof. Darmstädter Frau Franziska Speyer zur Erinnerung an ihren Gatten 1902 das „Georg- Speyer-Haus" stiftete. Eine Reihe Chemiker und Biologen konnte jetzt mithelfen, das wissenschaftliche Gebäude der Chemo- therapie aufzurichten, deren Ziel die vollständige Abtötung der Krankheitserreger im lebenden Organismus, die „Therapia magna sterilisans", war. Das erste Objekt dieser Forschungen waren die Trypanosomen, zu denen der Erreger der Schlafkrankheit gehört. Von ihrer Bekämpfung handelte ein zweiter Vortrag, den Ehrlich am 21. November 1908 in der Senckenbergischen Gesellschaft gehalten hat (40. Bericht 1909 S. 108*— 111 *). Nach- dem er die Ursache der Krankheit und den Wert prophylaktischer Maßregeln, deren Ziel die Vernichtung der gefährlichen Fliege (rIos,si/ia jjaljwlis ist, erläutert hatte, ging er zu der Möglichkeit einer zukünftigen Heilung über und besprach die Wirkung des Trypanrots und gewisser Arsenikalien, insbesondere des von ihm neu hergestellten Arsacetins. Bald dehnten sich die Untersuchungen auf andere Krank- heitserreger aus, und namentlich war der Japaner Dr. S. Hata be- hilflich, mit unendlichem Fleiß die unter Ehrlichs Leitung im — 6 — eigenen Laboratorium imd in den zur Mithilfe öfters herangezo- genen Laboratorien der chemischen Fabriken hergestellten neuen Stoffe an Tieren zu versuchen, die mit verschiedenen Arten von Spirillen infiziert waren. Zu diesen Stoffen gehörte auch das von Ehrlich entdeckte Salvarsan (Dioxydiaminoarsenobenzol). Über diese Arbeiten berichtete zum ersten Male in der Öffent- lichkeit Dr. Hat a an dem Gesellschaftsabend des 11. Juni 1910, der in den Räumen unseres Museums abgehalten wurde. Den allgemein-verständlich gehaltenen Ausführungen folgte einige Jahre später (am 18. Januar 1913) der in frischer Erinnerung stehende, wunderbare Vortrag Ehrlichs über „Moderne H e i 1 - Prinzipien" (44. Bericht 1913 S. 126— 128). Diese Heilprinzi- pien beherrschen heute die Wissenschaft zum Segen der Mensch- heit, und die Worte, mit denen Ehrlich einst seinen oben angeführten Brief an die Gesellschaft schloß: „In der Hoffniuig, daß es mir gelingen wird, dem Vertrauen, das die Gesellschaft meinen Bestrebungen be- zeugt hat, auch fernerhin gerecht zu iverden, . . . '' sind in vollstem Maße in Erfüllung gegangen. A. von Weinberg. '^ylj^U/i Aus der Schausammlung. Aus dem Leben eines Schimpansen. Mit einer Abbildung. Unsere hervorragende Sammlung von Menschenaffen ist seit km'zem um einen starken männlichen Schimpansen, ein wohl- gelungenes dermoplastisches Kunstwerk, bereichert. Wohl die meisten Frankfurter haben das Tier zu seinen Lebzeiten gekannt, als es das wertvollste Schaustück des Affenhauses im hiesigen Zoologischen Garten war. Der Schimpanse August gehörte überhaupt zu den Berühmtheiten seines Geschlechtes unter den Tieren der deutschen zoologischen Gärten; war er doch der ein- zige erwachsene Schimpansen -Mann, der in den letzten Jahren lebend gezeigt werden konnte. Einiges über sein und seiner Artgenossen Leben zu berichten, ist der Zweck dieser Zeilen, mit deren Niederschrift ich betraut worden bin, weil ich das Original während seiner Frankfurter Zeit am besten, ich möchte sagen „persönlich" gekannt habe. Seiner Freundschaft freilich habe auch ich mich nur in sehr beschränktem Maß er- freuen können; August war so recht eigentlich keines Menschen Freund, besonders in seinen letzten Lebensjahren. Mit Ausnahme des Gorillas, der als nicht haltbar in der Ge- fangenschaft gilt^) und deshalb nur äußerst selten imj)ortiert wird, erscheinen alle Menschenaffen relativ häufig auf dem Tier- markt, am seltensten noch die verschiedenen Gibbonarten, viel häufiger die phlegmatischen Orang-Utans, geradezu massenhaft aber die Schimpansen. Alljährlich werden wohl einige Hundert dieser Affen von den westafrikanischen Hafenstädten nach Eu- ropa ausgeführt. Noch vor etwa sechs Jahren stagnierte der 1) Erst einmal ist es gelungen, einen jungen Gorilla so einzugewöhnen, daß er sieben Jahre in Gefangenschaft ausdauerte. Es war dies das bekannte Gorillaweibchen Pussy im Breslauer Zoologischen Garten. — 8 — Schimpansenhandel fast völlig; dann kamen Zeiten häufiger Nach- frage, als im Zirkus und Variete Schimpansendressuren zu den gesuchtesten, mit Monatsgagen von 10000 bis 20000 M. bezahl- ten Zugnummern gehörten. Nun begann ein ausgedehnter Import, und hohe Preise, 2000 bis 3000 M. und mehr, wurden selbst für mittelmäßige Exemplare erzielt. Diese Verhältnisse haben sich jetzt wesentlich geändert; aber der starke Import dauert an, so daß das Angebot die Nachfrage erheblich übersteigt. Was wird nun aus den vielen importierten Schimpansen? Eine ganze An- zahl kommt bereits krank in Europa an; andere haben durch mangelhafte Pflege und Unterkunft an Bord soweit Not gelitten, daß sie bald Infektionskrankheiten anheimfallen. Viele enden ihr Leben also schon in der Hafenstadt, andere innerhalb der ersten Wochen nach ihrer Ankunft in Europa: Nach Jahresfrist dürfte nur noch etwa der zehnte Teil am Leben sein. Ist ein Schim- panse dann einmal über die ersten zwei Jahre seiner Gefangen- schaft hinaus und hat allen Krankheiten getrotzt oder sie glück- lich überstanden, so ist Aussicht vorhanden, daß er eine längere Reihe von Jahren am Leben bleibt. Wie erklärt sich nun die hohe Sterbeziffer der frisch importierten Tiere? Zunächst wer- den die meisten Schimpansen (wie überhaupt alle Menschenaffen) viel zu früh der Mutter beraubt, und aus den unnatürlich er- nährten Säuglingen werden später Kümmerlinge. Ferner wird die weit überwiegende Mehrzahl ohne Eingewöhnung in die Ge- fangenschaft auf die Reise geschickt, oder aber sie wird zu einförmig ernährt. Gute Chancen für den Import, der natürlich möglichst in der warmen Jahreszeit erfolgen soll, werden ledig- lich solche Tiere gewähren, die nach dem Säuglingsalter in Ge- fangenschaft geraten sind, die vor dem Export längere Zeit in ihrem heimatlichen Klima im häuslichen Kreise tierfreundlicher Menschen gehalten und an gemischte, sog. „Hausmannskost" ge- wöhnt wurden und die durch den Umgang mit Menschen so zahm und vertraut gemacht werden konnten, daß sie in Krankheits- fällen sich ohne Widerstreben behandeln lassen. Alle diese Be- dingungen waren erfüllt bei dem bekannten Schimpansenweibchen Bassö, das der Frankfurter Zoologische Garten am 24. August 1911 als Geschenk Seiner Hoheit des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg von dessen IL Innerafrika-Expedition erhalten hat. Bassö ist heute der Stolz des Gartens und der wegen seiner musterhaften Erziehuns; und Dressur vielbewunderte Lieblins: des — 9 — Frankfurter Publikums. August wurde unter weniger glück- lichen Umständen importiert. Näheres über seine Herkunft, seine Gefangennahme und Ausführung war nicht zu erfahren, da er von einem Hamburger Kleinhändler erworben wurde, der über das von ihm an Bord gekaufte Tier keine Angaben zu machen wußte. Aber August hatte vor allem ein verhältnismäßig hohes Importalter und seine gute Körperkonstitution voraus. Seine Einführung bedeutete damals in Hamburg eine Sensation: Seit Jahren hatte man an Bord keinen so großen und kräftigen Schim- pansen gesehen. Den genannten Umständen ist es zu danken, daß August eingewöhnt und etwa 4\ä Jahre in Gefangenschaft gehalten werden konnte. Allerdings war es ein schweres Stück tiergärtnerischer Arbeit ; denn seine Gewähltheit in der Annahme von Nahrung, sein äußerst reizbarer Darm und die Schwierig- keit, später sogar Gefährlichkeit seiner Behandlung ließen seine Pfleger des schönen, vielbewunderten Tieres niemals so recht froh werden. Am 28. Juni 1908 traf der damals reichlich halbwüchsige Schimpanse im Zoologischen Garten ein, als Geschenk von Hein- rich Lotichius (f), dessen Sohn August Lotichius den Kadaver des wertvollen Tieres in dankenswerter Weise für un- ser Museum erworben hat. Bei seiner Ankunft mochte das Tier schätzungsweise ein Alter von etwa 5 bis 6 Jahren erreicht haben. Seine Unbändigkeit machte es leider unmöglich, Mes- sungen und Wägungen vorzunehmen; doch dürfte August da- mals etwa 85 cm (stehend gemessen) groß gewesen sein. Er mußte der Art Anthropopithccus satijrus L. zugerechnet werden, die man nicht selten in den zoologischen Gärten findet. Immer beobachtet man bei den Formen dieser Art, daß das in der Ju- gend schmutzig-fleischfarbene Gesicht, das meist nur wenige schwarze Sprenkel zeigt, bei zunehmendem Alter durch Ver- mehrung der Pigmentflecke wesentlich nachdunkelt; auch die Grundfarbe der nackten Haut des Gesichtes und der Hände wird dunkler. Gleichfalls eine Erscheinung fortschreitenden Alters ist das immer stärkere Hervortreten der Augenbrauenbögen. Hier- durch, sowie durch das allmähliche Durchbrechen des definitiven Gebisses, das beim männlichen Schimpansen besonders durch die starken Eckzähne außerordentlich respektabel ist, verliert das Tier fast alle menschlichen Züge. Die erste Beobachtung über den Beginn des Zahnwechsels wurde bei August bald nach o^ ^.d*^- ' '^^ — 11 — seiner Ankunft gemacht. Häufig litt er unter Störungen, die durch den Zahnwechsel bedingt waren, und deutlich konnte man erkennen, daß er durch Zahnschmerzen geplagt wurde. Mit Be- endigung des Zahnwechsels, im Sommer 1910, hatte August auch seine volle Geschleclitsreife erlangt, obwohl schon vorher eine ziemlich starke sexuelle Reizbarkeit beobachtet worden war. Jetzt traten tiefgreifende Wandlungen in seinem Charakter ein. Seine frühere „Unzuverlässigkeit" wurde zu ausgesprochener Bösartigkeit. Seine näheren Bekannten konnten nur nocli durch das Gitter mit ihm verkehren. Der Vertretungswärter wurde nicht immer geduldet und so häufig angegriffen, daß er nur noch in Begleitung eines anderen Wärters — beide bewaffnet — den Käfig betreten durfte. Nutzte zur Abwehr der Angriffe der Knüppel nicht, so mußte die mit Platzpatronen geladene Pistole in Tätigkeit treten. Seinen eigentlichen Wärter duldete August im allgemeinen gut; doch war auch er zeitweise gefährlichen Angriffen ausgesetzt, so daß wolil oder übel gelegentlich zur Prügelstrafe geschritten werden mußte, wobei vier wohlbewaff- nete Leute vollauf zu tun hatten, um mit den Riesenkräften des wütenden Affen fertigzuwerden. Sah sich das Tier überwältigt, so gab es seinen Widerstand auf und kam, gewissermaßen ab- bittend, demütig zu seinem Wärter. Nun konnte August wieder der folgsamste Zögling sein. Seine Wutanfälle boten in ver- stärktem Maße fast das gleiche Bild, das ich schon bei anderen, allerdings jüngeren männlichen Schimpansen gesehen habe: Der Affe jagte wie w^ahnsinnig auf dem Fußboden des Käfigs umher. Alle Muskeln waren aufs äußerste angespannt, das lange, straffe, glänzend schwarze Haar gesträubt. Bald schlug er mehrmals hintereinander mit beiden flachen Händen gleichzeitig auf den Fußboden, daß es dröhnte, bald auf einen Tisch, Stuhl oder son- stigen Gegenstand. Beim Aufschlagen sprang er wiederholt mit den Füßen gleichzeitig vom Boden auf. Bald rüttelte er an dem Gitter, daß alles bebte. Das wutverzerrte Gesicht war fast immer dem Gegenstand seines Ärgers zugewendet. Die mächtige Brust hob und senkte sich. Dabei stieß er fast andauernd teils gellend, teils heulend klingende Schreie aus. Das bekannte, mit gespitz- ten Lippen hervorgestoßene „Hu, hu", das in verschiedenen Tonarten und Tonhöhen von den Schimpansen als Stimmungs- ausdrucksmittel vorwiegend gebraucht wird, wurde zum Ge- heul, häufig durchsetzt von heiseren gellenden Schreilauten. Da — 12 — August in solchen Stimmungen alles kurz und klein schlug, was nicht niet- und nagelfest war, mußte man ihm die hängen- den Turngeräte, Stuhl und Spielzeug nehmen; nur den am Boden festgeschraubten Tisch durfte er behalten. Eiserne Handgriffe, die zum Klettern in die Holzwände des Käfigs eingelassen waren, riß er mit Leichtigkeit heraus. Beim Angriff versuchte das wü- tende Tier in erster Linie die Kraft seines mächtigen Gebisses. Nur der guten Schulung des Personals ist es zu danken, daß ernste L^nfälle vermieden wurden. Wären wir gezwungen ge- wesen, August in gleicher Weise zu käfigen, wie es mit Raub- tieren geschieht, so hätten wir ihn bald verloren. Alle gefangenen Menschenaffen brauchen einen gewissen Anschluß an Gattungs- verwandte oder an den Menschen; kann man diesen den Tieren nicht bieten, so kümmern sie bald dahin. Obwohl sich August verhältnismäßig wenig an seinen Wär- ter anschloß, war es doch möglich, ihm eine gewisse Erziehung angedeihen zu lassen und ihn sogar einige Kunststücke zu lehren, so daß dem Publikum eine Tafelszene und parterre-akrobatische Künste vorgeführt werden konnten. Später nach seinem Bösartig- werden freilich war es nötig, den Dressurakt stark zu kürzen. Die Ernährungsfrage war bei August immer eine recht schwierige. Er erhielt in der Regel Brot, Schiffszwieback und alle Obstarten; gern nahm er auch Milch, Tee und rohe Eier, Viele, immer wiederholte Versuche, ihn an eine sog. „Hausmanns- kost'' zu gewöhnen, blieben erfolglos. Trotz aller Diät stellten sich zeitweise schwere Darmkatarrhe ein, deren Behandlung durch das störrische und ungeduldige Wesen des Tieres äußerst schwierig war. Sobald einem seiner Getränke auch nur Spuren eines Medikamentes zugesetzt wurden, verweigerte der Affe die Annahme, und nur in den seltensten Fällen gelang es durch längeres Durstenlassen, ihm ein Heilmittel beizubringen. Heute weiß man, daß die Schimpansen zu den Tieren ge- hören, die sich in Deutschland so gut wie völlig akklimatisieren. Leider war es aber nicht möglich, diese neuzeitliche tiergärtneri- sche Erkenntnis bei August anzuwenden, da man den unge- bärdigen Gesellen ohne Gefährdung des Publikums nicht ins Freie bringen konnte. Also mußte August ein „Käfigaffe" blei- ben und war, wie es in solchen Fällen immer geht, bald der frischen Luft entwöhnt und später so empfindlich, daß er streng vor jeder Zugluft geschützt werden mußte. Die Käfigtemperatur — 13 — durfte nicht unter 20 bis 22 Grad Celsius betragen. Das Gegenteil ist bei Bas so der Fall, die auch bei recht schlechtem Wetter ihre Spazierfahrten zu Rad im Freien unternimmt und ihr Zimmer nie über 14 Grad temperiert bekommt. Im Februar 1911 machte August eine schwere Influenza durcli. Nach seiner Genesung blieb ein fast unstillbares Durst- gefühl zurück, und die Darmstörungen traten häufiger und mit besonderer Heftigkeit auf. Von nun an wurde dem kränkelnden Tiere der aufrechte Gang ersichtlich immer schwerer, und seine Kräfte ließen langsam nach. Am 7. August 1912 erlag August einem erneuten Anfall seines Darmleidens. Das Tier, das in seiner Glanzzeit weit mehr als einen Zentner gewogen haben mochte, verlor während seiner Krankheit enorm an Gewicht: sein Kadaver wog nur 63 Pfund. Die Höhe des toten Tieres betrug 1,17 m im Stehen und 80 cm im Sitzen, der Brustumfang 78 cm und die Armspannung 1,65 m. Die Niederschrift seines Nekrologes erfüllt seinen Pfleger mit gemischten Gefühlen: Ge- nugtuung, ein so bemerkenswertes Tier mehrere Jahre lebend gehalten und beobachtet zu haben, mischt sich mit dem Be- dauern, daß es nicht möglich war, den wertvollen Pflegling noch länger zu erhalten und womöglich zu Zuchtversuchen zu verwenden. Kurt Prieniel. Das EiMlferkel. Mit 2 Abbildungen. „Aardvarken" — Erdferkel — haben die holländischen An- siedler am Kap ein Tier benannt, das äußerlich durch seine dicke, mit Borsten besetzte Haut und die verlängerte Schnauze eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Schwein besitzen mochte, das aber sonst recht wenig mit einem solchen gemein hat. Wie die Gürteltiere und Faultiere hat das Erdferkel schmelz- lose, einfach gebaute Zähne; deshalb hat man es lange Zeit mit diesen und den gänzlich zahnlosen Ameisenfressern und Schuppen- tieren zu einer Ordnung, den Zahnarmen oder Edentaten, vereinigt. Neuerdings hat aber Max Weber gezeigt, daß diese einfachen Zähne nicht ursprünglich sind, sondern aus kompli- zierteren Zähnen sich zurückgebildet haben, wahrscheinlich durch Anpassung an die Lebensweise. Deshalb hat Weber die alte — 15 Ordnung der Zahnarmen in drei Ordnungen aufgelöst, für die er sehr verschiedene Stammeltern annimmt. Das Erdferkel stellte er in die Ordnung der Röhrchenzähner oder Tuhulidentata, weil dessen Zähne nicht eine einheitliche Pulpahöhle besitzen, son- dern von zahlreichen feinen Röhrchen durchbohrt sind, in denen Bkitgefäße und Nerven ver- laufen. Ob diese Aufspaltung der alten Ordnung berechtigt ist, ist nicht sicher. Vielleicht hat Th o m a s recht, wenn er alle „Zahnarmen" von einer alten Urgruppe ab- leiten will, deren Nachkommen sich durch räumliche Isolierung (in Indien - Afrika und Südamerika) verschieden entwickelt haben. Die großen Grabkrallen des Erdferkels haben schließlich zu der Annahme einer Verwandtschaft mit fossilen Huftieren, den krallentragenden miozänen Chalicotherien, Veranlas- sung gegeben; aber auch darüber wissen wir heute noch sehr wenig. Das Erdferkel ist eins der cha- rakteristischsten Tiere der afrika- nischen Steppen, in denen es sich in einer Reihe nur wenig vonein- ander verschiedener Lokalformen vom Senegal bis zum Kap findet. Es wohnt in selbstgegrabenen Erd- höhlen, aus denen es nur nachts hervorkommt, um die Termiten und Ameisen aufzustöbern, von denen es sich ernährt. Dabei leisten ihm seine wurmf örmige, klebrige Zunge und die lange Rüsselschnauze mit den Haarpinseln am Ende sehr gute Dienste. Infolge seiner nächtlichen Lebensweise kommt es dem Jäger selten zu Gesicht, und es ist auch schwer zu fangen, da es sich bei der Verfolgung blitzschnell in den Boden eingräbt; es soll ihm nur beizukommen sein, wenn man ihm durch quer zu seinen Gängen verlaufende Gräben den Weg abschneidet. Altägyptische Darstellung des Gottes Set. Aus Charles H. S. Davis, The Egyptian Book of the Dead. New York und London 1894 S. 26. — 16 — Schon die alten Ägypter müssen unser Tier gekannt haben. Wie Georg Schweinfurth kürzlich dargetan hat, war es ihnen das heilige Tier Sets, des Gottes des Bösen und der Finsternis, den sie mit einem Erdferkelkopf darzustellen pflegten. Kein anderes afrikanisches Tier hat die merkwürdig verlängerte Schnauze und die großen, oben verbreiterten Ohren. Und es ist leicht zu verstehen, daß die alten Ägypter einem so eigenartigen und für sie wahrscheinlich geheimnisvollen und abstoßenden Tier einen Platz in ihrer Götterwelt angewiesen haben. E. Schwarz. Unser Phiiiktonschraiik. 11. Siplionophoreii.') Mit 7 Abbildvmgen. Die reizvollsten Geschöpfe unter den vielgestaltigen Plank- tontieren sind die Staatsquallen, die Siphonophoren. Viele sehen aus wie Guirlanden, an denen Glocken und kleine polypen- artige Gebilde und allerhand sonderbare Anhänge zierlich an- geordnet sind. An der wunderbaren Zartheit, der vollendeten Durchsichtigkeit, dem Schmelz der Farben und dem graziösen Spielen und Arbeiten der verschiedenen Anhänge suchen sie ihresgleichen in der ganzen Tierwelt. Alle sind echte Plankton- tiere, vorwiegend an der Oberfläche, aber auch in der Tiefe zu Hause und meist in den warmen oder gemäßigten Meeren zu finden. Die Anpassung an pelagisches Leben erreicht hier auf den verschiedensten Wegen die höchste Vollendung. Tiere, die innerhalb der obersten Wasserschichten leben, sind ganz kristall- klar, wie Diphyes und Praija; andere zeigen gelbe oder rote Schreckfarben, wie die stark nesselnden Halistemmen und Phy- sophora, und ein ausgesprochenes Oberflächentier wie Velclla ist tiefblau wie die Oberfläche des Ozeans selbst. Eingeschlos- sene Luft läßt das Tier dazu noch von unten wenigstens teil- weise silberglänzend erscheinen, so wie der Wasserspiegel aus der Tiefe aussehen muß innerhalb des Winkels der totalen Reflexion. Wie diese Luftkammern die Segelqualle an der Ober- fläche tragen, so dienen bei sehr vielen Arten, wie bei Phijso- ') Der Abschnitt I. „Radiolarien und Medusen" ist im vorjährigen .jBerichf- Heft 4 S. 286—322 erschienen. — 17 phora und Haiistemma, eingeschlossene Gasblasen als Schwebe- organe. Andere, darunter Dipkyes und Praya, bedienen sich zur Erleichterung ihres Gewichts glänzender Fettröpfchen, die sehr zierlich in einzelnen Anhängen verteilt sind. Natürlich hält auch der duftige Bau mit den vielen Anhängen durch seine große Oberfläche das ganze Wesen im Wasser und unterstützt so die Organe der Ortsbewegung, indem er ihnen ihre Aufgabe sehr erleichtert. Die Siphonophoren sind, wie unsere Hydromedusen Aequorea und Cannarina, Hydrozoen. Ihr Gesamtbild aber gleicht einer Hydromeduse oder einem Hy- dropolypen nicht eine Spur; denn sie sind nicht Einzel- individuen wie diese, sondern zusammengesetzte T i e r - stocke (Fig. 14). An einem langen Stamm sitzt eine große Menge einzelner Stücke, die, dem Prinzip der Arbeitstei- lung gemäß, gruppenweise verschieden sind. Arbeits- teilung findet sich übrigens auch schon bei koloniebilden- den Hydropolypen, z. B. der kleinen Podoconjne, und hat auch dort weitgehenden Ein- fluß auf die Gestalt der In- dividuen. — Bei den Sipho- nophoren stellen die Einzel- stücke, Z 0 i d e , zum Teil „polypoide" Formen dar, wie die schlauchförmigen Freß- polypen und die mundlosen Taster, während andere Zoide „medusoid" sind, wie die Luftflaschen, Schwimmglocken, Deck- stücke und Gonaden. Freilich entsprechen nach unseren heutigen Kenntnissen alle diese nicht immer vollständigen Personen (Polypen oder Medusen) und sind daher auch einander nicht gleichwertig. Ganze Polypen sind z. B. die Freßpolypen, während für viele andere der Beweis für ihre Gleichwertigkeit mit einer Fig. 14. Schema einer pneuraatoplioren Siphonophore. Nach Boas. fff Gasflasche, d Deckstück, / Fangfaden, fp Freßpolyp, fa Taster, go Gonophore, s Schwimmglocke. 2 — 18 — ganzen Person nicht erbracht oder gezeigt ist, daß sie nur Teil- personen sind, Organzoide,und nicht Personzoide. Über die morpho- logische Auffassung der Siphonophoren ist lange Zeit ein heftiger Streit gewesen, und auch jetzt ist noch keine vollkommene Einigkeit erzielt zwischen den Anhängern der Medusomtheorie Haeckels, wie sie u. a. das bekannte Grobbensche Lehrbuch vertritt, — sie will die Siphonophore auf eine sprossende Meduse zurückführen, deren Organe sich vervielfältigten oder verlagerten, und die mit ebensolchen Tochtermedusen im Verband blieb — und der Poly- persontheorie, die von Vogt und Leuckart begründet und dann von Chun und Wo It er eck ausgebaut und modifiziert wurde, — sie faßt die Siphonophore als eine Kolonie von Polypen und Medusen auf, die durch einen Stamm verbunden sind. Ein all- gemeines, für unsere Zwecke geeignetes Schema einer Siphono- phore zu entwerfen, ist in Anbetracht der fünf Siphonophoren unseres Planktonschrankes, die sich denkbar weit in ihrer Gestalt voneinander entfernen, nicht gut möglich, aber auch gar nicht nötig. Da erblicken wir in der obersten Reihe des Schrankes eine kleine Form, Diphijes sieholdi Kölliker (2, Fig. 16), ') in vier Exemplaren, eins der häufigsten Planktontiere des Mittelmeeres. "Was an ihm vor allem in die Augen fällt, sind seine zwei großen Schwimmglocken, die schräg hintereinander angeordnet sind. Zwischen ihnen entspringt in einem von der äußeren Schicht der hinteren, kleineren Glocke gebildeten Kanal der sehr unschein- Erklärung der Abbildung. Fig. 15. Unser Planktonschrank. Geschenk von Dr. Hugo Merton. Obere Reihe: 1 Lampeiia pancerina Chun — 2 Diphyes sieholdi KölHker — 3 Velella spiralis Eschscholtz — 4 Cesfiis veneris Lesueur — 5 Tlialassicolla iiucleata Huxley — 6 Tiedeinanuia neapoUtaiia Delle Chiaje. Mittlere Reihe: 7 Pilcma pulmo Linne — 8 Cijmbulia pcroni Blainville — 9 Pelagia noctilucn Peron et Lesueur — 10 Pterotrnchea coronata Porskäl — 11 Aeqnorea forskalea Peron et Lesueur — 12 Alciopa caiitraini Delle Chiaje — 13 Lampetia pancerina Chun. Untere Reihe: 14 P ray d maxima Gegenbaur — 15 Asterope Candida Delle Chiaje — 16 Salpa maxima-africana Forskäl, Kette — 17 Cotylorhisa tiiberculata Linne — 18 Carmarina hastata Haeckel — 19 Pijrosoma gigantenm Lesueur — 20 Pilcma pulmo Linne — 21 Salpa maxima-africana Forskäl, Amme — 22 Phij- sophora Jijjdroslatica Forskäl — 23 Vanadis formosa Claparede — 24 Haiistemma rubrum Vogt. *) Die vor der Figurennummer stehende Zahl bezeichnet die Nummer des Glases im Planktonschrank (Fig. 15). o tß G s o > o Co 20 bare Stamm der Siphonophore, der bei Gefahr ganz in diesen Hohlramn zurückgezogen werden kann. Beide Glocken sind Medu- soide. Aber sie sind einzig und allein Fortbewegungsorgane der sehr behenden Diphyes und für diesen Zweck viel vorteilhafter gebaut, als es die Meduse, ein selbständiger Organismus, sein kann. Ihnen fehlen vor allem der hinderliche Mundschlauch und der gewichtige Geschlechtsapparat vollständig. Jede Glocke ist eine spitze Pyramide mit fünf scharfen, beim Schwimmen die Eichtung einhaltenden Kielen, die in einer Spitze zusammen- laufen und hinten als scharfe Haken über den Rand der Glocke hinausstehen. Diese beiden Hauptbewegungsorgane sind festverbunden und gleichgerichtet und unterstützen dadurch ihre Bewe- gung gegenseitig. Die Glockenhöhle erstreckt sich tief bis in die Spitze der Glocke. Ihr enger Eingang ist durch ein Velum noch mehr beschränkt, beides Momente, die eine sehr viel vollstän- digere Ausnützung der eingeschlossenen Wassermenge beim Schwimmen durch Rückstoß gewährleisten, als etwa bei einer flachen Meduse. Die Muskulatur der Glocke ist kräftig entwickelt und so angeordnet, daß jede Kontraktion den denkbar größten Nutzeffekt erzielt (Schäppi). Der Nachteil dieses sehr fördernden Schwimmapparates ist nur, daß er die Bewegungsrichtung weniger leicht ändern kann, als andere Siphono- phoren mit nicht so fest montierten Schwimmglocken. Da die obere, größere der Glocken hinter ihrer Spitze das umfangreiche Schweb- organ, den Saftbehälter (Gegenbaur), mit einem großen 01- tropfen enthält, ist sie mit dieser Seite nach oben und infolge- dessen mit ihrer Spitze schräg nach oben gerichtet. Der ganze Stock schwimmt daher auch, abgesehen natürlich von der Beein- Fig. 16. Diphijes sieboldi KöUiker. Nach Gegenbaur. c Cormidium. flussung durch die Strömung usw. immer einförmig schräg auf- wärts. Eine Änderung der Richtung dürfte nur in beschränktem Maße erzielt werden, wenn die hintere Glocke sich dauernd stärker kontrahiert als die vordere große. Der Stock müßte sich — 21 — dann horizontal einstellen. — Das erwähnte Velum ist übrigens nicht der einzige Hydromedusencharakter der Di2)hi/es-G\ocken. Jede von ihnen besitzt vier Radiärkanäle und einen richtigen Ringkanal, die wie bei der Meduse die Aufgabe der Nahrungs- verteilung haben. Die Nahrung selbst wird nur* von den Polypen des Stammes aufgenommen und gelangt von hier in den Hohl- raum, der die ganze Kolonie durchzieht und an der Ansatzstelle der Medusen mit deren Radiärkanälen in direkter Verbindung steht. — Der Stamm von DipJujes ist eine verhältnismäßig kleine und durchsichtige, äußerst kontraktile Röhre, an der die Zoide, die Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung und anderes zu besorgen haben, wie allgemein bei den Siphonophoren, in sog. Stamm- gruppen oder Cormidien angeordnet sind. Die ältesten sitzen am Hinterende des Stammes, die jüngsten bilden sich innerhalb einer Knospungszone vorn zwischen den großen Glocken. Jedes Cormidium, stecknadelkopfgroß an dem einzigen Exemplar unseres Planktonschrankes, bei dem der Stamm ausgestreckt ist, besteht aus einer Deckschuppe, einem Freßpolypen mit Fangfaden und den Gronophoren. Das Deckstück liegt wie ein Schirm über den anderen und enthält wie die großen Schwimmglocken einen 01- tropfen. Der Freßpolyp, ebenfalls nur in Einzahl in jedem Cor- midium, ist ein richtiger, schlauchförmiger Hydropolyp mit großer Mundöffnung, allerdings ohne Tentakel. Die aufgenommene Beute — kleine Planktonten — wird wie bei den Scyphomedusen in dem weiten Magen zunächst durch Fermente unvollkommen ge- löst und dann durch Phagocyten aufgenommen, die sich bereits im Magen auf den sog. Leberwülsten, sodann aber auch im ganzen Hohlraumsystem des Stockes reichlich finden. In diese gelangt der Nahrungsbrei durch den hohlen Stiel des Polypen, der mit der Stammröhre in off ener Verbindung steht; eine Klappe zwischen Stiel und Magen verhindert, daß größere Brocken in den Stiel hineingelangen. Zu jedem Pol3^pen gehört ein lartger Fang- oder Nesselfaden, der am Stiel gerade hinter der Klappe ansitzt. Er trägt Nesselzellen, die sich außerdem auch noch auf dem Polypen selbst in einem Nesselwulst gerade vor der Ansatzstelle des Fangfadens finden. Diese kleinen Waffen sind auf dem Faden als Knöpfe in überraschend sinnvoller Weise zu Batterien vereinigt, die die furchtbare, bei großen Formen, wie Physalia, sogar für den Menschen gefährliche Nesselwirkung der Siphonophoren erklären. Für eine Verwandte von Diphyes, — 22 — Stephanophyes, sind sie von Chun genau untersucht (Abhandl. Senckenberg. Ges. XVI 1891); seine Befunde können als typisch für die allermeisten Siphonophoren gelten. In jedem der Nessel- knöpfe, die an langen Stielen am Fangfaden herabhängen, sind außerordentlich zahlreiche Nesselzellen in Reih und Glied an- geordnet, einige davon von besonderer Größe und offenbar von stärkster Wirkung. Die Batterie ist von einer Membran bedeckt, die mit einem sehr beweglichen Endfaden in Verbindung steht. An der Stelle, wo der Endfaden abgeht, sitzen wieder zahlreiche Kapseln, und schließHch ist er selbst damit gespickt, außerdem vielleicht auch mit Klebzellen. Dieses Organ ist der eigentliche Greifapparat. Ein Beutetier, das mit ihm in Berührung kommt, wird festgeklebt und mit den Nesselfäden der kleinen Kapseln überschüttet. Genügt dies nicht, und sucht das Tier durch ruck- weise ausgeführte Bewegungen wieder zu entkommen, so ent- laden sich die zahlreichen kleinen, birnförmigen Kapseln an der Ansatzstelle des Endfadens. Schließlich aber wird durch ki-äftiges Ziehen des Opfers die Membran von der Batterie abgelöst: Wie Salven aus einer Mitrailleuse entladen sich nun Hunderte von Nesselzellen und zuletzt die fürchterlichste Waffe, die großen stabförmigen Kapseln. Alles in allem kann eine solche Batterie, deren jeder Fangfaden mehrere führt, gegen 1700 Nesselkapseln verpuffen und sehr ansehnliche Tiere völlig lähmen oder töten. Die Fäden, in die ein Tier einmal verstrickt ist, haften durch die Nesselzellen und vielleicht auch durch die Klebsekrete außer- ordentlich fest und werden häufig beim Verschlingen der Beute mitgefressen. Selbstverständlich können verschossene Batterien nicht wieder geladen werden; der Ersatz erfolgt durch Nach- rücken neuer Nesselknopfanlagen von der Wurzel des Fangfadens aus; die ältesten und gebrauchsfertigen Batterien liegen daher immer am weitesten außen und kommen, wenn die Siphonophore mit lang ausgestrecktem Stamm und weit ins Wasser spielenden Fangfäden dahinzieht, vorwiegend zur Verwendung. Zwischen dem Freßpolypen mit seinem B'angfaden und dem Deckstück sitzen weiter in jedem Diphyes-CoYmi6mn\ die medu- soiden Gonophoren, mehrere in verschiedenen Altersstadien. Die Geschlechtsprodukte entwickeln sich, wie bei einem großen Teil der Hydromedusen, an einem „Magenstiel", der hier diesen Namen freilich nicht verdient, aber einem solchen homolog ist. Diphyes ist monoecisch; die einzelnen Cormidien des Stammes sind aber — 23 — sretremit geschlechtlich: männliche und weibliche Cormidien sind also an demselben Stocke vorhanden und wechseln in der Regel miteinander ab. Eier und Samen kommen niemals an dem Stock selbst zur Entwicklung, Vor Eintritt der Geschlechtsreife löst sich das ganze Cormidium — Deckstück, Freßpolyp mit Fang- faden und Gonophoren — vom Stamm los und schwimmt wie eine selbständige kleine Kolonie davon. Polyp .und Faden be- halten ihre alte Aufgabe. Das Deckstück mit seinem Öltropfen ist jetzt das Schwebeorgan der kleinen Kolonie, und die Gono- phorenmeduse besorgt die Bewegung. Diese eigentümlichen Organismen waren lange bekannt, ehe man über ihre Herkunft Bescheid wußte, und wurden als Eudoxien zu den Siphonophoren gestellt; der Name ist noch heute für die freigewordenen Cor- midien gebräuchlich. An den Eudoxien wachsen die Gonophoren, und in ihnen reifen die Geschlechtsprodukte. Ist die älteste dieser Geschlechtsmedusen erwachsen, so wird sie von den jüngeren verdrängt und begibt sich selbständig auf die Wanderschaft. Erst dann werden die Geschlechtsprodukte entleert, und aus dem befruchteten Ei entsteht wieder ein DijjhyesStock. Die Vorteile dieser komplizierten Vermehrungsart liegen auf der Hand, und es ist bezeichnend, daß sie sich entweder bei Formen mit sehr kurzem Stamm, wie Diphyes, oder bei langsamen Schwimmern findet. Durch Eudoxienbildung ist eine enorm vermehrte Ver- breitungsmöglichkeit für die Art gegeben. Außer der Kolonie selbst können die freigewordenen Cormidien und schließlich die freien Geschlechtsmedusen wandern und Areal erobern. Die Ernährung wird bei DijjJiijes durch die kleinen Freß- polypen für den ganzen Stock besorgt, auch für die großen Schwimmglocken imd die Knospungszone am Beginn des Stockes, die zum Aufbau neuer Knospen massenhaft Nahrung verbraucht. Die Nahrungsaufnahme des Polypen einer Eudoxie aber kommt in der Hauptsache nur den Gonaden zugute. — Die Möglichkeit, Cormidien zu entsenden, ist bei den Siphonophoren von vornher- ein gegeben durch ihre ausgebildete Fähigkeit, Autotomie zu treiben, die ja jedem, der lebende Staatsquallen einmal in Gefangenschaft gesehen oder gar versucht hat, sie zu konser- vieren, nur zu bekannt ist. In der Nähe der Diphyiden stehen die Prayomorphen, bei uns vertreten durch ein Exemplar der großen Praija maxima Gegenbaur (14, Fig. 17). Die im Mittelmeer häufige Siphono- — 24 — phore imponiert durch ilire Größe — der Stamm wird bis zu 1 m lang — , durch ihre Durchsichtigkeit und ihre außerordent- lich eleganten, ruhigen Bewegungen. Unser Exemplar weist, Fig. 17. Praya maxima Gegenbaur, Nach Gegenbaur. wie alle konservierten, einen sehr kontrahierten Stamm auf, an dem die Cormidien, die beim ausgestreckten lebenden Tier durch freie Stammteile getrennt werden, dicht zusammengepreßt sind und nicht zur Geltung kommen. Die ganze Organisation ist — 25 — wesentlich dieselbe wie bei Diphyes. Die beiden Schwimm- glocken aber stehen, wenn wir das ganze „Tier" senkrecht stel- len, nicht über-, sondern nebeneinander. Sie sind abgerundet und entbehren der scharfen Kanten und Spitzen, die die Diphijes- Glocke hat. Die Glockenhöhle nimmt einen auffallend kleinen Raum ein, und die dicke Gallerte des Glockenschirmes ist weich und seine Muskulatur wenig kräftig. Alles dies weist darauf hin, daß die Prr/?/r/-Glocke im Verhältnis viel weniger leisten wird als die von Diphyes. Eine der Glocken ist immer etwas größer als die andere und steht etwas tiefer als diese. Beide Glocken sind an der Fläche, die sie dem Stamm zukehren, aus- gehöhlt und ein wenig verbreitert. Mit diesen Seitenflügeln umfaßt die größere Glocke die kleinere. Zwischen beiden kommt so ein Hohlraum zustande, in dem der Anfangsteil des Stammes mit der Knospungszone Schutz findet. Die großen Glocken werden nun ständig ersetzt, und zwar so, daß die Ersatzglocke für die ältere große Glocke ihre Seitenflügel zwischen denen der kleineren der augenblicklich funktionierenden Glocken anlegt und nach dem Verlust der großen Glocke selbst zur kleineren wird, während die bisherige kleinere jetzt die größere ist (Chun). Die Stiele, mit denen die beiden medusoiden Schwimmorgane am Stamm hängen, sind von Entodermkanälen durchbohrt. Sie führen in vier Radiärkanäle, die in einen Ringkanal eintreten, lassen also auch bei der großen Praya-QilookQ die Medusenorganisation er- kennen. Gegen die Glocken hin sind diese Glockenstiele auch an unserem Exemplar deutlich zu sehen. Sie sind in der Ebene des Stammes abgeplattet, fächerförmig verbreitert und sitzen mit diesem breiteren Rand an der Glocke an. Der Fächer enthält Muskelfasern; durch Zusammenziehen seiner vorderen oder hin- teren Hälfte kann die Stellung der Glocke gegen den Stamm geändert werden und damit die Stellung der Glockenöffnung und die Schwimmrichtung. In der Tat vermag Praya ganz anders wie die einförmig schräg nach oben stoßende Diphyes mit Hilfe des einfachen Apparates graziöse Schwenkungen auszuführen und ihre Bewegung beliebig zu richten (Schäppi 1897). Ölbehälter als Schweborgane finden sich auch bei den großen Praya-GHooken in Gestalt zweier Schläuche, die (sehr gut sichtbar) vom Stiel- kanal ausgehen. Der eine führt zum Scheitel der Glocke hin- auf, der andere geht nach unten imd endet seitlich von der Glockenhöhle auf der Stammseite der Glocke. Die Cormidien — 26 — sind fast genau wie bei Dijjhi/es gestaltet. Ihre Deckstücke und Geschlechtsglocken bilden die mehr durchsichtigen Teile des Stammes bei unserem zusammengezogenen Stück; einige Fang- fäden, von denen jeder Freßpolyp mehrere besitzt, hängen stellenweise zwischen ihnen hervor. Auch bei Praija führen die Deckstücke kleine Ölsäckchen. Sehr gut entwickelt sind die Geschlechtsmedusen und beim Schwimmen des ganzen Stockes in lebhafter Tätigkeit. Sie sind dadurch von größter Bedeutung für die Fortbewegung und Haltung der Siphonophore im Wasser. Der lange Stamm ist schwer und sinkt, von der Schwimmglocke losgetrennt, sofort unter. Die ständige Pulsation der zahlreichen kleinen Medusoide trägt nicht nur die Hauptmasse und beschränkt damit die Schwimmglocken wesentlich auf die Aufgabe, dem Ganzen die Richtung zu geben; sondern sie hält den Stamm auch in wagrechter Haltung im Wasser, in der Stellung, die für alle langgestreckten Siphonophoren charakteristisch ist und sie befähigt, einen möglichst großen Raum mit ihren Fangfäden abzusuchen. Diese können einfach ruhig nach unten hängen. Jede der kleinen Glocken entwickelt am Magenstiel die Gonaden. Wie bei Dipliyes sind die Cormidien eingeschlechtlich, der ganze Stamm aber monoecisch. Ob Eudoxien freiwerden oder nicht, kann nach den Angaben in der Literatur nicht ent- schieden werden. Während Haeckel (1888) und Schäppi (1905) Eudoxien von Praya anführen, gibt Chun (1897) als Charakte- ristikum der Prayomorphen an, daß die Stammgruppen dauernd sessil bleiben. Dem gewöhnlichen Bild der Siphonophore, dem üblichen Schema der Lehrbücher, weit mehr entsprechend als etwa Diphyes oder Praya ist die lange Kette, die in der rechten Ecke unseres Schrankes in einem hohen Glaszylinder Platz gefunden hat. Diese, die Agalmide Halistemuia ruh^^um Vogt (24, Fig. 18) ') gehört zu den Pneumatophoriden, denjenigen Siphonophoren, deren Schwebeeinrichtung durch einen Gasbehälter am vor- deren (oberen) Ende der Kolonie dargestellt ist. Das Bläschen ist ein medusoider Anhang, und der Gasbehälter darin entspricht dem Manubrium einer Meduse, deren Glockenhöhle völlig ver- drängt wurde (Weitere ck). Das Gas, das die Gasflasche aus- füllt, erwies sich (allerdings bei einer anderen Pneumatophore) ^) Mangels einer brauchbaren Vorlage für Haiistemma nihriim ist die naheverwandte Cnpulita (Haiistemma) picia Metschnikoff dargestellt. — 27 — als ein Gemisch von Stickstoff, Sauerstoff und auffallenderweise über 1 "/o Argon. Auch Stickstoff und Sauerstoff stehen in einem ganz anderen Verhältnis zueinander wie in der Luft. Alle diese Gase werden von einer „Gasdrüse" ausgeschieden, die am Grunde der bei Halistenuna ringsum geschlossenen Blase sitzt. Diese ist eins der wichtigsten Organe des Stammes; bei starker Reizung werden eher sämtliche Schwimmglocken abgestoßen als das Schweborgan, das imstande ist, die Kolonie im Wasser zu halten, bis neue Schwimmglocken gebildet sind. Übrigens dürfte die Gasdrüse nicht blos als Schwebevorrichtung, sondern nach Ilyin (1900) auch als statisches Organ anzusprechen sein. — Auf die Gasflasche folgt dann die Zone der Schwimmglocken, das „Nekto- som". Es sind lauter kleine Medusoide in zweizeiliger Anord- nung. Anfangs liegen ihre Anheftungsstellen in einer Spirallinie, und die Glocken folgen nach je einer halben Drehimg aufein- ander. Dann aber geht die Spirale in eine Schlangenlinie über und bleibt auf einer Seite des Stammes. Die Anhänge werden alternierend nach rechts und links geklappt. Durch die Stöße der kleinen Schwimmorgane wird Halisteinma gleich Pray a horizontal durch das Wasser getrieben; der lange Stamm mit den Cormidien, das „Siphostom", schleppt mit seinen graziösen Anhängen hinten nach, und die Nesselfäden mit ihren intensiv roten Nesselkapseln spielen nach allen Seiten. Vielleicht wird die Stellung der gerade bei Halisteinma im Vergleich zur Schwimm- glockenzone sehr langen Nährzone ermöglicht durch eine ganz besondere Fähigkeit, das spezifische Gewicht herabzusetzen. Schäppi hat einmal beobachtet, daß an den Ansatzstellen der Deckblätter gerade bei Haiistemma (und Agalmopsis), wenn die Siphonophore im Wasser daherzieht, Luftbläschen auftreten. Wir hätten hier dieselbe Einrichtung wie bei einer Gattung unserer beschälten Süßwasseramöben, den Arcellen, wo durch derartige Gasperlen das Steigen und Sinken im Wasser reguliert wird. Die Schwimmglocken der Haiistemma, wie bei Diphyes und Praya echte Medusoide mit vier Radiärkanälen und Ringkanal, sind in ähnlicher Weise am Stamm befestigt wie die beiden großen Glocken von Praya, an lamellösen Glockenträgern. Diese haben in ausgedehntem Maße die Fähigkeit, sich partiell zu- sammenzuziehen und dadurch die Glockenstellung und so die Bewegungsrichtung der Kolonie zu ändern. Eine schwimmende Haiistemma kann durch Kontraktion der vorderen Teile der — 28 — Big. 18. Cnpnlita {Haiistemma) pida Metschnikoff. Nach Chun. r// Gasflasche, fp 1-6 Freßpolypen mit Deckstücken und Nesselfäden, ta inter- nodiale Stammgruppe, bestehend aus Taster mit Tastfaden, Deckstück und Gonophoren, .s- Schwiramglocke. — 29 — Olockenträger die Mündungen der Glocken nach vorn kehren und dadurch nicht nur stoppen, sondern sogar rückwärts schwimmen (Schäppi). Die SteUungsänderungen der Einzelglocken müssen natürlich bei allen Bewegungen der Siphonophore streng koordiniert sein, wenn eine zweckentsprechende Wirkung hervorgebracht werden soll. Demgemäß findet sich bei allen denen, deren Schwimm- glocken ähnlich wie die von Haiistemma fungieren, ein höher entwickeltes Nervensystem als etwa bei Diphyes, bei der die Anordnung der Glocken ein Korrespondieren ihrer Kontraktionen erübrigt. Den weitaus größten Teil des Stammes der Halisfemma nimmt das Siphostom ein mit seinen Anhängen für den Fang und die Aufnahme der Nahrung, für die Verteidigung und für die Fortpflanzung. Die Cormidien sind aber nicht in der ein- fachen Weise wie bei den Calyconecten aneinandergereiht und die Stammgruppen auch nicht in gleicher Weise gebaut. An dem Stamm einer Haiistemma finden sich, aus einer Längs- furche des Stammes gesproßt, aber durch spiralige Drehung der zentralen Röhi-e in Windungen angeordnet, zahlreiche Freß- polypen mit ihren Deckstücken und Nesselfäden, die jüngsten dem Nectosom am nächsten, die ältesten am Hinterende. Aber zwischen diesen „Knoten" des Stammes sitzen wiederum „inter- nodial" Gruppen, die aus Deckstücken, männlichen und weib- lichen Gonophoren und an Stelle des Polypen einem bei den Calyconecten nicht vorhandenen Element, dem Taster mit seinem Tastfaden, bestehen. Nach dem von Chun konstatierten Knos- pungsgesetz liegt innerhalb jedes Internodiums eine Knospungs- zone für solche Gruppen. Die jüngsten liegen nach dem Vor- derende, die ältesten nach dem Hinterende der Kolonie zu. Kompliziert wird diese Anordnung dadurch, daß vom Hinterende des Stockes aus, zunächst zwischen den Magenschläuchen und dem ältesten Gruppenanhang, und dann in jedem Internodium nach vorn vorschreitend auch zwischen den Gruppenanhängen selbst, sekundär wieder Gruppen auftreten. Dadurch kommt eine auf den ersten Anblick geradezu sinnverwirrende Fülle von verschiedenaltrigen Anhängen zustande, die bei konservierten Exemplaren, wo der Stamm mehr oder weniger zusammen- gezogen ist, natürlich noch viel verwickelter und unlösbarer aussieht. Ruhepunkte für das Auge des Beschauers sind hier — 30 — nur die in regelmäßig gegen das Hinterende sich vergrößernden Abständen vorhandenen Freßpolypen mit ihren Senkfäden, die dunkel aussehen. Die Taster sind im wesentlichen organisiert wie die Freß- polypen, nur weniger ausgebaucht und ohne den weiten Mund; die kleine Öffnung am Vorderende wird als „Perus excretorius" bezeichnet; wie die Polypen sind sie häufig mit einem Nessel- polster versehen, an dessen Basis — entsprechend dem Nessel- faden der Polypen — der sog. Tastfaden ansitzt. Daß ihm spezielle Sinnesfunktionen in höherem Grade zukommen als dem Nesselfaden, scheint nicht der Fall (Delage); sein Ectoderm ist mit Drüsenzellen, Klebzellen und zahlreichen Nesselzellen versehen, die aber hier keine Batterien bilden. Überhaupt ist die alte Bezeichnung „Taster" für diese offenbar aus Freß- polypen entstandenen Gebilde nicht angebracht. Doch trifft es auch nicht zu, wenn man sie nach der Bezeichnung „Perus ex- cretorius" als Organ der Ausscheidung auffassen wollte. Ihr Entoderm zeigt zwar zahlreiche Zellen mit großen Vakuolen und gefärbten Körnchen, die als Exkretionszellen aufgefaßt werden, und die Wimperbewegung der Cilien der Entodermzellen ist zum Perus excretorius hin gerichtet; neuere Untersucher aber fassen die Taster der Hauptsache nach als „Phagocytosemägen" auf. Die Korrosion und Aufteilung der gefangenen Krebse und Fische in phagocytierbare Brocken erfolgt in den Magenschläuchen, die Fermente ausscheiden. Der Nahrungsbrei aber kommt durch gelegentliche Pumpbewegung der polypoiden Anhänge in die Stammröhre und von da in die Taster. Hier werden die Parti- kelchen durch Phagocyten verschiedenster Form und Arbeits- weise aufgenommen. Auch in dem Modus der Fortpflanzung finden wir bei den Pneumatophoriden Unterschiede gegenüber den Formen ohne Gasflasche. Die Gonophoren, ein männlicher und ein weiblicher in jeder Gruppe, bedecken sich mit medusiformen Anhängen; die Medusen lösen sich aber bei diesen sehr beweglichen und daher sehr verbreitungsfähigen Kolonien nicht los. Ein ganz anderes, nicht minder reizvolles Bild bietet die zweite Pneumatophoride unseres Planktonschrankes, Physophora hydrostatica Forskäl (22, Fig. 19). Auf die kräftige Schwimm- säule, die an ihrer Spitze das hydrostatische Bläschen trägt, folgt ein ganz kurzes Siphostom, dessen Elemente in konzentrischen — 31 — Kreisen angeordnet sind: zu äußerst ein Kreis gestreckter Schläuche und darinnen allerhand Anhänge, aus denen leicht kenntlich die langen, zierlichen Nesselfäden mit ihren großen Nesselbatterien heraushängen. Die Kolonie steht für gewöhnlich senkrecht im Wasser, mit der Gasflasche zu oberst, und bewegt sich mit Hilfe der Schwimmglocken nach oben, oder sie sinkt, wenn deren Tätigkeit ruht. Doch hat Physophora auch wie Haiistemma die Möglichkeit, horizontal zu schwimmen und die Richtung beliebig zu ändern, denn die Glockenträger an der Schwimmsäule zeigen ziemlich genau denselben Bau. Das Zu- sammenarbeiten der Fortbewegungsorgane und überhaupt aller Anhänge des Körpers ist gerade bei Physophora wunderbar harmonisch; dem entspricht ein sehr hoch entwickeltes Nerven- system. In allen ihren Bewegungen macht sie durchaus den Eindruck eines Individuums und nicht einer Kolonie. In der Ruhe bietet der zarte Organismus ein ungemein zierliches Bild, vor allem durch seine feinen Farben, gelblich bis rosa und rot, die sich vorwiegend in jenen Schläuchen im Umkreis des Sipho- stoms, dann aber in den Nesselknöpfen und an der Gasflasche finden. Diese wurmförmigen Anhänge sind Taster und bewegen sich beim lebenden Tier auch wirklich wie tastend und suchend nach allen Seiten, ganz anders wie die gleichnamigen Gebilde bei Halistemtna. Wird das Tier irgendwie gereizt, so ziehen sich im Nu die langausgestreckten Senkfäden und alle übrigen Anhänge zwischen die Taster zurück; diese krümmen sich schützend über die „inneren Organe" und bilden eine förmliche Palisadenwand. Das ansehnliche Schwimmbläschen am oberen Ende gibt der Kolonie die Richtung nach oben. Es ist nach jener bereits er- wähnten Auffassung zugleich mechanischer Schwebeapparat und statisches Organ für die Kolonie. Wird es amputiert, so vermag sich die Siphonophore nach Ilyin nicht mehr zu orientieren. Freilich dürfte dabei das Ausfallen des rein mechanischen Auf- triebes mindestens ebenso für die Erklärung in Betracht kommen wie das Fehlen eines Sinnesorganes. Eine Auszeichnung aber besitzt die Gasflasche von Physophora, die bei ihr bis jetzt allein nachgewiesen sein dürfte: unter ihrer Basis sitzt ein Porus, durch den sie ihren Inhalt großenteils entlassen und dadurch ihr spezi- fisches Gewicht erhöhen kann. Von den verschiedenen Ansichten, die über den Modus des Gasaustrittes aus der Blase geäußert 32 — wurden, gilt heute die von Chun. Auf einen Reiz hin erfolgt eine Sprengung der unteren Wand der Gasflasche, und ihr Inhalt perlt in die Röhre des Nectosoms der Siphonophore. Aus dieser heraus gelangen die Blasen in eine Öffnung, den Exkretionsporus, der sich an der Basis des Bläschens aus dem Lumen des Stamm- Werner u. Winter phot. Fig. 19. Physophora Jujdrostatica Forskäl. Exemplar des Planktonschrankes (22), nat. Gr. kanals nach außen öffnet. Ähnliche Vorrichtungen sind ja bei Coe- lenteraten sehr verbreitet (Medusen) und stehen hier im Dienste der Zirkulation der Flüssigkeit des Gastralsystems, die die Nah- — 33 — rung transportiert und die Atmung ermöglicht. In unserem Fall befindet sich um den Porus noch eine sphinkterartig angeord- nete Muskulatur, die den Verschluß reguliert. Das Gas in der Flasche kann von der Gasdrüse aus rasch wieder ersetzt werden, wenn die Flasche einmal entleert worden ist. Die Schwimm- glocken der Phijsophora sind genau wie bei unserer anderen Pneumatophore in zwei Zeilen angeordnet; doch hat jede der Glocken zwei dicke gallertige Seitenflügel, und nur ein aufmerk- samer Beobachter wird erkennen, daß die Glockenöffnungen nur nach zwei und nicht nach mehr Richtungen sehen. Die Glocken stehen, entsprechend ihrer Anlage, alternierend in der Knospungs- zone am oberen Stammesende. Im Gegensatz zu Haiistemma und ihren Verwandten ist der Stamm des Siphosoms bei Physophora außerordentlich verkürzt und bildet eine flache Blase, an der die Cormidien ansitzen. Sie sind mit einer sehr kräftigen Muskulatur versehen; wenn sich alle gemeinsam kontrahieren, kommt eine pumpende Bewegung wie bei einer Medusenglocke zustande, die sogar denselben Effekt erzielt: durch den Schlag dieser gleichsam in Streifen aufgelösten Glocke vermag die Kolonie eine Bewegung einzuleiten (Chun). Daß die Taster auch als Stützen dienen, wenn PhysojihojYf ein- mal auf Grund gerät und sich „setzt'', hat Ilyin gesehen. Gebaut sind sie wie gewöhnliche Taster; eine zweite Reihe kleinerer Tastpolypoide liegt hinter den großen. Zu innerst im Kreise sind die Freßpolypen angeordnet, jeder mit seinem Fangfaden, der auf einem knopfförmigen Stammstück aufsitzt. Die Nessel- knöpfe daran sitzen an Seitenzweigen und sind in kleine Mäntel eingehüllt, führen aber keine Endfäden, wie es die Regel ist. Zwischen Magenschläuchen und Tastern liegen die monoecischen Geschlechtszoide. Männliche und weibliche entstehen aus einer Knospe, die sich in einem späteren Stadium in zwei Zweige teilt. Zu äußerst nach den Tastern hin liegen die weiblichen Gono- phoren, an den Seitenästen einer reich verzweigten Traube. Die äußersten Zweige sind die längsten, und an ihnen lösen sich nacheinander die mit Glockenmantel und Velum versehenen Medusen ab. Sie enthalten in ihrem Manubrium nur je ein Ei. Die männlichen Geschlechtszoide hängen nach innen von den weiblichen herab, in der Nachbarschaft der Freßpolypen. Der Stamm ist viel länger als die Traube, die weibliche Knospen hervorbringt, und ganz unverzweigt. Wie dort reifen die Gono- — 34 — phoren nacheinander von dem Ende des Fadens nach der Stammblase des Siphosoms zu und lösen sich in dieser Reihen- folge ab. Der entblößte Stamm ähnelt, zumal er sehr beweglich ist, einem Tastfaden und wurde früher auch als Genitaltaster bezeichnet. Ein ganz absonderliches und fremdartiges Bild in der Reihe der Siphonophoren bietet die Segelqualle, Velella spirans Esch- scholtz (3, Fig. 20) samt ihi-en Verwandten. Der Laie wird sie überhaupt kaum für eine Staatsqualle halten wollen, wenn ihm Physophora und Praya imd die übrigen als solche vorgestellt worden sind. Die derbe Scheibe mit dem schrägen Kamm oben und den unscheinbaren kleinen Anhängen auf der Unterseite soll in die Verwandtschaft jener zarten zierlichen Ketten gehören! Früher rechnete man Velella direkt zu den Pneumatophoriden, später wurde für sie und ihre nächsten Verwandten die Familie der Chondrophoriden gebildet, und die Untersuchungen Wolte- recks über die Entstehung und den morphologischen Wert des Luftbehälters der Velella haben den weiten Abstand zwischen beiden Familien noch deutlicher gemacht. Auch Velella führt, ähnlich wie Halisfeimna und Physophora, Gas, freilich kein selbst erzeugtes, sondern Luft, und zwar in solcher Menge, daß die eingeschlossene Luft die Kolonie vollständig auf der Oberfläche des Wassers trägt. Ein richtiges Segel über dem Luftbehälter, den der größte Teil der Scheibe darstellt, stellt sich dem Wind entgegen, und der „bi de Wind" der Schiffer segelt damit vor dem Winde. Personzoide, die die Bewegung übernehmen, wie Schwimmglocken, fehlen ganz. Überhaupt ist der Bau von Velella überraschend einfach im Vergleich zu dem der anderen Siphonophoren, dafür aber auch wieder ganz merkwürdig abweichend in allen Hauptcharakteren. Der große, flache Gasbehälter mit dem Segel trägt auf seiner Unterseite in der Mitte einen breiten Zentralpolypen, ohne daß dazwischen ein Stamm auch nur angedeutet ist. Um den flachen Schwebapparat läuft ein Randsaum, und zwischen ihm und der Basis des großen Polypen sitzen auf der Unterseite der Scheibe mehrere konzentrische Reihen kleinerer Anhänge, zu äußerst je nach dem Alter der Kolonie ein bis drei Kreise von Rand- tentakeln und dahinter mehrere Reihen kleiner Freßpolypen. Deckstücke, Taster und Nesselfäden fehlen ebenso wie die Schwimmglocken. Die ganze Kolonie differenziert sich aus — 35 — einem polypenartigen Organismus, an dessen Hinterende (dem aboralen Pol) eine Meduse hervorsproßt. Der Polyp wird zum Zentralpolypen (mit dem Munde nach unten). Die Medusen- glocke öffnet sich