40. BERICHT der SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT ; FRANKFURT AM MAIN Frankfurt am 3Iain Selbstverlag der Senekenbergischen Naturforschenden Gesellschaft .1916 Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet Übersetzungsrecht vorbehalten Ill — Inhaltsverzeichnis Aus der Schau Sammlung: Seite Die Moa (mit 2 Abbildungen) von F. Dr ever mann , . . . 1 Unser Planktonschrank (mit 12 Abbildungen) von L. Nick IV. Mollusken und Tunikaten 5 Verteilung der Ämter im Jahre 1915 43 Königliehe Universität Frankfurt a. M 45 Verzeichnis der Mitglieder 46 Rückblick auf das Jahr 1914 (Mitteilungen der Verwaltung) ... 69 Kassenbericht über das Jahr 1914 73 Museumsbericht über das Jahr 1914 75 Zoologische Sammlung _ 76 Botanische Sammlung 89 Paläontologisch-geologische Sammlung 90 Mineralogisch-petrographische Sammlung 94 Jahresfeier am 23. Mai 1914 97 Lehrtätigkeit vom April 1914 bis März 1915 99 Vorlesungen, praktische Übungen und Exkursionen Zoologie . 99 Botanik 101 Paläontologie und Geologie 102 Mineralogie 103 Wissenschaftliche Sitzungen: E. Ritter von Orel: Der Stereoautograph, ein neuer, auto- matischer Kartenzeichner . 97 F. Drevermann: Aus Frankfurts Urzeit: Alte Sumpfwälder im Maintal und ihr Tierleben 103 Alice Schalek: Die deutschen Kolonien in der Südsee . 104 R. Sternfeld: Deutsche Vollblutzucht 105 R. Gonder: Über Vererbung bei Protozoen 106 H. Driesch: Über Seele und Leib 107 K. von F ritsch: Die biologische Bedeutung von Blumen- farben und Bkunenduft, nach Untersuchungen über die Sinnesempfindungen der Biene 108 L. S. Schultze-Jena: Natürliche Schutzwehren Deutsch- Südwest-Afrikas 109 H. E. Boeke: Die optischen Eigenschaften der Kristalle . 110 2110& — IV — Seite Nekrologe: Paul Ehrlich, mit zwei Abbildungen (H. Sachs) 139 Lucas von Heyden, mit Porträt (W. Kobelt) 153 David Julius Wetterhan, mit Porträt (A. Forel) 162 Ferdinand Richters, mit Porträt (A. Jassoij) 168 Leopold Laquer, mit Porträt (B. Lachmann) 176 Alexander Sendler, mit Porträt (P. Sack) . . 179 Vermischte Aufsätze: Ernst Rödiger: Zur Erinnerung an Gustav Lucae (mit 2 Ab- bildungen) 112 Adolf Müller: Eine neue Opilionidenart aus Frankfurts Um- gebung (mit 10 Abbildungen) 183 F. Richters (f): Ein Buschmann-Steinwerkzeug und ein Gegen- stück aus dem nordischen Gletscherlehm (mit 4 Abbildungen) 189 Besprechungen: Neue Veröffentlichungen der Gesellschaft: Abhandlungen, Band 31 Heft 4 (S. 463—482). Färbe- rische Studien an Gefäßbündeln von A.C. Hof (M. Möbtns) 193 Band 36, Heft 1 (S. 1 — 40). Die Faser anatomic des Mormyridenhirns von W. S ten del 1 (L. Edinf/er) 193 Band 36, Heft 1 (S. 41—50) Biologische Riff Unter- suchungen von Bannwarth fW. Wenz) 194 Band 86, Heft 1 (S. 51 — 60). Neue oder wenig bekannte neotropische Hemiptera von G. Br eddin fP./SV/r/.j 195 Band 36, Heft 1 (S. 61— 70). Beitrag zur Koleopteren- fauna von Buchara in Zen tral-A sien von L. von Heyden (P. Sack) 195 Band 36, Heft 1 (S. 71— 104) Grundzüge einer Tektonik des östlichen Teiles des Mainzer Beckens von W. Wenz. (F. Drererniann) 196. AW\C Aus der Schausammlung. Die Moa. Mit 2 Abbildungen. Als bei der Jahresfeier am 27. Mai 1888 Prof. F. C. Noll, der unvergessene Lehrer so vieler aus Frankfurt hervorgegange- ner Zoologen, seinen Vortrag über : „Veränderungen in der Vogel- welt im Laufe der Zeit" i) hielt, erwähnte er, daß auch in un- serem Museum die ausgestorbenen Riese nvögel Neuseelands vertreten seien, als Geschenke des Neuseeländer Staatsgeologen J. van Haast. Die Skelette zweier Gattungen Meionornis und Palapteryx konnten einige Zeit nachher montiert werden, und sie gaben immerhin ein Bild dieser merkwürdigen plumpen Vögel. Aber von dem größten Vertreter der Gruppe, der Gattung Dinornis, war nur ein Bein vorhanden, das an Höhe die beiden Skelette noch überragte und für lange Zeit die klaffende Lücke in unserer Sammlung erst recht schwer erscheinen ließ. Ver- geblich waren die Mühen, von den befreundeten großen Museen Material ziu' Ergänzung zu erhalten, vergeblich machte unser korrespondierendes Ehrenmitglied A. von G w i n n e r seinen Einfluß geltend. Die Gelegenheit schien aussichtslos verpaßt, da neue Grabungen an den Fundstellen Neuseelands nicht mehr stattfanden. Da kam die unvermutete Nachricht aus Nordame- rika, daß eine dortige Handlung noch ein Skelett besitze, und dieses nahezu vollständige Skelett ist nun durch die hochherzige Schenkung von Sir Edgar Speyer in London in unseren Be- sitz übergegangen (Fig. 1). Das auffallendste Alerkmal des gewaltigen, straußähnlichen Vogels, der mit seinen 21/2 Metern Höhe jeden, auch den größten 1) Bericht der Senckenb. Naturf. Ges., Frankfurt a. M. 1889 1. Teil S. 77—143. Fig. 1. Skelett der Moa, Dionns nifiAiiinix Owen. Geschenk von Sir Edgar Speyer. 5^ :m CO gm W Strauß überragt, ist das vollständige Fehlen der Flügel, und zwar ist keine Spur der Armknochen vorhanden. Auf kräftigen plum- pen Beinen mit drei starken Vorderzehen schritt das mächtige Tiei" langsam und wuchtig einher, als Kiese einer vielgestaltigen Gruppe von Vögeln, zu der kleine und große, schlanke und plumpe Vertreter gehören. Viele Arten sind unterschieden wor- den, die z.T. wieder angezweifelt wurden; aber es darf auch wohl als schwierige Aufgabe gelten, die zahllosen Knochen, die sich in den Sümpfen Neuseelands dank dem Eifer van Haasts, Höchste tters und anderer gefunden haben, bestimmten Vo- gelarten zuzuerteilen. Jedenfalls ist hier noch lange keine Einig- keit erzielt, und auch Dinornis maximiis Owen, unsere Art, wird von manchen Forschern für das Weibchen des Dinornis robastus Owen gehalten, während andere beide Formen trennen. Es ist eigenartig, daß alle diese Vögel auf Neuseeland beschränkt sind. Wahrscheinlich sind ihre unbekannten festlän- dischen Verwandten schon viel früher den Nachstellungen ihrer Feinde erlegen, während sie auf der großen Insel sich länger halten konnten. Auch eine zweite Eieseninsel, Madagaskar, hat einen ähnlichen gewaltigen Vogel beherbergt, den Äepyornis. Während hier aber Skelette nur sehr selten vorkommen, werden die mächtigen Eier (Fig. 2a) gelegentlich immer w^ieder ge- funden, und so konnte auch unser Museum vor wenigen Jahren als Geschenk von Geh. Kom.-Rat Dr. L. Gans ein prachtvolles, ganz unversehrtes Exemplar erwerben. Sein Inhalt kommt etwa dem von 150 Hühnereiern oder 6 Straußeneiern gleich! Über die Zeit, in der diese Riesenvögel auf Neuseeland und Madagaskar gelebt haben, besteht keine Einigkeit. j\Ian kennt von Dinornis sogar die Haut, die Federn, Teile des Auges usw., man hat diese Reste in einer Höhle Neuseelands gefunden, wo sie dank der ungew^öhnlichen Trockenheit der ganzen Gegend er- halten geblieben waren. Solche Funde scheinen zu beweisen, daß seit der Ausrottung der gewaltigen Tiere noch keine allzulange Zeit verflossen sein kann. Und so nehmen denn in der Tat die meisten Forscher heute an, daß die Maoris sie bald nach ihrer Einwanderung in Neuseeland als bequemste und nutzbrin- gendste Jagdbeute erkannt und durch unablässige Nachstellungen vernichtet haben. Man findet häufig alte Brandstellen mit Feuer- steinwaffen und den zerschlagenen Knochen der Moa; ob es aber die Waffen der Maoris oder die ihrer. Vorgänger sind, das ist — 5 — nicht sicher, und ebensowenig läßt sich die Ansicht beweisen, daß die Menschenfresserei erst nach der Vernichtung der Moas einfach aus Nahrungsmangel entstanden ist. Über Aepyornis weiß man noch weniger, aber eins ist ganz sicher: Geologisch ge- sprochen gehören beide Riesenvögel der Gegenwart an, und so reihen sich das neue Dwor^^5- Skelett und das Aepi/ornis-Ei wür- dig den beiden Vertretern aus der Vogelwelt an, die erst in ge- schichtlicher Zeit durch den Mejischen ausgerottet worden sind: dem Riesenalk und der Dronte. F. Drevermann. Unser Plaiiktoiischraiik. IV. Mollusken und Tunikaten. Mit 12 Abbildungen. A. 3Iollusken. War es für den Binnenländer schon sonderbar genug, daß ,, Würmer" an der JMeeresoberfläche schwimmen und Eigenschaf- ten von Quallen annehmen, so wird er noch mehr erstaunen, daß Schnecken, für ihn Urbilder der Trägheit und Bodenständig- keit, sich auf freier See als echte Planktontiere herumtreiben. Freilich sind es nicht nahe Verwandte unserer einheimischen Schnecken, sondern Angehörige von Ordnungen, die ganz oder größtenteils marin sind. Zu den S t r e p t o ne ur e n (Prosobranchiern), einer Legion der Gastropoden, die in unserer Süßwasserfauna nur wenige Ver- treter, darunter die großen, gedeckelten Paludinen, zu den ihrer zählt, werden jetzt die Heteropoden oder ,,Kielfüßer" ge- stellt, die früher den Systematikern manches Kopfzerbrechen ver- ursachten. Ihr markantester Vertreter hat den Mittelplatz in unserem Planktonschrauk: Es ist Pterofrachea cnronata Forskäl (10; Fig. 28)1), ein großes Tier, das im Mittelmeer sehr häufig auf- tritt, manchmal sogar so zahlreich, daß es den Fischern die Netze verstopft. Bei den Zoologen war es, seiner völligen Durchsichtig- keit wiegen, als Gegenstand für verschiedenste Untersuchungen seit alters beliebt. Innerhalb ihrer Unterordnung- ist Pterotrachea *) Die vor der Figurennummer stehende Zahl bezeichnet die Nummer des Glases im Planktonschrank (s. Fig. 27 Seite 6). op hd Q 05 die am extremsten umgebildete und ganz ans Planktonleben an- gepaßte Form. Ihre Verwandten tragen noch alle, mehr oder weniger entwickelt, auch dem Laien erkenntliche „Schnecken- charaktere", vor allem eine Schale. Das Gewicht dieser Schale und der unter ihr gelegenen Eingeweide war wohl Ursache, daß die Vorfahren der Heteropoden die eigentümliche Haltung beim Schwimmen annahmen, die alle Kielfüßer zeigen: die Rückenseite mit rudimentärer Schale (wenn sie überhaupt noch vorhanden ist) nach unten, die Bauchseite nach oben gekehrt. Letztere ist bei den kriechenden Formen von einem Fuß eingenommen, einer ausgedehnten Kinechsohle. Bei den pelagischen Heteropoden ist eine Sohle vollständig verschwunden, dafür sitzt auf der Bauch- seite eine große rundliche Kielflosse, die -von dem lebenden Tier immer nach oben getragen wird. Sie ist nicht etwa einem Fuß gleichwertig; doch findet sich an ihr der letzte Rest dieses charakteristischen Bewegungsorgans unserer Schnecken: Bei dem Alännchen von Pterotrachea liegt am Außenrande ein klei- ner Saugnapf (Fig. 28 sg). Verwandte von Fteroirachea haben ihn in beiden Geschlechtern und saugen sich damit am Ufer oder an im Wasser treibenden Gegenständen fest, können sogar noch kurze Strecken damit kriechen {Atlanta); bei unserer Form aber dient der Saugnapf nur noch bei der Kopulation. Die große Kielflosse ist dadurch entstanden, daß sich im Laufe der Phylo- genie zwischen dem eigentlichen Fuß und dem Mundende ein Teil der muskulösen Körperwand nach außen vorgeschoben und den eigentlichen Fuß vom Körper abgedrängt hat. Das Organ ist beim unverletzten Tiere in ständiger Bewegung. Wenn es ruhig im Wassei schwebt, laufen s-förmige Wellen über die Flosse, einmal von vorn nach hinten und dann wieder umgekehrt. Dies allein genügt, um Pterotrachea im Wasser zu halten; nur bei völliger Ruhe der Flosse sinkt sie ganz allmählig. Um vorwärts zu schwimmen, werden Vorder- und Hinterende kräftig nach den Seiten geschlagen und zugleich beginnt die Flosse schneller und energischer zu schlagen, 130 bis 192 mal in der ]\linute ( P o 1 i - m a n t i ) , jetzt aber nur von vorn nach hinten. Ist die Bewegung einmal eingeleitet, so arbeitet die Flosse allein, ohne ]\litwirkung von Rumpfkrümmungen. Bewegung nach rückwärts wird ebenso eingeleitet, nur läuft dann die Flossenbewegung von hinten nach vorn. Nach beiden Richtungen vermag Pterotrachea gleich schnell zu schwimmen. Doch hat die ganze Bewegung etwas ungemein to p -t 3 0 C: £3 > 0 ■-a 0: r/} (V PC X i-S CD 1 3 ^^^ 5" CM 0 CO 1-j r/} (V 0 ^ cr a c ^. 0) 3 2 f^ ^ cc 2 3 ^ s; ^- is; o 3 3 c: a: 3 "^ 3 ^i - «■ r^ ^ < Ofq 0 ?= 3 ^ 0 3 a" £ 3 1^ CD, P CD °^ 3 CD 3 0- i-t> i2i t^ W 3" P W 0 5] < p P 5 3- B CD P 3 N CD' CD 03 P CD 3 orq CD CD CD ?7^ P or«; p: N 3 3 CD 3 5 p ►73 N JB s* j-t» 3 3 3 CD a- 1 p 3 0 ^ a g P to CD PS CD P > Oft? P 3 CD Ms *^ 3^ cd" rl- X ^ ^ J-1 3 0 0 crq 3" ^ 0 3 op 0 on? P _3 3 2. *H- ?1 CD i-S 0: 2 1-S P tr 3' 3 !» i-S JO p 0 p 5. 3 ?r 3 2 r" > ^ '-S^ 3 CD 3' on; I-S 3 CD CD CD — 9 — Plumpes und Schwerfälliges gegenüber den eleganten und gra- ziösen Schlangenbewegungen der pelagischen Anneliden und stempelt sie richtig zu dem „hilflos" im Wasser treibenden An- gehörigen des Planktons. Dabei schwimmt Pterotrachea immer noch besser als ihre mit Schalenrudimenten behafteten Verwand- ten. Wenn man eine solche, etwa eine Carinaria, und eine Ptero- trachea nebeneinander sieht, so ist man über die Ursache der Schalenrückbildung keinen Augenblick im Unklaren. Nicht nur das Bewegungsorgan und seine Stellung, auch die ganze Körperform ist höchst sonderbar (Fig. 28). Die Schnecke ist langgestreckt und walzenförmig. Der Rumpf setzt sich nach vorn ohne jede Einschnürung in einen Kopf mit großen Augen fort, der sich seinerseits in einen unförmigen Rüssel verlängert. Dieser erscheint gegen die Körperachse abgeknickt und kann sowohl gegen Bauch- wie gegen Bückenseite getragen werden, ist überhaupt sehr beweglich. Der ganze Rumpf ist, namentlich auf der Bauchseite, mit weißlichen Tuberkeln besetzt. An seinem Hinterende liegt, in die Gallerte eingebettet, ein dunkler, beider- seits zugespitzter, länglicher Körper, der mit einem Ende etwas herausragt. Es ist der Eingeweideknäuel, der „Nucleus"; in ihm sind die Geschlechtsorgane, die Leber und der wichtigste Teil des Verdauungskanals zusammengeballt; diclit davor liegen Herz und Niere; an seinem freien Ende ist er vorn und an der Seite mit Kiemen versehen. Ein Mantel, der bei den typischen ]\lol- lusken Kiemen, sowie After und Nierenöffnung in eine ]\Iantel- höhle einschließt, fehlt ganz. Der Umfang des Kerns, in dem sich die lebenswichtigsten Organe vereinen, ist erstaunlich klein im Verhältnis zur Größe des ganzen Körpers. Genau wie bei einer JMeduse besteht hier, bei dem Mollusk, der größte Teil des Kör- pers aus spezifisch leichter Gallerte und somit aus Wasser. Ein ebenso auffallendes Mißverhältnis liegt in der Tatsache, daß ge- rade dieser Knäuel, von dessen Sicherheit Erhaltung von Indi- viduum und Art abhängt, als dichte Masse am ganzen Tier allein deutlich sichtbar ist, während man die Konturen eines frisch gefangenen Tieres im Schöpfglas wegen seiner hohen Durch- sichtigkeit nur mit einiger Mühe feststellt. Er verrät die Tiere natürlich auch den Räul^ern der See auf ziemliche Entfernung hin, und es ist gar häufig, daß der Forscher Pterotracheen zerfressen und verstümmelt erhält: Der durchsichtige Körper schwimmt noch lebhaft im Wasser herum, der Nucleus aber ist — 10 — herausgerissen. Man kann in diesem Falle die Durchsichtigkeit nicht gut als Schutz deuten; sie dürfte, soweit sie bei Ptero- trachea vorhanden ist, nur Begleiterscheinung des hohen Wasser- gehaltes der Gewebe sein, der die Tiere voluminös und spezifisch leicht gemacht hat. Freilich läßt sich wenigstens die Tendenz konstatieren, den Eingeweidekern einigermaßen unsichtbar zu machen; er ist bei Pterotrachea, einer ausgesprochenen Bewoh- nerin der oberen Wasserschicht, von einer silberig glänzenden Haut überzogen; Silberglanz aber ist auf der Bauchseite der mei- sten freischwinnnenden Fische vorhanden, und heiV elella erfuhren wir von Luftkammern, die die Scheibe von unten im Wasser ge- sehen, silberig erglänzen lassen. Es ist dies zugleich die Farbe der Wasseroberfläche innerhalb des Winkels der totalen Eeflexion, vom Wasser aus. — Hinter dem Nucleus beginnt der Schwanz, der nur auf der Kückenseite durch eine Vertiefung, in der der Nucleus ruht, gegen den Körper abgesetzt ist. Er trägt jederseits vier, auch beim lebenden Tiere etwas sichtbare Längsmuskelbänder und ist in der Körperrichtung abgeflacht. Nur das hinterste Ende ist senkrecht dazu ausgebreitet und hinten eingekerbt. Die beiden breiten Lappen sind als eine Art Höhensteuer anzusprechen; in der Kerbe entspringt ein eigentümlicher, sehr kontraktiler Schwanzfaden, perlschnurartig aussehend durch eine Eeihe schwarzer knopfförmiger Auftreibungen. Er reißt sehr leicht ab und ist daher vielfach auch nicht abgebildet worden. Leuckart sieht in ihm eine Art Lockapparat, ähnlich manchen Körper- anhängen vieler Fische. So häufig Pterotrachea eine Beute großer Meerestiere wird, ebensosehr ist sie selbst ein Eaubtier von ungeheurer Ge- fräßigkeit. Wenn sie nicht beunruhigt ist, tastet der lange llüssel ständig hin und her und sucht Nahrung, die mit Hilfe der Zahn- bewaffnung des Mundes gepackt wird. Als Schnecke hat Ptero- trachea eine Reibplatte mit kräftigen Zähnen, die auf einem muskulösen Zungenwulst sitzt und zu einem sehr zweckmäßigen Fangapparat ausgebildet ist. Wird sie aus dem ]\Iunde geschoben, so klappen große seitliche Zähne zangenartig auseinander, um beim Zurückziehen automatisch zusammenzufahren und alles festzuhalten, was dazwischen konnnt. Zur Beute wird jedes Tier, das einigermaßen überwältigt werden kann, namentlich kleinere Planktonformen, aber auch Artgenossen und selbst verhältnis- mäßig große Fische. Aus dem Schlund, in den zwei große — 11 — Speicheldrüsen ihr Sekret ergießen, gelangt die Nahrung in eine Speiseröhre, die fast das ganze Tier der Länge nach durchzieht. Eine Erweiterung hinter der Mitte faßte man allgemein als Ma- gen auf; Krasucki sieht darin nur einen Kropf; der Magen selbst ist nach ihm ein ganz unbedeutender Abschnitt zwischen diesem Kropf und dem Nucleus. Dahinter mündet die „Leber" ein, und hier beginnt der eigentliche Dünndarm, der glatt durch den Eingeweidekern durchzieht und auf seiner Spitze ausmündet. Damit hätte Pterotrachea auch in den Abteilungen des Darmroh- res Proportionen, die allen üblichen widersprechen. In dem klein- sten Darmteil im Nucleus lassen sich sogar noch mehrere physio- logisch verschiedene Abschnitte unterscheiden. In der „Leber", die ganz dem Eingeweideknäuel angehört, hat E e u p s c h niemals Nahrungsteile konstatieren können und hält sie für eine wohl ausschließlich sezernierende Drüse. Sie steht damit in scharfem Gegensatz zur Mitteldarmdrüse der meisten darauf untersuchten Gastropoden, die ebensosehr ein Organ der Nahrungsaufnahme, und zwar durch Phagocytose (Jordan), als ein Sekretions- organ ist. Vor dem Eingeweideknäuel liegt das Herz. Es besteht aus Kammer und Vorkammer. Aus der muskulösen Kammer tritt eine Aorta, die sofort einen starken Ast in den Nucleus hinein- treten läßt. Ein zweiter geht durch den Körper nach vorn und liefert Zweige für Kopf, Flosse usw. Das Blut, eine wasserklare Flüssigkeit mit spärlichen kernhaltigen Blutkörperchen, gelangt aus diesen Arterien in große Körperhohlräume, Lakunen. Ein rückführendes Gefäßsystem fehlt bei den Heteropoden vollstän- dig, während bei den meisten Schnecken wenigstens eine ,, Kie- menarterie" Blut zu den Kiemen führt und eine „Kiemenvene" von da zur Vorkammer. Zu den Atemorganen gelangt das Blut aus den großen Lakunen; die Kiemen sind lediglich dünnhäutige Ausstülpungen der Körperhaut, etwa 15 bis 20 dicke kurze Fä- den, in die sich die Blutlakunen fortsetzen. Von denselben Bäu- men aus führt eine große Öffnung in die Herzvorkammer. Da die Kiemen in nächster Nähe liegen, wird das meiste durchgeatmete Blut in das Herz zurückgelangen, daneben aber auch Blut, das die Kiemen nicht passiert hat. So ist die Leitung vom Herzen in den Körper wohlausgebildet — eine Rückstauung verhindern Klappen zwischen Kammer und Vorkammer, sowie zwischen Aorta und Kammer, deren Spiel man bei großen Tieren mit blo- ßem Auge erkennen kann — dagegen fehlt eine geregelte Rück- — 12 — leitung. Die Annahme, daß bei Heteropoden nicht nur die Kie- men atmen, sondern, wenigstens in geringerem Maße, die ganze Körperoberfläche an der Atmung teilnimmt, gewinnt durch diese Verhältnisse sehr an Wahrscheinlichkeit. Für die verhältnis- mäßig untergeordnete Stellung des Herzens spricht auch der Um- stand, daß Pterotracheen im Experiment drei bis vier Tage ohne Herz und Herztätigkeit leben können ( R y w o s c h ) , und daß im Meer gefangenen lebenden Tieren mit dem Nucleus auch das Herz herausgerissen sein kann, ohne daß sie an dieser schweren Verletzung sofort zugrunde gehen. Das Herz ist in einen Herz- beutel eingeschlossen, der mit der Vorkammer in offener Ver- bindung steht. Alit ihm komnumiziert auch die Niere, ein läng- licher, zwischen Herz und äußerem Ende des Nucleus gelegener Sack, der wie das Herz Kontraktionen ausführt. Das Exkretions- organ mündet vor dem Nucleus auf der rechten Seite nach außen. Eine zweite kleinere Öffnung der Niere durchbricht den Herz- beutel und verbindet Exkretionsorgan und Pericardialsinus. Diese sonderbare Einrichtung der Mollusken ist sofort verständlich, wenn man die Entwicklung des Herzbeutels beachtet. Er ist der einzige Eest einer sekundären Leibeshöhle. Vergegenwärtigt man sich das Verhalten dieser zum Exkretionsorgan etwa bei den Wür- mern, z. B. den Alciopiden (siehe 45. Bericht S. 148) : In jedes der zahlreichen Coelomsäckchen öffnet sich der Wimpertrichter des Exkretionsorganes. Dieses selbst mündet im nächstfolgenden Seg- ment nach außen. Dasselbe zeigen im Prinzip auch die Mollus- ken, nur ist das Segmentalorgan bloß einmal vorhanden und von der ganzen Leil^eshöhle allein der Herzbeutel übrig. Die Physio- logie der Heteropoden- Niere ist mehrfach Gegenstand