zunächst nach oben. Ihre Schirmhöhle schließt sich mehr und mehr, und dabei scheidet die ectodermale Innen- wand des Hohlraums Chitin aus, echtes Chitin, wie Henze (1908) gerade für Velella chemisch nachgewiesen hat. Aber die Glocken- höhle verbreitert sich dann nach der Seite, und die abgeschiedene ^11 tk ii \\ i/\v\\ 1} i- I V »-N P Fig. 20. Velella spimns Eschscholtz. starre Chitinkammer bleibt einfach liegen, indem sich die Glocken- wand von ihr ablöst. Diese scheidet von neuem Chitin ab, und so entsteht eine chitinige Ringkammer in der Peripherie der ersten zentralen Kammer; dasselbe Spiel wiederholt sich mehr- fach, und schließlich haben wir eine große Anzahl (etwa 20 bis 30) solcher Ringkammern, die durch ihre chitinigen Scheidewände getrennt sind. Nur durch je zwei einander diametral gegenüber- liegende Öffnungen tritt jede mit der nächsten Kammer in Ver- bindung, und alle diese Öffnungen liegen in einer Linie, etwa — se- in der Längsachse des Ovals der großen Scheibe. Die mittelste Kammer hat ihrer Entstehung nach eine Öffnung nach außen, die Glockenöffnung der Meduse, die durch einen Chitinpfropfen verstopft ist, solange die Larve noch unterhalb der Oberfläche des Meeres lebt. Kommt sie herauf, so wird der Pfropf aus- gestoßen, und in die Luftkammer — die auf die Glockenhöhle der Meduse zurückgeht — tritt durch aktive Pumpbewegung atmosphärische Luft, ganz anders wie bei den Pneumatophoriden, bei denen das Gasgemisch der Gasflasche aus einer Drüse sezer- niert wird und die Flasche selbst dem Manubrium der terminalen Meduse entspricht. Die Öffnung der zentralen Luftkammer der Scheibe wird später geschlossen, indem das in zwei Lappen an- gelegte Segel darüber verwächst. Eine ständige Verbindung mit der Außenluft ist aber trotzdem dadurch gewahrt, daß zunächst die erste und dann auch weitere Ringkammern sich durch kleine Schlote auf der Scheibe nach außen öffnen. Auf je drei bis vier Ringkammern kommen zwei solcher Stigmata, die paarweise zu beiden Seiten des Segels einander gegenüberliegen. Dieses sitzt auf der Scheibe in spitzem Winkel zu ihrer Längsachse. In der Regel verläuft es von „Südwesten nach Nordosten", wenn man eine Velella von der Längsseite besieht. Doch finden sich nicht allzu selten neben den „Südwestern" auch solche, bei denen das Segel von „Südost nach Nordwest gerichtet" ist, eine ähn- liche Variante wie eine linksgewundene Weinbergschnecke, aber verhältnismäßig häufiger als dieser Fall. Seiner Entstehung nach ist das Segel eine Auffaltung aus der Scheibe, und zwar sind es, wie bemerkt, zunächst zwei Anlagen, die später über dem primären Luftporus zusammenwachsen. Die Scheibe selbst be- steht daher aus allen Schichten der ursprünglichen terminalen Meduse und enthält als stützendes Skelett zwei verlötete Chitinlamellen, wie die chitinigen Kammerwände subumbrellarer Herkunft. Unter der Scheibe sitzt in der Mitte der große Zentralpolyp. Von seiner Basis aus geht eine Anzahl Kanäle in den unteren Schichten der Scheibe nach dem Rande hin; diese „Radiärkanäle" sind hier im Randsaum durch einen „Ringkanal" vereinigt; sie dienen der Kommunikation des weiten Zentralmagens mit den Höhlen der kleinen Freßpolypen und der hohlen Tentakel, die außerhalb von ihm an der Unterseite sitzen. Zwischen dem Zentralpolypen und dem Boden der Ringkammern liegt eine — 37 — dicke Zellmasse, in der sich zahlreiche Nesselzellen finden. Sie entsteht aus einer Wucherung des Ectoderras, die sich zwischen Polyp und Luftflasche einschiebt und beide völlig voneinander trennt. Man hat in ihr ein Homologon des Nesselwulstes ge- sehen, wie er an der Basis der gewöhnlichen Freßpolypen bei den meisten Siphonophoren auftritt. In die Zellmasse treten drei Kanalsysteme ein. Unter dem Boden der Luftkammer liegt ein dichtes Netz entodermaler Kanäle, deren Zellen braune Körnchen führen; die Färbung ist durch die äußeren Schichten hindurch sichtbar. Mit vielen braunen Gewebekomplexen bei "Wirbellosen teilt auch dieser das Schicksal, als „Leber" bezeichnet zu sein; über seine Funktion liegt nichts Sicheres vor. Morphologisch entspricht diese Leber dem gastralen Hohlraumsystem der ter- minalen Medusenanlage, aus der die Luftflasche entsteht. Wie die Funktion der Leber ist auch die der „Niere" unbekannt, eines zweiten entodermalen Gefäßnetzes, das sich auf der Unter- seite der Nesselzellenschicht über dem Zentralpolj'^pen ausbreitet. Die Zellen der Gänge enthalten grüne Guaninkristalle. Ausführ- gänge sind aber nirgends vorhanden. Leber und Niere stehen durch Entodermalkanäle, die die Nesselzellenschicht durchsetzen, in Verbindung. Das dritte Hohlraumsystem schließlich ist ein richtiges Tracheensj^stem, das in Aufbau und Leistung eine ganz überraschende Zahl von Vergleichspunkten mit dem Aufbau des Atemorgans der tracheaten Arthropoden bietet. Die feinen luft- führenden Kanäle gehen von den Ringkammern und der Zentral- kammer der Luftflasche aus. Sie sind also ectodermaler Ent- stehung und weisen, wie die Luftkammer, einen Chitinbelag auf. Dieser ist in eine Unzahl kleiner Segmente geteilt, die etwa aneinandersitzen wie die einzelnen Ringe eines Insektenfühlers. Die Tracheen durchsetzen die ganze Scheibe, verästeln sich in den Wänden des Zentralpolypen und gehen zu den kleinen Freß- polypen. Das ganze Röhrenwerk fungiert als Atemorgan für die Gewebe, die es umspinnt. Die Lufterneuerung erfolgt durch richtige rhythmische Atembewegungen, die die ganze Kolonie etwa zweimal in der Minute ausführt (Chun). Sämtliche Ten- takel werden dann nach unten geschlagen, die Freßpolypen ziehen sich zusammen, und die Scheibe, die dem Wasser zugekehrt ist, wird gegen die Basis der Luftkammern gepreßt. Die verbrauchte Luft wird ausgetrieben, und beim Erschlaffen strömt frische Luft dafür in die starren Röhren hinein. — 38 — Dem Nahrungserwerb dienen die Tentakel, die zu äußerst von den kleineren Anhängen unter der Scheibe sitzen, in einem Kreise bei jungen, in zwei bis drei bei erwachsenen Velellen. Sie tragen am Ende Nesselknöpfe und arbeiten etwa wie die Randtentakel mancher Hydromedusen. Wie es vielfach auch bei diesen der Fall ist, sind sie inwendig hohl und stehen mit den „Radiärkanälen" auf der Unterseite der Scheibe in Verbindung. Früher faßte man sie als Personzoide, als umgebildete Taster, auf; Woltereck aber hat gefunden, daß sie lediglich die Rand- tentakel der Terminalmeduse darstellen. Sie sind nicht das einzige Mittel zum Fang der Beute. Der Rand des Scheiben- saums ist mit Haufen von Drüsenzellen besetzt, deren reichlich ausgeschiedenes Sekret die Nahrung, meist niedere Kruster, fest- zuhalten vermag, wenn sie mit der segelnden Velella in Berüh- rung kommen. Eine zweite Möglichkeit der Ernähi'ung aber bieten die in Velella parasitierenden Algen. Überall in der Kolonie trifft man auf Nester von Zoochlorellen, die natürlich bei einem Oberflächentier in den denkbar besten Lichtverhält- nissen ständig zu assimilieren vermögen. Sie können Velella erhalten, wenn diese durch Windstille an den Platz gebannt ist und ihr dadurch die Möglichkeit, Nahrung zu fangen, sehr ein- geschränkt wird. Aufgenommen werden Beutetiere außer durch den Zentralpolypen auch durch die kleinen Freßpolypen, die in mehreren Kreisen zwischen diesem und den Tentakeln stehen. Sie allein entsprossen einer Knospungszone, wie sie bei den anderen Siphonophoren die verschiedenartigsten Gebilde hervor- gebracht hat. Die kleinen Polypen haben aber hier noch eine Funktion, wodurch sie unwillkürlich an die Verhältnisse bei ein- fachst gebauten Hydropolypen erinnern. An ihrer Oberfläche sprossen nämlich kleine Medusen, die sich, noch unreif, loslösen und in die Tiefe sinken. Es sind die seit langem bekannten Chrysomitren, dem Bau nach typische kleine Anthomedusen, die in ungeheurer Menge produziert werden und in einem Aquarium, in dem Velella gehalten wird, förmlich Wolken bilden können. Geschlechtsreif werden sie erst in der Tiefsee und kommen dann nur selten und zufällig infolge von Meeresströmungen in die Planktonfänge aus höheren Schichten. Die weibliche Meduse ent- hält nur ein großes Ei mit purpurrotem Dotter, einer bei Tiefen- tieren häufig auftretenden Farbe von unbekannter Bedeutung. Ihren Lebensunterhalt bezieht die Chrysomitra aus Zoochlorellen, — 39 — die sie von der Mutterkolonie mitbekommt, und die in den licht- losen Tiefen natürlich nur als Nährstoffe in Frage kommen- Die Entwicklung, deren Kenntnis wir im wesentlichen Wolte- recks Untersuchungen verdanken, verläuft über zwei Larven- stadien; aus der Planula entsteht eine Conaria, und hieraus geht die Rataria hervor, die auf hoher See an die Oberfläche auftaucht. Luft einpumpt und sich zur fertigen Velella weiterentwickelt. Velella ist ein Musterbeispiel für Anpassung an besondere Lebensverhältnisse. Sie ist ein ausgesprochenes Oberflächentier aller warmen Meere, und als solches zeigt sie die tiefe Blau- färbung der hohen See, die sie Feinden, die von oben oder an der Oberfläche herkommen, unsichtbar macht. Eine Luftflasche von ganz riesiger Ausdehnung hält die Kolonie dauernd an der Oberfläche; ein Untertauchen ist, nachdem die Rataria einmal an die Oberfläche gekommen ist, ganz ausgeschlossen. Velellen, die durch überstürzende Wellen zum Kentern gebracht werden, gehen rettungslos zugrunde. Die eingeschlossene Luftmenge ist in einer flachen Scheibe untergebracht, die leicht über das Wasser hingleiten kann, wenn der Wind das große, schräg zur Längs- achse gestellte Segel trifft. Lange in das Wasser hineinhängende Anhänge, die durch Reibung eine schnelle Fahrt verlangsamen würden, fehlen. Die sonst so ausgedehnten Fangfäden werden hier durch kurze Tentakel vertreten, sowie durch den Schleim aus den Drüsen des Randsaums, der alles kleine Planktongetier, das in ihn gerät, festhält. Der „Organismus" — es hält wirklich schwer, Velella als Kolonie anzusprechen — macht sich außer- dem die Berührung mit der Atmosphäre zunutze und atmet atmosphärische Luft, ein geradezu unerhörter Fall bei den nie- deren Organismen des Meeres. Die Ernährung wird wenigstens teilweise durch parasitierende Algen besorgt. Die Fortpflanzung erfolgt durch freie Medusen, die ein Areal aktiv erobern können. Sie lösen sich frühzeitig los und bilden daher keinen Ballast für die segelnde Siphonophore. Durch ihre ungeheure Menge sichern sie die Erhaltung der Art, wenn stürmisches Wetter die Segel- quallen selbst auf weite Strecken hin mit einem Male vernichtet. Es steht in vollem Einklang mit ihrer vollendet zweck- mäßigen Organisation, daß Velellen in allen warmen Meeren vorhanden sind und in ganz ungeheuren Scharen auftreten können. Der Planktonexpedition Hens ens ist im Atlantischen Ozean ein Schwärm von etwa 140 Seemeilen Länge begegnet, und an der — 40 — Cote d'Azur ist Velella geradezu Charaktertier. Nach stürmischem Wetter kann hier die Brandmig Wälle von über 1 km Länge und V'2 m Höhe auf werfen, die nur aus Millionen toter Velellen bestehen. Literatur: Chun, C. Die Canarischeu Siphonophoren. Abh. Senckenb. Naturf. Ges. 16, 1891. — Ders. Über den Bau und die morphologische Auf- fassung der Siphonophoren. Verh. D. Zool. Ges. Kiel 1897. — Ders. Die Siphonophoren der Plankton-Expedition. Erg. Plankton-Exp. IL K. b. 1897. — Ders. Zahlreiche kleinere Arbeiten, hauptsächlich im Zool. Anzeiger. ^ Claus, C. Über Phijsophora hijdrostatica nebst Bemerkungen über andere Siphonophoren. Ztschr. wiss. Zool. 10, 1860. — Ders. Über Haiistemma ter- gestinum n. sp. und den feineren Bau der Physophoriden. Arb. Zool. Inst. Wien. 1. 1878. — Delage, Y. et H^rouard, E. Traite de Zoologie con- crete. IL 2. Siphonophores. Paris 1901. — Gegenbaur, C. Über einige niedere Seetiere. Ztschr. wiss. Zool. 5. 1854. — Haeckel, E. Report on the Siphonopliorae collected by H. M. S. Challenger during the years 1873 — 1876. Chall. Rep. Zool. 28. 1888. — Henze, M. Notiz über die chemische Zu- sammensetzung der Gerüstsubstanz von Velella spiralis. Hoppe-Seylers Ztschr. physiol. Chem. 55. 1908. — Hyin, P. Die Rolle des hydrostatischen Bläs- chens bei den Siphonophoren. Ztschr. Physiol. 14. 1900. — Metschnikoff, E. Studien über die Entwicklung der Medusen und Siphonophoren. Ztschr. wiss. Zool. 24. 1874. — Moser, F. Die Hauptschwimmglocken, Spezialschwimm- glocken und Geschlechtsglocken der Siphonophoren, ihre Entwicklung und Bedeutung. Verh. D. Zool. Ges. 1912. — Schäppi, Th. Zur Biologie der Si- phonophoren. Mitt. Naturw. Ges. 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Direktor Dr. O. Solmaudigel, II. Direktor Dipl.-Ing. P. Prior, I. Schriftführer R. V. Goldschmidt-Rothschild, II. Schriftführer W. 3Ielber, Kassier A. V. Metzler, Kassier Dr. jur. H. Günther, Konsulent Verwaltung : Die Verwaltung besteht satzungsgemäß aus den arbeitenden Mitgliedern, deren Namen im Mitgliederverzeichnis mit * versehen sind. Sektionäre : [ Prof. Dr. H. Reiehenbach Vergleichende Anatomie und Skelette . . . . E. Creizenacli I Frau 31. Sondheim Säugetiere I Prof. Dr. W. Kobelt I Dr. A. Lotichius Vögel Kom.-Rat R. de Neufville Reptilien Dr. K. Priemel Amphibien Prof. Dr. A. Knoblauch Fische A. H. Wendt Wirbellose Tiere mit Ausschluß der Arthropoden und Mollusken Prof. Dr. H. Reichenbach Insekten: Koleopteren (und Allgemeines) . . . Prof. Dr. L. v. Heyden Lepidopteren E. Müller Dipteren Prof. Dr. P. Sack Hemipteren Dr. J. Guide ^ , f Prof. Dr. F. Richters Krustazeen \ Dr. A. Sendler Mollusken Prof. Dr. AV. Kobelt Botanik I Prof. Dr. M. Möbius 1 M. Dürer Paläontologie Dr. R. Richter Geologie Dr. E. Naumann Mineralogie Prof. Dr. W. Schauf 42 Lehrkörper : ( Prof. Dr. H. Reiclienbach ^°°^^^^^ 1 Prof. Dr. O. zur Strassen Botanik Prof. Dr. M. Möbiiis Paläontologie und Geologie Dr. F. ürevermann Mineralogie Prof. Dr. W. Schaut' Redaktion der Prof. Dr. P. Sack. Vorsitzender Dr. F. Drevermaiin Prof. Dr. L. v. Heyden AV. Melber Abliaiidlungen : Prof. Dr. 31. Möbius Prof. Dr. W. Schauf Prof. Dr. O. zur Strassen Redaktion des Berichts: Prof. Dr. A. Knoblauch. Dipl.-Ing. P. Prior Vorsitzender Prof. Dr. P. Sack Dr. (). Schnaudigel Musenm : Direktor Prof. Dr. O. zur Strassen Kustos für Paläontologie u. Geologie Dr. F. Dreverniann Dr. F. Brauns Assistenten für Zoologie Dr. F. Haas Dr. L. Nick Vol.-Assistenten für Zoologie Paläontologie u. Geologie Dr. R. Sternfeld Dr. E. Schwarz Dr. A. Born {August Koch Georg Ruprecht Christian Strunz Techniker Rudolf Moll Bureau-Vorsteherin Frl. Maria Pixis Hausmeister Friedrich Braun Senckenberg'ische Bibliothek : Die Bibliothek der Senekenbergischen Naturforschenden Gesellschaft ist mit den Bibliotheken der Dr. Senekenbergischen Stiftung, des Physikalischen Vereins, des Vereins für Geographie und Statistik und des Ärztlichen Vereins zur „Senekenbergischen Bibliothek" vereinigt. Bibliothekar Dr. W, Rauschenberger 43 Verzeichnis der Mitglieder. I. Ewige Mitglieder. An Stelle der Errichtung eines Jahresbeitrages haben manche Mitglieder vorgezogen, der Gesellschaft ein Kapital zu schenken, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag mindestens gleich- kommen, mit der Bestimmung, daß dieses Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur die Zinsen für die Zwecke der Gesellschaft zur Verwendung kommen dürfen. Solche Mitglieder entrichten demnach auch über den Tod hinaus einen Jahresbeitrag und werden nach einem alten Sprach- gebrauch als „ewige Mitglieder" der Gesellschaft bezeichnet. Vielfach wird diese altehrwürdige Einrichtung, die der Ge- sellschaft einen dauernden Mitgliederstamm sichert und daher für sie von hohem "Werte ist, von den Angehörigen ver- storbener Mitglieder benützt, um das Andenken an ihre Toten bleibend in dem Senckenbergischen Museum wach zu hal- ten, zumal die Namen sämtlicher „ewigen Mitglieder" nicht nur den jedesmaligen Jahresbericht zieren, sondern auch auf Mar- mor tafeln in dem Treppenhause des Museums mit goldenen Buchstaben eingegraben sind. Simon Moritz v. Bethmann 1827 Georg Heinr. Schwendel 1828 Joh. Frietlr. Ant. Helm 1829 Georg Ludwig Gontard 1830 Frau Susanna Elisabeth Betlimann- Holweg 1831 Heinrich Mylius sen. 1844 Georg Melchior Mylius 1844 Baron Amschel Mayer v. Rothschikl 1845 Joh. Georg Schmidborn 1845 Johann Daniel Souchay 1845 Alexander v. Bethmann 1846 Heinrich v. Bethmann 1846 Dr. jur. Rat Fr. Schlosser 1847 Stephan v. Guaita 1847 H. L. Döbel in Batavia 1847 G. H. Hauck-Steeg 1848 Dr. J. J. K. Buch 1851 G. V. St. George 1853 J. A. Grunelius 1853 P. F. Chr. Kroger 1854 Alexander Gontard 1854 M. Frhr. v. Bethmann 1854 Dr. Eduard Rüppell 1857 Dr. Th. A. Jak. Em. Müller 1858 Julius Nestle 1860 Eduard Finger 1860 Dr. jur. Eduard Souchaj- 1862 J. N. Gräffendeich 1864 E. F. K. Büttner 1865 K. F. Krepp 1866 Jonas Mylius 1866 Konstantin Fellner 1867 Dr. Hermann v. Meyer 1869 W. D. Soemmerring 1871 J. G. H. Petsch 1871 Bernhard Dondorf 1872 Anmerkung: Nach dem Mitgliederbestand vom 1. Januar 1914. Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. 44 Friedrich Karl Rüeker 1874 Dr. Friedrich Hessenberg 1875 Ferdinand Lanrin 1876 Jakob Bernhard Rikoff 1878 Joh. Heinr. Roth 1878 J. Ph. Nikol. Manskopf 1878 Jean Noe du Fay 1878 Gg. Friedr. Metzler 1878 Frau Louise Wilhelmine Emilie Gräfin Böse, geb. Gräfin von Reichen- bach-Lessonitz 1880 Karl August Graf Böse 1880 Gust. Ad. de Neufville 1881 Adolf Metzler 1883 Joh. Friedr. Koch 1883 Joh. Wilh. Roose 1884 Adolf Soemmerring 1886 Jacques Reiss 1887 Dr. Albert von Reinach 1889 Wilhelm Metzler 1890 *Albert von Metzler 1891 L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann 1891 Viktor Moessinger 1891 Dr. Ph. Jak. Cretzschmar 1891 Theodor Erckel 1891 Georg Albert Keyl 1891 Michael Hey 1892 Dr. Otto Ponflck 1892 Prof. Dr. Gg. H. v. 3Ieyer 1892 Fritz Neumüller 1893 Th. K. Soemmerring 1894 Dr. med. P. H. Pfefferkorn 1896 Baron L. A. v. Löwenstein 1896 Louis Bernus 1896 Frau Ad. v. Bi'üning 1896 Friedr. Jaennicke 1896 Dr. phil. W. Jaennicke 1896 P. A. Kesselmeyer 1897 Chr. G. Ludw. Vogt 1897 Anton L, A. Hahn 1897 Moritz L. A. Hahn 1897 Julius Lejeune 1897 Frl. Elisabeth Schultz 1898 Karl Ebenau 1898 Max von Guaita 1899 Walther vom Rath 1899 Prof. D. Dr. Moritz Schmidt 1899 Karl von Grunelius 1900 Dr. jur. Friedrich Hoerle 1900 Alfred von Neufville 1900 Wilh. K. Frhr. v. Rothschild 1901 Marcus M. Goldschmidt 1902 Paul Siegm. Hertzog 1902 Prof. Dr. Julius Ziegler 1902 Moritz von Metzler 1903 Georg Speyer 1903 Arthur von Gwinner 1903 Isaak Blum 1903 Eugen Grumbach-Mallebrein 1903 ♦Robert de Neufville 1903 Dr. phil. Eugen Lucius 1904 Carlo Frhr. v. Erlanger 1904 Oskar Dyckerhoff 1904 Rudolf Sulzbach 1904 Johann Karl Majer 1904 Prof. Dr. Eugen Askenasy 1904 D. F. Heynemann 1904 Frau Amalie Kobelt 1904 *Prof. Dr. Wilhelm Kobelt 1904 P, Hermann v. 3Iumm 1904 Philipp Holzmann 1904 Prof. Dr. Achill Andreae 1905 Frau Luise Volkert 1905 Karl Hoff 1905 Sir Julius Wernher Bart. 1905 Sir Edgar Speyer Bart. 1905 J. A. Weiller 1905 Karl Schanb 1905 W. de Neufville 1905 Arthur Sondheimer 1905 Dr. med. E. Kirberger 1906 Dr. jur. AV. Schöller 1906 Bened. M. Goldschmidt 1906 A. Wittekind 1906 Alexander Hauck 1906 Dr. med. J. Guttenplan 1906 Gustav Stell wag 1907 Christian Knauer 1907 Jean Joh. Val. Andreae 1907 Hans Bode 1907 Karl von 3Ietzler 1907 Moritz Ad. Ellissen 1907 Adolf von Grunelius 1907 Conrad Binding 1908 Line. M. Oi)penheimer 1908 W. Seefried 1908 45 — Ch. L. Hallgarten 1908 Gustav Schiller 1908 Frau Rosette Merton 1908 Karl E. Klotz 1908 Julius von Arand 1908 Georg Frhr. von Holzhausen 1908 Dr. med. J. H. Bockenheimer 1908 J. Creizenaeh 1908 *A. H. Wendt 1908 Paul Reiss 1909 Hermann Kahn 1909 Henry Seligman 1909 Wilhelm Jacob Rohmer 1909 Deutsche Gold- und Silber -Scheide- Anstalt 1909 Heinrich Lotichius 1909 Frau 3Iarie 3Ieister 1909 Dr. med. Heinricl» Hoffmann 1909 Dr. med. Karl Kaufmann 1909 Fritz Hauck 1909 Eduard Oehler 1909 Frau Sara Bender 1909 August Bender 1909 Eugene Hoerle 1909 Theodor Alexander 1909 Leopold Sonnemann 1909 Moritz Ferd. Hauck 1909 Frau Elise Andreae-Lemme 1910 Frau Franziska Speyer 1910 Adolf Keller 1910 Paul Bamberg 1910 AVilhelm B. Bonn 1910 Dr. med. Philipp von Fabricius 1911 Jakob Langeloth 1911 Frau Anna Canne 1911 *Prof. Dr. Karl Herxheimer 1911 Richard Nestle 1911 Wilhelm Nestle 1911 Dr. phil. Philipp Fresenius 1911 Dr. jur. Salomon Fuld 1911 Dr. phil. Ludwig Belli 1911 Frau Anna Weise, geb. Belli 1911 Frau Caroline Pfeiffer-Belli 1911 Dr. med. Ernst Blumenthal 1912 Frau Anna Koch, gb.v. St. George 1912 Carl Bittelmann 1912 Eduard Jungmann 1912 Friedrich Ludwig von Gans 1912 *Frof. Dr. Ludwig Edinger 1912 *Alexander Askenasy 1912 Hermann AVolf 1912 Wilhelm Holz 1912 Adolf Gans 1913 Dr. phil. Gustav von Brüning 1913 Hans Holtzinger-Tenever 1913 Dr. med. Carl Gerlach 1913 Heinrich Flinsch 1913 Heinrich Niederhofheim 1913 Dr. phil. Max Nassauer 1913 Fanny Goldschmid, geb. Hahn 1913 II. Beitragende Mitglieder. Abel, August, Dipl.-Ing. 1912 Abraham, Sigmund, Dr. med. 1904 Abt, Jean 1908 Adelsberger, Paul S. 1908 Adler, Arthur, Dr. jur. 1905 Adler, Franz, Dr. phil. 1904 Albersheim, M., Dr. 1913 Albert, August 1905 Albert, K., Dr. phil., Amöneburg 1909 Albrecht, Julius, Dr. 1904 Alexander, Franz, Dr. med. 1904 Almeroth, Hans, stud. rer. nat. 1905 Alt, Friedrich 1894 *Alten, Heinrich 1891 Alten, Frau Luise 1912 Altheimer, Max 1910 ♦Alzheimer, A., Prof. Dr., Breslau 1896 Ambrosius, E. F., Architekt 1913 Ambrosius, Karl 1912 Amschel, Frl. Emy 1905 Anders, Johannes 1912 Andre, Carl 1904 Andreae, Albert 1891 Andreae, Alfred 1912 Anmerkung. Es wird höflichst gebeten, Veränderungen der Wohnung oder des Titels u. dgl. dem Bureau der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, Viktoria-Allee 7, mitzuteilen. 46 — Andreae, Frau Alharda 1905 Andreae, Arthur 1882 Andreae, Carlo, Dr. jur. 1910 Andreae, Heinrich 1912 *Andreae, Hermann 1873 Andreae, J. M. 1891 Andreae, Konrad 1906 Andreae, Frau Marianne 1910 Andreae, Frl. Melly 1913 Andreae, Richard 1891 Andreae jr., Richard 1908 Andreae, Rudolf 1910 Andreae, Viktor 1899 *Andreae-v. Grunelius, Alhard 1899 Andreae-Hahn, Karl 1911 Andreas, Gottfried 1908 Antz, Georg, Zahnarzt 1908 Antz, Stephan 1910 Apfel, Eduard 1908 Apolant, Hugo, Prof. Dr. med. 1903 Armbrüster, Gebr. 1905 Askenasy, Robert, Dr. jur. 1910 Auerbach, E., Justizrat Dr. 1911 Auerbach, L., San.-Rat Dr. 1886 Auerbach, M., Amtsger.-Rat Dr. 1905 ♦Auerbach, S., Dr. med. 1895 Aurnhammer, Julius 1903 Autenrieth, Karl F. 1912 Avellis, Georg, San.-Rat Dr. 1904 Bacher, Karl 1904 Dr. Bachfeld & Co. 1913 Baer, Edwin M. 1913 Baer, Jos. Moritz, Stadtrat 1873 Baer, Karl 1910 Baer, Max, Generalkonsul 1897 Baer, M. H., Justizrat Dr. 1891 Baer, Simon Leop. 1860 Baer, Theodor, Dr. med. 1902 Baerwald, A., Dr. med. 1901 Baerwald, E., Dr. jur. 1910 Baerwald, Frau Emma 1912 Baerwind, Franz, San.-Rat Dr. 1901 Bamberger, Frau Charlotte 1913 Bangel, Rudolf 1904 Bäppler, Otto, Architekt 1911 *Bardorff, Karl, San.-Rat Dr. 1864 Barndt, Wilhelm 1902 Barthel, Karl G. 1912 Bartheis, K.L.,Prof.Dr.,Aschaffbg. 1912 Bartsch, W., Buchschlag 1912 de Bary, August, Dr. med. 1903 de Bary, J., Geh. San.-Rat Dr. 1866 de Bary, Karl Friedrich 1891 de Bary-Jeanrenaud, S. H. 1891 de Bary-Osterrieth, Joh. Heinr. 1909 de Bary-Sabarly, Karl 1910 *Bastier, Friedrich 1892 Bauer, Moritz, Dr. phil. et med. 1910 Bauer, Rudolf 1911 Bauer-Weber,Friedrich,Obei'-Ing.l907 Baum, Josef 1913 Baumstark, R., Dr. med., Bad Homburg 1907 Baumstark, Frau Dr., Bad Homburg 1911 Baunach, Robert 1900 Baur, Karl, Dr. med. 1904 Bechhold, J. H., Prof. Dr. phil. 1885 Beck, H., Dr., Offenbach 1910 Beck, Karl, Dr. med. 1905 Becker, F. Ph., Dr. med. 1905 Becker, H., Prof. Dr. phil. 1903 V. Beckerath, R., Rittmeister a.D. 1912 Beer, Frau Berta 1908 Beer, Ludwig 1913 Behm, Franz, Oberst 1910 Behrends, Robert, Ingenieur 1896 Behrends-Schmidt, K., Gen.-Kons. 1896 Behringer, Gustav 1905 *Beit-v. Speyer, Ed., Kom.-Rat, Gen.- Konsul 1897 Benario, Jacques, Dr. med. 1897 Benda, Louis, Dr. phil. 1913 Bender, Georg, Inspektor 1909 Benkard, Georg, Dr. jur. 1912 Berg, Alexander, Dr. jur. 1900 *Berg, Fritz, Justizrat Dr. 1897 Berg, Heinrich 1910 Bergmann, Elias 1912 Berlizheimer, Sigmund, Dr. med. 1904 Berner, Frau Lina, 1913 Bertholdt, Frl. Berta 1903 Bessunger, Karl 1909 Besthoff, Jakob 1913 Besthorn, H. J. Karl 1913 Besthorn, Otto 1908 — 47 — V. Bethmann, Frhr. S. Moritz 1905 Beyfuß, Leo 1907 Bibliothek, Kgl, Berlin 1882 Biedermann, Geh. Rat Prof., Jena 1912 Bierbaum, Kurt, Dr. 1911 Binder, Oberstabsarzt Dr., Darmst. 1912 Binding, Karl 1897 Binding, Theodor 1908 Bing, Albert 1905 Binger, Frau Frances 1913 Birnbaum, A., Bergrat 1912 Bischheim, Bernhard 1907 Bittel-Böhm, Theodor 1905 Blanckenburg, Max 1911 Bleibtreu, Ludwig 1907 Bleicher, H., Stadtrat Prof. Dr. 1903 Block, Alfred, Buchschlag 1913 Blothner, Frl. Elsa 1911 *BIum, Ferd., Prof. Dr. med. 1893 Blum, Frau Lea 1903 Blumenthal, Adolf 1883 Blumenthal, E. H., Gen.-Direktor 1910 Blümlein, Viktor B. 1909 Bode, H., Gerichtsassessor Dr. 1908 Bode, Paul, Dr. phil., Direktor der Klinger-Oberrealschule 1895 Bodewig, Heinrich, Dr. jur. 1911 Boehnke, K. E., Stabsarzt Prof. Dr. 1911 Boettiger, E., Dr., Offenbach 1910 Böhm, Henry, Dr. med. 1904 Böhme, John 1904 Boller, Wilhelm, Prof. Dr. phil. 1903 Bolognese-Molnar, Frau B. 1910 Bonn, Sally 1891 Bopp, Frau W. 1912 Borchardt, Heinrich 1904 Borgnis, Alfred Franz 1891 Borgnis, Karl 1900 Born, Frau Emmy 1913 Born, Erhard, Dr. jur. 1912 Böttcher,G.,San.-RatDr.,Wiesbdn.l913 Brach, Frau Natalie 1907 Brammertz, Wilhelm, Dr. 1913 Brandt, F., Hofrat Dr. 1910 Brasching, P., Oberlehrer 1912 Braun, Franz, Dr. phil. 1904 Braun, Leonhard, Dr. phil. 1904 Braunfels, 0., Geh. Kom.-Rat 1877 Brechenmacher, Franz 1906 Breitenstein, W., Ing., Algier 1908 Brendel, Wilhelm 1906 Brentano-Brentano, Josef 1906 Briel, Heinrich 1906 Brill, Wilhelm, Dr. med. 1913 Brodnitz, Siegfried, Dr. med. 1897 Bröll, Adolf 1913 Brönner, Frau Pauline 1909 Brück, Richard, Justizrat 1906 Brückmann, Karl 1903 Bucher, Franz 1906 Bücheier, Anton, Dr. med. 1897 Buchka, Ernst 1911 Budge, Frau Rosalie 1912 Budge, S., Dr. jur. 1905 Büding, Friedrich, Dr. jur. 1913 Buhlert, Fritz, Ingenieur 1910 Bullnheimer, Fritz, Dr. phil. 1904 Burchard, K., Bergass., Clausthal 1908 Burchard, Kurt, Prof. Dr. jur. 1904 Burgheim, Gustav, Justizrat Dr. 1905 Burghold, Julius, Justizrat Dr. 1913 Burmeister, F., Dr., Offenbach 1912 V. Büsing-Orville, Frhr. Adolf 1903 Büttel. Wilhelm 1878 Caan, Albert, Dr. med. 1912 Cahen, Hermann, Dipl.-Ing. 1913 Cahen-Brach, E., San.-Rat Dr. 1897 Cahn, Albert 1905 Cahn, Heinrich 1878 Cahn, Paul 1903 Cahn, S., Konsul 1908 Cann^, Ernst, Dr. med. 1897 Cante, Cornelius 1906 *Carl, August, San.-Rat Dr. 1880 Cassel, S. 1905 Cassian, Heinrich 1908 Cayard, Carl 1907 Cayard, Frau Louise 1909 Challand, Frl. M. 1910 Christ, Fritz 1905 Clauss, Gottlob, Architekt 1912 Cnyrim, Adolf, Dr. jur. 1909 Cnyrim, Frau Emilie 1913 Cnyrim, Ernst 1904 Cochlovius, F., Dipl.-Ing. 1912 Cohen, Frau Ida 1911 48 Cooper, Will. M., Dr. 1912 *Creizeuach, Ernst 1906 CuUmann, R.. Landger.-Rat a. D. 1905 Cuno, Fritz. Dr. med. 1910 Cimze, D., Dr. phil. 1891 Cuiize, H., Gerichtsassessor 1913 Curti, Theodor, Direktor 1905 Curtis, F., Prof. Dr. phil.. Bad Hom- burg 1903 Dahlem, H. V., Aschaffenburg 1911 Damann, Gottfried 1913 Daube, Adolf 1910 Daube, G. L. 1891 Daube, Kurt, Geh. San.-Rat Dr. 1906 Deckert. Emil, Prof. Dr. phil. 1907 Deguisne, K., Prof. Dr. phil. 1908 Delkeskamp, Rudolf, Dr. ing. 1904 Delliehausen, Theodor 1904 Delosea, R., Dr. med. 1878 Demmer, Theodor, San.-Rat Dr. 1897 Dencker, Hans. Dr. med. 1913 Denzer, Heinrich, Vockenhausen 1911 Dessauer, Friedrich, Direktor 1913 Dettweiler, Frl. Thilli 1911 Deubel, Hans 1911 Deutsch, Adolf, Dr. med. 1904 Diehl, Adolf, Oppenheim 1912 Diener, Max, Konsul 1912 Diener, Richard, Konsul 1905 Diesterweg, Moritz (E. Herbst) 1883 Dieterichs, Fr., Apotheker 1912 Dietze, Karl 1870 Dingler, H., Prof . Dr., Aschaf fenbg. 1910 Dippel, Erwin, Dipl.-Ing. 1913 Ditmar, Karl Theodor 1891 Ditter, Karl, Gerrard's Cross 1903 Doctor. Ferdinand 1892 Dondorf, Karl 1878 Dondorf, Otto 1905 Donner, Karl Philipp 1873 Dreher, Albert 1910 Drescher, Otto, Reg.-Rat 1910 Drevermann, Frau Ria 1911 Dreves, Erich, Justizrat Dr. 1903 Dreyfus, Willi 1910 Drerfuß, Fritz 1910 Dreyfuß, Max 1912 Drory, William L.. Direktor Dr. 1904 Drory, William W.. Direktor 1897 Du Bois, Georg, Dr. phil. 1906 Du Bois, Hugo, Direktor 1913 Duden, G., Generaloberarzt Dr. 1912 Duden, P., Prof. Dr. phil., Höchst 1906 Dumcke, Paul, Gen.-Direktor 1909 Duncan, Frl. E., Darmstadt 1909 ♦Dürer, Martin 1904 Ebeling, Hugo, Dr. med. 1897 Ebenau, Fr., Dr. med. 1899 Eberstadt, Albert 1906 Eberstadt, Fritz 1910 Eck, Albert, Oberursel 1913 V. Eckartsberg, Emanuel, Major 1908 Eckert, Frau Marie 1906 Eckhardt, Karl, Bankdirektor 1904 Ederheimer, Adolf, Dr. jur. 1913 Egger, Edmund, Prof. Dr., Mainz 1911 ♦Ehrlich, P., Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr. Exzellenz 1887 Ehrlich, Frl. Rosa 1911 Eichengrün, Ernst, Direktor 1908 Eiermann, Arnold, Dr. med. 1897 Eisenmann, Frl. Hanna 1913 Elkan, B., Xeuyork 1913 *Ellinger, Leo, Kommerzienrat 1891 Ellinger, Ph., Dr.. Heidelberg 1907 Ellinger, R., Justizrat Dr. 1907 Embden, Gustav, Prof. Dr. med. 1907 Emmerich, Friedrich H. 1907 Emmerich, Heinrich 1911 Emmerich, Otto 1905 Enders, M. Otto 1891 Engel, Fritz 1913 Engelhard, Alfred, Architekt 1913 Engelhard, Karl Phil. 1873 Engelhard, Otto, Hofheim i. T. 1908 Engelhardt, Leopold, Dr. med. 1913 Engler, Eduard, Konsul 1913 Epstein, Jak. Herrn. 1906 Epstein, Jos., Prof. Dr. phil. 1890 Epstein, Wilhelm, Dr. phil. 1907 Epting, Max, Direktor, Höchst 1911 Erlanger, Frau x\nna 1912 Erlanger, Frau Luise 1911 Eschelbach, Jean 1904 Ettlinger, Albert, San.-Rat Dr. 1904 Euler, Rudolf, Direktor 1904 49 Eurich, Heinrich, Dr. phil. 1909 Eysen, Anton 1912 Eyssen, Frau Elise 1910 Fadö, Louis, Direktor 1906 Fahr, Frl. Aenny, Darmstadt 1912 Feis, Oswald, Dr. med. 1903 Feist, Fr., Prof. Dr. phil., Kiel 1887 V. Felkner, Wladimir, Staatsrat 1913 Fellner, Johann Christian 1905 Fellner, Otto, Dr.jur. 1903 Fester, August, Bankdirektor 1897 Fester, Hans, Dr. jur. 1910 Finck, August, Direktor 1912 Finck, Karl 1910 *Fischer, Beruh., Prof. Dr. med. 1908 Fischer, Karl 1902 Fischer, Ludwig 1902 Fischer, Philipp J. 1913 V. Fischer-Treuenfeld, A. 1911 Flaecher, F., Dr. phil.. Höchst 1908 Flauaus, Robert 1913 Fleck, Georg, Dr. med. 1910 Fleck, Otto, Oberförster 1903 Fleisch, Karl 1891 Flersheim, Albert 1891 Flersheim, Ernst 1912 Flersheim, Martin 1898 Flersheim, Robert 1872 Flesch, Karl, Stadtrat Dr. jur. 1907 *Flesch, Max, Prof. Dr. med. 1889 Flinsch, W., Kom.-Rat 1869 Flock, Heinrich 1911 Flörsheim, Gustav 1904 v.Flotow, Frhr. Theodor 1907 Flügel, Josef, Limburg 1907 de la Fontaine, E., Geh. Reg.-Rat 1907 Forchheimer, Arthur 1908 Forchheimer, Frau Jenny 1903 Forchheimer, Karl 1913 Forst, Karl, Dr. phil.. 1905 *Franck, Ernst, Direktor 1899 Frank, Franz, Dr. phil. 1906 Frank, Heinrich, Apotheker 1891 Frank, Karl, Dr. med. 1910 Frank, Karl, Dr.jur. 1913 Franze, Gustav, Stadtrat 1913 Fresenius, A., San.-Rat Dr., Jugenheim 1893 Fresenius, Eduard, Dr. phil. 1906 Fresenius, Ferdinand, Dr. phil. 1912 Freudenthal, B., Prof. Dr. jur. 1910 *Freund, Mart., Prof. Dr. phil. 1896 Freyeisen, Willy 1900 *Fridberg, R., Geh. San.-Rat Dr. 1873 Friedmann, Heinrich 1910 Friedrich, Oskar, Dipl.-Ing. 1913 Fries, Heinrich 1905 Fries, Heinrich, Oberursel 1910 Fries Sohn, J. S. 1889 Fries, Wilhelm, Dr. phil. 1907 Fries-Dondorf, Frau Anna 1911 V. Frisching, Moritz 1911 Fritsch, Karl, Dr., Zahnarzt 1910 Fritz, Jakob, Hanau 1910 Fritzmann, Ernst, Dr. phil. 1905 Frohmann, Herbert 1905 Frohnknecht, 0., Neuyork 1913 Fromberg, Leopold 1904 Fromm, Emil, Kreisarzt Dr. 1910 Fuld, Adolf, Dr. jur. 1907 Fulda, Anton 1911 Fulda, Heinrich, Dr. med. 1907 Fulda, Karl Herm. 1877 Fulda, Paul 1897 Fünfgeld, Ernst 1909 Fünfgelt, Emil 1912 *Gäbler, Bruno, Landger.-Direkt. 1900 Galewski, H., Reg.-Baumeister 1912 Gans, L., Geh. Kom.-Rat Dr. phil. 1891 V. Gans, Ludwig W. 1907 Gaum, Fritz 1905 Geelvink, P., Dr. med. 1908 Geiger, B., Geh. Justizrat Dr. 1878 Geisler, K., Kgl. Gewerberat Dr. 1913 Geisow, Hans, Dr. phil. 1904 Geist, George, Dr. med. dent. 1905 Geiß, Willi 1912 Gelhaar, Erich, Dr. med. 1910 Germanus, H., Reg.-Baumeister 1913 Gerth, H., Dr. phil., Bonn 1905 Getz, Moritz 1904 Gieseke, Adolf, Dr., Höchst 1912 Gins, Karl 1906 Glimpf, Friedrich 1912 Glöckler, Alexander, Ingenieur 1909 Glogau, Emil August 1904 — 50 Gloger, F.. Dipl.-Ing. 1908 Gneist, Karl, Oberst 1913 Göbel, August, Lehrer 1911 Göbel, Karl 1910 Goering, V.. Dir. d. Zool. Gartens 1898 Goeschen. Frau Klara 1910 V. Goldammer. F., Hauptmann a. D., Kammerherr S. M. d. Kaisers 1903 *Goldschmid, Edgar. Dr. med. 1908 Goldschmid. J. E. 1901 Goldsehmidt. Anton 1910 Goldschmidt, Julius 1905 Goldschmidt. Julius 1912 Goldschmidt, Frau Luise 1910 Goldschmidt, M. S. 1905 Goldschmidt.R., Prof.Dr..München 1901 Goldschmidt, Saly Heinrich 1912 V. Goldschmidt-Rothschild, Frhr. Max, Generalkonsul 1891 *v. Goldschmidt-Rothschild, R. 1907 GoU, Karl, Offenbach 1910 Goll, Richard 1905 Gombel, Wilhelm 1904 *Gonder, Richard, Dr. phil. 1911 Gottschalk, Joseph, San.-Rat Dr. 1903 Graebe, K., Geh.Reg.-Rat Prof. Dr. 1907 Gramm, Friedrich Wilhelm 1912 Grandhomme, Fr., Dr. med. 1903 Graubner, Karl, Höchst 1905 Greeff, Ernst 1905 Greiff, Jakob, Rektor 1880 Grieser, Ernst 1904 Grimm, Otto. Geh. Reg.-Rat Bürger- meister a. D. 1907 Groedel, Franz, Dr. med. 1912 Grosch, K., Dr. med.. Offenbach 1904 Grosse, Gottfried 1907 Groß, Frl. Berta 1911 Groß, Otto, Dr. med. 1909 Großmann, August, Hofheim 1912 Großmann, Emil, Dr. med. 1906 Grumbach, Adalbert, Mannheim 1912 V. Grvuielius, Frl. Anna 1912 T. Grunelius. Eduard 1869 V. Grunelius, Max 1903 Grünewald, August, Dr. med. 1897 *Gulde, Johann, Dr. phil. 1898 Gumbel, Karl. Dr. jur. 1910 V. Günderrode. Frhr. Waldemar 1905 Günther, Alfred, Architekt 1913 *Günther, Hermann, Dr. jur. 1912 Günther, Oskar 1907 Günzburg, Alfred, San.-Rat Dr. 1897 Gurke, Oskar 1912 Gutenstein, Frau Clementine 1911 Guttenplan, Frau Lilv 1907 Gymnasium nebst Realschule, Höchst 1913 Haack, Karl Philipp 1905 Haag, Ferdinand 1891 Haag, Ph. 1912 Haas, Ludwig, Dr. 1906 Häberlin, J., Justizrat Dr. phil. b.c. 1871 Haeffner, Adolf, Kom.-Rat 1904 Hagenbach, R., Dr., 1910 Hahn, Julius 1906 Hahn, Otto, Baurat 1908 Hahn-Opificius, Frau M., Dr. med. 1907 Hallgarten, Fritz, Dr. phil. 1893 Hamburg, Karl 1910 Hanau, Ludwig, Dr. med. 1910 Hankel, M., Dr. phil., Offenbach 1911 Hansen, A,, Geh. Rat Prof., Gießen 1912 Happel, Fritz 1906 Harbers, Adolf, Direktor 1903 v.Harling, Oberförst.,Roda.d.Weil 1906 V. Harnier, E., Geh. Justizr. Dr. 1866 Harris, Charles L. 1913 Hartmann, Eugen, Prof. Dr. ing. 1891 Hartmann, Gg., Niederhöchstadt 1912 Hartmann, Johann Georg 1905 Hartmann, Frl. Käti 1913 Hartmann, Karl 1905 Hartmann, M., Geheimer San.-Rat Dr., Hanau 1908 Hartmann-Bender, Georg 1906 Hartmann-Kempf, Rob., Dr. phil. 1906 Hassel, Georg, Justizrat Dr. 1910 Hauck, Georg, 1898 Hauck, Max 1905 *Hauck, Otto 1896 Haurand, A., Geh. Kom.-Rat 1891 Haus, Rudolf, Dr. med. 1907 Häuser, Adolf, Justizrat 1909 Hausmann, Franz, Dr. med. 1904 Hausmann, Friedrich, Prof. 1907 — 51 — Hausmann, Julius, Dr. phil. 1906 Heberle, August, Ingenieur 1911 Heberlein, Ferd., Direktor Dr. 1910 Heerdt, Rudolf, Direktor 1906 Heichelheim, Hugo 1913 Heichelheim, Sigmund, Dr. med. 1904 Heidingsfelder, Ludwig 1912 Heidingsfelder, Otto 1913 Heilbrunn, Ludwig, Dr. jur. 1906 Heilmann, Heinrich 1906 Heinz- Jung, Frau Emmy 1907 Heister, Ch. L. 1898 Helgers, E., Dr. phil. 1910 Hellmann, Albert, Dr. med. 1912 Hemmerich, Wilh., Hauptmann 1907 Henrich, K. F., Geh. Kom.-Rat 1878 Henrich, Ludwig 1900 Henrich, Rudolf 1905 Heraus, C. W., Hanau 1910 Herborn, Jakob 1912 *Hergenhahn, Eugen, Dr. med. 1897 Hermann, Karl 1911 Hertlein, Hans, Dr. phil., Höchst 1910 Hertzog, Adolf, Gerichtsassessor 1907 Hertzog, Frau Anna 1908 Hertzog, Georg 1905 Herxheimer, Frau Fanny 1900 Herxheimer, G., Prof. Dr. med., Wies- baden 1901 Herxheimer, Hans, Dr. med. 1912 Herz-Mills, Ph., Direktor 1903 Herzberg, Karl, Konsul 1897 Herzberg, Frl. Resi 1912 Herzfeld, Lehmann 1913 Herzog, Ulrich, Dr. med. 1908 Hesdörffer, Julius, San.-Rat Dr. 1903 Hesse, Hermann 1900 Hesse jr., Hubert, Bad Homburg 1910 Hesse, Fräulein J. 1911 V.Hessen, Landgraf Alexander Friedr., Kgl. Hoheit 1911 V.Hessen, Prinz Friedrich Karl, Hoheit 1907 Hessenberg, Hans Carl 1913 Hessenberg, Walter 1908 Heß, Arnold, Dr. phil.. Höchst 1908 Heuer, Frl. Anna, Cronberg 1909 Heuer, Ferdinand 1909 Heuer & Schoen 1891 *v.Heyden, L., Prof. Dr. phil. h. c. 1860 v.Heyder, Georg 1891 Heyl,^Karl 1912 Heyman, Ernst 1911 Hirsch, Ferdinand 1897 Hirsch, Frau Lina 1907 Hirsch, Raphael, San.-Rat Dr. 1907 V. Hirsch, Robert 1910 Hirsch-Tabor, 0., Dr. med. 1910 Hirschfeld, Albert 1909 Hirschfeld, Otto H. 1897 Hirschhorn, Fritz 1905 Hirschhorn, Frau Ottilie 1913 Hobrecht, Frl. Annemarie 1907 Hobrecht, Frl. Elly 1912 Hochschild, Bertold, Neuyork 1913 Hochschild, Leo, 1908 Hochschild, Philipp, Dr. 1907 Hochschild, Salomon 1906 Hock, Fritz 1907 Hoene, R., Oberlandesgerichtsrat 1912 Hoerle, Fräulein Cecile 1907 Hoerle, Julius 1907 Hof, C. A., Dr., Hanau 1912 Hoff, Adolf 1910 Hoff, Alfred, Konsul 1903 Hoffmann, Benno 1913 Hoffmann, Hans, Dr. phil. 1912 Hoffmann, Karl C, Mexiko 1911 Hoffmann, M., Dr., Mainkur 1910 Hoffmann, Paul, Königstein 1908 Hofmann, Otto 1905 Hofmann, Richard 1910 Hohenemser, Frau Mathilde 1908 Hohenemser, Moritz W. 1905 Hohenemser, Otto, Dr. med. 1904 Hohenemser, Robert, Dr. jur. 1905 Hohenemser, Willy, Dr. phil. 1912 Holl, Joseph & Co. 1905 Holz, August 1909 Holz, Emil, Reg.-Baumeister 1913 Holz, Otto 1910 Holz, Richard, A. F. 1913 Holzmann, Eduard 1905 Holzmann,H.,Rg.-Baumeistera.D. 1913 Holzmann, Frau Marie 1913 Homberger, Ernst, Dr. med. 1904 4* 52 Homburger, A., Dr., Heidelberg 1899 Homburger, David R. 1913 Homburger, Michael 1897 Homm, Nikolaus 1906 Homolka, Benno, Dr. 1912 Horkheimer, Anton, Stadtrat a.D. 1906 Horkheimer, Fritz 1892 Horstmann, Frau Elise 1903 Horstmann, Georg 1897 V. Hoven, Franz, Baurat 1897 *Hübner, Emil, San.-Rat Dr. 1895 Hübner, Hermann 1912 Hunke, L., Dr. phil. 1912 Hupertz, Eduard, Oberstaatsanwalt, Geh. Oberjustizrat Dr. 1905 Hüther, Max 1913 Hüttenbach, Frau Lina 1909 Hüttenbach, Otto 1910 Jacobi, Heinrich, Dipl.-Ing. 1911 Jacobi-Borle, Frau Sophie 1909 Jacquet, Hermann 1891 Jaeger-Manskopf, Fritz 1897 Jaffe, Frau Emilie 1910 Jaffe, Gustav, Justizrat 1905 Jaffe, Theophil, Geh. San.-Rat Dr. 1905 Jäger, Hans, Offenbach 1913 *Jassoy, August, Dr. phil. 1891 Jassoy, Frau Ida 1908 Jassoy, Ludwig Wilhelm 1905 Jelkmann, Fr., Dr. phil. 1893 Jenisch, C, Dr. phil, Mainkur 1908 Jensen, Heinrich, Apotheker 1910 Jilke, Walter, Dr. phil. 1912 Illig, Hans, Direktor 1906 Job, Wolfgang, Konsul 1907 Jordan -de Rouville, Frau L. M. 1903 Joseph, Ludwig, Dr. jur. 1910 Josephthal, Karl 1908 Jourdan, Karl 1910 Istel, Alfred, Gerichtsassessor 1910 Istel, Frau Charlotte, Paris 1908 Jucho, Fritz, Dr. jur. 1910 Jucho, Hch., Dr. jur. 1910 Jung, Frau Emilie 1907 Jung, R., Prof. Dr. phil. 1910 Junge, Bernhard 1907 Jungmann, W., stud., München 1912 Junior, Karl 1903 Jureit, J. C, Kom.-Rat 1892 Jureit, Willi 1910 Kahler, August, Hanau 1912 Kahler, Johannes 1913 Kahn, Bernhard 1897 Kahn, Ernst, San.-Rat Dr. 1897 Kahn, Julius 1906 Kahn, Robert, Dr. phil. 1910 Kahn, Rudolf 1910 Kahn-Freund, Riehard 1910 Kalberlah, Fritz, Dr. med. 1907 Kalischer, Georg, Dr., Mainkur 1912 *Kallmorgen, Wilh., Dr. med. 1897 Käßbacher, Max 1909 Katzenellenbogen, A., Justizr. Dr. 1905 Katzenstein, Edgar 1906 Kaufmann, Erich 1913 Kaufmann, Gustav 1910 Kaulen, Ernst, Amtsrichter 1908 Kayser, Heinrich, San.-Rat Dr. 1903 Kayser, Hermann, Ing. 1913 Kayser, Karl 1906 Kaysser, Frau Elise 1911 Kaysser, Frau Georgine 1909 Kaysser, Heinrich 1911 Keiler, Otto 1885 Kellner, Frl. Marie 1910 Kellner-Minoprio, Frau Carry 1913 Kemmerzell, Alfred 1913 Kerteß, A., Mainkur 1913 Kessler, Hugo 1906 Keyl, Friedrich, Dr. phil. 1912 Kilb, Jean, Skobeleff 1909 Kindervatter, Gottfried 1906 Kirchberg, Paul, Dr. med. 1912 Kirchheim, S., Stadtrat Dr. med. 1873 Kirchner, Karl, Alzenau 1912 Kissner, Heinrich 1904 Klein, F., Dr. med., Idstein 1912 Klein, W. A. 1910 Klein-Hoff, Jakob 1912 Kleinschmidt, Emil 1912 Kleinschnitz, Franz 1909 Kleint, Fritz, Dr. 1913 Kleyer, Heinr., Kommerzienrat Dr. ing. h. c. 1903 Kliewer, Job., Gewerberat 1907 Klimsch, Eugen 1906 — 53 — Klingelhöffer, W., Dr., Offenburg 1911 Klinghardt, Franz, Dr. 1908 Klitscher, F. Aug. 1878 Klotz, Karl Eberhard 1913 Knabenschuh, Paul 1913 Knauer, Jean Paul 1906 Knickenberg, Ernst, Dr. med. 1897 Knoblauch, Alex, Leutnant 1910 *Knoblauch A., Prof. Dr. med. 1891 Knoblauch, Frau Johanna 1908 Knoblauch, Paul, Dr. med. 1905 Knodt, Frau Marie 1912 Koch, Louis 1903 Koch, Ludwig, Offenbach 1913 Koch, Richard, Dr. med. 1913 Kochendörfer, Ernst, Dr. phil. 1912 Kühn, Julius, Dr. med, 1904 Kohn, Karl, Direktor 1909 Kohnstamm, 0., Dr., Königstein 1907 Kölle, Gotthold, Dr. phil. Direkt. 1912 Kölle, Karl, Baurat 1905 Kolm, Rudolf 1910 Kömpel, Eduard, San.-Rat Dr. 1897 König, Albert, San.-Rat Dr. 1905 König, Ernst, Dr. phil., Sindlingen 1908 König, Karl, Dr. med. 1904 Könitzers Buchhandlung 1893 Könitzer, Oskar 1906 Könitzer-Jucho, Frau Lisa 1907 Korff, Gustav jun., Hanau 1912 Körner, Erich, Prof. 1907 Köster, E. W., Direktor 1908 Koßmann, Alfred, Bankdirektor 1897 Koßmann, Heinrich, Berlin 1908 Kotzenberg, Karl, Konsul 1903 Kowarzik, Frau Pauline 1911 Kraemer-Wüst, Julius 1908 Kramer, Frau Emma 1908 Kramer, Robert, Dr. med. 1897 Kratzenberg, Adolf, Ing. 1913 Krebs, Wilhelm 1913 Krekel, E., Forstm., Hofheim i.T. 1904 Krekels, Oskar, Dr. med. 1912 Küchler, Eduard 1886 Küchler, Fr. Karl 1900 Kugler, Adolf 1882 Kuhlmann, Ludwig 1905 Kühne, Konrad. Oberst a. D. 1910 Künkele, H. 1903 Kutz, Arthur, Dr. med. 1904 Laakmann, Otto 1913 Labes, Philipp, Justizrat Dr. 1905 *Lachmann, Beruh., San.-Rat Dr. 1885 Ladenburg, August 1897 Ladenburg, Ernst, Kommerzienrat 1897 Laibach, Friedrich, Dr. phil. 1911 Lambinet, Frau Justizrat, Mainz 1913 Lampe, Ed., San.-Rat Dr. 1897 Lampe, Willy 1900 Landauer, Max, Cronberg 1907 Landsberg, August 1913 Landsberg, Heinrich, Direktor 1913 Langenbach, Ernst, Konsul 1912 Lapp, Wilhelm, Dr. med. 1904 *Laquer, Leopold, San.-Rat Dr. 1897 Laurenze, Ad., Großkarben 1903 Lausberg, Georg 1910 Lausberg, Karl Ferdinand 1912 Lauter, W., Dr. ing. h. c. Charlotten- burg 1908 Lauterbach, Ludwig 1903 Lehmann, Leo 1903 Lehranstalt für Zollbeamte d. Provinz Hessen-Nassau, Kgl. 1907 Lehrs, Philipp, Dr. phil., London 1913 Leibig, August 1913 Leisewitz, Gilbert 1903 Leitz, Ernst, Optische Werke 1908 Lejeune, Adolf, Dr. med. 1900 Lejeune, Alfred 1903 Lejeune, Ernst 1905 *Lepsius, B., Prof. Dr. phil., Berlin 1883 Leser, E., Geh. San.-Rat Prof. Dr. 1908 Leser, W., Oberlandesger.-Rat Dr. 1907 Leuchs-Mack, Ferdinand 1905 Leupold, Frl. Frieda 1911 Levi, Ernst, Dr. jur. 1912 Levi, Max 1910 Levi-Reis, Adolf 1907 *Levy, Max, Prof. Dr. phil. 1893 Leykauff, Jean 1910 *Libbertz, A., Geh. San.-Rat Dr. 1897 Liebmann, Jakob, Justizrat Dr. 1897 Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888 Liebrecht, Arthur, Dr. phil. 1910 Liefmann, Emil, Dr. med. 1912 54 — Liefmann, Frau Marie 1912 Liermann, Otto, Dr. phil., Direktor des Wöhler-Realgymnasiums 1907 Liesegang, Raphael Ed. 1910 Lilienfeld, Sidney, Dr. med. 1907 Lindheimer, L., Justizrat Dr, 1905 Lindheimer-Stiebel, W., Amtsrat, Schwalbach 1911 Lindley, Sir William 1904 Lindner, Bernhard 1910 Linke, Franz, Dr. phil. 1909 Lipstein, Alfred, Dr. med. 1908 Lismann, Karl, Dr. phil. 1902 Livingston, Frau Emma 1897 Livingston, Frl. Rose 1903 Loeb, Adam, Dr. med. 1913 Loeb, C. M., Neuyork 1913 Loeb, J., Neuyork 1913 Loeser, Rudolf, Dr., Dillingen 1912 Loew, Siegfried 1908 Loewenthal, R., Dr. phil. 1913 Lönhold, Franz, Architekt 1913 Lorch, Julius 1913 Lorentz, Guido, Dr. phil.. Höchst 1907 Lorenz, Richard, Prof. Dr. phil. 1910 *Loretz, H., Geh. Bergrat Dr. 1910 *Loretz, Wilh., San.-Rat Dr. 1877 Lossen, Kurt, Dr. med. 1910 *Lotichius, Alfred, Dr. jur. 1908 Lotichius, August 1911 Lotichius, Otto 1911 Löw-Beer, Frau Hedwig 1912 Löw-Beer, Oskar, Dr. phil. 1910 Löwe, Hermann 1908 Löwenstein, Simon 1907 zu Löwenstein -Wertheim - Rosenberg, Prinz Johannes, Haid 1907 Lucae, Frl. Emma 1908 Lucius, Frau Maximiliane 1909 Ludwig, Wilhelm 1911 Lüscher, Karl 1905 Lust, Heinrich Friedrich 1905 Lüttke, Hans, Dr. Direktor 1912 Lutz, Georg 1912 Lyzeum, Stadt., Höchst 1912 Mack, Frau Helene 1911 Maier, Frau Cecilie 1910 Maier, Herrn. Heinr., Direktor 1900 Majer, Alexander 1889 Majer, Hermann 1910 Manskopf, Nicolas 1903 Mappes, Frau Emma 1913 Marburg, Gustav, 1911 Marburg, Robert 1912 Martin, E., Senatspräsident Dr. 1912 von Martins, Kurt, Dr. phil. 1912 Marum, Arthur, Dr. med. 1910 V. d. Marwitz, F., Rittmeister a. D. 1912 Marx, Alfred V., Dr. med. 1912 Marx, Eduard 1907 *Marx, Ernst, Prof. Dr. med. 1900 Marx, Karl, Dr. med. 1897 V. Marx, Heinrich, Falkenhof 1908 V. Marx, Frau Mathilde 1897 Mastbaum, Josef, Hofheim i. T. 1911 Matthes, Alexander 1904 Matti, Alex., Stadtrat a. D. Dr. jur. 1878 May, Adam 1908 May, Franz L., Dr. phil. 1891 May, Martin 1866 May jun., Martin 1908 May, Robert 1891 May-Geisow, Heinrich 1913 Mayer, Frl. J., Langenschwalbach 1897 Mayer, Julius 1912 Mayer, Ludo, Geh. Kom.-Rat 1903 Mayer, Martin, Justizrat Dr. 1908 Mayer, W. Erwin, Dr. 1913 V. Mayer, Freih.A., Geh. Kom.-Rat 1903 V. Mayer, Eduard 1891 V. Mayer, Freiherr Hugo 1897 Mayer-Alapin, Siegfried 1913 Mayer-Dinkel, Leonhard 1906 Mayer-Erhardt, Paul, Dr. jur. 1913 Mayerfeld, Anton 1910 Mehs, Claus 1912 Meister, Frau Josefine 1911 V. Meister, Herbert, Dr. phil., Sind- lingen 1900 V. Meister, Wilhelm, Reg. - Präsident Dr. jur., Wiesbaden 1905 Meixner, Fritz 1911 Melber, Friedrich, Konsul 1903 *Melber, Walter 1901 Merton, Alfred, Direktor 1905 Merton, Eduard, Rittnerthaus 1909 oö *Merton, H., Dr. phil.. Heidelberg 1901 Merton, Wilhelm Dr. phil. h. c. 1878 Merz. Reinhold. Dr.. Oberursel 1913 Merzbach, Fritz 1911 Merzbach, H. Felix 1911 Merzbach, Wilhelm, Offenbach 1913 Mettenheimer, Bernh., Dr. jur. 1902 Mettenheiraer. Theodor 1911 *v. Mettenheimer, H., Dr. med. 1898 Metzger, L., Dr. med. 1901 V. Metzler, Hugo 1892 Meyer, Franz 1911 Meyer, Franz Andreas, Dr. 1913 Meyer, Karl, Dr.. Höchst 1912 Meyer, F., Ober-Reg.-Rat Dr. jur. 1903 Meyer, Richard, Dr. jur. 1909 *v. Meyer, Edward, San.-Rat. Dr. 1893 V. Meyer, Otto, Rechtsanwalt 1907 Meyer-Petsch. Eduard 1906 Michel, Frau Hedwig 1911 Michel, Karl G., Bankdirektor 1912 Michel, Rudolf, Dr. phil. 1913 Miliner, Willy 1913 Minjon, Hermann 1907 *Möbius, M., Prof. Dr. phil. 1894 V. Moellendorff, Frau Betty 1912 Moessinger, W. 1891 Montanus, Georg 1913 Morgenstern, Frl. Aenne 1913 Mouson, August 1909 Mouson, Jacques 1891 Müller, Adolf, Höchst 1907 *Müller, Eduard 1909 Müller, H., Bankdirektor 1910 Müller. Frl. Jenny 1913 *Müller, Karl, Berginspektor 1903 Müller, L., Oberlehrer 1911 Müller, Max, Fabrikdirektor 1909 Müller, 0. Viktor, Dr. med. 1907 Müller, Paul 1878 Müller-Beek, George, Gen.-Kons. 1912 Müller-May, Georg 1911 Müller Sohn, A. 1891 Mumm V. Schwarzen stein, Frau A. 1913 Mumm V. Schwarzenstein, A. 1869 Mumm V. Schwarzenstein, Fr. 1905 Nassauer, Frau Paula 1909 Nassauer, Siegfried 1910 Nathan, S. 1891 Naumanns Druckerei, C. 1913 ♦Naumann, Edmund, Dr. phil. 1900 Nebel, August, San.-Rat Dr. 1896 Nebel, Karl, Prof. 1910 Neher, Ludwig, Baurat 1900 Neisser, Frau Emma 1901 *Neisser, Max, Prof. Dr. med. 1900 Nestle, Hermann 1900 Netz, Willy, Darmstadt 1913 Netzel, H. L. 1910 Neuberger, Julius, Dr. med. 1903 Neubronner, J.,Dr.phil., Cronberg 1907 Neubürger. Th.. Geh. San.-Rat Prof. Dr. 1860 de Neufville, Eduard 1900 de Neufville, Julius, Direktor 1913 *de Neufville. Robert, Kom.-Rat 1891 de Neufville, Rud., Stadtrat Dr. 1900 V. Neufville, Adolf 1896 V. Neufville, G. Adolf 1896 V. Neufville, Karl, Gen.-Konsul Kom.- Rat 1900 V. Neufville, Kurt 1905 Neukirch, Carl, Dr. jur. 1913 Nevunann, Adolf 1913 Neumann, Paul, Justizrat Dr. 1905 Neumann, Th., Prof. Dr. phil. 1906 Neumeier, Siegmund 1913 Neumond, Adolf 1913 Neustadt, Adolf 1903 Niederhofheim, Heinr. A., Direktor 1891 Niederhofheim, R., Dr. 1913 Nies, L. W. 1904 Nolden, Hugo, Direktor Dr. 1913 NoU, Johannes 1910 V. Obernberg, Ad., Dr. jur. Stadtrat a.D. 1870 Obernzenner, Julius 1905 Ochs, Richard. Direktor 1905 Odendall, L., Dr. phil. 1912 Oehler, Rudolf, San.-Rat Dr. 1900 Oehler, Frau Viktoria 1910 Oehmichen, Hans, Dipl. Berging. 1906 Oelsner, Hermann, Justizrat Dr. 1906 0hl, Philipp 1906 Oppenheim, Eduard, Bankdirekt. 1905 Oppenheim, Gustav, Dr. med. 1910 56 — Oppenheim, Moritz 1887 Oppenheim, Paul, Dr. phil. 1907 Oppenheimer, Joe, Justizrat Dr. 1905 Oppenheimer, Frau Leontine, Offen- bach 1909 Oppenheimer, Max, Dr. phil. 1911 Oppenheimer, Maximilian 1912 Oppenheimer, 0., San.-Rat Dr. 1892 Oppenheimer, Oskar F. 1905 Oppenheimer, S., Dr. med. 1910 Oppermann, E., Dr. phil.. Höchst 1907 cVOrville, Eduard 1905 Osann, Fritz, Oberstabsarzt Dr. 1909 Osmers, Karl 1910 Osterrieth-du Fay, Robert 1897 Ostreich, Frau Anna, Utrecht 1901 Oswalt, H., Geh. Justizrat Dr. 1873 Oswalt, Frau Marie 1910 Pabst, Gotthard 1904 Pachten, Ferd., Justizrat Dr. 1900 Paehler, Franz, Dr. phil. 1906 V. Panhuys, Henry, Generalkonsul 1907 Panzer, Friedrich, Prof. Dr. 1912 Parrisius, Alfred, Dr. phil. 1904 Parrot, Eduard 1913 Passavant, Philipp 1905 Passavant, Rudy 1905 V. Passavant, G. Herm., Konsul 1903 V. Passavant-Gontard, R., Geh. Kom- merzienrat 1891 Peipers, August 1905 Peters, G., Dr., Höchst 1912 Peters, Hans 1904 Petersen, Ernst, San.-Rat Dr. 1903 *Petersen, Th., Prof. Dr. phil. 1873 Petsch-Manskopf, Eduard 1912 Pfaff, Frl. Agnes 1912 Pfaff, Frau Maria 1906 Pfeffel, August 1869 Pfeiffer, Franz 1912 Pfeiffer, Richard, Dr. med. 1912 Pfeiffer-Belli, C.W. 1903 Philantropin, Realschule und höhere Mädchenschule 1912 Philippi, Frl. Helene 1912 Philippsohn, Frl. Paula, Dr. med. 1907 Picard, Lucien 1905 Pilz, Ernst 1911 Pinner, Oskar, San.-Rat Dr. 1903 Plieninger, Th., Gen.-Direktor 1897 Pohle, L., Prof. Dr. phil. 1903 Pohlmann, Frau Emmy 1913 Ponfick, Wilhelm, Dr. med. 1905 Popp, Georg, Dr. phil. 1891 Poppelbaum, Hartwig 1905 Posen, Eduard, Dr. phil. 1905 Posen, Sidney 1898 *Priemel, Kurt, Dr., Direktor des Zoo- logischen Gartens 1907 *Prior, Paul, Dipl.-Ing. 1902 Proctor, Charles, Direktor 1913 Pust, H., Oberstabsarzt Dr., Stettin 1908 Pustau, W., Reg.- u. Baurat 1913 Quendel, Chr., Rechnungsrat 1911 *Quincke, H., Geh. Med.-Rat Prof. 1908 Quincke, H., Senatspräsident 1903 Raab, Frau Luise 1912 Raecke, Frau Emmy 1907 Ransohoff, Moritz, San.-Rat Dr. 1907 Rapp, Gustav 1913 Rasor, August 1910 Rath, Julius, Dr., Offenbach 1911 Ratzel, August, Prof. 1912 Rau, Henri, Konsul, Mexiko 1910 Rauch, Fritz, Dr. med. 1910 Rauschenberger, Walter, Dr. 1913 Ravenstein, Simon 1873 Rawitscher, L., Geh. Justizrat Dr. 1904 Regensburger, Eugen 1913 Reh, Robert 1902 Rehn, L., Geh. Med.-Rat Prof. Dr.' 1893 Reichard, A., Dr. phil., Hamburg 1901 Reichard-d'Orville, Georg 1905 *Reichenbach, H., Prof. Dr. phil. 1872 Reichenberger, Frau Else 1912 Reidenbach, Friedr. Wilh. 1908 Reifenberg, Adolf 1913 Reil, August, Lehrer 1911 Reil, Hermann, Dr. med. vet. 1911 Rein, Frl. Ella 1908 V. Reinach, Frau Antonie 1905 Reinemann. Paul 1910 Reinert, Frau Martha 1909 Reis, Ernst 1910 Reishaus, Frl. H., Hamburg 1910 OY Reiß, A., Dr.jur. 1906 Reiß, Ed., Dr. med., Tübingen 1903 Reiß, Emil, Dr. med. 1907 Reiß, Frl. Sophie 1907 Reunau, Otto 1901 Retzer, Karl 1913 Reutlinger, Jakob 1891 Reymann, Georg, Dr. med. 1913 Rhein. Naturf . Gesellschaft, Mainz 1912 Rheinstein, Ricliard, Dr. jur. 1913 Richter, Ernst, Oberapotheker Dr. 1910 Richter, Felix, Bergwerksdir. a. D. 1912 Richter, Johannes 1898 *Richter, Rudolf, Dr. phil. 1908 *Richters, F., Prof. Dr. phil. 1877 Rickmann, W., Dr., Höchst a. M. 1912 Riese, Frau Karl 1897 Riese, Otto, Geh. Rat Dr. 1900 Rieser, Eduard 1891 Rieß V. Scheurnschloß, Karl, Polizei- präsident 1912 Rintelen, F., Dr.phil.,Swakopraund 1904 Ritsert, Eduard, Dr. phil. 1897 Ritter, Hermann, Baurat 1903 Ritter, Wilhelm 1910 Ritz, Hans, Dr. 1913 Roediger, Frl. Anna 1908 Roediger, Conrad, Dr. jur. 1910 *Roediger, Ernst, San.-Rat Dr. 1888 Roediger, Paul, Justizrat Dr. 1891 Roger, Karl, Bankdirektor 1897 Rolfes, Werner 1908 Rollmann, Ludwig 1906 Römer, Frau Marg., Buchschlag 1912 Ronnefeld, Adolf 1905 Ronnefeld, Friedrich 1905 Roos, Heinrich 1899 Roos, M., Neuyork 1913 Roques, Adolf., Dr. phil. 1900 Roques-Mettenheimer, E., Konsul 1897 Rose, Christian 1905 Rose, Ludwig, Dr. phil. 1910 RÖsel, R., Fabrikdirektor Dr. phil. 1910 Rosenbaum, E., San.-Rat Dr. 1891 Rosenbaum, Emil, Dr. med. 1910 Rosenbaum-Canne, Frau Marie 1912 Rosenbusch, Eduard 1907 Rosengart, Joh., San.-Rat Dr. 1899 Rosenhaupt, Heinrich, Dr. med. 1907 Rosenthal, Alfred 1913 Rosenthal, Frau Anna 1913 Rosenthal, Max 1910 Rosenthal, Paul 1910 Rosenthal, R., Justizrat Dr. 1897 Rößler, Frl. Charlotte 1907 Rößler, Friedrich, Dr. phil. 1900 Rößler, Heinrich, Prof. Dr. phil. 1884 Rößler, Hektor 1878 Rößler, Hektor, Dr.jur. 1910 Roth, G. G., Dr. med., Hanau 1912 Roth, Karl, Medizinalrat Dr. 1903 Rother, August 1903 Röthig, Paul, Dr., Charlottenburg 1908 Rothschild, D., Dr. med., Soden 1904 Rothschild, Otto, Dr. med. 1904 V. Rothschild, Freifrau Mathilde 1912 Rover, August 1909 Rückrich, Fritz 1913 Rühle, Karl 1908 Ruland, Karl, Offenbach 1908 Rullmann, Theodor 1912 Rumpf, Georg, Dr. phil. 1913 Rumpf, Gustav Andreas, Dr. phil. 1905 Ruppel, Sigwart, Prof. 1908 Ruppel, W., Prof. Dr., Höchst 1903 Sabarly, Albert 1897 Sachs, Hans, Prof. Dr. med. 1903 Sachs, J. S., Dr. phil. 1913 Sachs-Hellmann, Moritz 1909 *Sack, Pius, Prof. Dr. phil. 1901 Salin, Alfred 1913 Salomon, Bernh., Prof. Generaldir. 1900 V. Salomon, F., Krim.-Pol.-Inspekt. 1913 Salvendi, Frau Leni 1911 von Sande, Karl, Oberursel 1910 Sander, Arnold, Dr. phil. 1913 Sandhagen, Frau Marie 1911 Sarg, Francis C. A., Konsul 1906 Sasse, Franz, Dr. med. 1910 *Sattler, Wilh., Stadtbauinsp. 1892 Sauerländer, Robert 1904 Sauerwein, H., Gartenarchitekt 1913 *Schäffer-Stuckert, Fritz, Dr. dent. surg. 1892 Schaffnit, K., Dr. phil. 1903 Schanzenbach & Co., G. m. b. H. 1913 — 58 Scharff, Charles A. 1897 Scharff, Friedrich 1912 Scharff, Julius, Bankdirektor 1900 *Schauf. Wilh., Prof. Dr. phil. 1881 Schaumann, Gustav. Stadtrat 1904 Schaffen, Hermann, Dr. med. 1910 Scheib, Adam 1905 Schellens, Walter, Dr. 1912 Scheller, Karl 1897 V. Schenck, General der Infanterie und Komm. General d. XVIII. Armee- korps, Generaladjutant S. M. des Kaisers u. Königs, Exz. 1913 Schenck, Rudolf, Dr. phil. 1910 Schepeler. Hermann 1891 Schepeler, Remi 1909 Scherenberg,F., Rg.-Präs.,Koblenz 1905 Scherer, Fritz, Offenbach 1913 Scherlenzky, Karl August 1905 Schernitz, H. 1912 Schey von Koromla, Frhr. Philipp 1910 Schiechel, Max, Dipl.-Ing. 1909 Schiefer, Karl 1912 Schiele, Frl. Anna 1913 Schiele, Frau Auguste 1910 Schiele, Ludwig, Direktor 1910 Schiermann-Steinbrenk, Fritz 1903 Schiff, Ludwig 1905 Schiff, Philipp 1910 Schild, Eduard 1904 Schladebach, Arthur 1911 Schleich, Wilhelm 1908 Schlesinger, Hugo 1910 Schlesinger, Simon F. 1912 Schlesinger, Theodor Heinrich 1907 Schleußner, Friedr.. Direktor 1900 Schleußner, Karl, Dr. phil. 1898 Schlieper, Gustav, Direktor 1910 Schloßmacher jun., Karl 1906 Schloßstein, H., Amtsgerichtsrat 1913 Schlund, Georg 1891 Schmick, Rudolf, Geh. Oberbaurat, München 1900 Schmidt, Albrecht, Direktor 1912 V. Schmidt, Arnold, Freiherr 1913 Schmidt, Frau Anna 1904 Schmidt, J. J., San.-Rat Dr. 1907 Schmidt, W., Dr., Fechenheim 1911 Schmidt-Benecke. Eduard 1908 Schmidt-Diehler, W. 1908 Schmidt-Günther, G. H., Konsul 1910 Schmidt-Knatz, Fr., Dr. jur. 1913 Schmidt-de Neufville, Willy, Dr. 1907 Schmidt-Polex, Anton 1897 *Schmidt-Polex, Fritz, Dr. jur. 1884 Schmidt-Polex, K., Justizrat Dr. 1897 Schmidtgen, Otto, Dr., Mainz 1912 Schmiedicke, Otto, Gen.-Arzt Dr. 1906 Schmitt, H., Dr. med., Arheiligen 1904 Schmitt, Wilhelm 1910 Schmölder, P. A. 1873 *Schnaudigel, Otto, Dr. med. 1900 Schneider, Alexander 1912 Schneider, Gustav M. 1906 Schöller, Frau W., Düren 1912 Scholderer. Frau A., Schönberg 1910 Scholl, Franz, Dr. phil.. Höchst 1908 Scholz, Bernhard, Dr. med. 1904 Schöndube, Hermann 1912 Schopf locher, Fritz 1913 Schott, Alfred, Direktor 1897 Schott, Frau Elisabeth 1912 Schott, Theod., Prof. Dr. med. 1903 Schramm, Karl. Dr., Mainkiu- 1913 Schrauth. Heinrich 1908 Schreiber, Chr., Telegraphendir. 1912 Schreiner, Paul 1913 Schrey, Max 1905 Schuenemann, Theodor 1908 Schüler, Max 1908 Schnitze, Herm., Dr., Griesheim 1912 Schnitze, Otto, Dr. med. et phil. 1913 Schulze-Hein, Hans 1891 Schulzweida, Richard 1910 Schumacher, Peter, Dr. phil. 1905 Schürenberg, Gustav, Dr. med. 1910 Schuster, Bernhard 1891 Schuster, Paul, Dr. med. 1908 Schuster,W., Dr., Schloß Neubronn 1910 Schuster-Rabl, F. W. 1905 Schwarte, Karl, Fabrikant 1909 Schwartze, Erich, Dr. phil. 1907 Schwarz, Arthur 1909 Schwarz, Ernst, Dr. phil. 1908 Schwarz, Frau Ernestine 1907 Schwarz, Geore, Direktor 1910 59 Schwarzlose, E., Pfarrer Dr. 1912 Sehwarzschild, Alfred 1910 Schwarzschild, Ferd.. Dr. jur. 1913 Schwarzschild, Martin 1866 Schwarzschild-Ochs, David 1891 Schweikart, Alex, Dr. phil. 1911 Schwenkenbecher, A., Prof. Dr. med. 1910 Schwinn, G., Paris 1910 Scriba, Eugen, San.-Rat Dr. 1897 Scriba, L., Höchst 1890 Seckel, Heinrich 1910 Seckel, Hugo, Dr. jur. 1909 Seeger, Willy 1904 Seidler, August, Hanau 1906 *Seitz, A., Prof. Dr., Darmstadt 1893 Seitz, Heinrich 1905 Seligmann, M., Amtsg.-Rat Dr. 1905 Seligmann, Rudolf 1908 *Sendler, Alexander, Dr. phil. 1909 Seuffert, Theod., San.-Rat Dr. 1900 Sexauer, Otto 1910 Sichel, Ignaz 1905 *Siebert, A., Landesökonomierat 1897 Siebert, Arthur, Kom.-Rat 1900 Siebrecht, Heb., Bankdirektor 1910 Siegel, Ernst, Dr. med. 1900 Sieger, Fr., Justizrat Dr. 1913 Siesmayer, Ph., Gartenbaudirektor 1897 Simon, Emil 1910 Simon, Friedr., Prof. Dr. phil. 1908 Simon, Kurt, Dr. jur. 1913 Simon-Wolfskehl, Frau A. 1910 Simonis, Eduard, Konsul 1907 Simons, Walter. Major 1907 Simrock, Karl, Dr. med. 1907 Singer, Fritz, Dr. phil., Offenbach 1908 Sinning, Heinrich 1912 Sinzheimer, Paul 1913 Sioli, Emil, Prof. Dr. med. 1893 Sippel, Albert, Prof. Dr. med. 1896 Sittig, Edmund, Prof. 1900 Solm, Richard, San.-Rat. Dr. 1903 Sommer, Julius, Direktor 1906 Sommerlad, Friedrich 1904 *Sondheim, Frau Maria 1907 Sondheim, Moritz 1897 Sondheimer, Albert, Dr. phil. 1913 Sondheimer, Frau Emma 1910 Sondheimer, Joseph 1910 Sondheimer, Rieh. N. 1912 Sonnemann, Wilhelm 1910 Sonntag, Frau Emilie 1911 Spahn, P., Wirkl. Geh. Ober-Justizrat Dr., Oberlandesgerichts-Präs. 1912 Spieß, G.. Geh. San.-Rat Prof. Dr. 1897 Spießt Frau Klothilde 1910 Spieß, Otto 1912 Stahl, Robert 1912 Stamm, Frau Hedwig 1913 Stavenhagen, Julius 1909 V. Steiger. Baron Louis 1905 V. Steiger, Frau Baronin 1912 V. Stein, Frau Baronin Karoline, Pröbstin 1909 Steinbrenck. Adolf, Dr. phil. 1913 Steinthal, Jobs. Mor., Dr. jur. 1913 Stendell, W., Dr. 1912 Stern, Adolf 1906 Stern, Frau Johanna 1901 Stern, Mayer 1905 ♦Stern, Paul, Dr. jur. 1905 Stern, Richard, Dr. med. 1893 Stern, Willy 1901 Stern-Roth, Karl, Offenbach 1913 Sternberg, Paul 1905 Sternfeld, T., Neuyork 1913 Stettenheimer, Ernst, Dr. jur. 1913 Stettheimer, Eugen 1906 Stiebel, Gustav, Dr. med. 1912 Stiebel, Karl Friedrich 1903 Stilling, Erwin, Dr. 1913 Stock, Friedrich 1913 Stock, Wilhelm 1882 Strasburger, J., Prof. Dr. med. 1913 zur Strassen, Frau Cecilie 1910 *zur Strassen, 0. L., Prof. Dr. 1910 Straus, F., Dr. med. 1904 Strauß, Eduard, Dr. phil. 1906 Strauß, Ernst 1898 Strauß, J., Tierarzt, Offenbach 1908 Strauß, Jul. Jakob 1910 Strauß, Zadok, Dr. med. 1913 Strauß-Ellinger, Frau Emma 1908 Strauß-Hochschild, M. 1910 Stroeger, Frau Emilie 1913 — 60 — Stroh, Louis 1913 Stroof, Ignaz, Dr. ing. h. c. 1903 Strupp, Louis, Geh. Kom.-Rat 1908 Sulzbach, Emil 1878 Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891 Süsser, Simon 1912 Sussmann, 0., Dr., Neuyork 1913 Szamatölski, Dagobert, Hofrat 1905 Szamatölski, Richard 1913 Szecsi, Stephan, Dr. 1913 Tausent, Karl 1910 Tecklenburg, Wilhelm, Assessor 1907 *Teichmann, Ernst, Dr. phil. 1903 „Tellus", Aktiengesellschaft für Berg- bau und Hüttenindustrie 1907 Textor, Karl W. 1908 Thalmessinger, H., Dr. jur. 1910 Thebesius, L., Gen.-Konsul Just.-Rat Dr. 1900 Theis, 0. Fr., Dr., Höchst 1910 Theobald, Jakob 1910 Thilenius, Otto, Geh. San.-Rat Dr., Soden i. T. 1907 Thoma, Phil. 1893 Thoms, Heinrich, Dr. Kreistierarzt 1904 Trebst, Paul 1913 von Trenkwald, Frau M. 1910 Treupel, Gustav. Prof. Dr. med. 1903 Trier, Bernhard 1909 Trier, Frau Berta 1908 Trier, Franz 1911 Trier, Julius 1908 Tröller, Wilhelm, Dipl.-lng. 1912 Trommsdorf, Wilhelm 1912 Turk, Frl. Berta 1909 Turk, Erich, London 1911 L'eberfeld, Jac. Jvon 1912 Uhlf eider, H., Magistratsbaurat 1913 Ullmann, Karl, Dr. phil. 1906 Uth, Franz, Justizrat Dr., Hanau 1907 Varrentrapp, A., Geh. Reg.-Rat Dr. 1900 Vävra, V., Dr. Kustos, Prag 1913 Velde, August, Prof. Dr. 1908 Velde, Frl. Julie, Oberlehrerin 1902 V. d. Velden, Wilh., Bankdirektor 1901 Veiten, Rudolf 1912 Versluvs, J., Prof. Dr.. Gießen 1910 Vogelsang, Ernst, Dipl.-lng. 1911 Vogelsang, Max, Direktor 1913 Vogler, Karl, Prof. Dr. phil. 1903 Vogler, Frau K. 1912 *Vohsen, Karl, San.-Rat Dr. 1886 Voigt, Alfred, Direktor 1911 Voigt, Georg, Oberbürgermeister 1913 Voigt, W., Prof. Dr. phil., Bonn 1908 Vossen, Fritz 1909 Voß, Otto, Prof. Dr. med. 1907 Wachsmuth, R., Prof. Dr. phil. 1907 Wagener, Alex, Bad Homburg 1904 Wagner, Gottfried 1905 Wagner, Hermann, Dr., Höchst 1913 Wagner, Richard, Landgerichtsrat 1912 *Wahl, Gustav, Dr. phil., Leipzig 1907 Walcker, Frl. Elisabeth 1912 Waldeck, Siegfried 1911 Walthard, Max, Prof. Dr. med. 1908 V. Wartensleben, Frau Gräfin Gabriele, Dr. phil. 1902 Wassermann,E., Dr.,Charlottenbg, 1910 Wasserzug, Detmar, Dr. 1910 Weber, August 1913 Weber, Bernhard 1911 Weber, Eduard, Direktor 1907 Weber, Heinrich, San.-Rat Dr. 1897 Weber, 0. H., Dr., Griesheim 1910 Weber, Frau Thea 1910 Weidlich, Richard, Dr. jur. et rer nat., Höchst 1913 Weidmann, Hans, Direktor 1905 Weigel, Martin 1913 Weilie, Karl, Dipl.-lng. 1913 Weill, David 1910 Weill, J. C. 1910 Weiller, Emil 1906 Weiller, Lionel 1905 *v.W^einberg, A., Geh. Reg.-Rat Dr. 1897 V. Weinberg, Karl, Gen.-Konsul 1897 Weinrich, Philipp 1908 Weinschenk, Alfred 1903 Weinsperger, Friedrich 1906 Weintraud, W., Prof. Dr. med.. Wies- baden 1909 *Weis, Albrecht 1882 Weis, Julius, Montigny 1897 Weisbrod, Aug., Druckerei 1891 — 61 Weisinann. Daniel 1902 Weismüller, Franz 1913 Weiss, Oskar 1913 Waller, Albert, Dr. phil. Direktor 1891 Wendler, Adolf, Stabsveterinär 1913 Wendt, Bruno, Dr. jur., Buchschlag 1909 Wendt, Karl 1912 Wense, Wilhelm, Dr., Griesheim 1911 Wenz, Wilhelm, Dr. phil. 1913 Wernecke, Paul, Baurat 1908 Werner, Felix 1902 Werner, G., Kreisarzt Dr. 1913 Wertheim, Julius 1909 Wertheim, Karl, Justizrat 1904 Wertheim, Max 1907 Wertheimber, Eugen, Dr. jur. 1910 Wertheimber, Julius 1891 Wertheimber-de Bary, Ernst 1897 Wertheimer, Otto, Dr. phil. 1905 Wertheimer, Frl. Trudel 1913 Wetterhahn, Geschwister 1913 Wetzlar-Fries, Emil 1903 Weydt-Varrentrapp,Ph., Direktor 1913 Wiederhold, K., Dr., Mainkur 1904 Wiegert, W., Dr. med. vet. 1910 *v. Wild, Rudolf, San.-Rat Dr. 1896 Wilhelmi, Adolf 1905 Wilhelmi-Winkel. Gustav 1907 Willemer, Karl, Dr. med. 1905 Winkler, Hermann, Direktor 1909 *Winter, F. W., Dr. phil. h. c. 1900 Winter, Frau Gertrud 1908 Winterhalter, Frl. E., Dr. med., Hof- heim 1903 Winterwerb, Rud., Justizrat Dr. 1900 Wirth, Richard, Dr. phil. 1905 Witebsky, Michael, Dr. med. 1907 Wohlfahrt, Ernst, San.-Rat Dr. 1912 Wolf, Eugen, Dr., Süssen 1911 Wolff, Ferdinand 1913 Wolff, Ludwig, San.-Rat Dr. 1904 Wolff, K., San.-Rat Dr., Griesheim 1910 Wolfskehl, Ed., Regier.-Baumeister, Darmstadt 1907 Wollstätter jun., Karl 1907 Wolpe, S., Zahnarzt, Offenbach 1910 Worgitzky, Georg, Prof. Dr. 1912 Wormser, S. H., Bankdirektor 1905 Wronker, Hermann 1905 Wucherer, Karl A., Architekt 1913 Wüst, Georg 1908 Wüst, Hermann 1908 Zeh, Alexander 1912 Zeiß-Bender, Louis, Konsul 1907 Zeltmann, Theodor 1899 Zerban, Eugen 1908 Ziegler, Karl 1905 Ziemßen, Franz, Major 1912 Ziervogel. Ewald, Ob.-Ing. 1913 Zimmer, J. Wilh., Stadtrat 1907 Zinn, Charles, Dr. med. 1910 Zisemann, Frau Mathilde 1912 III. Außerordentliche Elireiimitglietler. Adickes, Franz, Dr. med. et jur. h. c, Oberbürgermeister a. D. 1907 Ebrard, Friedrich, Geh. Konsistorialrat Prof. Dr. 1911 V. Erlanger, Freifrau Karoline, Nieder-Ingelheim 1907 *Hagen, Bernhard, Hofrat Dr. phil. h. c. et med. 1911 V. Harnier, Adolf, Geh. Justizrat Dr. 1911 *v. Heyden, Lukas, Prof. Dr. phil. h. c. jub., Major a. D. 1910 *Kobelt, Wilhelm, Prof. Dr. med., Schwanheim 1912 *v. Metzler, Albert 1907 *Rehn, Heinrich, Geh. San.-Rat Dr. 1911 Reiss, L. H. 1908 Schiff, Jakob H., Neuyork 1907 Ziehen, Julius, Stadtrat Dr. phil. 1908 — 62 — lY. Korrespondierende Ehrenmitglieder. Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg, Kais. Gouverneur, Togo 1912 Chun, Carl, Geheimer Rat Prof. Dr., Leipzig 1912 V. Gwinner, Arthur, M. d. H., Berlin 1913 Rein, J. J., Geh. Regierungsrat Prof. Dr., Bonn 1866 V. Korrespondierende 31itglieder. Ahlborn, Fr., Prof. Dr., Hamburg 1909 Albert L, Prince de Monaco, Altesse Serenissime, Monaco 1904 Ball, Karl Adolf Emmo Theodor, Geh. Studienrat Prof. Dr., Dauzig 1892 Barrois, Charles, Prof. Dr., Lille 1907 Beccari, Eduard, Prof. Dr., Florenz 1892 Becker, George. Direktor, Wiesbaden 1900 V. Bedriaga, Jacques, Dr., Florenz 1886 V. Behring, Emil, Exz., Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr., Marburg 1895 V. Berlepsch, Graf Hans, Erbkämmerer, Schloß Berlepsch 1890 Beyschlag, Fr., Geh. Bergrat Prof. Dr., Geol. Landesanstalt, Berlin 1902 Bolau, Heinrich, Dr., Hamburg 1895 Boulenger, G. A., F. R. S., Brit. Museum (N. H.), Dep. of Zool., London 1883 Boveri, Theodor, Prof. Dr., Zool. Institut, Würzburg 1902 Brauer, August, Prof. Dr., Zool. Museum, Berlin 1904 Breuer, H., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Wiesbaden 1887 Brigham, W. T., Bernice Pauhi Bishop Museum, Honolulu 1910 Buchner, E., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Chem. Institut, Würzburg 1907 Bucking, H., Prof. Dr., Geol. Landesanstalt, Straßburg 1896 Bumpus, H. C, Prof. Dr., American Museum of Nat. History, Neuyork 1907 Bütschli, 0., Geh. Hofrat Prof. Dr., Zool. Institut, Heidelberg 1875 du Buyson, Robert, Comte, Saint-Remy la Varenne 1904 Conwentz, H., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Staatl. Stelle für Naturdenkmalpflege, Berlin 1892 Correns, W., Prof. Dr., Münster i. W. 1913 Darwin, Francis, M. A., M. B., L. L. D., D. Sc, Hon. Ph. D., Cambridge 1909 Dewitz, J., Dr., Stat. f. Schädlingsforschungen, Devant-les-Ponts 1906 Döderlein, L., Prof. Dr., Zool. Institut, Straßburg 1911 Douglas, James, Copper Queen Company „Arizona", Neuyork 1894 Dreyer, Ludwig, Dr., Wiesbaden 1894 Dyckerhoff, Rudolf, Prof. Dr. ing. h. c, Biebrich a. Rh. 1894 Ehlers, E., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Zool. Institut, Göttingen 1905 Engelhardt, Hermann, Hofrat Prof., Dresden 1891 Engler, H. G. A., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Bot. Institut, Berlin 1892 Eulefeld, A., Forstrat, Lauterbach 1910 Fischer, Emil, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Chem. Institut, Berlin 1891 Fischer, Emil, Dr., Zürich 1899 Fleischmann, Karl, Konsul, Guatemala 1892 Forel, August, Prof. Dr. med., phil. et jur. h. c, Yvorne 1898 Fresenius, Heinrich, Creh. Reg.-Rat Prof. Dr., Wiesbaden 1900 — 63 — Fries, Theodor, Prof. Dr., Upsala 1873 Friese, Heinrich, Dr., Schwerin 1901 Fürbringer, M., Geh. Hofrat Prof. Dr., Anat. Institut, Heidelberg 1903 Gaskell, Walter Holbrook, M. D., Physiol. Institut, Cambridge 1911 Gasser, E., Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Anat. Institut, Marburg 1874 Geisenheyner, Ludwig, Dr., Kreuznach 1911 Geyer, D., Mittelschullehrer, Stuttgart 1910 Goidschmidt, V., Prof. Dr.. Heidelberg 1913 V. Graff. L., Hofrat Prof. Dr., Zool. Institut, Graz 1901 Greim, Georg, Prof. Dr., Darmstadt 1896 V. Groth, P., Geh. Hofrat Prof. Dr., Mineral. Institut, München 1907 Günther, Albert, M. A., M. D., Ph. D., L. L. D., London 1873 Haberlandt, Gottlieb, Prof. Dr.. Bot. Institut. Berlin 1905 Habermehl, H., Prof., Worms 1911 Haeckel, Ernst, Exz., Wirkl. Geh.-Rat Prof. Dr.. Jena 1892 Hartert. Ernst J. 0., Ph. D., Zool. Museum, Tring Herts 1891 Hauthal, Rudolf, Prof. Dr., Römer-Museum, Hildesheim 1905 Heller, Karl Maria, Prof. Dr., Zool. Museum, Dresden 1910 Hertwig, 0., Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Anat.-biol. Institut, Berlin 1907 Hertwig, R., Geh. Hofrat Prof. Dr., Zool. Institut, München 1907 Hesse, Paul, Venedig 1887 Hornstein, F., Prof. Dr., Kassel 1868 V. Ihering, H., Prof. Dr., Museu Paulista, Sao Paulo 1898 Jickeli, Karl Fr., Dr., Hermannstadt 1880 Jung, Karl, Frankfurt a. M. 1883 Kammerer, Paul, Dr., Wien 1909 Kayser, E. F., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Geol.-pal. Institut, Marburg 1902 V. Kimakovicz, Moritz, Hermannstadt 1888 Klemm, Gustav, Prof. Dr., Landesgeolog, Darmstadt 1908 Klunzinger, Karl B., Prof. Dr., Stuttgart 1903 Knoblauch, Ferdinand, Sidney 1884 V. Koenen, A., Geh. Bergrat Prof. Dr., Geol.-pal. Institut, Göttingen 1884 König, Alexander F., Geh. Rat Prof. Dr., Bonn 1893 Körner, Otto, Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Ohrenklinik Rostock 1886 Kossei, A., Geh. Hofrat Prof. Dr., Physiol. Institut, Heidelberg 1899 Kraepelin, K. M. F., Prof. Dr., Naturhist. Museum, Hamburg 1895 Kükenthal, Willy, Prof. Dr., Zool. Institut, Breslau 1895 Lampert, K., Oberstudienrat Prof. Dr., Xat.-Kabinett, Stuttgart 1901 Langley, John Newport, Prof., Cambridge 1905 Lankester, Sir Edwin Ray, M. A., D. Sc, L. L. D., Prof., London 1907 Lepsius, R., Geh. 0. -Bergrat Prof. Dr., Geol. Landesanstalt, Darmstadt 1896 Le Souef, Dudley, Zool. Garten, Melbourne 1899 Liermann, Wilh., Prof. Dr., Kreiskrankenhaus, Dessau 1893 V. Linstow, Otto, Geh. Rat Prof. Dr., Gen.-Oberarzt a. D., Göttingen 1905 Liversidge, A., Prof. Dr., Hornton St. 1876 Loeb, Jacques, M. D., Prof., Rockefeller Institut, Chicago 1904 Lucanus, C, San.-Rat Dr., Hanau 1908 Ludwig Ferdinand, Prinz von Bayern, Kgl. Hoheit, Dr., Xymphenburg 1884 — 64 — de Man, J. G., Dr., lerseke (Holland) 1902 Martin, Ch. J., Dr., Lister Institute of Preventive Medizine, London 1899 V. Mehely, Lajos, Dr., Nationalmuseum, Budapest 1896 Möller, A., Oberforstmeister Prof. Dr., Forstakademie, Eberswalde 1896 Montelius, G. 0. A., Prof. Dr., Statens Hist. Museum, Stockholm 1900 di Monterosata, Marchese, Tommaso di Maria Allery, Palermo 1906 Murray, Sir John, Sc. D., Ph. D., Edinburgh 1895 "^ Nansen, Fridtjof, Prof. Dr., Lysaker bei Kristiania 1892 Nies, August, Prof. Dr., Mainz 1908 Nissl, Franz, Prof. Dr., Psychiatr. Klinik, Heidelberg 1901 Notzny, Albert, Heinitzgrube, Beuthen 1902 Oestreich, Karl, Prof. Dr., Utrecht 1902 Osborn, Henry Fairfield, A. B., D. Sc, L. L. D., Prof., Präsident d. American Museum of Natural History, Neuyork 1909 Pfeffer, W., Geh. Rat Prof. Dr., Bot. Institut, Leipzig 1907 Pfitzner, R., Pastor, Sprottau 1912 Preiss, Paul, Geometer, Ludwigshafen 1902 Ranke, J., Geh. Hofrat Prof. Dr., Anthropol. Institut, München 1883 Rayleigh, The right Hon. Lord, P. C, 0. M., Prof., Kanzler der Universität Cambridge, Essex 1909 Reis, Otto M., Dr., Landesgeolog, München 1902 Retowski, Otto, Staatsrat, Eremitage, St. Petersburg 1882 Retzius, Magnus Gustav, Prof. Dr., Stockholm 1882 Roux, Wilhelm, Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Anat. Institut, Halle 1889 Russ, Ludwig, Dr., Jassy 1882 Rüst, David, San.-Rat Dr., Hannover 1897 Rzehak, Anton, Prof. Dr., Brunn 1888 Sarasin, Fritz, Dr., Naturhist. Museum, Basel 1898 Sarasin, Paul, Dr., Basel 1898 Scharff, Robert, Ph. D., B. Sc, Nat. Museum of Science and Art, Dublin 1896 Sehenck, H., Geh. Hofrat Prof. Dr., Bot. Garten, Darmstadt 1899 Schillings, C. G., Prof., Weiherhof bei Düren 1901 Schinz, Hans, Prof. Dr., Zürich 1887 Schlosser, Max, Prof. Dr., Paläont. Sammlung, München 1903 Schmeisser, K., Geh. Bergrat, Oberbergamts-Direktor, Breslau 1902 Schmiedeknecht, Otto, Prof. Dr., Blankenburg 1898 Schneider, Sparre, Museum, Tromsö 1902 V. Schröter, Guido, Wiesbaden 1903 Schultze, Leonhard S., Prof. Dr., Marburg 1908 Schulze, F. E., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Zool. Institut, Berlin 1892 Schweinfurth, Georg August, Prof. Dr., Berlin 1873 Schwendener, Simon, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Berlin 1873 V. Semenow-Tian-Shansky, Peter, Exz., Präsident der Russ. Entomol. Gesell- schaft, St. Petersburg 1910 Simroth, Heinrich, Prof. Dr., Leipzig 1901 Spengel, J. W., Geh. Hofrat Prof. Dr., Zool. Institut, Gießen 1902 Speyer, James, Neuyork 1911 Steindachner, F., Geh. Hofrat Dr., K. K. Nat. Hofmuseum, Wien 1901 — 65 — Steinmann, G., Geh. Bergrat Prof. Dr., Geol.-pal. Institut, Bonn 1907 Sterzel, J. F., Prof. Dr., Naturw. Museum, Chemnitz 1908 Stiriing, James, Government Geologist of Viktoria, Melbourne 1899 Strahl, H., Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Anat. Institut, Gießen 1899 Stratz, Karl Heinrich, Dr., Haag (Holland) 1887 Stromer v. Reichenbach, Ernst, Freiherr, Prof. Dr., München 1908 Strubell, Adolf Wilhelm, Prof. Dr., Bonn 1891 Sueß, E., Prof. Dr., Präsident d. K. Akad. d. Wissenschaft, Wien 1892 Thilo, Otto, Dr., Riga 1901 Torley, Karl, Dr., Iserlohn 1910 Treboul, E., President de la Soc. nat. des sciences nat. et math., Cherbourg 1902 Urich, F. W., Government Entomologist, Port of Spain (Trinidad) 1894 Verbeek, Rogier Diederik Marius, Dr., Haag (Holland) 1897 Verworn, Max, Prof. Dr., Physiol. Institut, Bonn 1893 Vigener, Anton, Apotheker, Wiesbaden 1904 Voeltzkow, Alfred, Prof. Dr., Berlin 1897 de Vries, Hugo, Prof. Dr., Bot. Institut, Amsterdam 1903 Waldeyer, H. W. G., Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Anat. Institut, Berlin 1892 Weber, Max C. W., Prof. Dr., Zool. Museum, Amsterdam 1903 Weinland, Christ. David Friedr., Dr., Hohenwittlingen bei Urach 1860 Weismann, August, Exz., Wirkl. Geh.-Rat Prof. Dr., Freiburg i. B. 1860 Wetterhan, J. D., Freiburg 1876 V. Wettstein, Richard, Prof. Dr., Wien 1901 Wiesner, J., Geh. Hofrat Prof. Dr., Pflanzenphysiol. Institut, Wien 1907 Willstätter, Richard, Prof. Dr., Berlin 1911 Wittich, E., Dr., Mexiko 1912 Witzel, Louis, Comuna Prundu Jedetul Jefov (Rumänien) 1906 Wolterstorff, W., Dr., Naturhist. Museum, Magdeburg 1904 Zinndorf, Jakob, Offenbach 1900 66 Rückblick auf das Jahr 1913. Mitteilungen der Verwaltung'. Sparsamkeits- und Zweckmäßigkeitsgründe, wie sie in dem Aufsatz „Die Zukunft des Senckenbergischen Museums" (43. Be- richt 1912 S. 97 — 103) dargelegt sind, haben die Verwaltung be- stimmt, zugleich mit dem Zoologischen Universitätsinstitut, zu dessen Errichtung sie sich im Vertrag vom 28. September 1912 verpflichtet hat, auch den längst als dringend notwendig gefor- derten Erweiterungsbau des Museums zu projektieren und mit der Aufführung beider Bauten gleichzeitig zu beginnen. Da der verdienstvolle Erbauer unseres Museums an der Viktoria- Allee, Baurat Ludwig Neher, leider aus Gesundheitsrücksichten die Bearbeitung des Bauprograrams und der Pläne ablehnen mußte, wurde auf seinen Rat Architekt Alfred Günther hier- mit beauftragt. Dabei hat es sich als das Zweckmäßigste er- geben, zunächst den südlichen Längstrakt des Museums nach "Westen zu vergrößern, in dem neuen Bauteil provisorisch auch die Universitätsinstitute für Mineralogie und für Paläontologie- Geologie unterzubringen und an ihn westlich anschließend das Zoologische Institut zu errichten. Durch die in dem Erweite- rungsbau verfügbar bleibenden Räume, sowie durch die im kom- menden Sommer erfolgende Verlegung der wissenschaftlichen botanischen Sammlung aus dem Museum in das Gebäude der Senckenbergischen Bibliothek wird zunächst genügend Raum zur Vergrößerung der Sammkmgen gewonnen, so daß der end- gültige Ausbau des Museums mit dem geplanten zweiten Lichthof auf eine spätere Zeit verschoben werden kann. Die Verwaltung mußte sich entschließen, jetzt zu bauen, obwohl ihr ausreichende Mittel nicht zur — 67 — Verfügung stehen. Freilich trägt die Universität vertraglich die Kosten für die Aufführung des Zoologischen Instituts in Höhe von M. 250 000 ; sie stellt der Gesellschaft außerdem als Entgelt für die provisorische Unterbringung der „Steininstitute" in den Räumen ihres erweiterten Museums, zunächst für zehn Jahre, M. 120 000 zinslos zur Verfügung. Die Gesamtbausumme wird sich aber — ohne die innere Einrichtung der neuen Muse- umsräume — auf rund M. 500000 stellen, so daß die Gesellschaft für den Bau allein jetzt M. 130 000 und nach zehn Jahren weitere M. 120 000 bereitstellen muß. Die Verwaltung hofft, dies durch Aufnahme eines unverzinslichen Darlehens aus den Kreisen ihrer Mitglieder und Gönner zu erreichen, wovon die Hälfte zur Auf- bringung der Baukosten und zur Rückzahlung des von der Uni- versität geliehenen Kapitals verwandt und die andere Hälfte in bar auf der Deutschen Bank hinterlegt werden soll, wodurch die Tilgung der Schuld zum Nennbetrage binnen 16 Jahren durch die Deutsche Bank gewährleistet ist.^) Über das Darlehen werden einzelne Schuldscheine über je M. 1000 ausgestellt, um es dem großen Kreis unserer Mitglieder zu ermöglichen, zu einem Werke beizusteuern, das ihnen in erster Linie, sodann aber ganz Frankfurt zugute kommen wird. Wir dürfen mit dem seitherigen Erfolg unseres Aufrufes nicht unzu- frieden sein; sind doch bereits 168 Schuldscheine gezeichnet und M. 2050 zu dem Baufonds geschenkt worden. Damit sind aber unsere Bedürfnisse noch lange nicht gedeckt, und so richten wir wiederholt an unsere Mitglieder und Gönner die herzliche, dringende Bitte um tat- kräftige Förderung unseres gemeinnützigen Unter- nehmens. Möge jeder einzelne nach seinen Kräften zu dem Gelingen beitragen! Freilich wissen wir, in welchem Umfang fortdauernd an alle reichen Leute die gleiche Bitte gerichtet wird, und daß nur wenige von ihnen ein besonderes Interesse für die Naturwissenschaften besitzen, daß vielen die Unterstützung anderer Bestrebungen näherliegt als die eines naturhistorischen Museums. Vielleicht aber lassen sich großherzige Gönner bereit finden, uns zu helfen, indem sie für einige Jahre uns ein größeres Kapital zinslos leihen, mit der Bestimmung, daß das geliehene Kapital nach Auslosung der Schuldscheine einer anderen Stiftung ausgezahlt werde, deren Aufblühen gerade ihnen am Herzen liegt. ') Siehe 44. Bericht 1913 Heft 4 S. III— VI. — 68 — Die feierliche Grundsteinlegung zu dem Erweiterungs- bau des Museums und zu dem Zoologischen Universitätsinstitut fand am 22. November statt, am 96. Grün dungs tag der Senckenbergischen Gesellschaft. Bei herrlichstem Wetter hatte sich um die Mittagstunde eine stattliche Zahl von geladenen Gästen und von Mitgliedern der Gesellschaft auf dem mit Fahnen und Guirlanden geschmückten Bauplatz hinter dem Museum ein- gefunden. Aiich die Studentenschaft der Akademie hatte dort mit ihren Fahnen Aufstellung genommen. Im Auftrag der Kaiserin, der hohen Protektorin der Gesellschaft, war Seine Hoheit Prinz Friedrich Karl von Hessen erschienen. Ferner nahmen zahlreiche Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, des Großen Rates und des Dozentenkollegiums der Akademie, sowie sämtlicher übrigen Korporationen und Institute, die sich zur Gründung der Frankfurter Universität zusammen- geschlossen haben, an der Feier teil. Mit der Jubelouvertüre von Weber leitete die Regiments- musik unserer Einundachtziger die bedeutungsvolle Feier ein. Der I. Direktor, Geh. Reg.-Rat Dr. A. von Weinberg, begrüßte die Erschienenen und führte dann aus: ^Wie die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft stets an der Spitze aller wissenschaftlichen Bestrebungen unseres Frankfurts gestanden, so ergreift sie auch heute die Führung, um den Grundstein zu dem ersten Gebäude zu legen, das neben den Zwecken der Forschung auch der aka- demischen Lehrtätigkeit dienen soll, dem Bau, den die Gesellschaft unserer zukünftigen Universität zur Verfügung stellen wird. Ein zweifaches Motiv drängte uns vorwärts. Angehäuft liegen die Schätze wertvoller naturwissen- schaftlicher Objekte, die von Frankfurtern geschenkt, von kühnen Forschungs- peisenden erbeutet, von Gelehrten mit Fleiß gesammelt, nach Platz verlangen, um der Allgemeinheit Belehrung und Nutzen zu bringen. Die Erweite- rung der Museumsbauten war das eine Ziel, Das andere, nicht minder wichtige, war, ein Zoologisches Institut und verwandte Institute der Naturforschung zu schaffen, die Räume für die Forschung und für die Beleh- rung der zu erwartenden akademischen Jugend zu gewinnen. So ist es ein denkwürdiger Moment, den wir heute feiern. Zum ersten Male nimmt jener Gedanke, der so lange in den führenden Geistern der Stadt, schon von Senckenbergs und Goethes Zeiten her, rege gewesen, physische Gestalt an. Eines Namens müssen wir dabei in erster Linie gedenken, des jenes großen Mannes, dessen Tatkraft wir es verdanken, daß die eingeengte Aka- demie zu einer Universitas Literarum gestaltet wird, unseres verehrten Dr. A dickes. Krankheit verhindert ihn leider, heute hier zu erscheinen. Die Pläne, nach denen der neue Bau errichtet wird, waren nicht leicht zu vollenden, P]s mußte dabei Rücksicht auf teilweise unbekannte zukünftige — 69 — Verhältnisse genommen werden. Ein Vorbild für die Ausführung und An- ordnung stand aber in dem prächtigen Bau unseres verehrten Baurat Neher zur Verfügung. Architekt Alfred Günther hat die neuen Pläne angefertigt, und der neue Bau wird nicht nur seinen Zwecken, sondern auch dem Gefühl einfacher Schönheit gerecht werden. Nicht verschweigen darf ich, daß die Kosten dieses Baues recht bedeu- tende sein werden und die finanziellen Unterlagen zwar gut vorbereitet, aber noch nicht ganz so sichergestellt sind, wie die Verwaltung der Gesellschaft dies wünschen möchte. Aber zögern dürfen wir nicht länger. Die Liebe zur Wissenschaft, zu allem Großen und Wahren ist unsere Führerin und wird auch diesen Bau zu gutem Ende geleiten. Besonders ist die Gesellschaft auch Prof. Knoblauch, dem verdienstvollen Vorsitzenden unserer Baukom- mission, zu größtem Danke verpflichtet für die unermüdliche Tätigkeit, mit der er die Sache unseres Neubaues gefördert hat." Hierauf hielt der Rektor der Akademie, Prof. Dr. R. Wachs- muth, folgende Ansprache: „Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, und jedermann erwartet sich ein Fest! Ein solches Fest bringt der heutige Tag unserer Akademie, als deren Rektor ich hier stehe. Die Akademie war in dem Stiftungsvertrag mit den Vorbereitungen zur Gründung der Universität >)eauftragt, und sie betrachtet sich in diesem Sinne als den lebendigen Träger des Universitäts- gedankens. So nimmt sie besonderen Anteil an der Grundsteinlegung für das neue Zoologische Institut. Es ist das erste Universitätsinstitut, dessen Bau begonnen wird. Drei Jahre sind verstrichen, seit die ersten Verhandlungen zum Abschluß gelangten. In der Zwischenzeit sind viele vor- bereitende Schritte erfolgt. Hier tritt nun das erste sichtbare Zeichen an die Öffentlichkeit. Noch ist es nur ein Grundstein; aber unser Geist eilt voraus in die Zukunft und sieht das fertige Haus, sieht die Studenten ein- und aus- gehen, sieht große Gedanken hier entstehen. „Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, Daß Blut' und Frucht die künftgen Jahre zieren." Wir beglückwünschen auch die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft zu dem besonderen Fest, das sie heute feiert. Als vor sechs Jahren die Gesellschaft in ihren geräumigen Neubau einzog, da glaubte man nicht, daß nach so kurzer Zeit eine Vergrößerung erforderlich würde. Das lebhafte Interesse, welches das neue Senckenbergische Museum in den Kreisen der Bürgerschaft und weit über sie hinaus fand und das sich in dem starken Besuch und in vielen wertvollen Geschenken seiner Freunde bekundet, ist wohl das günstigste Zeichen für die rege Tätigkeit und das feine Verständnis seiner Verwaltung. In dem Neubau sollen auch die Universitätsinstitute für Minera- logie und Geologie für die ersten Jahre Unterkunft finden. Mit dieser Gastfreundschaft stellt sich Frankfurts älteste und populärste wissenschaftliche Gesellschaft, ohne sich ihres Charakters und ihrer Tradition zu begeben, in den Dienst der neuen Universität. Sie tritt für die Universität ein in einem Fall, wo es derselben unmöglich — 70 — war, ein eigenes Gebäude rechtzeitig aufzuführen. Icli darf dieser Tatsache hier wohl öffentlich aufs dankbarste Erwähnung tun. Dr. Adickes, unser Altbürgernieister, den wir heute alle schmerzlich vermissen, hat mir aufgetragen, seine besten Wünsche auszusprechen und hier zum Ausdruck zu bringen, daß seine Gedanken bei dem heutigen Feste sind, wenn ihn auch körperliches Leiden fernhält. Möchte es ihm vergönnt sein, in besserer Gesundheit zu erleben, daß diesem Gebäude der Schlußstein eingefügt wird und es damit, nach dem Goethe sehen Wort, „für ewige Zeiten" gebaut ist." Sodann verlas der IL Direktor Prof. Dr. E, Marx die GrundsfeinsurKunde. mThi Jabrc Eintausend neunhundert und dreizehn, am zweiund- zwanzigsten des nionats noventber, im Jubeliahr der Regierung Seiner majestat des Deutschen Kaisers und Königs von Preussen (Uilbelttl des Zweiten, im Gedenkjahr des Deutschen Uolkes an die Befreiung des Uaterlandes vom Joch der Jremdherrschaft, wurde dieser Grundstein fur den Erweiterungsbau des 1904 errichteten museums der unter dem hohen Protektorate Threr majestät der Deutschen Kaiserin JlUgUSte UiKtoria stehenden Senckenhergischen naturforschenden Gesellschaft und für das mit dem museum verbundene Zoologische Institut der zukunftigen Universität gelegt und damit der Bau nach dem mit dieser Urkunde in den Grundstein verschlossenen Plane des Baumeisters Jllfred Günther begonnen. mögen beide so eng zusammengehörende Institute in gemeinsamer treuer :Hrbeit ihre grossen Jlufgaben erfüllen! möge die Sencken- bergische naturforschende Gesellschaft und ihr museum welterbluhen als stolzes Denkmal deutschen Bürgersinns; möge sie allezeit den Tortschritt naturwissenschaftlicher Erkenntnis fördern und eine Quelle der Belehrung für Jrankfurts Bürgerschaft bleiben! möge die Uer- einigung ihres l>eims mit dem der reinen Jorschung und Belehrung der akademischen Jugend geweihten I)ause reichen Segen beiden teilen bringen!'' Während die Musik den Fanfarenmarsch „Hie gut Branden- burg allewege" von Henrion spielte, wurde die Urkunde nebst den Bauplänen und einem Exemplar des Universitätsgründungs- vertrags, sowie den drei Jubiläumstalern des Jahres 1913 in einer kupfernen Kassette in den Grundstein vermauert. Es folgten die üblichen Hamm er schlage mit dem lorbeerum- wundenen Hammer, den einst Albert von Reinach bei seinen — 71 — geologischen Forschungen im Taunus ein Menschenalter lang benützte, und der auch bei der Grundsteinlegung zum jetzigen Museum am 15. Mai 1904 dem gleichen Zweck gedient hat. Den ersten Schlag führte im Namen und Auftrag der Kaiserin Seine Hoheit Prinz Friedrich Karl von Hessen: „Beharre, wo du stehst!" Es folgten: der Kommandierende General des XVHI. Armeekorps, General der^ Infanterie Exz. von Schenck: „Möge die Universität blühen wie die Senckenbergische Gesellschaft!" Regierungspräsident Dr. W. von Meister- Wiesbaden: „Der Mensch ist hierhergesandt, nicht um zu zweifeln, sondern um zu arbeiten; der Zweck des Menschen ist eine Handlung, nicht ein Gedanke." Stadtrat H. Fl in seh als Vertreter des Magistrats: „Der Wissenschaft und ihrer Lehr', Der Vaterstadt allzeit zur Ehr'!" Prof. Wachsmuth als Rektor der Akademie: „Vivat et crescat Universitas Francofurtensis in aeternum!" San. -Rat Roe dig er als Vertreter der Dr. Senckenbergischen Stiftung : „Zum Gedächtnis Johann Christian Senckenbergsl Des Vaters Segen baut den Kindern Häuser." Sowie von Seiten der Bauherrin: Geh. Reg.-Rat von Weinberg als I. Direktor der Gesellschaft: „Persevero in vero." Prof. von Heyden als ältester Sektionär des Museums: „Zum Blühen und Gedeihen in alle Zukunft der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, der Vaterstadt Frankfurt am Main und des Zoologischen Instituts der Universität!" Prof. zur Strassen als Direktor des Museums: „Entzwei' und gebiete! Tüchtig Wort. Verein' und leite! Beßrer Hort." und Dr. Drevermann als Kustos der paläontologisch-geolo- gischen Abteilung: „Freier Lehre und freier Forschung! Der Geschichte des Lebens! Der Geschichte der Erde!" — 72 — Der Spruch des Baumeisters A. Günther lautete: „Zum Bauen braucht man festen Stein. Auch groben Sand und Mörtel fein, Geübte Hand, genaues Maß Und Gottes Schutz ohn' Unterlaß." Nachdem der I. Direktor ein Hoch auf Kaiser und Kaiserin ausgebracht hatte, beschloß die Regimentsmusik mit dem „Gaudeamus igitur" die eindrucksvolle Feier. Die Zahl der beitragenden Mitglieder ist im Berichtsjahr erfreulicherweise von 1358 auf 1476 angestiegen. Verstorben sind 29, ausgetreten oder verzogen 42, in die Reihe der ewigen Mitglieder übergetreten 2, eingetreten dagegen 191 beitragende Mitglieder. Tief beklagt die Gesellschaft den Tod ihrer langjährigen treuen Verwaltungsmitglieder: Prof. Dr. Friedrich Kinkelin, unseres hochverdienten, rastlos tätigen Sektionärs und Dozenten für Paläontologie und Geologie, und Dr. Carl Gerlach, deren hervorragendes Wirken im 4. Heft des vorjährigen Berichtes zu würdigen versucht worden ist. Ferner verloren wir durch den Tod unser ewiges Mitglied Eduard Jungmann und die korre- spondierenden Mitglieder: Geh. Bergrat Prof. H. Credner-Leipzig, Sir G. H. Dar win -Cambridge, Prof. A. Frits ch- Prag, Dr. W. Haacke- Berlin, Kom. -Rat C. Hagenbe ck- Stellingen, Geh. Reg.-Rat Prof. H. Kais er- Hannover, Prof. P. Lenz -Lübeck. Geh. Reg.-Rat Prof. H. Ludwig-Bonn, Geh. San. -Rat A. Pagenstecher-Wiesbaden, J. L. R e u ß - Kalkutta und Ph. L. Sclater-London. Unter die ewigen Mitglieder wurden aufgenommen: Geh. Reg.-Rat Dr. Gustav von Pruning (f), Stadtrat Heinrich Flinsch, Adolf Gans (f), Frau Fanny Goldschmid geb. Hahn, Hans Holtzinger-Tenever, Dr. Max Nassauer und Heinrich Niederhofheim, sowie Dr. Carl Ger lach, der in vorbildlicher Weise der Gesellschaft durch letztwillige Verfügung ein Kapital von M. 10 000 zur Vermehrung der Schau- sammlung hinterlassen hat. Ernannt wurden : Zum korrespondierenden Ehrenmitglied : der bewährte, großherzige Förderer unseres Museums Arthur von Gwinner M. d. H. in Berlin, bisher korrespondierendes Mitglied (seit 1909), ewiges Mitglied seit 1903. — 73 — Zu korrespondierenden Mitgliedern: Prof. Dr. C. Correns- Münster i. W. und Prof. Dr. V. Goldschmidt-Heidelberg. Zu arbeitenden (Verwaltungs-) Mitgliedern : Oberlehrer Dr. phil. Alexander Sendler, Dr. phil. Richard G on der und Dr. med. Edgar Goldschmid. Zu Sektionären : E. Creizenach (Skelette) und Dr. A. Sendler (Krustazeen). Am 1. Juli schied Dr. Ph. Lehrs aus seiner Stellung als Assistent der zoologischen Abteilung aus, um als wissenschaft- licher Hilfsarbeiter an das British Museum in London überzu- siedeln. Zum 1. Oktober, bzw. 1. November wurden Dr. Fried- rich Brauns, der bereits VI2 Jahre lang in der entomologi- schen Abteilung tätig war, und Dr. Richard Sternfeld, bisher wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Kgl. Museum für Naturkunde zu Berlin, als Assistenten der Zoologie angestellt. Am 1. Oktober traten Dr. Ernst Schwarz und Dr. Axel Born, bisher I. Assistent am Geologischen Institut der Universität Freiburg i. B., als Volontärassisenten der Zoologie, bzw. der Paläontologie- Geologie ein. Am 14. Mai schied der verdiente Bibliothekar der Sencken- bergischen Bibliothek Dr. G. Wahl, nachdem er zum Direktor der Deutschen Bücherei in Leipzig ernannt worden war, aus seinem Amte aus, das er sieben Jahre lang innehatte. An seine Stelle trat am 1. Oktober der seitherige wissenschaftliche Hilfs- arbeiter Dr. jur. Walther Rauschenberger. Die ordentliche Generalversammlung fand am 19. Februar statt. Sie genehmigte nach dem Antrag der Revisionskommis- sion die Rechnungsablage für 1912 und erteilte dem L Kassier W. Melber Entlastung. Der Voranschlag für 1913, in Einnahmen und Ausgaben mit M. 142 823,92 balanzierend, wurde genehmigt. Nach dem Dienstalter schieden aus der Revisionskommission Justizrat Dr. P. Roediger und E. Grumbach-Malebrein aus; an ihre Stelle wurden Kurt von Neufville und Her- mann Nestle gewählt. Für 1913 gehörten der Revisionskom- mission ferner an: Robert Oster rieth als Vorsitzender, Konsul E.Roques-Mettenheimer, Heinrich And reae und Alfred M ertön. Sehr erfreulicherweise hat Frau M. Th. Rüppell Wwe. geb. Döbel (gest. am 22. Dezember 1912) unserer für Wissenschaft- — 74 — liehe Reisen bestimmten E d u a r d-R ü p p e 1 1 s t i f tju n g letztwillig ein Legat von M. 1000 überwiesen. Am 7. April kam zum zwanzigsten Male der 1828 gestiftete Soeramerring-Preis zur Erteilung und wurde Prof. Dr. C. Correns in Münster i. W. verliehen. Am 25. Mai fand die Jahresfeier statt, bei der Dr. H. S i e d e n - topf aus Jena den Festvortrag hielt. Eine vom 6. September bis 5. Oktober im Festsaal veran- staltete Ausstellung der Blumenaquarelle aus der hiesigen Flora, gemalt von Elisabeth Schulz (1817—1898), bot Gelegenheit, auch andere ältere Pflanzen- und Landschaftsaquarelle und Feder- zeichnungen, die sich im Besitz der Gesellschaft und der Dr. Senckenbergischen Stiftung befinden (von Louise v. Panhuys geb. V. Barckhausen-Wiesenhütten, Pierre Turpin, Franz Anton Cronenberger, Marie Sibylle Merian u. a.), den Besuchern des Museums zugängig zu machen. Mit Ende des Jahres sind nach zweijähriger Amtsführung satzungsgemäß aus der Direktion ausgeschieden: der IL Direktor Oberstabsarzt a. D. Prof. Dr. E. Marx und der 11. Schriftführer Dr. A. Lotichius. An ihre Stelle wurden für die Jahre 1914 und 1915 Dr. Otto Schnaudigel und Rudolf von Gold- schmidt-Rothschild gewählt. <0 4^ BS CO CO C CO E o > c ^ CO CO i^ CJ)0) CO "^ < 0 C 0 3 N CD CO c c ÜJ CD CO 2 CD .= O «w CO IC t— P_l O t- lO ■^ OC' -* t- CO C5 -* o ■--H O 05 lO -rt C5 C5 -rt T-( CO O 00 O 00 CO 1—1 o s 3S o W g O O) I rQ I C ® — ' 12 ^ .2 - o o :^ o, O > ffl W) UJ 2^ 5 i c o o 5 3 < ^ K ^ [2 .2 'S J -'^ t-t c ^ -^ ^ ^ Si S) 'o p^ 2 :^ ui fcC o CL, t^ GO -^ 05 O CO O] CO ^ C^l -H -^ -t O ^ ^ [- CC CO 00 c^ t- '-^ c^i 00 o — "^ I Tri t» N S ix CO O = = bfj O o o bi) .2 -^ ffl -5 * i .2 *^ N P -s i£ 2 Sc -^ '' "S "^ © S ii S :^ -p ^ = " Z .2 Sb'.^ = c^ § B K X. ^ © Sc .2 ffi N rs O ffl 3 m Ä Q Q ffi cö 3 fi 3 © J— O iß ^^ .S X • N 3 f^ S et ^ .P iß O! >■ © 'S =ö ^ 3 <1 _ ^ K M, ^ 3 ^ < fe ffi ^ H f£ Q Ph o »a to o ■pH (M -H CO ^ 0-'HCn]CO>OCD--hC00050'0-^ OiOOSO'^OlCO-*!:— •>-iaO!M'* Ot~C0i0a0CD^05-^-^0] CD o-^(Mcocooo-^c^a: — < lO -^ T-H X 00 !M i4 CO s CD E CD N CD Q 5 CD o M o a c O) o ^ =0 c ® ::; § § M M o ©US ■^ ■" w ^ ^^ ^J ^ ° be > be c» •^ bl 1 ^ ^ c= Plh t~- O C^ O — o t- o -M> o S - "^ cS CO ^ ^ C 3 N O) , o < w W c -1, c ~ I 3q pÜ o W c ^-L r^ 03 ^ t^ Co -M ^ a: Co ^.2 •S £ -g = c I Oj Ü > £e S3 J Oh ^ _• ?3 O r I ~ I O Cj S3 2 - CS _2. C C C ?- o s - p I c © M Ml •cS c J5 1> a> - s 't' ^> oi c ^ s- (D ,L -H • •- S -G Trt 2 ?^ £ :- Co o ^ >■ >■ ^ ^ \A — -"^ 'S 'J s '^ 2 (D O) cS ® © ^ > ^ Ph O := = © S5 s: 05 CO as N C CD © — 11 — Museumsbericht. Am 16. April besuchte Ihre Majestät die Kaiserin und Königin das Museum. Seit 1. September ist das Museum täglich (außer Montags) von 10 — 1 Uhr, sowie Mittwochs, Samstags und am ersten Sonntag eines jeden Monats auch nachmittags im Sommer von 3 — 5 Uhr, im Winter von 2 — 4 Uhr geöffnet. Die Zahl der Besucher ist im Berichtsjahr von 65 275 auf 75 957 (darunter 74 052 ohne Entgelt) angestiegen. Auch viele Fachgelehrte, wissenschaftliche Vereine und andere Körperschaften, hiesige und auswärtige Schulen besichtigten die Sammlungen, meist unter Führung von Museumsbeamten. Im Gesamtbild der Schausammlung sind keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen; dagegen wurde viel am Ausbau der einzelnen Sammlungsabteilungen gearbeitet, worüber die nachfolgenden Abschnitte Näheres berichten. Die Schreinerwerkstätte stellte, neben den laufenden Arbeiten, wie Reparaturen, Ergänzungen des Mobiliars der Arbeitsräume und Sockel für Schauobjekte, eine Reihe großer Schränke für die wissenschaftliche Säugetier- und Vogelsammlung her. Die Hausdruckerei lieferte neue, übersichtliche Etiketten für einen großen Teil der Schausammlung, Fundortetiketten für die wissen- schaftliche Sammlung usw. Im Präparationsraum der Paläontologie wurde eine Druck- luftanlage zur Beschleunigung der Meißelarbeit eingerichtet (Geschenk von I. E. Goldschmid und Geh. Reg.-Rat A. von Weinberg); die zugehörigen 100 Meißel aus besonders gutem Stahl wurden von H. W. Drev ermann jun. -Vogelsang i. W. geschenkt. Ferner wurden im Museum zwei Warmwasserappa- rate neu aufgestellt. — 7» — A. Zoologische Sammlung'. Wieder sind uns große Reiseausbeuten zugefallen, deren Material fast allen Sektionen zugute gekommen ist. So vervoll- ständigten die Auf Sammlungen von Lehrer A. Haas-Duala und von dem in Neu-Kamerun ermordeten Dr. R. Houy unseren Tierbestand aus Kamerun und die Sammelausbeute von Dr. A. Lotichius unsere seit Rüppells Zeiten kaum vergrößerte Sammlung sudanesischer Tiere. K. Küchler sammelte in Tur- kestan, besonders Insekten, Dr. C. R. Boettger auf den Kanaren und Rio de Oro. Eine wertvolle Bereicherung unseres Bestandes an südamerikanischen Tieren bildet das von Dr. H. Bluntschli und Dr. B. Beyer im Gebiet des unteren und oberen Amazonen- stromes aufgesammelte Material. Dr. 0. Löw-Beer brachte von Brioni eine reiche Ausbeute an Land- und Seetieren mit. Dr. Nick sammelte drei Wochen in Portofino (Ligurien), und Dr. Haas war vier Wochen im Gebiet der zukünftigen Eder- talsperre mit faunistischen und biologischen Untersuchungen beschäftigt. Die technischen Hilfsmittel des Museums erhielten u. a. durch ein vorzügliches Mikroskop aus dem Nachlaß von Dr. C. Gerlach eine sehr erwünschte Bereicherung. Die Lehrsammlung verdankt wiederum der unermüdlichen Tätigkeit von Frl. B. Groß und Frl. S. Hartraann eine große Anzahl wertvoller Wandtafeln. Frl. A. Reifenberg führte einige wissenschaftliche Zeichnungen aus. Außer den zahlreichen freiwilligen Mitarbeiterinnen, die bei den einzelnen Sektionen erwähnt sind, halfen liebenswürdiger- weise in den verschiedensten Abteilungen Frl. A. Roediger und Frl. E. Reinhertz. Auskunftserteilung in zoologischen und technischen Fragen erfolgte öfter als in den vorhergehenden Jahren. Zu wissen- schaftlichen Arbeiten erhielten Material: Dr. C. Born er- St. Julien (Metz), Prof. H. Egge ling -Jena, Prof. P. Ehrmann-Leipzig. H. Fahr enh 0 Iz- Hannover, Dr. V. Franz-Leipzig, Prof. 0. Fuhr m ann-Neuchätel, Prof. R. G e s tr o - Genua, Prof. H. Habermehl-Worms, H. Holtziuger-Tenever bei Hemelingen, Prof. A. Knoblauch, Prof. K. Kr aep elin-Hamburg, Prof. W. L ei sewitz- München, Prof. W. Lubosch-Würzburg, Prof. P. Mats Chi e -Berlin, Prof. L. M ü 1 1 e r - München, Prof. A. Reichenow-Berlin, Dr. A. Schmidt-Bonn, Dr. 0. Schmidtgen- Mainz, Dr. 0. Schnaudigel, Prof. 0. S t e c h e - Leipzig, Dr. — 79 — W. Stendell, E. Strand-Berlin, Prof. J. T h i e 1 e - Berlin, Oberstabsarzt A. Wagner-Diemlach bei Brück a. d. Miir und Dr. E. Wy digram -Kiel. Zahlreiche Gönner des Museums, denen auch an dieser Stelle gedankt sei, haben wiederum unsere Sammlung mit wertvollen Zuwendungen bedacht. Es sind dies u. a.: E.Adler, J. Aharoni- Jaffa, H. Almeroth, Altschüler, Edgar Andreae, Frl. M. Andreae, G. Andre s-Kairo, Dr. R. Askenasy, Dr. Bach- feld & Co., Frl. L. Baerwald, Prof. E. Balli-Lugano, Dr. E. B annwarth-Kairo, Frau Dr. R. B aumstark-Bad Hom- burg, Dr. S. Be eher- Gießen, Dr. C. Beck, Kom.-Rat E. Beit- V. Speyer, Justizrat F. Berg, E. B i r n e r , Dr. H. Bluntschli- Zürich, H. Bock, Dr. C. R. Boettger, Frau W. Bonn, Direktor Börne, W. v. Brentano, Prof. H. Brockmeier-M.-Gladbach, Dr. A. Bücheier, E. Buchka, Frl. G. Burckhardt, Frl. C. Burgheim, H. C. B u r n u p - Maritzburg, Prof. H. v. Büttel- Reepe n - Oldenburg, A. Christmann, Geh. Rat C. Chun- Leipzig, Frl. F. Cluß, E. Cnyrim, E. Creizenach, Frl. J. D an z- Kreuznach, Frl. E. Diener, C. H. und L. Dietrich, K. Dietze- Jugenheim, J. Eckstein, Prof. L. E dinger, Frl. H. Eisenmann, Forstrat A. E u 1 e f e 1 d - Lauterbach i. H., Frl. A, Fahr -Darmstadt, Prof. B. Farwick-Viersen, Hauptmann Dr. Filchner-Berlin, Hauptmann A. Fisch er- San Bernardino, E. Fischer, Prof. M. Flesch, Stadtrat H. Flinsch, L. S. Frierson-Frierson, C.H.Fulda, Dr. P. Fulda, P.Geist, Dr. C. Gerlach (y), Dr. H. Gerth-Bonn, Prof. R. Gestro- Genua, D. G e y e r - Stuttgart, Lehrer A. Göbel, R. v. Goldschmidt- Rothschild, Frau H. Gottschalk-Buchschlag, Frl. B. Groß, Obergärtner R. Günther, Dr. J. Guide, A. v. Gwinner- Berlin, A. Haas-Duala, B. Haas -Croydon, P. C. Hab ig -Wien, Tierpark C. Hagenbeck- Stellingen, Dr. A. Hagmeier- Heidel- berg, C.A.Hahn, G. Hartmann-Niederhöchstadt, Frl. S. Hart - mann, K. Hashag en-Halle, Kammerherr F. v. Heimburg-Wies- baden, Dr. K. Hellwig-Dotzheim, Frl. H. Helmerichs-München, Postverwalter Hennige -Romrod, H. Hensen, Frl. R. Herz- berg, A. Heuer, Prof. L. v. Hey den, A. Heyl, Frl. A. und Frl. E. Hobrecht, E. Hoerle, K. Höfer, Konsul A. Hoff, Frau T. Homberger-Darmstadt, Frau E. Hübner, H. Hübner, Dr. H. Hütz, Prof. C. F. Jickeli -Hermannstadt, Dr. A. C. Jo bansen -Kopenhagen, W. Israel-Gera-Untermhaus, Lehrer — 80 — A. Kahl er- Hanau, Ch. Kahn -Paris, Kaiser-Friedrich-Quelle A.-G.- Offenbach, H. K auf f mann, Frh M. Kayßer, J. Kilb- Skobeleff, Prof. 0. K i r m i s - Neumünster, Pfarrer 0. Klein- schmidt-Dederstett, Frau H, Kleyer, A. Knoblauch, G. K n 0 d t - Darmstadt, Prof. W. K o b e 1 1 - Schwanheim, H.Königs- werther (f), Dr. F. Kraemer, Forstmeister E. Krekel-Hofheim, G. K r e k e 1 - Hadamar, Prof. Krimphof f-Warendorff, Krüger- Brisbane, K. Küchler, L. Kuhlmann, Förster W. Ku ß - L angen- lonsheim, W. Lampe, Tierarzt L. L a n g , Prof. R. Lauterborn- Ludwigshafen, Dr. Ph. Lehrs- London, A. Levi-Reiß, Frl. H. Levison-M.-Gladbach, Frl. M. Ließ, L. Lietzsche, W. A. Lindholm- Moskau, Dr. A. Lipstein, Frau H.J^L ö w - B e e r , Dr. O. Löw-Beer, Dr. A. Lotichius, 0. Lotichius, Dr. H. L 0 1 z - Berlin, J. v. L u m b e - Mallowitz, W. M a 1 m , Prof. E.Marx, Frl. F. M a r X , Lehrer Meerkamp- Rheincassel, Frl. E.Metzger, Prof. M. Möbius, A. Müller-Höchst, E. Müller, H. Müller- Eschborn, Frau E. v. Mumm, Dr. M. Nassauer, San.-Rat Dr. 0. Neubürger (f), Kom.-Rat R. de Neufville, Dr. R. Nie- derhofheim, E. Ochs, P. Oppenheim, Dr. F. Paehler, Palmengarten, Dr. B. Peyer, Pastor R. Pf itzner-Sprottau, Frau J. Prior, Dipl.-Ing. P. Prior, Frl. A. Reichenbach, Prof. H. Reichenbach, Frl. E. Reinhertz, Frl. H. Reishaus- Hamburg, Dr. R. Richter, Dr. F. Rintelen-Swakopmund, Fr]. A. Roediger, Dr. 0. le Roi-Bonn, R. Rück er t, C. Rühl, Dr. G. Rumpf, Prof. P. Sack, Frau L. Salvendi, Stadtbau- inspektor W. Sattler, A. Seh aedel- Münster i. W., Dr. R. Scharf f -Dublin, F. Schell, G. Schenck, H. Schernitz, Frl. A. Schiele, F. Schiermann-Steinbrenck, Frau L. Schinkenberger, Stadt. Schlacht- und Viehhof, G. Schmidt- Ahl, Bürgermeister Schmidt-Romrod, Justizrat K. Schmidt- Polex, F. Schmitt, L. und W. Scholz, L. Schorr, A. Schulze-Worms, Prof. E. Schumann-Zoppot, Dr. P. Schuster, Lehrer Schützeichel-Hangard, Dr. E. Schwartz, Prof. J. Schwarz, Postsekretär K. Schwebel-Worms, G. Schwinn- Paris, Dr. H. Seckel, Direktor J. Seeth, A. Seidler-Hanau, Dr. A. Sen dl er, Siggelkow-Hamburg, Frau M. Sondheim, Pater Placidus von Spee-Maria-Laach, J. Sprick-Oels, A. V. Steiger, Frau L. v. Steiger, Prof. W. St or ck- Offenbach, Dr. E. Strauß, S. Sundelowitsch, Frau Th. Theinert- Guhrau, Dr. A. Thienemann-Münster i. W., B. Tri er- St.- Anton, — 81 — Dr. J. Voigt- Schwanheim, Frl. E. Walcker, Frl. L. Wal deck, Frl. K. Weber, F. und E. Weill, Geh.-Rat A. v. Weinberg, A. Weis (f), H. Weisensee-Marburg, H. Welters-Nieder- krüchten, A. H. Wendt-St. Goar, Frl. H. Wertheim, Frl. T. Wertheim er, Wiedenf eld, San.-Rat R. v. Wild, A.Witebski, E. Wittko, Frau Prof. Ziegler, H. Zeltmann, Zoologischer Garten, G. Zw an zig er- Fürth i. B. In der Hausbibliothek sind jetzt alle Separata (etwa 6000) von Frl. A. Hobrecht nach mühseliger Arbeit neu geordnet und katalogisiert; die umfassende Sammlung ist damit der Be- nutzung erschlossen. Frl. Hob recht ist nun darangegangen, die gebundenen Werke zu katalogisieren und neu zu ordnen. Einen recht bedeutenden Jahreszuwachs verdanken wir den Ge- schenken von: Dr. R. Anthony- Paris, Dr. Th. Arl dt -Rade- berg, Dr. F. Baumann-Bern, Prof. H. Bechhold, Dr. C. R. Boettger, Dr. R. Böhm-Berlin, San.-Rat. E. Böttcher- Wiesbaden, Chemische Fabrik-Flörsheim, Ph. Dautzenberg- Paris, Deutsches Museum-München, Dr. J. Dewitz-Metz, Dr. F. Drevermann, Prof. L. E dinger, Prof. E. Egger- Mainz, H. Fahrenholz -Hannover, Dr. J. Fei ix- Leipzig, Geh.-Rat H. Fresenius -Wiesbaden, R. Friedländer & Sohn -Berlin, Dr. C. Gerlach (f), Dr. L. Germain-Paris, Dr. H. Gerth-Bonn, D. Geyer- Stuttgart, H. Hannibal-Stanford, Prof. K. M. Heller- Dresden, P. Hesse-Venedig, Prof. L. v. Hey den, San.-Rat R. Hilbert- Sensburg, Geh. San.-Rat T. Jaffe, Jaroslaws Glimmerfabrik-Berlin, Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten- Hamburg, W. Israel- Gera-Untermhaus, Dr. F. van Kampen- Amsterdam, Prof. C. B. Klun zing er- Stuttgart, Prof. W. K o b e 1 1 - Schwanheim, Prof. W. K u h 1 m a n n , cand. phil. R. L a i s - Freiburg i. B., Oberstudienrat K. L a m p e r t - Stuttgart, Prof. R. Lauterborn-Ludwigshafen, E. L e i t z -Wetzlar, Geh. Rat R. Lepsins-Darmstadt, R. E. Liesegang, W. A. Lindholm- Moskau, Dr. A. Lotichius, Dr. J. G. de Man-Jerseke, Dr. G. Marktanner-Turneretscher-Graz, Prof. L. v. Mehely-Buda- pest, E. Merker-Gießen, Dr. F. Paehler, J. Ponsonby-London, Dr. A. Reichensp erger-Bonn, Dr. R. Richter, Dr. J. Rie- menschneider-Dorpat, Dr. 0. le Roi-Bonn, Prof. P. Sack, Dr. F. Scheidter-München, M. M. Schepmann-Bosch-en-Diim, Direktor J. S. Schneider-Tromsö, Dr. H. Seckel, Seemann & Co. -Leipzigs Frau M. Sondheim, Prof. G. Steinmann-Bonn, — 82 — Dr. U. Steusloff-Celle, Prof. 0. zur Strassen, 0. S. Tes- dorpf -Hamburg, G. B. Teubner-Leipzig, Dr. 0. Thilo -Riga, E. G. Van att a -Philadelphia, Dr. A. Vayssiere-Marseille, Dr. J. H. Vernh out- Leiden, Verein für Geographie und Statistik, Verein fih' Naturwissenschaftliche Unterhaltung, B. Walker- Detroit, A. Weis (t), Dr. G. Wülk er- Heidelberg, Dr. E. Wych- gram-Kiel, Prof. H. Z w i e s e 1 e - Stuttgart. I. Wirbeltiere. 1. Säugetiere. Die Säugetiersammlung hat sich im Berichts- jahr in erfreulicher Weise entwickelt. Die wissenschaftliche Tätigkeit galt in erster Linie der Bearbeitung des von der H. Innerafrika-Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg heimgebrachten Materials, von dem bis jetzt 29 neue Formen von Huftieren beschrieben wurden. Prof. A. Brauer- Berlin bearbeitete unser gesamtes Material von Klipp- schliefern, Prof. W. Leise witz-München einige Bälge von afrikanischen Waldschweinen. Der Zuwachs der wissenschaft- lichen Sammlung rührt größtenteils von der beträchtlichen Jagd- ausbeute von Dr. Lotichius und Dr. Hütz aus dem Sudan her, sowie von der Amazonas-Expedition Dr. Blunt schlis, die, durch namhafte Unterstützung unserer Mitglieder A. v. Gwinner und Kom.-Rat R. de Neufville gefördert, zahlreiche Bälge und Schädel mitbrachte, und ferner von der kamerunischen Sammel- ausbeute von Dr. Houy (f), dessen gut konserviertes Material u. a. ein Fell und drei prächtige Schädel der äußerst gesuchten westafrikanischen Elenantilope Tauroiragus derhianus enthält. H. Zeltmann schenkte seine reiche Jagdausbeute aus Cochin- china, G. Hart mann- Niederhöchstadt Affen und Beutler aus Guyana. Von besonderer Bedeutung ist die Erwerbung eines alten Gorillaweibchens, ein Geschenk von Dr. Lotichius. In der Schausammlung ist die Aufstellung der Beuteltiere und Zahnarmen jetzt nahezu abgeschlossen. Dr. Lotichius schenkte außer vielem anderem ein Baumkänguruh (Dendrolag ns Iwnholzi), eine Weißohrantilope (Adenota koh leucotis), ein sehr schönes Exemplar des seltenen Riesengürteltiers (Priodontes giganteus) mit Skeletten, E. Sulzbach u. a. eine Gabelantilope (Antilocapra americana) und ein Erdferkel (Or^ycteropus afer tvertheri), R. v. Goldschmidt-Rothschild ein Schnee-Argali (Ovis anmion kennaiensis) und einen noch in Präparation befind- — 83 — liehen riesigen Alaska-Elch (Alce gigas). Vor allem aber muß ein prachtvolles Exemplar des Seeotters (Latax lutris) mit Ske- lett erwähnt werden, ein kostbares Geschenk von H. Königs- werther (f). 