der Unter- suchung gewesen, aber noch nicht ganz geklärt ( J o 1 i e t , P y - wo seh. Gegen baur, Leuckart). Ein Netzwerk von Ka- nälen in der kaudalen Wand des Sackes spricht R e u p s c h als Harnkanälchen an, die Exkrete aus den umgebenden Blutlaku- nen entnehmen. Als möglich wurde auch in Betracht gezogen, daß der kontraktile Sack ständig Wasser aufnimmt und daß die- ses durch das Pericard in die Blutbahn gelangt. Eine ältere, von Kefer stein angeführte und von Schiemenz neuerdings bestätigte Beobachtung, daß Pterotracheen ihren Körper durch Wasseraufnahme schwellen lassen können, dürfte in dieser Ein- richtung mit ihre Erklärung finden; andernteils könnte ein mit Si)hinktermuskulatur versehener, von R e u p s c h gefundener Po- — 13' — rus hinter der Schnauzenspitze demselben Zwecke dienen. Der Entdecker selbst nimmt an, daß das durch diese Öffnung ausge- stoßene Wasser eine Kückwäi^tsbewegung des Körpers bewirke. Im Gegensatz zu unseren Landschnecken sind die Heteropoden keine Zwitter, sondern Männchen und Weibchen sind immer ge- trennt wie es bei allen Prosobranchiern die Regel ist. Äußerlich erkennbar sind die Männchen der Pterofrackea sofort an dem großen Begattungsorgan rechts vom Nucleus, außerdem aber, bei Gastropoden ein seltener Fall, auch an einem sekundären Ge- schlechtscharakter, dem schon erwähnten Saugnapf in der Mitte der Plosse. Bei den nächstverwandten Gattungen besitzen beide Geschlechter dieses Rudiment einer Kriechsohle, doch ist auch bei Pterotrachea das Merkmal vielleicht noch nicht ganz präzis auf- die ]\Iännchen eingeschränkt; Weibchen mit Saugnapf an der Flosse sind nicht ganz selten gefunden worden; es kann dies freilich auch mit einem ebenfalls nicht sehr seltenen und in die- sem Falle sehr weitgehenden äußeren Hermaphroditismus in Ver- bindung stehen. Die Gonaden selbst bilden, neben der Leber, den größten Teil des Eingeweidekerns. Der Hoden besteht aus zwei langen Lappen, die aus zahlreichen Schläuchen aufgebaut sind. Ein Ausführgang leitet den Samen rechts vom Nucleus nach außen. Hier an der Oberfläche wird er in einer mit Flimmer- epithel ausgekleideten Rinne zum Penis geleitet, einem aus ver- schiedenen Abschnitten kompliziert aufgebauten Körperanhang, dessen Teile auch neuerdings noch verschiedenste Auslegung- erfahren ( Kras uck i - Re upsch). Das Ovar liegt an der- selben Stelle, wie beim Männchen der Hoden. Der gewundene Ausführgang ist in dem Abschnitt, der niclit mehr im Bereiche des Nucleus liegt, zu einer Vagina erweitert; an dieser befindet sich ein bei erwachsenen weiblichen Tieren in der Regel prall mit Samen gefülltes Sammelreservoir, ein Receptaculum seminis, sowie eine große Drüse. In letzterer sind Schalendrüse und Gallertdrüse vereinigt; ihre Hohlräume gehen ineinander über, während die Ausfuhrgänge getrennt in den Eileiter münden. Das Ei durchwandert die Drüsen selbst und tritt daraus in die Vagina, nachdem es seine Hüllen erhalten hat. Die Eiproduktion ist ganz kolossal; die Eier werden in Schnüren, eins hinter dem andern, abgelegt; nach Fol liefert eine Pterotrachea pro Tag etwa 1 m zusammenhängende Eischnur, doch löst sich dieser Verband bald in kleinere Stücke. Die Entwicklung geht über eine IMetamor- — 14 — phose, bei der in sehr bezeichnender Weise „Schneckencharak- tere", wie z. B. eine Schale, auftreten und wieder verschwinden. Daß pelagische Raubtiere wie Pterotrachea Nervensystem und Sinnesorgane gut ausgebildet haben, darf man von vornherein erwarten und findet es ja auch bei den Alciopiden. Das Nerven- system läßt sich auf das typische der Streptoneuren zurückfüh- ren. Bei ihnen ist der über den Körper emporgeschobene Bruch- sack, der die Eingeweide enthält, im Lauf der phylogenetischen Entwicklung nach vorn umgedreht worden, so daß vorher nach hinten gelegene Organe jetzt nach vorn verlagert sind, wie z. B. die Kiemen. Dabei erlitt ein Nervenstrang, der die paarigen sog. „Pleuralganglien" verbindet und in dessen Verlauf im Bereich der Eingeweide kleinere Ganglien eingeschaltet sind, die Vis- ceralkommissur, eine eigentümliche Verdrehung zu einer Achter- figur. Von diesem charakteristischen Verhalten weicht das Nerven- system der Heteropoden dadurch ab, daß Verschmelzungen und Rückbildungen eingetreten sind, und daß die einzelnen Stränge infolge der Gesamtform außerordentlich gestreckt erscheinen (Spengel, Felsen eer, Tesch). Von den reizaufnehmenden Organen ist dasjenige, das dem immer hungrigen Tiere die Beute auf optischem Wege zeigt, genau wie bei den räuberischen Alci- opiden, am höchsten ausgebildet. Wie. jedes Molluskenauge geht auch das Auge der Pterotrachea auf eine Epithelblase zm^ück, die aber im Lauf der Entwicklung sehr komplizierte Ausgestal- tung erhalten hat. Man erkennt in dem länglichen Anhang, der auf der Rückenseite (beim schwimmenden Tiere also nach unten) an der Stelle gelegen ist, wo die Schnauze vom Körper abbiegt, eine große kugelige Linse. Sie ist Ausscheidungsprodukt der Innenseite einer Cornea, der durchsichtigen Vorder wand der gan- zen Augenblase. Dahinter erscheint eine dunkelpigmentierte Partie, in der fensterartige helle Teile ebenfalls mit bloßem Auge erkennbar sind. Diese Pigmenthaut scheidet nach innen gleich- falls eine iichtbrechende Substanz aus, einen Glaskörper, der die Augenblase hinter der Linse füllt. Im, Grunde bildet die Innen- schicht eine sonderbar geformte Netzhaut, einen langen Streifen mit sechs Reihen kompliziert gebauter Sinneszellen. Eine Augen- hülle bildet vorn die äußere Lage der Cornea, dahinter eine schützende „Sklerotica". Augenmuskeln bewegen das Organ als Ganzes. Dem Bau und der Anordnung der Retinaelemente nach liefert das Auge dem Tier kein scharfes Bild eines Gegenstandes, — 15 — sondern orientiert vielmehr über die verscliiedene Entfernung schwimmender Körper, indem nähere Gegenstände andere Ee- tinazellen reizen als entferntere (Hesse).. Dadurch erübrigen sich natürlich Akkommodationsvorrichtungen; weder der Durch- messer der Linse, noch die Entfernung zwischen Linse und Re- tina scheinen geändert werden zu können. Sehr auffallend ist die Gesamtform der Augen, die unwillkürlich an die Teleskop - äugen der Tiefseefische und an die Augen mancher Nachtvögel erinnert. Sie müssen ihrem Bau nach, wie die Augen dieser Dunkeltiere, die Aufgabe haben, möglichst viel Licht auf die Eetina zu konzentrieren. Dabei leben aber unsere Pterotracheen in den lichterfüllten obersten Schichten des Wassers! Eine sehr merkwürdige Einrichtung erklärt diesen eigenartigen Bau der Augen. Wie schon erwähnt, zeigt die Pigmentwand, deren Auf- gabe es ist, störendes Seitenlicht abzuhalten, hier bei Pterotrachea Unterbrechungen auf der Ober- und Unterseite. Auf den diesen Fenstern gegenüberliegenden Wänden der Augenblase sind eigen- tümliche Zellen, sog. „Nebensehzellen" (Hesse), angereichert. Da keine optischen Hilfsapparate vorhanden sind, kann hier kein Bild, wohl aber einfach Licht, wie etwa von Beutetieren reflek- tiertes, walirgenommen werden. Damit würde also die Kiel- schnecke auch über Gegenstände im Wasser über und unter ihr benachrichtigt, die nicht in des Sehfeld der Retina selbst fallen. ]\Iöglicherweise wird, wie bei den Alciopiden von der Neben- retina, hier von den Nebensehzellen ein Reflex ausgelöst, der eine Augenbewegung zur Folge hat, die den betr. Körper in das Retinasehfeld bringt. Jedenfalls aber muß die Durchbrechung der isolierenden Pigmentwand in verhältnismäßig sehr großem Umfang zur Folge haben, daß störendes Nebenlicht in das Augen- innere gelangt. Um diesen Nachteil auszugleichen und trotzdem möglichst viel Licht auf die Netzhaut zu konzentrieren, hat bei diesen durchsichtigen Geschöpfen an der lichterfüllten Meeres- oberfläche das Auge als Ganzes die Augenform der Nachttiere erworben. Sehr bekannt und in allen Lehrbüchern abgebildet ist ein zweites, hochentwickeltes Sinnesorgan, die Statocyste, das Gleich- gewichtsorgan. Sie liegt gleich hinter den Augen, aber etwas mehr nach innen, und ist, wenn man das Tier von oben betrach- tet, gerade noch als winziges Bläschen sichtbar. Als verhältnis- mäßig großes, leicht zugängliches Objekt und in einem durch- — 16 — sichtigen Tiere gelegen, hat sie eine sehr große Zahl von Arbei- ten, darunter grundlegende über statische Organe, hervorgerufen (L e u c k a r t , G e g e n b a u r, L e y d i g , Boll, E a n k e , C 1 a u s, Solger, Retzius, Ilyin, Tschagotin, Polimanti). Bei schwacher Vergrößerung erkennt man eine Blase, in deren Mitte in einer Statolymphe ein sehr hübsch konzentrisch und radiär gestreifter Statolith schwebt. An das Ganze tritt ein Ner- vus staticus, der sich aufspaltet. Seine Äste laufen wie Meridiane um die kleine Kugel und innervieren auf der Seite, die der Zu- trittstelle gegenüberliegt, eine Macula statica, einen 'Bezirk von Sinneszellen. Im Epithel der übrigen Blasenwand, in der Anti- macula (Tschagotin), treten Zellen auf, von denen je ein großes Wimperbüschel in die Statolymphe hineinragt. Sind diese Wimpern aufgerichtet, so wird der Statolith auf die Macula ge- drückt, da die Büschel ungleich lang sind: die der Macula gegen- überliegenden am längsten, die ihr benachbarten am kürzesten. Dadurch wird das Tier über seine Lage im Baum orientiert: Der Druck auf bestimmte Sinneszellen übt einen Reiz aus, der zu den Ganglien weitergeleitet und hier geordnet wird, und dann even- tuell adäquate Reflexe auslöst. Das Aufrichten der Wimper- büschel, wodurch der Statolith angedrückt wird, entspricht der Ruhestellung der Wimperzellen, die sie autonom einnehmen, z. B. auch beim toten Tier immer haben. Anscheinend um die Reiz- barkeit der Sinneszellen nicht abzustumpfen, wechselt diese Stel- lung aber in rythmischen Zeitintervallen mit jener, bei der der Statolith in der Mitte schwebt, die Büschel aber, an die Wand niedergebogen, zitternde Bewegungen ausführen. Sie erzeugen so eine Strömung in der Lymphe, die das Konkrement in der Schwebe hält, etwa wie die Glaskugel im Wasserstrahl in jeder Schießbude. Diese Spannung der Wimperzellen geschieht auf einen Impuls vom Zerebralganglion hin. Die Nervenfasern, die zu den Wimperzellen gehen, sind danach motoriscli, wäln^end die der Macula sensorisch sind; übrigens verhalten sich beide Arten von Fasern auch färberisch verschieden. Die statischen Nerven kreuzen sich teilweise so, daß in den Gehirnganglien die Reize der medialen Partien der einen Statocyste mit denen von den lateralen Partien der anderen kombiniert werden, sodaß wir hier also ein Seitenstück zur Korrespondenz der Netzhäute der Wirbel- tieraugen haben (Tschagotin). Die Hauptfunktion der Stato- cysten ist natürlich die der Orientierung im Raum; daneben be- — 17 — einflussen sie cfen Tonus der Körperniuskulatur: Zerstörung der Statocysten hat Erschlaffung des sonst prall gespannten Körpers zur Folge. Früher hat man in ihnen, wie in allen statischen Or- ganeUj fälschlich Gehörapparate gesehen, doch fehlen diese den Heteropoden vollständig. Dagegen besteht hier ein auch sonst bei Mollusken sehr verbreitetes Organ, das wahrscheinlich für che- mische Beize (Geruch, Geschmack) empfänglich ist, das Osphra- dium, ehi Wimperepithelbezirk. Es liegt an der Vorderseite des Nucleus in der Xähe des Afters. Besondere Geschmacksorgane, becherförmige Gruppen von Sinneszellen, sind in der Nähe des ]\Iundes nachgewiesen worden (Boll), auch ist ein besonderes Geschmacksvermögen dargetan (Lang). Sehr in die Augen fal- len Organe, die als große, weiße Tuberkeln, namentlich auf der Bauchseite, um den Flossenansatz herum, liegen. Es sind hier sehr reichlich Drüsenzellen angehäuft, und dazwischen liegen bewimperte Stützzellen; aus der Alitte des Hügels ragt öfter ein zarter Faden nach außen; an das Ganze tritt ein Nerv heran. Es ist wahrscheinlich, daß hier Sinnesorgane vorliegen, die viel- leicht den Seitenorganen der Fische analog sind, also zur Wahr- nehmung von Bewegungen und Druckschwankungen im Wasser dienen, wie P a n e t h und E d i n g e r annehmen. Dann treten auf der Haut, die sehr reich innerviert ist, noch eigentümliche nervenreiche Papillen auf, denen sog. „Knorpelzellen" eine ge- wisse Steifheit verleihen und an die auch ein Nerv tritt. Beson- ders auffällig sind mehrere, in individuell verschiedener Zahl auftretende Höcker vor den Augen, in denen man früher Fühler sah. Diese charakteristischen Sinnesorgane der Schnecken aber fehlen bei unserer PferotracJiea ganz. Wie viele pelagische Tiere vermag auch PterotracJiea zu leuchten; namentlich der Nucleus strahlt auf den geringsten Reiz hin ein schönes bläuliches Licht aus. Literatur: Claus, C. Das Gehörorgan der Heteropoden. Arch, mikr. Anat. 12. 1876 — Ders. Über den akustischen Apparat im Gehör- organ der Heteropoden. ib. 15. 1878 — E dinger, L. Die Endigung der Haut- nerven bei Pterotrachea. ib. 14. 1877 — Fahringer, I. Über das Vorkommen einer Speicherniere bei Cariiiaria ntediterrfi/tea. Zooh Anz. 21. 1904 — P"'ol, H. Etudes sur le developpement des Mollusques: Sur le developpement larvaire et embryonnaire des Heteropodes. Arch. Zool. Exp. 45. 1876 — Gegenbau r, C. Untersuchungen über Pteropoden und Heteropoden. Leipzig 1855. — Grenacher, H. Abhandlungen zur vergleichenden Anatomie des Auges. IL Das Auge der Heteropoden. Abh. Naturf. Ges. Halle 17. 1886 — Grobben, — 18 — C. Zur Morphologie des Fußes der Heteropoden. Arb. Zool. Inst. Wien 7. 1888 — Ilyin, P. Das Gehörbläschen als Gleichgewichtsorgan bei den Pterotra- cheiden. Ctrlbl. Physiol. 13.1899 — Joseph, M. Die vitale Methylenblau- Nervenfärbungsmethode bei Heteropoden. Anat. Anz. 3. 1888 — Keferstein, W. Weichtiere. Bronns Klassen und Ordnungen III. 2 1862-1866. — Krasucki, A. Untersuchungen über Anatomie und Histologie der Heteropoden. Anz. Akad. Wiss. Krakau B. 1911 — Lang, A. 'Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. 1. Lief. Mollusca. Jena 1900. — Leu ck art, R. Zoologische Untersuchungen III. Heteropoden. Gießen 1854 — Ley dig, F. Anatomische Bemerkungen über CdriiKiria, Firola und Änipliicoru. Ztschr. Wiss. Zool. 3. 18.51. — Paneth, I. Beiträge zur Histologie der Pteropoden und. Heteropoden. Arch. mikr. Anat. 24. 1885. — Pelseneer, P. Le Systeme nerveux streptoneure des Hetero- podes. C. R. Acad. Sc. Paris 114.1.1892. — Polimanti, 0. Contributi alia fisiologia del movimento e del sistema nervoso degli animali inferiori. Ztschr. Allg. Physiol. 12. 1911. — Ranke, I. Der Gehörvorgang und das Gehörorgan bei Pterotrachea. Ztschr. Wiss. Zool. 25. 1875. — Retzius, G. Zur Kennt- nis des Gehörorgans der Pterotrachea. Biol. Untersuchungen N. F. 10. 1902. Reupsch, E. Beiträge zur Anatomie und Histologie der Heteropoden. Ztschr. Wiss. Zool. 102. 1912. — Ry wosch, D. Zur Physiologie des Herzens und des Exkretionsorgans der Heteropoden. Arch. Ges. Physiol. 109. 1905. — S c h i e - menz, P. Die Heteropoden der Planktonexpedition. Erg. Plankton-Exp. 2. F. c. 1911. — S olger, B. Zur Kenntnis des Gehörorgans von Pterotrachea. Schriften Naturf. Ges. Danzig N. F. 10. 1899. — Spengel, L W. Das Geruchs- organ und das Nervensystem der Mollusken. Ztschr. Wiss. Zool. 35. 1881. Sou ley et, M. Heteropodes. Voyage de la „Bonite" 2. Paris 1852 — Tesch, I. I. Die Heteropoden der Siboga-Expedition. Siboga-Expeditie 51. 1906 — Ders. Das Nervensystem der Heteropoden. Ztschr. Wiss. Zool. 105. 1913. — Tscha- gotin, S. Die Statocyste der Heteropoden. ib. 90. 1908. — Wackwitz, J. Beiträge zur Histologie der Molluskenmuskulatur, speciell der Heteropoden und Pteropoden. Diss. Breslau 1893. — Vayssiere. A. Mollusques Hetero- podes. Res. Camp. Sc. Monaco 26. 1904. Wie die eine Legion der Schnecken, die „Streptoneuren" mit der erwähnten achterförmi.^-en Visceralkommissur im Nerven- system in den Heteropoden eine Unterordnung mit weitgehender Anpassung an pelagisches Leben besitzt, so hat auch die zweite, die der „Euthyneuren", bei denen jene Kreuzung der Kom- missur nicht vorhanden ist, ihre Vertreter draulJen auf der Hoch- see. Es sind Angehörige verschiedener, nicht einmal direkt ver- wandtet Familien aus der Unterordnung der Opisthobranchier, bei denen Eigentümlichkeiten der Planktontiere so vorherrschend geworden sind und sie soweit von den anderen entfernen, daß sie früher als eigene Unterordnung der ,, Pteropoden" gingen, l)is neuere Untersucher, vor allem B o a s und Pelseneer, ihnen auf Grund vergleichend-anatomischer L^ntersuchungen ihre Stel- — 19 — lung anwiesen. Unser Planktonschrank hat Vertreter von zwei der größten und schönsten Arten aufzuweisen, beide aus der Familie der Cymbuliiden, CymhuUa peroni Blainville (8; Fig. 29, 30) und Tiedemannia neapolifana Delle Chiaje (6; Fig. 32, 33). i) Die Stellung der letztgenannten in der Familie entspricht etwa der der Pterotrachea unter den Heteropoden: Sie ist, wenigstens Fig. 29. Cijinbiüia pero]iilS\^m\\\\Q. Eines der Exemplare des Planktonschrankes von der vorderen, oralen Fläche (beim Schwimmen oben). Natürl. Größe. in den meisten Merkmalen, die am stärksten modifizierte Gat- tung, während Cymhulia eine Form ist, wie sie ungefähr in der Ahnenreihe der Tiedemannien aufgetreten sein mag, analog den erwähnten, weniger umgebildeten Verwandten der Pterotrachea bei dei] Heteropoden. Beide Formen sind in der Gesamtorgani- ') Letzteres ein „Lehrbuchname", den die Etikette des Schrankes noch aufweist : nach den Regeln der Nomenklatur : Gleba coroiiata Forskäl. 2* — 20 — satioii einander sehr ähnlich; im folgenden mag die primitivere Cymhulia peroni zu Grunde gelegt werden. Sie war lange Zeit nur aus dem westlichen Mittelmeer bekannt, bis sie von der Deutschen Tiefsee-Expedition und der Plankton-Expedition auch aus dem Atlantischen Ozean mitgebracht wurde. Das stattliche Tier wird 6 — 7 cm lang und ist, bis auf die auch hier wieder zu einem Klumpen zusammengeballten Eingeweide, glashell. Es hat die Form eines Kahnes, vorn mit einer abgestumpften, run- den Spitze, hinten breit und flach und mit zwei gezähnten seit- lichen Fortsätzen. In diesem „Kahn", einer eigentümlichen, ge- latinösen Schale sitzt der Körper. Der Rumpf mit den Eingeweiden ist in seine wasserhelle Grundmasse eingesenkt, und darüber liegt ein Kopfteil, der Fuß und Flosse trägt. Der Fuß steht ganz im Dienst der Nahrungsaufnahme; er ist lediglich ein nach hin- ten umgebogener Rüssel. Die Flosse liegt dahinter (ventral- wärts), eine einheitliche Fläche, die nach rechts und links zwei große, von Muskeln durchsetzte Lappen ausgebildet hat. Davon abgesetzt ist ein nach hinten ragender Mittellappen, der ganz im Bereich des „Kahnes" bleibt und an dem in einer Kerbe hinten ein langer, tentakelartiger Faden befestigt ist. Die beiden über- ragenden Flossen sind Bewegungsorgane, die den sonderbaren und doch ungemein reizvollen „ Flügelf üßern" etwas ganz Be- sonderes geben. Die italienischen Fischer nennen sie „farfalle di mare", und durch den Flossenschlag und ihr elegantes „Flie- gen" erinnern sie wirklich an Schmetterlinge. Freilich wird man bei genauer Analyse die Bewegung eher der eines schwimmen- den Rechens, eines Trygon oder einer Uaja, an die Seite stellen müssen (Polimanti). Die Fläche schlägt nicht als Ganzes von oben nach unten, sondern der Schlag beginnt vorn und läuft als Welle nach hinten. Dadurch kommt ein sehr för- derndes, für gewöhnlich horizontal gerichtetes Schwimmen zu- stande; das zugespitzte Vorderende der Schale durchschneidet dabei das Wasser. Gelegentlich, aber selten, tritt auch eine um- gekehrte Schlagrichtung und damit ein Rückwärtsschwimmen ein. Stärkere Arbeit einer Flosse allein ergibt eine Kreisbewe- gung. Auch in vertikaler Richtung ist Bewegung möglich. Dabei sind die Tiere als echte Planktonorganismen ungemein leicht; von manchen ist bekannt, daß sie durch einfaches Ausspreizen ihrer Flosse in der Schwebe zu bleiben vermögen. Die spezifisch leichte Gallerte, die bei allen Tieren unserer Zusammenstellung — 21 — als Schwebeorg-an angehäuft ist, wird hier in der Hauptsache in Gestah der sog. „Schale" angelagert. Mit der echten Mollusken- schale, der Schnecken- oder Muschelschale, hat diese niclits zu tun. Einmal ist ihre Entstehung und Lage am Körper ganz an- Fig. 30. Cymbulia peroni Blainville. Schematische Darstelhing von der vorderen, oralen Fläche, nach M e i s e n h e i m e r. es Eingeweidesack, pe Penis, sl Seitenlappen ml Mittellappen des Fußes, m Mund, tf tentakelförmiger Fortsatz der Flosse, fl Flosse, te Tentakel, pc Pseudoconcha. ders; dann aber tritt eine echte Schale in der Entwicklung bei der Larve auf und wird später wieder abgeworfen. Die Cymbu- — 22 — liidenschale ist eine Bildung sui generis, die nur bei dieser einen Familie vorkommt; sie wird nach innen von der Haut allmählich abgelagert und ist von fast knorpeliger Konsistenz. Die weiche und sehr leicht verletzliche Körperhaut zieht daher über den gan- zen großen „Kahn" hin. Wird das Tier beim Fang oder sonstwie unsanft berührt, so fällt die Schale — um ihren morphologischen Wert zu charakterisieren, hat man sie auch als Pseudoconcha bezeichnet — 'vom Körper ab, und der Pteropod vermag ohne sie weitei zu schwimmen, ohne in seinen Bewegungen oder Verrich- tungen merklich gehindert zu sein. Der Körper, der in der Pseudo- concha ruht, ist hier wenigstens im Rumpfteil von dem für die Mollusken charakteristischen Mantel umgel^en; in dem Raum zwischen diesem und der eigentlichen Körperoberfläche, der ]\Ian- telhöhle, münden After und Nierenöffnung — bei Heteropoden ist eine