2. Vögel. Die Vogelsammlung wurde um mehr als 5000 Bälge vermehrt. Dieser Zuwachs beruht in erster Linie auf dem Er- werb einer über 3000 Bälge starken Kollektion aus früherem Besitz von Eugene Rej^, die hauptsächlich indische und nord- amerikanische Arten in schönen Serien enthält und dem Museum von Frau W. Bonn zum Geschenk gemacht wurde. Aus Surinam erhielten wir etwa 1000 Bälge, davon 190 als Geschenk von G. Hart mann -Niederhöchstadt. Die Reise Dr. Bluntschlis nach Marajd und dem oberen Amazonas lieferte 250 Vögel, darunter zwei neue Formen. Kom.-Rat R. de Neufville schenkte 127 von Klage s auf Trinidad gesammelte Bälge, sowie eine Reihe seltener Arten zur Ergänzung der Schausammlung. Andere größere Eingänge sind: 92 Bälge aus Patagonien, 34 von Dr. Lotichius, Dr. Hütz und Dr. Niederhofheim im Sudan gesammelte, 35 von Dr. C. R. Boettger auf den Kanaren, 20 von K. Küchler in Turkestan erbeutete Vögel. Hauptmann Dr. Filchn er- Berlin schenkte zwei Kaiserpinguine, C. H. Fulda zwei Apteryx haasti, J. Kilb-Skobeleff einige interessante Bälge aus dem Ferghana-Gebiet. Im Tausch erhielten wir vom Grafen V. Berlepsch 30 für uns neue Ai'ten, meist seltene Tangaren. Die Neuordnung der wissenschaftlichen Sammlung machte durch den Fleiß von Frau Reichenberger, Frl. F. Ritter und Frl. H. Eisen mann bedeutende Fortsclrritte. Frau Dr. H. Löw-Beer ordnete die auf etwa 1000 Bälge angewachsene Kolibri-Samm- lung. Durch Bearbeitung und Bestimmung eines großen Teiles des eingegangenen Materials unterstützte uns Graf v. Berlepsch mit gewohnter Liebenswürdigkeit. 3. Reptilien und Amphibien. Von Dr. C. R. Boettger erhielt die wissenschaftliche Sammlung die Ausbeute seiner Forschungs- reise nach den Kanaren und nach Rio de Oro, ein Material, das an Reichhaltigkeit kaum übertroffen werden kann. Der weitere, durch Geschenke hervorgerufene Zuwachs stammt von Duala in Kamerun, Ceylon, dem Mamure-Gebiet in Südamerika und von Turkestan. Eine größere Anzahl wertvoller Objekte wurde vom Zoologischen Garten käuflich erworben. Die Bearbeitung des Materials der H. Innerafrika - Expedition des Herzogs Adolf 6* — 84 — Friedrich zu Mecklenburg wurde in Angriff genommen. Die Ausbeute stellt, wie sich schon jetzt erkennen läßt, einen höchst wertvollen Zuwachs unserer Sammlung dar und verspricht vor allem in tiergeographischer Hinsicht wichtige Aufschlüsse. In der Schausammlung wurden mehrere große Schildkröten, u. a. eine riesige Elefantenschildkröte (Testudo daudini), Geschenk von Prof. Edinger, eine von A. v. Gwinner geschenkte Suppen- schildkröte, sowie ein Panzer der Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) aufgestellt. 4. Fische. Durch die rastlose Tätigkeit des Sektionärs A. H. Wen dt wurde dem Museum eine große Anzahl deutscher Süßwasserfische zugeführt. Dr. Haas sammelte Belegstücke im mittleren Edertalgebiet. Von Dr. Bannwarth-Kairo wurden Nilfische angekauft. Von der 11. Innerafrika -Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg erhielten wir Dubletten der von Dr. Duncker- Hamburg bearbeiteten Fisch- ausbeute. Weitere zahlreiche Eingänge, zum Teil wertvolle Seefische, stammen A^on Ligurien, Helgoland und Japan. 11. Wirbellose Tiere. 5. Mollusken. Der äußerst starke Zuwachs der Sammlung verhinderte das dringend nötige Vorwärtsschreiten der Neuord- nung des alten Bestandes. Die Neueinläufe rühren, abgesehen von einigen Käufen und Tauschhändeln, von freiwilligen Zu- wendungen her, die wir 73 Schenkern verdanken. Besonders zu Dank verpflichtet sind wir Kammerherrn Landrat F. v. Heimburg- AViesbaden, der uns durch freundliche Vermittlung der Landräte in den Rheinlanden und Westfalen ein äußerst wertvolles und reiches Material von Najaden aus den beiden genannten Pro- vinzen verschaffte, so daß unsere Sammlung europäischer Fluß- muscheln jetzt wohl die bedeutendste der ganzen Welt ist. Die uns testamentarisch zugewandte Konchyliensammlung unseres ver- storbenen Mitgliedes Dr. C. Ger lach, besonders reich an alpinen Landschnecken, vervollständigte unsere Sammlung schweizerischer Mollusken in wünschenswerter Weise. E. S tr es em an n- Frei- burg i. B. sandte die Molluskenausbeute der IL Freiburger Mo- lukken-Expedition 1910/11 an Dr. Haas zur Bearbeitung, nach deren Abschluß sie in den Besitz des Museums übergehen wird. Dr. C. R. Boettger stellte größtenteils aus Stücken seiner Sammlung eine Formenkette der Schnecken aus der Gruppe des — 85 — Iberus gualterianus alofie/isis zusammen, die als Beispiel der Bildimg von Unterarten durch Anpassung an verschiedene Lebens- bedingungen in der Schausammlung aufgestellt wurde. Dr. Gr. Wülker sandte die Cephalopoden der M ertön sehen Ausbeute von den Aru- und Kei-Inseln determiniert zurück. Die konchyliologische Handbibliothek, die jetzt über 4000 Nummern zählt, erfuhr wertvollen Zuwachs durch Kauf, Tausch und Geschenke, besonders aber dadurch, daß Prof. Kobelt einen großen Teil seiner an einschlägigen Werken so reichen Biblio- thek überwies. Die Einordnung und Katalogisierung der neu- einlaufenden Bücher übernahm Frl. E. Greb in dankenswerter Weise. 6. Insekten. Zahlreiche Geschenke haben höchsterfreulicher- weise unsere Sammlung vermehrt. Von größeren Zuwendungen nennen wir: Insekten von den Kanaren von Dr. C. R. Boettger, aus Südamerika von Hauptmann A. Fischer- San Bernardino, aus Turkestan von K. K ü c h 1 e r , aus Kamerun von A. H a a s - Duala, eine Sammlung Alpeninsekten, darunter namentlich Bienen und Wespen nachahmende Fliegen und Schmetterlinge von K. D i e t z e - Jugenheim und Käfer aus Argentinien von Dr. H. G e r t h - Bonn. W. Lampe schenkte ein prachtvolles Pärchen des seltenen Papilio alexandrae, A. Heyl ein solches des wunderschönen P. victoriae regis. Durch Ankauf wurden mehrere, z. T. in der Schausammlung aufgestellte Termiten- und Wespen- nester, mikroskopische Präparate von Siphunculaten und Flöhen und ein Heerwurm erworben. Prof. H. Haber mehl -Worms bearbeitete Ichneunioniden, und Prof. 0. Schmiedeknecht bestimmte eine kleine Hymenopterenkollektion aus Syrien. Die Phasmiden und Locustiden der wissenschaftlichen Samm- lung wurden neugeordnet; das Alkoholmaterial dieser Gruppen katalogisierte Frl. A. Morgenstern. Frl. M. Andreae be- gann mit dem Einordnen der von Prof. Habermehl bestimmten Ichneunioniden der Kollektion v. H e y d e n. Frl. C. B u r g h e i m präparierte die zahlreichen neu eingelaufenen Käfer. Die Neu- aufstellung und Katalogisierung der in Alkohol aufbewahrten Dipteren besorgte Frl. L. B a e r w a 1 d , die der Formiciden Frl. F. Marx. Prof. L. V. H e y d e n beendete die Aufstellung der Käfer von Deutschland für die Schausammlung, E. Müller die der exotischen Schmetterlinge, soweit es der beschränkte Raum er- — 86 — laubte. Die Schausammlung der Kleinschmetterlinge wurde durch Ankauf einer Anzahl seltener Arten von Stadtrat Mees- Karls- ruhe, die der Syntomiden und Hepialiden durch Erwerb uns fehlender Formen von H. Rolle- Berlin vervollständigt. Weiter kamen Nester der Wespen Apoica pallida Oliv, und Chartergus apicalis Fabr. und der Ameise Oecophylla smaragdina Fabr. mit Arbeiterinnen und Spinnlarven in der Schausammlung zur Auf- stellung. In den Wandschränken des Insektensaals wurde eine große Anzahl biologischer und entwicklungsgeschichtlicher Prä- parate aufgestellt, namentlich von bisher gar nicht oder wenig vertretenen Gruppen. Besondere Beachtung unter den neu mon- tierten Apterygoten verdient Acerentomon doderoi Silv. aus Sardinien, der Vertreter der Proturen, einer erst vor wenigen Jaliren entdeckten, sehr abweichend gebauten Gruppe. Eine Reihe aufs sorgfältigste ausgeführter anatomischer Präparate verdanken wir Frl. A. Reichenbach. 7. Krustazeeii. Die Sammlung der Dekapoden vergrößerte sich, namentlich durch Dr. S e n d 1 e r s Ausbeute von Rovigno und Dr. Nicks Auf Sammlung in Helgoland und Portofino, um über 300 Nummern. Dr. S e n d 1 e r bearbeitete die Stomatopoden, Frl. L. Herzberg die Isopoden der wissenschaftlichen Samm- lung. Frau L. C a y a r d begann mit der Neuordnung der Ento- mostraken. In der Schausammlung wurden die Dekapoden nach systematischen Gesichtspunkten durchgearbeitet, verschiedenes ausgemerzt und eine Reihe neuer Präparate aufgestellt. Die Onisciden der Schausammlung wurden durch eine Serie ein- heimischer Arten, die wir meist Frl. Herzberg verdanken, vervollständigt. 8. Sonstige Arthropoden. Araneen: Unter den sehr be- trächtlichen Eingängen sind die wichtigsten die von Dr. E. Bann- warth aus Ägypten, von K. Küchler aus Turkestan, von J. A h a r 0 n i aus Syrien und von Dr. C. R. B o e 1 1 g e r von den Kanaren. Das A h a r o n i sehe Material hat E, Strand- Berlin fast fertig determiniert ; es enthält einige neue Arten. Die Kata- logisierung der determinierten Neueingänge und die Durch- arbeitung des einheimischen Materials hat Frl. K. Kl au a über- nommen. Von A. Schladebach wurde eine Anzahl Spinnen für die Schausammlung aufgestellt. Acarinen: Eine Anzahl mikroskopischer Milbenpräparate wurde von C. A. 0 u d e m a n s erworben. Frl. L. Baerwald — 87 — hat die wissenschaftliche Acarinensammlung geordnet und die bestimmten Wassermilben katalogisiert. Opilioniden: Die Einreihmig der Neueingänge sowie die allmähliche Durcharbeitung der Gruppe besorgt A. Müller- Höchst. Dr. C. Fr. Roewer- Bremen revidierte die Gonylep- tiden unserer Sammlung. Scorpioniden: Der vermehrte Zugang machte eine Neu- ordnung und Katalogisierung nötig. Sie wurde von Frau Dr. Baum stark -Bad Homburg ausgeführt, die sich auch der Soli- fugen und Pedipalpen annahm. Prof. K. Kraepelin- Hamburg bearbeitete die Gattung Hormurus. Myriapoden: Unter dem reichen Zuwachs sind am wich- tigsten die Auf Sammlungen von K. K ü c h 1 e r aus Turkestan und Dr. C. R. Boettger von den Kanaren. Die Chilopoden der Expeditionen Elbert, Merton und Wolf hat Prof. H. Rib au t- Toulouse bearbeitet und zurückgesandt; sie wm'den zusammen mit den übrigen Myriapoden der Sammlung von Frl. E. H 0 b r e c h t , die jetzt auch die Determination unserer Sco- lopendriden übernommen hat, katalogisiert und eingestellt. Pantopoden: Geh. Rat C. Chun- Leipzig verdanken wir eine Reihe von Arten aus der Ausbeute der Deutschen Tiefsee- Expedition. Pr 0 tr ache aten : Ein Pärchen von Peripatus himhergi Fuhrmann und ein Exemplar von P. cinctipes Purcell wurden gekauft. Ein von Dr. Bluntschli im Amazonasgebiet ge- fangenes Tier ging an Prof. 0. Fuhrm ann-Neuchätel zur Bestimmung und wurde als Novum erkannt. 9. Molliiscoideeu. Katalogisierung und Neuaufstelkmg der wissenschaftlichen Sammlung wurden durchgeführt. Die Brachio- podensammlung erfulu- durch den Erwerb der Brachiopoden aus der Kollektion A. Bonnet -Paris eine beträchtliche Bereicherung. 10. Würmer. Der Zuwachs ist gering; nur unsere Samm- lung von parasitischen Würmern vergrößerte sich in bedeuten- derem Maße, hauptsächlich durch den Beistand der Städtischen Schlachthof Verwaltung und durch Tierarzt L. Lang. 11. Echiiiodermen. Von den Neueingängen seien besonders einige Tiefseecrinoiden von der Valdivia-Expedition erwähnt, Geschenke von Geh. Rat Chun -Leipzig, außerdem eine Reihe von Echinodermen aus dem Golf von Suez, gesammelt von — 88 — Dr. Bannwar th- Kairo. Die M e r t o n sehen Holothurien und Crinoiden ^von den Aru- und Kei-Inseln kamen von ihren Bear- beitern bestimmt zurück. Die Katalogisierung und Neuaufstel- lung sind bis auf die Seeigel beendet. 12. Coeleiiterateii. Die Schausammlung kam durch die C. G e r 1 a c h sehe Stiftung in den Besitz einiger uns bisher feh- lenden Glasschwämme und des seltenen Tiefseehydroidpolypen Branchioc er inuthus imperator aus der Sagami-Bai. Geh. Rat Chun -Leipzig überwies einige Medusen aus der Ausbeute der Valdivia-Expedition. Von Dr. Bannwarth- Kairo wurden zahl- reiche Coelenteraten des Roten Meeres, besonders Steinkorallen, erworben. III. Vergleichende Anatomie. Vier große Schildkröten (Chelonia viridis, Cciretta caretta, Testudo daudini und T. fahulatci) lieferten anatomische Präpa- rate. Für den gleichen Zweck wurden ein Lepidosiren pai^a- doxus und ein großer Sphenodon punctatus erworben. Kom.-Rat E. Beit-v. Speyer stellte die Mittel zum Ankauf eines Gorilla- Embryos zur Verfügung, der von dem von Dr. L o t i c h i u s ge- schenkten Weibchen stammt. Den Erwerb eines zweiten Goriila- Foetus ermöglichten Dr. A. Lipstein imd San.-Rat Dr. 0. N e u b ü r g e r (f ). Von südamerikanischen Vögeln wurde diverses anatomisches Material angekauft, und eine Serie sehr erwünschter Objekte brachte Dr. Bluntschli mit. In der Schausammlung wurden eine Reihe prachtvoll präparierter Rinderaugen, ein Ge- schenk von Dr. P. Schuster, und zwei nach dem Spalte- h 0 1 z -Verfahren durchsichtig gemachte Präparate, eine Niere und ein Oberschenkelkopf, aufgestellt. Frau S o n d h e i m fertigte schwierige Schausammlungspräparate an, u. a. die Lorenzini- schen Ampullen eines Carcharias (jlaucus und einen großen Kopf von derselben Art, an dem Gehirn mit abgehenden Nerven, Laby- rinth und Augenmuskulatur freipräpariert sind. Weitere wert- volle Präparate verdanken wir der unermüdlichen Mitarbeit von Frau A. zur Strassen und E. C n y r i m. In der Skelettsammlung führte E. Creizenach die Kata- logisierung weiter. Der Zuwachs rührt von den mehrfach er- wähnten Expeditions- und Jagdausbeuten her, zu denen noch zwei Manati-Skelette von A. Haas- Duala, Schädel aus dem Nachlaß von Dr. C. Gerlach, sowie Skelette und Schädel der — 89 — Neuerwerbungen für die Schausammlung kommen, Dr. Lotichius schenkte mehrere wertvolle Schädel. B. Botanische Sammlung. In der Schausammlung wurden, von der Einreihung der Zu- gänge abgesehen, keine Yeränderimgen vorgenommen. Geschenke wurden überwiesen von : stud. Daimler- Müllheim, M. Dürer, Ehrbar dt- Joinville (Brasilien), Dr. E u r i c h , aus dem Nach- laß des Dr. C. Gerlach, Lehrer F. Herrmann, Prof. L. von Heyden, Frl. A. und E. Hobrecht, K. Höf er, cand. rer. nat. Kaufmann - Freiburg i. B., Prof. W. Kobelt - Schwanheim, Prof. M. Levy, Dr. 0. Löw-Beer, Dr. A. Lotichius, J. Mastbaum-Hofheim, Amtsrichter A. Meyer- Gummersbach, Dr. F. Meyer, stud. H.Möbius- Freiburg LB., Mumm von Schwar- zenstein-Cronberg, C. Neithold, Dr. Oppenheimer, Palmen- garten, Dipl.-Ing. P. Prior, R. R int eleu- Münster i. W., San.- Rat Roediger, Sekretär Rudolf, Geh. Rat H. Schenk- Darmstadt, Baron Dr. v. Schrenck-Notzing-Leipzig, Stadt- gärtnerei, M. Stern, Stadtbauinspektor Vespermann, Fr. Wertz, San.-Rat E.Wohlfahrt. Im Herbarium wurden die Neueingänge eingereiht. Durch Kauf wurde erworben: Merrill, Plantae Insularum Philippen- sium Cent. 11 — 12. Geschenke gingen ein von Dr. H. Geisow, aus dem Nachlaß des Dr. C. Gerlach, Palmengarten, Baron Dr. von Schrenck-N^ot zing -Leipzig und von der Stadtgärtnerei. Die Lehrsammlung, besonders die Sammlung an mikrosko- pischen Präparaten und Abbildungen, erfuhr eine reiche Ver- mehrung; geschenkt wurden einige mikroskopische Präparate von G. Leisewitz und Dr. F. Rawitscher- Freiburg i. B. Die Sektionsbibliothek wurde vermehrt durch Schenkungen von: Brooklyn Botanic Garden, Chem. Fabrik Flörsheim Dr. Nörd- linger, Obergärtner R. Günther, Frl. S. Hartmann, Prof. L. V. Heyden, Dr. C. Hosseus-Buenos Aires, Jardin botanique de FEtat de Bruxelles, Instituto Medico National-Mexico, M. Renier- Louvain, Prof. H. Schinz- Zürich, Colleg of Agriculture-Tokio, U. S. National Museum-Neuyork, T. 0. We igel -Leipzig. Das Institut wurde zu miki'oskopischen Arbeiten benutzt von stud. Daimler, Dr. F. Rawitscher und Dr. R. Schenck. Von unserer Seite wurde Material abgegeben an die botanische Sammlung in Aschaffenburg und das botan. Institut in Darmstadt. — 90 — C. Paläoiitologisch-geolog'ische Sammlung. Einen besonders herben Verlust hat die paläontologisch-geo- logische Abteilung des Museums durch den am 13. August er- folgten Tod Prof. Dr. Kinkelins erlitten, der in unermüdlicher Tätigkeit und mit zähester Arbeitskraft bis zu seinem Ende jede freie Minute „seiner" Sektion widmete. Sein selbstloses treues Wirken hat die Grundlagen für den Aufschwung der Sammlung geschaffen. Auch im Berichtsjahre hat die Durcharbeitung der Sammlungs- bestände wesentliche Fortschritte gemacht, dank der hingebenden Tätigkeit unserer Mitarbeiter: Dr. E. Helgers (tertiäre Zwei- schaler), Frl. M. Kay SS er (Katalogisieren der Sammlungsbe- stände sowie der Handbibliothek), Frl. J. Müller (Säugetiere), Frau Dr. R. Richter (Muschelkalk, später rheinisches Devon), Frl. A. Schiele (Fische), Frl. B. Turk (tertiäre Gastropoden) und Dr. W. Wenz (Mainzer Becken). Zeitweilig halfen Frl. L. Baerwald (Säugetiere) und Frl. P. Haas (laufende Arbeiten). Die Sammlung der Wandtafeln erfuhr eine reiche Vermehrung durch die stets bereite Hilfe von Frl. A. Pf äff, Frau J. Rolfe s, Frl. H. Sonntag, Frl. E. AValcker und Frl. M. Weydt. Sammlungsmaterial wurde zur Bestimmung und wissenschaft- lichen Bearbeitung ausgeliehen an : Prof. J. Bö hm -Berlin (Zwei- schaler von Buchara), Dr. G. Dahmer-Höchst (unterdevon. Zwei- schaler), Dr. P. Dienst-Berlin (devonische Spiriferen), Prof. F. Frech -Breslau (Oberdevon von der Bagdadbahn, Mitteldevon aus der Prov. Hunan, Südchiua), Dr. W. Go than -Berlin (Pflanzen aus der Kohlengrube Pinghsiang, Südchina), Prof. F. v. H u e n e - Tübingen (Ichthyoscmrus-Wirbel a. d. Muschelkalk), Geh. Rat A. V. K 0 e n e n - Göttingen (Riipelton- Schnecken), Hauptmann W. K r a n z - Straßburg (Einzelkorallen des Vicentin), Professor P. Oppenheim-Berlin (Fecfen semiradiatus M. E. von Bazina, Tunis), Dr. Schmidt gen -Mainz (Aceratheriimi-Reste von Bu- denheira) , Dr. F. S c h ö n d o r f - Hannover {Palaeaster eucharis a. d. amerikanischen Devon und Onychaster a. d. Untercarbon von Nordamerika, 2 Callianassa a. d. Senon von Gehrden), Dr. H. G. Stehl in -Basel (Wirbeltierreste von Hochheim, Elm und dem Westerwald), Prof. E. S t o 1 1 e y - Braunschweig (Muschelkalkfische von Bayreuth), R. D. M. Verbeek-Haag (Fossilien zweifelhafter Herkunft aus Coli. O. Boettger), Dr. H. We gel e- Göttingen — 91 — (Oberpliocänfossilien), Prof. Th. Wegner-Münster (Vorderextre- mitäten von Ghelonia gwinneri), Dr. J. Woldf ich- Prag (Gips- abguß von Smilodon neogaeus Lund). Eine Reihe von Fach- genossen studierte das Material des Museums im Hause. Nachfolgende Veröffentlichungen beruhen ganz oder teil- weise auf Material aus dem Museum: K. Andree, Jahresberichte und Mitteilungen des oberrhein. geolog. Vereins N. F., Band 3, Heft 1, 1913 {A)ithracophrynus tuherculat)(s n. g. n. sp.); A. Born, Über neue Gliederungsversuche im estländischen höheren Untersilur. Zentralblatt f. Mineralogie usw., 1913, No. 22; F. Drevermann und M. Hilzheimer, Die Knochenfmide der Steinauer Höhle. Abh. Senckenbg. Naturf. Ges., Band 31, 1913; R. Richter, Oberdevonische Proetiden. Abh. Senckenb. Naturf. Ges., Band 31, 1913; A. Steuer, Abh. d. Großh. Geolog. Landesanstalt Darmstadt, Band 6, Heft 2 (Mollusken des Mainzer Tertiärs); W. Wenz, Die Arten der Gattung Hydrobia im Mainzer Becken. Nachrichtsblatt der Deutschen Matakozool. Gesellschaft, 1913, Heft 2,3. Die Schenker, deren Gemeinsinn die paläontologische Ab- teilung in diesem Jahre ihren Zuwachs verdankt, sind: J. An- ders, Ingenieur J. Andre es-Heddernheim, Ingenieur A. As- kenasy, Dr. R. Askenasy, G. Blumenthal-Neuyork, Prof. 0. Blumen thai- Aachen, Rektor J. Boll, British Museum Nat. Hist. London, W. dir ist- Ehrenbach, Taunus, Dr. G. Dahmer- Höchst a. M., Frau A. Delliehausen, K. Dietze, Dr. J. El- bert, Bergingenieur C. El sehn er- Gießen, Forstrat A. Eule- fei d - Lauterbach, Direktor E. Frauck. Ingenieur S. Frank, Friedhofsverwaltung Bockenheim, H. Fries- Oberursel, Geolog. Landesanstalt Berlin, Dr. C. Gerlach (f), Bauunternehmer A. Glock-Rödelheim, U. Green-Harlesden, England, Dr. C. Gumbel, A. v. G winner -Berlin, Baurat 0. Hahn, Dr. med. H e 1 1 w i g - Dotzheim, Lehrer W. Helm brecht- Linden bei Hannover, Architekt J. Henrich, Stadt. Historisches Museum, Frl. A. Hobrecht, Frl. E. Hobrecht, Dr. Ph. Hochschild, Kom.-Rat R. Hüttenmüller-Mannheim, C. J o o ß - Stuttgart, Lehrer A. Kahler-Hanau, Prof. F. Kinkelin (f), K. Küchler, Rektor A. Kuno, J. Kurz -Saarbrücken, cand. phil. W. Lie- be r m a n n, R. E. L i e s e g a n g , A. L o b e c k - Hanau, Dr.' A. L o t i - — 92 — chilis, Markscheider G. Lutz, Steinbruchbesitzer 0. Merkel- Bernburg, Dr. H. Merton-Heidelberg, F. Neder, Dipl.-Ing. H. Oehraichen, Malermeister Pfeiffer, Dr. M. Remes-01- mütz, J.Richter-Bartmann, Frau E.Richter, Dr. R. Rich- ter, San. -Rat E. Roediger, Geh. Med.-Rat Roger- Augsburg, Ernest Sachs -Paris, Leo Sachs -Paris, Obernk. Sandstein- brüche A.-G. Obernkirchen, Ballonmeister Schanze -Griesheim. Frl. F. Schiele, H. Schlif ter-Pinghsiang, Direktor A. Schmidt, cand. geol. H. Schmidt-Elberfeld, Schneider & Hanau, Fa- milie Schoetensack-Heidelberg, G. Seh w inn -Paris, J. Se- ligmann-Paris, Prof. F. Simon, Ph. Sonntag, Sir Edgar Speyer-London, M. Stern, G. Stössel, Stadt. Tiefbauamt. Lehrer H. Walther-Rödelheim, A. H. Wendt-St. Goar, Dr. W. Wenz, Prof. F. Winter feld-Mülheim a. Rh. Den Zuwachs der paläontologisch-geologischen Handbibliothek verdanken wir: Prof. H. Bechhold, Dr. Th. B r a u d e s -Leipzig, Prof. B. Dean-Neiwork, Prof. W. Deecke-Freiburg, Dr. P. Dienst- Berlin, Prof. H. de Dorlodot-Löwen, Prof. Egg er- Mainz, Prof. J. Felix-Leipzig, Prof. E. F r a a s - Stuttgart, Dr. C. Gerlach (f). Dr. H. Gerth-Bonn, Dr. E. Helgers, Dr. L. Hussakof-Neuyork, Prof. F. K ink el in (f), Prof. W. K ob elt- Schwanheim, Dr. Th. Kormos-Budapest, Dr. R, Kowarzik-Weißkirchen, Dr. W. Loh- mann-Göttingen, Prof. F. Mühlberg-Aarau, Dr. W. Oertel- Freiburg, Prof. H. F. Osborn-Neuyork, Prof. L F. Pompeckj- Tübingen, Dipl.-Ing. P. Prior, Dr. J. Roemer-Göttingen, Dr. E. Scholz- Göttingen, Dr. E. Schwarz, Dr. K. v. See- Göttingen, Dr. W. Soergel-Freiburg, Geh. Rat G. Steinmann-Bonn, Dr. R. We de kin d - Göttingen, Dr. W. Wet z el - Göttingen, Dr. J. Wilser-Freiburg, Dr. 0. Würz -Freiburg. 1. Wirbeltiere. 1. Säugetiere und Vögel. Der Zuwachs stammt aus dem Alluvium von Neuseeland, dem Diluvium des Rheins, des Boden- sees, von Saarbrücken, England und Sibirien, dem Tertiär von Südfrankreich, Nordamerika und Ägypten. Als besonders wert- voll sind hervorzuheben: ein Skelett von Sinojxr rapax Leidy aus dein Mitteleozän von Wyoming, geschenkt von Prof. 0. Blu- men thai -Aachen (vergl. 44. Bericht, Heft 3, S. 199), ein Skelett von Dinornis maximus Owen aus dem Alluvium von Neuseeland, — 93 — Geschenk von Sir E. Speyer-London, ein Schädel von Rhino- ceros antiquitatis Blumenbach aus dem Diluvium von England, sowie der Unterkiefer eines mächtigen Proboscidiers aus dem Tertiär von Ägypten, beides Geschenke unseres korrespondierenden Ehrenmitgliedes A. v. G winner- Berlin. Im Tausch wurde ein Skelett von Potamotherium valetoni Geoffr. aus dem Untermiozän von Südfrankreich erworben, angekauft wurde eine Anzahl kleiner Wirbeltierreste aus dem Fayum. Aus der Sammlung 0. Emme- rich wurde ein Skelett von Ceratorhinus tagicus Roman montiert. Neu begonnen wurde die Abteilung „Der Mensch der Vor- zeit", in der die wichtigsten Abgüsse, sowie eine ausgewählte Sammlung von Waffen und Werkzeugen Platz finden soll. Durch die freundlichen Schenkungen von Direktor A. Schmidt (Gips- abgüsse aller wichtigen fossilen Menschenreste), E. undL. Sachs- Paris (Profil aus der Sirgensteinhöhle mit vier menschlichen Kultur- stuf en) und J. Selig mann- Paris (ausgewählte paläolithische Waffen und Werkzeuge) wurde eine gute Grundlage geschaffen. 2. Reptilien und Amphibien. Die Hauptarbeit des Präpa- rators Strunz galt wie im Vorjahre der von Geh. Rat A. v. Wein- berg geschenkten Trachodon-M.vim.iQ; dank der neu eingerichteten Druckluft anläge schritt die Herausmeißelung so rüstig fort, daß Hoffnung besteht, im laufenden Jahre das erstklassige Stück im Lichthof ausstellen zu können. Besonders wertvolle Geschenke A. v. G winners sind: der größte Teil eines Skeletts Yon Pelonenstes philarchus Seeley aus dem Oxford von Peterborough, das vorzüglich zu den vor einigen Jahren erworbenen Resten der gleichen Art paßt und die Mon- tierung eines ganzen Pliosauriers ermöglicht, sowie der Gips- abguß des prachtvollen TlJ7Y^nnosaurus-^Q\\?^^Q\^ im Neuyorker Museum. Kom.-Rat R. Hüttenmüller-Mannheim schenkte einen wundervollen J/y.s^r/oswc/??/s- Schädel aus dem Stubensandstein von Aixheim (Schwaben) und damit den ersten Vertreter der Parasuchier im Museum ; die Oberkirchener Sandsteinbrüche A.-G. übergaben eine Riesenplatte mit Jguanodon-Y'ahiieii und eine seltene Schildkröte aus dem Weald-Sandstein als Geschenk. Ge- kauft wurde eine Menge von Muschelkalkreptilien von Bayreuth. 3. Fische. Der Zuwachs stammt aus dem Tertiär von Rhein- hessen, Norddeutschland, Oberitalien, England, Ägypten und Nord- amerika, dem Jura von Solnhofen, dem Muschelkalk von Weimar, dem Kupferschiefer von Mansfeld, dem Devon von Nordamerika — 94 — und dem Silur von Schottland. Hervorzuheben sind die Ge- schenke von Dr. Ph. Hochschild und Direktor R. Euler (gut erhaltene Vertreter der ältesten bisher bekannten Fische aus dem Silur von Schottland), von G. Blumenthal-Neuyork {Dinichihys und andere gewaltige Panzerfische aus dem nordamerikanischen Devon), von A. v. G winner- Berlin (prachtvoll erhaltene Fische aus den verschiedensten Perioden, besonders dem Jura und Ter- tiär) und von Lehrer H. Walther-Rödelheim (guter Platijsomus aus dem Kupferschiefer von Mansfeld). Gekauft wurde u. a. eine Säge von Proprisfis (1,70 m lang) aus dem Eozän von Ägypten. II. Wirbellose Tiere. 4. Mollusken. Die Neuerwerbungen stammen aus dem Ter- tiär von Nord- und Süddeutschland, Holland, England, Südfrank- reich, Oberitalien, dem Balkan, Nord- und Südwestafrika, Klein- asien, Java und Nordamerika, der Kreide von Norddeutschland und Turkestan, dem Jura von Süddeutschland und der Schweiz, der Trias von Süddeutschland und den Alpen, dem Culm von Hessen-Nassau und Waldeck, dem Devon des rheinischen Ge- birges, von Böhmen und Südchina, dem Silur der russischen Ostseeprovinzen und des norddeutschen Glazialdiluviums. Her- vorhebung verdient die eifrige Sammeltätigkeit von Reg.-Bau- meister E. Feil, dem das Museum reiches Miozänmaterial von der Bagdadbahn verdankt (es wird von Dr. E. Helgers be- arbeitet), ferner das prachtvolle Mitteldevonmaterial aus Süd- china, das Dipl.-Ing. H. Oehmichen mitbrachte, und das, nach Aussage des Bearbeiters Prof. F. Frech- Breslau, eine wesent- liche Bereicherung unserer Kenntnisse bringt; weiter ein wunder- voller Lituites aus einem norddeutschen Glazialgeschiebe, ein Geschenk von J. Richter-Bart mann, sowie die großen Auf- sammlungen aus dem Untersilur der russischen Ostseeprovinzen, ein Geschenk von Dr. A. Born. Gekauft wurde eine mächtige Platte mit zahlreichen Endoceren aus dem baltischen Silur für die Schausammlung. 5. Arthropoden. Es wurden Neuerwerbungen aus dem Ter- tiär von Norddeutschland, dem Jura und Muschelkalk von Süd- deutschland, dem Untercarbon von England und Schottland, dem Devon des rheinischen Gebirges (von sehr verschiedenen Fund- orten und Horizonten), von Mähren und Böhmen, dem Silur — 95 — der russischen Ostseeprovinzen, von Böhmen nnd von Nord- amerika eingereiht. Der Sektionär Dr. Richter sammelte reiches Material, besonders an Trilobiten, auf mehreren Sammel- reisen im Sauerland, in der Dillmulde, der Eifel und den Ardennen; er wurde dabei unterstützt von seiner Frau, sowie besonders von unserem Mitarbeiter Lehrer A. Kahler und Rektor A. Kuno. 6. Brachiopoden. Ergänzungen kamen aus der Kreide von Norddeutschland, dem Jura der Schweiz, der Trias von Göttingen, dem Perm von Thüringen, dem Carbon von Cornwall, dem Devon des Rheinlandes (sehr reiches Material u. a. von den Sammel- reisen des Sektionärs), von Böhmen, Mähren, Kleinasien (die prachtvoll erhaltenen und wichtigen Fossilien von der Bagdad- bahn müssen hervorgehoben werden, die Reg.-Baumeister E. Feil sammelte und schenkte) und Südchina, sowie aus dem baltischen Untersilur. 7. Echiiiodermeii. Eine Reihe prachtvoller Seesterne und Crinoiden aus dem Unterdevon von Buudenbach ist ein Ge- schenk von A. V. G winner- Berlin; einige Seesterne aus dem amerikanischen Devon und Cystideen aus dem baltischen Silur wurden außerdem eingereiht. Dr. H. M e r t o n - Heidelberg schenkte die pliozänen (?) Seeigelreste seiner Reiseausbeute von den Aru-Inseln. 8. Coelenterateii. Hervorzuheben sind die im Tausch er- worbenen, prachtvoll erhaltenen Korallen von Nattheim; weitere Neuerwerbungen stammen aus dem Devon des Rheinlandes und aus Südchina, sowie dem baltischen Silur. Für die Schausamm- lung, die im wesentlichen fertiggestellt werden konnte, schenkten Frau J. Rolf es ein Aquarell der Auburg bei Gerolstein und Rechtsanwalt Dr. C. Gumbel ein großes Bild des Rosengartens und des Heimensteins in Schwaben. 9. Protozoen. Die Schausammlung konnte fertiggestellt werden; Dr. C. Gumbel stiftete dafür eine prachtvolle Aufnahme der Titliskette mit ihren Nummulitenkalk-Bergen. III. Pflanzen. Neue Pflanzenreste wurden aus dem Alluvium Norddeutsch- lands, dem Diluvium von Java, dem Tertiär von Norddeutsch- land. Bayern, Böhmen und Ägypten, der oberen Kreide von Dal- — 96 — matien, dem Bimtsandstein und Perm von Norddeutschland, dem Obercarbon von Schlesien und dem Culm des rheinischen Ge- birges erworben. Am wichtigsten ist die diluviale Flora "der Fifheca7ifhropys- Schichten von Tritek auf Java, ein Geschenk von Dr. J. Elbert. Lokalsammliing. Wie alljährlich kam reiches Material aus allen Tiergruppen sowie von fossilen Pflanzen aus der Nachbar- schaft; zahlreiche Privatsammler halfen beim Ausbeuten fossil- reicher Fundorte. Die Exkursionen in den Taunus brachten eine Fülle wertvollen Materials von Fundorten, die noch fast nicht vertreten waren. Einen starken Zuwachs bedeutet die Sammlung des verstorbenen Prof. Kinkelin, die besonders gutes Material von Mosbach und Hochheim enthielt. Die tertiären Floren im Museum wurden wie in jedem Jahre besonders durch M. Stern vermehrt; auch Forstrat Eulefeld - Lauterbach übersandte reiche Aufsammlungen. Als sehr wertvoll muß die Mitarbeit von Dr. W. Wenz begrüßt werden, der sich besonders der Über- wachung der vielen [Grabungen in der Umgegend Frankfurts an- nahm. "Wir gedenken hier, wie in jedem Jahre, dankbar der freundlichen Unterstützung durch das Städtische Tiefbauamt und seine Beamten. IV. Allgemeine Geologie und Lehrmittel. Geh. Oberbergrat R. L e p s i u s - Darmstadt schenkte das ge- samte Kartenmaterial der Großh. Hessischen Landesaufnahme, eine ungemein wertvolle Unterstützung der Exkursionen. Zahl- reiche Photographien geologisch wichtiger Gegenden erhielten wir von Frl. Baerwald, Prof. Gärtner-Coblenz, Frl. M. Kays- ser und Prof. L. Stelz; einige geologisch wichtige Stücke wurden vom geologischen Institut der Universität Marburg ge- schenkt und auf Exkursionen gesammelt. D. Mineralogisch-petrogTaphische Sammlung. Je weniger sich das Sektionsbudget den wachsenden Be- dürfnissen der Sammlung anzupassen vermag, um so größere Bedeutung gewinnen die Zuwendungen unserer großherzigen Gönner. Wir danken daher auch an dieser Stelle den hier ge- nannten Freunden unserer Gesellschaft für Geschenke von — 97 — Mineralien oder Felsarten im verflossenen Jahre anf das ver- bindlichste : Ing. A. A s k e n a s y, Grubendirektor J. Bonhöte- Rosbach v. d. H., E. Creizenach, Dr. F. Drevermann, Dr. W. Eitel, Ing. C. Elschner-Gießen, Frau L. Erlanger, Ing. C. Fischer, J. Fritz-Hanau, Oberleutnant E. v. Guaita, Bankdirektor A. v. G winner-Berlin, Dr. F. Heberlein, Prof. W. Hess- Duisburg, E. R. L i e s e g a n g , Dr. L ü p p o - C r a m e r , Berginspektor K. Müller, Dr. H. Pauli, W. Pö him ann -Klin- genthal, Prof. H. Reichenbach, San.-Rat E. Roediger, Prof. J. S ö 1 1 n e r - Freiburg, San.-Rat K. V o h s e n , Dr. W. We n z. Unter den Geschenken nehmen wieder die unseres korrespon- dierenden Ehrenmitgliedes A. v. G winner den ersten Platz ein. Seiner offenen Hand verdanken wir in diesem Jahre über 50 wert- volle Nummern an Mineralien und Gesteinen. Über einige Stufen soll demnächst unter dem Titel „Aus der Schausammlung" aus- führlich berichtet werden. Hier seien nur hervorgehoben: Ve- suvian und Achtaragdit vom Wiluifluß in Sibirien, Natrolith von Böhmisch -Leipa, eine etwa ^2 m hohe baumförmige Kristall- gruppe von gediegenem Kupfer vom Lake superior. Schalen- blende von Moresnet, Aragonit von Racalmuto in Sizilien, Columbit aus Madagaskar, Rauchquarz vom Gotthard, Whewellit von Burgk, Kalktongranat von Vaskö, Chromgranat (Uwarowit) auf Chrom- eisen aus dem Ural, Zoisit in Prehnit aus Kalifornien, Smaragd von Tokowaja, Apophyllit von Paterson, Antimonit von Felsöbanya, Eisenkiesel von Sundwig, Querschnitte zonarer Turmaline von Minas-Geraes, Schungit vom Onegasee. Unter den Erzgang- stücken seien große Platten mit Bleiglanz - Quarz - Calcit von Andreasberg und Ringelerz von Zellerfeld erwähnt, unter den Gesteinen ein mächtiger Anorthosithblock von Ekersund, Obsi- dianblöcke von Lipari und Utah, letztere mit ausgezeichneten Sphärolithen, große Platten von Serpentin, Cipollin, gefälteltem Gneis vom Dazio grande im Tessin, Granit- und Pegmatitgänge im Schieferhornfels aus dem Kalistädter Tal bei Weinheim im Odenwald. Prof. Reichenbach schenkte eine Serie von Edelsteinen und Halbedelsteinen, Dr. Heber lein zwei Gipskristalle, denen kleine Silberkriställchen ein- und aufgewachsen sind. Diese äußerst seltene, vielleicht einzige Mineralgenossenschaft stammt aus der Grube Potosi im Staate Chihuahua (Mexiko), von wo (diu-ch Dr. Heberlein) acht Exemplare mitgebracht wurden. — 98 — Das ganze Material von Kalkphosphaten von der Südsee- insel Nauru, das Dr. Elschner bei einem Vortrag über Insel- phosphate in der Geologischen Vereinigung zur Demonstration benutzt hatte, hat er uns freundlichst zur Verfügung gestellt. Besonders bemerkenswert sind darunter kolloidale, z, T. ge- bänderte, achatähnliche Stücke von Tricalciumphosphat. J. Bon- höte erlaubte dem Sektionär, in den Rosbacher Eisen-Mangan- gruben Kakoxene zu sammeln, und schenkte außerdem der Ge- sellschaft eine Stufe von ganz überraschender Schönheit. Gekauft wurden: Tief seeproben der Challenger-Expedition, die Rinne sehe Sammlung von Kristall- und Gesteinspräparaten, kanadische Phlogopitkristalle und Apatit, Zinkspat von Nord- mexiko, Rutil von Templeton, Katapleit vom Langensundfjord. Für die Sektionsbibliothek wurden „Der Vulkanismus", I. Band, von F. V. Wolff und „Der Diamant" von A. v. Fers mann und V. Gold Schmidt angeschafft, Dr. J. Elbert schickte vertragsgemäß eine große Serie von Gesteinhandstücken seiner Sunda-Expedition ; auch erhielten wir von Prof. H. Bucking -Heidelberg eine Suite von Celebes mit 11 Dünnschliffen. Dr. Z ick schickte dem Sektionär einen schwarzen Gesteinsplitter von dem Wasserstollen am Döngesberg i. T., der sich als ein Lamprophyr erwies. Er bildet schmale Gänge in den dem Quarzit eingeschalteten Schiefern. Leider ist auch in diesem neuen Vorkommnis, wie so oft, die Verwitterung so weit vorgeschritten, daß die Bestimmung des Feldspats wohl kaum möglich ist und man die Wahl zwischen Minette und Kersantit hat, doch deuten zersetzte messinggelbe Glimmerblätter auf Mi- nette. Sie führte Olivin, wie die Konturen einiger Pseudomor- phosen erweisen. Nach dem Salband zu wird sie dicht. Berginspektor K. Müller sind die Gesellschaft und der Sektionär auch in diesem Jahre für seine rege Tätigkeit in der Sammlung zu großem Dank verpflichtet. 99 — Albrecht Weis f. Als ich an der Bahre von Albrecht Weis im Namen unserer Gesellschaft einen Kranz niederlegte, sagte ich, daß mit dem Verschiedenen ein Stück Geschichte des alten Senckenberg- Museums dahingegangen sei. Die Worte, die mir der Augenblick eingegeben hatte, sind wahr. Das große Museum von jetzt mußte sich aus bescheide- neren Verhältnissen entwickeln, die imponierende Schaustellung von Glanzstücken, die unserm Museum heute einen Rang unter den besten verleiht, mußte ihre Vorgänger haben in den Samm- lungen bescheidenerer Tiercharaktere, wie sie unser Museum durch solche Männer, wie Weis einer war, aufzuweisen hat. Diese Gegenüberstellung ist natürlich keine Kritik etwa im Sinne eines wissenschaftlichen Mehrwerts der Prunkstücke, im Gegen- teil: unsere alten, fleißigen Sammler haben sozusagen aus dem Nichts etwas geschaffen, etwas ganz Bedeutendes geschaffen, mit einer Hingabe und einem Eifer, mit einer Sachkenntnis und ge- schultem Urteil, wie sie nur der Drang zum naturwissenschaft- lichen Arbeiten und — in des Worts ganzer Bedeutung — die Liebe zu unserem Museum haben verleihen können. Zu diesem Stab von Wissenshungrigen und Wissensfreudigen, die die Senckenbergische Gesellschaft an sich gezogen hat wie das Licht die Falter, aus allen Berufsständen heraus, zu allen Zweigen der Naturwissenschaft hin, zu diesem Kranz von Männern, die das Museum ins Land gestellt haben, gehört nicht zum letzten Alb recht Weis. Daher ist mit ihm ein Stück Geschichte des „alten Sencken- berg", wie man kurzweg sagt, zu Ende gekommen. Der Alb recht Weis hat den Ansatz zum klaren Erfassen der Dinge präformiert mit ins Leben gebracht, und wenn das Horoskop ein wenig anders gestanden hätte, wäre er gleich nach der Schule in das gelehrte Fahi'wasser hineingesteuert. Aber — 100 — das Schicksal hat es anders gewollt; er sollte Kaufmann werden. Wenn nun einer so bis in die letzten Fasern vom naturwissen- schaftlichen Betrachten durchtränkt ist, adaptiert er sich ganz ohne sein Zutun und wird ein Beispiel seiner Wissenschaft. Wie seine Koleopteren und Hymenopteren machte er eben ein langes Larvenstadium durch, den Kaufmannsstand, bis er sich, um im Bild zu bleiben, mit 52 Jahren entpuppte. Weis wurde am 21. Oktober 1839 als Sohn des Landrichters Ludwig Weis in Fürth i. 0. geboren, als fünftes von sechs Kindern. 1842 wurde sein Vater als Hofgerichtsrat nach Darm- stadt versetzt, wo er auch 1864 verstorben ist. Die Mutter starb erst 1898, fast 90 Jahre alt. Seine Schulbildung erhielt der junge We i s zunächst im Schmitzschen Institut in Darmstadt, das ihn für die Gewerbeschule vorbereitete. Nach deren Absol- vierung kam er nach Mainz in die Lehre, und über diese Lehr- zeit hat er selbst mancherlei Ergötzliches berichtet. Verschiedene Stellen führten ihn dann im Land herum, so einmal nach Lau- sanne, bis er am 25. Juli 1864 als Buchhalter bei der Imperial Continental Gas Association in Frankfurt eintrat, wo er seine Lebensstellung gefunden hat. Im Februar 1873 übernahm er die Kassenführung der Gesellschaft hier, die er bis zu seiner Pensio- nierung am 31. März 1891 innehatte. Zweiundzwanzig Jahre waren ihm noch für seine Studien und Arbeiten beschieden, bis ihn der Tod von den Leiden und Qualen der letzten Jahre am 1. Januar 1914 erlöste. Alb recht Weis hat ein Alter von über 74 Jahren erreicht. Es ist nicht schwer, von Albrecht Weis ein Bild zu geben, wie er dachte, fühlte und handelte; denn so verschlossen er Fremden gegenüber sein konnte, so kristallklar war er zu durch- schauen für seine Freunde. Er hatte auch nichts, was er vor ihnen hätte verbergen sollen oder wollen. Die Natur hat ihm einen schwachen Körper mitgegeben, aber eine zähe Energie dazu, die den vielfachen Gebresten des letzten Jahrzehnts einen eisernen Widerstand bot. Trotz allem war er bis in die Mitte der Sechziger ein rüstiger Wanderer und in jüngeren Jahren ein eifri- ger Bergsteiger, der es mit jedem aufnahm. Es sind jetzt zwölf Jahre her, als wir dem 63 -Jährigen nach einer langen Wande- rung oben auf dem Strettopaß ein dreifaches Hurra widmeten. „Ja ja", sagte er schmunzelnd, „die Beine sind noch das Beste an mir!" 7^^ — 103 — Aber in den letzten Jahren hat er viel gelitten, Schmerzen mit philosophischem Gleichmut ertragen und auch, was ihm be- sonders nahegehen mußte, die Abnahme seines Gesichts und die Unsicherheit der Hände mit Stoizismus, dem ein Quentchen Humor beigefügt war, aufgenommen. Man muß es als günstige Fügung betrachten, daß das Geschick ihm das Schlimmste erspart hat. So klar, wie Weis sein Ende hat kommen sehen, so klar war sein Denken sein ganzes Leben: er war mit dem Tropfen St. Gertraud mit der Vorderen Schöntaufspitze im Suldental, Tirol. kritischen Öles gesalbt, ohne das keiner die Dinge betrachten kann, wie sie sind. Seine Betrachtung entkleidete jedes Ge- sprächsthema, jeden Arbeitsstoff aller Unwirklichkeiten und aller Zutaten; daher war sein Blick scharf, sein Urteil abgewogen, sein Beweis schlüssig. Er war der Mann, dem niemand hätte ein X für ein U vormachen können. Wie viele dieser ver- standessicheren Menschen konnte er heftig werden, wenn sich einer nicht belehren lassen wollte, und in seinem Sprachschatz — 104 — fanden sich schon Worte, die seinen Diskurs auch sprachlich nicht zu flach erscheinen ließen! Und wenn es die Zeit und die Umstände und die Stimmung wollten, holte er sich einen mächtigen Bundesgenossen der Debatte zu Hilfe: den Spott, die Ironie, wenns sein mußte, den Sarkasmus. Nichts aber wäre falscher, als anzunehmen. Weis sei ein nüchterner Verstandesmensch gewesen ! Das beweist schon sein hochkarätiger Humor, den ihm ein Gott mit ins Leben gegeben hat: der sonnige, sichere, souveräne Humor! Der Sarkasmus ist eine Funktion des überlegenen Verstandes, der Humor eine Eigen- schaft des guten Herzens, daher nur guten Menschen geschenkt. Unser Freund We i s verfügte über beides, und nicht mit Unrecht hat man gesagt, der ständige Umgang mit den Hummeln und Wespen habe auf ihn abgefärbt und ihm das Stechen beigebracht! Aber gleich diesen seinen Lieblingen zeigte er den Stachel nur dem Feind, und es war für die Kenner ein ungetrübter Genuß, wenn Papa Weis sein Opfer stach, giftig stach; keiner wollte sich zum zweitenmal stechen lassen. Herzerquickender noch war sein Humor. Fühlte er sich in einem Kreise heimisch, war sein Befinden nicht gar zu schlecht, schmeckte ihm die Zigarre, dann kargte er mit einer Geschichte nicht. Bedenkt man noch, daß Weis sehr belesen war, daß er ein ausgesprochenes Er- zählertalent hatte, so eine Art Raab eschen Stil, erinnert man sich der lustigen Augen, die so klug über die Zuhörer glitten, ruft man sich das listige Lächeln zurück, so genießt man heute noch das Behagliche und Spritzige seiner Gespräche und Ge- schichten. Ich habe sie eine Zeitlang als „Weisiana" gesammelt. Selten hat Weis eine Anekdote reproduziert; seine Geschichten waren alle aus Selbsterlebtem und -geschautem geschöpft und, ohne Übertreibung, meisterhaft gegeben. Abends in der Vogt- schen Weinstube, nach Tisch, wenn vor allem die Zigarre „an- gemacht" war, wenn er das ewig verschobene Tischtuch zu- rechtgezogen hatte, wenn man gerade zum zweiten Fläschchen hinneigte, kamen zwei, drei Sätze von Alb recht Weis, die sofort ein Milieu skizzierten: Reisebilder, das Kleinstadtwesen von Alt-Darmstadt, das Kassenbüreau. Auf diesen Hintergrund webte sich dann die Schnurre ein, und das Ganze war ein Kabi- nettstück der Erzählerkunst, witzig, natürlich und sauber ge- arbeitet. Wer Alb recht Weis nicht hat erzählen hören, kennt ihn nicht. — 105 — Da war der Odenwälder Pfarrer, der unserm Weis freudig von der Zunahme des Kirchenbesuches berichtet und daraus auf eine religiöse Verinnerlichung der Odenwälder schließt. Be- scheiden stellt dem Weis die Meinung entgegen, daß die soeben eingeführte Heizung der Kirche es sei, die die Odenwälder Bauern so zur Andachtsübung ansporne. — Da ist die siebzig- jährige Frau Mai er, die fünfzig lange Jahre, jeden Tag wo anders, bei freier Kost in Darmstadt gewaschen hat, Sie ver- abschiedet sich von der Kundschaft und antwortet auf die Frage der Frau Hofgerichtsrat, warum sie sich „schon" ins Privatleben zurückziehen wolle, mit einem tiefen Seufzer: „Frau Hofgerichts- rat, ich hab fünfzig Jahr lang täglich Bohne esse müsse und kann se jetzt nit mehr vertrage!'' War da ein grober Kassenbote, der unsern Weis als Kas- sier schwer geärgert hatte. Der präsentiert einen auf die Gas- fabrik gezogenen Wechsel. We i s besieht den Wechsel und gibt ihn mit einem schnippigen „Den Wechsel bezahl ich nicht!" zurück. Der Kassenbote ist sprachlos und geht zu seiner Bank. Die Bank ist sprachlos und schickt den Kassenboten nochmals, gleich mit einem Justizrat. Der Justizrat will die Sache in Güte abmachen und wird dann offiziell. Weis zuckt die Schultern: „Ich bezahl den Wechsel nicht!" Der Justizrat und der Kassen- bote gehen an die höchste Instanz, an den Herrn Direktor. Der zitiert den Weis und fragt ihn, warum er den Wechsel nicht bezahle. „Weil", antwortet schlicht und kühl der Rächer seiner Ehre, „der Wechsel auf Frankfurt an der Oder gezogen ist! War der Kassenbote nicht solch ein Grobian, hätt ichs ihm gleich gesagt." Und gar die We i s sehen Reiseerlebnisse, beginnend mit dem oben erwähnten Umzug seines Vaters von Fürth nach Darmstadt!! All die hundert Geschichten klingen in mir und wohl in manchem andern nach und hindern mich, kraft der ihnen inne- wohnenden dionysischen Heiterkeit und Würze, einen traurigen Nekrolog zu schreiben, wie ich es anfangs wollte. Noch eins muß man erwähnen, will man seiner Herzens- bildung gerecht werden, das war die Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit, die er bekannten Frauen entgegenbrachte. Ob- wohl er alles eher war wie für formales gesellschaftliches Leben geschaffen, besaß er doch einen angeborenen feinen Takt des Verkehrs. Was Wunder, wenn We i s zahlreiche Freunde hatte ? — 106 — Und sein Freundeskreis wurde erweitert, als er nach seiner Pensionierung 1891 sich mit Feuereifer auf das Sammeln, Be- stimmen, Einreihen von Insekten warf, das er vorher nur in beschränktem Maße betreiben konnte. Er wurde arbeitendes Mitglied der Senckenbergischen Gesellschaft (17. V. 1893) und 1894 Sektionär. Sein Hauptinteresse galt zunächst den Käfern, später den Bienen, Wespen und Hummeln. Eng schließt er sich Auf der Hummeljagd. an die Arbeitskollegen an, sucht und findet Verbindungen mit auswärtigen Entomologen, besonders mit Friese und Schmiede- knecht, die er bis zu seinem Lebensende zu seinen Freunden rechnete. Schnell lernt man Albrecht Weis im Museum schätzen ; er selbst ist glücklich in seiner Tätigkeit und in seinem Verkehr mit seinem Lehrer und Meister Lukas von Heyden, schätzt die Anregungen, die er durch all die bekannten andern Forscher am Museum empfängt, nicht zuletzt von einem seiner — 107 — besten Freunde und Weggenossen Heinrich Reichenbach. Weite Reisen in die österreichischen und Schweizer Alpen dienten dem Sammeln von Insekten, und wenn der Akonit am Gotthard- stock blühte, da hielt's selbst den hohen Sechziger nicht mehr Am Piorasee. in Frankfurt: er kletterte im Val Bedretto herum und stieg hin- auf zum Piorasee und fahndete auf den begehrenswerten Bombus opulentus mit zäher Ausdauer und — Erfolg. Freilich, genug hat er nie in seinem Leben gefangen! Damals entstand das schöne Wort: „Der Weis ist nicht hier, er ist in die Alpen — — 108 — einer Hummel nachgereist!" — Die Sammlungen füllten sich und gewannen Ansehen und Ruf, das Tauschgeschäft mit Friese und Schmiedeknecht und andern, der Kauf seltener Exem- plare blühte. Bekannt war die äußerste Genauigkeit, mit der er seine Präparate herrichtete und montierte. Da durfte kein Här- chen schief liegen und kein Beinchen falsch stehen ! Wehe, wenn in einer fremden Sammlung dem oder jenem Käfer ein Fühler fehlte! „Universitätssammlung", murmelte Weis mit ab- grundtiefer Verachtung. Als echtes Sammlerblut wachte er eifer- süchtig über seine Schätze, und der erste beste bekam sie auch nicht zu sehen. Ein Besucher mit einem Kneifer durfte gar nicht in den Kasten sehen; einem solchen Mann zeigte Weis seine Schätze ganz von ferne, wie der liebe Gott dem Moses das gelobte Land vom Berg Hebron aus: der Zwicker hätte direkt von der Nase auf den Clitus pandarinus fallen können! So sind seine Sammlungen mustergültig in des Worts buchstäb- licher Bedeutung, denn es fehlt nicht ein Titelchen. We i s war nicht nur ein Exemplarensammler, er hatte auch großes Verständnis für biologische Fragen. Angeregt diu-ch Friese stellte er die Formen- und Farbenvariationen einzelner Arten zu sehr lehrreichen Reihen zusammen. Auch publizistisch war er tätig: er veröffentlichte 1883 in der „Stettiner Entomo- logischen Zeitung" eine Studie: „Bemerkungen über die Lebensdauer eines befruchteten Hydrophilus piceus L." In den Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell- schaft 34. Bd. 1911 gab er eine Zusammenstellung der durch Dr. H. Mortons Reise von den Aru- und Kei-Inseln heim- gebrachten Apiden (bearbeitet von Friese), Vespiden und Eumeniden (bearbeitet von R. de Buys son), Crabroniden und Pompiliden (bearbeitet von E. Strand). Weis zu Ehren sind zwei Bienen benannt worden: der Bombus iveisi Friese aus Costa Rica und der Halictus iceisi Friese i. Lit. von Harar (Abessinien), ferner zwei Käfer, Letz- neria lineata Letzner var. weist Heyden, ein seltener Bockkäfer aus dem Pustertal, und Creonoma weisi Heyden von Celebes (aus der Ausbeute der Kükenthalreise). Ich kennzeichne Weis als Entomologen am besten durch die Worte seines langjäh- rigen Freundes, unseres Prof. Dr. Lukas von Heyden, dem ich die eben gebrachte Zusammenstellung verdanke. Er schreibt mir: — 109 — „Alb recht Weis war ein sehr guter und scharfer Beobachter und Sammler. Anfangs sammelte er Käfer, dann ausschließlich Hymenopteren, und er hat es in deren Kenntnis, besonders in der der europäischen Hummeln und deren Varietäten, zu einer außergewöhnlichen Meister- schaft gebracht." Wie treu er an unserer Gesellschaft gehangen hat, beweist, wenn es noch zu beweisen war, sein Testament : Zur Erwerbung der ewigen Mitgliedschaft hat er 25 000 Mark bestimmt, seine wertvolle Sammlung mitsamt den Schränken, sein Mikro- skop und sonstige Instrumente, schließlich seine umfangreiche naturwissenschaftliche Bibliothek gehen ebenfalls an das Museum über; selbst die Erbschaftssteuer muß nach seinem letzten Willen aus dem Nachlaß bestritten werden. Man muß sich an den Gedanken gewöhnen, diesen geraden und treuen Mann, diesen bescheidenen Freund und wackeren Dulder, diesen humorvollen und schlagfertigen Erzähler, diesen feinen Natur- freund und klaren Kopf nicht mehr genießen zu dürfen. Das Andenken an Albrecht Weis soll auch nichts in un- sern Herzen auslöschen! Schnandigel. Gedruckt aus den Erträgnissen der Karl und Lukas von Heyden-Stif tung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Aus dem Leben unserer einheimischen Libellen. Mit 2 Farbentafeln und 14 Abbildungen von P. Sack. Unter den Insekten erfreuen sich nächst den Schmetterlingen unstreitig die Libellen oder Wasserjungfern allenthalben der größten Beliebtheit. Die graziöse Körperform, ihre lebhaften Farben und ihr gewandter Flug haben schon zu einer Zeit die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf diese Tiere gelenkt, als man sich mit den Insekten nur dann befaßte, wenn sie irgendeinen bedeutenderen Schaden verursachten, sich aber um die Ent- wicklung dieser Tiere nicht im mindesten kümmerte. Die vielen volkstümlichen Namen, die man den Libellen beigelegt hat, be- weisen zur Genüge, wie gut die Tiere überall bekannt sind. Einen besonders tiefen Eindruck auf die Einbildungskraft des Volkes hat aber die Verwandlung der Libellen gemacht, die im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert von Reaumur, Swammerdam und Rösel entdeckt und durch populäre Auf- sätze dem Verständnis der Menge nähergebracht wm'de. Die Entwicklung der Wasserjungfern aus häßlichen, unbeholfenen, im Schlamm kriechenden Larven zu reinen, glänzenden Luft- tieren hat auch vielfach Stoff zu Betrachtungen über das Jen- seits und über die Läuterung des Menschen gegeben. Und diese Erörterungen sind nie wieder ganz aus den Schriften der Mo- ralisten verschwunden, obwohl man längst eingesehen hat, daß die Libellen weder „Demoiselles" noch „Engel" sind, und daß die Phantasie denjenigen einen bösen Streich gespielt hat, die glaubten, die schmelzende Farbenpracht und die leuchtenden — Ill — Allgen seien nur vereinbar mit der sanften Gemütsart einer Jungfer. In Wirklichkeit sind nämlich die scheinbar so harm- losen Tiere ganz gefräßige Räuber, auf die weit besser der Name „Dragonf lies" (Drachenfliegen) paßt, mit dem die Engländer die Libellen bezeichnen. Hiervon können wir uns sehr leicht selbst überzeugen, wenn wir eine Libelle beobachten, die sich gesetzt hat, scheinbar um von ihrem unsteten Fluge auszuruhen. Wir werden dann sehen, wie das Tier seine Jagdbeute aus dem Munde nimmt, mit den Vorderbeinen hält und gierig verschlingt. Diese Beobachtung gibt uns Veranlassung, die Mundteile der Libellen einmal genauer anzusehen. Da finden wir nichts, was auf das Saugen von Honig schließen läßt: weder Rüssel noch Zunge, wie sie die Bienen besitzen, aber alles, was auf ein aus- gesprochenes Räuberleben deutet. Der sehr große und breite Mund bildet einen ausgezeichneten Insektenfangapparat. Bei denjenigen Libellen, die Insekten im Fluge fangen, bedeckt näm- lich die Unterlippe den ganzen Mund und dient zum Festhalten der Beute; hierher gehören die Gattungen Aeschua, Gonqjluis, Covdulegaster vmd Libellula. Bei den übrigen Arten, die sitzen- den Insekten nachstellen, ist dagegen die Unterlippe verhältnis- mäßig klein und läßt ohne weiteres den gewaltigen Oberkiefer und die etwas schwächeren Unterkiefer erkennen. Die spitzen Zähne der seitlich gegeneinander wirkenden Kiefer sind vorzüg- lich zum Zerkleinern von Beutetieren geeignet. Wenn wir dann das Maul der Libelle öffnen, finden wir es angefüllt mit einer schwärzlichen Masse, in der wir unter der Lupe oder dem Mikro- skop unschwer die Reste kleiner Insekten erkennen können. Auf das Räuberleben lassen auch die großen, leuchtenden Augen der Libellen schließen, die bei einzelnen Arten fast den ganzen Kopf einnehmen. Sie sind, wie bei allen Insekten, zu- sammengesetzte oder Facettenaugen, die jede Bewegung zur Wahrnehmung bringen, da die radial angeordneten Facetten nur Licht aus einer ganz bestimmten Richtung auf die Netzhaut ge- langen lassen, so daß die Verschiebung eines Gegenstandes vor dem Auge in immer neuen Facetten Lichteindrücke hervorruft. Die Facetten im oberen Teile des Auges sind bei den Libellen größer als die unteren. Über die Bedeutung dieser Einrichtung herrscht noch Meinungsverschiedenheit; die größte Wahrschein- lichkeit hat die Annahme, daß die oberen Facetten zum Sehen in der Nähe eingerichtet sind und hauptsächlich beim Verzehren — 112 — der Beute benutzt werden. Auch bei anderen Insektenordnungen finden sich größere obere Facetten, aber vorwiegend nur bei den Männchen gut fliegender Arten, denen sie wohl hauptsächlich zum Aufsuchen der Weibchen dienen. Noch viel weniger im klaren ist man über die Bedeutung der drei Stirn- oder Punkt- augen, die, wie bei vielen anderen Insekten, auf dem Scheitel der Libellen stehen. Ihre Stellung ist bei den einzelnen Gattungen und Arten sehr verschieden ; bei vielen Arten bilden sie ein mit der Spitze nach vorn zeigendes Dreieck, bei anderen reihen sie sich um die sog. Augenschwiele; bei den Gattungen Gomphus, Aeschna und Anax dagegen stehen sie nahezu in einer geraden Linie. Gegenüber den Augen sind die Fühler auffallend klein und sehr wenig entwickelt. Man kann wohl annehmen, daß die Libellen vorwiegend Augentiere sind, während bei vielen anderen Insekten die durch die Fühler übermittelten Sinneseindrücke bei weitem überwiegen. Die Fortbewegung der Wasserjungfern geschieht fast aus- schließlich durch die vier glasartigen, fein gegitterten Flügel; die Beine werden fast nur zum Festhalten der Beute und zum Anhängen des Körpers im Ruhezustand gebraucht. Die Vorder- und Hinterflügel der Libellen sind gleichartig gebaut und von einem aus polygonalen Zellen gebildeten, dichtmaschigen Ader- netz durchzogen. Die Längsadern sind größtenteils starre, luft- haltige Röhren, die den Flügeln die nötige Steifheit verleihen. Man muß aber staunen, daß bei dem rasenden Fluge, den ein- zelne Arten ausführen, die Flügel sich weder merklich durch- biegen, noch knicken. Dies wird durch eine eigentümliche Struk- tur des Flügels verhindert. Die anscheinend ebene Flügelfläche ist nämlich in der Längsrichtung mehrmals geknickt, ihr Querschnitt ist also eine Zickzacklinie. Da wir nun aus der Erfahrung wissen, welche Festigkeit ein fächerartig zusammengeknicktes und wieder halbentfaltetes Papier gegenüber einem glatten Bogen besitzt, wird uns die Festigkeit des Flügels begreiflich erscheinen. Die Beine sind verhältnismäßig schwach und mit kräftigen querge- stellten Dornen versehen, die sie zu richtigen Greif Organen machen. Durch einen eigentümlichen Bau der Brust sind sie außerdem ganz in die Nähe des Mundes gerückt. Die drei Ab- schnitte des Thorax stehen nicht senkrecht zur Längsachse des Körpers, sondern sind in ihrem unteren Teil sehr stark nach vorn gezogen, so daß ihre Nähte fast horizontal laufen (Taf. II 10). 