Mantelhöhle' bekanntlich nicht vorhanden — und ein bereits bei diesen erwähntes Sinnesorgan, das Osphradium, hat hier wie typisch seinen Platz. Auf der Seite nach der Schale zu ist das ]\Iantelepithel großenteils zu einer umfangreichen Mantelhöhlen- drüse umgebildet, einer Schleimdrüse, über deren Aufgabe Siche- res nicht bekannt ist. Die jMantelhöhle öffnet sich nach hinten, unter dem mittleren Fortsatz der Flossenfläche. Vorn (dorsal) erhebt sich der Fuß, der zu einem Rüssel umgebildet, an seinem Ende den Mund trägt. Er liegt in der Tiefe eines Trichters, der von zwei oberen, in der Mitte verschmolzenen Seitenlappen und einem unpaaren unteren (Mittel-) Lappen gebildet wird. Die Ränder dieser Lappen vereinigen sich und bilden zwei deutlich sichtbare Falten, die seitlich nach dem vorderen Flossenrande hinlaufen. Das Epithel in diesen Falten und auf der ganzen Innen- seite des Trichters ist bewimpert; dies ist die einzige Vorrichtung, vermittels deren die Cymbulien Nahrung einfangen können; der Schlag der Cilien ist gegen den Mund gerichtet und strudelt, in derselben primitiven Weise wie die Peristomfelder mancher Pro- tozoen, allerhand kleinste Lebewesen, hauptsächlich einzellige Tiere und Pflanzen, in den Mund. Die Nahrung gelangt durch ein kurzes sog. ,, Schlundrohr" erst in die eigentliche Mundhöhle mit nm" mäßig entwickeltem Kiefer- und Reibplattenapparat, von da durch einen faltigen, drüsigen Ösophagus in einen Kaumagen mit einer Anzahl harter chitiniger Platten, zwischen denen die Nahrung zermalmt und die Kalk- und Kieselpanzer der ver- schluckten Einzeller zerrieben werden. Dann erst folgt ein — 23 — eigentlicher längsgefalteter Magen mit Drüsen, und als besonders reicher Drüsenbezirk hängt ihm die umfangreiche ,, Leber" an, hier im Gegensatz zu Pterotrachea ein besonderer Teil des Ver- dauungstraktes, in dessen weite Hohlräume Nahrungspartikel eintreten. Eigentümlich ist den Pteropoden ein in den jMagen mündender Blindsack, der außen in der liCbermasse eingebettet liegt. Er liefert ein Sekret, das ständig verbraucht wird; man will in ihm ein dem bekannten Kristallstiel vieler Muscheln ana- loges Organ sehen, dessen Aufgabe es sein soll, scharfkantige Hartteile der Nahrung mit zähem Schleim zu überziehen, um die zarten Darmwände vor Verletzung zu schützen. Auf den ]\Iagen fols'en ein o^ewundener Dünndarm und ein kleiner Enddarm. mdr es Fig. 31. ('uiHhiilia itetvni Blainville. Schematischer Durchschnitt, senkrecht zur Fläche der Figur "30, nach M e i s e n h e i m e r. m Mund, pc Pseudoconcha, es Eingevveidesack, mdr Mantelhöhlench-üse, mh Mantelhöhle, fl Flosse. Dorsal legt sich das Herz an den Eingeweideknäuel, äußerlich ungeteilt, innerlich nur unvollkommen durch zwei Längssepten in Kammer und Vorkammer getrennt. Das Blut, eine klare Flüs- sigkeit mit kernhaltigen Blutzellen, tritt auch hier durch die Ar- terien in ein System von Lakunen. Kiemen und sonstige Atem- organe fehlen. Der nötige Gasaustausch wird einfach durch die gesamte Oberfläche besorgt; namentlich das dünne, zarte Mantel- höhlenepithel dürfte für die Atmung tätig sein. Ebenso wie das Herz liegt auch die Niere, ein weiter Sack, dem Eingeweide- knäuel an. Ob sich, wie normal für Mollusken, auch noch eine innere Öffnung nach dem Pericard (Leibeshöhle; siehe S. 12) findet,, ist nicht ganz unbestritten. Nächst dem Darm und seinen Anhängen sind es, wie in der Kegel bei Gastropoden, die Ge- — 24 — sclilechtsorgane, die die Hauptmasse der Eingeweide ausmachen. Wie alle typischen Angehörigen der Legion der Euthyneuren sind aucli die Cymbulien Zwitter. Aber für sie ist charakteri- stisch, daß die Eeife, die übrigens schon sehr früh eintritt, sich zuerst nur auf die männlichen Teile erstreckt, und daß erst nach- her weibliche Geschlechtsprodukte gebildet werden. Eier und Samen entstehen in ein und demselben Organ, der Zwitterdrüse. Im Innern der Drüse liegen die Eifollikel; die Spermien werden an der Peripherie gebildet. Ein Zwittergang leitet die Genital- zellen nach außen. Das Sperma wird in einem erweiterten Ab- schnitt, einer Vesicula seminalis, angesammelt. Für eine scharf ausgeprägte Proterandrie spricht, daß nur während der Zeit dei* männlichen Reife ein stark .entwickeltes Begattungsorgan auftritt, zu dem eine Samenrinne führt; während der weiblichen Reife ist der Penis fast ganz verschwunden. CymbuUa ist außer- ordentlich fruchtbar. Nach Fol, der die Tiere in Messina bei der Eiablage beobachtet hat, liefert das erwachsene Tie'r durch- schnittlich pro Tag 1200 Eier. Sie werden in gallertigen Ketten ausgeschieden, jedesmal etwa 40 Eier zusammen, und in jeder großen Kette etwa 10 dieser Einzelklumpen hintereinander. Wenn man die Art der Ernährung und vor allem den voll- ständigen Mangel an Angriffs- und Fangwerkzeugen ins Auge faßt, wird es nicht weiter wundern, daß die Sinnesorgane unserer Pteropoden auf einer ungleich tieferen Stufe stehen, als die der räuberischen Pterotrachea. Außer dem schon erwähnten Osphra- dium finden wir auf dem Rüssel zwei kleine Höcker, die ,, Ten- takel", die an ihrer Spitze je ein ganz rudimentäres Auge tragen; es besteht lediglich aus einer mit Sekret gefüllten Höhle, die als lichtbrechender Apparat in Betracht konnnt, und dahinter einer Sinneszellenschicht und einem Ganglienzellager. An diese Augen- bildung tritt ein Nerv; auch sind Retraktormuskeln an ihm be- festigt. Dazu kommen Statocysten, die ein maulbeerförmiges Häufchen von Konkrementen als Statolithen enthalten. Audi die flimmernde Lippenrinne soll ein Sinnesorgan sein, dient aber in der Hauptsache wohl der Nahrungszufuhr. Schließlich ist der bewegliche tentakelförmige Fortsatz des Mittellappens der Flosse zu nennen, nach M e i s e n h e i m e r unzweifelhaft ein besonde- res Sinnesorgan, ,, dessen reichliche Ausstattung mit Sinneszellen und Nei'ven für einen hohen Grad von Empfindlichkeit spricht". Die zweite Cymbuliide des Schrankes, Tiedemannia neapoli- 'Jo — tana Delle Chiaje (6; Fig-. 32, 33) ist der größte und schönste Pteropod, im Leben so durchsichtig, daß ihn nur seine Bewegun- gen im Wasser verraten. Die Gallertschale ist pantoffelförmig, nicht kahnförmig, und kleiner wie bei Cymbulia; sie ist noch empfindlicher als bei jener. Die geringste Verletzung der Haut genügt, um den Verlust der ganzen Schale herbeizuführen. Ab- gesehen von den Funden der „Valdivia" und der Plankton-Expe- Fig. 32. Tiedemanma neapolitaua Delle Chiaje. In der Ansicht wie Fig. 29. Exemplar des Planktonschrankes, natürl. Größe. dition im Atlantik ist T iedemannia nur aus den westlichen Teilen Teilen des Mittelmeeres bekannt. Auf die Organisation dieses wunderschönen Tieres einzu- gehen, wäre im allgemeinen nur eine Wiederholung des eben für Cymbulia Angeführten. Doch haben die Teile, die aus der ,.Pseudoconcha" heraussehen, die Flosse und der zum Rüssel umgebildete Fuß, ein ganz anderes Aussehen als dort. Die Flosse ist eine einzige große Scheibe, nach hinten (ventral) ausgebogen und vorn (dorsal) mehr gerade verlaufend. Sie ist bei erwachse- nen Exemplaren etwa 8 cm breit und von Muskeln durchsetzt wie die Cymbuliaflosse. Sehr konstant treten im Seitenrand vier — 26 — bis sechs opake Zacken auf, ferner nach innen und weitei' nach hinten weiße Flecken, die ebenso wie die Zacken unregelmäßig begrenzte Anhäufungen einzelliger Drüsen sind. Dazu besitzt die Flosse noch Pigmentzellen, die den Eeiz des Tieres noch erhöhen können: Bei genauerem Betrachten entdeckt man am lebenden Stück feine schwarze Punkte; beobachtet man das Tier einige Zeit, oder reizt man es durch einen leichten Stich, so fließen die Fig. 33. Tieäenianuia ncupolitaua Delia Chiaje. Schematische Darstellung, wie Fig. 30, nach M e i s e n h e i m e r. pc Pseudoconcha, es Eingeweidesack, pe Penis, sl Seitenlappen ml Mittel- lappen des Fußes, m Mund, mdr Umriß der Mantelhöhlendrüse, fl Flosse, r Rüssel, te Tentakel. Punkte auseinander zu großen braunen Flecken. Es sind Chro- matophoren, Farbzellen, mit dem Vermögen, ihre Form zu än- dern. Ebenso wie sich die Flecken bilden, verschwinden sie wieder; die Kontraktionsdauer der Zellen beträgt nach Gegen- baur zwischen einer halben Minute und drei Viei^telstunden. Wird das Tier gereizt, so läßt es nach jeweiligem Ausdehnungs- zustand die Chromatophoren entweder erscheinen oder verschwin- — 27 — den; bei einer verwandten Art (Gleha chnjsosficta Krohn) füh- ren die Zellen eine schöne goldgelbe Farbe. Der Vorderrand der Flosse ist durch den außerordentlich langen Eüssel eingebuchtet. Für gewöhnlich ist dieser nach hinten umgebogen und auf die Flossenscheibe niedergebeugt. Ist Tiedemannia aber gereizt, so wird er in die Höhe gehoben. An seinem Ende sitzt der ^Slund. wie bei Cymbulia in der Tiefe eines innen bewimperten Trich- ters, der von den beiden vereinigten Seitenlappen oben und dem Mittellappen unten gebildet wird, nur sind hier die äußeren Teile des Seitenlappens durch eine tiefe Ausbuchtung getrennt, und so erscheint das Eüsselende zweilappig. Die Ränder der Lappen m mh Fig. 84. Ticdciiiaiiiiia ueapoUtanu Delle Chiaje. Schematischer Diirchsehitt, wie Fig. 31, nach Gegenbau r, etwas geändert. pc Fseudoconcha, es Eingeweidesack, mh Mantelhöhle fl Flosse, r Rüssel, m Mund,, sind auf den Seiten nach hinten ausgezogen und schließen eine wimpernde Rinne ein, die nach hinten über etwa I3 des Rüssels verläuft. Eine von Boas durchgeführte Magenanalyse macht uns mit der Zusammensetzung der eingestrudelten Nahrimg be- kannt: Foraminiferen, Radiolarien, Ceratien, Tintinnoideen und vereinzelte kleine Krebse. Durch den langen Rüssel läuft ein entsprechend langer Schlund zur eigentlichen Mundhöhle, der bei Tiedemannia Kiefer und Radula völlig fehlen. Die Eingeweide zeigen keine besondere Abweichung von Cymvbulia, und auch die Sinnesorgane sind wesentlich die gleichen; in dem stark bewim- — 28 — perten Flossenrand hat P a n e t h zwischen den feinen Wimpern Tastborsten konstatiert. Literatur: Boas, I. E. V. Spolia atlanficfi. Dansk. Vidensk. Selsk.Skrifter, 6. Raekke, naturvid. og math. AM. 4. Bd. 1886. — Ders. Zur Systematik und Biologie der Pteropoden. Zool. Jahrb. 1. 1886. — Fol, H. Etudes sur le develop- pement des mollusques. I. Sur le developpement des Pteropodes. Arch. Zool. Exp. 4. 1875. — Gegenbaur, C. s. S. (17) — Keferstein, W. s. S. 18.— Lang, A. s.S. 18 — Meisenheimer, J. Pteropoda. Wiss. Erg. D. Tiefsee- Exp. 9 (1911) 1905. — Nekrasoff, A. Untersuchungen über die Reifung und Befruchtung des Eies von Cyuilmlia peroni. Anat. Anz. 24. 1903. Paneth, L s. S. 18 — Pelseneer, P.Report on the Pteropoda. II. Thecosomata III. Anatomy. Chall. Rep. Zool. 23. 1888. — Ders. Sur le pied et la position syste- matique des Pteropodes. Ann. Soc. Malacol. Belgique 23. 1888 — Polimanti, O. s.S. 18 — Spengel,L W. s. S. 18 — Souleyet, M. s. S. 18 — Wack- witz, J. s. S. 18 — Schiemenz, P. Die Pteropoden der Plankton-Expedi- tion. Erg. Plankton-Exp. 2. F. b. 1906. B. Tunikaten. Schließlich haben wir noch Vertreter eines Tierstanimes im Planktonsclirank, der mit den Wirbeltieren in den Grundzügen der Organisation wenigstens in bestimmten Entwicklungsstadien weitgehend übereinstimmt, Vertreter der Tunikaten, der „Mantel- tiere". Zwei von ihren drei Klassen, die Appendicularien und die Salpen, enthalten nur planktonische Organismen. Zu letzteren gehört Salpa maxima-africana Forskäl (16, 21; Fig. 38); die Klasse der Ascidien, der Seescheiden, umfaßt festsitzende Formen, Einzel- tiere und Kolonien, mit Ausnahme einer Gruppe, die zum Leben im freien Wasser übergegangen ist. Es sind die Pyrosomen, As- cidien, die in großen Kolonien zusannnensitzen und als Leucht- tiere mit intensivstem Licht bekannt sind. Diese ,, Feuerwalzen" sind im ganzen zapfen- oder kegelförmig, mit geschlossener Spitze und offenem breitem Ende; man kennt sie bis zu etwa 4 m Länge (in Ausnahmefällen) ! Das bei uns aufgestellte Pyrosoma gigan- teum Lesueur (19; Fig. 35) — nach neuerer Auffassung keine eigene Art, sondern nur eine Varietät des Fyrosoma atlanticum Peron — erreicht die für Planktontiere recht respektable Länge von 60 cm. Es ist in allen warmen ^Meeren gefunden worden, am häufigsten zwischen etwa 200 m Tiefe und der Oberfläche. Kleine Stücke fand C h u n in Neapel in 1200 m Tiefe. Ganz an die Ober- fläche gehen die Pyrosomen fast nur nachts und am häufigsten im Frühjahr; gelegentlich scharen sie sich unter dem Einfluß — 29 — von Strömungen zu Schwärmen zusammen, die das wunderbarste Meerleuchten erzeugen können. Die Einzeltiere lagern im Zapfen von Pyrosoma giganieum CS j ^ in unregelmäßig staffeiförmiger Anordnung aneinander und alle so, daß die Bauchseite nach dem geschlossenen Ende der ganzen Kolonie hinsieht. Sie weisen in den Grundzügen den Bau der soli- tären Ascidien, jener aus den Seewasseraquarien bekannten Ci- — 30 — ona- und Phallusia-Arten auf, neben einer Anzahl charakteristi- scher, durch das Planktonleben verursachter Abweichungen. Als erste und auffälligste Besonderheit, die mit dem Leben und Schweben im freien Wasser ini engsten Zusammenhang zu brin- gen ist, ist die Koloniebildung selbst zu nennen. Durch sie wurde die zellulosehaltige Alantelsubstanz der einzelnen Ascidienkörper außerordentlich angereichert und konnte die Aufgabe der Gallerte bei den bisher angeführten Planktontieren infolge ihres Wasser- reichtums (fast 950/0) übernehmen. Ebenfalls als Schwebeorgan dienen die zahlreichen Erhebungen und Fortsätze, die über diese Mantelgallerte hinausstehen. Bei jungen Kolonien sind sie viel länger als bei alten und dann geradezu als Schwebfortsätze zu bezeichnen. Bei den alten aber dienen sie wohl in der Haupt- sache als Öchutzorgane, die einmal manche Angreifer vor dem bestachelten Zapfen zurückhalten, dann aber durch ihre Stellung nahe der JMundöffnung eine Art Reuse darstellen, die verhüten soll, daß ungebetene Graste in den Vorderdarm eindringen. Die Anordnung der Einzeltiere zu einem hohlen Zapfen war auch Bedingung für die eigenartige langsame Fortbewegung der Ko- lonie. Das Pyrosoma schwimmt durch den Rückstoß des Was- sers, das aus der großen Höhle durch eine weite Öffnung am hinteren breiten Ende herausgetrieben wird. Daß Wasserbewoh- ner durch Rückstoß schwimmen, ist weiter nichts Besonderes; man braucht nur unsere Aeschna-Lsivven oder die Tintenfische in Gefangenschaft zu beobachten, oder irgend eine Meduse. Hier bei den koloniebildenden Ascidien ist die Möglichkeit, die Kolonie durch das verbrauchte Atemwasser der Einzeltiere zu bewegen, dadurch ermöglicht, daß die Kloakenöffnungen aller Einzeltiere nach innen, also dem Munde entgegengesetzt ge- richtet sind, während bei allen sitzenden Ascidien Mund und After nach derselben Seite gehen. Die Pyrosomenindividuen haben damit eine Eigenschaft erworben, die in ihrer Klasse für die sonst viel mehr, auch als Einzeltiere, an das Leben in der Hochsee angepaßten Salpen charakteristisch ist. Freilich fehlt den Individuen der Ascidienkolonie deren hochentwickelte Mus- kulatur. Aber dafür können sich hier die Muskeln mehrerer Hundert Lidividuen summieren. Voraussetzung für einen einiger- maßen erheblichen Effekt ist natürlich auch, daß die Tiere alle gleichzeitig und in gleichem Sinne arbeiten. Li der Tat machen anatomische Befunde wahrscheinlich, daß sich die — 31 — sogenannten „Kloakenmuskeln" bei allen auf einmal oder wenig- stens in einer Folge kontrahieren. Hand in Hand mit der Arbeit der Einzeltiere geht ein wechselndes, langsames Zusammenziehen des ganzen Stockes, ermöglicht durch Muskelfasern innerhalb des ]\Iantels, die entweder zwischen den Einzeltieren oder in Begleitung der Mantelgefäße (s. u.) hinlaufen. Und schließlich ist Fig. 36. Pyrtmtma atUmt'u-nm Peron. Einzeltier, sohematisch.. Nach Seeliger aus Neumann, i Mundöffnung, mi Muskel der Mundöffnung, e äußerer Celluloseniantel, Im Leuchtorgan, fb Flimmerbogen, g Ganglion, ks Kiemenspalten, If Längsfalten des Kiemendarms, rz Rückenzapfen, dm dorsale Mesenchymzellengruppe (blutbildendes Organ), oe Oesophagus, ni Magen, mf Mantelfaserstrang, mg Mantelgefäß, mb Kloakalmuskel, kl Kloake, e Kloakenöffnung, me Muskel der Kloakenöffnung, h Hoden, it Darm, st Stolo, es Endostyl, rm Ringmuskelzüge. — 32 — wohl auch das Diaphragma am offenen Ende der Kolonie, ein aus Mantelsubstanz bestehender Saum mit ^Muskelfasern, am Zustande- kommen der Bewegung beteiligt. Er sieht fast aus wie das Velum einer Hydromeduse (s. Bericht 1913 S. 304, 307, 308) und klappt wie dieses bald nach außen, bald schließt es sich wieder und engt die Öffnung des großen Hohlraumes ein. Für ein Vorwärtskom- men ist die Form der Kolonie viel vorteilhafter als die einer Meduse: Das ganze ist in der Eichtung der Bewegung gestreckt und am Vorderende verjüngt. Trotz alledem schwimmen die Pyro- somen sehr langsam und schwerfällig. Das beträchtliche Volumen der Gallerte und namentlich die vielen Fortsätze und Stacheln bieten für ein schnelleres Schwimmen zu großen Widerstand. Der Bau der Einzeltiere (Fig. 36, 37) ist gekennzeichnet durch die entgegengesetzte Lage von Mund und After. Durch den Mund, der durch Muskulatur versclüossen werden kann, tritt Wasser, das Sauerstoff und die Xahrung — kleine Plankton-Lebe- wesen — enthält, in einem weiten sackförmigen Hohlraum, der den allergrößten Teil des Körpers einnimmt, den Kiemendarm. Das Atemwasser passiert dann eine große Zahl von Kiemenspal- ten auf beiden Seiten des Körpers und gelangt in einen den Kiemendarm umgebenden, von der Haut aus durch Einstülpung entstandenen ,,Peribranchialraum" jederseits. Durch Gewebsträn- ge, die von der Außenwand nach innen vorragen, die Trabekel, werden diese Räume klaffend gehalten. Sie vereinigen sich hin- ten am Körper zu einem gemeinsamen großen Kloakenraum, in den das verbrauchte Wasser hineinströmt, um durch die Kloaken- öffnung in die große innere Öffnung der Kolonie zu gelangen. Die Nahrung, die von dem einströmenden Wasser mitgebracht wird, wird durch eine ganz eigenartige Einrichtung festgehalten und zu den Verdauungsorganen gefülmt. Mitten auf der Bauch- seite der Tiere zieht den ganzen Kiemensack entlang eine kom- pliziert gebaute Rinne mit einem Wimperapparat, das Endostyl. Hier werden große Giengen Schleim produziert und durch Flim- merung nach vorn (zum Munde hin) geschafft, wo zwei Flimmer- bogen den ganzen Umfang des Kiemenkorbes umgreifen. Der Schleim bewegt sich auf ihnen nach der Rückenseite. Auf diesem Wege verfängt sich in ihm all das Kleinzeug, das mit hereinge- bracht wurde, um an der Rückenseite entlang zum Schlund be- fördert werden zu können. Bewimperte Rückenzapfen dürften bei dem Transport behülflich sein. Sobald die Nahrung auf diese Art — 33 — den umfangreichen Kiemendarmteil, der dui'ch quer zu den Kie- menspalten ziehende Längsfahen mit Gefäßräumen gegittert er- scheint, passiert hat, wird sie von dem verdauenden Teil des Darmes aufgenommen und zerlegt. Ein kurzer Schlund, dessen Wände rötliches Pigment aufweisen, führt in den Magen. Daran schließt eine kurze Enddarmschleife, die sich in den Kloakenraum n. dm tr-. pb. es Fig. 37. Schematischer Querschnitt durch ein Pyrosoma in der Region des Kiemenkorbes. Nach Seeliger aus Neu mann. n Nerv, dm dorsale Mesenchjmzellengruppe, rz Rückenzapfen, If Längsfalten des Kiemendarms, pb Peribranchialhöhle, a äußere Wand der Peribranchial- höhle, es Endostvl, tr Trabekel, b innere Wand der Peribranchialhöhle. Öffnet. Ihr angelagert ist die ,, darmumspinnende Drüse" (See- liger), ein Organ von nicht ganz geklärter Funktion, das wahr- scheinlich verdauende Sekrete in den Magen liefert. Etwas ganz besonderes bietet das Herz aller Tunikaten: Die Kontraktionen, die in Wellen über den länglichen Schlauch hinlaufen, vermögen ihre Richtung zu ändern. Die Blutflüssigkeit wird einmal nach hinten nach den Eingeweiden hingetrieben; dann aber kann, nach einem momentanen Stillstand, die Systole an demselben Ende, an dem sie soeben ausgeklungen ist, wieder beginnen und in umgekehrter Richtung über das Herz laufen. Dabei findet kein — 34 — regelmäßiger Wechsel statt, sondern die Zahl der zu den Ein- geweiden gerichteten Pulse überwiegt die anderen. Die Bedeu- tung des sonderbaren Umkehrens liegt darin, daß die Verteilung der Nährstoffe und des Sauerstoffes sich so, wenigstens für be- stimmte Körperregionen, besonders günstig gestaltet, wie Unter- suchungen aus jüngster Zeit gerade für Pyrosoma giganfeiim dartun (Burghause 1914). Das Blut selbst stellt eine Flüssig- keit mit flottierenden Zellen dar, die in Hohlräumen der primären Leibesliöhle zirkuliert. Die Zellen lösen sich aus Mesenchymzell- haufen im doi'salen Längsgefäß, dem sog. „blutbildenden Organ". Alit dem Blutgefäßsystem und zwar ebenfalls mit dem dorsalen Sinus stehen die Mantelgefäße, die den Mantel der ganzen Länge nach bis zum Diaphragma durchsetzen, in Verbindung. Sie er- nähren die ihnen anliegende Längsmuskulatur, die für die Be- wegung des ganzen Stockes von größter Wichtigkeit ist. Ob sie füi' die Atmung sehr in Frage kommen, bezweifelt B u r g h a u s e, weil die Flüssigkeit darin wesentlich nur stagniert. Zu den Or- ganen, die durch die Umkehr der Herzperistaltik besser mit Nah- rung als mit Sauerstoff versorgt werden, gehören auffallender- weise die Leuchtorgane, Mesenchymzellmassen, die einem um den Mund ziehenden Sinus anliegen; freilich ist hier vor der eigent- liclien Kiemenregion die Möglichkeit einer direkten Sauerstoff- aufnahme durch die Wand und damit die eines regen Gasaustau- sches gegeben; denn Leuclitorgane sind, wo sie auch auftreten mögen, stets irgendwie reichlich mit Sauerstoff versorgt. Das wundervolle, überaus glänzende und helle, in der Eegel blaugrün gefärbte Licht ist an den Lebensprozeß gebunden und verschwin- det beim absterbenden Tier allmählich, indem es nach Eot hin umschlägt. Intakte Pyrosomen leuchten auf den geringsten Reiz hin; der Reiz, den ein Lidividuum empfängt, wird den Nachbarn mitgeteilt: „Bei den Pyrosomen beginnt das helle, weingelbe Licht 1) einförmig an dem einen Ende und schreitet mit leise zitternder Wellenbewegung nach dem andern hin vorwärts, stets grübe und die Subneuraldrüse. Erstere liegt dicht ventral unter gleich einem weißglühenden Stücke Eisen in lichter Lohe zu flammen scheint. In gleicher Weise schreitet dann diese helle Erleuchtung zurück, bis sie allmählich in vollständiges Dunkel erlischt. Nach einigen ^Minuten neuer Brand, neues Auflodern, ^) Die Farbenangaben sind bei den einzehien Autoren sehr wider- sprechend. — 35 — dem allmähliches Verlöschen folgt" ( K. Vogt). Und Mose ley berichtet: "I wrote my name with my finger on the sm^face of the giant Pyrosoma as it lay on deck in a tub at night, and my name came out in a few seconds in letters of fire". Das Licht der Pyrosomen im Meere ist einzigartig hell und intensiv. Nach Benett s Bericht wurden die Segel des Schiffes erhellt, und mau konnte kleine Druckschrift in der Heckkajüte am Fenster lesen (Neumann). Außer von den Organen geht auch von den Ovarien und von den Embryonen Licht aus. Über die bio- logische Bedeutung des Leuchtens der Pyrosomen besteht keine Klarheit. Die verschiedenen zur Erklärung der tierischen Lumi- niszenz aufgestellten Theorien sind nicht anwendbar, auch die „Schrecktheorie", die a priori am wahrscheinlichsten ist, versagt völlig; nach Burg ha use's Versuchen fressen Fische leuchtende und nicht leuchtende Pyrosomen, auch Krabben lassen sich nicht im geringsten stören. Für eine gegenseitige Anlockung der Indi- viduen, die eine wechselseitige Befruchtung der Eier herbeizu- führen zur Folge haben könnte, sind die Eigenbewegungen der Kolonien zu langsam und die Lichtsinnesorgane der Lidividuen zu schlecht entwickelt. Die Fortpflanzungsverhältnisse sind wiederum besonders interessant, weil sich Anklänge an die andere pelagische Tuni- katenklasse, die Salpen, finden. Wie bei jenen findet sich ge- schlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung. Aber während die Salpen durch den von Adalbert von C ha mis so ent- deckten Generationswechsel eine gewisse Berühmtheit erlangt haben — ein geschlechtloses Einzeltier erzeugt durch Sprossung eine Kette sich geschlechtlich fortpflanzender Individuen, deren befruchtete Eier wiederum geschlechtslose Ammen ergeben — , ist dieser Generationswechsel bei Pyrosoma erst angebahnt. Alle Tiere eines Stockes haben Geschlechtsorgane und zwar Ovar und Hoden, wie ja sämtliche Ascidien Zwitter sind. Sie ent- stehen aus einer Anlage in einer ventralen Ausstülpung des Körpers. Das Ovar bringt nur ein Ei zur Eeife; der Hoden, aus mehreren pigmentierten Lappen bestehend, reift vor den weib- lichen Organen, ist aber zu deren Reifezeit noch funktionsfähig, so daß eine Selbstbefruchtung innerhalb der einzelnen Individuen nicht ausgeschlossen ist. Beobachtungen darüber fehlen. Aus dem befruchteten Ei entsteht im Kloakenraum des elterlichen Tieres ein rudimentärer ascidienähnlicher Organismus, das Cyathozoid, — 36 — aus dem durch Sprossung die vier ersten Ascidiozoide hervor- gehen. Das Cyathozoid ist eine ungeschlechtliche Generation. Während es vollständig zugrunde geht, vermehren sich inzwi- schen die Ascidiozoide der frei gewordenen Viererkolonie zu- nächst ebenfalls durch Sprossung; später aber vermögen alle As- cidien des Stockes sich sowohl geschlechtlich wie ungeschlecht- lich zu vermehren und verhalten sich darin also ganz anders, wie die Geschlechtsgeneration der Salpen. Die letztgenannte Art der Fortpflanzung vollzieht sich bei den Einzelindividuen so, daß ein Zapfen am Hinterende des Endostyls vor den Geschlechtsorganen Knospen abschnürt, die sich loslösen, in dem Mantel bis an ihren definitiven Platz wandern und heranwachsen. An diesem Stolo, der die Knospen sprossen läßt, beteiligen sich sämtliche Organe des Muttertieres, indem sie Stränge in ihn hineinschicken; Por- tionen davon werden in jeder Knospe zu entsprechenden Orga- nen. Durch Sprossung bewerkstelligt die Kolonie ihr Wachstum. Gleichzeitig vermehrt sich dadurch die Möglichkeit der geschlecht- lichen Portpflanzung und damit die Möglichkeit, durch Tochter- kolonien neues Lebensgebiet zu erobern. Wie alle Planktonformen aus höher entwickelten Tierklassen haben auch die Pyrosomen Zentralnervensystem und Sinnesor- gane wohl ausgebildet. Das „Gehirn" ist das für alle Tunikaten typische: ein Ganglion auf der Rückenseite des Kiemensackes, nicht weit hinter dem Munde. Von ihm strahlen acht periphere Nervenstränge aus. Daß die Sinnesorgane keine besondere Or- ganisationshöhe erklommen haben, liegt wohl an der Kolonie- bildung. Tastzellen hat man in der Umgebung des Mundes fest- stellen können. In dem sog. „Ventraltentakel" an der Mundöffnung liegt ein für mechanische Reize sehr empfängliches Sinnesorgan vor, das den Besitzer vor dem Eindringen von Feinden und Fremdkörpern schützen könnte. Am hinteren unteren Teil des Ganglions liegt ein Lichtsinnesorgan, aus Pigmentbecher, Retina und einem Augenteil des Gehirns bestehend. Als Sinnesorgane angesprochen werden nach ihrer Entstehung aus der Anlage des Ganglions auch zwei andere eigentümliche Gebilde, die Flimmer- grube und die Subneuraldrüse. Erstere liegt dicht ventral unter dem Ganglion; die meisten Zellen, die ihren Hohlraum begren- zen, tragen lange Geißeln. Sie soll ein Geruch- bzw. Geschmacks- organ sein, wird aber von anderer Seite auch als Exkretions- organ bezeichnet. Die Subneuraldrüse bildet sich auf der Ventral- — 37 — wand der Flimmergrube als eine kugelige Zeilwucherung. Ein- schlüsse ihrer Zellen wurden früher Otolithen und das ganze als Otocyste (Statocyste) angesprochen, wahrscheinlich zu unrecht. Außerdem hat man in ihr ebenfalls ein Exkretionsorgan vermutet. Interesse verdient die Flimmergrube auch aus einem anderen Grunde. Wie schon erwähnt, stellt man die Tunikaten im System in die nächste Nähe der Wirbeltiere. Entwicklung und Organi- sationsverhältnisse namentlich der primitivsten Klasse, der Ap- pendicularien, zeigen deutliche Beziehungen: Im Gegensatz zu den meisten Wirbellosen liegt das Zentralnervensystem dorsal, das Herz ventral vom Darm. Bei jenen ursprünglichen Formen, aber auch bei den sog. „Appendicularialarven" der Ascidien, die nach Form und Bau nicht mit Unrecht mit Kaulquappen verglichen werden, tritt dazu unter dem Zentralnervensystem ein entodermal entstandenes Achsenskelett, eine Chorda, die Grundlage der „Vertebra" der Vertebraten. Schließlich ist die Wand des Vorder- darmes von Kiemenspalten durchbrochen, wie sie bei allen Wirbel- tieren angelegt werden und bei den wasseratmenden in Funktion treten Hier entsteht auf der Ventralseite bei den Vertebraten eine Einsenkung, aus der die Schilddrüse wird. Ihr Homologen ist bei den Tunikaten der Endostyl. Die Flimmergrube aber, über der dorsalen Wand des Kiemendarmes, soll der Hypophyse, dem Gehirnanhang auf der Unterseite des Zwischenhirns der Vertebra- ten, entsprechen. Auf Grund der Übereinstimmungen gerade mit Amphibienlarven, und der neuerdings namentlich von J ä c k e 1 postulierten Ursprünglichkeit landbewohnender vierfüßiger Wir- beltiere will S i m r 0 1 h die Tunikaten sogar von Vorfahren ähn- lich den Kaulquappen herleiten, während die herrschende Auf- fassung nach wie vor in ihnen einen Seitenzweig der Linie sieht, die zu den Vertebraten führte. Am weitesten zu Planktontieren umgebildet wurden unter den Tunikaten die Salpen, deren Typ uns die im Mittelmeer häufige große Salpa africcma Forskäl (21; Fig. 38) mit einer Kette ihrer Geschlechtsindividuen, der Salpa maxima Forskäl (16) vor Augen führt. Das treffendste Merkmal ist wieder der außer- ordentliche Wasserreichtum der Gewebe, vor allem des Mantels und damit in ursächlichem Zusammenhang die gallertige „me- dusenartige" Konsistenz und die hohe Durchsichtigkeit aller Ge- webe. Das zoologische System der ligurischen Fischer z. B. hat für Medusen und Salpen, die bei ihnen bekanntesten und wenig ge- — 38 — schätzten Großplanktonten nur eine Rubrik; „garnasse", und auch das „gebildete Publikum" wird im Aquarium keinen Unter- schied machen, so sehr drängen sich diese Merkmale dem Auge auf. Wie bei fast allen wasserreichen Organismen ist fast der ganze Körper Schweb- und Bewegungsorgan; die Eingeweide hatten schon bei den Kolonien der Pyrosomen das Bestreben, sich Fig. 38. Salpa maxima-africana Forskäl, Amme. Exemplar des Plankton- schrankes, etwas verkl. an einer Stelle zu vereinen. Hier bei den Salpen haben wir das vollendete Gegenstück zu unserer Pterotrachea: ein richtiger „Nucleus" am Hinterende, in der wie bei jener der verdauende Darm und seine Anhangsdrüsen, Herz und Niere zusammen- gedrängt sind und in dessen Nähe bei den Kettentieren auch die Geschlechtsorgane liegen. Bei jener war er silberglänzend, bei Salpen ist er noch auffallender, z. B. lebhaft rot gefärbt, und gibt — 39 — den gleichen Bedenken gegen die Theorie der ,, Schutzfärbung" dieser Glastiere Raum. Der ganze Körper ist gestreckt tonnen- förmig mit einer breiten Längsfurche auf der Eückenseite. Der breite, von Lippen begrenzte Mund fülirt in einen weiten Hohl- raum, in dem durch fast völligen Scliwund des Kiemenkorbes Kie- mensack und Peribranchialraum der Ascidien hier bei den Salpen vereinigt sind. In Verbindung mit den Muskelbändern, die die dorsale Hälfte des Körpers umgreifen, dient er der Bewegung: Dem jMunde gegenüber öffnet sich, wie bei Pyrosoma, die Kloake; bei geschlossenem Mund treibt eine rythmische Kontraktion der Muskeln das Wasser größtenteils ziu* hinteren Öffnung heraus, und wie eine Pyrosomenkolonie oder eine Meduse schwimmt die Salpe durch den Eückstoß, freilich sehr viel gewandter. Auch die Ketten bewegen sich durch die pumpende Tätigkeit der einzel- nen Individuen; unwillkürlich erinnert man sich dabei mancher Siphonophoren, auch langer Ketten, die durch die Tätigkeit von Schwimmglocken dahintreiben. Einzelsalpe und Kettensälpe un- terscheiden sich übrigens in Größe und Gestalt und vor allem in der Anordnung der Muskelbänder sehr scharf voneinander. Daß man vor der Entdeckung des Generationswechsels beide Formen eines Entwicklungskreises als verschiedene Arten auffaßte und verschieden benannte, war damals durchaus berechtigt, und die Beibehaltung der Namen für Amme und Geschlechtstier in den heute gebräuchlichen Doppelnamen zeigt, wie fest eingewurzelt die alten Bezeichnungen waren. Der größeren Agilität der Sal- pen gegenüber Pyrosoma entspricht natürlich auch eine höhere Ausbildung der Sinnesorgane: das Ganglion ist verhältnismäßig sehr groß; auf ihm sitzt, auf einem birnförmigen Fortsatz, ein großes, im Leben braunrotes, hufeisenförmiges Auge. Um den Mund herum finden sich, wie bei den Pyrosomenindividuen, Tast- zellen. Vor und unter dem Gehirn liegt, wie bei jenen, die auch hier als Sinnes- (Geschmacks-) organ gedeutete Flimmergrube. Die Grundzüge der Organisation sind überhaupt im wesent- lichen die gleichen wie bei den Ascidien. Der wichtigste und sonderbarste Unterschied ist, daß von dem ganzen Kiemenkorb nur je eine lange Kiemenspalte vorhanden ist, so daß die ganze Kiemenwand auf den schmalen Balken reduziert wurde, der von der Rückseite vorn nach der Bauchseite hinten quer durch den großen Hohlraum zieht und auch in der wiedergegebenen Figur deutlich sichtbar ist. Ebenso kommt der Endostvl hier zum Aus- — 40 — druck, der, wie bei Ascidien, vorn in die Flimmerbogen übergeht, die hinter dem Mund die Atemhölile umgreifen. Sie funktionieren wie bei jenen. Durch das lebhafte Pumpen kommt sehr viel Nah- rung in den Sack. Salpen gelten als sehr gefräßige Tiere; in planktonreichen Buchten sollen sie geradezu verheerend wirken, wenn sie in Menge auftreten. Sie nehmen gelegentlich auch recht große Brocken zu sich; in Portofino fand ich einmal eine S. maxim a-africana, in deren Oesophagus (im Nucleus) ein toter Fisch mit dem Kopfe feststeckte; sein Schwanz ragte zum Munde heraus. Der Darmkanal, ganz im Nucleus, gliedert sich wie bei Pyrosoma; konkrementfülirende Zellen in der Nähe des Darmes sollen Nierenzellen sein. Beim Herzen der Pyrosomen ist die- selbe Umkehr der Peristaltik zu konstatieren wie bei den Asci- dien. Vor dem Nucleus, in derselben Vorwölbung der Körper- wand, liegt eine dicke, keulenförmige, fettigglänzende Gewebe- masse, die nach oben und vorn umbiegt: der sog. Elaeoblast, der ein Depot von Nahrungsstoffen darstellen soll. In der Umgebung des Eingeweideknäuels legt sich bei den Ammen in einer nach außen geöffneten Höhle der Stolo an, an dem durch Knospung zahlreiche in einer Kette vereinigte Individuen entstehen. Die Fruchtbarkeit ist dabei ganz enorm, und es finden sich immer verschiedenaltrige Ansätze mehrerer Ketten, die sich nach ein- ander ablösen und davon schwimmen. Die Ketten bleiben ver- bunden; die Einzeltiere wachsen heran und können bei Salpa maxima- a fricana die ganz respektable Größe von 15 cm er- reichen, was auch für die Amme als Alaximum angegeben wird. (Apstein). In dem Nucleus der Kettentiere bilden sich die Geschlechtsorgane, zwittrig, wie bei Pyrosoma. Nur geht hier die weibliche Reife voraus, und das reife Ei wird daher durch das Sperma einer anderen Kette befruchtet. Auch hier wird nur ein einziges Ei in jedem Individuum angelegt; es entwickelt sich in der Wandung des Atemsackes der Mutter und ist durch ein ernährendes Organ, eine ,, Placenta", mit ihr verbunden, die auch, nachdem die junge Amme sich losgelöst hat, als kompakter kuge- liger Gewebehaufen erhalten und vor dem Nucleus im hinteren Drittel der ventralen Wand sichtbar bleibt. Eine geschwänzte Appendicularia - Larve tritt ebensowenig wie bei Pyrosoma auf. Der Wechsel der beiden Generationen, der geschlechtlichen und der ungeschlechtlichen, wird immer streng eingehalten. Und nun genug der Fülle von Formen. Es wäre ein Leichtes, — 41 — alle Fenster das Saales, in dem unser Schrank steht, mit Plankton- tieren zu schmücken. Aber sie alle könnten, so verschieden ihre systematische Stellung, so seltsam ihr Äußeres auch sein mag, immer nur wieder dieselben Eigenschaften präsentieren, die sie zu Bewohnern des niÄayog stempeln, und zeigen, wie dieser Lebensbezirk sich seine Lebewelt geschaffen hat. Literatur: Apstein, C. Die Salpen der Deutschen Südpolar-Expedition. D. Südpolar-Exp. 9. 1. Zool. 1906. — Ders. Salpen der Deutschen Tiefsee-Expe- dition. Wiss. Erg. D. Tiefsee-Exp. 12. 190B. — Brooks. W. K. Tlie Genus Salpa. Mem. Biol Lab. John Hopkins Univ. 2. 189.^3. — Burghause, F. Krei.slauf und Herzschlag bei Pyrosoma giganteum nebst Bemerkungen zum Leuchtvermögen. Ztschr. Wiss. Zool. 108. 1914. — D ah 1 grün, W. Untersuchungen über den Bau der Exeretionsorgane der Tunikaten. Arch. mikr. Anat. 58. 1901. — Göp- pert, Untersuchungen über, das Sehorgan der Salpen. Morph. Jahrb. 19. 1893. Heine, P. Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Salpen und der Ciona intestinalis, ib. 73. 1903. — Her dm an, W. A. Report on the Tunicata. HI. Chall. Rep. Zool. 27. 1888. — Julin, Ch. Recherches sur le developpement embryonnaire de Pyrosoma giganteum. Zool. Jahrb. Suppl. 15. Festschr. Sp enget 2. 1912. — Korotneff, A. Zur Embryologie von Pyro- soma. Mitt. Zool. Stat. Neapel 17. 1905. — Neumann, G. Die Pyrosomen der Deutschen Tiefsee-Expedition. Wiss. Erg. D. Tiefsee-Exp. 12. 1913. — Ders. Die Pyrosomen. Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs, 3. Suppl. Tunicata 2. Leipzig 1913. — Nicolai, G. F., Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Salpenherzens. Arch. Anat. Physiol. Abt. 1908. Suppl. Sälen sky. W., Beiträge zur Embryonalentwicklung der Pyrosomen. Zool. Jahrb. Anat. 4. 1890: 5, 1891. Schnitze, L. S., Untersuchungen über den Herzschlag der Salpen. Jen. Ztschr. Nat.-wiss. 35. 1901. — See liger, O. Die Pyrosomen der Plankton-Expedition. Erg. Plankton-Exp. 2. E. b. 1895. Simroth, H. Ueber die Entstehung der Tunicaten. Verh. D. Zool. Ges. Halle 1912. — Streiff, R. Ueber die Muskulatur der Salpen und ihre syste- matische Bedeutung. Zool. Jahrb. Syst. 27. 1909. Manchem, der mit der Aufstellungstechnik für ^luseen ge- nauer Bescheid weiß, wird die Methode, nach der alle die großen und kleinen Planktontiere unseres Planktonschrankes in ihren Behältern montiert sind, aufgefallen sein. Sie stehen auf zier- lichen Gerüsten von dünnen Glasstäben; jede Form ist individuell behandelt. Bei gedämpfter Beleuchtung scheinen die Objekte dadurch völlig zu schweben, und nur bei ganz hellem, durch- fallendem Licht können bei manchen die Glasgerüste störend empfunden werden. Wenn die Tiere nach derselben Methode vor weißem oder dunklem Hintergrund stehen, wie dies verschiedent- lich in den Wandschränken der Fall ist, ist das Gestell für — 42 — den Beschauer kaum zu entdecken. Die in manchen Museen geübte Technik, die „Glastiere" auf dicl^:en Glasstäben aufzu- hängen oder etwa Medusen über Glasbecher zu stülpen, wird durch diese, wahrscheinlich zum ersten Alale angewandte Auf- stellungsart übertroffen. Der Nachteil der Methode liegt frei- lich darin, daß die Anfertigung der Gestelle und das Montieren selbst sehr zeitraubend sind und viel Geduld und eine sichere Hand verlangen. Ein Weg, die Glasfäden auch im hellsten durchfallenden Licht ganz unsichtbar zu machen, wäre, den Brechungsexponenten der Konservierungsflüssigkeit durch Zu- satz von geeigneten hochbrechenden Flüssigkeiten (etwa Gly- cerin zu Formol oder Alkohol, Terpineol oder Eucalyptol zu etwa 90 o/o Alkohol, Schwefelkohlenstoff zu absolutem Alkohol) dem des Glases zu nähern. Man hätte zugleich den Vorteil, das durch die Konservierung gefällte Eiweiß der Objekte selbst wieder et- was aufzuhellen, und könnte, soweit die Zusätze das spezifische Gewicht und die Viscosität der Flüssigkeit erhöhen, auch die tra- genden Glasfäden feiner nehmen. Jedenfalls eröffnet sich hier für Jünger der leider arg vernachlässigten Museumstechnik der niederen Wirbellosen ein reiches Feld zu lohnenden Versuchen. Februar 1914. L. Nick. — 43 — Protektorin: Ihre Majestät die Kaiserin. Verteilung der Ämter im Jahre 1915. Direktion : Prof. Dr. med. A. Knoblauch, ,1. Direktor Prof. Dr. med. O. Schnaudigel. IL Direktor Dr. F. AV. Winter, I. Schriftführer R. V. Goldschmidt-Rothsohild, II. Schriftführer W. 31elber. Kassier A. V. Metzler, Kassier Dr. jur. H. Günther, Konsulent Verwaltung : Die Verwaltung besteht satzungsgemäß aus den arbeitenden Mitgliedern, deren Namen im Mitgliederverzeichnis mit * versehen sind. Sektionäre : IProf. Dr. H. Reiohenbach E. Creizenach Frau 31. Sondheim Säugetiere j Prof. Dr. AV. Kobelt l Dr. A. Lotichius Vögel Kom.-Rat R. de Neufville Amphibien Prof. Dr. A. Knoblauch Fische A. H. AVendt Insekten : Koleopteren (und Allgemeines) . . . Prof. Dr. L. v. Heyden Lepidopteren E. 3Iüller Mollusken Prof. Dr. AV. Kobelt Botanik ! P^of. Dr. M. 3Iöbius l 31. Dürer Paläontologie Dr. R. Richter Geologie Dr. E. Naumann Mineralogie Prof. Dr. AV. Schauf — 44 — Lehrkörper : Zoologie Prof. Dr. O. zur Strassen Botanik Prof. Dr. M. Möbiusl Paläontologie und Geologie Prof. Dr. F. Drevermann ^,. , ■ ' l Prof. Dr. H. E. Boeke Mineralogie x. * r> a^^ w- i, e [ Prof. Dr. A\ . Sohaiif Redaktion der Abliaiidliingeii : Prof. Dr. P, Sack, Vorsitzender Prof. Dr. F. Drevermann Prof. Dr. L. v. Heyden W. Melber Prof. Dr. M. Möbius Prof. Dr. ^\. Schauf Prof. Dr. O. zur Strassen Redaktion des Berichts: Prof. Dr. A. Knoblauoli, Vorsitzender Dr. F. W. AVinter Prof. Dr. F. Sack Prof. Dr. O. Schnaudigel Museum: Direktor Prof. Dr. O, zur Strassen Paläontologisch-geologische Abteilung Prof. Dr. F. Drevermann [ Dr. F. Brauns Assistenten für Zoologie 1 D T ' TST" k 1 Dr. R. Sternfeld Vol.-Assi^enten für I Zoologie . . . . . Dr. E. Schwarz \ Paläontologie u. Geologie . Dr. A, Born I August Koch I Christan Kopp Präparatoren Georg Ruprecht ^ Christian Strunz Techniker Rudolf Moll Bureau- Vorsteherin Frl. ]\[aria Pixis Hausmeister Friedrich Braun Senckenbergische Bibliothek : Die Bibliothek der Senckenbergischen Naturforsehenden Gesellschaft ist mit den Bibliotheken der Dr. Senckenbergischen Stiftung, des Physikalischen Vereins, des Vereins für Geographie und Statistik und des Ärztlichen Vereins zur „Senckenbergischen Bibliothek" vereinigt. Bibliothekar Dr. W. Rauschenberger — 45 Königliche Universität Frankfurt a. M. Vertreter im Großen Rat der Universität: Dr. A. .Tassoy [ Geh. Reg.