45. Ber. d. Senckenb. Natnrf. Ges. 1914. Taf. I. Groß pinx Werner u. Winter, Frankfurt a. M. 45. Ber. d. Sevckenb. Naturf. Ges. 1914. Taf. IL B. Groß pinx. Werner u. Winter, Frankfurt a. M. — 113 — Diese merkwürdige Form des Thorax ist wohl der hauptsächlichste Grund dafür, daß man für die Wasserjungfern jetzt eine den übrigen Insektengruppen (Schmetterlingen usw.) gleichwertige Ordnung, die der Odonaten, errichtet hat, während man die Tiere früher bald zu den Geradflüglern (Heuschrecken usw.) gestellt, bald bei den Neuropteren oder den Pseudoneu- ropteren untergebracht hat. Im Körperbau und Verhalten scheiden sich die Libellen in zwei Gruppen: die einen sind die schlanken, kleineren Tiere, deren seitlich vorquellende Augen durch eine breite Stirn ge- trennt sind, so daß sie querköpfig erscheinen. Sie bewegen sich langsam, in hüpfendem Fluge und nicht ausdauernd, halten beim häufigen Ruhen die Flügel ziemlich aufrecht und zeigen in ihrem Tun und Treiben keine Spur von Wildheit. Diese zarten, meist hellblau gefärbten Libellen bilden die Sippe der Agrioniden. Die weitverbreitete Calopteryx cirgo, jene im weiblichen Ge- schlecht bronze-grüne, im männlichen stahlblaue Art, gehört hier- her (Taf. I 2). Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus Blattläusen oder ähnlichen seßhaften Insekten. Die zweite Gruppe, welche die Libelluli den und Aeschniden umfaßt, enthält die un- tersetzten, breitbauchigen und größeren Arten, deren halb- kugeliger Kopf vorwiegend aus den Augen besteht, die auf dem Scheitel zusammenstoßen oder sich dort wenigstens sehr nahe- rücken. Diese Libellen sind ungemein rasch und wild in ihren Bewegungen; sie fliegen sehr anhaltend, bald an einer Stelle rüttelnd, bald wagrecht dahinschießend, und ruhen immer mit wagrecht ausgebreiteten Flügeln. Sie tummeln sich nur zur Paarungszeit über dem Wasser oder in dessen Nähe, zu anderen Zeiten zerstreuen sie sich weit über Feld und Wald. Einzeln oder gesellig, je nach der Art, durchstreifen sie ihr Jagdgebiet und nehmen sich oft nicht die Zeit, sich auf einem dürren Zweig oder einer Astspitze mit ihrer Beute niederzulassen, sondern halten sie mit ihren Vorderbeinen vor den kräftigen Freßzangen und verzehren sie im Fluge. Alle Libellen sind echte Tagtiere, die am liebsten im hellen Sonnenschein fliegen; an schönen Tagen sind sie sehr flink, bei kühlem, trübem Wetter dagegen hängen sie wie erstarrt an Ufer- pflanzen. Auch wenn die Sonne zu sinken beginnt, sind sie alle verschwunden. Sie hängen sich dann mit den Krallen ihrer Vorderbeine an Schilf- oder Rohrstengeln, einzelne Arten an Fig. 1. Aeschna cijanea Müll. ? abends an einem jungen Kiefernzweig ruhend (Schutzfarbe und Anpassung), fast nat. Gr. Aus Georg E. F. Schulz „Natur-Urkunden", Heft 7. Insekten 1. Reihe. Berlin (Paul Parey) 1909. — 115 — Büschen, ja selbst an hohen Bäumen auf, um so die Nacht zu verbringen. Da die Körperwärme der Libellen von der Tempe- ratur der Umgebung abhängig ist, wird man die meisten Arten im Sommer treffen; sie sind aber auf diese Jahreszeit nicht be- schränkt, die einzelnen Arten verteilen sich vielmehr auf die ganze Zeit, in der überhaupt Insekten fliegen. Viele Arten sind nur wenige Wochen vorhanden, jede aber nur in einer einzigen Generation, da ihre Entwicklung mindestens ein Jahr, die der größeren Arten sogar mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Die Ver- wandlung der Wasserjungfern ist insofern eine unvollkommene, als bei ihnen kein Ruhe- oder Puppenzustand eintritt, wie bei den Schmetterlingen ; die Larven sind aber der geflügelten Form auch nicht so ähnlich wie etwa bei den Heuschrecken, selbst dann nicht, wenn die Flügelscheiden schon sehr deutlich sind. Die Unähnlichkeit zwischen Larve und Imago ist wohl durch die ganz verschiedene Lebensweise beider Formen hervorgerufen: die an den Aufenthalt im Wasser gebundene Larve muß anders organisiert sein wie das in der Luft lebende Geschlechtstier. Dadurch wird die Entwicklung der Odonaten zu einem der in- teressantesten Kapitel der Insektenbiologie. Sehi- auffallend sind die Vorgänge bei der Begattung und die dieser vorausgehenden Liebesspiele. Bei jedem Spaziergang längs eines Baches oder in der Nähe eines Teiches werden wir beobachten, wie Libellen- männchen in auffallend langsamem Fluge ohne Unterlaß Büsche und Schilfstengel nach den Weibchen absuchen, die dort, durch ihre Färbung geschützt, sich anscheinend vor den Männchen ver- bergen oder, sobald sie entdeckt sind, sich in rasender Flucht vor ihnen zu retten suchen. Die Männchen fangen die Weibchen mit den Beinen ein, packen sie dann mit den Haltezangen des Hinterleibes am Prothorax und ziehen sie hinter sich her. Die Haltezangen sind bei den einzelnen Arten sehr verschieden ge- baut, stets aber befinden sich am Prothorax des Weibchens Aus- schnitte, in die die Zangen der artgleichen Männchen genau passen. Diese Einrichtung ist offenbar geeignet, Kreuzungen zu verhüten, die tatsächlich auch nur selten vorkommen, aber doch zuweilen beobachtet wurden, z. B. zwischen Aeschna grandis und cyanea. Der nun folgende Begattungsakt ist infolge des sehr merkwürdigen Baues der Fortpflanzungsorgane recht kom- pliziert. Die Genitalöffnung des Männchens liegt auf der Bauch- seite des neunten Ringes; das Tier befördert aber vor der Be- 116 gattung durch Vorwärtsbewegen des Hinterleibes etwas Samen- flüssigkeit in den auf der Unterseite des zweiten Segments liegenden Begattungsapparat. Das Weibchen muß deshalb seine am achten Ring liegende Genitalöffnung bis zu diesem Be- gattungsglied des Männchens vorbiegen, wodurch die merk- würdige Verkettung beider Geschlechter entsteht, die auf Tafel 1 4 dargestellt ist. Schon kurze Zeit danach findet in der Regel die Eiablage statt, die bei den einzelnen Gruppen sehr verschieden vor sich geht. Die großen Arten lassen ihre Eier einzeln oder in Häufchen in das Wasser fallen. Oft kann man sehen, wie eine über das Wasser dahinschießende Libelle plötzlich senkrecht nach unten stürzt, so daß sie mit dem Hinterleib das Wasser be- rührt, wobei sie dann jedesmal ein Ei fallen läßt. Auf diese Weise werden die Eier bei den Gattungen Lihellula, Cordulia und Gom- phiis abgelegt; die kleineren Arten dagegen, so die Gattungen Agrion und Lestes, be- sitzen einen aus vier säbelförmigen, gegen- einander beweglichen Fortsätzen bestehenden Legestachel, mit dem sie saftige Wasser- pflanzen, wie die Blätter der Seerosen oder die Stengel des Kolbenschilfes anstechen und in die entstandene Öffnung ein Ei schieben (Fig. 2). Sehr oft wird dabei das Weibchen noch vom Männchen mit den Haltezangen im Nacken festgehalten (Taf. II 8). Einzelne Arten setzen die Eiablage selbst bis unter die Ober- fläche des Wassers fort; Lestes sponsa soll sogar von dem Männchen begleitet werden. Die Entwicklung der Libellen kann man am besten beob- achten, wenn man ihre Larven im Aquarium hält. Man findet diese hauptsächlich in stehendem Wasser, aber auch in Bächen, wo sie sich von allerlei kleineren Tieren, wie Insekten, Schnecken, Kaulquappen und selbst von Fischen nähren. Sehr leicht wird man zwei verschiedene Larvengruppen unterscheiden können. Manche von den schlankeren, kleineren Arten haben drei blatt- förmige, zugespitzte, halbdurchsichtige Tracheenkiemen, die aus dem Körperende hervorragen. An diesen erkennt man die Agrioniden (Fig. 3a). Bei den übrigen Arten sind Tracheen- kiemen nicht zu sehen. Ist ihr Abdomen verhältnismäßig breit Fig. 2. Stichnarben von Eiern einer Libelle, nat. Gr. Nach Ulm er. — 117 — und kürzer als die Hinterschenkel, dann gehören sie zu den Libelluli den (Fig. 3 b); bei den Aeschniden ist der Hinter- leib schlank und länger als die Hinterschenkel (Fig. 3 c). Die durch ihre schmutzige, düstere Färbung schwer zu erkennenden Tiere bewegen sich nur sehr langsam am Grunde des Wassers. Oft bleiben sie stundenlang bewegungslos mit den Beinen an einer Wasserpflanze angeklammert; nur selten schwimmen sie, wobei die Agrionidenlarven mit dem Hinterleib schlängelnde Be- Fig. 3. Libellenlarven, nat. Gr. Nach Schmidt-Schwedt. a Agrioii — b Libellula — e Äeschiia mit vorgeschnellter Maske — d Caloptenjx. wegungen ausführen. Diese Ruderbewegung bringt die Larven ebenfalls nur sehr langsam vorwärts. Die Larven der Libellu- liden können sich etwas schneller bewegen, indem sie aus dem Enddarm Wasser ausstoßen. Dies geschieht mit solcher Kraft, daß das Wasser in der Luft viele Zentimeter weit spritzt. Aber auch durch diese Bewegung könnte nur ein sehr langsames oder unachtsames Tier erbeutet werden. Die Libellenlarve ist des- halb darauf angewiesen, sich ruhig zu verhalten und zu warten, — 118 — bis sich ein Tier in Reichweite befindet, dann aber muß sie schnell sein. Sie macht aber nun nicht etwa einen Sprung, sondern schnellt einen armartigen Anhang an ihrem Kopf vor- wärts und ergreift damit ihre Beute (Fig. 3 c und 5). Dieser Arm ist eine Umbildung der Unterkiefer oder Maxillen, die bei den Libellenlarven sehr stark verlängert und am Ende ver- breitert sind; ihre Seitenteile, die den Tastern entsprechen, be- sitzen gewöhnlich ein Paar Dornen oder Klauen, die das Opfer Fig. 4. Libellenlarven {Cordii/ia oder Aeschna spec), nat. Gr. Aus „Voigtländers Tierkalender 1914." M.2.80. Voigtländers Verlag, Leipzig. festhalten. Die einzelnen Teile dieses Fangapparates weichen bei den verschiedenen Gruppen in ihrem Bau nicht unerheblich von einander ab (Fig. 6 und 7). Im Ruhezustand ist das Ganze unter dem Kopf zusammengefaltet, der breitere Teil bedeckt dann den Mund von vorn und bildet so eine Maske, während der Arm selbst rückwärts zwischen die Vorderschenkel geklemmt ist. Die Frage, wie die Libellenlarven atmen, ist merkwürdiger- weise erst in jüngster Zeit vollständig gelöst worden, obwohl — 119 — man sie schon so lange erörtert hat, wie man die Verwandlung der Libellen kennt. Bei mikroskopischer Untersuchung zeigt sich, daß die blattförmigen Anhänge am Hinterleibsende der Agrioni- denlarven nicht nur als Ruder verwandt werden, sondern auch der Respiration dienen. Jedes Blättchen ist nämlich von einem Netz- werk von Luftröhren bedeckt, in die Luft aus dem Wasser direkt in die Haupttracheen des Körpers eindringt. Bei den übrigen Familien endet der Hinterleib in fünf Klappen, von denen die drei größeren zu einer Spitze zusammengelegt werden können. Wenn die Larve sie auseinanderklappt, wird der Ausgang des Darmes frei, der von drei fleischigen Wülsten geschlossen wird. Der Enddarm bildet einen ziemlich großen Raum, dessen Wand aus einem interessanten Netzwerk besteht. Sechs dicke Längs- leisten, die durch dünne und biegsame Membranen getrennt sind, scheinen dazu bestimmt zu sein, eine möglichst große Ausdeh- nung der Oberfläche zu ermög- lichen. Jede Längsleiste trägt eine doppelte Reihe von Längs- falten, welche die Epithelober- fläche ganz gewaltig vergrößern und gleichzeitig die Tracheen- ärmchen in sich beherbergen. ^^^- ''• ^r 1 i. j- ry ^ 1 j tti ij. Kouf luit voi'ffeschnellter Maske der Man hat die Zahl der Falten ^ a , ^ i -n ^ Larve von Aesclnia, stark vergrößert. auf 24000 geschätzt. Die klei- ^^ch Mi all. nen Tracheenenden treten in größere, regelmäßig angeordnete Luftröhren, die zu den Längs- stämmen führen. Durch den Enddarm kann eine große Menge Wasser aufgenommen werden, aus dem dann die Tracheen ihren Bedarf an Sauerstoff decken. Die Larve von Calopterijx hat ähn- liche Rektalkiemen, daneben aber auch äußere Kiemenanhänge (Fig. 3d). Außer dieser Atmung durch das Abdomen kommt aber bei den Libellenlarven auch eine solche durch die Tracheen des Thorax vor. Bei den breitleibigen Libellulidenlarven kann man leicht zwischen dem schmalen Prothorax und dem Meso- thorax ein Paar große Stigmen erkennen; bei den Agrioniden sind diese verborgen, können aber bei der Präparation leicht ge- funden werden; ein zweites Stigmenpaar liegt unter der Ansatz- stelle der Hinterflügel. Man hat nun meist angenommen, daß die Atemöffnungen während des Larvenlebens der Libelle ge- — 120 — schlössen bleiben. Diese Ansicht spricht schon Reaumur aus, der beobachtet hatte, daß ein Bestreichen der Öffnungen mit Ol den Tieren nichts schadet, während Luftinsekten bei dieser Be- handlung zugrunde gehen. Vor wenigen Jahren hat nun H. De- witz die Atmung der Larven zum Gegenstand einer eingehenden LTntersuchung gemacht. Er brachte die Tiere in ausgekochtes, also luftfreies Wasser oder in stark verdünnten Alkohol und be- obachtete dann das Verhalten der Tiere. Junge Larven bringen in sauerstoffreiem Wasser stets das Hinterende ihres Körpers an die Oberfläche, um zu atmen, erwachsene Tiere dagegen ent- weder das Hinterende des Abdomens oder den vorderen Teil des Thorax; bei ihnen sind also die Prothoracalkiemen offen und zum Atmen geeignet. Fig. B. Masken von Libellenlarven, sehr stark vergrößert. Nach Ulm er. a Libelluht — b Aescinia — c Oomplius. Aus den zahlreichen Versuchen von D e w i t z, von denen hier nur eine Reihe angegeben werden konnte, geht jedenfalls mit Sicherheit hervor, daß die Libellenlarven in den letzten Stadien ihre Tracheen direkt mit Luft aus der Atmosphäre füllen können und sich auch in ausgedehnter Weise dieser Atmung bedienen, indem sie den Thorax über Wasser bringen. Diese Tatsache legt die Vermutung nahe, daß die Libellenlarven ursprünglich Land- tiere waren und erst nachträglich sich an das Wasserleben an- gepaßt haben. Die Annahme wird noch unterstützt durch die Beobachtung, daß die Larven sich im letzten Stadium häufig längere Zeit außerhalb des Wassers aufhalten können, wie man bei ihrer Zucht im Aquarium leicht beobachten kann. Die zur Verwandlung reifen Larven klettern ziemlich hoch — 121 — an den Stengeln von Wasserpflanzen in die Höhe und klammern sich dort fest. Die Zeit, die vom Augenblick verstreicht, in dem die Tiere das Wasser verlassen, bis zu dem Moment, in dem die Haut reißt, schwankt zwischen einer Stunde und einem Tag- Man kann es den Tieren an den Augen ablesen, ob sie zur Ver- wandlung schreiten. Eine Viertel- oder eine halbe Stunde vor dieser Zeit wird nämlich das Auge, das vorher düster und un- durchsichtig war, hell und leuchtend. Hierauf reißt die Larven- haut auf dem Rücken ein, wodurch der Thorax der Imago sicht- bar wird. Während dieser Zeit kann die Libelle ihren Kopf vergrößern, wie die Fleischfliege unter denselben Umständen. Er schwillt an und hilft wie ein Keil den Spalt ver- größern, so daß dieser zuletzt bis zum Augenrand reicht. Dadurch aber wer- den Kopf und Thorax frei, und der erstere ist so groß, daß man kaum glau- ben kann, es sei der Kopf einer Libelle. Wenn dann die Beine aus ihren Schei- den gezogen sind, tritt eine Ruhepause ein, in der die Gliedmaßen erhärten. Denn um den Hinterleib frei zu machen, muß das Tier sich mit den Beinen fest an die Larvenhaut klammern und unter großem Kraftaufwand das Abdomen aus der Hülle herausziehen. Die soeben aus- geschlüpfte Libelle sieht aber den Tie- ren, die herumfliegen, ganz und gar nicht ähnlich, sie erscheint verkrüppelt, denn der Hinterleib hat noch nicht seine volle Länge erreicht, und die Flügel sind kaum größer als die Scheiden, in denen sie vorher steckten; sie sind zusammengefaltet wie die Blätter in einer Knospe. Die Flügel strecken sich aber so schnell, daß es schwierig ist, ihre Entfaltung zu verfolgen. In demselben Maße, wie sie sich ausbreiten, sehen wir ihre Adern sich weiter und weiter entwickeln. Dies geschieht durch Einpumpen von Luft in die die Flügel durchziehenden Tracheen. Nach der Entfaltung der Flügel kann aber die Libelle noch lange nicht fliegen, denn ihre Flugwerkzeuge sind zunächst so weich wie nasses Papier, und es dauert zwei Stunden, bis das Tier imstande ist, die Flü- gel wagrecht auszubreiten. Gleichzeitig mit der Entfaltung der Fig. 7. Maske der Larve von Lcsfes, sehr stark vergrößert. Nach Ulm er. — 122 — Flügel geht auch die Verlängerung des Hinterleibes vor sich; auch werden die Farben allmählich satter, und nach weiteren zwei Stunden kann die Libelle ihr Räuberleben beginnen. Es ist viel darüber gestritten worden, ob die Libellen nütz- lich oder schädlich sind. Die Larve der Libelle ist jedenfalls da, wo sie in Menge auftritt, der Fischzucht sehr nachteilig, denn die gefräßigen Tiere greifen die Fischbrut mit Erfolg an. Fischzüchter werden also guttun, Libellenlarven, wo sie sie finden, zu vertilgen. Andererseits aber beteiligen sich die ge- flügelten Tiere an der Verfolgung schädlicher Insekten. Übrigens werden sich die Wasserjungfern in Gegenden, die keinen ausge- sprochen sumpfigen Charakter tragen, nie allzu stark vermehren können. An besonders günstigen Stellen müssen sie allerdings in ungeheuren Massen vorkommen, denn man hat oft Libellen- schwärme beobachtet, bei deren Schilderung man unwillkürlich an die Heuschreckenschwärme denken muß, die in manchen Ge- genden Asiens und Afrikas große Verheerungen anrichten. So ist, um ein Beispiel anzuführen, bei Königsberg einmal ein Libellenzug beobachtet worden, der von 9 Uhr morgens bis zum Abend dauerte und 15 m breit und 3 m hoch gewesen sein soll. Bekannt sind die Libellenzüge in ganz Norddeutschland; woher aber die Schwärme kommen, und was die Ursache ihres Auf- tretens ist, ließ sich bis jetzt noch nicht feststellen. Nur über die Zusammensetzung der Schwärme weiß man einiges, Sie be- stehen vorwiegend aus Individuen der Gattung Libellula {depressa und quadrüuaciflafa), denen zuweilen Tiere von Aeschna grandis^ aber auch Agrioniden beigemischt waren. Trotz der Farbenpracht der Wasserjungfern, trotz ihrer in- teressanten Entwicklung, gibt es nur wenige Liebhaber, die sich eingehender mit dieser Insektengruppe befassen. Der Grund da- für ist vielleicht in dem L^mstand zu suchen, daß die Odonaten in den Sammlungen bald sehr unansehnlich werden und in der Regel ihren Hinterleib verlieren, wenn man sie wie die Schmetterlinge behandelt, d. h. die genadelten Tiere einfach spannt. Die Fäulnis des Darminhaltes geht nämlich sehr bald auf das ganze Abdomen über und zerstört es bis auf das Chitin. Diesem Übelstand kann man nur dadurch vorbeugen, daß man möglichst bald nach dem Fang den Hinterleib der Tiere mit einer feinen Schere auf der Unterseite aufschneidet, den Darm mit einer Pinzette herauszieht und den entstandenen Hohlraum 123 durch einen passenden Strohhalm, der bis in den Thorax reichen muß, ausfüllt. Die aufgewandte Mühe wird durch das schöne Aussehen, das eine Sammlung so präparierter Odonaten bietet, reichlich belohnt. Außerdem ist ja auch das Nadeln und Spannen der Libellen leichter als das der Schmetterlinge, weil die Flügel nicht mit Schuppen bedeckt sind, wie die Schmetterlingsflügel, und deshalb beim Anfassen nicht abgerieben werden können. Fig. 8. Aeschna cijunea Müll, unmittelbar nach dem Ausschlüpfen, verkleinert. Oben mit schwirrenden Flügeln. Naturaufnahme von Alexander von Steiger. Die Fangausrüstung ist äußerst einfach: ein Schmetterlingsnetz, ein bis zwei Tötungsgläser, ein Fläschchen mit Schwefeläther und ein Paar Zigarettenkästchen, in die die Beute zwischen Fließ- papier gepackt wird, das ist alles. Und Libellen gibt es über- all, vor allem an den Gewässern, fließenden und stehenden. Hier wird man stets Agrioniden treffen, die leicht zu erlangen sind, während die großen Arten sich überall über dem trockenen — 124 — Lande herumtreiben. Um diese zu erbeuten, muß man mit ihren Gewohnheiten schon recht vertraut sein. Oft gelingt es, sie mit einem Stück Fleisch zu beizen, meist muß man jedoch abwarten, bis die Tiere sich gesetzt haben. In jedem Fall aber wird nur ein energischer Schlag sie ins Netz bringen. Von den etwa 60 deutschen Libellenarten finden sich die meisten in der Niederung, aber einzelne fliegen fast ausschließ- lich im Mittelgebirge, z. B. die prächtige Aeschna grandis, ferner Libellula hrunnea, rubicunda und st7'iolata; andere sind Be- wohner des Hochgebirges, wo sie auf Talwiesen die dort liegen- den Quellbäche und Alpenseen umschwärmen, so die zierliche Libellula coerulesoetis mit dem pflaumenblauen Hinterleib und die großen Aeschna-AriQH {juncea und boreaUs). Diese beiden Arten steigen oft an den Berghängen hoch hinauf, um dort im Sonnenschein ihre Insektenjagd zu betreiben. Am höchsten aber finden sich zwei Arten der metallischgrünen CorduUa (alpestris und arctica), die sich von den übrigen Spezies der Gattung durch die gelben Seitenflecken auf den beiden ersten Ringen des Hinterleibes unterscheiden. Eine Anzahl der verbreitetsten einheimischen Libellen ist auf den beiden von Frl. B. Groß gemalten Tafeln in natürlicher Größe und in ihren charakteristischen Farben dargestellt, und zwar aus der Gruppe der Agrioniden die bekannten Schlank- jungfern Calopteryx virgo L. (Taf. I 2) und splendens Harr. (Taf. II 11), die zierlichen Lest es fusca Lind. (Taf. II 8) und viridis Lind. (Taf. II 9), sowie die auffallend gefärbten, zierlichen Agrion puella L. (Taf. I 4) und minium Harr. (Taf. II 7); aus der Gruppe der Libelluliden der sehr weit verbreitete und häufige Plattbauch Libellula depressa L. (Taf. I 1) und die kupferglänzende CorduUa 7netallica Lind. (Taf. II 10) ; von den großen, buntscheckigen Aeschniden die gelbgefleckte Cordu- legaster bidentata Selys (Taf. 13) und die schlanke Aeschna pratensis Müll. (Taf. II 6). Die vorliegenden Zeilen sollen nur zum Beobachten der Libellen anregen. Wer sich ernsthaft mit dieser Insekten- gruppe beschäftigen will, der nehme Tümpels prächtiges Werk „Die Geradflügler Mitteleuropas" zur Hand, in dem er alles finden wird, was sich auf die Systematik der Odonaten bezieht. Wer aber auch über die Entwicklung der Libellen Aufschluß haben möchte, der wird die reichillustrierte Schrift — 125 — G. Ulmers „Unsere Wasserinsekten" oder das englische Werkchen von L. C. Mi all „The Natural History of Aqua- tic Insects" nicht entbehren können. Tafelerkläi'ung. Taf. I. 1 LibelluUi depressa L. — Calopterijx lirgo L. (^ u. $ — 3 Cordn- lefjaster hidentata Selys — 4 Agrion puella L., J* u. ? in copula — o Erwachsene Libellenlarve {Aeschna spec.) zur Verwandlung an einem Grasstengel aus dem Wasser kletternd. Taf. IL 6 Aeschnu pratensis Müll. — 7 Agrion minium Harr. — 8 Lestes fusca Lind., J* u. $ bei der Eiablage — 9 Lestes viridis Lind. — 10 Cordnlia metaltica Lind. — 11 Culopteryx splendens Harr. — 126 Besprechungen. Neue Bücher. Biologie der Eupithecien. Von Karl Dietze, Jugenheim an der Bergstraße. 2 Teile. 32 S. mit 82 Tafeln in Farben- lichtdruck (in Mappe) und 172 S. mit 4 Tafeln in Lichtdruck (gebunden). Gr.-Folio. Berlin (R. Friedländer & Sohn) 1910 und 1913. Preis M. 40.—. Ein Werk, das man bewundern und — lieben muß. So gründlich die Behandlung des schwierigen Gegenstandes, so künstlerisch vollendet die zahl- reichen, von Dietze selbst gemalten bunten Tafeln sind, so schlicht und ernst, bescheiden und doch voller Begeisterung tritt überall das Wesen des Verfassers zutage. Die Eupithecien sind eine Gruppe kleiner, unschein- barer Schmetterlinge aus der Spannerfamilie, sonst nur für Spezialisten interessant. Aber was hat Dietze aus ihnen gemacht ; wie lehrt er uns sehen, die Schönheit und Wichtigkeit aller der Dinge begreifen, die er selber so innig empfunden hat ! Von hohem und allgemein-biologischem Werte sind, um nur eins zu nennen, des Verfassers Angaben über die wech- selnde Färbung der Fiipif/iecia-Raupen, besonders der von i/inotaia, die, ob- wohl im Freien „monophag", sich in der Gefangenschaft mit zwanzig ver- schiedenen Pflanzen füttern ließ. Je nach dem Futter und je nach der Farbe des Untergrundes ist die Färbung der Raupen eine verschiedene und zumeist eine solche, daß das Tier der Umgebung täuschend ähnlich wird. — Übrigens kommt in dieser „Biologie" auch die Systematik keineswegs zu kurz. Der Umfang der Gattung Eupithecin, die Synonymik mehrerer Arten werden be- sprochen und korrigiert, fünf Arten neu beschrieben. ^ j^y Schriften des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde. 29. Bd. Einführung in die europäische Meeresmollusken- Fauna an der Hand ihrer Hauptrepräsentanten. Von Dr. Otto Buchner. 166 S. mit 26 Tafeln und 125 Textfiguren. 8". Stuttgart (K. G. Lutz' Verlag) 1913. Während in Frankreich, England und den Vereinigten Staaten von Nord- amerika zahlreiche Forscher die Meeresmollusken studieren und wertvolle Beiträge zu ihrer Naturgeschichte, ihrer Verbreitung und ihrer Artenzahl liefern, muß es auffallen, daß ein wissenschaftlich so tätiges Land wie Deutschland zurzeit keinen Namen aufweisen kann, der sich durch dauernde und eingehende Beschäftigung mit marinen Konchylien bekannt gemacht hat. Hat nun unser Vaterland niemand, den es den zahlreichen ausländischen Forschern an die Seite stellen kann, ist in ihm das Studium der Meeres- — 127 — Schnecken nnd -muscheln ganz und gar vernachlässigt? Gewiß nicht; zählen doch Werke deutscher Gelehrter, wie W. Kobelts ,Prodromus faunae mol- luscorum testaceorum maria europaea inhabitantium'- und H. C. Wein- kauf fs „Konchylien des Mittelmeeres " zu den geschätztesten und grund- legendsten Arbeiten, die sich mit den europäischen Meeresmollusken überhaupt befassen ! Aber so wertvoll die genannten Schriften auch für den Fachmann sind, für den Anfänger sind sie mit ihrem lateinischen Text, der umfang- reichen Synonymie-Aufzählung und dem gänzlichen Mangel an Abbildungen vollkommen ungeeignet. Und nun verstehen wir. warum gerade in unseren Nachbarländern stets junger Nachwuchs in der Reihe der Seekonchylien- forscher vorhanden war; besitzen doch jene Länder — und zwar Frankreich in Bucquoi, Dollfus und Dautzenbergs ,Mollusques marins du Roussillon'- und England in Forbes & Hanleys „British Mollusca'" — billige, leicht verständliche und gut illustrierte Werke, die der Neuling in der Konchylienkunde benutzen und durch die er sich soweit heranbilden kann, daß er auch ganz speziell geschriebene Fachwerke zu konsultieren lernt. Der Mangel eines derartigen einführenden und dabei billigen Werkes war es also, der in Deutschland auf lange Jahre das Studium der marinen Mol- lusken hintanhielt, und dem Deutschen Lehrer verein für Natur- kunde gebührt das Lob, ihm zuerst begegnet zu sein. Tatsächlich ist denn auch das aus diesem Mangel heraus entstandene B u c h n e r sehe Buch wohl geeignet, jedem, der sich mit der Mannigfaltigkeit unserer europäischen Meeresschnecken und -muscheln vertraut machen will, die ersten Schritte auf diesem Gebiete zu leiten und ihn mit den hauptsächlichsten Formen be- kannt zu machen. Mit seiner Hilfe kann jedermann die am Lido in Venedig oder am deutschen Nordseestrand selbst aufgelesenen Muschelschalen, zum mindesten der Gattung nach, bestimmen und sich über die verwandten For- men orientieren, wobei ihn die zahlreichen Tafeln und Textfiguren in nicht geringem Maße fördern werden! Wer tiefer eindringen will, findet im Li- teraturverzeichnis eine Zusammenstellung der zum Spezialstudium wichtig- sten Bücher. Aber wer sich nicht mit den Namen begnügt, sondern auch etwas von der Verbreitung, der LebensMeise und der inneren Organisation der von ihm bestimmten Arten zu erfahren sucht, kann seinem Forschungs- drang in B u c h n e r s Werkchen Genüge tun, da der Beschaffenheit der euro- päischen Meeresküsten, den Organisationsverhältnissen der Meeresmollusken, ihren Schalenformen und ihrer Verbreitung in den europäischen Meeren eigene, umfangreiche Kapitel gewidmet sind. L"nd ist der Wißbegierige durch die Fülle des gebotenen Stoffes zu der Überzeugung gekommen, daß ihm dauernde Beschäftigung mit den Meereskonchylien und ihr systematisches Sammeln Vergnügen und Anregung bieten werden, so findet er bei Buchner noch manchen wertvollen Hinweis auf die nicht ganz leichte Sammeltechnik. Die kurze hier gebotene Auswahl aus dem Inhalt des B u c h n e r sehen Werkes wird seinen Wert mehr als alle andere Anpreisung dartun. Möge es der Konchyliologie zahlreiche neue Anhänger gewinnen und dem in Deutschland lange Zeit so sehr vernachlässigten Studium der Meeresmol- lusken zu einer neuen Blüte verhelfen! F. Haas. 128 Neue Veröffentlichungen der Gesellschaft Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Ge- sellschaft in Frankfurt a. M. 4^. Frankfurt a. M. (Selbstverlag der Gesellschaft): Band 31 Heft 4 (Seite 463-523) 1913: „Färberische Studien an Gefäßbündeln. Ein Bei- trag zur Chemie der Elektiv-Färbungen" von A. C. Hof. Aus dem Georg-Speyer-Haus, Biologische Abteilung. 20 S. mit 3 Tafeln. Preis broschiert M. 8. — . Besprechung erfolgt in Heft 4. „Die Knochenfunde der Steinauer Höhle." „I. Be- schreibung der Fundstelle" von Dr. Fritz Drevermann — „n. Die Steinauer Knochenfunde" von Dr. Max Hilz- heimer. 41 S. mit 4 Tafeln. Preis broschiert M. 7.50. Abdruck des I. Teils und Besprechung des IL Teils erfolgen in Heft 3. Band 34 Heft 3 1912 und Heft 4 1913: „Ergebnisse einer Zoologischen Forschjungsreise in den südöstlichen Molukken (Arn- und Kei-Inseln) im Auftrag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft ausgeführt von Dr. Hugo Morton. Wissenschaftliche Ergeb- nisse". (Fortsetzung). 182 S. mit 11 Tafeln. Preis broschiert M. 23.50. Und 88 S. mit 2 Tafeln, 7 Textfiguren und 1 Karte im Text. Preis broschiert M. 10.50. Band 35 Heft 1 1914: Desgl. 124 Seiten mit 7 Tafeln und 19 Textfigm*en. Preis broschiert M. 18.50. Siehe 42. Bericht 1911 S. 94 (Besprechung des „Reiseberichts") und S. 328. Eine zusammenfassende Besprechung der „Wissenschaft- lichen Ergebnisse" Avird nach Abschluß des Werkes erfolgen. Die Redaktio)i. 129 — Aus der Schausammlung. Unser Planktonschrank. III, Ctenophoren und Anneliden. Mit 6 Abbildungen. A. Ctenophoren. Unser Schrank birgt noch zwei weitere Coelenteraten, Lampetia pancerina Chun, in drei kleineren und einem größeren Exemplar vertreten, und einen kleinen Venusgürtel in der obersten Reihe des Schrankes. Auch sie gehören zu einer Klasse, deren Vertreter zum allergrößten Teil Planktontiere sind, zu den Cteno- phoren. Gerade unter ihnen, den „Rippenquallen", finden wir die zartesten Wunderwerke des Meeres, Meisterwerke der schaffen- den Natur, die auch den nüchternsten Wissenschaftler in einen förmlichen Rausch der Begeisterung zu setzen vermögen, wenn sie ihm zum ersten Male lebend und unversehrt zu Gesicht kommen. In keiner Ctenophorenarbeit, mag sie noch so exakt gehalten sein, fehlen bewundernde Worte über die stolze Schön- heit dieser eigenartigen Organismen. Für die Benennung haben die lieblichsten Gestalten des griechischen Olymp Pate stehen müssen: Leucothea, Beroe, Callianira, Eucharis, Alcinoe, Idyia, Cydippe und viele andere. Was Museen davon erhalten, sind auch bei der besten Konservierung nur noch Zerrbilder; viele, wie die wundervolle Eucharis ^nulticornis des Mittelmeeres, kann man überhaupt nicht konservieren; sie zerfließen bei der ge- ringsten Berührung. An die Meeresoberfläche kommen sie nur bei ganz ruhigem Wetter; denn alle größeren und zarteren Formen werden schon durch den Wellenschlag zerrissen, und ihre Überreste sind in den Anfangsstadien der zoologischen Syste- matik die Grundlage für manche Art gewesen. Bezeichnend ist, daß in den Buchten, die lebhafteren Wellenschlag haben, die größeren Ctenophorenarten alle einen viel geringeren Umfang — 130 — erreichen als in dem gewöhnlich sehr ruhigen Golf von Neapel. An das planktonische Leben sind die meisten denkbar weitgehend angepaßt. Der Wassergehalt des Körpers ist außerordentlich hoch und die Durchsichtigkeit dadurch derart vollkommen ge- worden, daß selbst geübte Ctenophorenforscher Mühe haben, manche der Arten draußen auf der Oberfläche des Meeres vom Boot aus zuj sehen. Der Laie, der im Schauaquarium zum ersten Male vor einem großen Venusgürtel steht, wird gewöhn- lich überhaupt nichts entdecken können und, darauf aufmerksam gemacht, nur einige Linien im Wasser sehen, über die alle Farben des Regenbogens hinweghuschen. Aber auch für die wissenschaftlich-zoologische Betrachtung sind die Ctenophoren eine sehr bemerkenswerte Gruppe. Chun hat bei ihnen einen Modus der Fortpflanzung entdeckt, der bis jetzt, wenigstens in dieser Form, sonst nirgends bekannt ge- worden ist. Bei zwei Arten des Golfes von Neapel bilden sich in der heißen Jahreszeit schon bei Larven von 0,6 — 0,8 mm Größe völlig funktionsfähige Geschlechtsorgane, und eine Vermehrung tritt ein. Unter Rückbildung des Keimlagers vollenden diese Larven ihre Metamorphose und werden als ausgebildete Tiere — die eine Form wird dann bis zu einem halben Meter breit — zum zweiten Male geschlechtsreif. Von noch größerem allge- meinem Interesse aber ist das Problem der systematischen Stellung der Ctenophoren. Einmal wurde ihre gewöhnlich angenommene Zugehörigkeit zu den Coelenteraten auf Grund weitgehender Differenzen im Aufbau vielfach in Frage gezogen, wie dies Hubrecht 1905 ausführlich diskutiert hat. Dann aber zeigen einige noch nicht sehr lange genauer bekannte Ctenophoren mit kriechender Lebensweise ganz auffallende Anklänge an Organisationsverhältnisse bei niederen Plattwürmern. Daraufhin glaubten nun die einen, den Übergang von Coelenteraten zu den Würmern eben bei den Ctenophoren suchen zu müssen, während andere die Meinung vertraten, die Rippenquallen seien pelagisch gewordene „degenerierte" Sprossen der marinen Planarien und hätten mit Coelenteraten nicht das mindeste zu tun. (Vergl. über diese Frage van Beneden, Hubrecht, Kemna, Lameere, Lang, Selenka, Schouteden, Woltereck). Die verbreitetere Auffassung in der Zoologie neigt heute zu der ersten Ansicht, die von Willey, Schouteden und Dawydoff, zwischen beiden Ansichten vermittelnd, dahin modifiziert wurde, daß für — 131 — die heutigen Ctenophoren, einschließlich jener kriechenden Formen, und für die Plattwürmer gemeinsame Ahnen von vereinfachter Ctenophorenorganisation angenommen werden. Damit ständen die Ctenophoren in nächster Nähe des Stammbaums der Wirbeltiere ! Sich an der Hand der Rippenquallen unseres Schrankes ein Bild von der Organisation der Gruppe zu machen, ist leider nicht möglich. Der Venusgürtel ist eine ganz vom Typus abweichende Form; Lampetia pancerina steht diesem zwar sehr nahe, aber die aufgestellten Exemplare der äußerst zarten Form sind durch die Konservierung verzerrt und unansehnlich. Als „die Cteno- phore" der Lehrbücher (Fig. 21) gehen die Arten der Gattungen Pleurohrachia und Cydippe, kleine Tiere von etwa Stachelbeer- form und -große, die in allen Meeren häufig sind, namentlich in unserer Nordsee im August in außerordentlichen Mengen auf- treten und dem Plankton oft einen bestimmten Charakter geben. Allen gemeinsam ist die eigentümliche Art der Fortbewegung: kleine Ruderplättchen, jedes auf einem Epithelpolster, sind in acht Längsrippen angeordnet, die sich bei den typischen Formen, wie den Pleurobrachien, in gleichem Abstand von einem Pol zum anderen hinziehen (Fig. 21). Diese Plättchen sind weiter nichts als miteinander verklebte Wimpern. Ihr Schlag bewegt den Organismus in allen Richtungen durch das Wasser. Dabei geht immer der Pol, an dem sich die Mundöffnung des Tieres befindet, voran. Der andere aber, der aborale Pol, ist Sinnes- pol; hier liegt ein Zentrum, von dem aus die Bewegung der Wimperplättchen eingeleitet und reguliert wird. Sie schlagen nicht gleichzeitig, sondern die Bewegung pflanzt sich von einem Plättchen zum anderen fort, so daß Wellen über die aktiv^en Rippen hinweglaufen. Sie sind infolge des fasrigen Aufbaues der Plättchen durch Interferenzerscheinungen von einem wunder- vollen Farbenrieseln begleitet, dem eigenartigsten und anziehend- sten Reiz der Ctenophoren. Die Schlagwellen nehmen ihren Ur- sprung vom Sinnespol und laufen von da zum Munde. Der große Mund öffnet sich gleich in den weiten, in einer Richtung abge- platteten Magen, der die Nahrung aufnimmt: allerhand kleine Planktontiere, meist niedere Kruster, aber unter Umständen auch Tiere, die größer sind als das fressende Tier selbst, wie dies von der sehr gefräßigen „Melonenqualle" (Beroe) häufig beobachtet wurde. Die Zerlegung erfolgt nur im Magen; genauere physio- logische Untersuchungen darüber sind noch nicht gemacht. Un- — 132 — verdauliche Reste werden durch den Mund wieder ausgestoßen; der Speisebrei aber gelangt durch eine kleine Öffnung, die durch ringförmig angeordnete Muskelzellen verschlossen werden kann, in einen größeren Sammelbehälter, den sog. „Trichter". Auch er ist abgeplattet, aber in einer zur Magenebene genau senk- rechten Ebene. Dadurch sind für das ganze Tier zwei Richt- ebenen festgelegt, die für die Orientierung von größter Wichtig- keit sind: die Magen- oder Sagittalebene und die Trichter- oder Trarlsversalebene ; die Rippen liegen paarweise in den vier Qua- dranten, in die der Organismus durch diese Ebenen geteilt ist. Der Trichter verengt sich nach dem aboralen Pole hin; er bildet das Trichtergefäß, das sich schließlich vor diesem Pol spaltet. Beide Schenkel münden in einer Diagonalebene aus. Ihre Öff- nungen sind die verschließbaren Exkretionsporen. Sie entlassen in bestimmten Intervallen einen Teil der Flüssigkeit, die in den mit "Wimperepithel bekleideten Binnenräumen, dem Magen, dem Trichter und einem von diesem ausgehenden Hohlraumsystem, zirkuliert. Diese Flüssigkeit nimmt Exkrete auf, die aus der voluminösen Gallerte, dem Hauptbestandteil des Körpers, mit Hilfe eigenartiger Exkretionsorgane, der sog. „Wimperrosetten", ausgeschieden werden. Diese Organe sind an den Wänden eines Kanalsystems verteilt, das, vom Trichter ausgehend, den ganzen Körper durchkreuzt und nicht nur die flüssigen Abfallprodukte des Stoffwechsels von überallher nach außen gelangen läßt, sondern auch wie ein Gefäßsystem dazu dient, die Nährstoffe und wohl auch sauerstoffreiches Wasser für die Atmung überall hinzubringen. Bei den typisch gebauten Formen ist dieses System verhältnismäßig einfach. Vom Trichter aus gehen in der Trichter- ebene zwei Hauptstämme, die sich teilen. Jeder Ast gabelt sich nochmals, und so treten acht radiärverlaufende Gefäße an je eine der acht Rippen ; sie münden in die unter den Rippen entlang- laufenden Meridionalgefäße. Diese enthalten die Geschlechts- organe, zwei lange Bänder in jedem Gefäß, ein Ovarium und einen Hoden; denn alle Ctenophoren sind Zwitter. An der Ur- sprungstelle der Hauptstämme zieht außerdem jederseits in der Trichterebene ein Magengefäß am Magen entlang gegen den Mund hin. Dazu treten in der Verlängerung der beiden radiären Hauptstämme kleine Gefäße an die Tentakelscheiden heran. Die Fangfäden sitzen in einer oft sehr tiefen Tasche immer genau in der Trichterebene. Bei einem ruhig dahinschwimmmen- 133 den Tier schleppen sie lang hinten nach; auf den geringsten Reiz erfolgt ein momentanes Einziehen, ermöglicht durch eine mus- kulöse Achse. Die immer nur auf einer Seite abgehenden Neben- fäden weisen zahlreiche eigentümliche Klebzellen auf, die halb- Fig. 21. Schema einer Ctenophore. Nach K. Günther, gemalt von Frl. S. Hartmann. sk Sinneskörper, tr Trichter, te Tentakel mit Nebenfäden, hg Hauptgefäßstamm, ts Tentakelscheide, mg Meridionalgefäß, ma Magen, mag Magengefäß, m Mund. — 134 — kugelig .über die Oberfläche vorragen. Nesselzellen wurden — abgesehen von einer Ausnahme — bei Ctenophoren fnirgends gefunden. An der klebrigen Oberfläche der Fangzellen bleiben kleine Tiere haften; beim Versuch, sich loszureißen, ziehen sie lediglich ein elastisches Lasso auseinander, mit dem die Zellen im Faden verankert sind. Dieses schnellt auf die Fangfaden- fläche zurück, wenn die Widerstandskraft des Beutetieres erlahmt. Außer diesen Klebzellen treten in den Tentakeln noch sog. „Tast- zellen" auf, denen Sinnesfunktion zugeschrieben wird. Weit größeres Interesse als diesen einfachen, mit Endstiften ausgestatteten Sinneszellen brachten die Physiologen von jeher dem eigentümlichen Sinnesbezirk am aboralen Pol der Cteno- phoren entgegen. Hier wird eine etwas vertiefte, mit Wimper- epithel bekleidete Partie von einer durchsichtigen Glocke über- deckt. Diese ist, wie die Wimperplättchen, nur von verklebten Cilien gebildet und in ihr liegt ein großer Statolith, eine An- häufung von Calciumphosphat-Körnern, deren jedes in einer Zelle ausgeschieden wurde. Das ganze Steinchen ruht auf vier elasti- schen Federn, die ständig in zitternder Bewegung sind. Von der Basis jeder dieser Federn geht in diagonaler Richtung ein Streifen von Flimmerepithel durch eine Öffnung aus der Glocke heraus. Diese vier Streifen gabeln sich : ihre Fortsetzungen sind die acht Rippen mit ihren Wimperplättchen. Die Funktion dieses statischen Apparates erhellt sich aus dem Bau und der Ver- bindung mit den Plättchenreihen. Wie V er worn festgestellt hat, strebt die Ctenophore dahin, eine Gleichgewichtstellung ein- zunehmen, in der die Hauptachse des Körpers senkrecht steht; dabei ist die Stellung mit dem Munde nach oben die Normal- stellung (Bauer 1910), in der das Tier beim Schweben und bei ruhiger Bewegung Nahrung aufnimmt, die umgekehrte aber, mit dem Sinneskörper nach oben imd dem Mund nach unten, Flucht- stellung, in der eine erregte Ctenophore im Aquarium allerdings lange verharren kann. Kommt die Rippenqualle nun durch irgend- welche äußeren Umstände in eine schräge Lage, so wird der Zug oder Druck des Statolithen, der bisher gleichmäßig an allen vier Federn angriff, sich differenzieren. Der Reiz auf die Federn der nach unten gehenden Seite pflanzt sich auf den entsprechen- den Flimmerstreifen und auf das dazugehörige Rippenpaar fort. Durch eine erhöhte Schlagfrequenz dieser beiden Rippen richtet sich die Ctenophore wieder auf; ein Hinausschießen über die — 135 — Ruhelage wird dabei durch kompensatorische Schläge auf der anderen Seite vermieden. Die Weiterleitung des Reizes vom Sinneskörper zu den Rippen ist einmal denkbar durch nervöse Verbindung der in Frage kommenden Gewebselemente, dann aber auch durch eine Weiterleitung des vom Statolithen ausgehenden Reizes von Zelle zu Zelle durch direkte Übertragung infolge mechanischer Ursachen, wie Deformation durch die Bewegung der Plättchen (Verworn), oder durch nervenartige basale Ver- bindungen der Zellen untereinander. Der Sinneskörper selbst wurde als Zentralnervensystem bezeichnet, von dem aus die Be- wegung der Plättchen einer genauen Regulation unterworfen ist, und die Beobachtimg am lebenden Tier hat diese Auffassung von einem nervösen Zentralorgan (in rein physiologischem Sinne) gerechtfertigt erscheinen lassen. Das Auftreten eines richtigen subepithelialen Nervenplexus wurde durch wichtige Unter- suchungen behauptet wie bestritten. Doch nimmt man nach ver- schiedenen Autoren heute mehr an, daß ein solcher vorhanden ist. Dagegen sind eigentliche Nervenstränge, etwa unter den Rippen, nicht nachweisbar. Neueste Untersuchungen von Bauer haben den physiologischen Beweis geliefert, daß die Bewegungen den regulatorischen Einflüssen eines Nervensystems unterliegen, wahrscheinlich einem jener diffusen Systeme, wie sie bei Coe- lenteraten verbreitet sind. Der Sinnespol aber ist wesentlich nur als statisches Organ regulierender Faktor; er hat keinerlei Einfluß auf die Reaktionen der Plättchen auf rein mechanische Reize hin; denn das Tier reagiert in diesem Falle, auch wenn der Sinnespol exstirpiert ist, genau wie ein unverletztes Indi- viduum. Außer dem statischen Apparat ist in dem Sinnesbezirk am aboralen Pol in Gestalt der sog. „Polfelder" ein Organ vor- handen, das für gewöhnlich als Geruchsorgan gedeutet wird und aus Flächen außerhalb der Glocke besteht, die durch zwei in der Sagittalebene gelegene Öffnungen in diese hineingehen. Nach Del age dienen die aus verklebten Cilien bestehenden starken Wimpern der eigentlichen Felder auch dazu, eine Wasserzirku- lation unter der Glocke hervorzurufen. Ihr Schlag geht gegen die Glockenöffnungen und treibt das Wasser unter diese, von wo es durch die vier interradialen Offnungen, aus denen die Flimmerstreifen zu den Plättchenreihen treten, wieder ausströmt. Eine auffallende Tätigkeit der Ctenophoren, die offenbar in Zu- sammenhang mit ihrer planktonischen Lebensweise steht, bietet — 136 — uns nichts Neues, da wir von Thalassicolla prinzipiell dasselbe kennen. Nach einer Beobachtung von Verworn (bei Beroe) kann sich das spezifische Gewicht ändern; die Tiere können leichter, aber auch schwerer als Wasser werden und demgemäß ohne Beihilfe der Plättchen steigen oder sinken. Es muß dies mit einer weitgehenden Vakuolisierung der Zellen aller Cteno- phorengewebe zusammenhängen, in die spezifisch leichte Stoffe aufgenommen und mit Hilfe der überall in der Hauptmasse des Körpers, in der Gallerte, enthaltenen Muskelzellen entleert werden können. Da der Wassergehalt der Ctenophoren 96 "/o übersteigt, werden geringfügige Änderungen im spezifischen Gewicht ge- nügen, um eine Ortsveränderung auch ohne die Hilfe der Plätt- chen zu erwirken; jedoch sind diese allein das Organ für jede bestimmt gerichtete Bewegung. Auch die erwähnte Muskulatur vermag, wenigstens bei den typischen Formen, zwar die Körper- form etwas zu ändern, hat aber keinen Einfuß auf die aktive Bewegung. Dem geschilderten Grundtyp aller Ctenophoren, den auch die aberranten Formen wenigstens als Larven durchmachen, ent- spricht von den beiden Arten unseres Planktonschrankes Latnpetia pancerina Chun (1 u. 13, Fig. 22) ') am meisten. Das beste Bild von ihr vermögen die drei kleinen Exemplare zu geben (13), obschon sie keineswegs auch nur entfernt dem äußerst zarten lebenden Tiere gleichen. Dieses anmutige Geschöpf, nach einer Nereide genannt, ist nicht ganz durchsichtig, sondern von zart- weißer Färbung mit mattrosa Anflug. Ein eigentlicher Mundpol fehlt. Der Magen ist ein weiter und tiefer, zylindrischer Schlauch. Dadurch, durch die ansehnliche Größe — bis zu 5 cm Höhe — , und durch die Färbung kommt eine gewisse Ähnlichkeit mit der bekannten und häufigen Melonenqualle, der Beroe, zustande, die wohl die Schuld daran trägt, daß die markante, sehr lebhaft und gewandt schwimmende Form erst relativ spät entdeckt wurde, obwohl sie im Mittelmeer zeitweilig nicht selten ist. Ein be- sonders reizender Schmuck sind ihre überaus langen, zartrosa pigmentierten Tentakel, die aus einer nur kleinen Tentakelscheide hervorkommen und mit langen feinen Nebenfäden besetzt sind. Eigentümlich verhalten sich die acht Rippen. Sie erstrecken *) Die vor der Figurennummer stehende Zahl bezeichnet die Nummer des Glases im Planktonschrank (siehe Fig. 15 in Heft 1 S. 19). 137 Fig. 22. Lampetia pancerina Chun. Nach Chun. — 138 — sich nur über die zwei unteren Drittel des Körpers, während das dritte nach dem Munde hin frei bleibt. Dagegen reichen die meridionalen Gefäße, die unter den Rippen verlaufen, vom Sinnespol bis zum Mundrand. Die Genitalien treten in ihnen durch dichtere Färbung hervor: die Ovarialbänder mattrosa, die Spermalbänder weißlich. Die Hauptgefäßstämme, die vom Trichter ausgehen, verlaufen nicht wie typisch horizontal, sondern steigen ein Stück an dem tiefen Magen auf, um sich dann aber in der normalen Höhe in der Mitte des ganzen Körpers zu gabeln. Lampetia kann sich durch den Schlag der Ruderplättchen ihrer Rippen sehr geschickt und rasch bewegen; gelangt sie aber auf einen festen Gegenstand, z. B. im Aquarium gegen die Scheiben, oder auch an die Wasseroberfläche, so vermag sie den Mund- rand ganz gewaltig zu verbreitern und auszudehnen und beginnt dann zum Erstaunen des Beschauers auf ihrer Unterlage oder am Wasserspiegel hängend dahinzukriechen, etwa wie eine unserer Süßwasserschnecken. Chun, der dieses sonderbare Gleiten der Lampetien zuerst sah und beschrieb, konstatiert, daß nicht regel- mäßige Kontraktionswellen über die „Sohle" laufen, wie bei den Schnecken, sondern daß wahrscheinlich „die in lebhafter Tätig- keit begriffenen Cilien des Mundrandes das langsame Weiter- kriechen verursachen". Ein ganz absonderliches Wesen ist der Venusgürtel, Cestus veneris Lesueur (4, Fig. 23). Wer ihn zum ersten Male zu Gesicht bekommt, wird kaum glauben wollen, daß dieses lange dünne Gallert- band eine Ctenophore ist, und doch ist die ganze Organisation des Geschöpfes die einer richtigen Rippenqualle, und es stammt von ganz typischen Formen ab ; denn die Larven, die uns durch Chun bekannt geworden sind, sehen kleinen Cydippen täuschend ähnlich und liefern so ein selten klares und eindeutiges Beispiel für das biogenetische Grundgesetz. In der Entwicklung tritt dann eine enorme Streckung des Körpers in der Magenebene ein, während er sich in der Trichterebene abplattet. Große Venusgürtel werden bei etwa 8 cm Höhe bis 1^2 m lang; kleinere sind vollkommen klar und durchsichtig, nur das Irisieren ihrer Wimperplättchen läßt immerzu Farben über den Rand hinweg- gleiten; größere haben einen zarten violetten Anflug. Man hat dieses Band der cyprischen Göttin geweiht, denn es könnte keinen ihrer Reize verhüllen. In ganz besonderem Glanz aber zeigt sich Cestus veneris, wenn er gereizt wird oder auch nur heftigem — 139 — Wellenschlag ausgesetzt ist. Nach und nach läuft eine blau- grüne Farbe über den ganzen Körper, die tiefer und tiefer wird bis zu einem tiefen Ultramarinblau, so zart und leuchtend, daß kein Pinsel sie wiedergeben könnte, daß man aber einen ge- fangenen und wieder freigelassenen Gürtel dann noch in ziem- Fig. 23. Cestiis veneris Lesueur. Gemalt von Frl. B. Groß. liehen Tiefen erkennen kann (Chun). Träger der Reizfarbe sind besondere Fluoreszenzzellen des Ectoderms, in denen S amass a Entwicklungsstadien von Drüsenzellen sieht. Wahrscheinlich Hand in Hand mit dem Erblauen geht bei Cestus veneris jenes prächtige Leuchten im Dunkeln, eine der wunderbarsten Er- — 140 — scheinungen, die ein nächtlicher Aquariumbesuch in Neapel offenbaren kann. In Verbindung mit der eleganten Form wirkt dieser Glanz ganz besonders reizvoll; denn auch die anderen Ctenophoren leuchten, Beroe sogar so stark, daß man in der Nähe der Tiere lesen oder Menschen erkennen kann. Das Phänomen zeigt sich bei manchen Rippenquallen schon bei ganz jungen Larven, ja sogar schon bei den Eiern. Es beruht wahr- scheinlich auf der Bildung eines besonderen Stoffes, durch dessen Zerlegung auf Reize hin Energien frei werden, die als Licht- erscheinung sichtbar sind. Auch für diese Erscheinung ist, wie für die Regulation der Plättchen, der Sinnespol keineswegs ein nervöses Zentrum (A. W. Peters). Die Bildung der leuchtenden Substanz erfolgt offenbar nur im Dunkeln, denn Bestrahlung mit hellem Licht, sogar nur durch den Mond, verhindert oder beein- trächtigt das Leuchten; gleiches Verhalten des Leuchtvermögens wie bei den Ctenophoren ist unter allen leuchtenden Tieren nur von Pyi^ophorus bekannt, dem Cucujo-Käf er der südamerikanischen Urwälder. Die Ausdehnung des Körpers in sagittaler Richtung hat natürlich für den Venusgürtel eine ganze Anzahl von weit- gehenden Formeigentümlichkeiten gezeitigt, nirgends aber findet sich ein prinzipieller Unterschied gegenüber anderen Ctenophoren. Die vier „subsagittalen", der Sagittal-(Magen-)ebene benachbarten Rippen, sind dadurch gewaltig ausgezogen worden. Je zwei laufen vom Sinnespol (bei unserem Exemplar an der oberen Kante eben erkennbar) nach beiden Seiten bis zu den äußersten Enden des Bandes; zwischen ihnen ist der Körperrand aufge- wulstet und mit Tastpapillen versehen. Die vier Rippen aber, die zu der Trichterebene gehören, in der der Körper abgeplattet ist, die „Sub trans Versalrippen", sind fast ganz rudimentär ge- worden. Sie liegen in nächster Nähe des Sinnespols und ent- halten nur wenige Wimpern. Der in der Mitte gelegene weite Mund zieht sich auf der oralen Seite zu Mundrinnen aus, die über die ganze Länge des Bandes hinwegreichen. Längs diesen Mundrinnen laufen jederseits vom Munde Tentakelrinnen, in denen zahllose Tentakelseitenfäden festgewachsen sind. Eigent- liche lange Haupttentakel fehlen, aber in den Tentakelscheiden liegt je ein Tentakelstiel, der im Lauf der Entwicklung zahl- reiche Nebenfäden hervorsprossen läßt. Die Oralseite erhält so durch Mundrinne und Tentakelrinnen an konservierten Exemplaren — 141 — ein ähnliches Aussehen wie die Seite des Sinnespols mit den Rippen. Der Mund öffnet sich in den Magen, der ebenso wie der Trichter relativ klein ist. Von diesem aus gehen nicht zwei Hauptgefäßstämme, sondern gleich vier; die erste Gabelung der ursprünglichen beiden Hauptstämme ist an den Trichter heran- gelegt. Jeder Stamm spaltet sich in ein subsagittales und ein subtransversales Gefäß; die vier subsagittalen bilden vier lange Rippengefäße an dem aboralen Rand, in denen allein Geschlechts- produkte entstehen. Die vier subtransversalen Gefäße ziehen nach dem Sinnespol zu den vier rudimentären Rippen und schicken einen blinden Ausläufer unter sie, biegen aber dann wieder mund- wärts um, um sich in der halben Höhe des Bandes nach beiden Enden zu wenden. Sie sind als trübe Streifen bei unserem Exemplar und auch im Leben deutlich in der ganzen Länge des Tieres sichtbar. Schließlich gehören zum Gastrovaskularapparat noch Tentakelgefäße, die an die Tentakelscheide herantreten, und Magengefäße. Letztere sind in charakteristischer Weise wieder durch die Bandform beeinflußt worden. Sie bilden ebenfalls je zwei Schenkel, die sich über den Tentakelrinnen am ganzen oralen Rand entlang erstrecken. — Die drei Längsgefäßpaare jeder Seite, die subsagittalen Rippengefäße, die subtransversalen Gefäße in der Mitte und die Magengefäßschenkel kommunizieren an den Enden des Bandes miteinander. Auch in der Art seiner Bewegung hat der wunderliche Orga- nismus den Zoologen noch eine kleine Überraschung bereitet. Man wird von vornherein annehmen, daß er sich fortschlängeln wird. Tatsächlich tut dies Cestus in der Gefangenschaft fast immer, und starke, dicht beieinanderliegende Horizontalmuskel- fasern unter dem Ectoderm machen diese Art der Bewegung möglich. Und doch führen die Tiere ihre eleganten Schlangen- bewegungen augenscheinlich nur im gereizten Zustande aus; Chun hat bei ruhiger See Hunderte von Exemplaren beobachtet, die nur durch lebhaftes Schlagen der Ruderplättchen auf den vier Rippen, dem ungeübten Auge fast nicht sichtbar, dahin- trieben, ohne daß ein schlängelndes Exemplar darunter war. Literatur: Bauer, V. Über die anscheinend nervöse Regulierung der Flimmerbewegung bei den Rippenquallen. Zeitschr. allg. Physiol. 