-Rat Dr. A. v. Weinberg* (*vom Grossen Rat in das Kuratorium der Universität gewählt). Lehrkörper : Zoologie und vergleichende Anatomie . Prof. ord. Dr. O, zur Strassen Botanik Prof. ord. Dr. M. Möbius Geologie und Paläontologie Prof. extraord. Dr. F. Drevermann Mineralogie und Petrographie Prof. ord. Dr. H. Boeke Zoologisches Institnt: Direktor Prof. Dr. O. zur Strassen 1. Assistent Dr. L. Nick 2. Assistent Dr. E. Degner Geologisch-paläontologisches Institnt : Direktor Prof. Dr. F. Drevermann Assistent Dr. A. Born Mineralogisches Institnt: Direktor Prof. Dr. H. Boeke 1. Assistent Dr. H. Schneiderhohn 2. Assistent Dr. AV. Eitel Botanisches Institnt und Botanischer Garten der Dr. Senkenbergischen Stiftung: Direktor Prof. Dr. 31. Möbius Assistent Dr. K. Burk — 46 Verzeichnis der Mitglieder. I. Ewige Mitglieder. An Stelle der Errichtung eines Jahresbeitrages haben manche Mitglieder vorgezogen, der Gesellschaft ein Kapital zu schenken, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag mindestens gleich- k'ommen, mit der Bestimmung, daß dieses Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur die Zinsen für die Zwecke der Gesellschaft zur Verwendung kommen dürfen. Solche Mitglieder entrichten demnach auch über den Tod hinaus einen Jahresbeitrag und werden nach einem alten Sprach- gebrauch als „ewige Mitglieder" der Gesellschaft bezeichnet. Vielfach wird diese altehrwürdige Einrichtung, die der Ge- sellschaft einen dauernden Mitglieder stamm sichert und daher für sie von hohem Werte ist, von den Angehörigen ver- storbener Mitglieder benützt, um das Andenken an ihre Toten bleibend in dem Senckenbergischen Museum wach zu hal- ten, zumal die Namen sämtlicher „ewigen Mitglieder" nicht nur den jedesmaligen Jahresbericht zieren, sondern auch auf Mar- mortafeln in dem Treppenhause des Museums mit goldenen Buchstaben eingegraben sind. Simon Moritz v. Bethmaiin 1827 Georg Heinr. Sehwendel 1828 Joh. Friedr. Ant. Helm 1829 Georg Ludwig Gontard 1830 Frau Susanna Elisabeth Bethmann- Holweg 1831 Heinrich Mylius sen. 1844 Georg Melchior Mylius 1844 Baron Amschel Mayer v. Rothschild 1845 Joh. Georg Schmidborn 1845 Johann Daniel Souchay 1845 Alexander v. Bethmann 1846 Heinrich v, Bethmann 1846 Dr. jur. Rat Fr. Schlosser 1847 Stephan v. Guaita 1847 H. L. Döbel in Batavia 1847 G. H. Hauck-Steeg 1848 Dr. J. J. K. Buch 1851 G. V. St. George 1853 J. A. Grunelius 1853 P. F. Chr. Kroger 1854 Alexander Gontard 1854 M. Frhr. v. Bethmann 1854 Dr. Eduard Rüppell 1857 Dr. Th. A. Jak. Em. Müller 1858 Julius Nestle 1860 Eduard Finger 1860 Dr. jur. Eduard Souchay 1862 J. N. Gräffendeich 1864 E. F. K. Büttner 1865 K. F. Krepp 1866 Jonas Mylius 1866 Konstantin Fellner 1867 Dr. Hermann v. Meyer 1869 AV. D. Soemmerring 1871 J, G. H. Petsch 1871 Bernhard Dondorf 1872 Anmerkung: Nach dem Mitgliederbestand vom 31. Dezember 1914. Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. 47 — Friedrich Karl Riuker 1874 Dr. Friedrich Hessenberg 1875 Ferdinand Lanrin 1876 Jakob Bernhard Rikoif 1878 Joh. Heinr. Roth 1878 J. Ph. Nikol. 3Ianskoi)f 1878 Jean Noe du Fay 1878 Gg. Friedr. 3Ietzler 1878 Frau Louise AVilhelmine Emilie Gräfin Böse, geb. Gräfin von Reiehen- bach-Lessonitz 1880 Karl August Graf Böse 1880 Gust. Ad. de Neufville 1881 Adolf Metzler 1883 Joh. Friedr. Koch 1883 Joh. Wilh. Roose 1884 Adolf Soemmerring 1886 Jacques Reiss 1887 Dr. Albert von Reinach 1889 Wilhelm Metz 1er 1890 ♦Albert von Metzler 1891 L. S. 3roritz Frhr. v. Bethmann 1891 Viktor 3Ioessinger 1891 Dr. Ph. Jak. Cretzschmar 1891 Theodor Erckel 1891 Georg Albert Keyl 1891 Michael Hey 1892 Dr. Otto Ponfick 1892 Prof. Dr. Gg. H. v. 3Ieyer 1892 Fritz Neumüller 1893 Th. K. Soemmerring 1894 Dr. med. P. H. Pfefferkorn 1896 Baron L. A. v. Löwenstein 1896 Louis Benins 1896 Frau Ad. v. Brüning 1896 Friedr. Jaennicke 1896 Dr. phil. W. Jaennicke 1896 P. A. Kesselmeyer 1897 Chr. G. Ludw. ^^)gt 1897 Anton L. A. Hahn 1897 Moritz L. A. Hahn 1897 Julius Lejeune 1897 Frl. Elisabeth Schultz 1898 Karl Ebenau 1898 Max von Guaita 1899 Walther vom Rath 1899 Prof. D. Dr. Moritz Schmidt 1899 Karl von Grunelius 1900 Dr. jur. Friedrich Hoerle 1900 Alfred von Neufville 1900 AVilh. K. Frhr. v. Rothschild 1901 Marcus M. Goldschmidt 1902 Paul Siegm. Hertzog 1902 Prof. Dr. Julius Ziegler 1902 3Ioritz von Metzler 1903 Georg Speyer 1903 Arthur von Gwinner 1903 Isaak Blum 1903 Eugen Grumbach-3Iallebrein 1903 *Robert de Neufville 1903 Dr. phil. Eugen Lucius 1904 Carlo Frhr. v. Erlanger 1904 Oskar Dyckerhoff 1904 Rudolf Sulzbach 1904 Johann Karl 3Ia,jer 1904 Prof. Dr. Engen Askenasy 1904 D. F. Heynemann 1904 Frau Amalie Kobelt 1904 *Prof. Dr. AVilhelm Kobelt 1904 P, Hermann v. 3Iumm 1904 Philipp Holzmann 1904 Prof. Dr. Achill Andreae 1905 Frau Luise Volkert 1905 Karl Hoff 1905 Sir Julius Wernher Bart. 1905 Sir Edgar Speyer Bart. 1905 J. A. Weiller 1905 Karl Schaub 1905 W. de Neufville 1905 Arthur Sondheimer 1905 Dr. med. E. Kirberger 1906 Dr. jur. AV. Schöller 1906 Bened. M. G«>ldschmidt 1906 A. Wittekind 1906 Alexander Hauck 1906 Dr. med. J. Guttenplan 1906 Gustav Stelhvag 1907 Christian Knauer 1907 Jean Jer ,,Der Stereoautograph, ein neuer automatischer Kartenzeichner". Mit Jahresschluß sind nach zweijähriger Amtsführung satzungsgemäß aus der Direktion ausgeschieden: der I. Direktor Geh. Reg.-Rat Dr. A. von Weinberg und der I. Schriftfüln-er Dipl. -Ing. P. Prior. An ihre Stelle wurden für die Jahre 1915/16 Prof. Dr. med. A. Knoblauch und Dr. F.W. W inter gewählt. 73 'OD CO CO ZJ c CO E o > CO O) OD' — CD E CD N CD Q 3 < CO «M O -^ -^ -^ P_i (M O O CO (M GO »O O 00 35 O 35 CO CC 05 i-H cn ?o CO ic t— to c CQ ^ S -r bi 3 o) 2 - c ^ -s s ^ ^ ^ 2 -2 ^ — ■- 'a- X r- rt I c o a a. 3 s t^ 00 -rH t— O T-i o: ^ ?o lit -^ CO 35 -H T-( GO CO ^ t-H (M GO 00 ID O CO o ■ C . - "Sic c 1^ rt be w CO 2 «1^ b£ C« §■ ^ "So • "S i .2 S § ;a -? ^ O) -^J ^ ^ Oi ^ 2; ^ Ti o N ^ 2-2 3 b£ 33 i "T ® 5 > JC ?-- S K b€ 2 C -S S I -S iS ^ 2 o^ S K ^ O ,X (D X «4-1 - 2 0^ 2 -r ^ N ^ -^ = > "^ O m < CO 74 — -5t 5) 0 E N CD Q CO 0 Q. N C- JO CD Ph o ^ W W o W I _L -*-* 1 CD -^ O _g 'S W il K> Co ffi ^ S" w 5 w i 3 c» 5 ^K c Co -^ W "Eh ct I ~ Ct O p. I o o -^ ;? > -t-i .-: ::: « 42 (» Ph !^ w w Co JD :3 O) o J tf ^ 03 ^ r I !- j: ^ j-'j - ^ J3 OJ ^ ^ § '^ S P? o o _• T-. 01=^ c o " ^'^^ 2^cec6S«'C^-^£'^ csSS§S'=ö£'ogo.2 OD et P5 p:5 Oh Co ® :ce W 0 0 ^ ^ ^H 1 ^ ;:j 0 "S s 1 -A 0 1 0 t- 0 fir i/j c O! 0 -^ c c 0 0 s « 3 0) W ^3 -2 a> • ^H ^ 0 CC Ph ^ ^ r-* U m Ph GO 0 01 CO 01 CO 00 CO 0 Ol Ol 10 0 0 GO 00 ^ CO 01 •^ 0 '^ 01 01 O g) ^ — Q ffi S 2 ^S. -^ -^ ^^ 'S = i § ffi ffi cQ ;^ (O Museumsbericht. • Mancher mag im Vorjahre prophezeit haben, der Aluseums- bericht über das Jahr 1914 werde sein Gepräge erhalten durch unsere großen Neubauten und die Eröffnung der Universität. Aber der gewaltige Krieg, der Europa in Brand setzt, hat auch die Stätten der Wissenschaft nicht unberührt gelassen. Zwar hat die Universität ihre Tätigkeit in aller Stille beginnen können, und unsere Neubauten stehen unter Dach und Fach, doch müssen sie großenteils verödet liegen. Die meisten unserer zahlreichen Mitarbeiter und ein großer Teil der Beamten des Museums sind überallhin zerstreut, dem Vaterlande ihre Kräfte zu widmen; die fast täglichen, gewohnten Eingänge an Museumsmaterial, namentlich aus dem Ausland, haben Anfang August mit einem Schlage aufgehört, und manche wertvolle Sendung, die unter- wegs war, w^ird für immer verschollen sein; doch mehrten sich gegen Ende des Jahres wiederum Geschenke und Ankäufe. Wenn wir trotz alledem einen Museumsbericht bringen können, der dem der Vorjahre kaum nachsteht, so beweist dies den Aufschwung, den unser Museum in den ersten sieben Monaten des Jahres — denn auf diese beziehen sich die folgenden Seiten fast allein — genommen hat, und läßt hoffen auf ein immer stärkeres Vorwärtsgehen nach siegreich beendetem Krieg. Die Besucherzahl kam an die Vorjahre natürlich nicht heran. 50081 Personen (gegen 75957 im Vorjahre und 65275 in 1912) besichtigten die Sammlungen. Geh. Reg. -Rat Dr. A. von Wein- berg begrüßte den 2. Deutschen W^issenschaftler-Tag, und wie immer kamen Fachgelehrte, Schulen und Vereine. Führungen besonderer Art brachte das Kriegs jähr: jeden Freitag nachmittag von 3 Uhr an (ab September) kamen Verwundete aus den hiesi- gen Lazaretten, die unter der Leitung eines der wissenschaft- lichen Beamten die Sammlungen mit stets regem Interesse durchwanderten. — 76 — Geändert hat sich in der Schausannnlung nichts besonderes. Die dritte Koje im ersten Stock mußte wegen Platzmangel im Säugetiersaal der Aufstellung einiger großer neupräparierter Prachtstücke dienen. Der Durchbruch im gleichen Saal, nach dem Neubau hinüber, machte die Verschiebung und provisorische Neuaufstellung des langen Wandschrankes mit den niederen Säugetieren nötig. In der Schreinerei wurden große Reißl)retter und Ge- stelle für das Malerinnen - Atelier angefertigt, außerdem wieder mehrere große Schränke für die wissenschaftliche Säugetier- und Vogelsammlung, Postamente für Schauobjekte und andere kleine Arbeiten mehr ausgeführt. Die Hausdruckerei besorgte die laufenden Drucksachen für das Bureau und Etiketten für neuaufgestellte Schaustücke, Neueingänge und Fundorte. Die einzige größere Reparatur war die Neuherrichtung der Haus- meisterwohnung. Den Universitäts-Instituten für Zoologie und Geologie-Palä- ontologie wurden der kleine Hörsaal und das Laboratorium bis zur Fertigstellung ihrer eigenen Arbeitsräume zur Verfügung gestellt; auch das mineralogische Institut war in den ersten Wochen des Eröffnungssemesters im Museum zu Gast. A. Zoologische Sammlung. Den wertvollsten Zuwachs für unsere Sammlungen brachte in diesem Jahr das Vermächtnis unseres am 1. Januar 1914 verstorbenen Sektionärs A. Weis. Dadurch kamen nicht nur seine ausgedehnten und mit großer Sorgfalt geführten Sanmi- lungen in den Besitz des Aluseums: auch seine große wissen- schaftliche Bibliothek, vorwiegend Insekten betreffend, ein Mi- kroskop und andere Instrumente fielen uns zu. Der Ausbruch des &ieges ist Ursache, daß die uns ge- hörige zoologische Ausbeute der L e r n e r sehen Spitzbergen- Expedition noch nicht in unseren Händen ist. Sie nuißte in Tromsö bleiben, nachdem die Reise vorzeitig abgebrochen war. J. M a s t b a u m - Hofheim brachte eine größere Sammlung gut erhaltener Säuger, Reptilien, JMollusken und Arthropoden aus Ceylon. Regierungsbaumeister C. Traut m a n n sandte interes- santes und reiches Tiermaterial, namentlich Insekten vom Tan- ganjika-See. Eine große Ausbeute von Mittelmeertieren ver- — 77 — schiedenster Gruppen, hauptsächlich nach allen Kegeln der Kunst konservierter „Niedere", erzielte Dr. 0. Loew-Beer in der Gegend von Nizza; auch Dr. L. Nick war wiederum drei Wochen in Portofino (Ligurien) tätig und beendete seine Studien über die dortige Fauna. Eine Pyrenäen-Keise von Dr. F. Haas wurde durch den Krieg jäh unterbrochen, und er mit seinen Be- gleitern aus Südfrankreich nach Spanien abgeschoben, wo er bis zum Friedensschluß zu bleiben gezwungen ist. Da er jetzt ver- schiedene Gebiete des Landes bereist und sammelt, dürfte der nächste Bericht umfangreiche und sehr erwünschte Eingänge von dorther zu verzeichnen haben. Die Zahl unserer freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter ist auch in diesem Jahre wieder gewachsen. Ohne ihre immer bereite Hilfe wäre es nicht mehr möglich, die Arbeiten in allen Abteilungen zu fördern und voran zu treiben. Außer den Damen und Herren, die ihre Tätigkeit auf bestimmte Abteilungen des Museums beschränkten und die in den Einzelberichten genannt werden,' halfen uns, wo es eben Not tat, Frau E. H a 1 p e r n , Frl. E. Metzger, Frl. A. Roediger und Frl. M. llosen- busch. Frl. L. Baerwald ordnete eine Sammlung von Mittel- meertieren und bestimmte davon hauptsächlich Echinodermen und Fische. Für die Vorlesungen entwarfen unsere Künstlerinnen Frl. B. Groß, Frl. S. H a r t m a n n , Frl. A. R e i f e n b e r g und Frl. H. Son n t a g zahlreiche, vollendet ausgeführte Wandtafeln von Würmern und Artlu'opoden, die unseren großen Bestand darin aufs schönste ergänzen. Einen unserer besten und eifrigsten Helfer verloren wir in Arthur Schulze-Hein, der auf französischem Boden den Heldentod fand. Er hat noch draußen im Feld für das Museum gesammelt. Auf zahlreiche museumstechnische und zoologische Fragen — namentlich über Schädlinge — konnte Auskunft gegeben wer- den. Material zu wissenschaftlichen Arbeiten erhielten: cand. Albrecht-Gießen, Dr. H. Bai ß-München, Graf H. von Ber- lep seh- Schloß Berlepsch, Dr. H. B 1 u n c k - Marburg, Prof. Dr. A. Brauer- Berlin, Prof. Dr. L. D ö de rl e in - Straßburg, Prof. Dr. R. Ge s t ro - Genua, stud. H. H e r x h e ime r - Bonn, H. Holtzinger- Tenever, Prof. Dr. G. von H or v ät h-Buda- pest, Dr. L. Johansson- Göteborg, Prof. Dr. W. L u b o s c h - — 78 — Würzburg, Dr. I. G. de Man-Jerseke, 'Prof. L. Alüller- Münclien, Naturhistorisches Museum - Stettin, Dr. H. Prell- Tübingen, Frl. H. Re i s haus - Hamburg, Frl. N. de Rooy- Amsterdam, Dr. C. von Rosen- IMünchen, A. Schädel- Münster, Dr. L. S c h e u r i n g-Helgoland, Dr. O. Schmidt gen- Mainz, Prof. Dr. A. S e i t z - Darmstadt, Prof. Dr. M. Semper- Aachen, Geh. Rat Prof. Dr. G. S t e i n m a n n - Bonn, Prof. Dr. L. Stelz, E. Strand- Berlin, Dr. R. V o g e 1 - Tübingen, A. Weber- München. Herzlichen Dank schulden wir allen denen, die unseren Sammlungen wiederum reiche Geschenke zugewiesen haben. Es sind im Berichtsjahre u.a.: J. A har o ni - Jaffa, H. Alten, Geh. San. -Rat G. A 1 1 s c h u 1 , Frau A. A n d r e a e - Sulzhof bei Rain a. Lech, Dr. R. Askenasy, B. Auner, Frl. L. Baer-' wald, Frl. M. Bauer, Frau Dr. R. Ba um s t ar k - Bad Hom- burg, Stadt. Ober-Tierarzt G. Berdel, R. Be r n d e s - Kritzow in Meckl., Dr. K. Bier bäum, R. Block, Dr. C. Boettger, Dr. A. Born, A. Braunfels, Kapitän H. Brehmer- Ham- burg, Seminarlehrer A. Brückner- Coburg, Dr. A. B u e c h e - 1er, E. Buchka, Förster L. B u d d e - Schwanheim a. M., Dr. W. von B u d d e n b r 0 c k-Heidelberg, Bürgermeisteramt Illin- gen, Frl. C. Burgheim, H. C. B u r n u p - Maritzburg, H. Claus, E. Cnyrim, E. Creizenach, K. D i e t ze - Jugen- heim, K. D ö r f f 1 e r - Breitenbrunn i. O., Prof. L. E dinger, K. E r b e r - Höchst a. M., Forstrat E u 1 e f e 1 d - Lauterbach i. H., Frl. A. F a h r - Darmstadt, Hauptmann A. F i s c he r - San Bernar- dino, Dr. K. Flach- Aschaffenburg, Firma Fle r s he im - H e ß, Dr. H. Ger t h - Bonn a. Rh. , A. G h i d i n i - Genf, A. G ö b e 1 , R. von G 0 1 d s c h m i d t - R 0 1 h s c h i 1 d , Frl. B. Groß, Lehrer Gümmer-Heinsen, Bankdirektor A.von G w i n n e r- Berlin, A. Haas- Duala, Dr. A. H a g m e i e r - Helgoland, Lehrer A. H a n - stein, G. H a r t m a n n - Niederhöchstadt i. T., K. fl a s h a g e n- Bremen, Direktor F. H e b e r 1 e i n , A. Heil, O. H e i n z - J u n g, K. Hermann, Frl. R. Herzberg, R. H i 1 b e r t - Sensburg, Frl. A. H 0 b r e c h t , Frl. E. Hobrecht, Frl. C. H o e r 1 e , Dr. R. H 0 u y - Berlin (f), H. J a c q u e t , Dr. A. Ja s s o y , K. J u n g , Ch. Kahn-Paris, Dr. H. Kauft mann, Bankier H. Keßler, Frl. L. V. Kienitz, J. K i 1 b - Skobeleff , Frl. M. Kilzer, F. Klaus, Pastor 0. K 1 e in seh mid t - Dederstedt, Frau Kom.- Rat H. Kleyer, A. v. Klipp st ein, Prof. A. Knoblauch, — 79 — Prof. W. K 0 b e 1 1 - Schwanheim a. M., F. K o e n e n - Cöln a. Rh., H. König , W. Lampe, Tierarzt L. Lang, E. L e j e u n e , A. L e V i - Reis, Frau H. Low- Beer, Dr. O. Low- Beer, Dr. A. L 0 t i c h i u s , Frl. M. L i e ß , J. L i v i n g s t o n , K. L ü r- m a n n- Bremen, Prof. E. ]\1 a r x , J. AI a s t b a u m-Hofheim i. T., E. May, E. u. J. Mayer, L. M a y e r - Dinkel, W. M eiber, H. INIerks, Dr. H. AI e r t o n - Heidelberg, Prof. AI. AI ö bins, A d 0 1 f AI ü 1 1 e r , E d . AI ü 1 1 e r , Konsul W. AI ü 1 1 e r B e e c k , Freiherr A. v. 'AI umni - Portofino, Naturhistorisches Aluseum- Wiesbaden, C. N a t e r m a n n - Hann. Alünden, Lehrer Nebel- Latferte, Kom.-Rat R. de Neufville, Dr. H. Nick -Gießen, A. Nußpickel, G. Ochs, Frl. Dr. St. Opp en heim - Paris, P a 1 m e n g a r t e n , Pastor P f i t z n e r - Darmstadt, J. P i a g e t - Neuchätel, Dr. W. P o 1 i n s k y - Krakau, Dipl.-Ing. P. Prior , Frau V. P r o 1 1 i u s - Stubbendorf i. Aleckl., Senatspräsident H. Quincke, Dr. J. R a t h - Off enbach a. AI., Frl. A. Reichen- bach, Frau E. R e ic he n be r ge r , Fräulein AI. Remy, W. Rencker, G. Ried linger, Dr. F. R in t ele n - Swakop- mund (t), H. R o 1 1 e - Berlin, Frau AI. R ö m e r - Buchschlag, Förster S a 1 1 o w - Altschlirf i. Oberhessen, Dr. A. S c h a e d e 1 - Alünster i. W., J. Sc h e re r - Langen, Just. -Rat C. Schmidt - P 0 1 e X , Direktor Dr. O. S c h m i d t g e n - Alainz, Dr. Schneid, AI. u. W. Scholz, Frl. L. S c h o r r - Bensheim a. d. Bergstr., G. S c h w i n n - Hofheim, Direktor J. S e e t h , A. S e i d 1 e r - Hanau, S. Selig man, Dr. A. Sendler(t), Landesökonomie- rat A. S i e b e r t , Frau AI. S o n d h e i m , Frl. AI. S t e 1 1 w^ a g , A. V. Steiger, Frau Baronin L. v. Steiger, Prof. 0. zur Strassen, Dr. E. Teichmann, Reg. -Baumeister C. Traut- mann-Kigoma, B. Trier, Frl. B. Turk, Dr. E. v. Varen- dorff, Verband Alitteldeutscher Rotvieh-Züchter-Gießen i. H., Prof. J . V e r s 1 u y s-Gießen, Stadt. Völkermuseum, A . W a g n e r- Dimlach, Wasserbauamt Saarbrücken, A. H. W e n d t - St. Goar a. Rh., Dr. W. Wenz, J. Wert heim, Geh. Reg.-Rat A. von Weinberg, Generalkonsul C. von Weinberg, A. Weis, Konsul Weis- Tschoeng-tu, J. W i e m e r - Hochheim a. AI., Frau G. Winter, AI. Zehrung, Zoologischer Garten, G. 'Z w a n - ziger - Fürth a. AI. Die Ordnung und Katalogisierung der Hausbibliothek wurde durch Frl. A. Ho brecht weitergeführt; ein nach Nummern geordneter Katalog der großen Separatensammlung ist in Angriff — 80 — genommen worden. Die Vermehrung der Bestände verdanken wir u. a. den freundlichen Spenden von: Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, Prof. M. B a 1 1 e r s t e d t - Bücke- burg, Prof. H. Bechhold, J. Böhm, Prof. H. von Buttel- Reepen- Oldenburg, E. C n y r i m , Prof. F. D r e v e r m a n n , Prof. L. E dinger, Geh. Beg. -Rat Gh. E r n s t - Wiesbaden, Prof. A. F 0 r e 1 - Jvorne, Prof. M. Freund, Geh. Rat ]\I. F ü r- b r i n g e r - Heidelberg, D. G e y e r - Stuttgart, Dr. R. Gpnder, Dr. F. Haas, Prof. K. M. H e Ue r - Dresden, Herder scher Verfag - Freiburg i. Br., Frl. R. H e r z b e r g , Prof. L. von H e y d e n , Dr. A. J a s s o y , Prof. C. B. K 1 u n z i n g e r - Stutt- gart (t), Prof. A. Knoblauch, Prof. W. K o be 1 1 - Schwan- heim a. M., Prof. G. von Koch-Darmstadt (f), Fr. Koenike- Bremen, Dr. F. Kühn, E. L e i t z - Wetzlar, R. Ed. Liese- gang, Dr. J. G. d e ]\f a n- Jerseke, Prof. E. ]\1 a r x , M. M a y e r- Coblenz, Prof. M. M ö b ins, Prof. F. N e u m a n n , Dr. L. Nick, Dr. R. Richter, Dr. L. S c he ur in g - Helgoland, Prof. 0. Sehn audi gel. Reg. -Rat A. Schuber g - Berlin, Prof. L. S. Schultze-Jena- Marburg, Dr. E. Schwarz, Prof. L. Stelz, Dr. W. Stendell (f), Dr. R. Sternfeld, E. Strand-Berlin, Prof. 0. zur Strassen, H. Strohmeyer, Dr. E. Teich- mann, L. 0. T e s d o r f - Hamburg, G. B. T e u b n e r - Leipzig, Dr. R.Thilo -Riga, Prof. A. V oe 1 tzk o w-Berlin, Geh. Reg.-Rat A. von Weinberg, A. W e i s (f), Dr. F. W. Winter, Dr. E. W y c h g ram- Kiel, Dr. G. W ü 1 c k e r - Heidelberg, H. W ü n n - Weißenburg, Zahnärztlicher Verein. Zahlreiche Einzelwerke oder Fortsetzungen bereits vorhandener Werke wurden käuf- lich erworben. T. Wirbeltiere. 1. Säugetiere. In der Schausannnlung wurde die Zusammen- stellung der Alonotremen, Beuteltiere und Zahnarmen weiter ausgebaut und ergänzt, und mit der Neuaufstellung der Insekten- fresser begonnen. Sehr fühlbare Lücken wurden gefüllt durch die Erwerbung eines Langschnabeligels (Zaglossus hruyni nigro- aculeatils Rothsch.). und eines Greif fußhüp fers (Hypsiprymnodon m,oschatiis Ramsay). Diese langgesuchten Seltenheiten sind eben- so wie die stattliche Rappenantilope und die prächtige ameri- kanische Schneeziege neue wertvolle Gaben des Sektionärs Dr. A. Lotichius. Der riesige, von R. von Gold Schmidt- — 81 — Rothschild im Vorjahre geschenkte Alasl^a-EIch wurde mon- . tiert und ausgestellt; der Freigebigkeit desselben Gönners ver- danken wir für die Huftiersammlung eine Thomsons-Gazelle und ein Topi. Ebenfalls für die Schausammlung wurde ein weißes Nashorn (Ceratotherium simiun cottoni Lydekker) aus dem Lado beschafft. Für die wissenschaftliche Sammlung waren kleinere Aus- beuten, u.a. von- G. Hart mann aus Surinam und J. Kilb aus West-Turkestan sehr willkommen. Geh. Eat von Wein- berg und Generalkonsul C. von Weinberg überwiesen dem Museum Felle und Skelette der beiden für die deutsche Vollblut- zucht hochwichtigen Rennpferde Festino und Festa. Da infolge von Personalveränderungen durch den Krieg in der zweiten Hcälfte des Jahres neue Schaustücke nicht herausgebracht werden konn- ten, fand sich reichlich Zeit zu sehr nötigen Arbeiten in der Balg- und Skelettsammlung. Für Katalogarbeiten sind wir Frl. E. Schumacher- Cronberg verpflichtet. 2. Vögel. Der .Zuwachs der Vogelsammlung betrug rund 1350 Bälge. Kommerzienrat L. Ellinger schenkte uns 179 Bälge, die von Dr. R. Houy(t) in Neukamerun gesammelt wor- den sind und von Prof. Reichen ow und Prof. 0. Neumann bearbeitet werden, darunter mehrere neue Arten. Von G. Hart- m a n n - Niederhöchstadt erhielten wir 438 Vögel aus Surinam, von L. Kühl mann im Tausch 230, meist nordamerikanische. O. M a s t b a u m - Hofheim brachte aus Ceylon 30 Bälge mit, E. Küchler 17 aus Buchara. Aus Neuguinea erwarben wir 80, aus Madagaskar 30 Bälge, ferner größere Serien aus Ferghana, vom Rio Doce in Brasilien, und von Corsica, meist Geschenke von Kom.