10. 1910. — Bethe, A. Der subepitheliale Nervenplexus der Ctenophoren. Biol. Ztrlbl. 15. 1895. — Chun, C. Das Nervensystem und die Muskulatur der Rippen- quallen. Abh. Senckenb. Nat. -forsch. Ges. 11. 1879. — Ders. Die Ctenophoren des Golfes von Neapel. B'auna Flora Neapel 1. Leipzig 1880. — Ders. Die — 142 — Dissogonie, eiue neue Form der geschlechtlichen Zeugung. Festschrift Leuckart. Leipzig 1892. — Delage, Y. et Herouard, E. Traite de Zoologie concrete IL 2 Ctenaires. Paris 1901. — Hub recht, A. A. W. 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Und doch haben einzelne von ihnen sich den freien Ozean erobert und sind inmitten des Planktons selbst zu echten Planktontieren geworden. Das auffallendste Merkmal dieser, die hohe Durchsichtigkeit aller Gewebe, ist auch ihnen zuteil geworden, obwohl sie histologisch bereits viel höher orga- nisiert sind als etwa alle die besprochenen Coelenteraten. Der glasklare Körper aber macht die Tiere nicht nur schwer sicht- bar für Feinde; die Anneliden des Planktons sind alle äußerst behende und gefräßige Raubtiere, und so erleichtert ihnen die Durchsichtigkeit, sich unbemerkt ihren Opfern zu nähern. Unser Planktonschrank weist drei verschiedene Formen dieser pelagischen Würmer auf, allesamt Angehörige einer Familie, der — 143 — Fig. 24 Fig. 26 ^-^.-r^«^ Fig. 25 Fig. 24. Alciopa cantraini Delle Chiaje. Nach Greeff. — Fig. 25. Asterope Candida Delle Chiaje. Nach Greeff. — Fig. 26. Vanadis formosa Claparede. Nach Ap stein. — 144 — Alciopiden: Alciopa cantraini Delle Chiaje (12, Fig. 24), Asterope Candida Delle Chiaje (15, Fig. 25) und Vanadis formosa Claparede (23, Fig. 26). Alle drei zeigen im wesentlichen dieselbe Organi- sation, die typische ihrer Ordnung, der rein marinen Polychäten. Auch weisen alle drei genau dieselben Eigentümlichkeiten auf, die als Anpassung an pelagisches Leben zu deuten sind. Wie bei jedem Gliederwurm zerfällt der Körper in eine mehr oder minder große Anzahl hintereinander gelegener Ringel, die äußer- lich und innerlich bis zu einem gewissen Grade denselben Bau aufweisen. Eine Ausnahme machen natürlich die Segmente des Vorderendes, die einen richtigen Kopf mit allen seinen Organen bilden. Im Gegensatz dazu sind die gleichfalls meist etwas modifizierten Segmente des Hinterendes mehr vereinfacht; von unseren Alciopiden trägt Asterope Candida am Hinterende zwei besondere, kleine Anhänge, sog. „Analcirren", und Vatiadis for- mosa einen langen Endfaden. Der Aufbau im ganzen ist über- sichtlich wie bei allen Anneliden: zwei ineinandersteckende Schläuche, außen der Hautmuskelschlauch, innen der Darm. Die Haut ist glashell und ganz durchsichtig und ebenso die eng damit verbundene Ring- und Längsmuskulatur. Drüsen der Haut, die zerstreut oder auch in Gürteln angeordnet zahlreich vor- handen sind, liefern einen wasserklaren klebrigen Schleim, der wohl vorwiegend als Verteidigungsmittel in Frage kommt. Durch die sehr leistungsfähige Muskulatur vermögen sich die Tiere ungemein flink und rasch durch das Wasser zu schlängeln; ein allseitiger Zug der Längsfasern bewirkt starke Verkürzung des ganzen Körpers. Die einzelnen Ringel sind außen durch tiefe, scharf markierte Kerben voneinander getrennt; auf jedem springt rechts und links ein kleiner stummelartiger Anhang, ein Para- podium, vor. Alle diese Fußstummel stehen auf jeder Seite in genau ausgerichteter Reihe hintereinander. Sie wirken als zahl- reiche kleine Ruder und sind als solche vollendet zweckdienlich gebaut. Sie besitzen eine besondere Muskulatur, und das weiche Gewebe wird durch eine kräftige, harte Stützborste versteift; diese selbst kann durch zwei Muskeln bewegt werden. Eine große Ruderfläche wird durch zahlreiche feine, seidenartig glän- zende Borsten erzielt, die an jedem Fußstummel inserieren und einen ganzen Fächer bilden, dessen senkrechte Stellung zur Längsachse des Wurms die ganze Fächerfläche beim Ruderschlag ausnützen läßt. Vergrößert wird dieser Apparat noch durch die — 145 — sog. „Girren"; es sind dies blattförmige Anhänge, zwei an jedem Parapodium, ein etwas größerer oben und ein kleinerer, der mit seiner einen Kante ganz am Stummel angewachsen ist, auf der Unterseite. Bei vielen Borstenwürmern haben diese Girren die Funktion von Atemorganen, von Kiemen; bei den Alciopiden- Cirren kommen sie als solche nach Greeff nicht in Betracht. Bei ihnen dürfte wohl, wie vielfach bei niederen Wassertieren, die ganze Oberfläche (und vielleicht auch das Darmepithel?) dem Gasaustausch dienen. Hinter jedem Parapodium liegt eine große, violettbraun bis schwarz gefärbte Drüse, Diese „Segmental- drüsen" sind ein Gharakteristikum der Alciopiden und sonst un- bekannt. Bei dem geringsten Reiz lassen sie ein dimkelbraunes Sekret durch zahlreiche Öffnungen nach außen treten, das die Umgebung, vor allem aber auch die farblosen Gewebe des Tieres selbst, sehr schnell gelb färbt. Es handelt sich hier, wie schon Krohn und Glaparede angeben, offenbar um eine Waffe, wie bei den gewöhnlichen Schleimdrüsen. Total verschieden von dem äußeren Bau der Ringel des Rumpfes sind diejenigen, die den Kopf bilden oder ihm benach- bart sind. Das auffallendste am Kopflappen sind die beiden riesigen, im Leben rotgefärbten Augen. Der Bau des Sehorgans erreicht darin bei den Alciopiden eine Höhe der morphologischen und physiologischen Differenzierung, die sich bei Würmern, soweit bekannt, überhaupt nicht wieder findet, und denen nur das hochkomplizierte Gephalopoden- oder Wirbeltierauge als funktionell gleichwertig an die Seite gestellt werden kann. Während Untersuchungen über unsere Wurmfamilie und ihre Glieder im ganzen sehr spärlich existieren und vieles in ihrem Bau und ihren Verrichtungen noch sehr der Klärung bedarf, haben die Augen, seit der Entdeckung der ersten Alciopiden, zahlreichen Arbeiten den Stoff geliefert. Sie finden sich alle angeführt beiDemoll (1909), der die Probleme in neuester Zeit ausgebaut und namentlich nach der physiologischen Seite hin vertieft hat (bei Alciopa cantraini). Wir haben bei den Alcio- piden richtige Linsenaugen vor uns, mit einer becherförmigen Retina, einer vor dieser gelegenen funktionell als Iris anzu- sprechenden Partie, einer Gornea, einer Linse und einer glas- körperartigen Füllmasse, in der die Linse eingebettet und aus der sie durch Verdichtung entstanden ist. In der Retina findet sich eine Stelle deutlichsten Sehens; ihr peripherer Teil ist nament- 10 — 146 — lieh auf der Unterseite, als „lentikuläre Retina" von abweichen- dem Bau, gesondert und „wirkt in dem Sinne reflexauslösend, daß auf gewisse Reize hin eine Augenbewegung veranlaßt wird, die das betreffende Objekt in das Rezeptionsfeld der Hauptretina bringt." Die Augen sind als Ganzes beweglich. Ihre Blicklinien können bezeichnenderweise nach vorn und nach unten verschoben werden, also nach den Richtungen, die für ein rasch nach vorn schwimmendes Oberflächentier beim Beutesuchen am wich- tigsten sind. Akkommodationsmuskeln sorgen für Einstellung auf Nähe und Ferne, während in der Ruhelage eine mittlere Entfernung fixiert wird. Die Zone scharfen Sehens bewegt sich etwa zwischen 5 mm und 50 cm Augenabstand; wie bei den Augen der Vertebraten ist eine Kreuzung der Sehnerven vorhanden, allerdings nicht für den ganzen, sondern nur für den größeren Teil des Optikus und in der primitiven Form, daß beide Nerven übereinanderziehen und sich nicht gegenseitig durchdringen. Ver- ständlich werden diese hochorganisierten Sinnesorgane durch das Räuberleben der Alciopiden in den lichterfüllten Schichten des Wassers; ihre nächsten Verwandten, die am Grunde lebenden Phyllodociden, haben nur sehr wenig entwickelte Augen. Die roten Augen und die dunklen Segmentaldrüsen sind fast das einzige, was man von den lebenden Würmern im Wasser deut- lich erkennen kann. — Von anderen am Kopf gelegenen Sinnes- organen figurierten in der Literatur lange Zeit „Otozysten", jedoch irrtümlich, wie Fauvel (1907) dargetan hat. Chemore- zeptoren sieht Dem oll in Gestalt bewimperter Epithelpartien hinter und unter dem Auge ; wahrscheinlich dürften hierzu auch die verschiedentlich erwähnten flimmernden Partien in der Um- gebung des Mundes gehören. Bei vielen Würmern kennt man lange, fadenförmige Anhänge am Vorderende des Kopflappens; sie werden als Fühler (Palpen, Tentakel) aufgefaßt und finden sich auch bei den Alciopiden, zwei Paare und ein unpaares Ge- bilde, aber recht klein, und das letztere nur in Gestalt einer knopfartigen Erhebung. Sie sind reich an Sinneszellen (Tast- zellen), ebenso wie die nur als „Fühlercirren" vorhandenen Para- podien der drei ersten Ringel hinter dem Kopf. Solche Zellen sind übrigens auch auf den gewöhnlichen Girren und über die ganze Haut verteilt, aber viel spärlicher. Auch der Darm bietet im ganzen keine wesentlichen Ab- weichungen von dem, was darüber bei anderen Polychäten be- — 147 — kannt ist. Dadurch, daß Scheidewände, Dissepimente, den äußeren Ringkerben entsprechend, im Wurmkörper auftreten, ist er an der Grenze jedes Ringels eingeschnürt, und zwar recht erheblich im Vergleich zu den Verhältnissen bei den anderen Familien, da er verhältnismäßig sehr weit ist. Bemerkenswert ist die Ge- staltung des Vorderteils. Hinter dem Mund, der auf der Unter- seite liegt, folgen eine dünnhäutige, vielfach quergefaltete Partie und dann ein sehr dickwandiger, innen mit einer kräftigen Cuti- cula ausgekleideter Abschnitt, der Rüssel. Wenn der Wurm ein Beutetier erspäht hat, wird dieses Gebilde durch den Mund nach außen vorgestoßen; die dünnhäutige, schlaffe Rüsselröhre stülpt sich dabei um wie ein Handschuhfinger und lieg! dann glatt auf der Außenseite über der dicken, muskulösen Partie. Die Beute wird mit dem Rüsselrand gepackt; dieser kann dazu mit besonderen Fangorganen besetzt sein, wie den Rüsselcirren oder mit zahlreichen harten Zähnchen aus kohlensaurem Kalk, wie bei Aster ope Candida. Wenn irgendwo Geschmacksorgane zu suchen sind, so sind sie natürlich hier bei diesem Organ der Nahrungsaufnahme zu erwarten, und de facto finden sich in der ganzen Schlundwand, vor allem aber auf den Papillen am Rüssel- rand und auf den zwei langen, diese überragenden Rüsselcirren, kolbenförmige Gebilde, die Träger eines Geschmackssinnes sein sollen. Das Herausschnellen des Rüssels geschieht einfach auf den Druck hin, den ein Zusammenziehen der Ringmuskulatur auf die Flüssigkeit der Leibeshöhle ausübt; zurückgeholt wird er durch besondere Muskeln. In dem sonst ganz durchsichtigen Darm ruht der dichtere Rüssel, wenn er zurückgezogen ist, scheinbar freischwebend. Die Beute wird durch peristaltische Bewegungen der Rüsselmuskulatur bewältigt und in den eigent- lichen Verdauungsdarm übergeführt. Ob die Sekrete von Speichel- (oder Gift-?)drüsen den gefangenen Organismus bereits im Schlund angreifen, ist für Alciopiden nicht angegeben, aber nach Greeff sind Drüsen im ganzen Schlund verbreitet. Die Nahrung besteht aus kleinen Planktontieren, hauptsächlich Krebsen und Wurm- larven. Das Aufgenommene sammelt sich nie im Darm zu dichten Ballen an, so daß der Darmumriß der Tiere etwa dadurch kennt- lich würde, sondern wird sofort energisch zerlegt, wohl auch, wie bei anderen Würmern, durch die sehr rasch eiweißspaltende trypsinhaltige Protease in Verbindung mit kohlehydratspaltenden Fermenten. Hering konnte im Darm einer Alciopa von einer 10* — 148 — aufgenommenen Sagitta nach vier Stunden keine Spur mehr vor- finden. Irgendeine Trennung zwischen sezernierenden und re- sorbierenden Abschnitten des Darmes fehlt bei Würmern, soweit bekannt; wahrscheinlich übt der ganze Mitteldarm beiderlei Funktionen aus. Bei den Alciopiden kann eine rein mechanische Abgrenzung bestimmter Abschnitte zeitweilig erreicht werden, weil Muskelfasern der Dissepimente, die den weiten Darm an jedem Ringel einschnüren, um diese verengte Stelle sphinkter- artig angeordnet sind und auch wie ein Ringmuskel wirken können. In Verbindung mit peristaltischen Bewegungen dürfte diese Vor- richtung der Weiterleitung des Speisebreies dienen. Unverdau- liche Reste gehen durch den kurzen, am Hinterende mündenden Enddarm nach außen. Zwischen Darm und Hautmuskelschlauch zeigt ein Quer- schnitt bei Anneliden die Leibeshöhle. Es sind in jedem Ringel zwei Säckchen, auf jeder Seite eins, die über und unter dem Darm zusammentreffen. Ihre Wände legen sich zu trennenden Wandungen, einem oberen und einem unteren Mesenterium, in der Mitte zusammen. Auf dieselbe Weise wie diese Mesenterien, die im Lauf der Entwicklung mehr oder minder rückgebildet werden, entstehen auch die Dissepimente, die Scheidewände zwischen den Ringeln, durch die der Darm eingeengt wird. Hier hat sich jedesmal die hintere Wand eines Leibeshöhlensäckchens an die vordere des nächstfolgenden angelegt. Doch sind die Hohlräume der einzelnen Segmente durch Öffnungen in den Dissepimenten miteinander in offener Verbindung; anders wäre ja auch das Hervorstoßen des Rüssels durch den Druck der zu- sammengepreßten Leibeshöhlenflüssigkeit kaum zu erklären. Die Segmente enthalten nun Organe, die sich, wie außen die Parapo- dien und Drüsen, mit großer Regelmäßigkeit innen so oft wieder- holen, als normal ausgebildete Ringe vorhanden sind. Zunächst die „Segmentalorgane", Exkretionsorgane von einfachster Form : je ein mit Flimmerepithel ausgekleideter Trichter öffnet sich sowohl auf der rechten wie auf der linken Seite in die Hinter- wände der Segmenthölilen. Von ihm führt ein gewundener Kanal, innen gleichfalls mit Flimmerepithel belegt, in das nächsthintere Segment, um hier nach außen zu münden. Exkrete, die aus den Geweben in die Leibeshöhlenflüssigkeit gelangt sind, werden auf diesem Wege nach außen befördert. Jedoch dienen die Kanäle nicht bloß zur Abfuhr von Ausscheidungen des Stoffwechsels. — 149 — In einer Anzahl von Segmenten entstehen zu bestimmten Zeiten im Jahr die Geschlechtsprodukte, nicht in besonders differen- zierten Organen, sondern einfach in der Wand der Leibeshöhlen- abschnitte. Um diese Zeit sind die sonst im Verhältnis zu dem, was von anderen Familien bekannt ist, sehr kleinen Leibeshöhlen- säckchen der Alciopiden durch Eier oder Sperma mächtig aus- gedehnt. Im Gegensatz nämlich zu unseren Regenwürmern und ihren Verwandten, die Zwitter sind, finden wir bei den Alcio- piden, wie bei allen Polychäten, Geschlechtertrennung. Bei den Männchen tritt der Samen in eine mit dem Trichterkanal in Ver- bindung stehende Ausstülpung, eine Samenblase; auf welchem Wege, steht nicht sicher fest. Die Blase ist nur in den mit fertilen Segmenten verbundenen Segmentalorganen vorhanden und auch nur zur Reifezeit. Die Eier der Weibchen werden in den' Trichter selbst aufgenommen und durch peristaltische Be- wegungen nach außen geschafft. Etwas ganz Merkwürdiges sind die Sammelbehälter für den männlichen Samen, die bei den weiblichen Tieren in Gestalt von zwei Paar Blasen am vierten und fünften Segment, also dicht hinter dem Kopf, hinter den Segmenten mit den Fühlercirren, ansitzen. Man hatte diese um- gebildeten Parapodien sogar für Otozysten ausgegeben, bis ihre wahi'e Natur, trotz der sonderbaren Lage weit vor den eier- produzierenden Segmenten, unzweifelhaft festgestellt wurde. Wie der Samen in sie hineingelangt, ist unbekannt. Eine Begattung muß ja stattfinden, und dabei dürften Drüsen (zwei Reihen bei Alciopa, eine bei Asterope) die „weißen Papillen", die bei den Männchen zur Reifezeit auf der Unterseite bemerkbar werden, irgendwie fungieren (Hering). Auch wie die Befruchtung der Eier erfolgt, ist nicht bekannt. Dagegen weiß man Bescheid über einige sehr interessante Daten der Entwicklung: die jungen Alciopidenlarven schmarotzen in Ctenophoren, z. B. den Cydippiden. Ihre drei ersten Segmente verfügen noch über funktionsfähige Parapodien, mit deren Hilfe sie sich in der Gallerte der Wirte bewegen, bei der geringsten Beunruhigung aber in das Gastro- vaskularsystem (s. Ctenophoren) durchbrechen. Während die Entwicklung der Geschlechtsprodukte nur in einem Teil der Segmente vor sich geht, ist das Nervensystem wieder durch den ganzen Körper streng segmental angelegt: wie gewöhnlich bei Anneliden ein „Gehirn", ein Oberschlundganglien- paar, von dem das unter dem Darm gelegene sog. „Bauchmark" — 150 — nach hinten ausgeht, mit einem doppelten Ganglienknoten in jedem Ringel. Auch das Gefäßsystem läßt, wie typisch, Metamerie erkennen. Ein dorsaler und ein ventraler Hauptstamm, die sich durch den ganzen Körper erstrecken, sind durch segmentale Gefäßbogen vereinigt. Das Blut, eine farblose Flüssigkeit ohne geformte Bestandteile, fließt umgekehrt wie bei den Wirbeltieren, auf der Rückenseite nach vorn, auf der Bauchseite aber nach hinten, und wird durch regelmäßige Pulsationen des Rücken- gefäßes, die sich am lebenden Tiere unter dem Mikroskop sehr gut beobachten lassen, in Bewegung gehalten. Die Alciopiden sind ungemein zarte Geschöpfe und schwer zu konservieren. In den Museen sind sie wohl nirgends in allzu großer Anzahl anzutreffen. Freilich kommen sie auch an keiner Stelle übermäßig häufig vor und leben einzeln, nicht in Schwärmen. Sie sind typische Warmwasserformen, die die Küstennähe meiden und im freien Ozean bleiben. Unsere Arten werden im Mittel- meer an zahlreichen Plätzen gefunden, kommen aber auch alle drei im Atlantik vor. Im Spätherbst, Winter und Frühjahr treten sie relativ am häufigsten auf und kommen, wie viele pelagische Tiere, auch nachts an die Oberfläche. Auch sie sind mit Leucht- vermögen begabt und zwar sind es Augen und Segmentaldrüsen, die ein sehr intensives Licht ausstrahlen, eine schnell durchs Wasser huschende, sich windende Reihe leuchtender Punkte. Über unsere drei Formen bleibt im einzelnen kaum etwas zu sagen. Da sie nahestehende Arten einer Familie sind, paßt das Vorangehende auf jede, und manche Spezialeigentümlichkeit ist ja bereits genannt. Alciopa cantraini Delle Chiaje (12, Fig. 24) ist am kleinsten und am meisten gedrungen in der ganzen Ge- stalt. Nach ,11 er in g erreicht sie eine Länge von 11 cm bei einer Breite von 5 mm und 122 Segmenten, meist aber werden kleinere Tiere gefunden. Der Rüssel ist verhältnismäßig klein und ohne harte Zähne. Das Hinterende ist bei unseren beiden Stücken etwas abgesetzt, doch fehlt ein eigentlicher Schwanz- anhang (Apstein). Eleganter und schlanker gebaut ist Asterope Candida Delle Chiaje (15, Fig. 25), deren Rüssel mit Kalkzähnchen bewaffnet ist. Bei unserem Präparat ist er ausgestülpt und läßt die beiden Rüsselcirren erkennen. Das Hinterende trägt zwei Analcirren. Die dunklen Segmentaldrüsen gehen bei dieser Art häufig höher auf den Rücken herauf und können sich sogar auf der Rücken- — 151 — Seite jedes Ringels vollständig vereinigen, so daß das Tier dunkel gebändert erscheint. Hering hatte von ^4sferop6' ein männliches Exemplar aus der Meerenge von Messina mit der extremen Länge von 25 cm bei 2 mm Breite und der Segmentzahl 235. Bei diesem Verhältnis der Breite zur Länge ist es bei einem Anneliden nicht verwunderlich, daß er sehr leicht verletzt wird und man deshalb nicht oft Exemplare in dieser ansehnlichen Größe erhält. Vcmadis formosa Claparede (23, Fig. 26) wurde von ihrem Entdecker Claparede als eine der schönsten Alciopiden be- zeichnet: „Cette espece est, sans contredit Fun des Alciopiens les plus beaux du Golfe de Naples. Les yeux sont, il est vrai, relativement moins grands que ceux de UAsterope Candida, mais la grande taille de ce ver, parfaitement incolore ä l'exception des yeux et des organes glandulaires, en fait Tun des plus splen- dides ornaments des aquariums". Das Tier ist recht selten. Es verfügt im Gegensatz zu Asterope über keine Kalkzähne, aber die gekrümmten langen Rüsselcirren bilden zwei wirksame Fang- organe. Der Rüssel selbst ist groß, bei einem stattlichen Exem- plare von 30 cm Länge, 5 mm Breite imd 220 Segmenten erreichte er eine Länge von 33 mm. Charakteristisch für die Gattung ist ein fadenförmiger Fortsatz an jedem Parapodium, während die große Stützborste, die bei Alciopa und Asterope durch das weiche Gewebe etwas heraustritt, hier ganz im Fußstummel liegen bleibt; das letzte Segment weist einen langen Anhang auf. Literat ui'iApstein, C. Die Alciopiden und Tomopteriden der Plankton-Expedition. Erg. Plankton - Exp. H.H. b. 1900. — Beraneck, E. L'organe auditif des Alciopides. 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Zur Einübung der Konservierungs- und Färbemethoden dienten Präparate von Coelenteraten und Würmern. Endlich wurden Mikrotomschnitte vom Regenwurm angefertigt und studiert. Im Jugendkursus, den Frau Sondheim seit W.-S. 1911/12 regelmäßig abhält, wurden ausschließlich Wirbeltiere (Frosch, Katzenhai, Weißfisch und Ratte) durchgenommen. Außerdem fanden zwei Führungen durch das Museum statt. Die Beteiligung war erfreulicherweise wieder eine ebenso große wie in den früheren Semestern (24 Knaben und Mädchen). Winterhalbjahr: In seiner Vorlesung „Das Tierreich (III. Teil)" behandelte Prof. zur Strassen die ontogenetische und phylogenetische Entstehung des Coeloms und der mit ihm zusammenhängenden Bildungen und wandte sich dann zur spe- ziellen Beschreibung der Ringelwürmer, Krebse und Spinnentiere. — 153 — Die Bildersammlung des Museums wurde bei dieser Gelegenheit durch den Fleiß von Frl. B. Groß, Frl. S. Hart mann, Frl. A. Reifenberg und Frl. H. Sonntag wiederum stark vermehrt. Am Zootomischen Kursus, der von Prof. zur Strassen, unterstützt von Dr. Nick, geleitet wurde, nahmen diesmal be- sonders viele Oberlehrer und Lehrer hiesiger und auswärtiger Schulen teil. Zur Präparation kamen Wirbeltiere, vor allem der Frosch, der durch mehrere Monate hindurch gründlich durch- gearbeitet wurde, später Fische, Tauben und Ratten. Sehr be- währt hat sich eine neue Einrichtung : Eine Anzahl von Damen und Herren, die an dem gleichen Kursus vor zwei Jahren teil- genommen hatten, übernahmen das Vorpräparieren für je einen kleinen Kreis der Hörer. Die freundlichen Helfer waren Frau M. Sondheim, Frl. B. Turk, Frl. A. Reichenbach und 0. Gurke. Im Jugendkursus (Frau Sondheim) wurde die Anatomie des Frosches, des Katzenhaies, des Weißfisches, der Ratte und des Regenwurms durchgenommen. Außerdem wurden lebende Amöben und histologische Präparate unter dem Mikroskop ge- zeigt und eine Führung durch die vergleichend - anatomische Sammlung des Museums veranstaltet. Beim Yorpräparieren wurde die Kursleiterin, wie auch im Sommer, von Frl. E. Reinhertz unterstützt. Die Exkursionen fanden unter Führung von Prof. Knob- lauch und Prof. Sack statt. Standquartier genommen oder Rast gemacht wurde in Eberbach am Neckar (10. bis 13. Mai) Grafenbruch (31. Mai) Schwanheim (21. Juni) Laukenmühle und Riesenmühle im Wispertal (16. und 17. August) Kelsterbach (30. August) Eppstein (10. September) Maria Laach (27. bis 30. September) Forsthaus Einsiedel im Messeier Park (2. November) Lochmühle im Köpperner Tal (8. Februar). Die bei jedem Wetter unternommenen Exkursionen waren für die zahlreichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unseres Museums, auf welche die Teilnahme in der Hauptsache beschränkt — 154 — werden mußte, eine Einführung in die Fauna der Heim a|t. Zugleich vermittelten sie ihnen Kenntnisse aus der systematischen Zoologie, die ihnen für die Museumsarbeit notwendig sind. Dabei ist auch die Ausbeute immer noch ein für unsere Sammlungen sehr ins Gewicht fallender Faktor. Wir danken unseren Ex- kursionen wiederum im Museum noch nicht vertretene Arten und auch sonst erwünschtes Material für wissenschaftliche Samm- lung und Praktikum, vor allem aus Ordnungen, die im allge- meinen wenig gesammelt werden, wie die sog. „niederen Insekten". So kamen diesmal neu in die Schausammlung die Neuropteren Hemerobius orotypiis Wallgr. und H. subnebulosus Sc, sowie das $ der kleinen Trichoptere Tinodes waeneri L. Ein ganz besonderer wissenschaftlicher Erfolg der Exkursionen des Vorjahres ergab sich bei der Durcharbeitung der eingetragenen Schlupfwespen durch Prof. H. Habermehl- Worms: Bei Trebur wurde im Mai 1912 eine neue Lagarotis-Ari, S und $, entdeckt. Die im Vogels- berg gefundene neue Bythinella (siehe 44. Bericht 1913 S. 110) wurde als B. comjiressa montis-avium Haas beschrieben (Nachr.- Bl. D. malakozool. Ges. 1914 S. 38). Der dreieinhalbtiigige Sammelaufenthalt im südöstlichen Odenwald und Neckartal lieferte ein überreiches Insektenmaterial verschiedenster Ordnungen. Parasitenjagd auf Schafen brachte die Schaflaus Melophagus ovinus L. mit ihren sog. „Nissen", den Puppen dieser pupiparen Fliege, in allen Reifestadien, auf Schweinen Haematopinus suis L., auf erlegten Rehen Lipoptena cervi L. und Ixodes. Das erfreulichste Ergebnis war eine ganze Anzahl Ameisengäste der Gattungen Dinarda, Atemeies, Lome- chusa und Myrmedonia; auch die schon früher mehrfach ge- fundene blinde Assel Platyarthrus hoffmannseygi Brandt trat in manchen Ameisenkolonien scharenweise auf. Auf den Halb- tagexlmrsionen am 31. Mai, 21. Juni, 30. August und 10. Sep- tember wurde reiche Ausbeute namentlich an Dipteren und Käfern gemacht. Der Praktikumsbedarf an Culiciden und Tabaniden ist damit vorläufig gedeckt. Bei Schwanheim fanden sich in einem Weidenbruch in Menge Oberea oculata L. mit den schwarzen Augen auf dem gelben Halsschild und die nach Moschus duftende Aromia irwschata L., letztere in auffallend kleinen Exemplaren. Der Nachtfang an den alten Eichen am Abend dieses Tages war an Nachtfaltern ergiebiger als im Vorjahre; dagegen war Cerambyx cerdo L., unser großer Heldbock, weniger zahlreich. — 155 — und Hirschkäfer fehlten ganz. Im Wispertal begegneten wir der in unserer Gegend nicht allzu häufigen Thysanure Machilis polypoda L. ; dazu kamen, wie auch auf fast allen übrigen Exkur- sionen, zahlreiche CoUembolen. Auf der bei prachtvollem Herbst- wetter unternommenen Eifelfahrt wurde die Reihe der Ameisen- käfer durch zwei Exemplare des seltenen Claniger lojigicornis Müll, vervollständigt. Trotz der späten Jahreszeit war die Aus- beute namentlich an Bodenfauna außerordentlich reich. Für manche Schneckenarten konnten hier, wie übrigens auch bei allen anderen Gelegenheiten, neue Fundorte festgestellt werden; am Laacher See wurde die seltene Acanthinula aculeata Müll, gefunden. In die Herbstfauna unserer Buchenwälder führte die Novemberexkursion in den Messeier Park. Für zahh-eiche Gruppen waren charakteristische Vertreter des Spätjahres am Platze, wie verschiedene Noctuiden und die überall an Buchenstämmen sitzende hellgrüne Laubheuschrecke Meconema variutn Fabr. Der Fund von Salamandra maculosa Laur. (mehrere Exemplare) in der Teichschneise bestätigte das Vorkommen dieser Art für die Gegend, das ffrüher bestritten wurde. Mit einer überraschend reichen Schneefauna im Taunus machte uns die Winterexkursion am 8. Februar 1914 bekannt. Außer zahlreichen Spinnen, Käfern und Dipteren wurden „Gletscherflöhe" (verschiedene CoUembolen- arten) und J" und $ der seltsam umgebildeten, seltenen Skorpion- fliege Boreus hiemalis L. auf dem schmelzenden Schnee gefunden. IL Botanik. Sommerhalbjahr: Prof. M ö b i u s las Dienstags und Frei- tags über „Systematik der Blütenpflanzen". Die Vorlesungen, zu denen sich 50 Herren und Damen eingeschrieben hatten, be- gannen am 29. April. Im ersten Abschnitt, bis zu den Sommer- ferien, wurden einzelne Pflanzen und Pflanzenfamilien, von denen gerade blühende Vertreter im Botanischen Garten oder aus der Umgebung zu erhalten waren, besprochen, besonders in Hinsicht auf die Fainilienmerkmale und die Unterschiede der kleineren Gruppen innerhalb der Familie. Nach den Ferien wurde zunächst eine Darstellung der Systeme im allgemeinen gegeben und dann eine Übersicht der Ordnungen mit den Familien, von denen die bereits früher besprochenen nur kurz erwähnt, die noch nicht behandelten aber jetzt etwas genauer besprochen wurden. Zur Erläuterung dienten in erster Linie lebende Pflanzen aus dem — 156 — Botanischen Garten (gelegentlich mit Unterstützung des Palmen- gartens) und der freien Natur, sodann konserviertes Material und zahlreiche mikroskopische Präparate, schließlich auch Abbildungen. Im Anschluß an diese Vorlesungen fand zum ersten Male ein „mikroskopisches Praktikum für systematische Botanik", mit Beschränkung auf die Angiospermen, statt, an dem nur Geübtere (17 Herren und Damen) teilnahmen. Es begann am 1. Mai und wurde Donnerstags von 3 — 6 Uhr abgehalten. Dabei wurden Blüten analysiert und in den einzelnen Teilen genauer unter- sucht. Am häufigsten handelte es sich um Quer- und Längs- schnitte von Fruchtknoten, aber auch andere Organe, die syste- matisch wichtig sind, wie Frucht und Samen, kamen zur Unter- suchung. Die ^Auswahl der Pflanzen richtete sich z. T. nach dem, was an konserviertem Material vorhanden war, möglichst in Übereinstimmung mit den in der Vorlesung behandelten Familien. Von Exkursionen, an denen sich durchschnittlich 18 Herren und Damen beteiligten, wurden folgende, und zwar immer Samstag nachmittags, unter gemeinschaftlicher Leitung von Prof. Möbius und M. Dürer ausgeführt: 1. am 3. Mai vom Hippodrom aus über den Bahndamm und Luisa nach der Ober- schweinstiege und Försterwiese und über die Sachsenhäuser Warte zurück (Frühlingsflora des Buchenwaldes); 2. am 24. Mai nach Cronberg, Falkenstein und ins Reichenbachtal (wie früher); 3. am 31. Mai von Seckbach über Bergen und den Enkheimer Weiher nach Mainkur (wie früher); 4. am 14. Juni von Kelsterbach über die Schwedenschanze und durch den Wald nach Schwanheim (wie früher); 5. am 28. Juni von Mombach bei Mainz nach Buden- heim am Rhein zur Besichtigung der dortigen Sandflora. — Diese Exkursion war äußerst interessant und ergiebig; von den etwa 60 besonders bemerkten Arten, die gefunden wurden, seien nur genannt Gypsophila fastigiaia, Alsine Jacquini, Trinia glauca, Onos?na arenarium und Armiei^ia pla utaginea ; die beiden letzt- genannten kommen in Deutschland nur an dieser Stelle vor. — 6. Am 16. August nach Walldorf, durch den Wald und über die Felder und Wiesen nach dem Gundhof zu und nach Walldorf zurück: Wahlenbergia wnd Drosera waren, wie sonst, die inter- essantesten der gefundenen Pflanzen. 7. Am 30. August von Niederrad am Main entlang nach Schwanheim (Wasser- und Sumpfpflanzen und spätblühende Pflanzen der Wiesenflora). — 157 — Wegen Erkrankung des Dozenten mußten die Vorlesungen, Übungen und Exkursionen mit Ende August vorzeitig abgebrochen werden. Winterhalbjahr: Prof. Mob ins las Dienstags und Frei- tags über „ Pflanzengeographie ". Die Vorlesungen, zu denen sich 38 Damen und Herren eingeschrieben hatten, begannen am 8. Oktober 1913 und endigten am 17. März 1914. Nach einer historischen Einleitung und einem kurzen Überblick über die Verhältnisse, von denen die Verbreitung der Pflanzen auf der Erde abhängig ist, wurden die einzelnen Gebiete, im wesent- lichen nach der von Drude gegebenen Einteilung, geschildert. Nach dem arktischen Gebiet wurde das Waldgebiet des alten Kontinents und speziell Mitteleuropas etwas eingehender be- sprochen. Es folgten dann die übrigen Gebiete der alten Welt und Australiens, dann die Gebiete Amerikas von Norden nach Süden, so daß mit dem antarktischen geschlossen werden konnte. Der mündliche Vortrag wurde besonders durch zahlreiche Pro- jektionen von Landschafts- und Pflanzenbildern, Tabellen und Karten in jeder Stunde unterstützt. Außerdem wurden lebende und getrocknete Pflanzen demonstriert, Abbildungen und Bücher aufgelegt, letzteres besonders in der Absicht, daß die Zuhörer sehen konnten, wo sie eingehender behandelt finden, was in der Vorlesimg nur kursorisch besprochen worden war. III. Paläontologie und Geologie. Sommerlialbjahr: Dr. Drevermann sprach Montags über den „Taunus". Neben der geschichtlichen Entwicklung unserer Kenntnis des schönen Nachbargebirges wurde der Haupt- wert darauf gelegt, den geologischen Bau des Taunus in drei scharf getrennten Abteilungen zu besprechen. Die devonische Zeit brachte die Gesteine, die carbonische schuf daraus das Ge- birge und die Folgezeit trug es wieder ab, bis auf den neuer- dings langsam herausgehobenen Rumpf. Die Exkursionen dienten zur Erläuterung der Vorträge: Die erste zeigte den Taunusquarzit, die zweite (zweitägig) ein Querprofil des östlichen Taunus, wo der Hunsrückschiefer fehlt, die dritte (ebenfalls zweitägig) einen gleichgerichteten Schnitt durch den westlichen Taunus, wo die Hunsrückschiefer im Rhein- tal in gewaltiger Mächtigkeit anstehen, und die vierte (wiederum — 158 — zweitägig) zeigte den geologischen Bau der Lahnmulde bei Weil- burg und die Entwicklung des jüngeren Devons. Fast überall wurde mit glücklichem Erfolg gesammelt, so daß die Heimat- sammlung des Museums, dank der fleißigen Mitarbeit aller Teil- nehmer, einen reichen Zuwachs erhielt. Dazwischen lag ein Nachmittagspaziergang unter Führung von Dr. W. Wenz, der die Tektonik der Tertiärschichten unserer Gegend an der „Hohen Straße" und bei Wilhelmsbad erläuterte. Die durchschnittliche Beteiligung betrug 25 bis 30 Hörer. Winterhalbjahr: Die Vorlesung Dr. Drevermanns über „Die Eiszeit und den vorgeschichtlichen Menschen" konnte, dank eines reichen Anschauungsmaterials in einem Semester ab- geschlossen werden. Der geologische Teil behandelte in der Hälfte dieser Zeit die Wirkungen des Eises und die Frage der Einheit oder Mehrheit der Eiszeiten, der zoologische brachte eingehende Schilderungen der hin- und herflutenden Diluvialtiere, während im letzten Drittel die Reste des diluvialen Menschen, seine Waffen und Werkzeuge besprochen wurden. Eine Gegen- überstellung der prähistorischen und der geologischen Gliederung der Diluvialzeit zeigte zum Schluß deutlich, daß die Prähistorie zwar die Beweise für Kultur folgen erbracht hat, daß diese aber mit einer zeitlichen Einteilung der Eiszeit nichts zu tun haben. Ein Versuch, beide Systeme in Deckung zu bringen, kann nur auf geologischer Grundlage gelingen, wenn Geologie, Paläontologie, Anthropologie und Prähistorie Hand in Hand arbeiten. IV. Mineralogie. Sommerhalbjahr: Prof. S c h a u f setzte seine petro- graphischen Mittwochsvorlesungen fort. Die wichtigsten Eruptiv- gesteinstypen wurden besprochen und an geeigneten Stellen der Kontaktprodukte gedacht. Unter den Ganggesteinen wurden nur die Aplite und Pegmatite, Minetten, Kersantite und Kamptonite (Monchiquite) erwähnt und ihre Beziehungen zu den Tiefen- gesteinen erläutert. Die Ganggesteine und das klassische Beispiel der Eruptionsfolge im Christianiagebiet führten zu den magmati- schen Spaltungsvorgängen und dem Begriff der petrographischen Provinzen. In den beiden ersten Vorlesungen im Winter wurde auseinandergesetzt, welch große Bedeutung dieser Begriff durch F. B e c k e für die Petrographie und Vulkanologie gewonnen hat. — 159 — Exkursionen: 1. Bruch der Odenwälder Hartsteinindustrie bei Niederramstadt (Amphibolit, Diorit und Granit, Pegmatit- und Aplitgänge; Pyrit, Kalkspat, Epidot). Gemeindebruch bei Oberramstadt (Granitporphyr, Malchit). Roßberg bei Roßdorf (Nephelinbasalt, Gläser durch Einschmelzung von Sandstein ent- standen, Tuff, Phosphorit). Diabas bei Roßdorf. 2. Nachmittag- ausflug. Trachyte am „Hohen Berg" zwischen Grafenbruch und Dietzenbach und bei Dietzenbach, hier von Rotliegendem über- wölbt, Lakkolith nach Klemm, Einschlüsse im Trachyt; endogener Kontakt. 3. Mit freundlicher Erlaubnis der Herren Böhringer in Lindenfels wurden deren Hartsteinschleiferei und der benach- barte große Dioritbruch mit seinen schönen Varietäten und Pegmatitgängen besucht. Herrliches Profil am Bismarcksturm (Schichtenköpfe am Weg nach Lindenfels): metamorphe Schiefer mit granitischen Injektionen ; vergruste Granite. Über Kolmbach nach Gadernheim durch das Schiefergebiet mit seinen Graphit- schiefern und den merkwürdigen Granatfelsen; Diorit, Gabbro. Winterhalbjahr: Da der Dozent gezwungen war, eine Reihe von Vorträgen krankheitshalber ausfallen zu lassen, konnten nur einige Kapitel aus der „Sedimentpetrographie" behandelt werden, die weniger der Beschreibung als der Frage nach der Entstehungsweise der Schichtgesteine galten. Nach der Be- sprechung der mechanischen und chemischen Verwitterungsvor- gänge, der Verfrachtung der festen Rückstände und der Lösungen, der Ausfällung von Elektrolyten durch Salze, der Ausscheidung von Kalkcarbonat und Kieselsäure durch den Stoffwechsel von Orga- nismen usw. wurden die Sedimente der Kontinentalstufe und ein- gehender die der Tiefsee charakterisiert, letztere namentlich nach den Berichten der Challenger-, Valdivia- und Deutschen Süd- polar-Expedition. Die Bedeutung der „Radiolariten" für die Frage nach der „Permanenz der Ozeane" wurde betont. Zur Erläuterung der Struktur und Entstehung der fossilen Carbonat-, Quarz- und Tongesteine und einiger diagenetischen Prozesse dienten mikroskopische Präparate. Bei der Frage nach der Bildung der Kalksteine wurde gezeigt, daß neben der Bio- genese auch chemischen Fällungen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung, namentlich für die Oolithbildung, zukommt. Schließ- lich wurden die neueren Anschauungen über das Dolomitproblem besprochen und der L i n c k sehen Dolomitsynthese gedacht. — 160 — V. Wissenschaftliche Sitzungen. 1. Sitzung am 25. Oktober 1913. Prof. Dr. H. Poll, Berlin: „Über Vererbung beim Menschen". Die Erforschung der Erblichkeitserscheinungen ist mit Beginn des 20. Jahrhunderts durch die entgültige Wiederentdeckung der Mendelschen Erbregeln zu einer maß- und zahlenmäßigen Darstellung des Erbvorganges gelangt. Auch bei dem schwierigsten Objekt, dem Menschen, kann die moderne Vererbungswissenschaft sichere grundlegende Erkenntnis aufweisen, wenn auch noch nicht in gleichem Grade wie z. B. bei den Nutztieren und -pflanzen in der Landwirtschaft. Es liegt dies an dem Mangel der Forschungsmittel und Organisationen, die erst in England und Amerika soweit ausgebaut sind, daß großzügige Untersuchungsreihen verfolgt werden können. Auch mit den vermehrten Mitteln gelingt es bis jetzt nur, einfache Fälle menschlicher Erbgänge klarzulegen. Die einzelnen Merkmale, die An- lagen, verhalten sich nach der Mendelschen Regel wie selbständige Ein- heiten, die auseinanderweichen oder spalten, sich wieder vereinen oder kom- binieren, Außeneigenschaften hervorrufen und wieder zum Verschwinden bringen : die sich von Generation zu Generation „forterben" in einer nach Art und Zahl vorausbestimmbaren Weise. In der Darstellung der Ergebnisse benutzt man, wie in der Chemie, eine Art von Formeln, Erbformeln, die heute z. B. schon für Haut-, Haar- und Augenfarbe nahezu festgestellt sind. Auch für Formen des Gesichts, für die Fruchtbarkeit, für die Zwillingsgeburt, vor allem aber für eine große Anzahl von Anomalien und Krankheiten liegen solche Formeln vor. Zwergwuchs, Fingerverbildungen, Hasenscharte, manche Haut- und Augenkrankheiten, Diabetes können unter vielen anderen krank- haften Anlagen in ihrem Erbgange bestimmt werden. Eine besondere Ver- erbungsart, die sog. „nach dem Geschlecht begrenzte Vererbung", gewinnt heute dadurch ein besonderes Interesse, daß ihre nähere Erforschung viel- leicht berufen ist, in der Erkenntnis der Entstehung des Geschlechtes eine wichtige Rolle zu spielen. Hierher gehört eine Menge von Krankheiten, die besonders die Männer befallen, die Frauen aber ganz oder zum größten Teil verschonen, wie die Bluterkrankheit, die Farbenblindheit, die Nachtblindheit und einige andere. Von höchster Wichtigkeit ist endlich das letzte und schwierigste Problem der Erblichkeitsforschung, die Übertragung der geistigen Eigenschaften, ihrer hervorragenden Ausbildung, beim Talent und Genie, und ihrer Störungen, der Nerven- und Geisteskrankheiten. Für einzelne einfache Fälle ist das Problem etwas gefördert worden, besonders für eine seltene Form der Epilepsie. Die Ergebnisse der menschlichen Erblichkeitslehre greifen in alle menschlichen Verhältnisse tief hinein : in die des Einzelnen, wie der Gesamt- heit. Die Fragen der Verwandtschaftsehe, die Rassenmischung, die Identi- fizierung der Verbrecher, die Ausmerzung unbrauchbarer Familienstämme gehören hierher. Sie bedeuten für die Zukunft einer Nation und des mensch- lichen Geschlechts wichtige Probleme. Nach dem gesunden Grundsatze — 161 — „Vorbeugen ist besser als heilen" baut ein neuer Zweig der Gesundlieits- lehre seine Forderungen und Lehrsätze auf der Verwertung der Ergebnisse moderner Vererbungsforschung auf. Ihre feste Begründung ist die Tatsache, daß viel wichtiger als die Bedingungen der Umwelt die Lebensstruktur, die Erbkonstitution des Einzelnen, der Sippe, der Nation ist. 2. Sitzung am 1. November 1913. Dr. H. Bluntschli-Bavier, Zürich: „Naturwissenschaftliche Forschungen am Amazonen- strom". Der Vortragende hat 1912, von Mitgliedern der Senckenbergischen Ge- sellschaft unterstützt und von dem jungen Zoologen Dr. B. Peyer begleitet, in Südamerika zoologischen Forschungen obgelegen und dabei der Säugetier- welt sein Hauptinteresse geschenkt. In Argentinien wurden fossile Formen, am Amazonenstrom die heutige Fauna studiert und große Sammlungen palä- ontologischer, zoologischer und embryologischer Objekte angelegt, von denen ein Teil dem Senckenbergischen Museum zugefallen ist. Zunächst werden die geographischen und erdgeschichtlichen Verhält- nisse des Amazonasbeckens besprochen und das riesige flache Waldland mit dem gewaltigen Strom geschildert, den der Sprechende bis nahe an die Anden befahren hat. Am Unterlauf des Stromes wurde auf der Insel Marajö, in peruanischem Gebiet, am Rio Samiria ins Innere vorgedrungen und für Monate ein einsames Urwaldlager bezogen. Mancherlei neue Beobachtungen konnten hier gemacht und auf Gebieten, die bisher kaum in Angriff genommen waren, schöne Sammlungen angelegt werden. Unter den besprochenen Ergebnissen erregt besonderes Interesse, was der Redner über die Lebensweise, den Charakter und die Embryologie der Affen vorträgt. In zoologischer Hinsicht fallen dem Säugetierforscher in Amazonien vor allem zwei Dinge auf: einerseits die sehr ausgesprochene Anpassung der Tiere an das Baum- und Wasserleben, die vielfach zu kon- vergenter Entwicklung geführt hat, und zum andern die eigenartige Zu- sammensetzung der Fauna, die manche ganz alten Typen aufweist. Sie wird niu" aus der Geschichte der südamerikanischen Tierwelt verständlich, die zweifelsohne zwei ganz verschiedene Elemente enthält: alte, die wohl Beziehungen zur altafrikanischen Fauna haben, und neuere, die aus Nord- amerika eingewandert sind. 3. Sitzung am 8. November 1913. Dr. W.Köhler: „Die neueren Ergebnisse der Tonpsychologie". Bei sorgfältigem Studium der Schallempfindungen finden wir, daß eine Beschreibung derselben mit Hilfe der üblichen Unterscheidungen nach Tonhöhe, Tonstärke und Klangfarbe nicht ausreichend ist, da außer Variationen in diesen drei Richtungen auch Unterschiede der „Helligkeit" und „Dunkelheit" an den Empfindungen des Schallsinnes konstatiert werden. Der Ausdruck 11 — 162 — „Tonhöhe" ist bisher in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht worden: für musikalische Tonhöhe im engeren Sinn ebensowohl wie für „Helligkeit". Daß aber beide nicht identisch sind, läßt sich an Fällen demonstrieren, wo die musikalische Tonhöhe überhaupt fehlt. Man muß aber auch anerkennen, daß selbst die einfachsten Schallreize noch eine weitere, von musikalischer Tonhöhe und von Helligkeit verschiedene Eigenschaft besitzen, nämlich „Vokalcharakter". Durch geeignete Experimente läßt sich zeigen, daß der Gesamtheit einfachster Tonreize ein fein abgestuftes System von Vokalen entspricht, die den Schwingungszahlen der Reize so zu- geordnet sind wie die bunten Farben den Lichtwellen auf optischem Gebiet. Dieses System besitzt, wie das der Farben, ausgezeichnete Punkte, die „reinen" Vokale, die an festen Stellen der Tonreihe und in Oktavenabstand zueinander liegen, unabhängig von Individualität und Nationalität. Ihren Erklärungswert zeigen diese Beobachtungen: 1. gegenüber dem „absoluten Tonbewußtsein", dessen merkwürdige Eigenschaften durch diese Unterscheidungen verständlich werden; 2. gegenüber tierpsychologischen Erfahrungen, wonach z. B. Hunde auf ganz bestimmte Noten dressiert werden konnten, (die Hunde dürften auf „Helligkeiten" dressiert worden sein); S.gegenüber den völlig Unmusikalischen, die Helligkeiten und Vokaleigen- schaften der Töne hören, während die musikalische Tonhöhe ihnen ganz oder fast ganz fehlt; 4. gegenüber Hirnerkrankungen (sensorischer Amusie), bei denen die musikalische Tonhöhe isoliert zum Verschwinden kommt; 5. gegen- über den Geräuschen, für die wieder ein Hauptkennzeichen das Fehlen oder die mangelhafte Ausbildung der Tonhöhe ist. 4. Sitzung am 15. November 1913. Staatl. Fischereidirektor H. Lübbert, Hamburg : „Die Aalstadt Comacchio". Südlich von der Pomündung liegt an der Küste des Adriatischen Meeres ein 3700 ha großer Strandsee, die Lagune von Comacchio. Die rings von Wasser umgebene Stadt gleichen Namens ist mehr als 1500 Jahre alt. Sie war im 9. Jahrhundert zu Macht und Reichtum erblüht, erregte dadurch die Eifersucht des aufstrebenden Nachbarstaates Venedig und wurde nach erbitterten Kämpfen zwischen den beiden Lagunenstädten 940 von den Ve- nezianern erobert und zerstört. Seitdem hat sich die Stadt zu größerer Be- deutung nicht wieder erheben können ; ihre Bevölkerung lebte und lebt noch heute vom Fischfang, der auf den weiten Flächen der Lagune schon im 14. Jahrhundert durch die Herzöge von Ferrara organisiert wurde. Durch eine große Anzahl von Deichen ist die riesige Fläche der Lagune in siebzehn einzelne Abschnitte, die sog. „Valli", eingeteilt, die durch ein System abschließbarer verzweigter Kanäle miteinander und durch einen Haupt- kanal mit dem Meer in Verbindung stehen. Im Frühjahr, wenn die aus den ungeheueren Tiefen des Atlantischen Ozeans aufsteigende Aalbrut erscheint, werden alle Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen der Lagune und dem Meer geöffnet; vom März bis Mai steigen dann die jungen Aale in die Lagune auf, und im Juni wird an der Stelle, an der jedes Valle die Aus- — 163 — läiifer des Hauptkanals erreicht, eine höchst komplizierte Fangvorrichtung eingebaut, ein zusammenhängendes System von Fallen und Reusen, die aus Bündeln von Rohr, verstärkt durch Pfähle und Balken hergestellt werden. Es stellt eine Art von Labyrinth dar, aus dem die hineingeratenen Aale, die ihrem Wandertrieb folgend, dem Meere zustreben, nicht wieder herauskommen können. Sie werden vielmehr aus der letzten Kammer dieses Labyrinths mit Handketschern herausgeholt. Die Auswanderung der Aale aus den Valli findet im Herbst, hauptsächlich in dunkeln, stürmischen und regnerischen Nächten statt. In solchen Nächten ist der Andrang der Aale zu den Fang- vorrichtungen ein so ungeheurer, daß früher in günstigen Jahren an einer Fangstation und in einer Nacht schon Fänge von 100000 kg gemacht worden sind. Unerklärlicherweise sind aber die Fischereierträgnisse in den letzten Jahrzehnten derart zurückgegangen, daß die Gemeinde von Comacchio neuer- dings die kostspielige Unterhaltung der Fanganlagen nicht mehr zu tragen vermag, und daß sie sogar in Schulden geraten ist. Um diese schwere Krise zu überwinden, wird man wahrscheinlich dazu kommen müssen, etwa ein Viertel der ganzen Lagune trockenzulegen, das Land zu verkaufen und mit dem Erlös die Schulden zu tilgen. Vielleicht wird es dann gelingen, den Rest der Lagune, immer noch etwa 28 000 ha, durch Anwendung der Methoden, die jetzt in Deutschland zur Hebung der Aalwirtschaft angewandt werden — reichliche Aussetzung von anderwärts gewonnener Aalbrut — , so zu be- wirtschaften, daß sie in Zukunft höhere Erträge abwirft und imstande ist, nach wie vor den Bewohnern der Aalstadt Comacchio ihren Lebensunterhalt zu sichern. 5. Sitzung am 22. November 1913. Prof. Dr. O.Abel, Wien: „Die Abstammung der Vögel". Über die Abstammung der Vögel von den Reptilien, insbesondere über ihr Verwandtschaftsverhältnis zu den Dinosauriern, besteht heute kein Zweifel mehr; unklar blieb jedoch, ob die Vögel von laufenden Dinosauriern abzuleiten sind und also ihr Flugvermögen als Folgeanpassung an das schnelle Laufen — oder etwa auf dem Weg einer allmählichen Spezialisierung von Fallschirmapparaten während ihres Baumlebens erworben haben. Zur Klärung dieser Fragen wird das vergleichende Studium des Hand- und Fußskeletts bei Vögeln und Dinosauriern herangezogen. Die Vogelhand umfaßt drei Finger (Daumen, Zeige- und Mittelfinger), von denen bei den rezenten Arten der Zeigefinger der längste und kräftigste ist, während bei dem ältesten fossilen Vogel, der Archaeopterix von Solnhofen und Eichstätt, der Daumen der stärkste Finger war. Fast genau den gleichen Handbau zeigen die ältesten Dinosaurier aus der Trias ; nur sind bei ihnen auch noch kümmerliche Reste des vierten und fünften Fingers erhalten. Im Fuß der Baumvögel ist stets eine Großzehe vorhanden, die als Zangenhälfte des Greiffußes wirkt, und deren nach hinten gerückte Stellung als eine Anpassung an das Baumleben gedeutet werden muß. Bei den 11* — 164 — Schreit- und Laufvögeln ist die Großzehe dementsprechend verkümmert oder fehlt ganz. Bei einer Gruppe der ältesten Dinosaurier war die Großzehe gleichfalls nach hinten gerichtet, wie Fährten aus dem rhätischen Sandstein von Massachusetts (obere Trias) zeigen. Im weiteren Verlauf der Entwicklung des Dinosaurierstammes aber, und zwar in dem Maße, wie die theropoden Dinosaurier zu Schreit-, Lauf- und Springtieren geworden sind, wurde die Großzehe immer kleiner und ging schließlich ganz verloren. Aus dieser paläobiologischen Analyse geht hervor, daß Vögel und Thero- poden von einer gemeinsamen Ahnengruppe abstammen, die auf Bäumen gelebt haben muß. Die Verkümmerung der beiden letzten Finger der Vogelhand ist von den baumbewohnenden Vorfahren ererbt worden, und der gleiche Handbau ist auf die Theropoden übergegangen. Ebenso ist der Fußbau mit nach hinten gerichteter Großzehe ein Erbstück von diesen ge- meinsamen Ahnen, die als Avidinosaurier zu bezeichnen sind. Die theropoden Dinosaurier sind frühzeitig zur terrestrischen Lebensweise zurück- gekehrt, bei den Vögeln ist dies erst geschehen, lange nachdem sie während des Baumlebens das Flugvermögen erworben hatten. Ein weiteres Ergebnis dieser Untersuchungen ist der Schluß, daß die Entstehung der Vögel sehr weit zurückliegt und wahrscheinlich in den Anfang der Triasformation fällt. 6. Sitzung am 29. November 1913. Prof. Dr. 0. zur Strassen: „Die Tierwelt der Tiefsee". Man hielt die Tiefsee früher für unbelebt, weil sie vereist sei, weil der ungeheuere Wasserdruck das Leben in der Tiefe unmöglich mache, und weil es im lichtlosen Raum keine organische Nahrung geben könne. Dies trifft alles nicht zu. Die Tief see ist zwar eiskalt, aber nicht gefroren; der vor- handene Druck schadet selbst den zartesten Organismen nichts, weil er all- seitig wirkt, und wenn auch organische Substanz in der lichtlosen Tiefsee nicht neu entstehen kann, so sinkt doch genug davon aus der lichterfüllten Oberflächenschicht zum Grund hinunter, um eine reiche Lebe weit zu unterhalten. Diese Tiefseefauna ist durch mancherlei mit ihren absonderlichen Lebensbedingungen zusammenhängende Eigenheiten ausgezeichnet. Oft finden sich bizarre Gestalten und auffallende Farben: Schwarz bei Fischen, Rot bei Krebsen. Tast- und Riechorgane sind stark entwickelt; Augen da- gegen fehlen oft, oder sie sind rudimentär. Andererseits gibt es Formen, bei denen die Augen groß oder zu Teleskopaugen umgewandelt sind. Beides ermöglicht ein Sehen in sehr schwachem Licht. In der Tat ist die Tiefsee nicht absolut lichtlos, sondern wird ein wenig durch das Leuchten der Tief- seetiere selbst erhellt. Dieses Leuchten ist sicher in vielen Fällen eine un- erwünschte, aber unvermeidliche Folge der Lebensprozesse. In anderen Fällen aber muß es dem Tiere nützlich sein, denn es wird durch besondere Leuchtorgane hervorgebracht. Manche von ihnen, die dicht neben dem Maule stehen, erhellen vielleicht die nächste Umgebung beim Zuschnappen; andere, die hierzu nicht geeignet wären, dienen als Lockmittel, nach dem die Beute hinschwimmt, wie Motten ins Licht fliegen. Aber auch diese Deutung erklärt noch nicht, warum die Leuchtorgane zuweilen in bestimmten Mustern ange- — 165 — ordnet sind und, wie aus ihrem Bau hervorgeht, verschiedenfarbiges Licht produzieren. Es wird vermutet, daß solche Leuchtorgane als Reiz- und Orientierungsmittel bei der Vereinigung der Geschlechter von Bedeutung sind. 7. Sitzung am 6. Dezember 1913. Dr. E. Teichmann: „Die tierischen Trypanosomosen („Tsetsekrankheiten") Deutsch-Ostafrikas". (Siehe S. 184). 8. Sitzung am 13. Dezember 1913. Geh. Hofrat Dr. A. Hansen, Gießen: „Die Pflanzenwelt Ceylons". Der Vortragende berichtet über eine 1912 ausgeführte, durch das Askenasy-Stipendium der Senckenbergischen Gesellschaft subventionierte Studienreise nach Ceylon. Die Pflanzenwelt dieser Tropeninsel gliedert sich i,n eine Anzahl von Zonen und Höhenregionen. Die Küstenstriche des Südens sind wesentlich Kulturregion der Kokospalme, die hier zu Millionen ange- pflanzt ist. Mit ihr wechseln andere Kulturen ab, in erster Linie der Reis als wichtigste Nahrungspflanze der Eingeborenen, dann aber eine Reihe von tropischen Fruchtbäumen und Nutzpflanzen: der Brotfruchtbaum, der Melonen- baum, an der Südküste Zimtbäume, in größerer Höhe der Kakaobaum, zu dem sich Pfeffer und Vanille gesellen. Von natürlichen Formationen sind dem Meere am nächsten die Strand- formationen, bestehend aus Gräsern und Sträuchern, sowie dem undurch- dringlichen Dickicht der Phönixpalmen u. a. An den Lagunen und Fluß- mündungen trifft man die merkwürdige Mangrove, deren Stämme sich auf Stelzenwurzeln über das Wasser erheben. Obwohl Ceylon durch das Vor- dringen der Plantagenwirtschaft, namentlich der Kautschukkultur, stark ent- waldet ist, finden sich doch noch ausgedehnte Urwaldstriche. Die Wälder der Niederung mit gewaltigen Baumriesen, reich an Epiphyten und Lianen verschiedener Art, zeigen den allgemeinen Charakter der tropischen Regen- wälder. Im Hochland dagegen besteht der Urwald vorwiegend aus immer- grünen Bäumen von knorrigem Wuchs und zeigt ein ganz anderes Unterholz, unter dem die Baumfarne hervortreten. Auch bis in diese Höhe von mehreren tausend Metern dringt die Kultur vor, und es ist besonders die Teestaude, die hier oben am besten gedeiht. Ein Teil des vom Vortragenden gesammelten Pflanzenmaterials ist dem Senckenbergischen Museum zugefallen. 9. Sitzung am 10. Januar 1914. Dr. H. G e i s 0 w : „Naturwissenschaft und Frührenaissance." Vor Jahresfrist ist an gleicher Stelle ein Vortrag gehalten worden, der „Lionardo da Vinci als Naturforscher" zum Gegenstand hatte.*) Da 0 Siehe 44. Bericht 1913 S. 203—235. — 166 — wirft sich die Frage auf, ob zwischen künstlerischem Schaffen und natur- wissenschaftlichem Schauen nicht innige Beziehungen bestehen. Es gibt zwei Arten, die Natur zu betrachten : Schon in vorsokratischer Zeit war neben der analytischen Betrachtungsweise des Demokrit die synthetische durch H e r a k 1 i t vertreten. Unsere Zeit neigt zur analytischen Natvu*betrachtung, und diesem Umstand sind im wesentlichen ihre riesigen Erfolge zu danken. Manche Anzeigen weisen aber heute schon darauf hin, daß in kommenden Zeiten mehr die Naturphilosophie die Oberhand ge- winnen wird. Dem Begriff „Renaissance" näherzukommen, ist schwieriger. Er bedeutet „Wiedergeburt", und eigentlich ist in dem damaligen Zeitalter nichts anderes wiedergeboren worden wie die Freude der Menschen an der Natur. Bei Franz von Assisi brach diese Renaissance zum ersten Male durch. Er war Mystiker, also alles andere mehr als exakter Naturforscher, und doch nennt ihn sein bester Kenner, Heinrich Thode, „den Ausgangs- punkt der neuen Naturwissenschaft". Giotto setzt die Gedanken des heiligen Franz in die Kunst um. Er kann die Natur noch nicht beobachten. Die Hochschule in Salerno, die bald nachher zur Blüte kommt, befreit die Naturwissenschaft allmählich von den mönchischen Fesseln. Zunächst noch ohne jeden Zusammenhang mit der Kunstentwicklung kommt Mondino dei Luzzi dazu, Sektionen an Leichen vorzunehmen. Nur in Dante eint sich künstlerische Phantasie mit naturwissenschaftlichen Kenntnissen. Im Tre- cento lernen die Menschen zuerst Tiere malen. Das große Bild „Der Triumph des Todes" auf dem Campo Santo in Pisa zeigt sie korrekt gezeichnet, während Pflanzen und Felsen noch unglaubliche Verkehrtheiten aufweisen. Die richtige Zeichnung dieser Dinge kommt in die italienische Kunst erst durch Einflüsse aus dem Norden. Hier hatte sich die Naturwissenschaft bereits freier gemacht. Albertus Magnus steht noch ganz auf dem Boden des Mittelalters; in Vilanova und in Roger Baco aber erwachen die Renaissancemenschen der Wissen- schaft. Beim Forscher tritt an Stelle des Autoritätsglaubens das Experiment, beim Künstler an Stelle der Überlieferung die Beobachtung. So war van E^yk vorbereitet. Er zeigt uns in seinem „Genter Altar" einen großen Reichtum botanischer Beobachtungen, wenn auch noch mit manchen naturwissenschaft- lichen Fehlern. Korrekte Pflanzenzeichnungen nach morphologischen Studien finden wir erst bei van der Weyden. Gesteine hat erst Dirk Bouts richtig gesehen. Am allerschwersten ist im Bilde der Mensch wiederzugeben. Den rechten Knochenbau des Gesichtes sehen wir daher noch später. Van der Goes zeigt in seinen männlichen Gestalten zuerst genaue Beobachtungen. Sein „Portinari-Altar" kam nach Italien, und so konnte auf günstigerem Boden der Naturalismus in der Kunst sich weiter entwickeln. Dort wird das Programm sofort aufgenommen. Massaccio macht seine Studien nackter Körper, Pisanello malt Tiere von äußerster Exakt- heit und Studien des Vogelfluges, Filippo Lippi gibt als erster Gras und Kräuter zu einem Rasen geeint. Die Plastik mit ihrer überlegeneren Schulung in menschlicher Anatomie befruchtet die Malerei aufs neue; in Verrocchio vereinigt sich der Bildhauer mit dem Maler. Wenn auch diese — 167 — Linie keine direkt aufsteigende ist und Boticelli nocli scliwere natur- wissenschaftliclie Fehler macht, so konnte doch der Eklektiker Ghirlandajo alles bisher Errungene zusammenfassen. So war eine große Menge natur- wissenschaftlicher Kenntnis in der Kunst angehäuft, als Lionardo auftrat. Er aber gab die Natur nicht, wie er sie sah; er baute sich synthetisch eine eigene Welt zurecht. Mit ihm kommt die Persönlichkeit. Michelangelo zog die letzte Konsequenz: er hebt die Persönlichkeit über alle Natur- beobachtung, und die Abkehr von der Analyse hat den jähen Verfall der Renaissance bedingt. Synthetische und analytische Kräfte in der Persönlichkeit zu einen, ist das Geheimnis der größten Naturforscher in der Kunstgeschichte. Diese Linie verbindet Dante über Lionardo direkt mit Goethe. 10. Sitzung am 17. Januar 1914. Dr. A. Lotichius: „Reisebilder und Jagderlebnisse aus dem Sudan". Die im Januar 1913 unternommene Reise begann in Port Sudan, dem modernen Hafen des Sudan am Roten Meer, und führte von da nach Karthum- Omderman, der blühenden Hauptstadt am Zusammenfluß des Blauen und Weißen Nil. In Karthum erwartete die Jagdgesellschaft ein kleiner Dampfer, der sie ungefähr 1000 km südlich den Weißen Nil aufwärts bis nach Lake No brachte. Unterwegs bot sich reichlich Gelegenheit, die größtenteils noch auf recht niederer Kulturstufe stehenden Völkerstämme der oberen Nilländer, die Dinka und Shilluk, zu studieren ; speziell auf der österreichischen Missions- station von Lull genossen die Reisenden das interessante Bild eines von den Shilluk aufgeführten Kriegstanzes. In jenen wildreichen Gegenden, wo während des Winters Zehntausende von Störchen, Reihern, Kranichen, Gänsen, sowie aller Art Wassergeflügel sich zusammenfinden und wo das Nilpferd und der Kaffernbüffel noch in großen Herden vorkommen, gelang es der Reisegesellschaft, eine schöne Ausbeute an großen Antilopen und Gazellen, Warzenschweine, sowie eine reiche Zahl seltener Vogelarten und Fische zu sammeln, die dem Senckenbergischen Museum überwiesen wurden. 11. Sitzung am 24. Januar 1914. Geh. Reg.-Rat Dr. A. von Weinberg: „Über natürlichen und künstlichen Kautschuk." Der Kautschuk ist in Europa noch nicht lange bekannt. 1736 schickte de la Condamine die erste Probe aus Brasilien an die Pariser Akademie ; aber erst 1770 beschäftigte sich ein Chemiker damit, Priestley, der Ent- decker des Sauerstoffs. Das einzige praktische Resultat war die Entdeckung, daß man mit dem neuen Stoff Geschriebenes von Papier abreiben könnte. Zum ersten Male wurde 1820 Kautschuk technisch verwendet. Man zerschnitt ihn zu Fäden, die man in Bänder einwebte, um sie elastisch zu machen. Dann folgte Macintosh mit der wertvollen Erfindung, Stoffe durch Über- ziehen mit Kautschuklösung wasserdicht zu machen. Aber reiner Kautschuk ist gegen Temperaturen und Luft zu empfindlich, um ausgedehntere Ver- — 168 - Wendung finden zu können. Man suchte ihn daher zu verbessern und kam dabei auf das Vulkanisieren mit Schwefel, dessen Wert Goodyear 1839 erkannte. 1860 legte Brett das erste, mit Guttapercha isolierte unterseeische Kabel Dover-Calais, und 1858 folgte das erste transatlantische Kabel Irland- Neufundland. Nahm nun auch die Verwendung des vulkanisierten Kaut- schuks stetig zu, so war doch erst durch die Ausdehnung der elektrotechnischen Industrie jener enorme Aufschwung verursacht, der den Kautschuk heute zu einem der wichtigsten Stoffe in der Weltwirtschaft gemacht hat. Der natürliche Kautschuk wird aus den Säften einer Reihe von Pflanzen gewonnen, von denen die zu den Euphorbiazeen gehörige Hevea brasiliensis am wichtigsten ist. Außer ihr existiert noch eine große Zahl anderer kaut- schukhaltiger Pflanzen, so der Gummibaum, Fiats elastica, aus der Familie der Morazeen, ferner Manihot Glasiovii, Kik.xia elastica und andere Bäume aus der Familie der Apocynazeen, schließlich zahlreiche Schlingpflanzen, wie z. B. die Lamlolptiia-AviQii. Eine besondere Art des Kautschuks ist die Gutta- percha, die hauptsächlich von einem Baum Palaqiüinn (jutfa gewonnen wird. Zur Gewinnung des Kautschuks hat man ursprünglich nur die wildwachsenden Bäume angezapft, was jetzt noch fast ausschließlich in Brasilien geschieht. In den letzten Jahrzehnten ist man aber zu einer rationellen Pflanzung über- gegangen, deren Produktion in stetem Steigen begriffen ist vuid 1913 schon die brasilianischen Exporte eingeholt hat. Die erste Synthese des Kautschuks aus dem Kohlenwasserstoff Isopren ist Dr. Fritz Hof mann in Elberfeld 1909 gelungen, nachdem Prof. Harries in Kiel bereits 190S die chemische Konstitution der Substanz aufgefunden hatte. Seitdem ist eine große Zahl von Methoden zur künstlichen Herstellung des Kautschuks ausgearbeitet worden, von denen die von dem Steinkohlen- teer und von den Kartoffeln ausgehenden die interessantesten sind. Aus Steinkohlenteer führt der Weg über Parakresol, Methylcyklohexanol, Methyl- adipinsäure, Methyltetramethylendiamin zu Isopren, das beim Erhitzen unter Druck in eine mit dem Naturkautschuk völlig identische Substanz übergeht. Aus Kartoffeln gewinnt man auf dem Wege über Alkohol, Essigsäure, Aceton, Pinakon das Dimethylbutadien, einen Körper, der sich in einen neuen, in der Natur nicht vorkommenden Kautschuk verwandeln läßt. Was dem künstlichen Kautschuk noch fehlt, sind gewisse Beimengungen, die dem Naturprodukt in vulkanisiertem Zustand seine Dauerhaftigkeit ver- leihen, oder richtiger gesagt, die merkwürdige Erscheinung des Alterns, die jeder Kautschuk zeigt, verzögern. 12. Sitzung am 31. Januar 1914. Dr. A. Schnitze, Berlin: „Auf den spanischen Guinea-Inseln Fernando Po und Annobon." Als Mitglied der II. Innerafrika - Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg brachte der Vortragende zusammen mit dem Botaniker Dr. Mildbraed im Herbst 1911 die ihm zugeteilten Aufgaben durch eine Forschungsreise nach den spanischen Guinea-Inseln zum Abschluß. — 169 — Zunächst wurde die größte Insel, Fernando Po, besucht und bis in di© Höhenwaldregion am Pic von Sta. Isabel vorgedrungen. Während hier Dr. Mildbraed ein Sammellager aufschlug, versuchte der Vortragende, das heckendichte Unterholz des lichten Nebelwaldes zu durchdringen, das den Weg zum Gipfel des Pics versperrte. Nach achttägigem Holzen mußte jedoch bei etwa 2000 m Höhe die Arbeit eingestellt und der Abstieg ange- treten werden, um den nach A n n o b o n bestimmten spanischen Regierungs- dampfer nicht zu verpassen. Eine dreitägige Fahrt brachte die Reisenden nach dieser kleinsten und südlichsten der Guinea-Inseln, die von den Nachkommen eingeführter Angola-Neger bewohnt wird. Von dem berühmten Kratersee aus wurden zahlreiche Wanderungen durch die ganze Insel unternommen. Sowohl die tieferen, trockenen Regionen des Eilandes als auch die höheren Regionen, etwa von 400 m ab, die durch beständige Nebel feucht gehalten werden, ließen eine auffallende Artenarmut der Flora erkennen. Zweifellos ist dies durch die letzte vulkanische Katastrophe zu erklären, die alles frühere organische Leben vernichtet hat. In geologisch sehr jungen Zeiten ist dann die Insel wieder mit der heutigen Flora besiedelt worden, die keine, oder fast keine Endemismen zeigt, aber auf Beziehungen zu dem Festland und der Insel Säo Thome hinweist. Dasselbe gilt für die äußerst arme Tierwelt, die eigentlich nur hinsichtlich der Ornis einige nennenswerte Formen auf- weist. Reicher ist das marine Tierleben, das die Reisenden auf ihren Fahrten um die schwer zugänglichen Steilküsten der Insel in den gebrechlichen Kanus der Eingeborenen kennen lernten. Mit diesen Exkursionen wurden topo- graphische Aufnahmen verbunden, die das erste einigermaßen zuverlässige Kartenbild der Insel lieferten. Nach der Rückkehr nach Fernando Po versuchte Dr. Schnitze noch- mals, den Gipfel des Pics von Sta. Isabel zu forcieren. Nach fast acht- tägiger Arbeit war auch die Region der Hochweiden, der Erikazeen, der Viola- und Kleearten erreicht. Doch wurde die kleine Expedition, nur noch eine halbe Stunde vom Gipfel entfernt, durch ein furchtbares Gewitter mit plötzlichem Temperatursturz und eisigkaltem Regen, der die Schwarzen dem Tod durch Erfrieren nahebrachte, zur Umkehr gezwungen. Ein nochmaliger Vorstoß konnte nicht mehr gemacht werden, da der Dampfer zur Heimreise fällig war. Mehr Glück hatte Dr. Mildbraed; ihm ist es gelungen, auf dem von dem Vortragenden gebahnten Pfade den bislang von so wenig Europäern betretenen Kratergipfel zu erreichen. 13. Sitzung am 7. Februar 1914. Dr. F. Drevermann: „Die Ahnen reihe des Pferdes und ihre Bedeutung für die Abstammungslehre." Die Abstammungsgeschichte des Pferdes ist der beste Beweis, den die Paläontologie für die Richtigkeit der Deszendenzlehre erbracht hat. Die Funde der letzten 40 Jahre haben klar erkennen lassen, wie aus einem kleinen Tier von der Größe eines Foxterriers mit vierzehigen Füßen und — 170 — niedrigen Zähnen allmählich das Pferd der Diluvialzeit und Gegenwart wird, indem die Seitenzehen nach und nach auf Kosten der Mittelzehe verschwinden und aus den kleinen, vielhöckerigen Zähnen des Eohippns die hohen, festen Zahnsäulen des Pferdes hervorgehen. Niemand würde die ersten Glieder der Ahnenreihe für Vorläufer des Pferdes halten, wenn sie isoliert gefunden worden wären. Nur das Ziu-ückverfolgen des ganzen Stammes Schritt für Schritt durch Millionen von Jahren ergibt den klaren Zusammenhang. Die Gründe für die Herausbildung des gegenwärtigen Typs, wie sie besonders klar in Nordamerika zu verfolgen ist, liegen in der Umgestaltung des Kontinents seit dem Beginn der Tertiärzeit. Aus einem sumpfigen Waldland mit reich- lichen Weichblattpflanzen wurden allmählich weite, offene, grasreiche Ebenen, und in Anpassung an diese veränderten Lebensverhältnisse wurde aus dem kleinen Sumpfwaldbewohner das große, schnelle Pferd der Grasebenen. Ob die Umbildung in Amerika erfolgte, wo durch besonders günstige Umstände die meisten Funde zu verzeichnen sind, oder in Asien, das sich immer mehr als ein Zentrum für die Herausbildung ganzer Tierstämme herausstellt, ist unbekannt. Der Entwicklungsgang der Pferdereihe findet übrigens eine Parallele bei ausgestorbenen Tieren im Tertiär Südamerikas, bei denen die Entwicklung noch weiter gegangen ist, indem selbst die letzten Anzeichen der früheren Vielzehigkeit verschwunden sind und nur noch die eine starke Mittel- zehe blieb. 14. Sitzung am 14. Februar 1914. Prof. Dr. E. Panzer: „Das Tier in der Sage". In der Fülle der vorhandenen Tiersagen läßt sich zunächst eine Haupt- gruppe ausscheiden, die aus dem nahen, einer Grenze kaum bewußten Ver- hältnis des Urmenschen zum Tier entstanden ist. Sein Glaube sieht in ge- wissen Tieren Träger der Seele; er blickt mit scheuer Ehrfurcht auf die überlegene Größe, Stärke, Scharfsichtigkeit, Beweglichkeit so mancher Tiere und leitet seinen eigenen Ursprung vom Tier ab. Aber nicht bloß Glaube und Brauch primitiver Völker ruhen auf solchen totemistischen Vorstellungen, auch ungezählte Überlebsel davon finden sich in den Märchen und Sagen der Kulturvölker. Eine weitere große Gruppe von Tiersagen — die ätiologischen Sagen — beruht auf der reinen Beobachtung der Tierwelt und dem Bedürfnis, die be- obachteten Eigentümlichkeiten des Körperbaues, der Bewegung, die Lebens- gewohnheiten der verschiedenen Tierarten entstehungsgeschichtlich zu er- klären. Die Antworten, die in diesen Sagen auf die erhobenen Fragen gefunden werden, unterscheiden sich freilich wesentlich von denen der modernen Zoologie. Die Beobachtung der Tiercharaktere gibt einer fortgeschritteneren Zeit Veranlassung, sittliche Gedanken in Tiergeschichten hineinzutragen. So ent- wickelt sich die Tierfabel, die sehr früh in Indien und Griechenland literarische Gestalt gewinnt und zeitweise, wie im 18. Jahrhundert, noch in den modernen Literaturen eine sehr bedeutende Rolle spielt. — 171 — Eine besonders eigenartige Gestalt gewannen die alten Tierfabeleien in jener , Tiersage" im engeren Sinn des Wortes, die um Reineke Fuchs als ihren Mittelpunkt sich ordnet. Auf dem Boden des heimischen Tier- märchens entstanden, gewann sie Leben und dichterische Form zunächst in den Grenzgebieten zwischen Deutschland uud Frankreich, wird dann durch den Reineke Vos und seine protestantische Glosse dem evangelischen Deutsch- land wert und endlich durch Goethes Dichtung noch einmal zu reinerem Dasein erweckt. 15. Sitzung am 21. Februar 1914. Hauptmann J, P. Koch, Kopenhagen: „Seine Durchquerung Nordgrönlands im Jahre 1912/13." Die Expedition, an der außer dem Vortragenden noch drei Personen teilnahmen, erreichte Ende Juli 1912 Ostgrönland bei Stormkap und Danmarks- havn. In der Dovebucht wurden die zum Transport der beträchtlichen Lasten mitgeführten 16 Pferde und das Gepäck ausgeladen. Auf der flachen Ebene sproßten Gras und Blumen; Walrosse nahmen ihr Sonnenbad, und weiter hinauf in der Steinebene zeigten sich Moschusochsen; Berge, weit ins Land ziehende Fjorde und steil gegen sie abfallende Gletscher boten Bilder eigen- artiger Naturschönheit. Mitte September wurde von Königin-Luise-Land aus der Marsch zum Inlandeis angetreten. Da gerade die Gletscher im „Kalben" begriffen waren, konnte dieses eigenartige Schauspiel in seinen Einzelheiten aus nächster Nähe verfolgt werden: In der Nacht des 30. September stürzten gewaltige Eismassen mit donnerartigem Krachen plötzlich zusammen und in den Fjord hinaus. Am 5. Oktober hatte man die Höhe des Gletschers (800 m) erreicht, auf dessen Großstrom die Überwinterungsstation angelegt wurde. Dort wurden die Pferde bis auf fünf getötet. Ende April verließ die Expedition das Winterquartier, um die 1100 bis 1200 km lange Reise quer durch Grön- land anzutreten. Der Weg über das Eis — täglich wurden etwa 15 km zurückgelegt — war von lähmender Eintönigkeit. Anfang Juli gelangte man an den Rand des Eises, und am 7. Juli war die Durchquerung beendet. Der Weg zu dem 1911 angelegten Depot war so beschwerlich, daß auch das letzte übriggebliebene Pferd nicht mehr mitgeführt werden konnte. Der Laxe-Fjord wurde auf einer Fähre aus Schlitten und Schlaf sacküberzügen überschritten und von der Kangeks-Halbinsel aus am 15. Juli 1913 der west- grönländische Hafen Proven erreicht. 16. Sitzung am 28, Februar 1914. Prof. Dr. K. Escherich, Tharandt: „Die Bedeutung der angewandten Entomologie für unser Kulturleben". Die angewandte Entomologie beschäftigt sich mit der Erforschung der Beziehungen der Insekten zur menschlichen Kultur im weitesten Sinn. Wenn die Insekten trotz ihrer Kleinheit und ünscheinbarkeit eine hervorragende Rolle in unserem Kulturleben spielen, so liegt dies an ihrer ungeheuren Anpassungsfähigkeit und Häufigkeit. Ihre Beziehungen zur menschlichen — 172 — Kultur können „nützliche" oder „schädliche" sein. Unter den nützlichen Insekten stehen die Seidenspinner und die Honigbiene an der Spitze. Größer als der direkte Nutzen der Insekten ist der indirekte, wie er z. B. in der Befruchtung der Obstblüten durch die Bienen oder in der Vertilgung der schädlichen Arten durch die verschiedenen parasitischen und räuberischen Insekten vorliegt. Wesentlich tiefer einschneidend in die menschliche Kultur ist indessen die Bedeutung der schädlichen Arten. Ein ganzes Heer von Insekten ist dem Menschen direkt schädlich, indem sie auf oder in ihm parasitieren oder schwere Krankheiten auf ihn übertragen. Andere Arten befallen unsere Haustiere und Kulturpflanzen; wieder andere suchen die Wohnungen des Menschen heim, die Magazine, Museen, Bibliotheken usw., und richten an den dort aufbewahrten Gegenständen und Kunstschätzen größeren oder ge- ringeren Schaden an. Der Gesamtschaden, der auf diese Weise verursacht wird, beläuft sich auf mehrere Milliarden jährlich. Die hohe Bedeutung, die den Insekten in unserem Kulturleben zukommt, ist keineswegs in der Allgemeinheit, speziell bei uns in Deutschland, richtig erkannt und gewürdigt. Es fehlt vielmehr vor allem unseren Universitäten an einer besonderen Professur für Entomologie mit einem gut aus- gestatteten Institut, auf dem zunächst ein Stab tüchtiger Entomologen heran- gebildet werden müßte. Der Vortragende ist der Ansicht, daß keine Stadt sich hierzu besser eignet als Frankfurt: seine günstige klimatische Lage, die unmittelbare Nähe ausgedehnter Obst- und Weinkulturen, das lebhafte entomologische Leben, das hier von jeher geherrscht und zu dem Vorhanden- sein großartiger entomologischer Sammlungen geführt hat, und endlich die moderne Richtung der künftigen Stiftungsuniversität prädestinieren Frankfurt förmlich dazu, das erste entomologische Universitätsinstitut in Deutschland zu besitzen. 17. Sitzung am 7. März 1914. Dr. R. Pilz, Freiberg i. S.: „Geologische Forschungsreisen in Britisch-Nordborneo." Nach den Untersuchungen des Vortragenden erinnert der geologische Aufbau Nordborneos in vieler Hinsicht an denjenigen Zentralborneos. Das Grundgebirge wird von stark gefalteten Quarziten, Grauwacken, Sandsteinen und Phylliten gebildet, die von zahlreichen Quarzäderchen durchzogen werden. Das Alter dieser Schichten wird als präjurassisch angenommen. Die überlagernden Sedimente bestehen aus Radiolarien führenden Kiesel- schiefern und Tonen, die mit „Grünsteinen", mit Diabasen und Serpentinen vergesellschaftet sind. Da die Diabase häufig als Lager zwischen die Radiolarite eingeschaltet sind, ist die gleichzeitige Entstehung dieser Sedimente und Eruptivgesteine auf dem Boden einer Tiefsee sicher, die im Mesozoikum wenigstens zeitweise den madegassisch-indoaustralischen Kontinent begrenzte. Die Hebung des Meeresbodens führte wahrscheinlich schon während der Kreidezeit zur Entstehung einer Flachsee. Mit Sicherheit sind durch Fossilien eozäne Schichten, höhlenreiche Riffkalke und Sandsteine, nach- gewiesen worden. Auch miozäne Schichten nahmen einen sehr großen Anteil — 173 — an dem Aufbau des Landes; sie bergen eine Menge von Kohlenflözen und sind hier und da der Ursprungsort von salzhaltigen Quellen. Im jüngsten Tertiär führte ein neues Zurückweichen des Meeres wahrscheinlich eine Ver- bindung Borneos mit dem asiatischen Festland herbei. Gleichzeitig setzte eine Trockenperiode ein, die eine starke Flächenabtragung und dadurch eine bedeutende Schuttanhäufung zur Folge hatte. Im Diluvium eroberte das Meer größere Teile des Landes zurück, und während einer Pluvialzeit trugen fließende Gewässer die Schuttmassen in die Täler und Senken hinab, wo sie heute die Schotterterrassen des Kinabalugebirges bilden. Während die tektonischen Kräfte der Tertiärzeit hauptsächlich in Schichtenfaltungen zum Ausdruck kamen, entstanden während des Diluviums besonders Bruchspalten, an denen Verschiebungen stattfanden ; auf den Dislokationsspalten im Südosten des Landes drangen Andesit und Basalte empor. 18. Sitzimg am 14. März 1914. San.-Rat Dr. E. Roediger: „Gustav Liicae, zur Feier seines 100. Geburtstages". (Erscheint ausführlich in Heft 4). 19. Sitzung am 21. März 1914. Prof. Dr. E. Deckert: „Das Stromsystem des Mississippi". Drei äußerst ungleiche Bruderströme fließen in dem „Vater der Ströme" zusammen. Der erste, der obere Mississippi, ist ein Glaziallandschafts- strom, der seine Quellen inmitten einer hügeligen Grundmoränengegend im Itaskasee sammelt, um nach wiederholter Änderung seiner Stromrichtung schließlich südwärts zu fließen, dabei mehrfach zu Seen erweitert und in Wasserfällen talab stürzend. Bei Minneapolis hat der Mississippi seine letzten Fälle; dann bildet er bis zum Mexikanischen Meer eine ununter- brochene Schiffahrtstraße, die freilich mancherlei zu wünschen übrigläßt. Der zweite Bruderstrom, der Missouri, ist ein echter Kordillieren- strom, mit 3000 m über dem Meer liegenden Quellen und auch in seinem Lauf über die Prärietafel noch mit doppelt so starkem Gefälle wie der obere Mississippi. Seine Benutzung als Schiffahrtstraße und seine Regulierung bieten unsägliche Schwierigkeiten, und die Brücken und Uferstädte sind beständig durch Hochwasser bedroht. Der dritte Bruderstrom, der Ohio, sammelt seine Wasser in dem alten Rumpfgebirge der Appalachen und dem angeschlossenen Tafelland, in das er sein Bett und Tal fest hat eingraben können, als der älteste und reifste der Ströme. Seine Wasserführung hängt hauptsächlich von den Zyklonregen des Gebietes ab, die namentlich im Winter und Frühjahr sehr ausgiebig sind. Die Leistungsfähigkeit des Ohio als Wasserstraße ist von Natur gering, und erst seit 1910 ist seine Kanalisation im Werke, die eine 2,7 m tiefe Schiffahrtstraße von Pittsburg bis zur Mündung herstellen will. Bei seiner Vereinigung mit dem Mississippi führt der Ohio im Mittel etwa — 174 — 2000 cbm Wasser mehr als der Mississippi und Missouri zusammen; dabei ist das vereinigte Missouri- und Mississippigebiet reichlich dreimal so groß wie das Ohiogebiet. Der Unterlauf des Mississippi, der jüngste Zuwachs des Riesenstromes, liegt bei Cairo noch 82 m über dem Meer und ist noch 1765 km lang. Die starken und vielfachen Windungen des Stromes mit den zahlreichen Alt- wassern deuten darauf hin, daß er nur unter großen Schwierigkeiten seinen Weg zum Meer findet. Hierauf sind auch die vielen Abzweigungen des Bayous, die unterhalb der Mündung des Red River ihren Weg selbständig zum Meer finden, und die häufige Verstopfung des Strombettes durch Wasser- pflanzenwuchs und Treibholz zurückzuführen. Alle diese Erscheinungen stehen in einem inneren Zusammenhang mit dem andauernden Sinken des Landes, das durch zahlreiche große Erdbeben bekundet wird, vor allem in dem sog. „Sink Country" bei Cairo. Das Delta ist durch die starke Sedimentführung des Mississippi in beständigem Weiterwachsen begriffen, und die Ausgänge der Deltaarme sind von Natur nur 2 — 4 m tief. Den kleinsten Mittelarm, den „Süd-Paß", hat man aber 1879 durch Seedammanlagen auf 8 m Tiefe gebracht, und den „Südwest-Paß" sucht man zurzeit auf 10,5 m zu vertiefen. Nur dadurch kann New Orleans seine wirtschaftsgeographische Funktion als großer See- hafen des Mississippigebietes, vor allem als großer Baumwollausfuhrhafen, erfüllen. 20. Sitzung am 28. März 1914. Prof. Dr. E, Mangold, Freiburg i. Br. : „Hypnose bei Tieren'' (mit Demonstrationen). Bisher ist niemals eingehend geprüft worden, inwieweit die bei Tieren experimentell hervorgerufene Bewegungslosigkeit, die als Schreck- lähmung oder Schlaf, als Ohnmacht oder stehengebliebene Lagekorrektion bezeichnet wird, mit dem Symptomenkomplex der menschlichen Hypnose übereinstimmt. Ein Huhn, das plötzlich ergriffen, auf den Rücken gelegt und noch kurz an seinen Fluchtversuchen verhindert wird, bleibt bekanntlich regungslos liegen ; man kann mit einem solchen Tier alle möglichen Versuche anstellen, ohne daß es selbständige Bewegungen ausführt. Auch andere Vögel, Kaninchen und Meerschweinchen, Hunde und Katzen, Frösche und Eidechsen lassen sich in gleicher Weise bewegungslos machen, ebenso Stab- heuschrecken und Krebse, die dann in grotesken Stellungen stehenbleiben. Auch das „Sichtotstellen" der Käfer gehört hierher. Beim Pferd läßt sich der schlafähnliche Zustand durch Streichen der Stirn, bei Affen durch Druck auf den Leib hervorrufen. Diese Erscheinungen der „tierischen Hypnose" werden im allgemeinen nicht wie beim Menschen durch Suggestion, sondern durch eine mechanische Beeinflussung des Nervensystems bewirkt. In psychologischer Beziehung sind tiefgreifende Unterschiede vorhanden: Es fehlt das Rapportverhältnis zum Hypnotiseur und dadurch die Möglichkeit psychisch bedingter tieferer Stadien der Hypnose. Physiologisch lassen sich indessen die weitestgehenden Analogien nachweisen, sowohl hinsichtlich der Entstehung und Dauer des — 175 — Zustandes als auch seiner Symptome: Bei Mensch und Tier begünstigen die gleichen somatischen Mittel, besonders optische und taktile Sinnesreize, den Eintritt der Hypnose; auch die Störung oder Unterbrechung des Zustandes erfolgt durch dieselben Reize. Die Disposition zur Hypnose ist bei Tieren allgemein und doch mit Gattung und Art, Individuum und Alter verschieden. Der Eintritt läßt sich fast bei allen Tieren momentan hervorrufen; die Dauer bis zum spontanen Erwachen schwankt zwischen einigen Sekunden und vielen Stunden. Unter den physiologischen Symptomen ist ferner die zentral bedingte Veränderung der Muskelspannung charakteristisch, die auch beim Tier in Spannungsverlust bis zur Schlaffheit der Glieder oder in Tonuszunahme be- stehen kann. Ein besonderes Interesse beansprucht die sog. „Katalepsie", die in ihrem mittleren Grade, der Flexibilitas cerea, in typischer Weise bei Stabheuschrecken zu beobachten ist, bei denen die Glieder in jeder vom Experimentator gegebenen Stellung stehenbleiben. Die Sinne sind wach, und man kann die Tiere trotz ihres sonst bewegungslosen Zustandes Futter nehmen lassen, ein Beweis dafür, daß die primitiven psychischen Funk- tionen nicht unterbrochen sind. Eine weitere bemerkenswerte Analogie bietet die Anästhesie und Analgesie, die auch bei der Hypnose der Tiere soweit geht, daß sie an Stelle der Narkose größere Operationen ermöglicht. Das Zentralnervensystem braucht im wesentlichen nur soweit an den Hemmungs- vorgängen beteiligt zu sein, als es die Körperbewegungen koordiniert. Auch nach Exstirpation des Großhirns kann die tierische Hypnose in fast unver- änderter Weise hervorgerufen werden. Die Gesamtheit der Erscheinungen spricht für eine ziemlich voll- kommene Analogie des physiologischen Symptomenkomplexes bei der tierischen und menschlichen Hypnose und für die Möglichkeit, dem Verständnis der letzteren durch die experimentelle Erforschung der ersteren näherzukommen. ^ — 176 Carl Chun f. Am 11. April verlor unsere Gesellschaft ihr korrespondieren- des Ehrenmitglied Carl Chun, einen treuen Freund, der von Jugend auf an ihr hing und all die Phasen und Wandlungen ihres Geschickes mit nie gemindertem Interesse verfolgte. Carl Chun wurde am 1. Oktober 1852 in Höchst a. M. ge- boren, als Sohn des späteren langjährigen Rektors der Frank- furter Weißfrauenschule. Er kam frühzeitig in unsere Stadt. Wenn er auch nach Absolvierung des Frankfurter Gymnasiums sich später nur selten längere Zeit hier aufhielt, so hat er seiner Zugehörigkeit zu Frankfurt immer gern und oft mit Freude und Stolz Erwähnung getan. Waren es doch nicht zuletzt die An- regungen aus den Vorlesungen in dem alten Theatrum anato- micum der Dr. Senckenbergischen Stiftung, die den jungen Gym- nasiasten bei seiner Berufswahl bestimmten: Carl Chun wurde Biologe. An den Universitäten Göttingen und Leipzig hat er studiert. Die Flamme der Erkenntnis, die von den Werken Charles Darwins ausstrahlend in viele junge Gemüter den Feuerbrand warf, erfaßte auch ihn. Und dieses Feuer der Begeisterung, mit dem Carl Chun die ersten Lehren der Biologie in sich aufsog, es ist ihm treu geblieben sein Leben lang. Er kam den großen biologischen Fragen näher abseits von den üblichen Wegen der zünftigen zoologischen Wissenschaft; kein Wunder, daß bei seiner vielseitigen Veranlagung und seinem vorwärts stürmenden For- scherdrang ihm schließlich Dinge zur Schau kamen, die anderen verborgen bleiben mußten. Während sein engerer Fachkollege Anton Dohrn durch die Großtat der Gründung der Deutschen Zoologischen Station in Neapel den biologischen Wissenschaften die Bearbeitung der Probleme der oberflächlichen Meeresschichten zugänglich ge- macht hat, ist es Carl Chuns unsterbliches Verdienst, die Frage C^ <~— — — -t^:- c O O Cß 14* Rohskelett des rechten Hinterfußes. schnell und „ geschicklich "' zu laufen wissen. Wer aber die Formverhältnisse des See- otterleibes bedenkt, sagt sich sogleich, daß dieses Laufen nicht in der üblichen Weise ausgeführt werden, sondern nur in Sprüngen bestehen kann, bei denen der lange Rumpf sicli spannerartig krümmt und streckt und bald von den gleichzeitig aufge- setzten Vorderfüßen, bald von den hinteren allein getragen wird. In der Tat beschreibt Snow, der einmal eine Schar von dreißig Seeottern am Lande getroffen und auf dem felsigen Boden umhergejagt hat, den eiligen Lauf in eben dieser Weise. Dabei macht er jedoch eine seltsame An- gabe über die Haltung der Hinterfüße. Die Flossen wür- den, so sagt er, mit ihrer vor- deren Hälfte nach abwärts und hinten unter die Sohle zu rück geklappt, so daß die Rückenseite der Zehen den Boden berührte! Und diese ungeschickte Haltung, bei der das flüchtende Tier die Flosse an Sand und Stei- nen blutig stieße, sei die not- wendige Folge des Umstan- des, daß der Seeotter gar keine Kraft in seinen Zehen hätte und außerstande wäre, die Flosse ausgestreckt auf den Boden zu stellen. Ich — 15* — möchte die allgemeine Gültigkeit dieser Angabe, die von Ly- dekker^) anerkannt, bei der Montierung des Dresdener Seeotters auch schon praktisch verwendet worden ist, doch sehr bezweifeln. Erstens wäre kaum zu verstehen, wenn Steller eine so merk- würdige und jämmerliche Bewegungsart mit keinem Wort er- wähnte. Sodann: wären die Flossen wirklich so schlapp und schwach, daß sie beim Heben des Fußes von selbst herunter- sänken, so könnten sie dem Tier weder beim raschen Schwim- men als federnde Propeller, noch auch als Ruder und Steuer von großem Nutzen sein. Warum sollten sie sich dann zu dieser statt- lichen Länge entwickelt haben? Drittens aber paßt es schlecht zu der Angabe Snows, daß auf der Rückenseite der Seeotter- flosse kräftige Strecksehnen bis an die Nagelglieder aller Zehen verlaufen, wie unser neues, an den Flossen nur roh prä- pariertes Skelett mit aller Deutlichkeit erkennen läßt. Ich zweifle nicht, daß aufgeregte, gehetzte Tiere auf rauhem Grund zuweilen in der von Snow beschriebenen Art über die langen Flossenzehen stolpern mögen; aber die Regel ist das schwerlich. Und wenn der laufende Seeotter, wie ich vermute, die Flossen stark nach auswärts stellt, so daß ihr schräger Vorderrand annähernd quer zur Bewegungsrichtung zu liegen kommt, so sind ihm die langen Außenzehen wohl auch nicht gar so hinderlich. 0. zur Strassen. ^) R. Lydekker „Additional Note on the Seaotter". Proceed. Zool. Soc. London 1896. 16* — Das Rieseugürteltier. Mit 2 Abbildungen. Die südamerikanischen Gürteltiere zeichnen sich durch eine Eigenschaft vor allen anderen Säugetieren aus: Sie haben auf der Oberseite ein knöchernes Hautskelett, das von einer dünnen Hornschicht bedeckt und von einem eigenartig modi- fizierten Knochengerüst unterlagert wird. Die Rippen sind meist verbreitert, bei einigen Arten sogar durch Fortsätze mit- einander verbunden, und auch das Becken ist zu einem stark verknöcherten korbartigen Gebilde geworden. So ist ein fester Panzer entstanden, der dem Tier einen wirksamen Schutz gegen Angriffe bietet. Eine Bewegungsmöglichkeit ist dadurch gege- ben, daß der Panzer aus einer Reihe von Ringen besteht, die beweglich miteinander verbunden und zwischen denen Haare eingestreut sind. Die primitivste Ausbildung dieser Gürtel findet sich bei der Gürtel maus (ChlamydophorHs) und bei einigen Hartgürteltieren, so bei unserem Riesengürtel- tier (Priodontes) und dem Nacktschwanz - Gürteltier (Cahassus). Hier besteht der größte Teil des Panzers aus solchen scharf definierten, aber nur wenig beweglichen Gürteln, während bei anderen Formen der größte Teil des Panzers fest ist und nur wenige, dafür aber in höchst vollkommener Weise zu Ge- lenken ausgestaltete Gürtel vorhanden sind, die eine Zusammen- krümmung oder gar, wie beim Kugelgürteltier (Tolypeutes), eine völlige Einrollung gestatten. Es gab in früheren Erd- perioden, bis ins Diluvium, aber auch Gürteltiere, deren Rumpf- panzer völlig unbeweglich war, wie der einer Schildkröte; es waren dies die Glyptodonten, riesige Formen, deren Reste man im Pliozän und Diluvium von Mittel- und Südamerika ge- funden hat. Die Backzähne — Schneidezähne fehlen stets — sind bei allen Gürteltieren rückgebildet; sie haben niemals eine Schmelz- bekleidung und sind zu kleinen, einwurzeligen, untereinander fast gleichen Stiftzähnchen geworden. Zwar übersteigt ihre Zahl die der Zähne anderer Säuger oft um ein Beträchtliches, aber sie ist durchaus nicht konstant; so beträgt sie bei dem im Museum aufgestellten Riesengürteltier oben links 17, rechts 18, unten links 16, rechts 18. f: s^.^ \ '^\i '-:-,> ^. ->;^^ ^*, \ — 18* — Die Gürteltiere bauen alle große Höhlen und Gänge, die sie mit ihren riesigen Krallen ausgraben und in denen sie wohnen. Ihre Nahrung besteht zum größten Teil aus Insekten, doch sollen viele Arten auch Fleisch nicht verschmähen. Im Magen des Riesengürteltiers fand Kappler Käferlarven, Maden, Raupen und Würmer; andererseits berichtet der Prinz Max von Wied, daß es auch Aas fresse und daß man in einigen Urwaldgegenden Brasiliens gezwungen sei, die Friedhöfe besonders zu schützen, da es die Leichen ausgrabe, um sie zu verzehren. Wie alle Gürteltiere wird auch das Riesengürteltier in seiner Heimat gegessen; doch wird sein Fleisch angeblich weniger ge- schätzt als das der kleineren Arten. Die Eingeborenen Brasiliens haben eine sehr einfache Methode, die Gürteltiere zuzubereiten: man wirft das Tier ganz ins Feuer und brät es in seinem Panzer. Am nächsten verwandt ist das Riesengürteltier (Priodontes gigantens E. Geoff.) mit dem Nacktschwanz -Gürtel tier. Es unterscheidet sich aber von ihm, außer durch die viel be- deutendere Größe, durch den gepanzerten Schwanz und die un- ter allen Gürteltieren einzigartige Färbung: Der schwärzliche Mittelteil des Panzers wird allseitig von mehreren Reihen weißer Schilder eingefaßt: von der gleichen Farbe sind die Schilder des Kopfes und Schwanzes. Am Schädel fällt die schon oben er- wähnte große Zahl der sehr kleinen Backzähne auf, die bis zu 26 in jeder Kieferhälfte erreichen kann. Das Riesengürteltier ist im ganzen tropischen Südamerika verbreitet, soweit der Urwald reicht, d. h. von den Anden im Westen bis zum Atlantischen Ozean im Osten und von Guayana und Venezuela im Norden bis zu den Oberläufen der großen argentinischen Ströme, des Parana und Paraguay, im Süden. Überall aber ist das Tier selten, so daß es nur die wenigsten Reisenden zu Gesicht bekommen haben. Es ist dies auch der Grund, warum es so überaus selten in die Museen gelangt. E. Schivarz. — 19* Riesenscliildkröteii. Mit 6 Abbildungen. An einem Septembermorgen des Jahres 1833 warf der „Beagle" an der Chatham-Insel der Galapagos-Gruppe Anker mid der junge Charles Darwin ging an Land, um seine scharfen Blicke über die rauhen, in heißer Tropensonne glühenden Lava- felsen schweifen zu lassen. „Unterwegs" — so lesen wir in seinen Aufzeichnungen — „stieß ich auf zwei große Schildkröten, von denen jede wenigstens zweihundert Pfund gewogen haben muß. Die eine fraß ein Stück Kaktus, und als ich näherkam, starrte sie mich an und kroch gemächlich weiter; die andere stieß ein dumpfes Zischen aus und zog den Kopf ein. Diese Riesenreptilien in dieser Umgebung von schwarzer Lava, blatt- losem Gesträuch und großen Kakteen erschienen meiner Phantasie wie Wesen einer vergangenen Welt". Die Schildkröten, von denen Darwin spricht, gehören zu einer merkwürdigen Gruppe riesiger Landschildkröten, deren Verbreitungsgebiet sich um zwei weit voneinander ge- trennte Punkte der Erdoberfläche konzentriert. Das eine dieser Verbreitungszentren bilden die Galapagos-(Schildkröten-)Inseln, der äußerste, in Höhe des Äquators nach Westen vorgeschobene Posten Südamerikas im Stillen Ozean. Das andere liegt nörd- lich und östlich von Madagaskar, mehr als 15000 km von dem westlichen Verbreitungspol entfernt, und umfaßt eine Anzahl winziger Inselgruppen: die Aldabra-Inseln, die Seychellen und die Maskarenen. Die Unterschiede zwischen den „Elefanten- schildkröten"- der Galapagos-Inseln und denen des Indischen Ozeans sind recht gering. Sie gehören sämtlich der gleichen Gattung Testudo an, und wenn es praktisch auch möglich ist, eine Galapagos -Schildkröte an dem Fehlen des Nackenschildes zu erkennen, so ist das doch nur der Fall, weil die ihr darin gleichenden Maskarenen-Formen ausgerottet sind. Dagegen ist jede Elefantenschildkröte als solche, ganz abgesehen von ihrer Riesengröße, durch den überaus plumpen Bau, den langen Gänsehals und die pechschwarze Färbung des Panzers so gut gekennzeichnet, daß sie mit keiner Gattungsverwandten ver- wechselt werden kann. era' a. Q ST' 13 < O P 55 »5 TT i^ 3d H crtj — 22* — So wenig die beiden Verbreitungsgebiete der Riesenschild- kröten auch unmittelbar in Beziehung miteinander stehen, eins haben oder hatten sie doch zweifellos gemein: es fehlten ihnen alle größeren Landtiere, die den Schildkröten hätten gefährlich werden können, und die gigantischen Testudiniden waren somit bis zu dem verhältnismäßig späten Auftreten des Menschen in ihrem Gebiete der schärfsten Form des Daseinskampfes gleich- sam entrückt. Diese Tatsache ist keineswegs spurlos an ihnen vorübergegangen; sämtliche Elefantenschildkröten sind hinsicht- lich ihrer Schutzwaffen mehr oder weniger stark degeneriert. Am deutlichsten zeigt sich das bei unmittelbarem Vergleich mit einer normalen Landschildkröte des Festlandes, beispiels- weise mit der großen südamerikanischen Waldschildkröte, Testudo tabulata Walb. (Fig. 1). Die kontinentale Art ist den An- griffen aller größeren Raubtiere der brasilianischen Wälder aus- gesetzt; insbesondere stellt der Jaguar ihr eifrig nach und ver- steht es, sie mit großem Aufwand von Kraft und Geschicklich- keit aus ihrer Schale herauszuholen. Aber die ganze Kraft und Gewandtheit dieser gewaltigen Katze ist auch erforderlich, denn leicht macht es ihr die Schildkröte wahrhaftig nicht. Die vordere Öffnung zwischen Rücken- und Brustpanzer ist so eng, daß nur Kopf und Vorderbeine der Eigentümerin leidlich bequem hindurch können; eine überragende Wölbung des Rückenschildes sichert den Schwanz, die Außenseite der Vordergliedmaßen, die Hinterschenkel und die Sohle der Hinterfüße. Kurz, alle Teile, die sich nicht völlig vom Panzer decken lassen, sind über und über mit knochenharten Hornplatten gepanzert, und die Festig- keit des Schildes selbst spottet jedes direkten Angriffes. Ein ganz anderes Bild gewährt jede Elefantenschildkröte (Fig. 2). Schon bei einer kaum halbwüchsigen Testudo mgrita z. B. klafft vorn die Schale so weit, daß selbst die breite Pranke eines Löwen ungehindert Einlaß finden würde. Ein besonderes Schutzdach für den Schwanz ist nicht vorhanden, an den Beinen fehlt jede Spur besonderer Panzerung, und bei anatomischer Untersuchung finden sich regelmäßig starke Entartungserscheinungen an der knöchernen Grundlage des Panzers, Einbußen an Dicke und Festigkeit bis zu fast völligem Schwund, der bei Testudo abing- doni Günther von der kleinen Abingdon-Insel der Galapagos- Gruppe zur Regel und damit zum Artcharakter geworden ist. All diese Eigenschaften sind als Folgeerscheinungen der — 23* — insularen Abgeschlossenheit ohne große Schwierigkeit erklärbar. Auch der auffallend lange Hals, der alle Elefantenschildkröten auszeichnet, kann vielleicht als eine Anpassung an das Abweiden von höherem Gesträuch — die Bodenvegetation reichte in dem kleinen Gebiet nicht aus — aufgefaßt werden. Rätselhaft aber muß im ersten Augenblick die auffallendste ihrer Eigentümlich- keiten erscheinen, die enorme Größe selbst. Wir wissen, daß Inseln, besonders solche geringen Umfanges, sonst häufig ge- rade von Zwergformen bewohnt werden. Wir kennen die Ponyrassen des Pferdes von verschiedenen Inselgruppen des At- lantischen Ozeans, kennen fossile Zwergelefanten und Zwerg- flußpferde von Malta, kennen die kleinen „Inseltiger" von Su- matra und Java und seit kurzem einen wirklichen Zwergtiger von der Java benachbarten kleinen Sundainsel Bali. Wir stehen diesen Tatsachen auch keineswegs verständnislos gegenüber. Anpassung an die beschränkte Nahrungsmenge einer Insel kann von einer großen Tierart am einfachsten durch Herabsetzung der Zahl oder der Größe der Individuen erreicht werden, und der erste Weg, eine Verminderung der Fruchtbarkeit, wäre un- bedingt gefährlich für den Fortbestand der Art. Und nun dieser Widerspruch : Gerade auf so winzigen ozeanischen Inselchen von oft kaum 10 km Durchmesser diese Riesen ihrer Ordnung! Unter den kontinentalen Landschildkröten erreichen lediglich drei, die nordafrikanische Testudo calcarata Schneid., die ost- und südafri- kanische Testudo pardalis Bell und die schon erwähnte Testudo tahvlata Walb,, eine gerade Panzerlänge von etwas über 0,5 m, Testudo pmYlalis ausnahmsweise noch um die Hälfte mehr. Alle übrigen bleiben noch hinter diesen Maßen erheblich zurück. Von fast allen Arten und Unterarten der Elefantenschildki'öten sind aber Exemplare bekannt von wenigstens 1 m Panzerlänge und von mehr als 200 kg Gewicht. Eine Aldabra-Schildkröte (Testudo gigantea etephantina Dum. et Bibr.) des Hamburger Zoologischen Gartens mißt geradlinig 125 cm, über die Panzer- wölbung 157 cm und wog, nachdem sie sich von der Hungerkur der Reise einigermaßen erholt hatte, 242 kg. Und die riesigste aller lebenden Landschildkröten, eine gleichfalls von Aldabra stammende Testudo daudini D. et B. im Besitz des Lord Roth- schild, hat sogar eine gerade Panzerlänge von 156 cm, mißt über die Wölbung 194 cm und wog in halbverhungertem Zu- stand 265 kg! Im Vergleich mit den übrigen lebenden Land- — 24* — Schildkröten sind die Elefantenschildkröten also wirklich Riesen; aber es fragt sich sehr, ob das die richtigen Vergleichsobjekte sind. Die Fauna Madagaskars und seiner Inselwelt weist sehr Fig. 3. Galapagos-Schildkröte, Tc.stiulo qiliippiuiii Günther. Lebend im Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. Fig. 4. Galapagos-Schildkröte, Testndo epliippiiim Günther. Lebend im Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. deutlich auf alte Beziehungen zu Südasien hin, und dort, in den pliozänen Schichten der Siwalik-Hügel, am Fuße des Himalaja, liegen die Überreste zahlloser Schildkröten, die wir vielleicht C3 > o 73 fcb — 26* — als Ahnen der heute lebenden altweltlichen Riesenformen auf- fassen dürfen. Neben Arten, die den größten der Jetztzeit wenigstens gleichkommen, finden sich dort auch andere von noch weit gewaltigeren Ausmaßen, und der vielsagende Name Colos- sochelys atlas Falc. et Cautl bezeichnet die mächtigste aller be- kannten Landschildkröten, eine Testudinide von mindestens 2 m Panzerlänge. Es soll nun keineswegs etwa Colossochelys (Testndo) atlas oder irgendeine andere fossile Art als direkter Vorfahr irgend einer bestimmten lebenden Form bezeichnet werden. Jedenfalls aber hatte Südasien noch gegen Ende der Tertiärzeit eine Fauna von riesigen Landschildkröten, die den heute leben- den sehr nahe stehen, so nahe, daß z. B. Testudo atlas den Al- dabra-Schildkröten näher verwandt ist als denen der Maskarenen. Wir dürfen also wohl mit einigem Rechte die heutigen altwelt- lichen Riesenschildkröten als in friedlicher insularer Abgeschlos- senheit erhalten gebliebene Reste der Siwalik-Fauna auffassen, und dann sind sie eben doch auch nichts anderes wie insulare Zwergformen, und nur unserem falsch eingestellten Auge er- scheint jetzt der Zwerg aus erloschenem Riesenstamme als ein Riese unter den Zwergen der heutigen Zeit. Über die Vor- fahren der Galapagos-Schidkröten wissen wir freilich nichts; aber die in Betracht kommenden Gebiete Südamerikas sind paläontologisch noch so gut wie unerforscht, und jeder Tag kann auch hier Licht in das Dunkel bringen. Fast scheint es, als habe durch die Benennung Testudo „atlas" eine uralte indische Sage mit dem Riesenpanzer aus den Siwa- lik-Hügeln in Verbindung gebracht werden sollen. Steht doch nach der Weisheit brahmanischer Kosmologie der riesige Elefant, der die Last der Erde trägt, auf dem Rücken eines anderen Atlas, einer ungeheuren Schildkröte. Aber wenn die Nachkommen der Siwalik-Fauna vielleicht auch auf dem Festlande das Tertiär überdauert haben mögen, es wäre doch wohl etwas gewagt, eine Bekanntschaft zwischen ihnen und den heutigen Bewohnern des Gangestales anzunehmen. Zudem wäre der hochgewölbte Rücken- panzer einer Landschildkröte keine sehr bequeme Standfläche für die Beinsäulen eines Elefanten. Da liegt es denn doch näher, an eine der lebenden Seeschildkröten zu denken, deren flacher Rückenschild für solche Trägerdienste weit geeigneter erscheint. Welche Art im besonderen diese Ehre für sich beanspruchen könnte, ist allerdings schwer festzustellen. Die Meerschildkröten . 