-Rat R. de Neufville. Eine reizende Neuerwerbung ist ein Männchen der wunderschönen Pipra opaUzans, einer Art, die nur in wenigen Sammlungen vertreten und sicher, außer bei uns, in keiner einzigen Schausammlung zu sehen ist; wir ver- danken dies schöne Geschenk Frau Reichenberge r. Eine schmerzlich empfundene Lücke unserer Vogelsammlung wurde durch die Freigebigkeit von Dr. H. Merton gründlich ausge- füllt : er kaufte für uns ein lebendes Pärchen des überaus seltenen Kagu, Bhinochetiis jiibatus Des Murs, aus Neukaledonien, das wir vorläufig im hiesigen Zoologischen Garten mit freundlicher Zustimmung des Direktors einquartiert haben. Dazu schenkter er uns ein vollständiges Kagu-Skelett sowie — gleichfalls eine Kost- 6 — 82 — barkeit — ein Ei des merivwürdigen, dem Aussterben nahen Vogels. Die Damen Frl. H. Ei sen mann, Frau Dr. H. Löw- Beer, Frau E. Reichen b e r g e r und Frl. F. Ritter arbei- teten mit gewohntem Fleiß und bestem Erfolg an der Vogelsamm- lung. Herrn Grafen von B e r 1 e p s c h schulden wir, wie immer, für seine fachmännische Unterstützung wärmsten Dank. 3. Reptilien und Amphibien. In der herpetologischen Ab- teilung wurde die Bearbeitung der Reptilien und Amphibien der II. Inner-Afrika-Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg unternommen und beendet. Reiche Samm- lungen aus dem Gebiet des Schari und des Ubangi ergaben neben einer Anzahl neuer Formen wichtige Aufschlüsse über die faunistischen Beziehungen der angrenzenden Ost- und West- afrikanischen Regionen. Eine wertvolle Ergänzung dazu bildet die Sammlung H o u y aus den östlichen Gegenden von Neu- kamerun, deren Dubletten vom Berliner Museum überwiesen wurden. Weitere besonders wertvolle Zuwendungen erhielt die wissenschaftliche Sammlung durch Regierungslehrer A. Haas (Kamerun), J. Mast bäum (Ceylon), Dr. E. Teich mann (Deutsch-Ostafrika), sowie durch den Zoologischen Garten. Durch Tausch erhielten wir vom Baseler Museum mehrere Kotypen neukaledonischer Echsen. Auf verschiedenen zoologischen Ex- kursionen fand sich Gelegenheit, die Bestände an einheimischen Reptilien und Amphiljien wesentlich zu vergrößern. In der Schausammlung wurde neben den schon vorhandenen riesigen Schildkrötenformen eine große Geierschildkröte (Macro- clemmys temmincki Holbr.) neu aufgestellt. Sonst sind noch eine in der typischen Drohstellung montierte indische Brillen- schlange (yaja tripudians Merr.) und eine australische Schwarz- otter (Fseudechis porpkyriacus Shaw) zu erwähnen. Ein Ge- schenk von Dr. Low- Beer ist die Haut eines über vier Meter langen Gavials (Gavialis gangeticus Gm.), der später eine der Zierden unserer Sammlung l)ilden wird. 4. Fische. Die Fischabteilung erliielt besonders reichen Zu- wachs an Mittelmeerfischen durch die Sammeltätigkeit von Dr. L. Nick bei Portofino und Dr. 0. Low -Beer bei Nizza. Lehrer A. Haas schenkte zahlreiche Kamerunfische ; die Du- bletten der H 0 u y sehen Sammlung aus Neukamerun wurden vom Berliner Museum, interessante japanische Fische durch Prof. Dr. L. E dinger überwiesen. Infolge der eifrigen Tätig- — 83 — keit des Sektionärs A. H. Wendt konnte die Sammlung der Süßwasserfische Mittel- Em^opas weiter vervollkommnet werden. Leider sind durch den Krieg viele bereits angeknüpfte Verbin-. düngen zerstört worden. IT. Wirbellose Tiere. 5. Timikaten. Dr. H. Mertpns Ascidien von den Aru- und Key-Inseln, circa 60 Nummern, sind von Ph. Sluiter determiniert zurückgegeben worden und in unseren Abhandlun- gen beschrieben. Der Munifizenz von Geh, Rat C. Chun -Leip- zig (t) verdanken wir Pyrosoma- und Doliolum- Arten von der deutschen Tiefsee- Expedition; sonst liegt nur einiges neue Tuni- katenmaterial aus dem Eoten ]\leer und dem Mittelmeer vor. 6. Mollusken. Auch in diesem Jahre hatte die Abteilung wieder einen außerordentlich starken Zuwachs zu verzeichnen: über 900 Nummern an Neueingängen und jetzt verarbeitetem Material konnten registriert werden. Von Wichtigerem ist eine Aufsammlung aus Sabang von Kapitän B r e h m e r zu nennen. A. Wagner- Dimlach vervollständigte unsere Clausiliensamm- lung durch eine umfangreiche Reihe siebenbürgischer Alopia- arten und -Unterarten, und Reg. -Baumeister C. Traut mann schickte Schnecken und Muscheln vom Tanganjika, die durch ihre Schalenausbildung geradezu an marine Formen erinnern; aus der Sudan-Ausbeute von A. Koni g und 0. 1 e R o i erhielten wir für die Bearbeitung des gesamten Materials die Dubletten Dr. C. R. Boettger, der uns einen großen Teil seiner eigenen Molluskensannnlungen schenkte, bearbeitete die Mollusken der Mert on -Reise und der Hanseatischen Südsee-Expedition. Daß auch in diesem Jahre ein überaus reiches Najaden- ]\Iaterial eingelaufen ist, verdanken wir in erster Linie wiederum den freundlichen Bemühungen unseres korrespondierenden Mit- gliedes, des Kammerherrn F. von Hei m bürg -Wiesbaden. Wertvolle, tiergeographisch wichtige Beiträge zu diesem Teil der Sammlung haben uns die Herren H. C. B u r n u p - Maritzburg, E. G r a e t e r - Aleppo, W. P o 1 i n s k y - Krakau und in Deutsch- land Lehrer G ü m m e r - Heinsen, Lehrer Nebel- Latferte, A. B r ü c k n e r - Coburg und G. Z w a n z i g e r - Fürth a. M. ver- schaft. Dr. F. Haas und Dr. E. Schwarz untersuchten die Unioniden zwischen Main und Deutscher Donau auf Grund eige- ner Tätigkeit in den betreffenden Gebieten. 6* — 84 — Die Bibliothek der Sektion hat durch Geschenke von Prof. K 0 b e 1 1 - Schwanheim starke Bereicherung erfahren. Angekauft wurden eine Reihe charakteristischer Mittelmeer-Gastropoden von der Zoologischen Station in Neapel. Katalogisierungsarbeiten in Sammlung und Bibliothek haben Frl. E. Greb und Frl. A. Kinsley freundlichst übernommen. 7. Insekten. ' Einen schweren Verlust erlitt die Abteilung durch den Tod ihres Sektionärs für Hymenopteren A. Weis, der seit 22 Jahren am Senckenbergischen Aluseum wirkte. Seine riesigen Sammlungen an Käfern und Hautflüglern in unsere Bestände einzufügen wird Arbeit für lange Zeit sein. Die Determination unbestimmter europäischer Käfer der Weis sehen Sammlung hat Prof. Dr. L. v o n H e y d e n in An- griff genommen und bereits großenteils durchgeführt ; von H e y d e n bestimmte außerdem Sammlungen von den Canaren und aus Ligurien und behandelte das Material K. K ü c h 1 e r s aus Turkestan; diese Arbeit, die in unseren Abhandlungen be- reits erschienen ist, ergab neue Arten. Die Deutsche Sammlung, der nur noch wenige Arten fehlen, wurde von E. B u c h k a durch sehr willkommene Geschenke, darunter den vorher noch nicht vorhandenen Leucorhinus albicans Scliönh. ergänzt. Dr. E. von Varendorff übergab uns Käfer von seiner Weltreise, darunter afrikanische Höhlentiere. Durch zufällige Ankäufe war es uns möglich, eine prachtvolle Serie des großen Chalcosoma atlas L. zusammenzustellen, die die enorme individuelle Variation dieser Art an einem einzigen Fundort demonstriert. Außerdem wurde ein Pärchen des riesigen Bockkäfers Batocera «??a White erworben. Bestimmungen von Käferlarven führten Dr. H. Blunck - Marburg (Dytisciden) und Dr. R. V o — 157 — bergischen Museums möglich schien — und deshalb über sie nicht mehr verfügen konnte. Er tat aber sein Bestes, um neben seiner Europäersammlung auch die Senckenbergische Käfer- sammlung zu vervollständigen und auf der Höhe zu erhalten. Zunächst übergab er ihr seine sämtlichen exotischen Käfer (1895 und 1896), wodurch unsere Sammlung auch in diesem Zweige eine der wichtigsten und reichhaltigsten wurde. Seit 1894 hatte er mit A. Weis zusammen die Sektion der Koleopteren über- nommen und von da ab bis zu seinem Tode wendete er derselben die gleiche Sorgfalt zu, wie seiner eigenen. Alle anderen In- sektenklassen wanderten selbstverständlich schon aus Rücksicht auf den Raum in den Senckenberg, auch eine ungewöhnliche reiche Sammlung von Gallen, die seiner Zeit bei einer Aus- stellung preisgekrönt worden war. Als der Kampf gegen die Reblaus begann, wurde er 1880 zum Oberleiter der staatlichen Reblausbekämpfungsarbeiten in der Rheinprovinz ernannt und brachte seitdem die Sommer- monate, oft bis in den Winter hinein, am Rhein zu, natürlich auch hier unermüdlich sammelnd; 1890 erhielt er den Roten Adlerorden vierter Klasse, 1902 den Kronenorden dritter Klasse. Die Zahl der von L. von Hey den veröffentlichten syste- matischen und tiergeographischen Arbeiten ist eine ungemein große. Nach der Zusammenstellung seines Freundes und Mit- arbeiters E d m. R e i 1 1 e r in Paskau beträgt sie nicht weniger als 316, die Zahl der von ihm als neu beschriebenen Käfer be- läuft sich auf beinahe 500, zu denen aus anderen Tierklassen noch 2 fossile Polypen und 53 fossile Dipteren kommen. Mit seinem Vater C. von H e y d e n beschrieb er außerdem noch 156 fossile Käferarten. Unter seinen Arbeiten sind allerdings meines Wissens keine selbständig in einem buchhändlerischen Verlag erschienenen Werke. Sie waren für die spezialen Fachgenossen bestimmt und erschienen deshalb alle ohne Ausnahme in Fachzeitschriften oder in den Veröffentlichungen der- dem Verfasser befreundeten gelehrten Gesellschaften, in unseren Senckenbergischen. Abhand- lungen und Berichten, den Jahrbüchern des Nassauischen Vereins für Naturkunde und der Deutschen Entomologischen Zeitung. — Seine „Statistischen Notizen über den vermutlichen Ursprung der Reblaus-Infektion 1881 — 1889 in der Rheinprovinz" wurden von dem Preußischen Landwirtschafts - Ministerium herausgegeben. — 158 — Von seinen Arbeiten sind für uns in erster Linie bedeutungs- voll diejenigen, welche sich mit der Lokalfauna unserer Gegend beschäftigen. Hier ist zunächst zu nennen: Die Käfer von Nassau, erschienen 1877 in den Jahrbüchern des Nassauischen Vereins für Naturkunde und ebenda durch sieben Nachträge bis 1896 ver- vollständigt; eine zweite Auflage gab 1904 die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft heraus. Auch die Hymenopteren arbeitete er von 1889 — 1906 gründlich durch und veröffentlichte über sie in den Berichten der Gesellschaft vierzehn Arbeiten. Im Bericht von 1896 gab er ein Verzeichnis der Neuropteren Frankfurts. Von besonderer Wichtigkeit sind auch die zum Teil noch mit seinem Vater zusammen ausgeführten Arbeiten über die fossilen Insekten der Braunkohle sowohl der niederrheinischen, als der wetterauischen, über welche bis dahin nur sehr wenig bekannt war. Sie erschienen in den Palaeontographica; die Ori- ginale gelangten in unser Museum. Von Mai bis Oktober 1868 machte Hey den in Gesellschaft des französischen Sammlers Piochard de la Brulerie eine längere Sammelreise nach Spanien, die ihn in die Sierra Morena, nach Portugal, nach der Sierra Guaderama und in die kanta- brischen Gebirge führte und sehr reiche und wichtige Ausbeute brachte. Sein Reisebericht nebst der Beschreibung der neuen Arten wurde von ihm als eigenes Beiheft der Zeitschrift des Berliner Entomologischen Vereins 1871 herausgegeben. Eine zweite größere Sammelreise machte er mit P, e i 1 1 e r und von Hopf garten zusammen durch Kroatien, Slavonien und die bosnischen Grenzgebiete. Der Reisebericht wurde in den Verhandlungen der Zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 1879 p. 35—56 veröffentlicht. Ebenso wichtig für die Entomologie der letzten fünfzig Jahre wie durch seine eigene Forschertätigkeit war aber L. v o n H e y - den dm^ch die Bereitwilligkeit, mit der er seine Unterstützung und namentlich auch seine- große Sammlung und seine noch größere Bibliothek zur Verfügung stellte. „Ich stehe — schrieb er einmal an den Rat Edm. Reitter in Paskau^) — (und mein verstorbener Vater tat das ebenfalls stets) auf dem Stand- punkte, daß es eine moralische Pflicht der Besitzer großer Samm- lungen ist, ihr Material an Spezialisten und Monographen mitzu- 1) Vergl. Entomologische Monatsschrift IV. 1908 p. 86. — 159 — teilen. Der Besitzer hat nebenbei den Vorteil, sein Material nach dem jeweiligen Stand der Wissenschaft richtig bestimmt zu er- halten; in jedem Falle muß er aber dazu beitragen, unsere Wissenschaft zu fördern. Allein dazu legen wir Sammlungen an, nicht aber wie der Geizhals, der nur anhäuft — nutzlos, nicht einmal vorteilhaft für sich selbst — und nichts mitteilt; noch viel melu ist es aber zu rügen, wenn der betreffende Besitzer nie etwas selbst veröffentlicht." So kam es natürlich aber auch, daß die Heydensche Samm- lung, besonders an Originalexemplaren, immer reicher wurde und daß in den letzten Jahren kaum mehr eine Käfergruppe bearbeitet werden konnte, ohne sie zu Eate zu ziehen. So kam es auch, daß die wissenschaftlichen Verbindungen des Besitzers im In- und Auslande immer zahlreicher und wichtiger wurden und er schließlich ordentliches oder korrespondierendes Mitglied von 52 wissenschaftlichen Gesellschaften, von 9 Ehrenmitglied war. An wissenschaftlichen Ehrungen hat es ihm nicht gefehlt. Am 30. Januar 1875 wurde er von der philosophischen Fakultät der Universität Bonn zum Ehrendoktor der Philosophie ernannt und das Diplom im Jalire 1900 erneuert. — Am 5. Dezember 1901 erhielt er in Rücksicht auf seine anerkennenswerten wissen- schaftlichen Leistungen das Prädikat Professor h. c. — Für seine Arbeiten über die zentralasiatische Käferfauna wurde er 1890 von der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft in St. Petersbm^g zum arbeitenden Mitglied ernannt und erhielt, als der dritte Deutsche, deren Silberne Medaille. Ein besonderes Verdienst um unser Museum erwarb sich von Heyden dadurch, daß er die reichen entomologischen Ausbeuten der von dem Rüppellfond ausgesandten Reisenden bearbeitete. So die von Grenacher und Noll von den Ka- naren und Marokko, meine aus Südspanien und IMarokko und später aus Algerien und Tunis, dann die tropischen Sammlungen von Küken thai, Voeltzkow, Wolf, ]\Ierton, Elbert, welche die Senckenbergische Käfersammlung auch für die Exoten zu einer der wichtigsten machten. Als unser Sektionär für Schmetterlinge, Oberstleutnant Saalmüller 1890 starb, ehe er sein wichtiges Prachtwerk über die Schmetterlinge von Madagascar zu Ende führen konnte, war es selbstverständlich, daß L. von Heyden für ihn eintrat und das Werk in tadelloser Weise zu Ende führte. — 160 — Im Jahre 1905 machte er seine an EeichhaUigkeit unüber- troffene Fachbibliothek unserer Gesellschaft zum Geschenk unter der Bedingung, daß er sie bis an sein Lebensende behalten und vervollständigen dürfe. Eine besondere Ehrung wurde dem Verstorbenen bei der fünfzigsten Wiederkehr des Tages, an welchem er der Gesell- schaft als arbeitendes ]\Iitglied beigetreten, am 16. Juni 1910, erwiesen. Die Gesellschaft ernannte ihn nicht nur zum außer- ordentlichen Ehrenmitgliede — der höchsten Ehre, über welche sie verfügen kann — , sondern sie stellte ihm auch aus dem dis- poniblen Vermögen der Gesellschaft ein Kapital zur Verfügung und überließ ihm die Bestimmung über die Verwendung der Zinsen. Nach dem Wunsch des Jubilars sollen die Erträgnisse zur Drucklegung von wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft verwendet werden. Die Jeweilig aus den Zinsen der Stiftung hergestellten Hefte der Abhandlungen der Gesellschaft sollen den Aufdruck erhalten: „Gedruckt aus den Erträgnissen der Karl und Lu- cas von Heyden -Stiftung der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft". Zugleich wurde ihm der Rote Adler- orden dritter Klasse mit der Schleife verliehen. von Heyden hatte das seltene Glück, bis in seine letzte Lebenszeit, allerdings mit Aufbietung seiner ganzen Willenskraft, arbeitsfähig zu bleiben; zwei Schlaganfälle, 1900 und 1902, hatten aber doch, besonders in den letzten Jahren, zunehmende Läh- mungserscheinungen hinterlassen, die ihn sowohl im Gehen, als auch, durch die Schwäche und Gefühllosigkeit der linken Hand, bei den feineren. Untersuchungen mit der Lupe sehr behinderten. Aber mit großer Energie überwand er immer wieder diese Hindernisse bei der ihm so lieben Arbeit. Aber nicht nur als Gelehrter und Naturforscher wirkte von Heyden in unserer Gesellschaft; er wirkte auch tätig in der Administration mit und war einer der fleißigsten Besucher der Verwaltungssitzungen. Li den Jalu^en 1861/65 war er zweiter Sekretär, 1868/69 und 1882/83 zweiter Direktor, 1871 und 1895/96 erster Direktor. In den Kommissionen war er vielfach tätig, namentlich der Bücherkommission und der Kommission für die Redaktion der Abhandlungen gehörte er längere Jahre hindurch an, und als — 161 — die Baufrage an uns herantrat, wurde er auch in die Baukom- mission gewählt. Ein ganz besonderes Verdienst erwarb er sicli aber dadm^ch, daß er unser in einem ziemlich verwalirlosten Zustand befind- liches Archiv in tadelloser Weise ordnete und katalogisierte. i) Er hatte die Arbeit schon 1870 begonnen, als er durch den Krieg abgerufen wurde; später nahm er sie wieder auf und schloß sie 1885 in einer Weise ab, welche die Fortführung für die Zukunft erleichterte und sicherte. H e y d e n gehörte dem Verein für Naturwissenschaftliche Unterhaltung seit seiner Gründung an und fehlte, wenn er in Frankfurt war, selten bei einer Sitzung. Im Jahre 1908 konnte er sein fünfzigjähriges Mitgliedsjubiläum feiern und wurde zum ständigen Ehrenpräsidenten ernannt. Die Bestattung unseres Freundes fand am 16. September unter großer und allgemeiner Beteiligung statt. Die Trauerrede hob hervor, daß nach der festen Überzeugung des Heimgegange- nen Wissenschaft und christlicher Glaube nicht in Widerspruch zueinander stehen. Was den Menschen Lucas von Hey den charakterisiert, ist, daß er noch in seiner letzten Lebenszeit, trotz zunehmender Beschwerden, es niemals unterließ, aus sei- nem Falkensteiner Erholungsheim zur Stadt zu kommen, um per- sönlich die Unterstützungen der von ihm verwalteten Stiftung des Hauses Frauenstein an 3 — 400 Arme zu verteilen. Sein Andenken wird in Ehren bleiben!") ') Dieses Verdienst kann niemand richtiger und höher einschätzen, als der Schreiber dieses bei der ihm eben obliegenden Abfassung einer Geschichte der Senckenbergischen Gesellschaft. -) Einen eingehenden Nachruf mit Porträt veröffentlichte der Entomolog Ed. Reitter-Paskau in Bd. IV Nr. 10-12 der Entomologischen Mitteilungen. 11 162 — David Julius Wetterhan t 13. September 1914. David Julius Wetter h an, gestorben am 13. September 1914, wurde am 20. Oktober 1836 in Frankfurt a. M. geboren. Er wurde dann einer der besten Schüler der „Musterschule" und von seinen vortrefflichen Lehrern zum Naturstudium angeregt. In den Jahren 1850 und 1851 nahm er an den wöchentlichen botanischen Ausflügen teil und schrieb später darüber folgendes: „Die warme Freude an der Betrachtung und dem Studium un- serer einheimischen Flora, welche ich auf jenen Gängen empfand, ist mir stets treu geblieben. Manche der damals gesammelten Pflanzen besitze ich noch, und ich betrachte sie bei Durchsicht des Herbars stets mit Rührung, — sowie mir die Pfade der meisten jener Exkursionen noch wohl erinnerlich sind. Ver- schiedene Partien des Frankfurter Waldes, zumal die Gegend des „Schwengelbrunnen" mit ihren Pflanzenschätzen (IDictamus, Arnica u. a. m.), der Vilbeler Wald, die Wiesen bei Rödelheim, die Kalkhügel bei Seckbach und Bergen, in den Juli- Ferien der Taunus, und zuletzt im September die Gegend von Zwingenberg und Auerbach, waren unsere Ziele. Für die Schönheiten der Landschaft, von weiten Fernsichten bis zu engumgrenzten Wald- und Wiesenpartien, hatte ich schon damals ein inniges Gefühl, und auch dieses ist mir geblieben." Er hatte dringend gewünscht, an der Hochschule zu stu- dieren, aber sein Vater, der Tuchhändler war, gestattete dies nicht. Er mußte als Lehrling und später als Kassierer in die Darmstädter Bank für Handel und Industrie eintreten. Trotzdem verließ er die Naturwissenschaften nicht. Er stand früh um 5 Uhr auf, setzte sich sofort zur Arbeit und gewöhnte sich daran, kritische Auszüge aus den gelesenen Büchern zu ver- fertigen. Sein erstaunliches Gedächtnisvermögen kam ihm hier- — 163 — bei zu Hilfe. Bei^eits im Jalii'e 1854 las er L a m a r k s Ent- wicklungslehre mit Begeisterung. So kam es, daß, als 1859 die „Entstehung der Arten" von Darwin erschien, er bereits mit seinen Grundgedanken vertraut war und die Bedeutung und Tragweite der neuen Lehre als einer der ersten in Deutschland klar erkannte. Er trat mit warmer Begeisterung für die Evo- lutionslehre ein und ist zweifellos einer der besten Kenner des Darwinismus gewesen, den er stets in scharfer Kritik beleuchtete. Zu jener Zeit wurde seine Schwester geisteskrank, und er mußte sie nach der Irrenanstalt Werneck überführen, wo er ir — 164 — Gudden kennen lernte und mit ihm mid seiner Familie innige Freundschaft schloß. Wetterhan litt keineswegs an der üblichen Einseitigkeit so vieler Fachgelehrten. Er trieb philosophische und geschicht- liche Studien, studierte Schopenhauer und besonders die Schriften M a c a u 1 e y s , den er tief verehrte. Bei dessen Tod, im Jahre 1859, widmete er ihm einen Nachruf in dem Beiblatt „Didaskalia" des Frankfurter Journals. 