9 ZI sind beinahe Kosmopoliten; die vier bekannten Arten finden sich sämtlich in den indischen Gewässern und können auch durch- weg auf die Bezeichnung Riesenschildkröten einigen Anspruch machen. Selbst die beiden kleineren Arten, die als Schildpatt- Lieferantin wohlbekannte Karette {Chelonia imbricata L.) und die im Mittelmeer nicht seltene unechte Karette {Caretta ca- retta L.), erreichen eine Panzerlänge von 0,8 — Im. Ganz be- deutend größer noch wird die Suppenschildkröte {Chelonia niydas L.), der ständige Gast des europäischen Delikatessen- marktes. Panzer von ^/4 m Länge sind keine allzu großen Sel- tenheiten, und das Gewicht kann auf mehrere 100 kg ansteigen. Die gewaltigste aller Meerschildkröten, ja die riesigste aller lebenden Schildkröten überhaupt, ist aber die Leder Schild- kröte {Dermochelys coriacea L.). Ein im achtzehnten Jahrhun- dert gefangenes männliches Exemplar dieser Art, jetzt im Museum zu Bologna, mißt von der Schnauze bis zur Schwanzspitze 2,23 m, hat hinter den Vorderflossen einen Umfang von mehr als 2 m, klaftert nahezu 2,5 m und wog nicht weniger als 424 kg. Die Lederschildkröte ist der merkwürdigste aller Vertreter ihrer Ordnung und eins der rätselhaftesten aller Reptilien über- haupt. Wohl ist sie eine echte Schildkröte; sie trägt ja den Panzer, das Wahrzeichen ihrer Ordnung, auf dem Rücken, und ihr ganzer Umriß, die Silhouette sozusagen, läßt die Ähnlichkeit mit den übrigen Meerschildki'öten sehr deutlich hervortreten. Aber der Panzer der Dermochelys ist in seinen wesentlichsten Bestandteilen keine Bildung des Körperskeletts, Wirbelsäule und Rippen in sich fassend, sondern eine aus mosaikartig aneinander- gelagerten kleinen, vieleckigen Platten bestehende Hautverknöche- rung, am ehesten noch dem Panzer der Krokodile vergleichbar. Von dem echten Schildkrötenpanzer ist aber die Nackenplatte vorhanden, ein deutliches Zeichen, daß die Vorfahren der Leder- schildkröte den Knochenpanzer der übrigen Testudinaten einmal getragen haben. Während man noch vor kui'zem geneigt war, Dermochelys als Vertreter einer besonderen Unterordnung (Athe- cae) allen übrigen Schildkröten (Thecophora) gegenüberzustellen, haben denn auch neuere Untersuchungen zur Annahme einer nicht allzu fernen Blutsverwandtschaft mit den Cheloniden geführt. Vermutlich ist bei Dermochelys der ursprünglich vorhandene Thecophorenpanzer infolge längeren Hochseelebens bis auf die Nackenplatte größtenteils verkümmert und die jetzige Mosaik- — 28* — schale während zeitweiliger Rückkehr zu litoraler Lebensweise als Ersatz erworben worden. Fossile Funde von Seeschildkröten aus der oberen Kreide Nordamerikas, bei denen der Panzer mitten in der Auflösung begriffen zu sein scheint {Archeion ischyros Wieland), sind sehr geeignet, die auf vergleichend-ana- tomischer Grundlage gewonnenen Schlüsse zu bestätigen. Heute ist die Lederschildkröte freilich wieder völlig zu pelagischer Lebensweise zurückgekehrt. Aus diesem Grunde sind auch in den Museen lediglich nahezu erwachsene oder aber ganz junge Individuen vorhanden. Nur solche konnten erbeutet werden, die während der Paarungszeit sich dem Lande näherten oder, soeben ausgeschlüpft, das Meer noch nicht wieder erreicht hatten. Die halbwüchsigen, noch nicht geschlechtsreifen Tiere aber sind ein- Fig. 6. Geierschildkröte, Macrodemiiijjs teminincki Holbrook. zeln auf offenem Ozean kaum der Gefahr der Entdeckung, ge- schweige denn, bei ihrer Schnelligkeit und Tauchfähigkeit, der Erbeutung ausgesetzt. So außerordentlich selten, wie man nach der geringen Zahl der Sammlungsexemplare schließen könnte, wird die Dermochelys schwerlich sein. Muß die Lederschildkröte heute als die spezialisierteste aller Schildkröten betrachtet werden, so ist die mächtigste aller echten Süßwasserschildkröten ihr Gegenstück. Die Geierschild- kröte der südlichen Vereinigten Staaten {Macroclemmys tem- niincki Holbr.), ein Tier mit der Physiognomie eines Raubvogels und dem Benehmen eines Alligators, kann in der Tat neben ihrer etwas kleineren Verwandten, der Schnapp Schildkröte {Chely- — 29* — dra serpentina L.), als der ursprünglichste Typ unter den leben- den Arten der Ordnung angesehen werden. Diese Ansicht stützt sich hauptsächlich auf die schwächliche Ausbildung des Bauch- panzers und auf das Vorhandensein in Längsreihen angeordneter Hautverknöcherungen auf dem Schwanz, die ganz auffallend an entsprechende Bildungen bei dem ältesten aller lebenden Reptile, der Brückenechse {Sphenodon jmnctatmn Gray), erinnern. Die Ansiedler des Mississippi-Gebiets hegen für die Geierschildkröte nicht eben freundschaftliche Gefühle. Sie ist ein furchtbarer Räuber, vor dessen Raubvogelschnabel nichts sicher ist, was in seinen Bereich kommt. Es ist keineswegs unglaublich, wenn er- zählt wird, daß sie selbst badende Menschen angegriffen habe, und ihre Angriffe sind keineswegs ungefährlich, denn der Haken- schnabel einer großen Geierschildkröte durchbohrt mit Leichtig- keit selbst zentimeterstarke Bretter. Das Schicksal fast aller Tierriesen der Erde, die Vernichtung durch den Menschen, scheint auch den großen Schildkröten nicht erspart bleiben zu sollen, soweit es sie nicht schon betroffen hat. Am besten sind noch die Seeschildkröten daran, denen in ihrem Elemente nicht so leicht beizukommen ist. Andererseits aber wird gerade während der Fortpflanzungszeit wegen ihres Fleisches, ihrer Eier und ihres Schildpatts ein so schonungsloser Vernich- tungskrieg gegen sie geführt, daß selbst ihre außerordentlich große Fruchtbarkeit nicht alle Lücken wieder ausfüllen kann. "Weit schlimmer noch steht es um die Elefantenschildkröten. Sie hatten in jahrtausendelangem Frieden sich zu ungeheuren Scharen vermehrt, ehe der Mensch ihren einsamen Zufluchtsort zum ersten Male betrat. Aber den Seefahrern des siebzehnten Jahrhunderts lagen auf dem Wege vom Kap nach Vorderindien die lebenden Fleischtöpfe der Maskarenen nur allzu bequem. Noch um die Wende des siebzehnten Jahrhunderts sah man auf Mauritius und Rodriguez Schildkrötenscharen, die nach Tausenden zählten. Heute lebt als Zeuge, ja Augenzeuge jener Herrlichkeit, noch eine einzige, steinalte, riesige Schildkröte auf dem Hofe der Artilleriekaserne zu Port Louis auf Mauritius. Noch 1847 wurden auf Aldabra in kurzer Zeit etwa 1200 Schildkröten gesammelt, darunter Kolosse von 400 kg Gewicht. Kaum vierzig Jahre später mußte Voeltzkow einen Monat lang mühevoll suchen, um ganze sieben Stück zusammenzubringen. Ganz ähnlich sieht es auf den Galapagos-Inseln aus: Ums Jahr 1700 hätten dort — 30* — Hunderte von Menschen monatelang sich allein von den Schild- kröten ernähren können. Noch 1813 konnte Porter mühelos 500 Stück erlangen. Aber bald darauf machte Ekuador den Ar- chipel zur Verbrecherkolonie, und damit war das Schicksal der Schildkröten besiegelt. Die Verbannten verzehrten die erwachse- nen Tiere, ihre verwilderten Schweine vernichteten den jungen Nachwuchs. Schon 1872 hatten die Inseln fast keine Schildkröten mehr, — aber auch nur noch drei menschliche Bewohner! In den letzten Jahrzehnten ist dann eine der Unterarten nach der anderen völlig ausgestorben, und die letzten Schildkröten der Galapagos-Inseln sind schließlich durch Abgesandte des Museums zu San Franzisko mit wahrhaft rührender Sorgfalt eingesammelt worden; sonst hätte womöglich staatliches Eingreifen in letzter Stunde den Bestand noch sichern können. Es war der Fluch der riesigen Reptile, daß sie imstande waren, den wertlosen Kaktus der Inseln in nahrhaftes wohlschmeckendes Muskelfleisch umzu- wandeln. Sie waren die einzigen Tiere der Inselgruppe, die dem Menschen unmittelbar erheblichen Nutzen brachten, und eben das war die Ursache ihres Unterganges. Es ist die alte Geschichte vom Herrn der Erde, der wohl ernten will, aber nicht säen. Die Geschichte kennen alle Zonen der Erde; von ihr weiß der Wal des Nordmeers so gut wie die Riesenrobbe der Antarktis, und von ihr erzählen auch die nackten Lavaklippen der Galapagos- Inseln und die morschen Panzertrümmer aus dem Mare aux Songes von Mauritius. B. Sternfeld. — 31* Eine eigenartig ansgebilclete Kolonie von Stylophora pistillata Esp. Mit 2 Abbildungen. Tierische Kolonieverbände und Tierstöcke sind durch große Formenmannigfaltigkeit ausgezeichnet. Wohl ist im allgemeinen für jeden einzelnen eine bestimmte Wuchsform charakteristisch, wie Kugel-, Scheiben-, Strauch- oder Baumform, aber innerhalb dieses Gestalttypus ist die Variabilität fast unbegrenzt. Da die überwiegende Mehrheit der kolonie- und stockbildenden Tiere eine festsitzende Lebensweise führt, ist ihre Formveränderlichkeit nicht sehr verwunderlich. Sind doch festsitzende Tiere in höch- stem Maße von den Lebensbedingungen abhängig, die an ihrem jeweiligen Wohnort herrschen. Außer chemischen, durch die Zusammensetzung des Wassers bedingten, sind es hauptsächlich mechanische Reize, die, wie Bewegung des Wassers und Gestalt des Untergrundes, die Wuchsform beeinflussen. Kriechende, zu- meist Scheiben- oder kugelförmige Tierverbände sind in der feineren Ausgestaltung ihrer Formen wohl hauptsächlich von der Beschaffenheit des Substrates abhängig, während auf die Form- differenzierung der Strauch- und baumförmigen Tierstöcke, als welche ein großer Teil der Riff kor allen aufzutreten pflegt, neben der Gestalt des Untergrundes auch der Grad der Bewegung des Wassers bestimmend einwirken muß. Es ist leicht einzu- sehen, daß eine dem baumartigen Typus angehörige Koralle in bewegtem Wasser keine so feinen Verästelungen ausbilden kann wie in der ruhigen, im allgemeinen ungestörten Zone unter 6 m Tiefe. Mit der Zunahme der Wasserbewegung, was identisch mit der Abnahme der Tiefe ist, muß auch die Feinheit der Ver- ästelung abnehmen, so daß eine normalerweise, d. h. unter den günstigsten Lebensbedingungen, entstandene baumförmig aus- sehende Koralle in verschiedenen Tiefen bis zum brandungsbe- wegten Flachwasser durch fortschreitende Unterdrückung ihrer Astchen und Äste und durch Verstärkung ihrer Hauptstämme den baumartigen Typus aufgibt und zu niedrig-wulstiger Form ge- langt. Man kann sagen, daß, je feiner gegliedert und differenziert die Normalgestalt einer Koralle ist, desto mannigfaltiger und Fig. 1. Stijlophom jmtillata Esp. auf einem Serpelstock. *Spondylus spec. 1:2 nat. Gr. — 33* — verschiedenartiger ihre Reaktionsformen an wenig günstigen Standorten sind, wie sie stark gefalteter Untergrund, dichter Pflanzenwnchs und bewegtes Wasser liefern. Zu derartig fein reagierenden Korallen gehört auch Sty- lophora pistillnta Esp., die zu einer Zeit, in der man den Einfluß der Umwelt auf den Tierkörper noch nicht beachtete, in fünf Arten zerspalten wurde. Erst Marenzelle r vereinigte diese fünf, lediglich verschiedene Reaktionsformen der Styl. pisHllata darstellenden „Arten" wiederum und stellte somit die Variations- Fig. 2. Öffnung einer Serpelröhre mit korallenfreiem Endstück. 8:1 nat Gr. breite der genannten Art fest, die baumartige, strauchförmige und lappig-wulstige Formen umfaßt. Aber eine Kolonie von Styl, pistillata, die das Senckenbergische Museum von Suez er- hielt, zeigt, daß noch weitere Gestaltungsmöglichkeiten vorhanden sind. Diese Kolonie setzt sich nämlich teilweise aus wurmartig gekrümmten Gebilden zusammen, ein Verhalten, das meines Wissens noch nicht bekannt ist. Die kreisrunden Löcher an dem freien Ende eines jeden wurmartigen Wulstes lassen aber er- kennen, auf welche Weise diese seltsame Koloniegestalt zustande — 34* — kam, nämlich als Überzug einer Kolonie von Serpein, in Kalk- röhren gesellig lebender mariner Borstenwürmer. Interessant ist nun das Verhältnis der Koralle zu den Serpein, die, wie die getrockneten Reste in den Röhren beweisen, noch lebten, als die Korallenkolonie gesammelt wurde. Alle Serpelröhren sind näm- lich gleich weit von der Koralle überzogen, an ihren freien Enden ist stets eine gleich breite korallenfreie Manschette vorhanden. Diese Erscheinung wiederholt sich an allen Röhren so regel- mäßig, daß man fast versucht wäre, eine Rücksichtnahme der beiden Tierarten auf gegenseitige Bedürfnisse, wie sie die Sym- biose ausbildet, anzunehmen. Von Sjaubiose kann aber in unserem Fall keine Rede sein, da jedes symbiotische Verhältnis genau fixiert, d. h. obligatorisch auf ganz bestimmte Tierarten einge- stellt ist, während doch das Zusammenleben der Styl, pistillata mit einer Serpula nichts weniger als typisch ist, vielmehr bisher noch nie beobachtet wurde. Also verlangt die Regelmäßigkeit der Korallenwucherung auf den Serpelröhren eine andere Er- klärung. Ein in dieselbe Korallenkolonie eingeschlossenes anderes Tier, eine Muschel der Gattung Spondylus, die auf unserer Ab- bildung auch gut zu erkennen ist, zeigt nun, wie diese Erklärung zu finden ist. Die Muschel ist mit der unteren Klappe fest mit der Unterlage verwachsen und hat mit der freien oberen Klappe unter dem sie überwallenden starren Korallenüberzug nur eben noch genügend Spielraum, um die Schalen zum Einlassen von Atemwasser zu öffnen. Es ist klar, daß nur die häufigen Be- wegungen der oberen Klappe durch den hierdurch bewirkten mechanischen Reiz das Übergreifen der Koralle verhinderten. Einen ähnlichen, das Weiterwachsen derselben hintanhaltenden Abwehrreiz können wohl die Serpein mit ihren aus der Röhre hervorstreckbaren, Wedelbewegungen ausführenden Kopffühlern ausüben, der den Korallenmantel soweit zurückhält, als die Fühler reichen, und der durch Freihalten der Mündung dem Röhrenwurm Lebensmöglichkeit garantiert. So kann die Koralle nur in dem Maße folgen, in dem das Wachstum der Serpelröhre fortschreitet. F. Haas. 35^ Die Meersaurier im Seiickeiibergischeii Museum. Mit 12 Abbildungen. Das Streben unseres Museums nach einer möglichst voll- ständigen Vertretung aller wichtigen Typen des Tier lebe ns der Vorzeit ist am ersten beiden Meersauriern mit Erfolg gekrönt gewesen. Durch das wiederholte verständnisvolle Ein- greifen mehrerer Gönner des Museums ist es gelungen, in einem Jahrzehnt eine Sammlung zu schaffen, auf die das Museum stolz sein kann. Sie gibt dem Laien, wie dem Studierenden und dem Forscher, ein abgerundetes Bild des Reptillebens im Meere, wie es sich im Mittelalter der Erdgeschichte so reich entfaltete. Freilich sind Lücken genug vorhanden ; aber diese Lücken stören den Gesamteindruck nicht mehr und können bei passender Ge- legenheit geschlossen werden. Die ganze Aufstellung dieser Skelette im Lichthof unseres Museums sieht so selbstverständlich aus, daß beim Beschauer leicht der Irrtum aufkommen kann, als seien die Meersaurier der Vorzeit immer so gut erhalten. Das ist leider nicht der Fall. Gewiß gibt es Fundorte, wo manchmal schöne Stücke vorkommen; das waren vielleicht früher stille Meeresbuchten ohne starken Wellenschlag, wo die Kadaver schnell zu Boden sanken und ebenso schnell mit Schlamm bedeckt wurden. Aber im allge- meinen zerfielen überall, auch an solchen günstigen Stellen, die Kadaver der Saurier so schnell wie die Leiche irgendeines Tieres in der Gegenwart. Sie trieben auf den Wogen umher, der Unterkiefer und die Flossen faulten ab, und wenn schließlich der verwesende Rest strandete, dann rissen die Wogen der Figiirenerkläriing zu Seite 36. Fig. 1. Iditliijosaiiriis aus dem schwarzen Jura von Holzmaden,Württemberg, verwest und von den Wogen zerrissen, ehe er mit Schlamm bedeckt wurde. Fig. 2. Iditlujosaurus quadriscissus Quenstedt aus dem schwarzen Jura von Holzmaden, Württemberg. Prachtexemplar mit dem Abdruck der Haut. Der Kadaver wurde sehr schnell von Schlamm bedeckt und gegen Angriffe ge- schützt. Gekauft mit Unterstützung von Prof. L. Edinger, Dr. H. Merton und Dr. W. Merton 1905. 36* — '^^ -\ :,' — 37 © — 38* — Brandimg die Wirbel auseinander, zerbrachen die Rippen, und schließlich blieb von dem stolzen Herrscher des Meeres nur ein Häufchen da und dort verstreuter Knochenstücke übrig. Auf einen glücklich erhaltenen Schädel von Xothosaurus kommen Tausende von meist zerbrochenen Einzelknochen; auf fünfzig Ichthyosaurier kommen an dem berühmten Fundort Holzmaden in Schwaben, wo noch dazu der Meisterpräparator B, Hauff die ganze Ausgrabung überwacht — denn sonst zerstört der Steinbruchbetrieb gewöhnlich das, was die Naturkräfte übrig- ließen — , höchstens fünf gut erhaltene, und nur alle paar Jahre kommt dort, wo der ganze Betrieb sich doch auf die Saurier konzentriert, einmal ein wirkliches Prachtstück heraus. Figur 1 gibt den gewöhnlichen Erhaltungszustand wieder; man kann wohl sagen, daß er für 99 *^ o aller fossilen Wirbeltierfunde noch als sehr günstig gelten muß. Um so deutlicher tritt dann der Wert unserer schönen Sammlung hervor. Und mit um so größerem Dank muß es begrüßt werden, wenn großzügig denkende Männer immer wieder bereit sind, dem Sencken- bergischen Museum zu helfen, wenn es gilt, seine Sammlungen mehr und mehr auszubauen, vor allem: E. Beit-von Speyer, A. von Gwinner, 0. Hauck-von Metzler und Sir Julius Wernher f haben durch ihre Freigebigkeit unsere Meersaurier- sammlung geschaffen, die schon heute an Vielseitigkeit von keiner deutschen Sammlung übertroffen wird. Den wenigen im Meer lebenden Reptilien der Gegenwart, einigen Schlangen und Schildkröten, steht in der Vorzeit eine Fülle vielgestaltiger Formen gegenüber. In diesen unendlichen Zeiten sind bald hier, bald da die verschiedensten Gruppen zum Meeresleben übergegangen und haben ihren Körper in mannig- faltiger Weise umgestaltet; sie geben daher das beste Bild der Wege, die der Natur zur Verfügung stehen, um den Bau eines Tieres dem Leben im Meere anzupassen. Die Ichthyosaurier mögen die Reihe beginnen. Da steht im Lichthof der schönste bisher überhaupt gefundene Ichthyosaurus aus dem schwarzen Jura von Holzmaden (Fig. 2) mit dem Abdruck der hohen dreieckigen Rückenflosse, mit der großen Halbmondschwanzflosse, und die Haut ist so prachtvoll erhalten, daß nur wenig Phantasie dazu gehört, sich das lebende Tier vorzustellen. Im gleichen Schranke stehen noch ein großer und vier kleine Ichthj^osaurier, außerdem zwei Wirbel von einem — 39* — gigantischen Tier. Der danebenstehende Schrank birgt ein Ske- lett von Ophthalmosaurus (Fig. 3) aus dem Jura von Peter- borough, frei aus dem zähen Ton herausgearbeitet, in dem es Millionen von Jahren gelegen hat, und montiert wie ein rezentes Skelett. Ein langer spitzer Kopf mit mächtigem Rachen saß auf einem ganz kurzen Hals; die großen Augen waren gegen den wechselnden Wasserdruck durch Ringe von Knochenplatten ge- schützt. Der walzenrunde Leib lief nach hinten in einen langen starken Schwanz aus, und hier war bei allen Funden die "Wirbel- säule stets nach unten abgeknickt. Erst die neueren Funde von Holzmaden, bei denen die Fortschritte der Präparationstechnik die Haut mit freilegten, haben die Erklärung gebracht, daß Ichthyosaurus eine große halbmondförmige Schwanzflosse besaß, deren untere Hälfte durch die Wirbelsäule verstärkt wurde. Die Füße sind zu Paddeln geworden; aus den gestreckten Hand- und Fußknochen der Landreptilien wurden runde Platten und diese nahmen entweder in der Länge an Zahl gewaltig zu (z. B. bei unserem großen Ichthyosaurus sp.), oder die Paddel verbreiterte sich durch Anlagen neuer Finger neben den fünf lu'sprünglichen, wie bei dem kleinen Ichthyosaurus communis Conybeare. Stets ist die Vorderextremität stärker als die hintere ; diese verkümmert mit dem Becken fast vollständig. Der ganze Körper läßt sich am besten mit einem Torpedo vergleichen. Wie hier ist die Triebkraft an das Hinterende ver- legt und die Paddeln haben nur den schnell dahinschießenden Körper im Gleichgewicht zu halten. Ein solcher Körper muß im wesentlichen starr sein; deshalb ist der Hals verkürzt und fast verschwunden. Der gewaltige Rachen, der durch die Ver- längerung des Kopfes entsteht, zeigt den gefräßigen Räuber, der wie ein Raubfisch auf seine Beute losschoß. In der Gegen- wart ähnelt unter den Fischen der Schwertfisch und unter den Säugetieren der Delphin dem Ichthyosaurus am meisten, ohne daß sie deshalb verwandt wären; die drei Typen gleichen sich nur äußerlich in der praktischen Torpedoform, ihr innerer Bau ist völlig verschieden. Die Ichthyosaurier lebten seit der Triaszeit; hier sind sie aber noch ungemein selten und die wenigen besser erhaltenen Stücke lassen über die Abstammung nichts Sicheres erkennen. In der Jurazeit erreichen die Ichthvosaurier ihre Blüte. Aus — 40* — 4- o s* O r- s < 3 CD < H > §■ Q ^ P 1 3 5* CD 3 Ö (a Ch >-s c ^ ^^ ?= cc < p o 3 ffi o^ ET ?o c- -X o £ CO Jj» 2- — 2? - "5 ^ o ^ ^ r — 42* — dieser Periode stammen alle ausgestellten Stücke. Namentlich der schwarze Jura von Schwaben und England hat herrliche Exemplare geliefert, und wir kennen heute den Ichthyosaurus fast so gut wie irgendein lebendes Reptil. Wir wissen, daß er lebendige Junge zur Welt brachte, denn man kennt weibliche trächtige Individuen; wir kennen seine Nahrung und wissen, daß sie sich bei manchen Formen allmählich änderte, so daß diese, wie z. B. der Ojihihalmosaurus, fast zahnlos wurden, weil die weichhäutigen Tintenfische, die sie verschlangen, eine leichte Beute waren. In der Kreidezeit werden die Ichthyosaurier selten und mit dem Beginn der Neuzeit der Erdgeschichte sind sie verschwunden. Neben den Ichthyosauriern im Lichthof stehen die Meeres- krokodile, die in den beiden wichtigsten Gruppen vertreten sind. Die eine umfaßt den Mystriosaurus und Ste?iosaurus, beide so nahe verwandt, daß sie von manchen Forschern für identisch gehalten werden. Ein prachtvolles riesiges Exemplar aus dem schwarzen Jura von Holzmaden hängt an der Wand, im Relief herauspräpariert (Fig. 4); ein kaum kleineres frei herausge- arbeitetes Stück von Peterborough steht auf dem Boden des Schrankes (Fig. 5). Das sind trotz ihres marinen Lebens echte schmalschnauzige Krokodile, den Gavialen der indischen Flüsse sehr ähnlich. Kleiner ist der Vertreter der zweiten Gruppe, der Metriorliynchus, der in Schwimmstellung im Schranke hängt Fig. 6). Hier sind die Anpassungserscheinungen schon sehr stark ausgeprägt; die Vorderextremität nimmt durch Verbreiterung der Knochen Paddelform an, der Hals verkürzt sich, die Schnauze spitzt sich zu und vor allen Dingen endigt der Körper in einem Ruderschwanz. Ein keilförmig gestalteter Wirbel mit nach vorn gerichtetem Dornfortsatz zeigt die Stelle an, wo der Schwanz nach unten abknickte, wie bei Ichthyosaurus; der Schluß auf eine kräftige halbmondförmige Schwanzflosse, den zuerst Fr aas aussprach, ist also gerechtfertigt und mittlerweile durch einen Fund bei Solnhofen bestätigt worden. Metriorhy nchus und sein deutscher Vetter Geosaurus, von dem das Museum gleichfalls ein wertvolles altes Originalstück besitzt (nicht ausgestellt), ist also ein echtes Hochseetier — ^Thalattosuchia, Meerkrokodile", hat Fr aas diese Gruppe genannt. Weite Wege vermochten sie zurückzulegen, und auch der Mystriosaurus war ein ge- waltiger Schwimmer: das beweist schon der glatte fettglänzende — 43* — Kieselstein, den er im Magen hat und den er sich hunderte Kilometer weit von seinem Fundort am Ufer des Jurameeres geholt haben muß. Als dritte Gruppe der dem Meeresleben angepaßten Reptilien sollen die Mosasaurier besprochen werden. Ein prächtiges, in lebhafter Schwimmstellung montiertes Skelett von Tylosaurus (Fig. 7) und ein Kopf von Platecarpus (Fig. 8) bilden die Ver- treter. Die Mosasaurier lebten in der jüngeren Kreidezeit; ihre im Museum nicht vertretenen Ahnen sind waranartige Tiere in den Schichten der unteren Kreide von Dalmatien. Besonders Fig. 8. Schädel von Platecarpus corijpliaeihs Cope aus der oberen Kreide von Tweed, Gore Co, Kansas. Geschenk von Sir J. Wernher (f) 1912. häufig sind ihre Skelette in Belgien und Kansas gefunden worden. Sie sind schlanke, langgestreckte Tiere mit echten Flossen, einem enorm langen Ruderschwanz und einem fürchterlichen Gebiß, das sie ohne weiteres als gefährliche Räuber erkennen läßt. Offenbar waren sie schnelle Schwimmer, bei denen der Schwanz der Propeller war und deshalb einen breiten flossenartigen Hautsaum trug (man sieht ganz deutlich, wie die Schwanzwirbel ungefähr in der Mitte plötzlich ihre Dornfortsätze steiler stellen und sogar nach vorne richten; hier war der Schwanz offenbar versteift, um bei den schnellen schlängelnden Bewegungen eine CD Q ■'• CD r/) o CD (T> CD 3 ^ ?r p *- o 7i "^ &- rA> CD 3 c-i o CD 3 ^ O '-d o 3 45* — ^i^; ;.1 ,** ^ <^ JfiTf. \ Fig. 10. Lariosaiii-iis Ixilsami Curioni aus dem alpinen Musclielkalk von Perledo am Comer See. Geschenk von Dr. E. Riippell (f) 1845. — 46* — starrere Stelle zu bieten). Die Paddeln dienten hier, wie bei Ichthyosaurus und den Meerkrokodilen, offenbar nur als Steuer- organe, gleichen also in ihrer Funktion etwa den Schlingerkielen unserer Schnelldampfer. Nun hat die Schiffsbautechnik — dieser prächtige Vergleich stammt gleichfalls von E. Fr aas — aber neben den schnellen Schraubendampfern Schiffe mit möglichst großer Stabilität kon- struiert und wir sehen, daß auch unter den Meersauriern das Prinzip des Flachbootes vertreten ist: die Plesiosaurier sind dessen denkbar beste Verkörperung. Im Lichthof steht bis jetzt nur das schöne Skelett von Cryj^tocUdus aus dem oberen Jura von England (Fig. 9); aber schon bald wird ein prachtvoller Pelonenstes^) vom gleichen Fundort daneben stehen und in nicht allzu langer Zeit werden auch die Ahnen der Plesiosaurier, Nothosaiirus^) und Lariosaurus (Fig. 10), folgen, von denen das Museum ein hervorragend gutes Material aus dem Muschelkalk besitzt. Die ältesten Formen waren noch landbewohnende schlanke Tiere; doch machen sich bei Nothosaurus schon Anzeichen der Anpassung an das Wasserleben geltend, besonders die Füße bilden Übergänge zu Schwimmpaddeln. Cryptoclidus aber ist ein echtes Meertier: ein flacher Rumpf, der auf der Bauchseite durch den enorm verbreiterten Brust- und Beckengürtel, sowie durch Bauchrippen förmlich gepanzert ist, und vier gewaltig ent- wickelte Flossen entsprechen dem Flachboot mit seinen Rudern. Der Schwanz war relativ kurz und funktionell wertlos, der Hals dagegen stark verlängert und trug einen kleinen Kopf, dessen Rachen von starken Fangzähnen starrte. Ein solches Tier glich in seinen Bewegungen wohl am meisten einer Seeschildkröte, und die hohe Beweglichkeit des gelenkigen Halses erlaubte ihm blitzschnelle Schnappbewegungen nach allen Seiten. Die Plesio- saurier sind genaue Zeitgenossen der Ichthyosaurier: ihre Vor- läufer erscheinen in der Trias, sie entfalten sich in der Jurazeit zur höchsten Blüte und sterben in der Kreide aus, so daß kein PlesiosauTKs die Morgenröte der Neuzeit erlebte. Dem gleichen Anpassungstyp des Flachbootes gehört die prächtige Chelonia gwinneri (Fig. 11) an, die aus dem Rupelton von Flörsheim stammt, eine ungewöhnlich gut erhaltene See- schildkröte, deren Verwandte heute noch in den wärmeren Meeren '^) Geschenk von A. von G winner 1913. -) Geschenk von O. Hauck-von Metzler 1908. — 47* — weit verbreitet sind. Unser Exemplar ist das einzige bis jezt aufgefundene; die neue Art ist nach unserem korrespon- dierenden Ehrenmitglied Herrn A. von G winner, dem groß- herzigen Gönner unseres Museums, benannt worden. Fig. 11. Chelonia giiijiueri Wegner aus dem Rupelton von Flörsheim. Geschenk von A. von G winner 1911. Und einige wenige Worte mögen noch einen besonderen Eeichtum unserer Sammlungen kennzeichnen: von dem rätsel- haften Placodus des deutschen Muschelkalkes mit seinen schwarzen Pflasterzähnen besitzt das Museum eine ganze Anzahl pracht- — 48* — voller Schädel (Fig. 12). Mehr kennt man bis jetzt von dem eigenartigen Tiere nicht, so daß seine Stellung im System frag- lich bleiben muß, bis einmal ein vollständiges Skelett gefunden sein wird. Unser kurzer Aufsatz beginnt mit einem der bestbekannten Tiere der Vorzeit überhaupt und schließt mit einem der zahl- reichen Rätsel. Aber vor nur fünfzig Jahren wußte man vom Fig. 12. Schädel von Phicodiis aus dem Muschelkalk von Bayreuth. Gaunien- fläche mit sechs Pflasterzähnen, von denen der mittlere rechts (im Bilde) ein Ersatzzahn ist. Geschenk von E. Beit- von Speyer 1909. Ichthyosaurus nicht soviel wie heute vom Pia cod us, und jeder Tag kann neue aufklärende Funde und neue Fragen bringen. So soll auch unser Museum mit der Forschung voran- schreiten, das sicher Erkannte weiten Kreisen zugänglich machen und diese dadurch interessieren, an der Lösung der Fragen der Vorwelt mitzuarbeiten. F. Di-eüermaun. — 49* — Von unseren Trilobiten. Werner ii. Winter phot. Fig. 1. Acidaspis preiosfi Barr., 7.5 : ] nat. Gr. Obersilur, Böhmen. Werner u. Winter phot. Fig. 2. Bronteus fjraimlatus Goldf., -3 nat. Gr. Mitteldevon, Iserlohn. Geschenk von Dr. K. Torley, Iserlohn. 50* You unseren Trilobiten. Mit 22 Abbildungen. Jeder, der in unserem Rheinischen Schiefergebirge nach Versteinerungen gesucht hat, weiß, wie die Aufmerksamkeit für Schnecken und Muscheln abnimmt, sobald sich an einer Fund- stelle die ersten Spuren eines Trilobiten zeigen, der edelsten Beute, die im „alten Glebirge", in den paläozoischen Ablagerungen, winken kann. Der geheimnisvolle Reiz dieser Tiere erklärt sich aus den eigenartigen und mannigfaltigen Formen ihres Körperbaues, neben dessen Vielgestaltigkeit der schlichte Bau der begleitenden Mollusken arm und eintönig erscheint. Bereits unsere wenigen Abbildungen geben eine Vorstellung von dieser Formenf iille : Vergleichen wir nur den ganz in Spitzen aufgelösten Stachel- schild, Acülaspis, (Fig. 1) mit dem breit und ruhig gebauten Fächerschwanz, Bronteus, (Fig. 2). Kein Wunder, wenn sich auch das Kunstgewerbe für grobe Holz- wie für feine Gold- arbeiten dieser Kunstformen der Natur längst bemächtigt hat. Einen besonderen Wert aber hat der bei den Trilobiten be- obachtete Formenreichtum für die Wissenschaft, die reine und die angewandte. Denn ein solch verwickelter Körperbau ändert bei einem Wechsel der Lebensverhältnisse seine Gestalt rascher, empfindlicher und sichtbarer als etwa eine Muschel. Darum bringt jeder Wechsel neue Arten hervor, deren Lebensdauer meist ziemlich kurz ist, so daß fast jede Schichtengruppe ihre eigenen Trilobiten hat, mit deren Hilfe sie auch an entfernten Punkten im Gelände wiedererkannt und auf der geologischen Karte eingetragen werden kann. Die Trilobiten sind daher innerhalb ihres Verbreitungsgebietes weit besser zu Leitfossilien geeignet als die bisher vorwiegend benutzten Mollusken. Aller- dings muß eine Voraussetzung erfüllt sein: Man findet nämlich — 51- — leider nur selten die ganzen Tiere, viel häufiger ihre lose ver- streuten Panzerteile, die getrennten Köpfe, Schwänze und Rumpf- glieder. Es handelt sich hier offenbar um die — wie bei den lebenden Krebsen — abgestreiften leeren Hüllen, die sich an bevorzugten Häutungsplätzen (Fig. 5, 7 u. 8) angehäuft haben. Da sich dabei oft die Überreste ganz verschiedener Arten und Gat- tungen wirr durcheinandermischen, so ist man bei der "Wieder- herstellung der einzelnen Tiere auf Vermutungen angewiesen, und die Zusammensetzung nicht zusammengehöriger Teile hat schon wunderliche Mischgebilde in die Bücher hineingebracht. Die Irrtümer klären sich aber sofort, wenn von der betreffenden Art auch nur ein einziges vollständiges Tier gefunden wird, — das wahrscheinlich als Leichnam vom Schlamm zugedeckt wurde. Damit werden auf einmal auch jene vereinzelten Bruchstücke bestimmbar und wertvoll, womöglich sogar für die Erkenntnis des geologischen Baues einer Gegend verwendbar. Man sieht hieraus, wie wichtig zusammenhängende Panzer sind, und wie sie, an den rechten Ort gebracht, bewirken können, daß der große natürliche Wert der Trilobiten als Zeitmesser der Erd- geschichte erst nutzbar wird. Unsere Abbildungen zeigen einige solche Prachtstücke aus unserer Sammlung, die uns in letzter Zeit von Freunden des Museums als willkommene Gaben zuteil geworden sind. Bis vor kurzem gab die Erhaltung der Trilobiten noch ganz andere Rätsel auf. Was man von den Tieren kannte, war immer nur der Rückenpanzer, der ein Kopf- und ein Schwanzschild und dazwischen einen aus beweglichen Gliedern zusammenge- setzen Rumpf zeigt (Fig. IIa). Sie sind also in der Quere drei- teilig, erscheinen aber durch eine mittlere Erhebung, die Spindel, auch in der Länge dreigeteilt und rechtfertigen so den Namen „Trilobiten" oder „Dreilapper" in doppelter Hinsicht. Auf dem Kopfschild erweitert sich die Spindel zu einem oft abenteuerlichen Buckel, der Glatze (Glabella), deren Wölbung aber nicht etwa eine so unverhältnismäßige Anhäufung von Hirnstoff, sondern die Anschwellung des darunterliegenden Darmes anzeigt. Unter dem Kopf saß noch ein bewegliches Lippenschild mit einem Ausschnitt für den Mund. Sonst konnte man über die Unter- seite des Tieres nichts in Erfahrung bringen; auch die sorg- fältigsten, immer von neuem wiederholten Aufmeißelungen und Querschliffe blieben ergebnislos. Man durfte nur vermuten, daß 52* Werner u. Winter phot. Fig. 3. Affnostiis f-ex Barr., 5 : 1 nat. Gr. Kambrium, Böhmen. Geschenk von Freunden des Museums. Werner u. Winter phot. Fig. 4. Trinucleus ornatvs Sternberg, 1,5 : 1 nat. Gr. Untersilur, Böhmen. Geschenk von Freunden des Museums. U crmi u. Winter phor. Fig. 5. Häutungsplatz karabriseher Trilobiten {Drepanura premesnili Berg., Stephanocare lidithofeni Monke u. a.). Yentsiyai (Schantung). Stück einer 38 : 28,5 cm großen Platte der Schausammlung, 2 : 1 nat. Gr. Geschenk von H. A lb re cht, Bagdad. — 54* — hier eine überaus weiche Haut mit zarten Füßen sich vor der Versteinerung stets schon zersetzt hatte. Ein besonderes Schutz- bedürfnis der Bauchseite ging ja auch daraus hervor, daß alle Dreilapper sich in der Gefahr und zur Ruhe einkugeln konnten und oft in dieser Lage noch erhalten sind (Fig. 10, 13 u. 15). Sie erinnern hierin an unsere Asseln, mit deren im Meere lebenden Verwandten sie auch in ihrem Aussehen eine gewisse Ähnlich- keit haben. Die Überraschung war daher groß, als es vor einiger Zeit in Amerika endlich doch gelang, an außergewöhn- lich günstigen Fundplätzen Beine von Trilobiten zu beobachten, und zwar gerade so, wie man es vorausgesagt hatte: Jedes Bein hatte zum Schreiten und zum Schwimmen einen besonderen Ast, und der Besitz solcher „Spaltfüße" kennzeichnete die Trilo- biten nunmehr endgültig als Krebse (Fig. IIb). In Europa wurden ebenso glückliche Funde nicht gemacht, und auch für die amerikanischen Vorkommen muß sich unser Museum leider mit Gipsmodellen begnügen. Immerhin können wir uns jetzt von der Lebensweise der Trilobiten, die ausschließlich Meeresbewohner waren, ein zuver- lässiges Bild machen. Dank dem doppelten Bau ihrer Füße ver- mochten sie zu schwimmen und zu kriechen, wobei jedoch die verschiedenen Gattungen wohl die eine der beiden Bewegungs- arten bevorzugt haben. Formen wie der erwähnte Stachelschild werden kühner als andere das freie Wasser durchschwömmen haben, da die Vergrößerung ihrer Oberfläche durch Fortsätze aller Art das Sinken abbremsen und die Ruderarbeit der Beine erleichtern mußte. Andere Stacheln von kräftigerem Bau machen allerdings mehr den Eindruck von Wehrstacheln, die namentlich dem eingerollten Tier zugutekommen mochten. Ein Leben auf dem Grunde des Meeres aber müssen die- jenigen Trilobiten geführt haben, die ihre — sonst in der Regel großen und mit zierlicher Felderung prächtig erhaltenen (Fig. 14) — Augen verloren haben und erblindet sind. Zweimal in der Erd- geschichte scheinen solche blinden Trilobiten in allgemeiner Verbreitung in den Meeren aufgetreten zu sein: das eine Mal im Kambrium, wo die Trilobiten mit den ältesten Lebewesen, die wir überhaupt kennen, und als die Herren der damaligen Schöp- fung mit einem Schlage auftauchen. Diese frühesten Vorläufer lassen sämtlich vom Auge nur noch gebrauchsunfähige Reste oder auch gar keine Spur (Fig. 16, s. S. 64) erkennen; sie müssen ÖO' V'.^- ■ * ' / ^f^f^mm,,': Werner u. Winter phot. Fig. 6. Conocoruphe sulseri Schloth., vollständige Panzer, nat. Gr. Kambrium, Böhmen. — 56* Werner u. Winter phot. Fig. 7. Häutungsplatz von Agnostns pisiformis L., 2:1 nat. Gr. Kambrisches Geschiebe aus Norddeutschland. Geschenk von Freunden des Museums. \\'eriier ii. Willtor phot. Fig. 8. Dalmauia sodalis Barr., nat. Gr. Von einem Häutungsplatz im Unter- silur Böhmens. * Lippenschild. — 57* — also in der unbekannten Vorzeit gutsehende Vorfahren gehabt haben und beweisen dadurch allein schon, daß wir auch im Kambrium von den Anfängen des Lebens noch weit entfernt Fig. 9. Calymmene niagarensis Hall, gestreckt, nat. Gr. Obersilur, Illinois. VVoriiBr u. Winter phot. Fig. 10. Calijmmene blnmetilmclii (Brongn.) Salter, eingerollt, 2,5 : 1 nat. Größe, Obersilur, England, a Kopf ansieht, b Seitenansicht. — 58* 2 CO 5* a- CP9 O a- CD P CD O ^ 2. P3 »^ D- a' CD j:;: ■ CD 3 02 Cti 15^ CD^ 5:^ 32 b. 13 cfq* CI ^ 5" CD Z? CD O CD a — 59* — sind. Auf die Rätselfrage dieser allgemeinen Erblindung stößt heute jeder, der in die Geologie eindringen will, schon auf den ersten Seiten aller Lehr- und Unterhaltungsbücher. Es ist aber möglich, daß sie eine sehr einfache Erklärung findet. In aller- letzter Zeit nämlich konnte Walcott bei einem Tier des Unter- kambriums Augenlinsen entdecken und daran die Vermutung knüpfen, die Blindheit aller kambrischen Trilobiten möchte nur vermeintlich, nur eine Folge schlechter Erhaltung sein. Unser Museum besitzt aus diesen ältesten, so überaus interessanten Ablagerungen überhaupt nichts und muß deshalb bei der Er- örterung dieser für Geologen und Paläontologen gleich wichtigen Frage abseitsstehen. Um so erfreulicher ist es, daß gerade die in unserer Samm- lung vereinigten Trilobitenschätze des Schiefergebirges die über- raschende Feststellung erlauben, daß auch in den weitverbreiteten Kalken des Oberdevons die Trilobiten überall in Europa zur Rückbildung der Augen neigen. Da hier im Oberdevon die meisten der noch lebenden Trilobitenfamilien aussterben, — nur eine einzige rettet sich als Nachzüglerin ins Karbon und ins Perm, dann erlischt der ganze Stamm — so bildet die Erblindung dieser in gewissem Sinne letzten Trilobiten ein eigenartiges Gegenstück zu der noch immer angenommenen Erblindung der zuerst erscheinenden im Kambrium. Unsere oberdevonischen Formen sind ohne Zweifel blind (Fig. 17) und merkwürdiger- weise so klein, daß sie durch die Erschwerung des Sammeins und Zurechtmeißelns fast unbekannt geblieben waren. Das Interesse an diesen Formen, an denen man das große Trilobiten- sterben Schritt für Schritt verfolgen möchte, ist aber natürlich besonders groß, und manches ungelöste Rätsel geben sie noch auf. Ist die — übrigens mit einer reichen Mannigfaltigkeit und Schönheit der Formen verbundene — Zwerghaftigkeit das An- zeichen einer allgemeinen Entartung des Stammes, ein Vorbote des nahenden Aussterbens? Oder ist sie im Gegenteil eine zweckmäßige Anpassung an besondere Verhältnisse ? Und welche Schlüsse erlaubt die Blindheit der Tiere? Wühlten sie im Schlamm des Flachmeeres — Höhlen kommen ja hier nicht in Frage — , oder lebten sie, wie es wahrscheinlich ist, in lichtlosen Tiefen des Ozeans? Mit der Erforschung der Trilobiten verknüpft sich somit eine Fülle von geologischen Problemen, und die Pflege dieser 60- yq o «s! er S CT) ^ ^ ^ X a 1 W P td o: ^ ^ 3 (TD CO ai o CD ■ »^ c C3 CL ® 3 e- !? cp' g Oi V. ^ 3 ^ »^ E " cr 3 CD 2 3' .-' 1X5 CD 52 — 61* — Tiergruppe bildet daher eine wichtige Aufgabe für jedes Museum. Erfreulicherweise haben auch uns größere Grabungen und Ge- schenke mitarbeitender Freunde in die Lage versetzt, die Trilo- bitenabteilung unserer Schausammhmg demnächst in neuer und Werner u. Winter phot. "\^'erner ii. Winter phot. Fig. 14. Pliacops scJilothemi Bronn, a gestreckt, 2,5 : 1 nat. Gr. Mitteldevon, Eifel. b Das gefelderte Auge von einem eingerollten Tier derselben Art, 5 : 1 nat. Gr. 62=^ Fig. 15. Dechenclla graniilata Richter, eingerollt, 3,5 : 1 nat. Gr. Mitteldevon, Eifel. Geschenk von Direktor C. Koller, Köln, a Kopf ansieht, b Schwanz- ansicht, c Seitenansicht. würdiger Weise vorführen zu können. Dabei darf man freilich nicht übersehen, daß die wissenschaftliche Arbeit in erster Linie auf unserer weitangelegten Hauptsammlung beruht. Sie enthält schon heute Schätze, die auch an Schönheit hinter unseren Schaustücken nicht zurückstehen, und wir hoffen, daß sie einmal ein Stolz unseres Museums werden wird, wenn sie sich des in den letzten Jahren wachgewordenen Interesses weiter erfreuen darf. R. Richter. — 63" Aus der Miiieralieusammluiig*. Mit einer Farbentafel und 10 Abbildungen. Die nachstehenden Abbildungen sollen — wie einige früheren ^) — dazu dienen, unsere Leser auf eine Auswahl der prächtigen Mineralschaustücke aufmerksam zu machen, die wir unserem hochherzigen Gönner Herrn Bankdirektor A.vonGwinner verdanken, und sie anzuregen, die Originale selbst, denen die Bilder auch bei hervorragender Technik nicht immer gerecht werden können, in Augenschein zu nehmen und zu bewundern. Kupfer vom Lake suiierior (Fig. 1). Die Keweenaw -Halbinsel im Lake superior (Michigan) ist wohl die merkwürdigste Kupferlagerstätte auf der ganzen Erde. Das Kupfer tritt hier ausschließlich gediegen auf und findet sich vorwiegend in Blasenräumen basaltischer Lavadecken (Melaphyr und Diabas), die zusammen 3 — 4 Kilometer mächtig sind, ent- weder allein oder in Gesellschaft von Zeolithen, Kalkspat und Quarz. Die Erzzonen sind auf die porösen oberen Lagen der einzelnen Ergüsse beschränkt. Ein solcher angeschliffener „Kupfermandelstein", entsprechend den bekannten Kalkspat- oder Achatmandelsteinen, ist in der Schausammlung bei den Elementen ausgestellt. Zwischen den dunklen Eruptivgesteinen sind Quarzporphyr- decken eingelagert, ferner Konglomerate von Quarzporphyr und Diabas, die durch Kupfer zementiert sind; auch setzen durch die ganze Formation vertikale, stellenweise kupferreiche Gänge hindurch, deren Hauptfüllmasse aus Kalkspat besteht. Sie werden jetzt nicht mehr abgebaut, brachten aber die größten Kupferblöcke, die je getroffen wurden, tonnenschwere Massen, ja bis 420 t wiegend. Nur an wenigen anderen Orten begegnet man Kupfer in Blasen von Ergußgesteinen, u. a. auch im Melaphyr von Oberstein (Nahe). 1) Siehe 42. Bericht 1911 S. 17—25. — 64* — Fig. 16. Agnostiis niidiis Beyrich, blinder Trilobit aus dem böhmischen Kam- brium, 8 : 1 nat. Gr. Geschenk von Freunden des Museums. Fig. 17. Typliloproefus microdiscus Frech, blinder Trilobit aus dem obersten Devon der Karnischen Alpen, 13 : 1 nat. Gr. — 6( Fig. 1. Kupfer vom Lake superior. Geschenk von A. von G winner. 66" w Q CD 3 ITT o 3 o O 5" CD — 67* — Wir können hier auf das Problem der Entstehung solcher Kupfervorkommnisse nicht näher eingehen. Wahrscheinlich wurde aus der Eruptivschmelze zunächst Schwefelkupfer in feiner Verteilung ausgeschieden. Durch Lösungsmittel wurde dieses extrahiert und durch reduzierende Substanzen in den ver- schiedenen Hohlräumen das Metall ausgeschieden. Die hier abgebildete schöne Kupfer kr istallgruppe baut sich aus stark verzerrten Einzelkristallen auf, die oft miteinander verzwillingt sind. Auch wird man an einigen Stellen unseres Metallbaumes eine gesetzmäßige Verzweigung unter 60*^ er- kennen. Dolomit ans dem Biiinental (Fig. 2). In dem zuckerkörnigen, weißen, marmorähnlichen Dolomit- gestein vom Binnental in der Schweiz, einer Mineralfundstätte ersten Ranges, finden sich auf Hohlräumen auch wohlausge- bildete Kristalle des Minerales Dolomit (Dolomitspat), eines aus Calciumcarbonat und Magnesiumcarbonat bestehenden Doppel- salzes. Wenn auch die Atzfiguren und gewisse Flächen den Dolomit in ein anderes System wie den Kalkspat verweisen, sehen wir an unseren klar durchsichtigen, intensiv glänzenden Kristallen nur Flächen, die auch beim Kalkspat möglich sind: neben dem vorherrschenden Grundrhomboeder, dessen Polecke durch die Basis abgestumpft ist, tritt an einigen Kristallen noch ein Prisma auf; mehrere Exemplare sind Zwillinge, deren basische Flächen in dieselbe Ebene fallen. Unsere Stufe ist durch die Klarheit und Größe ihrer zahlreichen Kristalle be- achtenswert. Aragonit von Roocalmuto (Fig. 3). Unter Aragonit versteht man die rhombische Modifikation des kohlensauren Kalkes, Er ist schwerer als Kalkspat, und vor einigen Jahren hat Me igen in Freiburg sogar ein bequemes chemisches Unterscheidungsmerkmal gegeben: feines Aragonit- pulver wird beim Kochen in Kobaltnitrat nach wenigen Minuten lila, während Kalkspat etwa erst nach 10 Minuten hellblaue Farbe zeigt. Aragonit scheidet sich u. a. aus heißen Lösungen von Calciumcarbonat aus (Karlsbader Sprudel mit seinen „Erbsensteinen"). Er neigt so sehr zu polysynthetischer Zwillingsbildung, daß man einfache Kristalle nur selten zu sehen bekommt. Auch die fast wie sechsseitige Prismen aussehenden 68* — iq > 2 > 1=1 on? Q P ^ 5^ — 69* — Kristalle unserer schönen Gruppe sind Viellinge, wie aus den nach drei Richtungen laufenden Streifen auf der Basis und den Yerwachsungsnähten hervorgeht. Sie stammen aus der sizi- lianischen Schwefel-Gipsformation von Roccalmuto, nördlich von Girgenti. 3Ialaoliit und Kieselkiipfer von Katanga (Taf. IV). Dieses prachtvolle Erzgangstück stammt aus der Landschaft Katanga (Belgisch-Kongo), wo zwischen Schiefern unbekannten Alters Lagergänge mit Kupferglanz, Malachit und Kieselkupfer auftreten. Es besteht aus einer Breccie, die aus roten oder braungelben Scherben eines sandigen Schiefers zusammengesetzt ist. Diese Scherben sind mit grünblauem kolloidalem Kiesel- kupfer (wasserhaltigem Kupfersilikat) zementiert. Wo noch Platz war, wurde das Kieselkupfer von hellgrünem gebändertem Malachit (wasserhaltigem Kupfercarbonat, der Patina der Bronzen verwandt) umhüllt. In Hohlräumen zeigt der Malachit nieren- förmige Gestalt mit glatter Oberfläche wie der sog. Glaskopf; Quarz, Kalkspat oder andere „Gangarten" fehlen. Es sei hier noch erwähnt, daß Herr von Gwinner unsere Sammlung noch durch eine große Anzahl weiterer Gangstücke verschiedener Erzlagerstätten bereichert und ausgezeichnete Pseudomorphosen von Malachit nach Kupferlasur von Tsumeb (Deutsch - Südwestafrika) nebst anderen Mineralien dieser jetzt so bekannt gewordenen Fundstelle geschenkt hat. Gip.s von Girgenti (Fig. 4). Ein ausgezeichneter Zwillingskristall oder vielmehr zwei Zwillinge, die zueinander parallel gestellt sind; sie sind durch feine Schwefelstäubchen, wie man unter dem Mikroskop sieht, weingelb gefärbt. Zur Orientierung dient die Spaltbarkeit. Dem Beschauer ist die Hauptspaltungsfläche, die Längsfläche, zuge- kehrt; übrigens liegt nur ein halber Kristall vor, man muß ihn nach vorn ergänzen. Eine zweite, weniger gute Spaltbarkeit ist durch die nahezu vertikal stehenden Treppenstufen rechts unten markiert („muscheliger Bruch"), eine dritte durch die Risse, die man unten links und auch rechts bei der Treppe auf der Haupttrennungsfläche von links oben nach rechts unten ziehen sieht („faseriger Bruch''). Die Zwillingsbildung erfolgt nach dem- selben Gesetz wie bei den bekannten Kristallen vom Montmartre. — 70* — < o 9. ^' cr? Q 71' Fig. 5. Columbit von Madagaskar. Geschenk von A. von Gwinner. — 72* — Die Linsenform der Einzelkristalle wird durch ineinander ver- laufende Flächen gebildet. Rechts unten hat sich in einer Ecke etwas Schwefel angesiedelt. Unsere Gruppe stammt aus der Schwefel -Gipsformation der Provinz Girgenti in Sizilien, die zum Obermiozän gehört. Gipsgestein und mergelige Kalke herrschen vor: letztere sind reich an Schwefel-, Cölestin- uud Gipskristallen. Das Gipsge- stein zeigt ganz verschiedene Korngröße ; bald ist es dicht, bald marmorartig, bald besteht es aus dezimetergroßen Individuen. Eine eingerahmte Tafel an der Vorderwand des Mineralien- saales, gleichfalls ein Geschenk des Herrn von Gwinner, re- präsentiert diesen prachtvollen grobkörnigen Typus. Coliimbit (Niobit) von Ambatofotsikeli auf IMadagaskar (Fig. 5). Nach seiner chemischen Zusammensetzung besteht dieses seltene Mineral aus metaniobsaurem Eisenoxydul, wobei wechselnde Mengen der Niobsäure durch Tantalsäure ersetzt sind. Das Ge- wicht steigt mit zunehmendem Gehalt an Tantalsäure. Das spezifische Gewicht des reinen Niobits beträgt 5,37, das unseres Kristalles 5,44. Columbit kristallisiert rhombisch, das vorliegende kostbare Exemplar zeigt außer der Längsfläche oben (horizontal) die Basis, darunter folgen zwei Paar Flächen der Grundpyramide, unter diesen das viel größere Querdoma 2 P ^ (102), auf der Rückseite tritt auch das Grundprisma auf. Der Kristall dürfte zu den größten Individuen aller Sammlungen gehören. Wie so viele Mineralien mit seltenen und seltensten Ele- menten hausen die Niobite und ihre Verwandten, die Tantalite, in Pegmatitgängen, d. h. in den grobkörnigen Granitgängen, in denen mitunter riesige Quarz-, Feldspat- und Glimmerkristalle auftreten. Fluorwasserstoffsäure, Borsäure und Phosphorsäure haltige Mineralien sind für diese Gänge charakteristisch; von seltenen Elementen seien außer Niob und Tantal noch Beryllium, Thor, Zirkonium, Cerium, Yttrium und Radium genannt. Vesuvian V(nii Wilnifluß (Fig. 6). Das Mineral hat seinen Namen vom Vesuv, wo es sich in ausgezeichneten Kristallen in den großen Kalkblöcken findet, die der Sommakegel ausgeworfen hat. Es ist ein kompliziert zusammengesetztes Tonerdesilikat mit Eisenoxyd-, Magnesia- und Wassergehalt. Vesuvian entsteht namentlich dann, wenn tonige — 73* — Kalksteine von Eruptivgesteinen durchbrochen oder losgerissene Kalkbrocken von der Schmelze umhüllt werden; er ist ein be- sonders charakteristisches „Kontaktmineral". In den Sammlungen begegnet man häufig allseitig überaus regelmäßig ausgebildeten Kristallen mit der Etikette „Wiluifluß": sie kommen vom Fig. 6. Vesuvian vom xA.chtaragdafluß. A. von Gwinner. Geschenk von Achtaragdafluß in Ostsibirien, der sich in den Wilui ergießt (von diesem Fundort rührt auch der Name „Wiluit" her). Sie stecken in einem Tuffgestein und werden, wie an dem abge- bildeten Stück zu sehen ist, von weißen erdigen Kristallen mit fahlerzähnlicher Gestalt begleitet, die man Achdaragdit genannt hat. Es sind das Umwandlungsprodukte eines Minerals, dessen — 74* — Natur noch nicht festgestellt ist, vielleicht des Helvins, eines schwefelhaltigen Mangan-Beryll-Silikates. Der modellartig aus- gebildete Vesuvian - Kristall (tetragonal) der Fig. 11 zeigt die Kombination Prisma, Pyramide und Basis; die Kanten des Prismas werden durch die Prismenflächen 2. Ord. abgestumpft. Zeolithe. Mit diesem Namen bezeichnet man eine Reihe von kiesel- sauren Salzen, die in ihrer Zusammensetzung oft an gewisse Feldspäte erinnern, aber wasserhaltig sind. Beim Schmelzen werfen sie daher meist Blasen, ein Umstand, der zur Bezeich- nung Zeolithe oder „Kochsteine" Anlaß gegeben hat. Am häufigsten trifft man sie in Blasenräumen und Spalten der dunklen Eruptivgesteine, wie der Basalte (Melaphyre, Diabase), und in ihren Tuffen. Als Neubildung kennt man sie auch aus Thermen, z. B. in Plombieres in den Südvogesen, und schon Wöhler zeigte, daß sich der Apophylit in überhitztem Wasser löst und beim Abkühlen wieder ausscheidet; mit Salzsäure werden die Zeolithe zersetzt. Aufgelöste Feldspat-, Leucit- oder Nephelin- substanz hat ihre Bildung veranlaßt, und einige können gerade- zu als regenerierte Feldspäte (mit Wassergehalt) angesehen werden. a) Natrolith (Fig. 7). Unsere Leser erinnern sich wohl der Stelle in Scheffels „Ekkehard"*, wo der Hirtenknabe Audifax die goldgelben strahligen Kügelchen in Spältchen des Phonolithes, der den Hohentwielkegel aufbaut, entdeckt, und vielleicht auch des letzten Verses des „Basaltliedes" im „Gaudeamus": ^Und ein goldgelb Tropf lein Natrolith Im geschwärzten Stein oft erscheinet . . . Das sind die Tränen, die der Basalt Der gesprengten Molasse weinet." Die Natrolithe sind aus Tonerde, Natron und Kieselsäure zusammengesetzt und geben bei starkem Erhitzen etwa 9"/o Wasser. Fig. 7 ist das Bild einer überaus reizenden Stufe aus dem Basalt von Böhmisch-Leipa : unzählige seidenglänzende feine weiße Nadeln bilden dichte pilzähnliche Halbkugeln, von denen freie Strahlenbüschel auslaufen. Man wird selten Gelegen- heit haben, eine so ansprechende Natrolithgruppe zu sehen. — 75* c CS cq 2; — 76* — b) Desmin (Fig. 8). Das Schaustück zeigt eine Menge von Desminkristallen, die in der Mitte wie eingeschnürt aussehen. Der Desmin (etwa „Büscheistein") unterscheidet sich chemisch vom Natrolith durch seinen Kalkgehalt (neben Natron). Die Kristalle scheinen auf den ersten Blick rhombisch zu sein (Längsfläche, Querfläche, Pyra- mide); die genauere Untersuchung hat aber ergeben, daß es Durchkreuzungszwillinge des monoklinen Systemes sind; nach Rinne gehen manche durch Glühen in einfache rhombische Kristalle über, was allerdings erst aus dem optischen Verhalten hervorgeht. Die einzelnen den Kristall aufbauenden Teile sind nicht genau parallel zueinander orientiert, wodurch die Ein- schnürung auf der breiten Fläche zustande kommt. Das Stück stammt aus einer blasigen Lava des Beruf jords auf Island. c) Apophyllit (Fig. 9). Dieser Zeolith nimmt eine besondere Stellung unter seinen Kameraden ein: er enthält nämlich keine Tonerde, er ist ein wasserhaltiges Calcium-Kaliumsilikat. Er bildet einen typischen Repräsentanten des tetragonalen Systems. Die vorliegenden Kristalle zeigen vorwiegend Prisma, Pyramide, Basis. Nach der letztgenannten Fläche spaltet dieser Zeolith ausgezeichnet; da- von rührt auch der Perlmutterglanz, der zu dem Namen Ichthyophthalm („Fischauge") Anlaß gab; die Bezeichnung Apo- phyllit („Blätter stein") dagegen bezieht sich auf die Spaltbarkeit und das Vermögen, vor dem Lötrohr aufzublättern. Unser Stück kommt von West Paterson in New Jersey. Die kleinen Kriställchen sind flächenreiche Kalkspäte. Außer mit den abgebildeten Zeolithstufen hat Herr von Gwinner die Sammlung noch mit einigen weiteren geschmückt. (Tranitinjektion in Schieferhornfels (Fig. 10).| Auch der petrographischen Abteilung unserer Mineralien- sammlung hat Herr von Gwinner seit Jahren seine wohl- wollende Aufmerksamkeit gewidmet, wie die zahlreichen Ge- steinsplatten beweisen, die im Lichthof und an den Wänden des Mineraliensaales aufgestellt sind. Als Probe geben wir hier einen mit Granitadern injizierten Schieferblock aus der Gegend von Mittershausen im Odenwald, der vor einigen Jahren von i I C5 78* — Oh o ai 79* — o o m ci O Ö bio — 80* — Prof. Dr. G. Klemm in Darmstadt gefunden und in einer Darm- städter Schleiferei durchschnitten und poliert wurde. Die in gröberen und feineren mäandrischen Zügen, in seismogramm- ähnlichen Kurven und in allerfeinsten, eben noch sichtbaren Aderchen aus dem dunklen Schiefergrund scharf hervortretenden Granitbänder werden nicht verfehlen, die Bewunderung unserer Leser hervorzurufen. Unter gewaltigem Druck wurde die Granitschmelze wie mit einer Injektionsspritze eingepreßt. Wider- standsminima, teils durch die Schieferungsflächen, teils durch feine Sprünge bedingt, haben wohl die Bahnen vorgezeichnet, denen die Granitschmelze folgte. Daß die Faltung nicht erst durch gebirgsbildenden, auf feste Granitadern wirkenden Druck erfolgte, dürfte schon aus ihrem widersinnigen Verlauf an einigen Stellen hervorgehen. Auch zeigen die Mineralien des Granites an ähnlichen Stücken nach Klemm mikroskopisch keinerlei Druck- oder Zertrümmerungserscheinungen. Die den Block fast halbierende, von unten nach oben ziehende Ader ist ein nach- träglich entstandener und vermutlich mit verkittetem Gesteins- pulver ausgefüllter Sprung. W. Schau f. 45. Bericht der Senckenbergisclien Naturforsclienden in Frankfurt am Main Heft 1 und 2 mit 2 Farbentafeln u. 29 Abbildungen Ausgegeben April 1914 Inhalt : Seite Paul Ehrlich zum 60. Geburtstag 1 Aus der Schausammlung: Aus dem Leben eines Schimpansen 7 Das Erdferkel 13 Unser Planktonschrank. IL Siphonophoren 16 Verteilung der Ämter im Jahre 1914 41 Verzeichnis der Mitglieder 43 Rückblick auf das Jahr 1913 (Mitteilungen der Verwalttmg) ... 66 Grrundsteinlegxmg zu dem Erweiterungsbau des Museums und zu dem Zoologischen Universitätsinstitut 68 Kassenbericht über das Jahr 1918 75 Museumsbericht über das Jahr 1918 77 Nekrolog: Albrecht Weis 99 Vermischte Aufsätze: P. Sack: Aus dem Leben unserer einheimischen Libellen. , . 110 Besprechungen: Neue Bücher 126 Neue Veröffentlichungen der Gesellschaft 128 Nachdruck nar mit Qaellenangabe gestattet, Übersetzangsrecht vorbehalten Frankfurt am Main Selbstverlag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 1914 Preis des Jahrgangs (4 Hefte) M. 6. — . Preis des Doppelheftes M. 4. — . ■mtMlflkUtWIIIUHUHillHUIIHUIIimilllllUIIIIIIIIIIIIINIIillllMlllllllllllllllilllllHIIUIIUIIIIIIIUUHilillHIHW^^^ 1 Kühnfdierfs i IMufeums-Schrankel 2 aus Metal! und Glas 1 3 find in bezug auf Staub- diditheit, praktifdie Aus- ftattung, einfädle Eleganz und mußerhafte Ausfüh- rung feit 4 Jahrzehnten tonangebend und - ob- wohl vielfadi kopiert - unerreidit X 3 Dresdner Mufeumsfchrank-Fabrik 1 |Au{ *.KühnfcherfaS6 Dresden-A. [ine| 1 1 s laiwiiiimiHiiimtimnniiiiiiiBnniiiiimnmiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiniiiiiiiiinmiHniitiiiiiiittiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiii BEbrüdEF RrmhrüstEr Frankfurt a. M. :-: SpEzialisten für :-: MusBums-SchränkE und MusEums-EinrichtungEn „3 BrofeE FfeIse" für Schränke, Uitrinen usu;. U/EltausstElIung Brüssel 1910 Int. Ind.- u. Geu/.-fiussfellung Turin 1911 Prima REferenzen im In- u. Fluslande ERMST LEITZ WETZLAR Optische U/erke Berlin MUJ., Luisenstrasse 45 Frankfurt a. M., neue HainzErstr.ZA St. PEtEFsburg London U/C. riEW York Mikroskope, MikrotomE, Projektionsopparote mit Leitz-REflektoF, Mikrophotographische flpporate, Prismen-FEldstEchEr Man verlange kostenfrei Spezial-Kataioge BinokuIaFES Mikroskop mit Einem Gbjektiu EGGERS' Museums - Schränke bieten das Vollkommenste auf dem Gebiete des Museumsschrankbaues ♦ * Beste Referenzen * * Lieferanten vieler staatl. u. städt. Museen H. C. E, Eggers & Co. G. m. b. H. iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiii Hamburg 23 Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Arbeiten allein verantwortlich Für die Redaktion verantwortlich: Prof. Dr. A. Knoblauch in Frankfurt am Main Druck von Werner n. Winter in Frankfurt am Hain i')1?,'r,„.^.'^°'.L'brarY ■ Serials fflll'l'll'lj 5 WHSE 00197 Mf fi^H ^^^S