1861 wurde auch sein Vater geisteskrank und er mußte sein Geschäft übernehmen, um Unglück zu vermeiden. Im gleichen Jahre wurde er Mitglied des Vereins für Naturwissenschaftliche Unterhaltung in Frankfurt a. M. So wurde er mit verschiedenen Gelehrten bekannt : dem Paläontologen Her m a n n v. Meyer, NoU, Eein, Karl Koch, dem Geologen von F r i t s c h u. a. m. Er wurde später (1863) Sekretär des Vereins und hielt nun wissenschaftliche Vorträge, so über „Neuere Forschungen über die Erscheinung der Gärung und über die angebliche generatio aequivoca\ worin er die noch verkannten Verdienste Pasteurs in ihrer Bedeutung hervorhob; ferner über „Darwins Entstehung der Arten". Letzterer Vortrag wurde 1866 in der Zeitschrift „Der Zoologische Garten" gedruckt. Als W e 1 1 e r h a n auf einer Erholungsreise den Botaniker de B a r y besuchte, gefiel ihm die Stadt Freiburg derart, daß er daran dachte, sich später dorthin zurückzuziehen. Er wurde dann arbeitendes Mitglied der Senckenbergischen Naturforschen- den Gesellschaft in Frankfurt a. M., wo er 1876 an einem Zyklus von Vorträgen für das Publikum teilnahm und über „Blicke in die Naturgeschichte des Pflanzenreiches" sprach (im „Ausland" erschienen). Zu jener Zeit kam er zum erstenmal in die Schweiz, die sein Herz ganz und gar gewann. Im Jahre 1867 wurde er zum Einführenden der botanischen Sektion der Deutschen Natur- forscher - Versammlung in Frankfurt a. M. ernannt. Er wurde ferner Vorsitzender des Vereins für Naturwissenschaftliche Unter- haltung und bald darauf zweiter Sekretär der Senckenbergischen Gesellschaft. Ein Vortrag, den er über „Die Beziehungen der Blüten zu den Insekten" hielt, erschien nicht im Druck. Nun kam das Kriegsjahr 1870, in dem er in das freiwillige Sanitätskorps eintrat. Im folgenden Jahre trug er für den deutsch - österreichischen Alpenverein „Zur Einführung in die Alpenpflanzen-Geographie" (siehe Mitteilungen dieses Vereins) — 165 — und übei' „Die allgemeinen Gesichtspunkte der Pflanzen-Geo- graphie" am Jahresfest der Senckenbergischen Gesellschaft (siehe Jahresbericht derselben) vor. Dort war er bereits erster Sekretär geworden. Sein Wirken fand auch im Ausland vielfach Zustim- mung. Eigenhändige Briefe von Alphonse de Candolle und E n g 1 e r liefern hierüber Zeugnis. Im Jahre 1876 verlegte er seinen Wohnsitz nach Freiburg i. Br. Sein Vater war unterdessen gestorben und W e 1 1 e r h a n hatte das Geschäft aufgelöst, um endlich frei zu werden und sich seinen Lieblingsstudien widmen zu können. Zu jener Zeit machte ich bei G u d d e n in München, dessen Assistenzarzt ich damals war, seine persönliche Bekanntschaft. Seine kranke Schwester war mit Gudden nach München übergesiedelt. In voller Er- kenntnis der schweren erblichen Belastung seiner Familie war W e 1 1 e r h a n bisher Junggeselle geblieben und blieb es auch fernerhin. Er wollte nicht die Leiden der Seinigen auf Kinder übertragen helfen. Hieraus, wie überhaupt, kann man sein hohes ethisches Pflichtgefühl, verbunden mit ebenso großer Bescheiden- heit als geistiger Schärfe erkennen. Da ich selbst unterdessen ein ebenso eifriger Anhänger der Evolutionslehre geworden war wie er, entstand bald zwischen uns eine Freundschaft, die seither angedauert hat, eine jener Freundschaften, die sich auf die Lauterkeit der Naturforschung gründen. Er war Botaniker, ich Ameisenforscher, aber die höheren Gesichtspunkte der Evolution bildeten das Band zwischen uns. Wir waren beide keine ]Mathe- matiker; Physik und Chemie lagen uns ferner und waren uns nur für den gemeinsamen erkenntnistheoretischen Standpunkt wichtig. Es war uns beiden klar, daß die Evolutionslehre das ganze menschliche Sozialleben in hohem Grade beeinflussen sollte und daß man aus der Facheinseitigkeit herauszutreten hat, um konsequent das Leben der ISIenschen nach den neu erkannten Wahrheiten des Lebens einrichten zu helfen. Wetter ha ns Lieblingsfach war die Botanik, doch hatte er sich auch in die Zoologie, Paläontologie und Geologie hineingearbeitet. Er machte viele Reisen in Europa, die stets bei seiner Natur sehr frucht- bringend waren. Das bedeutendste Werk Wette rhans war, dem oben Gesagten entsprechend: ,, Das Verhältnis der Philosophie zu der empirischen Wissenschaft von der Natur". Dieses vorzüg- liche Werk erschien 1894 im Verlag von W i 1 h e 1 m E n g e 1 m a n n in Leipzig und ist über 100 Seiten stark. Es wurde von der — 166 — Philosophischen Gesellschaft in Berlin mit einem Preis und ehren der Anerkennung ausgezeichnet. W e 1 1 e r h a n hatte noch die Absicht, die Greschichte der Entwicklungslehre zusammenfassend darzustellen, und niemand hätte dies besser tun können, als er. Aber er wurde daran 1899 durch eine schwere Infektion der rechten Hand gehindert, die die Hand lähmte und ihn längere Zeit arbeitsunfähig machte. Seine Kraft blieb seither gebrochen. Er hatte 1885 im Kosmos: „Beiträge zur Geschichte der Ent- wicklungslehre" veröffentlicht und dabei war es geblieben. Doch lernte W e 1 1 e r h a n mit der linken Hand schreiben und verließ seine Studien und seine kritische Verfolgung der wissenschaftlichen Literatur nicht. Ich hatte Gelegenheit, bis kurz vor seinem Tode mit ihm in schriftlicher Verbindung zu bleiben und ihn noch in Freiburg zu besuchen, sowie er mich wiederum in Yvorne aufsuchte. Jede Arbeit, die ich ihm schickte, wurde von ihm mit peinlich genauen Annotationen versehen. Ich mußte stets über die Schärfe und Richtigkeit seiner Kritiken staunen und hatte noch in den letzten Jahren die Freude, ihn mit Richard Sem on, dem Verfasser der Mneme, in Verbindung zu setzen. Beide gehörten, resp. gehören zu den seltenen Men- schen, die nicht an der Oberfläche der Probleme hängen bleiben, sondern in deren Tiefe dringen. Zu den Arbeiten Wetterhans gehören noch (1881) die Mitgründung des Badischen Botanischen Vereins, dessen Zu- sammenkünften er eifrig beiwohnte. Kleine Aufsätze von ihm erschienen in den Vereinsmitteilungen: „Unsere Flora in der rauhern Jahreshälfte" Bd. 1, Seite 156; „Konservierung der Her- barien" Bd. 3, Seite 376; „Zum Botanisieren im Alpenlande" Bd. 4, Seite 53. Auch für die Kunst, besonders für Malerei und Dichtung, hatte Wetterhan ein feinfühlendes Verständnis; er besuchte auf seinen Reisen selbst die kleinsten Gemäldegalerien. Ich möchte zum Schlüsse noch die hohen Charaktereigen- schaften meines lieben verstorbenen Freundes betonen, die sich mir bei unsern letzten gegenseitigen Besuchen wiederum überaus scharf zeigten: Geradheit und Charakterfestigkeit verbunden mit leutseliger Güte und größter Bescheidenheit. Sein ungemein scharfer kritischer Geist und seine großartigen Kenntnisse ließen nichts von dem so häufigen Eigendünkel so vieler Gelehrten be- merken. Das tat jedem wohl, der ihm näher kam. W e 1 1 e r h a n gehörte einer streng jüdischen Familie an. Er hatte sich aber — 167 — bald zu einer ganz freien und abgeklärten Weltanschauung durch- gerungen und war ein ]\Iensch im besten und höchsten Sinn geworden. Deshalb erlaubte ihm seine Aufrichtigkeit nicht länger, gläubiger Jude zu bleiben und er trat aus der jüdischen Gemein- schaft aus. Aber er wollte kein Dogma mit einem andern tau- schen und trat deshalb auch nicht zum Christentum über, obwohl •er die Nächstenliebe im höchsten Grade pflegte. Er blieb somit konfessionslos, war aber duldsam gegen die Anschauungen an- derer, sofern dieselben aufrichtig waren. So konnte er mit strenggläubigen Katholiken, Protestanten und Juden befreundet bleiben. Sein hoch begeisterungsfähiges Herz blieb stets für das Gute offen, wie auch seine Hand. Er starb am 13. September 1914 nach kurzem Leiden. Einige Wochen vorher hatte er mich in Yvorne besucht und uns allen dadurch viel Freude bereitet. Ich verdanke ihm viele Belehrungen, wie er überhaupt zur scharfen Fassung und Klärung vieler Fragen im biologischen Gebiet überall beitrug. In diesem Sinne hat er an der Universität Freiburg als letzter Wille eine Stiftung errichtet, die zur Unter- stützung und Förderung naturwissenschaftlicher und medizini- scher Studien dienen soll. Damit wird sein Wirken sich noch nach seinem Tode fortsetzen, und sein Andenken nicht nur bei seinen intimen Freunden, sondern auch in seiner geliebten Wissenschaft fortleben. Zum Schlüsse möchte ich erwähnen^, daß ich die meisten Daten des vorstehenden Nachrufs dem Freunde des Verstorbenen, Herrn Prof. Dr. ]\I e i g e n in Freiburg i. Br. verdanke. Dr. A. Forel. — 168 Ferdinand Richters t 3. Juli 1914. Kurze Zeit vor Ausbruch des blutigen Krieges, bei dem der Schnitter Tod seine noch immer nicht abgeschlossene Eiesenernte auf zahlreichen Schlachtfeldern im Westen und Osten unseres Vaterlandes zu halten begann, starb hier in Frankfurt, seiner zweiten Heimat, unser Sektionär Richters. Mit ihm ist einer der letzten derer geschieden, die dem Senckenbergischen Mu- seum bereits im alten Bau am Eschenheimer Turm in langjähri- ger Arbeit ihre Kraft gewidmet und diese Liebe auf das neue Museum übertragen hatten, obgleich die Verhältnisse inzwischen ganz andere geworden waren. Ferdinand K i c h t e r s stammte aus Niederdeutschland. In Hamburg, der stolzen Hansastadt, wurde er am 1. Alai 1849 geboren; hier verlebte er in einfachsten Verhältnissen, der Vater hatte ein kleines Fuhrgeschäft, seine Kinder- und Schulzeit, und nach der heißgeliebten „Waterkant" zog es ihn noch bis ins Alter fast alljährlich in den Sommerferien. Er kannte in dem Hamburg seiner Jugend nicht nur jeden einigermaßen bekannten Winkel sondern auch alle die Straßentypen, die damals lebten. Wurde ihm die Erinnerung an seine Jugend wachgerufen, so konnte er stundenlang erzählen und zur Erklärung seiner Er- zählungen brachte er die erforderlichen Illustrationen aus sei- nen umfangreichen Hamburgensien-Sammlungen herbei. Waren niederdeutsche Freunde die Zuhörer, so sprach er bei solcher Gelegenheit echtestes Hamburger Platt. Durch Erbschaft besaß er eine kleine Münzsammlung, die er zu einer beachtensv\^erten Summe von ausschließlich Ham- burger Münzen erweiterte und mit deren Ordnung und Bestim- mung er sich auch im Alter viele Stunden vergnügte. Doch zurück zu Richters Jugend. Zunächst besuchte er eine Volks- ^:V^^^^^ -i^.^K^^'^-^^^^ — 171 — und private Bürgerschule. Früh gab er den Beweis für seine große Lehrbefähigung, denn bereits in dem märchenhaften Aher von 14 Jaliren nahm er eine Stelle als Elementarlehrer an einer höheren Bürgerschule an. Während dieser Lehrtätigkeit besuchte er aber zur eigenen weiteren Fortbildung die Lehrerbildungs- anstalt für Hamburger Schul- und Erziehungswesen und die Zeichenstunden an der Gewerbeschule. Ostern 1870 bestand er sodann das Aufnahme-Examen für das Akademische- und Real- gymnasium seiner Vaterstadt, auf das er sich im wesentlichen selbst vorbereitet hatte, und kurz darauf das Abitur am sog. Johanneum. Als Student — das Studieren hatte die Fürsorge eines Onkels ermöglicht — bezog er zu ausgesprochen natur- wissenschaftlichen Studien die Universitäten Göttingen und Heidelberg, wo er Schüler von Claus, W ö h 1 e r , von S e e - b a c h , W e b e r , Hofmeister, K i r c h h o f f , B u n s e n und Kopp war. Im Juni 1873 wurde Eichte rs zu Göttingen auf Grund seiner Dissertation über „Die Phyllosomen" — das Ma- terial entstammte dem Privatmuseum des Weltreisenden G o d - d e f r 0 y in Hamburg — zum Dr. phil. promoviert, worauf er noch ein Semester als Assistent am Zoologischen Institut zu Göt- tingen arbeitete. Ostern 1874 übernahm er dann eine Stelle als wissenschaftlicher Hilfslehrer an der Eealschule zu Altona, be- stand im Dezember 1874 das Oberlehrer- Examen und kam Ostern 1877, fast 23 jährig, an die Wöhlerschule zu Frankfurt a. AI. Ein halbes Jahr vorher hatte er sich mit der Tochter eines Zeichen- lehrers, gleichfalls einer geborenen Hamburgerin, verheiratet. Zwei Kinder aus dieser Ehe haben den Vater überlebt. Sofort nach seiner Ansiedlung in Frankfurt trat Richters der Senckenbergischen Gesellschaft als Alitglied bei, und noch im gleichen Jahre wurde er einstimmig zum arbeitenden Alit- gliede der Gesellschaft und zum Sektionär für Krebstiere ge- wählt. Seitdem war Richters in der Verwaltung der Gesell- schaft tätig, die ihn 1886 zum zweiten, 1889 zu ihrem ersten Di- rektor ernannte. Der Redaktion für wissenschaftliche Arbeiten der Gesellschaft gehörte er von 1893 bis 1898 an. 1894 wurde er in die Kommission der Rüppellstiftung gewählt. Seit 1903 führte er den Vorsitz in der Bücherkommission. Während seiner Amts- zeit als zweiter Direktor kamen die Verhandlungen mit dem Physikalischen Verein zum Abschluß, dessen feuergefährliche Tätigkeit im Erdgeschoß des alten Museums endlich zum Segen — 172 — für beide Teile in einen zweckentsprechenderen, lielleren und geräumigeren Neubau verlegt wurde, und Richters beteiligte sich als Direktor und Sektionär lebhaft an den Plänen der Um- gestaltung und Neueinrichtung der durch diesen Auszug frei gewordenen Räume im Museum. Neben der Verwaltungstätig- keit im Museum und neben der Berufsarbeit, die ihn bald zu einem der beliebtesten Lehrer des Wöhler - Realgymnasiums machte, gingen strengwissenschaftliche Bemühungen. Zunächst nahm er sich als Sektionär der jahrzehntelang verwaisten Krebs- sammlung an, ordnete und bestimmte sie systematisch, soweit dies unter den damaligen Verhältnissen bei dem Mangel an der nötigsten Fachliteratur und dem unentbehrlichsten Arbeitsraum überhaupt möglich war. In dieser Zeit erschienen in den Be- richten und Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschen- den Gresellschaft, wie in anderen Fachschriften, eine große An- zahl von Arbeiten unseres Richters ; Arbeiten, die sich zu- meist mit der Krustazeenfauna befaßten. Noch angelegener ließ er sich bei dem ihm angeborenen Sammeleifer die Vermehrung und Ergänzung der damals noch äußerst lückenhaften Bestände des Museums sein. Und was hat Richters nicht alles in seinem langen Leben gesammelt, und welche Freude bereitete es ihm, seine Schätze im Bekanntenkreise auszubreiten und zu erklären! Diese rege und anregende Lehr- und Sammeltätigkeit wurde leider plötzlich jäh unterbrochen. Richters erkrankte 1897 nach der Frankfurter Naturforscher- und Ärzte-Versamm- lung, für die er gleichzeitig in mehreren Ausschüssen tätig war, äußerst schwer, ja er war gezwungen, seine Schullaufbahn für lange Jahre völlig aufzugeben, und sich auch sonst von jeder Vereins- und wissenschaftlichen Tätigkeit zurückzuziehen. Erst um 1900 war er einigermaßen wieder hergestellt, und sogleich begab er sich aufs neue an die geliebten naturwissenschaftlichen Studien. Bei Erholungsspaziergängen und bei Ausflügen in den nahen Taunus nahm er Moosstücke mit nach Hause und durch- suchte diese Rasen auf die darin enthaltene eigenartige Tierwelt. Besonders die sogenannten Bärtierchen zogen seine Aufmerksam- keit an, und bald mußten wir ihm von überall her Moospolster zusenden, die er in mühsamer Arbeit auf deren Tardigraden- Fauna untersuchte. Nach einem Vortrag über „Die Tierwelt der Moosrasen" folgten eine ganze Reihe größerer systematischer Arbeiten über die Tardigraden. Besonders umfangreich sind die- — 173 — jenigen über „Die arktischen Tardigraden" im Band III der Fauna arctica sowie die Untersuchungen der mikroskopischen Moosfauna der Antarktis auf Grundlage des Materials der Deut- schen Süd-Polar-Expedition Drygalskys zu Beginn dieses Jahrhunderts. Was die Bichters sehen Arbeiten der damali- gen Zeit besonders auszeiclinet, sind die ganz trefflichen Abbil- dungen, die er nach selbstverfertigten prächtigen Alikrophoto- graphien in der bewährten Anstalt von Werner u. W i n t e r herstellen ließ. Obgleich Bichters ein ganz hervorragender Zeichner war, zog er die photographischen Erzeugnisse wegen ihrer unbedingten Naturwahrheit Zeichnungen vor, und wer seine vorzüglich gelungenen, feinen Lichtbilder gesehen hat, mußte ihm darin recht geben. Eine große Zahl bisher ganz unbekann- ter Tierarten wurde von ihm aus unscheinbaren ]\Ioospolstern herausgeschwemmt, der Entwicklungsgang dieser seltsamen Tiere genau beobachtet und ihre systematische Stellung für die Wissen- schaft gesichert. Alle Xeufunde brachte er zunächst regelmäßig in den Frankfurter Verein für Naturwissenschaftliche Unterhal- tung, der den Zweck hat, durch Vorträge, Demonstrationen und Diskussionen zu naturwissenschaftlichen Forschungen anzuregen und die Forschenden einander persönlich näher zu bringen, ein Verein, dem fast alle naturwissenschaftlich tätigen Personen Frankfurts angehören. Hier in der „Käwernschachtel", wie der Verein scherzweise genannt wird, lernte man Bichters erst völlig in seinem ganzen, prächtigen Wesen kennen. Lange Zeit war er dort der, der bei weitem die meisten Vorträge über eigene Beobachtungen und Funde brachte. Hier auch erstrahlte sein liebenswürdiger Humor, der nie verletzte. Ihn wählte man gern zum Vorsitzenden wälirend der ernsten Jahresarbeit und immer wieder zum Leiter des Vergnügungskommitees, das das weit und breit berühmte launige Stiftungsfest im Februar vorzu- bereiten und zu veranstalten hatte. Nie verübelte er es uns, wenn wir ihn bei dieser Gelegenheit selbst auf die Bühne . brachten oder in den Tischliedern lustige Verslein über ihn verbrachen. Im Gegenteil; es wäre ihm nicht recht gewesen, wenn wir ihn nicht fast jährlich zu einem der Hauptziele unserer übermütigen Scherze gewählt hätten. Selbst sehr musikalisch, — er war Vorstandsmitglied des Sängerchors des bekannten Frankfurter Lehrersängervereins — sang er mit wohlklingender Stimme und fröhlichem Schmunzeln den Befrain der Stachelverse auf seine — 174 — Bärtierchen, auf seine Sammelleidenschaft in Labö und auf seine Hamburger spitzigen St's und Sp's, mit denen er uns in die Ohren stach; aber er erschien auch selbst auf der Bühne mit von ihm verfaßten zwerchfellerschütternden Couplets und Scherz- darstellungen aus dem Tierleben der Jetzt-, Vor- und Zukunfts- welt. In seiner geliebten „Käferschachtel" ereilte ihn schließlich der erste Vorbote des nahenden Todes. Um 1910 wandte sich Eichters, angeregt durch anthro- pologische Streitfragen*) und eigene Funde, in Labö, einem 24 Jahre lang von ihm bevorzugten Sommeraufenthalt an der flint- steinreichen Kieler Außenförde, dem Studium der neusteinzeit- lichen Gräber, Waffen und Werkzeuge sowie der schwierigeren Paläolithen- und Eolithenfrage zu. ^ Sein letzter Vortrag im Senckenbergischen Museum galt gekritzten, nordischen Ur- Faust- keilen aus Kiesgruben dieses Ortes, und seine letzte druck - fertige iVrbeit, „Buschmann Werkzeuge und ein Gegenstück aus dem nordischen Gletscherlehm" — die Arbeit ist im Sencken- bergischen Bericht zugleich mit diesem Nekrolog abgedruckt — , behandelt das schwierige Problem der primitiven Nordlands- menschen, deren rohe Werkzeuge skandinavische Eiszeitgletscher nach seiner Ansicht wie mit einem Riesenbesen zu uns nach Deutschland herüber gekehrt haben. Im Frühling 1914 war er, wie schon oft, zum Forellenfang in den Schwarzwald gereist. War doch der kunstgerechte Fisch- fang zusammen mit Freund W e n d t seine Lieblingserholung nach angestrengter wissenschaftlicher Arbeit, und sah er doch jeden Menschen mitleidsvoll an, der nicht beim Fischen die alleinrichtigen Wasserstiefel von Eentschler in Calmbach trug oder gar am Forellenbach die Je nach Tagesstunde allein erfolgreiche j\Iärz-, Pfau- oder Dungfliege nicht richtig benutzte. Plötzlich kam Kunde zu uns von E i c h t e r s' erneuter ernster Erkrankung. Noch einmal schien sich der zähe Mann zu erholen, aber es. schien nm^ so; kaum vier Wochen vor dem Kriegs- ausbruch erlag er seinem standhaft ertragenen Leiden. — Eichters verband die zielbewußte Zähigkeit des echten Ham- burgers mit dem gutmütigen Humor, wie er uns aus den Schrif- ten des von ihm über alles geliebten plattdeutschen Dichters *) Er war außer in vielen anderen Frankfurter und auswärtigen Vereinen Vorstandsmitglied des Vereins für Geographie und Statistik und der Anthro- pologischen Gesellschaft. — 175 — Fritz Eeuter entgegenweht. Aber er hatte auch in den Wer- ken des berühmtesten Sohnes von Frankfurt nicht vergebens gelesen und sich Goetlies Zauberspruch zur Richtschnur ge- nommen : Tagesarbeit, abends Gäste, Saure Wochen Frohe Feste ! Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft wird das Andenken des tüchtigen, hochgewachsenen Mannes, der das Äußere eines Jovialen „Seekapitäns a. D." mit dem umfassenden Wissen eines ernsten Gelehrten und der Treuherzigkeit eines guten Kindes verband, in hohen Ehren halten. Ä. Jassoy. . 176 Leopold Laquer geb. 9. März 1857 zu Namslau i. Schi., gest. 29. Januar 1915 zu Frankfurt a. M. Nach langem schwerem Siechtum, das er von Anfang an mit vollem Bewußtsein der Tragweite der zuerst nur andeutungsweise auftretenden Krankheitserscheinungen als hoffnungslos erkannte, ist Leopold Laquer am 29. Januar 1915 verschieden. In Namslau geboren, besuchte er das Gymnasium zu Brieg. Seine Studienzeit verlebte er in Breslau, die dazu nötigen Mittel lieferte ihm zum großen Teil seine eigene Arbeit. Schon seine Dissertation: „Beiträge zur Pathologie der Großhirnrinde" weist auf seine spätere Lebenstätigkeit hin. Nach längerer Assistenten- zeit bei Oskar B e r g e r , einem der Pioniere der Nerven- klinik, trat er in derselben Stellung bei dem seiner Zeit sehr bekannten Elektrotherapeuten und Nervenarzt W. Müller in Wiesbaden ein. In beiden Stellungen erwarb er sich die große Erfahrung in der Nervenheilkunde, die ihm bald nach seiner Niederlassung in Frankfurt a. M. (1883) einen großen Ruf ver- schaffte. In Wiesbaden fand er auch seine Lebensgefährtin, die ihm das Leben, das er nicht selten in sehr pessimistischer Weise auffaßte, in hingehendster, verständigster Art zu verschönen und besonders in der langen Zeit der schweren Krankheit, die zum Schluß noch durch den Kriegstod des Jüngeren begabten Sohnes schmerzlich getrübt wurde, zu erleichtern nicht müde wurde. Von regem lebhaftem Geiste, mit guter Beobachtungsgabe ausgestattet, befriedigte ihn aber die ausschließlich praktische Tätigkeit nicht. Neben zahlreichen Veröffentlichungen, die mehr der Klinik der spezielleren Nervenkrankheiten angehören, waren es besonders die Beobachtungen einer großen Zahl von schwach- befähigten Kindern und Jugendlichen und deren Fürsorge, die ihn sehr lebhaft interessierten. Seine sehr wichtigen, Inhalts- — 177 — reichen und sachgemäßen Arbeiten auf diesem, damals noch ziemlich neuen Gebiete werden ihren Wert behalten. — Sein Sinn für allgemeine naturwissenschaftliche Fragen führten- ihn 1897 auch unserer Gesellschaft als Mitglied zu. In einer gerade sehr arbeitsreichen Zeit (1906): Umzug, Eröffnung des neuen AIu- seums, wurde er arbeitendes Mitglied. An den Arbeiten hat er e^' ^unu7n hassiae-) in mancher Sammlung als L. blackwalli Meade bestimmt ist, da die Unter- scheidung dieser beiden Arten sich nicht auf den ersten Blick bewerkstelligen läßt. Um ein klares Bild der neuen Form zu erlangen, muß man die Gattungsmerkmale des Genus Liobuniim kennen. Die Dia- gnose des typischsten Vertreters L. rotundum Latr., der den beiden vorgenannten Formen zudem sehr nahe verwandt ist, lautet : Liohunum rotundum Latr. cf (Fig. 5 und 5a). Der Körper ist gedrungen, hinten stumpf abgerundet. Der Cephalothorax deut- lich durch Querfurchen vom Abdomen getrennt. Die Segmente bilden ein Dorsalscutum. Der Augenhügel ist glatt und deutlich gefurcht. Die Mandibeln sind nicht bewehrt und unbehaart, nur Glied II vorn über den Klauen mit kleinen Borsten versehen. Die Palpen sind unbewehrt und die Tarsalendklaue kammzähnig. Die Beine sind lang und dünn, das zweite ist das längste. Tibia II stets mit Pseudogelenken. Sämtliche Coxen tragen Reihen kleiner Höcker. Die Fäi'bun.o- ist im allgemeinen orane-ebraun. Die Stirn- ^) C. Koch, ,Die Opilioniden des Mittelrheinischen Gebietes". 12. Ber. des Offenbacher Vereins für Naturkunde. 1871. S. 84. -) A. Müller, „Eine neue Liobunumart''. Zoolog. Anzeiger Bd. XLIII Nr. 10 vom 17. 2. 1914 S. 448. — 187 — ecken des Cephalothorax sind dunkler, die Sattelzeiclinung des Abdomens fehlt. Der Augenhügel ist erdfarben, die Augen und Augenringe schwarz. Letztere begrenzen die braune Augen- hügelfurche. Die Palpen sind erdfarben, die Beine schwarz und an den Gelenken mit helleren Ringen versehen. Vorkommen: Mitteleuropa. Fig. 5 Liolmniim rotimdwn Latr. ^ Dorsalansicht Fig. 5a „ „ „ c? Seitenansicht Fig. 6 „ Jiassiae Ad. Müll. ^ Dorsalansicht Fig. 6a „ „ V (^ Seitenansicht Fig. 7 „ hlachiralln Meade ^ Dorsalansicht Fig. 7a „ „ 1, c? Seitenansicht sämtlich stark vergrößert. Diese Beschreibung gilt im großen und ganzen auch für unser L. hassiae (Fig. 6 u. 6a) und L. blackivalli (Fig. 7 u. 7a); durch folgende Merkmale aber werden die beiden Arten von L. rotundum und auch unter sich unterschieden: Während L.ro- tundum an allen vier Coxen Randhöcker hat, fehlen diese bei — 188 — L. black wallt an Coxa III und IV, dagegen bei L. hassiae nur an Coxa III (Fig. 5a, 6a und 7a). Die Randhöcker der Coxen, die innerhalb der Subfamilie Llobunini Banks bei der. Trennung der Arten und Genera eine wichtige Rolle spielen, müssen auch in diesem Fall in erster Linie für die Abtrennung der neuen Art maßgebend sein. Ein weiterer Unterschied von L. rotimdum bildet die schwarze Medianlinie der Augenhügelfurche, die bei L. hassiae stärker ausgeprägt ist als bei L. blackivalli. Im Farbenton nähert sich L. hassiae mehr L. rotundum, während die Zeichnung auf die von L. black walli herauskommt. Alle drei Arten finden sich in der Frankfurter Umgebung. L. hassiae wurde mit L. rotundum zusammen vom Verfasser in drei Exem- plaren (cT) 1910 und 1911 in Isenburg in Hessen gesammelt und dem Senckenbersrischen Museum überwiesen. — 189 Ein Buschmann-Steinwerkzeug und ein Gegenstück aus dem nordischen 6letscherlehm. Mit 4 Abbildungen von F. Richters (f). Aus Berseba in Deutsch-Südwestafrika erhielt ich eine Kol- lektion S t e i n w e r k z e u g e der Busch m ä n n e r. Eins der bemerkenswertesten Stücke derselben ist ein Spalter (Fig. la) aus einem dunkelgrauen quarzitischen Gestein, das auf seinen verwitterten Flächen Schichtung zeigt und daher als Kiesel- schiefer zu benennen ist. In seinem Werke: ,,Die Eingeborenen Südafrikas" sagt Gustav Fritsch in dem Kapitel über die Buschmänner: „Diese Eingeborenen leben noch halb in der Stein- zeit. Sie zerschlagen mit scharfen Steinen Röhrenknochen und schleifen die Splitter auf den Steinen zu Pfeilspitzen." Für einen solchen Zweck eignet sich das vorliegende Werkzeug vortrefflich. Die Grundform derselben ist ein kurzer, breiter Kegel, der aber oben nicht eine Spitze, sondern eine Schneide hat. Die Unter- seite (Fig. 2a) wird zur Hauptsache durch eine Fläche gebildet, die an die Schlagfigur des Feuersteins, an den Schlagbulbus, erinnert. Auf dem Kegelmantel sind drei von unten nach oben verlaufende Abschläge erkennbar, die vermutlich als Widerlager für Daumen, Zeige- und Mittelfinger gedacht sind. Legt man die Finger in die entsprechenden Vertiefungen, so steht die Schlagkante quer zum Körper, gerade in der geeigneten Stel- lung, um einen in der linken Hand gehaltenen Röhrenknochen längs zu spalten. Die Schlagkante zeigt kleine Aussplitterungen, die zweifellos durch den Gebrauch entstanden sind. Der Rand des Kegelmantels läßt viele splittrige Schläge erkennen, durch die der Basis annähernd Kreisgestalt gegeben wurde. 190 — Werner u. Winter phot. Fig. 1. Spalter, Seitenansicht, *,5 nat. Gr. a von Berseba, Deutsch-Südwestafrika, b von Brodersdorf bei Labö, Holstein. Werner u. Winter phot. Fig. 2. Unterseite derselben Spalter, * 5 nat. Gr. — 191 — Ein Werkzeug von derselben Gestalt fand ich auf einem Acker bei Brodersdorf unweit Labö in Holstein (Fig. Ib). Es ist mit wenigen wuchtigen, wohlgezielten Schlägen aus einer hellgrauen FeuersteinknoUe gefertigt. Die Aussplitterungen an der Schlagkante deuten auf fleißigen Gebrauch hin. Es ist ein uraltes Stück, das noch in die ältesten Perioden der Altsteinzeit, vielleicht ins Chelleen oder Strepyien, zu ver- weisen ist. Der Stein hat nämlich nicht nur auf dem erhaltenen Stück Kruste zahlreiche Gletscherschrammeni), sondern weist auch auf den von Menschen geschlagenen Flächen solche auf. Mithin hat das Stück schon als Werkzeug den Gletscher- transport mitgemacht. Nicht ein Ur-Probsteier hat es geschlagen, sondern aus Südskandinavien ist es mit dem anderen ]\[oränen- schotter nach Holstein geschoben. Sehr gut sieht man auf seiner Unterseite (Fig. 2b) den Unterschied zwischen einer echten, etwa 4,5 mm langen Gletscherschramme und einer frischen, vermut- lich durch ein Wagenrad oder ein Ackergerät erzeugten Druck- spur, die sich fast über die ganze Unterseite hinzieht. Die Gletscherschramme ist beim Gletschertransport durch ein Ge- steinskorn, das härter als Feuerstein war, als scharfer Kritzer tief in den Feuerstein eingeritzt; dazu gehört ein gewaltiger Druck. Die frische Druckspur, die sich durch einen Rotstrich als von einem eisernen Gerät herrührend kennzeichnet, ist nur flach und durch Abblätterung feiner Teile der Patina entstanden, mit der sich der Feuerstein im Laufe der Zeiten überzieht. Auffällig ist der Größenunterschied der beiden Werkzeuge. Er entspricht aber durchaus dem Unterschied zwischen der Größe einer Buschmannshand und der Größe, die wir auf Grund mancher anderen wuchtigen Werkzeuge der Urgermanenfaust zuerkennen. Ich habe in meiner Sammlung noch drei solcher nordischer Schlagsteine von ähnlicher Gestalt, aber ohne Schneide; sie sind etwa wie ein Apfel geformt. Zwei sind von derselben Größe wie der abgebildete, der dritte ist noch etwas größer. Eins dieser Stücke habe ich eigenhändig aus einer Kiesschicht, die in die Riss- Wurm- Zwischeneiszeit gehören dürfte, in 10 Meter Tiefe hervorgezogen. Wie viele Jahrtausende sind seit jener Zeit verflossen! Und 0 Vergl. „Prometheus" 1913 Nr. 1228, „Umschau" 1913 Nr. 51. — 192 — diese Fundstücke sind, wie bereits bemerkt, schon als Werk- zeuge per Gletscher zu uns gekommen. Über das Alter des Buschmann-Steinwerkzeuges ist schwer etwas zu sagen. Die Schlagflächen scheinen auf den ersten Blick noch recht frisch zu sein; sprengt man aber ein Stückchen ab, so zeigt sich doch, daß der Stein an seiner Oberfläche ver- ändert ist; er ist wesentlich dunkler geworden. Demnach haben in einer nicht weit zurückliegenden Zeit die Buschmänner noch Steinwerkzeuge von einer Form benutzt, auf welche die nordeuropäische Urbevölkerung schon vor Jahr- zehntausenden verfallen war. 46'. Bei: d. Seiickfi/h. Xaiurf. Ges. Uli.) Taf. I 1. Partie aus dem Querschnitt durch einen junu:en Bhittstiel der Roßkastanie {Aesniliis liiiipdcdstdiiiiiii L.) Vp Sp Tr Vp Kp 2. (rroßes Gefäßhündel vom Adlerfarn {Ptei-is iniuUimt L.) Querschnitt. Werner u. Winter Mikrophot. Werner u. Winter, Frankfurt a. M. — 193 — Besprechungen. Neue VeröffeiitliclmiijO'eii der Gesellschaft. A b li a n d 1 u n g e n der Senckenbergischen Xatiirforschenden Ge- sellschaft in Frankfurt a. M. 4°. Frankfurt a. j\I. (Selbstverlag der Gesellschaft) 1913. Band 31, Heft 4, Seite 463-482 : ,,F ä r b e r i s c h e Studien an Gef ä ß bündel n. Ein Beitrag zur Chemie der Elektiv- Färbimgen" von A. C. Hof. Aus dem Georg Speyer-Haus, Bio- logische Abteilung. 20 S. mit 3 Tafeln. Preis broschiert M. 8. — . Schon lange kennt man in der Botanik das Verfahren, Schnitte von Pflanzenteilen in mehreren Farben zu färben, denn je naclidem die Membra- nen der Zellen mehr oder weniger verholzt sind, nehmen sie verschiedene Farben ungleich an. Verfasser lehrt uns nun eine ganze Reihe neuer Farb- stoffe kennen, die auch bei frisch hergestellten Schnitten von vorher nicht fixirtem Material distinkte Färbungen hervorrufen, und lehrt uns die teil- weise Entfärbung nicht wie früher durch Lösungsmittel, sondern durch Reduktionsmittel, wie Aderol und Hydrosulfit, vornehmen. Auf die chemische und physikalische Beschaffenheit der Membranen dieser Gewebe, worauf es doch eigentlich für die Histologie bei der Färbung ankommt, wird hier nicht eingegangen, und auch die mit Hilfe des Lumiere-Verfahrens mikrophoto- graphisch aufgenommenen Abbildungen (Taf. I) geben, da nur schwächere und mittlere Vergrößerungen in Betracht kommen, meistens nur den allgemeinen Farbenton an, in dem die Gewebe bei den hier benutzten Methoden erscheinen. Das Verdienst der Arbeit liegt also wesentlich darin, daß die Färbetechnik um eine ganze Anzahl neuer Methoden bereichert wird, zum Vorteil nicht nur der Anatomie, sondern auch der Physiologie: in letzterer Hinsicht ist besonders bemerkenswert, daß in dem Bernsteinsäurerhodamin ein geeignetes Mittel gefunden ist, um in lebenden Pflanzenteilen die Bahnen des Wasser- aufstieges kennen zu lernen. M. MöUus. Band 36, Heft 1, 1914: 107 Seiten mit 12 Tafeln, 1 Karte und 7 Textfiguren. Preis broschiert M. 25. — : Seite 1-40 : „Die F a s e r a n a t o m i e des M o r m y r i d e n- gehirns" von Dr. W. St ende 11 (f)- Aus dem Neurologischen Institut zu Frankfurt a. M. j\lit 5 Tafeln und 4 Textfiguren. Preis broschiert M. 12.50. — 194 — Im Nil und Kongo leben die Monnyriden, Fische, deren Äußeres sie schon durch einen merkwürdigen Rüssel, der bei einzelnen Arten recht groß werden kann, von den übrigen Knochenfischformen unterscheidet. Besonders merkwürdig ist ihr Gehirn. Der ganze Schädelraum ist von einem Gebilde erfüllt, das sich aus dem Kleinhirn entwickelt hat und dessen relative Größe mächtiger ist als etwa die des Gehirns eines Menschen. Franz ist schon den Ursachen nachgegangen, die zu einer so merkwürdigen Entwicklung eines bestimmten Gehirn teils geführt haben. Er hat uns vor Jahren eine ausgezeichnete Beschreibung des Großhirns gegeben, die sich wesentlich auf Alkoholmaterial stützen mußte: Er meint, der Nervus facialis, der den Kopf versorgt, sei hypertrophiert. Jetzt hat S t e n d e 1 1 besser erhaltenes, in Formol etc. konserviertes Material benutzen können und legt nun eine sehr vollständige Monographie des Mormyridengehirns vor; speziell die vielen Faserzüge in demselben sind fast alle verfolgt und in zahlreichen Abbildungen illustriert. Es scheint in der Tat, daß die ganze Kleinhirnumwandlung Folge enormer Vergrößerung eines einzelnen Nerven ist. Als solcher wurde aber jetzt mit aller Sicherheit der Nervus lateralis festgestellt. Dieser Nerv versorgt außer dem Rumpf eigenartige Apparate am Kopf und namentlich am Rüssel. Wo er am Gehirn endet, finden sich überall hypertrophierte Ganglien. Ihre Beziehung zu den übrigen Gehirnteilen konnte zvun Teil festgestellt werden. Direkt oder indirekt scheint das Mormyridenkleinhirn mit allen wichtigen Gehirnstationen verbunden zu sein und ihre Entwicklung zu beeinflussen. Die interessante Arbeit über die Mormyridengehirne verspricht auch weiter- hin Einsicht in andere Gehirnprobleme und wird fortgesetzt. Nachschrift. Als einer der ersten ist der Verfasser im Sommer 1914 vor dem Feind gefallen, ein Held, wie seine Begleiter erzählten, aber auch ein Mann der Wissenschaft in vorbildlicher Weise, denn er hat unter den schweren Verhältnissen des ersten Feldzugmonates die Kraft gefunden, was er von den Mormyrideu noch erforscht hatte, in Notizen niederzuschreiben. Diese hinter- lassenen Noten werden veröffentlicht werden, weil sie Wichtiges über die vom Lateralis innervierten Organe des Kopfes bringen. L. Edinger. Seite 41-50 : ,, B i o 1 o g i s c li e Riff- U n t e r s u c li ii n g e n im Golf von Suez" von Dr. Ba n n w art h - Kairo. ]\Iit 1 Textfigur. Preis broschiert M. 1.50. Von jeher hat die eigenartige ringförmige Ausbildung, die Atollform der Koralleninseln der Südsee das Interesse der Geographen, Biologen und Geologen erregt und zu Hypothesen über ihre Entstehung herausgefordert, deren bekannteste die Darwinsche Senkungshypothese ist. Langezeit unbe- stritten, ist sie dann von verschiedenen Forschern angegriffen worden; und im Anschluß daran tauchten zahlreiche neue Erklärungsversuche auf. Auch heute sind wir noch weit entfernt von einer endgültigen Lösung dieser Frage. Eines aber haben die Untersuchungen auf jeden Fall gezeigt: „Daß jedes Riff mit Rücksicht auf die meteorologischen und biologischen Bedingungen seiner Region für sich untersucht werden muß." — 195 — Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet sind die langjährigen Be- obachtungen der Riffe im Golf von Suez durch Dr. Bann war th besonders wertvoll und verdienstlich. Zwei Dinge sind dem Verfasser hier besonders aufgefallen. Einmal die Tatsache, daß ein solch üppig wuchernder Korallengarten im nächsten Jahre völlig abgestorben war und erst nach längerer Zeit in der Randzone wieder einiges Wachstum zeigte, und dann die ebene Oberfläche der Bänke, die nur am Randsaum^ in der Brandungszone, eine Erhöhung zeigen, was sich leicht daraus erklärt, daß hier die Ernährungsbedingungen für die Korallen günstigere sind. Eine Erklärung beider Erscheinungen fand der Verfasser in den lang- periodischen Schwankungen des Wasserspiegels, die sich im Laufe eines Jahres vollziehen. Der Wasserstand (größte Ebbetiefe) ist im Winter bis zu 2 engl. Fuß höher als im Sommer. Auch in den einzelnen Jahren sind die Schwankungen verschieden groß. Bis zu 2 Fuß werden also zeitweilig die Korallenstöcke zur Ebbezeit im Sommer aus dem Wasser ragen, die im Winter vollkommen bedeckt waren. Die Folge davon ist ein Absterben der Korallen im Innern, während die in der Randzone, die durch Brandung und Wellenschlag vor dem völligen Vertrocknen geschützt sind, erhalten bleiben. Dazu kommt dann noch die Vernichtungsarbeit an den abgestorbenen Teilen im Innern, die teils durch die mechanische und chemische Tätigkeit des See- wassers, teils durch die der Lebewesen bedingt ist. So kommt die ringförmige Gestalt des Atolls mit der Lagune im Innern zustande. Während das Riff im Innern nach und nach abstirbt, erweitert es sich nach außen durch Zuwachs fortgesetzt. ^^, ^^^ TT . Wenz. Seite 51-60 : „Neue oder w e n i g b e k a n n t e n e o t r o - pische Hemiptera" von G. Bred din (f), Preis broschiert M. 1.—. Es war sehr verdienstvoll von E. Bergroth, aus den hinterlassenen Manuskripten von G. Br eddin die kleine, aber sehr wertvolle Arbeit her- auszugeben und dadurch vor der Vernichtung zu bewahren. Sie bringt die Beschreibung von 10 neuen Hemipteren-Arten aus dem an unbekannten Formen so reichen südamerikanischen Faunengebiete, deren Typen sich zum größten Teile im Senckenbergischen Museum befinden. Diese neuen Spezies gehören zu den Familien der Scutelleriden, Tyreocoriden, Pentatoraiden und Reduviiden. Außerdem wurden noch einige ungenau beschriebene Arten auf- gezählt und durch die Angabe plastischer Merkmale schärfer gekennzeichnet. P. Sack. Seite 61-70 : ,,B e i t r a g z u r K o 1 e o p t e r e n - F a u n a v o n Buchara in Ze n t r al - A sie n (Expedition Kücliler)" von L. von H e y d e n. Preis broschiert ]\I. 1. — . Von einer Reise durch Buchara hat F. K. Küchler eine stattliche Sammlung von Käfern mitgebracht und dem Senckenbergischen Museum — 196 — überlassen. Die Bearbeitung dieses Materials sollte die letzte größere fauni- stische Arbeit sein, die unser Altmeister von Heyden zu Ende führen konnte. Obwohl er selbst recht viel über zentralasiatische Käfer veröffentlicht hat, konnte er sich doch nicht zur Herausgabe der Studie entschließen, ohne bei einigen schwierigen Gruppen die Ansicht erprobter Spezialforscher ein- geholt zu haben, ein gleich gutes Zeugnis für die Gründlichkeit des Autors wie für den Wert der Arbeit. Unter den etwa 140 aufgezählten Arten seien hier besonders die drei neuen Cantharis- Arten erwähnt, die von Maurice Pic, dem berühmten Kenner dieser Gattung, beschrieben wurden. P. SacJc. Seite 71-104: „ Grund Züge einer Tektonik des öst- lichen Teiles des Mainzer Beckens" von Dr. W. Wenz. Mit 7 Tafeln, 1 Karte und 2 Textfiguren. Preis bro- schiert M. 11. — . Die vorzügliche Arbeit, der von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft der von Reinach-Preis für Geologie im Februar 1914 zuerkannt worden ist, bringt zwar kein abschließendes Urteil über die behandelte Frage, aber sie faßt in recht großzügiger Weise eine Fülle älterer und eigener Be- obachtungen zusammen, um daraus eine tektonische Karte der Umgegend von Frankfurt zu entwerfen. Das Hauptresultat, das diluviale Alter der Spal- ten, ist wichtig und durchaus einwandfrei belegt. Der Verfasser weist selbst auf Lücken hin, deren Ergänzung das Bild noch vervollständigen muß, aber grundsätzlich ist der schmale Horst in der breiten nördlichen Fortsetzung des Rheintalgrabens richtig aufgefaßt. Es wäre dankenswert, wenn der Ver- fasser seine für den geologischen Bau unserer Gegend wichtigen und auch manche Eigenheiten des eigentlichen Rheintalgrabens beleuchtenden Studien weiter fortsetzte. F. Drevermann. 46. Bericht der Senckenbergisolien Naturforsclienden m Frankfurt am Main Mit 1 Farbentafel « und 30 Abbildungen Ausgegeben am 27. Juni 1916 Inhalt : Seite Aus der Schausammlung: Die Moa 1 Unser Planktonschrank. IV. Mollusken und Tunikaten 6 Verteilung der Ämter im- Jahre 1914 43 Königliche Universität Frankfurt a. M. 45 Verzeichnis der Mitglieder 46 Rückblick auf das Jahr 1914 (Mitteilungen der Verwaltung) 69 Kassenbericht über das Jahr 1914 73 Museumsbericht über das Jahr 1914 75 Jahresfeier am 23. Mai 1914 97 Lehrtätigkeit vom April 1914 bis März 1915 99 Zur Erinnerung an Gustav Lucae 112 Nekrologe : Paul Ehrlich 139 Lucas von Heyden 153 David Julius Wet terhan 162 Ferdinand Richters 168 Leopold La quer 176 Alexander Sendler 179 Vermischte Aufsätze: Eine neue Opilionidenart aus Frankfurts Umgebung 183 Ein Buschmann-Steinwerkzeug und ein Gegenstück aus dem nordischen Gletscherlehm 189 Besprechungen 193 Nachdmck nur mit Quellenangabe gestattet, ÜberBetzungsrecht vorbehalten Frankfurt am Main Selbstverlag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 1916 Preis des Jahrgangs M, 6.- ■iUHiiiiiuiiimiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiuiiiiniHiiiiiiiiiuniiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiia 1 Kiihnfcherfs E IMufeums-Schrahkel E aus Metall und Glas 1 E find in bezug auf Staub- diditheit, praktifdie Aus- ftattung, einfädle Eleganz und mufterhafte Ausfüh- rung feit 1 Jahrzehnten tonangebend und - ob- wohl vielfadi kopiert - unerreidit E 3 Dresdner Mufeumsfchrank-Fabrik ■| |Au^ E *.KühnfcherfaSö Dresden-A. ine| 1 S lliiiimmiiiiirinii miiiiiiiiiiiiuniiiiiiiifniiiiiiiiiHiiiiiiniiifiiiüHiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiim lumiiiiiiiiniiiiiB BEbrüdEr flrmbrüstEr Frankfurt a. M. :-: Spezialisten für :-: Nuseums-Schränke und Museums-Einrichtungen „3 Brofee Preise" für Schränke, Uitrinen usw. U/eltausstellung Brüssel 1910 Int. Ind.- u. Geu/.-Husstellung Turin 1911 Prima Referenzen im In- u. Huslande ERnST LEITZ U/ETZLflR Qptische U/erke Berlin MUJ., Luisznstrasse 45 Frankfurt a.M., Meue MainzErstr.24 St. Petersburg London UJC. Mew York Mikroskope, Mikrotome, ProjektionsoppoFate mit Leitz-Reflektor, Mikrophotographische Hpparate, Prismen-Feldstecher Man verlange kostenfrei Spezial-Kataloge Binokulares Mikroskop mit EinEm ObjEktiv EGGERS' Museums-Schränke bieten das Vollkommenste auf dem Gebiete des Museumsschrankbaues * * Beste Referenzen * * Lieferanten vieler staatl. u. städt. Museen H. C. E. Eggers & Co. G. m. b. H. Hamburg 23 Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Arbeiten allein verantwortlich Für die Redaktion verantwortlich: Prof. Dr. A. Knoblauch in Frankfurt am Main Druck von Werner u. Winter in Frankfurt am Main MB L WHO! Library - Serial 5 WHSE 00197